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ABHANDLUNGEN
DER
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
Zu GÖTTINGEN.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE. BAND VI.
AUS DEN JAHREN 1902—1906.
+<
BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG. *
1906.
INHALT.
Carl Kr au 8, Metrische Untersuchungen über Reinbots Georg. Mit 2 Exkursen.
Wilhelm Meyer (aus Speyer), Henricus Stephanus über die Regii Typi Graeci.
Hermann Möller, Ein hochdeutsches und zwei niederdeutsche Lieder von 1563
bis 1565 aus dem siebenjährigen nordischen Kriege. Mit einem Anhang:
Deutsche Lieder aus der Grafenfehde.
Richard Pietschmann, Geschichte des Inkareiches von Pedro Sarmiento de
Gamboa.
25f?249
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND VI. Nro. 1.
Metrische Untersuchungen
über
Reinbots Georg.
M!it zwei Exkursen.
Von
Carl Kraus.
Berlin,
Weidmannsche Buchhandlung.
1902.
Metrische Untersuchungen über Reinbots Georg.
Mit zwei Exkursen.
Von
Carl Kraus.
Vorgelegt durch 6. Roethe in der Sitzung vom 3. Mai 1902.
Mit einer gewissen Sehen übergebe ich die folgenden Untersuchungen der
Oeffentlichkeit. 'So viel Arbeit an 6inen Dichter gewendet! Und noch dazu
an einen, der nicht zn den Ersten seiner Zeit gehörte' wird sich gar Mancher
denken. Nun, wenn meine Wahl grade auf Reinbots Georg fiel, so sind davon
in der That vorwiegend äussere Umstände die Ursache gewesen. Seit langem
mit einer Aasgabe dieses Werkes beschäftigt war ich im Besitze von Abschriften
des gesammten handschriftlichen Materials, deren Zuverlässigkeit wiederholte
Vergleichungen sicher gestellt hatten; eingehende Untersuchungen von der Art,
wie sie Zwierzina an der Ueberlieferung des G-regorius vorgenommen, hatten
mich die Verwandtschaftsverhältnisse der Handschriften, Vorzüge und Mängel
jeder einzelnen, die Fehlgewohnheiten jedes Schreibers bis ins Kleinste kennen
gelehrt, und die jahrelange Beschäftigung mit dem Dichter hatte mich mit seiner
stilistischen Eigenart, eine Untersuchung seiner Reime mit vielen Einzelheiten
seiner Sprache auf das intimste vertraut gemacht. So war ich in der Herstellung
des echten Textes so weit gekommen, als ich zu kommen hoffen durfte — ohne
die Mithilfe der Metrik *).
1) Ich citiere im folgenden jeden Vers, den ich behandle, immer nach meinem Text und da-
her auch nach meiner Ausgabe. Dass diese noch nicht erschienen ist, kann schwerlich jemand
lebhafter bedauern als ich selbst« Doch sind die Abweichungen von der Zählung in Vetters
Ausgabe (Halle 1896) unbedeutend, wie die folgende Liste zeigt:
4 CARL KRAUS,
Es wollte scheinen, als ob der Punkt, an dem ich damit angelangt war, ein
toter sei. Jeder, der sich in ähnlicher Lage befanden hat, wird das Gefühl
der Unsicherheit kennen, das den Heraasgeber mittelhochdeutscher erzählender
Texte befallt, sobald er sich auf das Gebiet der Metrik begiebt und von ihr be-
stimmte Aufschlüsse über die jeweilig zu wählenden Sprachformen verlangt. Die
Fragen 'Vollform oder durch Apokope und Synkope verkürzte?' 'Elision oder
Hiatus?' 'ein- oder mehrsilbige Senkung?' 'inwieweit sind Kürzungen eine
sprachliche, inwieweit lediglich eine metrische Erscheinung?' — und solche
Skrupel mehr treten einem fast bei jedem Vers entgegen, und die Metrik ver-
weigert fast immer die Antwort.
In einzelnen Fällen freilich wäre es ja nicht schwer gewesen, die metrischen
Regeln, die Lach mann ermittelt hat, auf den Text anzuwenden. Aber wie weit
durfte man diesen Regeln folgen, die aus den besten Werken der Blütezeit ge-
wonnen wurden ? Durfte man von vornherein annehmen, dass sie auch für Reinbot
Giltigkeit haben? Und die Regeln selbst, sie sind zum grössten Theil unwiderlegt
geblieben — denn noch immer ist Lachmann der Einzige, der ein vollständiges
System der mittelhochdeutschen Verskunst aufgebaut hat, — aber sie sind in
vielen Punkten und von vielen Seiten angezweifelt, sodass es nicht anging,
sie unbesehen zur Grundlage der Rhythmisierung und zur Quelle sprachlicher
Erkenntnisse zu machen.
Nach allerlei tastenden Versuchen erschien mir die Beobachtung einen Aus-
weg zu eröffnen, dass gewisse Verse, die durch die Dürftigkeit ihrer Füllung
aus der Masse der übrigen heraustreten, nicht ohne Grund so dürftig gefüllt
waren: wurden sie entsprechend vorgetragen, so ging von ihnen eine ganz
besondere deklamatorische Wirkung aus, deren letzte Ursachen überall auf die
Uebereinstimmung mit der natürlichen Rede der Prosa zurückführten.
Eine weitere Frage drängte sich nun auf: wenn der Dichter an solchen
Stellen so vortrefflich deklamiert, sollte er sich nicht auch sonst bestrebt haben,
der natürlichen Rede mit ihren Akzenten in dem Wechsel von Hebung und
Senkung möglichst nähe zu kommen? Sollte er nicht von gewissen auffälligen
metrischen Mitteln wie dem Fehlen der Senkungssilben und dem starken Auftakt
nur dort Gebrauch gemacht haben, wo damit Abnormitäten der prosaischen Rede
in glücklicherweise nachgebildet werden konnten ? Um diese Fragen zu beantworten,
mussten sie untersucht werden; und um sie zu untersuchen, musste das voll-
ständige Material herangezogen werden, Wort für Wort musste betrachtet
werden mit Rücksicht auf seine Stellung in Hebung und in Senkung, mit Rück-
sicht auf die Worte, die ihm vorangehen und ihm folgen, und dann musste der
Gesammtvers in seinem Verhältnis zum Zusammenhang betrachtet werden. Und
1 — 690 = 1 — 690 bei Vetter
693 — 2188 = 691 — 2186 „ „
2195 — 3282 = 2187 — 3274 „ „
3285 — 4260 = 3275 — 4250 „ „
4265 — 6134 = 4251 — 6120 , „'
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 5
all dieses Beobachtungsmaterial musste endlich auch dem Leser zugänglich ge-
macht werden, damit er im Stande sei, sich selbst zu überzeugen, inwiefern
die daraus gezogenen Schlüsse gerechtfertigt sind. Damit aber war von selbst
der Umfang gegeben, den diese Untersuchung erhalten hat, und dabei wird viel-
leicht von mancher Seite noch allerlei vermisst werden.
Rhythmus und sein Einfluss auf den Bau der Verse, das musikalische Element
des Akzents als wichtiger Faktor rhythmischer Wirkungen, das sind Probleme,
die ich kaum angerührt habe, und doch stehen sie jetzt vielfach im Mittelpunkt
hervorragender metrischer Arbeiten. Wird man mir nicht den Vorwurf machen,
ich unterschätzte diese Faktoren ? Der Vorwurf wäre ungerecht. Ich halte jene
Faktoren für sehr wichtig: aber nicht für allein wichtig. Ob das 'rhythmische*
oder das 'deklamatorische' Moment überwiegt, das wird bei verschiedenen Dichtern
ganz verschieden sein, und das Ueberwiegen des einen oder anderen Moments
wird einen Hauptpunkt abgeben, auf den metrische Untersuchungen zu achten
haben werden. Wenn ich im Georg einen Vers finde, wie den ir tüot ze dem
rdde, so wäre es töricht zu leugnen, dass hier der Rhythmus der Grund ist für
die auffällige beschwerte Hebung, die dem tuot zu teil wird: bei natürlicher
Deklamation dürfte der Vers nur drei Hebungen haben: den ir tüot ze dem rode.
Aber andererseits wäre es unfruchtbar, wollte man einen Vers wie ÄlexaJidrinS
lediglich vom Standpunkt der Rhythmik betrachten. Hier sind es Sinnesmomente
und die rhetorische Wirkung, die den Dichter zu solch auffallender metrischer
Verwendung des Namens führen, und wegen ihres individuellen Charakters darf
ich solche Fälle nicht äusserlich zusammenziehen und unter eine Rubrik 'be-
schwerte Hebung im 1. und 3. Fuss des stumpfen Verses so und so oft* ein-
reihen, sonst lasse ich bei dem Dichter unbeachtet, was bei jedem Dichter das
Kostbarste ist, die individuelle Kunst, mit der er die Mittel, die in aller Hand
sind, zu gebrauchen versteht. Reinbots Versbau lässt sich fast durchweg aus
dem deklamatorischen Prinzip begreifen, und dieses tritt an vielen Stellen mit
solcher Deutlichkeit hervor, dass ich keine grosse Unterlassungssünde begangen
zu haben glaube, wenn ich das speziell Rhythmische in meine Betrachtung nicht
einbezogen habe. Die Wichtigkeit der Deklamation nachdrücklich zu betonen,
schien mir in erster Linie geboten. Dass man damit in vielen Fällen auch er-
reicht, was mir ursprünglich als alleiniges Ziel der Untersuchung vorschwebte,
nämlich Sicherheit über die zu wählenden Sprachformen, das wird, hoffe ich, der
Abschnitt 10 zeigen.
Nach und nach, im Verlauf der Arbeit ist mir selbst freilich dieses Interesse
mehr in den Hintergrund getreten, und an seine Stelle schob sich die ästhetische
Freude an der Kunst des Dichters, an der natürlichen Lebendigkeit seiner Rede
und an den zahlreichen Feinheiten seiner Deklamation. Möchten Andere das aus
den Versen, die freilich auf den folgenden Blättern als disjecti membra poetae
im wahrsten Sinn des Wortes dargeboten werden, so deutlich herausfühlen, wie
ich. Dann wird das Verlangen, die Schönheiten, die in anderen, die in den besten
Werken der klassischen Zeit verborgen sind, wiederum ans Licht zu ziehen, der
CARL KRAUS,
Arbeit hoffentlich baldige Nachfolge erstehen lassen: die zwei Exkurse, die ich
am Schluss der Untersuchung angefügt habe, sind bestimmt, diesem Interesse
Nahrang zu geben.
Ob ein Dichter gut oder schlecht deklamirt, das wird sich schon nach wenigen
Proben beurteilen lassen: man braucht nur etwa die Erscheinungen, die sich bei
ihm gegen das Ende des stumpfen Verses zeigen, zu untersuchen, und man wird
darüber Sicherheit gewinnen, ob der Dichter eine nähere Betrachtung lohnt oder
nicht. Aber noch ganz andere Fragen drängen sich auf: Woher stammt die
Kunst, den Vers zu einem idealisierten Abbild der natürlichen Bede zu machen?
Was hat Heinrich von Veldeke davon, und inwieweit sind Hartmann und
Wolfram in dieser Richtung ihm gefolgt? Was verdankt jeder von ihnen seinem
Vorgänger? Und worin hat jeder das Ueberkommene in seiner individuellen
Weise weitergebildet? Zeigt die frühere Kunst des 11. und 12. Jahrhunderts
schon die Ansätze zu der späteren Vollkommenheit? Haben bereits die geistlichen
Poeten und die Spielleute den Späteren vorgearbeitet, und worin? Alle diese
Fragen drängen sich auf, und ihre Beantwortung wird uns ein gutes Stück för-
dern in der Einsicht in den Entwicklungsgang der epischen Dichtkunst des
deutschen Mittelalters, und das Bild mancher dichterischen Individualität um
einige kräftige Züge bereichern.
Reich an Mannigfaltigkeit wie die Litteratur und das Leben, die beide sie
betrachten soll, sind die Aufgaben der Philologie. Wer da aufsteht und sagt,
dass die Art, wie 6r die Sachen ansehe, die allein richtige sei, der hat von diesem
Reichtum eine zu geringe Vorstellung, und möchte er noch so oft program-
matische Erklärungen über das Wesen der Philologie von sich geben. Die
Götter der philologischen Methode sind Kritik und Exegese: das braucht man
keinem von uns dreimal zu sagen : denn wir alle opfern ihnen nach unserer Weise
und nach unserem Vermögen, und einem jeden werden sie sich gnädig erweisen,
der sich ihnen mit Enthusiasmus und einem hingebenden Gemüte naht.
Als meine Untersuchung im Grossen und Ganzen abgeschlossen war (die Rein-
schrift des Manuskripts war bis § 68 gediehen), berichtete ich über meine Ergebnisse
auf der Strassburger Philologen- Versammlung ; kurze Zeit darauf erschien No. 14
der Mittelhochdeutschen Studien von Zwierzina (Zs. 45, 369 if.), in denen man
viel verwandtes Streben entdecken wird. Wenn Z. sagt: 'mir scheint dass die
Zukunft der mhd. Metrik in ganz anderer Richtung liegt: man hätte das
lexikalische und syntaktische Material, aus dem eben der Dichter seine Verse
macht, in seiner Beziehung zur Reimzeile zu untersuchen und festzustellen, wie
und wo jede einzelne Wortart nach grammatischer Klasse und Silbenzahl ge-
ordnet, jede einzelne Wortgruppe, jeder Satz verwendet wird oder nicht ver-
wendet wird', so berührt sich diese Tendenz mit der Methode meiner Untersuchung
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 7
sehr nahe : in diesem Zusammentreffen scheint mir kein angünstiges Vorzeichen
für die Richtigkeit der Arbeit zu liegen. Zu grossem Dank bin ich Minor
undSieverß verpflichtet: sie beide, insbesondere der Letztere haben in mannig-
fachen Unterredungen auf meine Anschauungen mässigend eingewirkt. Wer an
sich selbst erfahren hat, wie leicht man im ersten Ansturm über alle Hindernisse
hinwegsetzen zu können glaubt, der wird den heilsamen Einfluss eines auf reiche
Erfahrungen gestützten Skeptizismus zu würdigen verstehen. Die Sucht zu
schematisieren liegt in der Metrik besonders nahe und ist hier besonders ver-
derblich: wer uns davor bewahrt, dem sind wir also auch zu besonderem
Dank verbunden.
1. Abschnitt.
Ueber die Verwendung einsilbiger Substantivs und
Verba, soweit sie nicht im Auftakt, im Beim sowie in
oder unmittelbar nach beschwerter Hebung stehen.
I. Substantiva.
§ 1. Man kann von keiner Wortkategorie behaupten, dass ihr irgend ein
bestimmtes absolutes Tongewicht zukäme: vielmehr verschieben sich die Ver-
hältnisse bei jeder Kategorie in der stärksten Weise: zum Teil deshalb, weil
die Wörter keine selbständige Existenz führen, sondern in der Bede von ihrer
Umgebung mehr oder minder abhängen, von stärkeren Nachbarn gedrückt und
von schwächeren gehoben werden, z. T. weil logische oder deklamatorische Ele-
mente auf ihr jeweiliges Tongewicht von grösstem Einfluss sind. Wohl aber
kann man von ganz seltenen Umständen abgesehen sagen, dass die Substantiva
ein so grosses natürliches Tongewicht besitzen, dass, selbst wenn sie durch
sinnstärkere Nachbarn gedrückt werden, sie gleichwohl noch nicht jedes Gewichts
beraubt sind. Wenn also ein Dichter die Akzentverhältnisse der natürlichen
Rede in seinen Versen zur Geltung bringt, so wird man von vornherein erwarten
dürfen, dass er die Substantiva in Hebung stellt. Das ist denn auch bei Reinbot
fast durchaus der Fall. Mit Ausnahme von ein paar Beispielen, die zum Teil
die Formel weiegot betreffen1), zum Teil besonderer Beurteilung unterliegen
1) Daz tuot mir, weizgot niht ze wöl 238; nun er, wüzgot, noch entit 1391.5907. Der Grund
liegt wohl darin, dass die Formel weil parenthetisch, mit überhaupt gemindertem Tongewicht ge-
sprochen wurde, was eine Verschiebung der natürlichen Gewichtsverhältnisse immer sehr erleichtert.
Von ursprünglich zweisübigen, um das hier anzuschliessen, stehen in Senkung nur die proklitischen
her und frou\ endlich das gleichfalls proklitische fremde mont (OlivH 819>.
8 CARL KRAUS,
(§ 139), stehen die Substantiva bei ihm regelmässig in der Hebung. Die Betonung,
die auf diese Weise angezeigt ist, befindet sich überall in vollkommener
Uebereinstimmung mit unserer heutigen Sprechweise. Ein Paar Beispiele
werden genügen:
der art ist beidersamet sus 4202 daz bluot ir von den brüsten flöz 4431
und diu bein gedruckent 4953 ein gebot üfz ander so 1210
daz berc und tal dar nach döz 1187 den grözen boum er ab mir wac 1834
ein fuodenmezic bloch üf in 1779 usw.
Solcher Fälle sind im Ganzen 303: wenn ich eine Zahl gebe, so leitet mich
dabei nur der Wunsch zu zeigen, dass man, rein praktisch genommen, bei einem
der natürlichen Rede sich anschliessenden Dichter als Grundsatz aufstellen darf,
dass den Substantiven durchweg eine Hebung gebührt: dass man die Statistik
hier nicht anwenden kann, weiss ich sehr wohl1).
Unter all diesen Fällen ist kein einziger, wo wir heute dem Substantiv
den Ton entziehen würden.
IL Verba.
§ 2. Hier zeigen sich die Verhältnisse schon wesentlich anders. In der
Regel pflegt allerdings auch das Verbum in Hebung zu erscheinen, wie die
folgende Liste zeigen mag. Es stehen in Hebung die Verbalformen:
gebar (5), bat (4), bin (12), bis (3), bist (11), gebot (6), gap (8), ge (2), get (9),
gie (11), git (6), half (4), hän (34), Mnt (6), hast (11), hat (63), het (30), hielt (5),
hienc (2), hiez (28), hilf (4), ist (113), jach (2), enkaU (3), kan (11), kom (23), kum (7),
kumt (6), lä (2), lac (18), lät (10), bleip (5), leit (3), liez (8), IU (2), verlos (4), mac
(32), muost (3), muoz (23), nam (6), genant (2), neic (4), nim (4), enpfie (6), encran
(2), sach (13), sae (2), geschach (15), schiet (5), schrei (9), schreip (2), schuof (4),
st (23), sin (18), sint (15), sist (2), sU (20), sluoc (3), sol (19), solt (10), sprach (139),
sten (9), Stent (2), stet (7), stuont (3), 5w?n (11), sult (28), </etön (2), for (4), tet (10),
fowc (5), truoc (6), ^mo (3), ^wo» (15), tuot (22), ^owc (2), vant (2), varn (5), va/^ (4),
vert (3), virf (10), vienc (2), /wor (2), ^ewan (3), wart (114), was (93), weis (10),
weft (13), wfl (39), wilt (4), wir^ (29), wuohs (3), ^6cA (4). Dazu je Einmal baut,
dranc, beganc, gip, huop, kanst> belip, entltpt mäht, nie, reit, erscJiein, erscJirac, sleich,
treip, tuost, bevalh, weist.
Also 1349 sichere Fälle. Beispiele brauche ich wol nicht zu geben: es
genüge zu sagen, dass kein einziger Fall darunter ist, den wir heute anders
betonen würden.
§ 3. Nun steht aber das Verbum auch nicht selten in Senkung2). Bei der
1) s. darüber Minor, Nhd. Metrik« VIII f.
2) vgl schon Vil mar -Grein, Verskunst § 69.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG.
9
Vorführung der Beispiele empfiehlt sich die Scheidung in Hilfsverba and Voll-
rerba, worauf mich Sievers mit Recht hingewiesen hat. Die vorkommenden
Fülle lassen sich leicht in verschiedene Kategorien einteilen.
Der häufigste Fall ist der, dass das Verb deshalb in die Senkung tritt,
weil ihm ein tonstärkeres Nomen unmittelbar vorausgeht. Die Beispiele sind
für die Auxiliaria:
Bin 11p hat tagent ie begert 197
ein min got hat ltht erkorn 2214
der bot hat vier and zweinzec namen 2719
der ßich ze dienst hat uz erhaben 3148
daz wlp het fleisch milch noch bröt 1916
ander gsteine ist undertan 151
sin lip ist tüsent lande wert 198
solh fröude ist niender anderswa 394. 938. 954
der helt ist üz gescheiden 426
daz si ein maget ist sunder meil 975
sin schoene ist bi der sänne 1840
als diu sonne ist bi dem manen 1841
er sprach: fron, diu frage ist gröz 2533
diu frage ist wilt, ich ßol si zamen 2537
iuwer wirde ist hin geleit 3060
eins hasen herze ist drin gejaget 8055
ir obez ist boese, daz si birt 4061
iuwer rede ist üppec 4177
der art ist beidersampt ans 4202
wan diz leben ist küm ein vert 4302
der sonne tagent ist manecfalt 4511
Nach Nebenton:
dem äbgöt han angesigt 3823
ein wfssagen hat ie der bot 2727
der antvanc het grözen schal 1569
diu hlrberge ist dir ze swach 2001
der s&me ist baisam liljen bluot 4795
der zaller zft ist bibende 5852
daz got ist niht unmügellch 1043
sit iu got ist niht bekant 4880
sin lop kan witen hellen 211
der alliu dinc kan rehte wegen 4292
werder helt, lä scbouwen 788
sin gewalt muoz einen rum hän 436
die wil muoz ich gevangen sin 1441 ')
des buochs sol nieman spotten 46
küneges wort sol war sin 5247
der hof wart michel unde starc 451
wie der hof wart üf geleit 712
sin rieh gezelt wart üf geslagen 1551
daz liut wart gar von glaste toup 1797
gein staete wart nieman lazzer 3061
der strit wart sür unde heiz 5049
keines strits wart sigelös 5939
sin her mit zal was unbekant 1331
der glast was zweier engel schin 4687
diz ist nü, jenez was dö 1315 *).
onser söumschrf n sint swsere 536
daz läntrölc wart allez toup 1478
Geörf was da sin hagel 4532.
Alle diese Beispiele stehen mit der modernen Betonung durchaus im Ein-
klang: das Yerbum ist umgeben von Wörtern, auf denen ein stärkerer Akzent
liegt, und tritt deshalb in die Senkung.
§ 4. Aber es müssen durchaus keine Substantiva sein, die das Verbum in
die Senkung hinabdrücken. Auch Wörter von einem geringeren Schwergewicht
als die Substantiva sind dazu befähigt: dann pflegt aber der Grund darin zu
1) auf ich ruht der Ton des Contrastes : 'im Gegensatz zu Euch, die ihr euch während
dieser Zeit gegen die Heiden zur Wehr setzt*.
2) der Contrast zu diz befähigt das pronominale jenes vor was die Hebung zu tragen.
Abhdlga. d. K. Gm. d. WiM. iu Göttinfen. PUL-hirt. KL N. F. Band 6, i. 2
10
CARL KRAUS
i
liegen, dass das Verbum an seinem durchschnittlichen Schwergewicht dadurch
Einbusse erleidet, dass ihm ein weit stärkertoniges Wort unmittelbar folgt, mit
dem es eine syntaktische Gruppe bildet: wir können da von Proklise des Ver-
bums reden. Die Fälle sind recht zahlreich :
der margraf Georf, daz binjch 1703
Geort herre, nü bürfrö 1990
der dich s6 hoch hat göret nu 92
als si hat von der erde fluht 4489
daz er da heim het etewaz 1531
und in den ritter dar het braht 2488
und also s6r ist komen für 191
oder swer dem andern hie ist holt 1052
in die helle da er fane ist wirt 4535
wan sl ist lüppec unde riech 8033
oder ist ewarz din gevider 3421
den din munt so hoch kan loben 3398
den valßch den du gein mir kanst tragen 4334
waz zem töde 6 mac komen 562
des du ze fröuden wol mäht jehen 4428
der sich sin muoz anen 1842
sit ich muoz sin der liute spot 2131
nennet, daz ich da muoz sin 3459
Ton welhem lande ir her sit komen 545
daz ir sit aller saelden bar 5261
umbe in wart solh gedranc 4839
daz in 6 was vor verspart 5720
wan st was unberuoret 2589
daz ich des für war wil wem 5440
des ich hie wil raten dir 5690
derz an in wil schouwen 5836
durch din hulde hie wilt l&n 2853
so tiefe nü wilt neigen 3609
■wes du hin zuo im wilt gern 8772.
Sogar Endsilben von Substantiven können auf solche weise vor dem Verbum
in Hebung treten:
daz sichs diu keiserm mnoz schämen 4236
der Salneckser wart sigelös 5405.
§ 5. Aber auch ohne Proklise können andere Wortkategorien das Verbum
an Ton überragen, besonders wenn auch das dem Verbum folgende Wort ein
stärkeres Tongewicht besitzt als dieses.
So Demonstrativa :
und nie im, daz ist wol bewant 4651
entrinwen, daz ist niht diu min 2942
an den sult ir gelouben niht 5922
ane muoter, daz wart schin 2598
♦swer daz siht, dem sint tüsent jar 914 *)
nein, des was da s6 vil 1483
ach, dem wirt nimmer leides buoz 1843
♦inne des gie in den sal 4836.
Die Adverbia da bi, da gein, dar, dar an, da von, sit sus:
da bt hat körn unde win 4063
da gein ist niht min sorge gros 1694
♦da mit var wir enbizen sa 4729
wan dar was niht sin wille 3252
dar an ist niender omb ein har 1067
♦dar an lit allez groziu flast 8053
♦da yon heize ich der sunne got 3468
♦da Ton wuoh8 h6ch ir leide 1456
*sä nim hin daz himelbröt 2010
sus muoz immer trüren 717
1) ein Stern bezeichnet hier wie im folgenden die Beispiele, die ein Vollyerbum in Senkung
enthalten.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UXBER REINBOTS GEORG. 11
Adjectiva und Participia:
86 eins wil diz, daz ander daz 6815 vil kleine was doch des fürsten schal 1867
die einen hant vinster, die andern lieht 3950 verlorn ist s61e und iuwer 11p 3072.
daz meist ist dir daz minnest 5157
Emphatische Pronomina und nie:
♦ob im az esel unde rint 4084 her, ich bin niht ein abetroc 3219
daz im kan niht genözen 4800 ich kam von dem kinde niht 1151 ^
♦mit ir hielt ich daz wal da 5403 (daz der vippern gebart
♦an dir lft aller sselden hört 2768 (nie wart also süre 1385
♦gein dir tone niemans geberc 5139
an ir herze kom ein schrie
'daz si da/ vor kum gesaz.
si sprach: herre, wäz ist daz? 2844*).
Endlich eine Reihe von Pronomina, die im Contrast zu andern stehen:
(wert iueh, helde, der heiden: (£r mnoz mich verkGren
ich muoz von in scheiden 1278 (oder ich verköre aber in 2818
jfr sult iuwer lande pflegen: »J7011 ^em vater wart e*n wort
lieh wil von iu kören 1276 (von himel gesant: e'r bleip dort 3864
diz ist nü, jenez was dö 1315
diz wil werden jenes genöz 4332.
In all diesen Fällen (§§ 4. 5) deckt sich die vom Dichter gewählte Betonungs-
weise vollkommen mit unserer modernen.
§6. Leise Verschiebungen der natürlichen Tonverhältnisse oder poetischer
Akzent, wie ich ihn zum Unterschied von dem der Prosa kurz nennen will, kommen
gleichfalls vor. Sie werden im allgemeinen für den Hörer umsoweniger empfindlich
sein, je näher sich die betreffenden Silben in Bezug auf ihre Tonstärke stehn
und je geringer diese Tonstärke ist. Es lassen sich mehrere Arten unterscheiden«
Am häufigsten und auch am leichtesten ist wol d£r Fall, dass ein zurückweisendes
der diu das oder ähnliche schwache Demonstrativa vor den schwachen Hilfsverben
in die Hebung treten (während sie nach unserer nhd. Betonungsweise ihnen an
Stärke etwa gleich stehen). Naturgemäss erscheinen solche Fälle (aus syn-
taktischen Gründen) immer am Anfang eines Satzes: und dieser Umstand macht
die Verschiebung des Akzents noch geringer, weil die starken Akzente dann
immer hinten nach kommen, sodass zwischen Hebung und Senkung hier gar kein
grosser Unterschied besteht. Solche Satz anfange bilden gewöhnlich zugleich die
Versanfänge8):
1) emphatisch: von dem selben kum ich niht 1155.
2) 'was ist denn das' sagen auch wir im höchsten Staunen.
3) vgl. Minor, Nhd. Metrik8 s. 21 ... 'im ersten Takt des Verses, wo der Rhythmus bei
allen Dichtern aller Sprachen am wenigsten ausgeprägt ist'.
2*
12
CA.BL KRAUS,
daz han ich von im yernomen 3132
der hat 6re unde prts 4648
der hat mich getrottet wol 4657
der hat mangen helt gemeit 5002
der ist wts und nieman m§ 905
daz ist mlne8 herzen ger 1092
daz ist hie noch unvernomen 1574
daz ist mir ein lindez ton 1877
daz ist drier mande alt 2127
daz ist al ze hant tot 3497
daz ißt der verworhten vol 3538
des ist wol vergezzen hie 3836
daz ist bezzer danne guot 4074
daz ist von mir ungezalt 4768
♦dar kom manec künec her 450
des mac nimmer werden rät 4270
der mac dir niht wesen frum 4520
diu muoz al ze hant sin 3028
daz muoz leben nach ir art 4365
des st gnade in geseit 3187
der sol sin gekoese 5802
♦diu stuont an dem palas 3002
die suln zuo ein ander gän 4108
daz 8ult ir mich wizzen län 1957
der tuot iu benamen wol 330
daz wart blint onde kramp 2129
daz wart al zehant getan 2798. 3010. 8640. 5681
daz wart missemeilic dort 4612
des wart sft manc Sarrazin 446
der was lanc unde breit 417
der was vil und genuoc 1535
daz was süeze onde zart 3081
daz was in ein reiner hört 5646
diu was vor im ungespart 5286
des was bot iuwer munt 2452
diu wil ans empfahen 584
den wil er durch dich gewern 3771
die wil ich iu nennen nuo 4070
dar wirt iu von uns gesant 506
dem wirt wol and niemer w£ 906.
§ 7. Die Beispiele ans dem Innern des Verses sind folgende:
din hant diu hat solhe kraft 2005
♦der künec der hiez Üen 5699
♦der pinsel der hiez £re 5761
♦diu örste diu hiez S trete 5765
♦diu ander diu hiez Trinwe 5787
♦diu dritte diu hiez Mute 5799
min herze daz ist leides vol 2120
ir stam der ist dorne vol 4060
der selben braoder der sint drf 638
sine wunden die sint heil 4168
der plannten der sint siben 4357
so werder ritter der wart nie 2056
ein stat, diu was harte gröz 575
ein banier fuort er, diu was blanc 1358
von 8trite, der was also starc 5349
der schilt der was tiuwer 1678
ir fröude diu was manecfalt 5321.
§ 8. Sehr nahe stehen sich in Bezng auf Tonstärke im Nhd. auch die den
Satz eröffnenden Pronomina und Partikeln und die ihnen unmittelbar folgenden
leichten Yerba: und da beide, wenn das Schwergewicht des Akzents erst spater
nachfolgt, ungemein leicht betont sind, so können wir oft nicht einmal in der
heutigen Bede bestimmen, welches der Wörter das Übergewicht über das andere
hat: häufig werden sie sich auch ganz die Wage halten« In solchen Fällen
scheut sich der Dichter wiederum nicht, das erste Wort mit der Hebung aus-
zuzeichnen (soweit er nicht alle beide in den Auftakt setzt). Ich beginne mit
den Beispielen aus dem Yersinnern:
her keiser, ich han iu geseit 3963
Georl, ich han dir geseit 3387
herre, da hat iuwer 11p 1950
herre, so ist ez geschehen 4378
hör markl8, uns ist daz bekant 5574
her markte, iu st widerseit 3059
hör keiser, iu si widerseit 4561
edel ritter, ir sit tot 1756
herre, so sol fride han 1660
marschalc, nü tuo daz bekant 1594
himelkünec, ich wil jehen 3656
wan des einen: ich han fluge 3505
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS OEORO.
18
er sprach: er hat sin genuoc 4726
er sprach: si kan wenken 2242
und wizze: da het sunder wer 2011
sprach er, | mir ist aber wol geseit 655
und sprächen : du mäht dich wol schämen 4788
ze himel, und solt ez zergan 5280
ich weiz wol, du wirst sus noch so 879.
§ 9. Im auf taktlosen Yersanfang wird man daher gleichfalls in solchen
Fallen das erste Wort betonen müssen: die Akzentnierang des zweiten würde
beschwerte Hebung und damit eine für die Empfindung des Hörers weit grössere
Härte schaffen:
ich bin frömder leide rieh 2123
ich bin edel and tinre 3489
du bist yater unde kint 2551
du bist gein mir zornes vol 3433
du bist wol ergetzet 4670
nü darf nieman fragen, wem 5996
♦der g£t an die klären maget 948 *)
*nü get von mir balde hin nider 3120
♦und get balde dort hin abe 3194
du grff an des firstes sül 2003 l)
ich handelten 6 erliten 2270
ich han dir in allen wis 3500
nü han ich in knnt getan 4102. 6065
mir hat ein min friunt enboten 1148
ouch hat er iueh überreit 4165
und het dise rede getan 1700
da het ez den rüm sus 3490
er het nie so liehten schin 4759
ich het anders niht gesiget 5387
♦er hiez in vil gahes segen 4710
♦da hiez er in slahen mit 1865
♦sa hiez er si frieren hin 4594
mir ist ouch von hinnen gach 322
und ist rehte in der zit 2041
und ist für diu opfere zit 2308
oder ist swarz din gevider 3421
ez ist niht, den hie vor 3857
ez ist hie ein schoener sarc 5082
ez ist an iu worden schin 5912
iu ist got durch mich holt 5212
er ist lieber anderswa 5805
ich kan niht gemezzen 136
ich kan niht erdenken wie 2216
und kan des vil gähes wern 3894
♦da lac wirde und 6re an 5879
er lat hie sin kapfen sin 5876
*dä lit gröziu richeit an 5090
er mac uns wol wesen frum 2989
ich muoz von iu scheiden 4296
und muoz liden gröze not 3498
ez muoz werden wette 4148
er maoz immer sin geschant 5194
♦er nam urloup und fuor dan 5301
♦und nam des gemseldes war 5878
er si dien8tman oder fri 1116
ez si slac oder stich 2438
ez si lützel oder vil 3192. 5120
ez si wip oder man 4272. 5084
er sl junc oder alt 5830
ez sin dise jene od die 1596
wir sin eilende üf dem so 594
ez sint vaste fünf jar 645
da sint diniu fröuden jär 4644
ir sit mit mir unbetrogen 545
ir sit beide also behagen 1418
ir sit zahtbsere 2822
ir sit der getouften hagel 4194
waz sol ich iu sagen m£ 582
wie sol ez in zwein ergan 5448
und sol bi im han daz wesen 3992
du solt ilen balde dar 3244
du solt dich niht sümen m$r 3250
du solt nimmer bluoten 4435
♦nü stet üf, vil lieber knabe 8193
ir sult iuwer lande pflegen 1274
ir sult alle her gän 3574
ir sult iueh verkeren 5242
ir sult wizzen sunder wan 5250. 5533
ouch sult ir gelouben mir 5970
♦waz touc burc unde lant 1049
♦waz touc ditze kurze leben 2068
♦ich tuon allez daz du wilt 235. 1098
1) an ist also offenbar Präpositionaladverb, nicht Präposition!
14
CARL KRAUS,
ouch tuot mer noch sfn kraft 3879
hie tuot uns diu schrift kunt 4308
♦ja vert er nach wane 2792 ')
da wart von den engein 1240
da wart fröude sunder zal 6123
dö wart an der seihen stunt 1392. 5184
dö wart halde da envar 3286
hie wart in dem witen sal 8545
und wart dirre maere frö 5595
und wart ouch getoufet sos 5716
stt wart kreatüre dehein 4820
ez was kramp ande blint 3093
ez was worden heiser 4132
er was des tu flizec 5644
da was kranc daz schimpfen 1899
und was dürre unde fül 2084
und was heil reht als £ 4446
ouch was Ton im tiuwer 5895
ich wil mlnhalp da hin Stegen 993
ich wil sten ze dfra gebot 1095
ich wil sten von ir gebot 2828
ich wü dir für war jehen 1351. 4523
ich wil eine hinne sfn 2708
ich wil üf die reise lan 5068
ich wil iuch bescheiden, wie 3862
und wil iuch bescheiden, wie 2898
er wil sten ze ir gebot 2411
da wü ich die bruoder min 4894
so wü ich wol sprechen 5088
in wirt fürbaz niht m£ 5209
und wirt alliu grüene val 834
und wirt trüric und unfrö 4491
so wirt diz buoch hie vernomen 44
so wirt missehandelt 5298
♦daz zöch allez sampt dar 2193.
§ 10. Auch wenn drei Silben, die durch nur geringe Unterschiede von ein*
ander getrennt sind, in der Prosarede stetig fallend auf einander folgen, so muss
der Dichter die natürlichen Verhältnisse verschieben und der mittleren der drei
Silben die Hebung über die beiden umgebenden zuweisen. Die auf solche Weise
entstehende Differenz wird für unser Ohr umsoweniger empfindlich sein, je ge-
ringer die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten der drei Silben auch
in der Prosarede sind. Solche Fälle sind, soweit Hilfsverba nach Substan-
tiven auf solche Weise in die Senkung geraten, die folgenden:
herre, ein kint han ich getragen 2126
der stat han ich vernomen 2432
dfn lop hat üf der erde kraft 99
waz kraft hat ez begriffen 827
der wünsch hat in besezzen 1414
din got hat mich geschaffen 3503
der sun hat in der hende 8872
die stat het ich besezzen 1325
daz kint het im erweit ein vaz 2656
daz lamp daz kriuze het in den klan 2890. 4552
din klage ist nach mir manecfalt 873
ein gebart ist nü diu vierde 2605
diu rose ist in dem touwe 4055
Anastasius, ist dir bekant 5712
sfn gewalt muoz einen rüm han 436
für alle fröude muoz man die loben 704
die zwene got sint mir bekant 4522
din muot sol wesen vester 898
dem wirt wart stner arbeit 671
durch got wü ich den halten vor 1637
der äbgöt wü ich mich schämen 2886
wol gelönt, ist mir geseit 672
also gröz ist sfn gewalt 3969.
§ 11. Nach andern Wortkategorien finden sich folgende Beispiele:
da von wart ir vergezzen 5540
da von wü ich si schalten 3438
dar umb sol man Apollen 2986
dar umb suln in die liute 4016
dannoch han ich dir me* gegeben 2054
alda wirt unser edel schtn 8446
alda wirt aller sorgen mat 2359
also ist ez geschaffen 5831
also was er bestözen 5676
also tuon ich in hie bekant HO
1) er ist emphatisch gehoben : der Relativsatz der din st nbUtl nicht enhdt ist davon abhängig.
/
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS QEORO.
16
alßus hän ich ertwnngen 1265
wan einz hän ich geleget dar 2052
der arc ist unde boese 5801
noch wirs tet im der smerze 5276
durch den wil ich die werlt län 1111
vor im mac sich verbergen niht 926
ja, wer hat iuch gemestet 1848
von wem weit ir den lip h&n 8848
na sft gewis, het er gevider 2381
and swaz ist in des himels sal 4806.
Auch bei Verbalformen mit folgendem du wie soltü, vnahtü stehen sich die
beiden Silben in Bezog anf Stärke des Akzents so nahe, dass dieser leicht versetzt
werden kann; so heisst es öfter:
uz den bistü gefrlet 3957
ja, bistü diu beste 2788
da von bistü ein agez gotes 3533
des mahtü dich immer schämen 5472
daz soltü gelouben mir 3514
usw.
§12. Vollverba kommen ans leicht begreiflichen Gründen viel seltener
in die Senkung zu stehen: denn der Fall, dass ein Vollverbum von zwei ihm an
Ton überlegenen Wörtern umgeben ist, findet sich in der Prosarede nicht sehr
oft. Die vorkommenden Beispiele zeigen durchaus dieselbe Physiognomie wie
die in den Paragraphen 5. 6. 7. 9 in passendem Zusammenhange bereits den
Auxiliaren beigegebenen Fälle: oft steht ein Nomen voran, und häufig ist das
Verbum in Proklise.
der künec hiez balde ilen 5678
Geori friont, kam von mir niht 1789
knabe, an iu lit wanders vil 3209
si sprächen: wirt, sagt fürbaz 651
ein lip treit zwene fürsten namen 1
von in der luft treit noch diu kleit 4942
daz kint tuot rehte waz ez wü 2632
sin lop tuot allem lobe mat 193
daz got tuot allez daz er wü 3191
gröz gewalt waohs über al 4053
daz kint gie üf in den sal 8157
daz frühtec wort hiez ave* 3870
der künec nam urloup and gie dan 1587. 2523. 5801
daz er nimmer me* kom oufl25
und hiez den himel sich tuon oof 1358
der fremden künec nam urloup 1798
al da ge"t hin unde her' 935
daz dir sö~8ere nü g£t abe 1306
daz ez wol tuot widerstdz 4934
Lazarum hiez ouf sten 2221
Apollo, dir sweic stille 8251 *)
den man sach bt der toufe stan 2889 ■).
Auch in diesen Fällen decken sich Vers- und Prosabetonung fast überall
vollkommen.
§ 13. Poetischer Akzent ganz von der Art des in § 10 besprochenen zeigt
sich in folgenden Fällen:
and den lip büte in den tot 1398
sinen schilt iesch er zehant 1669
got git dir daz rtche sin 4672
ir üeht git anderscheiden 5143
dö der knabe kom durch den rinc 3161
yon einer tjost leit ouch die not 5976
zehant nam st den forsten du 2468
daz kint sluoc mit der ruoten dar 3285
1) 8. § 51.
2) sach . . • stan gehört zusammen !
16 CARL KRAUS,
uf einem houpt truoc er für war 3155 got tet durch iuch wunden vil 3073
dar an daz mer tuot sinen stöz 576 min ge|zelt füert mtnen bruodern hin 1617
der märgriff spranc ab dem rade 4121 als ser ziuht ez ze berge wider 8928.
Aach in allen diesen Fällen sind die Yerba im Akzent angemein gedrückt,
weil stärkertonige Wörter ihnen vorhergehen and das stärkstbetonte hinten
nach folgt: dadurch werden sie den ihnen anmittelbar folgenden an sich
schwächeren Silben in bezug auf ihr Gewicht nahegerückt, and das erleichtert
für unser Ohr die Versetzung des Akzents. Man beachte deshalb die Wahl des
ungewöhnlichen^ statt von im Beispiel 4121.
Ebenso ist — durch die Pause, die dem und, um es vom Vorhergehenden
zu trennen, ein stärkeres als sein gewöhnliches Gewicht verleiht — vollständig
gerechtfertigt der Vers :
(daz der Salnecksere
(die flüht gap, und die sine 5519.
Endlich in ein paar Satzanfängen:
fli sprach: gebt mir daz botenbröt 2914 si sprach: frön dich, her Palastin 4668
und sprachen: waz hilft in der tonf 3702 tuot irz, ich gib in den 16n 5586.
III. Zusammenfassung.
§ 14. Die vorstehenden Darlegungen werden gezeigt haben, dass der Dichter
in den von mir behandelten Fällen sich überall als ein ganz ausgezeichneter
Rhythmiker bewährt, dem es gelingt, nahezu bis ins Kleinste allen Akzent*
Verhältnissen der gewöhnlichen Rede gerecht zu werden; sie haben weiter ge-
zeigt, dass unsere moderne Akzentuierung mit der des 13. Jahrhunderts in voll-
kommener Weise übereinstimmt. Die Untersuchung der übrigen Wortkategorien,
soweit sie einsilbige Wörter enthalten, würde allüberall dasselbe Resultat er-
geben: aber sie ist nach dem Bisherigen überflüssig: wer mit meiner bei den
Substantiv- und Verbalformen gezeigten Akzentbewertung einverstanden ist, wird
mir gerne glauben, dass ich bez. der Beurteilung der andern Wortkategorien
kein stumpferes Gehör besitze : und wer das nicht tut, den könnten auch weitere
Ausführungen in dieser Richtung nicht überzeugen.
Wir haben also jetzt m. £. einen festen Anhaltspunkt für die Beurteilung
der Rhythmik gewonnen: jeder Vers muss so gelesen werden, wie es den mittel-
hochdeutschen Satzakzentverhältnissen, die mit den unserigen identisch sind,
bestmöglich entspricht.
Die grosse Schwierigkeit bei metrischen Untersuchungen wie der vorliegen-
den beruht darin, dass zwei Factoren so sehr variabel sind : variabel ist die sprach-
liche Gestalt vieler Wörter, die neben volleren Formen auch solche haben, die
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB BEINBOTS GEOBG. 17
durch Apokope, Synkope u. dgl. m. um eine Silbe gekürzt sind; and variabel
ist auch die Gestalt des Verses, indem der Dichter Senkungen ausfällen oder
nnansgefullt lassen und mit einer bezw. mehreren Auftaktsilben oder sogleich
mit der Hebung den Vers beginnen kann. Um die Lautformen überall zu be-
stimmen, brauchten wir die Erkenntnis der Metrik, und um die Metrik zu unter-
suchen, haben wir eine genaue Kenntnis der jeweiligen Sprachformen nötig.
Führt uns so die philologische Tätigkeit auch hier in einen Zirkel, so wird
sie uns aus ihm sicherlich wiederum herausgeleiten, wenn wir uns ihrer Führer-
schaft nur getrost anvertrauen. Auch von ihr gilt ja, wie vom Speer des
Achilles, das verheissungsvolle Wort: 6 tqcqöccs xal laöerca.
Nachdem wir an der natürlichen Deklamationsweise des Dichters einen
Anhaltspunkt gefunden haben, so empfiehlt es sich nun, von hier aus in der Er-
kenntnis der metrischen Gesetze so weit vorzudringen als nur möglich.
Damit hört die Ein- oder Mehrsilbigkeit der Wörter auf, den obersten Ein-
teilungsgrund abzugeben, und an ihrer Stelle übernehmen nunmehr metrische
Gesichtspunkte die Führung.
2. Abschnitt.
Die beschwerten Hebungen.
L Bei einsilbigen Wörtern.
§ 15. Die normale Stellung für ein starktoniges Wort ist die Hebung mit
folgender Senkung. Folgt auf das in Hebung stehende Wort dagegen unmittelbar
wiederum eine Hebung, so wird es eine über das Normale hinausreichende Akzent-
starke besitzen müssen, vorausgesetzt, dass der Dichter gut deklamirt1). Die
1) 'Akzent 8 1 & r k e' setze ich hier wie überall im folgenden nur der Kürze halber : ich weiss sehr
wol — und Unterredungen mit Minor und Sievers haben mir das auf das Allerdentlichste
gezeigt — , dass in den Fällen, die in dem ganzen zweiten Abschnitt (sowie auch in vielen späteren)
behandelt sind, die verschiedensten Momente mitspielen: bald steht die Stärke des Akzents in
erster Reihe, bald spielt die Tonhöhe die erste Rolle, bald wieder wird die nach dem be-
schwerten Wort eintretende Pause das Charakteristische sein, oder eine allgemeine Verlangsamung
des Tempos und vielleicht noch manches andere. Aber das liegt ausserhalb des Bereichs dieser
philologischen Untersuchungen, die lediglich das unmittelbar Greifbare, den Zusammenhang zwischen
8 i n n und Yersbehandlung zum Ziel haben. Wenn ich also ausschliesslich von Stärke-
oder emphatischem Akzent spreche, so möge das so vollkommen cum grano salis verstanden
werden, wie es gemeint ist: Tempo, musikalischer Akzent, das was Minor so richtig sondert als
JBeziehung8ton und als logisch-emphatischen Akzent, das Alles verstehe ich hier unter jener einen Be-
Abhdlgn. d. I. Qm. d. Wl». tu Göttingen. PhU.-hift Kl. N. F. Bind 6,1. 3
18 CARL KRAUS,
Gründe, die einem Worte ein ganz besonders starkes Tongewicht verleihen, sind
verschiedene. Sehr häufig erfolgt dies deshalb, weil das Wort in Contrast zu
einem andern steht. Deshalb ist das Fehlen der Senkung1) durchaus gerecht-
fertigt in den im folgenden aufgeführten, vielfach traditionellen Versen8).
§ 16. Mit 6iner beschwerten Hebung im zweiten Fuss des stumpfen Verses :
und harnasch, schilt unde 8 wert 1621 also daz werc unde wort 5812
gebt mir schilt unde swert 1714 er hat den krach und den süs 2615
gebt mir schilt unde sper 4907 beide naht und den tac 675
brinc harnasch, ros unde sper 1691 ich bin sin kneht und sin bot 2092
da bt hat körn unde win 4063 und ir scherm und ir schilt 473
si berent brot unde win 4071 zeigt ir strich und ir ganc 2865
danne nit unde haz 3362 zeigt ir ganc und ir fluz 2625
unde beide burc unde lant 2852 wser sin kraft und sin mäht 4029
beide man unde wip 4140 nü kom ein schin und ein glast 4688
er sprach: der lip unde sei 4384 ez hat din kraft und din list 5124
daz er lip unde sei 4474 daz ein man und sin wip 4613
beide lip unde lant 5073 Tische, vleisch, win und bröt 4732
wazzer berc unde tal 833. 5147 möraz, win oder met 2107
er sieht löun unde bern 466 daz wip het fleisch, milch noch bröt 1916
beide, sie unde pris 1864 ez si wip oder man 4272. 5084
manc guldin köpf unde schal 1570 ez si slac oder stich 2348
daz machet tampf unde melm 5015 ez waere wurf oder schuz 5770
Zeichnung. Und noch eine Vorbemerkung sei mir gestattet: der Leser wird in zahlreichen Fällen,
die die folgenden Kapitel enthalten, sich versucht fühlen, in mehr oder minder grossem Umfang
'schwebende Betonung' anzunehmen, also etwa zu deklamieren (was freilich in der Akzentuierung
auf dem Papier furchtbar roh heraus kommt, aber bei geschicktem Vortrag ungemein lieblich klingt):
ttttd din lant werde benömen; die gift man sä ddre truoc\ iz gie nd'ch dem küser sä' ; und bei den
beschwerten Zweisilblern : und im niht leidis geschach; od habe dich wibi gebot; du' süezi lücerne
u. 8. w. in unzähligen Fällen. Wenn ich in den Beispielen der ersten Art akzentuiere: lant würde,
gift mdny gie nd'ch und in denen der zweiten l&ides, wi'be, sü'eze, so will ich damit über jene andere
Möglichkeit, die Verse zu lesen, durchaus nicht abgesprochen haben. Ich halte sie sogar sehr oft
für die richtige (s. den Schluss von Abschnitt 11). Aber ich wäle wiederum eme Art der Bezeich-
nung, weil die Entscheidung über Subjectives öfters nichts hinaus kommt. Dass es für das, was ich
zeigen will, — das ist, um es nochmals hervorzuheben, nichts weiter als der Zusammenhang von
Sinn und Versbehandlung — vollständig belanglos ist, wie man sich die praktische Ausführung der
Deklamation lieber vorstellt, das wird sich im Verlaufe meiner Untersuchungen deutlich zeigen.
Das Charakteristische und von bestimmten Sinnesmomenten Abhängige ist bei Fällen wie und im
niht leide 8 geschach; oder habe dich wibe gebot nur der Umstand, dass das -es von leides,
oder das -e von wibe in der Hebung stehen: ob man die Stammsilbe dieser Wörter auch betont
oder aber die ihnen vorhergehende Silbe, ist lediglich eine rhythmische Frage. Und ebenso liegt
das Wesentliche in Versen wie Ez gie nach dem heiser sä darin, dass solche Wortfolgen wiederum
nur bei bestimmter Konstellation des Zusammenhanges vorkommen, und dass ohne letztere der
Dichter weder iz gie nd'ch noch ez gie nd'ch betont, sondern etwa sagen würde : ez gie nach (sinem
hinde da oder dgl).
1) K ö s t e r macht mich mit Recht darauf aufmerksam [s. jetzt Verh. d. 46. Vers, dtsch. Philol.
S. 130], dass der Ausdruck fehlende 'Senkung' statt 'Senkungssilbe' falsche Vorstellungen erwecken
könnte: aber er ist so bequem, dass es mir nach dieser Rechtsverwahrung wol gestattet sein wird,
ihn im folgenden zu gebrauchen.
2) s. schon die Bemerkung von Vilmar-Grein, Verskunst § 69 und Zwierzina, Zs. 45, 889,
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
19
wil er zors oder ze fuoz 1692
and weder frist noch gebit 1066
nie ge|wünne den braht noch gedranc 1559
nmb ir gewerf, umb ir dinc 3011
vater, sun, heiligeist 5117. 6093
daz berc und tal dar nach döz 1187
daz man und ros gaben tonst 5353
soumser, ors trecken vort 1519
bluomen, loup sich da rampf 5356
bi der stat, an daz velt 1507
der was lanc nnde breit 417
daz düht in klar unde kluoc 1585
der was vil und genuoc 1535
was er: röt unde wiz 1675
daz wart blint unde kramp 2129
ja, was ez kramp unde blint 2450
er wsere junc oder alt 2192. 5830
der strlt wart sür unde heiz 5049
der knabe resch unde snel 5173
weder ze lanc noch ze wlt 5827
die maze ze kurz noch ze lanc 2965
zen brüsten wit, mitten kranc 4761
daz junc and alt über al 2415
daz rieh and arm üf dem sal 3381
die künegin klär, liehtgemal 4620
lüter, klar alsam 6 5709
ich han geteilt and geweit 1100
wan ich da stnont unde saz 5739
beide sluoc unde stach 6049
beide her unde dar 53. 1234
beide her unde da 375. 5741
mit rotten her unde dar 1215
er schoute her unde dar 1583
von dem ich her unde dar 4232
die schrient her unde da 1125
beide her unde wider 2613
die sele her unde wider 1249
die wite her unde nider 3916
beide hin unde her 2914
ker ez hin oder her 1091
er twünge üf unde nider 374
beide üf unde nider 1438
als beide üf und ze tal 1246
da bf ein hie und ein dort 5783
daz da von hie unde dort 4052
daz tuot mir w£ unde wol 1260.
§ 17. Mit äiner beschwerten Hebung an andern Stellen des stampfen Verses :
visch, vogel unde tier 286 & und sfn reinez wip 6
friunt, mage, jene nnd die 1055
11p, s£le unde leben 4350 harnasch unde ros her 4908
min ros, harnasch unde schilt 1635 den man da üz and in liez 5840
lant, liute unde leben 2053 ist weder nütze noch fram 3485 l)
des leit and des angemach 812 weder dirre noch jener 2635 l)
dö sach er üf and sprach sus 2083.
§ 18. Mit £iner beschwerten Hebung im klingenden Vers:
nun munt noch min zunge 2701 arm unde riche 6114
sin kraft und din zunge 1039 ze heiz noch ze küele 1370
da luft, wazzer, fiuwer 5152 so klar noch so waehe 5580
vor, neben, hinden 5537
getriu und gewsere 107
lüt unde grimme 1196 die zwen gesuntsiechen 548.
§19. Mehrere beschwerte Hebungen in Einern Verse müssen sich not-
wendigerweise dann ergeben, wenn mehr als äin Monosyllabum innerhalb des
Verses in Contrast steht zu andern Wörtern. So erweisen sich also als durch-
aus gerechtfertigt die folgenden Verse, deren Genossen in anderen Dichtungen
man zum Teil für Dreiheber mit stumpfem Ausgang erklärt hat:
1) viell. aber besser nach Roethes Vorschlag nutze bezw. dirre, mit Rücksicht auf das in
§ 29 ausgesprochene Gesetz.
3*
80
CARL KRAUS,
diu sü'l und daz äbglt 3287
dö stüont ü'f und sprach süs 453 ')
er säch ü'f and sprach süs 3817 l)
kint man unde wi'p 6201
rös, kllit, sflber und gölt 613
diu stüont ü'f ünde sprich 8580 x)
wan man da vor noch st't 5832
wider so' noch süs 401
wider vor noch sl't 2024
wider e' noch sfder 4606
wider dort noch hie 5386
daz si dort noch hie 3299
als wt'n, kirn blüote 4086.
§ 20. Die Gegensätze brauchen jedoch durchaus nicht wie in den (§§ 15 — 19)
angeführten Fällen innerhalb 6in und desselben Verses vorzukommen. Es stehn
vielmehr auch solche Monosyllaba in beschwerter Hebung, deren Contrastwort
sich in der Umgebung des Verses befindet. Beispiele für solche Art von
beschwerter Hebung sind im zweiten Fuss des stumpfen Verses:
6 dir din werdeclicher pris
und dfn länt werde benomen 561
wser er vi Ins allersamt
oder von stale her und da 630
als vü ein schächzabelbret
ieman zwispilden mac . . .
und den flnix ergahen . . .
und durchvarn der erde gruft
und triben ein turn durch den luft 758
allez daz da heizet guot
da wil ich mich von ziehen . . .
ich gedien ouch g ö t niemer ml 803
der engel sänc was so groz
und üf erde des strites döz 1251
er beschout daz länt nimmer mir
noch sine bruoder beide 1454
umb daz gezllt was der kradem
daz der markt ze Leine nie . . .
gewünne den braht noch gedranc 1556
nü was ein man niuwes tot:
des wip het fleisch, milch noch bröt 1915
§ 21. Im ersten Fuss des stumpfen
du solt daz lant halten :
din v ä r t waer niht wol bewant 1428
der böum was des hüses dach,
daz man sin da vor niht sach 2027
die nagel man im obe sluoc,
die gift man aa dare truoc,
die dorne stiez man dar in 5702
ob ir muot und diu richeit
würde üf eine wage geleit,
daz ir m ü o t slüege für 4990
der sunne göt er verkäs,
der maget kinde er bf gestlt 5556
hastü engelischen schfn . . .
oder ist s w ä r z din gevider 3421
swie balde daz rat umbe lief
und swie g r 6 z wsere sin galm 3795
er ist komen üf glückes rat;
daz muoz im immer stille stan,
swie halt wir uns begän 196
da moht er hl In sich ein man,
het er da heime sich verlegen 1210
der markf8 behielt hie daz wal:
die heiden lagen sunder zal 5516
des si sl't wurden frö
und da liten gröze not 4117
der hoehste der ze himel ist
und der da' gi't genist1)
aller kreatiure 3966.
Verses :
der 1 ü f t balsammsezic wart . . .
ouch was von im tiuwer
erde, wazzer, fiuwer 5893
des b e 8 ä z er des himels sal
und sitzet noch hiute da 892
des si sit wurden frö
und d ä' liten gröze not 4117 (?).
1) doch viell. besser nach § 12: diu stüont ü'f; h sack ü'f.
2) da: nämlich 'auf Erden'. w w
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RK1NB0TS GEORG. 21
§ 22. Im dritten Fuss des stumpfen Verses:
daz lieht, der löu, daz lembelin, J so sol fride han min knappe . . .
diu müezen mir ein göt sin 4555 ( sonder fride ir mich lat 1662
als diu sonne tuot die beide ... j iu ist got durch mich holt
als begunde der s t r i' t brehen 5378 l and durch sin erbarmherzekeit 5212
wan im diu kiusche so gezam, ( si nämen urloup tüsent stunt
daz er si für die 6' nam 5848 < und fuoren doch ie f ü' r baz 1487
ir sult niht mär arm sin, i die sine hiez er h e* i m varn . . .
wir welln iuch riche machen 804 ] er sprach: nü sagt den bruodern min,
swaz mir der künec g e t u ö n mac, ' ich welle al eine h f e sin 1605
des ergetzet mich der keiser oben 3102 j die fünve fluhen in ein loch:
( da zöch man si her ü'z doch 5954.
§ 23. Ebensolche beschwerte Hebungen im klingenden Vers:
daz von den heiden rannen t da wart beide da envar
die güzze mit dem bluote, ] diu sül und daz abgot:
und diu|ör8 in dem fluote 1180 ' daz kint gie dar hinder 3290
Idin vart wser niht wol bewant,
du solt daz länt halden 1428.
§ 24. Die beschwerte Hebung ist ferner vollkommen am Platze, wenn durch
das Nebeneinanderstehen syntaktisch getrennter Gruppen innerhalb eines und
desselben Verses ein Absetzen der Rede stattfindet, das die Trennung markiert1).
Auf diese Weise können also selbst Wörter, die an sieh für die beschwerte
Hebung ein zu geringes Gewicht besässen, ohne folgende Senkung gebraucht
werden. — Solche Pausen entstehen zunächst, wenn Schluss des £inen und An-
fang des andern Satzes, in äinem Verse zusammentreffen. Dies ist der Fall im
stumpfen Vers auf zweiter und dritter Hebung in folgenden Beispielen:
ich hanz da für, daz dö wat 262 der künec sprach: habt für war 2967
und sagt in ouch, daz ich mich 1614 si sprach: ich wsen, ieman sampt 3014
dem gelich, daz ir tugent 3022 daz taet ich wol, sprach der knabe 3189
so ssehe man wol, daz gar war 4028 ich lougen niht, ez ist war 4009
»ich weiz wol, daz du weist 5118 ob JSsus wil, ich sol varn 5624
seht ir den boum, der da stat 2181
swer nider kom, der was tot 1349 ( durch minen willen, nü belip
und ist daz war, des daz wiht 3563 ( süezer man, und vertrip 778
dar enjkegen tuot, swaz er wil 2296
ez iat niht, den hie vor 8857 ( Ton dem vater wart ein wort
er fuort in hin, da er vant 2470 ( von himel gesänt: er bleip dort 3864.
diz ist nü, jenez was dö 1315
§ 25. Aber auch wo syntaktische Gruppen, die keine selbständigen
bilden, von einander durch eine Pause getrennt sind:
Geori friunt, bis gewert 6099 so springe ich dar als ein hin 3142
ey sselec wip, fürht ir mich 1945 und was heil, reht als 6 4446
nü sit gewis, herre min 4913 und J6'su, ir sün, welln gestan 1649.
s5 gröze not als si dri 343
1) s. für Hartmann Zwierzina, Zs. 45,390.
/
82 CARL KRAUS,
§ 26. Satzschlüsse mit beschwerter Hebung im ersten Fass des stampfen
Verses :
er sprach: frou, nü schouwet hin 2178 der schuof, daz diu süwel brast 4533
er sprach: frou, wir sulen dar 2187 schaf, daz mtn werde rät 4632
er sprach: frou, diu frage ist gröz 2533 ich enjweiz, wer in leite dar in 3528
er sprach: er hat sin genuoc 4726 zuo dem, den diu maget truoc 2453
si sprach: herre, waz ist daz 2844 dtn stuol, da du sitzen solt 1993
si sprach: süezer got ich bin 4626 x) ze dem | hüs, da der fürste lac 2167
gftt her, ezzet, ich tuon iu abe 2095 daz was, als der eine ber 1338
ich wsen, nie ze werlde wip 251 j daz die künege siben jär
ir 8tam, der ist dorne vol 4060 j si'n, & si komen wider 1437
diu wort, diu da solden sin 4310 j 6 ez an der buochstaben ort
ein stat, diu was harte gröz 575 j körn, däz ez si geschehen 3655.
Man beachte, wie schön die beschwerte Hebung in den zwei letzten Bei-
spielen der richtigen Deklamation des Enjambements zu Hilfe kommt.
§ 27. Andere syntaktische Gruppen anter denselben Bedingungen wie
in § 26:
nein, nfht, des mac niht sin 4809 wol ü'f, edel ritter klär 4742
nein, här, ich sach si nie 654 ein stera, edel über alle art 3598
man, das was d& so *il 1483 xe heiz noch ze ^
«y, du Tfl süezer man 2328 j ^ ^ ^ deg ^^ A im
aTÖy, wie da wart gestnten 5504
nü sich, lieber brnoder mfn 987 c er sprach: der lfp und s£le
onw6*, lieber herre, ich bin 1936 { uns gf't, und dar zuo daz leben 4385.
Wiederum kommt, insbesonders in den beiden letzten Fällen, die Rhythmisi-
rong des Verses dem Verständnis auf das schönste zu gute.
§ 28. Beschwerte Hebungen als Pausen im klingenden Vers:
und sprach: her, ich schouwe 2076 der schilt, der was tiuwer 1673
er sprach: liebe fronwe 2847 daz tat, d& der sonnen 2864
ez sprach: lieber herre 3169 daz te*t, de*r die touben 2868 •
er sprach: si kan wenken 4242 als grö'z als ein siure 4044.
er sprach: der kurteise 5000 ')
§ 29. Wer die in den §§ 16—28 besprochenen Fälle betrachtet, der wird
finden, dass das in beschwerter Hebung stehende Wort dem ihm folgenden an
Gewicht entweder vollständig gleichkommt (§§ 17. 18. 19. 24. 25. 27) oder dass
es, was weit häufiger der Fall ist, dasselbe an Gewicht sehr bedeutend übertrifft
(§§ 16 — 28). Die einzigen Ausnahmen von dieser Regel bilden die Fälle, wo
ein er (si) sprach den Vers eröffnet (§§ 26. 28): hier dient die längere Pause,
die der beschwerten Hebung folgt, gleichsam als Ersatz für das geringere Ton-
gewicht des sprach. Wir dürfen demnach, von jenen sicheren Beispielen mit
beschwerten Hebungen ausgehend, das Gesetz formulieren: das der beschwerten
1) in allen diesen Fällen könnte man auch an gemurmeltes er sprach denken, s. § 133.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RE1NB0TS GEORG.
28
Hebung folgende Wort darf unter keinen Umständen mehr Tongewicht be-
sitzen als das beschwert-betonte selbst1). Diesem Gesetz fügen sich nun
alle noch erübrigenden Fälle von beschwerten Hebungen ohne Ausnahme. Ich
gebe zuerst die Beispiele für die Verse mit stumpfem Ausgang (und beschwerter
Hebung im 2., sodann im 1., endlich im 3. Fnss) und lasse hierauf die in den
klingenden Versen vorkommenden Fälle (mit beschwerter Hebung im 1., dann
im 2. Fuss) folgen. Innerhalb der einzelnen Paragraphen sind die Beispiele ge-
ordnet nach den grammatischen Kategorien der der beschwerten Hebung unmittel-
bar folgenden Wörter.
I. Beschwerte Hebung im zweiten Fuee des stumpfen Verses.
§ 30. Substantiva:
daz sin der tot bürge wart 5431 2)
und min swert lichtgemal 4908
ob in diu swert hän vermiten 3723
mangen prls hat bejagt 1767
ans küneges hof sint geleit 1122
da mit daz hüs was beströut 2173
wan daz diu fluht was so gröz 5535
diu an den helt wart geleit 2704
dar in min kint wart geborn 2135
üf den sal wart gespreit 5319
£ im (iu) der 11p werde benomen 4704. 4866
oder iuwer 11p mac sich schämen 5244
ob unser kriec müge geligen 2305
da wir den luft mügen hän 1521
ob dir got gebe die kraft 5113
b! disem gebet ruofe an 3770
als uns diu schritt sagt für war 6086
als sl daz wort vollen sprach 2837. 3747
biz er daz wort vollen sprach 1791. 2149
mangen strit unge wegen 1273
er beginnet die werlt überstreben 478
nü des niht rät wesen mac 4885
gein minem her er sich lie 1360
in sin gezelt er da gie 1566
nü het daz rat sinen swanc 3786
kleiniu bluot kleine treit 4034
im er|gät stn dinc deste baz 6128
da was gebrech und gebrech 5101
do er | schein mir got also klär 4545
da wart der galm also gröz 5438
des er durch got gar vergaz 1532
wser daz griez gar gezalt 3970
wan dln 11p nie geschiet 564
we\ daz der tac ie betaget 1768. 4229
und ir gewalt niender wese 496
daz ez den luft niht vermeit 1185
uns was kein got m£ bekant 5198
so daz holz wider git 2042
bring ich den schilt hin so ganz 1697
mit stner kraft sunder hat 4355
dar nach daz rat umbe drät 3722
daz er die schrift ane sach 5277
und läz mit zal durch die hant 765
ich wil die vart mit dir hän 1422
dar g£t din blic sunder twäl 5137
üf den sal sunder schaden 5312
und wähset iu not über not 4180.
In all diesen Fällen ist das in beschwerter Hebung stehende Wort nicht
nur dem ihm folgenden, sondern auch allen vorhergehenden an Stärke überlegen«
Dass das letztere nicht Bedingung ist, lehren einige andere Beispiele, wo ich
das stärker betonte Wort mit " versehe:
1) für Reinbot gilt also ganz dasselbe wie für die Nibelungen, 8. Bartsch, Unter-
suchungen 138 ff.
2) auf tot liegt ein stärkerer Akzent als auf bürge: 'der Tod' (und nicht irgend ein
Mensch).
84 CARL KRAUS,
m m
ein dorre sül wol gesaft 2046 waz wunden got durch in tet 3780
m 0
diu yierde geburt ist so her 2672 braht »wert durch heim ie daz bluot 3682
und got den boum ab im wac 4818 des kuneges ros wart enkurt 5459.
Ein einziges Beispiel endlich findet sich, wo dem beschwerten Wort (man
gestatte ein für alle Mal diese Abkürzung!) ein gleich gewichtiges folgt:
da si ir kint ligende vant 3125.
Hier ist wol die versetzte Betonung ligende anzunehmen, s. § 141,
§ 31. Verba:
♦an geleit gröze not 597 ♦und gesworn bf ir goten 434
♦der helt het florn sine mäht 3792 ♦nach dir gefrort durch den strtt 1811
♦als (biz) er gesprach disiu wort 5163. 3269 ') ♦würde | nie verschalt umb ein har 3023
*ez geschach 6 noch sider 2490*) ♦da beleip üf dem wal 5421 *).
♦den ir tuot ze dem rade 3707
Es ist bemerkenswert, wie wenige Verba überhaupt in beschwerter Hebung'
stehen, und dass es durchaus Vollverba sind, denen die beschwerte Hebung zu
Teil wird. Auch darauf sei das Augenmerk gelenkt, dass durch die beschwerte
Hebung niemals eine engste syntaktische Verbindung zerrissen wird, wie sie
etwa zwischen Verbum und dem ihm folgenden Fronomen personale besteht. Man
wird also in ein paar zweifelhaften Fällen diese Trennung nicht herstellen,
sondern lieber betonen:
dar na'ch schrei e*r ze haut 570 hie mit gfe e"r ze hant 2069
dar n&'ch kö's är dö sa 574 da mit bewäret Cr diu dinc 3901 *),
wovon mehr in §§ 121. 122.
Auch in allen obigen Fällen ist das Verbum seinem folgenden Wort an Ton-
gewicht bedeutend überlegen; ebenso den ihm vorangehenden.
Nicht der Fall ist letzteres in dem Vers:
daz komen ist Ton der maget 8964;
aber dieser Vers ist überhaupt schlecht ; auch das vereinzelte beschwerte Auxiliar
ist rechtfertigt dieses Urteil6).
§ 32. Adjectiva und Zalwörter:
also groi ist stn kraft 438 da so kurz sint diu jar 3386. 5626
wan also klar ist dln sehe 5133 im ist ze klein Palastin 203.
1) auf 'gesprochen hatte' liegt der grössere Nachdruck, nicht auf disiu.
2) nachdrucksvoU I
8) prägnant: «blieb tot', s. § 86.
4) statt bewart.
5) ebensowenig kann ich rechtfertigen den Vers: diu nie geschach fürsten mer 2243.
/
i
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
25
Man beachte, dass auf den Adjektiven immer der grösste Nachdruck liegt
(also, ze\) und dass ihnen nur im letzten Vers ein annähernd gleichstarkes
Wort folgt.
Das erstere muss omsomehr der Fall sein, sollen Zalwörter in die be-
schwerte Hebung treten, da ihnen ja naturgemäss meist Nomina (also sehr stark-
tonige Wörter) folgen1).
got|, f£nix ein, sunder gaten 5145
ein lip treit zwen forsten namen 1 *)
mer denn zwelf eilen lanc
wuohs diu sül mit esten breit 2020 8)
dlniu sehs tagewerc
zeigstü mit der sunne:
diu ist der fünver wunne 5140.
§ 33. Pronomina. Nur £in sehr starktoniges Demonstrativum und ein
emphatisches Personale:
diu sturmstimme was s6 gröz,
wol in dar wi'se gestalt 11894)
bis an mir hin als her 1886°).
§34. Adverbia und sonstige Wörter:
er teilt im für rfchiu lant 1733
ja, si fürwär, alle siben 3725
er müese gar staete sin 5780 6)
ez müezen e sibenthalp jär 4702
daz mir mer fröuden wiget
dann daz ich bin worden gesunt 3824
als ich iu vor han geseit 644
ir b£desampt habt erliten 1271
nü sagt den bruodern min,
ich welle al eine hie sin
und sagt in ouch diu rnaere
als ir si hie habt gesehen 1611
diu dinc, diu sft sint geschehen 2545
daz in so gar wser ein schür 389
nimmer m£ wirt kein frum 4718
daz ich ie wart geborn 4223
6 er ie würde geborn 3999
♦sunder danc füeret hin 5543 7)
*und al ze hant kceme der tot 3688
♦mac im niht widerstan 2384 8)
♦daz ir her komen Sit 1939
♦den git er ie den genist 3899
1) Zwierzinas Meinung, dass im Mittelhochdeutschen auch das normal betonte Zalwort
seinem Subst. im Akzent über gewesen sei (Zs. 45, 266), vermag ich vorderhand nicht zu teilen.
2) Gegensatz von bin lip und zwen namenl
3) auf zwelf ruht grosser Nachdruck, damit der Leser die Länge des Baumes ermisst.
4) es folgt : wenn 1000 Posaunen, die Meeresbrandung, der Donner, Zusammensturz von Berg
und Tal und das Läuten sämtlicher Glocken sich vereint hätten, so hätte man doch keines dieser
Getöse vernommen.
5) in einer Rede Gottes, die den Heiligen zur Ausdauer ermutigt.
6) auf gar ruht ein stärkerer Nachdruck als auf State: es handelt sich um die Überschrift
auf der Pforte, die zum Gemach der State führt: wer nicht gar ('durch und durch') statt ist,
kommt nicht hinein.
7) so wie diu güsse einen dün gegen seinen Willen (widerstandslos) mit sich reisst, so die
Schaaren der Fliehenden den tapfern Tschofreit, der gerne Stand gehalten hätte : auf sunder danc,
als dem tertium comparationis, liegt also der Nachdruck.
8) nämlich weder üf wazzer noch in plan.
Abhdlgn. d. K. G«. d. WUr zu Göttingen. Phil.-hiat. Kl. N. F. Band 6,1. 4
26
CARL KRAUS
)
mir ist für war daz bekant 1434
sa ze hant man in zöch 5661
diz spil galt niht wan den tot 1223
daz ist niht wan der tot 32
daz ich da durch küm gesach 807
er be|hagt im wol unde sprach 4772
ich künne ez doch verre baz 50
iu wirt her nach wol geseit 369
und wart im sft also trat 2600
ouch tuot mer noch sin kraft 3879
wan für war niht enkan 2700
wolt 6r für war niht ensagen 1591
und fuorten üz an der stunt 612
diu giengen sa an den grünt 830
und herbergt hin an ein ort 1520
si Ate sa gein der tür 1942
daz kint gie üf in den sal 3157
ir lac da vil sunder zal 5484
der was da vil sunder zal 2175
ich hänz da für sunder spot 253
ir sult für war von mir jehen 1612
ich kum übr ein von dir niht 1423
und ist ouch gar wider den sit 870
und balde her zuo mir gän 3122.
Die beschwerten Adverbien sind wieder durchaus stärkertonig als die ihnen
folgenden Wörter. Etwa gleichstark sind sie nur in dem Vers:
hie sprach ze hant Johel dö 5191.
2. Beschwerte Hebung im ersten Fuss des stumpfen Verses.
§35. Substantiv a. Das Fehlen der Senkung wird zu Beginn des Verses
viel stärker empfunden als in der Mitte desselben. Daher ergibt sich für das
Auftreten beschwerter Hebung im ersten Fuss noch eine Sonderbestimmung:
sobald nämlich das beschwerte Wort schon vermöge seines natürlichen Ton-
gewichts das ihm folgende so beträchtlich überragt, dass letzteres nach ihm auch
in Senkung stehen könnte, muss auf dem beschwerten Wort ein ganz besonderer
Nachdruck liegen : dieser Nachdruck eben ist es, der die Verschiebung der natür-
lichen Folge von Hebung und Senkung erklärt und rechtfertigt. Also z. B. das
Normale ist, dass in einem Satze wie 'das Kind hat das und das getan1 das
Verbum 'hat' gegenüber 'Kind* so wenig Ton besitzt, dass es bei Versifizierung
des Satzes in die Senkung treten müsste: daz kint hat usw. Wenn also ein gut
deklamierender Dichter von dieser natürlichsten Betonung abweichend kint in
beschwerte statt in einfache Hebung setzt, so muss er dafür einen Sonder-
grund haben: und der liegt bei Reinbot regelmässig in dem ungewöhnlichen
Nachdruck, der auf dem betreffenden beschwerten Wort nach dem Zusammen-
hang liegt.
Solche Fälle sind:
daz kfnt ha't in stnem tener
alliu dinc beslozzen 2636 ')
daz kint het im erweit ein vaz,
da ez mit 6ren inne saz:
daz väz ist diu selbe maget 2657
1) dass es ein kint ist, das diese Gewalt besitzt, darauf ruht der besondere Nachdruck : wie
denn auch das Wort kint in der ganzen Stelle vor- und nachher immer und immer wiederholt wird :
das vü wunderbare kint daz da wcejen heizt den xcint . . . dem kinde niht geliehen mac: daz kint
die 8unne hiez den tac liuhten unde bringen; daz kint den urspringen zeigt ir gerne und ir fluz;
himels blicke, doners duz kan daz kint wol machen und so noch fünfmal.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
27
dö wflent in der alten 6
der jaden künec Josu£
mit den Sarrazlnen streit:
ist in daz, herre, iht geseit,
waz göt durch die jaden tet? 5927 !)
dö er daz wort von munde lie,
der särc von ein ander gie 5106')
der särc züo ein ander gie,
die sei die engel fuorten hin 5236
daz fleisch zuo der gotes kraft 2680 •).
Vor Vollverben bedarf es natürlich keines besonderen Nachdrucks, da-
mit das Subst. in beschwerter Hebung stehen kann, weil sie ja ohnehin zu viel
natürliches Gewicht besitzen, um ohne einen solchen in Senkung stehen zu dürfen.
Doch ruht auch hier auf dem beschwerten Nomen öfters ein besonders starker
Akzent:
J wan man da vor noch sit
! nie kielt sach s6 wolgestalt 5829 *)
' hinz im si muoterliche sprach ....
1 daz kfnt sprach: 'mahtü mir sagen,
' soltü mich, muoter, zuo im tragen?'
si sprach: 'er hiez dich selbe gän.'
daz klnt sprach: 'daz sl getan' 3133*)
{
der 8n£ mit krefte duze lit ;
so ist hinne ein süeze meienzft:
ein boiim std't hie wunnecllch 2081 a)
daz kfnt tüot die erde wegen 2619 7)
äht haben üf werdiu wip 1076 8)
diu we*rlt gi't uns s wachen 16n 1079*).
Ohne besonders gesteigertes Gewicht:
ir lfet seit Apollen danc 2486.
§ 36. Verba, auch die Vollverba, sind im allgemeinen nicht geeignet, die
beschwerte Hebung zu tragen, wie wir in § 31 aus der Seltenheit der Belege be-
reits entnommen haben. Es wird also bei ihnen eines besonderen, durch die Rolle,
die sie im Zusammenhang der Rede einnehmen, bedingten Nachdrucks bedürfen,
sollen sie bei guter Deklamation diese exponirte Stellung erhalten. Nun sind
Vollverba Träger der Handlung. Und der besondere Nachdruck ist also ge-
geben, wenn die durch sie ausgedrückte Handlung in der Erzälung eine Wendung
herbeiführt oder einen Abschluss bedeutet.
Wendungen in der Handlung werden von den Schreibern — die also damit
sicher nach den Intentionen des Dichters vorgehen — öfter durch Initialen be-
1) got ist der Hauptbegriff, auf den sich alles zuspitzt (im Contrast zu Apollo, dessen an-
gebliche Herrschaft über die Sonne es damals nicht verhindern konnte, dass Gott sie stille
stehen Hess).
2) damit wird die durch das vorhergehende Gebet des Heiligen aufs höchste erregte Spannung
nun in nachdrücklicher Weise gelöst
3) Contrast zwischen gotes kraft und der Menschwerdung!
4) kleit soviel wie dehein kleit, 8. § 61.
5) also daz kint im Contrast zu *t.
6) auf boum spitzt sich alles zu.
7) s. o. S. 26, Anm.
8) letztes Glied einer ganzen Reihe von weltlichen Vergnügungen; es folgt die abschliessende
Bemerkung : daz mutz wir aUtz ze jungest län.
9) tcerit prägnant!
4*
28 CARL KRAUS,
zeichnet : wo solche also auf Verse fallen, die beschwertes Verb zeigen, brauche
ich mich auf eine Erklärung des Zusammenhangs wol gar nicht einzulassen; es
sind die folgenden Beispiele:
Nu wart, üf die triuwe min 693 ') j Ez gfe nä'ch dem keiser sa
IHie gat der stolze jnngelinc 1 Alexandrfna 8829
sta'n an des keisers rinc 1646') Hie viel si' ir venige 4679')
!Got tet durch iuch wunders vil : Ez seit diu geschrift für war 381 *)
er brach d£r natüre ir zil 3073 •) Dö sprach de'r von Palastin 5911. 6101.
Aber auch in andern Fällen, wo die Hss. die Wendung nicht äusserlich be-
zeichnen. So, wie oben, wenn sich der Dichter an den Leser wendet:
lät gft'n uns den lösen knaben 3147;
oder wenn nach directer Rede wiederum die Erzälung einsetzt:
er hfez In vil gähes segen 4710
hie be|gö'z si der heiligeist 4855.
Ferner wenn in einem Gedankengang, der aus mehreren Teilen besteht, ein
neuer Teil anhebt: 'Deine Klage um mein Scheiden ist sehr gross, Du klagst
das und das :
da be|gänc doch ein mäze an 881
und beherzige diese und jene Momente'. —
'Erstens sind hier mehr Könige versammelt als irgendwo sonst; zweitens:
hie 8t6't mänic kläre jugent
dem gelich daz ir tagent
würde nie verschart umb ein har 3021:
berücksichtigt das, und lasst einen Ehrlosen wie Georg nicht länger in Eurer
Mitte'. —
Georg befiehlt den Stühlen zu grünen ; das geschieht, und er erntet die Be-
wunderung der Umstehenden: nun folgt der zweite Act:
| hie ge|bö't er den boomen da
i daz st ze stüelen worden sä 5617. —
Es gibt viererlei Arten von Geburten; die erste ist die Adams aus der
Erde:
| dö trüoc oüch Adames lip
< ein rippe: dar üz wart ein wip 2595. —
Dacian lässt Georg in vier Stücke sägen und befiehlt, das Mal aufzutragen.
Das geschieht beides. Die Tafel war mit vortrefflichen Gerichten bedeckt:
1) Reinbot wendet sich mit diesen Worten an den Leser.
2) nach directer Rede; vgl. übrigens das letzte Beispiel in diesem Paragraphen.
3) ond nun folgt eine lange Ausführung, die für dieses brechen die Beweise aofzält.
4) Initiale in BwZ.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 29
nü lfez äbe niht sin vart
Cherubtn and Michael:
die brähten die reinen söl
wider ze dem lfchnamen 4734. —
Eine Wendung tritt endlich auch ein, wenn das Verbum einen Gegensatz,
auf den man nicht gefasst sein konnte, zum Ausdruck bringt :
ez enwart nie jtmcfrouwe [ swie sere daz rat wuote
also senfte und also guot, < and swie gröz wser sin galm:
and trat doch des lewen maot 2878 ( er läc als in einem twalm 3796.
Dass Abschlüsse tatsächlich vorliegen, wird ohne weitern Commentar
wieder schon dadurch in vielen Fällen erwiesen, dass unmittelbar darauf ein mit
einer Initiale ausgezeichneter Vers folgt:
j '. . . und la' durch mich dise vart. — j . . . der gi't dir sin riche dort*). —
I Na wilta von mir scheiden 796 l) \ Er seit got und dem engel danc 3784
i '. . . ez ge|wän nie kein Palastin i jm t(st oucn kein 8merze w6. —
| so riehen kameraere, ( dö sprach der margraf ze hant 5710
j geloubet mir der maere.' —
f Hie w&nt Geori und Daciin 1716 | 1° er I. k.öm to dea hünels. sal *>• ~
j '. . . waz töue ditze kurze leben?' —
( Hie mit gie er ze hant 2068
Hie 8ol daz buoch ein ende han 6124.
Und so auch ohne folgende Initialen, wenn eine directe Rede unmittelbar
anschliesst:
ze hant nam er den werden degen i er sparte zuo den palas
und bevälh in der keiserin: ] and viel nfder an sin knie.
Wrouwe, nü sult ir 6ren in. . . 2895 f er sprach: 'ich hörte sagen ie . . .' 2713
si lief geln dem palas dö sprach d£r von Palastin 5911. 6101
da sant Geori inne was; und sprich äl ze hant da 4461.
der säz bf der keiserin.
dö sprach si : 'lieber herre, ich bin . . .' 2429
Oder wenn die Zeile umgekehrt den Schluss einer directen Rede bildet:
t '. . . und fri1 si' vor aller not.' —
i diu manslaht wart also gröz 4124
| 'und lä' dir bevolhen sin
l die vil lieben bruoder min* 6107.
Die eben citierten Verse sind die letzten Worte des Heiligen, daher mit be-
sonderem Pathos zu deklamieren. Ganz ebenso die Bitte, die nach einer
Reihe von Begründungen in denselben Worten an anderer Stelle ausge-
sprochen wird:
1) Anfang einer neuen Reihe von Gründen, die Georg zum Bleiben bewegen sollen. — Die
Initiale hier nur in Z.
2) Schluss eines excursartig eingeflochtenen Gebetes Reinbots.
3) letzter Vers der Erzälung. Das folgende ist Nachwort.
30
CARL KRAUS
Georf, süezer herre,
/ nü man ich dich vil verre:
sft dir daz got enböt
daz er äugest unde not
durch dich welle wenden
and dar enkegen senden
sfelden unde fröuden vil
swem du in der werlte wil:
lä' dir empfolhen sin
den herzogen und die herzogin! 3781. —
Ferner wie oben um eine neue Wendung zu charakterisieren, nun auch
um vor einer solchen den Abschluss eines Gedankens oder einer Handlung
deutlich zu machen:
'Gottes Wunder sind zu zalreich, um sie erschöpfend aufzuzälen; aber einen
Teil will ich doch besprechen von denen:
diu er te*t durch der werlde heil 2560.
Und nun folgt mit der Einleitung: vier wunder huobtn sich hie an, eine aus-
führliche Darlegung der vier Arten von Geburten. —
Georg hat diese und jene ausgezeichneten Eigenschaften ; Schluss :
im wönt älliu tugent bi 637.
Nunmehr wendet sich der Redende der Familie Georgs zu mit den Worten :
der selben bruoder der sint dru —
Der Tribun forderte die Wittwe auf, zu ihm zu kommen und zu essen. Sie
dankte ihm und gieng, kaum hatte er seine Worte beendet,
und saz an der tavel ort. —
hie was daz obez zttic nuo,
daz bluote des selben morgens fruo 2100. —
Der Tribun sagt der Wittwe : 'gebt mir das Kindlein her* :
( des wart daz arme wlp vil frö
I und bö't im daz kindel dö 2144. —
Bei Contrasten im ersten Teil:
er swüor g&ter mangen eit,
(niemand zu ehren als den einen Christus):
hiute hat er zwene got 3040
er starp an der selben stunt
und wart niht von tjoste wunt 5463.
'Der Salnecker hatte hundert Mann gegen äinen meiner Leute; wäre mir
Jesus nicht beigestanden, ich hätte auf keine Weise gesiegt ; aber 6r, der Gütige,
er half de*s, daz mir gelanc 5389. —
'Gott tat zweierlei: den grossen Baum, den man auf mich gelegt hatte,
wälzte er von mir
und half mir daz ich genas.
der hat mich, herre, hie erlöst,
er heizet helfe unde trdst 1836. —
{
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 31
Endlich wenn auf dem Verbum ans einem andern Grund ein besonderer
Nachdruck liegt: so um das conditionale Gefiige zu kennzeichnen in dem zwei-
mal vorkommenden Vers:
| geschürt 6z: waz ich und ir
( 8uln mit einander fröuden pflegen 2254. 2932.
Oder wenn mehrdeutige Verba besonders prägnant verwendet werden:
da vfel mänec degen fier 5038 l) / and lan mit zal durch die hant
er 11' t hie in dinem namen 5471 l) ] die Sterne, und allen den sant,
da bldp In der rehten zal 5933*) ' der li't an des meres drum 767 6)
{
daz kümt von der sunne schln 3460 ■)
er gfe fü'r den künec stan 5682 4) i ** für dehein gelüppe
! ist weder nütze noch frum:
nü han ich mich vil verre ' ez v^rt durch daz centrum 3486 7).
vermezzen üf die gnade dfn,
nu tüo gna'de an mir schln 74 5)
Hieher stellen sich nun auch ungezwungen eine Reihe von Verben, die nicht
in ihrer gewohnten auxiliaren Verwendung auftreten, sondern in der Geltung
von Vollverben :
: umbe den stuol ze Ache j so si zesamen fliegen,
j wärt sölh gedrenge nie8) 1 da wfrt <*in so herter stöz8) 8453
f als umb sant Georgen hie 2199
ich kän noch den alten slac 4896 9)
ein kriuze er üf die erde tet:
dö wärt an der selben stet
ein vil lüter brunne klar 51848).
Energisch decidirt:
Enjambement:
da engest ü'f noch abe 534.
| si sahen üf dem anger breit
( 8t6'n m äugen helt gemeit 684.
§ 37. Adjectiva und Zal Wörter. Den starken Nachdruck zeigt schon
die Inversion in dem Vers:
grö'z was stn ungehabe 4400.
1) nämlich *tot\
2) wider: 'tot'; einen analogen Fall mit Map s. § 31.
3) 'kommt her*.
4) dass der so scheusslich Gemarterte noch im stände ist, selbst zu gehn, darin liegt das
Hauptmoment.
5) 'nun tue aber auch danach'.
6) wol im Contrast zu den in der Höhe schwebenden Sternen, die man ebensowenig
durch die Hand gleiten lassend abzälen kann, wie den auf dem Meeresgrund ruhenden Sand.
7) (lässt sich nicht abhalten, zu fahren'.
8) werden = 'entstehen'.
9) ( verstehe mich darauf.
32
CARL KRAUS,
Ferner der Zusammenhang (so, als !) :
s6 starc wärt üf in der hurt,
daz er dar hinder gesaz 5460
ich muoz von iu scheiden,
als liep ich iu beiden si 1279.
Aach Zalwörter bedürfen, sollen sie vor Substantiven in beschwerte
Hebung treten, ganz besonderer Emphase1):
l
lebet ieman der, an got,
driu dinc müge gegeben:
Üp, sele unde leben? 4349
ein hoch gebirge . . .
daz reichet . . über wäge und ertliche
niun mt'le die hoehe enbor 2977')
ze vier stü' cken man in brach 4722 ').
Ohne Nachdruck vor al:
diu zw6i äl ze lange sint 3704*).
§ 38. Fronomina. Demonstrativa können vor Auxiliaren sehr wohl in
die einfache Hebung treten : um in die beschwerte Hebung zu kommen, bedürfen
sie dagegen eines besonderen rhetorischen Nachdrucks, wie ihn emphatisch ge-
sprochene Stellen verleihen:
'von wem weit ir den lfp hän
oder dises wanders jehen,
daz an iu hie ist geschehen?'
dö sprach der margraf zehant:
'd£n tüon ich iu bekant,
wer mir half und wer mich nert,
\ wer er ist und wie ez umb in vert' 3852
er sprach: 'der lip und sele
uns git, und dar zuo daz leben:
d£r wirt zem töde gegeben
als ein ungemeilet lembehV 4372 8)
der durch mich den esel reit
und liez ein ros von Spangen hoch
und sich zuo der diemuot zöch:
durch ddn hä'n ich mich ergeben 2275
die ddr plannten schtn
mit ir starken loufte pflegent
und alliu dinc ze rehte wegent
und si ouch underscheident,
heide und boume kleident:
allen dingen gebent si kraft,
alle würze sint von in gesaft 4476 6)
de'm sint zwei lobes rfs
also hoch gestözen 4798 'J
dd8 wärt von spern solh krach,
daz ein mile breiter walt
da von aller wart erschalt 140T)
'alle I die ich ze himel lade'
sprach er, 'die hie ligen tot' 4122 8).
1) ähnlich wechseln die angelsächsischen und altsächsischen Dichter: je nachdem der Begriff
der Zal oder der Begriff des Nomens im Vordergrund steht, alliterirt das eine oder andere ; das ist
die Begründung für das von R i e g e r Zs. f. d. Phil. 7, 20 beobachtete Schwanken. Es wäre nützlich,
auch die Alliterationsdichtung unter dem Gesichtspunkt der Deklamation zu betrachten.
2) nicht weniger als neun Meilen.
3) 'und doch steht er wieder auf'.
4) aber hier ist zwei Substantivum !
5) doch betont man wohl besser: der wirt zem tö'de gegeben.
6) man beachte, wie viel von dem vorangestellten Relativum abhängig ist.
7) sehr ge walte Ausdrucksweise, bezw. sehr übertriebenes Bild!
8) emphatische Inversion t oder: alU?
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBKR REINBOTS GEORG.
83
das ich hie swere dir 3390 •)
im war niht umbe ein har 5707 T)
du grif an des virstes sül.
waz dar umbe und ist si vol:
di'n hänt hat solhe kraft
daz st wirt sa berhaft 2005.
ir stt benamen ein starker got'.
diz was sant Geortn spot 2088 l)
I'n tet er Georts kunt 725 »)
diz werte also für war 347»)
daz wart so an geschriben
von Ritschart an ein buoch 4128 4)
vater, sun, heiligeist,
du1 bist ein einic got 5122»)
Nachdruck in Schimpfrede :
ir tüot alsam der wolf 4176.
Scherzhafter Nachdruck:
ein knappe, der im daz wazzer bot,
daz was ein juncfrouwe klär:
diu gäp imz sunder var 2494 8).
Schöner Wechsel:
ouch tuot mer noch sin kräft
würze, boume ouch, gesaft;
8waz in luft, in wazzer vert:
8fn kräft daz allez nert;
ez loufe krieche oder g6
uf buwe oder in dem wilden s£,
v sin kräft daz allez weidet 3882.
Pronomen interrogativum endlich in höchster Emphase:
ei, guote, sage sunder spot / sft man in dem gestirne sach
von Dum lieber Reinbot: j J6sum von Nazarät,
wer wärt gevater da, j daz er da selpwahsen stet:
da Alexandrina ( w£r was sin schepfser dö ? 3585.
den heiligen touf enpfie? 2859
Einmal scheint est betont:
t gein dem firmamentum
} 6z von natüre strebet 3923 9).
§39. Adverbia und sonstige Wörter. Vielfach zeigt schon die In-
version, dass der Dichter dem Worte bedeutenden Nachdruck gab:
1) also Erzählung nach directer Rede.
2) Initiale in Ww ; der Vers bringt die Hauptsache, auf die sich alles folgende bezieht.
3) nach langer Schilderung zurückweisend.
4) feierliche Bekräftigung der Wahrheit des vorher Erzählten, das unwahrscheinlich klingt.
5) feierliches Pathos.
6) höchst nachdrucksvoll : durch eilf Verse folgt die Anführung dessen, bei dem er schwört,
und überdies ein nochmaliges ich swer bi dem der sitzet (8390).
7) auch hier kann sich der Dichter in der stets erneuten Variation dieses Gedankens gar
nicht genug tun: 5705 daz scheidet im niht umbe ein gruz\ 5710 im tet ouch kein smerze ice.
8) die, die hatte keinerlei böse Absichten gegen ihn; sie wollte dem schönen Heiligen wol
(vgl. den Witz mit den Nonnen von Gtselvelt 5328 ff.).
9) damit man es auf centrum richtig beziehe, und nicht für das impersonelle farblose ez halte?
AkhdlfB. d. K. Gm. d. WIm. in GWttingen. Phil.-hirt. Kl. N. F. Band 6, ». 5
34 CARL KRAUS,
ze hant viel er nider dö 2324 sä' an der selben stete 4602
ze hänt, dö' er im getwuoc 2495 sä' spränc der markfs ouf 5594
ze hänt er dar nach entslief S79S über | e*in küm ich von im niht 4895
sä' viel er enkriuzestal 1868 st't hä't er sonder wer 648.
Oder es kommt eine Pause dem Eintritt der beschwerten Hebung zu statten:
18ä ze hant man in zöch t und wizze da het sunder wer
ü'f, gdin dem berge hoch 5662 *) j an gnüoc ein ganzez her 2012
!nü solde der minneclfche gän
al hin, da' der keiser saz 4827 *).
Oder ein an sich tonstarkes Wort erhält durch den Zusammenhang noch
einen besondern Nachdruck:
w£' immer w£ und ach 1764 i ez het der Salnecksere
ow# leides des ich sihe 4135 ] ie wöl üf hundert man
swie wß' mir von im geschiht 4396 f gein der mtnen einen 5382
daz nfe niht so süezes wart 4066 <jaz was | ^t, wän ein himelbröt 2073 •).
daz nie ü'f der fürsten eal 5552
Ferner wenn ein Abschluss oder etwas sehr Wichtiges eintritt:
*. .. ir entweder iu gehelfen kan'. in einen fülen pfuol 4713 •)
hie schiet si von im dan. vön ^ Qatftre ^
'lieber got Erculem . . .' 1964 | Dft 8prach ^ k^f Dadftn 58986)
'. . . der sf't niht mer fröuden pflac'.
der markts sprach sunder var 6000 j 8& reis *** louP ****
,. , _. . f und wärt ze stüelen wider 5620 7)
*ir herren, disiu msere
von dem Salnecksere ( Sin marschalc wapent sich ie sa
und von den margraven hie, J ^^ siben rittern da.
wie e*z in zwein ergie, ' 8i gebuten Georin mit in gan 3638 8).
des hän ich iuch bescheiden
von den helden beiden9 5564 *)
Oder wenn an dem Hervorheben des Wortes das Verständnis der ganzen
Stelle hängt:
nü man ich dich vil verre:
sf't dir daz got enböt,
daz er angest unde not
durch dich welle wenden,
und dar enkegen senden
sselden unde fröuden vil,
swem du in der werlde wil:
la' dir empfolhen sin
den herzogen und die herzogin 3775
1) üf zöch gehört zusammen.
2) Enjambement!
3) das soll der Hörer sich einprägen, denn später wird daraus im Munde, was man sich nur
verlangen kann.
4) Abschluss einer langen Erzälung, deren Inhalt der Satz wie tz in zwein ergie kurz resunürt.
5) Abschluss des Befehls; folgt seine Begründung.
6) Schluss eines Excurses über Georg.
7) nachdrücklichstes Hervorheben des grossen Wunders.
8) feierliches Anheben beim Beginn einer neuen Marter.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RE1NB0TS GEORG. 35
ünz sült ir sin mit wer 1440 / wir sin eilende üf dem 86
und rihte mir über Dacian J und fürhten aUe 8&mt den ***
und die im bi gestan 6105 | to züo hkt "** der wint
\ an geleit gröze not 596
da' bf mac man wol spehen 1042 1).
Iund komen wir dri noch zesamen,
da' wirt in Jteus namen 4932.
Endlich infolge natürlicher Akzentstärken:
ü'f gö'nder morgenröt S959
an bätte für ein kalp S859.
3. Beschwerte Hebung Im dritten Fuss des stumpfen Verses.
§40. Substantiv a. Für einen gut deklamierenden Dichter wird diese
Stelle des Verses eine ganz besondere Sorgfalt erheischen. Dass das beschwerte
Wort im Tongewicht seinem Nachfolger überlegen sein mnss, haben wir bereits
oben (§ 29) als allgemeingiltiges Gesetz kennen gelernt. Hier aber kommt noch
das weitere Erfordernis dazu, dass das Folgewort hinter dem beschwerten an
Tongewicht auch nicht zu sehr zurückstehen darf: denn im Innern des Verses
folgt dem nach beschwerter Hebung stehenden Worte in der Regel eine Senkungs-
silbe, sodass es nur in einfacher Hebung steht, hier, wo es im stumpfen Reim
steht, ist das nicht der Fall, es befindet sich daher seinerseits selbst wieder ge-
wissermaßen in beschwerter Hebung nach beschwerter Hebung. Es werden
somit von guten Dichtern an dieser Stelle nur je 2 Wörter geduldet werden,
deren jedes soviel natürliches Tongewicht besitzt, dass auch im Innern des Verses
keines derselben hinter dem andern in die Senkung treten könnte.
Diesen Erwägungen entspricht es vollkommen, wenn dem beschwerten Sub-
stantiv im Reime ein Vollverbum folgt:
daz diu erde die fruht birt 4509 die ich an dtner stat neme 3623
der schuof daz diu sül brast 4538 als uns diu wäre schrift saget 2588
als begunde der strtt brehen 5378 (s. § 22) mit swerten üz dem heim sluoc 1207
die suln an disen rinc gän 1650 die Moyses in daz mer sluoc 4487
mügt ir für daz hüs gan 2282 dar zuo richiu kleit tragen 1074
heizt in her in den sal g&n 2952 er begunde in den rinc treten 1664
dar umb wolt ich den lip geben 863 der frage sol ich ir reht tuon 2690
der fönte für daz hüs gie 2284 da man den schoenen sarc vant 5094
der markis in den sal gie 5323 swederhalp der wint wat 3721
also muoz man in den ruom lan 152 ez mac vor im niht wern 465
durch den wü ich die werlt lan 1111 der der msere helt wielt 291
er hiez in in den turn legen 1761 und der niuwen £ wielt 4576
daz er si für die 6 nam 5848 (s. § 22) die beide wider strit zugen 1248.
1) dd M weist auf vorhergehende Satze: nachdrucks volle Conclusion.
ä
I
36 CABL KRAUS,
Dagegen können Aoxiliaria in dieser Stellang nur erscheinen, wenn ein
starker Nachdruck auf ihnen liegt:
der frage sol ich ir re*ht tüon 2690 ') / Anastasius ist dir bekant,
von wem weit ir den li'p ha'n 1 wer der w&re £öt *8t>
oder dises wunders jehen 8848«) ' 80 toufe dich an ü*™ fri8t 5713 4)
\ dar umb suln in die liute j ez wart ^e suezer meijentac
l niht für einen göt ha'n 4017 ») I d*1»16 al ^ ^az hü's was 2169 5).
8olt ich den für einen göt ha'n 4344*)
Keine Ausnahme bildet der v. 4555 diu müezen mir ein got sin (s. § 22);
denn auch hier fällt auf das sin ein stärkerer Nebenakzent; wie es denn auch
6 Zeilen vorher heisst: daz mac der wäre got wol sin: er ist ez rehte sunder wän.
Zndem wird dem Wort got durch das vorangehende stärkertonige ein viel Gewicht
entzogen und damit die Annäherung an ist erleichtert. — Das nachgesetzte attri-
butive Adjectiv würde im Innern des Verses gleichfalls nicht in Senkung treten
können: daher kann es — abgesehen von syntaktischen Gesichtspunkten, s.
Zwierzina Zs. 45, 265 — ohne weiteres im Reim erscheinen:
kom ze hove der helt balt 1499 and gebuten einen hof gröz 443
der faorte mangen helt snel 5962 er mües im rümen diu lant wft 482.
Ebenso ist untadelig:
hie tuot uns diu geschrift kunt 4303.
Und ebenso wäre auch im Innern des Verses keine Senkung möglich für
folgende im Reim stehende Adverbien:
hie hebt sich dln buoch an 104 und umbevienc die sül sä 2017
und slaht im den kelz üz 1859 wir glouben an keinen got mer 4851 6)
mlnen | heim und mtnen schilt her 1642 da het ez den rum sus 8490
harnasch unde ros her 4908 und übersuozt die werlt gar 281 r)-
g£t balde in den sarc wider 5215
hie und da wären an sich zu schwach für diese Stellung: sie werden dafür
aber geeignet, wenn ein starker Akzent auf sie fallt:
Iwie bluote min dürre sü'l da', j mit ir hielt ich daz wäl da'
wie lac der sn€ doch anders wft 2443 ( und ouch sider anderswa 5408
und hän daz selbe buoch hie 6007 8).
1) nicht gleichgiltig : 4ch werde ihr Recht widerfahren lassen', sondern: 'ich werde ihr ihr
Recht schon widerfahren lassen (darauf könnt ihr euch verlassen)'.
2) das (lip) hän im Contrast zum icunders jehen !
3) 'halten'.
4) in directe Frage umgesetzt müssten wir es im Neuhochdeutschen widergeben mit: 'welcher
ist der wahre Gott?' (nicht: 'welcher ist der wahre Gott?').
5) was im Gegensatz zu wart, also 'tatsächlich war'. Man spreche einen Satz wie 'dass ich
im Haus war' und dann den obigen, und man wird den Akzentunterschied, der zwischen den beiden
'war* besteht, deutlich hören.
6) 'darüber hinaus'.
7) oder toerlde?
8) 'ich habe das Buch hier, bei mir', wie der Zusammenhang lehrt.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REtNBOTS GEORG. 37
Keine Ausnahmen — weil in der lebendigen Rede ausser im Vocativ über-
haupt nicht mehr vorhanden, s. Zwierzina a. a. 0. s. 253 — sind die formel-
haften Verbindungen eines Substantivs mit nachgesetztem Possessiv : sie ent-
stammen einer älteren Tradition:
wie zierte er daz hüs min 2441 wol üf, lieber sun min 8129
und droht si an den ltp sin 4412 bräht habt in den gewalt min 2374.
tuot er niht üf den mont sin 4888
Dagegen ist natürlich an sich in Ordnung der Vers :
und wseren drizcc lant min 231.
§ 41. Verba finden sich so gut wie gar nicht. Und das ist aus den im
Eingange von § 40 gegebenen Erörterungen auch vollkommen begreiflich. Was
sollte ihnen im Reim folgen : ein Substantiv oder Adjectiv oder ihr eigenes Präpo-
sitionaladverb ? Dazu sind sie durchwegs zu schwachtonig, denn alle diese Wort-
kategorien sind ihnen an Ton weit überlegen, und in die beschwerte Hebung muss
ja stets das tonstärkere Wort treten. Ein Personalpronomen oder Possessivum?
Denen gegenüber sind sie wieder viel zu starktonig, und der Abstand zwischen
der beschwerten Hebung und dem folgenden Reimwort darf ja, wie wir wissen,
kein zu bedeutender sein. So häufig also Versausgänge wie lerte da, erhörte da*,
brcehte wider, miieste dar, begunde brehen, würde rot, lieze sus, eren in, werden heu,
werden rät usw. sind, so wenig wird man unter normalen Umständen einen
gleichen Reim mit vorausgehendem einsilbigen Verbum finden1). So sind der
vorkommenden Fälle nur äusserst wenige. Vollständig gerechtfertigt, weil
Nominalformen des Verbums enthaltend, sind die folgenden Verse:
der eine was genant sus 41 11) swer da wolte gen für 5776
ich h&n si ouch gevarn ß 544 •) lä sten, her, la sten, la 1258 4).
ich wil minhalp varn sa 327*)
Ferner ist gerechtfertigt eine Reihe von Versen, wo dem an sich gegenüber
dem Reimwort zu schwachtonigen Verbum ein besonderer individueller Nachdruck
die Kraft gibt, in beschwerter Hebung zu erscheinen:
dö 8tuont üf und sprach süs 453 5)
dö sach er üf und sprach süs 2033 6)
er sach üf and sprach süs 3817 8);
oder gerechtfertigt, weil auf das im Reime stehende, an sich zu schwachtonige
Wort ein individueller Akzent fallt:
Iswaz mir der künec getüon mäc,
des ergetzet mich der keiser oben 3102 6).
1) s. darüber die Ausführungen im Exkurs I.
2) oder genennet?
3) oder (ge)varen?
4) Pause nach stfnl
5) Contrast zu stuont bezw. sachl
6) infolge des ewaz erhält das mae mehr Gewicht als ihm sonst neben Infinitiv zukommt.
/
38 CARL KRAUS,
Endlich ist auch ohne Anstoss:
i cey saelic wlp, fürht ir mich?'
{ 'ja, lieber herre, so tüon ich' 1946 l).
Dagegen darf das Verbum nicht in die beschwerte Hebung treten, sondern
muss in Senkung stehen in folgenden Versen:
( [er sprach] herre got, ich han hie der künec von Ebrön lacjtöt 5947
) keinen friunt, wan din eines 3646 der künec von Z6'dls lac tot 5975
ich lougen niht, dz ist war 4009 er hiez den himel sich tuon ouf 1353 •).
ob J68U8 wil, ich sol varn 5624') "
Ganz besonders instructiv ist der folgende Fall:
'aller tugent orthabe'
— mit reinem herzen so sprach er —
(gewer mich, herre, des ich ger 6091.
Der Vers befremdet auf den ersten Blick durch die Rohheit der Deklama-
tion bei einem sonst so feinhörigen Dichter: denn die Betonung so' sprach er
drückt das Verbum in einer ganz ungebührlichen Weise gegenüber dem ganz
unbetonten er, während die Betonung so sprach er dem Verbum ein Uebergewicht
verleihen würde, das er als Reimwort gar nicht zur Geltung kommen liesse. Die
Akzentdifferenz ist also, wie es scheint, viel zu gross. Der Fall wird aber sofort
erklärlich, wenn wir beachten, dass wir es hier mit einer Parenthese zu tun
haben, die in das emphatische letzte Gebet des Heiligen eingestreut ist. Der
ganze Vers ist, wie alle Parenthesen, mit sehr reducierter Stärke zu sprechen:
und eben dadurch wird der Abstand zwischen sprach und er so verringert, dass
ein so' sprach ir ohne Bedenken ist, ja sogar ein Vorzug, weil nun das Ende der
Parenthese durch die Hervorhebung des er für den Hörer deutlich markiert ist.
Der Fall ist ein klassischer4). — Und so müssen wir denn lesen:
mit dem weter vare(n) ich 3493
der marnser sprach: ich weiz sin niht 581.
nicht vdr ich und nicht weie niht, wie WZ überliefern (w e#, B sin). Man müsste
denn ich weiz niht als versteinerte Formel auffassen wie oben so tuon ich.
§42. Adjectiva und Zalwörter. Genau das richtige Abstufungs-
verhältnis besteht zwischen dem nachdrucksvoll akzentuierten Adjectiv und
dem Infinitiv der Copula:
1) denn so tuon ich ist ein versteinertes 'ja': somit wird ich gar nicht als Pronomen gefühlt,
sondern wie der zweite Teil eines Compositums. Vielleicht liest man aber besser : herre, so1 tuon ich.
2) man beachte, dass in allen drei Fällen das Pronomen im Satzanfang steht, 8. § 8.
3) durchwegs, bis auf das erste sehr zweifelhafte Beispiel, bei dem han auch nicht Auxiliar
ist, engste syntaktische Gruppen, s. § 4.
4) vgl. §§ 133. 140.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 39
iuwer | rede mac wol war sin (wesen) 2820 1).60052) , umb anders niht wan daz er st^t
küneges wort sol war stn 5247 J in dem gestirne, der maget kint,
Iir solt niht möre arm sfn J suln nü alle die da sint
wir welln iuch rtche machen 304 da von im underta'n we'sen? 4469 8).
Ebenso ist in Ordnung der Vers:
dö stuonden si gesant dort 5164*),
und die Hervorhebung des Zalworts über das folgende Substantiv in dem Vers:
ez sint nü vaste fümf jar 645*).
Dagegen darf nicht rein gelesen werden, sondern es muss reine heissen in
dem Vers:
ich heize in machen ein reine bat 606 6).
§ 43. Pronomina. Natürlich nur, wenn der allerstärkste emphatische
Akzent auf sie fallt: so einmal in einem inbrünstigen Gebet Georgs an Gott:
herre got, ich han hie
keinen friunt wan din eines :
ich enger ouch mö deheines
ze helfe an dirre zft,
stt din kraft an dir Ht,
die uns David machte kunt:
'dixit et facta sunt1 3623.
Ein anderes Beispiel s. § 22.
§44. Adverbia und sonstige Wörter. Ganz das richtige Verhältnis für
Wörter, die an dieser Stelle erscheinen sollen, besteht zwischen dem trennbaren
Präpositionaladverb und dem ihm folgenden Vollverb: das erstere überragt das
letztere soviel an Ton, dass es für die beschwerte Hebung geeignet ist, und das
Verbum ist doch nicht so tonschwach, dass es im Innern des Verses in Senkung
treten dürfte. Daher ist solche Verbindung an dieser Stelle des Verses sehr
beliebt :
wan so daz weter an gät 3443 do ez die sül an sach 3237
wan swaz die höhen an gant 4583 als man ez immer an liez 3717
nü hoeret, wie manz an vie 2923 und bat sich balde in lan 2797. 3009
al lachende si ez an sach 3127 daz ir dem niht nach jeht 3576. 5918
als in der keiser an sach 1821 und dem rehten nach gihst 1882
dö er sich selben an sach 4771 und diu wölken üf gän 3727
1) ez ist niht ein sagcmare lautet der folgende Vers, also Contrast!
2) herre heiser, ist daz war? hatte Georg den Redenden eben gefragt.
3) undertän im emphatischen Kontrast zu dem umb anders niht, das mit da von noch einmal
aufgenommen wird, um die Lächerlichkeit des Verlangens zu kennzeichnen.
4) nachdem es eben vorher geheissen hat: heiz diz gebeine üf stän und gesunt her für gän.
5) denn auf fümf kommt es hier an ; sU hat er sunder wer minen herrn betwungen heisst es
gleich darauf.
6) rayn Ww, fehlt ZB.
40
CARL KRAUS
i
and also brehende üf gät 4790
ze hant er dö üf sach 4662
hin ze gote er üf sach 5097
der künec gähes üf spranc 1706
vil gähes er dö üf spranc 4216
Lazarum hiez üf stän 2221
heizt si lebendic üf stan 5110
heiz diz gebeine üf stan 5161
und hiez die töten üf stan 5629
ob man im iht üf tuo 5872
und begunde er da üz gän 5673«
Aus demselben Grund auch in den folgenden Fällen:
hie mügt ir wunder an spehen 2618
nü seht, wä dort her reit 418
da wil ich nimmer von komen 1102
und yerre dort hin dan stan 5804
der künegin swester dar truoc 2496
durch wunder zuo im her komen 2431
ir sult alle her gän 3574
den abreilen hin legt 1027
vor künegen, fürsten hin tragen 1417
endeltche bin komen 4703
als man ez da vor He 5235
und gesunt her für gän 5162.
Sowie nach anderen, starktonigen Adverbien:
die sine hiez er heim varn 1605 der aller künege ie wart 5785
ich wil iu, hör, für war sagen 1845 die müezen alle sampt doln 1655
ich wil (dir) des für war jehen 1351. 4523 des begunde der keiser ouch jenen 4460.
8ol allez dinc, daz ie wart 4783
Ebenso kann ein schwächertoniges zweites Adverb folgen:
si sprächen: wirt, sagt für baz 651
und fuoren doch ie für baz 1487
und sprach al ze hant da 4461
er touft ir al ze hant mer 5642 *)
iu wirt fürbaz niht m6 5209
frouwe, mir wart nie mör 3114
da zöch man in her üz doch 5954.
Oder auch ein Adjectivum, wenn das Adverb starken emphatischen Ton hats
daz ist al ze hant tot 3497
und wart al ze hant toup 2288.
Wol nicht zu loben und daher auch ganz vereinzelt sind die folgenden
Verse :
ich welle al eine hie sin 1605
diu muoz al ze hant sin 3028,
weil sin zu schwach ist, wenigstens im zweiten Fall1).
1) 'weiters'. Wäre es = 'plus', so hätte es mehr Tongewicht als ze hant und dürfte daher
hier kaum erscheinen.
2) vielleicht ist es jedoch im Akzent gehoben, weil die nächste Zeile aufs engste dazu gehört:
ungabe und unreine.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RElKBOTS GEORG. 41
4. Beschwerte Hebung in ersten Foes des klingenden Verses.
§ 46. Snbstantiva finden sich nur, wenn anf sie ans irgend einem indi-
viduellen Grund ein stärkerer Akzent fallt als der normale:
die mir niht dienen wolden £, ( allez | dinc sich verkdret
die aol ich mit dir twingen, ] und wirt trüren gemöret
das si mir müezen bringen f über al üf unser marke 889")
den sfns Tön ir landen 2341 *)
daz von den heiden rannen
der stürm wärt ßö grimme 5609 *)
die güsse mit dem bluote / dirre schilt was geberlde,
und diu | örs in dem fluote ] daz man in der werlde
wuoten vaste über den huof 1180*) ' 86 spsehes Werkes nie gesach 1679 ■)
Emphatisch :
nü sehet ir doch diu wunder / '. . . herre, waz ist daz ?'
diu göt al besonder l er sprach: 'liebe frouwe,
tet . . . . j mit des heiligen geistes touwe
da köret ir iuch lützel an 4158 ( wil dich | göt Mute begiezen' 2849 •)
du wfht üngehiure 3535*)
I herre, ir sult si mlden,
ir swe*rt können sniden 5064 8).
Abschlnss einer Schilderung von Georgs Einritt:
diu örs vor im giengen. —
die in da empfiengen,
der was vil unde genuoc 1583.
Anfang einer parenthetischen Schilderang:
daz rät was mit listen
gemachet üf die kristen 37159).
Ueberleitung zu konkreter Schilderung nach theoretisch-allgemeinen Lob-
sprüchen :
üf strt't ste't ir wille:
daz schein vor Sibille 5019.
1) eins nachdrucksvoll wegen: die mir niht dienen wolden 4.
2) Kontrast zwischen heiden und ora.
8) vorher hatte der Dichter den Schmerz der unbelebten Natur geschildert, der Felsen, des
Wassers, der Berge und Taler usw. Nun kommt er auf den Schmerz der Menschen: dazu steht
dmc resümierend in Kontrast.
4) vorher: da was diu ougenweide scharpf unsütee üf der heide und eine nähere Schilde-
rung. Dann da was gebrech und gebrech nebst eingehender Ausführung. Nach dieser lenkt der
Dichter zurück der stürm wart usw.
6) Gegensatz von schilt und den sonstigen spcehen werken.
6) 'Gott ist es, der dich heute usw.
7) in einer wütenden Schimpfrede.
8) übertragen, pathetisch für die Gefährlichkeit der Brüder.
9) 'was das Bad betrifft, so . . .'
Alfcdlgn. 4. K. Gml d. WIm. iu Göttinnen. Phil.-hirt. Kl. N. F. Band 6,1. 6
42 CARL KRAUS,
Endlich :
min her Georf, seht ir stan daz der | turn wse're enbrunnen 1807*)
die sül wünnecliche ? / da wart von den engein
allersuntägliche J manec sei empfangen,
spricht dar üz der sunne got 8311 ') ' 6 der | stri't wärt ergangen 1242.
Hier steht die beschwerte Hebung ohne für mich ersichtlichen Grund.
§ 46. Verba. Hier ergeben sich durchaus dieselben Beobachtungen wie in
§ 36, so dass ich mich mit der Begründang wol kürzer fassen darf. Wen-
dungen in der Erzälung:
( '. . . edel ritter, ir sft tot'. / si bat sich balde tn lan.
I er hfez bälde gahen 1757 ] daz wart al zehant getan.
j do ez | körn von der maoter1. ' er enPWe 8l' ^ BUOze 2799
\ von dem worte Apollo erschrac 3262 j daz schein vor Sibille
sö rlche wart der puneiz ... ' an Ahkerln von Marroch 5020»)
(folgt Excurs) ez geschäch nie solh fröude 701 *).
da wärt öuch solh hurten 1213
Kontrast (Parallelismus):
6 min bruoder üz Palastin / dö gesä't wärt sin säme,
werden gescheiden, ] da was mit voller ame
ez ge|rae't 6' manc heiden f diu werlt mit fröuden übersät 259
gescheiden von dem ltbe 4916 5)
wan so daz weter an gät,
der mensche üf der erde stät;
al da wirt unser edel schfn:
wir värn von natüre
ze viure und ze lüfte 3448 6).
Prägnant :
ich enlougen niht: ez ist war, t her markfs, uns ist daz bekant,
J6sum truoc ein maget klär. ] daz ir tüot gröziu wunder:
daz geschäch durch ein wunder 401 17) v nü tuot uns einz besunder 5575 8).
§ 47. Adjectiva und Zalwörter, vgl. § 37. Kontrast zu andern Ad-
jectiven :
1) sul wichtiger Begriff, weil dar üz darauf zurückweist.
2) 'in dem Kerker entstand ein heller Schein, so dass die Leute glaubten, der Turm brennte'.
3) Uebergang vom allgemeinen Lobe zur Anführung eines konkreten Falles.
4) vorher: 'kein Dichter wäre im stände, ihre Freude richtig zu schildern, nicht Hartmann
v. Aue, nicht Wolfram usw. Also kann auch mir, Reinbot, kein Verständiger einen Vorwurf machen,
wenn ich's nicht tue'. Und nun die Ueberlenkung zum Schluss des Kapitels ((um es kurz zu sagen) :
ez geschäch nie1 usw.
5) in meisterhafter Weise wird dadurch (und durch die beschwerte Hebung auf wtrdbn) die
syntaktische Kühnheit erfassbar gemacht, dass von dem ltbe auch auf das erste gescheiden zu
beziehen ist.
6) doch wäre auch möglich zu betonen wir vom, da wir im Kontrast zu der mensche steht.
7) 'geschah tatsächlich'; 'das geschah infolge eines Wunders allerdings'.
8) 'tuen könnt', 'factisch tut'. — Oder ir tuot mit poetischem Akzent?
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 43
der was riche unde tiure,
gevär nä'ch dem viure 4764.
Nachdrücklich, weil auf der Zal die Betonung ruht:
sehzic ritter wurden bereit,
ieclichem drter hande kleit
scharlachen, samft, baltektn:
ouch hiez der helt im machen
e*in brü'n scharlachen 1466
(der den Israheles gezoc
mit fü'nf brö'ten spiset 3221 *)
swie kranc wir sfn worden 3348').
§48. Pronomina. Vielleicht Einmal, um durch die übermässige Betonung
auf das etwas schwierige Verständnis der Stelle zu leiten:
ans bringet dar Superbia
herzogen, graven, vrfen
ander | fr dänc, Marien 3352').
§49. Adverbia und sonstige Wörter, s. § 39. Die Inversion zeigt den
Nachdruck schon an:
sa' hfez er gahen 4237 4) i daz man si bf den brüsten
zehänt sf dö jähen 4844 •) I ü'f sölte henken 4241.
Kontrast (Parallelismus):
( h£rliche gezieret i daz ez flit mü'ge liegen
j and wöl glflorieret 5754 j oder | femän betriegen 2651
i ich gloabe an in einen
j and mg'r an dekeinen 6062.
Prägnant (emphatisch):
c dar zuo knappen, schätzen / des vil manic zange jach,
} die ich | wöl künde nutzen 1836 6) J daz si | nie kre'atiure
( gessehe so ongehiore 4527.
Der Nachdruck ruht endlich auf dem Wort, weil es sich auf mehrere
Phrasen zurückbezieht, oder mehrere von ihm abhängen:
er teilt im für rlchiu lant, daz kint ist einvaltec
diu solden dienen stner hant; [ and nie sd' gewaltec,
er gsebe im guotes den vollen, j weder so wtse noch so starc
daz är Apollen ) noch so kreftic noch so arc
solte opfern, slnem got 1736 f daz ez | fht müge liegen
* oder ieman betriegen 2648.
1) 'ein ganzes Volk mit (nur) fünf Broten'.
2) Nachdruck schon durch stete erfordert.
3) 'gegen ihren, Marias, Willen'. — Doch kann auch ünder ir dänc gelesen werden.
4) nach directer Rede. In B Initiale.
5) sehr wichtige Mitteilung: die Bekehrung der Heiden ist damit eingeleitet.
6) 'in meiner damaligen verzweifelten Lage wahrlich gut brauchen konnte'.
6*
44 CABL KRAUS,
5. Beschwerte Hebung im zweiten Fnss des klingenden Verses.
§50. Substantiva. Die in § 40 ermittelten Einschränkungen gelten natür-
lich hier nicht, weil das dem beschwerten Substantiv folgende Wort ja nicht
wiederum in beschwerter Hebung (etwas anderes ist ja der stumpfe Reim nicht)
steht. So können also hier, im klingenden Verse, auch Wörter von sehr geringem
Tongewicht, wie die Auxiliaria, auf das beschwerte Substantiv folgen. Die Bei-
spiele mit nachfolgendem Vollverb sind:
mit horte die schar brechen 4926 an sinen got ruofen 3632
als win, körn blüete 4086 die stnen tot sahen 4843
ein dürre sül bringen 2226 der künege swert snidet 3283
unz st des zit dühte 6032 du solt ein buoch tihten 21
und daz diu sül gienge 3304 man sach daz her timpfen 1400
du solt daz lant halden 1429 daz arme wlp vähen 3106
do si | würze und loup hdten 5584 8 wie 8er daz rat wnote 3797
da si | ir gewalt mäzen 416 swie wir den ltp zieren 1071.
Auxiliaria folgen:
als ez ein hanf wsere 3233
daz der strft wsere 5030
wer ir got waere 5188.
Sonstige Wörter:
manc windisch hörn helle 1502
höhe pfalz fröne 2731
mit süezer schrift niuwe 5788
wägt er den ltp söre 128
der süeze wint westen 263.
§ 51. Verba fehlen durchaus, denn in dem Verse:
Apollo der sweic stille 3251
ruht auf stille ein stärkerer Ton als auf sweic, das demnach nicht in beschwerter
Hebung vor jenem erscheinen kann. Auch hätte der Dichter, was er sonst nie
tut, sein aufnehmendes der hier ohne jeden Grund gesetzt, wenn wir diesem nicht
die Hebung vor sweic zuweisen.
§ 52. Adjectiva und Zalwörter. Um ein Vollverbum nach sich zu
haben, würden Adjectiva wol nicht genug Uebergewicht besitzen. So finden sich
nur Auxiliaria:
daz ich gewis wsere 480
von rehte si frö wären 707.
Zalwörter bedürfen, um vor Substantiven erscheinen zu können, wieder
emphatischen Nachdrucks, sonst nicht:
inner fümf jären 708 ') sä ze vier stücken 47 ll1)
dise fümf stimme 1195') wie frö si dri wseren 688.
wol üf vier mfle 1401 ')
1) auf die Länge der Zeit (der Entfernung) und die Z a 1 der Stücke kommt es an.
2) fümf resümierend, nachdem im vorhergehenden die einzelnen Stimmen genannt waren.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
46
§53. Pronomina gleichfalls nur bei besonderem Nachdruck:
t daz dehlin stimme / daz alle die dühte,
1 gesagen mac den vollen 3456 j die in dem turne lagen
)da für dehe'in lüppe j und sant Georigen pflägen,
ist weder nütze noch frum 8484 ' daz der turn waere enbrunnen 1804
( für war ich den schilte
( der arc ist onde boese 5800.
§ 54. Adverbia:
weit ir in ein hellen 1415
also fruo brechet 8211
swa man si hin neicte 6897
swa si hin kerten 183
getürret ir in zerbrechen,
so wil ich wöl sprechen1),
daz ir Sit ein küener man 5088
mit wer si so' rangen
daz Schilde, helme klangen
als glocken, kezzeleere
zesamen lazen waere 5045
wan ich | wsene, fe würde 553
du ie und fe waere 4252.
II. Beschwerte Hebung bei unkomponierten zweisilbigen
Wortern deutscher Herkunft.
§ 55. Wir haben gesehen, dass der Dichter die einsilbigen Wörter, soweit
sie für die Hebung überhaupt in Betracht kommen, normalerweise s6 stellt,
dass ihnen eine Senkung folgt. Wo dies nicht der Fall war, sondern sich ihnen
unmittelbar eine weitere Hebung anschloss, da Hessen sich immer ganz besondere
Gründe ausfindig machen, die den Dichter zur Abweichung vom Normalen ver-
anlassten. Ganz dasselbe lässt sich nun von vornherein auch für die zwei-
silbigen Wörter erwarten: ihre normale Verwendung im Verse wird die sein,
dass sie 6inen Fuss füllen. Werden ihnen hingegen zwei Hebungen zugewiesen,
sodass also die Stammsilbe in beschwerte Hebung tritt, so müssen dafür
wieder Gründe der natürlichen Declamation massgebend sein, die den Wörtern
im Zusammenhang der betreffenden Stelle ein besonderes Tongewicht verleihen. Das
ist in der Tat der Fall. Und diese Gründe sind ganz dieselben wie bei den
Einsilblern : Kontrast (Parallelismus) ; die besondere Wichtigkeit, die dem Wort
im Zusammenhang der Rede innewohnt; das Streben, dem Verständnis einer an
sich schwierigem Stelle durch scharfe Pointierung des Wortes, an dem das Ver-
ständnis hängt, zu Hilfe zu kommen; endlich die Emphase. Ich gebe zunächst
die Beispiele, wo das beschwerte Wort in 2. 3. Hebung des stumpfen Verses
steht, dann die, wo es in 1. 2. Hebung erscheint, lasse dann die Beispiele folgen,
die sich in Versen mit klingendem Ausgang finden, und ordne innerhalb der
einzelnen Gruppen, wie bisher, nach den Wortkategorien: Substantiva, Verba,
Adjectiva und Zalwörter, Pronomina, Adverbia und sonstige Wörter.
1) wol nachdrucksvoll : trotzdem die ausdrückliche Warnung auf dem Sarg stand, ihn nicht
aufzubrechen.
46
CARL KRAUS,
I. Beschwerte Hebung Im zweiten Fuss des stumpfen Verses.
§ 56. Substantiv a. Der Kontrast (Parallelismus) ist deutlich ausge-
sprochen in folgenden Fällen:
ez sint nü vaste fünf jär,
daz stne bruoder für war
von im froren über mer 646
herre, ir Sit unwfse,
ja wart von himel(e) gesant
eim ganzen here fünf bröt 1904 !)
nü hän ich iu geseit
umb der heiden onderligen
und umb der Juden gesigen 6067
daz ez im so solde ergan
mit sige, mit fröuden üf dem wal
und im niht leides geschach 6050
der margraf beleip die naht,
üf ruowe het er kleine aht.
des andern morgens vil fruo
dö bereit er sich dar zuo 1631
kornes, wines blüete
kamt mit diemüete;
•als blüet üf erde daz wunschrts:
Altissimos der krippeknabe
kom uns mit senff e her abe 4082')
BÖ rihtet diu Sunne daz jär 4488')
mit sper, mit Schilde bejagen Sil
ein verläzen ors ze stner hant
und einn soumaer da mit 1471
ich han dir in allen wis
mins gevertes verjehen:
dar zuo laze ich mich dich sehen S501
(köre) durch Apollen dfnen got
oder | habe dich wfbe gebot
gen mir ze väre üz gesant,
so nim ein tjost von miner hant 5526
durch der klären sunne got
und ouch durch wibe gebot 5468
ez ist von zouber geschehen 4459 4).
Ebenso liegt in den übrigen Fällen ein besonderes Gewicht auf dem be-
treffenden Substantiv:
sprechet, künec, swaz ir weit,
ir sit zer helle geseit 6072»)
ein maget doch ein kint gebar,
daz wont in der engel schar
und kom von himel(e) gevarn
und wart der selben maget barn
die ez geschaffen het da vor 2577
dö wart balde da envar
diu sül und daz abgot
al nach des k indes gebot
als ein slite in dem winter 3288 6)
in des keisers gebot
muoz ich üf disem rade ligen:
ich getrou ze jungest doch gesigen 38440
1) s. über die Betonung himel (und Juden udgl. in den folgenden Beispielen) die Zusammen«
fassung am Schlüsse der Abhandlung.
2) mit senfte. sowie Korn- und Weinblüthen.
3} es folgt ausführliche Schilderung, was für Tätigkeiten die andern Planeten üben.
4) 'und nicht durch Gott' ist der Zusammenhang.
5) 'es ist doch die Hölle, für die ihr bestimmt seit'.
6) um das Missverhältnis zwischen den kindlichen Kräften und dem, was sie in Bewegung
setzen, zu bezeichnen.
7) Gegensatz: 'jetzt bin ich dem Kaiser Untertan: aber schliesslich' . . .
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
47
Dö sprach der k eis er zehant 4705 *)
ich sage aber in, wie ez ergie
daz die künege gelagen 6009*)
nü ist diu sunne gesigen
und ist für diu opfers ztt 2306 8)
daz der strlt wsere
so bitter und so herte
an der durchverte
gen dem künege von Munilet:
manic lieht gemälet bret
wart dürkel da verhouwen
ö man möhte schouwen
des riehen küneges banier4)
da von des leben(ne)s wirt mat 5018°)
sus künnen si die' helde snel
nach valkenduzze stechen . . .
ö man in die girde verhabe 4927 •)
er hiez ein bilde giezen:
dö man daz bilde gegöz 5656 T)
dem wir | wellen undertsenic sin,
sant Georgen, der uns selten ie
ze keinen noeten verlie 26 8)
dö die künege ze strite riten
and die | gote mit o p f e r vermiten,
dö hiez Apollo stille stan
die sunne unde niender gan 6028 9)
dar üz wirt daz gotes bluot
daz ist bezzer danne guot,
der stn ze rehte bekort 4075 ,0)
dannoch han ich dir mö gegeben :
mine | bruoder, die ich durch dich lie.
so werder ritter wart nie
stt Adames zften her geborn:
die han ich, herre, durch dich verkorn 2056 n)
her markls, uns ist daz bekant,
daz ir tuot gröziu wunder,
nü tuot uns einz besonder
vierzehen stüele wir han,
daz die vor uns geblüemet stan 5581")
diu banier wart von mir gehurt,
daz der vippern geburt
nie wart also süre 1884 ,f)
der diu wunder begat 5298 ")
ein lützel ich doch sprechen wil,
von sinen wundern ein teil,
diu er tet durch der werlde heil 2569 la)
. . . wä taete du ie
so gröziu wunder durch mich 2049 w)
1) Kapitelanfang, in den Hss. durch Initiale ausgezeichnet.
2) Wendung ; vorher : 'die Tatsache ist richtig : aber' . . .
3) Wendung; vorher: 'ich opfere Apollo: aber . . .'
4) Gegensatz zwischen den Schilden der andern und dem Banner des Königs.
5) 'und nicht des Königs, wie im Schachspiel'.
6) girde prägnant, um zu zeigen, dass das Wort noch im Bilde vom Falken bleibt, für den
girde terminus technicus ist; doch scheint es natürlicher, den Vers mit Hebung beginnen zu lassen«
7) Fortfuhrung der Handlung.
8) Abschlus8 einer Rede; folgt Initiale in den Hss.
9) das unterlassene Opfer ist der Grund für den Stillstand der Sonne.
10) dass man den Wein, Gottes Blut, in der richtigen Weise geniesst, darauf kommt es an.
11) in emphatischem Gebet, um die Grösse des Verlusts zu zeigen.
12) erste Einführung der Stühle, die im ganzen folgenden Abschnitt eine so grosse Rolle
spielen; zudem Kontrast von stüele und geblüemet.
13) mit dem Nachdruck, den der Dichter auf gewältere Ausdrücke gerne legt, s. §§ 61.79.148.
Gemeint sind die Heiden ('genimina viperarum'), wie Schönbach österr. Litteraturblatt 6. Jahrg. s. 11
richtig bemerkt.
14) vorher : 'wenn ihr bei Vernunft seid, so müsst ihr das für ein wunder halten. Daher jetzt
mit Nachdruck: sü ir niht erkennen weit, der diu wunder (erg. 'denn das sind sie und nicht
etwa Zauberei') begdt.
15) eine Art &itb noivoQ, worin wunder das Mittelglied bildet. Genau ausgedrückt: Ich will
ein wenig von den Wundern sprechen, die einen Teil der Wunder bilden, die er getan hat1
16) sehr emphatisch: 'wie kamst Du nur je dazu, um meinetwillen solche Wund er zu tun'.
i
48
CARL KRAUS,
§ B7. Verba:
dö si in gäzen genuoc 2115 ')
'we" der leiden msere
w6 daz der tac ie betaget
daz wil ich rechen benamen,
daz sichs diu keiserin muoz schämen 1' 4206 *)
dö geswigen die vogel sä,
die mit frönden sangen 6,
and bejgunde rtsen daz loup,
and wart al ze haut toap
beide blaomen unde gras 2287 8)
/ swaz klinge forsten graven st,
er st dienstman oder frt,
der höhen and der werden,
swaz ir st üf erden:
daz die alle komen dar
and schoawen die harmschar,
die den kristen sin bereit 1120*)
ich strebte immer da hin durch,
durch dich schoawen den plan,
wie er anderhalben w»r getan 3669 •)
man seit von tribochswurfen,
so si treffent ze gegen:
als begunden ze samen legen
der markts unde Liberün 5453 •)
ie zuo valwet der walt
und ist rehte in der ztt,
so daz holz wider git
sin loup dem winder durch getwanc
und ouch diu vogeltn ir gesanc:
so macht din gotllche kraft
ein dürre sul wol gesaft;
diu blüejet unde loubet hie 2040 7)
opfert Jo8u6 den goten,
daz si Löten geboten
durch in der sunne stille 8 tan? 6044 8)
die stüele man alle sach
rehte in der selben abt
als in von arte was geslaht:
mit loube und mit bluomen klar,
als sie taten ir jar 56129)
in vil heizem fiure
st wir gewesen für war
drtzehen und drt hundert jar:
nu enwizzen wir hie an der stunt,
war süle söle unde ltp 5197 10).
1) Plusquamperfect !
2) damit schliesst die Rede, es folgt in den Hss. Initiale und die Ausführung der Rache. An
rechen hangt also die ganze folgende Scene.
3) Parallelismus !
4) 8chouwen ist der wichtige Begriff, auf den die lange Einleitung hin zielt
5) wieder eine ziemlich ge walte ausdrucksvolle Umschreibung.
6) treffent das tertium comparationis, das durch ze samen legen seine Parallele erhalt
7) valwet leitet auf alles folgende und steht in Kontrast zu blüejet unde loubet.
8) 'war Josua denn etwa ein Götzendiener, so dass sich die Götzen etwa dadurch hätten be-
wegen lassen können, die Sonne um seinetwillen stille stehen zu lassen ?' Also ein sehr ausdrucksvoller
Conjunctiv, in dem die Überzeugung des Redenden, dass sie es gar nicht geboten hatten, durch-
klingt.
9) 'wie sie tatsächlich ihrerzeit getan hatten'.
10) 'gewesen sind wir im Feuer: wohin wir jetzt sollen, wissen wir nicht'. Doch ist
dieser Fall ausserordentlich unsicher; H' wir scheint natürlicher.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 49
§ 58. Adjectiva und Zalwörter. Zur nachdrücklichen Betonung eignen
sich, was keiner näheren Begründung bedarf, besonders al, sowie Comparative
und Superlative:
daz si aller geschaft 4359 und mir daz wseger genomen 1101
die Sterne und allen den sant 766 daz er dar hinder gesaz 5461
gseb | im der allen den hört 5784 und werdet der hoehste nach mir 2258.
daz möht niht groezer gesin 3802
Nachdrücklich :
ich hän si beide gesehen 4524 1).
§ B9. Pronomina: Wie dl so auch kein:
und ir keiner genese 496
selbe:
da muoz der degen wert
1
an sinen got ruofen,
den man da heizet J£sum:
der moht im selben kein frum
ie doch hinz der marter sin 3634.
§60. Adverbia und sonstige Wörter. Durchwegs wieder ausdrucksvolle,
und in nachdrücklicher Rede:
ir mügt sin gerne verbern 4996 ■) j daz kint dö hörte unde sach,
ja, ich gesach nie bogenschuz ' uad was mit alle gesunt 2151
also s n eile gevarn
als ich zwene fiurin arn ( 80 we^z *cn ni ender kein wlp,
sach varn zuo der keiserin 4697*) J ^ icn *& diner 8tat neme,
da wart ez g ach es erkant 524 ( diu minim h6hen namen zeme 8622
NA läze wir die rede hie. ach ^ immer ^ ß58
wir suln hin wider, an die, der daz nimmer verbirt m
als ich si da yor liez 406*) md ^ ^ nimmer zeg&t 986
sd wirt dicke vernomen und ge|tar erz nimmer verlan 3204
spers krach und swertes slac: ich wolt si nimmer verklagen 4144
wan ich iu niht gesagen mac
von solher n6t, als si erliten ( s6 muoz er s und er gebit
und waz si herter strite striten 168 < harte balde zuo uns gän 3202.
2. Beschwerte Hebung im ersten Fuss des stumpfen Verses.
§ 61. Substantiv a. Die Gründe, die den Substantiven hier zur be-
schwerten Hebung verhelfen, sind ganz dieselben wie in § 56.
1) folgt : 'Apollo sah ich da und da, Jesus da und da'.
2) ir möhtet den aspis gerner sehen hiess es drei Zeüen früher ; und der obige Vers ist Schluss
einer das gerne verbern begründenden Bede. In den Hss. folgt Initiale.
3) 8nelle ist das tertium comparationis.
4) Kapitelanfang, Initiale in den Hss., Contrast zu hie; doch ist der Fall unsicher.
Abhdlfn. i E. Gm. i WU». ra Göttinnen. Phll.-hi«t Kl. N. F. Band 6,1. 7
50 OABL KBAÜ8,
Contrast (Parallelismus) :
Sda bt hat körn unde wtn / daz in (den Heiden) s6 gar wser ein schür,
an bluote vil kranken schin 40641) ] und s6 süezer nächgebür
die nagel man im abe sluoc, ' <fen kristen waer über al 391
i
i
!
die gift man balde dar truoc, t so wil ich iuch bescheiden
die dorne stiez man dar in 5708") I umb kristen, Juden, heiden:
din lop hat üf der erde kraft : | die k r i s t e n sint üz gelesen
der engel genözschaft als der weize uz der ve8en 2Ö85
hastü in himelriche 100 • i wir sin harte unverre
die lobent got enwiderstrit I dem lande ze Grecia 573*)
der Ären, diu an dir lit, ( swaz mir d«r künec Dacian
sie lobent ouch die stunde, ) mar t er hat an gelegt:
da er din ie begunde 3764 ' diz mir noch m£r j&mers wegt 2063 6)
din ezzen ist ouch bereit 2008 *) , *** mich des iemer wundert,
dem menschen si daz leben gebent, wer * den touf bereite da*
dem himel(e) si widerstrebet 4363 \ em nebel nel uf ßl ^
I dar zuo sprach der Palasttn
daz ertrlch dar an (an dem Centrum) klebet * diu wort, diu da solden sin 4308 T)
als Ißen an dem magn6t 3926 , , AA
° t daz er angest unde not
sie schlugen so kräftig, daz nie smit J durch dich welle wenden,
fiures üf dem anböz j und dar enkegen senden
üz isen gesluoc so gröz 12384) * 8 sei den und fröuden vil 3779*).
Nachdrückliches Hervorheben, am das Ungewöhnliche einzuschärfen:
üf sfnem houpt truoc er für war i des dankte sä der markis
von b erlin ein schapel klär 3156 i von himel(e) dem künege wis 5170 •)
da von die erde ruorte j het in so scheenen da gesehen
manc güsse von bluote gröz 4331 ( ein nunne von Giselvelt 5329 10)
swaz der künec von Marroch / die stüele man alle sach
g u o t e 8 hat über al, ]
daz viel hinz im in tiefez tal 209 f mit loube und mit bluomen klar 5608 ")
1) vorher: 'die Rose ist schön anzusehen, riecht gut, hat aber Dornen und ihre Frucht ist
schlecht': nun kommt als Gegenstück Korn und Wein.
2) vorher war das alles in derselben Anordnung vom Kaiser befohlen worden.
3) vorher: 'die Firstsäule ist für Dich zu verfallen: aber greife sie nur an und dem Übel
ist abgeholfen'; nun: 'auch Dein Essen ist bereit (also auch der zweite Übelstand, der Nahrungs-
mangel, behoben)'.
4) isen gehört mit zum tertium comparationis.
5) sagt ein auf der Seefahrt befindlicher.
6) '<fr* (der Abschied von meinen Brüdern) ist noch schlimmer für mich als alle Martern'.
7) der nebel ist das eine, was für den Taufakt nötig ist, das Taufwasser, die Worte dea
Palästina das andere.
8) oder sa'lden tinde?
9) himel stark betont wegen des Gegensatzes zu irdischen Königen: daher auch die Voran*
Stellung.
10) 'sogar eine Nonne wäre auf sündhafte Gedanken gebracht worden durch seine körperliche
Schönheit'.
11) 'sie, die doch Stühle waren'.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG.
51
mit wazzer muoz man genesen,
anders mac ez nimmer wesen 4287 *)
daz muoter nie kint getruoc 888')
unz an den urteillichen tac
geschürt von rittern nimmer mer
yfnden solh herzeser 354 •).
Wiederaufnahme einer durch Ausfuhrungen unterbrochenen Aufzälung
der Sternen sint dannoch drl 4499 4).
Wendung in der Erzälung:
ich enger ouch m6 deheines
ze helfe an dirre zit 3649»)
die kamern beschout er gar 5877 •)
Der keiser hiez zwelf man 1893 T)
der keiser hiez sehen dar 3800 8)
diu reise sf ab geleit.
na taot durch iuwer hövescheit
ein dinc, des ich iach bitten wil 6077 •)
entriuwen, ja sulen wir
in des langer niht vertragen 512 *•)
frouwe, nü sulen wir 2806 u)
edel ritter, weit ir hän
diz wunder von minen goten ? 2241 ")
yon dem ich her unde dar
leides hän also vil 4283 "")
daz du mir, herre, hast gegeben
dln gnade so manecfalt 2039 M)
sa wolte man daz arme wtp
mit stecken geslagen han 2459 '•).
Endlich einen schönen Fall, wo die Betonung das Enjambement deutlich
macht:
wan der keiser sa gebot,
daz man si slüege sam diu swin
mit axen: das muose sin 4120.
§ 62. Yerba. Die Gründe für die Auszeichnung des Verbums sind die-
selben wie in § 57.
1) das waren die letzten Worte Mohammeds, aus denen sich ein wertvolles Argument für die
Notwendigkeit der Taufe herleitet
2) = dehem muoter, 8. § 35.
3) = deheinen vinden. Die Hss. bieten IrfhJ vinden (W), An v. (w ß); in Z fehlt die Stelle.
4) nach eingehender Schilderung der Kräfte, die der Sonne, dem Saturn, der Venus und
dem Mond innewohnen.
5) helfe ist das Leitmotiv für das folgende.
6) Übergang von der Schilderung der acht Kammern zur Erzälung von Georgs Aufenthalt
daselbst.
7) Kapitelanfang; Initiale in den Hss.
8) von dem lange nicht die Rede war; also auch gewissennassen Kapitelanfang oder Local-
wechsel.
9) vorher: 'diese und diese Gründe bestimmen mich von einer reise gegen sie abzustehen'.
Nun resumirend: 'also kurz: diu reise si ab geleit. Aber nun unterhaltet uns mit einem Wunder*.
10) wider ein Resume* dessen, was die Andern vorher gesagt haben.
11) damit wird eine sehr bedeutsame Wendung eingeleitet: Georg eröffnet ihr mit scheinbarem'
Ernst seine Absicht, Apollo zu opfern, die die ganze folgende Scene hervorruft.
12) gibt präcise den Hauptpunkt an, um den sich das folgende dreht.
13) emphatische Vorausstellung!
14) 'damit hast Du mich vor aUen Geschöpfen ausgezeichnet'.
15) 'so entrüstet war man*.
7*
62
CARL KRAUS
i
Contrast (Parallelismus):
des besaz er des himels aal
und 8 i t z e t noch hiute da 893
geruotiu ros kouften si sä
and liezen diu müeden da 670
floiten, tambüren vil 1503
so macht dfn gotliche kraft
ein dürre sül wol gesaft:
diu blüejet und lonbet hie 20471)
Gott macht das und das;
die lenge und die breite
daz hat sin antreite
ervahtet biz üf den grünt 3919
ob er in iht leide tuo?
nein, er weiz got noch entet:
si s t r ö u t e n si sä ze stet.
der heiligeist was mit in,
die eele die engel fuorten hin 5908')
der engel forste Michael
enpfie des margräven s£l,
und manic engel lieht gevar
die körnen mit sänge dar 6120.
Abschluss einer Partie, worin das Verbum fast überall den Punkt bezeichnet,
um den sich das Vorhergehende gedreht hat:
daz schont an mfnem kinde hie,
dem künden mlne gote nie
gehelfen umb ein(en?) grüz\ —
daz volc zöch allez üz 2163
Ja sprangen dar vil schiere
starker knappen viere
al nach ir herrn, des keisers, ger,
und brähten sant Georgen her. —
als in der keiser an sach . . . 1820
Sa an der selben stet
sprangen vier knappen dar
und nämen der künegin war. —
er sprach: 'nü bringt ir houbet wider9 4604
die mir hie wellen gestän,
die sulen zuo einander gan
und recken die hende ouf:
den kumt von himel sä der touf . —
Hie mit giengen si ze samen 4109 •)
'. . . und opfern im alle da\ —
Dö sprach der margräve sä 2993 8)
und nämen des boumes war. —
Waz sol ich iu sagen mör? 2194")
'du schaffest an mir hie niht.
Her keiser, iu sf widerseit' 4560 4)
opfer mir, ritter klär,
ich mache dir dise rede war'. —
Dö sprach der gräve üz Palasttn 3517.
Anfang einer neuen Scene, Rede n. dgl., wobei das Verbum das Leit-
motiv ist:
'. . . die Ire mit dem opfer din\ / der rede hüllen si enein
dö sprach der werde Palastin: J und körnen des über ein,
Ich opfer der sunne got' 2303 ( daz siz Georgen taten kunt 298
nu enliez abe niht sin vart
Cherubin und Michael:
die brähten die reinen söl
wider ze dem lichnamen 4736.
1) eher: blü'qet ünde.
2) 'allerdings schlachteten sie sie sofort ab : aber . . .'
3) Initiale in den Hss.
4) bis hierher hat sich Georg mit Apollo beschäftigt; nun wendet er sich (in Z Initiale) an
den Kaiser.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 68
Hieher wol auch:
da wurden geruort diu lit 1235 ').
Ferner mit Nachdruck aus irgend einem andern Grund:
nnd wil in hän für einen got / du solt in dirre siule komen
and minnen für alliu dinc 5591 ■) l üf des riehen keisers sal:
) da wartent dln über al
er heize künec, bischof, J manic kröne lieht gevar.
die m ü e z e n uns dienen da 8349 *) [du solt ilen balde dar,
fürder dich in allen wie 3243*)
'nü hat diu keiserinne war:
diu seite mir sunder var,
man möhte mich niht verderben,
mit keiner not ersterben* 4778 a).
Endlich wieder zwei Beispiele, wo die Deklamation das Enjambement für
den Hörer verdeutlicht:
!von golde kolben drüf geslagen j daz er lfp unde sei
wurden; ouch hoer ich sagen 1468 ( beschüefe, des mac niht sin 4475.
§ 63. Adjectiva und Zalwörter. Wider dominieren, wie in § 58, al
und Comparative :
alle die ungehabe 2096
under | aller der menige 4680;
und mit rhythmisch sehr wolklingendem Wechsel:
allen dingen gebent si kraft,
alle* | würze sint von in gesaft,
all dz, daz üf der erde lebt 4483 •).
Comparative :
man möhte durch ein müre / «der zaller zit ist bibende
lihter gebrochen han 1387 1 mit vorhten gein den armen
„ , l so daz si in erbarmen,
seht, wie ein starke wolkenbrust ) der gol fa ^ ^^ &
yon lüfte üf die erden ga: ) diu wirt im wite üf getan';
noch s winder was ez al da 5508 I j- i j •.*
° w *"«"* *<*» «* a.M. UM uuw« I — diz las man an der porte da; —
\ 'der ander var anderswa' 5858.
Ferner mit starker Emphase die ohnedies kräftigen Adjectiva:
rüscha für dich, Jtaus, t da doch wart zebrochen
starker Altissimus, ( manc s t a r k i u glsevin üf uns 741
löu unde lembelin 1380 s t a r k e r got Erculem ! 1965.
1) neuer Zug in der Kampfschilderung.
2) mit Inbrunst zu sprechen.
3) 'können nicht anders'.
4) wartent stark betont : 'sie erwarten dich : darum eile'.
5) seite prägnant: 'hat es prophezeit'.
6) über die einem dllhz principiell gleichwertige Anfangsbetonung aUiz 8. § 140.
64 CARL KRAUS,
Ferner die ausdrucksvollen süeee und wilde:
er 8 ü e z e r min alles pfligt 5388 l)
ouch dühte si wunderbare
BÖ wildiu geselleschaft,
daz fleisch zuo der gotes kraft 2679.
Zalwort :
Bei Aufzälung und Beschreibung der Kammern der Tugendburg heisst es mit
Vermeidung der beschwerten Hebungen: diu erste diu hiez State; diu ander diu
hie* Triuwe; diu dritte diu hiez Mute. Aber bei der achten und letzten:
diu ah te hiez Endehaft 5859*).
§64. Adverbia und sonstige Wörter. Die ausdrucksvollen niender, nimmer
(balde, hurtä):
von dem ich her unde dar daz ichz | n i e m e r mac volle sagen 464
leides han also vil, und nimmer hin üz getriben 5824
das ichs | niender weix endes zil 4234 vil balde si von im lief 2155 •)
hurtä, wie danne der strit 1232
Ferner stoischen:
daz si den werden flähten / daz si Jesum sahen
zwischen diu siben swert 3713 4) j zwischen zwein vihen ligen:
( mit im getrou ich niht gesigen 4021 *).
Endlich nachdrucksvolles sunder, under:
sunder natüre wart 2641. 3258. 4013
ander Apollen danc 5930.
3. Beschwerte Hebung Im ersten Fuss des klingenden Verses.
§ 65. Substantiva. Kontrast:
mit lügen(en) florieren 52 5)
in disem kalten winder
da wart ez verre linder . . .
von blnomen gedrange
und mit der vogel sänge 8079
und begunde si s6 zieren
mit bluomen florieren 2234 •).
1) von Gott in entzücktem Tone gesagt.
2) diu fehlt hier in BZd, und ist nur von W eingeschwärzt.
8) Inversion!
4) nachdrücklich, weil diese Lage die schlimmste, bezw. demütigendste für Georg, bezw. Jesus ist.
5) 'ich wäre wol im stände, mein Gedicht mit Lügen auszuschmücken; aber die Herzogin
hat es ausdrücklich untersagt; gleichwol hoffe ich es auch mit bewerten sachen gut zu vollenden'.
6) ziemlich nachdrücklich, weil &nb xoivov.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG. 65
Damit ist die Zal der Beispiele erschöpft. Beliebt ist somit beschwerte
Hebung hier nicht, und man wird daher in zweifelhaften Fällen Ausfüllung der
Senkung vorzuziehen haben1).
§ 66. Verba. Contrast:
die slafent, die wachent 3948
sich fröuten die rösen 269 *).
Das nachgestellte Verb ist der Hauptbegriff:
da« sich fiur und der melm [ 6 ich | und min buolen uz Palastin
an der selben stunde i werden gescheiden,
tempern begnnde J ez gerat 6 manc beiden
als ganeister in dem winder \ gescheiden von dem libe 4915 •).
Abschluss eines Excurses:
si waere verre rlcher
worden ir muotes
dann alles ir guotes. —
Nu läzen et die rede sin 5335*).
Wendung in der Erzälung:
die begunden sich scheiden
von dem Spaniol ze hant 526.
i
Beliebt ist die beschwerte Hebung auch hier also nicht. Daher wird sie in
zweifelhaften Fällen wieder besser vermieden6).
§67. Adjectiva und Zal Wörter. Wiederum wie §§58.63 cd und Com-
parativ :
üz allen prelaten 3356
daz alle prophäten 2673
durch alliu diu tougen 3736
denn alles ir guotes 5336
alle geliche 6118.
Das an sich ausdrucksvolle guot nachdrücklich gebraucht im Sinne von 'her-
vorragend, ausgezeichnet':
1) so ist also zu schreiben : leien unde pf äffen 5832 ; riUem unde frouwen 5835.
2) Beginn einer specialisirenden Aufzälung alles dessen, was sich bei Georgs Geburt freute.
Dabei ist das Verbum hier, wo es zuerst auftritt, so stark betont, weil es im folgenden immer
wieder spielend verwendet wird: dar | in die vogel sungen und sich ze fröuden twungen . . . da» ei nach
fröuden wart gevar . . . was der fröuden saldier . . . daz frönte sich da über al\ sich fröuten in des
hmels sal . . . sich frönte got und diu müder sin,
3) weil das später folgende von dem libe auch mit werden gescheiden zu verbinden ist
4) Initiale in den Hss. Zugleich ein leichtes Enjambement.
5) man wird also schreiben: war trurens unde leide 267; und stolzen unde lösen 270; wan
schonwen unde fragen 1564 ; linkten unde bringen 2623.
56 CARL KRAUS,
diu Grate diu hiez Stete. / diu vierde diu hiez M&ze.
mit guotem gerote 1 mit guotem gel&ze
was si s6 starke erbouwen, j muoz er wol getempert stn,
man het niht drabe gehouwen l den man lsezet da her in 5808
ze drfzec jaren umb ein nuz 5766
nu sult ir zogen lise
hin durch des heres straze
mit guotem gelaze :
niht ze samft und niht ze streben usw. 1515.
Ebenso mit emphatischem Nachdruck:
vil mäneges amfe 4929 *) du süeze lücerne 2771')
mit rieh er presente S895 Talscher Pilates 4192
mit richem gemaelde 5755 dem werden tribüne 2188,
und um die Grösse der Zal hervorzuheben:
zwelf | tüsent der waren 4857 •).
§68. Adverbia und sonstige "Worter. Nachdrücklich:
mit nihte zefuoret 2590.
Endlich das uns ans § 64 schon wolbekannte mischen t
zwischen zwein dieben 37S9
zwischen zwen(e?) diebe 4005.
3. Abschnitt.
Die Wörter mit vollen Ableitungssilben.
I. Zweisilbler.
§ 69. Im Innern und im Reim. Im Innern füllen Worter wie fiurin
durchaus Hebung und Senkung, sodass die Anführung der Belege wol gespart
werden kann (vgl. armuot 1933; diemuot 2274. 4104; heilant 4390; uAgant 1704;
urirtin 2098; herlin 1332; öheim 5003). — Im Heim erhält die erste Silbe die
dritte Hebung, die zweite Silbe die vierte:
wazzers lebt der hae'rlnc 3902 ze dem | sprach des hüses wlrün 1935
einen gnldln pfe'nnlnc 3526 mit einem swerte ftarf n 4634
diu hoch edel fü'rstln 7 und müezt ir einen mlk'nö't 3612.
1) darf hier angeführt werden, da die normale Betonung mänges wäre.
2) bezw. du' süeei lücerne, s. Schluss von Abschnitt 11.
3) dagegen wol wider: und künden unde gesten 264.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
57
Auf eine Abneigung des Dichters, solche Ableitungssilben in den Beim zu
stellen, darf ans der geringen Zal von Beispielen nicht geschlossen werden: es
gibt nicht viele Wörter, die dafür in Betracht kommen.
II. Dreisilbler.
I. Typus: vingerlin, künegin.
§70. Im Reim. Solche Wörter zeigen durchaus zwei Hebungen, eine auf
ihrer Stammsilbe, die andre auf der Endsilbe, die zugleich den Reim bildet:
aller grüene derresal 4182
her keiser, nemt diz vingerltn 4566
und swigent ouch diu vogelln 838
dar üf singent vogelln 2085
and sangen ouch diu vogelln 2208
er tuot singen diu vogelin 3888
wie sungen da diu vogelin 2442
und behuoten dö daz hiuselfn 1919
ir vil süezez kämerltn 4058
in der rösen kämerlin 4792.
Ebenso noch: kindeltn 2142. 3166. 3253. 3301 ; lämbeltn 429. 1381. 4387. 4BBB;
nägelin 4810; heidenin 4593; Jceiserin (-in) 2391. 2395. 2429. 2519. 2927. 4411.
4447. 4625. 4699. 4740; künegin (-in) 949. 1323. 2177. 2462. 2819. 2846. 3981.
4245. 4369. 4516. 4688. 4887. 6087; junge! mc 1645. 3162.
§71. Im Innern. Auch hier ziehen sie meist zwei Hebungen auf sich,
die auf die 1. und 3. Silbe fallen:
and oach diu vogelln ir sanc 2044
dem kindelin si sprächen zuo 6017
die keiserin saz zuo im nider 2489
die keiserin, min froawen 3522
diu keiserin dem keiser 4181
daz iu diu keiserin, min wip 2508
sich fröute diu keiserin, sin wip 4610
daz sich's diu keiserin muoz schämen 4236
dö sprach diu keiserin ze hant 4521
da wendserin der werlde val 2764.
Nur das im Stamm kurzsilbige Wort künegin füllt immer nur öinen Fuss,
ist also das directe Gegenstück zu keiserin1):
diu künegin nam in sunder twal 2480
der künegin swester dar truoc 2496
diu künegin gaht von im zehant 2911
die künegin sazt er zuo im da 2917
diu künegin Alexandrina 3830
diu künegin bi den brüsten hienc 4249
diu künegin üf ze himel sach 4293
diu künegin wart der msere frö 4429
diu künegin klar, lieht gemal 4620
die künegin sazt englouben 2885
mfn wip, diu künegin, ist geborn 517
er nam die künegin bf der hant 2186
und ouch diu künegin hat niht war 4719
als von der künegin Helena 4326
die der künec zer künegin hat 985
in des gie diu künegin her 2796
and namen der künegin war 4604
der die künegin toufte 2895
er be|gund die künegin strafen 3605
er solt die künegin testen 4591.
Noch eine Senkungssilbe folgt:
wer sazt die küngin englouben 2867.
1) das allerdings einmal auch nur ginen Fuss füllt: diu keiserin fragte in mtere 2529. Darf
man hier gegen beide Hss.gruppen in künegin emendieren? Doch 8. 8. 60 Anm. 1.
Abfcdlgn. d. K. Ott. d. Witt, n Göttingen. Phil.-hitt. KL N, F. Band 6,i. 8
68 CARL KRAUS,
2. Typus: diemüete.
§72. Im Reim. Die Betonung -m^x ist gesichert in folgenden Fällen:
kumt mit diemüete 4078 der valschen Eriechinne 4327
daz kint in diemüete 4085 er sprach zem marnsere 577
in den karksere 1778 Georin schribaere 3275.
Zwischen der Annahme versetzter Betonung und der obigen Akzentuirung *)
kann man schwanken in den folgenden Fällen:
daz in dem karksere 1802 du bist ir schermsere 95
und wilt den leiminen 8436 ich und min schribaere 1609
Georjus der Mezzsere 108 ein Sterne ein schribaere 3974.
si sprächen zem marnsere 535
§ 73. Im Innern. Die Mittelsilbe ist gleichfalls lang:
Hebungen auf erster und zweiter Silbe sind sicher :
in ganzer dürn&hte seit 48
(ein verläzen ors ze siner hant
und einen söumaer da mit 1471
daz ein zw&ünge wirt 4581.
Die Möglichkeit versetzter Betonung ist offen:
der marnsere sprach dö sä 540
dar an (de)kein barmunge lit 4638
ze wisunge den künegen schein 3321 •).
Zweisilbig, nur Hebung und Senkung füllend:
barmunge ist diu sibende 5851 schepfser, alpha et 0 2540
der marnser sprach: ich weiz sin niht 581 war was sin schepfaer dö 3585
der marnser sprach: nü sagt uns 6 593 hiez er soumser balde laden 1451
der marnaer sprach: daz sf getan 600 soumaer, ors trecken vort 1519 8).
Bei kurzer Mittelsilbe ist beschwerte Hebung auf der ersten gesichert in
den Versen:
für den Ewigen tot 3960
6'wlger helleval 4181
in siben lü'pplgiu swert 8629.
Zweifelhaft bleiben:
daz ich daz ewige leben 864 den heiligen touf enpfie 2861
daz ist der ewige hört 4076 für einen g(e)waltigen got 4337.
1) die mir fast durchwegs wahrscheinlicher ist
2) vgl. auch die folgenden Formen mit e in der Mittelsilbe : sich bankende swmgent 161 ; «r
mmender Hundes zan 4168; bis an den jungesten tac 1774.
3) bisweilen sicherlich -er statt -<er.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 59
Wol 8 icher ist versetzter Akzent (nicht zweisilbiger Auftakt) anzunehmen
in den Versen:
nach dem Ewigen löne 11
in dem Ewigen fiure 3425.
Verkürzung durch Synkope tritt ein in:
die enjhat kein heiige mere 86 !).
3. Typus: bibende, hitnelc.
§ 74. Im Reim.
I barmung ist diu sibende.
der zaller zlt ist bibende 5851.
§ 75. Im Innern. Ist das Wort prägnant gebraucht, so fallen darauf
zwei Akzente (bezw. die Betonung fällt durch Versetzung auf die Mittelsilbe):
füege, 80 ich kam von grabe,
daz ich iht bibende stö,
so diu urteil ergo 4681
und kom von himele gevarn 2577 ■)
ja wart von himele gesant 19049).
Zweifelhaft bleibt, ob zweisilbiger Auftakt oder zweisilbige Senkung vor-
zuziehen ist in dem Vers:
d6 die künege ze strfte riten 6027.
III. Viersilbler.
Typus: kamerare, kezzeicere.
§ 76. Im Reim. Durchaus mit Hebung auf der 1. und 3. Silbe:
8Ö riehen kamersere 1707 daz ist der gewaltigere 4847
daz der kamerere 5778 ez treit diu küneginne 970
als glocken, kezzelsere 5047 reine küneginne 2804
du höher martenere 3757 ez ist kein küneginne 3512
got ist ein wundersere 2555 dö sprach diu küneginne 4346
ein hövescher zouberare 2292 under | kleinen vogelinen 145
dem valschen zouberare 3615 von so | höher handelunge 2702
von dem zouberare 3996 mit selpkür ordenunge 2629
daz mir der zouberare 4226 daz diu wandelunge 1040 •)
1) mit versetzter Betonung bei langer Endsilbe: (wol scelger danne scelic dinc) daz aller
tdliglst ie wart 3597.
2) auch himel gienge vielleicht an, s. Juden § 56. — In beiden Fällen liegt auf himel besonderer
Nachdruck.
3) mit versetzter Betonung : got herre listmachare 4251.
8*
60 CARL KRAUS,
§. 77. Im Innern. Ganz wie im Reim.
des wil ich kamerere sin 1715 des wart diu keiserinne frö 4653
den zoubersere ie gebar 4231 nü hat diu keiserinne war 4777
keiserinne, an mich ligen 3613 sach er die küneginne klär 2660
keiserinne höchgeborn 4463 edel küneginne wts 2902
sprach diu keiserinne dö 2499 sprach diu küneginne sä 4379.
Mit Kürzung der Endsilbe:
kamerer, juncherrelfn 2707
so wart nie marterer s6 gröz 6081 *).
4. Abschnitt.
Fremde Wörter.
I. Zweisilbler.
§78. ImVersinnern, öinen Fuss füllend. Jedes Fremdwort hat einen
bestimmten normalen Akzent, der in der Regel auf der ersten Silbe liegt. Die
zweite hat dann, wofern sie nicht von einem -e gebildet wird wie etwa in schoie,
immer einen Nebenton, der allerdings ziemlich schwach ist, sodass er von einer
folgenden stärker betonten Silbe jederzeit gedrückt werden kann : deshalb füllen
solche Fremdwörter im Versinnern regulärer Weise einen Fuss aus. Folgt jedoch
kein stärkertoniges Wort, so behauptet der Nebenton der zweiten Silbe sich in
uneingeschränkter Geltung : deshalb sind solche Wörter — ihre lautliche Eignung
dafür vorausgesetzt — jederzeit im Stande, am Verschluss die dritte und vierte
Hebung zu füllen, sodass also die zweite Silbe dann in den Reim tritt. Ein
Wort wie palas wird somit im Innern des Verses normaler Weise verwendet als
pdlas, am Schluss des Verses dagegen als paläs. Abnormale Betonungen, die
jedesmal einen besonderen Grund haben müssen, sind im Versinnern paläs und
am Versschlu8s paläs *).
1) nur Hebung und Senkung füllend: dem wirt der kamer cer so gehaz 5816.
2) Lach mann (z. Iwein 137) war der Meinung, dass die Quantität der ersten Silbe über
die Zulä88igkeit der Versetzung des Akzents im Reim entscheide: bei Länge sei sie gestattet
(Ito&n, Artu'8), bei Kürze nicht (daher immer pdlas, ptineut, swioäU usw.). Die Erklärung der richtig
beobachteten Tatsache ist falsch: der Grund ist, dass vor Namen ein starktoniges Wort stehen
kann, das der Stammsilbe des Namens den Akzent entzieht (künc Artus usw.), s. § 90 und Exkurs II,
während so starktonige Wörter (also Substantiva) vor den Worten wie palas usw. aus syntaktischen
Gründen höchstens ausnahmsweise erscheinen können.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RE1NB0TS GEORG.
61
Die normale Betonung im Innern (Typus
der säme ist baisam, liljen bluot 4795
ein banier faort er, diu was blanc 1358
die banier hat mir got gesant 2362
diu banier wart von mir gehurt 1383
der banier süsen also gröz 4933
der gap die banier mir für war 5394
mit sfner liehten banier blanc 5390
hie begunden sich die banier wegen 5499
da sich die banier zarten 5352
manc büsln wart vor im (in) erschalt 1500. 2191
manec büsin wart erschalt 5322
wsern tüsent busin da erschalt 1190
ez wsere vasant oder visch 2106
got, fenix ein sunder gaten 5145
sin trinken was der viol wäz 4812
du hamlt für den ewigen tot 2774
und harnasch, schilt unde swert 1621
brinc harnasch, ros unde sper 1641
harnasch unde ros her 4908
min ros, harnasch unde schilt 1635
die bl dem harnasch hielten 5027
liljen, viol unde kl6 2172
der säme ist baisam, liljen bluot 4795
der markis Georl von Palastin 1701
der markis iezuo leisten wil 2915
her markfs, iu si widerseit 3059
der markis mit mir umbe göt 3551
der markis nam die keiserin 4411
der markte üf ze himel sach 4433
der markis in den sal gie 5823
pälas) zeigen folgende Fremdworter *) :
der markis dö mit zühten sprach 5347')
der markis unde Liberün 5455
her markis, uns ist daz bekant 5574
der markfs ist mir wol bekant 5738
hie bruoft der markfs an der stet 3729
nü der markis wsere tot 4829
und sprach der markis: habt ir sin 5238
daz si den markfs wolden laden 5311
diz begund der markfs gar hin legen 5887
in senfter lüt der markfs sprach 2939
sä spranc der markfs ouf 5594
der markfs ist geheilet 5631
dö si der markfs hörte 3007
dö mich der markfs toufte 4544
möraz, wfn oder met 2107
als in dem ougest küeler wint 5891
die poinder also noch zetrant 4946
küster, prior, appet 3353
zwei hundert rubfn drin geleit 1686
scharlachen, samft, baltekfn 1464
umb die kröne ein schapel göt 973
von berlin ein schapel klär 3156
von jzestein dar üf ein schapel klär 4758
und grözer schoie pfläget 1852
talpa sich der erden nert 3905
tarant oder mangen 5771
daz templum sunder liute wart 3273
a la terre, a la terre 571
manc wäpenroc und zimier kluoc 1208.
Schwanken in der Betonung zeigt sich bei dem Worte tribün: offenbar war
der Dichter sich bei diesem Wort, seiner Seltenheit wegen, — in der Umgangs-
sprache war es wol kaum je zu hören — über die richtige Akzentuirung unklar.
So betont er bald:
daz si den tribün fuorten dan 1894 dö der tribün ob im sach 2081
der tribün güetecliche sprach 1944 der künec ze dem tribün kam 2202;
bald dagegen:
tribü'n von Capadociä 1977. 3247 der tribü'n sprach ayer dö 2093.
Auch lateinische (hebräische) Worter fallen z. T. in den Rahmen dieses
Paragraphen :
den diu Döi genitrix 2640 dixit et facta sunt 3652
Deo et in terra 1891 gloria in excelsis 1890.
vater, herre, eil, elei 8732
1) in alphabetischer Reihenfolge der betreffenden Fremdwörter.
2) w Z fälschlich der margräf.
62 CARL KRAUS,
§ 79. Im Versinnern mit beschwerter erster Silbe. Damit die erste
Silbe in beschwerter Hebung statt in einfacher erscheint, wird es wiederum eines
besonderen Nachdrucks bedürfen, der auf dem betr. Fremdwort nach dem Zu-
sammenhang liegt. Kontrast bewirkt den Nachdruck in den Versen:
üf heim, ob härnäsch verbran 1209
( als rübin, der edel stein,
f schint üz andenn gesteine 6866.
Oder das Wort drückt in irgend einer Beziehung Ungewöhnliches aus:
von b&lfn ein schapel klar 3156 *) | iur püneiz züt üf den tot,
er fg'nhc al eine 3591 < den ir tuot ze dem rade 3706 •).
und den fg'nlx ergähen 754 ■)
Enjambement:
j inne des gie in den sal
I der markt' 8 and hörte daz 4837.
Notwendig ist starke Heraushebung des Wortes markis in dem folgenden
Vers :
der märkfs sprach sonder vär 6001 4).
Der Kontrast verleiht demselben Wort zwei Hebungen (zugleich Initiale in
den Hss. !):
D6 sprach der märkfs zehant 5259 •).
Endlich mit Initiale:
Der nökher säch daz lant 569 e).
Bedeutungsvoll emphatisch sind Stellen, wo lateinische Worte die deutsche
Rede unterbrechen : daher werden solche gerne durch beschwerte Hebungen aus-
gezeichnet :
a dextrf s tüf s 2667 schepfasr, alpha et ö 2540
dfxlt et facta sunt 3652 so ist ez alpha et 6 3586.
Aus demselben Grunde pflegt auch dve durch nachdrückliche Betonung vor
der Verwechslung mit ave (= aver) geschützt zu werden:
1) also ein ungewöhnlich kostbarer Kopfschmuck.
2) eher könnte man einen Turm durch die Luft treiben udgl. ungewöhnliche Dinge mehr tun . . .
3) puneiz ganz übertragene, ungewöhnliche Ausdrucks weise für das aufs Bad Geflochten*
werden, s. § 54 Anm.
4) Vorhergegangen war eine Erzälung Georgs, in der er die Namen der gegen Josua ge-
fallenen dreissig üeidenkönige aufgezält hatte. Nun wendet er sich mit diesem Einleitungsverse
an den Kaiser. Dieser in die Erzälung des Heiligen eingeschobene Vers soll also für den Hörer
als nicht zu seiner Rede gehörend gekennzeichnet werden ; darum die Betonung des Wortes markis.
5) Kontrast zu Do sprach der künec Daciän 5249, wie überhaupt die ganze Rede Georgs die
Reaktion auf die des Königs darstellt. — W w liest margraf.
6) es sei gestattet, den Fall hier einzureihen. — Oder nokelier?
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBKR REINBOTS GEORG.
63
diu mit | ävd dem worte 946 !)
mit äv6 dem worte 2758
ez küket, äv£, daz wort 4051.
§ 80. Die erste Silbe steht in Senkung, die zweite im Reim. Dies ist
nur möglich, falls der Hauptakzent des Wortes gleichfalls auf der Endsilbe liegt :
als i'sen an dem magnö't 3925
sft diu sunne, der planet 4513.
§ 81. Mit beschwerter erster Silbe
ist nur möglich, wenn der Hauptakzent
wart werder wfbes ä'mf s 1300
daz frühtec wort hiez ä'vS S870
die hoehsten singent ä'v6 3942
des riehen küneges bänler 5037
diu himelische bänler 5401
die erde von dem clntrüm 1149
ez vert durch daz c^ntrüm 3486
daz heizet ouch ir clntrüm 3921
und durch der erde ce'ntrüm 5136
da von heizt er der fG'nlx 2639
ze einem gelwen fritschäl 4619
bistü, frou, ein hämf t 3961
siropel oder kläret 2108
er ist niuwes worden krfst&n 331
ich binz ein ritter krfsta'n 1696
daz si den werden krfstän 2407
daz enbiutet dir der märkf s 3246
d6 sprach der süeze märkf 8 3318
w£ dir, valscher märkf 8 3607
daz rieh ich an dir, märkf s 3625
und dar zuo den markf s 3833
iht hin füere der märkf 8 4599
danke, frou, dem märkf s 4647
und mit zweiter Silbe im Reim. Dies
des Wortes auf der ersten Silbe liegt:
der üzerkoren märkf 8 4797
als Georf was, der märkf s 4824
des dankte sä der märkf 8 5169
und üf minem päläs 1828
ze Milien üf stnem (iuwerm) päläs 1973. 3837
und sparte zuo den päläs 2712
diu stuont an dem päläs 3002
wrer allez loup bfrmf t 1018
und wser daz allez bfrmf t 3972
so riche wart der püneiz 1201
wert als der rtibf n 1411
einen köpf, der was ein rübf n 2497
ein tavel was ein rübf n 3084
ez wart ein liehter sämf t 3152
was der fröuden söldier 285
den werden gotes söldler 1526
nü gö wir in daz tlmplüm 2990
in daz schoene tlmplüm 3195
d£o et in t<<rra* 1891
er sprach: pax tfbf 1785
so daz ir beider trünzü n 5456 *)
a dextris ttif 8 2667.
II. Dreisilbler.
§ 82. Wörter mit nur Einern Akzent, im Versinnern. Der Akzent
liegt übereinstimmend mit der gewöhnlichen Betonung in der Mitte:
den abrellen hin leget 1027
die fünf vocales sint hie bf 1086
wan er die materje gap 40
in dir dri natüre sint 2551
al von der natüre spil 2601
von der natüre kraft 5898
die der plannten schln 4476
er brach der natüre ir zil 3074
daz ir der natüre zil 3210
als man von natüre list 3462
(daz) Sünder natüre truoc (wart) 2641. 3258. 4013 als ez von natüre ist 3900
1) bezw. mü äv#} 8. Schluss von Abschnitt 11.
2) oder biidbr trunsun? Dann zu § 58.
64
CARL KRAUS,
Ton natüre gebent kraft 4360
der plannten siben sint 2981
der plannten der sint siben 4857
and daz die plannten hiez 4540
der prophäten tugentkint 4391
siropel oder klaret 2108
von den trunzünen brennen 4939.
§ 83. Wörter mit Einern natürlichen Akzent im Reim. Der Akzent liegt
wieder übereinstimmend mit der gewöhnlichen Betonung in der Mitte, d. h. das
betr. Wort steht im klingenden Reim, wenn die letzte Silbe von einem -e ge-
bildet ist:
vil mänges araie 4929
daz be| weinte manc amie 1243
mit blüomen florieren 2234
er sprach: der kurteise 5000
du sü'eze lucerne 2771
wart da diu malle 1348
ez hat diu stark natüre 2212
gebfrt von natüre 2571
wir varen von natüre 3448
ane die plannten 6024
üz allen preläten 3356
mit ri'cher presente 3895
daz alle prophäten 2673
selpwähsen prophäte 3569
daz er ein proph6te 4472
dem werden tribüne 2138.
Sonst tritt zu dem natürlichen Akzent ein zweiter (wie oben § 81), der die
im stumpfen Reim stehende Endsilbe trifft:
gloria in excelsis 1890
astitit regfnä 2666
und heize nach mir tribünus 1174.
Enthalt die letzte Silbe ein -e, dann entsteht auf solche Weise auch klingen«
der Reim:
in geben prt'sände 2247
von edeln rübf nen 4765.
Sobald jedoch in einem dreisilbigen Wort, dessen natürlicher Akzent auf die
zweite Silbe fällt, auch die erste Silbe eine Hebung erhält, ist jedesmal beson-
derer Nachdruck, der das Wort im Zusammenhang der Rede hebt, zu beobachten«
Contrast oder Parallelismus äussern ihre Wirkungen in folgenden Fallen:
( ze einem pätrö'ne, / von den plannten
I ze künege und ze keiser dö 4098 ]
( und von der Sternen umbevart 3473
des müezen guneret sin
die siben plannten,
daz si niht liebe hßten
zuo mir, and ouch mine got 5725.
Sonstige Gründe:
ir tärändes rücke 4189 *)
daz der pröphö'te 4088*).
§ 84. Wörter mit zwei natürlichen Akzenten (auf der ersten und auf der
dritten Silbe) im Reim8):
1) in gesteigert-gesprochener Schimpfrede.
2) mit feierlichem Nachdruck auf dem Worte prophete.
3) im yersinnern findet sich nur: astitit regind 2666.
i
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
65
ey der jung adamant 366
er ist stseter dan ein adamant 1410
dar über ie ein baldekln 1529
scharlachen, samit, baldekin 1464
den diu de! genitrix 2640
gemischet gar mit kunterfeit 8039
daz mit solcher konterfeit 3550
sunder alle kunterfeit 5760
von erste in dem paradfs 1287
du lebende holz üz paradfs 2756
vart balde in daz paradfs 5217
er einer, doch diu trinität 4558
als durch ein liehtez urinäl 5738.
III. Viersilbler.
§ 85. Wörter mit zwei natürlichen Akzenten (auf der ersten und auf der
dritten Silbe) im Vers inner n:
es wert ir äventiure mich 175
uns tuot ir äventiure kunt 1485
dem wil | ich der äventiure jehen 2277
und setze in äventiure den lip 5529
ob balsamite si din lön 2780
diu elemente er sptset 3909
der elemente striten 5150
daz von der elementen art 3411
und ist des januäres ztt 2210
über | aller kreatiure leben 98
üz aller kreatiure leben 2037
sit wart kreatiure dehein 4820
von lign aloe da verbran 1927
und die suckenie alsam 1667.
§ 86. Wörter derselben Betonung im Reim. Endigt das Wort auf -e, so
wird es auch im Vers nur zwei Akzente erhalten, also mit seiner dritten und
vierten Silbe einen klingenden Reim bilden:
eme|ral und amazüre 4141
alle | ritters äventiure 626
so manec äventiure 1270
des man giht ze äventiure 4944
diu vier elemente 3896
in mfne kemenäten 2465
(üz, über) alle(r) kreatiure 1012. 2777. 2790. 8967
verfluochte kreatiure 3536
daz si nie kreatiure 4527
Bunder kumpante 1347
mit sfner massenie 997
von mir die massente 5225
ir ze sagersere 2677
du süezer tremontäne 2791
man seit von tribochswürfen 5452.
Sonst fällt auf die Endsilbe, die den stumpfen Reim bildet, ein dritter
Akzent (wie oben, §§ 81. 83, ein zweiter):
und habe daz firmamentum 768
gein dem firmamentum 3922
durch daz firmamentum 5135 1).
5. Abschnitt.
Die Name nA
I. Zweisilbler.
§87. Im Innern, Sinen Fuss füllend. Dies ist durchaus das Normale.
Die Beispiele sind sehr zalreich:
1) angeschlossen sei ein sechssilbiges Wort, das, weil griechisch und besonders pathetisch ge-
sprochen, mit vier Hebungen den ganzen Vers füllt: die enget singent her und da tpUaldmicd': das
beUutet höhiu brütiiet 1008.
2) mit Ausschluss der im Auftakt vorkommenden, über die unten § 143 gehandelt ist
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wim. xu Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,1. 9
66
CARL KRAUS
i
vor dem sich her Adam bare 1286
ir möhtet den Aspfs gerner sehen 4998
des hern | David frouwen, die künegtn 949
da von uns künec David saget 2658
die uns David machte kunt 3651
von Durne lieber Reinbot 2858. 4782.
ich, von Durne Reinbot 6131
Eva sluoc die saelde nider 2765
wan froun Even schulde 2608
Venus pfligt der minne 4495
Geori sprach, daz mac niht sin 1425
Geori, friunt, kum von mir niht 1789
Geori, lieber friunt, nü tuo 1884
Geori, herre, nü bis frö 1990
Geori, herre von Palastin 2333
Geori, lieber herre min 2845
Geori, ich hän dir geseit 3387
Geori ze dem künege sprach 6042
Geori, friunt, bis gewert 6099
Georin leite man dar in 5660
und Geori sinen Jesus 1725
als Geori was der markis 4824
da Geori und der künec frech 5502
sant Georin, der uns selten ie 25
Geori, lieber bruoder 1089
Geori sprach dö: herre 1739
Geori, leitsterne 2834
Geori, süezer herre 3773
Georin schribaere 3275
Georin und dem heiden 5569
umb Georin von Millene 5444
sant Georin buolen beiden 525
der ich, Geori, nach dir hän 775
sprach sant Geori, da ich lac 1833
sprach sant Geori sä ze hant 1903
da sant Geori inne was 2428
min her Geori, seht ir stän 3310
daz siz Georin treten kunt 299
daz man Georin braehte wider 5679
der margräf Geori, daz bin ich 1703
si gebuten Georin mit in gän 3639
daz ich von sant Georin so 29
diz was sant Georin spot 2088
als ümb sant Georin hie 2200
des wart der süeze Geori frö 1799
diu wolt ich alle Georin län 233
so gröziu tugent an Georin lit 242
und brachten sant Georin her 1830
und m£r von sant Georin sagen 1934
daz wirt ouch hiute an Georin schtn 3636
in Capadoci Georis fuor 372
und sant Georin pflägen 1806
ir sult mir Georin bringen 1811
der künec von Heret ouch gelac 5983
und Jäbins volc von Gabaön 5952
ez enpfie durch Jäbin tödes lön 5989
[er sprach] : swer J£su und Marien schrei 1688
ob J£sii8 wil, ich sol varn 5624
J6sum truoc ein maget klär 4010
Je'sus muose daz kriuze tragen 4339
Jßsus, der mich nie verlie 5385
der süeze JGsus kom ze hant 1783
so muoz J6sus sinen strüz 1860
da wirt in Jesus namen 4932
daz si Jesum sähen 4020
hie sprach zehant Jöhel dö 5191
in Kriechen twanc die Sarrazin 386
von Kriechen in latinschiu lant 420
Helenam von Kriechen tet 4601
daz der markt ze Leine nie 1557
diu Lünä der unstaste pfliget 4497
von diu man in den Mezzser hiez 114
und Moysen durch daz mer gän 2222
du Moyses stüde, diu da bran 2743
die Moyses in daz mer sluoc 4437
und der von Ouwe waern ze swach 696
wuohsen in der Spanje lant 523
und liez ein ors von Spanje hoch 2273
von dem Spanjol al ze hant 527
der künec von Tersä ouch gelac 5099
Troye nie so gar besaz 1329
als von Troye Paris 4600
noch der da ze Werde hie 1558.
§ 88. Im Innern mit abnormaler Endsilbenbetonung: die erste Silbe
kann mitbetont sein oder auch nicht. Diese abnormale Endsilbenbetonung tritt
immer nur ein, falls auf dem Namen ein besonderer Nachdruck liegt. Ob der
ersten Silbe gleichfalls eine Hebung zuzuerkennen ist, oder diese auf die ihr vor-
hergehende Silbe zu legen ist (versetzter Akzent), das ist häufig lediglich Sache
der praktischen Ausfuhrung, s. o, § 15 Anm.: wer einen mehr rhythmischen
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
67
Vortrag bevorzugt, wird die Versetzung wälen, wer logischer deklamiert, dem
Namen selbst zwei Hebungen zuerkennen. Was sich deutlich zeigen lässt, ist
nur, dass immer ein besonderer Nachdruck auf dem Namen liegt, wenn seine
Endsilbe in Hebung steht: und darauf allein kommt es mir hier an. Dieser
Nachdruck ist bewirkt durch Kontrast:
des wolte ich allesamt enbern
durch Je'süm von Nazaret
da wider ist Apollo, iuwer got,
aller kristenliute spot 1745
so ist Apollo touber
danne Je'süs von Nazaret 3567
daz du Apollen wilt Verliesen
und Je'süm erkiesen 4336
der sunne got er verkös,
der maget kinde er bf gestät,
Jg'süm von Nazaret 5558
and läz Apollen minen got
und sten in Je'sü gebot 5698
durch Marien, ir frouwen,
und durch J6'süm, ir got 1131
si sprächen: 'waz hilft in der touf
und Jö'süs, Marien kint:
diu zwei al ze lanje sint' 3703
daz mich der touf begiuzet
und sich min herze entsliuzet
gar in J6'sü gebot 5589
daz er den Hp verliuset
und Je'süm verkiuset:
so wirt er min geselle 3378
her He*inrf ch von Veldekin
und her | Wolfram von Eschenbach 694 f.
der ß'ven und A'dämen 3096 *)
ich hän si beide gesehen:
Apollen ich üf der siule sach
Geörf was da sin hagel 4532.
Die doppelte Akzentuierung erklärt sich, wie am Ende des Verses, durch
eine Pause:
ir Jü'das, ir Pharao 4205
ze Jd'sü, dem süezen got 3186.
Bei Wendungen und Abschlüssen der Erzälung:
Sant Geörf n was vor geseit 711*)
Der künec von Meidö'n sprach 5621 8)
nü läze wir die rede hie. —
von Azör Jäbin
rechen wolte den bruoder sin 6475 *)
Do sprach der keiser Dacian:
ei, waz ich grözer leide hän
von Geörf n von Palastin 5723 5)
/ Diu manslaht was al so gröz
daz da von bluotes flöz,
ez het ein mülrat getriben.
daz wart so an geschriben
von Rft schärt an ein buoch.
dar umbe tet vil manigen fluoch
diu keiserin dem keiser 4129.
War umbe solt ichz lange sagen?
sit Kristes gebürte von den tagen
so wart nie marteraer so gröz,
der ie würde noch genöz
Geörf n von Palastin. —
hie sol der rede ein ende sin 6083
1) der Reim ist stumpf: namen.
2) nach Excurs; in den Hss. ist der Kapitelanfang durch Initialen bezeichnet.
3) Einleitung zur letzten Rede des Königs, in der er sich bekehrt. In den Hss. Initialen.
4) vorher excursartige Anrede Reinbot's an die Minne.
5) gewis8ermassen das Leitmotiv für alles folgende.
9*
68
CARL KRAUS,
Oder der Name ist dem Dichter sonstwie wichtig:
nü hat ez mir verboten gar
von Be*iern diu herzogin 55
da von her Da'vf d genuoc
an siner schritte sprichet 2642 ')
Geörfn dem Palastin 445*)
da bleip in der rehten zal
drfzec künge über al
v und dar zuo ir houptman,
i den ich in wol genennen kan,
' rois Jä'bf n von Äzor 5937
\
saget, frouwe, weit ir han
Je'sum für einen got?
so weit ir laster unde spot
üz in selben machen,
in wer hoch geslähte 8 wachen 3601 ")
ich getrouwe wol an gesigen
dem valschen zonbersere
sol ich dich sas Verliesen,
durch J6'8üm verkiesen 3620")
sol ich dich nü han verlorn
durch J6'süm von Nazaröt
umb anderz niht, wan daz er stßt
in dem gestirn, der maget kint? 4465 •)
Sit man in dem gestime sach
J6'süm von Nazaret,
daz er da selpwahsen stet:
wer was sin schepfaer dö 3583 4)
wer segente den touf brunnen
und zeigte ir louf der sunnen?
der Möyses gedanke sach
und in werte, des er niht sprach 2883 4)
er was des buoches urhap,
wan er die materje gap
hern Wolfram von Eschenbach .
swaz er von Wilhalme sprach,
daz ist von dem lantgraven komen 41.
Ohne ersichtlichen Grund, ausser vielleicht dorn, dass sonst fast alle andern
28 Königsnamen im Reim stehn und daher, soweit sie zweisilbig sind, zwei
Hebungen tragen:
der künec von E'brön lac tot 5947
der künec von Z6'des lac tot 5975.
Versetzte Betonung findet sich nur in Einern Fall:
er müese im rümen diu lant wit
und gelouben an sfnen got,
(alsus seite mir sfn bot),
der heizt J6süs von Nazaret,
mit dem diu werlt nü umbe get;
dar zuo heizent si in Erist 485 5).
§ 89. Im Reim, zwei Hebungen tragend. Hier ist an das oben § 78 über die
zweisilbigen fremden Wörter im Reim Bemerkte zu erinnern. Jeder Name also,
1) erste Erwähnung D.s in der Rede. Dagegen 15 Verse später mit normaler Betonung:
da von uns künec David saget.
2) vorher war durch etwa 30 Zeilen von ihm nur als von einem Ungenannten erzält worden:
nun erfolgt die wie eine Enthüllung wirkende Namensnennung mit besonderem Nachdruck.
3) mit dem Nachdruck der Verachtung.
4) feierliches Pathos.
5) Kontrast! — Doch ist die Annahme zweisilbigen Auftakts nicht abzulehnen.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
69
der im Innern des Verses normaler Weise Hebung und Senkung füllt, kann auch
am Schluss des Verses erscheinen, somit hier zwei Hebungen erhalten, ohne dass
ein besonderer Nachdruck, durch Kontrast oder dgl. bewirkt, auf ihm ruhen
müsste. Nur muss seine zweite Silbe natürlich eine reimfähige sein :
and der künec von Aber 5974
ze dem wurme Aspis 4200
da beleip der künec von Atschach 5987
da gelac der künec von Avech 5986
da was der künec von Azor 5427
umb Liberün von Azor 5445
rois Jäbln von Azor 5937
da gelac der künec von Bethel 5961
sin veter, der künec ze Döret 5977
da gelac der künec von Eglön 5951
und der | künec rieh von Ermä 5964
der mute künec von Galgal 5994
da gelac der künec von Gander 5973
da beleip der künec von Gäzer 5965
nü kumt der junge Georl 156
daz hab getan Georf 460
der junge margräf Georl 659
lieber friunt Georf 1786
dö sprach der süeze Georl 2801
der jungest nach im Georis 121
daz unser bruoder Georis 189
vor liebe lacht dö Georis 315
lieber buole Georis 559
der dritte aver Georis 641
lieber bruoder Georf s 1299
dö sprach der junge (werde) Georis 1493. 2901
nü brüeve rehte, Georis 3499
der unervorhte GrGzois 1319
da gelac der künec von Häf 5959
von Düringen lantgraf Herman 34
von Azor Jäbln 5475
Apollo unde J6sus 1230
rüscha für dich, J6sus 1379
und Georf slnen JGsus 1725
sfnen herren J6sus 1814
Marien kint, Jösus 1873
ey, vil süezer Jgsus 2034
sprach er, daz ist J£sus 2293
von mir durch slnen Jesus 2399
gedenket, her, waz Jösus 2438
den man da heizet Jösum 3633
und von der erde Jösus 3990
der maget kint, Jesus 4519
daz er im noch Jösum 4717
sprach: ich heize Jöhel 5174
ja, möhte man den Kiemsö 1722
da gelac der künec von Lachls 5949
da beleip der künec von Lebnä 5963
da beleip der künec von Mädön 5981
Jupiter und Mahmet 2371
daz in der starke Mahmet 3313
ez sprach der valsche Mahmet 4278
dö sprach der künec von Meidön 5415. 5586
ich tuon als der von Meidön 5696
rehte als der von Meidön 5717
nü sagt mir, künec von Meidön 5732
des empfät ir, künec von Meidön 5903
als von Troje Paris 4600
und sprächen zuo mir: Reinbot 20
wer wfzt dirz danne, Reinbot 699
von Durne, lieber Reinbot 2858. 4782
ez wirt ouch von mir, Reinbot 2873
ich, von Durne Reinbot 6131
wan al eine Ritschart 3274
und ouch der künec von Särön 5982
und ouch der künec von Tönach 5988
den werden künec von Thäbir 5969
er sprach: er heizet Tschofreit 621
von Salnecke Tschofreit 5001. 5487
junger künec Tschofreit 5524.
§90. Im Reim, nur auf der letzten Silbe eine Hebung tragend. Diese
Betonungsweise ist die normale, falls der Name auch in Prosa Endbetonung hat,
was bei Marroch der Fall ist:
und swaz der künec von Marroch 208
swie in der künec von Marroch 2814
waer daz riche von Marroch 4984
an Akerln von Marroch 5021.
70
CARL KRAUS,
Abnormal und nur unter besonderen Umständen möglich ist dagegen die
gleiche Behandlung eines auf der ersten Silbe den natürlichen Akzent tragen-
den Namens:
lieber bruoder und frfunt Geori's 1363 *) blüende gerte von Jessö' 4265
ez schuof der maget kfnt, Jesus 5687 du süeze warte von Syö'n 2779.
In den beiden letzten Fällen entschuldigt — oder erklärt — die lyrische
Färbung der Stellen die Versetzung des Akzents, s. darüber unten am Schluss
des 11. Abschnitts, in den andern Fällen geht das sehr starktonige friunt, kint
voraus, wodurch die Versetzung des Akzents wesentlich gemildert wird.
§91. Im Reim, nur auf der ersten Silbe eine Hebung tragend. Das
ist natürlich nur dann der Fall, wenn die zweite Silbe durch ein -e gebildet ist :
umb den stuol ze Ache 2198
von dem herzogen Otten 45
geleiten oben üf den Seten 1728.
IL Dreisilbler.
§92. Im Innern, 6ine Hebung tragend. Dies ist die ganz normale Be-
tonung der Namen, falls ihr Hauptakzent in der Mitte liegt:
du Arö'nes ruote 2753
sft A|dames zften her geborn 2057
dö trüoc öuch Adämes lip 2595
diu muos Adämes tohter sin 2597
ir got Apollen zeren 2421
ir liet seit Apollen danc 2486
80 bringe ich Apollen wol 2809
ir heizt Apollen zuo uns gän 2997
den wil ich für Apollen loben 3104
sage Apollen, daz er kum 3196
daz du Apollen wilt Verliesen 4335
und durch Apollen dinen got 5525
und läz Apollen minen got 5697
ünder Apollen danc 5930
da wider ist Apollo, iuwer got 1749
gein Apollo läzen 1861
also helf Apollo mir 1955
Apollo mit der sunne 2297
hat Apollo nü die mäht 2310
Apollo, got, wie starc du bist 2366
schfüt rehte als Apollo wü 2969
Apollo, hast du mich vernomen 3239
Apollo, der sweic stille 3251
wie starke kraft Apollo hat 3295
so ist Apollo touber 3566
Apollo, her, wie tuostu so 4402
wan daz sin waltet Apollo gar 4503
der hat Apollo gar gewalt 4512
pft, Apollo, boese wiht 4559
Apollo ist ein boese wiht 5921
dö hiez Apollo stille stan 6029
ez ist der Franzoisaer sit 2512
und Jo|hanne8, der da von vil sprach 1748
Johannes was da mit bewart 5846
Maria, süeze gimme 3943
wan den Maria sider truoc 3045
durch Marien, ir frouwen 1130
[er sprach] : swer Jösu und Marien schrei 1688
Marien kint, Jgsus 1873
und J6sus, Marien kint 3703
ze Marsilje in die habe 533
ze Mil|lene üf sinem (iuwerm) palas 1973. 3837
Millene und Capadocia 844
Olympus ist ein höher berc 683
von Salnecke den jungen 650
von Salnecke Tschofreit 5001. 5487
und Saturnus keltet 4507
daz Sijbiila nante der tugent kint 3259
Sibille in dem gestirne maz 2979
daz er von Wilhalme sprach 42.
1) und friunt fehlt w Z.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RE1NB0TS GEORG.
71
Bei normaler Betonung der Anfangssilbe nur ganz vereinzelt:
von Dür(in?)gen lantgräf Herman 34.
Ebenso selten folgt dem auf der zweiten oder ersten Silbe akzentuierten
Namen noch eine weitere Senkung (s. über doppelte Senkung in den Abschnitten 10. 11) :
ich lobe Apöllen, der heiden got 2949
Apöllen ich üf der siole sach 4525.
§93. Im Innern, zwei Hebungen tragend. Als normale Betonung ist
dies zu betrachten, wenn der Hauptakzent auf der Anfangssilbe liegt: auf die
letzte fällt dann (falls sie nicht auf -e ausgeht) ein Nebenakzent:
an Akerf n von Marroch 5021
Cherabf n und Michael 4735
Ercules und Tervigant 2370
Helenäm von Kriechen tet 4601
opfert Jö'sue* den goten 6043
der den l'srahe ls gezoc 3220
Jupiter und Mahmet 2371
Läzarüm hiez ouf st£n 2221
und Lfberü n von Äzor 5445
mit Lücifer gevallen 3423
'Jesus von Näzare t' ich schrei 1877
si seite dem Pälastf n für war 4701
als Römanf , der gröze walt 5441
uns hat der Sälneckaer enboten 458 ')
der Sälneckae* r wart sigelös 5405 *)
und manec Sarrazin da bf 5960
von Wfllehälm von Naribön 37.
Sonst auf die mittlere:
des alten Mezzseres barn 5625.
§ 94. Dagegen sind jedesmal besondere Umstände massgebend, wenn ein
auf der mittleren Silbe den Hauptakzent tragender Name noch einen zweiten
Akzent erhält, also beschwert gebraucht wird8):
mit sfnen trügelisten
hat er Apöllen vertriben,
und ist an sfner etat beliben
ein abgot, ein hellewiht 3535 s)
ich wolte mich niht änen
Apöllen, der sunne got,
daz ich keeme von sSme gebot 5257 4)
daz krtclfch herzeichen
was ze beder sft alsus:
Apöllö' und JSsus % 1230 8)
ez was der heiden krfe
von Apöllen gelegen 5549 6)
1) vielleicht ist hier der Akzent auch versetzt.
2) inwiefern hier durch versetzte Betonung der Akzent von der Mittelsilbe auf die erste zu
rücken ist, lasse ich wiederum (aus demselben Grunde wie oben § 88) offen.
3) Kontrast!
4) vorher: 'wenn auch alle Wässer aufwärts flössen, und Sonne und Mond sich vereinten, ich
uolte mich1 usw. Also sehr pathetisch, zudem Pause nach Apöllen, und überdies Schluss der Rede
nach gebot, mit Initiale im folgenden Vers.
5) Apollo (Apöllen) jedesmal in Gänsefüsschen zu sprechen.
72
CARL KRAUS,
Apöllö' , des wart üf mich 3255 ')
Marcellüs ein babes hiez.
in den selben jaren
zwen rtche künege wären 408 s).
Nachdrucksvolle Betonung bringt den Nebenakzent von der dritten auf die
zweite Silbe:
Lü'rifers kipper 4186«).
§ 95. Im Reim, 6 ine Hebung tragend. Namen, deren Hauptakzent auf
der Mittelsilbe ruht und die in der Endsilbe ein -6 haben, bilden normalerweise
klingende Ausgänge mit der ersten Silbe des Namens in letzter Senkung:
dar zuo gebar si Adamen 2594
däz er Apollen 1736
bt ir got Apollen 1899
Erculem und Apollen 1959
ir lobtet, daz ir Apollen 2935
dar umb sol man Apollen 2986
dar umb man mich Apollen 3458
dar umb daz ich Apollen 3822
mordec als Herödes 4197
und diu maget Marie 998
und seht, wa Marie 5226
alle die Marien 1648
under ir danc, Marien 3352
e*r ist ze Millene 663
als du ze Millene 4744
umb Georfn von Millene 5444
välscher Pilätes 4192
oder ich vor Sibille 734
daz schein vor Sibille 5020.
§96. Im Reim, zwei Hebungen tragend. Ist die Endsilbe von Namen
mit dem Hauptton in der Mitte dagegen von einem Vollvokal gebildet, so ent-
steht — ebenfalls normaler Weise, s. §§ 78. 89, — stumpfer Reim, und der Name
erhält eine zweite Hebung auf der nebentonigen Endsilbe:
so waltet Satürnö' 4492.
»
Gleichfalls normal ist die Zweihebigkeit bei Namen mit dem Hauptakzent
auf der Anfangssilbe: wofern die letzte kein -e ist, tritt sie in den stumpfen
Reim:
daz des grales herre Anfortäs 2698
ze glicher wis als Balthazar 5262
herzöge üz Beierlant 4
nü kom der engel Cherubin 1988
von dem köre Cherubin 3420
die da lobet Cherubin 3982
und dem köre Cherubin 5222
er sprach zem künege Dacian 497
dö sprach der künec (keiser) Daciän 509. 1699.
2239. 2281. 3208. 3309. 3573. 3599. 3847.
3993. 4997. 5067. 5109. 5249. 5651. 5721.
5899. 6004. 6051
ez hat der künec Dacian 1112
durch den künec Dacian 1268
von dem künec Dacian 1443
hie wänt Georf' und Daciän 1719
1) 20 Zeilen vorher Apollo, "hast du mich vernomen? Nun mit erhöhtem, drohendem Nach-
druck: Apollo !
2) Marcellüs gibt die Zeitbestimmung, daher muss es pointiert gesprochen werden. Zudem
lenkt damit die Erzälung nach einer Abschweifung wieder ein; unmittelbar vorher heisst es: Nü
läze wir die rede hie. wir suln hin wider an die, als ich sie da vor lieg.
3) Schimpf rede!
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
78
swaz mich der künec Daciän 2062
wsert ir dem künege Daciän 3709
herre künec (keiser) Daciän 4101. 5239. 5913
and rihte mir über Daciän 6105
und verjbrante den künec Daciän 6111
gieng im diu kamer gein Endiän 5797
starker got Erculem 1965
heim Wolfram von Eschenbach 41
and her Wolfram von Eschenbach 695
nü stt gewis, daz Feireffz 1676
her Heinrich von Veldekin 694
and Jabins volc von Gabaön 5952
ein nünne von Gfselvelt 5329
and Cunstenobel in Greciä 206
and füere uns in Gr6ciä 539
dem lande ze GrScia 573
also gröz in Gr^cia 632
du solt mit uns in Greciä 1978
in dem riche ze Gr£ciä 5742
als von der künegin Helena 4326
da gelac der künec von Jericho 5957
and oach der künec von Jerimöt 5948
der jaden künec Josuö 5924
dö reit der künec Josae* 6038
als taten si oach Josue* 6057
daz er | einen got üz Israhel 3042
gewtssagt kint üz Israhel 4261
vor dem kint üz Israhel 4383
wser muoterbalp üz Israhel 4473
einen got er minte üz Israhel 6059
der markis unde Liberün 5455
tosent berge als Lybanus 3489
and oach der künec von Macida 5980
daz der künec Menala 1328
Cherubin und Michael 4735
der engel fürste Michael 4775. 6117
in hat der künec von Munilet 224
daz wir beide vor Munilet 738
in siner stat ze Munilet 2816
gein dem künege ze Munilet 5033
von Wilhelm von Naribön 37
der heizt Jesus von Nazarßt 485
(durch) J£sum von NazarSt 1745. 3583. 4465. 5558
daz süeze lamp von NazarSt 2830. 2877
denn J^sus von Nazaröt 3567
der werde künec von Odollam 5972
wser ez als mont Oliv&t 819
ein margräf was von Palastin 105
die fürsten klär üz Palastin 158
wider heim ze Palastin 181
im ist ze klein Palastin 203
Akhdlgn. d. K. Ge.«. d. WiM. tu Göttingen. PhiL-fakt. Kl. N.
also gröz als Palastin 232
der fürsten klär üz Palastin 294
wol üf, her gräf üz Palastin 303
der margräf Georl üz Palastfn 385
(von) Georin dem (von) Palastin 445. 5723. 6083
ein margräf üz Palastin 461
an den margräf von Palastin 623
hab dir mfn lant ze Palastfn 1170
empfiengen da die Palastfn 1538
die em|pfiengen ouch den Palastfn 1568
der markis Georf von Palastfn 1701
o wol mich, h£r von Palastin 1710
ez gewan nie kein Palastfn 1716
(dö) sprach der fürst (gräf) von (üz) Palastfn
2141. 2218. 3519. 5911. 6101
dö sprach der werde (süezc) Palastin 2302. 5208
Geori, her von Palastfn 2333
daz ir den werden Palastin 2373
da wolt der fürst üz Palastfn 2419
trinket, her von Palastin 2498
werder Geori von Palastfn 3005. 4739
ich meine dort den Palastfn 3049
dfn herre, der gräf üz Palastfn 3130
der margräf von Palastfn 3165
liebe friunt üz Palastfn 3756
dar zuo sprach der Palastfn 4309
si sprach: fröu dich, her Palastfn 4668
muoter des von Palastfn 4786
von ir lant ze Palastfn 4833
ob ir weit ze Palastfn 4893
ich muoz et aver in Palastfn 4900
6 mfn buolen üz Palastfn 4914
von mir aber der Palastfn 5299
die künege nämen den Palastfn 5338
ir Jü'däs, ir Pharao 4205
ez spricht der wfse Salomön 1080
stn enkalt manc Sarrazin 378
in Kriechen twanc die Sarrazin 386
des wart sit manc Sarrazin 446
und so mangen Sarrazin 462
und frieschen daz die Sarrazin 1426
mit im manc rfcher Sarrazfn 1567
enkalt sin ie kein Sarrazin 3671
der junge künec von Semerön 5990
die zw£ne fuoren in (gein) Spanilant 365. 379
nü var wir zuo dem Spaniol 217
so vart ir gein dem Spaniol 329
do ge|lac der künec von Tafuä 5098
daz ist bf namen Tervigant 2185
Ercules und Tervigant 2370.
F. Band 6,i.
10
74 CARL KRAUS,
Gleichfalls normaler Weise fällt der Nebenakzent auf die Mittelsilbe, falls die
letzte von einem -e gebildet wird:
der valschen Kriechinne 4327
6 Dacian sinen Mahmeten 1724.
von dem stolzen Tschofride 1389.
Versetzte Betonung zeigt der folgende Name:
unser göt hiez A'pollö' 51921).
Der Nachdruck des Kontrastes schafft eine weitere Hebung auf der ersten Silbe:
der E'ven und Ä'dämen 3096»).
III. Viersilbler.
§.97. Im Innern. Hier erhalten solche Namen normaler Weise zwei
Hebungen u. z. entweder auf der 1. und 3. Silbe oder auf der 2. und- 4., je nach
den Erfordernissen ihrer natürlichen Betonung:
und gip in Abraham es segen 6134 mit den Sarrazfnen streit 5925
von Antioche der öheim mfn 5003 des werden Spanioles solt 614
daz des Basiliscus smac 4975
Diometer, wärer helt 1099 und Al|ti8simum, den lewen starc 1285
Diometer sprach ze hant 1289 Altissimus, keiser her 3675
Diometer sprach dö sän 1421 Altissimus, der krippeknabe 4081
du touwec Gedeönis vel 2733 Gamaleön des luftes lebet 3907
Pharaönis bruoder 6075 von Jerusalem der künec h£r 5945
und het ich Salomönes sin 4769 Theodore^ nü ge wir dar 296.
heim Salomönis tröne 2732
Im Auftakt:
Dio|meter, lieber bruoder min 1169.
§98. Im Reim, zwei Hebungen tragend. Hier zeigen sich normaler Weise
dieselben Betonungsweisen. Somit werden Namen, deren natürliche Akzente auf
der 1. und 3. Silbe liegen, je nach ihrer lautlichen Beschaffenheit klingenden
oder stumpfen Reim bilden:
den muten Alexander 2363 ez het der Salnecksere 5380
für war von Antioche 149 wie (daz) der Salnecksere 5344. 5518
die süezen Margareten 4692 der süeze Salnecksere 5409
der var gein Occidente 491 von dem Salnecksere 5562 8)
unz hin an Occidente 4324 und die Sarrazlne 1200
und ich gein Oriente 492 mit den Sarrazfnen 146
her von Oriente 4323
mit fiure Salamander 3904 des antwurt im da Diometer 729
daz der Salnecksere 422 gein dirre rede Diometer 1025
mir en|böt der Salnecksere 479 lieber bruoder Diometer 11614).
er sprach: der Salnecksere 1318
1) sehr nachdrückliche Antwort auf die Frage nach dem Namen ihres Gottes. Oder unser
als Auftakt?
2) : nämen.
3) vielleicht alle mit versetzter Betonung für normales Salncckcere.
4) ausnahmsweise ist die 1. und 4. Silbe betont in dem Vers: da gelac der künec von Jacha-
naem {'.wem) 5995.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG. 75
Bei Betonung der 2. und 4. Silbe ist natürlich nur stumpfer Reim möglich:
tet der stark Altissimus 91 min gesell Maximian 490
des hilfet im Altissimus 402 kum und | sin gesell Maximian 4869
stärker Altissimus 1380 uns bringet dar Superbiä 3350
höher künec Altissimus 1872. 2550. 3818 diz füeget uns Superbiä 3358
ez schrei vil lüte Altissimus 3333 der erste hiez Theodorus 119
er heizt von himel Altissimus 3989 eins tages sprach Theodorus 185
und sin erschrac Gamaleön 1254 einer heizt Theodorus 639
der ander Maximian 413 einer heizt Zodiacus 3466.
Ausnahmsweise versetzte Betonung:
in dem buoch Jerlmfäs 4381.
§99. Im Reim, drei Hebungen tragend. Nichts Abnormales, sondern nach
§§ 78. 89. 96 zu erklären ist es, wenn ein Name wie Busiliscus im Reim steht,
somit drei Hebungen auf sich vereint:
und ze dem Basiliscus 4201.
Dagegen bedarf es individueller Verhältnisse, damit eine andere als die
unmittelbar vor dem Reim stehende Silbe die auszeichnende Hebung erhält:
geheizen E'mänuG'l 6060 *)
dö sich daz bilde zer erde lie,
sä ez von ein ander gie,
und begunde er dar üz gän:
ze sant S^bastiä'n
wil ich in genözen,
also was er bestözen
mit stralen und mit pfilen 5674 s)
Dio|meter, lieber bruoder min,
hab dir min lant ze Palastin
gewaltecliche her und da;
so hab im Capadocia
min bruoder Theodorus
und heize nach mir tribünus 1173 8).
IV. Fünfsilbler.
§ 100. Im Innern:
Ana|8ta8iu8, ist dir bekant 5712 und A'nastäsiüs dar zuo 5905.
§ 101. Im Reim. Das Normale sind drei Hebungen; sie liegen auf der 1. 3.
5. Silbe, falls der natürliche Hauptakzent der 3. zukommt:
ein herre hiez Anastasius 5688 so hab im Capadocia 1172
diz ge|schach vor Capadocia 1257 braht für Capadocia 1321
hin gegen Capadocia 328 tribün von Capadocia 1977. 3247
daz lant ze Capadocia 376 der mitter Deometrius 120
er nimt mir Capadocia 515 ey, bruoder Deometrius 186
Millene und Capadocia 644 der ander Deometrius 640.
1) in Gänsefüsschen zu sprechen, s. o. § 94 Anm. und Exkurs II. Oder gehHzbn.
2) man achte auf die feierliche Voranstellung des Namens.
3) oder besser bruodkr.
10*
76 CARL KRAUS,
Liegt der natürliche Hauptakzent auf der vorletzten Silbe des Namens, so
fallen die Hebungen auf die 2. 4. 5. Silbe:
da Alexandrl'na' 2860 dannen Alexandrf'na' 516. 1322
ey, Alexandrt'na' 4318. 4462. 4862 diu künegin Alexandrt'na' 3830.
und sagt Alexandrt'na' 5220
Nur zwei Hebungen erhält Anastasius:
daz tuon ich, sprach Anastasius 5715.
S. darüber unten, § 219.
§ 102. Als abnormal ist es zu betrachten, wenn der Name alle vier Hebungen
des Verses erhält. Das findet auch nur statt, wo höchstes Pathos ihm gesteigerten
Nachdruck verleiht:
'Nu sult ir leisten mfn gebot'
sprach der künec Dacian
'ir sult alle her gan
and lobt : swaz ir von im geseht,
daz ir im iht nach jeht.
lät in iuch niht verkÄren
bt küneclichen eren\
diz lobten si dem keiser da. —
A'llxandri'na'
diu stuont üf unde sprach : 3580 !)
D6 kom diu gotes stimme sa:
'A'lexandrt'na"
sprach si, 'nü gehabe dich woF 4640').
V. Sechssilbler.
§ 103. Die vorkommenden Fälle zeigen die normale Betonungsweise: der
Hauptakzent liegt (wol auch im letzten Beispiel) auf der vorletzten Silbe: so
stehen die 1. 3. 5. und 6. Silbe in Hebung:
(unz) Diocleaa'nüs 412. 454. 4868
Näbuchödonö'sör 3858 8).
VI. Reste.
§ 104. Verkürzungen von Namen. Sie ist in mehreren Fällen anzu-
nehmen, wo die Hss. z. T. die vollere Form überliefern. So Capadoct für Capa-
dociä :
1) und nun bekennt sie sich ganz unerwartet zum christlichen Glauben. Es ist also die Peri-
petie, die so nachdrucksvoll eingeleitet wird.
2) es folgt die Verheissung, dass sie der ewigen Freuden teühaftig werden soll. Und wie
schön sich die nachdrucksvoll-feierliche Nennung des Namens nun vom folgenden inquit abhebt !
3) der Vollständigkeit halber seien diesem Abschnitt noch angefügt die beiden einsilbigen
Namen, die im Gedicht vorkommen: besetzen in der stat zt Grüns 225 ; oder | daz wir beidesampt
vor Oruns 742.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 77
in Capadöci Georis fuor 371 ')
ze Gapadöcf in daz lant 505*).
Cunstenobel für Kotistantinopel :
und Cunstenobel in Gr6ciä 205 •).
Bisweilen werden Namen um eine Silbe gekürzt, indem i als i behandelt
wird:
der Danjelen spfste 1911 und kom durch Ezecbjelis tor 4090
der unverhoun Danjelis stein 2730 . *
des herrn Gabrjelis botschaft 988 J flVmT f 6chj61 f *
des herrn | Ezecbjelis porte 945 ' Und Joham,es' der Ä YOn ^ sPrach l747*>
du Ezechjeüs porte 2757 von dem Spanjol al ze hant 527.
Doch lässt sich aas dem kärglichen von Reinbot gebotenem Material keine
Sicherheit gewinnen : so halte ich selbst obige Ansätze fast ausnahmslos für
kontrovers.
6. Abschnitt.
Die Komposita«
I. Zweisilbler.
§ 105. Im Reim. In dieser Stellung erhalten sie ganz unabhängig von
jedem Nachdruck auf alle Fälle zwei Hebungen, deren zweite die Reimsilbe
trifft. Bei den strengen Anforderungen, die gerade diese Stelle des stumpfen
Verses stellt (s. § 40 und Exkurs I) ist es begreiflich, dass Versetzungen des
Akzents, die sonst bei Kompositis so häufig sind (s. die Fortsetzung dieses §
sowie §§107. 142), gerade bei unserer Art von Kompositis am Versschluss
niemals begegnen: denn das erste Glied hat in Wörtern wie wärheit einen
stärkeren Akzent als das zweite, und eine Umkehrung dieses Verhältnisses würde
im stumpfen Reim allzu störend empfunden werden. So wird sie geduldet nur
da, wo die beiden Teile auf 6iner Stärkestufe stehen, d. h. bei Kompositis mit
«n- wie unwert. Es heisst demnach normaler Weise (nach den Reimen geordnet
und mit Berücksichtigung der Dreisilbler, deren letzte zwei Silben einen stumpfen
Reim bilden):
1) Capadöci W, capadocy w, capodoy Z, Capodocia B.
2) Capadöci Ww, capodoy Z, Capodocia 6.
3) constantinopel W, Constantinopel BZ, cunstenapel w.
4) die abnormale Betonung wegen des Kontrastes. Überdies : auf Zeugen beruft man sich
nachdruck8voll !
78
CARL KRAUS,
aller tugent orthabe 4629. 6090
des si gört der orthabe 5060
da Ht des zoubers orthabe 5692
des hern Gabrjelis botschaft 983
und von dir sin botschaft 1036
aller iuwer botschaft 3173
und von solher herschaft 2206
dar zuo sine herschaft 2300
miner gote herschaft 2405
sus heten si da Wirtschaft 2113
daz man da heizet Wirtschaft 3087
bereite ich iu die Wirtschaft 4299
den die geirrten wfssagen 3997
daz stn kein arman 1475
der ist siner fröuden salman 403
wider ze dem lichnamen 4737
und aller fröuden anvanc 2769
was des buoches urhap 39
und 8chouwen die harmschar 1120
hie wart geschrit diu hervart 519
mit einer starken hornsege 4723
daz si het die durchker 5396
mit sfner gäbe volleist 1046
und wart ir bete volleist 4856
bis mtner bete volleist 6094
und ruoten nach ir arbeit 184
dem wirt wart siner arbeit 671
durch si not und arbeit 2271
der vil grözen arbeit 4659
mit so starker klärheit 2751
mit manger hande richeit 336
mit so grözer richeit 862. 1474
ez ist ere und richeit 3019
diu pflägen solcher richeit 4752
ob ir | muot und diu richeit 4987
mit vil grözer richeit 5320
manec gröze richeit 5759
dar umbe ob ez die wärheit 47
daz wsero gelich der wärheit 4033
mit der ganzen wärheit 4166
der giht mir der wärheit 4941
daz sage ich iu von wärheit 5748
des sterke und des wisheit 2159
din vil süezer anblic 2355
als man ze disem nitspil 1206
der ungetriuwen schermschilt 4195
daz ist | aller saelden ursprinc 2882
aller tugende ursprinc 3595
ob durch iuch alliu ursprinc 5252
so ist er der wäre ursprinc 5592
min leit ist so schämlich 2124
da er für sich hielt ein schamris 1288
als bluote üf erde daz wunschrfs 4079
daz be|tiutct: höhiu brutliet 1009
ir sit ez Übte ein abtroc 3214
h£r, ich bin niht ein abtroc 3219
er heize künec, bischof 3348
opfert keinem abgot 2824
der verfluochten abgot 2827
diu 8ül und daz abgot 3287
daz ich, herre, den abgoten 2434
und opfern wil den abgoten 8058
viures üf dem anböz 1237
ez wart nie smides anböz 2346
hie nam der helt urloup 1477
der fröuden künec nam urloup 1798
und gap in sä urloup 1983
frou, nü gebt mir urloup 2688
der boum was min virstsül 2083
rehte alsam ein wintsprut 3719.
Komposita mit un-:
des manic wip wart ünfrö' 5991,
aber:
des manic heiden wärt unfrö' 1220
mich dünket, frou, ir si't unfrö' 2094
und wirt truric und unfrö' 4491
des muoz ich immer sfn unwert 1770
des sich manic wi'p unfrö'ut 5554.
§ 106. Im Innern. Vor allem muss hier eine allgemeine Bemerkung vor«
ausgeschickt werden. Ein Wort wie margr&f kann theoretisch betrachtet auf
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 79
dreierlei Weise im Verse betont werden: margräf margrdf (mit versetzter Be-
tonung) und margräf. Die erste und zweite Art der Betonung sind für den, der
nur den Zusammenhang zwischen Betonungs- und Sinnesmomenten ins Auge
fasst, wie wir hier tun, vollkommen identisch (vgl. oben § 40 Anm.) : denn die
versetzte Betonung margrdf geht zurück auf die zweihebige märgraf und die
Betonung der ersten Silbe kommt bei guter Deklamation deutlich zum Be-
wusstsein, trotzdem das mar- in der Senkung steht. Diese beiden Betonungs-
weisen können also als ganz gleichwertig betrachtet werden. Dagegen ist die
dritte {märgraf) von ihnen prinzipiell geschieden: hier steht der eine der beiden
Teile, -gräf, tatsächlich in Senkung und kommt auch beim Vortrag nicht als
Hebung zum Bewusstsein. Ich behandle also im folgenden die beiden ersten
Arten (wo die Endsilbe auf jeden Fall betont ist) als gleichwertig, die letztere
(mit unbetonter Endsilbe) als von ihnen geschieden. Ferner drängt sich die
Wahrnehmung auf, dass bei gewissen Kompositis die Betontheit der Endsilbe
das Normale, ihre Unbetontheit die Ausnahme ist, bei andern dagegen umgekehrt.
Es hängt das natürlich mit dem Sinn zusammen: in einem Kompositum wie
margräf wird der zweite Teil für den Dichter einen ganz andern Sinneswert
besitzen, als etwa in wärheit oder in herscliaft : dort wird -gräf noch als selb-
ständiges Wort empfunden, hier dagegen -heit und -schaß nicht mehr. Natürlich
wird bei Wörtern, die selten vorkommen, die Zuweisung zur einen oder andern
Gruppe unsicher bleiben müssen, soweit nicht die Analogie dafür Anhaltspunkte
liefert.
§ 107. Zweisilbler, deren Endsilbe normaler Weise mitbetont ist. Hierher
gehört vor allem margräf (lantgräf pfatzgräf). Die Beispiele mit betonter End-
silbe sind1):
ein margräf uz Palastin 461 der märgraf mit flize bat 3110
der margr&f mit jämer sprach 859 der märgraf von Palastin 3165
dö sprach der margräf zehant 1593. 3189. der märgraf viel an diu knie 3645
3851. 4037. 4879. 5711. 6069 der märgra'f spranc ab dem rade 4121
der märgraf beleip die naht 1629 edel märgr&f, nü sich 5112
her märgra* f, nü sft gemant 2930 pfälzgrä* f von Rtne genant 3.
Nur 6ine Hebung, auf der ersten Silbe, hat dagegen das Wort, wo es blosser
Titel vor dem Namen ist2):
der junge margräf Oeori 659
der margräf Geort, daz bin ich 1703
von Düringen lantgräf Herman 34.
Endlich, zu Beginn der Erzälung, wo der Dichter in leichterm Ton anhebt
nnd nicht auf der Würde, sondern auf der Ortsbestimmung der Nachdruck liegt:
1) wie es sich bez. der ersten Silbe verhält, darüber sollen die oben gesetzten Akzente nichts
entscheiden : will jemand lesen Sin margrä'f uz P. usw., so wüsste ich nichts dagegen anzuführen.
2) dass darin der Grund für die Einhebigkeit liegt, nicht etwa darin, dass der folgende Name
mit Hebung beginnt, lehrt die Beobachtung, dass niemals der märgrä ve Oeori vorkommt, obwoi
Beinbot sonst die dreisilbige Form margräve oft gebraucht, s. § 110.
80
CARL KRAUS
1
Ein margräf was von Palastin,
daz niht werden mohte gesin,
getriu und gewsere:
Georjus der Mezzsere
was der fürste dort genant 105 ').
Eine ganz ähnliche Beobachtung ergibt sich bez. der metrischen Verwendung
des Wortes abgot. Wo es lediglich zur Bezeichnung Apollos dient (so dass da-
für ebensogut dieser Name oder ein er, ez gesetzt werden könnte), da steht nur
die erste Silbe in Hebung:
daz äbgot begund sich smücken 3266
daz äbgot also lutte 3269
daz äbgot sprach: wie verre 3282
and treip daz äbgot üf den sal 3291
hie be|gunde daz äbgot ruofen 3329.
Sowie aber der Begriff des falschen Gottes als charakteristisch hervortritt,
erhält das Wort zwei Hebungen:
der äbgöt wil ich mich schämen 2836. 5638
er hat Apollen vertriben,
und ist an sfner stat beliben
ein äbgöt, ein hellewiht 3557
dar umb daz ich Apollen,
dem äbgöt, hän an gesigt 3823 *).
Endlich einmal, nach einem Excurs in dem ersten Vers, der die Erzälung
wieder fortführt, und mit Initialen in den Hss.:
Daz äbgöt sprach ze hant 3279.
Sonst lässt sich das Prinzip erkennen : ist der zweite Kompositionsteil auch
als selbständiges Wort noch lebendig, und bezeichnet das Ganze nicht einen
Stand oder Titel, so erhält das Wort normaler Weise zwei Hebungen:
der äntvänc het grözen schal 1569 8)
daz ärtrf ch erfiuhtet 3876
daz e*rtrf ch dar an klebet 3924
min hg'rstüol behalten 3437
daz läntvölc wart allez toup 1478
diu manscht wart also gröz 4125
ez het ein mü'lrät getriben 4127
und daz | ö'lzwf die touben 2886
ez wart nie stürmschär so gröz 3666.
1) nunmehr ist klar, was den Dichter bestimmt, zwischen margräf und markte zu wechseln.
Ersteres hat normaler Weise zwei Hebungen, letzteres nur eine. Wo also das Bedürfnis des Verses
z w e i Hebungen fordert, dort setzt Reinbot mdrgraf, an den anderen Stellen markte. Ist der Begriff
abnormal stark betont, so greift er zu der abnormalen Akzentuierung markt 8, ist er als blosser
Titel abnormal schwach betont, zu dem ebenso abnormalen margräf» — Demnach hat die durch Z
repräsentirte Gruppe das Echte gegen die Gruppe WwB in dem Vers: do der margräf gelae (5095,
WwB markis).
2) einzige Ausnahme: gopfert keinem äbgot noch 2813, wo aber der Begriff nichts neues ist,
3) nhd. 'Empfang'!
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS OEORG.
81
§ 108. Zweisilbler, deren Endsilbe normalerweise unbetont ist. Ist das
Kompositum verdunkelt oder durch häufigen Gebrauch als Titel- oder Standes-
bezeichnung zur Geltung eines Simplex gekommen, so steht normalerweise nur
die erste Silbe in Hebung; so bei den folgenden Standesbezeichnungen:
er st dien8tman oder frt 1116
der houptman mir al da entran 1405
ein juncfrou mit der videl sanc 2486 !)
da im ein juncfrou wazzer bot 2913 l)
marschalc, nu tuo daz bekant 1595
welch marschalc herbergte dich hie 1999
iuwer marschalc möht sich immer schämen
2232
den marschalc hiez er bringen sä 2918
sin marschalc wäpent sich ie sa 3637*).
Wegen der ständigen Verbindung verliert so auch urloup (nemen) und weizgot
seinen zweiten Akzent:
si nämen urloup tüsent stunt 1486 wan ez wirt, weizgot, herte 166
der künec (er) nam urloup und fuor (gie) dan daz tuot mir, weizgot, niht ze wol 238
1587. 2523. 5301 nein er, weizgot, noch entet 1391. 5907.
an urloup hin gestrichen 1628
Wegen Unverständlichkeit des zweiten Kompositionsteils:
da von bistü ein ägez gotes 3533
die körten im daz antlitz nider 1781
was des volleist unde bot 3185
diu herberg mtnem höhen namen 2231
mit höchvart wider muoten 8199 l)
daz diu höchvart siget 4103 !)
des richtuom da niht widerwac 5984
mit selpkür ordenunge 2629
daz ir mit Wirtschaft läget 1851
kein wtssag mohte noch enmac 916.
Dasselbe gilt natürlich auch von den Komposita auf -hext:
frou, dirre gotheit nam 2547
dar in dln gotheit blüete 2554
wie diu gotheit würde so zam 2675
da 11t gröziu rtcheit an 5090
tumpheit gein der witze 722
für die wärheit hoere ich sagen 1552
ob ir mir der wärheit jeht 3178
daz ich daz von wärheit weiz 5050
Sterke, wisheit, güete 2553.
Gelangt ein solches Kompositum zu zwei Hebungen, dann geschieht es wegen
individueller Gründe, die ihm an der betr. Stelle einen abnormalen Nachdruck
verleihen :
da vert niht liegen triegen mit
als vil buoche habent sit.
ich ensprichez niht ze ruome:
der wä'rheit ein bluome
wirt ez üz allen buochen,
wil got mins lebens ruochen 68
als ez mit wä'rheit hie vor
Sibille an dem gestirae maz,
diu da nihtes an vergaz 2978 8)
mir ist | daz von wä'rheit bekant 4352. 6070 4)
1) man denke an das spätere 'Jungfer', 'Hoffart'.
2) hieher auch, soweit es metrisch als zweisilbig gilt, herzöge: von dem herzogen Otten 45;
den herzogen und die Herzogin 3782. 6129.
8) feierliche Bekräftigung der vorhergegangenen Zalenangabe.
4) beteuernd und daher nachdrucksvoll.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wiai. sa Göttingen. PhlL-hiat. Kl. N. F. Band 6,i. U
82
CARL KRAUS,
Ebenso bei urteil9):
der elemente strtten
ist bitter, ungehiuwer,
da luft, wazzer, fiuwer
ir kriec zesamen haltet:
dtn götheit des waltet 5154 !)
si sprach: gewunnet ir ie prls,
gesazet ir werdecltchen ie,
— des ist wol vergezzen hie —
ze Millene üf iuwerm palas,
da manic kröne vor iu was,
die iuwer gerten zeinem voget:
gr6z kräncheit hie ob in broget 3840').
diu urteil ist über iuch ergan 4883
daz diu urteil ist getan 5914.
Aber aus besonderen Gründen zweimal urteil:
vüege, so ich kum von grabe,
daz ich iht bibende ste,
so diu urteil ergß 4632 4)
er schrei vil lüte w£ und ach:
dö was diu urteil getan
ze himel, und solt ez ergän5).
Aach ieman, nieman wird nicht mehr als Kompositum gefühlt, hat daher
normalerweise nur &nen Akzent, auf der ersten Silbe:
nieman wiser, sam mir got 700
nieman 6re also gröz 2491
nieman wolte lazen In 5779
dem nieman wol entrinnen kan 33
daz ieman lebe, äne got 254
daz nieman ist üf erde doch 1084
die nieman von mir bringen mac 1773
mac nieman gahten an ein zu 2557
nie nieman also heize wart 3412
ob ieman hiut bt disem tage 4372
daz ieman also werbe 871
denn ieman sagen künne 908
ob ieman tiurer wsere 1240
daz nieman wart so reiner 2724
der ich hie nieman vinden kan 1296
getar mich ieman hie bestän 1695
vor glaste nieman troute genesen 1829
und in doch nieman mac gesehen 2617
anders nieman da beleip 3278
bi anders nieman über ein 3322
nu endarf nieman fragen, wem 5996
der ist wtse und nieman m6 905
des pfligt ze himel nieman me" 981
ez ist für war nieman rieh 1044
si sprach: ich wsene, iemen sampt 8014
uns dienet vil nach nieman baz 3361
und daz er kan, daz nieman kan 3936
der sprichet lamp, swaz ieman tuot 4175
daz künde erwenden nieman hie 4248
des buochs sol nieman spotten 46
gein staete wart nieman lazzer 3061
des enwil ich nieman liegen 3138
daz dich nieman heiet 3402.
1) man beachte den Doppclpunkt, der den Kontrast andeutet wie im ersten der obigen Beispielet
2) 8. die vorhergehende Anm.
3) man denke an das spätere 'Urtel'.
4) das Urteil xar ifogijv, das jüngste Gericht.
5) wieder Doppelpunkt, der den Kontrast markiert: 'freilich jammerte Balthazar jetzt: aber
nun war es zu spät, der Himmel hatte schon abgeurteilt über ihn'.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 83
Wo ausnahmsweise zwei Hebungen auf das Wort fallen, bezw. die End-
silbe betont ist, sind immer besondere Gründe wirksam:
diu himelischen wunder / *&& ™&* daz z© wäre:
kan niemän besunder 1 ü"1®* sibenthalbem järe
voln ahten noch geschrlben: < kan ^»cn mit keinen nceten
da von iäz ichz bellben 8986 j nfemän ertoaten.
[ wir müezen uns hie scheiden,
lebt femän, der ane got def gnäde ung beiden, 467ß4)
driu dinc müge gegeben :
Hp, sele unde leben 4348«) ( £ "f e* * 8Ö herte'
) daz des basüiscus smac,
daz kint ist einvaltec j den nfeman erMen m&C)
und nie sd gewaltec [ a]g gamfte ze „den Wjere 49?6
weder so wtse noch so starc , ,
noch 86 kreftic noch s6 arc, / ze «licher wis als B^hmr
daz ez | iht müge liegen
oder femän betriegen 2652*)
der vil höhe sich vermaz
Dö sprach der keiser zehant: / im gienge sin dinc als6 eben,
'sam mir liute unde lant \ jm en|kunde nfeman geleben.
und alle mine gote her: I ais er gesprach disiu wort,
er arnet al min herzeser, l dö schreip sich an die müre dort:
des kan im nlemän gewegen\ <ez ist geteilt, gewegen, gezalt' 5268
er hiez in vil gahes segen 4709») daz fr niemän weiz endes ^ 24ß 990
| so wse'n, iemän üf erde erleit
( so gröze not als si drt 342.
Endlich sei noch das metrisch zweisilbige herzöge angeführt, das normaler
Weise (s. o. § 107) nur auf der Anfangssilbe betont sein kann, einmal aber zwei
Hebungen erhält, weil es in Kontrast steht :
| pfalzgrä'f von Rine genant,
( he'rzöge uz Beierlant 4.
über die Verwendung solcher Komposita im Auftakt s. § 142.
II. Dreisilbler.
I. Typus: abgrimde*
§ 109. Im Reim. Solche Wörter bilden natürlich klingenden Reim; die
erste Silbe kann betont sein, muss es aber nicht, da die Empfindlichkeit für
leise Versetzungen der normalen Akzentuierung hier nicht so gross ist wie beim
stumpfen Reim (s. § 50).
1) dass es absolut sonst niemand gibt als Gott, das büdet den Kernpunkt der Argumentation.
2) Parallelismus von iht und ieman.
3) also voll Emphase als Ausdruck eines unabänderlichen Entschlusses: man beachte die
feierlichen Beteuerungen und dass das Wort im Schlussvers der Rede steht.
4) feierliche Prophezeiung der Königin, zugleich ihre letzten Worte vor dem Martertode.
11*
84
CARL KRAUS
i
Gesichert ist die doppelte Akzentuirung in folgenden Eällen:
in daz itwcege 3487 in daz abgründe 3545
Georf, leitsterne 2834 allez mankünne 284
an der durch verte 5032 trachen, lintwürme 467.
üf daz ertliche 4024
Gesichert ist einfache Akzentuirong in folgenden Fällen :
er ist | mir und im unnütze 4728
so ist der mensch unwerde 3441.
Keine absolut zwingende Entscheidung lässt sich treffen (obwol oft die eine
oder andere Betonungsweise unvergleichlich wahrscheinlicher ist) in den Fällen:
üz sfnem lilachen 3144
als ein röt scharlachen 4618
als einen huntanen 3504
du vröne wingarte 2745
dem gebent sf wilsaelde 4485
vische und wiltpraete 1921
wie was der wirtschefte 2446
zwischen | uns der friuntschefte 4149
als alle sncgellen 5492
wir sin harte unverre 572
da hin ist unverre 1576
der Juden flinsherze 1226
aller tugent gruntveste 2787
wil ich an im uneren 1815
und mich so guneret 4228
daz ir in danne uneret 5796
daz krlclich herzeichen 1228
§ 110. Im Innern. Zwei
und stn antlitze klär 3052
manic juncherre kluoc 2525
wer der margräve si 5733
durch den margräven tet 4159
von dem margräven hör 5641
als ein schürweter gröz 5489
als von dem mülsteine 3408
die würme unreine 5883
daz hat din antreite 3918. 5180
wir sulen uns arbeiten 323
daz kint den urspringen 2624
(über) wäge und ertriche 2964. 2976
in helle, üf ertriche 3338
er solte herliche 4031
er kom ze swachliche 4023
und fuorten in fröliche 6120
her, ir sit unwise 1902
ein liehte anschouwe 4056
fröu dich der anschouwe 4414
da ist guot diu anschouwe 5376
ez wart nie juncfrouwe 2376
und bi dem abgründe 3393
der segente den toufbrunnen 2881.
Hebungen sind unbedingt gesichert:
in ir wingarten hör 2581
so du fröltchen stäst 4416
wiplicher triuwen 4243
erlösez trügevaz 3531
inner vierzehen tagen 334. 1498
ieman zwispilden mac 751 1).
Versetzte Betonung ist gesichert:
kiusche unkiusche zer helle sluoc 5844
diu Lünä der unstete pfliget 4497
des muoz gunert sin iuwer lip 2457
unfride, urliuge starke 842
dö der alt margräve starp 131
die solden der wilsaelde pflegen 6025
und dar nach ieglicher muoz 2246
ich mac in niht vol loben gar 295
swie gar volkomen ist ein man 5870.
Die grösste Wahrscheinlichkeit spricht für Annahme zweier Hebungen in
den Fällen:
1) von Adjectiven, die freilich nicht ganz wie Komposita betrachtet werden können, seien aus
dem Innern angefügt: brtit wxldez 2972; stärk nilchtl 3642; lieht reide 4757; kla'r hehter 4791.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
86
und fuor ze herberge sä 441
diu herberge ist dir ze swach 2001
mänglich ze herberge reit 5305
der liez er jäherren pflegen 116
waz wolt der margrave hör 1765
dö sprach der margrave sä (her) 2994. 3113. 3415
dö stuont der margrave dort 4748
hie rief der margrave hör 5521
des werden margräven her 1453
und sprach zem margräven sä 4861
den sluoc des margräven hant 5477
empfienc des margräven s£l 6118
des stuol so herliche stet 1746
80 mangen waettichen Hp 4139
mit ge|triulicher krefte 4150
ach, du unsselic man 856
nü, du gar volkomen man 103
welch marschalc herbergt e dich hie 1999.
und neic dem margräven dö 4654
Dagegen ist versetzte Betonung wahrscheinlicher in folgenden Versen:
daz ist von de*m lantgräven komen 43 6 ez an der buochstaben ort 3654.
gein dem sich der margrave schart 5432
Schwanken könnte man in folgenden Fällen, wo ich fast durchweg Zwei-
hebigkeit annehme:
dar zuo daz abgründe nider 3915
ir abgründe« verge 4188
sin süezez antlitze klär 913
wan der daz antlitze siht 918
und waz der antlitze hat 3980
8wenn(e) daz antlitze dtn 4633
sin hüsfrou(we), daz arme wip 2425
daz er|hörte s!n husfrouwe da 3000
daz was ein juncfronwe klär 2493
in juncherren si et leit 3549
den margräven fuort man hin 1775
des margräven anverzaget 5307
den margräven vähen 1758
dannoch der margrave 8 lief 3813
des wart der margrave frö 5115
da er den margräven vant 1784
da man den margräven nider 3806
and von dem margräven hie 5563
die des margräven huoten 1793
vil schimpfrede da geschach 2515
§ 111. Endlich mit Betonung auf der ersten und dritten Silbe:
an den | margräven von Palastin 623 herrliche* gezieret 5753
gie nach des margräven gebot 3235 (?) bin ich so etliche* getan 1947.
menschlicher beschöade 702
Über die Behandlung im Auftakt s. u. § 142.
2. Typus: Srerihrans, donerslae*).
§ 112. Im Reim. Hier nehmen solche Komposita durchaus den dritten
und vierten Fuss des stumpfen Verses ein. Die Vorführung einiger Beispiele
wird wol genügen :
1) silpwahstn?
2) einen dritten Typus vertritt nur : der Sngbi genözschaft 100.
diu sturmstimme was so gröz 1188
der waltsinger doene 5884
die wfssagen jähen 4019
die wissagen hänt geseit 4849
der wflsaelde an ir bant 6014
op dir diu wtlsselde tuo 6018
waz ieglicher nöte erleit 370
der ieglicher underbint 2982
and ieglicher underbint 4354
ir ieglicher sich da bare 5234
die eislichen sprizen 3481
ir wipliche stimme 4133
daz er billtche hat daz wort 250
an min mänliche ere 3116
der werltch sin ende kös 1264
des müezen guneret stn 5724
die gungrten kristen 5901
daz er da selpwahsen stet 8584
selpwahsen prophete 3569 !).
86
CARL KRAUS
7
er wist si an ir abentzil 2970
als die süezcn adelarn 160
als üz den vögeln der adelar 428
ir senef rieber biterolf 4178
ja, ich gesach nie bogensebuz 4696
si sprach : gebt mir daz botenbröt 2914.
Ebenso werden gebraucht: donerblic 2841; donerslac 476. 752. 3264; doner-
sträl 5400; ebersivin 430; edelkeit 1991; Endehaft 5859; crenkleit 5825; irenkrana
1698; gemähelschatz 4567; geselleschaß 2679. 2891. 5114. 5897; hantgetät 1396. 4627;
haspelspil 6817; Iwidensehaß 437. 4273; heiligeist 1045. 4855. 5117. 6160. 6093;
hellehunt 5199; helleval 4181; hellewiht 3557; herzeleit 515. 2160. 4615; herzeser
354. 400. 2148. 4708. 5946; himelbröt 2010. 2073; himelgast 4534; himelhort 2786;
himelkint 4083; liövescheit 6078; houbetblöz 5536; houbetman 1291. 5935 *); Äuw^er-
woZ 1855; isenhuot 81; kerzestal 2694; kirchentür 3371; koukelspil 6077; kriuzestal
1868; meienns 6604; meientac 2168; morgenröt 2773. 3959 *); nächgebür 390;
wordener 2973; obedach 472; ritter schaß 93. 3035; seitenspil 1504; sicher JieU 4889 ;
sigenumß 1995. 3751 ; trügevaz 3531 ; übertür 6775 ; umbevart 3476 ; umbeswanc
2866; underbint 2982. 4364; ungemach 812. 860. 1850. 3664. 4661; wankdpoU
3063. 5781; waäeerval 5663; werdikeit 183. 643. 2703. 3679. 5231. 5523; widerstöz
444. 2534. 4934 ; wolkenbrust 469. 5606 ; zukerrör 279. — Endlich sei hier auch
untergebracht herzogin 55. 3782. 6129 s).
§ 113. Im Innern. Die Behandlung der Komposita ist dieselbe wie am
Schluss des Verses:
der ebenmäz nie wart geleit 2726. 2752
iu hat diu Leidenschaft enboten 433
die grözen Leidenschaft bestuont 1355
die heidenschaft zestörten 4312
ouch wart ir houbetman bereit 1473
und niht hungermeil enhat 4450
wan kristenman nie üf gebaut 80
wan kristenman nie baz geriet 2066
umb das nordenmer als 6 6037
er rösenkint der scheene 5888
manc wäpenroc und zimier kluoc 1208
ein wunderburc, der Tugent pflac 5751.
Nur Hebung und Senkung (infolge Kürzung oder 'Verschleifung,) füllen die
folgenden Wörter:
sfn ellnmez leit er niht daran 117
diz riterspil galt niht wan den tot 1223
vor zageheit nie gedahte 3661.
In ein paar Fällen ergibt die normale Betonung auf der 1. und 3. Silbe für
letztere beschwerte Hebung. Auf den so gebrauchten Wörtern ruht jedesmal
ein abnormaler Akzent:
daz wir die kristen breiten
und die heidenschaft smeln 326 *)
dir wont der helligelst bf
und diu gewaere minne 2802 *)
1) oder houptman?
2) es sei gestattet, das Wort unter den Komposita aufzuführen.
3) Isoliert steht: daz ist niht unbilltch 1961.
4) Kontrast!
5) Parallelismus!
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 87
ez muoz 6 sfbenthälp jar
nach ir zal hin komen,
£ in der lip werde benomen 4864 !).
Auch, wo an andrer Stelle des Verses im Innern beschwerte Hebung auf
die dritte Silbe fallt, liegt auf dem betreffenden Kompositum jedesmal besonderer
Nachdruck :
| der hellig&st was mit in,
( die s61 die engel fuorten hin 5909*)
i sin misseta't was gewegen.
) die wurme unreine
(teilten fleisch und gebeine;
sin tage waren ouch gezalt 5281 *),
oder eine Pause trennt die beschwerte Hebung von der folgenden:
müskatblüot, nä'geli'n 4810.
III. Viersilbler.
1. Typus: fröneboten, sumerlaten.
§ 114. Im Reim. Hier füllen sie immer den dritten und vierten Fuss:
von des keisers fröneboten 2433 du schütest als ein sumerlaten 5146
und sazt si üf ir hergesidel 2481 alsus grözer ungehabe 901
und sazten in üf ir hergesidel 5339 alle die ungehabe 2096
der durch mich wart ein krippeknabe 1104 gröz was sin ungehabe 4400.
Altis8imus, der krippeknabe 4081
§ 115. Im Innern. Auch hier füllen sie in der Regel zwei Füsse voll-
ständig aus:
mit den donerslegen hebet 761 der himellewe starke 2888
zwei hergesidel wünneclich 4665 in siner houbetstete saz 1972*)
beginnent den himelkünec loben 932 überminne unde git 3360.
himelkünec, ich wil jehen 3656
Seltener folgt noch eine Senkungssilbe:
der himelkünec als einen schaft 3934
an die der himelkünec besaz 112.
2. Typus: deckelachen, himelriche.
§ 116. Im Reim. Wie oben § 114, nur dass der Reim klingend ist:
ein richez deckelachen 3815 ein klär hergestüele 1369
valsche hellekrücke 4190 von dem himelriche 3337
1) die Zal wird in der Bede des Königs mit besonderem Nachdruck hervorgehoben, weil sie
früher prophezeit worden war : inner sibenthalbem järe Jean dich . . . nietnan erfaßten 4674.
2) Parallelismus!
3) ez ist geteilt, gewegen, gezalt ging vorher. Nun folgt die aufzälende Ausdeutung: gewegen;
sin missetat; geteilt: fleisch und gebeine; gezalt: sine tage.
4) höuptstUe?
88
CARL KRAUS
in daz himelricbe 6122
mit sinem hofgesinde 996
sin klär hofgesinde 4418
der drizec künecriche 5942
als der morgensterne 6326
da ist | guot diu ougen weide 1016
heldes ougen weide 2473
da was diu ougenweide 5495
ez ist | niht ein sagemaere 2821
und manger sigeniimfte 290
üf (die) drl tageweide 662. 681
zwo gröze tageweide 1480
mit ir trügelisten 1128. 5902
mit sinen trügelisten 3554
und gar ein Überguide 2607
den heiden zungemache 1640
kranc was da ungemüete 275
daz ich der widerk£re 3660
da was niht widerkere 5545
ir reht wisewazzer 3062.
gein drin tageweiden 177
§ 117. Im Innern. Wie oben § IIB. Ohne folgende Senkungssilbe:
hab wir ambetliute da 3357 ')
nach valkenduzze stechen 4925
mich hat des heiligeistes kraft 1035
von (mit) des heiligeistes kraft 2114. 3174
du bist des heiligeistes vol 4642
mit des | heiligeistes touwe 2848
mit des | heiligeistes fiure 4048
in keinem helleQure w6 5210
Ton dem himelrtche stiez 3405
wan im daz himelrtche wart 5719
von himelrfche herre got 6132
Es folgt eine weitere Senkungssilbe:
ir abetrtinne, ir wankelpolt 3063
von himelrtche der lewe starc 2876
aller kristenliute spot 1750
wolt er da ritterschefte pflegen 1212
ir vindet ritterschefte stat 2263
mit den rösenbluomen stat 5373
seht hie ir tugentbildser an 17
von überlaste an gewset 1163
und von iu widerkSre hat 4172
ein widerwarte sins gebotes 3534
und bt dem urteilltchen tage 3399
unz zem urteilltchen tage 5205.
hastti in himelrtche da oben 101
an die himelfröude da oben 703.
3. Andere Typee.
§ 118. Es handelt sich fast durchweg um Wörter, bei denen die natürlichen
Akzente nebeneinander liegen. Wenn letztere auf die beiden Mittelsilben fallen,
so werden solche Wörter im Verse mit versetzter Betonung auf der ersten
und dritten akzentuiert2):
mit ünzällt'chen leiden 1490. 3384 so suoze glflorieret 5864;
und also ge*florfertiu ztt 1017
wenn auf die erste und zweite, so bekommen sie im Verse auf die erste und
dritte die Hebung:
si möht niht hö'chvertfger sin 1702 sin hö'chvertigez grazen 1862,
oder auf die zweite und vierte:
knappen und junchcrreü'n 1537 kameraer, junche'rreli'n 2707.
Liegen die normalen Akzente auf der zweiten und vierten Silbe, so wird
das im Vers gewahrt:
ane die drivaltekeit 2725 ie nach der gelegenheit 3366
und st'ner drivaltekeit 3188 von der mlnen gelegenheit 3388.
ir aller drier gelegenheit 656
Drei Akzente wie in Prosa erhält:
wan als | vil ein scha'chzäbelbrät 750.
1) amptliute?
2) normal: er was gevierteilet 4845; bi (Um gemssägten got 3197.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 89
IV. Reste.
§ 119. Im Reim. Normal:
als ein muzaersprinzelin 4448.
Mit versetzter Betonung:
and durch sin Irbarmherzekeit 5213 alle'rsuntä'geli'che 3312,
s. u. § 142.
§ 120. Im Innern. Zu Bemerkungen geben keinen Anlass:
er neic dem himelkünege dft 1800 ir habt | käraktä'resschrift gelesen 1830.
(dich) zeinem houbetkünege erweit 1980. 5744 !)
7. Abschnitt.
Mehrere beschwerte Hebungen in einem Vers.
I. Die erste und dritte Hebung des stumpfen Verses sind
beschwert.
§ 121. Die Gründe, die die beschwerten Hebungen hervorrufen, sind die
in früheren §§ ausführlich besprochenen; es wird daher in den meisten Fällen
genügen, kurz auf die betreffenden Stellen hinzuweisen:
nü seilt1), wä% dort här reit*) 418 der £'ven und A'damen 3096 •)
la ste^n»), h£r, lä stS'n1), l& 1258 rois Jäbf n von A'zör 5937 e)
wol ü'f«), lieber sün mTn9) 3129 und schönten») daz kfnt da'8) 2165
| er ist steter danne ein adamant, z* h*nt9) sl d6 ü'f säch19) 4662
' wärt als') der rübf n4) 1411 z© hänt9) er die ü'z brach10) 5685
mit s6 grözer rtcheit, j sa'9) reis daz löup nlder
daz sf n kein ärman 1 unde wart ze stüelen wider11) 5619.
niemer voilenahten kan6) 1475
IL Andere Hebungen sind beschwert.
§ 122. Die Motive sind wieder die längstbekannten. Meistens ist die
ganze Stelle feierlich gehalten, sehr oft bringen die betreffenden Verse Abschlüsse
1) höuptkitnege?
2) Pause, s. §§ 24 ff.
3) s. §§ 44. 40.
4) s. § 81.
5) Schluss eines Kapitels. Folgt Initiale in den Hss.
6) s. §§ 88. 89.
7) s. § 62.
8) 8. § 40; auf da liegt starker Akzent: dar nach huoben si sich sä Zc dem hüse, dd der
fürste lac folgt unmittelbar darauf.
9) s. § 89.
10) 8. § 44.
11) man beachte die erhöhte Feierlichkeit, die sich in der Häufung der beschwerten Hebungen
kundtut: die geschilderte Verwandlung ist eines der Hauptwunder.
AbMlgn. d. K. Gm. d. Witt, tu Göttingen. Phil.-hwt. Kl. N. F. Bind 6,i. 12
{
90 CARL KRAUS,
oder Wendungen, weshalb sie auch häufig durch Initialen ausgezeichnet sind, oder
der Kontrast spielt seine Rolle usw. usw. Die Beispiele sind:
Hie nam der helt ürlöup 4177 Hie mit gfe e'r zehant 2069
j Er sprach: päx tt'bf , Daz äbgöt sprach zehant 3279.
( lieber frfunt Geörf 1786 l)
Oder die Initialen folgen unmittelbar darauf:
swes ir nü dar umbe jeht, t dö ez die sü'l an säch,
daz stö', als ez stö: ] daz kfnt güotli'che sprach:
niht fürbaz wil ich sprechen mö. f ' Apollo, hastü mich vernomen?' 3237*)
Dö sprach der künec Dacian 2237 •) / <iebt femän, der äne got
sin räde ez süs an vie. J drlu dfnc mü'8e gegeben:
Ez sprach: .... 3168 8) ) JiP» s61e ^^ leben?1
\ D6 sprach der keiser sa zehant 4349.
Nach direkter Rede:
/ 'daz schont an mlnem kinde hie:
dem künden mtne gote nie
geh&fän ümb ein(en?) gruz\
daz völc zö'ch ällez uz
und schönten daz klnt da1 2164*).
Kontrast :
| nfun rös gäp er in:
i daz zehende behielt er da 1618
waer allez löup birml't 1018.
Pause :
Marien klnt, Jö'süm 1873 der maget kfnt, Jö'süm 4519.
Feierlicher Nachdruck:
er tuot die boome gruonen;
er heizt die töten ü'f stä'n
und al gesünt hin gä'n;
der markl8 ist geheilet,
der was gevierteilet;
ein klnt gie dnde sprach,
in zwelf wochen daz geschach;
er tuot die dürren stüele blüen:
wes solt ich mich für baz müen?
\ ich toufe mich in stnem namen,
der äbgöt wil ich mich schämen 5633
1) s. S. 89 Anm. 11.
2) man beachte die feste Entschlossenheit: '6e*i dem nun auch wie ihm wolle' sagen auch wir
bei höchstem Nachdruck.
3) viell. <me: dann wäre das Beispiel zu § 34 zu stellen.
4) Apollo mit Initialen; man beachte die Aufeinanderfolge zweier beschwerter Verse. Siehe
übrigens Anm. 3.
5) man beachte die Häufung der beschwerten Verse.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORO. 91
diu selbe värt nie m£r ( sin tage wären ouch gezalt:
wart derloubet keinem man 2582 *) J er wärt niht fü'rbaz ölt,
' niur den tac nnz an die naht 5288 *)
ich düht mich eteswenn so hßr, / der ü'zerköra märkls,
daz ich für wä'r nie me^r j de*m sint zwei lobes ris
geopfert keinem abgot noch 2812 ' also hoch gestözen 4797
Sdaz begunde er in vil gar versagen
und gäp in sä' ürlöup
und zöch sich in diz leben toup 1983 4),
das feierliche (s. § 79) Latein;
a dextris tü'i's 2667.
Unklar ist die Bedeutung der beschwerten Hebungen in folgenden zwei, nahe
beisammen stehenden Versen:
dar nä'ch schrei £r zehant 570 dar nä'ch kö's e*r dö sä 574.
In klingenden Versen ist der Zusammenstoss beschwerter Hebungen sehr
selten. Die Beispiele sind:
als win, körn blüete 4086 daz de*r stri't wsere 5030 5).
Die Verse des Typus weder so noch sus endlich sind schon oben § 19, ein
paar andere § 31 besprochen worden.
8. Abschnitt
Der zwei- und mehrsilbige Auftakt als Mittel der
Deklamation.
§ 123. Vorbemerkung. Von einem gut deklamierenden Dichter können
in den mehrsilbigen Auftakt gestellt werden 1) Silben, die an sich ein so ge-
ringes Sinnesgewicht besitzen, dass sie dem Verse ein schwerfälliges Gepräge
geben würden, wenn sie als erste Hebung und Senkung verwendet würden : solche
Silben stehen natürlich ganz unabhängig von dem, was ihnen folgt, normaler
Weise im Auftakt. 2) Silben, denen an sich ein bedeutenderes Sinnesgewicht
zukommt, das ihnen aber dadurch entzogen wird, dass ein Wort, auf dem ein
ganz besonderer Nachdruck ruht, unmittelbar nachfolgt6). Normalerweise füllen
1) nämlich die Fahrt des Christaskindes durch die beschlossene Pforte der Jungfrau; vgl. zu
diesem und dem folgenden nie me'r das Beispiel aus § 44.
2) 'Nur drei Worte hatte der gute Schacher am Kreuze zu sprechen, und Du gabst ihm das
Himmelreich'.
3) Balthazar nämlich.
4) damit ist die entscheidende Wendung in Georgs Leben angekündigt.
5) dir Demonstrativum 'dieser beiden'!
6) s. schon die Bemerkung beiVilmar-Grein, Verskunst §79: 'häufig dient derselbe [der
Auftakt] dem rhetorischen Akzent, um einem Worte Nachdruck zu geben, indem nach demselben
wol etwas mit der Stimme eingehalten werden soll'.
12*
92 CARL KRAUS,
solche akzentschwereWörter also die erste Hebung und Senkung; das abnormale, nur
durch das zufallige Nachfolgen eines stärkertonigen Worts gerechtfertigte, ist ihre
Verwendung als Auftakt. Dass es gerade Auftakte der zweiten Art sind, mit
denen ein Dichter vortreffliche, lebendige Vortragswirkungen erzielen kann,
braucht keine nähere Begründung : in einem Vers wie als die sü'ezen ädelärn ruht
auf süezen kein besonderer Nachdruck, wol aber in dem Vers als diu \ sünne W
dem manen auf sunne. Demnach betrachte ich im folgenden jene beiden Kate-
gorien getrennt.
I. Silben, die normalerweise im Auftakt stehn.
§ 124. Ich gebe die Beispiele aus der Partie von Vers 1 — 2300, was wol
genügen wird, um alle häufiger vorkommenden Typen vor Augen zu führen.
Die überwiegende Mehrzal dieser Auftakte wird gebildet von einem leichten
Pronomen (oder ebensolcher Partikel) und dem proklitischen Präfix eines Ver-
bums oder Substantivums :
als befunden st sich swingen 168 da enkegen ist in nü so w£ 716
da beganc doch eine mäze an 881 da enkegen tuot, swaz er wü 2296
da beginnet aber iuwer hant 2260 da entsprungen bluomen unde gras 2170
da enkegen als ein eberswfn 430 da enzwischen leit ich gröze not 1343.
Ebenso die folgenden Auftaktsilben: daz be(valh, -gunde, -tiutet, -weinte)
1620. 1184. 1505. 1512. 1762. 1982. 567. 1009. 1243; daz erßennet) 922; daz
ge(sanc, -sinde) 930. 2190. 2709; daz ge(scheehe) 770; der be(gnnde) 440; der
ge(bürte) 2569; die be(gunden) 526; die en(pfiengen) 1568; die en(ein) 2720; do
en(wolt) 1592; do ge(sät, -steigen) 254. 2285; du ge(trouwest) 1788; er be(ginnet,
-gunde, -reitet, -schoute) 478. 1664. 1707. 665. 1454 ; er en(barte9 -Mutet, -pfie) 713.
1995. 2799 ; er ge(hoeret) 400 ; er ver(stet) 927 ; ez be(gunde) 1352 ; ez ge(schaeh,
-wan) 351. 701. 2490. 1716; von ge(steine) 1450; hie be(gunde) 1623; hie ge(schaeh)
2584; hie ver(gäzen) 682; ja be(ginne) 782; ich ge(diene) 803; im ge(bristet) 202;
ir en(iveder) 1963; ir geßörtet) 1730; man be(ginnt) 1656; min ge(zelt) 1617; mir
en(böt) 479 ; nu be(gunde) 1625 ; nu er(hörte) 2424 ; nu ge(wer) 1658 ; oder 742.
1052. 2319. 2652. 2953 ; si be(gunden) 143 ; sich ent(sliuzet) 957 ; si ge(sehent) 1492 ;
sin ge(walt) 436; so be(ginne) 798; so ge(rcet) 781; so ver(gU) 1136 ; über 98. 841.
1006. 1402. 2790. 2963. 2976; und be( denke, -valh, -gunde, -huoten, -saz, -scheidet,
-swert) 882. 2395. 2103. 2203. 2233. 2287. 1919. 1327. 2283. 1831; und en(pfie)
189; und er(schcdlet) 1194; und verßös) 1406; und geßuten, -detic, -zogen) 443.
1991. 2276.
Demgegenüber ist die Zal der Verse, wo dieselben oder ähnliche Silben den
ersten Fuss bilden, ungemein gering:
j daz got geschuof nie triuwe, *** betiutet und verst6t 974
( da enwar ein ander bi 79P) der vermochten abgot 2827»)
dö bereite er sich dar zuo 1632
1) nachdrucke volles dal
2) der also Artikel, nicht wiederaufnehmendes derl
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBKR RELNBOTS GEORG.
93
ich enkan dir niht so vil 1372
oder von stahel her und da 631 *)
oder ich vor Sibüle 734 *)
ober al daz her wit 1540
über al einen hof geboten 1113 l)
und verköret iuch niht sus 2437
und geheizen in daz für war 502
and gesworen bi ir goten 484.
II. Silben, die abnormaler Weise im Auftakt stehn2).
§ 125. Die Silben stehn im Auftakt, weil ein durch Kontrast (Parallelis*
mus) besonders starktoniges Wort ihr natürliches Gewicht reduciert:
als der wilde valke
ander | kleinen vogellinen 145
steine, würze ande krüt
ander | scheidet der engel trüt 3938*)
allen dingen gebent si kraft:
alle | würze sint von in gesaft 4482
ein ver|läzen ors ze siner hant
und einen soumaer da mit 1470
ob ir | muot and diu richeit
würde üf eine wäge geleit 4987
waeren | jaden, kristen, heiden 206O
ze den | brüsten wit, mitten kranc 4761
sint ez | kristen oder heiden? 580
sit ir | kristen oder heiden? 592
d6s leit und des ungemach
mac dem | minen niht geliehen 813
iuwer | leit beginnet grözen
and iuwer fröude kleinen 850
iuwers | willen und iuwerm muote 319
wart en| zündet und erviuhtet 947
mit des heiligeistes touwe
würde du en [zündet und erviuhtet 2759 4)
and ein tröst über allen tröst
and ein | were für der helle röst 978
er ist | stseter dann ein adamant,
wert also der rubfn 1410
er ist | senfter danne ein lambelln:
da en|kegen als ein eberswfn 429
der 8n& mit krefte duze lit:
so ist | hinne ein süeze meienztt 2080
ein boum stet hie wunneclich:
der ist | loubes unde bluomen rieh,
der boum was min virstsül
und was dürre unde fül 2082
er ist | himelsippe vaterhalp,
muoterhalp von erde hie 3860
er ist | mir und im unnütze 4728
so ist | er der wäre ursprinc 5592 5)
brinc harnasch, ors unde sper,
minen | heim und minen schilt her 1642
miner | armuot wil ich hie gedagen
und mer von sant Georgen sagen 1933
unser | einer ziuht den andern hin 2320
und ir | hoehe ouch gemezzen,
die wite her unde wider,
die lenge und die breite 8914
du bist wol ergetzet
diner | marter und der bruoder din 4671 •)
da sich samelieret
mine | bruoder und des küneges her 5041
der zwelver einer niht gesach,
die des margräven huoten:
ze hant si alle wuoten.
in der | bürge wart daz glesten 1795 ^
nü sitzt der forste reine
in dem | swachen hüs al eine:
da vor er hgrlfche saz
in siner houptstete saz,
ze Milllene üf sfnem palas,
da manic fürste vor im was 1970. 1973
1) gerechtfertigt, weil nur für die Füllung der Hebung, nicht für die des ganzen Fusses auf-
kommend !
2) mit Einschluss einiger leichterer, selten vorkommender Fälle.
3) andere Tätigkeiten sind vor- and nachher aufgezält. — Doch ist ünderschHdet besser.
4) der ungemein starke Auftakt wegen des angewöhnlich starken Gegensatzes: zu touwe and
ia erviuhtet.
5) (und nicht Apollo'.
6) 'der Marter sowie der Brüder' ('die Du am meinetwillen verlassen hast').
7) zuerst ist die Wirkung des Glanzes im Kerker geschildert, nun in der Burg.
94
CARL KRAUS,
im ze | muoter und ze kinde 1013
bf dem | mänen, bi der sunne 3891
vor dem | biderben, vor dem schoenen 1506
dem wil | ich der aventiure jehen 2277 l)
durch dich schouwen den plan,
wie er | anderhalben waer getan 3670
wer mir half und wer mich nert,
wer er | ist und wie ez umbe in vert 3854
daz er | einen got üz Israhgl
wolte minnen und meinen
und anders deheinen 8042 *)
dem ge|touften und dem beiden 5450
hiut be| ginne ich, des ich nie began 2818
8i wil | dise üf der erde lan
und jene da ze himel han 2899
daz ez niender wenket,
hin noch her enlenket.
ie doch | schütet ez mit sfner kraft
der himelkünec als einen schaft 3933
und würdet alliu grüene val.
ouch ver| wandelt sich diu heide 835
dise | weinent, dise lachent 3947
daz du A|pollen wilt Verliesen
und J6'süm erkiesen 4335.
§ 126. Emphatische Wiederholung:
a la | terre, a la terre 571
da ist | wunder unde wunder gröz 2180
er ißt ein | wunne ob aller wunne 1889
da was | herte wider herte komen 5433
Bei Vergleichen:
als diu | rose in dem touwe
sich ent|sliuzet gein der sunne,
als fröut sich gein der wunne
allez himelische her 956. 957
wo, wes spotte ich, tumber man,
als der | oven tuot des slätes 1929
daz minne ich für alliu dinc,
daz ist | aller sselden ursprinc
und aller tugende kerne 2832
solt ich | sagen, wie ez da geschach,
als mir sagte, der ez sach 5051.
da wart balde da envar
diu 8ül und daz abgot
al nach des kindes gebot
als ein | slite in dem winder 3289
als ein | ungemeilet lämbelln
tuot er niht üf den raunt stn 4387
ietwederz, blicke, Schilde
erlühten daz gevilde
als diu | sunne tuot die heide 5372
als diu | sunne ist bf dem mänen 1841
dem diu | sunne niht moht gebesten 1796.
§ 127. Man sieht, es sind durchaus sinnwichtige Wörter, die dadurch, dass
das vorhergehende, in beschleunigtem Tempo gesprochen, gewissermassen auf sie
losstürzt, auch in der Deklamation erhöhte Bedeutsamkeit bekommen. Und so
ist es denn auch in allen andern Fällen, die nun zur Sprache kommen sollen;
da der bedeutende Sinnesgehalt der betreffenden Wörter meistens schon ohne
Kenntnis des Zusammenhanges deutlich ist, so darf ich mich bei der Mitteilung
der Beispiele wol kurz fassen:
Substantiva folgen:
ir habt | karaktäresschrift gelesen 1830 unser | soumschrtne sint swaere 686 8)
daz dann | ende habe unser klage 5206 daz ir niht | guotes habt den vollen 1960
1) ich (Georg): nämlich im Gegensatz zu Dacian, der Apollo als den Veranlasser betrachtet.
2) einen also Zalwortl
3) wichtig, weil damit der marnar geködert werden soll
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
95
laut, liute onde leben;
dannoch han ich dir me gegeben:
mine | bruoder, die ich durch dich lie 2055
(er) gie nach des margräven gebot
in daz | tempel ze der sunne got S2361)
von ir | schoene waere berichtet
drizec lande frouwen 4452
ahf, da würde gelecket
mit den | s werten, daz si klängen
und die | berge nach in süngen 5010
und twungen ouch diu lant da,
diu mit | heiden warn besezzen 135*)
alle | ritters äventiure 626 8)
daz des | grales herre Anfortas
dehein so richez gewan 2698
swer guoten boten sende,
sinen gejwerf er gähes ende 2716
do zem | tdde wart geveilet
daz vil wunderb sere kint 2610
ich sage aber iu, wie ez ergie,
daz die | künege gelägen:
eines | glouben sf do pflägen,
der mfnen goten was vil zorn 6010
der en|we8se niht umb unser 6,
einen | got er minnte uz Israhel 6059
daz dir | got die ere hat gegeben 97
und des | gote wol getrouwen 911
und die | gote mit opfer vermiten 6028
aller | tugende gruntveste 2787
da in | mannes bluote wart geweten 744
daz si ir | metten het vergezzen 5331 *)
diser | schilt was geberlde5)
do die | künege ze strite riten 6027
6 ze | fröuden gevienge 876
einen | boten hän ich mir erkorn
der ist von der hcehsten tugend gebom 2717
ein ge|burt ist nü diu vierde 2605
einen | wlssagen hat ie der böte 2727
eines | hasen herze ist drin gejaget 3055 6)
iuwer | marschalc mühte sich immer schämen
2232 6)
iuwer | rede mac wol war sfn (wesen) 2820*
6005 7)
iuwer | kraft ich dar an schouwe 2375
keines | frides wert ir von mir gebeten 1663
und den | fS'nlx ergähen 754
und diu | ors in dem fluote 1180 8)
unser | bruoder hat vil muotes 201
der heizt | Jßsus von Nazarßt 484
des hern | Ezechjeüs porte 945
und Al|tissimum, den lewen starc 1285.
§ 128. Adjectiva and Zalwörter:
diu ist | aller fröuden frouwe 955
under | aller hande orden 3344
ander | aller der menige 4680
so si | allerbeste künde 3146 9)
er ist | sselic, der ez kan verstan 6126
daz ist | guot für des hungers not 2009
daz die I hcehsten üf der erde 14
der mit | zouberlichen dingen 1812
ich bin | edel unde tiure 3439
mit ge|triuwelicher krefte 4150
sin so | schoenez meienvarwez dach 2032
und in | niuwe marter leren 1816
inner | sibenthalbem järe 4674. 4906 I0)
wseren I ttisent büsin da erschalt 1190.
§ 129. Verba:
swaz mir der künec getuon mac,
des erjgetzet mich der künec oben 3103
1) Lokalbestimmung, wo die spätere Scene spielt.
2) 'nicht bloss das christliche Palästina' ist der Gedanke, vgl. V. 176.
3) 'die einem Ritter zukommen'.
4) 'sogar die Mette'.
5) von dem noch viel gesprochen wird.
6) Schimpf und Hohn.
7) 'aber zu deuten ist die Sache anders'!
8) Kontrast.
9) pathetisches al wie §§ 58. 63. 67. 140.
10) sehr wichtige, prophezeite Zal!
96
CABL KRAUS,
des be|8az er des himels sal
and sitzet noch hiute da 392
daz kint sprach: 'daz st getan,
oder en|böt er mir dar fliegen,
des en|wü ich nieman liegen' 3137
ouch enlbiutet dir der süeze got 3767
da wont solch jämer inne,
daz mich | wandert in dem sinne,
daz min herze da vor gestöt 818
wannen | vart ir zao dem riche? 590 ')
daz des | müeze sin geöret 1038
ich zerlbreche dich also kleine 3407
nie gelwünne den braht noch gedranc 1559
ze dem | sprach des hüses wirtin 1935.
§ 130. Pronomina, Adverbia, Reste:
ieglicher künec gekrönet gie,
daz man da bi saehe,
daz man | sin ze künege jsehe 2926 s)
daz ist | der gewaltigere,
von dem diu starken maere
die wissagen hant geseit 4847*)
daz ir | nieman weiz endes zil 246. 990
das si I keines menschen froht ie nam 2676
diu in | disem hüse ist geschehen 2278
daz ist | dir ein sonder öre,
die hat kein heilige mere 85
i
i
dem geifch, daz ir tugent
würde | nie verschart umb ein har 3023
ey, Alexandrina,
daz du | ie geborn würde 4319
and da | bi zwo liehie kröne rieh 4666
dem keiser körnen maere,
wie ez | da ergangen waere 5648 4)
er ist I niawes worden kristan 331
and ob | af ein ander laege
tüsent berge als Lybanus 3488 s).
§ 131. In Stellen von erhöhter Feierlichkeit, lyrischem Charakter, Pathos usw.
Mülene and Capadociä,
ir mügt hin für wol klagen
nach den fröudebaeren tagen,
der ir mit vollen pflaget
and bi | namen obe läget
allen iuwern genözen 848
wan für war niht enkan
min munt noch min zunge
von so | höher handelange
gesagen, noch die werdikeit,
diu an den helt wart geleit 2702
so weit ir laster onde spot
üz iu selben machen,
iuwer | hoch geslahte swachen 3604
/ si sprach: 'herre, waz ist daz?'
er sprach: 'liebe froawe,
mit des | heiligeistes toawe
wil dich got hiute begiezen' 2848
als wart al eine besonder
diu maget vil gehiore
mit des | heiligeistes viore
enpfenget and enzündet 4048
also was sin jüngstez wort :
'mit wazzer muoz man genesen'.
da mit | meinte er den reinen toof 4289
da ist | guot diu anschouwe 5376 •)
daz Silbilla nant der tagende kint 8259
1) erstaunt-lebhafte Frage.
2) am sin von dem gewöhnlichen, farblosen neutralen sin zu scheiden?
3) der = 'jener'.
4) da : nämlich, wo er die ganze letzte Scene (von V. 5304 ab) nicht gewesen war.
5) 'trotzdem führe es durch sie alle hindurch'.
6) mit Voranstellung des guot.
7) Berufung auf Zeugnis, s. § 104.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
97
Energisch decidiert:
i
Verächtlich :
da wider | ist Apollo, iuwer got,
aller kristenliute spot 1749.
mit ge|walt man in des nöte,
gewalts moht er niht ab gestan.
sol ich | den für einen got h&n,
daz wseren kranke sinne' 4342.
Zornige Aufregung, Schimpfreden:
iuwer | lip benamen veiget;
swa ir daz wazzer zeiget,
da verlsehe man sich des viures.
ich en|wes8e niht so tiures
als iuch: daz ist nü gar verlorn 3068
iiuch beiginnet zuo in kleiden
Apollo in drier hande wät 4208 x)
§ 132. Nach dem auf den Auftakt
syntaktischer Brach:
diz gelschach: si körnen alle 2921
ez ist | reht, daz ich in 6re 2957
ials in Ezechjel sach
and Jolhannes, der da von vil sprach 1748
! heiige frou, nü snlt ir gan
ze dem | künege, und sagt niht über ein 2905
Smit rede er sich erhörte
ze dem | künege, und bat si in lan 3009
Er sprach: 'nü hoert, ir herren,
nahen unde verren
mügen | disin msere schellen' 4579 *)
al lachend sprach diu künegin:
'iuwer | rede mac wol war sin.
ez ist | niht ein sagemaere:
ir sit wol zahthsere,
daz ir immer sunder spot
opfert keinem ahgot' 2821 •).
unmittelbar folgenden Wort ist ein
und im entran der himelgast
in die | helle, da er inne ist wirt 4535
minen | herrn, den künec getwungen 649
unser | herre, der künec riche 1138
ze dem | hüse, da der fürste lac 2167
ahi, da würde gelecket
mit den | swerten, daz si klüngen 5009
der künegin swester dar truoc
einen | köpf, der was ein rubin 2497.
§ 133. Eine deutliche Parenthese liegt vor in dem gemurmelten sprach er :
'nein, herre, ich gesach si nie'
sprach er | 'mir ist aber wol geseit
ir aller drier gelegenheit' 655.
Und wie dieses sprach er, weil gemurmelt, zur Auftaktbildung verwendet
wird, so nun auch das er sprach, das den Vers so oft überfüllt : auch hier bringt
die Eerabdrückung der Stimme, die erst bei der folgenden directen Bede ihre
normale Stärke wieder annimmt, die Herabdrückung des Geltungswertes der
Einleitungsworte mit sich.
1) in einer Schimpf rede!
2) 'diese' mit viel Nachdruck der Bitterkeit: dass nämlich seine Frau sich zum Christentum
gewendet hat.
3) mit ironischer Bestimmtheit.
AMkdlfn. d. K. G«. d. Win. in Göttingen. Phil.-hist. KL N. F. Bind 6,x. 13
98
CARL KRAUS,
Die Fälle bei Reinbot sind:
der seite in leidiu maere,
d&z der Salnecksere
waere entschumpfiert und entworht.
er sprach : | 'daz tet ein ritter unervorht' 426 l)
'dar zuo hat uns der wint
an geleit gröze not
und fürhten alle sampt den tot'.
er sprach: | 'türret ir iuch an mich län?'
\ der marnser sprach: 'daz sf getan' 599
also wuohs ein muot hinz got.
er sprach: | 'swa ist ein wol geraten bot,
den mac man küme gelten' 1032
daz kriuze was wol spanne breit,
zwei hundert rubin drin geleit.
er sprach : | (swer Jesu und Marien schrei' 1688
der margräf viel an diu knie.
er sprach: | 'herre got, ich han hie' 3646
si gruozte die künege wol behagen
und dar zuo den markis.
si sprach: | 'gewunnet ir ie höhen pris' 3834
mit fuoge namens in her dan.
er sprach : | 'ach, ich f röuden armer man' 4222
darinne bruofte si für war
.... zwo liehte kröne rieh.
si sprach: | (fröu dich, hör üz Palastin' 4668*).
HX Reste.
§ 134. In einigen Fällen lässt sich ein Grund für die Setzung der betr.
Silben in den Auftakt nicht erkennen: übrigens sind es fast durchweg sehr
leichttonige Silben, die so verwendet werden:
also | muoz man in den rüm lan 152*)
also | hat er mich gestiuret 1047")
an des | küneges hof sint geleit 1122
da er | für sich hielt ein schamris 1288
da si | ir gewalt mäzen 416
daz dln | lop ze himel diuzet 2740
daz ich | wirde nimmer me" gesunt 799
daz man | in in hohem werde 3808
der ist | siner fröuden salman 403
der ist | von der hoehsten tugent erborn 2718-
die der | heiden sele bewarten 5351
diz belgunde allez merken 1023
diz gelschach vor Capadociä 1257
do in | ir der engel kündet 4050
mir ist | von dem künege ouch geseit 1157 '
so ist | er in solhem werde 4802
so er | im den rücke kßret 5795
und im | iuwer opfer bringen 2937.
Schwerere Fälle:
bi einjander üf der erde 3015 4) swes der | man erdenken künde 2111.
Über abnormale Betonungen im Auftakte s. §§ 136. 137. 140. 142. 143.
9. Abschnitt.
Abweichungen vom natürlichen Akzent.
L Einsilbler.
§ 135. Im auftaktlosen Vers an fang. Sobald die beiden einander folgen-
den Wörter in bezug auf Akzentstärke einander sehr nahe stehen, wird eine
TJmkehrung der natürlichen Betonungsverhältnisse ohne jede Störung des Gefühls
1) hier also ausgesprochen parenthetisch!
2) üz fehlt w.
3) 1. ah?
4) zweifelhaft bleiben einige Verse, wo die Überlieferung sehr stark auseinandergeht (2938,
4050. 4091 f. 4439. 4869. 4876. 4914. 4992. 5156).
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
99
hingenommen1). Die Fälle, wo solcherweise ein Verb um im Versanfang in die
Senkung gelangt (s, das? hän ich, ich bin frö'mder usw.) sind oben (§§ 6. 9) bereits
aufgezält. Ebenso leichte Versetzungen des Akzents sind es, wenn ein da bif
da von, hie mit usw. auf dem ersten Wort betont erscheinen:
da bf soltü glouben mir 3339
da bf st iu doch geseit 4874
da mit niht verworhte 865
da mit liez er werden schfn 1530
da von sich der gloube 2748
da von bin ich's jehende 3091
da von ich ez läzen wil 5514
da für ich in hGte 4471
dar in hiez man trinken tragen 1571
dar nach er mit zühten sprach 2389
dar nach hnobens in da ouf 3703
dar nach schrei er lüte sä 4317
dar nach ratet, swaz ir weit 4585
dar üf singent vogelin 2085
dar üf moht man nemen war 8086
dar üz wirt daz gotes bluot 4073
dar üz wart der degen fruot 4796
dar zno heizent si in Krist 487
dar zno knappen, schützen 1336
dar zno sprach diu künegtn 2462
Ebensowenig hart klingen uns die
daz dich manec ritter an 76
der ie was und immer ist 5123
ie nach der gelegenheit 3366
ob min tüsent wseren 137
so der gröziu herzeleit 555
und niht ander spfse lebt 756
und daz ich iu danken sol 4658
dar zuo manec künec her 3249
dar zuo läze ich mich dich sehen 3502
dar zno läze ich schouwen 3521
dar zuo smecket si vil wol 4059
dar zuo stete, bürge vil 4571
dar zuo sine muoter an 5597
hie mit fuoren si dö sä 180
hie mit si sich schieden 355
hie mit wurden si bereit 361
hie mit schiet min frouwe dan 2692
hie mit kom er ze dem rade 3641
hie mit ende het der tac 3790
hie mit giengen si zesamen 4111
hie mit giengen si ze hant 5093
ie doch trouwe ichz machen 57
ie doch hab wir mit iu pfliht 3342
ie doch hinz der marter sin 3635
ie doch wil ich brüeven in 4770
war umb solt ichz lange sagen 1497
alsus sagte mir stn bot 484.
folgenden Fälle:
und daz sich von diner kunft 3752
und daz vil nach wette 266
und hie vor dem rfche stät 3552
und niht witze pflägen 4686
und stn nü hie ab gestät 5246
wan diu ist diu muoter stn 3445
wan diz leben ist körne ein vert 4302.
Ebenso sind im Ton stark gedrückt die Zalwörter vor ihrem Substantiv;
somit können sie, falls kein individueller Nachdruck auf ihnen liegt, in Senkung
gestellt werden:
die zwen got sint mir bekant 4522 die dri tageweide 681
als dri wilde valken 144 gein drin tage weiden 177
die dri helde üz erkorn 147 üf dri tageweide 662 *).
Härtere Verletzungen sind selten:
da ein fröude tüsent git 934
int hin füere der markis 4599
ein (sin) klär hergestüele 1369. 4418
ir reht wisewazzer 3062.
In diesen Fällen wird der Fehler übrigens dadurch gemildert, dass ein sehr
tonstarkes Wort dem in die Senkung herabgedrückten folgt.
1) s. fürs Neuhochdeutsche die Bemerkungen von Minor, Nhd. Metrik S. 28. 243 ff.
2) oder zwene bezw. drie?
13*
100
CARL KRAUS,
Statt Akzentverschiebung wird besser unmotiviert beschwerte Hebung an-
genommen in dem Vers:
min l&t (st so sch&mllch 2124.
§ 136. Tonschwache Monosyllaba im Auftakt, noch etwas schwächere
Wörter in der ersten Hebung. Diese Fälle sind das Gegenstück zu den im
vorhergehenden § besprochenen:
als du des hast die waren spehe 1432
als er ein meie wsere 4749
als ez die rede vollen sprach 3539
als ich da wart geletzet 5418
ata man noch hiut von wiben siht 2604
als man ez immer ane liez 3717
als si gesprochen vol daz wort 4747
ata sich diu lüne wandelt 4875
als tuot er doene unde wort 3939
als üf der erde durch e.in furh 3492
ata von der künegin Helena 4326
ata uns beschiet diu künegin 4887
biz du gesprechest ie daz wort 3653
da dir die engel lobes jenen 4264
da er an sinem töde lac 4279
da er vil höhe sich vermaz 4828
daz du mich hast verstözen 3335
daz du mich habest für einen got 3509
daz er verscheiden wsere 3802
daz ez mich niht vermidet 3284
daz ez den muote, der ez sach 3787
daz ez ir kleider gar begöz 4432
daz ez von anders niht geschach 6041
daz ich da het den lip verlorn 747
daz ich der widerköre 3660
daz im kan niht genözen 4800
daz ir sit aller sselden bar 5261
daz tat mir von der schrift bekant 6040
daz man in flsehte in ein rat 3628
daz man die liute als daz vihe 4136
daz si die fröude Seiten hie 697
daz si von minem erbe 3382
daz si mit zoubers sinne 4598
daz sich dir biegent alliu knie 4257
daz sich so sere undersnite 4608
daz wir uns müezen scheiden 4563
den man mit fröuden wol enpfie 5324
der ich sin underhoeric bin 56
der mich enthoupten welle 6103
der uns da hat geschendet 3414
der uns vil lihte her nach geswirt 4582
des du ze fröuden wol mäht jehen 4428
diu sich von himel zerde lie 5392
diu zuo der toufe hörten 4311
dö ez die sül ane sach 8237
dö man in fragte maere 4281
dö si die engel fuorten hin 4888
6 ez an der buochstaben ort 3654
g man die helde umbe tuo 4919
iu ist daz allen wol bekant 4041
ja, ich gesach nie bogenschuz 4696
nach diner würde envollen 3821
nach sinem site, und kom diu naht 3791
nein, her, mir kom ein ander gast 1832
stt er der sunne hat gewalt 2959
Sit ich muoz sin der liute spot 2130
sit ich dem schaden bin geselt 5886
sit man in dem gestirne sach 3582
so er mit töde umbe gät 4970
so ez in vollem kröpfe stat 4449
so man si berte üf den heim 5361
swä er der heiden gaehten mac 475
swaz ich noch strite ie gestreit 3658
und ir so vil ze töde sluoc 387
und mich so gar vernihtest 3432
und sich nach mir zer erde liez 3406
uns bringet dar Superbia 3350
wan daz ich heize nach ir sus 3465
wan daz ich immer gähte 3662
wan er im höher fröuden gan 404
wan ich daz weter füere 3495
wan ich benime dir den lip 3621
wan ich iuch beidesamet man 5598
wan im daz himelrtche wart 5719
wan man in dar an töte 4341
wan mich des immer wundert 4306
war süle s£le unde lip 5202
wie dir ze himel st geschehen 3418
wie ez geschaffen wsere 4282
wie ez ergangen waere 4694
wie hän ich ere und wip verlorn 4224
wie sich die helde werten 5043
wie wir den krtaten widerstan 489.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEE REISBOTS GEORG.
101
§ 137. Tonstarke Wörter im Auftakt. Vollständige Übereinstimmung
mit der natürlichen Deklamation herrscht hier, sobald das in der ersten Hebung
stehende Wort noch mehr Tonstärke besitzt als das den Auftakt bildende :
braht swert durch heim ie daz bluot 3682
göt balde in den sarc wider 5215
vart balde in daz paradis 5217
wser, muoterhalp üz Israh£l 4473
wirt rocke onde weize 3409
got wander durch dich hat getan 2903
got herre, listmachaere 4251
got fönix ein, sonder gaten 5145
scharpfsüeze üf der heide 5496
Dagegen stehen allerdings mit der
spruch3) die folgenden Auftakte:
dankt im der grözen werdikeit 5231
gie nach des margräven gebot 3235
heiz im die nagel slahen abe 5691
heizt in gebieten üf den sal 2907
het in so schcenen da gesehen 5328
hiez er si alle toeten 4860
hilf mir, daz ich ein bröt entnem 1966
hilf uns üf dirre erden 4853
ist er nicht endehaft dar zuo 5871
kleit sich mit sprfze ie der luft 3683
kom ich mit hurte ie s6 gevarn 3689
kum8tü sin abe, dich hant diu wip 5530
lät in iuch niht Yorkeren 3577
mahtü daz buole understan 776
muoz ich üf disem rade ligen 3845
sach er die küneginne klar 2660
sach ich mit minen ougen 3090
seht, wie ein starke wolkenbrust 5506
sol ich dich sus Verliesen 8619
8olt ich den han für einen got 4007
suln mit ein ander fröuden pflegen 2983
tet ich in höhen dienest ie 5729
tuot er daz zouber hiute 4015
vant man geschriben ouch da bi 5789
sehs tüsent und zwei hundert 4305
aht tüsent fünf und drlzec 5643
sin kraft daz allez weidet 8885 ')
ir fröude und sfn herzeleit 4615
der buoche hän ich niht gelesen 4470')
m£r dan ze tüsent stücken 3541
m£r danne da vor waere 2117
an daz ich sfn enbern wil 237
üf höher, der niht mäze kan 5820.
natürlichen Betonungsweise im Wider-
fröu dich der lieben maere 96
fuoct mir daz iender ungemach 3664
wägt er den lfp so sere 128
wser er vor ir gesezzen 5332
wsert ir dem künege Dacian 8709
well er niht tuon durch daz gebot 3198
wil er gewapent oder blöz 1693
wil du din opfer bringen 3507
wirt ez üz allen buochen 69
wirt uns der liute ie ein teil 3345
got uns vor übel behuote 586
got müez din, edel ritter, pflegen 2013
got ist ein wundersere 2555
got höt mich her ze dir gesant 3750
zuht ist ein süeze erenkleit 5825
kranc was da ungemüete 275
drizehen und zwei hundert 5176
wer in den touf bereite da 4307
vol sagen sfner wunder zil 2631
hin fuorten si die keiserin 4625
wo, daz ir ie wurdet geborn 4155.
§ 138. Im Innern des Verses. Auch hier finden Versetzungen des Tones
statt, die den eben im Auftakt beobachteten vollständig parallel gehen. Soweit
Verba auf diese Weise im Innern in Senkung gestellt sind, wurden die Bei-
1) sin emphatisch gehoben.
2) der Demonstrativ.
3) ohne deshalb schlecht zu sein : ein geschickter Deklamator wird alle die Falle so bringen
können, dass kein Hörer einen Anstoss empfindet.
102
CARL KRAUS
spiele schon oben (§§ 10. 11. 13) gegeben.
da bij da' mit usw. im Versanfang (§ 136)
daz man da bi ssehe 2925
und mit galme da durch sneit 1186
ein rötez kriuze da durch (für) gie 1359. 1683
diu in mit heile da durch truoc 4438
ich wil mlnhalp da hin Stegen 993
soltü da mit hiute bejagen 1365
und da von sendiu leide 2474
daz da von waet der bitter tot 5165
daz im der engel da vor bot 2074
mer denne da vor waere 2117
daz si da vor küme gesaz 2843
Die Gegenstücke zu den Betonungen
sind im Versinnern:
den ich da von hän geslagen 4897
si begunde dar an wenden 5758
dar nach stöz ich im dar in dorn 5693
und in dar nach swachet 5794
ein rippe: dar üz wart ein wip 25%
und dar zuo allen minen goten 457
und ie dar zuo waere 3973
dö din helfe dar zuo traf 5602
er müeste ie doch mänlich sin 4760
von strite, der was also starc 5349.
Von sonstigen Fällen sind leichterer Art und den oben (§§ 135. 136) im
Auftakt auftretenden zu vergleichen die folgenden; mit Fronomen in Senkung:
und vär wir zuo dem Spaniöl 217
woltet fr dem glouben niht 4375
so wil ich loben ü'f den tac 4886 4)
ze kranc, und ze* den mseren 687 4)
daz geschach rehte in des namen 3095 *)
der välsch, den du gein mir kanst tragen 4334
und lobt, swaz ir von im geseht 3575
enrüoch, waz dir der keiser tuo 4423.
daz ist hinz dir wol gewant 314
owö, daz Ich iuch ie gesach 4154
türret fr iuch an mich lau 5999
(wem) wirs geschähe, dann im da 5997
so värt ir gein dem Spaniol 307 l)
und ir kint ir kfnden gebent 16 *)
ir stt mit mir unbetrogen 545
als hilf mir, daz ich werde erlöst 3746*)
da können öuch si wol enkegen 4962
Adverbia, Conjunctionen:
der himelkü'nec als einen schaft 3935
daz geschach, als er gebot 4731
daz fröute sich da über al 287
ouch dienet uns da zaller zit 3359
daz si dich da müeze sehen 4263
hin, da ich die vinde sach 3663
doch half im göt, daz er genas 130
durch den he'lm, daz ez erwant 5478
daz an iu hie ist geschehen 3850
daz eische Ich hie sunder twäl 4910
gewunnet ir ie höhen pris 3834
Reste :
ey, lät uns die drf bruoder varn 159
der wiste die dri künege hör 2147
vor drin hundert jären 5166
und daz vÜ nach wette 266
uns dienet vil nach nieman baz 3861
anders ist niht sin gelust 470
diu barke künde sich niht sparn 587
des pfliget man niht bi der naht 2309
des entüot niht, maerer helt 2436
ich wsene, 6r noch vaste 1968
der ist Sit kristen worden 1407
die göt so hat gekrönet 1005
die rede si sus ane vienc 4250
ich we*iz wol, du wirst sus noch so 879.
er lege in solh ere an 609
und leiste an jär min gebot 3510 ■).
1) ir im Kontrast zu ich.
2) das e'ine ir steht im Kontrast zum andern.
3) 'wie jenem'.
4) demonstratives den bezw. desl
5) 'nur ein einziges'.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
103
§ 139. Noch stärker akzentuirte Wörter finden sich nur sehr selten in
der Senkung. Als Erleichterung wird empfanden, dass meist ein tonstärkeres
Wort vorhergeht oder nachfolgt:
d& wec ze der vinster gät 2794 *)
er s^it got und dem engel danc 3785
sich frö'ut got and diu muoter sin 293
für alle, die got ie beschuof 84
daz sfn got immer 6re hat 1395
daz ist an mir schin worden hie 3176
und daz er schfet tac unde naht 4030 *)
da ist guot ougenweide 1016
daz ist guot für des hungers not 2009
er gfe hin, da der keiser saz 4838
da wil ich mich von ziehen 801.
Oder es sind sogar beide umgebenden Wörter stärker akzentuiert: dann
wird die Versetzung eines sinnstarken Wortes in die Senkung umsoweniger
empfunden, als nur ein einfacher Verstoss gegen die Betonungs Verhältnisse
der natürlichen Rede vorliegt : nur das Wort, das eine Hebung verdienen würde,
bildet statt dessen die Senkung, aber unter seinen Nachbarn ist keines, das
normaler Weise die Senkung statt der Hebung bilden sollte:
diz hegunde der markis gär hin le*gen 5887
er well min länt hin lf'hen 1159
da der tugent klnt in slöuf 4290
da der maget klnt fn slöuf 5180
heizet iuwern sün üf stä'n 3121
hör, da sult irz nfht für hä'n 1948
nein, da wil ichz nfht für hä'n 6052
min knappe, der daz rös dort hä't 1661 6)
daz si I keines menschen früht ie nära 2676.
{ im gienge si'n dinc also eben,
< im enkunde nieman geleben 5267 8)
er gl't mer, dann man künne gern 3893
brüevet, wie wo de*m geschach 3788 4)
und Johannes, der da von vil sprach 1748
diu iu nimmer wöl an sta't 4210
der den man an lachet 5793
er viel hin ünversunnen 4410
Eine grosse Härte der Deklamation findet sich nur in dem Vers:
du, Ave, rihtest si' üf wider 2766 fl).
II. Mehrsilbler.
I. Simplicla mit versetzter Betonung im einsilbigen Auftakt und Im Vereinnern.
§ 140. Simplicia, zweisilbige, deren Stammsilbe im Auftakt steht und
deren Endsilbe die erste Hebung trägt. Diese Betonungsweise wird durch ge-
schickte Deklamation besonders dann leicht auszugleichen sein, wenn die End-
silbe dadurch einen Nebenton erhält, dass das ganze Wort mit starkem
Nachdruck gesprochen wird. Und das trifft in der Tat zu bei den folgenden
Beispielen, wobei wieder dieselben Gründe dem Wort besonderen Nachdruck
verleihen, die dies auch im Innern des Verses tun: all diese Wörter, die im
1) des sehr stark emphatisch betont!
2) unsicher : vielleicht schiede . . . und.
3) 'seine Verhältnisse wären herrlich, wie die niemandes sonst*.
4) 'der im Rade lag, wenn schon d£r, der zuschaute, Schmerz empfand'.
5) hat = 'hält'.
6) die Erklärung dafür findet sich am Schluss von Abschnitt 11. — Dagegen ist wol mit be-
schwerter Hebung zu lesen: ob im iht künt totere 578; der gebü'rte noch ewö' sint 2569.
104
CARL KRAUS
i
folgenden den Vers .mit versetztem Akzent eröffnen, würden im Innern des
Verses nicht nur auf der Stammsilbe, sondern auch auf der Endsilbe eine Hebung
tragen können.
mldet si, her, daz ist min rät:
bekantet ir ir ritterlich getät,
ir möhtet den aspis gerner sehen,
so 8 winde ist ir strftes brehen 4991 *)
die wurme unreine
teilten fleisch und gebeine 5284*)
diniu sehs tagewerc
zeigestü mit der sunne,
diu ist der fünver wunne 6141 •)
allersuntägeliche
spricht dar üz der sunne got 3312*)
da sihestü üf dem tröne
aller der engel frouwen 4421 4)
allen dingen gebent si kraft,
alle | würze sint von in gesaft,
allez, daz üf der erde lebt 4481 •)
l herre got, ich hän hie
\ keinen friunt wan din eines
und ger ouch mö deheines 3647 •)
besser gesellen wirt man siech 3034 T)
iuwer puneiz zilt üf den tot,
den ir tuot ze dem rade 3706 8)
| als ein schürweter gröz
( unser her gein dem sinem döz 5490.
Natürlich auch in der Parenthese, die mit unterdrückter Stimme zu sprechen
ist, wo also Stammsilbe und Endsilbe nicht durch Steigerang der letzteren, sondern
durch Schwächung der erstem einander genähert werden9):
'da hab wir uns vereinet',
sprächen die helde beide
'wir welln uns üf der heide
mit sper, mit Schilde bejagen' 309.
§ 141. Im Innern. Anch hier ruht auf dem versetzt-betonten Wort meist
ein besondrer Nachdruck:
wan din lip nie geschiet
von keinem strite, wan mit sige:
6 der nü under gelige,
daz beweinet manic muoterbarn,
den man mit fröuden nü siht varn 566
der böte hat vier und zweinzec namen,
die en ein hellent zesamen,
swaz ie der böte würbet,
daz daz niht verdirbet 2720
geruotiu ros kouften si sä
und liezen diu müeden da 669
da si ir kint ligende vant,
als siz in die wiegen bant 3125 10)
er tuot singen diu vogelin 8888")
nü seht ir doch diu wunder,
diu göt alle besonder
durch den margräven tet 4158
1) im Ton eindringlichster Warnung.
2) teilten muss besonders pointiert gesprochen werden, damit die Erfüllung des prophetischen
geteilt, gewegen, gezaU (5271) dem Hörer deutlich wird.
3) zeigest prägnant
4) dass al zur Emphase neigt, ist schon aus §§ 58. 63. 67. 128 zu ersehen.
5) schöner rhythmischer Wechsel ! s. § 63.
6) pathetisches Gebet!
7) 'von Genossen, die schlecht sind'.
8) 'Der puneiz, den ihr tut'; der spätere Relativsatz hängt davon ab!
9) s. §§ 41. 133.
10) auf dem 'Liegen' ruht Nachdruck: das Kind geht gleich darauf. — Oder ligende?
11) Kontrast gegenüber andern Wundern, die Gott bewirkt.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 105
( des st gnäde iu geseit wo, daz ir ie wurdet geborn 4155 l).
1 und einer drivaltekeit 8188
Die Momente, die hier eine ausgleichende Deklamation erleichtern, sind ver-
schiedene: vor allem dass die Endsilbe durch den Nachdruck an Gewicht ge-
winnt, dann dass ihr überall eine Silbe von minimalem Tongewicht als Senkung
folgt, und endlich in der Mehrzahl der Fälle, dass der in Senkung stehenden
Stammsilbe ein akzentstarkes Wort vorhergeht, das auf die Stammsilbe herab-
drückend einwirkt.
Ebenso möchte ich Verlegung des Akzents von der Stammsilbe auf das
Präfix annehmen in den Versen:
'. . . von fröuden sagen, so da ist'. ( 8Ö «äben 8i ez *k zehant
der e-ngel verswant an der frist. { der ^UsAte an ir bant,
da wart ich frö und höchgemuot 1374 ** 8olt ez wlsen ünmer m6r>
\ und versmahten die gote her 6016a).
2. Komposita mit versetzter Betonung Im einsilbigen Auftakt').
§ 142. Komposita mit betonter 1. 2. Silbe im Auftakt.
Bei Zusammentreffen zweier annähernd gleichstarker Wörter kann der eine
Akzent ohne Schwierigkeit für die Deklamation gedrückt werden, s. § 135. So-
mit findet sich die erste Silbe solcher Komposita anstandslos im Auftakt ver-
wendet :
untugent lie er underwegen 115 iecliches Sternen pfligt ein got 4361
unfride, urliuge starke 842 manglich ze herberge reit 5805
Unheiles wäre zange 4184 herzogen, gräven, vrien 3351
ungsebe und unreine 8029 kurzwile und des im tohte 5315
ieclichem drfer hande kleit 1462 scharlachen, samit, baltektn 1464
ieclicher als ein halbez ei 1687 urloup, du frouwe von im nim 4650
iecllcher künec gekrönet gie 2924 driuzehen und zwei hundert jär 5198.
3. Namen und Fremdworter mit versetzter Betonung Im einsilbigen Auftakt4).
§ 143. Da immer besonderer Nachdruck nötig ist, damit eine unbetonte
Silbe einer betonten Konkurrenz machen und ihr die Hebung abnehmen kann,
80 ißt es nur natürlich, dass auch hier wieder nur emphatisch gesprochene Wörter
in der angegebenen Weise verwendet werden6):
*J£|8tis von Nazaröt' ich schrei 1377 6)
1) höchstes Pathos!
2) auf versnuehen liegt starker Nachdruck, weil der Redende damit den Grund für den Zorn
der Götter angibt.
S) über Komposita mit versetztem Akzent im Yersinnern s. den Abschnitt 6.
4) über diese Wörter, soweit sie im Versinnern mit versetzter Betonung verwendet sind, ist
oben in den Abschnitten 4 und 5 gehandelt.
5) wol normale Betonung liegt vor in : emerlä'l und amazure 4141 ; daz Aarö'nes gerte blüete 5600.
6) Feldgeschrei!
Abhdlgn. d. K. Gea. d. Wim. iu Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,1. 14
106 CARL KRAUS,
daz tet, der die touben
üz der arken sande driläkes houbet unde zagel 4193*)
and der wol bekande blalmenschier was da tiure 1925 •).
Moy|sfs gebet, der doch niht sprach 2871 *)
10. Abschnitt.
Proben der Resultate für Sprache und Orthographie
des Textes.
I. Die Verbalformen.
§ 144. Vorbemerkung. Auch hier müssen sprachliche und metrische Argu-
mente sich gegenseitig stützen. Es wäre ein Weg denkbar, auf dem ich den Leser
in methodischer Weise, ohne den Glauben an irgend welche unbewiesene Voraus-
setzungen von ihm zu verlangen, von Schritt zu Schritt immer nur von Be-
wiesenem zu dem zu Beweisendem führen könnte : aber das würde ein beständiges
Hin- und Herschaukeln zwischen Sprache und Metrik nötig machen: wodurch die
Übersicht über die schliesslichen Resultate in störender Weise beeinträchtigt
werden müsste. So beginne ich also hier mit einer vorderhand unbewiesenen
Behauptung, die erst im nächsten Kapitel ihre Rechtfertigung finden wird. Diese
Behauptung lautet: für unsern Dichter sind die von Lachmann aufgestellten Ge-
setze über die Einsilbigkeit der Senkung zu strenge; es muss vielmehr gesagt
werden: Reinbot gestattet sich alles in die Senkung zu setzen, was von ganz
minimalem Tongewicht ist und sich von einander durch Akzentstärke in gar
keiner oder nur in verschwindender Weise unterscheidet. Dies vorausgeschickt,
möge eine Darlegung der sprachlichen und orthographischen Resultate folgen,
die sich für die zweisilbigen Verbal- und Substantivformen ergeben: für
die and.ern Wortkategorien ist in den §§ 218 — 221 das Wichtigste bemerkt.
I. Formen auf -e.
a) wcere, mohte, solte, wolte.
§ 145. Im Reim sind allein diese volleren Formen bezeugt: niemals sind
Verse mit diesen Wörtern am Schluss als einhebig stumpfe behandelt, ebenso-
wenig reimt ein ich, er solte auf golt, holt. Auch im Innern werden die Voll-
formen in zalreichen Fällen gefordert: die Apokope ergäbe beschwerte Hebung
auf den Auxiliaren, was nach dem Resultate der Untersuchungen §§ 15—54 als
ausgeschlossen betrachtet werden kann. Damit wird zugleich in einigen Fällen
die Annahme des Hiatus als notwendig erwiesen. Die Beispiele sind:
1) Moysis stark betont wegen des von ihm abhängigen, aber getrennten Relativsatzes.
2) Schimpfredet
8) exotisches Wort! s. §§ 54. 61. 79.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG.
107
den kristen wsere über al 391
fron, ich wsere gar ze swach 2090
anders wsere ez mir zorn 2514
kein wfssag mohte noch enmac 916
daz man möhte einen kalc 4938
daz ich solte sin ein got 2091
swer da wolte gen für 5776
nieman wolte läzen in 5779
solte opfern slnem got 1737.
Dagegen kommt kein einziger Vers vor, in dem man die einsilbige Form
in Senkung setzen miisste : denn in all den Versen, die ich nun folgen lasse, ist
diese Annahme nie nötig, in den meisten sogar höchst an wahrscheinlich :
s wie halt ein fürste da wsere gast 1924 & man möhte schouwen 5036
nü der markis wsere tot 4829 kristen wsere worden 5345
daz niht bezzers möhte sin 4072 üf solte henken 4241
wie ez anders möhte wesen 4368 wan daz mich wolte meinen 5884
daz mich daz iemer solte wem 1743 ze himel und solte ez zergän 5280.
daz er ze hove wolte varn 1633
Wenn wir uns nun erinnern, wie oft ein hat, het, ist, Jean, mac, muoz, sol,
wart, was, teil u. dgl. m. sicher in der Senkung steht (§§ 3 ff.), so werden wir aus
dem Fehlen der obigen Formen in dieser Stellung schliessen müssen, dass der
Dichter sie als lautlich einsilbige nicht gekannt hat: sonst miisste sich unbe-
dingt des öfteren ein Vers wie hüneges wort solt wä'r sin u. dgl. finden.
Demnach muss überall die zweisilbige Form geschrieben werden. Also zu-
nächst in den Versanfängen, wo den Verbalformen ein Einsilbler vorausgeht:
des wsere im ze lützel doch 207
der wsere mir ein süeze not 868
und wsere rcemisch riche sin 204
ez wsere vasant oder visch 2106
er wsere junc oder alt 2192
ez wsere eben oder forh 3668
ez wsere warf oder schuz 5770
du wsere doch din selbes frö 2543.
ia wsere niht gewesen schade 3708
dran möhte man geschriben niht 1019
ja möhte man den Kiemsß 1722
ez möhte sorge han dar zuo 4920
und mohte ir oueb niht geziln 5541
da solte man dem werden mit 3643
da solte man in eren mit 3810
wes solte ich mich für baz müen 5636
er solte ktime sin genesen 5668
da wolte ich dir lönen mit 869
er wolte in versuochen £ 1760
da wolte man daz arme wip 2458
er wolte si ertötet h&n 4219
si wsere verre richer 5334
ich möhte durch ein müre 1386
er solte herliche 4031
und wolte sich verkeren 2422
ich wolte mich niht änen 5256
er möhte sin als ein getwerc 634
des wolte got niht enbern 247
dirre | wsere also swinde 5025.
er solte nimmer eren pflegen 5282
Und so werden wir auch die zweisilbigen Formen durchführen in all den
Fällen, wo auf die Verbalform noch eine Senkungssilbe folgt: es sind durchaus
solche leichter Art; auf weere folgt in Senkung von vokalisch anlautenden
Wörtern ein, er, ez, en-, ich, iu, ir, in, im (14 mal), von andern der, ge-, ver-, be- ;
diu, mins, min, mir, vil, niht, ze, daz, nach, von (25 mal) ; auf moMe folgt es, er,
er-, ez, uns, im, ein, iur (12 mal); ge-, man, niht, vor, daz, sich, din, si, mich
(15 mal) ; auf solte : er, ich, ez, er- (9 mal) ; der, daz, mir, her, die (5 mal) ; auf
wolte: ich, et, A-, in, er (10 mal); der, sich, si, die} den, zes (9 mal).
14*
108 CARL KRAUS,
b) 2. Sing. Imper.
§ 146. In einer Reihe von Fällen würde die Apokope beschwerte Hebung
im ersten Fuss ergeben:
ahte niht, waz dir geschehe 4425 schaffe, daz min werde rät 4628
danke, fron, dem markfs 4647 Sterke min gemüete 1873
gedenke, daz mir sf vil wÄ 4266 toufe mich in stnem namen 2835
bedenke mlnes herzen s£r 4404 füege, so ich kam von grabe 4630.
sage, fron, gebot er mirz 3141
Hier sind sicher die zweisilbigen Formen zu belassen, das ist — abgesehen
von der sprachlichen Härte der Kürzungen — auch dadnrch zu erweisen, dass
die sicher einsilbigen Imperative niemals beschwert verwendet werden:
heiz die dlne niht verzagen 1366 s6 nim hin daz himelbröt 2010
heiz | diz gebeine üf sten 5161 des nim du an der sonne war 4504 *)
laz uns, lieber herre min 5203 s6 nim ein tjost von miner hant 5528
des nim du reht, swaz du sin wil 538 l) da be|ganc doch eine maze an 881.
nim | in dfn hant daz ruoder 1090
Ebensowenig ist an Betonung des Eingangswortes und Versetzen der apo-
kopierten Imperativform in die Senkung zu denken bei folgenden Vollverben:
so toufe dich an dirre frist 5714 die ere mit dem opfer dfn 2301
nü schonwe, Minne, wie daz stat 5469 so bringe im din opfer niht 6022')
und wizze daz zewäre 4673 da ge|denke an, fron künegin 4516*)
and wizze, da het sonder wer 2011 and füere ans in Gräcia 539*).
Und ebensowenig wird man dadurch beschwerte Hebung im zweiten oder
gar dritten Fuss des stumpfen Verses schaffen:
dar an gedenke, heiligeist 5160 ey guote, sage, so dir got 4781
dar nach rihte dich ze hant 1438 braoder, wizze daz für war 230
ey guote, sage, sonder spot 2857 der sprach: 'her keiser, volge mir' 6689.
Daher wird auch zu schreiben sein mit zweisilbiger Senkung:
and ge| denke, sfstü ein wise man 882
verkere dich, keiser, and erwint 4972 sprach si, nü gehabe dich wol 4641
köre durch dlne werdekeit 5523 so sage, wer segente den bronnen 2863
and rihte mir über Dacian 6105 nü sage mir, keiser, sonder spot 4347,
enrooche, waz dir der keiser tuo 4423
und vor vokalischem Anlaut der folgenden Senkungssilbe :
und ahte üf keine marter niht 1887 sage Apollen, daz er kam 8196
und habe in ouch ze dem hoehsten got 4517 and scherme in vor der helle 6104
and leiste ein jar min gebot 8510 und setze in aventiure den 11p 5529
köre ez hin oder her 1091 Apollo, des warte üf mich 8255.
1) beachte die dü\
2) hier ist also der Hiatus wieder geboten.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG.
109
In Senkung bezw. Auftakt erscheint bezeichnender Weise der Imper. von
fröuwen: hier war also die Kürzung schon in der Sprache des Dichters ein*
getreten l) :
frön | dich der lieben msere 96 si sprach: 'fröu dich, hör Palastin' 4668.
fröu | dich der anschouwe 4414
Ebenso ist einsilbig anzusetzen:
wart, waz da wirt frönden schln 968 s)
und wol auch die auf -r endigenden Formen:
var in daz verworhte hol 3537
gewer mich, frouwe (herre), des ich gar 2794.
5178. 6092.
Eine befremdliche Ausnahme bildet der Vers:
stant üf, mach dir ein ander dach (:swach) 2002 8).
c) 3. Sing. Präs. Eonj.
§ 147. Kein Zweifel über die Anwendung der Vollformen ist möglich in
folgenden Beispielen:
im ersten Fuss des stumpfen Verses:
and habe dich in stnem segen 2014
er heize künec, bischof 8348
ez loufe, krieche oder g6 3883
war süle s£le unde lip 5202
mich eilirre danne 6haft not 31
im zweiten Fuss des stumpfen Verses :
opfer und 6re mit gebet 2815
swer iuch frage, wer ich si 1494
wie er habe üf geleit 11584)
daz dann | ende habe unser klage 5206 4)
im dritten Fuss des stumpfen Verses:
swer zühtec st, der habe fluht 5822
swer ezzen, trinken welle hie 1595
schaffe, daz min werde rat 4628
im zweiten Fuss des klingenden Verses:
daz ez iht müge liegen 2651
daz er mich welle toeten 1145
in en stiure danne der heiligeist 1045
and zeige ia den besten wirt 607 4)
er enjlege iu solh 6re an 609 4)
er en|ziehe umbe daz himelrat 3469 4),
ez loufe, krieche oder gö 3883 4)
daz ieman lebe ane got 254 4)
neben im sitze unde gg 1000 4)
der ander vare anderswa 5858 ö),
and wer dem keiser wone bi 3978
bf disem gebet raofe an 8770 4)
der mich in noeten ruofe an 6095 4),
durch dich welle wenden 3777.
1) vgl. den Infinitiv ruon im Reim auf tuon 2669.
2) erstarrter Imperativ 1
3) stant üf | mäche ist auch nicht wahrscheinlich. — B liest 8t. üf ein bessir dir mache : aber
dass diese, schlechteste Hs. hier abweicht, wird nur Zufall sein.
4) also Hiatus geboten!
5) ander var?
110
CARL KRAUS,
Niemals steht ein hab, müg^ well, werd in Senkung: somit müssen wir wohl
die Zweisilbigkeit der Konjunctivformen anch für alle andern Fälle annehmen
and mit zweisilbiger Senkung schreiben:
man blase nach inwer wirde ein hörn 3070
und bringe hin wider an ir stat 3470
der büeze dir, kint, dtn herzenser 2148
und heize nach mir tribünus 1174
er heize die sunne wider gen 2313
und läze mit zal durch die hant 765
er welle min lant hin lthen 1159
welle | wahsen an die lenge 317
habe | dir min lant ze Palastin 1170.
Ferner mit der Zweisilbigkeit, die Lachmanns Verschleifung in Hebung ent-
spricht :
ob dir got gebe die kraft 5113 ob unser kriec müge geligen 2305
daz habe getan Georl 460 driu dinc müge gegeben 4349
und habe daz firmamentum 768 da versehe man sich des fiures 3067
er habe gesworn bf sinen goten 1144 der vare gein Occidente 491 '),
oder | habe dich wibe gebot 5526
und mit Lachmanns Verschleifung in Senkung:
iht hin füere der markls 4599 daz mir werde der reine touf 5179
und din lant werde benomen 561 daz im din helfe werde bekant 6097,
6 im der lfp werde benomen 4704. 4866
und so auch vor vokaL-anlautender Senkung:
und breche in solhe stücke gar 824 got der gnade uns beiden 4678
8ö habe im Gapadocia 1172 er entwinge ez al gemeine 2385
also helfe Apollo mir 1955 der vinde ein bezzerz, wizze er iht 2947
und jehe es im min lobes ruof 5062 welle | er niht tuon durch daz gebot 8198.
und lige er in dem pfuole da 4730
d) 1. Sing. Präs.
§ 148. Gesichert ist die zweisilbige Form:
im ersten Fuss:
ich ahte nicht, und ist mir w£ 1876
ich gebiute, daz du sagest mer 3416
ich bringe dir daz opfer min 3520
ich meine dort den Palastin 3049
ich toufe mich in stnem namen 5637
ich trage selbe wol min swert 1643
ich getrouwe wol verenden 3172
und frie sf vor aller not 4124
im zweiten Fuss:
daz ich brüeve wol für war 4546
wan daz ich heize nach ir sus 3465
daz ich | wirde niemer m£ gemuot 799
so bringe ich Ap ollen wol 2809 *)
so brüeve ich den keiser dar 4622*)
und lege an in min gerich 3374*)
daz minne ich für alliu dinc 2831*)
da rihte ich mich denne nach 3367 ■)
und füere in ze der helle 3380 ■)
fröuwe ich mich von iu wol 2119*),
oder | ich verkere aber in 2319*)
daz ich lide hie durch got 3843
1) var?
2) Hiatus!
METEISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
111
wan ich benime dir den ltp 3621
sprach: 'ich heize JöheF 5174
wan ich beswere rehte dich 3256
daz ich rede unde gän 3223 '),
im dritten Fass:
daz ich iuch überrede hie 4039
des ich hie swere dir 3390
mit dem weter vare ich 3493 ').
Daher ist sicherlich nicht zu apokopieren, sondern zweisilbige Senkung an-
zunehmen in folgenden Fällen:
ich mache dir dise rede war 3518
ich enruoche, wie wo mir geschürt 3694
ich schaffe, daz sibenzic künge hör 2244
spriche, daz ir sfn werdet frö 30
ich trouwe mich harte wol began 234
ich trouwe si wol erwerben dir 3513
sowie bei 'Ver schleifang auf Hebung1:
ich sage dir, liebiu msere 8758
ich getrouwe wol an gesigen 3614
ich trouwe ze jungest doch gesigen 8846
ich bevilhe dir Hut und lant 4262
ich fliege dir höhe minne 3511
ich füege dir eren also vil 3515
ich fürhte mir, sprach diu künegin 2846,
ich sage dir, wiez dar umbe stat 4356,
und 'in Senkung':
ich leiste, des mich der künec bat 2910
ich meine den himelischen degen 4291
ich füege den liuten zaller ztt 3875.
Deshalb wird also wol auch die
folgenden Beispielen:
so ahte ich niht und ist mir w§ 8696
so bringe ich im daz opfer min 2315
ich gediene ouch got niemer mö 803
daz eische ich hie sunder twäl 4910
ich 6re iuch immer mit gebet 2372
daz gibe ich üf mit miner hant 4570
ich gihe in miner bihte m£r 3676
gein dem küneg habe erwegen 1615
ich halte iuch schöne sunder bant 4872
ich heize iu machen ein reine bat 606
so heize ich schrien über al 2404
für die wärheit hoere ich sagen 1552
wurden; ouch hoere ich sagen 1468
ich läze iu stet und bürge vil 1175
dar zuo laze ich mich dich sehen 3502
an daz eine laze ich vor 4891
und laze Apollen mfnen got 5697
daz leiste ich gerne bi dem tage 2945
so leiste ich dir geselleschaft 5114
an den geloube ich über ein 8099
daz mache ich iu, her, allez war 2250
1) Hiatus!
Elision nicht auszudrücken sein in den
ich mache iu, herre, undertan 2258
daz rede ich niht durch keinen nft 241
daz Widerrede ich, ob ich mac 1139
bereite ich iu die Wirtschaft 4299
an den liuten riche ich mich 3494
daz riche ich an dir, markfs 3625
daz sage ich iu, wiez ergie 2862
ich sage ab iu, wiez ergie 6008
und sage iu rehte, wie daz kam 5748
wo, wes spotte ich, tumber man 1928
so springe ich dar als ein hirz 8142
mit im trouwe ich niht gesigen 4022
da mit erfliuge ich mange flüge 8506
volge ich iemer hinden nach 321
ich welle al eine hie sin 1608
daz ich von iu des werde erlöst 2122
als hilf mir, daz ich werde erlöst 3746
zehant des underwinde ich mich 3373
ich ahte iu ze gelfcher wis 4199
ich gihe es niht ze ruome 67
si sprach : 'ich laze iuch schouwen' 2472
112
CARL KRAUS
?
dar zuo laze ich schouwen S521
da von laze ichz blfben 8988
zerloese ich iu besunder 2586
ich nenne iu sunderlfche 5941
86 rate ich, stt ir heiden 601
Mit Elision von Senkung auf Hebung:
erkenne | ich von dir besunder 6156
bringe | ich den schilt hin s6 ganz 1697
da von heize ich der sunne got 8463
ich rede ez niht von gufte 4936
ich geterme iu niemer mere 6073
iedoch trouwe ichz machen 57
des frage ich dich der msere 1317
daz ich werde ein heiden 1147.
der nach stöze ich im dar in dorn 5963
tuot irz, ich gibe iu den lön 5586.
Zweifelhaft ist die Schreibung in folgenden Fällen:
ich man dich, daz du hienge 3738 ich swer bt dem, der sitzet 8396
nü man ich dich vil verre 3774 ich b es wer dich bt der ruoten 4436
ich ger ouch me" deheines 3648 ich beswer dich bi dem kinde oben 5099.
e) 1. 3. Sing, des schwachen Präteritums.
§ 149. Die Verhältnisse im Reim, wo der Dichter bald apokopierte Formen
gebraucht, bald nicht apokopierte, lassen sich durch folgendes Gesetz darlegen:
-e kann abgeworfen werden nach einfachem t, sonst muss es bleiben. Es heisst
daher : wät (: Partie, übersät) 261 ; wät : ärät 3721 *) ; fröut (: Partie, beströut) 2173 ;
unfr'öut (: Partie, geströut) 5B53 ; blüet : geniüet 4091 ; erweget (: Partie, geleget) 1217 ;
betaget (: Partie, bejaget) 1767; betaget {\magd) 4229; taget (lunverzaget) 5307; er-
wachet (: Partie, gemachet) 1825; kündet (:en*ündet) 4049; samelieret (: Partie, ge-
ssier et) 5039; spiset (:Präs. tviset) 1911; endlich sampt ()samet: Subst. ampt) 3013;
schampt: erlampt 6011 8). — Dagegen immer nur zweisilbig: beaalte: valte 123;
ertranete: sanete 731; sanete: kranete 5967; sande: bekande 2869; brähte: gdhte
2447; gedähte: gähte 3661; du gedeehte: du brtehte 2367; neicte: veicte 5427; tohte:
mohte 6316; wolde: golde 1449; verworhte: vorhte 865; harte: erbbrte 3007; toufte:
sloufte (loufte) 2895. 4543; euete: druete 5459; künde (: munde: stunde) 255. 2111.
3146; begunde (: stunde) 3149. 3765. 5393. 5919; lutte: er schütte 3269; erlühte:
dühte 1803. 6031; enpfuorte: ruorte 4329. — Für sich stehen: höte (iprophete)
3569. 4057. 4441; blüete (:güete, ungemikte, diemüete) 276. 2554. 4085. 5699. —
Schwanken kann man zwischen Syn- und Apokope : lachte : erkrachte 2387 ; machte :
su-achte 3097; zierte: geflorierte 5863; spiste: leiste 3221. — Und so auch immer:
notte: erlötte 1288. 4312; wuotte: huotte 3770. —
Wenden wir uns nunmehr den Formen im Innern zu, so ist das -e sicher
erwiesen in folgenden Versen:
1) sobald beide Formen ohne Klammern angeführt sind, sind alle beide Präterita.
2) eine Anzahl anderer Fälle, die scheinbare Apokopen enthalten, erweisen sich schon durch
obiges Gesetz als nicht hierhergehörig: tatsächlich liegen Präsentia vor. So ist Präsens erliuhtet
947. 2769; gert 1621. 1643. 5639; schart 5431: entweder wirkliche Präsentia, oder solche in der
Art der von Grimm, Gr. 4, 142; Roediger, Zs. 33, 415 f.; Behaghel, Zeitformen §§ 10. 50
besprochenen.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEOBG.
US
im ersten Fuss des stumpfen und klingenden Verses :
and braofte sin gesinde gar 1584 der wiste die dri künge hör 2147
des dankte sä der markis 5169 und wuoste bürge unde lant 6039
and grnozte mich al sas zehant 1361 daz brähte dri genende 3871
and be|gande rtsen daz loup 2287
dran be|gunde man in henken doch 4004
si Ate sä gein der tür 1942
diu qaelte söre des ir 11p 2426
si künde harte wol ir ampt 3018
ich künde dir gesagen vil 3472
im enj künde nieman geleben 5268
er lachte sere unde sprach 2089
in 16rte herze unde muot 82
der machte disen meien hie 2223
daz machte tampf unde melm 5015
ich muose staete sin ze wer 1341
and schonte, wie der kleine touf 1854
er schonte her unde dar 1588
ans seite, daz daz würde war 4373
diu seite mir sonder vär 4778
daz yer|8mähte doch mir armen man 2817
er sparte zuo den palas 2712
bestatte nach der fürsten site 3804
hie fuorte man die künegin 4245
der fuorte mangen degen snel 5962
der weste niht umb unser £ 6058
im zweiten Fuss des stampfen Verses:
an bette für ein kalp 3857
dar in bruofte si für war 4664
er sprach: 'ich hörte sagen ie 2714
hie mit enthoupte man in da 6109
diu barke künde sich nicht sparn 587
Georin leite man dar in 5660
swaz ich gelopte bi der naht 2944
daz ez den muote, der ez sach 3787
daz ich si nante, wer da lac 5511
alsus seite mir sin bot 484
so 6rte mit gemselde 5862
and belgunde si sä zieren 2238
si bejgunde dar an wenden 5758
ez tlte balde rtsen 2104
erlühte daz gevilde 5370
er muose tragen schöne 4002
daz bei weinte manc amie 1243
ich wesse niht so tiures 8068
daz belgunde also tameren 1188
er begunde in den rinc treten 1664
ich ilte üf der neiden luot 1876
da mit | meinte er den reinen touf 4289
daz müeste ouch zuo im her nider 2882
daz geischsehe allez sampt e" 770
daz gel seh sehe über drizec jär 4374
and er Ischalte aller glocken schal 1194
ich enl strebte immer da hin durch 8667
der swebte ob ir houpt al ein 2839
sich toufte an der selben stunt 4304
daz wonte in der engel schar 2576
diz belgunde allez merken 1023
er gelloupte an in einen 6061 *),
als mir seite, der ez sach 5052
wan daz mich toupte so der melm 806
wan er getroute niht genesen 5868
dö man si berte üf den heim 5361
daz man brante alliu lant 4042
gein im ; der gruozte in zehant 3749
daz kint gehörte und gesach 2150
und erz doch hörte unde sach 2872
der künec zürnte unde sprach 5294*),
im vorletzten Fnss des stampfen und
die rede si küme brähte für 1941
daz man Georin brehte wider 5679
wan dirre gezoc begunde brehen 1542
als sich sin muot begunde regen 5888
dö der keiser erhörte daz 4573
der markis unde hörte daz 4837
keinen boum gekleite nie 2025
klingenden Verses:
als in der engel lörte da 2018
diu uns Davit machte kunt 3651
dazs ir schinen müeste län 5013
mit axen: daz muoste sin 4120
wer in den touf bereite da 4307
daz er in gerumte dö 5304
dö in diu marter ruorte da 1869
1) die letzten 14 Beispiele mit Hiatus!
2) die letzten 6 Beispiele mit Hiatus!
Abhdlgn. d. K. Get. d. Wim. tu Göttin gen. PhiL-Urt. KL N. F. Band 6, i.
15
114
CABL KRAUS
stt begonde zweien 2749
ir fröude bekunde dorren 1457
daz Hut begnnde fliehen 3271
ein schar begnnde hellen 5491
dö man in fragte msere 4281
die ich wol künde nützen 1336.
Demnach wird bei jenen Verben, die im Reim niemals Apokope zeigen, mit
Annahme zweisilbiger Senkung die Vollform anzusetzen sein in folgenden Versen:
er enlbarte sich stnes willen gar 713
brahte für Capadocia 1321
so brahte diu sonne aber den tac 3101
brahte solh tjoste ie min hant 3686
der mir widerbrahte die sei 4776
der diuhte mich niht ein wfs man 992
und drohte si an den 11p sin 4412
ich dühte mich eteswenn so her 2811
diu küngin gahte von im zehant 2911
si groozte die künge wol behagen 3832
nü bejgunde man sprechen über al 1626
dar nach begonde diu erde biben 3726
diz belgonde man an der porte lesen 5842
daz erhörte sin hüsfroo da 3000
vor liebe lachte dö Georis 315
ich enweiz, wer in leite dar fn 3528
des er sl lörte daz gotes wort 5645
ich machte si libes, landes blöz 5076
er enmüeste doch mänlfch sin 4760
er enmüeste gar stsete sin 5780.
JÖ808 mooste daz krioze tragen 4339
und verlronte si aber anders wa 5476
diz roofte man da über al daz velt 1598
hie roofte man nach des keisers ger 2418
und übersoozte die werlt gar 281
den margraven foorte man hin 1775
hie wänte Geort und Dacian 1719
ouch dühte si wunderbare 2678
daz belgonde ze samen doenen 1505
ez belgonde sich da tücken 3542
und belgonde si beide spfsen 2103
daz kint begonde sich lenken 2502
hie mit begonde si machen 3143
hie belgonde daz abgot roofen 8329
er belgonde die küngin strafen 3605
daz ablgot begonde sich smücken 3266
der eine begonde dir lieben 3740
er belgonde vor leide wüeten 4595
und künde sich rehte machen 4617
er machte st beide rfche 529
diu kamer malte diu Saelde 5776
wer sazte die küngin englooben 2867
dö stacte man an dem male 6657
ich trete dir also heize 3410.
Und so auch vor vokalisch anlautender Senkung:
man bette im üf des küneges sal 2693
daz dühte in klär onde klooc 1585
daz belgonde in stnem herzen regen 1762
daz belgonde er in vil gar versagen 1982
begonde er ander in brehen 5327
iedoch begonde in neren got 5669
and begonde er da üz gan 5673
sä begonde ez werden naht 6035
von dem bette hörte ich sagen 2696
daz gehörte ich sagen nie 3018
daz künde erwenden nieman hie 4248
künde er mir doch iht bejagen 4898
einen | got er minte üz Israhel 6059
er müese im rümen diu lant wlt 482
daz müese et sonder wer sin 4834
diu muose Adämes tohter sin 2597
er muose in Galilö den dorn 4000
hin ze gote roofte er dö 5596
si sazte in üf ir hörgesidel 2481
die künegin sazte er zoo im da 2917
man stacte imz in die vinger sin 5704
er teilte im für rfchio lant 1733
dar inne toofte er st für war 5186
er toofte ir alzehant mör 5642
sin friont und tröste in aber dö 1989
vorhte ich niht ir zoober gröz 5075
ein banier foorte er, diu was blanc 1358
und foorte in hin, da er vant 2470
und fuorte ouch mangen ritter frech 6986
diz werte unz an den ahten tac 1603
diz werte also für war 347
des gewerte er si ooch sä 5092
man zeicte im hinz dem wirte dö 615
zeicte ir strich und ir ganc 2865
so erzeicte ich doch den willen min 4899
diu mooter zucte imz ab der schöz 2154
METEISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
115
der beigonde in sa nigen 440
daz beigonde er brüevn und schon wen 1512
er beigonde in hoch empfahen 1707
und beigonde in fragen msere 2208
hie mit begonde er wachen 3816
si beigonde in söre strafen 4151
dö hörte er lüte schrien 1647
Bei Verschleifung in Senkung:
und ver|brante den künec Dacian 6111
hie broofte der markfs an der stet 3729
ez beigonde der fröoden künec sehen 1352
daz beigonde der fürste onderstan 2460
si beigonde dem helde ntgen dö 4430
des beigonde der keiser ooch jenen 4460
als be|gonde der strtt brehen 5378
diz bejgonde der markfs gar hin legen 5887
na er| hörte ez an der stunde 2424
6 man künde erahten 5424
si roofte in zornes grimme 4134
die künegin sazte englooben 2885
die keisrin vragte in msere 2529
daz jungest vragte er maere 5171
dö vragte er si der meere 5187.
ez koste den fürsten an den mont 2152
und koste den fürsten an den fooz 2325
daz Sijbilla nante der togent kint 8259
hie roofte der margräf hör 5521
der sazte der ö den örsten saz 4568
und in werte, des er niht jach 2884
hie be|gonde der nebel rtsen 2855
und zeicte den louf der sonnen 2882.
Starktonige Wörter stehen also niemals in Senkung nach dem Endungs-i.
Umso bezeichnender ist es, dass wir solche ein paarmal dort finden, wo ein
Verbum von der Art vorangeht, wie sie der Dichter auch im Reim apokopirt;
das scheint mir ein Beweis für die Richtigkeit der oben ermittelten Regel zu
sein: die Fälle sind:
vor glaste tröot niemän genesen 1829
er seit got und dem engel danc 8785
sich frö'ot got und diu mooter sin 293.
Es können daher ohne Bedenken mit Apokope geschrieben werden die folgen-
den Fälle:
daz bloot des selben morgens froo 2102
wie bloot min dorre sül da 2443
wie bloot der mei mit krefte 2445
als bloot üf erden daz wonschrts 4079 ')
dö bereit er sich darzoo 1632
die kamer beschoot er gar 5877
der seit in leidio msere 421
seit der böte in beiden 425
ir liet seit Apollen danc 2486
si seit dem Palastin für war 4701
sich fröot diu keiserin, sin wip 4610').
Ferner waren offenbar apokopiert — wofür die Reime freilich kein Zeugnis
geben können — die Dreisilbler mit Länge der beiden ersten Silben:
des antwort im der ritter klär 229 opfert Josoö den goten 6048
des antwort im dö Diometer 729 ich opfert im durch iower gebot 2950
der herbergt keinen fürsten nie 2000 daz er den goten opfert iht 6053
weih marschalc herbergt dich hie 1999*) vertigt er si an den so 531
and offent in slns herzen grünt 726 sin marschalc wäpent sich ie sa 3687
gopfert keinem abgot noch 2813 des weigert er vil söre 5745,
1) doch kann man nach Ausweis der Reime aoch blüete schreiben.
2) aber aoch : daz frönte sich da über dl 287 ; sich fröute in des himels sal 288 ; wan er traute
ntfti genesen 5368.
3) herbergtl dich?
15*
116 CAEL KRAUS,
vgl.:
BÖ sage, wer segent den brunnen 2868 der segent den toufbrunnen 2881.
Wol mit Apokope (nicht mit Synkope) sind zu schreiben (s. o. S. IIB):
er belhaget im wol unde sprach 4772 daz schadet im niht umbe ein grüz 5705
der ie die helde hebet enbor 5446 ir schadet et niht durch daz jar 5773 1).
Im Auftakt erscheinen solche Verba nur, wo die Elision Einsilbigkeit schafft :
wagte | er den lip so sere 128,
oder bei besonderen Verhältnissen, weshalb die Beispiele auch in öin- und der-
selben Stelle beisammen stehen:
fuocte | mir daz iender ungemach 8664
j brähte | swert durch heim ie daz bluot 8682
i kleite | sich mit sprize ie der luft 8683.
f) die übrigen Verbalformen auf -e.
§ 150. Die Vollformen sind gesichert:
im ersten Fuss des stumpfen und klingenden Verses:
ich enjkünne ez doch verre baz 50 daz würde dürkel Schildes rant 8685
war süle sele unde lip 5202 Heze m der erde ^
er en|twünge üf unde nider 374 da£ dß8 , müeze ^ ^^ 1038
du würde grüene als ein kle 2741 ^^ ^ s6 sch(Bne ^
im zweiten Fuss des stumpfen Verses:
wirs geschsehe, danne im da 5997 daz man in flaehte in ein rat 3628 .
6 daz erschine ie kein tac 2542 der ie würde noch genöz 6082,
daz man si slüege sam diu swtn 4119
im vorletzten Fuss des stumpfen und klingenden Verses:
daz er die herren hieze komen 2919 daz ir muot slüege für 4990
er git m£r denn man künne gern 3893 daz grüener wase würde r6t 8687
durch den andern lieze sus 1726 uns seite, daz daz würde war 4373
daz er mit töde lite ptn 3672
daz si dich da müeze sehen 4263 die engel müeze hoeren 1002
er sprach ze dem boten: 'saehe duz?' 4695 die bluomen ssehe lachen 278.
Daher auch mit zweisilbiger Senkung:
und brseste ze samen berc und tal 1193 des jsehe man allez siner hant 240
wie erdsehte du dir des ie 2567 daz ich koeme von sfnem gebot 5258
dö gsebe du im din rtche dort 8742 daz müese wol sin der Hute spot 4008
im gienge sin dinc also eben 5267 so ssehe man wol, daz gar war 4028
des jsehe man unser ietwederm niht 200 daz man im slüege daz houbet abe 6089
1) zweifelhaft: man legte den degen mcere 1778; sin eUenmez legte er niht dar an 117; da»
legte der fürste üf siniu bein 2145; ich lobte Apdllen, der heiden got 2949; die lobtet üf ritterlichen
eU 4873; wie eieret er daz hÜ8 min 2441.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG.
117
ey, süezer got, wa tsete du ie 2048
daz viele hinz im in tiefez tal 210
wie diu gotheit würde 86 zam 2675
ich zerbreche dich also kleine 8407
daz der lsese diu msere 5771
gessehe so ungehiure 4528
slüege ze tüsent stücken 3265
da trüege du ellens ruoder 1309
ob ich getürre vor holden 5229
daz vienge man an ein zunder 4045.
Mit Verschleifong in Senkung (Hebung):
6 ich durchbrache der heiden schar 1216
swie in der zit lsege der sn6 2171
nie gewünne den braht noch gedranc 1559
6 er ie würde geborn 8999
daz du zer werlt ie würde geborn 857
Vor vokalisch anlautender Senkung:
du gsebe im väterlichen tröst 8745
gsebe üf dem gevilde tampf 5355
and gaebe er eines künges gaot 5874
zergienge unz üf die tage 772
daz ich müeze an dir bestan 3674
ob von in beiden würde vernomen 5434
avoy, da würde gelecket 5008
durch in, durch gre Ute die not 1897
daz er süle die maze gan 4542.
daz er stieze unz an den eter 759
daz tsete ich wol, sprach der knabe 3189
würde üf eine wage geleit 4988
er gaebe im guots den vollen 1785
ich w«n, ez würde ö herte 878.
Im Auftakt erscheinen solche Formen nur, wo Elision möglich ist:
gaebe | im der allen den hört 5784 trüege | ein s6 wol volkomen lfp 252,
oder wo das folgende Wort sehr bedeutsam ist:
würde | nie verschart umbe ein här 3023 würde du enjzünt und erfiuhtet 2759.
In Senkung stehen solche Verbalformen niemals1).
g) Zusammenfassung.
§ 151. Wie man sieht, sind die für die Sprache und Orthographie des Textes
gewonnenen Resultate nicht durchweg von gleicher Sicherheit. In einer grossen
Reihe von Fällen, wo man an sich über das Dilemma Kurz- oder Vollform
zweifelhaft sein konnte, ist die vollere Form aus metrischen Gründen mit voll-
ständiger Sicherheit erwiesen worden. Nicht mit der gleichen Sicherheit konnte
in einer beträchtlichen Anzal von andern Fällen die Kurzform ausgeschlossen
werden: denn da der Dichter nirgends Anstand nimmt; auslautendes -e nebst
einer leichten folgenden Silbe in die Senkung zu setzen, so musste es sehr oft
möglich sein, auf diese Art Vollformen zu setzen, ohne dass damit die Ein-
setzung der Kurzformen ausgeschlossen wäre. Man kann also fast immer
die Vollform setzen: daraus folgt aber nicht, dass man es auch muss. In
1) daher ist zu betonen: got mü'eze iuch und mich bewarn HAß,, got mü'eze iuwer mü Salden
pflegen 1616, was gestützt wird durch den Vers: got müeze din, edel ritter, pflegen 2018. — Nur
in dem Vers: minne, du lönst als du teste ie 5473 ist taste in Senkung glaublicher als dreisilbiger
Auftakt.
118 CARL KRAUS,
dieser Beziehung ist mehr Sicherheit zu gewinnen in dem Dilemma zwischen
Synkope und zweisilbiger Senkung. Solche Formen sollen nunmehr betrachtet
werden.
2. Formen auf -en.
a) Infinitive Präs. auf -en.
§ 152. Langsilbler füllen Hebung und Senkung. Die Beispiele sind:
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
ganten mac 475; ahten kan 991. 1476; ahten ouf 5650; verbergen niht 926; bitten wil 5079;
enbfzen sä 4729; bouwen muoz 1844; bringen wil 2409; bringen weit 2435; bringen sä 2918;
brüeven wil 920; brüeven in 4770; brüeven kan 5381; danken sol 4658; decken sol 1528; erdenken
wie 2216; gedenken an 4271; 6ren in 2896; 6ren vil 2410; 6ren mit 3810; gähen sach 3748; halten
vor 1637; gehelfen kan 1963; ze hoeren bräht 1753; erkennen weit 5292; verk6ren sich 781; läzen
hie 1056; läzen wil 5514; läzen in 5779; leisten wil 2915; leiten kan 2536; beliben sus 4867;
geliehen mac 2621; erliden mac 4976; lönen mit 869; gelouben mir 3389. 3514. 5970; ge-
louben niht 5922; genennen kan 5408. 5936; geniezen län 2440. 3673; ntgen dö 4430; opfern sol
2810; raten dir 5690; bescheiden wie 2898. 3862; sitzen nider 1729; sitzen solt 1993; sniden abe
4399; zwispilden mac 751; sprechen m£r 449; sprechen sol 1021. 1259; sprechen me* 2238;
sprechen wil 2558; strften kan 1292; sümen m$r 3250; tambüren vil 1503; treten niht 1910; toufen
mich 5111; triegen mit 65; trinken tragen 1571; vinden kan 1296; vrägen wem 5996; vüeren hin
4594; wsenen niht 785; erwerben dir 3513; werden buoz 2265; werden holt 3064. 5782; werden
rät 4270. 5294; werden heil 4439; werden naht 6035; gewfsen kan 18; wizzen län 1957. 3217.
4998; wizzen wil 5119.
b) des klingenden Verses:
braten, roesten 4315; gebrüeven künde 255; erdenken künde 2111; ezzen vaste 2506; ent-
houpten weUe 6108; ze llden wsere 4977; vrägen msere 2203; trinken, ezzen 677; werden
wette 4148.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
gahten an ein zil 2557; gebieten üf den sal 2907; bringen an sin 6 1721; dienen siner hant
1734; dienen wolten 6 2338; ilen balde dar 3244; verkiesen sinen got 2412; künden unde klagen
456; künden über al 4835; läzen unser lant 214; leisten min gebot 3572; beliben hie niht m£r
2015; liden grdzen pin 1442; llden gröze not 3498; liegen triegen mit 65; machen undertän 496;
machen solhen schat 5017; martern durch mich liez 1153; rihten gegen got 1096; roesten üf den
koln 1656; scheiden für si w6 1491; schfnen müeze län 5013; schouwen unde sehen 961; schrien
über al 2404; schrien in die stat 2909; senden wil ze got 2728; setzen unsern list 488; singen
unde sagen 1073; sprechen gotes wort 3783; süsen also gröz 4933; touben noch daz velt 4959;
trinken welle hie 1595; trinkens wesen vrö 2500; twingen mit ir her 1439; vallen an den fuoz
2245; fragen in began 1588; fröuwen iuwer lip 2507; vüegen gröze not 4830; vüeren tüsent stunt
829; wsejen heizt den wint 2612; wahsen her und da 843; erwerben nieman hie 4248; werden Jens
genöz 4332; gewinnen lange zit 1940; wtsen immer m£r 6015; wizzen sunder wän 4825. 5250. 5538.
b) des klingenden Verses:
volnahten noch geschriben 3987; gren wolt envollen 2936; kleiden daz gevilde 4963; und
kleinen nach den linsen 4922; liuhten unde bringen 2623; wolt minnen unde meinen 3048; ge-
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 119
•cheiden von dem Übe 4917; wan schouwen unde vragen 1564; schrien unde wuofen 3631; sieden,
braten, rcesten 4315; sitzen wunnecltche 2661 ; slafen, trinken, ezzen677; stechen, slahen, hähen 4314;
und stolzen unde lösen 270; tanzen, buhurdieren 1072 ; tihten unde zieren 51; mit trinken und mit
ezzen 1853 ; und trüren zuo mir hüsen 815 ; vor trüren und vor leide 1479 ; und trüren da zefuoret
5342; w»r trürens unde leide 267; ervsehten und ertrahten 5423; hiez füeren in die arke 2887.
3. im ersten Fuss des stampfen Verses:
zebrechen ädern unde lit 8644; bringen ouch daz Opfer stn 2420; und bringen im daz Opfer
sa 2999; kan büezen alliu herz eleit 2160; 8 wer ezzen, trinken welle hie 1595; heizen komen üf den
aal 2807; gehelfen niht umb ein grüz2163; behüeten, des ich iemer mac 4895; geleiten oben üf den
Seten 1723; geliehen rehte stner art 4784; und minnen für alliu dinc 5591; und opfern wil den
abgoten 3058; rechen wolt den bruoder sin 5476; im senden mfne sprtze enbor 1638; singen alle
wider strlt 1003; verwandeln in der selben ztt 3151.
§ 153. Kurz silbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
haben wil 4572; komen hin 910; komen wil 4146; leben sol 773; leben gebent 4364; gelegen
dir 862; legen nider 2710; legen her 5177; volloben gar 295. 2051; nemen war 3086; genesen
niht 4204; reden wil 6078; gesagen mac 170; sagen ie 2714; sagen nie 3018; gesagen wil 3472;
sehen dar 8800; ze sehen frö 4100; sehen last 5104; slahen abe 5691; toben mich 782; tragen
sol 5838; wesen frö 2500; wesen frum 2989; wesen geil 3346; wesen war 4741. 4863; wesen mac
4885 ; wesen frf 792. — Da Verbalformen in beschwerter Hebung im vorletzten Fusse so gut wie
niemals auftreten (s. § 41), so sind als zweisilbig zu fassen wol auch die folgenden Infinitive:
enberen sol 287 ; neren got 5669 (sicher) ; besweren dich 3828 ; varen sa 827.
b) des klingenden Verses:
leben wsere 5265; ze reden häten 2674; sagen künne 908; senen büezet 2854; slahen, haben
4314; wesen Tester 898; zogen lfse 1514.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
gehaben, ez zervar 822; haben einen lfp 4614; komen üf den sal 2807; leben nach ir art
4365; leben müese lan 5447; lebens sich verwac 4280; lebens niht md was 5479; loben nimmer
munt 2782; loben üf den tac 4886; pflegen siben jar 501 ; sagen, so da ist 1873; ze sagen al ze
lanc 3160. 4502. 4840; Stegen unde wegen 6026; wesen undertan 510. 1105. — Zweifelhaft, ob ein-
oder zweisilbig anzusetzen, bleiben: erholen sich ein man 1210; erweren moht dln lfp 2851.
b) des klingenden Verses:
in geben prisande 2247; gesagen mac den vollen 3457; tragen für ein kröne 4001.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
kan legen wtbes ougen stric 2356; vol sagen von den fröuden niht 917; vol sagen stner
wunder zil 2631; gesagen noch die werdikeit 2703; wan slahen neiden, slaha, slach 471; lat zogen
uns den degen fier 1525.
§164. Langsilbler mit folgender Senkung. Das findet sehr selten und
nur dann statt, wenn das Wort, das folgt, vokalisch anlautet:
120 CARL KBAUS,
und gelouben an sfnen got 488 daz be|gunde er brüeven und schouwen 1512 *).
ich heize iu machen ein reine bat 606 *)
Als sprachlich einsilbig ist zu betrachten rümen:
er müese im rümen diu lant wit 482.
Ein paar Fälle mit konsonantischem Anlaut des folgenden Wortes sind also
anders zn beurteilen8).
§ 155. Kurzsilbler. Hier kann (' Verschleifong auf Hebung' I) eine Senkungs-
silbe, gleichgiltig, wie sie anlautet, folgen:
und mäze geben üf ieclfch ort 5811 nu sult ir varn ze guoter naht 2706*
aht haben üf werdiu wtp 1076
wan diz leben ist küm ein vert 4802 si müezen geben ze zinse 5072
8olt ich sagen, wiez da geschach 5051 ze jungest nemen die stroufe 1062
nü sult ir varn in kurzer zit 504 wan als er reden begunde 5889
und durchrarn der erde gruft 757 lät zogen mit disem gedoane 1523.
b) Präterita auf -en.
§ 156. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
brähten dar 3085; gäben tunst 5353; heten kraft 2892 ; behuoten in 1780; kcemen wider 3805;
mohten sin 4667; muosten län 5447; gestehen nie 5614; Seiten hie 697; solden sin 4310; sprachen
zuo 6017; sungen da 2286; tseten kunt 299; fuorten dan 1894; fuorten hin 4888. 5237. 5910;
wären 6 715; waeren siben 4547; wolden hän 884; wolden e 2338; wolden laden 5311; wurden
frö 616. 4116; würden sä 5618.
b) des klingenden Verses:
dankten sere 5567; körnen msere 1801. 4693. 5647; lühten witen 2664; slünden flinse 5071;
yrägten mtere 619.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
gerten zeinem voget 3839; giengen si ze samen41U; giengen si zehant 5093; giengen in den
sarc 5233 ; hüllen si enein 297 ; huoben si sich sä 2166 ; huoben sich hie an 2561 ; jähen alle hie
5613; körnen alle da 3811; körnen si sin abe 5059; körnen alle dar 5317; lägen sunder zal 5515;
lägen üf dem wal 5551 ; muosten toufen da 179 ; nämen si den diln 3698 ; bereiten si sich da 442 ;
1) rein Ww, fehlt ZB: aber die beiden letzten liss. gehören zu denen, die graphisch-über-
lange Verse auf ein normales Mass zu bringen bestrebt sind, wie das Zwierzina an Gregorius-
hss. beobachtet hat, Zs. 37, 370 f.
2) brüeven und fehlt w; brüeven da Z (um den Reim erbouwen: schouwen zu meiden).
3) er tüot singen diu vogelin 3888 (s. § 141). — sin beginnen, sin letze 64 (s. § 220). — End-
lich mit Anakoluth : wan als vil ein schächzabelbret ieman zwispilden mac und einen wilden donerslac
sunder schaden gevdhen und den fenix crgähen} der da in den lüften swebet und ander sjpise nüU
enlebet, und durchvar der erde gruft und tribe einn turn durch den luft .... und läze mit
sal durch die hant die Sterne 758. 765): hier haben Ww die grammatisch richtigen Infinitive, da-
gegen Z B die der freien Weise Reinbots angemessenen Konjunctive.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 121
sähen in für war 4393 ; beschütten in enzft 481 ; gesprächen vol daz wort 4747 ; sprächen sä
zehant 5573; tseten widerstöz 444; vielen wider üz 5706; fuoren si dö sä 180; fuoren über mer
647; wären in der not 349; wären ouch gezalt 5287; wären undertän 6112; überwunden da ir not
1906; gewunnen kinde vil 2602; wurden si bereit 361; wurden üf gezogen 546; wurden si so frö
667; wurden bluomen röt 1344; wurden balde bräht 1863; wurden des enein 5310; wurden da für
war 5708.
b) des klingenden Verses:
äzen beide ir fuoter 3261 ; durchbrächen üf der heide 5058 ; bruoften die besunder 4842 ; hie
verigäzen si ir leide 682; da giengen viures blicke 5359; als befunden si sich swingen 163; be-
gunden ritter und frouwen 271; hie be|gunden st sich scheiden 1623; dö körnen im diu msere 3801 ;
hie reiten an der stunde 1097; die sagten mir diu msere 5029; si sprächen an der stunde 1447.
1549. 1975. 3297. 3561. 4457; ja Sprüngen dar vil schiere 1817; si taeten swaz er wolde 1449;
teilten fleisch und gebeine 5284; die fuocten mir die lüne 2137; hie fuoren si gein Kriechen 547;
daz waeren kranke sinne 4345.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
des bäten si in alle da 5091; und brähten sant Georfn her 1820; die brähten die reinen sei
4736; so gäben si ez sä ze hant 6013; und gerten sfn in gotes namen 4112; diu giengen sä an
den grünt 830; und giengen gähes von im wider 1782; und giengen mit dem keiser sä 3812; den
beigunden sine engel loben 3868; hie belgunden sich die banier wegen 5499; sus höten si da Wirt-
schaft 2113; h£ten umb ez gröz gedranc 3227; die höten niht so liehten schin 4549; und bejhuoten
dö daz hiuselfn 1919; die körten im daz antlitz nider 1781; körnen si der bürge zuo 680; dar
körnen sibenzic künge her 2196; koemen üf des keisers sal 2416; dem künden mine gote nie 2162;
gelägen üf dem wal da 5979; diz lopten si dem künge da 3579; möhten daz niht understän 3207;
die möhten von der gotes kraft 8975; des mohten si niht mör gepflegen 5550; des muosten si vil
tiure swern 1898; die muosen wol gelüppet sin 5659; si nämen urloup tüsent stunt 1486; enpfiengen
da den Palastin 1538 ; die enlpfiengen ouch den Palastfn 1568; diu pflägen solher richeit 4752; und
ruoten nach ir arbeit 184; si sähen üf dem anger breit 683; gesähen si einander nie 709; gesähen
solher wunder nie 330; sähen lange vor den tagen 3998; den sluogen si ze töde doch 5022; diu
solden dienen siner hant 1734; solden haben einen lip 4614; und sprächen zuo mir: Reinbot 20;
si sprächen dicke üf dem se 557 ; si sprächen : wirt, sagt für baz 651 ; si sprächen: her, daz sf getan
1522 ; und sprächen : waz hilft in der touf 3702 ; und sprächen : du mäht dich wol schämen 4738 ;
Sprüngen ritter, knappen dar 4603; da entsprungen bluomen unde gras 2170; si ströuten sich sä
ze stet 5908; dö stuonden si gesunt dort 5164; und sungen ouch diu vogelin 2208; wie sungen da
diu vogelin 2442 ; als teten si ouch Josue 6057 ; teten ze der erde val 3332 ; und twungen ouch
diu lant da 134; si twungen umbe und umbe sich 176; und frieschen daz die Sarrazin 1426; und
fuoren als ir wille was 337; und fuoren doch ie für baz 1487; hie fuorten si in in die stat 1913;
da fuorten si den fürsten hin 1917; hin fuorten si die keiserin 4625; die fuorten hin die künegin
4688; die fuorten si ouch beide hin 4700; wären muoterhalp geborn 148; und wären sin ze sehen
frö 4100; der wären zwelif tüsent da 4113; und waeren drlzec lant min 231; ir wseren göret drizec
lant 243 ; si waeren anders niht genesen 345 ; daz wseren iedoch gröziu dinc 5251 ; und wisten si
des himels wege 4689; wolten ouch gekrönet sin 2928; wuohsen in der Spanje lant 523; wuoten
?ast über den huof 1181; dö wurden si ze ritter sä 135; wurden ouch, hcer ich sagen 1468; und
wurden ouch getoufet sä 4114; dö wurden im diu ougen naz 4574; wurden im diu kleit bereit 4751 ;
den zeicten sl dem kindelin 3166.
§157. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung. Der Fall ist selten,
weil es nicht viele solcher Formen gibt:
und gejbuten einen hof gröz 443; si gelbuten Georfn mit in gän 3639; und da Uten gröze
not 4117; die heiden flohen ab dem wal 5483; die fümve flohen in ein loch 5953.
Akhdlgn. d. K. Gm. d. Wim. in Göttingen. PhiL-hfet. Kl. N. F. Band 6ti. 16
122 CARL KRAUS,
§ 158. Langsilbler mit folgender Senkung. Von zweisilbiger (sprach-
lich jedoch wol überall einsilbiger) Senkung kann hier nur die Rede sein, wenn
das folgende Wort vokalisch anlautet:
und brühten ir opfer ouch da hin 2418 und sazten in üf ir hergesidel 5339
gseben an keiner spise 1901 und zestiezen im über ein 3699
hie reiten an dirre stunde 1097 die künge frfigten in rarere 5343.
si sähen in alle gerne 5325
Alle sonst vorkommenden Fälle ergeben deutliche Gruppen, deren jede in
irgend einer Art zur Annahme sprachlicher Kürzung nötigt: diese Fälle ge-
hören also in das Kapitel 'Sprache', nicht 'Metrik7. Häufig folgt das der Enklise
fähige Pronomen si, wobei die Enklise dadurch noch erleichtert wird, dass das
auf si folgende Wort vokalisch anlautet :
des bätens an der stunde 5181 l) kcumens iu, des wa»re iu not 3705
in starke riemen bundens in 1918 mit fuoge namens in her dan 4221
hin gicngens an der selben stunt 300 dö rietcns an der stunde 4589
unde hßtens in ir pflege 4690 ze glicher wise fuortens in 5544
die stücke hetens in ir pflege 4724 ir anker wurfens an den grünt 611 *),
dar nach huobens in da ouf 3701
oder es folgt wir, sodass die Kürzung im Verbum selbst stattfand :
tuot irz, so gesäch wir nie 5578 wilen war wir engel her 3340 8),
doch twüng wir mit im drizec lant 239
oder die Verbalform ist wären (iviereri), fuoren: also Formen, die offenbar ein-
silbig gesprochen wurden, wie noch heute in vielen Dialekten :
die zwenc fuorn gein (in) Spanilant 365. 379 und der von Ouwe wtern ze swach 696
diu mit heiden warn besezzen 135 ze töde woern erstochen 739
warn von Krists gebürte her 383 wajrn erschozzen oder ertrett 743
in warn diu riche undertan 414 w&rn tüsent busin da erschalt 1190
des libes warn si wol gesunt 549 wiern Juden, kristen, heiden 2060
diu warn geslagen üf daz velt 1554 waern gewahsen, und niht me 4445*),
des warn die Hute alle frö 5303
und so müssen auch für nämen und wurden einsilbige Formen bestanden haben:
die künege nämen den Palastin 5338 sehzic ritter wurden bereit 1461
und nämen der küneginne war 4604 wurden die helde bereit 335
hie wurden si beide missevar 714 wurden die kamer vollenbraht 5763.
Demnach sind die wenigen erübrigenden Fälle, wo man versucht sein könnte,
zweisilbige Senkung zu statuieren, durchaus anders aufzufassen 5). Dass der
1) man beachte, dass die IIa. W, um nur von dieser zu reden, in all den folgenden Fällen
(mit Ausnahme von 4690. 3701) tatsächlich batens usw. schreibt !
2) si begundenz rehte walken 143; und wterens allcz gebäre 4142: hier ist Enklise wahr-
scheinlicher, als Verschleifung in Senkung.
3) widerum schreibt W in allen drei Fällen so !
4) W schreibt immer wie oben, nur V. 2060 wesren !
5) man lese also mit versetzter Betonung: sprachen die helde beide 309 (Parenthese zwischen
directer Rede, s.§140); geruoUu ros kouftm si sä 669 (Kontrast, s. §141); die solden dir wllstflät
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG. 123
Dichter solche zweisilbige Senkungen wirklich gemieden hat, zeigen Umstellungen
wie : die sele die engel fuorten hin (5237) anstatt der natürlichen Wortfolge : * die
enget fuorten die sele hin.
§ 1B9. Kurzsilbler. Verschleifung auf Hebung liegt vor in dem Vers:
dö geswigen die vogel sä 2285.
Enklise ist wol gemäss der Schreibung in W zu bevorzugen in folgenden
Fällen :
66 ritens aver in daz lant 1427 die ritens äne maze 674.
c) Plurale Präsentis auf -en.
§ 160. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
müezen wagen 832; müezen loben 5100; schiuhen wider 10GO.
b) des klingenden Verses:
künnen sniden 5064; müezen schouwen 912; müezen bringen 2340; müezen scheiden 4563;
scheiden hinnen 1496. 1548. 1580.
2. des drittletzten Fusses
a) im stumpfen Vers niemals,
b) im klingenden:
wir künnen wol geraten 3355 ; wir läzen al ein ander 899 ; und läzen sich hie schouwen 1 129
wir müezen immer droufe 1061; hie müezen si sich scheiden 1489; wir müezen uns hie scheiden
4677; si müezen geben ze zinse 5072.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
des bitte wir iuch alle hie 5577; die brüeven rehte, waz ich sage 4371; hceren singen nnde
sagen 1073; daz hceren jene, dise und die 4040; und künnen doch dar under streben 10; künnen
eins gesanges pflegen 980 ; sus künnen si die helde snel 4924 ; si künnen touben noch daz velt 4959 ;
da künnen euch si wol enkegen 4962; si künnen machen solhen schat 5017; nü läze wir die rede
hie 405. 5474; nü läzen eht die rede sin 5337; dich müezen liut und engel loben 102; die müezen
lästerlichen spot 1132; die müezen alle samet doln 1655; iu müezen vallen an den fuoz 2245; wir
müezen zwäre eines jehen 3560; diu müezen mir ein got sin 4556; ez müezen 6 sibenthalp jar
4702; die müezen sich zer erde legen 4961; und fürhten alle, die da sint 595; und fürhten alle
samt den tot 598 ; nü wizze wir an dirre stunt 5200.
§ 161. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
haben sin 4370; komen dar 1119; komen wider 1437; mügen han 1521; sulen wir 512. 2806;
taten dar 2187; wonen bi 494.
pflegen 6025 (§ 110); si sprächen zkm marnce're 536 (§ 72); daz be\gunden die küneg understän
4220 und vielleicht auch und fuorten in froli'che 6121 (§ 109). — Endlich: si hiezen (d)en boten
steigen 439. Im Vers 4528 liegt gemeinsame Verderbnis vor: des vil manic zunge jach, daz si nie
hreatiure gesahen so ungehiure: hier ist so zu streichen und ungehiure als Komparativ zu fassen.
16*
124 CARL KRAUS,
b) des klingenden Verses:
mügen machen 2955.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
unz si komen in daz lant 4871; da gegen treten einen trit 1065.
b) des klingenden Verses:
wir varen von natüre 3448 (?).
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses :
die komen für min hoch gezelt 1597; da mügen wir verdienen wol 218; and nemen oach des
Wunders war 2188; da sehen mfne gote zuo 4407; die sülen zuo ein ander gän 4108 (?).
§ 162. Langsilbler mit folgender Senkung. Zulässig ist die zweisilbige
Senkung bei vokalischem Anlaut:
und geheizen iu daz für war 502 wir glouben an keinen got m£r 4851.
Sonst liegt immer Verkürzung rein sprachlicher Art vor, entweder folgt
widerum wir:
na heiz wir tiufel unde wiht 3341 daz müez wir allez läzen hie 1056
wie daz geschach, daz laz wir sin 377 diz müez wir allez samet län 1077 !),
oder es handelt sich um das Verbum wellen, das in der Sprache des Dichters
also einsilbig gewesen sein muss:
dem wir welln ündertaenic s!n 24 da von si welln sich scheiden 724
wir welln iuch riche machen 306 si en| welln sich danne rlden 1134
wir welln ans üf der heide 310 und J€su, ir sun, welln gestän 1649
und welln dir läzen unser lant 313 die mir hie welln gestän 4107').
wir welln iu machen undertän 498
Andere Fälle kommen nicht vor 8).
§ 163. Kurzsilbler. Mit Verschleifung :
des jach man dort, nü jehens oach hie 2026 4).
Sonst ist zu bevorzugen die Annahme einsilbiger Verbalform vor wir:
da hab wir uns vereinet 308 da sul wir beide komen hin 910
da hab wir, ellenthafter helt 1979 nü sul wir setzen unsern list 488
ie doch hab wir mit iu pfliht 3342 min her Georf, nü sul wir gän 2464
hab wir ambetliute da 3357 so sul wir schöne vor im stän 2998
ir eintlwedern hab wir niht für got 3571 und var wir zuo dem Spaniol 217 5),
und bei jag wir prlses und 6re iht 199
1) so schreibt auch W widerum überall!
2) so auch W, ausser in den letzten vier Fällen.
3) somit muss also z. B. geschrieben werden : solher minne si künnen pflegen (966) : mit Ww
gegen B Z (künnen si).
4) W nv gechts auch hie, B nu ihe ichs hie, w noch iehs auch hie, Z nu iechens ouch hie. —
Zweifelhaft, ob Verschleifung oder Enklise: und redenz offenliche 1651.
5) ebenso W überall 1 Bestätigt durch var in Senkung: dd mit var wir enbizen sd 4729.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
126
oder einsilbiges suln:
wir suln im läzen unser lant 214
wir suln uns arbeiten 323
wir suln hin wider an die 406
suln schouwen unde sehen 961
die suln an disen rinc gän 1650
suln mit ein ander fröuden pflegen 2255
suln mit ein ander früude hän 2933
die engel suln dich krcenen 3759
dar umb suln in die Hute 4016
suln nü alle, die da sint 4468
die suln ze helle han daz wesen 61161).
d) Partizipia Präteriti auf -en.
§ 164. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1) im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
gebrochen hän 1387; ungemezzen liez 113; geraten bot 1032; geschaffen hat 4557; beslozzen
tor2580; gevallen nider 5680; gevangen was 3001; bevolhen sin 6102. 6107; selpwahsen st&t3584;
worden schtn 182. 5912; worden zam 2548; worden hie 3176; überwunden man 5302.
b) des klingenden Verses:
ergangen waere 4694. 5648 ; läzen waere 5048 ; geschaffen waerc 2530. 4282 ; verscheiden weere
3802; unversunnen lägen 4685; worden heiser 4132.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
geheizen ach und uch 1082; geschaffen hat da vor 2579; erschozzen oder ertrett 743; ge-
sprochen het da vor 4089; gewahsen und niht ra6 4445; worden ist der touf 4268.
b) des klingenden Verses :
gemezzen und gerihtet 5131; gesprochen also söre 3115.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
gegangen mit der künegin 2177; ein verläzen ros ze sfner hant 1470; vermezzen uf die gnade
dln 73 ; besezzen in der 8 tat ze Grüns 225 ; geworfen üf die erde nider 1059.
§ 165. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
komen her 1657; willekomen sin 1709; komen slt 1939; geschriben da 35. 2665. 4380;
geschriben dran 5083 ; geschriben was 5096 ; geschriben an 5819 ; geslagen hän 2459 ; erwegen hän
1444; gewesen schade 3708; darnach auch gevaren (nicht gevarn) 6 544.
b) im klingenden Vers niemals.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
gebiten da genuoc 1586; volkomen ist ein man 5870; üzerkoren markfs 4797; geschriben ouch
da bf 5789; geschriben oben an 5869; geslagen manc gezelt 1508; geslagen üf daz velt 1554;
gesworen bi ir goten 434; geweben noch genät 4756; gewesen undertän 3710.
b) im klingenden Vers niemals.
1) W immer schütten.
126 CARL KRAUS,
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
daz komen ist von der maget 3964; und gelzogen in diz kranke leben 2276.
§ 166. Langsilbler mit nachfolgender Senkung. In den zwei vor-
kommenden Beispielen liegt sicherlich sprachliche Kürzung vor:
der unverboun Danjelis stein 2730 ') dann daz ich bin worden gesunt 3825 •).
§ 167. Kurzsilbler. Mit 'Verschleifung auf Hebung' (bisweilen vielleicht
Synkope, verlorn, geborn):
er ist komen üf glückes rat 194 er hat erliten in Schildes amt 629
und komen in (üz) unserm (stnem) orden 222. verlorn ist sei und iuwer 11p 3072
1408. 5346. 5559 was geborn diu künegin 1323
sin komen in disiu riche 4032 und bejliben bt minen landen 1168
gelegen, er ist entwichen 1627 ez ist geteilt, gewegen, gezalt 5271.
3. Dritte Plnr. Pris. Indio, auf -ent.
§ 168. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
trürent die 3946; füercnt an 5006; werdent druo 4069.
b) des klingenden Verses : Beispiele fehlen.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
schrlent alle owe 3941; singent her und da 1006; singent vogelin 2085; singent avß 3942;
füegent wol ze samen 2; füegent solhen spot 5728.
b) des klingenden Verses:
dise weinent, dise lachent 3947.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses :
des muotent im die got niht an 6056 und sprechent zuo dir süeziu wort 2785
die schrient her unde da 1125 da wartent din über al 3242
si schüttent als der pfä den zagel 4955 ez werdent von ir zweier hant 4945
und singent von der liebe kraft 984 si zerrent swinder noch die schar 4958.
§ 169. Kurz silbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
gebent kraft 4360; habent sit 66. 1472; ügent tot 4123.
b) des klingenden Verses : niemals.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
habent solhe kraft 2406; werent so ir balc 4937.
1) s. den Reim ruon: tum 2689.
2) s. die einsilbigen wurden, § 158.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 127
b) des klingenden Verses:
si habent so vil muotes 4986 si lobent ouch die stunde 3765.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses :
die habent beidesamt ir sin 8 die lobent got wider strlt 3763.
si habent hundert tüsent man 5005
§ 170. Langsilbler mit folgender Senkung. Enklise ist anzunehmen:
und formentz mit gemselde 4486,
versetzte Betonung oder Einsilbigkeit wie bei wellen (s. § 162) in:
die enein hellent zesamen 2720 1).
§ 171. Kurzsilbler. Mit ' Verschleifung' :
allen dingen gebent si kraft 4481 si lebent in solhem werde 13
dem gebent si wilsselde 4485 (?) da mit si lobent die maget hSr 982
si habent die wären minne 969 si ge|sehent ein ander niemer mo 1492
in habent gemachet undertan 2408 da von varent geswinde 3480*).
Sprachliche Kürzung muss vorliegen bei dem in Senkung stehenden Jcoment,
8. § 220:
durch strlt komnt üf die heide 4952.
4. Verbalformen auf -et.
a) 3. Sing. Indic. Präs.
§ 172. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
daz er die boume brichet nider 2614 als vast diu erde swseret nider 3927
und allez, daz da heizet guot 800 sunder danc füeret hin 5543
diu fünfte kamer heizet Zuht 5821 keiser, her, mich dünket guot 2996 *).
diu blüet unde loubet hie 2047
b) des klingenden Verses :
iuwer | leit beginnet grözen 850 diu vierde heizet Mäze 5807 4).
din vart beginnet weinen 852 4)
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
er sprach : mich dünket iuwer pris 316 daz man da heizet Wirtschaft 3087
er sprach: er heizet Tschofreit 621 swer ez minnet, wizzet daz 6127
den man da heizet Jösum 3633 dar nach nennet man in sus 2549
1) bleibt: beginnen* den himelkünec loben 932, s. u. § 220.
2) varnt?
3) so auch W in allen 7 Fällen.
4) so auch W.
128
CARL KRAUS,
des empfindet alliu fruht 4490
daz da reichet sunder wer 2974
swaz man singet oder seit 341
dar zuo smecket sf vil wol 4059
b) des klingenden Verses :
er bristet in die stürme 468
im ge[ bristet niht wan guotes 202
iuch he | ginnet zuo in kleiden 4208
wer hilf et in der reise 4999
daz er | kennet er mit werde 922
über|loufct sf geliche 2963
daz machet diu gemeine 3030
gar verswindet und zerg£t 2475
daz betiutet und verst£t 974
von iu entwindet sich der luft 4170 ').
er scheidet allez künne 894
er scheidet ouch vil swinde 895
sitzet also nahen 2509
sich entjsliuzet gein der sunne 957
ouch spiset sich daz ander 3903
vihtet gein dem winde 3479 a).
3. im ersten Fuss des stampfen Verses:
daz en| Mutet dir der markis 3246
ouch enlbiutet dir der süeze got 3767
uns bringet dar Superbia 3350
ouch dienet uns da zaller zft 3359
uns dienet vil nach nieman baz 3361
mich dünket serc üf iuwern schaden 1824
mich dünket, frouwe, ir sit unfrö 2094
da eret si iuch, herre, mit 251 18)
des erlgetzet mich der keiser oben 3103
beginnet wahsen her und da 843 a)
beginnet dir noch hiute spehen 4427 8)
da be; ginnet aver iuwer hant 2260
ja beginnet man din kunter sagen 4322
er heizet helfe unde trost 1838 3)
daz heizet ouch ir centrum 3921 8)
des hilfet im Altissimus 402
er ge|ha;ret nimmer herzen scr 400
und hitret mangen süezen klanc 928 8)
des klinget dir der engel dön 2784*)
diu loufet ane siege hin 705 3)
ez loufet sunder siege vor 5882 s)
ez milwet steine gröziu kunst 4035 8)
nennet, daz ich da muoz sin 3489 8)
§ 173. Kurzsilbler überhaupt.
1. im vorletzten Fnss: niemals.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
und reichet für des menschen sin 706 •)
an ruofet dine gröze kraft 94 3)
der scheidet alle, die da sint 889 3)
er scheidet muoter unde kint 890 s)
iu schinet an kein hungers mal 1855
der schouwet drinne wunders vil 919 8)
und schouwet dort der hiniel glänz 1284 8)
und setzet dich üf sich enbor 2361
und sitzet ouch noch hiute da 953 8)
und beisitzet dort den himel klar 5414
zuo slifet dir daz glückes rat 2360 8)
der sprichet 'lamp', swaz ieman tuot 4175
daz be|tiutet hohiu brütliet 10098)
mich twinget dar niht min gelust 5505
hie velschet sich daz alte wort 4611 8)
ja vindet man geschriben da 4380 8)
als man vindet geschriben da 2665 8)
diz füeget uns Superbia 3358
da füeret fröude fröud enbor 939
in färbtet allez, daz da lebt 2379
der wartet din mit opfer da 3248
wirf et in den breiten se 13393)
zweiet an der selben zit 4637 8).
Sie füllen Hebung und Senkung:
1) so auch W in allen 13 Fällen ausser 4059 (smecht)] eher aber wol mit W: durch in ez
lauft unde stet 3912.
2) so auch W überall ausser 468. 202 (prist)', 4999 (hilft)', 2963 (überlaufft).
3) so auch W.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
129
die da lobet Cherubin 8982
dez man in lobet hie für war 54131)
ja geschihet iu also 4206 (?)*)
b) des klingenden Verses : niemals.
daz sich erschütet manic hos 2616 l)
da mit bewaret er diu dinc 8901 (?) 8).
3. im ersten Fuss des stampfen Verses:
daz er | lebet in der hoehsten kür 192 ie doch | schütet ez mit siner kraft 3938 1).
Damit sind die sicheren Fälle erschöpft. Jedem mass der Umstand auf-
fallen, dass der Dichter solche Korzsilbler so ungemein selten Hebung und
Senkung füllen lässt: im vorletzten Fuss des stumpfen oder klingenden Verses
niemals, im drittletzten des klingenden Verses niemals, des stumpfen nur drei-
mal (darunter ein schütet, wo an Synkope kaum zu denken ist), im ersten Fuss
des stumpfen Verses in gesicherten Fällen nur zweimal (worunter wider ein
schütet). Diese Beobachtung wird umso auffalliger, wenn wir sehen, wie oft
solche Kurzsilbler im Gedichte von einer weiteren Senkungssilbe gefolgt sind
(8. u.); wir können daher mit voller Bestimmtheit sagen: diese Formen waren
in der Sprache des Dichters bereits einsilbig, und wenn er hie und da ein lobet,
lebet setzt, so ist das lediglich die traditionelle Form, nicht die lebende. Eine
Bestätigung erfahrt diese Argumentation überdies dadurch, dass solche Kurz-
silbler bisweilen auch in Senkung erscheinen:
swer däz siht, dem sint tüsent jar 914 *)
die man mit fröuden nü siht varn 568*)
die man üf erde siht glizen 3482
iuwe'r puntfz zilt üfden t6t 3706 6).
Demnach müssen wir in den Fällen, wo man an sich über die Wal der Voll-
oder Kurzform zweifeln könnte, nunmehr unbedingt die letztere in den Text
setzen. Es ist also — wider mit W — zu schreiben:
der glht mir der warheit 4941 T)
hie hlbt sich dln buoch an 104 8)
däz kamt von der sunne schin 8460
er kamt nimmer da her tn 5875 •)
da legt fröude der fröude stric 941
des lobt dich der engel sanc 2770 I0)
<*r sieht löun unde bern 466»)
swär strebt gein des himels sal 904 n)
1) so auch W.
2) Synkope, wie W hat, ist viel wahrscheinlicher : die beschwerte Hebung auf geschürt ist ge-
rechtfertigt durch den Parallelismus im folgenden Vers: als auch ge seh ach den beiden.
3) auch hier sicherlich mit W Synkope bewart: schon 3897 ist der Ausdruck bewart er vor-
gekommen, und das bewarn bildet überhaupt das Leitmotiv in der ganzen Stelle.
4) daz emphatisch: 'das Antlitz Gottes'.
5) nü im Kontrast zu 'später'.
6) s. §§ 79. 140. — In allen vier Fällen schreibt auch W so.
7) güti, weil prägnant, in beschwerter Hebung, wie die §§ 31. 36 angeführten viel, beleip usw.
8) hebt sehr bedeutsam: die Introduction des ganzen Werkes ruht darin!
9) emphatisches er.
10) lobet?
11) swer nachdrücklich: der ist wise und nieman me folgt.
Abbdlgn. d. K. Gm. d. WiM. su Göttingen. PhiL-hiit Kl. N. W. Band 6,i. 17
130
CARL KRAUS,
im wont alliu tugent bi 637
däz wont in der engel schar 2576
geschult dz, waz ich und ir 2254 ')
geblrt von natüre 2571
des man | giht ze äventiure 4944*).
Und so muss auch in all den Fällen, wo man an Vollform mit 'Verschleifung'
denken könnte, die Kurzform angenommen werden:
ir bedesampt habt erliten 1271
der ie die hclde hebt enbor 5446
hie kumt der junge Geort 156
den kumt von himel sa der touf 4110
wan da enkumts ot nimmer hin 4275
wazzers lebt der haerinc 3902
lebt | ieman, der äne got 4348
er nimt mir Capadociä 515
des pfligt ze himel nieman mer 981
des pfligt man niht bi der naht 2309
iegliches Sternen pfligt ein got 4361
als uns diu schrift sagt für war 6086
geschürt von rittern nimmer mer 353
so tragt ir hie der Cren kränz 1283
dir wont der heiligeist bi 2802
wont ab iu iht guotes bf 3215
wan der wont iu nähen bi 3175
und giht, er sf ein kristen 3553
und habt sich an daz erze 3929
als uns kumt der morgen 2321
kumt mit diemüete 4078
und lebt in solhem orden 5412
Venus pfligt der minne 4495
man sagt von tribochwürfen 5452
bewart er mit den vieren 3897
da wont solh jämer inne 817 8).
§ 174. Langsilbler mit nachfolgender Senkung. Die Entscheidung zwischen
der Annahme der Kurzform oder aber zweisilbiger Senkung ist hier nicht ganz
leicht. Dass dem Dichter die langen Formen vielfach sehr geläufig waren, be-
weist die stattliche Reihe von Fällen, wo er sie an Stellen des Verses ver-
wendet, an denen Hebung und Senkung gefordert werden (s. o. § 172). Aber
auf der andern Seite hat er auch die Kurzformen sicherlich oft gesprochen : das
beweisen ein paar Fälle, wo das Verbum in Senkung steht:
da von heizt 6t der Fenix 2639 als ser ziuht ez ze berge wider 3928 4).
und sprächen : waz hilft in der touf 3702
In sehr vielen Fällen bleibt also die Entscheidung, ob die kürzere oder
längere Form zu wälen ist, offen. Die Metrik gibt nur £inen Anhaltspunkt:
zweisilbige Senkung konnte bisher nur in d£r Weise nachgewiesen werden, dass
zwischen den beiden Senkungssilben ein einfacher Konsonant stand (also brühten
in, aber niemals brühten die) : Fälle der letztern Art müssen also bei den Formen
auf -et durch Synkopierung der Endsilbe vermieden werden. Doch ist auch hier
eine Einschränkung zu machen: wenn das folgende Wort mit d anlautet, so ist
das genau so, als ob es mit Vokal anlautete: weil durch den Sandln das aus-
lautende t der Verbalendung mit dem anlautenden d verschmilzt. Wo die Metrik
keine Entscheidung gewährt, da wird man am besten der Hs. W folgen, die sich
1) die beschwerte Hebung macht die condicionale Structur deutlicher.
2) widerum synkopiert W überall !
3) W hat überall synkopierte Formen, nur 4348 lebet.
3) aber wol mit W: der ladet dich in den himel klär 4643 (vgl. jene sehntet).
4) W synkopiert gleichfalls, nur 2639 steht haizzet.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
131
ans ja schon sehr häufig als ungemein zuverlässig gezeigt hat und noch fernerhin
zeigen wird. Daher nehme ich zweisilbigeSenkunganin folgenden Fällen :
zwäre, er erbiutet ez uns 226 also sitzet daz gotes trüt 963
da brüetet der säme inne 4793 nü sitzet der fürste reine 1969
daz er | kennet er allez balde 924 der wirde sitzet er ungelfch 1985
swer in minnet, der ist genesen 3991 man vindet in aber selten 1084
so rilltet diu Sunne daz jär 4488 und wähset iu not über not 4180
underscbeidet der engel trüt 3938 l) wan daz stn waltet Apollo gar 4503.
und schriet der man owe und acb 4949
Dagegen Synkope:
er enbiut dir wäre sigenumft 1995. 3751
enbiut, du sülest zuo im komen 3131
86 bricht ir klär liehter schin 4791
so er bringt des sumers bluot 1544
ez gilt iedoch der wibe gruoz 2266
er bejgint die werlt überstreben 478
man bejgint in rasten üf den koln 1656
der heizt Jesus von Nazarßt 485
einer heizt Theodorus 639
sin Erster name heizt also 2539
daz da wsen heizt den wint 2612
daz kint die sunne heizt den tac 2622
einer heizt Zodiacus 3466
er heizt von liimel Altissimus 3989 s)
er hilft dir twingen wol diu lant 1409
in gelingt als in gelanc 4215
daz liugt und triugt ze manger frist 2654 8)
86 fliust der hof stn erenkranz 1698
also timst diu ritterschaft 3035 8)
swenn si entsliuzt der sunne schfn 4057
und macht si endeliche 1137 8)
86 macht dln gotltche kraft 2045*)
daz macht ein breit wildez hac 2972
die macht er edel unde fruot 3892
mit beschwerter Hebung 4) :
diu blu et ünde loubet hie 2047
ez ge|rset e manic heiden 4916
so ge|net min sin verkeren sich 781
er benet iuch also wol 665*)
er be|8chout daz lant nimmer mer 1454
ze himel, ze helle slaeft man niht 3949
der einen smeckt, den andern siht 4203
ez spricht der wise Salomön 1080
spricht dar üz der sunne got 33 13')
diu sticht mich mit des tödes gart 748 8)
daz liugt und triugt ze manger frist 2654 8)
als fröut sich gein der wunne 958
er fröut sicli ir, si fröut sich sin 967
ja fröut sich gar dfner kumft 1996
fröut al himelischez her 3753
ja fröut sich gein dir sunder wer 3754
dem füegt ez allen samet wol 5837
daz da von wset der bitter tot 5065
daz beweint manc muoter barn 567
er wist sf an ir äbentzil 2970
wer wizt dirz danne, Reinbot 699
zeigt ir ganc und ir fluz 2625
da er | zeigt er sine Sterke an 3935
unser | einer ziuht den andern hin 2320,
da wse't von der gajhe tot 4179 6).
b) 2. Plur. Präs. Indic.
§ 175. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
1) W vnderschaid, was aber den Conjunctiv meint.
2) W überall haizzet, nur 3989 haizzt.
8) W leuget und tretiget', verleibet] machet; beratet ; sprichet; sticket,
4) endlich im Auftakt: schint ruhte als Apollo wil 2969.
5) die beschwerte Hebung ist in beiden Fällen zu rechtfertigen (s. § 36); wenn jemand aber
Wöget, wajet vorzieht, so ist dagegen nichts einzuwenden, doch hat W pluat, bezw. get.
17*
i
132 CARL KRAUS,
und tuon, swaz ir gebietet mir 511 *) spriche, daz ir sin werdet frö 30 !).
frouwe, an wen geloubet ir 1956
b) des klingenden Verses:
6 daz ir scheidet hinnen 2280 1).
2. im drittletzten Fnss
a) des stampfen Verses :
swaz ir gehceret and geseht 5917 l),
b) des klingenden Verses :
des werdet ir wol innen 1547.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
da köret ir iuch lützel an 4167 ir vindet an mir, swes ir gert 1713 *)
ir gloubet an der sonne got 5919 ir vindet ritterschefte stat 2263 *)
[er sprach] : türret ir iuch an mich lan 599 ') ir werdet von in nimmer rieh 1962
ir vindet mich hie sunder wanc 1705 *) und werdet ouch da strites sat 2264.
§ 176. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss: niemals.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
der ir pfleget ie zuo hie 2097 !),
b) des klingenden Verses : niemals.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses: in gesicherten Fällen niemals.
§ 177. Langsilbler mit folgender Senkung.
Zweisilbige Senkung bei vokalischem Anlaut:
ir heizet Apollen zuo uns gän 2997 ') ey, sselec wtp, fürhtet ir mich 1945 *)
da müezet ir uz und innen 4218 waz fürhtet ir danne, sselec wip 1949*),
türret ir in zebrechen 5087 ")
dagegen sprachliche Kürzung bei ir wert (= werdet):
sd sagt, ir wert stn innen 1495 und wert der hoehste nach mir 2253
wan ir wert sin innen 1579 und wert ir des wol innen 2279*).
§ 178. Kurzsilbler mit folgender Senkung. Nachdem sie so gut wie
niemals Hebung und Senkung füllen, so dürfen wir mit vollkommener Sicher-
heit annehmen, dass sie in der Sprache des Dichters bereits durchaus einsilbig
waren. Es ist daher überall zu schreiben: mügt, habt, sagt, seht, wie auch W
durchaus hat (nur 3171 müget):
1) so auch W.
2) vielleicht fürhttt mit versetzter Betonung.
3) dagegen wol: seht ir daz volc und heert ir döz 2179.
4) auch W schreibt in all diesen Fällen wert, dass hier wirklich Kürzung vorliegt, beweist
der Umstand, dass wert auch in Senkung steht : keine \ frides wert ir von mir gebeten 1663 ; al sä
wert ir gehandelt 4876.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG.
133
1. im vorletzten Fass
a) des stumpfen Verses:
als ir sie hie habt gesehen 1611
als ir alle habt gesehen 3559
gedenket alle, habt ir sin 4276
die ir an mich habt geleit 4660
die ir an mir habt gesehen 4882
und sprach der markis: habt ir sin 5238
den zouber, den ir habt getan 5652
min hör Geort, seht ir stan 3310.
b) des klingenden Verses:
daz ir | niht guots habt den vollen i960.
2. im drittletzten Fass
a) des stumpfen Verses:
über | iuch, ir mügt niht wider komen 5915.
b) des klingenden Verses:
daz habt ir mir erworben 3182 so mügt ir wol die schellen 1416
ir mügt wol froelich wachen 305 mügt ir mich wol senden 3171
so mügt ir wol gefristen 604 nü seht ir doch diu wunder 4157.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses :
nü gebt ir mir den süezen tröst 2121 ir mügt gewinnen lange zft 1940
bräht | habt in den gewalt min 2374 ir mügt ez wol ein engel sin 1952
ir mügt iuch wol mit im began 332 mügt ir für daz hüs gan 2282
ir mügt mich lihte zim gejagen 514 hie mügt ir wunder an spehen 2618.
ir mügt mich hungers tosten niht 1910
Die Richtigkeit dieser Schreibung ergibt sich obendrein daraus, dass diese
Wörter öfter im Auftakt oder in der Senkung stehen:
ir habt | karakteresschrift gelesen 1830 sei und 11p habt ir verlorn 4156
seht | ir daz volc und hoert ir döz 2179 st sprachen: wirt, sagt für baz 651
waz liehts habt ir gemachet 1825 er sprach: sagt, waz ir meinet 307.
Daher ist sicherlich auch zu schreiben und zu betonen :
fr mügt hinnen für wol klagen 845 ir mügt sin niht abe stan 4884«
Und somit ist es auch klar, dass der Vers 3213 nur lauten kann:
als ob ir hßtet grawen loc,
und nicht habet wie Z liest *).
c) 2. Plur. Imper.
§ 179. Langsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
er sprach: frouwe, nü schouwet hin 2178 der keiser sprach: nü llet dar 1809*),
swer ez minnet, wizzet daz 6127
b) des klingenden Verses: niemals.
1) hiett W, hettit B, haben w. — Daher ist auch die Überlieferung von Z unrichtig V. 1961
fofct, dag ist billich.
2) unsicher, da auch ihn überliefert ist. In allen Fällen schreibt auch W die Vollform.
184 CARL KRAUS,
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
da bf brüevet daz für war 3024 daz grifet, hoeret unde seht 3177
lobt und eret all den got 2157 dar nach ratet, swaz ir weit 4585 l),
und verkeret iuch niht sus 2437
b) des klingenden Verses:
(nü) gloubet mir der msere 1718. 5379 nü sorget umb die zwene 5443 2),
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
brüevet, wie w6 dem geschach 3788 geloubet, herre, daz dar abe 4928
daz brüevet ie von jär ze jär 1068 *) machet disen heim ein spil 5080 •)
gedenket, her, waz JSsus 2438 und beischeidet mich der wunder hie 2283
gedenket alle, habt ir sin 4276 sprechet, künec, swaz ir weit 6071
gedenket min die wile da 5219 s) teilet mit in iuwer guot 1281
daz grifet, hceret unde seht 3177*) trinket, herre von Palasttn 2498
grüezet in des himels sal 5224') und füeret in üf iuwern sal 2403
heizet schrien in die stat 2909') und wizzet, daz diu heidenschaft 4273*)
oder | heizet min mit huote pflegen 2393 s) milde't si, herre, daz ist mfn rät 4991 s).
heizet iuwern sün üf stan 3121 a)
§ 180. Eurzsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss: niemals8).
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
er sprach: nü nemet alle war 3294*),
b) des klingenden Verses:
nü bitet mich niht verre 1740 5).
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses: gesicherte Beispiele niemals; über
die unsicheren s. u.
§ 181. Langsilbler mit folgender Senkung. Die sprachliche Kürzung
ist nötig, weil sonst eine unerlaubte Art zweisilbiger Senkung entstände:
also | heizt die stüele werden hie 5605 ■) enruocht, waz iu der keiser tuo 4297 2)
heizt si lebendic üf stan 5110 setzt si halde üf ein rat 3109*).
der künec sprach : her, ruocht mir sagen 1572 *)
Sie ist notwendig, weil das Wort in Senkung steht:
min gelzelt füert minen hruodern hin 1617 und herbergt hin an ein ort 1520,
oder im Auftakt:
dankt | im der grözen werdekeit 5231 heizt | in her in den sal gän 2952 ').
heizt | in gebieten üf den sal 2907 f)
1) so auch W: nur 2437 verchert.
2) so auch W.
3) ein scheinbares Beispiel : sounuer, ors trabet vort (1519); aber die Hss. differieren : droben B,
die trabent w, tretet W, strichen Z : das führt auf das Wolframische trecken,
4) unsicher; auch nü' nemt alle würde der Satzanfang gestatten. Aber W hat nemet.
5) W pütet.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
135
Unter Berücksichtigung dieser Momente und derselben Erwägungen wie oben
(§ 174) ergibt sich als wahrscheinlicher:
Zweisilbige Senkung:
gdt her, ezzet, ich tuon iu abe 2095
daz schoii wet an mlnera kinde hie 2161
• *
Synkope :
er sprach: nü bringt ir houbet wider 4605 *)
da geldenkt an, lieber herre min 5248 ')
edel frouwe, ert in sus 2400 *)
er sprach: nü hcert, ir herren 4577
bekert iuch, ellenthafter degen 2256 *)
nü schouwet ez sunder lougen 3179 ').
reint iuch, helde, tuöt in dan 3037 l)
ey touft iuch, edeln heiden 4295 *)
nü werft in in die pfütze 4727 *)
nü wünscht in heils ze verte 165 *).
§ 182. Kurzsilbler mit folgender Senkung. Da solche Verba allein so
gut wie niemals Hebung und Senkung füllen, so waren sie sicher in der Sprache
Reinbots bereits einsilbig. Es ist daher von der Annahme der 'Verschleifung'
abzusehen in folgenden Fällen:
gebt mir schilt unde swert 1714
gebt mir her daz kindelin 2142
frou, nü gebt mir urloup 2688
gebt mir schilt unde sper 4907
frou, nü kumt mir aber zuo 2681
in gotes namen legt iuch nider 5216
lobt und eret alle den got 2157
und lobt, swaz ir von im geseht 3575
und lobt den fröuden künec wts 5218
er sprach: nü nemt in sunder twäl 1856
nemt den werden an die hant 2402
her keiser, nemt diz vingerlin 4566
nemt den touf in gotes namen 5243
der marnser sprach: nü sagt uns 6 593
so sagt, ir wert sin innen 1495
er sprach: nü sagt den bruodern min 1607
und sagt in ouch, daz ich mich 1614
zem küneg und sagt niht über ein 2905
und sagt Alexandrina 5220
nü sagt mir, künc von Meidön 5732
und beswert den tiuvel umb den glast 1831
wert iuch, helde, der heiden 1277
nu ge|wert mich, herre, des ich ger 1658
niht zogt ze samft und niht ze streben 1517.
Als Bestätigung des gewonnenen Resultats dient wider, dass solche Formen
auch in der Senkung erscheinen:
si sprach: gebt mir daz botenbröt 2914 er sprach: sagt, waz ir meinet 307,
und im Auftakt:
nemt | hin die kröne und iuwer lant 4569 seht | wie ein starke wolkenbrust 5506.
seht | hie ir tugent bildaer an 17
Somit ist in beschwerte Hebung, die die Pause rechtfertigt, zu setzen:
sägt, fröuwe, weit ir han 3600 und säht, wä' Marie 5226.
nü seTit, wä' dort her reit 418
Und so ist auch die Eingangssilbe des Verses zu betonen und das Verbum
in Senkung zu stellen in den folgenden Fällen:
und habt daz üf minen eit 4562 und sagt in diu msere 1610
und nemt dirre geschürte war 1810 und slaht im den kelz üz 1859.
se\ nemt hin die ruoten 3200
1) so auch W.
136
CABL KBAU8,
Dagegen ist zweisilbige Senkung anzunehmen Einmal bei bitet, das ja oben
(§ 180) den einzigen sichern Beleg für die Vollform eines kurzsilbigen Imperativs
abgab :
oder | bitet in zuo ans fliegen 2953 1).
d) 2. Plur. Prät.
§ 183. Die Form füllt Hebung und Senkung:
1. im vorletzten Fuss:
sit ir mich verliezet nie 5606 als ir nähten lobtet mir 2931 *),
2. im drittletzten Fuss :
als ir in bätet üf daz zil 2916 ir gehörtet ö noch sider 1780,
3. im ersten Fuss:
[si sprach :] gewannet ir ie höhen prls 3834 *).
§ 184. Auf die Form folgt noch eine Senkung. In allen vorkommenden
Fällen hält sich die zweisilbige Senkung innerhalb der oben (§ 174) ermittelten
Grenzen. Ich nehme sie (gegen W, das lobt, mocht, weit, wolt schreibt) an in
folgenden vier Beispielen:
ir lobtet, daz ir Apollen 2935 eren woltet envoilen 2936
ir möhtet den Aspis gerner sehen 4998 woltet ir dem gelouben iht 4375 *).
Synkope (mit W) ist möglich in folgenden Fällen:
daz nämt unritterlichen ir 4911 gesäzt ir werdeclichen ie 3835
saht ir die drt bruoder ie 653 gefriescht ir nie von liute sit 4607,
Gesichert ist sie bei wart (vgl. das oben, § 158, für den Dichter erwiesene
wterri) :
der züo wsert ir ze tiure 1269 waert | ir dem künge Dacian 3709 5).
e) Unflektirtes Partie. Prät. auf -et
§ 185. Lang silbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss
a) des stumpfen Verses :
sibenzic ors verdecket wol 1527
der dich so hoch hat göret sus 92
dar umbe hän geeret sit 2133
wie hästu mich enteret sus 3334
des müezen guneret sin 5724
daz daz so gehöret was 2697
ieglicher künc gekrönet gie 2924
wolten ouch gekrönet sin 2928
1) W stimmt in sämtlichen Beispielen, die in diesem Paragraphen angeführt sind, mit den
oben aus metrischen Erwägungen erschlossenen Schreibungen überein: nur 2157 steht lobet und
5220 saget. Im letztangeführten Vers (2953) schreibt W pietet.
2) W lobt.
3) W gewunt.
4) und mit versetzter Betonung: wS, daz ir ie wurdH geborn 4155.
5) so auch beidemal W. — Verderbt ist vielleicht der Vers 4992 : erkantet ir ir riterlich getät.
Für riterlich wird dasselbe seltene Wort zu setzen sein wie 4873 {diz lopt er üf ritterliehen eü) und
1223 {diz ritterspil galt niht wan den tot).
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 137
diu über al geliebet wirt 4510 wie er entschumpfieret si 459
daz die vor ans geloubet stan 5582 er wolte si ertötet hän 4219
diu muoz wol gelüppet sin 5659 und wurden ouch getoufet sa 4114
der diz hat gemachet sus 2294 der hat mich getröstet wol 4657
manic lieht gemalet bret 5034 vil dicke da gef raget wart 1545
der eine was genennet sus 411 daz ez sich het gefuoget so 668
da mit der tisch gerihtet wart 4738 swie ez sich gefuoget habe 1305
daz ir sin ongesorget sit 2251 wie hat ez sich gefuoget so 1316 l).
b) des klingenden Verses:
daz wir getoufet werden 4854 und wol ervollet h£te 4087.
2. im drittletzten Fuss
a) des stumpfen Verses:
ich bin enteret al ze fruo 4408 ein getermet über al 903
wart derloubet keinem man 2583 ist geformet an dem tage 4635.
als ein | ungemeilet lämbelin 4387
b) des klingenden Verses:
gekleidet wünnecliche 2669 geformet nach den töten 4624
gemachet üz der erde 3442 wart en| zündet und erviuhtet 947
gemachet üf die kristen 3716 würde du en| zündet und erviuhtet 2759.
empfenget und enzündet 4049
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
gebluomet mit ir kröne ste 999 genieret nach ir süezem sit 2483
göret stst du, herre got 4773 geruofet hat in grözer not 77
göret si din höher bot 4774 yerfluochet si diu selbe zlt 2134
behertet beide, dir und im 4649 nach dir gefüeret durch den strit 1311 ').
gemischet gar mit konterfeit 3039
§ 186. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung.
1. im vorletzten Fuss:
wan einz han ich geleget dar 2052 •) daz ich iu gesaget han 6003.
daz ir ez gelobet hat 5245
2. im drittletzten Fuss:
der het bejaget mangen prfs 6950 •) ez wart ertretet üf dem wal 5993").
wol getretet üf den plan 1345")
§ 187. Den Formen folgt noch eine Senkung. Die Synkope (oder Kurz-
form) ist nötig zur Vermeidung unerlaubter zweisilbiger Senkung:
des muoz gune'rt sin iuwer lip 2457 •) ez ist geteilt, gewogen, gezalt 5271")
genant gevater unde tot 2874») (daz) gewissagt kint üz Israhel 4083. 4261 •),
sehr wahrscheinlich in folgenden Fällen:
des si gört der orthabe 5060») hie wart geschrit diu hervart 519»)
wol gelönt, ist mir geseit 672») gesetzt üf werdeclichez leben 9").
da' wurden geruort diu lit 1235»)
1) so durchaus W: nur 5034 gemalt; 459 entschumpfirt.
2) so wider durchaus W, nur 4649 pehert', 2483 geruort ; 1311 gefurt.
3) so W.
Alhdlgn. d. K. G«f . d. Wi«. tu Odttingen. PhiL-hlrt. Kl. N. F. Band 6,t. 18
138 CARL KRAUS,
Bestätigt wird die Synkope für gert durch den Vers:
g€rt | si diu wile and der tac 1140 *).
Keine Wal bleibt natürlich bei gesät, versehart:
do geisat wart sin same 259 l) würde | nie verschart umbe ein har 3023 ').
Und da oben geteilt gesichert ist, so ist wol anch mit motivierter beschwerter
Hebung zu sehreiben:
ich han geteilt und geweit 11001),
und danach:
wier | entschumpfiert and entworht 423").
5. Zwnitft Stef. Pris. mhI ackw. PrSL urf -est.
§ 188. Langsilbler fallen Hebung und Senkung.
1. im vorletxten Fuss :
and dar iuo dai tatest sehen 3417 das da hie berihtest mich 3324 *).
2. im drittletzten Fuss:
a) des stumpfen Verses:
du. A\*\ rihtest si* nf wider 2766 bii da gesprechest ie daz wort 36S3.
b^ des klingenden Verses:
da ge(troawest mir tu Terre 17SS.
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
a&> ' mufntet du oueh werden heil 4439 da fuerest ambe ab einen bal 5148
dat rihwst du nach dhn gebot 5121 and ieknest in dins Taler sal 3743.
§ 189. Kurs silbler füllen Hebung und Senkung:
1. im vorletzten Fuss:
ich gehiote« das du sagest m*r 3416 H
i im drittletzten Fuss:
and ans sagest, tu da stet 33ü$«> «abtatet, da sätest rao im komen 3131 *).
3. im ersten Fuss:
da schattet als ein samertaten 5146 da saust of des triae 4430*}.
§ 1V*X Langsilbler und Kurssilbler mit folgender Senkung. Mit
schwebender Betonung im Eingänge des Verses:
s«**«$ta nut der sonne M41 *•
Kann man schon hier an Synkope denken, so ist diese gefiebert in folgenden
FSUen:
da ttaotst mit fettem htat* i^4^ tad c*ien«st mit är seihen «e iS44ri
aan**. in Kmst als d* t*t* ie MST^
T so XV
S> feto W
$x St**» CWx*jnnKtr<*%
4X **Nfc«an dtarc&w*$$ O^tamrnv* *
y ö *&* Fatt*n, d* In *a ^ ISx 1^ a**rf*lrt $sml *&««&< W wie «tan, mar 443»
f, XV *****
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> XV /r**w**t — «r*** m- >«-&«*£ *?• ««%i wvw mi wirst *■# «m» *? 53: »
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER BEINBOTS GEORG. 139
Verlust des Pronomens ist anzunehmen in:
( merkest iht, waz ich dir sage
( und brüeyest iht von tage ze tage 1877 ').
Kurzsilbler. Mit Rücksicht auf die betreffs der Zähigkeit des -est im
Conjunctiv gemachten Beobachtungen (oben §§ 188. 189) ist zu schreiben (mit
1 Verschleifung1) :
als du des habest die wären spehe 1432 unz du sehest, waz mir geschehe 1431 •).
daz du mich habest für einen got 3509')
Dagegen ist sicher synkopiert die Indic-Endung:
kumfstü sin abe, dich hant diu wip 6530 4).
II. Die Substantivformen.
I. Substantiva auf -e.
§ 191. Langsilbler füllen Hebung und Senkung. Nach Ausweis des
Reimgebrauches sind bei sämmtlichen Substantiven die auf -e endigenden Formen
gegenüber den apokopierten die normalen. Wir werden daher auch im Innern
des Verses solchen Substantiven, sobald sie den ganzen Fuss füllen, ihre Endungs-e
belassen; auf diese Weise sind wir sicher, nur Formen, die der Dichter sicher
gekannt hat, in den Text zu bringen, nicht solche, für die das nicht erweislich
ist; wir erhalten ferner dadurch eine grosse Anzal von Füssen mit ausgefüllter
Senkung, was bei einem Dichter wie Reinbot, bei dem Ausfüllung der Senkung
das Normale, ihr Fehlen dagegen ein Mittel zu deklamatorischer Wirkung ist,
sicherlich angezeigt erscheint. Ich schreibe daher, wo solche Wörter den ganzen Fuss
fallen, durchweg der arke, dem arme, von arte, diu barke, ze banne, in beche, daß
gebeine, ze berge, die berge, dem (daz) bette, in mtnw bthte, ein bilde, die blicke, in
bluote, die (dem) boume, daz gebrühte, der brunne, der buoche, der buole, die bürge,
der gebürte, die gedanke usw. Solcher Fälle sind im Ganzen über 700. Darunter
natürlich nicht wenige, wo die Einsetzung der Kurzform deklamatorische Härten
verursachen würde, die sich Reinbot sonst niemals zu schulden kommen lässt,
wie am Versschluss (s. §§ 40. 41):
swie herlich dez bette was 2711 daz nieman ist üf erde doch 1084
min 8ül ze einem boume wart 3082 alle, die üf der erde sint 3206
swaz in der witen bürge was 1827 muoterhalp von erde hie 3861
da fröuden niemer ende wirt 1109 von himel, ze helle, üf erde hie 4258 *)
hie sol der rede ein ende sin 6084 usw. usw.
hie sol daz buoch ein ende han 6125
1) brüevest wB; vgl. Grimm Gr. 4, 218.
2) W hobst.
3) W sechst.
4) Die meisten der in den Paragraphen 146—190 besprochenen Tempusformen werden bis-
weilen auch mit der Stammsilbe in beschwerter Hebung verwendet: diese Fälle sind in den
Paragraphen 57. 62. 66 zu finden.
5) gesichert ist die Apokope in wingart (Haupt z. Erec 7703) : der wingart wart geheim 2750.
18*
140 CARL KRAUS,
§ 192. Kurzsilbler füllen Hebung and Senkung. Die Entscheidung, in-
wiefern hier apokopierte Formen anzunehmen sind, lässt sich nicht in allen
Fällen mit gleicher Sicherheit geben. Was zunächst Formen wie fride, rede, hone
betrifft, so waren diese sicherlich zweisilbig: denn der Dichter stellt solche
Wörter in den dritten Fuss des stumpfen Verses und lässt ihnen ein einsilbiges
Auxiliar folgen, was er bei einsilbigen Substantiven nicht tut (s. o. § 40). Die
Beispiele sind:
herre, so sol vride han 1660 waz wtze an dem hove st 1654.
nü lazen eht die rede sin 405. 5337.
Demnach sind sicher die längern Formen auch in folgenden Fällen einzusetzen:
1. im vorletzten Fuss des stumpfen Verses :
und half ir mit fride hin 2461 also süeze rede nie 1731
er wolt ze des künges hove varn 727 ich mache dir dise rede war 3518
sfn lop tuot allem lobe mat 193 diu loufet äne siege hin (vor) 705. 5882
muoz ich üf diesem rade ligen 3845 und wir ouch alle tage sehen 2546.
nü lazen wir die rede hie 405. 5474
2. im drittletzten Fuss des stumpfen Verses:
sonder fride ir mich lat 1662 als ez die rede volle sprach 3539. 5607.
daz er ze hove wolte varn 1633
3. im ersten Fuss des stumpfen Verses:
der knabe resch unde snel 5173 die rede si sos ane vienc 4250
der rede hallen si enein 297 din rede mac wol wesen war 4863
iuwer | rede mac wol war sin 2820. 6005 sin tage wären onch gezalt 5287.
4. im klingenden Vers:
der knabe wunnenbsere 3234 der dich siege nötte 1293.
Was die Wörter gotef böte betrifft, so ist die Entscheidung in den meisten
Fällen unsicher. Im Reim wird der Dativ gote gebunden mit gebot, spot (Nom.
Acc.) 5 mal (2303. 2823. 2949. 3197. 4517) ; der Nom. Acc. Plur. gote mit spät
(Nom. Acc.) 2 mal (3047. 5727). Was also auffällt, ist, dass nie für den Ge-
nitiv Plur. die kürzere Form bezeugt ist. Diesem ist also wohl sicher ~e zu-
zuerkennen und sonach zu schreiben:
iu unser gote hulden 1135 daz der gote siben sint 4353.
miner gote herschaft 2405
Für die übrigen Casus lässt sich nicht sicher erweisen, dass Beinbot die
e-Formen gebraucht haben müsse. Es bleibt die Schreibung also unsicher in
folgenden Fällen:
alsus dankte er got sa 1892 ich ge| diene onch got niemer m6 803
dem künden mtne got nie 2162 mit einem got sonder hat 2983
des er mir ze got giht 3558 des unser got laster hant 4587
da sehen mine got zuo 4407 hin ze got sprach (rief) er dö 5116. 5596
and alle mtne got hör 4707 an got wolte si niht verzagen 4681
und ver|smahten die got hör 6016 und des got wol getrouwen 911.
böte reimt 3 mal (483. 2091. 3767) auf Nom. Acc. got *). Daher ist wol zu
setzen :
1) ganz abgesehen von Beinbote (: got, spot) 5 mal j vgl. got: tote (1 mal) ; got: geböte (7 mal).
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 141
des was bot iuwer mimt 2462 swaz ie der bot wirbet 2721.
Ebenso ist vom Standpunct der Metrik die Entscheidung offen in folgenden
Fällen:
daz ez von State niendert g§ 769 bis miner bete volleist 6094 *)
der zuo stete, bürge vil 4571 ich kum von mlnem site niht 2948
and wart ir bete volleist 4866 *) als ein | slite in dem winder 3289*).
Substantiva mit Liquida + e:
wol sicher ist die Apokope in folgenden Fällen:
mit manger starken schar breit 5488 diz starke her was entworht 5485
und Moysen durch daz mer gän 2222 über al daz her wtt 1540
die Moyses in daz mer sluoc 4437 und läze mit zal durch die hant 765.
man sach daz her timpfen 1400
Gesichert ist die Vollform in den Versen:
daz mües et sunder were sin 4834 und ein | were für der helle röst 978 8).
Angesichts solchen Schwankens muss offen bleiben die Entscheidung in den
folgenden Fällen:
gelägen üf dem wale da 5979 und sich die schar tränten 5358
daz ende er üf dem wale kös 5940 gein mlnem her er sich lie 1360
sfn Erster name heizt also 2539 der spere krach, der heiden wuof 1182
wie sin name waere 5172 daz grüener wase würde röt 3687.
§ 193. Langsilbler mit folgender Senkung. Weitaus der häufigste Fall
ist der, dass die folgende Senkungsilbe vokalisch anlautet. Ein paar Beispiele
werden genügen:
tüsent berge als Lybanus 3489 und fiures blicke üz liehtem heim 5016
in miner bfhte üf mlnen eit 3657 er hiez die brüste ir sniden abe 4399.
in gebirge und üf dem s£ 2337
Solcher Fälle zäle ich im Ganzen über 140, wobei es natürlich öfter unent-
schieden bleibt, ob Elision oder sprachliche Apokope vorliegt.
Lautet die folgende Senkung konsonantisch an, so ist in vielen Fällen Lach-
manns 'Verschleifung' in Senkung möglich:
als üf dem brette dem röche 150 und üf der erde des strites döz 1252
eyf buole, bellp durch mlne bet 749 durch gotes 6re getoufet 447
usw., im ganzen 24 Fälle.
Aber recht häufig auch in andern Fällen,
So folgen Präpositionen:
von arte, von hohem gufte 3449 dö die künge ze strtte riten 6027
durch sfn 6re, durch iur gebot 2304 von ir lande ze Palastin 4833
sprach der forste von Palastin 2141 und diu liebe zesamen bräht 258
stt got die kiusche ze wapen truoc 5843 in semfter lüte ze got er schrei 3731
1) hier wäre bet sehr hart; im Reim steht bete gebunden mit bret (1 mal), mit Namen auf-
•et (5 mal).
2) fehlerhaft wäre: hie enmac kein bü sin (3264); aber das echte ist biten (Z bitten, w be-
leihen, M beite).
3) s. Schluss von Abschnitt 11 (lyrische Stelle!).
142
CARL KRAUS,
di mäze ze kurz noch ze lanc 2965
daz der meie mit slner kraft 2205
wie bluot der meie mit krefte 2445
des der meie mit zarte pflac 8078
daz der meie ze keiner ztt 2023
Artikel and Pronomina:
daz diu erde die fruht birt 4509
die vinde si schaden Irrten 154
die fröude man an in beiden siht 1020
mit hurte die schar brechen 4926
niun mile die hoehe enbor 2977
solher minne si künnen pflegen 966
niht und da (dar), so:
daz diu erde niht werders treit 622
die liute niht anders pflägen 1563
dem diu | sunne niht moht gebesten 1796
an die himelfröude da oben 703
hästü in himelrtche da oben 101
daz sich diu erde da von erwegt 1217
Verba :
von sweize, von bluote was under heim 805
die man üf erde siht glizen 3482
der frage sol ich ir reht tuon 2690
für alle fröude muoz man die loben 704
reint iuch, helde, tuot in (her) dan 3037 (?)
Reste :
(kum und) sin geselle Maximian 490. 4869
diz gie von munde ze munde 521. 2423
in dem riche ze Grßciä 5742
mit schcene, mit schin envollen 2985
nach dlnem geslähte, nach diner art 795
von sweize, von bluote was under heim 805.
Minne, du lönst als du tsete ie 5473
von rehte si frö wären 707
die ßel(e) die engel fuorten hin 5237. 5910
ir Sterke si hie bedürfen 5451'
diu sunne die mäze heltet 4508
bi der toufe sich niht (ver)barc 2875 *)?
daz min herze da vor gesteh 819
von ge| steine dar üf ein schapel klär 4758
swie halt ein fürste da waere gast 1924
und herter strfte so vil gestriten 628
der ebenmäze nie wart geleit 2 726. 2752.
waz krefte hat ez begriffen 827
daz lamp, daz kriuze het in den klän 2890. 4552
gein statte wart nieman lazzer 3061
die wfle muoz ich gevangen sin 1441
dem wirte wart slner arbeit 671.
dö sich daz bilde zer erden lie 5671.
In einer Reihe obiger Fälle ist die zweisilbige Senkung sicher: es ist also
für die Metrik bedeutungslos, ob man in zweifelhaften Fällen, deren jede Kate-
gorie eine Anzal enthält, Apokope annimmt oder nicht: gegen die Metrik des
Dichters verstösst man auf keinen Fall, und das ist sicherlich auch der Grund,
warum die Hss. in diesem Punkt bez. der Schreibung so sehr schwanken: die
Sache hat eben keine praktische Bedeutung für den Vortrag. Zum Schlüsse sei
noch über herre und frotiwe eine Bemerkung angefügt. Dass ersteres in der
Sprache des Dichters einsilbig gebraucht werden konnte, lehren Fälle, wo es in
Senkung (im Auftakt) steht:
her Geori, ir sit ze hove geladen 1823
her margräf, nü sit gemant 2930
her markis (keiser), iu si widerseit 3059. 4561
her keiser, ich hän iu gesaget 3963
her keiser, nemt diz vingerlin 4566
her künec, ir sult si mfden 5063.
wol üf, her graf üz Palastfn 303
der künec sprach : her, ruocht mir sagen 1572
da von her Davit genuoc 2642
min her Geori, seht ir stan 8310
der sprach : her keiser, volge mir 5689
her Heinrich von Veldekin 694
So kann man in zalreichen Fällen, wo dem Wort noch eine Senkung folgt,
schwanken, ob herre oder her zu setzen, also zweisilbige Senkung oder Apokope
anzunehmen sei: für die Metrik ist die Entscheidung wiederum belanglos2).
1) vgl. und der von Outoe die warn zt swach 696.
2) 8. darüber den Exkurs II.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 143
froutve dagegen steht nie in Senkung oder Auftakt: daher ist die Vollform
zu setzen und zweisilbige Senkung zu statuieren in folgenden Fällen:
er sprach: frouwe, nü schouwet hin 2178 frouwe, nü gebt mir urloup 2688
und min frouwe, diu keiserin 2391. 2519 heilic frouwe, nü sult ir gän 2904
frouwe, nü sult ir eren in 2396 sage, frouwe, gebot er mirz 3141
er sprach: frouwe, diu frage ist gröz 2533 hie stuont min frouwe, diu keiserin 4447
frouwe, nü kumt mir aver zuo 2681 danke, frouwe, dem markis 4647.
§194. Kurzsilbler. Häufig lautet die folgende Senkung vokalisch an.
Die Entscheidung, ob das -e zu schreiben ist oder nicht, bleibt häufig offen. Jeden-
falls kann man ruhig apokopieren bei bet, got, rnet (s. § 192):
mit bet er sich erhörte 3008 bi ir got Apollen 1899 usw.,
wofür auch spricht, dass gote einmal in Senkung erscheint :
er seit got und dem engel danc 3785.
Dagegen bevorzuge ich klage, knabe, rede:
din klage ist nach mir manecfalt 873 knabe, uns ist daz wol bekant 3190
knabe, an iu lit wunders vil 3209 die rede ich üf in werbe 3381 usw.
Bei konsonantischem Anlaut der folgenden Senkung ist Lachmanns 'Ver-
ßchleifung' wahrscheinlicher als harte Apokope in folgenden Beispielen:
und ir fride gehieze 3112 die rede sie küme brahte für 1941
kom ze hove der helt balt 1499 mit der rede si giengen 2477
her Geori, ir sit ze hove geladen 1823 der engel mit der rede verswant 4652
daz ist ein klage vor aller klage 1663 und brüevest iht von tage ze tage 188, vgl.
ich mac ir klage niht volle sagen 1460 1064. 1069
dö der knabe kom durch den rinc 3161 als b! dem tage diu iuwel 3268
üz dem rade gesprungen 4161 da wart der wase von bluote röt 1350
und h£te dise rede getan 1700 ez möhte ein zage verderben 5053.
Dagegen kann in andern Fällen (böte, gote, here udgl.) ohne Bedenken apo-
kopiert werden.
2. Sutatantiva auf -en.
§ 195. Langsilbler füllen Hebung und Senkung, Dieser Fall ist natur-
gemäss der normale: ich zäle über 300 Beispiele. Zu sonstigen Bemerkungen
bietet sich hier kein Anlass.
§ 196. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung. Auch das ist weitaus
der häufigere Fall. Es kommt im Ganzen 47 mal vor.
§ 197. Langsilbler mit folgender Senkung. Entweder lautet die Sen-
kung vokalisch an:
e* ich | und min buolen üz Palastin 4914 bi ritters triuwen, üf sine s£l 3041
mit triuwen ir beider rätes lebent 15 iuwers willen und iuwerm muote 329 *),
xxler es handelt sich um die in der Sprache des Dichters sicherlich auch einsilbig
gebrauchten Worte herren, frouwen:
1) vgl. und durch Marien, ir frouwen 1130; des herzogen und der htrzogin 3782. 6129.
144 CARL KRAUS,
minen | herrn, den künec, getwungen 649 machet disen heim ein spil 5080 ')
al nach ir herrn, des keisers, ger 1819 des hern | Davit froun, die künegtn 949.
Damit sind die Beispiele erschöpft8).
§ 198. Kurzsilbler. Lachmanns ' Verschleif ung auf Hebung9 :
in stnem namen getiuret 1048 sunder schaden gevahen 753*)
ich wil benamen des endes varn 1445 ein wtze tweheln d(a)rüf geleit 2071 (?).
ir sft benamen ein starker got 2087
Danach wol Synkope in den folgenden Fällen:
de*s wärt von spern solch krach 140 mit spern, mit Schilde bejagen 811.
3. Substantlva auf -el.
§ 199. Lang silb ler füllen Hebung und Senkung. Es ist das durchaus
das Normale : biutel, engel, gürtet, kindel, martel, nädel, pinsel, tempel, tiuvel} toandely
wisel werden im Ganzen 63 mal so verwendet.
§ 200. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung, edel, esel, videl, vogel,
himel, getnähel, nagel, nebtl, satel, segel, stahel, tavel, übel füllen 58 mal den ganzen
Versfuss.
§ 201. Langsilbler mit folgender Senkung. Einmal lautet letztere
vokalisch an:
daz sich der tempel erschatte 3270*).
Einmal ist sie synkopierungsfähig :
doch schsere, nadel dran vermiten 8154.
Daher wird in dem einzigen erübrigenden Beispiel versetzte Betonung anzu-
nehmen sein:
der engel värswant an der vrist 1874.
§ 202. Kurzsilbler. Yerschleifung auf Hebung ist durchaus zulässig:
manc vogel sich da mit sänge fröut 2174 er heizt von himel Altissimus 8989
und mit der vogel gesange 8080 dem ist ze himel gesetzet 1868
keins frides wert ir von mir gebeten 1668 von himel gesant: er bleip dort 8864
daz si die himel erliuhtet 948 ze himel, ze helle slseft man niht 8949
daz die himel erklingent 2786 ze himel, ze helle, üf erde hie 4258
die himel er hat besezzen 8913 diu sich von himel ze erde lie 5392
beide, himel und erde 2761 got uns vor übel behuote 586.
in den dritten himel ich var 8363
1) daher auch im Auftakt: hern \ Wolfram von Eschenbach 41 ; hern \ Salomönis träne 2732 ;
des hern \ David froun, die künegtn 949 ; des hern \ Ezechjelis porte 945 ; und hern | Gabrielis bot-
schaft 983.
2) daher ist zu lesen: von golde kölben drüf geslagen 1467; von fröuden sagen, so da ist
1878 (gesogen ZM); den heiden zungemacht 1640 (nicht ze ung.); endlich mit dem Dativ herze*
dem visen herze das ist verdaht 1088.
3) nicht ganz sicher, da andere Hss. lesen: sunder \ schaden mac gevahen.
4) vgl. und Kunstenopel in Greciä 205.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN HEBER REINBOTS GEORG. 146
4. Substantiv* auf -er.
§ 203. Langsilbler füllen Hebung and Senkung. Es ist widerum die
normale Verwendung solcher Wörter: ich zäle 227 Fälle.
§ 204. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung, dotier, {ge)vater, kamer,
sumer, tceter werden 32 mal so verwendet.
§ 205. Langsilbler mit folgender Senkung. Letztere lautet vokalisch an.
die bruoder üz einem munde 1098 edel gesteine, silber und golt 1051
dö der keiser erhörte daz 4573 si was 8in tohter und wart sfn brüt 2599
des küneges tohter, muoter und brüt 964 swaz daz wazzer erviuhtet 4506
begunden ritter und frouwen 271 *) wunder und wunder da geschach 5848 f).
ros, kleit, silber und golt 613
Vor konsonantischem Anlaut kommt kein beweisender Fall vor. Daher ist
sprachliche Einsilbigkeit der Senkung anzunehmen in dem Vers:
die einen hant vinster, dandern lieht 3950 s).
§ 206. Kurzsilbler. Mit Verschleifung auf Hebung sind zu lesen :
dannoch was der vater da oben 3867 gienge diu kamer in Indiän 5797
6 er wart gevater und tot 2894 in dise kamer daz was geschriben 5823.
sin veter, der künec ze Döret 5977
5. Sobatantiva auf -es.
§ 207. Langsilbler füllen Hebung und Senkung. Das ist widerum das
Normale. So werden gebraucht4): bluoteSj virstes, geistes, liektes, Hutes (2), luftes,
rotes, strites (4), swertes (3), Wortes; ferner berges, boumes} buoches, endes (4), pures
(6), goldes, grcttes, gruoees, heldes, houwes, hundes, hüses (3), järes, Jcornes, lanibes,
landes (2), leides (7), libes (3), loubes (2), glückes (2), gemceldes, mannes (2), mordes,
rkhes, ruofes, gesanges, Schildes (5), sturmes, tödes (6), toufes (2), Werkes, tvibes (4),
wines, umnsches, zornes (2), dazu noch pabes : im Ganzen also 87 mal.
§ 208. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung. Die Beispiele sind:
gotes (19), lobes (5), siges, smides, tages (4): im Ganzen 30 Fälle. Vielleicht syn-
kopiert sind die Formen heres, meres, speres, die in folgenden Versen vorkommen:
hin durch des heres sträze 1516 speres krach und swertes slac 1639
der 11t an des meres drum 767 swertes slac und speres krach 5435
dar zuo des meres widerfluz 1191 von mines speres krache 1639.
1) riter?
2) und fehlt Z. — Vgl. Opfer und ere mit gebet 2815; als under in wart ein kint geborn
6042 ; diu keiserin fragte in mare 2529 ; diz lopter üf ritterlichen eit 4873.
8) daher ist falsch: unser bruoder hat so vil muotes 201, wie Z liest: WBw, wo so fehlt,
haben das Echte. — Apokopiertes Präteritum ist anzunehmen in dem Verse: und es diu mdrter
gemüet 4092. — Endlich zweisilbiger Auftakt : und die \ got mit Opfer vermüen 6028.
4) wo nicht das Gegenteil angegeben, kommt das Wort nur einmal vor.
Abhdlgn. d. K. Oflt. d. Wiss. zu GÖttingen. Phil.-hiit. KL N. F. Band 6,u 19
1
146 CARL KRAUS,
§ 209. Langsilbler mit folgender Senkung. Dieselbe lautet vokalisch an :
des lfbes ein ander herten 5044 dis buoches sol nieman spotten 46 1).
and bejage wir prises und 6re iht 199
Von den 7 noch restierenden Fällen zeigen nicht weniger als 6 die dentale
Tennis vor dem -es: ein sicherer Beweis, dass hier in der Sprache des Dichters
Synkopierung statt hatte3). Es ist also zn schreiben:
er gsebe im guots den vollen 1735 und mir rehts verzthen 1160
daz ir | niht guots habt den vollen 1960 deheines strits wart sigelös 5989
waz liehts habt ir gemachet 1825 gewalts moht er niht ab gestan 4343.
Somit mnss wol auch Synkope vorliegen in dem Vers :
nü wünschet in heils zer verte 165 8).
§ 210. Kurzsilbler. Nur 6in Beispiel:
gotes gemähel, gotes trüt 3954 *).
6. Substantiv* auf -eis, -ens, -ern, -er*.
§ 211. Langsilbler füllen Hebung und Senkung. Dies ist ausnahmslos
der Fall5). Die vorkommenden Formen sind: tiuvels; ellens, tnorgens (4); ackern,
ädern, bruodern (5), rittern, waeeern) hungers (2), jämers (3), keisers (9), kumbers,
Opfers, ritters (2), sübers, wazzers, Wunders (9), zoubers (2) ; im Ganzen also 46 mal.
§ 212. Kurzsilbler füllen Hebung und Senkung. Die Beispiele ver-
teilen sich auf himels (13); vederny kamern] doners (2), vaters8), sumers.
§ 213. Kurzsilbler mit folgender Senkung. Nur 6in Fall:
als üz den vögeln der adelar 428.
7. Roste.
§ 214. künec. Dieses Wort füllt bald den ganzen Fuss, bald folgt ihm
noch eine Senkungssilbe; es heisst also sowol:
der künec sprach: habt für war 2967 und der | künec rieh von Erma 5964
der künec gaches üf spranc 1706 dö sprach der künec Dacian 509
der künec zürnde unde sprach 5295
usw. (im Ganzen 57 mal), als auch
in hat der künec von Minulet 224 wer ist der künec von höher art 1546
mtnen | heim, den künec betwungen 649 der künec in selben da enpfie 1565
die der künec zer künegin hat 985
usw., im Ganzen 57 mal7).
1) durch Sandhi steht -s s- für «; s. o. § 174, wo dieselbe Erscheinung bei Dental besprochen ist.
2) denn Genitive dieses Stammauslauts bilden ja nur eine kleine Minorität unter den vor-
kommenden (16 unter 87), s. o. § 207.
3) zir(e) Wß, ze Z, durch ir w.
4) hier sei angefügt abends: als des abends wäre vernamen 2920.
5) daher hat W allein das echte im Vers 537: dar inne Silbers, goldes vil; wBZ schieben
und ein.
6) oder vater?
7) Verschleifung hat auch statt in den obliquen Casus des Wortes: Jcünege, künegen, küneges
füllen durchaus Hebung und Senkung. Wol ohne Flexion ist der Dativ in dem Verse: gein dem
künec von Munilet 5033.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 147
§ 215. maget. Der Nom. Acc. Sing, füllt 10 mal Hebung und Senkung;
3 mal tritt Verschiebung ein:
daz 8i ein maget ist sunder meil 975 daz bist du, reine maget, al ein 2729.
und diu maget Marie 998
Plural und die obliquen Casus des Sing, füllen durchaus den ganzen Fuss:
alle mägede, alle degen 979 da sach ich ouch der maget kint 4537
waz eren an der maget lit 1004 da der maget kint in slouf 5180
der maget lop si bringent 3952 der maget kinde er bf gestSt 5557
in dem gestirne der maget kint 4467 ez schuof der maget kint, Jesus 5687 1).
der maget kint, Jesum 4529
§ 216. obee. Zweimal verschleift (oder synkopiert?):
solh art het daz obez und bröt 2109 ir obcz ist boese, daz si birt 4061.
Dagegen einmal den ganzen Fuss füllend:
hie was daz obez zitic nuo 2101.
§ 217. tugent. Das Wort füllt den ganzen Fuss:
und alle tugent fliehen 802 da man sine tugent maz 5740
im wont alliu tugent bf 637
usw., im Ganzen 15 mal.
Verschleifung hat statt in folgenden Fällen:
alle tugent er volle maz 111 der tet sin tugent an in bekant 528
kein tugent er ungemezzen liez 113 der ist | von der hoehsten tugent erborn 2718
so gröziu tugent an Georfn lit 242 der sunne tugent ist manecfalt 45 11*).
IQ. Sonstiges.
§ 218. Verschleifung bei andern Wortkategorien als den in den Ab-
schnitten I (§§ 144 ff.) und II (§§ 191 ff.) behandelten kommt natürlich auch vor,
z.B. bei Zweisilblern:
edel gesteine, süber, golt 1051 wsern erschozzen oder ertrett 743
diz ist nü, jenez was dö 1315 wü er zors oder ze fuoz 1689 usw.8),
in übel oder in guote 585
bei Dreisilblern :
von Düringen lantgraf Herman 34 der sider manegen Sarrazin 122
diz riterspil galt niht wan den tot 1223 von maniger bluomen underscheit 2007
dö si lebendic wären 5190 von dem | biderben, von dem schcenen 1506.
vaste in daz zehende jar 348
1) ich halte das übrigens für Zufall; doch wird man den überfüllten Vers 3865, den nur Z
allein überliefert (daz wort üf erde zer maget sich lie), allerdings mit Vetter bessern müssen: üf
erde zer maget ez sich lie. — Hier seien die einzigen LangsUbler auf -et, die Worte houbet und
market angereiht. Für beide ist die Synkope gesichert durch die Verse: und über houpt gerungen
1266; der swebet ob ir houpt al ein 2839; üf sinem houpt truoc er für war 3155; daz der markt
u Leine (?) nie 1557. — Danach ist houpt wol auch zu schreiben in den Versen: 4193. 4605. 4682.
6089, wo das Wort Hebung und Senkung füllt. — Ebenso wird dienest synkopiert: in sinem dienst
den Up verlos 1263; der sich ze dienst hat uz erhaben 3148.
2) mit fügenden gär volmezzen 1413. — Soweit Substantiva der in den §§ 191 — 217 behandelten
Kategorien beschwert gebraucht sind, finden sie sich im zweiten Abschnitt verzeichnet
3) gegen erscheint oft in Senkung: gein innerm und gein üzerm her 547 usw.
19*
148 CARL KRAUS,
§ 219. Zweisilbige Senkung, bestehend ans einem unbetonten -e und
einem konsonantisch anlautenden schwachtonigen Wort, ist gleichfalls häufig, auch
in Fällen, wo Lachmanns Yerschleifung in Senkung nicht angenommen werden
kann, wie z. B. :
du get von mir balde hin nider 3120 alle, die sfn geruockten 1602
als vaste diu erde swseret nider 8927 alle, die üf der erde sint 3206
des hat er hiute ze himel lön 38 beide, mit stecken and mit Stäben 1857
als man noch hiute von wtben sint 2604 hiute zerget diu ere din 3005, usw.
Von einem andern Vokal als -e kann der Auslaut gebildet werden bei
Fremdnamen :
er muose in Galiläa den dorn 4000 min her Geori, nü sul wir gän 2464
daz üz Galilea diu maget 4230 werder Geori von (üz) Palastfn 3005. 4739
den truoc uz Galilea diu maget 4850 Apollo, durch den der sterne 3320
Geori, der edel herre 71 des wolte Apollo mir gunnen 4409
der margräf Geori von (uz) Palastin 383. 385. 1701 s6 muoz Apollo der huabste sin 4515 ').
Und so natürlich auch bei vokalischem Anlaut der zweiten Senkungssilbe:
von dem wort Apollo erschrac 3263 her Geori, ir stt ze hove geladen 1823
Apollo in drier hande wät 4209 und Jesu, ir sun, wellen gestan 1649.
hie wänte Geori und Daciän 1719
Auch kann die zweisilbige Senkung gebildet sein durch zwei unbetonte
Silben desselben Eigennamens:
Georius dar Mezzae're 108 daz tuon ich, sprach Anastäsius 5715
Erculem und Apollen 1959 da go|lac der künec von Jächanae*m 5995,
Gamurets gezelt von Zazamanc 1558
oder durch die Endsilbe eines deutschen Wortes und der unbetonten Anfangs-
silbe des fremden Namens:
die kü'ngin Alexandrina 383 dännen Alexandrtna 516. 1822.
Dagegen steht niemals ein zweisilbiges selbständiges Wort vor konsonantisch
anlautender Hebung in Senkung: die oder, über, wider, ander, iu(we)r erscheinen
nur vor Vokal, hier ist also sprachliche Synkope eingetreten:
der gesten ie oder ie geschach 618 j und ein heil über allez heil
uf bü oder in dem wilden se 3884 < und ein tröst über allen tröst 976 f.
diz ruofte man da' über äl daz velt 1598 2) begunde er under in brehen 5327
und dise künge über al den rinc 3525 da wider | ist Apollo, iuwer got 1749 ■)
ein stein, edel über alle art 3598 des muoz er sfn iuwer aller spot 3048
ich kum über din von dir niht 1423 wie mühte iuwer iemer werden rat 5294*).
§ 220. Synkopen. Abgesehen von den ziemlich häufigen drinne, dran
sind in folgenden Fällen Synkopen anzunehmen:
1) an die Kürzungen Galile, Georg, Apoll ist wol kaum zu denken : die Hss. schreiben immer
wie oben, nur 3320 hat w einmal appol.
2) al wZ, fehlt BW.
3) daher ist zu lesen: daz ich iuch überrede hie 4039; ez sin \ dise, jene oder die 1596. —
si tuot ab niht durch min gebot 3464.
4) dagegen mit Z: got mücz ir mit Salden pflegen 1616, nicht iuwer (statt ir), wie BWw lesen.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
149
1. bei unbetonten Vokalen, die zwischen gleichen oder nahe verwandten Kon-
sonanten stehen. So wird minen, dinen, stnen, einen einsilbig gebraucht:
mit allen mfnen genözen 3336 ')
8U8 ruoftestü dinen vater an 3733
•
G Daciän slnen Mahmeten 1724
so wird ir ir und -in in einsilbig:
erkantet ir ir ritterlich getat 4997
ebenso (be)ginnent, minnent:
stn beginnen, sin letze 64
beginnent den himelkünec loben 932
und kotnent, nämen, rümen, niemen:
durch 8trft koment üf die heide 4952
die künge nämen den Palastin 5338
und nämen der küneginne war 4604
endlich dmem, sinem:
ich wil sten ze dinem gebot 1095 l)
daz rihtest du nach dinem gebot 5121 l)
die einen hänt vinster, dandern lieht 3950
für einen gewaltigen got 4337 l)
ich wolte in für einen engel hän 4815,
wer satzte die küngin in glouben 2867,
si minnent in allen wfs got 19,
und in rümen diu lant wit 482
daz niemen ist üf der erde doch 1084,
daz ich kceme von sinem gebot Ö2581)
er was ouch da in sinem gebot 5700 1).
2. -eilen, -ollen gilt als einsilbig (s. § 162 über wellen) :
sin ellenmez leit er niht dar an 117 Apollen ich üf der siule sach 4525.
ich lobe Apollen, der heiden got 2949
3. eins, eine, mtns, sins. Gesichert ist mtns, das Einmal in Senkung erscheint :
wil got mtns lebens ruochen 70.
Demnach ist auch zu schreiben:
ein widerwarte stns gebotes 3534
künnen eins gesanges pflegen 980
•
4. manc, wenc, scelc:
des lac manc heiden von in tot 350
sin enjkalt manc rfcher Sarrazin 378
des enkalt manc Schildes rant 380
des wart sft manc Sarrazin 446
5. ewgen, heiigen (?):
du hamit für den Ewigen tot 2774
in dem Ewigen fiure 3425
ir slt des Ewigen tödes 4198
nü tuot uns einz besonder 5576
so einz wil diz, daz ander daz 5815.
dö wart manc ombevähen 690
ey, süeze froht, wie sselc du bist 1998
des solt ir wenc geniezen 5653.
mich hat des heiligen geistes kraft 1035
von des heiligen geistes kraft 2114
mit des | heiligen geistes fiure 4048 usw.
Ob hier Synkope eingetreten war, lässt sich nicht ausmachen, da ja auch
die dreisilbigen Formen nach dem metrischen Gebrauch Reinbots ohneweiters
Hebung und Senkung füllen können.
6. ge-, be-2). Von den allgemein verbreiteten glich, gloube, gnade, greche;
bliben sehe ich ganz ab. Andere Beispiele sind:
1) vielleicht auch gnözen, gwaltigen, g$bot.
2) siehe die Bemerkungen, bezw. Sammlungen von Haupt z. Er. 23. 1969; Sommer z. Flore
158; Rückcrt z. W. Gast 4380 ; Wilmanns, Walther Einl. S. 39; Weinhold, Mhd. Gr. §79;
Hildebrand DWb. 4, 1, 1, 1608. Natürlich nehme ich dabei gseüe, nicht seile, als die Aus-
sprache an, 8. Paul Beitr. 1, 296.
/
1B0
CARL KRAUS
ir aller drfer gelegenheit 656
von der mtnen gelegenheit 3388
herre, vart an iuwern gemach 2390
ir künege, vart an iuwern gemach 5296
daz was unser gemähelschatz 4567
allen iuwern genözen 849
noch von aller sfner geschaft 3976
dirre j«merllchen geschürt 786
von boesem gesellen hie ir kraft 3036 *)
kum und sfn geselle Maximian 4869
din herstuol ist dir gesetzet 4669
miner bruoder gesinde 5026
ander gesteine ist undertan 151
schinet üz anderm gesteine 5867
von unserm gestüele also klar 3385 •)
6 ze fröuden gevienge 876
Gamuret8 gezelt von Zazamanc 1558
der den Israheles gezoc 3220
den selben gebar nie man noch wip 3855
und wseren ez allez gebure 4142
vor siner gebürte tüsent jar 4394
sit Kristes gebürte von den tagen 6080
heten umb ez grözen gedranc 3227*)
erkenne ich von dir besunder 5156
der markls behielt hie daz wal 5546*)
daz abgot begunde sich smücken 3266
dran | begunde man in henken doch 4004.
Andere Fälle, wo die Hss. schwanken, übergehe ich6).
§ 221. Krasen and Enklisen.
dar zuo gebar si Adamen 2594
ir beider: da ist vil guotes 4985
zem, zer sind geboten:
si sprächen zem marnsere 535
daz küme zem töde ein vinger was 1296)
mit der gift : so ist er verlorn 5694
die einen hant vinster, die andern lieht 3950 ;
dö sich daz bilde zer erden lie 5671 7).
Natürlich wird man übereinstimmend mit den Hss. die Formen auch viel*
fach zu setzen haben, wo die beiden Wörter in Senkung stehen (wie 497.
1575 usw.)8).
Ueber enklitisches si s. o. § 158. Enklitisches ez:
( er hatz mit swerten und mit spern
( also sere gurbort 248.
1) hie fehlt Wr.
2) stuole Bw.
3) W gröz, was wol das Echte.
4) BZw, gehielt W.
5) triuwen —getriuwen (787); sagen —gesogen (907); sänge —gesange (927. 1251. 2175. 3080.
6150); schrift —geschrift (944. 2588. 2643).
6) W zum.
7) W zer.
8) vor Konsonant, der erhalten bleibt: hundert tüsent z'greche 1333.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 151
Ergebnisse.
§ 222. Verschleif ung auf Hebung1). Dieser von Lachmann ein-
geführte Begriff hat für das untersuchte Gedicht volle Berechtigung. Wir
fanden hinter Wörtern mit kurzer Stammsilbe nach der Endsilbe noch eine
weitere Senkungssilbe folgen, und letztere war sehr häufig von einer lautlichen
Beschaffenheit, wie sie nach Wörtern mit langer Stammsilbe niemals vor-
kam. Es fanden sich also Versfusse wie: sagen uriez, geben ze, nemen die,
jsogen mit, (ge)swigen die, jehens ouch, bliben bt, gewegen ge-, gebent si, habent die,
lebent in, lobent die, sehent ein, namen des, schaden ge-, vogel sieh, frides wert, himel
ae, veter der, kamer daz, vögeln der, Jcünec von, maget Mar, tugent er, jenez was,
oder ze ,riterspil *). Bei den Langsilblern dagegen kam dergleichen fast niemals vor :
hätte Reinbot sich solche Versfusse wie fuorten die gestattet, so müssten wir
sie viel häufiger als bei den Kurzsilblern finden, weil das Wortmaterial be-
deutend umfangreicher ist. Wenn wir also im Ganzen statt vielleicht Hundert
zu erwartender Beispiele nur zwei finden, so dürfen wir diese unter keinen
Umständen den obigen anreihen, sondern müssen sie anders beurteilen, müssen
^versetzte Betonung annehmen. Sowenig es jemand in den Sinn kommt, in dem
"Vers Lessings er hat mir allerdings etwas vertraut eine Verletzung einer sonst
durchaus beobachteten Regel anzunehmen und zu lesen allerdings etwas ver-, so-
wenig darf man dies in den zwei obigen Versen Reinbots tun*).
§ 223. Zweisilbige Senkungen gestattet sich Reinbot, aber durch-
aus nicht ohne Einschränkungen. Fassen wir die vorkommenden Fälle zu-
sammen, so kommen wir zu folgenden Regeln. Die zweisilbige Senkung kann
gebildet sein:
1. von jeder beliebigen unbetonten vokalisch auslautenden Endsilbe + einer
imbetonten oder schwachbetonten Silbe (möhte ver-, wtere niht, blase nach, gruozte
die, hinsehe ze, ere durch, fröude man, strite so, bluote was, fröude muoz, steete wart,
iaide hin, alle die, beide mit, (Gali)lea den, Geori der, (Ä)pollo durch, Jesu ir)b).
2. von einem unbetonten -e -f- Konsonant, wofern die folgende Senkungssilbe
a) vokalisch anlautet (gelouben an, machen ein, brüeven und, geheieen iu,
reiten an, geeben an, sahen in, sazten in, stiezen im, fragten in, giUet ie,
1) auf die sehr beachtenswerte Frage, inwieweit schon die Sprache einsilbige Formen wie
Imtic, tungt usw. hatte, kann ich nicht eingehen; vgl. darüber die trefflichen Bemerkungen von
~Wilmanns in seinen Beiträgen, Heft 4.
2) §§ 155. 159. 163. 167. 171. 198. 202. 206. 213. 214. 215. 217. 218.
3) er tüot singen diu vogelin (§ 154 Anm.); der engel verswant an der frist (§ 201).
4) das Beispiel aas Lessing and viele andere instruetive bei Minor, Metrik2 S. 101. 126 ff.
5) s. §§ 145—150. 193. 219.
152 CARL KRAUS,
waltet A-, türret ir, fürhtet ir, weitet ir, buolen üz, wülen und, (Ma)rien t>,
bruoder üz, muoter und, ritter und, silber und9 tohter und, .wunder und,
opfer und, under in, lopter üf, libes ein, prises und, dannen A- x) ;
b) mit demselben Konsonanten anlautet, mit dem die vorhergehende
Senkungssilbe schloss, sodass durch Sandhi praktisch nur £in Kon-
sonant die beiden Silben trennt (enbiutet dir, loptet dae, mähtet den,
buoehes sol)2).
3. durch zwei unbetonte End- oder Anfangssilben ein- und desselben Wortes,
falls sie nur durch einfache Konsonanz getrennt sind (keiserin, ewigen, heiligen,
herzogen, Georius, Erculem, Gamurets, Jdchana(em), Anastä(sius) *).
4. durch ein zweisilbiges schwachtoniges Wort, wenn die folgende Hebung
vokalisch anlautet {oder ie, über dl, under in, iuwer aller)4).
Man wird durchaus nicht in all den angeführten Typen an wirkliche Zwei-
silbigkeit der Senkung zu denken haben: so werden von den sub 2) gebrachten
Beispielen bei schneller Sprache viele einsilbig, wie gloübn an, tnachn ein, reitn
an usw. oder wie buoln üz, willn und oder endlich wie bruodr üz, muotr und,
opfr und usw. Und ganz sicher scheint mir die Einsilbigkeit für die sub 4) ge-
brachten Beispiele : wären die oder, über, under, iuwer hier zweisilbig zu nehmen,
dann wäre es unbegreiflich, dass ihnen niemals eine konsonantisch anlautende
Hebung folgt : die Art des Anlautes müsste ja in diesem Fall vollkommen gleich-
giltig sein: hier wurde also sicherlich odr ie usw. gesprochen. —
lieber jeden Zweifel erhaben ist die Tatsache, dass der Dichter mit Bewusst-
sein es vermieden hat, zwei Silben in die Senkung zu stellen, von denen die
erste konsonantisch auslautet, die zweite konsonantisch anlautet. Der Beweis
ist ja sehr leicht zu liefern. Niemand wird bestreiten, dass denPluralen der
Präterita, wenn wir von der Metrik absehen und nur die syntaktischen Ver-
hältnisse der Sprache in betracht ziehen, ganz dieselben Wörter folgen können
wie den Singularen; auch die Zal der Plurale mit langer Stammsilbe (ca.
210, s. §§ 156. 158) ist der der Singulare (ca. 230, 's. § 149) nahezu gleich.
Nun finden wir bei den Singularen in grosser Anzal Fälle wie (en)barte sich,
brähte für, brähte solch, brähte die, druhte si, lachte dö usw., im Ganzen 44 Fälle:
warum also nicht auch ebenso oft enbarten sich, brähten für, brähten solch, brähten
die usw.? Wir finden bei den Singularen: verbrante den, bruofte der, begunde der,
begunde dem, huste den usw., im Ganzen 16 Fälle : warum also nicht auch ebenso-
oft: verbranten den, bruoften die, begunden die usw.? Statt dessen finden wir
solche Senkungen dem Plural nur folgen bei einigen wenigen Verben, wo die
Hs8. die sprachliche Kürzung bezeugen (weern, fuorn, gesäch wir), oder die Enklise
der Senkung ausdrücken (füortens in), oder wo die Annahme sprachlicher Kürzung
1) s. §§ 154. 158. 162. 174. 181. 184. 197. 205. 209.
2) 8. §§ 174. 184. 209.
3) 8. §§ 197. 205. 219. 220.
4) s. § 219.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 1B3
ihre lautlich genau entsprechenden Parallelen hat an andern Formen (wie nämn
an den § 220 angeführten Wörtern und wurden an worden, § 166). Was bleibt,
sind vier Fälle, wo man durchaus den Akzent versetzen kann, und endlich &n
einziger Fall (si hiezen den boten steigen § 158 Anm.). Mag man in diesem ein-
zigen Beispiel sprachliche Kürzung oder zweisilbige Senkung annehmen: mir ist
es vollkommen gleicbgiltig; in letzterm Fall hat sich Reinbot dann eben Einmal
einen fehlerhaften Vers erlaubt. Aber darauf muss mit dem grössten Nachdruck
hingewiesen werden, dass dieser 6ine Vers an dem Bestehen jenes Prinzips nicht
den allerleisesten Zweifel erwecken kann : sonst müsste sich ein halbes Hundert sol-
cher Senkungen finden, anstatt einer einzigen. Natürlich könnte man fast bei
jeder der in den §§ 145 — 217 behandelten Wortformen den gleichen Beweis er-
bringen; aber ich hoffe, der denkende Leser wird diese Erwägungen selbst an-
stellen: damit er es kann, habe ich das Material so vollständig abgedruckt.
§224. Elision und Hiatus. Was die Elision betrifft, so scheint sie
mir überall dort erwiesen, wo das auslautende -e von einer vokalisch anlautenden
in der Senkung stehenden Silbe gefolgt ist. Ich nehme in all diesen zalreichen
Fällen für den Vortrag Unterdrückung des -e an, nicht etwa zweisilbige Sen-
kung. Den Beweis für das Unterdrücken des -e scheinen mir die Fälle zu
geben, wo man durch die Elision unmotiviert schwere zweisilbige Auftakte ver-
meidet, wie welle \ er niht tuon durch duz gebot] wägte \ er den lip so sere (§§ 137.
150). — Die Notwendigkeit, Hiatus anzunehmen, liegt überall vor, wo durch die
Elision ein Wort in beschwerte Hebung kommen würde, das dem ihm folgenden an
Tongewicht inferior ist (s. § 29), oder wo sich sonst eine Verletzung der für Reinbot
ermittelten Gesetze ergäbe (s. § 40), also in Fällen wie : wie er habe üf gdeit (1158) ;
beide, üf unde nider (1438); und dicke umbevähen (1708); solte opfern sinem
got (1737); der selbe kläre engel sprach (2229); under \ aller h an de ordeti (3344);
mit dem weter vare ich (3493); wir müezen zwäre eines jehen (3560); ein stein,
edel über alle art (3598); Jceiserinne, an mich ligen (3613); bi disem gebet ruofe
an (3770); den begunden sine engel loben (3868); als ez von natüre ist (3900);
ze dem wurme Aspts (4200); den zoubercere ie gebar (4231); heiz diz gebeine üf
sten (6161); die würme unreine (5283); sost er der wäre ursprinc (5622); zuht
ist ein süeze erenkleit (5255); lausche ist ein reine art (5875). Ein anderer Be-
weis für die Notwendigkeit des Hiatus wird sich uns unten am Schluss des
11. Abschnittes ergeben. Demnach dürfen wir wol in allen andern Fällen, wo sich
ein -e zur Ausfüllung der Senkung bietet, davon Gebrauch machen, auch bei
vokalischem Anlaut der folgenden Hebung.
§ 225. Die beschwerten Hebungen. Betrachten wir zunächst die
Fälle, wo ein einsilbiges Wort durch die beschwerte Hebung ausgezeichnet ist.
Dass dem Dichter gewisse künstlerische Absichten in der Verwendung dieses
metrischen Mittels nicht abgesprochen werden können, das zeigt sich schon darin,
dass er durchaus nicht jedes beliebige Wort beschwert verwendet. Niemals
fand sich ein was, sol, wil, mac, nur ein einziges mal ein unmotiviertes ist (in
Abhdlfn. d. K. Gm. d. Wim. xu Gftttingen. Phll.-hift. Kl. N. F. Band 6,1. 20
154 CARL KRAUS,
einem auch sonst schlechten Vers, s. § 31) *), nur ein einziges mal kan (§ 36, wo
auf dem Präsens besonderer Nachdruck liegt, und kunnen überdies Voll-
verbum ist). Niemals fand sich der anbestimmte2) oder der bestimmte Artikel
in beschwerter Hebung, nur ein einziges Mal die Conjunction daz (§ 49) ; niemals
steht niht (= 'nicht') in beschwerter Hebung8), niemals auxiliares wirf, wart4),
niemals endlich ein Pronomen personale oder possessivum, falls es nicht durch
Kontrast oder Emphase gesteigerten Nachdruck hat *). Unter solchen Umständen
wird niemand die naive Vorstellung hegen, dass der Dichter die Senkung eben
überall dort unausgefüllt lasse, wo es ihm gerade bequem sei. Wir müssen viel-
mehr sagen, Reinbot hat unter den theoretisch vorhandenen Möglichkeiten in der
Praxis eine Auswal getroffen, er hat die beschwerte Hebung nur dort angewendet,
wo es ihm gut klang.
Die Frage: 'wo klang ihm die Aufeinanderfolge zweier gehobener Silben gut?',
ist durch die Zusammenstellungen §§ 15 — 54 im Einzelnen beantwortet. Be-
trachten wir die Gruppen zusammenfassend, so ergibt sich zunächst, dass die
Senkung sehr oft unausgefüllt bleibt in Fällen, wo einsilbige Substantiva,
Verba usw. asyndetisch neben andere gestellt sind ; ferner zeigte sich dies häufig
dort , wo der Schluss eines Satzes innerhalb des Verses erfolgt : in beiden
Fällen setzt auch die gewöhnliche Rede ab, e's entsteht eine Pause, und
dieser Pause entspricht im Verse das Fehlen der Senkung. Wir sahen ferner
häufig Wörter, die im Kontrast oder Parallelismus zu andern stehen, ohne nach-
folgende Senkung erscheinen: hier mögen zwei Momente wirksam sein, die den
Eindruck hervorrufen, dass der Dichter gut deklamiert: primär wol der ge-
steigerte Nachdruck, der sich in einer Abweichung vom Stärke- und musikalischen
Akzent ausdrückt, sekundär wiederum die Pause, die dadurch entsteht, dass wir
infolge der stärkeren Betonung das betreffende Wort unwillkürlich auch ge-
dehnter aussprechen. Ferner ergab sich beschwerte Hebung sehr oft, wo zwei
Wörter zusammentreten, von denen das erste höchst betont, das andere zwar
minder stark, aber noch immer an sich stark betont war (ü'z trüoc, helt hält, sü'l
brdst usw.) : auch in all diesen Fällen entspricht das Fehlen der Senkung auf
das glücklichste den Verhältnissen der natürlichen Rede. Wieder in andern
Fällen, so insbesondere, wo eine Wendung oder ein Abschluss durch ein Verbum
herbeigeiührt wird, liegt das vortrefflich Deklamatorische der beschwerten
Hebung nicht etwa darin, dass das Verbum mit einer besonderen Stärke ge-
sprochen würde, sondern in der Verlangsamung des Tempos, die das Fehlen der
Senkungssilbe gestattet: an dieser Verlangsamung nimmt die Umgebung des
Verbums gleichfalls teil, so dass also in einem Verse wie Ee gic nach dem heiser
sä (Alexandrina) die schicksalsschwere Wendung, die damit eingeleitet wird, da-
1) der in § 26 angeführte Fall ist durch das Enjambement wolmotiviert.
2) ein (§ 47) ist Numerale.
3) ausser § 41, wo die Pause dies motiviert.
4) als Voll verbum dagegen in der Bedeutung 'entstand' öfter, s. §§ 36. 46.
5) §§ 17. 20. 21. 22. 33. 38. 43.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 155
durch in der Deklamation zum Ausdruck kommt, dass die Worte Ez gie gewisser-
massen die Zeit, die sonst Auftakt, Hebung. Senkung beanspruchen, zu gleichen
Teilen zugewiesen erhalten : gie ist dabei dann vielleicht um eine Nuance stärker
betont als Ez.
Man sieht, es sind sehr mannigfache "Wirkungen, die von den verschiedenen
Arten beschwerter Hebungen ausgehen: ich wollte darauf hindeuten, damit der
Leser mir nicht die Meinung unterschiebt, als arbeitete ich überall, wo solche
Hebungen erscheinen, lediglich mit dem Stärkeakzent in der Deklamation : wenn
ich oben immer der Kürze halber im Allgemeinen von 'stark akzentuiert1, 'em-
phatisch gebraucht' udgl. gesprochen habe, so ist damit nichts anderes gemeint, als
dass das Wort sich aus seiner Umgebung dem Sinne oder seiner Bedeutsamkeit nach
stark heraushebt: keineswegs aber ist die Meinung, dass dieses Herausheben
immer mit einem Verstärken des exspiratorischen Akzents deutlich zu machen
sei : Pausen, Verlangsamung des Tempos, Wechsel der Tonhöhe kommen daneben
in Betracht: was in dem einzelnen Fall das charakteristische ist, das zu unter-
suchen, ist Sache des Phonetikers und Psychologen.
Es kann nun durchaus nicht behauptet werden, dass alle beschwerten
Hebungen vom Standpunkt der Deklamation aus eine innere Berechtigung haben.
Dass auch rhythmische Gründe für das Vorkommen beschwerter Wörter mass-
gebend sind, lehren ja die nicht seltenen Fälle, wo dem in keiner Weise hervor-
stechenden Substantiv z. B. ein betontes Auxiliar folgt, wie dar in min leint wärt
geborn: hier wäre dar in min leint wart [hiute] gebörn mit wart in der Senkung
nach kint deklamatorisch das natürliche. Ebenso würde man einen Vers wie
den ir tuot ze dem rade ungezwungener mit drei Hebungen (und ze dem in Sen-
kung) lesen: in solchen Fällen ist also das Setzen des Substantivs in die be-
schwerte Hebung vom Standpunkt der Deklamation unmotiviert, etwas willkür-
liches. Wer die Fälle dieser Art betrachtet, wird sehen, dass sie am häufigsten
in der Mitte des vierhebigen stumpfen Verses vorkommen, wo also der Bruch
des Rhythmus für den Hörer am wenigsten empfindlich ist, weil der Vers in
zwei gleiche Teile zerfällt wird. Gewiss mag in solchen und ähnlichen Fällen
der Einfluss einer rhythmischen Tradition nachwirken. Aber bei einem Dichter,
der, wie Reinbot, solche Beispiele verhältnissmässig so selten zeigt, schien es mir ge-
boten, so viel als möglich auf das deklamatorische Prinzip zurückzuführen: bei
einem Dichter, der sich anders verhält, wird man natürlich umgekehrt auf die
Betrachtung des Rhythmus in erster Linie auszugehen haben: eines schickt sich
nicht für Alle.
Noch viel deutlicher ist die deklamatorische Wirkung, sobald zweisilbige
Wörter mit zwei Hebungen versehen auftreten. Niemals werden Wörter von un-
bedeutendem logischen Gewicht so verwendet : kein minem, dinem, stnem, unserm,
iuwerm; kein eines, einem, einen, einer als unbestimmte Artikel; niemals heten,
wären, weeren, weiten, künnen, nur je ein einziges mal und zwar immer unter be-
sonderen Umständen werden, worden, wurden l) ; niemals solte(n), Woltern), kunde(n),
1) s. §§ 62. 66.
20*
156 CARL KRAUS,
mohte(n)j möhte(n), kurz überhaupt nie Wörter von geringem logischem Gewicht :
sondern nur solche, die einer emphatischen Steigerung an sich sehr leicht
fähig sind (wie aller, nimmer, "keiner usw.) oder solche, die infolge besonderer
Umstände im Zusammenhang der Rede besonders gesteigert gebraucht sind.
Unter diesen besondern Umständen spielt, wie sich gezeigt hat, wiederum
der Kontrast eine sehr wichtige Rolle. Und das ist nun der Punct. wo unsere
Untersuchungen uns gestatten, in einer noch immer vielumstrittenen Akzentfrage
ein entscheidendes Wort zu sprechen. Lachmann, der die Grundlinien der alt-
deutschen Metrik gezogen und ihr selbst eine Reihe glänzender, auf sichere Tat-
sachen gegründeter Beobachtungen zugeführt hat, war bekanntlich der Meinung,
dass eine Endsilbe niemals vor einem folgenden selbständigen Einsilbler die
Hebung tragen könne, dass man also nicht verlieshi den U'p zu betonen habe,
sondern Verliesen den Itp. Für das Nibelungenlied hat schon Bartsch die Un-
haltbarkeit der Lachmann'schen Betonungsweise dargetan1). Für unser Ge-
dicht ist sie gleichfalls unmöglich. Wir haben schon gesehen, dass eine Be-
tonungsweise, die den bestimmten Artikel oder die Copula in beschwerte Hebung
stellte, ohne jede Analogie im ganzen Gedichte wäre: schon das verbietet zu
akzentuieren :
so rittet diu Sunne däz jtYr die kristen sfnt ü'z gescheiden.
Wenn wir nun überdies finden, dass bei der Betonung Sunne., kristen eine
Schönheit der Deklamation entsteht, die sich auch sonst in zalreichen Fällen be-
obachten lässt, wo solche Wörter so wie diese im Kontrast zu anderen stehen,
dann kann wol kein Zweifel bleiben, dass der Dichter auf diese Weise betonte.
Von diesem Standpunct aus wird auch die Giltigkeit eines andern Lachmann«
sehen Gesetzes sehr zweifelhaft: des Gesetzes nämlich, dass die beschwerte
Hebung nicht auf ein Wort mit kurzer Stammsilbe fallen dürfe *). Dagegen
streiten Verse, wie
j umb der beiden underligen wir suln bin wider, an die (§ 60)
I und umb der jiiden gesigen (§ 56) ein ne'bel viel üf sie sä. (§ 61).
Aber diese Beispiele sind doch auffallend gering an Zal : und so muss zur
Entscheidung der Frage mehr Material herangezogen werden, als es ein einzelnes
Gedicht zu bieten vermag.
Dagegen scheint sich aus dem, was wir über das deklamatorische Prinzip
gefunden haben, eine ungezwungene Erklärung zu ergeben für die Regeln, die
nach Lachmanns Meinung betreffs der Beschaffenheit des vorletzten Fusses im
stumpfen Verse bei folgendem vokalisch anlautendem Reimwort von guten
Dichtern beobachtet wurden. Ich handle darüber in dem Exkurs I in ausführ-
licher Weise, denn der Fall scheint mir sehr lehrreich: er liefert einen Beweis
dafür, wie viel lebendige Schönheit aus den altdeutschen Dichtern zu gewinnen
1) Untersuchungen über das NL. 8. 155 ff.; die übrige Litteratur über die Frage bei Paul
Grundriss II 1, 914 f.
2) zu Iw. 6444; z. Nib. 557, 3. — Die bedenklichen wnbe dise geschalt bei Hartmann sind
ja bekannt!
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 157
ist, wenn man neben der rhythmischen Seite auch das Deklamatorische ihrer
Verskunst in Betracht zieht, und überdies lehrt dieser Fall in eindringlicher
Weise, dass der Nihilismus, mit dem man die Lachmann'schen Beobachtungen
auch heute noch vielfach aufnimmt, auf dem Gebiete der Metrik ebensowenig
Berechtigung hat wie anderwärts. Die Lachmann' sehe Beobachtung war auch
hier vollkommen richtig und vollkommen gesichert: wer von der Erklärung,
die Lachmann gab, nicht befriedigt war, hatte deshalb noch kein Recht, die
beobachtete Tatsache mit Achselzucken bei Seite zu schieben. Vielleicht hat mein
Exkurs die Wirkung, dass auch die andern metrischen Regeln Lachmanns einer
sorgfältigen Prüfung unterzogen werden : denn damit, dass man ein paar entgegen-
stehende Fälle herausgreift, lassen sich diese Resultate tiefgründiger philologischer
Forschung nicht da absurdum führen: und den Tatsachensinn, aus dem heraus
sie entstanden sind, wird die mittelhochdeutsche Metrik niemals entbehren können,
wenn sie über Lachmann hinausgelangen will1).
Ganz dieselben Verhältnisse, die den deutschen Simplicia, seien es nun Ein-
silbler oder Zweisilbler, zu einer gesteigerten Akzentuierung verhalfen, fanden
wir auch dort, wo Komposita oder Namen und Fremdwörter dieser Auszeichnung
teilhaftig wurden. Es ergab sich, dass jede Abweichung von der normalen zu
Gunsten einer gesteigerten Akzentuierung mit einem besonderen Nachdruck
parallel ging, den das betreffende Wort nach dem Zusammenhang der Rede auch
in der gewöhnlichen Sprache erhielt oder erhalten konnte : die Gründe waren
wieder der Kontrast oder Parallelismus, das Enjambement, Pausen, Wendungen
oder Abschlüsse in der Erzälung, feierliches Pathos udglm. So fanden wir auf
solche Weise ausgezeichnete Fremdwörter wie hämäsch, rübin, fe'ntx, ä'vey
(§ 79); pairSne, plannten, tdrändes (§83); Namen wie Geöri , Jesüm (§ 88);
ApöM, Apollen, Even (§§94.96); ßmnuinue'l, Sebastian, Thcbdonis (§99);
A'lcxandrtnä (§ 102).
Bei den zweisilbigen Komposita ergab sich die Notwendigkeit einer
Scheidung: wo das zweite Glied seine Bedeutung als selbständiges Wort be-
wahrt hatte (wie in margräf), da erhielten sie normaler Weise zwei Akzente;
wo dies nicht der Fall war (wie in botschaß, wärheit), da füllten solche Worte
normaler Weise nur Hebung und Senkung, und es bedurfte dann jener besondern
Umstände, die auch sonst bei allen Wörtern gesteigerten Akzent hervorrufen,
um ihnen zwei Hebungen zuzuwenden; im besondern war hier wiederum
die Emphase das Hauptagens (§ 108). Wie fein auch hier die natürliche Dekla-
mation gewahrt ist, zeigte sich darin, dass Komposita, die einen Titel, einen Stand
1) das ist ja die Grösse Lachmanns, dass ihn nur der zu berichtigen vermag, der vorher bei
ihm in die Schule gegangen ist. So kommt es, dass man ihm gerne huldigt, auch wo man von
seinen Ansichten abweicht. Wer diesen Zusammenhang nicht begreift und nach besonderen Ab-
sichten fragt, die mit den 'so auffallig sich steigernden Huldigungen an den alten Meister' ver-
bunden werden (Kau ff mann Zs. f. d. Phil. 32,39 Anm.), der hat von Lachmann jedenfalls nicht
so viel gelernt als er h&tte lernen können: sonst würde er die dankbaren Empfindungen Anderer
besser begreifen.
1B8 CARL KRAUS,
bezeichneten, nur £inen Akzent erhielten, auch wenn ihr zweiter Teil noch durch-
sichtig ist (§ 108), und dass Reinbot unterscheidet zwischen äbgot, wenn damit
Apollo schlechtweg gemeint ist, und ähgöt, wenn es den prägnanten Sinn 'falscher
Gott' hat (§ 106).
Natürlich können in einem Verse auch mehrere beschwerte Hebungen zu-
sammentreffen, falls mehrere Gründe für ihre Verwendung gegeben sind (§ 121 f.).
Am Schluss des Verses, im Reim, werden alle diese Wörter, die pfenninc
wirtin, fiurin (§ 69), die amis, centrum, marMs (§ 81), die Georts, Jesus (§ 89)
ebenso wie Saturnö (§ 96), die anblic, niispil ebenso wie die botschaft, wärheit
(§ 105) normaler Weise mit zwei Hebungen verwendet : es bedarf also hier nicht
jener Emphase oder sonstiger Gründe, die im Innern des Verses solche Betonung
allein rechtfertigen würden: der Grund ist klärlich derselbe, den wir ja auch
im Innern öfter tätig fanden, nämlich die Pause, die am Ende des Verses
regelmässig eintritt. Für ganz schwachtonige Silben reicht sie freilich beiden
feinerhörigen Dichtern der guten Zeit nicht mehr hin: deshalb pflegen deutsche
Endsilben wie das -im in breitiu von ihnen nicht mehr in den Reim gesetzt zu
werden (Lachmann zu Nib. 2091,3).
§ 226. Gesteigerte Akzentuierung ohne Verwendung beschwerter Hebungen.
Es ist aber durchaus nicht nötig, dass die besondere Wichtigkeit eines Begriffs
durch beschwerte Hebungen hervorgehoben wird. Es gibt noch ein anderes
Mittel: der Dichter kann Wörter, die dem Gesteigerten vorangehen, als Auf-
taktsilben verwenden anstatt mit ihnen normaler Weise den ersten Fuss zu
füllen. Auf solche Art dienen stärkere Auftakte dazu, das ihnen folgende Wort
im Akzent zu heben, sei es nun, weil es im Kontrast zu einem andern gebraucht
(§ 125) oder emphatisch wiederholt wird (§ 126) oder einen starken Sinnes-
gehalt besitzt (§§ 127 — 130) oder mit pathetischer Feierlichkeit, in lyrischer
Stimmung, mit Zorn oder Verachtung zu sprechen ist (§ 131) oder vor einer
Pause steht (§ 132).
§ 227. Sonstige Abweichungen von der natürlichen Betonung. Hierunter
sind all die Fälle zu verstehen, wo einem Wort oder der Silbe eines Wortes
der ihnen gebührende Akzent, die Hebung, nicht zu teil wird. Natürlich
geschieht das fast durchwegs aus rein rhythmischen Gründen: aber ein gut
deklamierender Dichter wird dem Rhythmus solchen Einfluss nur gönnen, wenn
die dadurch entstehende Betonung von der natürlichen nicht allzusehr abweicht,
wenn also mildernde Umstände vorhanden sind.
Solche sind dann gegeben, wenn die zwei Silben, die die Hebung und Sen-
kung bilden (anstatt Senkung und Hebung; oder Hebung und Hebung), sich von
einander in der Akzentstärke nur wenig unterscheiden: je geringer der Unter-
schied, desto leichter die Verletzung der natürlichen Betonung.
Daher finden sich solche Verletzungen ganz vorzugsweise bei Wörtern,
die beide ein nur sehr geringes Akzentgewicht besitzen, wie die daz hän ich
(§§ 6- 9) 5 da bi, da' von (§§ 13B. 138) und vieles andere (§ 136).
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 159
Aber die Gleichheit oder annähernde Gleichheit des Akzents ist das ent-
scheidende, nicht seine Schwäche *) : darum finden wir auch starke Silben in
Senkung, so bei den Komposita im Innern wie im Reim wilsce'lde, scharlächen,
tnargrave, unfride, urUuge (§§ 109. 110) ; oder im Versinnern, im Reime wie im
Auftakt unwert, unwfrde, unfrö', Unheiles, iecltches (§§ 105. 109. 142) ; oder ünzäl-
lichen, geflorierten, hö'chvertiger (§ 118); oder scMchzäbelbret, erbarmherzilceit, unbültch,
allersuntegeliche (§ 119); oder bei den unkomponierten Mehrsilblern Icarhe're,
ewigen (§§ 72. 73).
Wie feine Unterschiede auch hier wieder gelten, zeigt der Umstand, dass
z. B. ein Kompositum mit schwachbetontem zweiten Teil wie botschaff, ivärheit
nicht so verwendet wird wie jene obigen (§ 105).
Unkomponierte Zweisilbler dagegen können den Ton nur auf die Endsilbe
bekommen — soweit dies nicht ihre normale Betonung ist wie in magno t, planet,
(§§ 80. 81) oder in Marröch (§ 90) — , entweder dadurch, dass ihre Stammsilbe
gedrückt wird, weil ein sehr starktoniges Wort unmittelbar vorhergeht wie in
leint Jesus, frlunt Georis (§ 90), heizt Jesus (§ 88) oder aber umgekehrt dadurch,
dass ihre Endsilbe gehoben wird, weil das Wort in Kontrast zu einem andern
steht, pathetisch ausgesprochen wird udglm. So kommt im Auftakt vor Jesus
(§ 143), so wird Apollo, Lücijers betont (§§ 96. 94); und so heisst es öfter im
Auftakt muiet si, alUr (§ 140) und im Innern ebenso TcoufUn, alle (§ 141). Man
kann in allen diesen Fällen sagen: die Jems, Äpollö\ mulet, aller stehen nicht
für normales Jesus, Apollo, mi'det, aller: sondern für normales Jesus, Apö'llS,
mdet, aller.
Auch der starktonige Einsilbler braucht, um in die Senkung zu kommen, ent-
weder vor oder nach sich ein stärkertoniges Wort: daher Betonungen wie hint
in alouf, iht leunt weere, sün üf stän (§ 139) oder ein Jclär he'rgestüele (§ 135). Nur
im Auftakt finden sich neben Fällen, die sich den eben gegebenen anreihen (bräht
stctrtj § 137) stärkere Verletzungen, die aber durch den musikalischen Akzent
an dieser Stelle des Verses besonders leicht ausgegeglichen werden können und
überdies nicht eben häufig sind (§§ 136. 137).
Unter abnormen Umständen können auch zwei normaler Weise sehr stark
von einander abstehende Wörter in bezug auf den Akzent als gleichwertig be-
handelt werden: nämlich dann, wenn die Rede zum Gemurmel herabsinkt: das
ist jedoch nur der Fall bei dem inquit, sei es, dass es als zweisilbiger Auftakt
verwendet wird, wie er sprach oder gar parenthetisches sprach er (§ 133), oder
sei es, dass parenthetisches sprächen den Vers eröffnet (§ 140) oder ebensolches
sprach er ihn beschliesst (§ 41).
Von einer Zusammenfassung der Resultate, die durch die vorstehende metrische
Untersuchung für die Sprache des Dichters erzielt wurden, kann ich wol absehen,
da sie doch, wie das in der Natur der Sache liegt, nur in einer Anzal von Details
bestehen, über die der zehnte Abschnitt ohnehin erschöpfende Auskunft gibt.
1) vgl. die lehrreichen Ausführungen Minors in seiner Nhd. Metrik, bes. S. 102 ff.
160 CARL KRAUS,
Wer meinen Darlegungen aufmerksam gefolgt ist, wird sicherlich des öftern die
Neigung verspürt haben, diesen oder jenen Vers anders zu lesen, als ich getan
habe. Ich bin der Letzte, die Berechtigung dazu irgend jemand absprechen zu
wollen. Nur das darf ich vielleicht für mich in Anspruch nehmen, dass jeder
Vers im grösseren Zusammenhange der Stelle gelesen werde, an der er sich
vorfindet : ich habe zwar die Umgebung der Verse oft mitgeteilt, aber noch viel
öfter davon Abstand nehmen müssen, um die Darstellung nicht noch mehr an-
zuschwellen. Meine Akzent- Ansätze beruhen immer auf der Lecture, ja dem
Studium des Zusammenhanges, und wer sie prüft, möge nicht nach dem flüchtigen
Eindruck, sondern erst nach ebensolchem Studium urteilen.
Auch da wird für Abweichungen im Einzelnen noch ein ziemlicher Spiel-
raum bleiben: aber das Prinzip, auf dem meine ganze Betrachtungsweise sich
aufbaut, das wird, hoffe ich, stand halten und auf andere Werke der mhd. Zeit
Anwendung finden. —
Die Dichtungen dieser Periode sind vorzugsweise durch den mündlichen
Vortrag verbreitet worden : und so wäre es wunderbar zu nennen, wenn die
guten Dichter von der ausserordentlichen Freiheit, die ihnen der erzälende
Vers liess, für die Erfordernisse der künstlerischen Deklamation nicht Gewinn
gezogen hätten. Vielleicht überzeugt meine Arbeit den Einen oder Andern,
welche Fülle von Ausdrucksfähigkeit und Charakteristik unsere modernen Dichter
mit jenen Freiheiten des alten Verses zugleich aufgegeben haben.
Und die Dichtungen jener Periode haben mittelbar oder unmittelbar durch
das Medium der Handschriften ihren Weg zum Publikum gefunden. Wer wäre,
die Richtigkeit gewisser Einzelheiten in Lachmanns und Anderer metrischen
Systemen angenommen, unbegreiflicher: die Dichter, die ihre Verskunst in Fein-
heiten entwickelten, von denen nur der kleinste Teil in den Handschriften
erhalten blieb, — oder die Schreiber, die die wichtigsten Intentionen der Dichter
auf Schritt und Tritt bis zur Unkenntlichkeit entstellten? Betrachte ich dagegen
von dem in dieser Arbeit gewonnenen Standpunkt aus eine Ueberlieferung, wie
sie die Handschrift W des Georg bietet, so kann ich nur sagen: Alles was für
die Kunst Reinbots charakteristisch ist, das lässt sich aus dieser Hs. ganz aus-
gezeichnet entnehmen, und wo der Schreiber Schwanken und Willkür zeigt, da
ist's eben auch wirklich für die Beurteilung der Metrik belanglos, wie er schreibt.
Einzelne Fehler finden sich ja natürlich, aber sie vermögen an dem Bild im
Grossen nichts zu ändern.
Diese beiden Erwägungen scheinen mir zu gunsten der Richtigkeit der ge-
wonnenen Resultate zu sprechen.
Ein drittes kommt hinzu. Wenn man die Verse so liest, wie ich es tue, so
macht man die Wahrnehmung, dass der Dichter mit grosser Kunst zwei ver-
schiedene Arten von Versen verwendet, je nach dem Inhalt seiner Erzälung.
So sind z. B. beschwerte Hebungen in den folgenden erzälenden Versen
zu finden (2696):
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
161
von dem bette hörte ich sagen,
daz daz so gehöret was,
daz des grales herre Anfortas
dehein s6 richez nie gewan.
2700 wan für wä'r, niht enkan
min münt noch min zunge
Ton so höher handelange
gesagen, noch die werdekeit,
diu an den helt wärt geleit.
2705 dö sprach der forste wol geslaht:
(nü solt ir varn ze guoter naht,
kameraer, joncherrelfn :
ich wil eine hinne sin'.
daz gesinde gie allez wider;
2710 er wolt sich doch niht legen nider,
swie hö'rlfch daz bette was.
er sparte zuo den pälas
and viel nider an sin knie.
Doch nun kommt ein begeistertes Gebet des Heiligen, und in diesem lyrischen
Stück sind die Senkungen so ziemlich ausnahmslos ausgefüllt:
er sprach: 'ich hörte sagen ie,
2715 swer gaoten boten sende,
sin gewerf er gähes ende.
einen boten h&n ich mir erkorn,
derst von der hoehsten tagent erborn.
der böte hat vier und zweinzec namen,
2720 die eneln hellest ze samen,
swaz ie der böte wirbet,
daz des niht verdürbet.
die namen sint alle einer,
daz nieman wart so reiner
2725 ane die drivaltikeit,
der ebenmaz nie wart geleit.
einen wlssägen hat ie der bot,
den ich da senden wil ze got,
daz bistü, reine maget, al ein.
2730 der unverhoon Danjölis stein,
höhe pfallenz vröne,
hern Salomönis tröne,
du toawec Gedeönis vel,
in der hcehe ist din lop so hei,
2786^80 ez die engel singent,
daz die himel erklingent.
du überflüzzec bronne:
wan über alle wanne
din gnade also fliuzet,
2740 daz din lop ze himel diuzet.
du würde grüene als ein klö
nach dem fiure reht als 6,
du Moyses stüde, diu da bran
und schiet doch ane schaden dan.
2745 du fröne wfngärte :
in dir mit süezem zarte
wuohs der lebendic troube,
di von sich der geloube
sit begunde zweien;
2750 der wingart wart geheien
mit so starker kla'rheit,
der ebenmäz nie wart geleit.
du' Aarö'nis ruote,
du bluotst mit liehtem bluote
2755 als ein süeze meienris.
du lebendic holz üz paradis,
du äzechjölis porte:
mit ftvö' dem worte
würd da 'nzündet und erviahtet,
2760 daz din gnade erliuhtet
beide himel and erde
in dem hoehsten werde.
du höchgelopter küneges sal,
du wenderin der werlte val:
2765 £va sluoc die eaelde nider,
du, A'vö, rihtest si' üf wider,
du sselec umbekörtez wort,
an dir 11t aller saelden hört
und aller fröuden anevanc,
2770 des lobt dich der engel sanc.
du' süeze' lucerne,
du drier künege Sterne,
du' üfg§'nder morgenröt,
du hamlt für den öwigen tot,
2775 du toube sonder gallen,
jft muost du wol gevallen
aller kreatiure:
du bist also gehiure,
du süeze warte von Syö'n,
2780 ob balsamite si din lön?
nein, bezzer hundert tüsent stunt!
dich mac volloben niemer munt,
also riche ist din lön.
des klinget dir der engel dön
2785 und sprechent zuo dir süezia wort.
du tiare merz, du himelhort,
aller tagende* gruntv&te,
ja' bist du1 diu beste,
so rein und so gehiure
AbhdlfB. d. K. 6m. d. WiM. n Gttttngen. PhiL-hlft. Kl. N. F. Band 6,i.
21
i
162 CARL KRAUS,
2790 über alle kreatiure. der dich zc wfsel niht enhät:
du süezer tremontane, d£s wec zuo der vinster gät
ja' vert 4r nach wane, 2795 gewer mich, frouwe, des ich ger\
Nun lenkt der Dichter wieder in die Erzälnng ein, und mit ihr kommen
sofort die beschwerten Hebungen zum Vorschein:
inne des gie diu künegin her und diu wäre minne,
und bat sich balde fn la'n. reine küniginne;
daz wart al zehant getan. 2805 got der ist mit sämpt dir.
er enpffe sf vil suoze fröuwe, nü' sülen wir
2800 mit minneclichem gruoze. heizen komen uf den sal
dö sprach der süeze Geö'ri's: künge, forsten über al usw.
'dir wont der heilige gelst bi'
Und so zeigen sich auch sonst durch weite Strecken Verse mit fast regel-
mässiger Abfolge von Hebung und Senkung: zumeist zum Ausdruck sanfterer
Gefühle, des Abschiedsschmerzes, der Klage, des Gebets, kurz mehr lyrischer
Stimmungen (z. B. 775— 855, wo nur wenige Verse und dann immer solche, die
einen Abschluss herbeiführen, eine beschwerte Hebung zeigen: dann aber sehr
charakteristisch V. 856 der Ausruf ach, du unscelic man ; ferner 883 — 1021 ; oder
1049 ff. ; 2864 ff. ; 4937 ff. und öfter).
Daneben stehen dann die erzälenden Partien, die den Rahmen für die Beden
abgeben, ferner in den Beden wider die zornigen oder gleiehgiltigen, in denen
die beschwerten Hebungen eine Bolle spielen.
So wechselt Beinbot ab zwischen Versen, in denen ein fast ununterbrochener
Wechsel von Hebung nnd Senkung einen vorwiegend musikalischen Eindruck
hervorruft, und solchen, die vor allem auf eine charakterisirende, logische
Wirkung ausgehen.
Und danach, meine ich, muss auch die Kunst des Vortrags sich richten, und
so kann auch der selbe Vers je nach dem Zusammenhange einmal die lyrische
Vortragsweise verlangen, die dem Rhythmus zu liebe hie und da den logischen
Akzent verletzt, und das andere mal wieder die charakterisierende Vortrags-
weise, die vor allem die logische Bedeutung scharf pointiert heraushebt1).
Man lese die folgende Stelle mit gehoben-lyrischem Ausdruck:
daz wir da müezen schouwen in himel und in erde,
sfn 8üezez antlütze klär. daz erkennet er mit werde,
swer däz siht, de*m sint tüsent jar in wage, in lüfte, in walde,
915 als hie mit fröude ein halber tac. daz erkennet er allez balde;
kein wissag mohte noch enmac 925 durch alliu herzen er da siht,
vol sagen von den fremden niht, vor im mac sich verbergen niht;
wän der däz antlütze siht, er versteh ouch aller engel sanc
der schouwet drinne wunders vil, und heeret mangen süezen klanc
920 allez daz er brüeven wil der uz dem pardis klinget.
1) was S. 5 über den geringen Einfluss des Rhythmus auf Reinbots Versbau bemerkt ist, steht
damit nicht in Widerspruch: denn dort ist nur von den Fällen die Rede, wo der Rhythmus Verse
schafft, die vom logischen Standpunkt aus betrachtet, willkürlich oder schlecht deklamiert erscheinen:
gerade solche sind aber auch in den 'lyrischen* Partien sehr selten.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
163
980 daz gesanc da fröude bringet
disen hie niden; jene dort oben
beginnent den himelkünec loben
mit fröuden alle widerstrit.
da' ein frö'ude tüsent gtt,
935 äl da gtft hin ünde her
manic süeze fröude entwer;
da vaehet fröude fröude da,
solch fröude ist niender anderswa;
da füeret fröude fröude enbor,
940 so ist ein fröude noch da vor;
da leget fröude der fröude stric,
da' ist d6r vil süeze hlic,
der gH an die klaren maget,
dlt uns diu schrift von wunder saget,
945 des he*rn Ezä'chjels porte,
diu mit äv£' dem worte
wart enzündet und erviuhtet,
daz si die himel erliuhtet,
des hern Davit fröun, die künegin,
950 die er in die hoehe hin
ze* des keisers zeswen maz,
da st mit grözen eren saz
und sitzet noch hiute da.
solch fröude ist niender anderswa,
955 diu ist aller fröuden frouwe usw.
Ganz unwillkürlich wird man betonen da si mit grözen eren saz und sitzet
noch hiute da, oder man wird ünde sitzt lesen: aber auf keinen Fall wird man
den gleichmässigen Fluss der Rhythmik unterbrechen und logisch betonen und
sitzet noch hiute da.
Anders, wenn Reinbot in erzälendem Ton anhebt:
£z seit diu schrfft für war:
niunzec und zwei hundert jär
warn von Eristes gebürte her,
unz daz mit Schilde und mit sper
385 der margraf .Geori üz Palastin
in Kriechen twanc die Sarrazin
und ir so vil ze töde sluoc,
daz müoter nie kint getruoc,
daz in so gär waere ein schür
390 und so süezer nachgebür
den krißten wsere üder al.
des besaz er des himels sal
und sitzet noch hiute da.
solch fröude ist niender anderswa.
395 ö wol im wart der werden tage,
daz er niemer mere klage
daz ewige leit zerstoeret
ist im an ende für baz mer;
400 er gehoeret nimmer herzenser,
weder so' noch süs:
des hilfet im Altissimus,
der ist siner fröuden sälman,
wan er im höher eren gan.
405 nü läze wir die rede hie.
wir süln hin wider, an die,
als ich si da vor liez.
Marcellüs ein päbes hiez:
in den selben jären
410 zwen rlche künege wären.
der eine was genant süs:
Diocletia'nÜ8,
der ander Maximian.
in warn diu rlche undertan usw.
an ende da gehoeret!
Hier wird kein Leser das Verlangen empfinden, zu betonen: und sitzet noch
hiute da (393), oder zn lesen: ünde sitzt noch hiute da.
So laufen also zwei Arten von Versfüllung neben einander her, and sie
wechseln ab je nach der Stimmung, die über den einzelnen Stellen liegt.
Wo der Dichter selbst erzälend auftritt, wo er realistische Effecte hervor-
rufen will, wo alltägliches zu berichten ist : da stellen sich die Verse mit den
beschwerten Hebungen ein. Sobald aber Ergreifendes, sobald weiche Stim-
mungen oder ekstatische religiöse Empfindungen zum Ausdruck kommen, da tritt
das lyrische Prinzip, die Senkungen auszufüllen, hervor.
Solcher Wechsel wird durch den geistlichen Stoff der Dichtung beträchtlich
gefördert: in einem weltlichen Epos wäre nicht so häufig Gelegenheit gewesen,
das lyrische Prinzip anzuwenden.
21*
164
CARL KRAUS,
Von Rein bot haben wir nur diese eine Dichtung: und so können wir nur
vermuten, dass er einem rein weltlichen Stoff gegenüber den charakterisiren-
den Versen viel mehr Spielraum gewährt, lyrische Verse dagegen bedeutend
seltener gebraucht hätte.
Ein Grösserer aber als Reinbot hat uns neben einem Erec und einem Iwein
auch einen Grregorius hinterlassen. Und an diesen Dichtungen können wir den
Einfluss, den die Art des Stoffes auch auf die Verskunst ausübt, deutlich er-
kennen.
In den weltlichen Epen Hartmanns finden sich nicht nur, wie nun wol all-
gemein bekannt ist, bedeutend mehr beschwerte Hebungen als im Grregorius:
sondern im Gregorius selbst wechselt der Dichter mit grosser Eunst ab zwischen
solchen Versen charakterisirenden Gepräges und den anderen der lyrischen Art,
je nach dem Inhalt dessen, was er gerade behandelt.
Wenn Hartmann realistisch das Ungemach schildert, das der guote sündcere
auf dem Fels zu erdulden hatte, dann ist auch der Bau seiner Verse auf rea-
listische Wirkung berechnet1):
Der arme Grägd'rjüs
nü beltip £r alsas
üf dem wilden steine
aller gnaden eine.
3105 ern hete ändern gemach,
niuwan der himel was sin dach,
ern häte deheinen schirm m&'
fü'r ri'fen noch für snö,
fü'r wlnt noch für regen,
3110 niuwan den gotes segen.
im wären kleider vremede,
niuwan ein heerin hemede:
im wären bein und arme blöz.
ern mühte der sptse die er nöz,
3115 als ich iu re'hte nü sage,
weizgot vferzehen tage
vor dem hunger niht geleben,
im enwse're gegeben
oder an späterer Stelle:
Der arme was ze wäre
erwahsen von dem häre,
3425 verwalken zuo der swarte,
an houbet unde an barte:
6 was ez ze rehte reit,
nü ruozvar von der arbeit.
6 wären im diu wangen
3430 mit rce'te bevangen
mit gemischter wtze
der trö'stgeist von Kriste,
3120 der im daz leben vriste,
daz er vor hünger genas.
ich sage iu, waz sin sptse was.
ez seic üz dem steine
wazzers harte kleine.
3125 dar ander grüob e*r ein hol:
daz wart mit einem trunke vol.
ez was so kleine, daz ez nach sage
zwischen näht ünde tage
vil küme völlez geran.
3130 daz tranc der gnadenlose man.
8us lebt er sibenzehen jär.
daz danket mänegen niht war:
des gelouben velsche ich:
wan got ißt niht unmügelich,
3135 ze tuone swäz er wfl,
im ist keines wunden ze vil,
and veiz mit gaotem vlize,
nü swarz und in gewichen,
daz äntlü'tze erblichen.
3435 6' wä'ren im für war
diu ougen gelpf ünde clär,
der munt ze fremden gestalt,
nü1 bleich ünde kalt,
diu ougen tief trü'ebe und röt,
3440 als ez der mängel gebot,
1) die Setzung der Akzente wird bei genauem Detailstudium der Venkunst Hartmanns viel-
leicht da und dort anders ausfallen: aber die beschwerten Hebungen werden den Venen bleiben.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINB0T8 GEORG.
165
mit bra'wen behängen,
rohen unde langen;
£ gröz ze den liden allen
daz vleisch, nü zuo gevallen
3445 unze an daz gebeine:
er was so gliche kleine
an beinen unde an armen,
ez möhie got erbarmen.
ans
Dagegen halte man nun etwa die Rede, die Gregorius an die Sendboten
Rom richtet, die kommen, um ihm die Papstwürde zu überbringen:
Als er die bötschaft vernam,
3500 wie nähen ez einem herzen quam 1
dö sancte der gotes werde
das houbet zuo der erde:
mit manegen trahen er dö sprach,
daz er st nie an gesach:
3505 'Bit ir kristenliute,
so äret göt hiute
und göt vil dra'te von mir,
wände ich der eren wol enbir
daz mir diu gnade iht geschehe
3510 daz ich lernen guoter ane s«he
mit so 8üntltchen ougen.
gote (en)i8t daz niht tougen,
min vleisch ist so unreine
daz ich billich eine
3515 belibe unz an mlnen tot.
daz mir de'r Ewigen not
diu sele über werde,
daz koufe ich üf der erde,
waere ich bl in hiute,
3520 ez müe8en guote Hute
enkelten mtner missetat.
so höhe so min schulde stat,
so möhte böum ünde gras,
und swaz ie grüenes bt mir was,
3525 dorren von der grimme
miner unreinen stimme
und von de'r unsüeze
miner baren füeze.
daz der süezen weter gruoz,
3530 da von diu werlt gestern müoz
und diu heimlf* che linde
von regen und von winde
mir 8int also gemeine
als ob ich wsere reine,
3585 und der liebte sunnenschln
s6 deumüete geruochet sin
daz er mich vollecllchen an1)
scht'net als einen man,
der gnaden wser min vleisch unwert.
3540 daz ir min ze meister gert,
daz ist ein erdahter spot.
ich han umb unsern herren got
verdienet leider verre baz
sinen zörnlf'chen haz
3545 denne daz er an mich köre
die gnäde und die öre
die ein habest haben sol.
man enbfrt mfn ze Röme wol:
iu waere ze mir niht wol geschehen.
3550 muget ir doch mlnen lfp seilen?
der ist so ungenseme,
den ören widerzseme.
wart mir ie herren fuore kunt,
der ist vergezzen ze dirre stunt.
3555 ich bin der liute ungewon:
den bin ich billt'chen von.
ir herren, nemet selbe war,
mir sint verwandelt vil gar
der sin, der li'p und die site,
8560 die dem von rehte wonent mite
der grözes gewaltes pflegen sol:
ichn zime ze bä'bes niht wol.
vÜ ssellgen liute,
nü lat mir daz hiute
3565 ze einem heile sin geschehen
daz ir mich hie habt gesehen,
und geruochet iuch erbarmen
über mich vil armen
und gedenket mfn ze gote.
3570 wir haben von sinem geböte,
swer umbe dän sündse're bite,
da lo38e er sich selben mite.
nu ist zit daz wir uns scheiden:
waz frumt iu daz beiden?
3575 ir vröut an mir des tiuvels muot.
min kurzwile ist alze guot.
ich büwe hie ze wäre
in dem sibenzehenden jaie,
1) man beachte das wundervolle an hier im Reim, und das darauf folgende schfnHl
166 CARL KRAUS,
daz ich nie manschen gesach. ich müeze ir ze buoze stän
3580 ich fiirhte, diu vreude und der gemach vor im der keine missetat
diu ich mit rede mit iu hie han, angerochen niene lät1).
Solcher Dualismus des Versbaus zieht sich durch das ganze Gedicht: man
vergleiche, um nur das Augenfälligste zu nennen, z. B. die Verse 2623—34, die
einen Exkurs Hartmanns enthalten, etwa mit der behaglichen Schilderung der
glücklichen Ehe (2247—2276); oder man sehe den lyrischen Charakter in der
Abschiedsrede des Gregorius an seine Mutter (2695—2750) oder in dem grössten
Teil seiner Unterredung mit dem Abt (1432 — 1600); dann, wo Gregorius ins
Feuer kommt mit seiner weltlichen Schilderung des Rittertums, häufen sich die
beschwerten Hebungen (1601—1624), um hierauf wieder dem ruhigen, fast nie
unterbrochenen lyrischen Gange Raum zu geben (1625 — 1674).
All diese Kunst harrt noch der detaillirten Untersuchung. Aber die Ab-
sicht des Dichters ist auch im Grossen klar zu erkennen. Und diese Absicht
ist eine wolbegründete : den jämmerlichen Aufzug des armen Sünders auf dem
Fels, den konnte Hartmann mit den selben metrischen Mitteln dem Hörer schil-
dern wie etwa das entsetzliche Aussehen des waltman im Iwein: hier wie dort
stand seine Kunst vor der gleichen Aufgabe. Aber die tiefste Zerknirschung
des heiligen Mannes, der sich nicht wert fühlt, dass ihn die Sonne bescheine,
während über seinem Haupte schon die Tiara schwebt, die musste in andern
Akzenten zu uns sprechen: nicht in den charakteristischen Versen, die ein Ab-
bild der anmutigen Rede eines feinen höfischen Erzälers sind, sondern in lyrisch-
bewegten Worten, über die ein gleichmässiger Rhythmus seinen idealisierenden
Schimmer breitet.
Herrn Iwein mit dem Löwen so reden zu lassen wie den armen Gregorius
auf dem Steine: das wäre allerdings kein künstlerischer Fortschritt gewesen;
aber das umgekehrte ebensowenig. Darum geht es nicht an, bei einem Dichter,
in dessen reiferen Werken fast jeder Vers ein auf die jeweilige Stimmung und
Situation abgetöntes Kunstwerk ist, beides, Stimmung und Situation, beiseite zu
lassen und zu zälen, wie viele Senkungen in seinen verschiedenen Werken un-
ausgefüllt sind : vielleicht kein anderer altdeutscher Dichter verlangt — und ver-
trägt — so sehr eine bis ins Detail gehende Untersuchung seiner Kunst nach
1) um den Unterschied im Bau obiger Verse richtig zu erkennen, muss man die Verse aus-
schalten, die durch versetzte Betonung die beschwerte Hebung einbüssen können. In den zuerst
angeführten Partien finden sich nur zwei solche Fälle: der tröstgeist 3119; daz antiütze 3434; in
der letzten dagegen acht: die botschaft 3499; der ewigen (85)16; der unsüeze 27; so deumüete 36;
ich billichen 56; vil smligen 63; den süncUere 71; min kurzwile 76; denn die Möglichkeit, hier den
Akzent zu versetzen, erweisen deutlich die gesicherten Betonungen so süntltchen 11; so unreine
13; diu heimlfche 31; vUisch unwert 39. Bringt man jene Fälle in Abzug, so enthalten die beiden
ersten Parteien in 62 Versen 28 beschwerte Hebungen, die letzte dagegen in 86 Versen nur 12,
also etwa den dritten Teil
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 167
allen ihren Richtungen wie Hartmann von Aue : und nur durch eine solche kann
uns der Gang, den seine Entwicklang genommen hat, widerum so deutlich
werden als ob wir ihn miterlebt hätten.
Und Beinbot? Sein heiliger Georg hat sich in der Sprache, in der Wal der
Bilder, im Pathos wie im Humor vorzugsweise den ritterlichen Heiligen Wolframs
den Willehalm, zum Vorbild genommen. Aber solch charakterisirende Verse wie
jene weder so' noch süs zu bauen, das hat der Dichter von Hartmann gelernt.
Und wenn er, freilich in viel gröberer Weise, zwischen solchen Versen und denen
lyrischen Charakters abwechselt, so wird darauf sicherlich Hartmanns ritter-
licher Heiliger, der Gregorius, von Einfluss gewesen sein.
Ein einheitliches Kunstwerk ist unter diesen so verschiedenartigen Ein-
flüssen nicht erwachsen: nach Epigonenweise vergröbert Reinbot die Mittel, die
er von seinen Meistern übernommen hat, und macht so ihre verschiedene Art
noch deutlicher fühlbar: aber er hat die inneren künstlerischen Absichten
Wolframs und Hartmanns zum Unterschiede von vielen andern seiner Genossen,
besonders Wirnts, lebhaft empfunden, und erfreut uns so an vielen Orten durch
eine gebildete Darstellung und durch eine vortreffliche Deklamation. Und man
gewinnt auch Achtung vor dem ritterlichen Publikum, das sich durch diese
diskreten inneren Vorzüge mit der Sprödigkeit des Stoffes versöhnen liess, und
dem Gedichte die Anerkennung zollte, von der die zalreichen Handschriften und
Bruchstücke noch heute Zeugnis ablegen.
1. Excurs.
TJeber die Verhältnisse im dritten Fuss des einsilbig -stumpfen
Verses vor vokalisch anlautendem Reimwort bei Hartmann,
Wolfram, Wirnt, Ulrich von Zazichoven und anderen.
L Pronomina im Beim.
A. er und ich.
1. Verbum vorher.
Bei guter Deklamation ist das Pronomen er und ich dem ihm unmittelbar
vorhergehenden Verbum unter normalen Umständen enklitisch angehängt. Die
richtige Verwendung im Verse ist also die, dass sowohl Verbum als Pronomen
im Reim stehen: die Reimfähigkeit kann natürlich nur für das Pron. er in be-
tracht kommen, und bei diesem nur in Verbindung mit gewissen, dazu geeigneten
Verben. Richtig deklamiert sind also normaler Weise die bekannten bater (: vater) ;
satter (: wasseer) ; mohter (: tohter) ; vander (: ander) ; lobet (: öbee Lanz. 3961) udglm. 1).
1) 8. Zwierzina, Zs. 44, 42, der damit auch mit Recht in Verbindung bringt (8. 41), dass
u, es bei den mittelhochdeutschen Dichtern niemals allein im Reim steht
168 CARL KRAUS,
Steht nur das Pronomen, nicht auch das einsilbige Verbum im Beim, so
sind zwei Fälle möglich: das Verbom kann in beschwerter Hebung stehen oder
aber in Senkung. Beide Fälle stellen Abweichungen von der normalen Betonungs-
weise dar, und sind daher entweder schlecht deklamiert oder aber die Wider-
spiegelung exzeptioneller Betonungsverhältnisse, die durch den besonderen Zu-
sammenhang der Rede hervorgerufen sind.
Darnach können wir folgende Fälle unterscheiden1):
1. das Pronomen allein steht im Reim, das Verbum vor ihm in beschwerter
Hebung :
Der Erec zeigt hier wiederum seine Inferiorität gegenüber den späteren
Werken *) Hartmanns. Ohne durch individuelle Gründe motiviert zu sein, finden
sich hier die folgenden fehlerhaften Versschlüsse:
von geschürte begreif ex 2653 lent da bf, daz näm e'r 4629 "
ab einer want näm e'r 3081 j wan andern arm slüoc £r
wände so enmäc e'r 3921 ( mit guotem willen daz aper 5503
wol üf, ir herren, sprach e'r 4107 stnen schilt näm e'r 6705.
Sie sind fehlerhaft, weil auf dem Pronomen kein besonderer Nachdruck liegt,
der die Stellung im Reim unmittelbar nach dem einsilbigen Vollverbum recht-
fertigen würde. Gut deklamiert ist nur:
j in den wec hielt e'r.
v enmitten riten si dort her 6898,
weil hier das er durch den Kontrast zu si in natürlicher Weise gehoben ist.
Im Iwein sind jene schlechten Verse gemieden: ja in höchst bezeichnender
Weise ist dasselbe Reimpaar, das im Erec fehlerhaft gebaut ist, hier deklama-
torisch ganz richtig verwendet:
i nü fröute sich her Iwein
daz er (der Biese) ungewäfent schein,
andern arm slüoc e'r
mit guotem willen daz sper
und nam daz ors mitten sporn 5025.
Iwein freute sich, dass der Riese unbewaffnet war und legte seinerseits
nun die Lanze ein: er steht also hier im Kontrast. —
Ebenso :
| leider uns so körn e'r
( rehte alsam ouch ir da her 6833*).
Der einzige Verstoss wäre:
sfme herren ze'ict e'r 7763.
Hier werden wir also vielleicht doch zeiget zu schreiben haben«
1) mein Material ist den sämmtlichen Werken Hartmanns, dem Parz. und Wh. Wolframs, dem
Lanzelet und dem Wigalois entnommen. Andere Autoren sind nur gelegentlich herangezogen. Die
bekannten Programme von Moldaenke, Osterode 1880 und Appl, Bielitz 1888, habe ich nicht
benutzt.
2) s. schon die Andeutung Zwierzinas, Zs. 45, 389.
8) darnach ist Zwierzinas Bemerkung Zs. 45, 385 zu modificieren.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 169
Aach die zweisilbigen Präterita mit Hiatus sind an dieser Stelle nicht gut
zu verwenden : denn die normale Aassprache war besonders vor er (weniger viel-
leicht vor ich) mit Enklise des Fronomens fuorter, nicht fuorte er (wie jene Reime
mokier udglm. beweisen). Daher ist es kein Zufall, dass wir ihnen bei Hartmann
nur im Erec begegnen:
zieglichem rosse frort er 2333 eines tages spilt er 3875
diu selben vertete er 2509 an den stam leinte er 8963.
den edeln ritter entsazte er 2695
Der Iwein hat nur ein korrektes Präsens:
wan die selben vüeret er 4485.
In den übrigen Werken steht er überhaupt nicht (Gregor., a. Heinr., Lied.)
oder nicht nach dem Yerbum (Büchl.) im Reime.
Nicht ganz so schwierig gestalten sich die Verhältnisse bez. des ich im
Reime, da dies doch nicht so ausgesprochen enklitisch ist wie er. Doch lässt
sich auch hier Zurückhaltung beobachten. Im Erec heisst es:
für baz engetär fcb 2759,
ohne dass diese Betonung gerechtfertigt wäre. Wol aber ist sie dies, wenn
Verbum und Pronomen mit besonderem Nachdruck gesprochen werden, wie in den
Versen :
nü waere ich es harte frö
und lönde uns mit minnen,
mit iuwern triuwen müezet ir l 8wer ^ *» möhte «**»»•
daz geloben wider mich'. J Gäwein' daz tüo fch
Keiin sprach <daz tüon ich': \ an Keiln unde an *<*
onde tet ouch also 4813
ist daz ir nü ditze tuot,
daz wil ich vor im allen hän,
swaz ir mir liebes habt getan 4865.
In beiden Fällen verleiht das feierliche Pathos den beiden Wörtern einen
besonderen Nachdruck, der die Art ihrer metrischen Verwendung rechtfertigt1).
Ebenso verhält es sich mit den zwei Belegen, die das Büchlein aufweist.
Ich kann ja weiter nichts machen' sagt das Herz, 'wenn Du mir nicht folgen
willst: ich bin ja nichts als Dein Ratgeber: und gewis hat nie jemand so sehr
gegen den Rat seines Herzens gehandelt wie Du:
da von so newelz Ich
waz der an mir richet
der immer daz gesprichet,
swa er dtne missetät gesiht,
daz er sä zehant giht
daz ez ein valschez herze tuo 930
1) als zweifelhaft lasse ich beiseite die folgenden Fälle: verwandeln, daz enUete ich 3863;
J&rtc heize ich 4541; Mäbonagrin heize ich 9385; iuwern namen den tcolte ich 4823; sine stimme
horte ich 4855 ; daz selbe rate ich 4993. — w hat (am die Form Keim aus dem Reim zu bringen) '•
truhtseze Keye bin ich 4780.
AbhdJgn. d. K. Qm. d. Win. in Göttingen. Pbil.-hiit. Kl. N F. Band 6,i. 22
170 CABL KRAUS,
'ich weiss also wahrhaftig absolut nicht, wie die Leute dazu kommen, zu be-
haupten' usw. Ebenso pathetisch 1462:
ward ich dar an unstete,
da verlöre niemen an wan ich.
zware ja bin ich
iedoch min selbes vtent niht,
ob mir liep von ir geschürt,
daz ich mir gerne enphremde gaot.
Die zware, ja, iedoch sprechen eine so deutliche Sprache, dass ein weiterer Kom-
mentar wol überflüssig ist.
Im Gregor, begegnen nur zwei zweifelhafte Fälle1). Im Iwein ist wol mo-
tivirt durch das Pathos, das Entsetzliches, Unerhörtes ankündigt:
vil schiere dö gesäch ich
in allenthalben umbe mich
wol tüsent tüsent blicke 647.
Interessant ist auch der zweite Fall. Die Jungfrau klagt Iwein, ohne ihn
zu erkennen, ihr Leid: drei starke Ritter treten gegen sie auf, und sie weiss
nur zwei (und ouch nicht nie), die ihre Verteidigung führen könnten; auch ist sie
von ihnen sicher, dass sie ihr zu Hilfe kämen, wenn sie um ihre Lage wüssten:
der dewedern mäc ich
ze disen zlten niht han,
und muoz mir an den lfp gän:
ouch entrüw ichs niemen wan den zwein 4097.
Also : 'einen von diesen zu bekommen, ist jetzt ganz unmöglich, und so muss
ich sterben'. Somit kein gewöhnliches 'ich kann nicht', sondern nachdrucks volles
'es ist gänzlich unmöglich'.
Endlich das bekannte pathetische tuon ich:
8i sprach 'nü bewis et mich:
durch sfnen willen tuon ich
swaz ich mac unde sol 8051,
wo schon der Nachsatz mit swae das feierliche Gewicht der Worte erkennen lässt.
In einer Reihe an sich zweifelhafter Fälle ergiebt die von Lachmann be-
vorzugte Apokope eine besonders gute Deklamation:
die schulde legent sf üf mich:
nü, herre got, waz möht ich
daz ir an im missegie? 4057 2).
'Sie bezichtigen mich: ja, um Gottes Willen, was konnte denn ich dafür,
dass sie mit ihm eine Enttäuschung erlebte?'
ich sprach durch minen zorn,
swelhe dri die tiursten man
sich von dem hove naemen an
daz siz bereiten wider mich,
einen riter vünd ich
der mit in allen drin strite 4149
1) die selben stat die markte ich 2460 ; des gelouben velsche ich 3 138, beide an sehr wichtigen
Stellen. — Dazu aus dem Büchl. (1552) ltpy da W erkenne ich.
2) oder vielleicht besser wdz möht ich.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB REINBOTS GEORG. 171
'so würde ich meinerseits einen Ritter ausfindig machen, der' . . .
ich hän ein tohter, ein kint:
daz ist ein harte schoeniu magt:
daz ich ime die han versagt,
dar umbe wüestet er mich,
zware 6 verlius ich
daz guot und wage den 11p,
6 ri immer werde sin wfp 4473,
mit apodiktischer Bestimmtheit zu sprechen, wie jenes sware, j& bin ich im
Büchlein.
| Hern Gaweinen mfnn ich :
( ich weiz wol, also tuot er mich 5107:
mit Kontrast des ich zu er.
| 86 sere erbarmet ir mich,
l ich benseme iun gerne, möht ich 6415
'wofern ich es nur irgend könnte' *).
Vollauf berechtigt sind auch die drei Beispiele im a. Heinr. : die Situation ist
auf das höchste gespannt: schon hat sich der Arzt mit dem Mädchen einge-
schlossen, da überkommt den Kranken die Reue: er beginnt an die Wand
zu klopfen und bittet um Einlass :
der meister sprach 'ich enbin
nü niht müezic dar zuo,
daz ich in iht üf tuo'.
'nein, meister, gesprechent mich'.
'herre, ja enmac ich.
beitent onz daz ditz erg£' 1264.
Also unter dem Drange der Umstände und aufgeregt durch die schreckliche
Aufgabe, vor der er steht, wie durch die erneute Unterbrechung, ruft der Arzt :
herre, jd enmac ich: 'ich kann jetzt ganz unmöglich'.
Und ganz ähnlich wenige Verse später, als der arme Heinrich das Mädchen
gebunden auf dem Tische liegen sieht. Da sprach er zu dem Arzt:
ditz kint ist also wünneclich:
zware ja enmäc Ich
stnen tot niht gesehen
'ich kann es nicht sterben sehen, ich brings nicht über mich'. Das wol-
bekannte zware ja mag denen als Beweis für das Pathetische der Stelle
dienen, die eines solchen Beweises überhaupt bedürfen. Es liegt eine er-
schütternde Kunst in diesem einfachen ja enmac ich.
Und schön wirkt auch die beschwerte Hebung, die dem hän einmal (670) zu
teil wird. Das Mädchen versichert den Eltern, dass es ihnen alles Gute zu-
trauen wolle, was einem Kinde von Vater und Mutter nur zu teil werden kann.
1) dagegen mit Hiatus: und einen schaden clage ich 317; ich arme, wie genise ich 3299. —
Unklar bleibt der Vers: ich weiz wol, des engalt ich 1193„ weil der Zusammenhang noch nicht
sicher erklärt ist.
22*
172 CARL KRAUS,
als ich ez wol bevinde
an iu allertegelich.
von iuwern gnaden hä'n ich
die sele und einen schoenen ltp.
mich lobet man unde wlp,
und alle die mich sehende sint
sprechent ich sl daz schcenste kint
daz st zer werlte haben gesehen.
Auf diesem hän ich baut sich Alles folgende auf, and so kommt sie nach
fünf weitern Versen darauf zurück :
muoter, saeligez wfp,
Sit ich nü sele unde lfp
yon iuwern genäden hän,
so läntz an iuwern hulden stan
daz ich ouch die beide
von dem tiuvel scheide.
Es ist daher der Nachdruck, den die beschwerte Hebung den Wörtern gibt,
widerum wolmotiviert *). —
Was Wolfram betrifft, so stellt er überhaupt niemals ein Verbum vor
den reimenden Pronomina icA, er in die beschwerte Hebung. Der Grund ist, dass
er die beschwerte Hebung an dieser Stelle des stumpfen Verses überhaupt zu
meiden bestrebt ist, s. u. und schon Zwierzina Zs. 45, 384. 391. —
Als guter Deklamator bewährt sich der Dichter des Lanzelet. Pointiert
ist zu sprechen:
der selben einen stach er
daz er tot viel üf daz sant.
dö zöch der edel wfgant
sin scharpfez swert zer selben stunt:
da mite tet er manegen wunt 3802;
also: den ersten stach er (mit dem Speere), dann zog er sein Schwert und ver-
wundete mit diesem manche andere.
Und deutlich ist der Kontrast sowol beim Verbum als beim Pronomen in
dem vortrefflich deklamierten Vers:
der heim viel und gesäz er 6436 2).
Und so auch bei ich
dar nach schiere er üf sach
zwivelichen unde sprach
'mir ist harte we\ wä bin ich?
und wie ez ste, des wundert mich.
er begät sin cre, swer mirz saget 2211.
1) mit Hiatus: bin ich genislich, so genise ich 190. Solcher Hiatus scheint besonders dann er-
laubt zu sein, wenn auf dem Verbum ein stärkerer Nachdruck liegt: wofür die Beweise bei Hart-
mann leicht beizubringen wären.
2) sonst nur Fälle mit ausgefüllter letzter Senkung : gevd ich in, diu gütet er 2957 ; sins guotes
daz benennet er 3847.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER RETNBOTS GEORG. 173
Also mit dem Nachdruck der Verwunderung. —
Kunstlos dagegen zeigt sich der Dichter des Wigalois. So finden sich
ohne deklamatorische Bedeutung Versschlüsse wie jene im Erec:
of stn ors 8&z er 18, 19; 52, 7 zwei schoeniu veteche h£t er 132, 4
in disen sorgen reit er 40, 31 in dirre not entslief er 176, 17.
in Btnem giele höt (nicht höte, 8. Zs. 44, 110)
er 131, 8
Und häufig finden sich auch zweisilbige Verbalformen vor dem im Reim
stehenden er, die gleichfalls, ob man nun Hiatus oder Apokope annehmen will,
schlecht zu nennen sind, weil eben Enklise des er der natürlichen Rede allein
entsprechen würde:
mit gnotem willen reicht er 13, 8 mit im , des gedäht er 170, 37
diz selbe wafen fuort er 62, 28 mit beiden handen reicht er 172, 35
von dem hüse kSrte er 161, 25 sehs helfande fuort e er 267, 34
in dirre not gedähte er 165, 38 vil mangen töten valt er 283, 16
der äventiure huot er 170, 11 bi der rede bekante er 288, 211).
Und so findet sich auch vor ich unmotiviert:
mit minem dienest wölt ich 44, 34.
Besser ist deklamiert:
Ist ich so biderbe und so wert,
so komet unde heilet mich!
iwer gevangen bin ich,
an mir ligent iweriu bant 224, 34.
Sehr gut:
wan swaz ir weit, daz tüon ich 110, 23. —
2. Das Pronomen allein steht im Reim, das Verbum vor ihm in Senkung.
Bei guter Deklamation wird das Verbum durch besondere Umstände sein natür-
liches Tongewicht einbüssen müssen (etwa dadurch, dass ihm ein stärkertoniges
Wort vorangeht), und umgekehrt das Pronomen durch Emphase oder Kontrast
über sein Normales hinaus gesteigert sein müssen, wofern diese Art des Vers-
schlusses vorkommen soll. Wir finden also eine Reihe von Factoren, die zu-
sammenwirken müssen: Grund genug, dass solche Schlüsse überhaupt selten sind.
Für er findet sich bei Hartmann nur 6in Beispiel:
'weihen | lwein meinet ir?' sprach e*r.
si sprach 'herre, daz ist der
durch den ich lide disiu bant' 4179.
Hübscher und anmutiger kann man gar nicht deklamieren!
Was ich betrifft, so ist nicht ganz einwandfrei, wenn auch keine grosse Härte,
der Versschluss daz tuon ich im Erec:
und begenc ez so ze vlize
daz ich dirs iht verwfze.'
st sprach 'herre, däz tuon ich 322.
Dagegen ist vollkommen gut deklamiert:
1) sonst noch: sin houbet daz entwäfent er 15, 22; üf den Herren Odtcein zeiget er 282 9.
174 CARL KRAUS,
na enpfahet gnaedecliche
in iwer gewalt einen man
dem got keiner eren gan.
den ich da meine, däz bin ich 1218.
Im Iwein zeigt sich die Kunst Hartmanns wieder auf ihrer vollen Höhe.
Die Beispiele sind zahlreicher als im Erec: weil der Dichter erkannt hat, wie
schön sich solch ein richtig deklamiertes ich im Reim macht. Und er hat keine
andern als richtig deklamierte:
na erteilet mir (ir sit ein wip),
swä zwene vehtent ambe den lip,
weder tiarre st der da gesiget
ode der da sigelös geliget.'
der da gesigt, s6' waen ich 1959
'nach meiner Meinung der Sieger'.
Keines Kommentars bedürfen die Verse:
swie ir weit, also' wil ich 2289 ,;,.,*. ** . , ,_
der iach da richet, däz bin ich 2467 daz ir da minnet däz minn ich:
wan der vermochte däz bin ich 4031 < des ir da sorget, äto sorg ich 7487 f. «).
der sigelöse der bin ich 7577.
Hatten wir im Erec ein wenig kunstvolles dae tuon ich zu verzeichnen,
wenig kunstvoll, weil das ich durch keinerlei Kontrast gehoben war, so heisst's
im Iwein ganz sinngemäss:
swaz ir gebietet, däz tuon ich 362 l*),
und ähnlich:
swar ir mich wiset, dar var ich 6071 8). —
Wolfram setzt überhaupt keines der beiden Pronomina in den Reim, wenn
es nicht einen besonderen Nachdruck hat. So sagt er denn:
dö nam min her Gawän
vier werde riter sunder dan,
daz einer kamersere
und der ander schenke wsere,
and der dritte truhsseze,
und daz der vierde niht vergseze,
ern waere marschalc. sds warp dr:
dise viere leisten sine ger Parz. 666, 29
also: l6r verlangte es, und sie taten es'.
Dann in der Parenthese (s. o. § 41):
'daz muoz nü sin. st6t ü'f , sprach £r Wh. 169, 29.
Ferner zweimal, wo das er mit grossem Nachdruck, mit feierlichem Pathos
1) schon Lachmann hat beobachtet, dass der Dichter mit dem Reim ich: ich die 'Regel
um des Ausdrucks willen gebrochen hat7; s. auch die feinen Bemerkungen in Zwierzinas Studie
über den rührenden Reim, Zs. 45, 261 f.
2) s. Zwierzina Zs. 45, 382, der schon bemerkt hat, dass Hartmann solche Versschlüsse nur
zuzulassen scheine, wenn auf dem dem Verbum folgenden Fronomen der Satzton liege.
3) in den andern Werken finden sich keine Beispiele.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN HEBER REINBOTS GEORG. 175
gesprochen werden soll: so, wie Artus dem Feirefiz von den Taten and Zielen
des Parzival erzählt:
er sol dirz selbe machen kunt.
er suochet einen höhen funt,
nach dem grale wirbet er Parz. 769, 25.
'Er, er strebt' . . . Das Feierliche der Worte zeigt sich schon in dem erhaben-
ungewöhnlichen er suochet einen hohen funt) und es zeigt sich auch in der Wort-
stellung des letzten Satzes; man lese er wirbet nach dem grale, und der Zauber
ist verschwunden.
Ganz ähnlich an einer andern Stelle (Parz. 443, 5). Parzival hat den Gral,
dieses einzigste Ziel seines Strebens, wiederum verfehlt : und so reitet er traurig
darauf los :
nü lät in riten : war sol er ?
wohin soll Er? er, der den Gral verloren hat und sonst kein Ziel kennt?
Auch auf dem ich ruht immer besonderer Nachdruck:
swaz ir gebiet, däz leist ich.
al die mit mlnem vater sint,
beidiu min muoter unde ir kint
suln iuch ze harren immer h&n :
so liebe habt ir ans getan Parz. 554, 18,
'ich will tun, was ihr befehlt: und alle die andern, die* usw.
dö sprach der riche Feirefiz
(helt, durch dlner zühte vliz,
slt du bruoder megest han,
so sage mir, wie ist er getan?'
\
dö sprach Herzeloyden kint
'als ein geschriben permint,
swarz und blanc her unde da,
sus nante mirn Eckubä'.
der heiden sprach: *d£r bin fch' Parz. 747, 29.
Endlich ein nachdrucksvolles ich, das der Dichter mit bezug auf sich selber
gebraucht :
da ergienc ein suone, das wsen ich Parz. 272, 19,
'ich, Wolfram von Eschenbach', mit halb scherzhafter Feierlichkeit, wie schon
tccen im Zusammenhang der Stelle humoristisch gefärbt ist. —
Im Lanzelet ist gut deklamiert:
dö sprach Iweret: ich habe
gestriten mit landen unze her.
daz ist ein man, idöch muoz er
beidiu wfp unde lant
so tiure koufen, daz stn pfant
dar umbe höhe stende wirt
und ez in iemer mere swirt 4514
'gleichwol muss auch £r, der ein wirklicher Mann ist'.
176 CARL KRAUS,
Nicht zu loben ist dagegen die zweite Stelle:
«durch aller vrowen ere,
bit niht unde küsse mich'.
dö sprach Lanzelet: 'däz tuon ich,
swaz immer drüz werde' 7930. —
Als Stümper zeigt sich W i r n t , wenn er sich Verse gestattet wie :
einen niuwen schilt fuort e*r 103, 3 j mit iuwer helfe so' hän ich
durch iuwer güete: dls ger ich 15, 36 I mtnen louf wol verendet 288, 11
'nu sage der messente von mir'
er sprach 'herre, däz tuon ich' 260, 20.
Gut ist nur der Vers:
swaz ir gebietet däz tuon ich 148, 20.
Aber der stammt auch aus dem Iwein! —
Fassen wir die bisherigen Beobachtungen zusammen, so können wir also
sagen : ein gut deklamirender Dichter wird das normal betonte er, ich nach normal
betontem Verbum überhaupt im Reime meiden müssen: es müssen immer excep-
tionelle Umstände, bedingt durch den Zusammenhang der Rede, eintreten, damit
ein solches Pronomen auf diese Weise am Schluss des Verses verwendet werden
kann, ohne die natürlichen Betonungsverhältnisse zu verletzen : Versschlüsse wie
mdc ich, mdc er, gesde er usw. sind also aus diesem Grunde so selten, nicht wie
Lachmann (z. Iw. 4098) meinte, weil Verba mit kurzer Stammsilbe und gewissen
auslautenden Konsonanten von guten Dichtern vor dem er, ich gemieden worden
seien. Diese Erklärung hat schon Behaghel (Lbl. 2, 426 f.) kurz angedeutet und
durch die Beobachtung gestützt, dass auch Goethe und Schiller sich jene ver-
meintlichen Beschränkungen Lachmanns auferlegt hätten. Dass der Grund wirk-
lich in der Deklamation liegt, zeigt schon der Umstand, dass auch Verba, die
ihrer Lautform nach nicht zu den von Lachmann verpönten gehören, sehr selten
so gebraucht erscheinen. Und ganz besonders deutlich wird die Richtigkeit
dieser Erklärung, wenn man sieht, dass sie auch die Ausnahmen zu rechtfertigen
vermag, die für Lachmann unerklärte Verstösse gegen eine sonst strenge be-
folgte Regel darstellten. So haben wir schon gesehen, wie die mäc ich, mdc er,
gesde er bei guten Dichtern als ganz besondere Schönheiten der Deklamation
wirken, oder aber wie die säe er des Wirnt Hand in Hand gehen mit ebenso
schlecht deklamierten Versen, in denen die Lautform des Verbums von Lachmanns
Standpunct aus untadelig ist [nhd. Beispiele bei Brieger, Beitr. 26, 273 ff.].
Und so erklärt sich auch, was Lachmann von Ausnahmen aus andern
Dichtungen anführt. Die Fälle sind tatsächlich Ausnahmen: aber in dem Sinne,
dass sie entweder ausnehmend gut oder aber ausnehmend schlecht deklamiert
sind. Zu ersteren gehört der Vers aus dem Biterolf (2902):
t vil küme gesäz er,
\ der Ilagenen rechen wolde,
oder das wunderschöne Walthersche (40, 30) :
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 177
Frowe Minne, ich klage iu mere,
rihtet mir und rihtet über mich,
der ie streit umb iuwer £re
wider unstete Hute, däz was ich;
oder die Stelle aus dem Freidank (118, 9):
j niemen vrnmer mische sich
) ze ba»sen liuten : däz rat ich :
'ich, Freidank' ganz wie jenes 'ich, Wolfram'. Oder bei Reinmar (MF. 180,6):
midet er mich, wäz suoch ich?
und in einem ihm zugeschriebenen Liede (zu MF. 197, 13. 14) :
Ich onsprach nie daz si an mir taete wol;
wan genjedeelichen, des bat ich.
ich enwoiz für waz u h daz na haben sol :
si swiget allcz und lät reden mich.
Schlecht deklamierte Verse werden sich vor allem bei Dichtern finden,
die sich eine regelmässige Abfolge von Hebung und Senkung zum Gesetz
machen , also vor allem bei Lyrikern : aber nicht jeder Lyriker deklamiert
schlecht, und so können solche fehlerhafte Versschlüsse nach wie vor als Kri-
terium der Unechtheit dienen, wenn sich ein Dichter, von dem wir vieles be-
sitzen, dergleichen sonst nirgends erlaubt. Schlecht deklamierte Verse sind:
Izeinen ziteu er mich bat
deichsinen dienest meine: duztet ich.
dö wände ich des, ich tote wol *«**. MF.
193, 11
Si ist mir liep, und dunket mich
daz ich ir vollecliche gar unrntere si.
nu waz dar umbe? däz lid ich Eeinm. MF. 159, 12.
Man sieht, Reinmar ist besonders stumpf gegen die Erfordernisse einer guten
Deklamation. Dagegen wird niemand Walthers feinem Ohre zutrauen Vers-
schlüsse wie:
der valschen minne gedMit ich ouch da bi
unde rieten mine sinne
mir daz ich sie hiezze unminne. däz tete ich zu Jl'alth. 44, 34
oder:
oder:
Got herre, verre mane ich dich,
niht verre, herre, mir
dfne hulde. schulde han ich vil :
nach schulde hulde die suoch ich zu Walth. 47, 16
( wil si wider si so lange striten
\ als wider mich,
' däz lob ich Walth. Von. XV 19.
Dagegen ist zu rechtfertigen, wegen des Gegensatzes, der zwischen si und
ich hin und hergeht, die Stelle bei Walther:
dirre ist sus und der ist so.
sie verirrent mich
und vcr8üment sich:
wess ich waz si wolten, däz sung ich 110, 33.
Abhdlgn. d. K. Ges. d. Wisa. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,1. 23
178 CARL KRAUS,
Aber ganz schlecht ist bei Konrad von Fussesbrnnnen :
zwiu 8ol, daz ich für nim
oder waz bediutet ez, sprich!
seistü mir rehte, so' lis ich 2970;
denn der Sinn ist: 'dann will ich ja gerne lesen*.
Sehen wir nun, wie sich Gottfried mit diesen Schwierigkeiten abgefunden
hat. Einen die 'Regel' verletzenden Vers hat schon Lachmann angeführt:
| an dem selben wäge saz er
< durch ruowe weinende nider 2578.
W i r werden sagen , der Vers ist schlecht deklamiert : aber er ist auch
durchaus nicht vereinzelt, sondern Verba mit 'erlaubter* Lautgestalt sind öfter
ebenso verwendet. Gottfried hat eben ein ganz anderes Ideal der poetischen
Diction als Hartmann oder Wolfram: ihm kommt es vor allem auf das rein
Rhythmisch-Musikalische des Verses an, und wo dieses sich mit den Anforde-
rungen einer natürlichen Deklamation nicht vereinen lässt, da muss die letztere
zurücktreten1). So finden wir schlecht deklamiert die folgenden Verse:
[ da nach als iegeliches ger j der partierapre, wfe kan 6t
' ze früuden stuont, da na'ch lac t*r 590 \ gesehendiu oiigen blenden 8350
und wan daz ungebsere was sinen oeheim Marke dtfn bat 6t 8383
sinon schoenen banden, d6' sprach e'r 2909 durch die kündekelt swuor e'r 8524
von gotes gnaden dö' vant e'r 3802 uf ein starkez örs saz e'r 8933
vorn in dem schiffe da' stuont e'r 6760 daz vorder stucke däz stach e'r 9212
des fleiz er sich und däz tet 6t 7676 üf sinem houbete* truoc e'r 11134.
Wenig besser sind auch Verse mit Hiatus statt der natürlichen Enklise des
Pronomens :
hier under so betrahte er 1985 über sinen rücke fuorte er 13122
vil kündeclfch enbaste er 2896 ze jungeste genante er 13588.
sinen ceheim den besande er 7315
Dagegen sind ohne Anstoss :
über diz allez lernet er 2101 mit sfnem schüme volget er 13536
wider sinen willen krieget er 11753 Brangaenen die besprächet er 16295 2).
mer unde sür beredet er 12006
Auch parenthetisches sprach er geht an:
j 'ja, herre, al diu we'rlt' sprach er j 'vil gerne, herre kü'nec', sprach e'r
i 'diu enbiete niuwan öre her' 9225 I 'herre, ich ger unde bite* 9800
j 4nu, herre von Irlänt', sprach e'r
< 'bietet mir mlne frouwen her* 13395.
Besonders gut deklamiert sind verhältnissmässig wenige Stellen:
8us was er si, und si' was 6t 1356 , 'genäde, herre kü'nec', sprach e'r. —
daz weinde Marke, däz weind e'r 4262 ) *st6t üf, her Tristan, und göt her'
( sprach Gurmün 'unde küsset mich' 10667.
1) ich halte also in solchen Fällen nicht die Tendenz, die Reime durch Formworte tragen zu
lassen, die Z w i e r z i n a Zs. 44, 39 ; 45, 259 im allgemeinen so hübsch dargelegt hat, für das Primäre :
es scheint mir hier vielmehr ein Resultat der Tendenz, die Senkungen zu füllen, vorzuliegen.
2) die Texte bieten die gesprach ir: wer soll solch ein vereinzeltes Beispiel für Verbum in
beschwerter Hebung glauben? besprach hat F, die andern gesprach.
METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB BEINBOTS OEOBG. 179
Aehnlich verhält es sich, wo ich im Reim steht. Schlecht deklamiert sind
die Verse:
waz maere ist diz od wäz hän ich 756 du, herre, sprach er, hie bin ich 11038
ow£ got herre, wie leb ich 980 in und Brangsenen die mein ich 11185
dise gröze wilde die fürht ich 2500 der künec sprach: herre d£s gih ich 11285
über daz allez so' fürht ich 2509 ei, schcend, misse'tuon ich 11578
gebietet mir, ze den wil ich 2779 gerne, frouwe, däz tuon ich 12766
Tristan, sprach er, Tristan heiz ich 3134 der künec sprach: gerne, däz tuon ich 13216
swaz ir gebietet, däz bin ich 3372 gerne, herre, däz tuon ich 14494
ir sun Tristanden d£n mein ich 5253 swie mir gelinge, so' wirb ich 14894
deiswär, ir herren, so' wil ich 6160^ sin wort hie sprechen, nü' muoz ich 15436
mit des gewaeftne* wil ich 6506 Gilän sprach: herre, däz tuon ich 16226
und mine Sre die 'ngib ich 6967 mir, iuwerm Übe, d£ra wil ich 18343
ja, sprach der marschalc, hie bin ich 8786 ä de benie, wie bin ich 18998
die lantbarune die mein ich 9265 ich ungetriuwer, wäz tuon ich 19146
£ ich es gevolge, so' stich ich 9290 weder wil ich oder tfnwil ich 19258
genade, frouwe, s6' 'rgib ich 9557 ei, dähter, herre, wie bin ich 19428
genäde, herre, däz tuon ich 9836 si mich besande? ä, wäz red ich 19513.
Mit Hiatus:
ow£ got, wie gewirbe ich 2358 der künec sprach: herre, des volge ich 15423
Brangrene sprach: da rate ich 10424 entriuwen, daz verspriche ich 15482
ungerne so verkiuse ich 10670 weist düz vil wol, nü fürhte ich 15993
g6t herre, wie gewirbe ich 15174 ich stürbe gerne, möhte ich 18549.
Schon unter diesen Versen befinden sich einige, wo die Schlussworte zu
pathetisch sind, als dass die gewöhnliche Rede das Pronomen als reines Enklitikon
anfügte. Vollkommen gut deklamiert sind endlich:
ein ander werlt die meine ich 58 wer slt ir unde wä' bin ich 9467
swaz ir gebietet, däz tuon ich 776 so gebietet mir ez, so' sprich ich 9757
wan swaz ir weit, däz wil ich 1542 dem slt ir liep, also' bin ich 13949
er ist din vater, also' bin ich 4384 swar ir wellet, dar wil ich 14005
i und weiz ouch wol benämen, wser ich wan iuwer leben, däz bin ich 18503 1).
I senft als ein ander man gewesen 9234
2. Andere Wörter als Verba vor er und ich.
Die Zal dieser Wörter ist naturgemäss eine beschränkte: denn Adjectiv-
adverbia und Substantiva, Adjectiva, Zalwörter kommen infolge der deutschen
Wortstellung so gut wie gar nicht in Betracht. Was vorkommt, ist folgendes
Wortmaterial :
a) danne, dan.
Versschlüsse mit danne er {ich) oder dan er (ich) sind unter allen Umständen
gut deklamiert, weil ja die Vergleichung einen Kontrast des Pronomens zu einem
andern Begriff vorausetzt. Daher sind solche Versschlüsse auch bei allen Dichtern
zu finden; so bei Hartmann:
1) sein Nachahmer Konrad hat im Partonopier sprach ir (1383. 2435); gie ir (2406); wart ir
(2981); ist ir (16903); neben diesen natürlich auch ein 'verpöntes' tet ir (4401); ferner noch wil
ich (934. 6419, hier mit Kontrast; 14675); endlich ein gut deklamiertes tum ich (16897).
23*
180
CARL KRAUS,
die alle tiurre sfnt dan e'r Iw. 1937
der muose tiurre si'n dan er Iw. 2035
nü pflege sin got der pfligt sin bäz dan ich
Lied. 21, 13
der hat bezzer rdht dan fch Büchl. 959
bei Wolfram:
ich was vil junger dänne e'r Parz. 109, 24
in erkennt ein ander bäz dan ich Parz. 342, 27
bei Ulr. und bei Wirnt:
daz ir werfent e' dan Ich Lanz. 1160
bei Gottfried:
die gefuoren alle bäz dan fch 2701
und wizzent michel bäz dan fch 3430
b) vergleichendes als, so, wan.
Auch solche Versschlüsse sind natürlich gut deklamiert:
der müese wtser si'n dann fch Greg. 2637
sinen willen baz hCte dan fch a. Heinr. 389
wan er was mßre dänne fch Iw. 733
nieman minre dänne fch Iw. 2497
si ist verre werder dänne fch Iw. 6017 ;
so Sit ir alter öueh dan fch Parz. 749, 26;
spanne langer fst dan e'r Wig. 189, 5;
diz volc ist allez bäz dan fch 3890
daz er ir lieber fst dan fch 16564.
wan müget ir armen minnen solhe mfnne als
fch Lied. 23, 3
du weist ez als wöl als fch Büchl. 1188
da verlüre nieman an wan fch das. 1 151
ode doch wol als früm als e'r Er. 6405 ')
der gewafent si' als fch Itc. 533
er mühte swi'gen als fch das. 2503
zeime tö'ren als fch das. 3555
so unsae'lk als fch das. 4333
dich ersluoc hie nieman me'r wan fch Wh. 67, 22
dehein kiince so werder was als e'r Trist 451
nie kein man so wöl so £r das. 2117
vil gerne sin gewesen als er das. 3705
der als wol erbe was als er das. 5891
wer het ouch diz getä'n wan er das. 10137
und klaget er niht billi'che als fch das. 18572*).
c) ouch, noch, und.
Wiederum allgemein verbreitet, weil gut deklamiert:
dar zuo so was ouch e'r Er. 4655
weit dan ir, so wfl ouch fch das. 9043
swaz si wü, daz wfl ouch fch das. 9509
daz din vater tinde fch a. Heinr. 651
da mite wärt ouch £r Iw. 4697
die wile si' le'bent und e'r das. 6367
weder erne sprach noch fch das. 479
si gäbenz im : dö lobt ouch 6r Parz. 58, 17
bin ich dfn mäc, daz fst ouch er das. 758, 11
man sagte mir, daz säg ouch ich das. 238, 8
swar Gyburc vert, dar kö'r ouch fch Wh. 224, 17
beidiu die sine und ouch e'r Lanz. 3243. 7231
swaz du woltst, daz wölt ouch fch Wig. 198, 26
swaz ir weit, daz wfl ouch fch das. 240, 25
über gotes gewalt, daz tae'te ouch fch das.
294, 14
ich und mfn tohter, du und e'r Trist. 9325
ze jungest gelac pfa'rt und fch das. 2708
herre, daz weiz göt und fch das. 4151
und zwäre soltü le'ben und fch das. 4298
von den gedanken bfn ouch fch das. 8514
wir biten iueh, min fröuwe und fch das. 11409
got weiz, dar an erkänte ouch fch das. 11634
herre, dannen bfn ouch fch das. 13307
der künec, min herre, fr und fch das. 14825
Tristan und Isöt, fr und fch das. 18356 8).
d) aber, oder.
Dies kommt naturgemäss nicht so häufig vor, ist aber auch ohne jeden Tadel :
wer fraget des, sprach aber er Iw. 4021 ist iu daz liep, sprach aber e'r Trist. 6238
daz sin behielt aber e'r das. 5321 'herre, ich han', sprach aber ör das. 13303
wie ist des nam, sprach aber er das. 5947 weder ir reht habt öder fch das. 6453
entriuwen anders wae'n ab fch Wig. 149, 15 danne ir meister öder fch das. 7857.
1) vgl. noch swert also er Er. 5383.
2) im Partonopier: als ich 4971. 9317.
3) im Partonopier: si unt ir 3147; Mar eis der bozse grave unt ich 9843; vgl. eht er 19849;
want er 18310.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 181
e)jd, nein.
Ist bei guter Deklamation nicht zu verwerfen, nur muss dann ja, nein in
beschwerter Hebung stehen:
Erec sprach 'h&rre, nein Ich7 Er. 5457 spraech ich nü, frouwe, nein ich Iw. 2383
bistü siech? nein ich Büchl. 1184 si sprach: 'herre, ja' ich' das. 4211
entriwen, lfp, ja' ich das. 1244 er sprach: 'frouwe, näin ich das. 5859
si sprach 4herre, 'nein ich' Greg. 3885 zwäre, frouwe, nein ich Wig. 156, 16.
Im T r i s t an fehlen solche Schlüsse, denn ein nein ich hat Gottfried doch
nicht gewagt; ebenso fehlen sie bei Wolfram, der überhaupt die beschwerte
Hebung im dritten Fuss des stumpfen Verses nicht liebt.
f) Reste.
Ich stelle zusammen, was nur singulärer Weise vorkommen kann, weil die
Fügungen syntaktische Besonderheiten sind. Alle Fälle sind gut deklamiert:
nu geriten si b£de einen wec, ir sit mit der wä'rheit ich Parz. 369, 17
an dirre slten Erec c Schianatulander
unde jenenthälp e>, \ ist daz eine, daz ander ich das. 440, 19.
der eine hin, der ander her Er. 6864
Schlecht deklamiert:
daz was daz zouber, da' von ich Trist. 1038.
g) daz {des).
Bei normaler Betonung ist die Conjunction daz dem ihr folgenden Pronomen
an Stärke überlegen : daher ist daz er, daz ich kein ganz tadelloser Versschluss.
Aber sie ist es nur um ein ganz geringes : daher klingt auch daz er, daz ich
nicht ungezwungen. Sehr feinhörige Dichter werden also solche Schlüsse über^
haupt vermeiden. Belehrend ist hier wieder das Verhalten Hartmanns. In
den Jugend werken hat er dgl. noch ein paar mal :
von dfner l£re kümt daz ich Er. 6887 mir sagent mänegt*, daz er Büchl. 1503.
und also schce'ne, daz ich das. 7919
Im Gregor., a. Heinr. , Iw. wird man dagegen solche Versschlüsse ver-
geblich suchen. Auch Wolfram enthält sich ihrer vollkommen. Im Lanzelet
findet sich nur &n Beispiel dieser schlechten Deklamation :
j den vremden du'hte daz er
\ ze sanfte wsere dar komen 2998,
denn ein zweites ist sehr gut deklamiert, da er hier demonstrative Bedeu-
tung hat1):
ich wil erteilen, daz e*r
guneret si immer m§
swer disses strites abe g£ 2524.
Bei Wirnt natürlich und bei G-ottfried werden uns solche Versschlüsse
nicht befremden:
erloubt mir, frouwe, daz ich Wig. 60, 11 mir ist doch lieber vil, daz £r das. 18588
da von ist michel re'ht, daz ich das. 161, 8 ir meinet ez also', daz ich das. 5412
her, nü tuot also' daz ich das. 240, 15 lät mich geniezen, daz ich das. 10474
wan si wand allez e', daz e"r Trist. 1103 verrihtet alles dds, des ich das. 5768.
1) vgl. oben S. 176 das Beispiel aus dem Biterolf.
182 CARL KRAUS,
Und ebensowenig bei Konrad von Würzburg, der dergleichen dcus er (ich\
swujs er recht häufig hat *).
Sehen wir nun nach den von Lachmann angeführten Ausnahmen von seiner
vermeintlichen Regel, so erklären sie sich wieder ungezwungen. In einem Lied,
das von C unter den Wolf ramschen gebracht ist, heisst es:
wer 8ol mir nü lönen"), und gellt si tot?
geschult des niht, und stirb ab ich,
frowe min, nü sprich:
uf wen erbe ich danne dise not?
Hier ist ich also gut deklamiert, und der Versschluss ab ich darf sonach nicht
gegen Wolframs Autorschaft angeführt werden3).
Ein ob er bei Neidhart ist gleichfalls gerechtfertigt:
mir ist lieber, kuint si her
dänne ob £r
s! da heime in s wacher waete vinde 37, 17 (Haupt).
Und ein verpöntes des (r findet sich bei Konrad von Würzburg, dessen
zalreiche daz er (ich) schon hinlänglich seinen für solche Feinheiten ungebildeten
Sinn bezeugen:
also bcschiet Silvester
den keiser alzehant des er
in gevräget hsete Silv. 1459.
Das solche des er nicht häufiger sind, ist in der Sprache gelegen: man sehe
nur einmal, wie zalreiche daz auf ein einzelnes des auch im Innern des Verses ent-
fallen. Und jenes ob er Neidharts ist auch etwas ganz besonderes, das man nicht
bei jedem Dichter a priori erwarten kann.
B. die Pronomina im, i/a9 ir9 iu, uns im Reim.
a) mit Präpositionen.
Hier lässt sich durchaus keine Zurückhaltung beobachten: ganz natürlich, da
sowol von in udgl. als auch ünder in udgl. gut deklamierte Versschlüsse dar-
stellen. So finden wir denn alle erdenklichen Präpositionen so verwendet, die
eine häufiger, die andere seltener, je nach ihrem Vorkommen in der Sprache im
Allgemeinen oder nach den Neigungen des einzelnen Dichters. Ich brauche die
Citate dafür wol nicht auszuschreiben. Die Fälle sind:
1) s. Haupt z. Engelhard 545; die von Haupt nicht verzeichneten Fälle aus dem Partonopier
sind: daz er 1007. 1529. 4523. 9905. 18759; daz ich 1447. 1489. 2081. 2815. 2941. 4621. 4831.
4903. 4925. 0431. 0739. 7245. 7379. 14969. 18001.
2) st. des Ionen der Hs. steht bei Lachmann (Vorr. zu Wolfr. S. XII, 17) verdruckt oder
verschrieben dienen, s. Behaghel Germ. 36, 257.
3) gleich wol ist das Lied sicher unecht, wie ich im Gegensatz zu Behaghel Germ. 34,
488 ff. meine, der im Uebrigen bereits richtig hervorhebt, dass ich bei Wolfram überhaupt nur 10 mal
im Reim erscheint, und dass darunter auch kein Versschluss wie aber ich sich befindet, der zu den
'erlaubten' gehören würde.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG . 183
1. im1).
an im P. 123, 13; Trist. 18576; U im P. 239, 15; W. 148, 7; 362, 10; gein
im P. 516, 13; mit im Trist. 7437; von im P. 651, 30; 659, 27; 751, 3; W. 141,
11; Trist. 1017. 14250; e' im P. 464, 7; 467, 19; W. 156, 19; 192, 23; 265, 3;
Lanz. 7861; Trist. 16566.
2. in.
an in: a. Heinr. 536; Iw. 2427. 4665; P. 31, 11; 73, 1; 172, 11; 264, 5;
284, 9; 295, 1; 333, 21; 401, 3; 425, 11; 461, 27; 539, 21; 813, 5; W. 139, 11;
444, 29; Wig. 180, 11.
an in: Er. 9649.
U in: Er. w 4629"; Büchl. 557; Iw. 1211; P. 361, 19.
durch in: Hartm. Lied. 19, 27; a. H. 289; Iw. 4907. 7879; P. 47, 17; 48,
25; 49, 5.
gein in : W. 343, 29 ; Lanz. 3289.
engegen in: Lanz. 6958.
(e)nebcn: Iw. 5995; P. 671, 23.
mit : Greg. 3255 ; Lanz. 8883.
nach: Er. 5365; Iw. 2173; P. 756, 8.
von: Er. 2595; Greg. 1159; a. H. 1033; Iw. 1851. 5323; P. 820, 3; W. 167,
17; Lanz. 8671.
vor : Er. 8755 *) : Iw. 6731 >). 6783 : P. 494, 3 ; Wig. 87, 32 ; 233, 38.
über: Greg. 1263; Iw. 3369; Wig. 253, 37.
üf: Iw. 3721. 5041. 5341; P. 542, 7; 272, 21; üf inen Lanz. 4244.
umb: Er. 2515; a. H. 1438; Iw. 3811. 3913. 8093; P. 74. 9.
under: Er. 929. 1621. 1859. 3301. 9997; Greg. 589. 2797. 3042; a. H. 859.
993. 1469; Iw. 59. 75. 77. 419. 511. 1245. 1407. 1515. 3395. 4941. 5297. 5571.
6195. 7495; P. 340, 21; 573, 9; 762, 10; Lanz. 4183. 4524. 6755; Wig. 69, 25;
89, 23; 129, 14; 249, 24.
wider : Er. 2427. 3389 ; Greg. 2015. 3076 ; a. H. 1486 ; Iw. 739. 4609. 5553.
6341. 6711. 7611 ; Wig. 288, 19.
für: Er. 4883; Greg. 3625«); P. 88, 1; 193, 1.
suo in: Greg. 963.
ein: P. 807, 9; W. 122, 29; 233, 17.
3. ir.
an ir: Greg. 9507. 9531; P. 257, 25; 404, 3; 427, 17.
bi: Iw. 7751.
gein: P. 516, 4; W. 266, 9.
1) steht bei Hartmann und Wirnt überhaupt niemals im Reim.
2) nü reit der wirt vor in: solche Verse zeigen, dass Hartmann mit beschwertem n« dekla-
mierte: nvC rüt der wirt vor in: denn vor in wäre unerhört.
3) daz er so hinge vor in.
4) 1. wol: mit mangen trahenen für »n?
184 CARL KRAUS,
hinder: Wig. 48, 28.
von: ßüchl. 703. 1099. 1B35; Lied. 24, 3 (?); Er. 37; Iw.391. 1183. 1651.
3113; P. 255, 30; 508, 27; 522, 3.
vor: W. 175, 15.
zho: Er. 6447; Greg. 3879; a. H. 543.
*Vr: Büchl. 1642; P. 47, 1; 58, 19; 373, 15; 555, 10; 811, 25; W. 156, 5;
230, 19; 233, 9; 292, 9.
4. iw.
bi iu: a. H. 747.
von : Iw. 5721.
wider: Lanz. 8633.
5. uns.
durch uns: W. 301, 13.
Ziehen wir das Resultat : Präpositionen sind in Senkung (oder falls sie zwei-
silbig sind, im vorletzten Fuss) vor den Personalpronomina durchaus erlaubt. Solche
von 'verpönter' Lautform gibt es überhaupt nicht viele : mit, ab, ob. Davon sind
die beiden letzten so selten, dass ihr Fehlen an dieser Stelle des Verses niemand
auf ein absichtliches Vermeiden von Seite der Dichter zurückiühren wird. Und
was mit betrifft, so hat sich Lachmann selbst genötigt gesehen, anzuerkennen,
dass es 'zuweilen eine Ausnahme bildet* : zwei Fälle hatten wir selbst zu ver-
zeichnen: vierzehn andere führt Lachmann a. a. 0. an. Es rangiert also seiner
Häufigkeit nach mit dn, bt, gein, hinder, neben, nach, über in einer Reihe, und
darin lässt sich nichts Auffälliges finden, weil die andern Präpositionen zum Teil
in viel mehr Bedeutungen schillern als mit, und zum Teil Dativ und Accusativ-
rection besitzen.
b) mit Pronomen vorher.
Die vorkommenden Beispiele sind durchaus gut deklamiert, d. h. das in
letzter Senkung stehende Pronomen hat auch in der prosaischen Rede weniger
Akzent als das im Reim stehende.
Hartmann bietet folgende Beispiele:
mit dirre rede tröster in Er. 5675 mit grözen kreften stach er in das. 4671
als st mir sint als bin ich in Lied, 20, 19 rehte vliegent stach er in das. 5335
und bare mich da unz daz ich in Greg. 2384 dar inne entwa'fent man in das. 5609
ich erkande in wol, und ssehe ich in das. 3896 an dirre etat da liez ich in das. 5903
guoter naht wünschte er in das. 2820. dö be^tte man in das. 6571
so sere erbarmte si in a. H. 1201 in enwajre leit, galt er in das, 7201
do gedahter Iwein, ob er in Iw. 1061 si ist min und bin ich ir Er. 6547
alsus füorten si in das. 2385 al solhen gemach schaffe ich ir Greg. 592.
unde waz hulfez in das. 4659
Wo lfram:
er was ir liep als was si im P. 223, 7 diu gewunnen ors diu gaber in P. 72, 15
waz er tnete, und stüendez im W. 181, 27 der wirt sprach: 'neve, was er ir* P. 600, 26
an die riter, ob ir erloubt ez im W. 335, 19 Gäwan dem befülhe in ir P. 697, 15.
186 CARL KRAUS,
Ferner sind gut deklamiert die Versschliisse, wo dem ir ein dan, als, wan,
unt, oder vorausgeht:
und ich doch verre biz dan ir a. H. 854 si dancten beidiu, im unt ir das. 163,26
ich ge|trüw iu helfe bäz dan ir Iw. 5286 got müeze lönen in unt ir das. 169, 18
su8 bin ich selbe dritte als ir das. 5277 nn wer ist inr herre öder ir das. 803, 14
und riter waren als ir das. 6593 und bin gehiurer doch dan ir das. 815,25
daz wir biten, ich unt ir P. 19, 22 ich hetz behalten wöl, wan ir das. 327, 13
juncherre, got lön iu unt ir das. 154, 10 stüend unser minne, mt'n unt ir das. 733,10.
Und so ist auch nichts einzuwenden gegen folgende vereinzelte Fälle:
er woldez ziehen na'her ir P 522, 19 ist so wol gewäldic ir das. 727, 11 *).
zwelve iewederhälben ir das. 236,20
Es verbleiben einige Versschlüsse mit daz ir. Das Anredepronomen ist
naturgemäss nicht so schwach wie ein er oder ich : daher ist die Verletzung der
natürlichen Betonung hier weit geringer. Und so findet man ein paar Beispiele
auch in Werken, die sonst sehr sorgfältig sind :
bi der man ich iuch, daz ir Er. 4563 ich weiz nü lange wöl, daz ir W. 211, 8
daz er erkennet wöl, daz ir a. H. 743 lät mich geniezen de*s, daz ir das. 254, 14
ich rate iu wöl daz ir Iw. 3641 st aber, fröuwe, daz ir Wig. 12,28
west willekomcn, sf't daz ir P. 305, 28 ich erkenne wöl, daz ir das. 14, 15.
Gut deklamiert ist :
( wand ich weiz wöl daz ir
f und iuwer leu Sit starke wunt Iw. 5461.
Und ebenso natürlich das Possessivum in dem Vers:
t er sprach 'ich laze iu iuwer guot,
( und iuwer swester habe daz ir Iw. 7689.
2. in (im, tu, uns) im Reim.
Ohne Tadel sind folgende Verbalformen vor den pronominalen:
got und diu werlt minnet in Bucht. 1346 doch, h£r, swaz ir gebietet in P. 582,21
zw£ne risen die fuorten in Er. 5357 des sult ir alle biten in Lanz. 9440
| und begunde sagen in valscher rede daz 6ret in Wig. 5, 7
< gröze gnade allen drin a. IT 1013 die juncfrouwen hgten in das. 203, 16
solden si immer vinden in Greg. 3220 j 'von rehte sicher ich von diu\
got der müeze vüegen in Iw. 6583 \ 'nein, herre geselle, ich sicher iu' Iw. 7587
wolt ich nu daz wizen in P. 184, 27 daz wil ich wßnic wizen im P. 330, 13.
weit irs niht erläzen in P. 323, 7
Ebenso ein paar Substantiva, sowie unt, danne, wan, ab, durch:
daz si ze rehter mäze in a. H. 316] der sanc se beide, got unt in P. 378, 25
man sagt daz min her Gäwein in Iw. 3051 dö sanc man messe got unt in W. 289, 5
wand er in nam sf abends in W. 176, 7 er bete kindcs niht wan in W. 341, 11
da entweich der edel riter in Wig 58, 23 der edel ktinec bat ab in Wig. 44, 24
einer nach dem andern, in das. 126, 20 an mir wuohs leide in unt uns W. 253, 13
er was mir lieber danne in P. 27,3 daz eine leit ein maget durch in P. 295,29.
Von Präteritalformen auf -e sind unbedenklich die ursprünglich dreisilbigen:
nach eime dinge jämert in Iw. 3215 des andern morgens wäfent in Wig. 79, 23.
1) dies ist ein 'verpönter7 Versschluss: aber man sieht, Adjectiva kommen sonst überhaupt
niemals vor ir vor, auch keine 'erlaubten1, wie solche etwa auf -lieh und auf -sam (bei den Dichtern,
die -sam kennen).
188 CARL KHAUS,
bei Wolfram: unschuldig reines, edel, lebe/iaftes, keehste: P. 322,27; 464,23;
W. 191,1; 215,16; 216,3 (hcehste);
im Lanzelet: kündic, lieber: 4054. 6855.
Adverbia und Reste:
bei Hartmann: nienten, oder: Greg. 1423; Iw. 7901;
bei Wolfram: helfecltchen, selten: P. 577,24; W. 280,21;
bei Wirnt: iemer: 121,36; 210,8.
Dazu kommen noch bei Hartmann (Ulrich und Wirnt) Infinitive Präs.:
ze ivesen ist Büchl. 355; ze hoeren ist Greg. 53; ze sagen ist das. 2433; ze
wizzen ist das. 2438; ze bieten ist Lanz. 5037; trüren ist das. 1341;
und Partizipia Präs.:
cärend ist Lied. 10,27; frumend ist Greg. 1191; volgend ist a. H. 729; varend
ist Iw. 7927 ; lebend ist Lanz. 3762 ; schirmend ist Wig. 209, 7.
Was die einsilbigen Wörter betrifft, so müssen die Substantiva und Adjectiva
bei guter Betonung natürlich in beschwerter Hebung erscheinen. Beliebt sind
solche Versschlüsse nicht, weil das ist doch etwas zu wenig Kraft hat. Voll-
ständig gut ist deklamiert:
(swcr in hat in blözer hant
den mac niemen al die vrist,
| und er in blözer bant ist,
\ gesehen noch gevinden Iw. 1205.
Denn das Substantiv ist nicht besonders tonstark, da es ja eben vorge-
kommen war, und so ruht hier auf dem ist ein stärkerer Nachdruck als ge-
wöhnlich.
Dagegen sind nicht vollendet die Verse:
daz des dehein rä't ist a. H. 580 wan mir wol ze müot ist Lanz. 1844. 3510.
daz min vrouwe ein wip ist Iw. 3127
Von Adje et iven erscheinen so: guot Büchl. 1276 ; Er. 1327; gröz a. H. 1143;
liep Wig. 134,15; und ein Partizip, gefrumt Er. 6231.
Pronomina und cw-, unt, stehen normaler Weise in Senkung: so in den
Versschlüssen : waz mir ist Büchl. 308; si enist das. 1376; wie er mir ist Er. 4975 ;
boum si ist das. 6029; wrr er ist Greg. 1320. 1332; swä der ist Iw. 207; verre
ez ist Iw. 2129 ; mit im ist Iw. 5961 ; daz der ist Iw. 7391 ; Iweret, der ist Lanz.
3872 ; swä diu ist Wig. 155, 32 ; was unt ist P. 655, 29 ; öbez diu ist das. 609, 3.
Unsicher bleibt, ob im Iw. die dritte Hebung auf er oder auf dan zu legen
ist in dem Vers:
j ir habt mitter wärheit
( keinen : bezzern vriunt dan er ist 8061.
Im Wig. muss der metrische Akzent zweimal auf dan gelegt werden:
in dirre werlde dan si ist 96, 1 7 bezzer ritter dän er ist 204, 2.
Was Lachmanns Regel betrifft, so kann nach dem Dargelegten kein Zweifel
sein, dass es sich auch hier immer nur aus einem Zusammenwirken von Syntax
und Deklamation erklärt, wenn gewisse Wortformen vor ist selten oder gar
nicht vorkommen. Kurzsilbige Substantiva und Adjectiva, die auf Tenuis, Media,
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 189
h oder f ausgehen, gibt es nicht sehr viele, und da die beiden Wortklassen an
dieser Stelle des Verses überhaupt nicht beliebt sind, so ist es ganz erklärlich,
dass Schlüsse wie got ist, urhap ist, grap ist sehr selten sind. Und ein Schluss
wie älsus ist, den Lachmann aus dem Silvester anführt, ist deshalb eine Aus-
nahme, weil er schlecht deklamiert ist: der Schluss also ist kommt überhaupt
nicht vor, und doch ist es kein 'verpönter', seiner Lautform nach; und dasselbe
gilt von dem Vers: mit klage ein siuftehüs diz ist Bari. 159,14, den Haupt z.
Engelh. 545 bespricht.
Andere Verbalformen mit vocalischem Anlaut {az, dz, ier) sind im Reim
viel zu selten, als dass wir sie hier zu berücksichtigen brauchten.
HE. Die Adverbia ie, e, ouch im Beim.
1. ie.
Eine zweisilbige Verbal form kann vom Standpunkt der Deklamation aus un-
bedenklich vor ie erscheinen: nicht so freilich von dem der Wortstellung: das
ist wol der Grund, warum solche Ausgänge besonders bei Hartmann so
selten sind:
du hieze mich ir dienen ie Büchl. 181 kumt uns des wir gerten ie P. 792, 30
die noch her körnen ie Er. 7981. 8451 swie vil der meie uns brähte ie W. 20, 6
| ez was ir unmuoze zuo den ritern so sprächens ie Lanz. 3037
I von kinde gewesen ie Iw. 6995 min kunst diu was verborgen ie Wig. 8, 24
denn er da vor gessehe ie P. 183,27 des hän ich gedinget ie das. 44,38
des hete mich gevüeget ie P. 202, 10 daz bort ich von im sagen ie das. 53, 2
ich hörte von dir sprechen ie P. 304, 4 daz er daz bewarte ie das. 60, 15
dem wäfenheiz man volget ie P. 407,20 swaz ich hän gestriten ie das. 183,14
du hörtst och vor dir sprechen ie P. 525, 2 ich hän dich geminnet ie das. 1 98, 1 4
hat mich so getroestet ie P. 722,28 an siner frowen behalten ie das. 284,39.
Einsilbige Verbalformen sind an dieser Stelle noch viel seltener, und mit
gutem Grunde: weil zu der meist notwendigen Abweichung von der natürlichen
Wortstellung eine Verletzung der natürlichen Betonung hinzukommt. Steht das
Verbum in Hebung, so hat es unmotivirt viel Akzent, steht es dagegen in
Senkung, so wird es z u stark gedrückt, bezw. ie zu sehr herausgehoben. Daher
hat Hartmann einen solchen Versschluss niemals, und es zeigt sich die Conjectur
Lachmanns im Iwein (2667) verfehlt, der schreibt:
| zwäre du hast ie
( mere lön wider mich,
anstatt des überlieferten hastes (:<jastes).
Wolfram gestattet sich:
ob ich im so liep wart ie P. 623,29 der rchte erbarmekeit truoc ie IV. 307,30.
der des vil ungewent was ie P. 771,29
190 CARL KRAUS,
Wie man sieht, steht das Verpönte* was ie ganz auf 6iner Stufe mit wart ief
und diese Lesart braucht also nicht mit Lachmann als falsch bezeichnet zu
werden. Nach zweisilbigen Substantiven (substantivierten Adjectiven) kann ie
unbedenklich stehen : besonders wenn ein Nachdruck auf ie liegt, der die an sich
leichte Verletzung der natürlichen Wortfolge rechtfertigt:
< mich dunket ir stt gast hie: sine mage warn die hoehsten ie W. 3,29
{ so was ich in dem lande ie Er. 3521 min herze was din herze ie W. 119,28
j dö er daz sach unde las, so lebt ich iuwers rätes ie W. 146,29
\ so sluoc er sich zen brüsten ie Greg. 2391 hie von warp sin muoter ie Lanz. 3584
gesluoc er viur üz helme ie daz man dem sseligen ie das. 8437
daz dem herren Gawein ie Wig. 19, 23
dem ist er nu vil ungelfch Iw. 3353 l) owe, daz hern Gawein ie das. 19, 35
got gestuont der wärheit ie das. 5275 wände er het vor ougen ie das. 45,35
so half ouch got dem rehten ie das. 7627 daz wäfen minnet der riter ie das. 51,39
weder ir des tages ie das. 7267 *) wand er gestuont dem rehten ie das. 74, 28
er was gein mir des willen ie P. 303,18 wände ich dich mit herzen ie das. 176,28
doch hant mich gröze frouwen ie P. 403, 2 dem reiner wfbe jämer ie das. 258, 36.
Sonstige Zweisilbler:
wünschen was unmanlich ie Büchl. 1259 got der was erbarmic (gensedic) iedas. 138,1;
so schiet er doch ze jungest ie Greg. 2378 167, 17
getät ab ir daz wsegest ie P. 514,4 gestige mit wärheit hceher ie das. 296,17.
wem kom der tot so nähen ie Wig. 166,37
Einsilbige Substantiva sind in Hebung unbedenklich, aber naturgemäss un-
gemein selten:
| und daz iwer getwe*rc ie
i solhe unzuht begie Er. 1043.
Einen Ausnahmsfall — aber nicht wegen der Verpönten' Lautform — stellt
dar der Vers :
swie gar ich si ein heiden,
von dem gedanke quam ich nie,
ichn minnet iedoch ddn got ie,
der uns geschuof von nihte Wig. 210, 15.
Unverfänglich sind Versschlüsse mit einem Pronomen personale in letzter
Senkung :
daz saget ick dir ie Büchl. 1213; geriet ich irz ie Iw. 4059; die mir ie das.
4111 ; daz du ie P. 323, 6; daz er ie W. 345, 22; völgte im ie Wig. 31, 26; trüobte
in ie das. 37, 19; von den mir ie das. 37, 37; seit man ie das. 49, 12; getörst ir ie
das. 61, 23; minnet er ie das. 98, 32; 103, 23; het er ie das. 160, 17; der im ie
188, 21.
Von sonstigen Einsilblern sind richtig in der Senkung verwendet:
swaz man in unz he*r noch ie Er. 3245 mit frouwen danne vördes ie Er. 9929.
twinge als er uns twänc ntch ie Wig. 43, 28
Durch besondern Nachdruck, im zweiten Falle wegen des Pathos der rheto-
rischen Frage, zu rechtfertigen sind die Schlüsse:
1) zwei Sätze mit ie gehen voran, ebenso viele folgen.
2) auch sehr nachdrucksvoll! siehe den Zusammenhang.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 191
wan man saget sin gelich ( er sprach cwes liget ir hie?
ze Britanje koeme nie: j wdr bejägte noch fe
kom aber er dar fe, mit släfe dehein ere?' das. 2527.
daz mohte Erecwol sin Er. 2761
Schlecht ist:
allez, daz er ünz her fe Er. 4641.
Aus dem vorliegenden erhellt, dass die von Lachmann angeführten 'Aus-
nahmen' wieder in anderm Lichte zn betrachten sind, als er meinte: wir sind
gar nicht berechtigt, mehr Versschlüsse von der Art jenes was ic zu erwarten,
als er verzeichnet: die Dichter sind ihnen allerdings aus dem Wege gegangen,
aber aus Gründen der Deklamation und der Wortstellung. Kein Verstoss gegen
die erstere ist der einzige Fall in Lachmanns Beispielen, wo was in beschwerter
Hebung erscheint:
er ist immer und was fe Türh. Wh. 156d ')•
2. L
Bezüglich dieses Adverbs kann ich mich kurz fassen. Gehen Verbal formen
^voraus, so sind dieselben fast durchaus zweisilbige : so im Er. 6515 ; Greg. 2744.
3240 ; a. H. 845 ; Iw. 677. 4793. 8083 ; ferner bei Wolfram 32 mal, im Lanzelet
Einmal, bei Wirnt 2 mal. — Lassen wir als zweifelhaft (denn um zu entscheiden,
müsste die Frage des Hiatus vollständig untersucht werden) beiseite zwei Aus-
gänge bei Wolfram (erdäht e P. 808, 7; glicht e P. 797, 10), so bleiben bei sämtlichen
Schriftstellern nur folgende Verse mit einsilbigem Verbum vor e ührig : gehabt e
(Partizip) Er. 401; erweln e (Inf.) das. 3817; verlorn el P. 500, 22. Und in Senkung:
als er ze Munleün h£t e W. 281,30 gräf Ritschart, von dem ich seit 6 Lanz. 32.%.
Man sieht, auch die erlaubten Formen kommen nur höchst selten vor, weil
sie eine Verletzung der natürlichen Betonungsweise darstellen. Wenn also auch
so gut wie niemals ein was e, tet e zu finden ist, so hat das wiederum einen
ganz andern Grund, als den von Lachmann angenommenen. Von zweisilbigen
Substantiven kommen nur wenige vor : bei Hartmann 2 (Er. 6889 ; Greg.
3299) ; bei Wolfram 9 (P. 288, 2 ; 336, 8 ; 688, 6 ; 764, 1 1 ; 802, 2 ; W. 28, 28, 367, 22 ;
438, 14 ; 442, 23) ; im Lanzelet 6ines (5080). Ein einsilbiges findet sich überhaupt
nicht, ob 'verpönt* oder nicht, ist also gleichgiltig.
Adjectiva und sonstige Zweisilbler mit verpönter Lautform gibt es über-
haupt nicht, abgesehen von denen auf -ic, wo Lachmann -ec (bezw. -ich) schreibt
Schon aus syntaktischen Gründen sind solche an dieser Stelle selten : jenes Er
9263; maneger Büchl. 230; kreftk Iw. 7259; vordem P. 14,6; allez P. 205,25
sehse P. 235, 12 ; heidnisch W. 307, 25 ; vgl. nemeltchen Lanz. 6476 ; lützel das
7588; wenic W. 432,30; oder Iw. 2943; Lanz. 9234; danne Er. 1729. 4265. 5077
Greg. 1801; Iw. 3331; alsam Er. 3377; Wig. 113,4; 126, 32 *); 128,38: 173.1;
191,18; iuwer Iw. 2331.
1) eine grosse Seltenheit, aus syntaktischen Gründen, ist ein Versschluss wie: trir ensprechin
niht daz iet den Haupt z. Engelh. aus dem Silv. anführt.
2) Pfeiffer fälschlich als.
192 CARL KRAUS,
Von andern Einsilblern, abgesehen von Verben und Substantiven, kommen
vor: (hin (Büchl. 170; Er. 2B37. 5495; a. H. 1430; Iw. 683); als (Lied. 8,10;
Büchl. 115; Er. 6693; Greg. 2187; Iw. 2803. 3467. 3937. 3983. 4357. 4835.
5195. 5413; P.290,7; 295,8; 446,5; 469,13; 483,27; Wig. 34, 14 ; 62, 16 ; 86,1.
195,31); noch (Iw. 6513; P. 230,12; 492,23); doch (W. 69,11); ouch (Er. 2221.
9223) und — vom Standpunkt der Deklamation nicht unbedenklich — dest (P. 760,7).
Von Pronomina: teil ich e Lied. 7,18; als ich iu e Greg. 1027; Wig. 14,23;
gesprecht mich e a. H. 1266; sichert iu e. Iw. 7585; däz ir e Wig. 32,19; die du i
das. 123, 3. Vgl. noch : müder, c Er. 7263 ; Iw. 2931 ; enmohtens e Greg. 780.
Dass kein sus e vorkommt und kein ditz, daz, ez, des e, hat demnach seinen
Grund nur in syntaktischen und deklamatorischen Verhältnissen.
3. ouch.
fliezent ouch P. 482, 4 ist der einzige in den untersuchten Werken vorkommende
Schluss mit ouch. Daneben bei Wolfram einmal die Form och 8. u. unter VII, 6.
IV. Präpositionaladverbia im Beim.
1. Verbum vorher.
Was Hartmann betrifft, so hat er in seinen Werken 42 mal Verbalformen
vor dem im Reim stehenden an, aber die Formen sind ohne jede Ausnahme zwei-
silbige; ebenso 2 mal vor in ('hinein', Er. 225; Greg. 3622); vor abe kommen
keine Verbalformen vor, und in '), obe, üf\ uz stehen überhaupt bei diesem Dichter
nie im Reim*). Der Grund ist deutlich ein deklamatorischer: die triegent an,
sprichest (spredient) an, Verliesen an, (er)kiesen an, sehen (säfien) an, nimet (nemenf
namen) an, liegen an, entwotfen an, sitzen an, betrogen an, strichen an, schiftet an
usw. sind gute Versschlüsse: aber wie sollten die entsprechenden Einsilbigen
Formen dieser Verba am Schlüsse des Verses verwendet werden: sprach an?
Das geht nicht, weil das Verbum zu stark gedrückt wäre! sprach an? Das
wäre auch hart, weil es hier wieder zu viel Akzent bekäme! So müssen sie
also von dieser Stelle ferngehalten werden, und die 'verpönten* saz, bat, lac,
sach, tet<, het udgL natürlich mit ihnen.
Wenden wir uns Wolfram zu, so hat er in seinen beiden Epen1) 9 zwei-
silbige Verbalformen vor abe, 10 vor an, 16 vor in, 3 vor uz : ftt sowie iif fehlen
überhaupt im Reime, und vor obe erscheint keine solche Form. Von einsilbigen
Verben erscheint dreimal huop an : als do sin btstiu zi't huop an P. 469, 22 ; Artus
sin rede alsüs huop <m P. 726, 8 ; Parzicäl sin rede alsüs huop an P. 786, 2 ; Ein-
mal gtif an : so ich ungewäpent wi'p grtf dn W. 243, 27. Und da erscheinen auch
sofort zwei het : harnasch duz er e het an W. 81, 2B ; do erz harnasch gar het an
1) von dran, drin udgl. abgesehen.
2) über in, in, s. Zwierzina Zs. 44, 71.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 193
W. 296, 1. Die Härte der Deklamation ist ja in allen diesen Fällen gemildert,
weil ein sehr starktoniges Wort auf das folgende Verbum drückt: aber gleich-
wohl bleibt es eine Härte, die, besonders bei den Vollverben, Hartmann sich
niemals gestattet hätte. — Für die Lachmann'sche Regel können diese Verhält-
nisse nichts beweisen, denn sowenig wie was an erscheint ein ist an, sowenig wie
tet an ein tuot an. — Vor obe steht einmal ist, untadelig, weil ganz schwach
akzentuiert : höh ist obe W. 420, 18.
Was den Lanzelet betrifft, so hat er nur zweisilbige Verbalformen : 2 vor
abe, 6 vor an, 1 vor uz\ die andern Wörter haben keine Verba vor sich.
Im Wigalois finden sich 9 zweisilbige Verba vor an, 3 vor in: sonst
überhaupt keine.
2. Substantivum vorher.
Bei Hart mann stehen 3 mal Zweisilbler vor abe, 24 mal vor an, 3 mal vor
in ; aber auch Einsilbler sind hier vom Standpunkt der Deklamation nicht zu ver-
werfen, weil zwischen dem Substantiv und dem folgenden an gerade das richtige
Akzentverhältnis besteht, das an dieser Stelle erforderlich ist. So finden sich
denn die folgenden Verse:
da bienc ein gröz hörn an Er. 8777 nü gienc ouch diu naht an das. 3903
nseme daz kint an Greg. 1074 neme deheinen gast an das. 6145
da kerter sinen vliz an Tic. 27 die huoben ime den strit an das. 6717
dane wsere ir rat an das. 2151 dö bot in der wirt an das. 6799
er erbeizte und lief den wurin an das. 3861 ouch sack disen kämpf an das. 7261.
Man sieht, wie im Iwein, der das Ideal einer natürlichen, ungezwungenen
leichten Deklamation darstellt, die Belege sich mehren. Aber es sind ihrer im
Gänzen 10: muss da just ein got drunter sein, oder gar ein grap (dessen Nom.
Acc. im Iw. überhaupt nicht vorkommt) oder ein spot, bat? Zumal wo spot und
got so verführerische Reimwörter sind?
Bei Wolfram finden sich 5 Zweisilbler vor abe, 15 vor an, 1 vor obe, 11
vor in. Einsilbler (die bei guter Deklamation ja nur in Hebung stehen könnten)
finden sich überhaupt nicht, da ja Wolfram, wie schon oben S. 172 bemerkt, die
letzte Senkung im stumpfen Vers überhaupt gerne ausfüllt: so halte ich es für
sicher, dass zu schreiben ist:
hie hebt sich ander dienest an P. 243, 8 durch zuht entweicher dienstes abe P. 279, 6 ').
Im Lanzelet finden sich 3 Zweisilbler vor abe, 13 vor an, 1 vor in. Mit
Einsilblern sind folgende Verse beschlossen:
der wirt huop daz spü an 1170 wir gewinnen im die burc an 6998.
da mit liuf er den wirt an 2098
Schon der vierte Versschluss ist hier ein Verpönter* :
daz ros lief den wec fn 414!
Im Wigalois kommen 3 Zweisilbler vor abe vor, 20 vor an, 2 vor tu, 1
vor in. Mit Einsilblern:
truoc er einen roc an 41, 1 da was daz selbe tier an 276, 20.
da gesiget ouch im der Tot an 173,26
1) Lachmann dienst, bezw. diens (mit D gegen alle andern Hss!).
AbMlgs. d. K. Gm. d. Witt, sn Gftttingen. PhiL-Mit Kl. N. F. Band 6,1. 25
194 CARL KRAUS,
3. sonstige Zweisilbler.
Nachdem solche zu Bemerkungen kaum einen Anlass geben, wird es genügen,
was vorkommt, kurz zu verzeichnen.
Bei Hartmann vor abeiriche (1), anders (1), schöne (1), jungest (1). — vor
an : alles (2), ander (4), beiden (1), eine (1), maneger (1), (un)schuldic (6) ; erste (1),
dicke (1), vaste (1), mere (1), </dĀs (1), twerhes (1), wwder (2), t^nder (1), niemer (3),
fewter (1), -halben (1), -liehen (9); niemen (1); viengere (1). — vor tn: under (3),
niemer (1), uwde (1). —
Bei Wolfram vor abemiender (1). — vor an : unschuldic (2); t^^nic (3),
dennoch (3), wider (1), ersten (1); Zei/er (1), griff enz (1). — vor im andern (1);
o&en (3) ; wider (9). — vor üz : andern (1) ; se/fen (1), -halben (1). —
Im Lanzelet vor an : ander (5), aWe^ (1), aZZen (1), einer (1); dtc&e (1),
-liehen (3), wider (1); nieman (1). —
ImWigalois vor oie: -liehen (1). — voran: ander (3), andern (1), einen (1),
valschen (1) ; — ZIcAen (6), niemer (2), wider (1) ; schuohtens (1), schutter (1), fuorier (1).
— vor inuvider (1). — vor tte:awdern (1). —
4. sonstige Einsilbler.
a) dar an (war an).
Hartmann verwendet das Wort am Versschluss verschieden: bald als dar än}
bald als dar an. Aber nicht etwa regellos, je nach der Bequemlichkeit, sondern
stets nach den Gesetzen einer bis ins Feinste gehenden Deklamation. Wenn auf
dem Wort ein Nachdruck liegt, dann sagt er dar an: wo das nicht der Fall ist,
wo irgend ein anderes Wort des Satzes den stärksten Nachdruck hat, da sagt
er dar an (wo wir meistens in der Umgangssprache dran setzen). Ich gebe einige
ausgewälte Beispiele, die das Gesagte besonders deutlich beleuchten:
von diu wser er niht wtser man ( nü sf gewarnet dar an
swer im wolde dar an ] ein iegelfche man,
nemen gröz laster ' daz er usw. Greg. 415
ob si ein phlaster / desn f8t niht. däz schein dar an:
für in geprüeven künde Er. 5233 j wände sin herzeleit
niht erslach mir mfnen man * daz was da wider kleine das. 844
und gedenke dar an, j <jo gedähte er ofte dar an :
er ist wunt söre das. 6949 \ <nu 8ihe ich dicke das. 2027
vil ofte kam ez dar dn, / nu was der unguote man
daz der grdze man l narte strenge dar an,
den minnern vor im dan sluoc das. 9157 J daz er jm deheines gemaches
do gedähte der grdze dar an: I so vil so des obedaches
'mirst zorn daz dirre kleine man \ in sfnem hüse engunde das. 3020
also lange vor mir wert' das. 9191 / doch w»'n ich dar an
daz er gedenket dar an: j der zungen unrehte tuo:
'du bist noch ein junger man' Greg. 11 ' iwer herze twinget sf der zuo Iw. 841
196 CARL KRAUS,
ich bin ein ungelopter man / und karte unser herre got
und verzaget noch nie dar an j allen sinen vif z dar an,
ichn gedenke dar nach alle tage, ' ern gemachte niemer tiurern man Iw. 1805")
wie ich die sselde bejage [ wan st was unz an die ztt
daz ich ze vollem lobe geste* das. 2044 l) ) niuwan nach wäne wol gehit:
, diz sagt er niuwan einem man, I nü enwas dehein wa'n dar dn
J der im mohte wöl dar an * alrest liebet ir der man Iw. 2678 4)
( gefrumen und gewerren das. 2076*) iuwer haz ist gegän
die wile er üf dem steine saz, [ über iuwern gwissen dienstman:
so gemuote in nie mere ) unde ichn zwfvel nfht dar an,
dehein dinc also sere. j swaz ir mir leides hant getan,
nü gedähte er aber dar an das. 3687 f des waer ich alles erlan,
het ich mich enzft genant das. 7477 ö).
Ebenso Lied. 12, 11; 13, 19; 15, 6; Greg. 1B39. 2240. 2505. 2578; Iw.
2125. 3977.
Falsch deklamiert wäre:
sich begunden über al
die glokken selber liuten.
{
dö kos wfp unde man
sine heileke'it dar an Greg. 3762,
weil ja auf dem 'daran' der Hauptnachdruck ruht: aber diese frühere Lesung
Lachmanns ist durch die neugefundenen Hss. gebessert:
j da kös wfp unde man
( sine heilecheit wol an
lauten die Verse in ihrer echten Form, s. Zwierzina Zs. 37, 414.
Und einen Zweifel muss ich auch aussprechen gegenüber dem Vers Iwein 4327 :
diu liute habent sich jöch dar an
daz zwene sfn eines her.
so waere ditz gar äne wer,
denn der Sinn ist: 'die Leute behaupten sogar das, dass zwei zu viel sind
für einen, wie wollt also Ihr gegen drei kämpfen?' dar an ist also hier nach-
drücklich betont : vielleicht ist joch von d, doli von AI, nur zu Erläuterung ein-
geschoben? ouch liest D, noch e: die andern Hss. (BEabflpr) haben kurzweg
sich dar an, was die Betonung dar an ermöglichen würde.
Ein paar mal (natürlich wieder nur in Fällen, wo kein Nachdruck darauf
liegt) scheint Hartmann auch dran gebraucht zu haben (Büchl 883 6); Er. 6114;
Greg. 1199; a. H. 1004 7); Iw. 2523).
1) 'zwar bin ich noch nicht berühmt, aber ich habe die Hoffnung drauf, es noch zu werden,
nicht aufgegeben'.
2) 'der ihm dazu behilflich oder hinderlich sein konnte'.
3) hier wäre dar dn überhaupt nicht möglich (im Gegensatz zu dem oben gebrachten Beispiel,
Greg. 903).
4) 'jetzt gabs drüber' usw.
5) 'und ich zweifle nicht dran, dass'.
6) Conjectur.
7) zwivelt vaste dar dn wäre hier auch möglich.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
197
Nicht minder belehrend ist das Verhalten Wolframs. Jene betonten dar
an konnte er nicht brauchen, da er ja überhaupt eine Abneigung gegen das
Fehlen der letzten Senkung im stumpfen Vers hat. Und anderseits : die schlechte
Deklamation, solch ein betontes dar an in Senkung + Hebung zu stellen, ist
ihm auch fremd. So vermeidet er also solche betonte dar an im Versschluss
überhaupt ganz und gar. Er kennt fast nur dran, das er meist in lokalem Sinn
gebraucht, und das auch wir überall durch die unbetonte Form 'dran' wieder-
geben können1). Die Belege sind:
ob küener schar ein lieliter van;
ein durchstochen riter dran P. 30, 26
ein schilt, üzen und innen dran 42, 27
daz sich die snüere ßtracten dran 61, 17
und daz vor jagende nieman dran
kos gein einer halben gran 244, 9
daz al min fröude laege dran,
so getörst ichz doch niht grlfen an 259, 10
sinen dürkeln schilt hienc er ouch dran 437, 1 1
frouwe, in greif nie vorn dran 512, 20
und spranc rehte enmitten dran 567, 13
dise burc und diz gemezzen lant,
ern kert sich nimmer mer nu dran 659, 4
in dunct daz er wol reichte dran W. 35, 9
ob er üzen klopfe dran 130, 1
ich kum her wider zuo ziu dran 263, 11
klübt: ein teil ist des noch dran 270, 22
Heimrich sich leite dran 278, 21
Gyburc mit urloube dran
gienc zuo manegem werdem man 297, 1
an mir, und st ich schul die dran 306, 17
zw£n hantschuoh des selben dran 406, 11
von den heiden ich wol sprechen mac,
daz min vreude ist verzinset dran 460, 13.
Daneben kommt nur dreimal dar an vor (darunter zweimal in nicht lokaler
Bedeutung):
ein teil ir dienet im dar an P. 190, 6
ein bästfn halfter lac dar an 256, 21
die gedähten nü dar an W. 363, 8').
Ulrich von Zazichoven steht ungefähr auf dem Standpunkt Hartmanns.
"Wo Nachdruck auf dem dar an liegt, pflegt er ihm zwei Hebungen zu geben:
ir sprächent niwelingen daz,
ir enwistent wer ich w«re.
möht ich nü miniu msere
iht gebezzern dar an,
s6 bin ich ein der man
der sich iu nennet äne schäme 2491 8)
sus hätens al ir vliz geleit
deste me" dar an,
daz er kaeme mit in dan 6255
zehant berieten si sich,
si körnen alle dar an,
daz der künic niht vermite
wan daz er selbe vierde rite
nach dem gougelsere 7020
/ die helde buhurdierten,
die Lanzelete mit gelfe
wären komen ze helfe,
wan si | dahten alle dar &s*
daz eim iegelfchen man
an vorhte vreude baz stät
danne dem der die sorge hat 8351.
Gezwungen ist diese Betonung nur in dem Vers :
1) somit bestätigt sich auch von dieser Seite Zwierzinas Beobachtung über den rührenden
Reim, Zs. 45, 294.
2) 'sie erinnerten sich nun dran'.
3) also: 'in der Beziehung', wie so oft bei Hartmann.
198 CARL KRAUS,
{
I
tier gefügel unde man
diz was allez dar an,
mit spsehen listen erhaben 4888 1).
dar an (drdn) dagegen betont der Dichter, wo es ohne Nachdruck steht:
ich enhil mich nihtes, sprach der degen, / guot antwürte
weit ir mir sicherlich verpflegen j vrout den eilenden man.
daz ich niht missetüo dar an 523 I vrowe, nü gedenkent dran 4576
swer iu den lip hiute nimet, i der künec Artus lie 'n ouch genesen,
des war der missetüot dar an 1495 \ er Grte Lanzeleten dran,
er stach daz sper in daz gras ' der im den sige an gewan 5349
und leinde sinen schilt dar an 2383 / min muoter hat geret
er bat in sfn sin wartman. 9 nach sinem werde manegen man.
'herre, ichn ker mich niht dar an 3739 J swä siu sich ie gesümde dran,
ein erin cimbel ist dar an ' daz muost äne ir danc geschehen 6942
gehenket 3899 / er cnbiutet minne unde allez guot
sin heil verdruht im ouch den nit. 1 den herren die sich wol enstant,
gelücke huote sfn dar an 7807 I daz si im sin lant genomen hant,
des selben einen wäfenroc \ ob si sich erkennent dran 8245.
fuort er und guldin schellen dran 4429
Schlecht ist nur:
und ist daz dir wol behaget / nü wart ir richeit wol schin,
swaz ich dir gedienen kan, ) und erschein ir saelikcit dar an,
so soltu eren mich dar an, I ir bekämen ir vater man
daz du in imer midest 7866 8) ' mit zwein tüsent schilten 9100:
aber ist die scelikeit neben der richeit dem Dichter zuzutrauen? Vielleicht ist
salde dar an zu lesen.
Der Wigalois zeigt ähnliche Verhältnisse wie die Werke Wolframs : es
findet sich nämlich fast nur dran, und dies fast ausschliesslich in lokaler Be-
deutung : 20, 29 ; 42, 22 ; 96, 7 ; 178, 40 ; 264, 28 ; ich bedarf wol iuwers rotes
dran 14, 21; einmal dar an: knöpfe warn geworht dar an 68, 38, wenn nicht
auch hier dran zu schreiben ist.
Betontes dar an :
er sprach 'herre, gedenket dar an
daz iu nü daz waegest si
und lät solhe gedanke frf 208, 23.
Falls Wirnt sonst er sprach in den Auftakt stellt, so kann man dar an be-
tonen: sonst, mit dran, ergäbe sich eine besonders schlechte Deklamation.
b) Pronomina vor an.
Es finden sich fast ausschliesslich Personalpronomina, und diese stehn natürlich
normalerweise in der letzten Senkung. Die Beispiele bei Hartmann sind : sachs in
an Er. 3841; lief er in an das. 9275; da sümest du' dich an Greg. 3068; seid mich
1) vielleicht ersetzt hier die Betonung das Komma?
2) der Fehler ist aber sehr gering: denn das 'um meinetwillen' steht dem Dichter offen-
bar im Vordergrund, nicht das dar an.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 199
an das. 3925 ; sdch er an das. 202 *); daz gdp st mir an Iw. 327 ; da vuorte st mich
an das. 335; sdch si ane das. 1697; genceme durch iuch an das. 1919; und sdch in
an das. 3891; waz nemet ir iuch an das. 4993; den er an das. 5431; da nach gap
sf im an das. 6481; ncem ich mich an das. 7851.
Ausnahmsfälle können aber auch die Betonung des Pronomens zu einer be-
sondern Schönheit der Deklamation machen:
l daz prtset in, ersieht er mich: / da ir wurdet, da was ich an
I gesige ich aber fm an Iw. 535 ] ensament meineide
( unde triuwelds beide das. 8183.
Dagegen ist Greg. 2210 wol zn betonen:
da' mfssetre'te se an.
Wolfram setzt die Pronomina natürlich durchaus in die Senkung: riefe
du mich an P. 49, 28; gein im an das. 448, 30; den leck im an das. 459, 19;
truoger an das. 570, 2; huop er mir an W. 264, 29.
Im Lanzelet finden wir zweimal den Versschluss für sich an: sus stuont
diu heide für sich an 3977; mit voller fröude für sich an 6217. Höchst auffallend
bei diesem so gut deklamierenden Dichter wirkt der Vers:
( ir fremden mantel sfu an
( truoc ze tische und ouch ze spil 9209.
Aber so hat Ulrich auch nicht gesagt : die beiden Hss. überliefern : ir vrem-
den mantel truoc siu an 2) !
Wir n t setzt die Pronomina durchaus in die Senkung : Vit er an 23,4; 159, 23 ;
streich er an 107, 23; lief in an 81, 5; 178, 26; gesigt im an 109, 19; bdl si an
143, 8; warf st in an 179, 18; Uten si an 19, 16; 187, 35; er sich an 189, 3;
sdch in an 206, 6; sdch si an 205, 18; neme sich an 296, 29. Einmal wagt er
sogar die Präposition an in den Reim zu stellen:
( geflohen sin: dö was er an
j in gevallen als ein harz 174, 6. —
Andere als persönliche Pronomina lässt überhaupt nur Hart mann zweimal
dem an vorausgehen:
i d6 weite si ime die besten wat ( manec ziuhet sich daz an
! unde leit in die an Iw. 2199 i durch die vorhte des man,
daz sis niht verdrieze Iw. 2873.
Was, um auf Lachmanns Regel zurückzukommen, an verpönten Formen hier
vorkommen könnte, beschränkt sich auf des : die netnen sich des an notiert Lach-
mann als fehlerhaften Versschluss aus Reinmar (MF. 189, 10): dass ein solches
des vor an nicht gemieden wurde, sondern aus syntaktischen Gründen über-
haupt nur sehr selten vorkommen kann, lehrt der Umstand, dass wir auch nur
6in die und 6in daz in den oben untersuchten umfangreichen Dichtungen fanden,
und den Genitiv eines Pronomens überhaupt niemals.
1) oder sack er dö an? die Hss. schwanken.
2) ob der folgende Vers, den Hahn auf so unglückliche Weise verlängerte, tatsächlich zu kurz
ist, kann nur durch eine eingehende Betrachtung der Verskunst Ulrichs gezeigt werden. Verdienen
würde er eine solche.
200 CARL KRAUS,
c) sonstige Einsilbler vor an.
Bei Hartmann ist besonders niht beliebt: es steht normalerweise in der
Senkung ;
wan da zwtveltens niht an Er. 8085 er was (da enliuge ich niht an) Greg. 1179
da enkärte er sich niht an 8141 däne gerou mich nie niht an Greg. 1580
waz sol diu rede? da ist doch niht an 8807 däne helt mich niht an Greg. 2600
iuch triugt diu rede, wan da ist niht an 9339 da enlugen st niht an Greg. 3740; Iw. 2375
wan da enzwivel ich niht an Greg. 43. 1707. däne wirret iu niht an Iw. 6011.
2399; Iw. 559
Wo aber niht soviel als 'nichts' und überdies stark betont ist, da sagt Hart-
mann niht an:
ichn vihte niht, ich bin ein w!p:
daz als unwerhaft ist min lip,
däne hästü niht an:
zwäre ich vinde wol den man
der mir durch sine hövescheit
die gnäde niemer widerseit
ern beschirme mich vor dir Iw. 5651.
Ungewichtiges wol steht in Senkung:
du hast ir niht gedienet baz, ( der selbe sach im däz wol an
Hp, daz schinet dir wol an Büchl. 1237 \ daz er niht rehtes sinnes was Iw. 3287.
. . . . des ist unlougen,
erne si ein guot man:
zewäre ich sihe ez im wol an Greg. 2844
Wo es aber vollwichtiges Adverb zu 'gut' ist, da erhält es die Hebung:
da handelt ir mich wöl an Er. 4569.
Die leichten dö und hie stehen in Senkung:
dö' vä'hten se in dö an Iw. 6785
( lip, ich gibe dir hie an
| die besten lere die ich kan Büchl. 1613,
aber das schwere nie natürlich in Hebung:
gejustierte ich ie wider keinen man,
da' gevä'lte ich nie an,
min merken würde wol bewant
ze den vier nageln gegen der hant Greg. 1618.
Wolfram, dem die bei Hartmann so beliebte Trennung da .... an fremd
ist, hat infolge dessen nur wenige Belege1): da her an P. 230, 27; seht hie an
714, 19; in dö an W. 53, 28.
d) Einsilbler vor ab e.
Hartmann gebraucht öfter dar äbe, wenn es unserem 'davon* entspricht:
1) Ulrich und Wirnt überhaupt keine.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 201
des wart er trürec unde vrö. / daz ich iemer dar äbe
] ge£ret und gertchet bin,
er wände von der Bünde ' ob mir gevallet der gewin Greg. 2040
da er inne was geborn. ) nü wart Gregörjus dar äbe
d& wider hat er im erkorn 1 vil harte riuwic und unvrö Greg. 2528 l)
gaote vreude dar äbe, / des wart so gröz ir ongehabe
von höher gebort, von richer habe, ] daz ir vater dar äbe
der er 6 niht enweste Greg. 1773 ' und ir muoter wart erwaht a. H. 540 *).
Dagegen, wo wir nur 'davon' sagen können, da setzt auch Hartmann das dar
in Senkung:
ezn wart mir niht bescheiden
von dem ich die rede habe:
durch daz enkan ouch ich dar äbe
iu gesagen niuwet mßre Iw. 8163.
Dass Hartmann her äbe betont hat, macht für zwei an sich zweifelhafte
Stellen die Analogie von her (hin) in sicher, s. n. S. 202:
von golde ein blcke her äbe Iw. 587
von den ähseln her äbe Iw. 5055.
Sonst finden sich noch die Schlüsse: warf er abe Greg. 1006; verdirbist du
äbe das. 1672; er sich abe a. H. 257; des niht abe Iw. 2855; vuoge iht äbe das.
7603.
Wo auf dem Pronomen der Gegenton ruht, steht es in der Hebung:
ir sult iuch wider st enbarn
daz ir zehant wellet varn
durch got zem heiligen grabe.
mit bäte gewinnet uns abe
daz wir der vrouwen hulde swern Greg. 574*).
Was Wolfram betrifft, so kennt er dar äbe wieder fast nur in lokaler
Bedeutung, und immer nur in der Form dräbe9): brächen dräbe P. 32, 17; kerter
cirabe 58, 22; sprechen dräbe 564, 20; ors und man niht dorften dräbe 753, 22;
Bescheiden dräbe 822, 12; nteme dräbe W. 79,18; üf den hof und wider dräbe 130, 13;
BÖ si gencemen spise dräbe 222, 28.
Sonst kommen folgende Versschlüsse vor: st sich äbe P. 98, 8; sich do äbe
S2, 14; wer hin äbe 200, 11; näm man abe 803, 1; rouch her äbe W. 226, 22; er
%n abe 240, 24; näm in äbe 456, 29.
Im Lanzelet findet sich: ich aalt iu wunder noch dar äbe 4170; was sol
ich seilen me dar äbe 8846; st hin äbe 6326; man hin abe 7417; st sich äbe 4511.
Der Wigalois kennt kein dar äbe oder dräbe] überhaupt finden sich nur
die folgenden Versschlüsse : tüan uns äbe 54, 9 ; si im äbe 197, 26 ; si tet sich
abe 288, 27.
1) 'davon wurde Gr. traurig', 'davon wurden sie wach' sagt Hartmann. Er hätte hier ebensogut
auch sagen können: 'er wurde traurig davon9, 'sie wurden wach davon'.
2) 'Ihr sollt das und das tun: uns aber bittet, dass' usw.
8) einen andern Beweis liefert der Reim drabeiäbe, s. Zwierzina Zs. 45, 294.
▲bfcdlfa. d. K. Gm. d. Wi«. n Oöttingon. Phil.-biit. Kl. N. F. Band 6,i. 26
202 CARL KRAUS,
e) Einsilbler vor In, in.
Hartmann sagt wiederum dar in, wenn kein Nachdruck darauf liegt ('hin-
ein'), das Wort also schon vorher vorgekommen war, dagegen dar in, wenn es
so viel ist wie 'dort hinein' :
d6 ich in sach dar in gä'n, / er vant dar inne swachen rät,
dö stal ich mich mit im dar in Greg. 2388 ) weder strö noch bettewät.
im truoc daz guot wfp dar in
ein lützel röres ander in Greg, 3041 ').
Im a. H. heisst es zuerst:
er hiez sich läzen dar in 1259,
aber zehn Zeilen später :
zehant dö liez er in dar in 1269.
Dagegen heisst es im Erec und Iwein:
wan unde kümet ir dar in 8585 unde gienc zuo in dar in 6285;
aber im Gregorius :
ouch wurden züo im dar in
geleit, als ich bewtset bin,
zweinzec mark von golde 713*).
Dagegen sagt Hartmann immer her in, hin in 8) ;
und hörte stn sagen hin in Iw. 97 die iuch geworfen ha'nt her in 4225
sus würfen st mich da' her in 4171 daz ich iuch bra'hte her in 6255.
Belehrenden Wechsel endlich zeigen die zwei Stellen, wo das Personalpro-
nomen vorhergeht: im Erec heisst es ganz normal:
da reit der ritter vor im in 177.
Im Iwein aber kann und wird man betonen:
da reit der wirt vor im in.
der het die kunst und den sin
daz im da niht arges war 1095,
um durch diese Betonung gleich aufmerksam zu machen, dass der Satz für das
folgende bedeutungsvoll ist.
Wolfram wechselt zwischen dar in und drin: aber wiederum nicht ohne
Grund, dar %n ist bei ihm so viel wie unser 'hin ein', drin können wir durch
'drein' wiedergeben: d. h. drin steht dort, wo das Resultat eines Vorgangs ins
Auge gefasst ist, nicht der Vorgang selbst ; und dar in dort, wo es auf den Vor-
gang selbst ankommt; also 'wenn man eine Zehe von dir ins Meer würfe, so
würde es davon süss' : würfe drtn ; denn nicht der Vorgang des Werfens, sondern sein
Resultat bewirkt die Veränderung des Wassers. Aber anderseits: 'sie lugten
durch die Wand hinein': natürlich dar in. Wolfram sagt also:
und half im daz er kom dar tn P. 183, 1 die man da truoc zer tür dar tn 237, 2
ein knappe spranc zer tür dar tn 231, 17 dar nach gienc dö zer tür dar In 243, 20
(
1) guot ist also von Zwierzina Zs. 87, 414 mit Recht als echt erklärt worden, wie auch
Paul in der grossen sowie in der zweiten Auflage der kleinen Ausgabe schreibt
2) unecht ist der Vers den slüzzel da mit ich dar in Greg. 3603, 8. Zs« 37, 414; Festschrift
für Heinzel S. 114.
3) weil dem her, hin die demonstrative Kraft des dar fehlt.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 203
si zucte und zöhez im dar tn 306, 20 *) si brachen zuo zir dar In 804, 25*)
helt, gip mir vride zuo dir dar tn 411, 19 uzem here komen dar in W. 261, 3
er sprach in schimpfe zir dar tn 489, 11 si luogeten durch die want dar tn 286, 27
Artus erbeizte und gienc dar tn 672, 1 j er erfultes im vier soumschrtn:
lie st vor ir gen dar tn 729, 13 ( gesteines muose ouch vil dar tn P. 10, 8.
Dagegen anderseits:
| al wiz gewant im was bereit: sich möhte ein keiser wäpen drin 416, 21")
! einen bruochgürtel zöch man drin P. 168, 4 starc roerfne schefte drin P. 335, 21 *)
i si namen lange boume da sie die schefte schiften drin W. 370, 21*)
I und stiezen starke stecken drin 205, 21 och gestözen h£te drin P. 817, 10°)
deiswar, ich sol mich wäpen drin 246, 78) der din ein zghen würfe drin W. 62, 14 •)
daz er sich palde wäpnde drin 733, 23 8) we wan kumt er et selbe drin P. 62, 26 7).
snellich er wart gewäpent drin W. 103, 27 8)
Sonst verwendet Wolfram her in, hin in: natürlich immer so, dass lier, hin
in Senkung steht. Die Stellen sind: da her in P. 142, 28; 189, 9; 414, 26;
536, 1 ; W. 237, 29 ; da hin in P. 146, 13 ; vor hin in 59, 29 ; dort hin in 402, 9 .
726, 5; gevängen hin in 388, 14.
Endlich Schlüsse mit dem Personalpronomen (durchaus in Senkung) : dranger
in P. 285, 15 ; vor {nach, mit) im in 23, 18 ; 42, 5 ; W. 246, 9 ; sand* in in P. 38,
13; der tvirt in in W. 126, 19; lä mich in 90, 2.
Bei Ulrich von Zazichoven heisst dar in wie bei Hartmann 'dort hinein':
/ dö hiez diu friuntholde
ritter die ez täten,
daz si in ein kemenäten
< den jungen degen truogen.
die tür si zuo sluogen.
siu selbe stal sich dar in.
von heile kom ir der sin 2131.
\
\
Dagegen drin soviel wie 'drein' :
wan ein michel loch gie drin 6021.
Wirnt endlich wechselt ähnlich wie Wolfram: drin = 'drein':
obene was gestecket drin 102, 37 8)
zwei glas gesetzet wären drin 211» 9°)
mit golde was gehangen drin 264, 16 10);
dar in = 'hinein' :
1) 'zog ihm den Faden hinein1 (in den Mantel nämlich).
2) 'hinein' : in die Klause.
8) immer vom Harnisch.
4) von den Speeren.
5) vom Taufwasser.
6) vom Meer.
7) vom poulün. Um wie viel schöner ist dieses drin, als das nähergelegene dar in !
8) in den Helm.
9) in den Sarg; nicht wdrn dar in (Pfeiffer).
10) ein Krystall in das Netz ; nicht dar in (Pfeiffer).
26*
204
CARL KRAUS
zuo dem man wolt er dar In 121, 17
diu frouwe sprach (la mich dar In' 148, 2
J mit listen was ein viur dar fn
i gemachet 179, 10 *)
vil gröz gezierde truoc man dar in 264, 10*)
dar tn endlich ist auch = 'hinein' :
ern rite banek£n dar in 9, 40 e)
die alle gehüset hebten dar in 10, 12e)
öuch völget in dar in 82, 22 7)
Ein Pronomen vor In:
des wazzers unde
| in den sarc zuo ir dar in
( leit man dö ir gesellen 286, 39
ein bröt daz was geleit dar in 117, 5a)
daz waz mit filze geleit dar in 169, 39*)
mit golde was geleit dar in 189, 30 •).
rötiu nur gemalt dar in 119, 18 ■)
daz nieman her üz noch dar in 173, 32 9)
und luogte durch den zü'n dar in 142, 30 l#).
göz im in 141, 31.
f) Einsilbler vor obe und üz.
Bei Wolfram :
under mir, niht obe W. 331, 3
Im Lanzelet:
s weder ich gelfege und oder obe 547 ")
des riten si balde fü'r sich ü'z 3617
der pelliz und der mantel drobe 231, 5.
swaz joch immer werde drüz 3748
und zöch ein nüschel her üz 6051").
V. Substantiva im Beim.
Die vokalisch anlautenden einsilbigen Substantiva sind die folgenden : an,
ar(w), arm, art, ast, e, ei, eit, is, obee, ors, ort, ür, uop. Zweisilbige Formen
sind es zumeist, die ihnen vorhergehen : solche sind natürlich vom Standpunkt der
Deklamation aus unter allen Umständen zulässig. Nach den Wortkategorien be-
trachtet ergeben sich folgende Arten von Schlüssen :
Bei Hartmann:
Adjectivum: swachen art Iw. 1571. Substantivum : tweheln ort Er. 3667.
Pronomen- Artikel : einen ast Er. 8961; minen (sineri) eit Lied. 22, 11; Büchl. 1659;
Iw. 7265; einen (keinen) eit Büchl. 281. 1422; Iw. 893. 4201.
Bei Wolfram:
Adjectiva: kranker ar P. 407, 1. — hoher art 8, 5; 21, 13; 102, 10; 209, 13;
462, 23; 824, 4; W. 53, 1; 282, 29; sunder art P. 792, 3; israhilscher art W.
219, 4; volleclicher art P. 769, 3; manlich art W. 226, 7; menschlich art F. 4M, 6;
1)
in ein Gefäss; wol eher aber viuwer
drin.
2)
ins Kastell.
3)
in die Tasche.
4)
in den Helm.
5)
in den Halsberg.
6)
in den Wald.
7)
ins Zelt.
9)
in die schwarzen Waffen.
9)
in den Kreis.
10)
in das Qemach.
11)
kaum: sweder \ ich
gela'ge und öder obe.
12)
die Betonung muss
ich offen lassen:
doch ist nü'sctäl wahrscheinlicher.
/
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 205
hohen art 164, 1B; 429, 30; 501, 9; 552, 11; 582, 23; W. 289, 14; 342, 19;
h<ehsten 26, 17; vollen P. 342, 16; icilden 489, 5; rehten 754, 18; getriwen W.
122, 28. — dürren ast P. 57, 14; W. 189, 21. — rehter e P. 468, 5; 729, 28. —
mangen ext 343, 1. — dünne/s is 3, 8. — manec ors 380, 18. — strengen ort 292, 16;
manegen ort 653, 11; vierden ort 681, 12. — grozeix ür W. 335, 9. — ungefüeger
nop P. 73, 20.
Substantiva (Namen): feien art P. 87, 29; riüers art 123, 11; 520, 17; 544,
17; Gahmuretes 174, 24; 179, 24; muoter 300, 19; bmnnen 434, 28; gräles 453, 21;
Mineges 457, 19; 591, 6; luftes 483, 11; tavelrunder 527, 1; 652, 2; heltnes 787,
20; Tybaldes W. 267, 29; 357, 11; Josweizes 386, 21. — ronen ast P. 282, 18;
eiders 444, 30; boumes 602, 22. — Icristen e 108, 21. — heldes ors 473, 28. —
landes ort 14, 30; tisckes 33, 16; mandels 88, 9; anhers 92, 12; herzen 158, 28;
5cAt/fes 621, 21; fawefen W. 274, 4; 312, 8; fciefes 415, 8; swertes 457, 6.
Pronomina und Artikel: siner art P. 99, 11; 325, 18; W. 188,19; sölher
P. 144,14; 235, 27; itcer 170, 23; W. 166, 11; unser(n) W. 157, 17; 168, 7;
miner 318, 11; sinen P. 240, 1; 470, 25; 627, 18; W. 80, 3 ; 466, 19; minen
P. 406, 17 ; dinen 745, 19 ; iwern 474, 24 ; ieslictes 518, 5. — einen ast P. 506, 12 ;
W. 109, 29; sinen W. 416, 28. — miner e P. 55, 25; unser 94, 15; W. 75, 13;
297, 11. — minen ext P. 15, 11; 653, 8; iesltches 238, 9; stnm 269, 3; einen 625,7.
— sinen ort 690, 18.
Partizipia : unbetwungen ext P. 270, 25 ; ungevelschten 459, 27 ; ungestabten 498,
3. — gewäpent ors 348, 26. — güebet uop 319, ll1).
Im Lanzelet: wildes art 3693; minne art 6666. — einen eiY 6484. 8376;
sinen eit 6490; minen eit 8656.
Im W igalois:
Adjectiva : guldtn ar 235, 21 ; härmtn ar 272, 37. — Iwehsten art 207, 6 ; hoher
212, 7; 285, 17; 285, 23; reiner 268, 35. — därrer ast 197, 16. — reÄ^ e 29, 19;
weter 238, 32; Jconlicher 289, 40. — scharfen ort 207, 39.
Substantiva: linden ast 254, 8. — Iristen e 209, 19; 209, 28; 210, 34. —
swertes ort 173, 5.
Artikel: einen arn 262, 17. — einen ast 42, 25; 68, 9.
Von einsilbigen Formen steht die überwiegende Mehrzal in der Sen-
kung; es sind dies die folgenden:
Bei Hartmann : nd'ch ir art Er. 6025 ; und sin ärt Iw. 3887. — der wl'n diu
e Greg. 132; von der e 1197. — im den eit Er. 3901; mir den eit Greg. 2567;
was ein eit 3170; Iw. 4583; vdste den eit a. H. 52; ü'ber den eit Iw. 6363; gäp
den eit Iw. 7907; witzen den eit 7913; si dm ixt 7923; Ice'sent den eit 8047.
8069; niht der eit 8089. — uf daz ts Lied. 15,2. — an ein ort Er. 2379.
In Hebung stehen:
1) endlich hindere ors P. 72, 9.
206 CARL KRAUS,
daz was ein wol gewörht är Er. 8917
vil wol bewärte si daz wort
ünde kehrte däz ort
engegen ir brüsten,
nach tödes gelüsten Er. 611 *)
stne welle brachen ir eit Iw. 7965 2).
Bei Wolfram stehen bis auf eine bezeichnende Ausnahme (die übrigens ein
Substantiv betrifft) alle Einsilbler in Senkung, sodass es wol genügt, sie allein
anzuführen, ohne das Wort, das ihnen vorangeht: ir, row, sin ane(n) P. 710,
19; 763, 5; 764, 9; W. 157, 26. — den arm W. 150, 15. — sin ort P. 41, 13;
441, 1 ; min 115, 11; ir 382, 29; der 671, 12. — dem asf 522, 18. — min e 440, 11 ;
ir e W. 466, 19. — dem ei W. 152, 15. — den eit P. 316, 17. — als is 490, 17 ;
daz is 659, 25. — sin ors 288, 6; unt ors 386, 4; vfez ors W. 176, 21. — den ort
P. 94, 20 ; 176, 15 ; 762, 15 ; 797, 27 ; W. 43, 25 ; daz ort W. 2, 16 ; ein ort 417, 27.
Die einzige Präposition, die vorkommt, ist just eine von 'unerlaubter' Lautform :
truoc mit krefte und mit art W. 30, 9*);
und der Versschluss :
Oriluse wart ditze ors P. 540, 80,
bleibt auf jeden Fall singulär, ob man nun du oder das 'erlaubte* ditze schreibt :
denn auch zweisilbige Formen des Demonstrativs, die ja alle 'erlaubt' wären,
hatten wir oben nirgends zu verzeichnen.
Wo Wolfram von seiner Neigung, die letzte Senkung zu füllen, einmal
abweicht, da tut er es mit gutem Grund:
( sinen heim versneit des spärs ort
1 durch sfn houbet wart gebort P. 106, 15 :
des spers ort steht &itb xoivov, und das also ist der Grund für die auffallende
Abweichung von einer sonst zu beobachtenden rhythmischen Neigung.
Im Lanzelet finden sich, durchaus in Senkung, die folgenden Wörter : dem
am 3305. — ein arm 7055. — ein is 8063. 8527. — sin ors 1984; daz ors 2047.
Ebenso im Wigalois immer in Senkung: an ar 15, 24; 269, 29. — den
arm 139, 22. — ein is 114, 19. — sin ort 170, 31; 171, 13.
Fassen wir das Verzeichnete im Hinblick auf Lachmanns Regel zusammen,
so ergibt sich, dass eine Präposition und ein die nebst seinen Formen hier über-
haupt so gut wie niemals vorkommen, dass also von einem absichtlichen Ver-
meiden eines mit oder die nicht die Bede sein kann4). Verba begegneten gleich-
1) dass hier der Artikel betont ist, hat mit ihm selbst nichts zu tun: es ist eine der alier-
charakteristischesten Eigentümlichkeiten von Hartmanns Deklamation, dass sie besonders wichtige
Ereignisse, neues Anheben der Erzählung udglm durch eine allgemeine Verlangsamung des Erzäler-
tempos andeutet: durch diese Verlangsamung gewinnen die einzelnen Worte an selbständiger Be-
deutung und werden so für die Hebung befähigt, s. u. unter et», S. 2<>8f.
2) 'wenn sie den ihrigen nicht bricht, so geschieht es' (denn den meinigen habe ich er-
füllt), ist der Gedanke.
3) weshalb Lachmann sich bemüssigt sab, mit von den 'verpönten1 Wörtern auszunehmen.
4) daz, das die Regel stören würde, kommt allerdings vor: aber das bezeichnet Lachmann
eben wieder als eine — abweichend von den sonstigen Wörtern auf -az — erlaubte Form. — Und
der Schluss: die obez Engelh. 545 (s. Haupt z. St.) ist also wirklich eine Ausnahme.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 207
falls niemals, sodass die verpönten mac, lac usw. gar nicht zu erwarten sind,
und von Substantiven kommen naturgemäss nur oblique Kasus vor, die
durchaus erlaubte Formen darstellen müssen. Bei den Adjectiven gibt es
überhaupt nur die auf -ic, die das Gesetz stören könnten: da hilft sich Lach-
mann mit der Schreibung -ec, und dass alsüs nicht vorkommt, liegt widerum in
den syntaktischen Verhältnissen. Damit ist auch hier das Fehlen der 'verpönten'
Formen als ein natürliches Product anderer Faktoren erwiesen.
VI. Adjectiva und Sonstiges im Beim.
1. alt (arm).
Zweisilbler gehen voraus in folgenden Fällen:
bei Hartmann: werden Lied. 22, 2; Er. 5931. 9679; a. H. 700; worden
Greg. 3637. — leiden (Subst.) Büchl. 1595; fünve Er. 1943; niemen a. H. 784;
deheiniu Iw. 6193; also Büchl. 1835.
Bei Wolfram:
machet P. 292, 2; werden 372, 5; werdet 576, 30. — riter 446, 10; 794, 2;
prkster 817, 8; künec W. 431, 21. — oder P. 93, 15; W. 111, 21.
Im Lanzelet:
wurden 9423. — järes 98.
Von Eins übler n findet sich in Senkung:
mich alt Büchl. 1176. — unt alt P. 227, 18; 397, 2; W. 126, 28; 185, 5; dar zuo
alt P. 238, 16 ; niht alt 313, 12 ; wcvrt ir so dlt 346, 3 ; w(p so alt W. 315, 2. -
mächt in alt Wig. 164, 5 ; unt dlt 284, 16.
In Hebung: jä'r dlt Er. 9467; Lanz. 301. 7558; Wig. 99, 19; 182,28; endlich:
si wseren beidiu samt alt Iw. 6533.
arm steht einmal im Lanzelet: swer in treit9 der *w wirt niht arm 8536.
2. ein.
Zweisilbige Formen gehen voraus: bei Hartmann nur swestersüne ein
Er. 4786; gar zun ein 6715: später hat er die bequeme Bindung wol wegen ihres
altertümlichen (vielleicht auch dialektischen) Charakters gemieden1). Wolfram
gebraucht sie (aber nur bei einl) niemals, wol aber Ulrich im Lanzelet: tohter ein
729; leide ein 2443; schüte ein 5496; ritter ein 6469; gisel ein 9339. — Im Wig.
findet sich riter ein 105, 30; 125, 10; 150, 38; frouwen ein 140, 33; (ir zweier
sinne) wurden ein 242, 5.
Von Einsilblern in Senkung kommen vor: dl iin: Er. 2339; 9857; P.
116, 26; 129, 16; 173, 1; 203, 5; 250, 24; 348, 13; 398, 3; 584, 2; 705, 23;
752, 9; W. 254, 2; 301, 19; 317, 12; 451, 28. — in ein: Iw. 2107. 7431. 7619.
7695; Lanz. 4249. 6142. 7334. 7382. 7724; Wig. 238, 1; 240, 17; 242, 11; 277,
28. — Ferner folgende Einzelfälle:
1) s. Festschrift für Heinzel S. 133 f.
208 CARL KBACS,
Sehendes der kös im ein P. 377, 10 geloubet mirz, wän ir ein Lang. 6400
ich bestüende iueh nü' wol ein P. 707, 23 der selben dinge bin ich 6in das. 7909.
st warn doch b£de niht wan ein P. 740, 28
Sehr hübsch ist einmal im Lanzelet daz vor ein in die Hebung gestellt,
wo es demonstrative Kraft hat:
in were ander dingen zwein
imer lieber däz ein,
holtschaft und guot wort,
danne haz unde hört 8914.
Hartmann endlich setzt an zwei Stellen den unbestimmten Artikel in den
Reim. Im a. Heinr. ist das Mädchen bereits entkleidet und auf dem Tisch
festgebunden : der Arzt greift nach dem scharfen Messer, das er sonst bei seinen
Operationen zu verwenden pflegte : aber diesmal ist's ihm nicht scharf genug,
denn er will das liebliche Kind so schonend als nur möglich opfern:
Nü' läc da bf in ein
harte guot wetzestein.
da begnnde erz ane strichen
harte müezeclichen,
da bi wetzen.
Das Geräusch des Wetzens dringt zu den Ohren des armen Heinrich und
erweckt in ihm die Sehnsucht, das Mädchen noch einmal zu sehen : er sucht nach
einer Spalte, und wie er sie so anmutig und hilflos daliegen sieht, vollzieht sich
in ihm die Wandlung. Der Wetzstein ist also für die ganze Erzälung von
höchster Bedeutung. Und deshalb verlangsamt Hartmann mit seiner wunderbar
feinen Erzälungskunst hier das Tempo der Rede, spricht so zögernd und zu-
rückhaltend, das 8 der Hörer unwillkürlich auf jedes Wort aufhorcht, das von
seinen Lippen fällt: und dadurch kommt der unbestimmte Artikel hier in den
Reim.
Ebenso fein und geistreich ist die zweite Stelle deklamiert. Sie steht natür-
lich nicht im Erec, sondern im Iwein (581) : Kalogreant erzält von dem wunder-
baren Abenteuer, das ihm zugestossen, und gibt die Worte wieder, mit denen
der Riese ihm von den Schrecken des Brunnens berichtet hat : ein Brunnen steht
dort, der hat kaltes und klares Wasser ; eine grosse Linde gibt ihm Schirm und
Schatten :
und ob dem brunne 8t6't e'in
harte zierlicher stein
undersatzt mit vieren
marmeltnen tieren.
der ist gelöchert vaste.
ez hanget von eim aste
von golde ein bocke her äbe.
Dieser Stein, er ist gewissermassen der Eckstein des ganzen Iwein: wenn
man aus dem Becken Wasser auf ihn giesst, dann geschehen all die wunder-
baren Dinge, die die Fabel des Romans ausmachen. Und so gibt der Dichter
seinem Vortrage hier wieder dieses unübertreffliche Ritartando, das den Artikel
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG. 209
(und das e von becke) in die Hebung bringt 1). — Diese beiden Stellen sind der
Schlüssel für ein gutes Stück der reizvollen deklamatorischen Kunst Hartmanns :
im Innern des Verses, zu Beginn von neuen Abschnitten, allerorten arbeitet er
mit solchen kunstvollen Ritartandos 2). Man wird also bei ihm ganz anders
lesen müssen als etwa bei Reinbot oder Wolfram.
Wirnt hat den Meister nachgeahmt: aber Schuster, der er ist, nur in der
Aeusserlichkeit, dass auch £r den unbestimmten Artikel ein paar mal in den
Reim setzt:
i nü sähen si, wä vor in era j üz dem hol säch er &n
| schiffeltn flöz üf dem s6 137, 28 I wfp gegen im loufen dar 162, 20.
Ohne Gefühl für die künstlerische Bedeutung des Mittels würdigt er es so-
gar herab gelegentlich einer Waffenbeschreibung:
San sinem schilte was £in
guldin tavelrunde 145, 57.
So sind diese Stellen zu nichts gut, als uns zu zeigen, wie selbst in Aus-
nahmsfällen 'verpönte' Formen neben erlaubten sofort auftauchen, sobald nur
überhaupt eine Möglichkeit ihres Auftretens gegeben ist: denn weis ein ist ein
verpönter Versschluss.
3. dl.
Hier giebt es fast nur Ober dl: Er. 233. 327. 1697. 1941. 2311. 2375
4043. 5423. 6855. 7863. 9629. 9757; Greg. 860. 2231. 3155. 3756; Iw. 1225
3115. 4653 8). — P. 34, 25; 45, 10; 86, 13; 70, 7; 144, 26; 192, 23; 284, 24
326, 9; 362, 17; 393, 13; 460, 25; 705, 15; 721, 11; 808, 29; W. 58, 4; 72, 6
251, 29; 295, 8; 304, 19; 306, 11; 328, 1; 391, 23; 392, 8; 397, 7; 422, 28
439, 2; 462, 18. - Lanz. 1705. 4074. 4186. 4202. 7657. — Wig. 11, 22; 27, 37
34, 9; 43, 38; 47, 1; 48, 18; 60, 26; 68, 28; 71, 28; 72, 37; 75, 17; 84, 26
94, 18; 98, 12; 108, 2; 109, 33; und so noch 13 mal!
Sonst findet sich nur:
und krönde mich diu wdrlt äl Er. 6035.
4. iht.
Von Zweisilb lern finden sich davor: gebieten Er. 3419; gedienet 6637 ; größ-
ter Iw. 175 ; wäge 539 ; hulfee 6625 ; über 5735. — dienstes P. 249, 29 ; getrüwet
250, 17 ; helfen 329, 7 ; warnet 483, 25 ; danne 623, 15.
Von Einsilblern, durchaus in Senkung:
sich her, taete du' im iht Greg. 1303 4) werent iueh, tuot e'r iu iht Iw. 5295
nü sage mir, tüont st1 dir iht Iw. 491 muotet ir anders von uns iht Wig. 61, 87.
1) wie schön auch die Deklamation ündersdtzt mit vieren Marmelinen Heren \ Man halte nur
«inen korrekten Vers wie mit vier Heren marmelin dagegen, um zu sehen wie künstlerisch der
Hartmannsche deklamiert ist
2) man wird daher solche Fälle individualisiert betrachten müssen, nicht etwa als einen
Ausfluss der von Zwierzina Zs. 44, 39; 45, 259 richtig beobachteten Tendenz, den Reim durch
leichte Wörter tragen zu lassen.
3) man beachte die steigende Zurückhaltung gegenüber dem bequemen Reimwort I
4) steh her ist echt, s. Zwierzina Zs. 37, 413: ohne dieses wäre der Vers ein Unvers.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. WJ*. tu Göttingen. PhiL-hist. Kl. N. F. Band 6, 1. 27
i
210 CARL KRAUS,
5. an.
So setzt Ulrich im Lanzelet einmal in den Reim:
sin was gar alles valsches an 4022 *).
6. och.
Nur bei Wolfram: sprich ich gein den vörhten och P. 1, 29; = ouch: man
sol iu bereiten och P. 577, 17.
Die Nutzanwendung, die sich aus den Beispielen dieses Abschnittes gegen
Lachmanns Regel vom Versschluss ergibt, wird der Leser wol selber ziehen.
Hätte es sich mir nur um diese Regel gehandelt, ich hätte mich wahr-
haftig kürzer fassen können. Aber es schien mir nötig, zu zeigen, welch grosse
Rolle das Prinzip der natürlichen Deklamation bei den altdeutschen Dichtern
gespielt hat. Durch eine konsequente Anwendung dieses Gesichtspunktes werden
wir in der Lage sein, uns die alten Meister menschlich viel näher zu bringen,
wir werden erkennen, dass sie sich im Wesen ihrer Verskunst von einander nicht
weniger unterscheiden als in der Reimtechnik oder der Wortwal oder im Tem-
perament und der Gestaltungskraft; wir werden das Verständnis für die zal-
losen Feinheiten, die einst das Ohr des gebildeten Hörers entzückten, wieder-
gewinnen, und damit einen Teil der beiden Aufgaben lösen können, die mir als
die wichtigsten unter den zalreichen der Philologie vor Augen stehen: die Wieder-
erweckung des Toten zum Leben, und exakte Zurückführung rein ästhetischer
Eindrücke auf die einzelnen Elemente, aus denen sie sich zusammensetzen.
Dazu bedarf es freilich weit mehr als einer Untersuchung über die Vers-
schlüsse, die einige wenige Dichter vor vokalisch anlautendem Reimwort im
stumpfen Verse gebraucht haben: schon in den Worten 'Verschlüsse* 'einige
wenige* Vokalisch anlautend* 'stumpfer Vers* sind lauter Beschränkungen aus-
gesprochen, die sachlich nicht zu rechtfertigen sind. Aber dieser Exkurs will
auch nichts anderes, als zu solchen weitergehenden Arbeiten in bescheidener
Weise anregen.
Zu demselben Zweck teile ich in einem weiteren Exkurse ein paar Beob-
achtungen mit, dir mir geeignet scheinen, die Wichtigkeit des Gesichtspunktes
der Deklamation für die Metrik auf einem andern Gebiet zu erweisen. —
1) ob ('wenn') und dl kommen in den von mir untersuchten Dichtungen nicht vor.
212 CARL KRAUS,
unt frou(n) Jeschüten von Karnant 305,20; mtn fröuwe Jeschüte 134,22')
327,24; 336,10 dö lac frou Jeschüte 272,7
da von froun Jeschüten leit 459,28 dö fuor fron Jeschüte 336,25.
frou Jeschüt etslichen kus enpfienc 273,28
Nur zweimal betont Wolfram nachdrücklicher: zunächst wiederum dort, wo
er dem Hörer ihren Namen zum ersten mal nennt:
si hiez J&chü'te 130,2.
Das andermal an einer Stelle, wo ihr Name mit dem Affect schmerzlichen
Bedauerns gesprochen wird (646, 9) : die Gemalin des Königs Artus wird durch ein
"Wort an jenes festliche Beisammensein erinnert, das durch die Verwünschungen der
Kundrie ein so jähes Ende genommen hatte. Und sie gedenkt mit Wehmut, wie
viele von denen, die ihr lieb waren, sie seither nicht wieder erblickt hat, und
wie sie alle damals nach den verschiedensten Richtungen auseinandergiengen :
Cunnewäre de Lälant von dem Plimizcel nach dem gral
wart mir nimmer mer bekant, reit, dö kert och Gaw&n
min süeziu werdiu gespil. gein Ascalün, der werde man.
tavelrunder wart da vil Je*schü'te und Eckubä
mit rede ir reht gebrochen. schieden sich von mir alda.
fünftehalp jär und sehs wochen gröz jämer nach der werden diet
ist, daz der werde Parzival mich slt von stseten fröuden schiet.
So klingt das klagende Pathos der Aufzählung am Schlüsse besonders
kräftig aus. Wir werden noch öfter sehen, wie das Pathos jeder Art sich in
der gesteigerten Betonung der Namen äussert. —
Der Name Meljacanz ist normalerweise mit zwei Ikten versehen:
Meljacanz wart getretet 387,21 des kom Meljacanz in not 387,1
Melja|canzen den von Jamor 387,28 waz mohte Meljacanz nü tuon 387,10
daz Meljacanz dort gewan 357,22 und Sit mit Meljacanzen streit 583,10
do ez Meljacanz dort erstreit 357,25 unde heizet Meljacanz 343,26
und ouch Meljacanz, min suon 359,7 da ist och sin sun Meljacanz 356,21
die zilte Meljacanzes hant 381,14 dennoch streit vaste Meljacanz 386,23.
Aber bei seinem ersten Auftreten nennt ihn Wolfram mit gesteigertem
Nachdruck :
ez was Meljacanz 125,12,
Der Name des Bruders der Kundrie, Malcreatiure, wird mit zwei Ikten ver-
sehen :
Malcreatiure kom geriten 520,6 Malcreatiur ze fuoz fuor dan 529,23.
Malcrdatiur mit zorne sprach 520,16
Aber wo er zuerst genannt ist, füllt sein Name den ganzen Vers:
j Mälcrß'atfure
( hiez der knappe fiere 517,16.
Rosche Sabbins erhält im Innern des Verses zwei Akzente:
ze Rosche Sabbins riten in 720,24 ze Rosch Sabbins den sinen 731,15.
Die nachdrückliche erste Nennung erfolgt wieder unter Vermehrung der
Akzente :
1) fröuwe mit dem äussersten Nachdruck des Hohnes!
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 213
einhalp vlöz der Säbbfns
und anderhalp der Poynzacltns :
diu zwei wazzer seilten da.
der plan was vester anderswo, :
Rösche Säbbins dort
diu houbetstat den Werden ort
begreif mit müren und mit grabn 681,11.
Diese stärkere Hervorhebung kommt hier zugleich dem Verständnis der
ganzen Stelle zu gute *) : sie leistet für das Ohr, was der Doppelpunkt für das
Auge.
Ebenso wie sich hier die Interpunktion sozusagen wiederspiegelt in der
Metrik, so ist das auch der Fall an einer andern Stelle (768,1):
ich füer so kreftigez her:
Tröyse're lantwer
unt jene die si besäzen
müesen rümen mir die sträzen. —
Die normale Betonung des Namens der Königin Antikonie ruht auf den
beiden i:
Antikonie de künegin 404,23; 413,24 Antikonlen riuwe 409,16
Antikont in selbe sneit 423,27 min frouwe Antikonie 413,1.
Antikoni diu wol gevar 426,23
Aber dort, wo Wolfram warm wird beim Lobe ihrer Schönheit, Grüte und
ihres Alistandes, da sagt er:
mit lobe wir solden grüezen
die lauschen und die süezen
A'ntfkonfen,
vor valscheit die vrien.
wan si lebte in solhen siten,
daz ninder was underriten
ir pris mit valschen worten usw. 427,7.
Mit besonderer Liebe hängt der Dichter an Condwiramurs, die er ja wol
Gelbst so getauft hat. In der Regel giebt er dem Namen zwei Akzente:
Condwir ämürs wil mich han 204,6 Condwir ämürs dö was geriten 796,29
Condwlr amürs mac wol jehen 213,8 Condwir amürs diu hetez da 802,5
Condwir amürs frumt mich grä 219,23 Condwir amürs begunde klagen 805,3
Condwir amürs diu lieht gemäl 740,20; 801,3 Condwir ämürs diu lieht erkant 811,1
Condwir amürs noch der gral 743,13 Condwir ämürs bezite 744,4.
Condwir ämürs daz wfp din 781,17
Aber gemäss der Wärme, die der Dichter für die Trägerin des Namens
empfindet, erfährt dieser häufiger als andere eine auszeichnende metrische
^Behandlung.
1) an einer vierten Stelle steht Säbbfns im Reim; in solchen Fällen bedarf es keines besondern
Nachdrucks, denn derartige Namen werden ja, falls ihr Hauptakzent auf der ersten Silbe ruht,
\md die zweite reimfähig ist, am Schluss des Verses normaler Weise so gebraucht; es ist also die
^Betonung: der tcirt üz Rösche Säbbfns 693,13 keine Ausnahme von der Gepflogenheit Wolframs,
gesteigerte Akzentuierung nur in Fällen von deklamatorischem Nachdruck zu verwenden.
214 CARL KRAUS,
Zunächst wo sie zum ersten mal genannt wird:
da Cündwi'r ä'mü'rs 177,30 l).
Dann, ganz so wie bei Antikonie, zweimal nach einander an einer Stelle, wo
ihre Schönheit gepriesen wird:
Cöndwi'r amü'rs ir schin
doch schiet von disen striten:
Jeschüten, Eniten
und Cunnewaren de Lalant,
und swa man lobe die besten vant,
da man frouwen scheine gewuoc,
ir glastes schfn vaste undersluoc,
und beder Isalden.
ja muose prtses walden
Cöndwi'r ä'mü'rs:
diu truoc den rehten b6ä curs 187,12. 20.
Ferner, wo der Name nachdrucksvoll ans Ende einer Periode gestellt ist:
gröz triuwe het im so bewart / 'daz tuon ich', sprach der Wäleis,
stn manltch herze und ouch den lip, 1 'ist si bete volge kurteis.
daz für war nie ander wip 1 ich ergetzo iuch gern: wan sist doch min,
wart gewaldec stner minne \ durch die ir weit pi sorgen stn,
niwan diu küneginne I ich mein diu treit den b6a curs,
Cöndwi'r ä'mü'rs, \ Cöndwi'ren ä'mü'rs' 327,20.
diu geflorierte b6ä flürs 732,13.
Ferner, wo der Dichter sich in directer Apostrophe an sie wendet:
Cöndwi'r ä'mü'rs
din minneclicher b6ä curs,
(an den wirt dicke nu gedaht.
waz dir wirt äventiure bräht ! 333,23 »).
Von ganz besonderer Schönheit ist der Wechsel zwischen normaler und ge-
steigerter Betonung in der berühmten Szene, wo Parzival vor den drei Bluts-
tropfen im Söhnee steht (282,28). Diese Mischung von dunkelm Bot und leuch-
tendem Weiss, sie gemahnt ihn an dasselbe Spiel der Farben im Antlitz seiner
geliebten Gattin, die ihm so ferne ist ; und er versinkt in Träumen und Sehnen :
dö dahter 'wer hat sinen vltz und al diu crßatiure sin.
gewant an dise varwe clar? Condwir ämürs, hie 11t din schin.
Cundwier amürs, sich mac für war sit der sng dem bluote wize bot,
disiu varwe dir geliehen. und ez den sn& sus machet rot:
mich wil got sselden riehen, Cündwi'r ä'mü'rs,
sit ich dir hie gelichez vant. dem glichet sich din b£ä curs:
geret s! diu gotes hant des enbistu niht erläzen'.
Das ist Kunst, die aus dem innersten Gemüthe quillt!
i
1) vgl. noch Lischoys Gwelljus : wo der Name zum ersten Mal vollständig genannt wird, und
an bedeutungsvoller Stelle, zu Beginn eines Abschnitts (607,1 ; 542,1) füllt er alleinig den Vers.
2) dagegen sind als normale Betonung zu fassen: d'ne Cöndmrn ä'märs 508,22; durch
Cöndidr ä'mü'rs 214,11: weil als normale Betonung des zweiten Teils wol d'mwrs zu betrachten
ist, der dann im Reim auch ohne deklamatorischen Nachdruck zu einem zweiten Akzent kommt.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜEBER REINBOTS GEORG. 215
Aach die Behandlung der zweisilbigen Eigennamen (Personen- und Orts-
namen) läset gewisse Feinheiten erkennen: ich gebe hier das gesammte
Material, das im Parzival und Willehalm enthalten ist, soweit die Namen mit
ihrer zweiten Silbe im Reim stehen.
Normaler Weise erhalten beide Silben eine Hebung1):
Baldac (13); Bispach; Wittalm (4); Tybalt (18); Angram (8); Bertram (13); Bertrams
Herman (3); Yrschman; Florant (9); Girant ; Gruonlant; Hernant; Korsant (3); Larkant (8)
Morhant; Mvrlant; Närant (4); Buolant; Särant (2); Turkant(±); Wiz8ant\ Trlant(S); Addanz
Marlanz (3); Meilanz (2); Meljanz (4); Hdlap; Kaspar; Tafar; Bernart (4); Gerhart (7); Irm-
achart (4) ; Spehtshart (2) ; Witschart (6) 8) ; Brobarz (3) ; Grdharz (4) ; Clias ; Gan/'o* (3) ; Judas
Röhas (2) ; Tinas ; IVsma* ; ^Irras (2) ; Meckd (3) ; Norgäls (4) ; ^dJro (2) ; Gwilläms ; #ocMn
Brizljdn (3); Cristjdn; Germdn; Jorddn; Iwdn; Persdn (6); Schampdn; Urjdns; Wimdr (2)
Pu-wcft (3); Corsdz; Lyppaut (2); i£rec; iuweZ; Lunzel; Nönel; Pinel (2); PurreJ (6) ; Töte*
Or^en«; Gybert (9); J6er^; Schubert; Tranzes; Dölet (2); Thasme (8); Aglei; Pavei; Wertheim
Heitstein; Lohrein; Franzeis, -oys (12); Kdreis; Lohneis; WdUis (7); Jofreit (3); Kardeiz (2)
JSTordetV, Matreiz; Utreiz; Ahsim (2); Assim (2); Bargis; Castis; Iblis; Tigris; Ihebit; Anhi (2)
Gurzgri (2); Samst*); Gaudtn (7); JftMn; Lumpin (2); 3fai*r6»; Owfcfn (4); JYt*rfn; äffnffn (7)
Twrpfn; Sa(b)Mtis (5); Schertns (2); Corow; Heimris; Landris (2); Ptfrfa (3); Pr<w?$; Sa/fe
Ityrfe; Ddrft'; Hardiz (2); Mdstrieht; Oröhier; Gaschier (5); Gaudiers (2)4); Bümolt; ClinscJior
(3); JSfaor (3); Jtf/wor (5); Äfcor (3); Fdbors; Grigorz; Jund(S); Leo; Pldtö(2); Fisan; Gascön
Gedn; Narbon (13) ö); Salmon; Sansön (4); IsoJ (3); 2&/o£ (7); Schiltunc; Nugruns (4); Kir^tm*
Gyburc (4) ; Gwelljus (4) ; Jesus ; Ttir-mu ; Fenitö ; Bertün (20) ; Kahun (2) ; Kingrun (7) ; Vedrün
also im Ganzen 429 Falle.
Liegt die Betonung dagegen nur auf der Endsilbe, so müssen immer besondere
Umstände vorhanden sein, die die normale Akzentstärke des Namens reducieren.
Solche Umstände sind geschaffen dadurch, dass ein sehr akzentstarker Einsilbler
dem Namen unmittelbar vorausgeht und durch sein Gewicht das des Namens
drückt; oder dadurch, dass der Name selbst an der betreffenden Stelle nur eine
ganz nebensächliche Bedeutung hat.
Ersteres ist der Fall in den folgenden Versen:
den forsten üz dem länt Eänach W. 341,23 in gaebe im der kü'nec Löys W. 272,12
zer frouwen sprach der grä've Arnalt 115,25 durch den rinc des kü'nec Gröhier W. 412,23
streit daz her des kü'nec Gorhant 396,12 Gawän unt Jofreit ffz Idcel P. 277,4
helft ir unt min ne*ve Gäwan P. 785,5 bf dem saz Jofreit ffz Idcel 311,6
siner muomen sün Kayleten P. 74,27 dö er Jofreiden fi'z Idoel 413,17
sime liebsten göt, Mahmeten W. 9,7 unde Jofreit fi'z Idoel 665,2
vaste üf der sla' Nanzei W. 438,18 Jofreit fi'z Idoel 761,8
Terrämer sprach dö:h£lt Josweiz W. 349,1 siner s wester sün Poydjus W. 282,19
unt sin jüngster sün Heimrich W. 249,19 bt dem strlte der kü'nec Tabür W. 359,17
miner muomen man Gandfn P. 50,2 und iwor herre der kü'nec Artus P 143,23.
1) geordnet nach den Reimen; die Zal der Fälle ist, wo die Namen mehr als einmal vor-
kommen, in Klammern beigesetzt.
2) darunter einmal (W. 258,26) durch Tilgung des Zusatzes von Sandes, die Lachmann sicher
mit Recht vorgenommen hat.
3) und von Lachmann getilgt (782,8).
4) und &uch von Tölüs Gdudiers W. 15,3; Berhtrdm, Gaudtn und Gdudiers 45,5.
5) ir JUrzeichen was Ndrbön betone ich dabei W. 329,7.
216 CARL KRAUS,
Dass der Dichter alle diese Betonungen als ausnahmsweise empfunden hat,
zeigt schon ihre geringe Anzal: fast neben allen Fällen stehen überwiegende
Beispiele der normalen Betonung mit zwei Hebungen : so wird normal gebraucht
Känach 2 mal, Arnalt 1 mal, Gorhatit 3 mal, Gäwän nicht weniger als 158 mal *),
Kaylet(e) 3 mal, Mahmet 1 mal, Josweie 3 mal, Heinrich 16 mal, Gandin 10 mal,
Löys 9 mal, Gröhier 1 mal, Poydjus 1 mal, Artus 22 mal. Und wie man sieht,
es müssen durchweg starktonige Substantiva sein {laut, gräve, künec, neve, sun}
gotj man, slä, helt, fiz), die dem versetztakzentuierten Namen vorangehen.
Ferner gestattet sich Wolfram die versetzte Betonung, wenn der Name
selbst reducierte Bedeutsamkeit hat, so insbesondere bei Ortsnamen, wenn sie
als Teil eines Titels gebraucht werden, nicht in lokalem Sinn. Es heisst
also zwar:
der solde gegen Lalänt P. 288,26,
aber anderseits:
frou(n) Cunnewäre(n) d<5 Lälänt 151,22; 206,12; und Cunnewaren d6 Lalänt 187,15; 307,25;
217,30; 218,13; 275,14; 27d,9; 305,14; 327,23
310,10; 314,14; 332,19 hie ist vrou Cunwär de* Lälänt 326,80
durch Cunnewäre da Lälänt 153,2 Cunnewäre de' Lalänt 646,9.
Es heisst mit zwei Hebungen:
( an im ich sit bezalte ein brunne 8t6t bf Kärnänt 253,29
I höhen pris vor Kärnänt P. 134,15 des küneges kint von Kärnänt 337,17 ■)
iwern vater, den künec von Kärnänt 277,19;
aber als Teil des Titels immer:
(unt) frou(n) Jeschüte(n) von Kärnänt 279,14; 305,20; 327,24; 336,10.
Es heisst mit zwei Hebungen:
diu dritte schar rief Brübänt W. 329,9 / ein ir ruof was Narbön:
als tet der väne von Brübänt 433,11 ] sus hal da der ander dön
f durch koverunge, Brübänt 397,11,
aber anderseits mit versetzter Betonung:
da stuont Bernhart von Brübänt 169,5 unt der küene Bernart von Brübänt 328,19
dö sprach Bernhart von Brübänt 170,23; 260,11 Beniärten von Brübänt 409,13
mfn bruoder Bernhart von Brübänt 236,25 dö kom Bernart von Brübänt 456,28*).
unde Bernart von Brübänt 263,21»)
Eine auf den ersten Blick auffallende Ausnahme scheint der Name Bräbant
zu bilden:
der herzöge von Brabänt P. 67,23 dö wart er fürste in Brabänt 826,2
den herzogn von Brabänt 73,30 Händuwe und Brabänt 89,16
si was fürstfn In Brabänt 824,27 Fränzöis öd Brabänt 829,27.
1) schon Zwierzina hebt hervor, dass Wolfram nie her Gätoä'n oder einfaches Qäwd'n
betont, Zs. 45,331 Anm.
2) schon wegen der Wortstellung musste Kamant hier betont werden.
3) Lachmann und.
4) daneben auch dreimal — denn die Versetzung des Akzents ist ja kein 'Muss' — Bernhdrt
van Brübänt 179,13; 372,19; 447,1.
METEISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEfi REINBOTS GEORG. 217
aber diese Ausnahme klärt sich wol einfach in der Weise auf, dass Bräbant
natürliche Endsilbenbetonung hatte1). —
Ferner heisst es:
| und fragt in ober durch riterschaft Cidegast von Lö'gröys 67,15 8)
i w«r komen dar gein Lö'gröys P. 506,25 durch die herzogin von Lö'gröys 630,16
i och viengen si von Lö'gröys ez ist de | herzogin von Lö'gröys 672,26;
( duc Friam de Yermendoys 665,5
aber anderseits:
(si hiez) Orgelüse(n) d£ Lögröys 508,26; 519,29; wan der herzoginne von Lögröys 632,15 8)
593,4 6 daz er kceme fü'r Lögröys 664,19 4).
und de herzoginne von Lögröys 619,26*)
Und so heisst es endlich auch mit Versetzung des Akzents:
sint ze Beuis bi d(*r Korea' P. 626,15 6) j wa ist Witschart und Gerhart,
noch Camille von Volca'n W. 229,29 I die gebruoder von Blavf 93,13
und euns Ritschart de* Nävers P. 665,7 unde Bernout de Rivlers P. 707,1
gräve Milön von Nivera W. 413,18 der clare Bernout de Rivlers 682,8 6)
Witschärt and Gerart von Blavi' W. 13,16 und Aftinamus von Clitfers 707,2; 721,8
j Witschart und Sansön sin lant heizt Terre de Läbü'r 656,13.
I des geslehtes von Blavi' 25,11
Die restierenden Fälle zeigen den Namen entweder in Parenthese, also mit
allgemeiner Reduction der Stärkeverhältnisse (s. o. SS. 159. 174):
'her, iwer genäde\ sprach Gawä'n P. 362,6,
oder sie finden sich in den bekannten, übermässig langen Namenslisten:
und der gr&ve Possizonjus von Thilö'r 770,20 und von Panfatis der gra've Astör 770,26 T),
oder der Name ist wie Bräbant (s. o.) normalerweise auf der Endsilbe betont:
Marröch W. 94,13; Enoch 218,18; 307,1.
So bleiben als Ausnahmen nur drei Stellen: der tiure pfellel von Triant
W. 444,13 (wo pfellel wol als einsilbig zu betrachten ist, vgl. o. § 220); ferner: dae
er morgens gein Gätcän P. 707,29 (wo wol mit versetzter Betonung zu lesen
smorgens gein Gawä'n); endlich ein failen tuoches von Sürin P. 301,28 (wo die
Hss. jedoch sehr stark schwanken)8).
1) wie Marröch und Enoch, s. u.
2) und der künec von Punturtoys folgt darauf: hier hebt also der Kontrast den Ortsnamen.
3) weil das blosse herzoginne auch genügen würde, wie sie im ersten Beispiel auch unmittelbar
vorher bezeichnet ist, 619,20.
4) auch dies ist bereits genannt: aber kernt (oder keem) für Lö'gröys wäre besser.
5) daneben zweimal Korea.
6) daneben Birnöut de Eiviers P. 721,7.
7) übrigens durch gräve gerechtfertigt; sonst noch 5 mal Astör.
8) offen lasse ich, wie der Name Lunete 436,5 zu betonen ist: eine Ausnahme bildet die
Akzentuierung übrigens auf keinen Fall. — So richtig also die Bemerkungen M i n o r s, Nhd. Metrik
S. 127 an sich sind, so gelten sie doch nicht für alle Dichter unterschiedslos.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. WiM. m Göttinnen. Phil.-hiit. Kl. N. F. Band 6,1. 28
218 CARL KRAUS,
Was Hartmann betrifft, von dessen Behandlung der Eigennamen uns der
Iwein die Beispiele liefern soll, so geht er in der pathetischen Häufung der
Akzente auf keinen Fall so weit wie Wolfram, der mit 4 Silben eines Namens
den ganzen Vers füllt: es scheint sogar, als ob er immer nur KälögreärU betonte
(92. 105. 113. 189. 231. 242. 805. 891. 927. 972. 2456. 4683), so wie er auch
beidemale Laudine sagt (2421. 2758): aber die Verwendung des Namens Lünete
lässt sich nicht überall sicher erkennen, wenn man nicht die gesammte Vers-
kunst des Dichters in Untersuchung zieht : so muss ich also von der Betrachtung
der mehr als zwei Silben umfassenden Namen notgedrungen abstehen1).
Bezüglich der Zwei silbler im Reim zeigt der Dichter ganz ähnliche Prinzipien
wie Wolfram. Sobald ein Nachdruck auf dem Namen fwein liegt, giebt er ihm
immer zwei Akzente:
Stfpremörs und I'wein 38 2) ouch satzten sich ze wer
er heizet, vrouwe, I'wtfn 2107 [ die rfter vonme lande
von bezzern zuhten wart geborn / unde ir sarjande
nie riter dehein I unde min her I'we'in,
danne min her I'we'in 3401 l der zaller vorderste schein 3709
her Gäwein ode her I'wein 4177
herre, ich bin ez f'wlin 7483
daz ich iuwer I'wein
iemer schine, unde ie schein 7543.
Ferner, sobald Iwein mit einer andern Person in Wechselbeziehung begriffen
dargestellt ist:
j diu maget und her I w<?in , nü kom ouch dort zuo geriten
t befunden ahten undr in zwein 2003 ) diu jüncfrouwe und her I'we'in.
sie wehselten beide ( der lewe envuor niht mit in zwein 6901.
der herzen under in zwein,
diu vrouwe und her I'wtfin 2991
Aber auch ohne solche Momente ist die normale Betonung des Namens die
zweihebige :
vil schiere sach her Iwein 989 nune weste min her Iwein 3831
sus was min her Iwein 1127. 1723 nü vreute sich her Iwein 5023
ouwi, min her Iwein 2341 dö hete sich her Iwein 5067
wa ist iuwer neve, her Iwein 2457 d6 sprach min her Iwein 5101. 5291
des volget mir, her Iwein 2911 ouch hete min her Iwein 5167
daz 8encn bedähtcr Iwein 2961 wand ezn mohte her Iwein 5397
nü kom min her Iwein 3081 des antwurte im her Iwein 6619
vrouwe, lebt her Iwein 3383 sich verkünde min her Iwein 7369
dö sprach her Iwein 3625. 4101. 6699 ei, sprach min her Iwein 7523
hie het her fwein 3651 dono wart mi'n her fwein 7973.
Nur, wenn kein so starker Nachdruck wie in jenen zuerst genannten
Beispielen auf dem Namen liegt, gestattet sich Hartmann die mehr parlando-
mässige Versetzung des Akzents:
1) doch spricht die Akzentuierung Kdrsineft'te im Erec (430) dafür, dass er im kleineren
dieselben Prinzipien hatte wie Wolfram: der alte wirt hiez Coralus Und diu hüsfrouwe sus:
Kärsinefi'te, Ir tohter finite.
2) erste Nennung des Namens.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
219
dö rechente der hfrre Iwem 803
nune künde sich der hdrre lw£in 1101
A.
da 'rsach si der he'rre Iweln 1331
vrou Laudine und he'r Iwtfin 2757
wan daz im der herre fwe*in 3955
nein ez, vrowe, sprach he'r Iwäin 5489
ez ist min geselle Iwem 7619 *).
Wie man sieht, findet sich die Versetzung nur dann, wenn ein starktoniges
Wort (Substantiv) vorausgeht2): geselle, der herre: das blosse her aber genügt
dazu nicht8), wenn nicht ganz besondere Umstände hinzukommon, die entweder
dieses selbst heben (wie das durch den Gegensatz zu vrou geschieht in dem
Vers: vrou Laudine unt her twein, wo her also zugleich Geschlechtsbezeichnung
wird), oder aber den Akzent des Namens schwächen (wie das in der Parenthese,
s. o. S. 217, sprach her twein der Fall ist).
Dadurch ist nun auch erklärt, warum der Name Gäwein niemals mit ver-
setzter Betonung im Reim erscheint: denn er lautet konsonantisch an, daher ist
ein Pendant zu jenen der herre twein hier nicht möglich : so heisst es denn immer
Gä-wHn :
Dodines und Gäwein 87
min her Gäwein 915. 4717
(dö) sprach min her Gäwein 2507. 7431. 7567.
7589
also min her Gäwein 2G19
unde min her Gäwein 2697
der wirt und her Gäwein 2709
min geselle was her Gäwein 3533
min lieher herre Gäwein 4279
sin hester vriunt, her Gäwein 4849
got under Gäwein 4805
ich bin genant Gäwein 7471
ich, iuwer neve Gäwein 7609
es giht min neve Gäwein 7695
arzte gewan her Gäwein 7773.
Und ebenso, aus demselben Grunde auch immer Keii:
der zuhtlöse Keii 89 er weste wol daz Keii 1531
do erzeicte aber Keii 107 wie nü, min her Keii 2509
dö sprach der herre Keii 221. 4638 ouch habte her Keii 2547
dö sprach aver Keii 809 unde der herre Keii 2581 *).
Dagegen kann der Name Artus wiederum mit versetzter Betonung gebraucht
werden, weil ihm das Substantiv künec vorausgeht. Daher verwendet Hartmann
den Namen bald mit 6iner, bald mit zwei Hebungen; mit zweien:
ez het der künec Artus 31 dö sprach der künec Artus 4543
nü reit der künec Artus 2653 ich suoche den künec Artus 5659
nü vant der künec Artus 2695 Tür den künec Artus 5717
ir herre, der künec Artus 3065 nü saz der künec Artus 6895 ;
1) daher muss mit Auftakt gelesen werden: daz ist | hie der herre rtcein 3119 (doch 8.
die Laa. !).
2) zur Erklärung vgl. Minor, Nhd. Metrik S. 127 u. ö.
3) zu dem gleichen Ergebnis wird Zwierzina von der andern Seite her, von der Betrachtung
des her(re) aus geführt, Zs. 45,328 f.
4) wer die Belege für min her Gäwein (Keii) prüft, dem muss auffallen, wie dürftig die
Füllung mancher dieser Verse ist: kein einziger findet sich darunter, wo die Lesung min herre
G. (K.) unmöglich wäre, manche werden dadurch entschieden besser: hat Hartmann also immer
min herre gesagt, was dann vor vokalischem Anlaut (twein) elidiert werden konnte?
28*
220
CARL KRAUS,
dagegen mit Versetzung des Akzents :
geruochet der künec Artus 2573
ze lande vuor der künec Artus 2969
gihestü daz der künec Artus 2975
unze sich der künec Artus 3531
dft suocht ich den künec Artus 4165
daz widerseite der künec Artus 4555
unde ez hört der künec Artus 4639
daz geschuof der künec Artus 4757
diu künegin unter künec Artus 7777.
Die sonstigen im Reim stehenden zweisilbigen Namen des Iwein weisen
immer zwei Hebungen auf:
er was genant Hartman 28 der künec Vrfen 4183
si sprach: sage ane, Hartman 2974 der rise heizet Harpin 4500
dune hast niht war, Hartman 2982 diu gotinne Jünö 6444.
ich waene, vriunt Hartman 7027
Gottfried bindet sich nicht an jene Beschränkungen, die sich Wolfram und
Hartmann bei der Verwendung des versetzten Akzents auferlegen. Auch er
hat natürlich oft die normale Betonung Tristein im Reim; aber daneben betont
er auch sehr oft Tristan. Nicht nur in dem parenthetischen sprach Tristan (3534.
3543. 3611. 4016. 5418. 5453. 6218. 8791. 9583. 9612. 10221. 10588. 11235. 11261.
11305. 12091. 12105. 13317. 14465. 14797. 14896. 15943), sondern auch nach an-
dern Verben:
und hiez rehte als er was Tristan 2020
getriuwer man, wer ist Tristau 4108
und der in sluoc der hiez Tristan 10101
ich weiz ez wol, ez ist Tristan 10187
sich, wart, er sitzt da, deist Tristan 10387
nach her :
Mörolt sprach aber : h£r Tristan 6337 l)
und nach andern schwachtonigen Wörtern :
'friunt' sprach er 'heizest du Tristan' 3350
hier under hete ie Tristan 5292
und verduhte in sere daz Tristan 6226
wer wasre daz niwan Tristan 9637
Tantris', sprach si 'und Tristan' 101 11
und mit im fsöt und Tristan 15123
si las lsöt, si las Tristan 14678
des selben morgens was Tristan 17351
alsolhiu nisere treip Tristan 19045
eines tages dö gesaz Tristan 19129,
lsöt erwachet und Tristan 17632
alsam tet lsöt und Tristan 17836
lherre künec', sprach aber Tristan 112ö2
weder si entrouc in noch Tristan 17763
so daz erwachet ouch Tristan 18252.
Stärkertonige Wörter gehen nur selten voran:
Tristan lsöt, lsöt Tristan 130 a, bienvenjanz, gentil Tristan 16191.
von dem uns sin sun Tristan 4054
Aehnliches Schwanken herrscht bezüglich der andern Namen. Eine Bemer-
kung verdient nur der Name lsöt, fsolt, der den natürlichen Akzent auf der
zweiten Silbe getragen haben muss, da Gottfried im Reim fast durchaus tsölt und
1) ebenso 6352. 6393. 6433. 10687. 14000. 14773. 14830. 15225. 15371. 16000. 18495.
METRISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBER REINBOTS GEORG.
221
tsö't betont; und in den paar Fällen, wo er zar abnormalen Betonung fsö't,
fsölt greift, liegen immer besondere Umstände vor, die dies rechtfertigen: so
das Spielen mit den zwei Betonungen, der rhythmischen Abwechslung halber:
Isö't diu liehte sunne Isö'te muoter l'söt 10341
und ouch ir muoter l'söt j durch Isö'te Tristan,
der frölfche morgenröt 9460 ( durch Tristanden l'söt 14327,
der Kontrast:
dö lühte golt unde golt, ich und min tohter isolt 8214
der zirkel unde tsolt s! und ir tohter Isöt 7172,
enwiderstrit ein ander an 10981
oder sonstiger Nachdruck:
swaz so dln swester isöt
von erzenie hat gelesen,
des wirt dir not, wil du genesen 7076 !)
und zwäre, tochter fsöt,
dirre man si lebende oder tot,
mich andet scre, daz er sf
verborgen eteswa hie bf 9357 ■)
Kaedinen swester Isöt 18960 8).
Die Unterschiede, die wir in der Behandlung gewisser Namen bei den drei
grossen Meistern des höfischen Epos gefunden haben , sie sind nur vereinzelte
Anzeichen des tiefgehenden Unterschiedes, der, wie in ihrem ganzen dichterischen
Wesen, so auch in ihrer Verskunst besteht.
Hartmann 8 Streben geht dahin, sich dor natürlichen Sprache eines
feinen höfischen Erzälers so enge als nur möglich anzuschmiegen, daher sind
rhythmische Neigungen für ihn von keinem besondern Einfluss , der Sinn , die
natürliche Deklamation sind ihm oberstes Gesetz. Die natürliche Deklamation :
deshalb liebt er keine Uebertreibungen , keine grellen Effecte , sondern bleibt
massvoll in der Wal der metrischen Mittel auch dort, wo sein Herz erregt ist 4).
Wolfram räumt dem Rhythmus schon viel mehr Einfluss auf den Bau der
Verse ein, er ist nicht in so edlem Sinn naturalistisch in seiner Deklamation,
wie Hartmann: und wie in jeder Kunst die Mittel um so stärker wirken, je
seltener sie gebraucht werden, so auch bei Wolframs Versbau: wo er sich
1) Hohn! Worte Tristans, bevor er Morolt das Haupt abschlägt.
2) mit eindringlichem Nachdruck.
3) ihr Name ist erst einmal beiläufig in der Einleitung des Kapitels genannt: nun wird er
nachdrücklich betont, weil ja auch die Namensgleichheit Tristans Aufmerksamkeit auf sie lenkt;
wie Gottfried gleich darauf sagt: und wan si Isöt was genant, swenn er sin ouge an si verlie, so
wart er von dem natnen ie so riuwec und so fröudelös daz man im muler ougen kos den inner zm
sines herzen.
4) freilich, das Recht an besonderen Höhepunkten der Erzälung aus sich herauszutreten, lässt
auch er sich nicht nehmen. Ein solcher Höhepunkt ist im Gregorius dort, wo die Fürstin er-
kennt, dass der von ihr so zärtlich geliebte Gatte ihr eigener Sohn ist (2485 ff.) : dö dühtc si sich
unsalic gnuoc. Zwo den brüsten si sich sluoc Und brach üz ir scheene här. Si geddhte daz si
für war Zuo der helle weere geborn .... Ir vröudcn sunne teas bedaht Mit tö'tvinsterre naht.
Wer die Tragik dieses tö'tvinsttrre mit empfänglichem Gemüt auf sich wirken lässt, der wird
empfindlich verletzt sein, wenn es ihm im sog. zweiten Büchlein als Klage eines sentimentalen Lieb-
222 CARL KEAÜS, METBISCHE UNTERSUCHUNGEN UEBEB BEINBOTS GEORG.
einmal ein Uebermass von beschwerten Hebungen gestattet, da erzielt er Wir-
kungen, die über die einer guten Erzählerkunst hinausgehen: er packt und er-
schüttert uns. So ist Hartmanns Sprache mehr die des feinsten Conversations-
stückes, während Wolfram das dröhnende Pathos des Dramas redet.
Gottfrieds Kunst ist eine andre, aber darum keine schlechtere. Indem
er das rhythmische Element, die regelmässige Abfolge von Hebung und Senkung,
in die erste Linie stellt, muss er freilich von der natürlichen Betonung öfter
abweichen als Wolfram oder gar Hartmann; aber er zwingt durch die Schön-
heit des Inhalts den guten Vorleser, solche Härten zu verschleiern: das ge-
schieht vorwiegend durch die stärkere Anwendung des musikalischen Akzents»
Dadurch wird der Klang seiner Verse süss, sinnlich - reizvoll und bestrickend
und unterstützt so in wunderbarer Weise die Wirkungen, die von allen andern
Mitteln seiner Kunst auf den Hörer überströmen.
haben wiederum entgegentritt. Ein paar Takte aus Brünnhildens Schlussgesang mitten unter den
Harmlosigkeiten heutiger Opernfabrikanten sind das moderne Gegenstück dazu. Die Nachahmer
in der Kunst sind eben überall und zu allen Zeiten wie die Pfandleiher, die sich mit fremdem
Schmuck überladen und ihn bei jeder, auch der unpassendsten Gelegenheit zur Schau tragen.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung 3
1. Abschnitt: Über die Verwendung einsilbiger Substantiva und Verba, soweit sie nicht im
Auftakt, im Reim sowie in oder unmittelbar nach beschwerter Hebung stehen (§ 1 — 14) 7
I Substantiva (§1) —
II Verba (§ 2—13) 8
III Zusammenfassung (§14) 16
2. Abschnitt: Die beschwerten Hebungen (§15—68) 17
I bei einsilbigen Wörtern (§ 15 — 54) —
bewirkt durch Kontrast (§ 15—23) —
bewirkt durch Pausen (§ 24—29) 21
bewirkt durch andere Gründe (§ 30 — 54) 23
1) im 2. Fu8S des stumpfen Verses (§ 30 — 34) —
2) im 1. Fuss des stumpfen Verses (§ 35—39) 26
3) im 3. Fuss des stumpfen Verses (§40-44) 35
4) im 1. Fuss des klingenden Verses (§ 45 — 49) 41
5) im 2. Fuss des klingenden Verses (§ 50—54) 44
II bei unkomponierten zweisilbigen Wörtern deutscher Herkunft (§ 55 — 68) ... 45
1) im 2. Fuss des stumpfen Verses (§ 55—60) 46
2) im 1. Fuss des stumpfen Verses (§ 61—64) 49
3) im l. Fuss des klingenden Verses (§ 65—68) 54
3. Abschnitt : Die Wörter mit vollen Ableitungssilben (§ 69—77) 56
I Zweisilbler (§69) —
II Dreisübler (§ 70—75) 57
III Viersilbler (§ 76. 77) 59
4. Abschnitt: Die fremden Wörter (§ 78—86) 60
I Zweisilbler (§ 78—81) —
II Dreisilbler (§ 82-84) 63
III Viersilbler (§ 85. 86) 65
5. Abschnitt: Die Namen (§ 87—104) —
I Zweisilbler (§ 87—91) —
II Dreisilbler (§ 92—96) io
III Viersübler (§ 97—99) 74
224 INHALTSVERZEICHNIS.
Seite
IV Fünfsilbler (§ 100—102) 75
V Sechssilbler (§ 103) 76
VI Reste (§ 104) —
6. Abschnitt: Die Komposita (§ 105—120) 77
I Zweisilbler (§ 105—108) —
II Dreisilbler (§ 109—113) 83
III Viersilbler (§ 114—118) 87
IV Reste (§ 119. 120) 88
7. Abschnitt: Mehrere beschwerte Hebungen in Einern Vers (§ 121. 122) 89
8. Abschnitt: Der zwei- and mehrsilbige Auftakt als Mittel der Deklamation (§ 123 — 134) . 91
9. Abschnitt: Abweichungen vom natürlichen Akzent (§ 135 — 148) . 98
I Einsilbler (§ 135—139) —
II Mehrsilbler (§ 140-143) 103
1) Simplicia ^140. 141) —
2) Komposita (§ 142) 105
3) Namen und Fremdwörter (§143) —
10. Abschnitt: Proben der Resultate für Sprache und Orthographie des Textes (§144—221) . 106
I Die Verbalformen (§ 144—190) —
1) auf -e (§ 145—151) —
a) wäre, mohte, solte, wolte (§145) —
b) 2. Sing. Imper. (§ 146) 108
c) 3. Sing. Präs. Konj. (§ 147) 109
d) 1. Sing. Präs. (§ 148) 110
e) l. 3. Sing, des schw. Prät. (§ 149) 112
f) die übrigen (§ 150) 116
g) Zusammenfassung (§ 151) 117
2) auf -en (§ 152— 1G7) 118
a) Inf. Präs. (§ 152—155) —
b) Präteritalformen (§ 156—159) 120
c) Plur. Präs. (§ 160—168) 123
d) Part. Prät. (§ 164—167) 125
3) 3. Plur. Präs. Ind. auf -ent (§ 168—171) .126
4) auf -et (§ 172—187) 127
b.) 3. Sing. Ind. Präs. (§ 172—174) —
b) 2. Plur. Präs. (§ 175—178) 131
c) 2. Plur. Imper. (§ 179—182) 188
d) 2. Plur. Prüt. (§ 183. 184) 136
e) unflektiertes Part. Prät. (§ 185—187) —
5) 2. Sing. Präs. und schw. Prät. auf -est (§ 188—190) 138
II Die Substantivformen (§ 191—217) 139
1) auf -e (§ 191—194) —
2) auf -en (§ 195—198) 143
3) auf -el (§ 199-202) 144
4) auf -er (§ 203—206) 145
5) auf -es (§ 207—210) —
6) auf -eis, -ens, -ern, -ers (§ 211-213) . . • 146
7) Reste (§ 214-217) —
III Sonstiges (§ 218—221) 147
11. Abschnitt: Ergebnisse (§ 222—227) 151
INHALTSVERZEICHNIS. 225
Seite
1. Exkurs : Über die Verhältnisse im dritten Fuss des einsilbig-stumpfen Verses vor vokalisch an-
lautendem Reimwort bei Hartmann, Wolfram, Wirnt, Ulrich von Zazichoven und Anderen 167
I Pronomina im Beim —
A) er und ich —
B) im, tn, »r, tu, uns 182
II Verba im Beim 187
III Die Adverbia ie, e, ouch im Beim 189
IV Präpositionaladverbia im Beim 192
V Substantiva im Beim 204
VI Adjectiva und Sonstiges im Beim 207
1) ah (arm) —
2) ein —
3) ai 209
4) iht —
5) an 210
6) och ' —
2. Exkurs: Einiges über die metrische Behandlung der Eigennamen bei Wolfram, Hartmann
und Gottfried 211
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND VI. Nro. 2.
Henricus Stephanus
über die Eegii Typi Graeci.
Von
Wilhelm Meyer a« Speyer
Professor in Qöttingen.
Mit zwei Tafeln.
Berlin,
Wei dmannsche Buchhandlung.
1902.
IHKEM MITGLIEDE
HERRN LEOPOLD DELISLE
ZUM GEDÄCHTNISS DER FÜNFZIG JAHRE
WÄHREND WELCHER ER
SICH ZUM RUHiM ALLER WISSENSCHAFT ZUM SEGEN
AN DER BIBLIOTHEQUE NATIONALE GEWIKKT HAT
DARGEBRACHT VON DER
KOENIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GOETTINGEN
Henricus Stephanus über die Regii Typi Graeci.
Von
Wilhelm Meyer ans Speyer
Professor in Göttingen.
Vorgelegt in der Sitzung vom 14. Juni 1902.
(Das Autograph des Henricus Stephanus. Taf. 1) Im Jahre 1550
vollendete Robert Stephanns, der gelehrte Typographns Regins in Paris, eine
stolze Ausgabe des griechischen N. Testaments. Er hatte sich bestrebt, durch
sorgfältige Vergleichung alter Handschriften einen trefflichen Text zu liefern;
anderseits waren eben in diesem Jahre nach achtjährigem Schaffen die auf Kosten
des Königs Franz hergestellten neuen griechischen Typen mit der Vollendung
der 3. Typengrösse, einer prächtigen grossen Typenart, ganz fertig geworden,
und eben in diesem Testament waren zum ersten Mal all die Zeichen dieser
Typen, über 1100, zur Verwendung gekommen. Da im nächsten Jahre Rob.
Stephanus wegen Glaubensbedrängniss nach Genf verzog, so blieb auch diese
Ausgabe der höchste Stolz der ganzen Drucker-Familie.
Damals liebte man es, von guten Freunden Lobsprüche oder Segenswünsche
für das neue Buch in Versen sich geben zu lassen und diese nach der Vorrede
vor dem Texte selbst einzureihen. So ist auch das 15. Blatt des N. Testaments
von 1550 mit 72 Hexametern gefällt, welche der 22jährige Sohn des Robert
Stephanus, der eben von einem grossen Studienritte durch Frankreich und Italien
heimgekehrte Heinrich Stephanus verfasst hat; die vorangehende Rückseite des
14. Blattes blieb weiss. Dieser Umstand bot den Anlass zu einem hübschen
Einfall. Als etwa 30 Jahre später Heinrich Stephanus in eine süddeutsche
Universität kam, ehrten die Professoren den berühmten Gelehrten durch ein
Festmahl; bei dieser Gelegenheit brachte ein Professor sein Exemplar des
N. Testaments von 1550 mit und bat den H. Stephanus, er möge auf jener weissen
Rückseite des 14. Blattes, gegenüber den einst von ihm gedichteten Hexametern,
l*
4 WILHELM METER,
sein Autograph einschreiben. H. Stephanus erfüllte die Bitte und, gegenüber der
gedruckten Überschrift der Hexameter: EPP1K02 0 PQBEPTOT 2TE$AN0T,
4>IA06Eö IIANTI, schrieb er mit grosser prächtiger Minuskelschrift:
ipplxog <sr£(papog
vioq cov rovg £% ävoaniotq
artxovq izypcaf/e, rocvrcz Sä
ijhrj yipwv oüp
rj rcp yrjpq, Zyyßcw.
Die besondere Art und Grösse dieser Minuskelschrift lenkte das Gespräch
auf diese Schrift des Heinrich Stephanus und auf die prächtigen Typen seines
Vaters. Über das, was dabei Stephanus sagte, und was sonst an dem Tage vor-
kam, hat dann in den nächsten Tagen der glückliche Eroberer des Autographs
einen kleinen Bericht unmittelbar unter dem Autograph eingeschrieben mit den
Worten :
Scripsit haec propria manu doctiss. et clariss. vir Dns. Heinricus
Stephanus, Roberti principis typographorum filius, qui et libris a se scriptis
3] et elegantissimis typis multis bonis auctoribus in lucem aeditis praeclare de
Repub. literaria et memoriam aeternam est meritus Anno 78. *) pridie caL
5] Augusti cum apud Bovem hospitio ab Academia exciperetur. Hie in caeteris
referebat Regem Franciscum magnis sumptibus accersivisse et aluisse Graecum
7] quendam, cui nomen fuerit Angelus . . {Lücke gelassen) ex Creta oriundum,
graecae
linguae peritissimum et et (et eam ?) elegantissime pingentem, qui has literas
maiores
9] et minores quibus hie liber excusus est, primo pinxerit et scalptoribus prae-
scrip8erit,
a quo et se Graecam linguam et graecarum literarum formationem didicisse,
aiebat.
11] Aiebat praeterea Wechelium, Plantinum et alios conatos esse eos typos ex-
primere
et (formas typos getilgt) stilos (puntzel) atque matrices mutuatos, sed a
scalptoribus
13] et reliquis partim infeliciter expressos, partim obtusos. Et quamvis discrimen
(vel getilgt) nulluni inter illos appareat, monstravit tarnen nobis, quasdam lineas
15] et partes crassiore partim graciliori corpore sive forma expressos (sol),
quam vera et
1) Der 2. Buchstabe scheint ein von Anfang an verkleckstes 8 zu sein; der 1. Buchstabe war
wohl zuerst ein 7, ebenso hoch wie 8; dann hat ein Anderer 7 zu 6 geändert.
6 WILHELM METER,
griechische oder das lateinische Autograph zu copiren versucht; eine derselben
citirt den wichtigsten ehemaligen Besitzer, den Almeloveen.
Theodor Jansson ab Almeloveen Hess in seiner Dissertatio de vitis
Stephanorum (1683) S. 79 drucken: Comparavi mihi aliquando N. Testamentum
cum variantibus lectionibus apud patrem eins R. Stephanum MDL Lutetiae im-
pressum, ubi elegantissimis manu Henrici Stephani conscriptum literis legitur
1ZPPIK02J . . d' fidri . . lyyCt&v. E. Zrtyavog. Haec ratione manus, quam vere
accuratissimam ac elegantissimam pronunciavit Scaliger; nam, ut verum fatear,
typorum venustatem referunt. Aus Almeloveen ist der griechische Text ab-
gedruckt worden von Maittaire, Stephanorum Historia 1709 S. 215, und von
E. Greswell, a View of the early Parisian Greek Press, II 1833 S. 151.
Almeloveen erwähnt zwar nicht die lateinische Beischrift und gibt den griechi-
schen Text etwas anders, aber doch besteht kein Zweifel, dass er gerade dies
Exemplar besessen hat.
Jetzt fand ich das Exemplar in der Göttinger Bibliothek; ich gebe
daraus auf Taf. 1 die Rückseite des 14. Blattes; unten habe ich aus der
Münchner Handschrift Camerar. Vol. 20 no 222 (Ztetpavog a Mr. Pitou ä Paris
1571) die ähnliche Unterschrift beigegeben. Da das Autograph selbst und der
beigefügte lateinische Bericht in Verbindung stehen mit den berühmten Regii
Typi Graeci, so gehe ich auf deren Geschichte ausführlicher ein.
(Die Regii Typi Graeci) Mit Recht sind die Franzosen stolz auf die
grosse Zahl und auf die innere Güte der griechischen Drucke, welche die pariser
Presse seit 1540 der gelehrten Welt gespendet hat. Nicht geringeres Recht
haben sie, stolz zu sein auf den Geschmack, mit welchem die meisten dieser
Werke gedruckt sind, insbesondere auf die Schönheit der dazu verwendeten
griechischen Typen.
Wie die bedeutendsten Nationen im 16. Jahrhundert in den Künsten und in
den neu auflebenden Wissenschaften wetteiferten, so wetteiferten sie auch in
der künstlerischen Ausbildung der Druckschriften. Für den Druck der gewöhn-
lichen, der lateinischen, deutschen, französischen und italienischen Texte galt es
hauptsächlich aus den vielerlei Typengeschlechtern, welche das 15. Jahrhundert
geschaffen hatte, auszuscheiden und das Geeignetste auszuwählen. Diesen Typen-
kampf des 15. und 16. Jahrhunderts hoffe ich bald skizziren zu können: in
Frankreich verlief er ziemlich einfach. Die Nachbildung der alten Urkunden-
sehrift, die Schnörkeltype, war zwar im französischen Sprachbereich erfunden,
von den Franzosen trefflich weiter gebildet und besonders in französischen
Texten und in den Livres d' heures zu solcher Schönheit entwickelt worden,
dass diese Druckschrift eine treffliche französische Nationaltype geworden wäre.
Allein die Franzosen gaben in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts diese und
die andern gothischen Typenarten, eine nach der andern, auf und, da auch
nationale Neuerungen, wie die Schrift (Civilit£) des Robert Granjon in Lyon
um 1558, nicht glückten, so unterwarfen sie sich dem Joche der von den ita~
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGII TYPI GRAECI. 7
lienischen Hnmanisten erfundenen Schrift, der langweiligen, die Augen ermüden-
den Antiqua; schon vor 1600 wurden in Frankreich fast alle Bücher mit den 2
Arten der Antiqua gedruckt; entweder mit der senkrecht stehenden, — einem
Abbild der humanistischen Buchschrift, — oder mit der schief stehenden, mit
welcher zuerst Aldus in Venedig 1501 die humanistische Urkundenschrift in
Typen nachgeahmt hatte. Diese Entwicklung der gewöhnlichen Typen in
Frankreich war ziemlich natürlich; denn die Gelehrten, welche auch in diesen
Dingen den Ton angaben, waren Zöglinge der Humanisten und drohten ja sogar
die lebendige französische Sprache zuerst zu latinisiren, dann zu verwelschen.
(Anfang der griechischen Typen des Königs) Die griechischen Typen
waren wie die orientalischen zuerst natürlich ganz allein dem Einfluss der Ge-
lehrten unterworfen; hier war ja keine Rede von einheimischer Überlieferung
oder Kunstübung. Dass die griechischen Typen gerade in Frankreich so be-
deutend verschönert wurden, verdankt dies Land zwei Männern, dem König
Franz I. und dem gelehrten Drucker Robert Stephanus. Dem König Franz I.
hatte seine Umgebung dasselbe gesagt, was auch Melanchthon lehrte; in dem
Privileg vom 16. Januar 1539, wodurch der König den Rheinländer Konrad
Neobar zum königlichen Drucker griechischer Texte ernannte, erklärte er 'a viris
literatis accepimus, ut e fontibis rivulos, ita e graecis scriptoribus artes histo-
riarum cognitionem morum integritatem recte vivendi praecepta ac omnem prope
humanitatem ad nos derivari*. Aber dieselben Gelehrten hatten ihm auch die
realen Verhältnisse klar gemacht: 'porro id quoque didicimus, graecam typo-
graphiam tum vernacula tum latina multo difficiliorem, ac denique eiusmodi esse
provinciam, quam nemo rite administret, nisi et graecanicae linguae gnarus et
cum primis vigilans, et facultatibus denique non vulgariter instructus1).
Diese Gesinnung des Königs wusste Robert Stephanus für die griechische
Typographie nutzbar zu machen. Denn Neobar starb bald nach jenem Erlasse
des Königs; an seine Stelle trat Robert Stephanus. Ihm wurde am 1. October
1541 vom König die Summe von 250 livres tournois angewiesen: 'pour icelle
delivrer k Claude Garamon, tailleur et fondeur de lettres, . . sur et en deduction
du paiement des poincons de lettres grecques qu* il a entreprins et promis tailler
et mettre es mains du dict Estienne, k mesure qu' il les fera, pour servir ä im-
primer livres en grec' *). Im Ende des Jahres 1541 war also diese Sache erst
im Werden; Garamond begann zu arbeiten und zwar unter der Aufsicht des
Robert Stephanus. In dem Privileg für Neobar ist von griechischen Typen
überhaupt nicht die Rede. Demnach ist zu schliessen : Robert Stephanus war
es, welcher den Gedanken fasste, neue Typen seien nothwendig, und dann den
König für diesen Gedanken gewann und ihn bestimmte, zunächst im Jahre 1541
225 livres tournois für die Herstellung der Punzen auszusetzen ; Robert Stephanus
hat dann alles Weitere besorgt. Die gegen 400 Zeichen der neuen Schrift
1) Aug. Bernard, Les Estienne et les types grecs de Francis Ier, 1856 S. 11.
2) Bernard, Les Estienne S. 15.
8 WILHELM MEYER,
and kleine Satzproben traten zuerst 1543 in die Welt in dem kleinen Alphabetum
Graecum (Cum privilegio Regis. Parisiis Ex officina Roberti Stephani typographi
Regii. M. D. XLIII), dann 1544 in dem grossen Drucke der Historia ecclesiastica
des Eusebius. Es war eine Schrift gewöhnlicher Grösse (s. Taf. 2 Zeile 2—5).
Der Beifall, den diese neue Schrift fand, spornte den königlichen Typographen
an, eine kleine Schrift mit gegen 400 Zeichen schneiden zu lassen. Der Plan
fand wieder die Unterstützung des Königs ; denn das Neue Testament von 1546,
welches durchaus mit dieser zweiten Schrift gedruckt ist, beginnt mit den Worten :
0 mirificam Regis nostri liberalitatem . . ! Minutiores etiam characteres
Graecos quia desiderari senserat ad libros quanvis magnos in angustum spatium
contrahendos, exculpi voluit, prioribus illis, licet omnium pulcherrimis, elegantia
pares. His igitur pro meo munere ad usum Reipublicae mihi traditis, etc. Das
Verzeichniss der in dieser Schrift angewendeten (etwa 41) Wortchiffern (notae
compendiariae) hat Rob. Stephanus in dem Alphabetum Gr. von 1548, dagegen
das Verzeichniss der vollen 400 Zeichen des Alphabets, der Ligaturen und der
Wortchiffern erst 1550 in dem Alphabetum Gr. gegeben (s. Taf. 2 Zeile 7—11).
Der Stolz des Druckers war gewachsen; desshalb unternahm er es, eine
dritte griechische Schrift schneiden zu lassen. Jedenfalls wieder mit königlicher
Unterstützung (denn die Punzen auch dieser Schrift waren später königliches
Eigenthum) wurde eine grosse, prächtige Type mit gut 400 Zeichen hergestellt,
welche zuerst 1650 in die gelehrte Welt trat: einmal in der grossen Ausgabe
des Neuen Testaments, in welche unser Autograph eingeschrieben ist '), und in
dem Alphabetum Graecum, welches Robert Stephanus ebenfalls 1550 drucken
liess. Diese beiden Bücher sind von Rob. Stephanus mit den neuen, eben fertig
gewordenen 3 Arten der Regii Typi Graeci, deren freieste Benützung ihm zu-
stand, und mit allem Eifer und Fleiss hergestellt. Im nächsten Jahre zog Rob.
Stephanus nach Genf2). Jene beiden Bücher sind also die besten Proben dieser
1) Die Schrift wird hier von R. Stephanus mit folgenden Worten vorgestellt: Superioribus
diebus, Christiane lector, Novum Testamentum . . minore forma minutioribusque Regiis characteribua
tibi excudimus. Idem nunc .. maioribus Regiis typis excusum tibi offerimus (= Tt\v veav
Sutfhfjitriv . . iv fii%Q& axrfficcti, mansQ xi iy%siQtöiov, toig xov ßaöiX£a>$ XenroCg %aQa%ti)Q<fi tvnfa-
oavtes, itQcoriv v[ilv> cd qptJUföeot, i^sddmafisv ' vvv dl . . toig xov ßaaiXioos psydloLg y?appa<ft w-
Tt&cavtsg, ndliv v[iiv 7CQoaq>iQOfisv).
2) Stephanus hat in Genf mit den 3 Grössen der Typi Regii gedruckt (s. das Alphabetum
Graecum 1554), und 1619 hat die französische Regierung aus dem Nachlass der Familie in Genf
Matrizen dieser Typen gekauft; s. Aug. Bernard, Les Estienne 1856 S. 29. Deshalb hat man in
späteren Zeiten dem Rob. Stephanus vorgeworfen, er habe dem König gehörende Matrizen be-
trügerischer Weise mit in die Schweiz genommen. Diesem, mitunter durch confessionelle Gegen-
sätze vergifteten, Streit ist jetzt ein Ende gemacht. Wie die von Ph. Renouard in dem Bulletin
du Bibliophile (15. April 1901) veröffentlichten Aktenstücke vom 16. März 1552 und vom 11. April
1555 beweisen, hat Robert Stephanus Alles, was dem König gehörte, in Paris zurückgelassen.
Anderseits durften die Drucker in Paris sich Matrizen herstellen, wie die Worte Sylburg's über
Wechel beweisen, und, wie Plantin's Beispiel beweist, durften schon 1566 französische Stecher die
königlichen Typen nachschneiden und die Punzen beliebig verkaufen. Also war die Handlungsweise
HEXBICÜS 8TEPHANÜS ÜBER DIE REGII TYPI GRABCI. 9
Typen, auf welche Frankreich stolz ist und welche fast 250 Jahre lang Europa
beherrscht haben. Dieser Umstand und ein praktischer Grund, den ich später
berühren werde, sprechen dafür, dass eine sorgfältige photographische Wieder-
gabe des Alphabetoms von 1550 veranstaltet werde : es ist ebenfalls ein Monument
historique national. Ich habe auf der 2. Tafel aus dem 2. Theil des Testa-
ments von 1560 den obern Theil der S. 118 wiedergeben lassen, da er die 3
Schriften enthält: zuerst die mittlere Schrift von 1543, dann die kleine von
1546 und endlich (Zeile 14 — 25 die grosse von 1550.
Gewiss ist der Gedanke, neue griechische Typen in 3 Grössen schneiden
zu lassen, von Robert Stephanus ausgegangen und seine Verwirklichung von
ihm geleitet worden ; desshalb konnte Heinrich Stephanus diese Schrift als einen
Ruhmestitel seiner Familie ansehen. Allein der König hat die Mittel hergegeben
und das Unternehmen galt als königliches, wie ja auch die Punzen in die könig-
liche Münze abgeliefert wurden. Desshalb hiessen diese Typen Regii, und so
viel auch ausserhalb Paris die Matrizen dieser Schrift benützt oder die Zeichen
der Schrift nachgeschnitten worden sind, so bleibt doch der Name Regii Typi
Graeci der richtige.
(Wer hat die Regii Typi Graeci entworfen?) Bei der Herstellung der
neuen griechischen Typen war natürlich Robert Stephanus der Spiritus regens;
allein er brauchte dazu Gehilfen: einen Kalligraphen, welcher die Form der
Buchstaben, Abkürzungen und Ligaturen entwarf, und einen erfahrenen Stecher,
welcher nach den Zeichnungen des Kalligraphen mit Ausdauer die stählernen
Punzen geschickt schnitt.
Der Stecher ist Garamond gewesen; das beweisen schon die Zahlungs-
urkunden vom 1. Oct. 1541 und vom 1. Mai 1542 (bei Aug. Bernard, les Estienne
S. 16). Wer aber ist der Kalligraph gewesen, welcher die Form der
neuen griechischen Buchstaben entworfen und vorgezeichnet hat? Das war
Angeln s Vergecius, ein Kreter, welcher von Italien nach Paris gekommen
und vom König Franz angestellt worden war (s. Omont, Fac-Simil6s de Manu-
scrits grecs des 16? et 16! sifecles S. 9 und Taf. 21). Vergecius hatte nur die
Minuskelschrift neu zu entwerfen; denn die griechische Majuskelschrift war
längst festgesetzt. Die frühesten italienischen Humanisten sahen um sich viele
römische Inschriften mit herrlichen Buchstaben. Diese schön geformten Kapital-
buchstaben bewunderten sie und, nach meiner Ansicht, hat das überhaupt die
Entstehung der Humanistenschrift und damit all die Veränderungen der Schrift
des Robert Stephanus makellos; aber die französische Regierung selbst kannte die Sachlage nicht
mehr oder sie hatte andere Grunde, als sie 1619 die von den Stephani Unterlassenen Matrizen in
Genf ankaufte.
1) Ausser den von Legrand, Bibliographie hellenique (15/16 siecle) I p. CLXXV — CLXXX1I
erwähnten Handschriften hat Angelus Vergecius geschrieben auch die jetzt in Berlin befindlichen
Cod. Phillipps 1569 1580 1594; besonders die Zoologie des Manuel Philes ist schön geschrieben
und mit Thierbildern geschmückt; allein die Schrift dieser 8 Handschriften ist überall klein.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Win. n Göttingen. PbJL-hirt. Kl. H. F. Band 6,s. 2
10 WILHELM MEYER,
seit etwa 1430 bewirkt. Denn in ihrem Hasse gegen alles Mittelalterliche
sachten diese Humanisten nach einer neuen lateinischen Minuskelschrift; für die
lateinischen Majuskeln nahmen sie natürlich die Kapitalbuchstaben der alten
Inschriften. Dazu brauchten die Gelehrten dann nur wenige neue Buchstaben
zu fügen, um auch die griechische Majuskelschrift fertig zu haben; diese war also
schon seit etwa 1500 unantastbar.
Vergecius hatte also 1541 eine neue griechische Minukelschrift mit etwa
400 Zeichen zu entwerfen. Nach unserm Autograph (Z. 6 — 9) erzählte Henr.
Stephanus selbst hierüber: „Regem Franciscum magnis sumptibus accersivisse et
aluisse Graecum quendam, cui nomen fuerit Angelas..., ex Creta oriundum,
Graecae linguae peritissimum et elegantissime pingentem, qui has literas maiores
et minores, quibus hie über excusus est, primo pinxerit et scalptoribus prae-
scripserit, a quo et se Graecam linguam et Graecarum literarum formationem
didicisse aiebat usw. Dann hat im Jahre 1590 Henr. Stephanus seiner Trin-
cipum monitrix Musa' einen Dialogus Philoceltae et Coronelli (= Stephani) bei-
gegeben, worin er (S. 307) jenen Schulkameraden Philocelta ('Turnebi auditor et
ipse fuisti') ihn also begrüssen lässt : 'memini fuisse tibi tunc temporis felicissimam
manum in exarandis cum latinis tum vero graecis literis, atque his potissimum.
dicebaris enim Angeli Vergecii manum aemulari, quae pro exemplari fuit
pulcherrimis illis characteribus seu typis regiis. Coronellus: Non absimile est
te haud falli. nam et ipse doctissimi illius viri auditor fui: et de mea manu
fama illud ferebat, eam esse illius Angelicae aemulatricem. Verum fama (ut
omnia augere gaudet) ex felici manu felicissimam faciebat. Philoceltes Nonne
mihi aliquod eius speeimen te daturum polliceris? Coronellus Polliceor.
Dies und die später zu erwähnende Vorrede Sylburg's zu dem bei Wechel
1591 gedruckten Alphabetum graecam sind, soviel ich weiss, die einzigen Zeug-
nisse dafür, wer die Entwürfe der neuen Typen gemacht hat. Die gedruckte
Stelle des Dialogs ist die Grundlage für alle geworden, welche von dieser Sache
gehandelt haben. Auf ihr beruht zunächst die Aeusserung Scaliyer's (Scaligerana
unter 'Angelo'): Messer Angelo quem vidi et quem Franciscus I advoeaverat,
docuerat H. Stephanum, qui bene scribebat et tarn bene quam praeeeptor, qui
cudit (= invenit?) illos praestantes caracteres regios. Almeloveen hat auch
unsere handschriftlichen Bemerkungen vor Augen gehabt; aber er zog es
vor, in seiner Dissertatio de vitis Stephanorum (1683 S. 80) nur die gedruckten
Zeugnisse des Scaliger und des Stephanus aus der Musa monitrix anzuführen.
Maittaire begnügte sich, in seiner Historia Stephanorum (1709) S. 204 und 498
die Scaligerana auszuschreiben. Greswell (1833, A view of the early Parisian
Greek press, I 227 und II 144) und auch noch Crapelet (1837, fitudes . . . sur la
typographie I 107) wissen nicht anders, als dass Angelus Vergecius es
gewesen ist, der die berühmten griechischen Typen des Königs dem Graveur
Garamond vorgezeichnet hat.
Aber geschieht hier nicht gerade dem Mann ein Unrecht, von welchem diese
Untersuchungen ausgehen? H. Stephanus hat ja, nach den Angaben der
HEXRICÜS STEPHANUS ÜBER DIE REGET TYPI GRAECI. 11
neueren französischen Schriftsteller, die Formen der Regii typi Graeci, alle oder
zum Theil, selbst entworfen.
Damit man über diese seltsame, neue Botschaft richtig nrtheilen kann, muss
ich ihre Geschichte darlegen. Firmin Didot hat 1834 seinen Po£sies auf
S. 291 — 323 beigegeben 'Observations litt^raires et typographiques sur Robert
et Henri Estienne'. Da sagt er, in der Note zu S. 307: Robert Estienne, im-
primeur du roi aux langues orientales, avait fait graver par Garamond des
caracteres grecs; il en avait surveill^ l'ex^cution: c'£tait HenriEstienne son
fils qui, d£s Tage de quatorze ans, peignant lui-meme les caracteres grecs aussi
bien qu'Ange de (siel) Vergece, avait, de sa main, fait le dessin de
chaque poinpon, au moins pour le petit caract&re. G-aramont, qui
n'avait point alors d' Etablissement de fonderie, graveur seulement (und doch
nennt yerade in diesen Jahren Franz I. den Garamond 'tailleur et fondeur de
lettres* ; s. oben S. 7) usw.
Nun nennt Ant. Aug. Renouard schon 1838 in der 1. Auflage seiner
Annales de Tlmprimerie des Estienne II S. 25 'ces beaux caracteres grecs gravis
par Garamond sous la direction de Robert, et dont quelques-uns, les plus petits,
furent dessinös par Henri, son fils, alors ä peine ägö de quinze ans, les autres
par le fameux calligraphe CrEtois, Ange Vergece'. Aug. Bernard sagt in
seinen beiden Schriften, 1856 les Estienne S. 19, und 1867 Histoire de rim«
primerie royale du Louvre S. 11, ausdrücklich: Suivant M. Renouard
(Annales 3. 6dit. p. 306), les grecs du roi furent gravis sous la direction de
Robert Estienne; quelques-uns des plus petits furent, dit-on, dessin^s par Henri,
son fils, alors k peine äg£ de quinze ans; les autres par le fameux calligraphe
crEtois Ange Verg&ce. Die Varianten 'quelques-uns des plus petits' und 'quel-
ques-uns les plus petits' brauchen uns nicht zu beunruhigen : Bernard hat ja den
Renouard und Renouard offenbar nur den Firmin Didot ausgeschrieben.
Naturgemäss ist auch Ambroise Firmin Didot seinem Vater gefolgt.
In der Biographie des Robert Stephanus (Nouvelle Biographie generale XVI
1856 Sp. 490 und Note zu Sp. 491) nennt A. F. Didot zwar im Texte noch
nach der alten Weise den Angelus Vergecius als Meister (ces types, exEcutös
d'apr&s les dessins du calligraphe crEtois, professeur royal, Ange Vergece, sont
si parfaits), aber in der Note folgt er ganz seinem Vater: 'Robert Estienne
avait dirigä Garamond dans la gravure de ces types, pour Tun desquels (le plus
petit) on sait qu' Henri Estienne, quoique tres-jeune alors, mais habile dejä dans
Part de la calligraphie, auquel il s'ätait exercE sous la direction d'Ange Ver-
g&ce, avait fourni le dessin'.
Der 14jährige Knabe, welcher die Formen der neuen griechischen Buch-
staben und ihrer vielgestaltigen Ligaturen aussinnt, — welch rührender Vorwurf
für eine Illustration zu der künftigen (und dringend nothwendigen) Biographie
des grossen Gelehrten! Und doch ist das Alles eitel Phantasie. Die ver-
schiedenen Darstellungen dieses Vorganges gehen zurück einzig und allein auf
den Bericht des Firmin Didot von 1834 : 'Henri Estienne . . . avait, de sa main,
2*
12 WILHELM MEYEB,
fait le dessin de chaque poingon, au moins pour le petit caractfere\ Aber
dieser Bericht ist, nach meiner Ueberzeugung , nur eine Construction , eine
Erfindung des Firmin Didot, kaum so geistreich als seine voran gehenden
Gedichte. Die Erfindung verräth sich schon in der Art, wie der kräftigen
Behauptung *H. Estienne avait, de sa main, fait le dessin de chaque pointjon'
der Klumpfuss nachhinkt 'au moins pour le petit caractfere'. Nach meiner
Ansicht ist es unglaublich, dass Robert Stephanus eine so wichtige Sache, wie
die Entwerf ung des neuen Alphabets für ihn war, dem 14 — 16jährigen Jungen
überliess: allein ich stelle diese Bedenken zurück, da solche Techniker wie die
beiden Didots, wie Renouard und Bernard, sie nicht gehabt haben. Immerhin
scheinen auch diese Techniker übersehen haben, dass ausser den je 24 Buchstaben
für die 3 Schriftgrössen die vielen Ligaturen, nicht etwa 323, wie man nach
Bernard (les Estienne et les Types Grecs de Francis I S. 50/52) meinen könnte,
sondern im Ganzen etwa 1016, oft complicirte Zeichen, zu entwerfen waren.
Die pariser Gelehrten haben bis in die neuste Zeit viele und auch die
kleinsten Notizen über die beiden Stephanus gesammelt und veröffentlicht : allein
nirgends ist eine Notiz des obigen Inhalts zu finden. Und Heinrich Stephanus
selbst? Er war stolz auf seine griechische Handschrift, er war sehr stolz auf
die Schönheit jener griechischen Typen seines Vaters; er spricht 2 Mal von
seiner eigenen Handschrift und öfter von jenen Typen; allein er sagt nur, dass
er seine Schrift von Vergecius gelernt habe und dass Vergecius die Formen
der berühmten Buchstaben dem Graveur Garamond vorgezeichnet habe, und zwar
der maiores und der minores. Ist es irgendwie denkbar, dass H. Stephanus bei
der Entwerfung jener Schrift betheiligt gewesen sei und doch hievon so gänzlich
geschwiegen habe, selbst bei dem eingehenden Gespräch über jene berühmte
Schrift, von dem unsere Handschrift berichtet?
Demnach ist die Construction des Firmin Didot, dass Heinrich Stephanus
die berühmten griechischen Typen des Königs ganz oder zum Theil entworfen
habe, als unbegründet und unwahrscheinlich abzuweisen. Den überlieferten
Berichten entspricht nur der skizzirte Zusammenhang der Thatsachen: Robert
Stephanus fasste bald nach seiner Ernennung zum griechischen Drucker des
Königs den Gedanken, dass eine neue griechische Schrift noth wendig sei; er
wusste den König dafür zu gewinnen und dieser versprach 1541, die Kosten zu
tragen. Jetzt Hess Robert Stephanus von Vergecius eine Schrift gewöhnlicher
Grösse zeichnen und von Garamond schneiden; dann um 1544 die sogenannte
kleine und bis gegen 1549 die sogenannte grosse. Wie eng die geschäftliche
Verbindung des Angelus Vergecius mit Robert Stephanus gewesen ist, geht auch
daraus hervor, dass 1562 nach der Flucht des Robert Stephanus in Paris
verhandelt wird über den Rest des von Robert Stephanus früher benützten
Typenmaterials : ce que (Charles Estienne) a confessä avoir en sa possession . . •
et oultre ä faire d£livrer par messire Angel o Tescripvain tout ce que ledict
(Ch. Estienne) dict estre en la possession dudict Angelo. Der Ruhm des
Heinrich Stephanus ist gross genug; wie H. Stephanus selbst, so müssen auch
HKXRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGH TYPI ÖRAECI. 13
wir dem Angelas Vergecias den Ruhm lassen, dass die Formen zu den Buch-
staben, Abkürzungen und Ligaturen der griechischen Schrift des Königs, und
zwar in den 3 Grössen, welche 1543, 1546 und 1550 zuerst in die Oeffentlichkeit
traten, von ihm allein entworfen und dem Graveur vorgezeichnet worden sind.
(Die Verbreitung der Regit Typt Graecl) Schon aus den Aeusserungen
des H. Stephanus (Z. 10—16) geht hervor, dass die griechischen Typen Plantin's
in Antwerpen und Wechel's in Frankfurt die gleichen waren. Die Drucke
Plantin's und Wechel's beweisen das und zwar am einfachsten ihre griechischen
Schriftenverzeichnisse : Plantin's Alphabetum Graecum, Antwerpen 1666, und das
bei Wechers Erben in Frankfurt 1691 gedruckte Alphabetum Graecum weisen
dieselben 3 Schriftgrössen mit denselben Ligaturen und Wortchiffern auf. Der
Grund ist einfach: Einerseits gestattete Franz I. verschiedenen pariser Druckern,
die Matrizen, welche mit den von Garamond geschnittenen Punzen hergestellt
waren, zum Letternguss zu benützen ; manche dieser Drucker verzogen dann von
Paris und nahmen natürlich ihr Eigenthum mit in andere Städte, wie Robert
Stephanus selbst 1551 nach Genf und Andr. Wechel 1572 nach Frankfurt.
Solche Benützung dieser Regii Typi Graeci schildert sachkundig der treffliche
Sylburg in der an Wechel's junge Erben gerichteten Vorrede des in WecheFs
Verlag, Frankfurt 1591, gedruckten Alphabetum Graecum1): Nullum uspiam
Graecorum typorum genus est, quod bis vestrae officinae charactorihus anteferri
possit. Regiae in iis magnificentiae sempiterna sunt monumenta. Franciscus
Valesius, Serenissimus Galliarum rex, ut Parisiensi academiae de doctissimis
professoribus , sie etiam suis ibi typographis de splendidissimis characterum
generibus prospiciendum ratus, ea maximis sumptibus primum ab Angelo Cretensi
calamo delineanda, post a N. Garamontio, sculptore praestantissimo, chalybeis
signaculis (Punzen) ineidenda curavit, aeneasque matriculas, chalybis impressione
formatas, suis dumtaxat Lutetiae typographis peculiares esse voluit. In quorum
numerum cum etiam maternus avus vester, Andreas Wechelus, esset cooptatus,
partim Henrici II regis favore, partim magni illius Fernelii, cui neptis erat avia
vestra, preeibus, regiorum typorum exemplar hoc impetravit : post, persecutionis
tempore (1672), in Germaniam secum intulit, ut aliquot annis ante Robertus
Stephanus eadem fortuna idem characterum genus Genevam secum asportarat.
Sylburg schweigt natürlich davon, dass eigentlich Robert Stephanus die Ent-
stehung dieser neuen griechischen Typen veranlasst hat.
Anderseits durften sogar in Frankreich die königlichen griechischen Typen
nachgeschnitten und Punzen, Matrizen und gegossene Lettern verkauft werden.
Das beweisen z. B. die Angaben, welche Max Rooses (Christophe Plantin 1882)
über die griechischen Lettern des grossen Antwerpener Druckers Plantin aus
den Akten mitgetheilt hat. Von 1664 ab druckte Plantin griechische Werke
1) Diese Angaben kannte nicht Maittaire, Annales III (1725) S. 456, noch Greswell, A View
of the early Parisian Greek Press I S. 406/7 (Note).
14 WILHELM METE B,
(Rooses S. 103), und zwar mit Typen, welche den königlichen gleichen. Das von
ihm 1566 gedruckte Alphabetum Graecum ist nach dem von Rob. Stephanus in
Genf 1554 gedruckten Alphabetum Graecum gearbeitet; es enthält ebenfalls die
3 verschiedenen Schriftgrossen, aber nicht alle dort vorkommenden Ligaturen
(über 1000), sondern nur eine Auswahl (300). Wie Plantin zu diesen griechi-
schen Typen gekommen ist, das wissen wir nicht bestimmt, aber wir können es
ziemlich deutlich errathen. Plantin, der schon 1563 die Punzen oder die Matrizen
von 37 verschiedenen Schriften besass, welche zum grössten Theil von Granjon
in Lyon oder von Garamond oder Le ße in Paris geschnitten waren (Rooses
S. 99), schloss am 3. Februar 1565 mit Granjon einen Vertrag (Rooses S. 119
und 237) ; darnach sollte Granjon herstellen die Punzen 'du gros grec a la faceon
de celuy du roy de France accordant sur le parangon' ; wenn Plantin nur die
Matrizen behalten dürfte, dann sollten für die Herstellung jeder Punze 10 Sous
gezahlt werden; wenn aber Granjon die Punzen nicht zurückforderte, dann solle
er von Plantin für jede Punze 20 Sous erhalten, aber auch die Punzen nicht
weiter verwerthen dürfen. Wenn Rooses S. 119 schliesst, bis zum 19. Juni 1565
habe Plantin '200 de ces poinQons' erhalten, so stimmt nicht Alles; denn das
Alphabetum Plantin's von 1566 gibt (Blatt B3 und B4) von der grossen könig-
lichen Type nur 58 einzelne Buchstaben und 107 Ligaturen = nur 165 Zeichen.
Also benützte Wechel die Matrizen der königlichen Buchstaben selbst; Plantin
aber benützte neugeschnittene Nachahmungen, die natürlich beträchtliche Kosten
verursachten. Das mag der Grund sein, weshalb die über 1000 Ligaturen in
Wechels Alphabetum von 1591 sich vollständig decken mit den königlichen, Plantin
aber in dem Alphabetum von 1566 nur eine Auswahl (300) gibt. Aber wie hier,
so ist es gewiss oft gegangen. Die königlichen griechischen Lettern wurden in
ganz Europa berühmt; konnte oder wollte man keine direkten Abgüsse der
Original-Punzen oder -Matrizen beziehen, so schnitt man Nachahmungen. So
wurde, um ein beliebiges Beispiel zu geben, 1709 der Ephrem von der Oxforder
Universität mit 3 Arten ganz ähnlicher griechischer Typen gedruckt: der Text
mit einer grossen, die Noten mit einer kleinen, der Nachtrag, S. 450 — 462, mit
einer mittleren Type; die Formen der Buchstaben und Ligaturen, die Zeilen«
weite usw. entsprechen durchaus den Regii Typi Graeci. So beherrschte die
Schöpfung des Robert Stephanus den griechischen Druck bis zum Ende des 18,
Jahrhunderts.
(Die Regit Typi Graeci in den Alphabeta ttraeca und einige Merkmale
derselben) Wichtig für die Geschichte der griechischen Typen im 16. Jahr-
hundert sind Büchlein, welche in Frankreich und in Deutschland im 16. Jahr-
hundert erschienen sind unter dem Titel Alphabetum Hebraicum et Graecum
oder Alphabetum Graecum. Nach Andern (z. B. A. Renouard, Annales I 1837
S. 229) hat Bernard, les Estienne 1856 S. 70, davon gesprochen; dann
hat H. Ümont im Bulletin de la Sociötö de THistoire de Paris 1884 Nov.
D6c. gehandelt von den 'Alphabets Grecs et Höbreux publica ä Paris au 16?
HENRICÜS STEPHAJOJS ÜBER DIE REGE TYPI GRAECI. 15
Bifccle'. Er zählt die Pariser Ausgaben von 1628 ab bis 1600 auf (einige früheren
Ausgaben hat er in den M&noires de la Soci£t£ de THistoire de Paris 18, 1891*
S. 11 besprochen); dazu nennt er Genfer und einige andere Ausgaben. Ich
zähle die mir bekannten Ausgaben auf, wobei ich öfter den Aufbewahrungsort
angebe, welchen mir freundliche Mittheilungen der betreffenden Bibliotheken ge-
meldet haben, sonst auf Omont verweise, welcher ebenfalls die ihm bekannten Auf-
bewahrungsorte citirt; die Alphabete, welche ich selbst einsah, bezeichne ich mit *.
* 1507, Paris, Egidius Gourmont (duce Fr. Tissardo); die erste Seite
dieser Scriptores Gnomici enthält das Alphabetum graecum, die 2. 'Regulae pro-
nunciandi Graecum*. Über das ganze Buch s. Omont, M^moires de la Soci£t£ de
rHistoire de Paris 18, 1891, S. 17; auch in Basel und Göttingen [das Göttinger
Exemplar enthält noch die kurz darauf fertig gedruckten Schriften, Hesiod's
Erga (Omont S. 19), Homer's Batrachomyomachie, Omont S. 19, und die Grammatik
des Chrysoloras, Omont S. 20,: also Gourmont* s sämmtliche Drucke von 1507].
Omont (M6moires 18, S. 11, 25 und 35) beschreibt 2 Drucke, welche in
Paris mit dem Titel alphabetvm hebraicvm||et|jgraecvm von Gilles de Gourmont
gedruckt wurden (etwa 1610 und 1515). Das * Göttinger Exemplar (mit
zerbrochenem o im Namen Gourmont) stimmt mit keinem völlig überein. Die
2. und 3. Seite enthalten das Alphabet und die Klassen der Buchstaben; die
4. und 5. Seite Artikel und Relativ (nur in griechischer Sprache); die 6. — 12.
Seite Lesestücke, griechisch mit lateinischer Uebersetzung. Das letzte Blatt
enthält abbbevtattones geaecae: zuerst die mit Vocalen und Diphthongen, zuletzt
die mit Konsonanten beginnenden. Ein ähnliches Exemplar ist in Kopenhagen.
1617, in Köln hat Eucharius Cervicornus 2 solche Büchlein gedruckt
mit dem Anfang ex aldo manvtio de Literis Graecis ; nach freundlicher Mittheilung
der Kölner Stadtbibliothek ist der 1. Druck vom 10. März in der Kölner Stadt-
bibliothek zu finden; einen Druck vom 7. August (mit einer Institutio in literas
Hebraicas) beschreibt Panzer Annal. VI S. 378 no 279 ; das * Göttinger Exemplar
ist lückenhaft. S. 2 — 7 handeln von den Literae, der divisio und potestas lite-
rarum; S. 8 und 9: abbreviationes perpulchrae scitu, quibus frequentissime Graeci
utuntur indifferenter, et in principio et in medio et in fine dictionis; im Anfang
ähnlich wie Gourmont; die Erklärung wird mit facit gegeben; vgl. besonders
1533 Lyon und 1540 Wechel. S. 10 beginnen die Lesestücke.
♦1518, Basel, Frohen. S. 1 Titel mit Randleiste; S. 2 Vorrede; S. 3
Buchstaben; S. 4 — 15 Lesestücke; S. 16 Buchdruckerzeichen. In Basel, Frei-
burg i. Br. und Hamburg.
1520 und 1522, Basel, Froben. Die beiden Ausgaben sind in Frei-
bürg i. Br., die von 1522 in Wien.
1528, Paris, Robert Stephanus. Omont (no 1 und no 2) nennt 2 ab-
weichende Ausgaben zu je 4 Blättern.
1530, Paris, Christ. Wechel; 8 Bll. Omont no 3; s. zu 1540.
♦1633, Lyon, Gryphius; 8 Bll. S. 2 literae, divisio, potestas; S. 6
abbreviationes perpulchrae quibus frequentissime Graeci utuntur; durchaus alpha-
16 WILHELM MEYER,
betisch geordnet und mit 'valet* erklärt; S. 8—15 Lesestücke; S. 16 Drucker-
zeichen. In Wien.
1B34, Paris, Vascosanua; 60 Seiten. Omont no 4.
Nach Omont' s Inhaltsangabe kann dies Stück nichts Anderes sein als der
Anhang, welchen Aldus Manutius für seine Ausgabe der griechischen Gram-
matik des Constantin Laskaris zusammengestellt hat. Die voran gehenden
Alphabete gehen alle auf diesen Anhang des Aldus zurück (Köln 1517 sagt es
ausdrücklich) und ebenso der grammatische Theil der meisten folgenden, ins-
besondere der von den Stephanus gedruckten Alphabete. Ich will deshalb das
Gerippe jenes Anhanges hier geben, nach der Ausgabe des Melchior Sessa,
Venedig 1533. Nach der Anrede des Aldus an studiosi adolescentuli folgen
mit der Überschrift alphabetum graecum no 1 die 24 literae. no 2 de Divi-
sion e literarum (vocales, diphthongi, consonantes mit einem langen Anhang über
die Uebergänge (transit) von xy%, itß<p, xd%). Es folgt no3 de Potestate
literarum omnium ac diphthongorum, zuerst 3a über die einfachen Buchstaben
rAa facit a, ut AAAA &Xkä alla. AFA®OZi äyafrbg Agathos. Bß facit uT usw.;
3b de potestate diphthongorum, 3C de potestate diphthongorum improprie. Endlich
no 4 Quemadmodum literae ac diphthongi graecae in latinum transferantur,
no 4a über die einfachen Buchstaben a bis cd, no 4b Quonam modo diphthongi
graecae ad nos veniant, 4C De diphthongis improprie. Es folgen die Lesestücke.
Auf diese folgt die Introductio perbrevis ad hebraicam linguam, welche nach
einer kleinen Anrede des Aldus mit dem Alphabetum Hebraicum beginnt.
'Addidimus etiam abbreviationes, ut facilius Graeca legere perdiscatis' sagt
Aldus in dem Vorwort, doch in den mir zugänglichen Ausgaben stehen sie nicht.
*1539, Paris, Rob. Stephanus. Omont no 6; auch in Strassburg und Wien.
Diese Ausgabe hängt fast gänzlich von Aldus ab. Auf das Alphabetum hebraicum
folgt als S. 21 — 46 mit neuem Titelblatt: alphabetvm graecym. Precatio Dominica
Salutatio Angeli usw. \\ cvm privilegio regis. tarisiis ex officina R. St. typographi
Regii. m.d. xxxix. S. 23 no 1 Literae, S. 24 no 2 de divisione lit. gr. S. 25 de
pronuntiatione et sono literarum omnium: Au facit a, ut aya&bg agathos,
akkä alla; dieser Abschnitt ist also = no 3* de potestate literarum omnium
(ac diphthongorum). Diese Umnennung bleibt fortan in den stephanischen Alpha-
beten von 1543 1548 (1550) 1559 und 1568. S. 26 no 3b und 3C de potestate
diphthongorum propriarum und d. pot. impropriarum ; auch diese kleine Ände-
rung der Titel bleibt in den genannten Ausgaben. S. 27 no 4: die 3 Abschnitte
sind in den Ausgaben 1539 1543 1648 (1550) 1559 und 1568 so umgestellt und
betitelt : 4b Quonam modo diphthongi Graecae in linguam Latinam transferantur,
4C De diphthongis impropriis, 4a Quemadmodum literae ac diphthongi Graecae in
latinum transferantur. Bei Aldus gilt die Überschrift von 4* für den ganzen
Abschnitt ; die Worte 'ac diphthongi' haben also dort einen Sinn : in den stepha-
nischen Alphabeten sind die Diphthongen schon abgehandelt, die Worte 'ac
diphthongi' sind also dumm, aber dennoch hat Niemand den Fehler gemerkt;
s. zu 1540 Paris, Wechel. S. 31 folgt ein neues Stück: 4 Zeilen De v, 13
HENRICÜS STEPHANUS ÜBER DIE KEGO TYPI GRAECI. 17
Zeilen De eijoo, S. 32 — 43 Lesestiicke. S. 44 Ein typographisches
Stück: compexdivm rationis scribendi Graece, mit 'fach/ erklärt; zuerst (31) chiffer-
artige Abkürzungen vokalisch anlautender Endungen, dann nach dem Alphabet
geordnete Ligaturen, nur 110, da die Buchstaben n — o vergessen sind. S. 46
stehen die Zahlzeichen, Numerus Graecorum, und die Subscriptio.
Der grammatikalische Theil hängt also gänzlich von Aldus ab; im typo-
graphischen Theile ist S. 44 die Scheidung der Abkürzungschiffern und der
Ligaturen interessant.
*1540 Paris, Chr. Wechel; 20B11. ; in Basel. Omont kennt diese Aus-
gabe nicht; doch muss sie der von ihm als no 3 beschriebenen von 1530 sehr
ähnlich sein. Der lange Titel ist gleich; nur heisst es statt 'quem' hier aliquem;
dann unten: Parisiis Apud Christianum Wechelum sub scuto Ba-jjsiliensi in vico
Iacobaeo et sub Pegaso|| in vico Bellovacensi. M. D. XL. Die Lagen sind ge-
zeichnet A — A1III, B — Bim, C — CHI. Der grammatische Theil stimmt mit
dem Anhang des Aldus : 1 Graecorum literae ; 2 de divisione ; 3 » de potestate
literarum omnium, 3b de pot. diphthongorum propriarum, 3C de pot. diphth. im-
propriarum; no 4b Quonam modo diphthongi Graecae ac literae ad Latinos veniant,
4° De diphthongis impropriis, no 4a Quemadmodum literae ac diphthongi Graecae
in Latinum transferantur. Also in no 3 noch nicht die Umstellung der stepha-
nischen Ausgaben von 1B39 u. folg., in no 4 wohl dieselbe Umstellung, aber
noch die alten Überschriften: dass hier Wechel's und R. Stephanus Ausgabe auf
dieselbe Quelle zurückgehen, ist klar ; vielleicht wird die Vergleichung der Aus-
gaben des Stephanus von 1528 und des Wechel von 1530 dies entscheiden.
Bl. A6b Prosodia: von tempus, tonus (= Accent), spiritus, (passiones, apostrophos,
ixpiv)] vgl. Stephanus 1543 B2* und noch mehr 1548 A8. Bl. A8a Numerus
Graecorum, A 8* — C 1 Lesestücke. C 1 b Abbreviationes perpulchrae scitu
usw., mit valet erklärt; der Titel ist = 1517 Köln, nur heisst dort der Schluss
'in fine dictionis,, hier 'in fine lineae' ; auch hier, wie in 1639 Hob. Stephanus,
stehen zuerst chifferartige Abkürzungen, welche alle vokalisch anlautende Silben
bezeichnen; aber dann folgt ohne Absatz und ohne Ordnung eine Menge von
Ligaturen. C 3 b Bemerkungen über die 'linea superposita', vgl. 1548 Stephanus
B4\ C4Lectionis compendia hactenus in nostris exemplaribus desiderata:
68 Ligaturen; genau dieselbe Seite hat Wechel sonst verwendet, z. B. in Clenardi
Institutiones in linguam Graecam 1543 als Blatt K 2. C 4b Druckerzeichen.
1540, Lyon, Gryphius; 8 Bll. Omont no 20.
1542, Paris, Mauricius de Porta; 18 S. Omont no 6.
1542, Lyon, Mich. Bonhomme; 8 Bll. Omont no 21 (im Brit. Museum).
*1543, Paris, Bob. Stephanus; 16 Bll. Omont no 7; in München vor-
handen; wohl ein anderes (in England befindliches?) Exemplar beschrieb Greswell
I 236. Dies ist das 1. Buch, in welchem die erste (die mittlere) Art der Regii
Typi Graeci angewendet ist. Der Titel ist hier (und hinfort) vereinfacht:
Alphabetum Graecum. || Druckerzeichen mit : noli altvm safere || cum trivilegio reois ||
Parisiis. || Ex officina R. St. typographi Regii. || M. D. XLIII. ; auf der Rückseite
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wim. zn Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Hand 6,*. 3
18 WILHELM MEYER,
des Titels stehen aus Versehen dieselben 8 Zeilen, wie auf der drittletzten Seite.
Der gramtnatikalische Theil ist der Ausgabe von 1539 sehr ähnlich; nur ist
in 1643, wie in den folgenden stephanischen Ausgaben von 1648 (1560) 1559
1668, no3a (de pr onuntiatione usw.) vor no 2 (divisio) gestellt und vor den
Lesestücken ist ein kleines Stück neu eingesetzt. Also : A 2 no 1 Literae ; A 2 b
no 3* (de pronuntiatione et sono literarum omnium) ; A 3 no 2 (de divisione lit.) ;
A3b no3b and 3C (de potestate diphth. gr., de pot. impropriarum). A4b folgen
die Stücke 4b 4C und 4* mit denselben Überschriften wie in 1639. A7b De v,
De sri o o, wie in 1639. Statt der in der Ausgabe von 1539 am Schlüsse
(S. 44/46) stehenden Tabellen folgt jetzt Bl. A8 das typographische, für
uns wichtigste Stück: literarvm nexvs, \Aridque & compendiosa scribendi ratio,
qua elegantius scribentes utuntur; das Verzeichniss dieser 370 Ligaturen der
mittleren königlichen Type füllt hier und in den stephanischen Ausgaben von
1548 1650 1654 1559 und 1568 6 Seiten zu 3 Spalten; eine Ligatur für og fehlt.
Neu ist auch, was Bl. B 2b füllt: de accentibvs, snritibus & apostropho; vgl.
1540 Paris Wechel Bl. A6b. Bl. B3— B7b füllen die Lesestücke, B8 der
Numerus Graecorum; die letzte Seite ist leer.
1545, Paris, Parvus; 16 Bll. Omont no 8.
♦1548, Paris, R. Stephanus; 24 Bll. Omont no 9; in Paris, Kopen-
hagen und Antwerpen; nachdem ich von L. Delisle eine Beschreibung erhalten
hatte, konnte ich das Antwerpener Exemplar einsehen. ftenouard, Annales I
72 und 77 meinte, diese Ausgabe von 1548 sei der von 1550 'indubitablement
semblable' und fabricirte darnach den Titel mit 'trium generum characteribus1 ;
dann hätte die grosse Schrift schon 1548 fertig sein müssen. Titel: Alpha-
betum || Graecum. || Baum mit noli altum sapere || lvtetiae. |j Ex officina R. St. typo-
graphi Regii j| M. D. XL VIII. || ex privileoio regis. Der grammatische Theil ist dem
der Ausgabe von 1543 in fast allen Stücken gleich; doch durch den Einschub
etlicher Zeilen im Abschnitt de Divisione verschieben sich die Seitenanfänge um
5—7 Zeilen; dann ist der Abschnitt, welcher 1643 B2b zwischen den Nexus und
den Lesestücken 1 Seite füllte, in 1548 vor die Nexus gesetzt und so erweitert,
de tonis (= Accent), temporious, spiritibus & passionibus (apostrophos hyphen
hypodiastole), dass er die 2 Seiten von A8 füllt; vgl. 1540 Wechel A6b.
Der typographische Theil beginnt mit Bl. B 1 ; er ist nicht so gestaltet, wie man
erwarten sollte. Denn den Nexus der (mittleren) Schrift von 1543 (B 1 — B3»)
sind nur Kleinigkeiten, nicht die Zeichen der 1646 schon veröffentlichten kleinen
Schrift angehängt: B 3b chifferaartige Wortkürzungen (25) grammatischer
Ausdrücke: compendiaria scribendi ratio, quam ex grammaticorum libris vetu-
stissimis petitam typis nostris expressimus ; dann B 4 ein Einschub, 14 Zeilen
über die Linie, womit Eigennamen gekennzeichnet werden; B4b: 41 Wort-
kürzungen aus der kleinen Typenart: notae compendiariae quibus in excudendo
Novo testamento (1546) usi sumus, cum aliis nonnullis; endlich B6: 16 medici-
nische Wortkürzungen : notae compendiariae, quibus in Alexandro Tralliano medico
excudendo usi sumus. Jetzt folgt ein neuer, wissenschaftlicher Zusatz, der
HENRICÜS STEPHANUS ÜBER DIE REQH TYPI GBAECI. 19
10 Seiten (B5b — C2) einnimmt: de veris GRAECArum literarum apud antiquos formis
et causis ex Jano Lascare. C2b steht Numerus Graecorum; es schliessen
C3 — C7b die Lesestücke. Das letzte Blatt blieb leer.
1550, Paris, R. Stephanus; 32 Bll. Omont no 10. Von diesem
Alphabete, dem werthvollsten von allen, sind in Paris mehrere Exemplare, doch
ausser Paris fand ich keines; ich kann hier mit freundlichen Angaben L. Delisle's
arbeiten. Mit der Beschreibung dieser Ausgabe von 1550 verbinde ich die
Beschreibung der Ausgaben von 1659 (Carl Stephanus) und von 1568 (Rob.
Stephanus). Der Titel ist in diesen 3 Ausgaben durch einen Zusatz erweitert :
Alphabetum || Graecum || Regiis trium generum characte-j|ribus postremo excusum. ||
Nach dem Druckerzeichen mit dem Spruche noli altvm safere folgt : lvtetiak || ex
officina Roberti (1559 Caroli) Stephani typographi Regii.||M. D. L. (M.D.LlXwwd
M. D. LX VIII.) || EX PRIV1LEGIO REGI8.
Der grammatische Theil (Bl. A 1—8) stimmt in den Ausgaben von 1648 1559
und 1568 so völlig überein, auch in dem Anfang und Schluss der Seiten, dass
was ich über die Ausgabe von 1648 gesagt habe, auch für 1550 1659 und 1568
gilt. Die Hauptsache ist der typographi sehe Theil. Auch in 1550 1559 und
1568 enthalten die 6 Seiten Bl — B3 die 370 Ligaturen (literarum nexus) der
ersten Schrift, der mittleren, deren Buchstaben schon vorher auf A 2 verzeichnet
waren. Es folgen in 1550 1559 und 1568 dieselben Zusätze, wie in 1548, doch
nur die, welche zu dieser ersten Typengrösse gehören, also: B3b die (25) gram-
matischen Wortkürzungen, B 4 die Note über die linea oberhalb der Eigennamen,
B4b die (15) medicinischen Wortkürzungen aus dem Alexander Trallianus; die
41 Wortkürzungen aus der kleinen Schrift des N. Testaments von 1546 (in 1548
Seite B4b) werden uns später begegnen. Es folgt in 1550 1559 und 1568,
wie in 1648, der grosse wissenschaftliche Zusatz auf den 10 Seiten B5— Clb:
De veris Graecarum literarum apud antiquos formis et causis, ex Jano Lascare ;
dann auf C2 noch der Numerus Graecorum.
Nun kommt in 1550 1659 und 1568 als Anhang der wichtigste, neue typo-
graphische Zusatz, das vollständige Verzeichniss aller typographischen Zeichen
der kleinen Schrift von 1546 und der eben zum ersten Mal verwendeten Pracht-
schrift von 1650: C2b characteres REJIgii seeundo loco scalpti (1559 und 1568
sculpti), quibus No||vum D. N. iesv Christi testa||mentum minori (1558 und K69
minore) forma exeudimus (die 24 Buchstaben in Kapital und Minuskel). Dann
literarvm nexus, varia' - que & compendiaria scribendi ratio, |j qua elegantius scri-
bentes utuntur. Die 309 Ligaturen, unter denen die Ligatur für og fehlt, sind
nicht in Spalten, sondern in Absätze geordnet. Es schliesst das Stück, welches
schon in 1548 (Bl. B 4b) stand, die 41 Notae compendiariae quibus in excujjdendo
Novo testamento usi sumus, || cum aliis nonnullis. Den Schluss der Seite C3b
füllt, wenigstens in den Ausgaben von 1559 und 1668, der Psalm 116 (Laudate).
Die folgenden 4 Seiten (Bl. C 4 und C o) füllen die Schriftzeichen der Pracht-
schrift von 1550 : characteres RE!|gü posteriores, quibus Novum D. || N. iesv Christi
te8tamentum ma||iore forma exeudimus, in quo excu)|dendo trium generum his
3*
J
Ek
20 WILHELM MEYER,
Regiis || characteribus usi sumus. Den Formen der 24 Buchstaben folgen die
(337) Ligaturen, unter welchen die Ligatur für og sich findet, alphabetisch in Ab-
sätze, nicht in Spalten, geordnet.
Mit Bl. C6 beginnen die Lesestücke in der mittleren Schrift, denen jedoch
in 1560 1B59 und 1B68 das Canticum graduum in der grossen Schrift voran-
gesetzt ist. Die letzte Seite in 1660 (D 6) enthält : excydebat rober||tvs stephantsjI
TYroGRArirvsIlREGivs, an.|| M. D. L. ; in den Ausgaben von 1569 und 1568 muss Einiges
zugesetzt sein : denn hier schliessen die Lesestücke erst mit Seite D 8 a und die
letzte Seite ist weiss.
Dies Alphabetum Graecum des Robert Stephanus ist, nach meiner Ansicht,
desshalb so wichtig, weil es das vollständige, über 1100 Stück umfassende Ver-
zeichniss der Kegii Typi Graeci bietet, wie sie 1550 in den Setzkasten der
stephanischen Druckerei lagen, und dies in einem frischen und sorgfältig ge-
machten Abdrucke. Die Punzen dieser königlichen Typen befinden sich ja noch
jetzt in der National-Druckerei in Paris ; allein sie haben vielerlei Schicksale
durchgemacht; vgl. z. B. Aug. Bernard, Les Estienne et les types Grecs de
Francis Ier, 1856, S. 44. Mit Hilfe dieses Verzeichnisses von 1550 kann fest-
gestellt werden, ob die sämmtlichen ursprünglichen Punzen noch erhalten sind,
ebenso ob dieselben nicht durch Rost oder Gebrauch die ursprüngliche Schärfe
verloren haben1); vgl. noch oben S. 8/9.
*1550, Paris, Morel; 64 S. Omont no 11; auch in Göttingen. Nur
1 Schriftgrösse ; wohl nach Rob. Stephanus 1648 gearbeitet; S. 6 Connexiones
literarum et compendiaria scribendi ratio, qua ad ornatum scripturae Graeci
utuntur : 128 Zeichen, darunter fast kein chifferartiges. S. 9 — 20 De singularum
literarum appellatione et sono, S. 20 über Accente und Spiritus. Dann eigen-
artige Zusätze: S. 22—34 aus Dionys Haue, de literarum divisione et voca-
litate, S. 34 — 63 mensium Graecorum descriptio, eorumque cum Latinis collatio.
♦1554 (Genf), Robert Stephanus ; 36 Bll. Omont no 22 ; auch in Göttingen
Basel Hamburg Kopenhagen München Wien. Diese Ausgabe ist in vielen
Exemplaren erhalten, weil der grammatische Theil nicht mehr ein Umguss des
Aldus ist, sondern eine neue, fast selbständische wissenschaftliche Arbeit.
Titel: Alphabetum || Graecum. || Addita sunt Theodori Bezae Scholia, || in
quibus de germana Graecae lin-||guae pronuntiatione disseritur. || Druckerzeichen
mit nolt altvm hapere || Oliva Roberti Stephani. || M. D. LIIII. Der grammatisch*
Theil berührt dieselben Punkte, wie die übrigen stephanischen Alphabete, doch
in anderer und kürzerer Darstellung, bis B3b. Dann beginnt mit B4 der
typographische Theil. Auch dieser ist anders und besser geordnet als in den
übrigen stephanischen Alphabeten; denn sämmtliche Zeichen jeder Schriftgrösse
stehen beisammen. Zuerst die Schrift von 1543 (die mittlere Grösse): das
Alphabet stand schon im grammatischen Theil A2b; desshalb beginnt Blatt B4
gleich mit compendia literarvm || et nexus partim brevitatis, partim || elegantiae
1) H. Omont hat seine Catalogues des manoscrits grecs de Fontainebleau (1889 in Fol.) mit
dieser Schrift drucken lassen; mir scheinen diese Lettern an Scharfe den alten nachzustehen.
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGU TYPI GRAECI. 21
caussa reperti, den Ligaturen = Seite A 8— B 2 der stephanischen Ausgabe von
1543 und S. Bl— B3 der Ausgaben von 15B0 1559 1568. Dann folgen sogleich
die Wortkürzungen derselben Schriftgrösse : B6b compendia qvarvndam II artium
propria, ut Grammaticorum . . . Medicorum, = Seite B3b und B4b der stepha-
nischen Alphabete von 1550 1569 und 1568. Unmittelbar folgen auf B 7 die
Buchstaben, Ligaturen und Wortchiffern der kleinen Schrift von 1546 = S. C 2b
und C3lb der Ausgaben von 1550 1559 und 1568, hier mit den Titeln: charac-
teres regii 8ECVND0 || loco scalpti, quibus Novum D. N. ie8v christi te-||stamentum
minore forma excudit R. Stephanus . . . eorvndem nexvs, variaqve || et compendiaria
scribendi ratio, qua elegantius scri-|jbentes utuntur . . ., notae compendiariae qvibvs||
in excudendo Novo testamento minore forma usus||est, cum aliis nonnullis (diese
Notae standen zuerst in der Ausgabe von 1548 B4b). Es schliessen die Buch-
staben und Ligaturen der Prachtschrift von 1560, = Bl. C 4 und C 5 der Aus-
gaben von 1650 1559 und 1568, hier mit den Titeln : caracteres RE-||gii posteriores,
quibus Nouum D. || N. iesv christi testamentum ma-||iore forma excudit etiam
R. Stepha-jnus, i}i quo excudendo praecedenti-||bus simul usus est . . . Eorundem
nexus, varia item et com||pendiosa scribendi ratio. Die S. C2b — C5ft füllenden
Lesestücke in den 3 Schriftgrössen haben den Titel: exempla qvibvs legen-Hcüs
pueri pronuntiationi assuefiant || et Christianae fidei discant rudimenta. C 5*
enthält noch den Numerus Graecorum. Die 29 Seiten C 5b — E 3b enthalten
in kleinem Drucke: Scholia in qnibus disputatur de germana Graecae linguae
pronuntiatione, eine eingehende wissenschaftliche Untersuchung des Theodor Beza.
Er ist durchaus gegen die neugriechische Aussprache, und schon im Alphabet
auf Seite A 2 und A 6 unterscheidet er die Pronuntiatio germana, ut nos quidem
arbitramur von dieser Pronuntiatio vulgata, quam corruptam existimamus. Frei-
lich als echter Gelehrter sprach er selbst neugriechisch, 'contra meum iudicium
non aliter quam in scholis olim didicimus\ Die vorletzte Seite füllen die Verse
des Nicephorus Xanthopulos über die 10 Gebote, die letzte Seite ist weiss.
Abgesehen von der wissenschaftlichen Arbeit des Beza und der erasmischen
Aussprache ist die Zusammenstellung der 3 Typengrössen zu loben; in diesen
wie in den meisten andern Punkten folgen diesem Alphabet von 1554 die des
Plantin 1566 und des Wechel von 1591. Die Tabellen enthalten vollständig die um
1100 Zeichen der Alphabete von 1550 1559 und 1568, auch ein Beweis, dass Robert
Stephanus in Genf die Regii Typi Graeci vollständig in seiner Druckerei hatte.
*1659, Paris, ex officina Caroli Stephani, typographi Regii. Omont
no 12 (Biblioth. de Conches, Eure ; auch Hamburg besitzt ein Exemplar). Ist ein
Abdruck von 1550; nur fehlt vielleicht in 1560 Bl. 3b der 116. Psalm und einige
Seiten der Lesestücke, da 1560 mit Blatt D6 endet, aber die Ausgaben von 1559
und 1568 erst mit D8.
1660, Paris, Morel; 28 Bll. Omont no 13.
1560, Paris, T. Richard; 16 Bll. in 4°. Omont no 14 (Brit. Museum).
*1563, Basel, Parcus; 8 Bll. in Hamburg. Titel: oraecvm alpha-
betvm, In quo breviter et plene de Graecorum notis tractatur, veluti de (cap. 1)
22 WILHELM MEYEB,
literis, 2 accentibus, 3 apicibus, 4 distinctionibus, 6 numeris, 6 abbreviaturis,
7 ligaturis, cum earum divisione; nach dem hübschen Druckerzeichen (nulla sors
longa) : Basileae, in Nova platea, excudebat Jacobus Parcus. Die Vorrede schreibt
Jacob Estaugius. Das Büchlein enthält die genannten Dinge in den gewohnten
Formen, im Ganzen durchaus verständig; nur mit den Accenten, Spiritus und Jota
subscriptum verläuft es sich in Spitzfindigkeiten ; so gibt es 23 verschiedene a, von
denen das letzte ist a alpha subscriptum aspiratum circumflexum. Das Al-
phabet (A2) gibt fast für jeden Buchstaben 3 oder 4 Formen. Die typogra-
phischen Kapitel 6 und 7 sind gut geordnet. Kapitel 6 (Blatt A7) de abbre-
viaturis scheidet 24 superiores, 12 laterales: hae 30 incipiunt a vocalibus; mediae
(Wortkürzungen): si dictio abbreviatur, laterales literae manent; theologis sie
(29), historicis sie (7), medicis sie (11), grammaticis sie (3). Kapitel 7, welches
das letzte Blatt füllt, de ligaturis, beginnt 'Literarum nexus ut est liberrimus,
ita numero incertus: ideo ad superfluitatem non respiciens, seriem literarum
servabo, ineipiens a vocalibus; es folgen in je 3 Spalten 208 Ligaturen.
1B6B, Paris, G. Buonius; 10 Bll. Omont no IB.
♦1366, Antwerpen, Chr. Plantin; lti Bll., in Berlin, Breslau Univ.-
Bibliothek und in Königsberg. Auszug aus dem Alphabet von 18B4; s. oben
S. 21. Titel: Alphabetum || Graecum || Druckemiarke || Antverpiae, || Ex
officina Christophori Plantini. || M. D. LXVI. Der grammatische Theil
(A2 — A8) ist wörtlich aus 16B4 abgedruckt. Der tyjwgraphische Theil
ist ebenfalls ganz ähnlich ; das Alphabet (A lb) und die Citate sind ebenfalls alle
mit der mittleren Schriftgrösse gedruckt; die Typen- Verzeichnisse auf den ö^a
Seiten B lb— B 4b sind ein Auszug der 13 Seiten B 4»— C2f : 1) mit mittlerer Schrift
Compendia literarum et nexus partim brevitatis, partim elegantiae caussa
reperti (1B4 statt 370); weggelassen sind die Compendia quarundam artium.
2) kleine Schrift : Characteres minores Graeci und Eorundem nexus, varia item et
compendiosa scribendi ratio (1B0 statt 309); weggelassen sind die Notae com-
pendiariae aus dem N. Testament von 1B46. 3) Grosse Schrift: Characteres
maiores Graeci und Eorundem nexus, varia item et compendiosa scribendi ratio
(107 statt 337). B4b— B7* stehen unter demselben Titel dieselben Lesestücke
und der Numerus Graecorum, wie in 1BB4 C2b— 6*. Die Blätter C7a und 8» (8b ist
weiss) sind gefüllt mit den Versen des Xanthopulos, griechisch und lateinisch in
grosser Schrift, während sie in 1BB4 in mittlerer Schrift nur die Seite E4* füllen.
♦1566 (Genf), Jo. Crispinus; 80 Seiten, kleineren Formates als diese
Alphabete sonst haben. In Karlsruhe und in der breslauer Stadtbibliothek.
Titel: alphabetvm : oraecola i( tinvm. || in <«jo de literis jj ac Germana Graecae Linguae
pronuntia-||tionc ex veterum scriptis disseritur. || evi praeter alia accessit || Pytha-
goraea memoriae exercitatio, Dialogus || cum omnibus studiosis, tum ludimagistris
ad || exercendos adolescentes utilis et accom-j'modatus. || Drucker zeichen || apvd io.
cuisi'iNYM.jiM. u.lxvi. S. 2 io. cRisp. lectori. Das Alphabet des Beza-Stephanus
von 1BB4 ist das Vorbild dieses Alphabets gewesen; durchaus ist die kleine könig-
liche Type angewendet, nur das IläxsQ itfi&v auf S. 72/73 ist mit der mittleren
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGU TYPI GRAECI. 23
Type gedruckt. Im grammatischen Theil folgt der Aufzählung der 24 Buch-
staben (S. 3) und der literarvm divisio eine lange Abhandlung über die pronvn-
tiatio der Buchstaben (S. 7 — 26) und der Diphthonge (S. 27—41), welche nach
Beza-Stephanus 1554 C5— E3 gearbeitet ist. Hier wird wie von Beza die neu-
griechische Aussprache verworfen, aber mit mehr Entschiedenheit; so S. 12 über
ij; S. 18 v (Germani u Gallicum vocant); S. 30 at nullo modo sonat ut e, sed
plane Latinorum ai respondet ; S. 34 av nequaquam af sed au sonat ; S. 37 unter
h wird der Ausdruck iv iteC6\i bei Synesius und Plutarch icsqI aoQyrjöcag erklärt.
S. 42—45 schliessen Bemerkungen über t post v und ähnliche. S. 46 de
8YLI.ABI8 handelt von den Accenten; S. 48—50 de caeteris notis, quae partim in-
scribi, partim subscribi, partim ascribi solent. S. 51 folgt der typographische
Theil; mit dem Titel 'compendia LiTERArum et nexus partim brevitatis, partim
elegantiae causa reperti' gibt er nur die (295) Ligaturen der kleinen Type ; Titel
und Ligaturenliste sind = Beza-Stephanus, Genf (1554, B4 und B7). S. 52—71
enthalten den auf dem Titel angekündigten für das damalige Schülerleben inter-
essanten, lateinischen Dialog, auf S. 53 — 61 das Tageswerk eines Schülers be-
schreibend (a la Dositheus, Hisperica famina etc.), dem S. 62—71 die dazu
gehörigen Schülergebete, lateinisch und griechisch, folgen. Es folgen S. 72 die
gewöhnlichen Lesestücke: II&xbq fipStv (in der mittelgrossen Type), ITiözsvc), 10
Gebote und 2 Tischgebete. S. 79 Numerus Graecorum; S. 80 ist weiss.
1566, Paris, Robert Stephanus IL Maittaire II 52, Greswell II 95
und Renouard 1 163 erwähnen ein Alphabetum Graecum von diesem Jahre 1566.
Omont nennt es nicht und auch ich habe es nicht gefunden.
* 1568, Paris, Ex officina Roberti Stephani (des jungem), Typographi
Regii. M. D. LXVIU. Omont no 16, dann in Göttingen und Freiburg i. Br.
Dies Alphabet, 'Regiis trium generum characteribus excusum', ist, abgesehen
von Druckernamen und Jahr, gleich dem von 1659 und fast gleich dem von 1550.
1569, Paris, Job. Benenatus; 24 S. Omont no 17 (Brit. Museum).
1570, Lyon, Job. Tornaesius. Diese Ausgabe besitzt nach freund-
licher Mittheilung des Vorstandes die Univ.-Bibliothek in Freiburg i. Br.
1580, Paris, Rob. Stephanus; 32 S. Omont no 18.
1590, Paris, St. Prevosteau; 16 S. Omont no 19: Alph. Gr. De lite-
rarum nexu et syllabarum compendiis usw.
♦1591, Frankfurt, WecheTs Erben; 64 S. Omont no 23; auch in
Göttingen und Hamburg. Titel: Alph. Gr., in quo de Graecarum litterarum
formis, nominibus, potestate, ac pronuntiatione germana, tum et de numeralibus
Graecorum notis, ex veterum monumentis disseritur, auctore Frid. Sylburgio.
Addita in fine lectionis scriptionisque exercitia. Druckermarke. Francofurti apud
Andreae Wecheli heredes, Claud. Marnium et Joann. Aubrium. MDLXXXXI.
Der grammatische Theil ist Sylburg's wissenschaftliche Arbeit, wofür er Theod.
Beza, Ad. Mekerchus und Just. Lipsius (de recta pronuntiatione latinae linguae)
als Quellen nennt; die Seiten 7 — 40, 50 — 60 benützen in Anlage und Ausführung
vielfach Beza's Alphabet von 1554.
24 WILHELM MEYER,
Der typographische Theil ist für uns wichtiger. Das Alphabet auf S. 7 (mit
'pronuntiatio vulgata und pron. germana', nach Beza) und alle Citate sind mit
der kleinen Type gegeben. S. 40 heisst es: quia litterarum nexus tenere,
tironibus utile atque adeo necessarium est, cum ad legendum, tum ad scribendum,
visum est hie nexus usitatiores aliaque scripturae compendia subiungere, ut in his
quoque tirones se exerceant. Da die Buchstaben des kleinen Alphabets schon
auf S. 7 stehen, so beginnen hier die Nexus characterum minoris generis in
je 3 Spalten (hier 313: in der Ausgabe von 1554 zählte ich 309; kleine Irrthümer
sind hier leicht möglich); die Notae compendiariae des N. Testaments von 1546
sind auch hier weggelassen. S. 44 folgen: Characteres medii generis, dann
Eorundem nexus in Absätzen mit durchlaufenden Zeilen (365 : in 1543 zählte ich
370); die Zusätze von 1550 und die von 1554 fehlen hier. S. 47 Characteres
grandioris generis und Eorundem nexus (ich zählte hier 339; in 1554 zählte
ich 337). Am Schlüsse steht die nach 1654 gemachte Note: Horum characterum
primum genus seeundo loco sculptum fuit, seeundum primo, postremum postremo.
S. 61 stehen die Numerales Graecorum notae (der kleinen Schrift). S. 63 und
64 sind mit Lesestücken gefüllt 'triplici characterum gener e proposita*. Dieses
Alphabet gibt also, wie die von 1550 (1559 1568) und von 1564 die ganze
Zeichenmasse der 3 Grössen der königlichen Lettern (um 1100), also direkt nach
Original-Matrizen, während Plantin 1566 nur eine Auswahl, also nach nach-
geschnittenen Punzen, gibt; vgl. oben S. 13.
1600, Genf, Paul Stephanus. Omont no24; auch in München.
(Der typographische Theil der Alphabeta ßraeca, besonders die Liga-
turen; 8. unten S. 30/32) Der Anhang, welchen Aldus seiner Ausgabe der
griechischen Grammatik des Laskaris beigegeben hat, ist die Wurzel des
Baumes, den wir vor uns sehen, was zu Nutz und Frommen derer gesagt sei,
welche sich mit dem jetzigen Sport, der Pädagogik und ihrer Geschichte, befassen.
Schon diese Wurzel theilte sich: bei Aldus folgt auf das griechische Elementar-
büchlein eine Introductio perbrevis ad hebraicam linguam. Das ist der Grund,
wesshalb in den ältesten Alphabeten das hebräische mit dem griechischen in
einem Bändchen vereinigt ist und wesshalb ganz parallele Ausgaben des Alpha-
betum Graecum und des Alphabetum hebraicum erschienen sind, z. B. 1539.
Diese enge Vereinigung der beiden Alphabete hat auch Omont bewogen, in seiner
Liste im Bulletin de la Soci£t6 de THistoire de Paris 1884 in der einen Spalte
die Ausgaben des griechischen, in der andern Spalte die Ausgaben des hebräischen
Alphabetes aufzuführen1).
1) Omont will nur Pariser und wenige auswärtige Ausgaben der hebräischen Alphabete, von
1523 ab, anführen. Da diese Büchlein für die Geschichte der hebräischen Druckschrift des 16. Jahr-
hunderts wichtig sind, will ich die Exemplare hier anführen, die mir durch die freundliche Mit-
theilung der betreffenden Bibliotheken oder zufällig bekannt geworden sind. Von den 27 Drucken,
welche Omont aufführt, finden sich: no 5 (1534 Wechel) in Kopenhagen; no 6 (+ Alph. Gr. 1539
Rob. Stephanus) in Göttingen Strassburg Wien; no 8 (1543 Wechel) in Kopenhagen; no 22 (1554
Genf, Rob. Stephanus) in München; no 15 (15G3 Rob. Stephanus) in Königsberg; no 18 (1566 Rob.
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REOn TYFI ORAECI. 25
Der andere Stamm aas des Aldus Wurzel sind die besprochenen Alphabeta
graeca, und auch die 2 Aste, in welche dieser Stamm sich theilt, der gramma-
tische und der typographische Theil, sind schon bei Aldus zu sehen. Wie
der grammatische Theil durchaus auf Aldus, der wohl nie solche Berühmtheit
seiner schlichten Zusammenstellungen erwartet hat, zurückzuführen ist, das habe
ich oben gezeigt; 8. S. 16 und 30/31. Allein in eben jenem Anhang sagt Aldus
auch 'addidimus etiam abbreviationes, ut facilius graeca legere perdiscatis* :
also geht auch der typographische Theil auf ihn zurück.
In den mir zugänglichen Ausgaben der Grammatik des Konst. La.skaris finde
ich freilich diese AbbreTiationes nicht: allein sicher stehen sie in Ausgaben
des Aldus und ebenso sicher sind sie die Quelle der Abbreviationes, welche ich
oben aus dem Alphabet des Gourmont (ohne Jahr) und aus dem Kölner Alphabet
von 1617 verzeichnet habe ; dann beweist schon derselbe Titel in den Alphabeten
von 1617, 1633 (Gryphius) und 1540 (Wechel) den Zusammenhang dieser Tabellen
in den verschiedenen Alphabeten (s. hierüber den Nachtrag auf S. 30/32, wo
Genaueres gegeben ist). Weiter zeigt der Zusatz bei Wechel 1640 'Lectionis
compendia hactenus in nostris exemplaribus desiderata' die sich regende Auf-
merksamkeit auf diese Zeichen. Allmählich begann man 2 Gattungen zu
scheiden: die Abbreviationes oder Abbreviaturae, chifFerartige Abkürzungen für
sehr häufig vorkommende Silben oder Endungen, so für av aö sv r\v usw., denen
Stephanus) in München; no 28 (1566 Genf, Henr. Stephanus) in Güttingen Kopenhagen Strassburg.
Hiezu kommen: die eben (S. 28) erwähnte Introductio perbrevis ad hebraicam linguam von Aldus
im Anhang seiner Ausgaben der Grammatik des Laskaris und seiner lateinischen Grammatik (s. S. 80/31).
Dazu die eine 8eite in dem S. 15 erwähnten Alphabetum hebraicum et graecum des Gilles de Gour-
mont in Paris ohne Jahr, von welchem H. Omont in den M^moires de la Socie'td de l'Histoire de
Paris 18, 1891, verschiedene Ausgaben beschreibt S. 25 (1510?) und S. 35 (1515?); das Göttinger
Exemplar ist der letzteren Ausgabe ähnlich, nicht gleich; ein anderes findet sich in Kopenhagen.
Das oben S. 15 erwähnte, von Eucharius Cervicornus am 7. Aug. 1517 beendete Alphabet kündet
auf dem Titel an 'breviusculam institutionem in literas Ilebraeas, ab ipso Wolphango Fabro mutu-
atam'; im unvollständigen Göttinger Exemplar ist davon nur die letzte Seite erhalten. (Göttingen
besitzt: Isagogicon Joannis Cellarii Gnostopolitae, mit Vorrede von 1518 'Ex Neoacademia Anshel-
miana, Hagenoae' ; 20 Bll. in 4?). (Hierher gehört auch die in Göttingen befindliche : Introductio
otüissima Hebraice discere cupientibus cum latiori emendatione Jo. Boeschenstain usw.: Titel mit
sehr schönen Randleisten hinten; Vorrede von Froben 1518; Unterschrift 'Aug. Vind. ex officina
8. Grimm Medici et M. Vuirsung 1520; 6 Bll. in 4?. Kaum gehört hierzu das in Göttingen be-
findliche Joannis Cheradami Alphabetum linguae sanctae, mystico intellectu refertum, Parisiis apud
Aegidium Gormontium . . . 1532). Göttingen besitzt : Alphabetü He-||braicum. Marke, cym privi-
LEOio reois. || Parisiis. || Ex officina R. Stephani typo-||graphi Regii. || M. D. XL1II ; Titel hinten;
12 Bll. (vorletzte Seite : Zahlen ; letzte Seite : Titulus crucis), wohl identisch mit Omont no 9,
welcher 1544 als Jahr angibt. In Göttingen und Freiburg i. br. befindet sich : Alphabetum He-
braicum; Marke; Antverpiae, Ex officina Chr. Plantini 1569; 12 Bll. Dies Büchlein deckt sich
Seite für Seite mit dem erwähnten des Rob. Stephanus von 1543, nur sind die 4 Blätter, welche
die 10 Gebote enthalten, als B 1—4 nach den Titulus crucis an den Schiusa gestellt, während sie
in 1543 die Blätter A 6— B 1 einnehmen. Also sind Plantin's Alphabetum hebraicum und Alpha-
betum graecum beide nur Nachdrucke. In Prag befinden sich Alphabeta hebraica von Rom 1651
und von Wittenberg 1663.
Abhdlgn. d. K. <*«. d. Wi». m Ortungen. Phil.-hiit. Kl. N. F. Band 6,*. 4
26 WILHELM MEYER,
man an und für sich nicht ansieht, was sie bedeuten; zweitens die Nexus oder
Connexiones oder Ligaturae literarum, die Verbindungen von 2 oder 3 Buch-
staben, wie ccq oder yag} welche Verbindungen oft nicht kürzer, sondern um-
ständlicher sind, als die einfachen 2 oder 3 Buchstaben es wären.
(Ursprung der Ligaturen) Die Entstehung dieser verschiedenen Arten
von Zeichen und ihre Behandlung von Seiten der Typographen des 16. Jahr-
hunderts ist aus der Geschichte der Schrift zu erklären. In der
Majuskelschrift, auch in der Majuskel-Kursive der ersten Jahrhunderte, sollte
jeder Buchstabe für sich stehen. Dann treten in jener auffallenden lateinischen
Schrift, welche zuerst Maassmann (Libellus aurarius p. 147) enträthselt hat, in
der sogenannten Kaiser-Kursive (Champollion-Figeac, Chartes 1840 pl. 14; Pa-
laeogr. Society II 30), im 4. Jahrhundert mit den neuen Formen der Buchstaben
auch 2 neue Gesetze der Schrift auf, welche diese seitdem beherrschen
und zum Theil die Umgestaltungen der Schrift bewirkt haben. Erstens werden
die Buchstaben nicht von 2 Linien begrenzt, sondern von 4: von 2 innern und
von 2 äussern, welch letzteren die obersten und untersten Endpunkte der langen
Schafte begrenzen. Zweitens aber, und dies Gesetz ist für unser Ziel wichtig,
ist in dieser Schrift genau bestimmt, welcher Buchstabe den folgenden anfassen
muss und welcher ihn nicht anfassen darf. Wir kennen noch keine früheren
Vorstufen dieser Regeln; vielleicht sind die Regeln erst in dieser Zeit, wo so
vieles Neue sich gebildet hat, und vielleicht sind sie gerade für die kaiserliche
Kanzlei erfunden worden. Jedenfalls herrschen sie von da ab streng in der
Kursive. Wenig gelten sie in der Halbunciale und nicht viel in der haupt-
sächlich aus ihr hervorgegangenen Karolingerminuskel; aber streng werden die
Regeln der Buchstaben- Verbindung oder -Trennung beachtet in der westgothischen
und in der longo bardisch-beneventaner Minuskel.
Sehr streng beachtet wurden die Regeln über Trennung oder Verbindung der
Buchstaben in der griechischen Urkundenschrift vom 6. Jahrhundert ab und dann
in der eben aus ihr hervorgegangenen griechischen Minuskelschrift. Wie in der
ravennatischen und merowinger Urkundenschrift, so wurden in der griechischen
Urkunden- und ältesten Minuskelschrift die Verbindungslinien der Buchstaben
oft ornamental ausgestaltet. Diese Verbindungen, die Ligaturen, blühten besonders
in der schönen griechischen Minuskel der ältesten Zeit. Sie haben zum Theil
die Gestalt der Buchstaben beeinflusst ; so hängen die 3 Arten des einfachen oder
nach unten oder nach oben verlängerten i davon ab, ob dasselbe von dem voran-
gehenden Buchstaben gar nicht oder ob unten oder oben angefasst wird; ebenso
wird von vielen Schreibern das aus der Majuskelschrift stammende A nur dann
genommen, wenn es, wie in der Majuskelschrift steht, d. h. wenn es von dem
voran gehenden Buchstaben nicht angefasst wird. Damals haben viele solche
Buchstabenverbindungen, besonders solche mit e, ihre feste Gestalt erhalten. Die
griechische Minuskel hat ja die sonderbare Entwicklung genommen, dass sie sich
wieder zur Majuskel rückwärts drehte und wieder viele Uncialbuchstaben ein-
führte, so ß r E II usw. Aber jene Ligaturen der echten Minuskel waren zum
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGII TYPI GRAECI. 27
Theil so fest geworden, dass sie in den alten Formen fortbestanden, als die
Formen der Buchstaben, aus welchen sie einst entstanden waren, andere geworden
waren. So wurden z. B. in der späten und spätesten Minuskel noch besonders viele
Ligaturen des alten s mit einem andern Buchstaben geschrieben, während sonst
das einsiedlerische e der Uncialschrift wieder aufgenommen war. So schrieben ja
auch z. B. die Leute in Monte Cassino noch im 12. Jahrhundert in der lateinischen
Ligatur ft das t einfach, während sie es sonst immer wie zwei c schrieben.
So trat die griechische Schrift in die Zeit des Druckes: neben den Buch-
staben gab es ziemlich viele chifferartige , an und für sich unverständliche
Abkürzungen und endlich eine Fülle von Buchstaben- Verbindungen, Ligaturen,
von denen die meisten selbstverständlich, manche aber schwer zu erkennen
waren, da sie in alten Zeiten entstanden waren, als die Buchstaben zum Theil
noch andere Formen hatten. Druckschrift und Buchstabenverbindung ist nun
nach unserer Ansicht unvereinbar; wir meinen, wie einst in der Majuskelschrift,
so müsse auch in der Druckschrift jeder Buchstabe allein stehen. Aber in der
Jugendzeit des Bücherdrucks dachte man anders. Schrift galt für vor-
nehmer als Druck; Fürsten und Fürstinnen benutzten noch lange im 16. Jhdt.
geschriebene Gebetbücher. Dem entsprechend galt es als höchste Aufgabe der
Druckschrift, der Schreibschrift sich möglichst zu nähern. Die Schnörkelschriften
des Mansion in Brügge seit 1474, des Kaiser Maximilian und des Lyoner Rob.
Granjon seit 1557 sollten der Triumph des Buchdruckes sein und an ihnen wird
gerade die Annäherung an die Schreibschrift besonders gerühmt.
Schon die Italiener des 15. Jahrhunderts hatten die chifferartigen, unschönen
und schwer verständlichen Abkürzungen verworfen. Aldus gab in seinem An-
hang eine Uebersicht der gewöhnlichsten griechischen Abkürzungen, nicht zur
Nachahmung, sondern *ut facilius Graeca ledere perdiscatis' : die Ligaturen
erwähnt er gar nicht; sie waren selbstverständlich. Je mehr nun die Alphabeta
Graeca sich zu Musterbüchern der Typen der betreffenden Druckerei ent-
wickelten, um so mehr treten die chifferartigen Abkürzungen zurück, dagegen
die erstrebten Ligaturen (nexus, connexiones literarum) in den Vordergrund ; aus
dem Prädikat 'perpulchrae scitn' wird bei Wechel 1540 'perpulchrae' und bei
Stephanus 'qua elegantius scribentes utuntur' oder 'qua ad ornatum scripturae
Graeci utuntur' oder 'elegantiae causa reperti*.
In den 370 Ligaturen der mittleren königlichen Type von 1543 finden sich
an und für sich unverständliche Abkürzungen nur etwa 18 (av yecQ de xcct, xccra
paxmv pev fista oiov ov 6av 6&ai tat, ratg tr\v xr\g xov und rtöv) ; die kleine Schrift
gibt, wenigstens in den Alphabeten von 1554 und 1559, dieselben, jedoch ohne av
oi/; die grosse Schrift in denselben Ausgaben gibt dieselben, jedoch ohne av
(latcov fiev ov zaig. Diese geringe Zahl der unschönen und schwer verständlichen
chifferartigen Abkürzungen, der wirklichen 'signes hieroglyphiques', wie sie
Bernard 'Les Estienne' S. 45 nennt, dagegen die stark gewachsene Fülle der
wirklichen Ligaturen, welche für eine Zierde der Schrift galten, scheint mir ein
Hauptmerkmal der königlichen griechischen Typen zu sein.
28 WILHELM MEYER,
Diese Ligaturen sind, wie gesagt, zum Teil aus alten, vergessenen Formen
der Minuskelbuchstaben, wie z. B. des e und h, entstanden !) und bieten dess-
halb den Lesern einige Schwierigkeit, freilich lange nicht so viel, wie jene
chifferartigen Abkürzungen. Diese Ligaturen sind aber einerseits nach den Hand-
schriften geschnitten und, wer sie kennt, der wird auch in den Minuskel-Hand-
schriften sich leicht zurecht finden; anderseits haben, weil diese königlichen
Typen den griechischen Druck bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa
beherrscht haben, auch die Ligaturen bis dahin die Seiten der griechischen Drucke
gefüllt — das in vielen Bibliotheken zu findende Alphabetum Graecum der
Propaganda, Rom 1771, gibt für die eine Schriftgrösse noch 72 — : wer also
griechische Werke vor 1800 leicht lesen will, muss diese Ligaturen kennen.
Unsere dicken Werke über griechische Palaeographie verlangen viel Zeit und
geben wenig Nutzen: wie immer so ist es auch hier das Beste, an der Quelle
zu trinken und in dem stephanischen Alphabetum Graecum die paar Seiten der
Nexus durchzulesen. Das ist der praktische Grund, wesshalb die photographische
Nachbildung des Alphabetum Graecum, welches Robert Stephanus 1550 in Paris
gedruckt hat, den pariser Herren dringend zu empfehlen ist, abgesehen von den
historischen Gründen, welche ich oben S. 9 und 19/20 vorgebracht habe. Theo-
logen, Historiker und auch viele Philologen werden aus dem einfachen und
bequemen Hilfsbüchlein vielfachen Nutzen ziehen.
Die formelle Schönheit der von Angelus Vergecius entworfenen Zeichen zu
beurtheilen, überlasse ich Berufeneren. Die schiefe Stellung der Achse
theilen sie mit fast allen griechischen Typen. Aldus Hess 1494 für seinen
griechischen Druck die schief liegende Cursivschrift in Lettern schneiden; dadurch
wurde er veranlasst, 1500 auch die schief liegende lateinische Urkundenschrift
der Humanisten für den lateinischen Druck schneiden zu lassen. Der gewaltige
Beifall, welchen diese cursive lateinische Druckschrift gefunden hat, hat gewiss
auch seiner cursiven griechischen Druckschrift die Bahn frei gemacht. So ist
die griechische Typographie in ein Geleise gekommen, in dem sie 400 Jahre
geblieben ist (auch Stephanus und Genossen dachten nicht an eine senkrechte
griechische Schrift) und aus dem sie noch jetzt kaum heraus finden kann.
(Das Ende der Regli Typ! Gtraeci) Der Setzer, welcher in den drei
Schriftgrössen setzte oder so einen Satz auseinandernahm, musste gut 1100
Letternkästchen um sich stehen haben; die Herstellung dieser vielerlei Lettern
war eine umständliche und theure Sache; die oft vielfach verästelten Zeichen
der Ligaturen wurden leicht schadhaft, und endlich, die Hauptsache, den Lesern,
besonders den Ungeübten, verursachten die Ligaturen doch immer einige Schwierig-
keiten und manchen Zeitverlust: so ist es fast unbegreiflich, dass die Ligaturen,
welche schon längst aus der lateinischen und aus der deutschen Druckschrift
1) Sonderbarer Weise findet die sonst weit verbreitete Ligatur für og sich erst in der grossen
Prachtschrift von 1550.
HKNBICUS STEPHANÜS ÜBER DIE REGII TYPI GRAECI. 29
entfernt waren, gerade in der griechischen so lange sich hielten. Ich kann mir
nur die fast unerschütterliche Autorität der Regii Typi G-raeci als Grund denken.
Doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts verging diese Autorität. Natürlich
legte ich mir die Frage vor, wer ist der Kämpfer gewesen, der in diesen festen
Wall zuerst Bresche gelegt hat? Das haben schon 1692 zwei Antwerpener ge-
than : der gelehrte Philologe Marcus Meibom und der aus angesehenem schweizer
Gelehrten-Geschlecht stammende Drucker und Verleger Heinr. Wetstein.
Im Jahre 1689 hat Wetstein den Cebes des Jac. Gronov noch mit einer Fülle
von Ligaturen gedruckt. 1692 veröffentlichte er, der in der griechischen Sprache
und Literatur selbst wohl zu Hause war, eine stolze Ausgabe des Diogenes von
Laerte. Er widmete sie dem Kurfürsten Friedrich von Brandenburg, dessen
Wirken in Krieg und Frieden er mit Wärme preist, und in der Vorrede meint
er, wohl noch auf kein Buch seitn verhältnismässig so grosse Summen ver-
wendet worden. Am Schlüsse der Vorrede erklärt Wetstein : de diligentia et
labore, de characteribus graccis quibus (suadente cl. Meibomio) usi
sumus solutis nullisque litterarum nexibus intricatis, et pluribus
aliis, te (lector) moräri nolumus. Wetstein blieb beharrlich und eifrig in seinem
Streben; das von ihm verlegte N. Testament von 1701 beginnt: Do tibi hie N.
Testamentum Graecum nitidissime et correctissime impressum, sine ullis litte-
rarum compendiis, quae vulgo abbreviaturae dieuntur; hae saepius tyronibus
et quandoque etiam doctioribus molestias facessere et remoram irvjicere solent.
Die Neuerung fand wenig Lob, manchen Tadel: aber Wetstein blieb beharrlich;
noch nach 20 Jahren schliesst er die Vorrede zu seiner Ausgabe des N. Testa-
ments von 1711: quum videas tot de variantibus quaerelas easque bonam partem
tribui litterarum nexibus et compendiis, satis mirari haud possum,
doctos esse viros, qui nostrum de eliminandis illis ex editionibus
graecis consilium calculo suo probare negent non tantum, verum et ut insigne
quoddam facinus reprehendant. cuius aversationis causam non video aliam, nisi
quod tricis illis ita sint a pueris assuefacti, ut nunc nihil graecum putent quod
iis careat, quum tarnen maiores nostri typographi Belgae propter evitatas in
libris Latinis illas litterarum ambages, saepe plurimis utut doctis viris molestas,
summam laudem sint adepti.
Meibom's Rath und Wetstein's That errangen den Sieg, aber sehr langsam.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschwanden die Ligaturen aus den
griechischen Drucken. Jetzt handelte es sich nicht mehr um 400 Zeichen für
eine Schriftgrösse, sondern um etwa 40; deren Herstellung war keine so schwierige
und kostspielige Sache mehr, und jetzt konnte leicht ein unternehmungslustiger
Drucker auf den Gedanken kommen, sich neue griechische Buchstabenformen
schneiden zu lassen. So hat das Aussterben der Ligaturen auch die Herrschaft
der Regii Typi Graeci überhaupt beendet, nachdem sie gut 200 Jahre lang das
schöne Gefass gewesen waren, aus welchem Europa den edeln Trank der
griechischen Bildung genossen hatte.
30 WILHELM MKYKR,
Nachtrag zu S. 15/16 und 24/25, Aber den Anhang des Aldus Manutios.
Der oben S. IG beschriebene Anhang des Aldus, in welchem die Abbreviationes unmittelbar
vor den Lesestücken stehen, ist nach A. A. Renouard, Annales de rimprimerie des Aide,
von Aldus selbst gedruckt worden: 1495 hinter der Grammatik des Laskaris, ohne die
Introductio ad hebraicam linguam. Zwischen 1498 und 1503 hinter der nicht datirten
Ausgabe der Grammatik des Laskaris, mit der Introductio ad hebraicam linguam. *1501
hinter den Rudimenta grammatices latinae linguae des Aldus, mit der Introductio ad hebraicam
linguam (welche jedoch in dem Göttinger Exemplar fehlt). 1508 hinter demselben
Werke in der Umarbeitung von 1507, also um das wichtige 4. Buch (eine Darstellung
der alten Metrik) vermehrt und betitelt: Aldi M. Institutionum grammaticarum libri IV.
1512 hinter der Grammatik des Laskaris. 1514 hinter den Institutiones grammaticae
des Aldus. *1523 hinter demselben Werke.
Von diesen Ausgaben liegen mir vor: die von 1501 und von 1523, dann eine aus-
geschnittene Ausgabe des Anhanges, welche mit dem Drucke von 1523 sehr Übereinstimmt
und wahrscheinlich von dem Drucke von 1514 abgetrennt ist.
Die lateinische Grammatik des Aldus mit der Vorrede von 1507 und der Anhang
wurden mit einer veralteten senkrechten Type und ohne Accente wieder gedruckt in Paris
ohne Jahr: per fidelissimum impressorem Thomam Wesalie commorantem e regione Collegii
Italorum, Impensis vero honestissimorum virorum Joannis Granion et Francisci Regnault
In diesem Abdruck des aldinischen Anhanges sind die Abbreviationes und die Introductio
ad hebraicam linguam weggelassen, und desshalb ist auch ihre Erwähnung in der Inhalts-
tibersicht und iu der Vorrede des Aldus getilgt.
Ausserdem fand ich diesen Anhang des Aldus nachgedruckt oder verarbeitet in:
(1510 — 1515) * Alphabetum hebraicum et Graecum des Gourmont; oben S. 15. Von
dem grammatischen Theil ist fast nichts aufgenommen; die prosaischen Lesestücke sind fast
dieselben, wie bei Aldus ; die Abbreviationes graecae sind anders geschnitten und anders geordnet.
* 1512 hat Thomas Anshelmus in Tübingen gedruckt des G. Simler Observationes de
arte grammatica; diesen folgt mit dem Titel | 4De literis graecis ac diphthongis' usw. der
grammatische Theil des aldinischen Anhangs, mit der Ueberschrift alphabetum graecvm,
dann die abbreviationes perpvlchrae scitv ... in iine versus ; die Einleitung des Aldus
und die Lesestücke sind weggelassen.
* Derselbe Drucker hat später 'Hagenau ex Academia Thomae Anshelmf den Anhang
des Aldus genauer abgedruckt: contenta De Literis Graecis ac Diphthongis usw.; auf der
2. Seite eine Vorrede des Joh. Setzerus Lauchensis, S. 3 der grammatische Theil beginnend
alphabetvm graecvm, die abbreviationes und die Lesestücke, denen das kurze Gebet 'Ad
archangelum: TCbv ovqccvlcöv 6xquxi(öv beigesetzt ist; auf der Rückseite beginnt die
Introductio perbrevis ad hebraicam linguam.
* Elementale Introductorium in Dominum et verborum declinationes Graecas. Dies
Büchlein soll Schürer in Strassburg schon 1512 gedruckt haben; mir liegen 3 Ausgaben
vor: Argentorati Ex aedibus Schürerianis mense Maio An. 1513; Argentorati Apud Schüre-
rium mense Octobri Anno 1515; Selestadii in aedibus Lazari Schürerii Anno 1520. In
der Ausgabe von 1513 ist von Aldus nur der grammatische Theil aufgenommen, in den
Ausgaben von 1515 und 1520 noch die Abbreviationes perpulchrae sei tu ... in fine versus.
Dagegen ist im Alphabet und sonst tabellenartige Anordnung eingeführt, dann sind am
Schlüsse zugesetzt Regeln De accentibus; De Articulis; De genere, numero et casu; endlich,
was hinfort bleibt, der Numerus Graecorum\ In den Ausgaben von 1515 und 1520 ist
zwischen dem Numerus Graecorum und vor den schliessenden Abbreviationes ein langes
Stück eingeschoben, welches auf dem Titelblatt bezeichnet ist als: Hieronymi Aleandri
Mottensis tabulae.
* 1 5 1 7 Eucharius Cervicornus in Köln hat in dem oben S. 1 5 beschriebenen Büch-
lein aus dem Anhang des Aldus abgedruckt die oben S. 16 mit no 1, 2 und 3 bezeich-
HENRICUS STEPHANUS ÜBER DIE REGII TYPI GRAECI. 31
neten Stücke; no 4 'Quemadmodum literae ac diphthongi graecae in latinum transferantur'
hat er weggelassen; die 'abbreviationes perpulchrae scitu ... in fine dictionis' hat er
aufgenommen; die Lesestücke hat er zum Theil geändert; dann hat er die von Wolfgang
Faber umgearbeitete Institutio in literas Hebraeas beigegeben.
An diese süddeutschen Einzeldrucke1) schliessen sich noch die S. 15 aufgeführten
Drucke Frobens in Basel 1518, 15 20 und 1522; dann beginnt die Kette der in Paris
oder in andern Städten Frankreichs gedruckten Alphabeta Graeca.
(Titel) Aldus hat diesem Anhang keinen Titel, sondern nur eine Inhaltsübersicht
vorgesetzt. Den vermissten Titel bildete Schürer selbst mit seinem 4Elementale Introduc-
torium'; Gourmont hatte schon um 1510 die Überschrift der Buchstabenreihe, welche den
Anhang eröffnet, keck als grossgedruckten Haupttitel für den hebräischen und griechischen
Theil genommen : Salphabetvm hebraicvm et graecvm', und dieser Titel wurde bald Mode,
obgleich er falsch ist.
Der grammatische Theil des aldinischen Textes ist von Gourmont fast gänzlich
verlassen, dagegen von den Andern mehr oder minder wörtlich und vollständig festgehalten.
In der Ausgabe des Aldus von 1523 steht, unmittelbar vor den Abbreviationes, ein Zusatz
von 7 Zeilen 4Sed an diphthongos et srjoav vocaleis, ut nunc nos pronuntiamus (d. h. neu-
griechisch), antiqui quoque pronuntiaverint, in fragmentis nostris disputaturi Burnus' etc.
Denselben Zusatz finde ich in dem Einzeldrucke des Aldus und in dem Drucke des Thomas
Wesalie ohne Jahr, sonst nicht. Die Lesestücke des Aldus finden sich überall wieder.
Der wichtigste Theil ist für uns der typographische: die Abbreviationes. Bei
einem Neudrucke dieses Anhanges hatte es am leichtesten die aldinische Druckerei selbst;
doch finden sich in dem mir vorliegenden Drucke des Aldus 3 verschiedene Fassungen
dieser Abbreviationes: 1) 1495 im Anhang zum Laskaris, dem 1. griechischen Drucke des
Aldus; die Vorrede kündigt an: 'addidimus etiam abbreviationes sei tu quidem pulcherrimas'.
Eine Seite derselben, mit dem Schlüsse 'Plurimas conuexiones praetennisi quia sunt per-
faciles scitu\ ist photographirt bei R Proctor, The Printing of Greek in the 15. Century,
1900 Taf. 14. 2) Die Ausgabe von 1501 enthält dieselbe Ankündigung; der Titel
lautet: Abbreviationes perpulchrae scitu, quibus frequentissime graeci utuntur indifferenter et
in prineipio et in medio et in fine uersus. Der Reihe von 1495 ist hier eine grosse Zahl
neuer Zeichen hinten angesetzt. 3) In dem mir vorliegenden Ausschnitt ohne Jahr
(1514?) und in dem Drucke von 1523 lautet die Ankündigung: Addidimus etiam abbre-
viationes, ut facilius graeca legere perdiscatis. Der Titel lautet wie oben ; nur statt 'in fine
versus* ist gesetzt: in fine dictionis. Die 1. Hälfte der Reihe stimmt mit 1501 überein; die
folgenden Zeichen sind theils andere, theils stehen sie in anderer Ordnung, als in 1501.
Die andern Druckereien waren in einer eigenthümlichen Lage. Wollten sie nur einen
genauen Abdruck des aldinischen Werkes geben, so mussten sie sämmtliche aldinische
Zeichen nachschneiden und dieselbe Zahl in derselben Ordnung geben. Das war theuer und
umständlich. So Hessen manche das Stück weg, wie Thomas Wesalie. Er hätte ja keines
dieser Zeichen neben seinen steifen accentlosen griechischen Buchstaben verwenden können.
Die Drucker, welche den Anhang des Aldus als ihr geistiges Eigenthum herausgaben,
konnten freier vorgehen; sie konnten die Zeichen ja sonst auch brauchen. Desshalb liessen
sie die Zeichen des Aldus, alle oder zum Theil, mehr oder minder getreu nachschneiden
oder setzten auch neugeschnittene dazu, entweder in der Ordnung des Aldus oder in neuer
Anordnung. Am freiesten verfuhr G o u r m o n t : in der Form, der Zahl und der Ordnung
der Zeichen weicht er am stärksten von Aldus ab ; z. B. ordnet er die Zeichen darnach, ob
sie mit Vocal, Diphthong oder mit Consonant anfangen. Thomas Anshelmus gibt 1512
in Tübingen und später (ohne Jalir) in Hagenau in etwas andern Formen dieselbe Zahl von
1) Der Katalog des Brit. Museums verzeichnet unter Manutius, De literis graecis . . . , auch
einen Druck: Paris 1513 Poncet de Preux.
32 WILHELM METER, HENRICÜS STEPHANUS ÜBER DIE REGII TYPI QRAECL
Zeichen in der gleichen Ordnung, wie Aldus 1501. Schürer gibt in dem Elementale Intro-
ductorium 1515 und 1520 bis zu xa trjg dieselbe Zahl von Zeichen in derselben Ordnung wie
Aldus 1501, von xa xi?g ab nur eine Auslese; am Schluss setzt er 1515 nur das Zeichen
ftir os, 1520 noch etwa 10 andere Zeichen zu. Cervicornus, Köln 1517, stimmt bis ei
xi mit Aldus 1501 und 1523 überein; die folgenden Zeichen stimmen nicht mit Aldus
1501 oder 1523 überein, weder in der Zahl noch in der Reihenfolge.
Auch hier zeigt sich der Weg, den die griechische Typographie im 16. Jahrhundert
ging. Nördlich der Alpen wird anfänglich nicht nur in der Form der einzelnen Buchstaben,
sondern auch in der Form und sogar in der Auswahl der Abkürzungen und der Ligaturen
das Vorbild des Aldus streng eingehalten. Geschickte Stempelschneider gabs nördlich der
Alpen genug: allein man hatte da sehr wenig griechische Handschriften, und wo fand sich
ein Mann, der als Kenner griechischer Handschriften Autorität genug besass, neue Formen
der griechischen Buchstaben oder der andern Schriftzeichen angeben zu dürfen? Erst
später, als Franz I. Griechen, welche als Gelehrte oder als Schreibkünstler grosses Ansehen
besassen, nach Paris gerufen hatte, als er ebenda einen Schatz trefflicher Handschriften
gesammelt hatte, war in Paris die Möglichkeit geboten, dass hier die griechische Typographie
sich von Aldus unabhängig machte und eigene Wege ging. Unter dem Schutze dieses
Königs haben dann Robert Stephanus Angelus Vergecius und Garamond, die Zahl der
Abkürzungen stark vermindernd, dagegen die der Ligaturen stark vermehrend, in den drei
Grössen der Regii Typi Graeci 1542 — 1550 eine neue griechische Druckschrift geschaffen,
welche den Anforderungen so vollkommen entsprach, dass sie über 200 Jahre nicht nur in
Paris, sondern in ganz Europa geherrscht hat.
Übersicht.
S. 3: Das göttinger Autograph des Henr. Stephanus und die beigeschriebenen Äusserungen
desselben über die Regii Typi Graeci; dazu Tafel 1.
8. 6 : Die Regii Typi Graeci: ihr Anfang und ihre 3 Arten (dazu Tafel 2), S. 9 geschnitten
von Garamond, entworfen von Angelus Vergecius (S. 11 nicht von Henr. Stephanus, wie
Didot erfunden hat), S. 13 gebraucht oder nachgeahmt von Plantin, Wechel und von
vielen Anderen.
S. 14 : Die Alphabeta Graeca des 16. Jahrhunderts, hauptsächlich als Typenverzeichnisse
der griechischen Druckereien; besonders die stephanischen (S. 19/20 das 1550 gedruckte),
als Musterbücher der Regii Typi Graeci (mit Nachtrag auf S. 30).
8. 24: Die Ligaturen der griechischen Buchstaben in den Handschriften und in den Regii Typi.
S. 28: Das Ende der Ligaturen und der Regii Typi Graeci.
S. 30: Nachtrag über den Anhang des Aldus Manutius als den Anfang der Alphabeta Graeca.
Tafel 1 : Eintragung auf Blatt 14b in dem Göttinger Exemplar des von Robert Stephanus 1550
gedruckten griechischen N. Testaments (s. 8. 3-^-6).
Tafel 2: Seite IIB aus dem 2. Theil des von R. Stephanus 1550 gedruckten N. Testaments
(s. S. 8/9).
Abhdlgn. d. K. Gx. d Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band VI. 2.
Taf. 1
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ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND VI. Nro. 3.
Ein hochdeutsches und zwei niederdeutsche Lieder
von 1563—1565
aus dem siebenjährigen nordischen Kriege.
Mit einem Anhang:
Deutsche Lieder aus der Grafenfehde.
Von
Hermann Möller.
Berlin,
Weidmannsche Buchhandlang.
1902.
Ein hochdeutsches und zwei niederdeutsche Lieder
von 1563—1565
aus dem siebenjährigen nordischen Kriege.
Mit einem Anhang:
Deutsche Lieder aus der Grafenfehde.
Von
Hermann Möller.
Vorgelegt in der Sitzung vom 12. Juli 1902 durch 0. Roethe.
Einleitung.
Von deutschen Liedern und Gedichten aus dem siebenjährigen Kriege Däne-
marks und Lübecks gegen Schweden 1563 — 70 kannte man bisher (abgesehn
von einer hochdeutschen Reimzeitung1)) zwei hochdeutsche und ein niederdeut-
sches Lied von Teilnehmern der Begebenheiten (oder wusste doch, soweit sie
noch nicht herausgegeben sind, von ihrem Vorhandensein) und ein niederdeutsches
Spottgedicht.
Unter diesen sind die von dänischem oder lübschem Standpunkte aus gedich-
teten Lieder bis jetzt noch nicht herausgegeben : das (von Goedeke, Grundr. zur
Gesch. der deutschen Dichtung 2 II 305 unter 231 a verzeichnete) unten unter II
abgedruckte nd. Lied von 1564 von einem lübischen Teilnehmer der Seeschlacht
zwischen Oland und Gotland am 30. und 31. Mai, und das unten unter III her-
ausgegebene (von Goedeke ebd. unter 231b, Weller Annalen I S. 67 unter 292
verzeichnete) hd. Lied von 1565 von der Schlacht auf der Falkenberger Heide
am 20. Oktober.
Herausgegeben sind die beiden von schwedischem Standpunkte aus abge-
fassten Gedichte, das nd. Spottgedicht und ein hd. Lied von Oktober 1565 (verz.
bei Goedeke a. a. 0. unter 232. 233) :
1) Diese (von £. Weller, Annalen der poet. Nat.-Litt. der Deutschen im XVI. und XVII.
Jahrh., Bd. I S. 70 unter 304 yerzeichnete) 'Newe Zeittung' 8. u. im Anhang A.
1*
4 HEBMANN MÖLLER,
1. 'Ein luftige Hiftorie tho lefen, wo jnt jar Dre vnd f6ftich, de K6-
ninck van Dennemarken vnde de Könninck tho Schweden mit ein ander gekrieget
hebben, vnd wo de Könninck van Dennemarken grote ehere, rhom vnd Triumph
mit velen groten daden erworuen hefft, vth der Könnincklichen Cantzlie tho
Dennemarck rymes wyfe fehr kunftichlick beschreuen, van dem Erfamen, Wol-
wyfen, Hochgelerden vnd Achtbaren Hern Johan Frefen Cantzler in Denne-
marck . . . Geprentet tho Kopenhagen jm jare MDLXTTT Mit Königlicher Maie-
ilet tho Dennemarck Friheit vnd Priuilegio in acht dagen nicht nathodrucken.'
Dieses witzige nd. Reimgedicht von 606 Zeilen vom Ende des Jahres 1563, das
sich als vom dänischen Standpunkt aus geschrieben ausgibt (indem Friedrich II.
vnfe Köning genannt wird, u. s. w.) ist in Wirklichkeit weder vom Kanzler Friis
gedichtet x) noch zu Kopenhagen gedruckt, sondern ein vom schwedischen Stand-
punkte aus verfasstes , in Schweden gedrucktes Spottgedicht auf König Fried-
rich IL, sein und des Kanzlers Friis Verfahren gegenüber den schwedischen Ge-
sandten (s. u. zu I 23 e) und die Kriegsführung der Dänen im ersten Jahre des
Krieges 1563. Einen, ohne Zweifel den ursprünglichen, Druck dieses Gedichtes
(3 Bogen in 4°) beschreibt C. Gr. Warmholtz , Bibliotheca historica Sueo-Gothica
Bd. VI (Stockholm 1791) S. 62 ff. unter Nr. 3079 *). Nach einem andern Druck
1) J. Friis, 1494—1570 (s. H. F. Rördam in DBL = Dansk biogr. Lexikon V 426—433) war
Kanzler unter den drei Königen Friedrich I., Christian III., Friedrich IL (Verse von ihm gegen
eine schwedische histor. Darstellung unter König Gustav I. Wasa (f 1560) finden sich von Vedel
unter losen Notizen aufgezeichnet, s. Rördam, Monumenta hist Danicae II 186:
Hos Rithmos composuü Dn. Canceüarius contra Chronica Gustaui Sueci.
.... Kong Gustaff äff Suerig den mectige mand Han loed sin vilie kiende, En krenick
screff hand met egen haand, I Danmarck ind at sende.
Hand spotter saa mangen erlig mand I Danmarckis kongis rige, Han er nu groed saa
heyt paa stand, Hand mien, hand haffuer ey lige.)
2) Auf der Rückseite des Titelblattes befand sich nach Warmholtz' Beschreibung eine Kari-
katur des dänischen Wappens: drei unbestimmbare Tiere statt der (dänischen) drei Löwen, drei
Narrenkappen statt der (schwedischen) drei Kronen, ein Affe mit einem Dreschflegel statt des (nor-
wegischen) Löwen mit der Hellebarde, eine an einem Seil hängende Gans statt des Schwans (für
Stormarn), ein Wolf (jedenfalls an Stelle des Oldenburger Löwen) u. a. ; darüber eine Parodie des
Namens und Titels des Königs Friedrich IL: '. . . Fredbrect de Ander, Koninck tho Dremarken
. . . vnd Stornier der Detmerfchen [statt (Hertogh tho) Stormern vnd der Detmerfchen] . . .' Ueber
eine Karikatur des dänischen Wappens, die mit der in diesem Drucke ohne Zweifel identisch ist,
berichtet der Admiral Herluf Trolle an König Friedrich am 20. Juli 1564 (Danske Magazin III,
Kiebenhavn 1 747, S. 253) : ' Jeg herer, att Koning Erick haffuer laditt trycke Etthers Kongl. Maifte.
Waben . . . Farft 3. Laffuer, ther y Steden 3. Reffue, 3. Kroner, ther y Steden 3. Narrekapper, 1
Leffue mett Hellebordt, ther y Steden en Vgle mett en Plegell, En Suane, ther y Steden etc. mett
mere Vbefkedenhed, ther icke harfomeligt er, oc er ingen Tuiffl, at Gud jo ftraffer alt thette mett
mere Vtilberlighed, fom Gud icke lader vftraffet\ Ueber dieselbe Karikatur berichtet der Edelmann
Zacharias Gleifsenberger aus Görlitz vor dem Rat zu Görlitz d. 31. März 1565 (Rördam, 2 Rsekke 1 717),
'derKunig zuSchwedenn habe dem Konige zu Dennemarcken ein waffen malen lassenn, vnnd darin n
setzenn lassen drei Katzenn, auch dre Lewen mith narren kapfen, vnnd den Lewenn einen flegell inn
die Klawenn, damit sie die drei katzen hinauss treibenn, auch in das waffen drei narrenkapfen malenn
lassenn. Er habe auch dem Konig zu Dennemarcken einen newen Titell gegebenn, nemblich Her
Friedtbrecher, vonn Gots gnadenn Konig zu Draymarckenn, Nothwegenn, Stormarrn, in Dithmarschen.'
BIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 5
(von dem ein Exemplar in der Kgl. Bibl. zu Stockholm, eingeheftet in eine Hs.
von Daniel Hunds Reimchronik) ist das Gedicht herausgegeben von F. A. Dahl-
gren in den Samlingar utgifna af svenska fornskrift - sällskapet III, Heft 3,
Stockh. 1847, 8°, S. 159— 1781).
2. Das Warberger Lied, ein hd. Lied von 1565 von der Belagerung
und Erstürmung der Stadt (22. — 28. Aug.) und des Schlosses (13. — 16. Sept.)
Warberg in Halland durch die Schweden und Daniel Ranzaus vergeblichem Ver-
such dieses wieder zu erobern (23. Sept.— 18. Okt.) (gedichtet vor dem 20. Okt.
und dem hd. Liede III von der Schlacht auf der Falkenberger Heide): 'Ein
newes liedt. Wie des Durchleuchtigften , Hochgebornen vnd Grofmechtigiten
Furften vnd Hern, Hern ERICHS des Vierzehenden zu Schweden, . . . kriegs-
volck, beide Stadt vnd Schlos Wardberg, in Hallandt gelegen, im fturm mit ge-
walt erobert, vnd zu der Chron Schweden, dar zu es von alters mit rechte ge-
hört, widergebracht ift, Gefchehen im Funfzehenhunderften vnd funfvndfechtzigften
jhar. Durch Paul Schützen von Leiptzig. Im Thon vom Pentzenawer' *). 64
achtzeilige Strophen. Exemplar des Druckes (4°) in der Kgl. Bibl. zu Stock-
holm (eingeheftet in dieselbe Hs. von Daniel Hunds Reimchronik, wie die Lu-
stige Historie), herausg. von F. A. Dahlgren in demselben Hefte der Samlingar
III 3 S. 179—193.
Von folgenden entfernter mit dem nordischen Kriege zusammenhängenden Liedern, die nicht
epischen Bericht enthalten, sehen wir hier ah:
1. Ein Nye Ledt, Daryn anget&get wert de gruwfame Schlacht, daryn veel Lade vmbgekamen
fynt, van Mans vnde Frouwen, ock yungen Kindern, etc. Im Thone, Ick Hundt an einem Morgen8).
Nu wil ick auer ßngen, Vnd doch mit kiener frowdt, 13 siebenzeilige Strophen, nach dem Akro.
stichon von Niklaos Schon gedichtet. Inhalt4): allgemeine Klagen über Pestilenz, Teurung und
Kriege, welche als Strafen Gottes und Vorboten des jüngsten Gerichts bezeichnet werden; kein
Name, nur in Str. 2 die persönliche Bemerkung : Ick bin van vofftich Jaren. Das Lied ist zu-
sammen mit einem andern Liede Ick arme Sunder beklag my fehr , wo fchal my nu gefchehen.
Im Thone, Ick armes Medtlin beklage my fehr5), gedruckt 1564 zu Lübeck durch Joh. Balhorn
(4 Bl. 8°). Exemplar Berlin Kgl. Bibl. Ye 3866 (Goedeke 229 c).
2. a) Ein nie Hamborger leed = Hamburger Spottgedicht auf Lübeck wegen dessen
Beteiligung am dänisch-schwedischen Kriege : Mit truwren moet ick fingen, 18 siebenzeilige Strophen,
gedichtet ohne Zweifel zum äolischen (= Moll-)Ton 'Mit lull fo wil ich fingen' (Lil. Nachtr. Nr.
1) Lübben gibt im Mnd. Wb. Citate aus der Lustigen Historie unter der Bezeichnung 'Joh.
Friis', z. B. s. v. bewandt (s. bewenden), bodeme, drummel, hutte mit der mutte, plöchbengel, rusch,
schermutzel, Veiten.
2) Den Benzenauerton , in ionischer Tonart, transponiert (= Fdur) s. bei R. v. Liliencron,
Die historischen Volkslieder der Deutschen, Nachtrag Nr. XIII; desselben Deutsches Leben im
Volkslied um 1530 (Kürschner Deutsche Nat.-Litt. Bd. 13) Nr. 11; Böhme Nr. 881. Der Ton des
vielgesungenen Liedes vom tapfern Verteidiger Kuf Steins 1504 ist mehrfach besonders zu Liedern
von Belagerungen und Erstürmungen von Burgen, wie das Warberger, verwandt worden.
3) Die im 16. Jahrh. sehr viel benutzte phrygische Melodie 8. Liliencr. Nachtrag Nr. L,
Böhme Nr. 269.
4) Nach freundlicher Mitteilung von Joh. Bolte. Vgl. auch Allg. d. Biegr. 32, 386.
5) Vgl. Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied III Nr. 1005 ff., IV Nr. 1089.
6 HERMANN MÖLLER,
LXV). Als Dichter wird von dem folgenden Lübecker Liede (Magister) Helmcke (Str. 12. 13. 17)
oder 'ein vngenant vt Meifter Helmkens fchole' (Str. 1) bezeichnet.
b) Der Lubfchen antwort: Mit truwren moet ick reden, 19 achtzeilige Strophen1).
Beide Lieder (Goedeke 227) sind zusammen nach einer Hamburger Abschrift von 1654 her-
ausgegeben in der Zeitschr. des Vereins für hamburg. Geschichte II, Hamb. 1847, S. 292 — 300. Der
Herausgeber erschliesst S. 293 als Zeit der Abfassung des Lübecker Liedes das Jahr 1569 aus
dessen Str. 8s: dl waerde idt fouen jaer. Aber das Lübecker Lied ist, da es sich in den einzelnen
Strophen genau auf das Hamburger Lied bezieht, gewiss nicht lange nach diesem gedichtet, und
ein Hamburger Spottlied, das mit dem uns vorliegenden ohne Zweifel identisch ist, wird von der
Chronik des Lübischen Bürgermeisters Gotthard von Hüvel*) S. 36 bereits zum Jahre 1565 erwähnt
in der folgenden Notiz, deren letzter Zusatz wenigstens freilich nicht vor 1571 geschrieben ist (vgl.
ebd. S. 43 unten): 'De van Hamb. hebben ein ledt lathen vthgan, wormit fe den Lub. fpotzig vor-
geworpen, dat fe fick mit dem Kon. van Dennemar. vorbunden kegen den Kon. van Schweden, vnd
offentlick in fulekem fchantlede fick vornemen laten, idt konde kein frede gemaket werden, de Hain-
borg, moften den darmit thokamen, vnd in dem frede begrepen warden8). Auerft de Kon. van
Den. rev enen fodaenen homot na der tidt redelick in, we hernegeft fchal gedacht werden; alfo
dat den Hamborgern duth frolockent auer de hundertdufent daler gekoftet hefft'. Ihrem Inhalt
nach zu schliessen sind beide Lieder eher aus dem dritten oder einem noch früheren als aus einem
späteren Jahre des Krieges (sicher ist das Hamburger und am wahrscheinlichsten auch das Lü-
becker Lied vor der Absetzung Erichs XIV. 1508 gedichtet): die Zahl 'sieben' in dem oben ange-
führten Verse ist wahrscheinlich erst nach der Beendigung des Krieges eingesetzt worden; ur-
sprünglich wird der Lübecker Dichter gesagt haben 'aZ waerde idt (oder de krig) dre jder1 (oder
statt dre eine andre einsilbige Zahl von 2 bis 6) 'wenn der Krieg auch . . . Jahre dauerte'.
3. Gedichte zum Friedensschluss von Andreas Bertholdt von Oschatz:
a) Lob- vnd Danckpfalmen, Auff den Frieden, welcher Löblich zu alten Stettin, abgehandelt,
einhelliglichen getroffen, vnd endtlich befchloffen ift worden, Am Tage Luciae Otiliae, welcher war
den 13. Monats tag Decembris, . . . Anno 1570. (Zum Schluss:) Andreas Bertholdt von Ofchatz
Modiita. 6 Bl. 4°. Kopenh., Kgl. Bibl. Hjelmstjernes Sammlung 2116.
b) Newe zeitung vnd Befchreibung Von den Friedeshandelftag zu Stettin • . . wegen der Reichen
Dennemarcken vnd Schweden fiebenjerige, vnd nun Gott lob vertragenen vnd hingelegten Kriege :
Sieben herrlicher Geticht, von Krieg vnd Friede. Durch Andream Bertholdum, von Ofchatz, Modi-
flam jtziger zeit Deutfcher Schulmeifter zu alten Stettin. (Zum Schluss :) Gedruckt in der Keyfer-
lichen Freyen Reichs Stadt Lübeck, durch Johan Balhorn, 1571. 4°. Kopenh. Kgl. Bibl., Hjelm-
stjernes Saml. 2117.
Zu den oben angeführten Gedichten kommt nun noch ein weiteres, in einer
gleichzeitigen wörtlichen hd. Uebersetzung handschriftlich von mir gefundenes,
vom dänischen Standpunkte aus gedichtetes nd. Lied aus dem ersten Kriegsjahre,
1 ) Jedenfalls , mit zweimal gesungener vorletzter Zeile , ebenso gesungen wie das Lübecker
Lied von 1534 gegen Wullenwever (Lil. 454) 'Nu moet ick aver ßngen\ d. i. ohne Zweifel zum
ionischen Ton der Tagweise 'Frölich fo wil ich fingen', in welchem vor allen das Lied von König
Ludwig von Ungarn 1526 gesungen ward (Lil. Nachtr. Nr. XL1, Böhme Nr. 602. Der Schluss der
Melodie, der Liliencron 'rhythmisch zweifelhaft* ist, ist anzusetzen wie in Erk- Böhme, Deutscher
Liederhort 11 Nr. 276 S. 79 geschehen).
2) Herausg. von A. Fahne, Die Herren und Freiherren von Hövel, Cöln 1856, Band III.
3) Bezieht sich auf Str. 12 5 — 7 des Hamburger Liedes:
Gy bringent idt nicht thom frede,
De Hamborgr ünt den darmede
Perfonlich in deme verdrach.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 7
das älter als alle vorhergenannten und vom Spottliede vorausgesetzt wird. Mit
diesem Liede von November 1563 (I) sollen hier die beiden andern noch nicht
herausgegebenen Lieder aus demselben Kriege, das nd. Lied von Juni 1564 (II)
und das hd. von Ende Oktober 1565 (III), zusammen publicirt werden1).
I.
Das BEalmstader Ijied (1563).
Das dänische Landheer bestand zum grössten Teile aus deutschen Lands-
knechten und Reitern2). Einer von diesen, ein Teilnehmer der kriegerischen
Begebenheiten in der ersten Hälfte des November 1563, die sich an die Belage-
rung Halmstads durch Erich XIV. anschlössen, hat unmittelbar darauf, Mitte Nov.,
zum Martinstage (Str. 26 i), diese Begebenheiten in einem Liede von 27 Strophen
besungen. Der Dichter war ohne Zweifel nicht ein Reiter Günthers von Schwarz-
1) Da sich bei Goedeke nicht angegeben findet, welche Bibliotheken Exemplare der Drucke
dieser beiden letzteren Lieder besitzen, wandte ich mich an Johannes Bolte als den ausgezeichneten
Bibliothekenkenner mit der Bitte mir die beiden Lieder nachzuweisen. Derselbe hatte darauf die
Güte mir umgehends nicht allein den Nachweis der Exemplare der Kgl. Bibl. zu Berlin, sondern
auch zugleich Abschriften der Drucke zu senden, die ich mit seiner Genehmigung der Ausgabe
der Lieder II und in zu Grunde lege. Für seine Freundlichkeit danke ich ihm auch an dieser
Stelle aufs herzlichste.
2) Vgl. Axel Gyldenstjerne (in Mag. Jon Tursens Bearbeitung, kurz nach 1570), ed.
H. Rördam, Monumenta hist. Dan. II, Kbh. 1875, S. 261: 'Aar effter Guds biurd MDLxiij strax
paa foraarit loed Kong Frederich forsamle saa meget fremmed Krigsfolch, baade Rytter og Knecte,
äff den hele Tydske Nation, at aldrig tilforn var der nogen sinde saadan störe Krigsmact forsamled
paa en tid i Danmarch och saa vel berysted, som vor da iij Regimenter knecte, wel lx fennicker
äff de beste, som Jergen van Holle, Helmer Mannichhuszen och Daniel Randtzou vor Offuerste for;
ix Suader Ryttere, som Greif Gynther äff Suartzborig ferde her ind wdi Riget, . . .' Gotthard
von Hövel, Chronik (bis 1565 von Reimar Kock) S. 32 (1563): 'In duBer tidt hefft de Kon. van
Dennemarck in Dudefcher Nation laten annehmen dree regemente der knechte; in ider regemente
fin gewefen 20 fenlin knechte ; duBe fin alle vth Averlande, ock Gelderen, Vtrecht, Bremen thohope
gefammelt und dorch Lübeck in dat landt tho Holften gelopen.' Die Lustige Historie erwähnt
bei Besprechung der in unserm Liede Str. 10 ff. erzählten Begebenheiten (S. 172) 'alle (ine (König
Friedrichs) Dudefche Ruter' und 'all fine macht, de he vth Dudefchlandt vnd Dennemarck hedde
thofamen bracht' (s. u. zu 10 b). Vgl. noch Erasmi Lseti (Rasmus Glad, 1526—82) Rer. Danicar.
libri XI, Francof. ad M. 1573, 1. VI p. 293:
Intereä accitas Germana ex gente cohortes
Invictoßq. equites & plurima figna pedeftris
Militise in regnum Rex introducit, . . .
Huc fe igitur primis Suuatzburgius intulit armis
Guntherus, veteri maiorum clarus ab ortu: . . .
Hunc iuxtä celebri iam setate Georgras, & re
Perpetuoq. vfu bellorum haud impiger Holms . . .
8 HEBMANN MÖLLER,
barg, sondern diente als Landsknecht im Regiment des Jürgen von Holle *). Das
Lied wird, da die Lustige Historie vom Ende desselben Jahres ') es voraussetzt,
schwerlich in weiterer Ferne, vielmehr entweder in Kopenhagen oder noch näher
in Malmö (dem einzigen damaligen Druckorte der schonischen Provinzen) ge-
druckt sein. Der Verfasser der Lustigen Historie gedenkt zu Anfang Z. 1 ff.
verschiedener vor kurzem im Druck erschienener (vom dänischen Standpunkte
aus abgefasster) Lieder und Gedichte (von denen das unsre eines gewesen ist),
denen gegenüber er (als 'Kanzler Johan Friis') die Tatsachen besser als ein an-
derer von seiner Nation (der dänischen) und der Wahrheit gemäss darstellen
könne und wolle8). Direkte Beziehungen dieser Lust. Historie zum Inhalte un-
1) Nur diese beiden Führer (vgl. oben S. 7 Anm. 2) werden in Str. 19 und 20 mit Namen ge-
nannt, der Reiterführer aber wird mit dem kurzen Oraff Gunter van Swarizborg ock mm fach
abgetan. (Die Landsknechte Daniel Ranzaus kamen für die Aktion zu spät, da sie entfernter in
Ystad lagen). Vgl. die Anm. S. 14, nach welcher der Dichter wol ein Landsmann v. Holles war.
2) Wie Verfasser und Druckorf könnte freilich auch die Jahreszahl dieses Spottgedichtes fin-
giert sein, doch könnte es spätestens von Anfang 1664 sein (vgl. oben S. 4 Anm. 2) : am wahrschein-
lichsten ist das Gedicht wirklich von Ende 1563, da demselben von den Begebenheiten vom Ende
des Jahres 1563 (nach Mitte Nov.) und von 1564 durchaus nichts bekannt ist.
3) Lustige Historie Z. lff.:
DEwile ick in korter tiedt hebbe vorftan,
Dat vele leder vnd gediente fint jn druck gegan,
So hebbe ick nicht konen vnderlaten,
Van hogen faken vnd Ridderlicken daden
5 Ein nie gedieht heuen an tho fchriuen,
Vnd alle tydt by der warheit tho bliffuen.
Beter dan jemandt van miner Nation
Wil ick antögen alle de daden fchon,
So vnfe Koninck mit finer groten macht
10 Hefft jegen de Schwedifchen Buren tho weg gebracht, . . .
Vgl. auch den Schluss des Titels der Lustigen Historie: 'dar dorch he klarlick an den dach gifft,
wat thouorn dorch de andern Schribenten vnd Poeten vorfehen vnd nicht fo wol vorfatet ist'. Da
das Spottgedicht sich als 'geprentet tho Kopenhagen' ausgibt, so werden also einige, oder wird
mindestens eines der Lieder und Gedichte, die der Verfasser im Auge hat, wirklich zu Kopenhagen
gedruckt gewesen sein.
Auch der (wol Stockholmer) Druck des Warberger Liedes von Okt. 1565 (oben Nr. 2) setzt
dänische oder im dänischen Sinne gedichtete Lieder voraus, die der Dichter oder Drucker von
seinem Standpunkte aus als der Wahrheit widerstreitend betrachtet. Auf dem Titelblatt steht:
Ad Lectorem.
Non ego, ceu Danus, pingam mea carmina fueo.
Fabulaque in cantu non erit vlla meo.
Qu® coram afpexi breuiter tibi candide lector
Pauca, Ted e paucis non niü vera canam.
In diesem Liede selbst heisst es zum Schlüsse:
Ir kendt der Denen fridtmachen vnd ir Brieue fo klug,
Wie (ie in allen fachen feindt eitel voll mit betrug.
54 Hir mit wil ich befchlieffen diefes mein neu gedieht.
Thut es euch, Denen, verdrieffen, das acht ich itzt gar nicht;
Die warheit mus ich fchreiben Ob ir fchon darumb nicht lacht.
Dabey las ich es bleiben. Ade zu guder nacht 1
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 9
seres Liedes s. u. in den Anm. zu Str. 4 s. 4. 10 6. 11s. 13 e. 22«. 26 1. Aus-
drücke unsers Liedes kehren mehrfach im Spottgedichte wieder: ploclibengels 4 s,
vorzaget 11 s, neß 13 8, (fine, gy) fchwedifchen huren 9 s. 25 1.
Der Titel des Druckes unsers Liedes , der die Angabe des Tons enthalten
haben wird, ist von der Aufzeichnung nicht mit überliefert. Unser Lied in sechs-
zeiligen Strophen ist aber, worauf auch der Anfang der letzten Strophe Nu laue
wy (jrodt im hogcßen thron hinweist, sicher gesungen worden im Tone 'Ich lob got in
dem (= 'Ach got in deinem) höchften thron', oder, was dasselbe, im Tone des
(noch nicht wieder gefundenen) Landsknechtliedes 'Sie find gefchickt zum Iturm
vnd ftreit' , zu welchem manche Lieder auf Schlachten von Landsknechten ge-
dichtet und gesungen worden sind (so das Lied Liliencron Nr. 617 von der
Schlacht bei Sievershausen), besonders aber Lieder auf Belagerungen (so schon,
ohne Tonangabe, das Lied Hildebrand Histor. Volkslieder Nr. 5, Liliencron 185
von der Belagerung von Braunschweig und der daran sich schliessenden Schlacht
bei Bleckenstedt 1493), so das sechszeilige Lied Liliencr. 369 von der Belage-
rung und Beschiessung von Pavia durch Franz I. 1525, nach welchem die Me-
lodie auch der Ton 'von der fchlacht von Pavia' genannt ward, das Lied Lil. 415
von der Belagerung von Wien 1529, Lil. 535 von der Belagerung von Ingolstadt
im schmalkaldischen Kriege 1546 'in der weis, wie die fchlacht von Pavia ge-
lungen wird', Lil. 549 l) Leipzig 1547, das Lied von Metz (Lil. 613) 1562, wie
denn unser Lied von Nov. 1563 ein solches von der Belagerung und Beschiessung
von Halmstad mit den sich anschliessenden Kämpfen ist.
'Ach Got in deinem höchften thron* wurde unsere Melodie genannt nach der
Eingangszeile des Liedes 'Wie es yn der Frenckifchen Bauren krieg ergangen
ift' von 1525 (Hildebrand Nr. 18, Lil. 379 mit der Tonangabe 'Sie fein gefchickt
zum iturm zum ftreit'), nach diesem Liede auch 'der Frenckifchen Bawren thon*
genannt8), = nd. 'Ach god in dinem högeften thron' (Tonangabe des Liedes von
1) (Nach der Tonangabe in Liliencrons Quelle A) fünfzeilig, also mit doppelt gesungener vor-
letzter Zeile.
2) Unsre Melodie ist hervorgegangen aus dem, wie es scheint, zuerst in der Schweiz gesun-
genen Tone, zu welchem die Lieder auf die Schlacht bei Granson (Lil. 138. 139) und Veit Webers
Murtenlied (Lil. 142) gedichtet worden sind, und der dann in der Schweiz nach der Eingangszeile
des dem 'Bruder Klaus' (Nikolaus von der Flüe) in den Mund gelegten Liedes von 1499 (Lil. 210)
als 'Wiewol ich bin ein alter grys' (oder der 'Alt grys') oder als Ton 'wie bruder Klaufen lied* be-
zeichnet ward. (Dass im 16. Jahrh. zwischen dem 'Alten grys' und unserm Ton des Landsknecht-
liedes ein Unterschied bestand, darauf könnte der Umstand hindeuten, dass auf dem Titelblatt des
von Liliencron II S. 78 als F bezeichneten Druckes der Gransonlieder von c. 1590 das erste Gran-
sonlied (Lil. 138) bezeichnet wird als gesungen (Inn der wyß, wie das lied von Pauy', das 'ander
lied' (Lil. 139) aber 'In der wyß, Wiewol ich bin ein alter Gryß').
Unsre Landsknechtmelodie wurde nach der Anfangszeile der 4. Strophe des Ingolstädter
Liedes auch noch bezeichnet als 'So (Nun) wil ich mir nicht graulen Ion' (so Tonangabe des Metzer
Liedes, s. Lü. Nachtr. Nr. LXXXIX). Identisch ist auch ohne Zweifel der Ton 'Frölich fo wollen
wir heben an' (Lil. Nr. XLII, Tonangabe des Liedes Lil. 596 von 1552), vgl. den Anfang des
Pavierliedes 'Mit gottes hilff fo heben wir an', des Metzerliedes 'Nun wil ich aber heben an', und
Abhdlgn. d. K. Ge«. d. Win. sn Qftttlmren. Fhil.-hiit. Kl. N. F. Band 6,«. 2
10
HERMANN MÖLLER,
dem Herzog Heinrich von Braunschweig 1542, Lil. 480) = *0 got in deinem
höchften thron' (Tonangabe des Liedes von der Belagerung von Wien 1B29), =
'Ich lob got yn dem höchften thron', Anfangszeile des Liedes Hildebr. 24, Lil. 452
'vom land Wirtemberg, wie es erobert vnd eingenomen' 1534, dessen Tonangabe
teils 'Sie find gefchickt' etc., teils lym thon von der fchlacht von Pavia zu fingen',
teils ;in feiner aignen melodey\
Die ionische (= Dur-)Melodie, nach der Hs. dieses letzteren Liedes in der Ulmer Bibl., s. bei
Liliencron Nachtrag Nr. II S. 27, Böhme Nr. 390». Die Melodie in wechselndem zweiteiligen and
dreiteiligen Takt ist nach meiner Auffassung diese gewesen ') :
T
C
1 -c
c
1 'H x |
d *c
1 'H
r
G
^c d
•e d
c **A "Q r
d
c
c
II G | A 0
: K
A
A
A
G E
G E
•c
C
Ö
A
H c
d c
i H
c
i r
H
c
HAG c
HA
G
F ■ E
D
In dem (vom Auftakt abgesehen) dritten und vierten Halbtakt der 5. Zeile nach meiner Taktein-
teilung hat die Ueberlieferung d c H als drei Viertelnoten : die Besserung der letzten Viertelnote in
die halbe Note verdanke ich dem Kenner der alten Musik Herrn Organisten Th. Laub in Kopen-
hagen, dem ich die Stelle vorlegte, da ich Liliencrons Aenderung der beiden vorhergehenden
Viertelnoten in Achtelnoten (de), die an dieser Stelle meiner Auffassung nach der alten Musik
wenig gemäss wären und die Teilbarkeit der Takte in Halbtakte stören würden, (und ebenso Böhmes
Streichung der Pause zu Ende der Zeile) nicht richtig finden konnte. (Die Ueberlieferung hat zu
Ende der 4. Zeile C als ganze (longa) statt als halbe Note und im 2. Halbtakt der 6. Zeile c an-
statt als halbe als Dreiviertelnote, berichtigt von Liliencron und Böhme). — In der 1. und 2. Zeile
hat man anstatt der halben und der ganzen Noten der Ulmer Notierung (Lil. B, Böhme 390*) ohne
Zweifel auch Viertelnoten und halbe Noten singen können mit der hsl. Eintragung der Melodie in
das Göttinger Exemplar des Wiener Liedes von 1529 (Lil. A, S. 26, Böhme 390*>), entsprechend
den Viertelnoten und halben Noten der 5. Zeile; und anstatt der dreiteiligen Takte der Ulmer
Notierung sind an andern Orten wahrscheinlich in grösserer Ausdehnung (stellenweise vielleicht
durchweg) zweiteilige Takte gesungen worden (A A statt -A A ; c HA statt *c HA usw.) *) : die
Göttinger Notierung giebt (mit Liliencrons Takteinteilung) die 1. und 2. Zeile so :
H
H
H
d e
cH A G -A
| G r
und die 4. und 5. Zeile (mit Liliencrons Taktstrichen, anders Böhme) wie folgt
A | A A A A | G E C r
C|GAHc |dd -c|t
ähnliche Anfänge von Liedern unsers Tons, dazu das geistliche Lied von Bruder Clausen 'In
Gottes namen heb ich an* (Ph. M. Körner, Histor. Volksl. Nr. 5), s. Liliencron Nachtr. unter Nr.
LXXXVII. — Vgl. Hildebrand, Hist. Volkslieder zu Nr. 5. 21, Liliencr. Nachtrag Nr. IL LXXXVH,
Böhme Altdeutsches Liederbuch S. 487 unter A — H (ausser F, der fünfzeiligen 'behamer fchlacht-
weife', s. Lil. Nr. X. XI), Erk-Böhme, Deutscher Liederhort II S. 87.
1) C — H Töne der vierten, c d e Töne der fünften Oktave. Viertelnote unbezeichnet, ^ Auf-
lösung und Achtelnote; O Dreiachtelnote, *C halbe, -O Dreiviertel-, "C ganze Note, r = Pause.
2) [Bei Erk-Böhme, U Nr. 252 ist die Melodie in durchweg vierteiligem Takt gegeben].
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER.
11
Während die rein metrische Form unsers Liedes von 1563, unabhängig vom Tone (wie sie
aber für die Praxis völlig bedeutungslos ist, da das Lied nicht im Takt recitiert oder deklamiert,
sondern gesungen wurde), diese sein würde:
(iL)
X
/
X
/
X
X
X
I
X
i
X
X
/
X
zeigt das folgende Schema die Auflösungen, die beim Singen desselben Liedes (nach der Ulmer
Aufzeichnung der Melodie) eingetreten sind (x Viertel-, ^ Achtel-, — halbe, ganze Note):
t
/
i
t
r
XX
XX
XX
XX
X
X X
1
1
r
**^
XX
9
XX
X
t
XX
X
1
1
X
X
ÜÜ
t
XX
X
1
XX
X
»
XX
X
/
X
X
X
t
X
X
»
XX
—
_i r
XX
X
/
X
1
/
X
Wo xx unter — gesetzt ist, soll damit nur gesagt sein, dass an der Stelle zwei Silben mit einer
wechseln, dagegen nicht behauptet werden, dass das Ergebnis der Auflösung beim Singen notwendig
zwei Vierteltöne gewesen seien (wie zu Anfang des zweiten 4/4 Taktes der 5. Zeile nach der Ulmer
Notierung): es kann auch, namentlich in der Hebung, ! r gewesen sein (vgl. den Anfang des
ersten Taktes der 6. Zeile nach der Ulmer Notierung und unten zu II die Störtebekermelodie, wie
sie um 1605 gesungen ward). Statt des angesetzten —xx (in der 1. oder x^ in der 5. Zeile)
könnte auch dreiteiliger Takt (oder Halbtakt) gesungen worden sein.
Wie im stumpfen Versausgang der 1. 2. 4. 5. Zeile zweisilbige Wörter einsilbig gesungen
worden sind (3 -dragen : -lagen, lande, 5. 6. -geuen : leuen, 13 -flogen : -tagen, 14 leger \neger, -namen
: -kamen, 16 under : wunder, 22 -holden : wolden, 26 -holet : -talet u. a.), so ist vielfach auch im Vers-
innern das Verstummen eines tonlosen e anzunehmen : im Texte habe ich unter solche tonlose e, von
denen anzunehmen, dass sie beim Gesang fortgefallen sind, einen Punkt gesetzt. Dass unser Lied nach
der Ulmer oder einer ihr ähnlichen Melodie gesungen worden ist, dafür sprechen die verschiedenen
Füllungen der Takte im einzelnen, namentlich die häufigen drei Silben, mit zwei Silben wechselnd,
im zweiten Takt der 5. Zeile (z. B. fcheten tho 2 5, ha/en vnd 18, anders be- 21, offen ge- 25) und
dem gegenüber die überwiegenden zwei Silben im entsprechenden zweiten Takt der 2. Zeile (■fchach
idt 2, vihge- 4, loth vnd 6, als ein 9, -nüng ge- 13 u. s. w.). In dem Falle, wo wir an dieser letz-
teren Stelle drei Silben haben, wäre allerdings Auflösung denkbar, doch habe ich Unterdrückung
einer Silbe als das wahrscheinlichste angenommen (balde vor- 18, wolde nicht 18, wedderkamen 22,
halße be- 26, daher ohne das -e des Dativs Jconing 25 und, gegen den Wortaccent, dem jiend 14).
Die Ulmer Melodie gestattet ein Fehlen des Auftakts zu Anfang der Halbstrophen in Z. 1 und 4:
es könnte demnach ohne Auftakt gesungen sein 8i Jöfue van Quäl, 3 4 ruter vnd, es wird aber
eher mit Verstoss gegen den Wortaccent gesungen sein Jofui van, rutir vnd, wie in der 2. Zeile
von Str. 5 höchst wahrscheinlich gesungen ist wedder den . . . Statt mehrsilbigen Auftakts der
Ueberlieferung wird in praxi zweisilbiger gesungen sein, so frucht idt statt he fruchtede idt 11 6t
2*
12 HERMANN MÖLLER,
ähnlich ohne das he 20 2. Fehlen der Senkung ist nirgend anzunehmen, daher nicht (top teeren)
ßÜ und (nicht lüdt) 10 4, wo der Ueberlieferung eine Silbe fehlt, nicht ein Nhdr möcht 4 6. Vers-
and Wortbetonung treffen mehrfach nicht zusammen: 4 5 wird gesungen sein ein Nhdr mocht des
(oder mochtes) hebbSn gelacht.
In der Strophenform unsers Liedes (und vielleicht zu demselben oder einem
aus dem deutschen hervorgegangenen Tone1)) hat Daniel Hansson Hund zu
Romeiberg (geb. c. 1540) im Jahre 1604 seine im Stile des historischen Volks-
liedes abgefasste Reimchronik Erichs XIV. in 492 Strophen gedichtet. Einige
Strophen und Teile solcher, die den Gegenstand unsers und der folgenden Lieder
behandeln, s. u. zu 7 s. 11 2. 18 s. 22 4 und zu II. III.
Unser Lied von 1563 von der vergeblichen Belagerung von Halmstad zeigt
sehr viele Anklänge an das Lied von der vergeblichen (dritten) Belagerung der
Hildesheimischen Burg Peine 1522 in der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 — 1523 '),
welches Lied in derselben Strophenform abgefasst und sicher in demselben Tone
gesungen ist, wie unser Halmstader Lied und die vielen andern Lieder auf Be-
lagerungen. Vgl. :
Peine 1522. Halmstad 1563.
1 1 Vormetenheid und groth avermodt 1 s (loltheit vnd ock auermoth
2 4 de ule helft en nein leidt gedaen, 24 4 köning Frederick hadde ehm kein leidt
gedhan,
noch woldn fe fe tho dode flaen noch wolde he ene vordreuen han
5 5 am ftorme ftaen 9 5 in dem ftorme fthan
6 1 wart dar uthgericht 24 1 helft vthgericht
5 frömbde gelte ( : nefte). 13 s fwedifche gelte ( : nefte).
8 1 Se weren Hill und nicht feer lud 10 4 wy weren Itil vnd nicht feer ludt
11 1 Idt ginck dar an ein fchetent und flaen, 18 1 Do ginck idt an ein fchetent vnd Clan,
der uln gefind . . . der Schweden gefinde . . .
12 4 de louw leth wol veerdhalif hundert man 9 4 der leth he wol tein hundert man
vor Peine in dem graven ftaen vor Helmlied in dem ftorme fthan
15 1 Nu theet tho büß, gy van Brunfwick, 25 1 Nu theet wedder heim, gy Schwedifchen
burn,
s kleine ehr hebbn gy vorworven; 3 kleine ehr hebbe gy vorworuen;
15 4. 19 6*) tho ftryde gaen 11 5 tho ftride ghan
Die Uebereinstimmungen erscheinen fast alle an der entsprechenden Stelle der
Strophe (oder Halbstrophe). Auch sonst begegnen noch in dem Peiner und un-
serm Liede mehrfach die gleichen Gedanken, doch verschieden ausgedruckt, und
1) (Konung Erik XIV. s Erönika, utg. af F. A. Dahlgren, Samlingar utg. af Svenska Forn-
skrift-sällsk. in 3, Stockh. 1847). Der Verfasser bezeichnet sein Gedicht als wijse (Str. 492) und
braucht von seiner Tätigkeit das Verb siunga (so Str. 1. 302. 339).
2) Liliencron 333 nach dem Drucke 'Van der Vlen van Peyne im Stufte to Hildenzheim'
(Berlin, Kgl. Bibl. Ye 2665); nach andern, hsl. Fassungen bei Hildebrand Nr. 17 a. b. (Da mir
der Druck nicht vorliegt, behalte ich hier, wie sonst, Liliencrons Schreibung bei, doch mit Berück-
sichtigung seiner Angaben über die Schreibung des Druckes, e setze ich für e des Druckes,
= Lil. a.
3) Str. 15 4 so nach der Fassung bei Hildebrand 17 a (bei Liliencron to ßryde dorn, aber der
Reim: ßaen verlangt gaen).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 13
mehrfach die gleichen Einzelausdrücke l). Auch zwischen andern Liedern aus
der Stiftsfehde und unserm Liede finden sich Uebereinstimmungen. Besonders
charakteristisch aber ist im Peiner Liede die Bezeichnung der von Peine und
ihrer Gegner als kder vln gejiwV (der 'Eule', des Peiner Wappens) 11 2. 6 s und
'des louiven gefind1 (des Braunschweiger Löwen) 11 5. 13 1 , wonach in unserm
Liede der Schweden gefinde 18«, und das im Peiner Liede und den andern Lie-
dern von der Stiftsfehde regelmässig begegnende Bild vom 'Neste' (der (einer)
vlen neß 14 1. 2 3 = Peine, im Liede Lil. 332,2 s vor Peine der xdm nefie (igefie)*),
woher in unserm Liede 1 3 4 das Bild ldo weren de vogel vthgeflageri* (vgl. in einem
andern Liede von der Stiftsfehde Lil. 323, 17 dar weren fe ut geflogen) und der
Ausdruck nefte ( ; gefle) 13 e , der dann von der Lustigen Historie aufgenommen
wird (s. u. zu 13 e). Da das Lied von Peine keine so grosse Verbreitung über
die an den Begebenheiten unmittelbar interessierten Gebiete hinaus gefunden hat,
wie z. B. die Lieder vom Benzenauer oder vom König von Ungarn, und da diese
Begebenheiten schon ziemlich weit zurücklagen 8), so wird man schliessen müssen,
dass der Dichter unseres Halmstader Liedes aus einer Gegend stammte, in der
das Peiner Lied noch bekannt und gesungen war, also entweder aus Peine selbst
1) Mit Str. 25 4-6 unsere Liedes vgl. Peine 17 2 hedden gy juw des beth bedacht 3 und weren
nicht gekamen, 4. 5 idt wer . . . mengem held fyn lyff gefpaert 6 tho juwem egen framen. Mit 27 4. 5
vnd hefft vns fine hulpe gedhan: byfihan vgl. 18 4. 5 und juw fo vakn hefft bygefiaen, und menich-
mael hülp . . . gedaen des Peiner Liedes. — Wie das oben im Text angeführte vthgericht zu Ende
der ersten Strophenzeile (häufig in den Liedern von der Stiftsfehde, freilich auch sonst häufig im
Versausgang, z. B. Lil. 185, 2 1, außgericht 550, 1), so finden sich auch noch sonst mehrfach die
gleichen Einzelausdrücke in dem nur 19 Strophen langen Peiner und unserm Liede, meist in ent-
sprechender Strophen- oder Halbstrophenzeile oder in entsprechendem Takt innerhalb der Zeile, so
das eben angeführte bedacht 17 s (auch in andern Liedern öfters im Zeilenschluss, z. B. Lil. 329, 13),
vgl. unser Halmstader Lied 21 5; Peine Ss tho erem egen framen, vgl. Halmst. 24 8 tho ßnem eigen
(fchaderi), 1 6 (dat bracht em kleinen) framen ; Peine 12 6 (dat ded ihn grate) pynef vgl. Halmst. 7 5;
Peine 14 s den pryß (den wolden fe drageri), vgl. Halmst. 20 6.
2) Gemeint ist natürlich nicht, dass die angeführten Ausdrücke etwa nur in den genannten
Liedern vorkommen, sondern nur dass diese Lieder die nächsten und unmittelbaren Vorbilder für
die Verwendung der Ausdrücke in unserm Liede gewesen zu sein scheinen. Das vielfach sehr nahe
liegende Bild vom Neste begegnet auch sonst öfter (z. B. Lil. 101, 17, Lüneburg 1456). Hildebrand
gibt (Volksl. S. 268) in der Note zu 36, 8 5 Belege für fremde geße als formelhaft seit dem 15. bis
ins 17. Jahrh. im Reim auf feße (nicht im Reim auf neße, der also seltener und für unsre Lieder
mehr charakteristisch) ; im oben angeführten Liede aus der Stiftsfehde 332, 2 6 steht ein andres ge-
läufiges Epitheton, felt/ene (Ingolstadt, Lil. 535, 17 feltfam) geße. gefinde erscheint in Liedern und
Gedichten aus der Stiftsfehde noch Lil. 327, 28. 334 57, sonst z. B. noch Lil. 480, 30 (Braunschweig
1542). 602,6 (1552); über die Herabwürdigung des (feindlichen) Gesindes zum 'Gesindel' vgl. Hilde-
brand, Volksl. in den Noten zu 20, 58 4 (Lied von Pechlin), 33, 19 4.
3) Die Zusammenstellung von Liedern, in welcher das Lied von Peine im Druck vorlag (s. u.
im Anhang B II die Note zur Tonangabe des (Dennmarcker' Liedes 'in dem thon von der Hat
Thamm'), ein Umstand der für 1536 noch zum Bekanntsein des Liedes beitragen konnte (s. Anhang
B II), konnte für 1563 nicht mehr als Ursache des Bekanntseins des Liedes in Betracht kommen,
wie denn auch unser Lied von 1568 von den Liedern, mit denen das Lied von Peine zusammenge-
druckt war, nicht unmittelbar beeinflusst ist
14 HERMANN MÖLLER,
oder überhaupt aus dem Gebiete des Bistums Hildesheim ') (oder sonst etwa aus
dem Gebiete von Braunschweig- Lüneburg, das in der Fehde auf Seiten Hildes-
heims stand).
Unser Lied aber zeigt ausserdem noch besonders viele Anklänge an Lieder
aus dem 'geldrischen Kriege* des mit Frankreich verbündeten und von Däne-
mark unterstützten jungen Herzogs Wilhelm von Cleve, Jülich und Geldern gegen
Karl V., vor allem an das ursprünglich hochdeutsch (von Jochim Landawer aus
Worms) gedichtete, aber niederdeutsch mit z. T. hochdeutschen Reimformen ge-
sungene Lied Liliencr. Nr. 494 'Van der gellerfchen und burgundifchen flacht',
d. i. der vergeblichen Belagerung von Sittard durch die Burgundischen und deren
vollständiger Niederlage durch die Clevischen am 24. März 1543, einer Begeben-
heit ähnlich der in unserm Halmstader Liede dargestellten ; demnächst auch an
andre auf clevisch-geldrischer Seite gesungene Lieder aus diesem Kriege, nament-
lich 'Ein hübfch new lied van dem edlen furften zo Gülich, Gelre, Cleve, Berge
etc.' Lü. 492. Vgl.:
Van der gellerfchen flacht (Lil. 494). Ilalmstad.
2 l Do man telt dre und vertich jar, 2 l Do men fchreff dofent vy ff hundert jhar,
3 de Burgundifchen quemen getagen; 8 quam he getagen
3 l Vor Sittert in dem widen veldt 1 4 Vor Helmftedt in dat wide feldt
dar flogen fe up ere getelt Hoch he fyn leger vnd ock telt;
uth hoffart und avermode; 2 van ftoltheit vnd ock auermoth;
5 i Soven feenlin knechte legen in der ftadt, 8 4 twe fenlin landsknecht weren in der (ladt,
6 6 mit den Burgundifchen willn wi uns (lagen. 12 s mit em fo wolden wy vns flagen ;
9 2 unfe flachordning was gemacht ; 13 2 wy hadden vnfe flachtordnung gemacht,
14 i De Burgundifchen wolden nicht lenger ftaen, 17 i De Swedifchen ruter de wolden nicht ithan,
4 (gefchütt) . . . mechtig grot 2 4 mit finem gefchutte mechtich groth ;
1 5 l Dar hleeven drüddhalff dufent dodt, 22 5 dre dufent Schweden legen dar dodt
erfteken und ock erflagen, de al erflagen weren.
Van dem edlen fürften (492).
1 5. 5 7 hedden fe van dannen gebleven, 25 4 hedde gy in juwem lande gebleuen
9 l Dar genget an ein Ariden 18 l Do ginck idt an ein . . .
5 dar bleif fo mannich ... 17 & dar bleff fo mannich . . .
Aach das Lied II von 1564 zeigt Anklänge an die clevisch-geldrischen Lieder,
8. u. zn II 9 b. Auch an einige der auf burgundischer Seite gesungenen Lieder
aus dem geldrischen Kriege finden sich in unserm Liede Anklänge, so 16 1 . . .
jeyen de nacld, vgl. Lil. 495, 5 . . . tegen der nacht im Ausgang der ersten Strophen-
zeile ; wichtigeres gleich. Auch die Uebereinstimmungen mit diesen Liedern aus
dem geldrischen Kriege erscheinen vielfach an nämlicher Stelle innerhalb der
Strophe, in derselben Verszeile. Von diesen Uebereinstimmungen gilt, dass,
wenn es sich auch z. T. um stehende Formeln in den Landsknechtliedern handelt
(8. u. zu 1 s. 4), doch die Menge der Uebereinstimmungen eben mit diesen Liedern
1) Er war in diesem Falle, wenn ein Landsknecht des Jürgen von Holle (s. o. S. 7 f.), ein
engerer Landsmann dieses seines Obersten, der aus llildesheimischem Adel war (s. Allg. d. Biogr,
12, 756 f., Dansk biogr. Lex. 7, 559 f.).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 15
aus dem geldrischen Kriege nicht zufällig sein kann. Von den Landsknechten
von 1563 und den nächstfolgenden Jahren waren nach Hövels Chronik (s. o.
S. 7 Anm. 2) viele aus Geldern und Utrecht. Diese müssen die 20 Jahre älteren
Lieder, und die geldrischen unter ihnen mit besonderer Vorliebe das Lied von
der Geldrischen Schlacht noch gesungen haben, so dass unser niederdeutscher
Dichter auf diesem Wege die Lieder kennen lernen konnte. Der Dichter unsers
Liedes hat einige seinem Dialekt nicht gemässe, eigentlich hochdeutsche, Reim-
wörter und -formen vielleicht aus dem ursprünglich hd. Liede von der Geldri-
schen Schlacht unmittelbar herübergenommen, innerhalb der herübergenommenen
stehenden Formeln, 12 s (mit em fo wählen wy vns) flogen, 13 s (vnfe Pachtordnung)
gemocht, s. die Noten zu diesen Stellen. Das wichtigste indessen ist, dass die
Beschimpfung der Gegner als huren in Str. 25 i. 9», die von schwedischer Seite,
wie die Lust. Hist. zeigt, sehr übel vermerkt wurde, zunächst durch das Vor-
bild der burgundischen Lieder aus dem gelderschen Kriege hervorgerufen zu sein
scheint, vgl. Lil. 486, 5 1 ghi Ghdikcr boeren, 491, 5 het dockten ons meeft gehler f che
boeren, dazu im Liede von der Gelderschen Schlacht de Burgundifcken fchidden
uns geilcrfche burn 494, 8 *).
Unser Lied findet sich hochdeutsch, von einer Hand der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts eingetragen, in einem der der Kgl. Bibl. zu Kopenhagen gehörigen
Exemplare (Sign. 40*, — 531) der 'Chronica der Lande zu Holften, Stormarn, Dit-
marfcben vnd Wagern . . . durch Herrn Johann Peterfen [Petraeus]. Getruckt
zu Franckfurt am Mayn, bey Peter Braubach, M.D.LVH.7 fol. Der Text dieses
Buches schliesst auf der 5. Seite des Bogens V, so dass 3 Seiten des Bogens
unbedruckt sind. Das Lied ist eingetragen auf der Rückseite des letzten be-
druckten und der Vorderseite des folgenden unbedruckten Blattes. Die Strophen
sind abgesetzt, aber nicht gezählt, die Verszeilen nicht abgesetzt. Die erste
Strophe ist eingerückt. In der Vorlage, dem Druck des Liedes, wird dies alles
ebenso gewesen sein. Der Druck wird links von Str. 1 in der Einrückung eine
grössere Initiale gehabt haben, die in der Aufzeichnung nicht nachgeahmt, son-
dern durch eine gewöhnliche Currentinitiale, wie alle andern Strophen sie haben,
wiedergegeben ist.
Das Exemplar trägt auf dem Rücken des Einbandes die Namenschiffre des
Königs Friedrich III., ist also unter diesem Könige (1648—70), dem Begründer
der Bibliothek, erworben und eingebunden worden. Beim Einbinden sind auf
der ersten Seite der Aufzeichnung links die Anfangszüge einiger Strophenini-
tialen, unten der Anfang der untersten Zeile, der am weitesten nach unten
reichte, ausser den oberen Spitzen einiger Buchstaben, und die unteren Spitzen
1) Ans älteren Liedern vgl. Lil. 546 (gegen Moritz von Sachsen 1546) mit feinen behmifchen
bauren 2, Hufferen und behmifche bauren 19; Lil. 588 (Belagerung von Magdeburg 1551) 'es fcind
ein wenig bawren darin1 11, der feind hat wci vernummen, daß wir fürwar nicht bauren ßnd 15.
(Abzusehen ist hier natürlich von solchen Liedern, in denen es sich um wirkliche Bauern handelte,
wie den Ditmarscher und den Liedern aus dem Bauernkriege).
16 HERMANN MÖLLER,
einiger folgenden langen Buchstaben (s. u. zu 14 e) , auf der zweiten Seite oben
die oberen Spitzen einiger über die Linie hinausragenden Buchstaben, rechts
zahlreiche letzte Buchstaben der Zeilen oder Teile von solchen abgeschnitten
worden j).
Dass unser Lied als ein niederdeutsches gedichtet worden ist, wird keinem
Leser desselben zweifelhaft sein, es wird aber zum Ueberfluss bewiesen durch
die Reime harren : glauben (= nd. tSu/n : glöuen) 21 %. e , groß : toth (tait) 2 4. 5.
22 4.5. aus: haut 23 4.5, lieraus : kraut 61.2, die zahlreichen aus der Vorlage bei-
behaltenen nd. Formen wie ick li, de 19 4. 23 1, -mhan 2 s, ßorrn 9 1.5, voorm 9 g,
1) Das Exemplar kann einer der drei Büchersammlungen angehört haben, des Joachim Gers-
dorff, L. Lifeldt, P. Scavenius, die, von diesen Männern grösstenteils auf ihren Reißen erworben,
von Friedrich III. angekauft wurden und mit der älteren königlichen Büchersammlung den Grund-
stock der Kgl. Bibl. bildeten (s. Chr. Braun in der Vorrede zu Bd. I der Bibliotheca Danica).
(Wie die Herren Oberbibliothekar Justizrat Dr. Bruun und Assistent, jetzt Oberbibliothekar, Dr.
Lange mir festzustellen freundlichst geholfen haben, hat sowohl die Bibliothek Friedrichs III. nach
deren ältestem handschriftlichen Katalog 'ante lbW bereits vor der Erwerbung jener Büchersamm-
lungen ein Exemplar des Buches besessen, als auch haben die Büchersammlungen des Ulfeldt und
Scavenius (nicht die des Gersdorff) je ein Exemplar des Buches enthalten. Welches dieser drei
Exemplare aber das unser Lied enthaltende gewesen ist, lässt sich, wenigstens einstweilen, nicht
ermitteln). — Dieselbe Hand, die das Lied aufgezeichnet hat, hat in dem Buche selbst verschiedene
Randbemerkungen in hd. und lat. Sprache gemacht, die ebenfalls von dem Schnitt des Buchbinders
betroffen worden sind. Ohne Zweifel derselbe ursprüngliche Besitzer des Exemplars hat das ganze
Buch hindurch zahlreiche Sätze, deren Inhalt ihm wichtig schien, unterstrichen oder am Rande an-
gestrichen oder durch gezeichnete Hände auf dieselben verwiesen. Der Mann, von dem diese
Striche herrühren, hat sicher nicht speciell dänische, vielmehr entweder speciell holsteinische (aber
nicht ditmarsische) , oder über ein grösseres norddeutsches Gebiet sich erstreckende Interessen ge-
habt. Er unterstreicht z. B. Stellen wie S. lxv (1204) 'Als die Holften nun vnter dem gewalt der
Denen waren, verdroß es fo vber die maffen hefftig, . . .' ; lxxxviij (4m felbigen Jar . . . hat Graif
Eiiern Heinrich den Mörder . . .) Niels Jepfen [= Ebbesen] gefangen, vnd darnach auff vier Kader
gelegt, wie einem Mörder vnd Verreter eignet'; cxvj 'Des Königes vnbillich anmuten'; cxxxvirj
('Königin Margareta . . . hatte) viel mit liften vnd Kriege daruon genommen; cxl ('jm gehuldiget
vnd gefchworen), nicht als einem Könige zu Dennemarcken, fondern als einem Graffen zu Holften'.
S. clxxix oben, wo es in vier Sätzen heisst: 'Doch dem Hertzogthumb zu Holften die Appellation
an Key. Mayeftat frey furbehalten. Vnd das Schlefewickifch Hertzogthumb fol es mit der Appella-
tion nach alter gewonheit gehalten werden ... Es fol auch im Hertzogthumb zu Holften nach jren
alten Gewonheiten vnd Statuten, auch nach dem Sachfenfpiegel gericht vnd geurtheilt werden. Vnd
in dem Hertzogthumb SchleBwick nach dem Gutifchen König Woldemarus Lobuch . . .', unterstreicht
er die beiden Sätze von Holstein, nicht die von Schleswig. — Die Schreibung des Hochdeutschen
in unsrer Aufzeichnung des Liedes stimmt genau zum Schreibgebrauch König Friedrichs IL, Daniel
Kanzaus und andrer hd. schreibender Adeligen im Gebiet des dänischen Staates um die Zeit des
7j. nordischen Krieges, sowohl in solchen Punkten, die sicher oder wahrscheinlich aus der Schrei-
bung des nd. Originals lierübergenommen sind (0 in ßorm\ vereinzelten t für hd. et, vgl. ilich
'eilig' Fr. U 15G4 Kördam Monum.8 Raekke I 387; dem e in Helmßedt, 8. u. zu 1 4; den jh-, mh-i
?ih~, dlv-y Jth- u. a., vgl. S. 17 Note), als auch in Punkten, die von der Schreibung des Originals
unabhängig gewesen sein werden oder sein müssen (p in paurn; U in weitte, eu ßreitte, leuUe; ei
in kreig- s. u. zu 17 2; ehr 'er', dessen h nach e aber im Nd. in den obliquen Casus ehm, ehn ein
Vorbild gehabt hat, u. a.).
\
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. ' 17
top 17 5, fiendt 27 s, dat. fiend 142, pl. (die) leddige tiefte 13 g, mennichfdldt 10 s,
hoge 16 s, neger 14«, treckt 23», [loch I5. 20», legen 22 s, weren 22 e, gedhan 20 4,
</enaww?n 14 4, ^e/örtf 15 1, dor/te 11 5, na 16 e, ra» 5». 11 1, daruan 13 s, wen 19»,
den Fehler (beibehaltener Druckfehler der Vorlage?) 21 1 fende nien bad (statt
wen bad), die teilweise nd. Formen (nd. Vocal vor hd. Cons.) gewechen 17s,
vertzich 22 4.
Hinsichtlich der Schreibung des Nd. habe ich mich so weit wie möglich au
die hd. Ueberlieferung gehalten, die offenbar soweit es die hd. Sprache zuliess
und noch darüber hinaus der Vorlage gefolgt ist, und bin demnächst in erster
Linie der 'Lustigen Historie* aus demselben Jahr gefolgt, die in sehr vielen
Fällen eben dieselbe Schreibung wie die hd. Ueberlieferung an die Hand gibt ; in
zweiter Linie sind auch andere gleichzeitige nd. Drucke, darunter das folgende
lübecker Lied von 1B64, berücksichtigt worden. In manchen Einzelheiten war
die Schreibung des Nd. in den Druckorten um den westlichen Teil der Ostsee,
auf die es hier ankommt (nordischen wie deutschen), überhaupt damals verhältnis-
mässig feststehend1).
Unter den nd. Text setze ich, zeilengetreu mit beibehaltener Interpunction,
1) Der hd. Ueberlieferung folge ich in der Setzung der Majuskeln (soweit dieselben im Mscr.
von den Minuskeln scharf geschieden sind: Majuskel und Minuskel sind in diesem bei n, m, w nicht
überall mit Sicherheit, bei k gar nicht zu unterscheiden), nur ist bei Eigennamen wie Dennemarck,
Eelmßedt, Gunter die Majuskel auch gegen das Mscr. gesetzt ; ferner in der Setzung des Dehnungs-A,
nach oder vor dem Vocal (jhar, ghar, ghan, mhan, ßhan u. a. : in der Lust. Hist. ist anl. Cons.
+ h häufig, nha, nhamen, whar, fharen, gefhar, thofhor, Ihon, rhum usw.) ; im f oder v des Anlauts,
feldt, fiendt usw., ausser in vor =» für der Hs. (die L. Hist. hat f in derselben Ausdehnung,
anfangen, fiendt usw., im felde 174 neben velde, veldt, auch in darfur 165; ähnlich in andern gleich-
zeitigen Quellen ; das Lied II von 1564 hat anfang, fro u. a., aber viendt) ; im z für / im Anlaut
in zdldner 14* neben foldener 21 1; ß f ür / oder *; in der Schreibung fchw neben Jto in Schweden),
fchtcedisch, während für sonstiges vereinzeltes fch vor Cons. der Hs. f gesetzt ist (auch die L. H.
hat in jenen Wörtern fch neben /, sonst aber nur f vor Cons. ; das folgende Lied II hat nur j\
nicht fch, vor tr); qw 17 6 neben qu (auch die L. H. in qwam 164 und das Lied II Str. 5 1 haben
je einmal 410); im auslautenden -#, -gk oder -ck nach n in nicht haupttoniger Silbe in dem Worte
koningk 3 1, koning (auch die L. H. hat zuweilen diese letzte Form) ; im auslautenden -d, -eft, -th
für inl. nd. d, und im auslautenden ~t nach Cons. für inl. nd. d. Dagegen ist, gemäss der in der
L. H. gebräuchlichen Schreibung, für auslautendes -t der Hs. nach Vocal (= hd. t, inl. nd. d) -dt
gesetzt worden; ebenso -th im Auslaut für nd. t in vth und wo die Hs. hd. ß hat, doch dt in idt
der Schreibung der Zeit des Denkmals gemäss; aus letzterem Grunde ist auch im Anlaut th
geschrieben in tho (und theet 25 1), und im Auslaut ff und ck. Gemäss der Schreibung der L. H.
ist ei der Hs. für nd. 4 beibehalten; y für t (das die L. U. oft, namentlich in geschlossener Silbe
hat) im Auslaut und in betonter geschlossener Silbe gesetzt; ue in hueth 82 beibehalten (die L. H.
hat oft ue für ü in geschlossener Silbe). Im nom. acc. pl. des Adj. ist -en oder -e nach der Hs.
gesetzt {de Swedifchen ruter 17 1, de ßcedi/chen gefie 13 8, aber de leddige ne/te 13 6, vgl. L. H.
de Schtoedi/che Buren 163 neben de Dudefchen Euter 173, de Schwedi/chen buren 167). Verschiedene
in der Hs. nicht sich findende tonlose e, die in der Schreibung des Nd. üblich waren, sind in
cursivem Druck eingesetzt, auch wo sie für das gesungene Lied überflüssig sind (in welchem Falle
ich 1 setze): nur wo mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass die e der
Melodie gemäss auch im Druck fehlten, sind sie fortgelassen.
Abbdlgn. d. K. Gm. d. Wiss. in Göttingon. Pbil.-hi*t. Kl. N. F. Band 6» t. 3
18 HERMANN MÖLLER,
die hd. Ueberlieferang *), der ich nur zur leichteren Uebersicht die Strophenzahlen
in ( ) hinzufüge.
1 Nu wil ick fingen ein ledlin goth
van Itoltheit vnd ock auermoth:
de koning van Sweden dede dar kamen,
Vor Helmftedt f) in dat wide feldt
floch he fyn leger8) vnd ock telt4);
dat brachte em kleinen framen.
[Bl. V 3'] (1) Nu wil ick fingen ein lidlein guth, von ftoltzheit vnd auch vber„
müth, der koning von Sweden thet da kommen, Für helmftedt
in das weitte feldt, floch er fein leger vnd auch zeit, das bracht im
kleinen frommen.
1) Wo auf Bl. 2 der Hs. (Str. 15 ff.) vor dem Schnitt rechts | ein Teil eines Buchstaben noch
sichtbar ist, ist dieser cursiv gedruckt (doch ist, wo von einem m das letzte Dritteil abgeschnitten
17 6, n| gesetzt).
2) Ebenso heisst Halmstad in der Lustigen Historie S. 168 ff. Helmßede (-ßed) neben Halm-
ßede (-ftadt), in Hövels Chronik S. 33 Helmßede; die Form Helmßedt war überhaupt im Nd* und
Hd. der Zeit üblich, so z. B. hd. in König Friedrichs Schreiben an Daniel Ranzau 15. Febr., 17 Mai
1564 Rördam Monumenta 2. Raekke I 386. 398 (daneben Helmßadt 391), F. v. Dohna an Friedrich
ebd. 415. 745. 747 (Helmßede 403, daneben Halmßadt 393), Daniel Ranzau an Friedrich 1565 ebd.
479. 480. 484; Helmenßedt in der Bestallung des Obersten Hilmar v. Münchhausen 3 Okt. 1563
(Treuer, Geschl.-Hist. der Herren von Münchhausen, Anh. 208); lat. Helmßadium bei Helsing und
Ens (bei diesem auch Helmßet und Halm-).
3) Lustige Historie S. 168:
Vnd legerde fick vor Helmftede an twyerlei orth;
Ein leger dede he vor de Norder porten flau,
Dat ander auer dat water vp euenem plan,
'auer dat water' ist jenseits d. i. südlich der Nissa ä. An unserer Stelle wird mit dem Lager im
'weiten Feld' nur dieses letztere Lager gemeint sein, das einzige welches der Dichter unsers Liedes
gesehen hat (Str. 13 6. 14 i) : hier befehligte König Erich selbst, nördlich des Flusses Carl Mornay.
4) in weitem veld, nd. (wie im Liede von der geldr. Schlacht) in dem widen veidt ist in Lands-
knechtliedern stehende Formel (vergl. Liliencr. 535,2. 538,33 (beide Ingoist. 1546), 614,10. 615,13,
das weite feld 592, 34. 601, 3), und (ge)zelt (nd. telt) : feld stehender Reim, z. B. nd. Lil. 185, 9.
324,17 (Stiftsfehde). 480,13; hd. 403 (vom König von Ungarn) 7. 588,4. 595,11. 615,10 (velde:
zelde 536 öfter). — Andre stehende Formeln in unserm Liede sind die folgenden. Zu 1 6 kleinen
(keinen) framen vgl. Lil. 397 (Kniphoflied) 1. 28, neinen fromen 86 (Soest 1447) 5, nenen framen
unten II 11 5, weinich framen 425, 13, keinen frommen 418,8 (und vgl. klene bäte 395,27); zu 5 s
vgl. 435 (Juncker Baltzer) 11 fe meinden . . . tho vordriven (zum Reim vgl. zu vertreiben: er muß
. . . laßen bleiben 549, 2. 589, 4) ; zu 7 s vgl. er meint (hofft) es fott im gelingen (in glücken) 415, 8.
546,9. 548,9; zu 21 s. 4 vgl. Juncker Baltzer 2. 12 wi meindeti Je fcholden (he fchold) vne levern
eine flacht, 615 (Hildebr. 36, Sie vershausen) 5 wir meinten erfolt vnns Ubern eyn fchlacht (häufig ist
er meint . . ., z. B. Ingolstadt 535, 2 ; ße meinten . . ., z. B. 549, 25. 550, 27, beide Leipzig 1547) ;
zu 7 2 den dach vnd ock de nacht vgl. 44 (Störtebekerlied) 15, da schuffenße beid tag vnd nacht 415
(Wien 1529) 20 2; zu 82 helt de ßad in guder huet vgl. halt ir die /tat in werder hut 418 (Wien)
5 2, die /tat erhalten . . . in guter hut 501 (geldr. Krieg) 21 ; zu 8 s mit fpeten vnd hellebar den vgl.
401, 12, (de fpete vnd h.) 396, 26, mit fpieß und heüeparten Jörg Graffs Ordenslied der Lands-
knechte, Unland 188,8.9; zu 8 6 den Schweden deden fe worden (im Strophenschi uss) vgl. des
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 19
2 Do men fchreff dufent vyffhundert Jhar
jm drevndfö/ta'chften *) gefchach idt dar,
im wintermlian 8) quam he getagen
mit finem gefchutte mechtich groth ;
he meinde darmit tho fcheten tho doth
alles wat he konde ankamen.
3 De koningk van Sweden wort fyn bedragen
dorch einen de hefft em vorgelagen,
Wo de konning [vth Dennemarck] hedde laten lopen8)
(2) Da man fchreib taüfent fünfhundert Jhar, jm dreyvndfechften gefchach es dar,
im wintermhan kam er gezogen, mit feinem gcfchütze mechtich groß,
er meint damit zu fchieffen zu toth, alles was ehr künt an kommen.
(3) Der koningk von Swe^ wort fein betrogen, durch einen der hat im für„
gelogen, Wie der konning aus dennemarck hette laffen lauffen, reütter vnd
Türken wöü (der Türken wollen) wir warten (Strophenschluss) Wien 417,7. 418,6, Hertzog Moritzen
ihetten wir wartten Sievershausen 615, 10; zu 9 6 vnder dtr muren (Strophenschluss) vgl. 456 (Münster
1534) 2; zu 11 8 vgl. 566 (Slachtinge vor Bremen 1547) 12 he früchtede idt brächt em fmert
(Strophenschluss) ; zu 12 s vgl. wir wollen uns mit ihn fchlagen 588 (Magdeb. 1551) 12; zu 106.
13s mitfehanden vgl. mit fchanden (landen, Lil. fchande) 327, 13 (Ilildesh. Stiftsfehde); zu 16 2
doßck anfenck de rechte (flacht) vgl. 379, 16 2 hub /ich an der rechte (tantz) Bauernkrieg; zu 17 5
fo mannich vgl. z. B. 213, 22. 216, 12 (Ditm. 1500). 324, 32 (Stiftsfehde); zu 20 5 welke ick aühir
nicht alle nennen hon vgl. Ditm. 1510 den ik juw hir nicht nomen kan 216, 14; zu 23 l angefangen
dat fpel vgl. Lü. 379 (Bauernkrieg) 3 l. 526 (gegen Karl V, 1546) 1. 538,37. 42. 539,4. 588,3;
zu 24 6 da* bad vgl. LU. 621, 5 (und s. Hildebrands Note Volksl. S. 229 zu Nr. 30, 25 5); zu 26 4
vgl. 554, 2 die Martinsgans . . . verzern ; zu 27 4 vgl. der hat uns hütf . . . gethan 588 (Magdeb.)
62; vgl. noch unten die Noten zu 6 5. 11 4; die häutigste der stehenden Formeln in unserm Liede
ist 20 4 (hebben) dat beße gedaen, vgl. z. B. Lil. 241 (behemfehe fchlacht 1504) 10. 397 (Kniphof,
1525) 19. 435 (Juncker Baltzer) 8. 452,8. 481,2. 493 (geldr. Krieg) 18 4. 508,30. 549,59. 550,21.
551,32. 555,9. 570,9. 588,60. 590 (Magdeb. 1551) B 10. 592,29 (auch im Liede von Fünen 1535,
Anhang B I Str. 3 und im Warberger Liede von 1565, Str. 13). Vgl. zu diesen Sprachfonneln
Hildebrands Worte (Deutsche Hist. Volksl. S. 279) von 'einer vielgeübten Technik, die sich Geleise
gräbt, in denen dann die Worte wie von selber laufen'.
1) Oder ist das zur Melodie besser passende drevnd%/bfien (-ßßen ge-) der Ueberlieferung
gemäss, hier wirklich gesungen worden? (Es könnte auch etwa im dre vnd Jbßig gesungen worden
sein, wie in der hd. Umarbeitung des Liedes von der Schlacht vor Bremen 1547 Str. lb Im taufent
Üben viertzig Jahr (Soltau, Hundert hist. Volkslieder Nr. 61), vgl. Hildebrands Note, Hist. Volks-
lieder S. 231 zu 31, 7).
2) Hier = November (Weinhold, Die deutschen Monatsnamen S. 61 f.). Hatte das Original
winmhan 'Weinmond' = Oktober? König Erich erschien bereits am 23. Oktober vor Halmstad, sein
grob es Geschütz (Z. 4) aber erst nach dem 2. November (s. Westling, Det nordiska Sjuarskrigets
historia, Stockholm 1879, S. 38 f. Vgl. Lust. Hist. 168: 'wo wol he neen groff gefchutte mit fick
brachte7 ; Hunds Reinschr. 72 5, 8. u. zu 7 8). Der Dichter unsers Liedes ist nicht bei der Be-
lagerung von Halmstad, sondern erst bei den von Str. 10 an erzählten Begebenheiten selbst zugegen
gewesen (erst von 10 4 an sagt er tcy, vorher Str. 6 Se).
8) Der Zusatz vth Dennemarck, der für den Dichter und die das Lied singenden überflüssig
war, passt nicht zur Melodie. Vgl. den verdeutlichenden Zusatz im Liede von Doli Lil. 157, 3 l Der
künig [von Franckreich] het im velde, s. Hildebrand Volksl. S. 262 zu 35, 3 1. (Das ursprüngliche
3*
20 HERMANN MÖLLER,
ruter vnd Landsknechte vth dem lande,
fe wem alle wedder na dadefchem lande,
de krigslude auer einen hopen1).
4 Darup de Swede hefft feer getrotzt
vnd hefft fine buren vthgemutzt,
plochbengels *) van achtein jaren,
de hefft he tho krigsluden') gemacht4),
ein Nhar mochte des hebben gelacht,
do fe darher quemen gefaren.
Landsknechte aus dem lande, fie wem alle wider nach deütfchem lande
die krieg8leütte vber einen haüffen.
(4) Daraüff der Swede hat feer getrotzt, vnd hat feine paürn aüsgemotzt,
pflügbengels von achtzdn jaren, die hat ehr zu kreigleütten *) gemacht
ein Nhar mocht es haben gelacht, do fie daher kamen gefaren,
war vielleicht Wo kon(i)ng Freä\e)rick (gesungen ^TIJu)« Die Schreibung konning mit nn an
unserer Stelle möglicherweise von einem konng (= einsilbig köttfiyng) des Originals).
1) Drei Fahnen Reiter (von elf) und 23 Fähnlein Landsknechte (von den oben S. 7 Anm. 2
genannten 60) waren wirklich entlassen worden (nach einem Briefe Günthers von Schwarzburg an
den Kaiser Ferdinand vom 1. Nov. 1563, vgl. Westling S. 40).
2) Auf dieses Scheltwort bezieht sich in der Lust. Hist. S. 173:
Wen de Dudefchen Ruter derfuluen tiedt
Sich nicht hedden beter gewheret im ftriedt,
So wehr vnfe Köninck nicht daruan komen;
De krancken plochbengels hedden ehn wech genomen.
Vgl. ebd. weiter unten :
Vnd de Schweden de Walfted deden beholden,
Wowol man fe vor buerbengels hedde gefcholden.
3) Die Lustige Historie lässt umgekehrt die dänischen Räte sagen S. 163:
Latet vns nu flux vnd mitt der hall
Thorulten vnd vorforgen fall;
Mit Ruter, knechten vnd geschutte,
Schoeßer, fchröder, peltzer hutte mit der mutte;
De Köninck tho Schweden fcbal nicht anders weten,
Dan idt fint alle krigsluede geheten.
4) Der Dichter scheint im Reime die Form gemacht (: gelacht hier, : nacht 13 2) gebraucht zu
haben, 13 2 in der stehenden Formel un/e Slachtordnung gemacht, vielleicht nach dem aus dem Hd.
ins Nd. übersetzten Liede von der Gelderschen Schlacht von 1543 (s. 0. S. 14 f.) Lil. 494,9 2 vnfe
flachordning was gemacht (: geacht, dazu 10 5 fachen: machen)] doch begegnet auch sonst nd.
gemacht im Reime (: flacht, so schon 1535 im Lied von Fünen, s. Anhang B I 7 1, ebenso Lil.
616, 14 2 (1553), nicht aus dem Hd. übersetzt), wie denn überhaupt hochd. Reime in nd. Liedern
des 16. und 17. Jhs., auch abgesehen vom Falle der Uebersetzung, eine gewöhnliche Erscheinung
sind. Ostniederdeutsche Leser und ebenso nordische Kenner der niederdeutschen %oiv^ des 16. Jhs.
werden gemäkt (gemaket) gelesen und gesungen und die Reime, was die Konsonanten betrifft, aufgefasst
haben als solche von -kt auf -cht, wie z. B. vthgefchickt : gedieht in der Lustigen Hist. 161 oder nl.
gemaect: gebracht, .nacht (Lil. 486, 1. 6. 10 von 1542 aus dem geldr. Kriege).
5) Vgl. unten zu 17 2 der hochd. Ueberlieferung.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 21
B He lach wol druttich dufent ftarck1)
wedder den koning van Dennemarck,
he meindc ehn thouordriuen ;
he fprack fe fcholden de Stadt vpgeuen,
ehr keiner fcholdc fus lenger leuen2).
Noch moftö he fe laten bliuen.
6 Se fchickeden balde wedder heruth,
Se wolden ehm geuen loth vnd kruth8),
de llad wolden fe vor ehm noch wol holden,
Ehr dat fe em wolden de Stad vpgeuen,
darby wolden fe laten lyff vnd leuen4):
de Swede vortornet ghar bolde.
(5) Er lag wol dreißig taufent ftarck, wider den koning van dennemarck,
er meint ihn zuüortreiben, er fprach fie folten die Stadt aüffgeben
ihr keiner folt fünft lenger leben, Noch müft ehr ße laffen bleibe.
(6) Sie fchickten balde wider heraus, Sie wolten ihm geben loth vnd kraut,
die llad wolden fie für ihm noch wol halten, Ehr das fie im wolten die
Stad aüffgeben, darbei wolten fie laffen leib vnd leben, der Swede
erzürnet ghar balde.
1) Diese Zahl ist etwa um das doppelte übertrieben. Varl. Gyldknstjerne S. 268: 'hand
(Kong Erich) haffde sig forsamblit xx fennicher fodfolch och xiij fancr Ryttere, baade Suenske och
Tydske'. (Ein Fähnlein war c. 400 Mann, eine Reiterfahne c. 300 Mann). Gaspar Eks, Belli
Septennalis . . . historia (S. 97 ff. in Rerum Danicarum Friderico II . . . gestarum hist. Studio et
opera Gasparis Ens. Francoforti 1593, fol.) S. 123: '(Ericus) cum exercitu, qui triginta peditum
signis, <fc decem turmis equitum constabat, Halmstadium . . . positis castris, omnibus viribus oppidum
oppugnat'.
2) Verschiedene Aufforderungen zur Uebergabe (am 27., 28. Okt., 5., G. Nov., s. Regesta dipl.
hist. Dan. 2. Rsekke, II 389 f.), von denen unser Dichter hinterher (s. o. die Note zu 2 8) nur im
Allgemeinen, nicht im Einzelnen, Kunde erhalten, sind hier in eine zusammengezogen: erst bei der
vorletzten Aufforderung nach dem Sturm vom 5. Nov. erklärte König Erich, 'at huor som de ikke
wille giffue byen op med gode, da skulle hand icke spare det barn vdi vuggen laa', Gyldenstj. 269.
3) Vgl. Resen, Kong Frederichs Den Andens Kranicke, Kigbenhaffn 1680, S. 100: 'Hsfvitz-
manden . . . suarede : hand haffde huereken Eed eller JEre at seeige for Penninge ; Men hans Herre
oc Konge haffde icke sparet Penge paa Lod eller Krud, det vilde hand skiffte oc deele med hannem,
saa laange Ljfvet oc hans Hcrris Munition vilde tilstrsecke'. (Ist Lod eller Krud bei Resen auf
unser Lied zurückgehend? Dieses scheint Gyldenstjerne bekannt gewesen zu sein. Nach Resen ist
jene Wendung als vom Stadthauptmann gebraucht heute bekannt.)
4) (vp-, seltener auer-)geuen : leuen, oben 5 4. 5 und hier, hd. (auf-, vber-, er-)geben : leben
ist stehender Reim in Landsknecht- und Soldatenliedern bis auf den heutigen Tag; so schon im
Störtebekerliede Lil. 44 Str. 19; aus dem 16. Jh. vgl. z.B. Lil. 246 (von Benzenouwer, 1504) Str.
3.12. 289,6. 372,3.15 (Pavia). 415,6.16. 457,5.6. 481,13. 501,13. 515.20. 536,15. 546,7.
548, 10. 549, 34. 550, 12 f. 568, 4. 592 (Siebenbürger Lied, s. u. zu III) 22 f. ; dazu unten Lied II 18;
Warberger Lied von 1565 S. 187; so noch in dem (aus dem Liede Ditfurth, fränk. Volksl. 11227,
hist. Lieder 73, Erk-ßöhme II Nr. 342. 363 von 1799 und 1849 hervorgegangenen) 1864 am häufigsten
gesungenen deutschen Soldatenliede, Str. 2: (Der dänische General Schickt' den Trompeter voran:)
Wollet ihr euch nicht ergäben, Es kost euch euer Leben, . . .).
22 HEBMANN MÖLLER,
7 He hefft fyn gefchutte daruor gebracht,
he fchoth den dach vnd ock de nacht1),
he meinde idt fcholde em gelingen2),
dat he de Stad wold? nemen in;
dat brachte fo mannigen Sweden Pyn,
de dat water8) dedc vorflingen.
8 Jofue van Qual ein Ritmeifter gudt,
de helt de Stad in guder hueth4)
mit Speten vnd hellebarden:
twe fenlin Landsknechte weren r/arin,
Ein Ruter Fane alfo fyn;
den Sweden deden fe warden.
9 He lep de Stad dremal tho itorm6),
he was fo böfe glyck wo ein worm,
mit finen Schwedifchen buren;
der leth he wol tein hundert man
(7) Ehr hat fein gefchütze dafür gebracht, er fcbüß den tag vnd auch die nacht,
er meint es folte im gelingen, das er die Stad wolt nemen ein, das
bracht fo manchen Sweden Tein, die das waffer8) teth vorflingen
(8) Jofüe van Qüal ein Ritmeifter gut, der hielt die Stad in güder hüeth,
mit Spieffen vnd hellebarten, zwey fenlein Landsknecht waren in
der Stadt6), Ein Reütter Fane alfo fein, den Sweden theten (ie warten
(9) Ehr lieff die Stad dreymal zu ftorm, ehr was fo böfe gleich wie ein
worm, mit feinen Schwedifchen pawrern, der ließ er wol zeen hundert
1) Gtldenstj. 269: 'da lod hand aldrig äff at skyde tili byen, dag och natt' . . . Reben 100:
'Konning Erich bleff her ofver hoyligen forternet, oc lod strax stille alle sine grofve Stycker paa
Byen, oc begyndte uden Affladelse, grueligen at bancke paa Volde oc Mure1 . . .
2) Vgl. Daniel Hunds Reimchronik Str. 72:
Medan sigh dette sa begaff,
Sa drogh Konungh Erich för Halms tadh
Och meente then intage,
Och wille beskiuten medh allo flijt,
Men Murbrecker künde sä eij komme tijt,
Thy moste han dedan drage.
3) Das Wasser (wenn das Wort richtig) muss die Nissa ä sein, vgl. zu 1 &. 12 6. (Eine
geplante Aktion der Flotte von der Seeseite kam nicht zu Stande, 8. Tegel, Konung Erics XIV.s
Historia, vollendet 1612, ed. Stiermann, Stockh. 1751, S. 107 f.) Ist zu lesen tcapcn? Der hd. Text
hat waffer (durch das ff geht kein Strich wie beim ff und der letzte Strich des r geht nicht bis
unten wie bei n).
4) Commandant der Festung Halmstad war Paul Hvitfeldt. Josua von Qualen war der Führer
der in Z. 5 genannten Reuterfahne.
5) Die Abweichung vom Reim (im Druck oder seitens des Aufzeichnen) beruht auf einer
Reminiscenz an Str. 5i des Liedes von der Gelderschen Schlacht (Soven fenlin knechte legen in
der ftad).
6) Am 5. und 6. Nov. Gtldenstj. 269 : 'da begynte hand at storme haardeligen tili byen, den
5 dag Nouembris, fra morgen tu äfften, och taffte stormen. Thi bleff hand meget vred (vgl Z. 2*,
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 23
vor Helmltede in dem ftorme fthan:
fe liggen dar vnder der muren 1).
10 KSning Frederick ruft fick fnel vnd bold
mit ßiien krigslnden Mennichf oldt 2),
Na Helmfted^ is he getagen;
wy weren llil vnd nicht feer ludt3),
dem Sweden wolden wy vp de hudt4):
mit fchanden is he entflagen6).
11 De koning van Schweden wold nicht daran,
twe dagc thouor toch he daruan6),
man, vor Helmfled in dem ftorme fthan, fie liegen dort vnder der
maüren
(10) koning Friderich ruft fich fchnel vnd bald, mit feinen kriegsleüten Men„
nichfaldt, Nach helmfted is ehr gezogen, wir waren ftil vnd nicht laütn
dem Sweden wolten wir aüff die haut, mit fchanden ift ehr entflogen.
(11) Der koning van Schweden wolt nicht daran, Zwo tag zuüor zog er dar„
es folgte die Aufforderung zur Uebergabe, s. o. zu 5 5) . . . Och da de icke ville opgiffue byen,
begynte hand atter den 6 dag Nouembris at storme to gange, och taffde da atter samme storme'.
1) 'och miste der meget folch, meer end it halfft tufind mand'.
2) (ebd.) Tor huis sags skyld da Koning Frederich haffde nu skreffuet sine felteffuerster til,
Greffue Gynter och Jörgen van Holle (Str. 19 2. 20 i), at de skulle hastelige forsamle Krigsfolchet
och ryche op imod fienderne och m0(le hannem selff vdi Laugholm' (Laholm 12 2).
8) In der Ueberlieferung fehlt eine Silbe. Nach dem Peiner Liede 8 l (s. o. S. 12), auch in
den Fassangen bei Hildebrand, wird der Dichter feer ludt gesagt haben.
4) Vgl. Lustige Historie S. 172:
Do dat wart vnfem Könige angetöget,
Dar tho dat de K&ninck tho Schweden fick hedde van Helmfted geröget,
Dachte he, idt were nu rechte tydt
Tho fftken finen nutt vnd profyt . . .
Toch derhaluen gar hemlick vnd fnelle
In dunckelem wedder, dat nicht was helle,
Vp dat he de krancken buren mocht erhaffchen,
Vnd wolde fo dat Schwedifche leger vorrafchen.
Alle fine Dudefche Ruter hadde he byfamen,
Dar tho alle Ouerften mit ehren nhamen;
Dar was vorhanden all fine macht,
De he vth Dudefchlandt vnd Dennemarck hedde thofamen bracht.
Ens 128 : 'Danise rex ... ex hibernis militem eduxit , & ... ad Laholmum venit . . . Biduo ibi
transacto, sine ullo tubarum clangore & tympanorum strepitu, prima noctis vigilia rectä ad hostium
castra ducit'. Resen 101 'Konning Friderich rycktc anden Nat der efter fra Laholm mellem
S*ndag oc Mandag [8 Nov.], gandske stille uden Trommer eller Krigs Allarm med den gandske
Krigshser op mod Halmstsed'.
5) Vgl. entflagen in der Lust. Hist. 172 oben, s. u. zu 13 6.
6) König Erich zog ab Sonntag den 7. Nov. früh 'ved Midnats Tjd' (Resen 101). Vgl. Ens 124:
'Rex ipse Suecise. . . biduo ante ä castris cum paucis suorum digressus erat'. Hunds Reimchr. 75 1 — 2 :
Andre dagen ther effter thet war,
Konungh Fredrich kom medh sin hele skaar, . . .
24 HERMANN MÖLLER,
o dat vorzagede herte1):
Syn Folck leth he dar hinden2) ftan
vnd dorfte fulueft nicht tho Aride ghan,
[he] fruchte idt mochte ehm bringen fmerten.
12 Wy togen vp des morgens Fro
van Laholm als dem Fiende tho8),
mit em fo wolden wy vns fla//en4):
do hadde he gemaket eine brugg
vnd weck gar bald« vnd fnelle tho rngg;
aver ein water is he getagen5).
13 Wy quemen twe ftunden vor der nacht6),
wy hadden vnfe Slachtordnong gemacht7),
wy fochten de fwedifchen gelte:
do weren de vogel vthgeflagen,
von, o das verzagte hertze, Sein Folck ließer da hinden ftan, vnd dorfte
felber nicht zu Ureitte ghan, er forcht es mochte ihm bringen fchmertze.
(12) Wir zogen aüff des morgens Frü von Laholm als dem Feinde zu, mit im
fo wolten wir vns flahen, da hatte er gemacht eine brück, vnd
weich gar bald vnd fnel zu rück, vber ein waffer ift ehr gezogenn.
(13) Wir kamen zwej Hunden für der nacht, wir hatten vnfer Slachtord„
nüng gemacht, wir Richten die fwedifchen gelle, da wäre die vogel
1) Die Lustige Hist. erwidert dies, indem sie ähnlich von König Friedrich sagt S. 167 : 'Syn
kleenmSdigs herte was ehm alfo bange', und S. 171 '(de Schweden) fcholden vnfen Köninck vor
einen Narren, Dat he fo gar was vorzaget' . . .
2) Hd. da hinden ftan z. B. Lü. 372 (Pavia) IS. 514, 13, dahinden gäan Lil. 322, 7. 13,
dahinden bleiben Lil. 241 (beh. Schlacht 1504) 10. In einem nd. Liede, soweit sie von Liliencron
herausgegeben, kommt eine entsprechende Wendung nicht vor; nd. (weren) dahinden aber steht
Lil. 827, 8 in einem der Lieder aus der Uildesheimer Stiftsfehde. Es ist darum anzunehmen, dass
unser Dichter hier und 15 4 das aus dem Hochdeutschen unmittelbar herübergenommene dahinden
oder dar hinden gebraucht hat.
3) s. o. zu 10 2.5.
4) flohen, wie überliefert, für nd. fldn könnte 'Zerdehnung' (in diesem Falle Herstellung der
Infinitivendung -en statt -n) zum Zweck des klingenden Ausgangs sein, vgl. z. B. tehen: flehen
('ziehen', 'fliehen') Lil. 616 (1553) 5. Aber wahrscheinlicher hat der Dichter hier im Reim die Form
flogen gebraucht gleich dem Liede von der Geldrischen Schlacht 494 mü den Burgundifchen tciün
wi uns flogen (: klagen) 6, de trummein horde men flogen (: vorzogen) 7.
5) Erich hatte über die Nissa a (s. o. zu 1 6) eine Brücke schlagen lassen, dieselbe aber beim
Rückzuge abgebrochen. Vgl. Gyldenstj. 271 : 'Saa vor alle de Suenske, som paa den ene side Aaen
haffde deris leyer, regt offuer Aaen tili de andre Suenske, och kästet broen och ophugget alle
floder, som laa offuer Aaen' . . . König Friedrich liess die Brücke in der Nacht vom 8. zum 9. Nov.
wieder herstellen.
6) Gyldenstj. 271: 'Derfore komme de och iche heller frem tili Halmsted forend hart imod
Afftenen'. Resen 101: (silde ud paa Aftenen den 8. Novembris1.
7) Gyldenstj. 270 unten : 'det vor och saare langsomt, . . . ferend de da finge slaget deris
8iagtordning\ (Wegen des Reims nacht: gemacht vgl oben zu 4 4).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 25
mit fchanden al darnan getagen;
wi fanden de leddige nefte1).
14 Wy bleuen de nacht dar in dem leger2),
des Morgens8) togen wy dem Fiend neger4)
mit ruter6) vnd hakenfchutten ;
duppelzoldroer fint nicht mit genamen6),
dat men den fient konde fnelle bekamen:
mannich Swede bleff dar fteken in den f läppen.
15 Vel gudes hebben fe dar mit gefort,
dat hebben wy eme balde vorftort,
al ehr grote gefchutte vnd kleine7),
ausgeflogen, mit fchanden al daruan gezogen, wie fünden die
leddige nefte
(14) Wir blieben die nacht dar in dem leger, des Morgens zogen wir dem
Fiend neger, mit reütter vnd hakenfchützen, düppelzoldner fint nicht
mit genamen, das man den fient kont fnel bekommen mannich
Swede blieb dar ftechen in den fchlüppen8)
[Bl.V4r] (15) Viel güdes haben fie da mit gefort, das haben wir ime balde
1) Hierauf bezieht sich in der Lust. Hist. S. 172 oben (ehr = der Schweden):
Auerfl ehr K&ninck was nicht in finem mode fo Holt,
Derhaluen toch he van Halmflede wech gar bolt
Mit finen Katern vnd knechten meifien dele vnd bellen,
Se weren all entflagen vth ehren netten.
Ehr Neil mach Hallandt vnd Schone ock wol heten,
Dan fe hebben recht dar tho, dat möge gy weten.
2) Vgl. Gyldestj. 271: 'Men maatte saa derfor ligge der wden for om Natten, och alle
Rytterne hnlde paa deris heste' . . .
3) Dienstag den 9. November. Vgl. zum folgenden A. Moltke, Slagene ved Marekser og Axtorna,
Kbh. 1896, S. 35 ff.
4) Zu lesen dem fiend nigr, s. o. S. 11.
5) Ohne -n des dat. plur., vgl. Lil. 156 a, 4 mid ruter vnd mid knapen (1479); 514, 24. 515, 8
von (nach) reutet vnd von (nach) knechten (1545). Ebenso in der Lust. Hist. 163 mit Ruter, Jenechten
vnd gefchutte (s. o. zn 4 4), 173 van Adel, Ruter vnd knechten (daneben mit . . . Rutern vnd knechten
172. 174). Vgl. Hildebrand zu Nr. 38 (Neuß 1586) 2 4, Volksl. S. 279, wo andre Beispiele.
6) Gyldexstj. 271 : 'Och fordi at Koning Frederich ilede da strax om Morgenen hastelig
effter dennem, ... da loed hand alt sit Skytt och alt foedfolchet ligge tilbage huos Halmsted, wden
3 fennicker hagesketter, som hand tog med sig, och alle Rytterne rende saa strax effter de Suenske,
och Enectene efterfolde' . . .
7) Gtldenstj. 273: 'alt Koning Erichs feltskett, som hand da haffde for Halmsted, och vor
beregnit it och haltredesindstiuge, . . . fgrdis siden tili Kigbenhaffn'.
(Z. 3 nach Jörg Graffs Ordenslied der Landsknechte (Uliland 188) 9 j das groß gefchütz vnd
kleine-, vgl. auch unten zu H 10 4).
8) (Unterste Zeile von Bl. V8T.) In Swede ist das we völlig abgeschnitten; von S und d sind
nur die oberen Spitzen sichtbar; vom letzten e des Wortes and einigen folgenden längeren Buch-
staben ist das unterste Stück abgeschnitten. Zwischen S und d ist keine Spitze eines h sichtbar, es
hat also nicht Schwede da gestanden.
Adhblgn. d. K. G«. d. Wiü. ra Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,i. 4
26 HEBMANN MÜLLER,
dat leten fe dar hinden1) fthan,
vnd lepen al mit fpotte daruan,
Se brukeden ere beine.
16 Idt ginck do wedder jegen de nacht,
do fick anfenck de rechte flacht:
wol vp einer klippen*) fo hoge
dar Hunden de Sweden vnd fegen herunder8):
Se helden dat vor fpot vnd wunder,
dat wy eme fo fwack na togen.
17 De Swedifchen ruter de wolden nicht fthan4),
do vnfe krigslude quemen an,
de Sweden findt alle geweken:
Se lepen dar in ein holt6) vnd Mohr6),
vorftort, al ihr groffe gefchütze vnd kleine, das lieffen fie da hind|
fthan, vnd lieffen al mit fpot darvon, Sie brauchten ire beine
(16) Es ginck da wider gegen die nacht, da (ich anfieng die rechte flacht,
wol aüff einer klippen fo hoge, da Hunden die Sweden vnd fahen
herunder, Sie hielten das vor fpot vnd wunder, das wir mie7) f|
fwach na zogen.
(17) Die Swedifchen reütter die wolten nicht fthan, da vnfer kreigsleütj *)
kamen an, die Sweden findt alle gewechen, Sie lieffen dar in ein
1) 8. o. zu 11 4.
2) Dies Wort, im Mnd. Wb. and Hdwb. nicht belegt, steht auch im Pechlinliede Lil. 398, 87
vp einer klippen, ebenso (ßeinJUippe) in der Lost. Hist. 164. 166, ferner z. B. in Hövels Chron.
(1564) 35.
3) Die klippe war der Maredberg, V/% Meilen nordöstlich von Halmstad, rechts der Nissa I.
Gyldenstj. 271 unten: 'och naaede dennem saa wed Marikier [= Mared- oder Marekarr] huor de
Suenske Byttere holde da hart til haabe, Knectene paa it hoyt bierg, och Bytterne wnder bierget, . . .'
(Besen S. 102 nennt als Ort der Schlacht unrichtig 'Marckerard' = Markaryd, das südöstlich von
Halmstad und viel weiter von diesem entfernt, jenseits der Grenze in dem Winkel, den Schonen
mit Hailand bildet, und gar nicht auf der Rückzugslinie des schwedischen Heeres liegt).
4) Gyldenstj. 272: 'strax de fornumme, att det ville gielde, vende de alle deris heste
tilbage'; Tegel S. 110: 'allersnaraste fienderna kommo, begynte en hop af Wastgiöthe Hofmannerne,
Adelen med och Hingstridarne at rymma förr an det blef et rör pa dem afskutit' ; vgl. Westling 41.
Dazu vgl. Lust. Hist. (deren Tendenz abschwächend) 173:
So dat wol twehundert Bueter worden vp de flucht gebracht,
De dat Schwedifche gefchutte hedden in ehrer acht.
5) Gyldenstj. ebd. 'och rende ad skoffuen ind imod Landemercket' ; Besen 102 : *oc forstucke
sig her oc der udi Skofven'.
6) Zur Linken der schwedischen Stellung zwischen der Landstrasse und der Nissa ä. Gyldenstj.
272: 'Och der Her Carolas (Mornay) . . . formerckede, att de Suenske Byttere flyede, och haffde
da forlorit al deris feldtskot, da gaff hand sig hasteligen neder fra sin hest tili fodfolchet och
frrde dennem saa ind paa en stör moradtz i Marikier i deris fordeel, paa det de skulle iche alle
bliffue slagne. Endog at der dog nogle hundrede bleffue slagne, fgrend de komme i moesen'.
7) mie statt itne (der Punkt steht über dem vierten tn-Strich statt über dem ersten).
8) Das ei in kreig (vgl. 4 4) ist hier eine Verhochdeutschung des nd. I. Dieselbe Form braucht
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 27
dar bleff fo mannich kop vnd ohr
wol in dem qwabbe befteken.
18 Do ginck idt an ein fchetenl vnd flan,
Der Schweden gefinde wolde nicht fthan,
Se deden gar vorlopen1),
vnd lepen wedder na Schweden tho,
fe worpen van fick Hafen vnd fcho,
Swerdt vnd Harnifch auer einen hopen2).
19 Koning Frederick de ander de ilede nach8),
Graff Ganter van Swartzborg4) ock men fach,
mit ehren ruter Fanen5);
de nacht de quam vns vp de handt,
dat men nenen Sweden mer dar fandt,
wy konden fe nicht mer ramen0).
20 Ein ouerfte, Jürgen van Holle genant,
[He] floch fo mannigen Schweden mit der handt;
holtz vnd Mohr, da blieb fo mannich kop vnd ohr, wol in den|
qwabbe beftechen.
(18) Da ginck es an ein fchieffen vnd flan, Der Schweden gelinde wolte
nicht fthan, Sie theten gar vorlaüffen, vnd Helfen wider nach Schweden
zu, fie worffen von fich Höfen vnd fchü, Swerdt vnd Harnifch vber ein|
haüffen
(19) Koning Friderich der ander der eilte nach, Graff günter von Swartzboj
auch men fach, mit ihren reütter Fanen, die nacht de kam vns aüff
die handt, das man keinen Sweden mer dar fandt, wir konden &q
nicht mer ramen.
(20) Ein vberlter Jörgen von Holle genant, Er floch fo mannichen fchwede|
Daniel Ranzau, Bericht an Friedrich II. den 25. Okt. 1565 über die Falkenberger Schlacht, Danske
Magaz. 3. Rsekke II hreigßleute mehrfach 91 ff., des kreigß vberdrußig 93 ; ebenso Paul Wobitzer
(der hd. mit vielen nd. Formen schreibt, men 'man', hebben 'haben', gedent 'gedient1, dener 'Diener*,
goeth 'gut', egen 'eigen') an den König vor Warberg 10. Okt. 1565 kreigsleute dreimal (Rördam
Monum. * R. I 498 f .). Ueber kreig aus andern Gegenden s. Hildebrand, DWb. V 2213.
1) Vgl. Hunds Reimchronik Str. 76 f.:
The Danske wore thä icke seen
Och sloge wäre pä flychten igen,
Thy moste the vndan renne.
77 Och rychte sä vndan medh en hast, . . .
Dagegen die Lust. Hist. behauptet unsrer Stelle gegenüber von den Schweden umgekehrt (S. 178):
Auerft de lofen bengels wolden nicht lopen, . . .
2) Vgl. Westling S. 41 Note 3; 0. Vaupell Den nord. Syvaarskrig, Kbh. 1891, S. 51.
3) nach statt nd. na auch im Hamburger Lied (s. S. 5 f.) 12 2 im Reim (-.fach) und sonst.
4) Die Form nd. Swarzborg kommt bereits im Liede von den Quitzows (1414) Lil. 48, 16 vor.
5) Resen 102 : 'Kongen befalede Grefuen äff Schwartzburg det ferste Tog, oc reed selff nsast
der elfter, ssette saa hasteligen elfter Fienderne', . . .
6) L. Hist. 173 De fchermutzel warede beth in de nacht, . . . Gyldenstj. 272 : 'Saa gich da
Natten paa, att huercken Koning Frederichs Ryttere eller Knecte künde da lenger forfflge
fienderne', . . .
4*
28 HEBMANN MÖLLER,
dartho ridder vnd ock grauen1),
de alle hebben dat belle gedhan,
welcke ick allhir nicht alle nSmen kan:
im pryß moth ick fe lanen.
21 Den Duppelfoldener fende men bad,
de quemen dar na ock alßo drad8);
wy meinden de Schweden fcholden4) tonen
vnd holden mit vns noch eine flacht,
auerft he hadde fick vel anders bedacht5),
he wolde vns nicht mer glouen.
22 Wy hebben dre dage aldar geholden6),
wy meinden dat de Sweden noch wedder kamen wolden7);
dat gefchutte dede men wech foren,
wol twe vnd vertich ftucke groth8);
mit der handt» darzu ritter vnd auch graffen, die alle haben das belle
gedhan, welche ich allhir nicht alle nennen kan jm preiß muß ich fie loben|
(21) Den Toppelfoldener fende nien*) bad, die kamen die nach auch alßo drad,
wir meinten die Schweden folten harren, vnd halten mit vns noch eine|
flacht, aber er hatte lieh viel anders bedacht, ehr wolt vns nicht mehr glauben)
(22) Wihr haben drei tage aldar gehalten, wir meinten das die Sweden noch
wider kommen wolten, das gefchütze tethe men wech füren, wol zwo vnd
1) Gyldenstj. 261 f. 'Och der iblant alt dette Krigs folch vor der mange Grefluer' (folgen
zahlreiche Namen).
2) (Ueber dem dritten ro-Strich steht ein Punkt).
3) Gyldenstj. 272 : 'Och derfor haffde Koning Frederich strax bud om Afftenen til Halmsted
effter de andre hans Knecte, som der tilbage vor, at de ochsaa komme frem samme natt.
4) Da in Z. 5. 6 he folgt, hiess es gewiss ursprünglich de Schwede fcholde ioucn, was auch
besser zur Melodie passt.
5) Gyldenstj. 272: 'Och (de) mente saa om Morgenen att ville berende samme suenske
knecte og foedfolch omkring mosen, saa at ingen äff dennem skulle vndkomme . . . Men om Morgenen
langt for dag vor de Suenske alle bortr*mde äff mosen i deris behold'.
6) 10.— 12. Nov.
7) Die Lust. Hist. S. 174 ändert dies in:
Wy fruchteden, de Schweden fcholden fyn wederkamen,
Vnd vnfen KÖninck gefangen, ock Helmfted ingenomen,
Derhaluen tagen wy mit ijl daruan vnfe ftraten,
Idt was dar lenger tho bliuen nicht geraten.
Solck eine Victorie is nummer gehöret, etc.
8) Vgl. Hunds Reimchronik 77 s— 6:
Wäre skytt the fran oss finge;
Thet wulte then onda wägen som war,
At the moste them thä leffue qwar
Och künde them icke fort bringe.
Dagegen die Lust. Hist. 173 unten f.:
Alleine twe grote ftucke konden fe nicht mitbringen;
Derhaluen, dewile vns de flacht nicht dede gelingen,
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 29
dre dnfent Schweden legen dar dodt,
de al erf lagen weren1).
23 De Schwede hefft erft angefangen dat fpel,
nn treckt he folueft dat narren fei;
köning Frederick woldß he vorraden:
he hefft iine rede gefchicket vth,
de kricht men tho Copenhagen by der hudt;
de fcholrfen rnter vnd landsknechte halen*).
24 Wat he darmit hefft vthgericht,
dat kumpt nn alles an dat licht
tho finem eigen fchaden ;
köning Frederick hadde ehm kein leidt gedhan,
noch wolde he ene vordrenen han:
dat bad mofte he fnlneit vthbaden.
vertzich ducke groß, drei taüfent Schwe^ legen dar todt, die al erflage were|
(23) De Schwede hat erft angefangen das fpil, nü treckt er felber das narren üe|
köning Friederich wolt ehr Vorräten, er hat feine rethe gefchicket aus, die
krigt man zu Copenhagen bei der haut, die follen reuther vnd landsknechtj
holen.
(24) Was er damit hat aüsgericht das kümpt nü alles an das licht zu feinem
eigen fchaden köning Friedrich hatte ihm kein leidt gethan, noch wolte ehr ine
vortrieben han, das bad müile ehr felber aus baden.
Nhemen wy de Hucke mit grotem frolocken,
Walten wol, dat vnfe K&ninck nicht hadde grapen edder klocken,
Darnan he mochte laten gefchutte geten;
Nicht vele Karthowen hefft he, dat mftge gy weten.
Ens 124: 'quadraginta quinque omnis generis machinse campeftres captse'.
1) König Friedrich gibt in seinen Briefen die Zahl der gefallenen Schweden auf c. 2600 und
mehr an (Rordam Mon. II 273 Anm. ; Westling S. 41 Anm. 2). Hövels Lübecker Chronik S. 33 hat
'etlike dufent'; Becker, Gesch. der Stadt Lübeck II 157 hat wie unser Gedicht 3000. Dagegen die
Lust. Hist. 173, nach welcher 'de Schweden de Wallled deden beholden' (s. o. S. 20, Anm. 2), lässt
van vnfen (auf dänischer Seite) 'mehr den 2000 man' auf der Wahlstadt geblieben sein,
De Schweden hebben drehundert vorlaren,
Darunder was einer vam Adel gebaren.
Die Lust. Hist. 173 hat als Ort der Schlacht 'Fi&lgim' (jetzt Fjellgime auf der schwed. General-
stabskarte). Entsprechend dankt König Erich in einem Mandat vom 23. Nov. Gott für den 'Sieg*
über das danische Heer bei Fiälgränna (Reg. dipl. hist. Dan. 2. Rsekke II 390). Tegel, Konung
Erics XIV. Hist 110 f., der die Lust. Hist benutzt hat, stellt die Belagerung von Halmstad und
die Schlacht bei Fiälgränna gleich dieser dar.
2) Die schwedischen Gesandten, Reichsrat Sten Erikson Lejonhufvud, Gabriel Kristerson Oxen-
stjerna und Jöran Fincke (Lust. Hist 161 'de gefandten mit ehren nhamen Her Stein, her Gabriel
vud Jürgen Fincke thofamen'), die, vor Ausbruch des Krieges, im Febr. 1563 in Kopenhagen auf-
gehalten und später in Kaliundborg gefangengesetzt wurden, waren nicht zu diesem Zwecke, sondern
zur Werbung um die Tochter des Landgrafen Philip von Hessen Christina für König Erich und
30 HERMANN MÖLLER,
25 Nu theet wedder heim gy Schwedifchen burn1)
vnd helpet nu juwem koning2) trtiren,
kleine ehr hebbe gy erworuen8):
hedde gy in Juwem lande gebleuen
vnd hedden den ploch vnd offen gedreuen,
fo wem juwer nicht fo vel geftoruen.
26 Hebbe gy Sunt Martens Ganß4) gehalet,
gy hebben fe mit dem halße betalet
tho Hallingsfon5) vp dem More:
dar wardt de gans erft recht vortert,
dat mannich Schwede nicht mehr begert;
vele legen dar ane haut vnd ohren.
(25) Nu zihet wider heim ihr Schwedifchen paürn, vnd helffet nö ewrem koning|
trawren, kleine ehr habt ihr erworben, hettet ihr in Ewrem lande geblieben!
vnd hettet den pflüch vnd ochfen getrieben, fo wem ewrer nicht fo viel geftorbe|
(26) Habt ihr Sant Martinüs Ganß geholet, jhr habt fie mit dem halße bezalet)
zu Hallingsfon aüff dem More, da wardt die gans erft recht vorzert
das mannich Schwede nicht mehr begert, viele lagen dar ane hant vnd ohre|
zum Abschluss des Ehevertrages ausgesandt worden. Den Briefwechsel zwischen König Friedrich
und dem Kanzler Friis über diese Gesandten s. im Danske Magaz. IV 209 ff. Vgl über diese Ange-
legenheit Rürdams Mon. II 155 ff., 2 Raekke, I 705 ff. ; Dan. Hunds Reimchronik Str. 28 ff. ; Besen
78 f. ; Ens 109 ; J. B. Becker Gesch. der Stadt Lübeck II 150 ; Tegel Erik XIV. s. hist. 83 ; West-
ling 13 f., Vaupell 9 f., bes. W. Mollerup, Bidrag til den nord. Syvaarskrigs Hist I Det svenske
Gesandtskabs Anholdelse i Kbh. Die gleiche Auffassung der Gesandtschaft wie an unserer Stelle
findet sich bei Gyldenstjerne 253: 'Och loed Koning Erich siden atter forskicke nogen äff sit
Baad, som vor Her Steen Erickson, Her Gabriel Christensan och Her Jargen Fincke, at drage . . .
igiennem Danmarck tili Tyskland, der at giere videre forbund med nogle äff de Tyske f*rster, och
forsamle Krigs folch at fere ind i Suerrig . . .' ; Hövel Lüb. Chron. 30 : 'Middel dem hefft fick
thogedragen, dat de Ko. van Denn, des Schweden liitige Anfchlege . . . innen worden, und fände de
Schwede fine Legaten in Dudefchlandt. Duße Legaten . . . quemen tho Copenhagen alß Fronde,
wente de Swede was Vorhebbens . . . fine Schepe mit dudefchem Volcke tho beforgen und alfo den
plötzlich de Denen tho averfallen. De Kon. van Dennemarcken, wo he dußen An fehl ach vormareket,
hefft he de Schwedefchen Gefandten angeholden, . . .' etc.
1) Zu den Schwedifchen burn hier und 9 s s. o. S. 15. Daher de Schwedifchen Buren häufig
in der Lustigen Historie, ironisch den Dänen in den Mund gelegt; dazu buerbengels (s. o. zu 4 s)
und öfters de krancken huren (vgl. zu 10 5).
2) Dieser Dativ ohne -e der Melodie wegen, s. o. S. 11.
3) Der Dichter selbst sagte wohl eher vor- als er-woruen nach dem Peiner Liede (Lil. 333,
Hildebr. 17 a) 15 8 (s. o. S. 12); ebenso vorworven (igeßorven, wie hier) Lil. 329, 11 (aus der Stifts-
fehde), aber erwerven (ebenfalls aus der Stiftsfehde) 334 92. ios, ebenso z. B. 185 (Belagerung von
Braunschweig), 4.
4) So hier und Z. 4 gafis wohl eher als goß (gos). Auch die Lustige Historie hat die Form
mit n (plur. genfe) 176 ; ebenso das Martinslied Uliland 205 B.
5) Diesen oder einen ähnlichen Namen finde ich auf keiner Karte in der Gegend des Schlacht-
feldes (s. o. zu 16 s. 22 6) und in keinem Bericht. Als Lesung der Hs. ist Hallingsfon in keinem
Buchstaben zweifelhaft.
32
HEBMANN MÖLLER,
gefcheen, | den 30. vn 31. Maij, Anno. 1564. | In' Störtebekers Tone, edder | alß
men fingt van Jun-|cker Baltzer1), etc.
□•)•
AjT 1 Alfs men telt dufent viffhundert Jahr,
vnd veer vnd föftich de Jar tall war,
Im anfange des Meyen,
De Heren van Lübeck fint vthgetagen,
in einem langen reyen.
2 Tein Schepe van Lübeck weren wolger&ft,
Daryn ock dapper Krigesuolck ift,
1) Der Ton des Liedes von 1402 von dem berühmten Seeräuber (Hildebrand Nr. 1, LiL 44)
ist in der Folge namentlich oft zu Liedern von Seeschlachten verwandt worden (s. Liliencr. 1 2 10 f.),
wie deren das unsre von 1564 eines ist, und überhaupt zu Liedern von kriegerischen Unter-
nehmungen zur See. 'Juncker Baltzer' ist Balthasar von Esens, der im Solde des vertriebenen
Christiern II. an dessen Unternehmung gegen Dänemark im Jahre 1581 beteiligt war. Das vom
späteren Landsknechtobersten Meinhard von Hamm gedichtete Lied im Störtebekertone von ihm
und dieser Unternehmung 8. Liliencr. Nr. 435. Die Melodie des Störtebekerliedes (in F-dur) ist von
Joh. Bolte im Liederbuch des Petrus Fabricius aus Tondern vom Anfang des 17. Jhs. (Hs. der
Thottschen Sammlung 4 ° 841 der Kgl. Bibl. zu Kopenhagen) Bl. 94 aufgefunden und im Nd. Jahr-
buch Xni (1887) veröffentlicht worden (S. 58 und Musikbeilage). Da gegen Boltes Wiedergebung
mehreres einzuwenden ist, setze ich die Melodie her:
r | -F -F
C C C | D E E :
F
r
G F-£-D
:E D CD EF!
G
r
G | F- £ D E
F GF E D i
C
r
C G G
j-c B AG F i
G
r
G | F G A
!B- AG |F EDE
•F
r
Ueber die J . J* zu Anfang von Takten und Halbtakten, für welche älter J J gesungen worden ist,
vgl oben S. 11 Mitte. Von Bolte weiche ich in folgenden Punkten ab: 1) Die Hs. hat, was B.
nicht mitteilt, im dritten Halbtakte der vierten Zeile AGF als drei Viertelnoten. Bolte hat das
erste A in eine halbe Note gewandelt. Dies ist, worauf mich mein College Docent der Musik-
geschichte Dr. Angul Hammerich aufmerksam gemacht hat, ohne Zweifel unrichtig. Dr. Hammerich
schlug mir vor, einfach der Pause zu Ende der Zeile die doppelte Länge zu geben: ich ziehe es
aber, um nicht die Teilbarkeit In Halbtakte zu stören, vor, was Dr. Hammerich mir auch vorge-
schlagen, das F zu verlängern. 2) Ueber dieses F hat Bolte ein ti gesetzt, das die Durtonart der
übrigen Zeilen für diese Stelle in Moll übergehen lassen würde. Dieses jt ist, wie mich Dr.
Hammerich, und zwar noch bevor uns bekannt war, dass das Zeichen in der Hs. fehlt, belehrt hat,
zweifellos zu streichen. 3) In der Hs. ist unter das erste F der fünften Zeile, unter dem System,
und zwar, wie Dr. Hammerich gesehen hat, nachträglich mit anderer Dinte, ein jt gesetzt, das
Bolte aufgenommen hat. Auch dieses |t ist für die ältere Melodie zu streichen. [Punkt 2 und 3
sind, wie ich später bemerkt habe, auch schon bei Erk-Böhme U Nr. 233 richtig gestellt; ebenso
auch der folgende Punkt.] Ausserdem ist Boltes Unterlegung des Textes für die fünfte Zeile (bei
ihm do | mosten se Tiden gro-\te schände), wie Dr. Hammerich gleich mir bemerkt hat, zweifellos
unrichtig: da die Unterlegung des Textes für unser Lied von 15G4 aber für diese Zeile keine
Schwierigkeit bietet, gehe ich nicht weiter darauf ein.
2) (Kriegsschiff mit zwei grossen Masten und einem kleinen, und Kanonen).
34 HERMANN MÖLLER,
6 Wy tögen yn der wylden See darher,
na Sweden Hundt all vnfe beger1),
mit friffchem friem mode,
Wy repen G-odt van Hemmel an2),
Dat he vns wolde behöden.
7 Im Meien den negen vnd twintigften dag,
lepe wy van kaelsöre3) äff,
all na den Swedfchen fcheren,
Den Viendt tho föken4) Hundt vnle fyn,
dartho all vnfe begeren.
8 Vp einen Dinxdag5) idt gefchach, | AijT
Dat men den Sweden kamen fach,
fyner Schepe eyne groten hupen6).
Mit frouwden7) fetteden fe tho vns heran8),
vor ehn dede wy nicht lopen.
1) Nach Str. 2i — 2 des Liedes von Fünen 1585 (s. u. Anhang BI) Se logen lien vnd logen
her, na . . .ftundt all ehr beger; die Zeile 2 in unserem, wie auch in diesem Liede und 7 5 unseres
Liedes zugleich nach dem Liede von Kniphof Lil. 397, 14 nadi Narweghen ftunt all 6r begheer,
vgl. im Pechlinliede Lil. 398, 24 nach W. was er beghere\ das ftundt {was) ehr beger dieser Lieder und des
Liedes von Fünen geht zurück auf das wiederholte ßund (was) yhr beger in zweiter Strophenzeile des
Liedes von der Frenck. Bauren krieg 1525 Hildebr. 18, Lil. 379, 122. 222. 24 2, s. u. Anhang B I zu 3 4.
2) Godt van Hemmel steht hier an eben derselben ausdrucksvollsten Stelle der Melodie (s. o.
S. 32 Amn.), wie in Str. 1 des Störtebekerliedes. Aehnlicher Inhalt öfter in vorletzter Strophenzeile
der gleichen Strophenform, z. B. Mariam gots müter ruf wir an Lil. 241 (böhm. Schlacht 1504)
6 4, Chriftum van hemmel repen wy an 358 (Mailand 1521) 4 4. 6 4 (danach wi riepen Maria gods
moeder aen Münster 1534 Lil. 456, 6 4, vgl. 1 4), rieffen vnns durch Chri/t von Himmel an Sievers-
hausen 1553 Hildebr. 36 Lil. 615, 40 4.
3) Die Karlsinseln, dän. Karlseer, schwed.-öar (Lilla und Stora Carls ü) an der Westseite
Gottlands vor der Westspitze der Insel. (Gottland gehörte von der Zeit Margaretbens bis 1645 zu
Dänemark.) Die vereinigten Flotten kamen am 24. Mai Abends unter Karlsö an (Herluf Trolle an
den König, D. Magaz. III 214).
4) Vgl. Hövel Chron. 34 oben: 'Alße nu des Konings van Denne. und de Lubefchen Schepe
. . . Gottlandt vorbigelopen, und under Carlfoe vorkundtfchoppet [Druck Carls oevor-], . . . fchloten
de Ammeral und Hovetlude der Denfchen und Lubfchen, dat fe na den Schwedefchen Scheren
[Druck Schepen] lopen wolden, und eren Viendt foken'.
5) Der 30. Mai war der Dienstag nach Trinitatis. (Gyldenstj. 281 f., nach welchem Resen, hat
unrichtig, dass der 30. Mai der 'Pindze Äfften' und der folgende 31. Mai der 'Pindzedag' gewesen
sei; ebenso Hund 88 und Tegel 120. Es wird eine Verwechslung mit dem Datum der Bornholmer
Affäre vom 30. Mai, Plingstsonntag, 1563 zu Grunde liegen, vgl. unten Anhang A).
Vp einen (seltener nd. An einem z. B. im Liede von Dam, Lil. 289, 3) . . . -dach idt gefchach,
dat men . . . fach, entsprechend hd. Vf (auf) einen (An einem) usw., ist stehende Formel, sehr
häufig, auch in nicht historischen Liedern.
6) Die schwedische Flotte unter Admiral Jakob Bagge war etwas stärker als die der Ver-
bündeten. Herluf Trolle den 7. Juni gibt sie auf 38 Schiffe an, vgl. Westling 60. Gyldenslj. 281
hat 'mere end 50 störe skib'; Hövel 38 'mit 40 groten Schepen'; Tegel 'med 35 Orlogsskepp'.
7) Oefters ähnlich gebraucht bei einleitenden Schritten zu einem Kampfe oder dessen Beginn,
z. B. Lil. 615, 27 4 (diese Stelle nach 379,84 Frenck. Bauernkrieg).
8) Hövel 34 : '(de Schepe) fetten tho den Denen und Lub. in ; . . .'
36 % HERMANN MÖLLER,
11 Ydt hadd de Viendt den vördeil all gar1),
de windt vp erer fyden war2),
tho en könde wy nicht kamen8),
Se fchöten vp de Denen vnd Düdfchen tho,
dad dede vns nenen framen.
Aiijr 12 Dat Schetent warde den gantzen Dach,
beth dat idt4) was vm tweden Namiddach,
Mit kartouwen vnd mit Slangen6),
Do ys de Windt vth Gades gnad,
ein weinich vmmegangen6).
13 De Lfibfche Ammerael fümede Ack nicht lange7),
fo bald alfs fick de Windt vmwende,
Thom Viende dede he yndringen 8),
Se fchöten vp einander tho,
datt yn den Wolcken dede klingen0).
1) Hövel 34 (zum 80. Mai) : 'wowoll de Schwede . . . den Vordehl innehedde, weren denne-
Doch de Lubefchen unvortzaget und fampt den Denfchen iegen den Windt laverdt, we fe bell kont,
und an den Schweden gefettet'.
2) Ebd. : 'de Schweden . . . hedden vor dem Winde, Sunne und Wedder mit fick, und wo woll
den Denfchen und Lubefchen Alles thoiegen was, und in der Lehe weren, . . .' Tegel 121 : 'de
(Swenske) hade en dragande wind, som war östan weder, . . .*
3) IIövel 34 (31. Mai): ,Pe Denfche Ammerall hedde fick den Voravendt fpade mit dem
Lubfchen Ammerall vorbunden . . ., dat de Denfche Admiral, de Fortuna genant, und de Lubefche
Ammeral, de Engel genomet, den Schwedefchen Makeloes (s. u. zu 20 5) wolden enteren und
anfallen, und fo den gantzen Dach nicht, we vorhen, mit dem Scheten thobringen. . . . averft, . . .
wowoll de Denfchen und Lub. gerne geentert hedden, wolden doch de Schweden nicht an den
Dantz, funder ledent alle up ere grot Gefchutte'.
4) bet dat idt was zu singen ^^| J {äat idt einsilbig = daft, wie 13 s datt, vgl. dat idt
auf eine Note gesungen in Str. 1 4 des Störtebekerliedes fo lang dat't gott van hemmel vordroth, s.
Boltes Musikbeilage und oben S. 32 Note).
5) Stehende Formel (ähnlich 21 s), vgl. Kniphoflied Lil. 397, 22 3 mit cartunen vnde mit
/langen (vgl. unten im Anhang B 1 10 3), hd. mit kartaunen vnd mit fchlangen (häufig, z. B. Ingoist.
1546 Lil. 535, 3).
6) Vgl. Hövel 34: 'Averit de leve Gott gaff Gnade, dat de Wint umbginck, und de Denen
und Lubefchen den Loff kregen; . . .' Tegel 121 f.: 'om aftonen . . . wände wädret sig hastigt om
i Wäst-Nordan, dermed fingo de Lybske winden ifra, de Swenske, . . .'
1) Jlck nicht lange fumede Druck. Der Reim lange, : -wende* (vgl. 5 3.5 /enden : entfangen)
verlangt die Einsetzung der stellenden Formel, hier zunächst nach dem clevisch-geldrischen Liede
Lil. 490 (s. o. zu 9 5), vgl. auch Lil. löü a 5 5 (1479). 240 (Benzenouwerlied) A 14 3, B 6 7. 292,8.
398 (Kniph.)l7. 480, 14. 549, 43.
8) Hövel 34 : 4do fummede fick de Luhfche Ammeral nicht, funder leth dragen tho dem
Makeloes henan, wowol de Lubfche Ammeral, alle eine Schutte iegen den Schwedefchen Magheloes
geachtet'. Tegel 122: 'den Lybske Admiralen Engelen med et annat Lybskt skepp (s. u. zu 16 2)
lade lowart om bord med Mars (= Makales, s. zu 20 5), dar den Danske Flottan war pä högre
bord, . . .'
9) Vgl. in dem* hernel düngen Lil. 213, 38 (Ditm. 1500), im hemmel klingen 263, 20 (Lübecker
38 HERMANN MÖLLER,
17 Wy flögen vns mit den Sweden alldar,
de Viende weren yn grother vaer,
wol tho denfuluigen (landen.
Da hefft fo mennich Swedefch man,
fynen leiten ende genamen1).
18 De Swedefche Ammeral Jacob Bagge genant,
de hefft beualen dar tho handt,
men fcholde vns dat Schipp v/;geuen*),
fe wolden vnfe Gefangen fyn,
dat fe möchten friften ehr Leeuen.
Aiiijr 19 De olde Heldt Jacob Bägge tho haut,
dartho ock twe fyner Lütenant,
Ein Ridder Her karbert8) Trolle,
Chriftoffer4) Anderfen ein Swedefch Edelman,
fynt yn vnie Schip gekamen5).
1) Der Dichter hat hier und 19 5. 22 5 im Reim offenhar nicht die Formen genamen, gekamen,
inf. -kamen, sondern genummen (ijtutiden), 19 5 gekummen (: Trulle, vgl. 16 8.5 vallen: mannen),
22 5 -kummen {.entrannen) gehraucht (dazu 118.5 kummen: frummen oder frommen?). Diese
Formen, die dem Dialekt des Dichters nicht entsprechen, verwendet er möglicherweise zunächst nach
dem Vorhilde des Liedes von der Gelderschen Schlacht Lil. 494 (s. o. S. 14), wie es gesungen
ward: Str. 18 i. 2 gewunncn : genummen, 8 3.5 trummen : kamen (1. kummen), doch waren solche
Formen im Nd. im Reim überhaupt nicht selten, vgl. Lil. 435 (Juncker Baltzer, 1531) 9 genamen;
gekamen : gewunnen (1. -nummen, -kummen), 579 (Hildebr. 33, Osnabrück 1549, aus dem Nd. ins
Hd. umgesetzt) 22 3.5 gewunncn: vorncmen (1. -nummen), Lil. 616 (1553) 7 l. 3 bekamen : dem jungem
(1. bekummen : dem jungen), 10 1. 3 genamen :/unne (1. -nummen), 14 l. s gefungen : kamen (1. kummen),
vgl. noch im Liede von Fünen (Anhang B II) 6 5.
2) vgeuen Druck.
3) Widergebung des fremden Namens Arvid, vgl. Anm. 5. (Ebenso wird der dänische Herluf
Trolle bei Hövel 37 'de Denfche Ammeral II. Oleff Trull(e), genannt. Ens S. 134 f. nennt umgekehrt
diesen Harbardum Trulle, jenen Aroldus Trolle.)
4) Gesungen Christoffer (^u als Auftakt).
5) (Wegen des Reimos Trulle: - kamen s. zu 17 5). Scn weder Kettincks Bericht (s. o. zu
16 3) : '. . . vnd den Admerall Jacob Baggen auff den lubilchen Engel gefangen'. (Der Dichter unsere
Liedes wird wohl mit auf dem Engel gewesen sein.) Hövel 34: 'Jacob Bagge averft und ün
Lutenandt, de Ridder, wurden der Lubfchen Gefangen, . . .' Gyldenstj. 283: 'saa kom der to äff
de lybske skib, Engelen och Foxen, lebendis om borde med Magetass, it paa huer side, och tog
skibet ind, saa at Admiralen Jacob Bagge och hans Vnder Admiral Arffuid Trolle med de andre
deris Oapiteiner maatte da giifue sig fangne'. Ens 135: 'Captus est nauarchus Suecicus, Iacobua
Bagge, Aroldus Trolle regni consiliarius, & Christophorus Andrej'. Tegel 122: 'derföre nödgades
Jacob Bagge med Arwed Trolle . . ., som da war Öfwerste skeppare pa Mars, öfwergifwa skeppet,
och stego därifrSn in uppa et Lybskt skepp, som lag ackter pa laret om Mars\ (Vgl. Westling 60 ;
Vaupell 69.) Hund Str. 9()i-3:
Thä hans Skip begynte brenne fast,
Sprangh Baggen ther vth medh hast
Och kom i the Lybskes hender.
Die Gefangenen wurden zunächst nach Ilammershus auf Bornholm gebracht (Gyldenstj. 284,
Resen 111). Briefe der Gefangenen von Bornholm s. D. Magaz. III 279 — 284. Am 27. Juli sendet
40 HERMANN MÖLLER,
22 Darümm *) gy Düdefchen vnnd Denen Lauet Godt,
de vns fyne gnad | gegeuen hath, AüijT
De Sweden fynt vns entrannen,
Se lepen na den Scheren tho *),
werden Suerft wol wedder kamen 8).
23 De vns dith Ledlin nye Gefanck,
Syns Namens ys he wol bekandt,
FrSlick hefft he ydt gefangen,
He ys in defem Dantze geweft,
he hefft en helpen fpringen.
Difsipa gentes, quae bella volunt.
befettet', von denen die oben zu 20 s gezählten 300 +100 abzuziehen sind), sonst geringer als in
andern Berichten. Vgl. Gyldenstj. 283: 'saa at der da forgickis meere end 800 mand äff de
Suenske, och ingen bleff reddet paa samme skib wden 19 personer äff 800 mand, der vor paa, med
Admiralen och di effuerste Capiteiner. Och de andre omkom alle sammen med mange äff de lybske
og danske Knecte, som allesteds eggte omkring i skibet om bytte\ (Danach ebenso Resen.) (Becker
Gesch. der Stadt Lübeck II 158 'so wohl Schweden als Dänen und Lübecker, . . . zusammen über
1000'. Diese selbe Zahl nimmt Vaupell S. 69 an). Hund Reimchr. 90 4-6. 91 sagt über die Kata-
strophe (ähnlich Tegel 122 unten):
Men fijenderne sprungo ther in igen
Och mente wille thet bärie an,
Sä snart kan lycken sigh wende.
91 Men thä elden fick öffwerhandh,
Lybske och Danske finge th& skam;
Sä monge, som ther opä wore,
The iluge i wädret medh en hast,
Ja ingen örn flyger sä fast
Som alle the thä fore.
1) Darümm wird einsilbig (drümm) gesungen sein.
2) Gyldenstj. 284 : 'da tog Claus Fleming sig alt Regimented an offuer alle de Suenske skib,
och Ivb siden ad skieren och op tili Stochholm, . . .' Hund 92 1-4 :
Thä thenne olycken war sä hendt
Och Mars war medh allo opbrendt,
Skildes the äth pä samme tidhe;
The Swenske lupo äth Skären thä, . . .
3) Wegen des Reimes s. 0. zu 17 5.
4) (Zierstück).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 41
in.
Das Falkenberger Ijied (l£50ß).
Als Dichter des dritten, hd. Liedes, von der Schlacht auf der Falkenberger
Heide am 20. Okt. 1565, nennt sich in Str. 29 Baltzer von Giehten. Derselbe
ist nach Str. 14 ff. (s. u. die Noten zu 14 — 18), besonders deutlich Str. 19 und
23, als deutscher Landsknecht Teilnehmer der Schlacht gewesen, ohne Zweifel,
nach der Art wie des Feld obersten Daniel Ranzaus im Liede gedacht wird (3 s
wir thun jhne alle wol kennen), in dessen jetzt von Joachim Platow geführtem
Regiment, eher als in dem des Georg von Holle, das, nachdem dieser Oberst
1B64 seinen Abschied genommen, von Lazarus Streckfuss geführt ward. Das
Lied wird Ende Okt. oder Anfang Nov. gedichtet sein, frühestens (so wenigstens
die Zeile 24 1 in der vorliegenden Gestalt) am 28. Okt.
Unser Lied, das im Magdeburger Druck bezeichnet wird als gesungen im
Ton 'Es geht ein frischer Sommer daher', dem sog. 'Schweizer TW1), wird
gleich dem sehr bekannten Liede von 1546 gegen Karl V. 'Ach Karle grofsmech-
tiger Man, Wie haß ein fpiel gefangen an, On not, jnn Deudfchen Landen1 *) auch,
und zwar von den Landsknechten auf dänischem Boden vorzugsweise, im 'Denn-
marcker* Ton gesungen sein und ist ohne Zweifel ursprünglich zu diesem Tone
gedichtet, d. i. zum Ton des Liedes von 1536 'von dem König auß Denmarck* :
Wer da flürmen vnd ßreyttm wil, der zicch dein König auß Dennmarck zu, er ftreytt
nach großen ehren, welches Lied alle deutsche Landsknechte in dänischen Diensten
gekannt und oft gesungen haben werden5). Diesem Liede, wie es um 1565
gesungen ward, ist in unserm Liede der Hauptinhalt von Str. 15 und die Zeile
17 4 entnommen; unser Lied berührt sich mit demselben ausserdem in Str. 12 i.
Unser Lied zeigt indessen besonders viele Anklänge an das, in der gleichen
fünfzeiligen Strophe, von Paul Speltacher von Hall, einem österreichischen Lands-
knechte des Andreas v. Brandis unter Castaldo, gedichtete Lied Vom zug auß
Siebenbürgen, wie es iezt im Iturm vor Lippa ergangen ilV 1551 (gedruckt zu
Nürnberg durch Valentin Neuber, s. Lil. Nr. 592), trotzdem dass die Situation
dort und hier sehr verschieden war ; s. u. die Noten zu 1 1— 6. 3 1— s. 8 4. 9 1— 1.
1) Den mixolydischen Schweitzer' Ton = 'Es geht ein frischer' etc. s. Lü. Kachtr. Nr. XXXI,
ders. Deutsches Lehen im Volkslied Nr. 6, Böhme Nr. 387. 401 (bei Erk-Böhme II 269. 282 die-
selbe Melodie als jonisch in G-dur durch Erhöhung der letzten Note der dritten Zeile F zu Fis).
2) 'Ain Lied für die landsknecht gemacht. Inn difen Kriegßleüffen, nützlich zußngen. Im
Dennmarcker, oder im Schweitzer Thon' (Lil. 526).
3) S. das bei Liliencron fehlende Lied unten im Anhang B unter II.
Den phrygischen 'Dennmarcker' Ton, auch nach den Anfangsworten des Liedes bezeichnet als
'Wer da (türmen vnd (breiten wil', s. Lil. Nachtr. Nr. XXI, Böhme Nr. 402, Erk-Böhme II 283.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Win. so Oöttinge». Phil.-hiit. Kl. N. F. Band 6, i. 6
42 HERMANN MÖLLER,
10*. 5. 12 5. 19*. 20 1—2. 23 4—5. 28 1. Das Siebenbürger Lied ist bezeichnet als
gesungen in dem Ton 'Was wöll wir aber heben an\ womit, wie ich glaube, der
'Lindenschmidton' gemeint ist *). Die deutschen Landsknechte in dänischen Diensten
werden das Siebenbürger Lied, soweit dieselben (wie jedenfalls der Dichter des
Falkenberger Liedes) es kannten, und das Falkenberger Lied in demselben Tone
gesungen haben. Möglich demnach, dass das Falkenberger Lied gleich dem Liede
'Ach Karle großmechtiger man* in den drei Tönen, dem 'Dennmarcker', 'Schweitzer*
und 'Lindenschmidton* (s. die Note) gesungen worden ist.
Der Druck, in dem das Falkenberger Lied erhalten, 4 Bl. 8°, ist, nach der
Angabe Bl. Aiiijr zum Schlüsse, von Andreas Schmidt in Magdeburg (ein Nach-
1) Die Zeile Was wall wir aber heben an, mit der unser wie das Siebenbürger Lied beginnt,
ist ein sehr geläufiger Liedanfang (s. Liliencron Nachtr. Nr. CV und vgl. dazu die bei Böhme im
Register der deutschen Texte und Melodien S. 831 aufgeführten Lieder dieses Anfangs), namentlich
für Lieder unsrer fünfzeiligen Strophenform, die bezeichnet sind als gesungen im Ton 'Es geht
ein frischer Sommer daher', oder im Weißbeckenton (mit dem nach Liliencrons sehr wahrschein-
licher Vermutung in der Note zu Nr. 322, Nachtr. Nr. XXXI. CVII, Deutsches Leben Nr. 6, welcher
Böhme S. 480 unten sich anschliesst, der Ton 'Es geht ein frischer Sommer daher' identisch ist),
ferner in 'des Lindenschmids Ton', oder endlich (das Siebenbürger Lied) im Ton 'Was wöll wir
aber heben an* (wobei wir absehn von der Melodie des Liedes vom 'geistlichen Ackermann',
Böhme Nr. 588), aber auch für Lieder mit 4-, 6-, 8- und 9-zeiliger Strophe. Der sechszeilige
Ton 'Was wöll wir aber heben an', der aus fünf zeiligem erwachsen ist, indem die fünfte Zeile eine
Wiederholung der vierten ist, ist die dorische Melodie des Kirchenliedes 'Eombt her zu mir, fpricht
gottes fon' (s. Lil. Nachtr. S. 91 f., Böhme 376, Erk-Böhme 246 a. Identisch ist ohne Zweifel der
sechszeilige Ton 'Nun wil ichs (wil ßch) aber heben an' der Lieder Lil. 576. 577 von 1548).
Liliencron vermutete (Nachtr. S. 90 unten f.), dass das Siebenbürger Lied von 1551 entweder nach
eben dieser selben dorischen Melodie, doch mit nur einmal gesungener vorletzter Zeile, gesungen
worden sei, oder dass 'dieselbe Tonangabe für zwei Melodien' vorkomme, dass nämlich ausser
dieser sechszeiligen Melodie noch eine der Melodien der Lieder fünfzeiligen Baues nach dem Lied-
anfange 'Was wöll wir aber heben an' benannt worden sei. Später hat Liliencron sich für das
erste entschieden, indem er (Deutsches Leben Nr. 13) sich Böhme (Nr. 375. 376) anschloss, der die
dorische Melodie des Kirchenliedes, fünf- und sechszeilig, für den vielgesungenen Lindenschmidton
hält. Mir ist diese Annahme, von der auch Erk 'nichts wissen wollte' (s. Erk-Böhme II S. 40), sehr
unsicher (ich bin weit eher geneigt, wie Liliencron früher, die in ein Exemplar des Liedes 'Ach
Karle großmechtiger man' im Germ. Museum unter der Ueberschrift 'Linden Schmid Thon' hand-
schriftlich eingetragene äolische Melodie (Lil. Nachtr. Nr. LIX, Erk-Böhme 246 b) für den echten
Lindenschmidton zu halten). Die Beziehungen, die zwischen unserm Falkenberger Liede von 1565
mit der Tonangabe 'Es geht ein frischer Sommer daher' und dem Siebenbürger von 1551 bestehn,
könnten darauf hindeuten, dass Liliencrons frühere zweite Alternative richtig, und zwar zunächst,
dass die Melodie dieses Liedes mit dem Tone 'Es geht ein frischer Sommer daher' identisch gewesen
sei; aber wahrscheinlicher ist es mir doch, dass mit der Melodie des Siebenbürger Liedes 'Was
wöll wir aber heben an' der 'Lindenschmidton' gemeint ist, sei es nun der ursprüngliche oder ein
sekundärer. Das Lied vom Lindenschmid begann in der älteren Fassung Uhland 139 B (Lil. 178 B,
Böhme 375, Erk-Böhme 246) eben mit den Worten: 'Was wölln wir lingn vnd heben an'. (Erk
hielt den Lindenschmidton für identisch mit dem Tone 'Es geht ein frischer Sommer daher'.)
Die fünfzeilige Strophenform des Störtebekertons, des Lindenschmidtons, der Weise 'von der
behemschen Schlacht', des 'Schweitzer' Tons, 'Dennmarcker' Tons, des Lilientons (s. u. den Anhang
B I) und noch anders benannter Töne, von welcher Böhme (S. 463) mehr als tausend Lieder kennt,
hat sich im Volksgesang fortgesetzt bis herab zum Liede 'Es steht ein Wirtshaus an der Lahn'.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 43
druck? daher die Fehler Str. 17 1 Deudtfchen statt Dennifchen, 16 » feltemar?).
Die Strophen sind abgesetzt, nicht gezählt, die Zeilen nicht abgesetzt. Exemplar
der Kgl. Bibl. in Berlin Ye 3906:
Ein fchön newe
Liedt, Von der Schlacht,
die König. May. aus Den-
nemarck, mit dem König
aufs Schweden ge-
than hat.
Im Thon, es gehet ein
Frifcher Sommer daher, etc.
1 Was wollen wir aber heben an, AjT
das bell das wir gelernet han,
Ein newes Liedt zu fingen,
wol von dem König aufs Dennemarck,
Hilff Gott das es jhme gelinge1).
2 Als man zalt taufent fflnffhundert Jar
ffinff vnd fechtzig die Jarzal war,
lft war vnd nicht erlogen2),
1) Im Siebenbürger Liede, dessen Str. 1 i-s = 1 1-3 unsers Liedes, lautet 1 4-5:
wol von dem zug ins Vngerland;
gott wöll, daß vns gelinge.
Bei der Eingangszeile I sind die Zeilen 3 (z. T. mit folgendem wol von in 4 und meist mit dem
Reim in 5 (ge)-linge) und 2 stehende Formeln. Vgl. Lil. 49 (von 1414, aber, wie überliefert, mit
den Eingangszeilen 1 — 2, erst aus dem 16. Jahrb.), 108 (von künig Lasla 1457, im 16. Jh. im
Lindenschmidton gesungen : Nun wil ich aber heben an das allerbe ft vnd das ich kany ich teils gar
frölich ßngen, mit dem Reim in 5 miffelinge), 178 B (das Lindenschmidlied in der älteren Fassung
Unland 139 B Was wollen wir ßngen vnd heben an hat Z. 2—3), ähnlich 206 B (5 got well daß
vns gelinge), 348 (1521, im Weißbeckenton, hat 1—3,4 wol von . . .), 372 (Pavierlied, 8 zeilig, hat
I und 3 als 1 — 2,3 wol von). 289 (Lied von Dam 1514 Wat willn wy aver heven an), 511 (1545),
578 (1548, in des Lindenschmids Ton) haben Z. 1 und 3 mit dem Reim {ge-t mis~)linge). Das
jüngere Lied Böhme 413 von 1580 hat als erste 3- (oder 3 Vi) zeilige Strophe nur die Zeilen 1—3.
Die gleichen Eingangszeilen begegnen auch in zahlreichen nicht historischen Liedern.
2) Stehende Formel, vgl. Lil. 415, 12. 418, 1 3 (beide Wien 1529). 481, 7. 535 (Ingoist.) 19.
536 (1546) 14. 615, 42 s, oben II 10 3. Andre stehende Wendungen und Ausdrücke in unserm Liede
sind: gedachte . . . in feinem ßnn 4 4, gedachten in jrem muth (ßnn) 25 1. 7 4. 13 4 (vgl. Tlacht in
feinem mut Lil. 178 (Lindenschmidlied) A 7 1. 549 (Leipzig 1547) 24 1, Kniphof dachte in fineme
ßnn 397, 81); 4 s (gedachte . . .,) wir würden für jme fliehen (vgl. Ingoist. 535, 2 6 (fr maint •. . .,)
wurd in . . . fliehen) ; 5 2 wie baldt ße . . . vornommen han (vgl. wie balde ße . . . vernam Störte-
bekerlied Lil. 44, 16 2) ; 7 2 fenlin Helfen ße fliegen (vgl. Kniphof lied 397, 35 2 er venlin hebben Je
loten flegen) ; 8 4 ein lantzknecht zu dem andern fprach (vgl. Lil. 550, 20 4 und s. 0. die Note zu
II 9 4 am Ende); das (mein) eddele (jhr eddels) blut 9i. 10 2. 17 2 (vgl. Lil. 86,2 2 Soest 1447,
194, 2 2); 9 5 mit ... wollen wir fechten (zu Ende der 5 zeiligen Strophe, ebenso Störtebeker 44, 13.
549.7); 11 1 in groffer noth (vgl. 435,6. 10 Lied von Juncker Baltzer, 456, 5 1 Münster 1534,
quemen in grote nod 185, 13. 216, 10 Ditmarschen 1600); ritterlichen ßrciten 11 5. 28 & (vgl. z. B,
6*
44 HERMANN MÖLLER,
do iJt das Deudtfche1) Kriegesuolck,
Dem Schweden entjegen gezogen.
3 König Friderich fo Hochgeborn,
hat vns einen Feldt Oberften aufserkorn '),
Daniel Rantzaw thet er lieh nennen,
Wir Deudtfchen Lantsknechte alzumal,
Wir thun jhne alle wol kennen.
4 Den zwentziglten Octobris es gefchach,
des Morgens als der tag anbrach3),
Bey Falckenburgk theten wir auffziehen,
da gedachte der Feindt in feinem finn,
Wir worden für jme fließen4).
Lil. 156 a 13, öfter ritterlich fechten, s. o. zu II 14 s), vgl. 10 5; (die) langen fpieß 14 2. 19 2. (vgl.
in Jörg Graffs Liedern Uhland 188,7. 189,1 um 1510, Lil. 292,8. 294,10 von 1515, 549,35);
14 5 preiß ehr vnd gut (gewöhnlich preis vnd ere oder bloss preis oder ehr mit dem Adj. groß oder
herabsetzend klein) gewinnen (öfter erwerben) ; 16 s (wol) zu derf eibigen ßunde (vgl. all zu den-
f eibigen ftunden Störtebeker Lil. 44, 15s); 175 (das thet ße) hart vordrie/fm im stehenden Reim
auf fchieffen (ebenso 379, 16 Bauernkrieg, 595, 15 Ulm 1552, ähnlich 548, 14 Leipzig 1547, vgl.
verdrof/en : (ge-, zerYfchoffen 379,13 Bauernkrieg, 415,13 Wien 1529, 549,36 Leipzig); 20 1 Es
wer et . . . (-halbe) ßundt (s. zu der Stelle), 16 1 eine kleine zeit (vgl. ein klene tydt 368, 7 i, Mailand
1521, danach nl. een corte tijd 456, 3 1 Münster 1534); 21 1 Älfo nam diefe /Macht ein endt
(Hildebr. 36, 20 i Älfo nam die Schlacht eyn endt Sievershausen 1553, etwas abweichend Lil. 615);
22 l groß vnd klein, s. o. zu II 10 4 ; windt, regen, kalten fihne 23 4 (s. d.) ; das Bild vom Tanze
27 4.5, vgl. z. B. Lil. 456, 9 4.5. 537, 27 4.5, oben S. 35 Note 2 zu II 23 4.5; 28 1 (s. d.); ebenso alle
Zeilen der Schlussstrophe.
1) So gesagt vom Standpunkte des deutschen Landsknechts aus, oder ist Deudtfche Fehler
für Den(n)ifche? vgl. den Fehler 17 l. — Betreffend den deutschen Bestandteil des dänischen Heeres
8. König Friedrichs Bericht an den Rat von Lübeck vom 27. Oktober (Nyt historisk Tidsskrift
IV, Kbh. 1852, S. 189): 4. . . vnnfer Veldt Oberfter mit vnnferm Kriegs Volck welches Inn alles
14 Schwacher Fendlein Deutfcher, vnnd darüber noch 6 Fendleinn vnfer Inlendifchenn Juttifchenn
Knecht, dabey 6 Gefchwader Reitter, halb deutfeh, vnnd halb dennifch, nebenn einer Maus Fahnenn,
vnd Stalbubenn Fahnenn, gewefenn . . .'
2) Vgl. Str. 2 des Siebenbürger Liedes:
Der römifch könig fo hoch geborn
hat vns ein oberften außerkorn,
herr Andre von Brandis mit namen, . . .
3) Vgl. Daniel Ranzaus Bericht an den König vom 21. Okt. aus dem 'Feldt Lager bey der
Wallladt zu Afterdt' (Nyt histor. Tidssk. IV 190 ff.), Friedrichs II (ebd. 189 'Sonnabendts den 20
dis Monats . . .'), Bericht des P. Bilde (Bille) vom 24. Okt. (Dansk. Magaz. • Rakke, II 87),
Gylden8TJ. (ed. Rördam Mon. II 320: 'saare tidligen om morgenen langt far dag, som vaar den 20
dag Octobris'). (Resen S. 136 hat unrichtig den 18. Oct.). Zum folgenden vgl. Tidander, Slaget
vid Axtorna (Halmstad 1888) S. 12 ff., Moltke S. 78 ff.
4) Druck fliegen. Vgl. Ranzau 191 unten: 'derhalb ich dann die Renne Fhane, vnnd die
Hacken fchützen , . . zum Hauffen befördern lauen, Wie folchs der vheindt erfehen, hatt er gemeint,
wir wolten gantz vnnd gar fluchtig abziehen . . .' Vgl. unten zu 25 6.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 4B
5 Vnfer Vordrapff fatzten vornen an,
wie baldt iie die Feinde vornommen han1),
Die zeitung tbeten Iie vns bringen,
jhr lieben Lantzknechte feidt wolgemuth 8),
einen Reyen m&ffen wir heute fpringen.
6 Wir zogen gar eine kleine Meil, Aijr
vnfer Schlachtordnung8) war gemachet in eil,
Das thue ich warlich fingen,
da hört man die Schwedischen Kugeln grofs,
Wol in der lufft her fchwingen4).
7 Der Schweden war eine groffe fchar,
viertzig Fenlin lieffen fie fliegen dar,
Darzu fiebentzehen Reuters fanen5),
1) Ranzau 191 : 'Als nhun bey einem dorff After genandt (= Axtorna), beide vnnfere vnnd
der vheindt vorwardt ein ander anfichtig gewordenn, . . .'
2) Vgl. Gyldenstj. 320 (vom 18. Okt.): 'der band nu . . . finge Kundskab, at di Suenske
. . . vaar da icke langt derfra, da bleffue de alle glade, baade Danske och Tydske, . . .'
3) Schlachtung Druck. Schlachtordnung kann sehr wohl mit Auflösung xuu gesungen sein,
wie dasselbe Wort z. B. im Siebenbürger Liede 27 4 fchldchtordnung ytdn, wenn gesungen nach
Liliencrons (s. o. S. 41 f.) Notierung XXXI, B (x u ^ — , dagegen nach der Notierung Axxxx). Oder
ist gesungen zweisilbig Schlachtordt, wio in Lil. 579 = Hildebrand 33 (1549), 15 s = mnd. stach-
orde (Oldenb. Chrön., s. Mnd. Wb.), vgl. DWb. 9, 251 ; oder Ordnung (wie im Pavierlied Lil. 372
Die lantzknecht machten ir Ordnung fest 10 1 ; im Dennmarcker Liede 1536, 8. u. Anhang B II, 7 2;
im Liede von Sievershausen Lil. 615 Wir hielten gut Ordnung, das iß war (dagegen in der Fassung
bei Hildebrand 36 fchlachtordnung) 29 1) ?
4) Ranzau 191 : 'Vnd hatt fich der Handell biß vmb zehen Vhre verweillet, das nichts anders,
als gar geringe Scharmutzell geplogen findt worden. Wie aber der Schwede mitt aller feiner
gewaldt vann einem Hohen Berge, vnnd durch einn Holtz herunder gezogen, auch fein Veldtgefchütz
vff alle Höge vmbherr hatt bringen lalTenn, vnnd hefftig In vnns gefchoflen, . . .' (Mart. Helsing,
Eriks XIV. Sekretär), Vera et brevis eorum narratio, quse . . . inter Suecos <fc Danos . . . gesta
sunt. Anno MDLXV, p. Eiij: 'coeptum eft machinis in oportuno monticulo collocatis vehementer in
hoftem iaculari'. (Ueber diese Schrift vgl. Rördam Mon. II 1 19).
5) Vgl. König Friedrich 189: *. . . des Schwedifchenn Fues Volcks 36 Fendlein vnnd 17
Gefchwader Reiter, darunter 4 deutfcher Fahnenn gewefen, Welchs dann die Victorj auch vmb
fouil rumblicher vnnd anfehnlicher macht'. Daniel Ranzau berichtet am 25. Okt. an Friedrich II.
(Danske Magazin 8 Rsekke, II 94) über die schwedische Streitmacht nach Angabe des (gefangenen
schwedischen Oberstwachtmeisters) 'Her Clawes Agßen, das fie in die 24000 Man fterck gewefen'.
Andre Angaben s. Westling S. 111 Note 6. Im dänischen Falkenberger Lied (Den Rette Historie,
om det merckelig Slag oc Seiruinding . . . for Falckenbierg vdi Halland, Den 20. Octobris, Anno
1565, Prentet i Kiabenhaffn, Äff Matz Vingaard. 1581. (128 4 zeil. Strophen, gewiss nicht vom
Humanisten Glad, s. o. S. 7 Note 2, wie Rördam, DBL. 6, 92 annimmt), Ex. der Kgl. Bibl., Hjelm-
stjernes Saml. 3092, 8°) heisst es:
(20) EN grusom Hob wi bleffue der var,
Som ieg vel sige torde:
Der fl»y en Fennick, for huert det Aar,
Som Christus leffde paa jorde.
Men
46 HERMANN MÖLLER,
lie gedachten alle in jhrem muth,
vns Deudtfchen zu erfchlagen l).
8 Herr2) Dennemarck vnfer Vqldtgefchrey,
hilff vns Gott die Lofung dabey,
Die theten fie vns geben,
ein Lantzknecht zu dem andern fprach9),
Es wil koften Leib vnd Leben.
9 Daniel Rantzaw das viel Eddele Blut,
er fach an die Deudtfchen Lantzknechte gut4),
Zu jhnen thet er fprechen5),
jhr lieben Lantzknechte feidt wolgemuth6),
mit dem Schweden wollen wir fechten.
10 Ich wil auff fetzen Leib ehr vnd gut,
darzu mein viel Eddele blut,
Vnd auch mein Junges leben7),
(21) MEn sexten vaare de Faner bold,
De Rytter sloge vd saa vide : . . .
Dagegen von der dänischen Streitmacht:
(26) VOre Fennicker sutten, vore Fanner siu,
Det vaar den mact wi haffde:
Men Christus vaar selif for andre sin,
Oc andre Srtten tillagde.
1) S. u. zu 25 5.
2) = her, fürs Deutsche = 'huc', zugleich vielleicht fürs Dänische = 'hie'.
3) Diese in Landsknechtliedern sehr häufig vorkommende Zeile (vgl. oben zu II 9 4 zu Ende
der Note) auch im Siebenbürger Liede in der 4. Zeile, Str. 4.
4) Vgl. im Siebenbürger Liede vom Obersten (s. o. zu 3 2) Str. 3 1-2 :
Herr Andrea das edel blut
nam an die frommen landsknecht gut . . .
5) Gyldenstj. 321: 'Daniel Kandtzou red ... tili alt sit Krigsfolch, baade Danske och
Tydske, och . . . bad dennem saa frimodeligen stride, . . . Och vaar det saa, at de nu erligen ville
holde sig, ... da vaar det dennem och alle deris barn en seuig aere . . .' (Danach Resen 136.)
Das dänische Falkenberger Lied legt dem Daniel Ranzau Str. 32 ff. eine lange (anfangs Str.
32—4 indirekte, darauf in 13 Strophen 36 — 47 direkte) Rede in den Mund. Darin
(43) 4I See men til i Danske mend,
Der til i Tydske bolde:
Fattig oc Rig, baad Ilerre oc Suend,
At huer sig ret kand holde . . .'
G) Zu 5 4 = 9 4 vgl. in Karls V. Rede zu Ingolstadt auf der Schanze 1547 Seint woigemät,
ir landsknecht gut Lil. 535,5 (vgl. auch 7 2 ff.) und in demselben Ton (und mit demselben Anfang
1 1-3) wie unser Lied in entsprechender Strophenzeile, Lil. 348 (1521) ir frummen lanehnecht, feit
unverzagt 13 4.
7) Vgl. im dänischen Falkenberger Lied:
(49) FElt Qffuersten vaar en vnger Mand,
Oc Daniel mon hand hede:
En Randzow, fad i Ilolstenland,
Som sig saa aerlig tede.
(Daniel Ranzau, geb. 1529, war 36 Jahre alt).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 47
wir wollen ob Gott wil diefen tag,
nach Ritterlichen Ehren ftreben !).
11 Wir ftnnden dar in groffer noth,
wir rafften alle zu vnferm Gott, AijT
der wolle vns liehen zur feiten,
Er wolle vns mit feiner Engelifchen fchar,
gantz ritterlichen helffen ftreiten.
12 Wir fielen nider auff vnfer Kney2),
hilff vns Gott von hinnen frey,
Nach deinem wo] gefallen,
wir wollen dich Gott von Himmel hoch,
loben mit groffem fchalle8).
13 Die Schwedifchen Reuter rückten heran4),
den Windt wolten fie zum vorteil han5),
mit jhren Schwedifchen knechten,
Sie gedachten alle in jhrem finn,
vns zuerfchieffen vnd zurftechen.
1) Vgl. im Siebenb. Liede, ebenfalls in 5. Zeile, 11 (unfer oberßer . . ., er fchrei : her, her, ir
lieben landsknecht), nach ehren wöll wir ßreben.
2) Gyldenstj. 321 : 'Dermed giorde de alle 3 gange knefald, och bade saa Gud allermectigste
om en lycksalig Seyervinding*. (Danach Rescn 13»> unten.) Eric Jöransson Teget,, Konung Erics
den XlV.des Historia (Utg. af A. A. von Stiernman, Stockh. 1751) S. 211 unten: 'och som fien-
deme (die Dänen) det sago, föllo de ned pä knä, och giorde deras bön tu Gud, bedjandes, at han
wille giöra dem hielp och biständ emot den störe mackt de emot sig hade. Hwilket när de Swenske
se fingo, stalte de sig fast öfwerdadeligare, och oförnufteligen ropandes, saledes: Si na tiggia
Jutarne nad, och bedia taga sig til fängar . . .'
3) Vgl (ebenfalls in Zeile 5) Siebenb. Lied 37 und lobten gott mit fchallen.
4) Die schwedische Reiterei am rechten schwedischen Flügel begann den Angriff. Helsing
EijT : 'A dextra parte equites, . . .' Eiij* unten f. : (MüTse funt primo quinque turmae magno impetu
in hoftem, ita vt prius confligere cum eo coeperint, quam peditatus fubfequeretur'.
5) Es wehte stark aus Südwesten (Hübertz, Nyt hist. Tidsskr. IV 192, Note). Die Schweden
machten eine Bewegung um den Wind in den Rücken zu bekommen. Ranzau 192: 'nach dem des
tags ein großer windt gewefen, hatt er (ich auch vnterftanden, vnns den Windt, welcher ein groß
Vortheill, zu nehmen. Dem vorzukommen, hab ich meinn Regiment Knecht neben dreien gefchwade
Reutternn Ime solchs zu wehren verordnet, Worauß ehr abermall mehr Hoffnung gefchöpfft, wir
wurdenn mitt vnnfern Hauffen flüchtig abziehen, dardurch er feinen Vortheill auch vbergebenn, vnnd
mit gewaldt In vnnfer Vortheill zu vnns gerucket, vnnd habenn fo Im Namen Gottes vmb zwelff
vhrenn vff denn Mittag an ein ander getroffen'. Ens 137: lVehemens tum flabat ventus, quem ut
adversum Dani haberent, Suecorum dux in omnes occasiones intentus speculabatur'. Etwas anders
nach den dänischen Berichten : Gyldenstj. 323 unten : 'med det ferste de Suenske komme dragendis,
da haffde de baade en stör regn och veyret med sig; men strax som drebningen gielde skulde, da
vendis veyret, saa at de Danske finge baade veyret och regnen meg sig' (danach Resen 137). Dan.
Falkenberger Lied:
(53) DEr blaeste den Dag it Veir saa sterck,
Oc off all mest til skade :
Men nu der wi skulde pnrfftie vort verck,
Da vendis det off til bade.
48 HEBMANN MÖLLER,
14 Vnfer Hauptleute ftunden vorne an1),
die langen Spiefs fie in die Hende namen,
Sie fprachen alle mit Pinnen,
nun wollen wir heute dielen tag,
Preifs ebr vnd gut gewinnen.
15 Der Profofs der fuhrt die Schützen an8),
die fchoffen fo mannichen (toltzen Man,
Sie fchoffen alle zu gleiche,
wol vnter die Schwedifchen Reuter gut,
Von Hundt an müden fie weichen*).
16 Es weret gar eine kleine zeit,
do4) erhub fich ein feltzmer5) Areit,
wol zu | derfelbigen Hunde, Aiijr
Da wardt fo mannicher ftoltzer Helt,
Bifs in den Todt vorwundet6).
1) Die des Ranzauschen Regiments, das vor dem Regiment von Holles auf dem rechten
Flügel stand.
2) Diese standen vor dem Fussvolk am rechten dänischen Flügel.
3) Vgl. Ranzau 192: '. . . vnnd hatt der Liebe gott, vff Aunfer feiten das glück gegebene,
das ftrax nach dem Erften treffen die Schwedifchen beiden Reuttern vnnd Knecht die flucht
gegebenn' ...
Schützen in 1 und fchoffen in 2 sowie die Zeilen 3 — 5 und die Zeile 17 4 sind dem Denn-
mareker Lied (s. u. Anhang B II) Str. 5 entnommen in der Form, in welcher dieses Lied um 1565
von deutschen Landsknechten in dänischen Diensten gesungen wurde.
4) Unsicher nach Boltes Angabe ob da oder do zu lesen. Für den Text ist hier gewiss do
das richtige, vgl. 2 4, wenngleich der Druck eher da gehabt haben mag.
5) feitzmar Druck. Zu fingen do erhub \ fich . . . Oder ist gesungen do erhub fich | Hn
feltzämer \ ßriit ? Der Setzer, dem die Form feltzmer (neben feltzner die gewöhnliche Form, s. DWb.
10, 548 ff.) geläufig gewesen sein wird, körnte -mar gesetzt haben wegen des a in -amer seiner Vorlage.
G) Ranzau 192 : 'Als aber die (Druck die die) nachjaget etwann weit geweret, vnnd die menge
der feindt fo groß gewefen, . . . Haben fich die Schwedilchenn Reuttern widderumb gefamblet, . . .
Endlich aber haben das Schwedifche fuß vo Ick, vnnd die Rcutter meine Knechte, der maßen vmb-
zogen, vnnd vmbringet das da fie nicht vann der Renne Fahnen vnnd Tornawen entfetzet, wehre
Ihrs gekeins nicht daruann kommen, . . .' Vgl. Gyldenstj. 323 (danach Resen 137) : 'der med
fulde de (de Suenske) och alle paa Jargen van ilollis Knecte, saa at de da kom vdj n*d . . .'
Hunds Reimchronik 182:
Lyckcn war medh oss sä blidhe
En liten stundh pä wären sidhe,
Theres knechter moste för oss wijke . . .
Nach Ranzaus Listen der gefallenen und verwundeten Adeligen und Offiziere (D. Mag. s II 97)
wurden vom Fussvolk der Oberst des Ranzauschen Regiments Jochim Platow und der Hauptmann
Valentin Manstein verwundet, Ranzaus Leutnant Marx von Rostock tütlich verwundet, die Profossen
Matz N. [so] und Hans von Zwickau beide schwer verwundet, während der Hauptmann Caspar König
und des Obersten Streckfuss1 Leutnant Jobst Schalck fielen. Welche von diesen und andern in
Ranzaus Verlustlisten aufgeführten aber in dem in Str. 16 dargestellten Moment der Schlacht die
Wunde empfingen, ist uns nicht überliefert: es werden aber nach unserm Liede und dem was wir
sonst wissen zu schliessen die meisten gewesen sein.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 49
17 Die Deudtfchen vnd Dewtfchen1) Reuter gut,
fie wägeten alle jhr Eddeis bludt,
Sie theten alle wol fchieffen,
wol vnter die Schwedifchen Reuterlein,
Das thet fie hart vordrieffen.
18 Die Eddeln Rittmeifter alfo gut,
fie hatten all einen frifchen muth,
Mit jhren Reutern ftoltze,
fie fetzten mit vns 2) widerumb an,
Gar hart vor dem Eichen Holtze3).
19 Wir Deudtfchen Lantzknecht alle fampt,
die langen Spiefs namen wir zu handt,
Vnd theten alle fprechen,
Stechet drein fleckt drein jhr fromme Lantzknecht4),
wol vnter die Schwedifchen knechte.
1) Die in Ranzaus Bericht angeführten, von ihm dem Fussvolk zu Hülfe gesandten Fahnen,
die Rennfahne unter Peter Gyldenstjerne und die dänische Hoffahne unter Tomow. Vgl. Gyldenstj,
323 (Resen 137): '. . . kom vdj nerd, tili saa lenge at den danske drenge fane och nogle andre
danske Ryttere komme denneni tili vndsettning\ Hunds Reimchr. Iö3:
Theres Drenge Fhane kom tha med hast
Och satte in pä wäre fast,
Thet manligeste som the künde . . .
Die Reihenfolge (der Druck hat Die Deudtfchen vnd Deudtfchen) ist hier durch das Metrum
bestimmt. Die gleiche Zusammenstellung im dänischen Falkenberger Liede 106 2 Baade Dansk oc
Tydsk de bolde und auf zwei Zeilen verteilt 43 1.2 in Ranzaus Rede i Danske tuend, Der til %
Tydske bolde, 23 1.2 det erlige Danske blöd, Oc erlige lydske deslige; bei Axel Gyldenstjerne oft
baade Danske och Tydske] bei A. S. Vedel, Rer. bella Svetico gestar. narratio succincta (RörcL
Mon. II) 173 (pugna ad Falkenburgam . . . illustri) Danis atque Germanis (cedente victoria).
2) Die Reiterei mit uns, dem Fussvolk. Von dem gleichzeitigen Reiterkampf am linken Flügel
hat der deutsche Landsknecht nichts gesehen.
3) Von diesem Holz ist zu diesem Moment der Schlacht meines Wissens in keinem sonstigen
Bericht die Rede. Nach Ranzau waren die Schweden 'durch einn Iloltz herunder gezogen' (s. o. zu
64), und später nach der Verfolgung lagen nach ihm schwedische Leichen 'in den Holtzungen'
(s. u. zu 20 4). Nach Gyldenstj. 323 (danach Resen) flohen die Schweden später (20 4) 'ad skoffuen',
und das dän. Falkenb. Lied redet später Str. 102 (s. u. zu 23 s) von 'Skoue oc Moser', die die
weitere Verfolgung hinderten.
4) Druck Stechet drein jhr fromme Lantzknechte, zu singen Stechet drein, ßecht driin, jhr
fromme Lantzknecht(e) : Versmass und Melodie verlangen die Doppelsetzung des Zurufs, vgl. Lil. 372
(Pavia 1525) 15 ßecht drein, ßecht drein, ir frummen lantzkneclU, ebd. 12 fchieß drein, fchieß drein
ir frumme lantzknecht; 289 (Dam 1514) 4 je (de lantzknecht) fpreken all: ßick dodt, ßick dodt
(dieser selbe Zuruf öfter, hd. ßich tod, ßich tod) ; 494 (Geldr. Schlacht) 10 4 flath dodt, ßekt dodt,
gi framen landsknecht{e) (dänisch in der Lustigen Historie 173 //a thiel, fla ihiet); 623 (1554) 22
Hecht nach, ziecht nach, ir landsknecht gut; 535 (Ingoist. 1546) 4 fcheuß her, fcheuß her. Der ein-
fache Zuruf her muss zur Gewinnung der metrischen Form x x x x viermal gesetzt werden her her
her her, so Hildebr. 18 Lil. 379 (der Frenckifchen Bauren krieg 1525) 12 1 Sie /ehrten al her her
her her (danach im Liede von Fünen 1535 fe fchrieden al her her her her, 8. Anhang B I 3 4);
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wiw. sa Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,1. 7
50 HERMANN MÖLLER,
20 Es weret kaum drittehalbe Hundt,
da wardt fo mancher ftoltzer Helt vorwundt1),
Das muf8 ich warlich fagen,
wir jageten fie*) durch die Morlt hin durch,
Irer viel wurden da erfchlagen 3).
21 Alfo nam diefe Schlacht ein endt,
die Sehlen befehlen wir Gott in feine | hendt, AiijT
Gott wollen wir alle preifen,
der vns mit feiner Engel fchar,
feine hiilff4) thet be weifen.
22 Acht vnd viertzig ftücke grofs vnd klein5),
fandt man ftahn auff derfelbigen Heidw6),
verstärkt wolher, doppelt gesetzt: Lil. 361 (Bicocca 1522) 6 die lantzknecht theten /chreien: wol
her, wol her-, 418 (Wien 1528) wolher, wolher ir frommen landsknecht] 566 (Slachtinge vor Bremen
1547) 1 Wolher, wolher . ..gi landsknecht wolgedan (vgl. Hildebr. Volksl. S. 109 zur Stelle in Nr. 18).
Wegen des Schlusses lantzknecht vgl. neben den angeführten Stellen des Pavierliedes 372 und
des Wiener Liedes 418, im Siebenbürger Liede 592 in entsprechender Strophenzeile 11 4 er /ehret:
her her, ir lieben landsknicht, 42 4 frommer landskneeht : die Lesart -knechte an unsrer Stelle würde
ausserdem den Reim /prechen : knechte in 3.5 (vgl. 9 3.5. 13 3.5) stören.
1) Nunmehr auf schwedischer Seite. — Zeile 1-2 gehn zurück auf das Lied von der Frenck.
Bauren krieg 1525, Hildebr. 18 Lil. 379, 13 1.2 Das werd bis auff die dritte ßund, do mancher
Bawr ward hart verwunt; aus diesen beiden Zeilen des Liedes von 1525 sind unmittelbar hervor-
gegangen im Liede von Pechlin 1526 Hildebr. 20 Lil. 398 Str. 49 4 Bat warde nicht eyn halue ßund,
Fechlin wart {dorch den hajß ghe/chaten), Str. 52 1. 4 Dat durde went an de der de ßundt, . . . ft
worden ghef lagen vnd fer ghewundt; im Liede von Fünen 1535 Str. 4 1.2 (s. u. Anhang B I); im
Siebenbürger Liede Str. 13 1. 2 Der ßurm wert biß in die vierte ßund, ward mancher Turk gar
/ehr verwandt . . .
2) Vgl. Ranzau- 193 : '. . ., das der vheindt die Walftedt flüchtig verlaffen' ; Gyldenstj. 323 :
'saa at de da allesammens maatte ramme äff mareken, wden de som slagen bleff', und gleich darauf
'da rende de strax ad skoffuen saa fast som de andre9; Tegel 212: 'derföre malte dS Knecktarne
ßfwergifwa de Danfkes Wagnborg och Skytt, fom de intagit hade, och famt med Ryttarne wika til
rygga och taga flyckten' ; dän. Falkenb. Lied 101 2: (huer tog til at rende: Der rende baad
Staffle, oc spor oc suerd, ... 1144 Der wi vore Fiender jaget'. Resen 138 'forfulde oc jagtede*
(s. folgende Note).
3) Vgl. Ranzau D. M. * R. 2, 93 : 'vnd fein Ihrer (der todten) In die 3000, fo man hat finden
können, ahne was In den Holtzungen, klippen vnd Moralthen geblieben'. D&n. Falkenbebqeb.
Lied 105:
DEr siunckit sig mange hen in den Aa,
Oc mange i Moser mon bliffue . . .
Resen 138: 'De Danske, som forfulde oc jagtede efter de Svenske fandt oc paa Veyen mange äff
dennem, som hafde dronet oc forrent sig i den störe Aae oc hosliggende Kiaer oc Moratz\
4) Gesungen /eint hiilff (wohl nicht /ein hülffe).
5) Ebenso nach dem Bericht Ranzaus 193 ('Sein gefchütze, welchs In die 48 ftücke kleinn
vnnd groß findt, vann den vnfern bekommen') und P. Bildes (vom 24. Okt. D. M. • R. 2, 87 : 'och
beholtt feltt fkatthenn, Som Er tyll Höbe Enn xlviij focker bode ftuortt och fmatth'). Gyldenstj.
824 hat die runde Zahl 50 ('Och strax om Morgenen funde de Danske der paa Pladxen 50 Kaaber-
8tycker'); Resen 138 hat unrichtig 38, 'störe oc smaa\
6) (der Falkenberger Heide.) Druck Hcidt, Reim klein : Hei(d)n.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 61
Sechs taufent Man erfchlagen l),
vnfer Oberfter hat fie alleznmal,
Auff der Walftadt laffen begraben2).
23 Es wardt baldt finfter vnde8) fpat,
die nacht vns vbereilen that,
Das Leger theten wir pflegen4),
den Windt den Regen den kalten Sehne,
müden wir frommen Lantzknechte dragen5).
1) Vgl. dän. Falkenb. Lied 104 SEx Tusind Suenske bleff paa den sUd (106 AF vorig bleff
ved Femhundrede mend, Baade Dansk oc Tydsk de holde). Vielleicht ist aber an unsrer Stelle,
ebenso wie in Hunds Reimchr. 18G (Sextusen vcore (he icäll i föllie, Som ther gofftee op sin Andet
Swenske och Danske badhe tw8 ; Men fijenderne behulie platzen ihä), gemeint 6000 zusammen auf
beiden Seiten, was der Wahrheit näher kommen würde. Ranzau 193 meldet Sann den vheinden weitt
vber 3000 vff der Wallftedt geblieben. Vff vnnfer leiten . . . vber die 300' (nach ihm Vedel 188), vgl.
die folgende Note; P. Bilde, Hclsing, Ens, Tegel haben 4000, Stockholmer dän. Chronik, nach Auf-
zeichnungen eines Deutschen (ed. Birket Smith, Danske Samlinger 3R. 2,192) und Resen 5000 tote.
Vgl. Westling 112 Note 1, Vaupoll 98.
2) Ranzau D. M. * R. 2, 93 (d. 25. Okt.) : 'Dieße vorgangene zwei tage habe ich angefangen
die todten, fo vif der Wbalftadt geblieben, begraben zu laffenn, vnd fein Ihrer In die 3000 . . .'
(s. o. zu 20 5). Gyldenstj. 824. Resen 138. Dan. Falkenb. Lied 119:
Wy bleffue der paa den samme sted,
Vore dflde wi komme til jorde:
De Suenske wi oc lod samle met,
Oc dennem det samme giorde.
3) vnd Druck.
4) Ranzau datiert d. 21. Oct. (s. o. zu 4 2) und noch d. 26. Oct. (D.M. »2,94) «Feldt Lager
bey der Walftadt zu Aftcrdt\ Helsing Fij* 'Interea nox fuperuenit, . . . Höftes (die Dänen) igitur
. . . non multum noftros perlecuti funt. Cumque nullum cuadendi locum haberent, fi difpergerentur,
coacti funt eo in loco, vbi pugnatum eil, caftrametari'. Danach Tegel 213: 'efter de ingen lägenhet
hade til at vndkomma, lagrade de sig pa samma plats, som slaget stSdt bade1. Dän. Falkenb. Lied :
(102) DEt vaar det sidste der wi dem saa,
Thi Natten vild offner off volde:
Oc Skoue oc Moser der for oll' laa,
Saa neddes wi til at holde. . . .
(115) DEr Natten kom nu driffuend paa,
Biest vor Tromet til lige:
Saa lod wi strax da äff at slaa,
Off bürde ey lenger at stride.
5) Formelhafte Ausdrücke. (Vgl. fchne regen wind Jörg Graffs Ordenslied der Landsknechte,
Unland 188, 3, Der winter vnd der kalte fchne, Tonangabe, Anfang eines Reuterliedes). Wenngleich
die Angaben uusers Liedes im allgemeinen so richtig sind, als die Tatsachen einem Landsknecht
als Teilnehmer der Schlacht bekannt sein konnten, braucht es also doch nicht wirklich geschneit
zu haben. Vgl. Siebenbürger Lied 592, 33 4 (. . . den tiefen fchnee\ 48 (. . . muften wir tragen),
18 s (mußen die frommen landsknecht gut . . .). Der Dichter hat an unsrer Stelle wol im Reim die
Form nd. dregen gebraucht.
7*
52 HERMANN MÖLLER,
24 Wir lagen bifs auff den neunden tag1),
gar manchen ftoltzen Ritter man todt liegen fach,
Ich kan fie all nicht nennen,
etliche aber Gefangen waren,
die theten fie alle wol kennen.
25 Die Schweden gedachten in jrem mnth,
die Hende zn waffchen in der Deudtfchen blut2),
Die Ritter die theten fagen,
Ihrer weren fönff an einen man,
Sie wolten vns zurtreten und zurfchlagen 8).
26 Das Spiel das hat fich vmb gekerdt,
Gott hat vns das gelfick befcherdt,
Das wir das feldt haben gelwnnnen,
Elff Angen hatten fie aufsgewurffen, Aiiijr
Zwölfte theten vns darauff kommen.
27 Ihr Schwedifchen Reuter alle fampt,
zieht heim nach ewrem Schwedifchen Landt,
Die zeitung die thut bringen,
1) 20.— 28. Okt. Stockholmer dän. Chron. (8. o. zu 22 s): '28 Octob. Droge kon. maij. krigs
folck fraa walstedenn til Falckennbierg'. Resen 188 unten: 'flog der paa ny deris Leyer, oc blefye
der ftille liggendiß, oc forventede otte gandfke Dage oc Neetter, ... da droge de der fra den 28.
Octobris ... til Falckenberg . . .'
2) in der Deudtfchen blut ist als formelhaft (daher es hier nicht der Denen heissen konnte)
herübergenommen aus dem Magdeburger Liede von 1551 (im selben Ton) Lil. 589, 1 4 er (der
bapß) badt ßch in der Deutfchen blut.
3) Gyldenstj. 321 unten f. : 'den Suenske feltherre . . . loed strax omblaese iblant alle hans
Krigsfolch, ... de vaare vel ellers saa mange, at de aldelis ville nedtrode dennem vnder deris
hestis fedder'. Danach Resen 137: 'Den Svenfke Feldt-Ofverfle Jacob Hendrichfen [Hestesko]
actede ringe oc fpottelig der om, loed ocfaa ftrax omblsefe udi Leyeren, at . . . de Danfke vare
kun en ringe hob, oc de vare faa mange, at de vilde trade dennem under Hefte-Ffddenie'. Dan«
Falkenb. Lied 21 3 ff. :
De Suenske sig megit Hofferdig holt,
Deris Heste motte Dantze oc skryde.
22 DE lode sig tycke, vnder Heste been,
At künde de Danske leg «de:
Thi vore haffde saa en ringe anseen,
Oc siuntis at ey torde mede.
23 DOg haffuer det erlige Danske blöd,
Oc erlige Tydske deslige:
Sig icke forferdet for sligt it mod,
Som Suensken vist äff at sige.
Hunds Reimchronik 180:
War öffwerste war i hogen stoor, . . .
6 Ther äff hade wij lithen b&the.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 53
das jhr feidt zu dem Dantze geweft,
den Vorreyen habt erft gefprungen *).
28 Wir bitten Gott im höchften Thron1),
darzu feinen liebelten Son,
Der wolte vns liehen zur feiten,
das wir mögen mit vnfern Feinden3),
Allezeit Ritterlichen ftreiten.
29 Der vns difs newe Liedtlein fang,
Baltzer von Giehten ift ers genandt,
Er hats gar wol gefungen,
Er drincket viel lieber den külen Wein,
Denn Waffer aus dem Brunnen, etc.
F I N I S.
Gedruckt zu Magdeburg,
durch Andreas Schmidt.
1) Das in den Landsknechtsliedern sehr beliebte Bild vom Tanze (vgl. 5 5, oben zu II 9 6)
kehrt auch im dän. Falkenberger Liede wieder (57 3. 104 2).
2) Ebenso wie im Siebenbürger Liede (592) als Eingangszeile der Str. 29. 39 steht die Ein-
gangszeile hier formelhaft, anders als im Halmstader Liede (s. o. S. 9).
3) Zu singen und zu lesen wol das wir mit vnfern Feinden mügn . . .
i
54 HERMANN MÖLLER,
Anhang A..
Eine hochdeutsche Reimzeitung aus dem nordischen 7jähr. Kriege.
Emil Weller, Annalen der Poetischen National-Litteratur der Deutschen im XVI. und XVII.
Jahrhundert (Freiburg im Breisgau 1862) Bd. I S. 70 verzeichnet als in Zürich befindlich eine
'Newe Zeittung, Von der . . . Schlacht, fo newlich zwifchen dem König in Denmarck vnd Schweden,
zft wafler gehalten worden. M. D. LXV1I. 4 Bl. 4 V Die von Weller mitgeteilten beiden ersten
Zeilen :
VOn krieg, von blüt vnd groffem mordt,
Wird gefagt vil an manchem ort.
welche zeigen, dass die 'Newe Zeittung' gereimt war, genügen auch um zu zeigen, dass es sich
nicht um einen im Stil des historischen Volksliedes abgefassten Bericht eines Teilnehmers handelt
Das von Weller gekannte Exemplar des Drucks befindet sich in der Züricher Stadtbibliothek, als
Blatt 115—118 eingeheftet in einen Sammelband in 4° (Mscr. F 17) mit dem handschriftlichen
Titel : 'Der f&chft theil difer bftcheren. Was Geh fürnemlich vom 64 Jar biß vff das 69 iar . . .
zugetragen'. Ich habe diesen Band hier in Kopenhagen auf der Königlichen Bibliothek benutzen
dürfen, wofür ich hier der Verwaltung der Züricher Stadtbibliothek meinen herzlichsten Dank
ausspreche.
Wenngleich eine Reimzeitung wie die vorliegende, ohne parteiische Färbung, aber auch mit
geringerer, erst aus zweiter oder dritter Hand geschöpfter Kenntnis der Dinge, an sich nicht das
Interesse bieten kann, wie der ob auch parteiisch gefärbte Bericht eines Teilnehmers, und auch
poetisch einen noch geringeren Wert hat als die meisten der Landsknechtlieder, so gebe ich doch
diese Keimzeitung aus dem nordischen Kriege in diesem Anhang heraus, teils schon aus dem
Grunde, weil sie mir gerade zu Gebote steht und ich durch die Herausgebung einem Nachfolger
die Mühe, die ich selbst gehabt habe, erspare, teils auch weil die vorliegende 'Newe Zeittung1 nicht
ohne Interesse ist wegen der Rätsel, die sie aufgibt, von denen ich einige, aber nicht alle, gelöst
zu haben meine.
Bei Betrachtung des Inhalts ergibt sich sofort, dass die Jahreszahl M. D. LXVH auf dem
Titelblatt nur das Jahr des vorliegenden Drucks bezeichnen kann, nicht aber die Jahreszahl der
geschilderten Ereignisse. Es begreift sich, dass der Drucker, durch Nichtangabe des Datums dieser,
den Inhalt als neueste zu Gebote stehende Nachricht vom nordischen Kriegsschauplatz erscheinen
lassen wollte. Unsre 'Newe Zeittung' berichtet zunächst von einer Affare zu Wasser, bei der ein
dänischer Admiral gefangen genommen wurde, ein Geschehnis, wie es im Laufe des Krieges zwei
Mal vorkam — und man wird zunächst geneigt sein in dem Dargestellten die dem Druckjahre
zeitlich am nächsten stehende Begebenheit vom Sonnabend den 7. Juli 1565 zu sehn, Otto Ruds
Gefangennehmung durch Klas Kristerson Hörn unweit Bornholms (das Ereignis in der 'Newen
Zeittung7 aber fiel 'auff einen Sontag') — ; und darauf erzählt sie eine Episode des Landkrieges,
die darin gipfelt, dass die Schweden ihre eigene Stadt in Brand steckten, damit sie nicht den
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 66
Feinden in die Hände falle, ein Ereignis, wie es im Laufe des Krieges wiederholt vorgekommen
ist (Ny Lödöse bei Elfsborg im August 1563, Lidköping 19. Juli 1566, und zahlreiche Male bei
Daniel Rantzaus Einfall in Ostgötland vom 1. Nov. 1567 an, welche letzten Ereignisse aber so spät
fallen, dass sie für unsern Druck vom selben Jahre 1567 a priori kaum noch in Betracht kommen
können). Bei genauerem Zusehen ergibt sich aber, dass unser Druck nicht die Seeschlacht von
1565 und nicht eine Episode des Landkrieges von 1566 oder 1567 darstellt, sondern vielmehr den
Anfang der kriegerischen Begebenheiten zu Wasser und zu Lande im Jahre 1563, die Affäre von
Bornholm am 30. Mai, bei welcher, vor der Erklärung des Krieges, die Geschütze von selbst
losgingen '), und die Eröffnung des Landkrieges durch die Belagerung von Elfsborg im August.
Der Bericht geht bis c. Ende August 1563.
Unsere hd. 'Newe Zeittung' von 1567, die ihrerseits sehr wohl ein Nachdruck einer hd.
Newen Zeittung eines früheren Jahres von 1563 — 1566 gewesen sein kann, was die Fehler im Text
und besonders der Namensformen leichter erklärlich machen würde, liegt ein niederländischer
Bericht zu Grunde (der, wenn er in Reimzeilen abgefasst war, was mir aber nicht sicher scheint,
doch jedenfalls nicht wörtlich ins Hochdeutsche umgesetzt, sondern frei bearbeitet worden ist').
Dies zeigt zunächst das niederländische Aussehen der Namen 85 -wyck, 93 Niewe (boß, 1. loß, die
nl. Quelle wird Loos gehabt haben, das l ist als b verlesen), ferner die beibehaltene Zusammen-
schreibung Z. 96 in Sichtman *), vor allem aber die mechanisch vorgenommene Umsetzung ins Hoch-
deutsche in V. 19 ins gemüt.
Im Texte habe ich die fürs Versmass überschüssigen e entfernt : unterm Text ist natürlich
überall, wo eine Aenderung vorgenommen, die Schreibweise des Druckes angegeben. Den Reim
(kind :) ftind 52, der vielleicht erst vom Setzer oder Nachdrucker anstatt eines find des Dichters
gesetzt ist, habe ich belassen, weil die Möglichkeit besteht, dass das ftind vom Dichter selbst unter
dem Einfluss des niederländischen ßjn oder auch unabhängig vom Nl. seinem Dialekt gemäss gesetzt
worden ist. — Die Singularformen des Präteritums 85 Jchiffet (für Plur. fchiffien oder fchiffetfn)
und 87 wartet (neben Plur. für Sing, in 68 werden und wahrscheinlich 84 bedencken), wage ich
nicht zu ändern.
Die Interpunktion des Druckes behalte ich im Innern der Zeilen bei, zu Ende der Zeilen
aber sehe ich, um das Verständnis nicht unnötig zu erschweren, mich genötigt dieselbe zu ändern:
der Druck hat, ausser nach Z. 99, wo durch Druckfehler Punkt statt Komma steht, regelmässig
1) Dieselbe Affare wird von einem Teilnehmer beschrieben in der Prosazeitung :
Newe Zeüttung, vnd warhaffte befchreybung eines gehaltenen Scharmützels, zwifchen König-
licher Maieftat in Denmarck vnd Schweden . . . bey der In fei Bornholm, Anno 1564. Befchrieben
durch einen guten Gefellen, Welcher von anfang zu ende, bey folchen Kriegshendeln gewefen,
Vnd in Track geben. Getruckt zn Augfpurg, bey Mattheo Francken. (4 Bl. 4°. Kopenhagen,
Kgl. Bibl., Stockholm, Kgl. Bibl.).
Da der Verfasser in schwedische Gefangenschaft geriet, die er in seinem Bericht eingehend
beschreibt (er kam zunächst nach Stockholm und wurde darauf nach Weftra = Vesterä, darauf
durch Finnland nach Reval und weiter geschickt, von wo er endlich nach Riga gelangte, wo der
Heermeister ihm Passbriefe 'nach Teutfcher Nation' gab), konnte sein Bericht kaum vor 1564
erscheinen. Abgesehen vom Titel steht aber auch gleich zu Anfang auf der ersten Seite (gewiss in
Folge absichtlicher unrichtiger Korrektur seitens des Druckers), dass das Geschehnis von Bornholm
'Anno 1564' am Pfingsttage stattgefunden habe. (Nach dieser Jahreszahl 1564 nennt Goedeke'II
S. 305 diese Prosazeitung irrtümlich unter 231 a in [ ] zusammen mit dem oben unter II heraus-
gegebenen Lübecker Liede von der um ein Jahr jüngeren Seeschlacht am 30. und 31. Mai 1564.)
2) Viele der vorliegenden Reimwörter würden zwar sehr gute niederländische Reime geben,
wie z. B. 71 f. gherucht : vlucht (vgl. Liliencron 496, 9), viele andre aber wie sie vorliegen nicht.
3) Nl. im 16. Jahrh. fietmen (z. B. Lil. 498, 2 ö), -men wurde regelmassig enklitisch angehängt.
(Sollte Z. 74 nl. voor als door verlesen sein?)
56
HERMANN MÖLLER,
Komma nach jeder ungraden und Punkt nach jeder graden Zeile (was auf im Druck sonst nicht
angedeutete 2- und 4-zeilige Abschnitte weist).
Newe Zeittung,
Von der grollen vnnd
Erbermlichen Schlacht, fo newlich
zwifchen dem König in Denmarck vnd Schwe-
den, zu wafler gehalten worden.
M. D. LXVII.
(Holzschnitt) ').
Aij (116)
VOn krieg, von blüt vnd groflem mordt
Wird gefagt vil an manchem ort,
Vnnd fonderlich in Schwedenreich
Vnd Dennemarck deffelben gleich.
5 Auß einer fach ße war fehr klein,
Groß fchad ift kommen auff die bein.
Brand, Raub, vnnd alle dieberey
Jft fchier eim jeden worden frey.
Kriegsleüten ift jr hertz verblendt,
10 Mütter vnd tochter wirdt gefchendt.
Verlieren gut mit fampt jhr Ehr;
Gott geb das jeder fich beker.
Auff einen Sontag gfcÄachs, ift war'),
Vil harnifch ficht man glitzen klar,
15 Die fenlin fliegen in der lufft,
Die büchfen krachen das es pufft.
Gewundet wirdt manch tapfter knecht,
Da einer in den andern fchlecht.
Das erft gefcbütz mit grolTem knall
Fehlet vnd geht vber fie all.
26 Der glitzendt Harnifch gibt ein glantz,
Ein jeder rieht auff feine fchantz,
Zu fechten ftaht jhr finn vnnd hertz,
Hindan gethan all fchimpff vnd fchertz.
Ein jedr rufft Gott den fchöpffer an,
30 Das er jhm wolt trewlich bey ftan.
Pfeiffen vnd trommen vberall
Auffs Meer geben ein großen fchalL
Der Admiral auß Dennemarck4)
Laßt erftlich ab fein gfchütz fehr ftarck,
35 Den Admiral auß Schwedenreich9) (116T)
Greifft er keck an mit manchem ftreich;
Die Schwedner Schiffe kommen an War fro das er fand folchen man,
Mit manchem ftoltzen grüften man Verhofft er folt jm nit entgan.
Den Dennemerckern ins gemut'), Sie treffen züfamm an den bordt,
20 Vergoflen wirdt vil menfehen blüt. 40 Groß laut von klopffen wirdt gehört.
Der Druck hat-, Dennmarck 4. gefachs 13. gerülten 18. jeder 29. auß den Dennemarck 83
(vgl. 53). gefchütz 34. zu f amen 39.
1) (Unter dem Holzschnitt:) Andere Zeitung, Von zweien gewapneten MAn-|nern, fo am
Himmel mit zweien fewrigen fchwer-|tern vud andern gefichten vber Calis gefehen worden, den
3. | Februarij,
(Ohne Ort. Die Typen sind aber, wie Weller sah, dieselben wie die des im Züricher Sammel-
bande unmittelbar folgenden fliegenden Blattes desselben Jahres, das berichtet von einem Vulkan-
ausbruch auf einer Azoreninsel [im Text Piru = Pico?]:
Von einem erfchröcklichen Brandt auff der Infel Pyru den xxix. Januarij,
Anno M. D. LXVII.
Getruckt zu Strasburg bey Peter Hug
in S. Bärbel Gaffen).
2) Am Pfingstsonntag den 30. Mai 1563 vor Bornholm.
3) Beibehalten aus dem niederländ. int gemoet 'entgegen'.
4) Jakob Brockenhus.
5) Jakob Bagge.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE TJicpiflk
57
Manch ftoltzer held vom Adel gut
Mit blüt das Meer da ferben thüt.
Der Schwede fcheüßt zürn dritten mal,
Das deren maftbaum nam ein fall1),
45 Getroffen von dem großen gfchütz;
Solche gibt den Schweden mnt vnd trotz,
Fallen famptlich zürn fchiff hinein,
Ermördern beide groß vnnd klein.
Manch freyer man hie wirdt ermordt,
50 Das manche zeit nit ift erhört.
Vil frommer mntters liebe kind
Im tieffen meer begraben feind.
Der Admiral anß Dennemarck,
Da er fein feindt ficht alfo ftarck,
55 Vier ganz fegel aufrichten thüt,
Zu flihen fein finn vnnd gemüt,
Damit er nit in feindes hand
M6cht kommen gar mit großer fchandt.
Das glück im gantz zu wider war,
60 Vom feindt wirdt gfangen offenbar.
Der Admiral aus Schwedenreich
Mit vier fchiffen hin fürt jhn gleich;
Er figelt zu den Schweden zu,
Fert hin mit feiner bunten küh *).
65 Die figel werden gzogen ein,
Dann müde waren groß vnd klein.
Mit vier fchiffen der Admiral
Wfird gfangen in feins fchiffes fal,
Jft worden feiner feinde beut,
70 Jch forg es koftet land vnd leüt.
Die andern hörend folch geruch
Sich alle geben in die flucht.
Fünff fchiffe die noch hetten gut,
Welche Gott fax dem wind behut,
75 Das fie nicht von den klappen*) groß
Entpfangen hetten brach vnd floß,
Brachten durch Gottes gutig hand,
Betrübte menner an das landt,
Die jrer gfellen vil verlorn,
80 Dardurch in jn entzündt der zorn,
Von jrem feind zu nemen räch,
Ob jhre zal gleich war gantz fchwach.
Vnder Boln hall4) diß als gefchach,
Das Den bedunckt ein6) grofle fchmach,
85 Zu Rofwyck6) fie baldt Schiffet1) .ahn,
Neuw Schiff mit einem flarcken man8)
Erwartet fie in folcher Noth,
Sorgten folchs wer jr großer Spott,
Airj (117)
gefchütz 45. gemut 56. gefangen 60. hat fürt 62 (vgl. 90). gezogen 65. Werden gefangen
in feines 68. fchiff 73 (vgl 17). durch wind 74. Betrubre 78. gefeilen vil verloren 79. den bedencken
gr. 84. Er wartet 87. folches 88 (vgl. 46. 114).
1) Gyldenstj. (Rördam, Mon. II) 259 : '. . . saa at den danske Admirals mast bleff strax for
borde skudt . . .' (danach Resen 84) ; Nkwe Zeüttung : '. . . ward dem Ammeral fchiffe, der Mittel-
malt, in der mitte herab gefchoflen' . . .
2) 'Bunte kä\ als Name eines berühmten Schiffes auf das Störtebekerlied Str. 16 zurück-
gehend, bezeichnet hier mit Uebergang des Nomen propr. ins appellativum ein hervorragendes
Schiff, nämlich das Admiralsschiff (das nicht etwa in Wirklichkeit so hiess).
3) DWb. 5, 1202 unten (vgl. wegen des u für » H. Möller, Doberaner Anthyrlied S. 40, Abh.
der Gott. Ges. der Wiss. 1894 Bd. 40).
4) Bornholm.
5) ? (Das Den als Das d\ie) Den zu fassen.)
6) Gemeint sein muss entweder Rönne (wenn hier, wie im vorliegenden, so auch im zu Grunde
liegenden Quellenbericht, von den fünf nicht eroberten dänischen Schiffen die Rede war, die
Brockenhus in Wirklichkeit vor Rönne hatte vor Anker liegen lassen, und die während und nach
der Schlacht dort liegen blieben, s. H. G. Garde, Den dansk-norske Spmagts Hist. 1535—1700
Kbh. 1861, S. 55 ff.) oder (wenn der ältere Bericht missverstanden ist und in diesem vielmehr von
den schwedischen Schiffen und den dänischen Gefangenen die Rede war) Rostock (die Schweden
mit den Gefangenen segelten nicht direkt nach Schweden, sondern zunächst nach Rostock, um dort die
Tochter des Landgrafen Philip abzuholen, die aber nicht kam, und erst von da nach Schweden zurück).
7) Wegen fchifet, 87 erwartet 8. o. S. 55.
8) Der im Juli ernannte neue dänische Admiral Peter Skram mit einer neuen Flotte von 27
Schiffen und 4600 Mann (s. Mon. II 266, Danske Magazin * R. 3, 81 ff., Garde 58).
Abfcdlgn. d. K. Ott. d. WiM. n Otttingtn. PhlL-hift KL N. F. Band 6,». 8
68
HEBMANN MÖLLER,
Das die fünff1) fchiff mit dem hanptman
90 Dem feind hetten hinfuren lan1).
Scheiden war jhn ein große pein,
Wolten lieber erwürget fein.
Belegert wirdt baldt Niewe toß8),
Ein fchftne ftatt vnd feftes fchloß 4).
95 Die Dennemarcker alle gar
Sichtman da ftehn mit grofler fchar6);
Jhr Spießen glitzen in dem feld,
Manch ftoltzer Eriegsman dar gezelt,
Gedencken jhren fchaden gros
100 Zu rechen in des feindes fchos;
Wollen vergelten land vnnd leüt
Vnnd holen eine Reiche beut.
(1 1 7*)Der Schwed ergreifft ein gfchwind verftandt,
Sein eigen ftatt durch feür verbrandt,
105 Das nit fein feind durch reichen beut
Niewe boft 93. flehen 96. Mancher 98
bringet 114. Welche 120.
Gefterckt auch andre ftett vnd leüt
In feinem landt mächt greiffen an,
Wiewol ers fchlofs hat lauen Hahn;
Daflelbig auch gantz feft bewart,
110 Darauff gefetzt von guter art
Ein Hauptman fromm von hertzen trew,
Der jm verwart das feft gebew,
Der dann auch nit verzaget ift,
Solchs noch vmbringt zu difer frift6).
115 Der Capitan von Schweden Nort7)
Jn wider gibt kein gutes wort.
0 wee 0 wee groß hertze leid,
Das liebe frid vnnd einigkeit
Von difen Herrn gewichen gar,
120 Welch« armen koftet haut vnnd haar.
0 Gott, o Gott, o Gott, o Gott,
Hilff vns ab folcher großen noth.
(vgl. 21. 41. 49). andere 106. Hanptman 111.
vm-
1) Bas = Das f(ie). Nach 55—67 waren aber nicht fünf, sondern vier Schiffe von den
Schweden erobert worden (in Wirklichkeit nach allen Berichten aus erster Hand nur drei).
2) Vgl. Resen 84 '. . . oc fom de (Brockenhus mit den drei Schiffen) fornam ingen Undfaetning
fra den anden Flode . . .* Unterm Bilde bei Resen : 'fem Danfche Schibe ligge for Ancher under
Borringholm oc giorde deris Admiral ingen undfetning'.
3) Ny Lödöse (s. Westling 82), mnd. Niüoefe (Hövel S. 33 zu 1563: 'Dußen Harveft is de
Eon. in Dennemarck dem Schweden in Landt gefallen, Nieloefen uthgepuchet und dat Schlot Elfe-
borch erovert'), Niloß (im Liede von Junker Baltzer 1531, Lil. 435 11 s).
4) Schloss Elfsborg, dän. Eisborg.
5) König Friedrich selbst mit seinem ganzen Heere von mehr als 3000 Reitern und 24000
Knechten. Am 21. August 1563 kam das Heer vor Elfsborg an (s. Mon. II 262).
6) Der zu Grunde liegende Bericht ist also aus der Zeit, wo es um Elfsborg noch 'zimblichen
wol' stand (s. Westling S. 32) älter als der 4. Sept., an welchem Tage der Befehlshaber Erich
Kagge die Burg Friedrich H. übergab.
7) 1. Hort? (die zu Grunde liegende niederländische Quelle wird Hoort gehabt haben) =
(Lars Person) Härd, Oberbefehlshaber in Westgötland (s. Westling S. 17. 30—34).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 59
Anhang 33.
Deutsche Lieder aus der Grafenfehde.
•
Abgesehen von den in erster Linie die innern Lübecker Vorgänge zum Gegenstande habenden
Lübecker Liedern gegen Wullenwever !) sind uns folgende deutsche Lieder aus der Grafenfehde als
vorhanden gewesen bezeugt:
1) Ein nie Leed van der Schlacht in Firnen ge/cheen Anno 1535, in der Wife, Se ßnt
gefchickt tom Storni, tom Strit. Ein Exemplar befand sich nach den Autographa Lutheri aliorumque
(von Herrn, v. d. Hardt) IQ Helmstadii 1693 S. 254 auf der Helmstädter BibL, später verschollen.
2) Ein neuwes liedt von der Schlacht zu Fuene . . . Anno 1535. Ein Exemplar befand sich
(nach Chr. Brunn, Aarsberetninger og Meddelelser fra det Store Egl. BibL II Ebh. 1875 S. 132)
früher in der Hjelmstjerne'schen Büchersammlung, abgedruckt in dem Buche von Vedel Simonsen,
Fyens Vilkaar i Grevens Feide, Ebh. 1813 S. 72 — 74. Der Druck ist seitdem verschollen.
8) Ein nie Leed van der Vcrrederye in Dennemarck ge/cheen, dorch den Bicksradt, vp de
Wife van Juncker BaUha/ar to fingen. ExempL nach den Autographa III 254 früher in Helmstadt,
später verschollen.
4) Ein New Lied von dem Einig auß Denmarck. In dem ihon von der /tat Thamm tu
fingen : (Ein ander Lied, Ich armes br&derlein, wie fitz ich hie beim wein.) Gedruckt tu Nurmberg
durch Valentin Neuber. (4 Bl. 4°, letzte Seite leer.) Ex. Berlin, Egl. BibL, Yd. 9897. In ungenauer,
etwas modernisierter Gestalt abgedr. bei Erk-Böhme H 283 S. 94 f.
Die beiden oben S. 33 f. 41 erwähnten bei Liliencron fehlenden Lieder 2) von 1585 und 4) von
1536 drucke ich, da sie mir zu Gebote stehn, hier ab, um andern die Mühe des Nachforschens zu
ersparen, das Lied von 1536 nach einer Vergleichung des Drucks, die ich Prof. Paul Pietsch
verdanke, das Lied von 1535 darum, weil der Abdruck bei Vedel Simonsen in Deutschland nur
wenigen zu Gebote stehn wird*).
I. Lied von Fönen, 1535.
Das Lied in der fünfzeiligen Störtebeker- und Lindenschmidstrophe von der Schlacht am
Ochsenberge (ncL Offenberch (vppe deme Offen barghe), dän. Oxnebjerg) am 11. Juni 1535 und der
Wegnahme der Lübecker Schüfe bei Svenborg am 16. Juni ist, wie die Reime in Z. 8. 5 von
Str. 4. 7. 9. 12 und die stehen gebliebenen niederd. Formen vorrafehen 2 s, knypen 10 1, mm 10 s,
1) G. Waitz, Lübeck unter Jürgen Wullenwever II S. 840 ff., Liliencron Nr. 454 von Cord
Bipperdei und 455 (worin Str. 7 De wefer hoff an tho wefen, 55 Och wefer wadt du wefefi)
von 1584.
2) [Y. Simonsens Buch (jetzt in H. Hagerups Verlag) ist noch immer zu bekommen. Er. 1,50.]
8*
60 HEBMANN MÖLLER,
wordt 13 2, reg 13 5 zeigen, aus dem Nd. ins Hd. übertragen. Ich gebe eine Zurückversetzung ins
Nd. ') und unter derselben Vedel Simonsens Druck mit den Fehlern dem 6 1, mit für nit 7 5 (ach ?
4 4, von statt vor? 4 5) aber mit Besserung der Druckfehler zunorne 7 s, Lübeck lli1).
1 Vnnd wille gy hörn ein nie Gedicht, 2 Se togen hen vnnd togen herr,
wo idt kortlick is vthgericht •), na ydelem vorrafchenn Hundt all ehr beger *),
daruan will ick juw fingen, Godt wold idt ehne nicht geftaden,
de Graue van Oldenburgk hefft vorlaren Frifchlick fyn wy getagen vp,
de flacht, dapperlick mit malckander geflagen.
idt wold ehm nicht gelingen.
Einneuwesliedt von der Schlacht zuFuene, In der weifte alls man finget :
Ich weüT nicht was der Lügen gebricht6); Anno 1535 8vo.
1. Vnnd wollt yhr h6rn ein neuwes Gedicht, Wie es kurtzlich iit außgericht, Darvon will ich
euch fingen, Der Graff von Oldenburgk hat verloren die fchlacht, Es wollt ihm nicht gelingen.
2. Sie zugen hin vnnd zogen herr, Nach eytelm vorrafchenn ftundt all ihr beger, Gott wolts
ihnen nicht geltaten, Frifchlich fein wir gezogen auff, Dapfferlich mit einander gefchlagen.
1) Hinsichtlich der Schreibung richte ich mich soweit möglich nach dem hd. Text und dem-
nächst namentlich nach der denselben Gegenstand behandelnden gleichzeitigen Schrift: Warhaftyge
nyge tydynge van der Slachtynge de In deme K&nyngkryke tho Dennemargken gefcheen ys, Im
Lande Fuene by einem Stedtlyn Afleniß genomet. 4 Bl. 4 °. (Zum Schluss) : Datum vppe deme Offen
barghe. [Gedruckt, nach Bruun, Aarsbcr. LI 131 f., zu Schleswig durch Walther Bremer.] Abgedr.
bei Simonsen S. 66 — 72. Ex. der Kgl. Bibl. zu Kopenhagen, Hjelmstjernes Sammlung 2096.
2) Der Fehler mit für nit, der gleich den andern aus der Vorlage stammt, setzt einen dieser
Vorlage voraufgehenden älteren hd. Urdruck voraus, der überall nit für nd. nicht hatte. — Vedel
Simonsens Druck verdient Zutrauen : zur Vergleichung diene, dass er in der Wiedergebung der
'Warn, tydynge' (s. Note 1), abgesehen von der stillschweigenden Auflösung von n-Strichen in vä,
holfte usw. und Besserung eines Druckfehlers, nur in einzelnen ganz unwesentlichen Kleinigkeiten
(einem ey für ei und Auffassung des ^-Zeichens in der Ueberschrift in Affeniß als s) von der Vor-
lage abgewichen ist.
3) Die beiden Zeilen Vnd iville gi hören ein nie gedieht, . . . vthgericht sind ein alter Lied-
anfang, vgl. schon Lil. Nr. 16 (1346) Soltau 8 Vnd wille gy hören ein nye gedieht wat . . . heft
vthgericht, Uhland 164 * Lil. 86 (Soester Fehde 1447) Wil gi hören ein nie gedieht, wu idt de liercn
hebben vtgericht, Lil. 155 (1478) Wil gi hören ein n. g., dat to B. is vtgericht (hd. angericht, so
z. B. Lil. 457, 1 Münster 1534). Zeile 1-3 unsers Liedes von 1535 kehren wieder im Liede von
Wiben Peter 1545 Lil. 512 (wo auch 11 1 das Wort frifchlich unserer Str. 2 4 wiederkehrt), ähnlich
Lil. 550 (Leipzig 1547), beide derselben fünfzeiligen Strophenform.
4) Nach C. Paludan-Müller, Grevens Feide I (Kbh. 1853) 424 entsprachen diese beiden Zeilen
genau den tatsächlichen Vorgängen vor der Schlacht.
5) lieber diesen 'Lilien ton' s. Lil. Nachtrag Nr. LI, Böhme Nr. 201. Unser Lied zeigt Anklänge
an das Lied derselben Strophenform 'Godt weeth wol wer vns de Lilien brickt' (Lil. 358) auf die
Einnahme Mailands 1521 (dessen Eingang, dem Eingang des verlorenen Lilienliedes nachgebildet,
mit der 'Lilie' das französische Wappen meint, wie Lil. zeigte), so in Str. 4 1 (358, 7 1 De flacht
ward ein klene tydt) und in der ganzen Schlussstrophe. (Diesem Mailänder Lilienliede ist im
gleichen Tone das Lied Lil. 456 von dem Sturm auf Münster 1534 nachgebildet, doch steht unser
Lied an den angeführten Stellen dem Liede von 1521 näher als dem von 1534.) — Das jüngere
Lied Lil. 5dl von 1549 im selben Lilienton zeigt einzelne Anklänge an unser Lied: Str. 4 l. s
gleicht unserer 8 l. s ; Str. 23 4 fie fragten hin, fie fragten her, vgl. 2 l ; dasselbe bestätigt 7 8 die
Lesung befunden für unsre Str. 5 5.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER. 61
3 De Rater hebben dat belle gedan, 6 Den Hertogen4) van Hollten wolden fe
de hakenfchutten fyn darby gelt an, vordriuen,
glyck wo de framen Landtßknechte, he fchold nicht in fynem Lande bliuen,
fe fchrieden al: her her her her1), idt is ene nicht gelangen;
gar ridderlick willen wy fechten. by draddhalf dafent Landtfknechte goth
4 De flacht warede anderhalae Hundt, /yn em gefangen kommen6).
warth manniger Lantsknecht int Herte 7 Vnd de van Lübeck hebben dat gemacht6),
vorwandt, dat fe vns hebben geleuert de flacht,
woll dorch fyn Herte gefleken, fe wollen dat thouö're,
all de do nicht gebleoen fyn, dat Geoert Schencke mit fynen ratern goth7)
gar baldt vor ehn entweken. was vns nicht thouere.
5 Gudt Veldtgefchott hebbenn wy gekregen, 8 Dem Hertogen van Holflen qoemen de mer8),
twe Grauen fyn in der Slacht gebleoen*), wo de flacht gewonnen wer,
wol in fo körten (binden he ded fick gar fer vorfröuwen:
hebben fe den Dantz recht vortgef&rt, danck hebbet mine Edlen Roter vnd knecht,
fe hebbent all befanden8). gy hebben my gemeint mit troawen.
3. Die Reuter haben das peil gethan, Die Hakenfchfitzen fein darbey geilann, Qleych wie die
frommen Landtßknechte, Sie fchreiten al: her, her, her, her, Gar Ritterlich wollen wir fechten.
4. Die Schlacht wäret anderthalbe Hundt, Warth mancher Lantsknecht ins Hertz vorwont,
WoU dorch fein Hertz geflochen, Ach die do nicht gepliben fein, Gar baldt von ihn entwichen.
5. Godt Veldtgefchutz habenn wir gekriegen, Zwei Granen fein in der Schlacht gepliben, Wol
in fo kurtzen ftunden, Haben fie den Tantz recht vortgefort, Sie habens all empfunden.
6. Dem Hertzog von Holllein wolten de vortreiben, Er folt nicht in feinem Lande pleiben, Es
ift inen nicht gelangen, Bei drithalb tawfent Lantf knechte gut, Sein im gefangen kommen.
7. Vnd die von Lübeck haben das gemacht, Das He vns haben geliuert die fchlacht, Sie
wollen das zooorne, Das Gebert Schencke mit feinen rewtern gut, Was ans mit zafernne.
8. Dem Hertzog von Holllein kamen die mer, Wie die fchlacht gewonnen wer, Er that Geh
gar fer erfreowen, Danck habt meine Edlen Reuter vnd knecht, Ihr habt mich gemeint mit trewen.
1) Diese Zeile nach dem Liede von der Frenckischen Bauren krieg 1525 Hildebr. 18 Lil.
379, 12 i Sie /ehrten all her her her her (vgl. oben zo HI 19 4) ; demselben Liede entstammen
Str. 4 1.2 (s. 0. zo III 20 1.2), Str. 2 2 ftundt ehr beger (s. 0. zo II 6 2), vielleicht auch 81 dem
. . . quemen de mer> vgl. Bauren krieg 17 1 In dem kamen yn die newen meer (kamen newe mer
nach vorhergehendem Dativ als stehende Formel in erster Strophenzeile erscheint z. B. Lil. 535, 17
Ingoist., 615, 9 Sievershausen).
2) Graf Johann von Hoya und Graf Nikolaus von Tecklenborg, Anführer (jener Oberanführer)
auf lübscher Seite. Vgl. Dietr. Schafer, Gesch. v. Dänemark IV 287.
3) Vgl. im Tannhaoserliede (Unland 297) nd. befunden (B 8 2) = hd. empfunden (A 7 2) und
8. 0. S. 60 Note 5 zo Ende.
4) Oder hat das nd. Original überall in diesem Worte das hd. tz gehabt? Die 'Warhaftyge
nyge tydynge' von 1535 (s. 0. S. 60 Note 1) hat überall in diesem Worte das tz (des Hertzogen tho
holfie Krigejfolck osw.).
5) Zur Form kummen im Reim (vgl. unten zu 10 1) s. 0. zo II 17 5 S. 88. (Die Zahl der
gefangenen vom Fußvolk ist in onsrer Strophe grösser als in einem andern Bericht).
6) Ueber die Form gemacht im Reim s. 0. zo I 4 4 S. 20.
7) Die Lübschen hatten die Vereinigung der 400 Reiter Gebhart Schenckes mit den König-
lichen hindern wollen, es aber nicht vermocht
8) Der Herzog, König Christian III., befand sich in Segeberg (nicht, wie Vedel Simonsen
S. 54 angibt, in Kolding), er war aber, als Johann Ranzaus Brief mit der Nachricht vom Siege
am 13. oder 14. Juni in Segeberg eintraf, kurz vorher am 13. früh nach Trittao gereist, and der
Brief wurde in seiner Abwesenheit von seiner Gemahlin geöffnet (s. Waitz H 418. 432).
62 HEBMANN MÖLLER,
9 Hertog Albrechten wil ick nicht laten (tan, 11 Den van Lübeck ift ock nicht wol bekamen,
mit dem Granen wold he tho Dantze ghaen, einen dreplike Schepe fint ene genamen4),
mit fynem Fronwentimmer fo fchöne, gar dapper mit gefchotte ftofferet;
wo fe by dem Hertogen von Holßen hebben dat fchadt ene waerlick nicht ein myth,
* gedan, vnentfecht hebben fe den framen Vorften
der Er dornen fe fick nicht berh&men1), bekriget5).
10 Gy (int gekamen in eine knypen, 12 Nicht wyder fyng ick tho difler Hundt,
dar werth men juw ock trummen vnd pypen*), ick fe dan vor wo idt wyder kumbt,
mit f langen vnnd karthunen *) ; fcholet my des nicht vorkheren;
gy kamen waerlick dar nummer vth, Copenhagen da Erbar wyfle Stadt,
gy moten recht baflunen. wo heffftu dy laten vordren.
13 De vns dit nie ledtlyn Jangk,
van fröudt wordt ehm de tydt nicht langk,
he hefft idt wol gefangen,
he nam da* lange fpeth in de handt,
den rey hefft he mit gefprungen.
9. Herrtzog Albrechten wil ich nicht lauen ftan, Mit dem Gräften wolt ehr zu Tantze ghaen,
Mit feinem Frawenzimmer fo fchöne, Wie üe bei dem Herzog von HoLftein haben gethan, Der Er
dürfen fie (ich nicht berhumen. *
10. In eine knypen feit yhr gekommen, Dar wirdt men Ench auch pfeiffen und trommen,
Mit (langen vnnd karthaunen, Ihr kommet werlich dar nimmer atuT, Ihr muffen recht baffaunen.
11. Den von Lübeck Uta anch nicht wol bekommen, Elf drefliche Schiff feint ine genommen,
Gar dapfer mit gefchutz (taffiret, Das fchadt inen werlich nicht ein meith, VnenUagt haben fie den
frommen Furften bekriget.
12. Nicht weiter fyng ich zu diefer ftundt, Ich fiehe dan vor wie eff weyter kumbt, Solt mir
des nicht vorkheren, Copenhagen du Erbar weiffe Stadt, Wie haftu dich laffen vorfuren.
13. Der vns dis neuwe liedtlein fang, Von frewdt wordt ihm die zeit nicht lang, Er hat ei
wol gefangen, Ehr nham den langen fpieß in die handt, Den Reg hat ehr mit gefprungen.
1) Bezieht sich die Zeile 4, im Relativsatz auf das zu Tanze gehn wollen mit dem Frauen-
zimmer so schöne, auf den Vorgang in Kolding im December 1584, des Grafen Benehmen gegen-
über dem 'Frauenzimmer' (den Schwestern) des Herzogs (s. Paludan-Müller 1 343, Waitz H 189 f. 378)?
2) Oder hat das Original in Z. 1 und 2 die Wortstellung der hd. Fassung gehabt und in Z. 1
gehummen im Reim (vgl. oben 65)? Das gleichzeitige Lübecker Lied LiL 455 Str. 44 7 hat mit
trummen und mit pypen (aber die Lieder von Kniphof 396, 26. 397, 85 und das Lied von Juncker
Baltzer 435, 5 haben die weit häufigere Wortstellung mit pipen vnd mit trummen ; ebenso hd. mit
pfeiffen vnd mit trummen z. B. im Liede von der behemschen Schlacht 1504 Hildebr. 7 LiL 241, 1
und in Jörg Graffs Ordenslied der Landsknechte Unland 188, 1).
8) Die Form nd. kartunen (gewöhnlich nd. harto(u)wen) findet sich im Liede von Kniphof
397, 22 (s. 0. zu II 12 3) und später in den Liedern LiL 480, 16 (1542), 494, 14 (Geldr. Schlacht,
aus dem Hd.).
4) Vgl. Waitz H 289, Dietr. Schafer IV 290.
5) An dieser Stelle ist der ursprüngliche Reim wohl durch die hd. üebersetzung zerstört
worden (1. beuedet?).
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDES. 63
II. Das 'Dennmarcker' Lied, 1536.
Dieses Lied ist gedichtet von einem Landsknecht ans dem 'Oberlande', der, von einem fränki-
schen Edelmann (s. u. zu 2 1) angeworben, an der Belagerang Kopenhagens 1585—86 teilnahm.
Das Lied, das für 1546 als bekannt vorausgesetzt wird durch das 'für die Landsknecht gemachte',
im 'Dennmarcker Thon' gesungene Lied 'Ach Karle grofsmechtiger Man' (s. o. S. 41) und mit
Wahrscheinlichkeit durch das Lied von Ingolstadt Lil. 535 (s. u. zu Str. 5 2. 4), für dieselbe Zeit
des schmalkaldischen Krieges ausserdem durch die Tonangabe eines geistlichen Liedes 'Wie man
fingt den König auß Dennmarck'1), für die folgenden Jahre 1547 und 1549 durch die Tonangabe
'Wer da (türmen vnd (breiten wil' der Lieder Lil. 548. 551. 582, für 1551 durch das Siebenbürger
Lied, das, ebenfalls von einem oberländischen Landsknecht verfasst, unserm Liede verschiedenes
entlehnt (s. u. zu 2 s. 3 s. 5 2. 81), für 1553 durch das Lied Hildebr. 36 = Lil. 615, dessen Ein-
gangsstrophe der Eingangsstrophe unsers Liedes nachgebildet ist (s. u. zu Str. 1), kann wie es
vorliegt erst um 1565 gedruckt sein, in der Form, in der es von deutschen Landsknechten im
Kriege gegen Schweden gesungen ward1), oder frühestens 1563, zu der Zeit, wo Landsknechte für
Dänemark zum Kriege gegen Schweden geworben wurden.
Ich weiche von Valentin Neubers Nürnberger Druck in der Schreibung nur an zwei unter
dem Texte angeführten Stellen 6 1 und 9 4 aus metrischem Grunde ab und behalte auch die Inter-
punktion des Druckes bei (nur nach 7 1 ein Komma einsetzend, das im Druck nur aus Versehen
fehlt, da sonst nach jeder Zeile Komma oder Punkt steht). Ex. Berlin, Kgl. Bibl. Yd 9897:
Ein New Lied von dem Kö-
nig auß Denmarck. In dem thon
von der Hat Than zu
fingen 8).
1 Wer da Mrmen vnd (fcreytten wil4), Er hat gezwungen Stet Land vnd Leuth,
der ziech dem König auß Dennmarck zu, dartzu die fchwebifchen 5) Herren ja Herren,
er ftreyt nach großen ehren,
1) 'Ein GottHUige vermanung, Vnd Gay Mich Lied, An alle Chriften trolllich wider den Endt-
chriil zeßreyten. In dem thon, Wie man fingt, den Künig auß Dennmarck'. 4 Bl. 8° (Verzeichnet
bei Weller II S. 462 Nr. 906.)
2) Valentin Neuber (s. ADB. 23, 477) druckte von 1549 bis in die 80er Jahre (also 1536
überhaupt noch nicht).
3) Unser Lied wird gleich dem vorigen ursprünglich zum Ton des Liedes 'Godt weeth wol
wer vns de Lilien brickt' gedichtet sein (s. u. zu 1 1. 8 1-3), ist aber dann im Ton 'von der Hat
Thamm' gesungen worden, d. i. im Ton des Liedes Lil. 289 von 1514 'Van der (ladt Dam, de hertog
Jürgen innam' (s. Erk-Böhme II S. 95), der nach unserm Liede den Namen 'Dennmarcker1 Ton
bekam (über diesen s. 0. S. 41 Note). (Das Lied von Dam war denjenigen, die im Besitz des Liedes
'Godt weeth wol wer vns de Lilien brickt' waren, bekannt, da es mit diesem Liede von 1521 und
dem Liede von Peine (s. 0. S. 12) von 1522 zusammen gedruckt ward. Berlin, Kgl. BibL Ye 2665.)
4) Der Anfang wol nach Str. 3 des Mailänder Lilienliedes (' Welcher . . . nu ßryden wir).
Unsrer Str. 1 ist die Str. 1 des Liedes Hildebr. 36, Lil. 615 von 1553 nachgebildet:
Wer (Ireiten vnnd wil (türmen nu,
der ziehe den forden von Brunfchwigk zu,
denn fie fechten allezeit mit ehren;
Sie haben befiritten Stede Landt vnd Leude,
darzu vhil manchen Herren Jha Herren.
[Der Reim in 1—2 nu (: zu), der bei dem Wortlaut unsrer Eingangszeile und wie dieselbe 1547—49
als Tonangabe verwandt ward, fehlt, ist hier erst von Soltau durch Gonjektur aus an hergestellt.]
5) Die 'schwäbischen Herren' wurden (1534), wie bekannt, in Wirklichkeit von Christians IH.
Freund und Bundesgenossen Philipp von Hessen bezwungen. Christian, der im Febr. 1534 in Kassel
64
HEBMANN MÖLLBH,
2 Es wonndt ein Edelmann im Francken land '), ein lantzknecht zu de andern fprach,
der nam ein hauffen lantzknecht an,
fo ferr in dem Oberlande *),
Er f&rets dem König auß Denmarck zu,
auff Wafler vnd zu lande, ja lande.
3 Er forets wol auff die hohen See,
der Reyff der Schnee*) der thet jn wee,
darzu der biter hunger4),
hilff Gott wem wir zu lande, ja lande.
4 Sie kamen gen Kopenhagen an das Land,
war manchem lantz knecht wol bekandt8),
üe wurden gar fchon empfangen6),
mit Falckennetlein vnnd Hackengefchfitz,
mit Karthaunen vnd mit fchlangen, ja fchlangen.
war, trug gemäss geschehener Verabredung zu diesem Unternehmen 12000 Gulden für 400 Reiter
in 3 Monaten bei (s. Christoph v. Rommel, Philipp der Grossmüthige I 344, Paludan-Müller 1 268).
Von den Landsknechten und Reitern, die am würtembergischen Kriege (April — Juni 1534) teil-
genommen, traten viele noch in demselben Jahre 1534 in Christians Dienste. Kurt v. Hanstein
führte nach Beendigung des würtemb. Krieges Christian III. eine hessische Abteilung, 4 Fähnlein
Knechte und einen Reiterhaufen, zu, die zuerst gegen Lübeck, dann vor Kopenhagen zog. Also
der Dichter des Liedes selbst (s. zu 2 1) und die das Lied singenden Landsknechte, die nun in
Christians Diensten standen, wie auch der König Christian selbst hatten, jeder nach seinem Teile,
dazu beigetragen, die 'schwäbischen Herren' zu 'zwingen'. Darauf muss die Bemerkung gehn, wenn
sie ursprünglich ist.
Aber es könnte hier auch ursprünglich statt des bestimmten Adjektivs unbestimmt etwa vü
manchen Herren geheißen haben, wie im Liede von 1553 (s. die vorige Note), oder es kann hier
(wie jedenfalls in Str. 5 4) eine deutliche Bezeichnung der Lübischen und der ihnen verbündeten
Herren (die grefifchen Herren?) gestanden haben. Stand hier ursprünglich eine deutliche Bezeichnung
der Lübischen, so musste dies natürlich geändert werden, wenn das Lied im schwedischen Kriege,
wo die Lübecker die Verbündeten Dänemarks waren, gesungen werden sollte. Vielleicht sang man
in diesem Kriege, hier wie 5 4, J'chwedifchen, und das b in fchwebifchen käme dann auf Rechnung
des Nürnberger Setzers.
1) Gemeint ist wahrscheinlich der fränkische Edelmann Adam v. Thungen, der (1526 vor
Rotenburg an der Tauber Waffengenosse Sebastian Schertleins, des späteren Oberbefehlshabers der
Kriegsmacht der 'oberländischen' Bundesstädte, Ulm und Augsburg, im schmalkaldischen Kriege)
Philipps würtembergischen Krieg mitgemacht hatte (s. Rommel I 352) und nach diesem 1534 ein
Fähnlein Knechte für Christian III. warb. Auch andre fränkische Edelleute traten in Christians
Dienste, Jakob v. Ossburg und Wilhelm v. Stein, welch letzterer aber (der ursprünglich für Lübeck
werben wollte, aber durch Landgraf Philipp für Christian gewonnen wurde, s. Waitz II 308) in
Frankfurt, also nicht im schwäbischen 'Oberland', Knechte warb. Aber Adam v. Thungen hatte die
meisten Knechte geworben, wie daraus zu entnehmen, dass er zur Löhnung seiner Knechte von
Christian 1534 die grösste Summe ausbezahlt erhielt (887 Gulden gegenüber 279 Gulden an
J. v. Ossburg, 173 an W. v. Stein). S. Johan Grundtvig, Danske Magazin 4R. 8, 54 ff.
2) Danach in dem (ebenfalls bei Valentin Neuber in Nürnberg gedruckten) Siebenbürger
Liede (s. o. S. 41) Str. 3:
Herr Andrea . . .
nam an die frommen landsknecht gut
fo ferr im Oberlande,
er furts . . .
3) Formelhaft, vgl. oben zu IU 234.
4) Im Siebenbürger Lied ähnlich Str. 4 s groß hunger vor Zeile 4 = unsrer Zeile 4 und
Klage zu Gott in Z. 5.
5) Formelhaft, vgl. unten zu 9 4.
6) Nach dem "Kniphof liede Lü. 397 von 1526, s. o. zu II 5 5.
EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER.
66
5 Die Stat Hund etlich fchfitzen preyß,
fie fchuflen drein mit gantzem fleyß1),
fie fchuflen all geleiche,
Wol vnnter die Schwedifchen 8) Reitterlein gut,
von ftund an muften fie weichen *), ja weichen.
6 III es nicht ein große fchand,
der König aas Dennmarck leyt vns im land,
er will vns all verderben,
fprach ein alter Schwedischer4) paur,
es ilt feins Vaters erbe, ja erbe5).
7 Sie zugen auff ein hohen berg,
fie machten ein Ordnung die was fchlecht6),
mit jren hopffen Hange7),
Ein Lantzknecht zu dem andern fprach,
wie hat es dir ergangen, ergangen.
8 Sie zugen vber ein weittes feld,
fie fleckten die fpieß wol inn die erd,
fie fielen auf jr knie nider8),
hat yrgents ein Lantzknecht ein fftnd gethan,
gegen Gott, fol er fie büßen.
9 Wer ift der vnns das Liedlein fang,
ein freyer Lantzknecht ilt er genant,
er hats fo wol gelungen,
Er ift drey mal in Denmarck geweft9),
vnd iil allweg wider kommen, ja kommen.
6 1 fchande Druck. 7 i Komma fehlt im Druck. 9 4 gewefen Druck.
1) Diese Zeile kehrt wieder im Ingolstadter Lied von 1546 (Lil. 535) 9 2 ße fchuffen hinauß
mit ganzem fleiß (: preis l) (vgl. 6 5 fie fchuffen hinauß mit frifchem müt) ; im Siebenbürger Liede
12 2 fie fchuffen hinein mit ganzem fleiß (vorher geht in i . . . hakenfchützen . . . preis, und in 3
folgt . . . ftunde, wie hier ftund in 5) ; und als fchoes mit gantzen fleis im Liede Hildebr. 96
Lü. 615 Str. 27.
2) Hier muss ursprünglich entweder dasselbe Adjektiv gestanden haben wie in 1 5, wenn dort
fchtcebifchen unursprünglich ist, oder dasselbe wie in 64, statt dessen im schwedischen Kriege die
Schwedifchen Reitterlein gesungen wurde. Wahrscheinlich hiess es hier ursprünglich die grefifchm
Reitterlein gut-, danach im Ingolstädter Liede teol vtider d landgrävifchen reiter gut, ße fchuffen
hinauß mit frifchem müt 6 4-5.
3) Dieser Strophe, wie sie um 1565 von den Landsknechten im Kriege gegen Schweden
gesungen wurde, hat der Dichter des Falkenberger Liedes in Str. 15 1 fchützen, 2 fchoffen und die
Zeilen 3-5, sowie der Zeile 4 die Zeile 17 4 entnommen.
4) Zur Zeit der Abfassung des Liedes, 1536, kann es hier nur geheißen haben Denifcher
paur. Diese Lesart war natürlich um 1565 im schwedischen Kriege unmöglich, man musste
Schwedifcher dafür singen.
5) Nur bis hierher geht der erzählende Hauptteil des Liedes, wie er vorliegt: das Lied wird
aber wol ursprünglich zwischen Str. 6 und dem Schluss 7 — 10 länger gewesen sein. Was noch
folgt ist nur Stimmung, die weniger schnell veraltet.
6) Ursprünglich ein Ordnung vberzwerch? Nach den beiden Zeilen 7 1-2 heisst es im Liede
Hildebr. 36 Lil. 615 Str. 281-2:
Der feyndt fucht forteil vff eynen berg,
Wir machten vnfer fchlachtordnung überzwerg, . . .
7) Slangausdruck der Landsknechte für ihre langen Spiesse.
8) Str. 7 1 und 8 i-s nach dem Mailänder Lilienlied von 1521 (Lil. 358) :
4 1 Wy tögen auer eine gröne ouw, . . .
5 Noch t&gn wy auer ein ackeruelt,
vnfe fpetzen an de erd geftellt,
wy veln vp vnfe knie.
Der Str. 8 1 ist im Siebenbürger Liede die Zeile 34 1 Wir zogen vber das Aceite feld nachgebildet,
der Str. 83 wohl im Falkenberger Liede die Zeile 12 1.
9) Formelhaft. Vgl. in der nd. Fassung des Liedes Lil. 418 (Wien 1629) Str. 11:
De vns dit nye ledtlyn fanck,
ein framer lantzknecht ys he genant,
he helft vns wol gefungen,
he ys wol dre mael yn Vngerlandt geweft,
alle tidt ys wedder kummen.
▲bhdlgn. d. K. Gw. d. Wi«. zu GÖttingen. PhiL-hiit. Kl. N. F. Band «,». 9
66 HEBMANN MÖLLER, EIN HOCHDEUTSCHES UND ZWEI NIEDERDEUTSCHE LIEDER.
10 Er fingt vns das vnd noch vil mer, ift yrget ein frommer Lantzknecht hie,
Gott träft all fru~ Lantzknechten jr feel, thu mir ein freondlichs bringen, ja bringen,
die vor Kopenhagen vmb find kommen,
(Am Ende nach dem andern Lied:)
Gedruckt zu Nürnberg
durch Valentin
Neuber.
(Ebenda 9 1-2 So käme wy denn ynt Vngerlandtf dar ys fo mennich lantzknecht vnbekant, vgl. in
unserm Liede 4 1-2.) Im Liede von Ingolstadt Str. 23 :
Wer iXt der vns das liedlin fang?
ain freier landsknecht ift ers genant,
er hats fo frei gefangen,
ift dreimal vor Ofen glegen,
• • •
ift allzeit wider kummen.
Im Liede 'Es ftet ein bäum in Ofterreich' (Unland 99) Str. 12 :
Der vns diß neuwe liedlein fang,
er hats gar wol gelungen,
er ift dreimal in Franckreich gweft
vnd allzeit wider kommen.
Vgl auch Unland 197 a.
Inhaltsübersicht
Seite
QileHnog 3—7
I. Das Halmstader Ued (1663) 7—31
IL Lflbeoker Ued von 1564 31—40
m. Dm Falkenberger Ued (1666) 41—63
Anhang A. Eine hd. Reimzeitung aus dem nord. 7j&hr. Kriege 64 — 68
Anhang B. Deutsche Lieder aus der Grafenfehde 69 — 66
I. Lied von Fünen (1535) 59—62
IL Das Dennmarcker Lied (1536) 63—66
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND VI. Nro. 4.
Geschichte des Inkareiches
von
Pedro Sarmiento de Gramboa.
Herausgegeben von
Richard Pietschmann.
Serlin
Weidmannsche Bachhandlang
1906
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Geschichte des Inkareiches
von Pedro Sarmiento de Gamboa.
Herausgegeben von
Richard Pietschmann.
Vorgelegt in der Sitzung vom 29. November 1902.
Mehr als dreihundert Jahre hindurch ist den vielen Gelehrten und Unge-
lehrten, die mit der Vergangenheit Perus sich beschäftigt haben, das Werk des
Pedro Sarmiento, das hier zur Veröffentlichung gelangt, unerreichbar und so gut
wie unbekannt geblieben. Sehr früh war jede Kunde davon verschollen. Nicht
gerade selten zwar wird von Historikern und Geographen Sarmiento erwähnt,
aber fast nur als Seefahrer, besonders wegen seiner Entdeckungen und Unter-
nehmungen in der Magelhaens-Strasse. Nur wegen dieser Taten gedenkt seiner
der 'Plinius Amerikas', Jose de Acosta, der mit ihm zugleich in Peru weilte, in
der Historia natural y moral de las Indias. Nicht anders erzählt von ihm Martin
del Barco Centenera in dem faden Epos La Argentina, das zuerst 1602 erschienen
ist, ferner auch Antonio de Herrera in der 5. Dekade seines grossen Geschichts-
werks und in der dazu gehörigen Descripcion de las Indias (1615). Aehnlioh steht
es mit den an sich nicht kargen Angaben über Sarmiento, die Bartolomä Leonardo
de Argensola in der Conquista de las islas Malucas vorbringt. Und so wird er
auch von dem Verfasser der Lima fundada, Pedro de Peralta Barnuevo, nur ge-
feiert als der
Nuevo Teseo del austral undoso
Labirinto del lfquido elemento
Minotauro de espuma proceloso.
Nicht besser unterrichtet zeigen sich die Bibliographen. Antonio de Leon
Pinelo, ein in Peru geborener Spanier, Mitglied des Indischen Rats, in seiner
EpUome de la Biblioteca oriental y occidental, ndutica y geogrdfica (1629), und Nicol&s
Antonio in der Bxbliotheca hispana, der aus Pinelos Buche seine Kenntnis schöpft,
wissen als von Sarmiento herrührend nichts weiter anzuführen als eine Denk-
IV RICHARD PIKTSCHMAKN,
schrift, die dem Real Consejo de Indias eingereicht und von diesem der Casa
de Contrataciön zu Sevilla überwiesen wurde, betitelt : Derrotero y viaje de Lima
ä Espana por el Estrecho de Magallanes, el ano de 1579. Es ist das nur der Be-
richt, den Bernardo Yriarte 1768 in Madrid herausgegeben, und von dem Sir
Clements R. Markham 1895 für die Hakluyt Gesellschaft eine englische Ueber-
setzung veröffentlicht hat. Zu guter Letzt enthält der siebente Band des vielfach
verdienstlichen Diccionario historico-biogräfico del Peru von Manuel de Mendiburu,
der (1886 — )1887 zu Lima erschien, einen Artikel, in dem sogar ausdrücklich
bestritten wird, dass Pedro Sarmiento jemals eine Darstellung der Geschichte
Perus verfasst habe. Er habe nur, damit die Nachkommen der Herrscher aus
dem Inkageschlechte besser unter Aufsicht gehalten werden könnten, deren Stamm-
bäume aufgezeichnet. — Umgekehrt figuriert in William Prescotts PRstary of (he
Conquest of Peru, in Mariano Riveros Antigüedades peruanas und auch anderswo
als Gewährsmann, zwar nicht ein Pedro, aber doch ein Juan de Sarmiento mit
einer Relation de la sucesion y gobierno de los incas. In Wahrheit hat aber, wie
Marcos Jimänez de la Espada festgestellt hat, diese Relation überhaupt nicht
einen Sarmiento zum Verfasser, sondern ist nur einem Manne dieses Namens
gewidmet und ist nichts anderes als der 2. Teil der Crömica del Peru des Gieza
de Leon.
Seit 1866 jedoch steht im 5. Bande der Coleccion de docutnentos inediios del
Archivo de Indios ein Bericht von Pedro Sarmiento über eine seiner Fahrten
nach der Magelhaens-Strasse, die zweite, die er ausgeführt hat ; und es ist darin
eine Erörterung zu lesen, bei der er sich selbst nicht bloss auf seine histo-
rischen Forschungen beruft, sondern auch auf eine Hisioria antigua Perus, die
er niedergeschrieben habe. Aber lange sollte es währen, bis man dieser Erwäh-
nung, die ganz nebenher erfolgt, irgend welche Beachtung schenkte1). — Noch
in einem andern Schriftstück nennt sich Sarmiento selber als Verfasser einer
Historia de los ingas del Peru2). Dieses Schriftstück hat sogar einmal kein ge-
ringerer in Händen gehabt als der um die Entdeckungsgeschichte der Neuen Welt
hochverdiente Martin Fern&ndez de Navarrete, dem der kühne Seefahrer so
grosses Interesse einflösste, dass er ihm ein Denkmal in Gestalt einer Biographie
zu widmen beschloss, die leider Entwurf geblieben ist und als solcher mit den
übrigen Opusculos aus Fern&ndez' de Navarrete Nachlasse 1848 zu Madrid ver-
öffentlicht wurde. Jedoch obgleich in dieser biographischen Skizze eine Angabe,
die aus jenem Schriftstücke herrührt, mit verwertet wird, verlautet darin mit
keiner Silbe etwas von einer 'Geschichte der Inka'. — Ueberdies gab es ein
amtliches Schreiben aus Cuzco, das hauptsächlich von eben diesem Werke Sar-
mientos handelte. Es war mit einer Reihe anderer Aktenstücke aus Peru nach
Spanien gesandt worden, und von diesen Archivalien wurde ein Teil 1874 im
1) Auch war seit 1867 aus dem 8. Bande derselben Coleccidn, Seite 262 f., zu ersehen, dass
Sarmiento Auftrag erhalten hatte, Geschichtsdarstellungen zu verfassen, durch welche die gedruckten
Berichte ober die Conquistadores and die Bürgerkriege ersetzt werden sollten.
2) Trts Bdacioncs, 8. XXIII; Bolttin dt la Sociedad gcogräfica de Madrid, T. 31, S. 871.
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. V
21. Bande der Colecciön de documentos ineditos del Archivo de Indios *) abgedruckt.
Aber eine beträchtliche Anzahl blieb zunächst unveröffentlicht, und darunter war
gerade diese entscheidende Urkunde. —
Erst in Marcos Jimänez de la Espada fand sich ein Sachverständiger, dem
die vereinzelten Erwähnungen dieses Geschichtswerks, auf die er stiess, auffielen
und Interesse erregten. Er hat in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Tres Be-
laciones de antigüedades peruanas, welche das spanische Unterrichts-Ministerium
1879 aus Anlass des Internationalen Amerikanisten-Kongresses drucken Hess,
und 1882 in einem Anhange zu seiner Ausgäbe der Memorias antiguas y polüicas
del Peru des Fernando Montesinos zusammengestellt was ihm über Entstehung
und Verbleib des Buches bekannt geworden war, Ermittelungen, die leider auch
auf die Gewissheit zu führen schienen, dass das Werk selbst wohl auf immer
verloren gegangen sei. Jimänez erlebte aber noch die Ueberraschung, dass das
von ihm vergebens gesuchte Buch in ganz unvermuteter Weise wieder ans Licht
kam. Es geschah das aus Anlass der Herstellung von Handschriften-Katalogen,
mit der das Königlich Preussische Kultusministerium Wilhelm Meyer beauftragte.
In einem Aufsatze, der im 1. Hefte des Jahres 1893 der Nachrichten von der
Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen erschien, brachte Wilhelm
Meyer der gelehrten Welt die Tatsache zur Kenntnis, dass Sarmientos Werk,
und zwar in genau derselben Ausfertigung, von der in jenen Aktenstücken aus
Cuzco die Rede war, wohlbehalten seit mehr als hundert Jahren in der Hand-
schriften-Sammlung der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Göttingen auf-
bewahrt wird. Zugleich gab er hier eine eingehende Würdigung des Werks und
des Autors und eine Beschreibung der Handschrift. Eine weniger ausführliche
Beschreibung fügte er dann ein in das amtliche Veraeichniss der Handschriften im
Prcussischen Staate, I: Hannover, 2: Göttingen 2 (Berlin: A. Barth 1893), Seite
268 — 269. In zahlreichen Einzelheiten vermag ich hier nur zu wiederholen und
zu ergänzen, was dort schon gesagt worden ist.
Die Handschrift, ein Folioband von massiger Stärke, führt in der Göttinger
Bibliothek die Bezeichnung Cod. Ms. hist. 809. Sie war seiner Zeit dem Könige
von Spanieir eingereicht worden, und dieser Bestimmung entsprach ihr ursprüng-
licher Einband. Zwar hatte bei dessen Anfertigung der Buchbinder alte Buch-
deckel passender Grösse von grün gefärbtem gepresstem Schweinsleder zu Hülfe
genommen, hatte sie jedoch mit einem Ueberzuge von gleichmässig hochroter
Farbe aus gutem Seidenstoff ausstaffiert. Dieser hielt bereits, als ich 1889 das
Buch zum ersten Male zu Gesicht bekam, nur noch wenig zusammen, und wegen
des stark schadhaften Aeusseren wurde 1892 die Handschrift neu in Halb-Maro-
quin gebunden8).
1) Es sind die Aktenstücke, die ich auf Seite 137 in den Vorbemerkungen zu dem Register
anter Infonnaciones, Ser: I anführe. Sie werden weiterhin noch ausführlicher zu besprechen sein.
2) Die abgelösten Hüllen werden zusammen mit Blättern bedruckten und beschriebenen Papiers
aufbewahrt unter der Bezeichnung Cod. Ms. jurid. 160*. VergL Verseichniss der Handschriften im
Prcussischen Staat I, 3: Göttingen 3 (1894) S. 510—541.
VI RICHARD PIKT8CHMANN,
Die Masse des Papiers der Handschrift sind 29 V« : 20 cm. Zu dem Anschreiben an den
König, das zuerst kommt, sind 10 Blatt von weisser, kräftigerer Beschaffenheit genommen, wovon
2 unbeschrieben, alle ohne Blattzahlen. Es folgt der eigentliche Text auf minder ansehnlichem
Papier mit Blattzählung : \ 74, f5, und so fort bis 'l31, darunter Blatt 109 doppelt, gezählt.
Dahinter ein Anhang (= Blatt 133 - 138) ohne Zählung. Die Lagen haben unten links eine Zählung
in Buchstaben von A bis M. Sie haben je 6 Bogen, nur A und G je 7, und M 41/«.
Als Wasserzeichen beinahe durchweg in einem Kreisrund ein schreitender Mann mit kurzem
Mantel, breitkrämpigem Hut, die Hakenbüchse auf der Schulter; unter ihm verschiedene Buch-
staben-Verbindungen, auch unverbunden nebeneinander G und B. Nur das letzte Blatt des Ganzen
hat ein Eirund mit Kreuz darin, darunter G und B.
Die Widmung hat 32, 35, 36 Zeilen Schrift auf der Seite, der Text sogut wie durchweg 28,
die Beglaubigung im Durchschnitt 26 Zeilen.
Wie das Titelblatt vieler der spanischen Drucke des 16. Jahrhunderts über
dem Titel fast vollständig ausgefüllt wird von einem grossen Wappen Spaniens *),
so ist auch diese Handschrift mit blattgrossen Wappen geschmückt. Sie sind
nicht ungewandt gezeichnet und getuscht. Blatt I zeigt in einem Bandornament
das Wappen von Kastilien und Leon flankiert von zwei gekrönten Säulen, die
je ein Schriftband umschlingt, das linke mit der Aufschrift Plus, das rechte mit
Vitra. Am Fusse tragen die Säulen ein Schild, jedes mit einer allegorischen
Darstellung, erläutert durch ein Schriftband, links als mare attantico, rechts als
mare eoutn. Sinnbild des 'Ostmeeres' ist hier das Sonnenantlitz, von Strahlen
umgeben, über dem Wasserspiegel. Den atlantischen Ozean hingegen stellt ein
mit einer Tiara gekrönter Mann vor, der himmelskundige Riese Atlas, der, im
Meere watend, mit der einen Hand das Sphären-Modell, die sogenannte sphaera
armülaris, esfera armilar, emporhält und mit der andern auf die am Himmel
stehende Sonne hinweist2). Ueber dem Wappen, zwischen den Säulen, stehen in
Goldbuchstaben die Verse zur Verherrlichung der Weltherrschaft König Phi-
lipps II., — Barbarici fasces contremunt stegma Philippi, u. s. w. — die ich jetzt
als Motto des Textes auf Seite 1 habe abdrucken lassen.
1) Das spanische Königswappen auf dem Titelblatte haben z. B. die Leyes hechas por . . .
el rey don Fernando y la reyna dofta Ysabel y orden de los pleytos (Salamanca 1499); vergl.
Konrad Haebler, Early Printers of Spain and Portugal (= Illustrated Monographs issued by the
Bibliographical Society No. IV) London 1897, lllustrations No. XIV. Pedro de Medina, Arte de
navegar. Sevilla 1545. Derselbe, Libro de grandezas y cosas memorables de Espatla. Sevilla 1548.
1549. Pedro de Alcocer, Historia 6 descripeion de la Imperial eibdad de Toledo. Toledo 1554.
Diego de^Valera, Chronica de Espafta äbreviada. Sevilla 1562. — Das Kaiserwappen Karls V.
haben, um nur einiges zu nennen: Gonzalo Fernandez de Oviedo, De la natural historia de las
Indios (Toledo 1526) ; vergl. Catdlogo de la biblioteca de Salvä Nr. 3319. Diego Valera, Chronica.
Sevilla 1534. Qonzalo Fernandez de Oviedo, La Historia general de las Indios. Sevilla 1535;
wiederholt in der Ausgabe von Jose Amador de los Rfos. Lucio Marineo Sfculo, Cosas memorables
de Espaüa. Alcalä 1539. Cieza de Leon, Parte primera de la Chronica del Peru. Sevilla 1553.
Francisco Lopez de Gomara, Primera y segunda parte de la historia general de las Indios. Zara-
goza 1553.
2) Vergl. Sarmiento, Geschichte des Inkareiches, Seite 18: Atlas gigante y sapientfsimo
aströlogo; und dazu die Nachtrage zu den Anmerkungen.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. VII
Blatt IT trägt innerhalb einer Umrahmung von Ornamenten in blau und
gold, hübsch ausgeführt) den Titel : Segunda parte de la Historia general llamada
tndica u. s. w., der auf Seite 1 als Ueberschrift des Textes abgedruckt steht 1).
Welche Bewandnis es mit dieser Benennung hat, erfährt man aus dem Buche
selbst, Seite 10 des Drucks. Sarmiento hatte übernommen ein Werk umfassenden
Inhalts zu schreiben. Er wollte es offenbar hinstellen als ein Gegenstück zu
den verschiedenen Veröffentlichungen Namens Historia general de las Indias, die
es bereits gab, zu der von Gonzalo Fernändez de Oviedo und der von Francisco
Lopez de Gomara. Von dieser neuen general historia, llamada tndica, liegt hier
aber erst der zweite Teil vor, der von der Urbevölkerung Perus, von den An-
fängen und dem Verlaufe der Inkaherrschaft bis zu ihrem Ende mit dem Tode
Huascars, des letzten Inka, handelt. Als ersten Teil stellt Sarmiento in Aus-
sicht eine historia natural destas tierras, eine ausführliche Beschreibung Perus
und seiner Naturmerkwürdigkeiten. Dieser einleitende Teil hätte, sagt er,
eigentlich vor dem andern ausgearbeitet werden müssen, die Abfassung sei jedoch
zugunsten des zweiten Teils aufgeschoben worden, und für jenen ersten werde
auch später mehr Stoff zu Verfügung stehen, der aus noch vorzunehmenden Er-
mittelungen an Ort und Stelle sich ergeben werde. Den dritten Teil des Ganzen
solle dann eine Geschichte Perus seit Ankunft der Spanier bilden, die bis 1572
reiche. Dass Sarmiento vorgehabt hat, eine Darstellung dieses neuesten Geschichts-
abschnitts zu verfassen, wissen wir auch aus anderer Quelle2).
Auf der Rückseite von Blatt III, die dem Anfange eines Anschreibens an
den König von Spanien gegenübersteht, folgt in einer Umrahmung, in der die
Verse von den Barbarici fasces als Umschrift wiederholt sind, das Königswappen
Philipps II., unten umschlungen von der an dieser Stelle üblichen Kette des
Ordens vom goldenen Vlies und flankiert von den Säulen, welche wie vorher die
Devise Plus ultra und die allegorische Darstellung des Mare ad lanticum8) und
des mare eoum aufweisen.
Ein drittes Wappen ist vor dem Anhange als Blatt 132 eingeschaltet, etwa
nach dem Vorbilde der Historia general de las Indios des Gonzalo Fem&ndez de
Oviedo in dem Drucke von Johann Kromberger (Sevilla 1535), der nicht bloss
als Titelblatt das kaiserliche Wappen Karls V., sondern auch auf der letzten
Seite das blattgrosse Wappen des Verfassers trägt. Nur haben wir hier nicht
1) Für diesen Titel und für die Kapitelüberschriften im Text von Blatt 17 der Handschrift
ab hat der Schreiber grosse runde gotische Buchstaben gewählt. Eine Probe hat Wilhelm Meyer
in seiner grundlegenden Abhandlang über die Buchstaben-Verbindungen der sogenannten gothischen
Schrift (Abhandlungen der K. Gesellschaft der Wissensch. zu Göttingen, Phil-hist. Kl, N. F. Bd. 1
Nr. 6 Berlin 1897) auf Taf. 1 Nr. 5 abbüden lassen. Yergl. auch dort S. 91-92. Auf Titelblattern
spanischer Drucke dieser Zeit kommen diese Buchstaben — letra monacal — sehr häufig vor.
2) Yergl. oben Seite 4 Anm. 1. Den Wortlaut der Stelle siehe weiter unten.
3) Nach dieser Probe von Latein wird man nicht gut Sarmiento als Urheber der Zeichnung
betrachten können. Yon ihm selbst haben wir die Mitteilung, dass er in England Unterredungen
in lateinischer Sprache geführt habe; (CoUcdön de documentos inidüos dcl Archivo de Indios, T.
6 S. 410 und 411).
Vm RICHARD PIET8CHM ANN,
das Wappen Sarmientos, sondern das des Vizekönigs von Peru, Don Francisco
de Toledo. Dass kein anderes gemeint ist, beweisen die darunter in einer Um-
rahmung angebrachten Distichen, die den Ruhm dieses Staatsmannes verkünden.
Ich habe sie im Druck als Motto der Seite 130 vorgesetzt. Von den Angaben,
welche Alonso Lopez de flaro über das Wappen der. Toledo aus den Häusern
der Grafen von Alba de Tormes und der Grafen von Oropesa macht1), weicht
die Ausfuhrung in Einzelheiten ab. Wir haben hier ein in 15 weisse und schwarze
Felder im Schachbrett geteiltes Schild, nach unten umkränzt von einem Frucht-
und Blumenfestem. Ueber dem Schilde Grafenkrone und Ritterhelm mit Straussen-
federn. Als Helmzier steigender Engel in rotem gegürtetem Gewände mit aus-
gebreiteten im Schachbrett weiss und schwarz geteilten Flügeln ; einen Reif mit
aufrecht stehendem Kreuze vor der Stirn ; die Rechte schwingt ein Schwert, die
Linke hält ein Zepter. Am Schosse der Figur breitet sich ein Schriftband aus
mit dem Wahlspruche : Superbos gladio, fiddes premio *).
Das Wappen ist hier am Platze. Es versinnlicht den Anteil an der Ent-
stehung des Werks, der auf Francisco de Toledo entfällt. Er deckt mit seinem
ritterlichen Schilde die amtliche Beglaubigung, welche die darauf folgenden
Blätter füllt. Die Geschichte Perus in der Auffassung, wie sie Sarmiento vor-
getragen hat, bildet eine der Grundlagen der Herrschaft Spaniens in der Neuen
Welt und insbesondere in Peru; sie giebt die Rechtfertigung der spanischen
Politik, die ihre erste unumwundene Vertretung in diesem Vizekönig gefunden
hat. Es wird gestattet sein hier über ihn einige Worte zu sagen.
Don Francisco de Toledo war geboren als dritter 8) Sohn des dritten Grafen
von Oropesa, Don Francisco Alvarez de Toledo, und der Dofia Maria Manuel de
Figueroa, einer Tochter des zweiten Grafen von Feria Don Gömez Su&rez de
Figueroa und der Dona Maria de Toledo, der Schwester des Herzogs von Alba Don
Fadrique Alvarez de Toledo. Er war ein naher Blutsverwandter jenes vorzugs-
weise als Herzog Alba bekannten Hernando Alvarez de Toledo, der mehr als
durch seine Waffentaten durch die Schreckensherrschaft, die er mit Philipps IL
Vollmacht 1667 bis 1574 in den Niederlanden ausübte, ein Andenken in der
Geschichte hinterlassen hat. Don Francisco gehörte dem Ritterorden von Santiago
an. Er hatte dem Kaiser Karl V. in Flandern, Frankreich, Deutschland, Algier
und Tunis, dem König Philipp in Spanien gedient, und war nicht mehr jung an
1) Alonso Lopez de Haro, Nobiliario genealögico de los reyes y Utuhs de EspaKa, Madrid
1622, Parte 1 8. 219 und Parte 2 S. 40.
2) Lopez de Haro schreibt blaue und weisse Schachbrettfelder vor und zwar auf dem
Schilde und auf dem Gewände des Engels. Von Lopez abhängig sind wohl die damit überein-
stimmenden Angaben über die Farben der Felder des Schildes, die man bei Silvester Petraaancta,
Tt88erae gentilitiae, Rom 1638, S. 198 und Pierre Palliot, La wate et parfaUe science de* armoiries,
Paris 1661, S. 665 findet. Blau und Silber geben die neueren Werke (z. B. J. B. Rietstap, Armarial
gbnkral) für das Wappen der Alvarez de Toledo.
8) So nach Lopez de Haro und nach dem Biographen in der Coleeeitn de doeumenios iniäk&s
del Archivo de Indios, T. 8 S. 217.
PEDRO SARMIKNTO's GESCHICHTE DBS INKAREICHES. IX
Jahren *) und bekleidete ein hohes Hofamt als einer der Mayordomos der Casa
Real, als er 1B68 zum Nachfolger des Lope Garcia de Castro ernannt und mit
dem Titel eines Vizekönigs, Gouverneurs, Generalhauptmanns und Präsidenten
der Königlichen Gerichtshöfe nach Peru gesandt wurde. Was ihn in Philipps
Gtustr-emporgetragen hatte, das würde, wenn wir dem Gerede des Inkasprösslings
Garcilaso Glauben schenken dürften, hauptsächlich eine Bekundung kirchlicher
Korrektheit gewesen sein, die man damals in Spanien Christlichkeit nannte.
Wöchentlich einmal empfing er das allerheiligste Sakrament2). Nicht als ob
solche Unsträflichkeit in Garcilasos Augen nicht zum Höchsten gehört hätte.
Zur Kirche und Glaubenslehre steht er ganz in den Empfindungen des Spaniers
jener Zeit8). AVr so wenig wie über die glorreiche Vergangenheit, mit der ihn
der hohe Rang seiner indianischen Mutter verband, berichtet er ohne Befangen-
heit über die Veranstalter des Trauerspiels, in welches die Geschichte des Inka-
hauses auslief.
Bestimmend für Philipp bei der Wahl, die er traf, werden andere Eigen-
schaften gewesen sein, die ihm Francisco de Toledo empfahlen, wie sie ihm Alba
empfohlen haben. Vielleicht nicht ganz so in sich stolz geartet4), mehr aus der
Schule des Verwaltungsbeamten, des Staatsmannes, war dieser Toledo vom Hause
Oropesa ebenfalls ein auserlesenes Werkzeug wo es galt Rat zu schaffen, mit
1) In der Begründung eines später Ton Peru aus eingereichten Abschiedsgesuchs Toledos
heisst es : haberse Vuestra Majestad querido servir ddl tarde, tomändole de cincuenta y cinco
aftos, para arriba tan cascado y cansado y achacoso de haber servido y seguido al Emperador . . .
tantos anos en todas las guerras que se ofrecieron en Africa y Berberfa, Francia y Alemania, pa-
sando tantas veces la mar y corriendo tantas veces la tierra por la posta en vuestro real servicio
y por mandado de Vuestra Majestad, que no podfa dejar sobre esto de sentir mucho el trabajo de
las mares y aspereza de tierra de venir ä este nuevo mundo ä servir y estar por haberlo hecho
tan extraordinariamente mucho mäs quebrado y achacoso y con carga de muchos anos.
2) Garcilaso, P. 2 libr. 8 c. 16: Fad eligido por su macha virtud y Cristiandad, que era un
Caballero que recebfa el Santfsimo Sacramento cada ocho dfas. Mit dem Beiworte Caballero de
grande Cristiandad wird auch Francisco de Toledo vor den Mitgliedern seiner Familie bei Lopez
de Haro, P. 2 S. 43, ausgezeichnet. Papst Paul V. sandte ihm zu seiner Ernennung ein Glück-
wunschschreiben, in dem er ihm die Ausbreitung des Glaubens ans Herz legte.
3) Mit gutem Vorbedacht stellt Garcilaso den 2. Teil seiner Camentarios Reales unter den
Schutz einer Widmung an die Gloriosisima Virgen Maria, nuestra SeHora, Hjja, Madre y Esposa
Virginal de su Criador.
4) Francisco de Toledo wird nicht müde zu beteuern, dass ihn nichts beseelt als der Eifer
seinem Herrn zu dienen, dass er keinen andern Willen kennt Aber neben diesen Redewendungen
braucht er auch mutige Vorhaltungen. So schreibt er im März 1573: Y si Vuestra Majestad ho-
biese mandado, cortar la cabeza ä quien mal usa della, ö mandädole ir luego deste reino, ö dado
calor con gratih'caciön ä los que fielmente la hubieren usado, con menos vejaciön de papeles de
aca ni de alla, creo yo, Catölica Majestad, que Vuestra Majestad hobiera, mediante Dios, asentado
este reino con mayor subjeciön y siguro, dfas hä. Eine scharfe Aeusserung über die Ce'dula von
Mecheln, que es tan conoscida por este nombre como daßosa por sus efectos, in der Memoria del
gobierno temporal § 27. Aehnlich später in einem Briefe Toledos aus Lima vom 23. Dez. 1579 in
der Cokcciön de documentos inid. p. la hisi. de Espana, T. 13 S. 551 über diese und andre
C^dulas, con que allä desautorizan los miembros la cabeza (ebd. 8. 555).
Abhandlungen d. K. Gm. d. WIm. su GMting on. Phil.-hi«t. Kl. N. F. Band 6, 4. b
X RICHARD PIKTSCHMANN,
Ueberlegung, mit Entschlossenheit, mit unbeugsamer Härte, der Staatsräson, dem
Willen seines Herren zum Siege zu verhelfen. Rechnet man die Fälle von Vorein-
genommenheiten ab, an denen sein Denken festhält, so muss man ihm zugestehn,
dass er mit grosser Umsicht sich unterrichtete, mit grosser Klarheit seine Ziele
erkannte, sie in unermüdlicher und vielseitigster Arbeit verfolgte. Nach Taugenden
zählen die Verordnungen, die Ordenanzas, die von ihm herrühren. Sie zeugen
von strengster Eonsequenz, einer Sorgfalt, der nichts entgeht, einem Ernste, dem
nichts gering erscheint. Allein über Coca und die Cocapfianzungen hat er 70 Ver-
fügungen erlassen. Für einen eindringenden, ordnenden Geist war gerade zu
diesem Zeitpunkte Peru das rechte Feld.
Die schlimmsten Wirren und Zerrüttungen, die Kämpfe zwischen Pizarristen
und Almagristen, der Aufstand des Gonzalo Pizarro, die Empörung des Francisco
Hern&ndez Girön, waren überstanden. Skrupellos, mit fester Hand hatte der
erste Vizekönig, den Karl V. in das zur Not beruhigte Land entsandte, Don
Andres Hurtado de Mendoza, Marquäs de Cafiete, ausgerottet und beseitigt was
es noch an Gesinnungsverdächtigen unter den Ansiedlern gab. Durch klug ge-
leitete Verhandlungen hatte er den Sohn des von Francisco Pizarro zum Nach-
folger Huascars erkorenen Manco Inca, Sayri Tupac Inca, auf welchen die Herr-
schaftsansprüche des Inkageschlechts übergegangen waren, aus seiner Verborgen-
heit zu Viticos in den Anden von Vilcapampa herausgelockt, ihn bewogen sich
taufen und sich mit einem Ruhesitze im Jauja-Tale abfinden zu lassen. Selbst
die Unterwerfung Chiles war von dem Marques ins Werk gesetzt, Entdeckungs-
und Eroberungszüge waren gefördert worden. Auf das kurze Vizekönigtum des
Conde de Nieva waren dann die fünf Jahre Friedensarbeit der Statthalterschaft
des Lizentiaten Lope Garcia de Castro gefolgt. Aber noch immer blieb die Auf-
gabe, wieder in Gang zu bringen was die Eroberung lahm gelegt hatte, Ein-
richtungen zu schaffen, die, sei es auch mit Benutzung der noch erhaltenen
Reste des abgestorbenen Getriebes, das festgefügte Kunstwerk des Inka-Abso-
lutismus zu ersetzen vermochten, welches die ersten Spanier, die in Peru ein-
drangen, wie eine Offenbarung aus einer Welt vollkommenster Ordnung ange-
staunt hatten.
Etwas diesem entschwundenen Zustande Aehnliches war es was Francisco
de Toledo als Vizekönig von Peru zu verwirklichen angestrebt hat. Alle Kräfte
und Hülfsquellen sollten gleichermassen erschlossen und zur höchsten fiskalischen
Ertragssteigerung l) gebracht werden vermöge einer Regierungsweisheit , die
1) Der Real quinto aus dem Ertrage des Bergbaues von Potosi war seit 1557 zu 1572 um
mehr als die Hälfte gesunken, von 468534 auf 216517 Pesos. Als Toledo 1581 Peru verlies, war er
bis auf 1276872 Pesos gesteigert (Colecci&n de docum. inid. p. la hist de Espc&a, T. 5 S. 172 f.).
Zu beachten ist dabei allerdings, dass die Zunahme der Erzausbeute wesentlich erleichtert wurde
durch Anwendung von Quecksilber nach einem Verfahren, das unter Toledo in Peru eingeführt
wurde ; vorher war es schon in Mejico ausgeprobt worden. Die anhaltenden Finanznöte des Königs
bedingten, dass Toledo vor allem auf Gold- und Silber-Sendungen von befriedigender Höhe be-
dacht sein musste. Aber der Vizekönig des gelobten Landes der Edelmetalle erklärte für die zwei
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XI
überall in die geringsten Einzelheiten eingriff und, um das tun zu können, eine
auch an den entlegensten Stätten des weitverzweigten Reiches nie versagende
Machtentfaltung der Regierungsgewalt zur Voraussetzung hatte. Beim Anblicke
der grossartigen Steinmassen der Inka-Burg von Cuzco erinnert Don Francisco
den spanischen Monarchen an die Zwingburgen, die sein Vater, der Kaiser, in
Flandern und anderswo errichtet habe, an den Alc&zar, den „schönen Zaum" der
der Stadt Toledo angelegt worden sei; aus Aufständen und Empörungen habe
man die Riemen zu entnehmen, mit denen man die Gemeinwesen in Zaum halte ;
das sei in Peru noch nachzuholen1). Und nach Ablauf seiner Amtstätigkeit in
diesem Lande bittet er den König die Festung, die er in Cuzco eingerichtet habe,
und die Besatzung beizubehalten, 'denn das wurde begründet und errichtet zu
grosser Verstimmung dieser Stadt, sowohl Indios wie Spanier, da sie begriffen,
dass es ihnen ein Zaum werden sollte und ein Werkzeug zur Verkürzung der
Freiheit, die sie bis zu der Zeit gehabt hatten'2). In La Paz, Guamanga und
Cuzco habe er, Toledo, den Leuten begreiflich gemacht, dass lose Redereien von
aufrührerischem Anstriche nicht ungestraft blieben, das gehöre dazu, dies Land
untertänig zu erhalten, 'denn Freiheit und Zuchtlosigkeit schiessen leicht ins
Kraut' — porque con la libertad y vicio crece fdcilmente la yerba.
Hier ist nicht Raum aufzuzählen, wie viel Toledo innerhalb der Grenzen,
die sein System ihm zog, von dem was ihm vorschwebte, verwirklicht hat. Seine
Massregeln haben seinen Nachfolgern als Vorbild gegolten, und die Indianer
sollen ihm nachgerühmt haben, seit den Tagen des guten Tupac Yupanqui sei
das Land nicht so gut regiert worden. Von gutem Regieren hatten allerdings
die Inka und daher auch deren Untertanen ihre besonderen Vorstellungen. Als
ein wesentlicher Erfahrungsgrundsatz galt, man müsse die Indianer zur Arbeit
anhalten. Gingen sie müssig, so verkämen sie und würden aufrührerisch 8). Diese
Grundlagen des Wohlstandes Perus etwas anderes: die Maispflanzungen und die Lamaherden
(Acosta 4 K. 16).
1) Le vi hacer fortalezas [al Emperador] en esos reinos de Espaöa, que vuestra Magestad
puede entender si tambfcn quiso enfrenar las comunidades de la ciudad de Toledo con tan her-
moso freno y sitio como el de la Alcäzar. Este reino [del Peru] ha sido alterado con levantamien-
tos y rebeliones, de las cuales suelen salir las correas para poner freno ä las ciudades. . . . Suplico
ä vuestra Magestad mande considerar estas causas si son bastantes para que con la fortaleza de
la jußticia, que espero en Dios se dejarä, se deje tambidn el freno material, por la orden y traza
y guarniciön que con muy poca costa se podrä dejar. (Memorial aus Cuzco, 1572). — Ueber die
hier erwähnten Comunidades vergl. Konrad Häbler, Zur Geschichte der kastiHschen Comunidades
in der Historischen Zeitschrift, N. F., Bd. 59 S. 886—434.
2) Porque se fundö y plantö con mucho sentimiento de aquella ciudad, ansi indios como
espanoles, porque entendian que les habia de ser freno y instrumento para cortarles la libertad
que habian tenido hasta aquel tiempo. (Politisches Testament Toledos, § 9). — Die Festung von
Cuzco und die Küstenfeste Huarco erklärt schon Cieza de Leon (2 cap. 51 ; S. 195 f.) für erhaltens-
wert. Toledo wandelt auch hier in den Spuren des Marques de Cafiete, der bereits angeordnet hat,
für die Erhaltung Ton Huarco zu sorgen.
8) Vergl. die Aussagen in den Informaciones, Ser. 1 S. 148. 157. 169—170. 185. 199. 209.
Schon Cieza 2 Kap. 64 (S. 247) sagt: Y decla muchas veces Guayna Capac, que las gentes destos
b*
Xn RICHARD riETSCHMANN,
Regierungsmaxime hat Toledo reichlich sich zu eigen gemacht und ist so Ur-
heber des berüchtigten Mita-Systems geworden *). Die Privatwillkür in der In-
anspruchnahme der Arbeitskräfte der Indianer wurde eingeschränkt, dafür wurde
von Gesetzes wegen ein ganzes Siebentel der eingeborenen männlichen Bevölkerung
zur Fronarbeit, zu einer Knechtschaft und auch zu einem leiblichen Elend der
entsetzlichsten Art, verdammt; eine Saat der Erbitterung, die zweihundert Jahre
später in der blutigen Erhebung der Indianer bei dem Aufstande des Jos£ Ga-
briel Condorcanqui, des zweiten Tupac Amaru, ihre Früchte trug.
Von den ersten Amtshandlungen des Vizekönigs, die schon mit seiner An-
kunft in Nombre de Dios begannen, wo er am 1. Juni 1569 anlangte, entwirft
uns Sarmiento einen knappen panegyrischen Bericht2), den wir uns aus einer
Reihe anderer Quellen zu ergänzen vermögen. Am 2. September legte das Schiff,
mit dem der Vizekönig weiterfuhr, in Manta an; Ende desselben Monats ging
er zu Paita ans Land und setzte die Reise auf dem Landwege fort bis Lima,
das er am 30. November erreichte. Auf allen Stationen und auch sogleich nach
seinem feierlichen Einzüge in Lima fand er reichen Anlass zu Anordnungen von
grosser Tragweite. Der Erfolge dieser Tage gedenkt er noch selber in spätem
Jahren mit Befriedigung in einer Art von politischem Testament, einem letzten
Rechenschaftsberichte über die Angelegenheiten Perus, den er, nach Spanien zu-
zückgekehrt, dem Könige zur Beherzigung für die Zukunft erstattete8). Das
reinos, para tenellos bien sojuzgados, convenfa, cuando no tuviesen que hacer ni entender, hacerles
pasar un monte de un lugar ä otro; y äun de Cuzco mandö llevar piedras y losas para edificios
del Quito, que hoy dfa tienen en los edificios que las pusieron. Noch härter lautet was als Aus-
spruch des Inka über die Küstenbevölkerung Perus überliefert wird (Colecciön de doc. inidUos p.
la historia de Espana, T. 13 S. 453): y decfa que para gobernar y asegurarse destos Yungos
[= Yuncas], era menester de cuando en cuando matar diez ö doce mil dellos.
1) Damit es nicht an einer theoretischen Begründung fehle, verschaffte sich Toledo für die
Bergwerks-Mita auch zustimmende Gutachten von dem Erzbischof von Lima Gerönimo de Loaysa
und dem gelehrten Theologen Dr. Pedro Munfz. Vergl. Solörzano, Politica indiana, 1. 2 cap. 15
S. 74; auch Colecciön de documentos ineditos p. la historia de EspaHa, T. 13 S. 461 f. Eines der
Gutachten befindet sich im Britischen Museum in der Sammel-Handschrift 81. 3055: Discurso del
Dotier MuHiz, dedn de Lima, sobre el servicio de los indios en el beneßcio de obrajes, trapiches,
viflas, sementeras, guarda de g anados, beneficio de las minas de otogne en Guancabelica de la
Plata en Potosi. Vergl. Pascual de Gayangos, Catalogue of the Mss. in the Spanish Language in
the British Museum, Vol. 2 S. 477.
2) Geschichte der Inkareiches } Seite 6. — Vergl. zum Folgenden: Lo que el virrey tni seRor
ha proveido de cosas de gobierno despues que su excelencia entrö en lierra firme, in der Colecciön
de documentos ineditos para la historia de Espafia, T. 94 S. 225—234. Belaeiön sumaria de lo
que el virrey Don Francisco de Toledo escribiö en lo tocante al gobierno . . . , ebencL 8. 255—298.
(Francisco de Toledo) Memorial de guerra, ebd. S. 299 - 309. De Virreyes y göbernadores del Peru,
Virrey D. Francisco de Toledo, nach einer Handschrift der Biblioteca nacional zu Madrid gedruckt
in der Colecciön de documentos iniditos del Archivo de Indios, T. 8 S. 212—293.
3) Memorial que D. Francisco de Toledo diö al Hey del estado en que dejö las cosas del
Piru despues de haber sido en il virrey y capitdn general treee aHos, que comensaron al de 1569.
Dieses wichtige Aktenstück liegt in zwei Abdrücken vor, erstlich in der Colecciön de documentos
iniditos para la historia de EspaHa, T. 26 8. 122—159, und zweitens in der Colecciön des Archivo
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XUI
meiste freilieb, was sofort ein Eingreifen notwendig machte, galt der Beseitigung
dringender Verlegenheit, der Not des Augenblicks, und führte zu Massregeln,
die sich nicht wesentlich von dem unterscheiden was in ähnlicher Lage auch des
Vizekönigs Vorgänger getan hatten. Es liess allenfalls sich auch von Lima aus
bewirken.
Eine durchgreifende Aenderung aber war zunächst, dass von vornherein der
Geistlichkeit gegenüber die Oberhoheit des Staats zur Geltung gebracht wurde.
Auf Grund eines Erlasses Philipps II. wurde für den Vizekönig die Ausübung
der königlichen Patronatsrechte in Anspruch genommen. Nur in dieser Abhän-
gigkeit1) konnte auch der Klerus Dienste leisten bei der Ausführung der Ab-
sichten, mit denen Toledo gekommen war. Nicht wie vorher, wo die Geistlichen
'absolute Herren waren alles Geistlichen und Weltlichen und im Weltlichen eine
Obrigkeit weder kannten noch besassen' — eran senores absolutos de todo lo
espiritual y temporal, y en lo temporal casi no conocian ni tenian superior9).
Auf Mangel an Fügsamkeit und Berufstreue von dieser Seite schob es Toledo
hauptsächlich, dass geistliche und weltliche Mittel noch immer nicht ausgereicht
hatten, die Indianer durchweg in glaubens- und königstreue Untertanen zu ver-
wandeln. Allerdings wirkten, das erkannte er an, noch besondere Umstände mit.
Es fehlte an Seelsorgern, welche der Landessprachen, an Indianern, welche des
Spanischen mächtig waren, und es gab der Landessprachen zu viele, zu ver-
schiedene, häufig auf kleinstem Räume neben einander. Ferner wohnten die
Indianer vielfach weit von einander getrennt, zum Teil sogar einsam in fast un-
zugänglichen Behausungen, mit Vorliebe jeder da, wo der Berg, der Fels, der
Quell, oder was sonst war, von dem er abzustammen glaubte, seine pacarina9).
de Iiidias, T. 6 S. 516—553. Einen Abschnitt aus dem ersten Teil dieses Memorials hat auch
Marcos Jimenez in seiner Ausgabe der Belaciones geogräficas, T. 1 Apendice III S. CL— CLV
zum Abdruck gebracht.
1) Es entsprach das dem Zustande in Spanien, den Leopold Ranke, Die Osmanen und die
spanische Monarchie, 3. Aufl., S. 282—284, beschreibt
2) Toledo nach seiner Rückkehr an den König. Man denkt an die Schilderungen in Oirolamo
Benzonis Mondo nuovo (Venedig 1565 Bl. 111—113), an die Kraftstellen in Aguirre des Verraten
verwegenem Absagebriefe an Philipp IL (J. de Oviedo y Bafios, Historia de la conquista y po-
blaciön de Venezuela, T. 1 Madrid 1885, S. 325 f. ; Alexander v. Humboldt, Voyage aux rigions
cquinoxtales, P. 1 Belation historique, T. 2 Paris 1819 S. 129 f.; Clements R. Markham, Expedition
of Pedro de Ursua, S. 188—194). Aber in das, was Toledo als Unbotm&ssigkeit und Zuchtlosigkeit
rügt, begreift er auch mit ein die ihm unbequeme geistige Selbständigkeit, der er z. B. gleich an-
fangs (Memorial de guerra, § 10) begegnete, als den Leuten, die zur Teilnahme an der Unter-
werfung Chiles sich gemeldet hatten, die Absolution verweigert wurde, ähnlich wie 1536 in Nica-
ragua die Soldaten des Gobernador Rodrigo de Contreras von Las Casas exkommuniziert worden
waren. In einem Gutachten vom Jahre 1571, das noch an anderer Stelle zu erwähnen sein wird,
wird den Ordensleuten Perus vorgeworfen: Y cuando se comenzö ä deseubrir esta tiranfa del inga
(gemeint ist die Theorie von der Unrechtmässigkeit der Inkaherrschaft), les pesaba como si ä ellos
les quitaran el reino.
3) Arriaga, S. 12.
XIV RICHARD PIETSCUMANN,
Im Bistum Quito gab es einen Priester, dessen Pfarre 42 Leguas umfasste1).
Toledo stellt diese Schwierigkeiten dar nur vom theoretisch höchsten Gesichts-
punkte als Hindernisse der Ausbreitung der christlichen Religion, geeignet sein
und Seiner Majestät Gewissen zu beschweren. Aber er verschliesst sich auch
nicht gegen das praktisch Bedenkliche, dass bei der unzulänglichen Bekehrung
in weiten Strecken der Indianergebiete noch wesentliche Ueberbleibsel aus der
Zeit der Inkaherrschaft ihr Sonderdasein fortsetzten.
In der Tat gab es sogut wie durchweg hier zweierlei Obrigkeit: die Ver-
treter der spanischen Herrschaft, denen die Eingeborenen nur notgedrungen ge-
horchten, und die eingeborenen Häuptlinge, die Curacas, deren Befehlen und
Handlungen sie eine blinde Unterwürfigkeit entgegenbrachten. Noch immer waren
Inka-Ländereien vorhanden, deren Eigentümer nicht abliessen, jahraus jahrein
dem Inka zu geben was des Inka war, für ihn zu säen, zu ernten und aufzu-
speichern, als könne jeden Tag Rechenschaft gefordert werden8). Sayri Tupacs
Rücktritt hatte nur die Wirkung einer persönlichen Verzichtleistung auf die
Ausübung von Rechten, welche nach seinem bald erfolgten Tode seine beiden
Brüder für sich in Anspruch nahmen. Zunächst kam die Reihe an den älteren,
Titu Cusi Yupanqui. Mit ihren Getreuen, etwa fünfhundert Kriegern und einigen
Vornehmen, waren sie beide in Vilcapampa zurückgeblieben. Dorthin war auch
aus dem Tempel von Cuzco das Reichspalladium gerettet, das goldene Abbild
des Sonnengottes. Geschützt war dieses Gebiet nach Cuzco zu durch Steilheit
und Unwegsamkeit der Berge, auf der Königsstrasse zwischen Lima und Cuzco
durch einen Strom, den von Mayomarca, auf der Ostseite durch die Anden.
Aber nicht bloss innerhalb dieses Asyls, überall in Peru, galt bei der Indianer-
bevölkerung und vielen der Mestizen von Müttern aus Inkageblüt Titu Cusi
Tupanqui als der rechtmässige Erbe des Thrones von Cuzco. Dass sein Vater
nicht aus vollgültiger Ehe entsprossen und seiner Zeit nicht an der Reihe in
der Erbfolge gewesen war, — was Sarmiento und Toledo von ihrem Standpunkte
aus als wichtig hinstellen — das tat wenig zur Sache. Inka war der, den die
Grossen der Geschlechter, die Häupter der zwölf Ayllus des Königshauses, als
Herrscher anerkannten, dem das Orakel des Sonnengottes die Borla verliehen
hatte. So lange Sayri Tupac lebte, hatten die Patrioten von Vilcapampa sich
nicht gerührt. Danach behelligten sie die Gegend um Guamanga und entführten
aus den Bergen Arbeiter der Cocapflanzungen in die Sklaverei, bis, etwa um
1565, Titu Cusi Vorschläge gemacht wurden, sich zu unterwerfen. Von da an
war alles, dass er im stillen mit Indianern und Mischlingen Fühlung hielt.
Als Toledo nach Peru kam, begann der Inka sogar eine Hinneigung zum
Christentum kundzugeben, die der Vizekönig jedoch nicht als eine ernstliche
1) Relation sumaria de lo que el cirrey escribiö, Cuanto al göbierno espiritual § 10 (S. 256).
2) Molina 60. Polo de Ondegardo bei Markham S. 156 fgde. = Cd. de doc. ined. del Archivo
de Indios T. 17 S. 41.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XV
auffasste. Er meint in einem Schreiben1) an Philipp IL, Titu Cusi habe nur
daran gelegen in seinem Stammesgebiete ein Indianer-Repartimiento angewiesen
zu erhalten; ob zum Betriebe von Bergwerken und Schärfen nach Erzen, lasse
er dahingestellt. Die allgemeine Auffassung sei, bis jenem die Inka-Prätention
nicht ganz verleidet worden sei, werde er nicht daran denken zu schürfen. Das
Vorhandensein jener Trutzfeste werde unausbleiblich zu Unzuträglichkeiten führen,
die Eingeborenen würden ständig dorthin ihre Blicke richten. Eine Abhülfe sei
es nicht, den Inka aus einem Schlupfwinkel in unwirtlichen Puna-Höhen, wo er
mit wenigen Leuten zusammen hause, herunter mitten unter die zweimalhundert-
tausend Indianer dieser Provinz zu versetzen. Gerade in Cuzco seien ohnehin
zu wenige Spanier im Verhältnisse zu der indianischen Einwohnerschaft; höch-
stens in Lima überwiege das spanische Element. Bei freiem Geleit werde ohne
Zweifel der Inka sich dazu verstehen, zu einem Zusammentreffen mit dem Vize-
konige herabzukommen, so oft dieser wünsche, aber selbst wenn man ihn unten
ansiedeln wolle, werde er dafür nicht zu haben sein, höchstens dann, wenn man
den Sohn des Inka sich mit seiner Cousine, die man hier habe8), verheiraten
lasse. Dieser müsse man dann jedoch zuwenden, was in dem Uebereinkommen
— mit ihrem Vater Sayri Tupac — , das der König bestätigt habe, versprochen
1) Vergl. Colecciön de documentos itUditos p. la hist. de Espana 94 S. 325. Ich gebe diese
Erörterungen hier wieder, weil der Brief kurz vor Vollendung des Inka-Geschichtswerks Sarmientos
geschrieben wurde, das ja am 1. März 1572 fertig war.
2) Gemeint ist die Tochter des Sayri Tupac, die Dona Beatriz de Mendoza getauft worden
war und die auch wegen ihrer Abkunft einfach als die hija de la coya (nicht h{ja de Lecoya, wie
in der Colecciön de docutn inid p. la hisioria de Esp., T. 94 S. 387 gedruckt steht,) bezeichnet
wird. Die Duquesa de Berwick y Alba gibt in ihren Nuevos Autögrafos de Colon y Relaciones de
Ultramar (Madrid 1902, Nr. 68 S. 69 f.) den Inhalt eines gerichtlichen Erkenntnisses vom 21. Juni
1572 wieder, das gegen Alias und Cristöbal Maldonado gerichtet ist, die am 12. Januar 1566 an-
geklagt worden waren: que teniendo el Arias depositada en el convento de Santa Clara ä D*
Beatriz de Mendoza, hija de don Diego Bairetopa [lies: Sairetopa], por orden de D. Juan San-
doval, corregidor del Cuzco, para casarla con el hijo del Inga, que estaba rebelado [!], con orden
de no sacarla, so pena de 20000 pesos y mäs penas, los Maldonados la sacaron y llevaron ä Calca,
pueblo del repartimiento del Arias; enviaron ä llamar ä la madre de ella, D* Maria, y la impor-
tunaron para que la casase con el Cristöbal Maldonado, que contra la voluntad de la doncella [die
damals etwa 7 Jahre alt war] asi lo hizo .... Cristöbal Maldonado decfa en su confesiön haber
corrompido ä la D» Beatriz. Den beiden Maldonados erging es ähnlich wie dem ebenfalls unbequemen,
der Polygamie bezichtigten Don Luis Colon, dem Enkel des Columbus. Sie wurden zu hoher Geld-
strafe und zum Kriegsdienste als Reiter ohne Löhnung in Oran verurteilt. Ein Spanier, der eine
Anverwandte des Inka zur Frau nahm, wurde, besonders wenn er noch zu den ersten Eroberern
Perus oder deren Abkömmlingen zählte, wie die Maldonados, eo ipso hochverräterischer Pläne ver-
dächtigt (vergl. Colecciön de doc. inid. p. la hist. de Esp., T. 13 S. 443). Die Tochter des Sayri
Tupac wurde dann verheiratet mit einem Calatrava- Ritter Martin Garcia Ofiaz de Loyola. Wegen
Nichtauszahlung gerichtlich ihr — der 'mujer de Loyola' (Colecciön de doc. inid. p. la hist. de Esp.,
T. 94 S. 392) — zuerkannten Gelder entschuldigt sich Toledo unter dem 14. Mai 1575 bei dem
Könige. Aus dieser Ehe entsprang eine Tochter. Sie erhielt nach einer Ansiedlung, die Toledos
Stammhause zu Ehren benannt war, den Titel einer Marquesa de Oropesa und heiratete D. Juan
Enrfquez de Borja (Borgia) aus dem Hause Gandia.
XVI RICHARD PIETSCHMANN,
worden sei. Die 2000 Pesos Rente zu beschaffen gehe aber nicht, ohne entweder
das Einkommen der Erone zu schmälern oder die vielen armen Leute zu schä-
digen, 'die hier im Lande nichts zu essen haben1. So sprach Toledo sich im
Februar 1572 aus. Noch hatte er nicht erfahren, dass inzwischen Titu Cusi in
seiner Zufluchtsstätte gestorben, und dass die Inkawürde auf den jüngsten Bruder
Tupac Amaru übergegangen war. Aber in der Theorie hatte er schon eben die
Stellung zu der Inka-Frage genommen, die er später innegehalten hat, und alles
eingeleitet, um diese Stellungnahme auch methodisch begründen zu können.
Ganz ohne einen Inka die grosse Zahl der über so ausgedehnte Landstriche
verteilten und so verschiedenartigen Völker weiter regieren zu wollen, das war
seiner Zeit Francisco Pizarro bei all seiner Unerschrockenheit undenkbar vor-
gekommen. Wie lange war dies die eine Quelle alles Zusammenhanges, aller
Macht und Autorität gewesen! Allerdings mehr als Geisel und Unterpfand für
das Wohlverhalten seiner Untertanen in der Hand der Spanier sollte der Inka
nicht länger sein. Doch etwas wie ein Zugeständnis, dass es eine Erbfolge in
unantastbaren Rechten immer noch gebe, lag immerhin noch in der glimpflichen
Art mit welcher der Marquäs de Canete sich zu Sayri Tupac gestellt hatte,
ganz gegen seine Gepflogenheit bei politisch unbequemen Personen, die in seiner
Gewalt waren. Als Sayri Tupac an der Tafel des Erzbischofs die Urkunden
über die Würden und Einkünfte, die ihm bewilligt wurden, feierlich überreicht
und vorgelesen waren, fasste er freilich, — so wird berichtet1) — eine der
Seidenfranzen der Tischdecke und sagte: Vordem war dieses ganze Tischtuch
mein mit allem was darauf war, und nun speist man mich und mein Haus mit
diesem Fädchen ab. In dieser Zeit nun fing man an sich amtlich um das zu
kümmern, was die ältesten Bewohnen einzelner Gegenden über die Zustände der
Vergangenheit dieser Landesteile auszusagen wussten. Ein Bericht über eine
solche Ermittelung im Gebiete des Chincha-Tales vom 22. Februar 1568, der, uns
noch vorliegt, enthält bereits eine gründliche Auseinandersetzung über die Be-
weise, dass in diesem Teile des Reichs die Herrschaft der Inka sehr jungen und
die der Curacas keineswegs älteren Datums ist2): los in gas son muy modernos.
Erst Francisco de Toledo jedoch verfiel darauf, nicht bloss die Erbansprüche der
1) Die Erzählung ist, wie Garcüasos hübscheste Geschichten es leider fast durchweg sind,
höchst verdächtig, wird aber die Auffassung, die in dem Voll- und Halbblut-Adel vom Inka-Ge-
schlecht lebte, gut wiedergeben.
2) Vergl. die Veröffentlichung in der Colecciön de documentos iniditos p. la hist. de ifopafta,
T. 50 S. 206—231. Ein Gegenstück hierzu ist ein Bericht über die Provinz Guamanga vom 26.
August 1557, abgedruckt in den Belaciones geogrdßcas 1 S. 96—103, in welchem dargelegt wird,
dass seit Eroberung Perus durch die Spanier die Curacas sich jeder für sich die absolute Gewalt
der Inkaherrschaft angeeignet haben, während sie vordem nur Werkzeuge waren. — Cuan poderosos
son estos caciques (Colecciön de doc. inid. p. I. h. de Esp., T. 13 8. 435). — Pero aun despues que
los cristianos entraron en la tierra, fue* este dafio muncho mayor en los sefiores, porque tomaban
ellos y su8 hijos la licencia mäs cumplida e* copiosa que antes se les daba, porque cada uno era
Inga en su tierra, sagt Polo de Ondegardo (Colecciön des Archivo de Indiaa, T. 17 8. 89). Aehn-
liches bei Herrera, Dec. 5 libr. 4 cap. 2.
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XVII
Nachkommen des Huayna Capac anfechten und ableugnen, sondern weiter zurück
sämtliche Herrscher- und Hoheitsrechte, welche dessen Vorgänger innerhalb und
ausserhalb von Cuzco ausgeübt hatten, für usurpierte und vom Gesichtspunkte ge-
schichtlicher und staatsrechtlicher Prüfung für null und nichtig erklären zu wollen 1).
Die Begründung hierfür entnahm er aus der einheimischen Ueberlieferung, über
die er eigene Untersuchungen anstellen Hess. Es geschah das bei Gelegenheit
eines andern grossen Unternehmens, der sogenannten Visita general8).
Auf dem Wege von Paita nach Lima nämlich hatte der Vizekönig einen
Einblick in viele Verhältnisse des Landes gewonnen und war dabei zu der
Ueberzeugung gelangt, dass er die Umgestaltungen, die vorzunehmen und vor-
zubreiten er für seine Pflicht erachtete, nur werde ins Werk setzen können, wenn
er überall selbst aus eigener Prüfung der Sache die Anordnungen treffe. Es
lief das auf eine Besichtigungsreise durch alle ihm noch nicht aus eigener An-
schauung bekannten Landesteile hinaus, während deren langer Dauer das Ganze
von dem jeweiligen Aufenthaltsorte des Vizekönigs aus regiert werden musste.
Er entschloss sich zur Ausführung, ungeacht der Mühsale, die eine Bereisung
Perus damals sehr viel mehr als auch jetzt noch selbst für einen rüstigeren an
Jahren mit sich brachte. Am 23. Oktober 1570 brach er von Lima auf. Zu seiner
Begleitung hatte er eine Anzahl erprobter Männer gewählt, unter andern den
Alcalde de Corte Gabriel de Loarte *), den Jesuiten Jerönimo Ruiz Portillo, seinen
Kapellan Pero Gutterrez 4), seinen Beichtvater Pedro Ordönez Flores, seinen Vetter
den ehemaligen Prior des Dominikaner-Kollegiums von Alcalä Fray Garcia de
Toledo5). Die Geschäfte des Sekretärs übertrug er Alvaro Rufz de Navamuel,
1) Cobo (3, 116 f.) spricht von einer 'Information' über die geschichtliche Vergangenheit, die
schon 1559 Polo de Ondegardo als Corregidor vom Cuzco im Auftrage des Vizekönigs Andres Hur-
tado de Mendoza Marquis de Cafiete und des Erzbischofs von Lima Jerönimo de Loaysa durch
Vernehmung von sachkundigen Eingebornen vorgenommen hat. Der Lizentiat Polo selbst erzählt
(auf Seite 6 seines unten S. XVIII, Anm. 2 zu erwähnenden Berichts an Toledo) von einem Kaiser-
lichen Erlasse, den ihm der Conde de Nieva und der Commendador Bribiesca de Mufiatones gezeigt
haben, in dem eine Untersuchung über die Anfänge des Inkareiches und die Dienste, welche die
Inka von ihren Untertanen verlangten, angeordnet wurde. Nach Juan de Solörzano (de Indiarum
iure üb. 3 cap. 4, S. 694 b) hat auch im Auftrage des eben genannten Vizekönigs Polo de Onde-
gardo 1562 ganz Peru bereist. Aber bei allen diesen Nachforschungen und Veranstaltungen war
man nicht daran gegangen, schon die Berechtigung der ersten Anfänge der Inkaherrschaft, soweit
sie in Cuzco selbst und dessen Nachbarschaft sich abgespielt hatten, einer Kritik unterwerfen zu
wollen. Vergl. auch Eelaciones geogrdficas 1 S. LVI— LVII.
2) Eine sogenannte Visita von Peru, d. h. eine amtliche Ermittelung von Nachrichten zu
einer vollständigen Kunde von Land und Leuten, hatte bereits der Vizekönig Andres Hurtado de
Mendoza Marque's de Cafiete in Angriff genommen und Anweisungen dafür aufgestellt, die Toledo
zugute kamen. Vergl. Eelaciones geogrdficas 1 S. 103.
3) Ueber ihn sagt Toledo im Memorial de guerra § 10 (S. 306) : que cierto es persona de
cuidado y servicio y buen seso. Ueber die Alcaldes de corte in Peru und deren Stellung vergl.
Colecciön de docum. inid. del Archivo de Indios, T. 6 S. 486 f.
4) Vergl. über ihn Jimdnez, Tres Eelaciones, S. XXVIII.
5) Vergl. Colecciön de docum. inid. p. la bist, de Espata T. 94 8. 343. Mundiburu Diccio-
nario biogr., T. 8 S. 70.
Abhandlungen d. K. Gm. d. Win. m Göttin* §n. PhiL-kiit. Kl. N. F. Band 6, 4. C
XVm RICHARD PIETSCHMANN,
der schon unter Lope Grarcfa de Castro Sekretär der Real Audiencia und der
Regiemng gewesen war. Beteiligt wurden auch der Lizentiat Juan de Matienzo *),
der Lizentiat Polo de Ondegardo*), einer der besten Kenner der Indianer-An-
gelegenheiten, der gelehrte und naturkundige Jesuit Jos6 de Acosta. Auf dieser
General-Besichtigung, die fünf Jahre in Anspruch nahm, legte der Vizekönig, —
so hat man ausgerechnet, — 1500 Leguas zurück und erledigte über 2000 ein-
zelne Amtsgeschäfte. Diese Tätigkeit erstreckte sich hauptsächlich auf die Be-
seitigung von Misständen und Unvollkommenheiten in Verwaltung, Rechtspflege
und Seelsorge, auf die bessere Verteilung und Abgrenzung der Pfarren, auf die
Vereinigung der Bewohner allzu abgelegener Ansiedelungen in Ortschaften von
günstiger Lage, und die Ermittelung und Aufzeichnung aller Tatsachen, die für
die Kenntnis des Landes und seiner Bewohner von Wichtigkeit zu sein schienen *).
Ausser diesen Erhebungen zur Landeskunde und Statistik wurden aber an-
fangs auch zeugeneidliche Vernehmungen über zwei Reihen von Fragen angestellt,
welche die Vergangenheit betrafen. Durch die eine Vernehmung sollte festge-
stellt werden: was weiss man über die Entstehung der Macht und Herrschaft
der Inka und der Curacas und übrigen Häuptlinge. Hierüber gehört wurden
nacheinander im ganzen hundert besonders bejahrte und kundige Indianer, da-
runter viele Curacas und Vornehme, Angehörige des Inkageschlechts und auch
im übrigen Personen, von denen sich die relativ beste und sicherste Auskunft
erwarten liess. Von den Protokollen über die Antworten auf diese Serie ge-
schichtlicher Fragen ist, wie es scheint, wenig mehr erhalten.
1) Es gibt von ihm handschriftlich ein Buch Gobierno del Peru, das nach einer Notiz von
Munoz schon im Jahre 1557 verfasst ist. Vergl. die Bibliographien von Leon Pinelo und Nicolas
Antonio; P. d. Gayangos, Caialogue of the Mss. in the Spanish Language in the British Museum,
Vol. 2 S. 470 Add. 5469 ; Jimenez in den Relaciones geogrdficas, 1 S. XL VIII.
2) Ueber Polo de Ondegardo vergl. Jimenez in seiner Vorrede zu den Tres Relaciones, S.
XV— XVIII. Auch oben S. XVII, Anm. 1. Während der Visita general des Vizekönigs Toledo hat
Polo de Ondegardo mehrere Berichte verfasst. Eines dieser Schriftstücke, datiert vom 26. Juni
1571, handelt vom Staatswesen der Inka. Es ist abgedruckt ohne Namen des Verfassers in der
Colecciön de documentos intditos des Archivo de Indias (T. 17 S. 5—177). Ein Teil davon, den ich
Seite 138 und anderswo der Kürze halber 'Polo' zitiere, ist von Sir Clements R. Markham in
englischer Uebersetzung nach einem Ms., das den Verfassernamen tragt, bekannt gemacht worden. Aus
den Einleitungsworten des spanischen Textes geht hervor, dass dieser Bericht die Fortsetzung eines
andern ist, der von der Religion der einheimischen Bevölkerung Perus handelte und identisch sein
dürfte mit dem Tratado de los ritos i idolatrias de los indios del Peru, der 1584 mit der Doctrina
Christiana gedruckt wurde. Berichte von Polo benutzte Acosta.
3) Der Königliche Kosmograph Giovanni Battista Gessio erbot sich am 16. Februar 1576
dem Könige diese Landesbeschreibung per scieneia di geografia et cosmografia zusammenhangend
und übersichtlich zu bearbeiten (Belaciones geogrdficas 1 S. L), der König möge sie doch kommen
lassen. Wo sie ihren Verbleib gefunden hat, ist unbekannt. Toledo hatte 1572, wie noch erwähnt
werden wird, versprochen, die Beschreibung dem Rat von Indien einzusenden, sobald sie ausge-
arbeitet vorliege.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XIX
Zweitens wurden verschiedene Zustände und Anschauungen der Vergangen-
heit untersucht. Die Fragen dieser Reihe haben scheinbar nur gruppenweise Zu-
sammenhang, bilden aber doch ein Ganzes wegen des Zwecks zu dem sie gestellt
worden sind. Es handelt sich keineswegs, wie es zunächst aussieht, um die Be-
friedigung reiner Wissbegierde oder gar um ein wissenschaftlich geartetes In-
teresse. Vielmehr verschaffte man sich auf diesem Wege Aussagen, mit denen
man bestimmte Rechtsansprüche unter Beweis stellen zu können meinte. Nur
darum wurde gefragt nach der Sitte, bei der Bestattung von Inka und Vor-
nehmen der Leiche Kostbarkeiten mitzugeben, dem Sinn dieses Gebrauchs und
den Verstecken, in denen die Schätze untergebracht wurden, nach dem Besitz an
Hörigen, Ländereien und Herden, der den verstorbenen Herrschern vorbehalten
blieb. Man erkundigte sich ferner, ob und wo Kinder geopfert wurden, was als
unantastbares Eigentum der Götter und Huacas galt, auch nach den Vorstellungen,
die der Verehrung der Gottheiten und der eigenen Vorfahren zu Grunde lagen,
nach Anbetung und Opferwesen. Dazu kamen Fragen nach der Zwangsarbeit,
zu der die Inka ihre Untertanen anhielten, dem Vorrecht auf die Coca, das sie
beanspruchten, der Bearbeitung von Gold-, Silber- und Erzgruben und dem Ab-
hängigkeitsverhältnisse, in dem die Curacas und Herren zu dem Inka standen,
auch nach der Regierungsdauer der drei Vorgänger des letzten Inka, — dies
offenbar um danach das Alter der von Pachacuti Inca Yupanqui herrührenden
Verwaltungseinrichtungen zu bestimmen, zum Schlüsse noch Fragen nach dem
Vorkommen von Anthropophagie und bestimmter Laster, deren Duldung nach
der Auffassung einzelner Rechtslehrer genügte, jede christliche Regierung zu
gewaltsamem Einschreiten zu berechtigen.
Auch hierüber wurden nacheinander hundert besonders ausgewählte Einge-
borene, andere als bei der ersten Befragung, vernommen. Ausserdem fand auch
eine Vernehmung von Spaniern statt über Vorgänge bei der Eroberung durch
die Spanier und den darauf folgenden Bürgerkriegen. Die Aussagen der Indianer
wurden durch einen vereidigten Dolmetsch übertragen und von Alvaro Ruiz de
Navamuel zu Protokoll genommen. Eine Auswahl dieser Protokolle haben wir
noch 1). Sie füllen einen Folioband von 213 beschriebenen Seiten, der im Archivo
de Indias aufbewahrt wird, und wurden niedergeschrieben in der Zeit vom 20.
November 1570 bis zum 22. Februar 1572, so wie die Reise Toledos vorrückte,
zu La Concepcion de Jauja, zu Huamanca, im Tambo de Vilcas, zu Rimac Tampu,
im Tambo de Mayo im Jajahuana-Tale, zu Yucay im Vilcamayu-Tale, wo die
Inka ein Lustschloss besessen hatten, und in der ehemaligen Residenzstadt Cuzco.
Die so zu Papier gebrachten Aussagen sandte Toledo mit einem Anschreiben
an den König am 1. März 1572 von Cuzco aus an den Real Consejo de Indias,
damit sie Philipp II., wann dieser geruhe, vorgelegt würden8). Zugleich liess er
1) Sie sind herausgegeben in den Veröffentlichungen, die ich in den Vorbemerkungen zum
Register unter 'Iiiformaciones' anführe; erwähnt wurden sie schon oben auf Seite IV. Ueberaetzt
sind die 'Informationen bei Reinhold Bernhard Brebm, Das Inka-Reich, Jena 1886 S. 769—808.
2) Aus einem Passus eines Schreibens des Vizekönigs vom 24. September 1672 geht hervor,
c*
XX RICHARD PIKTSCHMANN,
von Alvaro Ruiz de Navarauel eine beglaubigte Relation sumaria de lo que se
contiene en la infortnacion de la Urania de los Incas l) anfertigen. In ihr wird das
Ergebnis des ersten und des zweiten Hunderts von Zeugenaussagen jedes be-
sonders formuliert. In einer Nachschrift zieht dann der Vizekönig selber das
Facit der ganzen Untersuchung. Es läuft hinaus auf folgende Sätze:
1. Der rechtmässige Gebieter dieser Lande ist der König von Spanien; die
Inka und Curacas sind Tyrannen, die durch Vergewaltigung der Eingebornen
zur Regierung gelangt sind.
2. Dem Könige von Spanien steht das Recht zu, die Kazikenstellen, ohne
Unterwerfung abzuwarten, nach seinem Ermessen zu besetzen.
3. Dem Könige von Spanien steht das Recht zu so, wie es zum Besten der
Landesverwaltung richtig erscheint, Landschenkungen und Landzuteilungen an
Spanier vorzunehmen, ohne dass die Bedenken entgegenständen, die aus der als
irrig und unbegründet erwiesenen Annahme entsprangen, die Inka seien recht-
mässige Könige und die 'Kaziken' *) eine angestammte Obrigkeit.
4. In seiner Eigenschaft als wahrer Landesherr und bei dem Nichtvorhan-
densein legitimer Rechtsnachfolger der rechtswidrig zur Herrschaft gelangten
Inka ist der König von Spanien Eigentümer aller Bergwerke und Erze, aller
Besitztümer der Sonne und der Götzen, aller in Gräbern beigesetzten Schätze
und aller zum Dienste der Inkamumien gehörigen Ländereien und Herden als
eines erledigten, herrenlosen, preisgegebenen Besitzes.
5. Als dem Landesherrn und rechtmässigem Könige liegt dem Könige von
Spanien die Fürsorge für die Indianerbevölkerung und deren Beschützung ob,
und in Ausübung seiner durch ihre Verstandesschwäche und geringe Einsicht
bedingten Eigenschaft als ihr Vormund ist er berechtigt, zu ihrem gedeihlichen
Fortbestehen Gesetze zu erlassen und deren Befolgung auch gegen ihren Willen
und selbst, wenn es so aussieht, auf Kosten ihrer Freiheit durchzusetzen, bei-
spielsweise sie von Massigkeit ab und zu einer für sie oder den Staat erspriess-
lichen Beschäftigung anzuhalten, sie, da sie erwiesenermassen sonst nichts tut,
mit Einschüchterungen zu regieren, ihr zu verbieten, ohne Erlaubnis von Seiten
des Gerichts oder ihres Curaca Prozess zu führen8) oder Habe zu veräussern;
und was weiter daraus folgt.
dass er einen Teil der 'Informaciones sobre el gobierno pasado de los naturales desta tierra con
la discreciön y otras cosas tocantes ä esto' schon eher abgesandt hat, so viel früher, dass vor dem
September 1572 die Nachricht von dem Eintreffen in Spanien bereits in Peru war. Despues —
heisst es weiter, d. i. mit dem Schreiben vom 1. März 1572 — se enviö tan cumplidamente la in-
formaciön y fe* de todo. Esperare' entender el servicio que V. M. en ello ha recebido, que si aci
no nos engaSamos todos, entendemos ha sido de importancia. Vergl. Belacionts geogräficas, T. 2,
Antecedentes, S. XV.
1) Es ist das die 'Relation', von der Cobo erwähnt, dass er sie benutzt hat
2) Ueber den Ausdruck vergl. Sarmiento, Seite 98.
S) Von diesem Entmündigungs-Gesichtspunkte aus wurden von Toledo durch Erlass vom 22.
Dezember 1574 die Defensores de los indios eingesetzt {Cohcciön de documenios miditos del Ar-
chivo de Indios, T. 21 S. 287—295) 'como padres y amparo de los indios'. Ueber diese Trotec-
PEDRO SAKMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXI
Hiermit hatte jedoch Toledo sich nicht genug getan. Er gab auch Auftrag
zur Erläuterung des Sachverhalts eine Darstellung der Geschichte des Inkareiches
zu schreiben. So war Gelegenheit jedermann anschaulich klar zu machen, dass
nicht etwa Peru von den Spaniern vergewaltigt worden war, sondern dass die
Spanier, indem sie die den Einwohnern Perus aufgezwungene Gewaltherrschaft
beseitigten, den ursprünglich von Gott gewollten Zustand wiederhergestellt
hatten. Hiermit liess dann auch noch eine nach den neuesten Ermittelungen be-
richtigte Schilderung des Hergangs der Eroberung durch die Spanier und der
Kriege, welche diese unter einander geführt hatten, sich anschliessen. Mit der
Abfassung dieses Buches betraute der Vizekönig — so lesen wir in einer schon
erwähnten, uns anonym erhaltenen Lebensbeschreibung *) dieses Staatsmannes —
'den dafür mit besonderer Befähigung begabten Kosmographen Pedro Sarmiento
de Gamboa'. Derselbe Gewährsmann berichtet, er wisse nicht wieweit die Aus-
führung gediehen und was aus den wichtigen Beweisaufnahmen geworden sei.
Wir können jetzt diese Frage beantworten. Es ist jedenfalls der zweite Teil
dieses Geschichtswerks fertig geworden, das Buch Sarmientos das jetzt hier
zum Druck gebracht ist, der 2. Teil der Historia %ndica% wie der Verfasser es
betitelt hat, die 'Gschichte des Inkareiches', wie wir es mit Wilhelm Meyer be-
titeln wollen. —
Ueber Sarmientos Vorleben sind wir nur zum Teil ausreichend unterrichtet,
doch haben sich vor einiger Zeit Angaben, die teilweise auf ihn selber zurück-
tores' äussert ein Bericht vom Jahre 1622 (in der Coltcciön dt docwn. ittid. p. I. historia de
EspaMa, T. 51 S. 526 f.) sie kosteten nur viel Geld.
1) Coltcciön dt documtntos inedüos dtl Archivo dt Indios, T. 8 S. 262 : Por ser en aquesta
cibdad [Cuzco] la corte y antiguo asiento de los ingas, seSores que llamaban destos reinos, y ser
de los antiguos indios muchos vivos y de los conquistadores primeros algunos, antes que de todo
punto ße acabasen los unos y los otros, mandö hacer informaciones y averiguaciones de la genea-
logfa, principio y descendencia de los ingas, por escrito y por pintura, y verificö ser tiranos y no
verdaderos senores como hasta alli se habfa entendido. Y porque lo que en dos libros impresos
estaba escrito, uno del origen deste nuevo descubrimiento, otro del discurso de las guerras civiles
que entre Espaöoles habfan sucedido, hizo hacer con los conquistadores antiguos la informaciön
de todo, para que ambas historias pudiesen salir ä luz nuevamente corregidas y llenas de verdades
que faltaba en muchas cosas ä las demäs. Cometiölo ä Pedro Sarmiento de Gamboa, cosmögrafo y
de entendimiento muy capaz para ello, con escribano ante quien los dichos y deposiciones pasasen,
y que dellos diese fe. No sc en el estado que este negocio quedo, ni lo que de los papeles se ha
hecho, que eran de harta importancia. — Welche Drucke unter den dos libros impresos zu ver-
stehen sind, ist zweifelhaft. Man kann denken an die Conquista dtl Peru des Francisco de Xerez,
an Benzoni'8 Novo orbt, an Agustin de Zärate's Historia (1. Ausgabe 1555). Den Bürgerkrieg
speziell hatte Diego Fernändez behandelt, die Wirkung der 'neuen Gesetze', und sein Buch erregte
das Missfallen des Indischen Rats. Es erschien aber erst 1571 und wird im Februar 1572 in Peru
kaum bekannt gewesen sein.
2) Vergl. oben Seite VII. Unsere Handschrift hat auf jeder Seite eine Ueberschrift, links
historia yndica, rechts Partt Stgunda, von Blatt 3 ab rechts Parte <) mit der ursprünglichen ara-
bischen Form der Ziffer 2, die in dem Buche bei der Blattzählung übrigens nicht gebraucht wird.
XXII RICHARD PIKTSC UM ANN,
gehen und die noch »einem Biographen Fern&ndez de Navarrete1) unbekannt
waren, an einer Stelle gefunden, an der man nicht gesucht haben würde, in Aus-
zügen aus Akten des Inquisitions-Tribunals von Lima *). Von gutem Herkommen *)
wurde er in Spanien zu Alcald de Henares geboren als Sohn des Bartolomä Sar-
miento und dessen Frau Maria de Gamboa. Sein Vater war aus Pontevedra in
Galicia, die Mutter aus Bilbao in Vizcaya; nach ihr führte er als Zusatz zu
seinem Vaternamen den Namen de Gamboa4). Achtzehn Jahre alt5) nahm er
Dienste im spanischen Heere und nahm Teil an den Feldzügen der Jahre
1550— 1555. Dann siedelte er in die Neue Welt über6). Anfangs hielt er sich
hier in Mejico und in Guatemala auf7). In seiner Geschichte des Inkareiches8)
spricht er auch von Chiapa und — wie es sich anhört — auch von Yucatan und
Campeche, als kenne er diese Länder aus eigener Anschauung. Den Aufenthalt
in Mejico scheint ein böser Streich abgekürzt zu haben, den Sarmiento gegen
einen gewissen Rodriguez in la Puebla de los Angeles vollführen half und für
den er in schimpflicher Weise büssen musste. Auf Anstiften von Verwandten
des Bischofs von Tlascala 9), denen Rodriguez missliebig war, hatte er eine Puppe
angetan mit dem Sambenito anfertigen lassen, wie sie bei den Autos de fe an
Stelle flüchtig gewordener Ketzer verbrannt wurden, und dazu einen Urteils-
spruch des Santo Oficio, der auf Verbrennung des Rodriguez lautete. Er wurde
hierfür öffentlich gestäupt. Er selber gab später vor dem Glaubensgericht zu
Lima an, er sei gleich andern nach Peru gekommen, um zu versuchen, dort sein
Glück zu machen10). Es wird das gegen Ende des Jahres 1557 gewesen sein.
Was er hier zunächst getrieben hat, ist unbekannt. Aus dem was wir später
erfahren, geht hervor, dass er zu dem Vizekönige Conde de Nieva, der im April
1560 in Peru eintraf, und zu verschiedenen Personen aus der Umgebung des
Vizekönigs in Beziehungen gekommen ist.
1) Vergl. das oben Seite IV erwähnte Fragment.
2) J. T. Medina, Historia del Tribunal del Santo Oficio de la Inquisition en Chile, T. 19
S. 309—338. Einen vortrefflichen Abriss der Lebensgeschichte des Pedro Sarmiento gibt Sir
Clements R. Markham, Straits of MageUan, S. IX -XXX; Vergl. auch Lord Amherst und Basil
Thomson, The Discovery of the Solomon Islands (= Works issued by the Hakluyt Society, Ser. 2
No. 7), voi i s. xiv—xvni.
3) Yo 8oy de padres bien nacido, schreibt er an den König (Colecdön de documenios inidüos
para la historia de EspaHa, T. 94 S. 532). Ein Neffe von ihm, Juan Suarez de Quiroga wird in
den Berichten über die Ansiedlungsversuche in der Magelhaens-Strasse erwähnt.
4) So nennen sich auch z. B. die Brüder Bartolome' und Lupercio Leonardo nach ihrer Mutter
de Argenßola. Gamboa ist ein häufiger Name baskischen Ursprungs.
5) Markham, Straits of Magellan, S. X.
6) Veinte y seis afios que en las Indias he gastado, erwähnt er in einem wahrscheinlich
1581 abgefassten Schreiben (Colecdön de documentos inidüos para la historia de Espana, T. 94,
S. 532).
7) J. T. Medina, Historia del Santo Oficio de Chile, T. 1, S. 312.
8) Geschichte des Inkareiches, Seite 5 und Seite 21.
9) J. T. Medina, H. d. s. o. de Chile, T. 1, S. 332.
10) J. T. Medina, H. d. s. o. de Chile, T. 1, S. 812.
t
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXIII
Nicht lange nach dem Tode des Conde, Ende des Jahres 1564, wurde Sar-
raiento von dem Erzbischofe von Lima Jerönimo de Loaysa in Glaubenssachen zur
Verantwortung gezogen und gefangen gesetzt1). Es sieht aus als sei das nicht
ohne Zusammenhang mit dem plötzlichen Ableben des Vizekönigs. Dieser, Lebe-
mann und Fatalist, hatte Interesse an astrologischen Dingen. Es wird erzählt,
er habe bei seiner Ankunft in Peru von einem Sternkundigen sich das Horoskop
stellen lassen, aus dem ihm sein baldiges Lebensende auf Tag und Stunde vor-
ausgesagt worden sei. Nieva habe das mit Fassung hingenommen, habe noch an
dem Tage, an dem die Frist ablief, den Astrologen gelassen an die Voraussagung
erinnert, doch von diesem die Antwort erhalten, die gefahrbringende Konstellation
sei noch nicht vorüber. Aus dem Garten der Franziskaner, wo die Unterredung
stattfand, sei der Vizekönig dann nach seinem Palaste zurückgekehrt, habe im
Dunkel der Nacht ihn verlassen und sei am Morgen des 19. Februar 1664 ent-
seelt auf der Strasse aufgefunden worden '). Mit dem Sterndeuter, von dem in
dieser Erzählung die Rede ist, wird allerdings schwerlich Sarmiento gemeint
sein, eher ein Doktor Cola Maria, den Sarmiento und andere als Autorität in
diesen Sachen betrachtet haben8). Aber als ein Mann, der von dieser vermeint-
lichen Wissenschaft viel verstand, galt auch Sarmiento bei seinem Zeitgenossen.
Hombre docto en Astrologia, und nur dieses, ist das Beiwort, mit dem ihn der
Jesuit Acosta4), der ihn persönlich gekannt haben muss, erwähnt, wobei aller-
dings zugleich an Stern- und Himmelskunde zu denken sein wird.
Hiermit stimmt überein was in den verschiedenen Vernehmungen und Ver-
hören, die nach Sarmientos Verhaftung stattfanden, — sie scheinen mit dem 2.
Dezember 1564 begonnen zu haben — zur Sprache kommt. Im Geplauder über
Liebeshändel hatte Sarmiento zu einer Frauensperson aus dem Haushalte des
Vizekönigs gesagt, er habe in Spanien von einer Tinte gehört, die sich solle an-
fertigen lassen; wer damit schreibe, stimme die weibliche Person, die das Ge-
schriebene lese, zur Liebe, auch wenn sie vorher nicht dazu aufgelegt sei. Er
hatte Ringe anfertigen lassen, zwei von Gold, einen von Silber, denen die Kraft
zugeschrieben wird, Glück bei Mächtigen, Glück bei Frauen, Glück in Krieg
1) Der Erzbischof nahm die Untersuchung in Glaubenssachen als seines Amtes in Anspruch.
Das Santo Oficio wurde in Peru erst durch Cldula vom 25. Januar 1569 eingeführt ; der erste In-
quisitor Servän de Cerezuela traf am 29. Januar 1570 in Lima ein. Toledo erklärt ihn {Colecciön
de docum. inid. p. I historia de Espaüa, T. 94, S. 340) für hombre de virtud y de seguridad y
letras muy ä machamartillo ; er habe ihn angewiesen zunächst sich mit Kleinigkeiten nicht zu be-
fassen. Juan de Solörzanos Angabe in seiner PolUica Indiana, 4. Kap. 24 (Antwerpen 1703 S. 361),
die Inquisition sei in Peru 1571 eingeführt, ist nicht ganz genau.
2) So Montesinos in den Belaeianes, T. 1 Apendice S. XCIIf. Vergl. dazu Jimdnez in den
Adiciones zu diesem Bande. Die übliche Annahme ist, dass der Vizekönig auf Anstiften eines eifer-
süchtigen Ehemanns bei einem nächtlichen Gange durch die Stadt von Leuten überfallen wurde,
die ihn mit langen Lederschläuchen, in die Sand gefüllt war, totschlugen, — der Waffe der valen-
cianischen Bra?os, die Prosper Menmle in seiner Novelle La VSnus tfllle erwähnt.
3) Medina, T. 1, S. 335.
4) Acosta, libr. 3 cap. 11, S. 150.
XXIV RICHARD PIETSCHMANN,
und Streit zu verleihen, mit Schriftzeichen, 'chaldäischen' Namen und astrono-
mischen Zeichen darauf. Er gibt an die Anweisung zur Herstellung aus einem
Vocabularium quinquelingue und zwei kleinen handschriftlichen Heften entnommen
zu haben, die er vorweist, und ehedem auch dem Vizekönig vorgelegt hatte.
Zwei solche Ringe hatte der übel beleumdete Sohn des Gonde de Nieva, Juan
de Yelasco, der aussagt, dass er Sarmiento seit langem kenne und von ihm von
solchen Ringen erfahren habe, in Besitz gehabt und an den Dominikaner-Mönch
Francisco de la Cruz ausgeliefert, der einen Lehrstuhl der Theologie inne hatte.
Von diesem Gelehrten, der übrigens 1B78 offenbar infolge geistiger Umnachtung
selber dem Schicksal verfallen ist, in einem Inquisitionsprozesse ein trauriges
Ende zu nehmen, hatte aber auch Sarmiento in der Beichte die beiden hand-
schriftlichen Hefte begutachten lassen und von ihm, wie schon früher einmal von
einem Geistlichen in Spanien, die Auskunft erhalten, es sei unbedenklich sie zu
besitzen, da darin von der Verwertung wenig bekannter Naturkräfte die Rede
sei. Einem Sekretär des Conde de Nieva hatte Sarmiento Schriftstücke in einer
Sprache, die dieser Zeuge nicht verstand, zum Abschreiben gegeben, aber als der
wegen des Inhalts Bedenken äusserte, hatte sie Sarmiento vor einer Reise samt
den Abschriften an sich genommen und angeblich verbrannt. Ein anderer Zeuge
behauptet, Sarmiento habe ihm einen Fingerring gezeigt und angegeben, wie man
es anzufangen habe, um nach geheimnisvollen Vorbereitungen mit diesem Ring
am Finger unter Ablesen einer Beschwörung auf einem Spiegel zu erblicken was
man zu erfahren wünsche, auch habe er ihm versprochen ein Gebet aufzuschreiben;
wer das hersage erhalte Enthüllungen, an denen ihm gelegen sei.
Sarmiento hatte eine heftige Auseinandersetzung mit dem Erzbischofe, der
ihn darauf hinwies, dass der Angeklagte ganz in seine Hand gegeben sei ; an
Gesetze sei das Verfahren nur gebunden, soweit es ihm, dem Erzbischofe, be-
liebe1). Doch eine persönliche Anfeindung wird nicht in der erhobenen Anschul-
digung zu suchen sein. Vielmehr betrachtete wohl Loaysa als seine Seelenhirten-
Pflicht mit den von dem verstorbenen Vizekönige begünstigten verdächtigen
Künsten baldigst aufzuräumen. Am 8. Mai 1565 wurde endlich, nachdem
noch die Meinung verschiedener Geistlicher gehört worden war, das Urteil gefallt,
Sarmiento habe als Büssender mit Kerze in der Hand ohne Obergewand eine
Messe in der Hauptkirche von Lima zu hören, ferner wurde über ihn die in
Inquisitionssachen häufige Strafe der 'Verbannung aus sämtlichen Indien Seiner
Majestät nach den spanischen Reichen' als sofort zu vollziehen ausgesprochen.
Bis zur Vollstreckung wurde Einsperrung in einem Kloster angeordnet, mit zwei
Fasttagen in der Woche, an denen er die 7 Busspsalmen herzusagen habe.
Drucke oder Handschriften der besprochenen Art wurde ihm verboten zu be-
sitzen. Ausserdem habe er abzuschwören und zwar de levi*); immerhin wurde
1) In einem später verfassten Schreiben (Medina, T. 1, S. 335), erwähnt Sarmiento diese
Einschüchterung: que para mf no habfa de haber mäs leyes de las qne £1 quisiere.
2) Zu de levi vergl. Medina, a.a.O. I S. 211.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXV
also der Fall als ein minder schwerer betrachtet. Sarmiento appellierte zunächst
an den Papst, schwor aber doch schon am 24. Mai in der Audiencia ab und
hörte die anbefohlene Messe. Der Erzbischof hob danach die Einsperrung auf
und wies ihm Lima als Aufenthaltsort an mit der Erlaubnis sechs Monate im
Jahre nach Guzco und anderswohin zu verreisen, eine Milderung, die weiter aus-
gedehnt und auf das ganze Jahr 1567 verlängert wurde.
Man würde fehlgreifen, wollte man, nach dem, was dieser Prozess enthüllt,
Sarmiento für einen Träumer oder Gaukler halten. Hiervor schützt ihn überdies
die Art, in der er von den Personen seines Umgangs allgemein beurteilt wird.
Mehrere Zeugen geben zu Protokoll, dass sie Anzeige unterlassen haben, weil
der Angeklagte, ihr Freund, von ihnen als ein ehrenhafter und wahrheitsliebender
Kavalier geschätzt werde 1). Ich möchte Sarmiento hierin annähernd in Vergleich
stellen mit einem Manne, der zum Teil noch zu seinen Zeitgenossen zu rechnen
ist, mit Benvenuto Cellini, und möchte erinnern an das was über diesen Goethe
gesagt hat: 'Zauberei, so hoch sie verpönt sein mochte, blieb immer für aben-
teuerlich gesinnte Menschen ein höchst reizender Versuch, zu dem man sich
leicht durch den allgemeinen Volksglauben verleiten liess'. Und weiter passt
auch etwas auf Sarmiento der Satz : 'Kaum sollte man glauben, dass aus solchen
phantastischen Regionen zurückkehrend ein Mann sich wieder so gut ins Leben
finden würde; allein er bewegt sich mit grosser Leichtigkeit zwischen mehreren
Welten'. Näher liegt vielleicht noch, sich das Gemisch von Wirklichem und Un-
wirklichem zu vergegenwärtigen, das uns Ende des 14., Anfang des 15. Jahr-
hunderts in dem Bellifortis des Konrad Kyeser von Eichstadt begegnet, in wel-
chem eine Reihe wunderlicher Planetenbilder nebst seltsamen Versen die ge-
heimnisvolle Einleitung bildet zu einer Sammlung von Entwürfen zu Geräten
und Vorkehrungen rein praktischer Art, zwischen die wieder Zauberbilder ein-
geschaltet sind. Aber auch hierbei liegt das Widerspruchsvolle in Unterschei-
dungen, die für jene Zeiten nicht so bestanden wie für uns. Sarmiento war ein
Mann von scharfem Nachdenken und methodischem Spürsinn, ein Mann der Tat,
in dessen Art Praxis und Theorie einander ergänzten. Wo aber lagen damals
die Grenzen des Ausführbaren, des Natürlich-Gesetzmässigen für einen kühnen
nach Erfolg drängenden Geist? War ohne Zweifel Sarmiento beherrscht von
einem Hang zur Beschäftigung mit Entlegenem und Rätselhaftem, gefiel er sich
im Gefühle geistiger Ueberlegenheit darin, bisweilen wohl mit temperamentvoller
Vorwegnahme, Kenntnisse und Kunstfertigkeiten, die er zu beherrschen glaubte,
recht kräftig durchblicken zu lassen, so trieb ihn bei alledem doch weniger ein
verschwommener Enthusiasmus als eine nüchterne, aber begierig zugreifende
Wertschätzung des Nützlichen. Nur die Weltanschauung seiner Zeit gibt er
wieder, wenn er in seinem Geschichtswerke wiederholt Wundern und Zaubereien
Wirklichkeit beimisst2), wenn er in einem seiner Berichte über die Magelhaens-
1) Medina, a.a.O. 318: por tenelle por hombre de bien, hidajgo y de verdad. Ebenda 821:
por tenerle por hombre honrado.
2) Vergl. z. B. in der Geschichte des Inkareiches, Seite 90.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Win. ra Göttimf en. Phil.4dft. Kl. K. F. Bind 6,«. d
XXVI RIUHAHD PIETSCHMANN,
Strasse *) andächtig eine Erzählung bucht, die er auf den Azoren vernommen hat,
von einer Schiffsmannschaft, der beglaubigtermassen einmal vor Sonnenuntergang
am Himmel ein Kruzifix auf dem üblichen Schädel-Postamente (caloario) zwischen
zwei Gestalten, von denen die eine weiss, die andere schwarz und rot aussah,
erschienen sei2).
In allem diesen steht Sarmiento nicht vereinzelt da. In besonderm Masse
als ein Gegenstück zu Konrad Kyeser erscheint er in der Schilderung des
Bartolome Leonardo de Argensola, dessen Berichterstattung freilich nicht selten
ganz ins Fabulieren ausartet. Nach ihm stand Sarmiento 'weder den Piloten',
die unter ihm in der Erforschung der Magelhaens-Strasse mitwirkten, 'irgendwie
an Geschick nach, noch fehlte es ihm daran in irgend einem Gebiete des Kriegs-
wesens, wie einmal bei der Veröffentlichung seiner Abhandlungen über Schiffahrts-
wesen, Stück- und Kugelgiesserei, Befestigungen und Sternkunde zur Richtschnur
in sämtlichen Meeren' sich ergeben werde8). Geschick und Wagemut in den ge-
fahrvollsten Seefahrten rühmt an ihm auch ein Biograph Philipps IL4), und
1) Sarmiento, Viaje al Estrecho de MagellanesM&dnd 17G8. S. 378. Englisch in Markham's
Straits of Magellan, S. 196. — Gelegentlich hat man Sarmiento allein zur Last gelegt, dass fabel-
hafte Vorstellungen von der Riesenstatur der Patagonier in Umlauf gelangt sind. Von den Riesen,
im Unterschiede zu den untersetzten Feuerländern, spricht aber z. B. auch einer der Kolonisten,
Namens Hernändez, in seiner Vernehmung. Dudley in seinem Arcano del Marc (T. 2, Dkhiarazione,
S. 87 der 2. Aufl. Florenz 1661) bezeichnet eine Stelle der Meerenge eigens: Quivi si cominciano
a trovare genti grandi come giganti, di cinque, e sei braccia; — auch erzählt er: II Capitano
Oliviero Olandese combatte con huomini grandi, e fieri come giganti, di statura da cinque ä sei
braccia. Eine Aufzählung der schwankenden Angaben der Seefahrer gab Tb. Waitz, Anthropologie,
3 S. 488 f.
2) Etwas ähnlich phantasievolles ist auch die Abbildung einer Nebensonnen-Himmelser-
scheinung, die in Porco zu sehen gewesen sein soll, bei Diego Fernändez 2, Buch 2, Kap. 13, Blatt
39 verso. Dagegen wird gegen die Beobachtung eines weissen Bogens am Himmel gegenüber dem
untergehenden Monde, die Sarmiento, Viaje al Estrecho de Magellanes, S. 297 (Markham, S. 162 f.),
gemacht haben will, nichts einzuwenden sein.
3) B. Leonardo de Argensola, Conquista de las islas Malucas, libro 3, Madrid 1609 S. 111
(Zaragoza 1891 S. 110): Con increfble curiosidad hizo lo mismo, usando de la atenciön y destreza
de 8U8 pilotoa y de la suya, que no era inferior, ni en ningün ministerio militar, como lo dirän —
si salen ä luz — sus tratados de las navegaciones, fundiciones de artillerfa y balas, fortificaciones,
y noticia de estrellas para seguir en todos los mares.
4) Luis Cabrera de Cördoba, Felipe segundo, rey de Espatia, libro 12 cap. 23 (T. 2. Madrid
1876. 8. 566 f.)': Pedro Sarmiento de Qamboa, diestro y osado en las navegaciones mäs peligrosas.
Cabrera, der den ersten Band seines Werkes 1619 erscheinen Hess, mag allerdings sein Urteil über
Sarmiento der Geschichte der Molukken des Argensola entlehnt haben. Wie Argensola Sarmiento
zweimal mit Drake 'kämpfen' lässt, — que ya otras dos veces habfa peleado con este cosario, —
nämlich vor der ersten Fahrt nach der Magelhaens-Strasse, die doch auch nur in sehr uneigent-
lichem Sinne ein 'Kämpfen mit dem Korsaren' war, so erwähnt mit wörtlicher Entlehnung auch
Cabrera von Sarmiento: Habfa peleado con el cosario dos veces. — Dass Sarmiento in dem Rufe
eines grossen Seefahrers stand, sagt auch Robert Dudley in seinem Arcano del mart (2. Ausg. Bd.
2, Dkhiarazione, Seite 61), der zwar die Entdeckung der Salomons-lnseln viel zu spät ansetzt
(1579, auf der entsprechenden Karte sogar erst 1580, — Verwechselung mit der zweiten Fahrt
Mendafia'8 dorthin), der aber in England war, als Sarmiento dorthin als Gefangener kam: Don
PKDBO SARHItiKTO's GKSCHICHTK DES INKAREICHES. XXVH
Feschel *) gibt ihm das Beiwort 'unter den spanischen Seeleuten des 16. Jahr-
hunderts der grösste Gelehrte'. Ohne Frage ist ihm viel von den Eigenschaften
zuzusprechen, die zum Forschungsreisenden gehören. Und ein Verdienst, das
ihm nie verkümmert werden kann, ist jedenfalls, dass er zuerst und zwar unter
harten Anstrengungen und Drangsalen unternommen hat, das kartographische
Bild der Magelhaens-Strasse festzulegen. Es wäre wünschenswert, wenn einmal
von einem Fachmanne die zahlreichen Bemerkungen über Ortsbestimmungen und
verwandte Dinge, die sich in Sarmientos Schriften vorfinden, einer zusammen-
hängenden Untersuchung gewürdigt würden. Neben manchen Irrtümern und etwas
vorschnellen Annahmen wird sich im ganzen wohl eine Summe guter Kenntnisse
ergeben. Auf die Möglichkeit der Längenermittelung aus Mondabständen hatte
1514 schon Johann "Werner hingewiesen *), ja einen Versuch dieses Mittel zu be-
nutzen hatte bereits 1499 Amerigo Vespucci gemacht, wenn der Brief3) echt ist,
in dem davon geredet wird. Sarmiento, dem Briefe von Vespucci bekannt sind,
wird diesen allerdings nicht gekannt haben. Viel Unternehmungssinn gehörte
immerhin dazu, dass auf der Fahrt von der Magelhaens-Strasse durch den at-
lantischen Ozean am 31. März 1580 Sarmiento sich eine besondere Art von Ja-
kobstab — un g£nero de bäculo 6 ballestilla — zurechtmachte, um mit Hülfe
dieses primitiven Instruments den Abstand des Mondes von der Sonne zu nehmen
und daraus seinen ungläubigen Piloten zum Trotz eine Längenbestimmung zu
versuchen 4).
Pietro Sarmiento . . . , reputato gran Capitano per Marc; ü quäle fu fatto poi prigione (legi' In-
glesi in altre spedizioni e fu condotto in Inghilterra a tempo dell' Autore [= Robert Dudley).
1) Oscar Peschel, Geschichte der Erdkunde. München 1865. S. 259.
2) Sarmiento zitiert Seite 11 seines Geschichtswerks Pomponius Mela. Zu den Ausgaben, die
er gekannt haben kann, gehört auch der in mehrfacher Hinsicht interessante Druck: Pomponii
Melae de situ orbis libri tres. Una cum auctario Petri Ioannis Oltiarij Valentini . . . Parisiis,
Apud Iacobum Keruer . . . 1556. Hier findet man (Bl. 9 verso) in den Anmerkungen eine Er-
örterung des auf dem Titel genannten Bearbeiters über Längenbestimmung, die anfängt: De longi-
tudine quaestio est magnis contentionibus a recentioribus nautis agitata neque in hoc tcmpus soluta
. . . fuere aliqui et illi peritissimi nautae, qui longitudinem stcllis iixis tribuerunt ex propinqui-
tate et distantia earundem ad lunam vel solem. Weiter berichtet derselbe Petrus Iohannes Olivarius
von einem Gespräche über die verschiedenen Methoden, dem er einmal zugehört habe: Annus agitur
sextus deciraus ex quo inviserunt me quatuor incredibili experientia nautae, lacobus (juarterius
Britannus ex minore Britannia [= Jacques Cartier, der aus St. Malo stammt], Germanus Sorisius
Kortmanus [? Germain Sorin], Magallanus nepos illius celeberrimi Magallani, qui nomen dedit
freto australi Portugalensis natione, et Gaspar Senensis; hij omnes me praesentc hanc magnis
clamoribus agitarunt quaestionem .... Man sieht auch hier wie diese Aufgaben in dieser Zeit die
Männer der Praxis und der Theorie gleichermassen beschäftigten.
3) Ich will nicht unterlassen hervorzuheben, dass Sarmiento diesen Brief schwerlich gekannt
haben kann. Er wurde erst 1745 von Bandini veröffentlicht. Die Frage der A echt hei t der Briefe,
die unter Amerigos Namen gehen, gehört zu den schwierigsten Problemen der Geschichte der Erd-
kunde. Das Kriterium der Unachtheit italienischer Texte solcher Briefe, das seiner Zeit A. v. Varn-
hagen gefunden zu haben glaubte, das Fehlen von Spagnuolismen, ist wohl allein nicht ausreichend.
Vergl. im übrigen Oscar Peschel, Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde, Leipzig 1877, S. 237—249.
4) Pedro Sarmiento, Viaje al Estrecho, S. 801 (= Markham, S. 164).
d*
XXVm BICHARD PIETSCHMANN,
Sarmientos nautische Vorkenntnisse erscheinen zu Unrecht in ungünstigem
Lichte, wenn Oscar Peschel, trotz aller Anerkennung, die er ihm zollt, uns er-
zählt: 'Der berühmte Pedro Sarmiento suchte, als er in Puerto ßermejo der
Magelhaenstrasse still lag (Januar 1580), seine Gefährten zu überzeugen, dass
wenn die Magnetnadeln nur sorgfaltig gereinigt und mit Oel gesalbt würden,
die scheinbare Missweisung verschwinde' 1). Aber weder hat das Sarmiento be-
hauptet, noch ist das was er wirklich als Massregel gegen die Missweisung zur
Nachahmung empfiehlt ihm zur Last zu legen, denn es ist geistiges Eigentum
eines andern. Der berühmte Seefahrer erzählt nur, er habe dort die Mittagslinie
festgelegt und die Schiffskompasse, die unter dem feuchten Wetter gelitten
hatten, wieder in Ordnung gebracht, und zwar habe er die Missweisung, die zu
Tage getreten sei, und die von manchen als eine regelrechte Eigenschaft be-
trachtet werde, durch erneutes Magnetischmachen der Nadel beseitigt. Er folgt
dabei den Angaben eines Schriftstellers, dessen Werke er auch sonst gelesen zu
haben verrät, nämlich des Pedro de Medina, der in seinem Buche über Schiffahrts-
kunde sechs verschiedene Ursachen für die Abweichung von der Nordlinie und
die Mittel zur Abhülfe anführt2). Als erste dieser Ursachen wird angeführt ein
Mangel an magnetischer Eigenschaft bei der Nadel, der daher komme, dass sie
nicht genug mit dem Magnetstein „gespeist" worden sei. Das Wort für „speisen"
lautet im Spanischen cebar, und dieses Wort ist noch jetzt im Spanischen der
technische Ausdruck für Magnetischmachen. Pedro de Medina beschreibt auch
eingehend, wie in jenem Falle die Nadel durch Bestreichen mit einem als gut
erprobten Magnetstein „gespeist" werden müsse, — genau das was Sarmiento
getan zu haben angibt und als bewährtes Mittel hinstellt. Diesen Sprachgebrauch
hat Peschel verkannt. Er hat bei cebar wohl an sebo, „Fett", „Salbe" gedacht
und daher irrtümlicherweise gemeint, Sarmiento habe die Missweisung durch Ein-
fetten beseitigen wollen. Uebrigens würde Ende 1579 — das ist die Zeit auf
die Sarmientos Bericht sich bezieht — wie Burney und Markham bemerken,
die normale Abweichung der Nadel in Puerto Bermejo so gering gewesen sein,
1) Oscar Peschel, Geschichte der Erdkunde, (München 1865) S. 389 Anm. 1. Aehnlich Oscar
Peschel, Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde (Leipzig 1877), S. 171: „Wir möchten zugleich
daran erinnern, dass ein so ausgezeichneter Seemann wie Pedro Sarmiento, der das erste Schiff
aus dem stillen Meere in den atlantischen Ocean führte, noch am Schlosse des 16. Jahrhunderts
fest behauptete: es gebe keine Missweisung, und man brauche nur eine missweisende Magnetnadel
hinlänglich zu reinigen und frisch einzuölen, um ihre Rechtweisung herzustellen". Robert Dudley
sagt übrigens für seine Zeit, also für die letzten Jahrzehnte des 16. und ersten des 17. Jahr-
hunderts, in der Mitte der Meerenge sei die Abweichung gleich Null, — allerdings unter Hin-
weisung auf Gilberts Regel, die sich nicht immer bewähre.
2) Pedro de Medina, Arte de navegar (Valladolid 1545), Bl. LXXX verso. Medina macht auf-
merksam darauf, das Bestreichen der Nadel habe mit dem richtigen Ende des Magnetsteins, dem
'Antlitze', — cara — , zu erfolgen, um wirksam zu sein. — Eine Uebersicht über die Entwickelung
der Kenntnis der Abweichung gab neuerdings die Dissertation von August Wolkenhauer, Beitrage
zur Geschichte der Kartographie und Nautik, München 1904. Vergl. auch G. Hellmann in der
Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Bd. 32, Berlin 1897, S. 120.
PEDRO SARMIEKTO'S GESCHICHTE DES I>'KAREICHES. XXIX
dass an den damaligen Instrumenten davon schwerlich etwas zu spüren ge-
wesen wäre.
Auch in anderer Hinsicht wird man Sarmiento nicht mit anderem Massstabe
messen dürfen als seine Zeitgenossen. Härten gegen Untergebene, Gewalttätig-
keiten gegen Eingeborene hat er genug begangen. Aber wie viel davon war
nicht an der Tagesordnung. Friedliche Bewohner fremder Gegenden zu Ge-
fangenen zu machen, um sie als Dolmetscher zu benutzen, wie er es getan hat,
war eine Massregel, die in der amtlichen Instruktion für Entdeckungsreisen vom
Jahre 1573 ausdrücklich zugelassen wird, nur solle man sie „durchaus gut be-
handeln ". In einem Punkte zeigt sogar Sarmiento sich weniger voreingenommen,
als das bei den Geschichtsschreibern der Conquista üblich ist. Er begnügt sich,
dem Leser ein für allemal mit Nachdruck zu erklären, dass die religiösen Vor-
stellungen, von denen die Eingeborenen der Neuen Welt sich leiten Hessen, ihnen
von dem Erbfeinde des Menschengeschlechts mit Blendwerk, List und Trug bei-
gebracht worden seien1). Er verschont uns jedoch mit den gereizten Hinweisen
auf die Schändlichkeiten des Satans, in denen die meisten seiner Vorgänger und
Nachfolger sich nicht genug tun können. Ja er hebt ruhig hervor, dass die
Ueberlieferungen, die man bei den Bewohnern Perus vorfinde, ihnen ebensosehr
für ausgemachte Wahrheiten gelten, wie den Spaniern die ihres Glaubens, und
das sie dafür ebenso einstehen. Er verstand — wie uns auch ausdrücklich be-
zeugt wird2) — im höchsten Masse, selbst unter den schwierigsten Lebenslagen
sich in fremder Umgebung und fremder Denkweise zurechtzufinden. Wer die
Geschichte Perus „die schmackhafteste und seltsamste Barbaren-Geschichte u nennt,
„die es bis heutigen Tags von einer politischen Nation zu lesen gibt" (Seite 22
des Textes), der offenbart eine für jene Zeit überaus seltene Fähigkeit, fremde
Eigenart zu würdigen und gelten zu lassen.
In den ungefähr sieben Jahren, die Pedro Sarmiento in Peru verlebte, bevor
er sich dem Glaubensgerichte unterziehen musste, hat er sich aber auch und
zwar allem Anscheine nach sehr eingehend mit andern Dingen beschäftigt als
mit jenen astrologischen Trugbildern, mit Angelegenheiten, die auch viel des
Ungewöhnlichen und Seltsamen besassen, von dem zu erfahren seinen Sinn an-
lockte. Es waren die Nachrichten, die bei den Eingebornen über die Vergangen-
heit des Landes in Umlauf waren. Hierbei kam ihm eine Erzählung zu Ohren,
1) Sarmiento, Geschickte des Inkareiches, S. 23.
2) Ein Kenner der Verhältnisse Englands stellt Sarmiento in einem vertraulichen Schreiben
1586 das Zeugnis aas, er gelte in England bei der Königin und ihren Räten als ein sehr ge-
schickter und geschäftsgewandter Mann, und er sei in der Tat ein sehr brauchbarer Mann, der
mit den Leuten in England so gut bescheid wisse, als hatte er schon zehn Jahre unter ihnen ge-
lebt Vergl. Calendar of letters and State papers relaüng to tngUsh affaWs preserved principally in
the Archines of Simancas, Vol. 3, Elizabeth 1580—1686 S. 664. Der spanische Bevollmächtigte
schreibt aus Paris an den König, Sarmiento habe ihm über die Lage der Angelegenheiten in
England Bericht erstattet, so trefflich, wie es eben ein Mann von dieser Befähigung verstehe, denn,
obwohl er ein Gefangener war, habe er auf alles Acht gehabt; (ebendort, S. 668 f.).
XXX RICHARD PIETSCHMANN,
in der sich der Ausblick auf eine Entdeckungsfahrt nach einem bis dahin den
Spaniern unbekannten gold- und menschenreichen Lande eröffnete. Er hat in sein
Geschichtswerk diese Erzählung aufgenommen1). Das wesentlichste war Fol-
gendes :
Als Tupac Inca Yupanqui das Küstenland bei Manta, Tumbiz und die Insel
Pirna in Besitz nahm, traf er Handelsleute an, die aussagten, sie seien auf Flossen
mit Segeln von Inseln hergekommen, die fern in der Richtung nach Westen im
Meere lägen. Er hegte Zweifel an der Wahrheit dieser Angaben und befragte
einen 'Nigromanten' Namens Antarqui, den er bei sich hatte. Dieser, der fliegen
konnte, fand nach einigem Besinnen nichts einzuwenden, erbot sich zu einer Er-
kundigungsreise durch die Luft, machte sich auf den Weg und kam zurück mit
der Nachricht, dass Alles sich bestätige. Da liess Tupac Inca Flösse herrichten
und fuhr mit einer Abteilung seines Heeres und in Begleitung von Vornehmen
aus dem Inkageschlechte, die in der Erzählung einzeln mit Namen aufgeführt
werden, zur See nach zwei Eilanden, von denen das eine als Ninachumpi
(? 'Feuerinsel'), das andere als Avachumpi, (V 'Ausseninsel') 2) bezeichnet wurde.
Nach Abwesenheit von neun Monaten oder, wie andere berichteten, von einem
Jahre langte er wieder an der Küste Perus an und brachte reiche Beute mit :
schwarze Menschen, viel Gold, einen Sessel von Messing, Haut und Kiefer eines
Pferdes3). Diese Trophäen wurden auf der Burg von Cuzco bis zur Zeit der
Spanier aufbewahrt. Haut und Kiefer waren unter Obhut eines vornehmen Indio,
Don Hernando G-uaranga (Huaranca), welcher zur Zeit der Abfassung des Ge-
schichtswerks noch lebte. 'Ich hebe das hervor', sagt Sarmiento (S. 91), 'weil
denen, die etwas von Indien verstehen, scheinen wird, es sei ein seltsamer Fall
und schwer zu glauben'. Er hätte noch hervorheben können, dass Urco G-ua-
ranga zwar damals 85 Jahre alt war4), dass jedoch die Vorgänge, von denen
in dieser Ueberlieferung erzählt wird, noch vor dem Regierungsantritt des Tupac
Inca, das heisst, wenigstens nach Sarmientos Zeitrechnung, mehr als 90 Jahre
vor Guarangas Geburt zurückliegen würden. Aber es gab noch anderes zu
hören, geeignet Sarmientos Glauben anzufeuern: die Sage, dass vom Meere her
in der Vorzeit auf der Punta de Santa Elena Riesen gelandet waren, von deren
schmählichem Untergange noch vermeintliche Riesenknochen zeugten6); — die
1) Vergl. die im Register unter 'Avachumbi' and 'Niäachumbi' zitierten Angaben Baiboas,
die Jimenez in dem Boletin de la Sociedad geogräfica de Madrid, T. 31 (1891, 2) S. 372 z. T. in
ihrem spanischen Wortlaut wiedergibt. Cabello Baiboa erwähnt den Wundermann Antarqui nicht
2) Die Etymologie rührt her von Jimenez (a. a. 0., S. 375 f.). Chumpi bedeutet 'Gürtel' ; auch
bedeutet es, was hier aber wohl nicht in Betracht kommt, als zweiter Teil einer Farbenbezeichnung
'braun7. Nina ist 'Feuer', hahua 'aussen', aber auch 'fremd', 'nicht landläufig'.
3) Vergl. die Nachträge zu den Anmerkungen zu Seite 91 des Textes.
4) Vergl. Anm. 2 zu Seite 91 des Textes.
5) Oieza, P. 1, cap. 52. Acosta, libr. 1, cap. 19. Zärate libr. 1, cap. 4. Garcilaso, P. 1, libr.
9, cap. 9. Markham zu Cieza, P. 1, S. 190 f. Pedro Gutierrez de Santa Clara, Historia de las
guerras civiles del Peru (1544—1548), libro 3 cap. 66 (Colecciön de libros y documentos referentes
ä la historia de Amtrica, Tomo 4, Madrid 1905, S. 566—573).
PEDRO SARMIENTO *S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXXI
Nachricht, dass die Bewohner von Ica und Arica auf luftkissenartigen Schläuchen
aus Robbenfellen weite Seefahrten zu einer Insel fern im Westen unternommen
haben sollten *). Auch scheint es vor 1563 gewesen zu sein, so meint Peschel, dass
die Insel bemerkt wurde, die nach Juan Fernändez ihren Namen führt ; möglich,
dass schon damals von dem hohen Berglande berichtet wurde, das in südlichen
Breiten in Sicht gekommen sei.
Nach Sarmientos eigener Aussage waren es jedoch hauptsächlich 'mathema-
tische' Erwägungen, die ihn antrieben, 1567 dem Lizentiaten Castro darzulegen,
dass es in der Südsee viele Inseln und grosse Länder zu entdecken gebe2).
Seine Wünsche begegneten sich mit Absichten des Gouverneurs, mit Aufträgen,
welche ihm König Philipp II. mit auf den Weg gegeben hatte, angeblich ver-
anlasst durch die Erwägungen kundiger Mathematiker, die für jene Gewässer
Insel und Festland verhiessen 3). Schwebte diesen Gelehrten etwas vor wie das
Australland der älteren Geographen oder die Regio Patalis der Globen Schöners
und der Weltkarte des Orontius Finaeus4), so dachte Sarmiento — das lehren
uns die geographischen Auseinandersetzungen, die er seinem Abrisse der Urge-
schichte Perus voranschickt — nicht bloss an die Inseln des Tupac Inca und
die Terra incognita in austro der Karten, sondern hatte sich aus diesen und
andern Elementen einen besondern vierten Erdteil der alten Welt konstruiert,
den man in den australischen Regionen zu suchen habe, ein Festlandgebilde etwa
von der Gestalt, wie es als breite Scholle auf der Weltkarte Typus orbis terrarum
des Abraham Ortelius5) den Südpol umlagert. Hier, meinte er zugleich, habe
man, 40 Tage zur See von Asien, d. h. von der Südspitze Malakkas entfernt, das
1) Acosta, libr. 1, cap. 19 S. 68; libr. 3, cap. 17, S. 162. Markham zu Cieza, P. 1, S. XLV.
Nach Acosta : Gregorio Garcia 1. 1, K. 4, 1. Cobo 4, S. 220 f. Th. Waitz, Anthropologie der Natur-
völker, Bd. 4, S. 427.
2) Tres Belaciones, S. XXIII: Yo fuf total causa y instrumenta de que con la parte de ta-
lento que Nuestro Sefior me comunicö de industria y letras, especialmente de las matematicas,
aunque pocas, supe de muchas tierras incögnitas hasta ml no descubiertas en la mar del Sur.
(Schreiben Sarmientos an den König); vergl. auch Boletin de la Sociedad geogrdfica de Madrid,
T. 31, S. 370—372.
3) Hernando Gallego bei Lord Amherst and B. Thomson, Discovery of the Solomon Islands,
VoL 1, S. 5.
4) Franz Wieser, Magalhäes- Strasse und Austrat Continent auf den Globen des Johannes
Schöner. Insbruck 1881. S. 66; Taf. IV. V.
5) In des Ortelias Theatrum oder Schawplatz des erdbodems (Vorrede : Antorff 1572). In dem-
selben Theatrum hat eine Karte (Americae sive novi orbis nova descriptio) für das Meer West-
Süd- West von der Magelhaens-Strasse, offenbar nach einer spanischen Vorlage, die Benennung
'Archipel des erhofften Festlandes', — Archipclago del C. desseado — , and in diesem Meere, da
ungefähr, wo Sarmiento die Eilande des Tupac Yupanqoi entdeckt haben will, eine Gruppe von
drei Inseln mit der Bemerkung : Hie uspiam insulas esse, auro ddvites nonnulli volunt. Auf einer
andern Karte desselben Atlas, dem Typus orbis terrarum, heissen diese Inseln Insult incognite.
Ebenso aber schon in dem Theatrum orbis terrarum (Vorrede: Antwerpen 1570). Diese Inselgruppe
als IfsoleJ incognite hat auch noch Robert Dudley, Arcano del Marc, 2. Ausg., T. 2, Asia, Carta
XXIII. — Vergl. auch weiter unten die Nachträge zu Seite 22 des Textes Sarmientos.
XXXII RICHARD PIETSCHMANN,
Kattigara des Ptolemäus, hier das unbetretene Land, in welches das vierte Ezra-
Buch die zehn verlorenen Stämme Israels versetze1).
Lope Garcia de Castro entschloss sich zwei Schiffe auszurasten. Er stellte
sie unter den Oberbefehl seines Neffen Alvaro de Mendana de Neyra, der, erst
25 Jahre alt, hierbei Gelegenheit finden konnte sich auszuzeichen, ausserdem von
Sarmiento, so versichert dieser, kluger Weise vorgeschlagen wurde. Die nau-
tische Leitung hatte ein alterfahrener Seemann, Hernando Gallego. Sarmiento
ging als Befehlshaber eines der beiden Schiffe mit. Am 19. November 1567 brach
man von Callao auf. Am 30. November bereits, 200 und einige Leguas westlich
von Lima, sagt uns Sarmiento8), wurde man der Inseln Ninachumpi und Ava-
chumpi ansichtig, doch habe Mendafia verschmäht sie in Besitz zu nehmen. Was
man erblickte, wird im besten Falle ein Wolkentrugbild gewesen sein. Land gab
es in so massiger Entfernung von Lima unter lö°45' südlicher Breite, nach
Gallegos, unter 14°, nach Sarmientos Berechnung, schlechterdings nicht. Nach-
dem man in der Wasserwüste so weit vorgedrungen war, als es die Anweisung,
welche der Gouverneur erteilt hatte, erheischte, und das Ergebnis ausblieb, än-
derte man mit berechtigter Vorsicht den Kurs zu Gunsten eines mehr nörd-
lichen Weges, um nicht zuweit von den Philippinen abzukommen. Es geschah das
gegen den Einspruch Sarmientos, der die Suche in der bisherigen Richtung mit
einer Hartnäckigkeit fortzusetzen begehrte, in der Mendana und Gallego nur
Verblendung gesehen haben werden. Noch von den neuesten Geschichtsschreibern
der Fahrt ist sie so beurteilt worden. Jedenfalls bewies Sarmiento das zähe,
durch kein Missgeschick zu entmutigende, Ausharren in der Ausführung des
einmal gefassten Vorsatzes, das zu seinen wesentlichen Charaktereigenschaften
gehörte ; nachweislich auch 8) stand er unter den Genossen seiner Fahrt mit seiner
Zuversicht nicht allein. Und in seine Ueberzeugtheit wird sich leichter hinein-
denken wer nunmehr, die Inka-Geschichte zur Hand, sich über das Weltbild
unterrichtet, das der sehr autodidaktische Eosmograph vor Augen hatte. Glaubte
er an das Atlantis-Festland und die unbekannte Zone der Stämme Israels, so
verfuhr er nicht unkritischer als andere seiner Zeitgenossen. Und die Grund-
lagen, die ihm dienten, um die Lage des gesuchten Erdteils zu bestimmen, baute
er sich nicht aus Vermutungen, sondern aus Arealberechnungen auf. Er durfte
sie daher für fest ansehen. Auch ist nicht abzuleugnen, hätte man nach ihm
sich gerichtet, die Fährt weiter nach Südsüdwest würde hier und auch im übrigen
Verlaufe der Reise gsössere Ueberraschungen erschlossen haben, als so zu Tage
gekommen sind.
Unerschrockenheit genug gehörte allerdings auch dazu die Fahrt in der
neuen Richtung fortzusetzen. Es wurde dabei am 15. Januar 1568 eine Insel
1) Geschichte des Inkareiches, Seite 11 und 21 f. Vergl. dazu die Nachträge zu Seite 22.
2) Geschichte des Inkareiches, Seite 91.
3) Vergl. Jimenez im Boletin de la Soc. geogrdfica de Madrid, T. 81, S. 271 Anm. Tres
Belaciones, S. XXIV.
^
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXUH
der Ellice-Gruppe *) entdeckt, die man mit dem Namen Nombre de Jesus belegte.
Nach ihr bezeichnet Sarmiento auch die Gruppen von Inseln, deren Entdeckung
sich hieran anschloss, als den Nombre-de-Jesüs-Archipel, eigens mit dem Zusätze,
die Benennung Salomon-Inseln, die sich dafür eingebürgert habe, sei nicht die
richtige. Diese geht also nicht auf ihn zurück. Von hier sich wieder nach Süden
zu wenden oder hier sich anzusiedeln, das waren Wagnisse, die, so warm sie
Sarmiento befürwortete, der Mehrzahl seiner Gefährten weder wünschenswert
noch ratsam erschienen. Und als Nahrungsmittel von den Eingeborenen nur noch
durch Plünderung zu bekommen waren, schickte man sich am 11. August zur
Heimkehr an. Unterwegs trennte ein Sturm die beiden Schiffe. Das eine erreichte
am 20. Dezember 1568 einen Ort an der Küste Kaliforniens. Das andere fand
sich am 25. Januar 1569 zu Colima wieder an. Auf der Fahrt nach Peru gelangten
sie am 4. April nach Realejo an der Küste von Nicaragua.
In vollem Zerwürfnisse mit Mendana und Gallego verliess hier Pedro Sar-
miento die Expedition, wie er in einem späteren Berichte sagt, um seine Sache
dem 11 Leguas ifci dem Hafenorte entfernt residierenden Königlichen Statthalter
vorzutragen. Da sei Mendana schleunigst aufgebrochen, ohne einmal Sarmientos
Habe zurückzulassen. Er, Sarmiento, habe dann von Nicaragua aus sich nach
Spanien aufmachen wollen, um persönlich bei dem Könige vorstellig zu werden,
habe davon aber Abstand genommen, als Castro abberufen und Francisco de
Toledo zum Vizekönig ernannt worden sei. Diesem gegenüber habe er sich in
Lima im Beisein Mendanas gerechtfertigt, ebenso vor dem Königlichen Gerichts-
hofe, und habe den Behörden seine Obliegenheit und die königlichen Angelegen-
heiten, mit denen er betraut gewesen sei, dargelegt. 'Als ich danach', fahrt er
fort, 'gehn wollte, persönlich Euer Majestät von allem Vorgefallenen Rechen-
schaft zu geben, trug mir Euer Vizekönig an, dass ich ihm diene bei dieser
General-Besichtigung, und deswegen, da mir erschien, dass ich hierbei Euer Ma-
jestät ebenso sehr oder mehr diente als zuvor, vermochte ich nicht gegen ihn
mich zu entblöden und bin so hierher nach Cuzco gelangt, beschäftigt mit Ent-
würfen für die Zusammenlegung der Indianer-Ansiedelungen nach Massgabe der
ehemaligen und der heutigen Ortslage, mit Ermittelungen für die ausführliche
Landesbeschreibung, mit der Abfassung der »Inka-Geschichte« und mit andern
Dingen, die mit zu jener Besichtigung gehören.'
Die »Inka-Geschichte«, zu der wir hier zurückkehren, war, als am 4. März
1572 Sarmiento diesen Brief an den König schrieb, schon beendet; an dem-
selben Tage schloss er das Werk ab, setzte er unter die Reinschrift des An-
Schreibens an Philipp II., mit der das Buch beginnt8), seine eigenhändige Namens-
unterschrift3). Ich gebe sie hier in einem Facsimile wieder, das allerdings auch
1) Vergl. 0. Peschel, Geschichte der Erdkunde. München 1865, S. 323.
2) Vergl. oben Einleitung 8eite VI und VII und Seite 1—10 des Textes.
3) Sarmientos eigenhändige Namensunterschrift trägt auch sein Bericht über seine Ent.
deckungsfahrt durch die Magelhaens-Strasse, der allerdings mit einem Protokoll schliesst. Selbst in
Abhandlungen d. K. Gm. d. Wi». tu Göttingon. Phü.-hift. Kl. N. F. Band 6, 4. £
XXXIV
RICHARD PIETSCHMANN
>
Buchstaben (v. m) enthält, die nicht
Sarmientos Hand, sondern der des
Kopisten entstammen, von dem die
Reinschrift herrührt. Die uns vor-
liegende Ausfertigung haben wir un-
bedingt als die Originalhandschrift
des Werks zu betrachten. Sie ist
übrigens mit mehr als gewöhnlicher
Sorgfalt hergestellt1) und zeigt nur
gegen das Ende des Buches eine etwas
eilige Hand. An vielen Stellen hatte
der Abschreiber Lücken gelassen, weil
er nicht wusste, ob er die Vorlage
richtig las, und Aenderungen im Texte
vermeiden wollte, z. T. aber wohl auch weil die Stelle im original offen ge-
lassen war. Diese Lücken hat Sarmiento bis auf wenige eigefinändig ausgefüllt;
an andern Stellen hat er Versehen, die ihm aufgefallen sind, verbessert.
Das Anschreiben an den Eonig beginnt nach dem damals üblichen Widmungs-
schema2) mit einer allgemeinen rhetorischen Betrachtung, die stark mit klassi-
schen Zitaten durchsetzt ist, einer Anleihe aus einem Buche von Andrä Tira-
queau, dem gelehrten Studienfreunde des Maitre Francis Rabelais. Von einer
Erörterung über Wert, Ausübung und Vorbedingungen königlicher Freigebigkeit
geht der Verfasser über zum Ruhme der Vorfahren des Königs, denen zum
Drucken setzte man bisweilen unter ein Anschreiben handschriftlich die Namensunterschrift. Die
des Gonzalo Fernändez de Oviedo z.B. steht in dem bei Juan Crombergcr in Sevilla 1535 er-
schienen I. Teüe seiner Historia general de las Indios (Seite CXCIII) unter der Widmung an den
Kardinal Loaisa. Salvä (Catdlogo, T. 2, Nr. 3320) halt das falschlich für die besondere Auszeich-
nung eines Exemplars. Es war vielmehr wohl ein Zeichen besonderer Devotion, dass in allen, auch
in den gedruckten, Ausfertigungen die Namensunterschrift eigenhändig vollzogen war, vielleicht
auch eine Art Schutz-Abzeichen gegenüber Nachdrucken. Auch Diego Fernändez hat in seiner
Historia del Peru handschriftlich seinen Namen eingetragen und zwar sowohl unter dem Titelblatte
des 1. Teils als auch unter der Schlussschrift des 2.; so in dem Exemplare der Universitäts-
Bibliothek zu Göttingen, aber auch in andern (vergl. Salvä, CcUdlogo, Nr. 3317).
1) An Missverständnissen fehlt es nicht. So hat (Seite 13, Anm. 6) der Abschreiber bei con-
jectura an congestiön oder ähnliches gedacht und conjestura geschrieben.
2) Die Bedefigur, mit der Sarmiento beginnt, ist sehr alt. Seneca, de beneficiis fangt an:
Inter multos ac varios errores temere inconsulteque viventium nihil dixerim .... Mehrere Trak-
tate über die Regel des h. Augustin beginnen: Inter multas ac varias regulas .... Eins der
ältesten Denkmäler spanischer Erzählungskunst, der Conde Lucanor des Don Juan Manuel hebt
an: Entre muchas cosas estrannas et marabillosas que nuestro sennor Dios fizo, tovo por bien de
fazer una muy marabillosa, esto es ... . Pedro de Medina widmet dem Könige seine Qrandesas
y cosm memorables de EspaHa (Sevilla 1548) mit der Formel: Entre las cosas que mas aplacen y
desean los varones nobles . . . una es: ver, oir, y leer las cosas notables de gran memoria . . .
cuänto mas . . . se deben saber, oir, leer los grandes hechos ....
PEDBO SARMIENTO's GESCMCHTE DES INKAREICHES. XXXV
Lohne für die materiellen Opfer, die sie dem Wohle der christlichen Kirche
brachten, die Auffindung des westlichen Seeweges nach Indien beschert worden
sei. Die erste Anfeindung, die sich deswegen erhob, habe 1493 Papst Alexander
VI. vereitelt durch den Schiedsspruch, bei dem Spanien die Hälfte der Welt zu-
geteilt wurde. Schlimmere Irrungen jedoch seien eingetreten dadurch, dass unter
den berufenen Verbreitern des Glaubens, den Geistlichen, einige die Recht-
mässigkeit der spanischen Besitzergreifungen in der Neuen Welt bestritten
hätten. Man habe die Inka und Curacas für die rechtmässige Obrigkeit ausge-
geben, und Kaiser Karl V. sei drauf und dran gewesen, seine Hoheitsrechte
fallen zu lassen, — alles das, weil die damaligen Statthalter den Sachverhalt
nicht genügend aufgeklärt hätten und weil der Bischof von Ghiapa, aufgebracht
über einige Conquistadores, mit denen er in Zwist geraten war, nachweislich
falsche Angaben in Umlauf gebracht hätte. Es geht das auf die 'Neuen Gesetze'
Karls V. von 1542, durch deren verunglückte Anwendung die Empörung des
Gonzalo Pizarro hervorgerufen worden war, und auf die Lehren des Bartolomä
de las Casas, — das ist der Bischof von Chiapa — , über die Toledo einmal in-
grimmig klagt1), sie hätten, als er nach Peru kam, die Herzensüberzeugung der
Ordensbrüder, 'el corazön de los frailes', gebildet.
Diese Abfertigung bildet für Sarmiento den Uebergang zu der Schilderung der
ersten Regierungshandlungen der Vizekönigs, die oben erwähnt worden ist. Sie
spitzt sich darauf zu, für Toledos Massregeln das Vorhandensein der Voraussetzun-
gen nachzuweisen, unter denen nach den Lehren, die der gefeierte Rechtskundige
Francisco de Victoria aufgestellt hatte, den Spaniern das Recht bewaffneten
Einschreitens und der Besitzergreifung zustand. Toledo, fahrt Sarmiento fort,
habe jedoch noch mehr getan: er habe auch dafür gesorgt, dass die Rechtsgrund-
lagen der von ihm praktisch gesicherten Herrschaft der Spanier über Peru theo-
retisch sicher gestellt würden, und habe darum die Abfassung dieses Geschichts-
werks angeordnet, dessen wesentliche Tendenz hiermit ausgesprochen wird: es
soll aus der im Lande selbst anerkannten geschichtlichen Ueberlieferung der
Nachweis erbracht werden, dass die Inka nicht die ursprünglichen Herren des
Landes, dass sie selbst in Cuzco Eindringlinge gewesen, dass sie nur durch Ge-
walttaten zu ihrer Macht gelangt sind, und dass nur diesen Unterdrückern auch
die Curacas ihre Machtstellung verdanken. Weiter wird auseinandergesetzt, dass
auch wegen der entsetzlichen Missbräuche, die in Peru bestanden, dessen Be-
wohner gemäss den von massgebenden Autoritäten formulierten Grundsätzen
ihre Unabhängigkeit verwirkt hätten; dasselbe gelte übrigens auch von den Be-
wohnern des 1567 entdeckten Archipel des Nombre de Jesus und den übrigen
Inseln der Südsee, zu denen er, Sarmiento, noch den Weg zu weisen hoffe8).
1) Rdaciones geogräficas 4, S. CXVII.
2) Auf Unternehmungen dieser Art war der Vizekönig schlecht zu sprechen: con esta ma-
nera de descubrimientos y conquistas por ahora estoy muy mal, pues ni se gana en ellas para
Dios, ni hay obreros para conservar lo de acä, cuänto mas para enviarlos dos mil leguas de aquf,
e*
XXXVI BIOHARD PIET8CHM AN N,
Die Beweisführung, die Sarmiento in dieser Widmung vorträgt, ist nicht in
allen Stücken sein geistiges Eigentum. Er hat wohl manches aufgenommen was
damals in der Umgebung Toledos hin und her erwogen wurde. Und nicht bloss
das. Er hat auch in verschiedenen Einzelheiten sich ganz an die Auffassungen
und den Gedankengang eines Gutachtens angeschlossen, das wir noch besitzen.
Es steht seit 1848 abgedruckt im 13. Bande der Colecciön de documentos ineditos
para la historia de Espana1). Es datiert aus Yucay2) vom 16. März 1571, ist
also beinahe ein Jahr früher verfasst als Sarmiento seine Auseinandersetzungen
niederschrieb. Es kann nach dem Wortlaute kein Zweifel bestehen, dass es von
Francisco de Toledo eingefordert und auf derselben Reise, die auch Sarmiento
1571 nach Cuzco führte, bei dem Aufenthalte in Yucay, aus dem wir auch an-
dere Schriftstücke haben, entstanden ist. Es rührt, wie der Inhalt deutlich lehrt,
auf keinen Fall von Sarmiento her, sondern von einem der andern Ratgeber des
Vizekönigs, und zwar einem Angehörigen des geistlichen Standes8). Aus dieser
Abhandlung, die grossenteils gegen die Ansichten des Bartolomö de las Casas
und seiner Anhängerschaft vorgeht, hat augenscheinlich Sarmiento unter anderm
die Auffassung sich zu eigen gemacht, dass die Entdeckung der Neuen Welt
den Königen von Spanien als Belohnung für ihre Kämpfe mit den Mauren zu-
gefallen sei, und die Redewendung, dass Karl V. nahe daran gewesen sei seine
Besitzrechte aufzugeben 4). Doch auch in andern Dingen finden sich fast wörtliche
Anklänge und Uebereinstimmungen. Anderes wird Sarmiento wenigstens angeregt
ni tampoco se gana provecho de interese, sagt er in dem Memorial de guerra. Aus diesem Grande
hielt Sarmiento für nötig eigens noch an demselben 4. März 1572 in den oben Seite XXXIII be-
reits erwähnten Briefe seinerseits ausführlicher, als es in dem Anschreiben zu der Historia ge-
schehen war, dem Könige die Südsee-Pläne zu baldiger EntSchliessung ans Herz zu legen: y para
el caso yo me ofrezco de servir y descubrir este mar del Sur y lo que en el hay, que es de mucha
importancia.
1) S. 425—469 Copia de Carta que segun una nota se hattaba en el archivo general de Indios,
y que hemos rectificado con otra que tenemos d la vista, donde se trata el verdadero y legitime
dominio de los Heyes de Espaüa sobre el Peru, y se impugna la opiniön del Padre Fr. Bario/omi
de las Casas.
2) So ist a. a. 0., S. 469 zu lesen statt 'Incaf.
3) Ganz ausgeschlossen ist daher an Polo de Ondegardo zu denken, der überdies um diese
Zeit wohl vollauf mit den grossen Gutachten beschäftigt war, die er am 26. Juni 1571 beendigte.
Jimenez scheint das oben erwähnte Schriftstück zu meinen, wenn er (Tres Belacioncs, S. XXVIII)
sagt, es gebe vom 16. März 1571 aus Yucay datiert ein Dictdmen sobre el dominio de los Yneas
y daJios que ha causado, das in der Colecciön de documentos itUditos para la historia de JSspaZa
veröffentlicht sei und ganz gut von dem Kaplan Dr. Pero Gutierrez herrühre könne. Dass Sar-
miento zu diesem Geistlichen in besonderen Besiehungen stand, geht daraus hervor, dass er im
Jahre 1589 anführt, von der erspriesslichen Tätigkeit Toledos könne Zeugnis ablegen, el Dr. Pedro
Gutierrez, oidor de su Real Consejo de las Yndias, que no menos trabajö en paz y guerra y vi-
sitas generale«, durante el yirreinado del dicho D. Francisco de Toledo. — Unter den Protokollen
der Informaciones datieren mehrere aus Yucai und zwar vom 13. März, vom 19. März und vom
2. Juni 1571.
4) Yergl. a.a.O., S. 429 und 488. Yergl. aber auch Acosta, 1. 4 c. 7; S. 218.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXXVU
haben, so z. B. dazu, sich mit den Rdectiones des Francisco de Victoria zu be-
schäftigen, einer Lektüre, aus der er auch noch in spätem Tagen Argumente
zur Widerlegung von Zweifeln an der Kompetenz des Königs von Spanien ent-
nimmt 1). Im ganzen zeigt die Vergleichung des Wortlauts jenes Gutachtens mit
der Widmung der Geschichte der Inka Sarmiento — und das ist uns nicht un-
wichtig — keineswegs als Ausschreiber, sondern es zeigt sich eher seine Herr-
schaft über den Stoff.
Auf dieses Anschreiben an den Herrscher, das zugleich als Vorwort zu
dienen hatte, folgt der eigentliche Text des Geschichtswerks. Zunächst wird,
wie schon in dem Anschreiben, auf den Plan hingewiesen, nach dem die Ueber-
sicht über die Entwicklung der Inkaherrschaft bis zur Conquista als zweiter
Bestandteil eines dreiteiligen Ganzen gedacht ist. Dann folgt, Kapitel 2 — 58),
eine Auseinandersetzung über die Erdteile, die untergegangene grosse Insel
Atlantis und die Ausbreitung der Nachkommen Noahs. Es lag wohl Sarmiento
besonders daran, bei dieser Gelegenheit die Erwägungen und Berechnungen vor-
zubringen, auf die seine geographischen Anschauungen und Entdeckungspläne
sich stützten8). Aber auch bei der Völkerverteilung in der Neuen Welt glaubte
er über blosse Vermutungen hinauszusein, und das war mehr von Belang, als
es uns jetzt vorkommt, denn die dazumal jedermann im Prinzip selbstverständ-
liche Zurückführung der Eingeborenen Amerikas auf Noachiden hatte die Trag-
weite, dass diese als Nachkommen Noahs verpflichtet gewesen waren mindestens
die Gebote zu halten, die voreinst ihrem Stammvater gegeben worden waren.
Erst mit Kapitel 6 beginnt die Geschichtserzählung. Den Anfang machen
die einheimischen Berichte über Weltschöpfung und Ursprung des Menschen-
geschlechts. Mit Nachdruck wird sodann der Urzustand Perus beschrieben, der
bis zum Emporkommen der Inka gedauert habe, ein Dasein ohne Obrigkeit in
völliger Gleichberechtigung, behetria% aller Individuen. Im Tale von Cuzco von
Hause aus ansässig seien die Savaseras, Antasayas5) und Guallas gewesen, zu
1) In einem Berichte vom 15. September 1589 erzählt er, dass er im Wortwechsel über
diese Fragen Diego Flores, seinem Widersacher, vorgehalten habe: todos los tftulos que Vuestra
Magestad divinos y humanos tiene ä las Indias, como Fr. Francisco de Victoria en sns relaciones
escribe. Hierauf folgt dann übrigens die Erwähnung der Verdienste des Francisco Toledo und des
Pero Gutiärrez.
2) In der Handschrift sind die Kapitel nicht gezählt.
3) Vergl. oben Seite XXXI und XXXII.
4) Behetria, in älterer Form benfetria, heisst eine Gemeinschaft, deren Mitglieder unter ein-
ander gleiches Recht, namentlich ein jedes freie Bestimmung hinsichtlich der Ernennung eines
primus inter pares besitzen. Das Wort bekommt daher etwas von dem Begriffe der Anarchie. In
Kastilien gab es eine ganze Reihe von Ortschaften, die Anspruch darauf erhoben, behetria zu sein.
VergL die Apuntamientos curiosos söbre behetrias von Rafael de Florianes in der Colecetön de doc.
ittid. p. la historia de EspcOa , T. 20, S. 407—475.
5) Diese wollen die Sachverständigen jedoch nicht als Autochthonen gelten lassen; yergl.
Seite 30, Anm. 1.
XXXVIII RICHARD PIETSCHMANN,
denen drei den Inka verwandte Stämme nachträglich sich gesellten, die des
Alcabifa, des Copali Mayta und des Culum Chima. Diese wesentliche Tatsache
dürfe als festgestellt gelten. Ueberhaupt hätten bei der Treue und Sorgfalt, mit
der man die historische Ueberlieferung in Peru gehütet habe, die Nachrichten,
die im Auftrage Toledos mit grösster Vorsicht und Umsicht gesammelt und nach
eingehender Prüfung hier zusammengestellt worden seien, aUen Anspruch auf
höchste Zuverlässigkeit. Hierauf folgen die Sagen von der wunderbaren Geburt
des Manco Capac und seiner Geschwister, von ihrem Zuge nach Cuzco, von ihrer
Ruchlosigkeit gegen einander und allerhand Greueltaten, durch die sie sich in
Besitz von Cuzco setzten. Hiermit ist die Reihe der Inka eröffnet, deren Re-
gierungen dann eine nach der andern geschildert werden. Am Schlüsse jeder
Regierung kehren bestimmte Angaben, wenn auch nicht immer vollzählig, wieder,
vielleicht mit Anlehnung an ein Schema t der einheimischen Ueberlieferung : Name
des guaoqui (= Huauqui) des Inka, Name seiner ebenbürtigen Gattin, Name
seines Ayllu, Residenz des Inka, Aufrechnung der Lebensdauer aus dem Alter
beim Regierungsantritt und der Regierungszeit, gegenwärtige Oberhäupter des
Ayllu, Angabe ob es zu den Hanancuzcos oder Hurincuzcos gerechnet wird,
Verbleib der Mumie. Meist wird auch das Todesjahr nach der christlichen Zeit-
rechnung mitgeteilt ; ferner sind stellenweise synchronistische Angaben beigefügt,
d. h. die gleichzeitigen Herrscher Spaniens, Kaiser und Päpste genannt. Die
Erzählung reicht bis zum Ende der Inkaherrschaft mit dem Tode Huascars und
seines Nebenbuhlers Atahuallpa. In einer Schlussbetrachtung wird hingewiesen
auf alle die Kennzeichen einer unrechtmässig erworbenen und ausgeübten Herr-
schaft, die in dem geschilderten geschichtlichen Verlaufe hervortreten, namentlich
auch auf die wiederholten Verstösse gegen die von den Inka selbst als gültig
betrachtete Erbfolge, die vorgekommen seien. Im Anschlüsse hieran wird noch
versucht im einzelnen zu erläutern, dass die als verhältnismässig legitim zu be-
trachtende Linie dieser Usurpatoren, der Inka, ausgestorben sei, und es zur Zeit
in Peru niemand mehr gebe, der in irgend einem Sinne Anspruch auf die Thron-
folge besitze. Eine kurze Uebersicht über die Dauer der Inkaherrschaft bildet
den Abschluss. —
Am 29. Februar 1572 legte Pedro Sarmiento in Cuzco dem Vizekönige das
fertige Werk in der uns erhaltenen Reinschrift vor, und dieser liess durch den
Alcalde de corte Doktor Gabriel Loarte aus jedem der 12 Ayllus des Inkahauses
eine Anzahl Vertreter vorladen und dazu noch einige andere vornehme Indianer.
Diesen sachkundigen Eingeborenen, 42 an der Zahl, wurde der Inhalt des Buches
kapitelweise von den Schöpfungsmythen, Kapitel 6, an bis zum Ende der Inka-
zeit, Kapitel 68, durch einen vereidigten Dolmetsch übertragen, und zwar so
dass sie nach jedem Abschnitt über das Gehörte sich untereinander zu besprechen
und zu verständigen vermochten. Nach dieser Verlesung, die noch den folgenden
Tag in Anspruch nahm, erklärten die indianischen Zeugen in voller Ueberein-
stimmung durch den Dolmetsch diese Geschichtsdarstellung für gut und richtig
und übereinstimmend mit dem, was ihnen bekannt und aus mündlicher Ueber-
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXXIX
lieferung ihnen von ihren Eltern und Voreltern her mitgeteilt worden sei, auch
soweit diese Tradition auf die von Fachacuti Inca Yupanqui festgestellten Nach-
richten über seine Vorgänger und die davon herrührenden bildlichen Darstellungen
zurückgeführt werde. Sie machten Aenderungen geltend nur bei einigen Orts-
und Personennamen und Nebensächlichkeiten, und der Alcalde Hess danach den
Wortlaut richtig stellen. Nachdem dies geschehen war, erklärten sie in voller
TTebereinstimmung sich mit dem Ganzen einverstanden, sie seien überzeugt, dass
keine zweite Geschichtsdarstellung verfasst worden sei, die so zuverlässig und
wahrheitsgetreu wäre wie diese, da nie eine so sorgfältige Untersuchung ange-
stellt worden sei, noch jemand sie, die doch in der Lage seien, die richtige Aus-
kunft zu geben, befragt habe1). Auf diese Aussage hin ordnete der Vizekönig
an, dass die so nach den Angaben der vernommenen Indianer berichtigte Ge-
schichte von Alvaro Ruiz de Navamuel beglaubigt und dann dem Könige über-
sandt werden solle. Ueber die ganze Verhandlung wurde ein Protokoll aufge-
nommen und dieses in einer von dem Doktor Loarte und dem Sekretär Alvaro
Ruiz de Navamuel eigenhändig unterschriebenen Ausfertigung dem Werke als
Beglaubigungs-Urkunde beigegeben. Jede der zur Verlesung gelangten Seiten
der Handschrift erhielt am untern Rande das notarielle Beglaubigungszeichen.
Die Verbesserungen führte Ruiz de Navamuel eigenhändig aus und setzte seinen
Namen und das Beglaubigungszeichen hinzu.
Toledo schickte durch einen seiner Hausbeamten, Jerönimo Pacheco2), das
Werk an den König ab mit einem Schreiben, datiert vom 1. März 1572, in dem
er anempfahl es drucken zu lassen: Por haberse hecho la verificaciön desta
Historie* con tanta examinaeiön del hecho de la verdad della y haber habido, ansf
en estos reinos como en esos y fuera de ellos, oposiciones tan falsas y con tan
poca examinaeiön y fundamento, donde han resultado tantos danos, y parece que
seria reparo del saneamiento dello y de la justificaeiön mayor del titulo que Su
Majestad tiene & estas provincias, que la verdad de esta Historia anduviese im-
presa, como lo han andado otros libros de mentiras y falsas relaciones en partes
que han hecho el daüo que vemos: para confutallos y desengafiar, no solamente
& nuestra naeiön, sino & las otras, Vuestra Alteza lo mandarä ver y proveer lo
que mäs convenga & Vuestro Real servicio en lo que se pretende. . . . Las dem&s
partes desta Historia que en ella se prometen8), parece que no importarä tanto
para lo que toca al desengano de lo que la gente tenia recebido y mayor erödito
del derecho de Su Majestad, como 6sta que aquf vd con tanta verificaciön y au-
toridad, para poderse imprimir4). —
1) Schon Cieza de Leon hat übrigens Cayu Tupac, einen Nachkommen des Huayna Capac
und andere Orejones in Cuzco mit Hülfe eines Dolmetschen befragt
2) Relation Sarmientos vom 15. Sept. 1589 (Coltcci&n dt documentos inidäos del Archivo de
Indios, T. 5, S. 802). Anhang zu Montesinos, S. 258. Brief Toledos vom 20. Okt 1572 (Colecc. de
doc. inid. p. I. historia dt JEspata, T. 94, S. 349). Ueber Pacheco siehe auch CoUcciön dt doc.
inid. del Archivo dt Indios, T. 8, 8. 225.
3) Vergl. oben Seite VII und im Texte Seite 10.
4) Veröffentlicht im vollen Wortlaut von Jimlnea im Anhange zu Montesinos, S. 244 f.
tttt RICHARD PIET8CHMA.NN,
Als Gegenstück zu dem Geschichtswerke schickte ebenfalls am 1. März 1572
der Vizekönig an Philipp II. vier von einheimischen Künstlern auf Zeug ge-
malte bildliche Uebersichten der Geschichte Perus ab. Ebenso wie Sarmientos
Geschichtswerk waren die Darstellungen auf den vier Zeugstücken — , den
vier panoSj wie sie Toledo in dem dazu gehörigen besonderen Begleitschreiben
nennt, — von vereidigten Sachverständigen ') in einer dazu anberaumten Verhand-
lung in Cuzco und zwar bereits am 14. und am 17. Januar 1572 unter Mit-
wirkung des vereidigten Dolmetschen Gonzalo Gömez Jim£nez geprüft und für
richtig erklärt, auch war von dem Alcalde de corte und dem Sekretär eine aus-
fuhrliche Urkunde darüber ausgestellt worden, ganz nach demselben Schema wie
die Beglaubigungs-Urkunde unserer Handschrift2).
Man erfährt dabei, dass die Darstellungen die Bildnisse, bultos, der Inka
enthielten und die Medallas ihrer Frauen und Ayllus, ferner, dass in den Ein-
fassungen, den cenefas *), gekennzeichnet war, was unter dem einzelnen Inka vor-
gefallen war, auf dem ersten pafio z. B. die Erzählung von Tambotoco 4) und die
von den Schöpfungen des Viracocha 5) 'als Grundlage und Anfang der Geschichte'.
Diese Erläuterungen, 'wie es geschrieben steht', wurden einzeln verlesen, be-
glaubigt und mit der rtibrica des Alvaro Ruiz de Navamuel versehen, ausge-
nommen das, was zum bessern Verständnisse beigefügt und zur geographischen
Orientierung 'von dem Capitan Pedro Sarmiento eingetragen war; das wurde
ihnen nicht vorgelesen, da es die Indios nicht verstehen'6). Es ist die Rede
davon, dass diese geschichtlichen Angaben übereinstimmend befunden werden mit
den Aussagen, die bei früheren Vernehmungen von Eingeborenen gemacht worden
sind, und 'mit der allgemeinen Geschichte dieser Inca', die Pedro Sarmiento
nach den Mitteilungen und Berichten dieser Zeugen, also der Vornehmsten und
Kundigsten aus den Inka-Ayllus, und vieler anderer vornehmer Indianer aus-
1) Es waren Vertreter der 12 Ayllus und noch ein anderer Indianer, im ganzen 87 Einge-
borene, dazu der berühmte Polo de Ondegardo und 4 Spanier, die mit Pizarro ins Land einge-
drungen waren.
2) Sie ist abgedruckt von Jimenez de la Espada im Anhange zu Montesinos, S. 246 — 257,
Toledos Begleitschreiben ebendort S. 257—259 und vollständiger in den Tres relaciones, S. XX— XXII.
3) Cenefa hat hier dieselbe Bedeutung wie in einem Briefe des Diego Rodrfguez de Figueroa
vom Jahre 1582, mit welchem dieser dem damaligen Vizekönige als Vorläufer einer ausführlichen
geschichtlichen Schilderung eine auf Zeug gemalte Abbildung von Potosf übersendet, die im Viereck
von einer Reihe anderer gemalter Darstellungen umgeben ist, z. B. von Bildern der 13 Inka, die
es, einschliesslich Atahuallpa, gegeben hat. Diese Ränder nennt Diego Rodrfguez die Cenefas des
IAenzo (Relaciones geogrdficas 2, Apend., S. XXXI f.). — Sarmiento gebraucht Cenefa auf Seite 75
seines Geschichtswerks im Sinne von 'Rand', 'Borte', als Bezeichnung für das goldene Band, das
an Stelle eines Gesimses im Hofe des Sonnentempels zu Cuzco oben an den Wänden sich hinzog.
4) Vergl. Sarmiento, Geschichte, Seite 33.
5) Vergl. Sarmiento, Geschichte, 8eite 26—28.
6) Y se les leyö ä los dichos indios cada cosa por sf dißtintamente, como esta escripto y
seßalado de la rtibrica de mf el presente secretario, ecepto lo ques declaraciön y prevenciön para
inteligencia de la historia y los rumbos y vientos para la demarcaciön de los ßitios de los pueblos,
ues puesto por el capitän Pedro Sarmiento, que no se les leyö, porque no lo entienden los indios.
PEDRO SARHIEN'TO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. ZXXXI
gearbeitet habe *). Die als Sachverständige vernommenen Spanier bekunden unter
anderm, die Zahl der Inka werde auf 12 angegeben. Erst Tupac Inca Yupanqui
solle das Reich von Chile bis Pasto2) ausgedehnt haben nach Unterwerfung
einiger Strecken in der Nachbarschaft von Cuzco, die sein Vater Pachacuti Inca
Yupanqui erobert hatte und die abgefallen waren. Vorher habe ganz Peru aus
freien Gemeinwesen bestanden, se gobemaba por behetrias. Huascar's Geschlecht
und seine Nachkommenschaft sei von Chalco Chima und Quizquiz, den Feldherrn
Atahuallpas, ausgerottet worden, sodass kein Thronerbe übrig geblieben, mit
Huascar vielmehr die legitime Erbnachfolge erloschen sei.
In dem Begleitschreiben zu diesen Bildern erwähnt, wie es scheint, der
Vizekönig nochmals das Geschichtswerk. Schon von Lima aus, sagte er, habe er
in Aussicht gestellt, dass er in seinen Sendungen 'zwischen die Kümmernisse
der Regierungsangelegenheiten dieses Landes das Unterhaltsame, la entretenencia,
von Proben von dessen (des Landes) Besonderheiten* einschalten werde. So habe
er schon aus dem Yucay-Tale eine Probe der Darstellung, traza, des Ursprungs
und Stammbaums der Inka mit vorläufiger Beglaubigung geschickt und ver-
sprochen, dass die eingehendere Beglaubigung 3) mit der ebenfalls gerichtlich ge-
prüften Geschichte, can la historia tambien autenticada, samt den gerichtlich ge-
prüften Malereien auf Zeug, juntamente con los pafios de la p'mtura autorizados
nachfolgen würden. Sie würden hiermit überbracht. Der Ausdruck historia auten-
ticada .könnte allerdings auch nur auf die ja ausdrücklich ebenfalls beglaubigte
historische Erläuterung gehen, die auf den Panos zu sehen war. Heisst es jedoch
weiter, eine memoria sumada del inteligencia dellos, eine kurzgefasste Auseinander-
setzung zum Verständnisse der Panos, habe der Ueberbringer bei sich con el
libro de la historia y probanza, in Gestalt des Geschichts- und Beglaubigungs-
Buches, so ist mit diesem Buche schwerlich etwas anderes als unsere Handschrift
gemeint und mit der pröbanza wohl nichts anderes als die fe y pröbanza, die den
1) Conforme ä la Historia general que de los dichos Ingas el capitän Pedro Sarmiento ha
fecho por las memorias, informaciones y relaciones destos dichos testigos y otros muchos indios
prinzipales; y quellos — d.h. die ausdrücklich unterzeichneten: Don Agustin Tito Conde Mayta,
Don Alonso Tito Atauchi Inga, Don Juan lila Topa, Don Francisco Sayre Topa Inga, die eben
spanisch lesen und schreiben konnten — han visto otros muchos cuadernos fechos por diferentes
personas, desta misma historia, y que e*sta es la mäs verdadera, y que lo que en contrario se ha
dicho e* dijere, no endenden ques la verdad.
2) Die Strecke von Quito bis Pasto kam erst zuletzt hinzu; vergl. den Anonymus in der
Colecciön de documentos inid. p. la hist. de Esp., T. 13, S. 447 u. Sarmiento, Gesch. des Inka-
reiches, Seite 110. Wenn Seite 105 gesagt wird, die Pastos hatten sich gegen Peru erhoben, so
schliesst das nicht ein, dass sie vorher unterworfen waren.
3) In dem anonymen Gutachten aus Yucay vom 16. März 1571 wird (S. 445) von dem Ge-
schichtswerke des Sarmiento andeutungsweise gesprochen als von der pröbanza, der Bestätigung,
die noch erbracht werden solle. Der Teufel habe versucht die Unrechtmassigkeit der Inkaherrschaft
in Dunkel zu hüllen, doch werde das noch rechtzeitig vereitelt werden, bevor die letzten alten
Indianer gestorben seien, que desto dan claro testimonio, como Be verd en la probanza que dello
«e hace por mandado de V.E. en la visita que personalmente va haciendo.
Abhandlungen d. K. Gm. d. Wiaa. su Gtttingen. PhiL-hbt. Kl. K. F. Band 6, 4. f
XXXXU EICHARD PIETSCHMANN,
Anhang dea Buches bildet. Toledo spricht dann weiter von dem Torhaben auch
die Landeskunde auf Zeug in dieser Form zu veranschaulichen. Und fügt er
hinzu, diese Descrtpciün hoffe er dem Könige zu überbringen, habiendo acdbado
de pasar esta lierra eon el kombre mos liabü desto, materia que yo he hallado en ella,
so ist unter diesem für solche Dinge geschicktesten Menschen, der in Peru zu
finden war, niemand anders zu verstehen als Pedro Sarmiento.
Man hat die Vermutung ausgesprochen, die Inka-Bilder, die Francisco de
Toledo hier dem Könige übersendet, könnten die Vorlage für die Porträts ab-
gegeben haben, die auf dem Titelblatte der 1615 in Madrid veröffentlichten 5.
Dekade der grossen Historia general de los heckos de los Castellanos en las islas y
tierra firme del mar OcKano des Antonio de Herrera zusammengestellt sind ').
Diese Portraits gehen allerdings sicher auf peruanische Originale zurück. Sie
vermögen uns wenigstens eine Vorstellung zu geben, wie die btdtos auf den Male-
reien auf Zeug, die das Protokoll erwähnt, wohl ausgesehen haben werden. Ich
schalte hier daher das erste dieser Porträts ein, das Ayar Manco Capac darstellt
Seine Stirn ist beschattet von der 'Borla'; darüber trägt er einen Reif oder eine
Stirnbinde, welche vorn mit einem Zierrat in Gestalt eines Löwenkopfes und
darüber, auf einer Art Halbmond, mit zwei auseinander stehenden Federn ver-
seben ist, die auch anf andern Inka-Porträts vorkommen. In dem durchbohrten
erweiterten Ohrläppchen, das bis anf den Halsansatz hinunterhängt, trägt er,
der Stammvater der Orejones, einen scheibenförmigen Einsatz. Auf der Linken
1) Daa ganze Titelblatt ist abgebildet bei Justin Winsor, Narrative and Critical History of
America, Toi. 1, S. 267. Ein Tierkopf wie ihn hier auf dem Bilde Manco Capac als Diadems chmuck
tragt kommt auch anf einem gemalten Gefaase peruanischen Ursprungs vor als Schmuck auf der
Stirnseite einer heiniartigen Kopfbedeckung ; vergl. W. Reise und A. Stübel, Da» Todtmfüd von
Ancon, Bd. 3, Tai. 101. Jimenez hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Kopfbedeckungen,
welche auf dem erwähnten Titelblatte Tupac Inca Yupanqni und Huayna Capac tragen, abgebildet
werden in einer anonymen Belaeiön dt loa cottumbret antignot de loa naturales del Pin* (= Tre»
Beladones, S. 166 und 159). Man vergleiche damit auch daa Bild 'Head-dreas of Indian Fernste
Dsucer' in E. George Squier, Peru, S. 306. auch ebendort daa BÜd auf 8. 306.
PEDRO SARHIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XZXXIH
hält er seinen Huauqui, den Orakelvogel Inti, und in der Rechten das Zepter1).
Hinter ihm zeigt sich ein züngelnder Löwe, dem wohl erst der spanische Zeichner
zu der Mähne verholfen hat, die dem amerikanischen Löwen, dem Puma fehlt.
Diesem Forträt habe ich ein Bildnis gegenübergestellt, das auf einem der beiden
in Kupfer gestochenen Titelblätter der 1688 in Antwerpen herausgekommenen
Historia general de las conquistas del Nuevo Reyno de Granada eines Abkömmlings
des Inkageschlechts, des Lucas Ferndndez de Piedrahita 2), die Reihe der Herr-
scher Bogotas eröffnet. Zu diesem Titelblatte sind offenbar Inka-Porträts peru-
anischen Ursprungs benutzt worden; auch in dieser vergröbernden Nachbildung
zeigen sie noch, dass sie ähnlichen Vorbildern entnommen sind, wie die auf dem
Dekaden-Titel Herreras. Aber die letzteren sind doch schwerlich nach Toledos
Zeugbildern kopiert. Was gegen diese Vermutung spricht ist vor allem, dass
bei Herrera uns 13 Inka-Bildnisse vorgeführt werden, auf den Paüos dagegen
nur 12 gewesen sein können. Denn mehr als 12 Inka Hess Sarmiento nicht zu.
Auch bezieht sich der Puma hinter Manco Capacs Rücken, wie es scheint, auf
einen Mythus *), den Sarmiento nicht erwähnt, und der daher wohl auch auf dem
von ihm erläuterten Gemälde nicht angedeutet gewesen sein wird. Ohne Zweifel
waren solche Zusammenstellungen von Inka-Bildnissen in Peru, dessen Einge-
bornen besonderes Talent zur Malerei nachgerühmt wird4), recht verbreitet. In
Puquin Cancha, einem Sonnentempel unweit Cuzco, waren die Urgeschichte der
Inka und das Leben eines jeden einzelnen mit den Ländern, die er erobert hatte,
in Figuren auf Tafeln gemalt5). Im Jahre 1603 schickten verschiedene Nach-
kömmlinge der Inka-Familie ein Gesuch um Befreiung von Lasten nach Spanien
und fügten zur Erläuterung ihrer Herkunftsansprüche eine Malerei auf weissem
1) Es wird hier wohl das Topayauri gemeint sein. Vergl. die Stellen im Register unter
Topayauri and Suniurpaucar. Nach Cobo (8, 132) waren das Abzeichen dieses Inka und seines
Clan runde Federbüsche: unos plumajes redondos Uamados de los indios purupuru, representando
el globo del mundo y que este primer Inca lo habia conquistado.
2) Sein Stammbaum (Markham zu Garcüaso, P. 1 V. 2, S. 524) geht zurück auf eine Tochter
des Huayna Capac. Das ganze Titelblatt ist in facsimile abgebildet bei Adolf Bastian, Culturländer
des Alten America, Bd. 2, Berlin 1878.
3) Bei der Jünglingsweihe der Orejones traten Vermummte auf in Löwenfellen, die sich den
Löwenkopf übergestülpt hatten; (Betanzos, Kap. 14; S. 97. Molina, S. 45. Cobo 4, S. 102). Bei
der Huaca von Curavacaja auf der Grenze des Gebietes von Cuzco gab es einen todten, d. h. wohl,
einen ausgestopften Löwen: tenfan allf un Leon muerto y contaban su origen, que es largo (Cobo
4, S. 28). Vielleicht ist aber mit dem Löwen hinter Manco Capac nichts anderes gemeint als die
Stadt Cuzco, deren Grundriss mit der Figur eines Löwen verglichen wurde.
4) Vergl. v. Tschudi, Reisen 2 S. 174. Thomas J. Hutchinson, Two years in Peru. London
1873. Vol. 1, S. 335—338. In dem Texte zu einer Abbildung von Cuzco, die in Amsterdam bei
Jansson herauskam, heisst es über die Stadt: Delectantur incolae rebus depictis. Vergl. auch was
Garcilaso 1 libr. 5 cap. 23. 24 erzählt.
5) Molina, S. 4. Diese Casa del Sol erwähnt Cobo 3, 117; vergleiche den Wortlaut auf Seite
XXXXIV. Er nennt sie hier nicht Puquincancha; aber in seiner Aufzählung der Huacas des Gebietes
von Cuzco (4, S. 44 f.) führt er an: Puquincancha; era una casa del Sol que estaba encima de
.('ayocache; sacrificäbanle ninos.
f*
XXIXIV RICHARD PIETSCHMAXN,
chinesischen Taffet bei, anderthalb Vara, d. h. etwas über 1 M. 25 Zentim. gross,
mit dem Stammbaum darauf von Manco Capac bis zu Huayna Capac und dessen
Sohn Panllu Inca; die Inka als Brustbilder in dem altertümlichen Kostüm, auf
dem Haupte die bunte Franze, in den Ohren die Ohrgehänge, in den Händen
eine Partisane statt des Zepters ; an der Seite Angaben über das Ayllu, das von
dem einzelnen Inka sich herleitet1). In der häufigen Wiederholung sind all-
mählich, wie besonders die Abbildungen lehren, die John Ranking2) als peru-
anische Inka-Porträts gibt, allerlei Entstellungen eingetreten.
Aber wir haben auch einen Gewährsmann, der aus eigener Kenntnis uns von
einem ganz ähnlichen Kunsterzeugnisse spricht, wie es die pafoos des Vizekönigs
waren, und der es als Geschichtsquelle einschätzt. Das ist Bernab£ Cobo in
seiner Historia del Nuevo Mundo. Er spricht8) von den Ueberlieferungen, welche
1559 noch von den sachkundigen Vornehmen Cuzcos, von Priestern und Quipoca-
mayos noch zu erkunden gewesen seien. Los cuales no podian ignorar lo tocante
al gobiemo, ritos y costumbres de los suyos por haber alcanzado el tiempo de
los reyes Incas y ejercitado en 61 todo aquello sobre que fueron examinados, y
por los memoriales de sus quipos y pinturas que aün estaban en pi£. Particular-
mente la [pintura] que tenfan en un templo del Sol, junto £ la ciudad del Cuzco,
de la cual historia tengo para mi se debiö de sacar una que yo vi en aquella
ciudad dibujada en una tapiceria de cumbe, no menos curiosa y bien pintada que
si fuera de muy finos pafios de corte. Auf dem einheimischen aus Lama- Wolle
gefertigten Gewebe — dem feinsten Cumbi — war hier also eine bildliche Dar-
stellung der Geschichte entworfen, der vergleichbar, die in dem Sonnentempel
bestanden haben sollte. Dieser Gattung von Erzeugnissen mithin gehörten die
Darstellungen an, die Toledo seinem Herrn unterbreitete. —
Was nun den Zweck anlangt, zu dem der Vizekönig die Inkageschichte von
Sarmiento hat abfassen lassen, so hat man gemeint, dass sie nicht bloss im all-
gemeinen die Ansprüche, die Spanien auf den Besitz Perus erhob, decken solle.
Sie sei vielmehr geschrieben, um eine einzelne Regierungsmassregel zu verant-
worten; sie solle eine Tat beschönigen, die immer als eine der schwersten An-
klagen gegen Toledo dastehen wird. Er habe sein und vor allem König Philipps
Gewissen darüber beruhigen wollen, dass er den letzten Sprössling des Inkage-
schlechts, der in den Augen der Peruaner Anspruch auf die Herrschaft hatte,
den Bruder und Nachfolger des Titu Cusi Yupanqui, Tupac Amaru, nachdem er
1) Garcilaso, P. 1 libr. 9, Kap. 40.
2) John Banking, Historical researches on ihe conquesi of Peru, Mexico, Bogota, Natchez,
and Taiomeco, in ihe thirteenth Century, by ihe Mongcls. London 1827. Taf. II— IV.
3) Cobo, 3, 117. Dass hier yon etwas Aehnlichem die Rede ist wie von den paStos des Schreibens
des Vizekönigs Toledo hat auch Jimenez erkannt. Ob das Vorbild der Tapiceria, die Cobo zu sehen
bekam, auf Veranlassung des Vizekönigs und der Visita hergestellt worden war, wie Jimenez es
auffasst, muss dahingestellt bleiben and erscheint mir eher zweifelhaft. — Wegen der Casa del Sol,
unter der Puquincancba zu verstehen ist, vergl. Seite XXXXIII.
PEDRO SARMIESTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXXXV
ihn in seine Gewalt gebracht, auf Grund eines eiligen Gerichtsverfahrens wegen
einiger von seinen Parteigängern verübten Räubereien und Mordtaten, für die
er nicht verantwortlich gemacht werden konnte *), und als Rebellen gegen den
König von Spanien in Cuzco auf öffentlichem Platze hatte enthaupten lassen.
Diese Auslegung ist unrichtig. Dergleichen Rechtfertigungsversuche wären am
1. März 1572 sehr verfrüht gewesen. Als Sarmiento das vorletzte Kapitel seines
Geschichtswerks niederschrieb, war Tupac Amaru noch gar nicht hingerichtet,
galt im Gegenteil 'der Aufrührer in den Anden, der sich Tito Cusi Yupanqui,
nennt' — el que agora esta en los Andes, que se llama Tito Cusi Yupanqui,
alzado2) — für noch am Leben, und ist von Tupac Amaru, oder wie Sar-
miento ihn nennt, Amaru Topa, noch nicht anders die Rede als von einem
Gefährten seines unbotmässigen Bruders, mit dem Zusätze, um seine Legiti-
mität stehe es allerdings zwar nicht ganz so schlecht, wie um die des andern,
dafür sei er aber regierungsunfähig, oder, wie es bei den Indianern laute, uti.
Von dem erfolgten Ableben des Titu Cusi hat Toledo mit seiner Umgebung
noch keine Kunde gehabt, als Ende April 1572 der Kriegszug gegen Vilcapampa
eröffnet wurde3), den Sarmiento als Alfärez real mitmachte. Die Feder war
1) Nach Cobo 3, S. 215 würde Tupac Amaru diese Untaten ausdrücklich gemissbilligt haben:
El inca se admirö de lo sucedido y moströ pesar de que primero no le hubiesen dado ä el parte.
2) Vergl. Seite 128 des Textes Sarmientos. Fernando de Santillän allerdings in seiner um
1572 geschriebenen Relation (Tres Relaciones, S. 25) nennt als Nachfolger des Sayri Tupac nicht
Titu Cusi, sondern sagt : y agora muerto Xayra [so !] Topa, los orejones questan tras la Cordillera
alzaron ä su hermano Amaro Inga, al cual tienen all! por senor conforme ä sus fueros y costum-
bres. Doch war Tupac Amasu wirklich (uti', aber mehr erbberechtigt, so kann er auch schon zu
Lebzeiten des Titu Cusi theoretisch als der wahre Inka gegolten, sein Bruder dagegen mehr in
dem faktischen Ansehn eines solchen gestanden haben. Zuspät hingegen wird die Enthauptung des
Tupac Amaru angesetzt, wenn sie in das Jahr 1578 verlegt wird; es geschieht das in einer Tabelle,
die im 8. Bande der Colecc. de doc. inid. del Archivo de Indios (S. 41) abgedruckt ist, und yon
Alcedo y Herrera, Aviso hist. pol. geogr. del Peru, Madrid 1740, S. 86. Nach Alcedo korrigiert
Tb. Waitz, Anthropologie, Bd. 4, S. 481 die allerdings falsche Jahreszahl, die er Bd. 3, S. 542 an-
giebt Die Jahreszahl 1578 bei A. Räville, Histoire des religions 2 S. 820 stammt wohl aus Waitz.
Juan de Velasco sagt in seiner Beschreibung von Quito (in dem Recueil de documents et memoire*
originaux sur Vhistcire des possessions espagnoles dans VAmerique p. sur les manuscrits de la
bibliotheque de Temaux-Compans, Paris 1840, S. 277), Cusi Titu sei 1569 gestorben, der Vize-
könig sei 1571 gegen Tupac Amaru zu Felde gezogen. Beides ist nicht so früh anzusetzen.
3) Dieses Datum gibt die Lebensbeschreibung Toledos in der Coleeciön de documentos inid.
del Archivo de Indios, T. 8, S. 272, eine Quelle deren Angaben in solchen Dingen, wo man sie
nachzuprüfen vermag (z.B. S. 293), sich als im wesentlichen zuverlässig erweisen. Man findet dort
(S. 266 f.) das letzte Schreiben des Vizekönigs an Titu Cusi Yupanqui, datiert vom 16. Oktober
1571 aus Yucay. Noch im Februar 1572 sind die Erörterungen Toledos geschrieben, die ich oben
Seite XV f. wiedergegeben habe, und der Satz im Memorial de guerra § 5 : En los Andes, aunque
han roto los caminos y muerto algunos espaüoles, los indios del inga y sus capitanes, despues que
agora se baptizö y algunos de ellos, estan entretenidos en la esperanza de que se cumplirä con
ellos la capitulaciön que esta confirmada por vuestra Magestad (Cd. de doc. inid. p. I h. de Es-
paXa, T. 94, S. 302; vergl ebd. S. 324 und wegen der capitulaciön, die der Lizentiat Castro ge-
schlossen hatte, ebd. S. 282 die Auszüge ans der Memoria del gobierno temporal). Man erwartete
sowohl Titu Cusi wie Tupac Amaru in Vilcapampa lebend anzutreffen, daher sagt Toledo noch in
XXXXVI RICHARD PIETSCHMANN,
längst bei Seite gelegt, und die Handschrift unterwegs nach Spanien, bevor To-
ledo des Inka habhaft wurde, und der Scheinprozess angestellt werden konnte,
der der Hinrichtung l) voranging.
Ueber die Absichten also, die wiederholt in dem Buche selbst ausgesprochen
werden, geht die Tendenz nicht hinaus. Was Sarmiento übernommen hatte war
aber eine Beweisführung, die, — des dürfen wir uns freuen, — rein sachlich
sich erbringen Hess, ohne dem Stoff, ohne der Ueberlieferung, irgend wie Gewalt
anzutun. Keiner der Häuptlinge der stolzen Geschlechter, deren Angehörige als
die Ausfuhrer eines göttlichen Herrscherwillens die allein Gebietenden in diesem
weiten Reiche gewesen waren, würde begriffen haben, was denn an der Tatsache
zu bemänteln sei, dass ihre Vorfahren in kühnem und beharrlichen Vorgehen
von den bescheidensten Anfangen aus unter vielen Bedrängnissen durch Klugheit,
List und mannhafte Waffentaten ihrer Macht diese ungeheure Ausdehnung er-
kämpft hatten. Tantae molis erat ! Was ahnten sie von sittlichen, von Staats- und
völkerrechtlichen Grundsätzen, nach denen die Mittel, mit denen der Erfolg er-
rungen war, unter den Begriff des Unerlaubten gebracht werden konnten! Die
bewusste Schönfärberei und Beschönigung blieb der Generation vorbehalten, der
Garcilaso angehört. Sie hätten ihre Aussagen drehen und wenden können, wie
sie wollten, es wäre doch nichts herausgekommen, was nicht auch ohne jegliche
Entstellung Wasser auf Toledos Mühle geliefert hätte. So wurde zwar an das
seinem politischen Testament, dieses Gebiet sei Unterworten worden durch Enthauptung des Inka,
den man dort am Leben vorgefunden habe: con haber cortado la cabeza al inga que se hallo1
dentro vivo.
1) Nach Jimlnez würde die Hinrichtung erfolgt sein: por el mes de mayo del ano de 1572
(Relaciones geogrdficas 1 Apend., 8. CL), eine Angabe von der ich nicht ermitteln kann, woher sie
entnommen ist. Cobo (3, S. 216) lässt es 6 Monate währen, bevor das Vilcapampa-Gebiet unter-
worfen ist, also, rechnet man den April ein, bis zum Ende des September. — In dem politischen
Testament des Vizekönigs erwähnt dieser von seinen Erhebungen, die er zur Feststellung der Recht-
mässigkeit der spanischen Herrschaft in Peru hat vornehmen lassen, nichts. Diese Angelegenheit
ist ihm erledigt mit der Enthauptung des 'Rebellen und Aufständischen' Tupac Amaru, von der
er spricht, als bedürfe es dafür auch nicht der geringsten Beschönigung ; (vergl. die vorhergehende
Anmerkung). Der Inka Garcilaso, der übrigens nicht einmal genau weiss, wie lange Toledo Vize-
könig in Peru war, hat eine Erzählung verbreitet, nach welcher der König über die vollbrachte
Tat sich keineswegs beifällig geäussert habe; als Toledo bei seiner Rückkehr aus Peru bei Phi-
lipp II. sich meldete, habe er ihn kurz abgefertigt: que se fuese ä su casa, que su Majestad no
le habfa embiado al Peru, para que matase reyes, sino que sirviese ä reyes. Schon Jimenez (a. a. 0.)
hat darauf hingewiesen, dass hierzu nicht recht eine Verfügung vom Jahre 1575 stimmt, in welcher
der König mit dem Ergebnisse des Feldzuges nach Vilcapampa sich im ganzen einverstanden er-
klärt. Für Garcilaso gehört zu dem Abschlüsse des Inka-Dramas, dass die Uebeltäter schlimme
Früchte ernten; Toledo wird von seinem Herrn ungnädig aufgenommen und stirbt, während ein
Prozess wegen unrechtmässiger Bereicherung gegen ihn schwebt, und Martin Garcfa de Loyola
findet einen gewaltsamen Tod in Chile. Hätte Garcilaso gewusst, dass Sarmiento den Ruhm, den
Inka gefangen genommen zu haben, für sich in Anspruch nahm, er würde sich nicht haben ent-
gehen lassen, auch auf dessen Missgeschicke noch zum Epilog hinzuweisen.
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. XXXXVII
Geschehene von unserm Autor ein theoretischer Massstab angelegt, an dem ge-
prüft, Politik und Eroberung überhaupt schlecht bestehen, aber das wirkt nicht
nach bis in die Details des Bildes. An Hinweisen und allgemeinen Urteilen fehlt
es nicht, die den Leser zu der gewünschten Gesamtauffassung und jener rigorosen
Kritik besonders auch der Legitimitäts- und Erbfolge-Angelegenheiten stimmen
und herüberziehen sollen. Wer erwartet denn aber mitten in der Welt der Ur-
einwohner der Neuen Kontinents, die gerade an den Stätten, an denen sie das
höchste geleistet hat, was aus eigenem Können zu erreichen ihr beschieden war,
des Grauenhaften so viel in ihren Zügen trug, von einem Gemeinwesen zu hören,
das etwa nach Art des Musterstaats des Laotze lediglich kraft der gewinnenden
und amalgamierenden Vortrefflichkeit seiner innern Zustände sich zu einer Uni-
versalmonarchie ausgewachsen habe, — oder von der striktesten Observanz des
Erstgeburtsrechts und der schönsten Legitimitäts-Prinzipien in einem Herrscher-
hause, das der weitgehendsten Polygamie ergeben war? Nicht alle Tatsachen,
— das ist zuzugeben, — kommen bei Sarmiento zur Geltung. Es steht aus guter
Ueberlieferung für das Chincha-Gebiet fest, dass es zur Ausbreitung der Inka-
herrschaft in den Küstentälern Perus zu Anfang fast keines Kampfes bedurft
hat, dass vielmehr dort die Inka zunächst beinahe keinen Widerstand antrafen
und erst fast nur als Verkünder des Kultus der Sonne, als Freunde und Be-
glücker aufgetreten sind. Aber ebenso sicher ist, dass diese friedliche Propa-
panda nur das Vorspiel zu einer Einführung des gesamten Regierungssystems
der Inka und damit zu einer vollständigen Unterjochung gebildet hat1). Und
auch in der Legitimitäts-Frage war eine gelindere Auffassung möglich, nur nicht
opportun. Wir haben aus dem Jahre 1558 die Versicherung, dass die gewissen-
hafte Umfrage bei Yungas und Serranos ergeben habe, dass eine Vererbung des
Amtes vom Vater auf den Sohn nicht üblich gewesen sei, — was ja auch hin-
sichtlich der Curacas Sarmiento berichtet. Wie der einzelne Curaca und Tucuy-
ricuy bei seinen Lebzeiten einen unsträflichen Mann als seinen Nachfolger em-
pfohlen habe, so hätten auch Tupac Inca Vupanqui und Huayna Capac nicht
ihrem ältesten, sondern einen andern geeigneter erscheinenden, schon bei Leb-
zeiten des Vaters zum Nachfolger bestimmten Sohne das Reich hinterlassen2).
Aber auf der andern Seite steht die Konsequenz der Theorie von der Reinheit
des Blutes, die wenigstens zu der Institution geführt hat, dass nur eine der leib-
lichen Schwestern des Inka seine legitime Frau werden durfte.
Im ganzen hat Sarmiento so seinen Standpunkt mit Mass vertreten. Er
hegt eine zu ehrliche Bewunderung für Alles, in dem sich ihm ein auf Grosses
gerichtetes Wollen und Können offenbart, für attos pensamientos und deren Ver-
1) Vergl. Colecciön de doc. inid. p. L hist. de Espata, T. 50, S. 207 ff. — Die gewinnende
Art, in der Tupac Inca Yupanqui im Jauja-Tale vorging, schilderte ein Urenkel eines damaligen
Häuptlings sehr anschaulich bei der Vernehmung, die Toledo an Ort und Stelle 1570 anstellte
(Informaciones, S. 205 f.).
2) a.a.O., S. 215 f.
XXIXVUI RICHARD PIKTSCHMAKN,
wirklich ung. Die polemische Tendenz tritt bei ihm merklich zurück hinter der
Freude an der dankbaren Aufgabe, am Sammeln und Sichten dieser Fülle von
Nachrichten, die ihm unerhört merkwürdig und wichtig vorkommen. Man muss
einräumen, klarer und übersichtlicher und, wenn man gerecht sein will, auch
kritischer ist tatsächlich vor Sarmiento die Entstehung und Geschichte des Inka-
reiches nicht geschildert worden. Wir werden es stets beklagen, dass nicht schon
in Zeiten, in denen die Quellen noch reichlicher und unmittelbarer flössen, mit
gleichen Vorsichtsmassregeln Gleiches angestrebt worden ist, dass Cieza de Leon
in seinem im übrigen unschätzbaren Werke den geschichtlichen Ereignissen der
Inkazeit nicht etwas mehr Ausführlichkeit eingeräumt hat, dass von dem, wie
es scheint, ohne alle Nebenabsichten verfassten Werke des Juan de Betanzos,
das sich in breiter Wiedergabe des Stoffs erging und aus unmittelbarer Ver-
trautheit mit der Landessprache herstammte, ein missgünstiges Geschick den
grössten und wichtigsten Teil uns vorenthält. Was uns hier in einer Aufzeich-
nung noch gerade aus elfter Stunde geboten wird, beschränkt sich im wesent-
lichen auf die Angaben der alleroffiziellsten Ueberlieferung, die innerhalb der
Geschlechter des Herrscherhauses damals noch gepflegt und von Vater auf Sohn
weitergegeben wurde. Zwischen den Angaben dieser geheiligten Geschlechter-
Traditionen hatten zur Zeit des Pachacuti Tupanqui Widersprüche bestanden,
die er ausgleichen Hess, und in ähnlicher Weise war seitdem nach Ablauf jeder
Regierung ein amtlich beglaubigter Lebenslauf des einzelnen Herrschers aufge-
stellt worden. Nicht alle Mitglieder des einzelnen Ayllu waren in den offiziellen
Traditionen ihres Geschlechts gleichmässig bewandert, nur einige hatten aus der
Kenntnis derselben einen Beruf zu machen, waren darin völlig geschult und zu
Hause. An die letzten noch vorhandenen Kenner hatte man nun in Toledos Auf-
trage sich gewandt, teils um aus ihren Berichten ein einheitliches Ganze zu-
sammenzustellen, teils um die so gewonnene Darstellung ihnen zur Prüfung und
Berichtigung vorzulegen. Sarmiento bringt uns also in zusammenhängender Er-
zählung das, was sich aus dem Studium der offiziellen Familien-Traditionen des
Inka-Adels von Cuzco als Geschichte des Inkareiches ergab.
Ist dies an sich schon wichtig, so wird es das auch dadurch, dass wir nun
in der Lage sind, mit Sarmientos Darstellung in der Hand in den andern Dar-
stellungen der Inka-Geschichte, die uns erhalten sind, zu unterscheiden, was
dieser selben offiziellen Gruppe von Nachrichten angehört und was nicht. Je
mehr man diese Vergleichung vornehmen wird, umso mehr wird voraussichtlich
der Standard- Wert unseres Geschichtswerks sich herausstellen. Vorläufig lässt
sich schon auf zwei Darstellungen hinweisen, deren Inhalt allem Anscheine nach
wenigstens zu gutem Teil ebenfalls auf die Ermittelungen aus Toledos Enquete
zurückgehen. Es ist das besonders der 3. Teil der Miscdlanea Austrat des Miguel
Cavello Baiboa, der ja 1576 bis 1586 schrieb und für die Vergangenheit Perus
sich auf Aufzeichnungen des Cristöbal de Molina und Aussagen bejahrter gut
unterrichteter Eingeborenen beruft. Von ihm werden die Ereignisse ganzer Zeit-
abschnitte in derselben Reihenfolge und in grosser Uebereinstimmung mit Sar-
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKARKICHES. IL
mientos Angaben erzählt. Aber auch in dem geschichtlichen Teile der Historia
del Nuevo Mundo des Padre Barnabä Cobo, die erst 1653 verfasst wurde, kommen
viele Einzelheiten vor, die Sarmiento ebenso hat. In einer TJebersicht, die Cobo
über die Erforschung der Geschichte Perus gibt, erwähnt Cobo die Bemühungen
des Vizekönigs; er kennt Ermittelungen, die in Cuzco, im Gebiete der Charcas
und von Arequipa angestellt wurden, auch die Relation, von der oben Seite XX
die Rede gewesen ist, aber nicht das Werk Sarmientos f).
Was der Sekretär der Visita general in der Handschrift amtlich geändert
und als geändert gekennzeichnet hat, ist in der Tat — wie das die Beglaubigungs-
Urkunde hervorhebt — sehr wenig und nur für uns ziemlich Unerhebliches, —
ganz abzusehen von einzelnen Vermerken zu unwesentlichen Durchstreichungen,
Tilgungen und Schreibfehlerverbesserungen *). Die Sachverständigen sind da-
gegen, dass Sarmiento die Antasayas unter den Urbewohnern des Gebiets von
Cuzco aufgeführt hat. Sie wollen im 13. Kapitel nicht gelten lassen was dort
über Mama Guacos Art die Güte der Ackerkrume zu prüfen erzählt wird, und
lassen nur den Bericht zu, dass Manco Capac selber die Prüfung mit einem Stabe
vorgenommen habe. Sie geben an, Polo de Ondegardo habe eine Figur gefunden,
die Lloqui Yupanqui vorstellte, aber nicht dessen Mumie. Die Mumie des Yahuar
Huacac hingegen, meinen sie, werde nicht mehr verborgen gehalten, sondern sei
unter denen, die Polo de Ondegardo aufgefunden habe. Und in der Aufzählung
von Vertretern des Ayllu des Tupac Inca Yupanqui lassen sie zwei Namen nach-
tragen. Das ist Alles. Verschiedene Aenderungen mögen allerdings noch in der
Rechtschreibung von Orts- und Personennamen vorgenommen und nur nicht als
solche bezeichnet worden sein. Im ganzen bestätigt sich hierin, dass wir einem
festen Bestände von Nachrichten gegenüberstehen.
Auch die Art der Geschichtserzählung spricht dafür, dass Sarmiento sich im
ganzen genau an das Ueberlieferte hält und stellenweise sogar es ganz wörtlich
wiedergibt. Wir wissen, dass in Cuzco Erzählungen über den Chancas-Krieg
verbreitet waren, die anknüpften an die sogenannten Pururuna, bestimmte Hua-
cas, die aus dieser Zeit herrühren sollten8). Wir finden in Betanzos' Werke die
1) Vergl. Cobo 3, 8. 118—119. — La persona ä quien encargö el Virrey hiciese esta in-
form&dön, que era ano de los qae en la visita general iba en su serricio, ist wohl Alvaro Rufe
de NavamueL
2) Vergl. Seite 38 Anm. 9. — 39 Anm. 4. — 45 Anm. 6. — 56 Zeüe 1—2. — 78 Anm. 7.
— 89 Anm. 8. — 102 Anm. 1. — 116 Anm. 1. —
3) Polo de Ondegardo in der Cdltcciön de doc. inid. del Ar€h. de Indios, T. 17, S. 10 und
15 [bei Markham's Molina, S. 152. 154]. Eine Reihe der betreffenden Huacas wird von Cobo er-
wähnt. Mit Pururuna, das 'falsche Menschen' bedeutet in dem Sinne, dass die Pururuna ohne
menschliche Wesen an sein, Menschengestalt anzunehmen vermochten, wechselt (Cbieecio*, a. a. 0.,
S. 65. Acosta 6 Kap. 21 und nach ihm Garcilaso 1, 5 Kap. 18. Pachacnti in den Tres Relaciones,
8. 271) der Ausdruck Pururauca, den Cobo (3, S. 151) mit 'ladrones escondidos9 übersetzt; er be-
deutet aber nur 'falsche Krieger', 'scheinbare Krieger9, als Wesen übermenschlicher Art, die dem
kampfenden Inka in Gestalt von Kriegern au Hülfe zu kommen pflegen, vor dessen Feinden in
solcher Gestalt auftauchen, hernach aber wieder sich in Stein verwandeln.
Attdlfm. d. K. Ott. d. WiM. n QffttlmfftB. PklL-klrt. Kl. N. F. Bwd 0,4. g
RICHARD PIETSCHMANN,
Angabe, bei der Jahresfeier des Sieges über die Chancas, die Inca Yupanqui auf
dem Platze von Cuzco veranstaltete, seien der Angriff des Uscovilca auf die
Hauptstadt, des Inka Viracocha feiges Entweichen, die Gefangennahme und Tö-
tung des Uscovilca besungen worden1). Offenbar gab es einen Gesang, in dem
diese Begebenheiten so geschildert worden als sei es eben ein Jahr her, dass
der entscheidende Triumph davongetragen wurde, einen Gesang, den also niemand
anders hatte können anstimmen lassen als der Ueberwinder der Chancas selbst.
Dass Sarmiento eine Reihe derartiger Quellen benutzt hat, ist vielfach noch er-
sichtlich.
Das Epische der Vorlage blickt besonders deutlich hervor in der Form, in
welcher Sarmiento die Kindheitsgeschichte des Tahuar Huacac (Kap. 20—22) er-
zählt. Da wird der arglose Vater betört, sein Kind in die Gewalt treuloser Ver-
wandten hinzugeben und bietet vergeblich alles auf es wieder zurückzuerhalten ;
da wird der schöne Knabe, der buchstäblich blutige Tränen weint, eingesperrt
in ein Verlies, in dem man ihn Hungers sterben lassen will. Nur von ungefähr
entdeckt ihn ein Mädchen, das aus Mitleid beschliesst, ihm zur Freiheit zu ver-
helfen. Auf ihre Veranstaltung geschieht es, dass eines Tages der junge gefangen
gehaltene Königssohn, von dessen Verbleib niemand etwas hat erfahren können,
— von dem es aber plötzlich heisst, dass er mit andern Knaben im Freien spielt, —
mit seinen Spielkameraden einen Wettlauf beginnt auf einen Hagel zu und
glucklich in Empfang genommen wird von den Befreiern, die hinter der Höhe
auf ihn warben. Dazu das retardierende Motiv, dass dann vorerst der befreite
Knabe doch noch nicht dem nach ihm verlangenden Vater zurückgebracht wird,
ferner der typische Bettler, der gerade recht kommt, um als Kundschafter
Verwendung zu finden, und andere Märchenzüge mehr. Die ganze Erzählung
sondert sich als ein Bericht völlig andern Stils von der Regierungsgeschichte
des Inca ßuca, des Vaters des Yahuar Huacac, ab, die ganz nach dem offenbar
traditionellen biographischen Schema der ihr vorangehenden und nächstfolgenden
Inka-Regierungen erst völlig zu Ende geführt wird, bevor der Autor auf diese
Episode zurückgreift. Ebenso verhält sich bei Sarmiento die Jugendgeschichte
des Mayta Capac zu dem Berichte über die Regierung seines Vaters.
1) Betanzos, Kap. 18 (S. 84). — Der Ueberlieferung über den Chancas-Krieg werden auch
die Namen der Brüder des Viracocha Inca angehören, die Pedro Gutie'rrez de Santa Clara, Bistoria
de hu guerras civiies, T. 8, S. 425 , mit der Bemerkung aufzahlt : y destos se acuerdan los indios
en sus cantares y memorias porque fueron valientes. Aach von den Söhnen des Viracocha Inca
bemerkt er : y como fueron valientes tuvieron los indios memoria dellos. Derselbe Autor gedenkt
übrigens bei Erwähnung der Götterlehre der Peruaner ebenfalls der: memorias und cantares que
comenzaban naupa [lies: *at*pa], que quiere decir en el tiempo anüguo y pasado (T. 8, S. 489).
2) In einer Variante dieser Erzählung, die wir durch Gutierrez de Santa Clara (3, 8. 425)
kennen lernen, verkleidet sich Guaylacanca, ein Oheim des geraubten Knaben, als Bettler und ent-
führt ihn aus der Gewalt des mächtigen Curaca von Jaxaguana. Von diesem Oheim holt ihn dann
der Vater ab. Ganz ähnlich Fernande* (2 Bl. 125 v.), bei dem der Oheim Guaylacancaca heisst
und der mächtige Curaca, aus dessen Gewalt der Knabe gerettet wird, der *Kasike' von
guana und Umgegend ist.
PEDRO SARMIEMTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. IÄ
Ein Gegenstück hierzu bildet es, dass des Inka Viracocha Leben und auch
sein Ableben zunächst in der ganz schematisch trockenen Manier, die schon er-
wähnt ist, erzählt werden, offenbar nach einer Ueberlieferung, die von dem
Kriegszuge der Chancas gegen Guzco gar nichts oder nur soviel enthielt, als
davon in Kapitel 25 zur Erwähnung kommt, dass auf diesen schmucklosen Le-
bensabriss dann jedoch die ganz anders geartete mit anekdotischen Einzelheiten
belebte Erzählung von den Kämpfen mit den Chancas folgt. Sie versetzt uns
zurück in die Regierungszeit des Inka Viracocha. Dieser jedoch, der eben noch
im vorhergehenden Kapitel als Mehrer des Reichs geschildert war, steht hier da
als ein hülfloser Greis, neben dessen Mutlosigkeit, Schwäche und Eigensinn das
Heldentum seines Sohnes Inca Yupanqui gehörig sich abhebt. Nicht von der Ge-
schichte der Siege über die Chancas zu trennen, sind die Kapitel über den Ur-
sprung des Namens Pachacuti für Inca Yupanqui, von der Erneuerung Cuzcos
und des Sonnentempels, von der Enteignung des nicht der Einwohnerschaft von
Cuzco an gehörigen Grundbesitzes im Umkreise der Stadt und von der Ermor-
dung des Inca Urcon, mit der wir wieder beim Tode des Inka Viracocha an-
langen, der hier aus Gram über den Verlust seines Lieblings stirbt. Diesen
Komplex von Nachrichten vom Anfange des Berichts über den Feldzug der
Chancas in Kapitel 26 an hat sichtlich Sarmiento als ein geschlossenes Ganze
überkommen. Erheblich eingeschaltet hat er nur in Kapitel 31. Wäre es ihm
auf Abrundung der Darstellung angekommen, so hätte er in den altertümlichen
Rahmen, den die Begebenheiten vom Beginne des Chancas-Angriffs auf Cuzco
bis zum kummervollen Tode des Viracocha bilden, auch die wohl sicher nicht
aus ebenso alter, jedenfalls aber nicht aus gleicher Tradition stammenden An-
gaben über den Sonnentempel einreihen können, welche jetzt in Kapitel 36 und
37, und auch schon die über die Mitimaes anbringen können, welche jetzt in
Kapitel 39 stehen. Dass er dies nicht getan hat, erklärt sich bei einem Autor,
der so klar disponiert wie Sarmiento, daraus, dass er verschiedenen Quellen
nacherzählt.
Etwas altertümliches hat auch der wesentliche, anekdotisch gefärbte, Inhalt
von Kapitel 34 und der Bericht über die Feldzüge, die Inca Yupanqui und Inca
Ruca gemeinsam unternommen haben sollen. Man möchte meinen hier den Nach-
klang einer Ueberlieferung zu verspüren, für die Inca Ruca die Hauptperson
war. In beiden Kapiteln herrscht die Benennung Inca Yupanqui vor, und wird
von der Benennung Pachacuti nur an Stellen Gebrauch gemacht, an denen sie
erst Sarmiento in die Berichte, die er erhielt, unabsichtlich hineingebracht haben
wird. Wir haben, wenn nicht der Anschein trügt, hier Proben der Ueberliefe-
rungen, die wegen Fehlens des Zunamens Pachacuti, — ob mit Recht oder Un-
recht will ich hier dahingestellt sein lassen, — als Zeugnisse für die Existenz
eines von Pachacuti verschiedenen Inca Yupanqui betrachtet worden sind. Nach
Kapitel 34 stammt Mama Anahuarqui die Frau des Inka Yupanqui aus Choco,
und das ist wesentlich für die dort mitgeteilte Geschichte. Nach der Quelle,
g*
LH RICHARD PIETSCHMANN,
aus der Sarmientos Angaben in Kapitel 40 herrühren, war sie die Schwester des
Inka, stammte sie also aus Cuzco.
Auch noch Kapitel 37 zeigt ein etwas mehr altertümliches Gepräge als die
folgenden Abschnitte von Pachacuti Inca Tupanquis Regierungsgeschichte, in
denen man den Eindruck einer etwas näheren Fühlung mit den Begebenheiten
erhält, obwohl auch hier noch ohne Zweifel das wirklich Geschehene stellenweise
in stark verschleiertem Hintergrunde bleibt. Das Nebeneinander verschiedener
Quellen zeigt sich auch hier: nach dem Schlüsse von Eapitel 38 liegt das was
darin berichtet wird, also namentlich die Eroberung des Chinchaysuyu, erhebliche
Zeit vor Geburt des Tupac Inca Yupanqui. Diese wird aber in Eapitel 40 als
ein erst nach TJeberwindung des Colla-Aufstandes eingetretenes, den Siegesjubel
vollendendes Ereignis erzählt. Ferner sind nach Eapitel 38 der Guzmango Capac
und der Chimu Capac gefangen genommen worden ; dagegen in Eapitel 40 treten
sie unbefangen ohne jeden aufklärenden Zusatz als Bundesgenossen des Inka
Pachacuti auf. Der Widerspruch in den beiden Angaben über die Geburtszeit
des Tupac Inca, der hier zu Tage tritt, nötigt uns zwei von einander abweichende
Quellen anzunehmen. Für die andere nicht so starke Differenz liesse sich ja eine
andere Erklärung denken, etwa die, die Häuptlinge seien inzwischen in Freiheit
gesetzt worden, oder die, es seien nicht dieselben Personen, um die es sich
handle; die wiederkehrenden Titel Guzmango Capac und Chimu Capac habe
Sarmiento verkannt1). Da aber der erste Widerspruch nicht aus dem Wege zu
räumen ist, wird auch der andere als solcher gelten müssen und ebenfalls aus
verschiedenem Ursprünge der Ueberlieferungen herzuleiten sein. — In diese
letzten Abschnitte der Regierungszeit des Pachacuti greift als eine Ueberlieferung
für sich die von der Jugendgeschichte und Prinzenzeit des Tupac Inca Yupanqui
ein. Eine sehr hervorragende Rolle hat Tupacs älterer Bruder in dem Berichte,
der den Kapiteln 41 bis 43 zu Grunde liegt, und wohl eine Familien-Tradition
des Geschlechtes, das von diesem Prinzen sich herleitete, wiedergibt, wie vorher
die Nachrichten, in denen Apu Mayta und Vicaquirao vorkommen, mit den beiden
Ayllus zusammenhängen werden, die nach diesen Heroen sich benennen.
Da die Ueberlieferungen, welche die einzelnen Ayllus pflegten, sich vor
allem mit der Verherrlichung des wirklichen oder vermeintlichen Stammvaters
beschäftigten, musste es dazu kommen, dass einzelne Begebenheiten der Vorzeit,
wie es die Sage ohnehin liebt, von einem Heros auf den andern, den vorzugs-
weise gefeierten, übertragen wurden. Hiermit wird es zum Teil zu erklären sein,
dass, wie besonders Middendorf hervorgehoben hat, die Feststellung der Ge-
schichte Perus so oft der Schwierigkeit gegenübersteht, dass bestimmte Taten
1) Sarmiento wie andere spanische Autoren braucht vielfach Titel wie Eigennamen, ohne
dass er über die Bedeutung im Unklaren gewesen sein wird. So sagt er (Seite 76) von einem Be-
herrscher des Collasuyu er habe Chuchi Capac geheissen oder Colla Capac, beides sei ganz einerlei
Beides sind offenbar Herrschertitel, keine eigentlichen Personennamen. Einen Chhuchhicapac de los
Hatuncollas erwähnt übrigens Santacrus Pachacuti (Tres Bdaäonea, S. 268) in der Zeit des Yiza-
cocha Inca.
PEDRO SARMIEKTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. IJTT
zwar ziemlich übereinstimmend erzählt werden, hinsichtlich der Person aber,
welche sie vollbracht hat, und der Zeit, in der sie vollbracht worden, keine
UebereiDstimmong da ist. So begegnen wir auch bei Sarmiento verschiedenen
Wiederholungen, die jedenfalls bezeugen, dass er lieber seinen Gewährsmännern
nacherzählt, als sich das Geschehene nach eigenem Gutdunken zurechtlegt. Ihm
ist selbst aufgefallen, dass die Unterwerfung der Gemeinwesen in der Nachbar-
schaft des Gebiets von Cuzco sich so oft wiederholt 1). Er erklärt es aber damit,
dass die Inka der älteren Zeit verabsäumt hätten, durch Besatzungen die Be-
wohner der besiegten Ortschaften in Unterwürfigkeit zu halten, so dass diese
immer von neuem bei passender Gelegenheit sich frei gemacht hätten. So lässt er
die Eroberung von Mohina und Pinagua von dem sechsten, dem siebenten, dem
achten und dem neunten Inka vollbracht werden, und lässt die Häuptlinge dieser
Gebiete sowohl zur Zeit des Inca Buca wie des Viracocha Inca Muyna Pongo
(? Muhina Puncu) und Vamantopa (Guaman Topa = Huaman Tupac) heissen.
Poma Lloque (= Puma Lloqui) und Illacumbe (Illacumbi? = Illacumpi) sind
zwei Häuptlinge, die von Viracocha Inca und zwei Häuptlinge, die von Pacha-
cuti Inca Tupanqui und dessen Bruder Inca Ruca, besiegt werden. Aehnlich wird
es mit mindestens zwei der drei Tocay Capac stehen, die zu verschiedener Zeit
Häuptling der Ayarmacas genannt werden, einer von ihnen, der zuerst erwähnte,
wird überhaupt ganz eine Figur der Volkssage sein. Die Fälle Hessen sich wohl
vermehren. Manco Capac setzt den Häuptling der Alcabizas gefangen und lässt
ihn im Kerker sterben, und Mayta Capac tut dasselbe mit dem Alcabizas-Häupt-
linge seiner Zeit.
Es konnte der Verdacht aufkommen, dass wenigstens die Anfange der Inka-
herrschaft in Cuzco in Sarmientos Darstellung eine der Ueberlieferung fremde,
tendenziöse Färbung angenommen haben. Wie friedlich ist nach Cieza de Le6n
alles dabei zugegangen. Die Urbewohner wären glücklich gewesen Ober Mancos
Ankunft2). Doch wir lesen bei Cieza auch, dass die Bewohner der Colla unter
1) Die Geschichte der einzelnen Ortschaften und Gegenden ist z. T. offenbar erst sekundär
gewonnen aus den Erwähnungen, die in der traditionellen Biographie der einzelnen Inka vorkamen.
In der Zeit der Spanier wird allerdings diese Orts- und Landesgeschichte als Gegenstand beson-
derer Ueberlieferung erwähnt, was jenen Ursprung aber nicht ausschliesst. Die Wiederholungen
in den Angaben z. B. über Entstehung der Verbände der Hanancuzcos und Hurincuzcos erklärte
man dann sich als Reformen, die Reihe von Malen, die ein und derselbe Ort der Eroberung ver-
fiel, ans Aufständen. Darauf dass die angeblichen Eroberungen des Yahuar Huacac auch Viracocha
Inca zugeschrieben wurden, weist Sarmiento ausdrücklich hin. Die Unterscheidung zwischen Hanan-
sayas und Hurinsayas erwähnt er bei der Sintflut-Geschichte der GaSares, aber auch, vielleicht
allerdings ohne Anlehnung an eine bestimmte Quelle, bei Beschreibung der Urzustände Perus.
Nach Aussage der Bewohner des Chincha-Tales war dort die Unterscheidung zwischen Hanan und
Hurin erst von Tupac Inca Yupanqui eingeführt worden; so nach dem Berichte vom 22. Februar
1558 (CoJ. de doc. inid. p. I h. de. Esp.y T. 50, S. 206).
2) Cieza 2 Kap. 8 (S. 28): Y tienese por cierto, que en el tiempo questo por Manco Inca
Capac se hacfa [que hizo la fundaciön de la nueva ciudad], habfa en la comarca del Cuzco indios
en caatidad; mas como el no les hidese mal ni ninguna molestia, no le impidfan la estada en su
tierra, antes se holgaban con el. Dieser Gruppe von Traditionen gehört es wohl auch an, dass,
UV RICHARD PIETSCHMANN,
Inca Yupanquis Herrschaft allen Grund gehabt hätten zufrieden zu sein, und
dennoch sei sie ihnen zuwider gewesen, und sie hätten sich empört1). Als das
Inkareich immer mehr sich vergrösserte, wurde zwar die leiseste Regung von
Widerstand mit blutiger Gewalt aus dem Wege geräumt, wurde aber auch gegen
die Unterworfenen zunächst eine gewinnende Milde geübt; und galten offiziell die
Untertanen des Sonnensohnes für beneidenswerte Sterbliche, wie viel mehr die
Menschen der Vorzeit, bei denen Manco Capac sich niedergelassen hatte, oder
die Vasallen des glorreichen Pachacuti Inca Tupanqui. Sarmientos Ausfuhrungen
fehlt aber auch keineswegs die Unterlage einheimischer Tradition; er richtet
sich hier nach dem Grundsätze, den er (Seite 31) ausspricht, er habe die Aus-
sagen und Behauptungen der einen mit denen ihrer Gegner vom entgegenge-
setzten Verbände verglichen. Uns liegen noch Protokolle vor, die auch ihm zur
Verfügung standen, von einer Untersuchung, die der Vizekönig am 4. und am
21. Januar 1572 in Cuzco anstellen Hess. Es sind dabei die Vertreter der Ge-
schlechter von Cuzco vernommen worden, deren Vorfahren Manco Capac bereits
vorgefunden haben sollte, als er nach Cuzco kam, Vertreter der Savasiray, der
Antasayas, der Alcabizas und der Guallas. Und ihre Aussage rechtfertigt das
Bild von Unterdrückung durch Raub-, Mord- und Greueltaten, das Sarmiento
entwirft, in jeder Hinsicht; ja Sarmiento hat eher Wirkungsvolles bei Seite ge-
lassen, als Retouche hinzugetan.
Was freilich der wirkliche Hergang der Dinge gewesen ist, das wird wohl
niemals aufzuklären sein. Zwingende Gründe liegen eigentlich für uns nicht vor
anzunehmen, dass tatsächlich die Inka nicht als Bewohner von Cuzco ebenso alt
gewesen wären als die Savaseras und Guallas, die Antasayas und Alcabizas.
Das Beweismittel, nach dem man im alten Peru solche Streitfragen entschieden
haben wird, hat für uns keine überzeugende Kraft. Denn als entcheidend be-
trachtet wurde einzig und allein wohl die Lage des Orts, an dem der betreffende
Stamm seine mythische Ursprungsstätte, seine pacarina, hatte. Galt für erwiesen,
dass die Savaseras und Guallas in Cuzco autochthon waren, so bedeutet in dubio
das weiter nichts, als dass sie ihre pacaritia in oder bei Cuzco hatten. Die Inka
dagegen hatten ihre mythische Ursprungsstätte in dem nur 6 Leguas von Cuzco
wie auch Sarmiento nicht unerwähnt lässt (vergl. Text, Seite 44 und die Anm. 6), Lloqui Yupanqui,
der dritten Inka auf friedlichem Wege, — con buenas maüas que para ello tenfan (Cieza 2 Kap.
82, S. 128 f.) — Einfluss auf die Nachbarschaft gewinnt Die Gegner beklagten sich übereinander;
die Orejones gaben den Alcabizas die Schuld: (estos no habfan querido tener amistad con los del
Cuzco ninguna' (Cieza 2 Kap. 33 S. 181 f.).
1) Cieza 2 Kap. 53 (S. 202) : Y como todos aborreciesen el mando que sobre ellos el Inca
tenfa, sin les haber £1 hecho molestia, ni mal tratamiento, ni hecho tiranias, ni demasias, . . .
hicieron su juramento, conforme ä su ceguedad, de llevar adelante su intenciön y determinadön.
Von der Unterwerfung der Bewohner des Guarco-Tales sagt allerdings derselbe Cieza (1 Kap. 73),
sie hätten aufs ausserste Widerstand geleistet, der tyrannische Inka habe aber obgesiegt, habe auf
die Herrschaft über sie kein anderes Anrecht gehabt als seine Waffenerfolge. Im Chimu-Gebiete
galt denn auch, wie Pedro Pizarro bezeugt, noch zur Zeit der Entdeckung durch die Spanier die
Zugehörigkeit zu dem Inkareiche für eine gewaltsam erzwungene.
PEDBO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LV
entfernten Tambotoco von Facaritambo; sie mussten daher in den Augen derer,
die an diesen Ursprung glaubten, einmal von dorther buchstäblich zugewandert
sein. Daraus hat man sich dann den Weg, den sie genommen hatten, mit den
Zwischenstationen und Rastorten zurechtkonstruiert. Auch dio Alcabizas gelten
für eingewandert, denn sie sind das Ayllu des Ayar Uchu, und Ayar Uchu ge-
hört zu den Geschwistern, die eben nicht in Cuzco selbst, sondern aus dem
Capactoco des Tambotoco an das Licht der Welt kamen. Sie sind ganz nahe
Verwandte der Leute des Manco Capac, dem auch die Beteuerung in den Mund
gelegt wird, sie seien alle Brüder. Sie mögen aber in Cuzco vordem einmal mehr
zu sagen gehabt haben als die Leute, die ihre Herkunft von Ayar Manco ab-
leiteten, denn ihr Stammes-Fetisch, der Stein, in den Ayar Uchu sich verwandelt
haben soll, ist das Wahrzeichen von Huanacauri, der Stätte der Jünglingsweihe
des Inka und aller Orejones. Als ihren Hauptunterdrücker betrachteten sie
offenbar Mayta Capac. Die Erzählung von den Geschwistern, die aus Tambotoco
hervorkamen, ist sichtlich Gemeingut der grosseren Stammeseinheit von der die
Inka wie die Alcabizas ein Teil sind. Sarmiento spricht im Kapitel 30 von dem
Besuch, den Pachacuti Inca Yupanqui der Höhle abgestattet, der goldenen Tür,
die er dort angebracht, dem Kultus, den er dort eingerichtet hat. Zwar wird
in den Tagen der Conquista und nach dem dieser Inka vorzugsweise als der Ur-
heber oder Erneuerer der meisten Einrichtungen angesehen. Aber es ist doch
nicht zu verkennen, dass von seiner Zeit an die Sage, die den Ursprung des
Geschlechts der Sonnensöhne nach Tambotoco verlegte, eine erhöhte Bedeutung
gewonnen hat, vielleicht auch erst die Gestalt, in der wir sie kennen lernen.
So, wie sie Sarmiento erzählt, sind in ihr offenbar sehr verschiedene Elemente
zusammengefasst, — die Erklärung für die Existenz mehrere Steinidole, die Be-
gründung für die Verehrung des Huanacauri, feiner Lokalsagen aus dem Gebiete
zwischen Tambotoco und Cuzco, aus denen hervorzugehen schien, dass Manco
Capac dort einmal anwesend war, sodass man meinen konnte, darin die Stationen
des Manco und seiner Geschwister auf ihrem Wege nach Cuzco wiederzufinden,
und anderes mehr. Beachtenswert ist es jedenfalls, dass Namen aus diesem Sagen-
kreise als Personennamen in den Nachrichten über die unmittelbaren Nachfolger
des Manco Capac uns nicht begegnen, dass gleiche Namen dagegen in den Nach-
richten über Pachacuti Inca Yupanqui und dessen Nachfolger auftauchen. Des
Pachacuti Lieblingstochter, die Schwester und Gemalin des Tupac Inca Yupan-
qui, führt wie die Schwester des Manco Capac, welche diesem den Thronerben
Cinchi Ruca gebar, den Namen Mama Ocllo; und Ayar Manco, wie auch Manco
Capac genannt wurde, kommt sowohl als Name eines Sohnes des Tupac Inca
Yupanqui vor, als auch in dem Namen eines Sohnes des Pachacuti, der Tupac
Ayar Manco x) lautet. Auch der Name der Mutter des Huascar, der Rahua Ocllo,
gehört dazu 2). Nachdem Huayna Capac die Inka- Weihe bei der Huaca des Huana-
1) Sarmiento, Gesch. des Inka/reiches, S. 82.
2) Ragua Ocllo gehört zu Ayar Auca nach Betanzos, Kap. 3 (S. 10). Arahua, Araua, ist
LVI RICHARD PIET8CHMANN,
cauri empfangen hat, wird er von den Vornehmen auf demselben Wege nach
Cuzco zurückgeführt, auf dem vormals Manco Capao gekommen ist1). Erst für
Pachacuti Inca Yupanqui und seine Nachkommen waren, so sieht es aas, be-
sondere Anspräche mit der Abstammung ans Tambotoco und von Manco Capao
verknüpft. Nor ihnen zu Liebe wird erfunden sein, dass Yupanqui schon der
Familienname des Manco Capac gewesen sei *). In diesem Sinne ist es auch wohl
zu deuten, dass erst in Pachacutis Familie für den Inka die legitimistische Gre-
schwisterehe gefordert wird, der die Ueberlieferung über die Gattinnen der
früheren Inka in keiner Weise entspricht. Zwar des Manco Capac Sohn und
Nachfolger soll einer solchen Ehe entstammen, er heiratet aber nicht etwa seine
Schwester, sondern eine Frau aus Safiuc, der nächstfolgende Inka eine Frau aus
Omo, der vierte eine Frau aus Tucucaray, der fünfte eine Tochter des Häupt-
lings der Ayarmacas, der sechste eine Frau aus Pataguayllacan, der siebente
wieder eine Häuptlingstochter vom Stamme der Ayarmacas. Die Frau des achten,
des Viracocha, stammte aus Anta, und selbst die legitime Frau des Pachacuti
Inca Yupanqui nach einer, wie schon erwähnt, beachtenswerten Nachricht aus
Choco. Möglich dass erst in der Zeit des Pachacuti Inca Yupanqui eine Theorie
aufkam, nach der die Abstammung von Manco Capac auch die von der Sonne
verbürgte. Es gab ja eine Erzählung, nach welcher der Titel Intip churin, Sohn
der Sonne, für den Inka daraus abgeleitet wurde, dass der Gott selber dem
Pachacuti Yupanqui erschienen war und ihn 'mein Sohn' angeredet hatte. Für
die Edelleute von Cuzco findet sich in den Aufzeichnungen des Juan Santacruz
Pachacuti die entsprechende Benennung 'Sohn des Manco Cuzco', Mancop churin
Cuzco 8).
Recht schwach bestellt ist es mit den von Sarmiento so nachdrücklich in
den Mittelpunkt gestellten Angaben über das unbedingte Selbstbestimmungsrecht
aller einzelnen Individuen, das anfangs allüberall in Peru bestanden haben soll,
die schrankenlose bekebia. Nur in Kriegszeiten hätten Krieger, die als Helden,
Cinchis, — von sinchi, 'stark', 'fest', 'tapfer', Plural sinchicuna — sich hervor*
taten, die Führung erhalten, hätten aber nicht irgendwie als Obrigkeit gegolten,
vielmehr sei ihre einzige Befugnis, die als Anführer, mit dem Kriege erloschen.
Diese Theorie hat nicht erst Sarmiento aufgebracht ; sie findet sich schon in viel
früheren Berichten von Spaniern über Peru und sie wurde ebenso schon von den
Inka für ihre Ansprüche geltend gemacht, wie von ihren Gegnern unter den
derselbe Name; vergl. am Schlosse dieser Einleitung die Bemerkungen über die Schreibung der
peruanischen Worte.
1) Sarmiento, Gesch. des Inkareiches, Seite 103.
2) Vergl. das Register zum Text, 8eite 158 unter Yupanqui
3) Sie werden erwähnt (Tres Relaciones, S. 317 f.) in einer Aufzahlung der Orejones, die
Huascar zur Abwehr der Angriffe AtahuaUpas aufbietet, als Leibwache des Herrschers, mit der
Bemerkung: que son caballeros. Neben ihnen figurieren die acacacuzcos und aylloncuscos, que son
cabaUeros particulares.
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKABKICHK8. LVII
Eingeborenen1). Es hat wohl auch tatsächlich, aber wohl nur infolge eines all-
mählig eingetretenen Abnehmens des Ansehens der Stammes-Oberhäupter, in
manchen Landstrichen dort vor der Inkazeit ähnliche Zustände gegeben wie bei
einzelnen der Indianerstämme Nordamerikas, bei denen die Berichte, die uns
vorliegen, unterscheiden zwischen Stammeshäuptlingen, welche eine Art Herr-
schaft ausüben, und Kriegs-Anführern, die zu Friedenszeiten keinerlei Vorrang
vor den anderen Stammes- Angehörigen besitzen *). Auch die Cinchis scheinen doch
etwas von der Bedeutung von Stammeshäuptlingen gehabt zu haben 3). Manco Gapao
stehen nach der Ueberlieferung in Cuzco Vertreter der Urbewohner, deren Cin-
chis, gegenüber. Ein Cinchi ist auch des Manco Capac Sohn und Nachfolger, der
Cinchi Roca (Buca), von allen Inka eingestandenermassen der am wenigsten
kriegerische. Und die Kultur Perus ist, wie schon von vielen Forschern hervor-
1) So sagen die Oberhäupter der Guallas aus: Que despues que se huyeron del dicho sitio
donde al prineipio estaban sus antepasados, ni de antes, nunca tuvieron Seßores ni fueron sujetos
ä nadie, hasta que Topa Inga Yupangui los tornö ä sujetar en aquella parte ä donde se fueron ä
vivir, por fuerza de armas y por las crueldades que haefa, e que ä los que no le obedeefan les
mataba (Informaciones, S. 243). In einem Berichte, der um 1583 in Tucuman verfasst ist, wird
über die Eingeborenen gesagt : porque aunque tienen caciques y es gente que los respetan, son be-
hetrfas, que no hay mäs de Seöores en cada pueblo ö valle y son muchos valles y pueblos pe-
que£So8 (Relaciones geogrdficas 2, 147). Im Huanca-Oebiete sagen 1582 die Eingebornen aus: que
en tiempo de su gentilidad, antes del Inca, nunca fueron sujetos ä nadie, mäs de que en cada
uno destos repartimientos tuvieron y conocieron por sus seßores ä los indios mäs valientes que
hubo. Die Namen solcher Tapferen werden (Beiaciones geogrdficas 1, 84) aufgezählt. Abgaben ent-
richtete man ihnen nicht ; das heben mehrere Berichte hervor ; aber man bestellte ihnen die Felder.
2) Philander Prescott (bei Henry R. Schoolcraft, Information respeeting the history, condition
and prospects of the Indian Tribes of the United States, P. 2. Philadelphia 1852. S. 184) sagt aus :
The power of a civil and the power of a war chief is distinet ; the civil Chiefs scarcely ever make
a war-party. The war Chiefs often get some of the priests or jugglers to make war for them. In
fact any of the jugglers can make a war-party when they choose. The war Chiefs are generally
distingui8hed from the other officers of the band. . . . Eine Reihe ähnlicher Nachrichten hat
Theod. Waitz, Anthropologie, Bd. 3, S. 122 — 126 zusammengestellt : im Frieden habe man vielfach
den anerkannten Häuptlingen nur aus einer persönlichen Willfährigkeit gehorcht, erst im Kriege
sei strenge Disziplin notwendig erschienen, 'so haben die Apachen und Navajos Häuptlinge nur im
Kriege, im Frieden stehen bloss die Armen in einem gewissen Verhältnis der Abhängigkeit oder
Hörigkeit von den Reichen'. Eine überraschende Aehnlichkeit hiermit hat das was über die Zu-
stande Perus bis zur Zeit der grossen Eroberungen des Tupac lnca Yupanqui in dem anonymen
Gutachten von 1571 (vergl. S. XXXVI Anm. 1) ausgesagt wird. Bei der allgemeinen Unsicherheit hätten
sich auch in den kleinsten Ansiedlungen Männer gefunden, welche die Führerschaft im Kampfe
übernahmen. Ein solcher Häuptling : no era senor, ni tenfa mäs tftulo, ni senorfo, ni juridieiön, que
lo que su mismo nombre que le daban significaba, que era 'cinchecona', que quiere decir, 'valientes
hombre8'. Este todo su poder era en orden de la guerra, y no mäs, de arte quen acabando la
guerra, no habfa mäs reconoeimiento que ä otro; y de aqui venia questos cincheconas procuraban,
cuanto podian, que hobiese guerras, por ser algo y mandar, porquen habfendo paz, eran iguales
con los otros. Y esta fue' la razön prineipal de ser antiguas las guerras en el Pirü por la am-
bieiön destos capitanes que no eran seßores en la paz, sino en la guerra (S. 449).
3) Es wird sogar berichtet, dass bei einzelnen Stämmen vor der Inkazeit der Häuptling als
Gottheit des Stammes angebetet wurde (Baiboa, Kap. 1, S. 2 f.).
Abhandlung«* d. K. Ges. d. Witt, ra Gtttinfon. PhiL-hlft Kl. M. F. Band 6,4. n
LVIII RICHARD PIETSCHMANN,
gehoben wurde, sichtlich älteren Ursprungs als es die Inka sind1). Bauten, wie
sie in dem klimatisch von der Natur wenig bevorzugten Tiahuanaco aufgeführt
sind, haben ein grosses Reich zur Voraussetzung und eine Gesittung, die in einer
wirtlicheren Lage herangediehen war. Doch diese frühere Kulturwelt war in der
Inkazeit etwas ganz verschollenes. Die Kunstfertigkeit, die dort steinerne Men-
schenbildnisse geschaffen hatte, war inzwischen, wenigstens auf dem Hochlande,
so ausser Ausübung gekommen, dass diese Denkmäler, auf denen unter anderm,
wie erzählt wird, die Volksstämme Perus in ihren verschiedenen Trachten zu
erblicken waren, wenigstens im Volksglauben der Peruaner als Probearbeiten
des Menschenschöpfers, die Entwurf geblieben waren, oder als versteinerte
Menschen betrachtet wurden. Die Nachrichten von den Reichen des Zapana und
Cari, die Cieza im Colla-Gebiete vernahm8), machen allerdings nicht den Ein-
druck strenger Geschichtlichkeit. Aber auch in Sarmientos Darstellung begegnet
man allerlei Zügen der Ueberlieferung, die in seine Geschichtsauffassung nicht
recht hineinpassen. Es geht aus ihnen hervor, was wir auch andern Berichter-
stattern entnehmen, dass wenigstens in den Zeiten der grossen Eroberungszüge
der Inka es in der näheren und ferneren Umgebung von Cuzco nicht an Mitbe-
werbern um die Alleinherrschaft über Peru gefehlt hat, an Cinchis, an Capacs,
die zum Teil ausgedehnte Gebiete in Gehorsam hielten und auf kriegerische Aus-
breitung ihrer Macht in ähnlicher Weise, ja zum Teil zunächst mit mehr Erfolg
wie die Inka bedacht gewesen waren. Sarmiento führt allerding diese Konfusion
y behetria', diese 'behetria tiränica', die nur den Erfolg hat, dass die einzelnen
Gemeinwesen einander schwächen, bis sie zusammen die Beute des Stärkeren
werden, auf das böse Beispiel von Cuzco zurück. Er lässt erst in Tupac Incas
Zeit es Sitte werden, dass die Macht des Cinchi sich vom Vater auf den Sohn
vererbt ; aber auch hierfür spricht einzelnes nicht, was er selber vorher anführt,
z.B. von den Söhnen des Chuchic Capac, die doch von ihrem Vater Einfluss
genug überkommen, das ganze Colla-Gebiet aufzuwiegeln8).
1) Vergl. Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Th. 4, S. 398. Oscar Mertens, Die ge-
schichtliche Grundlage und die Hauptzüge in den politischen und socialen Zuständen des Inka-
reiches Tahuantinsuyu (Berlin 1895) S. 42. Jimenez zu Cobo 3, 111 Anm. 2.
2) Bereits in der Zeit des Manco Capac würden nach Cieza (2 Kap. 8, S. 28) die Nach-
kommen des Zapana tätig gewesen sein, im Hatun-Collao ein grosses Reich durch Eroberungen zu-
sammenzubringen. Dass der dauernde Kriegszustand nicht bloss in Cuzco, sondern auch anderswo
dem Zustandekommen von Eroberungs-Reichen günstig war, setzt Cobo (3, 118 — 114) richtig aus-
einander. Die Nachrichten allerdings, die Santacruz Pachacuti (Tres Relaäoncs, S. 235) vorbringt,
nach der Peru von Stämmen bevölkert war, die in sagenhafter Vorzeit von jenseits Potosi herge-
kommen seien, wurzeln in der geschichtlich haltlosen Lehre, nach der die Menschheit am Thicaca-
See ihren Ursprung hatte. Nicht anders steht es mit den Angaben von Zarate (libr. 1 cap. 10)
über die Herkunft der Inka und ihres Qapalla vom Titicaca, und mit dem was Pedro Gutierrez
(Hb. 8 cap. 49 = T. 3, S. 421 f.) über Manco Capac, oder wie er sagt Mango Ynga Qapalla, er-
zählt. Qapalla = Sapalla, bezeichnet den Inka als den „alleinigen4* Herrn. Zapana (Qapana) und
Sapalla sind vielleicht nur dialektische Nebenformen desselben Worts.
3) Es ist wohl ganz unbeeinflusst von Las Casas dass Agustin de Zarate (libro 1 cap. 10)
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. UX
Was im übrigen den Inhalt unseres Geschichtswerkes betrifft, so hat daraus
schon Wilhelm Meyer einige Angaben über die Art der einheimischen Ueber-
lieferung mitgeteilt. Ich will hier nur wenige Einzelheiten noch zur Sprache
bringen.
Sarmiento lässt die Geschichte der Inka von Cuzco mit Manco Capac 565
nach Christus beginnen und führt sie herab bis zum Todesjahre Huascars 1533,
sodass sie bis dahin 968 Jahre umfasse. Seine Chronologie ist nicht übersichtlich.
Er hat offenbar die Jahreszahlen, die er gibt, als das Buch im Entwürfe schon
fertig war, mit grosser Hast nachgetragen. So ist seine Rechnung, wie auch die
in seiner Erörterung über die Atlantis, nicht richtig wiedergegeben, und bei ein-
zelnen Inka sind die Todesjahre nicht ausgefüllt oder fortgelassen. Ich stelle
hier die Reihe der Inka, die Zahl der Lebensjahre und der Regierungsjahre, die
Sarmiento ihnen zuschreibt, und das Jahr der christlichen Zeitrechnung, in das
er ihren Tod setzt, zusammen, so wie diese Zahlen in unserm Texte lauten:
1. Manco Capac wird alt: 144 Jahre, regiert 100 Jahre, f 665 n.Chr.
2. Cinchi Roca wird alt: 127 „ „ 19 „ „ 675 „ „
3. Lloqui Yupanqui wird alt : 132 „ „ 111 „ „ 786 „ „
4. Mayta Capac wird alt: 112 „ „ „ 896
5. Capac Yupanqui wird alt: 104 „ „ 89 „ „ 985
6. Inca Roca wird alt: 123 „ „ 103 „ „ 1088
7. Yahuar Huacac wird alt: 115 „ „ 96 „
8. Viracocha wird alt : 119 „ „ 101 n
9. Pachacuti Inca Yupanqui wird alt : 125 „ „ 103 „ „ 1191
10. Tupac Inca Yupanqui wird alt : 85 „ „ 67 „ „ 1258 „ „
11. Huayna Capac wird alt : 80 „ „ 60 n „ 1524 „ ,,
12. Huascar wird alt : 40 „ „ 9 „ , „ 1533 „ „
Ausser der Zahl der Lebensjahre und der Regierungsjahre ist meist auch das
Alter bei der Thronbesteigung angegeben. Zum Beispiel bei Cinchi Roca : er wurde
im ganzen 127 Jahre alt, kam zur Regierung im Alter von 108 Jahren, war
Capac 19 Jahre1). Rechnet man aber die einzelnen Regierungszeiten, die so an-
gegeben werden, zusammen, so ergeben sich ganz andere Jahreszahlen für die
Jahre nach Christi Geburt, als Sarmiento anführt. Schon den Tod des Chinchi
Roca setzt er nicht 19, sondern nur 10 Jahre später an als den seines Vor-
gängers. Auch die Jahreszahl 1191 für das Todesjahr des Pachacuti und 1258
für das des Tupac ergeben sich nicht aus der Addition. Bringt man jedoch die
9 Jahre in Rechnung, die bei Cinchi Roca ausgefallen sind, und addiert sie zu
7)
n
n
über die Caracas Perus sagt : Estos SeBores mantenfan en paz sus Indios, y eran sns Capitanes en las
guerras, que tenfan con sus Comarcanos, sin tener Sefior General de toda la Tierra, hasta que . . .
yino una Gente muy belicosa qne llamaron Ingas.
1) Wäre nicht diese Aufrechnung, so läge die Vermutung nahe, im Text 'diez y nueve' in
'diez 6 nueve' zu ändern. Es würden aber auch dann 9 Jahre an der Summe fehlen, die als Todes-
jahr des Huayna Capac das Jahr 1524 zu ergeben hat.
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* AeB\«^te -PH ^01X *»\Ä* ^A«* fl***1* «^ak*« °^
i *.*■*£& «55** «»HS». •
PEDRO SARMIENTOS GESCHICHTE DES lflKAREICHES. LXI
Wer soll eine Chronologie ernst nehmen, die solche Zahlen aufstellt? Die
neun ersten Inka würden im Durchschnitte jeder etwas über 1227s Jahr gelebt
und jeder etwas über 92 Jahre, ja, wenn man die relativ kurze Regierung des
Cinchi Roca bei Seite lässt, jeder etwas über 101 Jahre die Herrschaft geführt
haben. Wenn man es nicht auch sonst spürte, so würde man an diesem aben-
teuerlichen Geschichtsaufbau merken, dass bei allen diesen neun Inka, also bei
sämtlichen, welche von den Hurincuzco-Ayllu als ihre Stammväter verehrt wurden,
und auch noch bei den ersten vier Inka der Hanancuzco-Ayllu von exaktem
Wissen nicht die Rede sein kann. Schon bei dem Herrscher, der als Urgross-
vater des letzten Inka geführt wird, — also nach dieser selben Chronologie
schon 136 Jahre vor dem Zusammenbruche des Reichs — schweben wir in voller
Unsicherheit. Mündliche Tradition, schulmässig ausgebildet, reicht im besten
Falle aus zur Ueberlieferung dichterischer Erzeugnisse und ritueller Texte; sie
versagt, wo sie vor die Aufgabe des Geschichtsschreibers gestellt wird. Sar-
miento der ja auch getreu nach Annius von Viterbo von dem Giganten Noah
spricht, will die Bedenken gegen die Langlebigkeit seiner Inka beseitigen und
stellt in seiner Schlussbetrachtung es als begreiflich hin, dass die Menschen jenes
frühen Zeitraums längere Lebensdauer besessen hätten; in der Vorzeit sei die
Natur mehr in ihrer Ursprünglichkeit und Vollkraft gewesen; auch seien die
Menschen von dazumal erst nach dem vollendeten 30. Lebensjahre in die Ehe
getreten und hätten so sich besser konserviert, — eine AufPassung eines be-
liebten Themas, in der er mehr als einen Vorgänger hat, — ausserdem aber be-
sitze Peru ein ungemein bekömmliches Klima1).
Befremdend wirkt auch, dass hier offenbar nicht eine Rechnung zu Grunde
liegt, die in Peru etwa ganz allgemein bekannt gewesen wäre. Man sieht das
aus den Protokollen der zahlreichen Verhandlungen, die Toledo hat führen lassen.
Die meisten Sachverständigen wissen die Frage nach dem nächstliegenden, dem
Lebensalter des Huayna Capac, des Tupac Inca und des Pachacuti Inca Yupanqui,
überhaupt nicht zu beantworten1). Bei den Angaben die Sarmiento nach Er-
wähnung des Todes des Manco Capac macht, beruft er sich auf die Aussagen
des Ayllu, das von diesem Inka sich herleite. Wir haben keinen Grund zu be-
zweifeln, dass die entsprechenden Angaben bei den andern Regierungen analogen
Ursprungs sind, dass die Elemente der Chronologie unseres Autors also der
Sonder - Ueberlieferung der einzelnen Ayllu entnommen sind. Es ist dann auch
ganz erklärlich, dass ein im übrigen gut unterrichteter Mann vom Inka-Ge-
schlecht die Frage nach Lebensalter und Regierungsdauer der Herrscher im all-
gemeinen gar nicht oder nicht genau zu beantworten vermag. Sein Ayllu gehört
nur zu einem bestimmten Herrscher und in der Tradition, die innerhalb des
Ayllu gepflegt wird, gibt es eine Angabe nur über die Chronologie dieser einen
Regierung. Was aber von dem sachlichen Wert der aus dieser Quelle geschöpften
1) Vergl. Gesch. des Inkareiches, 8. 129, und die Nachträge zu den Anmerkungen.
2) Vergl. Information^, Ser. 1 S. 147. 160. 172. 188. 202. Ser. 2 S. 199.
LXIl RICHARD PIKTSCHMANN,
chronologischen Auskunft zu halten ist, zeigt sich zum Beispiel bei Mayta Capac.
Für ihn rechnet Sarmiento eine Regierungszeit von 110 Jahren, schreibt ihm
aber eine Lebensdauer von nur 112 Jahren zu. Offenbar ganz genau in Ueber-
einstimmung mit der Ayllu-Ueberlieferung. Die Sage von Mayta Capac, der
Sarmiento das Leben dieses früh entwickelten Spätlings nacherzählt, lässt näm-
lich ihn bereits im zarten Alter von zwei Jahren an den unglücklichen Alcabizas
eine Reihe von Kraftstücken verüben, die seinen ängstlichen hochbetagten Er-
zeuger in Verlegenheit, den Adel von Cuzco aber in solche Bewunderung ver-
setzen, dass der Vater nichts mehr dreinzureden wagt. Und das ist Anlass ge-
nug um in dem vollendeten zweiten Lebensjahre des Helden den Anfangspunkt
seiner Alleinherrschaft zu erblicken. Dass es Traditionen gegeben haben muss,
in welchen den meisten Inka eine sehr hohe Lebensdauer und lange Regierung
zugeschrieben wurde, sieht man allerdings nicht bloss an den Todesjahren, die Cä-
bello Baiboa berechnet hat 1), sondern auch aus Angaben die Pedro Gutterrez de
Santa Clara, freilich nur für einige Inka, macht. Unter seinen beiläufigen chro-
nologischen Mitteilungen ist vor Huascar keine Regierung, die weniger als 40
Jahre gewährt hätte. Nach ihm regiert Lloqui Yupanqui 60, Mayta Capac und
Capac Yupanqui je 65, Inca Roca 40, Yahuar Huacac 80, Viracocha Inca 85,
Tupac Inca 50 und Huayna Capac 40 Jahre. Cinchi Roca lässt er allerdings nur
50 Jahre alt werden, Huayna Capac 65, Tupac Inca Yupanqui 80 und von Mayta
Capac sagt er bloss, er sei in hohem Alter — ya viejo — gestorben. Aber Inca
Roca wird nach ihm 100 Jahre alt, sein Vorgänger, Capac Yupanqui, 114; und
Manco Capac, Lloqui Yupanqui und Viracocha erreichen jeder das Alter von
120 Jahren.
In Sarmientos Inka-Chronologie macht Anderes wiederum den Eindruck einer
mehr schematisch konstruierten als willkürlichen Ueberlieferung. Von dem Re-
gierungsantritt des Manco Capac bis zu dem des Huayna Capac werden rund
900 Jahre gerechnet. Betrachtet man ferner das chronologische Schema in dem
die andern Nachfolger des Manco Capac, die den Beinamen Yupanqui1) fuhren,
zu einander stehen, so zeigt sich folgendes. Die aufeinanderfolgenden Regierungen
des Lloqui Yupanqui, Mayta Capac und Capac Yupanqui betragen zusammen
310 Jahre, an die sich anschliessend die des Inca Roca, Yahuar Huacac und
Viracocha zusammen wiederum 300 Jahre. Es liegen also rund 600 Jahre zwischen
dem Regierungsantritt des ersten Inka, der den Namen Yupanqui repräsentiert,
und dem des dritten, des gewaltigen Pachacuti Inca Yupanqui, der wiederum
300 Jahre nach dem Tode des zweiten Yupanqui zur Regierung kommt. Auf
1) Vergl. die Zusammenstellung bei Ernest Desjardins, Le Ptrou avant la conquHe espagnoU.
Paris 1858. S. 47.
1) Garcilaso, P. 1 libr. 2 cap. 17 (BL 43) behauptet, Yupanqui sei ein Ausdruck, der nur
auf Könige anzuwenden sei, nicht auf andere, das sei sonst frevelhaft. Das Wort sei als Yerbal-
form aufzufassen = contaräs, und zwar in dem Sinne, dass es sich auf alles Vortreffliche beziehe,
was einem Herrscher nachgerühmt werden könne.
PEDRO SARMIENTO'.S GESCHICHTE DES INKAREICHES. Lim
300 Jahre verteilt sind auch die Regierungen des Yahuar Huacac, Viracocha
und Pachacuti, d. h. es sind 300 Jahre Abstand angenommen zwischen dem Re-
gierungsantritt des Yahuar Huacac und dem des Tupac Inca Yupanqui. Wir
haben hier also eine Geschichtskonstruktion, die mit Zwischenräumen von je drei
Regierungen zu je 100 Jahren zu Werke geht. Ein System aber, in dem 3x300
Jahre für die Zeit vom Regierungsantritt des Manco Capac bis zu dem des
Huayna Capac ausgeworfen sind, kann frühestens erst aus der Zeit des Huayna
Capac herrühren. Es gab von den frühern Inka her unter diesem Inka 10 Ayllu ;
jedem der Herrscher, die auf diese 10 Clans verteilt waren, sind praeter propter
100 Jahre zugebilligt worden, mit Ausnahme des Cinchi Roca, von dem wohl
für ausgemacht galt, dass er es nur auf 19 Regierungsjahre gebracht hatte, und
des Vorgängers des Huayna Capac, des Tupac Yupanqui.
Sieht man ab von der gänzlich imaginären Geschichtsklitterung des Monte-
sinos, so ist Sarmiento der einzige, der die Anfange des Reiches der Inka be-
reits um die Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. ansetzt1). Baiboa verlegt den
Anfang auf das Jahr 949. Blas Valera lässt die Zeit von Manco Capac bis Tu-
pac Amaru mehr als 500 und annähernd 600 Jahre umfassen *), würde also nicht
ganz soweit zurückrechnen wie Baiboa. Nach Garcilaso würde die Inkazeit etwa
um 1130 beginnen.
Polo de Ondegardo hat bei seiner Vernehmung am 17. Januar 1572 der
Korrektheit der Wiedergabe der einheimischen Ueberlieferung auf den Pafios,
die der Vizekönig nach Madrid schickte, das beste Zeugnis ausgestellt8). Ueber
die Korrektheit der Chronologie Sarmientos ist damit jedoch nichts ausgesagt
Denn derselbe Lizentiat Polo bemerkt in seinem Berichte vom 26. Juni 1571,
aus den Angaben der Indios selbst lasse sich feststellen, dass es noch nicht 350
bis 400 Jahre her sein könne, dass das Gebiet von Cuzco nach keiner Seite hin
weiter reichte als 5 Leguas. Auch die historische Erinnerung gehe nicht über
den genannten Zeitraum hinaus zurück. Denn wenn auch von der Sintflut ihnen
1) Der anonyme Verfasser des Berichts an Toledo vom 16. März 1571 rechnet allerdings
ebenso : Y es cosa que pone admiraciön la ignorancia destos, que casi mil afios que comenzaron a
tiranizar, no supieron darse mana ä ser legftimos seSores (S. 458). Vorher (S. 445 f.) hebt er
hervor, ein wesentlicher Rechtsanspruch des Königs von Spanien liege darin, dass das Inkareich
erst vor kurzem und durch Gewalttätigkeit seine Ausdehnung erhalten habe: El primero funda-
mento es que fueron tiranos modernos. Der eigentliche Eroberer, Tupac Inca Yupanqui, sei noch
nicht 42 Jahre tot gewesen als die Spanier ins Land kamen. Das Reich der 7 ersten Inka habe
sich auf das Landgebiet von Cuzco beschränkt, der achte, Viracocha, habe einiges hinzu erobert,
ebenso dessen Sohn Pachacuti Inca Yupanqui, bei dessen Lebzeiten schon dann Tupac Inca die Re-
gierung erhalten habe.
2) Garcilaso 2, Buch 8 Kap. 19 (61. 298 v.) : quinientos afios y cerca de seiscientos. Danach
lässt Anello de Oliva die Regierung des Manco Capac um 900 v. Chr. beginnen (Histoire du Ptrm
par le p. Anello de Oliva, traduite p. H. Ternaux Compans. Paris 1857 S. 22).
3) Vergl. oben Seite XXXX Anm. 1. Information^, S. 257 : que la genealogfa <S historia le
parece ä este testigo [al licenciado Polo] verdadera segün lo que tiene averiguado, en todo lo cual
no se acuerda haber oido cosa en contrario.
LXIV BICHA.RD PIETSCHMANN,
etwas bekannt sei, so hätten sie von dem übrigen doch weiter keine Kunde, als
nach den Herrschern zu entnehmen sei, von denen sie wüssten. Nach dieser
Herrscherreihe und nach den Lebensjahren, die den einzelnen Herrschern zuge-
schrieben würden, könne die Zeit sich nicht auf 400 Jahre erstrecken. Um diese
selbe Zeit — d. h. also um 1170 n. Chr. — müsse es geschehen sein, dass sie
im Gebiete von Cuzco die Herrschaft gewannen und zu erobern begannen, wobei
sie, wie aus ihren Angaben (registros) hervorgehe, auch keineswegs immer er-
folgreich waren. Andahuayllas liege nur 30 Leguas von Cuzco entfernt, und doch
sei diese Provinz erst unter Pachacuti Inca Yupanqui hinzuerworben1). Acosta
schliesslich gibt der Inkazeit eine Dauer von 300 und einigen Jahren2), lässt
sie also erst im 13. Jahrhundert beginnen; Fernando de Santilldn8) gesteht nur
wenig mehr als 200 Jahre zu.
Nun sind manche der alten Berichterstatter über die Geschichte der ameri-
kanischen Völker vor Columbus bemüht die Nachrichten über die Anfange so zu
verteilen, dass möglichst die Zeit zurück bis zur Sintflut ausgefüllt wird. Aber
von einem solchen Bestreben ist Sarmiento frei. Es gab in Peru Erzählungen,
nach denen die Menschen die aus dem Pacaritampu zum Vorschein kamen, dort
eine Zuflucht vor der grossen Flut gefunden hatten. Sarmiento hat sich auf
diese Auffassungen nicht eingelassen. So sehr er in exakter Kenntnis biblischer
Patriarchen-Geschichte schwelgt, so konnte doch von seinem Standpunkt aus sich
nicht Unerwünschteres ergeben als ein hohes Alter der Inkaherrschaft. Wie be-
müht ist er dem Leser immer gegenwärtig zu halten, all das begangene Unrecht
von Manco Capac an sei ein unverjährtes, von den Unterdrückten nie vergessen,
1) Solo hace al propösito saber que ä lo que se puede averiguar 6 conjeturar por la cuenta
destos indios, no debe de haber trescientos y cincuenta ö cuatrocientos' afios que entre estos indios
no poseyali y sefioreaban mäs de aquel Valle de Yncar [lies: Yucay] y Xaquixaguana, que por
cada parte no hay mäs de cinco leguas [Markham gibt nach seinem Texte: and ruled over the
valley of Cuzco as far as Urcos, a distance of 6 leagues, and to the valley of Yucay, which is no
more than 5 leagues] ; y por los seBores que ellos se acuerdan . . . , y por lo que viviö cada uno,
en resoluciön su memoria, no alcanza mäs de lo sobredicho, ä lo que se puede entender ; porque,
dado caso, como es ansi, quellos tuvieron noticia del diluvio, afirman que se destruyö todo el mundo
por agua ; desta generalidad dura la memoria entrellos e* muy generalmente como cosa muy notoria,
y de lo demäs no tienen noticia sino es por los seBores que han tenido, que se acuerdan por sus
quipus de diez ä doze sefiores, y segün lo que dicen haber vivido cada uno, no se puede eztender
el tiempo ä cuatrocientos afios : este mismo tiempo mäs ö menos debe de haber que ellos empezaron
ä sefiorear £ conquistar en aquellas comarcas del Cuzco .... (Coleccion de doc. inid. p. I. hi*t.
del Archivo de Indios, T. 17, S. 9 f. Vergl. Markham's Molina, S. 151 f.).
2) Acosta, Buch 6 Kap. 23 : trecientos y tantos aSos. [Vergl. aber Nachtrag zu Seite 9].
3) Tres Relaciones, S. 13: Y ä lo que se puede entender, comenzaron ä enseöorearse de
poco mäs de doscientos afios ä esta parte. Er zählt allerdings nur 8 Inka auf, einschliesslich
Atahuallpa, darunter Yiracocha hinter Pachacuti, dann vor Tupac Inca Yupanqui zwei Yupanqui,
nämlich Capac Yupanqui und Inca Yupanqui — Die 9 Achämeniden regieren zusammen 228 Jahre,
die ersten 12 Arsakiden 188, die zweiten 12 : 120 Jahre, die ersten 12 Sasaniden 262 Jahre. Etwas
mehr als 300 Jahre für zwölf Inka wird also in der Tat reichlich gerechnet sein, wenn die Liste
nicht erhebliche Lücken enthält.
PEDRO SARHIKyTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXV
und nie gutgeheissen, genau so wie z. B. die Vertreter der G-uallas in dem Pro-
tokolle vom 4. Januar 1572 es beteuern. Lässt er trotzdem die 12 Regierungen
von Manco Capacs Ankunft in Cuzco bis zu Huascars Tode den Zeitraum von
968 Jahren ausfüllen, so hat er schwerlich aus eigenem hinzugetan. Vielmehr
wird er sich nach einer bestimmten Aussage einer einheimischen Ueberlieferung
gerichtet haben, die er nicht glaubte, so bei Seite lassen zu dürfen, wie das
vielleicht der kritischere Polo de Ondegardo getan hat.
Die handgreifliche Uebertriebenheit dieser Zeitangaben lässt verschiedene
Erklärungen zu. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Herrschernamen ausgemerzt,
die betreffenden Regierungsjahre aber dem Vorgänger oder Nachfolger zugeteilt
worden sind 1). Es gab offiziell nur so viele Berichte über Herrscher als Ayllu
vorhanden waren. Die Reformen, die Pachacuti Yupanqui vorgenommen haben
soll, waren zugleich Reformen der Ayllu (Seite 60 des Textes) und werden mit
mancher echten Tradition aufgeräumt haben. An dem Strafgerichte, das Atahu-
allpas Feldherrn in Cuzco abhalten, haben wir ein Bild von der Gründlichkeit,
mit welcher ganze Clans, also mit dem Ayllu auch alle Ueberlieferungen über
dessen Stammvater, ausgerottet wurden. Inca Urcon, den Sarmiento weder als
thronfahig noch als Herrscher gerechnet wissen will, hat, so sagt uns Cieza de
Leon, die Borla getragen, wird aber in der Quipu-Chronologie und in den Ge-
sängen auf die Konige von Cuzco mit Stillschweigen übergangen; wird er ge-
nannt, so geschieht das höchstens in Erzählungen, in denen er lächerlich gemacht
wird 8). Ferner hören wir von mehrfachen Mitregentschaften *). Bekannt ist aber,
wie leicht die Jahre, die ein Herrscher neben einem andern regiert hat, auch in
der chronologischen Uebersicht als seine Regierungsjahre mitgezählt, und dass
so leicht zu hohe Summen in Rechnung gestellt werden. Auch die Möglichkeit,
dass Lebensjahre statt Regierungsjahre genommen sind, kommt in Betracht, so
sehr auch Sarmientos Quelle beides auseinanderhält4). Noch mehr ist aber viel-
1) Dass die kürzeren Herrscherlisten wahrscheinlich durch Auslassungen entstanden sind
hebt Theodor Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Th. 4, S. 396, hervor.
2) Cieza 2 Kap. 11 (S. 36); Kap. 43 und 44 (S. 166 f.). Sein Bild ist mit aufgenommen unter
die Inka-Bildnisse Herreras.
8) So führt Pachacuti Yupanqui die Regierung zu Lebzeiten des Vaters, der nicht mehr in
Cuzco residiert. Er selbst soll zu Mitregenten zwei seiner Söhne gehabt haben, nicht bloss, was
auch Sarmientos Darstellung erkennen lässt, Tupac Inca Yupanqui, sondern auch Amaru Tupac
Inca; (Tres Relaciones, S. 285 f.). Dieser Amaru Tupac Inca nimmt in der Tradition überhaupt
eine auffallende Stellung ein, da gar kein Versuch gemacht wird, seinen Anspruch auf den Thron
in Abrede zu stellen. Auch ist auffallig dass seiner Frau Curi Ocllo ein Kultus eingerichtet war
wie einer Coya, wie aus Cobo's Angaben (4, S. 14) zu sehen ist. Auch die Chdcara des Amaru
Tupac Inca gilt als Huaca (ebd. 4, 19).
4) Diesen Fehler begingen 1571 stillschweigend auch Toledos Fragenregister. Es sollte er-
gründet werden, wie lange es her sei, seit die Eroberungspolitik mit Pachacuti Inca Yupanqui
begann. Es wird aber gefragt, wie lange er und seine Nachfolger gelebt haben. Zwei Vornehme
aus dem Inkageschlechte geben an, dass Pachacuti Inca Yupanqui 100, Tupac Inca Yupanqui 56
bis 60, Huayna Capac 70 Jahre alt wurden. Das hatten sie aus einer Tabelle und aus Quipus
Abhandlonf ea d. K. Ou. d. Wi«. in Göttinf tu. Phü-Utt. Kl. N. F. Band 6, 4. i
LXVI RICHARD PIET8CHMANN,
leicht die Rücksichtnahme auf vermeintlich notorische Gleichzeitigkeiten mass-
gebend gewesen, oder die pragmatische Geschichtsauffassung, der sinnvolle Rhyth-
mus der Zahl, der in allen chronologischen Systemen den Aufbau beseelt und in
die Höhe treibt. Aus einem Systeme, wie es Sarmiento vorgelegen hat, die
'wahre' Chronologie heraus erkennen zu wollen ist überall vergebliche Mühe.
Doch auch soweit nicht bloss die Zeit des Geschehens in Frage kommt, auch
hinsichtlich der berichteten Vorgänge wird uns, von den letzten drei Regierungen
abgesehen, Sarmientos Darstellung im besten Falle nur die Gestalt der Ueber-
lieferungen geben, die sie unter Pachacuti Inca Yupanqui erhalten haben. Eine
Hauptquelle werden die Gesänge sein, die auf Geheiss des Pachacuti auf die
einzelnen Inka von Manco Capac an verfasst worden waren, um bei feierlichen
Anlässen vorgetragen zu werden1). Für die Zeiten nach Pachacuti lässt sich
zunehmende Zuverlässigkeit erwarten, je näher sie dem Ende des Reichs liegen.
Die Eroberungszüge des Tupac Yupanqui und des Huayna Capac sind mit grosser
Ausführlichkeit erzählt. In dem Bericht über Tupac Yupanquis Fahrt nach den
fernen Inseln zeigt sich aber schon ein unverkennbarer Anfang von Legenden-
bildung mindestens in der Erzählung von der Forscherreise durch die Luft, mit
der Antarqui sie eingeleitet haben soll. In wie vielen Einzelheiten die verschie-
denen uns erhaltenen Berichte über den Bruderkrieg, der mit Huascars Tod
endigte, von einander abweichen, ist sehr überraschend. Uns liegt hier nun eine
Darstellung vor, welche etwa 39 Jahre nach Huascars Tode die Zustimmung der
Vertreter sämtlicher Ayllu des Inkahauses, darunter des Alonso Titu Atauchi
vom Ayllu des Huascar, gefunden hat. In ihr aber wird — um nur dies hervor-
zuheben — einmal dieselbe Begebenheit, nämlich dass die Mutter des Huascar
von Quizquiz schimpflich behandelt wird [und ihren gefangenen Sohn mit Vor-
würfen überschüttet, doppelt erzählt, einmal in kürzerer Fassung in Kapitel 64
und als ein anderer Vorgang danach nochmals etwas ausführlicher in Kapitel 65.
— Doch will ich hier die chronologischen und allgemeinen Probleme verlassen
und nur noch auf einige von den Einzelheiten hinweisen, die Sarmientos Werk
bietet.
TJeber den Namen der Coya, der Haupt-Frau der einzelnen Inka, und der
dazu gehörigen Ayllu macht Sarmiento folgende Angaben, die ich hier in der
Form zusammenstelle, welche die Namen bei ihm haben:
Mango Capac Mama Ocllo Chima Panaca Ayllo
Cinchi Roca Mama Coca Raura Panaca Ayllo
(tabla y quipus) ersehen. Dies entspricht aber mehr den Regierungsjahren, die Sarmiento angibt:
Pachacuti 103 Jahre, Tupac Inca 67 Jahre, Huayna Capac 60 Jahre, weniger den Lebensjahren,
die er sie erreichen lässt: Pachacuti 125, Tupac Inca 85, Huayna Capac 80. Völlig abweichend
von allen diesen Angaben sind die Baiboas. Nach ihm regiert : Yupanqui 36 Jahre, Tupac 30 Jahre,
davon nur 22 als Alleinherrscher, Huayna Capac 33.
1) Cieza 2 Kap. 11. Betanzos, Kap. 17 (S. 127 f.).
PEDRO SARMIKXTO'S GESCHICHTE DES INTCAREICHES.
lxvh
Lloqui Yupangui
Mayta Capac
Mama Caua
Mama Tacucaray
(Taucaray)
Curihilpay
Mama Micay
Capac Yupangui
Inga Roca
Tito Cusi Gualpa
Yaguar Ghiacac Mama Chicya
Yiracocha Inga Mama Rondocaya
Pachacuti Inga
Yupangui Mama Anaguarqui
Avayni Panaca Ayllo
Usca Mayta Panaca Ayllo
Apo Mayta Panaca Ayllo
Vicaquirao Panaca Ayllo
Aucaylli Panaca
Qocgo Panaca Ayllo
Inaca Panaca Ayllo = Hatun
Ayllo
Capac Ayllo
Tumibamba Ayllo
Guascar Ayllo.
Topa Inga Yupangui Mama Ocllo
Guayna Capac Araua Ocllo
Guascar Inga Chucuy Huypa
Es sind im wesentlichen dieselben Ayllu, die Garcilaso nennt. Besonders anzu-
führen ist, dass Sarmiento im 11. Kapitel seines Werks ein Verzeichnis der 10
Ayllu gibt, die in weiterem Sinne zu den Inka gerechnet wurden und deren
Vorfahren angeblich mit Manco Capac zugezogen waren. Sie sondern sich in
Hanancuzcos und Hurincuzcos. Es sind Maras darunter und Sutic (= Tambo),
Sprösslinge der Stammeltern, die aus dem Maras-toco und aus dem Sutic-toco
des Tambotoco hervorgekommen sein sollen, auch Mascas, sodass die an sich
nicht ganz zutreffende Angabe des Diego Fernandez1) einigermassen bestätigt
wird, als wirkliche Angehörige des Inka-Stammes würden gerechnet die 'Anan
Cuzco, Hullin Cuzco, Tambo, Maxca'. Es wird ja auch berichtet2), als Hofsprache
der Inka habe der Dialekt der Tambo gedient8). Im übrigen kann hier nicht
versucht werden, die Angaben, die Sarmiento über die Ayllu und über die Namen
der verschiedenen als legitim zu betrachtenden Coya macht, mit den sonst er-
haltenen Nachrichten in Einklang zu bringen. Für die Indianer waren dies so
wichtige, für die Spanier zum Teil so belanglose Dinge, dass, wenn Sarmientos
Angaben von der 1572 in den Adelskreisen Cuzcos massgebenden Tradition ab-
1) Fernandez 2 Bl. 127 v. Hullin = Hurin. Maxca = Masca.
2) Cobo 3 S. 127, nach Aussage des Alonso Topa Atau, Enkel des Huayna Capac. Hiermit
werden die Angaben des Inca Garcilaso über die Hofsprache auf das richtige Mass zurückgeführt
Dass diese nicht ganz aus freier Erfindung hervorgegangen sind, ergibt sich aus der Bemerkung,
die Sarmiento (Seite 39) über die Bedeutung des Wortes Cosco in der 'alten Sprache des Tales*
von Cuzco macht.
3) Von einer besonders gearteten Sprache ist auch bei Erwähnung des Gottesdienstes der
Peruaner die Bede. Pedro Gutie*rrez de Santa Clara, Historia de las guerras civües, T. 3, S. 489:
Entraban generalmente todos los indios en los templos, descalcos y de bru^as, haziendo la debida
mocha, que es la reverencia que se hazfa ä sus dioses y ä los Ingas, y hablaban ä los fdolos en
lenguaje que ellos mismos no entendfan, diziendo en voz alta y baxa una plätica muy larga y es-
cura, que comencaba: prcrrupe, etc.
LXVIU RICHARD PIETSCHMANN,
gewichen wären, sicher Einspruch gegen Einzelheiten erhoben und eine Berichti-
gung in der Handschrift notariell vermerkt worden sein würde1).
Die Namen der Huauqui, oder wie Sarmiento schreibt Grttaoqui, der einzelnen
Inka, die er anführt, sind:
Mango Inga der Vogel Indi
Cinchi Roca der Fisch Guanachiri Amaro
Lloqui Yupangui Apo Mayta
Viracocha Inga Amaro
Pachacuti Yupangui jT j. -«
Topa Yupangui Cuxi churi
Guayna Capac Guaraqui Inga.
Bei Pachacuti Yupanqui sondern sich auch in den angeführten von einander ab-
weichenden beiden Benennungen Sarmientos Quellen. Das Fisch-Idol des Cinchi
Boca nennt Cobo ebenso: Huana-chiri-amaro. Das Hauptidol des Inca Yupanqui
heisst bei Cobo: Inticllapa (= Intic illapa), das des Tupac Inca Yupanqui:
Cuxi churi, das des Huayna Capac: Guaraquinga (= Guaraqui Inga), das des
Capac Yupanqui ebenso wie dessen Ayllu: Apu Mayta. Das letztere ist wohl
eine irrtümliche Angabe. Der Name ist sehr alt; Apu Mayta nennen die Alca-
bizas ihren ersten Cinchi, den sie als unmittelbaren Nachfolger des in Stein ver-
wandelten Ayar-Uchu betrachten. Der Wundervogel Inti = „Sonne", in einem
Käfig aufbewahrt, war nach Sarmiento mehr ein Familienerbstück, das vom
ersten bis auf den achten Inka weitergegeben wurde, eine Aussage, die mit
darauf hinweist, dass die ganze Ueberlieferung erst mit dem neunten Inka aus
dem Sagenhaften sich herauszuschälen beginnt. Die acht Herrscher vor ihm
stehen mit den Göttern noch so, dass die Sonne selbst in Gestalt eines le-
bendigen Vogels ihnen Orakel gibt. Das aber ist nur ein Nachbild, abge-
schwächt aus der mythischen Vorstellung von dem Einsperren der Sonne in
einen Käfig.
Da von der Sprache der Inka die Rede war, darf ich wohl hervorheben,
dass nunmehr unter den frühesten Gewährsmännern, welche die 'gemeinsame
Sprache' Perus nach den Quechua benennen, auch Sarmiento aufzuführen sein
wird. Er nennt (Seite 81) sie ausdrücklich 'die allgemeine Sprache, d. h. die
Quichua-Sprache'. Allerdings hat schon, wie J. J. v. Tschudi nachgewiesen hat,
Fray Domingo de San Tomas den zweiten Teil seiner Sprachlehre, die 1660 er-
schien, >Lexicon 6 Vocabulario de la lengua general del Peru llamada Quichua«
betitelt. Auch sagt Cieza de Leon: Einige der Orejones von Cuzco versichern,
1) Stammt also z. B. nach ihm 8inchi Roca von Manco Capac und von Mama Ocllo, nicht,
wie wir anderswo finden, von Mama Guaco, so können wir sicher sein, dass diese Abstammung als
die beglaubigte galt, und dass die entgegenstehende Angabe sich nur nebenher gebildet hatte,
weil in verschiedenen Erzählungen Mama Guaco als Manco Capacs Hauptgefahrtin auftritt
PEDRO SABMDENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXIX
dass die allgemeine Sprache, die in allen Provinzen in Gebrauch war, die ge-
wesen sei, die gebrauchten und redeten diese Quichoas, die bei ihren Nachbarn
für sehr mächtig galten, bis die Chancas sie zu Grunde richteten 1). Die Quechuas
werden stets wie noch jetzt im wesentlichen dieselbe Sprache geredet haben
wie die Inka und übrigen Guzco-Stämme. Vor der Inkazeit jedoch wird zeit-
weilig einmal die Macht der Quechuas eine so bedeutende gewesen sein, dass in
den Teilen Perus, in denen sie damals die Vorherrschaft erworben haben, ihre
Sprache den Namen Quechua-Sprache erhalten hat, der in diesen Gebieten dann
die Quechua-Macht überdauerte. Bis in die Gegend von Cuzco hat diese Wirkung
nicht hineingereicht. Hier wurde die Sprache daher nicht nach den Quechuas
benannt, sondern war sie bloss die 'allgemeine Sprache', schlechthin 'Jedermanns
Sprache', die 'Leute-Sprache', das Buna Sinti. Dass die Bezeichnung Quechua für
diese Sprache keineswegs eine missbräuchliche ist ergibt sich aus einer Stelle
des Berichts über die Entdeckung und Eroberung von Peru, den Pedro Pizarro
1571, wahrscheinlich auf Anlass der Visita gener al Toledos, niedergeschrieben
hat. Bei Erwähnung der Xauxas (Jaujas) und Guancas (Huancas) sagt er, die
Sprache der Guancas sei die gemeinsame Sprache Perus, die Quichua Simi heisde
und wegen der grossen Verschiedenheit der Sprachen, die in den einzelnen Land-
schaften gesprochen wurden, auf Befehl des Landesherrn allgemein gesprochen
werden sollte. Die Sprache der 'Herren und Orejones' sei 'von allen die dunkelste'
und die der Leute von Puerto Viejo, die dem Kreischen von Katzen gleiche.
Die Sprache der Guancas und auch der Xauxas weiche wenig ab von der ge-
meinsamen Sprache, so wie das Portugiesische von dem Kastilischen 8).
Eingehende Schilderungen von Einrichtungen und Gebräuchen der Inkazeit
in diesem Bande zu entwerfen, das lag nicht im Plan Sarmientos, doch enthält
sein Werk manche nicht unwichtige Bemerkungen über kulturgeschichtliche Ein-
zelheiten. Für die Quipu gibt er die gute Erläuterung, es seien damit Dinge von
zählbarem und körperlichem Wesen — que consisten en nümero y cuerpo — ge-
1) Cieza 2 Kap. 34, S. 186; vergl. 2 Kap. 87, S. 144, wo von den Quichuas die Rede ist
wie von einem beinahe verschollenen Volke. Santacruz Pachacuti (Tres Relaciones, S. 287) lässt
unter Tupac Yupanqni 12000 tapfere Quechuas im Kriege gegen die Collas umgebracht werden bis
auf den einen Mann, der die Niederlage melden kann. Fernando de Santillän (Tres Relaciones. S.
12 § 2) sagt: la lengua que los ingas hablaban y la que ellos hicieron general y comün en toda
la tierra que conquistaron, es la lengua quichoa, la cual es particular y natural de los indios de
dicho Pacaritambo, do dicen ser su principio. — Vergl. im übrigen J. J. v. Tschudi, Die Kechua-
sprache, 1, S. 16; und dessen Organismus der Kheiiua- Sprache, Einleitung, S. 88. Rivero, Anti-
güedades peruanas, Text, S. 99. Markham zu Cieza 1, S. 816 Anm.; derselbe im JRGS. 41, S. 299 f.
Middendorf, Buna Sinti, S. 4, Anm. 2; Wörterb., S. 277.
2) Colecciön de doc. inid. p. la hist. de EspaSta, T. 5, S. 255 : su habla es la comün que
llaman Quichua Simi [so ist zu lesen statt Guichuasimf], que es lengua que el Sefior mandaba se
hablase generalmente, porque cada provincia tenfa lengua por sf, afferentes unas de otras ; y la de
los seöores y orejones era la mas escura de todas, y la de Puerto Viejo, porque el hablar destos
de Puerto Viejo casi chülan como gatos. Poco diferfa esta lengua de los Guancas ä la comün,
como la de los Portugueses ä la de los Gastellanos: digo la destos Xauxas y Guancas.
LXX RICHARD PIETSC HM ANN ,
bucht worden. Schon aus dem "Werke des Miguel Cabello Baiboa war bekannt,
dass Huayna Capac seinen letzten Willen in Zeichen auf einem Stock kundge-
geben habe, eine Nachricht, für die wir die Bestätigung nun auch durch
Sarmiento erhalten1). In ähnlicher Weise ergänzen seine Angaben nach vielen
Seiten hin die bereits vorhandenen. Von literarischem Interesse sind einige
Worte aus einem Liede, die dem sterbenden Pachacuti Yupanqui in den Mund
gelegt werden. Man wird es zu der elegischen Gattung rechnen dürfen, die ha-
ravi, harahui, genannt wird *). —
Auf den übrigen geschichtlichen Inhalt des Werks gehe ich hier weiter nicht
ein; eine Prüfung ist ohne weitschichtige Untersuchung nicht möglich. Geogra-
phische Erläuterungen hat Sarmiento seinem Programm getreu aus diesem Bande
fast ganz ferngehalten. Da wo er die Entweichung der Chancas unter Anco
Ayllu erzählt, lässt er die Flüchtlinge ihren Weg durch das Andengebiet zwischen
Chachapoyas und Hudnuco durch Ruparupa nach Osten nehmen, — in fast wört-
licher Uebereinstimmung mit Miguel Cabello Baiboa8) und auch ähnlich, wie das
Cieza de Leon angibt, — und fügt hinzu, man halte das für den Volksstamm,
über den man durch die Unternehmung des Capitdn Gömez Darias Kunde habe,
der in der Zeit des Marques de Canete 1556 von Hudnuco aus vorgedrungen sei
am Pacay-Flusse und ostwärts zum Cocama, der in den grossen Mananon fliesse.
Er gibt damit die Zeitbestimmung für einen wenig bekannten Entdeckungs- und
Eroberungsversuch aus der Reihe der kühnen Vorstösse im Ostgebiete der Anden,
die mit Pedro de Candfa, Gonzalo Pizarro, und Orellana beginnen4). —
Wiederholt weist Sarmiento auf noch ungeschriebene Teile seines Werks.
Er werde an anderer Stelle reden über die Verwertung, welche die Unterschei-
dung zwischen Hanansayas und Hurinsayas noch gewonnen habe (Seite 29). Er
will eine Vergleichung der peruanischen mit unserer Jahresrechnung geben (Seite
68). In einem besondern Volumen sollen die Erlasse des Tupac Inca Yupanqui
mitgeteilt werden. Neben diesen Ankündigungen läuft allerdings ein 'como es
dicho' mit unter, das nicht zutrifft.
Ob von diesen Vorsätzen viel zur Ausführung gediehen ist dürfen wir be-
zweifeln. Am Schlüsse des April 1572 wurde der Angriff auf die im Vilcapampa-
Gebiete versteckten Eingeborenen unternommen, der damit endete, dass Don
Martin Garcia Ofiaz y Loyola, der Ehemann der Tochter des Sayri Tupac
1) Vergl. Seite 111 des Textes und die Nachträge dazu.
2) Vergl. Seite 93 des Textes. Ueber die Lieder vergl. Rivero y Tschudi, Antigüedades, S.
114. — Zu bedauern ist, dass wir die Nachrichten über die Regierungsbestimmungen, die Tupac
Inca Yupanqui erlassen hat, und die einen besondern Band bilden sollten (Seite 100 des Textes),
nicht erhalten haben. Sie würden eine vollständige Auskunft über die Staatsverfassung abgegeben
haben. Doch weiss man auch so über die Realien immer noch mehr als über die politische Ge-
schichte.
3) Baiboa, Kap. 6 (S. 71 f.).
4) Näheres in den Nachträgen zu Seite 79 des Textes.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES IKKAREICHES. LXXI
Inca *), im Verein mit zwanzig auserlesen Leuten, darunter Sarmiento, den Inca
Tupac Amaru gefangen nahm. Nach der Aburteilung und Hinrichtung des letzten
gekrönten Sprösslings der Yupanqui und nach Ordnung der Angelegenheiten von
Cuzco setzte der Vizekönig seine Bereisung Perus weiter fort *). Sarmiento blieb
in seiner Begleitung auch während des erfolglosen Feldzuges gegen die Chiri-
guanaes, zu dem 'die Blüte Perus' 8) aufgeboten wurde. Aber schon Ende 1573
waren Klagen bei dem Santo Oficio eingelaufen. Es handelte sich diesmal rein
theoretisch, um die angebliche natürliche Kraft 'astronomischer Ringe' von be-
stimmter Wirkung, die Sarmiento anzufertigen wisse. Ferner hatte er einer
Frauensperson aus den Linien der Hand prophezeit, ihretwegen würden im Lande
zwei Personen umgebracht werden. Ausserdem wurde behauptet, er habe im Ge-
spräche mit Personen von gelehrter Bildung, als beklagt wurde, dass bei dem
Mangel an Sprachkundigen den Indianern nicht hinlänglich das Evangelium ver-
kündet werden könne, gesagt, das sei wohl nicht zu bezweifeln, da doch auch
in Spanien nach Verlauf von so vielen Jahren es nicht hinlänglich verkündet
und gepredigt sei. Und auf einen Einwurf dagegen hatte er versichert, er wisse
wohl was er sage; Leute von so schwerfälligem Begriffsvermögen hätten ja
1) Vergl. oben Seite XV. Den Zunamen Loyola hatte Don Martin ebenso wie Juan de Sa-
unas nach dem Stifter des Jesuiten-Ordens angenommen, weil er dessen Neffe war.
2) Der Vizekönig brach von Cuzco auf am 5. Oktober 1572. Vorher muss also die Hin-
richtung des Inka stattgefunden haben. Am 20. Oktober schickte Toledo von Chicacopi aus an den
König aus der Beute von Vilcapampa 'das Hauptstück, das es in diesem Reiche gegeben hat' —
la mejor pieza que se ha habida en este reino — das goldene Bildwerk das den Sonnengott vor-
stellte, mit der Bitte es möge dem Papste übersandt werden. — Ueber Sarmiento sagt Toledo in
einem Briefe an den König vom 24. September 1572: Y el cosmögrafo que ä V. M. escribf va ha-
ciendo la descripciön de lo que V. M. agora me manda ; acabarse ha de hacer cuando se acabe la
visita, y se enviarä ä buen recaudo al Consejo de las Indias, como V. M. me lo manda. Gemeint
ist die oben Seite XVIII erwähnte Landesbeschreibung von Peru.
3) So Acosta, Buch 7, Kap. 28. Cristöbal Maldonado schreibt 1574 nach Spanien, jetzt
letzthin seien 700 oder mehr Mann aufgeboten 'zu dem magern Inka-Krieg' (para la tiaca guerra
del Inga). Er meint, wie es scheint, aber zugleich auch das Unternehmen gegen die Chiriguanas.
(Vergl. Colccc. de doc. inid. p. la hist. de Esp., T. 94, S. 365.) Toledo erkrankte bei diesem
letzteren Feldzuge so heftig, dass er sich dem Tode nahe fühlte; (sein Brief an den König vom
3. November 1574). Was Garcilaso zu erzählen weiss über die klägliche Bolle, die der kranke
Mann auf dem Rückzuge gespielt habe, ist mit Vorsicht aufzunehmen. Zu untersuchen wäre, wie-
viel von den Beschuldigungen wahr ist, die Garcilaso gegen Toledo wegen Selbstbereicherung im
Amte erhebt. Ein Akten- Auszug, der in der Colccc. de doc. inid. p. la hist. de Bsp , T. 13, S. 555
abgedruckt ist, beweist, dass Toledo eigens darum eingekommen war, die 40000 Dukaten seines
Vizekönig-Gehalts in pesos ensayados ausgezahlt zu erhalten, wie in Peru alle Beamten-Gehälter
gezahlt würden, wenn nicht sogar in Gold-Pesos. Den einen Feldzug wie den andern verurteilt der
merkwürdige Jesuit Maestro Luis Lopez zu Lima in Aufzeichnungen, die bei ihm das Santo Oficio
1580 aufgefunden hat : Guerra de Vilcabamba y Chiriguana, es hecha con injusticia y mucha costa
de indios y espanoles y muertes, y particularmente la de los Ghiriguanaes. Der Vizekönig antwortet
darauf unter anderm: solos murieron cuatro en entrambas guerras, y de indios no entiendo que
murieron veinte; los ocho ü diez mataron los indios de guerra, y los demäs se murieron de sus
enfermedades.
LXXII RICHARD PIKTSCHMANN,
Schulmeister und Unterricht notig, er dagegen sei eben so veranlagt, dass er
hierüber und über vieles andere, um das er sich gekümmert habe, ein Urteil be-
sitze. Auch die Begebenheiten von Los Angeles1) kamen zur Sprache. Toledo
erklärte zunächst den Angeschuldigten für in diesem Feldzuge unabkömmlich,
lieferte ihn dann aber auf eine Reklamation vom 22. Januar 1574 an den In-
quisitor aus, der ihn gefangen setzen Hess. Im November 1575 wurde Sarmiento
in Sachen des Francisco de la Cruz 2) vernommen. Als dann sein eigener Prozess
zu Ende war, wurde erkannt, das Verbannungs-Urteil des Erzbischofs, der in-
zwischen gestorben war, solle an Sarmiento vollstreckt werden, er solle an einem
Wochentage ohne Obergewand mit einer Kerze als Büssender dastehend eine
Messe anhören, solle de levi abschwören und an den Pranger8) gestellt werden.
Sarmiento appellierte wiederum, fügte sich wiederum und kam ohne Pranger
davon.
Auch blieb er in Peru, wohl mit Aufschub-Bewilligung. Wir haben einen
Bericht von ihm über die Beobachtung einer Sonnenfinsternis, die er 1578 auf
einer Anhöhe bei Lima anstellte. Als am 13. Februar 1579 Francis Drake auf
seinem kühnen Streifzuge um die Welt, bei dem er durch die Magelhaens-Strasse
in die Südsee eingelaufen war, spanische Schiffe im Hafen von Callao überfiel,
wurde Sarmiento von Toledo zur Verfolgung des Feindes ausgeschickt, musste
aber, ohne Erfolg von Panama nach Lima zurückkehren4). In der irrigen Vor-
aussetzung, Drake werde seinen Rückweg durch die Magelhaens-Strasse nehmen,
und in dem Wunsche für die Zukunft vor ähnlichen Ueberraschungen sicher zu
sein, rüstete der Vizekönig zwei Schiffe zu einer Expedition aus, um womöglich
die englischen Freibeuter abzufangen, die Strasse und ihre Verzweigungen genau
zu erforschen und festzustellen, ob sich nicht Niederlassungen gründen Hessen,
von denen aus die Durchfahrt beherrscht werden könne. Zum Befehlshaber wurde
Sarmiento ernannt. Am 11. Oktober 1579 brach er auf, am 21. Januar 1580,
drang er nach einem schweren Sturm, bei dem das andere Schiff zurückblieb
und den Rückweg einschlug, in die Meerenge vor, die er »Estrecho de la Madre
de Di os« umtaufte, und gewann am 24. Februar 1580 die östliche Ausmündung.
Am 19. August 1580 traf er mit seinem Schiffe in Spanien ein, wo er zu Badajoz
dem Könige persönlich Bericht erstattete6). Ende des Jahres 1581 brach er mit
1) Vergl. oben Seite XII.
2) Vergl. oben Seite XXIV.
3) Das heisst wohl nur, er sollte bei einem auto de fe zur Erbauung der Zuschauer mit
aufgestellt werden unter den Verurteilten, die nicht verbrannt wurden.
4) Vergl. hierüber Sarmientos eigenen Bericht in den JDocumentos inidüos p. la historia de
Espafla, T. 94. S. 482—458. Den Oberbefehl hatte Don Luis de Toledo; Sarmiento war nur Sar-
gente major der Armada. Vergl. auch The World encompassed of Sir Francis Drake, ed. by W.
S. W. Vaux (= Works issued by the Hakluyt Society, 16), London 1854, S. 108, wo als Datum
des Ueberfalls von Callao der 15. Februar angegeben wird.
5) Dass er der erste war, der von Westen her den Zugang zur Meerenge ermittelte und von
dieser Richtung her in den atlantischen Ozean vordrang, ist schon oben (Seite XXVII) hervorgehoben
worden, ebenso das Verdienstliche seiner Aufnahmen, die er mit Hülfe von Bootfahrten und Berg-
PEDRO SABMIEKTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXHI
einer Flotille, in der Diego Flores de Valdäs den Befehl fahrte, aufs neue nach
der Meerenge auf. Er hatte sich den Auftrag erwirkt, als General-Hauptmann
und Statthalter mit einer Schar von Ansiedlern und Soldaten an den östlichen
Engen der Strasse Niederlassungen zu gründen, die feindlichen Schiffen die
Durchfahrt sperren sollten. Zwar wurden nach Widerwärtigkeit jeglicher Art
1584 zwei Ansiedelungen errichtet. Doch trat sehr bald so grosser Mangel ein,
dass um Zufuhr von Vorräten zu beschaffen, Sarmiento für seine Person zurück
nach Brasilien fuhr. Er richtete aber nichts aus und schlug in einem kleinen
Fahrzeuge am 26. April 1586 den Weg nach Spanien ein, dort Hülfe zu er-
bitten. Im Dezember 1589 war von den 400 Ansiedlern, die in der Magelhaens-
Strasse gelandet worden waren, nur noch ein einziger übrig, den ein englisches
Schiff mitnahm, auf dem er starb. Wie unausführbar das Projekt, das übrigens
unter andern der Herzog Alba gemissbilligt haben soll, eigentlich war, scheinen
selbst die Widersacher Spaniens nicht begriffen zu haben, denn auch in England
wurde die Frage erwogen, ob nicht eine Besitzergreifung und Sperrungs-Befesti-
gungen in der Magelhaens-Strasse erforderlich seien1).
Sarmiento erreichte Spanien nicht. Als er die Azoren passierte, wurde er
von englischen Schiffen, die Sir Walter Raleigh ausgerüstet hatte, gezwungen,
sich zu ergeben, und wurde als Gefangener nach England geschafft. Hier gewann
er die Gunst Sir Walters, der in einer seiner Schriften auch von ihiü als einem
trefflichen Kavalier (a worthy gentleman) sprioht, und der Königin Elisabeth,
und wurde mit einem Geleitsbriefe und Geldgeschenke in Freiheit gesetzt. Auch
besprach mit ihm die Königin Vorschläge, die er Philipp II. mündlich berichten
sollte, und Raleigh gab ihm geheime Anerbieten für den König mit auf den
Weg. Von London, das er am 30. Oktober 1586 verliess, begab er sich über
Calais nach Dünkirchen zu dem spanischen Statthalter Alexander von Parma,
und wandte von da sich nach Paris8), wo er Reisegelder von dem spanischen
Gesandten aufnahm. Aber auf dem Wege nach Spanien geriet er, obwohl vor
besteigungen bewerkstelligte. Auch Francisco de Toledo zählt unter den Errungenschaften seiner
Regentschaft in Peru auf: el estrecho de Magallanes descubierto, y sabida y entendida la entrada
y salida que tiene para aquella mar.
1) Dies wird empfohlen in einem Schriftstücke, das nach dem Calendar cf State Papers,
Domestic Seriest 1581—1590 (S. 640 Nr. 97) um 1589 entstanden ist. Von der Befestigung spricht,
als bestehe sie noch, Cornelius Wytfliet, Descriptionis Ptölemaicae augmentum, Löwen 1597 (S.
112), der dabei die Klugheit des König Philipp preist.
2) Nach Sarmiento8 eigenem Bericht (Colecciön de doc. inid. del Archivo de Indios, T. 5,
S. 412) war das am 21. November. Nach einem andern Berichte war er bereits am 11. November
weiter gereist (Calendar of Letters and State papers, Spanish, Vol. 3, S. 672). Doch in einem
Schreiben des spanischen Gesandten vom 19. November (ebd. S. 661) ist noch von seiner Ge-
fangenschaft, aber noch nicht von der Freilassung die Rede. Ueber Sarmientos Aufenthalt in Eng-
land vergl. auch die oben Seite XXIX Anm. 2 angeführten Stellen und S. 651, 666 f., 673 f., 677 des
dort und oben erwähnten Bandes des Calendar, und über seine Gefangenschaft in Frankreich Vol.
4 des Calendar, S. 1, 2, 5, 12, 23, 24, 26, 46, 56. Vergl. auch den eben zitierten eigenen Bericht
Sarmientos (= Markhain, Straits of Magellan, S. 226—351).
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Witt, in Göttingen. PhU.-htot. Kl. N. F. Band 6,4. k
LXXTV RICHARD PIETSCHMANN,
den Gefahren dieser Strecke gewarnt, am 9. Dezember zwischen Bordeaux nnd
Bayonne in die Hand von Hugenotten, Untertanen des Herzogs von B6arn, die
ihn in Mont Marsan gefangen setzten. Ungeachtet der Fürsprache Raleighs und
der Bemühungen des spanischen Gesandten hielt man ihn hier fest in einem
Kerker, auf dessen Feuchtigkeit er Lähmungen seiner Gliedmassen, das Bleichen
seines Haars und Ausfallen der Zähne zurückführt, dann in einer l Hölle' von
Verlies in tiefer Dunkelheit, bis es dem Könige, dem viel daran lag ihn freizu-
bekommen, schliesslich gelang ihn loszukaufen. Sarmiento sprach seinen Dank
aus in einem Schreiben, datiert Escurial vom 15. September 1589, das zugleich
den ganzen Verlauf der unglücklichen Unternehmung schildert, zu der er zu-
sammen mit Flores ausgezogen war 1). In einem Briefe vom 21. November 1591
legt er dem Könige nochmals die längst verlorene Sache der Absiedlungen in der
Magelhaens-Strasse ans Herz. Dann haben wir noch ein Schreiben aus Bonanza
vom 24. April 1592, in dem Sarmiento als Admiral der Galeonen-Flotte meldet,
dass sie zur Abfahrt nach Neu-Spanien segelfertig sei8).
An weiteren Nachrichten aus diesem an Wechselfällen reichen Lebenslaufe
fehlt es. Ein englischer Forscher8) hat allerdings darauf aufmerksam gemacht,
dass von Bartolomä Leonardo de Argensola, der seine Geschichte der Moluken
1608 abschloss, als Führer eines Zuges nach Ternate ein Pedro Sarmiento ge-
nannt wird. Argensola4) spricht aber von diesem Sarmiento so, als führe er ihn
zum ersten Male in die Erzählung ein, während er schon vorher in demselben
Werke die Durchforschung der Magelhaens-Strasse geschildert und dabei über
1 Pedro Sarmiento de Gamboa einen Edelmann aus Galicia', dessen Befähigung
und unveröffentlichte Papiere ausführlich geredet hat. Auch hat schon Sir Cle-
ments Markham 5) Bedenken geäussert, ob der Zug nach den Moluken nicht früher
falle, als dass derselbe Sarmiento, der noch 1591 in Spanien weilte, daran habe Teil
nehmen können. Diese Zweifel werden bestätigt durch eine Aufzählung von Ereig-
nissen, die sich in einem Berichte des Procurador der Philippinen Juan Grau de
Monfalcön vom Jahre 1637 vorfindet. Nach diesem Gewährsmann wurde der philippi-
nische Pedro Sarmiento gegen die Moluken 1584 ausgeschickt 6), also in demselben
1) Das Datum nach dem spanischen gedruckten Text; Markham gibt dafür den 15. De-
zember 1589.
2) Martin Fernändez de Navarrete, Biblioteca maritima espattola, T. 2, S. 625.
3) James Burney, A Chronological Hisiory of the Discoveries in the South Sea, P. 2, London
1806, S. 56.
4) Argensola, Conquista de las islas Malucas, Libro 5 (S. 167—169): Iba por general Pedro
Sarmiento, esforzado y de gran experiencia, que hoy vive en Manila. Englisch in Emma Helen
Blair und James Alexander Robertson, The Philippine Islands, Vol. 16, Cleveland 1904, S.
237—240. Vergl. oben Seite XXVI Anm. 3.
5) Straits of Magellan, S. XXIX, Anm.
6) Colecciön de doc. inid. del Archivo de Indios, T. 6, S. 466, wo statt 548 zu lesen ist
584 ; jetzt englisch in E. H. Blair u. J. A. Robertson, The Philippine Islands, Vol. 27, S. 188.
Vergl. auch Antonio de Morga, Sucesos de las islas Philipinas, Kap. 4 (Works publ. by the
Hakluyt Society, Nr. 39, S. 28; Blair u. Robertson, Vol. 15, S. 61), auch das 1621 in Madrid ge-
PEDRO SABMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXV
Jahre, in dem unser Autor seine Besiedelungsversuche in den patagonischen Meer-
engen vornahm. Die ostasiatische Schlussperiode haben wir also aus dem Leben
des Pedro Sarmiento de Gamboa zu streichen.
Wie über seinem persönlichen Schicksal, so hat auch aber dem seiner
Schriften ein Unstern gewaltet. Sein wichtiger Bericht über die Entdeckungs-
reise nach der Magelhaens-Strasse hat erst 1768 einen Herausgeber gefunden.
Die Karten dazu sind abhanden gekommen. Auch über den Verbleib der ver-
schiedenen theoretischen Werke, die Argensola aufzählt, ist nichts bekannt.
Eine Menge von Aufzeichnungen der verschiedensten Art hat Sarmiento, wie er
angibt, 1586, bevor er vor den Engländern die Flagge strich, ins Meer geworfen,
damit sie nicht zum Schaden der Sache Spaniens ausgenutzt werden möchten1).
Ungedruckt sind noch ein Aufsatz über die beste Art von Böten zu Fahrten in
der Magelhaens-Strasse, ein Bericht an König Philipp II., verfasst 1581 in Tho-
mar in Portugal, der Ratschläge entwickelt, wie mit den Nachkommen der Inka
zu verfahren sei, und noch mehrere kleinere Schriftstücke2).
Ich möchte hier nebenher auch noch auf einem Bericht hinweisen, der ohne
druckte Memorial y Belaciön para Su Magestad del procurador general de las Filipinos (Hernando
de los Rfos Corona), S. 6, und Joaquin Martfnez de ZüÜiga, An Historical View of the Philippine
Islands, translatcd by John Mayer, Vol. 1, See. edit, London 1814, S. 166 f. Nach Grau de Mon-
falcön scheint es, als sei von Gonzalo Ronquillo de Peüalosa, dem Gouverneur der Philippinen,
zuerst 1521 sein Neffe ausgeschickt worden, dann nach Gonzalos Tode, der 1583 erfolgte, von dem
Präsidenten der Audiencia von Manila der philippinische Pedro Sarmiento. [Ich sehe nachtraglich,
dass jetzt Edward Gaylord Bourne in seinen Erläuterungen zu Blair u. Robertson (Vol. 15, S. 61
Anm.) darauf hinweist, dass dieser mit Pedro Sarmiento de Gamboa nicht identisch, sondern wohl
derselbe Pedro Sarmiento sein wird, als dessen Heimatsort (Blair u. Robertson, Vol. 6, S. 116)
Vilorado angegeben wird; dieser war 1575 Condestable von Manila und wurde damali von dort
mit mehreren andern angesehenen Personen als Gesandter nach China geschickt. Ueberdies finde
ich, dass Navarrete (Biblioteca maritima, T. 2, S. 616) Schreiben dieses Sarmiento vom 30. April
1584 aus Tidore und vom 14. Juli 1589 aus Manila verzeichnet.].
1) Coleeciön de doc. inid. del Archivo de Indios, T. 5, S. 437 : echö ä la mar muchos pa-
peles de secretos de navegaciones y deseubrimientos, advertimientos, noticias, relaciones, procesos
y probanzas, tocantes la jornada de Estrecho, especialmente un libro grande de descripeiones en
pintura y arte de Geographfa, de las sierras de nuevo deseubiertas y reconoeidas, y derroteros por
escripto . . . Solamente se salvaron algunas que venfan en eifra, ... de las cuales ha [Sarmiento]
logrado rescatar algo de lo perdido .... (Englisch in Markham, Straits of Magellan, S. 349.)
Jedenfalls handelt es sich hierbei mit um die Magelhaens-Strasse; aber unter dem 24. Jan. 1587
schreibt der spanische Gesandte aus Paris an Philipp IL, die Hugenotten behaupteten, in Sar-
mientos Besitz viele Papiere und Pergamente gefunden zu haben, die Beschreibungen englischer
Häfen seien, in Wahrheit seien es aber Seekarten aus der Magelhaens-Strasse und Pläne für die
dortigen Niederlassungen, sowie, wie er, der Gesandte, selbst in Paris gesehen habe, Sarmientos
Instruktion für dies Unternehmen. Die Engländer hätten, als sie Sarmiento zum Gefangenen machten,
ihm das alles abgenommen, er habe es aber von Raleigh zurückerhalten.
2) Markham, Straits, S. XIX, Anm.; XXIX. Edward G. Bourne (zu E. H. Blair and J. A.
Robertson, The Philippine Islands, Vol. 15, S. 61) führt an : An excellent atlas containing 14 illu-
minated and coloured maps is also attributed to Sarmiento the navigator, number five being a map
of India, including the Moluccas and the Philippines.
k*
LXXVI EICHARD PIETSCHMANN,
Yerfassernamen im 5. Bande der Cdecciön de documentos tneditos des Archivo de
Indias (S. 478 — 486) abgedruckt worden ist. Er ist an einen Vizekönig von Peru
gerichtet und zählt die Entdeckungs- und Eroberungs- Versuche auf, die von
1537 bis 1569 im Gebiete östlich der Cordillera de los Andes gemacht worden
sind, vom Rio Mano oder Tano im Norden bis zum Tale von Cochabamba. Der
Vizekönig ist ohne Frage Francisco de Toledo. Als Verfasser vermutet Jimänez
de la Espada den Vetter Toledos Fray Garcia de Toledo 1). Ich halte für sicher,
dass das Schriftstück aus Sarmientos Feder stammt und von ihm im Auftrage
des Vizekönigs bald nach dessen Ankunft in Peru, etwa 1570 oder 1571, ver-
fasst worden ist. Schreibart und Ausdrucksweise weisen ganz auf Sarmiento hin.
Man vermisst allerdings den Zug des Gömez Arias von 1556, den gerade ja
Sarmiento in seiner Inka-Geschichte erwähnt. Aber die Auseinandersetzung, die
der eigentlichen Aufzählung vorangeschickt wird, über die Bedeutung der An-
gaben über die geographische Lage ist zu charakteristisch für die Art unseres
Autors, ebenso die Namhaftmachung der Hauptzugänge zu den Anden-Gebieten.
Ueberdies aber wird meines Erachtens die Verfasserschaft Sarmientos allein schon
bezeugt durch das Schlusswort, das ganz ähnlich ausklingt wie das Anschreiben
an König Philipp in der Geschichte des Inkareiches. Der Vizekönig wird hin-
gewiesen nicht bloss allgemein auf die vielen grossen und überaus reichen Länder-
strecken, die entdecken und besiedeln zu lassen ihm von Gott vorbehalten ist,
sondern auch auf eine ganz neue Welt — y aun otro nuevo mundo — das heisst
nichts anderes als auf den von Sarmiento erhofften australen Erdteil. —
Die Handschrift der Geschichte des Inkareiches wird ohne Zweifel König
Philipp II. behändigt worden sein. In den Redewendungen, mit denen Sarmiento
am 15. September 1586 den König an die Historia antigaa por escrito y pintura,
die ihm eingereicht worden sei, erinnert, ist ausgeschlossen, dass nicht beides in
Madrid angelangt wäre. Aber für die rechte Würdigung der Absicht, die bei
Abfassung des Werkes obwaltete, und des sachlichen Wertes, den der Inhalt
besass, ist es offenbar ungünstig gewesen, dass die Abfassung des Buches so
unmittelbar in den Vorabend des Angriffs auf Vilcapampa und der Hinrichtung
des Tupac Amaru fiel. War einmal der gordische Knoten zerhauen, was be-
deuteten danach noch theoretische Untersuchungen darüber, ob er Anspruch darauf
gehabt hatte, für das gehalten zu werden, was er vorstellte? Eine Kritik der
Rechtsgrundlagen der Inkaherrschaft würde von diesem Augenblicke an nur noch
wie Rechtfertigungskünste eines schlechten Gewissens ausgesehen haben. Als
auf das Eintreffen des Buches die Nachricht folgte, welche unwiderrufliche Ent-
scheidung gefallen war, wird man sich mit diesem schriftstellerischen Erzeugnisse
1) Belaciones geogräficas 4, Ap., S. CC. Vergl. oben Seite XVII. Jimdnez schliesst auf Fray
Garcia vermutlich wegen des Bibelspruchs, der in dem Schriftstück auf das Schicksal angewendet
wird, das einige der Veranstalter dieser Unternehmungen fanden: Non aedificdbis mihi templum
quia vir sanguinis es. — Wegen der Verfasserschaft Sarmientos vergl. auch die Nachtrage zu Seite
14, Zeile 2 und zu Seite 96 des Textes.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAKEICHES. LXXVH
nicht mehr viel befasst, wird man es in eine stille Ecke gelegt haben, zu den
'Informationen' und andern Akten dieser Gruppe.
Etwa 200 Jahre nachdem Pacheco mit der Handschrift von Cuzco abreiste,
befindet sie sich dann in Leiden im Besitze des gelehrten Biblothekars Abraham
G-ronov, ohne dass zu ersehen wäre, wie sie dorthin gekommen ist. Sie mag von
Hand zu Hand gewandert sein. Ganz undenkbar wäre nicht, dass sie nach 1585,
wo Antwerpen wieder spanisch wurde, dorthin geschickt worden ist, um dort
durch Druck dem Werke eine möglichst weite Verbreitung zu geben. Dass nach
den Bildern, die zugleich mit dem Buche von Peru abgeschickt wurden, in Flan-
dern Teppiche gewebt werden möchten, hatte Toledo ja vorgeschlagen. Zehn
Jahre nach Gronovs Tode wurde der Hauptteil seiner Bibliothek in Leiden von
der Firma Haak und Genossen meistbietend verkauft, und es erschien dazu ein
Verzeichnis, in welchem unter den Handschriften als Nr. 60 die Inka-Geschichte
Sarmientos nach ihrem Titel als Segunda parte de la Uistoria general llamada
tndica u. s. w., mit einem Druckfehler im Namen des Verfassers , aufgeführt
wird1). Mit einer Reihe anderer Handschriften aus dieser Sammlung erwarb sie
bei der Versteigerung die Universitäts-Bibliothek zu Göttingen. Sie wurde hier
am 27. Oktober 1785 in das 'Manual' der Bibliothek eingetragen von der Hand
desselben Beamten, der auch auf das Vorsatzblatt den Vermerk 'Ex Bibliotheca
Abrah. Gronovii d. 27. Oct. 1785' gesetzt hat. Seitdem ist über 100 Jahre lang
die Handschrift wohl nur Beamten der Bibliothek in die Hand gekommen, ob-
wohl sie mit vollem Titel schon in den früheren, handschriftlichen Handschriften-
Katalogen verzeichnet steht.
Ueber die Veröffentlichung ist noch einiges voranzuschicken. Es würde ein
Unding gewesen sein, die Orthographie, die in der Handschrift vorliegt, pure
beizubehalten. Sie entbehrt dazu zu sehr der Einheit und ist voller Willkürlich-
keiten, wie das die Entstehungszeit mit sich bringt. Besonders gilt das von der
Verwendung der grossen und kleinen Buchstaben und von der Wort- und Silben-
trennung. Man findet : a sia = Asia ; y a frica = y Africa ; Reformado = refor-
matio ; a cdbando = acdbando ; Sea = se ha u. s. w. Ein grosser Buchstabe steht
sehr häufig oben am Anfang der Seite. Vielfach aber unterbricht ein grosser
Buchstabe das Wort in der Mitte. Man liest z. B. yuPangui = Yupangui, auch
yndiPapon = yndip apon; düuBio = diluvio; oBo = hobo. Wird a donde; de mos;
de baxo, geschrieben, so entspricht das noch dem Empfinden, dass man es mit
zwei Worten zu tun hat, welches in der modernen Schreibung adonde u. s. w.
nicht zum Ausdrucke kommt. Häufig wird aber namentlich bei Aufzählungen von
Orts- und Eigennamen Silbe an Silbe angeschlossen, sodass bisweilen rätselhaft
bleibt, in wie viele Namen die Buchstaben-Komplexe zu zerlegen sind, und ob
im besonderen ein mitten darin auftauchendes y zu einem Namen gehört oder
1) Bibliothecae Gronovianae pars reiiqua et praestantissima . . . Quorum publice fiet audio
. Die 30 Majii et seqq. 1785. Lugduni Bat. 178(5), S. 7.
LXXVIH RICHARD PIETSCHMANN,
ein 'und1 bedeutet. Vielfach wird eine Art Trennungsstrich gebraucht, aber nur
vor einzelnen häufig vorkommenden Worten, besonders vor 6 und vor otro und
andern mit o anlautenden, auch hinter auslautendem o oder n, oder s: Terra /o
Vesta } se I 08 ; desde quito / hasta chile ; lectura / de lo que ; desmbri / en ; viuiesen /
sin ; qucdes / dos ; doch auch bei Eigennamen : paucar / Vsno (= Paucar Usno). Es
entspricht das dem Basguillo, das nach ValdSs zur Verzierung der Schrift vor
o gesetzt, ohne Schaden aber auch fortgelassen wird 1). In ähnlicher Verwendung
findet man auch einen Punkt gesetzt. So ist v (= ü) in del mundo, v. de alguna
parte del zwischen Punkte gesetzt, um es von anstossenden Zeichen abzuheben ').
Die grossen Buchstaben sollen zum Teil nur den leeren Baum zwischen den
Zeilen ausfüllen helfen, damit dort nicht nachträglich etwas nicht beglaubigtes
eingeschaltet werde. Soll gelten was zwischen den Zeilen steht, so wird das
durch den Notar besonders bezeugt8). Aehnlichen Zweck haben zum grossen Teil
auch apostroph- und klammerartige Haken oder wagerechte Striche, die sich
über der Schrift namentlich zwischen den Zeilenenden hinschwingen. Ein n mit
Strich darüber kann daher sowohl n als auch bloss n bedeuten, bei nicht allge-
mein bekannten Namen eine störende Ungewissheit4). Auf eine Reihe von Ab-
weichungen von der jetzt üblichen Schreibung des Spanischen, namentlich auf
abweichende Wortformen und auch Wortbildungen habe ich unter dem Text auf-
merksam gemacht.
Die peruanischen Worte und Namen sind in der Handschrift meist in der
abgeschliffenen Form wiedergegeben, in der die Spanier sie sich mundgerecht
gemacht haben5). Doch sind die schlimmsten Entstellungen vermieden und in
verschiedenen Einzelheiten nähert sich Sarmiento sogar der relativ korrekten
Schreibweise, durch die der Inka Garcilaso so vorteilhaft absticht. Bei einer An-
zahl von Worten habe ich im Register des Textes eine richtigere Schreibung
1) Valens, Didlogo de la lengua (Romanische Studien, hrsg. von Eduard Boehmer, Bd. 6,
Heft 4, Bonn 1895), 62 (S. 379 ; vergl. ebd. 461).
2) Einzelner Punkt z.B.: ASia. Africa. y Europa \ Partio el mundo, a sus h\jos; Comun.
caliz] que es. coino\ comendaua. el ynga\ el Bio, Tanais. y nilo. Punkt kommt auch vor am Zeilen-
schlusse zur Raumfüllung.
3) Die Bezeichnungen, die hierbei angewendet werden, sind die auch sonst in dieser Zeit,
namentlich bei beglaubigten Abschriften üblichen : va sobre raido für das was auf einer gelöschten
Textstelle, und va score renglones für das was zwischen den Zeilen steht. Bei Abschriften von
Aktenstücken werden diese beglaubigten Aenderungen und Ergänzungen meist am Schlüsse in der
notariellen Bescheinigung der Richtigkeit aufgeführt.
4) Seltener wird ein Strich von derselben Tilde-Gestalt auch über Abkürzungen gesetzt.
Auch hat die Handschrift das ornamentale Tilde, das Yalde's (62 = Seite 379, 12) erwähnt, doch
nicht über como, sondern nur über muy. Der Schreiber hat sich an diesen Schnörkel so gewöhnt,
dass er ihn auch über das muy in dem peruanischen Ortsnamen muyna setzt. Tilde ist nachlässig
gesetzt. Fast immer steht es bei ttaüo; allaftar. Auch lleHa = Uena kommt vor. dapno mit Tilde
über p = datio\ vergl. Paul Foerster, Spanische Sprachlehre § 18, 23.
5) Ueber die geographischen Namen in Peru gibt es einen Aufsatz von J. J. v. Tschudi in
der Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie, Bd. 5, Wien 1885, S. 349—355.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXIX
angegeben, als sie Sarmiento gewählt hat. Das wesentlichste, was über die
Orthographie des peruanischen Sprachguts zu sagen ist, würde folgendes sein:
b, ist vielfach nach m für Quechua p eingetreten ; z. B. chambi = champi. bamba = pampa ;
z. B. Golca bamba, Tomebamba : Ichopampa.
b, wechselt dem Schwanken der spanischen Orthographie gemäss mit v und mit u . — Ca-
bana: Cauana. Uscobilca: Uscovilca.
c, im Auslaut, fällt mehrfach fort. — capa : capac . capa cocha : capac cocha. Pachayachachi
= Pachayachachic. Sano = Sanuc. Taguapaca = Taguapacac. Es handelt sich um einen Laut, der
mehr unserm j entspricht. Als dieser Auslaut, der vor nachfolgendem vokalischem Anlaut noch
hörbar geblieben wäre, Hesse sich c in ynga Capon auffassen; ? zu lesen: incaj apun1).
c, . — Alcabic,a . Qocco : Queen (vergl. Quechgua Quccu ; Paucar £uccu) : Socsoc (bei Cobö).
Pilcoconi.
d, im Inlaut nach n vertritt vielfach t. — Andesuyo = Antisuyu.
e:i, im Auslaut. — ein che: cinchi. Tomebamba = Tumi-pampa.
g, im Inlaut nach n vertritt k-Laut. — pongo = punku (Tor, Pforte), ynga = inka. Yupan-
gui = YupanquL Sagt Cieza (2, Kap. 44; S. 160): Andabailes, que es lo que los espafioles 11a-
man Andaguaylas, so weist er damit auf die Aussprache gua = w hin.
gua = hua, wechselt mit ua und va. — Agua Panti: Aua Panti. Anda guaylas = Anta-
huayllas. guaca = huaka. Guaco = Huaco . Guaman Topa = Huaman Tupac. Guancabilicas =
Huancavilcas . guaranga = huaranka = 1000. Pinagua: Pinaua: Pinahua (Garcilaso): Pinao (San-
tacruz Pachacuti). Raua: Araua: Rauba: Araba: Ragua (Betanzos und Las Casas): Rahua (Cieza):
Arahua (Baiboa).
h, wird unterdrückt und willkürlich auch vokalischem Anlaut vorgesetzt — Anancuzcos =
Hanancuzcos. Ancovilca : Hancobilca. atun = hatun. Muyna = Mohina. Hindicancha == Inti-cancha.
hoclo = Ocllo. huno = unu.
1, steht mehrfach für 11. — Ataguallpa = Atahuallpa. Colcabamba = Collca-pampa.
1, wechselt mit r. — Lima = Rimac. Rupaca: Lupaca. Yagualsongo: Yaguarsongo.
n, alte Nominalendung. — indip churin (Seite 6G) = intip churi2). Dieselbe Form ist wohl
auch erhalten in indip apon (ebd). Yergl. die Vokativform Uiracochan in den Gebeten bei Molina,
und bei Santacruz Pachacuti: Yiracochan, Pachayachachicviracochan, Ah Uiracochan-ticci-capac ;
(Tres Eelaciones, S. 236. 248. 299). Apon neben apu wie Urcon neben Urcu.
o : u. — Oma = Uma. mochar, abgeleitet von muchani. poma = puma. Roca = Ruca. apo
= apu. mollo = mullu. pillo — pillu.
qui = ki. — lloque: Uoqui = lloki.
X. — Xauxa: Saussa (Santacruz Pachacuti = Tres Eelaciones, S. 262. 274; neben Xauxa,
S. 262) ; Sausa (Girolamo Benzoni, hist. del mondo nuovo, Venedig 1565, Bl. 128 u. 153) =» Jauja.
Galispucyu: Calixpuquiu (Betanzos). Caxamarca: Casamarca (Santacruz Pachacuti, ebd. S. 274. 325):
Cassamarca (Santacruz Pachacuti, ebd. 275; neben Caxamarca, ebd. S. 232. Garcilaso). Cuxi =
Cusi. Masca : Maxca (Fernändez ; vergl. oben S. LXVII ; maxcaras = mäscaras). Yanaximes = Yana-
8imi. oxota = usuta, ojota, ujota. Einen s-Laut bezeichnet x auch in Xuarez, der Form, in welcher
Sarmientos Berieht über die Kolonien in der Magelhaens-Strasse den spanischen Eigennamen Suärez
wiedergibt. Vergl. auch Valde's 31 und 58 über Schreibungen wie caxcavel, caxcara, u. s.w.; Paul
de Lagarde, Mittheilungen, 1, S. 135; Paul Foerster, Spanische Sprachlehre, § 9. 12, 1. 18, 17.
1) Man könnte versucht sein inticllapa bei Cobo hier herzuziehen. Doch kann ein Fehler
für inti illapa vorliegen, wie Cobo mehrfach schreibt. [Vergl. aber Nachtrag zu Seite 80, Z. 3].
2) Garcilaso 1 lib. 2 c. 26 (Bl. 24) : Yniip churin. Derselbe 1 lib. 2 c. 7 (Bl. 33) : Cupaypa
ßies: cupaypa] Huacin = casa del demonio.
LXXX EICHARD PIETSCHMANN
)
y, wird verwendet wie in der spanischen Orthographie der Zeit, wie auch v. — ayllo = aillo.
Guayna = huaina.
z, wechselt gelegentlich mit s. — Puscon: Puzcon.
Wäre die Handschrift ganz von Sarmientos eigener Hand, so würde viel-
leicht, von krassen Sinnlosigkeiten, wie es z.B. die Verwendung der grossen
Buchstaben eine ist, abgesehen, eine getreue Wiedergabe auch der orthographi-
schen Besonderheiten bis ins einzelste gelohnt haben. So aber würde sie nur
ein Abbild von den orthographischen Gewöhnungen und Unarten eines einzelnen
Kanzlisten bieten können. Ein anderes Verfahren würde gewesen sein, möglichst
im Anschlüsse an die Orthographie, wie sie vorlag, bestimmte Regeln abzuleiten
und diese streng durchzuführen, d. h. gerade das hineinzutragen, woran es be-
zeichnender Weise fehlt, die Konsequenz, von der nur in Einzelheiten, die wenig
im Vordergrund stehen '), etwas zu spüren ist. Zu dem Umschreiben in eine so
zurechtgemachte Orthographie vermochte ich mich jedoch nicht zu entschliessen.
Musste die Schreibung einheitlich gestaltet werden, so war vielmehr meiner
Ueberzeugung nach besser, sich nicht an ad hoc aufgestellte, sondern an allge-
meiner bekannte und gültige Normen anzuschli essen. Sarmientos Werk bildet
zudem, wenn ich es richtig beurteile, die bequemste Einführung in die histori-
schen Ueberlieferungen der Inkazeit, die wir besitzen. Es ist nicht als ein Er-
zeugnis des Tages gedacht, nicht als eine der vielen Staatsschriften, sondern als
eine endgültige Darstellung. Es konnte daher nur erwünscht sein, wenn doch
die Regellosigkeit der Schreibung des Originals nicht nachzuahmen war, eine
Form zu wählen, bei der auch an Leser gedacht werden konnte, die nicht ge-
wohnt sind, mit spanischen Drucken und Handschriften des 16. Jahrhunderts zu
tun zu haben. Ich bin daher im wesentlichen der Schreibweise der Real Academia
Espafiola gefolgt. Schreibweisen, die mehr dem Gebiete der Laut- und dem der
Formenlehre angehören, habe ich sogut wie durchweg unverändert belassen8)
1) Dahin gehört z. B. die Verwendung von c und z, in der einige Konsequenz besteht. Für
die von g habe ich mir angemerkt: — c,abana. ♦ gapato. ceniya. cabega, cabecadas: cabeza. escara-
mu(,a. fuer<;a, foryar, forgo. langa, lan?ar. piega. choya : chosa. playa. quiya (= quizä). traya, trayar.
danya. esperanya. labranya. matanya. ordenanya. probanya : provanza. pujanya. semejanya. venganca.
verguenya, avergonyado. — aryobispo. braya. brayalete, abrayar. aderecos, aderecar. lienyo. maryo.
moyo. pedayo. mayorca. — alcanyar. alyar. alyado, alyanse, alye. — comenyar, comienya. dangar.
destroyar. disfreyar. empeyar, empeyo, empeyado, empecaua. ensalyar. Goncalo Piyarro. — Vergl.
Yalde's 60 und dazu Eduard Boehmer S. 481 f. — Für z. : — glozadas. gozo (definido). aplauzo.
quizo. tiranizar. cozido. hazer, haze, hazia, haziendo, hazienda, hazedor, hazafia. satisfazer. plazer.
dezir, dize, diziendo, dezimos. esparzido. deduzido. produzia. luzidamente. mezclar. reziamente.
vezino. zelada. zeJo, zeloso. curacazgo. aspereza. destreza. grandeza. natural eza. presteza. riquezas.
turquezas. advenedizo. catorze. doze, dozeno. onze. quinze. treze. hazia = hacia. panezito. regozijo.
sauzes = (lat) salices. diez. juez. maiz. vez, vezes : ves. revez. Caliz. Beatriz. corazon. quemazon.
razon. sazon. boz, bozes. feroz, ferozes. trezientos. duzientos : ducientos. — Cedilla setzt die Hand-
schrift, wie andere es auch tun, auch ganz überflüssig vor e und t.
2) Das 8 der Verben auf cer und escer ist in der Handschrift nicht gleichmässig gesetzt.
Ich habe es geschrieben in Verben, in denen es noch jetzt zulässig ist.
PEDRO SAEMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXXI
oder angemerkt. Auch den Orts- und Personennamen und andern Worten ameri-
kanischen Ursprungs ist die Gestalt verblieben, in der sie die Handschrift hat.
Nur bei häufiger vorkommenden Worten ist etwas ausgeglichen worden. Da bei
einer Reihe dieser Namen unentschieden bleiben muss, auf welcher Silbe der Ton
gelegen hat, habe ich von der Akzentuierung der amerikanischen Orts- und Per-
sonennamen überhaupt abgesehen und auch Panama, Punä, Ghiänuco u. s. w. ohne
Akzent gelassen. Nur bei Piru habe ich eine Ausnahme gemacht.
Die Beglaubigung, die dem Buche beigefügt ist, enthält eine Orthographie
von viel mehr Konsequenz, als sie der Kanzlist angewendet hat, der das Buch
selbst für Sarmiento ins Reine schrieb. Ich habe die 'Ffee de la prouan<ja y veri-
ficaciön' daher in der ihr eigenen Orthographie drucken lassen, einmal weil dies
etwas Durchführbares war, sodann weil es zugleich eine Probe davon gibt, wie
der Text des Buches bei geringerer Willkür des Schreibers etwa aussehen würde,
ferner aber auch weil das mehr dem Wesen dieser Urkunde als eines Protokolls
über eine bestimmte Verhandlung angemessen erschien.
Textverbesserungen habe ich mit wenigen geringfügigen Ausnahmen überall
als solche kenntlich gemacht. Ergänzungen sind von mir in [] eingeschlossen.
Die Randbemerkungen zu dem Anschreiben an den König, meistens Zitate und
Hervorhebungen, habe ich unter dem Text angeführt, ebenso die notariellen Bemer-
kungen und Zusätze, die im Originale unten am Rande einzelner Seiten stehen.
Seit ich vor 13 Jahren auf Zureden von Karl Dziatzko übernahm, den Text
der Inkageschichte herauszugeben, habe ich immer nur mit langen, darunter
jahrelangen, Unterbrechungen und immer nur in Nebenstunden dieser Aufgabe
mich widmen können. So sind mancherlei Ungleichmässigkeiten entstanden, die
ich bitten muss zu entschuldigen. Als ich den Text in den Druck gab, hatte ich
noch nicht vor, eine ausführliche Einleitung voranzuschicken, und habe daher
eine Reihe von Anmerkungen unter den Text gesetzt. Den Stoff zu andern An-
merkungen enthalten verschiedene von den Zusätzen, die im Register verschie-
denen Worten beigefügt worden sind. Auch habe ich nach dem Vorbilde, das
Sir Clements Markham in seinen ausgezeichneten Ausgaben in den Veröffent-
lichungen der Hakluyt Society gegeben hat, ohne allerdings irgendwie Voll-
ständigkeit anstreben zu wollen, bei zahlreichen Stichworten im Register hinter
den Seitenzahlen Verweisungen angebracht, die in einem oder dem andern Falle
vielleicht erwünscht sein konnten. Es ist das vor allem bei Namen geschehen,
die in Sarmientos Werke mehr als einmal zur Erwähnung kommen. Text und
Register waren lange im Druck fertig, bevor ich bei dringenden Amtsgeschäften
soviel Zeit zu erübrigen vermochte, um an die Abfassung der Einleitung zu gehen,
die auch wiederum nur in langen Unterbrechungen niedergeschrieben worden ist —
Ich nehme die Möglichkeit wahr, die sich hier mir bietet, noch einige Er-
gänzungen zu den Anmerkungen an dieser Stelle nachzutragen. Unter dem Texte
würden mehrere von ihnen keinen oder einen kaum ausreichenden Platz gefunden
haben.
Abhandlungen d. K. Gm. d. Win. tu Gdttingon. PhiL-hirt. Kl. N. P. Band 6, 4. 1
LXIXn RICHARD PIETSCHMANN,
Ergänzungen zu den Anmerkungen und Exkurse.
Seite IV, Zeile 28 — 36. — Zwar nicht in der hier erwähnten Biographie aber in
einem Aufsatze seiner BiNioteca maritima espaüoia (T. 2, S. 618) führt Fernändez de Na-
varrete, wie ich leider zu spät bemerkte, allerdings Sarmientos Angabe aus dem Briefe vom
4. März 1572 an, dass er die Geschichte der Inka geschrieben habe. Ebendort gibt auch
Navarrete ein Verzeichnis der ihm bekannten Schriftstücke Sarmientos.
Seite 1. — In Sarmientos Entwürfe standen am Rande des Anschreibena an den
König Zitate und Hervorhebungen. Einige von ihnen hat der Abschreiber, von dem unsere
Handschrift herrührt, nicht ganz an die richtige Stelle gesetzt. Das Missverständniss ist
dann noch vor Absendung des Buches nach Spanien bemerkt worden, und die betreffenden
Stellen am Rande wurden mit Papier überklebt. — Warum die Tugend des Gebens so
vorangestellt wird, spricht sich deutlicher als hier in einer Bittschrift aus, die Sarmiento
während der Vorbereitungen zu seiner zweiten Fahrt nach der Magelhaens-Strasse an
Philipp II. gerichtet hat. Er hoffe noch dem Könige sich nützlich zu erweisen: y para
poderlo hacer con mas cualidad, deseo, siendo V. M. servido, ser honrado de su real y
poderosa mano, porque tengo en mas un buen nombre que muchas riquezas. — Von den
allgemeinen Betrachtungen über königliche Freigebigkeit geht in unserm Werke Sarmiento
nicht ungeschickt zu dem in Wirklichkeit sehr bürgerlich haushälterischen König Ferdinand
und seiner Gemalin Isabella über, denen, nebenbei bemerkt, schon Lucius Marineus Siculus
in seinem Optu de rebus Hispaniae memorabilibus (Alcala 1533, Bl. CXXUI — CXXini)
ein ganzes Kapitel 'De catholicorum principum munificentia et liberalitate' widmet
Seite 1, Anm. 4. — Cicero, pro rege Deiotaro 26 : . . dici . . . largum, beneficum, liberalem
hae sunt regiae laudes. Man sieht, dass Sarmiento den Text der Rede nicht ?or sich gehabt hat.
Seite 2, Anm. 10. — Sallustius, Catilina 2: coepere . . . maxumam gloriam in maxumo
imperio putare. Auch diese Verweisungen auf Cicero und Sallust sind aus dem Buche des
Andr^. Tiraqueau entnommen.
Seite 3. — Der uns unbekannte Ratgeber des Vizekönigs, von dem das auf Seite
XXXVI erwähnte Scliriftstück herrührt, findet einen pragmatischen Ausgleich darin, dass die
christlichen Herrscher Spaniens 800 Jahre darauf haben zubringen müssen, dass sie den
Mauren abgewannen, was die binnen 8 Monaten- in Besitz genommen hatten. Viel Blut sei
darüber vergossen und solches Blut wie das des Adels Spaniens. Selbst die Königin mit
ihren Frauen sei in den Krieg gezogen, damit durch den Anblick die Ritter an Kampfes-
mut gewönnen. 'Zum Lohn für so viele und so reichliche Mühsale bei so grossem Auf-
wände an Habe und Menschenleben1, seien den Monarchen Spaniens die an Gold und Silber,
Perlen und Edelsteinen so reichen Länder der neuen Welt verliehen worden, für die Reich-
tümer, die sie um Jesu Christi willen hingaben und einsetzten, um damit den Ungläubigen
deren Reiche abzugewinnen und sie zu verjagen'1). So entlegen wie die 800 Jahre, so
1) En premio de tantos trabajos y tan largos, con tanta costa de haciendas y vidas, les diö
e8to8 reinos tan neos de oro y plata, y perlas y piedras preciosas, por las riquezas que ellos aven-
turaron y gastaron [so ist zu lesen statt: ganaron] para Jesucristo nuestro Seßor, para que con
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXXffl
fern ab seien die dafür gewährten neuen Länder, ein so ausschliesslicher Besitz der Ge-
bieter Spaniens, wie sie Jesus Christus durch Vertreibung der Mauren zum ausschliess-
lichen Herrn in Spanien gemacht hätten, — verliehen mit dem höchsten Rechtsanspruche,
den es auf Erden gebe, von dem Statthalter Christi, und ohne jede Einschränkung, — da
diese neue Welt einer herrenlosen Sache gleich war — , eigens durch Gottes Zulassung
tirannischer Weise von den Inka vergewaltigt, sodass die Spanier nur die Eingebornen zu
taufen hatten, um diesen Besitz anzutreten1). Man wird Sarmiento Dank wissen, dass er
aus diesem Gedankengange doch nur das Wesentliche herausgenommen hat und nur nebenher
andeutet, dass so auch die Könige von Spanien die Mittel erhalten, sich neue Verdienste gleicher
Art zu erwerben. Wir wollen ihm das nicht verargen, uns vielmehr erinnern, dass schon
Christoph Columbus den spanischen Monarchen anpries, dass mit den Schätzen Indiens das
Heilige Grab wieder zurückerobert werden könne, und Geld viel vermöge, selbst die Seelen
aus dem Fegefeuer zu holen2). Der Verfasser jenes anonymen Berichts erklärt triumphierend
es ftir eine klärliche Bestätigung seiner Theorie von der Rückerstattung der Unkosten :
40 Jahre sei es her, dass Peru von Spanien erworben sei, ohne dass man die Recht-
mässigkeit des Betriebes der Gold-, Silber- und Quecksilber-Minen des Landes habe unter
Beweis stellen können, nun aber sei es geglückt, diesen Beweis zu erbringen, jetzt wo der
König 'con espiritu divino y particular movimiento de Dios', im Verein mit dem Papste
die Heilige Liga gegen die Feinde des heiligen katholischen Glaubens geschlossen habe.
Auch gibt er dann den Beweis, dass es so nötig sei die Bergwerke Perus in Gang zu
halten, dass wenn es sie nicht gäbe, es auch weder Gott noch König geben würde: que
es tan necesario, moralmente hablando, haber minas en estos reinos, que si no las hobiese,
ni habria Rey ni Dios. Wer wolle König sein, wenn das königliche Fünftel fortfalle, und
wo bleibe Gott, wo es keinen König gäbe. Ich führe dies hier an, einmal, weil die Existenz
dieses Schriftstücks charakteristisch ist für den Aufwand, der schon wälirend dieses Zeit-
raums in der spanischen Kolonialpolitik mit Grosstaten auf dem Papier getrieben wird, —
sodann auch, damit man sehe, dass Sarmientos Beweisführungen noch keineswegs paradox
sind im Vergleiche zu den spitzfindigen Deduktionen und Bemäntelungen, in denen Toledos
Umgebung sich erging. Es ist da nicht zu verwundern, was man von einer Geschichts-
darstellung wie der Sarmientos an Erfolg und Tragweite sich alles versprach.
Seite 3, Zeile 25 — Seite 4, Zeile 3. — Ueber Hus ultra als Bestandteil des spa-
nischen Wappens hat Camillus Wendeler Untersuchungen ausgearbeitet, aus denen Eduard
Ippel in seiner Ausgabe von Georg Büchmanns Geflügelten Worten (Aufl. 21, S. 362 — 363)
ellas ganasen los reinos de los infiel es y los persiguiesen. An einer andern Stelle desselben Trak-
tats heisst es: Otra cosa me admira y me hace devoeiön ver el orden que Dios ha tenido con su
Majestad del Rey nuestro senor, en que claramente declara esta verdad de haberle dado estas In-
dias y sus riquezas por premio de los trabajos y gastos que hicieron en conquistalle ä dl los reinos
d'Espaüa.
1) Col. de doc. ined. p. I h. de Esp., T. 13, S. 430 f.
2) Uebrigens sagt der ungenannte Autor : Mas digo y oso afirmar, que como sea verdad que
en orden de la predestinaeiön, no solamente los bienes de gracia . . . son medios de la predesti-
naeiön y salvaciön de los hombres, asi tambiln los bienes temporales en algunos son medios de
salvarse (a. a. 0., 8. 462 f.).
1*
LIXXIV RICHARD PIET8CHMANN,
einen Auszug mitteilt1). — In Peru sind die Wappenbestandteile, von denen Sarmiento
hier spricht, mehrfach zu heraldischer Verwendung gekommen. Die San Marcos Universität
zu Lima, gegründet 1551, ftihrt zwei Säulen mit der Aufschrift Plus ultra. Ein Adler
zwischen zwei Säulen, wohl der Reichsadler Karl V., war das Wappen von Potosi.
Seite 4, Anm. 8. — Virgil, Aen. 8, 57.
Seite 4, Absatz 2. — Das oben auf Seite XXXVI und auf Seite LXXXHI erwähnte
Gutachten gegen Las Casas sagt : Fue* tal el influjo del Padre Casas, y tal el escrupulo que
al emperador puso y tambie'n ä los teölogos, siguiendo a aquel Padre por la falsa Infor-
mation, que quiso S. M. dejar estos reinos a los Ingas tiranos (S. 488). Persuadiö* ä toda
Espafia desdel Emperador y Consejo hasta los menores frailecitos de alla, el dominio y
sefiorio destos ingas y tambieri destos caciques y curacas, y diöles titulo a los ingas de
legitimos reyes destas tierras, y a los caciques, legitimos sefiores naturales; (S. 428). —
Mit der Preisgebung durch Karl V. sind nicht nur die 'Neuen Gesetze' gemeint, in denen
die Eingebornen für freie Untertanen des Königs erklärt wurden, sondern auch die Ge-
fahren, in welche die Herrschaft Spaniens über Peru durch Blasco Nüfiez Vela und seine
Versuche, die Neuen Gesetze durchzufuhren, gebracht wurde, der Aufstand des Gonzalo
Pizarro und die Empörung der Francisco Hernandez Girön. Ueber Las Casas1 Konflikt mit
Rodrigo Contreras in Nicaragua vergl. oben Seite XIII, Anm. 2.
Seite 5. — Ueber Francisco de Toledo vergl. oben Seite VIII— XI; Xu— XVIII;
zu der vorliegenden Stelle besonders die Daten auf Seite XII. Die Amtshandlungen, die
Sarmiento Seite 5 — 7 zur Sprache bringt, sind folgende: Bei der Ankunft in Manta, der
Hafenstadt der 'Smaragden-Provinz', waren Anordnungen zu treffen wegen der kriegerischen
Quijos, die sich den Spaniern des Andres Contero widersetzten, der mit Vollmachten, aus-
gestellt von dem Lizentiaten Castro, dortbin gegangen war *)• Sodann :
Seite 6. — Auf der Landreise des Vizekönigs nach Lima meldete sich vor Piura bei
ihm der Corregidor von Loja, Juan de Avila, um über Indianerunruhen im Gebiete von
Jaen de Pacamoros zu berichten. Er wurde als Friedensstifter in das Ansiedlungsgebiet
des Adelantado Juan de Salinas entsandt. In den Belaciones geogrdficas (I S. 47) heisst es
in einem zwischen 1578 — 74 geschriebenen Berichte: Desde Loja a la parte do aale el
sol, esta la gobernaciön de Juan de Salinas, ques Valladolid y Loyola y Cumbinama.
Todos estos pueblos estan dentro de cincuenta leguas de Loja, son muy pequefios y de
1) In dem Texte zu einem 1564 von Georg Hoefnagel gezeichneten Blatte, das Cadiz dar-
stellt, in den bei Johann Jansson in Amsterdam erschienenen Iüustriorum Bispaniae urbium 7 a-
bulae, heisst es : Carolus V. has Herculis columnas jure optimo symboli loco usurpavit, quum vic-
toriae et potentiae suae ornamenta longe ultra hoc fretum diversis mundi partibus, nova fuerint . . .
optimo igitur jure scribitur PLUS ULTRA Noch weitter der Keyser. Die Säulen mit Plus Ultra
hat nicht blos Cadiz im Wappen, sondern auch die Provinz Badajoz, seit 1708 auch die Stadt Sos,
eine Säule mit Plus Ultra die Stadt Badajoz. Vergl. Francisco Piferrer, Nobüiario de los reinos y
seftorios de Espana, T. 6, unter Nr. 2329. 2330. 2385 und S. 212. Den Hinweis auf beide Werke
verdanke ich der Güte Eduard Ippels. Vergl. auch Dielitz, Wahl- und Denksprüche, Frankf . a. M.
1884. S. 246.
2) Vergl. zu dem Memorial de guerra, § 8 die Relaciön über die Esmeraldas-Provinzen im
Apendice Nüm. m der Belaciones geogrdficas, T. 3, S. CXXXIV— CXXXIX. Wegen der Hälfe-
leistungen nach Chile vergl. auch unten Seite LXXXVL
PEDRO SARMIENTO S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXXV
poca gente en todo, asl indios como espafioles. En Cumbinama se saca mucho oro y bueno,
y en Santiago de las Montafias tambtän, ques asimismo gobernacion de Juan de Salinas.
Antonio de Herrera, Decada 5 libro 10 Cap. 14 (1615 S. 309) sagt: Y para acabar con
el distrito del Andiencia de San Francisco del Quito, qneda la Gobernacion de los Paca-
moros, 6 Bracamoros, 4 Y[a]guarsogno, dicba por esto nombre de Juan de Salinas, y con
sus limites y terminos cien leguas, que se le sefialaron al Oriente, desde veinte leguas mas
adelante de la ciudad de Zamora, que es la misma Cordillera de los Andes, y otras tantas
Norte Sur .... Tiene esta provincia cuatro pueblos, que fundö el Capitan Juan de Salinas
de Loyola, siendo su Gobernador, el primero la ciudad de Valladolid en siete grados de
la Equinocial, y a veinte leguas de la ciudad de Loxa al Sueste, pasada la Cordillera de
los Andes. El segundo la ciudad de Loyola 6 Cumbinama, que esta como diez y seis le-
guas al Oriente de Valladolid. La tercera es la ciudad de Santiago de las Montafias, ein-
cuenta leguas de Loyola, como al Oriente. [Die vierte Ortschaft zu nennen bat Herrera
vergessen] . . . . y que el Capitan Juan de Salinas, demas de baber gastado mucho de su
hacienda en pacificarlos [los naturales de la gobernacion], usö de mucho valor, prudencia,
4 industria. Juan de Salinas hatte seine Gobernacion verlassen um seine Angelegenheiten in Spa-
nien persönlich geltend zu machen, und während seiner Abwesenheit vertrat ihm sein Neffe Ber-
nardo de Loyola. Diesen Neffen aber meint Sarmiento offenbar nicht mit dem Beamten, den To-
r
ledo beauftragt habe, die dort lebenden Spanier in Zucht zu halten, sondern Juan de Avila.
Toledo sagt in der Relation del estado de guerray die im Februar 1572 geschrieben sein wird,
über die Gobernaciones des Melchor Väzquez und des Juan de Loyola: de cuyas gober-
naciones he tenido aviso particular de Loja . . . y han salido con socorros los vecinos y
particulares de aquellas ciudades comarcanas, y ültimamente, el corregidor, como le envie*
a mandar, y me ha avisado que lo hizo, y allanö aquella provincia por entonces (S. 323).
Juan de Salinas hatte gleich andern Verwandten des Stifters des Jesuitenordens sich nach
diesem den Namen Loyola zugelegt. Der Conde de Nieva hatte ihn jährlich eine Beihülfe
von 4000 Pesos zahlen lassen (Col. de doc. inSd. p. I. hist. de Esp., T. 94, S. 154). Toledo
hat ihn nicht gerade begünstigt. Ueber seine kühnen Unternehmungen und Entdeckungen
hat Jimenez zahlreiche Nachrichten in den Vorbemerkungen und Apendices der Relational
geogrdficas (besonders T. 1, S. LXVI f. 47. T. 4, S. LXV— CXXIII) zusammengestellt *).
— Die Ansiedelung, die Sarmiento als neu begründet anführt, mag vielleicht Logrofio de
los Caballeros sein. — Die erste Urkunde, nach der sich Juan de Salinas wieder in seinem
peruanischen Gebiet befindet, datiert vom 7. Januar 1574.
Seite 6. — Toledo in seinem politischen Testament, § 9 : Las provincias de Tucuman
y Sancta Cruz tambien andaban y anduvieron con desasosiegos hasta que en la una se
prendiö y castigö ä D. Diego de Mendoza y otros, y en la otra D. Gerönimo de Cabrera *).
In einem Aktenauszuge •) aus dieser Zeit liest man: Que el obispado de Tucuman esta
1) Vergl. ferner Acosta, lib. 3 cap. 16. Ueber Yaguaraogno auch ülloa, Notitias ed. Barry,
P. 1, S. 380 f. ; Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker 3 S. 543. 546,
2) Vergl. auch die Relation del estado de cosas de guerra, S. 323 f. Relationes geogrdficas
2, ApCnd., S. XXXD.
3) Colectiön de docum. in&d. p. I. hist. de Esp., T. 94, S. 255.
LXXXVT RICHARD PIET8CHMANN,
sin perlado, muy necesitada aquella tierra y äun de buen gobierno. Ins geistliche Gebiet
schlug jedoch auch ein Religionsprozess, der zweite nämlich der gegen den Gobernador
Francisco de Aguirre geführt wurde, der 1570 begann und 1572 noch nicht zu Ende
war 1). — Die Nennung von Santa Cruz de la Sierra zeigt, beiläufig bemerkt, dass die
Angaben, nach denen dieser Ort seit 1595 so genannt wird2), irrig sind. — Anzuführen ist
hier ferner aus Toledos politischem Testament die Stelle : La provincia de los Charcas estaba
clamando y pidiendo cada dfa remedio para los robos y saitos que los indios Chiriguanaes
de aqueilas cordilleras y montafias hacfan todas las veces que salian, que era casi cada luna.
Die Chiriguanaes hatten den Gobernador Nuflo de Chaves umgebracht 8). Als Sarmiento sein
Werk schrieb, hoffte Toledo noch mit den Chiriguanas friedlich auszukommen. Der Feldzug, zu
dem er sich dann doch entschloss, lief auf Misserfolg hinaus, immerhin sagt aber darüber Toledo
in dem politischen Testament : La provincia de los Charcas tambie'n quedö asegurada y sin
la queja continua que tenian de los dafios que rescibfan de los Chiriguanaes, porque aun
cuando yo entre* a ellos que no parescieron ni osaron esperar cn ninguno de sus lugares y
valles, no se extirparon ni echaron de la cordillera del todo. Quedaron temerosos de que
ya la sabfamos y habfamos andado y conoscido sus entradas, fuerzas y tierra, y las fron-
teras que de la nuestra coniinan con ella fortificadas con las poblaciones que se hicieron
en los valles de Tarisa, Tomina y Lochabamba y fuerzas con espanoles y gente que los
atemoriza y corre su tienda, y defiende y asegura la nuestra. Es klingt das allerdings
ganz anders als der Bericht den Garcilaso gibt. Die Chiriguanas zu unterwerfen ist Toledo
freilich so wenig gelungen wie schon den Inka 4). — Unter den Unruhen, die Toledo vor-
fand, erwähnt er auch noch: fue' desasosegada la ciudad de la Paz con el alteraciön que
en ella habia causado Gtfmez de Tordoya y los remanentes que desto quedaron entre Gon-
zalo Gironda y Alonso Osorio y otros a quien yo rnande* prender y castigar.
Seite 6. — Alsbald nach der Ankunft in Lima wurde Toledo von Miguel de Velasco,
der aus Chile abgesandt war, mit Vorstellungen bestürmt, dorthin Hülfe zu entsenden. Die
Unterstützungen, von denen Sarmiento auf Seite 5 spricht, bewilligte der Vizekönig schweren
Herzens; wie er sich ausdrückt: mas por necesidad y Obligation forzosa, que por mi vo-
luntad (Memorial de guerra § 9). Er entsandte Juan örtiz de Zärate mit einer halbwegs
zwang weise aus Vagabunden und Mestizen rekrutierten Mannschaft und den erforderlichen
Kriegsvorräten. In dem politischen Testament sagt der Vizekönig : El reino de Chile estaba
tan apretado, que enviändome el audiencia a pedir socorro, me decian que estaban para
perderse, y que los indios venian ä buscarlos y cercarlos en sus ciudades. Und über den
1) Colecc. d. doc. inid. p. I hist. de Esp., T. 94, S. 295 f. J. T. Medina, Histotio del tri-
bunal del Santo Oficio de Chile, T. 1, S. 109 ff. 237—264. Protokoll über das Abschwören des
Aguirre in der Colec. d. doc. inid. del. Arch. d. Indios, T. 26, S. 362—385.
2) Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie 6, S. 351. Ueber den Namen gibt es ver-
schiedene Angaben, vergl. Cobo 3, S. 96 auch 3 S. 110 und Gil Gonzalez Dävila, Teatro eclesidstico
de la primitiva iglesia de Indios, T. 2, Bl. 108. Jimenez verweist auf den gleichnamigen Ort in
Estremadura in Spanien, aus dem Nuflo de Chaves stammte.
8) Vergl. Memorial de guerra % 6 und den Auszug daraus in der Relaciön sumaria.
4) Vergl. oben Seite LXXI und den Text Seite 105, 109 und 110, auch den Nachtrag zu
Seite 105. — Ueber Juries und Diaguitas vergl. auch Th. Waitz, Anthropologie 8, S. 432.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LXXXVO
schli esslichen Erfolg: El reino de Chili aunque no quedaba sin guerra, con los socorros
que V. M. ha mandado enviar de este reino y con los que yo hice, quedaba mäs reforzado
y con caudal y fuerza para poder ir los espafioles a buscar a los indios a sus casas y
tierras1).
Seite 6, Anra. 2. — Das (cargarse como brutos' bezieht sich wohl zunächst auf die
Beförderung von Lasten durch Indios, das Tragen von 'andas' und dergleichen. Besonders
mussten und müssen z. T. noch die Weiber Lastträgerdienste ihren Männern tun, und auch
die Spanier der ersten Zeit nach der Conquista nahmen sie dazu. In den Küstengebieten
hatten die Vornehmen des Landes die Erfindung gemacht auf den Schultern von Unter-
gebenen einherzureiten. Toledo äusserte sich über die Lastträgerpflicht der Indios, die der
König abgeschafft wissen wollte, zunächst ziemlich zurückhaltend. La verdad es que por
ningun premio saldran ellos [los indios] al trabajo de su voluntad, porque no tienen cu-
dicia ni ambicidn, y lo que hobieren de hacer ha de ser por respeto 6 temor, 6 proveyeii-
doles de algunas cosas de que ellos ternän contentamiento por su naturaleza. Es verdad
que en algunas partes, do no se puede caminar a caballo y apenas a pie", es forzosa la
carga de los indios y usada dellos, y en esta parte no podrfa dejar de haber ecesiön.
Immerhin begegnen wir in einem Verzeichnisse von Verordnungen, die der Lizenziat Ma-
tienzo in der Zeit der Visita general Toledos verfasst hat *), einer Reihe von Bestimmungen :
para que no so carguen indios para cargas, — que no se carguen indios, — que los indios
no se carguen, u. s. w. Die Absicht war aber nur, die Ausnutzung der Arbeitskraft der
peruanischen Indios ungeschmälert zu erhalten, etwas rein administratives. In Humboldts
Vues des CordiUeres kann man übrigens Reisende sehen, die in Tragkörben auf dem Rücken
von Eingebornen sitzend im Berglande Perus befördert werden. Ueber die Visita general
und das Zusammenlegen der Ansiedlungen der Indianer äussert sich Toledo ausfuhrlich in
dem politischen Testament. Vergl. darüber auch oben Seite XV und XVII.
Seite 6 — 7. — Die Ereignisse, auf die hier angespielt wird, erzählt dem Könige der
Vizekönig selbst in seinem Schreiben aus Cuzco vom Februar 1572: En otra parte destas
cordilleras de infieles, por cuyas faldas yo vengo, no tienen guerra, antes admiten rescates
y contratos con los indios cristianos reducidos. Estos, como no haya noticias que tengan
oro y plata, hänselos dejado estar, desfrutando dellos los mas rescates que pueden sacar.
Enviaronme ä pedir seguro y paso para salir ä mi ; y ansi se le envid, y lo lücieron cinco
6 seis dellos, con un principal. . . . Mand&os tratar muy bien, y que los vistiesen y adere-
zasen de todo lo que ellos cudician de aca, y que los volviesen a su tierra, y a un reli-
gioso que se pusiese en Comas, que es lugar mas propinco ä ellos de los indios cristianos,
y que all! comenzasen a venir a ser catequizados, y que, cuando lo fliesen todos los prin-
cipales, entrarian algunos de los religiosos a levantalles iglesias y a bautizallos. Han sa-
lido a mi aqui otros bärbaros de los Chunchos, que es una provincia grande y de mucha
multitud dellos, ä pedirme lo mismo, con los cuales se ha hecho lo mismo que con estotros;
1) Vergl. Colecciön de doc. inid. del Archivo de Indios, T. 8, S. 234—286. T. 25, S. 551—663.
Memorial de guerra § 7—10. Relaciön del estado de cosas de guerra, S. 332 f. 336 f. Advertencias
del virrey en cosas del Pirü y Chile, S. 340 f.
2) Colecciön de docum. inid. del Archivo de Indios, T. 20, S. 543—562.
LXJLXVUI RICHABD PIETSCHMANN,
y lo mismo querria hacer en todas las partes destas cordilleras donde los indios infieles no
fuesen de guerra, porque algnnos de los indios de paz, que con ellos contratan, los han
hecho y hacen tributar en cierta forma, dändoles ä entender qne el tributo es para el
grande Apo de Espafia ; y si con el crödito de vuestra Majestad y de su ministro comen-
zasen estos infieles a venir, terniala por mejor manera de conquista, para reducirlos ä la
fd, que la de la violencia de las armas, de Chile. — In Sarmientos Argumentation sind dies
wertvolle Beispiele für freiwillige Untertänigkeit im Gegensatze zu der von den Inka er-
zwungenen, nach Aristoteles, wie der anonyme Verfasser des Berichts vom 16. März 1571
hervorhebt, rechtlich unwirksamen. Werden die Anden-Stämme hier als unterworfen aufge-
zählt, so erklärt allerdings Toledo noch in seinem politischen Testament, seit der Beruhigung
des Yilcapampa-Gebiets stehe die Pforte offen zu den Manaris, Pilcozones und Iscayngas.
Wie wenig weit aber diese Erschliessung reichte, das lehrt ein Bericht vom Jahre 1602,
in dem der Versuch der Jesuitenväter Diego Montoya und Hernando de Cartagena, von
dort aus Bekehrungen zu machen, mit andern ähnlich gescheiterten aufgezählt wird. (Vergl.
Relacioncs geogräf., T. 4, Apend. S. CLXVI). Tatsächlich hat Acosta Recht behalten, der
(lib. 7 cap. 28) bemerkt: 'Dann die Chunchos, Chiriguanes, Pilcocones und übrigen von
den Andes? Was hat da die Blüte Perus ausgerichtet mit so grossem Aufgebote von
Waffen und Mannschaft, wie wir es zu sehen bekamen ? Mit welchem Gewinn ist sie heim-
gekehrt? Sie kehrte heim nicht wenig zufrieden, mit dem Leben entkommen zu sein, nach
Verlust des Gepäcks und fast sämtlicher Pferde'. Man solle doch die sogenannten Indios nicht
unterschätzen : No piense nadie que diciendo Indios ha de entender hombre de tronchos, y
si no, llegue, y prueve.
Seite 7, Zeile 9, — In dem Bericht vom 16. März 1571 : se los dio* Dios por el mas
alto tftulo de cuantos todos los Heyes cristianos poseen.
Seite 7, Anm. 3. — Die Citate hier und auf den folgenden Seiten nach Patris Fran-
cisci de Victoria Relectiones theologicac XII, T. 1. Lyon: Iacobus Boyer 1557. Sarmiento
unterscheidet hier nicht gerade ängstlich zwischen den Lehren, die Francisco de Victoria
selbst vertritt, und denen, die er nur anfuhrt, ohne sie ganz zu billigen. Tatsächlich läuft
aber auch der Inhalt der Relectiones auf eine neue Beweisführung für die weitgehendsten
schon früher aufgestellten Theorien hinaus.
Seite 8, Anm. 1. — Cristöbal Vaca de Castro schreibt an Karl V. aus Cuzco am
24. Nov. 1542 : En la provincia que he dicho que ay de aqui ä las Gharcas, que se llama
de Collao, ymformandome de otras cosas, he sauido como ay yndios que tienen por cos-
tunbre de vsar el pecado abominable entrellos, y andan vestidos de Abito de yndias : tengo
aqui presos muchos; hazerse ha justicia 6* ponerse ha remedio en esto. Algnnos dizen, en
sus dichos, questan diputados para este abominable pecado, para los pasajeros yndios que
van por aquella provincia, porque no entiendan con las yndias. (Cartas de Indios, S. 491).
Die Verallgemeinerung, die Sarmiento auf Seite 9 macht, dass in allen Gebieten der Neuen
Welt und auch in Ozeanien die Versündigungen contra naturam verbreitet gewesen seien,
ist übertrieben. Die alten Nachrichten darüber, bemerkt richtig Theodor Waitz (Anthropo-
logie, Bd. 3, S. 383), sind mit vieler Vorsicht aufzunehmen wegen der völkerrechtlichen
Tragweite, welche die Spanier der Nachweisung eines solchen Befundes beimassen. Im Ge-
biete von Peru scheint nichts erwiesen zu sein als das Vorkommen von Verirrungen im
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DBS INKAREICHES. LIXXIX
Collao und im Küstenlande von Puerto Viejo, wo sie mit religiösen Vorteilungen und mit
der Sage von eingewanderten Riesen (vergl. oben Seite XXX) in Zusammenhang gebracht
wurden ; wenigstens nach Angabe der Chronisten. Nach einer Aufzählung von Gesetzen,
welche in der Relation anönima steht, die Jimcnez in den Tres Relationen veröffentlicht hat,
würden alle Versündigungen der Art, die Sarmiento meint, in Peru als im höchsten Masse
strafbar gegolten haben. Doch sind die Angaben dieses anonymen Autors nicht ganz frei
von apologetischen Beimischungen.
Seite 9, Anm. 2. — Ueber diese Entdeckungsreise spricht auch Sarmiento im 5. Kapitel
(Seite 22) und im 46. Kapitel (Seite 91). Anzuführen war hier vielleicht noch die von Cesareo
Fernandez Duro im Boletin de la Sociedad geogräfica de Madrid (T. 37, S. 411—429) herausge-
gebene Relation breve de lo sucedido en el viaje que hieo Alvaro de Mendaiia en la demanda de la
Nueva Guinia. Ferner war zu verweisen auf James Burney, A Chronciogical History of the Voyages
and Discoveries in the South Sea or Pacific Octan, Vol. 1 S. 278. Lord Amherst of Hackney
and Basil Thomson, The Discovery of the Solomon Islands by Alvaro de Mendafla in 1568.
Vol. 1. 2. (= Works issued by the Hakluyt Society, Second Series, No. 7. 8) London 1901.
Die Vorrede dieser wichtigen Veröffentlichung beschäftigt sich (S. XIV — XVII) auch mit
Sarmiento. Er wird dort im ganzen zu hart beurteilt.
Seite 9. — Der Erfolg, den Sarmiento der von Toledo angeordneten Beweisaufnahme
verspricht, ist ausgeblieben. Durchaus eine Polemik gegen diese Geschichtsauffassung enthält
das was der Maestro Luis Lopez, von dem schon die Hede war, unter den Vorwürfen gegen
Philipps II. Politik in Peru obenanstellt : Entrada injusta, posesiön peor si se adquiere para
propriedad como el reino de Espana, pues no hay titulo justo de guerra, ni de elecciön,
ni de tirania de Ingas, ni de bula del Papa, ni de subcesiön. Y si se retiene es por titulo
de la conservaciön de la fe* . . . hasta que haya sefior propio a quien se pueda confiar la
iglesia y conservaciön de la i6 como el Rey lo confiesa. Pero este titulo tiene mucho
escrupulo, porque 6 el Rey, ö su lugarteniente, van acabando la subcesiön de los sefiores
naturales, para que no haya quien pueda subceder. Und dem Vizekönig wird von ihm vor-
geworfen: Ha apocado los sefiores naturales diciendo que son tiranos. Man sieht, die Ge-
sinnungsgenossen des heiligen Eiferers Bartolome* de las Casas waren durch die Zeugen-
verhöre und Ermittelungen über die Geschichte Perus keineswegs in ihren Ueberzeugungen
umgestimmt worden. Die Lehre des Bischofs von Chiapa blieb eine Macht. Sie lebte fort
und hat sogar zu ihrem Teil eine verspätete und kurze Verwirklichung gefunden in dem
Jesuitenstaate von Paraguay. In einer Forderung allerdings begegnen sich die Jesuiten-
Väter mit Toledo, in der, dass die Indianer ihre zerstreuten Wohnsitze aufzugeben, dass
sie in 'Reduktionen1 gesellig zusammen zu leben hatten. Ans ihren Missions-Ansiedlungen
haben sie grosse Erziehungs- und Arbeitsanstalten gemacht; das Experiment eines Pro-
duktivst aats, in dem zwischen Regierenden und Regierten eine Kluft befestigt war, die
keine Ausgleichung, keine innere aufsteigende Entwickelung des Ganzen zuliess, da sie aus
einem zwiefachen Abstände entsprang, aus dem unverrückbaren, der in dem Grundgedanken
der theokratisch-hierarchischen Organisation durchgeführt lag, und aus dem angeborenen der
Rasse. Die Väter haben ihre indianischen Zöglinge brav angehalten, im Schweisse des An-
gesichts tätig zu sein bei Beschäftigungen, die niemals recht nach dem Sinne der Indios
waren ; sie haben deren ganzes Dasein unter eine Art von geistlicher Polizeiaufsicht gestellt ;
Abhdlgn. d. K. Od* d. WiM. su QflUinfen. Phil.-hiit. Kl. N. F. Band 6,4. m
LIXXI RICHARD PIRTSCHM AN X.
aber ein Joch wie die Mita haben sie ihren Goarani nicht auferlegt. £0 trifft sich nicht
von ungefähr, da» einer von den Vätern der Gesellschaft Jesu, die Toledo bei sich hatte,
Jos^ Acosta, genau dieselben Theorien einer eingehenden Kritik unterzogen hat, die in dem
Gutachten des Ungenannten aus Yucay, der Eingabe des Vizekönigs vom 1. Man 1572
(oben Seite XX) und hier von Sarmiento dargelegt werden. In einer Schrift nämlich De
Promulgation* evangdii apud barbaros sitt de procuranda Indorum salute1), die Acosta noch
während seines Aufenthalts in Peru nicht lange nach Toledos Feldzügen gegen die Inka
und gegen die Chiriguanaes verfasst hat, wendet er sich gegen die Lehren des Francisco
de Victoria. Waffengewalt, erklärt er, sei gegen die Indianer nur anzuwenden, wenn die
unbedingte Nötigung vorliege: debellari non possunt Die Heranziehung der Indianer zur
Zwangsarbeit in den Bergwerken will er sich nicht unterfangen anzufechten, da sie von so
hervorragenden Theologen und Rechtskundigen gutgeheissen worden sei Er zählt aber für
die Ausführung dieser Massregel eine solche Menge wesentlicher Einschränkungen als selbst-
verständlich auf, dass nicht viel übrig bleibt. Die Erzgewinnung hält er aus ähnlichen
Gründen wie Toledos ungenannter Batgeber für unentbehrlich; Gott habe 'pro nostrorum
hominum ingenio' diesen entlegenen Ländern diese Lockmittel verliehen, damit auch dorthin
das Evangelium gelange *). Nur sehr behutsam weist er ferner darauf hin, dass man die
Befugnisse, die die Inka und Montezuma in ihren Reichen besassen, auf den König von
Spanien doch nur unter der zwiefachen Voraussetzung übertragen könne, dass sie erstlich
jenen Herrschern von Rechts wegen zustanden und zweitens von Rechts wegen auf den König
von Spanien Übergingen. Um so unumwundener bekämpft er aber diejenigen denen
nicht genüge, dass dem Papste, soweit er seine Pflichten als berufener Förderer der
Ausbreitung des Glaubens nicht selber wahrnehmen könne, allerdings zustehe, christ-
lichen Fürsten die Fürsorge dafür zu übertragen. Einige Verfechter, um nicht zu
sagen Umschmeichler königlicher Machtbefugnis hätten nämlich unternommen, aus der
Inkaherrschaft als einer Tyrannis und durch Vergewaltigung usurpierten Machtstellung
und aus der Polyktratie, oder, wie es spanisch laute, aus der Behetria, in der die meisten
Stämme in Ermanglung eines rechtmässigen Königs gelebt hätten, für einen christlichen
Fürsten einen Rechtsanspruch auf Herrschaft herzuleiten, eine Begründung, die nicht recht
verständlich und sicher nicht zu billigen sei. Dürfe man nicht einem Räuber fremdes
Gut abjagen, um es flir sich selber in Anspruch zu nehmen, welche Billigkeit, welche Lo-
gik liege dann darin, den Vergewaltigern der Indianer, gesetzt den Fall, dass sie das seien,
die Herrschaft zu entreissen und sich selber zuzusprechen. Gereiche es Sulla zur Recht-
fertigung, dass er die Republik der Knechtung durch Marius entriss und dann selber
dasselbe über sie verhängte. Solle uns fremde Uebeltat ein Recht auf eigene gewähren;
das sei geradezu lächerlich, — Aesopicae fabulae persimile. Ueberdies habe in jenen Reichen
1) Das Werk erschien zusammen mit den beiden ersten noch in Peru von Acosta lateinisch
abgefassten Büchern seiner Naturgeschichte (De natura novi orbü libri duo) zuerst 1589 in Sala-
manca, nach Antonio auch dort 1595; ferner erschien es in Köln 1596. Zu vergleichen sind be-
sonders Buch 2 und 3.
2) Aehnlich äussert sich Acosta auch in der Historia natural (lib. 4 cap. 7 ; 8. 209), in der
er noch hinzufügt, die Einkünfte dienten auch zum Schutze des Glaubens und der Kirche, nämlich
zur Abwehr der Ketzer, denn dazu verwende der katholische König den Reichtum Indiens, der ihm
verliehen sei, und bedürfe er noch viel mehr.
PEDRO SARMIENTO'S GK8CHICHTE DES INKAREICHES. LXXXXI
die Herrschaft, möge sie eine usurpierte gewesen sein, sich nunmehr 600 Jahre lang1) be-
währt; dass eine solche Dauer zur Verjährung ausreiche lasse bei den Herrschaften in den
meisten andern Reichen sich nicht bestreiten, ohne alle menschlichen Angelegenheiten von
Grund aus zu zerrütten: Quod enim regnum est, quod non violentia magna ex parte quae-
8itum sit, ut non inepte apud veteres et reges et tyranni eodem nomine censeantur. In
Gemeinwesen aber von polykratischer Verfassung ohne Zustimmung der Angehörigen der
Verbände, ja gegen ihrer aller Willensmeinung, einen auswärtigen Fürsten einzusetzen, —
wenn das nichts von Vergewaltigung habe, so habe es überhaupt nie einen Gewaltherrscher
gegeben. —
Seite 10, Kap. 2. — Die Redewendung, mit der dies Kapitel beginnt, wird entlehnt
sein. Etwas ähnlich drückt sich etwas später Gonzalo Argote de Molina aus in seiner
Nobteza de Andalusia. Vergl. Salva, Catdlogo 2, S. 666, Nr. 3540.
Seite 11, Anm. 2. — Mare nostrum als Benennung für das Mittelmeer findet man
schon bei Sallust (Jug. 17) und Caesar (beü. GaU. 5, l)2). In der Abgrenzung der drei
Erdteile Europa, Asien, Africa richtet sich Sarmiento ganz nach folgenden Angaben des
Pomponius Mela: Hoc mari [man nostro] et duobus inclvtis amnibus Tanai et Nilo in
tres partes Universum dividitur. Tanais a septentrione ad meridiem vergens in mediam fere
Meotidae defluit, et ex diverso Nilus in pelagus. Quod terrarum iacet a freto ad ea flumina,
ab altero latere Africam vocamus, ab altera Europen, ad Nilum, Africam, ad Tanaim,
Europen. Ultra quidquid est, Asia est An einer andern Stelle wiederholt derselbe Autor:
Africa ab orientis parte Nilo terminatur. Die Vorstellung, die zu Grunde liegt, ist ungefähr
das Schema, das in den Radkarten des Mittelalters sich ausprägt. Das Mittelmeer verläuft
von W nach 0, gabelt sich im 0 in zwei Zipfel. In den nordöstlichen mündet in grader
Linie von N nach S verlaufend der Tanais, in den südöstlichen, ebenso grade von S nach
N fliessend der Nil. Der Akkusativform Silin des Namens Suis mag Sarmiento vielleicht
auf Karten begegnet sein, vielleicht auch bei Plinius, der nach den alten Ausgaben (z. B.
Basel 1535 Seite 83 = hist. not. 6, 20) sagt: Tanain ipsum Scythae Silyn vocant, und
auch von dem Jaxartes (Seite 87 = 6, 49): quod Scythae Silyn vocant, Alexander mili-
tesque eins Tanain putavere esse. Hieronimo Ghaves sagt in seiner Chronographia : Apartase
[la Europa J dal Asia por el rlo Tanays, a quien los Scythae llaman Silim, y por la la-
guna Meotis. So wenigstens nach der Ausgabe von 1576 (Bl. 87 a), der mir leider allein
zugänglichen. Dass Ptolemaeus (Geogr. 2 cap. 1, 5) vorzieht, die Grenze auf der Landenge
anzusetzen, wurde im 16. Jahrhundert vielfach erörtert, selbst in historischen Werken wie
in den Episcopi Gerundenns paralipotnenon Hispaniae libri deeem antehac non excussi, Granada
1545 (Fol. II b). Auch Chaves (a.a.O., Bl. 88b) lässt Africa bis an das Rote Meer
reichen und sagt: y esta es la mejor y mas razional opiniön de los cosmögraphos. Sar-
miento mag offenbar die alte sinnige Divisio trifaria nicht missen. Er konnte sich auf
1) Auf das Reich der Azteken passt das nicht, der Inkaherrschaft gibt aber, wie schon oben
Seite LX1V angeführt wurde, Acosta in seiner Historia natural eine viel kürzere Dauer und zwar
ausdrücklich für die gesamte Regierungszeit der 11 Inka, die er rechnet.
2) Zu dem Ausdrucke vergl. auch Nissen, Italische Landeskunde, Bd. 1, S. 102, Anm. 2.
Strabo 1 , cap. 3, 5 : i\ JiuetiQa ödlccrta ; cap. 3, 4 : ^ na»9 iiuäg ödlatta ; 2. cap. 5, 18 : ^ ivtbg rj
xa& ijuäg frUarr«. Ptolem., geogr. 2 cap. 1, 5: %a& i)p*f öaXatta.
m*
LXXXXIJ RICHARD PIET8CHMANN,
Pietro Martire cTAnghiera berufen. Der schreibt in »einer Jjegatio Babyionica (lib. 3 ; Basel,
Ioann. Bebe! 1533, BL 83 C) in der Schilderung Aegyptens, die er nach Spanien schickte:
Urbem autem provinciae nostra tempestate caput Cayrum incolae appellant. Haec est in
Asia trans Nilum : Alexandria vero citra, propterea in Africa. Nilus enim, serenissimi prin-
cipes, Asiam dirimit ab Africa. Lässt doch auch schon Strabo (lib. 1 cap. 2, 25) Aegypten
durch den Nilstrom in ein afrikanisches und ein asiatisches Gebiet zerlegt werden; wem
das nicht gefalle, der solle entweder nicht ' die Festländer teilen, oder nicht durch den Nil.
Seite 11, Anm. 3. — Ueber den Namen Silis vergl. auch den vorstehenden Nachtrag.
Als skythischef Name des Iaxartes kommt Silis auch vor in dem Kommentare des Eu-
stathios zu Dionysios Periegetes (14). Vergl. auch Alfred v. Gutschmid, Kleine Schriften,
Bd. 3, S. 75.
Seite 11, Anm. 4. — Ptolomaeus, Geogr. 1, 11, 1. 1, 13. 1, 14. — Ueber Kattigara
vergl. auch: Ferdinand v. Richthofen, China, Bd. 1, S. 507-510, und dazu Alfred v.
Gutschmid in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländisdien Gesellschaft, Bd. 34 (1880), S.
204—206 (= Kleine Schriften, Bd. 3, S. 600 — 603). Wenn die Geführten Alexanders des
Grossen (Seite 11, Zeile 21; Seite 22, Zeile 8) als Zeugen dafür aufgerufen werden, dass
zu ihrer Zeit noch Kattigara über Malakka mit dem Festlande Asiens zusammengehangen
habe und dass ihre Seefahrt einen Abstand von 40 Tagen zwischen der Ostktiste Asiens
und Kattigara ergebe, so beruht das auf Missverständnis. Die betreffenden Aussagen gehen
nicht auf den grossen Eroberer und seine Gefährten zurück, sondern auf einen spätem
Griechen dieses Namens, dessen Angaben über den Seeweg nach Kattigara von Marino»
von Tyros verwertet worden waren und daher auch in der Auseinandersetzung des Geo-
graphen Ptolemaios über die östliche Ausdehnung der Oikumene zur Erwähung kommen.
— Die Verweisung: de la cual tratarc* en su lugar (Seite 11, Zeile 22 des Textes) be-
zieht sich auf Seite 22 des Textes. Vergl. auch den Anfang von Kapitel 4 auf Seite 15
des Textes.
Seite 12, Anm. 2. — Zu den Zeitgenossen Sarmientos, die ernsthaft über den Ver-
bleib der Atlantis verhandeln, gehört auch Michel de Montaigne, der in seinen Essais (livr.
1 chap. 30) meint, die Neue Welt könne doch nicht Ueberbleibsel eines Festlandes sein,
das schon unmittelbar im Westen von Spanien anfing. Gekannt haben wird Sarmiento einen
Passus der Historia de las Indios des Francisco Lopez de Gomara (1553 fol. 119): Pero
no hay para que disputar, ni dudar, de la isla Atläntide, pues el descubrimiento y con-
quistas de las Indias aclaran llanamente lo que Piatön escribicS de aquellas tierras. T en
Mexico Uaman ä la agua aü, vocablo que parece, ya que no sea, al de la isla. Asi que
podemos decir como las Indias son la isla y tierra firme de Piatön y no las Hesperides,
ni Ophir y Tharsis, como muchos modernos dicen. Ferner sagt Pedro de Medina in seiner
Arte de navegar (Valladolid 1545, fol. XIIII) mit dem Lande, zu dem man nach Piaton
von den Säulen des Herakles aus hinfuhr, sei gemeint gewesen 'das Indien-Land, das wir
jetzt haben' — la tierra de Indias que agora tenemos. Gekannt haben kann Sarmiento
ferner eine Bemerkung die Pietro Martire in seinem Werke De Orbe novo (Dec. 2 cap. 7)
macht. Bei Erwähnung der Entdeckungsreise des Vicente Yäfiez Pinzon von 1508 lässt
hier Pietro Martire das Festland in 7° südL Breite sich als eine Landspitze in der Kich-
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. LX XXX III
tung auf das Atlasgebirge binstrecken und erklärt: Pnto terram banc esse, quam apud
cosmographiae scriptores Atianticam dici magnam isulam reperio.
Seite 13, Anm. 9. — Pedro de Medina, Chrandexas y cosas memorables de Espana
(Sevilla: Dominico de Robertis 1548) Bl. 34 v. bemerkt über Cadiz: la quäl se dize que
entonces [en el tiempo de Hercules] era Junta y continente con la tierra de Andaluzia.
Ferner sagt er (Bl. 38 v.), es gebe viele Inseln, von denen erzählt werde, sie seien ehedem
Festland gewesen : Assi como la ysla de Cadiz que por muy cierto se tiene fue* Junta e*
una con la tierra del Andaluzia. Auch heisst es bei ihm (Bl. 41v.): Esta ciudad [de Ca-
diz] fue' primeramente poblada de Eritreos Egipcios (segun dizen las cbrönicas) y llama-
ronla Eritrea : y entonce era tierra Junta y continuada con el Andaluzia ; el quäl apellido le
quedö tanbidn despues que la mar la gastö y quedö fecha isla. In dem Texte zu dem oben
Seite LXXXTV Anm. 1 erwähnten Blatte, das Cadiz im Jahre 1564 darstellt, ist auch von
angeblichen Mauerresten unter dem Meeresspiegel die Rede, an denen häufig die Netze der
Fischer hängen blieben, und von den grossartigen Trümmern, welche die Lotsen (locina-
tores) dort auf dem Grunde erblickt haben wollten.
Seite 14, Zeile 2: altura] — Für dieses Wort gibt Pedro de Medina, Arte de navegar,
Bl. XXXVI, die Definition: Altura es los grados que el sol 6 el polo se levantan sobre
el orizonte. Tambien altura se entiende por los grados que alguna ciudad, puerto, ysla, etc.,
esta apartado de la linea equinocial. Ausführlicher in demselben Sinne: Martin Cortes,
Breve compendio de la sphera y de la arte de navegar , p. 3 cap. 8 (Sevilla 1556, Bl. 78).
Sarmiento verwendet hier altura in etwas uneigentlichem Sinne für die grösste Ausdehnung
parallel dem Aequator. Und zwar will er damit sagen, dass er den Abstand zwischen dem
westlichsten und östlichsten Punkte nach der Lage der beiden Orte auf der Erdkugel
misst, nicht etwa durch Addition von Arealvermessungen oder Wegdistanzen. In demselben
Sinne, in dem aUura in Sarmientos Auseinandersetzungen über die Atlantis steht, finden
wir diesen Kunstausdruck auch in dem Berichte Über die Erschliessung der Anden, als
dessen Verfasser ich oben Seite LXXV f. Sarmiento nachzuweisen versucht habe. Er bemerkt
darin: Para inteligencia de esto son menester algunos fundamentos. El primero que las
leguas de las demarcaciones, que aqui dire, se ban de entender por akura, porque las
otras medidas son inciertas y frustratorias de limites y te'rminos, aunque sean medidas por
geometria. El segundo, que estas demarcaciones van por gradacion y altura de longitud y
latitud. ... La cordillera grande que . . . corre norte-sur . . . tiene 70 leguas por el
aUura, aunque por el Camino hay muchas mas.
Seite 14, Zeile 3. — Sarmiento rechnet hier den grössten Durchmesser Asiens von W
nach 0 von der Ostgrenze Aegyptens bis zur Ostspitze Malakkas. Für ihn hält also wie
für Ptolemaeus die Südküste Asiens über Indien hinaus im wesentlichen die Richtung der
Breitengrade inne. So wird Malakka nicht zum südlichen, sondern zum östlichen Vor-
sprunge des Festlandes. Dieselbe Anschauung, wie wenn in dem Briefe über die Ent-
deckungsfahrt des Goncalo Coelho, der unter dem Namen des Vespucci geht, gesagt wird,
die Aufgabe dieses Unternehmens sei gewesen, den westlichen Seeweg von Lissabon nach
Malakka aufzusuchen.
Seite 14, Zeile 6. — y de bqj]. Vor y wird ein Wort ausgefallen sein, etwa medida.
Das altertümliche y = i&i, das wie das französische y gebraucht wird, kann hier nicht
LXXXXIV RICHARD PIETSCHMANN,
gut stehen, sowohl wegen der Wortstellung, als auch weil hier tener nicht unpersönlich ist,
sondern isla zum Subjekt hat.
Seite 14, Zeile 16. — Die Einteilung der Kompasrose ist nach Medina, Arte de na-
vegar (Bl. XX) : die vier Hauptrichtungen zu je 45 Grad : norte, teste, sur, oeste ; dazwischen
in Abständen von je 221/« Grad: nordeste, sueste, sudueste, noroeste; dazwischen in Ab-
ständen von je 1 1 1/a Grad : nornordeste, lesnordeste, lesueste, susueste, susudueste, oessudueste,
oesnorocsie, nornoroesie ; in der Mitte dazwischen dann norte quarta al nordeste u. s. w.
Seite 15, Zeile 24. — Die Descripciön del orbe de aqnel tiempo, die da stehen sollte,
wo die Handschrift einen leeren Raum hat, konnte nur handeln von den 4 Erdteilen der
Alten Welt ausser Gatigara, d. h. von Asien, Africa, Europa und der Atlantis. Hierüber
war aber schon im 2. und 3. Kapitel alles wesentliche vorgebracht, darum blieb hinter
Kapitel 3 die Stelle leer. — Unter deüa ist wohl zu verstehen la isla AÜäntica.
Seite 17, Zeile 1 : Noe gigante'] — Das Menschengeschlecht, über das die Sintflut
verhängt worden war, wurde als ein Geschlecht von Riesen betrachtet Vergl. z. B. was
Antoninus Florentinus in der Prima pars historialis seiner Summa (Tit. 1 cap. 2 ; Bl. 6
verso) in Anlehnung an Vinzenz von Beauvais sagt, auch La mer des hystoires (Paris:
Pierre le rouge 1488. Vol. 1 Bl. 35 verso bis 36). Giovanni Nanni hat dann in seinem
Antiquitäten-Buche, das, seit es 1498 in Rom herauskam, eine Folge von Auflagen erlebte,
diese Riesen den Giganten des griechischen Mythos gleichgesetzt So sagt er in seinem
Pseudo-Berosus (lib. 1) : Unus inter gigantes erat . . . huic nomen erat Noa. — Praeter
vero tres primores fiiios Noa post diluvium gigantes pluresque filios genuit An die Riesen,
von denen in Sagen einzelner Gegenden Perus die Rede war (vergl. oben Seite XXX),
scheint Sarmiento hier nicht gedacht zu haben. Er hätte sonst diese Sagen in der Be-
weisführung, die er auf Seite 8 des Textes gibt, gut verwerten können.
Seite 17, Zeile 17. a Fenec"] — Phenec ist wohl absichtlich geschrieben, nicht: a
Aphenec, trotz Assenes.
Seite 18, Zeile 6 — 8. — Die Umdeutung des Mythos, bei der aus dem Himmels-
träger Atlas ein Himmelskundiger gemacht wird, ist alt Dem Mittelalter war sie geläufig
aus Augustin s Buche de civitate Dei, aus dem sie Isidor von Sevilla und dann z. B. Roger
Baco entlehnt hat. Sie findet sich auch bei Humanisten wie M. Antonius Coccius Sabellicus
(Bapsodiae historiarum P. 1 Ennead. 1 lib. 2 Bl. XIIII). Schliesslich lässt man das
Himmelstragen nur darin bestehen, dass Atlas ein tragbares Modell angefertigt habe, das
die Bewegung der Himmelskörper zur Anschauung brachte. Das sagt z. B. Joannes Goro-
pius Becanus, der 1572 starb, in seinen Hispanica, in denen er auch erzählt, dass er ein
mechanisches Kunstwerk dieser Art selber in Rom bei Francisco de Bobadilla Kardinal
Mendoza, späterem Bischof von Burgos gesehen habe. Dieses Buch erschien allerdings erst
1580. — Vergl. auch oben S. VI. —
Seite 18, Zeile 18. — Herr Professor Eduard Boehmer, den ich brieflich wegen dieser
Stelle befragte, schlug vor zu lesen: como en el sitio deüa ha sido arriba segurado, en lo
restante . . . Man könnte vielleicht auch für segundo schreiben tratado (vergl. Seite 18,
Zeile 11) oder averiguado (vergl. Seite 15, Zeile 19). Ein segun do, entsprechend einem
por do, das ja zu belegen ist, z. B. bei Pedro Mejia, kenne ich nur aus einer sicher ver-
derbten Stelle: Betanzos, Kap. 15, S. 105 Anm.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DBS INKAREICHES. LXXXXV
Seite 21, Anm. 13. — Cieza (1 Kap. 87) hat die Nachricht, bei Guamanga (= Hua-
manca) am Vinaque-Flusse (= Huifiac) habe es Trümmer eines Bauwerks gegeben, das
nach Aussage der Eingebornen vor der Inkazeit errichtet worden sei von bärtigen Leuten
weisser Hautfarbe wie die Spanier: Y tambtän hay fama, que se hallaron ciertas letras en
una loza deste edificio. Lo cual ni lo afirmo, ni dejo de tener para mi que en los tiempos
pasados hobiese llegado aqui alguna gente de tal juicio y razdn, que hiciese estas cosas y
otras que no vemos. Leopold Ranke (Sämtliche Werke, 2. Gesamtausg., Bd. 35 u. 36, S.
557) hat aus einer Handschrift der Biblioteca Barben na eine Beschreibung der Ruinen ab-
gedruckt, die hiermit im wesentlichen übereinstimmt; hier heist es: y aun dicen algunos
que se hallö loza en la cual estaban esculpidas muchas letras. Sicher von Cieza entlehnt
ist was Gregorio Garcia (libr. 4 cap. 21) hierüber schreibt, nur setzt er noch hinzu: letras
que parecian griegas; und er erzählt, nach Angabe eines Mestizen gebe es in Chiapa in
Neu Spanien bei den Lacandones ein in cal y canto aufgeführtes Bauwerk mit Pfeilern:
en cada uno de ellos esta un letrero, que segun me dijo el sobredicho mestico parecen ser
letras griegas. — Die Auffindung einer 'Inschrift' in alten Ruinen zu Qufuua bei Huamanca
im Jahre 1637 wird erwähnt, nach einem spanischen Bericht, von E. George Squier, Peru,
S, 561 und von Jim&iez zu Cobo 3 S. 111.
Seite 21, Zeile 20: Nueva Espaüa] — Vergl. dazu oben Seite XXII und Seite 5 des
Textes.
Seite 21, Zeile 25: estas] — So die Handschrift. Gemeint ist wohl: estas provincias.
Seite 22, Zeile 6—12. — Ueber Kattigara vergl. Seite 11 des Textes und die Er-
gänzungen dazu. Sarmientos Anschauungen sind schon oben (Seite XXXI f.) charakterisiert
worden. Schon vor ihm hat das mutmassliche Australland viele beschäftigt. Seinem Ur-
sprünge nach ist dies Phantom eine Schöpfung der Kartographen des Altertums, ein Ueber-
rest des Festlandes, das als ein Ausläufer des Südhälfte der Ostseite von Afrika sich so
verlängerte, dass es den Indischen Ozean im Süden und auch im Osten abschloss. Enea
Silvio Piccolomini, der Papst Pius II., hatte in seiner Historia rerum ubique gestavum (Ve-
nedig 1477. Bl. 3 a) zwar erklärt, diese Vorstellung sei durch die Umschiffung Afrikas
als irrig erwiesen. Die Land-Schranke im Osten des Indischen Ozeans war geschwunden.
Aber noch durfte man zweifeln, ob nicht die Breiten im Südosten des Festlandes von
Asien und der Sunda-lnseln einen Festlandskörper bargen, auf den die Angaben des Pto-
lemaios einigermassen zuträfen. Wer wie Sarmiento mit seinen Berufegenossen, etwa mit
den 'Kosmographen' wie Pedro Mejia, Hierönimo Chaves, die Neigung teilte, bei Pro-
blemen, denen gegenüber vorläufig ein exaktes Wissen nicht zu gewinnen war, mit allerlei
nicht immer gut gesichteten Lesefrüchten sich zu behelfen, der fand Andeutungen genug.
Plinius (hist. not. 6, 81) erwähnt ja, Taprobane habe lange als zweiter Orbis terrarum
gegolten, als der sogenannte Antichthonen-Erdkreis. In dem Werke des Pomponius Mela,
das Sarmiento ja gut gekannt zu haben scheint, wird gesagt: Taprobane aut grandis ad-
modum insula aut prima pars orbis alterius Hipparcho dicitur. Wer aber mit einem der
Herausgeber des Mela in Taprobane Sumatra wiedererkannte, der musste den alter orbis
südöstlich von den Sunda-lnseln anfangen lassen. Seit dem 13. und 14. Jahrhundert hatte
man sich an die Vorstellung gewöhnt, dass östlich an das Festland Asiens sich Scharen
von Inselländern anschlössen, so zahlreiche, dass damit, wie es in dem Volksbuche von den
LXXXXVI RICHARD PIET8CHMANN,
Reisen des Ritter Mandeville beschrieben wird, das Meer zwischen Asien und Europa bei-
nahe ganz besetzt war. Weiter südlich dagegen von der nördlichen bewohnbaren Zone
durch einen überheissen Himmelsstrich getrennt, sollte es nach Angaben der Alten, z. B.
bei Mela, eine zweite gemässigte Zone geben, die der Antichthonen. Eine Weltkarte des
12. Jahrhunderts (Giuseppe Ottino, II 'Mappamondo di Torino*, Turin-Palermo 1892) zeigt
uns dort von Africa und Asien durch den Binnenozean abgesondert ein Kreissegment, auf
dem zu lesen ist : Extra tres autem partes orbis quarta pars trans oceanum interior(em) est
qui solis ardore incognita nobis et cuius finibus antipodes fabulose inhabitare produntur.
Als ein Stück dieses südlichen Erdteils betrachteten dann viele das Feuerland, das Magel-
haens bei der Fahrt durch die Meerenge, die nach ihm benannt wurde, im Süden gehabt
hatte. 'Dieses Australland', sagt eine französische Erdbeschreibung, die wir in einer Hand-
schrift des Jahres 1545 besitzen1), 'geht von da aus hin nach Java auf der Westseite1.
'Dieses Java1 behauptet derselbe Autor, 'ist ein Land, das bis unter den antarktischen Pol
geht, und zwar im Westen ganz bis zum Australland und nach der Ostseite an das Land
der Magaillant- Strasse ; einige sagen, es seien Inseln, und soviel ich davon gesehen habe,
ist es Festland ; . . . Was man Java minor nennt ist eine Insel, aber Gross Java ist Fest-
land1. Von der Fahrt Magelhaens sagt Martin Gortos in seinem Breve conpendio de la sphera
y de la arte de navegar (Sevilla 1556, Bl. 21): De donde se pudo saber bien de vista lo
que Ptolomeo no alcancö de oydas, . . . Los de Guinea, Galicut, Gatigara, Malaca debaxo
de la torrida (zona) viven, y muchos dellos vida larga, y que sea habitada aqueila parte.
Das letztere hatte bereits Martin Fernand ez de Enciso in seiner Suma de geographia gesagt,
die zuerst 1519 erschien. Blatt 4 verso der Ausgabe von 1530 steht schon: Y toda la
costa de Guinea e* la Etiopia e* Arabia feliz e Calicut y Melaca e* la Taprobana y el
Gatigara, es todo muy poblada y esta debaxo de la torrida (zona) y dentro de los tröpicos.
Für Enciso liegt Gatigara, 'das Land wo die Einhörner vorkommen1, 42 Grad östlich von
Melaca, als östlichster Punkt der bekannten Erdfläche, nicht weit von Klein-Java, 200
Leguas von Aurea, d.h. der Aurea Chersonesos (ebd. Bl. 7 verso und 62): Esta tierra
del Gatigara estä ä IX e* X grados de la equinocial de la otra parte del anstro, y des-
del Aurea al Gatigara hay CC leguas ; y estä el Gatigara al Este ; y entre el Aurea y el
Gatigara entra un golfo de mar ä que llaman Mare magnum hazia al setentriön que ilega
hasta a la tierra de Aganagora [die indische Stadt Aganagara des Ptolemäus] que esta en
XX grados. Encisos Vorstellung ist hier noch abhängig von den Versuchen das Weltbild
des Ptolemäus sich zu rekonstruieren, bei denen, wie man das in dem Ptolemäus von Ulm
1482, dem von Rom 1490, dem von Basel 1540 und auch noch in dem Ptolemäus des
Sebastian Münster (Basel 1545) sieht, der Name Catigara in den äussersten Streifen Landes
eingetragen wurde, der den Ostrand der südöstlichsten Ausbuchtung des grossen Binnen-
meers bildet, als das der Indische Ozean sich darstellt. Auch ging es mit Kattigara ähnlich
wie mit andern einmal inventarisierten Erbstücken geographischer Weisheit. Je mehr der
Ostrand Asiens sich entschleierte, um so mehr rückte es von ihm ab in Breiten, in denen
1) Jean Fonteneau dit Alphonse de Saintonge, La Cosmographie, p. p. Georges Musset.
Paris 1904. S. 427 und S. 388 f. Eine (terra austrat in 53° S. Br., 450 Leguas vom Kap der guten
Hoffnung, 600 von St. Agostin kennt schon Enciso (Bl. 54 ?.).
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKABEICHES. LXXXXVII
es noch etwas zu erforschen gab. Hierönimo Chaves zählt als die Länder des fernsten
Ostens auf : Ceylon, das Ptolemäus Taprobana nennt, Sumatra nebst Malaca, die beiden
Iava, das grosse und das kleine, das Land von Gilolo und Catygara, dazu alle die Ma-
luco -Inseln, deren es sehr viele gibt, sowie andere kleine Inseln, die schier unzählige sind
(Bl. 90 verso der Ausgabe der Chronographie von 157G). Ortelius verschob Cattigara ganz
in die fernste Nordostecke Asiens. Columbus suchte es noch 1503 in Westindien-, die Welt
sei eben nicht so gross wie der gemeine Mann sich vorstelle. Auf der Weltkarte des
Orontius Finaeus von 1531, auch auf einer der Ergänzungskarten, die Sebastian Münster
seinem Ptolemäus beifügte (Tafel XXVI), auf dem Globus von Nancy, finden wir Catigara
in Südamerika wieder und zwar als Benennung Perus. 'Cattigara sive Peru1 schreibt auch
der viel bewunderte Gulielmus Posteil in seinem Geographicae disciplinae compendium (Basel
1561 S. 4). Sarmiento verfuhr also noch konservativ, wenn er Kattigara und das unbe-
tretene Israeliten-Land des Ezra-Buches in den australischen Gewässern suchte. Im übrigen
konnte er bei Postell (ebd. S. 2. 4. 14. 34) allerlei lesen über die Australis portio, quae
et totum mare pacificum obtegit et a suppolari motu defendit. Posteil will diesen Erdteil
Chasdiah taufen, wie er dann auch wirklich, z. B. in dem Specuhttn des Cornelius de Judaeis
(Antwerpen 1593) genannt wird, beschreibt ihn und bildet ihn ab, wohl frei nach Mer-
cators Karte von 1539, als einen Landkörper von flaschenähnlicher Gestalt, und redetauch
von den weiten Ländern die westwärts von Peru gegenüber der Basilea occidua, soll heissen
Los Reyes = Lima, liegen. Diesen Erdteil dürfe man als das Land der östlichen Aethiopen
Homers bezeichnen. Postell schwebt hierbei offenbar eine Stelle aus dem grossen astrologischen
Werke des Cl. Ptolemäus vor (Tetrabiblos Syntaris, lib. 2 cap. 3), in dem der Ausdruck vorkommt :
xb npbg xbv yoxanrfXtdoxrp^, xb xaxbt xfyv iooav AlSioitlav, ö Sk xijs ßuydXtfs 'Aöiag vdxtov
ßiipog äv xaXöixo. Ortelius trägt auf dem Typus orbis terrarum von 1570 in den leeren Raum
des grossen australischen Festlandes südlich von Klein- Java die Notiz ein: Vastissimas
hie esse regiones ex M. Pauli Ven[eti] et Lud. Yartomanni scriptis perigrinationibus con-
stat. Ludovico de Vartema, der venetianische Reisende, der von der Levante aus zwischen
1502 und 1506 in den östlichen Ländern herumzog und über Java hinaus zu den Ge-
würzinseln vordrang, wird in der von Simon GrynaeiiS herausgegebenen Sammlung von
Reisebeschreibungen (Nävus orbis regionum ac insularv.n veteribus incognitarum. Basel: Io.
Hervagius 1532. Bl. 4 — 6 ; S. 187) Vartomannus genannt. — Eine Geschichte der Vor-
stellungen von dem antarktischen Festlande entwirft kurz Stefano Grande, Le Carte d' Ame-
rica die Gtacomo Gastaldi (Turin 1905) S. 125—127. Eine Karte der Sierra austral no
conoeida' ist auch veröffentlicht in den Cartas de Indios, Mapas Taf. 1. Zu erwähnen ist
auch noch, dass 1542 Lorenzo Estopifian de Figueroa und ein gewisser Ballejo (= Vallejo)
aus den Charcas von Cristöbal Vaca de Castro Erlaubnis erhielten, zwei Schiffe auszu-
rüsten : e* conquisten y pueblen ciertas yslas questan en este mar del Sur, hazia al Estrecho,
& su costa. Was daraus wurde ist nicht bekannt. Vergl. Cartas de Indios, S. 487 ; 757.
Seite 22, Anm. 1. — Von dieser Stelle des apokryphen Esra-Buches hicndelt aus-
führlich: Johannes Fridericus Lummius, De extremo Dei judido et Indiorum vocatione libri
II. Antwerpiae: Anton Tilenius Brechtanus 15G7. lib. II cap. 8 (S. 170 — 183): Quomodo
et quando Iudaei primum in Indiana venerunt, et quod modo in patriam suam reverti di-
cantur. Das Büchlein wurde danach auch in Venedig 1569 veröffentlicht, auch nochmals
Abhandlafif en d. K. Ges. d. Wie», in Götttnf en. PhiL-hlei. Kl. N. F. Band 6, «. n
LXXXXVm RICHARD PIETSCHMANN,
in Antwerpen bei Iohannes Keerberg 1594, unter dem Titel De vicinitate extrcmi iudicii Dei
et consummatione saecvli. Sarmiento steht damit, dass er das unbekannte Land der zehn
Stämme nach den Samoa-Inseln verlegt, wohl ziemlich vereinzelt da. Die meisten Ausleger
plädieren für America. So z. B. Juan Nufiez de la Pefta, Conquista y Antigüedades de las
islas de la Gran Canaria. Madrid 1676. S. 21. Man stellte sich vor, der Weg habe vom
Euphrat durch die Mongolei nach Nord- Amerika geführt (Cobo 8, 59). An die Tartarei
hatte schon Gilbert G^n&rard gedacht. Ausführliches zur Geschichte dieser Theorien bei :
Hubert Howe Bancroft, Works, Vol. 5 (San Francisco 1883) S. 78—102. Justin Winsor,
Narrative and critical History of America, Vol. 1 S. 115. Edward John Payne, History of
(he New World caüed America, Vol. 2 S. 75—78.
Seite 22, Anm. 4. — Als Jahr der Entdeckung nennt hier Sarmiento nicht wie auf
Seite 9 und Seite 91 das Jahr 1567, sondern — wie auch in seinem Berichte über die
Verfolgung Drakes (Col. de doc. inid. p. I. hist, de Bsp., T. 94 S. 455) — 1568. Wo er
für die Entdeckung das frühere Jahr angibt, rechnet er als Datum den 30. November
1567, an dem, wie er versichert, die ersten von Mendafla verschmähten Eilande in Sicht
kamen. Er rechnet so auch in dem Schreiben an den König vom 4. März 1572, von dem
Jimdnez mit den Tres Relaciones einen Teil gedruckt hat, indem er (S. XXIV) sagt: no
quisieron tomar la primera tierra que yo descubri . . . en 14° . . . , antes desgarraron y
fueron descayendo de altura 40 y tan tos grados. Nach dem Berichte Sarmientos dagegen,
der in der Cokccion des Archivo de Indias, T. 5 gedruckt ist, wurde der Kurs schon am
28. November 1567 geändert und wurde am 4. Dezember Land in Sicht gemeldet (ebd.
S. 213).
Seite 23, Zeile 25. — Hier wird das Geschichtswerk Sarmientos von ihm selbst
direkt als eine *probanza' bezeichnet. Wenn Toledo von einem libro de la historia y pro-
banza schreibt (vergl. oben Seite XXXXI), so bedeutet das vielleicht auch nur (das Ge-
schichte- und Beweiswerk', ohne spezielle Beziehung auf das dem Buche angehängte Be-
glaubigungs-Protokoll.
Seite 25, Anm. 6. — Die Schöpfungsgeschichte der Cafiares erzähl); ähnlich wie Mo-
lina auch Cobo 3, S. 312 — 314. Ueber den Glauben der Cafiares war es leicht in Cuzco
selbst etwas zu erfahren, da eine Abteilung Cafiares und Chachapoyas dort von den Inka
als Besatzung der Festung angesiedelt war. Im September 1572 schätzte Toledo diese
Truppe auf 500 Mann. Vergl. Relaciones geogräficas 2, Apend., S. X f.
Seite 28, Zeile 22. — Nach Zärate (1 Kap. 11) war das, was Francisco Pizarro er-
hielt, ein tablon, auf dem Huayna Capac zu sitzen pflegte, nach Pedro Pizarro (Colecdon
de doc. inid. p. I hist. de Esp., T. 5, S. 243 f.) war es : un escafio de oro que encajaba
en una piedra grande que tenian labrada, hecha escafio, donde decian que se sentaba el
Sol — und stammte aus dem Sonnentempel zu Cuzco (vergl. ebendort, S. 266).
Seite 29. — Vergl. zu diesem Kapitel, Seite LVT der Einleitung. In der Relation
sumaria vom 1. März 1572 [lnformaciones, S. 187) wird cinchi ebenfalls erklärt mit: &te
es agora valiente. Vergl. auch Markham zu Garcilaso 1, S. 92, Anm. 2; Middendorf,
Wörterb., S. 775.
Seite 29, Zeile 14: como en su lugar se dira] — Von dieser Unterscheidung ist
nicht weiter die Bede. Die zwischen Hanancuzco und Hurincuzco, doch nur eine einzelne
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES IN KAKEICH ES. IC
Anwendung, wird nicht gemeint sein. Wohl aber mag Sarmiento vorgehabt haben zu er-
wähnen, da88 in den eroberten Provinzen des Inkareiches die Scheidung von Hurin und
Hanan zur Abgrenzung der Verwaltungsbezirke verwertet wurde. Ueber den Nutzen dieser
Einteilung für die Verwaltung äussert sich z. B. Polo de Ondegardo (Cökccion des Archivo
de Indias, T. 17, S. 110 f.; S. 153). Vergl. hierzu auch oben Seite LXX.
Seite 29, Zeile 39. — Auch das Gutachten von 1571 in der CoUccion de doc ined
p. I hist. de Espana, T. 13 läset (S. 44 9 f.) den Zustand des Krieges der Cinchicuna unter-
einander bis auf Tupac Inca Yupanqui bestehen : y estos cincheconas y valientes hacian la
guerra, y ofreciendose ellos y animändolos, y el pueblo holgaba dello; mas esta eleciön
hecha desta manera no era para otro efeto sino para la guerra. Esto se ve* agora en los
dos extremos del Piru hacia Quito, Chachapoyas y Chile adonde no se halla ni un sefior,
sino cada uno lo es de su casa, no mas.
Seite 30, Zeile 16. — Die Bestimmung der Lage von Cuzco in 13° 15' südl. Breite
ist nicht genau. Pentland bestimmte sie auf 13° 30', Nystrom ermittelte für die Präfektur
von Cuzco 13° 31' 45" (Antonio Raimondi, El Peru, 2, Lima 1876, S. 91; 3, 1880, S.
398). Schon in dem Streite zwischen Francisco Pizarro und Almagro nahm Juan Roche,
einer der Piloten, die als Sachverständige gehört wurden, für Cuzco 13° 30' südl. Breite
an, allerdings wohl nur auf Grund einer Schätzung nach der für Lima ermittelten Breite.
Zu Sarmientos Zeit war eine verbreitete Annahme, dass Cuzco in 14° südl. Breite liege i).
Für seine Art ist es bezeichnend, dass er einer solchen communis opinio gegenüber lieber
zu wenig als zu viel ansetzt.
Seite 30, Zeile 18. — Nach dem Protokoll vom 4. Januar 1572 über die Aussagen
der Oberhäupter der Ayllu Sauasiray, Antasayac [so], Ayar Uchu und der Gualla (Infor-
maäoncs, S. 223 — 243) kam der Cinchi Sauasiray mit seinen Begleitern vom Sutic-toco,
7. Leguas von Cuzco, nach Cuzco und liess sich dort nieder in den mittleren Stadtteilen,
die damals Quinti Cancha und Chumbi Cancha hiessen, an der Stelle, wo das Dominikaner-
Kloster stehe, der Pachacuti Inka den Namen Curi Canoha gegeben habe. Die Antasayas
sagen aus, ihr Stammvater Quizco sei mit den Leuten, deren Cinchi er war, nach Cuzco
gekommen und habe sich da niedergelassen, wo das Kloster der Klarissinnen stehe, und
oberhalb davon bis zu den Behausungen des Paullu Inca. Sauasiray und dessen Genossen
habe er im Quinti Cancha angesiedelt vorgefunden. Nach Aussage des Ayar-Uchu-Ayllu
hat ihr Stammvater, als er in Cuzco in dem Bezirke von Pucamarca, da wo das Haus der
Dona Isabel de Bobadilla [vergl. Molina, S. 21] stehe, sich niederliess, einige Sauasiray -
und Quizco- [also: Antasayas-] *Htitten vorgefunden. Den Ayllu Namen hätten ihnen, den
Alcauizas, die Inka beigelegt; sie nennten sich jetzt so, wie ihre Vorfahren hiessen. Ayar
Uchu sei in Stein verwandelt worden ; und nach ihm seien Cinchi der Alcauizas Apomayta
[Sarmientos Copalimayta] und Calcoychima gewesen. Alle drei Clans sagen aus, dass vor
Eintreffen ihrer Stammväter die Ansiedlungen der Gualla bestanden ; sie hätten nach Sonnen-
aufgang zu am Hange der Bergwand gelegen. In der Aussage der Gualla von Vicos im
Gualla- [so ist zu lesen statt: Gualca] Tale wird hiermit übereinstimmend erzählt, ihre
Vorfahren seien bei Cuzco nach Sonnenaufgang zu ansässig gewesen, und zwar in der
1) So z.B. Molina in Jimfoez' Ausgabe von Las Casas' Peru, S. 263.
n*
RICHARD PIETSCHMANN,
Ortschaft Payatusan, hinterwärts von San Blas entlang an den Steigen, die von San Bims
nach den Salinen hin verlaufen: por la acera de los andenes (vergl. Sarmiento, Seite 67
des Textes) que salen de San Blas hacia las Salinas. Sie hätten hier unabhängig gelebt
unter einem Cinchi, als dessen Namen sie (Informaciones, S. 241) Apo Caua, (ebd. S. 240)
wohl weniger richtig, Apoquiauo zu Protokoll geben. Sie seien vor Manco Capac gepflüchtet,
gegen 20 Leguas von Cuzco, in ihre jetzigen Wohnsitze, und ihre Ansiedlung heisse Guallas,
wie sie sich vordem genannt hätten. Die Alcabicas versichern eigens, Ayar Uchu habe mit
den Guallas keinerlei Misshelligkeiten gehabt. Auch Betanzos (Kap. 4; S. 15) spricht von
der Vertreibung der Bewohner eines kleinen Vororts von Cuzco, in dem Coca und Aji
(das ist spanischer Pfeifer, der im Quechua Uchu heisst) gebaut wurde. Sie seien in das
Gualla-Tal geflüchtet, und ihre Nachkommen bauten dort die 'Coca de Gualla' an. Warum
die Gualla als Urbewohner des Tales von Cuzco betrachtet wurden, erfährt man aus Cobos
Aufzählung der Huacas von Cuzco, die wohl völlig auf Angaben zurückzuführen ist, die
Polo de Ondegardo gesammelt hatte. In der Gegend, wo sie vordem gehaust haben sollen,
erwähnt Cobo (4, 22) in dem Steinbruche unterhalb Patallacta eine grosse Höhle Antui-
turco, von der geglaubt wurde, das aus ihr der Goaßa-Stamm hervorgegangen sei. — Die
Antasayas erwähnt Cobo (4, 14) unter dem Namen des Andasaya-Ayllu, das zu Colcapata,
dem Hause des Paullu Inca, einen Stein als Idol angebetet habe, und zwar sei dies ge-
schehen, weil Pachacuti Inca es angeordnet habe; der habe gesagt, es habe sich ein
Häuptling in den Stein verwandelt: porque dijo que cierto sefior se habfa convertido en la
dicha piedra. Die Antasayas werden in dieser Gestalt ihren Cinchi Quizco verehrt haben,
und Pachacuti wird als Urheber dieses Kultus wohl nur genannt worden sein, weil er ja
alle diese Kultus-Angelegenheiten samt den Ayllus selbst 'reformiert1 hat. Es wird aller-
dings auch Huayna Capac nachgesagt1), dass er einen Kultus für einen seiner Feldherrn
Namens Xulcamango bei dessen Ableben eingerichtet habe. Ob die Antasayas auch mit dem
Quisco-Ayllu identisch sind, das Cobo (4, 41) nennt, möchte ich dahingestellt sein lassen.
Es gab auch einen Hügel Quisco bei Cuzco (Cobo 4, 25). — Sauasiray kommt auch in
der Benennung einer Huaca vor, Pituciray Sauasiray, bei Joan de Santacruz Pachacuti
(Tres Belacionts, S. 242). Es ist jedoch nicht ganz sicher, ob dabei an den Stamm der
Sauasiray zu denken ist. Es war der Name eines Steins der zwei aneinander festhängende
Personen darzustellen schien, und demgemäss erklärt Santacruz Pachacuti, es bedeute 'die
beiden sollten einer auf dem andern festsitzen1: que quiere decir estaran juntos apegado
uno sobre otro. Dies geht aber offenbar nur auf den Ausdruck Pituciray, den Sir Clements
Markham ohne Zweifel richtig erklärt: Püu, equal, a pair; 8vray^ sewn together. Es wäre
vielleicht also eine Deutung des Wortes möglich wie etwa, das 'aneinander festsitzende Sava-
siray-Paar'. Die Huaca würde dann ursprünglich nichts mit Manco Capac zu tun haben.
Seite 80, Zeile 24. — Betanzos laset (Kap. 2; S. 8) Viracocha nach dem Wunder
von Urcos fortfahren in seinem Menschenschaffen, und als er nach Cuzco kam, habe er
dort einen Häuptling geschaffen, dem er den Namen Alcaviza gegeben habe. Der Sage
1) Bericht eines Augustiner-Mönches etwa vom Jahre 1558 (Cokcci&n des Archivo de Indias,
T. 3, S. 32; französisch in Ternaux-Compans, Eecueil de documente ei mim. origin. sur Vhisioirt
des possessions espagnoks dans rAmerique, S. 104).
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. CI
nach bestand der Flecken Cozco, als Alcaviza allein Über ihn gebot, aus nicht mehr als 30
Hütten mit 30 Indios darin. Auch weiss Betanzos (Kap. 5; S. 17) zu berichten, dass Alca-
viza Manco Capac um etwas mehr als 4 Jahre überlebte. An dieser Angabe wie an
andern Anzeichen erkennt man, dass die verschiedenartigen Stammesüberlieferungen eine
Art von gelehrter, selbst chronologischer Anordnung erhalten hatten.
Seite 31, Zeile 9 — 15. Die Grundbedeutung von quipo = quipu scheint 'Knoten' zu
sein. Der Bericht von 1558 (Cölecciön dt doc. inid. p. I hist. de Esp., T. 50, S. 208) be-
spricht die verschiedenen Quipus ftlr Volkszählungs-Zwecke. Nach Pedro Gutierrez (3, 549)
gab es aber auch Quipu- Auf Zeichnungen, aus denen Auskunft über chronologische Fragen
und geschichtliche Begebenheiten zu entnehmen war ') Kingsborough gibt in seinen Anti-
quities of Mexico, Vol. 4 eine Tafel mit der Abbildung eines sehr vielfarbigen Quipu, der
im Aussehen allerdings von den sonst bekannten sehr abweicht. — Vergl. im übrigen auch
oben Einleitung, Seite LXIX, die im Register unter quipu angeführten Autoren, dazu Acosta
6 Kap. 7 und 8 (dem Herrera, Dec. 5 lib. 4 cap. 1 folgt). Philippe Berger, Histoire de
ficriture dans Yantiquiti, Paris 1891, S. 5. Rivero y Tschudi, Antigüedadts, Text, S. 103
bis 106. J. J, v. Tschudi, Organismus der Kethsua-Sprache, Einleitung, 8. 89— 91. Midden-
dorf Runa Ätmt, S. 7—9.
Seite 33. — Zu Kap. 11 vergl. Seite L1V— LVI der Einleitung.
Seite 33, Zeile 27 — 31. — Vergl. Jimänez zu Cieza 2 Kap. 6 S. 14. Betanzos, Kap.
3 (S. 10). Baiboa, S. 4. Cobo 3 S. 122. Mama Ipacura entspricht bei Martin de Morüa:
Ipa Huaco, bei Montesinos : Hipa Huacum. Doch nennt Montesinos eine andre der Schwestern
Mama Cora = Mama Cura.
Seite 34. — Cuzcocalla ist nach Cobo (4 S. 15) Name einer Huaca in Cuzco; 4es
war eine ziemliche Menge von Steinen, die sämtlich für Pururaucas galten1. — Das Tar-
puntay Ayllu, das auch Molina erwähnt, lieferte nach Cobo (4, 129) die Priester der Sonne,
die deshalb auch Tarpuntaes genannt worden seien. Am Schlüsse des Capac Raymi Festes
verteilten Angehörige dieses Ayllu Klösse aus Maismehl, in das Blut von Lamas geknetet
war, die sie an diesem Tage geopfert hatten, als eine Gabe der Sonne, welche den, der sie
verspeiste, der Sonne und dem Inka verpflichten, und dem, der gegen diese Verpflichtung
verstiess, zum Unheil gereichen sollten. — Das Guacaytaqui- Ayllu nennt Cobo (4, 10)
Goacaytaqui. Das Wort wird von guaca = huaca und taqui, 'Tanz' herkommen. Wir hätten
es also mit einem Stamme zu tun, dem religiöse Tänze oblagen. — Das Safioc (= Safluc)-
Ayllu erwähnt auch Molina; es hat seinen Namen wohl nach dem Orte Safiuc. — Eine
Huaca des Maras- Ayllu erwähnt Cobo (4, 21): Se decfa Vicaribi: era una sepultura bien
labrada, que estaba en Piccho, que fu4 un Sefior principal asi llamado del ayllo de Maras.
1) Assimismo contauan por estos äudos las sucessiones de los tiempos antigos, y quantos
reyes Yngas uyo, y de sus nombres, y quanto reynö cada vno y que hedad tenfa quando muriö y
si fue* bueno ö malo y si fue* valiente ö couarde; finalmente, lo que se podfa sacar de nuestros
libros se sacaua de los fiudos destos cuypos. Man brauchte nur bei den Quipu-Archiven anzu-
fragen: i quanto tiempo ha que aconteciö esto? y i que es lo que passö en los tiempos antigos
entre los Yngas? — sogleich wurden cuypos hereingebracht und die Antworten ermittelt. Man
mus8 diese Aussage nicht ganz verwerfen, da auch andere Angaben unverdächtiger Art dem nicht
ganz widersprechen.
CII RICHARD PIETSCHMANN,
— Ist unter Cuycussa dasselbe Ayllu zu verstehen, das bei Molina Cuynissa heisst? —
'Juan Picarro Yupanqui de edad de 79 afios', und Don Francisco Quispi (Variante: Quispey)
werden aucli unter den Sach verstand igen aus dem Ayllu des Arayucho (lies: Ayar Uchu)
in den lnformaciones (8. 230. 235 — 237) aufgeführt. Es ist also sicher in Zeile 9 des
Textes Sarmientos Quipi in Quispi zu ändern, wie schon in der Anmerkung dazu ver-
mutet worden ist.
Seite 36, Zeile 31: Guanacauri] — Der Huanacauri -Hügel wird vielfach als die an-
gesehenste aller Kultusstätten, oder wenigstens als die an Rang vornehmste nächst dem
Sonnentempel, bezeichnet. Sie verdankte offenbar ihre Bedeutung nicht erst dem Manco-
Capac-Mythos, sondern war längst vor dessen Entstehung der Ort der Wehrhaftmachung
der Jünglinge. Mit dieser hing wohl ursprünglich das Steinbild zusammen, das dort stand.
Ausserdem aber scheint es auch Sagen gegeben zu haben, in denen der Hügel ein Gegen-
stück zu Tambotoco war. So sagt Cobo (4, 37) über eine Huaca auf einem Abhänge
Namens Matoro: Es una ladera cerca de Guanacauri, donde habia unos edificios antiguos,
que cuentan fue* la primera jornada donde dormieron los que salieron de Guanacauri des-
pues del Diluvio; y en razön desto refieren otros disparates. Im Anschlüsse hieran er-
wähnt er eine Quelle Vilcaray Püquiu — que estä cabe la dicha cuesta, ä donde dicen
que bebieron los que partieron de Guanacauri. Unter den Huacas zählt er ferner (4, 21)
auf den Yavira-Stein — vergl. Sarmiento, Seite 69 Zeile 19 — und gibt über ihn die Aus-
kunft : Era una piedra Uamada Apu Yavira, que estaba sobre el cerro de Piccho : tenian
creido que era uno de aquellos que salieron de la tierra con Huanacauri, y que despues
de haber vivido mucho tiempo, se subid all! y se volviö piedra: ä la cual iban ä adorar
todos los ayllos en la fiesta de Raymi. An einige Steine in einem Steinbruche, die Huaca
Alpitan, knüpfte sich eine ähnliche Ueberlieferung : Cuentan que fueron hombres hijos de
aquel cerro [Guanacauri], y que en cierta disgracia que les aeaeeiö, se tornaron piedras
(Cobo 4, 31). Ueber eine Huaca, die Cumpu Guanacauri hiess, berichtet Cobo (4, 42): Es
un cerro . . . , eneima del cual habia diez piedras que tenian creido habia enviado allf el
cerro de Guanacauri. Bei Erwähnung des Wettlaufs, den die wehrhaft gemachten Jünglinge
am Guanacauri-Hügel auszuführen hatten, äussert Cobo (4, 99): y hacian aqui esta cere-
monia, porque contaban que esta guaca quedö tan ligera desde el tiempo del diluvio, que
corrfa tanto como volara un halcön. Er folgt hier offenbar einer ganz ähnlichen Ueber-
lieferung wie Molina, der nach der Uebersetzung von Markham sagt: The tradition had
been handed down, from the time of the deluge, that this huaca ran like a lion. — Nach
Betanzos (S. 13) erbat sich Ayar Uchu auf dem Huanacauri-Hügel als Idol zurückzubleiben.
Er entfaltete grosse Flügel, mit denen er sich zum Himmel aufschwang und verschwand.
Doch schwebte er wieder herab und verkündete seinem Bruder, dass dieser nunmehr nicht
Ayar Manco, sondern Manco Capac heissen solle, dass ihm, Ayar Uchu, sein Weib Cura
dienen, und dass Ayar Auca sein Genosse sein solle Hernach spricht Betanzos übrigens
von Mama Huaco als dem Weibe des Ayar Uchu, der (in der Höhle verschwunden sei'.
Das Idol auf auf dem Hügel, sagt Cobo, sei unförmlich gewesen. Aber als es noch besser
erhalten war, scheint es eine Flügelgestalt gewesen zu sein. Einer der Fitigel muss jedoch
schon, soweit die Erinnerung der Bewohner von Cuzco reichte, zerstört gewesen sein. So
wird sich die Angabe erklären (Betanzos, S. 14), als Manco Capac und Ayar Auca sich
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. CHI
fortbegaben, seien Bewohner eines benachbarten Orts gekommen, und hätten nach der Ge-
stalt, die sie hatten in die Höhe fliegen sehen, mit Steinen geworfen und hätten dabei
einen Flügel zertrümmert, da die Verwandlung in Stein sich schon vollzogen hatte. Nach
Santacruz Pachacuti (Tres Rdaciones 243 Anm. 1) hatten die Nachfolger des Manco Capac
auf dem Hügel ein gut ausgeführte« Bildwerk aufgestellt nach Art eines Geiers. Eine
schwebende Männergestalt mit einem grossen lang hinwallenden Flügel sieht man auf der
Malerei eines peruanischen Gefässes, das im Britischen Museum aufbewahrt wird !). Das
Gesicht weist ein halb tierisches Profil mit geöffnetem Rachen auf. Im übrigen erinnert
vieles an die Gestalten auf einer Malerei, die Heiss und Stübel in ihrem Ancön- Werke ab-
gebildet haben : Gesicht, Arme, Kniescheiben, Unterschenkel, Füsse sind in roter Farbe an-
gelegt, was wie man anzunehmen pflegt, Bemalung vorstellt ; die Kleidung ist bunt ge-
mustert, kurzes Untergewand und Jacke ohne Aermel; eine helmartige Kopfbedeckung;
als Wallen eine Art Streitkolben an langem speerähnlichen Stiel, ein kleiner runder Schild,
neben dem die rechte Hand allerhand Gegenstände — wohl besondere Abzeichen des dar-
gestellten Wesens — hält. Man hat in dieser Zeichnung eine Darstellung des Kriegsgottes
der Chimu oder des Gottes der Luft erblicken wollen. Um eine Gestalt aus der Glaubens-
welt der Küstenstämme, über die wir sehr wenig wissen, braucht es trotz des Fundortes,
Berue bei Trujillo, sich nicht unbedingt zu handeln. Einen besondern Hinweis auf Huana-
cauri kann man vielleicht auch in dem Hügel mit Pflanzenwuchs darauf erblicken, der
unter der schwebenden Figur dargestellt ist. Doch hat auch Flügel nach Sarmiento Ayar
Auca. Cieza de Leon erzählt dass Ayar Cachi, der in dem Pacarec Tampu eingesperrte,
mit anderm Namen auch Huanacaure heisse (2 Kap. 6 S. 19). Er sei seinen Brüdern in
Tampu Quiru wieder erschienen in der Luft einherschwebend mit grossen buntgefiederten
Flügeln. Er habe verlangt Guanacaure genannt und als Gott verehrt zu werden, dafür
werde er Beistand im Kriege leisten. Auch habe er das Durchbohren der Ohrläppchen an-
geordnet und als Abzeichen des Herrschers die Stirnfranze (bolra = borla). Dann habe
Ayar Cachi auf der Spitze des Huanacauri-Hügels sich niedergelassen und er sowohl als
auch Ayar Uchu hätten sich dort in Stein verwandelt. (Cieza 2 Kap. 7 S. 20 — 26). —
Zu Sarmientos Bericht Über die Verwandlung des Ayar Uchu in Stein gibt Santacruz
Pachacuti eine Parallele, die oben (Seite C) erwähnt worden ist. Ferner nennt Cobo
(4, 10) eine Huaca am Hügel Totocache als die des Michosamaro. Michosamaro gelte als
einer von denen, die vorgeblich aus dem Pacaritampu hervorgekommen seien. Eins der
Weiber, die mit herausgekommen seien, habe ihn — por cierto desacato que con ella tuvo
— getötet, und er habe sich in Stein verwandelt. Seine Seele sei an dieser Stelle er-
schienen und habe befohlen, dass hier geopfert werden solle; die Verehrung dieser Huaca
sei mithin uralt. Hier sind ebenfalls Motive miteinander verwoben, die wir bei Sarmiento
getrennt finden, das eine, wie Mama Huaco sich ihres Bruders erledigt, das andere, wie
das steinerne Idol, ein in Stein verwandeltes Lebewesen, selbst anordnet, auf welche Art
es verehrt sein will.
Seite 36, Zeile 40. — Honorio Mossi (Diccionario quichua-casttUano, Spalte 124 unter
1) William Bollaert, Antiquariat! , Eihnclogical and othcr Researches in New Granada,
Equador, Peru and Chile (London 18Ö0) Tafel zu S. 203. E. George Squier, Peru, S. 187 f.
CIV RICHARD PIET8CHM ANN,
huayacca) führt als eine Benennung des Regenbogens huayakauri an. Es ist das offenbar
dasselbe Wort wie yayacarui, das Santacruz Pachacuti (Tres rdaciones, S. 242 f.) neben
cuychi und turumanya als Namen des Regenbogens aufzählt. Das gebräuchlichste Wort für
Regenbogen ist Vuichi. Garcilaso, P. 1 libr. 3 cap. 21 : llaman al arco cuychu.
Seite 39, Zeile 13. — An Stelle des Ayar Auca steht in der Aufzählung der Ge-
schwister des Manco Capac, die Martin de Morüa gibt (bei Jime'nez zu Cieza 2 S. 16),:
Cuzco Huanca. Ueber das Wort guanca = huanca wird in einem Berichte aus Jauja ge-
sagt: una piedra larga de statura de un hombre, a las cuales piedras largas llaman los
indios en general guaca rutnis (lies: guanca rumt; rumi = Stein). Huanca ist gegen-
wärtig die Benennung für einen Felsblock, der für sich allein dasteht oder daliegt. Viel-
fach wurde diesen Felsstücken eine Art Kultus erwiesen. Arriaga (S. 9) erwähnt eigens
unter den Objekten des Aberglaubens, die 1617 bis 1618 vorgefunden wurden: 189 huancas;
estos son diferentes de las huacas. Ayar Auca cuzco huanca hat den spezifisch peruanischen
Tonfall; ein Beispiel bei Payne, History of the New World, Vol. 2 S. 536 Anm. 2.
Seite 39, Zeile 24. — Cobo (3, 129): Vivfa en el raismo valle del Cuzco un Ca-
ballero de mucha calidad y valor, llamado Suticguaman, el cual era Sefior de un pueblo
que se decia Safloc y tenia una hija por nombre Mama Chura; con esta coucertö el Inca
de casar a su hijo.
Zeite 40, Zeile 31. — Cieza (2 Kap. 8; S. 28) lässt die eigentliche Gründung von
Cuzco damit beginnen, dass Manco Capac zusammen mit seinen Schwestern ein kleines Haus
baut, das mit Stroh abgedeckt wurde; dieses Bauwerk, Curicancha genannt, 'que quiere decir
cercado de oro', habe da gestanden, wo später der Sonnen tempel, das nachmalige Domini-
kaner-Kloster, errichtet wurde. Coritampucancha, sagt Cobo (4, 42), era una plazuela que
estä ahora dentro del convento de Santo Domingo, la cual tenian por opiniön que era el
primer lugar donde se asentd Manco Capac en el sitio de Cuzco, cuando saliö de Tampu.
Am Cuntisuyu-Wege erwähnt Cobo (4, 43) als die erste Huaca des Ceque von Coyana:
una casa pequefina, dicha Inticancha, en que tuvieron opiniön que habitaron las hermanas
del primer Inca que con el salieron de la ventana de Pacaritampu. Vergl. auch oben Seite
IC und Cobo 4, 7 f.
Seite 40, Zeile 33. — Vergl. oben Seite IC Nachtrag zu Seite 30 Zeile 18 des
Textes.
Seite 42, Zeile 26—28. — Den Huauqui hat Cobo (3 S 336—337) ein besonderes
Kapitel seines grossen Werkes gewidmet. Wie weit die Vorstellung vom Vorhandensein
eines solchen 'Bruder'- Wesens sich ausgebildet hatte, sieht man daran, dass es in Cuzco
einen rundlichen Stein gab, der für den Huauqui des Menschenbildners, des Ticci Vira-
cocha, ausgegeben wurde. Vergl. Cobo 4 S. 22. Die Vorstellung erinnert in mancher Hin-
sicht sehr an die der Aegypter von dem Ka, ein Beispiel dafür wie analoge Vorstellungen
an ganz weit auseinanderliegenden Orten ohne jeglichen historischen Zusammenhang zu-
stande kommen.
Seite 43, Zeile 3 — 4. — Vergl. Cobo 8, 182 : Cuando el licenciado Polo Ondegardo
. . . hallö los cuerpos de los reyes Incas y sus f dolos y los sacö de poder de sus familias
el afio de 1559 ...no pudo descubrir el cuerpo de Manco Capac, porque — a lo que
pareciö — nunca le tuvieron sus descendientes, antes tenian crefdo que se convirtiö* en
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. CV
piedra, y decian ser una que hallö el mismo licenciado Polo vestida y bien aderezada en
an pueblo cerca del Cuzco que se decia Membilla. — Die Genossen, mit denen Manco
Capac aus Tamputoco hervorkommt, sind offenbar mit ihm erst nachträglich zusammenge-
bracht worden. Die Achtzahl steht nicht ganz fest, auch nicht die Benennung der Personen,
die etwas stark mythisches in ihrem Wesen haben. In einigen Erzählungen, — allerdings
nicht bei Sarmiento — erscheint Manco Capac, wie schon von verschiedenen Seiten her-
vorgehoben worden ist, mehr als Kulturheros, denn als geschichtliche Person, so z. B. bei
Cieza, bei Cobo. Hierzu würden auch die beiden Tatsachen passen, erstlich, dass es von
den andern elf Inka Mumien gab, von Manco Capac keine, und zweitens, dass die An-
gehörigen des Chima Panaca Ayllu nur der Manco-Capac-Figur dienten, aber nicht den
Mumien der elf Inka.
Seite 48, Zeile 10. — Vergl. Information** 212: Don Diego Chico Mayta, de la casta
de Manco Capac y cacique de Biinbilla. Als Zeuge aus dem Ayllu des Manco Capac (ln-
formadanes 247) figuriert ein Domingo Checo ; vielleicht ist auch dort Diego zu lesen.
Seite 43, Zeile 12. — Cobo (4, 35) sagt über eine Huaca am Collana-Ceque : Era
un buhio [Hütte] dicho Tampucancha, que estaba en el sitio de la casa de Manso Sierra
[Mancio Sierra de Leguizamo, eines von den Eroberern, f 1589], el cual fue* morada de
Manco Capac Inca.
Seite 43, Anm. 2. — Vergl. oben Seite LX, Anm. 1.
Seite 44, Zeile 1 — 13. — Cobo 3, 135: Procedid de este Inca [Cinchi Ruca] el
ayllo y familia ilamada Raurahua Panaca. Dejö un idolo de piedra con figura de pescado
que se decia Huanachiri-amaro, y en 41 era adorado como lo usaron los demas Incas desde
el primero que fueron tenidos y venerados por dioses. El cuerpo de Cinchi Roca se hallö
en el pueblo de Mimbilla cuando fueron descubiertos los de los otros Incas. Estaba entre
unas barretas de cobre y tejido con cabuya, pero ya consumido. Junto con el cuerpo
estaba su idolo, que era muy venerado y tenia servicio y chäcara. Das Bauwerk, in dem
der Körper aufbewahrt wurde hiess Acoyguaci (Cobo 4, 35).
Seite 44, Anm. 3. — Vergl. oben Seite LX, Anm. 1.
Seite 44, Anm. 6. — Ziemlich genau so wie Baiboa erzählt Cobo 3 S. 136: Pro-
cura [Lluqui Yupanqui] con mafia y artificio que le vi uiesen ä ver y ä dar obediencia
como ä Sefior mayor de toda aquella tierra, y en efeto, lo vinieron ä visitar de muchas
provincias y naciones nunca vistas en tiempo de su padre y abuelo. Los primeros que
hicieron esto fueron los del valle de Ouaro, seis leguas del Cuzco, . . . Llamabanse los mas
principales Guamansano y Pachachulla Viracocha. A estos siguieron los Ayarmacas de
Tambocunca y los Quilliscaches, con sus caciques; los cnales habiendo visto la grandeza
del Inca y de su corte, y cömo se servfa con tanta autoridad, le dieron la obediencia y
juraron por Sefior en el templo de Coricancha delante del Sol y de la Luna y del sacer-
dote que all! estaba y representaba el poder del Sol y de los Incas, y prometieron que
serian obedientes ä sus mandamientos para siempre jamas. Es ist lehrreich, dass Sarmiento
diesen Zug der Ueberlieferung, der gar nicht in seine Theorie passt, nicht ganz bei Seite
lässt, dass er nur die freiwillige Unterwerfung zu einem umgänglichen Verkehr abschwächt,
— Mayuchulla nennt man eine fromme Handlung, die man vornimmt, um in einem Ge-
wässer, das man zu durchschreiten vorhat, nicht zu verunglücken; vergl. v. Tschudi, Die
▲bhaadlttngea d. K. Gm. d. Y/ im. iu efttUngen. Pkil.-hlrt. Kl. N. F. Band 6,4. O
CVI RICHARD PIKT8CHMANN,
Kechua-Sprache, Abt. 3 S. 380 f. Arriaga sagt darüber (S. 11): A los Rios, cuando han
de pasallos, tomando un poco de agua cod la mano, y bevtändola, les piden hablando con
ellos, que les dejen pasar, y no les lleven ; y esta ceremonia Uaman mayachulla, y lo
raismo hacen los pescadores cuando entran ä pescar. Pachachulla ist also eine Handlang
derselben Art, oder von dem gleichen Erfolge, bei der Erde, and ist offenbar die unter-
scheidende Bezeichnung ftlr den Viracocha einer bestimmten Kultusstätte, etwa der 'Erd-
besänftigungs- Viracocha'. Das Zeitwort chuüu, chuüuy hat in intransitivem Sinne die Be-
deutung "feucht werden1, 'aufweichen', 'schmelzen' (v. Tschudi, ebend. S. 257. Middendorf,
Wörterb. S. 361). Man könnte versucht sein, an einen Beschwichtiger des Erdbebens zu
denken, oder gar an die Theorie, die Middendorf aufgestellt hat, Viracocha bedeute einen
Gott, der sich in einem kochenden Lavameer offenbarte.
Seite 45, Anm. 3. — Vergl. oben Seite LX, Anin. 1.
Seite 46, Zeile 1 — 16. — Was hier von Mayta Capac erzählt wird, berichtet Be-
tanzos (Kap. 5; S. 17), wohl versehentlich, von Lloqui Yupanqui: er habe von Kindes-
beinen an Wunderwürdiges geredet, — que ä mi parescer debiö* de ser otro Merlin, segun
que las fabulas dicen.
Seite 47, Zeile 27. — Vergl. zu Seite 46, Zeile 1—16 des Textes.
Seite 49, Zeile 6 — 18. — Es hätte vielleicht deutlicher durch den Satz hervorgehoben
werden sollen, dass die Erläuterungen zu den Worten Este Inga Boca, aunque al prindpio
de su ingazgo mosiro brios y rcUor die syntaktische Konstruktion aufheben. Die Worte Mas
diöse luego d placeres enthalten eigentlich den Nachsatz zu diesem aunque . . .
Seite 49, Anm. 2. — Nach Baiboa (S. 35 f. Ternaux-Compans) heissen die vier
Söhne, die Vecaqueroa der Bruder des Yahuar Huacac hatte: Inga Paucar, Inga Guaman,
Inga Vecaqueroa und Inga Cazachicha.
Seite 50 — 54. — Ueber diese Erzählung vergl. Seite L der Einleitung. Bemerkens-
wert ist sie auch, weil sie (Seite 51) das Neffenerbrecht voraussetzt Spuren davon gibt es
auch sonst in Einzelheiten. Den Jüngling der unter die wehrhaften Männer aufgenommen
ist, beschenkt am Schlüsse der Feier der nächststehende Oheim — el tio mas principal —
mit Schild, Schleuder und Streitkolben (Vergl. Cobo 4, 101. Molina 45). Die Bewohner
des Cauca-Tales im Gebiete von Neu-Granada übertrugen, wie Cieza (1, Kap. 19. 21. 23)
bezeugt, die Häuptlingswürde in Ermanglung eines männlichen direkten Erben auf den
Sohn der Schwester des verstorbenen Häuptlings als den nächsten Blutsverwandten. Für
die Stämme von Popayan stellt es ein Bericht (CoUcc. de doc. inid. del Archivo de Indios
T. 5 S. 491) als die Kegel hin, dass die Häuptlingschaft nicht auf die eigenen Söhne
des Häuptlings sondern auf die der Schwester vererbt wird.
Seite 55, Zeile 32. — Man ist versucht Aucaylli in Aucayllo = Auca ayllu =
'Krieger-Ayllu' oder 'Prinzen-Ayllu' zu ändern. Auslautendes a und anlautendes a des
Quechua fallen in der spanischen Orthographie oft zusammen. Doch scheint die Form
Aucaylli anderweitig ausreichend belegt zu sein ; vergl. das Register.
Seite 56, Zeile 1—2. — Mit der Aussage der Zeugen stimmt die von Cobo (3, 151)
überein, der über diesen Inka sagt: cuyo cuerpo con el idolo que 41 habia sefialado en
vida, fuä hallado en un pueblo llamado Paullu, hacia Calca.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. CVII
Seite 56, Anm. 5. — Da dieser Nachtrag von Sarmientos eigener Hand herzurühren
scheint, habe ich auch dieser Schreibung entsprechend in Zeile 6 und Zeile 9 das hatun
der Handschrift in Atun geändert. Doch wird die korrektere Form Hatun sein.
Seite 57, Zeile 14: dcfenderse] — Von mir geändert für das decenderse, das hier die
Handschrift bietet. Vergl. unter anderm Seite 87 Zeile 19: para se de f ender. — Zeile 17/18
hat die Handschrift behetrias; wohl nur Schreibfehler.
Seite 58, Zeile 14 — 25. — Vergleiche die Aufzählung der Eroberungen des Vira-
cocha lnca bei Baiboa (Seite 41 Ternaux-Compans) : Caitomarca = Cayto (bei Sarmiento,
Zeile 14) Callca (bei Sarmiento, Zeile 19 wohl correkter. wie auch Cieza schreibt: Calca),
Tocaicapac (der Tocay Capac, Zeile 13), Tnga Ruduena (auch Personenname), Suaripa-
marca, Pargarauri, Mallas und Mullucan (? = Mollaca). — Vergl. auch oben Seite Uli.
Seite 59, Zeile 20. — Die 4 Geschwister, die aus Pacaritampu hervorgingen, trugen
nach Herrera (Dec. 5 1. 3 cap. 7): mantas largas, y camisetas cortas sin mangas ni collar,
traslücidos, y bien labrados estos vestidos, qnellos llamaron tocdbo [== tocapo], que quiere
decir reales.
Seite 61, Zeile 21. — Betanzos (Kap. 6; S. 25) zählt auf: Vicaquirao, Apo Mayta,
Quilescachi Urco Guaranga, Pata Yupanqui, Muro Uonga (was Jimdnez in Muro Uanca
ändert), Apo Yupanqui, Uxuta Urco Guranga. Vielleicht ist bei Sarmiento zwischen Chi-
machaui, den auch Gutie'rrez (3, 425) nennt, und Pata Yupanqui ein Komma zu setzen.
Seite 63, Zeile 12. Chafian Curycoca] — Vergl. das Register. Diese Frau ist gemeint
mit der Tanancuricota, von der Cobo in seiner Aufzählung der Huacas von Cusco (4, 48)
sagt: Era una piedra en que decian que se habia convertido una mujer que vino con los
Pururaucas.
Seite 64, Zeile 1, am Schlüsse, habe ich y pisase drucken lassen. Die Handschrift
hat y goeaze wie drei Worte vorher; offenbar Flüchtigkeitsfehler.
Seite 67, Zeile 27 — Seite 68, Zeile 3. — Die Vorrichtung zum Messen der jähr-
lichen Veränderungen des Standes der Sonne nennt Betanzos (Kap. 15) Pachaunanchango,
das bedeute »conocedor de tiempo«. Nach ihm waren es vier pirdmidts 6 märmöUs de can-
teria, je zwei niedrigere zwischen zwei höheren, die höheren im Abstände von einer Braza,
die niedrigeren um die Hälfte näher aneinander. Nach Garcilaso (P. 1 libr. 2 cap. 22 ;
Bl. 41 verso) waren es »Türme«, und zwar zwei Gruppen von je vier auf der Ost-, und
zwei Gruppen von je vier auf der Westseite der Stadt, immer zwei niedrigere, etwa 3
Mannshöhen hoch, zwischen zwei höheren, innerhalb der einzelnen Gruppe in seitlichem
Abstände von 18 — 20 pies. Cieza (1 Kap. 92. 2 Kap. 26) erwähnt nur kurz die kleinen
Türme, die auf Höhen in der Umgebung von Cuzco, so auf der Anhöhe von Carmenga,
zur Beobachtung des Sonnenstandes errichtet gewesen seien. Cobo kennt (4, 17) zwei
Grenzsteine auf dem Quiangalla-Hügel am Wege nach Yucay, die den Ort anzeigten, den
die Sonne bei Frühlingsanfang einnahm, und (4, 19) auf dem Hügel Sucanca1 auf dem die
Wasserleitung von Chinchero entsprang, zwei Pfeiler, die zur Zeit der Mais-Aussaat von der
Sonne erreicht wurden. Dass Acosta (6 Kap. 8) 12 Pfeiler (püarejos), also soviele wie es Monate
im Jahre gab, auf den Hügeln in der Umgebung von Cuzco verteilt stehen lässt, wird ein
Irrtum sein. Die Benennung Succanga, die er anführt, ist Cobos Sucanca. Vergl. auch:
o*
CVUi RICHARD PIETSCHMANN,
Rivero y Tschudi, Antigüedades, S. 1 24 f. Edward John Payne, History of the New World
caUed America, Vol. 1 S. 351. Auch was Squier, Peru, S. 369; 529; 556 über die Inti-
huatana sagt.
Seite 68, Zeile 1 5 : como en su lugar dire*] — Vergl. oben Seite LXX. In dem vor-
liegenden Werke Sarmientos wird nur noch (Seite 100) die Verteilung des Frondienstes
auf die einzelnen Monate besprochen.
Seite 69, Zeile 7. — Chuquiylla, vergl. das Register. Acosta's Angabe stimmt zu
Cobo 3, «32. Vergl. auch Cobo 4, 7; 4, 8 ; 4, 15. Vergl. auch Polo de Ondegardo in
der Cöleccion des Archivo de Indias, T. 17 S. 17 ; 59; 83. Es handelt sich um einen Gott
des Blitzes und des Donners, also um einen Gewitter- oder Himmelsgott. Man opfert ihm
um von der jungen Saat Hagelschaden abzuwenden.
Seite 69, Zeile 18 — 23. — Zu Guanacauri und Anaguarqui vergleiche das Register.
Ueber Yavira vergl. oben auf Seite CII den Nachtrag zu Seite 36 des Textes, und das
Register. Aehnlich wie wohl Yavira war Cinga (= Cinca) eine Knltusstätte aus der Zeit
vor der Inkaherrschaft. Es war ein Hügel an dem Wege zum Yucay-Tale, auf dem sich
ein Stein befand, von dem die Ayamarca, oder, wie Sarmiento schreibt, die Ayarmacas,
abzustammen glaubten (Cobo 4, 16). Pacbatopan würde 'Erdfenster1, 'Erdöfinung1 bedeuten.
Vielleicht ist aber Pachatusan (Santacruz Pachacuti in Tres Relacioncs, S. 293) gemeint Bei
Cobo (4, 28) liest man Pachatosa.
Seite 70, Anm. 1. — Dieser aus Wolle gefertigte Sfrick wird identisch sein mit der
maroma de oro, die angeblich Huascar hat anfertigen lassen, und die 600 Indios kaum zu
heben im Stande gewesen sein sollen; vergl. z.B. Zarate 1 Kap. 11. Die Spanier haben
nach diesem Goldstrick vergeblich gesucht, wohl weil es ihn nie gegeben hat.
Seite 72, Kap. 34, letzter Absatz. — Unter den Zeugen, die Toledo vernehmen liess:
figuriert (lnformaciones, S. 28) ein natural del pueblo de Anta: cuyo abnelo fu4 tio de
Pachacuti Inga Yupanqui, hijo de Huira Cocha, porque la hermana del dicho su abuelo
fue" mujer del dicho Huira Cocha y madre del dicho Pachacuti Inga. Die Abkunft dieser
Inka-Frau aus Anta — vergl. oben Seite LVT — ist also gut beglaubigt.
Seite 73, Zeile 15 : en su natural']. — Die Handschrift hat fehlerhaft: es su natural.
Seite 75, Zeile 8: Chuchi Capac] — Vergl. oben Seite LH Anm. 1.
Seite 76, Zeile 20. — Vergl. die im Register unter Sangaguasy angeführten Stellen.
Cieza (2 Kap. 23 S. 93 f.) spricht ausführlich von einem Kerker voller Schlangen und
Raubtiere. Es sei als eine Art Gottesgericht betrachtet worden, ob die Menschen, die dort
eingesperrt wurden, unversehrt blieben oder nicht. Cobo erwähnt (4, 37) una carcel llamada
Sancacancha, que hizo Mayta Capac, und (4, 18) an einer andern Stelle von Cuzco zwei
Hütten, buhios pequefios, Uamados Sancacancha el uno, y el otro Hurinsanca, donde
tenian cantidad de leones, tigres, culebras y de todas las malas sabandijas que podian haber.
En estoB buhios metian a los prisioneros que traian de la guerra, y el que morfa aquella noche,
comianle las dichas fieras, y a el que quedaba vivo, sacabanlo. Y esto tenian por sefial
de que tenia buen corazön y propösito de servir al inca. Gefangene Feinde, die sich als
mutig erwiesen, nahmen auch die Indianer-Stämme Nord- Amerikas mitunter in ihren Stammes-
verband auf. Santacruz Pachacuti (Tres Relaciones, S. 267) erzählt: y assi dizen que este
Inga Yabarvacac, por no bcr castigar ä los culpados, le mandö que heziesen las carceles
PEDRO SARHIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. CIX
fuera de la ciudad, como al Arauay, Uimpilla y Sancacancha, que son carceles penables,
y donde se castigauan cruelraente.
Seite 77, Kap. 37, letzter Absatz. — Vergl. Baiboa, Kap 5, wo (S. 63) Guayna
Yanqui Yupanqui : Guayna Auqui Yupanqui heisst. Er ist wohl identisch mit dem Bruder
des Pachacuti, der von Sarmiento in Kap. 38 Guayna Yupanqui genannt wird.
Seite 78, Zeile 9 u. fgde. bis 80 Zeile 12. — Nach andern Berichten wird Capac
Yupanqui allein ausgeschickt, und nachher Tupac Inca Yupanqui von Pachacuti Inca ent-
sandt, um seinen Bruder hinzurichten, weil dieser die ihm gebotene Grenze der Eroberung
— Vilcas — überschritten hat. Vergl. Informaciones S. 204. Bericht vom 16 März 1571
S. 446. Vergl. auch Seite CX.
Seite 79, Zeile 1 — 5. Gömez Danas]. — Dieser Gömez Danas ist vermutlich iden-
tisch mit Gömez Arias de Avila, der im Fussvolke des Presidente Pedro de la Gasca als
Capitan diente und 1548 in dem Gefechte bei Jaquijaguana, in dem Gonzalo Pizarro über-
wunden wurde, zu den Anführern der königstreuen Truppen gehörte1). Er war es der
1554 Francisco Hernandez Girön gefangen nahm 2). Der Vizekönig Andrds Hurtado de
Mendoza Marques de Cafiete gab ihm Vollmacht, im Hinterlande der Ortschaft Leon de
Huanuco in das Innere vorzudringen und ernannte ihn unter Erteilung weitgehender Rechte
zum Gobernador des zu erschliessenden Gebiets von Ruparupa auf 300 Leguas im Ge-
viert8). Er brach mit 150 Mann auf, von denen nach Jahresfrist ein Rest zurückkam,
ohne etwas mitzubringen ausser der gewonnenen Erweiterung geographischer Kenntnis.
Wohl deshalb wird dieses unternehmen in der historischen Uebersicht, die von Sarmiento
herzurühren scheint (vergl. oben Seite LXXVI), nicht einmal genannt. Nur kurz erwähnt wird
es in einer Eingabe des Cristöbal Maldonado vom Jahre 1574 (vergl. oben Seite LXXI
Anm. 3), in einem Berichte über die Expedition des Pedro de Ursua4) und von Fernando
de Santillan5). Der Marques de Montes Claros setzt6) in einem Schreiben vom Jahre 1613
den Zug des Gomez Danas schon in das Jahr 1550/51, verwechselt wohl aber nur An-
drea mit Antonio Hurtado de Mendoza. Diego de Aguilar de Cördoba sagt 7) bei Er-
wähnung des Cocama: pasa por la provincia de Ruparupa, cuya conquista cometiö el mar-
ques de Cafiete al capitan Gömez Arias, la cual se tiene por rica por haberse poblado en
ella los indios Changas que se rebelaron ä los ingas, como lo escribe Cabello Baiboa con
la tercera parte de su MisceUanea austrat. Die entsprechende Stelle des Werkes des Cabello
Baiboa schliesst in der Ueberzetzung von Ternaux Compans (Kap. 6; S. 70 — 72): Los
Changas . . . traverserent la grande Cordillöre, entre Guanuco et Chachapoyas, et se fixerent
8ur le versant oriental, dans les provinces de Hanamayllo et de Ruparupa. Ueber Rupa-
rupa vergl. den im Register unter Ruparupa angeführten Bericht8).
1) Zärate, Buch 7 Kap. 4 und 7.
2) Diego Fernändez 2 Buch 2 Kap, 58; Bl. 117. Danach Garcilaso 2 Buch 7 Kap. 29.
3) Diego Fernändez 2 Buch 3 Kap. 2. Danach Garcilaso 2 Buch 8 Kap. 13.
4) Coleccion de doc. inid. dtl Archivo de Indios, T. 4, S. 216.
5) Tres Belaciones, S. 97.
6) Belaciones geogräßcas 4 Apend. CXXV.
7) Belaciones geogrdficas 4 Apend. XXV.
8) Auch The Expedition of Pedro de Ursua, transl by William BoUaert (= Works issued
by the Hakluyt Society Nr. 28) S. 21.
CX RICHARD FIETSCHMANN,
Seite 80, Zeile 1-6. — Was hier von der Hinrichtung des Capac Yupanqui erzählt
wird, ist in einer offenbar mehr volkstümlichen Version zu einer Erzählung verschmolzen
mit der Hinrichtung der Brüder des Tupac Yupanqui von der auf Seite 92 die Rede ist.
Nach dieser Version ist der Eroberer Capac Yupanqui, alias Capac Inca, ein Bruder des
Tupac Inca. Pachacuti Inca Yupanqui befiehlt seinem Sohne Capac Inca auf einem Erobe-
rungszuge nicht über das Gebiet von Vilcas hinaus vorzudringen. Er dehnt seine Eroberung
jedoch weiter aus, der alte Inka und Tupac Inca schöpfen Verdacht, Tupac Inca wird
entsandt und tötet seinen Bruder Capac Yupanqui samt dessen ganzem Anhange. So der
anonyme Bericht in der Ccieccion de doewnentos iniditos para la historia de Espana, T. 13,
S. 446. Ebenso eine Zeugenaussage in den Information** Toledos S. 204 f.
Seite 80, Zeile 3 : Inga Capon] — Die Hdschr. hat : ynga Capon. Wohl nicht Sar-
miento, aber doch der Abschreiber hat statt an den Titel des Inka-Stellvertreters, der auf
Seite 116 in Zeile 22 in der Form inga apo erscheint, an einen Eigennamen Capon ge-
dacht. Auch hier ist also wohl inga apo in den Text zu setzen, oder ingap apon. Vergl.
oben Seite LXXIX.
Seite 80, Zeile 19: el inga] — Die Handschrift hat fehlerhaft: al ynga.
Zeite 81, Zeile 3: dehnte el inga] — So die Handschrift mit Korrektur aus delanie
del inga.
Seite 84, Zeile 28. — Uayto mag hier und auf Seite 87 ein Fehler des Schreibers
sein, ftir Uauto = Uautu. Vergl. im Register Seite 149 unter: piüaca Uayto.
Seite 86—88. Kap. 44. — Ftir diesen Feldzug vergl. Baiboa, Kap. 6 S. 74—78.
Seite 87, Zeile 12. — Uayto wird hier wie auf Seite 84 ein Fehler des Schreibers
sein. Vergl. im Register Seite 149 unter: piüaca Uayto. Cobo (4, 161): Encima de la frente
se ponian nna diadema grande de pluma levantada en alto en forma de Corona 6 guirnalda,
llamada Pilcocara.
Seite 87, Zeile 29. — Lies: Chungomarca [y] Pillaguamarca. Vergl. Baiboa, S. 75.
Seite 88, Zeile 13: uitima~] — Die Handschrift hat fehlerhaft: vtoimada.
Seite 90, Zeile 18 - 91, Zeile 24. — Vergl. oben Seite XXX— XXXIIT. Der
Ausspruch über die Handelsleute wird ein sprichwörtlicher Ausdruck des Misstrauens sein,
und wohl derselbe, den Atahuallpa gegenüber Francisco Pizarro gebrauchte. Pedro Pizarro
(S. 242) gibt ihn wieder mit : que los mercaderes sabian mucho. Kaufleute die abenteuerlich
weite Reisen ausführten und einen angesehenen Stand bildeten, gab es in Mejico, auch
noch lange nach der Eroberung. Einem peruanischen Segelflosse begegnete Bartolome* Ruiz
1526 auf seiner Fahrt zur Erkundung der Küsten 21/« Breitengrade nördlich von Tumbiz,
von wo es herkam.
Seite 91, Absatz 2. — Cabello Baiboa sagt nach Jimenez: pero los indios refieren
que el inga trajo de esta expedieiön muchos prisioneros de piel negra, mucho oro y plata,
un trono de cobre y pieles de animales seroejantes A los caballos. Also alles was Sar-
mientos Gewährsmann aufzählt ausser dem Backenknochen. Bei den Inseln denkt Jimenez
an die Galapagos, was sehr unwahrscheinlich ist, bei den Tierhäuten an die Otaria jvbata.
Aber das Meer gerade an der peruanischen Küste war an Robben sehr reich. Eine Insel
bei Payta hiess danach die Isla de Lobos. Es wurden dort Treibjagden darauf veranstaltet,
da man das Fleisch gern verspeiste. Chamisso gedenkt in der Beschreibung seiner Reise
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. CXI
um die Welt der Robben auf einer Insel am Eingange der Bucht de la Concepcion. Robben-
felle würde man also nicht Pferdefellen verglichen haben *). Jime'nez vermisst in Peru
Nachkommen der dunkelfarbigen Fremdlinge. Pedro Gutie'rrez erzählt aus Anlass der viel-
besprochenen Geschichte von den Riesen, die vor Zeiten an der Küste von Peru gelandet
sein sollen: sie seien von Sonnenuntergang her gekommen, aus der Richtung 'der Moluken
oder der Magelhaens-Strasse,' auf 'sehr grossen Böten oder Flössen1 mit dreieckigen lateini-
schen Segeln'. Die Riesen hätten von Inseln in der Südsee berichtet, zu denen sie auf
ihrer Fahrt verschlagen worden seien : que despues las vieron los Espafloles que han naue-
gudo por estas mares dcl Occeano, que se contienen en derecho destas tierras hazia la
linea equinoccial, 6 en la misma linea . . que la vna dellas descubriö acasso el capitan
Ribadeneyra . . . En el pueblo de Quareta se hallaron dos negros finos, esclauos del sefior
Thoreca, que sejflalaron auer venido all! en balsas de hazia el poniente por esta mar del
Sur, que oy dia se llama la Nueua Guinea . . . 3). Die Sage von den Riesen wird in der
Fassung, in der Gutierrez sie hat, vermengt sein mit der Erzählung, die Sarmiento uns
gibt, denn nach Gutie'rrez kamen die Riesen 'in alter vergangener Zeit als Topa Ynga
Yupangue herrschte'.
Seite 91, Absatz 3. — Vergl. Seite 9, Seite 22 und Nachtrag zu Seite 22.
Seite 93. Wie hier die Ueberlieferung Pachacuti vor seinem Tode ein Lied an-
stimmen lässt, so finden wir bei Juan de Santacruz Verse, die der Inka beim Ableben
seines Vaters gebraucht haben soll: quiero cantar, al fin viejo fallece y acaba la vida raa-
durandole; (Trts Rdaciones, S. 277). Was Sarmiento hier wiedergibt entspringt offenbar
einer Ueberlieferung volkstümlicher Art. Zu Zeile 2 — 3 ist zu vergleichen was Garcilaso
(P. 1 lib. 2 cap. 20) Lloqui Yupanqui vor seinem Tode sagen lässt: que se quedasen en
paz, que su padre el Sol le Uamaba para que descansase de los trabajos pasados.
Seite 94, Zeile 7. — Cobo (3. 332): Tenia tambien el Trueno templo aparte en el
barrio de Totocache, en el cual estaba una estatua suya de oro en unas andas de lo mismo,
que hizo el Inca Pachacütic en honor del Trueno, y la llamö Intiillapa: ä la cual tomö
por hermano, y mientras viviö la trajo consigo en la guerra. Ferner sagt derselbe (4, 11)
in der Aufzählung der Huacas von Cuzco : La tercera Guaca [del segundo Ceque del Ca-
mino de Chinchaysuyu] era un idolo de oro macizo, llamado Intiillapa, que quiere decir
trueno del Sol; el cual estaba puesto en unas ricas andas de oro. liizolo Inca Yupanqui,
y tomölo por Guauque 6 hermano. Tenia casa en el barrio de Totocache, y hacianle gran
veneraciön; y en la misma casa 6 templo estaba el cuerpo del dicho Inca Yupanqui.
Hacfan a este idolo muy ordinario sacrificio de nifios y de todo lo demäs, rogandole se
conservasen las fuerzas del Inca y no se disminuyese su imperio. Vergl. auch oben
Seite CVin.
1) Man kann diese Erklärung ablehnen, ohne darum etwa aus Sarmientos und Baiboas Be-
richt ein Anzeichen für das praecolumbinische Vorkommen des Pferdes in Amerika entnehmen zu
müssen, über das letzthin E. Beauvois in den Milanges Charles de Harlez (Leiden: Brill 1896. S.
35—40) gehandelt hat. — Wegen der Robben vergl. auch Cobo 2 S. 150-154.
2) Vergl. Pedro Gutie'rrez de Santa Clara, Bisioria de las guerras civiles, T. 3, S. 521.
566. 569.
CM RICHARD PIET9CHMANN,
Seite 96, Zeile 11 — 16. — Vergl. hierzu den Anfang des oben Seite LXXXXIII zu
Seite 14 des Textes von mir erwähnten wahrscheinlich von Sarmiento an Toledo erstatteten
Bericht. Besonders: Las puertas y entradas principales que hay en esta cordillera [de los
Andes], son cuatro. La primera es Opotari, por el rio Mano [y por otro nombro de Tono]
abajo, treinta leguas del Cuzco. La segunda es en los terminos de Carabaya, por Sandia
y San Juan del Oro, treinta y tantas leguas, por altura, al sur de la primera puerta y
entrada de Opotari. La tercera entrada es por C am ata, diez y ocho 6 veinte leguas mäs
arriba de Sandia. La cuarta por Cochabamba, veinte y tres leguas por altura mas arriba
de Camata.
Seite 96, Zeile 19. — In der zu Zeile 11 — 16 zitierten Zusammenstellung, als deren
Verfasser ich Sarmiento annehme, wird gesagt, dass die Kunde von dem Paititi -Flusse und
Paititi-See, dem Gebiete der Corocoros und der Amazonen — noticia del jrfo y laguna del
Paipite [lies : Paitite] y provincia de Corocoros y de las Mujeres — ein Ergebnis des ver-
unglückten Zuges sei, den Alvarez Maldonado 1567 — 69 in das Hinterland der Anden
unternommen habe. Acosta (lib. 2 cap. 6) läset nach Aussage eines seiner Ordensbrüder,
eines Begleiters des Pedro de Ursua und Aguirre, den grossen Fluss, 'den die einen den
Amazonenstrom, die andern Maraflon, die- andern Rio de Orellana nennen', nach Aufnahme
starker Zuflüsse aus den Gebirgsländern Perus 'die grossen Gefilde und Länderflächen des
Paytiti, des Dorado und der Amazonen 'durchmessen: los grandes campos y lianadas del
Paytiti, y del Dorado, y de las Amazonas. Er spricht auch von dem Vordringen des Ade-
lantado Juan de Salinas nach dieser Richtung und bezeichnet es als bemerkenswert, ob-
schon wenig erfolgreich : notable, aunque fue* de poco efecto Ein Alonso Soleto Pernia
schrieb einen Bericht: Memoria de lo que han hecho mis padres y yo en busca del Do-
rado, que ansi se llama esta conquista, y dicen que es el Paytiti. Er ist abgedruckt in
der von M. Serrano y Sanz herausgegebenen Nueva billioteca de autores espanoUs, 2: Auto-
biografias y Memorias (Madrid 1905. S. 477—488). Vom Paytiti-See ist ziemlich aus-
führlich die Rede in einem Berichte des Juan Recio de Leon vom Jahre 1623 (Colecc. de
docum. ined. p. la hist. de Espana, T. 104, S. 299). Eine Expedition, die 1637 den Weg
Über Tamara einschlug, bespricht Jim&iez in der Vorrede zu seiner Ausgabe des phantasie-
reichen Montesinos (S. XXIX), des Verfassers einer Historia del Paytiti. Das Paytiti-Ge-
biet, über das auch die im Register aufgeführten Stellen und unter anderm Manuel Ro-
drfguez (Maranon y Amazonas, S. 28) und Alexander von Humboldt (Voyage aux rigions
equinoxiales du Nouveau-Continent, Partie 1 Relation historique, T. 2. Paris 1819. S. 675
bis 718) verglichen werden können, hat sich so unerreichbar erwiesen wie Ruparupa.
Seite 96, Kap. 50, Zeile 5 des 1. Absatzes wird statt a Chaehi zu lesen sein a
Achachi. Gemeint ist wohl derselbe Bruder des Tupac Inca, der auf Seite 99 Apo
Achachi genannt wird. Vergl. Baiboa, Kap. 8 (S. 107): et Topa Inga entra dans le
Collao a la tete d'une brillante arme«, qui ätait Commander sous lui par Gualpac (Hess:
Quigual Tupac) et Alarico, fils de Topa Inga Yupangui, et ses cousins germains, tous les
deux nouvellement nommds ä cette dignit^, ainsi que Cuchuchi et Achache, son fröre con-
sanguin.
Seite 97, Zeile 3. — Asilli ist wohl Schreibfehler für Assillo. Zu der Stelle vergl.
Baiboa, Kap. 8 (S. 107 1): les Collas, qui s'&aient retranchäs dans des forteresses qui
PEDRO SARIOENTO'S GESCHICHTE DES 1NKABEICHES. CIIH
portent aujourdliui les noms de Francisco-Hernandez, Asillo, Arapa et Lana. Oieza (1 Kap.
102. 2 Kap. 52) nennt anter den Ortschaften des Coilao: Pucara, Horuro, Asillo, Azan-
garo. Cobo (3, 176) zählt als die 5 Hauptorte des Urcosuyu auf: Nufioa, Oruro, Asillo,
Asangaro und PucarA. In den Informaciones (217) wird erwähnt: Anton Siguan, natural de
Ayavillay, cuyo padre mandaba y gobernaba en el Coilao los pueblos de Asangaro, Oraro
£ Asillo, por mandado de Tupac Inga Ynpangui. Asancatu bei Oarcilaso (1 Hb. 2 cap. 16)
ist wohl nur Schreibfehler für Asancaru. Vergl, auch Raimondi, El Peru 1 S. 212; 2
8. 110. Ueber Pucara Markham zu Cieza 1 S. 368 Anm. 1.
Seite 98, 1. Absatz. — Hier sind Sarniiento verschiedene Fehler untergelaufen, huno
= 1000 ist schon im Text berichtigt. Das Wort für 50 ist pisca chunca, 500 pisca-
pachac. Vergl. unter anderm Belaciones geogrdficas 1 S. 98 f.
Seite 100, Schluss von Kap. 52. — Vergl. oben Seite LXX.
Seite 100, Kap. 53, Zeile 2 — 3. — Die Cola de Leon = Pomachupa, Pomachupan;
vergl. Cobo 8, 144; 4, 40. Molina, S. 50: korrekter: Pumäp-chupa.
Seite 103, Kap. 56, Absatz 3. — Als richtige Uebersetzung von Guayna Capac will
Betanzos (Kap. 16; S. 113 f.) nur mozo principe, oder vielmehr mancebo rey gelten lassen.
Seite 105, Zeile 18. — Die Uros lebten hauptsächlich im Desaguadero-Oebiete des
Titicaca auf Flössen von Totora-Binsen, die sie nach Belieben an Uferfelsen fest machten,
wo sie gerade hausen wollten. Auch jetzt noch fristen Uros ihr Dasein in den Seen und
Röhrichtflächen des Desaguadero; sie nähren sich von Fischfang und Jagd und von dem
Anbau von bittern Kartoffeln und Oka, der in den Schluchten der Sierra von Tiahuanaco
betrieben wird. Squier stellt ihre Lebensweise in Parallele zu der Existenz der Pfahlbau-
bewohner in den Schweizerseen. Acosta sagt den Uros nach, sie seien so vertiert, dass sie
selber sich nicht zu den Menschen rechneten. Sie lehnten aber wohl nur ab Buna zu sein,
weil das nicht nur die Bedeutung 'Mensch', sondern auch die von 'Höriger' hat, und es
war allerdings auch, wie Polo de Ondegardo berichtet, im Inkareiche nicht üblich und bei
der Zählmethode auch schwer möglich, selbst die im Lande zerstreuten Uros bei der Be-
völkerungsstatistik mit in Rechnung zu bringen. Mehr als die Hälfte von ihnen betrieb
Fischfang. Die andern hiessen Casayas und Suras. Auch unter dem Namen Ochazunas
werden sie erwähnt. Ein Teil beschäftigte sich mit Flechtarbeiten. Andere waren tätig bei
den Fähren. Ueber das Puquina, die Mundart, welche die Uros redeten, gibt es Auf-
zeichnungen von Ore, die Raoul de la Grasserie neu hat drucken lassen. Er stellt die
Sprache mit der der Mojos zu den brasilianischen1).
Seite 106, Zeile 1 — 6. — Jimänez gibt zu Las Casas, De las anUguas gentes del
Peru (Seite 283, Anm. 1) eine ausführliche Darstellung seiner Ermittelungen über die Ehe-
angelegenheiten des Huavna Capac.
Seite 106, Anm. 4. — Ueber Gebräuche dieser Art vergleiche H. Ploss, Das Weib,
6. Aufl. bearb. von Max Bartels, Band 2. Leipzig 1899, S. 234—241.
Seite 108, Anm. 6. 7. — Die Form cienega kommt auch sonst in dieser Zeit vor,
z.B. bei Betanzos, Kap. 3 wiederholt.
1) Vergl. Acosta, libr. 2 cap. 6 (S. 95. 96); danach Herrera, Dec. 5, 3, 13 (S. 92). Colecci&n
des Arch. de Indias, T. 17, S. 146—160. Belaciones geogrdficas, 2 8. 64 f. Squier, Peru, S. 309 f
Markham im JBGS. 41 Seite 305.
Abhandlungen J. K. Gm. d. Win. tu GMÜngon. FhlL-Uit. Kl. N.F. Band 6,4. P
CXIY RICHARD PIETSCHMANN,
Seite 110, Zeile 1 f. Catequilla] — Offenbar derselbe Name wie Catequil, über den
es einen Mythos gab, der uns in dem Berichte eines Augustiner-Mönches erhalten ist1).
Die ursprüngliche Kultusstätte dieses Idols war Huamachuco im Bistum Trujillo. Es ist
die Huaca von Huamachuco, von der uns Sarmiento (S. 116 — 117) erzählt, weshalb und
wie sie von Atahuallpa zerstört wurde. Nach Arriagas wohl irrtümlicher Aussage (S. 13 f.)
Hess Huascar Feuer an den Tempel dieser Huaca legen, als er erfuhr, dass sie in grosses
Ansehen gekommen sei, weil sie geweissagt hatte, Tupac Inca werde von seinem Zuge nach
Quito nicht lebend zurückkehren, und das in Erfüllung gegangen war. Der Augustiner gibt
an, das Gold und Silber des Schatzes dieser Huaca sei von Atahuallpa fortgenommen worden
und habe zu dem gehört, was später in Cajamarca den Spaniern gegeben wurde. Viel-
leicht rührt daher die Erwähnung von Cajamarca neben Huamachuco bei Sarmiento.
Seite 111, Zeile 31. — Vergl. oben S. LXX. — Baiboa, Kap. 14 (S. 198) erzählt
den Hergang: Se sentant pres de mourir, il fit son testament selon l'usage. On prit un
long baton ou espece de Crosse, et on y dessina des raies de diverses couleurs d'oü Ton
devait avoir connaissance de ses dernieres volontes; on le confia ensuite au quipocamayoc,
ou notaire. Santacruz Pachacuti erwähnt, dass Tupac Inca Yupanqui einen vesitador general
de las tierras y pastos entsendet: dändole su comissiön en rayas de palo pintado (Tres
Relaciones, S. 291). Ueber die Gebote des Tonapa sagt er (Tres Relaciones, S. 237): que
en un palo [los indios] los recebieron lo que les predicaba [Tonapa], sefialandoles y rayan-
doles cada capitulo de los rrazones. Die letzten beiden Erwähnungen sind wohl das, worauf
A. Bastian in der Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 9 S. 150 Bezug nimmt.
Seite 111, Anm. 2. 6. — Relaciones geogrdficas 3 S. 157: sarampiön y virgüelas,
und ebend. S. 158 unter 15. Ternaux Compans, Recueü 1840 S. 296: sarampiön.
Seite 116, Zeile 32. — Seite 117, Zeile 10. — Nach dem oben zu Seite 110
des Textes erwähnten Berichte des Augustiner-Mönches hatte das Orakel von Hua-
machuco Huascar ftir den rechtmässigen Herrscher erklärt Die Trümmer des Catequil-
Bildes habe Atahuallpa in einen benachbarten Fluss werfen lassen. Doch hätten die Priester
die Bruchstücke heimlich herausgeholt und bei Porcon einen neuen Tempel eingerichtet,
schliesslich sie aber vor den Christen in der Höhle eines Berges versteckt, wo sie jedoch
nach langem Suchen ausfindig gemacht wurden. Arriaga bezeichnet als die neue Kultus-
stätte Cahuana, als dritte und letzte das Tauca-Gebiet.
Seite 117, Zeile 36. — In der Hdschr. ist Vampa verbessert aus rampa.
Seite 120. — El castigo era ciertos golpes de piedra en las espaldas 6 con el pufio
cerrado, conforme al delito, sagt ein Bericht aus Guamanga über die Strafrechtspflege in
der Inkazeit (Relaciones geogrdficas 1 S. 99). El cacique que mataba algiin indio sübdito
suyo sin licencia del Inga era castigado püblicamente, dändole con nna piedra ciertas
golpes en las espaldas; llamabanlo castigo de piedra, y era muy afrentoso (Cobo 3 S. 238).
El indio, que era perezoso, 6 que dormia entre dfa, le castigaban con azotes, y con piedra
1) In der Colecciön des Archivo de Indias, T. 3 S. 23—27; französisch in dem 1840 er-
schienenen Recueil de documents et tnemoires originaux 8. fhistoire des possessionis espagnoles dans
VAm&rique von Ternaux-Compans. Paris 1840 S. 92. 96—100. A. Rlville, Hisioire des religions 2
S. 337 betrachtet Catequil, Chuquilla, Catuilla, Intiillapa, Illapa als Synonyma.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. CXV
en las espaldas, y se tenfa gran cuenta en hacer este castigo (Herrera, Dec. 5, lib. 4 cap
3). El que forzaba alguna mujer soltera le daban por castigo con piedra en -las espaldas,
que era . . . castigo afrentoso (Herrera, ebd.).
Seite 122, Zeile 3. — diciendo; so die Handschrift. Vielleicht ist zu lesen: dando
grandes voces.
Seite 123, Kap. 66, letzter Absatz. — Dass Caftar Capac und curaca Chinchacochay
nicht Personennamen sind, sondern Titel bedarf kaum der Erwähnung. Gutien-ez (3, 449)
erzählt, dass eine der Frauen des Inka Huascar, genannt Mama Barcay (= Huarcay) mit
einer Tochter, die sie von dem Inka hatte, der schönen Mama Coya Cuxi Barcay (= Cusi
Huarcay), glücklich in die Anden entkam. Cobo (3, 209) nennt Gusi Huarcay als eine
Tochter des Manco Inca, während als dessen Tochter anderswo Maria Tupac Usca vor-
kommt Die Cusi Huarcay, die mit Sayri Tupac vermählt war, und schliesslich auf den
Namen Maria de Mendoza getauft wurde, ist mit der Cusi Huarcay identisch, die bei
Gutierrez vorkommt. Fernändez (2 Bl. 126 v. ; vergl. 127 r.) berichtet ausdrücklich, dass
die Coya Cuxi Varcay, — wie er schreibt, — die Tochter des Huascar, mit der ihre
Mutter Mama Varcay sich geflüchtet hatte, 'jetzt' die Frau des Xayre Topa Inga, = Sayri
Tupac Inca, sei. Maria Tupac Usca heiratete einen Spanier.
Seite 128. — Paullu Tupac Inca zog mit Almagro nach Chile. Im Gegensätze zu
seinem Bruder Manco hielt er es stets mit den Spaniern. Er liess sich taufen und nahm
nach dem Vornamen des Lizentiaten Vaca de Castro den Namen Don Cristtfbal an. Ausser
seinen legitimen Söhnen Don Carlos und Don Felipe Manco Tupac, die Sarmiento erwähnt,
hatte er zwei illegitime D. Fernando Puma Capi und D. Alonso Tupac Atau (Cobo 3,
120. 127. 144. 209). Ihnen gilt offenbar die 'Legitimation de los hijos c hijas naturales
de D. Cristobal Vaca Topa Inga, hijo de Guaynacabac, cacique principal que fuc* de las
provincias del PenV, Valladolid, 1° Abril de 1544, Nr. 47 in den Nttevos autografos de
Cristobal Colon der Duquesa de Berwick y Alba (S. 54). Don Carlos, der Sohn des Paullu
Inca, hatte einen Sohn D. Melchor Carlos, zu dessen Paten der Vizekönig Francisco de
Toledo gehörte. Er starb in Spanien. Der oben genannte D. Felipe Manco Tupac ist es,
der in einer Aufzählung, die in der Cdeccion de documentos ineditos para la historia de
Espana (T. 94, S. 312) abgedruckt ist, als Empfänger eines Repartimiento von 150 Scheffel
Mais aufgeführt wird, mit dem Zusätze, sein Vater habe Seiner Majestät ganz vortreffliche
Dienste geleistet. — Des Paullu Tupac Bruder Manco Inca entkam den Spaniern, erregte
einen grossen Aufstand und belagerte Cuzco; er musste sich aber zurückziehen, zunächst
nach Ollantaytambo, dann nach Vilcapampa. Hier in den Anden fand er sein Ende.
Einer von den Mördern des Marques Francisco Pizarro, Diego Mcndez, der zusammen mit
andern Spaniern bei ihm eine Zuflucht gefunden hatte, soll ihn im Zwist beim Kugelspiel
erschlagen haben. Der Hergang wird verschieden erzählt (Vergl. besonders Cieza, Guerra
de Qtrito, T. 1, S. 169 und dazu Jime*nez, ebd., Ap. S. 115 — 118; Garcilaso, P. 2 Üb.
4 cap. 7. Cobo 3 S. 206—209. Cd. de doc. intd. p. I hist. de Esp. T. 5, S. 362 f. Cd.
de doc. ined. del. JrcJUro de Indios, T. 8, S. 264); daraus erklärt sich Sarmientos Aus-
druck: murirf o lo mataron. Ueber seine Söhne Sayri Tupac, Titu Cusi Yupanqui und
Tupac Amaru vergl. oben Seite X, XIV— XVI und XXXXV. Die Schicksale der Tochter
des Sayri Tupac, Dona Beatriz Clara Coya sind oben Seite XV Anm. 2 erwähnt. Von
P*
C*VI BIGHABD PIETSCHMANN,
der Tochter des Manco Inca, Maria Tupac Usca (oben Seite CXV), leitet sich die Familie
Justiniani her, deren Stammbaum Markham (zu Garcilaso, P. 1, VoL 2 S. 258 Anm. 1)
mitgeteilt hat. Tupac Amarus Kinder wurden mit ihm aus Vilcapampa fortgeführt. Es
waren zwei Töchter, Juana Pilco Huaco und Magdalena (Cobo 3, 218), und ein Sohn,
Felipe Quispi Titu, der 1581 in Lima lebte bei der Familie Ampuero, die von einer
Tochter des Huayna Capac Namens 1 nez Huayllas abstammt (Garcilaso 1 üb. 9 cap. 88 ;
Bl. 261), — Vergleiche auch den Stammbaum bei Clements R. Markham, Travels in Peru
and lndia, S. 134/135 auch Markham zu Garcilaso 1 Vol. 2 S. 526.
Seite 129. Kap. 70. — Ueber die Chronologie vergl. oben Seite LIX— LXVI. Die
Vorstellungen von den natürlichen Ursachen der Langlebigkeit der Menschen der Voneit
gehen auf Augustins Schrift de dvitate Bei zurück, ebenso wie die von ihrer Riesenhaftig-
keit. Giovanni Nanni hat für die Aetates diu viventium die Skala aufgestellt (Paris 1512
fol. CXVÜ, richtig CXXVII): Qui enim giganteo aevo vivebant ad ducentos annos dice-
bantur adolescentes, ad quatrincentos viri ac iuvenes, ad sexcentos senes, inde decrepiti. Die
Begründungen, dass die Natur vor Zeiten mehr in ihrer Vollkraft gewesen sei und dass
die spätere Eheschliessung lebensverlängernd sich geäussert habe, findet man bei mehreren
Sarmiento gleichzeitigen Autoren, z. B. in der Suva de varia Ucciön des Pedro Mejfa (Kap.
1). Auch die Grandezas y cosas memorabks des Pedro de Medina (Sevilla 1548, Kap. 4.,
Bl. 8 v. bis 4 v.) enthalten eine Auseinandersetzung hierüber, die Sarmiento ge-
kannt haben mag, wie das Navigationsbuch desselben Autors, aus dem er ja seine An-
sichten über die Ursachen der Missweisung der Magnetnadel sich gebildet zu haben schont
Uebrigens wird jedoch den Eingeborenen Perus eine besondere Veranlagung zur Langlebig-
keit zugeschrieben. Es wird erzählt, dass in der Zeit des Vizekönigs Francisco de Toledo
es in Tuarama einen Eingebornen gab, der bis zu seinem hundertsten Lebensjahre ganz von
Krankheit verschont geblieben sei und dann in Siechtum noch 30 Jahre weiter gelebt habe
(Coiecciön de doc. inid. p. I hist, de Espaüa, T. 104, S. 297). 'Beispiele von Indianern, die
120 bis 130 Jahre und darüber bei fast ungestörten körperlichen und geistigen Kräften
leben', versichert J. J. Tschudi (Peru 2, St Gallen 1846 S. 360), seien in Peru 'durchaus
keine Seltenheiten'; 1839 habe im Jauja-Tale ein Indianer gelebt, der nach Ausweis des
Kirchenbuches 1697 geboren gewesen sei. Stevenson habe aus einem Kirchenbuche 109
Jahre als das Durchschnittsalter von 11 Indianern ermittelt. Aehnliche Angaben über süd-
amerikanische Volksstämme hat Th. Waitz, Anthropologie, Th. 1 Seite 137 zusammengestellt,
ohne geneigt zu sein, daraus das Vorhandensein fester Rassenunterschiede abzuleiten. Man
wird ihm beipflichten, und wird daher das Vertrauen, das Stevenson und Tschudi der sta-
tistischen Ausbeute aus peruanischen Kirchenbüchern entgegenbringen, nicht ohne weiteres
auch auf Sarmientos chronologische Unglaublichkeiten übertragen.
Errata.
Seite XXXXV, Anm. 2, Zeile 5. — Amasu, lies: Amaru. Seite LIX, Zeile
32. — Lies: Cinchi. Seite LXXTX, Zeile 16. — Lies: S. 263. Seite LXXXVII.
Nachtrag zu Seite 7, Anm. 3, Zeile 2/3. — Füge hinzu hinter 1557: auch nach Frandsci
de Victoria Relectiones morcdes, opera Joh. Georgii Simonis (Coloniae et Francofurti : Aug.
Boetius 1696).
Seite 2, Zeile 10. — V. ilf., lies: Vuestra Mag est ad, oder besser: Vuestra Majestad.
So auch 3, Zeile 3. Seite 5, Anm. 3, Zeile 2. — Lies: A History. Seite
6, Zeile 32. — corne, lies: cotno. Seite 9, Zeile 1. — F., lies: Vuestra. Seite
9, Anm. Zeile 7/8. — Lies : Die Randglosse 'Titulo 6' weist auf die Aufzählung der Sectio
2 der Belectio hin. 'Parte 3 Titu. 22 c. 5 c. 8' weist auf das Werk des Antonius Floren-
tinus hin.
Seite 11, Zeile 11. — dlomenos, lies: ä lo menos. Seite 11, Zeile 23. —
Lies: Ptolemeo. Seite 12, Zeile 21. — verdaderemente, lies: verdaderamente. Seite
16, Anm. 4, Zeile 4. — variornmy lies: variarum. Seite 17, Zeile 17. — d Fenec;
vergl. oben Seite LXXXXV. Seite 17, Anm. 7, Zeile 2. — Indics, lies: Indios.
Seite 18, Anm. 5. Zeile 2. — minfa, lies: nimpha. Seite 18, Anm. 8, Zeile 1. —
Mafei, lies: Maffei.
Seite 21, Zeile 1. — anos, lies: aüos. Seite 28, Zeile 19. — las tiemposy lies:
los tiempos.
Seite 34, Zeile 9. — Quipi, lies: Qui[s]pi\ vergl. oben Seite CXH Seite 85,
Zeile 11/12. — envahidos (Hdschr. : enbaydos), lies: embaidos. Seite 35, Zeile 34. —
Ayarcache, lies: Ayar Cache. Seite 36, Zeile 4. — el pie\ so die Hdschr.; lies: en pie.
Seite 41, Zeile 7. — dondc, lies: donde. Seite 42, Zeile 14. — Cuzcey lies: Ouxco.
Seite 42, Zeile 15. — un aparte, lies: una parte. Seite 45, Anm. 3, Zeile 1. —
Lies: Beuter. Seite 47, Zeile 1. — Alabicas, lies: Alcabigas. Seite 47, Zeile 19.
— Yupangi, lies: Tupangui. Seite 49, Zeile 32. — antesucesores ; so die Hdschr. (ur-
sprünglich auch auf Seite 47 in Zeile 23); lies wie dort: antecesores.
Seite 51, Zeile 4. — arrogar\ so die Hdschr.; lies: d rogar. Seite 51, Zeile 33.
— Lies: alcanzaron. Seite 56, Zeile 6. 8. 19. — Atun^ lies: Hatun. Vergl. oben
Seite CYII. Seite 59, Zeile 1. — Apo May, lies: Apo Mayta.
Seite 70, Zeile 19 (vergl. ebd. Anm. 3). — y tnochö d, lies: y mochö, y d. Seite
77, Zeile 15. — sujo, lies: suyo. Seite 80, Zeile 3. — Inga Capon, lies: inga apon.
Vergl. oben Seite LXXIX Zeile 9/10 und das Register unter inga apo. Seite 85,
CXVIII .RICHARD PIET8CHMANN,
Zeile 13. — los manos-, so die Hdschr.; lies: las mänos. Seite 87, Zeile 29. — Lies:
Chungomarca [y] Pülaguamarca.
Seite 91, Zeile 14. — estrano, lies: extrano. Seite 92, Zeile 3. estra&ezas, lies:
extranezas. Seite 96, Zeile 36. — d Chachi, ist wohl zu lesen: d [A] chachi. Seite
97, Zeile 3. — Asüli; so die Hdschr.; lies: Astöo', vergl. Seite CXII.
Seite 106, Zeile 30. — Guyana, lies: Guayna. Seite 108, Anm. 1. — ew, lies:
esia. Seite 109, Zeile 5. — pedrades, lies: pedradas. Seite 133, Zeile 3. — Fn-
pangui, lies : Yupangui
Seite 141, Kolumne 1, Zeile 19. — Lies: von. Seite 142, Kolumne 2, Zeile 14.
— Lies: Cinchi Roca Bruder des Huayna Capac 104. Auch nach. Seite 144, Kolumne
1, Zeile 22. — 128, lies: 125. Seite 144, Kolumne 2, Zeile 27. — 104, lies: 102.
Seite 149, Kolumne 1, Zeile 20. — Lies: 3, CXCIX. Seite 150, Kolumne 1, Zeile
40. — Lies: pueblo. Seite 150, Kolumne 2, Zeile 52. — Lies: Süic Guaman.
Andere Aenderungen des Registers im Anhange dazu.
Akzent fehler:
Seite 1, Zeile 11. — Lies: principes. So auch 3, Zeile 32. 8, Zeile 15. Seite 2,
Zeile 13. — du», lies: dia. Seite 2, Zeile 14. — mos, lies: mos. So auch 3, Zeile 11.
Seite 3, Zeile 5. — Lies: donde justmmametUe. Seite 6, Zeile 31. — Lies: tiranias.
Seite 9, Zeile 8. — Lies : Jesus. Seite 9, Zeile 9. — Lies : di.
Seite 11, Zeile 16. — Lies: rio. Seite 11, Zeile 22. — Lies: indico. Seite
12, Zeile 15. — mos, lies: mos. Seite 12, Zeile 22. — Lies: islas. Seite 18,
Zeile 3. — Lies; Maria.
Seite 21, Zeile 20. — Lies: OL Seite 22, Zeile 5. — Lies: gb\tro\ echändose.
Seite 22, Zeile 6. — Lies: Catigara. Seite 22, Zeile 12. — Lies: Jesus. Seite
27, Zeile 14. — o, lies: d. Seite 28, Zeile 39. — Lies: bdroaros. Seite 29,
Zeile 24, — Lies: termino.
Seite 36, Zeile 15. — Lies: traiciön. Seite 53, Zeile 11. — Lies: cuyo.
Seite 82, Zeile 12. — Lies: d punto. Seite 101, Zeile 22. — Lies: nutner 0] so auch
Seite 104, Zeile 16. Seite 104, Zeile 5. — Lies: visitö. Seite 108, Zeile 20. —
Lies: retirändose.
Barbarici fasces contremunt stegma Philippi,
Cui Tagus et Ganges servil et Antipodes1).
Segunda parte de la Historia general llamada Indica,
la cual por mandado del excelentisimo senor Don
Francisco de Toledo, virrey, gobernador y capitan
general de los reinos del Piru y mayordomo de la
casa real de Castilla, compuso el capitan Pedro
Sarmiento de Gamboa.
A la S. C. R. M.2) del Rey Don Phelippe, nuestro senor.
Entre las excelencias, soberano y cat6Hco Philippo, que gloriosamente & los
principes decoran, puniöndolos 8) en sumo fastigio de estimaciön, dijo aquel padre
de la elocuencia latina ser tres las mayores : largueza, beneficio y liberalidad 4).
Y como los cönsules de Roma tuviesen esto por el mäs principal elogio de sus
blasones, esculpieron curiosamente en un marmol del monte Quirinal y en la
Plaza de Trajano este titulo: Poderosisima dote es en el principe la liberalidad 5).
1) Vergl. die Einleitung ; für sentit steht auf der Wappenumschrift auf der Rückseite des Titels
serdit, als Correctur, wie es scheint, aus serbit.
2) Ursprünglich = Sacra Cesarea Real Magestad ; später = Sacra Catölica Real Magestad.
3) = poni&ndolos. — Vergl. Eduard Boehmer zu Juan Valdls, Dialogo de la lengua (in den
Romanischen Studien Bd. 6 S. 471).
4) Am Rande links : Cicero pro rege Deyotaro (so !). — Dieses und die nachfolgenden Citate
bis S. 2 Anm. 6 stammen aus dem auf S. 2 in Anm. 4 angeführten Werke des Rechtsgelehrten
Andre* Tiraqueau.
5) Am Rande links: Bartolomeus Marlianus in Tipographia [so!] et Antoninus Fiorentinus
theologus. — Vgl. die Topographia antiquae Romae Ioanne Bartholomeo Marliano autort, Lug-
duni, Seb. Gryphius 1534, lib. 5c. 22 (S. 216 — 217), wo die Inschrift erwähnt wird: Potentissima
dos in principe liberalitas et dementia. Die Summa des Antoninus archiepiscopus Fiorentinus,
pars 4 c. 4 wird von Tiraqueau citiert, weil dort (§ 6) es heisst : primum Signum nobüitaHs est
liberalitas.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Win. sn Göttingen. Phil.-birt. Kl. N. F. Band 6,4. 1
RICHARD PIETSCHMANN,
Por esto incitados los reyes, que en mucho quisieron ser de los suyos tenidos
y de los extrafios temidos, trabajaron por adquerir1) nombre de liberales, de
donde se eternizö aquella real sentencia: Proprio es de los reyes dar*). Y como
esto era entre los (xriegos cosa muy tratada, el prudente Ulises, hablando con
Antinoo, rey de los Feaces 8), le dijo : Tu eres semejante d rey, por lo cual te con-
vienc dar, y mejor que otrosA). Ca es cierto, que & los reyes es muy favorable
y necesaria la largueza.
No pretendo por esto, monarca liberalisimo, insinuar & Vuestra Magestad la
poderosisima franqueza, porque serfa muy culpable disproposito 5) mio querer
suadir una cosa, que & V. M. es tan natural, que no podria vivir sin ella. Ni
sucederd & tan alto y liberal sefior y rey lo que k Tito emperador, el cual,
acordado una vez sobre cena habörsele aquel dfa pasado sin hacer merced, dijo
aquella loable animadversion : 0 amigos, este dia perdi 6). Porque no solamente
dfa, mds ni hora pierde Vuestra Magestad sin obligar d todo linaje de gentes
con beneficios7) y raercedes larguisimas, a que todo pueblo & una voz diga de
Vuestra Magestad lo que Andino canto de Octaviano Augusto:
Nocte pluit tota, redeunt spectacula mane\
Divisum Imperium cum love Caesar habet*).
Mas lo que quiero decir es, que k rey, que tan bien cumple la obligaciön de
liberalidad y tanto da como Vuestra Magestad, necesario le es tener y tener
mucho; porque ninguna cosa mds conviene al principe que haberes y riquezas
para liberalidades y larguezas, dice Tulio, y, demäs desto, para adquerir 9) gran
gloria ; que es cierto, como leeraos en Salustio : que en gran imperio es gran
gloria 10). Porque tanto es uno mayor, cuanto mayores cosas trata, y asi la
1) = adquirir.
2) Am Rande rechts : Oldradus ca. 94. — Vergl. Consilia Oldradi da Ponte de Laude, quae-
stio 94 am Ende (Bl. 25 der Ausgabe von 1535). Es heisst dort : ... cum regum proprium (in
dem Drucke von Eberhard Frömmelt, Basel 1481: proprie) sü donare.
3) Die Verse Homer, Odyss. 17, 416 u. 417 richten sich vielmehr an den ruchlosesten der
Freier, den Ithakesier Antinoos. Zum Phäakenkönig hat ihn nicht Sarmiento gemacht, sondern
schon sein Gewährsmann Tiraqueau.
4) Am Rande links: Homerus Hb. 17 Odisseae. Am Rande rechts: Tiraquellus de nöbi. c.
3 — 7 [so !] c. 76. — Vergl. Andreae Tiraquelli de nöbilüate, et iure primigeniorum, Paris, Jac. Keruer
1549, cap. 37 § 40.
5) = de8propÖ8tto.
6) Am Rande links : Suctonius et Eusebius chronographus et Eutropius.
7) Ddschr. : benificios.
8) Am Rande rechts: Vergilius. Die Verse werden von Donat Virgil zugeschrieben. Dr.
Sakolowski, s. Z. Sekretär am Thesaurus linguae latinae, verwiess mich auf Suetonii rel. ed. Reiffer-
scheid p. GG und auf Anthol. Lat. ed. Riese 1 no. 256 (S. 179).
9) = adquirir.
10) Am Rande rechts: Im [so!] proemio Catilinarij [so!].
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAHEICHES. 3
gloria del rey consiste en tener muchos vasallos y su abatimiento en la dirai-
nuciön del pueblo *).
Desta gloria, Cristianisimo Rey, Dios poderoso diö & V. M. en esta vida
tanta parte, qae de vuestro excelso nombre tiemblan todos los enemigos de la
iglesia santa catölica de Cristo nuestro senor; por dönde justisimamente meres-
c&s ser nombrado vigor de la iglesia. Y como los tesoros, de que Dios hizo
expensores a vuestros mayores, con tan santa magnanimidad los despendieron
en loables y santas obras, extirpando berejes, lanzando los malditos Sarracenos
de los fines de Espana, edificando templos, bospitales, monesterios, y en otras
infinitas obras de caridad y justicia, con entranas de celosos padres de la patria,
no solo merescieron el santisirao renombre de catölicos, mds el benignfsimo y
todopoderoso Dios, & quien de corazon servian, tuvo por bien comenzalles &
pagar con bienes temporales en este siglo — porque es cierto, que no quita los bienes
temporales el que da los reinos celestiales s) — de tal manera, que en las mercedes,
que les bacia, meresciesen mäs. Y fu£ ddndoles oficio apostölico. escogi^ndolos
entre todos los reyes del mundo por nuncios evangelizadores de su divina pa-
labra en las remotisimas 6 incögnitas tierras destos bdrbaros y ciegos gentiles,
que agora Uamamos Indias de Castilla, para que por su ministerio fuesen puestos
en carrera de salvaci6n, siendo el mismo Dios el verdadero piloto, que les hizo
fäcil y claro el obscuro y espantable mar atläntico, horrible portento ä los anti-
quisimos Argivos, Atenienses, Egipcios y Penos y, lo que es mds, al soberbio
Hercules, el cual, habiendo venido de levante & Cdliz y visto el espacioso mar
atläntico, temiö, y creyendo acabarse all! el mundo y que no habia mäs tierra,
puso sus colunas con esta letra: Vitra Gades nil5), esto es: Adelante de Cäliz
nada hay. Mas como la sabiduria humana acerca de Dios es ignorancia y la
fuerza del mundo flaqueza en su presencia, fuäles facilisimo con la virtud del
altisimo & vuestros santos abuelos romper y deshacer las nieblas y dificultades
del encantado ocöano. Y burlando con razön de Aleides y su blasön, descu-
brieron las Indias4), pobladisimas de änimas, k quien se pudiese mostrar el Ca-
mino del cielo, y abundantisimas de todo g£nero de inestimables tesoros, con que
restauiaron los grandes gastos, que babian heebo, y quedaron los mds ricos
prineipes del mundo, con que prosiguieron su santa y cristianisima liberalidad
hasta la muerte. Y por esta famosisima navegaeiön y tan nuevo y milagroso
deseubrimiento emendaron el epitafio de las colunas herculeas, quitando el Gades
1) Am Rande links stand die Verweisung auf Tiraquellus ; sie wurde aber durch Ueberkleben
mit einem Streifen Papier getilgt.
2) Am Rande links eine durch Ueberkleben getilgte Randbemerkung. — Die Sentenz ist aus
der Dichtung des Caelius Sedulius entnommen, die anfängt: Hostis Herodts impie, || Christum
venire quid times? || Non eripit mortaha, || qui regna dat coelestia. Vergl. Ph. Wackernagel,
Das deutsche Kirchenlied, Bd. 1 S. 46 Nr. 50.
8) Am Rande links : Titulo de las colunas de Hercules antiguo.
4) Am Rande rechts: Deseubrimiento de las Indias.
1*
4 RICHARD PIETSCHMANN,
nil y antepuniendo *) Plus al ultra *), que quiere decir — y con mucha verdad —
>Mds adelante hay machas tierras«. Y asf quedö esta letra Plus ultra por
blasön de las armas 6 insignias de las Indias de Castilla.
Y como hay pocos & quien no fuerce la maldita hambre del oro8), y tambiän
como las cosas buenas sean manjar de la invidia4) moviö el demonio los pechos
de algunos poderosos prfncipes & quererse entremeter k este tan grande negocio.
Lo cual considerado por el vicario de lesucristo Alexandro Sixto, que pudiera
redandar en impedimento de la predicaciön del evangelio sagrado & estos bir-
baros idololatras 5), demds de otros males, que dello pudieran resultar, quiso, de
su propio motivo y no & instancia, ni peticiön de los catölicos reyes, por autoridad
de Dios todopoderoso, darles y les diö y concediö 6) para siempre jamäs las islas
y tierras firmes que entonces se descubrieron y que despues se descubriesen
dentro de los limites y demarcaciön de ciento y ochenta grados de longitud,
ques la mitad del orbe, con todos sus dominios, derechos, jurisdicciones y per-
tenencias, prohibiendo la navegaciön y trato en las tales tierras por cualquiera
causa & todos los demds prfncipes, reyes y eraperadores desde el afio de 1493
anos7), para obviar a muchos inconvcnientes.
Mas como el demonio viese cerrado este portillo, que habia comenzado abrir,
para raeter por £1 disensiones y estorbos, tramö de hacer la guerra con los
propios soldados que le combatian, que eran los mesmos predicadores, los cuales
comenzaron & dificultar sobre el derecho y titulo que los reyes de Castilla tenfan
& estas tierras. Y como vuestro invictisimo padre era tan celoso de su con-
ciencia, mand6 examinar este punto, cuanto le fu£ posible, por doctfsimos letrados,
los cuales, como la informaciön, que del heeho se les hizo, fuö indirecta y
siniestra de la verdad, dieron su parecer diciendo que estos ingas, que en
estos reinos del Pirü fueron, eran legitimos y verdaderos reyes dellos, y que los
particulares curacas eran y son verdaderos senores naturales desta tierra, lo
cual diö asa a los extranos de vuestro reino, asi catölicos como herejes y otros
infieles, para que ventilasen y pusiesen dolencia en el derecho, que los reyes de
Espana han pretendido y pretenden & las Indias ; por lo cual el emperador Don
Carlos, de gloriosa memoria, estuvo & punto de dejarlas 8), que era lo *) que el
enemigo de la fee10) de Cristo pretendfa, para volverse ä la posesiön de las änimas,
1) = anteponiendo.
2) Am Kande links: Plus ultra.
3) Am Rande rechts : Verg. : Quid non mortalia pectora cogis, auri sacra famts.
4) Am Rande rechts : Optima cibus invidiae.
5) = idolatras.
6) Am Rande eine durch Ueberkleben getilgte Bemerkung.
1) Hdschr. : mill y quatrogientos y nouenta y tres aHos.
8) Gemeint ist wohl die Einsetzung der Kommission, aus deren Verhandlungen sich 1548 die
Verkündung der sogenannten Neuen Gesetze über die Encomiendas ergab.
9) Hdschr. : los.
10) = fe.
PETRO SARMIENTOs's GESCHICHTE DES INKAEEICHES. 5
que tantos siglos habia tenido ciegas. Y todo esto sucediö por la incuriosidad
de los gobernadores de aquellos tiempos en esta tierra, que no hicieron las dili-
gencias necesarias para informar de la verdad del hecho, y por ciertas informa-
ciones del obispo de Chiapa1), que movido de pasiön contra algunos conquista-
dores de su obispado, con quien tuvo pertinacisimas diferencias, — segün yo supe
en aquella provincia y en la de Guatemala, donde ello pas6, aunque su celo
parece santo y estimable, — dijo cosas de los dominios desta tierra & vueltas
de los conquistadores della, que son fuera de lo, que en las averiguaciones y
probanzas juridicas se ha visto y sacado en limpio, y lo, que sabemos, los que
habemos peregrinado todas las Indias, de espacio y sin guerra, inquiriendo todas
estas cosas.
Y estando este caos y confusiön de ignorancia por esta ocasiön dicha tan
derramado y esparcido por el mundo y tan arraigado en las opiniones de los
rads y mas altos letrados de la cristiandad, puso Dios en corazön & Vuestra
Magestad que embiase 2) a Don Francisco de Toledo *), mayordomo de Vuestra real
casa, por visorrey destos reinos. £1 cual como llegase a este reino, donde hall6
muchas cosas que hacer y muchas que emendar, y sin descansar de inmenso
trabajo que en las peligrosas y prolixas navegaciones de dos mares habia pade-
cido, puso en todas las cosas neces&rias el orden que convenia; con que emendö
las erradas de antes y cimentö las futuras, de manera quel fruto dellas serd
perpetuo, como emanado de fundamentos razonables y sölidos, proveyendo no
solo & lo que particularmente traia obligaciön, mas favoresciendo y remediando
& otras gobernaciones contiguas ä este reino, especialmente socorriendo al rico
reino de Chile con gente y municiones, que fu6 total remedio de aquella tierra,
que estaba a punto de perderse, sino les fuera este socorro, y proveyendo en la
provincia de las Esmeraldas, que del todo se desamparaba, si por su mano no
1) Am Rande links : Obispo de Chiapa, — Gemeint ist Bartolome de las Casas , dessen leiden-
schaftlichen Bemühungen die ersten Massnahmen zu Gunsten der unglücklichen Indianer zu ver-
danken sind. Diese Bemühungen beginnen nicht erst mit Las Casas' Aufenthalt in Cumana und
in Chiapa und entsprangen aus den edelsten Beweggründen ; sie bedurften nicht der Mishelligkeiten
mit Conquistadorcn, auf die Sarmento sie zurückführen will. So lauter die Absichten waren, welche
Las Casas hegte, so wenig hielt er sich allerdings bei seiner Agitation an das Thatsächliche, und,
wo er sich auf Angaben Anderer verlassen musste, wie das z. B. bei Peru der Fall war (vergL die
Vorrede von Marcos Jimonez de la Espada zu dem Werke De las antiguas gentes del Peru por
el padre fray BartolomS de las Casas, = Coleccion de libros espaJloles raros 6 curiosos T. 21,
Madrid 1892), geriet er in Uebcrtreibungen sowohl zu Ungunsten der Spanier wie zu Gunsten seiner
Schützlinge. Als Sarmiento Mexico und Guatemala besuchte, wo er sich zwei Jahre aufgehalten
zu haben scheint, bevor er 1557 nach Peru gieng (Clements R. Markham, Narraiives of the
voyages of Pedro Sarmiento, Introd. S. X), waren es mehrere Jahre her, dass Las Casas Chiapa
und die Neue Welt verlassen hatte.
2) = enviase.
3) Am Rande links: Don Francisco de Toledo. — Eine kurze Uebersicht über die Amts-
tätigkeit dieses Staatsmannes giebt Clements R. Markham, Ä. Hisiory of Peru {Latin American
Bepublics), Chicago 1892, S. 148—159.
6 RICHARD PIETSCHMANN,
se diera traza y remedio en que se sustentase. Y la gobernaciön de Yagual-
songo y Cumbinama en Santiago de las montanas encargada a Juan de Salinas
cierto se despoblaba con diferencias de los Espanoles della, si su buen orden no
proveyera de persona, que los pusiera en razön y los conservara en justicia. Y
demas desto fue parte total para que en la mesma gobernaciön se poblase de
Espanoles un muy buen y rico pedazo de tierra. Y como estas obras suyas
volasen por este nuevo mundo, vinieron de los fines del ä pedille socorro. El
cual diö ä las provincias de Tucuman, Juries y Diaguitas en lo spiritual y
temporal, y diö asiento en aquella provincia que parecia imposible podelle tener
jamäs, y asimismo socorriendo y proveyendo ä la gobernaciön de Santa Cruz de
la sierra para poner freno y castigar & los Cbiriguanas, comedores de carne
humana, infestadores desto vuestro reino del Pirii por las partes de los Charcas;
de suerte que la substancia, que destas provincias de aqui adelante proviniere,
y el asiento, en que permanescieren, ä Don Francisco de Toledo se le deben
dello las gracias, por haber sido öl potfsimo reparador dellas y, lo que es mucho
de ponderar y estimar, dando ocupaciön a toda suerte de gente ociosa ') y suelta.
Todo lo cual hecho con suma diligencia. no quiso gozar de los regalos y ocio de
Lima, donde sus predecesores han vivido encantados, antes con aquel inmenso y
vivisimo celo que de servil* & Vuestra Magestad tiene. acometiö nuevos y mayores
trabajos, cuales nunca los virreyes ni gobernadores antes döl osaron ni aun
pensar, que fuö, peregrinando por su persona esta asperisima tierra, hacer la
visita general della, en la cual, aunque no la ha acabado, es cierto que ha re-
mediado muchas y muy grandes faltas y abusos, que habia en el ensenamiento
y ministerio de la doctrina cristiana, dando santa y politica traza ä los ministros
della, para que hagan su oficio, como conviene en el servicio de Dios y descargo
de Vuestra real conciencia, reduciendo a congregaciones de pueblos formados en
sitios tratables y sanos ä los questaban en riscos y brenas, donde no podian ser
curados ni doctrinados, antes vivian y morian como fieras selvajes, idolatrando
como en tiempo de sus tiranos ingas y de su ciega gentilidad, quitandoles las
publicas borracheras, amancebamiento y guacas de sus idolos y diablos, desa-
graviandolos y librdndolos de las tiranius de sus curacas, dändoles finalmente
uso de racionales, como lo tuviesen antes de brutos en el oficio de cargarse come
tales2). Y ha sido lo que en este caso ha hecho vuestro visorrey tal que los
Indios se tienen por regenerados en todo y le llaman & boca llena su favo-
rescedor y procurador, y 4 Vuestra Magestad, que se lo embiö8), llaman
padre. Y tanto han sonado los beneficios, que & todos estos naturales ha hecho
y va haciendo, que los Indios infieles de guerra de muchas provincias comarcanas
1) Ildschr.: occiosa ocgiosa.
2) Bezieht sich auf die Sitte, dass auch die nächsten Anverwandten vor dem Könige nicht
erscheinen durften, ohne eine, wenn auch kleine, Last auf dem Nacken zu tragen.
3) = enviö.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 7
d este reino, tintendose1) por seguros8) debajo de su palabra y salvaguardia,
han salido d verse y comunicarse con 61, y dado la obediencia espontdniamente *)
d Vuestra Magestad, como lo hicieron los Andes de Xauxa, tärminos de Pilcofoni,
y los Manaries al levante del Cuzco, y los Chunchos y otros, d los cuales tornö
d embiar4) d su tierra gratos y obligados d vuestro real servicio con los pre-
sentes que les diö y los regalos y buen acogimiento que les hizo.
Mas como entre los cristianos no conviene tener cosa fuera de buen titulo,
y 61 que Vuestra Magestad tiene d estas partes, aunque es santfsimo y el mds
alto que rey en el mundo tiene d cosa que posea, ha padecido detrimento,
como antes dije, en los pechos de muchos letrados y otras gentes por falta
de verdadera informaciön, propuso5) de hacer en esto d Vuestra Magestad
el mds senalado servicio que se os pudiera hacer fuera d£l entre todas
las cosas que trae d su cargo, que fuö dar seguro y quieto puerto d
vuestra real conciencia contra las tempestades aün de vuestros naturales
vasallos, teölogos y otros letrados, que mal informados deste hecho de acd daban
sus pareceres graves desde alld. Y asi en la visita general, que por su persona
viene haciendo por toda la tierra, ha sacado de raiz y averiguado con mucha
suma de testigos, con grandisima diligencia y curiosidad examinados, de los mds
principales ancianos y de mds capacidad y auturidad del reino y aün de los que
pretenden ser interesados en ello, por ser parientes y descendientes de los ingas,
la terrible, envejecida y horrenda tirania de los ingas, tiranos que fueron en
este reino del Pirii, y de los curacas particulares de los pueblos d61, para desen-
ganar d todos los del mundo que piensan, questos dichos ingas fueron reyes
ligitimos6) y los curacas senores naturales desta tierra. Y para que Vuestra
Magestad fuese con poco cansancio y con mucho gusto informado y los demds
que son de contrario parecer desenganados, me fu£ mandado por el virrey Don
Francisco de Toledo, d quien yo sigo y sirvo en esta visita general, que tomase
d mi cargo este negocio y hiciese la historia de los hechos de los doce ingas
desta tierra y del origen de los naturales della hasta su fin. La cual yo hice,
y es esta con la curiosidad y diligencia, que convenia, como en el proceso della
y en la ratificaciön de los testigos Vuestra Magestad verd. Y se certificard del
hecho de la verdad de la pdsima y mds que inhumana tirania destos ingas y de
los curacas particulares, los cuales no son, ni nunca fueron, senores naturales,
1) = tenündose.
2) Hdschr. : seguros.
3) = espontdneamente. — Diese freiwillige Untertänigkeit wird wohl auch darum besonders
hervorgehoben, weil nach der Lehre des Franciscus de Victoria, die Herrschaft auch erworben
werden kann (titulus 6 seiner Aufzählung; vergl. unten S. 8 Anm. 5): per veram et voluntariam
electionem, puta si barbari ipsi, intelligentes et prudentem administrationem et humanitatem Hi-
spaniorum, nitro yellent accipere in principem Begem Hispaniae, tarn domini, quam alii.
4) = enviar.
5) Hdschr. : propuse. Subjekt ist aber Don Francisco de Toledo.
6) = Ugitimo8.
8 RICHARD PIETSCHMANN,
sino puestos por Topa Inga Yuparigui, el mayor y mds atroz y dafioso tirano de
todos. Y los curacas fueron y agora son grandfsimos tiranos puestos por otros
grandes y violentos tiranos, como en la historia parecerd claro y cierto, de suerte
que probada la tirania, asf de ser extranjeros del Cuzco y haber violentado k
los naturales del mesmo valle del Cuzco y & todos los demäs desde Quito hasta
Chile por fuerza de armas, y haberse hecho ingas sin consentimiento ni elecciön
de los naturales.
Y demds desto, de sus tiränicas leyes y costumbres se entenderd el ver-
dadero y santo tftulo que Vuestra Magestad tiene especialmente d este reino y
reinos del Pirü, porque Vuestra Magestad y sus antepasados reyes santisimos
impidieron sacrificar los hombres* inocentes y comer carne humana, el maldito
pecado nefando1), y los concäbitos indiferentes con hermanas y madres, abomi-
nable uso de bestias, y las nefarias y malditas costumbres suyas*); porque d ca-
fda] uno mandö Bios de su pröximo, y esto principalmente pertenesce d
los principes, y entre todos d Vuestra Magestad. Ünicamente por lo cual
se les pudo hacer y dar guerra y proseguir por el derecho della contra
los tiranos, y aunque fueran naturales y verdaderos senores de la tierra,
y se pudieron mudar senores 6 introducir nuevo principado, porque por estos
pecados contra natura pueden ser castigados y punidos, aunque la comunidad de
los naturales de la tierra no contradijesen d tal costumbre ni quieran ser por
esto los inocentes vengados por los Espanoles, porque en este caso no son de
su derecho de tal manera que d si mesmos 6 d sus hijos puedan entregar d la
muerte8), porque pueden ser forzados d que guarden ley de naturaleza, como lo
ensena el arzobispo de Florencia 6 Inocencio y lo confirma fray Francisco de
Victoria en la relaciön 4) que hizo de los titulos de las Indias 6). De manera que
1) Das pecado nefando ist in Peru nur in beschränktem Maasse vorgekommen ; vergl. darüber
Cieza de Leon 1 c. 64. 2 c. 25.
2) Vergl. die wörtliche Anführung in Anm. 5.
3) In den Belectiones des Franciscus de Victoria, parte 5 de Indis recenter inventis sectio 3
de tituli8 legitimis quibus barbari potuerint venire in ditionem Hispanorum, wird als fünfter solcher
tituhi8 hingestellt: propter tyrannidem vel ipsorum dominorum apud barbaros, vel etiam propter
leges tyrannicas in injuriam innocentum, puta quia sacrificant homines innocentes, vel alios occidunt
indemnatos ad vescendum carnibus eorum. Dico etiam, quod sine autoritate Pontificis possunt
Hispani prohibere barbaros ab omni nefaria consuetudine et ritu, quia possunt defendere inno-
centes a morte injusta. Hoc probatur quia unicuique mandavit Deus de proximo suo, et Uli omnes
sunt proximi, ergo quilibet potest defendere illos a tali tyrannide et oppressione, et hoc maxime
spectat ad principes .... sed etiam possunt cogere barbaros, ut cessent a tali ritu, et si nolunt,
hac ratione potest eis bellum inferri, et jura belli in eos persequi : si aliter tolli non potest sacri-
legus ritus, possunt mutare dominos et novum principatum inducere. Et quantum ad hoc habet
verum illa opinio Inno[centii] et [Antonini] Archiep[iscopi Florentini], quod pro peccatis contra na-
turam possunt puniri Nee obstat quod omnes barbari consentiant in hujusmodi leges et sacrificia,
nee volunt se in hoc vindicari ab Hispanis. In his enim non ita sunt sui juris, ut possint seipsos
vel filioß suos tradere ad mortem.
4) Müsste richtiger relectiön oder relecciön lauten.
5) Am Rande links: Parte 3 Titu. 22 c. 5 c. 8. Darunter, unterstrichen: Tituio 6. Die
PEDRO SARMIENTO'8 GESCHICHTE DES INKAREICHES. 9
por e9te solo titulo, sin otros muchos, tiene V. Magestad el mds bastantisimo y
ligitimo1) titulo & todas las Indias que principe en el mundo tiene & senorio
alguno, porque mds 6 menos mäs püblico 6 mas encubierto 6 disimulado [en]
todas las tierras, que hasta agora se han descubierto en los dos mares del norte
y sur de Vuestra Magestad, se ha hallado este general quebrantamiento de ley
de natura.
Y por este mesmo titulo tambi&i puede Vuestra Magestad sin escrüpulo
mandar conquistar las isla9 del archipiölago del Nombre de Jesus2), vulgarmente
llamadas de Salomön, aunque no lo son, de que yo di noticia y por mi persona
las descubri el ano de 1B67 anos8), aunque fu6 por general Alvaro de Mendana,
y otras muchas, que estdn en el mesmo mar del sur, que yo me ofrezco & Vuestra
Magestad de le descubrir y poblar, desoubriernio y faeilitando todas las nave-
gaciones de las contrataciones de toda la demarcaciön, con el favor de Dios, con
breves caminos. A mucho me ofrezco, bien lo veo; mas confio en Dios todopo-
deroso; en cuya virtud pienso hacer lo que digo en vuestro real servicio. Y
porque el talento que Dios me comunico, que aspira & estas cosas, no se me
demande del cuenta estrecha, y creo que cumplo con esto, aunque mds querria4)
cumplir con las obras. Vuestra Magestad lo vea y no pierda lo que otros reyes
desean y tendrian por buena Ventura. H&ceme hablar tan libremente el deseo
que tengo de morir en vuestro servicio, en que me he ocupado desde mi ninez,
y en que cosas, otros lo digan.
Y entendiendo que en la presente historia no hacia menor sino mayor ser-
vicio que todos los demäs, obedeci & vuestro visorrey, el cual me hizo ponerla en
el punto questd. Vuestra Magestad la lea muchas veces, porque, demds de ser
su lectura gustosa, vale d Vuestra Magestad grande interna de conciencia y
hacienda notar las cosas, que en ella van, y la sub[s]tancia de toda ella. Llamo
d esta segunda parte, porque le precederd la primera de la geografica descripciön
de todas estas tierras, de que resultard gran claridad para la inteligencia de
prove[e]r gobernaciones, establecer obispados, dar nuevas poblaciones y descubri-
obere Verweisung stammt aus der Aufzählung der sectio 2, welche die Titel bespricht, die Fran-
ciscus de Victoria nicht als gültig anerkennt (tit. 5:) Alia[peccata] autem sunt contra naturam, ut
esus carnis humanae, concubitus indifferens cum matre, sororibus et cum masculis: et pro his
possunt infestari hello et cogi ut ab his desistant. Haec est opinio Archiepis. Florenti. tertia
parte titulo 22 cap. 5 § 8 . , . et est opinio Innocen. in c. quod super his, de voto, ubi expresse
dicit: Credo quod si gentiles, qui non habent nisi legem naturae, contra legem naturae faciunt,
poterunt per Papam puniri. — Die Verweisung auf Titulo 6 bezieht sich dagegen wohl auf den
titulus VI. der sectio 3 der Relectio 6 des Franciscus de Victoria; vergl. S. 7 Anm. 3.
1) = legüimo.
2) Am Rande links: Mas del nombre de Jesus. — Vergl. Sophus Rüge, Geschichte des Zeit-
alters der Entdeckungen S. 494—496. Wilh. Meyer in den Nachrichten der Königl. Gesellschaft
der Wissenschaften zu Göttingen 1893 Nr. 1 S. 8—12. Clements Markham zu Sarmiento, Voyages,
Introd. S. XIII— XVI.
3) Hdschr. mill y quinientos y sesenta y stete aflos.
4) Hdschr.: queria.
Abhdlgn. d. K. 0«. d. Wiu. in Göttinnen. Pbil.-kiit KL N. F. Band 6,4. 2
10 RICHARD PIETSCQMANN.
mientos, para evitar I03 inconvinientes *), que, por falta desto, en loa tiempos
pasados ha habido. La cual, aunque debiera preceder & esta en tiempo, no se
embia *) al presente ä Vuestra ilagestad , por no estar acabada , porque resul-
tara gran parte della de la visita general. Baste que sea primera en calidad,
aunque no en el tiempo. Y tras esta segunda parte se embiard la tercera de
los tiempos del evangelio. Todo lo cual quedo acabando por mandado de vuestro
visorrey Don Francisco de Toledo. Reciba Vuestra Magestad mi trabajo con
grandisima y dispuesta voluntad en cosas que a Dios nuestro senor y & Vuestra
Magestad sean servicio notable y & mi nacion muy gran provecho ; y nuestro
senor guarde la Sacra Catolica Real Persona de Vuestra Magestad para reparo
y aumento de la iglesia catolica de Jesucristo.
Del Cuzco. 4 de marzo 1572 anos.
S. C. R. M.8)
Menor vasallo de Vuestra Magestad
el capitän
Pedro Sarmiento de Gramboa.
[1] Division de la historia.
Esta general historia, que por mandado del muy excelente Don Francisco4)
de Toledo virrey destos reinos del Pirii yo tomö a mi cargo, serA divisa en tres
partes. La primera serä historia natural destas tierras, porque serd particular
descripcion dellas, que contendr<i maravillosos hechos de naturaleza, y otras cosas
de mucho provecho y gusto, la cual quedo acabando, para que tras esta se
embie b) d Vuestra Magestad, puesto que debiera ir antes. La segunda y tercera
informardn de los pobladores destos reinos [y] de las hazanas dellos, en esta
manera. En la segunda parte, que es la presente, se escribirdn los antiquisimos
y primeros pobladores desta tierra in gönere, y descendiendo d particularidades,
escribirö la terrible y envejecida tirania de los ingas capacs destos reinos hasta
la fin y muerte de Guascar, ultimo de los ingas. La tercera y ultima parte
serd de los tiempos de los Espanoles y sus notables hechos en los descubrimientos
y poblaciones deste reino y otros contingentes d 61, por las edades de capitanes,
gobernadores, y virreyes, que en ellos han sido, hasta el ano presente de mil y
quinientos y setenta y dos.
[2] Antigua divisiön de la tierra.
Cuando del mundo u de alguna parte d6l quieren los historiadores ordena-
damente tratar, por la mayor parte describen el sitio de lo que contiene, que es
la tierra, primero que hablen de lo contenido, que son los pobladores della, por
1) = inconvenientes.
2) = envia.
3) Vergl. S. 1, Anm. 2.
4) Von muy bis Francisco auf einem aufgeklebten Papierstreifen.
5) = envie.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 11
excusarlo en el discurso de la historia. Y si esto en las cosas antiguas y de
tantos declaradas aun agora se hace, mäs razön es, que en pldtica de tierras
nuevas tan grandes y extrafias, como estas, de que yo he propuesto informar,
se guarde tal orden, mayormente, que no solo servirä de curiosidad, nias tambiön,
lo que es mds de desear, aprovechara para navegaciones y descubrimientos nuevos,
de que Dios, nuestro senor, pueda ser servido, la corona de Espana y sus t£r-
minos dilatados, y los Espanoles enriquecidos y estimados. Y como quiera que
la particular descripcion desta tierra la quedo acabando, adonde habrä facilidad
en toda cosa de geograffa y obras de naturaleza menudamente dispuesta, en este
volumen solo pondrö una general y sumaria figura conforme a los antiquisimos
autores, para rastrear las reliquias de las tierras, que agora son tenidas por
nuevas y antes incögnitas, y de sus pobladores.
La tierra, que antiguamente en la primera y segunda edad se lee haber ha-
bido en el mundo, fue divisa en cinco partes. Las tres continentes, de que lo *)
comün de los geögrafos habla, que son Asia, Africa, y Europa, [son] divisas con
el rio Tdnais, y Nilo, y con el mar mediterräneo, a que Pomponio 2) llama nu-
estro. Asia se divide de Europa con el rio Tänais, agora llamado Silin3), y de
Africa con el Nilo; aunque Ptolemeo las divide con el mar bermejo y con el is[t]mo
de tierra de Arabia desierta. Africa de Europa se divide con el mar nuestro
que comienza en el estrecho de Gibraltar, y fenesce en la laguna Meotis. Las
otras dos partes son divisas destas. La una se Hämo, y aun agora debe ser
llamada, Catfgara 4), en el mar indico, tierra grandisima distinta agora de Asia,
puesto que Ptolomeo la describa, en su tiempo y de Alexandro Magno, conjunta
y continente con Asia por la parte de Malaca; de la cual tratar£ en su lugar,
porque hay en ella muchos y preciosos secretos 6 infinidad de änimas, & quien
el rey nuestro senor puede notificar la santa fee5) catölica, para que se salven;
que es lo que Su Magestad pretende en estas nuevas tierras de bärbaros idolo-
latras 6). La quinta parte se llama, 6 llamö, la isla Atldntica, tan famosa como
grande, y en cuantidad excedia & todas las demds dichas, & cada una por si, y
aun & algunas juntas de las mayores. Los pobladores de la cual y su descrip-
cion pondr£, porque esta es la tierra, 6 alomenos parte della, destas Occiden-
tales Indias de Castilla.
1) Hdschr. : la.
2) Pomponius Mela, de situ orbis 1. 3 cap. 1.
8) Unklare Vorstellungen von der Lage des Don und des Jaxartes bei den Alten führten
dazu, dass gelegentlich beide als ein und derselbe Fluss betrachtet, dass Tanais, der Name des Don,
für beide gebraucht und dass als einheimische Benennung des einen wie des andern der Name
Suis angeführt wurde, den Sanniento hier in der Accusativform, in der er ihn aus seinem Ge-
währ8manne kennen gelernt hat, wiedergiebt.
4) üeber die Stadt Kattigara vergl. 0. Peschel, Geschichte der Erdkunde S. 14.
5) = fe.
6) = idolatras.
12 RICHARD PIETSCHMANN,
[3] Descripcion de la isla Atl&ntica antigua.
Desta isla Atläntica antigua no escriben los cosmografos, porque, adonde fü6
su riquisima contratacion eu la segunda y por Ventura en la primera edad, ya
no habia memoria en el tiempo que ellos escribieron. Mas, por lo que [el] di-
vino Piatön nos cuenta y por los vestigios, que vemos *), que conforman con lo
que alli se lee, podemos no solo decir, donde fu6 y partes della, que son en nu-
estros tiempos, mas aun describilla cuasi en particular y su grandeza y sitio.
Y esto es verdad, y por tal lo afirma el mismo Piatön *), llamändola en el Timeo
historia maravillosa y llena de verdad.
Diremos primero de su asiento y despues de sus pobladores. Por tanto es
necesario, quel lector lleve atenciön, porque, aunque es historia antiquisima, es
tan nueva en el coinün ensenamiento de cosmografia, que podria causar tanta
admiraciön, que hiciese carescer de crödito ä la scriptura 3), y de ahi nasceria
no darsele mucho por quererla percebir.
I)e las palabras, que Piatön refiere de Solön, el mas sabio de los siete de
Grecia, las cuales habia con atenciön oido del sapientisimo sacerdote egipcio en
la ciudad llamada Delta4) sacamos, que esta isla Atldntica era mayor que Asia
y Africa juntas, y quel principio desta inmensa isla a la parte de su occidente
estaba junto con el estrecho, que agora llamamos de Gibraltar. La isla tenia en-
frente de la boca del dicho estrecho un puerto con un angosto seno ; y esta isla,
dice Piatön, era verdaderemente tierra firme. Desde la cual por la mar, que la
cercaba, habia pasaje & otras muchas islas pröximas y la tierra firme de africa
y Europa. En la cual isla hobo5) grande y admirable poder de reyes, que se-
1) en el tiempo bis los vestigios, que auf einem aufgeklebten Papierstreifen im Text, dann am
Rande nachgetragen: vemos.
2) Tim. 25 C. Crit. 108 E. Vergl. dazu H. Berger in Pauly -Wissowa's Bealencyclopädie
Bd. 2, 2116 — 2118 Justin Winsor, Narrative and critical history of America Vol i S. 15—21.
Die Erzählung Piatons ist nach der Entdeckung Amerikas alsbald von vielen auf diesen Erd-
teil gedeutet worden; vergl. darüber besonders Oskar Peschel, Zeitalter der Entdeckungen *
S. 99. Zu verweisen ist z. B. auf Las Casas, Hist. general 1. 1 cap. 8. Dass etwas Wahres
an jener Erzählung sei, stand den meisten in jener Zeit auf die Autorität des Marsilio
Ficino hin fest, der im Compendium in Timaeum cap. 4 in seiner lateinischen Plato-Ueber-
setzung sogar anführt, dass sie von Krantor für nuda absque allegoria historia erklärt worden
sein. Als ganz unhistorisch verworfen wurde diese Geschichte von einem Zeitgenossen des Sar-
miento, der ebenfalls zu dem Stabe des Don Francisco de Toledo gehör te, dem Jesuiten Acosta
der meinte, nur Kinder und altersschwache Leute könnten daran glauben. Doch findet sich auch,
schon in einem Teile der Historien des Don Hernando Colon (cap. 10), der wohl auf niemand an-
ders als auf Don Uernando selbst zurückzuführen ist, über die Kombination der Erzählung von
der Atlantis mit ähnlichen geographischen Wundergeschichten gesagt: si potrebbe maritare una
menzogna con una altra.
3) = escritura.
4) liier zeigt sich, dass Sarmiento wenigstens bei der Niederschrift dieser Zeilen Piatons
Text selbst nicht vor sich gehabt haben wird.
5) = hubo.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES ISKAREICHES. 13
norearon aquella isla y otras muchas circunvecinas *) y la mayor parte de Eu-
ropa y Africa hasta los confines de Egipto, de que tratarö adelante *). Mas el
sitio de la isla se extendia hacia el austro por las partes m&s altas, opuesto 8) &
boreas. Los montes della excedian & todos los que agora son, en espesnra, al-
tura y hermosura. Estas son las palabras que Piatön dice del sitio desta riqul-
sima y deleitosa isla Atläntica. Resta agora hacer lo que es de mi oficio, que
es, explicar mäs claramente lo dicho y por ello deducir el sitio desta tierra.
De lo que dice Piaton, que esta isla tenia puerto cerca de la boca del
estrecho de la colunas de Hörcules 4), y de que era mayor que [Asia y] Africa, ya
sian6) juntas, y que se extendia hacia el austro, colijo yo tres cosas ciaras al
entendimiento de todo aquel que tuviere & ello atenciön : La primera, que la isla
Atldntica empezaba menos de dos leguas de la boca, y si era mäs, era poco, y
que, volviendo la costa desta isla la vuelta del norte, cuasi junto con la costa
de Espana, se juntaba con la isla de C&diz, ö G-adir, ö Cäliz, como agora se
llama. Y esto afirmo yo por dos cosas, la una por autoridad, y la otra por
conjectura6) de demostraciön. La autoridad es, que dice Piatön en el di&logo
Cricias, hablando de como Neptuno distribuyö el senorio desta isla & sus diez
bijos, [que] al segundo hijo llamö en la lengua materna Gadirum7), al cual en
griego llamamos Eumelo. / este diö las extremas partes de la isla junto & las
colunas de Hercules, y de su nombre llamö al lugar Gradiricum 8), que es Cäliz.
Por demostraciön vemos, ö yo he visto con mis ojos, mäs de una leguä en la
mar & la redonda de la isla de Cäliz de bajamar en aguas vivas reliquias de
edificios muy grandes y claramente formados de una argamasa cuasi perpetua,
que es indicio evidentfsimo de haber sido muy mayor aquella isla, y por el con-
siguente ser cierta la narraciön de Cricias en Piatön 9). La segunda, de que dice
haber sido mayor que Asia y Africa, saco yo su tamaflo de isla Atläntica, y
digo que esta isla Atldntica de increfble, ö & la menos inmensa, medida era de
1) circunvezino, von der Hand des Schreibers nachträglich in eine offene Stelle der Hand-
schrift eingefügt.
2) Vergl. Seite 20.
3) Hdschr. : opuesta.
4) Aus Hermules vom Schreiber corrigiert.
5) = sean.
6) Hdschr.: conjestura = conjäura.
7) Gadirum, nachgetragen in offen gelassene Stelle.
8) Oadiricum nachgetragen in offen gelassene Stelle. Die Accusativform erklärt sich hier wie
oben in Gadirum und auch S. 19 daraus, dass der Name in dieser Gestalt aus der Plato-Ueber-
setzung des Marsilio Ficino herübergenommen worden ist; allerdings schwerlich aus dem Werke
selbst. Vergl. S. 11 Anm. 3 und S. 19 Anm. 2.
9) Florian de Ocampo, Los cinco libros primeros de la Crönica gener al de Espana, Medina
del Campo, 1553, libr. 2 cap. 11 (Bl. 99 v.) sagt nach kurzer Wiedergabe der Erzählung Piatons:
Y si lo tal no fuese fäbula, quienquiera podrla sospechar haber sido los Atlantes, que Piatön
llaina de la isla Eritrea, algunos moradores de Cäliz. Eine ausführliche Beschreibung der unter
dem Wasser sichtbaren Ruinen giebt Joan Baptista Suärez de Salazar, Chrandeiae y anUgüedade*
de la isla y ciudad de Cddiz, Cädiz 1610, S. 12: lo que afirman todos los que cursan este mar,
14 RICHARD PIETSCHMANN.
mds de 2300 leguas1) de longitud; esto es de leste oeste, 6 de levante en po-
iriente. Porque Asia tiene 1500*) legnas de linea derecha por altara desde el pa-
raje, de Malaca *), que es la frente oriental de Asia, hasta los t£rminos de Egipto ;
y Africa tiene 800 leguas4) por eompäs desde Egipto hasta el fin de los montes
Claros, ö Atlänticos, frontero de las islas de Canaria; que todo suma las 2300
leguas 5) de longitud. Pues, si la isla era mayor, mäs habia de tener y de boj,
es de circuito. Por las costas tendrfa6) 7100 leguas7). Porque Asia tiene de
boj 5300 leguas 8) por altura , y Afriea 27(K) leguas 9), muy poco mäs ö menos,
que todo suma las dichas 7100 leguas10); y aun dice que era mayor.
Pues, vista la cuantidad de su grandeza, veamos la tercera cosa, que es el
verdadero sitio por donde esta gran isla se extendia. Dice Piatön, quel sitio
desta isla se extendia al austro, opuesto & böreas. De aquf entenderemos, que,
siendo la frente desta isla que era cont^rmina con Espafia, desde el estrecho de
Gibraltar hasta Cäliz se iba extendiendo hacia el poniente, haciendo arco sobre
la costa de Berberia ö Africa, muy cerca della, entre el poniente y el austro,
que es lo que los mareantes Uaman sudueste11). Porque, si estaba opuesto &
böreas, que es entre el levante y septentrion, llamado nordeste, necesariamente
habfa de ser su sitio el dicho sudueste y oessudueste y susudueste lf) ; y cogia
6 incorporaba 18) en si las islas Canarias, las cuales segun esto fueron partes
della14); y desde aquf segui la dieba tierra por el sudueste. Y por cuanto dice
al austro, se extenderia algo mds al sur y susudueste ; y final segufa por el Ca-
mino, que hacemos & las Indias cuando venimos de Espana, y se juntaba y era
una cosa continente y tierra firme con estas Indias Occidentales de Castilla,
que por esta parte del mediodfa, estando el agua clara, se ven debajo della una legua ä la mar
edificios, y ruinas, buenos testigos de lo que el Ocdano ha ganado de tierra por esta parte. Vergl.
dazu Adolf o de Castro, Historia de Cädiz y su provincia, Cädiz 1858, S. 99 — 100.
1) Die Hdschr. hat in Worten: dos mill y trezientas leguas.
2) Hdschr. : mill y quimentas leguas.
3) Dass hier Malakka als Ostrand Asiens betrachtet wird, giebt einen Beitrag zur Kenntnis der
geographischen Vorstellungen Sarmientos.
4) Hdschr.: ochogientas leguas.
5) Hdschr.: dos mill y trezientas leguas.
G) Nachträglich in eine Lücke eingesetzt.
7) Hdschr.: Siete mill y giento leguas.
8) Hdschr. : ginco mill y trezientas leguas.
9) Hdschr: dos mill y setecientas leguas.
10) Hdschr. : siete mill y trezientas leguas ; Schreibfehler für siete mill y ciento Iquas. Auch
in den Zahlen 5300 und 2700 steckt ein Versehen des Abschreibers.
11) = sudoeste.
12) = sudsudoeste.
13) Von dem Schreiber eingeschaltet in vorher leer gelassene Stelle.
14) Dass in Gestalt der Kanaren etwas von der Atlantis erhalten sei, erschien auch andern
Männern des Zeitalters der Entdeckungen nicht unwahrscheinlich. Vergl. z. B. Las Gasas, Hist.
general, libr. 1 cap. 8 : podrla tambien haber sido que las islas de Canaria fuesen parte de la
tierra de la misma isla Atläntica.
PEDRO SAKMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 15
junt&ndose con ellas por las partes que demoran al sudueste y oessudueste, 6
poco m&s 6 menos, de las Canarias, de manera que quedaba mar a una mano
y ä otra desta tierra, digo al norte y al sur de sus costas, y que se juntase
con esta tierra y fuese toda una. Pruöbolo de lo de arriba, porque, si la isla
Atlantica tenia de longitud 2300 leguas 1), y desde Cdliz hasta la costa del Rio
Maranon y de Orellana2) y Trenidad8), 6 costa del Brasil, no hay mäs de 1000,
6 900, 6 1100 leguas4), que son las partes por donde esta tierra se juntaba con
la America, claro paresce, que, para cumplir la suma de la resta, para el cum-
plimimiento de las 2300 5), habemos de meter en la cuenta todo lo demäs que
hay de tierra desde la costa del Maranon y Brasil hasta la Mar del Sur, que
es lo que agora llaman America, y conforrae al rumbo va k salir & Coquimbo;
que contando lo que falta viene & ser la dicha suma, y aun mucho menos de
las 2300 leguas 6). Y midiendo el circuito, 6 boj 7), tenia la isla mds de 7100
leguas8) de boj, porque otras tantas son las que tienen Asia y Africa de boj por
sus costas. Y si la tierra que he dicho estaba Junta con esta, como en efecto
lo estaba conforme & lo dicho, habia de tener mucho mds, porque aun agora
estas partes de Indias Occidentales tienen medidas por compis y altura m&s de
7100 leguas9).
Luego quede de aqui averiguado que las Indias de Castilla fueron conti-
nentes con la isla Atldntica y por el consiguiente la misma isla Atldntica, la
cual procedia de Cdliz y venia por el mar que venimos & las Indias, al cual
todos cosmögrafos llaman mar Oc<5ano Atldntico, por haber sido en £1 la isla
Atldntica. Y asi navegamos agora por donde antiguamente fu6 tierra. El fin
y extremo suceso en suma contaremos, poniendo primero la descripciön del orbe 10)
de aquel tiempo y los pobladores della11).
[4] Pobladores primeros del mundo y principalmente de la isla Atlantica.
Habiendo descripto las cuatro partes del mundo, porque de Catigara, que es
la quinta, no diremos hasta su lugar, conforme & los limites, que en los antiguos
hallo asignados, sera justo venir a las gentes que las poblaron. Pues todo lo,
que se ha de tratar, ha de ser historia personal y gentil. Y como el mayor
1) Hdschr. : dos mill y trezientas leguas.
2) y de Orellana vom Schreiber in einer Lücke nachgetragen.
3) = Trinidad.
4) Hdschr.: mill 6 novegientos 6 mül y ciento leguas.
5) Hdschr.: dos mill y treeientas.
6) Hdschr.: dos mill y trezientas leguas.
7) In der Hdschr. in einer Lücke nachgetragen.
8) Hdschr.: siete mill y gien leguas.
9) Hdschr. : siete mill y gien leguas.
10) del orbe von der Hand des Schreibers in einer offen gelassenen Stelle nachgetragen.
11) Hiernach in der Handschrift ein weisser Raum, nahezu zwei Drittel der Seite, bis zum
untern Ende. Auf der folgenden Seite folgt der hier mit den letzten Worten angekündigte Ab-
schnitt Es fehlt also nichts.
16 RICHARD PIETSCHMANN,
caudal y perficion *) de la historia consiste en la vcrdad del hecho, tratando
cumplidamente cada cosa, vcrificando tiempos y edades de suerte, que no quede
algo en dudo de lo que paso ; y asi queriendo yo esereber *) verdad, cuanto &
mi diligentia fuere concedido, de cosa tan vieja corao es la poblaciön primera
destas nuevas tierras, quise para m&s lustre de la presente historia, que pre-
cedan fundamentos, que no se puedan negar, eontando los tiempos conforme ä
los Hebreos en los tiempos antes de nuestro Salvador Jesucristo, y despues de
su santisima natividad, segün la cuenta, que usa nuestra madre la santa iglesia,
no baciendo caudal de las cuentas de intrrpretes caldeos ni egipcios.
Y asi dejada la primera edad desde Adän al diluvio, que fuö de 16B6 anos 8),
empezaremos desde la segunda, que es de el patriarca Noe, segundo padre ge-
neral de los mortales. Las divinas letras nos muestran como en el arca se
salvaron del diluvio ocbo personas, Noe y su mujer Terra, 6 Vesta, por el
primer fuego que cncendio con cristal para el primer sacrificio, como quiere Be-
roso4), y sus tres bijos, conviene & saber: Can5) y su mujer Catatlua, Sen6) y
su mujer Prusia d Persia, Jafet7) y su mujer Fuuda, como se lee en el re-
gistro de las cronicas. De los cuales fueron procreadas las gentes, como nos
dice Moys^n. Los vocablos de las cuales gentes algunos quedaron, como hoy
los vemos claros de donde*) fueron derivado.s como de Heber los Hebreos, de
Asur 9) los AmHos ; y lo mäs se han de tal manera mudado, que no basta dili-
gentia humana li los investigar por esta via. Y demas de los tres hijos dichos
tuvo otros despues del diluvio Noe.
Y habiendo el linaje de los bombres multiplicado mumerosfsimamente, par-
tio el mundo & sus bijos primeros, para que lo poblasen, y embarcöse en uuas
1) = perfeccion. — Ein Anklang an den Anfang der Chronik des Pero Anton acuter: La
perticion de las historias consiste en que digan verdad de las cosas, que tratan cumplidamente, y
pongan en particular el tiempo, en que acaeeieron, de manera que ni quede en duda lo que pasö,
ni el tiempo en que lue.
2) eacribir.
3) Ildschr. : mill seisfientos y cinquenta y seis ahos.
4) Vergl. die Chronik des Pero Anton lauter Hb. 1 cap. 4. Was hier und im folgenden Ka-
pitel, von Sarmiento auf Aussage des Uerosus, des Philo, des Xenophon zurückgeführt wird, stammt
aus den Machwerken, die Giovanni Nanni, oder wie er sich hierbei nannte, Johannes Annius von
Viterbo, unter dem Titel Atitiquitatuvi variornm volumina XVII zusammen mit allerlei phan-
tastischen Erläuterungen herausgegeben hat. Wie es aussieht hat jedoch Sarmiento, als er schrieb,
nicht unmittelbar aus dieser trüben Quelle geschöpft, sondern Geschichtsdarstellungen benutzt, in
welche diese apokryphen Nachrichten übernommen waren, wie die Chronik des Beuter, ohne dass
seine Angaben allerdings mit ihren in allem übereinstimmten. Die Chronik Beuter's zählt auf (üb.
1, cap. 2) : Sem und sein Weib Parphia, Chan und sein Weib Cataflua, Japhet und sein Weib
Fliua; Nainen, die aus der Historia scholastica (cap. 33 add. 1) des Petrus Comestor entnommen sind.
5) = Cam.
6) = Hern.
7) Auf aufgeklebtem Papierstreifen im Texte.
8) Nachgetragen in einer Lücke des Textes.
9) Nachgetragen in einer Lücke des Textes.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 17
galeras en el ponto Euxino, como sacamos de Xenofonte. Y navegando Noe gi-
gante por el mar mediterr&neo, como dice Filön, y refiere Annio, dividiö toda
la tierra k sus hijos. A Sen encargö, que poblase k Asia desde el Nilo hasta
la India Oriental con algunos de los hijos, que habfa habido despues del diluvio.
A Can senalö la Africa desde las1) Rinocoruras 2) hasta el estrecho de Gibral-
tar, con que llevase consigo algunos de los demds sus hijos. Europa senalö por
poblaciön de Iafet, con algunos de los hijos habidos despues del diluvio, que
fueron todos los hijos de Tuscön, de donde descendien8) Tudescos y Alemanes
y las naciones & ellos circunvecinas. 4).
En este viaje fundö Noe algunos pueblos y colonias & las riberas del mar
mediterrdneo, y tardö diez anos en 61, & los anos 112 5) del diluvio general. Y
en Armenia, adonde quedö el arca, mandö quedar k su hija Araxa y su marido
y descendientes, para que alli poblase. Y 61 con las demäs companas fu6 k Me-
sopotamia, y alli asentö. Aqui fu6 alzado por rey Nembrot de los de[s]cendi-
entes de Can. Este Nembrot, dice Beroso, que edificö k Babilonia k los 130
anos 6) del diluvio. Y elig[i]endo los hijos de Sen por rey & Iectan 7j, hijo de
Heber, los de Iafet elig[i]endo por rey & Fenec 8), & quien Moys6n llama Assenes,
halldronse juntos 300000 hombres9), 310 anos10) del diluvio. Y cada rey con
sus companas partieron poblar la parte que del mundo le[s] habfa senalado el
patriarca Noe. Mas es de notar, que, aunque Noe dividiö las partes del mundo
411) sus tres hijos y descendientes, muchos dellos no guardaron la orden12), porque
muchos de un linaje se entremetieron en las tierras del otro hermano; como
Nembrot, que siendo del linaje de Can18) se quedö en la parte de Sen. Y desta
manera se mezclaron muchos.
Y asi poblaron por ellos y sus de[s]cendientes estas tres partes del mundo,
de las cuales en particular no quiero tratar, porque nuestro designo es ir anotando
hasta llegar k los pobladores de la isla Atläntica, subjeto ") de nuestra historia.
1) Hdschr. : los.
2) Nachgetragen.
3) = descienden.
4) Vergl. Beuter's Chronik, 1. 1, cap. 6.
5) Hdschr.: giento y doze. — Nach Giovanni Nanni und Pero Anton Beater fällt dies ins
Jahr 111 nach der Sintflut.
6) Hdschr.: giento y treynta aftos. — Qiov. Nanni setzt hierfür 131 Jahre an, ebenso Pero
Anton Beuter.
7) Dass man Iectan und Yucatan lautlich gleichsetzen könne erwähnt ablehnend Jose* de
Acosta, Historia natural y moral de las Indics lib. 1 cap. 13.
8) Hdschr.: aphenec.
9) Hdschr.: trezientos mül hombres.
10) Hdschr. : trezientos y diez alios. — Vergl. Beuter's Chronik cap. 5 ; wo 340 Jahre seit der
Sintflut angesetzt werden.
11) Hdschr. : o.
12) Militärischer Ausdruck, etwa wie: banden sich nicht an ihren Marschbefehl.
13) Hdschr. hier: Chan.
14) Hdschr.: subgecto.
Abhdlffn. d. K. Om. d. Wi«. i« GUttaf». Phil.-hlit. Kl. M. F. Band 6,4. 3
18 RICHARD PIETSCHMANN,
<»La cual1), qui&i duda, que, estando tan cerca de Espana, que segün fama
comün Cäliz solia estar tan Junta con la tierra firraa por la parte del puerto
de Santa Maria, que con una tabla atravesaban como por puente de la isla &
Espana, sino que seria poblada aquella tierra de los pobladores de Espana,
Tubar2) y sus descendientes, y tambten de los pobladores de Africa, cuya vecina
era? Y hace fe & esto, llamarse la isla Atldntica, que fue poblada por Atlas,
gigante 3) y sapientisimo aströlogo, el cual poblö primero ä Mauritania, que hoy
es llamada Berberia, segun Godefrido 4) y todas las crönicas lo ensenan. Asf este
fu6 Atlas hijo de lafet y de la ninfa Asia, nieto de Noe 6). Y porque desto
no hay mds autoridad de la dicha y se ha de corroborar con la del divino Piaton,
como arriba quedo empezado & tratar, serä necesario ayudarme del para dar al
lector scriptura6) que merezca crödito de los pobladores desta isla Atlantica.
[5] Pobladores de la isla Atlantica.
Dicho habemos del sitio de la isla Atlantica y de los que, conforrae & la
poblaciön general del mundo, pudo ser poblada, que fueron los primeros Espa-
fioles y primeros Mauritanios vasallos del rey Atlante. Porque deste hecho
extrano y por antigiiedad cuasi sepultado en olvido solo Piatön es el que nos
lo ha conservado, como en el sitio della ha sido [dicho] arriba, segün 7) en lo in-
stante debe tambi£n ser consultado. Piatön en Cricias dice que d Neptuno le
cupo en suerte la isla AtlÄntica, el cual tuvo diez hijos varones. Entre los cua-
les partiö Neptuno toda la isla Atlantica, que antes y en su tiempo de Nep-
tuno se llamaba el imperio de las islas flotas, como nos lo dice el Volaterano 8),
de manera que la dividiö en diez regiones y reinos. La principal, llamada Y6-
nere9), diö al primog^nito llamado Atlante y nombröle por rey de toda la isla.
1) Nämlich die Atlantis.
2) = Tubal
3) Hdschr. : gigantes.
4) Godefridus von Viterbo erwähnt in seinem PanÜieon, sive universitatis libri qui chronici
appeliantur XX (pars V.) nur kurz als Zeitgenossen des Moses den Atlas qui ob scientiam astro-
nomicam coelos portare dicitur. Auch führt er (pars X.) zum Jahre 290 v. Chr. an : Oiuitas Ath-
layitis ab arida in mare contraria insula tunc facta est. Offenbar ist es nicht der Wortlaut dieser
Stellen was Sanniento vorschwebt.
5) Pero Antön Beuter, Corönica, p. 1 cap. 5 : Esta parte [Asia] fue' llmada Asia, de la mujer
de Iäpeto segundo hijo de Noe despues del diluvio, que se Uamö la minfa Asia, segün lo dice Varön.
6) = escritura.
7) Hdschr. : segundo. Vielleicht ist segun do zu schreiben, wobei do das altertümliche Orts-
adverbium sein würde, das wie donde gebraucht wird. Vielleicht liegt aber auch ein Schreibfehler
vor für segundj die ältere Form von segun.
8) Raphael (Mafei) Volaterraneus, der in seinen Büchern Commentariorum urbanorum aller-
dings (lib. 23) von der Meerherrschaft des Neptunus, (lib. 9) von den Cycladen und von Atlas
spricht, scheint den Ausdruck Reich der schwimmenden Inseln nicht gebraucht zu haben.
9) Die Venus-Insel : Aphrodisia; Aphrodisias; Ophrodisias — wird sonst meist in die Gegend
von Cadiz verlegt; vergl. Florian de Ocampo, Cronica general libr. 2 cap. 25 (fol. 118); libr. 3
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 19
Y asi tomö su nombre Atldntica, y el mar atläntico, y hoy conserva este nombre.
AI segundo, Uamado Gadirun, dio la parte que caia cerca de Espana, cuya parte
es agora Cäliz. AI tercero llamö Amferes y al cuarto Eutöctenes, al ') söptimo
Alusipo, al *) octavo Mestores, al l) noveno Azaen, al d6cimo Diaprepem *). Estos
y sus descendientes reinaron muchos siglos alli, senoreando por la mar otras
muchas islas, las cuales no podian ser otras sino las de Haytin que llamamos
Santo Domingo y Cuba y sus comar[c]anas, que tambiän serian pobladas de los
naturales desta isla Atläntica. Y senoreaban en la Africa hasta Egipto, y en
la Europa hasta Tirrenia 6 Italia.
En gran generaciön se estendiö el linaje de Atlas, y su reino iba sucediendo
en los primog£nitos estos. Tuvieron tanta copia de riquezas, cuanta jamas
ninguno de los nacidos vio, ni de los venideros alcanzard. Esta tierra abundaba
de todo aquello que es necesario para el uso de la vida humana, de pastos, ma-
deras, drogas, metales, fieras, aves, animales dom^sticos y gran cantidad de ele-
fantes, olores fragrantisimos, licores, flores, frutos, y suave vino, y todas las
demäs legumbres, que se usan por manjar, muchos dätiles y otras muchas cosas
de regalo. Todas las cuales cosas abundantfsimamente producia aquella isla, que
antiguamente era sacra, hermosa, admirable, y fgrtil, y grandfsima, en que habia
grandisimos reinos, suntuosos templos, casas reales de grandisima admiraciön,
como se verä por la relaciön que Piatön da de la metröpolis desta isla, que
excedia ä Babilonia, y & Troya, y & Roma, y & todas las fuerzas y cidades ricas,
fuertes, curiosas, y bien obradas, y d los siete milagros del mundo, de que tanto
cantan los antiguos. Habia en la cidad cabeza deste imperio un puerto, adonde
acudian tantos navios y mercaderes de todas partes, que por la muchedumbre y
frecuencia de noche y de dfa se oia un continuo y grande roido que atronaba
los moradores vecinos. Era tanta la gente y poder de guerra destos Atldnticos,
que sola la cidad metropolitana cabeza deste imperio tenfa de ordinaria guarni-
ciön a la redonda de sus campos 60000 hombres8) de pelea, estos siempre en
compana distribuidos por estancias, que cada estancia era de cient4) estadios;
que los demds, que habitaban por los montes y otros lugares, eran innumerables.
Llevaban & la guerra 10000 carros5), armados de & dos caballos, con cada ocho
hombres armados, sin seis honderos y apedreadores de mano de cada lade Y
por la mar traf an 200000 barcos 6) de & cuatro hombres cada uno, que solos los
cap. 8 (fol. 152). Bartoloml de las Casas, hist. general lib. 1 cap. 8. So auch noch Gerönimo de
la Concepciön, Emporio del orbe: Cädiz, üustrada, Amsterdam 1690 S. 41 — 42.
1) Hdschr. : el.
2) Eutöctenes ist Verstümmelung aus AutocMhon, Alusipo aus Elasippos, Mestores = Mestor,
Azaen Akkusativ von Azaes, und Diaprepem von Diaprepes.
3) Hdschr.: sesenta mill hombres.
4) = den.
5) Hdschr. : diez mill carros.
6) Hdschr.: dozientos mill barcos.
20 RICHARD FIETSCHHANN,
de la mar eran 800000 hombres1). Y bien lo habfan menester, pues tenian tantas
naciones subjetas, & quiön habian siempre de gobernar y serles superiores. Y lo
demäs, que desta cuenta Piatön, al cabo serd expuesto, que agora voy & prisa
por llegar al principal intento nuestro. Y asf es de creer que, siendo esta dicha
isla tierra firme con esta que agora llamamos Indias de Castilla, que la corre-
rfan y poblarfan, pue9 en la tierra que no era continente con la suya, como
Äfrica y Europa y Asia, procuraban poner sus banderas, trofeos y colunas. Te-
nian mucba policfa en sus magistrados, mas en fin de muchos siglos por per-
misiön divina, quizä por sus pecados, acontesciö, que con un grande y continuo
terremoto y con un turbiön y diluvio2) perpetuo de un did y una noche, abri-
öndose la tierra, absorbiö k aquellos belicosos y infestadores atlanticos hombres.
Y la isla Atldntica quedö anegada y [abjsorbida debajo de aquel gran ptelago, el
cual por esta causa quedö innavegable, por el cieno que en el quedö de la isla
absorbida y deshecha en cieno, cosa adrairable.
Y este diluvio particular se puede anadir ä los cinco diluvios que cuentan
los antiguos, el general de Moysön, el segundo en Egipto, de que hace menciön
Xenofonte, el tercero en Acaya de Grecia en tiempo de Ogigio Atico, de que cu-
enta Isidoro, [que] fuö en tiempo de Iacob, el cuarto en8) Tesalia en tiempo de
Deucaliön y Pirra, en tiempo de Moysön segiin Isidoro, 782 anos4) como dice
Juan Annio. El quinto diluvio, como nos manifiesta Xenofonte, fuö en Egipto
en tiempo de Proteo, y el sexto fuö este que asolö tanta parte de la isla At-
lantica que bastase ä apartalla tanto de la parte, que quedö sin anegarse, que
todos los mortales de Asia, Africa y Europa, creyeron que toda era anegada.
Y asi se perdiö el comercio y contrato de las gentes destas partes con las de
Europa y Africa y otras partes de tal manera, que totalmente se perdiera la
memoria della si [no] por los Egipcios, conservadores de antiquisimas Jiazanas
de hombres y naturaleza. De manera que esta asolaciön de la isla Atldntica &
lo menos de m4s de mil leguas de longitud [debiö suceder] en el tiempo que
Aod gobernaba el pueblo de Israel 1320 anos 6) antes de Cristo, y de la creaciön
2162 anos6), segiin Hebreos. Saco esta computaciön por lo que dice Piatön que
fuö la pl&tica de Solön y el sacerdote egipcio. Porque segiin todas las crönicas
Solön fuö en el tiempo de el rey Tarquin[i]o Prisco de Roma, siendo Iosias rey
de Israel ö Jerusalen, antes de Cristo 610 anos7). Y desde esta pl&tica hasta
que los Atlanticos habian puesto cerco sobre los Atenienses, habfan pasado 9000
1) Hdschr. : ochocientos mill hombres nachgetragen.
2) Hdscbr.: delubio.
3) Hdschr. : el.
4) Hdschr. : setepentos y ochenta y dos allos. — Diese Zahl, wie die Angaben über die 5
Diluvien, aus dem angeblichen Xenophon de aequivocis = Joannis Annii antiquitotum Hb 4, 5.
Vergl. auch Pero Anton Beuter's Chronik lib 1 cap. 2.
5) Hdschr. : mill y trezientos y veytUe aftos.
6) Hdschr. : dos mill y giento y sesenta y dos ahos.
7) Hdschr.: seis cientos y dies aHos.
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 21
aftos1) lunares, que referidos d los solares2) suman 869 anos8). Y todo junto es
la suma dicha arriba. Y poco despues debio suceder este diluvio, como es dicho,
en tiempo de Aod, & los 748 despues 4) del diluvio general de Noe. Iten5) es de
notar que, como esto sea, asi las islas de C&liz, Canarias, Salvajes y la Treni-
dad6) fueron pedazos desta absorbida tierra.
Y puesto caso, questas naciones numerosisimas de los Atldnticos eran y fu-
eron bastantes para poblar todas estotras tierras de Indias Occidentales de Ca-
stilla, tambiön vinieron otras naciones & ellas, que poblarian algunas provincias
desta tierra despues de la destruicion 7) dicha. Dice Strabön, y Solino, que
Ulises despues de la expugnaciön de Troya navegö en poniente 8) y en Lusitania
poblö & Lisbona y despues de editicada, quiso probar su Ventura por el mar at-
ldntico oc(5ano, por donde agora venimos a las Indias, y desparesciö, que jamds
se supo despues que se hizo. Esto dice Pero Antön Beuter 9) noble historiador
valenciano, y como el mismo refiere, asi lo siente el Dante Aligero, ilustre poeta
florentin lü). Este Ulises, dando crödito ä lo dicho, podemos deducir por indicios,
que de isla en isla vino & dar ä la tierra de Yucatän y Campeche, tierra de
Nueva Espana, porque los desta tierra tienen el trage, tocado y vestido grecesco11)
de la nacion de Ulises. y muchos vocablos usan griegos y tenfan letras griegas.
Y desto yo he visto muchas senales y pruebas. Y llaman & Dios Teos, que es
griego, y aun en toda Nueva Espana usan deste termino Teos por Dios. Oi
tambi^n decir, pasando yo por alli, que antiguamente conservaron lt) estos una
dncora de navfo como en veneracion de idolo y tenfan cierto Gänesis en griego,
sino que disparataba ä los primeros pasos. Indicios son bastantes de mi con-
jectura sobre lo de Ulises13). Y de alli se pudieron poblar todas aquellas pro-
vincias de Mexico, Tabasco, Xalisco y las septentrionales estas y los Qapotecas,
1) Hdschr.: nueve mil atlos.
2) solares ist in eine Lücke nachträglich eingesetzt. — Marilio Ficino sagt im Argumentum
zum Kritias: Neque te turbabunt novem illa annorum raillia, si Eudoxum audieris dicentem annos
illos Aegyptiorum non solares fuisse, sed lunares. Vergl. auch den Xenophon des Giovanni Nanni
(Antiqnü. lib. 4, 3) und die Chronik des Beuter lib. 1, cap. 1 am Schlüsse.
3) Hdschr.: ochopentos y sesenta y nueve arlos.
4) Hdschr.: setegientos y cuaranta y ocho despues.
5) Hdschr.: yten = item.
C) = Trinidad.
7) = destrueeiön.
8) Hdschr.: puniente.
9) Vergl. Pero Anton Beuter (die Ilandschr. hat: Reuter) lib. 1 cap. 12, wo auch — wie
bei Pedro de Medina, Libro de grandezas y cosas memordbles de EspaHa, 1549 cap. 9 fol. VIII —
Strabon und Solinus citiert werden.
10) Pero Anton Beuter, a. a. 0.: Asi lo siente el Dante Aligerio, ilustre poeta florentin. Vergl.
Dante, Inferno canto 26.
11) Hdschr.: gresesco = grecisco.
12) Hdschr.: con/ermaron, mit Korrektur, wie es scheint aus: conformaron.
13) Seit der Entdeckung Yukatans und Neu-Spaniens hat man häufig in Worten wie Teotly
Teocalli und ähnlichen das griechische deoc wiederfinden und man hat auch die Verwandtschaft der
22 RICHARD PIETSCÜMAKN,
Chiapas, Guatemalas, Honduras, Lafandones, Nicaraguas y Tlaguzgalpas hasta
Nicoya y Costa Rica y Beragua.
Ultra desto dice Esdras1) de aquellas uaciones que se echaron en la Persia
por el rio Eufrates, que fueron en una tierra longincua, que nunca habito el
genero huinano. Pues, echandose por esto rio, no podian salir sino al mar indico,
yendo ä tierra adonde no Labia habitacion, no podia ser sino a Catigara, questd
al sur en nueve grados de la equinoccial segün Ptolemeo, y conforme a la nave-
gacion de los de Alexandro Magno cuarenta dias de navegaciön de la Asia. Y
esta tierra es la que llaman los descriptores de mapas Tierra incognita al austro *),
desde la cual se pudo venir poblando hasta el estrecbo de Magallanes, hasta el
pouiente de Catigara y hacia el levante [de] las Javas y Nueva Guinea 6 islas
del arcipielago 8) del Nombre de Jesus, que yo mediante nuestro seiior descubrf
en el Mar del Sur en el ano de 1568 anos 4), reinando el invicto Philippo segundo,
rey de Espana y sus adnexos y de la demarcaciün del medio mundo, que son
ciento y ochenta grados de longitud. De manera que lo que de aqui se ha de
coligir 5) es, que la Nueva Espana y sus provincias fueron pobladas de Griegos,
y los de Catigara de Judios; y los de los ricos y poderosisimos reinos del Pirü
y cont£rmiiias6) provincias fueron Atlanticos, los cuales fueron deducidos de
aquellos primeros Mesopotamios 6 Caldeos, pobladores del mundo.
Estas y otras cosas con ellas, que por seguir brevidad no se traen, son ra-
zones historiales fidedignas en su cualidad, para sacar lo que los hombres de
razon y letras han de creer de los pobladores destas tierras.7) Para que sepa
llevar atencion en la lectura de lo que estos barbaros del Pirü cuentan de su
origen y senorio tiränico de los ingas capacs 8) y en las fäbulas y desatinos, que
narran, sepa discernir lo vero de lo falso y en que modo y como algunos de
sus desatinos en algo aluden & cosas veras entre nosotros averiguadas y tenidas
por tales, por tanto oyau) con atencion el lector, y lea la mas sabrosa y pere-
grina historia de barbaros que se lee hasta hoy de naciön politica en el mundo.
Mayasprache mit dem Griechischen darlegen wollen. Unter der „griechischen Genesis" ist wohl
eins der Bücher zu verstehen, in welchen die Urgeschichte der Maya oder anderer Völker der Ge-
biete, die Sarmiento erwähnt, in einheimischer Schrift dargestellt war.
1) Die 10 Stumme Israels, die Salmanassar in die Gefangenschaft führte, sind nach Aussage
des apokryphen 4. Buches Esra 13, 40 — 45 weiter fortgezogon in ulteriorem regionem, übt nunquam
inhabitavit genas humanuni .... Per introitus autem angustos flumxnis Euphraten introierunt. So,
das heisst also schwerlich über Indien, seien sie nach anderthalbjähriger Wanderung in das Land
Arsareth gekommen.
2) Hdschr.: austto. Incognita al austio steht auf einer ausgelöschten Stelle.
* 3) = archipiilago.
4) Hdschr.: mill y guinientos y sesenia ocho aiios. Yergl. oben S. 9.
6) = colegir.
6) Hdschr.: conterminos.
7) Hier fehlt wohl y.
8) Hdschr.: capas.
9) = oiga.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 23
[6] Fdbula del origen destos bärbaros indios del Pirü segun sus opiniones ciegas1).
Como estas naciones bdrbaras de indios carescieron siempre de letras, no
tuvieron como poder conservar los monumentos y memorias de sus tiempos,
edades y mayores vera y ordenadamente. Y como el demonio, que siempre pro-
cura el daiio del linaje humano, viese & estos desventurados fäciles en el creer
y timidos para obedecer, introdujöles muchas ilusiones, mentiras y fraudes, ha-
ciöndoles entender que £1 los habfa criado al principio, y que despues por sus
maldades y pecados los habia destruido con diluvio, y los habfa tornado & crear,
y dddoles comidas y modos de conservarse. Y como por Ventura antes tenian
alguna noticia, que de boca en boca basta ellos habia llegado de sus primogeni-
tores de la verdad de lo pasado, y mezcldndola con los cuentos del demonio y
con otras cosas, qne ellos mudarian, compondrfan y afiaderian*), como suele ha-
cerse en todas naciones, hicieron una ensalada graciosa, aunque notable en al-
gunas cosas para los curiosos que saben considerar y discurrir por las cosas humanas.
Una cosa se debe notar entre otras muchas, que las cosas, que aqui van
notadas por fäbulas, como lo son, ellos las tienen por tan verdades como nos-
otros las de fee 3), y como tales las afirman y confirman undnimes, y las juran,
aunque ya por la misericordia de Dios algunos van abriendo los ojos y cognos-
ciendo4) lo que es cierto y lo que es falso acerca destas cosas. Mas pues ha-
bemos de screbir5) lo que ellos dicen y no lo que nosotros entendemos en esta
parte, oigamos lo que tienen de sus primeras edades, y despues vendremos & la
envejecida y cruel tirania de los ingas tiranos, que tantos tiempos tuvieron
opresos estos reinos del Piru. Todo lo cual por mandado del excelentfsimo Don
Francisco de Toledo, virrey destos reinos, yo he inquirido con suma diligencia
de tal manera, que se puede esta historia Uamar probanza averigu[a]da por la
generalidad de todo el reino, viejos y mozos, ingas y tributarios Indios.
Dicen los naturales desta tierra, que en el principio, ö antes quel mundo
fuese criado, hubo uno que Uamaban Viracocha. El cual criö el mundo obscuro
y sin sol ni luna ni estrellas; y por esta creaciön le Uamaron Viracocha Pacha-
yachachi, que quiere decir Criador de todas las cosas. Y despues de criado el
mundo formö un g£nero de gigantes disformes en grandeza, pintados ö esculpidos,
para ver, si seria bueno hacer los hombres de aquel tamano. Y como le pare-
ciesen de muy mayor proporcion que la suya, dijo: no es bien que las gentes
sean tan crecidas; mejor serd que sean de mi tamano. Y asi criö los hombres
& su semejanza como los que agora son. ^Yj^iaii en ob&curidad.
A estos mando el Viracocha que viviesen sin se desavenir, y que le co-
nosciesen y sirviesen ; y les puso cierto precepto, que guardasen so pena que,
1) Von hier ab hat der Text unter jeder Seite das Notariatszeichen des Alvaro Ruiz de Na-
yamuel.
2) = ailadirian.
3) = fe.
4) = cognociendo, conociendo.
5) = escribir.
24 RICHARD PIETSCHMANN,
ei lo quebrantasen, los confundiria. Guardaron este precepto, que no se dice
que fuese, algiin tiempo. Mas como entrellos nasciesen vicios de soberbia y cu-
dicia1) traspasaron el precepto del Viracocha Pachayacbachi, que cayendo por
esta transgresion en la indignaciön suya, los confundiö y maledijo. T luego
fueron unos convertidos en piedras y otros en otras formas, & otros tragö la
tierra y & otros el mar, y sobre todo les enviö un diluvio general, al cual ellos
llaman uno pachacutix que quiere decir »agua que trastornö la tierra«. Y dicen
que lloviö sesenta dias y sesenta noches, y que se anegö todo lo criado, y que
solo quedaron algunas senales de los que se convirtieron en piedras para memoria
del becho y para ejemplo & los venideros en los edificios.de. Pucara, ..que es se-
senta leguas del üuzco.
Tambtän dicen algunas naciones fuera de los Cuzcos, que se salvaron deste
diluvio algunos para propagaciön del siglo venidero. Y en cada nacion bay fä-
bula particular, que ellos cuentan, de como sus padres primeros despues del
diluvio se salvaron de las aguas. Y para que se vea la orden que tienen en
sus ceguedades, pondr£ una sola de la nacion de los %Cajiax£S, tierra de Quito
y Tomebamba cuatrocientas leguas del Cuzco y mas:
Dicen que en el tiempo del diluvio uno *) pachacuti en la provincia de Quito
en un pueblo llamado TlimibamW estaba un cerro llamado Guasano, y boy lo
muestran los naturales de aquella tierra. En este cerro se subieron dos hombres
Canares llamados el uno Ataorupagui y el otro Cusicayo. Y como las aguas
iban cresciendo, el monte iba nadando y sobreaguando de tal manera, que nunca
fu6 cubierto de las aguas del diluvio. Y asi los dos Canares escaparon. Los
cuales dos, que hermanos eran, despues quel diluvio cesö y las aguas se bajaron,
sembraron. Y como un dia hobiesen 8) ido & trabajar, cuando & la tarde volviesen
& su choza, hallaron en ella unos panecitos y un cäntaro de chicha, que es be-
braje4), que en esta tierra se usa en lugar de vino, hecho de maiz cocido con
agua; y no supieron qui£n se lo babia traido. Y por ello dieron gracias al ba-
cedor y comieron y bebieron de aquella provisiön. Y otro dfa les fu6 embiada5)
la mesma raciön. Y como se maravillasen deste misterio, cudiciosos6) de saber
qui£n les traia aquel refrigerio 7), escondiöronse un dia, para espiar quiön les
trala aquel manjar. Y estando aguardando, vieron venir dos mujeres Canares,
y gui8&ronles la comida y pusi^ronsela donde solfan. Y queriändose ir, los
bombres las quisieron prender ; mas ellas se descabulleron dellos y se escaparon.
Y los Canares, entendiendo el yerro 8) que babian becbo en alborotar & quien
1) = codicia.
2) hnno in Lücke nachgetragen.
3) = hubie8en.
4) = brebaje.
5) = enviada
6) = codicio808.
7) Hdschr. : refugerio.
8) Hdschr.: hierro.
PETRO SARMIEMTOS'8 GESCHICHTE DES INKAREICnES. 25
tanto bien les hacia, quedaron tristes, y pidiendo al Viracocha perdön de su
yerro 1), le rogaron que les toraase & embiar *) aquellas mujeres & darles el man-
tenimiento que solian. Y el hacedor se lo coneedio, y tornando otra vez las
mujeres, dijeron & los Canares: El hacedor ha tenido por bien de que tornemos
& vosotros, porque no os murdis de hambre. Y les hacfan de coraer y servian.
Y tomando amistad las mujeres con los hermanos Canares, el uno dellos hubo
ayuntamiento con la una de las mujeres. Y como el mayor se ahogase en una
laguna, que alli cerca estaba, 61 que8) quedö vivo se casö con la una y & la
otra tuvo por su manceba. En las cuales hobo4) diez hijos, de los cuales hizo
dos parcialidades de d cinco, y poblandolos llamö & la una parte Hanansaya,
que es lo mesmo que decir el bando de arriba, y al otro Hurinsaya, que significa
el bando de abajo. Y de aquellos se procrearon5) todos los Canares que agora
son 6j.
Y asi desta manera las demas naciones tienen 1 äbulas de como se salvaron
algunos de su nacion, de quien ellos traen origen y descendencia. Mas los ingas
y la mayor parte de todos los Cuzcos, y gentes que acd son entrellos teuidos
por de mas saber, no dicen que escapö nadie del diluvio, sino quel Viracocha
torno d hacer y criar hombres de nuevo, como abajo dirö. Mas una cosa es
averiguada en todas las naciones destas partes, que tienen y hablan todos de
una manera y por muy eomun del diluvio general. y por eso le llamaron uno
pachwuti 7). De donde entenderemos claro, que si aca en estas partes hay me-
moria del gran diluvio general, que en la primera edad del mundo fü£ poblada
esta gran masa de las islas flotas 8), que despues se llamaron Atldnticas, y agora
se llaman Indias de Castilla, 6 America, y que luego inmediatamente tras el
diluvio se tornö a poblar, aunque lo cuentan por diferentes törminos de los que
la verdadera scriptura9) nos lo muestra. Y esto seria por providencia divina
hecho por medio de las primeras gentes vini£ndose por la tierra de la isla At-
ldntica, que era firme con esta, como es dicho antes. Y pues los naturales,
aunque barbaros, dan razön de su antiquisima poblaciön, senalando el diluvio,
no hay necesidad de desvanecerse los scriptores 10) en sacar conjeturas ") de auto-
1) Ildschr.: hierro.
2) = enviar.
3) que nachtrüglich eingeschaltet.
4) Hds( br. : öbo = hobo = hubo.
b) Hd8chr : proquearon.
6) Vergl. den in Einzelheiten hiervon abweichenden Bericht, den Crißtöbal de Molina giebt,
in : Narratireß of the Rites and Laxes of (he Yncas, translated by Clements JU. Marlcham (Works
issued by the Hakluyt Society Nr. 48), S. 8 — 9. Vergl. auch ßrasseur de Bourbourg zu Diego de
Landa, lielation des choses de Yucatan (= Collection de documents dans les langues indigenes
p. 8. ä l'etude de Thistoire et de la philologie de FAmerique ancienne, Vol. 3), S. XXXI.
7) Hdschr.: huno pachwuti.
b) Vergl. oben Seite 18.
9) = escritura.
10) = escritores.
11) Korrektur.
Abhdlgn. d. K. Qei. d. Wiis. zu Göttingen. Phil.-hist KL N. F. Band 6,4. 4
26 RICHARD PIETSCHMANN,
ridades para deducir este principio. Mas porque vamos siguiendo lo que ellos
cuentan de la segunda edad despues del diluvio, relatarla hemos en el siguiente
capitulo.
[7] Fdbula de la segunda edad y creaciön destos bärbaros indios, segiin ellos lo
tienen.
Dicho es como por diluvio uno *) pachacuti, todo fuö destruido ; es pues agora
de saber, quel Viracocha Pachayachachi, cuando destruyö esta tierra, como se
ha contado, guardö consigo tres hombres, el uno de los cuales se Hämo Tagua-
pacac, para que le sirviesen y ayudasen & criar las nuevas gentes que habia de
hacer en la segunda edad despues del diluvio; lo cual hizo desta manera. Pa-
sando el deluvio y seca la tierra, determinö el Viracocha de poblarla segunda
vez, y para hacerlo con mas perficion2) determinö criar luminarias que diesen
claridad. Y para lo hacer, fuöse con sus criados & una gran laguna, que estd
en el Collao, y en la laguna estd una isla llamada Titicaca, que quiere decir
montes de plomo, del cual tratamos en la primera parte. A la cual isla se fu6
Viracocha y mandö que luego saliese el sol, luna y estrellas y se fuesen al cielo
para dar luz al mundo; y asi fu£ hecho. Y dicen que crio & la luna con mds
claridad quel sol, y que por esto el sol invidioso al tiempo que iban a subir al
cielo le diö con un punado de ceniza3) en la cara, y que de alli quedö obscu-
recida de la color que agora parece. Es esta laguna frontero de Chucuyto,
pueblo del Collao, cinquenta y siete leguas del Cuzco al sur. Y como Viracocha
mandase algunas cosas a sus criados, el Taguapaca fuö inobediente 4) & los man-
damientos de Viracocha. El cual, por esto indignado contra Taguapaca, mandö
& los otros dos que lo tomasen; y atado de pies y manos, lo echaron en una
balsa en la laguna; y asi fuö hecho. E yendo Taguapaca blasfemando del Vira-
cocha por lo que en öl hacia, y amenazando que öl volveria a tomar venganza
döl, fuö llevado del agua por el desaguadero de la mesma laguna, adonde no fuö
visto mds por muchos tiempos. Y esto hecho, Viracocha fabricö en aquel lugar
una solemne guaca para adoratorio en senal de lo que alli habia hecho y criado 6).
1) Hdschr. : huno.
2) = perfecciön.
3) Im Texte steht tierra, unterstrichen, and am Rande dafür: geniza, wie es scheint, von
Sarmiento's Hand.
4) Hdschr.: eynobediente.
5) Bartolome* de las Casas, Las antiguas gentes del Piru, S. 55—56 erzählt über Viracocha:
Decian que este dios estaba en el cabo postrero del mundo, y que desde alli lo miraba, gobernaba
y proveia todo. . . . Afirmaban que tuvo un hijo muy malo, antes que criase las cosas, que tenfa
por nombre Taguapica Viracocha ; y &te contradecia al padre en todas las cosas ; porque el padre
hacia los hombres buenos y el los hacia malos en los cuerpos y en las änimas; el padre hacia
montes, y el los hacia llanos, y los Uanos convertia en montes; las fuentes que el padre hacia, el
las secaba; y finalmente en todo era contrario al padre; por lo cual, el padre, muy enojado, lo
lanzö en la mar parafque mala muerte muriese, pero que nunca muriö. Las Casas erkennt hierin
den gefallenen Engel, von dem die Apokalypse sagt: Diabolus missus est in stagnum.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKABEICHES. 27
Y dejando la isla, pasö por la laguna & la tierra firme, y Uevando en su
compania ä los dos criados, que habia conservado, fuöse & un asiento, que agora
llaman Tiaguanaco, que es de la provincia de Collasuyo, y en este lugar esculpiö
y debujö *) en unas losas grandes todas las naciones que pensaba criar. Lo
cual hecho, mandö & sus dos criados, que encomendasen & la memoria los nombres
quöl les decia de aquellas gentes, que alli habia pintado, y de los valles y pro-
vincias y lugares de donde los tales habfan de salir, que eran los de toda la
tierra. Y & cada uno dellos mandö ir por diferente camino, llamando las tales
gentes, y manddndolas salir, procrear y henchir la tierra. Y los dichos criados
suyos, obedeciendo el mandamiento de Viracocha, dispusiöronse al Camino y
obra, y el uno fuö por la sierra 6 cordillera, que llaman, de las cabezadas de
los llanos, sobre el Mar del Sur, y el otro por la sierra que cae sobre las
espantables montanas, que decimos de los Andes, situada al levante del dicho
mar. Por estas sierras iban caminando y k voces altas diciendo: »jO vosotros
gentes y naciones! jofd y obedeced el mandado*) del Ticci Viracocha Pacha-
ya[cha]chic, el cual os manda salir, multiplicar y hinchir la tierra!« Y el niismo
Viracocha iba haciendo lo mesmo por las tierras intermedias de sus dos criados,
nombrando todas las naciones y provincias por donde pasaban. Y & las voces
que daban todo lugar obedeciö, y asf salieron unos de lagos, otros de fuentes,
valles, cuevas, arboles, cavernas, pefias y montes, y hinchieron las tierras y
multiplicaron las naciones que son hoy en el Pirü.
Otros afirman que esta creaciön el Viracocha la hizo desde el sitio de Tia- |
guanaco, adonde habiendo formado al principio unos bultos de jayanes, y pare-
ciöndole desproporcionados 3), los tornö ä hacer de su estatura — era, segiin |
dicen, el Viracocha de mediana dispuciciön4) de las nuestras — y formados, les !
dio spiritu5), y que de alli se partieron & poblar las tierras, y como antes de* i
partirse fuesen de una lengua, y hiciesen en Tiaguanaco los edificios, cuyas ruinas
agora se ven, para morada del Viracocha su hacedor, en partiöndose variaron
las lenguas, notando las •) frases de fieras, tanto, que torndndose d topar despues,
no se entendian los que antes eran parientes y vecinos.
Sea de una manera 6 de otra, que en fin todos concuerdan en que la crea-
ciön destas gentes la hizo el dicho Viracocha, el cual tienen noticia que fuö
un hombre de mediana estatura, blanco y vestido de una ropa blanca & manera
de alba cenida por el cuerpo y traia un bdculo y un libro en las manos.
Y tras esto cuentan un estraiio caso, que como despues quel Viracocha criö
todas las gentes, viniese caminando, Uegö d un asiento, donde se habian congre-
gado muchos hombres de los por öl criados ; este lugar se llama agora el pueblo
1) = dibujö.
2) Hdschr. : mandato.
3) Hdschr. : despropoaonfidos.
4) = disposiciön; Hdschr.: dispusision,
5) = espiritu.
6) Hdschr. : los.
4*
28 RICHARD PIETSCHMANN,
de Cacha. Y como Viracocha Uegö alli, y los habitadores lo extranasen en el
habito y trato, raurmuraron d61 y propusieron de lo matar desde un cerro que
alli estaba. Y tomadas las armas para ello, fu6 entendida su mala intencion
por el Viracocha. El cual hincando de rodillas en tierra en un llano, levantadas
las manos puestas y rostro al cielo, bajo fuego de lo alto sobre los que estaban
en el monte y abrazo todo aquel lugar; y ardia la tierra y piedras como paja.
Y como aquellos malos hombres temiesen aquel espantable fuego, bajaron del
monte y echdronse a los pies de Viracocha, pidtendole perdön de su pecado. Y
movido el Viracocha & compasiön, fuö al fuego y con el bordon lo matö. Mas
el cerro quedö abrasado de manera que las piedras quedaron tan leves por la
quemazon, que una piedra muy grande, que un carro no la meneara, la levanta
fdcilmente un hombre. Esto se vee *) hoy ; que es cosa maravillosa de ver aquel
lugar y monte, que tendrä un cuarto de legua, abrasado todo, que estd en el
Collao.
Despues de lo cual Viracocha prosiguiendo su camino Uegö al pueblo de
Urcos seis leguas de Cuzco al austro. Y estando alli algunos dias, fu£ servido
bien de los naturales de aquel asiento. Y como de alli se partiö, le hicieron
una cölebre guaca ö estatua para le adorar y ofrescer dones, d la cual estatua
en las tiempos futuros los ingas ofrescieron muchas cosas ricas de oro y otros
metales y sobre todo un escano de oro, el cual despues, cuando los Espanoles
entraron en el Cuzco hallaron y partieron entre si, que valiö diez y siete mil
pesos ; tomölo para si por joya del general el marquös Don Francisco Pi9arro.
Tornando pues al propösito de la fäbula, Viracocha prosiguiö su Camino,
haciendo sus obras 6 instruyendo las gentes criadas. Y desta manera llegö &
las comarcas, donde es agora Puerto Viejo y Manta en la linea equinoccial,
adonde se juntö con sus criados. Y quiriendo dejar la tierra del Pirü, hizo una
habla & los que habia criado, avisandoles de cosas que les habian de suceder.
Les dijo, que vendrian gentes algunas que dijesen que ellos eran el Viracocha,
su criador, y que no los creyesen, y qu61 en los tiempos venideros les embiaria
sus mensajeros, para que los amparasen y ensenasen. Y esto dicho, se metiö con
sus dos criados por la mar, £ iban caminando sobre las aguas, como por la
tierra, sin hundirse*). — Porque iban caminando sobre las aguas como espuma,
le llamaron Viracocha, que es lo mesmo que decir grasa 6 espuma del mar. — Y
al cabo de algunos anos, quel Viracocha se fuö, dicen que vino el Taguapaca,
que Viracocha mandö echar en la laguna de Titicaca del Collao, como se dijo
arriba, y que empezö con otros & predicar qu61 era el Viracocha. Mas aunque
al principio tuvieron suspensas las gentes, fueron conoscidos al fin por falsos, y
burlaron dellos.
Esta fäbula ridicula tienen estos barbaros de su creaciön y afirmanla y
cr£enla, como si realmente asi la vieran ser y pasar.
1) = ve.
2) Dahinter ein Wort getilgt.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 29
[8] Behetrias antiguas de las provincias del Pirü y sus comarcas.
Conviene sumamente notar, que de todo lo que pasö desde la segunda creaciön,
que el Viracocha hice, no saben estos indios bdrbaros dar mds razön de lo que
arriba queda dicho, hasta los tiempos de los ingas. Pero averiguase, que, aun-
que la tierra era poblada y llena de habitadores antes de los ingas, no se go-
bernaba con policfa, ni tenfan senores naturales elegidos por comiin consentimiento,
que los gobernase y rigiese1) y d quien los comunes respetasen, obedeciesen y
contribuyen algiin pecho. Antes todas las poblaciones, que incultas y disgregadas
eran, vivian en general libertad, siendo cada uno solamente senor de su casa y
sementera. Y en cada pueblo hacian dos parcialidades *). A la una Uamaban
Hanansaya, que es decir la banda de arriba, y d la otra Hurinsaya, que es la
banda de abajo; el cual uso conservan hasta hoy. Y esta divisi6n no sirva mds)
de para contarse unos d otros por su contento, aunque despues acd sirvfa y
sirve para mds fructo, como en su lugar se dird.
Y como entre ellos nasciesen disensiones, procuraron cierto modo de milicia
para su defensa desta manera. Cuando los de algün pueblo sabian que algunos
de otras partes venian ä les hacer guerra, procuraban uno dellos natural y aun
extranjero de su patria. que fuese valiente hombre de guerra. Y muchas veces
el tal hombre se ofrescia de su voluntad d los amparar y militar por ellos contra
sus enemigos. Y d este tal seguian y obedecfan y cumplian sus mandamientos
durante la guerra. La cual acabada, quedaba privado como antes y como los
demds del pueblo; ni antes, ni despues le daban tributo, ni manera de pecho
alguno. — A este Uamaron los de aquei tiempo y aun II am an los de agora
cinche, que es lo mesmo que «valiente«. Nombrdbanle por este termino cinchicona,
que quiere decir »agora valiente«, como quien dice: »agora, mientras dura la guerra,
serds nuestro valiente y despues no« — 6 en otro significado, que diga »valientes«,
porque cona es adverbio de tiempo y tambi^n significa pluralidad. Y en cual-
quier significado viene bien al propösito destos capitanes temporales, que fueron
en los tiempos de behetrias y libertad general, de manera que desde el diluvio
general, de que estos dan noticia, hasta el tiempo que empezaron los ingas, que
fueron 3519 anosö), todos los naturales destos reinos vivieron en behetrias sin
reconoscer senor natural ni elegido, procurando conservarse, como dicho es, en
una simple libertad, viviendo en chozas y en unas cuevas y humildes casillas.
Y este nombre de cinches, que les servfa de cabezas para sola la guerra, dur6
en toda la tierra hasta el tiempo de Topa Inga Yupangui, däcimo inga, el cual
instituyö los curacas y otros dominadores por la orden que en la vida del mesmo
Topa Inga se dird difusamente. Y aun en este tiempo tienen este uso y co-
stumbre de gobernarse en las provincias de Chile y en otras partes de las mon-
tafias del Pirü al levante de Quito y Chachapoyas, que no obedecen mds se-
1) Lies: göbernasen y rigiesen.
2) Hdschr. : paraQilidades.
3) Hdschr. : tres mill y quinientos y dies y nueue aftos.
30 RICHARD PIETSCHMANN,
fiores de cuanto tura la guerra, y este, ä quien obedecen, no es senaladamente
siempre uno, sino al que conoscen ser mäs valiente, ardid y venturoso en las
guerras. Mas advierta el letor, que puesto que toda la tierra era behetria en
cuanto al dominio de los sefiores, habia senaladamente naciones naturales de cada
provincia, donde era su propria y particular naturaleza, como se averigua de los
naturales del valle del Cuzco y otras partes, como de cada cosa diremos en su
lugar.
[9] Primeros pobladores del valle del Cuzco.
Dicho be, como, aunque las poblaciones destas tierras se conservaron y vi-
vieron antiguamente en behetrias, tambi^n tenlan conoscidas y propias patrias y
naturalezas, y como quiera que de muchas dellas hay noticia, dejarse ha para
su lugar, tomando el presente fundamento de los naturales pobladores del valle
donde al presente estd la ciudad del Cuzco, porque de aqul habemos de tomar el
origen de la tirania de los ingas, los cuales siempre tuvieron su silla en el
valle del Cuzco.
Ante todas cosas es de saber, quel valle de Cuzco estd en treze grados y
un cuarto de latitud de la equinocial ä la parte del polo del sur. En este valle,
por ser förtil para sementeras, poblaron antiquisimamente tres naciones 6 par-
cialidades llamadas la una Sanaseras, la segunda Antasayas *), la tercera Guallas.
Poblaron cerca los unos de los otros, aunque distintamente, por las tierras de
sementera, que era lo que en aquellos tiempos, y aun agora, principalmente pro-
curan y estiman. Y estos naturales deste dicho valle vivieron aquf en quietud
cultivando sus labranzas muchos siglos.
Y algunos tiempos antes de los ingas se averigua, que tres cinches extran-
jeros deste valle, llamados el uno Alcabi^a y el segundo Copalimayta y el ter-
cero Culurachima, Juntaron ciertas companas y vinieron al valle del Cuzco, adonde
por consentimiento de los naturales d£l asentaron y poblaron y se hicieron her-
manos y companeros de los naturales antkjuisimos ya dichos. Y asi vivieron
muchos tiempos en concordia estos seis bandos, tres naturales y tres advenedizos,
en conformidad. Y cuentan que los advenedizos salieron de donde los ingas,
como despues diremos, y se llaman sus parientes. Y este es punto sustancial
para lo de adelante.
Mas antes de entrar en el cuerpo de la historia de los ingas, quiero advertir,
6 hablando mäs propriamente, responder ä una dificultad, que se podria ofrescer
& los que no han estado en estas partes. Podriau algunos decir, que no tienen
por cierta esta historia, hecha por la relaciön que estos bdrbaros dan, porque,
no tiniendo 2) letras, no pueden tener en la memoria tantas particularidades,
1) Im Texte durchstrichen: la segunda Antasayas. Unten am Rande: Va testado donde
dice : la segunda Antasayas. Lo cual dijeron los indios, con guten se verificö, gut no era asi.
Navamuel
2) = teniendo.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 31
i
como aqui se cuentan, de tanta antigüedad. A esto se responde, que para suplir
]a falta de letras, tenian estos bärbaros una curiosidad muy buena y cierta, y
era, que unos d otros, padres & hijos. se iban refiriendo las cosas antiguas pa-
sadas hasta sus tiempos, repitiöndoselas *) muchas veces, como quien lee lecciön
en cätedra, haciöndoles repetir las tales lecciones historiales & los oyentes, hasta
que se les quedasen en la memoria fijas. Y asi cada uno d sus decendientes -)
iba comunicando sus anales por esta orden dicha, para conservar sus historias
y hazanas y antigüedades y los niimeros de las gentes, pueblos y provincias, dias,
meses y anos, batallas, muertes, destruiciones, fortalezas y cinches. Y finalmente
las cosas mas notables, que consisten en nümero y cuerpo, notabanlas, y agora
las notan, en unos cordeles, & que llaman quipo, que es lo mesmo que decir ra-
cional ö contador. En el cual quipo dan ciertos nudos, como ellos saben, por los
cuales y por las diferencias de las colores distinguen y anotan cada cosa como
con letras. Es cosa de admiracion ver las menudencias que conservan en aquestos
cordelejos, de los cuales hay maestros como entre nosotros del escrebir8).
Y demas desto habia, y aun agora hay, particulares historiadores destas
naciones, que era oficio que se heredaba de padre a hijo. A[l]legöse & esto la
grandisima diligencia del Pachacuti Inga Yupangui, noveno inga, el cual hizo
llamamiento general de todos los viejos historiadores de todas las provincias,
qu£l sujetö, y aun de otros muchos 4) mis de todos estos reinos, y tiivolos en la
ciudad del Cuzco raucho tiempo examinandolos sobre las antigüedades, origen y
cosas notables de sus pasados destos reinos. Y despues que tuvo bien averiguado
todo lo mas notable de las antigüedades de sus historias, hfzolo todo pintar por
su orden en tablones grandes, y deputö en las Casas del Sol una gran sala,
adonde las tales tablas, que guarnescidos de oro estaban, estuviesen como nuestras
librerias, y constituyö doctores que supiesen entenderlas y declararlas. Y no
podian entrar donde estas tablas estaban sino el inga ö los historiadores sin
expresa licencia del inga.
Y desta manera se vino averiguar todo lo de sus pasados y & quedar tän
manual & toda suerte de gentes, quel dfa de hoy los Indios menudos y los mayores
generalmente lo saben, aunque en algunas cosas tengan varias opiniones por
particulares intereses. Y asi examinando de toda condiciön de estados de los
mas prüden tes y ancianos, de quien se tiene mds credito saquö y recopil£ la
presente historia, refiriendo las declaraciones y dichos de unos & sus enemigos,
digo del bando contrario, porque se acaudillan por bandos, y pidiendo & cada
uno memorial por si de su linaje y d£l de su contrario. Y estos memoriales,
que todos estan en mi poder, refiriändolos y corrigtändolos con sus contrarios,
y ultimamente ratificandolos en presencia de todos los bandos y ayllos en pü-
blico, con juramento por autoridad de juez, y con lenguas expertas generales, y
1) Hdschr. ripititndoselas, in repitiindoselas corrigiert.
2) = descendienteß.
3) = C8cribir.
4) Hdschr.: otros muchas.
32 RICHARD PIETSCHMANN,
muy curiosos y fieles intörpretes, tambi6n juramentados, se ha afinado lo que
aqui va scripto *). Hase hecho tanta diligencia, porque cosa, que es fundamento
del hecho verdadero de tan gran negocio, como es el averiguar la tirania de los
crueles ingas desta tierra, *) para que todas naciones del mundo entiendan el jurf-
dico y m&s que legitimo titulo, quel rey de Castilla tiene & estas Indias y a
otras tierras & ellas vecinas, especialmente & estos reinos del Pini. Y como
todas las historias y hechos pasados consista la averiguacion dellos en probanza,
y en este caso se haya hecho tan curiosa y lielmente por mandado 6 industria
del excelentisimo virrey Don Francisco de Toledo, nadie tiene que dudar, sino
que estä bastantisimamente averiguado y verificado todo lo deste volumen, sin
quedar lugar a replica 6 contradicion. He querido hacer esta digresiön, porque,
escribendo8) esta historia, oia muchos [tener] las dudas, que arriba propuse, y
paresciöme satisfazer de una vez & todas.
[10] Como los ingas se movieron a tiranizar las tierras de las behetrias.
Sabido como en las antiguas edades toda esta tierra era behetria, es nece-
sario decir, como los ingas empezaron su Urania. Aunque todas vivian en simple
libertad, sin reconoscer senor, siempre habia eutrellos algunos valientes que,
aspiraudo ä mayoridad, hacian violencias a sus patrias y otros extranjeros por
subjetallos y traellos a su obediencia y ponellos debajo de su raando, para ser-
virse dellos y hacellos tributdrios. Y asi salian bandas de unas regiones 6 iban
& otras & hacer guerrerias y robos y muertes y usurpar las tierras de los otros.
Y como esto[s] anduviesen en inuchas partes y por muchas naciones, pro-
curando cada uno de sujetar a su vecino, sucedio que seis leguas del valle del
Cuzco, en un asiento que nombran Pa^aritambo, hubo cuatro hombres y cuatro
hermanos4) de leroces brios y mal intencionados, aunque de altos persamientos.
Estos como fuesen de mäs habilidad que los otros y entendiesen la pusilanimidad
de los naturales de aquellas comarcap y su facilidad en creer cual quiera cosa
que con alguna autoridad 6 fuerza se les proponga, concibieron en si, que podrian
ensenorearse de muchas tierras con fuerzas 6 imbaimientos 5). Y asi juntdronse
todos los ocho hermanos, cuatro hombres y cuatro mujeres, y trataron el modo
que tendrian para tiranizar las otras gentes fuera del asiento, donde ellos
estaban, y propusieron de acometer tal hecho con violencia. Y entendiendo, que
la generalidad destos naturales es ignorante6), y con facilidad creen lo que se
les dice, mayormente si se les propone con alguna aspereza, rigor y autoridad,
contra lo cual no tiene röplica ni resistencia, porque son de su natural timidos,
1) = escripto = escrito.
2) Fehlt das üauptverbum, etwa: es menester ponerla tan eiert a 6 evidente.
3) = c8cribiendo.
4) So die Hdschr., mit Korrektur aus hermanos.
5) = embaimient08.
6) Hdschr.: ynnorante.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 33
y para ser tenidos y temidos, fingeron1) ciertas fäbulas de su nascimiento, di-
ciendo, que ellos eran hijos del Viracocha Pachayachachi, su criador, y que
habian salido de unas ventanas para mandar & los demäs. Y como eran feroces,
hici^ronse creer, temer, y tener por mäs que hombres y aun adorarse por dioses.
Y asi introdujeron la religion que quisieron. Y el orden y fdbula que deste
principio cuentan es la siguente.
[11] Fäbula del origen de los ingas del Cuzco.
Cuentan y afirman generalmente todos los naturales indios desta tierra, que
los ingas capa[c]s procedieron desta manera. Seis leguas del Cuzco al susudueste
por el Camino, que los ingas hicieron, estä un asiento Uamado Pacaritambo, que
quiere decir »casa de producciön«, en el cual es un cerro Uamado Tambotoco,
que significa »casa de ventanas«. Y esto es cierto, en este cerro son tres ven-
tanas, la una llamada Maras-toco y la otra Sutic-toco, y la que est& en medio
destas dos se llama Capac-toco, que quiere dezir »ventana rica«, porque dicen,
questaba guarnescida de oro y otras riquezas. De la ventana Maras-toco salicron
sin generaciön de padres una naciön de indios llamadas Maras, y agora hay
dellos en el Cuzco. De la ventana Sutic-toco salieron unos indios llamados
Tambos, que poblaron a la redonda del mesmo cerro, y en el Cuzco agora hay
deste linaje. De la ventana mayor, Capac-toco, salieron cuatro hombres y cuatro
mujercs, que se llamaron hermanos. A estos no se les conoscio padre ni madre,
mas döl que dicen, que salieron y fueron producidos de la dicha ventana por
mandado del Ticci Viracocha, y ellos meamos decian de si, quel Viracocha los
habia criado para ser senores. Y asi tomaron por esta causa este nombre inga,
que es lo mesmo que decir senor. Y porque salieron de la ventana Capac-toco,
tomaron por sobrenombre capac, que quiere decir »rico«; aunque despues usaron
deste t£rmino para denotar con 61 al senor principe de muchos.
Los nombres de los ocho hermanos son estos: £1 mayor de los hombres y
de mds autoridad se Uamö Mango Capac, el segundo Ayar Auca, el tercero Ayar
Cache, el cuarto Ayar Ucho. De las mujeres la mds anciana se Uamö Mama
Ocllo, la segunda Mama Guaco, la tercera Mama Ipacura, 6 como otros dicen,
Mama Cura, la cuarta Mama Raua.
Estos ocho hermanos llamados ingas dijeron: »Pues somos nascidos fuertes
y sabios y con las gentes, que aqui juntaremos, seremos poderosos, salgamos
deste asiento, y vamos & buscar tierras förtües, y donde las hallaremos, subje-
temos las gentes, que alli estuvieren, y tomömosles las tierras, y hagamos guerra
& todos los que no nos recibieren por senoresc. Esto dicen, que dijo Mama
Guaco, una de las mujeres, la cual era feroz y cruel, y tambiön Mango Capac
su hermano, asimesmo cruel y atroz. Y concertado esto entre los ocho, empe-
zaron & mover las gentes, que en aquellas comarcas del cerro habia, puniöndoles s)
1) = fingieren.
2) = poniendoleß.
Abbdlgn. d. K. Gm. d. WIm. iu Oöttingen. Phil.-hirt. Kl. N. F. Band 6, 4.
34 RICHARD PIETSCHMANN,
por premio que los harian ricos, y les darian las tierras y haciendas de los que
conquistasen y subjetasen. A lo cual por el inter^s se movieron diez parciali-
dades 6 ayllos, que quiere decir entre estos b&rbaros linaje ö bando ; los nombres
de los cuales son estos que se siguen:
Chauin Cuzco ayllo *), del linaje de Ayar Cache ; hay hoy deste bando en
el Cuzco algunos, las cabezas de los cuales se llaman Martin Chucumbi y Don
Diego Gruaman Paucar —
Arayraca Ayllo Cuzco-callan ; hay agora desde ayllo Juan Pi^arro Yupangui,
Don Francisco Quipi2), Alonso Tarma Yupangui del linaje de Ayar Uchu —
Tarpuntay Ayllo; hay agora deste ayllo en el Cuzco —
Gruacaytaqui Ayllo; de los cuales agora viven [en] el Cuzco algunos —
Sanoc Ayllo; destos hay en el Cuzco —
Estos cinco bandos, son Hanancuzcos, que quiere decir el bando de lo alto
del Cuzco.
Sutic-toco Ayllo, que es la generaciön, que saliö de la una de las ventanas,
Uamada Sutic-toco, como arriba es dicho ; hay destos en el Cuzco agora algunos,
y las cabezas, que los conservan, son Don Francisco Avca Micho Avri Sutic y
Don Alonso Gualpa —
Maras Ayllo: estos son los que dicen [que] salieron de la ventana Maras-
toco; hay destos algunos en el Cuzco, mas los principales son Don Alonso Llaraa
Oca y Don Gon$alo Ampura Llama Oca —
Cuycusa Ayllo; hay destos algunos en el Cuzco y la cabeza es Cristöual
Acllari —
Masca Ayllo; hay deste linaje en el Cuzco Juan Quispi —
Oro Ayllo; hay deste linaje hoy Don Pedro Yucay.
Digo, que de todos estos linajes se han conservado de tal manera que no
se ha perdido la memoria dellos, y puesto que hay m&s de los dichos, pongo solas
cabezas, que son protectores y principales del linaje, que son en quien se van
conservando. Y cada uno destos tienen cargo y obligaciön de amparar a los
demds y saber las cosas y hechos de sus pasados. Y aunque digo, que estos
agora viven en el Cuzco, la verdad es que estän en un barrio de la dicha ciu-
dad, que llaman los indios Cayocache y nosotros le Uamamos Belem3), por la
advocacion de la iglesia de aquella pa[rr]oquia, que se dice Nuestra Sefiora de
Belem.
Tornando pues a nuestro principio, todas estas cuadrillas arriba nombradas
se movieron con Mango Capac y los demds hermanos & buscar tierras y tiranizar
& los que mal no les hacfan, ni les daba[n] ocasiön de guerra, ni con otro de-
recho ni titulo mäs del dicho. Y para llevar orden de guerra, tomaron por cau-
1) So die Ildschr. Vergl. : Chamin Cuzco Ayllu bei Molina "(Markham, Narratives of the rites
S. 22).
2) So die Hdschr. Ob Fehler für Quispi?
3) = Belen.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 35
dillos & Mango Capac y & Mama Guaco, y con eate prosupuesto *) partieron las
companas dichas del cerro de Tambotoco & poner en efeto su designo.
[12] Camino que estas companas de los ingas hicieron hasta el valle de Cuzco
y fdbulas que en la historia mesclan.*)
Salieron pues los ingas y las demäs companas 6 ayllos dichos del asiento
de Tambotoco, llevando consigo sus haciendas, servicios y armas, en cantidad,
que hacian un buen escuadrön, llevando por caudillo d los dichos Mama Guaco
y Mango Capac. Y Mango Capac trafa consigo un päjaro como halcön, llamado
indi*), al cual veneraban todos y le temlan como & cosa sagrada 6, como otros
dicen, encantada, y pensaba[n], que aquel hacia & Mango Capac senor y que las
gentes le siguiesen. T asl se lo daba Mango Capac 4 entender y los traia en
vahidos guarddndolo siempre en una petaquilla de paja & manera de cajön con
mucho cuidado. El cual dejö por mayorazgo despues & su hijo, y lo poseyeron
los ingas basta Inga Yupangui. Y trajo consigo en la mano una estaca de oro,
para experimentar las tierras donde llegase.
Y caminando todos juntos llegaron & un asiento llamado Guanacancha, cua-
tro leguas del valle del Cuzco, donde estuvieron algün tiempo sembrando y
buscando tierra f£rtil. En este pueblo Mango Capac hobo 4) ay untamiento con su
herraana Mama Ocllo, la cual quedö prenada de Mango Capac. Y no parecten-
doles este sitio para sustentarse, por ser estgril, pasaron & otro pueblo llamado
Tamboquiro, adonde Mama Ocllo pariö un hijo, que llamaron Cinchi Roca. Y
hechas las fiestas del nascimiento del infante, partieron & buscar tierra förtil, y
fueron & otro cercano pueblo llamado Pallata, que es casi una mesma cosa con
Tamboquiro, y aqul estuvieron algunos anos.
Y no contentändose de la tierra, vinieron & otro pueblo llamado Haysquisrro,
un cuarto de legua del pueblo pasado. Y aqul entraron en acuerdo sobre lo que
debian hacer para su viaje y para apartar de si uno de los cuatro hermanos
ingas llamado Ayar Cache. El cual, como era feroz y fuerte y diestrisimo de
la honda, venia haciendo grandes travesuras y crueldades asi en los pueblos, por
donde pasaban, como en los companeros. Y temian los otros hermanos que por
la mala compania y travesuras de Ayar Cache se les deshiciesen las companas
de gentes, que Uevaban, y quedasen solos. Y como Manco Capac era prudente,
acordö con el parecer de los dem&s de apartar de si con engano & su hermano
Ayar Cache. Y para esto llamaron Ayarcache y le dijeron: »Hermano, sabed
que en Capactoco se nos olvidaron los vasos de oro, llamados topacusi, y ciertas
semillas y el napa, que es nuestra principal insignia de senores«. (Es napa un
caraero de los desta tierra blanco que llevaba una gualdrapa colorada y enci-
ma unas orejeras de oro y en el pecho un pretal de veneras coloradas, que Ue-
1) = presupuctfo.
2) = mtzclan.
S) Hdschr. : hindi.
4) = hubo.
36 RICHARD PIETSCHMANN,
vaban loa ricos ingas cuando salian fuera de casa, llevando delante de todo en
un palo una como manga de cruz de pluma, ä que llaraan sunturpaucar). »Con-
viene al bien de todos, que volvdis allä y lo traigäis.« Y como Ayar Cache
rehusase la vuelta, levantäse el pie su hermana Mama G-uaco, y con feroces pa-
labras reprehendiöndole dijo:« jComo tal cobardia ha de parecer en un tan fuerte
mozo como tii ! ; disponte ä la jornada y no dudes ir & Tambotoco y hacerlo. que
se te manda! »Ayar Cache corrido destas palabras obedeciö y partiöse, d lo
hacer. DidSronle por compafiero a uno de los, que con ellos venian, llamado
Tambochacay, al cual encargaron secreto, que como pudiese allä en Tambotoco
diese orden, como muriese Ayar Cache, y no tomase en su compania. Y con
este despacho llegaron ambos & Tambotoco. Y apenas fueron allä, cuando Ayar Cache
entrö en la ventana ö cueva Capactoco & sacar las cosas por que le habian em-
biado *). Y siendo dentro, Tambochacay con suma presteza puso una peiia & la puerta
de la ventana y sentöse encima, para que Ayar Cache quedase dentro y muriese.
Y cuando Ayar Cache torno & la puerta y la hallo cerrada, entendio la traicion,
quel traidor de Tambochacay le habia hecho, y determinö salir, si pudiera, para
se vengar A6\. Y por abrir puso tauta fuerza y dio tales voces. que hizo tem-
blar el monte, mas no pudiendo abrir y teniendo por cierta su muerte, dijo ä
voces altas contra Tambochacay:« jTü traidor, que tanto mal me has hecho,
piensns llevar las nuevas de mi mortal carceleria, pues no te sucederä, 2) asi que
por tu traicion quedaräs ahi fuera, hecho piedra! »Y asi fn6 hecho, y hasta hoy
la muestran a un lado de la ventana Capactoco. Volviendo pues ä los siete her-
manos que habian quedado en Haisquisrro, sabida la muerte de Ayar Cache, pe-
söles mucho de lo que habian hecho, porqne, como era valiente, sintian mucho
verse sin (51 para cuando tuviesen guerra con algunos. Y asi hicieron llanto
por 61. — Era tan diestro este Ayar Cache de la honda y tan fuerte que de
cada pedrada derribaba un monte y hacia una quebrada. Y asi dicen, que las
quebradas, que agora hay por las partes, que anduvieron, las hizo Ayar Cache
& pedradas.
Partieron deste pueblo los siete8) ingas con sus companas y llegaron a un
pueblo llamado Quirirmanta, al pie de un cerro, que despues llamaron Gruanacauri.
Y en este pueblo consultaron, como dividirian entre si los oficios de su viaje,
para que entrellos hubiese distinciön. Y acordaron que Mango Capac, pues tenia
generaciön de su hermana, que se casase con ella y engendrase para conser-
vaciön de su linaje, y que este fuese cabeza de todos, y que Ayar Ucho quedase
por guaca para su religiön, y que Ayar Auca, desde donde le mandasen, fuese
& tomar posesiön de la tierra, donde hubiesen de poblar.
Y partiendo de aqui, llegaron al cerro, que estd dos leguas, poco mds 6
menos, del asiento del Cuzco, y subidos ä la cumbre, vieron en ella el arco iris
del cielo, al cual los naturales llaman guanacauri. Y teniändolo por buena seiial,
1) = enviado.
2) Hdschr. : subgedara.
3) Hierzwischen ein durchstrichenes h.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHKS. 37
•
dijo Mango Capac: «jTened aquello por senal, que no serä el mundo mds des«
truido por agua ! ; Uegemos alld, y desde all! escogeremos donde habemos de fun-
dar nuestro pueblo!« T echando antes suertes, vieron que le[s] senalaba buen
suceso hacerlo asi y desde all! explorar la tierra, que de alli se senorease. Antes
que llegasen & lo alto, donde el arco estaba, vieron una guaca, ques oratorio de
bulto de persona, junto al arco. Y determinando entrellos ir & prendella fy] qui-
talla de alli, ofresciöse & ello Ayar Ucho, porque decian que les1) convenia2)
mucho. Llegado Ayar Ucho & la estatua ö guaca, con grande animo se asentö
sobrella, preguntdndole, quo hacia alli. A las cuales palabras la guaca volviö la
cabeza por quien le hablaba, mas como lo tenia oprimido con el peso, no le pudo
ver. Ayar Ucho luego queri&idose desviar, no pudo, porque se hallö pegadas
las plantas de los pies & las espaldas de la guaca. Y los seis hermanos enten-
diendo, que estaba preso, acudieron & 61 por favorescerle. Mas Ayar Ucho, \ > /•
vtendose asi transformarse, y que los hermanos no eran & librarle, parte les dijo:
*•; Hermanos, mala obra me haWis hecho, que por vosotros vine adonde quedarö
para siempre apartado de vuestra compania ! j id ! j id ! j hermanos felices ! que yo os -- A. '. <
anuncio, que ser£is grandes seiiores. Por tanto, hermanos, yo os ruego que en
pago de mi voluntad [que] de agradaros siempre tuve, que en todas vuestras fiestas
y ceremonias os acord&s de honrarme y venerarme, y que sea yo el primer o k
quien ofrend&s, pues quedo aqui por vosotros, y cuando hiciöredes guarachico,
(que es armar a los hijos caballeros), d mi como a su padre, que acd por todos
queda, me ador^is.« Y Mango Capac respondiö, que si harian, pues aquella era
su voluntad, y se lo mandaba. Y Ayar Ucho les prometiö por aquello, que les
daria dones y valor de nobleza y caballeria, y con estas ültimas palabras quedö
convertido en piedra. Y constituyöronlo por guaca de los ingas y pusi&ronle
nombre Ayar Ucho Guanacauri. Y asi siempre fu6, hasta los tiempos de los
Espanoles, lä mas sol[emn]e guaca y de mas ofrendas de todas las del reino, y
alli se iban armar caballeros los ingas hasta habrd como veinte anos, poco mäs
6 menos, que los Cristianos les quitaron esta cerimonia8) y fu6 santaraente4)
hecho, porque alli hacian muchas idolatrias y abuso3 en ofensa y deservicio de
Dios nuestro senor.
[13] Entrada de los ingas en el valle del Cuzco y fdbulas que en ella cuentan.
Tristes los seis hermanos por la dejada de Ayar Ucho y tambi£n por la
muerte de Ayar Cache — y aun por esto siempre despues hasta hoy temen los del
linaje de los ingas llegar äTambotoco, porque dicen que se quedaron5) allä como
Ayar Cache — bajaron al pie del cerro, adonde comenzaron & entrar en el valle
del Cuzco, y llegaron & un sitio llamado Matagua, adonde asentaron y hicieron
1) Zwischen den Zeilen als Einschaltung. Oh in le zu ändern?
2) Hdschr. : convenian.
8) = ceremonia.
4) Hdschr.: sancta mencte.
5) Vielleicht zu ändern in: quedardn oder quedarian.
38 RICHARD PIETSCHMANN,
chozas para estar algun tiempo. Aquf armaron caballero al hijo de Mango Capac
y de Mama Ocllo llamado Cinchi Roca y le horadaron las orejas, al cual acto
llaman guarachico, ques la insignia de su cab&llerfa y nobleza como privilegio 6
solar conoscido entre nosotros. Por esto se regocijaron mucho, bebiendo muchos
dfas arreo y llorando d vueltas la dejada de su hermano Ayar Ucho. Y allf
inventaron el llorar los muertos, imitando el crocitar de las palomas. Enton-
ces hicieron las danzas llamadas capac raymis, ques fiesta de los senores ricos 6
reales, que hacen con unas vestiduras1) largas de purpura2), y las cerimonias s),
que llaman quicochico, ques cuando viene d la mujer su flor 6 mes la primera vez,
y del guarachico, que es cuando horadan 4) las orejas d los ingas, y del rutuchico,
que es cuando trasquilan 5) al inga la primera vez, y del aynscay, ques cuando
nasce el infante, y6) que beben cuatro 6 cinco dfas arreo.
Despues desto estuvieron en7) Matagua dos anos, intentando pasar el valle
arriba d buscar buena y förtil tierra. Mama Guaco, que fortfsima y diestra
era, tomö dos varas de oro y tirölas hacia el norte. La una Uegö como dos
tiros de arcabuz d un barbecho llamado Colcabamba y no hincö bien, porque
era8) tierra suelta y no bancal; y por esto conoscieron que la tierra no era
färtil. Y la otra llegö mds adelante cerca del Cuzco y hincö bien en el terri-
torio que llaman Guanaypata, de donde conoscieron ser tierra förtil. Otros dicen,
questa prueba hizo Mango Capac con la estaca de oro que traia consigo, y que
asi conoscieron la fertilidad de la tierra, cuando hincdndola una vez en un terri-
torio llamado Guanaypata, dos tiros de arcabuz del Cuzco, por el migajon de la
tierra ser graso y denso, aferrö de manera que con mucba fuerza no la podfa
arrancar 9).
Sea de una 6 de otra manera, que en esto concuerdan todos que venian bus-
cando la tierra experimentdndola con un palo 6 estaca y oliöndola hasta que
llegaron & esta de Guanaypata, que les satisfizo. Y cosnoscida su fertilidad,
porque sembrändola perpetuamente, siempre acude de una manera, y mds da,
mientras mds la siembran, y antes se esquilma no sembrdndola, determinaron
usurpar para si aquellas tierras y comarca por fuerza d pesar de sus duenos y
naturales [de] aquel asiento ; y para tratar el cömo lo harian, torndronse d Matagua.
1) Verbessert aus Vistiduras.
2) So die Hdschr. Gemeint sind wohl nicht die purapuras, die Juan de Santacruz Pacha-
cuti (Tres Belaciones, Madrid 1879, S. 267 u. 282) erwähnt, sondern die roten Tanzgewänder, von
denen Molina (S. 45) spricht.
3) = ceremoniaß.
4) Hdschr. horandan.
5) Hdschr. : trasquilar.
6) y über 3.
7) Hierzwischen t c, durchstrichen.
8) Hdschr. : hera.
9) Unten am Rande: lo que dize estd plana: de las das opiniones del prouar la fertilidad de
la tierra mamaguaco y mango capac con la bara de oro ü con la estaca. Afirman los tesügos la de
mango capac. Nauamuel. Dahinter das Notariatszeichen.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 39
Desde el cual asiento Mango Capac vido1) un mojön de piedra que estaba
cerca del sitio donde agora estd el monesterio*) de Santo Domingo del Cuzco,
y mosträndosele ä su hermano Ayar Auca, le dijo: »jHermanoIj ya te acuerdas
cömo estd entre nosotros concertado, que tu vayas & tomar posesiön de la tierra,
donde habemos de poblar? \y pues agora, mira aquella piedra !< Y mostrdbale
el mojön dicho : »;V6 allä volando (porque dicen le habian nascido unas alas) y
sentdndose alli, toma posesiön en el mesmo asiento, donde parece aquel mojön,
por qae nosotros iremos luego & poblar y vivir!« Ayar Auca, oidas las palabras
de su hermano, levantöse sobre sus alas y fuö al dicho lugar, que Mango Capac
le mandaba, y sent&ndose alli luego se convirtiö en piedra y quedö hecho mojön
de posesiön, que en la lengua antigua deste valle se llama coeco, de donde le
quedö el nombre del Cuzco al tal sitio hasta hoy. De aqui tienen los ingas un
proverbio que dice: Ayar Auca cuzco guanca, como si dijese: >Ayar Auca mojön
de piedra marmol«. Otros dicen quel nombre del Cuzco le puso Mango Capac,
porque en el lugar, donde enterrö su hermano Ayar Cache, hizo llanto; por lo
cual y por la fertilidad del sitio le diö este nombre, que en el antiguo lenguaje
de aquel tiempo significa triste y förtil. Mas lo verisimil es lo primero, porque
Ayar Cache no fuö enterrado en el Cuzco, antes muriö en Capactoco, como se
dijo arriba ; y esto se averigüa generalmente entre ingas y naturales. *
Quedando pues ya de los cuatro hermanos ingas solo Mango Capac y las
cuatro mujeres, determindronse luego de partir & Guanaypata y adonde habfa
ido Ayar Auca & tomar posesiön, y para lo hacer diö primero & su hijo Cinchi
Roca mujer Uamada Mama Coca, de los ayllos del pueblo de Sano, hija de un
cinchi llamado Siticguaman, de la cual tuvo despues un hijo Uamado Sapaca, ö
instituyö el sacrificio llamado capa cocha, que es sacrificar dos ninos macho y
hembra al idolo Guanacauri, para cuando los ingas se fuesen armar caballeros.
T esto asi dispuesto, mandö & las companas le siguiesen, y marchö para donde 3)
Ayar Auca estaba4).
Y llegando & las tierras de Guanaypata, que es cerca de donde agora es el
Arco de la plata, Camino de los Charcas, hallo alli poblados una naciön de indios
naturales llamados Guallas, que arriba se dijo; y Mango Capac y Mama Guaco
comenzaron & poblar y tomarles las tierras y aguas contra su voluntad de los
Guallas. Y sobre esto les hacfan muchos males y fuerzas, y como los Guallas
por esto se pusiesen en defensa por sus vidas y tierras, Mama Guaco y Mango
Capac hicieron en ellos muchas crueldades. Y cuentan que Mama Guaco era tan
feroz, que matando un indip Gualla le hizo pedazos y les5) sacö el asadura y
tomö el corazön y bofes en la boca, y con un haybinto — que es una piedra atada
1) = viö.
2) = mona8terio.
3) donde steht hier über der Zeile eingeschaltet.
4) esiaua steht auf einer gelöschten Textstelle. Unten am Rande: Va testado entre rrenglones:
donde, y sobre rraido: estaua. Dahinter das Notariatszeichen Navamuels.
5) So die Hdschr.. Zu erwarten wäre wohl eher le.
40 RICHARD PIETSCHMANN,
en una soga, cod que ella peleaba, — en las manos, se fu£ contra los Guallas
con diabölica determinaciön. Y como los Guallas viesen aquel horrendo 6 in-
humano expet&culo *), temiendo que dellos hiciesen lo mesmo, huyeron, ca simples
y tfmidos er an, y asf desampar[ar]on su natural. Y Mama Guaco, visto la crueldad
que habfan hecho, y temiendo que por ello fuesen infamados de tiranos, pare-
ciöles no dejar ninguno de los Guallas, creyendo, que asf se incubrirfa. Y asf
mataron & cuantos pudieron haber & las manos, y & las mujeres prenadas sacaban
las criaturas de los vientres, porque no quedase memoria de aquellos miserables
Guallas ■).
Hecho esto, pasö Mango Gapac adelante, y llegando como una milla del
Cuzco al sueste, saüöles al encuentro un cinchi llamado Copalimayta, de quien
arriba dijimos que, aunque advenedizo se habfa hecho natural por consintiraiento 8)
de los naturales del valle, y se habfa incorporado en la naciön de Sauaseray
Panaca, naturales del sitio de Santo Domingo del Cuzco. Y como estos vieron
questos extranjeros entraban tiranizdndoles sus tierras y habfan visto las cruel-
dades hechas en los Guallas, habfan tomado por su cinchi & Copalimayta. El
cual, como dicho es, les salio a resistir, diciöndoles que no entrasen en sus tierras
y de aquellos naturales. Y fu6 esta resistencia, que hizo & Mango Capac y k
sus compafias, tal que forzö volver las espaldas. Y asf se volvieron & Guanay-
pata, tierra que habfan usurpado de los Guallas4). Y de la sementera, que habfan
hecho, hallaron gran fertilidad de mieses, y por este llamaron por este nombre
ä aquellas tierras que quiere decir: cosa preciosa5).
Y dende algunos meses tornaron ä insistir y entrar en las poblaciones de
los naturales y tiranizarles sus tierras. Y asf acometieron al pueblo de los
Sauaseras, y tubieron tanta presteza en el acometimiento, que prendieron a Co-
palimayta, matando muchos de los Sauaseras con grandes crueldades. Copali-
mayta, viöndose preso, y temiendo la muerte, se fu6 de desesperado y dejö sus
haciendas, porque le soltasen. El cual nunca mäs pareciö, y Mama Guaco y
Mango Capac usurparon sus casas, haciendas y gentes. Y desta manera Mango
Capac y Mama Guaco y Cinchi Roca y Mango Sapaca poblaron aquel sitio dentre
los dos rfos, y hicieron la Casa del Sol, ä que llamaron lndicancha, y todo aquel
sitio questä desde Santo Domingo hasta la Junta de los rfos, dividieron en cuatro
vecindades 6 solares, ä quellos llaman cancha. A la una llamaron Quinti cancha,
& la segunda Chumbi cancha, k la tercera Sayri cancha, ä la cuarta Yarambuy
1) = esptctwulo.
2) Vergl. Informaciones, S. 233: Y que Mama Huaco, en tiempo del dicho Mango Capac,
vino al asiento de Sauasiray, . . . la cual comenzö ä hacer grandes crueldades con los Indios con
un ayuinto, en que tenfa un pedazo de oro atado, con que mataba los indios ; j que el dicho Saua-
siray, viendo las dichas crueldades y la ferocidad y valentfa, que hacfa esta mujer, se fue* huyendo
ä los desiertoß. Vergl. auch Betanzos, Kap. 4 S. 14 — 15.
3) = consentimiento.
4) Hdschr. : alos guallas.
5) Hdschr. : prescioso.
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PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 41
cancha. Y repartiöronlas entre sf, y asi poblaron la cfidad, que por el mojön de
Ayar Auca se llamö Cozco.
[14] Las diferencias de Mango Capac con los Alcabi^as sobre las sementeras.
Dicho es que una de las naciones naturales deste valle del Cuzco fueron y
son los Alcabi^as. Estos d la sazön, que Mango Capac poblö en Indicancha y
se apoderö de los bienes de Sauasera l) y de los Guallas, estaban poblados como
medio tiro de arcabuz de Indicancha hasta la parte, dondc es agora Santa Clara.
Y como Mango Capac quisiese entablar sus fuerzas, para que no pudiese ser
impedida su tiränica intenciön, procuraba de allegar gente asi suelta y holgazana.
haciöndoles franquezas de lo ajeno. Y para sustentarlos tomaba las tierras a
todos sin distinciön. Y como hubiese tomado las de los Guallas y de los Saua-
seras, quiso tambien tomar las de los Alcabi^as. Y puesto caso que los Alca-
bigas le habfan dado algunas, el Mango Capac quiso 6 intentö tomarselas todas
6 casi todas. Y como los Alcabigas vieron que se les entraban hasta las ea.sas,
dijeron : » j Estos son hombres belicosos y sin razön ! j nos toman las tierras !
jvamos y amojonemos las que nos quedan! «Y asi lo hicieron. Pero Mama Guaco
dijo d Mango Capac: »jTomemos todas las aguas d los Alcabifas, y asi yeran
forzados a nos dar las tierras que quisiäreinos !« Y asi tue hecho que les tomaron
las aguas. Y sobre esto vinieron d renir, y como los de Mango Capac eran mds
y mäs diestros, forzaron d los Alcabi9as a que les dejasen las tierras, quellos
quisieron, y les hicieron que los sirviesen como d senores, aunque los Alcabioas
nunca de su voluntad sirvieron a Mango Capac, ni le tuvieron por sefior, antes
siempre andaban diciendo d los de Mango Capac d voces altas : » j Fuera ! j fuera
de nuestra tierra!« Por lo cual Mango Capac procuraba mds deshacellos y opri-
millos tirdnicamente.
Demäs destos habia otras parcialidades, como arriba dijimos, naturales del
valle del Cuzco, & los cuales Mango Capac y Mama Guaco destruyeron total-
mente, y sobre todos ä uno, que vivfa junto & Indicancha2) en la cuadra mds
cercana, que se llamaba Humanamean, que vivfa entre Indicancha y Cayocache,
adonde tambiän vivia otro cinchi natural llamado Culunchima. Y Mango Capac
se metiö en las casas y haciendas de todos los naturales, especialmente de los
Alcabi9as, y prendiö d su cinchi en cdrcel perpetua y d los demds desterrö d
Cayocache y les forzö d que le tributasen. Pero siempre los unos y los otros
procuraban libertarse de la tirania, como de los Alcabipas diremos adelante.
Acabado de destruir estos naturales, y tiranizados sus bienes y personas,
Mango Capac era ya muy viejo, y viöndose cerca de la muerte, para dejar d su
hijo Cinchi Roca por su sefior y seguro, temeroso, que por el mal quöl habia
hecho, podria ser, que su hijo y sucesores no se conservarian en lo que £1 habia
tiranizado y los venideros tiranizasen, ordenö, que los diez ayllos, que con £1
1) Vielleicht ist hier los Sauaseras zu verbessern; vergl. aber oben Seite 40.
2) Hdschr. hindicancha.
Abhdlgn. d. K. Om. d. WIm. in Göttingen. Phil.-hixt. KL M. F. Baad 6,4. 6
42 RICHARD PIETSCHMANN,
habian venido de Tambotoco, y los demds de su linaje hiciesen entre si una guar-
niciön d manera de guarda, los cuales siempre asistiesen junto d la persona de
su hijo y los demds decendientes dellos para custodia suya, y questos eligiesen
el sucesor, cuando fuese nombrado por el padre 6 sucediese por muerte del padre.
Ca no se confiaba de que los naturales le nombrasen ni eligiesen, como aquel
que sabia el mal y fuerza que les habia hecho. Y asf estando Manco Capac d
la muerte, dejö el pajaro indi encerrado, y el topayauri, que es cetro, y el napa
y sunturpaucar, insignias de principe aunque tirano, d su hijo Cinchi Roca, para
que quedase en su lugar, y esto sin consintiraiento *) ni elecciön de algunos na-
turales.
T asi muriö Mango Capac, segiin afirman los de su ayllo y linaje2) de ciento
y cuarenta y cuatro anos, los cuales fueron destribuidos desta manera: cuando
saliö de Pacaritambo 6 Tambotoco era de treinta seis anos. Desde alli hasta
llegar al valle del Cuzce en las paradas, que hizo en los pueblos, que anduvo
buscando tierras f£rtiles, tardö ocho anos, porque en un aparte se detenia un
afio, y en otras dos, y en otras mds y menos, hasta llegar al Cuzco, adonde
viviö lo restante de toda la edad, que fueron cient anos, los cuales fuö8) capac,
que entrellos significa »sumo« 6 »monarca rico«.
Y dicen que era hombre de buena estatura, seco, campestre, cruel, aunque
franco, y que en muriendo se convirtiö en piedra de altor de una vara de medir,
y estuvo en Indicancha guardado con mucha veneraciön hasta el ano de mil y
quinientos y cincuenta y nueve, en el cual tiempo siendo corregidor en el Cuzco
el licenciado Polo Ondegardo, lo descubriö y sacö, de donde estaba adorado y
venerado de todos los ingas en el pueblo de Bimbilla cerca del Cuzco.
Deste Mango Capac quedaron los diez ayllos nombrados arriba. Deste em-
pezaron los idolos guauquis, que era un fdolo ö demonio, que cada inga elegia
para su compafiia, y le daba ordculo y respuesta; deste fuö idolo gua[u\qui el
pajaro indi1), que arriba se dijo. Este Mango Capac ordenö para conservaciön
de su memoria lo siguiente: que su hijo mayor y de su mujer legitima, que era
su hermana, sucediese en el estado, y si hubiese hijo segundo, d este diese cargo,
que tuviese cuidado de amparar d todos los demds hijos y parientes, y quellos
le reconosciesen por cabeza para sus necesidades, y se apellidasen de su nombre,
y 61 tuviese cargo de los favorescer y sustentar, y para esto les dejö hacienda.
A esta parcialidad 6 bando 6 linaje llamö ayllo, ques lo mesmo que linaje. Y
si faltase hijo segundo, y aunque lo hubiese, si era incapaz de gobierno. lo en-
cargasen al pariente mds cercano y de mds habilidad. Y para que d61 tomasen
los venideros ejeraplo, hizo el primero ayllo y Uamöle Chima Panaca Ayllo, que
quiere decir linaje que desciende de Chima; porque el primero d quien dejö en-
comendado su linage 6 ayllo se llamö Chima, y Panaca quiere decir decender.
1) = consenHmiento.
2) Hdschr.: linange.
3) Hdschr.: fueron.
4) Vergl. 8. 35.
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PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 43
T es de notar que los deste ayllo siempre adoraron la estatua de Mango Capac,
y no las demds estatuas de los ingas, y los ayllos de los demds ingas adoraron
siempre aquella estatua y las demäs. El cnerpo deste no se supo que se hioiese
d61 mds de la estatua dicha. A la cual Uevaban d las guerras, pensando que
les daba las victorias que alcanzaban ; y la Uevaban d Guanacauri, cuando hacian
los guarachicos d los ingas. Y Gruayna Capac la llev6 consigo d los Quitos y
Cayambis; y despues la tornaron al Cuzco, cuando trajeron el cuerpo de Ghiayna1)
Capac muerto. Hay deste linaje agora en el Cuzco algunos, que conservan la
memoria y hechos de Mango Capac. Las principales cabezas son estos: Don
Diego Checo, Don Juan Guargua Chima. Son Hurincuzcos. Muriö Mango Capac
ano de seiscientos y sesenta y cinco anos de la natividad de Cristo nuestro senor,
reinando en Espana Loyba Godo, imperando Constantino cuarto2). Viviö en In-
dicancha8), Casa del Sol.
[15] Comienza la vida de Cinchi Roca, inga segundo.
Dicho es como Mango Capac, primero inga, que tiranizö los naturales y po-
bladores del valle del Cuzco, no subjetö sino d los Guallas, Alcabi<;as, Sauaseras,
Culunchima, Copalimayta y los demds arriba dichos, que todos estaban en el cir-
cuito que agora es la ciudad del Cuzco. A este Mango Capac sucediö su hijo
Cinchi Roca y de Mama Ocllo su madre y tia por nombramiento del padre y
por custodia de los ayllos, que entonces todos vivian juntos, y no por elecciön
de los naturales, porque todos estaban d la sazön huidos, presos, heridos y
desterrados y final eran todos sus mortales enemigos por causa de su padre
Mango Capac, que tantas crueldades, robos y muertes en ellos habia hecho. No
fu6 Cinchi Roca hombre de guerra, y asi no se cuenta d£l cosa sefialada4) en
armas, ni saliö del asiento del Cuzco por sf ni por capitanes suyos. No aumentö
algo d lo que su padre le dejö tiranizado, solo se sustentö con sus ayllos teniendo
opresos d los que su padre dejö desbaratados. Este tuvo por mujer5) d Mama Coca
del pueblo de Sano, en la cual hobo6) un hijo Uamado Lloqui Yupangui, que
1) Hdschr. : Guaina.
2) Gemeint sind der Gotenkönig Liuba (= Loyba) II., der von 601—603 regiert bat und der
byzantinische Kaiser Eonstantinos IV. Pogonatos, der 668 — 685 regierte. Ein Schreibfehler in der
Jahreszahl kann nicht vorliegen, da Sarmiento (vergl. die Computacion sumaria in Kap. 70) die
Regierung des Manco Capac, auf die 100 Jahre gerechnet werden, mit dem Jahre 565 n. Chr. be-
ginnen lässt. Beuter (cap. 27) setzt die Regierung des Leoba (= Liuba) ins Jahr 605. Konsta-
ninos IV. wird hier wohl nur aus Versehen angeführt, und sollte eigentlich wohl in der synchro-
nistischen Angabe zu dem Todesjahre des Cinchi Roca auf Seite 44 stehen. Die Tabelle des Gil-
bert Genäbrard, Chronographia, Paris 1567, nennt ihn zum Jahre 675 neben dem Papste Donnus.
Nach den Uebersichten des Marianus Scotus, Chronica, Basel 1559, Sp. 377/78 wurde freilich das
Jahr 665 in die Regierungszeit des Konstantinos IV. fallen.
3) Hdschr.: Hindicancha.
4) Hdschr.: seftaladas.
5) Hdschr. : meger.
6) = hübe
6*
44 RICHARD PIET8CHMANN,
quiere decir izquierdo, porque lo fu6. Dejö su ayllo llamado Raura Panaca
Ayllo; son del bando de Hurincuzco. Hay agora1) deste ayllo algunos, y los
principales se llaman Don Alonso Puscon y Don Diego Quispe. Estos tienen
cargo de saber y sustentar las cosas y memorias de Cinchi Roca. £1 cual viviö
en Indicancha2), Casa del Sol; fu£ toda su edad ciento y veinte y siete anos;
sucediö de ciento y ocho anos, fu6 capac diez y nneve anos. Muriö en el afio
de seiscientos y setenta y cinco anos de la natividad de nuestro seüor Jesu-
cristo, siendo rey de Espana Bamba y emperador Le6n cuarto, papa Donus8).
Este dejö un fdolo de piedra, figura de pescado, llamado Guanachiri Amaro, que
fu£ en su vida su idolo guaoqui. El cual idolo con el cuerpo de Cinchi Roca
hallö el licenciado4) Polo, siendo corregidor del Cuzco, en el pueblo de.Bimbilla
entre unas barretas de cobre, y el Idolo tenia su servicio de criados y tierras
de sembrar.
[16] La vida de Lloqui Yupangui, tercero inga.
Muerto Cinchi Roca, ocupö el ingazgo Lloqui Yupangui, hijo de Cinchi Roca
y de Mama Coca, su mujer. Y es de notar que, aunque Mango Capac habia
mandado quel primer hijo sucediese, este quebranto el mandato de su abuelo,
porque teniendo otro mayor hermano llamado Mango Sapaca, como es dicho, no
consintiö, que sucediese al estado, y no declaran los indios, si fu£ nombrado por
el padre. Por donde pienso yo que no fuö nombrado por el padre, sino Mango
Sapaca como mayor, pues tan poco lo fu6 por los naturales, ni aprobado por
ellos. Y siendo esto asf, fu£ la tiranfa hecha contra naturales £ infidelidad
contra consanguineos con favor de los ayllos legionarios, con cuyo favor aco-
metfan lo que querian y sali an con ello. Asi que Lloqui Yupangui viviö en
Indicancha 5), no saliö del asiento del Cuzco por guerra, ni hizo cosa seiialada,
mäs de vivir como su padre, comunicdndose con algunas provincias llamadas
Guaro Guamay Samo, Pachachulla Viracocha *), los Ayarmacas de Tambocunca y
los Quilliscaches.
1) Hd8chr. : gora.
2) Hdschr. : hindicancha.
3) Hdschr. : Papa donus. Der Westgote Wamba (= Bamba) war 672—680 n. Chr. König,
Leo IV. der Chazare dagegen Kaiser 775— -780, Domnus oder Donus Papst 676 — 678. Dieser wird
aber z. B. in der Chronographia des Gilbert G<5nebrard unter dem Jahre 675 als Papst aufgeführt.
Soll Cinchi Roca 675 n. Chr. gestorben sein, so müsste in der Angabe der Regierungsjahre oben im
Texte diez y nueve in diez 6 nueve geändert werden.
4) Hdschr.: eliccnciado. Polo ist Polo de Ondegardo (oben Seite 42).
5) Hdschr.: hindicancha.
6) Hdschr. : guaro guamay samo Pachachulla Viracocha. Miguel Cavello Baiboa ( Voyages,
relations et memoires originaux p. 8. ä Vhistoire de la decouverte de VAmerique p. p. H. Ternaux-
Compans Bd. 15 S. 21) sagt, Lloqui Yupanqui habe sich so geachtet gemacht, dass verschiedene
Häuptlinge mit ihren Stämmen sich ihm unterwarfen, um an den Wohltaten seiner Herrschaft teil-
zuhaben : Les plus puissants de ces chefs ctaient Guaman Samo, cacique de Guaro, et Pachachulla
Viracocha, homme rempli de prudence et d'habiletl; Tambo Vincays et Quilisca[c]hes chefs des
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 45
Estando un dia Lloqui Yupangui en gran tristeza y aflicciön, dicen, que se
le aparesciö el Sol en figura de persona y le consolö diciöndole: »; No tengas pena,
Lloqui Yupangui, que de ti deccnder&n grandes senores!«, y que tuviese por
cierto que tendria generaciön de hijo varön. Porque Lloqui Yupangui era muy
viejo y no tenfa hijo ni pensaba tenello. Ofdo lo cual, y publicado por el pueblo
lo quel Sol habia anunciado ä Lloqui Yupangui, determinaron sus parientes
buscalle mujer. Mas su hermano Mango Sapaca, entendiendo la complexiön del
hermano, procur&bale mujer conforme & ella, y halldndola en un pueblo nom-
brado Oma, dos leguas del Cuzco, pidiöla & sus deudos, y otorgadala trajo al
Cuzco. Con la cual se casö Lloqui Yupangui. Llamabase esta mujer Mama Caua»
En la cual Lloqui Yupangui hubo un hijo, Uamado Mayta Capac.
Este Lloqui no hizo cosa alguna senalada digna de memoria. Este trafa l)
consigo un idolo su goaoqui, llamado Apo Mayta. El ayllo deste se Uamö
Avayni Panaca Ayllo, porquel primero ä quien fu<5 encomendado este linaje se
llamö asi: Avayni. Viviö y muriö en Indicancha 2). Fu6 toda su edad ciento y
treinta y dos anos; sucedio de veinte y un anos, fu6 capac ciento y once anos.
Murio en el ano de setecientos y ochenta y seis anos, siendo rey de Espana
Alfonso el Casto 8) y sumo pontifice Le6n cuarto. Son vivos deste ayllo algunos,
que viven en el Cuzco. Los principales dellos se llaman Putigoc*) Tito
Avcaylli, Tito Rimache5), Don Felipe Tito Conde Mayta, Don Agustfn Conde
Mayta, Juan Baptista Quispe Conde Mayta. Son Hurincuzcos. Haliö la figura
deste inga6) el licenciado Polo cuando los demäs dichos.
[17] La vida de Mayta Capac, cuarto inga.
Mayta Capac, cuarto inga, hijo de Lloqui Yupangui y de su mujer Mama
Caua, es entre estos indios como entre nosotros Hercules en su nascimiento y
hechos, porque cucntan d£l cosas extranas. Cuanto 6, lo primero, dicen estos
Ayarcachas, vinrent aussi se soumettre a lui. In einem Gebet an sämtliche Huakas, das Molina
(bei Markham, NarraHves of the rites S. 32) mitteilt, steht als Anfang die Anrufung : 0 pacha-
chulla Uiracochan.
1) Hdschr. : traya.
2) Hdschr. : hindicancha.
8) Alfonso II. el Casto kommt nach Benters Chronik (cap. 21) 780 zur Regierung. Man setzt
seine Regierungszeit jetzt auf 792—842. Von 793—816, nach andern 795—816 setzt man die Zeit
des Papstes Leo III., Leo IV. dagegen 847—855 n. Chr. Es ist hier wohl der Papst mit dem
Kaiser Leo IV. vertauscht, der, z. B. nach der Tabelle des Qenebrardus, 786 in Byzanz regiert
haben würde.
4) Wohl aus Aputi^oc entstellt.
5) Die Hdschr. hat Pütt goc Tüo avcaylli / Tito rimache. Der Strich zwischen avcaylli und
Tito rimache beweist allerdings nicht mehr als dass t von T getrennt werden sollte ; doch handelt
es sich mit Wahrscheinlichkeit auch um die Trennung der Namen zweier verschiedener Personen.
6) Im Texte steht figura deste inga eingeschaltet zwischen zwei Zeilen, über den durch-
strichenen Worten: cuerpo & idolo deste inga. Und unten am Rande steht: va testado: cuerpo
6 idolo deste inga; y entre renglones: figura deste inga. Porque los testigos äyeron que no habia
hallado el cnerpoy sino la figura. Navamuel. Dahinter das Notariatszeichen.
46 RICHARD PIETSCUMANN,
indios de su linaje y todos los dem&s en general, que su padre, cuando lo en-
gendrö, era tan viejo y sin virtud natural, que todos le tenian por inütil del
todo para generaciön, y asf tuvieron por cosa de maravilla que engendrase. Lo
segundo, afirman todos, que de d tres meses, que su madre se hizo prenada, lo
pario y nasciö con dientes, y robusto *), y que iba cresciendo tanto, que de un
afio tenia tanto cuerpo y fuerzas como otro de ocko y aun m&s, y que siendo
de dos anos, peleaba con los mucbacbos muy grandes y los descalabraba y hacia
mucho mal. Esto todo parece, que se puede contar con las demäs fabulas, pero
yo scribo*) lo que los naturales tienen de si y de sus mayores, y esto tienen
por tan verdad, que se mataran con quien otra cosa les dijese.
Dicen deste Mayta que siendo de muy tierna edad, andando jugando con
ciertos mozos de los Alcabi^as y Culunchimas, naturales del Cuzco, los lastimaba
& mucbos dellos y algunos mataba. Y un dia sobre beber 6 tomar agua de una
fuente, quebrö la pierna & un bijo del cincbi de los Alcabi^as, y persiguiö a los
demAs, hasta los encerrar en sus casas, adonde los Alcabi^as vivian sin hacer
mal & los ingas.
Mas los Alcabigas, no pudiendo sufrir las travesuras de Mayta Capac, que
con favor de Lloqui Yupangui y de los ayllos, que le guardaban, les hacia, de-
terminaron de volver por su libertad y aventurar las vidas por ello. Y asf es-
cogieron diez indios determinados, que fuesen ä la Casa del Sol, donde vivian
Lloqui Yupangui y Mayta Capac su bijo, y entraron con determinaciön de ma-
tallos. Y & esta sazön Mayta Capac estaba en el patio de la Casa jugando &
las bolas con otros mucbacbos. El cual, como viese entrar sus enemigos con
armas en su casa, arrebatö una bola de las con que jugaba y con ella diö & uno
y lo matö, y luego & otro y, arremetiendo tras los otros, los hizo huir. Y
aunque se le escaparon, fu£ con mucbas heridas ; y desta manera Uegaron ä sus
cinchis Culunchima y Alcabi9a.
Por los cuales considerado el mal *), que Mayta Capac habfa hecho a sus
naturales, siendo aun nifio, temieron, que, cuando mayor, los destruiria del todo,
y por esto deterrainaron morir por su libertad. Y asi juntäronse todos los na-
turales del valle del Cuzco, que habian quedado de la destruiciön de Mango
Capac, para hacer guerra a los ingas. Esto puso & Lloqui Yupangui gran temor
y se tuvo por perdido y reprehendiendo ä su bijo Mayta Capac le dijo: «;Hijo!
jpor quo has sido tan danador contra los naturales desta tierra, qui es que al
cabo de mi vejez muera yo & manos de nuestros enemigos ! »Y como los ayllos,
que en guarniciön con £1 estaban, vivian de rapinas, holgäbanse mas con bullicios
y robos que con quietud, y por esto respondiendo por Mayta4) Capac, dijeron &
Lloqui Yupangui que callase y dejase häcer & Mayta Capac su hijo. Y asf
1) Hdschr. : rebusto.
2) = escribo.
3) Hdschr.: mar.
4) Hdschr.: maxta.
PEDRO SAKMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 47
Lloqui Yupangui no tratö mäs en reprehensiones contra su hijo. Los Alabi^as
y Culunchimas *) apercibieron su geute, y Mayta Capac ordenö sus ayllos. Entre *)
los unos y los otros se dieron batalla, y aunque anduvo rato en peso, sin re-
conoscerse de ninguna de las partes ventaja, al cabo, al fin de haber peleado
gran pieza cada barnlo por verse vencedores, faeron los Alcabi^as y Culunchimas
desbaratados por los de Mayta Capac.
Mas no por esto los Alcabi^as desmayaron luego, antes con m&s coraje se
tornaron & rehacer, y acometieron & batir por tres partes la Casa del Sol. Mayta
Capac que desto no sabfa y estaba ya retirado a su morada, saliö ä la plaza,
adonde trabö una porfiada cuestiön con sus enemigos y en fin los desbaratö y
venciö; y hizo guarachico y armose caballero.
Mas no por esto los Alcabi^as desistieron de su intento, que era librarse y
vengarse, antes de nuevo llainaron ä batalla ä Mayta Capac, el cual la aceptö.
Y al tiempo que en ella andaba dicen que granizö tanto sobre los Alcabi^as, que
fu6 parte para que fuesen tercera vez vencidos y del todo deshechos los Alca-
bi<jas. Y a su cinchi metio Mayta Capac en prisiön perpetua hasta que muriö.
Casö Mayta Capac con Mama Tacucaray, natural del pueblo de Tacucaray,
y en ella hubo un hijo, llamado Capac Yupangui, legitimo, fuera de otros cuatro
Uamados Tarco (ruaman, Apo Conde Mayta, Queco Avcaylli, Roca Yupangi3).
Y\x6 este Mayta Capac valiente y 61 que empezö ä valer por armas desde
de Mama Guaco y Mango Capac. Cuentan deste, que como el p&jaro indi, que
Mango Capac habia traido de Tambotoco, lo hubiesen heredado los sucesores su-
yos y antecesores4) deste Mayta Capac, siempre lo habian6) tenido cerrado en
una petaca o cajön de paja, que no la osaban abrir, tanto era el miedo que le
tenfan, mas Mayta Capac, como mds atrevido que todos, deseoso6) de ver que
era aquello, que tanto guardö sus pasados, abriö la petaca y vido7) el pajaro
indi y habl6 con el; ca dicen que daba ordculos. Y de aquella confabulaciön
quedö Mayta Capac muy sabio y avisado en lo que habia de hacer y de lo que
le habia de suceder.
Y con todo esto no saliö del valle del Cuzco, aunque algunas naciones le
vinieron & visitar de fuera. Viviö en Indicancha, Casa del Sol. Dejö un linaje
llamado Usca 8) Mayta Panaca Ayllo, y d^l hay agora vivos en el Cuzco algunosr
1) Ildschr.: y Pues cumhimas.
2) Hdschr.: entro.
3) Die Namen sind hier abgeteilt nach der Angabe von Joan de Santacruz Pachacuti (Tres
relaciones S. 258), dass Mayta Capac ausser Capac Yupanqui noch drei Söhne besass, die Apotarco
Guaman, lnticontimayta und Orcoguaranga Messen. Queco ist vielleicht in Quesco zu verbessern;
vergl. das Quesco Ayllu (Molina bei Markham, Narratives of the rües and laws S. 23), das aller-
dings wohl den Stamm der Quizco bezeichnet, die nicht zu dem Inka-Stamme gerechnet werden.
4) -ce8ores auf einer gelöschten Stelle.
5) Ildschr.: vian.
6) Hier ein g, ausgestrichen.
7) = viö.
8) Hdsclir. : Vsca.
48 RICHARD PIETSCHMANN.
las cabezas de los cuales se llaman Don Juan Tambo Usca l) Mayta, Don Baltasar
Quipo Mayta. Viven en el Cuzco. Son del bando de los Hurincuzcos. Muriö
Mayta Capac, siendo de edad de ciento y doce aiios; murirf en el afio de ocho-
cientos y noventa y seis del nascimiento de nuestro senor Jesucristo. Tambiön
hallö el cuerpo deste y su idolo guaoqui el licenciado Polo cuando los demäs.
[18] La vida de Capac Yupangui, quinto inga.
AI tiempo que Mayta Capac muriö, nombrö por su sucesor a Capac Yupangui,
su hijo y de su mujer Mama Taucaray.*) El cual Capac Yupangui, luego que
entrö en la sucesiön del ingazgo, hizo jurar & sus hermanos, que ellos querian
que fuese Capac, y asi de temor, porque era soberbio y cruel, lo juraron. Y
al principio viviö en gran quietud en Indicancha 3). Mas es de notar que aunque
Capac Yupangui sucediö ä su padre, no era el mayor de sus hijos, antes lo era
Conde Mayta, otro hermano suyo, el cual era feo de rostro, y por esto el padre
lo desheredö del ingazgo y nombrö al Capac Yupangui por sucesor del ingazgo
y a Apo 4) Conde Mayta por sumo sacerdote. Y por esta razön Capac Yupangui
no teniöndose por legitimo senor, aun conforme ä su tirania, hizo jurar k sus
hermanos que lo jurasen.
Este se dice que fue el primero que saliö k conquistar fuera del valle del
Cuzco, porque subjetö por fuerza los pueblos de Cuyumarca y Ancasmarca, cua-
tro leguas del Cuzco. Y de temor un rico indio cinchi de los Ayarmacas le
embiö 5) una hija suya presentada, que se llamaba Curihilpay. Otros dicen questa
era natural del Cuzco. La cual recibiö por mujer y en ella hubo un hijo llamado
Inga Roca Inga, sin otros cinco hijos que tuvo en diversas mujeres. Llamd-
banse los hijos el uno Apo Calla, el segundo Humpiri, el tercero Apo Saca, el
cuarto Apo Chimachaui, el quinto Uchuncunascallarando 6). El Apo Saca tuvo
un hijo llamado Apo Mayta, muy valiente y famosisimo capitdn, que hizo cosas
muy senaladas en guerra en tiempo de Inga Roca Inga y de Viracocha Inga en
compania de Vicaquirao, otro capitdn estimado. Y sin estos tuvo Capac Yu-
pangui otro hijo llamado Apo Urco Guaranca. Este Capac Yupangui viviö ciento
y cuatro anos ; fuö capac ochenta y nueve anos, sucediö de quince anos, muriö [en el]
ano de novecientos y ochenta y cinco anos de la natividad de nuestro redentor
Jesucristo. El ayllo y linaje deste se llamö y agora se llama Apo Mayta
Panaca Ayllo. Son al presente 7) vivos algunos deste linaje, mas los principales
cabezas döl son cuatro nombrados Don Cristöbal Cusigualpa, Don Antonio Pipuy,
Don Francisco Coca$aca, Don Alonso Rupaca. Son del bando de los Hurincuzcos;
1) Hdschr.: Vaea.
2) So hier die Hdscbr.
3) Hdschr.-. hindi cancha.
4) Hdschr.: A Porno ; vergl. S. 47.
5) endo.
6) Hdschr.: Vchuncunascallarando.
7) Hdschr.: presentes.
PEDRO SARIOBNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 49
estdn en el Cuzco y sus arrabales. El cuerpo deste tambiön descubriö el licen-
ciado Polo y d su idolo guaoqui, y escondiölo con los demds por excusar las
idolatrias y cerimonias1) gentilicas suyas.
[19] La vida de Inga Roca, inga sexto.
Muerto Capac Yupangui sucediö en su lugar por su nombramiento y de los
ayllos custodias Inga Roca Inga su hijo y de su mujer Curihilpay. Este Inga
Roca, aunque al principio de su ingazgo moströ brios y valor, porque conquistö
con gran violencia y crueldad d los pueblos llamados Muyna y Pinaua, cuatro
leguas poco mäs del Cuzco al susueste, y matö d sus cinchis Muyna Pongo y
Vamantopa; aunque Vamantopa dicen döl que se huyö y nunca mds pareciö. Lo
cual kizo con el favor de Apo Mayta, su sobrino y nieto de Capac Yupangui.
Y asimismo conquistö d Caytomarca cuatro leguas del Cuzco, y descubriö y en-
canö las aguas de Hurincbacan y las de Hananchacan, ques como decir las
»aguas de arriba« y las »aguas de abajo« del Cuzco, con que hasta el dia de
hoy se riegan las sementeras del Cuzco; y asi las tienen y poseen sus hijos y
descendientes agora.
Mas diöse luego d placeres y d banquetes y recogiöse d vivir en ocio, y
amö tanto d sus hijos, que se olvidaba por ellos del pueblo y aun de su persona.
Este casö con una principal mujer llamada Mama Micay del pueblo de Pata-
guayllacan, hija del cinchi del dicho pueblo llamado Soma Inga. Por lo cual suce-
dieron despues las guerras de entre Tocay Capac y los Cuzcos, como luego se
dird. En esta mujer hubo Inga Roca Inga un hijo llamado Tito Cusi Grualpa
y por otro nombre Yaguar Guaca y demds deste hijo legitimo y mayor tuvo Inga
Roca otros cuatro a) hijos famosos nombrados el uno Inga Paucar Inga, el segundo
Gruaman Taysi Inga, el tercero Vicaquirao Inga ; este fuö f uerte y gran guerrero
y fuö companero en las armas con Apo Mayta, los cuales dos capitanos fueron
los que d Viracocha Inga y d Inga Yupangui les dieron grandes vitorias y les
ganaron muchas provincias y fueron el principio del gran poder que despues
tuvieron los ingas.
Y porque lo que sucediö d Inga Roca con los Ayarmacas se contard en la
vida de su hijo, aqui no diremos mds de que este inga, viendo que los ingas
sus antesucesores siempre habian vivido en lo bajo del Cuzco y por esto se 11a-
maban Hurincuzcos, mandö, que de alli adelante los que d61 viniesen hiciesen
otra parcialidad y bando, que se llamasen Hanancuzcos, que quiere decir los
Cuzcos de la banda de arriba. Y asi deste inga empezö la banda de los Ha-
nancuzcos, porque luego öl y los sucesores suyos dejaron la morada de la Casa
del Sol y hicieron casas fuera della hacia lo alto de la poblaciön en que vivieron.
Y es de notar que cada inga hacia particular palacio en que vivir, no queriendo
1) = ceremonias.
2) So die Hdschr.; der Name des vierten Sohnes ist über dem Zusätze zu dem Namen des
dritten vergessen.
Abhälft», d. K. Ge*. d. Wlw. tu Gftttingen. Phil.-hift. KL N. F. Band 6,4. 7
50 RICHARD PIETSCHMANN,
vivir el hijo en las casas que habia vivido su padre, antes las dejaban en el estado
que eran al fallescimiento del padre con criados, deudos y ayllo y sus hereda-
des, para que los tales se sustentasen y los edificios se reparasen. Y los ingas
y ayllos deste Inga Roca eran y agora son Hanancuzcos, aunque despues en
tiempo de Pachacuti fueron estos ayllos reformados y por esto dicen algunos
que entonces fueron hecbos estos dos bandos tan celebrados en estas partes.
Nombro Inga Roca Inga por cabeza de su linaje d su hijo Vicaquirao M,
y asi se Uamö y agora tambiön se llama su parcialidad Vicaquira[o] Panaca
Ayllo. Deste linaje hay en el Cuzco algunos que viven hoy, los principales de
los cuales que los amparan y conservan [d]este ayllo son los siguentes : Don Fran-
cisco Guaman Rimache Hachacoma2), Don Antonio Guama5>) Mayta. Son Ha-
nancuzcos. Viviö ciento y veinte y tres anos ; sucediö de veinte anos, fu6 Capac
ciento y tres anos, muriö el ano de mil y ochenta y ocho anos del nascimiento
del seiior. El cuerpo deste hallo el licenciado Polo en un pueblo llamado Rarapa
con mucha autoridad y veneracion segün sus ritos.
[20] La vida de Tito Cusi Gualpa, d quien vulgarmente llaman Yaguar Guaca.
Tito Cusi Gualpa Inga, hijo mayor de Inga Roca Inga y de Mama Micay
su raujer, hobo 4) en su ninez extrana suerte, por lo cual cuentan estos naturales
su vida desde su infancia, y a vueltas della se cuentan algunas cosas de su padre
y de otros forasteros de Cuzco desta manera. Ya es dicho como Inga Roca Inga
casö en sus ritos con Mama Micay; pues es de saber que los del pueblo de
Guayllacan habian prometido de dar a Mama Micay, que su natural y muy her-
mosa era, por mujer a Tocay Capac, cinchi de los Ayarmacas5), indios vecinos
de su comarca. Y como los Ayarmacas vieron que les habian quebrado la pa-
labra, agravidronse dello y declardronse por sus enemigos, haciöndoles guerras.
Y los de Guayl[l]acan por el contrario defendiöndose y ofendiendo d los Ayar-
macas, hacianse de ambos partes crueldades, muertos y robos a grandfsimo dano
de los unos y de los otros. Y mientras estas cosas pasaban entre estos dos
pueblos, pariö Mama Micay d Tito Cusi Gualpa. Y despues de su nascimiento
aun duraron las guerras algunos anos, y considerando estos y aquellos que se
iban consumiendo, acordaron de venir d medios, para evitar mds dafios. Y los
Ayarmacas, que superiores les eran, entonces pidieron d los de Guayllacan. que
les entregasen en sus manos al nino Tito Cusi Gualpa, para hacer d£l d su vo-
luntad, y quellos dejarian las armas, y si no lo hacian, prometian de no desistir
de su propösito, que era darles mortal guerra hasta los acabar del todo. Los de
Guayllacan por este temor y sintiöndose inferiores para resistir, aceptaron el
1) Hdschr. : Vicaquiroo.
2) Soll wohl Hachacotia lauten.
8) Soll wohl Griiaman lauten.
4) = hubo.
5) de los Ay auf einer gelöschten Stelle.
PETRO SARMEENTOS's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 51
partido, aunque eran tios y deudos del nino, y para poner en efeto el concierto,
ordenaron de enganar a Inga Roca Inga por esta orden. Estaba en el pneblo
de Paulo un hermano de Inga Roca y tlo de Tito Cusi Gualpa, el cual se 11a-
maba Inga Paucar. Este fu£, 6 embiö l) sus mensajeros, arrogar d Inga Roca,
tuviese por bien de le embiar *) d su sobrino Tito Cusi Gualpa d su pueblo
de Paulo, porque, mientras era nino, le querria regalar, y dalle d conoscer sus
deudos de parte de su madre y sus heredades, y le querrian 3) hacer su heredero
en vida de sus haciendas. Confiado destas palabras, Inga Roca Inga les con-
cedi6 que llevasen su hijo d Paulo 6 al pueblo de Micaocancha. Y luego que
tuvieron en su pueblo los Guayllacanes ai nino, hicieron grandes fiestas d Tito
Cusi Gualpa, que de ocho afios era entonces, poco mds 6 menos, en guarda del
cual su padre habia embiado4) del Cuzco algunos ingas. Y acabadas las fiestas
acordaron los Guayllacanes de avisar d los Ayarmacas, que mientras ellos estu-
viesen ocupados en arar ciertas tierras 6 como ellos dicen chacaras, viniesen
sobre el pueblo y se llevasen el muchacho d su tierra y hic[ies]en d61 d su vo-
luntad, como tenian concertado. Los Ayarmacas avisados bajaron al tiempo y
lugar sabido, y hallando el pueblo solo hurtaron al nino Tito Cusi Gualpa.
Otros dicen questa traiciön fu6 desta manera, que, como el tio del muchacho
le regalase y diese muchas cosas, sus primos, hijos de Inga Paucar, tuvieron in-
vidia y por esto trataron con Tocay Capac, que se le entregarian en los manos,
y que por este aviso vino Tocay Capac, y saliendo Inga Paucar5) d entregar d
su sobrino Tito Cusi Gualpa cierta heredad y un hato de ganado, fu£ por el
dicho avisado Tocay Capac enemigo de Inga Roca y diö en los que llevaban
el mochacho. El que lo llevaba huyö, y el nino fuö preso y llevado por Tocay
Capac.
Sea de una 6 de otra manera, que en fin los Ayarmacas hurtaron d Tito
Cusi Gualpa de poder de Inga Paucar en el pueblo de Paulo, 6 Inga Paucar y
los demds Guayllacanes embiaron6) por una parte dello aviso d Inga Roca, y
ellos por otra tomaron las armas, para ir tras los Ayarmacas.
[21] Lo que sucediö despues que los Ayarmacas hurtaron a Tito Cusi Gualpa.
Como los Ayarmacas y su cinchi Tocay Capac hurtaron al hijo de Inga
Roca, marcharon con 61. Y los Guayllacanes de Paulopampa, tomando por su
cinchi d Inga Paucar, fueron con sus armas tras ellos y acanzdronlos en el pueblo
Amaro, casa de los Ayarmacas. Y entre los unos y los otros hubo recuentro,
los unos por cobrar el nino, los otros por defender la presa. Y como los de
1) = enviö.
2) = enviar.
3) So die Hdschr.; es ist wohl besser querria zu lesen.
4) = enviado.
5) So ist statt Tocay Capac zu lesen, was hier die Handschrift infolge eines lapeus calami
hat.
6) = enviaron; Hdschr.: ymbiaron.
7*
52 RICHARD PIITSCHMANN,
Paulo, segiin dicen, no peleaban mks de por demostraci6n para tener alguna
disculpa con Inga Roca, en fin los Ayarmacas vencieron, y los Guayllacanes se
tornaron corridos y descalabrados. Y dicen que en este recuentro y cuando
hurtaron el mochacho, murieron todos los orejones, que habian venido en su
guarda del Cuzco. Y los Ayarmacas llevaron el nino hurtado al pueblo cabecera
de su provincia llamado Aguayrocancha.
Dicen muchos, que en este hurto no se hallö Tocay Capac, sino quöl embiö *)
k los Ayarmacas, los cuales, luego que llegaron al pueblo Aguayrocancha, le
presentaron el nino Tito Cusi Gualpa, diciendo: >;Ves aqui, Tocay Capac, la
presa que te traemos!« Y el cinchi dello recibiö gran contento y preguntando ä
voces altas si era aquel el hijo de Mama Micay, lo que habia de ser su mujer,
Tito Cusi Gualpa, aunque nino, respondiö con atrevimiento, quöl era ei hijo de
Mama Micay, su madre, y de Inga Roca Inga, su padre. Tocay indignado, aca-
badas de oir estas palabras, mandö k los que lo traian preso, que lo llevasen k
matar. El mochacho, que tal sentencia oyö dar sobre si, recibiö tanta pesa-
dumbre y coraje, que empezando a llorar de miedo de la muerte, reventö por
los ojos ldgrimas de sangre, y con una indignaciön raäs que de la edad, que
era, a manera de maldiciön dijo contra Tocay y Ayarmacas : » ; Digo os cierto,
que si vosotros me mataredes 2), que vendrd tal maldiciön sobre vosotros y vuestros
decendientes, que os acaböis todos sin quedar memoria de vuestra naciön ! « Y
como considerasen los Ayarmacas y Tocay atentamente estas maldiciones del
nino y juntamente las ldgrimas de sangre, dijeron, que aquello debia ser gran
mistero, pues un nino tan tierno decfa tan pesadas palabras, y habia hecho tal
impresiön en öl el miedo que llorase sangue, quedaron suspensos adevindndole,
que habia de ser aquel gran hombre, y revocaron la sentencia de muerte y
llamdronle Yaguar Guaca, que quiere decir »lloro de sangre«, por lo que le habia
sucedido. Mas aunque por entonces no le quisieron matar por sus manos, or-
denaron que le diesen tal vida, quöl se viniese d morir de hambre. Mas antes
desto le dijeron todos juntos al nino que volviese el rostro al Cuzco y llorase
sobre öl, para que sobre los raoradores del Cuzco se convirtiesen aquellas mal-
diciones, que les habia echado; y asi lo hizo.
Hecho lo cual lo entregaron d los mds valientes indios, que allf habia, y
les mandaron llevarlo d ciertas estancias de ganados suyos que all! lo tu-
viesen en guarda, ddndole la comida muy tasada de manera que se fuese
consumiendo de hambre, hasta que se muriese. Adonde estuvo un ano, sin
salir de alli, y asi no se sabia en el Cuzco, ni en otras partes fuera de alli,
si era muerto ö vivo. En este tiempo Inga Roca, como no sabia certidumbre de
su hijo, no quiso hacer guerra a los Ayarmacas, porque, si era vivo, no se le
matasen, y asi no hizo mds de apercebir su gente de guerra y estarse quedo,
inquiriendo por todas las vias posibles de su hijo.
1) = enviö.
2) = matareis.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 53
[22] Como se supo que Yaguar Guaca era vivo.
Como el mozo Yaguar Guaca hobiese1) un ano, questaba entre los pastores,
sin salir de aquellos hatos, que por törmino de cdrcel tenia, nadie sabfa d61, por-
quil no salia de alli y era muy guardado de los pastores y otras guardas. Y
aconteciö que en aquel pueblo estaba una mujer llamada Cbimbo Orma, natural
del pueblo de Anta, tres leguas del Cuzco. Esta era manceba del cinchi Tocajr
Capac y por esta causa tenia licencia de andar y entrar en todas las partes,
que quisiese. Y esta entrando una vez adonde estaba Yaguar Guaca, viöle y
admiröse de verle, que lindo y agraciado mozo era. Lo cual le diö ocasiön que
le preguntase por su padre y vida; y el mozo le diö cuenta de todo lo que le
preguntö y de su suceso y prisiön y hambre. Y como la mujer entendiö, cuyo
hijo era, movida de compasiön, lo consolö, diciöndole, quella procuraria pasar por
alli muchas veces y quöl procurase de continuar aquel paso, para encontrarse con
ella, y asi le trairia siempre algün mantenimiento, con que se sustentase. Y"
ella demäs desto propuso de lo librar.
Y desta manera le sustentö algün tiempo con mucho recato, porque no la
viesen las guardas. Y habiendo la mujer ya consigo trazado el modo como
libertär & Yaguar G[u]aca, se lo dijo; y 61 se lo agradeciö y rogö que lo hi-
ciese. Ella, que hija era de un cinchi de Anta, diö parte ä su padre y hermanos
y otros deudos del caso, y persuadiöles que lo librasen. Y ellos vinieron en ello
para cierto dia, y con la orden, que la Chimbo Orma diö, libraron su padre y
parientes & Yaguafr] Guaca, poniöndose detrds de un cerro, cierto dia, que Ya-
guar Guaca para este efeto habia ordenado un juego con los otros ninos, de ir
corriendo & quiön mäs presto subiese un cerro. Arriba al cual como Yaguar
Guaca llegase, los de Anta, que alli estaban escondidos y le tomaron en los
brazos, empezaron & caminar & priesa a su pueblo de Anta. Y como los mocha-
chos le viesen asi llevar, dieron dello aviso ä los hombres valientes, quöl guar-
daban; y estos siguieron tras los de Anta.2) Y alcanzändolos en la laguna de
Guaypon, alli trabaron una batalla muy renida, y al cabo los Ayarmacas lle-
varon lo peor, porque8) fueron casi todos heridos y muertos. Y los de Anta
prosiguieron su Camino hasta su pueblo, adonde hicieron muchos regalos y ser-
vicios al mozo Yaguar Guaca, que habian librado de la prisiön mortal en que
Tocay Capac lo tenia. En este pueblo de Anta lo tuvieron un ano, sirviöndole
con gran amor y regalo tan secreto, que su padre Inga Roca no supo en todo
este tiempo del mozo libertado. AI cabo en fin deste tiempo concertaron de im-
biar4) los de Anta sus mensajeros & Inga Roca & le rogar, le mostrase su hijo
primogönito que le habia de suceder, porque lo querian conoscer y servir.
Fueron los mensajeros & Inga Roca, y expuesta su embajada, les fuö respondido,
1) = hubiese.
2) Hdschr.: Anlas.
3) Hdschr. : y porque.
4) = enviar] Hdschr.: ymbiar.
54 RICHARD PIETSCHMANN,
que del no sabia parte mds de que los Ayarmacas le habian hurtado. Y como
se lo preguntasen otra y otra vez, Inga Roca se levantö de su trono y instancia
interrogo & los mensajeros, le dijesen algo de su hijo, que no sin causa le pre-
guntaban tantas veces por el. Y los mensajeros viendose interrogar tan hinca-
damente de Inga Roca, le dijeron lo que pasaba, y como su hijo estaba libre en
Anta, servido y regalado de su cinchi, que lo habia librado. Y el Inga Roca
se lo agradeciö, y prometiö mercedes, y les despidio, quedando muy obligado 4
su publo y cinche. Hizo por csto muchas fiestas y regocijose mucho Inga Roca
Inga.
Y no teniendo del todo por cierto lo que aquellos antes le habian dicho,
embiö *) tras ellos un pobre, que en son de pedir lirnosna, inquiriese en el pueblo
de Anta, si aquello era verdad. Fuö el pobre, y supo ser cierto libertado su
hijo, y tornö con la nueva a Inga Roca; y por ello hicieron nuevas alegrias en
el Cuzco. Y luego Inga Roca embiö *) muchos principales del Cuzco con pre-
sentes de oro, plata y ropa a los de Anta, rogandoles lo recibiesen y le eni-
biasen9) su hijo. Los de Anta respondieron, quellos no habian4) menester sus
presentes, que se los tornasen, ca mäs estimaban tener ä Yaguar Guaca consigo
y servirle y & su padre tambiön, porque tenian mucho amor al mozo; y que, si
el inga Roca queria su hijo, habia de ser con condiciön que los orejones del
Cuzco de alli adelante los habian de llamar parientes y otros. Sabido esto por
Inga Roca, fuö al pueblo de Anta y concedio a los de Anta y su cinche lo que
pedian ; y desde entonces se llaman los Antas parientes de los Cuzcos por esta
causa.
Inga Roca trajo su hijo Yaguar Guaca Inga Yupangui al Cuzco y luego
nombrö por sucesor del ingazgo [ä] Yaguar Guaca; y los5) orejones y ayllos lo
recibieron por tal en custodia. Y donde a dos anos muriö Inga Roca, y quedo
solo Yaguar Guaca Inga Yupangui, qne antes habia sido nombrado Tito Cusi
Gualpa. Y antes que Inga Roca muriese, hizo amistades con Tocay Capac por
medio de Mama Chicya6), hija de Tocay Capac, que casö con Yaguar Guaca, y
Inga Roca diö otra su hija, llamada Curi Occllo 7), por mujer & Tocay Capac.
[23] Yaguar Guaca Inga Yupangui, inga siete, comienza ei ingazgo solo despues
de muerto su padre.
Como Yaguar Guaca se vido 8) libre y que mandaba solo, acorddndose de la
traiciön que con 61 habian usado los Guayllacanes en lo vender y entregar d
1) = enviö.
2) = enviö.
3) = enviasen.
4) Hdschr.: auiran.
5) Hdschr.: y d los.
6) Hdschr.: chiquia. Vergl. S. 55 u. 56.
7) Occllo Nachtrag in ausgesparter Lücke.
8) = via.
PEDRO SARMIENTO'8 GESCHICHTE DBS INKAREICHES. 55
su8 enemigos los Ayarmacas, propuso de hacer en ellos ejemplar castigo. Y
como los de Guayllacan1) lo entendieron, humillaronse ante Yaguar Guaca[y]
pidi£ronle perdön de sn maldad, que contra 61 habian cometido. Yaguar Guaca,
tiniendo2) consideraciön & queran sus deudos, los perdonö. Y luego hizo gente
contra Mohina5) y Pinagua, cuatro leguas del Cuzco, y nombro por su capitdn
general ä Vicaquirao, su hermano, el cual conquisto los dichos pueblos. Hizo en
ellos grandes crueldades, no por m&s ocasion de porque no le venian & obedecerle
de su voluntad. Ya en este tiempo serian como de veinte y tres anos despues
de haber descansado en el Cuzco. Algunos anos fu£ por fuerza de armas & sub-
jetar y conquistar al pueblo de Mollaca cerca del Cuzco.
Hubo Yaguar Guaca Inga en su mujer Mama Chicya tres hijos legitimos, el
mayor llamado Paucar Ayllo, el segundo Pahuac Gualpa Mayta, & quien tenian
nombrado por sucesor de su padre, aunque era segundo. El tercero y menor se
Hämo Viracocha, que despues fuö inga por muerte de su hermano. Demäs destos
tuvo otros tres hijos naturales llamados el uno Viccho Topa, porque conquisto
al pueblo de Viccho, el segundo se llamö Marcayuto, el tercero Inga Roca Inga.
Y como los Guayllacanes deseasen. que Marcayuto por ser su pariente sucediese
& Yaguar Guaca, determinaron de matar & Pahuac Gualpa Mayta, que estaba
nombrado. Y para esto lo pidieron a su padre, para llevarlo a Paulo. Y no
acordandose de la traiciön pasada, se lo diö & su abuelo Soma Inga, dändole cua-
renta orejones de los ayllos del Cuzco para su guarda. Y teniöndolo en su
pueblo, le mataron. Por el cual el padre hizo gran castigo en los de Guayllacan,
matando a unos y desterrando a otros, de manera que quedaron muy pocos.
Y de aquf fu£ & conquistar d Pillauya, tres leguas del Cuzco en el valle de
Pisac, y luego al pueblo de Choyca en aquella cercaDia, y al4) pueblo de Yuco.
Y despues desto oprimiö por fuerza y con crueldades & los del pueblo de Chillin-
cay y Taocamarca y los Cabinas, y los hizo dar tributo. De manera queste in-
ga Yaguar Guaca conquisto diez pueblos por si y por sus hijos y capitanes,
aunque algunos atribuyeron las conquistas deste & su hijo Viracocha Inga.
Este fxx6 gentil hombre y de muy hermoso rostro. Viviö ciento y quince
aiios; sucedio a su padre de diez y nueve anos, fu£ capac noventa y seis anos,
muriö en el ano5) de la natividad del senor. Dejö su ayllo llamado Aucaylli
Panaca, del cual viven algunos hoy 6) en el Cuzco, y los que son mäs principales
que los sustentan son Don Juan Concha Yupangui *), Don Martin Tito Yupangui,
Don Gon^alo Paucar Aucaylli. Son Uanancuzcos. Este cuerpo no se ha des-
1) Ildschr. : guayllacanes.
2) = teniendo.
'S) Vergl. Muyna S. 49.
4) Hdschr : el.
5) Die Jahreszahl ist ausgefallen; keine Lücke.
G) Ildschr. : ay.
7) So die Hdschr.; heisst im Protokoll der Informaciön von Cuzco 1. März 1572: Don Joan
Cocha Yupangui. Vergl. den Anhang zu Montesinos S. 248.
56 RICHARD PIKT8CHMANN,
cubierto, cröese que lo tienen los del pueblo Paulo con su fdolo guaoqui. — Los
testigos dijeron que creen que lo trujo el licenciado Polo. Navamuel1),
[24] La vida de Viracocha, inga octavo.
Como los Guayllacanes, segün es dicho, mataron & Pahuac Gualpa Mayta,
que habia de suceder & su padre Yaguar Guaca, fuö nombrado para la sucesiön
Viracocha Inga, llamado cuando niiio Atun *) Topa Inga, hijo menor de los le-
gitimos de Yaguar Guaca y de Mama Chicya. Este fu6 casado con Mama Ron-
docaya, natural del pueblo de Anta. A este Atun 8) Topa Inga, estando una vez
en Urcos, pueblo questd poco mds de cinco leguas del Cuzco al susueste 4), adonde
estaba la suntuosa guaca del Ticci Viracocha, le pareciö de noche el Viracocha.
Y por la manana juntando sus orejones y entrellos ä un Gualpa Rimache, su
gobernador, le dijo, como aquella noche le habia aparecido el Viracocha y le
habia anunciado grandes buenas venturas a £1 y a sus decendientes. Por lo cual
gratul&ndole Gualpa Rimache, le salud6 llamdndole: »jO Viracocha Ingalc y
seguiendo los demds celebraron este nombre Viracocha; j con 61 se quedö todo
el tiempo de su vida. Y otros dicen, que tomo este nombre porque, cuando le
armaron caballero y le abrieron las orejas, tomö por padrino de su caballeria &
Ticci Viracocha. Sea como quiera que haya sido, que es todo es cierto que cuan-
do niiio antes que sucediese & su padre, fuö nombrado Atun Topa5) Inga, y
despues por lo restante de la vida se Hämo Viracocha Inga.
Luego quel Viracocha le aparecio en Urcos, vino al Cuzco, y concebiö en
si de empezar & conquistar y tiranizar los alderredores del Cuzco. Porque es
de saber, que, aunque su padre y abuelo habian conquistado y robado los pue-
blos que son dichos, como no atendian •) & mds que robar y derramar sangre, no
ponian guarniciones en los pueblos que subjetaban, y asi, en viendo la suya, 6
por muerte del inga, que los habia vencido, luego tornaban a procurar su liber-
tad, y para ello tornaban las armas y se alzaban. Y asi esta es la causa, que
decimos muchas veces, que un pueblo fu6 subjetado por diferentes ingas, como
de Mohina y Pinagua, que, aunque fueron desterrados y subjetados por Inga
Roca, tambiön los oprimiö Yaguar Guaca y consiguiente Viracocha y su hijo
Inga Yupangui7). Y era tanto lo que cada pueblo pugnaba por su libertad con
sus cinchis y sin ellos, queste procuraba subjetar & aquel y el otro al otro,
especialmente en el tiempo de los ingas, que aun dentro del mesmo Cuzco los de
un arrabal, llamado Carmenga, traian guerra con los de otro arrabal, llamado
1) Das hinter — Kursiv Gesetzte ist Nachtrag von der Hand Navamuels.
2) Ildschr. : hatun.
3) Hdschr. : hatun,
4) = sudsudoeste.
5) atun topa in eine ausgesparte Lücke nachgetragen.
6) no und das a von atendian Verbesserung über gelöschter Stelle.
7) Vergl. S. 49, S. 55 u. S. 58.
PEDRO SAEBUKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 57
Cayocache1). Y asi se ha de entender, que, paesto que los siete ingas predece-
sores de Viracocha Inga, aunqne por el poder que tenian de los ayllos, tenian
temorizados d los del Cuzco y algunos de los muy cercanos del Cuzco, no les
duraba mds el servirlos, de cuanto les tenian la lanza encima, porqne al momento
que podian, se acogian d las armas, apellidando 2) libertad; la cual aunqne con
gran riesgo y muertes sustentaron, aün los de dentro del Cuzco, hasta el tiempo
del Viracocha Inga.
El cual propuniendo 3) de subjetar todo lo que pudiese por fuerza y cruel-
dades, eligiö por sus capitanes d dos valientes indios orejones, llamados el uno
Apo Mayta y el otro Vicaquirao, de linaje de Inga Roca Inga. Con los cuales,
que crueles 6 impfos eran, empezö d subjetar ante todas cosas los moradores del
Cuzco, que no eran orejones ingas, haciendo en ellos grandes muertes y cruel-
dades. Y en este tiempo ya muchos pueblos y provincias andaban revueltos en
armas, los de los alderredores del Cuzco para defenderse de los orejones ingas
del Cuzco, que los habfan puestos & seguir la guerra para tiranizarlos, y otros
para procurar lo mesmo que los ingas, que era subjetarlos d ellos, si las fuerzas
les bastasen. Y asi, eligendo4) unos cinchis, andaban en una confusiön y behe-
trla de tal arte, que disminuyändose unos d otros, vinieron d quedar cada pue-
blozuelo particular pobre de gente y sin ayuda de otros. La cual ocasiön siendo
conoscido por Viracocha Inga, le diö dnimo d emprender el principio de la tirania
fuera del Cuzco.
Y antes de venir d tratar de los pueblos que sujetö Viracocha Inga, digamos
los hijos que tuvo. De Mama Rondocaya, su mujer legitima tuvo cuatro hijos
varones, el primero y mayor Inga Roca Inga, el segundo Topa Yupangui, el
tercero Inga Yupangui, el cuarto Capac Yupangui. Y en otra india hermosa 11a-
mada Curi Chulpa, de naciön Ayavilla del valle del Cuzco, hubo dos hijos varones,
el uno Uamado Inga Urcon y el otro Inga Q0C90, aunque los decendientes de Inga
Urcon dicen, que era legitimo6), mas todos los demds dicen, que fu6 bastardo.
[25] Las provincias y pueblos, que conquistö y tiranizö Inga Viracocha, inga
octavo.
Como Viracocha hobiese6) nombrado por sus capitanes Apo Mayta y Vica-
quirajo] y hecho resefia de su gente, mand61os que saliesen d conquistar fuera
del sitio del Cuzco. Y asi fueron al pueblo de Pacaycacha en el valle de Pisac,
tres leguas y media del Cuzco. Y porque luego no le vinieron d obedecer, asolö
el pueblo, matando d los moradores y d su cinche Uamado Acamaqui. Y luego
1) Carmenga liegt ganz im Westen der Stadt an der Strasse nach dem Chinch&ysuyu, Cayauca-
chi im Südosten, dazwischen liegt ein Gürtel von mehreren andern Vorstädten.
2) Hdschr.: y a Pdidando.
3) = proponiendo.
4) = eligiendo.
6) Hdschr.: legeUtno.
6) = hübiese.
Abhdlgm d. K. Gm. d. Wiat. m Gftttlafan. Phfl.-hlft. Kl. K. F. Band 6,*. 8
58 RICHARD PIETSCHMANN,
fu6 sobre los pueblos de Mohina y Pinagua, Casacancha y Rondocancha, cinco
legaas pequenas del Cuzco, que ya se habian puesto en libertad, aunque Yaguar
Guaca los habia destruido. Y los asolö y matö d los mds de los naturales y d
aus cinches, qne tambiän en este tiempo se llamaban Mnyna Pongo y Guaman
Topa. Hizoseles esta gaerra y crueldades, porqne decian, qne eran libres y no le
habfan de servir, ni ser sns vasallos.
En este tiempo ya Inga Roca, sn hijo mayor, era hombre y daba mnestras
de hombre brioso. Y por esto Inga Viracocha le hizo sn capitdn general y le
diö por companeros Apo Mayta y Vicaquirafo], los cnales traian consigo d Inga
Ynpangui, del cnal asimesmo se tenfa buena esperanza por el valor qne mostraba
en sn florida adolecencia. Y asi con estos capitanes prosigniö sn conquista y
destruyö al pneblo Gnayparmarca y d los Ayarmacas, y matö d sn cinche 11a-
mado Tocay Capac y d Cbignay Capac, qne tenian sns asientos cerca del Cozco.
Y sujetaron al pneblo de Mollaca, y arrninaron al pneblo Cayto, cnatro legnas
del Cuzco, y mataron d sn cinche llamado Capac Chani. Asolaron d los pueblos
llamados Socma y Chiraqnes y mataron d sns cinches llamados Poma Lloqne
6 Illacumbe, qne eran cinches belicosisimos en aqnel tiempo y qne resistian va-
lerosisimamente d los ingas pasados, para qne no saliesen del Cuzco d saltear.
Conqnistö asimesmo d Calca y d Caqnia1) Xaquixaguana, tres legnas del Cuzco,
y al pueblo de Collocte y Camal. Subjetö los pueblos que hay desde el Cnzco
hasta Quiquixana, y sns alderredores, y los P apres, y otros pueblos en sn con-
torno, todos en siete y ocho legnas d lo mds d la redonda del Cuzco. En las
cnales conqnistas hizo grandisimas crueldades, robos, muertes, destruiciones de
pueblos, quem dn dolos y asoldndolos por los caminos sin dejar memoria de algu-
nos dellos.
Y como ya fuese muy viejo, nombrö por sucesor del ingazgo d Inga Urco[n]
sn hijo bastardo, porque qniso mucho d sn madre, sin guardar la regia de su
orden en el suceder. Y este Inga Urcofn] era valiente y soberbio y despreciador
de los demds, por lo cual vino d caer en indignaciön de la gente de guerra,
especialmente de los hijos legftimos, y de Inga Roca, que era el mayor, y de
los valientes capitanes Apo Mayta y Vicaquirao. Los cuales por esto dieron
orden, como este no sncediese al ingazgo, sino quellos eligesen2) d uno de los
otros hermanos, el mds bien acondicionado y qne los tratase y honrase bien, como
ellos merescian. Y asi pusieron secretamente los ojos en el tercero de los legi-
timus, llamado Cusi, qne despues fnd llamado Inga Ynpangui, porqne entendian
däl qne era llano y afable y daba fuera desto mnestras de dnimo y de altos
pensamientos. Y esto procuraba el Apo Mayta con mds calor que los demds
por tener quien le favoresciese contra la furia del inga Viracocha Inga3), d
1) Hd8chr. hier: Caquea. An andern Stellen bald Caquea, bald Caquia.
2) = eligiesen.
3) Hdschr. : ynga viracocha ynga wem. Vielleicht ist aber zu lesen : inga Ftrocodba y
Inga Urcon.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DBB INKAREICHES. 59
quien Apo May tenfa que le matase, porque öl Apo Mayta habfa tenido acceso
con una mujer llamada Cacchon Chicya, mujer de Inga Yiracocha. Era que Apo
Mayta habia tratado ä sa intenciön y ä la devociön de Cusi a Vicaquirao, su
companero, y andando procurando como lo entablarfan, sucediö que los Chancas
de Andaguayllas *), treinta leguas del Cuzco, vinieron sobre el Cuzco, como en
la vida del Inga Tupangui se dirä. Por temor de los cuales Inga Viracocha se
huy6 del Cuzco y se fuö ä un pueblo llamado Caquia Xaquixaguana, adonde se
encerrö por miedo de los Chancas, y alli al cabo de algunos anos muriö des[h]e-
redado de la cidad del Cuzco, porque su hijo Cusi la poseyö mucho tiempo en
vida del padre. Asi que Yiracocha Inga fuö £1 que hasta 61 mas conquist6 fuera
del Cuzco, y que podemos decir, que tiranizö de nuevo aun el propösito del
Cuzco, como arriba es dicho.
Este viviö ciento y diez y nueve anos, sucediö de diez y ocho anos, fuö
Capac ciento y un ano, muriö en el ano de del nascimiento del senor.*)
Nombrö al ayllo, que dejö para conservaciön de su linaje (^0090 Panaca Ayllo,
del cual hay agora algunos vivos en el Cuzco, cuyas cabezas principales son
estos : Amaro Tito, Don Francisco Chalco Yupangui, Don Francisco Andi Gualpa.
Son Hanancuzcos.
Este inga fuö industrioso y inventor de ropas y labores polidas, a que llaman
en su lengua Viracochatocapo, ques como entre nosotros el brocado. Fuö rico,
porque robö mucho, y hizo vasijas de oro y plata. Y este fuö sepultado en
Caquia Xaquixaguana; y Gon9alo Pifarro, teniendo noticia, que con öl habia
tesoro, lo bu9cö, y sacö el cuerpo [y] con öl mucha suma de tesoro, y quemö el
cuerpo; y las cenizas tornaron a quitar los naturales y las escondieron en una
tinajuela, la cual con su fdolo guaoqui llamado Inga Amaro descubriö el licenciado
Polo siendo corregidor del Cuzco.
[26] La vida de Inga Yupangui ö Pachacuti Inga Yupangui, inga noveno.
Dicho es en la vida de Inga Viracocha como tuvo cuatro hijos legitimos, de
los cuales el tercero se llamö Cusi y por sobrenombre Inga Yupangui Inga, al
cual procuraron Apo Mayta y 8) Vicaquirao, capitanes famosos, y los demas hijos
del Viracocha legitimos alzar por inga contra la voluntad del padre por sus
fines, y que andando para ponello en efeto, les diö el tiempo ocasiön, la cual
ellos no pudieron, con la venida de los Chancas sobre el Cuzco, lo cual sucediö
desta manera.
Treinta leguas del Cuzco al poniente es una provincia llamada Andagua-
yPJlas, cuyos naturales se llaman Chancas. En esta provincia hobo4) dos cinches,
1) Die Hdschr. wechselt zwischen AndaguayUu und Andaguayllas.
2) Die für die Jahreszahl aasgesparte Lücke ist unausgefüllt geblieben. Die Jahreszahl hat
hier, wie oben Seite 45, nicht in Sarmiento's Manuskript gestanden«
3) Hdschr.: a.
4) = hubo.
8*
60 BICHARD PIETSCHM ANN,
ladrones y crueles tiranos, llamados Uscovilca1) y Ancovilca*), que viniendo ro-
bando con ciertas companaa de ladrones desde los tärminos de Gruamanga, ha-
bian venido asentar al valle de Andaguayllas y all! habian hecho dos parciali-
dades. Uscovilca que era el mayor y mäs principal, ca hermanos eran, institayö
la una y llamöla Hananchancas 8), ques decir »los Chancas de arriba», y Anco-
vilca hizo la otra parcialidad y nombröla Hurinchanca, que suena »los Chancas
de abajo». Estos, despues que murieron, los embalsamaron, y porque eran en la
vida temidos por sus crueldades, hicieron los, que de sus companas quedaron,
la estatua de Uscovilca y traianla consigo en las gaerras y robando. Por lo
cual, aunque Uevaban consigo otros cinches, siempre se atribuian los hechos 4
la estatua de Uscovilca, por sobrenombre llamado Ancoallo.
Y las gentes y companas, que de Uscovilca restaban, en el tiempo del in-
gazgo de Inga Viracocha habian multiplicado numerosfsimamente, y pareciändoles
que eran tan poderosos, que en la tierra nadie les podfa igualar, determinaron
de salir de Andaguay[l]las & robar y conquistar el Cuzco. Y para lo hacer,
eligieron dos cinches llamados el uno Astoyguaraca, y el otro Tomayguaraca4),
el uno de la parcialidad de Hananchanca, y el otro de Hurinchanca, para que
los caudillasen en su empresa y jornada. Eran estos Chancas y cinches soberbios
6 insolentes, y partiendo de Andaguayllas marcharon la vuelta del Cuzco y
asentaron en un sitio llamado Ichopampa, cinco leguas del Cuzco al poniente
adonde estuvieron algunos dias, atemorizando la comarca y dando orden para
entrar en el Cuzco.
Lo cual, como lo publicasen, puso tanto terror en los orejones cuzcos que
hicieron dudar al inga Viracocha, que dentro estaba, 6 ya era muy viejo y
cansado. Y no teniendo por segura la5) estancia del Cuzco, Hämo Inga Vira-
cocha & consejo sus hijos y capitanes, de los cuales Apo Mayta y Vicaquirao 6)
le dijeron: »jlnga Viracocha! entendido habemos lo que ante nosotros has pro-
puesto sobre el acuerdo, que debes tomar en esta cuyuntura7). Y despues de
bien mirado, nos parece, que como tu seas tan viejo y quebrantado de los muchos
trabajos, que has padecido en las guerras pasadas, no es bien que agora tomes
un trabajo tan grande, peligroso y dudoso de vitoria, como 61, que al presente
delante los ojos se te ofresce; sino quel mäs sano consejo, que para tu seguridad
puedes tomar, es que, pues no hay otro remedio, m&s breve dejes, senor, el
Cuzco y te vayas al pueblo de Chita y de allf & Caquia Xaquixaguana, que es
fuerte sitio, desde donde podr&s tratar de medios con los Chancas«. Lo cual
1) Hdschr. : Vscobilca; so auch im Folgenden, doch auch Vsco vilca.
2) Hdschr.: anco vilca; so auch im Folgenden, nur einmal hancobüca.
3) Das h des Anlauts ist in der Hdschr. nachträglich eingefügt, das zweite n ist verlöscht.
4) So die Hdschr. hier; im übrigen wechselt die Schreibang des zweiten Teils dieser Namen
zwischen guaraca und varaca.
5) Hinter la ein y durchstrichen.
6) Das o in Vicaquirao Korrektur, wie es scheint, aus a.
7) = coyuntura.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 6t
dicen que estos consejaron al inga Viracocha por echallo del Cuzco y tener
ocasiön buena sin estorbo de poner en efeto su designo *), que era alzar por inga
& Cusi Inga Yupangui. De cualquiera manera que haya sido esto, es cierto quel
consejo fuö aceptado por Inga Viracocha, y se determinö de partir del Cuzco
para Chita, como se lo habian dado por parecer. Y como Cusi Inga Yupangui
vido2) su padre determinado de dejar el Cuzco, dicen que le dijo: »(»Como, padre,
ha cabido en vuestro corazön aceptar un consejo tan infame de dejar el Cuzco,
cidad del Sol y del Viracocha, cuyo nombre vos tomastes 8), cuya promesa vos 4)
ten&s, que ser£is gran senor, vos y vuestros decendientes ? « Y esto dijo, aunque
mozo, con änimo osado de hombre de mucha honra. Y que le respondiö el padre,
que era mozo y como tal hablaba aquellas razones inconsideradas 6) y que se
fuesen de allf estas palabras, replico Inga Yupangui, que se fuese 61 adonde
tenia acordado, quäl no pensaba salir del Cuzco ni desamparar la ciudad del Sol.
Todo lo cual, dicen, que debiö ser tramado por los dichos capitanes de Inga
Viracocha, Apo Mayta y Vicaquirao, por desvelar & los que de la quedada del
Inga Yupangui podian concebir sospecho. Asf quel Viracocha saliö del Cuzco
y se fxxi a Chita, llevando consigo & Inga Urcon y & Inga Q0C90, sus dos hijos
bastardos, quedandose en el Cuzco su hijo Inga Yupangui con änimo de morir
ö defender el Cuzco ; y con 61 quedaron siete, que fueron : Inga Roca, su hermano
legitimo y raayor, Apo Mayta, Vicaquirao, Quilliscafche] Urco Guaranca, Chima
Chaui Pata Yupangui, Viracocha Inga Paucar y Mircoymana, ayo de Inga Yu-
pangui.
[27] Venida de los Chancas sobre el Cuzco.
A la sazön quel Inga Viracocha dejaba el Cuzco, Astoyguaraca y Tomay-
guaraca partieron de Ichopampa, haciendo primero sus sacrificios y soplando los
livianos de un animal, & quellos llaman calpa. La cual no entendieron bien, por
lo que despues les sucediö. Y viniendo la vuelta del Cuzco, llegaron 4 un pueblo
llamado Conchacalla, adonde prendieron & un indio, del cual supieron lo que en
el Cuzco habi'a, y este se ofresciö de llevallos al Cuzco secretamente ; y asf los
llevö hasta la mitad del Camino. Mas el indio guiya6), considerando la maldad
que hacia, se les huyö y fuä & dar aviso al Cuzco, de como venfan los Chancas
determinados. Y la nueva deste indio, que era Quilliscache del Cuzco, hizo
apresurar su partida 6 huida ä Viracocha & Chita, adonde los Chancas le em-
biaron 7) sus mensajeros & le requerir, se les rindiese, amenaz&ndole con la guerra,
si no venia en ello. Otros dicen, que no fueron como mensajeros, sino disfre-
1) Auf ausgelöschter Stelle.
2) = 910.
3) Dichterisch = tomasteis.
4) Hdschr. : nos.
5) Hdschr.: y consideradas.
6) = guia.
7) =: enviaron.
62 RICHARD PIETSCHMANN,
zados *), por exploradores ; y que siendo conoscidos *) del Viracocha Inga, les
dijo, que ya los cosnoscia que eran espfas de los Chancas, que no los queria
matar, que se fuesen y dijesen & los suyos, que, si algo le querian, alli estaba.
Y asi se fueron, y al saltar de una acequia cayeron y murieron algunos dellos«
De que & los Chancas pesö mucho y dijeron, que aquello habia mandado hacer
Inga Viracocha y fueron muertos por Quequo Mayta, capitdn del Viracocha Inga*
Mientras esto pasaba con los mensajeros de los Chancas, y los Chancas se
venian acercando al Cuzco, Inga Yupangui hacia grandes ayunos al Viracocha
y al Sol, rogdndoles mirasen por su cidad. Y estando un dia en Suswpuquio*)
en gran aflicciön, pensando el modo que tendria para contra sus enemigos, le
apareciö en el aire una persona como Sol, consol&ndole y animdndole & la ba-
talla. Y le moströ un espejo, en que le senalö las provincias, que habia de
subjetar; y quäl habia de ser el mayor de todos sus pasados; y que no dudase,
tornase al pueblo, porque venceria a los Chancas, que venian sobre el Cuzco.
Con estas palabras y visiön se animö Inga Yupangui, y tomando el espejo, que
despues siempre trajo consigo, en las guerras y en la paz, se volviö al pueblo
y empezö & animar los que alli habian quedado y a algunos que iban veniendo
de fuera, que estaban & la mira y no se osaban declarar por ninguna de las
partes, temiendo la furia del vencedor, si cayesen en la parte vencida. Mas
Inga Yupangui, aunque mozo de veinte 6 veinte y dos anos, proveia en todo,
como quien pensaba pelear por la vida.
Y mientras Inga Yupangui entendia en esto, los Chancas habian caminado
y llegado d un asiento llamado Cusibamba, muy cerca del Cuzco, que en medio
deste sitio y del Cuzco no hay mas que solo una loma no muy grande. Y en
este sitio si tornö & encontrar el Quilliscache, diciendo qu£l habia ido & espiar
y que se holgaba que fuesen. Andaba4) este prevaricador de unos en otros por
tenellos & todos graciosos para consigo, para aprovecharse del favor de cual-
quiera que venciese. Y moviendo de aqui los Chancas para entrar en el Cuzco
de rendon5), pensando de no hallar defensa, el Quilliscache, doltendole la per-
diciön de la patria, descabullöse de entre los Chancas y fuö al Cuzco, que cerca
era, y diö arma diciendo > ; Arma ! j arma ! ; Inga Yupangui ! ; que los Chancas
viene[n] furiosos ! «.
A las cuales voces Inga Yupangui, que no estaba descuidado, acudiö y
ordenando sus gentes, hallö muy pocos que quisiesen salir con öl ä resistir los
1) Hdßchr. : disfregados = disfrazados.
2) Hdschr. : conesgidos.
3) Stmirpuquio ist, wie puquio besagt, Name einer Quelle. Molina (Markham's Uebersetzung
S. 12) erzählt dass Inka Yupanki vor seiner Thronbesteigung einmal in Saksahuana, 5 Leguas von
Eusko gesehen habe wie in diese Quelle ein Kristall fiel, in dem er den Sonnengott in leibhaftiger
Gestalt erblickte, und aus welchem dieser zu ihm gesprochen und ihm Verheissungen gemacht
habe. Die Erscheinung verschwand, der Kristall blieb und wurde von dem Inka aufbewahrt; und
es heisst, dass der in ihm später Alles erblickte, was er sehn wollte.
4) -daba auf Rasur.
5) = de rondon.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DBB INKAEEICHES. 63
enemigos ; ca todos de temor se iban por los cerros & estar & la mira. Mas con
los que le quisieron seguir, que pocos eran, y principalmente con los siete cinches
hermanos y capitanes, arriba nombrados, hizo un escuadroncillo y d paso tirado
saliö del pueblo del Cuzco & recebir & los enemigos, que furiosos y sin orden
venian. Asi se fueron acercando los unos & los otros, los Chancas acometiendo
la cidad por cuatro partes. £ Inga Yupangui embiö1) el socorro, que le fu6
posible, & todas ellas, y 61 con sus amigos enderezö hacia donde venia la estatua
y estandarte de TJscovilca y con elUt Astoyguaraca y Tomayguaraca. Y entrellos
se mezclö una sangrienta batalla, los unos por entrar la cidad y los otros por
les defender la entrada. Y los que2) entraron por un barrio del Cuzco llamado
Chocoscachona, fueron valerosamente rebatidos por los de aquel barrio; adonde-
cuentan que una mujer llamada Chafian Curycoca peleö varonilmente y tanta
hizo por las manos contra los Chancas, que por alli habian acometido, que loa
hizo retirar. Lo cual fue* causa que todos los que lo vieron desmayaron, 6 Inga
Yupangui fue* tan presto y diestro en el acometer, que, turbados con su presteza
y destreza, los que traian la estatua de TJscovilca y porque vieron bajar de loa
cerros de los lados mucha suma di gente, la cual dicen que embiaba8) el Vira-
cocha su criador para su ayuda, empezaron & huir los Chancas, dejando la estatua
de TJscovilca, y aun dicen que la de Ancovilca. Y acometiendo por otras dos
partes Inga Roca y Apo Mayta y Vicaquirao hicieron mucho estrago de los
Chancas. Los cuales, viendo que su salvaciön estaba en los pies, volv[i]eron las
espaldas con mäs presteza que la furia que los habia traido al Cuzco. Siguieron
el alcance4) los Cuzcos matando y hiriendo mds de dos leguas, adonde los de-
jaron, y los Chancas se volvieron & Ichopampa, y los orejones al Cuzco con gran
vitoria y ricos de los despojos. que de aquel vencimiento les quedaron en las
manos. Alegres los Cuzcos con esta vitoria, que tan sin pensar ni esperanza
habian habido, honraron con muohos epitetos & Inga Yupangui, especialmenttf
llamando Pachacuti5), que quiere decir *volvedor de la tierra», queriendo decir
que la tierra y haciendas, que tenian por perdidas por la venida de los Chancas.
£1 se la habia libertado y asegurado. Y de alli adelante se llamö Pachacuti
Inga Yupangui.
El cual, luego que se vi6 victorioso, no quiso gozar de triumpho6), aunque
muchos se lo persuadian, antes quiso dar & su padre la gloria del vencimiento
tan sefialado. Y asi juntö los despojos mds preciosos y con un principal orejön
llamado Quilliscache Urco Guaranga se los embiö7) & su padre, que en Chita
1) = enviö.
2) Hdschr. : que que.
3) =s enviaba.
4) Hdschr. : calcance.
5) Die Hdschr. hat hier and noch mehrfach im folgenden Text Pacchacuti, eine Schreibung
die aber von Kap. 28 ab nur noch selten gebraucht wird.
6) = triunfo.
7) =a enviö.
64 RICHARD PIETSCHMANN,
estaba, y con 61 le embiö1) & rogar, gozase de aquel triumpho2) y pisase
aquellos despojos de aus enemigos; ca este uso tenian en seöal de triumpho*).
Llegado que fu6 Quilliscache Urco Guaranga ante Viracocha Inga, hizo poner
ante aus pies aquellos despojos de los Cbancas y con gran reverencia dijo:
»jlnga Viracocha! tu hijo Pachacuti Inga Yupangui, & quien el Sol ha dado
tan gran victoria, venciendo d los poderosos Chancas, te embia8) & saludar con-
migo y dice, que como4) bueno y humilde hijo quiere, que tu triumphes6) de su
victoria y que pises estos despojos de tus enemigos, quäl por sus manos venci6.<
Inga Viracocha no los quiso pisar, mas dijo, que su hijo Inga Urcon los pisase,
pues habia de sucederle en el ingazgo. Corrido desto el mensajero se levantö
y con furiosas palabras dijo, quöl no venia & que cobardes triumphasen *) de los
hechos de Pachacuti, y que, pues 61 no queria recebir aquel servicio de un tan
valiente hijo suyo, que mejor seria, que gozase de la gloria quien lo habia tra-
bajado. Y con esto se tornö al Cuzco y dijo & Pachacuti lo que con su padre
le habia pasado.
[28] La segunda victoria que Pachacuti Inga Yupangui Inga hubo contra los
Chancas.
Entre tanto que Pachacuti Inga Yupangui embiö7) & su padre los despojos,
los Chancas tuvieron lugar8) de rehacerse de gente y armas en el asiento de
Ichopampa, de donde la vez primera salieron para el Cuzco. Y empezaron los
cinches Tomayguaraca y Astoyguaraca & bravear, publicando que habian de
tornar sobre el Cuzco y que no habian de dejar cosa sin destruir. Estas nuevas
llegaron & Pachacuti Inga Yupangui, de que recibiö coraje, y aprestando su
gente, caminö con ella en busca de los Chancas. Los cuales, sabido que iban
los Cuzcos, se apercibieron para le salir al encuentro, mas no se dieron tanta
priesa, que la diligencia de Pachacuti Inga Yupangui no los tomase en el mesmo
sitio de Ichopampa.
Adonde luego que se dieron vista los unos & los otros, Astoyguaraca Ueno
de arrogancia embiö9) k decir ä Inga Yupangui, que mirase, quel poder de los
Chancas y el sitio, que agora tenian, no eran como 61 de las estrechuras del
Cuzco, y que no se fiase en lo pasado, y que quisiese ser su tributario y vasallo,
donde no, que breve teneria su lanza en su sangre. Mas Inga Yupangui no
espantdndose de la embajada de Astoyguaraca, respondiö desta manera al men-
1) = enviö.
2) = triunfo.
3) = envia.
4) Hdschr. : zomo.
5) = triunfe8.
6) = triunfo8en.
7) = enviö.
8) Hdschr.: luegar.
9) = enviö.
PEDRO SAKMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 65
sajero : cVolved, hermano, y decid & Astoyguaraca, vuestro cinche, que Inga
Yupangui es hijo del Sol y guarda del Cuzco, ciudad del Ticci Viracocha Pacha-
yachachi, por cuyo mandado yo estoy aquf guardändola. Porque esta ciudad no
es mfa, sino suya, y que *), si 61 quisiere darle la obidiencia 2) al Ticci Viracocha
y & mi en su nombre, que le recibir6 honrosamente. Y que si de otra manera
le pareciere, guiallo, que aqui estoy con mis amigos, y que, si nos venciere, se
podrd llamar senor 6 inga. Mas que entienda, qu61 no venia alli para gastar
tiempo en demandas y respuestas, sino & librarle por las manos, que la victoria
el Ticci Viracocha la daria & quien 61 quisieso
Con esta respuesta sintieron los Chancas, cuan poco les aprovechaban sus
fieitos, y aprestaron las armas porque vieron & Pachacuti, que venia tras la
respuesta, que embiaba 3). Y asi, allegandose los unos d los otros en Ichopampa,
envistieron, y mezcländose unos con otros, punaban los Chancas con sus lanzas
largas, los ingas con hondas, porras, hachas y flechas, cada cual por defender
su persona y ofender la de su contrario. Y andando en peso la batalla sin
conoscerse ventaja de ninguna de las partes, Pachacuti encaminö hacia donde
peleaba Astoyguaraca, y envistiendo con 61, le diö un hachazo de que le cortö
la cabeza, habiendo ya muerto ä Tomayguaraca. Y luego hizo poner las cabezas
destos dos capitanes Chancas en las puntas de unas lanzas, y levantölas en alto,
para que fuesen vistas de los suyos. Los cuales luego que las vieron, desconfiando
de victoria, por verse sin caudillo, sali6ronse de la batalla y todos procuraron
huir. Mas Inga Yupangui y los suyos siguieron el alcance, hiriendo y matando
hasta que no hallaron en que se ocupar.
Habida esta victoria tan grande, tantos y tan ricos despojos, Pachacuti Inga
Yupangui propuso de ir adonde estaba su padre & darle cuenta del suceso y
victorias y & dalle cuenta y obediencia, para que triumphase4) de la victoria suya.
Y asi, cargado 6) de todos los despojos y prisioneros de los Chancas, fu6 y visitö
& su padre, unos dicen que en un pueblo llamado Caquia Xaquixaguana, cuatro
leguas del Cuzco, otros que en Marco, tres leguas del Cuzco. Y alli, donde lo
hallö, le hizo gran acatamiento y se dieron presentes & quellos llaman mochanaco.
Y despues de haber Pachacuti Inga dado razön & su padre de todo, mandö traer
los despojos de los enemigos ante sus pies y rogö al padre que los pisase y
triumphase6) de aquella victoria. Mas Viracocha Inga, como tenia puesto su
intento en dejar por sucesor & Inga Urcon, quisiera que aquella honra, que & 61
se le ofrescia, la gozara Inga Urcon, y asi no quiso aceptar el triumpho7) para
si. Mas por no descontentar & Inga Yupangui, que le habia puesto en tan
1) Hdschr. : quel; das / durchstrichen.
2) = obediencia.
3) = enviaba.
4) = triunfase.
5) Hdschr.: cargando.
6) s= triunfase.
7) = triunfo.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wi«. sn Göttlngen. Phil.-fcirt. Kl. N. F. B*nd 6,4.
66 RICHARD PIET8CHMANN,
sublime punto, dijo, que pisaria los despojos y presos y asf lo hizo. Y en lo
de ir & triumphar al Cuzco, excusöse con decir que era viejo, y por eso queria
excusar aquel trabajo, que se queria estar descansado en Caquia Xaquixaguana.
Y con esta respuesta Inga Yupangui se partiö para el Cuzco con gran apa-
rato de gente y riquezas, y vino con 61 Inga Urcon en son de le acompanar, y
en el camino se trabö una pendencia en la retaguardia entre los de Inga Urcon
y los de Inga Yupangui. Otros dicen que f\\6 celada, que Inga Urcon Labia
puesto & su hermano Inga Yupangui, y que pelearon. En fin Inga Yupangui no
haciendo caso dello prosiguiö su Camino y llegö al Cuzco con mucho aplauso y
triumpho *). Y luego como quien pensaba toraar por su autoridad toda la tierra
y quitar la estimaciön & su padre, como luego lo hizo, empezö & distribuir los
despojos y hacer muchas mercedes con dddivas y palabras. Y con la faraa destas
grandezas acudieron al Cuzco de muchas partes, y muchos de los que estaban
en Caquia Xaquixaguana con Inga Viracocha lo dejaron y se vinieron al Cuzco
al nuevo inga.
[29] Inga Yupangui Inga se alza por inga y toma la borla sin consintimiento *)
de su padre.
Como Inga Yupangui Inga se viö tan pujante y que le acudfa mucha gente,
determinA de no aguardar & que su padre lo nombrase por sucesor 6 & lo menos
& que muriese, antes luego se alzö con el pueblo del Cuzco, propuniendo *) de aco-
meter k lo de fuera. Y para lo hacer hizo que hiciesen un gran sacrificio al
Sol en Indicancha, Casa del Sol, y luego fueron & preguntar & la estatua del
Sol, quiän serfa inga. Y el ordculo del demonio que alli tenfan, y por Ventura
algün indio que habfan hecho esconder, para que respondiese, diö por respuesta,
qu£l tenia seiialado & Pachacuti Inga Yupangui, para que fuese inga. Con esta
respuesta tornaron todos los que habfan ido & hacer el sacrificio, y se prostraron
ante Pachacuti Inga Yupangui llamandole Capa inga indip churin, que quiere
decir »solo senor, hijo del sol«.
Y luego hicieron una muy rica borla de oro y esmeraldas, para ponörsela;
y otro dia Uevaron & Pachacuti Inga Yupangui & la Casa del Sol; y cuando
Uegaron & la estatua del Sol, que de oro y del tamano de un hombre era, hallä-
ronle con la borla en la mano como que la ofrescia de su voluntad. Y haciendo
primero Inga Yupangui sus sacrificios, como ellos acostumbraban, llegöse & la
estatua del Sol, y el sumo sacerdote del Sol, llamado en su lenguaje indip apon,
que quiere decir el »gobernador de las cosas del sol«, con muchas ceremonias y
gran reverencia tomö la borla de la mano de la estatua y con mucha pompa se
la puso en la frente al Pachacuti Inga Yupangui. Y luego todos le nombraron :
Indip churin Inga Pachacuti, que suena »hijo del sol, senor, vuelta de la tierra«,
1) = triunfo.
2) = consentimiento.
3) = proponiendo.
PEDRO SABMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 67
y de allf adelante se nombrö Pachacuti Capac demds de su primero nombre, que
e9 Inga Yupangui. Y luego Pachacuti Inga Yupangui diö muchos dones y hizo
muchas fiestas y libraba como solo inga sin elecciön de su padre ni pueblos, mds
de por aquellos que se le babfan allegado por el interese de las dddivas que
hacfa.
[30] Pachacuti Inga Yupangui Inga reedifica la cidad del Cuzco.
Luego fueron acabadas *) las fiestas, trazö el pueblo por mejor orden, que
solia teuer, y hizo las calles principales, que tenia, cuando los Espanoles entraron
en el Cuzco, y repartiö los solares para casas de comunidad y püblicas y parti-
culares, haciändolas edificar de canteria muy polida. Y es lo tanto, que d los
que la hemos visto y sabemos, que no tienen instrumentos de hierro ni acero
para las labrar, nos pone admiraciön ver la igualdad y primor della y las jun-
turas y betumen con que lo ligan. El cual es tan 2) delgado, que ninguna parte
se echa de ver si hay mezcla 6 no; y con todo es tan fuerte liga, que plomo
no traba raäs que ella. Y la piedra tosca es aun mucho mds de ver el modo de
su trabazön y compostura. Y porque en esto sola la vista satisface d los curio-
808, no quiero gastar tiempo en pintarlo mds prolijamente.
Demds desto Pachacuti Inga Yupangui, considerando las pocas tierras que
habia al derredor del Cuzco para seraenteras, supliö con arte lo que negö natu-
raleza en este asiento; y fuö que en las laderas cercanas al pueblo y en otras
partes tambi&i hizo unos escalones muy largos de d dos mil y d mds y menos
pasos y de ancho de d veinte y treinta y mds y menos, de canteria por las
frentes de piedra; y llenölos de tierra que mucha della era traida de lejos. A
estos escalones llamamos nosotros acd andenes, y los indios los 11 am an Sucres9).
Y en estos mandö que sembrasen; con lo cual aumentö en grandisima cuantidad
las sementeras y mantenimientos para las companas y guarniciones del pueblo.
Y para que el tiempo del sembrar y del coger se supiese precisamente y
nunca se perdiese, hizo poner en un monte alto al levante del Cuzco cuatro palos,
apartados el uno del otro como dos varas de medir, y en las cabezas dellos unos
agujeros, por donde entrase el sol d manera de reloj ö astrolabio. Y conside-
rando adonde heria el sol por aquellos agujeros al tiempo del barbechar y sem-
brar, hizo sus senales en el suelo, y puso otros palos en la parte que corresponde
al poniente del Cuzco para el tiempo del coger las mieses. Y como tuvo certi-
ficados estos palos precisamente4), puso para perpetuidad en su lugar unas co-
lunas de piedra de la medida y agujeros de los palos, y d la redonda mandö
enlosar el suelo, y en las losas hizo hacer ciertas rayas niveladas conforme d
las mudanzas del sol, que entraba por los agujeros de las colunas, de manera
1) Hdschr. : alabadas.
2) Hdschr.: estan tan.
3) Von anderer Hand nachträglich in eine ausgesparte Lücke des Textes eingeschaltet.
4) Hdschr.: presciosamente.
9*
68 RICHARD PIETSCHMANN,
que todo era un artificio de reloj anual *), por donde -) se gobernaban para el
sembrar y coger. Y diputö personas que tuviesen cuenta con estos relojes y
notificasen al pueblo los tiempos y sus diferencias, que aquellos relojes senalasen.
Tras esto, como era curioso de saber cosas antiguas, y para perpetuar su
nombre, fuö personalmente al cerro de Tambotoco ö Pacaritambo, que todo es
una cosa, y entrö en la cueva, de donde tienen por cierto que saliö Mango Capac
y los hermanos que con 61 vinieron la primera vez al Cuzco, segün queda dicbo.
Y despues de lo haber todo muy bien visto y considerado, hizo veneraci6n a
aquel lugar con fiestas y sacrificios. Hizo puertas de oro & la ventana Capac-
toco y mandö que de alli adelante aquel lugar fuese muy venerado y acatado de
todos. Y para esto instituyölo por adoratorio y guaca, donde fuesen ä pedir
ordculos y & sacrificar.
Y hecho esto, tornöse al Cuzco, adonde ordenö el aiio de doce meses cuasi
como el nuestro; digo: cuasi, porque tiene alguna diferencia, aunqne poca, como
en su lugar dirö.
Luego hizo ayuntamiento general en los mas antiguos y sabios del Cuzco y
de otras partes y con mucha diligencia escudrifiö y averiguö las historias de las
antigüedades desta tierra, prineipalmente de los ingas, sus mayores, y mandölo
pintar, y mandö, que se conservasen por la orden, que dije, cuando habl£ del
modo, que hübe en el examen desta historia 3).
[31] Pachacuti Inga Yupangui Inga reedifica la Casa del Sol y establece nuevos
idolos en ella.
Ornado* el pueblo del Cuzco con edifioios, calles y las derads cosas dichas,
advirtiö Pachacuti inga Yupangui como despues de Mango Capac ninguno de sus
pasados ingas habia aumentado nada en la Casa del Sol. Y por esto 61 deter-
minö de la enguarnecer 4) en edificio[s] y oräculos, para espantar las gentes igno-
rantes y traellas embaidas y abobadas tras si, para con ellas acometer la con-
quista de toda la tierra, qu£] pensaba tiranizar, como lo empezö 6 hizo gran parte
dello. Y para esto desenterrö los cuerpos de los siete ingas pasados desde Mango
Capac hasta Yaguar Guacac Inga, que todos estaban en la Casa del Sol, y guar-
neciölos de oro, poniöndoles mäscaras, armaduras de cabezas & que llaman
chucos, patenas, brazaletes, cetros & que llaman yauris 6 chatnbis y otros ornatos
de oro. Y despues los puso por orden de su antigüedad en un escano, ricamente
obrado de oro, y luego mandö hacer grandes fiestas y representaciones de la
vida de cada inga. Turaron estas fiestas, & que llamaron purucaya mäs de cua-
tro meses. Y hizo grandes y suntuosos sacrificios k cada cuerpo de inga al
cabo de la representaciön de sus hechos y vida. Con lo cual les diö tanta autori-
dad, que los hizo adorar y tener por dioses de todos los forasteros, que venian
1) Hdschr. : annal.
2) Hdsckr. : pordonde Pordan de.
3) Vergl. oben Seite 31.
4) = guarnecer.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 99
& vellos. Los cuales, como lo[s] veian con tanta magestad, luego se humillaban, y
puestas las manos los adoraban, 6, como ellos dicen, mochaban. Y tenian gran
respeto y veneraeiön y asi estuvieron hasta que vinieron los Espafioles & esta
tierra del Pirü.
Y demäs destos cuerpos hizo dos idolos de oro. Y al uno llamö Viracocha
Pachayachachi, que representase su criador que ellos dicen, y püsole & la diestra
del idolo del Sol. Y al otro llamö Chuquiylla, que representase el rel&mpago;
y pusole & la siniestra del bulto del Sol; al cual idolo veneraban sumamente
todos. El cual idolo tomö Inga Yupangui por idolo guaoqui, porque decia que se
habian topado y hablado en un despoblado y que le habia dado una culebra con
dos cabezas, para que trajese siempre consigo, diciendo, que mientras la trajese,
no le sucederia cosa siniestra en sus negocios. A estos idolos dot6 de renta de
tierras, ganados y servieios, especialmente de unas mujeres que vivian en la
mesma Casa de Sol k manera de monjas. Las cuales todas entraban doncellas,
y pocas quedaban que no parian del inga. A lo menos era tan vicioso en esto,
que se dice que con todas las, que le daba gusto, tenia acceso, y por esto tuvo
tantos hijos, como d£l se dice.
Habia demäs desta casa a la redonda del pueblo algunas guacas , que
eran la de Guanacauri y otra llamada Anaguarqui y otra !) llamada Yauira y
otra dicha Cinga y otra Picol y otra que se llamaba Pachatopan, en muchas de
las cuales se hacian los malditos sacrificios, que ellos llaman capac cocha, que es
enterrar vivos unos ninos de cinco 6 seis anos ofrecidos al diablo con mucho ser-
vicio, y vasijas de oro y plata.
Y dicen que sobre todo hizo una gruesa maroma de lana de mucbas colores
y chapeada de oro con dos borlas coloradas al cabo. Tenia de largo, segün dicen,
ciento y cincuenta brazas, poco mas ö menos. Esta servia para sus fiestas pü-
blicas, que eran cuatro al ano las principales, llamadas la una raymy 6 capac
raymy, que era de los Caballeros, cuando se hacian abrir las orejas, & que llaman
guarachico. La otra se llamaba situay, que era & la manera de nuestros regocijos
de Sant Juan2); que se levantaban todos & media noche con lumbres y se iban
& bafiar, y decian, que con aquello quedaban limpios de toda enfermedad. La
tercera se decia indi raymi ; que era la fiesta del Sol, la cual era aymoray. 8). En
1) Hdschr.: otro.
2) Das Wesen des peruanischen Festes wird bei der Vergleichung mit den Johannisfeuern
gut charakterisiert. Als etwas in Spanien Gebräuchliches erwähnt Cervantes im Don Quijote
(l cap. 19) das Herumlaufen mit Beleuchtungskörpern an Abenden von Belustigungen und Festen:
y comenzaron ä correr por aquel campo con las hachas encendidas, que no parecfan sino ä los de
las mäscaras, que en noche de regocijo y fiesta corren.
3) Hdschr.: la qtial Era ay morar. — Vergl. Jos. de Acosta, Historia natural y moral dt
las Indios libr. 5 cap. 27 : £1 sexto mes se llama hatuncüzqui aymoray, que responde ä mayo
En esta luna y mes, que es cuando se trae el malz de la era ä casa, se hacfa la fiesta que hoy
dfa es muy usada entre los indios que llaman aymoray. Aymorar wird verschrieben sein aus
aymoraiy wie nach Baiboa (cap. 9; Seite 126), die Gesänge Messen, die zu diesem Feste gehörten.
Betanzos (cap. 15 ; S. 103) giebt als den Namen des Festes Yaguari[n]che aymoray.
70 RICHARD PIKTSCHMANN,
estas fiestas sacaban la maroma de la Casa 6 despensa del Sol, y todos principales
indios muy lucidamente vestidos se asian ä ella por orden; y asf desde la Casa
del Sol venian cantando hasta la Plaza, la cual cercaban toda con la maroma,
que se llamaba moroy Urco. *).
[32] Despuebla Pachacuti Inga Yupangui dos leguas en los alderredores del
Cuzco.
Despues que Pachacuti hizo lo, que se ha dicho, en la cidad, mirö la pobla-
cion del pueblo y la gente que en el habia. Y viendo que no habia bastantes
tierras de sembrar, para que se pudiesen sustentar, salio fuera del pueblo cuatro
leguas en redonda döl, y considerados los sitios, valles y poblaciones, despoblö
todos los pueblos questaban dos leguas entorno del pueblo. Y las tierras de loa
pueblos que despoblö aplicölas para el Cuzco y para sus moradores, y los que
despoblö echölos & otras partes. Con lo cual contentö inucho ä los ciudadanos
del Cuzco, porque les daba aquello que les2) costaba poco, y asl hacfa amigos
con hacienda ajena; y tomö para su recämara el valle de Tambo sin ser suyo.
Las nuevas de la ampliaciön deste pueblo corrian por todas partes y llegando
& oidos del Inga Viracocha, questaba retirado en Caquia Xaquixaguana, moviöse
& ir ver al Cuzco. Y asi fuö por öl su hijo Inga Yupangui, y lo llevö con
mucho regocijo al Cuzco. Y fuö & la Casa del Sol y mochö & Guanac|a]uri 8)
y mosträronle todo lo demäs, quo en la cidad se habia aumentado y renovado.
Y visto, se tornö & volver & su estancia de Caquia Xaquixaguana, adonde estuvo
hasta que muriö, que nunca mäs torno al Cuzco, ni vio ä su hijo Pachacuti Inga
Yupangui.
[33] Pachacuti Inga Yupangui mata ä su hermano mayor llamado Inga Urcon.
Como Pachacuti Inga Yupangui se vido4) tan poderoso con las companas
que se le habian allegado por las larguezas que con todos hacfa, propuso sub-
jetar con ellas todas las tierras que pudicse. Y para esto hizo resena de todas
sus gentes, que en el Cuzco estaban y aderezolos de armas y pertrechos ne-
cesarios d la guerra. Y estando las cosas en este estado, supo que su hermano
Inga Urco[n] estaba cuatro leguas del Cuzco en el valle, que llaman de Yucay,
y que tenia alguna gente Junta; y temicndose que fuese contra el, fuö con su
gente allä. Y yendo con 61 Inga Roca su hermano, del cual se dice que fuö grande
nigromäntico, y llegando Inga Yupangui al pueblo llamado Paca en el dicho valle
de Yucay, salio contra 61 Inga Urcon, su hermano, con gente de guerra, y tra-
böse entre ellos batalla. En la cual Inga Roca diö una pedrada en la garganta &
Inga Urcon tan grande, que diö con Inga Urcon en el rio, sobre la barranca
1) Vergl. Kap. 43 : moro urco.
2) So die Hdschr., man erwartet eher le.
3) Hdschr.: mocho yaguanacuri.
4) = viö.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. • 71
del cual peleaban. E Inga Urcon esforzändose, dejöse ir huyendo nadando por
el agua bajo1) con su haoha de armas en la mano, y desta manera fu6 hasta
una peüa llamada Chupellusca, una legua abajo de Tambo, adonde le alcanzaron
sus hermanos y le acabaron de matar.
Y desde aquf Inga Yupangui 6 Inga Roca con su gente fueron & Caquia
Xaquixaguana & ver al padre, mas nunca los quiso ver ni hablar por el enojo
que tenla contra ellos por la muerte de Inga Urcon. Mas Inga Roca entrö donde
estaba Inga Viracocha y le'dijo: >j Padre! no hay raz6n para que tom&s tanta
pesadumbre por la muerte de Inga Urcon, porque yo lo matä en defensa de mi
persona, porque Inga U[r]con me iba & matar k mi. No os pese tanto de la
muerte de uno, pues ten&s tantos hijosf y no trat&s yamäs dello, que mi her-
mano Inga Yupangui ha de ser inga, 6 yo le tengo de favorescer y serle como
padre«. Viendo Inga Viracocha la determinaciön del hijo Inga Roca, no le os6
replicar ni contradecir, y despidiöle con decirle, que, pues asi lo queria, que
hiciese su voluntad en todo. Y con esto se tornaron al Cuzco Inga Yupangui 6
Inga Roca, y entraron en cidad triumphando 2) de las victorias pasadas y desta.
El triumpho era desta manera: Llevaban la gente de guerra en orden por
sus escuadras, lo mäs bien aderezados que les era posible, con muchas danzas y
cantares, y los captivos presos, los ojos en el suelo, vestidos con unas ropas
largas con muchas borlas; y entraban por las calles del pueblo, que para esto
estaban muy bien aderezadas. Iban representando las victorias y batallas, de
que triumpha[ba]n 8). Y en Uegando & la Casa del Sol echaban en el suelo los
despojos y prisioneros, y el inga pasaba sobrellos pis&ndolos y diciendo : > A mis
enemigos piso«. Y estaban los presos callando sin alzar los ojos. Y este orden
guardaban en todos los triumphos4). E Inga Viracocha al cabo de poco tiempo
muriö de enojo por la muerte de Inga Urcon, privado y despojado de toda honra
y hacienda, y sepultaron su cuerpo en Caquia Xaquixaguana.
[34] Las naciones que Pachacuti Inga destruyö y pueblos que asolö, y primero
de Tocay Capac, cinche de los Ayarmacas, y destruiciön de los Cuyos.
Cerca del valle del Cuzco estä una naciön de indios llamados Ayarmacas,
los cuales tenian un cinche soberbio y rico llamado Tocay Capac. Este ni los
Ayarmacas no quisieron venir & reverenciar al inga, antes procuraban alistar
las armas para contra los Cuzcos, si quisiesen ir contra 61. Lo cual sabido por
Inga Yupangui, hizo ayuntamiento de sus gentes y ayllos, y hizo las parciali-
dades, que despues Uamaron Hanancuzcos y Hurincuzcos, y conformölos en un
cuerpo, para que juntos nadie pudiese ni fuese parte contra ellos. Y esto hecho,
entraron en consejo sobre lo que debfan hacer. Y acordaron que todos se jun-
1) Hdschr. : gua Baxo. Vielleicht ist el agua abajo zu lesen.
2) = triunfando.
3) = triunfaban.
4) = triunfo8.
72 RICHARD PIETSCHMANN,
tasen y saliesen d conquistar d todas las naciones del reino, y que d los que de
su voluntad no se les diesen y sirviesen, los destruyesen totalmente; y que ante
todas cosas fuesen contra Tocay Capac, cincbe de los Ayarmacas, que era pode-
roso y no habia venido d bacer reconoscimiento al Cuzco. Y asi Junta la gente
de guerra, fueron contra los Ayarmacas y su cinche, y diöronse batalla los unos
d los otros en Guanancancha. Y los venciö Inga Yupangui y asolö d los pueblos
y matö cuasi d todos los Ayarmacas y trajo preso al Cuzco d Tocay Capac, al
cual tuvo en prisiön, hasta que muriö.
Despues desto Inga Yupangui tomö por mujer d Mama Anaguarqui, natural
de Choco, y para holgarse y regocijarse mds apartado de negocios fuöse al pueblo
de los Cuyos1), cabeza de la provincia de Cuyosuyo. Y estando un dfa en un
gran regocijo, un ollero, criado de un cinche, sin saber porque, diö con una piedra
6, como otros dicen, con un jarro, d que ellos Uaman ulti, en la cabeza d Inga
Yupangui y lo descalabrö. Y preso el delincuente, que era extranjero de aquella
naciön, diöronle tormento, para que dijese, quiön se lo habia mandado. Y con-
fesö que todos los cinches de Cuyosuyo2), que eran Cuyo Capac y Ayanquila-
lama y Apu Cunaraqui, los cuales estaban de concierto para lo matar y alzar.
Aunque en efeto era falso, porque öl lo habia levantado por el temor del tor-
mento, ö porque, como otros dicen, era de naciön enemiga de los Cuyos y por
les hacer mal, lo s) dijo. Mas el inga, como oyö lo quel ollero dijo, mandö luego
Pachacuti matar d todos los cinches con grandes crueldades. Y despues de
muertos, diö sobre la communidad, que no dejö hombre d vida sino algunos niftos
y viejas ; y asi quedö aquella naciön destruida y los pueblos asolados hasta hoy.
[36] Las demds naciones que Inga Yupangui conquistö por su persona 6 Inga
Roca.
Como Inga Yupangui y su hermano Inga Roca, el cual era cruelisimo, con
sus naturales hobiesen determinado de opremir4) y subjetar d todos los que se
les quisiesen igualar y no dalles obidiencia 5), supieron, que en un pueblo llamado
OUantaytambo, seis leguas del Cuzco, estaban dos cinches, llamädos el uno Paucar
Ancho y el otro Tocori Topa, que estorbaban d los OUantaytambos, que no vi-
niesen d dar obediencia, ni ellos tan poco querian venir. Fueron contra ellos con
mucha gente y diöronles batalla; en que fuö herido Inga Roca malamente, mas
en fin fueron vencidos los OUantaytambos6); y los matö d todos y quemö el
pueblo y lo asolö, que no dejö cosa de memoria; y tornöse al Cuzco.
1) Hdschr. : Cayos.
2) Hdschr. : cuyo Capac.
3) Hdschr.: lt.
4) = oprimir.
5) = obediencia.
6) -llantay nachgetragen.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 73
Era otro *) cinche llamado Illacumbi, cinche de dos pueblos, el uno nombrado
Cugma y el otro Guata, cuatro leguas del Cuzco. A este cinche embiaron2) d
decir Inga Yupangui 6 Inga Roca, que les viniese & dar obediencia, y respon-
diöles, quäl era tan principal como ellos y libre, y que si algo querian, que lo
habian de librar por las lanzas. Por esta respuesta tomaron las armas contra
el dicho cinche. El cual y otros dos cinches aus companeros, llamados el uno
Paucar Topa y el otro Poma Lloquy, juntaron sus gentes y salieron & pelear
con el Inga, mas fueron vencidos y muertos ellos y cuasi todos los del pueblo.
T asolö aquella poblaciön toda & fuego y d sangre con muy grandes crueldades.
Y de alli se tornö al Cuzco y triumphö s) desta victoria.
Supieron los ingas despues desto, que once leguas del Cuzco en un pueblo
llamado Guancara estaban dos cinches llamados el uno Ascascaguana y el otro
Urcocona. A estos embiö4) el inga d llamar, para que le hiciesefn] reverencia
y le obedeciesen y tributaisen. Los cuales respondieron, que no eran ellos mu-
jeres para venirle d servir, que ellos estaban en su natural, y que si alguno los
fuese d buscar, quellos defenderian su tierra. Y enojados desto Inga Yupangui
6 Inga Roca, movieron guerra contra ellos y mataron d los cinches y d muchos
de los comunes, y prendiendo d los demds, los trajeron presos al Cuzco, para
que alli por fuerza les diesen obediencia.
Y despues desto fueron sobre otro pueblo llamado Toguaro, seis leguas de
Guancara, y matö d su cinche llamado Alcapariguana y juntamente d todos los
naturales del pueblo, que no dejö sino d los ninos, para que cresciesen y tor-
nasen d poblar. Y con las crueldades, que hacfa en todos los pueblos, hizo que
le tributasen Cotabambas, Cotaneras, Omasayos y Aymaraes, provincias de las
mds principales de Chinchaysuyo.
Y pasado d los Soras, cuarenta leguas del Cuzco, salieron los naturales d
le resistir, diciöndole : qu6 6) buscaba por sus tierras, que se saliese luego dellas,
sino que lo lanzarian por fuerza. Y sobrello vinieron d batalla, y subjetö dos
pueblos desta vez de los Soras, el uno llamado Chalco y el otro Soras. Llamd-
base el cinche de Chalco Puxayco y 61 de Soras Guacralla. Y trdjolos presos
al Cuzco y triumphö6) dellos.
Habfa otro pueblo llamado Acos, questd diez li once7) leguas del Cuzco.
Los cinches deste pueblo eran dos, llamados Ocacique el uno y el otro Otoguasi.
Estos eran contrarius muy al descubierto de la opiniön del inga y le resistieron
1) Hdschr. : octro.
2) = enviaron.
8) = triunfö.
4) = enviö.
5) Hdschr.: que que.
6) = triunfö.
7) ü once auf gelöschter Schrift; unten am Rande: va sobre raido ü once\ dahinter das No-
tariatszeichen Navamuels.
Abhdlgn. d. K. Gea. d. Wiss. su Göttingen. Pnil.-hift Kl. N. F. Band 6,4. 10
74 RICHARD PIET8CHMANN,
fortisimamente. Por lo cual Inga Yupangui fu6 con gran poder contra ellos *).
Mas el inga ae vido2) en grande trabajo en esta conquista porque los de Acos
se defendian animosisimamente y hirieron a Pachacuti en la cabeza de una pe-
drada. Por lo cual no quiso el inga alzar la mano de la guerra, hasta que,
habiendo mucho tiempo que los combatia, enfin los venciö. Y matö cuasl & todoa
los naturales de Acos, y a los, que perdonö y restaron de aquella mortandad
cruel, los de[s]terrö & los törminos de Gruamanga, adonde agora llaman Acos.
En todas estas conquistas, que hasta aqui se han contado, fuö Inga Roca
companero en las guerras de Inga Yupangui y triumphö8) de todas las dichas
naciones. Y es de notar que en todas las provincias, que subjetaba, ponia de
su mano principales, quitando los cinches 6 matandolos. Y los quöl ponia eran
como guardas ö capitanes del tal pueblo, para que en su nombre lo tuviese por
el tiempo de su voluntad. Y desta manera los tenia opresos y tiranizados con
jugo de servidumbre, poniendo por sus provincias uno superior & todos los demds,
que en los pueblos singularmente ponia, por general 6 gobernador de los de
aquella provincia, al cual en la lengua desta tierra llaman tucuyrico, que quiere
decir «öl que todo lo vee y entiende».
Asi que de la primera vez, que tomö las armas Pachacuti Inga Yupangui,
despues del vencimiento de los Chancas, para conquistar, subjetö hasta los Soras
cuarenta leguas del Cuzco al poniente. Y las demds naciones dichas y otras
algunas en Condesuyo, de temor de ver las crueldades que hacia, devinieron d
servir porque no los destruyese. Mas nunca le sirvieron sino de voluntad4).
[36] Dota Pachacuti Inga Yupangui la Casa del Sol de muchas riquezas.
Despues que Pachacuti Inga Yupangui conquistö las tierras y naciones arriba
dichas y triumphö5) dellas, entrö a visitar la Casa de Sol y las mamaconas 6
monjas della. Y asistiendo un dia d ver como las mamaconas servfan la comida
al Sol — que era ofrescelle muchos manjares guisados d la estatua ö idolo del Sol,
y despues lo echaban alli delante en un gran fuego, que en una ara d manera
de altar tenian, y por la mesma orden la bevida, la cual, haciendo la mayor de
las mamaconas la salva al Sol en un pequenito vaso, echaba lo demds en el
fuego, y tras esto echaban muchos cdntaros de aquel bebraje6) en una pila, que
tenia un sumidero, todo ofresciöndolo al Sol, y este servicio se hacia con vasos
de barro — y como Pachacuti considerase la pobreza de la vasija, diöle todo el
servicio, que era menester, muy cumplidamente de plata y oro. Y para ornar
mds la casa hizo hacer una tabla de oro fino de anchor de dos palmos y larga
1 ) Hdschr. : conettraellos.
2) = viö.
3) = triunfö.
4) Bedeutet: Aber niemals dienten sie ihm blos ans freiem Entschlösse.
5) = tritmfö.
6) = brebaje.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 75
cuanto era largo el patio, y mandö clavar en lo alto de la pared en manera de
cenefa, que cercaba al patio todo. Esta cinta 6 cenefa de oro estuvo1) alll
hasta el tiempo de los Espanoles.
[37] Pachacuti Inga Yupangui conquista & la provincia de Collasuyo.
AI sur del Cuzco es una provincia Uamada Collasuyo 6 Collao, tierra llana
muy poblada, en la cual en el tiempo que Pachacuti Inga Yupangui estaba en
el Cuzco, despues de haber conquistado las provincias arriba dichas, habia un
cinche llamado Chuchi Capac 6 Colla Capac, que todo es uno. Este Chuchi Capac
cresciö tanto en autoridad y riquezas con aquellas naciones de Collasuyo, que
le respetaban todos los Collas, por lo cual se hacia llamar inga capac.
De invidia de lo cual Pachacuti Inga Yupangui determinö conquistalle & 61
y & todas las provincias de Collao. Y para esto juntö su gente de guerra y
marchö la vuelta del Collao en demanda de Chuchi Capac, que esperando estaba
en Hatuncolla, pueblo del Collao, donde 61 tenia su morada, cuarenta leguas del
Cuzco, sin hacer caso de la ida ni aparatos de Inga Yupangui. El cual, luego
que fu6 cerca de Hatuncolla, erabiö8) & Chuchi Capac sus mensajeros, pidiändole,
que le sirviese y obedeciese, sino que se apercibiese para otro dia que se venian
en batalla y experimentarian la fortuna. Desta embajada recibiö mucha pesa-
dumbre Chuchi Capac y respondiöle soberbiamente, quöl se holgaba de que hu-
biese venido & darle obediencia como las dem&s naciones, & quien 6\ habia con-
quistado, y que si asf no lo pensaba hacer, que aparejase su cabeza, con la cual
pensaba beber triumphando 8) de la victoria, que d£l habria, si viniesen & ba-
talla.
Con esta respuesta Inga Yupangui otro dfa ordenö su gente y acercöse &
Chuchi Capac, que esperändole estaba con la suya & punto de pelear. Y luego
que se dieron vista arremetieron los unos & los otros y porfiaron la batalla gran
rato, sin que de ningtin cabo se reconosciese ventaja. E Inga Yupangui, como
era muy diestro en el pelear, andaba acudiendo d todas partes, peleando y man-
dando y animando & su gente. Y viendo que los Collas se le resistian y duraban
tanto en la batalla, volviö el rostro & los suyos y con una voz alta afeö & los
suyos aquel caso, diciendoles : > \ 0 ingas del Cuzco ! j vencedores de toda la
tierra! <jy cömo no ten&s vergüenza, que una gente tan inferior & vosotros y
tan desigual en las armas se os iguale y resista tanto tiempo?» Y con esto
tornö & pelear, y los suyos avergonzados desta reprehensiön apretaron & los
enemigos de tal arte, que los rompieron y desbarataron. Mas Inga Yupangui,
como varön guerrero, y que sabfa, que el fin de aquella victoria consistia en
haber al Chuchi Capac, aunque andaba peleando, miraba por 61 & todas partes,
y vi^ndolo en medio de su gente, arremetiö con la gente de guarda que trala y
1) u in estuvo verlöscht.
2) = enviö.
8) a triunfando.
10
76 RICHARD PIETSCHMANN,
prendiö ä Chuchi Capac y lo entregö ä quien lo llevase al real y lo guardase.
Y (51 con los demäs acabaron de vencer la batalla y seguir el alcance, hasta que
prendiö ä los caudillos y capitanes cinches, que allf se habian hallado. Y Pacha-
cuti se fu6 ä Hatuncolla, silla y morada de Chuchi Capac, adonde estuvo hasta
que todos los pueblos, que obedecian ä Chuchi Capac, le vinieron ä obedecer, y
le trajeron muchos y muy ricos presentes de oro y plata y ropas y otras cosas
de precio.
Y dejando guarniciön y gobernador en su nombre, que le guardase ä Colla-
suyo, se volviö al Cuzco, trayendo preso ä Chuchi Capac y ä los demäs pri-
sioneros. Con los cuales entrö triumphando ') en el Cuzco, adonde le tenian
aparejado un solemnisimo triumpho*). En el cual metiö delante de sus andas al
Chuchi Capac y los demäs presos de los Collas, vestidos con unas ropas largas
cerradas y llenas de borlas por afrenta, para que fuesen cognoscidos. Y llegado
ä la Casa del Sol, ofresciö los captivos y despojos al Sol, el cual, digo su estatua
6 su sacerdote por el, piso todo del despojo3) y presa, que Pachacuti hobo4) de
los Collas, que fuö dar una gran honra al inga. El cual, acabado el triumpho 5),
para dalle buen remate, hizo cortar la cabeza ä Chuchi Capac y ponella en la
casa llamada Llaxaguasi con las demäs que alli tenia de los otros cinches, que
habia muerto. Y ä los demäs capitanes cinches de Chuchic Capac hizo echar ä
las fieras que para esto tenia encerradas en una casa llamada Sangaguacy6).
Era en estos vencimientos Pachacuti cruelisimo con los vencidos y con estas
crueldades tenia las gentes espantadas de tal manera, que de miedo de no ser
comidos de las fieras 6 quemados ö cruelmente atormentados, se le rendian y
obedecian, lo que no eran para le resistir por armas. Y asi fu6 en los de Con-
desuyo, que, viendo las crueldades y fuerza de Inga Yupangui, se le humillaron
y dieron obidiencia 6). Y es de notar por esto, que, aunque algunas provincias
dicen, que de su voluntad se le dieron y obedecieron, fu6 por la causa y razön
dicha y porque los embiaba8) ä amenazar, que los asolaria, si no le venian ä
servir y obedecer.
Tenia Chuchi Capac opresas 9) y subjetas mäs de ciento y sesenta leguas de
norte sur, porque era cinche, 6, como i\ se nombraba: capac, 6 Collacapac, des-
de veinte leguas del Cuzco hasta los Chichas y todos los t^rminos de Arequipa
y la costa de la mar hacia Atacama y las montanas sobre los Mojos. Porque
ya en este tiempo, viendo las violencias y fuerzas, quel inga del Cuzco por todas
1) = triunfando.
2) = triunfo.
3) Hdschr. : todos del despojos.
4) = hubo.
5) = triunfo.
6) Es ist Sangaguasi zu lesen, wie oben Llaxaguasi.
7) = obediencia.
8) = enviaba.
9) Hdschr.: opresos.
PEDRO SiRMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 77
partes ä todas naciones, sin perdonar & nadie, hacia, & su ejemplo muchos cinches
habian querido hacer lo mesmo en otras partes, donde cada uno se hallaba, de
manera, que ya en este reino todo era una confusa behetria tirdnica, que nadie
en su pueblo estaba seguro aun de su propio cidadano1). Y asi en sus lugares
iremos diciendo, cuando se ofresciere, de los tiranos cinches demds de los ingas,
que desde estos tiempos de Inga Yupangui se comenzaron d apoderar de algunas
provincias, tiranizdndolas.
De manera que como arriba es dicbo, Inga Yupangui habia dotado la Casa
del Sol de cosas necesarias al servicio della, demds de lo cual, despues que vino
de Collasuyo, diö rauchas cosas de las, que de alld trajo, para el servicio y Casa
del Sol y para los bultos, que de sus antepasados en ella estaban. Y les di6
criados y heredades. Y mandö por todas las tierras, que habia conquistado, que
tuviesen y venerasen las guacas del Cuzco arriba nombrados, ddndoles nuevas
ceremonias para el culto dellas y quitdndole[s] sus antiguos ritos. Y diö cargo
de visitar las guacas, idolos y adoratorios d un hijo sujo mayor legitimo llamado
Amaro Topa Inga, para que hiciese quitar las guacas, quellos no tenian por ver-
daderas, y los demds se sustentasen y se les hiciesen los sacrificios quel inga
mandaba; y tambien tuvo cargo deste negocio Gruayna Yanqui Yupangui, hijo
de Inga Yupangui.
[38] Embia2) Pachacuti Inga Yupangui d conquistar las provincias de Chin-
chaysuyo.
Cuando Pachacuti Inga Yupangui vino de la conquista de Collasuyo y las
otras provincias comarcanas, como en el precediente capitulo es dicho, era ya
cargado de dias, aunque no cansado de las guerras, ni harto de la sed que de
tiranizar el mundo tenia. Y por su vejez quiso quedarse en el Cuzco de asiento,
para darle en las tierras que habia subjetado3) con trazas que sabia bien dar.
Y por no perder tiempo, hizo*) juntar la gente de guerra, de la cual escogiö
segiin dicen como setenta mil hombres, proveyö de armas y cosas necesarias al
uso militar y nombrö por capitdn general de todos d su hermano Capac Yupangui
y diöle por compafieros d otro su hermano llamado Guayna Yupangui y d un su
hijo de Inga Yupangui llamado Apo Yanqui Yupangui. Y entre los otros capi-
tanes particulares, que en el ejörcito iban, fuä uno llamado Anco Ayllo de naciön
Chanca, el cual habia quedado preso en el Cuzco, desde el tiempo que el inga
venciö d los Chancas en el Cuzco y en Ichopampa. El cual siempre andaba
triste y, segun dicen, imaginando como librarse. Mas disimuldbalo de manera,
que los Cuzcos ya le tenian por hermano y se fiaban dil. Y como d tal el inga
le nombrö por capitdn de la gente Chanca, que en el ejörcito iba ; porque & cada
naciön le daba el inga el capitän de su natural, porque conforme d su condiciön
1) = ciudadano.
2) = envia.
3) Hdschr.: sebjetado.
4) Hdschr.: hijo.
78 BICHJLRD PIETSCHMJLNN,
los supiese mejor mandar y ellos le obedeciesen mejor. Y este Anco Ayllo
viendo, que se le ofrescia ocasiön, para efetuar su deseo, moströ regocijarse de
lo que le encomendaba el inga y prometiö, que le haria grandes servicios, como
hombre que conoscia aquellas naciones, que iban d conquistar. Y despues quel
ejörcito estuvo presto para marchar, el inga diö al capitdn general armas suyaa
de oro y d los demds capitanes de su mano, con las cuales entrasen en las ba-
tallas, y hizoles un razonamiento exhortandoles ä la empresa y mostrandoles el
preinio de la honra, que ganarian, y mercedes, qu61 les haria, si le sirviesen en
aquella guerra como amigos. Y al Capac Yupangui le mandö expresamente que
llegase con aquella gente conquistando hasta una provincia llamada Yanamayo,
t^rminos de la naciön de los Hatunguayllas, y que alli pusiese sus mojones, y que
por ninguna cosa pase adelante, sino que, conquistado hasta alli, se volviese al
Cuzco dejando en las tales tierras bastante guarnicion, y que por los caminos
dejase puestos postas de media a media legua, d quellos1) llaman chasquis, por
los cuales le avisase por dias de lo que sucedia 6 iba haciendo.
Con esta expediciön y mandato partiö Capac Yupangui del Cuzco 6 iba
arruinando todas las provincias, que de su voluntad no se le daban. Y llegando &
una fortaleza llamado Urcocollac cerca de Parcos, Wrminos de Guamanga, los
naturales de aquella comarca se le resisticron valerosamente. Y al cabo los
venciö, y en el combate de la fuerza los Chancas se senalaron y aventajaron de
manera que ganaron honra mäs que los Cuzcos orejones y que las otras na-
ciones.
La nueva desto fu6 al inga; al cual peso mucho de que los Chancas se ho-
biesen2) senalado y ganado mäs honra que los ingas, 6 imagino que por esto se
le ensoberbecerian, y propuso de hacerlos matar. Y asi despachö un mensajero,
que de su parte mandase 4 Capac Yupangui, que diese traza como matase &
todos los Chancas como mejor pudiese y que supiese, que, si no los mataba,
quöl le mataria d 6\. El correo del inga llego con este mandamiento al Capac
Yupangui, y no pudo ser tan secreto. que no lo supiese una mujer del Capac
Yupangui, que era hermana del Anco Ayllo, capitän de los Chancas. Esta mujer
dio dello aviso & su hermano; el cual, como siempre traia en la voluntad su
libertad, diöle esta ocasion mds prisa por salvar la vida. Y asi secretamente
diö dello parte a los Chancas soldados suyos y püsoles por delante la furia y
crueldad del inga y el premio de libertad, si le siguiesen. Y conformandose
todos con su parecer y llegados d Gruaraotambo, t£rminos de la ciudad de (xua-
nuco, todos los Chancas se huyeron con su capitdn Anco Ayllo, al cual demds
de los Chancas tambiän siguieron otras naciones. Y pasando por la provincia
de Guayllas la robaron, y siguiendo su Camino, huyendo del inga, acordaron de
buscar tierra dspera y montuosa, donde los ingas, aunque los buscasen, no los
pudiesen hallar. Y asi se entraron por las montanas entre Chachapoyas y Grua-
1) = d que ellos.
2) = hubiesen.
PEDRO SAKMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 79
nuco y pasaron por la provincia de Ruparupa. Y esta es la gente que se cree
segün las noticias que agora se tienen y se supieron, cuando el capitäu Gömez
Darias entrö por Guanuco en tiempo del marques de Cafiete ano de cincuenta y
seis, que estä [por] el rio del Pacay, y en la noticia que [se] tiene desde all! hacia
el levante por el rio que llaman de Cocama, que desagua en el gran rio del Ma-
ranon. Asi que aunque Capac Yupangui fu£ tras los Chancas, ellos se dieron
tanta priesa en el huir, que no los pudo alcanzar.
Yendo tras ellos llegö hasta Caxamarca, pasados los tärminos, que traia por
instrucciön de Inga Yupangui que no pasase. Y aunque que se acordö del man-
damiento del inga, como se viö ya en aquella provincia de Caxamarca, que muy
poblada de gente y rica de oro y plata era, a causa de un gran cinche, que en
ella habia, llamado Guzmango Capac, gran tirano, y que babia robados muchas»
provincias comarcanas ä Caxamarca, acordö de conquistarla, aunque no tenfa
comisiön de su hermano para ello. Y empezando & entrar en la tierra de Caxa-
marca, fu£ sabido por Guzmango Capac. El cual apercibiö su gente y llamö L
otro cinche su tributario, nombrado Chimo Capac, cinche de los t^rminos donde
agora es la ciudad de Truxillo en los llanos del Pini. Y juntos los poderes de
ambos, vinieron en busca de Capac Yupangui; el cual con cierta celada que les
puso y con otros ardites *) los venciö, desbaratö y prendiö a los dos cinches
Guzmango Capac y Chimo Capac y hubo innumerables riquezas de oro y plata
y otras cosas preciosas como piedras preciosas y conchas coloradas, questos na-
turales entonces estimaban mds que la plata ni el oro.
Y juntö Capac Yupangui en la plaza de Caxamarca los tesoros, que alli
habia habido ; y como viö tanta suma y grandeza, ensoberbiöse y dijo glori&n-
dose, que mds habia £1 ganado y adquerido que su hermano el inga Yupangui.
A los oidos del cual vino la arrogancia y loa, que se habia atribuido para si su
hermano Capac Yupangui, y aunque le pesö mucho y lo sintiö gravemente y
quisiera poderlo haber luego, para lo matar; mas disimulö por entonces hasta
verlo en el Cuzco. Y aun temia Inga Yupangui que su hermano se le rebelase,
y por esto fingiö semblante alegre delante los embajadores, que su hermano le
habia embiado2). Y con ellos mesmos le embiö8) ä mandar, se viniese al Cuzco
trayendo las riquezas, que habia habido de aquella guerra, y trajese los princi-
pales hombres de aquellas provincias, que habian subjetado, y los hijos de Guz-
mango Capac y Chimo Capac, y que & los dos cinches mayores dichos los dejase
en sus tierras con guarniciön bastante que tuviese aquellas tierras por £1. Con
este mandado del inga partiö Capac Yupangui con todos los tesoros, que alli
hubo, y marchö para el Cuzco muy soberbio y arrogante. Lo cual sabido por
Inga Yupangui que habia ganado tantas tierras, tesoros y honra, tüvole embidia4),
1) = ardides.
2) = enviado.
S) = enviö.
4) = envidia.
80 RICHJLBD PIETSCHMANN,
y aun, segun dicen, temor, y buscö achaques para lo matar. Y asi cuando supo
que Capac Yupangui estaba en Limatambo, ocho leguas del Cuzco, mandö d un
su tiniente1) del Cuzco llaraado Inga Capon, que le fuese ä cortar la cabeza, dän-
dole por culpa el habärsele ido el Anco Ayllo y el haber pasado del tärmino
que le habia mandado. Fu£ su gobernador, y como el inga se lo mandö, matö
ä Capac Yupangui su kermano y & Guayna Yupangui su hermano tambiön. Y
mando a los demds que entrasen en el Cuzco, triumphando *) de sus victorias.
Los cuales lo hicieron asi, y el inga les pisö los despojos y los honrö £ hizo
mercedes. Dicen que le pesö que su hermano hubiese ganado tanta gloria y que
quisiera haber embiado d su hijo, que le habia de suceder, llamado Topa Inga
Yupangui8), para que gozara de tan grandes honras, y que desta embidia4) lo
matö.
[39] Pachacuti Inga Yupangui hace los mitimaes 6) en toda la tierra, que tenia
conquistada.
Como todas las conquistas, queste inga hacia, eran con tanta violencia y
crueldades y fuerzas y robos, y la gentc, que le seguia por las ganancias ö por
mejor decir rapinas, era mucha, obedecianle cuando en tanto que sentian la fuer-
za sobre si, y en viöndose algo libres de aquel temor, luego se rebelaban y
procuraban su libertad. Por lo cual el inga por momentos era forzado conqui-
stallos de nuevo, y revolviendo eri su pecho muchas cosas ö imaginando remedios,
como asentar de una vez los que muchos conquistaba, diö en uno que, aunque
para lo, qu<51 deseaba, fuö d su propösito, fue la mayor tiranfa quöl hizo, aunque
colorada con especie de largueza, y t'uö, que senalö personas, que fuesen por
todas las provincias, que tenia subjetas, y las tanteasen y marcasen y se las
trajesen figurados en modelos de barro al natural. Y asi se hizo. Y puestos
los modelos y descripciones delante del inga, tanteölos, y considerados llanos
y fortalezas, mandö d los visitadores que mirasen bien lo quöl hacia. Y luego
empezö a derribar las fortalezas, que le parecia, y d aquellos pobladores mudd-
balos a sitio llano, y d los del llano pasabalos d las cuchillas y sierras tan lejos
unos de otros y cada uno tan lejos de su natural, que no se pudiesen volver d
iL Y luego mandö que fuesen los visitadores que hiciesen de los pueblos lo que
le habian visto hacer en las descripciones dellos. Fueron y hicieronlo.
Y echö mando d otros que fuesen d los mesmos pueblos y que juntamente
con los tucuricos*) sacasen de cada pueblo algunos hombres mancebos con sus
1) = teniente.
2) = triunfando.
3) Hiernach würde vorauszusetzen sein, dass der Rückkehr des Heeres des Capac Yupanqui
die Ereignisse voraufgingen, welche in Kapitel 40 erzählt werden, da gerade hei der Zurückkunft
des Pachacuti Inka Yupanqui nach Cuzco, von der dort berichtet wird, Topa Inka Yupanqui ge-
boren worden sein soll.
4) Hdschr. : = envidia ; Hdschr. : embiada.
5) Hdschr. hier und im Folgenden: mitimas = mitimaes.
6) So hier. Einschaltung in ausgesparter Lücke des Textes. — Vergl. S. 74.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 81
mujeres. Y hecho asi, trajeron al Cuzco de todas las provincias de un pueblo
treinta y de otro ciento y d mds y menos conforme d la cuantidad de cada pue-
blo. Y presentados estos entresacados delante el inga, mandö que los llevasen
d poblar en diferentes partidos: d los que eran de Chinchaysuyo que los po-
blasen en Andesuyo, y d los de Condesuyo en Collasuyo, tan lejos de sus na-
turalezas, que no se pudiesen comunicar con sus parientes ni naturales. Y mandö
que se poblasen en valles semejantes d los de su natural y que llevasen de las
8emillas de sus tierras, para que se conservasen y no pereciesen, ddndoles abun-
dantemente *) tierras para sembrar, quitdndolas d los naturales del tal sitio.
A estos tales llamö el inga mitimaes, que quiere decir »traspuestos« 6 »mu-
dados«. Y les mandö aprender la lengua de los naturales, donde los poblaban,
y que no olvidasen la lengua general, que era la lengua quichua2), la cual habfa
mandado el inga que todos aprendiesen y supiesen por todas las provincias, quöl
habfa conquistado, y que con ella se hablase y contratase por todas partes, por-
que era la mds clara y abundante8). Diöles d estos el inga libertad y poder
para que d todas horas pudiesen entrar en todas las casas de los naturales de
los valles, donde ellos estuviesen, de noche ü de dia, para que viesen lo que ha-
cfan ö hablaban ö ordenaban, y que todo avisasen al gobernador mds cercano,
para que asi si supiese, si algo se concertaba ö trataba contra las cosas del
inga, el cual, como sabia el mal que hacia, temiase de todos en general, que
sabia que ninguno le servia de su voluntad, sino forzado. Y demas desto en
todas las fortalezas que eran de alguna importancia, puso guarniciones de los
naturales del Cuzco ü de cerca; d las cuales guarniciones4) llaman mickocritna.
[40] Alzanse los Collas, hijos de Chuchic5) Capac, contra Inga Yupangui, procu-
rando su libertad.
Despues que Inga Pachacuti hizo las fiestas del triumpho6) del vencimiento
de Chinchaysuyo y hizo los mitimaes, despidiö los ejörcitos y öl se fuö d Yucay y
hizo los edificios cuyas ruinas y vestigios agora alli parecen. Y estos acabados,
fuö por el mesmo valle y rfo de Yucay abajo d un asiento que agora llaman
Tambo, ocho leguas del Cuzco, adonde hacia unos suntuosisimos edificios. Y la
obra y albaneria de los cuales andabau trabajando como captivos los hijos de
Chuchi Capac, el gran cin[che] del Collao, d quien, como antes dije, venciö y
matö el inga en el Collao. Estos hijos de Chuchi Capac, viöndose tratar tan
aviltadamente y acorddndose de que eran hijos de un hombre tan principal y
rico como su padre y viendo que d la sazön Inga Yupangui habia despedido la
gente de guerra, acordaron de aventurar la vida procurando su libertad. Y asi
1) Hdschr. : habumdante mente.
2) = quechua.
3) Hdschr.: habumdante.
4) Hdschr. : guarnegiones.
5) So hier; im Texte Chuchi.
6) = triunfo.
Afcfadlgn. d. K. Gm. d. Wim. sn Göttingen. PhiL-Urt. KL N. F. Band 6,4. U
82 RICHARD PIETSCHMAN»,
una noche se huyeron con toda la gente, que alli estaba, y diöronse tal dili-
gencia, que, aun quel inga embiö1) tras ellos, no pudieron ser alcanzados, ni
habidos. Y por las partes, por donde pasaban, iban alzando la tierra contra el
inga. Y no era menester mucho, porque, como todos estaban violentados, no
aguardaban mds que la primera coyuntura para se alzar. Y con este tal favor
fdcilmente se alzaron muchas naciones, aun los que estaban muy cerea del Cuzco,
y principal se alz6 Collasuyo y todas sus provincias.
El inga, visto esto, mandö juntar mucha gente de guerra y pidiö favor de
gente d Guzmango Capac y d Chimo Capac. Y junto gran numero de gente, y
hechos sus sacrificios y calpa *), y enterrando algunos nifios vivos d que llaman
capac cocha 8), porque sus idolos favoresciesen en aquella guerra, y estando todo
a punto para se partir d la guerra, nombrö por capitanes del ejercito d dos hijos
euyos, hombres valerosos, nombrados el uno Topa [A]yar Mango y el otro Apo
Paucar Usno. Y partiö el inga del Cuzco con mds de doscientos mil hombres
de guerra y Camino en demanda de los hijos de Cuchi Capac, que tambiön estaban
con mucho poder de gente y armas y ganoaos de se ver con el inga y pelear
por la vida con los Cuzcos y sus devotos.
Y como los- unos buscasen d los otros, breveraente se toparon y se dieron
una batall a muy porfiada y sangrienta, adonde hubo grandes crueldades, porque
los, unos peleaban por la vida y libertad y los otros por la honra. Y como los
Cuzcos eran mds disciplinados y diestros en la guerra y mds en numero4) que
los contrarius hacianles ventaja. Mas los Collas, por no verse captivos de hombre
tan inhumano y cruel como el inga, querfan mds morir peleando, que verse rendir;
y asi se metfan por las armas de los orejones, los cuales con grandes crueldades
mataban de los Collas cuantos se les ofrescian delante. Y los hijos del inga
hicieron este dfa grandes cosas por sus manos en la batalla.
Y asi los Collas fueron vencidos, muertos y presos la mayor parte dellos,
y de los que huyeron siguieron el alcance hasta un pueblo llamado Lampa. Y
curö alli los heridos de su campo y reparö los escuadrones y mandö d sus dos
hijos Topa Ayar Mango y Apo Paucar Usno que pasasen adelante conquistando
hasta los Chichas y alli pusiesen sus mojones y se volviesen. Y öl desde allf se
tornö al Cuzco d triumphar6) de la victoria ganada.
Llegö el inga al Cuzco, triumphö 6) y hizo fiestas por la victoria. Y porque
hallö que le habia venido7) un hijo, al cual llevö antel8) Sol y se lo ofresciö
y le puso nombre Topa Inga Yupangui, y en su nombre ofresciö muchos tesoros
1) = enviö.
2) Vergl. Seite 61.
3) Vergl. Seite 69.
4) ennumero. Einschaltung von anderer Hand in ausgesparter Lücke des Textes.
5) = triunfar.
6) = triunfö.
7) Hdschr. : venddo.
8) = ante el.
PEDRO SARMIEKTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 83
de plata y oro al Sol y £ los demds ordculos y & los demäs guacas y hizo
ademds1) sacrificio de capac cocha. Y demäs desto hizo las mAs solenes fiestas y
costosas que jamäs se habfan hecho por toda la tierra, porque el Inga Yupangui
queria qne este Topa Inga le subcidiese *), aunque tenfa otros hijos mayores y
legitimus de su mujer y hermana Mama Anaguarque. Porque, annque la costumbre
destos tiranos era quel primero y mayor hijo legitimo heredase el estado, pocas
veces lo guardaban, antes senalaban al que m£s amor tenian ö & cuya madre
m&s amaban 6 61 que de los hermanos mds podia £ se quedaba con todo.
[41] Amaro Topa Inga y Apo Paucar Usno prosiguen la conquista del Collao
y vencen otra vez los Collas.
Luego quel inga Yupangui se volviö al Cuzco y, como es dicho, dejö & sus
dos hijos Topa Amaro y Apo Paucar Usno en el Collao, partieron los hijos del
inga de Lampa y fueron la vuelta de Hatuncolla, donde supieron que los Collas
se habfan reformado de gente y armas, para tornar & pelear con los Cuzcos, y
que habian alzado por inga & uno de los hijos de Chuchi Capac. Los ingas lle-
garon adonde estaban los Collas aguardando en arma; vi£ronse y pelearon vale-
rosamente los unos y los otros, en que hobo de ambas partes muchos muertos.
Y en fin de la batalla los Collas fueron vencidos y el nuevo inga tomado & ma-
nos. Y asi fueron tercera vez conquistados los Collas por los Cuzcos8). Y por
mandado del inga dejaron sus hijos generales del campo4) en Hatuncolla preso
al nuevo inga5) del Collao con guarda y buen recaudo. Los dem&s capitanes
pasaron prosiguiendo su conquista como el inga se lo mandaba la vuelta de los
Chichas y Charcas.
Entretanto quellos andaban en la guerra, Pachacuti, su padre, acabö los edi-
ficios de Tambo y hizo los estanques y casas de placer de Yucay. Edificö junto
al Cuzco en un cerro llamado Patallata unas suntuosas casas y otras muchas &
la redonda del Cuzco. 6 hizo muchos encanados de agua provechosos y de re-
creaciön; y mand6 & todos sus gobernadores, que en las provincias, que tenian
& su cargo, en los m&s aptos sitios le hiciesen casas de placer para cuando 6\
fuese & visitalles.
Mientras estas cosas hacia Inga Yupangui, sus hijos iban conquistando todo
Collasuyo. Mas como llegasen cerca de los Charcas, los naturales de la pro-
vincia de Paria, Tapacari, Cotabambas, Poconas y Charcas, se retiraron & los Chi-
chas y Chuyes, para que alli todos juntos peleasen con los ingas, los cuales lle-
garon adonde las dichas naciones estaban ^ juntas aguarddndolos. Y los ingas ^
1) Hdschr.: atomar.
2) = sucediese.
8) Hdschr. : los Collas por los collas Por los cuzcos.
4) Auf ausgelöschter Schrift.
5) Auf ausgelöschter Schrift.
6) Hdschr. questaban.
7) Durch Korrektur.
11*
84 RICHARD PIETSCHMANN,
partieron su campo en tres partes. Un escuadrön de cinco mil hombres echaron
por la montana, y otro de veinte mil por la parte de hacia el mar, y la resta
caminö por el Camino derecho. Llegaron al sitio fuerte, donde los Charcas
y sus aliados estaban, y pelearon con ellos, y los Cuzcos fueron vencedores y
bubieron de allf grandes despojos y riquezas de plata, que sacaban aquellos na-
turales de las minas de Porco. Y es de notar que los cinco mil orejones que
entraron por la montana, nunca mds se supo dellos que se bubiese *) hecho. Y con
esta victoria dejando subjetas todas las provincias dicbas, se tornaron Amaro
Topa Inga y Apo Paucar Usno al Cuzco, adonde triumpharon *) de sus Victorias.
Y Pachacuti les hizo muchas mercedes y se regocijö baciendo muchas fiestas y
sacrificios & sus idolos.
[42] Nombra Pacbacuti Inga Yupangui & su bijo Topa Inga Yupangui por su
sucesor.
Pacbacuti Inga Yupangui, viöndose ya my viejo, determinö de hacer nombra-
miento de sucesor para despues de sus dfas; y para esto mandö llamar & los
ingas sus deudos de los ayllos de Hanancuzco y Hurincuzco y dijoles: »{Amigos
y parientes mios! ya, corao veis, soy muy viejo, y quiero dejaros quien despues
de mis dfas os gobierne y defienda de vuestros enemigos. Y dado quealgunos3)
& que nombre por mi sucesor & mi hijo mayor legitimo Amaro Topa Inga, no
me parece que es öl que cumple para gobernar tan grande senorfo como öl que
yo he ganado. Y por eso os quiero nombrar otro, con quien tengdis mds con-
tento.c A lo cnal sus deudos respondieron ddndole muchas gracias por ello y
que recibian gran merced y beneficio en que se lo nombrase. Y luego dijo que
nombraba por inga y sucesor suyo & su hijo Topa Inga y lo mandö salir de la casa,
donde habfa quince ö diez y seis afios que se criaba, sin que nadie le viese sino
raras veces y por gran merced. Y lo moströ al pueblo y mandö luego que pu-
siesen una borla de oro en la mano & la. estatua del Sol y su cobertura de ca-
beza, ä que llaman pillaca llayto. Y despues que Topa Inga hizo su reverencia
y acatamiento & su padre, levantöse el inga y los demäs y fueron delante de la
estatua del Sol, adonde hicieron sus sacrificios y ofrendaron capa[c] cochas al Sol,
y luego le ofrescieron el nuevo inga Topa Inga Yupangui, rogando al Sol que
se le guardase y criase, y le hice tal que todos le tuviesen y juzgasen por su hijo
y por padre del pueblo. Y esto dicho, los mds ancianos y principales orejones
llevaron4) al Topa Inga al Sol, y los sacerdotes y mayordomos tornaron de las
manos del Sol la borla, que ellos llaman mascapaycha, y pusiöronsela & Topa
Inga Yupangui sobre la cabeza, que tornaba sobre la frente. Y fuö nombrado inga
capac, y sentöse delante del Sol en una silleta baja de oro, & que llaman duho 5),
1) Hdschr. : viesen.
2) Hdschr.: triumpho.
3) Fehlt das Verbum; etwa: esperen.
4) Hdschr.: llegaron.
5) Bezeichnung für einen niedrigen Sessel aus der Sprache von EspaBola. Vergl. Gonzalo
Fernändez de Oviedo, Eistoria general y natural de las Indios lib. 5 cap. 1.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 85
guarnecido de muchas esmeraldas y otras piedras preciosas. Y alli sentado, le
vistieron el capac honcjo, y el sunturpaucar le pusieron en la mano, ddndole las
Bernds insignias de inga, y los sacerdotes le alzaron sobre los hombros. Esta
cerimonia1) hecha, Pachacuti Inga Yupangui mandö & su hijo Topa Inga, que
se quedase encerrado en la Casa del Sol corao antes, haciendo los ayunos que
solian hacer para recebir la orden de caballerfa, que era abrirles las orejas, y
mandö que no se publicase lo que alli se habia hecho, hasta quäl lo mandase.
[43] Arma caballero Pachacuti & su hijo Topa Inga.
Tenia Pachacuti Inga Yupangui puesta su felicidad en dejar memoria de sL
Y por esto hacia cosas tan extraordinarias de sus antepasados en edificios, tri-
umphos*) y en no dejarse ver sino por gran favor, que queria hacer al pueblo,
ca por tal era tenido el dfa que se raostraba. Y para entonces mandö, que nadie
le viniese & ver que no le adorase y trajese algo en los manos, que le ofresciese,
y questa costumbre se guardase siempre para con todos sus decendientes ; y asi
se hacia inviolablemente. Y asi desde este Pachacuti se empezö la inaudita 6
inhumana tirania renovada sobre las tiränicas de sus antepasados. Y como era
ya viejo y deseaba perpetuar su nombre, pareciöle que auturizando 3) & su hijo
sucesor llamado Topa Inga, alcanzaba el efeto de su deseo, y asi lo criyö4) en-
cerrado en la Casa del Sol mds de diez y seis anos, que no lo dejeba ver &
nadie sino era & sus ayos y maestros, hasta que lo sacö & presentar al Sol, para
lo nombrar, como se ha dicho. Y para le autorizar en su guarachico ordenö nuevo
modo de dar orden de caballerfa. Y para esto hizo al derredor de la ciudad
otras cuatro casas advocaciones del Sol con mucho aparato de idolos de oro y
guacas y servicio, para que su hijo anduviese las estaciones, cuando le armasen
caballero.
Y estando el negocio en este estado vino & Pachacuti Inga Yupangui Amaro
Topa Inga, & quien el padre Pachacuti anos atr&s habia nombrado por sucesor,
porque era mayor que ligitimo 6) y le dijo : » ; Padre inga ! yo he sabido que en
la Casa del Sol tenöis un hijo ä quien haböis nombrado por sucesor vuestro
despues de vuestros dias; mandädmelo mostrar!« Inga Yupangui, pareciöndole
desenvoltura de Amaro Topa Inga, le dijo: »Es verdad, y vos y vuestra mujer
quiero que se&is sus vasallos y le sirv&is y obedezcdis por vuestro senor ö inga.«
Amaro le respondiö que asi lo queria hacer y que para eso le queria ver y hacerle
sacrificio, y que le mandase llevar adonde öl estaba. El inga Yupangui le diö
licencia para ello, y Amaro Topa Inga tomö lo necesario para aquel acto y fuö
llevado donde Topa Inga estaba en sus ayunos. Y como Amaro Topa Inga le
1) = ceremonia.
2) = triunfos.
3) = autorizando.
4) = criö.
5) = legitimo.
86 RICHARD PIETSCHMJLNN ,
viese con tanta *) magestad de aparato de riquezas y senores, que lo acompaüa-
ban, cayö sobre su faz en tierra y adorole y hfzole sacrificios y obedeciöle. Y
sabiendo Topa Inga que era su hermano, lo levantö *) y se dieron paz en la faz.
Y luego Inga Yupangui mandö aderezar lo necesario para dar & su hijo la
orden de caballeria. Y puesto & punto todo, Pachacuti Inga con los demäs sus
principales deudos y criados fu£ a la Casa del Sol, de donde sacaron & Topa
Inga con grande solemnidad y aparato, porque sacaron juntamente todos los idolos
del Sol, Viracocha y los demäs guacas y figuras de los ingas pasados y la gran
maroma moro urco. Y puesto todo por orden 3) con nunca vista pompa, fueron
todos & la plaza del pueblo, en medio de la cual hicieron una muy grande ho-
guera. Y muertos muchos animales por todos sus deudos y amigos, le hicieron
sacrificio dellos echdndolos en el fuego. Y tras esto le adoraron todos y le
ofrescieron presentes y ricos dones, y 61 que primero le ofresciö don fu6 su pa-
dre, para que ä su ejemplo 6 imitaciön los demäs le adorasen, viendo que su
padre le hacia reverencia. Y asi lo hicieron los orejones ingas y todos los dem&s,
que allf se hallaron, que para aquello babian sido llamados y apercebidos, para
que traj[es]en sus dones, para ofrescer al nuevo inga.
Lo cual asi hecho, se comenzö la fiesta que llaman capac raymi 4), que es
fiesta de reyes, y por esto la mds solemne que entrellos se hacia. Y hecha la
fiesta y cerimonias5) della, horadaron las orejas ä Topa Inga Yupangui, ques la
orden de caballeria y nobleza entrellos, y traj^ronle por las estaciones de las
casas del Sol, d&ndole las armas y dem&s insignias de guerra. Y esto acabado,
su padre Inga Yupangui le diö por mujer una su hermana nombrada Mama
Ocllo6), que fu£ mujer muy herraosa y de gran seso y gobierno.
[44] Pachacuti Inga Yupangui embia7) & su hijo Topa Inga Yupangui &
conquistar k Chinchaysuyo.
Nombrado Topa Inga Yupangui por inga sucesor de su padre y armado ca-
ballero, deseaba Inga Yupangui que su hijo se emplease en cosas de fama. Y
teniendo noticia, que las naciones de Chinchaysuyo eran tales, donde podria
ganar nombre y tesoros, y especialmenle de un cinche questaba en los Chacha-
poyas, llamado Chuqui Sota, mandöle que se aparejase para ir & la dicha con-
quista de Chinchaysuyo. Y diöle por companeros y ayos y capitanes generales
de los ejörcitos 4 dos hermanos de Topa Inga, nombrados el uno Anqui 8) Yupan-
1) Hdschr.: tancta.
2) Hdschr.: llebanto.
3) Hdschr.: honder.
4) Hdschr.: Capac rayre; Tergl. S. 69.
5) = ceremonicu.
6) Hdschr.: hocllo.
7) = envia.
t) = envta.
8) Hdschr.: Y anqui. Statt Anqui ist aber hier und im Folgenden Auqui zu lesen; vergl.
& R 74. Q7 Qft 1(¥)
Baiboa S. 74, 97, 98, 100.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES IKK AREICHES. 87
gui y el otro Tilca1) Yupangui. Y juntada la gente de guerra y acabados los
aparatos della, partieron del Cuzco.
Iba Topa Inga Yupangui con tanta magestad y pompa, que por donde pasaba,
nadie le osaba mirar & la cara, en tanta veneraciön se hacfa tener. Y la gente
se apartaba de los carainos, por donde habfa de pasar, y subiöndose & los cerros
desde all! le mochaban y adoraban. Y se arrancaban las pestanas y cejas, y
sopldndolas se las ofrescfan al inga. Y otros le ofrescian punados de una hierba
muy preciada entrellos llamada coca. Y cuando llegaba & los pueblos vestiase
del traje y tocado de aquella naciön, porque todas eran diferentes en vestido y
tocado, y agora lo son. Ca Inga Yupangui para conoscer las naciones, que habfa
conquistado, mandö que cado uno tuviese su vestido y tocado, & que llaman
pillo u llayto ü chuco, diferente unos de otros, para que se diferenciasen y conos«
ciesen fdcilmente. Y sentdndose Topa Inga, le hacian un soleranisimo sacrificio
de animales y aves, quemändoselas delante en una hoguera, que en su presencia
hacian; y asi se hacia adorar como el sol, & quien ellos tenian por dios.
De manera que Topa Inga comenzö & hecho & renovär la conquista y tiranfa
de todos sus pasados y de su padre. Porque, aunque muchos estaban conquistado[s]
por su padre, todos ö casi todos estaban con las armas en las manos, para pro-
curar su libertad los opresos, y los demds para se defender. Y como les sobre-
vino Topa Inga con tanto poder. fuerza y soberbia, que no solo se preciaba de
subjetar las gentes, mas aun de usurpar la veneraciön, que daban & sus dioses
6 diablos, — porque realmente öl y su padre se hacian adorar de todos con
mds veneraciön que al Sol — no fueron parte sus fuerzas para ello.
Finalmente Topa Ioga saliö del Cuzco, y desde cerca de la ciudad empezö
& ir destrocando. Y en la provincia de los Quicchuas *) conquistö y tomö la for-
taleza de Tohara y Cayara y la fortaleza de Curamba, en los Angaraes la for-
taleza de Urcocolla y Guayllapucara, y prendiö & su cinche nombrado Chuquis
Gruaman, en la provincia de Xauxa & Siciquilla Pucara, y en la provincia de
Gruayllas & Chungomarca Pillaguamarca, y en los Chachapoyas & la fortaleza de
Piajajalca, y prendiö & su cinche riquisimo llamado Chuqui Sota, y la provincia
de los Paltas y los valles de Pacasmayo y Chimo, que es agora Truxillo, & la
cual destruyö con ser Chimo Capac su subdito, y la provincia de los Canares.
Y & los que se le resistian los asolaba totalmente. Y los Canares con d&rsele,
aunque de miedo, les prendiö sus cinches, nombrados Pisar Capac y Canar Capac
y Chica Capac, y edificö una fortaleza inexpugnable en Quinchicaxa.
Y habidos muchos tesoros y prisioneros, tornöse con todo ello al Cuzco Topa
Inga Yupangui. Adonde fuö bien recebido de su padre con un costosisimo tri-
umpho8) y aplauso de todos los orejones Cuzcos; y hicieron muchas fiestas y
sacrificios, y por regocijar el pueblo mandö hacer las danzas y fiestas Uamadas
1) Korrigiert aus ttla.
2) = Quechucu.
3) = triunfo.
88 RICHARD PIETSCHMANN,
indi raymi, que son las fiestas del Sol, cosa de mucho regocijo. £ hizo muchas
mercedes por causa y amor de Topa Inga, porque le tomasen aficiön los sübditos;
que era lo qu£l pretendia, porque como era muy viejo, que ya no se podia menear
y se sentia cercano & la muerte, procuraba dejar & su hijo bienquisto de la gente
de guerra.
[45] Pacbacuti Inga Yupangui visita las provincias conquistadas por 61 y por
sus capitanes.
Dicho es como en todas las provincias, que Inga Yupangui conquistaba y
tiranizaba, ponia guarniciön de soldados del Cuzco y gobernador & que llamaban
tucuyrico1). Pues es de saber que como con la gran ocupaciön, que Labia traido
en conquistar otras provincias y ä traer gente de guerra y poner & su hijo en
auturidad*) y despacharlo para la conquista de Cbinchaysuyo, no habia podido
poner en efeto su voluntad ultima y causa final, la cual era de bacer pecheros
y tributarios & los que tiranizaba. Y como vido que ya iba teniendo la gente
m&s temor, por ver & Topa Inga tan valeroso, determinö visitar la tierra y para
ello nombrö diez y seis visitadores, cuatro por cada uno de los cuatro suyos y
provincias, que son Condesuyo, que es desde el Cuzco al sudueste hasta el Mar
del Sur, y Cbinchaysuyo, que es desde el Cuzco hacia el poniente y norte, y
Andesuyo, que es desde el Cuzco hacia el levante, y Collasuyo, que es desde
el Cuzco hacia el sur y sudueste y sueste.
Fueron estos visitadores cada uno al partido, que le cupo, y visitaron ante
todas cosas los tucuyricos que habian gobernado, y luego hicieron sacar acequias
para las sementeras, rompieron tierras adonde faltaban, haciendo nuevas andenes
adonde no los habia, tomando pastos para los ganados del inga, del Sol y del
Cuzco y, sobre todo, les echaron tributo pesadisimo de todas las cosas que teniau
y alcanzaban, que todo iba encaminado & robar y desollarles las haciendas y
personas; y pasaron muchas poblaciones de una parte & otra. Lo cual hecho,
al cabo de dos anos, que tardaron en sus visitas, vinieron al Cuzco los visita-
dores y trayendo en unas mantas descriptas las provincias que habian visitado,
dieron razön al inga de lo que habian hecho y de lo que hallaron.
Y tras esto luego despacho el inga otros orejones proveedores, para que
hiciesen caminos y hostelajes de casas principales por los caminos para el inga,
cuando caminase, y para la gente de guerra. Y asi se partieron los proveedores
y hicieron caminos que agora llaman del inga por la sierra y por los llanos del
Mar del Sur. Y estos de los llanos van todos cercado por ambos lados de un
muro de adobes alto, adonde fue posible hacerlo, excepto en los arenales que no
hay aderezos de materiales. Estos caminos van desde Quito hasta Chile y por
las montanas de los Andes. Aunque el inga no los acabö todos, basta que hizo
mucha parte dellos y sus hijos y nietos los acabaron.
1) Vergl. S. 74.
2) = autoridad.
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 89
[46] Topa Inga Yupangui sale segunda vez & conquistar lo que quedaba de
Chinchaysuyo por mandado de su padre.
Supo Pachacuti Inga Yupangui por las nuevas que le trajo Topa Inga, cuan-
do vino de la conquista de Chinchaysuyo, que habia otras muy ricas y grandes
provincias y naciones mäs adelante, donde su hijo habia llegado. Y por no dejar
cosa por conquistar, mandö & su hijo Topa Inga, se aprestase, para volver &
conquistar hacia las partes de Quito. Y aprestada la gente y hechos los capi-
tanes, diöle por companeros & los mesmos sus hermanos Tilca Yupangui y Anqui
Yupangui, que habian ido con Topa Inga la primera vez. Partieron del Cuzco,
y por donde pasaban, ballaban alteradas algunas provincias primer o conquistadas.
Y hacia en ellas, y en los que se defendian y no le venian luego & dar obediencia,
crueldades y muertes inauditas.
Y desta manera llego a Tomebamba, tärminos de Quito, cuyo cinche, llamado
Pisar Capac, se habia confederado con Pillaguaso, cinche de las provincias y
comarca de Quito. Estos dos tenfan un grueso ejörcito y estaban determinados
de pelear con Topa Inga por defender su tierra y vidas. A los cuales Topa
Inga embiö1) mensajeros diciändoles que le viniesen & rendir las armas y dar
obediencia. Ellos respondieron estar en su patria y naturaleza, y quellos eran
libres y no querian servir & nadie, ni ser tributarios.
Desta respuesta se holgaron Topa Inga y los suyos, porque no querian sino
hallar ocasiön para llevallo todo & las punadas, por poder robar, que era su
principal intento. Y asi ordenaron su gente, que, segun dicen, eran m&s de
ducientos *) y cincuenta mil hombres diestros en guerra , marcharon contra los
Canares y Quitos, arremetieron los unos & los otros, y todos peleaban animosf-
sima y diestramente. Y estuvo gran rato la victoria dudosa por la parte de los
Cuzcos, porque los Quitos y Canares apretaban reciamente & sus enemigos. Y
viendo el inga esto, levantose sobre las andas, en que andaba, animando su gente,
y hizo sena a los cincuenta mil hombres, que habia dejado sobresalientes para
ßocorrer & la mayor necesidad. Y como dieron de refresco por un lado, desbara-
taron & los Quitos y Canares y siguieron el alcance haciendo y matando cruel-
mente, apellidando: »jCapafc] Inga Yupangui Cuzco Cuzco!« Todos los cinches8)
iueron muertos, y prendieron & Pillaguaso 4) en la avanguardia, y & nadie daban
vida, por despojarlos y por poner temor d los demds que lo oyesen.
Y de alli se fuä al asiento donde agora es la ciudad de Sant Francisco del
Quito, y hizo alto, para curar los heridos y dar descanso al campo, que lo habia
menester. Y asi quedö subjeta aquella provincia tan grande , y embiö 5) razön
1) as enviö.
2) Hdschr. : duzientos = doscientos.
8) los Cinches auf gelöschter Schrift. Unten am Rande: va scrito sobre raido: los cinches.
Dahinter das Notariatszeichen.
4) A Tülaguaso in ausgesparter Lücke des Textes nachgetragen.
6) = enviö.
Abhandig. d. K. Ges. d. WiM. tu Göttin gen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6,4. 12
90 RICHARD PIETSCHMANN,
a su padre de lo que habia hecho. Pachacuti se regocijö por ello y hizo machos
sacrificios y fiestas por la nueva.
Y despues que Topa Inga hobo *) descansado en Quito y reformado su campo
y curado los que habian quedado heridos, se vino & Tumibampa *), adonde su
hermana y mujer le pariö un hijo, & quien Uamaron Tito Cusi Gualpa, que des-
pues fu6 llamado Guayna Capac. Y despues que hobo3) regocijddose y hecho
las fiestas del nascimiento, aunque habian pasado los cuatro aüos, que su pa-
dre le habia dado de Wrmino para la conquista, sabido que habia una nacidn
grande hacia el Mar del Sur de unos indios llamados Guancabilicas, determinö
bajar & conquistallos. Encima de los cuales k las cabezadas de las sierras hizo
la fortaleza de Guachalla, y bajö ä los mesmos Guancabilicas. Y partiö su
campo en tres partes, y 61 tomö la una y se metiö por las montanas mds fra-
gosas, haciendo guerra d los montaneses de los Guancabilicas, y metiöse tanto
en las montanas, que estavo4) mucho tiempo, sin que se supiese A61, si era muer-
to ü vivo. Y tanto hizo que conquistö todos los Guancabilicas, aunque eran
muy guerreros y peleaban por tierra y por mar en balsas desde Tumbez hasta
& Guafiapi y & Guamo y Manta y & Turuca y ä Quisin.
Y andando Topa Inga Yupangui conquistando la costa de Manta y la isla
de la Puna y Tumbez, aportaron alli unos mercaderes, que habian venido por
la mar de hacia el poniente en balsas navegando & la vela. De los cuales se
informö de la tierra de donde venian, que eran unas islas, llamadas una Ava-
chumbi y otra Ninachumbi 5), adonde habia mucha gente y oro. Y como Topa
Inga era de dnimo y pensamientos altos y no se contentaba con lo que en tierra
habia conquistado, determinö tentar la feliz Ventura, que le ayudaba por la mar.
Mas no se creyö asi ligeramente de los mercaderes navegantes, ca decia 6\: que
de mercaderes no se debian las6) capas asi de la primera vez creer, porque es
gente que habia mucho. Y para hacer mäs informaciön, y como no era negocio,
que dondequiera se podia informar döl, llamö & un hombre, que trafa consigo
en las conquistas, llamado Antarqui, el cual todos estos afirman que era grande
nigromdntico, tanto que volaba por los aires. AI cual preguntö Topa Inga, si
lo que los mercaderes marinos decian de las islas era verdad. Antarqui le
respondio, despues de haberlo pensado bien, que era verdad lo que decfan, y qxx6l
iria primero alld. Y asi dicen que fuö por sus artes, y tanteö el Camino y
vido7) las islas, gente y riquezas dellas, y tornando diö certidumbre de todo 4
Topa Inga.
1) = httho.
2) Dasselbe wie Tomebamba, Seite 89.
3) = hubo.
4) que estuvo auf gelöschter Schrift.
5) Hdschr. hier: nina chumbe.
6) Hdschr.: los.
7) = viö.
PEDRO SARMIENTOS'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 91
El cual con esta certeza se determinö ir alld. Y para esto hizo una nume-
rosisima cantidad de balsas, en que embarcö mds de veinte mil soldados escogidos.
Y llevö consigo por capitanes d Guaman Achachi, Conde Yupangui, Quigual
Topa (estos eran Hanancuzcos), y d Yancan Mayta, Qui^o Mayta, Cachimapaca
Macus Yupangui, Llimpita Usca Mayta (Hurincuzcos) ; y llevö por general de
toda el armada d su hermano Tilca Yupangui y dejö con los que quedaron en
tierra d Apo Yupangui.
Navegö1) Topa Inga y fu6 y descubriö las islas Avachumbi y Ninachumbi
y volviö de alld, de donde trajo gente negra y mucho oro y una silla de latön
y un pellejo y quijadas de caballo ; los cuales trofeos se guardaron en la forta-
leza del Cuzeo basta el tiempo de los Espanoles. Este pellejo y quijada de ca-
ballo guardaba un inga principal, que hoy vive y diö esta relaciön y al ratifi-
carse los derods se hallö presente y Udmase Urco Guaranga*). Hago instancia
en esto, porque d los que supieren algo de Indias les parecerd un caso estrano
y dificultoso3) de creer. Tardö en este viaje Topa Inga Yupangui mds de nueve
meses, otros dicen un ano, y como tardaba tanto tiempo, todos le tenian por
muerto, mas por disimular y fingir que tenfan nuevas de Topa Inga, Apo Yu-
pangui, su capitdn de la gente de tierra, bacia alegrias ; aunque despues le fueron
glosadas al rev£s, diciendo que aquellas alegrias eran de placer, porque no pa-
recia Topa Inga Yupangui; y le costö la vida.
Estas son las islas que yo el afio de sesenta y siete d treinta de noviembre
descubri en el Mar del Sur, ducientas4) y tantas leguas de Lima al poniente de
Lima, yendo al gran descubrimiento de que yo di noticia al gobernador 6 licen-
ciado Castro. Y no las quiso tomar Alvaro de Mendana, general de la armada.
Luego que Topa Inga desembarcö del descubrimiento de las islas, fu£ d
Tumibamba5) d visitar d su mujer y hijo y aprestöse para irse al Cuzco6) d
ver d su padre, que le dijeron que estaba malo. Y de Camino embiö7) gente
por los llanos de la mar hasta Truxillo, llamado Chimo, adonde hallaron gran«
dfsima riqueza de oro y plata labrada en varillas y maderos de casas del cinche
Chimo Capac, todo lo cual juntaron en Caxamarca. Desde donde Topa Inga
Yupangui tomö el Camino del Cuzco, adonde llegö babiendo seis afios que habia
salido d esta conquista.
1) nauego zum Teil auf gelöschter Schrift.
2) In der Reihe der Zeugen wird in dem Protokolle, das den Anhang zu Sarmientos Werke
bildet, dieser Urco Guaranga nicht aufgeführt, aber in dem Protokolle d. <L Cuzco 1. März 1572,
das Jimdnez de la Espada herausgegeben hat, schliesst die Aufzählung der Zeugen mit dem Satze :
Y demäs destos : Don Hernando Urco Guaranga, de 85.
3) Hdschr. : dificultose.
4) = do8cienta8.
5) Vergl. Seite 90.
6) Hdschr.: Al alcuzco.
7) = enviö.
12*
92 RICHARD PIET8CHMANN,
Entrö Topa Inga Yupangui en el Cuzco con el mayor, mäs solemne y mAs
rico triumpho1), que jamds inga habia entrado en la Casa del Sol, trayendo
muchas diversidades de gentes, estranezas de animales, innumerable suma de
riquezas y toda la gente muy rica. jY mirad la mala condiciön de Pachacuti
Inga Yupangui y su avaricia, que, con ser Topa Inga su hijo, cuyo aumento
procuraba, tuvo tanta invidia de que su hijo hobiese2) ganado tanta honra y
fama en aquel Camino y conquista, que moströ publicamente pesadumbre por no
ser 61 el que triumphaba8) de aquello y por no haber £1 en persona hall&dose
en todo ! Y por esto determinö de matar k sus dos bijos Tilca Yupangui y
Anqui Yupangui que habian ido con Topa Inga, puni^ndoles *) por culpa que
habian sido transgresores de su mandado en tardar mas tiempo d£l que les habia
dado por comisiön, y que habian llevado & su hijo Topa Inga muy lejos, adonde
se creyö que no volviera al Cuzco. Y asi dicen que los matö; otros dicen que
no matö mäs de & Tilca Yupangui. De que se sintiö mucho agraviado Topa
Inga Yupangui, porque le hobiese6) su padre muerto & quien tanto habia traba-
jado con £1. Final disimulö la muerte del dicho con muchas fiestas, que se hi-
cieron por las victo[rias] de Topa Inga; turaron estas fiestas un ano.
[47] Muerte de Pachacuti Inga Yupangui.
Mucho contento recibiö Pachacuti Inga Yupangui con el nieto, hijo de Topa
Inga su hijo, tanto que siempre lo tenia consigo y lo hacia 6) criar y regalar en
su aposento y dormitorio, y sin consentir que se lo aportasen un punto de sf.
Y estando en el mayor regocijo y trono de su vida adoleciö de una grave en-
fermedad, y sintiendose al punto de morir, Hämo & todos sus hijos, los que en
la ciudad estaban. Y en su presencia ante todas cosas repartiö & todos sus
joyas y recdmara, y tras esto les hizo dar sendos arados, para que supiesen,
que habian de ser vasallos de su hermano y que habian de comer del sudor de
sus manos, y tambi&a les diö armas, para pelear en favor de su hermano, y
despidiölos & todos.
Y luego llamö & los ingas orejones del Cuzco, sus deudos, y & Topa Inga,
su hijo, al cual en pocas palabras hablö desta manera: »[Hijo! ya ves las muchas
y grandes naciones que te dejo y sabes cuanto trabajo me han costado : mira
que seas hombre para las conservar y aumentar. Nadie alce dos ojos contra ti,
que viva, aunque sean tus hermanos. A estos nuestros deudos te dejo por pa-
dres, para que te aconsejen. Mira por ellos, y ellos te servan7). Cuando yo
sea muerto, curards de mi cuerpo y ponerlo has en mis casas de Patallacta.
1) = triunfo.
2) = hubieae.
3) = triunfaba.
4) = poniendol€8.
5) = hübiese.
6) Hdschr. : histia.
7) = rirvan.
PEDRO SARMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 93
Haräs mi bulto de oro en la Casa del Sol, y en todas las provincias & mi sub-
jetas hards los sacrificios solemnes, y al fin la fiesta de purucaya1), para que vaya
& descansar con mi padre el Sol.»
Y esto acabado, dicen que coraenzö & cantar en un bajo y triste tono en
palabras de su lengua, que en castellano suenan: «Nacf como lirio en el jardfn,
y ansf fui2) criado, y como vino mi edad, envejecf, y como habfa de morir, asf
me sequä y morf.« Y acabadas estas palabras, recostö la cabeza sobre una al-
mohada y expirö8), dando el dnima al diablo, habiendo vivido ciento y veinte
y cinco anos: porque sucediö 6 por mejor decir tomö el ingazgo de su mano
siendo de veinte y dos anos, fu6 capac ciento y tres anos.
Tuvo cuatro hijos legitimos en su mujer Mama Anaguarqui, tuvo cient bijos
varones y cincuenta hijas bastardas, & los cuales, por ser muchos, llamö: Hatun
Ayllo, que quiere decir «gran linaje». Lldmase por otro nombre este linaje:
Inaca Panaca Ayllo. Los que sustentan agora este linaje que son vivos son Don
Diego Cayo, Don Felipe Inguil, Don Juan Qnispe Cusi, Don Francisco Chaco4)
Rimache, Don Juan. Illac. Viven en el Cuzco; son Hanancuzcos.
Fu6 horabre de buena estatura, robusto, feroz, lujurioso, sitibundo insacia-
blemente por tiranizar todo el mundo, cruel sobre manera. Todas las ordenanzas
que hizo de pueblo fueron encaminadas & tirania y particular interäs.
Fue infamado de que muchas veces tomaba & alguna viuda por mujer, y
que si esta viuda tenfa alguna hija, que le agradase, la tomaba tambi&i5) por
mujer 6 manceba.
Iten ®) si en el pueblo habfa algun mozo galän y bien tratado y que se esti-
maba en algo, luego hacia & algunos criados suyos, que se amistasen con 61 y
lo sacasen al campo y lo matasen, como pudiesen.
Iten7) tomaba & todas aus hermanas por mancebas, diciendo que no pudian
tener mejor marido que & su hermano8).
Muriö este inga en el ano de mil y ciento y noventa y unoH. Conquist6
m&s de trescientas leguas, las cuarenta poco mds 6 menos por su persona en
compania de sus hermanos, los legitimos, con los capitanes Apo Mayta y Vica-
quirao y los demds, por Amaro Topa Inga, su hijo mayor, y Capac Yupangui,
1) Vergl. Seite 68.
2) Hdschr.: fue.
3) Hdschr.: espiro.
4) Zwischen Cha und co ein gelöschter Buchstabe. Es ist wohl derselbe Vertreter dieses
Ayllu, der im Zeugen-Verzeichnisse Francisco Chauca Rimache heisst.
5) Hdschr. : tanbien.
6) = item.
7) = item.
8) Diese beiden mit tien anfangenden Abschnitte sind in der Handschrift durch je einen Strich
am Rande besonders hervorgehoben.
9) Von anderer Hand nachgetragen in einer im Text ausgesparten Lücke : y ciento y nouenta
y uno.
94 RICHARD PIETSCHMANN,
su hermano, y Topa Inga Yupangui, su hijo sucesor, y otros capitanes, hijos y
hermanos suyos.
Este bizo ') las parcialidades y linajes del Cuzco por la orden que agora son.
Hallö el cuerpo deste inga el licenciado Polo en Tococache, donde agora es
la perroquia*) de senor Sant Blas de la ciudad del Cuzco, bien aderezado y
guardado, y lo embiö 3) & Lima por mandado del marquös de Canete virrey deste
reino. El fdolo guaoqui deste inga se llamö lndi illapa] era de oro y muy
grande, el cual en pedazos4) fu6 llevado & Caxamarca. Hallö el dicho el licen-
ciado Polo, casa, beredades, criados y mujeres deste idolo guaoqui.
[48] La vida de Topa Inga Yupangui, inga d£cimo.
Luego que Pachacuti Inga Yupangui muriö, diputaron dos orejones que
guardasen el cuerpo, para que nadie entrase6) ni saliese6) & dar nueva de su
muerte hasta la orden que se habia de dar. Y los demds ingas y orejones con
Topa Inga se fueron k la Casa del Sol y alli mandaron venir & los doce capi-
tanes de los ayllos de la guarda de la ciudad7) y del inga, los cuales vinieron
dos mil y ducientos8) hombres, que tenfan & cargo para la guarda, que tenian
& su cargo & punto de guerra, y cercaron la Casa del Sol. Y los ingas otra
vez pusieron de nuevo & Topa Inga Yupangui la borla y le dieron las demäs
insignias de inga, como que ya habfa heredado y sucedido & su padre. Y to-
mdndole en medio de sf y de la gente de guerra de la guardia llevaronle & la
plaza, adonde se sentd con gran magestad en un soberbio trono. Y ecbaron
bando que todos de la ciudad viniesen a dar obediencia a Topa Inga Yupangui
so pena de muerte.
Y los que con öl habfan venido se fueron & sus casas & traer presentes
para reverenciar y dar obediencia al nuevo inga. El cual quedö con sola la
guarda, y luego tornaron y le dieron obediencia, ofresciöndole 9) sus dones y
adordndole. Y la demds gente comün del pueblo hizo lo mesmo. Y tras esto
le bicieron sacrificios. Mas es de notar, que solos los del Cuzco bicieron esto,
y si algunos otros alli se hallaron, que lo biciesen, serian forzados y espantados
con las armas y el pregön.
Y esto acabado, Uegaron al inga Topa y le dijeron: «jCapa inga, tu padre
descansa ya!» A las cuales palabras Topa Inga moströ gran tristeza y cubriö
su cabeza con la manta, & quellos llaman llacölla, ques su capa 6 cobrija cua-
1) Hdsclir. : hijo.
2) = parroquia.
3) = enviö.
4) Hdschr.: empedagos.
5) Hdschr.: entrasen.
6) Hdschr.: saliesen.
7) Hdschr. : gibdad.
8) = do8cient08.
9) Hdschr.: ofresciendoles.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKABEICHES. 95
drada. Y luego se fuö con todo su acomp&namiento adonde estaba el cuerpo de
su padre, adonde se vestiö de luto. T aderezadas todas las cosas para las ob-
sequias, hizo Topa Inga Yupangui todo lo que su padre le habia mandado al
punto de la muerte acerca del culto de su cuerpo y otras cosas.
[49] Topa Inga Yupangui conquista la provincia de los Andes.
Muerto Pachacuti Inga Yupangui, como Topa Inga se viese linico, hizo 11a-
mamiento de los cinches y principales de las provincias que habian subjetado,
Y aquellos, que temieron la furia del inga vinieron y con ellos los indios de la
provincia de Andesuyo, que son los que estän en las montanas, questdn al le-
vante del Cuzco, los cuales habian sido conquistados en tiempo de Pachacuti su
padre.
Y juntos, Topa Inga les mandö que le diesen obediencia, y se hizo adorar
y hacer sacrificios. Y como mandasen a los indios Andes que trajesen de su
tierra & unas [h]astas de lanzas de palma para el servicio de la Casa del Sol,
los Andes como no servian de su voluntad, pareciöles manera de tftulo que les
imponian de servidumbre, y por esta causa se huyeron del Cuzco y se fueron k
sus tierras y alzaron la tierra de los Andes apellidando libertad.
De lo cual se indignö Topa Inga Yupangui y hizo un poderoso ejörcito, el *)
cual dividiö en tres partes. La una tomö öl y con ella entrö en los Andes por
Aguatona, y la otra di6 & un capitän Uamado Otorongo Achachi, el cual entrö
en los Andes por un pueblo 6 valle que dicen Amaro, y la tercera parte di6 al
Chalco Yupangui, otro capitän, que entrö por un pueblo Uamado Pilcopata.
Todas estas entradas eran cerca las unas de las otras, y asi empezaron & entrar
y se juntaron tres leguas la montana dentro, en un asiento llamado Opatari,
desde donde comenzaban entonces las poblaciones de los Andes. Los habitadores
destas comarcas eran ya Andes Uamados Opataries, que fueron los primeros que
conquistaron. Llevaba Chalco Yupangui la imagen del Sol.
Mas como ') la montana de arboleda era espesisima y llena de maleza, no
podian romperla, ni sabian por donde habian de caminar para dar en las pobla-
ciones, que abscondidas a) mucho estaban en el monte. Y para descubrillas su-
bfanse los exploradores en los drboles mds altos, y adonde vian 4) humos, senalaban
hacia aquella parte. Y asi iban abriendo el camino hasta que perdian aquella
senal y tomaban otra. Y desta manera hizo el inga camino por donde parece
imposible poderse hacer.
Era cinche de la mayor parte destas provincias de los Andes uno llamado
1) Hierauf in der Hdschr. ein q, durchstrichen.
2) como zwischen den Zeilen eingeschaltet.
8) Hdschr.: abcondidas.
4) = veian.
96 RICHARD PIETSCHMANN,
Condin Xabana *), del cual dicen que era grande bechicero y encantador y tenfan
creido, y aun agora*) lo afirman, que se convertia8) en diversas formas.
Entrö pues Topa Inga y los capitanes dichos en los Andes, qne son m&s
terribles y espantables montanas de muchos rios, adonde padeciö grandfsimos
trabajos y la gente, que Uevaban del Pirü, con la mudanza del temple de tierra,
porquel Pirü es tierra fria y seca y las montanas de los Andes son calientes y
hümedas. Emfermö la gente de guerra de Topa Inga y muriö mucha. Y el
mesmo Topa Inga con el tercio de la gente, quäl tomö, para con ella conquistar,
anduvieron mucho tierapo perdidos en las montanas, sin acertar & salir & un cabo
ni & otro, hasta que Otorongo Acbachi encontrö con 61 y lo encaminö.
Conquistö Topa Inga y sus capitanes desta vez cuatro grandes naciones.
La priraera fue la de los indios llamados Opataries y la otra llamada Manosuyo
y la tercera se dice de los Manaries ö Yanaximes, que quiere decir los de las
bocas negras, y la provincia del Rio y la provincia de los Chunchos. Y por el
rio de Tono abajo anduvo mucha tierra y llegö hasta los Chiponauas. Y por el
camino, que agora llaman de Camata, embiö*) otro grande capitdn suyo llamado
Apo Curimache, el cual fuö la vuelta del nascimiento del sol y carainö hasta el
rio, de que agora nuevamente se ha tenido noticia, llamado el Paytite, adonde
puso los mojones del Inga Topa. Y en las conquistas destas naciones dichas
prendieron Topa Inga y sus capitanes & los cinches siguientes : Vinchincayna,
Cantaguancuru, Nutanguari.
Y estando en esta conquista un indio del Collao llamado Coaquiri, se huyö
de su compania y se vino al Collao y echö nueva que Topa Inga Yupangui era
muerto, y diciendo & todos que se alzasen, que ya no habia inga, quäl seria su
capitän. Y luego se nombrö Pachacuti Inga y se alzaron los Collas y lo to-
maron por su capitdn. Esta nueva fuö d Topa Inga & los Andes, donde andaba
conquistando, y determinö salir & allanar los Collas y castigallos. Y asi saliö
Topa Inga y quedöse en los Andes Otorongo Achachi acabando de conquistar
los Andes, y dejöle mandado que, acabada la conquista, se saliese al Pirü, y no
entrase triumphando 5) en el Cuzco hasta quäl viniese.
[BO] Topa Inga Yupangui va conquistar y allanar los Collas alzados.
Como los Collas eran unos de los que raäs procuraban su libertad, siempre
que hallaban coyuntura, se aventuraban, como de lo, que se ha dicho antes, se
colige; y asi determinado de llanarlos de una vez, Topa Inga Yupangui, despues
que saliö de los Andes, engrosö su ejörcito y nombrö por capitanes & Larico6),
bijo de Capac Yupangui, su primo, y & Chacbi, su hermano, y & Conde Yupangui
1) In eine ausgesparte Lücke des Textes von anderer Hand eingefügt.
2) -un a- zwischen der Zeile über: y agora eingeschaltet.
3) Hdschr. : convertian.
4) = enviö.
5) = triunfando.
6) Hdschr.: Alarico, korrigiert aus Ararico.
PEDRO SAJUCIENTO'S GESCHICHTE DES INKABEICHES. 97
y & Quigual Topa. Con este ejärcito marchö Topa Inga la vuelta del Collao.
Y los Collas se habian hecho fuertes con cuatro, conviene & saber en Llallaua,
Asilli, Arapa, Pucara. Y prendiö & los caudillos de todos que eran Chucachuca[y]
Pachacuti Coaquiri *), que es 61 que dijimos que se habfa huido de los Andes ; los
cuales despues fueron atambores del inga Topa. En fin con la grande diligencia
de Topa Inga, aunque se gastaron algunos anos en esta guerra, Topa Inga los ven-
ciö y subjetö a todos, haciendo en ellos grandes crueldades.
Y siguiendo el alcance de los vencidos se alejö tanto del Cuzco, que hallän-
dose en los Cbarcas, determinö de pasar adelante, conquistando todo aquello de
que alcanzase noticia. Y asi prosigue 8) su conquista la vuelta de Chile, adonde
venciö al grande cinche Micbimalongo y & Tangalongo cinche de los Chilenos desta
banda del rfo de Maule al norte. Y llegö & Coquimbo en Chile y llegö al rfo
de Maule, adonde puso sus colunas, 6 como otros dicen una muralla, por tärmino
y mojones de su conquista, de donde trajo grandes riquezas de oro. Y dejando
descubiertas muchas minas de oro y plata en diferentes partes, tornö al Cuzco.
Y juntos estos despojos con los de Otorongo Achachi, que ya habia venido
de los Andes, adonde habia andado tres anos, y estaba en Paucartambo aguar-
dando & su hermano, entrö en el Cuzco con muy grande triumpho8). Y se
hicieron grandes fiestas por las victorias habidas, y diö muchos dones y mercedes
& todos los soldados, que con 61 habian ido & la guerra. Y como las provincias
de los Chumbivilicas *) viesen la pujanza y grandeza de Topa Inga Yupangui,
vini^ronle ä dar servicio con los de Condesuyo.
Y tras esto fu£ & los Chachapoyas y all an 6 lo que alli habia sospechoso,
y de Camino visitö muchas provincias.
Y vuelto que fu£ al Cuzco, hizo ciertas ordenanzas, asi para la paz como
para la guerra, y aumentö los mitimacs 5), que su padre habia comenzado, como
en su vida queda dicho, ddndoles mayores solturas y libertades. Y tras esto
hizo visitar la tierra generalmente desde Quito hasta Chile y enpadronö 6) todas
las gentes de m&s de mil leguas de tierra y püsoles tributos tan pesados, que
ninguno era senor de una mazorca de maiz, que es su pan para comer, ni de
una oxota, que es su zapato destos, ni de casarse, ni de m&s ni menos, sin expresa
licencia de Topa Inga. Tanta era la tirania y opresiön en que Topa Inga los
tenia puestos y subjetos. Y puso [sobre] los demis de los tucuricos otros 11a-
mados tnicho, que se recog[i]esen las tasas y tributos.
1) Hdschr. : Conquiri. Yergl. das vorige Kapitel und Baiboa S. 107. Aus der Handschrift
ist nicht ersichtlich dass Chuca Chnca Name einer besondern Person und nicht Vorname des
Pachacuti Coaquiri ist.
2) So die Hdsch. ; soll wohl prosiguiö lauten.
3) = triunfo.
4) Hdschr.: chumbi uüicas.
5) So hier die Hdschr.; vergl. S. 80.
6) = empadronö.
ibbdlga. d. K. Gm. d. Win. ra Göttingen. Phil.-hirt. KL N. F. Band 6,4. 13
98 EICHARD PIETSCHMANN,
Este Topa Inga viendo que en los pueblos y provincias ya los cinches iban
pretendiendo heredarse unos & otros y por sucesiön decendian, pareciöle quitar
aunque el uso y del todo poner debajo del pie los dnimos de los grandes y chicos.
Y asi quitö los cinches que habfa y introdujö una manera de mandones por su
voluntad, los cuales nombrö desta manera: Hizo un mandön que tuviese cargo
de diez mil hombres, y llamöle huno, que es «[diez] mil». Hizo otro mandön de
mil y llamöle guaranga, que es «miliar». Hizo otro & quien diö cuidado de qui-
nientos y llamöle piscapachaca, que es decir «quinientos». A otro diö cargo de
ciento y llamöle pachac, que es «ciento», y;d otro diö cargo de cincuenta y lla-
möle piscapachac, que es «cincuenta». A otro1) diö cargo de diez hombres y
llamöle chunga curaca. A todos demds destos nombres los llamö curacas, que
quiere decir «principal» ö «mayor», conviene & saber: de aquel nümero de hom-
bres que le daban & su cargo. Y estos eran por la voluntad del inga, que los
ponia y quitaba cuando queria, sin que pretendiesen herencia, ni sucesiön, ni la
habia. Y desde aqui adelante se llamaron curacas, que es el propio nombre de
los principales desta tierra, y no caciques, como indiscretamente el vulgo de los
Espanoles los llama; que este nombre cacique es de las islas de Santo Domingo
y Cuba; y desde aqui dejaremos el nombre de cinche y hablaremos*) por öl de
curacas.
[Bl] Topa Inga hace los yanayacos.
Entre los hermanos, que Topa Inga tenia, era uno llamado Topa Capac,
hombre principal y & quien Topa Inga habia dado muchos criados para le hacer
sus ch&caras y servirle en sus heredades. Y es de saber como Topa Inga Yu-
pangui hizo & su hermano Topa Capac visitador general de toda la tierra, que
hasta entonces tenia conquistada, y Topa Capac andando haciendo la visita, llegö
& [a]quella parte, donde su hermano le habia dado aquellos criados, y so color
de aquellos allegö & si otros muchos, diciendo que todos eran sus yanaconas, que
asi llaman & sus criados. Y estos encubriölos de la visita tratando con ellos
que se queria engrosar y levantarse contra su hermano y les haria grandes
mercedes, si le ayudasen. Y con esto vino al Cuzco muy rico y poderoso, adonde
diö muestras de su intento.
Y por secreto que lo tratö, se supo, y fuö Topa Inga avisado dello y vino
al Cuzco, que fuera estaba armando caballero & un su hijo, llamado Ayar Mango.
Y hecha informaciön, hallö ser verdad, y matö & su hermano Topa Capac y &
todos sus consejeros y favorescedores. Y sabido como habia dejado fuera de la
visita muchas gentes para el efeto, saliö Topa Inga en persona del Cuzco, visi-
tando y haciendo pesquisa dellos.
Haciendo lo cual llegö & un asiento que llaman Yanayaco, que quiere decir
cagua negra», porque pasa por aquel valle un rio de agua muy negra, y llaman
1) Hdschr.: otros.
2) Hdschr.: hdllaremos.
PEDRO SABMIKNTO's GESCHICHTE DES INKABEICHES. 99
al rio y valle Yanayaco por esto. Hastalli1) iba haciendo un cruelisimo castigo
sin perdonar & ninguno que hallase culpado en dicho, ni hecho. Y en este valle
de Yanayaco su hermana y mujer legitima Mama Ocllo le rogö, que no pase
adelante tanta crueldad, que era ya mds carneceria ö inhumanidad que castigo,
y que no matase mäs, sino que los perdonase, aplicän dolos para su cämara por
criados. A cuyo ruego ces6 Topa Inga de las muertes y dijo que los perdonaba
generalmente. Y porque el8) perdön se hizo en Yanayaco, mandö que todos los
perdonados se llamasen yanayacos. A los cuales notö, para que fuesen conosci-
dos, con que no entrasen en el numero de los criados del Sol, ni en los de la
visita. Y asi se quedaron los curacas con ellos. Y esto acabado, diö por nin-
guna la visita que su hermano Topa Inga babia hecho y tornöse al Cuzco con
propösito de man dar hacer de nuevo la visita.
[52] Topa Inga Yupangui manda segunda vez visitar la tierra y hace otras
cosas.
Como la visita que cometiö & su hermano Topa Capac no fuö & su gusto y
la revocö, nombrö & otro su hermano llamado Apo Achachi por general visitador.
Y le mandö no metiese en la visita que hiciese & los yanayacos, porque no me-
rescian entrar en el nümero de los demäs por lo que habian hecho. Y asi fuö
Apo Achachi y hizo su visita general y redujö muchos de los indios & pueblos
y casas; porque antes vivian en cuevas y cerros y & la[s] riberas de los rfos
cada uno por si. Y pasö los que estaban en lugares fuertes & los llanos, porque
no tuviesen sitio que les hiciese8) confiar en su fortaleza para se rebelar. Y
los redujö & provincias d&ndoles sus curacas por la orden que arriba es dicho.
Mas no hacia curaca al hijo del muerto, sino al que tenia mäs entendimiento y
habilidad para mandar y gobernar & la voluntad del inga. Y si prosiguiendo el
curacazgo no le contentaba & Topa Inga, sin mds r£plicas lo quitaba y ponia
otro, de manera que ningun curaca mayor ni menor se tenia por seguro en el
mando. Y & estos curacas daba de su mano criados, mujeres, chdcaras, por
cuenta y razön que, aunque eran curacas, no tenian licencia de tomar por su
autoridad cosa ninguna so pena de muerte sin expresa licencia del inga.
Y en cada provincia destas hacian todos los de aquella provincia una muy
grande sementera de todas comidas para el inga, la cual iban & coger sus mayor-
domos del inga k la cosecha. Y sobre todos habian un tucorico apo, que era el
gobernador lugarteniente del inga en aquella provincia. Verdad es quel primero
inga que impuso & los indios desta tierra que tributasen cosas sabidas y en
cantidad fuö Inga Yupangui. Mas Topa Inga los tasö y puso en cuenta de los
tributos que habian de dar y les repartiö las tasas conforme & lo que en cada
provincia se daba, asi para la tasa general, como para las guacas y casas del
1) Hasta alli.
2) Hdschr. : Por quäl.
3) Hdschr.; hiziesen.
18*
100 BICHABD PIETSCHMANN,
Sol, de manera que los tenia tan cargados de tasas y tributos que habian me-
nester trabajar perpetuamente de noche y de dia, para pagarlas, y no podia[n]
aun cumplir con se quedar sin tiempo para su aprovechamiento y labor que les
bastase para su sustento.
Este Topa Inga repartiö las heredades en toda la tierra dändoles la medida
& quellos1) llaman topo.
Este repartiö los meses del ano para los trabajos y labores del campo desta
manera, que solos tres meses del ano daba ä los indios para que en ellos hiciesen
sus sementeras, y los demds para que se ocupasen en las obras del Sol, guacas
y del inga. Y los tres meses que dejaba lueron el un mes para sembrar y
arar, y un mes para coger, y otro en el verano para sus fiestas y para que
hilasen y tejiesen para si, porque lo dem&s mandaba que lo gastasen en su
servicio y del Sol y guacas.
Este inga ordenö que hubiese mercaderes que tratasen para se aprovechar
de su industria desta manera. Tenia mandado que cuando algiin mercader tra-
jese & vender algiin oro ö plata 6 piedras preciosas y otras cosas exquisitas, le
echasen mano y le preguntasen de donde lo habia habido ö sacado, y desta
manera daban noticia de las minas y lugares, donde lo habian sacado; y desta
manera descubriö grandisima cantidad de minas de oro y plata y colores muy
finos.
Este inga tenia dos gobernadores generales en toda la tierra llamados suyoyoc
apo; el uno residia en Xauxa y el otro en Tiaguanaco, pueblo de Collasuyo.
Este Topa Inga ordenö el encerramiento de unas mujeres & manera de
nuestras monjas encerradas, doncellas de doce afios arriba, & las cuales llaman
acllas, y de aqui las sacaban para casar por mano del tucorico apo 6 por man-
dado del inga, el cual, cuando algiin capitdn iba & conquistar ö venia con vic-
toria, repartia de aquellas & los capitanes y soldados y & otros criados, que le
servian, ö en algo agradaban, en don y merced, que era estimado en mucho. Y
como iban sacando unas, iban metiendo otras, porque siempre hubiese quedar y
quedar 2) conforme al intento del inga Topa. Y si algiin hombre sacaba alguna,
6 lo tomaban dentro con ella, los ahorcaban & ambos juntos vivos liados.
Y bizo este inga muchas ordenanzas & su modo de tiranfa, las cuales se
pondrdn en volumen particular.
[53] Topa Inga hace la fortaleza del Cuzco.
Despues que Topa Inga Yupangui visitö la tierra toda y se vino al Cuzco,
donde era servido y adorado, como se vido8) ocioso, acordöse que su padre
Pachacuti habia llamado & la ciudad del Cuzco la ciudad leön, y que la cola
era adonde se juntan los dos rios que pasan por la ciudad, y que dijo quel
1) = d que tllo8\ Hdschr. a aquelhs.
2) Hdschr. : que quedar.
3) = viö.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 101
cuerpo era la plaza y las poblaciones de la redonda, y que la cabeza le faltaba,
mas que algun hijo suyo se la pondria. Y asi consultado este negocio con los
orejones, dijo que la mejor cabeza que le podria poner seria hacerle una forta-
leza en un padrastro alto, que la ciudad tiene & la parte del norte.
Acordado pues asi, embiö1) & todas las provincias & mandar que los tucori-
cos le embiasen*) gran suma de gente para la obra de la fortaleza. La cual
venida, distribuyöla por cuadrillas, dando & cada una su oficio con mandones.
Y asi unos sacaban piedra, otros la labraban, otros la traian y otros la asenta-
ban. Y tanta diligencia se dieron que no en muchos anos hicieron la fortaleza
del Cuzco grande, suntuosa, fortisima, de piedra tosca, cosa admirabillsima de
ver. Y los aposentos apartados de dentro eran de piedra menuda y polida, tan
prima que, si no se ve, no se creerd el primor y fortaleza della. Y lo que es
mds de adrairar, que no tenian herramientas con que lo labrar, sino con otras
piedras. Esta fortaleza estuvo en pie hasta las diferencias de Pi<jarro y Almagro,
despues de las cuales la empezaron & deshacer, para edificar con su canteria las
casas de Espanoles en el Cuzco, questd al pie de la fortaleza. Hace gran lds-
tima & los que agora ven las ruinas della. Y despues de acabada, hizo & la
redonda del Cuzco mucbos depösitos para bastimentos y ropas para tiempos de
necesidades y de guerras, que era cosa de mucha grandeza.
[54] Muerte de Topa Inga Yupangui.
Habiendo Topa Inga Yupangui visitado y repartido las tierras y hecho las
fortalezas del Cuzco y otras mucbas sin las casas y edificios sin numero, fu£se
& Chinchero, un pueblo cerca del Cuzco, adonde £1 tenia unas muy ricas casas
de su recreaciön, adonde mandö hacer grandes heredades para su cämara3). Y
acabadas de hacer, adoleciö de grave enfermedad y no queria ser de nadie visi-
tado. Y como la enfermedad le agravase y se sintiese morir, llamö ä los ore-
jones del Cuzco sus deudos y criados, que allf estaban. Y cuando los tuvo en
su presencia, les dijo : « j Parientes y amigos mios ! hagos 4) saber, quel Sol mi
padre quiere llevarme consigo 6 yo deseo irme & descansar con öl, 6 os he 11a-
mado, para que sepdis & quiän ostengo de dejar por senor, heredero y sucesor
mio, que os mande y gobierne.» A lo cual respondieron que de su enfermedad
les dolia mucho y, que pues el Sol, su padre, asi lo queria, que se hiciese su
voluntad, y que les hice merced de les nombrar, quiön habia de quedar por capac
en su lugar. Topa Inga le[s] respondiö: «Yo nombro por mi sucesor & mi hijo
Tito Cusi Gualpa, hijo de mi hermana y mujer Mama Ocllo.» Y por esto le
dieron muchas gracias. Despues de lo cual dejöse caer sobre la almohada y
muriö, habiendo vivido ochenta y cinco aüos.
1) = enviö.
2) = envwsen.
3) Vielleicht für recdmara; vergl. S. 70 und 92, doch auch 99.
4) = hago 08.
102 RICHARD PIETSCHMANN,
Sucediö & su padre de diez y ocho anos. Fu6 capac sesenta y siete afios.
Tuvo dos hijo8 legitimus y sesenta bastardos y treinta hijas. Otros dicen que
al tiempo de su muerte 6 algün tierapo antes habia nombrado por su sucesor
& an hijo suyo bastardo llamado Capac Guari, hijo de una amanceba llamada
Chuqui Ocllo.
Dejö an ayllo ö linaje llamado Capac Ayllo, cayas cabezas, que sustentan
«ste ayllo, que agora viven, son Don Andres Topa Yupangai, Don Crist6bal Pisac
Topa, Don Garcia Bilcas, Don Felipe Topa Yupangui, Don Garcia Ayache, Don
öarcla Pilco *). Son Hanancuzcos.
Fu6 franco, piadoso en la paz y cruel en la guerra y castigos, favorescedor
-de pobres, animoso y varön de mucha industria, edificador. Fu6 el mayor tirano
de todos los ingas. Muri6 en el ano de mil y docientos y cincuenta y ocho*).
El cnerpo deste qaemö Chalco Chima ano de treinta y tres cuando prendiö &
Guascar, como en su lugar se dird, cuyas cenizas 6 idolo guaoqui, llamado Cuxi-
churi, se hallö en Calispucyu, donde lo tenfan escondido y le hacian muchos
sacrificios.
[BB] La vida de Guayna Capac, inga onceno.
Luego que Topa Inga muriö, fueron los orejones, que con 61 se hallaron al
tiempo de su fallescimiento, al Cuzco, para hacer la cerimonia8) acostumbrada,
que era alzar el inga su sucesor antes que se supiese de la muerte del inga,
por la orden, que se hizo en la muerte de Pachacuti Inga Yupangui. Mas como
las mujeres y hijos de Topa Inga tambiän se fueron al Cuzco, no puso ser se-
creto, porque una mujer manceba del inga muerto, llamada Curi Ocllo, parienta
de Capac Guari, luego que llegö al Cuzco, hablö con sus parientes y de Capac
Guari, y les dijo : « \ Senores y parientes ! sabed que Topa Inga es muerto y que
como antes en salud babfa nombrado por su hijo heredero d Capac Guari, mas
al fin, estando & la muerte, dijo que le sucediese Tito Cusi Gualpa, hijo de Mama
Ocllo; no lo deb&s consentir ni pasar por ello, antes llamad & todos vuestros
deudos y amigos y nombrad y alzad por Inga & Capac Guari, vuestro hermano
mayor, hijo de Chiqui Ocllo.» Lo cual parecio bien & todos los deudos de Capac
Guari, y para ello embiaron4) & llamar & los demds parientes suyos.
Y mientras estos ordenaban lo que se ha dicho, los orejones del Cuzco, sin
saber nadie, andaban ordenando como dar la borla & Topa6) Cusi Gualpa*).
1) Don Garcia ayache, don gar da Pilco zwischen den Zeilen von der Hand Navamuels ein-
geschaltet. Unten am Rande : Va entre renglones : Don garcia ayachi Don garcia Pilco, los cuales
dijeron los testigos que son vivos y da mismo ayllo. Navatnuel. Dahinter Notariatszeichen. YergL
das Zeugen-Verzeichnis am Ende des Werks.
2) Hdschr. : mill y y dozientos y cinquenia y ocho, — y dozientos y cinquenta y ocho ist Ton
anderer Hand, wohl von Sarmiento, in eine ausgesparte Lücke des Textes gesetzt.
3) = ceremonia.
4) = enviaron.
5) -opa verlöscht.
6) Hdschr. : Valpa.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DBS INKABEICHES. 103
Mas los de Capac Guari fueron sentidos y lo que ordenaban sabido de Guaman
Achachi, hermano de Topa Inga. Y juntö alganos amigos suyos, con los cuales
armados fu6 adonde estaba Tito Cusi Gualpa retraido, y escondiölo. Y luego
fu6 con su gente adonde estaba la Junta de [la] parte de Capac Guari, y matö &
muchos dellos de los que all! estaban y entrellos & Capac Guari. Aunque otros
dicen, que & Capac Guari no los mataron entonces, sino que lo prendiö. Y & su
madre Chiqui Ocllo la1) levantaron, que era amotinadora y que con hechizos
habia muerto & Topa Inga su senor, y la mataron. Y & Capac Guari lo desterra-
ron & Chinchero adonde le dieron alimentos, y nunca m&s entrö en el Cuzco,
hasta que muriö. Y tambi£n mataron & la mujer Curi 2) Ocllo, que habia acon-
sejado, que alzasen por inga & Capac Guari.
[56] Dan la borla de inga & Guayna Capac, onceno inga.
Pacifica que fu£ la ciudad del Cuzco, Guaman Achachi fu6 & Quispicancha,
tres leguas del Cuzco, donde estaba escondido Tito Cusi Gualpa, su sobrino, y
tnijolo8) al Cuzco y llevölo & la Casa del Sol. Y hechos los sacrificios y ceri-
monias4) acostumbradas, el bulto del Sol puso la borla & Tito Cusi Gualpa.
Y hecho esto y aderezado el nuevo inga con todas las insignias de capac
y puesto en unas ricas andas, llevaron[le] & la guaca Guanacauri, adonde hizo su
sacrificio. Y los orejones le tornaron al Cuzco por el Camino que habia venido
Mango Capac.
Llegado que fu£ & la primera plaza del Cuzco, llamada Bimapampa, luego
se publicö por el pueblo y se mandö que all! viniesen & dar obediencia al nuevo
inga. Y como vinieron todos los del pueblo & lo hacer y vieron5) & su inga
tan mozo, que antes no habian visto, todos alzaron la voz k una y le llamaron
Guayna Capac, que quiere decir el «mozo rico» 6 «mozo principe». Y desto
entonces le llamaron Guayna Capac y por esta razön, y le dejaron de llamar
Tito Cusi Gualpa. Y le hicieron sus fiestas y le armaron caballero y le adora-
ron y presentaron muchos dones, como ellos lo acostumbraban.
[57] Las primeras cosas que hizo Guayna Capac despues de alzado por inga.
Como Guayna Capac fuö alzado por inga y fuese muy mochacho, dtäronle
por coadjutor y ayo & Gualpaya, hijo de Capac Yupangui, hermano de Inga
Yupangui. El cual procurö de alzarse con el ingazgo, mas fu6 sabido por Gua-
man Achachi, que era gobernador de Chinchaysuyo. Y & la sazön estaba en el
Cuzco, j mataron & Gualpaya y & los demäs, que se hallaron culpados.
Y tomö el gobierno y empezö por si luego & gobernar por ßi, aunque siempre
hubo por consejero, que siempre estaba con 61, Auqui Topa Inga an hermano de
1) Hdschr. : le.
2) Hdschr.: Cori.
8) = tröjolo.
4) = ctrtmomas.
5) Hdschr. : vinieron.
104 RICHARD PIETSCHM1NN,
padre y madre. Y luego Guayna Capac fu6 & la Casa del Sol y visitöla y tom6
cuenta & los mayordomos della y proveyö de lo que faltaba y proveyö & las
mamaconas de las cosas necesarias. Y quitö el mayordomazgo del Sol al que
lo tenia y tomölo para si y nombröse Pastor del Sol. Y visitö las dem&s guacas
y ordculos y sus haciendas. Y tambiän visitö las cosas de la ciudad del Cuzco
y las casas de los orejones.
Y luego mandö enbalsamar1) & su padre Topa Inga. Y hechos sus sacri-
ficios y cerimonias2) y lloros, püsolo en sus casas, las cuales ya Guayna Capac
tenia aderezadas para esto, y diöles ä sus criados todo lo necesario para su
sustento y servicio. Y el mismo inga Guayna Capac hizo llanto por su padre
y madre, que tambiön muriö de alli8) & poco tiempo.
[58] Guayna Capac conquista los Chachapoyas.
Despues que Guayna Capac hobo4) dado orden en las cosas dichas, que
supo que cerca de los Chachapoyas habia ciertas tierras, que podrla conquistar
y de Camino allanar6) los Chachapoyas, que se habian rebelado. Y asi dando
dello parte & sus orejones, juntö gente de guerra en grande numero. Partiö del
Cuzco, habiendo primero hecho sus sacrificios y mirado la calpa6); y por ei
Camino, que iba, reformaba muchas cosas encaminadas & su interna. Llegö a los
Chachapoyas y las otras naciones sus comarcanas, las cuales se le pusieron en
defensa con las armas en la mano. Mas en fin los venciö, haciendo *) en ellos
grandes crueldades, y tornö al Cuzco, adonde triumphö de la victoria que habia
habido de los Chachapoyas y demäs tierras.
Y mientras fu6 & hacer esta jornada, dejö por gobernador del Cuzco & un su
her mano bastardo llamado Cinchi Roca, horabre ingenioso en edificar. Y asf esto
hizo todos los edificios de Yucay y las casas del inga en Caxana en la ciudad
del Cuzco. Y hizo despues el mesmo Guayna Capac otros edificios & la redonda
del Cuzco en las partes que le pareci[er]o[n] m&s acomodadas.
[59] Guayna Capac visita toda la tierra desde Quito & Chile.
Habia mucho tiempo que Guayna Capac estaba descansado en el Cuzco y
queriendo entender en algo, que habia mucho tiempo que no se habia visitado la
tierra. Y determinö de visitar y nombrö & Guaman Achachi su tio para que
saliese & visitar lo de Chinchaysuyo hasta Quito, y £1 tomö & su cargo de visitar
lo de Collasuyo.
1) = embaUamar.
2) = ceremonias.
3) -11% von anderer Hand hinzugefügt.
4) = hubo.
6) Hdschr.: aUatnar.
6) VergL oben Seite 61.
7) Hdschr.: y haeimdo.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 106
Y asi se partiö cada uno para lo que habfa de visitar, 6 Guayna Capac
tomö la via del Collao, por donde iba tomando la resideucia & sus gobernadores
tucoricos y poniendo y quitando gobernadores y curacas y abriendo tierras y
haciendo puentes y acequias. Y haciendo estas obras llegö & los Charcas y
de all! pasö hasta Chile, lo que su padre habia conquistado, y quitö el gober-
nador, que all! estaba por 61, encomendando la gobernaciön de aquellas pro-
vincias & los dos Caracas naturales de Chile Michimalongo y Antalongo *), & quien
su padre habia vencido. Y reformada la guarniciön que alli habia, se vino
por Coquimbo y Copiapo visitando y de alli & Atacama y Arequipa. Entrö
visitando por Andesuyo y Alayda, que fu6 por el Collao y Charcas. Fu6 al
valle de Cochabamba y hizo alli cabecera de provincia de mitimaes*) de todas
partes, porque los naturales eran pocos y habia aparejo para todo, en que la
tierra es förtil. Y de alli fuä & Pocona & dar orden en aquella frontera contra
los Chiriguanas y a re[e]dificar una fortaleza, que habia hecho su padre.
Y andando en estas cosas, fu£ la nueva como las provincias de Quito y
Cayambes y Carangues y Pastos y Guancabilicas se habian alzado. Y por lo
cual aprestö su vuelta y vino k Tiaguanaco, adonde pregonö la guerra contra
los Quitos y Cayambes y diö orden del modo que habian de vivir los Uros8),
y diöles su pertenencia 4), en que cada pueblo dellos habia de pescar en la laguna,
y visitö el templo del Sol y guaca del Ticci Viracocha de la isla de Titicaca y
embiö5) & mandar por todas aquellas provincias que hiciesen gente para ir en
aquella guerra, que habia publicado.
[60] Guayna Capac hace guerra & los Quitos, Pastos, Carangues, Cayambis
y Guancabilicas.
Sabido por Guayna Capac como los indios Pastos y los indios Quitos,
Cayambis, Carangues y Guancabilicas6) se habian alzado y muerto los tucoricos
y se fortalescieron de gente y fuerzas, juntö con gran presteza mucha gente de
todas las partidas de los cuatro suyos y nombrö por capitanes & Michi de los
Hurincuzcos y & Auqui Topa de los Hanancuzcos y dejö por gobernador en el
Cuzco ä su tio Guaman Achachi, otros dicen que ä Apo Hilaquita y & Auqui
Topa Inga, dejando en el Cuzco & su hijo que le habia de suceder, llamado Topa
Cusi Gualpa Indi Illapa, y dejö con 61 otro hijo suyo llamado Tito Atauchi, el
cual quedö haciendo el ayuno de sus ritos. Y es de notar, que Guayna Capac
fuä casado conforme 4 sus cerimonias *) con Cusi Kimay Coya, de la cual no hubo
1) Heisst oben S. 97 Tangalongo.
2) So die Hdschr.
3) Vros, in ausgesparte Stelle des Textes eingefügt
4) Hdschr.: pertenencias.
5) = enviö.
6) Hdschr. : cayambes carangas y bancabilicas.
7) = ceremonias.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wiw. zu Göttlngen. PMl.-Mft. Kl. N. F. Band 6,«. 14
106 RICHARD PIETSCHMANN,
hijo varön; y por esto tomö por su mujer & su hermana Araua1) Ocllo, en la
cual hubo al dicho Topa Cusi Gualpa, que vulgarmente 8) Uaman Guascar. —
Y apre9tado para la jornada, mandö que se aderezasen8) para ir con öl Atagualpa
y Ninan Cuyoche, sus hijos bastardos, que eran ya buenos mancebos. Y mandö
que con Guascar se quedasen Mango Inga y Paulo Topa, sus hijos tambiön
bastardos, en el Cuzco.
Y corao esto estuviese asf ordenado, partiö para Quito. Y andando por sus
jornadas llegö a Tomebamba, donde habia nascido 61, y alli hizo muy grandes
edificios, adonde puso con mucha solemnidad los pares en que anduvo 4). Pasö
adelante, y llegado a los lfmites, donde los Quitos estaban alzados, ordenö sus
escuadrones, y luego acordö de embiar & conquistar los Pastos. Para lo cual
nombrö dos capitanes del Collao, el uno Uamado Mollo Cabana y el otro Mollo
Pucara, y otros dos de Condesuyo, el uno llamado Apo Cautar Cauana y el otro
Conde Mollo, a los cuales diö mucha gente de su naciön y dos mil orejones para
fuerza y guarda de todos. Y por capitdn dellos iba Auqui Topa Inga 6), su her-
mano de Guayna Capac, y Acollo Topa del linaje de Viracocha. Fueron ä la
tierra de los Pastos, los cuales se retiraron al pueblo principal, dejando las mu-
jeres, ninos y viejos y algunos pocos hombres, para que pensasen que no habia
mäs gente de aquella. A la cual fdcilmente vencieron los del inga, y pensando
que no habia mds, descuiddronse, ddndose k ocio y placeres. Y estando una
noche en gran regocijo, comiendo y bebiendo & discriciön6) sin guardas, dieron
los Pastos en ellos y hicieron una gran mortandad y estrago en ellos, mayor-
mente en los Collas. Y los que dellos quedaron se volvieron retirando, hasta
que encontraron con todo el ejörcito del inga, que los iba siguiendo. Y aun
dicen queste socorro llevaban Atagualpa y Ninan Cuyoche, y que con el coraje,
que desto recibiö Guayna Capac, mandö hacer la guerra cruellsimamente. Y
asi entraron segunda vez destruyendo y quemando las poblaciones y matando
toda suerte de gente7), grandes y chicos, mujeres y hombres, ninos y viejos.
Y destruida aquella provincia, puso su gobernador en ella.
Y el inga Guyana Capac tornöse & Tomebamba, adonde descansö algunos
dias, al cabo de los cuales moviö su campo para conquistar & los Carangues,
naciön muy belicosa, en la cual entrö conquistando los indios Macas y los con-
1) Hdschr.: rauba.
2) Hdschr.: burgarmcnte.
3) Hdschr.: A deregasen.
4) Baiboa S. 147 : Ce prince [Topa Inga] y [ä Tumi-Bamba] fit donc constroire de somptueux
^dificcs et y jeta les fondements d'un palais nonune* Mullucancha. II y fit placer une statue de
Por le plus fin, qui repre'sentait sa mere Mama-Ragua-Ocllo. TL ordonna qu'on pla^at dans le
ventre de cette statue Tarriere-faix qu'elle avait rendu en le mettant au monde, car c'e'tait Fusage
de le conserver quand une princesse mettait au monde un enfant male.
5) Soll lauten: Auqui Toma, wie auch Baiboa hat.
6) = dißcreciön.
7) Hdschr.: gentcs.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INTKAREICHES. 107
fines de los Canares, y & Quisna y & los de Ancamarca y la provincia de Puru-
vay y & los indios de Nolitria y otras sus comarcanas naciones.
De alli bajo & Tumbez !), puerto de mar, y llegö & las fortalezas de Carangui
y Cochisque. Y empezando k conquistar la de Cochisque, hallo grande defensa
de valientes hombres en ella, adonde raurieron muchos de ambas partes. Y al
cabo la tomö por fuerza, y la gente, que de aqul se escapo, se recogiö a la for-
leza de Carangui. Y acordaron los del inga conquistar los alderredores desta
fortaleza primero. Y asi entraron destrozando hasta Angasmayo y Otabalo.
Y los que destas provincias se escapaban de las manos y füria del inga, se re-
cogian & la fortaleza. A la cual como despues acometiese Guayna Capac con
toda su gente, fuö rebatido por [los que] 2) dentro estaban j de manera que les
mataron muchos hombres, y les fue forzado retirarse huyendo los orejones, y
estuvieron desbaratados por los Cayambis, y el inga Guayna Capac derribado.
Y muriera sino llegaran los de su guarda, que eran mil hombres, y sus capi-
tanes Cusi Topa Yupangui y Guayna Achachi no le socorrieran y levantaran ; y
echando8) de ver en esto los orejones animäronse y tornaron ä socorrer & su inga.
Y desta vez apretaron de tal manera & los Cayambis que los encerraron en su
fortaleza. Mas en lo uno y en lo altro perdiö el inga mucha gente.
Por lo cual se torno ä Tomebamba, adonde reformo su ejörcito para revol-
ver sobre los Cayambis. Entretanto los orejones se desgraciaron del inga y se
determinaron de le dejar y venirse al Cuzco. Mas el inga los detuvo con dalles
d saco muchas cosas de ropa, comida y otras riquezas, y formö un buen ej^rcito.
En este tiempo supo que los Cayambis habian salido de la fortaleza y habian
dado en una compania de gente del inga, que habia dejado en guarniciön de la
fortaleza, y los habian desbaratado y muerto mucha gente della, y los demds
se habian escapado huyendo. Desto hubo Guayna Capac gran pesadumbre y
despachö & su hermano Auqui Toma con el ejörcito, que tenia junto de todas
naciones, contra los Cayambis de la fortaleza. Fu6 Auqui Toma, combatiö la
fortaleza, gano cuatro lienzos, y al postrero muro, que tenian cinco, al entrar
mataron los Cayambis & Auqui Toma, capitän de los Cuzcos, que habia peleado
muy valienteraente. Fu6 esta4) bateria y resistencia tan reiiida y con tanto
coraje de ambas partes, que muriö grandisima suma de hombres, tantos que no tenian
por donde andar los que peleaban, sino por cima de montones de muertos. Y
deseaban todos tanto morir 6 vencer, que acabaron las lanzas y flechas y arre-
metieron & las punadas. Mas como los del inga echasen de ver que su capitan
era muerto, empezaron & retirarse hasta un rio, al cual se echaban sin conside-
raciön, por salvar las vidas. Mas como el rio traia mucha agua, perdi&ronlas 6)
1) Hdschr. : Tumbes.
2) Eine Lücke am Schlüsse der Zeile, völlig ausgelöschte Schrift. Was in [] steht ist Ver-
mutung.
3) Hdschr.: chando.
4) Hdschr.: este.
5) Hdschr. : perpieronlas.
14*
108 RICHARD PIKTSCHMANN,
muchos dellos, que se ahogaron, y asf esta fui une gran perdida de la gente de
Guayna Capac. Y los que del rio y de las manos de los enemigos escaparon,
hicieron alto desotra1) parte del rio, desde donde hicieron mensajero & Guayna
Capac de lo pasado. Desto recibiö el inga la mayor pena que nunca hubo, por-
que queria mucho2) & su hermano Auqui Toma, que allf habfa perdido y con £1
muy mucha gente y la mds escogida de sus ejärcitos.
Mas como Guayna Capac era valiente, no desmayö por esto, antes le cresciö
el brio y propuso de se vengar. Y para esto luego aprestö su gente y en per-
sona partiö contra la fortaleza de los Cayambis. Repartida la gente por tres
partes, al capitan Micbi erabio 8) con un tercio del ej^rcito que fuese por un lado
de la fortaleza, sin ser visto, con los orejones del Cuzco, y & la gente de Chin-
cbaysuyo por otra parte, y que pasasen cinco jornadas adelante de la fortaleza
y que k cierto tiempo revolviesen asolando y destruyendo. Y el inga con la
resta del ejärcito personalmente arremetio ä la fortaleza y la empezö & combatir
con grandfsima furia sin parar. Y esto durö algunos dias, en que Guayna Capac
perdiö alguna gente. Y estando en este combate revolvieron Michi y los de
Chinchaysuyo quemando, asolando y destruyendo toda la tierra de los Cayambis,
que no dejaban como en pie con tanta rabia, que hacfan temblar la tierra. Y
como Guayna Capac supo que su gente estaba ya cerca de la fortaleza, hizo
ademän de buir retirandose. Y como los Cayambis no estaban advertidos de lo
que por detr&s les sobrevenfa, salieron de la fortaleza tras Guayna Capac. Y
yendo ya los Cayambis algo apartados de la4) fortaleza, asomaron 5) los ejörcitos
de Micbi y los Chincbaysuyos. Los cuales, como los Cayambis estaban ocupados
peleando con Guayna Capac, no hallaron resistencia en la fortaleza y f&cilmente
la entraron y pusi^ronle fuego por mucbas partes y matando y prendiendo los
que hallaron dentro.
Los Cayambis que peleaban con Guayna Capac, como viesen arder su for-
taleza y casas perdieron la esperanza de su defensa y dejando la batalla, pusi6-
ronse en huida hacia una laguna, que allf cerca estaba, pareciöndoles que en las
ci£negas *) y junciales, que habfa, se podrfan salvar. Mas Guayna Capac los
sigui6 con mucha presteza, y porque nadie se le escapase, hizo cercar la luguna.
Y asf en aquella laguna y ci^negas^.7) hicieron los de Guayna Capac, el cual
peleaba 8) por su persona animosamente, tal estrago y matanza, que la laguna se
tiniö9) toda en sangre de los Cayambis muertos. Y por esta causa desde allf
1) = de est otra.
2) Hdschr.: mucho Mucho.
3) = enviö.
4) de la nachgetragen in ausgesparter Lücke.
5) Hdschr.: y somaron.
6) = ciSnagas ; Hdschr. : sienegas.
7) = ciinagas.
8) Hdschr.: peleaban.
9) = tiüö.
\
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAEEICHES. 109
adelante llamaron aquella laguna Yaguar Cocha, que quiere decir «laguna» 6
«mar de sangre», por la mucha que all! se de[r]ramö. *
Y es de saber, que en medio desta laguna habfa dos sauces, en los cuales
se subieron algunos Cayambis, y entre ellos sus dos caudillos, Uamados Pinto
el uno y el otro Canto, valentisimos indios. Y & pedrades los derribaron los de
Guayna Capac y alli prendieron d Canto, y el Pinto se escapö con mil valientes,
Canares.
Yencidos asi los Cayambis, empezaron los Cuzcos & escoger de los vencidos
los que mejor les parecian para entrar con ellos *) triumphando 2) en el Cuzco.
Mas ellos, creyendo que los escogian para los matar, quisieron mäs morir
peleando que atados como mujeres, y por esto se rehicieron y empezaron otra
vez & pelear. Visto lo cual por Guayna Capac, mandölos matar & todos.
Y puso guarniciön en la fortaleza, y despachö un capitdn con gente en se-
guimiento de Pinto, que iba huyendo y haciendo mucho mal. Y le siguiö, hasta
quel Pinto se metiö con sus companeros en una montana, adonde se escapö por
entonces, hasta que, despues que Guayna Capac hubo descansado algunos dfas
en Tumibamba, supo de como andaba por las montanas y le hizo cercär y atajar
las entradas y salidas de todas aquellas montanas, y asi, fatigado de la hambre,
se rindiö, öl y los suyos. Fuö este Pinto valentisimo y tanto coraje tenfa contra
Guayna Capac, que aun, despues de preso, con hacerle el inga muchos regalos
y buen tratamiento, nunca le pudieron ver la cara. Y asi muriö emperrado, y
por esto Guayna Capac lo mando desollar y hacer de su cuero un atambor,
para que con £1 biciesen en Cuzco taqui, ques danzar al Sol; y hecho, lo embiö8)
al Cuzco, y asi con esto se diö fin ä esta guerra.
[61] Los Chiriguanas salen & bacer guerra al Piru contra los conquistados
de los ingas.
Mientras Guayna Capac estaba ocupado en esta guerra de los Cayambis,
los Chiriguanas, ques una naciön de montana, desnudos y que comen carne hu-
mana y della tienen publica carnecerfa, se Juntaron, y saliendo de la aspereza
de los montes, entraron en la tierra de los Charcas, questaba conquistada por
los ingas del Piru. Y dieron en la fortaleza de Cuzcotuyo, adonde el inga tenfa
grande guarniciön de fronteros contra los Chiriguanaes4). Y como salieron de
repente, entraron la fortaleza y matäronlos & todos y hicieron en los de la tierra
gran estrago, robos y muertes.
Fuö esta nueva d Guayna Capac al Quito, y dello recibiö grande pesa-
dumbre y luego despachö un su capitdn llamado Yasca, para que viniese al
Cuzco & hacer gente, y con ella fuese & hacerles guerra & los Chiriguanaes.
1) tÜ08 zwischen den Zeilen eingeschaltet.
2) = triunfando-, Hdschr. : triutnpando.
3) = enviö.
4) So hier die Hdschr. und im Folgenden.
110 RICHARD PIETSCHMANN.
El cual capitän partiö para el Cuzco trayendo consigo las guacas Catiquilla de
Caxamarca y Guamachuco y Curichaculla de los Chachapoyas y la guaca Tomay-
rica y Chinchaycocha con muchas gentes suyas de las guacas. Y llego al Cuzco,
adonde fue* muy bien recebido de los gobernadores llamados Apo Hilaquita y
Auqui Topa Inga, y hecba su gente, partiö del Cuzco para los Charcas. Y de
Camino sacö del Collao mucba gente, con la cual llegö k los Chiriguanaes y les
hizo cruel guerra y prendiö dellos algunos, que embiö1) por muestra & Guayna
Capac & Quito, para que viese la extraneza de aquella gente. Y el capitän
Yasca reedificö las fortalezas, que por alli habia, y poniendo en ellas la guar-
niciön necesaria, se tornö al Cuzco, adonde despidiö la gente, y cada2) uno se
fue* d su tierra.
[62] Lo que hizo Guayna Capac despues de las guerras dicbas.
Mientras Guayna Capac despachö al capitan que fu6 & los Chiriguana[e]s,
saliö de Tomebamba ä poner en concierto las naciones, que babia conquistado
hacia Quito y Pasto y Guancabilicas. Y asi llego hasta el rio llamado Angas-
mayo, entre Pasto y Quito, adonde puso mojones corao fin £ törminos de la tierra,
que habia conquistado, y en los mojones puso ciertas estacas de oro por gran-
deza y memoria. Y scguiö el mesmo rio abajo en demanda del mar, buscando
gentes que conquistar, que tenia noticia que habia por alli abajo gran cuantidad
de gente.
Y en este camino padeciö el ej<5rcito de Guayna Capac gran peligro y tra-
bajo por falta de agua, que en unos grandes arenales pasaron. Un dia, al tiempo
que amanescia, hallöse la gente del inga cercada de infinidad de gentes sin saber
qui£n fuesen; de temor de las cuales se empezaron ä retirar hacia su inga. Y
estando determinados los soldados del inga de huir, vino & Guayna Capac un
mozo como inga y dijo & Guayna Capac: «jSeiior! jno temas, questas son las
gentes en cuya demanda venimos! jdemos en ellos!> Lo cual pareciö al inga
ser bien y mandö que con gran impetu diesen en ellos, haciendo escala franca
de lo que cada uno tomase fuese suyo. Y con esta dieron de tal arte en los
cercadores, que en poco espacio los 8) hicieron dejar el cerco. Y los rompieron y
siguieron hasta sus poblaciones, que eran & la costa de la mar, hacia Coaques,
adonde hubieron gran suma de despojos ricos y muy ricas esmeraldas y tur-
quesas y gran fuerza de mollo muy rico, ques cierta masa hecha4) de conchas5)
de la mar, mäs estimado entrellos que oro ni plata.
Aqui recibiö mensajeros del cinche 6 curaca de la isla de la Puna, con quien
1) = enviö.
2) Hdschr.: y a cada.
3) Hdschr.: les.
4) Hdschr.: hechas\ Hesse sich zur Not beibehalten.
5) Hdschr.: conches.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 111
le embiö x) un gran presente y & rogalle, que fuese & recibir servicio & su isla
de la Puna. Guayna Capac lo hizo aal.
Desde donde se fuö & Guancabilica, adonde recogiö el dem&s ejörcito, que
habia dejado. Y alli supo como en el Cuzco habia gran pestilencia, de que eran
muertos sus gobernadores Apo Hilaquita, su tio, y Auqui Topa Inga, su her-
mano, y su hermana Mama Coca con otros muchos parientes suyos. T por dar
orden en las tierras que por alli habia conquistado, partiöse & Quito, para de
alli irse al Cuzco ä descansar.
Mas llegado que fuö a Quito, diöle una enfermedad de calenturas, aunque
otros dicen que de virguelas *) y sarampiön. De la cual como se sintiese mortal,
llamö & los orejones sus parientes, los cuales le preguntaron, & quiön nombraba
por su sucesor. Y 61 respondiö que & su hijo Ninan Cuyochi, si la suerte de la
calpa 8) daba buena muestra de que le sucederia bien, y si no, & su hijo Guascar.
Y para ello mandö que se hiciese la cerimonia4) de la calpa, la cual fuö &
hacer Cuxi Topa Yupangui, ä quien ya Guayna Capac habia nombrado por ma-
yordomo mayor del Sol. Y hecha la primera calpa, hallo, que no le sucederia bien
& Ninan Cuyoche. Y luego abriö otro cordero y sacöle los bofes, y mirando
ciertas venas, hallo que tanpoco6) le sucederia bien & Guascar. Y tornando con
este recaudo a Guayna Capac, para que nombrase otro, halldronle ya muerto.
Y como quedasen suspensos los orejones en el nombramiento, dijo Cuxi Topa
Yupangui: <;Curad vosotros del cuerpo, que yo voy ä Tumibamba & dar la borla
ä Ninan Cuyoche ! » Y cuando llegö & Tumibamba 6), hallö que era muerto Ninan
Cuyoche de la pestilencia de las virguelas7).
Visto esto, Cusi Topa Yupangui dijo & Araua Ocllo8): «jNo est^s triste,
coya, apröstate y vö al Cuzco d decir d tu hijo Guascar, como su padre le dej6
nombrado por inga despues de sus dias ! » Y diöle dos orejones principales para
compania, ä los cuales mandö, que dijesen & los ingas del Cuzco, que luego diesen
la borla & Guascar, y qu£l se quedaba aderezando para se partir luego tras
ellos con el cuerpo de Guayna Capac, para metelle en el Cuzco triumphando *)
por la orden quöl al punto de la muerte mandö senaldndolo en un b&culo.
Muriö Guayna Capac en Quito de edad de ochenta anos. Dejö mäs de cin-
cuenta hijos. Sucediö de veinte anos, fuö capac sesenta anos. Fuö valiente,
aunque cruel.
Dejö su linaje ö ayllo Uamado Tumibamba Ayllo. Son agora las cabezas
döl que son vivos Don Diego Viracocha Inga, Don Garcia Inguil Topa, Don
1) = enviö.
2) = viruelas.
3) Vergl. Seite 61.
4) = ceremonia.
5) = tampoco.
6) Hdschr. : Tamtbaniba.
7) = viruelas.
8) Hdschr.: araua hoctto.
9) = triunfando.
112 RICHARD PIETSCHMANN,
Gon9alo Sayre; y & esto ayllo se allegan los hijos de Paulo Topa, hijo de Guayna
Capac. Son Hanancuzcos.
Muriö Guayna Capac en el ano de mil y quinientos y veinte y cuatro *) de
la natividad de nuestro senor Jesucristo, siendo rey de Espana el invictisimo
emperador Carlos quinto de gloriosa memoria, padre de Vuestra Magestad, y
papa Paulo tercio.
El cuerpo de Guayna Capac hallö el licenciado 2) Polo en la ciudad del Cuzco
en una casa, donde lo tenian escondido. Guardäbanle dos criados suyos, el uno
llamado Gualpa Tito y el otro Suma Yupangui. Su idolo guaoqui se llamaba
Gruaraqui inga, que era un idolo grande de oro, el cual no se ha hallado hasta
agora.
[63] La vida de Guascar Inga, ultimo inga, y de Atagualpa.
Muerto Guayna Capac y sabida la nueva en el Cuzco alzaron por inga &
Tito Cusi Gualpa Indi Illapa, llamado Guascar, porque nasciö en un pueblo
Gnascarquiguar, cuatro leguas y media del Cuzco. Y los que quedaron en Turai-
bamba enbalsamaron 8) el cuerpo de Guayna Capac y Juntaron todos los despojos
y captivos, que Guayna Capac en las guerras habia habido, para entrar con
ellos triumphando 4) en el Cuzco.
Y al tiempo que se habian de partir, es de saber que Atagualpa, hijo
bastardo de Guayna Capac y de Tocto Coca, su prima del linaje de inga Yu-
pangui, al cual Guayna Capac habia llevado consigo & aquella guerra, para ver
como probaba, fuö la vez primera contra los Pastos y tornö huyendo, ö por esto
su padre le afrentö malamente de palabra; por lo cual no parecfa Atagualpa
entre gentes, y por esto hablö & los ingas orejones del Cuzco desta manera:
«jSenores! ya saböis como yo soy hijo de Guayna Capac y como mi padre me
trajo consigo, para ver como yo aprobaba en la guerra; y por la entrada, que
perdimos en los Pastos, mi padre me afrentö, de manera que yo no osare parecer
entre gentes, y m&s en el Cuzco entre mis deudos, los cuales pensaron que mi
padre me dejara con gran bien, y he quedado pobre y deshonrado. Por tanto
yo determino quedarme aqui y morir donde muriö mi padre, y no vivir entre
los que se holgardn de verme solo, pobre y desfavorescido. Por tanto no tenöis
que me esperar.» Y abrazölos & todos, despidiöndose dellos, los cuales se fueron
con gran lästima y lägrimas, queddndose Atagualpa en Tomebamba.
Y los orejones trajeron el cuerpo de Guayna Capac al Cuzco, el cual me-
tieron con gran triumpho 6), como öl lo dejö mandado, ö hiciöronse las obsequias
como & los demas. Lo cual hecho, Guascar hizo algunas mercedes de oro, y
1) y cuatro von anderer Hand eingeschaltet in eine ausgesparte Lücke des Textes.
2) Hdschr. : EUgengiado.
3) =a embalsamaron.
4) = triunfando.
5) = triunfo.
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 113
plata y mujeres, que habfan muchas represadas en la casa de las acttas del tiempo
de su padre. Y hizo los edificios de Guascar, donde 61 habia nascido, y en el
Cuzco hizo las casas de Amarocancha, donde es el monesterio1) del Nombre de
Jesus, y d Colcanpata donde vive don Carlos, indio, hijo de Paulo.
Y tras esto llamö d Cuxi Topa Yupangui y d los demds principales orejones
que habfan venido con el cuerpo de su padre, que eran del linaje de Inga Yu-
pangui y deudos de su madre de Atagualpa y les dijo, que porquö no habfan
traido consigo d Atagualpa, que sin duda ellos lo habfan dejado alld, para que
se alzase en Quito, y cuando 61 se hobiese *) alzado, ellos lo matasen d 61 en el
Cuzco. Los orejones halldndose nuevos en este negocio, respondieron, quellos no
sabfan nada de aquello mds de que se quedaba en Quito, segiin Atagualpa les
habfa dicho publicamente, por no verse afrentado y pobre entre sus deudos en
el Cuzco. Y no creyöndolos Guascar, les diö tormento, mas nunca confesaron
mds de lo dicho. Y visto por Guascar el mal que d aquellos orejones tan prin-
cipales habfa hecho y que jamds tendrfa en ellos buenos amigos ni se podrfa
fiar dellos, hfzolos matar, cosa, que causö gran ldstima en el Cuzco y gran abor-
recimiento contra Guascar en el bando de los Hanancuzcos, de cuyo linaje eran
los muertos. Y viendo esto, publicamente dijo Guascar quöl se desnaturaba y
se apartaba de la parentela y linaje de los Hanancuzcos, porque dellos era Ata-
gualpa, el cual era un traidor, pues no habfa venido al Cuzco die dar obediencia;
y luego publicö guerra contra Atagualpa 6 hizo gente para embiar3) contra 61.
En este medio Atagualpa embiö4) sus mensajeros d Guascar con presentes y ä
decille que 61 era su vasallo y que como tal le embiase5) d mandar en que le
serviese6) alld. Guascar hizo escarnio de los mensajeros y presente[s] de Atagualpa7),
y aun dicen que los matö, otros que8) les cortö las narices y las camisetas por
la cintura y asf los embiö9) afrentados.
Mientras esto pasaba en el Cuzco, se rebelaron los Guancabilicas. Y Ata-
gualpa juntö un grueso ejärcito y nombrö por capitanes d Chalco Chima y Quiz-
quiz, d Incura Gualpa y d Ruminagui y d Yupangui y d Urco Guaranga y d
Una Cbullo. Y marchö contra los Guancabilicas, venciölos y hizo en ellos gran
castigo. Y volviöse d Quito, desde donde embiö 10) d dar razön d su hermano
de lo que habfa hecho. Y d este tiempo tuvo Atagualpa aviso de lo que Guascar
habfa hecho con sus mensajeros, y como habfa muerto d los orejones, y que se
1) = monasterio.
2) = hubiese.
3) = enviar.
4) = cnviö.
5) = enviase.
6) = sirvicse.
7) Atagtuü- nachgetragen.
8) -tro8 que nachgetragen.
9) = enviö.
10) = enviö.
Alhdlffn. d. K. Geg. d. WIm. ni 0«ttingau Phil.-hirt. KL N. F. Band 6,4. 15
114 RICHARD PIETSCHMANN,
hacia gente contra 61, y que se habia apartado de los Hanancuzcos y publicddole
por traidor, & quellos1) llaman auca. Atagualpa viendo el mal propösito, que
tenia contra 61 su hermano, y que le cumplia defenderse, aconsejöse con sus
capitanes y de parecer de todos acordö, que no despidiese el campo, antes reco-
giesen mas gente, [y] lo engrosase, cuanto pudiese, porque el negocio habia de
venir en rompimiento de batalla.
En esto vino & Tomebamba un orejön Uamado Hango y otro llamado Atoc,
& hacer sacrificio al bulto de Guayna Capac por mandado de Guascar. Este
tomö las mujeres de Guayna Capac y las insignias de inga sin hablar [&] Atagualpa.
Por lo cual Atagualpa lo prendiö, y puesto & tormento, declarö lo que Guascar
ordenaba y como ya venia la gente de guerra contra Atagualpa; el cual mandö
matar & estos y hacer dellos atambores. T luego Atagualpa despachö corredores
por el camino del Cuzco & ver, si sabian del campo, que contra 61 embiaba*)
Guascar su hermano. Y caminando los descubridores descubrieron el campo de
Guascar y dieron la vuelta & dar aviso dello & Atagualpa.
El cual puso en orden su gente y saliö de Quito en demanda de sus ene-
migos. Encontrdronse ambos campos en Riobamba, adonde se dieron batalla,
la cual fu6 muy porfiada y sangrienta, mas venciö Atagualpa. Y fueron tantos
los muertos, que Atagualpa mandö por memoria hacer montones dellos y de sus
guesos8). Y hoy en dia se ven alli los campos llenos de guesos4) de los que
murieron en aquella batalla.
En este tiempo habia embiado6) Guascar ä conquistar d las naciones de
Pomacocha, que son gentes al levante de los Pacamoros, por sus capitanes Tambo
Usca Mayta y Tito Atauchi, su hermano de Guascar. Y como vino la nueva
del vencimiento de su gente, hizo otro ej6rcito mayor y nombrö por sus capitanes
Atoc y Guaychao y Hanco y Guanca Auqui. Y este Guanca Auqui como fuese
desdichado, perdiö mucha gente en los Pacamoros, y el inga Guascar su hermano
le embiö & afrentar, embiändole 6) dones de mujer, motejando que lo hacia como
tal. Desto corrido Guanca Auqui determinö hacer algo que pareciese de hombre,
y fu6 & Tomebamba, donde estaba alojado el campo de Atagualpa descansado.
Y como los hallö descuidados acometiölos y rompiölos, matando muchos dellos.
Estas nuevas llegaron & Atagualpa & Quito, y recibio mucha pena de que
su hermano Guanca Auqui le hobiese7) hecho aquella burla, habi6ndole 61 otras
veces podido hacerle tiro, y lo habia dejado 61 ir, disimulando con 61, porque
1) Hdschr. : aqucllos = d que ellos.
2) = enviaba.
3) = huesos. — Juan de Vald^s, DiöXogo de la lengua p. 70 sagt: Hai algunos que ponen
g adonde yo pongo h i dizen: guevo, guerto, gueso, ä mi ofändeme el sonido, i por eso tengo por
mejor la h. Vergl. auch ebencL p. 84.
4) = huesos.
5) = enviado.
6) = ewoiandole.
7) =s hubiese.
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 115
era su hermano. Y aderezöse y mandö & Quizquiz y Chalco Chima que mar-
chasen con el campo en busca de Guanca Auqui. Fueron y alcanzdronle en
Cusibamba, adonde pelearon, y Guanca Auqui fuö vencido con mucha perdida de
gente de ambas partes. Mas Guanca Auqui huy6, y los de Atagualpa le si-
guieron hasta Caxamarca, adonde Guanca Auqui hallö un buen golpe de gente
que le embiaba1) Guascar de socorro. A los cuales mandö Guanca Auqui, que
se fuesen & encontrar con Chalco Chima y Quizquiz, y öl quedöse en Caxamarca.
Caminaron pues los Chachapoyas, que eran diez mil embiados *) por Guanca Auqui
con otros muchos, y toparon & los de Atagualpa en Cochaguayla cerca de Caxa-
marca, adonde pelearon. Mas los Chachapoyas fueron vencidos por Chalco Chima
y Quizquiz y no escaparon mds de tres mil Chachapoyas, y Guanca Auqui se
fuö retirando hacia el Cuzco, siguiöndole los de Atagualpa.
Y en la provincia de Bombon hallö Guanca Auqui un buen ejörcito, que
Guascar le embiaba3) de todas naciones, con el cual Guanca Auqui esperö & sus
enemigos, que en su seguimiento venian. Y llegados que fueron, representdronse
batalla, la cual durö dos dfas, sin reconocerse de ninguna parte ventaja; mas
al tercero dia fuö vencido Guanca Auqui por Chalco Chima y Quizquiz.
Y deste desbarato escapö Guanca Auqui huyendo y vino & Xauxa, donde
hallö otro socorro de muchos indios, Soras y Chancas y Aymaraes y Yauyos,
que su hermano le embiaba 4). Y con estos saliö de Xauxa y en un sitio ö valle
llamado Yanamarca topö con sus enemigos, que le venian siguiendo. Y all! se
diö entre ambos campos batalla no menos renida que las pasadas. Y en fin,
como la fortuna era contraria & Guanca Auqui, fuö vencido por Chalco Chima,
venturosisimo capitän de Atagualpa.
Murieron aqui la mayor parte de la gente de Guanca Auqui, el cual huyö
y no parö hasta Paucaray, adonde hallö una buena companfa de ore Jones del
Cuzco, que habian venido con un capitdn llamado Mayta Yupangui, el cual de
parte de Guascar reprehendiö & Guanca Auqui, diciendo, que cömo era posible
perder tantas batallas y gente, como habia perdido, sin ser cautelosamente hecho
de su parte por concierto, que debia tener hecho con Chalco Chima. A lo cual
respondiö, que lo que decia no era verdad, y qu[e] öl5) no habia podido mds;
que fuese öl & se encontrar con Chalco Chima, y veria el poder que traia. Y
estuvo determinado de pasarse Atagualpa por aquello, si no se lo estorbaran
sus capitanes6). Mayta Yupangui pasö & encontrarse con Chalco Chima, con el
cual topö en la puente de Angoyaco, adonde tuvieron muchas escaramuzas, y al
fin fueron los orejones desbaratados.
1) = enviäba.
2) =s enviados.
8) = enviaba.
4) = enviaba.
5) Hdschr.: el, durchstrichen, vor qu el.
6) Dieser Satz steht hier so unvermittelt, dass anzunehmen ist, der Schreiber habe davor
etwas ausgelassen, und zwar eine Stelle, in welcher von der Brücke von Angoyaco die Rede war.
15*
116 RICHARD PIETSCHMANN,
[64] Guascar Inga sale en persona k pelear con Chalco Chima y Quizquiz,
capitanes de Atagualpa.
Como la fortuna de Guascar y de sus capitanes, especialmente la de Guanca
Auqui, era tan inferior k la de Atagualpa y de sus venturosos y diestros ca-
pitanes Chalco Chima y Quizquiz, que ni k los unos habia cosa que no favoreci-
ese, ni k los otros que no fuese contraria: es de saber, que desta rota que
Chalco Chima y Quizquiz hicieron en los orejones bravos y muy confiados en la
puente de Angoyaco, como es dicho, entr6 en Guanca Auqui1) y en los demäs
capitanes que con 61 venian tan espantable miedo, que sin parar se vino huyendo
hasta Bilcas, veinte y tantas leguas de Angoyaco hacia el Cuzco.
Y sobre el contento que los capitanes de Atagualpa tenian de la gloria de
tantas victorias, como habian ganando, les vino otra mayor con la nueva de que
Atagualpa les embio ') avisar, como 61 habia en persona venido hasta Caxamarca
y Guamachuco y como se habia hecho recebir y obedecer por inga de todas las
naciones, por donde habia pasado, y habia tomado la borla de inga y el capac
hongo, y qu61 se llamaba ya inga general de toda la tierra, y que no habia otro
inga sino £1, y que les mandaba, pasasen adelante, conquistando hasta verse con
Guascar, y que k 61 mesmo diesen batalla y le conquistasen como los demäs y
le prendiesen, si pudiese[n]. Tomö tanta hinchazön Atagualpa por sus victorias
y püsose en tanta magestad, que no se dejaba hablar de los negociantes, ni na-
die alzaba los ojos a mirarle. Y para los, que algiin negocio tenian con 61,
habia hecho un su teniente, que llamaban inga apo, que quiere decir el «senor
del inga>, el cual estaba apartado del inga asentado. Con el cual negociaban
los que algo tenian que negociar, y entraban con una carga k cuestas y mirando
al suelo y hablaban sus negocios con aquel apo. El cual se levantaba y iba k
dar cuenta dello al inga Atagualpa, y 61 despachaba lo que se habia de hacer.
Y el apo respondia al mensajero 6 negociante y por esta orden despachaba.
Era cruelisimo Atagualpa; k diestro y k siniestro mataba, destruia, quemaba y
asolaba cuanto se le ponia delante; y asi desde Quito k Guamachuco hizo las
mayores crueldades, robos, insultos, tiranias, que jamas hasta all! se habian hecho
en esta tierra.
Llegado pues Atagualpa k Guamachuco, dos principales senores de su casa
[vinieron k] *) hacer sacrificio k el idolo 6 guaca de Guamachuco y que le pregun-
tasen por el suceso que tendrian sus cosas. Fueron los orejones, hicieron el
sacrificio, consultando el oräculo. Fu61es respondido por 61, que Atagualpa tendrfa
mal fin, porque era tan cruel y tirano derramador de tanta sangre humana«
Esta respuesta del diablo dieron los orejones al inga Atagualpa, y por esto se
indignö Atagualpa contra el oräculo y apercibiö su gente de guerra y fu6 adonde
1) Ghtanca av- auf gelöschter Schrift. Unten am Rande: Va sobre raido guanca auqui.
Dahinter Notariatszeichen.
2) = enviö.
8) Keine Lücke im Text
PEDRO SARMIENTO's GESCHICHTE DES INKAREICHES. 117
estaba la gaaca. Y cercado el sitio, donde ella estaba, tomö una alabarda de
oro en la mano, levando consigo los dos de su casa, que habian ido & hacer el
sacrificio. Llegö adonde el idolo estaba, de donde saliö un viejo de mäs de cien
anos, vestido de an vestido hasta en pie muy velludo y Ueno de conchas de la
mar, que era el sacerdote del ordculo, que habia dado la respuesta dicha. Y
sabido por Atagualpa, que era aquel, alzö la alabarda y diöle un golpe, de que
le cortö la cabeza. Y entrö en la casa del idolo, al cual tambiön derribö la
cabeza & golpes, aunque era de piedra. Y luego hizo quemar al viejo, idolo y
casa suya, hizolo todo polvos y mandölos volar por el aire. Y allanö el cerro,
aunque era muy grande, donde estaba aquel oräculo y idolo 6 guaca del diablo.
Todo lo cual sabido por Chalco Chima y Quizquiz, bicieron grandes regocijos
y fiestas y empezaron & marchar la vuelta del Cuzco. De todo lo cual fuö
nuevas & Guascar Inga, questaba en el Cuzco, angustiado por la mucba gente
que habia perdido. Viö claro que solo le quedaba de remedio salir en persona
& probar la fortuna, que tan adversa le era. Y para esto püsose en ayunos —
que tambiön estos gentiles tenian cierta manera de ayunos — hizo muchos
sacrificios ä los idolos y oraculos del Cuzco, pidiöndoles respuesta. Todos le
respondieron que le sucederia adversamente. Y oida esta respugsta, consultö &
sus adevinos y hechizeros, & quien ellos llamaban omo, los cuales, por le agradar,
le dieron esperanza de venturoso fin. Y asi juntö un poderoso ejörcito y luego
despachö corredores que le fuesen & descobrir los enemigos, los cuales fueron
allegados k un sitio catorce leguas del Cuzco llamado Curaguasi. Hallaron alli
a Chalco Chima y Quizquiz y supieron que dejaban el Camino derecho del Cuzco
y tomaban öl de Cotabamba. ques camino derecho del dicho Camino, viniendo de
Caxamarca ö Lima al Cuzco, por desechar el mal Camino y paso peligroso de
una laja, que hay por la puente de Aporima.
Guascar partiö su campo en tres partes. De los indios de Condesuyo,
Charcas, Collasuyo, Chuys y Chile hizo un tercio y diöle por capitdn & Vampa ')
Yupangui y mandö que fuesen por cima de Cotabamba hacia otra provincia ve-
cina 2) de los Omasayos, para que echasen los enemigos hacia el rio de Cotabamba
y por la puente de Aporima. Mandö, que fuesen Guanca Auqui y Agua Panti
y Paca Mayta, capitanes suyos, con la gente que les habia quedado de las ba-
tallas pasadas, para que cogiesen & los enemigos por un lado y que saliesen &
Cotabamba. Y el mesmo Guascar fuö con otrö golpe de gente. Y todos los de
Guascar y los de Atagualpa vinieron & salir ä Cotabamba.
Y como Vampa Yupangui supiese8), que los de Atagualpa venian por un
vallecillo ü quebrada, que sale 4 Guanacopampa, saliöles al encuentro y peleö
con un buen escuadrön de los de Chalco Chima. Fuö este recuentro muy reftido,
en que muriö mucha gente de Atagualpa y un su capitdn llamado Tomay Rima ; de
1) Hdschr. : Aratnpa.
2) Hdschr.: vtcino.
3) Hdschr.: supiesen.
118 RICHARD PIETSCHMAKK,
lo cual hobo1) Guascar gran contento y riyöndose dijo & los orejones Cuzcos:
<Los Collas han habido esta victoria; mirad la obligaciön que tenemos nosotros
de imitar & nuestros antepasados ! > Luego los capitanes generales de su ejörcito,
que eran Tito Ataucbe y Topa Atao, sus hermanos, y Nano y Urco Guarga
con los demds ordenaron el ejörcito para pelear con toda la fuerza de los de
Atagualpa. Y careados los campos, se acometieron con destreza y orden. Durö
la batalla desde la manana hasta casi puesta de sol, en que muriö mucha gente
de ambas partes, aunque la gente de Guascar no recibiö tanto dano como la de
Chalco Cbima y Quizquiz. Los cuales viendo el peligro, en que estaban, se re-
tiraron mucbos dellos & un gran pajonal*) que alli cerca era en Guanacopampa.
Guascar, que lo considerö, bizo poner fuego al pajonal, y en öl se quem6 gran
parte de gente de Atagualpa.
Mas Chalco Chima y Quizquiz se retiraron i la otra parte del rio de Cota-
bamba. E Guascar contentändose con lo hecho, no siguiö el alcance, gozando
de la victoria, que la fortuna le ofresciö en los manos. Y por esto hizo alto.
Chalco Chima y Quizquiz, que hombres eran experimentados en tales transces 5),
como vieron que no eran seguidos, quisieron alentar la gente para otro dia
volver sobre lo» que pensaban que eran vencedores. Y embiö4) espias al campo
de Guascar y supo dellos como Guascar hacia cierta divisiön de su gente para
coger k Chalco Chima y Quizquiz, sin que se les pudiesen escapar.
[65] Batalla entre los de Atagualpa y Guascar y prisiön de Guascar.
Venida la manana del dia siguiente, determinado Guascar acabar de una vez
& los6) de su hermano, mandö & Topa Atao, fuese con un escuadrön de gente
por la quebrada, descubriendo los enemigos, y le avisase de lo que descubriese.
Fuö con esta orden Topa Atao y entrö por la quebrada con mucho silencio mi-
rando & todas partes. Mas las espias de Chalco Chima lo vieron todo, sin ser
vistas, y dieron dello aviso & Chalco Chima y Quizquiz. Lo cual sabido, Chalco
Chima dividiö su gente en dos partes y ptisola & los lados del Camino, por do
entendia que aquella gente habia de pasar. Y llegando Topa Atao, dieron en
61 & una, de manera que no se esoaparon de presos 6 muertos casi nadie. Y &
Topa Atao prendieron muy herido, del cual lue avisado Chalco Chima como
Guascar venia tras öl, y que breve seria alli con solo un escuadrön de cinco mil
hombres, y que la demds gente dejaba en Guanacopampa.
Esto embiö6) Chalco Chima avisar & Quizquiz, questaba apartado de alli,
para que se viniese & juntar con öl, porque habia desbaratado & Topa Atao y
1) = hubo.
2) Pajonal bezeichnet einen Ort, an dem statt des Waldes Ponagras wächst.
8) = trances.
4) = enviö. — Nämlich Chalco Chima; vergl. Kap. 65.
5) Hdschr. : a alos,
6) = enviö.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 119
esperaba & Guascar, que venia desacompanado, y 61 queria salirle al encuentro,
para que ambos le tomasen en medio. Y asf se hizo, 6 dividieron su gente &
los lados del camino como la primera vez. Guascar, que iba confiado en que su
hermano Topa Atao iba delante, caminaba & priesa y sin cuidado ni recelo.
Desto fu£ avisado Chalco Chima por sus espias de como venia Guascar muy
descuidado en sus andas. T & poco rato que pasö de la quebrada, Guascar y
su gente dieron en los cuerpos muertos de los de Topa Atao, y siendo conosci-
dos por Guascar, quiso dar la vuelta, entendiendo que eran muertos todos y que
debia haber alguna celada. Mas ya no podia, porque estaba en medio de sus
enemigos. Y luego salieron los de Chalco Chima y dieron sobre Guascar. Y
como quisiese huir adelante de los que le habian acometido por las espaldas,
diö en las manos de Quizquiz, que le estaba esperando alli m&s abajo !) ; y
dieron los de Chalco Chima por una parte y los de Quizquiz por otra en Guascar
y su gente, de manera que a nadie perdonaban, matando & todos con grandisima
ferocidad. Y Chalco Chima, que andaba mirando por Guascar, vidole*) en sus
andas y arremetiö & 61 y echöle mano y diö con 61 de las andas abajo. Y asi
quedö el desaventurado Guascar Inga, doceno y ultimo tirano de los ingas capas
del Piru, habiltadamente preso, en poder de otro mayor y m&s cruel tirano qu61,
y su gente muerta, deshecha, desbaratada.
Y puesto Guascar & buen recaudo con guarda bastante, saliö Chalco Chima
en las andas de Guascar y apartö cinco mil hombres y adelantäse encaminando
hacia la [dejmds gente, que quedaba en el llano de Guanacopampa. Y mandö,
que los demas todos le siguiesen con Quizquiz, y que, cuando 61 dejase cacer el
tirasol8), arremetiesen. Hizo este ardid, porque los de Guascar pensasen quöl
era Guascar y que venia victorioso y esperasen. Y asi marchö, y llegado, adonde
los de Guascar estaban esperando & su senor; los cuales como lo vieron, criye-
ron4) que fuese Guascar y que venia victorioso y traia los enemigos presos.
Mas Chalco Chima, cuando se viö cerca, soltö un prisionero de los de Guascar
muy mal herido, que se fuese. Ei cual dijo & los de Guascar lo que pasaba y
como aquel era Chalco Chima, que los venia & matar & todos con aquel ardid.
Lo cual sabido, y como luego mandö Chalco Chima que todos los suyos arreme-
tiesefn], porque dejö caer el tirasol, que era la sefia, los de Guascar desampara-
ron5) y se pusieron en huida, que era lo que Chalco Chima pretendia. Y los
de Atagualpa arremetieron hiriendo y matando con grandisima furia y crueldad
y siguieron el alcance, haciendo inaudito estrago, hasta la puente de Cotabamba.
Y como la puente era pequena y no podian pasar todos, de miedo de los ene-
migos, que herian fieramente en ellos, se arrojaron muchos al rio y se ahogaron.
1) Hdschr.: esperando aUego mos Abaxo.
2) = viole.
3) Eine Benennung für Sonnenschirm, welche die Wörterbücher des 17. Jahrh. noch neben
dem jetzt gebräuchlichen quitosol anführen und die auch z. B. Betanzos braucht
4) = creyeron.
5) Hdschr.: Des manpararon.
120 RICHARD PIET8CHMANN,
Y los de Atahualpa pasaron el rio, siguiendo el alcance y gozando de la victoria,
y prendieron en este alcance d Tito Atauche, hermano de Guascar. T llegados
Chalco Cbima y Quizquiz casi media legua del Cuzco d unas casas, que Uaman
Quiuipay, metieron alli d Guascar preso y le pusieron suficiente guarda, y alli
asentaron su real y hicieron alto.
Y los soldados de Chalco Chima pasaron d dar vista al Cuzco d lo alto de
Yauira sobre la ciudad, desde donde oyeron los alaridos y lloros, que en la ciu-
dad habia, y dello volvieron d dar aviso d Chalco Chima y d Quizquiz, los
cuales embiaron1) al Cuzco d decir d los vecinos que lloraban, que no tuviesen
temor, que bien sabian, que aquella guerra habia sido entre hermanos por aus
particulares pasiones; y que si algunos dellos habian ayudado d Guascar, que
no tenian culpa, que como d su inga tenian obligaciön de le servir, y no tenian
culpa ; y que, si alguna tenian, 61 se la remitia y perdonaba en nombre del gran
sefior Atagualpa ; y que luego les mandaban, que todos viniesen hacer reverencia
d la estatua de Atagualpa, Uamada Ticci Capac, que significa «sefior del mundo>.
Y luego los del Cuzco entraron en cabildo y acordaron que viniesen a cumplir
el mandamiento de Chalco Chima y Quizquiz. Y vinieron por sus ayllos, los
cuales llegados d Quiuipay se sentaron por su orden. Y luego la gente de los
capitanes de Atagualpa, que apercebidos con sus armas estaban, cercaron d todos
los que del Cuzco habian venido, y prendieron d Guanca Auqui y [d] A[g]ua Panti
y d Paucar Usno, que los traian sobre ojo por la batalla, que habian dado en
Tomebamba d los de Atagualpa. Y prendieron d Apo Chalco Yupangui y d
Rupaca y sacerdotes del Sol, porque estos habian dado la borla d Guascar Inga.
Y presos, se levantö en pie Quizquiz y les dijo : «Yä vosotros sab£is las batallas,
que me hab&s dado por el Camino, y el trabajo, en que nos hab£is puesto, y
asi mesmo alzastes *) por inga d Guascar sin ser heredero. Tratastes 8) mal del
inga Atagualpa, d quien el Sol guarde, y que meresciades 4) por esto grandes
muertes. Mas usando con vosotros de humanidad, os perdono en nombre de mi
sefior Atagualpa, d quien el Sol prospere.»
Mas porque no quedasen del todo sin castigo, le[s] mandö dar algunos golpes
con una gran piedra en las espaldas y matö algunos de los mds culpados. Y
luego mandö que se hincasen todos de rodillas el rostro vuelto hacia Caxamarca
6 Guamachuco, adonde estaba Atagualpa, y peldndose las cejas y pestanas las
soplasen y se las ofresciesen, y adorasen Atagualpa. Lo cual todos los orejones
vecinos del pueblo de temor hicieron y d una voz alta dijeron: «[Viva! jviva
muchos afios Atagualpa nuestro inga, cuya vida acresciente su padre el Soll»
Y d la sazön estaba alli su madre de Guascar llamada Araua5) Ocllo y su
mujer Chucuy Huypa, d las cuales deshonrö y tratö mal de palabra Quizquiz.
1) = enviaron.
2) = alzasteis.
3) = tratasteis.
4) = mereciaü.
5) Hdschr.: araba.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES LNKAEEICHES. 121
Y la madre de Guascar d voces altas dijo d su hijo que preso estaba: «jMala-
venturado de ti ! ; tus crueldades y maldades te han trafdo d este estado ! <j y no
te decia que do fueses tan cruel y que no matases ni deshonrases los mensajeros
de tu hermano Atagualpa ? » Y dichas estas palabras, dicen, que arremetiö & 61
y le diö una punada en el rostro.
Y luego que esto fuä hecho, despacharon 1) Chalco Chima y Quizquiz men-
sajeros d2) Atagualpa, haci£ndole8) saber todo lo que habia sucedido, y como
tenlan preso d Guascar y d otros muchos, que embiase4) d mandar lo que habian
de hacer.
[65] Lo que pasaron Chalco Chima y Quizquiz con Guascar Inga y con otros
de su parcialidad de palabra.
Despues que Chalco Chima y Quizquiz despacharon los mensajeros d Ata-
gualpa, mandaron sacar los presos all! de! ante, y en presencia de todos y de la
madre y mujer de Guascar, dijo endereszando 5) la pldtica d la madre de Guas-
car, que ella era manceba y no mujer de Guayna Capac, y que, siendo su manceba
habfa parido d Guascar y que era una vil mujer y no era coya. Y alzando los
de Atagualpa una grita d manera de burla dijeron d los orejones mostrdndoles
con los dedos Guascar: «Veis all! d vuestro senor, el cual dijo que en la batalla
se converterfa en fuego y en agua contra sus enemigos.» Y estaba entonces
Guascar atado de pies y manos en un lecho de sogas de paja. Los orejones
avergonzados abajaron6) las cabezas. Y luego preguntö Quizquiz d Guascar:
tjjQuiän destos te hizo senor, habiendo otros mejores que tu y mds valientes,
que lo pudieran ser ?» Y Araua Ocllo hablando con su hijo le dijo : « j Todo esto
meresces tti, hijo, que se te dija, y todo viene de la mano del hacer por las
crueldades que has usado con los tuyos!» Ä lo cual dijo Guascar: <| Madre,
ya eso no tiene remedio! jd&janos d nosotros I» Y enderezö la pldtica al sacer-
dote Chalco Yupangui y le dijo: «[Habla tu y responde d Quizquiz d lo que
me pregunta!» El sacerdote dijo d Quizquiz: «Yo le alc£ por inga y senor por
mandado de su padre Guayna Capac y por ser hijo de coya (que es como decir
entre nosotros: infanta).» Chalco Chima se indignö [y] con una voz alta llamö
al sacerdote enganador y mentiroso. Guascar respondiö d Quizquiz : « j Dejaos 7)
de esas razones ! esta quistiön *) es entre mf y mi hermano y no entre los bandos
de Hanancuzco y Hurincuzco9); nosotros la averiguaremos, y vosotros no tentis
que entremeteros entre nosotros en este punto.»
1) Hctachr.: desparegieron.
2) Hdschr.: de.
3) Hdschr : haziendöles.
4) = enviase.
5) = enderesando. Hdschr.: enderesQando.
6) Hdschr.: dbararon.
7) = Dqados.
8) = quesiiön.
9) Hdschr.: Hurircuzco.
Abfcdlgn. d. K. G«. d. Win. ni Oöttiagen. Phil.-hirt. KL N F. Band 6,4. 16
122 RICHARD PIETSCHMANN,
De lo cual enojado Chalco Chima mandö volver d la prisiön & Guascar y
dijo & los ingas, por los asegurar, que ya se podian ir al pueblo, pues eran per-
donados. Y los orejones se volvieron al Cuzco diciendo grandes [voces], invo-
cando al Ticci Viracocha con [estas pajlabras1): «<jO Hacedor, que diste ser y
favor & los ingas, adonde estas agora? ^cömo permites que tal persecuciön venga
sobrellos? £para que los ensalzaste, si habian de tener tal fin?» Y diciendo
estas palabras sacudian sus cobijas en senal de maldiciön y deseaban que viniese
sobre todos.
[66] Las crueldades que mandö hacer Atagualpa en los vencidos y presos
de Guascar.
Como Atagualpa supo lo que habia pasado por los mensajeros de Chalco
Chima y Quizquiz, mandö ä un su pariente llamado Cuxi Yupangui, que fuese
al Cuzco y no dejase pariente ni valedor de Guascar que no matase. Llegö este
Cuxi Yupangui al Cuzco, y luego Chalco Chima y Quizquiz le entregaron los
presos. Y hecha pesquisa de todo lo que le mandö Atagualpa, Cuxi Yupangui
hizo hincar muchos palos de una parte y de otra del Camino, que no tomaban m&s
de un cuarto de legua en el Camino de Xaquixaguana. Y luego sacaron de la
prisiön todas las mujeres de *) Guascar paridas y prefiadas. Y las mandö ahorcar
de aquellos palos con sus hijos, y & las prefiadas les hizo sacar los hijos de los
vientres y colgärselos de los brazos. Y luego sacaron & los hijos de Guayna
Capac, que alH se hallaron, y asi mesmo los colgaron de los mesmos palos.
Y entre estos hijos de Guayna Capac estaba preso un hijo de Guayna Capao
llamado Paulo Topa, el cual, quiriöndole matar, alegö9) diciendo, que no habia
razön para que ä öl le matasen, porque antes öl estaba preso por Guascar, por
ser amigo y parcial de Atagualpa su hermano, y que de la cdrcel de Guascar4)
lo habia sacado Chalco Chima. El cual dijo [a] Cuxi Yupangui, que decia ver-
dad, que lo habia sacado de la prisiön de Guascar; y por esto le soltaron y
escapö la vida. Mas el porque Guascar lo tenia preso, era porque se habia
hallado con una su mujer, y no le consentia dar de comer sino poca cosa, de«
terminado que muriese en la prisiön, ddndole por tasa la comida. Y & la mujer
con quien lo tomö, la hizo enterrar viva. Y como sucedieron las guerras, escapö
siguiendo lo que [se] ha dicho 5).
Y tras esto fueron presos los senores y senoras del Cuzco que se hallaron
ser amigos de Guascar, y tambiön los ahorcaron en aquellos palos. Y luego
fueron discurriendo por todas las casas de los ingas muertos pesquisando los que
habian sido del bando de Guascar y enemigos de Atagualpa. Y hallaron, que
1) Die in Klammern eingeschlossenen Worte sind bis auf schwache Spuren verlöscht.
2) Hdschr.: que.
8) Hdschr.: allego, bis auf wenige Spuren verlöscht.
4) Hdschr.: GruasccU.
6) Hdschr.: que a dicho.
S
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 123
la casa de Topa Inga Yupangui habfa tenido con Guascar. Y Cuxi Yapangai
cometiö el castigo desta casa *) & Chalco Chiraa y Quizquiz, los cuales prendieron
luego al mayordomo de la casa y bulto de Topa Inga y & los de la casa, y
ahorcölos ä todos, y al cuerpo de Topa Inga hizolo quemar fuera del pueblo y
& hacerle polvos. Y aun quemarle, matö muchas mamaconas y criados, que casi
no dejö desta casa sino alguiios, de quien no se hacfa caso. Y tras esto man-
daron matar & todos los Chachapoyas y Canares y & su curaca llamado ülco
Colla, el cual decfan que habia revuelto & los dos hermanos.
Ya las destas muertas y crueldades fueron hecbas en presencia de Guascar,
para mäs tormentalle. Mataron ocbenta y tantos hijos [y] hijas de Guascar, y
lo que mds sinti6 fuö ver matar delante sus ojos & una su hermana y manceba
llamada Coya Miro, la cual tenia un hijo de Guascar en los brazos y otro &
cuestas, y & otra hermana suya muy hermosa llamado Chimbo Cisa. Y rom-
ptändose las entranas de ver tales lästimas y crueldades y que no las podfa re-
mediar, con un sospiro altisimo dijo «jHoy Pachayachachi Viracocha, tu que
por tan poco tiempo me favoreciste 2) y me honraste y diste ser, haz, que quien
asi me trata se vea desta manera, y que en su presencia vea lo que yo en la
mia he visto y veo!»
Escapdronse desta calamidad y crueldad algunas mancebas de Guascar, por-
que ni estaban prenidas ni paridas del Guascar y porque eran hermosas. Y de-
cfan que las guardaban para llevdrselas Atagualpa. Y entre las que se escaparon
fueron Dona Elvira Chonay, hija de Canar Capac, y Dona Beatriz Caruamaruay,
hija del curaca Chinchacochay, y Dona Juana Tocto y Dona Catalina Usica, raujer
que fu6 [de] Don Paulo Topa y madre de Don Carlos, que viven hoy dfa. Y
desta manera quedö totalmente destruida su lfnea y linaje del desventurado
tirano Guascar, ultimo de los ingas.
[67] Vino la nueva de los Espanoles [&] Atagualpa.
Estaba Atagualpa en Guamachuco haciendo grandes fiestas por sus victorias
y queria se ir al Cuzco y tomar la borla en la Casa del Sol, donde todos los
ingas pasados la solfan tomar. Y estando para se partir, vinieron & 6\ dos in-
dios Tallanes, embiados8) por los curacas de Payta y Tumbez, & avisar Ata-
gualpa como allf habfan allegado por la mar, & quellos 4) Uaman cocha, una gente
de diferente traje quel suyo, con barbas; y que traian unos animales como car-
neros grandes; y que el mayor dellos crefan que era el Viracocha, que quiere
decir su dios dellos; y que trafa consigo muchos viracochas, como quien dice
muchos diosos. Decfan esto por el gobemador Don Francisco Pifarro, que habfa
Uegado alli con ciento y ochenta hombres, y traian caballos, & quellos llamaban
1) Hdschr. : decaßa.
2) me faboreciste in eine ausgesparte Lücke des Textes eingeschaltet.
3) = enviculos.
4) = d que eUos.
16
124 BICHABD PIETSCHMANN,
carneros. Y porque lo que en particiliar aconteciö se deja para la historia de
los Espanoles, que serd la tercera parte, que ird tras esta, solo se dird en suma
lo que con los Espanoles pasö Atagualpa.
Asf que sabido esto por Atagualpa, holgöse mucho y creyö ser el Viracocha,
que venia, como les habia prometido, cuando se fuö, segiin al principio desta
historia contamos. T diö gracias al Viracocha, porque venia en su tiempo, y
tornö d embiar1) los mensajeros tallanes, dando gracias d sus curacas por el
aviso y manddndoles, le avisasen de lo que sobre aquel caso sucediese. Y de-
terminö de no ir al Cuzco, hasta ver que cosa era aquella y lo que los Vira-
cochas determinaban hacer. Y embiö s) d mandar d Chalco Chima 8) y Quizquiz
que preso y muy buen d recaudo le Uevasen d Guascar d Caxamarca, adonde se
iba 61 d esperarlos, porque le habia venido nueva, que habian llegado por la
mar unos viracochas y queria estar alli para ver que cosa era aquella.
Y como no segundö la nueva luego, d causa que los Espanoles Viracochas
poblaron en Tangarara, descuidöse Atagualpa y creyö que se habian vuelto,
porque ya otra vez, cuando andaba con su padre en las guerras de Quito habia
ido nueva d Guayna Capac de que el Viracocha habia llegado d la costa de
Tumbez y que se habia vuelto. Y esto fuö cuando vino Don Francisco Pi9arro
al primer descubrimiento y se volviö d Espana por la gobernaciön, como en su
lugar se dird; y asi creyö que seria entonces.
[68] Llegan4) los Espanoles d Caxamarca y prenden d Atagualpa, el cual
hace matar d Guascar y öl tambiön muere.
Porque lo particular que d este capitulo toca, pertenece d la tercera parte
de la historia de los Espaüoles, aqui solo se dird en suma lo que sucediö d Ata-
gualpa con ellos. Asi que, aunque Atagualpa se descuidö de los viracochas,
ellos no perdian punto, y como tuvieron nueva del inga Atagualpa, donde estaba,
partieron de Tangarara y llegaron d Caxamarca. Y Atagualpa cuando supo que
estaban cerca los viracochas, saliö de Caxamarca y fuöse d unos banos que
estaban media legua de alli, para desdellas tomar el acuerdo que mejor le estu-
viese. Y como Atagualpa entendiö que no eran dioses, como antes le habian
hecho entender, aderezö su gente de guerra contra los Espanoles. Mas al fin
fuö preso por Don Francisco Pi9arro, habiöndole hecho primero cierto requiri-
miento fray Vicente Valverde5), primero obispo del Pirü, en la plaza de Caxa-
marca.
Y como Don Francisco Pi<jarro supo de las diferencias, que habia entre
Atagualpa y Guascar y que Guascar era preso por los capitanes de Atagualpa,
1) = enviar.
2) = enviö.
3) Hdschr.: Chüma.
4) Hdschr.: Legem.
5) Hdschr. : bigente baluerde.
\
PEDRO SAKMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 125
ahincö mucho al Atagualpa, para que con brevedad hiciese *) traer d sn hermano
Guascar, el cual por mandado de Atagualpa ya traian por el Camino la vuelta
de Caxamarca; porque luego, que como se dijo antes8), Atagualpa embiö8) d
mandar que lo trajesen. Chalco Chima lo puso en efeto, y partieron con Guascar
y los demds presos, sus capitanes y deudos, que habian escapado de la carne-
ceria, que hizo Cuxi Yupangui. Asi que de lo que Don Francisco Pi9arro dijo,
Atagualpa se recelö, y le preguntö Atagualpa, que para qu6 lo querfa ver. Don
Francisco Piparro le dijo, que era informado como Guascar era mayor y mds
principal senor de aquella tierra y que por esto queria verle, que luego le hiciese
venir 6 traer. Y Atagualpa receloso que, si Guascar llegaba vivo y el gober-
nador Don Francisco Piparro se informaba de lo que habfa pasado, que d Guas-
car haria senor y d 61 quitaria del estado que tenia, y como era sagaz, acordö
por esto de atajarlo, si le valiera despues, con embiar4) un mensajero volando,
que dijese al capitdn que traia d Guascar preso, que, dondequiera que lo topase,
matase d Guascar y d todos los presos. Fuä el mensajero y topö d Guascar
preso en Antamarca cerca de Yanamayo j diö su recaudo que traia de Ata-
gualpa al capitdn de la guarda6) que traia preso d Guascar.
Y al punto que oyö el mandato de Atagualpa lo executö, y asi matö d
Guascar y lo hizo cuartos y lo echö en el rio Yanamayo, y asi mesmo matö d
todos los demds hermanos, deudos y capitanes, que con öl iban presos, en el
ano de 1533 arios6), habiendo vivido Guascar cuarenta anos. Sucediö d su pa-
dre de treinta y un anos, fuö capafc] nueve anos, los seis en paz, los tres en
guerra. Fuö su mujer Chucuy Huypa, de la cual no hubo hijo varön. No dejö
linaje ni ayllo, aunque de los que agora viven uno solo llamado Don Alonso
Tito Atauchi, su sobrino de Guascar, hijo de Tito Atauchi, al cual mataron con
Guascar, sustenta solo el nombre del ayllo de Guascar, llamado Guascar Ayllo.
— En este rio Yanamayo habia puesto sus mojones Atagualpa al principio que
se alzö, diciendo, que desde Yanamayo d Chile fuese de su hermano Guascar, y
desde Yanamayo abajo suyo. — Asi que con la muerte de Guascar se acabaron
todos los ingas deste reino del Pirii totalmente y toda su linea y decendencia
por la linea, quellos tenian por legitima, sin quedar hombre ni mujer que pudiese
tener derecho ni aucciön d esta. tierra, aunquellos hobieran7) sido naturales y
legitimos 8) seüores della, ni aun conforme d sus costumbres y leyes tirdnicas.
Por esta muerte y por otras causas urgentes y bastantisimas matö despues
desto el gobernador Don Francisco Pi<jarro d Atagualpa, tirano contra los na-
1) Hdschr. : Para que hisiese con breuedad hisiese,
2) Seite 124.
2)
3) = enviö.
4) = enviar.
5) Hdschr.: guarga.
6) Hdschr. : mill y quinientos y treynta y tres aftos.
7) = htibieran.
8) Hdschr.: ligtämos.
126 RICHARD PIETSCHMANN,
turales deste reino y contra Guascar su hermano, habiendo vivido treinta y seis
anos. No fu6 inga senor del Pirü, sino tirano. Fu6 prudente y sagaz y valiente,
como en la tercera parte se dird, por ser cosas que tocan d los hechos de los
Espanoles. Baste acabar esta segunda parte «.cabandose la historia de los hechos
de los doce ingas tiranos, que fueron en este reino del Pini desde Mango Capac
primero hasta Guascar inga doceno y ultimo tirano1).
[69] Notable como estos ingas fueron foedifragos *) y tiranos contra sf,
demds serlo contra los naturales de la tierra.
Es cosa digna de ser notada8) para el intento que se pretende que demds
de ser cosa cierta y evidente la general tiranfa destos tiranos y crueles ingas
del Pirü contra los naturales de la tierra, como de la historia fdcilmente coli-
gird4), quien con atenciön la leyere y considerase el orden y modo de su pro-
ceder en el hecho de sus ingazgos violentos sin voluntad ni elecciön de los na-
turales, los cuales siempre tuvieron las armas en las manos para cada vez, que
se les ofrescia ocasiön de alzarse contra los tiranos ingas, que los tenfan opresos,
procurando su libertad, y asf cada uno de los ingas no solo proseguia por la
tiranfa de su padre, mas 61 tambiön de nuevo empezaba la mesma tiranfa por
fuerza y muertes, robas y rapinas, por donde ninguno dellos pudo pretender
buena fe para dar principio d tiempo de prescripciön, ni jamds poseyeron ninguno
dellos la tierra en pacffica posesiön, antes siempre hubo quien los contradijese
y tomase las armes contra ellos y su tiranfa: mas aun — lo ques sobre todo
de notar, para acabar de entender las p£simas inclinaciones destos tiranos y su
horrenda avaricia y tiranfa — no se contentaron con ser malos tiranos para los
dichos naturales, pero contra sus propios hijos, hermanos, parientes y sangre
propia, y contra sus propias leyes y estatutos se precieron de ser y fueron p6-
simos y pertinacfsimos 5) foedffragos tiranos con un g£nero de inhumanidad in-
audita. Porque, como por sus costumbres y leyes tirdnicas fuese constitufdo
entrellos quel6) mayor hijo legftimo sucediese al ingazgo, casi siempre lo que-
brantaron, como parece por los ingas que aquf referire7):
Ante todas cosas, Mango Capac, primero tirano, veniendo8) de Tambotoco,
fuä inhumano contra su hermano Ayar Cache, embidndole9) d Tambotoco caute-
1) Hiermit schliesst die Reihe der Seiten der Handschrift, deren Inhalt Alvaro Ruiz de Na-
vamuel durch Unterstreichen der untersten Zeile und Unterzeichnen mit seinem Notariats-Hand-
zeichen beglaubigt hat.
2) = lateinisch foedifragos.
8) Korrigiert aus notaba.
4) = colegird.
5) Hdschr.: periinesQisimos.
6) Hdschr. : yd.
7) Korrigiert aus rifiriri.
8) = viniendo.
9) = envidndole.
"N
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 127
losamente, adonde mandö d Tambo Chacay, que lo matase, por imbidia *) de verle
mds valien te quäl, que le parecfa que por esta razön serfa demds estimado.
Y despues que llegö al valle de Cuzco, no solo tiranizö d los naturales de aquel
asiento, mas tambiön d Copali Mayta y Colum Chima, que aunque ya eran rece-
bidos por naturales del tal valle, eran sus deudos y de su proficiön*), porque
eran orejones. ften Cinchi Roca, segundo inga, tiniendo8) hijo legftimo mayor,
llamado Mango Sapaca, d quien, conforme d la ley, quöl y su padre habfan hechof
le venia la sucesciön del ingazgo, lo privö döl y nombrö d Lloque Yupangui,
segundo hijo, por su sucesor. Asf mesmo Mayta Capac, cuarto inga, nombrö por
su sucesor d Capac Yupangui, tiniendo4) otro hijo mayor legftimo, nombrado
Conde Mayta, al cual desheredö. Y Viracocha, octavo inga, teniendo hijo mayor
legftimo llamado Inga Roca, no le nombrö por sucesor, ni d ninguno6) de los
hijos legitimos, sino un bastardo llamado Inga Urcon. Y por esto no saliö con
ello, ni lo gozö el inga Urcon, ni el mayor legitimo, antes por nueva tirania
entrö de por medio Inga Yupangui, y se lo quitö al uno y al otro y despojö al
padre de la honra y estado. Y el mesmo inga Yupangui, teniendo hijo legftimo
mayor, llamado Amaro Topa Inga, no lo nombrö, sino d Topa Inga Yupangui.
Y siendo de la condiciön del padre el mesmo Topa Inga, teniendo d Guayna
Capac por hijo legftimo mayor, nombrö d Capac Guari por sucesor, aunque los
deudos de Guayna Capac no lo permitieron y alzaron por inga d Guayna Capac.
Y si Capac Guari era legitimo, como los deudos del mesmo Capac Guari afirm an,
pondremos la maldad ä cuenta de Guayna Capac, que quitö el ingazgo d su
hermano Capac Guari y lo desterrö y matö d su madre y deudos todos y los
infamö de traidores, siöndolo öl, supuesto lo dicho. Y Guayna Capac, aunque
nombrö d Ninan Cuyoche, no era el mayor, y por esto, quedando la sucesiön
indiscreta, se causaron las diferencias entre Guascar y Atagualpa, de donde su-
cedieron las mayores tiranfas de todas dobladas contranaturales. Y volviendo
las armas contra sus propias entranas, robdndose, forzdndose y mds que inhu-
manamente con guerras intestinas, mds que civiles, totalmente se acabaron. Y
asf como ellos de su autoridad comenzaron, asf por sus propias manos se destru-
yeron todos.
Y pudo ser que Dios omnipotente permitiese que unos fuesen verdugos de
otros por sus maldades, para que diesen lugar al santisimo evangelio suyo que
por manos de los Espanoles y por orden del felicfsimo catölico y no vencido
emperador y rey de Espana Carlos quinto de glori[os]a memoria, padre de
Vuestra Magestad, d estos ciegos bdrbaros gentiles indios embiaba6). Que, &
estar la fuerza y poder de los ingas en pie y coadunada, parece, que fuera
imposible d fnerzas humanas hacer lo que hicieron tan pocos Espafioles, en n&-
1) = envidia.
2) = profeciön.
3) = teniendo.
4) = teniendo.
5) Vor ninguno ein durchstrichenes v.
6) s= enviaba.
128 RICHARD PIETSCHMANN,
mero que fueron ciento y ochenta, que al principio entraron con el gobernador
Don Francisco Pi9arro.
T asi es averiguado, que es cosa falsa y sin razön ni derecho decir, qne
agora hay en estos reinos ninguna persona del linaje de los ingas, que pueda1)
prentender derecho d la sucesiön del ingazgo deste reino del Pirü, ni por ser
senores naturales, ni legitimus, porque no lo eran, ni por haber quedado alguno
que aun conforme d sus leyes pueda decir, que öl es heredero en todo, ni en
parte, desta tierra. Porque [los] solos dos bijos que de Gruayna Capac se esca-
paron de la crueldad de Atagualpa, que fueron Paullo Topa, despues llamado
Don Cristöbal Paullo, y Mango Inga, eran bastardos, que es lo que entre
estos es püblico. Y estos si alguna honra y hacienda han tenido ellos 6 sus
decendientes, Vuestra Magestad se la ha dado harto mds que ellos tu vi eran, si
sus hermanos permanecieran en el estado y con fuerza; porque habian de ser
sus tributarios y mozos de servicio. Y estos fueran los menores de todos por-
que lo 2) eran en linaje de partes de la madre, ques lo que estos estiman, y en
nascimiento.
Y al Mango Inga, con haber sido traidor contra Vuestra Magestad y estar
alzado en los Andes, adonde muriö, 6 lo mataron, sacö Vuestra Magestad de paz
d su hijo Don Diego Sayre Topa de aquellas montanas de salvajes y le hizo
cristiano y diö pulicia 8) y principalisimamente de comer para 61 y sus hijos y
decendientes. £1 cual muriö como cristiano, y öl, que agora estd en los Andes,
que se Uama Tito Cusi Yupangui, alzado, no es hijo legitimo de Mango Inga,
sino bastardo y apöstata. Antes tienen por legitimo ä otro, questd con el mesmo
Tito, llamado Amaro Topa, que es incapaz, d que los indios llaman uti. Mas ni
el uno ni el otro son herederos de la tierra, porquel padre no lo fuö.
Ä Don Cristöbal Paullo le honrö Vuestra Magestad con titulos y le diö un
muy buen repartimiento de indios, con que viviö muy principalmente. Y agora
lo posee 4) su hijo Don Carlos. De Paullo quedaron dos hijos legitimos que son
agora vivos, llamados el uno el dicho Don Carlos y Don Felipe; y sin estos le
quedaron otros muchos hijos bastardos y naturales, de manera que los nietos
conoscidos de Gruayna Capac, que agora son vivos y tenidos por tales y prin-
cipales, son los dichos y demds destos Don Alonso Tito Atauche, hijo de Tito
Atauche, y otros bastardos, que ni los unos ni los otros tienen aucciön d ser
llamados senores naturales desta tierra.
Por la[s] razones dichas el derecho serd d decir de aquellos, d cuyo cargo
fuere determinar una claridad tan evidente como es el justisimo y legitimo titulo,
que Vuestra Magestad y sus sucesores tienen d estas partes de Indias, sabido
el hecho real que es öl que aqui va scripto ö) y probado, y mayormente d estos
1) Hdschr. : puedan.
2) lo, nämlich los menores.
3) = policia.
4) Von dem zweiten e nur Spuren.
6) = escripto = escrüo.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 129
reinos del Pird sin punta de cargo en lo tocante al dicho tftulo, que la Corona
de Castilla tiene & ellas. De lo cual ha sido lumbre y curiosfsimo inquisidor
Don Francisco de Toledo, Vuestro virrey en estos reinos, tan celoso del descargo *)
de Vuestra Real conciencia como de la salvaciön de su änima, como lo ha
mostrado y agora [muestra] en esta general visita, que por mandado de Vuestra
Magestad va haciendo, por su persona no perdonando & los grandlsimos trabajos
y peligros, que por estos caminos va padeciendo, de que va resultando gran-
dfsimo servicio & Dios y ä Vuestra Magestad.
[70] Computaciön sumaria del tiempo que duraron estos ingas del Pirü.
Comenzö la evejecida y terrible tirania de los ingas capas del Piru, que
tuvieron su silla en la ciudad del Cuzco, el ano de 565 aüos *) de nuestra re-
paraciön cristiana imperando Justino segundo, siendo rey de Espana Loyba, hijo
de Atanagildo, Godo, teniendo el sumo pontificado Juan tercero. Y acabö el
afio de 1533 aiios 8), siendo meritisimo emperador y rey de Espafia y sus anexos
el cristianfsimo Carlos quinto, patrön de la iglesia y brazo de la cristiandad,
digno ciertamente de tal hijo como Vuestra Magestad, & quien Dios nuestro senor
tenga de su mano, como la santa iglesia cristiana lo ha menester. Era entonces
papa Paulo tercio. Fu£ todo el tiempo desde Mango Capac hasta el fin de
Guascar 968 anos4).
Y no se ha admiracion vivir estos ingas tan largo tiempo, porque en aquella
edad era naturaleza mds fuerte y robusta que agora, y dem&s desto en aquellos
tiempos no se casaban los hombres hasta pasados de treinta anos, y asi llegaban
& la edad constante con sustancia entera y no desminuida y por esto se conser-
vabän muchos mds aiios que agora. Y la tierra, donde ellos vivfan es de en-
jutos mantenimientos £ incorruptos aires. La tierra es escombrada, seca, sin
lagos, ciänegas 5) ni montanas de arboledas espesas, que todas son causas de sani-
dad y por esto de larga vida para los habitadores della, & los cuales Dios
nuestro senor encamine en su santa fee6) para la salvaciön de sus dnimas.
Aman.
1) Hdschr. : del cargo.
2) Hdschr. : quinientos y sesenta y finco aiios.
S) Hdschr.: mill y quinientos y treynta y tres aiios.
4) Hdschr.: nouegientos y sesenta y ocho aSlos.
5) = et mag as.
6) = fe.
Abhdlfü. d. K. Qm. d. WiM. sn Göttinnen. Phil.-liist. Kl. N. F. Band 0, 4. 17
Maxima Tolleti Proregis1) glona creuit,
Dum regni tenebras, lucida cura, fugat.
Ite procul scioli, uobis non locus in isHsl
Bex indos notier nam tenet innocue*).
Ffee de la Prouan9a y Verificacion desta Historia.
En la ciudad del Cuzco & veynte y nueue dias del mes de hebrero de mill
y quinientos y setenta y dos anos antel muy excelente senor Don Francisco de
Toledo, mayordomo de Su Magestad y Su visorrey, gouernador y capitan general
destos rreynos & prouincias del Pirü y presidente de la real audiencia y chan-
cilleria, que reside en la ciudad de Los Heyes, £ por ante mi Aluaro Ruyz de
Nauamuel, su secretario y de la gouernacion y visita general destos reynos, el
capitan Pedro Sarmiento de Gamboa presentö vna peticion del thenor siguente:
Excelentisimo Senor,
El capitan Pedro Sarmiento, cosmögrafo general destos reynos del Pirü,
digo, que por mando de Vuestra Excelencia yo he sacado y reduzido & ystoria
la corönica general del origen y decendencia de los yngas y de los hechos par-
ticulares, que cada vno hizo en su tiempo y en la parte, y como fuö obedecido
cada vno dellos, y de la tirania, con que desde Topa Ynga Yupangui, dezeno
ynga8), oprimieron y subjetaron estos reynos del Pirii, hasta que por horden
del emperador [Carlos quinto] de gloriosa memoria vino & los conquistar Don
Francisco Pigarro. La quäl ystoria yo he sacado de las ynformaciones y otras
aueriguaciones que por mando de Vuestra Excelencia se an hecho en el valle de
Xauxa y en la ciudad de Ghiamanga y en otras partes, por donde Vuestra Exce-
lencia a venido visitando, y principalmente en esta ciudad del Cuzco, donde los
yngas tubieron su continua abitacion, y ay m&s noticia de sus hechos, y donde
concurrieron los mitimaes de todas las prouincias, que los dichos yngas truxeron,
y quedö la verdadera memoria con sus ayllos. Y porque la dicha ystoria tenga
mds auturidad, la presentö ante Vuestra Excelencia y suplico, la mande ver y
1) Korrigiert aus Prorregis. Im dritten Verse ist von alter Hand über locus die Ziffer 2,
über in die Ziffer 1 gesetzt.
2) Vergleiche Einleitung. Das Folgende ist wieder Seite für Seite am untern Rande durch
Unterstreichen und mit dem Notariatszeichen beglaubigt.
8) Hdschr. : yngui.
PEDRO SABMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAEEICHES. ' 131
corregir 6 ynterponer en ella su auturidad, para que, dondequiera que paresciere,
se le d6 entera fee y crädito. Pedro Sarmiento de Gamboa.
ii vista por su excelencia, dixo que para que se entienda, si la dicha ystoria
es conforme & las dichas ynformaciones 6 aueriguaciones, que se an hecho con
los yndios 6 otras personas desta ciudad y otras partes, mandaua 6 mandö quel
doctor Loarte, alcalde de corte de Su Magestad haga parescer ante si los yndios
m&s principales y de mejor entendimiento de los doze ayllos y decendencias de
los doze yngas y otras personas *), que le paresciere, y & todos, estando juntos
por ante mf el presente secretario, les haga leer la dicha ystoria y que se les
declare por yntörprete y lengua de los dichos yndios, para que todos juntos
vean y platiquen entre si, si es conforme & la verdad, quellos sahen. Y si ay
alguna cosa que corregir y enmendar, y lo que paresciere questd en contrario &
lo que ellos sahen, se enmiende y corrija. Y asi lo proveyö y fyrmölo. Don
Francisco de Toledo. Ante mi Aluaro Ruyz de Nauamuel.
E despues de lo susodicho este dicho dia, mes y ano el illustre sefior doctor
Grabiel2) de Loarte en cumplimiento de lo proueydo y mandado por su exce-
lencia en presencia de mi el dicho secretario hizo parescer ante si & los yndios,
que dixeron ser de los nombres y hedades y de los ayllos siguentes :
Ayllo de Mango Capac:
Sebastian Ylluc de treynta anos,
Francisco Paucar Chima de treynta anos,
Ayllu de Cinche Roca:
Diego Cayo Guallpa de setenta anos,
Don Alonso Puzcon de quarenta anos,
Ayllu de Lluque Yupangui:
Hernando Guallpa de sesenta anos,
Don Garcia Ancuy de quarenta y cinco anos,
Miguel Rimache Mayta de treynta anos,
Ayllu de Maita Capac:
Don Juan Tambo Vsca Maita de sesenta anos,
Don Felipe Vsca Maita de setenta anos,
Francisco Vsca Mayta de treynta anos,
Ayllu de Capac Yupangui:
Don Francisco Copca Mayta de setenta y un afios,
Don Juan Quispi Maita de treynta anos,
Don Juan Apo Mayta de treynta anos,
Ayllu de Ynga Roca:
Don Pedro Hachacona de cinquenta y tres arios,
Don Diego Mayta de quarenta anos,
1) Hdschr. : personaaonas.
2) Hdschr.: grauiel.
17*
132 RICHARD PIETSCHMANN,
Ayllu de Yaguar Gacac:
Juan Yupangui de sesenta afios,
Martin Rimache de veynte y seys afios,
Ayllu de Uiracocha:
Don Francisco Andiguallpa de ochenta y nueue afios,
Martin Quechgua Qucpu de sesenta y qaatro afios,
Don Francisco Challco Yupangui de quarenta y cinco afios,
Ayllu de Pachacuti:
Don Diego Cayo de sesenta y ocho afios,
Don Juan Guallpa Yupangui de sesenta y cinco afios,
Don Domingo Pascac de nouenta afios,
Don Juan Quispi Cusi de quarenta y cinco afios,
Don Francisco Chauca Rimache de quarenta afios,
Don Francisco Cota Yupangui de quarenta afios,
Don Gon^alo Guacangui de setenta afios,
Don Francisco Quicgua de sesenta y ocho afios,
Ayllu1) de Topa Ynga:
Don Cristöual Pisac Topa de cinquenta afios,
Don Andres Topa Yupangui de quarenta afios,
Don Garcia Pillco Topa de quarenta afios,
Don Juan Cozco de quarenta afios,
Ayllu de Guaina Capac:
Don Francisco Sayre de veynte y ocho afios,
Don Francisco Ninan Coro de veynte y quatro afios,
Don Garcia Rimac Tupa de treynta y quatro afios,
Ayllu de Guascar:
Don Alonso Tito Atauchi de quarenta afios,
Y demas destos ayllus:
Don Garcia Paucar Quccu*) de treynta y quatro afios,
Don Carlos Ayallilla de cinquenta afios,
Don Juan Apanca de ochenta afios,
Don Gärcia Apu Rinti de setenta afios,
Don Diego Viracocha Ynga de treynta y quatro afios,
Don Gon9alo Topa de treynta afios.
Y estando asi juntos en presencia de su excelencia, el dicho sefior alcalde de
corte por lengua de Gonpalo Gomez8) Ximenez, yntörprete de su excelencia, en
la lengua general de los yndios les dixo : que quiriendo su excelencia aueriguar y
poner en scripto y crönica el origen de los yngas, sus antepasados y decendencia
1) Hdschr.: Allu.
2) Hdschr.: quccu.
3) gomez zwischen den Zeilen eingeschaltet. Unten am Rande: Va entre rrenglones: gomeM.
Dahinter das Notariatszeichen.
PKDRO SARMIENTOS'S GESCHICHTE DES INKAREICHES. 183
dellos y los hecho s, que cada vno dellos hizo en su tiempo, y en quo partes fu6
obedescido cada vno, y quäl dellos fuö el primero que saliö del Cuzco & senorear
otras tierras, y cömo Topa Ynga Ynpangui y despues döl G-uayna Capac y
Guascar su hijo y nieto por fuei^a de armas se ensenorearon de todo el Piru;
y para poderlo hazer con mds verificacion, mandö que se biziese ynformacion y
otras aueriguaciones en esta ciudad y en otras partes, y que de la dicha yn-
formacion y aueriguaciones el capitan Pedro Sarmiento, & quien lo cometiö, sa-
case la verdadera ystoria y crönica, y que agora el dicho Pedro Sarmiento lo a
hecho y presentado ante su excelencia, para aueriguar si estA verdaderamente
scripta y conforme & los dichos y declaraciones, que algunos yndios de los dicho»
ayllos dixeron en la dicha ynformacion, y porque su excelencia estd ynformado
que los ayllos y decendientes de cada vno de los doze yngas an conseruado entre
si la memoria de los hechos de sus pasados y son los que mejor podrlan entender,
si la dicha crönica esta verdadera 6 defetuosa, los a hecho juntar aqui, para
que en su presencia se lea y dö & entender, y ellos entre si pratiquen sobre lo
que se les leyere y declarare por la dicha lengua, y vean si es conforme & la
verdad quellos saben, y para que con mds obligacion la digan de lo que supieren,
mandö que se les tomase juramento. E los dichos yndios dixeron que an enten-
dido para que an sido llamados, y lo que se les ha propuesto; y juraron por la
dicha lengua por Dios nuestro sefior y por vna senal de cruz, que dirdn verdad
acerca de lo que supieren de la dicha ystoria. Y hecho el dicho juramento, se
les comenfö d leer en suma y sustancia, y se les leyö y acabö de leer y declarar
el dicho dia y otro siguente desde la fdbula, que los dichos yndios dizen de su
creacion, hasta el fin de lo que es ystoria de los yngas. Y como se y va leyendo,
se les yva declarando por la dicha lengua cada capitulo por si; söbre lo quäl y
sobre cada vno de los dichos capitulos los dichos yndios yvan platicando y
confiriendo entre si, como lo diclarö la dicha lengua. Y todos juntos se confor-
maron y dixeron por el dicho yntörprete, que la dicha ystoria estaua buena y
verdadera y conforme d lo que ellos sabian y auian oydo dezir d sus padres y
pasados quellos lo auian oydo dezir d los suyos — porque, como ellos no tenian
escriptura como los Espanoles, no tenian como conseruar entre si estas antigue-
dades sino hera ') diziöndolo de lengua en lengua y de hedad en hedad y de vnos &
otros — y que d los dichos sus padres y pasados oyeron dezir, que Pachacuti Ynga
Ynpangui noueno ynga auia aueriguado la ystoria de los otros yngas, que auian
sido antes döl, y pintddola en vnos tablones, de donde tambi£n lo auian apren-
dido los dichos sus padres y pasados y dichoselo & ellos. Y solamente enmen-
daron algunos nombres de aJgunas personas y lugares y otras cosas liuianas, las
quales el dicho sefior alcalde de corte mandö, que se pusiesen, como lo dezian
los dichos yndios, y asi se pusieron. Y con las dichas enmiendas todos los dichos
yndios de vna conformidad dixeron que la dicha ystoria estd buena y verdadera,
conforme & lo que ellos saben 6 oyeron dezir & los dichos sus pasados; porque
1) ss era.
134 RICHARD PIETSCHMANN,
lo an conferido y tratado entre &i y aueriguddola desdel principio hata1) el fin,
y que creyan que ninguna otra ystoria que se aya hecho serd tan cierta y ver-
dadera como esta, porque nunca se a hecho tan diligente exsaminacion, ni se les
a preguntado ä ellos nada, que son los que paeden saber la verdad. Y el dicho
senor alcalde de corte lo fyrmö y ansimismo la dicha lengua. El doctor Loarte.
Gon<jalo Gomez Ximenez. Ante mi Aluaro Ruyz de nauamuel.
E despues de lo susodicho en la dicha ciudad del Cuzco 4 dos dias del mes
de marfo del dicho ano auiendo visto su excelencia la dicha declaracion de los
dichos yndios 6 autos que sobre ello se hizieron, dixo que raandaua y mandö
que con las enmiendas, que los dichos yndios dixeron que se deuian hazer, se
embie la dicha ystoria & Su Magestad sinada 2) y autorizada de mi el dicho secre-
tario. Y puso escripto y fyrmada del dicho doctor Grabiel de Loarte, que se
hallö presente, d la verificacion que della se hizo con los dichos yndios, y fyr-
mölo. Don Francisco de Toledo. Ante mi Aluaro Ruyz de Nauamuel8).
fi yo el dicho Albaro Ruiz Denabamuel, secretario de Su Excelencia y de la
gouemacion y visita general destos Reynos y escriuano de Su Magestad, doy
fee que ante mi pasö lo contenido este testimonio y verificacion, el quäl se saco
del original, que queda en my poder, y el dicho senor alcalde de corte, que
fyrmö — el doctor Loarte — dixo que ponfa 6 ynterpuso en ello su autoridad y
decreto judicial para que valga 6 haga fee en juicio y fuera däl. E fize aqui
mi signo4) en testimonio de verdad
Aluaro Ruiz
Denabamuel.
1) = hasfa.
2) = signada.
3) Das Folgende eigenhändig von Alvaro Ruyz de Navamuel, ebenso darin in der Mitte eigen-
händig die Unterschrift des Doktor Loarte.
4) Folgt das Zeichen in grosser Ausführung und ringsherum in kleineren Schnörkeln, ebenso
rings in der Umgebung der Unterschrift.
Inhaltsübersicht.
, Stito
A la S. C. R. M. del Key Don Phelippe, nuestro senor 1
1. Division de la historia 10
2. Antigua divisiön de la tierra 10
8. Descripciön de la isla Atläntica antigua 12
4. Pobladores primeros del mundo y principalmente de la isla Atläntica 15
5. Pobladores de la isla Atläntica 18
6. Fäbula del origen destos bärbaros indios del Pirü segün sus opiniones ciegas 28
7. Fäbula de la segunda edad y creaciön destos bärbaros indios, segün ellos lo tienen . . 26
8. Behetrfas antiguas de la provincias del Pirüy sus comarcas 29
9. Primeros pobladores del valle del Cuzco 30
10. Como los ingas se movieron ä tiranizar las tierras de las behetrfas 32
11. Fäbula del origen de los ingas del Cuzco 33
12. Camino que estas companas de los ingas hicieron hasta el valle del Cuzco y fäbulas que
en la historia mesclan 35
13. Entrada de los ingas en el valle del Cuzco y fäbulas que en ella cuentan 37
14. Las diferencias de Mango Capac con los Alcabigas sobre las sementeras 41
15. Comienza la vida de Cinchi Roca, inga segundo 4?
16. La vida de Lloqui Yupangui, tercero inga 44
17. La vida de Mayta Capac, cuarto inga . 45
18. La vida de Capac Yupangui, quinto inga .48
19. La vida de Inga Roca, inga sexto 49
20. La vida de Tito Cusi Gualpa ä quien vulgarmente llaman Yaguar Guaca 50
21. Lo que sucediö despues que los Ayarmacas hurtaron ä Tito Cusi Gualpa 51
22. Como se supo que Yaguar Guaca era vivo 53
23. Yaguar Guaca Inga Yupangui, inga siete, comienza el ingazgo solo despues de muerto su
padre 54
24. La vida de Viracocha, inga octavo 56
25. Las provincias y pueblos que conquistö y tiranizö Inga Viracocha, inga octavo .... 57
26. La vida de Inga Yupangui 6 Pachacuti Inga Yupangui, inga noveno 59
27. Venida de los Chancas sobre el Cuzco 61
28. La segunda victoria que Pachacuti Inga Yupangui Inga hubo contra los Chancas ... 64
29. Inga Yupangui Inga se alza por inga y toma la borla sin consintimiento de su padre . . 66
30. Pachacuti Inga Yupangui Inga reedifica la cidad del Cuzco 67
81. Pachacuti Inga Yupangui Inga reedifica la Casa del Sol y establece nuevos f dolos en ella. 68
32. Despuebla Pachacuti Inga Yupangui dos leguas en los alderredores del Cuzco 70
33. Pachacuti Inga Yupangui mata ä su hermano mayor Uamado Inga Urcon 70
84. Las naciones que Pachacuti Inga destruyö y pueblos que asolö, y primero de Tocay Capac
cinche de los Ayarmacas y destruiciön de los Cuyos 71
136 RICHARD PIETSCHMANN,
Seite
85. Las demäs naciones que Inga Yupangui conquistri, por su persona y Inga Roca ... 72
36. Dota Pachacuti Inga Yupangui la Casa del Sol de muchas riquezas 74
37. Pachacuti Inga Yupangui conquista ä la provincia de Gollasuyo 75
38. Envia Pachacuti Inga Yupangui ä conquistar las provincias de Chinchaysuyo 77
39. Pachacuti Inga Yupangui bace los mitima[e]s en toda la tierra, que tenfa conquistada. . 80
40. Alzanse los Collas, hijos de Chuchic Capac, contra Inga Yupangui, procurando su libertad 81
41. Amaro Topa Inga y Apo Paucar Usno prosiguen la conquista del Collao y vencen otra
vez los Collas 83
42. Nombra Pachacuti Inga Yupangui ä su hijo Topa Inga Yupangui por su sucesor. ... 84
43. Arma caballero Pachacuti a su hijo Topa Inga 85
44. Pachacuti Inga Yupangui envia a su hijo Topa Inga Yupangui a conquistar a Chinchaysuyo 86
45. Pachacuti Inga Yupangui visita las provincias conquistadas por dl y por sus capitanes 88
46. Topa Inga Yupangui sale segunda vcz ä conquistar lo que quedaba de Chinchaysuyo por
mandado de su padre 89
47. Muerte de Pachacuti Inga Yupangui 92
48. La vida de Topa Inga Yupangui, inga dlcimo 94
49. Topa Inga Yupangui conquista la provincia de los Andes 95
50. Topa Inga Yupangui va conquistar y allanar los Collas alzados 96
51. Topa Inga hace los yanayacos 98
52. Topa Inga Yupangui manda segunda vez visitar la tierra y hace otras cosas 99
53. Topa Inga hace la fortaleza del Cuzco 100
54. Muerte de Topa Inga Yupangui 101
55. La vida de Quayna Capac, inga onceno 102
56. Dan la borla ä Guayna, onceno inga 103
57. Las primeras cosas que hizo Guayna Capac de alzado por inga 103
58. Guayna Capac conquista los Chachapoyas 104
59. Guayna Capac visita toda la tierra desde Quito ä Chile 104
60. Guayna Capac hace guerra ä los Quitos, Pastos, Carangues, Cayambis y Guancabilicas. . 105
61. Los Chiriguanas salen ä hacer guerra al Pirü contra los conquistados de los ingas. . . 109
62. Lo que hizo Guayna Capac despues de las guerras dichas 110
63. La vida de Guascar Inga, ultimo inga, y de Atagualpa 112
64. Guascar Inga sale en persona ä pelear con Chalco Chima y Quizquiz, capitanes de Ata-
gualpa 116
65. Batalla entre los de Atagualpa y Guascar y prisiön de Guascar 118
65. Lo que pasaron Chalco Chima y Quizquiz con Guascar Inga y con otros de su parcialidad
de palabra 121
66. Las crueldades que mandö hacer Atagualpa en los vencidos y presos de Guascar . . .122
67. Vino la nueva de los Espauoles [ä] Atagualpa 123
68. Llegan los Espanoles ä Caxamarca y prenden ä Atagualpa, el cual hace matar ä Guascar
y el tambie'n muere 124
69. Notable como estos ingas fueron foedrfragos y tiranos contra sf, demäs serlo contra los
naturales de la tierra 126
70. Computaciön sumaria del tiempo que duraron estos ingas del Pirü 129
Fee de la probanza y verüicaciön desta Historia 130
Vorbemerkungen zum Register.
Die Zahlen hinter den Stichworten sind die Seitenzahlen des Textes des Sarmiento. Die
Anmerkungen sind nicht aufgenommen. Den Schluss bilden Verweisungen und Anführungen aus
der einschlägigen Literatur. Die angeführten Werke und Ausgaben sind:
Acosta = Joseph de Acosta, Historia natural y tnoral de las Indios. Sevilla 1590. Buchzahlen
und Kapitel.
Andogaya = Pascual de Andogaya, Belaciön dt los sucesos de Pedrarias Ddvila en las pro-
vincias de Tierra firme 6 Casiilla del oro: Coleccion de los viages y descubrimientos p. Martin
Fernändez de Navarrete. T. 3. Madrid 1829 S. 393—456. Seitenzahlen.
Arriaga = Pablo Joseph de Arriaga, Extirpaciön de la idolatria del Piru. Lima 1621. Konnte
nur zu einigen, hauptsächlich lexikalischen, Notizen nach dem Exemplare des Britischen
Museum bei einem kurzen Aufenthalte in London benutzt werden.
Baiboa = Miguel Caveilo Baiboa, Histoire du Pbrou (Yoyages, relations et memoires giographiques
p. 8. d Vhist. de la dicouverte de VAmtrique p. p. H. Ternaux-Compans). Paris 1840.
Betanzos = Juan de Betanzos, Suma y narraciön de los Incas, publ. Marcos Jime'nez de la Es-
pada. (Biblioteca Hispano- Ultramarina). Madrid 1880.
Cieza 1 = Pedro Cieza de Leon, Parte primera de la chronica del Peru. Sevilla 1553.
Cieza 2 = Pedro Cieza de Leon, Segunda parte de la crönica del Peru, nach der Ausgabe von
Marcos Jime'nez de la Espada in der Biblioteca Hispano- Ultramarina. Madrid 1880.
Cobo = Barnabe' Cobo, Historia del Nuevo Mundo p. p. Marcos Jime'nez de la Espada. T. 1 — 4.
(Sociedad de bibliöfilos andaluces; Ser. 1 T. 19—22). Sevilla 1890-95. Band und Seitenzahl.
Fernändez = Diego Fernändez de Palencia, Primera y segunda parte de la historia del Peru.
Sevilla 1571.
Gr. Garcia = Fray Gregorio Garcfa, Origen de los Indios de el Nuevo Mundo. 2 a Impresiön.
Madrid 1729.
Garcilaso = El Inca Garcilaso de la Vega, Comentarios reales que tratan del origen de los Incas
del Peru. Parte 1. Lisboa 1609. Parte 2. Madrid 1722.
Informaciones = Informaciones acerca del settorio y gobierno de los Ingas hechas por mandado de
Don Francisco de Toledo 1570-1572. Herausgegeben von Marcos Jime'nez de la Espada als
Anhang in seiner Ausgabe des Fernando Montesinos, S. 177 — 259.
Informaciones Ser. 1 = Informaciön de las idolatrias de los Incas i indios y como se enterraban,
etc. : Coleccion de documentos iniditos rel. dl descubrimiento, conquista y organizaciön de las
antiguas posesiones espanoles de America y Oceania. T. 21. Madrid 1874. S. 131 — 220.
JR6S = Journal of the Royal Geographical Society.
Las Casas = Fray Bartolome' de las Casas, De las antiguas gentes del Peru. (Coleccion de libros
espanoles raros 6 curiosos, T. 21.). Madrid 1892. Herausgeber: Marcos Jime'nez de la Espada.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Witt, tu Oöttingan. Phil.-hirt. Kl. N. F. Band 6, ♦. 18
138 RICHARD PIETSCHMANN,
Markham, Contributions = Clements R. Markham, Contributions totoards a Grammar and Dictionary
of Quichua. London 1864.
— , Straits of Magellan = Ders., The Voyage of Pedro Sarmiento to iheStraits ofMagellan, 1579—80.
(Works issued by the Hakluyt Society, Nr. 91). London 1894.
— , Valley of the Amazons = Ders., Expeditions into the Valley of the Amazons, 1539, 1540,
1639. ( Works issued by the Hakluyt Society, Nr. 24). London 1859.
— , zu Cieza, zu Garcilaso s. dessen Anmerkungen zu den in den Works issued by the Hakluyt
Society erschienenen englischen Uebersetzungen der Werke dieser Verfasser.
Middendorf, Peru = E. W. Middendorf, Peru Bd. 1—3. Berlin 1893—95.
— , Buna Simi = Ders., Die einheimischen Sprachen Perus, Bd. 1. Das Buna Sinti oder die
Keshua- Sprache. Leipzig 1890.
— , Wtb. = Ders., Die einheim. Sprachen Perus, Bd. 2 Wörterbuch des Buna Simi oder der
Keshua- Sprache. Leipzig 1890.
Molina = Narratives of the Hites and Laves of the Yncas. Translated by Clements B. Markham.
(Works issued by the Hakluyt Society, Nr. 48). London 1873.
Montesinos = Fernando Montesinos, Memoria* antiguas histdricas y poUticas del Peru, seguidas
de las informaciones acerca del s&torio de los incas, hechas por mandado de D. Francisco de
Toledo. (Colecciön de libros espafloles raros 6 curiosos. T. 16). Madrid 1882. Herausgeber :
Marcos Jimlnez de la Espada.
Pachacuti = Joan de Santacruz Pachacuti Yamqui, Relation de antigüedades deste reyno del Peru.
S. Tres Relaciones.
Paz Soldan = Mariano Felipe Paz Soldan, Diccionario geogrdfico estadistico del Peru Lima 1877.
Polo = El liconciado Polo de Ondegardo. Englische Uebersetzung seines Berichtes in den Narra-
Hves of the Rites and Laxes of the Yncas. London 1878.
Belaciones geogräficas = Relaciones geogrdficas de Indios, publicalas el ministerio de fomento:
Perii T. 1-4. Madrid 1881—97.
Tres Relaciones = Tres Belaciones de antigüedades peruanaa. Publicalas el ministerio de fomento.
Madrid 1879. Herausgeber: Marcos Jimänez de la Espada.
Santillan = Fernando de Santillan, Belaciön del origen, descendencia, politica y gobierno de los
incas. S. Tres Relaciones.
Squier = E. G. Squier, Peru, Inddents of Travel and Exploration. New- York, London 1891.
Velasco = Juan de Velasco, Histoire du royaume de Quito. (Voyages, relations et mhnoires ori-
ginaux p. s. ä Vhist. de la decouvertc de VAmerique p. p. H. Ternaux-Compans T. 18. 19).
Paris 1841.
Xcrez = Francisco de Xerez, Conquista del Peru, verdadera relaciön de la conquista del Peru
dt provincia del Cuzco, llamada la nueva Castilla. Salamanca 1547. Blattzahlen.
Zarate = Agustin de parate, Historia del deseubrimiento y conquista de la provincia del Peru:
Historiadores primitivos de las Indios Occidentales que juntö Andris Gonzalez Barcia. T. 3.
Madrid 1749. S. 1—176.
Register.
Abbildung s. Darstellung.
Abgaben 97. 99. 100.
Acamaqui, Häuptling 57.
Achachi s. Apo Achachi und Chacbi.
Acllari, Cristöbal 34.
acllas 100. 113. s. aucb Jungfrauen.
Acollo Topa 106.
Acos 73. 74.
addbes, Mauern von 88.
Aguachumbi 8. Avachumbi.
Agua Panti 117. 120.
Aguatona 95.
Aguayrocancha 52.
axllu s. Ayllo.
aimuray 8. aymoray.
aivinto 8. haybinto.
Alayda 105.
Alcabica 30. Vergl. Betanzos, Kap. 2—5.
Alcabicas 41. 43. 46.
Alexander VI., Papst 4.
Alfonso el Casto 45.
Almagro, Diego 101.
Alpacariguana, Häuptling 73.
Amaro, Ansiedlung der Ayarmacas 51.
— , Zugang zu den Anden 95.
Amaro Tito 59. Vergl. Infonnaciones 248.
Amaro Topa, Prätendent 128.
Amaro Topa Inga; Topa Amaro; Sobn des
Pacbacutilnca Yupanqui 77.83— 85. 93. 127.128.
Amarocancba 113.
Ampura Llama Oca, Gonzalo 34.
Anaguarqui s. Mama Anaguarqui.
Anaguarqui, Huaca 69. Betanzos, Kap. 14:
Anaguarque. Montesinos, Kap. 25. Molina 41.
Cobo 4, 40.
Anbetung des Inka 85. 87. 94. 103. 120.
— der Inkamumien 69.
Ancamarca 107.
Ancasmarca 48.
Ancasmayu s. Angasmayo.
Anco Ayllo, Häuptling 77—80. Cieza 1 Kap. 78.
2 Kap. 50: Ancoallo.
Ancoallo, Figur des Uscovilca 60. Nach Pacha-
cuti (Tres Relaciones S. 269) haben die
Chancas zu Verbündeten die Hancoallas.
Ancovilca 60. 63.
Ancuy, Don Garcia 131.
Andaguaylas; Andaguayllas 59. 60.
andenes 67.
Andes, los 88. 95—97. 128.
Andesuyo 88. 95. 96. 105.
Andigualpa ; Andiguallpa, Don Francisco 59. 132.
Vergl. Informaciones 210. 248.
Angaraes 87.
Angasmayo 107. 110. Vergl. Markham zu Gar-
eilaso 1, 8, 7.
Angoyaco 115. 116.
Anker, angebetet 21.
Anqui (? Auqui) Yupangui 86. 89. 92.
Anta 53. 54. 56.
Antalongo 8. Tangalongo.
Antamarca 125.
Antarqui 90.
Antasayas 30. Vergl. Informaciones 229.
Antoninus archiepiscopus Florentinus 1. 8.
Apanca, Don Juan 132. Wohl derselbe wie
Joan Apanga: Informaciones 247.
apo (= apu, Oberer, Häuptling, Anführer) 116.
Apo Achachi 99.
Apo Calla 48. Montesinos, Kap. 20 : Apu Calla
Umpiri.
Apo Cautar Cauana 106. Fehlerhalft Baiboa,
Kap. 11: Apoc Cauzar Calana.
Apo Chalco Yupangui 95. 120. 121.
Apo Chimachaui 48. Montesinos, Kap. 20 :
(Apu) Chima Chauin.
Apo Conde Mayta 47. 48.
Apo Cunaraqui 72.
Apo Curimache 96.
Apo Hilaquita 105. 110. 111.
Apo Mayta, Enkel des Capac Yupangui 49.
Apo Mayta, Abkömmling des Inca Roca Inca
57—61. 63. 93. Vergl. Fernändez 2 Bl. 125 v.
Apo Mayta, Don Juan 131.
Apo Mayta, Huauqui 45.
Apo Mayta Panaca Ayllo 48. Vergl. Garcilaso
1, 9 Kap. 40. Nach Fernändez, 2 Bl. 128,
Ayilu nicht des Capac Yupangui, sondern des
Mayta Capac. Montesinos, Kap. 20.
Apo Paucar Usno 82—84.
Apo Rima (= Apurimac) 117.
Apo Rinti, Don Garcia 132.
Apo Saca 48. Montesinos, Kap. 20 : Apu Zacay.
Apo Urco Guaranca 48.
Apo Y anqui Yupangui 77.
Apo Yupangui 91.
i
140
RICHARD PIETSCHMANN
Apoc 8. Apo.
Araba s. Araua.
Arapa, Festung 97. Vergl. Baiboa, Kap. 8. Polo,
S. 156.
Araua Ocllo 100. 111. 120. 121. Garcilaso 1, 8
Kap. 8: Raua Ocllo. Ebenso Informaciones 217.
Fernandez 2 Bl. 126 v.
Arayraca Ayllo Cuzco-callan 34.
Arco de la plata 39.
Arequipa 76. 105.
Arias de Avila, Gömez s. Darias, Gömez.
Ascascaguaua, Häuptling 73.
Ascbe der Mumie des Viracocha Inca 59; der
Mumie des Tupac Inca Yupanqui 102. 123;
des Idols, Tempels und Priesters der Huaca
von Guamachuco 117.
Aßilli, Festung 97. Baiboa, Kap. 8: Asillo.
Astoyguaraca, Häuptling 60.61.63-65. Pacha-
cuti (Tres Relaciones 272): Astouaraca.
Atacama 76. 105.
Atagualpa (= Atahuallpa) 106. 112—127.
Atao Rupagui 24.
Atlantis, Insel 11 — 25.
Atoc 114.
Atun Topa Inga s. Viracocha Inga.
Aua Panti 8. Agua Panti.
auca = traidor 114. Vergl. Garcilaso 1, 9
Kap. 39. Molina bei Las Casas 261 f.
Auca, Ayar s. Ayar Auca.
Auca Micbo Avri Sutic, Francisco 34. Vergl.
Informaciones 212 f.
Aucaylli Panaca 55. Molina 23 : Aucaylli Ayllu.
Fernandez 2 Bl. 128: Aoca Ayllo. Garcilaso
1, 9 Kap. 40: Aylli Panaca. Acosta 6 Kap.
20: Aoeaillipanäca.
Aufzeichnungen s. quipos.
Augenbrauen als Opfergegenstand 87. 120.
Auqui, Titel; nach Garcilaso 1, 1 Kap. 26; 1,
9 Kap. 38 unverheirateter Prinz von Geblüt;
vergl. Markbam, Contributions 78; nach Be-
tanzos, Kap. 14 (S. 95) = caballero.
Auqui Toma Inga 106—108. Vergl. Fernandez
2 Bl. 126. Baiboa, Kap. 11 (S. 150. 156).
Auqui Topa Inga 103. 105. 110. 111. Vergl.
Santillan (Tres Relaciones 17). Fernandez
2 Bl. 126 : Aucitopa Inga.
Auqui Yupangui s. Anqui Yupangui.
Avachumbi, Insel 90. 91. Baiboa, Kap. 7 (S. 82)
u 14 (S. 196): Haguachumbi, Aguachumbi.
Markham, Straits of Magellan S. XIII Anm.
erklärt = Hahua-chumpi, Aussen-Insel.
Avayni 45.
Avayni Panaca Ayllo 45. Garcilaso 1, 9 Kap.
40: Hahuanina Ayllu. Fernandez 2 Bl. 128:
Aguanin Ayllo = Ayllu des Capac Yupangui.
Pachacuti (Tres Relaciones 258): Hauayäin-
ayllo = Aylllu des Capac Yupangui.
Ayache, Garcia 102.
Ayallilla, Don Carlos 132.
Ayanquillama, Häuptling 72.
Ayar Auca 33. 36. 39. 41.
Ayar Cache; Ayar Cachi 33—37. 89. 126.
Ayar Mango s. Mango Capac.
Ayar Mango, Sohn des Topa Inga 98.
Ayar Ucho; Ayar Uchu 33. 34. 36. 37. Vergl.
Betanzos, Kap. 3 u. 4: Ayar Oche.
Ayarmacas 44 48—51. 58. 71.
Ayavilla, del valle de Cuzco 57.
aybinto s. haybinto.
Ayllo; Ayllos (= aillu, Sippe, Verwandtschaft,
Geschlecht, Stamm, Gattung, Art) 31. 34. 42.
44. 45. 47. 50. 55. 59. 84. 93. 102. 111. 120.
125. 130—132.
Aymaraes 78. 115.
Aymoray, das Maifest (von aimttray, ernten,
Ernte einbringen ; die Ernte der meisten Feld-
früchte fällt in den Mai; vergl. Middendorf,
Wtb.) 69. Velasco: aymuray cusqui = Mai.
Fernandez 2 Bl. 129 ▼.: aymuraygui*. Vergl.
Jimlnez zu Betanzos 135—137. 140. Velasco
I S. 142.
ayußcay 88. Vergl. Molina 53.
Bamba (= Wamba), König 44.
Bauten des Pachacuti Inca Yupanqui 67. 81.
83 ; des Tupac Inca Yupanqui 100. 101 ; des
Huayna Capac 104; des Huascar 113.
Beamten-Klassen 98—100.
behetria, der ursprüngliche Zustand der Völker
Perus 29. 30. 57. 77.
Belem, Stadtteil von Cuzco 34.
Beragua s. Veragua.
Besteuerung 88.
Beuter, Pero Anton, Chronist 21.
Bücas 8. Vilcas.
Bilder als Hülfsmittel der Ueberlieferung 81. 68.
Bildwerke 69. 84. 95. 114. 120.
Bimbilla, Ort bei Cuzco 42. 44.
Bluttränen 52.
Bombon, provincia de 115. Vergl. Cieza 1 Kap.
80. Pachacuti (Tres Relaciones 275. 318).
borla, la, Abzeichen des Inka 66. 84. 94. 103.
116. 123.
Brasilien 15.
Brokatstoff, Erfindung des Viracocha Inca 59.
Brückenbauten 105. 115.
C.
Cabinas, los 55.
Cacchon Chicya 59.
Cacha, Ort im Collao 28. Vergl. Cieza de Leon
1 Kap. 98; 2 Kap. 5. Betanzos, Kap. 2.
Pachacuti (Tres Relaciones 237) : Cachapucara,
Molina 7: Pucara. Middendorf, Peru 8,
443—452; Einleitung zu Ollanta 22. 23.
Cachi s. Ayar Cachi.
PEDRO SARMIKNTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
141
Cachimapaca Macus Yupangui 91.
cacique, Bezeichnung aus der Sprache von Santo
Domingo und Cuba 98.
Gadiz 13. 14. 18. 19.
Cajamarca s. Caxamarca.
Galca 58.
Calispucyu 102. Betanzos, Kap. 14 (S. 98):
Calixpuquiu. Cobo 4, 13.
Calla 8. Apo Calla.
caJpa, Orakel 61. 82. 104. 111.
Camal, (Hdschr. : Collocteycamal), 58.
Caraata, Zugang zu den Anden 96. Vergl. Re-
laciones geogräficas 4, CC1I.
Campeche 21.
Canar Capac 87. 123.
Canares 24. 25. 87. 89. 107. 109. 123.
Cancha = vecindad ö solar 40.
Canete, Don Andres Hurtado de Mendoza mar-
qu£s de, Vizekönig vou Peru (1555 — 1561)
79. 94.
Cantaguancuru, Häuptling 96. Baiboa, Kap. 8,
sicher falsch: Santa Guancuiro.
Canto, Häuptling 109.
capa; capac = rico, sumo, monarca rico 10. 33.
42. 76. Vergl. Tres Rclaciones 17.
Capac Ayllu, Ayllu des Tupac Inca Yupanqui
102. Vergl. Fernäridez 2 Bl. 128. Acosta 6,
Kap. 21. Garcilaso 1, 9 Kap. 40. Nach Gar-
cilaso ist Capac Ayllu [= Herrscherhaus]
zugleich Bezeichnung der Nachkommen der
12 Inka zusammengenommen.
Capac Chani, Häuptling 58.
capa cocha; capac cocha 39. 69. 83. 84. Vergl.
Molina 54. Cieza 2 Kap. 29. Betanzos, Kap.
11. Pachacuti (Tres Relaciones 261). In-
formaciones 1. Ser. 141. 155. 167. 183. 196.
208. Informaciones 195.
Capac Guari 102. 103. 127.
capac hongo 85. 116. Pacbacuti (Tres Rela-
ciones 308) : capac onco.
capa[c] inga indip churin 66.
capac raymi 38. 69. 86. Vergl. Molina 35 ff.
47. Betanzos, Kap. 14. Pachacuti (Tres Re-
laciones 255).
Capac toco 33. 35. 39. 68.
Capac Yupangui, 5. Inca 47-49. 127. 131.
Capac Yupangui, Sohn des Inka Viracocha 57.
77—80. 93.
Capon s. Inga Capon.
Caquea s. Caquia.
Caquia Xaquixaguana 58—60. 65. 66. 70. 71.
Betanzos, Kap. 6. 9. Las Casas 136: Ca-
quia Xacxaguano. Acosta 6 Kap. 20.
Carangues 105. 106. Garcilaso 1, 1 Kap. 7.
Carangui, Festung 107.
Carlos V. s. Karl V.
Carlos, Don, Sohn des Paullu Tupac Inca 113.
123. 128.
Carmenca s. Carmenga.
Carmenga 56. Retanzos, Kap. 8: Carminga.
Montesinos, Kap. 25.
Caruamaruay, Dofia Beatriz 123.
Casa del Sol 31. 40. 43. 44. 46. 47. 49. 66.
68—71. 74-77. 85. 86. 92—95. 103. 104.
123. s. auch kidicancha.
Casacancha 58.
Casas, Bartolome de las, obispo de Chiapa 5.
Castro, el licenciado Lope Garcfa de, gober-
nador (1564—1569) 91.
Catiquilla 110. Arriaga 13: Catequilla, Idol
von Cahuana.
Caua 8. Mama Caua.
Cautar Cauana s. Apo Cautar Cauana.
Caxamarca 79. 91. 94. 110. 115—117. 124.
125.
Caxana, in Cuzco 104.
Cayambes; Cayambis 43. 105—109.
Cayara, Ort im Apurimac- Gebiet 87. Vergl. Paz
Soldan, Dicc. geogr. 180.
Cayo, Don Diego 93. 132. Informaciones 248.
I. Ser. 205.
Cayo Guallpa, Diego 131. Informaciones 247.
Cayocache (= Cayaucachi) 41. 57. Vergl. San-
tillan (Tres Relaciones 12).
Cayto, pueblo 58.
Caytomarca 49.
chucaras 98. 99. Vergl. Cieza 2 Kap. 11.
Chachapoyas 29. 78.86. 87. 97. 104. HO. 115. 123.
Chachi 96. ? Achachi.
Chaco Rimache, Francisco 93. Vergl. Chauca
Rimache.
Chalco 73.
Chalco Chiraa 102. 113. 115—124.
Chalco Yupangui, (Apo) 8. Apo Chalco Yupangui.
Chalco Yupangui, Don Francisco 59. 132. Vergl.
Informaciones 248.
Challco 8. Chalco.
chambis, cur os 68. Garcilaso 1, 9 Kap. 36:
champi, unas hachas y porras pequefias de
una mano. Cobo 3, 287.
Chanan Curycoca 63. Pachacuti (Tres Rela-
ciones 272): Chhanan Coricoca.
Chancas, los 59—65. 74. 77—79. 115.
Chani, Capac s. Capac Chani.
Charcas, los 83. 97. 105. 109. 110. 117.
chasquis, Nachrichtendienst durch 78. Fernändez
2 Bl. 30 : chasquis son indios que corren una.
legua y media ä manera de postas. Polo 169.
Garcilaso 1, 6 Kap. 7. Cobo 3, 266.
Chauca Rimache, Don Francisco 132. Vergl.
Rimache.
Chauin Cuzco ayllo 34.
Checo, Don Diego 43.
Chiapa, el obispo de 8. Casas. Chiapas 22.
Chica Capac 87.
Chicya 8. Mama Chicya.
Chichas, los 76. 83. Cieza 1 Kap. 107.
Chiguay Capac 58.
Chile 5. 88. 97. 104. 105. 117. Chilefios 97.
Chillincay, Ort 55.
Chima 42.
Chimachaui 8. Apo Chimachaui.
Chima Chani Pata Yupangui 61. Betanzos,
Kap. 6: Pata Yupangui
142
RICHARD PIKT8CHMANN
Chima Panaca Ayllu 42. Yergl. Fernändez 2
Bl. 128. Garcilaso 1, 9 Kap. 40. Pachacuti
(Tres Relaciones 246). Cobo 3 S. 132.
Chimbo Cisa 123.
Chimbo Orma 53.
Chimo (= Chimu), que es agora Truxillo 87.
91. Yergl. Squier, Peru 118 ff. Charles Winer
im Bulletin de la Soci&e' de göographie, 6.
Sär. T. 18 S. 305—340.
Chimo Capac 79. 82. 87. 91.
Chinchaycocha, See und Ortschaft 110. Yergl.
Relaciones geograficas 1 S. 81. 86. 88 u.
Anm. zu 206.
Chinchaycochay, Curaca (von Chinchaycocha) 123.
Chinchaysuyo (Chinchasuyu) 73. 77. 81. 83. 88.
89. 103. 106.
Chinchero, Ort bei Cuzco 101. 103. Vergl. In-
formaciones 1. Ser. 172. Squier, Peru 483 ff.
Chiponauas, los, Völkerschaft im 0. Perus 96.
Baiboa, Kap. 8: Chipomaguas; das m wohl
fehlerhaft.
Chiquia s. Mama Chiquia.
Chiraques, pueblo 58.
Chiriguanas; Chiriguanaes, los 6. 105. 109. 110.
Yergl. Baiboa, Kap. 11. Cieza 2, Kap. 22:
Moxos Cheriguanaes. Pachacuti (Tres Re-
laciones 291. 304. 316). Garcilaso 1, 7 Kap.
17. Informaciones 1. Ser. 160. 173. 188. 202.
213. Relaciones geograficas 2 S. 82 ff. 154 ff.
LXIXff. Markham, Valley of the Amazons
156. Duquesa de Berwick y Alba, Nuevos
autögrafos de Colon S. 86. Manuel Serrano
y Sanz in der Revista de Archivos 3. Ipoca
T. 2, 321—339. 410—421. 514—526. 568—574.
Chita, Ort (ll/t Leguas von Cuzco) 60. 61. 63.
Molina 23.
Choco, Ort bei Cuzco 72. Vergl. Molina 41.
Chocoscachona 63.
Chonay, Dona Elvira 123."
Choyca, pueblo 55.
Chucachuca, Häuptling 97. Yergl. Baiboa, Kap. 8.
Chuchic Capac 75. 76. — Söhne des 81 - 83.
chuco (= chucu), Kopfputz 68. 87. Relaciön
Anönima (Tres Relaciones 158 f.) : Vila chucu,
Huampar chucu.
Chucumbi, Martin 34.
Chucuy Iluypa 125.
Chucuyto, Stadt im Colla-Gebiete 26. Vergl.
Cieza 1 Kap. 104. 2 Kap. 41. 48. 53—55. 60.
Garcilaso 1, 2 Kap. 20. Relaciones geograficas
2 S. 48 ff. 181 ff.
Chumbicancha 40. Betanzos, Kap. 3 : chumbi =
manta 6 faja. Arriaga: chumbi = faja de
mujer.
Chumbivilicas 97. Vergl Cieza 1 Kap. 94. Pa-
chacuti (Tres Relaciones 279): Chumpivillcas.
Markham, J R G S 41, 299.
Chunchos 7. 96. Vergl. Cieza 1 Kap. 95. 2 Kap.
22. Garcilaso 1, 7 Kap. 14. Markham, Valley
of the Amazons 157.
chunga curaca, Amtsbezeichnung 98. chunca= 10.
Chungomarca 87.
Chupellusca 71.
Chuqui Ocllo 102. 103.
Chuqui Sota 86. 87.
Chuquis Guaman 87.
Chuquiylla, Blitzgottheit 69. Cieza 2 Kap. SO:
yllapa = trueno 6 rddmvago. Acosta 5 Kap.
4 : chuquiüa, CatuiUa und Intiüläpa = trueno.
Chuyes, los; Chuys 83. 117. Informaciones 1
Ser. 173: Chuy.
cinche ; cinchi ; (sinchi) ; Plural : cinchicona, stark,
tapfer, Held, Häuptling 29. Cinchis 57. 58.
60. 72. 77. 98.
Cinchi Roca Inga 35. 38-43. 127. 131. Be-
tanzos, Kap. 5.
Cinchi Roca, Sohn des Huayna Capac 104. Nach
Baiboa, Kap. 11 (S. 142) dessen Bruder.
Cinga, Huaca 69.
Coaques 110. Vergl. Xlrez, Bl. 3. Zarate 2,
Kap. 1.
Coaquiri; Pachacuti Coaquiri (bei Baiboa, Kap.
8 fehlerhaft: Chasuti Coaquiri) 96. 97.
coca 87. Informaciones 198. 1. Ser. 211.
Coca s. Mama Coca.
Cocac,aca, Francisco 48. Inform. 248.
Cocama (= Ucayali; Relaciones geograficas 4
XXV Anm. 1), Fluss 79. Vergl. Pedro Simon
6 Kap. 6, 1.
coclia (= See, Meer) 28. 123.
Cocha Yupangui, loan 8. Concha Yupangui.
Cochabamba 105. Vergl. Baiboa, Kap. 11 (S. 143).
Cochaguayla 115. Vergl. Baiboa, Kap. 19 (S. 280).
Cochisque (Cochisqui) 107.
Colcabamba, Feldmark bei Cuzco 38. Pachacuti
(Tres Relaciones 241): Collcapampa. VergL
Baiboa, Kap. 1 (S. 14).
Colcanpata (Coilcampata bei Cuzco) 113. Gar-
cilaso 1, 6 Kap. 4 u. 24. 7 Kap. 8. Midden-
dorf, Peru 3, 488. 489.
Colla Capac 75. 76.
Collao 26. 28. 75. 81—83. 96. 97. 105. 106. 110.
Yergl. Collasuyo.
Collas 81-83. 96. 97. 106. 118.
Collasuyo (Collasuyu) 75. 76. 82. 83. 88. 104.
117.
Collocte 58.
Colum Chima s. Culum Chima.
Concha Yupangui, Juan 55. Informaciones 248:
Joan Cocha Yupangui.
Conchacalla 61.
Conde (Cunti) Mayta 127.
Condc Mayta s. auch Apo Conde Mayta.
Conde Mayta, Agustin 45. Vergl. Informaciones
247.
Conde Mollo 106. Balbao, Kap. 11: Cunti
Mollo.
Conde Yupangui 91. 96.
Condcsuyo (Cuntisuyu) 74. 88. 97. 106. 117.
Condin Xabana 96.
Copali Mayta 30. 40. 43. 127.
Copca Mayta, Don Francisco 131.
Copiapo (Copayapu) 105. VergL Garcilaso 1, 7
Kap. 18.
Coquimbo (= Cuquimpu) 15. 97. 105. VergL
Garcilaso 1, 7 Kap. 18.
PEDRO SARMIENTOS GESCHICHTE DES INKAREICHES.
143
Corampa 8. Curamba.
Costa Rica 22.
Cota Yupangui, Don Francisco 132.
Cotabamba (Cotapampa) 117. 118. 119. Yergl.
Cieza 2 Kap. 5.
Cotabambas (Cotapampas), Quechua-Stamm 73.
83. Vergl. Garcilaso 1, 3 Kap. 12. 1,5 Kap.
17. 23. 25. Markham J R G S 41, 299.
Cotaneras, Quechua-Stamm 73. Garcilaso 1. 3
Kap. 12. 1, 5 Kap. 17. 23. 25. Markham
J R G S 41, 299.
coya = Königin 121. Jetzt Anrede für alle
Frauen, denen Achtung erzeigt werden soll.
Bedeutet ursprünglich wohl Göttin.
Goya Miro 123.
cozco = Grenzstein 39. 41. Nach Betanzos,
Kap. 3, unerklärbarer älterer Name von Cuzco,
nach Garcilaso 1, lKap. 18 u. 1, 2 Kap. 11, in
der lenaua particular der Inka = ombligo.
Vergl. Markham J R G S 41, 293.
Cozco, Don Juan 132. Vergl. Informaciones 248 :
Johan Cuzco.
Cuba 19. 98,
Cugma 73.
Culum Chima; Culun Cbima; Colum Chima 30.
41. 43. 127.
Culunchimas, los 46. 47.
Cumbinama 6.
Cunaraqui s. Apo Cunaraqui.
Cunti s. l'onde.
Cura s. Mama Cura.
curaca, Oberhaupt einer Anzahl Menschen,
einer Gemeirde, eines Stammes 7. 8. 98. 99.
105.
Cori Ilpay
Mama Cori
Curaguasi (Curahuasi) 117. Vergl. Cieza 2
Kap. 147.
Curamba (Curampa) 87. Cieza 2 Kap. 44. 47.
Pachacuti (Relaciones 317): Corampa. Gar-
cilaso 1, 4 Kap. 15: Curampa. Vergl. Pas
Soldan, Dicc. geogr. 253.
Curichaculla 110.
Curichulpa 57.
Curihilpay 48. 49. Cobo 3, 143:
Cahua. Montesinos, Kap. 20:
lllpay Cbaua.
Curimache 8. Apo Curimache.
Curi Ocllo 102. 103.
Cusi s. Pachacuti Inga Yupangni.
Cusibamba (Cusipampa; cusi Freude, patnpa
Stätte) 02. 115. Vergl. Molina 23.
Cusi Cayo 24.
Cusi Gualpa. Cristöbal 48.
Cusi Inga Yupangui s. Pachacuti Inga Yupangni.
Cusi Rimay Coya 105.
Cusi Topa Yupangui 107.
Cuxi s. auch Cusi.
Cuxi churi, Huauqui 102. cuxi = cusi; churi
= Sobn.
Cuxi Topa Yupangui 111. 113.
Cuxi Yupangui 122. 123.
Cuycusa Ayllo 34.
Cuyo Capac, Herrscher der Cuyos 72.
Cuyosuyo 72. suyo = suyu = Land.
Cuvumarca 48.
Cuzro 30. 39. 41. 59—65. 67—70. 74. 77. 86.
88. 92. 94. 9ö. 100—104. 111—113. 115. 117.
120—124. 127.
Cuzcotuyo, Festung 109.
'apotecas 21.
>cco. Inga s. Inga Qoc$o.
iocco Panaca Ayllo 59. Vergl. Garcilaso 1, 9,
Kap. 40. Acosta 6 Kap. 20. Fernandez 2
Bl. 128 (ungenau : Cococ Panaca Ayllo).
Cobo 3, 155: Socsoc Panaca.
D.
Danas, Gömez 79.
Darstellung, bildliche, der Provinzen in Ton 80,
auf einem Zeugstücke (manta) 88, der Ueber-
lieferungen 31, der Völkerschaften Perus 27.
Desaguadero des Titicaca Sees 26.
Diaguitas, provincia de 6. Vergl. Relaciones
geograficas 2, 137. 147 f.
Domnus; Donus, Papst 44.
duho 84. Por merced y privilegio del Inca (los
caciques y grandes seüores) usaban de asiento
dentro y fuera de eus casas al cual llamaban
duho, y era un banquillo de madera labrado»
de una pieza, largo dos palmos y alto uno,
semejante en la hechura ä un animal que
tuviesc las piernas cortas, la cabeza baja y
la cola alta; porque comünmente le daban
figura de animal. Tenia la superficie alta
cöncava, para que ajustase con la parte por
donde se asienta el hombre (Cobo T. 4 S. 172).
Vergl. auch Cobo 3, 235. 287. Las Casas
177 f. £1 nombre peruano es Uana 6 tiycma
(Jimlnez).
Eheschliessung 86. 97. 100; vergl. Schwester.
Eisenwerkzeuge unbekannt 101.
Erdteile 10. 11. 15. 22.
Ermordung missliebiger Untertanen 93.
Esmeraldas, provincia de 5.
Esra, 4. Buch, 22.
144
RICHABD PIKTSCHMANN,
F.
Fasten 62. 85. 105. 117.
Felipe, Don, Sobn des Paullu Tnpac 128.
Feste des Jahres 69. 70. 100.
Fischereigerechtigkeit 105. Vergl. Baiboa, Kap. 11.
Flösse 90. 91. Vergl. Zarate 1 Kap. 6.
Frauen im Sonnentempel 69. Vergl. acllas,
Jungfrauen, Mamaconas.
Frondienst 99. 100.
€L
Oades: UUra Geldes nil 3.
Gadir 13.
Genesis, griechische, in Amerika 21.
Gesetze des Pachacuti Inca Yupanqui 93; des
Tupac Inca Yupanqui 99. 100.
Gestirne fehlen bei der ersten Schöpfung 23;
werden von Viracocha erschaffen 26.
Gibraltar 11. 13.
Godefridus Viterbiensis 18.
Götterbilder 39. 43. 60. 63. 66. 69. 84. 95. 103.
110. 116. 117.
Goldfigur 93. 112.
Gömez Danas s. Darias, Gömez.
Goncalo = Gonzalo.
Grenzmauer im S. des Reiches 97.
Grenzsteine 39. 41. 110. 128.
Griechen in Mittelamerika 21.
Guaca s. Huaca.
Guacangui, Don Gonzalo 132.
Guacaytaqui Ayllo 34.
Guachalla, Festung 90. Vergl. Baiboa, Kap. 7
(S. 81).
Guaco 8. Mama Guaco.
Guacralla, Häuptling 73.
Guaina 8. Guayna.
Guallas 30. 39—43. Vergl. Informaciones 240.
241. Betanzos, Kap. 4.
Guallpa (Huallpa), Hernando 131.
Guallpa Yupangui, Don Juan 132.
Gualpa, Alonso 34.
Gualpa Rimache 56.
Gualpa Tito 112.
Gualpaya, Sohn des Capac Yupangui 103.
Guama s Guaman.
Guamachuco 110.116. 123. Vergl. Xerez, Bl. 16.
Guaman Achachi 91. 103—105. guaman = halcön
Betanzos, Käp. 14 (S. 95).
Guama[n] Mayta, Antonio 50.
Guaman Paucar, Diego 34.
Guaman Rimache Hachacoma (? Hachacona),
Don Francisco 50. Informaciones 248: Don
Francisco Guaman Rimachi.
Guaman Taysi Inga 49.
Guaman Topa (Vamantopa) 49.
Guaman Topa 58.
Guamanga (Huamanca) 60. 73. 78. 130. Vergl.
Relaciones geograficas 1 S. 137 f.
Guamay Samo 44. Cobo 3, 186: Guamasano.
Guamo 90.
Guanacancha 35.
Guanacauri 36. 37. 39. 43. 69. 70. 103. Vergl.
Informaciones 196. Montesinos, Kap. 25.
Cobo 4, 36.
Guanachiri Amaro, Huauqui 44.
Guanacopampa 117—119.
Guanancancha 72.
Guanapi 90.
Guanaypata 38—40. Vergl. Baiboa, Kap. 1,
S. 15.
guama 39.
Guanca Auqui 11'4 — 120.
Guancabilica 111.
Guancabilicas 90. 105. 110. 113. Vergl. Velasco
1 S. 11.
Guancara 73.
Guanuco (= Huänuco) 78. 79. Vergl. Relaciones
geograficas 4, LXX. XXV Anm. 1. Squier,
Peru 216.
guaoqui (= huauqui Bruder), göttliches Eben-
bild des Inca 42. 44. 45. 59. 69. 94. 104. 112.
guarachico (= huarachicuy) 38. 43. 69. 85. Vergl.
Molina 34. 35. Pachacuti (Tres Relaciones
249. 250).
guaranga (von huaranca = 1000), Befehlshaber-
Titel 98.
Guaraotambo 78.
Guaraqui inga, Huauqui 112.
Guargua Chima, Juan 43.
Guaro 44.
Guasano 24.
Guascar (= Huascar) Inga 102. 105. 106.
111 — 127. 133.
Guascar Ayllo 125. 132.
Guascarquiguar 112.
Guata 73.
Guatemala 5. 22.
Guaychao 114.
Guayllacan; Guayllacanes 50. 51. 54. 55.
Guayllapucara 87.
Guayllas, provincia de 78. 87.
Guayna Achachi 107. (huaina, jung, Jüngling);
Betanzos, Kap. 16.
Guayna Capac 43. 90. 103. 124. 127. 128. 132.
133.
Guayna Yanqui Yupangui 77.
Guayparmarca 58.
Guaypon, laguna de 53.
Guzmango Capac 79. 82.
PEDRO SARMIENTOS GESCHICHTE DES INKAREICHES.
146
H.
Hachacona, Don Pedro 131.
Haisquisrro s. Haysquisrro.
Hananchacan 49. Ycrgl. Baiboa, Kap, 3.
Hanancbancas 60.
Hanancuzco 84. 121.
Hanancuzcos 34. 49. 60. 55. 59. 71. 91. 93. 102.
105. 112-114.
Hanansaya 25. 29.
Hanco 114.
Hancobilca s. Ancovilca.
Hardelsleute 90. 100.
Hango 114.
Hatun s. auch Atun.
Haiun Ayllo 93. Vergl. Molina 22. Bei Fer-
nändez 2 Bl. 128 feierhaft Hatre Ayllo.
Hatuncolla 75. 76. 83.
Hatunguayllas 78.
Hatun Topa Inga s. Viracocha Inga.
haybinto 39. Nach Betanzos, Kap. 4, ist die
Waffe, die Mama Guaco führt, ein ayllo.
Arriaga: Aillo 6 libis, un cordel con tres
ramales, y al cabo de cada uno una bolilla
de plorao, sirve para cazar päjaros, ö ani-
males, enredändolos. Vergl. auch Jimenez zu
Cobo 3 S. 175.
Havsquisrro 35. 36.
Haytin (= Hayti) 19.
Herakles, Säulen des 9.
Hilaquita s. Apo Hilaquita.
Hinrichtung verführter Acllas und ihrer Ver-
führer 1Ö0; einer verführten Frau 122; der
Familie Huascars und ihrer Anhänger 122 f,;
der Kriegsgefangenen 76. 109.
Honduras 82.
Huaca; guaca 83. 85. 86. 99. 100; des Ayar
Uchu 37; von Guamachuco 116. 117; des
Viracocha 56. 105. huacas von Cuzco 77;
verschiedener Orte, im Kriege mitgeführt 110.
Arriaga: Huaca, fdolo, 6 adoratorio, tömate
tambien por tesoro. Middendorf, Wtb. 414:
huak'a, jeder heilige, übernatürliche oder über-
haupt aussergewöhnlicbe Gegenstand, und da-
her auf die verschiedensten Sachen angewendet,
wie Tempel, Gräber, Mumien, Altertümer,
Götzenbilder, hohe Berge und Felsen, grosse
Tiere, Missgeburten etc. Vergl. auch Cieza 1
Kap. 21 u. 63 und dazu Markham (S. 228
Anm.).
Humanamean .41.
Humpiri 48. Vergl. Apu Calla.
Hungertod 53. 54. 122.
huno, Befehlshaber-Titel 98. Acosta 6 Kap. 13 :
Oberer über 10000. Informaciones 1. Ser. 145.
146. 'hunu; unu nach Markham, Cuzco and
Lima 394 = 100000, nach Middendorf = eine
Million.
Hurinchacan 49. Vergl. Baiboa, Kap. 3.
Hurinchanca 60.
Hurincuzco 84. 121.
Hurincuzcos 43—45. 48. 49. 71. 84. 91. 105.
Hurinsaya 25. 29.
1.
Ichopampa 60. 61. 63—65. 77. Ichu = Punagras.
Ulac, Juan 93. Informaciones 249.
Illacumbe (= Illacumbi) Häuptling in der Zeit
des Viracocha Inca 58.
Illacumbi, Häuptling von Cugma und Guata 73.
illapa (= relämpago, trueno y rayo; Garcilaso
1, 2 Kap. 23) s. Chuqui yllapa, auch Indi
illapa.
Illuc, Sebastian 131.
Inaca Panaca Ayllo 93. Vergl. Acosta 6 Kap.
21. Garcilaso 1, 9, 40: lnca Panaca. Cobo 3,
156: Yiiaca Panaca.
Incura Gualpa 113.
indi (= inti), Orakelvogel, Huauqui des Manco
Capac 35. 42. 47.
Indi illapa, Huauqui 94. Indi = inti, Sonne.
Illapa = Blitz. Vergl. Cobo 3, 166: Inti-
cllapa ; S. 332 richtig : Intiillapa.
Indi raymi; Indi raymy (= iniip raimi), Fest
der Sonne 69. 88. Vergl. Molina 16.
Indias de Castilla 3. 4. 15. 25. Indias Occiden-
tales de Castilla 14.
Indicancha (inti, Sonne; cancha, Platz, Stätte,
Hof) 40-45. 47. 66.
Indip apon (ititip apuri) = gobernador de las
cosas del Sol 66.
Indip churin (intip churin, Sohn der Sonne) 66.
Vergl. Betanzos, Kap. 11. u. 12.
inga (= inca), Herr 33. inga capac 33. 75.
Inga apo {incaj apu), Stellvertreter des Inka bei
Verhandlungen 116. So ist auch wohl 80 für
Inga Oapon zu lesen.
Inga Amaro (= Inka-Schlange), Huauqui 59.
Vergl. Pachacuti (Tres Relaciones 276). Cobo
3. 155.
Inga Capon 80 s. auch Inga apo.
Inga £oc£o 57. 61.
Inga Paucar Inga 49.
Inga Paucar, Oheim des Titu Cusi Huallpa Ya-
huar Huacac 51.
Inga Roca Inga, Inka 48—54. 56. 57. 127. 131.
Inga Roca Inga, Sohn des Viracocha Inca 57.
58. 61. 63. 70. 71. 73. 74.
Inga Urcon 57. 58. 61. 64. 65. 66. 70. 71. 127.
Vergl. Fernändez 2 Bl. 1 26. Betanzos, Kap. 6—9 :
Inga Urco. Pachacuti (Tres Relaciones 269);
Ynca Orcon.
Inga Viracocha s. Viracocha Inga.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. WiM. in Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 6, 4.
19
146
RICHARD PIETSCHMANN,
Inga Yupangui, Sohn des Viraeocha Inca s.
Pachacuti Inga Yupangui.
Inguil, Felipe 98.
Inguil Topa, Garcia 111.
Inkaherrschaft 6—8. 29. 126—129. 133.
Inkastrassen 88.
Ipacura s. Mama Ipacura.
Islas flotas, imperio de las 18. 25.
Israel, die verlorenen Stämme 22.
J.
Jahreszeiten werden durch Ahmessen des Sonnen-
standes festgestellt 67. 68. Vergl. Coho 3, 292.
Jalisco 21.
Jaoja s. Xauxa.
Jimdnez s. Ximlnez.
Juden 22.
Jungfrauen, auserwählte 100. 113.
Juries, provincia de 6. Vergl. Relaciones geogrä-
ficas 2 S. 187 ff.
K.
Kalenderwesen 67 — 69.
Kanarische Inseln 14. 15.
Karl V., Kaiser 4. 102. 112. 127. 129. 132.
Katigara 11. 22.
Keschua s. Quechua.
Kinderspiele 46. 53.
Kleidung der Kriegsgefangenen 71. 76.
Klima der Anden 96; Perus 129.
Knochenhaufen auf dem Schlachtfelde von Rio-
pampa 114. Vergl. Zarate 1 Kap. 12.
Konstantin IV., Kaiser 43.
Kriegsgefangene in Triumphzügen 71. 76; ar-
beiten an hauten 81.
Küstenschiffahrt 90.
Kugelspiel 46.
Kultus, umgestaltet von Pachacuti Inca Yupan-
qui 77.
JL.
La^andones 22.
Lampa, Ort 82. 83.
Larico 96. Fernando de Santillan (Tres Re-
laciones 17): Capac Larico. Baiboa, Kap. 8
(S. 107) infolge eines Missverständnisses : Ala-
rico (= ä Larico).
Las Casas, Bartolome* de, s. Casas, Bartolome*
de las.
Last bei Audienzen getragen 6. 116. Vergl.
Cieza 2 Kap. 10 Schluss. Xdrez 20. Anda-
goya 434.
Lazandones s. La^andones.
Lebensdauer, lange der Inca 129.
Leber eines Gualla im Munde der Mama Ocilo
61. Leberaufblasen als Orakel 61 ; vergl. calpa.
Leo IV., Kaiser 44.
Leo IV., Papst 45.
Lima 117. 132.
Limatambo, Ort 80.
llacolla, capa 6 cobrija cuadrada 94.
Llallaua, Festung der Collas 97. Relaciones ge-
ogräticas 2 S. 58: Llallagua Festung der
Pacajes.
Llama Oca, Alonso 34.
Llama Oca, Gongalo Ampura 34.
Llaxaguasi, Haus (guasi = huasi) zur Aufbe-
wahrung von Schädeln 76.
llayto (= UaitUy llautu), 87. S. auch pülaca
llayto.
Llimpita Uxca Mayta 91.
lloqui (= lloki), links 44.
Lloque Yupangui ; Lloqui Yupangui ; Lluque
Yupangui 43—47. 127. 131. Vergl. Betanzos,
Kap. 5.
Loarte, el doctor Grabiel, alcalde de Corte 131.
134.
Los Reyes, ciudad de, s. Lima.
Loyba (= Liuba) II., König 43.
Lustrationsgebräuche in Cuzco 69.
Macas-Indianer 106.
Macus Yupangni s. Cachimapaca.
Maita s. Mayta.
Malakka als Ostrand Asiens 14.
Mama = Mutter, Matrone ; Plural : Mamacuna.
Mama Anaguarque; Mama Anaguarqui; Mama
Anaguarqui, Frau des Pachacuti Inca Yupan-
qui 72. 83. 93. Vergl. Fernändez 2 BL 126 :
Mama Anabarque. Montesinos, Kap. 5.
Mama Caua, Frau des Lloqui Yupanqui 45.
Cobo 3, 137: Mama Cachua. Montesinos, Kap.
19: Mama Chahua.
Mama Chicya ; Mama Chiquia, Frau des Yahuar
Huacac, Mutter des Viraeocha Inca 54—56.
PEDRO SARMUSNTO S GESCHICHTE DES LNKAREICHE8.
147
Mama Coca, Frau des Cinchi Roca 39. 43. 44.
Vergl. Betanzos, Kap. 5. Jime'nez zu Cobo 3,
129. Zu dem Namen vergl. auch Informaciones
198.
Mama Cura s. Mama Ipacura.
Mama Guaco 33. 36. 38—41.
Mama Ipacura 33.
Mama Micay, Frau des Inca Roca 49. 50. 52.
Vergl. Fernändez 2 Bl. 125 v.
Mama Ocllo 33. 35. 43.
Mama Ocllo, Schwester und Frau des Tupac
Inca Yupanqui 86. 99. 102.
Mama Raua 33.
Mama Rondocaya, Frau des Viracocha Inca,
Mutter des Pachacuti Inca Yupanqui 56. 57.
Fernändez 2 Bl. 126: Mama Yunto Cayan.
Cobo 3, S. 154: Mama Roncay. Baiboa, Kap.
4 (S. 41): Mama Runducaya Garcilaso 1, 5
Kap. 28: Mama Runto = Mama huevo =
Madre blanca como el huevo, angeblich so
genannt wegen ihrer hellen Gesichtsfarbe.
Mama Tacucaray, Frau des Mayta Capac, Mutter
des Capac Yupanqui 47. 48. Pachacuti (Tres
Relaciones 258) : Mama Tancarayyacchi. Mon-
tesinos, Kap. 19: M. Tamarri-Hachi.
Mamaconas (= nmmacuna) 74. 104. 123.
Maöaries, auch Yanaximes genannt, 7. 96. Pa-
chacuti (Tres Relaciones 269. 290): Manares;
Manaresuyo.
Mango Capac (Manco Capac) 33—43. 68. 103.
126. 129. 131.
Mango Inga (Manco Inca) 106. 128.
Mango Sapaca 40. 44. 45. 127.
Manosuyo 96. Baiboa, Kap. 8 (S. 104) : Maman-
suyo. Richtig ist wohl Manosuyo, was dann
das Land des Mano-Flusses bedeuten würde.
Relaciones geogräficas 4, C C : el rio Mano ö
de Tono.
Manta, Bucht von 28. 90. Vergl. Cieza 1, Kap.
50.
Maranon, el rio 15. 79.
Maras-Indianer 33.
Maras Ayllu 34. Vergl. Molina 22 : Marasaylla
Cuynissa Ayllu.
Marastoco 33. 34.
Marcayuto 55.
Marco, Ort bei Cuzco 65.
Maroraa s Strick.
Masca Ayilo 34. Molina 23 : Masca Panaca
Ayllu. Fernändez 2 Bl. 127 v. : Maxca.
mascapaycha 84. Fernändez 2 Bl. 128: una
borla; la cual se ponfa el senor en lugar de
corona; y era hocha de lana de la tierra y
con hilos, y estampas de oro por ella; ä la
cual llaman maxca paycha.
Masken der Inka-Mumien 68.
Matagua 36. 37. Betanzos, Kap. 4. Molina 38.
Cobo 3, 129.
Maule, rio de 97.
Mayta Capac 45—48. 127. 131. majta jetzt =
Bursche; vergl. Middendorf, Runa Simi 58.
Mayta, Don Diego 131.
Mayta Yupangui 115.
Mejico 21.
Mela, Pomponius 11.
Mendana, Alvaro de 9. 91.
Menschenfresser s. Chiriguanas.
Menschenhaut 8. Trommeln.
Menschenkopf als Trinkgefäss 75 ; Informaciones
221 f.
Messing, Sessel aus 91.
Micaocancha 51.
Micay s. Mama Micay.
Michi 105. 108. michij, Hirt, Regent.
Michimalongo, Häuptling 97. 105.
tnicho, Beamten-Titel 97. Baiboa, Kap. 8 (S. 115) :
les michies.
michocrima = Besatzung 81.
Mircoymana 61.
Miro s. Coya Miro.
müimaes 80. 81. 97. 105. Vergl. Cieza 2 Kap.
22. Baiboa, Kap. 8.
mochanaco, Huldigung, Verehrung (von mucha
Anbetung) 65.
mochar, anbeten (von mucha) 69. 70.
Mohina; Muyna 49. 55. 56. 58. Cieza 1, Kap.
97. 2 Kap. 15: Muhina. Kap. 42: Möyna.
Betanzos, Kap. 13. Jetzt Mohina (Paz Soldan,
Dicc. geogr. 591).
Mojos-Indianer 76. Vergl. Cieza 2 Kap. 22.
Garcilaso 1, 7 Kap. 16: Musus.
Mollaca, Ort bei Cuzco 55. 58.
mollo 110. mullu, rote Seemuschel, Koralle
(Middendorf, Wtb. 604), concha gruesa de la
mar (Arriaga), espece de coquillage de mer,
dont on fait des colliers, et donc la couleur
ressemble au plus beau corail (Baiboa, Kap.
11, S. 147 f.). Der Palast von Tumipampa
hatte . im Innern eine Wandbekleidung aus
diesem Stoffe und hiess davon Mullucancha.
Mollo Cabana 106. Baiboa, Kap. 11: Mullo Ca-
bana aus Thilavi; richtiger Cobo 3 S. 183:
Mollo Cavana, Lupaca de naciön, natural del
pueblo de Hilavi.
Mollo Pucara 106. ßalboa, Kap. 11. Cobo 3,
S. 183.
Monate der Peruaner 68. 69. 100.
Mond 23. 26. Mondflecken 26. Vergl. eine an-
dere Sage bei Garcilaso 1, 2 Kap. 23.
moro urco ; moroy urco (= muru urco, Farben-
berg, bunter Berg; so wohl nach der Bunt-
heit und Grösse des zusammengerollten Taues
benannt), Strick oder Tau zum Anfassen beim
Reigen der Inka-Feste 70. 86. Vergl. Molina
49 und Markham dazu 201. Nach andern
Berichten war das Tau von Gold (z. B. Za-
rate 1 Kap. 11). Der Name passt aber nur
auf ein Tau von der Beschaffenheit, die Sar-
miento ihm zuschreibt.
Mumien der Inka 44. 48. 49. 55. 59. 68. 69. 94.
102. 104. 112. 123.
Muscheln 79. 110. 117.
Muyna 49; s. auch Mohina.
Muyna Pongo, Häuptlingsname 49. 58.
19
148
RICHARD PIETSCHMANN
KT.
Nachgeburt 106.
Nachrichtendienst 78.
Nano 118.
napa 35. 42. Vergl. Molina 39: They brought
a sheep callcd napa, which was covered with
a red cloth having ear holes of gold . . . and
theo led the sheep and the sunturpaucar in
front of them. Vergl. denselben 19 u. 47.
Navamuel, Alvaro Ruyz de 131. 134.
Neffenerbrecht 51.
Neue Guinea 22.
Neu Spanien 21. 22.
Nicaraguas 22.
Nicoya 22.
Nifiachumbi (?Ninachumbi, von ntna, Feuer =
Feuer-Insel) 90. 91. Baiboa, Kap. 7 u. 14
(S. 82 u. 196): Ninachumbi u. Nifiachumbi.
Ninan Coro, Don Francisco 132.
Ninan Cuyoche 106. 111. 127. Auch Ninan ge-
schrieben. Cobo 8, 190 Ninan Cuyuchi. Fer-
nändez 2B1. 126 v. fehlerhaft: Minan Cuyuchi.
Nolitria 107.
Nombre de Jesus, archipie*lago del 9. 22.
Nombre de Jesus, monasterio del 113.
Nuestra Seiiora de Belem 34.
Nueva Espana s. Neu Spanien.
Nutanguari, Häuptling 96. Vergl. Baiboa, Kap. 8.
O.
Ocacique, Häuptling 73.
Ocllo s. Mama Ocllo.
Odysseus 21.
Ohren, Durchbohren der, 38. 56.
Ollantaytambo 72.
Oma (= Uma) 45. Paz Soldan, Dicc. geogr.
960. Cieza 2, Kap. 43.
Omasayos (= Umasayos) 73.
onw (= umu\ vergl. Tres Relaciones 255),
Wahrsager 117.
Opataries 95. 96. Baiboa, Kap. 8 erwähnt das
Land: Opatarisuyo.
Opfer dem Inka dargebracht 85—87. 94.
Opfergerät des Sonnentempels von Cuzco 74.
Orakel 66. 68. 82. 116. 117. S. auch calpa.
Orellana 15.
Oro Ayllo 34.
Otabalo 107. Garcilaso 1, 8 Kap. 7 u. 8:
Otauallu.
Otoguasi, Häuptling 73.
Otorongo Achachi 95 — 97. Baiboa, Kap. 8
(S. 103).
oxota (= usuta), Sandale, Fussbekleidung aus
Stroh oder Leder, befestigt mit dünnen
Riemen 97. Cieza 1 Kap. 41. 2 Kap. 13.
Molina 36. 40. Arriaga: ujuta. v. Tschudi,
Peru 2, 353.
P.
Paca, Ort 70.
Paca Mayta 117.
Pacamoros-Indianer 114. Pacamuru = rotbunt.
Vergl. Jimdncz in den Relaciones geogräf. 4,
L U. Cieza 1 Kap. 57. 58. 2 Kap. 64: Bra-
camoros. Andagoya 430. Pedro Simon 6 Kap.
5, 5.
Pacaritambo (= Pacaritampu) 32. 83. 42. Be-
tanzos, Kap. 3. 4. Cieza 2, Kap. 6: Pacarec-
tampu. Molina 6. Pachacuti (Tres Relaciones
236 Anm.): Paccarectampu.
Pacaritoco 68; s. auch Tambotoco.
Pacasmayo, valle de 87. Vergl. Cieza 1 Kap. 68.
Pacay, rfo del 73.
Pacaycacha, Ort 57.
pachac (= 100), Befehlshaber-Titel 93.
Pachachulla Viracocha 44. Vergl. auch Cobo 3,
136.
Pachacuti = Wiederbringer des Landes 68. 66.
Die sonst übliche Etymologie ist Pacha cutiy
= Erdumwälzer.
Pachacuti Capac s. Pachacuti Inga Yupangui
Pachacuti Coaquiri s. Coauuiri.
Pachacuti Inga Yupangui, ursprünglich Cusi Inga
Yupangui, 31. 35. 50. 56—95. 99. 102. 127.
132. 133.
Pachatopan, Huaca 69.
Pachayachachic (= hacedor del mundo, Betanzos,
Kap. 2) 8. Viracocha Pachayachachic.
Pahuac Gualpa Mayta 55. 56. Fernändez 2 Bl.
125 v. : Paguac Guallica Mayca (= Mayta).
Pajonal 118. Vergl. W. Middendorf, Peru 3,
584.
Paläste der einzelnen Inka bleiben nach ihrem
Tode dem Verstorbenen geweiht 49. 50.
Palast, den sich Tupac Inca für seinen Todes-
fall gebaut hat 104.
Paltas-Indianer 84. Vergl. Cieza 2 Kap. 15.
panaca = decender 42.
Papres, los 58.
Parcos 78. Vergl. Cieza 1 Kap. 85.
Pariatapacari 83.
Pascac, Don Domingo 132.
Pasto als Ländername 110.
Pastos-Indianer 105. 106. 112.
Pataguayllacan, pueblo de 49.
PEDRO SARMIENTO S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
149
Patallacta; Patallata 83. 92. Yergl. Relaciones
geogräficas 2 S. 199 ff.
Paucar Ancho 72.
Paucar Ayllo, Sohn des Yahuar Huacac 55.
Paucar Chima. Francisco 131.
Paucar Cucgu, Don Garcfa 132.
Paucar Inga s. Inga Pacar Inga.
Paucar Topa, Häuptling 73.
Paucar Usno 120.
Paucar Usno s. auch Apo Paucar Usno.
Paucaray 115.
Paucartambo 97.
Paul III., Papst 112.
Paulo; Paulopampa 51. 52. 55. 56.
Paulo Inga; Paulo Topa; Paullo; Don Cristöbal
Paullo; (= Paullu Tupac Inca) 106. 112. 113.
122. 123. 128.
Payta 123.
Paytite 96. Relaciones geogräficas 4, CXXV.
Anm. 3. CXCIX. Acosta 3 Kap. 20.
Pfähle zum Erdrosseln 122.
Pferde 123.
Pferdehaut und Pferdekinnlade 91.
Ptlug als symbolische Gabe 93.
Piajajalca 87.
Picol, Huaca 69.
Pizarro s. Pizarro.
Pi(,uy, Antonio 48.
Pilco, Garcia 102.
Pilco^oni 7. Acosta 7 Kap. 28.
Pilcopata 95.
pillaca llayto 81. Cieza 2 Kap. 7 : Y en la ea-
bcza se poma unas trenzas ö llautu que 11a-
man pillaca, ques como corona. Betanzos:
le pongan en la cabeza una cinta muy pin-
tada que llaman pillaca llauto.
Pillaguamarca 87.
Pillaguaso, Häuptling 89. Baiboa, Kap. 7 (S. 80) :
PiÜaguazu.
Pillco Topa, Don Garcfa 132.
pillo (= pilhij Blumenkranz) 87.
Pillauya 55.
Pinagua ; Pinaua 49. 55. 56. 58. Vergl. Mohina.
Pinto, Häuptling 109.
Pisac, el valle de 55. 57.
Pisac Topa, Don Cristöbal 102. 132. Informa-
ciones 249.
Pisar Capac 87. 89.
piscapachac Befehlshaber über fünfzig 98.
piscapachaca Befehlshaber über fünfhundert 98.
Pizarro, Francisco 28. 101. 123—127. 130.
Pizarro, Gonzalo 59.
Placenta aufgehoben 106.
Piaton 12—14. 18—20.
Plus ultra 4.
Pocona; Poconas 83. 105. Cieza 1 Kap. 107.
Polo de Ondegardo. 42. 44. 45. 48—50. 59. 94
112.
Pomacocha (= Pumacocha, Löwensee) 114. Vergl.
Middendorf, Peru 3, 206 f.
Poma Lloque; Poma Lloquy, Häuptlingsname
58. 73. puma = Löwe, lloki = links.
Pongo s. Muyna.
Porco, las minas de 84. Cieza 1 Kap. 108.
Priester der Sonne 76. 104. 120; der Huacas 77.
116. 117.
Provinzen im Bilde dargestellt in Tonmodellen
80; auf einem Zeugstücke (manta) 88.
Provinzial-Verwaltung 88. 99. 100.
Pucarä 24. 97. Vergl. Molina 7.
Puerto Viejo 28. Vergl. Betanzos, Kap. 2.
Puma, der amerikanische Löwe; Cuzco damit
verglichen 100. Vergl. Betanzos, Kap. 13
(S. 81).
Punä, isla de 90. 111.
purapura 38. Pachacuti (Tres Relaciones 267):
purapuras de plata y oro y cobre para los
soldados, para poner en los pechos y espaldas,
para que las flechas y lanzas no les heciesen
dano en los cuerpos.
purucaya, Fest 68. 93.
Puruvay, provincia de 107.
Puscon, AJonso 44. Informaciones 247.
Putiyoc Tito Aucaylli 45.
Puxayco, Häuptling 73.
Puzcon, Don Alonso 131.
«*
Quechgua £ucc;u, Martin 132.
Quechua s, Quichua.
Queco Aucaylli 47.
Quequo Mayta 62.
Quicgua, Don Francisco 132.
Quichua, Sprache 81.
Quichuas 07.
quicochico, Pubertät der Mädchen, 38. Pacha-
cuti (Tres Relaciones 250): quieuchieui ; Mo-
lina 53: quieuchicu.
Qui^o Mayta 91.
Qui^o Mayta, Baltasar 48.
Quigual Topa 91. 97.
Quilliscache Urco Guaranca 61. 63. 64. Be-
tanzos, Kap. 6: Quilcscachi Urco Guaranga.
Quilliscache8 44. Vergl. Cobo 3, 136. Ein
Quilliscache-Indianer 61. 62.
Quinchicaxa 87.
Quinti cancha 40.
Quipi, Francisco 34.
quipo (= quipu) 31. Vergl. Markham zu Cieza
1 Kap. 82. J. J. von Tschudi, Peru 2,
384-387.
Quiquixana 58.
Quirirmanta 36.
Quisin 90.
Quisna 107.
Quispe Conde Mayta, Juan Baptista 45.
Quispo Cusi, Juan; Quispi Cusi 93. 132.
Quispe, Diego 44. Vergl. Informaciones 247.
160
RICHARD PIETSCHMAKN,
Quispi Cusi s. Quispe Casi.
Quispi, Juan 34.
Quispi Maita, Don Juan 131.
Quispicancha 103.
Quito 24. 88. 89. 105. 106. 109—111. 113. 114.
Eingcbornc im Osten von Quito 29.
Quitos, los 43. 89. 105.
Quiuipay 120.
Quizquiz 113. 115—124.
Kampa s. Vampa.
Rarapa 50.
Raua 8. Mama Raua.
Raua Ocllo s. Araua Ocllo.
Raubtierhaus 76.
Raura Panaca Ayllo44. Garcilaso 1,9 Kap. 40:
Rauraua Panaca. Cobo 3, 123: Raurahua
Panaca. Fernändez 2 Bl. 128: Piauragua
(lies: Rauragua) Ayllo. Informaciones 1. Ser.
189 : Seraurao Panaca.
raymy 69.
Heyes, ciudad de los, s. Lima.
Riesen 17. 23.
Rimac Tampu s. Limatambo.
Rimac Tupa, Don Garcia 132.
Rimache, Martin 132.
Rimache Mayta, Miguel 131. j
Rio, provincia del 96.
Riobamba 114.
Roca Inga s. Inga Roca Inga.
Roca Yupangui 47,
Rötelseuche 111.
Rondocancha 58.
Rondocaya s. Mama Rondocaya.'
Ruca Inca s. Inga Roca Inga.
Ruminagui 113. Vergl. Zarate 2, Kap. 5. 6.
8. 9.
Runtucaya s. Mama Rondocaya.
Rupaca 120. Cobo 3, 165: Lupacas.
Rupaca, Alonso 48.
Ruparupa 79. Vergl. Fernändez 2 Bl. 126 v.
Jimcnez in den Relaciones geogräiicas 4,
XXV Anm. 3. Cobo 3, 205.
rutuchico 3w. Fest der ersten Haarschur (von
rutu, scheren). Vergl. Molina 53. Cobo 3,
128.
H.
Saat für das Inka 99.
Sänfte des Inka 89. 103. 119.
Salinas Loyola, Juan de 6.
Salomon-Inseln 9. Vergl. Nombre de Jesus,
archipie*lago del.
Salvajes-Inseln 21.
San Blas in Cuzco 94.
San Domingo s. Santo Domingo.
San Fancisco del Quito 89.
Sangaguasy, Bauwerk {huasi), in dem Raubtiere
gehalten wurden 76. Baiboa, Kap. 10: Sanga-
cancha, erbaut von Tupac Inca. Informaciones
234: Sanzahuasi, angeblich in der Zeit des
Mayta Capac.
Sano, pneblo de 39. 43. Vergl. Pachacuti (Tres
Relaciones 241): Saßuc. Betanzos, Kap. 5:
Zariu. Cobo 3, 129: Sanoc.
Saiioc Ayllo 34. Vergl. Molina 23.
Santa Clara in Cuzco 41.
Santa Cruz de la Sierra 6. Relaciones geogrä-
iicas 2 S. 154 ff. XX VII ff.
Santiago de las montaüas 6. Relaciones geo-
gräiicas 4 S. 8. 36 ff. LXIXff.
Santo Domingo, isla de 19. 98.
Santo Domingo in Cuzco 39. 40.
Sapaca 39.
Sauasera; Sauaseras 30. 40. 41. 43. Vergl. In-
formaciones 227- 233.
Sauaseray Panaca 40. Informaciones 227 : Ayllo
de Sauasiray.
Sayre (= Sayri), Gonzalo 102.
Sayre Sopa, Don Diego 128. Fernändez 2 Bl.
123: Sayre Topa quiere decir hermoso y
lindo principe.
Sayri cancha 40.
Schädel 75. 76.
Schiffsanker verehrt 21.
Schlachtruf 89.
Schläge mit einem Stein auf die Schulter erteilt
zur Demütigung 120.
Schöpfungsgeschichte 23 — 27.
Schrift fehlt in Peru 31. 133.
Schütteln des Ueberwurfs als Zeichen des Ver-
wünschen« 122.
Schwarze Eingeborene von Avachumpi und
Xinachumpi 91.
Schwarzkünstler 70. 90.
Schwester als Ehefrau und Nebenfrau 8. 35.
36. 83. (vergl. aber 72). 86. 93. 101. 106. 123.
Segelschiffahrt mit Flössen 90.
Sessel, aus Messing 91; s. auch duho.
Seuche in Cuzco 111.
Siciquilla Pucarä 87.
Siegesdenkmal am Angasmayo 110; am Rio
Maule 97.
Sinchi u. Sinchi Roca s. Cinchi u. Cinchi Roca.
Sintflut 16. 20—21. 24—26.
Sitae Guaman 39.
situay, Fest 69.
Smaragde 85. 110.
Socma, Ort 58.
Soma Inga 49. 55. sumaj, schön.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
151
Sonnenfest 8. Indi raymi.
Sonnengott 62. 69. 82. 84. 86. 93. 99. 101. 103.
104. XIV. XX. LXVIII. LXXI, Anm. 2. CVI.
Sonnenschirm 119.
Sonnenstand, Vorrichtung zur Beobachtung 67.
68. cvn.
Sonnentempel, Abgaben für den 99. 100. Vergl.
Indkancha. Sonnentempel am Titicaca 105.
Soras-Indianer 73. 115. Vergl. Markham JRGS.
41, 302. Relac. geogräf. 1, 169—177.
Spanier, ihre Ankunft in Peru 123 — 127.
Spiegel des Pachacuti Inga Yupangui 62.
Sprichwort (?) 90. XX. CX.
Stab mit Zeichen 111. LXX. CIV.
Steinwerkzeuge 101.
Sterbelied 93. CXI.
Strafe mit Stein 120. CIV f.
Strick muru urcu 70. CVIII.
Sucres = Terrassen 67.
Suma s. auch Soma.
Suma Yupangui 112.
sunturpaucar 36. 42. 85. XXXXIII, Anm. 1. Mo-
lina 6. 39. Pachacuti (Tres Relaciones 327) :
el inga con su suntorpaucar en la mano. Cobo
3, 286: el sunturpaucar era una asta poco
mäs corta que de pica, cubierta y vestida toda
de alto ä bajo de plumas cortas de colores
varios asentadas con tal primor, que bacfan
galanas labores; y por remate, en lo alto,
salian tres puntas de plumas grandes. Vergl.
auch Cobo 3, 134; Cobo 4, 97: las insignias
reales, que eran un carnero, y el estandarte
6 guiön, llamado sunturpaucar; 4, 99; 4, 108 :
8undorpaucu.
Susurpuquio 62. Vergl. Cobo 3, 157, der hier
Molina wiedergiebt.
Sutictoco 33. 33. IC. Vergl. Informaciones 228.
Sutictoco Ayllo 34. Vergl. Molina 22: Yahuai-
min Ayllu Sutic.
suyoyoc apo (von suyu, Land, und apu, Ober-
haupt) 100. suyu werden insbesondere die
Ländereien des Inka und des Kultus genannt ;
vergl. Polo 163.
T.
Tabasco 21.
Tacucaray 47. ? = Tocacaray (Cabo 4, 35). S.
auch Mama Tacucaray.
Taguapacac, Genosse des Viracocha 26. 28.
Tallanes-lndianer 123. 124. Vergl, Zärate 1 Kap.
6. Col. doc. ineU h. Esp. 5, 221 f.
Tambo (= tampu, Unterkunft, Wegehaus, Her-
berge), valle de 70. Ort 71. 81.
Tambo Chacay 36. 127.
Tambo Usca Mayta, Feldhauptmann des Huascar
114.
Tambo Usca Mayta, Juan 48. 131. Vergl. In-
formaciones 248.
Tambocunca 44. Vergl. Cobo 3, 136. CV.
Tamboquiro 35. Vergl. Cieza 2 Kap. 6 u. 7 (S.
19).
Tambos-Indianer 33. LXVII. Vergl. Fernändez 2
Bl. 127 v. Gutitoez 3 S. 559.
Tambotoco 33. 37. 42. 68. 124. LV f. LXVII. CIL
CV. Vergl. Pacaritoco.
Tanais li. LXXXXI.
Tangalongo 97 (= Antalongo 105).
Tangarara 124.
Taocamarca 55.
Tapacari 83. Cieza 1 Kap. 107. Garcilaso 1, 3
Kap. 14; 1, 3 Kap. 15: Tapac-ri. Relacion.
geogräf. 2, XLVIII.
taqui, que es danzar al Sol 109. CI. Vergl. Cieza
2 Kap. 11. Molina 44. Cobo 4, 228.
Tarco Guaman 47.
Tarma Yupangui, Alonso 34.
Tarpuntay Ayllo 34. CI. Vergl. Molina 23.
Teiche von Yucay 83.
Teös = Gott, in Neu Spanien 21. LXXXXV.
Vergl. Gr. Garcia 191, 2.
Thronbesteigung des Tupac Inca Yupanqui 94;
des Huayna Capac 103.
Tiaguanaco (= Tiahuanacu), Ruinenstätte,
Schöpfungsstätte der Völker Perus 27. (Vergl.
Betanzos, Kap. 1. Molina 5. Cieza 1 Kap.
105. Cobo 3, 111 f. 4, 71 f.; Relaciones geo-
gräf. 2, 56. Rivero y Tschudi, Ant. 294 f. A.
Raimondi, Peru 1, 206—208. Wiener, Perou
et Bolivie, 419—421. A. Stübel u. M. Ule,
Ruinenstätte von Tiahuanaco, Breslau 1892.
Middendorf, Peru 3, 341. Abhandlungen d.
naturw. Gesellsch. Isis in Dresden 1893, 35
bis 52.) Residenz eines Reichsverwesers 100.
Station in einem Feldzuge des Huayna Capac
105 (Vergl. Cobo 3, 171).
Ticci Capac, Huauqui 120.
Ticci Viracocha 27. 56. 65. 105. 122. LXXXXVH.
CIV. Garcilaso 1, 2, 2. 1, 5, 13.
Tierra incognita al austro XXXI f. LXXXXV f.
Tilca Yupangui 87. 89. 91. 92. Baiboa, Kap. 6
S. 74.
Titicaca 26. 28. 105. LXHI, Anm. 2. CXIII.
Tito Atauchi, Bruder Huascar 105. 114. 118.
120. 125. 128. Fernändez 2 Bl. 126: Tito
Autaichi.
Tito Atauchi, Don Alonso 125. 128. Vergl. In-
formaciones 249. 1. Ser. 204. 212. 213.
Tito Conde Mayta, Felipe 45. Informaciones 247 :
Felipe Ticce Conde Mayta.
Tito Cusi Gualpa Indi lllapa Guayna Capac 90.
101—112. 124. 132. 133.
Tito Cusi Yupangui, zweiter Sohn des Manco
Inca 128. XIV f. XXXXV. Jimetoez zu Cieza,
Guerra de Quito 1, 115—120.
Tito Rimache 49.
Tlaguzgualpas 22.
tocapa s. Viracochatocapa.
Tocay Capac 49—54. 58 (? ob derselbe). Ein
anderer Häuptling der Ayarmacas desselben
162
RICHARD PIETSCHMANN,
Namens (? Titels) 71. 72. Vergl. LHI.
CVII.
toco = Fenster 33.
Tococache94. CHI. (XI. Pachacuti (Tres Relac.
259 u. 280, wo Ttococachi für Hococachi zu
lesen ist). Acosta 6 Kap. 21 (S. 435): Toto-
cache. Cobo 4, 10 u. 4, 12: Totocache.
Tocori Topa 72.
Tocto, Dona Juana 123.
Tocto Coca 112. Cobo 3, 190: Tocto OcDo. Pa-
chacuti (Tr. Rel. 299) Tocto Ocllo Coca.
Toguaro, Ort 73.
Tohara, Festung 87. Baiboa, Kap. 6 S. 75.
Toledo, Don Francisco de 6—8. 10. 23. 32. 129.
130. 181. 134. VIII— XXI. XXXIII. XXXV.
XX X V 1 1 1— XXXX 1 1. XXXX 1 V- XXXXVI.
LXXI. LXXII. LXXXIV-LXXXXI.
Toma Inga s. Anqui Toma Inga.
Tomayguaraca, Häuptling 60. 61. 63—65. Be-
tanzos, Kap. 6. 7. Pachacuti (Tres Re-
laciones 272).
Tomayrica, Iluaca 110.
Tomay Rima 117.
Tomebamba; Tumibamba; Turaipampa; (=Tu-
mipampa) 24. 89. 90. 91. 106. 109. 110. 112.
114.
Tomebamba Ayllo; Tumibamba Ayllo 111.
Vergl. Fernändez 2 Bl. 128. Garcilaso 1, 9,
Kap. 40. Cobo 3, 190 f. Acosta 6 Kap. 22.
Tono, Fluss 96. CXII.
Topa (= Tupac) Amaro 83.
Topa Atao 118. 119.
Topa Ayar Mango 82.
Topa Capac 98.
Topa Cusi Gualpa Indi Illapa s. Ouascar.
Topa, Don Goncalo 132.
Topa Inga Auqui s. Auqui Topa Inga.
Topa Inga Yupangui 8. 29. 60. 82—104. 127.
130. 132. 133. LH. CIX f. CXII f. Dessen Nach-
kommen 123.
Topa Yupangui, Sohn des Viracocha Inca 57.
Topa Yupangui, Don Andres 102. 132. Infor-
maciones 249.
Topa Yupangui, Felipe 102.
tqpacun (= tupaccusi) 35. Nach Pachacuti
(Tres Relaciones 241, wo topacusi zu lesen
ist, u. 264) heissen so zwei kleine Trink-
becher (aguülas) aus Gold.
topayauri 42. XXXXIII, Anm. 1. Vergl. Pacha-
cuti (Tres Relaciones 242. 243): topayuari;
tupayuari. Baiboa, Kap. 8.
tqpo (= tupu), Mass = l1,, legua 100. Vergl.
Polo 169. Cioza 2 Kap. 15; Kap. 82. Gutiär-
rez 3, 546.
Totenopfer 102.
Totocachi s. Tococache.
Tracht des Inka 87; des Priesters 117.
Tragsessel des Inka 89. 103. 119.
Trenidad (= Trinidad) 15. 21.
Triumpffeier nach Kriegen 64. 65. 71. 76. 80.
82. 83. 92. 97. 102. 104. 112. Vergl. Betanzos,
Kap. 9.
Trommeln aus Menschenhaut 97. 109. 114.
Vergl. Zarate 2 Kap. 8.
Trophäen 76. 91. 92. 110. 112; vergl. Triumpf-
fcier.
Truxillo (= Trujillo) 79. 87. 91. s. auch Chimu.
tucorieo apo 99. 100.
Tucuman 6. LXXXV f.
tucurico; tucuyrico, Beamter, wörtlich: der das
Gesamte sieht, 74. 80. 88. 97. 105. Tres Re-
laciones 17. 129. Relac. geogräf. 1, 99.
Türkiese 110.
Tümbez (= Tumbiz) 90. 107. 123. 124.
Tumibamba; Tumibampa; Tumipampa s. Tome-
bamba.
Tupac. 8. Topa.
Turuca 90.
U.
Ucho; Uchu 8. Ayar Ucho.
Uchuncunascallarando 48.
Ueberlieferung, mündlicha 31. 68. 133. LXI.
Uiracocha s. Viracocha.
ujtUa 8. oxota.
Ulco Colla, Häuptling 123. Pachacuti (Tres Re-
laciones 310): Orccocolla. Vergl. Urcocolla.
ulH, irdenen Krug zum Aufbewahren von Uipta,
A8chenbrödchen für Koka-Esser, 72. Vergl.
Pachacuti (Tres Relaciones 279): huttis. v.
Tschudi, Peru 2, 402. Middendorf, Peru 3,
365.
Ultra Gades nil 3.
Uöa Chullo, Heerführer Atahuallpas 113.
uno pachacuti, von unu% Wasser, und pachacuti,
Erdumwälzung, = Sintflut, Ueberschwemmung
24. 26.
Urco; Urcon 8. auch Inga Urcon.
Urco Guaranca s. Apo Urco Guaranca.
Urco Guaranga 113.
Urco Guaranga, Hernando 91. Vergl Infor-
niaciones 249.
Urco Guarga 118.
Urcocolla; Urcocollac, Festung 78. 87. Baiboa,
Kap. 6 S. 75 : Orcolla,
Urcocona, Häuptling 73.
Urcos, Huaca 28. 56. C. Vergl. Molina 18 u. 29.
Betanzos, Kap. 2. Gutierrez 3, 429 f. 439:
Urcus. Raimondi, Peru 1, 214.
Urincuzcos 8. Hurincuzcos.
Uros-Indianer 105. CXHI.
Usca Maita, Don Felipe 131.
Usca Mayta, Francisco 131.
Usca Mayta Panaca Ayllo 47. Gutierrez 3, 435.
Molina 22. Garcilaso 1, 9 Kap. 40. Cobo 3,
141. 4, 37: Uzcamayta. Fernändez 2 Bl. 128:
Uzcamayta Ayllo als Ayllu des Lloqui Yu-
panqui. Montesinos 112.
PEDRO SAKMIEXTO'S GESCHICHTE DES INKAEEICHES.
153
Uscobilca; Uscovilca 60. 63. Vergl. Betanzos,
Kap. 6—9.
üsica, Dona Catalina 123. Vergl. Cobo 3, 199.
usuta s. oxota.
uti (= blödsinnig, verrückt) 128.
V.
Valverde, Fray Vicente 124.
Vamantopa s. Guaman Topa.
Vampa Yupangui 117.
Veragua 22.
Verbrennen von Inkamumien 59. 123.
Verwünschungen 52. 122. 123.
Vicaquirao Inga 49. 50. 55. 57—61. 63. 93. CVI.
CVII. Fernändez 2 Bl. 125 v.: Vilcaquiri.
Gutiärrez 3, 425 : BUcaquiri.
Vicaquirao Panaca Ayllo 50. Vergl. Molina 22.
Cobo 3, 147. 4, 11. Acosta 6 Kap. 20. Gar-
cilaso 1, 9 Kap. 40. Bei Fernändez 2 Bl. 128
entstellt zu: Vica Cupa Ayllo.
Vicho, pueblo de 55.
Vicha Topa 55.
Victoria, Francisco de 7. 8. XXXV XXXVII.
LXXXVIII. LXXXX.
Vilcas; Bilcas, Stadt 116. CIX. Vergl. Cieza 1
Kap. 89. 2 Kap. 48. Relaciones geogräficas
1, 105. Vüca = Gottheit; heilig.
Vilcas, Garcfa 102. Vergl. Informaciones 249.
Vinchincayna, Häuptling 96. Baiboa, Kap. 8 :
Vinchicayna.
Viracocha (= Huiracocha); Pachayachachic
Viracocha; Ticci Viracocha Pachayachachic,
Gott, 23—28. 33. 56. 61. 62. 65. 86. 105.
122-124. XXXX. C. CVI. Vergl. Ticci Vira-
cocha. Name für die Spanier, noch jetzt ge-
bräuchlich, 123. 124.
Viracocha Inga; Atun Topa (= Hatun Tupac
Inca) 48. 49. 55-61. 64. 65. 70. 71. 106.
127. 132. LI. CVIII.
Viracocha Inga, Don Diego 111. 132. Infor-
maciones 249.
Viracocha Inga Paucar 61.
Viracochatocapa, brokatartiger Stoff 69. CVII.
Cieza 2 Kap. 6: tucapu.
virpiielas (= viruelas) 111. CIV.
Volksstämme in Cuzco 30. 80. 81.
Volkstrachten 87.
Wälder der Anden 96.
Waffen vom Inka an Heerführer verliehen 78.
Wasserbecken von Yucay 83.
Wasserleitungen 41. 49. 62. 83. 88. 105.
Wegehäuser 88.
W«
Weinen von Blut 52; über einen Ort 62.
Wimpern, ausgerissen, als Opfergegenstand 87.
120. Molina bei Las Casas 267.
Wittwe und Tochter unter den Frauen des
Pachacuti Inca Yupanqui 93.
Xabana s. Condin Xabana.
Xalisco 21.
Xaquixaguana 122. Relac. geogräf. 2, 4: Xa-
guana. Cieza 2 Kap. 12 (S. 54). Vergl. Caquia
Xaquicaguana.
Xauxa, los Andes de 7 ; provincia de 87 ; pueblo
de 100. 115. 130. LXXIX. CIV. Relac. geogr.
1, 79—95.
Ximdnez, Gonzalo Gömez, Dolmetscher 132. 1 34.
Y.
Yagualsongo, goberaciön de 6. LXXXV. Vergl.
Relaciones geogräficas 3, 210. 4, XXXVII bis
LV1I. XCV. CHI ff.
Yaguar Cocha (= Blutmeer, Blutsee) 109.
Yaguar Guacac Inga Yupangui 49—56. 58. 132.
L. CVI. CVIII: Yabarvacac. ydhuar = Blut;
hudkay = weinen. Vergl. Baiboa, Kap. 3.
Fernändez 2 Bl. 125 v. Cobo 3, 147.
yanaeona8y Hörige 98.
Vanamarca 115.
Yanamayo 78. 125.
Yanaximes (= los de las bocas negras; von
yana = schwarz, und simi = Mund) 96.
Nach Baiboa, Kap. 8 ist es der Stamm der
Manobambas, der Lippen und Zähne mit einem
Pflanzensafte schwarz färbt.
Yanayaco (= Schwarzwasser) 98. 99.
yanayacos 98. 99.
lancan Mayta 21.
Yanqui Yupangui s. Apo Yanqui Yupangui.
Yarambuy cancha 40.
Yasca> Feldherr 109. 110.
Yauirä, Huaca 69. 120. CH. CVHI. VergL Cieza
2, Kap. 7. Betanzos, Kap. 14. Cobo 4, 21 ; 4,
101. Montesinos, Kap. 25.
yauris, cetros 18. Vergl. Molina 26.
Yauyos-Indianer 115. Relaciones geogräficas 1,
61 ff.
Ylluc s. Illuc.
Yucatan 21.
Yucay, valle de 70. 81. 104.
Yucay, Pedro 34.
Abhdlgn. d. K. Gm. d. Wiw. m Ortungen. Phil.-hif t KL N. F. Band 6, 4.
20
154
EICHARD PIETSCHMANN,
Yuco, pueblo de 55.
Yupanqui 8. Pachacuti Inga Yupangui. Fer-
nändez 2 Bl. 123: Yupangue, linaje como
Mendoc.as y Guzmanes. Betanzos, Kap. 17 :
£1 Yupanqui es el alcufia e* linaje de do ellos
eon, porque ans! se llamö Manco Capac que
por sobrenombre tenfa Yupanqui Garcilaso
1, 2 Kap. 17. Yergl. auch oben LXIIf.
Yupanqui, Feldherr Atahuallpas 113.
Yupangui, Juan 132. Iuan Picarro Yupangui CII.
Z.
Zapotecas 21.
Zeichen, statt Schrift, auf einem Stabe 111.
Zusammenlegen der Ansiedelungen 6. 99. XIII.
xxxin.
Anhang zum Register.
Verweisungen auf die Einleitung.
Ergänzungen und Berichtigungen zum Register.
Im wesentlichen ist hier nur unter den Wortformen, die Sarmientos Text gibt, auf die Be-
sprechung in der Einleitung und auf die Nachträge verwiesen. Im Register sind von Seite 151 ab
die entsprechenden Verweisungen schon eingeschaltet. Zugleich sind hier Verweisungen auf andere
Autoren nachgetragen. Vollständigkeit konnte nicht angestrebt werden.
A.
Achachi CXII.
Acos jetzt Acora. Cieza 1 Kap. 85. 104. Rai-
mondi, Peru 2, 110. Squier, Peru 351—354.
Alarico s. Larico.
Alcabigas LIII. IC — CI. Informaciones 231. Be-
tanzos 115 f. Cobo 3, 139: Alcayviczas; 4, 38:
Alcabicas = Alcabic.as. Jimlnez zieht vor
Alcahuizas zu schreiben.
altura 54. LXXXXIII.
Amaro Topa, Amaru Tupac Inca XXXXV.LXXI.
Anaguarqui CVIII. Cobo 4, 39. 40. 42. 99. Vergl.
Mama Anaguarque.
Anco Ayllo. Garcilaso 1, 5, 26: Hancohuallu.
Andaguaylas LXXIX. Ulloa, Notic. secr. 2, 619
bis 623.
afidenes C. Squier 487 f.
Andes, los XIV. XXXXV. LXXXVII f. LXXXXIII.
CXII.
Angaraes. Relac. geogräf. 1, 140—144.
Anta LVI. CVIII.
Antamarca. Relac. geogräf. 1, 198.
Antasayas LIV. IC.
Apo Chimachaui. Fernändez 2 Bl. 125 v. : Chima
Chauic.
Apo Mayta, Abkömmling des Inca Ruca Inca
CVH. Der Apumaroti des Gutiärrez (3, 425)
und Fernändez (2 Bl. 125 v.)?
Apo Mayta, Huauqui LXVIII.
Apo Mayta Panaca Ayllo. Cobo 3, 144; 4, 34;
ayllu de Apomayta.
Araua Ocllo LXVIL LXXIX. Jimenez zu Las
Casas 283.
Asilli CXII. Garcilaso 1, 2, 16. Pachacuti (Tres
Rel. 287). Raimondi, Peru 1, 212; 2, 110.
Astoyguaraca. Cieza 2 Kap. 45; 48 (S. 170.
173 f, 181): Astaguaraca: Hastu Guaraca.
Garcilaso 1, 1, 23.
Atlantis LXXXXII.
Atlas 18. VI. LXXXXIV.
Atun CVII; s. Hatun.
Aucaylli Panaca CVI. Cobo 3, 151: Aucayllo
Panaca; 4, 26: Aucaylli Panaca. Montesinos
131 : Ayca Aylli Panaca.
Avachumbi XXX.
Avayni Panaca Ayllo. Vergl. Cobo 3, 158 : Ahu-
cani ayllu ; 4, 31 : Aquiniaylla [so] ; 4, 32 :
Haguayni. Montesinos 102: Chibainin.
Ayamarcas s. Ayarmacas.
Ayar Auca CII f.
Ayar Ucho IC f. CII f.
Ayarmacas Ln. LVI. CV. CVTII. Cobo 8, 147:
el pueblo de Ayarmaca; 4, 16: los indios de
Ayarmaca; 4, 29: ceque de Ayarmaca.
Aymoray. Gutilrrez 9, 565. Cobo 4, 108. Mid-
dendorf, Wtb., S. 4. Rivero 131. Mossi: ay-
muray.
PEDRO SABM1ENTO S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
156
B.
Bamba LX.
behetria XXXVII. LVI-LVIII. LXXXX. Gar-
cilaso 1, 2, Kap. 20. Cieza 2, Kap. 3.
Bilder der Inka u. dergl. XXXXI-XXXXIV.
Markham zu Garcilaso, Bd. 2 8. 582 Anm. 2.
Bimbilla GY. Informaciones 212. Cobo 3, 132:
3, 135; 4, 35; 4, 36; 4, 38: Membilla.
Bombon. Cieza 1 Kap. 83 (nicht 80).
C.
Cabiüas. JRGS. 41, 298.
Cacha. Auch Cieza 2 Kap. 54 (S. 204). Garci-
laso 1, 2, Kap. 16: Cacha Rurucachu.
Cadiz LXXXXIII.
Calca CVI f. Cieza 2 Kap. 38 (S. 147).
Calispucyu. Cobo 4, 101 : Calispuquiu. Molina
45: Calipuqniu.
Camata CXII. Col. Arch. de Indias 5 S. 480.
Belac. geogräf. 2, XLI; 2, CVIII— CX.
Cafiar Capac. Baiboa, Kap. 6 (S. 77).
Cafiares LXXXXVIII. Relac. geogräf. 3, 157
bis 180.
Canete, el marque*s de X. XVI. XVII, Anm. 1
u. 2. CIX.
capa, capac. Polo de Ondegardo (Col. doc. Arch.
de Indias 17 S. 90): en los Yngas, quiere
dezir en los que fueron reyes, ä los quales
llamauan estos capa ynga por sus memorias.
Capac Ayllu. Cobo 4, 17.
Capac Guari. Gutidrrez (3, 431) und Fernändez
(2 Bl. 126): Capac Guayri.
capac raymi CI f. Cobo 4, 93—103. Vergl. raymi.
Capac Yupanqui, Sohn des Viracocha Inca. Gu-
tierrez 3, 426. Fernändez 2 Bl. 126. Cieza 2,
Kap. 56 (S. 209).
Capac Yupanqui, Sohn des Pachacuti Yupanqui
CIX. CX.
Caquia Xaquixaguana L. Gutie*rrez 3, 425:
Jaxaguana. Fernändez 2 Bl. 125 v. : Xaqui-
xaguana. Roman y Zamora: Caquiacxaguant.
Zu Caquia vergl. den Ortsnamen Caquia Sa-
varaura (Cobo 4, 41; ebd. 29: Sauaraura).
Carangue. Montesinos 167.
Carmenga. Cobo 4, 18; 4, 19.
Casas, Bartolome- de las XXXV f. LXXXIV.
LXXXIX.
cas&igo de piedra 120. CXIV.
Castro, Lope Garcfa de X. XXXII.
Catfgara s. Kattigara.
Catiquilla CXIV.
Caxana. Col. doc. p. 1. h. Esp. 5. 318 f. Cieza
2 Kap. 50 (S. 189): Cassana.
Cayambes. Montesinos 163—166.
Cayarä. Baiboa, Kap. 6 (S. 75). Relac. geogräf.
1, 168.
Cayocache. Cobo 4, 43. 4, 45.
Cayto CVII.
Caytomarca. Cieza 2 Kap. 38. 39 (8. 149—152).
Cobo 3, 146.
Chachapoyas (= Chacha-puyu = Menschen-
Wolke; Middendorf, Runa Simi 24).
LXXXXVIII. IC.
Chachi CXII.
Chafian Curicoca CVII. Es ist wohl Chanan zu
lesen
Chancas L. LI. CIX.
Chani, Capac lies: Chani[n] Capac.
Charcas, los 6. LXXXVI. LXXXXVU.
cha8quis. Col. doc. Arch. de Ind. 17, 72 — 75.
Gutiärrez 3, 546.
Checo, Don Diego CV.
Chiapa LXXXXV.
Chica Capac Baiboa, Kap. 6 (S. 77).
Chichas. Col. doc. Arch. de Ind. 17, 67 f. Cobo
3, 273.
Chico 8. Checo.
Chile XIII, Anm. 2. XXXXI. LXXXVI. IC. Col.
doc. Arch. Ind. 25, 551—563.
Chima Chaui Pata Yupanqui CVII. Vergl. Gu-
tie'rrez 3, 425 : Chimachauic (Sohn des Yahuar
Huacac).
Chima Panaca Ayllu. Cobo 4, 42.
Chimo. Ranke, Sämmtl. Werke, 2. Ges.-Ausg.
35/36 S. 556. JRGS 41, 321 f.
Chimo Capac LI. Baiboa, Kap. 6 (8. 72).
Chinchero CVII. Cobo 4, 19.
Chiriguanas LXXI, Anm. 8. LXXXVI. LXXXVIII.
Cobo 3, 61 ; 3, 181. Edm. Temple, Travels in
various parts of Peru -2 (London 1830) 371;
378 f ; 381 f. Th. Waitz, Authropologie 3, 411 f.
Choco. Cobo 4, 42; 4, 43.
Chucbic Capac LH, Anm. 1. LVIII.
chuco. Pachacuti (Tres Rel. 298): uma-chucho.
Chumbicancha IC.
Chumbivilcas. Cobo 3, 273. Garcilaso 1, 3, 8:
Chumpiuillca.
Chunchos LXXXVIIf. Cobo 4, 194 f. Th. Waitz,
Anthropologie 3, 538 f. A. Bastian, Geograph.
u. ethnolog. Bilder, 540—544.
Chungomarca CX. Baiboa, Kap. 6 (S. 75):
Chuncomarca.
Chuquis Guaman. Baiboa, Kap. 6 (S. 75): Chu-
quiz Guaman.
Chuquiylla CVIII. Cobo 4, 19: Cuncuilla (lies:
Chuquilla]. Vergl. Catiquilla.
cienaga 108. CXIII.
cinche LVIf. IC. Markham zu Garcilaso, Bd.
1 S. 92, Anm. 2. Middendorf, Wtb. 775.
Cinchi Roca LVII. LIX. LXIII. CV. Cobo 4, 36.
Cinchi Roca, Bruder des Huayna Capac 104.
Baiboa, Kap. 11 (S. 142). Fernändez 2 Bl.
126. [So statt Zeile 14/15 der 2. Kolumne
auf Seite 142].
Cinga CVni.
20*
156
ßlCHAED PIETSCHMANN,
Cocama CIX.
Cochabamba CXII. Col. doc. ineM. p. 1. h. Esp.
5, 336. Relac. geogräf. 4, CXYII.
Cochisque. Montesinos 164. 170.
Colcapata s. Colcanpata.
Colla Capac. Cobo 3, 165: que asi se llamaba
el rey del Collao.
Condin Xabana. Zu Xabana vergl. Zapana,
Zapalla.
CopaU Mayta IC.
Cotabambas, Quecbua-Stamm. 83 ist zu streichen.
Vergl. Garcilaso 1. 5, 23. Relac. geogr. 2,
207; 216.
Cotabambas 83, ist identisch mit Cochabamba
(Cochapampa) 106. Vergl. Cieza 1 Kap. 107.
Garcilaso 1, 3 Kap. 14. Col. doc. Aren. Ind.
5, 479 ff. Relac. geogräf. 4, Ap. CCII. Gu-
tie*rrez (3, 206 ff.) und andere : Cotabamba.
coya. Liste der Inca-Gemalinnen LXVI.
Cwum Chima IC. Informaciones 231 ; 233 : Cu-
Uoychima; Culcoychima.
Cumbinama LXXXIV f.
Curamba. Baiboa, Kap. 6 (S. 75).
Curi Ocllo, Frau des Amaru Tupac Inca LXV,
Anm. 3.
Curihilpay. Montesinos 115: Cori Illpay Chaua.
Cusi Rimay Coya. Acosta 6 Kap. 18: Coya
Cussilimay.
Cusi Titu Yupanqui 8. Tito Cusi Yupangui.
Cuycusa Ayllo CIL
Cuyos 71. 72. [Einzuschalten im Register].
Cuzco IC.
Cuzco Guanca (Huanca) s. Ayar Auca.
Cuzcocallan s. Arayraca Ayllo.
9-
(^oc^o Panaca Ayllo. Cobo 4, 22 : Qubcu Panaca
Ayllu. Gutierrez 3, 435: Cuccopanaca. Mon-
tesinos: Succe Panaca.
D.
Danas, Gömez LXX. CIX.
Diaguitas LXXXVI, Anm. 4.
Diego Checo s. Checo, D. Diego.
JE.
Erdteile XXXI. LXXXXV. LXXXXVII.
Esmeraldas LXXXIV. Gutierrez 3, 504 f. Gar-
cilaso 1, 9, Kap. 8. Cobo 1, 281. 8. auch
Smaragden.
Esra, 4. Buch XXXII. LXXXXVII.
Felipe, Sohn des Paullu Tupac
F.
Flösse CX.
«.
Griechen. Griechische Schrift LXXXXV.
Guacaytaqui CI.
Guallas LIV. IC f.
Guamachuco. Molina bei Las Casas, S. 274.
Guamanga (jetzt : Ayacucho). Lies : Relac. geogräf.
1, 96—144. Col. doc. Arch. Ind. 8, 449—484.
Ulloa, Notic. secretas 2, 614—647. Ranke,
Werke, 2. Ges. Ausg. 35,36, 656 f.
Guaman Taysi. Montesinos 130 : Guaman Tarsi.
Guaman Topa LIII.
Guamay Samo CV: Guamansano.
Guanacauri [Huanacauri] XXXXI. CIH f. CVIII.
Auch Cobo 3, 123; 3, 125; 4, 15 f.
Guanachiri Amaro LXVm. CV.
Guanacopampa. Nach Pedro Pizarro wurde
Huascar bei Guasavara gefangen genommen
(Col. doc. Arch. Ind. 8, 253).
Guaöapi (jetzt: Santa). Relac. geogräf. 1 Ap.
CXLm.
guanca CIV.
Guanca Auqui. Gutierrez 3, 439. Fernandez 2
Bl. 126 v.
Guancabilicas (Huancavillcas). Vergl. CIV. Fer-
nandez 2 Bl. 126 v. Markham JRGS 41, 31
Anm.
Guanuco CIX. Ranke, Werke 35,36, 556 f.
guaogui LXVIII. CIV. CXI.
Guaraotambo. Baiboa, Kap. 6 (S. 70) falsch:
Guazaz Tambo.
Guaraqui Inga LXVIII.
Guaro CV.
Guasavara s. Guanacopampa.
Guayllacan L, Anm. 2. Cobo 3, 145.
Guayllapucara. Baiboa, Kap. 6 (S. 75): Guaila
Pucara.
Guayllas (Huäillas). Informaciones 216.
Guayna Yanqui Yupangui CIX.
Guayna Yupangui 77. 80. CIX. Baiboa, Kap. 6
(S. 74). [Einzuschalten im Register].
Guzmango Capac LI. Baiboa, Kap. 6 (S. 72 f.):
Cuzmango Capac, Oberhaupt aer Conchucos.
Pachacuti (Tres Relac. 295): Cuyosmanco.
PEDRO SARMIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
157
H.
Hanan 29. LIII, Anm. 1. LXX. LXXXXVIHf.
Hanancuzco LXI. Gutie'rrez 3, 435.
Hancohuallu s. Anco Ayllo.
Handelsleute CX.
Hatuncolla. Cieza 1 Kap. 102. Raimondi, Peru
2, 110.
Hatun-raymi s. raymi.
Herakles, Säulen des LXXXIHf.
huaina s. Guayna.
huauqui s. guaogui.
Hurin- 8. Hanan-.
Hurincuzco LXI. LXVII.
I.
Hlacumbe LIII. Zu Ula vergl. Col. doc. Arch.
Ind. 3, 50. .
illapa. Relac. geogräf. 2, 58. Garcilaso 1, 2
Kap. 17 (Bl. 53): yllapäntac es verbo; induze
en su significacion la de tres verbos, que son
tronar, relampaguear, y caer rayos.
Inaca Panaca Ayllo. Gutie'rrez 3, 435: Yfiaca-
Ppanaca. Cobo 4, 15: ayllo Inacapanaca.
indi XXXXm. LXVni. Inti als Name des
Sonnengottes vergl. Herrera, Dec. 5, 4 Kap.
5. E. J. Payne, History of the New World
2, 536 Anm. 2. Vergl. auch Inti in den Namen
Yndi Mayta Capac Ynga und Yndichiquia
(Gutierrez 3, 423. 424. Roman y Zamora 2
Kap. 11; S. 11).
Indi illapa LXVI1I. LXXIX Anm. 1. CXI.
Indicancha. Vergl. IC u. CIV: Curicancha.
Indip apon LXXIX.
Inga Capon, lies inga apon oder ingap apon
LXXIX. CX.
Inga Paucar CVI.
Inga Roca Inga LI. LIII.
Inga Urcon LXV. CI.
Inguil Topa. Vergl. Fernändez 2 Bl. 126: Ingil
Topa.
Israel, die 10 Stämme s. Juden.
Jahreszeiten CVII.
Juden LXXXXVIIf.
J.
Jünglingsweihe 69. 85. CIL CHI.
Juries LXXXVI, Anm. 4.
Kalenderwesen s. Jahreszeiten.
Kattigara 11. 15. 22. LXXXXI. LXXXXV.
Kaufleute s. Handelsleute.
K.
Küstenschiffahrt CX.
Kultus umgestaltet von Pachacuti Inca Tupan-
qui C.
L.
La^andones LXXXXV.
Larico CXII.
Lasttragen 6. LXXXVII. Acosta, de promulg.,
lib. 3 cap. 17.
Lebensdauer LIX— LXII. CXVI.
Lied 93. LXX. CXI.
Llallaua-pucarä. Pachacuti (Tres Rel. 287).
Bei Baiboa = Francisco Hernändez (?).
Llama Oca ist besser wohl Llamaoca zu schrei-
ben. Der Name kommt öfter vor, z. B. Infor-
niaciones 210.
llayto CX. Cobo 4, 161.
Lloqui Yupanqui LXII. CVf.
Loarte, Gabriel de XVII.
Löwe s. Puma.
Lupaca s. Rupaca.
M.
Malakka LXXXXIII. LXXXXVI.
Malereien s. Bilder. Vergl. auch Edw. Temple,
Travels 2, 405.
Mama Anaguarque LI. LVI. CVI1I. Gutie'rrez
3, 431: M. Anauarque Micay. Cobo 3, 156:
M. Anahuarque. Fernändez 2, 125: M. Anau-
arque.
Mama Caua. Garcilaso 1, 2 Kap. 20 Gutie'rrez
3, 423: M. Caguapata.
Mama Chicya. Gutie'rrez 3, 424 : M. Yndichiquia,
als Frau des Capac Yupanqui ; ebd. 425 : Ma-
machiquia als Frau des Yahuar Huacac. Cobo
3, 148: M. Choque Chicllo Yupay aus Ayar-
maca. Montesinos 131 : Cochegmelaylupay.
Mama Chura s. Mama Coca.
Mama Coca CIV. Gutie'rrez 3, 423 : M. Coya.
Mama Cura 8. auch Mama Coca.
Mama Curihilpay s. Curihilpay.
Mama Ipacura CI. CII (Cura).
Mama Micay. Gutie'rrez 3, 425: Mama Micoy.
Montesinos 130: Micai.
Mama Ocllo LV.
Mama Ocllo. Garcilaso 1, 5 Kap. 28.
Mama Raua s.Araua Ocllo.
Mama Rondocaya. Montesinos 156 : Runtu Cay.
Gutie'rrez 3, 426: M. Ynnto Cayan [= Run-
tocayan].
Mama Tacucaray LVI. Fernändez M. [Tanca-
158
RICHARD PIETSCHMANK,
ray?] Yachi. Cobo 3, 140 M. Tancaray Yacchi.
GutieVrez 3, 424: Mamachianta.
Mama Taucaray 8. Mama Tacucaray.
Manaries LXXXVIII. Wohl so zu lesen statt
\fa« axies
Mango Capac XXXXIIf. LV. IC— CIV.
Mango Inga DXV.
Mango Topa 8. Felipe, Don, Sohn des Paullu
Tupac.
Manosuyo CXII (Mano-Fluss).
Marafion CXII. Jime'nez im Boletfn Socied. geo-
gräf. de Madrid, T. 26—33 (1889—92).
Maras Ayllu CI.
Marcayuto. Montesinos 131.
Masca Ayllo LXVII. Bei Gutierrez 3,559: Masca
Payta.
Matagua. Cobo 3, 128 f.
Mayta Capac LXII. CVI. Gutierrez 3, 423 : Yn-
dimayta Capac Ynga. Gegner des Alcabi$as:
Cobo 4, 38.
Mendaßa, Xlvaro de XXXII f. LXXXXVIII. Col.
doc. Arch. Ind. 23, 189—206.
Michi. Vergl. Pachacuti (Tres Relac. 251): «a-
ma-michi = Lama-Hirt.
micho. Col. doc. hist. de Esp. 50, 218.
Mimbilla 8. Bimbilla.
Mircoymana CVII (? = Muro Uonga).
mitimaes. Garcilaso 1, 3 Kap. 19.
Mohina LI1I.
Mojos. CXIII. Col. doc. Arch. Ind. 4, 425. Th.
Waitz, Anthropologie 3, 535 — 537. Markham,
Valley of the Amazons 172.
Mollaca CVII.
mollo. Molina 17.
Mollo Cabana. Vielleicht ist statt Cabana zu
lesen £abana = Zapana = Zapalla. Vergl.
Condin Xabana.
tnoro urco CVIII.
Mumien der Inka CIV. CV. CVII. Garcilaso 1,
5 Kap. 28.
Muyna Pongo CHI.
N.
Navamuel, Alvaro Ruyz de 38 Anm. 9. 56. 102
Anm. 1. XVII. XX. XXXIXf. IL.
Neffenerbrecht CVI.
Neu Guinea CXI.
Neu Spanien (Mejico) LXXIV.
O.
Ocllo s. Curi Ocllo u. Mama Ocllo. Vergl. auch
Garcilaso 1, 7 Kap. 26 (Bl. 192): el nombre
Ocllo era apellido sagrado entre ellos y no
proprio.
Ollantaytambo. Squier490 — 513. Markham, Cuzco
and Lima 179—185. Middendorf, Peru 3, 512
bis 524.
Oma. Lies im Register: Cieza 2, 33.
Omasayos. Markham JRGS 41, 299.
Ondegardo, el licenciado Polo de 8. Polo.
Nicaragua XXXIII.
Nu LXXXXIf.
Ninachumbi XXX.
Ninan Cuyoche. Baiboa, S. 199: Ninan Cayuchi
Noe 16. 17. XXXVII. LXXXXIV.
Opatari CXII (Dort ist nach der Veröffentlichung
Opotari gedruckt. Die Hdschr. der Inkage-
schichte hat Opatari und Opataries).
Orakel LXV1U. CXIV.
Otorongo. Pachacuti (Tres Rel. 291).
oxota. Acosta 6 Kap. 18. Cobo 4, 161. Ch. Winer,
Perou 676—681. Reiss u. Stübel, Todtenfeld
von Ancon, Bd. 3 Taf. 87, 15—17; Taf. 88,
3. 4.
P.
Pacamoros. Benzoni, Bl. 132 v.: Bracamori.
Cieza 2 Kap. 56 (S. 211). Baiboa, Kap. 7
(S. 87). Relac. geogrdf. 1, 54.
jpocariwa LV.
Pacaritambo 8. auch Tambotoco.
Pacasmayo. Raimondi, Peru 2, 143.
Pacay, rio del 79 (nicht 73). Pacaya jetzt Name
eines Nebenflusses des Ucayali.
pachac. Im Register ist 93 zu verbessern in 98.
Pachachulla CV f.
Pachacuti Inca Yupanqui LI f. LVf. LXIV.
LXV. IC. C. CXf.
Pachatopan CVIII.
Pahuac Gualpa Mayta. Garcilaso 1, 5 Kap. 24 :
Pahuac Mayta. Gutierrez 3, 425 : Paguacynga.
Fernändez 2 Bl. 125 v. : Paguac Guallica Mayca.
Montesinos 131: Pahuac Huallpa Mayta.
Paria, im jetzigen Bolivien 83. Cieza 1 Kap. 106;
2 Kap. 50.
Pariatapacari [so die Hdschr.] s. Paria u. Ta-
pacari.
Pasto XXXXI.
Pataguayllacan s. Guayllacan.
Pata Yupangui 61. CVII. Vergl. Chima Chaui
Pata Yupangui
Patallacta C. Cobo 3, 166; 4, 10; 4, 22.
Paucar Ayllo. Montesinos: Paucar Yalli.
Paullu 8. Paulo.
Paullo CVI (Paullu).
Paytite CXn.
pecado nefando 8. XIX. LXXXVIII. Garcilaso
1, 3, 13.
petaca, petaquilla 25. 47. Ein Wort aztekischen
Ursprungs. Die Collas verfertigen aus Puna-
Gras (ichu) nach Garcilaso 1, 3 Kap. 15 (BL
71): lo que llaman patocas que son como
arcas pequeßas.
Pferdehaut XXX. CXf.
PEDRO 8ARMIENTO S GESCHICHTE DES INKAREICHES.
159
Pilco^oni LXXXVm.
piüaca llayto CX.
Pillaguamarca CX.
Pisac. Squier 521—582.
Pisar Capac. Baiboa, Kap. 6 (S. 77); Pizar
Capac.
Pizarro, Francisco LXXXXVÜI.
piscapachac CXIII.
Placenta CXIII.
Plus ultra LXXXm.
Pocona. Rel. geogräf. 2, XXXII.
Polo de Ondegardo XVII, Anm. 1. XVIH. LXHL
c. civ. cv. cxin.
Pucarä. Raimondi, Peru 1, 212; 2, 110.
Puma XXXXIU. CIL
purapura im Register zu streichen.
Puzcon vergl. Puscon.
Quichua Sprache LXVII — LXXIX. Middendorf,
Wtb. 277.
Quigual Topa CXII.
Qnifiiscache Urco Guaranca 0V11.
Quilliscaches CV. Pachacuti (Tres Relax. 305.
318).
Quinchicaxa. Baiboa, S. 77—78: Quichicaxa.
Quinti-cancha IC.
Quipi, Francisco CIL
quipo LX1X. CI.
Quiquixana. Cieza 2 Kap. 42 (S. 160). Cobo 4,
46.
Qui[s]pi, Francisco CIL
Quispicancha. Gutierrez 3, 429. Cobo 4, 84 f.
Relac. geogräf. 2, 195.
Quito CIL
Rarapa. Cobo 3, 147.
Raubtierhaus CVIII.
Raura Panaca CY.
raymi CIL
Regenbogen 36. 37. CIV.
Riesen XXX. LXXXXIV. CXI. Edm. Temple,
Travels in various parts of Peru 2, 321 f.;
393—397. JRGS 41, 319.
Ruminagui. Col. doc. p. 1. hist. Esp. 5, 225:
Luminavi.
Ruparupa CIX. Gutie*rrez 3, 440. Vaca de Castro
(Cartas de Indias 487): Ruparrupa, questä
all! junto [de Guänuco].
8.
Saat für den Inka XIV.
Salinas Loyola, Juan de LXXXIV f. CXIII.
Salomon Inseln XXXII f. LXXXIX. LXXXXVÜI.
San Blas C.
Sangagua8y CVIII.
Saiio (Saiiuc) CIV.
Sanoc Ayllo CI.
Santa Cruz de la Sierra LXXXV. Juan Ovando
(Col. doc. Arch. Ind. 4, 378—390).
Santiago de las montafias LXXXV. Relac. geo-
gräf. 1, 54: Bracamoros, por otra nombre
Santiago.
Santo Domingo, Kloster in Cuzco IC. CIV.
sarampiön 111. CXIV. Relac. geogräf. 3, 157 f.
Sauasiray, Savaseras LIV. IC f.
Sayre Sopa. Lies : Sayre Topa (= Sayri Tupac
Inca) X. XXXXV Anm. 2.
Schlag auf die Schulter als Strafe 120. CXIV.
Schöpfungsgeschichte XXXX. LXXXXVHI. C.
CIL
Schrift, angeblich griechische LXXXXV. Vergl.
Zeichen im Register.
Schwarze Insulaner XXX. CXf.
Siciquilla Pucarä. Baiboa, Kap. 6 (S. 75) Si-
ouilla Pucarä
Silin (= Suis) LXXXXI f. Vergl. auch Solinus
180, 11—16.
Sintflut CIL
Siticguaman, (Suticguaman) CIV.
Smaragden. Vergl. auch Bernardo de Vargas
Machuca, Milicia y descripeiön de las Indias
(Madrid 1599) Bl. 167. Ulloa, Noticias secret.
1, 160 f. Hermann A. Schumacher in der Zeit-
schrift d. Gesell8ch. f. Erdkunde, 10 (Berlin
1875) S. 38—62 und in seinen Südamerika-
nischen Studien (Berlin 1884) S. 539.
Uebersicht
Einleitung (Seite III — LXXXI). Die Geschichte des Inkareiches von Pedro Sarmiento
de Gamboa ein lange verschollenes Werk (III — IV). Vereinzelte Erwähnungen des Werks
(IV — V). Veröffentlichung solcher Nachrichten durch Don Marcos Jimdnez de la Espada
(V). Veröffentlichung Wilhelm Meyers über die Handschrift (V).
Einzelheiten zur Beschreibung der Handschrift (V— VHI). Titelblatt (VI). Wappen
in der Handschrift (VII— VIII).
Der Urheber der Abfassung des Werkes Don Francisco de Toledo. Seine Person
(VIH— XH). Erste Regierungshandlungen als Vizekönig von Peru (XII— XIH). Stellung-
nahme zu der Geistlichkeit (XIII), der eingeborenen Bevölkerung (XIH), den Nachkommen
des Herrscherhauses der Inka (XTV) und ihren Rechtsansprüchen (XVI — XVII). Toledos
Besichtigungsreise durch Peru (XVII) und die von ihm dabei angeordneten Ermittelungen
über Ursprung und Rechtsgrundlagen der Inkaherrschaft (XVIII — XIX). Seine Formu-
lierung der Ergebnisse dieser Ermittelungen (XX). Beauftragung Sarmientos mit Abfassung
einer Darstellung der geschichtlichen Ergebnisse (XXI).
Sarmientos Vorleben XXI — XXVI). Seine Person, sein Können und sein Charakter
(XXVI — XXIX). Seine Entdeckungsfahrt nach den Salomons-Inseln (XXIX — XXXHI).
Die Einleitung des Geschichtswerks XXXHI — XXXVH). Sarmientos Anschreiben an
König Philipp H. (XXXHI -XXXVII). Die geographisch - ethnographische Einleitung
(XXXVH). Die Geschichtserzählung (XXXVH— XXXVIH).
Abschluss des Werks und Vorlesung vor den in Cuzco vorgeladenen sachkundigen
Eingebornen (XXX VHI— XXXIX). Uebersendung an der König (XXXIX). Uebersendung
bildlicher Darstellungen zur Geschichte des Inkareiches (XXXX — XXXXTV).
Zweck und Tendenz des Geschichtswerks (XXXXTV — XXXXVI).
Prüfung des Inhalts (XXXXVI— LVHI). Zuverlässigkeit (XXXXVI— XXXXVHI)
und Wichtigkeit (XXXXVHI— IL) des Werks. Geringfügigkeit der Aenderungen der
Sachverständigen (IL). Sarmientos Art der Wiedergabe der Ueberlieferung (IL— LIV).
Beschaffenheit der Ueberlieferung (LIV — LVI). Schilderung des Zustandes vor der Inkazeit
(LVI— LVIH).
Einzelheiten aus der Geschichtsdarstellung (LIX — LXX). Das chronologische System
(LIX— LXVI). Namen der Coya und der Ayllu des Inkahauses (LXVI— LXVH). Die
PEDRO SARHIENTO'S GESCHICHTE DES INKAREICHB8. 161
Huauqui der Inka (LXVIII). Benennung der amtlichen Sprache als Qaechua (LXVIII
bis LXIX). Quipu (LXIX — LXX) und Zeichenschrift (LXX). Entdeckungsgeschichtliches
(LXX).
Sarmiento nach Abfassung der Inkageschichte (LXX — LXXV). Feldzug nach Vilca-
pampa, Gefangennahme und Hinrichtung des Tapac Amaru, Feldzug gegen die Chiriguanaes
(LXX — LXXI). Inquisitions-Prozess und Aufenthalt in Lima (LXXI — LXXII). Verfolgung
Drakes (LXXII). Sarmientos erste und zweite Fahrt zur Magelhaens-Strasse (LXXII— LXXIH).
Gefangenschaft in England und in Frankreich (LXXIII — LXXIV). Letzte Nachricht über
Sarmiento (LXXIV— LXXV).
Schicksale der Schriften Sarmientos (LXXV — LXXVII). Vernichtung ven Manuskripten
(LXXV). Anonyme Denkschrift über Unternehmungen östlich der Anden, von Sarmiento
verfasst (LXXV — LXXVI). Schicksale der Handschrift der Geschichte des Inkareiches
(LXXVI— LXXVII).
Vorbemerkungen zu der Veröffentlichung des Textes (LXXVII — LXXXI). Orthographie
der Handschrift (LXX VH— LXX VIII). Quechua- Worte in spanischer Wiedergabe (LXXVIII
bis LXXIX). Orthographie der Veröffentlichung (LXXX— LXXXI).j
Ergänzungen zu den Anmerkungen und Exkurse (LXXXH — CXVI).
Errata (CXVII— CXVHI).
Text der 'Geschichte des Inkareiches1:
Segunda parte de la Historia general llamada fndica la cual por mandado del excelen-
tissimo sefior Don Francisco de Toledo, virrey, gobernador y capitan general de los reinos
del Pini y mayordomo de la casa real de Castilla, compuso el capitan Pedro Sarmiento
de Gamboa. (1—129).
Ffee de la Prouanca y Verificacion desta Historia (130 — 134).
Inhaltsübersicht zur 'Geschichte des Inkareiches' (135. 136).
Vorbemerkungen zum Register (137. 138).
Register zum Text der 'Geschiebe des Inkareiches' (139 — 154).
Anhang zum Register: Verweisungen auf die Einleitung, Ergänzungen und Berichti-
gungen zum Register (154 — 159).
üebersicht (160—161).
Im Satz vollendet am 24. August 1906.
* ..:
ABHANDLUNGEN * *
*-" DEK KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DKR WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN.
,. <r -'. -■ PHILOLOOISCII- HISTORISCHE KLASSE.
NKl'K YWUW. BAXI» VI. \r<». 4.
Geschichte des Inkareiches
von
Pedro Sarmiento de Gramboa.
Herausgegeben von
Richard Pietschmann
[Berlin
\Veidmannschc Hach handlang
1000
Verlag der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin.
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN.
Philologiseh-liistor. Klasse. Neue Folge.
I. Bd. No. 1. Kehr, P.f Ueher eine römische Pa-
2>yrusurkunde im Staatsarchiv zu Marburg.
Mit drei Faesimile auf zwei Tafeln. 4. (2* S.)
1890. 3 M.
I. Bd. Xo. 2. Meyer, Wilhelm (aus Speyer), Ueher
Lauterbachs und Aurifahers Sammlungen der
Tüchreden Luthers. 4. (4:5 S.) 1890. 3 M.
I. Bd. No. 3. Bonwetsch, N., Das slavische J/e-
nochbuch. 4. (57 S.) Iö9l>. 4 M.
1. Bd. No. 4. Weilhausen, J., Der arabische Jo~
sipjms. 4. (50 S.) 1697. 3 M. 50 Pf.
I. Bd. No. 5. Hultsch, Fr., Poseidon ios über die
Größe und Eutfemunq der Sonne. 4. (18 S.)
181)7. * 3 M.
I. Bd. No. 0. Meyer, Wilhelm (aus Speyer), Die
Buch stabe nnrbindunqen der so</enannten go-
thischen Schrift. Mit 5 Tafeln. * 4. (124 S.)
Ifc97. 9 M. 50 Pf.
I. Bd. No. 7. Leo. Fr., Die Plautinischen Cantica
und die hellenistische Lyrik. 4. (114 S.)
1S97. 7 M. 50 Pf.
I. Bd. No. 8. Asadrs neu persisches Wörterbuch
Lughat-i Fürs nach der einzigen vatikanischen
Handschrift herausgegeben von Paul Hörn. 4.
(37 u. 133 S.) 1*07. 18 M.
IL Bd. No. 1. Wellmann, M., Krateuas. Mit zwei
Tafeln. 4. (32 S.) 1WI7. 3 M.
IL Bd. No. 2. Das hebräische Fragment der Weis-
heit des Jesus Sirach herausgesehen v. Rudolf
Smend. 4. (34 S.) W»7. 3 M. 5<> Pf.
II. Bd. Nu. 3. Schulten, Adolf, Die Lex Manciana.
eine afrikanische Iiuiiiaueiiordnuug. 4. (51 Sj
1£97. 3 M. 5<> J»f.
IL Bd. No. 4. Kaibel, Georg. Die Prolegomen a UEVl
KQMPAJIAS. 4. (70 S.) 1,^9*. 1 M. 50 Pf.
IL Bd. No. 5. Bechtel, Fr., Die einstämmigen
männlichen Personen nanu- n des Griechischen,
die aus Spitznamen hervorgegangen sind. 4.
(*5S.) 1*9>. 5 M. 50 Pf.
IL Bd. No. 0. Meyer, Wilhelm (aus Spe\er). Die
Spalhinq des Patriarchats Aquileja. 4. (37 S.)
lS9.->. " 2 M. 50 Pf.
IL Bd. No. 7. Schulten, Adolf. Die römische Flur-
teilung und ihre Jteste. Mit 5 Figuren im Text
und 7 Karten. 4. (3**.i Ib9->. 5 M.
IL Bd. Nr. *. Roethe, Gustav, Die Biimrormlen
des Sachsenspiegels. 1. ill»»S.) 1899. ,s M.
l!
III. Bd. Nr. 1. Die cJiarakteristi sehen Unterschiede
der Brüder can Eyck von Otto Seek. 4. (77 S.)
1899. 5. M.
HL Bd. Nr. 2. Marquardt, J , Erünsahr nach der
Geographie des Ps. Moses Xorenac'i. Mit
historisch-kritischem Kommentar und topogra-
phischen Kxcursen. 4. (358 S.) 1901. 30 M.
III. Bd. No. 3. Achelis, H., Die Martyrologien,
ihre Geschichte und ihr Wert. 4. (VIII u.
247 S.) 1900. 16 M.
IV. Bd. No. 1. Tü8elmann, Otto, Die Paraphrase
des Euteknios zu Oppians Kyneqetika. 4.
(43 S.) 1900. * 4 M.
IV. Bd. No. 2. Schulten, Adolf, Die Mosaikkarte
von Madnba und ihr Verhältnis zu den älte-
sten Karten und Beschreibungen des heiligen
Landes. Mit 3 Kartenbildern u. 1 Figurcntafel.
1. (121 Sj 1900. 10 M.
IV. Bd. Xo. 3. Wilamowitz-Moellendorff, U. v., Die
Textgeschichte der griechischen Lyriker. 4.
('121 S.) 19<»0. js M.
IV. Bd. No. 4. Rahlfs, Alfred. Die Berliner Hand-
schrift des sahidischen Psalters. Mit drei
Lichtdrucktafeln. 4. (154 S.) 1901. 11 M.
IV. Bd. No. 5. Meyer, Wilhelm (aus Speyer), Der
Geleqenheitsdichter Venantius Fortunatus. 4.
(MOS.) 1901. '.» M.
IV. Bd. No. ß. Lüders, Heinrich, Über die Grantha-
receusion des Mahnbhurala. (Kpisehe Studien
I). 4. (91 S.) 1901. 0 M.
V. Bd. No. 1. Roethe, Gustav. Brentanos J*once
de Leon9, eine Saecularstudie. 4. (100 S.)
1901. <>M. 50 Pf.
V. Bd. No. 2. Wellhausen, J., Die religiös-politi-
schen Oppositionsparteien im alten Islam. 4.
(99 S.) 1901. 0 M. 50 Pf.
V. Bd. No. 3. yenarabische Volkspoetie gesammelt
und übersetzt von Enno Littmann. 4. (159 S.)
1902. 12 M.
V. Bd. No. 4. Pischel, R., Materialien zur Kennt-
nis des Apabhramsa. Kin Nachtrag zur (Irain-
matik der Prakrit-Sprai'heu. 4. (SOS.) 1902.
0 M.
V. Bd. No. 5. Schulze, Wilhelm, Zur Geschichte
lateinischer Eiqennamen. 4. i<U7 S.) 1901.
K> M.
VI. Bd. No. 1. Kraus, Carl, Metrische ("utersuch-
unqen aber lUinbots Georg. Mit 2 Kxcursen.
4.* (225 S.) 1902. lli M.
Fortsei: unn umstehend.