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Full text of "Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse"

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ABHANDLUNGEN 


DER 


KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 


Zu  GÖTTINGEN. 


PHILOLOGISCH-HISTORISCHE  KLASSE. 


NEUE  FOLGE.     BAND  VI. 
AUS  DEN  JAHREN  1902—1906. 


+< 


BERLIN. 

WEIDMANNSCHE  BUCHHANDLUNG.    * 

1906. 


INHALT. 


Carl  Kr  au  8,  Metrische  Untersuchungen  über  Reinbots  Georg.    Mit  2  Exkursen. 

Wilhelm  Meyer  (aus  Speyer),   Henricus  Stephanus  über  die  Regii  Typi  Graeci. 

Hermann  Möller,  Ein  hochdeutsches  und  zwei  niederdeutsche  Lieder  von  1563 
bis  1565  aus  dem  siebenjährigen  nordischen  Kriege.  Mit  einem  Anhang: 
Deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde. 

Richard  Pietschmann,  Geschichte  des  Inkareiches  von  Pedro  Sarmiento  de 
Gamboa. 


25f?249 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN 

PHILOLOGISCH-HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  VI.    Nro.  1. 


Metrische  Untersuchungen 


über 


Reinbots  Georg. 


M!it  zwei  Exkursen. 


Von 


Carl  Kraus. 


Berlin, 

Weidmannsche  Buchhandlung. 

1902. 


Metrische  Untersuchungen  über  Reinbots  Georg. 

Mit  zwei  Exkursen. 

Von 

Carl  Kraus. 

Vorgelegt  durch  6.  Roethe  in  der  Sitzung  vom  3.  Mai  1902. 


Mit  einer  gewissen  Sehen  übergebe  ich  die  folgenden  Untersuchungen  der 
Oeffentlichkeit.  'So  viel  Arbeit  an  6inen  Dichter  gewendet!  Und  noch  dazu 
an  einen,  der  nicht  zn  den  Ersten  seiner  Zeit  gehörte'  wird  sich  gar  Mancher 
denken.  Nun,  wenn  meine  Wahl  grade  auf  Reinbots  Georg  fiel,  so  sind  davon 
in  der  That  vorwiegend  äussere  Umstände  die  Ursache  gewesen.  Seit  langem 
mit  einer  Aasgabe  dieses  Werkes  beschäftigt  war  ich  im  Besitze  von  Abschriften 
des  gesammten  handschriftlichen  Materials,  deren  Zuverlässigkeit  wiederholte 
Vergleichungen  sicher  gestellt  hatten;  eingehende  Untersuchungen  von  der  Art, 
wie  sie  Zwierzina  an  der  Ueberlieferung  des  G-regorius  vorgenommen,  hatten 
mich  die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Handschriften,  Vorzüge  und  Mängel 
jeder  einzelnen,  die  Fehlgewohnheiten  jedes  Schreibers  bis  ins  Kleinste  kennen 
gelehrt,  und  die  jahrelange  Beschäftigung  mit  dem  Dichter  hatte  mich  mit  seiner 
stilistischen  Eigenart,  eine  Untersuchung  seiner  Reime  mit  vielen  Einzelheiten 
seiner  Sprache  auf  das  intimste  vertraut  gemacht.  So  war  ich  in  der  Herstellung 
des  echten  Textes  so  weit  gekommen,  als  ich  zu  kommen  hoffen  durfte  —  ohne 
die  Mithilfe  der  Metrik  *). 


1)  Ich  citiere  im  folgenden  jeden  Vers,  den  ich  behandle,  immer  nach  meinem  Text  und  da- 
her auch  nach  meiner  Ausgabe.  Dass  diese  noch  nicht  erschienen  ist,  kann  schwerlich  jemand 
lebhafter  bedauern  als  ich  selbst«  Doch  sind  die  Abweichungen  von  der  Zählung  in  Vetters 
Ausgabe  (Halle  1896)  unbedeutend,  wie  die  folgende  Liste  zeigt: 


4  CARL  KRAUS, 

Es  wollte  scheinen,  als  ob  der  Punkt,  an  dem  ich  damit  angelangt  war,  ein 
toter  sei.  Jeder,  der  sich  in  ähnlicher  Lage  befanden  hat,  wird  das  Gefühl 
der  Unsicherheit  kennen,  das  den  Heraasgeber  mittelhochdeutscher  erzählender 
Texte  befallt,  sobald  er  sich  auf  das  Gebiet  der  Metrik  begiebt  und  von  ihr  be- 
stimmte Aufschlüsse  über  die  jeweilig  zu  wählenden  Sprachformen  verlangt.  Die 
Fragen  'Vollform  oder  durch  Apokope  und  Synkope  verkürzte?'  'Elision  oder 
Hiatus?'  'ein-  oder  mehrsilbige  Senkung?'  'inwieweit  sind  Kürzungen  eine 
sprachliche,  inwieweit  lediglich  eine  metrische  Erscheinung?'  —  und  solche 
Skrupel  mehr  treten  einem  fast  bei  jedem  Vers  entgegen,  und  die  Metrik  ver- 
weigert fast  immer  die  Antwort. 

In  einzelnen  Fällen  freilich  wäre  es  ja  nicht  schwer  gewesen,  die  metrischen 
Regeln,  die  Lach  mann  ermittelt  hat,  auf  den  Text  anzuwenden.  Aber  wie  weit 
durfte  man  diesen  Regeln  folgen,  die  aus  den  besten  Werken  der  Blütezeit  ge- 
wonnen wurden  ?  Durfte  man  von  vornherein  annehmen,  dass  sie  auch  für  Reinbot 
Giltigkeit  haben?  Und  die  Regeln  selbst,  sie  sind  zum  grössten  Theil  unwiderlegt 
geblieben  —  denn  noch  immer  ist  Lachmann  der  Einzige,  der  ein  vollständiges 
System  der  mittelhochdeutschen  Verskunst  aufgebaut  hat,  —  aber  sie  sind  in 
vielen  Punkten  und  von  vielen  Seiten  angezweifelt,  sodass  es  nicht  anging, 
sie  unbesehen  zur  Grundlage  der  Rhythmisierung  und  zur  Quelle  sprachlicher 
Erkenntnisse  zu  machen. 

Nach  allerlei  tastenden  Versuchen  erschien  mir  die  Beobachtung  einen  Aus- 
weg zu  eröffnen,  dass  gewisse  Verse,  die  durch  die  Dürftigkeit  ihrer  Füllung 
aus  der  Masse  der  übrigen  heraustreten,  nicht  ohne  Grund  so  dürftig  gefüllt 
waren:  wurden  sie  entsprechend  vorgetragen,  so  ging  von  ihnen  eine  ganz 
besondere  deklamatorische  Wirkung  aus,  deren  letzte  Ursachen  überall  auf  die 
Uebereinstimmung  mit  der  natürlichen  Rede  der  Prosa  zurückführten. 

Eine  weitere  Frage  drängte  sich  nun  auf:  wenn  der  Dichter  an  solchen 
Stellen  so  vortrefflich  deklamiert,  sollte  er  sich  nicht  auch  sonst  bestrebt  haben, 
der  natürlichen  Rede  mit  ihren  Akzenten  in  dem  Wechsel  von  Hebung  und 
Senkung  möglichst  nähe  zu  kommen?  Sollte  er  nicht  von  gewissen  auffälligen 
metrischen  Mitteln  wie  dem  Fehlen  der  Senkungssilben  und  dem  starken  Auftakt 
nur  dort  Gebrauch  gemacht  haben,  wo  damit  Abnormitäten  der  prosaischen  Rede 
in  glücklicherweise  nachgebildet  werden  konnten  ?  Um  diese  Fragen  zu  beantworten, 
mussten  sie  untersucht  werden;  und  um  sie  zu  untersuchen,  musste  das  voll- 
ständige Material  herangezogen  werden,  Wort  für  Wort  musste  betrachtet 
werden  mit  Rücksicht  auf  seine  Stellung  in  Hebung  und  in  Senkung,  mit  Rück- 
sicht auf  die  Worte,  die  ihm  vorangehen  und  ihm  folgen,  und  dann  musste  der 
Gesammtvers  in  seinem  Verhältnis  zum  Zusammenhang   betrachtet  werden.    Und 

1  —    690  =        1  —    690  bei  Vetter 

693  —  2188  =  691  —  2186  „    „ 

2195  —  3282  =  2187  —  3274  „    „ 

3285  —  4260  =  3275  —  4250  „    „ 

4265  —  6134  =  4251  —  6120  ,    „' 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  5 

all  dieses  Beobachtungsmaterial  musste  endlich  auch  dem  Leser  zugänglich  ge- 
macht werden,  damit  er  im  Stande  sei,  sich  selbst  zu  überzeugen,  inwiefern 
die  daraus  gezogenen  Schlüsse  gerechtfertigt  sind.  Damit  aber  war  von  selbst 
der  Umfang  gegeben,  den  diese  Untersuchung  erhalten  hat,  und  dabei  wird  viel- 
leicht von  mancher  Seite  noch  allerlei  vermisst  werden. 

Rhythmus  und  sein  Einfluss  auf  den  Bau  der  Verse,  das  musikalische  Element 
des  Akzents  als  wichtiger  Faktor  rhythmischer  Wirkungen,  das  sind  Probleme, 
die  ich  kaum  angerührt  habe,  und  doch  stehen  sie  jetzt  vielfach  im  Mittelpunkt 
hervorragender  metrischer  Arbeiten.  Wird  man  mir  nicht  den  Vorwurf  machen, 
ich  unterschätzte  diese  Faktoren  ?  Der  Vorwurf  wäre  ungerecht.  Ich  halte  jene 
Faktoren  für  sehr  wichtig:  aber  nicht  für  allein  wichtig.  Ob  das  'rhythmische* 
oder  das  'deklamatorische'  Moment  überwiegt,  das  wird  bei  verschiedenen  Dichtern 
ganz  verschieden  sein,  und  das  Ueberwiegen  des  einen  oder  anderen  Moments 
wird  einen  Hauptpunkt  abgeben,  auf  den  metrische  Untersuchungen  zu  achten 
haben  werden.  Wenn  ich  im  Georg  einen  Vers  finde,  wie  den  ir  tüot  ze  dem 
rdde,  so  wäre  es  töricht  zu  leugnen,  dass  hier  der  Rhythmus  der  Grund  ist  für 
die  auffällige  beschwerte  Hebung,  die  dem  tuot  zu  teil  wird:  bei  natürlicher 
Deklamation  dürfte  der  Vers  nur  drei  Hebungen  haben:  den  ir  tüot  ze  dem  rode. 
Aber  andererseits  wäre  es  unfruchtbar,  wollte  man  einen  Vers  wie  ÄlexaJidrinS 
lediglich  vom  Standpunkt  der  Rhythmik  betrachten.  Hier  sind  es  Sinnesmomente 
und  die  rhetorische  Wirkung,  die  den  Dichter  zu  solch  auffallender  metrischer 
Verwendung  des  Namens  führen,  und  wegen  ihres  individuellen  Charakters  darf 
ich  solche  Fälle  nicht  äusserlich  zusammenziehen  und  unter  eine  Rubrik  'be- 
schwerte Hebung  im  1.  und  3.  Fuss  des  stumpfen  Verses  so  und  so  oft*  ein- 
reihen, sonst  lasse  ich  bei  dem  Dichter  unbeachtet,  was  bei  jedem  Dichter  das 
Kostbarste  ist,  die  individuelle  Kunst,  mit  der  er  die  Mittel,  die  in  aller  Hand 
sind,  zu  gebrauchen  versteht.  Reinbots  Versbau  lässt  sich  fast  durchweg  aus 
dem  deklamatorischen  Prinzip  begreifen,  und  dieses  tritt  an  vielen  Stellen  mit 
solcher  Deutlichkeit  hervor,  dass  ich  keine  grosse  Unterlassungssünde  begangen 
zu  haben  glaube,  wenn  ich  das  speziell  Rhythmische  in  meine  Betrachtung  nicht 
einbezogen  habe.  Die  Wichtigkeit  der  Deklamation  nachdrücklich  zu  betonen, 
schien  mir  in  erster  Linie  geboten.  Dass  man  damit  in  vielen  Fällen  auch  er- 
reicht, was  mir  ursprünglich  als  alleiniges  Ziel  der  Untersuchung  vorschwebte, 
nämlich  Sicherheit  über  die  zu  wählenden  Sprachformen,  das  wird,  hoffe  ich,  der 
Abschnitt  10  zeigen. 

Nach  und  nach,  im  Verlauf  der  Arbeit  ist  mir  selbst  freilich  dieses  Interesse 
mehr  in  den  Hintergrund  getreten,  und  an  seine  Stelle  schob  sich  die  ästhetische 
Freude  an  der  Kunst  des  Dichters,  an  der  natürlichen  Lebendigkeit  seiner  Rede 
und  an  den  zahlreichen  Feinheiten  seiner  Deklamation.  Möchten  Andere  das  aus 
den  Versen,  die  freilich  auf  den  folgenden  Blättern  als  disjecti  membra  poetae 
im  wahrsten  Sinn  des  Wortes  dargeboten  werden,  so  deutlich  herausfühlen,  wie 
ich.  Dann  wird  das  Verlangen,  die  Schönheiten,  die  in  anderen,  die  in  den  besten 
Werken  der  klassischen  Zeit  verborgen  sind,  wiederum  ans  Licht  zu  ziehen,  der 


CARL   KRAUS, 


Arbeit  hoffentlich  baldige  Nachfolge  erstehen  lassen:  die  zwei  Exkurse,  die  ich 
am  Schluss  der  Untersuchung  angefügt  habe,  sind  bestimmt,  diesem  Interesse 
Nahrang  zu  geben. 

Ob  ein  Dichter  gut  oder  schlecht  deklamirt,  das  wird  sich  schon  nach  wenigen 
Proben  beurteilen  lassen:  man  braucht  nur  etwa  die  Erscheinungen,  die  sich  bei 
ihm  gegen  das  Ende  des  stumpfen  Verses  zeigen,  zu  untersuchen,  und  man  wird 
darüber  Sicherheit  gewinnen,  ob  der  Dichter  eine  nähere  Betrachtung  lohnt  oder 
nicht.  Aber  noch  ganz  andere  Fragen  drängen  sich  auf:  Woher  stammt  die 
Kunst,  den  Vers  zu  einem  idealisierten  Abbild  der  natürlichen  Bede  zu  machen? 
Was  hat  Heinrich  von  Veldeke  davon,  und  inwieweit  sind  Hartmann  und 
Wolfram  in  dieser  Richtung  ihm  gefolgt?  Was  verdankt  jeder  von  ihnen  seinem 
Vorgänger?  Und  worin  hat  jeder  das  Ueberkommene  in  seiner  individuellen 
Weise  weitergebildet?  Zeigt  die  frühere  Kunst  des  11.  und  12.  Jahrhunderts 
schon  die  Ansätze  zu  der  späteren  Vollkommenheit?  Haben  bereits  die  geistlichen 
Poeten  und  die  Spielleute  den  Späteren  vorgearbeitet,  und  worin?  Alle  diese 
Fragen  drängen  sich  auf,  und  ihre  Beantwortung  wird  uns  ein  gutes  Stück  för- 
dern in  der  Einsicht  in  den  Entwicklungsgang  der  epischen  Dichtkunst  des 
deutschen  Mittelalters,  und  das  Bild  mancher  dichterischen  Individualität  um 
einige  kräftige  Züge  bereichern. 

Reich  an  Mannigfaltigkeit  wie  die  Litteratur  und  das  Leben,  die  beide  sie 
betrachten  soll,  sind  die  Aufgaben  der  Philologie.  Wer  da  aufsteht  und  sagt, 
dass  die  Art,  wie  6r  die  Sachen  ansehe,  die  allein  richtige  sei,  der  hat  von  diesem 
Reichtum  eine  zu  geringe  Vorstellung,  und  möchte  er  noch  so  oft  program- 
matische Erklärungen  über  das  Wesen  der  Philologie  von  sich  geben.  Die 
Götter  der  philologischen  Methode  sind  Kritik  und  Exegese:  das  braucht  man 
keinem  von  uns  dreimal  zu  sagen :  denn  wir  alle  opfern  ihnen  nach  unserer  Weise 
und  nach  unserem  Vermögen,  und  einem  jeden  werden  sie  sich  gnädig  erweisen, 
der  sich  ihnen  mit  Enthusiasmus  und  einem  hingebenden  Gemüte  naht. 


Als  meine  Untersuchung  im  Grossen  und  Ganzen  abgeschlossen  war  (die  Rein- 
schrift des  Manuskripts  war  bis  §  68  gediehen),  berichtete  ich  über  meine  Ergebnisse 
auf  der  Strassburger  Philologen- Versammlung ;  kurze  Zeit  darauf  erschien  No.  14 
der  Mittelhochdeutschen  Studien  von  Zwierzina  (Zs.  45,  369  if.),  in  denen  man 
viel  verwandtes  Streben  entdecken  wird.  Wenn  Z.  sagt:  'mir  scheint  dass  die 
Zukunft  der  mhd.  Metrik  in  ganz  anderer  Richtung  liegt:  man  hätte  das 
lexikalische  und  syntaktische  Material,  aus  dem  eben  der  Dichter  seine  Verse 
macht,  in  seiner  Beziehung  zur  Reimzeile  zu  untersuchen  und  festzustellen,  wie 
und  wo  jede  einzelne  Wortart  nach  grammatischer  Klasse  und  Silbenzahl  ge- 
ordnet, jede  einzelne  Wortgruppe,  jeder  Satz  verwendet  wird  oder  nicht  ver- 
wendet wird',  so  berührt  sich  diese  Tendenz  mit  der  Methode  meiner  Untersuchung 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  7 

sehr  nahe :  in  diesem  Zusammentreffen  scheint  mir  kein  angünstiges  Vorzeichen 
für  die  Richtigkeit  der  Arbeit  zu  liegen.  Zu  grossem  Dank  bin  ich  Minor 
undSieverß  verpflichtet:  sie  beide,  insbesondere  der  Letztere  haben  in  mannig- 
fachen Unterredungen  auf  meine  Anschauungen  mässigend  eingewirkt.  Wer  an 
sich  selbst  erfahren  hat,  wie  leicht  man  im  ersten  Ansturm  über  alle  Hindernisse 
hinwegsetzen  zu  können  glaubt,  der  wird  den  heilsamen  Einfluss  eines  auf  reiche 
Erfahrungen  gestützten  Skeptizismus  zu  würdigen  verstehen.  Die  Sucht  zu 
schematisieren  liegt  in  der  Metrik  besonders  nahe  und  ist  hier  besonders  ver- 
derblich: wer  uns  davor  bewahrt,  dem  sind  wir  also  auch  zu  besonderem 
Dank  verbunden. 


1.  Abschnitt. 

Ueber    die    Verwendung    einsilbiger    Substantivs    und 

Verba,  soweit  sie  nicht  im  Auftakt,  im  Beim  sowie  in 

oder  unmittelbar  nach  beschwerter  Hebung  stehen. 

I.   Substantiva. 

§  1.  Man  kann  von  keiner  Wortkategorie  behaupten,  dass  ihr  irgend  ein 
bestimmtes  absolutes  Tongewicht  zukäme:  vielmehr  verschieben  sich  die  Ver- 
hältnisse bei  jeder  Kategorie  in  der  stärksten  Weise:  zum  Teil  deshalb,  weil 
die  Wörter  keine  selbständige  Existenz  führen,  sondern  in  der  Bede  von  ihrer 
Umgebung  mehr  oder  minder  abhängen,  von  stärkeren  Nachbarn  gedrückt  und 
von  schwächeren  gehoben  werden,  z.  T.  weil  logische  oder  deklamatorische  Ele- 
mente auf  ihr  jeweiliges  Tongewicht  von  grösstem  Einfluss  sind.  Wohl  aber 
kann  man  von  ganz  seltenen  Umständen  abgesehen  sagen,  dass  die  Substantiva 
ein  so  grosses  natürliches  Tongewicht  besitzen,  dass,  selbst  wenn  sie  durch 
sinnstärkere  Nachbarn  gedrückt  werden,  sie  gleichwohl  noch  nicht  jedes  Gewichts 
beraubt  sind.  Wenn  also  ein  Dichter  die  Akzentverhältnisse  der  natürlichen 
Rede  in  seinen  Versen  zur  Geltung  bringt,  so  wird  man  von  vornherein  erwarten 
dürfen,  dass  er  die  Substantiva  in  Hebung  stellt.  Das  ist  denn  auch  bei  Reinbot 
fast  durchaus  der  Fall.  Mit  Ausnahme  von  ein  paar  Beispielen,  die  zum  Teil 
die    Formel   weiegot    betreffen1),   zum    Teil    besonderer    Beurteilung   unterliegen 


1)  Daz  tuot  mir,  weizgot  niht  ze  wöl  238;  nun  er,  wüzgot,  noch  entit  1391.5907.  Der  Grund 
liegt  wohl  darin,  dass  die  Formel  weil  parenthetisch,  mit  überhaupt  gemindertem  Tongewicht  ge- 
sprochen wurde,  was  eine  Verschiebung  der  natürlichen  Gewichtsverhältnisse  immer  sehr  erleichtert. 
Von  ursprünglich  zweisübigen,  um  das  hier  anzuschliessen,  stehen  in  Senkung  nur  die  proklitischen 
her  und  frou\  endlich  das  gleichfalls  proklitische  fremde  mont  (OlivH  819>. 


8  CARL  KRAUS, 

(§  139),  stehen  die  Substantiva  bei  ihm  regelmässig  in  der  Hebung.  Die  Betonung, 
die  auf  diese  Weise  angezeigt  ist,  befindet  sich  überall  in  vollkommener 
Uebereinstimmung  mit  unserer  heutigen  Sprechweise.  Ein  Paar  Beispiele 
werden  genügen: 

der  art  ist  beidersamet  sus  4202  daz  bluot  ir  von  den  brüsten  flöz  4431 

und  diu  bein  gedruckent  4953  ein  gebot  üfz  ander  so  1210 

daz  berc  und  tal  dar  nach  döz  1187  den  grözen  boum  er  ab  mir  wac  1834 
ein  fuodenmezic  bloch  üf  in  1779  usw. 

Solcher  Fälle  sind  im  Ganzen  303:  wenn  ich  eine  Zahl  gebe,  so  leitet  mich 
dabei  nur  der  Wunsch  zu  zeigen,  dass  man,  rein  praktisch  genommen,  bei  einem 
der  natürlichen  Rede  sich  anschliessenden  Dichter  als  Grundsatz  aufstellen  darf, 
dass  den  Substantiven  durchweg  eine  Hebung  gebührt:  dass  man  die  Statistik 
hier  nicht  anwenden  kann,  weiss  ich  sehr  wohl1). 

Unter  all  diesen  Fällen  ist  kein  einziger,  wo  wir  heute  dem  Substantiv 
den  Ton  entziehen  würden. 


IL  Verba. 

§  2.  Hier  zeigen  sich  die  Verhältnisse  schon  wesentlich  anders.  In  der 
Regel  pflegt  allerdings  auch  das  Verbum  in  Hebung  zu  erscheinen,  wie  die 
folgende  Liste  zeigen  mag.     Es  stehen  in  Hebung  die  Verbalformen: 

gebar  (5),  bat  (4),  bin  (12),  bis  (3),  bist  (11),  gebot  (6),  gap  (8),  ge  (2),  get  (9), 
gie  (11),  git  (6),  half  (4),  hän  (34),  Mnt  (6),  hast  (11),  hat  (63),  het  (30),  hielt  (5), 
hienc  (2),  hiez  (28),  hilf  (4),  ist  (113),  jach  (2),  enkaU  (3),  kan  (11),  kom  (23),  kum  (7), 
kumt  (6),  lä  (2),  lac  (18),  lät  (10),  bleip  (5),  leit  (3),  liez  (8),  IU  (2),  verlos  (4),  mac 
(32),  muost  (3),  muoz  (23),  nam  (6),  genant  (2),  neic  (4),  nim  (4),  enpfie  (6),  encran 
(2),  sach  (13),  sae  (2),  geschach  (15),  schiet  (5),  schrei  (9),  schreip  (2),  schuof  (4), 
st  (23),  sin  (18),  sint  (15),  sist  (2),  sU  (20),  sluoc  (3),  sol  (19),  solt  (10),  sprach  (139), 
sten  (9),  Stent  (2),  stet  (7),  stuont  (3),  5w?n  (11),  sult  (28),  </etön  (2),  for  (4),  tet  (10), 
fowc  (5),  truoc  (6),  ^mo  (3),  ^wo»  (15),  tuot  (22),  ^owc  (2),  vant  (2),  varn  (5),  va/^  (4), 
vert  (3),  virf  (10),  vienc  (2),  /wor  (2),  ^ewan  (3),  wart  (114),  was  (93),  weis  (10), 
weft  (13),  wfl  (39),  wilt  (4),  wir^  (29),  wuohs  (3),  ^6cA  (4).  Dazu  je  Einmal  baut, 
dranc,  beganc,  gip,  huop,  kanst>  belip,  entltpt  mäht,  nie,  reit,  erscJiein,  erscJirac,  sleich, 
treip,  tuost,  bevalh,  weist. 

Also  1349  sichere  Fälle.  Beispiele  brauche  ich  wol  nicht  zu  geben:  es 
genüge  zu  sagen,  dass  kein  einziger  Fall  darunter  ist,  den  wir  heute  anders 
betonen  würden. 

§  3.   Nun  steht  aber  das  Verbum  auch  nicht  selten  in  Senkung2).    Bei  der 


1)  s.  darüber  Minor,  Nhd.  Metrik«  VIII  f. 

2)  vgl  schon  Vil  mar  -Grein,  Verskunst  §  69. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN  ÜEBER  REINBOTS   GEORG. 


9 


Vorführung  der  Beispiele  empfiehlt  sich  die  Scheidung  in  Hilfsverba  and  Voll- 
rerba,  worauf  mich  Sievers  mit  Recht  hingewiesen  hat.  Die  vorkommenden 
Fülle  lassen  sich  leicht  in  verschiedene  Kategorien  einteilen. 

Der  häufigste  Fall  ist  der,  dass  das  Verb  deshalb  in  die  Senkung  tritt, 
weil  ihm  ein  tonstärkeres  Nomen  unmittelbar  vorausgeht.  Die  Beispiele  sind 
für  die  Auxiliaria: 


Bin  11p  hat  tagent  ie  begert  197 

ein  min  got  hat  ltht  erkorn  2214 

der  bot  hat  vier  and  zweinzec  namen  2719 

der  ßich  ze  dienst  hat  uz  erhaben  3148 

daz  wlp  het  fleisch  milch  noch  bröt  1916 

ander  gsteine  ist  undertan  151 

sin  lip  ist  tüsent  lande  wert  198 

solh  fröude  ist  niender  anderswa  394.  938.  954 

der  helt  ist  üz  gescheiden  426 

daz  si  ein  maget  ist  sunder  meil  975 

sin  schoene  ist  bi  der  sänne  1840 

als  diu  sonne  ist  bi  dem  manen  1841 

er  sprach:  fron,  diu  frage  ist  gröz  2533 

diu  frage  ist  wilt,  ich  ßol  si  zamen  2537 

iuwer  wirde  ist  hin  geleit  3060 

eins  hasen  herze  ist  drin  gejaget  8055 

ir  obez  ist  boese,  daz  si  birt  4061 

iuwer  rede  ist  üppec  4177 

der  art  ist  beidersampt  ans  4202 

wan  diz  leben  ist  küm  ein  vert  4302 

der  sonne  tagent  ist  manecfalt  4511 

Nach  Nebenton: 

dem  äbgöt  han  angesigt  3823 
ein  wfssagen  hat  ie  der  bot  2727 
der  antvanc  het  grözen  schal  1569 
diu  hlrberge  ist  dir  ze  swach  2001 


der  s&me  ist  baisam  liljen  bluot  4795 

der  zaller  zft  ist  bibende  5852 

daz  got  ist  niht  unmügellch  1043 

sit  iu  got  ist  niht  bekant  4880 

sin  lop  kan  witen  hellen  211 

der  alliu  dinc  kan  rehte  wegen  4292 

werder  helt,  lä  scbouwen  788 

sin  gewalt  muoz  einen  rum  hän  436 

die  wil  muoz  ich  gevangen  sin  1441 ') 

des  buochs  sol  nieman  spotten  46 

küneges  wort  sol  war  sin  5247 

der  hof  wart  michel  unde  starc  451 

wie  der  hof  wart  üf  geleit  712 

sin  rieh  gezelt  wart  üf  geslagen  1551 

daz  liut  wart  gar  von  glaste  toup  1797 

gein  staete  wart  nieman  lazzer  3061 

der  strit  wart  sür  unde  heiz  5049 

keines  strits  wart  sigelös  5939 

sin  her  mit  zal  was  unbekant  1331 

der  glast  was  zweier  engel  schin  4687 

diz  ist  nü,  jenez  was  dö  1315  *). 


onser  söumschrf  n  sint  swsere  536 
daz  läntrölc  wart  allez  toup  1478 
Geörf  was  da  sin  hagel  4532. 


Alle  diese  Beispiele  stehen  mit  der  modernen  Betonung  durchaus  im  Ein- 
klang: das  Yerbum  ist  umgeben  von  Wörtern,  auf  denen  ein  stärkerer  Akzent 
liegt,  und  tritt  deshalb  in  die  Senkung. 

§  4.  Aber  es  müssen  durchaus  keine  Substantiva  sein,  die  das  Verbum  in 
die  Senkung  hinabdrücken.  Auch  Wörter  von  einem  geringeren  Schwergewicht 
als  die  Substantiva  sind  dazu  befähigt:  dann  pflegt  aber  der  Grund  darin  zu 


1)  auf  ich  ruht  der  Ton  des   Contrastes :   'im  Gegensatz   zu  Euch,   die  ihr  euch  während 
dieser  Zeit  gegen  die  Heiden  zur  Wehr  setzt*. 

2)  der  Contrast  zu  diz  befähigt  das  pronominale  jenes  vor  was  die  Hebung  zu  tragen. 

Abhdlga.  d.  K.  Gm.  d.  WiM.  iu  Göttinfen.    PUL-hirt.  KL  N.  F.  Band  6,  i.  2 


10 


CARL  KRAUS 


i 


liegen,  dass  das  Verbum  an  seinem  durchschnittlichen  Schwergewicht  dadurch 
Einbusse  erleidet,  dass  ihm  ein  weit  stärkertoniges  Wort  unmittelbar  folgt,  mit 
dem  es  eine  syntaktische  Gruppe  bildet:  wir  können  da  von  Proklise  des  Ver- 
bums reden.    Die  Fälle  sind  recht  zahlreich  : 


der  margraf  Georf,  daz  binjch  1703 
Geort  herre,  nü  bürfrö  1990 
der  dich  s6  hoch  hat  göret  nu  92 
als  si  hat  von  der  erde  fluht  4489 
daz  er  da  heim  het  etewaz  1531 
und  in  den  ritter  dar  het  braht  2488 
und  also  s6r  ist  komen  für  191 

oder  swer  dem  andern  hie  ist  holt  1052 

in  die  helle  da  er  fane  ist  wirt  4535 

wan   sl  ist  lüppec  unde  riech  8033 

oder  ist  ewarz  din  gevider  3421 

den  din  munt  so  hoch  kan  loben  3398 

den  valßch  den  du  gein  mir  kanst  tragen  4334 

waz  zem  töde  6  mac  komen  562 

des  du  ze  fröuden  wol  mäht  jehen  4428 


der  sich  sin  muoz  anen  1842 

sit  ich  muoz  sin  der  liute  spot  2131 

nennet,  daz  ich  da  muoz  sin  3459 

Ton  welhem  lande  ir  her  sit  komen  545 

daz  ir  sit  aller  saelden  bar  5261 

umbe  in  wart  solh  gedranc  4839 

daz  in  6  was  vor  verspart  5720 

wan  st  was  unberuoret  2589 

daz  ich  des  für  war  wil  wem  5440 

des  ich  hie  wil  raten  dir  5690 

derz   an  in  wil  schouwen  5836 

durch  din  hulde  hie  wilt  l&n  2853 

so  tiefe  nü  wilt  neigen  3609 

■wes  du  hin  zuo  im  wilt  gern  8772. 


Sogar  Endsilben  von  Substantiven  können  auf  solche  weise  vor  dem  Verbum 
in  Hebung  treten: 

daz  sichs  diu  keiserm  mnoz  schämen  4236 
der  Salneckser  wart  sigelös  5405. 

§  5.  Aber  auch  ohne  Proklise  können  andere  Wortkategorien  das  Verbum 
an  Ton  überragen,  besonders  wenn  auch  das  dem  Verbum  folgende  Wort  ein 
stärkeres  Tongewicht  besitzt  als  dieses. 


So  Demonstrativa : 

und  nie  im,  daz  ist  wol  bewant  4651 
entrinwen,  daz  ist  niht  diu  min  2942 
an  den  sult  ir  gelouben  niht  5922 
ane  muoter,  daz  wart  schin  2598 


♦swer  daz  siht,  dem  sint  tüsent  jar  914 *) 
nein,  des  was  da  s6  vil  1483 
ach,  dem  wirt  nimmer  leides  buoz  1843 
♦inne  des  gie  in  den  sal  4836. 


Die  Adverbia    da  bi,  da  gein,  dar,  dar  an,  da  von,  sit  sus: 


da  bt  hat  körn  unde  win  4063 
da  gein  ist  niht  min  sorge  gros  1694 
♦da  mit  var  wir  enbizen  sa  4729 
wan  dar  was  niht  sin  wille  3252 
dar  an  ist  niender  omb  ein  har  1067 


♦dar  an  lit  allez  groziu  flast  8053 
♦da  yon  heize  ich  der  sunne  got  3468 
♦da  Ton  wuoh8  h6ch  ir  leide  1456 
*sä  nim  hin  daz  himelbröt  2010 
sus  muoz  immer  trüren  717 


1)  ein  Stern  bezeichnet  hier  wie  im  folgenden  die  Beispiele,  die  ein  Vollyerbum  in  Senkung 
enthalten. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UXBER  REINBOTS   GEORG.  11 

Adjectiva  und  Participia: 

86  eins  wil  diz,  daz  ander  daz  6815  vil  kleine  was  doch  des  fürsten  schal  1867 

die  einen  hant  vinster,  die  andern  lieht  3950    verlorn  ist  s61e  und  iuwer  11p  3072. 
daz  meist  ist  dir  daz  minnest  5157 

Emphatische  Pronomina  und  nie: 

♦ob  im  az  esel  unde  rint  4084  her,  ich  bin  niht  ein  abetroc  3219 

daz  im  kan  niht  genözen  4800  ich  kam  von  dem  kinde  niht  1151  ^ 

♦mit  ir  hielt  ich  daz  wal  da  5403  (daz  der  vippern  gebart 

♦an  dir  lft  aller  sselden  hört  2768  (nie  wart  also  süre  1385 
♦gein  dir  tone  niemans  geberc  5139 

an  ir  herze  kom  ein  schrie 

'daz  si  da/ vor  kum  gesaz. 

si  sprach:  herre,  wäz  ist  daz?  2844*). 

Endlich  eine  Reihe  von  Pronomina,  die  im  Contrast  zu  andern  stehen: 

(wert  iueh,  helde,  der  heiden:  (£r  mnoz  mich  verkGren 

ich  muoz  von  in  scheiden  1278  (oder  ich  verköre  aber  in  2818 

jfr  sult  iuwer  lande  pflegen:  »J7011  ^em  vater  wart  e*n  wort 

lieh  wil  von  iu  kören  1276  (von  himel  gesant:  e'r  bleip  dort  3864 

diz  ist  nü,  jenez  was  dö  1315 
diz  wil  werden  jenes  genöz  4332. 

In  all  diesen  Fällen  (§§  4.  5)  deckt  sich  die  vom  Dichter  gewählte  Betonungs- 
weise vollkommen  mit  unserer  modernen. 

§6.  Leise  Verschiebungen  der  natürlichen  Tonverhältnisse  oder  poetischer 
Akzent,  wie  ich  ihn  zum  Unterschied  von  dem  der  Prosa  kurz  nennen  will,  kommen 
gleichfalls  vor.  Sie  werden  im  allgemeinen  für  den  Hörer  umsoweniger  empfindlich 
sein,  je  näher  sich  die  betreffenden  Silben  in  Bezug  auf  ihre  Tonstärke  stehn 
und  je  geringer  diese  Tonstärke  ist.  Es  lassen  sich  mehrere  Arten  unterscheiden« 
Am  häufigsten  und  auch  am  leichtesten  ist  wol  d£r  Fall,  dass  ein  zurückweisendes 
der  diu  das  oder  ähnliche  schwache  Demonstrativa  vor  den  schwachen  Hilfsverben 
in  die  Hebung  treten  (während  sie  nach  unserer  nhd.  Betonungsweise  ihnen  an 
Stärke  etwa  gleich  stehen).  Naturgemäss  erscheinen  solche  Fälle  (aus  syn- 
taktischen Gründen)  immer  am  Anfang  eines  Satzes:  und  dieser  Umstand  macht 
die  Verschiebung  des  Akzents  noch  geringer,  weil  die  starken  Akzente  dann 
immer  hinten  nach  kommen,  sodass  zwischen  Hebung  und  Senkung  hier  gar  kein 
grosser  Unterschied  besteht.  Solche  Satz  anfange  bilden  gewöhnlich  zugleich  die 
Versanfänge8): 

1)  emphatisch:  von  dem  selben  kum  ich  niht  1155. 

2)  'was  ist  denn  das'  sagen  auch  wir  im  höchsten  Staunen. 

3)  vgl.  Minor,  Nhd.  Metrik8  s.  21  ...  'im  ersten  Takt  des  Verses,  wo  der  Rhythmus  bei 
allen  Dichtern  aller  Sprachen  am  wenigsten  ausgeprägt  ist'. 

2* 


12 


CA.BL  KRAUS, 


daz  han  ich  von  im  yernomen  3132 
der  hat  6re  unde  prts  4648 
der  hat  mich  getrottet  wol  4657 
der  hat  mangen  helt  gemeit  5002 
der  ist  wts  und  nieman  m§  905 
daz  ist  mlne8  herzen  ger  1092 
daz  ist  hie  noch  unvernomen  1574 
daz  ist  mir  ein  lindez  ton  1877 
daz  ist  drier  mande  alt  2127 
daz  ist  al  ze  hant  tot  3497 
daz  ißt  der  verworhten  vol  3538 
des  ist  wol  vergezzen  hie  3836 
daz  ist  bezzer  danne  guot  4074 
daz  ist  von  mir  ungezalt  4768 
♦dar  kom  manec  künec  her  450 
des  mac  nimmer  werden  rät  4270 
der  mac  dir  niht  wesen  frum  4520 
diu  muoz  al  ze  hant  sin  3028 
daz  muoz  leben  nach  ir  art  4365 
des  st  gnade  in  geseit  3187 


der  sol  sin  gekoese  5802 

♦diu  stuont  an  dem  palas  3002 

die  suln  zuo  ein  ander  gän  4108 

daz  8ult  ir  mich  wizzen  län  1957 

der  tuot  iu  benamen  wol  330 

daz  wart  blint  onde  kramp  2129 

daz  wart  al  zehant  getan  2798. 3010. 8640. 5681 

daz  wart  missemeilic  dort  4612 

des  wart  sft  manc  Sarrazin  446 

der  was  lanc  unde  breit  417 

der  was  vil  und  genuoc  1535 

daz  was  süeze  onde  zart  3081 

daz  was  in  ein  reiner  hört  5646 

diu  was  vor  im  ungespart  5286 

des  was  bot  iuwer  munt  2452 

diu  wil  ans  empfahen  584 

den  wil  er  durch  dich  gewern  3771 

die  wil  ich  iu  nennen  nuo  4070 

dar  wirt  iu  von  uns  gesant  506 

dem  wirt  wol  and  niemer  w£  906. 


§  7.    Die  Beispiele  ans  dem  Innern  des  Verses  sind  folgende: 


din  hant  diu  hat  solhe  kraft  2005 
♦der  künec  der  hiez  Üen  5699 
♦der  pinsel  der  hiez  £re  5761 
♦diu  örste  diu  hiez  S trete  5765 
♦diu  ander  diu  hiez  Trinwe  5787 
♦diu  dritte  diu  hiez  Mute  5799 
min  herze  daz  ist  leides  vol  2120 
ir  stam  der  ist  dorne  vol  4060 
der  selben  braoder  der  sint  drf  638 


sine  wunden  die  sint  heil  4168 
der  plannten  der  sint  siben  4357 
so  werder  ritter  der  wart  nie  2056 
ein  stat,  diu  was  harte  gröz  575 
ein  banier  fuort  er,  diu  was  blanc  1358 
von  8trite,  der  was  also  starc  5349 
der  schilt  der  was  tiuwer  1678 
ir  fröude  diu  was  manecfalt  5321. 


§  8.  Sehr  nahe  stehen  sich  in  Bezng  auf  Tonstärke  im  Nhd.  auch  die  den 
Satz  eröffnenden  Pronomina  und  Partikeln  und  die  ihnen  unmittelbar  folgenden 
leichten  Yerba:  und  da  beide,  wenn  das  Schwergewicht  des  Akzents  erst  spater 
nachfolgt,  ungemein  leicht  betont  sind,  so  können  wir  oft  nicht  einmal  in  der 
heutigen  Bede  bestimmen,  welches  der  Wörter  das  Übergewicht  über  das  andere 
hat:  häufig  werden  sie  sich  auch  ganz  die  Wage  halten«  In  solchen  Fällen 
scheut  sich  der  Dichter  wiederum  nicht,  das  erste  Wort  mit  der  Hebung  aus- 
zuzeichnen (soweit  er  nicht  alle  beide  in  den  Auftakt  setzt).  Ich  beginne  mit 
den  Beispielen  aus  dem  Yersinnern: 


her  keiser,  ich  han  iu  geseit  3963 
Georl,  ich  han  dir  geseit  3387 
herre,  da  hat  iuwer  11p  1950 
herre,  so  ist  ez  geschehen  4378 
hör  markl8,  uns  ist  daz  bekant  5574 
her  markte,  iu  st  widerseit  3059 


hör  keiser,  iu  si  widerseit  4561 
edel  ritter,  ir  sit  tot  1756 
herre,  so  sol  fride  han  1660 
marschalc,  nü  tuo  daz  bekant  1594 
himelkünec,  ich  wil  jehen  3656 
wan  des  einen:  ich  han  fluge  3505 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS  OEORO. 


18 


er  sprach:  er  hat  sin  genuoc  4726 
er  sprach:  si  kan  wenken  2242 
und  wizze:  da  het  sunder  wer  2011 
sprach  er,  |  mir  ist  aber  wol  geseit  655 


und  sprächen :  du  mäht  dich  wol  schämen  4788 

ze  himel,  und  solt  ez  zergan  5280 

ich  weiz  wol,  du  wirst  sus  noch  so  879. 


§  9.  Im  auf  taktlosen  Yersanfang  wird  man  daher  gleichfalls  in  solchen 
Fallen  das  erste  Wort  betonen  müssen:  die  Akzentnierang  des  zweiten  würde 
beschwerte  Hebung  und  damit  eine  für  die  Empfindung  des  Hörers  weit  grössere 
Härte  schaffen: 


ich  bin  frömder  leide  rieh  2123 
ich  bin  edel  and  tinre  3489 
du  bist  yater  unde  kint  2551 
du  bist  gein  mir  zornes  vol  3433 
du  bist  wol  ergetzet  4670 
nü  darf  nieman  fragen,  wem  5996 
♦der  g£t  an  die  klären  maget  948  *) 
*nü  get  von  mir  balde  hin  nider  3120 
♦und  get  balde  dort  hin  abe  3194 
du  grff  an  des  firstes  sül  2003  l) 
ich  handelten  6  erliten  2270 
ich  han  dir  in  allen  wis  3500 
nü  han  ich  in  knnt  getan  4102.  6065 
mir  hat  ein  min  friunt  enboten  1148 
ouch  hat  er  iueh  überreit  4165 
und  het  dise  rede  getan  1700 
da  het  ez  den  rüm  sus  3490 
er  het  nie  so  liehten  schin  4759 
ich  het  anders  niht  gesiget  5387 
♦er  hiez  in  vil  gahes  segen  4710 
♦da  hiez  er  in  slahen  mit  1865 
♦sa  hiez  er  si  frieren  hin  4594 
mir  ist  ouch  von  hinnen  gach  322 
und  ist  rehte  in  der  zit  2041 
und  ist  für  diu  opfere  zit  2308 
oder  ist  swarz  din  gevider  3421 
ez  ist  niht,  den  hie  vor  3857 
ez  ist  hie  ein  schoener  sarc  5082 
ez  ist  an  iu  worden  schin  5912 
iu  ist  got  durch  mich  holt  5212 
er  ist  lieber  anderswa  5805 
ich  kan  niht  gemezzen  136 
ich  kan  niht  erdenken  wie  2216 
und  kan  des  vil  gähes  wern  3894 
♦da  lac  wirde  und  6re  an  5879 
er  lat  hie  sin  kapfen  sin  5876 


*dä  lit  gröziu  richeit  an  5090 

er  mac  uns  wol  wesen  frum  2989 

ich  muoz  von  iu  scheiden  4296 

und  muoz  liden  gröze  not  3498 

ez  muoz  werden  wette  4148 

er  maoz  immer  sin  geschant  5194 

♦er  nam  urloup  und  fuor  dan  5301 

♦und  nam  des  gemseldes  war  5878 

er  si  dien8tman  oder  fri  1116 

ez  si  slac  oder  stich  2438 

ez  si  lützel  oder  vil  3192.  5120 

ez  si  wip  oder  man  4272.  5084 

er  sl  junc  oder  alt  5830 

ez  sin  dise  jene  od  die  1596 

wir  sin  eilende  üf  dem  so  594 

ez  sint  vaste  fünf  jar  645 

da  sint  diniu  fröuden  jär  4644 

ir  sit  mit  mir  unbetrogen  545 

ir  sit  beide  also  behagen  1418 

ir  sit  zahtbsere  2822 

ir  sit  der  getouften  hagel  4194 

waz  sol  ich  iu  sagen  m£  582 

wie  sol  ez  in  zwein  ergan  5448 

und  sol  bi  im  han  daz  wesen  3992 

du  solt  ilen  balde  dar  3244 

du  solt  dich  niht  sümen  m$r  3250 

du  solt  nimmer  bluoten  4435 

♦nü  stet  üf,  vil  lieber  knabe  8193 

ir  sult  iuwer  lande  pflegen  1274 

ir  sult  alle  her  gän  3574 

ir  sult  iueh  verkeren  5242 

ir  sult  wizzen  sunder  wan  5250.  5533 

ouch  sult  ir  gelouben  mir  5970 

♦waz  touc  burc  unde  lant  1049 

♦waz  touc  ditze  kurze  leben  2068 

♦ich  tuon  allez  daz  du  wilt  235.  1098 


1)  an  ist  also  offenbar  Präpositionaladverb,  nicht  Präposition! 


14 


CARL  KRAUS, 


ouch  tuot  mer  noch  sfn  kraft  3879 

hie  tuot  uns  diu  schrift  kunt  4308 

♦ja  vert  er  nach  wane  2792 ') 

da  wart  von  den  engein  1240 

da  wart  fröude  sunder  zal  6123 

dö  wart  an  der  seihen  stunt  1392.  5184 

dö  wart  halde  da  envar  3286 

hie  wart  in  dem  witen  sal  8545 

und  wart  dirre  maere  frö  5595 

und  wart  ouch  getoufet  sos  5716 

stt  wart  kreatüre  dehein  4820 

ez  was  kramp  ande  blint  3093 

ez  was  worden  heiser  4132 

er  was  des  tu  flizec  5644 

da  was  kranc  daz  schimpfen  1899 

und  was  dürre  unde  fül  2084 

und  was  heil  reht  als  £  4446 

ouch  was  Ton  im  tiuwer  5895 


ich  wil  mlnhalp  da  hin  Stegen  993 
ich  wil  sten  ze  dfra  gebot  1095 
ich  wil  sten  von  ir  gebot  2828 
ich  wü  dir  für  war  jehen  1351.  4523 
ich  wil  eine  hinne  sfn  2708 
ich  wil  üf  die  reise  lan  5068 
ich  wil  iuch  bescheiden,  wie  3862 
und  wil  iuch  bescheiden,  wie  2898 
er  wil  sten  ze  ir  gebot  2411 
da  wü  ich  die  bruoder  min  4894 
so  wü  ich  wol  sprechen  5088 
in  wirt  fürbaz  niht  m£  5209 
und  wirt  alliu  grüene  val  834 
und  wirt  trüric  und  unfrö  4491 
so  wirt  diz  buoch  hie  vernomen  44 
so  wirt  missehandelt  5298 
♦daz  zöch  allez  sampt  dar  2193. 


§  10.  Auch  wenn  drei  Silben,  die  durch  nur  geringe  Unterschiede  von  ein* 
ander  getrennt  sind,  in  der  Prosarede  stetig  fallend  auf  einander  folgen,  so  muss 
der  Dichter  die  natürlichen  Verhältnisse  verschieben  und  der  mittleren  der  drei 
Silben  die  Hebung  über  die  beiden  umgebenden  zuweisen.  Die  auf  solche  Weise 
entstehende  Differenz  wird  für  unser  Ohr  umsoweniger  empfindlich  sein,  je  ge- 
ringer die  Unterschiede  zwischen  der  ersten  und  zweiten  der  drei  Silben  auch 
in  der  Prosarede  sind.  Solche  Fälle  sind,  soweit  Hilfsverba  nach  Substan- 
tiven auf  solche  Weise  in  die  Senkung  geraten,  die  folgenden: 


herre,  ein  kint  han  ich  getragen  2126 

der  stat  han  ich  vernomen  2432 

dfn  lop  hat  üf  der  erde  kraft  99 

waz  kraft  hat  ez  begriffen  827 

der  wünsch  hat  in  besezzen  1414 

din  got  hat  mich  geschaffen  3503 

der  sun  hat  in  der  hende  8872 

die  stat  het  ich  besezzen  1325 

daz  kint  het  im  erweit  ein  vaz  2656 

daz  lamp  daz  kriuze  het  in  den  klan  2890.  4552 

din  klage  ist  nach  mir  manecfalt  873 

ein  gebart  ist  nü  diu  vierde  2605 


diu  rose  ist  in  dem  touwe  4055 
Anastasius,  ist  dir  bekant  5712 
sfn  gewalt  muoz  einen  rüm  han  436 
für  alle  fröude  muoz  man  die  loben  704 
die  zwene  got  sint  mir  bekant  4522 
din  muot  sol  wesen  vester  898 
dem  wirt  wart  stner  arbeit  671 
durch  got  wü  ich  den  halten  vor  1637 
der  äbgöt  wü  ich  mich  schämen  2886 
wol  gelönt,  ist  mir  geseit  672 
also  gröz  ist  sfn  gewalt  3969. 


§  11.    Nach  andern  Wortkategorien  finden  sich  folgende  Beispiele: 


da  von  wart  ir  vergezzen  5540 
da  von  wü  ich  si  schalten  3438 
dar  umb  sol  man  Apollen  2986 
dar  umb  suln  in  die  liute  4016 
dannoch  han  ich  dir  me*  gegeben  2054 


alda  wirt  unser  edel  schtn  8446 
alda  wirt  aller  sorgen  mat  2359 
also  ist  ez  geschaffen  5831 
also  was  er  bestözen  5676 
also  tuon  ich  in  hie  bekant  HO 


1)  er  ist  emphatisch  gehoben :  der  Relativsatz  der  din  st  nbUtl  nicht  enhdt  ist  davon  abhängig. 


/ 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBEB  REINBOTS   QEORO. 


16 


alßus  hän  ich  ertwnngen  1265 
wan  einz  hän  ich  geleget  dar  2052 
der  arc  ist  unde  boese  5801 
noch  wirs  tet  im  der  smerze  5276 
durch  den  wil  ich  die  werlt  län  1111 


vor  im  mac  sich  verbergen  niht  926 
ja,  wer  hat  iuch  gemestet  1848 
von  wem  weit  ir  den  lip  h&n  8848 
na  sft  gewis,  het  er  gevider  2381 
and  swaz  ist  in  des  himels  sal  4806. 


Auch  bei  Verbalformen  mit  folgendem  du  wie  soltü,  vnahtü  stehen  sich  die 
beiden  Silben  in  Bezog  anf  Stärke  des  Akzents  so  nahe,  dass  dieser  leicht  versetzt 
werden  kann;  so  heisst  es  öfter: 

uz  den  bistü  gefrlet  3957 
ja,  bistü  diu  beste  2788 
da  von  bistü  ein  agez  gotes  3533 
des  mahtü  dich  immer  schämen  5472 
daz  soltü  gelouben  mir  3514 
usw. 

§12.  Vollverba  kommen  ans  leicht  begreiflichen  Gründen  viel  seltener 
in  die  Senkung  zu  stehen:  denn  der  Fall,  dass  ein  Vollverbum  von  zwei  ihm  an 
Ton  überlegenen  Wörtern  umgeben  ist,  findet  sich  in  der  Prosarede  nicht  sehr 
oft.  Die  vorkommenden  Beispiele  zeigen  durchaus  dieselbe  Physiognomie  wie 
die  in  den  Paragraphen  5.  6.  7.  9  in  passendem  Zusammenhange  bereits  den 
Auxiliaren  beigegebenen  Fälle:  oft  steht  ein  Nomen  voran,  und  häufig  ist  das 
Verbum  in  Proklise. 


der  künec  hiez  balde  ilen  5678 
Geori  friont,  kam  von  mir  niht  1789 
knabe,  an  iu  lit  wanders  vil  3209 
si  sprächen:  wirt,  sagt  fürbaz  651 
ein  lip  treit  zwene  fürsten  namen  1 
von  in  der  luft  treit  noch  diu  kleit  4942 
daz  kint  tuot  rehte  waz  ez  wü  2632 
sin  lop  tuot  allem  lobe  mat  193 
daz  got  tuot  allez  daz  er  wü  3191 
gröz  gewalt  waohs  über  al  4053 
daz  kint  gie  üf  in  den  sal  8157 


daz  frühtec  wort  hiez  ave*  3870 

der  künec  nam  urloup  and  gie  dan  1587. 2523. 5801 

daz  er  nimmer  me*  kom  oufl25 

und  hiez  den  himel  sich  tuon  oof  1358 

der  fremden  künec  nam  urloup  1798 

al  da   ge"t  hin  unde  her' 935 

daz  dir  sö~8ere  nü  g£t  abe  1306 

daz  ez  wol  tuot  widerstdz  4934 

Lazarum  hiez  ouf  sten  2221 

Apollo,  dir  sweic  stille  8251  *) 

den  man  sach  bt  der  toufe  stan  2889  ■). 


Auch  in  diesen  Fällen  decken  sich  Vers-  und  Prosabetonung  fast  überall 
vollkommen. 

§  13.    Poetischer  Akzent  ganz  von  der  Art  des  in  §  10  besprochenen  zeigt 
sich  in  folgenden  Fällen: 


and  den  lip  büte  in  den  tot  1398 
sinen  schilt  iesch  er  zehant  1669 
got  git  dir  daz  rtche  sin  4672 
ir  üeht  git  anderscheiden  5143 


dö  der  knabe  kom  durch  den  rinc  3161 
yon  einer  tjost  leit  ouch  die  not  5976 
zehant  nam  st  den  forsten  du  2468 
daz  kint  sluoc  mit  der  ruoten  dar  3285 


1)  8.  §  51. 

2)  sach . .  •  stan  gehört  zusammen ! 


16  CARL  KRAUS, 

uf  einem  houpt  truoc  er  für  war  3155  got  tet  durch  iuch  wunden  vil  3073 

dar  an  daz  mer  tuot  sinen  stöz  576  min  ge|zelt  füert  mtnen  bruodern  hin  1617 

der  märgriff  spranc  ab  dem  rade  4121  als  ser  ziuht  ez  ze  berge  wider  8928. 

Aach  in  allen  diesen  Fällen  sind  die  Yerba  im  Akzent  angemein  gedrückt, 
weil  stärkertonige  Wörter  ihnen  vorhergehen  and  das  stärkstbetonte  hinten 
nach  folgt:  dadurch  werden  sie  den  ihnen  anmittelbar  folgenden  an  sich 
schwächeren  Silben  in  bezug  auf  ihr  Gewicht  nahegerückt,  and  das  erleichtert 
für  unser  Ohr  die  Versetzung  des  Akzents.  Man  beachte  deshalb  die  Wahl  des 
ungewöhnlichen^    statt  von  im  Beispiel  4121. 

Ebenso  ist  —  durch  die  Pause,  die  dem  und,  um  es  vom  Vorhergehenden 
zu  trennen,  ein  stärkeres  als  sein  gewöhnliches  Gewicht  verleiht  —  vollständig 
gerechtfertigt  der  Vers : 

(daz  der  Salnecksere 

(die  flüht  gap,  und  die  sine  5519. 

Endlich  in  ein  paar  Satzanfängen: 

fli  sprach:  gebt  mir  daz  botenbröt  2914  si  sprach:  frön  dich,  her  Palastin  4668 

und  sprachen:  waz  hilft  in  der  tonf  3702  tuot  irz,  ich  gib  in  den  16n  5586. 


III.  Zusammenfassung. 

§  14.  Die  vorstehenden  Darlegungen  werden  gezeigt  haben,  dass  der  Dichter 
in  den  von  mir  behandelten  Fällen  sich  überall  als  ein  ganz  ausgezeichneter 
Rhythmiker  bewährt,  dem  es  gelingt,  nahezu  bis  ins  Kleinste  allen  Akzent* 
Verhältnissen  der  gewöhnlichen  Rede  gerecht  zu  werden;  sie  haben  weiter  ge- 
zeigt, dass  unsere  moderne  Akzentuierung  mit  der  des  13.  Jahrhunderts  in  voll- 
kommener Weise  übereinstimmt.  Die  Untersuchung  der  übrigen  Wortkategorien, 
soweit  sie  einsilbige  Wörter  enthalten,  würde  allüberall  dasselbe  Resultat  er- 
geben: aber  sie  ist  nach  dem  Bisherigen  überflüssig:  wer  mit  meiner  bei  den 
Substantiv-  und  Verbalformen  gezeigten  Akzentbewertung  einverstanden  ist,  wird 
mir  gerne  glauben,  dass  ich  bez.  der  Beurteilung  der  andern  Wortkategorien 
kein  stumpferes  Gehör  besitze :  und  wer  das  nicht  tut,  den  könnten  auch  weitere 
Ausführungen  in  dieser  Richtung  nicht  überzeugen. 

Wir  haben  also  jetzt  m.  £.  einen  festen  Anhaltspunkt  für  die  Beurteilung 
der  Rhythmik  gewonnen:  jeder  Vers  muss  so  gelesen  werden,  wie  es  den  mittel- 
hochdeutschen Satzakzentverhältnissen,  die  mit  den  unserigen  identisch  sind, 
bestmöglich  entspricht. 

Die  grosse  Schwierigkeit  bei  metrischen  Untersuchungen  wie  der  vorliegen- 
den beruht  darin,  dass  zwei  Factoren  so  sehr  variabel  sind :  variabel  ist  die  sprach- 
liche Gestalt  vieler  Wörter,  die  neben  volleren  Formen  auch  solche  haben,  die 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBEB  BEINBOTS   GEOBG.  17 

durch  Apokope,  Synkope  u.  dgl.  m.  um  eine  Silbe  gekürzt  sind;  and  variabel 
ist  auch  die  Gestalt  des  Verses,  indem  der  Dichter  Senkungen  ausfällen  oder 
nnansgefullt  lassen  und  mit  einer  bezw.  mehreren  Auftaktsilben  oder  sogleich 
mit  der  Hebung  den  Vers  beginnen  kann.  Um  die  Lautformen  überall  zu  be- 
stimmen, brauchten  wir  die  Erkenntnis  der  Metrik,  und  um  die  Metrik  zu  unter- 
suchen, haben  wir  eine  genaue  Kenntnis  der  jeweiligen  Sprachformen  nötig. 

Führt  uns  so  die  philologische  Tätigkeit  auch  hier  in  einen  Zirkel,  so  wird 
sie  uns  aus  ihm  sicherlich  wiederum  herausgeleiten,  wenn  wir  uns  ihrer  Führer- 
schaft nur  getrost  anvertrauen.  Auch  von  ihr  gilt  ja,  wie  vom  Speer  des 
Achilles,  das  verheissungsvolle  Wort:  6  tqcqöccs  xal  laöerca. 

Nachdem  wir  an  der  natürlichen  Deklamationsweise  des  Dichters  einen 
Anhaltspunkt  gefunden  haben,  so  empfiehlt  es  sich  nun,  von  hier  aus  in  der  Er- 
kenntnis der  metrischen  Gesetze  so  weit  vorzudringen  als  nur  möglich. 
Damit  hört  die  Ein-  oder  Mehrsilbigkeit  der  Wörter  auf,  den  obersten  Ein- 
teilungsgrund abzugeben,  und  an  ihrer  Stelle  übernehmen  nunmehr  metrische 
Gesichtspunkte  die  Führung. 


2.  Abschnitt. 

Die  beschwerten  Hebungen. 

L  Bei  einsilbigen  Wörtern. 

§  15.  Die  normale  Stellung  für  ein  starktoniges  Wort  ist  die  Hebung  mit 
folgender  Senkung.  Folgt  auf  das  in  Hebung  stehende  Wort  dagegen  unmittelbar 
wiederum  eine  Hebung,  so  wird  es  eine  über  das  Normale  hinausreichende  Akzent- 
starke besitzen  müssen,   vorausgesetzt,  dass   der  Dichter  gut  deklamirt1).    Die 


1)  'Akzent  8 1  &  r  k  e'  setze  ich  hier  wie  überall  im  folgenden  nur  der  Kürze  halber :  ich  weiss  sehr 
wol  —  und  Unterredungen  mit  Minor  und  Sievers  haben  mir  das  auf  das  Allerdentlichste 
gezeigt  — ,  dass  in  den  Fällen,  die  in  dem  ganzen  zweiten  Abschnitt  (sowie  auch  in  vielen  späteren) 
behandelt  sind,  die  verschiedensten  Momente  mitspielen:  bald  steht  die  Stärke  des  Akzents  in 
erster  Reihe,  bald  spielt  die  Tonhöhe  die  erste  Rolle,  bald  wieder  wird  die  nach  dem  be- 
schwerten Wort  eintretende  Pause  das  Charakteristische  sein,  oder  eine  allgemeine  Verlangsamung 
des  Tempos  und  vielleicht  noch  manches  andere.  Aber  das  liegt  ausserhalb  des  Bereichs  dieser 
philologischen  Untersuchungen,  die  lediglich  das  unmittelbar  Greifbare,  den  Zusammenhang  zwischen 
8 i n n  und  Yersbehandlung  zum  Ziel  haben.  Wenn  ich  also  ausschliesslich  von  Stärke- 
oder  emphatischem  Akzent  spreche,  so  möge  das  so  vollkommen  cum  grano  salis  verstanden 
werden,  wie  es  gemeint  ist:  Tempo,  musikalischer  Akzent,  das  was  Minor  so  richtig  sondert  als 
JBeziehung8ton  und  als  logisch-emphatischen  Akzent,  das  Alles  verstehe  ich  hier  unter  jener  einen  Be- 

Abhdlgn.  d.  I.  Qm.  d.  Wl».  tu  Göttingen.  PhU.-hift  Kl.  N.  F.  Bind  6,1.  3 


18  CARL  KRAUS, 

Gründe,  die  einem  Worte  ein  ganz  besonders  starkes  Tongewicht  verleihen,  sind 
verschiedene.  Sehr  häufig  erfolgt  dies  deshalb,  weil  das  Wort  in  Contrast  zu 
einem  andern  steht.  Deshalb  ist  das  Fehlen  der  Senkung1)  durchaus  gerecht- 
fertigt in  den  im  folgenden  aufgeführten,  vielfach  traditionellen  Versen8). 

§  16.   Mit  6iner  beschwerten  Hebung  im  zweiten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

und  harnasch,  schilt  unde  8 wert  1621  also  daz  werc  unde  wort  5812 

gebt  mir  schilt  unde  swert  1714  er  hat  den  krach  und  den  süs  2615 

gebt  mir  schilt  unde  sper  4907  beide  naht  und  den  tac  675 

brinc  harnasch,  ros  unde  sper  1691  ich  bin  sin  kneht  und  sin  bot  2092 

da  bt  hat  körn  unde  win  4063  und  ir  scherm  und  ir  schilt  473 

si  berent  brot  unde  win  4071  zeigt  ir  strich  und  ir  ganc  2865 

danne  nit  unde  haz  3362  zeigt  ir  ganc  und  ir  fluz  2625 

unde  beide  burc  unde  lant  2852  wser  sin  kraft  und  sin  mäht  4029 

beide  man  unde  wip  4140  nü  kom  ein  schin  und  ein  glast  4688 

er  sprach:  der  lip  unde  sei  4384  ez  hat  din  kraft  und  din  list  5124 

daz  er  lip  unde  sei  4474  daz  ein  man  und  sin  wip  4613 

beide  lip  unde  lant  5073  Tische,  vleisch,  win  und  bröt  4732 

wazzer  berc  unde  tal  833.  5147  möraz,  win  oder  met  2107 

er  sieht  löun  unde  bern  466  daz  wip  het  fleisch,  milch  noch  bröt  1916 

beide,  sie  unde  pris  1864  ez  si  wip  oder  man  4272.  5084 

manc  guldin  köpf  unde  schal  1570  ez  si  slac  oder  stich  2348 

daz  machet  tampf  unde  melm  5015  ez  waere  wurf  oder  schuz  5770 


Zeichnung.  Und  noch  eine  Vorbemerkung  sei  mir  gestattet:  der  Leser  wird  in  zahlreichen  Fällen, 
die  die  folgenden  Kapitel  enthalten,  sich  versucht  fühlen,  in  mehr  oder  minder  grossem  Umfang 
'schwebende  Betonung'  anzunehmen,  also  etwa  zu  deklamieren  (was  freilich  in  der  Akzentuierung 
auf  dem  Papier  furchtbar  roh  heraus  kommt,  aber  bei  geschicktem  Vortrag  ungemein  lieblich  klingt): 
ttttd  din  lant  werde  benömen;  die  gift  man  sä  ddre  truoc\  iz  gie  nd'ch  dem  küser  sä' ;  und  bei  den 
beschwerten  Zweisilblern :  und  im  niht  leidis  geschach;  od  habe  dich  wibi  gebot;  du'  süezi  lücerne 
u.  8.  w.  in  unzähligen  Fällen.  Wenn  ich  in  den  Beispielen  der  ersten  Art  akzentuiere:  lant  würde, 
gift  mdny  gie  nd'ch  und  in  denen  der  zweiten  l&ides,  wi'be,  sü'eze,  so  will  ich  damit  über  jene  andere 
Möglichkeit,  die  Verse  zu  lesen,  durchaus  nicht  abgesprochen  haben.  Ich  halte  sie  sogar  sehr  oft 
für  die  richtige  (s.  den  Schluss  von  Abschnitt  11).  Aber  ich  wäle  wiederum  eme  Art  der  Bezeich- 
nung, weil  die  Entscheidung  über  Subjectives  öfters  nichts  hinaus  kommt.  Dass  es  für  das,  was  ich 
zeigen  will,  —  das  ist,  um  es  nochmals  hervorzuheben,  nichts  weiter  als  der  Zusammenhang  von 
Sinn  und  Versbehandlung  —  vollständig  belanglos  ist,  wie  man  sich  die  praktische  Ausführung  der 
Deklamation  lieber  vorstellt,  das  wird  sich  im  Verlaufe  meiner  Untersuchungen  deutlich  zeigen. 
Das  Charakteristische  und  von  bestimmten  Sinnesmomenten  Abhängige  ist  bei  Fällen  wie  und  im 
niht  leide 8  geschach;  oder  habe  dich  wibe  gebot  nur  der  Umstand,  dass  das  -es  von  leides, 
oder  das  -e  von  wibe  in  der  Hebung  stehen:  ob  man  die  Stammsilbe  dieser  Wörter  auch  betont 
oder  aber  die  ihnen  vorhergehende  Silbe,  ist  lediglich  eine  rhythmische  Frage.  Und  ebenso  liegt 
das  Wesentliche  in  Versen  wie  Ez  gie  nach  dem  heiser  sä  darin,  dass  solche  Wortfolgen  wiederum 
nur  bei  bestimmter  Konstellation  des  Zusammenhanges  vorkommen,  und  dass  ohne  letztere  der 
Dichter  weder  iz  gie  nd'ch  noch  ez  gie  nd'ch  betont,  sondern  etwa  sagen  würde :  ez  gie  nach  (sinem 
hinde  da  oder  dgl). 

1)  K  ö  s  t  e  r  macht  mich  mit  Recht  darauf  aufmerksam  [s.  jetzt  Verh.  d.  46.  Vers,  dtsch.  Philol. 
S.  130],  dass  der  Ausdruck  fehlende  'Senkung'  statt  'Senkungssilbe'  falsche  Vorstellungen  erwecken 
könnte:  aber  er  ist  so  bequem,  dass  es  mir  nach  dieser  Rechtsverwahrung  wol  gestattet  sein  wird, 
ihn  im  folgenden  zu  gebrauchen. 

2)  s.  schon  die  Bemerkung  von  Vilmar-Grein,  Verskunst  §  69  und  Zwierzina,  Zs. 45, 889, 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG. 


19 


wil  er  zors  oder  ze  fuoz  1692 

and  weder  frist  noch  gebit  1066 

nie  ge|wünne  den  braht  noch  gedranc  1559 

nmb  ir  gewerf,  umb  ir  dinc  3011 

vater,  sun,  heiligeist  5117.  6093 

daz  berc  und  tal  dar  nach  döz  1187 

daz  man  und  ros  gaben  tonst  5353 

soumser,  ors  trecken  vort  1519 

bluomen,  loup  sich  da  rampf  5356 

bi  der  stat,  an  daz  velt  1507 

der  was  lanc  nnde  breit  417 
daz  düht  in  klar  unde  kluoc  1585 
der  was  vil  und  genuoc  1535 
was  er:  röt  unde  wiz  1675 
daz  wart  blint  unde  kramp  2129 
ja,  was  ez  kramp  unde  blint  2450 
er  wsere  junc  oder  alt  2192.  5830 
der  strlt  wart  sür  unde  heiz  5049 
der  knabe  resch  unde  snel  5173 
weder  ze  lanc  noch  ze  wlt  5827 
die  maze  ze  kurz  noch  ze  lanc  2965 
zen  brüsten  wit,  mitten  kranc  4761 
daz  junc  and  alt  über  al  2415 
daz  rieh  and  arm  üf  dem  sal  3381 


die  künegin  klär,  liehtgemal  4620 
lüter,  klar  alsam  6  5709 

ich  han  geteilt  and  geweit  1100 
wan  ich  da  stnont  unde  saz  5739 
beide  sluoc  unde  stach  6049 

beide  her  unde  dar  53.  1234 
beide  her  unde  da  375.  5741 
mit  rotten  her  unde  dar  1215 
er  schoute  her  unde  dar  1583 
von  dem  ich  her  unde  dar  4232 
die  schrient  her  unde  da  1125 
beide  her  unde  wider  2613 
die  sele  her  unde  wider  1249 
die  wite  her  unde  nider  3916 
beide  hin  unde  her  2914 
ker  ez  hin  oder  her  1091 
er  twünge  üf  unde  nider  374 
beide  üf  unde  nider  1438 
als  beide  üf  und  ze  tal  1246 
da  bf  ein  hie  und  ein  dort  5783 
daz  da  von  hie  unde  dort  4052 
daz  tuot  mir  w£  unde  wol  1260. 


§  17.  Mit  äiner  beschwerten  Hebung  an  andern  Stellen  des  stampfen  Verses : 

visch,  vogel  unde  tier  286  &  und  sfn  reinez  wip  6 
friunt,  mage,  jene  nnd  die  1055 

11p,  s£le  unde  leben  4350  harnasch  unde  ros  her  4908 

min  ros,  harnasch  unde  schilt  1635  den  man  da  üz  and  in  liez  5840 

lant,  liute  unde  leben  2053  ist  weder  nütze  noch  fram  3485 l) 

des  leit  and  des  angemach  812  weder  dirre  noch  jener  2635 l) 

dö  sach  er  üf  and  sprach  sus  2083. 

§  18.   Mit  £iner  beschwerten  Hebung  im  klingenden  Vers: 

nun  munt  noch  min  zunge  2701  arm  unde  riche  6114 

sin  kraft  und  din  zunge  1039  ze  heiz  noch  ze  küele  1370 

da  luft,  wazzer,  fiuwer  5152  so  klar  noch  so  waehe  5580 

vor,  neben,  hinden  5537 
getriu  und  gewsere  107 

lüt  unde  grimme  1196  die  zwen  gesuntsiechen  548. 

§19.  Mehrere  beschwerte  Hebungen  in  Einern  Verse  müssen  sich  not- 
wendigerweise dann  ergeben,  wenn  mehr  als  äin  Monosyllabum  innerhalb  des 
Verses  in  Contrast  steht  zu  andern  Wörtern.  So  erweisen  sich  also  als  durch- 
aus gerechtfertigt  die  folgenden  Verse,  deren  Genossen  in  anderen  Dichtungen 
man  zum  Teil  für  Dreiheber  mit  stumpfem  Ausgang  erklärt  hat: 

1)  viell.  aber  besser  nach  Roethes  Vorschlag  nutze  bezw.  dirre,  mit  Rücksicht  auf  das  in 
§  29  ausgesprochene  Gesetz. 

3* 


80 


CARL   KRAUS, 


diu  sü'l  und  daz  äbglt  3287 

dö  stüont  ü'f  und  sprach  süs  453 ') 

er  säch  ü'f  and  sprach  süs  3817 l) 

kint  man  unde  wi'p  6201 
rös,  kllit,  sflber  und  gölt  613 
diu  stüont  ü'f  ünde  sprich  8580 x) 


wan  man  da  vor  noch  st't  5832 
wider  so'  noch  süs  401 
wider  vor  noch  sl't  2024 
wider  e'  noch  sfder  4606 
wider  dort  noch  hie  5386 
daz  si  dort  noch  hie  3299 

als  wt'n,  kirn  blüote  4086. 


§  20.  Die  Gegensätze  brauchen  jedoch  durchaus  nicht  wie  in  den  (§§  15 — 19) 
angeführten  Fällen  innerhalb  6in  und  desselben  Verses  vorzukommen.  Es  stehn 
vielmehr  auch  solche  Monosyllaba  in  beschwerter  Hebung,  deren  Contrastwort 
sich  in  der  Umgebung  des  Verses  befindet.  Beispiele  für  solche  Art  von 
beschwerter  Hebung  sind  im  zweiten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 


6  dir  din  werdeclicher  pris 

und  dfn  länt  werde  benomen  561 

wser  er  vi  Ins  allersamt 
oder  von  stale  her  und  da  630 

als  vü  ein  schächzabelbret 

ieman  zwispilden  mac  . . . 

und  den  flnix  ergahen  . . . 

und  durchvarn  der  erde  gruft 

und  triben  ein  turn  durch  den  luft  758 

allez  daz  da  heizet  guot 

da  wil  ich  mich  von  ziehen  . . . 

ich  gedien  ouch  g  ö  t  niemer  ml  803 

der  engel  sänc  was  so  groz 
und  üf  erde  des  strites  döz  1251 

er  beschout  daz  länt  nimmer  mir 
noch  sine  bruoder  beide  1454 

umb  daz  gezllt  was  der  kradem 
daz  der  markt  ze  Leine  nie  . . . 
gewünne  den  braht  noch  gedranc  1556 

nü  was  ein  man  niuwes  tot: 

des  wip  het  fleisch,  milch  noch  bröt  1915 

§  21.   Im  ersten  Fuss  des  stumpfen 

du  solt  daz  lant  halten : 

din  v  ä  r  t  waer  niht  wol  bewant  1428 

der  böum  was  des  hüses  dach, 
daz  man  sin  da  vor  niht  sach  2027 

die  nagel  man  im  obe  sluoc, 
die  gift  man  aa  dare  truoc, 
die  dorne  stiez  man  dar  in  5702 


ob  ir  muot  und  diu  richeit 
würde  üf  eine  wage  geleit, 
daz  ir  m  ü  o  t  slüege  für  4990 

der  sunne  göt  er  verkäs, 

der  maget  kinde  er  bf  gestlt  5556 

hastü  engelischen  schfn  . . . 

oder  ist  s  w  ä  r  z  din  gevider  3421 

swie  balde  daz  rat  umbe  lief 

und  swie  g  r  6  z  wsere  sin  galm  3795 

er  ist  komen  üf  glückes  rat; 
daz  muoz  im  immer  stille  stan, 
swie  halt  wir  uns  begän  196 

da  moht  er  hl  In  sich  ein  man, 
het  er  da  heime  sich  verlegen  1210 

der  markf8  behielt  hie  daz  wal: 
die  heiden  lagen  sunder  zal  5516 

des  si  sl't  wurden  frö 
und  da  liten  gröze  not  4117 

der  hoehste  der  ze  himel  ist 
und  der  da'  gi't  genist1) 
aller  kreatiure  3966. 

Verses : 

der  1  ü  f  t  balsammsezic  wart . . . 
ouch  was  von  im  tiuwer 
erde,  wazzer,  fiuwer  5893 

des  b  e  8  ä  z  er  des  himels  sal 
und  sitzet  noch  hiute  da  892 

des  si  sit  wurden  frö 

und  d  ä'  liten  gröze  not  4117  (?). 


1)  doch  viell.  besser  nach  §  12:  diu  stüont  ü'f;  h  sack  ü'f. 

2)  da:  nämlich  'auf  Erden'.  w  w 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RK1NB0TS   GEORG.  21 

§  22.   Im  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

daz  lieht,  der  löu,  daz  lembelin,  J  so  sol  fride  han  min  knappe . . . 

diu  müezen  mir  ein  göt  sin  4555  (  sonder  fride  ir  mich  lat  1662 

als  diu  sonne  tuot  die  beide ...  j  iu  ist  got  durch  mich  holt 

als  begunde  der  s  t  r  i'  t  brehen  5378  l  and  durch  sin  erbarmherzekeit  5212 

wan  im  diu  kiusche  so  gezam,  (  si  nämen  urloup  tüsent  stunt 

daz  er  si  für  die  6'  nam  5848  <  und  fuoren  doch  ie  f  ü'  r  baz  1487 

ir  sult  niht  mär  arm  sin,  i  die  sine  hiez  er  h  e*  i  m  varn  . . . 

wir  welln  iuch  riche  machen  804  ]  er  sprach:  nü  sagt  den  bruodern  min, 

swaz  mir  der  künec  g  e  t  u  ö  n  mac,  '  ich  welle  al  eine  h  f  e  sin  1605 

des  ergetzet  mich  der  keiser  oben  3102  j  die  fünve  fluhen  in  ein  loch: 

(  da  zöch  man  si  her  ü'z  doch  5954. 

§  23.  Ebensolche  beschwerte  Hebungen  im  klingenden  Vers: 

daz  von  den  heiden  rannen  t  da  wart  beide  da  envar 

die  güzze  mit  dem  bluote,  ]  diu  sül  und  daz  abgot: 

und  diu|ör8  in  dem  fluote  1180  '  daz  kint  gie  dar  hinder  3290 

Idin  vart  wser  niht  wol  bewant, 
du  solt  daz  länt  halden  1428. 

§  24.  Die  beschwerte  Hebung  ist  ferner  vollkommen  am  Platze,  wenn  durch 
das  Nebeneinanderstehen  syntaktisch  getrennter  Gruppen  innerhalb  eines  und 
desselben  Verses  ein  Absetzen  der  Rede  stattfindet,  das  die  Trennung  markiert1). 
Auf  diese  Weise  können  also  selbst  Wörter,  die  an  sieh  für  die  beschwerte 
Hebung  ein  zu  geringes  Gewicht  besässen,  ohne  folgende  Senkung  gebraucht 
werden.  —  Solche  Pausen  entstehen  zunächst,  wenn  Schluss  des  £inen  und  An- 
fang des  andern  Satzes,  in  äinem  Verse  zusammentreffen.  Dies  ist  der  Fall  im 
stumpfen  Vers  auf  zweiter  und  dritter  Hebung  in  folgenden  Beispielen: 
ich  hanz  da  für,  daz  dö  wat  262  der  künec  sprach:  habt  für  war  2967 

und  sagt  in  ouch,  daz  ich  mich  1614  si  sprach:  ich  wsen,  ieman  sampt  3014 

dem  gelich,  daz  ir  tugent  3022  daz  taet  ich  wol,  sprach  der  knabe  3189 

so  ssehe  man  wol,  daz  gar  war  4028  ich  lougen  niht,  ez  ist  war  4009 

»ich  weiz  wol,  daz  du  weist  5118  ob  JSsus  wil,  ich  sol  varn  5624 

seht  ir  den  boum,  der  da  stat  2181 

swer  nider  kom,  der  was  tot  1349  (  durch  minen  willen,  nü  belip 

und  ist  daz  war,  des  daz  wiht  3563  (  süezer  man,  und  vertrip  778 

dar  enjkegen  tuot,  swaz  er  wil  2296 

ez  iat  niht,  den  hie  vor  8857  (  Ton  dem  vater  wart  ein  wort 

er  fuort  in  hin,  da  er  vant  2470  (  von  himel  gesänt:  er  bleip  dort  3864. 

diz  ist  nü,  jenez  was  dö  1315 

§  25.    Aber  auch  wo   syntaktische  Gruppen,  die  keine  selbständigen 
bilden,  von  einander  durch  eine  Pause  getrennt  sind: 

Geori  friunt,  bis  gewert  6099  so  springe  ich  dar  als  ein  hin  3142 

ey  sselec  wip,  fürht  ir  mich  1945  und  was  heil,  reht  als  6  4446 

nü  sit  gewis,  herre  min  4913  und  J6'su,  ir  sün,  welln  gestan  1649. 
s5  gröze  not  als  si  dri  343 

1)  s.  für  Hartmann  Zwierzina,  Zs.  45,390. 


/ 


82  CARL  KRAUS, 

§  26.  Satzschlüsse  mit  beschwerter  Hebung  im  ersten  Fass  des  stampfen 
Verses  : 

er  sprach:  frou,  nü  schouwet  hin  2178  der  schuof,  daz  diu  süwel  brast  4533 

er  sprach:  frou,  wir  sulen  dar  2187  schaf,  daz  mtn  werde  rät  4632 

er  sprach:  frou,  diu  frage  ist  gröz  2533  ich  enjweiz,  wer  in  leite  dar  in  3528 

er  sprach:  er  hat  sin  genuoc  4726  zuo  dem,  den  diu  maget  truoc  2453 

si  sprach:  herre,  waz  ist  daz  2844  dtn  stuol,  da  du  sitzen  solt  1993 

si  sprach:  süezer  got  ich  bin  4626 x)  ze  dem  |  hüs,  da  der  fürste  lac  2167 

gftt  her,  ezzet,  ich  tuon  iu  abe  2095  daz  was,  als  der  eine  ber  1338 

ich  wsen,  nie  ze  werlde  wip  251  j  daz  die  künege  siben  jär 

ir  8tam,  der  ist  dorne  vol  4060  j  si'n,  &  si  komen  wider  1437 

diu  wort,  diu  da  solden  sin  4310  j  6  ez  an  der  buochstaben  ort 

ein  stat,  diu  was  harte  gröz  575  j  körn,  däz  ez  si  geschehen  3655. 

Man  beachte,  wie  schön  die  beschwerte  Hebung  in  den  zwei  letzten  Bei- 
spielen der  richtigen  Deklamation  des  Enjambements  zu  Hilfe  kommt. 

§  27.  Andere  syntaktische  Gruppen  anter  denselben  Bedingungen  wie 
in  §  26: 

nein,  nfht,  des  mac  niht  sin  4809  wol  ü'f,  edel  ritter  klär  4742 

nein,  här,  ich  sach  si  nie  654  ein  stera,  edel  über  alle  art  3598 

man,  das  was  d&  so  *il  1483  xe  heiz  noch  ze  ^ 

«y,  du  Tfl  süezer  man  2328  j  ^  ^    ^  deg  ^^  A  im 

aTÖy,  wie  da  wart  gestnten  5504 

nü  sich,  lieber  brnoder  mfn  987  c  er  sprach:  der  lfp  und  s£le 

onw6*,  lieber  herre,  ich  bin  1936  {  uns  gf't,  und  dar  zuo  daz  leben  4385. 

Wiederum  kommt,  insbesonders  in  den  beiden  letzten  Fällen,  die  Rhythmisi- 
rong  des  Verses  dem  Verständnis  auf  das  schönste  zu  gute. 

§  28.  Beschwerte  Hebungen  als  Pausen  im  klingenden  Vers: 

und  sprach:  her,  ich  schouwe  2076  der  schilt,   der  was  tiuwer  1673 

er  sprach:  liebe  fronwe  2847  daz  tat,  d&  der  sonnen  2864 

ez  sprach:  lieber  herre  3169  daz  te*t,  de*r  die  touben  2868  • 

er  sprach:  si  kan  wenken  4242  als  grö'z  als  ein  siure  4044. 

er  sprach:  der  kurteise  5000 ') 

§  29.  Wer  die  in  den  §§  16—28  besprochenen  Fälle  betrachtet,  der  wird 
finden,  dass  das  in  beschwerter  Hebung  stehende  Wort  dem  ihm  folgenden  an 
Gewicht  entweder  vollständig  gleichkommt  (§§  17.  18.  19.  24.  25.  27)  oder  dass 
es,  was  weit  häufiger  der  Fall  ist,  dasselbe  an  Gewicht  sehr  bedeutend  übertrifft 
(§§  16 — 28).  Die  einzigen  Ausnahmen  von  dieser  Regel  bilden  die  Fälle,  wo 
ein  er  (si)  sprach  den  Vers  eröffnet  (§§  26.  28):  hier  dient  die  längere  Pause, 
die  der  beschwerten  Hebung  folgt,  gleichsam  als  Ersatz  für  das  geringere  Ton- 
gewicht des  sprach.  Wir  dürfen  demnach,  von  jenen  sicheren  Beispielen  mit 
beschwerten  Hebungen  ausgehend,  das  Gesetz  formulieren:  das  der  beschwerten 


1)  in  allen  diesen  Fällen  könnte  man  auch  an  gemurmeltes  er  sprach  denken,  s.  §  133. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RE1NB0TS   GEORG. 


28 


Hebung  folgende  Wort  darf  unter  keinen  Umständen  mehr  Tongewicht  be- 
sitzen als  das  beschwert-betonte  selbst1).  Diesem  Gesetz  fügen  sich  nun 
alle  noch  erübrigenden  Fälle  von  beschwerten  Hebungen  ohne  Ausnahme.  Ich 
gebe  zuerst  die  Beispiele  für  die  Verse  mit  stumpfem  Ausgang  (und  beschwerter 
Hebung  im  2.,  sodann  im  1.,  endlich  im  3.  Fnss)  und  lasse  hierauf  die  in  den 
klingenden  Versen  vorkommenden  Fälle  (mit  beschwerter  Hebung  im  1.,  dann 
im  2.  Fuss)  folgen.  Innerhalb  der  einzelnen  Paragraphen  sind  die  Beispiele  ge- 
ordnet nach  den  grammatischen  Kategorien  der  der  beschwerten  Hebung  unmittel- 
bar folgenden  Wörter. 

I.  Beschwerte  Hebung  im  zweiten  Fuee  des  stumpfen  Verses. 


§  30.    Substantiva: 

daz  sin  der  tot  bürge  wart  5431 2) 
und  min  swert  lichtgemal  4908 

ob  in  diu  swert  hän  vermiten  3723 

mangen  prls  hat  bejagt  1767 

ans  küneges  hof  sint  geleit  1122 

da  mit  daz  hüs  was  beströut  2173 

wan  daz  diu  fluht  was  so  gröz  5535 

diu  an  den  helt  wart  geleit  2704 

dar  in  min  kint  wart  geborn  2135 

üf  den  sal  wart  gespreit  5319 

£  im  (iu)  der  11p  werde  benomen  4704.  4866 

oder  iuwer  11p  mac  sich  schämen  5244 

ob  unser  kriec  müge  geligen  2305 

da  wir  den  luft  mügen  hän  1521 

ob  dir  got  gebe  die  kraft  5113 

b!  disem  gebet  ruofe  an  3770 

als  uns  diu  schritt  sagt  für  war  6086 

als  sl  daz  wort  vollen  sprach  2837.  3747 

biz  er  daz  wort  vollen  sprach  1791.  2149 

mangen  strit  unge wegen  1273 

er  beginnet  die  werlt  überstreben  478 

nü  des  niht  rät  wesen  mac  4885 

gein  minem  her  er  sich  lie  1360 
in  sin  gezelt  er  da  gie  1566 


nü  het  daz  rat  sinen  swanc  3786 

kleiniu  bluot  kleine  treit  4034 
im  er|gät  stn  dinc  deste  baz  6128 
da  was  gebrech  und  gebrech  5101 
do  er |  schein  mir  got  also  klär  4545 
da  wart  der  galm  also  gröz  5438 
des  er  durch  got  gar  vergaz  1532 
wser  daz  griez  gar  gezalt  3970 
wan  dln  11p  nie  geschiet  564 
we\  daz  der  tac  ie  betaget  1768.  4229 
und  ir  gewalt  niender  wese  496 
daz  ez  den  luft  niht  vermeit  1185 
uns  was  kein  got  m£  bekant  5198 
so  daz  holz  wider  git  2042 
bring  ich  den  schilt  hin  so  ganz  1697 
mit  stner  kraft  sunder  hat  4355 
dar  nach  daz  rat  umbe  drät  3722 
daz  er  die  schrift  ane  sach  5277 

und  läz  mit  zal  durch  die  hant  765 
ich  wil  die  vart  mit  dir  hän  1422 
dar  g£t  din  blic  sunder  twäl  5137 
üf  den  sal  sunder  schaden  5312 
und  wähset  iu  not  über  not  4180. 


In  all  diesen  Fällen  ist  das  in  beschwerter  Hebung  stehende  Wort  nicht 
nur  dem  ihm  folgenden,  sondern  auch  allen  vorhergehenden  an  Stärke  überlegen« 
Dass  das  letztere  nicht  Bedingung  ist,  lehren  einige  andere  Beispiele,  wo  ich 
das  stärker  betonte  Wort  mit  "  versehe: 

1)  für  Reinbot  gilt  also  ganz  dasselbe  wie  für  die  Nibelungen,  8.  Bartsch,  Unter- 
suchungen 138  ff. 

2)  auf  tot  liegt  ein  stärkerer  Akzent  als  auf  bürge:  'der  Tod'  (und  nicht  irgend  ein 
Mensch). 


84  CARL  KRAUS, 

m  m 

ein  dorre  sül  wol  gesaft  2046  waz  wunden  got  durch  in  tet  3780 

m  0 

diu  yierde  geburt  ist  so  her  2672  braht  »wert  durch  heim  ie  daz  bluot  3682 

und  got  den  boum  ab  im  wac  4818  des  kuneges  ros  wart  enkurt  5459. 

Ein  einziges  Beispiel  endlich  findet  sich,  wo  dem  beschwerten  Wort  (man 
gestatte  ein  für  alle  Mal  diese  Abkürzung!)  ein  gleich  gewichtiges  folgt: 

da  si  ir  kint  ligende  vant  3125. 

Hier  ist  wol  die  versetzte  Betonung  ligende  anzunehmen,  s.  §  141, 
§  31.    Verba: 

♦an  geleit  gröze  not  597  ♦und  gesworn  bf  ir  goten  434 

♦der  helt  het  florn  sine  mäht  3792  ♦nach  dir  gefrort  durch  den  strtt  1811 

♦als  (biz)  er  gesprach  disiu  wort  5163.  3269 ')  ♦würde  |  nie  verschalt  umb  ein  har  3023 

*ez  geschach  6  noch  sider  2490*)  ♦da  beleip  üf  dem  wal  5421  *). 

♦den  ir  tuot  ze  dem  rade  3707 

Es  ist  bemerkenswert,  wie  wenige  Verba  überhaupt  in  beschwerter  Hebung' 
stehen,  und  dass  es  durchaus  Vollverba  sind,  denen  die  beschwerte  Hebung  zu 
Teil  wird.  Auch  darauf  sei  das  Augenmerk  gelenkt,  dass  durch  die  beschwerte 
Hebung  niemals  eine  engste  syntaktische  Verbindung  zerrissen  wird,  wie  sie 
etwa  zwischen  Verbum  und  dem  ihm  folgenden  Fronomen  personale  besteht.  Man 
wird  also  in  ein  paar  zweifelhaften  Fällen  diese  Trennung  nicht  herstellen, 
sondern  lieber  betonen: 

dar  na'ch  schrei  e*r  ze  haut  570  hie  mit  gfe  e"r  ze  hant  2069 

dar  n&'ch  kö's  är  dö  sa  574  da  mit  bewäret  Cr  diu  dinc  3901  *), 

wovon  mehr  in  §§  121.  122. 


Auch  in  allen  obigen  Fällen  ist  das  Verbum  seinem  folgenden  Wort  an  Ton- 
gewicht bedeutend  überlegen;  ebenso  den  ihm  vorangehenden. 

Nicht  der  Fall  ist  letzteres  in  dem  Vers: 

daz  komen  ist  Ton  der  maget  8964; 

aber  dieser  Vers  ist  überhaupt  schlecht ;  auch  das  vereinzelte  beschwerte  Auxiliar 
ist  rechtfertigt  dieses  Urteil6). 

§  32.    Adjectiva  und  Zalwörter: 

also  groi  ist  stn  kraft  438  da  so  kurz  sint  diu  jar  3386.  5626 

wan  also  klar  ist  dln  sehe  5133  im  ist  ze  klein  Palastin  203. 


1)  auf  'gesprochen  hatte'  liegt  der  grössere  Nachdruck,  nicht  auf  disiu. 

2)  nachdrucksvoU  I 

8)  prägnant:  «blieb  tot',  s.  §  86. 

4)  statt  bewart. 

5)  ebensowenig  kann  ich  rechtfertigen  den  Vers:  diu  nie  geschach  fürsten  mer  2243. 


/ 
i 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS  GEORG. 


25 


Man  beachte,  dass  auf  den  Adjektiven  immer  der  grösste  Nachdruck  liegt 
(also,  ze\)  und  dass  ihnen  nur  im  letzten  Vers  ein  annähernd  gleichstarkes 
Wort  folgt. 

Das  erstere  muss  omsomehr  der  Fall  sein,  sollen  Zalwörter  in  die  be- 
schwerte Hebung  treten,  da  ihnen  ja  naturgemäss  meist  Nomina  (also  sehr  stark- 
tonige  Wörter)  folgen1). 


got|,  f£nix  ein,  sunder  gaten  5145 
ein  lip  treit  zwen  forsten  namen  1  *) 
mer  denn  zwelf  eilen  lanc 
wuohs  diu  sül  mit  esten  breit  2020 8) 


dlniu  sehs  tagewerc 

zeigstü  mit  der  sunne: 

diu  ist  der  fünver  wunne  5140. 


§  33.     Pronomina.    Nur  £in   sehr  starktoniges  Demonstrativum  und  ein 
emphatisches  Personale: 


diu  sturmstimme  was  s6  gröz, 
wol  in  dar  wi'se  gestalt  11894) 


bis  an  mir  hin  als  her  1886°). 


§34.     Adverbia  und  sonstige  Wörter: 


er  teilt  im  für  rfchiu  lant   1733 

ja,  si  fürwär,  alle  siben  3725 

er  müese  gar  staete  sin  5780 6) 

ez  müezen  e  sibenthalp  jär  4702 

daz  mir  mer  fröuden  wiget 

dann  daz  ich  bin  worden  gesunt  3824 

als  ich  iu  vor  han  geseit  644 
ir  b£desampt  habt  erliten  1271 
nü  sagt  den  bruodern  min, 
ich  welle  al  eine  hie  sin 
und  sagt  in  ouch  diu  rnaere 
als  ir  si  hie  habt  gesehen  1611 


diu  dinc,  diu  sft  sint  geschehen  2545 
daz  in  so  gar  wser  ein  schür  389 
nimmer  m£  wirt  kein  frum  4718 
daz  ich  ie  wart  geborn  4223 
6  er  ie  würde  geborn  3999 
♦sunder  danc  füeret  hin  5543 7) 
*und  al  ze  hant  kceme  der  tot  3688 
♦mac  im  niht  widerstan  2384 8) 
♦daz  ir  her  komen  Sit  1939 

♦den  git  er  ie  den  genist  3899 


1)  Zwierzinas  Meinung,  dass  im  Mittelhochdeutschen  auch  das  normal  betonte  Zalwort 
seinem  Subst.  im  Akzent  über  gewesen  sei  (Zs.  45,  266),  vermag  ich  vorderhand  nicht  zu  teilen. 

2)  Gegensatz  von  bin  lip  und  zwen  namenl 

3)  auf  zwelf  ruht  grosser  Nachdruck,  damit  der  Leser  die  Länge  des  Baumes  ermisst. 

4)  es  folgt :  wenn  1000  Posaunen,  die  Meeresbrandung,  der  Donner,  Zusammensturz  von  Berg 
und  Tal  und  das  Läuten  sämtlicher  Glocken  sich  vereint  hätten,  so  hätte  man  doch  keines  dieser 
Getöse  vernommen. 

5)  in  einer  Rede  Gottes,  die  den  Heiligen  zur  Ausdauer  ermutigt. 

6)  auf  gar  ruht  ein  stärkerer  Nachdruck  als  auf  State:  es  handelt  sich  um  die  Überschrift 
auf  der  Pforte,  die  zum  Gemach  der  State  führt:  wer  nicht  gar  ('durch  und  durch')  statt  ist, 
kommt  nicht  hinein. 

7)  so  wie  diu  güsse  einen  dün  gegen  seinen  Willen  (widerstandslos)  mit  sich  reisst,  so  die 
Schaaren  der  Fliehenden  den  tapfern  Tschofreit,  der  gerne  Stand  gehalten  hätte :  auf  sunder  danc, 
als  dem  tertium  comparationis,  liegt  also  der  Nachdruck. 

8)  nämlich  weder  üf  wazzer  noch  in  plan. 

Abhdlgn.  d.  K.  G«.  d.  WUr  zu  Göttingen.    Phil.-hiat.  Kl.  N.  F.    Band  6,1.  4 


26 


CARL   KRAUS 


) 


mir  ist  für  war  daz  bekant  1434 
sa  ze  hant  man  in  zöch  5661 
diz  spil  galt  niht  wan  den  tot  1223 
daz  ist  niht  wan  der  tot  32 
daz  ich  da  durch  küm  gesach  807 
er  be|hagt  im  wol  unde  sprach  4772 
ich  künne  ez  doch  verre  baz  50 
iu  wirt  her  nach  wol  geseit  369 
und  wart  im  sft  also  trat  2600 
ouch  tuot  mer  noch  sin  kraft  3879 
wan  für  war  niht  enkan  2700 
wolt  6r  für  war  niht  ensagen  1591 


und  fuorten  üz  an  der  stunt  612 
diu  giengen  sa  an  den  grünt  830 
und  herbergt  hin  an  ein  ort  1520 
si  Ate  sa  gein  der  tür  1942 
daz  kint  gie  üf  in  den  sal  3157 
ir  lac  da  vil  sunder  zal  5484 
der  was  da  vil  sunder  zal  2175 
ich  hänz  da  für  sunder  spot  253 
ir  sult  für  war  von  mir  jehen  1612 
ich  kum  übr  ein  von  dir  niht  1423 
und  ist  ouch  gar  wider  den  sit  870 
und  balde  her  zuo  mir  gän  3122. 


Die  beschwerten  Adverbien  sind  wieder  durchaus  stärkertonig  als  die  ihnen 
folgenden  Wörter.     Etwa  gleichstark  sind  sie  nur  in  dem  Vers: 

hie  sprach  ze  hant  Johel  dö  5191. 

2.  Beschwerte  Hebung  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses. 

§35.  Substantiv a.  Das  Fehlen  der  Senkung  wird  zu  Beginn  des  Verses 
viel  stärker  empfunden  als  in  der  Mitte  desselben.  Daher  ergibt  sich  für  das 
Auftreten  beschwerter  Hebung  im  ersten  Fuss  noch  eine  Sonderbestimmung: 
sobald  nämlich  das  beschwerte  Wort  schon  vermöge  seines  natürlichen  Ton- 
gewichts das  ihm  folgende  so  beträchtlich  überragt,  dass  letzteres  nach  ihm  auch 
in  Senkung  stehen  könnte,  muss  auf  dem  beschwerten  Wort  ein  ganz  besonderer 
Nachdruck  liegen :  dieser  Nachdruck  eben  ist  es,  der  die  Verschiebung  der  natür- 
lichen Folge  von  Hebung  und  Senkung  erklärt  und  rechtfertigt.  Also  z.  B.  das 
Normale  ist,  dass  in  einem  Satze  wie  'das  Kind  hat  das  und  das  getan1  das 
Verbum  'hat'  gegenüber  'Kind*  so  wenig  Ton  besitzt,  dass  es  bei  Versifizierung 
des  Satzes  in  die  Senkung  treten  müsste:  daz  kint  hat  usw.  Wenn  also  ein  gut 
deklamierender  Dichter  von  dieser  natürlichsten  Betonung  abweichend  kint  in 
beschwerte  statt  in  einfache  Hebung  setzt,  so  muss  er  dafür  einen  Sonder- 
grund haben:  und  der  liegt  bei  Reinbot  regelmässig  in  dem  ungewöhnlichen 
Nachdruck,  der  auf  dem  betreffenden  beschwerten  Wort  nach  dem  Zusammen- 
hang liegt. 


Solche  Fälle  sind: 

daz  kfnt  ha't  in  stnem  tener 
alliu  dinc  beslozzen  2636 ') 


daz  kint  het  im  erweit  ein  vaz, 

da  ez  mit  6ren  inne  saz: 

daz  väz  ist  diu  selbe  maget  2657 


1)  dass  es  ein  kint  ist,  das  diese  Gewalt  besitzt,  darauf  ruht  der  besondere  Nachdruck :  wie 
denn  auch  das  Wort  kint  in  der  ganzen  Stelle  vor-  und  nachher  immer  und  immer  wiederholt  wird : 
das  vü  wunderbare  kint  daz  da  wcejen  heizt  den  xcint  .  .  .  dem  kinde  niht  geliehen  mac:  daz  kint 
die  8unne  hiez  den  tac  liuhten  unde  bringen;  daz  kint  den  urspringen  zeigt  ir  gerne  und  ir  fluz; 
himels  blicke,  doners  duz  kan  daz  kint  wol  machen  und  so  noch  fünfmal. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG. 


27 


dö  wflent  in  der  alten  6 

der  jaden  künec  Josu£ 

mit  den  Sarrazlnen  streit: 

ist  in  daz,  herre,  iht  geseit, 

waz  göt  durch  die  jaden  tet?  5927 !) 


dö  er  daz  wort  von  munde  lie, 
der  särc  von  ein  ander  gie  5106') 

der  särc  züo  ein  ander  gie, 

die  sei  die  engel  fuorten  hin  5236 

daz  fleisch  zuo  der  gotes  kraft  2680  •). 


Vor  Vollverben  bedarf  es  natürlich  keines  besonderen  Nachdrucks,  da- 
mit das  Subst.  in  beschwerter  Hebung  stehen  kann,  weil  sie  ja  ohnehin  zu  viel 
natürliches  Gewicht  besitzen,  um  ohne  einen  solchen  in  Senkung  stehen  zu  dürfen. 
Doch  ruht  auch  hier  auf  dem  beschwerten  Nomen  öfters  ein  besonders  starker 
Akzent: 


J  wan  man  da  vor  noch  sit 

!  nie  kielt  sach  s6  wolgestalt  5829  *) 

'  hinz  im  si  muoterliche  sprach  .... 
1  daz  kfnt  sprach:  'mahtü  mir  sagen, 
'  soltü  mich,  muoter,  zuo  im  tragen?' 
si  sprach:  'er  hiez  dich  selbe  gän.' 
daz  klnt  sprach:  'daz  sl  getan'  3133*) 


{ 


der  8n£  mit  krefte  duze  lit ; 

so  ist  hinne  ein  süeze  meienzft: 

ein  boiim  std't  hie  wunnecllch  2081 a) 

daz  kfnt  tüot  die  erde  wegen  2619 7) 

äht  haben  üf  werdiu  wip  1076  8) 

diu  we*rlt  gi't  uns  s wachen  16n  1079*). 


Ohne  besonders  gesteigertes  Gewicht: 

ir  lfet  seit  Apollen  danc  2486. 

§  36.  Verba,  auch  die  Vollverba,  sind  im  allgemeinen  nicht  geeignet,  die 
beschwerte  Hebung  zu  tragen,  wie  wir  in  §  31  aus  der  Seltenheit  der  Belege  be- 
reits entnommen  haben.  Es  wird  also  bei  ihnen  eines  besonderen,  durch  die  Rolle, 
die  sie  im  Zusammenhang  der  Rede  einnehmen,  bedingten  Nachdrucks  bedürfen, 
sollen  sie  bei  guter  Deklamation  diese  exponirte  Stellung  erhalten.  Nun  sind 
Vollverba  Träger  der  Handlung.  Und  der  besondere  Nachdruck  ist  also  ge- 
geben, wenn  die  durch  sie  ausgedrückte  Handlung  in  der  Erzälung  eine  Wendung 
herbeiführt  oder  einen  Abschluss  bedeutet. 

Wendungen  in  der  Handlung  werden  von  den  Schreibern  —  die  also  damit 
sicher  nach  den  Intentionen  des  Dichters  vorgehen  —  öfter   durch  Initialen  be- 


1)  got  ist  der  Hauptbegriff,  auf  den  sich   alles  zuspitzt  (im  Contrast  zu  Apollo,   dessen   an- 
gebliche Herrschaft    über  die   Sonne   es   damals   nicht    verhindern    konnte,    dass  Gott  sie    stille 

stehen  Hess). 

2)  damit  wird  die  durch  das  vorhergehende  Gebet  des  Heiligen  aufs  höchste  erregte  Spannung 

nun  in  nachdrücklicher  Weise  gelöst 

3)  Contrast  zwischen  gotes  kraft  und  der  Menschwerdung! 

4)  kleit  soviel  wie  dehein  kleit,  8.  §  61. 

5)  also  daz  kint  im  Contrast  zu  *t. 

6)  auf  boum  spitzt  sich  alles  zu. 

7)  s.  o.  S.  26,  Anm. 

8)  letztes  Glied  einer  ganzen  Reihe  von  weltlichen  Vergnügungen;  es  folgt  die  abschliessende 

Bemerkung :  daz  mutz  wir  aUtz  ze  jungest  län. 

9)  tcerit  prägnant! 

4* 


28  CARL  KRAUS, 

zeichnet :  wo  solche  also  auf  Verse  fallen,  die  beschwertes  Verb  zeigen,  brauche 
ich  mich  auf  eine  Erklärung  des  Zusammenhangs  wol  gar  nicht  einzulassen;  es 
sind  die  folgenden  Beispiele: 

Nu  wart,  üf  die  triuwe  min  693 ')  j  Ez  gfe  nä'ch  dem  keiser  sa 

IHie  gat  der  stolze  jnngelinc  1  Alexandrfna  8829 
sta'n  an  des  keisers  rinc   1646')  Hie  viel  si'  ir  venige  4679') 

!Got  tet  durch  iuch  wunders  vil :  Ez  seit  diu  geschrift  für  war  381 *) 

er  brach  d£r  natüre  ir  zil  3073  •)  Dö  sprach  de'r  von  Palastin  5911.  6101. 

Aber  auch  in  andern  Fällen,  wo  die  Hss.  die  Wendung  nicht  äusserlich  be- 
zeichnen.    So,  wie  oben,  wenn  sich  der  Dichter  an  den  Leser  wendet: 

lät  gft'n  uns  den  lösen  knaben  3147; 

oder  wenn  nach  directer  Rede  wiederum  die  Erzälung  einsetzt: 

er  hfez  In  vil  gähes  segen  4710 
hie  be|gö'z  si  der  heiligeist  4855. 

Ferner  wenn  in  einem  Gedankengang,  der  aus  mehreren  Teilen  besteht,  ein 

neuer  Teil  anhebt:    'Deine  Klage  um   mein  Scheiden  ist  sehr   gross,   Du   klagst 

das  und  das : 

da  be|gänc  doch  ein  mäze  an  881 

und  beherzige  diese  und  jene  Momente'.  — 

'Erstens  sind  hier  mehr  Könige  versammelt  als  irgendwo  sonst;    zweitens: 

hie  8t6't  mänic  kläre  jugent 

dem  gelich  daz  ir  tagent 

würde  nie  verschart  umb  ein  har  3021: 

berücksichtigt  das,  und  lasst  einen  Ehrlosen  wie  Georg  nicht  länger  in  Eurer 
Mitte'.  — 

Georg  befiehlt  den  Stühlen  zu  grünen ;  das  geschieht,  und  er  erntet  die  Be- 
wunderung der  Umstehenden:  nun  folgt  der  zweite  Act: 

|  hie  ge|bö't  er  den  boomen  da 

i  daz  st  ze  stüelen  worden  sä  5617.  — 

Es  gibt  viererlei  Arten  von  Geburten;   die  erste  ist  die  Adams   aus   der 
Erde: 

|  dö  trüoc  oüch  Adames  lip 

<  ein  rippe:  dar  üz  wart  ein  wip  2595. — 

Dacian  lässt  Georg  in  vier  Stücke  sägen  und  befiehlt,  das  Mal  aufzutragen. 
Das  geschieht  beides.    Die  Tafel  war  mit  vortrefflichen  Gerichten  bedeckt: 

1)  Reinbot  wendet  sich  mit  diesen  Worten  an  den  Leser. 

2)  nach  directer  Rede;  vgl.  übrigens  das  letzte  Beispiel  in  diesem  Paragraphen. 

3)  ond  nun  folgt  eine  lange  Ausführung,  die  für  dieses  brechen  die  Beweise  aofzält. 

4)  Initiale  in  BwZ. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG.  29 

nü  lfez  äbe  niht  sin  vart 
Cherubtn  and  Michael: 
die  brähten  die  reinen  söl 
wider  ze  dem  lfchnamen  4734.  — 

Eine  Wendung  tritt  endlich  auch  ein,  wenn  das  Verbum  einen  Gegensatz, 
auf  den  man  nicht  gefasst  sein  konnte,   zum  Ausdruck  bringt : 

ez  enwart  nie  jtmcfrouwe  [  swie  sere  daz  rat  wuote 

also  senfte  und  also  guot,  <  and  swie  gröz  wser  sin  galm: 

and  trat  doch  des  lewen  maot  2878  (  er  läc  als  in  einem  twalm  3796. 

Dass  Abschlüsse  tatsächlich  vorliegen,  wird  ohne  weitern  Commentar 
wieder  schon  dadurch  in  vielen  Fällen  erwiesen,  dass  unmittelbar  darauf  ein  mit 
einer  Initiale  ausgezeichneter  Vers  folgt: 

j  '. . .  und  la'  durch  mich  dise  vart.  —  j  . . .  der  gi't  dir  sin  riche  dort*).  — 

I  Na  wilta  von  mir  scheiden  796  l)  \  Er  seit  got  und  dem  engel  danc  3784 

i  '. . .  ez  ge|wän  nie  kein  Palastin  i  jm  t(st  oucn  kein  8merze  w6.  — 

|  so  riehen  kameraere,  (  dö  sprach  der  margraf  ze  hant  5710 

j  geloubet  mir  der  maere.'  — 

f  Hie  w&nt  Geori  und  Daciin  1716  |  1°  er  I.  k.öm  to  dea  hünels. sal  *>•  ~ 

j  '. . .  waz  töue  ditze  kurze  leben?'  — 
(  Hie  mit  gie  er  ze  hant  2068 


Hie  8ol  daz  buoch  ein  ende  han  6124. 


Und  so  auch  ohne   folgende  Initialen,   wenn  eine  directe  Rede  unmittelbar 

anschliesst: 

ze  hant  nam  er  den  werden  degen  i  er  sparte  zuo  den  palas 

und  bevälh  in  der  keiserin:  ]  and  viel  nfder  an  sin  knie. 

Wrouwe,  nü  sult  ir  6ren  in. . .  2895  f  er  sprach:  'ich  hörte  sagen  ie  . . .'  2713 

si  lief  geln  dem  palas  dö  sprach  d£r  von  Palastin  5911.  6101 

da  sant  Geori  inne  was;  und  sprich  äl  ze  hant  da  4461. 

der  säz  bf  der  keiserin. 

dö  sprach  si :  'lieber  herre,  ich  bin  . . .'  2429 

Oder  wenn  die  Zeile  umgekehrt  den  Schluss   einer   directen  Rede  bildet: 

t  '. . .  und  fri1  si'  vor  aller  not.'  — 
i  diu  manslaht  wart  also  gröz  4124 

|  'und  lä'  dir  bevolhen  sin 

l  die  vil  lieben  bruoder  min*  6107. 

Die  eben  citierten  Verse  sind  die  letzten  Worte  des  Heiligen,  daher  mit  be- 
sonderem Pathos  zu  deklamieren.  Ganz  ebenso  die  Bitte,  die  nach  einer 
Reihe  von  Begründungen  in  denselben  Worten  an  anderer  Stelle  ausge- 
sprochen wird: 

1)  Anfang  einer  neuen  Reihe  von  Gründen,  die  Georg  zum  Bleiben  bewegen  sollen.  —  Die 
Initiale  hier  nur  in  Z. 

2)  Schluss  eines  excursartig  eingeflochtenen  Gebetes  Reinbots. 

3)  letzter  Vers  der  Erzälung.    Das  folgende  ist  Nachwort. 


30 


CARL   KRAUS 


Georf,  süezer  herre, 
/    nü  man  ich  dich  vil  verre: 
sft  dir  daz  got  enböt 
daz  er  äugest  unde  not 
durch  dich  welle  wenden 
and  dar  enkegen  senden 
sfelden  unde  fröuden  vil 
swem  du  in  der  werlte  wil: 
lä'  dir  empfolhen  sin 
den  herzogen  und  die  herzogin!  3781.  — 

Ferner  wie  oben  um  eine  neue  Wendung  zu  charakterisieren,  nun  auch 
um  vor  einer  solchen  den  Abschluss  eines  Gedankens  oder  einer  Handlung 
deutlich  zu  machen: 

'Gottes  Wunder  sind  zu  zalreich,  um  sie  erschöpfend  aufzuzälen;  aber  einen 
Teil  will  ich  doch  besprechen  von  denen: 

diu  er  te*t  durch  der  werlde  heil  2560. 

Und  nun  folgt  mit  der  Einleitung:  vier  wunder  huobtn  sich  hie  an,  eine  aus- 
führliche Darlegung  der  vier  Arten  von  Geburten.  — 

Georg  hat  diese  und  jene  ausgezeichneten  Eigenschaften ;  Schluss : 

im  wönt  älliu  tugent  bi  637. 

Nunmehr  wendet  sich  der  Redende  der  Familie  Georgs  zu  mit  den  Worten : 
der  selben  bruoder  der  sint  dru  — 

Der  Tribun  forderte  die  Wittwe  auf,  zu  ihm  zu  kommen  und  zu  essen.  Sie 
dankte  ihm  und  gieng,  kaum  hatte  er  seine  Worte  beendet, 

und  saz  an  der  tavel  ort.  — 

hie  was  daz  obez  zttic  nuo, 

daz  bluote  des  selben  morgens  fruo  2100.  — 

Der  Tribun  sagt  der  Wittwe :  'gebt  mir  das  Kindlein  her* : 

(  des  wart  daz  arme  wlp  vil  frö 

I  und  bö't  im  daz  kindel  dö  2144.  — 


Bei  Contrasten  im  ersten  Teil: 

er  swüor  g&ter  mangen  eit, 

(niemand  zu  ehren  als  den  einen  Christus): 

hiute  hat  er  zwene  got  3040 


er  starp  an  der  selben  stunt 

und  wart  niht  von  tjoste  wunt  5463. 


'Der  Salnecker  hatte   hundert  Mann  gegen   äinen  meiner  Leute;   wäre  mir 
Jesus  nicht  beigestanden,  ich  hätte  auf  keine  Weise  gesiegt ;  aber  6r,  der  Gütige, 

er  half  de*s,  daz  mir  gelanc  5389.  — 


'Gott  tat  zweierlei:  den  grossen  Baum,   den   man   auf  mich   gelegt   hatte, 

wälzte  er  von  mir 

und  half  mir  daz  ich  genas. 

der  hat  mich,  herre,  hie  erlöst, 
er  heizet  helfe  unde  trdst  1836.  — 


{ 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  31 

Endlich  wenn  auf  dem  Verbum  ans  einem  andern  Grund  ein  besonderer 
Nachdruck  liegt:  so  um  das  conditionale  Gefiige  zu  kennzeichnen  in  dem  zwei- 
mal vorkommenden  Vers: 

|  geschürt  6z:  waz  ich  und  ir 

(  8uln  mit  einander  fröuden  pflegen  2254.  2932. 

Oder  wenn  mehrdeutige  Verba  besonders  prägnant  verwendet  werden: 

da  vfel  mänec  degen  fier  5038 l)  /  and  lan  mit  zal  durch  die  hant 

er  11' t  hie  in  dinem  namen  5471  l)  ]  die  Sterne,  und  allen  den  sant, 

da  bldp  In  der  rehten  zal  5933*)  '  der  li't  an  des  meres  drum  767 6) 


{ 


daz  kümt  von  der  sunne  schln  3460  ■) 

er  gfe  fü'r  den  künec  stan  5682 4)  i  **  für  dehein  gelüppe 

!  ist  weder  nütze  noch  frum: 
nü  han  ich  mich  vil  verre  '  ez  v^rt  durch  daz  centrum  3486 7). 

vermezzen  üf  die  gnade  dfn, 
nu  tüo  gna'de  an  mir  schln  74 5) 


Hieher  stellen  sich  nun  auch  ungezwungen  eine  Reihe  von  Verben,  die  nicht 
in  ihrer  gewohnten  auxiliaren  Verwendung  auftreten,  sondern  in  der  Geltung 
von  Vollverben : 

:  umbe  den  stuol  ze  Ache  j  so  si  zesamen  fliegen, 

j  wärt  sölh  gedrenge  nie8)  1  da  wfrt  <*in  so  herter  stöz8)  8453 

f  als  umb  sant  Georgen  hie  2199 

ich  kän  noch  den  alten  slac  4896 9) 
ein  kriuze  er  üf  die  erde  tet: 
dö  wärt  an  der  selben  stet 
ein  vil  lüter  brunne  klar  51848). 


Energisch  decidirt: 
Enjambement: 


da  engest  ü'f  noch  abe  534. 

|  si  sahen  üf  dem  anger  breit 
(  8t6'n  m äugen  helt  gemeit  684. 


§  37.    Adjectiva  und  Zal  Wörter.    Den  starken  Nachdruck  zeigt  schon 
die  Inversion  in  dem  Vers: 

grö'z  was  stn  ungehabe  4400. 

1)  nämlich  *tot\ 

2)  wider:  'tot';  einen  analogen  Fall  mit  Map  s.  §  31. 

3)  'kommt  her*. 

4)  dass  der  so  scheusslich  Gemarterte  noch  im  stände  ist,  selbst  zu  gehn,  darin  liegt   das 
Hauptmoment. 

5)  'nun  tue  aber  auch  danach'. 

6)  wol  im   Contrast  zu  den   in  der   Höhe  schwebenden  Sternen,    die   man  ebensowenig 
durch  die  Hand  gleiten  lassend  abzälen  kann,  wie  den  auf  dem  Meeresgrund  ruhenden  Sand. 

7)  (lässt  sich  nicht  abhalten,  zu  fahren'. 

8)  werden  =  'entstehen'. 

9)  ( verstehe  mich  darauf. 


32 


CARL   KRAUS, 


Ferner  der  Zusammenhang  (so,  als !) : 

s6  starc  wärt  üf  in  der  hurt, 
daz  er  dar  hinder  gesaz  5460 


ich  muoz  von  iu  scheiden, 
als  liep  ich  iu  beiden  si  1279. 


Aach   Zalwörter   bedürfen,   sollen   sie    vor   Substantiven    in   beschwerte 
Hebung  treten,  ganz  besonderer  Emphase1): 


l 


lebet  ieman  der,  an  got, 
driu  dinc  müge  gegeben: 
Üp,  sele  unde  leben?  4349 


ein  hoch  gebirge  . . . 

daz  reichet  . .  über  wäge  und  ertliche 

niun  mt'le  die  hoehe  enbor  2977') 


ze  vier  stü'  cken  man  in  brach  4722 '). 


Ohne  Nachdruck  vor  al: 


diu  zw6i  äl  ze  lange  sint  3704*). 

§  38.  Fronomina.  Demonstrativa  können  vor  Auxiliaren  sehr  wohl  in 
die  einfache  Hebung  treten :  um  in  die  beschwerte  Hebung  zu  kommen,  bedürfen 
sie  dagegen  eines  besonderen  rhetorischen  Nachdrucks,  wie  ihn  emphatisch  ge- 
sprochene Stellen  verleihen: 


'von  wem  weit  ir  den  lfp  hän 
oder  dises  wanders  jehen, 
daz  an  iu  hie  ist  geschehen?' 
dö  sprach  der  margraf  zehant: 
'd£n  tüon  ich  iu  bekant, 
wer  mir  half  und  wer  mich  nert, 
\  wer  er  ist  und  wie  ez  umb  in  vert'  3852 

er  sprach:  'der  lip  und  sele 
uns  git,  und  dar  zuo  daz  leben: 
d£r  wirt  zem  töde  gegeben 
als  ein  ungemeilet  lembehV  4372  8) 

der  durch  mich  den  esel  reit 
und  liez  ein  ros  von  Spangen  hoch 
und  sich  zuo  der  diemuot  zöch: 
durch  ddn  hä'n  ich  mich  ergeben  2275 


die  ddr  plannten  schtn 

mit  ir  starken  loufte  pflegent 

und  alliu  dinc  ze  rehte  wegent 

und  si  ouch  underscheident, 

heide  und  boume  kleident: 

allen  dingen  gebent  si  kraft, 

alle  würze  sint  von  in  gesaft  4476 6) 

de'm  sint  zwei  lobes  rfs 
also  hoch  gestözen  4798 'J 

dd8  wärt  von  spern  solh  krach, 

daz  ein  mile  breiter  walt 

da  von  aller  wart  erschalt  140T) 

'alle  I  die  ich  ze  himel  lade' 

sprach  er,  'die  hie  ligen  tot'  4122  8). 


1)  ähnlich  wechseln  die  angelsächsischen  und  altsächsischen  Dichter:  je  nachdem  der  Begriff 
der  Zal  oder  der  Begriff  des  Nomens  im  Vordergrund  steht,  alliterirt  das  eine  oder  andere ;  das  ist 
die  Begründung  für  das  von  R  i  e  g  e  r  Zs.  f.  d.  Phil.  7, 20  beobachtete  Schwanken.  Es  wäre  nützlich, 
auch  die  Alliterationsdichtung  unter  dem  Gesichtspunkt  der  Deklamation  zu  betrachten. 

2)  nicht  weniger  als  neun  Meilen. 

3)  'und  doch  steht  er  wieder  auf'. 

4)  aber  hier  ist  zwei  Substantivum ! 

5)  doch  betont  man  wohl  besser:  der  wirt  zem  tö'de  gegeben. 

6)  man  beachte,  wie  viel  von  dem  vorangestellten  Relativum  abhängig  ist. 

7)  sehr  ge walte  Ausdrucksweise,  bezw.  sehr  übertriebenes  Bild! 

8)  emphatische  Inversion t  oder:  alU? 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBKR  REINBOTS   GEORG. 


83 


das  ich  hie  swere  dir  3390  •) 

im  war  niht  umbe  ein  har  5707 T) 

du  grif  an  des  virstes  sül. 
waz  dar  umbe  und  ist  si  vol: 
di'n  hänt  hat  solhe  kraft 
daz  st  wirt  sa  berhaft  2005. 


ir  stt  benamen  ein  starker  got'. 
diz  was  sant  Geortn  spot  2088 l) 

I'n  tet  er  Georts  kunt  725 ») 
diz  werte  also  für  war  347») 

daz  wart  so  an  geschriben 

von  Ritschart  an  ein  buoch  4128 4) 

vater,  sun,  heiligeist, 

du1  bist  ein  einic  got  5122») 

Nachdruck  in  Schimpfrede : 

ir  tüot  alsam  der  wolf  4176. 

Scherzhafter  Nachdruck: 

ein  knappe,  der  im  daz  wazzer  bot, 
daz  was  ein  juncfrouwe  klär: 
diu  gäp  imz  sunder  var  2494 8). 

Schöner  Wechsel: 

ouch  tuot  mer  noch  sin  kräft 
würze,  boume  ouch,  gesaft; 
8waz  in  luft,  in  wazzer  vert: 
8fn  kräft  daz  allez  nert; 
ez  loufe  krieche  oder  g6 
uf  buwe  oder  in  dem  wilden  s£, 
v  sin  kräft  daz  allez  weidet  3882. 

Pronomen  interrogativum  endlich  in  höchster  Emphase: 

ei,  guote,  sage  sunder  spot  /  sft  man  in  dem  gestirne  sach 

von  Dum  lieber  Reinbot:  j  J6sum  von  Nazarät, 

wer  wärt  gevater  da,  j  daz  er  da  selpwahsen  stet: 

da  Alexandrina  (  w£r  was  sin  schepfser  dö  ?  3585. 

den  heiligen  touf  enpfie?  2859 

Einmal  scheint  est  betont: 

t  gein  dem  firmamentum 

}  6z  von  natüre  strebet  3923 9). 

§39.    Adverbia   und   sonstige  Wörter.     Vielfach    zeigt   schon    die   In- 
version, dass  der  Dichter  dem  Worte  bedeutenden  Nachdruck  gab: 

1)  also  Erzählung  nach  directer  Rede. 

2)  Initiale  in  Ww ;  der  Vers  bringt  die  Hauptsache,  auf  die  sich  alles  folgende  bezieht. 

3)  nach  langer  Schilderung  zurückweisend. 

4)  feierliche  Bekräftigung  der  Wahrheit  des  vorher  Erzählten,  das  unwahrscheinlich  klingt. 

5)  feierliches  Pathos. 

6)  höchst  nachdrucksvoll :  durch  eilf  Verse  folgt  die  Anführung  dessen,  bei  dem  er  schwört, 
und  überdies  ein  nochmaliges  ich  swer  bi  dem  der  sitzet  (8390). 

7)  auch  hier  kann  sich   der  Dichter  in  der   stets   erneuten  Variation  dieses  Gedankens  gar 
nicht  genug  tun:  5705  daz  scheidet  im  niht  umbe  ein  gruz\  5710  im  tet  ouch  kein  smerze  ice. 

8)  die,   die  hatte  keinerlei  böse  Absichten  gegen  ihn;   sie  wollte  dem  schönen  Heiligen  wol 
(vgl.  den  Witz  mit  den  Nonnen  von  Gtselvelt  5328  ff.). 

9)  damit  man  es  auf  centrum  richtig  beziehe,  und  nicht  für  das  impersonelle  farblose  ez  halte? 

AkhdlfB.  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  in  GWttingen.    Phil.-hirt.  Kl.   N.  F.    Band  6,  ».  5 


34  CARL   KRAUS, 

ze  hant  viel  er  nider  dö  2324  sä'  an  der  selben  stete  4602 

ze  hänt,  dö'  er  im  getwuoc  2495  sä'  spränc  der  markfs  ouf  5594 

ze  hänt  er  dar  nach  entslief  S79S  über  |  e*in  küm  ich  von  im  niht  4895 

sä'  viel  er  enkriuzestal  1868  st't  hä't  er  sonder  wer  648. 

Oder  es  kommt  eine  Pause  dem  Eintritt  der  beschwerten  Hebung  zu  statten: 

18ä  ze  hant  man  in  zöch  t  und  wizze  da  het  sunder  wer 

ü'f,  gdin  dem  berge  hoch  5662  *)  j  an  gnüoc  ein  ganzez  her  2012 

!nü  solde  der  minneclfche  gän 
al  hin,  da'  der  keiser  saz  4827  *). 

Oder  ein  an  sich  tonstarkes  Wort  erhält  durch  den  Zusammenhang  noch 
einen  besondern  Nachdruck: 

w£'  immer  w£  und  ach  1764  i  ez  het  der  Salnecksere 

ow#  leides  des  ich  sihe  4135  ]  ie  wöl  üf  hundert  man 

swie  wß'  mir  von  im  geschiht  4396  f  gein  der  mtnen  einen  5382 

daz  nfe  niht  so  süezes  wart  4066  <jaz  was  |  ^t,  wän  ein  himelbröt  2073  •). 

daz  nie  ü'f  der  fürsten  eal  5552 

Ferner  wenn  ein  Abschluss  oder  etwas  sehr  Wichtiges  eintritt: 

*. ..  ir  entweder  iu  gehelfen  kan'.  in  einen  fülen  pfuol  4713 •) 

hie  schiet  si  von  im  dan.  vön  ^  Qatftre  ^ 

'lieber  got  Erculem  . . .'  1964  |  Dft  8prach  ^  k^f  Dadftn  58986) 

'. . .  der  sf't  niht  mer  fröuden  pflac'. 

der  markts  sprach  sunder  var  6000  j  8&  reis  ***  louP  **** 

,.    ,  _.  .  f  und  wärt  ze  stüelen  wider  5620 7) 

*ir  herren,  disiu  msere 

von  dem  Salnecksere  (  Sin  marschalc  wapent  sich  ie  sa 

und  von  den  margraven  hie,  J  ^^  siben  rittern  da. 

wie  e*z  in  zwein  ergie,  '  8i  gebuten  Georin  mit  in  gan  3638  8). 

des  hän  ich  iuch  bescheiden 

von  den  helden  beiden9  5564  *) 

Oder  wenn  an  dem  Hervorheben   des  Wortes  das  Verständnis  der  ganzen 

Stelle  hängt: 

nü  man  ich  dich  vil  verre: 

sf't  dir  daz  got  enböt, 

daz  er  angest  unde  not 

durch  dich  welle  wenden, 

und  dar  enkegen  senden 

sselden  unde  fröuden  vil, 

swem  du  in  der  werlde  wil: 

la'  dir  empfolhen  sin 

den  herzogen  und  die  herzogin   3775 

1)  üf  zöch  gehört  zusammen. 

2)  Enjambement! 

3)  das  soll  der  Hörer  sich  einprägen,  denn  später  wird  daraus  im  Munde,  was  man  sich  nur 
verlangen  kann. 

4)  Abschluss  einer  langen  Erzälung,  deren  Inhalt  der  Satz  wie  tz  in  zwein  ergie  kurz  resunürt. 

5)  Abschluss  des  Befehls;  folgt  seine  Begründung. 

6)  Schluss  eines  Excurses  über  Georg. 

7)  nachdrücklichstes  Hervorheben  des  grossen  Wunders. 

8)  feierliches  Anheben  beim  Beginn  einer  neuen  Marter. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RE1NB0TS   GEORG.  35 

ünz  sült  ir  sin  mit  wer  1440  /  wir  sin  eilende  üf  dem  86 

und  rihte  mir  über  Dacian  J  und  fürhten  aUe  8&mt  den  *** 

und  die  im  bi  gestan  6105  |  to  züo  hkt  "**  der  wint 

\  an  geleit  gröze  not  596 

da'  bf  mac  man  wol  spehen  1042 1). 

Iund  komen  wir  dri  noch  zesamen, 
da'  wirt  in  Jteus  namen  4932. 

Endlich  infolge  natürlicher  Akzentstärken: 

ü'f  gö'nder  morgenröt  S959 
an  bätte  für  ein  kalp  S859. 


3.  Beschwerte  Hebung  Im  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses. 

§40.  Substantiv a.  Für  einen  gut  deklamierenden  Dichter  wird  diese 
Stelle  des  Verses  eine  ganz  besondere  Sorgfalt  erheischen.  Dass  das  beschwerte 
Wort  im  Tongewicht  seinem  Nachfolger  überlegen  sein  mnss,  haben  wir  bereits 
oben  (§  29)  als  allgemeingiltiges  Gesetz  kennen  gelernt.  Hier  aber  kommt  noch 
das  weitere  Erfordernis  dazu,  dass  das  Folgewort  hinter  dem  beschwerten  an 
Tongewicht  auch  nicht  zu  sehr  zurückstehen  darf:  denn  im  Innern  des  Verses 
folgt  dem  nach  beschwerter  Hebung  stehenden  Worte  in  der  Regel  eine  Senkungs- 
silbe, sodass  es  nur  in  einfacher  Hebung  steht,  hier,  wo  es  im  stumpfen  Reim 
steht,  ist  das  nicht  der  Fall,  es  befindet  sich  daher  seinerseits  selbst  wieder  ge- 
wissermaßen in  beschwerter  Hebung  nach  beschwerter  Hebung.  Es  werden 
somit  von  guten  Dichtern  an  dieser  Stelle  nur  je  2  Wörter  geduldet  werden, 
deren  jedes  soviel  natürliches  Tongewicht  besitzt,  dass  auch  im  Innern  des  Verses 
keines  derselben  hinter  dem  andern  in  die  Senkung  treten  könnte. 

Diesen  Erwägungen  entspricht  es  vollkommen,  wenn  dem  beschwerten  Sub- 
stantiv im  Reime  ein  Vollverbum  folgt: 

daz  diu  erde  die  fruht  birt  4509  die  ich  an  dtner  stat  neme  3623 

der  schuof  daz  diu  sül  brast  4538  als  uns  diu  wäre  schrift  saget  2588 

als  begunde  der  strtt  brehen  5378  (s.  §  22)  mit  swerten  üz  dem  heim  sluoc  1207 

die  suln  an  disen  rinc  gän  1650  die  Moyses  in  daz  mer  sluoc  4487 

mügt  ir  für  daz  hüs  gan  2282  dar  zuo  richiu  kleit  tragen  1074 

heizt  in  her  in  den  sal  g&n  2952  er  begunde  in  den  rinc  treten  1664 

dar  umb  wolt  ich  den  lip  geben  863  der  frage  sol  ich  ir  reht  tuon  2690 

der  fönte  für  daz  hüs  gie  2284  da  man  den  schoenen  sarc  vant  5094 

der  markis  in  den  sal  gie  5323  swederhalp  der  wint  wat  3721 

also  muoz  man  in  den  ruom  lan  152  ez  mac  vor  im  niht  wern  465 

durch  den  wü  ich  die  werlt  lan  1111  der  der  msere  helt  wielt  291 

er  hiez  in  in  den  turn  legen  1761  und  der  niuwen  £  wielt  4576 

daz  er  si  für  die  6  nam  5848  (s.  §  22)  die  beide  wider  strit  zugen  1248. 


1)  dd  M  weist  auf  vorhergehende  Satze:  nachdrucks volle  Conclusion. 


ä 


I 


36  CABL  KRAUS, 

Dagegen  können  Aoxiliaria  in  dieser  Stellang  nur  erscheinen,  wenn  ein 
starker  Nachdruck  auf  ihnen  liegt: 

der  frage  sol  ich  ir  re*ht  tüon  2690 ')  /  Anastasius  ist  dir  bekant, 

von  wem  weit  ir  den  li'p  ha'n  1  wer  der  w&re  £öt  *8t> 

oder  dises  wunders  jehen  8848«)  '  80  toufe  dich  an  ü*™  fri8t  5713 4) 

\  dar  umb  suln  in  die  liute  j  ez  wart  ^e  suezer  meijentac 

l  niht  für  einen  göt  ha'n  4017 »)  I  d*1»16  al  ^  ^az  hü's  was  2169 5). 
8olt  ich  den  für  einen  göt  ha'n  4344*) 

Keine  Ausnahme  bildet  der  v.  4555  diu  müezen  mir  ein  got  sin  (s.  §  22); 
denn  auch  hier  fällt  auf  das  sin  ein  stärkerer  Nebenakzent;  wie  es  denn  auch 
6  Zeilen  vorher  heisst:  daz  mac  der  wäre  got  wol  sin:  er  ist  ez  rehte  sunder  wän. 
Zndem  wird  dem  Wort  got  durch  das  vorangehende  stärkertonige  ein  viel  Gewicht 
entzogen  und  damit  die  Annäherung  an  ist  erleichtert.  —  Das  nachgesetzte  attri- 
butive Adjectiv  würde  im  Innern  des  Verses  gleichfalls  nicht  in  Senkung  treten 
können:  daher  kann  es  —  abgesehen  von  syntaktischen  Gesichtspunkten,  s. 
Zwierzina  Zs.  45,  265  —  ohne  weiteres  im  Reim  erscheinen: 

kom  ze  hove  der  helt  balt  1499  and  gebuten  einen  hof  gröz  443 

der  faorte  mangen  helt  snel  5962  er  mües  im  rümen  diu  lant  wft  482. 

Ebenso  ist  untadelig: 

hie  tuot  uns  diu  geschrift  kunt  4303. 

Und  ebenso  wäre  auch  im  Innern  des  Verses  keine  Senkung  möglich  für 
folgende  im  Reim  stehende  Adverbien: 

hie  hebt  sich  dln  buoch  an  104  und  umbevienc  die  sül  sä  2017 

und  slaht  im  den  kelz  üz  1859  wir  glouben  an  keinen  got  mer  4851  6) 

mlnen  |  heim  und  mtnen  schilt  her  1642  da  het  ez  den  rum  sus  8490 

harnasch  unde  ros  her  4908  und  übersuozt  die  werlt  gar  281  r)- 

g£t  balde  in  den  sarc  wider  5215 

hie  und  da  wären  an  sich  zu  schwach  für  diese  Stellung:  sie  werden  dafür 
aber  geeignet,  wenn  ein  starker  Akzent  auf  sie  fallt: 

Iwie  bluote  min  dürre  sü'l  da',  j  mit  ir  hielt  ich  daz  wäl  da' 

wie  lac  der  sn€  doch  anders  wft  2443  (  und  ouch  sider  anderswa  5408 

und  hän  daz  selbe  buoch  hie  6007 8). 

1)  nicht  gleichgiltig :  4ch  werde  ihr  Recht  widerfahren  lassen',  sondern:  'ich  werde  ihr  ihr 
Recht  schon  widerfahren  lassen  (darauf  könnt  ihr  euch  verlassen)'. 

2)  das  (lip)  hän  im  Contrast  zum  icunders  jehen ! 

3)  'halten'. 

4)  in  directe  Frage  umgesetzt  müssten  wir  es  im  Neuhochdeutschen  widergeben  mit:  'welcher 
ist  der  wahre  Gott?'  (nicht:  'welcher  ist  der  wahre  Gott?'). 

5)  was  im  Gegensatz  zu  wart,  also  'tatsächlich  war'.  Man  spreche  einen  Satz  wie  'dass  ich 
im  Haus  war'  und  dann  den  obigen,  und  man  wird  den  Akzentunterschied,  der  zwischen  den  beiden 
'war*  besteht,  deutlich  hören. 

6)  'darüber  hinaus'. 

7)  oder  toerlde? 

8)  'ich  habe  das  Buch  hier,  bei  mir',  wie  der  Zusammenhang  lehrt. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REtNBOTS   GEORG.  37 

Keine  Ausnahmen  —  weil  in  der  lebendigen  Rede  ausser  im  Vocativ  über- 
haupt nicht  mehr  vorhanden,  s.  Zwierzina  a.  a.  0.  s.  253  —  sind  die  formel- 
haften Verbindungen  eines  Substantivs  mit  nachgesetztem  Possessiv :  sie  ent- 
stammen einer  älteren  Tradition: 

wie  zierte  er  daz  hüs  min  2441  wol  üf,  lieber  sun  min  8129 

und  droht  si  an  den  ltp  sin  4412  bräht  habt  in  den  gewalt  min  2374. 

tuot  er  niht  üf  den  mont  sin  4888 

Dagegen  ist  natürlich  an  sich  in  Ordnung  der  Vers : 

und  wseren  drizcc  lant  min  231. 

§  41.  Verba  finden  sich  so  gut  wie  gar  nicht.  Und  das  ist  aus  den  im 
Eingange  von  §  40  gegebenen  Erörterungen  auch  vollkommen  begreiflich.  Was 
sollte  ihnen  im  Reim  folgen :  ein  Substantiv  oder  Adjectiv  oder  ihr  eigenes  Präpo- 
sitionaladverb  ?  Dazu  sind  sie  durchwegs  zu  schwachtonig,  denn  alle  diese  Wort- 
kategorien sind  ihnen  an  Ton  weit  überlegen,  und  in  die  beschwerte  Hebung  muss 
ja  stets  das  tonstärkere  Wort  treten.  Ein  Personalpronomen  oder  Possessivum? 
Denen  gegenüber  sind  sie  wieder  viel  zu  starktonig,  und  der  Abstand  zwischen 
der  beschwerten  Hebung  und  dem  folgenden  Reimwort  darf  ja,  wie  wir  wissen, 
kein  zu  bedeutender  sein.  So  häufig  also  Versausgänge  wie  lerte  da,  erhörte  da*, 
brcehte  wider,  miieste  dar,  begunde  brehen,  würde  rot,  lieze  sus,  eren  in,  werden  heu, 
werden  rät  usw.  sind,  so  wenig  wird  man  unter  normalen  Umständen  einen 
gleichen  Reim  mit  vorausgehendem  einsilbigen  Verbum  finden1).  So  sind  der 
vorkommenden  Fälle  nur  äusserst  wenige.  Vollständig  gerechtfertigt,  weil 
Nominalformen  des  Verbums  enthaltend,  sind  die  folgenden  Verse: 

der  eine  was  genant  sus  41 11)  swer  da  wolte  gen  für  5776 

ich  h&n  si  ouch  gevarn  ß  544  •)  lä  sten,  her,  la  sten,  la  1258 4). 

ich  wil  minhalp  varn  sa  327*) 

Ferner  ist  gerechtfertigt  eine  Reihe  von  Versen,  wo  dem  an  sich  gegenüber 

dem  Reimwort  zu  schwachtonigen  Verbum  ein  besonderer  individueller  Nachdruck 

die  Kraft  gibt,  in  beschwerter  Hebung  zu  erscheinen: 

dö  8tuont  üf  und  sprach  süs  453  5) 
dö  sach  er  üf  und  sprach  süs  2033 6) 
er  sach  üf  and  sprach  süs  3817 8); 

oder  gerechtfertigt,  weil  auf  das  im  Reime  stehende,  an  sich  zu  schwachtonige 
Wort  ein  individueller  Akzent  fallt: 

Iswaz  mir  der  künec  getüon  mäc, 
des  ergetzet  mich  der  keiser  oben  3102 6). 

1)  s.  darüber  die  Ausführungen  im  Exkurs  I. 

2)  oder  genennet? 

3)  oder  (ge)varen? 

4)  Pause  nach  stfnl 

5)  Contrast  zu  stuont  bezw.  sachl 

6)  infolge  des  ewaz  erhält  das  mae  mehr  Gewicht  als  ihm  sonst  neben  Infinitiv  zukommt. 


/ 


38  CARL   KRAUS, 

Endlich  ist  auch  ohne  Anstoss: 

i  cey  saelic  wlp,  fürht  ir  mich?' 

{  'ja,  lieber  herre,  so  tüon  ich'  1946 l). 

Dagegen  darf  das  Verbum  nicht  in  die  beschwerte  Hebung  treten,  sondern 
muss  in  Senkung  stehen  in  folgenden  Versen: 

(  [er  sprach]  herre  got,  ich  han  hie  der  künec  von  Ebrön  lacjtöt  5947 

)  keinen  friunt,  wan  din  eines  3646  der  künec  von  Z6'dls  lac  tot  5975 

ich  lougen  niht,  dz  ist  war  4009  er  hiez  den  himel  sich  tuon  ouf  1353  •). 

ob  J68U8  wil,  ich  sol  varn  5624')  " 

Ganz  besonders  instructiv  ist  der  folgende  Fall: 

'aller  tugent  orthabe' 

—  mit  reinem  herzen  so  sprach  er  — 

(gewer  mich,  herre,  des  ich  ger  6091. 

Der  Vers  befremdet  auf  den  ersten  Blick  durch  die  Rohheit  der  Deklama- 
tion bei  einem  sonst  so  feinhörigen  Dichter:  denn  die  Betonung  so'  sprach  er 
drückt  das  Verbum  in  einer  ganz  ungebührlichen  Weise  gegenüber  dem  ganz 
unbetonten  er,  während  die  Betonung  so  sprach  er  dem  Verbum  ein  Uebergewicht 
verleihen  würde,  das  er  als  Reimwort  gar  nicht  zur  Geltung  kommen  liesse.  Die 
Akzentdifferenz  ist  also,  wie  es  scheint,  viel  zu  gross.  Der  Fall  wird  aber  sofort 
erklärlich,  wenn  wir  beachten,  dass  wir  es  hier  mit  einer  Parenthese  zu  tun 
haben,  die  in  das  emphatische  letzte  Gebet  des  Heiligen  eingestreut  ist.  Der 
ganze  Vers  ist,  wie  alle  Parenthesen,  mit  sehr  reducierter  Stärke  zu  sprechen: 
und  eben  dadurch  wird  der  Abstand  zwischen  sprach  und  er  so  verringert,  dass 
ein  so'  sprach  ir  ohne  Bedenken  ist,  ja  sogar  ein  Vorzug,  weil  nun  das  Ende  der 
Parenthese  durch  die  Hervorhebung  des  er  für  den  Hörer  deutlich  markiert  ist. 
Der  Fall  ist  ein  klassischer4).  —  Und  so  müssen  wir  denn  lesen: 

mit  dem  weter  vare(n)  ich  3493 

der  marnser  sprach:  ich  weiz  sin  niht  581. 

nicht  vdr  ich  und  nicht  weie  niht,  wie  WZ  überliefern  (w  e#,  B  sin).    Man  müsste 
denn  ich  weiz  niht  als  versteinerte  Formel  auffassen  wie  oben  so  tuon  ich. 

§42.  Adjectiva  und  Zalwörter.  Genau  das  richtige  Abstufungs- 
verhältnis besteht  zwischen  dem  nachdrucksvoll  akzentuierten  Adjectiv  und 
dem  Infinitiv  der  Copula: 


1)  denn  so  tuon  ich  ist  ein  versteinertes  'ja':  somit  wird  ich  gar  nicht  als  Pronomen  gefühlt, 
sondern  wie  der  zweite  Teil  eines  Compositums.  Vielleicht  liest  man  aber  besser :  herre,  so1  tuon  ich. 

2)  man  beachte,  dass  in  allen  drei  Fällen  das  Pronomen  im  Satzanfang  steht,  8.  §  8. 

3)  durchwegs,  bis   auf  das  erste  sehr  zweifelhafte  Beispiel,  bei  dem  han  auch  nicht  Auxiliar 
ist,  engste  syntaktische  Gruppen,  s.  §  4. 

4)  vgl.  §§  133.  140. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  39 

iuwer  |  rede mac  wol  war  sin  (wesen)  2820 1).60052) ,  umb  anders  niht  wan  daz  er  st^t 
küneges  wort  sol  war  stn  5247  J  in  dem  gestirne,  der  maget  kint, 

Iir  solt  niht  möre  arm  sfn  J  suln  nü  alle  die  da  sint 

wir  welln  iuch  rtche  machen  304  da  von  im  underta'n  we'sen?  4469 8). 

Ebenso  ist  in  Ordnung  der  Vers: 

dö  stuonden  si  gesant  dort  5164*), 

und  die  Hervorhebung  des  Zalworts  über  das  folgende  Substantiv  in  dem  Vers: 

ez  sint  nü  vaste  fümf  jar  645*). 

Dagegen  darf  nicht  rein  gelesen  werden,   sondern   es   muss   reine  heissen  in 

dem  Vers: 

ich  heize  in  machen  ein  reine  bat  606 6). 

§  43.    Pronomina.     Natürlich  nur,   wenn   der    allerstärkste    emphatische 
Akzent  auf  sie  fallt:  so  einmal  in  einem  inbrünstigen  Gebet  Georgs  an  Gott: 

herre  got,  ich  han  hie 
keinen  friunt  wan  din  eines : 
ich  enger  ouch  mö  deheines 
ze  helfe  an  dirre  zft, 
stt  din  kraft  an  dir  Ht, 
die  uns  David  machte  kunt: 
'dixit  et  facta  sunt1  3623. 

Ein  anderes  Beispiel  s.  §  22. 

§44.    Adverbia  und  sonstige  Wörter.    Ganz  das  richtige  Verhältnis  für 

Wörter,  die  an  dieser  Stelle  erscheinen  sollen,  besteht  zwischen  dem  trennbaren 

Präpositionaladverb  und  dem  ihm  folgenden  Vollverb:    das  erstere  überragt  das 

letztere  soviel  an  Ton,  dass  es  für  die  beschwerte  Hebung  geeignet  ist,  und  das 

Verbum  ist  doch  nicht  so  tonschwach,  dass  es  im  Innern  des  Verses  in  Senkung 

treten  dürfte.    Daher  ist  solche  Verbindung  an  dieser  Stelle  des  Verses  sehr 

beliebt : 

wan  so  daz  weter  an  gät  3443  do  ez  die  sül  an  sach  3237 

wan  swaz  die  höhen  an  gant  4583  als  man  ez  immer  an  liez  3717 

nü  hoeret,  wie  manz  an  vie  2923  und  bat  sich  balde  in  lan  2797.  3009 

al  lachende  si  ez  an  sach  3127  daz  ir  dem  niht  nach  jeht  3576.  5918 

als  in  der  keiser  an  sach  1821  und  dem  rehten  nach  gihst  1882 

dö  er  sich  selben  an  sach  4771  und  diu  wölken  üf  gän  3727 

1)  ez  ist  niht  ein  sagcmare  lautet  der  folgende  Vers,  also  Contrast! 

2)  herre  heiser,  ist  daz  war?  hatte  Georg  den  Redenden  eben  gefragt. 

3)  undertän  im  emphatischen  Kontrast  zu  dem  umb  anders  niht,  das  mit  da  von  noch  einmal 
aufgenommen  wird,  um  die  Lächerlichkeit  des  Verlangens  zu  kennzeichnen. 

4)  nachdem  es  eben  vorher  geheissen  hat:  heiz  diz  gebeine  üf  stän  und  gesunt  her  für  gän. 

5)  denn  auf  fümf  kommt  es  hier  an ;   sU  hat  er  sunder  wer  minen  herrn  betwungen  heisst  es 
gleich  darauf. 

6)  rayn  Ww,  fehlt  ZB. 


40 


CARL   KRAUS 


i 


and  also  brehende  üf  gät  4790 
ze  hant  er  dö  üf  sach  4662 
hin  ze  gote  er  üf  sach  5097 
der  künec  gähes  üf  spranc  1706 
vil  gähes  er  dö  üf  spranc  4216 
Lazarum  hiez  üf  stän  2221 


heizt  si  lebendic  üf  stan  5110 
heiz  diz  gebeine  üf  stan  5161 
und  hiez  die  töten  üf  stan  5629 
ob  man  im  iht  üf  tuo  5872 
und  begunde  er  da  üz  gän  5673« 


Aus  demselben  Grund  auch  in  den  folgenden  Fällen: 


hie  mügt  ir  wunder  an  spehen  2618 
nü  seht,  wä  dort  her  reit  418 
da  wil  ich  nimmer  von  komen  1102 
und  yerre  dort  hin  dan  stan  5804 
der  künegin  swester  dar  truoc  2496 
durch  wunder  zuo  im  her  komen  2431 


ir  sult  alle  her  gän  3574 

den  abreilen  hin  legt  1027 

vor  künegen,  fürsten  hin  tragen  1417 

endeltche  bin  komen  4703 

als  man  ez  da  vor  He  5235 

und  gesunt  her  für  gän  5162. 


Sowie  nach  anderen,  starktonigen  Adverbien: 

die  sine  hiez  er  heim  varn  1605  der  aller  künege  ie  wart  5785 

ich  wil  iu,  hör,  für  war  sagen  1845  die  müezen  alle  sampt  doln  1655 

ich  wil  (dir)  des  für  war  jehen  1351.  4523  des  begunde  der  keiser  ouch  jenen  4460. 

8ol  allez  dinc,  daz  ie  wart  4783 

Ebenso  kann  ein  schwächertoniges  zweites  Adverb  folgen: 

si  sprächen:  wirt,  sagt  für  baz  651 
und  fuoren  doch  ie  für  baz  1487 
und  sprach  al  ze  hant  da  4461 
er  touft  ir  al  ze  hant  mer  5642  *) 


iu  wirt  fürbaz  niht  m6  5209 
frouwe,  mir  wart  nie  mör  3114 
da  zöch  man  in  her  üz  doch  5954. 


Oder  auch  ein  Adjectivum,  wenn  das  Adverb  starken  emphatischen  Ton  hats 

daz  ist  al  ze  hant  tot  3497 
und  wart  al  ze  hant  toup  2288. 

Wol  nicht  zu  loben  und  daher  auch  ganz  vereinzelt  sind  die   folgenden 

Verse : 

ich  welle  al  eine  hie  sin  1605 
diu  muoz  al  ze  hant  sin  3028, 

weil  sin  zu  schwach  ist,  wenigstens  im  zweiten  Fall1). 


1)  'weiters'.    Wäre  es  =  'plus',   so  hätte  es  mehr  Tongewicht  als  ze  hant  und  dürfte  daher 
hier  kaum  erscheinen. 

2)  vielleicht  ist  es  jedoch  im  Akzent  gehoben,  weil  die  nächste  Zeile  aufs  engste  dazu  gehört: 
ungabe  und  unreine. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RElKBOTS   GEORG.  41 

4.   Beschwerte  Hebung  in  ersten  Foes  des  klingenden  Verses. 

§  46.    Snbstantiva  finden  sich  nur,  wenn  anf  sie  ans  irgend  einem  indi- 
viduellen Grund  ein  stärkerer  Akzent  fallt  als  der  normale: 

die  mir  niht  dienen  wolden  £,  (  allez  |  dinc  sich  verkdret 

die  aol  ich  mit  dir  twingen,  ]  und  wirt  trüren  gemöret 

das  si  mir  müezen  bringen  f  über  al  üf  unser  marke  889") 


den  sfns  Tön  ir  landen  2341  *) 
daz  von  den  heiden  rannen 


der  stürm  wärt  ßö  grimme  5609  *) 


die  güsse  mit  dem  bluote  /  dirre  schilt  was  geberlde, 

und  diu  |  örs  in  dem  fluote  ]  daz  man  in  der  werlde 

wuoten  vaste  über  den  huof  1180*)  '  86  spsehes  Werkes  nie  gesach  1679  ■) 

Emphatisch : 

nü  sehet  ir  doch  diu  wunder  /  '. . .  herre,  waz  ist  daz  ?' 

diu  göt  al  besonder  l  er  sprach:  'liebe  frouwe, 

tet  . . . .  j  mit  des  heiligen  geistes  touwe 

da  köret  ir  iuch  lützel  an  4158  (  wil  dich  |  göt  Mute  begiezen'  2849  •) 

du  wfht  üngehiure  3535*) 

I  herre,  ir  sult  si  mlden, 
ir  swe*rt  können  sniden  5064 8). 

Abschlnss  einer  Schilderung  von  Georgs  Einritt: 

diu  örs  vor  im  giengen.  — 

die  in  da  empfiengen, 

der  was  vil  unde  genuoc  1583. 

Anfang  einer  parenthetischen  Schilderang: 

daz  rät  was  mit  listen 
gemachet  üf  die  kristen  37159). 

Ueberleitung   zu  konkreter   Schilderung   nach   theoretisch-allgemeinen  Lob- 
sprüchen : 

üf  strt't  ste't  ir  wille: 
daz  schein  vor  Sibille  5019. 


1)  eins  nachdrucksvoll  wegen:  die  mir  niht  dienen  wolden  4. 

2)  Kontrast  zwischen  heiden  und  ora. 

8)  vorher  hatte  der  Dichter  den  Schmerz  der  unbelebten  Natur  geschildert,  der  Felsen,  des 
Wassers,  der  Berge  und  Taler  usw.  Nun  kommt  er  auf  den  Schmerz  der  Menschen:  dazu  steht 
dmc  resümierend  in  Kontrast. 

4)  vorher:  da  was  diu  ougenweide  scharpf  unsütee  üf  der  heide  und  eine  nähere  Schilde- 
rung. Dann  da  was  gebrech  und  gebrech  nebst  eingehender  Ausführung.  Nach  dieser  lenkt  der 
Dichter  zurück  der  stürm  wart  usw. 

6)  Gegensatz  von  schilt  und  den  sonstigen  spcehen  werken. 

6)  'Gott  ist  es,  der  dich  heute  usw. 

7)  in  einer  wütenden  Schimpfrede. 

8)  übertragen,  pathetisch  für  die  Gefährlichkeit  der  Brüder. 

9)  'was  das  Bad  betrifft,  so  . . .' 

Alfcdlgn.  4.  K.  Gml  d.  WIm.  iu  Göttinnen.  Phil.-hirt.  Kl.  N.  F.  Band  6,1.  6 


42  CARL   KRAUS, 

Endlich : 

min  her  Georf,  seht  ir  stan  daz  der  |  turn  wse're  enbrunnen  1807*) 

die  sül  wünnecliche  ?  /  da  wart  von  den  engein 

allersuntägliche  J  manec  sei  empfangen, 

spricht  dar  üz  der  sunne  got  8311 ')                  '  6  der  |  stri't  wärt  ergangen  1242. 

Hier  steht  die  beschwerte  Hebung  ohne  für  mich  ersichtlichen  Grund. 

§  46.  Verba.  Hier  ergeben  sich  durchaus  dieselben  Beobachtungen  wie  in 
§  36,  so  dass  ich  mich  mit  der  Begründang  wol  kürzer  fassen  darf.  Wen- 
dungen in  der  Erzälung: 

(  '. . .  edel  ritter,  ir  sft  tot'.  /  si  bat  sich  balde  tn  lan. 

I  er  hfez  bälde  gahen  1757  ]  daz  wart  al  zehant  getan. 

j  do  ez  |  körn  von  der  maoter1.  '  er  enPWe  8l'  ^  BUOze  2799 

\  von  dem  worte  Apollo  erschrac  3262  j  daz  schein  vor  Sibille 

sö  rlche  wart  der  puneiz  ...  '  an  Ahkerln  von  Marroch  5020») 

(folgt  Excurs)  ez  geschäch  nie  solh  fröude  701  *). 
da  wärt  öuch  solh  hurten  1213 

Kontrast  (Parallelismus): 

6  min  bruoder  üz  Palastin  /  dö  gesä't  wärt  sin  säme, 

werden  gescheiden,  ]  da  was  mit  voller  ame 

ez  ge|rae't  6'  manc  heiden  f  diu  werlt  mit  fröuden  übersät  259 

gescheiden  von  dem  ltbe  4916 5) 

wan  so  daz  weter  an  gät, 

der  mensche  üf  der  erde  stät; 

al  da  wirt  unser  edel  schfn: 

wir  värn  von  natüre 

ze  viure  und  ze  lüfte  3448 6). 

Prägnant : 

ich  enlougen  niht:  ez  ist  war,  t  her  markfs,  uns  ist  daz  bekant, 

J6sum  truoc  ein  maget  klär.  ]  daz  ir  tüot  gröziu  wunder: 

daz  geschäch  durch  ein  wunder  401 17)  v  nü  tuot  uns  einz  besunder  5575 8). 

§  47.  Adjectiva  und  Zalwörter,  vgl.  §  37.  Kontrast  zu  andern  Ad- 
jectiven : 

1)  sul  wichtiger  Begriff,  weil  dar  üz  darauf  zurückweist. 

2)  'in  dem  Kerker  entstand  ein  heller  Schein,  so  dass  die  Leute  glaubten,  der  Turm  brennte'. 

3)  Uebergang  vom  allgemeinen  Lobe  zur  Anführung  eines  konkreten  Falles. 

4)  vorher:  'kein  Dichter  wäre  im  stände,  ihre  Freude  richtig  zu  schildern,  nicht  Hartmann 
v.  Aue,  nicht  Wolfram  usw.  Also  kann  auch  mir,  Reinbot,  kein  Verständiger  einen  Vorwurf  machen, 
wenn  ich's  nicht  tue'.  Und  nun  die  Ueberlenkung  zum  Schluss  des  Kapitels  ((um  es  kurz  zu  sagen) : 
ez  geschäch  nie1  usw. 

5)  in  meisterhafter  Weise  wird  dadurch  (und  durch  die  beschwerte  Hebung  auf  wtrdbn)  die 
syntaktische  Kühnheit  erfassbar  gemacht,  dass  von  dem  ltbe  auch  auf  das  erste  gescheiden  zu 
beziehen  ist. 

6)  doch  wäre  auch  möglich  zu  betonen  wir  vom,  da  wir  im  Kontrast  zu  der  mensche  steht. 

7)  'geschah  tatsächlich';  'das  geschah  infolge  eines  Wunders  allerdings'. 

8)  'tuen  könnt',  'factisch  tut'.  —  Oder  ir  tuot  mit  poetischem  Akzent? 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  43 

der  was  riche  unde  tiure, 
gevär  nä'ch  dem  viure  4764. 

Nachdrücklich,  weil  auf  der  Zal  die  Betonung  ruht: 

sehzic  ritter  wurden  bereit, 
ieclichem  drter  hande  kleit 
scharlachen,  samft,  baltektn: 
ouch  hiez  der  helt  im  machen 
e*in  brü'n  scharlachen  1466 

(der  den  Israheles  gezoc 
mit  fü'nf  brö'ten  spiset  3221 *) 

swie  kranc  wir  sfn  worden  3348'). 

§48.   Pronomina.   Vielleicht  Einmal,  um  durch  die  übermässige  Betonung 

auf  das  etwas  schwierige  Verständnis  der  Stelle  zu  leiten: 

ans  bringet  dar  Superbia 

herzogen,  graven,  vrfen 

ander  |  fr  dänc,  Marien  3352'). 

§49.    Adverbia  und  sonstige  Wörter,   s.  §  39.    Die  Inversion  zeigt  den 
Nachdruck  schon  an: 

sa'  hfez  er  gahen  4237  4)  i  daz  man  si  bf  den  brüsten 

zehänt  sf  dö  jähen  4844  •)  I  ü'f  sölte  henken  4241. 

Kontrast  (Parallelismus): 

(  h£rliche  gezieret  i  daz  ez  flit  mü'ge  liegen 

j  and  wöl  glflorieret  5754  j  oder  |  femän  betriegen  2651 

i  ich  gloabe  an  in  einen 

j  and  mg'r  an  dekeinen  6062. 

Prägnant  (emphatisch): 

c  dar  zuo  knappen,  schätzen  /  des  vil  manic  zange  jach, 

}  die  ich  |  wöl  künde  nutzen  1836 6)  J  daz  si  |  nie  kre'atiure 

(  gessehe  so  ongehiore  4527. 

Der  Nachdruck  ruht  endlich  auf  dem  Wort,   weil  es   sich  auf  mehrere 

Phrasen  zurückbezieht,  oder  mehrere  von  ihm  abhängen: 

er  teilt  im  für  rlchiu  lant,  daz  kint  ist  einvaltec 

diu  solden  dienen  stner  hant;  [  and  nie  sd'  gewaltec, 

er  gsebe  im  guotes  den  vollen,  j  weder  so  wtse  noch  so  starc 

daz  är  Apollen  )  noch  so  kreftic  noch  so  arc 

solte  opfern,  slnem  got  1736  f  daz  ez  |  fht  müge  liegen 

*  oder  ieman  betriegen  2648. 


1)  'ein  ganzes  Volk  mit  (nur)  fünf  Broten'. 

2)  Nachdruck  schon  durch  stete  erfordert. 

3)  'gegen  ihren,  Marias,  Willen'.  —  Doch  kann  auch  ünder  ir  dänc  gelesen  werden. 

4)  nach  directer  Rede.   In  B  Initiale. 

5)  sehr  wichtige  Mitteilung:  die  Bekehrung  der  Heiden  ist  damit  eingeleitet. 

6)  'in  meiner  damaligen  verzweifelten  Lage  wahrlich  gut  brauchen  konnte'. 

6* 


44  CABL  KRAUS, 

5.   Beschwerte  Hebung  im  zweiten  Fnss  des  klingenden  Verses. 

§50.  Substantiva.  Die  in  §  40  ermittelten  Einschränkungen  gelten  natür- 
lich hier  nicht,  weil  das  dem  beschwerten  Substantiv  folgende  Wort  ja  nicht 
wiederum  in  beschwerter  Hebung  (etwas  anderes  ist  ja  der  stumpfe  Reim  nicht) 
steht.  So  können  also  hier,  im  klingenden  Verse,  auch  Wörter  von  sehr  geringem 
Tongewicht,  wie  die  Auxiliaria,  auf  das  beschwerte  Substantiv  folgen.  Die  Bei- 
spiele mit  nachfolgendem  Vollverb  sind: 

mit  horte  die  schar  brechen  4926  an  sinen  got  ruofen  3632 

als  win,  körn  blüete  4086  die  stnen  tot  sahen  4843 

ein  dürre  sül  bringen  2226  der  künege  swert  snidet  3283 

unz  st  des  zit  dühte  6032  du  solt  ein  buoch  tihten  21 

und  daz  diu  sül  gienge  3304  man  sach  daz  her  timpfen  1400 

du  solt  daz  lant  halden  1429  daz  arme  wlp  vähen  3106 

do  si  |  würze  und  loup  hdten  5584  8 wie  8er  daz  rat  wnote  3797 

da  si  |  ir  gewalt  mäzen  416  swie  wir  den  ltp  zieren  1071. 

Auxiliaria  folgen: 

als  ez  ein  hanf  wsere  3233 
daz  der  strft  wsere  5030 
wer  ir  got  waere  5188. 

Sonstige  Wörter: 

manc  windisch  hörn  helle  1502 
höhe  pfalz  fröne  2731 
mit  süezer  schrift  niuwe  5788 
wägt  er  den  ltp  söre  128 
der  süeze  wint  westen  263. 

§  51.    Verba  fehlen  durchaus,  denn  in  dem  Verse: 

Apollo  der  sweic  stille  3251 

ruht  auf  stille  ein  stärkerer  Ton  als  auf  sweic,  das  demnach  nicht  in  beschwerter 
Hebung  vor  jenem  erscheinen  kann.  Auch  hätte  der  Dichter,  was  er  sonst  nie 
tut,  sein  aufnehmendes  der  hier  ohne  jeden  Grund  gesetzt,  wenn  wir  diesem  nicht 
die  Hebung  vor  sweic  zuweisen. 

§  52.  Adjectiva  und  Zalwörter.  Um  ein  Vollverbum  nach  sich  zu 
haben,  würden  Adjectiva  wol  nicht  genug  Uebergewicht  besitzen.  So  finden  sich 
nur  Auxiliaria: 

daz  ich  gewis  wsere  480 

von  rehte  si  frö  wären  707. 

Zalwörter  bedürfen,  um  vor  Substantiven  erscheinen  zu  können,  wieder 

emphatischen  Nachdrucks,  sonst  nicht: 

inner  fümf  jären  708 ')  sä  ze  vier  stücken  47  ll1) 

dise  fümf  stimme  1195')  wie  frö  si  dri  wseren  688. 

wol  üf  vier  mfle  1401 ') 

1)  auf  die  Länge  der  Zeit  (der  Entfernung)  und  die  Z  a  1  der  Stücke  kommt  es  an. 

2)  fümf  resümierend,  nachdem  im  vorhergehenden  die  einzelnen  Stimmen  genannt  waren. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


46 


§53.    Pronomina  gleichfalls  nur  bei  besonderem  Nachdruck: 

t  daz  dehlin  stimme  /  daz  alle  die  dühte, 

1  gesagen  mac  den  vollen  3456  j  die  in  dem  turne  lagen 

)da  für  dehe'in  lüppe  j  und  sant  Georigen  pflägen, 

ist  weder  nütze  noch  frum  8484  '  daz  der  turn  waere  enbrunnen  1804 

(  für  war  ich  den  schilte 

(  der  arc  ist  onde  boese  5800. 


§  54.    Adverbia: 

weit  ir  in  ein  hellen  1415 
also  fruo  brechet  8211 
swa  man  si  hin  neicte  6897 
swa  si  hin  kerten  183 

getürret  ir  in  zerbrechen, 

so  wil  ich  wöl  sprechen1), 

daz  ir  Sit  ein  küener  man  5088 


mit  wer  si  so'  rangen 
daz  Schilde,  helme  klangen 
als  glocken,  kezzeleere 
zesamen  lazen  waere  5045 

wan  ich  |  wsene,  fe  würde  553 
du  ie  und  fe  waere  4252. 


II.   Beschwerte  Hebung   bei  unkomponierten   zweisilbigen 

Wortern    deutscher   Herkunft. 

§  55.  Wir  haben  gesehen,  dass  der  Dichter  die  einsilbigen  Wörter,  soweit 
sie  für  die  Hebung  überhaupt  in  Betracht  kommen,  normalerweise  s6  stellt, 
dass  ihnen  eine  Senkung  folgt.  Wo  dies  nicht  der  Fall  war,  sondern  sich  ihnen 
unmittelbar  eine  weitere  Hebung  anschloss,  da  Hessen  sich  immer  ganz  besondere 
Gründe  ausfindig  machen,  die  den  Dichter  zur  Abweichung  vom  Normalen  ver- 
anlassten. Ganz  dasselbe  lässt  sich  nun  von  vornherein  auch  für  die  zwei- 
silbigen Wörter  erwarten:  ihre  normale  Verwendung  im  Verse  wird  die  sein, 
dass  sie  6inen  Fuss  füllen.  Werden  ihnen  hingegen  zwei  Hebungen  zugewiesen, 
sodass  also  die  Stammsilbe  in  beschwerte  Hebung  tritt,  so  müssen  dafür 
wieder  Gründe  der  natürlichen  Declamation  massgebend  sein,  die  den  Wörtern 
im  Zusammenhang  der  betreffenden  Stelle  ein  besonderes  Tongewicht  verleihen.  Das 
ist  in  der  Tat  der  Fall.  Und  diese  Gründe  sind  ganz  dieselben  wie  bei  den 
Einsilblern :  Kontrast  (Parallelismus) ;  die  besondere  Wichtigkeit,  die  dem  Wort 
im  Zusammenhang  der  Rede  innewohnt;  das  Streben,  dem  Verständnis  einer  an 
sich  schwierigem  Stelle  durch  scharfe  Pointierung  des  Wortes,  an  dem  das  Ver- 
ständnis hängt,  zu  Hilfe  zu  kommen;  endlich  die  Emphase.  Ich  gebe  zunächst 
die  Beispiele,  wo  das  beschwerte  Wort  in  2.  3.  Hebung  des  stumpfen  Verses 
steht,  dann  die,  wo  es  in  1.  2.  Hebung  erscheint,  lasse  dann  die  Beispiele  folgen, 
die  sich  in  Versen  mit  klingendem  Ausgang  finden,  und  ordne  innerhalb  der 
einzelnen  Gruppen,  wie  bisher,  nach  den  Wortkategorien:  Substantiva,  Verba, 
Adjectiva  und  Zalwörter,  Pronomina,  Adverbia  und  sonstige  Wörter. 

1)  wol  nachdrucksvoll :  trotzdem  die  ausdrückliche  Warnung  auf  dem  Sarg  stand,  ihn  nicht 
aufzubrechen. 


46 


CARL  KRAUS, 


I.  Beschwerte  Hebung  Im  zweiten  Fuss  des  stumpfen  Verses. 

§  56.     Substantiv a.     Der  Kontrast  (Parallelismus)  ist  deutlich   ausge- 
sprochen in  folgenden  Fällen: 


ez  sint  nü  vaste  fünf  jär, 
daz  stne  bruoder  für  war 
von  im  froren  über  mer  646 

herre,  ir  Sit  unwfse, 

ja  wart  von  himel(e)  gesant 

eim  ganzen  here  fünf  bröt  1904 !) 

nü  hän  ich  iu  geseit 

umb  der  heiden  onderligen 

und  umb  der  Juden  gesigen  6067 

daz  ez  im  so  solde  ergan 

mit  sige,  mit  fröuden  üf  dem  wal 

und  im  niht  leides  geschach  6050 

der  margraf  beleip  die  naht, 
üf  ruowe  het  er  kleine  aht. 
des  andern  morgens  vil  fruo 
dö  bereit  er  sich  dar  zuo  1631 


kornes,  wines  blüete 
kamt  mit  diemüete; 
•als  blüet  üf  erde  daz  wunschrts: 
Altissimos  der  krippeknabe 
kom  uns  mit  senff  e  her  abe  4082') 

BÖ  rihtet  diu  Sunne  daz  jär  4488') 
mit  sper,  mit  Schilde  bejagen  Sil 

ein  verläzen  ors  ze  stner  hant 
und  einn  soumaer  da  mit  1471 

ich  han  dir  in  allen  wis 

mins  gevertes  verjehen: 

dar  zuo  laze  ich  mich  dich  sehen  S501 

(köre)  durch  Apollen  dfnen  got 

oder  |  habe  dich  wfbe  gebot 

gen  mir  ze  väre  üz  gesant, 

so  nim  ein  tjost  von  miner  hant  5526 

durch  der  klären  sunne  got 

und  ouch  durch  wibe  gebot  5468 

ez  ist  von  zouber  geschehen  4459 4). 


Ebenso  liegt  in  den   übrigen  Fällen   ein   besonderes  Gewicht   auf  dem   be- 
treffenden Substantiv: 


sprechet,  künec,  swaz  ir  weit, 
ir  sit  zer  helle  geseit  6072») 

ein  maget  doch  ein  kint  gebar, 
daz  wont  in  der  engel  schar 
und  kom  von  himel(e)  gevarn 
und  wart  der  selben  maget  barn 
die  ez  geschaffen  het  da  vor  2577 


dö  wart  balde  da  envar 

diu  sül  und  daz  abgot 

al  nach  des  k  indes  gebot 

als  ein  slite  in  dem  winter  3288 6) 

in  des  keisers  gebot 

muoz  ich  üf  disem  rade  ligen: 

ich  getrou  ze  jungest  doch  gesigen  38440 


1)  s.  über  die  Betonung  himel  (und  Juden  udgl.  in  den  folgenden  Beispielen)  die  Zusammen« 
fassung  am  Schlüsse  der  Abhandlung. 

2)  mit  senfte.  sowie  Korn-  und  Weinblüthen. 

3}  es  folgt  ausführliche  Schilderung,  was  für  Tätigkeiten  die  andern  Planeten  üben. 

4)  'und  nicht  durch  Gott'  ist  der  Zusammenhang. 

5)  'es  ist  doch  die  Hölle,  für  die  ihr  bestimmt  seit'. 

6)  um  das  Missverhältnis  zwischen  den  kindlichen  Kräften  und   dem,   was   sie  in  Bewegung 
setzen,  zu  bezeichnen. 

7)  Gegensatz:  'jetzt  bin  ich  dem  Kaiser  Untertan:  aber  schliesslich' . .  . 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG. 


47 


Dö  sprach  der  k  eis  er  zehant  4705  *) 

ich  sage  aber  in,  wie  ez  ergie 
daz  die  künege  gelagen  6009*) 

nü  ist  diu  sunne  gesigen 

und  ist  für  diu  opfers  ztt  2306 8) 

daz  der  strlt  wsere 

so  bitter  und  so  herte 

an  der  durchverte 

gen  dem  künege  von  Munilet: 

manic  lieht  gemälet  bret 

wart  dürkel  da  verhouwen 

ö  man  möhte  schouwen 

des  riehen  küneges  banier4) 

da  von  des  leben(ne)s  wirt  mat  5018°) 

sus  künnen  si  die'  helde  snel 
nach  valkenduzze  stechen  .  . . 
ö  man  in  die  girde  verhabe  4927 •) 

er  hiez  ein  bilde  giezen: 

dö  man  daz  bilde  gegöz  5656 T) 

dem  wir  |  wellen  undertsenic  sin, 

sant  Georgen,  der  uns  selten  ie 

ze  keinen  noeten  verlie  26 8) 

dö  die  künege  ze  strite  riten 

and  die  |  gote  mit  o  p  f  e  r  vermiten, 

dö  hiez  Apollo  stille  stan 

die  sunne  unde  niender  gan  6028 9) 


dar  üz  wirt  daz  gotes  bluot 

daz  ist  bezzer  danne  guot, 

der  stn  ze  rehte  bekort  4075 ,0) 

dannoch  han  ich  dir  mö  gegeben : 

mine  |  bruoder,  die  ich  durch  dich  lie. 

so  werder  ritter  wart  nie 

stt  Adames  zften  her  geborn: 

die  han  ich,  herre,  durch  dich  verkorn  2056  n) 

her  markls,  uns  ist  daz  bekant, 
daz  ir  tuot  gröziu  wunder, 
nü  tuot  uns  einz  besonder 

vierzehen  stüele  wir  han, 

daz  die  vor  uns  geblüemet  stan  5581") 

diu  banier  wart  von  mir  gehurt, 
daz  der  vippern  geburt 
nie  wart  also  süre  1884 ,f) 

der  diu  wunder  begat  5298 ") 

ein  lützel  ich  doch  sprechen  wil, 

von  sinen  wundern  ein  teil, 

diu  er  tet  durch  der  werlde  heil  2569 la) 

. .  .  wä  taete  du  ie 

so  gröziu  wunder  durch  mich  2049 w) 


1)  Kapitelanfang,  in  den  Hss.  durch  Initiale  ausgezeichnet. 

2)  Wendung ;  vorher :  'die  Tatsache  ist  richtig :  aber'  . . . 

3)  Wendung;  vorher:  'ich  opfere  Apollo:  aber  . . .' 

4)  Gegensatz  zwischen  den  Schilden  der  andern  und  dem  Banner  des  Königs. 

5)  'und  nicht  des  Königs,  wie  im  Schachspiel'. 

6)  girde  prägnant,  um  zu  zeigen,  dass  das  Wort  noch  im  Bilde  vom  Falken  bleibt,  für  den 
girde  terminus  technicus  ist;  doch  scheint  es  natürlicher,  den  Vers  mit  Hebung  beginnen  zu  lassen« 

7)  Fortfuhrung  der  Handlung. 

8)  Abschlus8  einer  Rede;  folgt  Initiale  in  den  Hss. 

9)  das  unterlassene  Opfer  ist  der  Grund  für  den  Stillstand  der  Sonne. 

10)  dass  man  den  Wein,  Gottes  Blut,  in  der  richtigen  Weise  geniesst,  darauf  kommt  es  an. 

11)  in  emphatischem  Gebet,  um  die  Grösse  des  Verlusts  zu  zeigen. 

12)  erste  Einführung  der  Stühle,  die  im  ganzen  folgenden  Abschnitt  eine  so  grosse  Rolle 
spielen;  zudem  Kontrast  von  stüele  und  geblüemet. 

13)  mit  dem  Nachdruck,  den  der  Dichter  auf  gewältere  Ausdrücke  gerne  legt,  s.  §§  61.79.148. 
Gemeint  sind  die  Heiden  ('genimina  viperarum'),  wie  Schönbach  österr.  Litteraturblatt  6.  Jahrg.  s.  11 
richtig  bemerkt. 

14)  vorher :  'wenn  ihr  bei  Vernunft  seid,  so  müsst  ihr  das  für  ein  wunder  halten.  Daher  jetzt 
mit  Nachdruck:  sü  ir  niht  erkennen  weit,  der  diu  wunder  (erg.  'denn  das  sind  sie  und  nicht 
etwa  Zauberei')  begdt. 

15)  eine  Art  &itb  noivoQ,  worin  wunder  das  Mittelglied  bildet.  Genau  ausgedrückt:  Ich  will 
ein  wenig  von  den  Wundern  sprechen,  die  einen  Teil  der  Wunder  bilden,  die  er  getan  hat1 

16)  sehr  emphatisch:  'wie  kamst  Du  nur  je  dazu,  um  meinetwillen  solche  Wund  er  zu  tun'. 


i 


48 


CARL  KRAUS, 


§  B7.     Verba: 

dö  si  in  gäzen  genuoc  2115 ') 
'we"  der  leiden  msere 

w6  daz  der  tac  ie  betaget 

daz  wil  ich  rechen  benamen, 

daz  sichs  diu  keiserin  muoz  schämen  1'  4206 *) 

dö  geswigen  die  vogel  sä, 
die  mit  frönden  sangen  6, 
and  bejgunde  rtsen  daz  loup, 
and  wart  al  ze  haut  toap 
beide  blaomen  unde  gras  2287 8) 

/  swaz  klinge  forsten  graven  st, 
er  st  dienstman  oder  frt, 
der  höhen  and  der  werden, 
swaz  ir  st  üf  erden: 
daz  die  alle  komen  dar 
and  schoawen  die  harmschar, 
die  den  kristen  sin  bereit  1120*) 

ich  strebte  immer  da  hin  durch, 
durch  dich  schoawen  den  plan, 
wie  er  anderhalben  w»r  getan  3669  •) 


man  seit  von  tribochswurfen, 
so  si  treffent  ze  gegen: 
als  begunden  ze  samen  legen 
der  markts  unde  Liberün  5453 •) 

ie  zuo  valwet  der  walt 

und  ist  rehte  in  der  ztt, 

so  daz  holz  wider  git 

sin  loup  dem  winder  durch  getwanc 

und  ouch  diu  vogeltn  ir  gesanc: 

so  macht  din  gotllche  kraft 

ein  dürre  sul  wol  gesaft; 

diu  blüejet  unde  loubet  hie  2040 7) 

opfert  Jo8u6  den  goten, 

daz  si  Löten  geboten 

durch  in  der  sunne  stille  8 tan?  6044 8) 

die  stüele  man  alle  sach 
rehte  in  der  selben  abt 
als  in  von  arte  was  geslaht: 
mit  loube  und  mit  bluomen  klar, 
als  sie  taten  ir  jar  56129) 


in  vil  heizem  fiure 

st  wir  gewesen  für  war 

drtzehen  und  drt  hundert  jar: 

nu  enwizzen  wir  hie  an  der  stunt, 
war  süle  söle  unde  ltp  5197 10). 


1)  Plusquamperfect ! 

2)  damit  schliesst  die  Rede,  es  folgt  in  den  Hss.  Initiale  und  die  Ausführung  der  Rache.  An 
rechen  hangt  also  die  ganze  folgende  Scene. 

3)  Parallelismus ! 

4)  8chouwen  ist  der  wichtige  Begriff,  auf  den  die  lange  Einleitung  hin  zielt 

5)  wieder  eine  ziemlich  ge walte  ausdrucksvolle  Umschreibung. 

6)  treffent  das  tertium  comparationis,  das  durch  ze  samen  legen  seine  Parallele  erhalt 

7)  valwet  leitet  auf  alles  folgende  und  steht  in  Kontrast  zu  blüejet  unde  loubet. 

8)  'war  Josua  denn  etwa  ein  Götzendiener,  so  dass  sich  die  Götzen  etwa  dadurch  hätten  be- 
wegen lassen  können,  die  Sonne  um  seinetwillen  stille  stehen  zu  lassen  ?'  Also  ein  sehr  ausdrucksvoller 
Conjunctiv,  in  dem  die  Überzeugung  des  Redenden,  dass  sie  es  gar  nicht  geboten  hatten,  durch- 
klingt. 

9)  'wie  sie  tatsächlich  ihrerzeit  getan  hatten'. 

10)  'gewesen  sind  wir  im  Feuer:  wohin  wir  jetzt  sollen,  wissen  wir  nicht'.  Doch  ist 
dieser  Fall  ausserordentlich  unsicher;  H'  wir  scheint  natürlicher. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  49 

§  58.  Adjectiva  und  Zalwörter.  Zur  nachdrücklichen  Betonung  eignen 
sich,  was  keiner  näheren  Begründung  bedarf,  besonders  al,  sowie  Comparative 
und  Superlative: 

daz  si  aller  geschaft  4359  und  mir  daz  wseger  genomen  1101 

die  Sterne  und  allen  den  sant  766  daz  er  dar  hinder  gesaz  5461 

gseb  |  im  der  allen  den  hört  5784  und  werdet  der  hoehste  nach  mir  2258. 
daz  möht  niht  groezer  gesin  3802 

Nachdrücklich : 

ich  hän  si  beide  gesehen  4524 1). 

§  B9.    Pronomina:    Wie  dl  so  auch  kein: 

und  ir  keiner  genese  496 

selbe: 

da  muoz  der  degen  wert 


1 


an  sinen  got  ruofen, 

den  man  da  heizet  J£sum: 

der  moht  im  selben  kein  frum 

ie  doch  hinz  der  marter  sin  3634. 


§60.    Adverbia  und  sonstige  Wörter.   Durchwegs  wieder  ausdrucksvolle, 
und  in  nachdrücklicher  Rede: 

ir  mügt  sin  gerne  verbern  4996  ■)  j  daz  kint  dö  hörte  unde  sach, 

ja,  ich  gesach  nie  bogenschuz  '  uad  was  mit  alle  gesunt  2151 

also  s n eile  gevarn 

als  ich  zwene  fiurin  arn  (  80  we^z  *cn  ni ender  kein  wlp, 

sach  varn  zuo  der  keiserin  4697*)  J  ^  icn  *&  diner  8tat  neme, 

da  wart  ez  g  ach  es  erkant  524  (  diu  minim  h6hen  namen  zeme  8622 

NA  läze  wir  die  rede  hie.  ach  ^  immer  ^  ß58 

wir  suln  hin  wider,  an  die,  der  daz  nimmer  verbirt  m 

als  ich  si  da  yor  liez  406*)  md  ^  ^  nimmer  zeg&t  986 

sd  wirt  dicke  vernomen  und  ge|tar  erz  nimmer  verlan  3204 

spers  krach  und  swertes  slac:  ich  wolt  si  nimmer  verklagen  4144 

wan  ich  iu  niht  gesagen  mac 

von  solher  n6t,  als  si  erliten  (  s6  muoz  er  s  und  er  gebit 

und  waz  si  herter  strite  striten  168  <  harte  balde  zuo  uns  gän  3202. 

2.  Beschwerte  Hebung  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses. 

§  61.     Substantiv a.    Die   Gründe,    die   den  Substantiven   hier   zur   be- 
schwerten Hebung  verhelfen,  sind  ganz  dieselben  wie  in  §  56. 


1)  folgt :  'Apollo  sah  ich  da  und  da,  Jesus  da  und  da'. 

2)  ir  möhtet  den  aspis  gerner  sehen  hiess  es  drei  Zeüen  früher ;  und  der  obige  Vers  ist  Schluss 
einer  das  gerne  verbern  begründenden  Bede.    In  den  Hss.  folgt  Initiale. 

3)  8nelle  ist  das  tertium  comparationis. 

4)  Kapitelanfang,  Initiale  in  den  Hss.,  Contrast  zu  hie;  doch  ist  der  Fall  unsicher. 

Abhdlfn.  i  E.  Gm.  i  WU».  ra  Göttinnen.    Phll.-hi«t  Kl.  N.  F.  Band  6,1.  7 


50  OABL  KBAÜ8, 

Contrast  (Parallelismus) : 

Sda  bt  hat  körn  unde  wtn  /  daz  in  (den  Heiden)  s6  gar  wser  ein  schür, 

an  bluote  vil  kranken  schin  40641)  ]  und  s6  süezer  nächgebür 

die  nagel  man  im  abe  sluoc,  '  <fen  kristen  waer  über  al  391 


i 
i 


! 


die  gift  man  balde  dar  truoc,  t  so  wil  ich  iuch  bescheiden 

die  dorne  stiez  man  dar  in  5708")  I  umb  kristen,  Juden,  heiden: 

din  lop  hat  üf  der  erde  kraft :  |  die  k  r  i  s  t  e  n  sint  üz  gelesen 

der  engel  genözschaft  als  der  weize  uz  der  ve8en  2Ö85 

hastü  in  himelriche  100  •  i  wir  sin  harte  unverre 

die  lobent  got  enwiderstrit  I  dem  lande  ze  Grecia  573*) 

der  Ären,  diu  an  dir  lit,  (  swaz  mir  d«r  künec  Dacian 

sie  lobent  ouch  die  stunde,  )  mar t er  hat  an  gelegt: 

da  er  din  ie  begunde  3764  '  diz  mir  noch  m£r  j&mers  wegt  2063 6) 

din  ezzen  ist  ouch  bereit  2008  *)  ,  ***  mich  des  iemer  wundert, 

dem  menschen  si  daz  leben  gebent,  wer  *  den  touf  bereite  da* 

dem  himel(e)  si  widerstrebet  4363  \  em  nebel  nel  uf  ßl  ^ 

I  dar  zuo  sprach  der  Palasttn 
daz  ertrlch  dar  an  (an  dem  Centrum)  klebet     *  diu  wort,  diu  da  solden  sin  4308 T) 

als  Ißen  an  dem  magn6t  3926  ,  ,      AA 

°  t  daz  er  angest  unde  not 

sie  schlugen  so  kräftig,  daz  nie  smit  J  durch  dich  welle  wenden, 

fiures  üf  dem  anböz  j  und  dar  enkegen  senden 

üz  isen  gesluoc  so  gröz  12384)  *  8  sei  den  und  fröuden  vil  3779*). 

Nachdrückliches  Hervorheben,  am  das  Ungewöhnliche  einzuschärfen: 

üf  sfnem  houpt  truoc  er  für  war  i  des  dankte  sä  der  markis 

von  b erlin  ein  schapel  klär  3156  i  von  himel(e)  dem  künege  wis  5170 •) 

da  von  die  erde  ruorte  j  het  in  so  scheenen  da  gesehen 

manc  güsse  von  bluote  gröz  4331  (  ein  nunne  von  Giselvelt  5329 10) 

swaz  der  künec  von  Marroch  /  die  stüele  man  alle  sach 

g  u  o  t  e  8  hat  über  al,  ] 

daz  viel  hinz  im  in  tiefez  tal  209  f  mit  loube  und  mit  bluomen  klar  5608  ") 


1)  vorher:  'die  Rose  ist  schön  anzusehen,  riecht  gut,  hat  aber  Dornen  und  ihre  Frucht  ist 
schlecht':  nun  kommt  als  Gegenstück  Korn  und  Wein. 

2)  vorher  war  das  alles  in  derselben  Anordnung  vom  Kaiser  befohlen  worden. 

3)  vorher:  'die  Firstsäule  ist  für  Dich  zu  verfallen:  aber  greife  sie  nur  an  und  dem  Übel 
ist  abgeholfen';  nun:  'auch  Dein  Essen  ist  bereit  (also  auch  der  zweite  Übelstand,  der  Nahrungs- 
mangel, behoben)'. 

4)  isen  gehört  mit  zum  tertium  comparationis. 

5)  sagt  ein  auf  der  Seefahrt  befindlicher. 

6)  '<fr*  (der  Abschied  von  meinen  Brüdern)  ist  noch  schlimmer  für  mich  als  alle  Martern'. 

7)  der  nebel  ist  das  eine,  was  für  den  Taufakt  nötig  ist,  das  Taufwasser,  die  Worte  dea 
Palästina  das  andere. 

8)  oder  sa'lden  tinde? 

9)  himel  stark  betont  wegen  des  Gegensatzes  zu  irdischen  Königen:  daher  auch  die  Voran* 
Stellung. 

10)  'sogar  eine  Nonne  wäre  auf  sündhafte  Gedanken  gebracht  worden  durch  seine  körperliche 
Schönheit'. 

11)  'sie,  die  doch  Stühle  waren'. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG. 


51 


mit  wazzer  muoz  man  genesen, 
anders  mac  ez  nimmer  wesen  4287 *) 

daz  muoter  nie  kint  getruoc  888') 


unz  an  den  urteillichen  tac 
geschürt  von  rittern  nimmer  mer 
yfnden  solh  herzeser  354 •). 


Wiederaufnahme  einer  durch  Ausfuhrungen  unterbrochenen  Aufzälung 

der  Sternen  sint  dannoch  drl  4499 4). 


Wendung  in  der  Erzälung: 

ich  enger  ouch  m6  deheines 
ze  helfe  an  dirre  zit  3649») 

die  kamern  beschout  er  gar  5877 •) 
Der  keiser  hiez  zwelf  man  1893 T) 
der  keiser  hiez  sehen  dar  3800 8) 

diu  reise  sf  ab  geleit. 

na  taot  durch  iuwer  hövescheit 

ein  dinc,  des  ich  iach  bitten  wil  6077  •) 

entriuwen,  ja  sulen  wir 

in  des  langer  niht  vertragen  512  *•) 


frouwe,  nü  sulen  wir  2806  u) 

edel  ritter,  weit  ir  hän 

diz  wunder  von  minen  goten  ?  2241 ") 

yon  dem  ich  her  unde  dar 
leides  hän  also  vil  4283 "") 

daz  du  mir,  herre,  hast  gegeben 
dln  gnade  so  manecfalt  2039 M) 

sa  wolte  man  daz  arme  wtp 

mit  stecken  geslagen  han  2459  '•). 


Endlich   einen  schönen  Fall,   wo   die  Betonung   das   Enjambement   deutlich 
macht: 

wan  der  keiser  sa  gebot, 

daz  man  si  slüege  sam  diu  swin 

mit  axen:  das  muose  sin  4120. 

§  62.    Yerba.    Die  Gründe  für  die  Auszeichnung  des  Verbums  sind  die- 
selben wie  in  §  57. 


1)  das  waren  die  letzten  Worte  Mohammeds,  aus  denen  sich  ein  wertvolles  Argument  für  die 
Notwendigkeit  der  Taufe  herleitet 

2)  =  dehem  muoter,  8.  §  35. 

3)  =  deheinen  vinden.   Die  Hss.  bieten  IrfhJ  vinden  (W),  An  v.  (w  ß);  in  Z  fehlt  die  Stelle. 

4)  nach   eingehender  Schilderung  der  Kräfte,   die  der   Sonne,   dem  Saturn,   der  Venus   und 
dem  Mond  innewohnen. 

5)  helfe  ist  das  Leitmotiv  für  das  folgende. 

6)  Übergang  von  der  Schilderung  der  acht  Kammern  zur  Erzälung  von  Georgs  Aufenthalt 
daselbst. 

7)  Kapitelanfang;  Initiale  in  den  Hss. 

8)  von  dem  lange  nicht  die  Rede  war;   also  auch  gewissennassen  Kapitelanfang  oder  Local- 
wechsel. 

9)  vorher:   'diese  und  diese  Gründe  bestimmen  mich  von  einer  reise  gegen  sie  abzustehen'. 
Nun  resumirend:  'also  kurz:  diu  reise  si  ab  geleit.  Aber  nun  unterhaltet  uns  mit  einem  Wunder*. 

10)  wider  ein  Resume*  dessen,  was  die  Andern  vorher  gesagt  haben. 

11)  damit  wird  eine  sehr  bedeutsame  Wendung  eingeleitet:  Georg  eröffnet  ihr  mit  scheinbarem' 
Ernst  seine  Absicht,  Apollo  zu  opfern,  die  die  ganze  folgende  Scene  hervorruft. 

12)  gibt  präcise  den  Hauptpunkt  an,  um  den  sich  das  folgende  dreht. 

13)  emphatische  Vorausstellung! 

14)  'damit  hast  Du  mich  vor  aUen  Geschöpfen  ausgezeichnet'. 

15)  'so  entrüstet  war  man*. 

7* 


62 


CARL  KRAUS 


i 


Contrast  (Parallelismus): 

des  besaz  er  des  himels  aal 
und  8  i  t  z  e  t  noch  hiute  da  893 

geruotiu  ros  kouften  si  sä 

and  liezen  diu  müeden  da  670 

floiten,  tambüren  vil  1503 

so  macht  dfn  gotliche  kraft 

ein  dürre  sül  wol  gesaft: 

diu  blüejet  und  lonbet  hie  20471) 


Gott  macht  das  und  das; 

die  lenge  und  die  breite 

daz  hat  sin  antreite 

ervahtet  biz  üf  den  grünt  3919 

ob  er  in  iht  leide  tuo? 

nein,  er  weiz  got  noch  entet: 

si  s  t  r  ö  u  t  e  n  si  sä  ze  stet. 

der  heiligeist  was  mit  in, 

die  eele  die  engel  fuorten  hin  5908') 


der  engel  forste  Michael 
enpfie  des  margräven  s£l, 
und  manic  engel  lieht  gevar 
die  körnen  mit  sänge  dar  6120. 

Abschluss  einer  Partie,  worin  das  Verbum  fast  überall  den  Punkt  bezeichnet, 
um  den  sich  das  Vorhergehende  gedreht  hat: 


daz  schont  an  mfnem  kinde  hie, 
dem  künden  mlne  gote  nie 
gehelfen  umb  ein(en?)  grüz\  — 
daz  volc  zöch  allez  üz  2163 

Ja  sprangen  dar  vil  schiere 
starker  knappen  viere 
al  nach  ir  herrn,  des  keisers,  ger, 
und  brähten  sant  Georgen  her.  — 
als  in  der  keiser  an  sach  . . .  1820 

Sa  an  der  selben  stet 

sprangen  vier  knappen  dar 

und  nämen  der  künegin  war.  — 

er  sprach:  'nü  bringt  ir  houbet  wider9  4604 


die  mir  hie  wellen  gestän, 

die  sulen  zuo  einander  gan 

und  recken  die  hende  ouf: 

den  kumt  von  himel  sä  der  touf .  — 

Hie  mit  giengen  si  ze  samen  4109  •) 

'. . .  und  opfern  im  alle  da\  — 
Dö  sprach  der  margräve  sä  2993 8) 

und  nämen  des  boumes  war.  — 
Waz  sol  ich  iu  sagen  mör?  2194") 

'du  schaffest  an  mir  hie  niht. 
Her  keiser,  iu  sf  widerseit'  4560 4) 

opfer  mir,  ritter  klär, 

ich  mache  dir  dise  rede  war'.  — 

Dö  sprach  der  gräve  üz  Palasttn  3517. 


Anfang   einer   neuen   Scene,   Rede   n.    dgl.,   wobei   das    Verbum   das   Leit- 
motiv ist: 

'. . .  die  Ire  mit  dem  opfer  din\  /  der  rede  hüllen  si  enein 

dö  sprach  der  werde  Palastin:  J  und  körnen  des  über  ein, 

Ich  opfer  der  sunne  got'  2303  (  daz  siz  Georgen  taten  kunt  298 

nu  enliez  abe  niht  sin  vart 
Cherubin  und  Michael: 
die  brähten  die  reinen  söl 
wider  ze  dem  lichnamen  4736. 


1)  eher:  blü'qet  ünde. 

2)  'allerdings  schlachteten  sie  sie  sofort  ab :  aber  . . .' 

3)  Initiale  in  den  Hss. 

4)  bis  hierher  hat  sich  Georg  mit  Apollo  beschäftigt;  nun  wendet  er  sich  (in  Z  Initiale)  an 
den  Kaiser. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  68 

Hieher  wol  auch: 

da  wurden  geruort  diu  lit  1235 '). 

Ferner  mit  Nachdruck  aus  irgend  einem  andern  Grund: 

nnd  wil  in  hän  für  einen  got  /  du  solt  in  dirre  siule  komen 

and  minnen  für  alliu  dinc  5591  ■)  l  üf  des  riehen  keisers  sal: 

)  da  wartent  dln  über  al 
er  heize  künec,  bischof,  J  manic  kröne  lieht  gevar. 

die  m  ü  e  z  e  n  uns  dienen  da  8349  *)  [du  solt  ilen  balde  dar, 

fürder  dich  in  allen  wie  3243*) 

'nü  hat  diu  keiserinne  war: 
diu  seite  mir  sunder  var, 
man  möhte  mich  niht  verderben, 
mit  keiner  not  ersterben*  4778  a). 

Endlich  wieder  zwei  Beispiele,   wo   die  Deklamation  das  Enjambement  für 
den  Hörer  verdeutlicht: 

!von  golde  kolben  drüf  geslagen  j  daz  er  lfp  unde  sei 

wurden;  ouch  hoer  ich  sagen  1468  (  beschüefe,  des  mac  niht  sin  4475. 

§  63.    Adjectiva  und  Zalwörter.    Wider  dominieren,  wie  in  §  58,   al 

und  Comparative : 

alle  die  ungehabe  2096 

under  |  aller  der  menige  4680; 
und  mit  rhythmisch  sehr  wolklingendem  Wechsel: 

allen  dingen  gebent  si  kraft, 
alle*  |  würze  sint  von  in  gesaft, 
all  dz,  daz  üf  der  erde  lebt  4483 •). 

Comparative : 

man  möhte  durch  ein  müre  /  «der  zaller  zit  ist  bibende 

lihter  gebrochen  han  1387  1   mit  vorhten  gein  den  armen 

„     ,  l  so  daz  si  in  erbarmen, 

seht,  wie  ein  starke  wolkenbrust  )  der  gol  fa  ^  ^^    & 

yon  lüfte  üf  die  erden  ga:  )  diu  wirt  im  wite  üf  getan'; 

noch  s winder  was  ez  al  da  5508  I       j-    i  j  •.* 

°  w  *"«"*  *<*»  «*  a.M.  UM  uuw«  I  —  diz  las  man  an  der  porte  da;  — 

\  'der  ander  var  anderswa'  5858. 

Ferner  mit  starker  Emphase  die  ohnedies  kräftigen  Adjectiva: 

rüscha  für  dich,  Jtaus,  t  da  doch  wart  zebrochen 

starker  Altissimus,  (  manc  s  t  a  r  k  i  u  glsevin  üf  uns  741 

löu  unde  lembelin  1380  s  t  a  r  k  e  r  got  Erculem !  1965. 


1)  neuer  Zug  in  der  Kampfschilderung. 

2)  mit  Inbrunst  zu  sprechen. 

3)  'können  nicht  anders'. 

4)  wartent  stark  betont :  'sie  erwarten  dich :  darum  eile'. 

5)  seite  prägnant:  'hat  es  prophezeit'. 

6)  über  die  einem  dllhz  principiell  gleichwertige  Anfangsbetonung  aUiz  8.  §  140. 


64  CARL   KRAUS, 

Ferner  die  ausdrucksvollen  süeee  und  wilde: 

er  8  ü  e  z  e  r  min  alles  pfligt  5388  l) 

ouch  dühte  si  wunderbare 

BÖ  wildiu  geselleschaft, 

daz  fleisch  zuo  der  gotes  kraft   2679. 

Zalwort : 

Bei  Aufzälung  und  Beschreibung  der  Kammern  der  Tugendburg  heisst  es  mit 
Vermeidung  der  beschwerten  Hebungen:  diu  erste  diu  hiez  State;  diu  ander  diu 
hie*  Triuwe;  diu  dritte  diu  hiez  Mute.   Aber  bei  der  achten  und  letzten: 

diu  ah te  hiez  Endehaft  5859*). 

§64.   Adverbia  und  sonstige  Wörter.   Die  ausdrucksvollen  niender,  nimmer 

(balde,  hurtä): 

von  dem  ich  her  unde  dar  daz  ichz  |  n  i  e  m  e  r  mac  volle  sagen  464 

leides  han  also  vil,  und  nimmer  hin  üz  getriben  5824 

das  ichs  |  niender  weix  endes  zil  4234  vil  balde  si  von  im  lief  2155 •) 

hurtä,  wie  danne  der  strit  1232 

Ferner  stoischen: 

daz  si  den  werden  flähten  /  daz  si  Jesum  sahen 

zwischen  diu  siben  swert  3713 4)  j  zwischen  zwein  vihen  ligen: 

(  mit  im  getrou  ich  niht  gesigen  4021  *). 

Endlich  nachdrucksvolles  sunder,  under: 

sunder  natüre  wart  2641.  3258.  4013 
ander  Apollen  danc  5930. 


3.  Beschwerte  Hebung  Im  ersten  Fuss  des  klingenden  Verses. 

§  65.   Substantiva.   Kontrast: 

mit  lügen(en)  florieren  52 5) 

in  disem  kalten  winder 
da  wart  ez  verre  linder  . . . 
von  blnomen  gedrange 
und  mit  der  vogel  sänge  8079 

und  begunde  si  s6  zieren 

mit  bluomen  florieren  2234 •). 


1)  von  Gott  in  entzücktem  Tone  gesagt. 

2)  diu  fehlt  hier  in  BZd,  und  ist  nur  von  W  eingeschwärzt. 
8)  Inversion! 

4)  nachdrücklich,  weil  diese  Lage  die  schlimmste,  bezw.  demütigendste  für  Georg,  bezw.  Jesus  ist. 

5)  'ich  wäre  wol  im  stände,  mein  Gedicht  mit  Lügen  auszuschmücken;  aber  die  Herzogin 
hat  es  ausdrücklich  untersagt;  gleichwol  hoffe  ich  es  auch  mit  bewerten  sachen  gut  zu  vollenden'. 

6)  ziemlich  nachdrücklich,  weil  &nb  xoivov. 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBEB  REINBOTS   GEORG.  65 

Damit  ist  die  Zal  der  Beispiele  erschöpft.  Beliebt  ist  somit  beschwerte 
Hebung  hier  nicht,  und  man  wird  daher  in  zweifelhaften  Fällen  Ausfüllung  der 
Senkung  vorzuziehen  haben1). 

§  66.    Verba.   Contrast: 

die  slafent,  die  wachent  3948 
sich  fröuten  die  rösen  269 *). 

Das  nachgestellte  Verb  ist  der  Hauptbegriff: 

da«  sich  fiur  und  der  melm  [  6  ich  |  und  min  buolen  uz  Palastin 

an  der  selben  stunde  i  werden  gescheiden, 

tempern  begnnde  J  ez  gerat  6  manc  beiden 

als  ganeister  in  dem  winder  \  gescheiden  von  dem  libe  4915  •). 

Abschluss  eines  Excurses: 

si  waere  verre  rlcher 

worden  ir  muotes 

dann  alles  ir  guotes.  — 

Nu  läzen  et  die  rede  sin  5335*). 


Wendung  in  der  Erzälung: 

die  begunden  sich  scheiden 
von  dem  Spaniol  ze  hant  526. 


i 


Beliebt  ist  die  beschwerte  Hebung  auch  hier  also  nicht.    Daher  wird  sie  in 
zweifelhaften  Fällen  wieder  besser  vermieden6). 

§67.  Adjectiva  und  Zal  Wörter.  Wiederum  wie  §§58.63  cd  und  Com- 
parativ : 

üz  allen  prelaten  3356 
daz  alle  prophäten  2673 
durch  alliu  diu  tougen  3736 
denn  alles  ir  guotes  5336 
alle  geliche  6118. 

Das  an  sich  ausdrucksvolle  guot  nachdrücklich  gebraucht  im  Sinne  von  'her- 
vorragend, ausgezeichnet': 


1)  so  ist  also  zu  schreiben :  leien  unde  pf äffen  5832 ;  riUem  unde  frouwen  5835. 

2)  Beginn  einer  specialisirenden  Aufzälung  alles  dessen,  was  sich  bei  Georgs  Geburt  freute. 
Dabei  ist  das  Verbum  hier,  wo  es  zuerst  auftritt,  so  stark  betont,  weil  es  im  folgenden  immer 
wieder  spielend  verwendet  wird:  dar  |  in  die  vogel  sungen  und  sich  ze  fröuden  twungen  . . .  da»  ei  nach 
fröuden  wart  gevar  . . .  was  der  fröuden  saldier  . . .  daz  frönte  sich  da  über  al\  sich  fröuten  in  des 
hmels  sal . . .  sich  frönte  got  und  diu  müder  sin, 

3)  weil  das  später  folgende  von  dem  libe  auch  mit  werden  gescheiden  zu  verbinden  ist 

4)  Initiale  in  den  Hss.   Zugleich  ein  leichtes  Enjambement. 

5)  man  wird  also  schreiben:  war  trurens  unde  leide  267;  und  stolzen  unde  lösen  270;  wan 
schonwen  unde  fragen  1564 ;  linkten  unde  bringen  2623. 


56  CARL   KRAUS, 

diu  Grate  diu  hiez  Stete.  /  diu  vierde  diu  hiez  M&ze. 

mit  guotem  gerote  1  mit  guotem  gel&ze 

was  si  s6  starke  erbouwen,  j  muoz  er  wol  getempert  stn, 

man  het  niht  drabe  gehouwen  l  den  man  lsezet  da  her  in  5808 
ze  drfzec  jaren  umb  ein  nuz  5766 

nu  sult  ir  zogen  lise 

hin  durch  des  heres  straze 

mit  guotem  gelaze : 

niht  ze  samft  und  niht  ze  streben  usw.  1515. 

Ebenso  mit  emphatischem  Nachdruck: 

vil  mäneges  amfe  4929  *)  du  süeze  lücerne  2771') 

mit  rieh  er  presente  S895  Talscher  Pilates  4192 

mit  richem  gemaelde  5755  dem  werden  tribüne  2188, 

und  um  die  Grösse  der  Zal  hervorzuheben: 

zwelf  |  tüsent  der  waren  4857  •). 

§68.    Adverbia  und  sonstige  "Worter.    Nachdrücklich: 

mit  nihte  zefuoret  2590. 

Endlich  das  uns  ans  §  64  schon  wolbekannte  mischen  t 

zwischen  zwein  dieben  37S9 
zwischen  zwen(e?)  diebe  4005. 


3.  Abschnitt. 

Die  Wörter  mit  vollen  Ableitungssilben. 

I.  Zweisilbler. 

§  69.  Im  Innern  und  im  Reim.  Im  Innern  füllen  Worter  wie  fiurin 
durchaus  Hebung  und  Senkung,  sodass  die  Anführung  der  Belege  wol  gespart 
werden  kann  (vgl.  armuot  1933;  diemuot  2274.  4104;  heilant  4390;  uAgant  1704; 
urirtin  2098;  herlin  1332;  öheim  5003).  —  Im  Heim  erhält  die  erste  Silbe  die 
dritte  Hebung,  die  zweite  Silbe  die  vierte: 

wazzers  lebt  der  hae'rlnc  3902  ze  dem  |  sprach  des  hüses  wlrün  1935 

einen  gnldln  pfe'nnlnc  3526  mit  einem  swerte  ftarf  n  4634 

diu  hoch  edel  fü'rstln  7  und  müezt  ir  einen  mlk'nö't  3612. 


1)  darf  hier  angeführt  werden,  da  die  normale  Betonung  mänges  wäre. 

2)  bezw.  du'  süeei  lücerne,  s.  Schluss  von  Abschnitt  11. 

3)  dagegen  wol  wider:  und  künden  unde  gesten  264. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


57 


Auf  eine  Abneigung  des  Dichters,  solche  Ableitungssilben  in  den  Beim  zu 
stellen,  darf  ans  der  geringen  Zal  von  Beispielen  nicht  geschlossen  werden:  es 
gibt  nicht  viele  Wörter,  die  dafür  in  Betracht  kommen. 


II.   Dreisilbler. 

I.  Typus:  vingerlin,  künegin. 

§70.    Im  Reim.     Solche  Wörter  zeigen  durchaus  zwei  Hebungen,  eine  auf 
ihrer  Stammsilbe,  die  andre  auf  der  Endsilbe,  die  zugleich  den  Reim  bildet: 


aller  grüene  derresal  4182 

her  keiser,  nemt  diz  vingerltn  4566 

und  swigent  ouch  diu  vogelln  838 

dar  üf  singent  vogelln  2085 

and  sangen  ouch  diu  vogelln  2208 


er  tuot  singen  diu  vogelin  3888 
wie  sungen  da  diu  vogelin  2442 
und  behuoten  dö  daz  hiuselfn  1919 
ir  vil  süezez  kämerltn  4058 
in  der  rösen  kämerlin  4792. 


Ebenso  noch:  kindeltn  2142.  3166.  3253.  3301 ;  lämbeltn  429.  1381.  4387.  4BBB; 
nägelin  4810;  heidenin  4593;  Jceiserin  (-in)  2391.  2395.  2429.  2519.  2927.  4411. 
4447.  4625.  4699.  4740;  künegin  (-in)  949.  1323.  2177.  2462.  2819.  2846.  3981. 
4245.  4369.  4516.  4688.  4887.  6087;  junge! mc  1645.  3162. 

§71.  Im  Innern.  Auch  hier  ziehen  sie  meist  zwei  Hebungen  auf  sich, 
die  auf  die  1.  und  3.  Silbe  fallen: 


and  oach  diu  vogelln  ir  sanc  2044 
dem  kindelin  si  sprächen  zuo  6017 
die  keiserin  saz  zuo  im  nider  2489 
die  keiserin,  min  froawen  3522 
diu  keiserin  dem  keiser  4181 


daz  iu  diu  keiserin,  min  wip  2508 
sich  fröute  diu  keiserin,  sin  wip  4610 
daz  sich's  diu  keiserin  muoz  schämen  4236 
dö  sprach  diu  keiserin  ze  hant  4521 
da  wendserin  der  werlde  val  2764. 


Nur   das   im  Stamm  kurzsilbige  Wort  künegin  füllt  immer  nur  öinen  Fuss, 
ist  also  das  directe  Gegenstück  zu  keiserin1): 


diu  künegin  nam  in  sunder  twal  2480 
der  künegin  swester  dar  truoc  2496 
diu  künegin  gaht  von  im  zehant  2911 
die  künegin  sazt  er  zuo  im  da  2917 
diu  künegin  Alexandrina  3830 
diu  künegin  bi  den  brüsten  hienc  4249 
diu  künegin  üf  ze  himel  sach  4293 
diu  künegin  wart  der  msere  frö  4429 
diu  künegin  klar,  lieht  gemal  4620 
die  künegin  sazt  englouben  2885 


mfn  wip,  diu  künegin,  ist  geborn  517 
er  nam  die  künegin  bf  der  hant  2186 
und  ouch  diu  künegin  hat  niht  war  4719 
als  von  der  künegin  Helena  4326 
die  der  künec  zer  künegin  hat  985 
in  des  gie  diu  künegin  her  2796 
and  namen  der  künegin  war  4604 
der  die  künegin  toufte  2895 
er  be|gund  die  künegin  strafen  3605 
er  solt  die  künegin  testen  4591. 


Noch  eine  Senkungssilbe  folgt: 

wer  sazt  die  küngin  englouben  2867. 


1)  das  allerdings  einmal  auch  nur  ginen  Fuss  füllt:   diu  keiserin  fragte  in  mtere  2529.    Darf 
man  hier  gegen  beide  Hss.gruppen  in  künegin  emendieren?    Doch  8.  8.  60  Anm.  1. 

Abfcdlgn.  d.  K.  Ott.  d.  Witt,  n  Göttingen.   Phil.-hitt.  KL  N,  F.  Band  6,i.  8 


68  CARL   KRAUS, 


2.   Typus:  diemüete. 

§72.    Im  Reim.    Die  Betonung  -m^x  ist  gesichert  in  folgenden  Fällen: 

kumt  mit  diemüete  4078  der  valschen  Eriechinne  4327 

daz  kint  in  diemüete  4085  er  sprach  zem  marnsere  577 

in  den  karksere  1778  Georin  schribaere  3275. 

Zwischen  der  Annahme  versetzter  Betonung  und  der  obigen  Akzentuirung *) 

kann  man  schwanken  in  den  folgenden  Fällen: 

daz  in  dem  karksere  1802  du  bist  ir  schermsere  95 

und  wilt  den  leiminen  8436  ich  und  min  schribaere  1609 

Georjus  der  Mezzsere  108  ein  Sterne  ein  schribaere  3974. 
si  sprächen  zem  marnsere  535 

§  73.     Im  Innern.     Die  Mittelsilbe  ist  gleichfalls  lang: 

Hebungen  auf  erster  und  zweiter  Silbe  sind  sicher  : 

in  ganzer  dürn&hte  seit  48 

(ein  verläzen  ors  ze  siner  hant 
und  einen  söumaer  da  mit  1471 
daz  ein  zw&ünge  wirt  4581. 

Die  Möglichkeit  versetzter  Betonung  ist  offen: 

der  marnsere  sprach  dö  sä  540 
dar  an  (de)kein  barmunge  lit  4638 
ze  wisunge  den  künegen  schein  3321  •). 

Zweisilbig,  nur  Hebung  und  Senkung  füllend: 

barmunge  ist  diu  sibende  5851  schepfser,  alpha  et  0  2540 

der  marnser  sprach:  ich  weiz  sin  niht  581  war  was  sin  schepfaer  dö  3585 

der  marnser  sprach:  nü  sagt  uns  6  593  hiez  er  soumser  balde  laden  1451 

der  marnaer  sprach:  daz  sf  getan  600  soumaer,  ors  trecken  vort  1519 8). 

Bei  kurzer  Mittelsilbe  ist  beschwerte  Hebung   auf  der  ersten  gesichert  in 

den  Versen: 

für  den  Ewigen  tot  3960 

6'wlger  helleval  4181 

in  siben  lü'pplgiu  swert  8629. 

Zweifelhaft  bleiben: 

daz  ich  daz  ewige  leben  864  den  heiligen  touf  enpfie  2861 

daz  ist  der  ewige  hört  4076  für  einen  g(e)waltigen  got  4337. 


1)  die  mir  fast  durchwegs  wahrscheinlicher  ist 

2)  vgl.  auch  die  folgenden  Formen  mit  e  in  der  Mittelsilbe :   sich  bankende  swmgent  161 ;  «r 
mmender  Hundes  zan  4168;  bis  an  den  jungesten  tac  1774. 

3)  bisweilen  sicherlich  -er  statt  -<er. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  59 

Wol  8 icher  ist  versetzter  Akzent  (nicht  zweisilbiger  Auftakt)  anzunehmen 
in  den  Versen: 

nach  dem  Ewigen  löne  11 
in  dem  Ewigen  fiure  3425. 

Verkürzung  durch  Synkope  tritt  ein  in: 

die  enjhat  kein  heiige  mere  86 !). 


3.  Typus:  bibende,  hitnelc. 

§  74.    Im  Reim. 

I  barmung  ist  diu  sibende. 
der  zaller  zlt  ist  bibende  5851. 

§  75.     Im  Innern.     Ist   das  Wort  prägnant  gebraucht,    so   fallen  darauf 
zwei  Akzente  (bezw.  die  Betonung   fällt  durch  Versetzung  auf  die  Mittelsilbe): 

füege,  80  ich  kam  von  grabe, 
daz  ich  iht  bibende  stö, 
so  diu  urteil  ergo  4681 

und  kom  von  himele  gevarn  2577  ■) 
ja  wart  von  himele  gesant  19049). 

Zweifelhaft  bleibt,   ob  zweisilbiger  Auftakt  oder   zweisilbige  Senkung  vor- 
zuziehen ist  in  dem  Vers: 

d6  die  künege  ze  strfte  riten  6027. 


III.    Viersilbler. 
Typus:  kamerare,  kezzeicere. 
§  76.    Im  Reim.     Durchaus  mit  Hebung  auf  der  1.  und  3.  Silbe: 

8Ö  riehen  kamersere  1707  daz  ist  der  gewaltigere  4847 

daz  der  kamerere  5778  ez  treit  diu  küneginne  970 

als  glocken,  kezzelsere  5047  reine  küneginne  2804 

du  höher  martenere  3757  ez  ist  kein  küneginne  3512 

got  ist  ein  wundersere  2555  dö  sprach  diu  küneginne  4346 

ein  hövescher  zouberare  2292  under  |  kleinen  vogelinen  145 

dem  valschen  zouberare  3615  von  so  |  höher  handelunge  2702 

von  dem  zouberare  3996  mit  selpkür  ordenunge  2629 

daz  mir  der  zouberare  4226  daz  diu  wandelunge  1040  •) 


1)  mit  versetzter  Betonung  bei  langer  Endsilbe:    (wol  scelger  danne  scelic  dinc)  daz  aller 
tdliglst  ie  wart  3597. 

2)  auch  himel  gienge  vielleicht  an,  s.  Juden  §  56.  —  In  beiden  Fällen  liegt  auf  himel  besonderer 
Nachdruck. 

3)  mit  versetzter  Betonung :  got  herre  listmachare  4251. 

8* 


60  CARL  KRAUS, 

§.  77.    Im  Innern.     Ganz  wie  im  Reim. 

des  wil  ich  kamerere  sin  1715  des  wart  diu  keiserinne  frö  4653 

den  zoubersere  ie  gebar  4231  nü  hat  diu  keiserinne  war  4777 

keiserinne,  an  mich  ligen  3613  sach  er  die  küneginne  klär  2660 

keiserinne  höchgeborn  4463  edel  küneginne  wts  2902 

sprach  diu  keiserinne  dö  2499  sprach  diu  küneginne  sä  4379. 

Mit  Kürzung  der  Endsilbe: 

kamerer,  juncherrelfn  2707 

so  wart  nie  marterer  s6  gröz  6081 *). 


4.  Abschnitt. 

Fremde  Wörter. 

I.    Zweisilbler. 

§78.  ImVersinnern,  öinen  Fuss  füllend.  Jedes  Fremdwort  hat  einen 
bestimmten  normalen  Akzent,  der  in  der  Regel  auf  der  ersten  Silbe  liegt.  Die 
zweite  hat  dann,  wofern  sie  nicht  von  einem  -e  gebildet  wird  wie  etwa  in  schoie, 
immer  einen  Nebenton,  der  allerdings  ziemlich  schwach  ist,  sodass  er  von  einer 
folgenden  stärker  betonten  Silbe  jederzeit  gedrückt  werden  kann :  deshalb  füllen 
solche  Fremdwörter  im  Versinnern  regulärer  Weise  einen  Fuss  aus.  Folgt  jedoch 
kein  stärkertoniges  Wort,  so  behauptet  der  Nebenton  der  zweiten  Silbe  sich  in 
uneingeschränkter  Geltung :  deshalb  sind  solche  Wörter  —  ihre  lautliche  Eignung 
dafür  vorausgesetzt  —  jederzeit  im  Stande,  am  Verschluss  die  dritte  und  vierte 
Hebung  zu  füllen,  sodass  also  die  zweite  Silbe  dann  in  den  Reim  tritt.  Ein 
Wort  wie  palas  wird  somit  im  Innern  des  Verses  normaler  Weise  verwendet  als 
pdlas,  am  Schluss  des  Verses  dagegen  als  paläs.  Abnormale  Betonungen,  die 
jedesmal  einen  besonderen  Grund  haben  müssen,  sind  im  Versinnern  paläs  und 
am  Versschlu8s  paläs  *). 


1)  nur  Hebung  und  Senkung  füllend:  dem  wirt  der  kamer  cer  so  gehaz  5816. 

2)  Lach  mann  (z.  Iwein  137)  war  der  Meinung,  dass  die  Quantität  der  ersten  Silbe  über 
die  Zulä88igkeit  der  Versetzung  des  Akzents  im  Reim  entscheide:  bei  Länge  sei  sie  gestattet 
(Ito&n,  Artu'8),  bei  Kürze  nicht  (daher  immer  pdlas,  ptineut,  swioäU  usw.).  Die  Erklärung  der  richtig 
beobachteten  Tatsache  ist  falsch:  der  Grund  ist,  dass  vor  Namen  ein  starktoniges  Wort  stehen 
kann,  das  der  Stammsilbe  des  Namens  den  Akzent  entzieht  (künc  Artus  usw.),  s.  §  90  und  Exkurs  II, 
während  so  starktonige  Wörter  (also  Substantiva)  vor  den  Worten  wie  palas  usw.  aus  syntaktischen 
Gründen  höchstens  ausnahmsweise  erscheinen  können. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RE1NB0TS   GEORG. 


61 


Die  normale  Betonung  im  Innern  (Typus 

der  säme  ist  baisam,  liljen  bluot  4795 

ein  banier  faort  er,  diu  was  blanc  1358 

die  banier  hat  mir  got  gesant  2362 

diu  banier  wart  von  mir  gehurt  1383 

der  banier  süsen  also  gröz  4933 

der  gap  die  banier  mir  für  war  5394 

mit  sfner  liehten  banier  blanc  5390 

hie  begunden  sich  die  banier  wegen  5499 

da  sich  die  banier  zarten  5352 

manc  büsln  wart  vor  im  (in)  erschalt  1500.  2191 

manec  büsin  wart  erschalt  5322 

wsern  tüsent  busin  da  erschalt  1190 

ez  wsere  vasant  oder  visch  2106 

got,  fenix  ein  sunder  gaten  5145 

sin  trinken  was  der  viol  wäz  4812 

du  hamlt  für  den  ewigen  tot  2774 

und  harnasch,  schilt  unde  swert  1621 

brinc  harnasch,  ros  unde  sper  1641 

harnasch  unde  ros  her  4908 

min  ros,  harnasch  unde  schilt  1635 

die  bl  dem  harnasch  hielten  5027 

liljen,  viol  unde  kl6  2172 

der  säme  ist  baisam,  liljen  bluot  4795 

der  markis  Georl  von  Palastin  1701 

der  markis  iezuo  leisten  wil  2915 

her  markfs,  iu  si  widerseit  3059 

der  markis  mit  mir  umbe  göt  3551 

der  markis  nam  die  keiserin  4411 

der  markte  üf  ze  himel  sach  4433 

der  markis  in  den  sal  gie  5823 


pälas)  zeigen  folgende  Fremdworter  *) : 

der  markis  dö  mit  zühten  sprach  5347') 

der  markis  unde  Liberün  5455 

her  markis,  uns  ist  daz  bekant  5574 

der  markfs  ist  mir  wol  bekant  5738 

hie  bruoft  der  markfs  an  der  stet  3729 

nü  der  markis  wsere  tot  4829 

und  sprach  der  markis:  habt  ir  sin  5238 

daz  si  den  markfs  wolden  laden  5311 

diz  begund  der  markfs  gar  hin  legen  5887 

in  senfter  lüt  der  markfs  sprach  2939 

sä  spranc  der  markfs  ouf  5594 

der  markfs  ist  geheilet  5631 

dö  si  der  markfs  hörte  3007 

dö  mich  der  markfs  toufte  4544 

möraz,  wfn  oder  met  2107 

als  in  dem  ougest  küeler  wint  5891 

die  poinder  also  noch  zetrant  4946 

küster,  prior,  appet  3353 

zwei  hundert  rubfn  drin  geleit  1686 

scharlachen,  samft,  baltekfn  1464 

umb  die  kröne  ein  schapel  göt  973 

von  berlin  ein  schapel  klär  3156 

von  jzestein  dar  üf  ein  schapel  klär  4758 

und  grözer  schoie  pfläget  1852 

talpa  sich  der  erden  nert  3905 

tarant  oder  mangen  5771 

daz  templum  sunder  liute  wart  3273 

a  la  terre,  a  la  terre  571 

manc  wäpenroc  und  zimier  kluoc  1208. 


Schwanken  in  der  Betonung  zeigt  sich  bei  dem  Worte  tribün:  offenbar  war 
der  Dichter  sich  bei  diesem  Wort,  seiner  Seltenheit  wegen,  —  in  der  Umgangs- 
sprache war  es  wol  kaum  je  zu  hören  —  über  die  richtige  Akzentuirung  unklar. 
So  betont  er  bald: 

daz  si  den  tribün  fuorten  dan  1894  dö  der  tribün  ob  im  sach  2081 

der  tribün  güetecliche  sprach  1944  der  künec  ze  dem  tribün  kam  2202; 

bald  dagegen: 

tribü'n  von  Capadociä  1977.  3247  der  tribü'n  sprach  ayer  dö  2093. 

Auch  lateinische  (hebräische)  Worter  fallen  z.  T.  in  den  Rahmen  dieses 
Paragraphen : 

den  diu  Döi  genitrix  2640  dixit  et  facta  sunt  3652 

Deo  et  in  terra  1891  gloria  in  excelsis  1890. 

vater,  herre,  eil,  elei  8732 

1)  in  alphabetischer  Reihenfolge  der  betreffenden  Fremdwörter. 

2)  w  Z  fälschlich  der  margräf. 


62  CARL   KRAUS, 

§  79.  Im  Versinnern  mit  beschwerter  erster  Silbe.  Damit  die  erste 
Silbe  in  beschwerter  Hebung  statt  in  einfacher  erscheint,  wird  es  wiederum  eines 
besonderen  Nachdrucks  bedürfen,  der  auf  dem  betr.  Fremdwort  nach  dem  Zu- 
sammenhang liegt.     Kontrast  bewirkt  den  Nachdruck  in  den  Versen: 

üf  heim,  ob  härnäsch  verbran   1209 

(  als  rübin,  der  edel  stein, 

f  schint  üz  andenn  gesteine  6866. 

Oder  das  Wort  drückt  in  irgend  einer  Beziehung  Ungewöhnliches  aus: 

von  b&lfn  ein  schapel  klar  3156  *)  |  iur  püneiz  züt  üf  den  tot, 

er  fg'nhc  al  eine  3591  <  den  ir  tuot  ze  dem  rade  3706  •). 

und  den  fg'nlx  ergähen  754  ■) 

Enjambement: 

j  inne  des  gie  in  den  sal 

I  der  markt' 8  and  hörte  daz  4837. 

Notwendig  ist   starke  Heraushebung  des  Wortes   markis  in   dem  folgenden 

Vers : 

der  märkfs  sprach  sonder  vär  6001 4). 

Der  Kontrast  verleiht  demselben  Wort  zwei  Hebungen  (zugleich  Initiale  in 

den  Hss. !): 

D6  sprach  der  märkfs  zehant  5259  •). 

Endlich  mit  Initiale: 

Der  nökher  säch  daz  lant  569  e). 

Bedeutungsvoll  emphatisch  sind  Stellen,  wo  lateinische  Worte  die  deutsche 
Rede  unterbrechen :  daher  werden  solche  gerne  durch  beschwerte  Hebungen  aus- 
gezeichnet : 

a  dextrf  s  tüf  s  2667  schepfasr,  alpha  et  ö  2540 

dfxlt  et  facta  sunt  3652  so  ist  ez  alpha  et  6  3586. 

Aus  demselben  Grunde  pflegt  auch  dve  durch  nachdrückliche  Betonung  vor 
der  Verwechslung  mit  ave  (=  aver)  geschützt  zu  werden: 

1)  also  ein  ungewöhnlich  kostbarer  Kopfschmuck. 

2)  eher  könnte  man  einen  Turm  durch  die  Luft  treiben  udgl.  ungewöhnliche  Dinge  mehr  tun  . . . 

3)  puneiz  ganz  übertragene,  ungewöhnliche  Ausdrucks  weise  für  das  aufs  Bad  Geflochten* 
werden,  s.  §  54  Anm. 

4)  Vorhergegangen  war  eine  Erzälung  Georgs,  in  der  er  die  Namen  der  gegen  Josua  ge- 
fallenen dreissig  üeidenkönige  aufgezält  hatte.  Nun  wendet  er  sich  mit  diesem  Einleitungsverse 
an  den  Kaiser.  Dieser  in  die  Erzälung  des  Heiligen  eingeschobene  Vers  soll  also  für  den  Hörer 
als  nicht  zu  seiner  Rede  gehörend  gekennzeichnet  werden ;  darum  die  Betonung  des  Wortes  markis. 

5)  Kontrast  zu  Do  sprach  der  künec  Daciän  5249,  wie  überhaupt  die  ganze  Rede  Georgs  die 
Reaktion  auf  die  des  Königs  darstellt.  —  W  w  liest  margraf. 

6)  es  sei  gestattet,  den  Fall  hier  einzureihen.  —  Oder  nokelier? 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBKR   REINBOTS   GEORG. 


63 


diu  mit  |  ävd  dem  worte  946 !) 

mit  äv6  dem  worte  2758 

ez  küket,  äv£,  daz  wort  4051. 

§  80.    Die  erste  Silbe  steht  in  Senkung,   die   zweite   im  Reim.     Dies  ist 
nur  möglich,  falls  der  Hauptakzent  des  Wortes  gleichfalls  auf  der  Endsilbe  liegt : 

als  i'sen  an  dem  magnö't  3925 
sft  diu  sunne,  der  planet  4513. 


§  81.    Mit  beschwerter  erster  Silbe 
ist  nur  möglich,   wenn  der  Hauptakzent 

wart  werder  wfbes  ä'mf  s  1300 
daz  frühtec  wort  hiez  ä'vS  S870 
die  hoehsten  singent  ä'v6   3942 
des  riehen  küneges  bänler  5037 
diu  himelische  bänler  5401 
die  erde  von  dem  clntrüm  1149 
ez  vert  durch  daz  c^ntrüm  3486 
daz  heizet  ouch  ir  clntrüm  3921 
und  durch  der  erde  ce'ntrüm  5136 
da  von  heizt  er  der  fG'nlx  2639 
ze  einem  gelwen  fritschäl  4619 
bistü,  frou,  ein  hämf  t  3961 
siropel  oder  kläret  2108 
er  ist  niuwes  worden  krfst&n  331 
ich  binz  ein  ritter  krfsta'n  1696 
daz  si  den  werden  krfstän  2407 
daz  enbiutet  dir  der  märkf  s  3246 
d6  sprach  der  süeze  märkf  8  3318 
w£  dir,  valscher  märkf  8  3607 
daz  rieh  ich  an  dir,  märkf  s  3625 
und  dar  zuo  den  markf  s  3833 
iht  hin  füere  der  märkf  8  4599 
danke,  frou,  dem  märkf  s  4647 


und  mit  zweiter  Silbe  im  Reim.    Dies 

des  Wortes  auf  der  ersten  Silbe  liegt: 

der  üzerkoren  märkf  8  4797 

als  Georf  was,  der  märkf  s  4824 

des  dankte  sä  der  märkf  8  5169 

und  üf  minem  päläs  1828 

ze  Milien  üf  stnem  (iuwerm)  päläs  1973.  3837 

und  sparte  zuo  den  päläs  2712 

diu  stuont  an  dem  päläs  3002 

wrer  allez  loup  bfrmf  t  1018 

und  wser  daz  allez  bfrmf  t  3972 

so  riche  wart  der  püneiz  1201 

wert  als  der  rtibf  n  1411 

einen  köpf,  der  was  ein  rübf  n  2497 

ein  tavel  was  ein  rübf  n  3084 

ez  wart  ein  liehter  sämf  t  3152 

was  der  fröuden  söldier  285 

den  werden  gotes  söldler  1526 

nü  gö  wir  in  daz  tlmplüm  2990 

in  daz  schoene  tlmplüm  3195 

d£o  et  in  t<<rra*   1891 

er  sprach:  pax  tfbf    1785 

so  daz  ir  beider  trünzü  n  5456  *) 

a  dextris  ttif  8  2667. 


II.    Dreisilbler. 

§  82.    Wörter   mit  nur   Einern  Akzent,   im  Versinnern.     Der  Akzent 
liegt  übereinstimmend  mit  der  gewöhnlichen  Betonung  in  der  Mitte: 


den  abrellen  hin  leget  1027 
die  fünf  vocales  sint  hie  bf  1086 
wan  er  die  materje  gap  40 
in  dir  dri  natüre  sint  2551 
al  von  der  natüre  spil  2601 


von  der  natüre  kraft  5898 
die  der  plannten  schln  4476 
er  brach  der  natüre  ir  zil  3074 
daz  ir  der  natüre  zil  3210 
als  man  von  natüre  list  3462 


(daz)  Sünder  natüre  truoc  (wart)  2641.  3258. 4013      als  ez  von  natüre  ist  3900 


1)  bezw.  mü  äv#}  8.  Schluss  von  Abschnitt  11. 

2)  oder  biidbr  trunsun?    Dann  zu  §  58. 


64 


CARL   KRAUS, 


Ton  natüre  gebent  kraft  4360 
der  plannten  siben  sint  2981 
der  plannten  der  sint  siben  4857 
and  daz  die  plannten  hiez  4540 


der  prophäten  tugentkint  4391 

siropel  oder  klaret  2108 

von  den  trunzünen  brennen  4939. 


§  83.  Wörter  mit  Einern  natürlichen  Akzent  im  Reim.  Der  Akzent  liegt 
wieder  übereinstimmend  mit  der  gewöhnlichen  Betonung  in  der  Mitte,  d.  h.  das 
betr.  Wort  steht  im  klingenden  Reim,  wenn  die  letzte  Silbe  von  einem  -e  ge- 
bildet ist: 


vil  mänges  araie  4929 
daz  be| weinte  manc  amie  1243 
mit  blüomen  florieren  2234 
er  sprach:  der  kurteise  5000 
du  sü'eze  lucerne  2771 
wart  da  diu  malle  1348 
ez  hat  diu  stark  natüre  2212 
gebfrt  von  natüre  2571 


wir  varen  von  natüre  3448 
ane  die  plannten  6024 
üz  allen  preläten  3356 
mit  ri'cher  presente  3895 
daz  alle  prophäten  2673 
selpwähsen  prophäte  3569 
daz  er  ein  proph6te  4472 
dem  werden  tribüne  2138. 


Sonst  tritt  zu  dem  natürlichen  Akzent  ein  zweiter  (wie  oben  §  81),  der  die 
im  stumpfen  Reim  stehende  Endsilbe  trifft: 

gloria  in  excelsis  1890 

astitit  regfnä  2666 

und  heize  nach  mir  tribünus  1174. 

Enthalt  die  letzte  Silbe  ein  -e,  dann  entsteht  auf  solche  Weise  auch  klingen« 
der  Reim: 

in  geben  prt'sände  2247 
von  edeln  rübf  nen  4765. 

Sobald  jedoch  in  einem  dreisilbigen  Wort,  dessen  natürlicher  Akzent  auf  die 
zweite  Silbe  fällt,  auch  die  erste  Silbe  eine  Hebung  erhält,  ist  jedesmal  beson- 
derer Nachdruck,  der  das  Wort  im  Zusammenhang  der  Rede  hebt,  zu  beobachten« 
Contrast  oder  Parallelismus  äussern  ihre  Wirkungen  in  folgenden  Fallen: 

(  ze  einem  pätrö'ne,  /  von  den  plannten 

I  ze  künege  und  ze  keiser  dö  4098  ] 

(  und  von  der  Sternen  umbevart  3473 

des  müezen  guneret  sin 

die  siben  plannten, 

daz  si  niht  liebe  hßten 

zuo  mir,  and  ouch  mine  got  5725. 


Sonstige  Gründe: 


ir  tärändes  rücke  4189 *) 
daz  der  pröphö'te  4088*). 


§  84.    Wörter  mit  zwei  natürlichen  Akzenten  (auf  der  ersten  und  auf  der 
dritten  Silbe)  im  Reim8): 

1)  in  gesteigert-gesprochener  Schimpfrede. 

2)  mit  feierlichem  Nachdruck  auf  dem  Worte  prophete. 

3)  im  yersinnern  findet  sich  nur:   astitit  regind  2666. 


i 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG. 


65 


ey  der  jung  adamant  366 
er  ist  stseter  dan  ein  adamant  1410 
dar  über  ie  ein  baldekln  1529 
scharlachen,  samit,  baldekin  1464 
den  diu  de!  genitrix  2640 
gemischet  gar  mit  kunterfeit  8039 
daz  mit  solcher  konterfeit  3550 


sunder  alle  kunterfeit  5760 
von  erste  in  dem  paradfs  1287 
du  lebende  holz  üz  paradfs  2756 
vart  balde  in  daz  paradfs  5217 
er  einer,  doch  diu  trinität  4558 
als  durch  ein  liehtez  urinäl  5738. 


III.    Viersilbler. 

§  85.    Wörter  mit  zwei  natürlichen  Akzenten  (auf  der  ersten  und  auf  der 
dritten  Silbe)  im  Vers  inner  n: 


es  wert  ir  äventiure  mich  175 

uns  tuot  ir  äventiure  kunt  1485 

dem  wil  |  ich  der  äventiure  jehen  2277 

und  setze  in  äventiure  den  lip  5529 

ob  balsamite  si  din  lön  2780 

diu  elemente  er  sptset  3909 

der  elemente  striten  5150 


daz  von  der  elementen  art  3411 
und  ist  des  januäres  ztt  2210 
über  |  aller  kreatiure  leben  98 
üz  aller  kreatiure  leben  2037 
sit  wart  kreatiure  dehein  4820 
von  lign  aloe  da  verbran  1927 
und  die  suckenie  alsam  1667. 


§  86.  Wörter  derselben  Betonung  im  Reim.  Endigt  das  Wort  auf  -e,  so 
wird  es  auch  im  Vers  nur  zwei  Akzente  erhalten,  also  mit  seiner  dritten  und 
vierten  Silbe  einen  klingenden  Reim  bilden: 


eme|ral  und  amazüre  4141 

alle  |  ritters  äventiure  626 

so  manec  äventiure  1270 

des  man  giht  ze  äventiure  4944 

diu  vier  elemente  3896 

in  mfne  kemenäten  2465 

(üz,  über)  alle(r)  kreatiure  1012.  2777. 2790. 8967 

verfluochte  kreatiure  3536 


daz  si  nie  kreatiure  4527 

Bunder  kumpante  1347 

mit  sfner  massenie  997 

von  mir  die  massente  5225 

ir  ze  sagersere  2677 

du  süezer  tremontäne  2791 

man  seit  von  tribochswürfen  5452. 


Sonst  fällt  auf  die  Endsilbe,   die   den   stumpfen  Reim   bildet,    ein   dritter 

Akzent  (wie  oben,  §§  81.  83,  ein  zweiter): 

und  habe  daz  firmamentum  768 
gein  dem  firmamentum  3922 
durch  daz  firmamentum  5135 1). 


5.  Abschnitt. 
Die  Name  nA 

I.   Zweisilbler. 
§87.    Im  Innern,   Sinen  Fuss  füllend.    Dies  ist  durchaus  das  Normale. 
Die  Beispiele  sind  sehr  zalreich: 

1)  angeschlossen  sei  ein  sechssilbiges  Wort,  das,  weil  griechisch  und  besonders  pathetisch  ge- 
sprochen, mit  vier  Hebungen  den  ganzen  Vers  füllt:  die  enget  singent  her  und  da  tpUaldmicd':  das 
beUutet  höhiu  brütiiet  1008. 

2)  mit  Ausschluss  der  im  Auftakt  vorkommenden,  über  die  unten  §  143  gehandelt  ist 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  xu  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.   N.  F.    Band  6,1.  9 


66 


CARL  KRAUS 


i 


vor  dem  sich  her  Adam  bare  1286 

ir  möhtet  den  Aspfs  gerner  sehen  4998 

des  hern  |  David  frouwen,  die  künegtn  949 

da  von  uns  künec  David  saget  2658 

die  uns  David  machte  kunt  3651 

von  Durne  lieber  Reinbot  2858.  4782. 

ich,  von  Durne  Reinbot  6131 

Eva  sluoc  die  saelde  nider  2765 

wan  froun  Even  schulde  2608 

Venus  pfligt  der  minne  4495 

Geori  sprach,  daz  mac  niht  sin  1425 

Geori,  friunt,  kum  von  mir  niht  1789 

Geori,  lieber  friunt,  nü  tuo  1884 

Geori,  herre,  nü  bis  frö  1990 

Geori,  herre  von  Palastin  2333 

Geori,  lieber  herre  min  2845 

Geori,  ich  hän  dir  geseit  3387 

Geori  ze  dem  künege  sprach  6042 

Geori,  friunt,  bis  gewert  6099 

Georin  leite  man  dar  in  5660 

und  Geori  sinen  Jesus  1725 

als  Geori  was  der  markis  4824 

da  Geori  und  der  künec  frech  5502 

sant  Georin,  der  uns  selten  ie  25 

Geori,  lieber  bruoder  1089 

Geori  sprach  dö:  herre  1739 

Geori,  leitsterne  2834 

Geori,  süezer  herre  3773 

Georin  schribaere  3275 

Georin  und  dem  heiden  5569 

umb  Georin  von  Millene  5444 

sant  Georin  buolen  beiden  525 

der  ich,  Geori,  nach  dir  hän  775 

sprach  sant  Geori,  da  ich  lac  1833 

sprach  sant  Geori  sä  ze  hant  1903 

da  sant  Geori  inne  was  2428 

min  her  Geori,  seht  ir  stän  3310 

daz  siz  Georin  treten  kunt  299 

daz  man  Georin  braehte  wider  5679 

der  margräf  Geori,  daz  bin  ich  1703 

si  gebuten  Georin  mit  in  gän  3639 

daz  ich  von  sant  Georin  so  29 


diz  was  sant  Georin  spot  2088 

als  ümb  sant  Georin  hie  2200 

des  wart  der  süeze  Geori  frö  1799 

diu  wolt  ich  alle  Georin  län  233 

so  gröziu  tugent  an  Georin  lit  242 

und  brachten  sant  Georin  her  1830 

und  m£r  von  sant  Georin  sagen  1934 

daz  wirt  ouch  hiute  an  Georin  schtn  3636 

in  Capadoci  Georis  fuor  372 

und  sant  Georin  pflägen  1806 

ir  sult  mir  Georin  bringen  1811 

der  künec  von  Heret  ouch  gelac  5983 

und  Jäbins  volc  von  Gabaön  5952 

ez  enpfie  durch  Jäbin  tödes  lön  5989 

[er  sprach] :  swer  J£su  und  Marien  schrei  1688 

ob  J£sii8  wil,  ich  sol  varn  5624 

J6sum  truoc  ein  maget  klär  4010 

Je'sus  muose  daz  kriuze  tragen  4339 

Jßsus,  der  mich  nie  verlie  5385 

der  süeze  JGsus  kom  ze  hant  1783 

so  muoz  J6sus  sinen  strüz  1860 

da  wirt  in  Jesus  namen  4932 

daz  si  Jesum  sähen  4020 

hie  sprach  zehant  Jöhel  dö  5191 

in  Kriechen  twanc  die  Sarrazin  386 

von  Kriechen  in  latinschiu  lant  420 

Helenam  von  Kriechen  tet  4601 

daz  der  markt  ze  Leine  nie  1557 

diu  Lünä  der  unstaste  pfliget  4497 

von  diu  man  in  den  Mezzser  hiez  114 

und  Moysen  durch  daz  mer  gän  2222 

du  Moyses  stüde,  diu  da  bran  2743 

die  Moyses  in  daz  mer  sluoc  4437 

und  der  von  Ouwe  waern  ze  swach  696 

wuohsen  in  der  Spanje  lant  523 

und  liez  ein  ors  von  Spanje  hoch  2273 

von  dem  Spanjol  al  ze  hant  527 

der  künec  von  Tersä  ouch  gelac  5099 

Troye  nie  so  gar  besaz  1329 

als  von  Troye  Paris  4600 

noch  der  da  ze  Werde  hie  1558. 


§  88.  Im  Innern  mit  abnormaler  Endsilbenbetonung:  die  erste  Silbe 
kann  mitbetont  sein  oder  auch  nicht.  Diese  abnormale  Endsilbenbetonung  tritt 
immer  nur  ein,  falls  auf  dem  Namen  ein  besonderer  Nachdruck  liegt.  Ob  der 
ersten  Silbe  gleichfalls  eine  Hebung  zuzuerkennen  ist,  oder  diese  auf  die  ihr  vor- 
hergehende Silbe  zu  legen  ist  (versetzter  Akzent),  das  ist  häufig  lediglich  Sache 
der   praktischen  Ausfuhrung,   s.  o,  §  15  Anm.:    wer  einen  mehr   rhythmischen 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG. 


67 


Vortrag  bevorzugt,  wird  die  Versetzung  wälen,  wer  logischer  deklamiert,  dem 
Namen  selbst  zwei  Hebungen  zuerkennen.  Was  sich  deutlich  zeigen  lässt,  ist 
nur,  dass  immer  ein  besonderer  Nachdruck  auf  dem  Namen  liegt,  wenn  seine 
Endsilbe  in  Hebung  steht:  und  darauf  allein  kommt  es  mir  hier  an.  Dieser 
Nachdruck  ist  bewirkt  durch  Kontrast: 
des  wolte  ich  allesamt  enbern 


durch  Je'süm  von  Nazaret 

da  wider  ist  Apollo,  iuwer  got, 
aller  kristenliute  spot  1745 

so  ist  Apollo  touber 

danne  Je'süs  von  Nazaret  3567 

daz  du  Apollen  wilt  Verliesen 
und  Je'süm  erkiesen  4336 

der  sunne  got  er  verkös, 
der  maget  kinde  er  bf  gestät, 
Jg'süm  von  Nazaret  5558 

and  läz  Apollen  minen  got 
und  sten  in  Je'sü  gebot  5698 

durch  Marien,  ir  frouwen, 
und  durch  J6'süm,  ir  got  1131 


si  sprächen:  'waz  hilft  in  der  touf 

und  Jö'süs,  Marien  kint: 

diu  zwei  al  ze  lanje  sint'  3703 

daz  mich  der  touf  begiuzet 
und  sich  min  herze  entsliuzet 
gar  in  J6'sü  gebot  5589 

daz  er  den  Hp  verliuset 

und  Je'süm  verkiuset: 

so  wirt  er  min  geselle  3378 

her  He*inrf  ch  von  Veldekin 

und  her  |  Wolfram  von  Eschenbach  694  f. 

der  ß'ven  und  A'dämen  3096  *) 

ich  hän  si  beide  gesehen: 
Apollen  ich  üf  der  siule  sach 

Geörf  was  da  sin  hagel  4532. 


Die  doppelte  Akzentuierung  erklärt  sich,   wie  am  Ende  des  Verses,    durch 

eine  Pause: 

ir  Jü'das,  ir  Pharao  4205 

ze  Jd'sü,  dem  süezen  got  3186. 
Bei  Wendungen  und  Abschlüssen  der  Erzälung: 


Sant  Geörf  n  was  vor  geseit  711*) 
Der  künec  von  Meidö'n  sprach  5621 8) 

nü  läze  wir  die  rede  hie.  — 

von  Azör  Jäbin 

rechen  wolte  den  bruoder  sin  6475  *) 

Do  sprach  der  keiser  Dacian: 
ei,  waz  ich  grözer  leide  hän 
von  Geörf  n  von  Palastin  5723 5) 

/  Diu  manslaht  was  al  so  gröz 
daz  da  von  bluotes  flöz, 
ez  het  ein  mülrat  getriben. 
daz  wart  so  an  geschriben 
von  Rft  schärt  an  ein  buoch. 
dar  umbe  tet  vil  manigen  fluoch 
diu  keiserin  dem  keiser  4129. 


War  umbe  solt  ichz  lange  sagen? 
sit  Kristes  gebürte  von  den  tagen 
so  wart  nie  marteraer  so  gröz, 
der  ie  würde  noch  genöz 
Geörf  n  von  Palastin.  — 
hie  sol  der  rede  ein  ende  sin  6083 


1)  der  Reim  ist  stumpf:  namen. 

2)  nach  Excurs;  in  den  Hss.  ist  der  Kapitelanfang  durch  Initialen  bezeichnet. 

3)  Einleitung  zur  letzten  Rede  des  Königs,  in  der  er  sich  bekehrt.  In  den  Hss.  Initialen. 

4)  vorher  excursartige  Anrede  Reinbot's  an  die  Minne. 

5)  gewis8ermassen  das  Leitmotiv  für  alles  folgende. 

9* 


68 


CARL   KRAUS, 


Oder  der  Name  ist  dem  Dichter  sonstwie  wichtig: 


nü  hat  ez  mir  verboten  gar 
von  Be*iern  diu  herzogin  55 

da  von  her  Da'vf  d  genuoc 

an  siner  schritte  sprichet  2642 ') 

Geörfn  dem  Palastin  445*) 

da  bleip  in  der  rehten  zal 

drfzec  künge  über  al 
v  und  dar  zuo  ir  houptman, 
i  den  ich  in  wol  genennen  kan, 
'  rois  Jä'bf  n  von  Äzor  5937 


\ 


saget,  frouwe,  weit  ir  han 

Je'sum  für  einen  got? 

so  weit  ir  laster  unde  spot 

üz  in  selben  machen, 

in  wer  hoch  geslähte  8  wachen  3601 ") 


ich  getrouwe  wol  an  gesigen 
dem  valschen  zonbersere 

sol  ich  dich  sas  Verliesen, 
durch  J6'8üm  verkiesen  3620") 

sol  ich  dich  nü  han  verlorn 

durch  J6'süm  von  Nazaröt 

umb  anderz  niht,  wan  daz  er  stßt 

in  dem  gestirn,  der  maget  kint?  4465  •) 

Sit  man  in  dem  gestime  sach 
J6'süm  von  Nazaret, 
daz  er  da  selpwahsen  stet: 
wer  was  sin  schepfaer  dö  3583 4) 

wer  segente  den  touf  brunnen 

und  zeigte  ir  louf  der  sunnen? 

der  Möyses  gedanke  sach 

und  in  werte,  des  er  niht  sprach  2883  4) 


er  was  des  buoches  urhap, 

wan  er  die  materje  gap 

hern  Wolfram  von  Eschenbach . 

swaz  er  von  Wilhalme  sprach, 

daz  ist  von  dem  lantgraven  komen  41. 

Ohne  ersichtlichen  Grund,  ausser  vielleicht  dorn,  dass  sonst  fast  alle  andern 

28  Königsnamen  im  Reim  stehn  und  daher,   soweit  sie  zweisilbig  sind,  zwei 

Hebungen  tragen: 

der  künec  von  E'brön  lac  tot  5947 

der  künec  von  Z6'des  lac  tot  5975. 
Versetzte  Betonung  findet  sich  nur  in  Einern  Fall: 

er  müese  im  rümen  diu  lant  wit 
und  gelouben  an  sfnen  got, 
(alsus  seite  mir  sfn  bot), 
der  heizt  J6süs  von  Nazaret, 
mit  dem  diu  werlt  nü  umbe  get; 
dar  zuo  heizent  si  in  Erist  485 5). 

§  89.    Im  Reim,  zwei  Hebungen  tragend.  Hier  ist  an  das  oben  §  78  über  die 
zweisilbigen  fremden  Wörter  im  Reim  Bemerkte  zu  erinnern.    Jeder  Name  also, 

1)  erste  Erwähnung  D.s  in  der  Rede.    Dagegen    15  Verse   später   mit  normaler   Betonung: 
da  von  uns  künec  David  saget. 

2)  vorher  war  durch  etwa  30  Zeilen  von  ihm  nur  als  von  einem  Ungenannten  erzält  worden: 
nun  erfolgt  die  wie  eine  Enthüllung  wirkende  Namensnennung  mit  besonderem  Nachdruck. 

3)  mit  dem  Nachdruck  der  Verachtung. 

4)  feierliches  Pathos. 

5)  Kontrast!  —  Doch  ist  die  Annahme  zweisilbigen  Auftakts  nicht  abzulehnen. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS    GEORG. 


69 


der  im  Innern  des  Verses  normaler  Weise  Hebung  und  Senkung  füllt,  kann  auch 
am  Schluss  des  Verses  erscheinen,  somit  hier  zwei  Hebungen  erhalten,  ohne  dass 
ein  besonderer  Nachdruck,  durch  Kontrast  oder  dgl.  bewirkt,  auf  ihm  ruhen 
müsste.    Nur  muss  seine  zweite  Silbe  natürlich  eine  reimfähige  sein : 


and  der  künec  von  Aber  5974 

ze  dem  wurme  Aspis  4200 

da  beleip  der  künec  von  Atschach  5987 

da  gelac  der  künec  von  Avech  5986 

da  was  der  künec  von  Azor  5427 

umb  Liberün  von  Azor  5445 

rois  Jäbln  von  Azor  5937 

da  gelac  der  künec  von  Bethel  5961 

sin  veter,  der  künec  ze  Döret  5977 

da  gelac  der  künec  von  Eglön  5951 

und  der  |  künec  rieh  von  Ermä  5964 

der  mute  künec  von  Galgal  5994 

da  gelac  der  künec  von  Gander  5973 

da  beleip  der  künec  von  Gäzer  5965 

nü  kumt  der  junge  Georl  156 

daz  hab  getan  Georf  460 

der  junge  margräf  Georl  659 

lieber  friunt  Georf  1786 

dö  sprach  der  süeze  Georl  2801 

der  jungest  nach  im  Georis  121 

daz  unser  bruoder  Georis  189 

vor  liebe  lacht  dö  Georis  315 

lieber  buole  Georis  559 

der  dritte  aver  Georis  641 

lieber  bruoder  Georf s  1299 

dö  sprach  der  junge  (werde)  Georis  1493.  2901 

nü  brüeve  rehte,  Georis  3499 

der  unervorhte  GrGzois  1319 

da  gelac  der  künec  von  Häf  5959 

von  Düringen  lantgraf  Herman  34 

von  Azor  Jäbln  5475 

Apollo  unde  J6sus  1230 

rüscha  für  dich,  J6sus   1379 

und  Georf  slnen  JGsus  1725 

sfnen  herren  J6sus  1814 


Marien  kint,  Jösus  1873 

ey,  vil  süezer  Jgsus  2034 

sprach  er,  daz  ist  J£sus  2293 

von  mir  durch  slnen  Jesus  2399 

gedenket,  her,  waz  Jösus  2438 

den  man  da  heizet  Jösum  3633 

und  von  der  erde  Jösus  3990 

der  maget  kint,  Jesus  4519 

daz  er  im  noch  Jösum  4717 

sprach:  ich  heize  Jöhel  5174 

ja,  möhte  man  den  Kiemsö  1722 

da  gelac  der  künec  von  Lachls  5949 

da  beleip  der  künec  von  Lebnä  5963 

da  beleip  der  künec  von  Mädön  5981 

Jupiter  und  Mahmet  2371 

daz  in  der  starke  Mahmet  3313 

ez  sprach  der  valsche  Mahmet  4278 

dö  sprach  der  künec  von  Meidön  5415.  5586 

ich  tuon  als  der  von  Meidön  5696 

rehte  als  der  von  Meidön  5717 

nü  sagt  mir,  künec  von  Meidön  5732 

des  empfät  ir,  künec  von  Meidön  5903 

als  von  Troje  Paris  4600 

und  sprächen  zuo  mir:  Reinbot  20 

wer  wfzt  dirz  danne,  Reinbot  699 

von  Durne,  lieber  Reinbot  2858.  4782 

ez  wirt  ouch  von  mir,  Reinbot  2873 

ich,  von  Durne  Reinbot  6131 

wan  al  eine  Ritschart  3274 

und  ouch  der  künec  von  Särön  5982 

und  ouch  der  künec  von  Tönach  5988 

den  werden  künec  von  Thäbir  5969 

er  sprach:  er  heizet  Tschofreit  621 

von  Salnecke  Tschofreit  5001.  5487 

junger  künec  Tschofreit  5524. 


§90.  Im  Reim,  nur  auf  der  letzten  Silbe  eine  Hebung  tragend.  Diese 
Betonungsweise  ist  die  normale,  falls  der  Name  auch  in  Prosa  Endbetonung  hat, 
was  bei  Marroch  der  Fall  ist: 


und  swaz  der  künec  von  Marroch  208 
swie  in  der  künec  von  Marroch  2814 


waer  daz  riche  von  Marroch  4984 
an  Akerln  von  Marroch  5021. 


70 


CARL   KRAUS, 


Abnormal  und  nur  unter  besonderen  Umständen  möglich  ist  dagegen  die 
gleiche  Behandlung  eines  auf  der  ersten  Silbe  den  natürlichen  Akzent  tragen- 
den Namens: 

lieber  bruoder  und  frfunt  Geori's  1363  *)  blüende  gerte  von  Jessö'  4265 

ez  schuof  der  maget  kfnt,  Jesus  5687  du  süeze  warte  von  Syö'n  2779. 

In  den  beiden  letzten  Fällen  entschuldigt  —  oder  erklärt  —  die  lyrische 
Färbung  der  Stellen  die  Versetzung  des  Akzents,  s.  darüber  unten  am  Schluss 
des  11.  Abschnitts,  in  den  andern  Fällen  geht  das  sehr  starktonige  friunt,  kint 
voraus,  wodurch  die  Versetzung  des  Akzents  wesentlich  gemildert  wird. 

§91.  Im  Reim,  nur  auf  der  ersten  Silbe  eine  Hebung  tragend.  Das 
ist  natürlich  nur  dann  der  Fall,  wenn  die  zweite  Silbe  durch  ein  -e  gebildet  ist : 

umb   den  stuol  ze  Ache  2198 
von  dem  herzogen  Otten  45 
geleiten  oben  üf  den  Seten  1728. 


IL    Dreisilbler. 

§92.    Im  Innern,  6ine  Hebung  tragend.     Dies  ist  die  ganz  normale  Be- 
tonung der  Namen,  falls  ihr  Hauptakzent  in  der  Mitte  liegt: 


du  Arö'nes  ruote  2753 
sft  A|dames  zften  her  geborn  2057 
dö  trüoc  öuch  Adämes  lip  2595 
diu  muos  Adämes  tohter  sin  2597 
ir  got  Apollen  zeren   2421 
ir  liet  seit  Apollen  danc  2486 
80  bringe  ich  Apollen  wol  2809 
ir  heizt  Apollen  zuo  uns  gän  2997 
den  wil  ich  für  Apollen  loben  3104 
sage  Apollen,  daz  er  kum  3196 
daz  du  Apollen  wilt  Verliesen  4335 
und  durch  Apollen  dinen  got  5525 
und  läz  Apollen  minen  got  5697 
ünder  Apollen  danc  5930 
da  wider  ist  Apollo,  iuwer  got  1749 
gein  Apollo  läzen  1861 
also  helf  Apollo  mir  1955 
Apollo  mit  der  sunne  2297 
hat  Apollo  nü  die  mäht  2310 
Apollo,  got,  wie  starc  du  bist  2366 
schfüt  rehte  als  Apollo  wü  2969 
Apollo,  hast  du  mich  vernomen  3239 
Apollo,  der  sweic  stille  3251 
wie  starke  kraft  Apollo  hat  3295 
so  ist  Apollo  touber  3566 


Apollo,  her,  wie  tuostu  so  4402 

wan  daz  sin  waltet  Apollo  gar  4503 

der  hat  Apollo  gar  gewalt  4512 

pft,  Apollo,  boese  wiht  4559 

Apollo  ist  ein  boese  wiht  5921 

dö  hiez  Apollo  stille  stan  6029 

ez  ist  der  Franzoisaer  sit  2512 

und  Jo|hanne8,  der  da  von  vil  sprach  1748 

Johannes  was  da  mit  bewart  5846 

Maria,  süeze  gimme  3943 

wan  den  Maria  sider  truoc  3045 

durch  Marien,  ir  frouwen  1130 

[er  sprach] :  swer  Jösu  und  Marien  schrei  1688 

Marien  kint,  Jgsus  1873 

und  J6sus,  Marien  kint  3703 

ze  Marsilje  in  die  habe  533 

ze  Mil|lene  üf  sinem  (iuwerm)  palas  1973. 3837 

Millene  und  Capadocia  844 

Olympus  ist  ein  höher  berc  683 

von  Salnecke  den  jungen  650 

von  Salnecke  Tschofreit  5001.  5487 

und  Saturnus  keltet  4507 

daz  Sijbiila  nante  der  tugent  kint  3259 

Sibille  in  dem  gestirne  maz  2979 

daz  er  von  Wilhalme  sprach  42. 


1)  und  friunt  fehlt  w  Z. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  RE1NB0TS   GEORG. 


71 


Bei  normaler  Betonung  der  Anfangssilbe  nur  ganz  vereinzelt: 

von  Dür(in?)gen  lantgräf  Herman  34. 

Ebenso  selten  folgt  dem  auf  der  zweiten  oder  ersten  Silbe  akzentuierten 
Namen  noch  eine  weitere  Senkung  (s.  über  doppelte  Senkung  in  den  Abschnitten  10. 11) : 

ich  lobe  Apöllen,  der  heiden  got  2949 
Apöllen  ich  üf  der  siole  sach  4525. 

§93.  Im  Innern,  zwei  Hebungen  tragend.  Als  normale  Betonung  ist 
dies  zu  betrachten,  wenn  der  Hauptakzent  auf  der  Anfangssilbe  liegt:  auf  die 
letzte  fällt  dann  (falls  sie  nicht  auf  -e  ausgeht)  ein  Nebenakzent: 


an  Akerf  n  von  Marroch  5021 
Cherabf  n  und  Michael  4735 
Ercules  und  Tervigant  2370 
Helenäm  von  Kriechen  tet  4601 
opfert  Jö'sue*   den  goten  6043 
der  den  l'srahe  ls  gezoc  3220 
Jupiter  und  Mahmet  2371 
Läzarüm  hiez  ouf  st£n  2221 
und  Lfberü  n  von  Äzor  5445 


mit  Lücifer  gevallen  3423 
'Jesus  von  Näzare  t'  ich  schrei  1877 
si  seite  dem  Pälastf  n  für  war  4701 
als  Römanf ,  der  gröze  walt  5441 
uns  hat  der  Sälneckaer  enboten  458 ') 
der  Sälneckae*  r  wart  sigelös  5405  *) 
und  manec  Sarrazin  da  bf  5960 
von  Wfllehälm  von  Naribön  37. 


Sonst  auf  die  mittlere: 

des  alten  Mezzseres  barn  5625. 


§  94.  Dagegen  sind  jedesmal  besondere  Umstände  massgebend,  wenn  ein 
auf  der  mittleren  Silbe  den  Hauptakzent  tragender  Name  noch  einen  zweiten 
Akzent  erhält,  also  beschwert  gebraucht  wird8): 


mit  sfnen  trügelisten 
hat  er  Apöllen  vertriben, 
und  ist  an  sfner  etat  beliben 
ein  abgot,  ein  hellewiht  3535 s) 

ich  wolte  mich  niht  änen 

Apöllen,  der  sunne  got, 

daz  ich  keeme  von  sSme  gebot  5257  4) 


daz  krtclfch  herzeichen 
was  ze  beder  sft  alsus: 
Apöllö'   und  JSsus %  1230  8) 

ez  was  der  heiden  krfe 
von  Apöllen  gelegen  5549 6) 


1)  vielleicht  ist  hier  der  Akzent  auch  versetzt. 

2)  inwiefern  hier  durch  versetzte  Betonung  der  Akzent  von  der  Mittelsilbe  auf  die  erste  zu 
rücken  ist,  lasse  ich  wiederum  (aus  demselben  Grunde  wie  oben  §  88)  offen. 

3)  Kontrast! 

4)  vorher:  'wenn  auch  alle  Wässer  aufwärts  flössen,  und  Sonne  und  Mond  sich  vereinten,  ich 
uolte  mich1  usw.  Also  sehr  pathetisch,  zudem  Pause  nach  Apöllen,  und  überdies  Schluss  der  Rede 
nach  gebot,  mit  Initiale  im  folgenden  Vers. 

5)  Apollo  (Apöllen)  jedesmal  in  Gänsefüsschen  zu  sprechen. 


72 


CARL    KRAUS, 


Apöllö' ,  des  wart  üf  mich  3255 ') 

Marcellüs  ein  babes  hiez. 

in  den  selben  jaren 

zwen  rtche  künege  wären  408 s). 

Nachdrucksvolle  Betonung  bringt  den  Nebenakzent  von  der  dritten  auf  die 

zweite  Silbe: 

Lü'rifers  kipper  4186«). 

§  95.  Im  Reim,  6  ine  Hebung  tragend.  Namen,  deren  Hauptakzent  auf 
der  Mittelsilbe  ruht  und  die  in  der  Endsilbe  ein  -6  haben,  bilden  normalerweise 
klingende  Ausgänge  mit  der  ersten  Silbe  des  Namens  in  letzter  Senkung: 


dar  zuo  gebar  si  Adamen  2594 
däz  er  Apollen  1736 
bt  ir  got  Apollen  1899 
Erculem  und  Apollen  1959 
ir  lobtet,  daz  ir  Apollen  2935 
dar  umb  sol  man  Apollen  2986 
dar  umb  man  mich  Apollen  3458 
dar  umb  daz  ich  Apollen  3822 
mordec  als  Herödes  4197 
und  diu  maget  Marie  998 


und  seht,  wa  Marie  5226 
alle  die  Marien    1648 
under  ir  danc,  Marien  3352 
e*r  ist  ze  Millene  663 
als  du  ze  Millene  4744 
umb  Georfn  von  Millene  5444 
välscher  Pilätes  4192 
oder  ich  vor  Sibille  734 
daz  schein  vor  Sibille  5020. 


§96.  Im  Reim,  zwei  Hebungen  tragend.  Ist  die  Endsilbe  von  Namen 
mit  dem  Hauptton  in  der  Mitte  dagegen  von  einem  Vollvokal  gebildet,  so  ent- 
steht —  ebenfalls  normaler  Weise,  s.  §§  78.  89,  —  stumpfer  Reim,  und  der  Name 
erhält  eine  zweite  Hebung  auf  der  nebentonigen  Endsilbe: 

so  waltet  Satürnö'  4492. 

» 

Gleichfalls  normal  ist  die  Zweihebigkeit  bei  Namen  mit  dem  Hauptakzent 
auf  der  Anfangssilbe:  wofern  die  letzte  kein  -e  ist,  tritt  sie  in  den  stumpfen 
Reim: 


daz  des  grales  herre  Anfortäs  2698 

ze  glicher  wis  als  Balthazar  5262 

herzöge  üz  Beierlant  4 

nü  kom  der  engel  Cherubin  1988 

von  dem  köre  Cherubin  3420 

die  da  lobet  Cherubin  3982 

und  dem  köre  Cherubin  5222 

er  sprach  zem  künege  Dacian  497 


dö  sprach  der  künec  (keiser)  Daciän  509. 1699. 

2239.   2281.    3208.    3309.  3573.  3599.  3847. 

3993.  4997.    5067.    5109.  5249.  5651.  5721. 

5899.   6004.    6051 
ez  hat  der  künec  Dacian  1112 
durch  den  künec  Dacian  1268 
von  dem  künec  Dacian  1443 
hie  wänt  Georf'  und  Daciän  1719 


1)  20  Zeilen  vorher  Apollo,  "hast  du  mich  vernomen?  Nun  mit  erhöhtem,  drohendem  Nach- 
druck: Apollo  ! 

2)  Marcellüs  gibt  die  Zeitbestimmung,  daher  muss  es  pointiert  gesprochen  werden.  Zudem 
lenkt  damit  die  Erzälung  nach  einer  Abschweifung  wieder  ein;  unmittelbar  vorher  heisst  es:  Nü 
läze  wir  die  rede  hie.    wir  suln  hin  wider  an  die,  als  ich  sie  da  vor  lieg. 

3)  Schimpf  rede! 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


78 


swaz  mich  der  künec  Daciän  2062 

wsert  ir  dem  künege  Daciän  3709 

herre  künec  (keiser)  Daciän  4101.  5239.  5913 

and  rihte  mir  über  Daciän  6105 

und  verjbrante  den  künec  Daciän  6111 

gieng  im  diu  kamer  gein  Endiän  5797 

starker  got  Erculem  1965 

heim  Wolfram  von  Eschenbach  41 

and  her  Wolfram  von  Eschenbach  695 

nü  stt  gewis,  daz  Feireffz  1676 

her  Heinrich  von  Veldekin  694 

and  Jabins  volc  von  Gabaön  5952 

ein  nünne  von  Gfselvelt  5329 

and  Cunstenobel  in  Greciä  206 

and  füere  uns  in  Gr6ciä  539 

dem  lande  ze  GrScia  573 

also  gröz  in  Gr^cia  632 

du  solt  mit  uns  in  Greciä  1978 

in  dem  riche  ze  Gr£ciä  5742 

als  von  der  künegin  Helena  4326 

da  gelac  der  künec  von  Jericho  5957 

and  oach  der  künec  von  Jerimöt  5948 

der  jaden  künec  Josuö  5924 

dö  reit  der  künec  Josae*  6038 

als  taten  si  oach  Josue*  6057 

daz  er  |  einen  got  üz  Israhel  3042 

gewtssagt  kint  üz  Israhel  4261 

vor  dem  kint  üz  Israhel  4383 

wser  muoterbalp  üz  Israhel  4473 

einen  got  er  minte  üz  Israhel  6059 

der  markis  unde  Liberün  5455 

tosent  berge  als  Lybanus  3489 

and  oach  der  künec  von  Macida  5980 

daz  der  künec  Menala  1328 

Cherubin  und  Michael  4735 

der  engel  fürste  Michael  4775.  6117 

in  hat  der  künec  von  Munilet  224 

daz  wir  beide  vor  Munilet  738 

in  siner  stat  ze  Munilet  2816 

gein  dem  künege  ze  Munilet  5033 

von  Wilhelm  von  Naribön  37 

der  heizt  Jesus  von  Nazarßt  485 

(durch)  J£sum  von  NazarSt  1745.  3583. 4465.  5558 

daz  süeze  lamp  von  NazarSt  2830.  2877 

denn  J^sus  von  Nazaröt  3567 

der  werde  künec  von  Odollam  5972 

wser  ez  als  mont  Oliv&t  819 

ein  margräf  was  von  Palastin  105 

die  fürsten  klär  üz  Palastin  158 

wider  heim  ze  Palastin  181 

im  ist  ze  klein  Palastin  203 

Akhdlgn.  d.  K.  Ge.«.  d.  WiM.  tu  Göttingen.    PhiL-fakt.  Kl.  N. 


also  gröz  als  Palastin  232 

der  fürsten  klär  üz  Palastin  294 

wol  üf,  her  gräf  üz  Palastin  303 

der  margräf  Georl  üz  Palastfn  385 

(von)  Georin  dem  (von)  Palastin  445.  5723.  6083 

ein  margräf  üz  Palastin  461 

an  den  margräf  von  Palastin  623 

hab  dir  mfn  lant  ze  Palastfn  1170 

empfiengen  da  die  Palastfn  1538 

die  em|pfiengen  ouch  den  Palastfn  1568 

der  markis  Georf  von  Palastfn  1701 

o  wol  mich,  h£r  von  Palastin  1710 

ez  gewan  nie  kein  Palastfn  1716 

(dö)  sprach  der  fürst  (gräf)  von  (üz)  Palastfn 

2141.  2218.  3519.  5911.  6101 
dö  sprach  der  werde  (süezc)  Palastin  2302.  5208 
Geori,  her  von  Palastfn  2333 
daz  ir  den  werden  Palastin  2373 
da  wolt  der  fürst  üz  Palastfn  2419 
trinket,  her  von  Palastin  2498 
werder  Geori  von  Palastfn  3005.  4739 
ich  meine  dort  den  Palastfn  3049 
dfn  herre,  der  gräf  üz  Palastfn  3130 
der  margräf  von  Palastfn  3165 
liebe  friunt  üz  Palastfn  3756 
dar  zuo  sprach  der  Palastfn  4309 
si  sprach:  fröu  dich,  her  Palastfn  4668 
muoter  des  von  Palastfn  4786 
von  ir  lant  ze  Palastfn  4833 
ob  ir  weit  ze  Palastfn  4893 
ich  muoz  et  aver  in  Palastfn  4900 
6  mfn  buolen  üz  Palastfn  4914 
von  mir  aber  der  Palastfn  5299 
die  künege  nämen  den  Palastfn  5338 
ir  Jü'däs,  ir  Pharao  4205 
ez  spricht  der  wfse  Salomön  1080 
stn  enkalt  manc  Sarrazin  378 
in  Kriechen  twanc  die  Sarrazin  386 
des  wart  sit  manc  Sarrazin  446 
und  so  mangen  Sarrazin  462 
und  frieschen  daz  die  Sarrazin  1426 
mit  im  manc  rfcher  Sarrazfn  1567 
enkalt  sin  ie  kein  Sarrazin  3671 
der  junge  künec  von  Semerön  5990 
die  zw£ne  fuoren  in  (gein)  Spanilant  365.  379 
nü  var  wir  zuo  dem  Spaniol  217 
so  vart  ir  gein  dem  Spaniol  329 
do  ge|lac  der  künec  von  Tafuä  5098 
daz  ist  bf  namen  Tervigant  2185 
Ercules  und  Tervigant  2370. 


F.    Band  6,i. 


10 


74  CARL   KRAUS, 

Gleichfalls  normaler  Weise  fällt  der  Nebenakzent  auf  die  Mittelsilbe,  falls  die 

letzte  von  einem  -e  gebildet  wird: 

der  valschen  Kriechinne  4327 
6  Dacian  sinen  Mahmeten  1724. 
von  dem  stolzen  Tschofride  1389. 

Versetzte  Betonung  zeigt  der  folgende  Name: 

unser  göt  hiez  A'pollö'  51921). 

Der  Nachdruck  des  Kontrastes  schafft  eine  weitere  Hebung  auf  der  ersten  Silbe: 

der  E'ven  und  Ä'dämen  3096»). 

III.    Viersilbler. 

§.97.     Im   Innern.     Hier    erhalten    solche   Namen  normaler  Weise   zwei 

Hebungen  u.  z.  entweder  auf  der  1.  und  3.  Silbe  oder  auf  der  2.  und-  4.,  je  nach 

den  Erfordernissen  ihrer  natürlichen  Betonung: 

und  gip  in  Abraham  es  segen  6134  mit  den  Sarrazfnen  streit  5925 

von  Antioche  der  öheim  mfn  5003  des  werden  Spanioles  solt  614 
daz  des  Basiliscus  smac  4975 

Diometer,  wärer  helt  1099  und  Al|ti8simum,  den  lewen  starc  1285 

Diometer  sprach  ze  hant  1289  Altissimus,  keiser  her  3675 

Diometer  sprach  dö  sän   1421  Altissimus,  der  krippeknabe  4081 

du  touwec  Gedeönis  vel  2733  Gamaleön  des  luftes  lebet  3907 

Pharaönis  bruoder  6075  von  Jerusalem  der  künec  h£r  5945 

und  het  ich  Salomönes  sin  4769  Theodore^  nü  ge  wir  dar  296. 
heim  Salomönis  tröne  2732 

Im  Auftakt: 

Dio|meter,  lieber  bruoder  min  1169. 

§98.    Im  Reim,  zwei  Hebungen  tragend.    Hier  zeigen  sich  normaler  Weise 
dieselben  Betonungsweisen.     Somit  werden  Namen,  deren  natürliche  Akzente  auf 

der  1.  und  3.  Silbe  liegen,  je  nach   ihrer   lautlichen   Beschaffenheit   klingenden 
oder  stumpfen  Reim  bilden: 

den  muten  Alexander  2363  ez  het  der  Salnecksere  5380 

für  war  von  Antioche  149  wie  (daz)  der  Salnecksere  5344.  5518 

die  süezen  Margareten  4692  der  süeze  Salnecksere  5409 

der  var  gein  Occidente  491  von  dem  Salnecksere  5562 8) 

unz  hin  an  Occidente  4324  und  die  Sarrazlne  1200 

und  ich  gein  Oriente  492  mit  den  Sarrazfnen  146 

her  von  Oriente  4323 

mit  fiure  Salamander  3904  des  antwurt  im  da  Diometer  729 

daz  der  Salnecksere  422  gein  dirre  rede  Diometer  1025 

mir  en|böt  der  Salnecksere  479  lieber  bruoder  Diometer  11614). 

er  sprach:  der  Salnecksere  1318 

1)  sehr  nachdrückliche  Antwort  auf   die  Frage   nach  dem  Namen  ihres  Gottes.    Oder  unser 
als  Auftakt? 

2)  :  nämen. 

3)  vielleicht  alle  mit  versetzter  Betonung  für  normales  Salncckcere. 

4)  ausnahmsweise  ist  die  1.  und  4.  Silbe  betont  in  dem  Vers:  da  gelac  der  künec  von  Jacha- 
naem  {'.wem)  5995. 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBEB   REINBOTS  GEORG.  75 

Bei  Betonung  der  2.  und  4.  Silbe  ist  natürlich  nur  stumpfer  Reim  möglich: 
tet  der  stark  Altissimus  91  min  gesell  Maximian  490 

des  hilfet  im  Altissimus  402  kum  und  |  sin  gesell  Maximian  4869 

stärker  Altissimus  1380  uns  bringet  dar  Superbiä  3350 

höher  künec  Altissimus  1872.  2550.  3818  diz  füeget  uns  Superbiä  3358 

ez  schrei  vil  lüte  Altissimus  3333  der  erste  hiez  Theodorus  119 

er  heizt  von  himel  Altissimus  3989  eins  tages  sprach  Theodorus  185 

und  sin  erschrac  Gamaleön  1254  einer  heizt  Theodorus  639 

der  ander  Maximian  413  einer  heizt  Zodiacus  3466. 

Ausnahmsweise  versetzte  Betonung: 

in  dem  buoch  Jerlmfäs  4381. 

§99.  Im  Reim,  drei  Hebungen  tragend.  Nichts  Abnormales,  sondern  nach 
§§  78.  89.  96  zu  erklären  ist  es,  wenn  ein  Name  wie  Busiliscus  im  Reim  steht, 
somit  drei  Hebungen  auf  sich  vereint: 

und  ze  dem  Basiliscus  4201. 

Dagegen  bedarf  es  individueller  Verhältnisse,  damit  eine  andere  als  die 
unmittelbar  vor  dem  Reim  stehende  Silbe  die  auszeichnende  Hebung  erhält: 

geheizen  E'mänuG'l  6060 *) 

dö  sich  daz  bilde  zer  erde  lie, 

sä  ez  von  ein  ander  gie, 

und  begunde  er  dar  üz  gän: 

ze  sant  S^bastiä'n 

wil  ich  in  genözen, 

also  was  er  bestözen 

mit  stralen  und  mit  pfilen  5674 s) 

Dio|meter,  lieber  bruoder  min, 

hab  dir  min  lant  ze  Palastin 

gewaltecliche  her  und  da; 

so  hab  im  Capadocia 

min  bruoder  Theodorus 

und  heize  nach  mir  tribünus  1173  8). 

IV.   Fünfsilbler. 

§  100.    Im  Innern: 
Ana|8ta8iu8,  ist  dir  bekant  5712  und  A'nastäsiüs  dar  zuo  5905. 

§  101.    Im  Reim.  Das  Normale  sind  drei  Hebungen;  sie  liegen  auf  der  1.  3. 

5.  Silbe,  falls  der  natürliche  Hauptakzent  der  3.  zukommt: 

ein  herre  hiez  Anastasius  5688  so  hab  im  Capadocia  1172 

diz  ge|schach  vor  Capadocia  1257  braht  für  Capadocia  1321 

hin  gegen  Capadocia  328  tribün  von  Capadocia  1977.  3247 

daz  lant  ze  Capadocia  376  der  mitter  Deometrius  120 

er  nimt  mir  Capadocia  515  ey,  bruoder  Deometrius  186 

Millene  und  Capadocia  644  der  ander  Deometrius  640. 


1)  in  Gänsefüsschen  zu  sprechen,  s.  o.  §  94  Anm.  und  Exkurs  II.     Oder  gehHzbn. 

2)  man  achte  auf  die  feierliche  Voranstellung  des  Namens. 

3)  oder  besser  bruodkr. 

10* 


76  CARL   KRAUS, 

Liegt  der  natürliche  Hauptakzent  auf  der  vorletzten  Silbe  des  Namens,  so 
fallen  die  Hebungen  auf  die  2.  4.  5.  Silbe: 

da  Alexandrl'na'  2860  dannen  Alexandrf'na'  516.  1322 

ey,  Alexandrt'na'  4318.  4462.  4862  diu  künegin  Alexandrt'na'  3830. 

und  sagt  Alexandrt'na'  5220 

Nur  zwei  Hebungen  erhält  Anastasius: 

daz  tuon  ich,  sprach  Anastasius  5715. 

S.  darüber  unten,  §  219. 

§  102.    Als  abnormal  ist  es  zu  betrachten,  wenn  der  Name  alle  vier  Hebungen 

des  Verses  erhält.    Das  findet  auch  nur  statt,  wo  höchstes  Pathos  ihm  gesteigerten 

Nachdruck  verleiht: 

'Nu  sult  ir  leisten  mfn  gebot' 

sprach  der  künec  Dacian 

'ir  sult  alle  her  gan 

and  lobt :  swaz  ir  von  im  geseht, 

daz  ir  im  iht  nach  jeht. 

lät  in  iuch  niht  verkÄren 

bt  küneclichen  eren\ 

diz  lobten  si  dem  keiser  da.  — 

A'llxandri'na' 
diu  stuont  üf  unde  sprach :  3580 !) 

D6  kom  diu  gotes  stimme  sa: 

'A'lexandrt'na" 
sprach  si,  'nü  gehabe  dich  woF  4640'). 

V.  Sechssilbler. 

§  103.  Die  vorkommenden  Fälle  zeigen  die  normale  Betonungsweise:  der 
Hauptakzent  liegt  (wol  auch  im  letzten  Beispiel)  auf  der  vorletzten  Silbe:  so 
stehen  die  1.  3.  5.  und  6.  Silbe  in  Hebung: 

(unz)  Diocleaa'nüs  412.  454.  4868 
Näbuchödonö'sör  3858  8). 

VI.  Reste. 

§  104.  Verkürzungen  von  Namen.  Sie  ist  in  mehreren  Fällen  anzu- 
nehmen, wo  die  Hss.  z.  T.  die  vollere  Form  überliefern.  So  Capadoct  für  Capa- 
dociä : 


1)  und  nun  bekennt  sie  sich  ganz  unerwartet  zum  christlichen  Glauben.   Es  ist  also  die  Peri- 
petie, die  so  nachdrucksvoll  eingeleitet  wird. 

2)  es  folgt  die  Verheissung,   dass   sie   der  ewigen  Freuden  teühaftig  werden  soll.    Und  wie 
schön  sich  die  nachdrucksvoll-feierliche  Nennung  des  Namens  nun  vom  folgenden  inquit  abhebt ! 

3)  der  Vollständigkeit  halber   seien   diesem  Abschnitt   noch   angefügt  die  beiden   einsilbigen 
Namen,   die  im  Gedicht  vorkommen:   besetzen  in  der  stat  zt  Grüns  225 ;  oder  |  daz  wir  beidesampt 


vor  Oruns  742. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  77 

in  Capadöci  Georis  fuor  371 ') 
ze  Gapadöcf  in  daz  lant  505*). 

Cunstenobel  für  Kotistantinopel : 

und  Cunstenobel  in  Gr6ciä  205  •). 

Bisweilen  werden  Namen  um  eine  Silbe  gekürzt,  indem  i  als  i  behandelt 
wird: 

der  Danjelen  spfste  1911  und  kom  durch  Ezecbjelis  tor  4090 

der  unverhoun  Danjelis  stein  2730  .      * 

des  herrn  Gabrjelis  botschaft  988  J  flVmT  f 6chj61  f * 

des  herrn  |  Ezecbjelis  porte  945  '  Und  Joham,es'  der  Ä  YOn  ^  sPrach  l747*> 

du  Ezechjeüs  porte  2757  von  dem  Spanjol  al  ze  hant  527. 

Doch  lässt  sich  aas  dem  kärglichen  von  Reinbot  gebotenem  Material  keine 
Sicherheit  gewinnen :  so  halte  ich  selbst  obige  Ansätze  fast  ausnahmslos  für 
kontrovers. 


6.  Abschnitt. 

Die  Komposita« 

I.    Zweisilbler. 

§  105.  Im  Reim.  In  dieser  Stellung  erhalten  sie  ganz  unabhängig  von 
jedem  Nachdruck  auf  alle  Fälle  zwei  Hebungen,  deren  zweite  die  Reimsilbe 
trifft.  Bei  den  strengen  Anforderungen,  die  gerade  diese  Stelle  des  stumpfen 
Verses  stellt  (s.  §  40  und  Exkurs  I)  ist  es  begreiflich,  dass  Versetzungen  des 
Akzents,  die  sonst  bei  Kompositis  so  häufig  sind  (s.  die  Fortsetzung  dieses  § 
sowie  §§107.  142),  gerade  bei  unserer  Art  von  Kompositis  am  Versschluss 
niemals  begegnen:  denn  das  erste  Glied  hat  in  Wörtern  wie  wärheit  einen 
stärkeren  Akzent  als  das  zweite,  und  eine  Umkehrung  dieses  Verhältnisses  würde 
im  stumpfen  Reim  allzu  störend  empfunden  werden.  So  wird  sie  geduldet  nur 
da,  wo  die  beiden  Teile  auf  6iner  Stärkestufe  stehen,  d.  h.  bei  Kompositis  mit 
«n-  wie  unwert.  Es  heisst  demnach  normaler  Weise  (nach  den  Reimen  geordnet 
und  mit  Berücksichtigung  der  Dreisilbler,  deren  letzte  zwei  Silben  einen  stumpfen 
Reim  bilden): 


1)  Capadöci  W,  capadocy  w,  capodoy  Z,  Capodocia  B. 

2)  Capadöci  Ww,  capodoy  Z,  Capodocia  6. 

3)  constantinopel  W,  Constantinopel  BZ,  cunstenapel  w. 

4)  die  abnormale  Betonung  wegen  des  Kontrastes.    Überdies :  auf  Zeugen  beruft  man  sich 
nachdruck8voll ! 


78 


CARL   KRAUS, 


aller  tugent  orthabe  4629.  6090 
des  si  gört  der  orthabe  5060 
da  Ht  des  zoubers  orthabe  5692 
des  hern  Gabrjelis  botschaft  983 
und  von  dir  sin  botschaft  1036 
aller  iuwer  botschaft  3173 
und  von  solher  herschaft  2206 
dar  zuo  sine  herschaft  2300 
miner  gote  herschaft  2405 
sus  heten  si  da  Wirtschaft  2113 
daz  man  da  heizet  Wirtschaft  3087 
bereite  ich  iu  die  Wirtschaft  4299 
den  die  geirrten  wfssagen  3997 
daz  stn  kein  arman  1475 
der  ist  siner  fröuden  salman  403 
wider  ze  dem  lichnamen  4737 
und  aller  fröuden  anvanc  2769 
was  des  buoches  urhap  39 
und  8chouwen  die  harmschar  1120 
hie  wart  geschrit  diu  hervart  519 

mit  einer  starken  hornsege  4723 

daz  si  het  die  durchker  5396 

mit  sfner  gäbe  volleist  1046 
und  wart  ir  bete  volleist  4856 
bis  mtner  bete  volleist  6094 
und  ruoten  nach  ir  arbeit  184 
dem  wirt  wart  siner  arbeit  671 
durch  si  not  und  arbeit  2271 
der  vil  grözen  arbeit  4659 
mit  so  starker  klärheit  2751 
mit  manger  hande  richeit  336 
mit  so  grözer  richeit  862.  1474 
ez  ist  ere  und  richeit  3019 
diu  pflägen  solcher  richeit  4752 
ob  ir  |  muot  und  diu  richeit  4987 
mit  vil  grözer  richeit  5320 
manec  gröze  richeit  5759 


dar  umbe  ob  ez  die  wärheit  47 
daz  wsero  gelich  der  wärheit  4033 
mit  der  ganzen  wärheit  4166 
der  giht  mir  der  wärheit  4941 
daz  sage  ich  iu  von  wärheit  5748 
des  sterke  und  des  wisheit  2159 

din  vil  süezer  anblic  2355 

als  man  ze  disem  nitspil  1206 

der  ungetriuwen  schermschilt  4195 

daz  ist  |  aller  saelden  ursprinc  2882 

aller  tugende  ursprinc  3595 

ob  durch  iuch  alliu  ursprinc  5252 

so  ist  er  der  wäre  ursprinc  5592 

min  leit  ist  so  schämlich  2124 

da  er  für  sich  hielt  ein  schamris  1288 

als  bluote  üf  erde  daz  wunschrfs  4079 

daz  be|tiutct:  höhiu  brutliet  1009 

ir  sit  ez  Übte  ein  abtroc  3214 
h£r,  ich  bin  niht  ein  abtroc  3219 
er  heize  künec,  bischof  3348 
opfert  keinem  abgot  2824 
der  verfluochten  abgot  2827 
diu  8ül  und  daz  abgot  3287 
daz  ich,  herre,  den  abgoten  2434 
und  opfern  wil  den  abgoten  8058 

viures  üf  dem  anböz  1237 

ez  wart  nie  smides  anböz  2346 

hie  nam  der  helt  urloup  1477 
der  fröuden  künec  nam  urloup  1798 
und  gap  in  sä  urloup  1983 
frou,  nü  gebt  mir  urloup  2688 

der  boum  was  min  virstsül  2083 
rehte  alsam  ein  wintsprut  3719. 


Komposita  mit  un-: 


des  manic  wip  wart  ünfrö'  5991, 


aber: 

des  manic  heiden  wärt  unfrö'  1220 
mich  dünket,  frou,  ir  si't  unfrö'  2094 
und  wirt  truric  und  unfrö'  4491 


des  muoz  ich  immer  sfn  unwert  1770 
des  sich  manic  wi'p  unfrö'ut  5554. 


§  106.    Im  Innern.    Vor  allem  muss  hier  eine  allgemeine  Bemerkung  vor« 
ausgeschickt  werden.    Ein  Wort  wie  margr&f  kann  theoretisch  betrachtet  auf 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER   REINBOTS   GEORG.  79 

dreierlei  Weise  im  Verse  betont  werden:  margräf  margrdf  (mit  versetzter  Be- 
tonung) und  margräf.  Die  erste  und  zweite  Art  der  Betonung  sind  für  den,  der 
nur  den  Zusammenhang  zwischen  Betonungs-  und  Sinnesmomenten  ins  Auge 
fasst,  wie  wir  hier  tun,  vollkommen  identisch  (vgl.  oben  §  40  Anm.) :  denn  die 
versetzte  Betonung  margrdf  geht  zurück  auf  die  zweihebige  märgraf  und  die 
Betonung  der  ersten  Silbe  kommt  bei  guter  Deklamation  deutlich  zum  Be- 
wusstsein,  trotzdem  das  mar-  in  der  Senkung  steht.  Diese  beiden  Betonungs- 
weisen können  also  als  ganz  gleichwertig  betrachtet  werden.  Dagegen  ist  die 
dritte  {märgraf)  von  ihnen  prinzipiell  geschieden:  hier  steht  der  eine  der  beiden 
Teile,  -gräf,  tatsächlich  in  Senkung  und  kommt  auch  beim  Vortrag  nicht  als 
Hebung  zum  Bewusstsein.  Ich  behandle  also  im  folgenden  die  beiden  ersten 
Arten  (wo  die  Endsilbe  auf  jeden  Fall  betont  ist)  als  gleichwertig,  die  letztere 
(mit  unbetonter  Endsilbe)  als  von  ihnen  geschieden.  Ferner  drängt  sich  die 
Wahrnehmung  auf,  dass  bei  gewissen  Kompositis  die  Betontheit  der  Endsilbe 
das  Normale,  ihre  Unbetontheit  die  Ausnahme  ist,  bei  andern  dagegen  umgekehrt. 
Es  hängt  das  natürlich  mit  dem  Sinn  zusammen:  in  einem  Kompositum  wie 
margräf  wird  der  zweite  Teil  für  den  Dichter  einen  ganz  andern  Sinneswert 
besitzen,  als  etwa  in  wärheit  oder  in  herscliaft :  dort  wird  -gräf  noch  als  selb- 
ständiges Wort  empfunden,  hier  dagegen  -heit  und  -schaß  nicht  mehr.  Natürlich 
wird  bei  Wörtern,  die  selten  vorkommen,  die  Zuweisung  zur  einen  oder  andern 
Gruppe  unsicher  bleiben  müssen,  soweit  nicht  die  Analogie  dafür  Anhaltspunkte 
liefert. 

§  107.  Zweisilbler,  deren  Endsilbe  normaler  Weise  mitbetont  ist.  Hierher 
gehört  vor  allem  margräf  (lantgräf  pfatzgräf).  Die  Beispiele  mit  betonter  End- 
silbe sind1): 

ein  margräf  uz  Palastin  461  der  märgraf  mit  flize  bat  3110 

der  margr&f  mit  jämer  sprach  859  der  märgraf  von  Palastin  3165 

dö  sprach  der  margräf  zehant    1593.   3189.         der  märgraf  viel  an  diu  knie  3645 

3851.  4037.  4879.  5711.  6069  der  märgra'f  spranc  ab  dem  rade  4121 

der  märgraf  beleip  die  naht  1629  edel  märgr&f,  nü  sich  5112 

her  märgra*  f,  nü  sft  gemant  2930  pfälzgrä*  f  von  Rtne  genant  3. 

Nur  6ine  Hebung,  auf  der  ersten  Silbe,  hat  dagegen  das  Wort,  wo  es  blosser 
Titel  vor  dem  Namen  ist2): 

der  junge  margräf  Oeori  659 

der  margräf  Geort,  daz  bin  ich  1703 

von  Düringen  lantgräf  Herman  34. 

Endlich,  zu  Beginn  der  Erzälung,  wo  der  Dichter  in  leichterm  Ton  anhebt 
nnd  nicht  auf  der  Würde,  sondern  auf  der  Ortsbestimmung  der  Nachdruck  liegt: 

1)  wie  es  sich  bez.  der  ersten  Silbe  verhält,  darüber  sollen  die  oben  gesetzten  Akzente  nichts 
entscheiden :    will  jemand  lesen  Sin  margrä'f  uz  P.  usw.,   so  wüsste  ich  nichts  dagegen  anzuführen. 

2)  dass  darin  der  Grund  für  die  Einhebigkeit  liegt,  nicht  etwa  darin,  dass  der  folgende  Name 
mit  Hebung  beginnt,  lehrt  die  Beobachtung,  dass  niemals  der  märgrä  ve  Oeori  vorkommt,  obwoi 
Beinbot  sonst  die  dreisilbige  Form  margräve  oft  gebraucht,  s.  §  110. 


80 


CARL   KRAUS 


1 


Ein  margräf  was  von  Palastin, 

daz  niht  werden  mohte  gesin, 

getriu  und  gewsere: 

Georjus  der  Mezzsere 

was  der  fürste  dort  genant  105 '). 

Eine  ganz  ähnliche  Beobachtung  ergibt  sich  bez.  der  metrischen  Verwendung 
des  Wortes  abgot.  Wo  es  lediglich  zur  Bezeichnung  Apollos  dient  (so  dass  da- 
für ebensogut  dieser  Name  oder  ein  er,  ez  gesetzt  werden  könnte),  da  steht  nur 
die  erste  Silbe  in  Hebung: 

daz  äbgot  begund  sich  smücken  3266 
daz  äbgot  also  lutte  3269 
daz  äbgot  sprach:  wie  verre  3282 
and  treip  daz  äbgot  üf  den  sal  3291 
hie  be|gunde  daz  äbgot  ruofen  3329. 

Sowie  aber  der  Begriff  des  falschen  Gottes  als  charakteristisch  hervortritt, 
erhält  das  Wort  zwei  Hebungen: 

der  äbgöt  wil  ich  mich  schämen  2836.  5638 

er  hat  Apollen  vertriben, 
und  ist  an  sfner  stat  beliben 
ein  äbgöt,  ein  hellewiht  3557 

dar  umb  daz  ich  Apollen, 

dem  äbgöt,  hän  an  gesigt  3823  *). 


Endlich  einmal,  nach  einem  Excurs  in  dem  ersten  Vers,  der  die  Erzälung 
wieder  fortführt,  und  mit  Initialen  in  den  Hss.: 

Daz  äbgöt  sprach  ze  hant  3279. 

Sonst  lässt  sich  das  Prinzip  erkennen :  ist  der  zweite  Kompositionsteil  auch 
als  selbständiges  Wort  noch  lebendig,  und  bezeichnet  das  Ganze  nicht  einen 
Stand  oder  Titel,  so  erhält  das  Wort  normaler  Weise  zwei  Hebungen: 


der  äntvänc  het  grözen  schal  1569 8) 

daz  ärtrf  ch  erfiuhtet  3876 

daz  e*rtrf  ch  dar  an  klebet  3924 

min  hg'rstüol  behalten  3437 

daz  läntvölc  wart  allez  toup  1478 


diu  manscht  wart  also  gröz  4125 
ez  het  ein  mü'lrät  getriben  4127 
und  daz  |  ö'lzwf  die  touben  2886 
ez  wart  nie  stürmschär  so  gröz  3666. 


1)  nunmehr  ist  klar,  was  den  Dichter  bestimmt,  zwischen  margräf  und  markte  zu  wechseln. 
Ersteres  hat  normaler  Weise  zwei  Hebungen,  letzteres  nur  eine.  Wo  also  das  Bedürfnis  des  Verses 
z  w  e  i  Hebungen  fordert,  dort  setzt  Reinbot  mdrgraf,  an  den  anderen  Stellen  markte.  Ist  der  Begriff 
abnormal  stark  betont,  so  greift  er  zu  der  abnormalen  Akzentuierung  markt  8,  ist  er  als  blosser 
Titel  abnormal  schwach  betont,  zu  dem  ebenso  abnormalen  margräf»  —  Demnach  hat  die  durch  Z 
repräsentirte  Gruppe  das  Echte  gegen  die  Gruppe  WwB  in  dem  Vers:  do  der  margräf  gelae  (5095, 
WwB  markis). 

2)  einzige  Ausnahme:  gopfert  keinem  äbgot  noch  2813,  wo  aber  der  Begriff  nichts  neues  ist, 

3)  nhd.  'Empfang'! 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   OEORG. 


81 


§  108.  Zweisilbler,  deren  Endsilbe  normalerweise  unbetont  ist.  Ist  das 
Kompositum  verdunkelt  oder  durch  häufigen  Gebrauch  als  Titel-  oder  Standes- 
bezeichnung zur  Geltung  eines  Simplex  gekommen,  so  steht  normalerweise  nur 
die  erste  Silbe  in  Hebung;  so  bei  den  folgenden  Standesbezeichnungen: 


er  st  dien8tman  oder  frt  1116 
der  houptman  mir  al  da  entran  1405 
ein  juncfrou  mit  der  videl  sanc  2486 !) 
da  im  ein  juncfrou  wazzer  bot  2913  l) 
marschalc,  nu  tuo  daz  bekant  1595 


welch  marschalc  herbergte  dich  hie  1999 
iuwer  marschalc   möht   sich   immer  schämen 

2232 
den  marschalc  hiez  er  bringen  sä  2918 
sin  marschalc  wäpent  sich  ie  sa  3637*). 


Wegen  der  ständigen  Verbindung  verliert  so  auch  urloup  (nemen)  und  weizgot 
seinen  zweiten  Akzent: 

si  nämen  urloup  tüsent  stunt  1486  wan  ez  wirt,  weizgot,  herte  166 

der  künec  (er)  nam  urloup  und  fuor  (gie)  dan  daz  tuot  mir,  weizgot,  niht  ze  wol  238 

1587.  2523.  5301  nein  er,  weizgot,  noch  entet  1391.  5907. 
an  urloup  hin  gestrichen  1628 

Wegen  Unverständlichkeit  des  zweiten  Kompositionsteils: 


da  von  bistü  ein  ägez  gotes  3533 
die  körten  im  daz  antlitz  nider  1781 
was  des  volleist  unde  bot  3185 
diu  herberg  mtnem  höhen  namen  2231 
mit  höchvart  wider  muoten  8199 l) 


daz  diu  höchvart  siget  4103  !) 
des  richtuom  da  niht  widerwac  5984 
mit  selpkür  ordenunge  2629 
daz  ir  mit  Wirtschaft  läget  1851 
kein  wtssag  mohte  noch  enmac  916. 


Dasselbe  gilt  natürlich  auch  von  den  Komposita  auf  -hext: 

frou,  dirre  gotheit  nam  2547 
dar  in  dln  gotheit  blüete  2554 
wie  diu  gotheit  würde  so  zam  2675 
da  11t  gröziu  rtcheit  an  5090 
tumpheit  gein  der  witze  722 


für  die  wärheit  hoere  ich  sagen  1552 
ob  ir  mir  der  wärheit  jeht  3178 
daz  ich  daz  von  wärheit  weiz  5050 
Sterke,  wisheit,  güete  2553. 


Gelangt  ein  solches  Kompositum  zu  zwei  Hebungen,  dann  geschieht  es  wegen 
individueller  Gründe,  die  ihm  an  der  betr.  Stelle  einen  abnormalen  Nachdruck 
verleihen : 


da  vert  niht  liegen  triegen  mit 
als  vil  buoche  habent  sit. 
ich  ensprichez  niht  ze  ruome: 
der  wä'rheit  ein  bluome 
wirt  ez  üz  allen  buochen, 
wil  got  mins  lebens  ruochen  68 


als  ez  mit  wä'rheit  hie  vor 
Sibille  an  dem  gestirae  maz, 
diu  da  nihtes  an  vergaz  2978 8) 

mir  ist  |  daz  von  wä'rheit  bekant  4352. 6070 4) 


1)  man  denke  an  das  spätere  'Jungfer',  'Hoffart'. 

2)  hieher  auch,    soweit  es  metrisch  als  zweisilbig  gilt,   herzöge:   von  dem  herzogen  Otten  45; 
den  herzogen  und  die  Herzogin  3782.  6129. 

8)  feierliche  Bekräftigung  der  vorhergegangenen  Zalenangabe. 
4)  beteuernd  und  daher  nachdrucksvoll. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wiai.  sa  Göttingen.    PhlL-hiat.  Kl.  N.  F.  Band  6,i.  U 


82 


CARL   KRAUS, 


Ebenso  bei  urteil9): 


der  elemente  strtten 

ist  bitter,  ungehiuwer, 

da  luft,  wazzer,  fiuwer 

ir  kriec  zesamen  haltet: 

dtn  götheit  des  waltet  5154 !) 

si  sprach:  gewunnet  ir  ie  prls, 

gesazet  ir  werdecltchen  ie, 

—  des  ist  wol  vergezzen  hie  — 

ze  Millene  üf  iuwerm  palas, 

da  manic  kröne  vor  iu  was, 

die  iuwer  gerten  zeinem  voget: 

gr6z  kräncheit  hie  ob  in  broget  3840'). 


diu  urteil  ist  über  iuch  ergan    4883 
daz  diu  urteil  ist  getan  5914. 


Aber  aus  besonderen  Gründen  zweimal  urteil: 


vüege,  so  ich  kum  von  grabe, 
daz  ich  iht  bibende  ste, 
so  diu  urteil  ergß  4632 4) 


er  schrei  vil  lüte  w£  und  ach: 

dö  was  diu  urteil  getan 

ze  himel,  und  solt  ez  ergän5). 


Aach  ieman,   nieman  wird  nicht  mehr  als  Kompositum  gefühlt,    hat  daher 
normalerweise  nur  &nen  Akzent,  auf  der  ersten  Silbe: 


nieman  wiser,  sam  mir  got  700 
nieman  6re  also  gröz  2491 
nieman  wolte  lazen  In  5779 
dem  nieman  wol  entrinnen  kan  33 
daz  ieman  lebe,  äne  got  254 
daz  nieman  ist  üf  erde  doch  1084 
die  nieman  von  mir  bringen  mac  1773 
mac  nieman  gahten  an  ein  zu  2557 
nie  nieman  also  heize  wart  3412 
ob  ieman  hiut  bt  disem  tage  4372 
daz  ieman  also  werbe  871 
denn  ieman  sagen  künne  908 
ob  ieman  tiurer  wsere  1240 
daz  nieman  wart  so  reiner  2724 
der  ich  hie  nieman  vinden  kan  1296 
getar  mich  ieman  hie  bestän  1695 
vor  glaste  nieman  troute  genesen  1829 


und  in  doch  nieman  mac  gesehen  2617 
anders  nieman  da  beleip  3278 
bi  anders  nieman  über  ein  3322 
nu  endarf  nieman  fragen,  wem  5996 
der  ist  wtse  und  nieman  m6  905 
des  pfligt  ze  himel  nieman  me"  981 
ez  ist  für  war  nieman  rieh  1044 
si  sprach:  ich  wsene,  iemen  sampt  8014 
uns  dienet  vil  nach  nieman  baz  3361 
und  daz  er  kan,  daz  nieman  kan  3936 
der  sprichet  lamp,  swaz  ieman  tuot  4175 
daz  künde  erwenden  nieman  hie  4248 
des  buochs  sol  nieman  spotten  46 
gein  staete  wart  nieman  lazzer  3061 
des  enwil  ich  nieman  liegen  3138 
daz  dich  nieman  heiet  3402. 


1)  man  beachte  den  Doppclpunkt,  der  den  Kontrast  andeutet  wie  im  ersten  der  obigen  Beispielet 

2)  8.  die  vorhergehende  Anm. 

3)  man  denke  an  das  spätere  'Urtel'. 

4)  das  Urteil  xar   ifogijv,  das  jüngste  Gericht. 

5)  wieder  Doppelpunkt,  der  den  Kontrast  markiert:  'freilich  jammerte  Balthazar  jetzt:  aber 
nun  war  es  zu  spät,  der  Himmel  hatte  schon  abgeurteilt  über  ihn'. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  83 

Wo  ausnahmsweise  zwei  Hebungen  auf  das  Wort  fallen,   bezw.   die  End- 
silbe betont  ist,  sind  immer  besondere  Gründe  wirksam: 

diu  himelischen  wunder  /  *&&  ™&*  daz  z©  wäre: 

kan  niemän  besunder  1  ü"1®*  sibenthalbem  järe 

voln  ahten  noch  geschrlben:  <  kan  ^»cn  mit  keinen  nceten 

da  von  iäz  ichz  bellben  8986  j  nfemän  ertoaten. 

[  wir  müezen  uns  hie  scheiden, 
lebt  femän,  der  ane  got  def  gnäde  ung  beiden,  467ß4) 

driu  dinc  müge  gegeben : 

Hp,  sele  unde  leben  4348«)  (  £  "f  e*  *  8Ö  herte' 

)  daz  des  basüiscus  smac, 
daz  kint  ist  einvaltec  j  den  nfeman  erMen  m&C) 

und  nie  sd  gewaltec  [  a]g  gamfte  ze  „den  Wjere  49?6 

weder  so  wtse  noch  so  starc  ,    , 

noch  86  kreftic  noch  s6  arc,  /  ze  «licher  wis  als  B^hmr 


daz  ez  |  iht  müge  liegen 
oder  femän  betriegen  2652*) 


der  vil  höhe  sich  vermaz 


Dö  sprach  der  keiser  zehant:  /  im  gienge  sin  dinc  als6  eben, 

'sam  mir  liute  unde  lant  \  jm  en|kunde  nfeman  geleben. 

und  alle  mine  gote  her:  I  ais  er  gesprach  disiu  wort, 

er  arnet  al  min  herzeser,  l  dö  schreip  sich  an  die  müre  dort: 

des  kan  im  nlemän  gewegen\  <ez  ist  geteilt,  gewegen,  gezalt'  5268 

er  hiez  in  vil  gahes  segen  4709»)  daz  fr  niemän  weiz  endes  ^  24ß   990 

|  so  wse'n,  iemän  üf  erde  erleit 
(  so  gröze  not  als  si  drt  342. 

Endlich  sei  noch  das  metrisch  zweisilbige  herzöge  angeführt,  das  normaler 
Weise  (s.  o.  §  107)  nur  auf  der  Anfangssilbe  betont  sein  kann,  einmal  aber  zwei 
Hebungen  erhält,  weil  es  in  Kontrast  steht : 

|  pfalzgrä'f  von  Rine  genant, 

(  he'rzöge  uz  Beierlant  4. 

über  die  Verwendung  solcher  Komposita  im  Auftakt  s.  §  142. 


II.   Dreisilbler. 

I.  Typus:   abgrimde* 

§  109.  Im  Reim.  Solche  Wörter  bilden  natürlich  klingenden  Reim;  die 
erste  Silbe  kann  betont  sein,  muss  es  aber  nicht,  da  die  Empfindlichkeit  für 
leise  Versetzungen  der  normalen  Akzentuierung  hier  nicht  so  gross  ist  wie  beim 
stumpfen  Reim  (s.  §  50). 

1)  dass  es  absolut  sonst  niemand  gibt  als  Gott,  das  büdet  den  Kernpunkt  der  Argumentation. 

2)  Parallelismus  von  iht  und  ieman. 

3)  also  voll  Emphase  als  Ausdruck  eines  unabänderlichen  Entschlusses:  man  beachte  die 
feierlichen  Beteuerungen  und  dass  das  Wort  im  Schlussvers  der  Rede  steht. 

4)  feierliche  Prophezeiung  der  Königin,  zugleich  ihre  letzten  Worte  vor  dem  Martertode. 

11* 


84 


CARL  KRAUS 


i 


Gesichert  ist  die  doppelte  Akzentuirung  in  folgenden  Eällen: 

in  daz  itwcege  3487  in  daz  abgründe  3545 

Georf,  leitsterne  2834  allez  mankünne  284 

an  der  durch verte  5032  trachen,  lintwürme  467. 
üf  daz  ertliche  4024 

Gesichert  ist  einfache  Akzentuirong  in  folgenden  Fällen : 

er  ist  |  mir  und  im  unnütze  4728 
so  ist  der  mensch  unwerde  3441. 

Keine  absolut  zwingende  Entscheidung  lässt  sich  treffen  (obwol  oft  die  eine 
oder  andere  Betonungsweise  unvergleichlich  wahrscheinlicher  ist)  in  den  Fällen: 


üz  sfnem  lilachen  3144 

als  ein  röt  scharlachen  4618 

als  einen  huntanen  3504 

du  vröne  wingarte  2745 

dem  gebent  sf  wilsaelde  4485 

vische  und  wiltpraete  1921 

wie  was  der  wirtschefte  2446 

zwischen  |  uns  der  friuntschefte  4149 

als  alle  sncgellen  5492 

wir  sin  harte  unverre  572 

da  hin  ist  unverre  1576 

der  Juden  flinsherze  1226 

aller  tugent  gruntveste  2787 

wil  ich  an  im  uneren  1815 

und  mich  so  guneret  4228 

daz  ir  in  danne  uneret  5796 

daz  krlclich  herzeichen  1228 

§  110.    Im  Innern.     Zwei 

und  stn  antlitze  klär  3052 
manic  juncherre  kluoc  2525 
wer  der  margräve  si  5733 
durch  den  margräven  tet  4159 
von  dem  margräven  hör  5641 
als  ein  schürweter  gröz  5489 


als  von  dem  mülsteine  3408 

die  würme  unreine  5883 

daz  hat  din  antreite  3918.  5180 

wir  sulen  uns  arbeiten  323 

daz  kint  den  urspringen  2624 

(über)  wäge  und  ertriche  2964.  2976 

in  helle,  üf  ertriche  3338 

er  solte  herliche  4031 

er  kom  ze  swachliche  4023 

und  fuorten  in  fröliche  6120 

her,  ir  sit  unwise  1902 

ein  liehte  anschouwe  4056 

fröu  dich  der  anschouwe  4414 

da  ist  guot  diu  anschouwe  5376 

ez  wart  nie  juncfrouwe  2376 

und  bi  dem  abgründe  3393 

der  segente  den  toufbrunnen  2881. 

Hebungen  sind  unbedingt  gesichert: 

in  ir  wingarten  hör  2581 

so  du  fröltchen  stäst  4416 

wiplicher  triuwen  4243 

erlösez  trügevaz  3531 

inner  vierzehen  tagen  334.  1498 

ieman  zwispilden  mac  751 1). 


Versetzte  Betonung  ist  gesichert: 

kiusche  unkiusche  zer  helle  sluoc  5844 
diu  Lünä  der  unstete  pfliget  4497 
des  muoz  gunert  sin  iuwer  lip  2457 
unfride,  urliuge  starke  842 
dö  der  alt  margräve  starp  131 


die  solden  der  wilsaelde  pflegen  6025 
und  dar  nach  ieglicher  muoz  2246 
ich  mac  in  niht  vol  loben  gar  295 
swie  gar  volkomen  ist  ein  man  5870. 


Die   grösste  Wahrscheinlichkeit   spricht  für  Annahme  zweier  Hebungen   in 
den  Fällen: 


1)  von  Adjectiven,  die  freilich  nicht  ganz  wie  Komposita  betrachtet  werden  können,   seien  aus 
dem  Innern  angefügt:  brtit  wxldez  2972;  stärk  nilchtl  3642;  lieht  reide  4757;  kla'r  hehter  4791. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORG. 


86 


und  fuor  ze  herberge  sä  441 

diu  herberge  ist  dir  ze  swach  2001 

mänglich  ze  herberge  reit  5305 

der  liez  er  jäherren  pflegen  116 

waz  wolt  der  margrave  hör  1765 

dö  sprach  der  margrave  sä  (her)  2994.  3113. 3415 

dö  stuont  der  margrave  dort  4748 

hie  rief  der  margrave  hör  5521 

des  werden  margräven  her  1453 


und  sprach  zem  margräven  sä  4861 

den  sluoc  des  margräven  hant  5477 

empfienc  des  margräven  s£l  6118 

des  stuol  so  herliche  stet  1746 

80  mangen  waettichen  Hp  4139 

mit  ge|triulicher  krefte  4150 

ach,  du  unsselic  man  856 

nü,  du  gar  volkomen  man  103 

welch  marschalc  herbergt e  dich  hie  1999. 


und  neic  dem  margräven  dö  4654 
Dagegen  ist  versetzte  Betonung  wahrscheinlicher  in  folgenden  Versen: 

daz  ist  von  de*m  lantgräven  komen  43  6  ez  an  der  buochstaben  ort  3654. 

gein  dem  sich  der  margrave  schart  5432 

Schwanken  könnte  man   in  folgenden  Fällen,   wo  ich   fast  durchweg  Zwei- 
hebigkeit  annehme: 


dar  zuo  daz  abgründe  nider  3915 
ir  abgründe«  verge  4188 
sin  süezez  antlitze  klär  913 
wan  der  daz  antlitze  siht  918 
und  waz  der  antlitze  hat  3980 
8wenn(e)  daz  antlitze  dtn  4633 
sin  hüsfrou(we),  daz  arme  wip  2425 
daz  er|hörte  s!n  husfrouwe  da  3000 
daz  was  ein  juncfronwe  klär  2493 
in  juncherren  si  et  leit  3549 
den  margräven  fuort  man  hin  1775 
des  margräven  anverzaget  5307 
den  margräven  vähen  1758 
dannoch  der  margrave  8 lief  3813 
des  wart  der  margrave  frö  5115 
da  er  den  margräven  vant  1784 
da  man  den  margräven  nider  3806 
and  von  dem  margräven  hie  5563 
die  des  margräven  huoten  1793 
vil  schimpfrede  da  geschach  2515 

§  111.     Endlich  mit  Betonung  auf  der  ersten  und  dritten  Silbe: 

an  den  |  margräven  von  Palastin  623  herrliche*  gezieret  5753 

gie  nach  des  margräven  gebot  3235  (?)  bin  ich  so  etliche*  getan  1947. 

menschlicher  beschöade  702 

Über  die  Behandlung  im  Auftakt  s.  u.  §  142. 

2.  Typus:  Srerihrans,  donerslae*). 
§  112.    Im  Reim.     Hier  nehmen  solche  Komposita  durchaus   den  dritten 
und  vierten  Fuss   des   stumpfen  Verses   ein.    Die  Vorführung  einiger  Beispiele 
wird  wol  genügen : 

1)  silpwahstn? 

2)  einen  dritten  Typus  vertritt  nur :  der  Sngbi  genözschaft  100. 


diu  sturmstimme  was  so  gröz  1188 

der  waltsinger  doene  5884 

die  wfssagen  jähen  4019 

die  wissagen  hänt  geseit  4849 

der  wflsaelde  an  ir  bant  6014 

op  dir  diu  wtlsselde  tuo  6018 

waz  ieglicher  nöte  erleit  370 

der  ieglicher  underbint  2982 

and  ieglicher  underbint  4354 

ir  ieglicher  sich  da  bare  5234 

die  eislichen  sprizen  3481 

ir  wipliche  stimme  4133 

daz  er  billtche  hat  daz  wort  250 

an  min  mänliche  ere  3116 

der  werltch  sin  ende  kös  1264 

des  müezen  guneret  stn  5724 

die  gungrten  kristen  5901 

daz  er  da  selpwahsen  stet  8584 

selpwahsen  prophete  3569 !). 


86 


CARL   KRAUS 


7 


er  wist  si  an  ir  abentzil  2970 

als  die  süezcn  adelarn  160 

als  üz  den  vögeln  der  adelar  428 


ir  senef rieber  biterolf  4178 

ja,  ich  gesach  nie  bogensebuz  4696 

si  sprach :  gebt  mir  daz  botenbröt  2914. 


Ebenso  werden  gebraucht:  donerblic  2841;  donerslac  476.  752.  3264;  doner- 
sträl  5400;  ebersivin  430;  edelkeit  1991;  Endehaft  5859;  crenkleit  5825;  irenkrana 
1698;  gemähelschatz  4567;  geselleschaß  2679.  2891.  5114.  5897;  hantgetät  1396.  4627; 
haspelspil  6817;  Iwidensehaß  437.  4273;  heiligeist  1045.  4855.  5117.  6160.  6093; 
hellehunt  5199;  helleval  4181;  hellewiht  3557;  herzeleit  515.  2160.  4615;  herzeser 
354.  400.  2148.  4708.  5946;  himelbröt  2010.  2073;  himelgast  4534;  himelhort  2786; 
himelkint  4083;  liövescheit  6078;  houbetblöz  5536;  houbetman  1291.  5935  *);  Äuw^er- 
woZ  1855;  isenhuot  81;  kerzestal  2694;  kirchentür  3371;  koukelspil  6077;  kriuzestal 
1868;  meienns  6604;  meientac  2168;  morgenröt  2773.  3959  *);  nächgebür  390; 
wordener  2973;  obedach  472;  ritter schaß  93.  3035;  seitenspil  1504;  sicher JieU  4889 ; 
sigenumß  1995.  3751 ;  trügevaz  3531 ;  übertür  6775 ;  umbevart  3476 ;  umbeswanc 
2866;  underbint  2982.  4364;  ungemach  812.  860.  1850.  3664.  4661;  wankdpoU 
3063.  5781;  waäeerval  5663;  werdikeit  183.  643.  2703.  3679.  5231.  5523;  widerstöz 
444.  2534.  4934 ;  wolkenbrust  469.  5606 ;  zukerrör  279.  —  Endlich  sei  hier  auch 
untergebracht  herzogin  55.  3782.  6129 s). 

§  113.  Im  Innern.  Die  Behandlung  der  Komposita  ist  dieselbe  wie  am 
Schluss  des  Verses: 


der  ebenmäz  nie  wart  geleit  2726.  2752 
iu  hat  diu  Leidenschaft  enboten  433 
die  grözen  Leidenschaft  bestuont  1355 
die  heidenschaft  zestörten  4312 
ouch  wart  ir  houbetman  bereit  1473 
und  niht  hungermeil  enhat  4450 


wan  kristenman  nie  üf  gebaut  80 

wan  kristenman  nie  baz  geriet  2066 

umb  das  nordenmer  als  6  6037 

er  rösenkint  der  scheene  5888 

manc  wäpenroc  und  zimier  kluoc  1208 

ein  wunderburc,  der  Tugent  pflac  5751. 


Nur  Hebung  und  Senkung  (infolge  Kürzung  oder  'Verschleifung,)  füllen  die 
folgenden  Wörter: 

sfn  ellnmez  leit  er  niht  daran  117 

diz  riterspil  galt  niht  wan  den  tot  1223 

vor  zageheit  nie  gedahte  3661. 

In  ein  paar  Fällen  ergibt  die  normale  Betonung  auf  der  1.  und  3.  Silbe  für 
letztere  beschwerte  Hebung.  Auf  den  so  gebrauchten  Wörtern  ruht  jedesmal 
ein  abnormaler  Akzent: 


daz  wir  die  kristen  breiten 

und  die  heidenschaft  smeln  326  *) 


dir  wont  der  helligelst  bf 
und  diu  gewaere  minne  2802  *) 


1)  oder  houptman? 

2)  es  sei  gestattet,  das  Wort  unter  den  Komposita  aufzuführen. 

3)  Isoliert  steht:  daz  ist  niht  unbilltch  1961. 

4)  Kontrast! 

5)  Parallelismus! 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORG.  87 

ez  muoz  6  sfbenthälp  jar 

nach  ir  zal  hin  komen, 

£  in  der  lip  werde  benomen  4864  !). 

Auch,  wo  an  andrer  Stelle  des  Verses  im  Innern  beschwerte  Hebung  auf 
die  dritte  Silbe  fallt,  liegt  auf  dem  betreffenden  Kompositum  jedesmal  besonderer 
Nachdruck : 

|  der  hellig&st  was  mit  in, 

(  die  s61  die  engel  fuorten  hin  5909*) 

i    sin  misseta't  was  gewegen. 
)    die  wurme  unreine 

(teilten  fleisch  und  gebeine; 
sin  tage  waren  ouch  gezalt  5281  *), 

oder  eine  Pause  trennt  die  beschwerte  Hebung  von  der  folgenden: 

müskatblüot,  nä'geli'n  4810. 

III.    Viersilbler. 

1.  Typus:  fröneboten,  sumerlaten. 

§  114.     Im  Reim.    Hier  füllen  sie  immer  den  dritten  und  vierten  Fuss: 

von  des  keisers  fröneboten  2433  du  schütest  als  ein  sumerlaten  5146 

und  sazt  si  üf  ir  hergesidel  2481  alsus  grözer  ungehabe  901 

und  sazten  in  üf  ir  hergesidel  5339  alle  die  ungehabe  2096 

der  durch  mich  wart  ein  krippeknabe  1104  gröz  was  sin  ungehabe  4400. 

Altis8imus,  der  krippeknabe  4081 

§  115.  Im  Innern.  Auch  hier  füllen  sie  in  der  Regel  zwei  Füsse  voll- 
ständig aus: 

mit  den  donerslegen  hebet  761  der  himellewe  starke  2888 

zwei  hergesidel  wünneclich  4665  in  siner  houbetstete  saz  1972*) 

beginnent  den  himelkünec  loben  932  überminne  unde  git  3360. 

himelkünec,  ich  wil  jehen  3656 

Seltener  folgt  noch  eine  Senkungssilbe: 

der  himelkünec  als  einen  schaft  3934 
an  die  der  himelkünec  besaz  112. 

2.  Typus:  deckelachen,  himelriche. 

§  116.    Im  Reim.    Wie  oben  §  114,  nur  dass  der  Reim  klingend  ist: 
ein  richez  deckelachen  3815  ein  klär  hergestüele  1369 

valsche  hellekrücke  4190  von  dem  himelriche  3337 


1)  die  Zal  wird  in  der  Bede  des  Königs  mit  besonderem  Nachdruck  hervorgehoben,  weil  sie 
früher  prophezeit  worden  war :  inner  sibenthalbem  järe  Jean  dich  . . .  nietnan  erfaßten  4674. 

2)  Parallelismus! 

3)  ez  ist  geteilt,  gewegen,  gezalt  ging  vorher.    Nun  folgt  die  aufzälende  Ausdeutung:  gewegen; 
sin  missetat;  geteilt:  fleisch  und  gebeine;  gezalt:  sine  tage. 

4)  höuptstUe? 


88 


CARL   KRAUS 


in  daz  himelricbe  6122 

mit  sinem  hofgesinde  996 

sin  klär  hofgesinde  4418 

der  drizec  künecriche  5942 

als  der  morgensterne  6326 

da  ist  |  guot  diu  ougen weide  1016 

heldes  ougen  weide  2473 

da  was  diu  ougenweide  5495 

ez  ist  |  niht  ein  sagemaere  2821 

und  manger  sigeniimfte  290 


üf  (die)  drl  tageweide  662.  681 
zwo  gröze  tageweide  1480 
mit  ir  trügelisten  1128.  5902 
mit  sinen  trügelisten  3554 
und  gar  ein  Überguide  2607 
den  heiden  zungemache  1640 
kranc  was  da  ungemüete  275 
daz  ich  der  widerk£re  3660 
da  was  niht  widerkere  5545 
ir  reht  wisewazzer  3062. 


gein  drin  tageweiden  177 

§  117.    Im  Innern.    Wie  oben  §  IIB.     Ohne  folgende  Senkungssilbe: 


hab  wir  ambetliute  da  3357 ') 

nach  valkenduzze  stechen  4925 

mich  hat  des  heiligeistes  kraft  1035 

von  (mit)  des  heiligeistes  kraft  2114.  3174 

du  bist  des  heiligeistes  vol  4642 

mit  des  |  heiligeistes  touwe  2848 

mit  des  |  heiligeistes  fiure  4048 

in  keinem  helleQure  w6  5210 

Ton  dem  himelrtche  stiez  3405 

wan  im  daz  himelrtche  wart  5719 

von  himelrfche  herre  got  6132 

Es  folgt  eine  weitere  Senkungssilbe: 

ir  abetrtinne,  ir  wankelpolt  3063 
von  himelrtche  der  lewe  starc  2876 


aller  kristenliute  spot  1750 
wolt  er  da  ritterschefte  pflegen  1212 
ir  vindet  ritterschefte  stat  2263 
mit  den  rösenbluomen  stat  5373 
seht  hie  ir  tugentbildser  an  17 
von  überlaste  an  gewset  1163 
und  von  iu  widerkSre  hat  4172 
ein  widerwarte  sins  gebotes  3534 
und  bt  dem  urteilltchen  tage  3399 
unz  zem  urteilltchen  tage  5205. 


hastti  in  himelrtche  da  oben  101 
an  die  himelfröude  da  oben  703. 


3.  Andere  Typee. 

§  118.    Es  handelt  sich  fast  durchweg  um  Wörter,  bei  denen  die  natürlichen 

Akzente  nebeneinander  liegen.   Wenn  letztere  auf  die  beiden  Mittelsilben  fallen, 

so  werden  solche  Wörter  im  Verse   mit   versetzter    Betonung   auf  der   ersten 

und  dritten  akzentuiert2): 

mit  ünzällt'chen  leiden  1490.  3384  so  suoze  glflorieret  5864; 

und  also  ge*florfertiu  ztt  1017 

wenn  auf  die  erste  und  zweite,   so   bekommen  sie   im  Verse   auf  die   erste  und 

dritte  die  Hebung: 

si  möht  niht  hö'chvertfger  sin  1702  sin  hö'chvertigez  grazen  1862, 

oder  auf  die  zweite  und  vierte: 

knappen  und  junchcrreü'n  1537  kameraer,  junche'rreli'n  2707. 

Liegen  die  normalen  Akzente  auf  der  zweiten  und  vierten  Silbe,  so  wird 

das  im  Vers  gewahrt: 

ane  die  drivaltekeit  2725  ie  nach  der  gelegenheit  3366 

und  st'ner  drivaltekeit  3188  von  der  mlnen  gelegenheit  3388. 

ir  aller  drier  gelegenheit  656 

Drei  Akzente  wie  in  Prosa  erhält: 

wan  als  |  vil  ein  scha'chzäbelbrät  750. 

1)  amptliute? 

2)  normal:  er  was  gevierteilet  4845;  bi  (Um  gemssägten  got  3197. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  89 

IV.    Reste. 

§  119.     Im  Reim.    Normal: 

als  ein  muzaersprinzelin  4448. 

Mit  versetzter  Betonung: 

and  durch  sin  Irbarmherzekeit  5213  alle'rsuntä'geli'che  3312, 

s.  u.  §  142. 

§  120.    Im  Innern.    Zu  Bemerkungen  geben  keinen  Anlass: 

er  neic  dem  himelkünege  dft  1800  ir  habt  |  käraktä'resschrift  gelesen  1830. 

(dich)  zeinem  houbetkünege  erweit  1980.  5744 !) 


7.  Abschnitt. 

Mehrere  beschwerte  Hebungen  in  einem  Vers. 

I.  Die  erste  und  dritte  Hebung  des   stumpfen  Verses   sind 

beschwert. 

§  121.  Die  Gründe,  die  die  beschwerten  Hebungen  hervorrufen,  sind  die 
in  früheren  §§  ausführlich  besprochenen;  es  wird  daher  in  den  meisten  Fällen 
genügen,  kurz  auf  die  betreffenden  Stellen  hinzuweisen: 

nü  seilt1),  wä%  dort  här  reit*)  418  der  £'ven  und  A'damen  3096 •) 

la  ste^n»),  h£r,  lä  stS'n1),  l&  1258  rois  Jäbf  n  von  A'zör  5937 e) 

wol  ü'f«),  lieber  sün  mTn9)  3129  und  schönten»)  daz  kfnt  da'8)  2165 

|  er  ist  steter  danne  ein  adamant,  z*  h*nt9)  sl  d6  ü'f  säch19)  4662 

'  wärt  als')  der  rübf  n4)  1411  z©  hänt9)  er  die  ü'z  brach10)  5685 

mit  s6  grözer  rtcheit,  j  sa'9)  reis  daz  löup  nlder 

daz  sf  n  kein  ärman  1  unde  wart  ze  stüelen  wider11)  5619. 

niemer  voilenahten  kan6)  1475 

IL   Andere  Hebungen  sind  beschwert. 

§  122.  Die  Motive  sind  wieder  die  längstbekannten.  Meistens  ist  die 
ganze  Stelle  feierlich  gehalten,  sehr  oft  bringen  die  betreffenden  Verse  Abschlüsse 

1)  höuptkitnege? 

2)  Pause,  s.  §§  24  ff. 

3)  s.  §§  44.  40. 

4)  s.  §  81. 

5)  Schluss  eines  Kapitels.    Folgt  Initiale  in  den  Hss. 

6)  s.  §§  88.  89. 

7)  s.  §  62. 

8)  8.  §  40;  auf  da  liegt  starker  Akzent:  dar  nach  huoben  si  sich  sä  Zc  dem  hüse,  dd  der 
fürste  lac  folgt  unmittelbar  darauf. 

9)  s.  §  89. 

10)  8.  §  44. 

11)  man  beachte  die  erhöhte  Feierlichkeit,  die  sich  in  der  Häufung  der  beschwerten  Hebungen 
kundtut:  die  geschilderte  Verwandlung  ist  eines  der  Hauptwunder. 

AbMlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Witt,  tu  Göttingen.  Phil.-hwt.  Kl.  N.  F.  Bind  6,i.  12 


{ 


90  CARL  KRAUS, 

oder  Wendungen,  weshalb  sie  auch  häufig  durch  Initialen  ausgezeichnet  sind,  oder 
der  Kontrast  spielt  seine  Rolle  usw.  usw.    Die  Beispiele  sind: 

Hie  nam  der  helt  ürlöup  4177  Hie  mit  gfe  e'r  zehant  2069 

j  Er  sprach:  päx  tt'bf ,  Daz  äbgöt  sprach  zehant  3279. 

(  lieber  frfunt  Geörf   1786 l) 

Oder  die  Initialen  folgen  unmittelbar  darauf: 

swes  ir  nü  dar  umbe  jeht,  t  dö  ez  die  sü'l  an  säch, 

daz  stö',  als  ez  stö:  ]  daz  kfnt  güotli'che  sprach: 

niht  fürbaz  wil  ich  sprechen  mö.  f  ' Apollo,  hastü  mich  vernomen?'  3237*) 

Dö  sprach  der  künec  Dacian  2237  •)  /  <iebt  femän,  der  äne  got 

sin  räde  ez  süs  an  vie.  J  drlu  dfnc  mü'8e  gegeben: 

Ez  sprach:  ....    3168 8)  )  JiP»  s61e  ^^  leben?1 

\  D6  sprach  der  keiser  sa  zehant  4349. 

Nach  direkter  Rede: 

/  'daz  schont  an  mlnem  kinde  hie: 
dem  künden  mtne  gote  nie 
geh&fän  ümb  ein(en?)  gruz\ 
daz  völc  zö'ch  ällez  uz 
und  schönten  daz  klnt  da1  2164*). 

Kontrast : 

|  nfun  rös  gäp  er  in: 

i  daz  zehende  behielt  er  da  1618 
waer  allez  löup  birml't  1018. 
Pause : 

Marien  klnt,  Jö'süm  1873  der  maget  kfnt,  Jö'süm  4519. 

Feierlicher  Nachdruck: 

er  tuot  die  boome  gruonen; 
er  heizt  die  töten  ü'f  stä'n 
und  al  gesünt  hin  gä'n; 
der  markl8  ist  geheilet, 
der  was  gevierteilet; 
ein  klnt  gie  dnde  sprach, 
in  zwelf  wochen  daz  geschach; 
er  tuot  die  dürren  stüele  blüen: 
wes  solt  ich  mich  für  baz  müen? 
\  ich  toufe  mich  in  stnem  namen, 
der  äbgöt  wil  ich  mich  schämen  5633 


1)  s.  S.  89  Anm.  11. 

2)  man  beachte  die  feste  Entschlossenheit:  '6e*i  dem  nun  auch  wie  ihm  wolle'  sagen  auch  wir 
bei  höchstem  Nachdruck. 

3)  viell.  <me:  dann  wäre  das  Beispiel  zu  §  34  zu  stellen. 

4)  Apollo  mit  Initialen;  man  beachte  die  Aufeinanderfolge  zweier  beschwerter  Verse.    Siehe 
übrigens  Anm.  3. 

5)  man  beachte  die  Häufung  der  beschwerten  Verse. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORO.  91 

diu  selbe  värt  nie  m£r  (   sin  tage  wären  ouch  gezalt: 

wart  derloubet  keinem  man  2582  *)  J  er  wärt  niht  fü'rbaz  ölt, 

'  niur  den  tac  nnz  an  die  naht  5288  *) 

ich  düht  mich  eteswenn  so  hßr,  /  der  ü'zerköra  märkls, 

daz  ich  für  wä'r  nie  me^r  j  de*m  sint  zwei  lobes  ris 

geopfert  keinem  abgot  noch  2812  '  also  hoch  gestözen  4797 

Sdaz  begunde  er  in  vil  gar  versagen 
und  gäp  in  sä'  ürlöup 
und  zöch  sich  in  diz  leben  toup  1983 4), 

das  feierliche  (s.  §  79)  Latein; 

a  dextris  tü'i's  2667. 

Unklar  ist  die  Bedeutung  der  beschwerten  Hebungen  in  folgenden  zwei,  nahe 
beisammen  stehenden  Versen: 

dar  nä'ch  schrei  £r  zehant  570  dar  nä'ch  kö's  e*r  dö  sä  574. 

In  klingenden  Versen  ist  der  Zusammenstoss    beschwerter  Hebungen   sehr 
selten.    Die  Beispiele  sind: 

als  win,  körn  blüete  4086  daz  de*r  stri't  wsere  5030 5). 

Die  Verse  des  Typus  weder  so  noch  sus  endlich   sind   schon   oben  §  19,   ein 
paar  andere  §  31  besprochen  worden. 


8.  Abschnitt 

Der  zwei-  und  mehrsilbige  Auftakt  als  Mittel  der 

Deklamation. 

§  123.  Vorbemerkung.  Von  einem  gut  deklamierenden  Dichter  können 
in  den  mehrsilbigen  Auftakt  gestellt  werden  1)  Silben,  die  an  sich  ein  so  ge- 
ringes Sinnesgewicht  besitzen,  dass  sie  dem  Verse  ein  schwerfälliges  Gepräge 
geben  würden,  wenn  sie  als  erste  Hebung  und  Senkung  verwendet  würden :  solche 
Silben  stehen  natürlich  ganz  unabhängig  von  dem,  was  ihnen  folgt,  normaler 
Weise  im  Auftakt.  2)  Silben,  denen  an  sich  ein  bedeutenderes  Sinnesgewicht 
zukommt,  das  ihnen  aber  dadurch  entzogen  wird,  dass  ein  Wort,  auf  dem  ein 
ganz  besonderer  Nachdruck  ruht,  unmittelbar  nachfolgt6).   Normalerweise  füllen 

1)  nämlich  die  Fahrt  des  Christaskindes  durch  die  beschlossene  Pforte  der  Jungfrau;  vgl.  zu 
diesem  und  dem  folgenden  nie  me'r  das  Beispiel  aus  §  44. 

2)  'Nur  drei  Worte  hatte  der  gute  Schacher  am  Kreuze  zu  sprechen,  und  Du  gabst  ihm  das 
Himmelreich'. 

3)  Balthazar  nämlich. 

4)  damit  ist  die  entscheidende  Wendung  in  Georgs  Leben  angekündigt. 

5)  dir  Demonstrativum  'dieser  beiden'! 

6)  s.  schon  die  Bemerkung  beiVilmar-Grein,  Verskunst  §79:  'häufig  dient  derselbe  [der 
Auftakt]  dem  rhetorischen  Akzent,  um  einem  Worte  Nachdruck  zu  geben,  indem  nach  demselben 
wol  etwas  mit  der  Stimme  eingehalten  werden  soll'. 

12* 


92  CARL  KRAUS, 

solche  akzentschwereWörter  also  die  erste  Hebung  und  Senkung;  das  abnormale,  nur 
durch  das  zufallige  Nachfolgen  eines  stärkertonigen  Worts  gerechtfertigte,  ist  ihre 
Verwendung  als  Auftakt.  Dass  es  gerade  Auftakte  der  zweiten  Art  sind,  mit 
denen  ein  Dichter  vortreffliche,  lebendige  Vortragswirkungen  erzielen  kann, 
braucht  keine  nähere  Begründung :  in  einem  Vers  wie  als  die  sü'ezen  ädelärn  ruht 
auf  süezen  kein  besonderer  Nachdruck,  wol  aber  in  dem  Vers  als  diu  \  sünne  W 
dem  manen  auf  sunne.  Demnach  betrachte  ich  im  folgenden  jene  beiden  Kate- 
gorien getrennt. 

I.  Silben,  die  normalerweise  im  Auftakt  stehn. 
§  124.  Ich  gebe  die  Beispiele  aus  der  Partie  von  Vers  1 — 2300,  was  wol 
genügen  wird,  um  alle  häufiger  vorkommenden  Typen  vor  Augen  zu  führen. 
Die  überwiegende  Mehrzal  dieser  Auftakte  wird  gebildet  von  einem  leichten 
Pronomen  (oder  ebensolcher  Partikel)  und  dem  proklitischen  Präfix  eines  Ver- 
bums oder  Substantivums  : 

als  befunden  st  sich  swingen  168  da  enkegen  ist  in  nü  so  w£  716 

da  beganc  doch  eine  mäze  an  881  da  enkegen  tuot,  swaz  er  wü  2296 

da  beginnet  aber  iuwer  hant  2260  da  entsprungen  bluomen  unde  gras  2170 

da  enkegen  als  ein  eberswfn  430  da  enzwischen  leit  ich  gröze  not  1343. 

Ebenso  die  folgenden  Auftaktsilben:  daz  be(valh,  -gunde,  -tiutet,  -weinte) 
1620.  1184.  1505.  1512.  1762.  1982.  567.  1009.  1243;  daz  erßennet)  922;  daz 
ge(sanc,  -sinde)  930.  2190.  2709;  daz  ge(scheehe)  770;  der  be(gnnde)  440;  der 
ge(bürte)  2569;  die  be(gunden)  526;  die  en(pfiengen)  1568;  die  en(ein)  2720;  do 
en(wolt)  1592;  do  ge(sät,  -steigen)  254.  2285;  du  ge(trouwest)  1788;  er  be(ginnet, 
-gunde,  -reitet,  -schoute)  478.  1664.  1707.  665.  1454 ;  er  en(barte9  -Mutet,  -pfie)  713. 
1995.  2799 ;  er  ge(hoeret)  400 ;  er  ver(stet)  927 ;  ez  be(gunde)  1352 ;  ez  ge(schaeh, 
-wan)  351.  701.  2490. 1716;  von  ge(steine)  1450;  hie  be(gunde)  1623;  hie  ge(schaeh) 
2584;  hie  ver(gäzen)  682;  ja  be(ginne)  782;  ich  ge(diene)  803;  im  ge(bristet)  202; 
ir  en(iveder)  1963;  ir  geßörtet)  1730;  man  be(ginnt)  1656;  min  ge(zelt)  1617;  mir 
en(böt)  479 ;  nu  be(gunde)  1625 ;  nu  er(hörte)  2424 ;  nu  ge(wer)  1658 ;  oder  742. 
1052.  2319.  2652.  2953 ;  si  be(gunden)  143 ;  sich  ent(sliuzet)  957 ;  si  ge(sehent)  1492 ; 
sin  ge(walt)  436;  so  be(ginne)  798;  so  ge(rcet)  781;  so  ver(gU)  1136 ;  über  98.  841. 
1006.  1402.  2790.  2963.  2976;  und  be( denke,  -valh,  -gunde,  -huoten,  -saz,  -scheidet, 
-swert)  882.  2395.  2103.  2203.  2233.  2287.  1919.  1327.  2283.  1831;  und  en(pfie) 
189;  und  er(schcdlet)  1194;  und  verßös)  1406;  und  geßuten,  -detic,  -zogen)  443. 
1991.  2276. 

Demgegenüber  ist  die  Zal  der  Verse,  wo  dieselben  oder  ähnliche  Silben  den 
ersten  Fuss  bilden,  ungemein  gering: 

j  daz  got  geschuof  nie  triuwe,  ***  betiutet  und  verst6t  974 

(  da  enwar  ein  ander  bi  79P)  der  vermochten  abgot  2827») 

dö  bereite  er  sich  dar  zuo  1632 


1)  nachdrucke  volles  dal 

2)  der  also  Artikel,  nicht  wiederaufnehmendes  derl 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBKR  RELNBOTS   GEORG. 


93 


ich  enkan  dir  niht  so  vil  1372 
oder  von  stahel  her  und  da  631 *) 
oder  ich  vor  Sibüle  734 *) 
ober  al  daz  her  wit  1540 


über  al  einen  hof  geboten  1113 l) 
und  verköret  iuch  niht  sus  2437 
und  geheizen  in  daz  für  war  502 
and  gesworen  bi  ir  goten  484. 


II.   Silben,  die  abnormaler  Weise  im  Auftakt  stehn2). 

§  125.    Die  Silben  stehn  im  Auftakt,  weil  ein  durch  Kontrast  (Parallelis* 
mus)  besonders  starktoniges  Wort  ihr  natürliches  Gewicht  reduciert: 


als  der  wilde  valke 

ander  |  kleinen  vogellinen  145 

steine,  würze  ande  krüt 

ander | scheidet  der  engel  trüt  3938*) 

allen  dingen  gebent  si  kraft: 

alle  |  würze  sint  von  in  gesaft  4482 

ein  ver|läzen  ors  ze  siner  hant 
und  einen  soumaer  da  mit  1470 

ob  ir  |  muot  and  diu  richeit 
würde  üf  eine  wäge  geleit  4987 

waeren  |  jaden,  kristen,  heiden  206O 
ze  den  |  brüsten  wit,  mitten  kranc  4761 
sint  ez  |  kristen  oder  heiden?  580 
sit  ir  |  kristen  oder  heiden?  592 

d6s  leit  und  des  ungemach 

mac  dem  |  minen  niht  geliehen  813 

iuwer  |  leit  beginnet  grözen 
and  iuwer  fröude  kleinen  850 

iuwers  |  willen  und  iuwerm  muote  319 
wart  en|  zündet  und  erviuhtet  947 

mit  des  heiligeistes  touwe 

würde  du  en [zündet  und  erviuhtet  2759 4) 

and  ein  tröst  über  allen  tröst 

and  ein  |  were  für  der  helle  röst  978 

er  ist  |  stseter  dann  ein  adamant, 
wert  also  der  rubfn  1410 

er  ist  |  senfter  danne  ein  lambelln: 
da  en|kegen  als  ein  eberswfn  429 

der  8n&  mit  krefte  duze  lit: 

so  ist  |  hinne  ein  süeze  meienztt  2080 


ein  boum  stet  hie  wunneclich: 
der  ist  |  loubes  unde  bluomen  rieh, 
der  boum  was  min  virstsül 
und  was  dürre  unde  fül  2082 

er  ist  |  himelsippe  vaterhalp, 
muoterhalp  von  erde  hie  3860 

er  ist  |  mir  und  im  unnütze  4728 
so  ist  |  er  der  wäre  ursprinc  5592 5) 

brinc  harnasch,  ors  unde  sper, 

minen  |  heim  und  minen  schilt  her  1642 

miner  |  armuot  wil  ich  hie  gedagen 
und  mer  von  sant  Georgen  sagen  1933 

unser  |  einer  ziuht  den  andern  hin  2320 

und  ir  |  hoehe  ouch  gemezzen, 
die  wite  her  unde  wider, 
die  lenge  und  die  breite  8914 

du  bist  wol  ergetzet 

diner  |  marter  und  der  bruoder  din  4671  •) 

da  sich  samelieret 

mine  |  bruoder  und  des  küneges  her  5041 

der  zwelver  einer  niht  gesach, 

die  des  margräven  huoten: 

ze  hant  si  alle  wuoten. 

in  der  |  bürge  wart  daz  glesten  1795  ^ 

nü  sitzt  der  forste  reine 

in  dem  |  swachen  hüs  al  eine: 

da  vor  er  hgrlfche  saz 

in  siner  houptstete  saz, 

ze  Milllene  üf  sfnem  palas, 

da  manic  fürste  vor  im  was  1970.  1973 


1)  gerechtfertigt,  weil  nur  für  die  Füllung  der  Hebung,  nicht  für  die  des  ganzen  Fusses  auf- 
kommend ! 

2)  mit  Einschluss  einiger  leichterer,  selten  vorkommender  Fälle. 

3)  andere  Tätigkeiten  sind  vor-  and  nachher  aufgezält.  —  Doch  ist  ünderschHdet  besser. 

4)  der  ungemein  starke  Auftakt  wegen  des  angewöhnlich  starken  Gegensatzes:  zu  touwe  and 
ia  erviuhtet. 

5)  (und  nicht  Apollo'. 

6)  'der  Marter  sowie  der  Brüder'  ('die  Du  am  meinetwillen  verlassen  hast'). 

7)  zuerst  ist  die  Wirkung  des  Glanzes  im  Kerker  geschildert,  nun  in  der  Burg. 


94 


CARL   KRAUS, 


im  ze  |  muoter  und  ze  kinde  1013 

bf  dem  |  mänen,  bi  der  sunne  3891 

vor  dem  |  biderben,  vor  dem  schoenen  1506 

dem  wil  |  ich  der  aventiure  jehen  2277  l) 

durch  dich  schouwen  den  plan, 

wie  er  |  anderhalben  waer  getan  3670 

wer  mir  half  und  wer  mich  nert, 

wer  er  |  ist  und  wie  ez  umbe  in  vert  3854 

daz  er  |  einen  got  üz  Israhgl 
wolte  minnen  und  meinen 
und  anders  deheinen  8042  *) 


dem  ge|touften  und  dem  beiden  5450 
hiut  be|  ginne  ich,  des  ich  nie  began  2818 

8i  wil  |  dise  üf  der  erde  lan 
und  jene  da  ze  himel  han  2899 

daz  ez  niender  wenket, 

hin  noch  her  enlenket. 

ie  doch  |  schütet  ez  mit  sfner  kraft 

der  himelkünec  als  einen  schaft  3933 

und  würdet  alliu  grüene  val. 

ouch  ver|  wandelt  sich  diu  heide  835 


dise  |  weinent,  dise  lachent  3947 
daz  du  A|pollen  wilt  Verliesen 
und  J6'süm  erkiesen  4335. 


§  126.    Emphatische  Wiederholung: 

a  la  |  terre,  a  la  terre  571 
da  ist  |  wunder  unde  wunder  gröz  2180 
er  ißt  ein  |  wunne  ob  aller  wunne  1889 
da  was  |  herte  wider  herte  komen  5433 

Bei  Vergleichen: 

als  diu  |  rose  in  dem  touwe 
sich  ent|sliuzet  gein  der  sunne, 
als  fröut  sich  gein  der  wunne 
allez  himelische  her  956.  957 

wo,  wes  spotte  ich,  tumber  man, 
als  der  |  oven  tuot  des  slätes  1929 


daz  minne  ich  für  alliu  dinc, 
daz  ist  |  aller  sselden  ursprinc 
und  aller  tugende  kerne  2832 

solt  ich  |  sagen,  wie  ez  da  geschach, 
als  mir  sagte,  der  ez  sach  5051. 

da  wart  balde  da  envar 

diu  8ül  und  daz  abgot 

al  nach  des  kindes  gebot 

als  ein  |  slite  in  dem  winder  3289 

als  ein  |  ungemeilet  lämbelln 

tuot  er  niht  üf  den  raunt  stn  4387 


ietwederz,  blicke,  Schilde 

erlühten  daz  gevilde 

als  diu  |  sunne  tuot  die  heide  5372 

als  diu  |  sunne  ist  bf  dem  mänen  1841 
dem  diu  |  sunne  niht  moht  gebesten  1796. 

§  127.  Man  sieht,  es  sind  durchaus  sinnwichtige  Wörter,  die  dadurch,  dass 
das  vorhergehende,  in  beschleunigtem  Tempo  gesprochen,  gewissermassen  auf  sie 
losstürzt,  auch  in  der  Deklamation  erhöhte  Bedeutsamkeit  bekommen.  Und  so 
ist  es  denn  auch  in  allen  andern  Fällen,  die  nun  zur  Sprache  kommen  sollen; 
da  der  bedeutende  Sinnesgehalt  der  betreffenden  Wörter  meistens  schon  ohne 
Kenntnis  des  Zusammenhanges  deutlich  ist,  so  darf  ich  mich  bei  der  Mitteilung 
der  Beispiele  wol  kurz  fassen: 

Substantiva  folgen: 

ir  habt  |  karaktäresschrift  gelesen  1830  unser  |  soumschrtne  sint  swaere  686 8) 

daz  dann  |  ende  habe  unser  klage  5206  daz  ir  niht  |  guotes  habt  den  vollen  1960 

1)  ich  (Georg):  nämlich  im  Gegensatz  zu  Dacian,  der  Apollo  als  den  Veranlasser  betrachtet. 

2)  einen  also  Zalwortl 

3)  wichtig,  weil  damit  der  marnar  geködert  werden  soll 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


95 


laut,  liute  onde  leben; 

dannoch  han  ich  dir  me  gegeben: 

mine  |  bruoder,  die  ich  durch  dich  lie  2055 

(er)  gie  nach  des  margräven  gebot 

in  daz  |  tempel  ze  der  sunne  got  S2361) 

von  ir  |  schoene  waere  berichtet 
drizec  lande  frouwen  4452 

ahf,  da  würde  gelecket 

mit  den  |  s werten,  daz  si  klängen 

und  die  |  berge  nach  in  süngen  5010 

und  twungen  ouch  diu  lant  da, 

diu  mit  |  heiden  warn  besezzen  135*) 

alle  |  ritters  äventiure  626 8) 

daz  des  |  grales  herre  Anfortas 
dehein  so  richez  gewan  2698 

swer  guoten  boten  sende, 

sinen  gejwerf  er  gähes  ende  2716 

do  zem  |  tdde  wart  geveilet 
daz  vil  wunderb sere  kint  2610 

ich  sage  aber  iu,  wie  ez  ergie, 
daz  die  |  künege  gelägen: 
eines  |  glouben  sf  do  pflägen, 
der  mfnen  goten  was  vil  zorn  6010 

der  en|we8se  niht  umb  unser  6, 
einen  |  got  er  minnte  uz  Israhel  6059 


daz  dir  |  got  die  ere  hat  gegeben  97 

und  des  |  gote  wol  getrouwen  911 

und  die  |  gote  mit  opfer  vermiten  6028 

aller  |  tugende  gruntveste  2787 

da  in  |  mannes  bluote  wart  geweten  744 

daz  si  ir  |  metten  het  vergezzen  5331  *) 

diser  |  schilt  was  geberlde5) 

do  die  |  künege  ze  strite  riten  6027 

6  ze  |  fröuden  gevienge  876 

einen  |  boten  hän  ich  mir  erkorn 

der  ist  von  der  hcehsten  tugend  gebom  2717 

ein  ge|burt  ist  nü  diu  vierde  2605 
einen  |  wlssagen  hat  ie  der  böte  2727 
eines  |  hasen  herze  ist  drin  gejaget  3055 6) 
iuwer  |  marschalc  mühte  sich  immer  schämen 

2232  6) 
iuwer  |  rede  mac  wol  war  sfn  (wesen)  2820* 

6005 7) 
iuwer  |  kraft  ich  dar  an  schouwe  2375 
keines  |  frides  wert  ir  von  mir  gebeten  1663 
und  den  |  fS'nlx  ergähen  754 
und  diu  |  ors  in  dem  fluote  1180  8) 
unser  |  bruoder  hat  vil  muotes  201 
der  heizt  |  Jßsus  von  Nazarßt  484 
des  hern  |  Ezechjeüs  porte  945 
und  Al|tissimum,  den  lewen  starc  1285. 


§  128.    Adjectiva  and  Zalwörter: 

diu  ist  |  aller  fröuden  frouwe  955 

under  |  aller  hande  orden  3344 

ander  |  aller  der  menige  4680 

so  si  |  allerbeste  künde  3146 9) 

er  ist  |  sselic,  der  ez  kan  verstan  6126 

daz  ist  |  guot  für  des  hungers  not  2009 

daz  die  I  hcehsten  üf  der  erde  14 


der  mit  |  zouberlichen  dingen  1812 

ich  bin  |  edel  unde  tiure  3439 

mit  ge|triuwelicher  krefte  4150 

sin  so  |  schoenez  meienvarwez  dach  2032 

und  in  |  niuwe  marter  leren  1816 

inner  |  sibenthalbem  järe  4674.  4906 I0) 

wseren  I  ttisent  büsin  da  erschalt  1190. 


§  129.    Verba: 


swaz  mir  der  künec  getuon  mac, 

des  erjgetzet  mich  der  künec  oben  3103 


1)  Lokalbestimmung,  wo  die  spätere  Scene  spielt. 

2)  'nicht  bloss  das  christliche  Palästina'  ist  der  Gedanke,  vgl.  V.  176. 

3)  'die  einem  Ritter  zukommen'. 

4)  'sogar  die  Mette'. 

5)  von  dem  noch  viel  gesprochen  wird. 

6)  Schimpf  und  Hohn. 

7)  'aber  zu  deuten  ist  die  Sache  anders'! 

8)  Kontrast. 

9)  pathetisches  al  wie  §§  58.  63.  67.  140. 
10)  sehr  wichtige,  prophezeite  Zal! 


96 


CABL  KRAUS, 


des  be|8az  er  des  himels  sal 
and  sitzet  noch  hiute  da  392 

daz  kint  sprach:  'daz  st  getan, 
oder  en|böt  er  mir  dar  fliegen, 
des  en|wü  ich  nieman  liegen'  3137 


ouch  enlbiutet  dir  der  süeze  got  3767 

da  wont  solch  jämer  inne, 

daz  mich  |  wandert  in  dem  sinne, 

daz  min  herze  da  vor  gestöt  818 


wannen  |  vart  ir  zao  dem  riche?  590 ') 
daz  des  |  müeze  sin  geöret  1038 
ich  zerlbreche  dich  also  kleine  3407 
nie  gelwünne  den  braht  noch  gedranc  1559 
ze  dem  |  sprach  des  hüses  wirtin  1935. 

§  130.    Pronomina,   Adverbia,  Reste: 


ieglicher  künec  gekrönet  gie, 

daz  man  da  bi  saehe, 

daz  man  |  sin  ze  künege  jsehe  2926 s) 

daz  ist  |  der  gewaltigere, 
von  dem  diu  starken  maere 
die  wissagen  hant  geseit  4847*) 

daz  ir  |  nieman  weiz  endes  zil  246.  990 

das  si  I  keines  menschen  froht  ie  nam  2676 
diu  in  |  disem  hüse  ist  geschehen  2278 

daz  ist  |  dir  ein  sonder  öre, 
die  hat  kein  heilige  mere  85 


i 


i 


dem  geifch,  daz  ir  tugent 

würde  |  nie  verschart  umb  ein  har  3023 

ey,  Alexandrina, 

daz  du  |  ie  geborn  würde  4319 

and  da  |  bi  zwo  liehie  kröne  rieh  4666 

dem  keiser  körnen  maere, 

wie  ez  |  da  ergangen  waere  5648 4) 

er  ist  I  niawes  worden  kristan  331 

and  ob  |  af  ein  ander  laege 
tüsent  berge  als  Lybanus  3488  s). 


§  131.  In  Stellen  von  erhöhter  Feierlichkeit,  lyrischem  Charakter,  Pathos  usw. 


Mülene  and  Capadociä, 
ir  mügt  hin  für  wol  klagen 
nach  den  fröudebaeren  tagen, 
der  ir  mit  vollen  pflaget 
and  bi  |  namen  obe  läget 
allen  iuwern  genözen  848 

wan  für  war  niht  enkan 
min  munt  noch  min  zunge 
von  so  |  höher  handelange 
gesagen,  noch  die  werdikeit, 
diu  an  den  helt  wart  geleit  2702 

so  weit  ir  laster  onde  spot 

üz  iu  selben  machen, 

iuwer  |  hoch  geslahte  swachen  3604 


/  si  sprach:  'herre,  waz  ist  daz?' 
er  sprach:  'liebe  froawe, 
mit  des  |  heiligeistes  toawe 
wil  dich  got  hiute  begiezen'  2848 

als  wart  al  eine  besonder 
diu  maget  vil  gehiore 
mit  des  |  heiligeistes  viore 
enpfenget  and  enzündet  4048 

also  was  sin  jüngstez  wort : 

'mit  wazzer  muoz  man  genesen'. 

da  mit  |  meinte  er  den  reinen  toof  4289 

da  ist  |  guot  diu  anschouwe  5376  •) 
daz  Silbilla  nant  der  tagende  kint  8259 


1)  erstaunt-lebhafte  Frage. 

2)  am  sin  von  dem  gewöhnlichen,  farblosen  neutralen  sin  zu  scheiden? 

3)  der  =  'jener'. 

4)  da :  nämlich,  wo  er  die  ganze  letzte  Scene  (von  V.  5304  ab)  nicht  gewesen  war. 

5)  'trotzdem  führe  es  durch  sie  alle  hindurch'. 

6)  mit  Voranstellung  des  guot. 

7)  Berufung  auf  Zeugnis,  s.  §  104. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


97 


Energisch  decidiert: 


i 


Verächtlich : 


da  wider  |  ist  Apollo,  iuwer  got, 
aller  kristenliute  spot  1749. 

mit  ge|walt  man  in  des  nöte, 
gewalts  moht  er  niht  ab  gestan. 
sol  ich  |  den  für  einen  got  h&n, 
daz  wseren  kranke  sinne'  4342. 


Zornige  Aufregung,  Schimpfreden: 

iuwer  |  lip  benamen  veiget; 

swa  ir  daz  wazzer  zeiget, 

da  verlsehe  man  sich  des  viures. 

ich  en|wes8e  niht  so  tiures 

als  iuch:  daz  ist  nü  gar  verlorn  3068 

iiuch  beiginnet  zuo  in  kleiden 
Apollo  in  drier  hande  wät  4208 x) 

§  132.    Nach   dem  auf  den  Auftakt 
syntaktischer  Brach: 

diz  gelschach:  si  körnen  alle  2921 
ez  ist  |  reht,  daz  ich  in  6re  2957 

ials  in  Ezechjel  sach 
and  Jolhannes,  der  da  von  vil  sprach  1748 

!  heiige  frou,  nü  snlt  ir  gan 
ze  dem  |  künege,  und  sagt  niht  über  ein  2905 

Smit  rede  er  sich  erhörte 
ze  dem  |  künege,  und  bat  si  in  lan  3009 


Er  sprach:  'nü  hoert,  ir  herren, 

nahen  unde  verren 

mügen  |  disin  msere  schellen'  4579  *) 

al  lachend  sprach  diu  künegin: 
'iuwer  |  rede  mac  wol  war  sin. 
ez  ist  |  niht  ein  sagemaere: 
ir  sit  wol  zahthsere, 
daz  ir  immer  sunder  spot 
opfert  keinem  ahgot'  2821  •). 

unmittelbar   folgenden  Wort  ist   ein 

und  im  entran  der  himelgast 

in  die  |  helle,  da  er  inne  ist  wirt  4535 

minen  |  herrn,  den  künec  getwungen  649 
unser  |  herre,  der  künec  riche  1138 
ze  dem  |  hüse,  da  der  fürste  lac  2167 

ahi,  da  würde  gelecket 

mit  den  |  swerten,  daz  si  klüngen  5009 

der  künegin  swester  dar  truoc 
einen  |  köpf,  der  was  ein  rubin  2497. 


§  133.    Eine  deutliche  Parenthese  liegt  vor  in  dem  gemurmelten  sprach  er : 

'nein,  herre,  ich  gesach  si  nie' 
sprach  er  |  'mir  ist  aber  wol  geseit 
ir  aller  drier  gelegenheit'  655. 

Und  wie  dieses  sprach  er,  weil  gemurmelt,  zur  Auftaktbildung  verwendet 
wird,  so  nun  auch  das  er  sprach,  das  den  Vers  so  oft  überfüllt :  auch  hier  bringt 
die  Eerabdrückung  der  Stimme,  die  erst  bei  der  folgenden  directen  Bede  ihre 
normale  Stärke  wieder  annimmt,  die  Herabdrückung  des  Geltungswertes  der 
Einleitungsworte  mit  sich. 

1)  in  einer  Schimpf  rede! 

2)  'diese'  mit  viel  Nachdruck  der  Bitterkeit:  dass  nämlich  seine  Frau  sich  zum  Christentum 
gewendet  hat. 

3)  mit  ironischer  Bestimmtheit. 

AMkdlfn.  d.  K.  G«.  d.  Win.  in  Göttingen.  Phil.-hist.  KL  N.  F.  Bind  6,x.  13 


98 


CARL  KRAUS, 


Die  Fälle  bei  Reinbot  sind: 
der  seite  in  leidiu  maere, 
d&z  der  Salnecksere 
waere  entschumpfiert  und  entworht. 
er  sprach :  |  'daz  tet  ein  ritter  unervorht'  426 l) 

'dar  zuo  hat  uns  der  wint 
an  geleit  gröze  not 
und  fürhten  alle  sampt  den  tot'. 
er  sprach:  |  'türret  ir  iuch  an  mich  län?' 
\  der  marnser  sprach:  'daz  sf  getan'  599 

also  wuohs  ein  muot  hinz  got. 

er  sprach:  |  'swa  ist  ein  wol  geraten  bot, 

den  mac  man  küme  gelten'  1032 


daz  kriuze  was  wol  spanne  breit, 

zwei  hundert  rubin  drin  geleit. 

er  sprach :  |  (swer  Jesu  und  Marien  schrei'  1688 

der  margräf  viel  an  diu  knie. 

er  sprach:  |  'herre  got,  ich  han  hie'  3646 

si  gruozte  die  künege  wol  behagen 

und  dar  zuo  den  markis. 

si  sprach:  |  'gewunnet  ir  ie  höhen  pris'   3834 

mit  fuoge  namens  in  her  dan. 

er  sprach :  |  'ach,  ich  f röuden  armer  man'  4222 

darinne  bruofte  si  für  war 

....  zwo  liehte  kröne  rieh. 

si  sprach:  |  (fröu  dich,  hör  üz  Palastin'  4668*). 


HX   Reste. 

§  134.  In  einigen  Fällen  lässt  sich  ein  Grund  für  die  Setzung  der  betr. 
Silben  in  den  Auftakt  nicht  erkennen:  übrigens  sind  es  fast  durchweg  sehr 
leichttonige  Silben,  die  so  verwendet  werden: 


also  |  muoz  man  in  den  rüm  lan  152*) 
also  |  hat  er  mich  gestiuret  1047") 
an  des  |  küneges  hof  sint  geleit  1122 
da  er  |  für  sich  hielt  ein  schamris  1288 
da  si  |  ir  gewalt  mäzen  416 
daz  dln  |  lop  ze  himel  diuzet  2740 
daz  ich  |  wirde  nimmer  me"  gesunt  799 
daz  man  |  in  in  hohem  werde  3808 
der  ist  |  siner  fröuden  salman  403 


der  ist  |  von  der  hoehsten  tugent  erborn  2718- 

die  der  |  heiden  sele  bewarten  5351 

diz  belgunde  allez  merken  1023 

diz  gelschach  vor  Capadociä  1257 

do  in  |  ir  der  engel  kündet  4050 

mir  ist  |  von  dem  künege  ouch  geseit  1157  ' 

so  ist  |  er  in  solhem  werde  4802 

so  er  |  im  den  rücke  kßret  5795 

und  im  |  iuwer  opfer  bringen  2937. 


Schwerere  Fälle: 
bi  einjander  üf  der  erde  3015 4)  swes  der  |  man  erdenken  künde  2111. 

Über  abnormale  Betonungen  im  Auftakte  s.  §§  136.  137.  140.  142.  143. 


9.  Abschnitt. 
Abweichungen  vom  natürlichen  Akzent. 

L   Einsilbler. 
§  135.    Im  auftaktlosen  Vers  an  fang.    Sobald  die  beiden  einander  folgen- 
den Wörter  in  bezug  auf  Akzentstärke  einander  sehr  nahe   stehen,  wird  eine 
TJmkehrung  der  natürlichen  Betonungsverhältnisse  ohne  jede  Störung  des  Gefühls 

1)  hier  also  ausgesprochen  parenthetisch! 

2)  üz  fehlt  w. 

3)  1.  ah? 

4)  zweifelhaft  bleiben  einige  Verse,   wo  die  Überlieferung  sehr  stark  auseinandergeht  (2938, 
4050.  4091  f.  4439.  4869.  4876.  4914.  4992.  5156). 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS  GEORG. 


99 


hingenommen1).  Die  Fälle,  wo  solcherweise  ein  Verb  um  im  Versanfang  in  die 
Senkung  gelangt  (s,  das?  hän  ich,  ich  bin  frö'mder  usw.)  sind  oben  (§§  6.  9)  bereits 
aufgezält.  Ebenso  leichte  Versetzungen  des  Akzents  sind  es,  wenn  ein  da  bif 
da  von,  hie  mit  usw.  auf  dem  ersten  Wort  betont  erscheinen: 


da  bf  soltü  glouben  mir  3339 

da  bf  st  iu  doch  geseit  4874 

da  mit  niht  verworhte  865 

da  mit  liez  er  werden  schfn  1530 

da  von  sich  der  gloube  2748 

da  von  bin  ich's  jehende  3091 

da  von  ich  ez  läzen  wil  5514 

da  für  ich  in  hGte  4471 

dar  in  hiez  man  trinken  tragen  1571 

dar  nach  er  mit  zühten  sprach  2389 

dar  nach  hnobens  in  da  ouf  3703 

dar  nach  schrei  er  lüte  sä  4317 

dar  nach  ratet,  swaz  ir  weit  4585 

dar  üf  singent  vogelin  2085 

dar  üf  moht  man  nemen  war  8086 

dar  üz  wirt  daz  gotes  bluot  4073 

dar  üz  wart  der  degen  fruot  4796 

dar  zno  heizent  si  in  Krist  487 

dar  zno  knappen,  schützen  1336 

dar  zno  sprach    diu  künegtn  2462 

Ebensowenig  hart  klingen  uns  die 

daz  dich  manec  ritter  an  76 
der  ie  was  und  immer  ist  5123 
ie  nach  der  gelegenheit  3366 
ob  min  tüsent  wseren  137 
so  der  gröziu  herzeleit  555 
und  niht  ander  spfse  lebt  756 
und  daz  ich  iu  danken  sol  4658 


dar  zuo  manec  künec  her  3249 
dar  zuo  läze  ich  mich  dich  sehen  3502 
dar  zno  läze  ich  schouwen  3521 
dar  zuo  smecket  si  vil  wol  4059 
dar  zuo  stete,  bürge  vil  4571 
dar  zuo  sine  muoter  an  5597 
hie  mit  fuoren  si  dö  sä  180 
hie  mit  si  sich  schieden  355 
hie  mit  wurden  si  bereit  361 
hie  mit  schiet  min  frouwe  dan  2692 
hie  mit  kom  er  ze  dem  rade  3641 
hie  mit  ende  het  der  tac  3790 
hie  mit  giengen  si  zesamen  4111 
hie  mit  giengen  si  ze  hant  5093 
ie  doch  trouwe  ichz  machen  57 
ie  doch  hab  wir  mit  iu  pfliht  3342 
ie  doch  hinz  der  marter  sin  3635 
ie  doch  wil  ich  brüeven  in  4770 
war  umb  solt  ichz  lange  sagen  1497 
alsus  sagte  mir  stn  bot  484. 

folgenden  Fälle: 

und  daz  sich  von  diner  kunft  3752 
und  daz  vil  nach  wette  266 
und  hie  vor  dem  rfche  stät  3552 
und  niht  witze  pflägen  4686 
und  stn  nü  hie  ab  gestät  5246 
wan  diu  ist  diu  muoter  stn  3445 
wan  diz  leben  ist  körne  ein  vert  4302. 


Ebenso   sind  im  Ton  stark  gedrückt   die  Zalwörter  vor  ihrem  Substantiv; 

somit  können  sie,  falls  kein  individueller  Nachdruck  auf  ihnen  liegt,  in  Senkung 

gestellt  werden: 

die  zwen  got  sint  mir  bekant  4522  die  dri  tageweide  681 

als  dri  wilde  valken  144  gein  drin  tage  weiden  177 

die  dri  helde  üz  erkorn  147  üf  dri  tageweide  662  *). 


Härtere  Verletzungen  sind  selten: 
da  ein  fröude  tüsent  git  934 
int  hin  füere  der  markis  4599 


ein  (sin)  klär  hergestüele  1369.  4418 
ir  reht  wisewazzer  3062. 


In  diesen  Fällen  wird  der  Fehler  übrigens  dadurch  gemildert,  dass  ein  sehr 
tonstarkes  Wort  dem  in  die  Senkung  herabgedrückten  folgt. 

1)  s.  fürs  Neuhochdeutsche  die  Bemerkungen  von  Minor,  Nhd.  Metrik  S.  28.  243  ff. 

2)  oder  zwene  bezw.  drie? 

13* 


100 


CARL  KRAUS, 


Statt  Akzentverschiebung  wird  besser  unmotiviert  beschwerte  Hebung  an- 
genommen in  dem  Vers: 

min  l&t  (st  so  sch&mllch  2124. 

§  136.  Tonschwache  Monosyllaba  im  Auftakt,  noch  etwas  schwächere 
Wörter  in  der  ersten  Hebung.  Diese  Fälle  sind  das  Gegenstück  zu  den  im 
vorhergehenden  §  besprochenen: 


als  du  des  hast  die  waren  spehe  1432 

als  er  ein  meie  wsere  4749 

als  ez  die  rede  vollen  sprach  3539 

als  ich  da  wart  geletzet  5418 

ata  man  noch  hiut  von  wiben  siht  2604 

als  man  ez  immer  ane  liez  3717 

als  si  gesprochen  vol  daz  wort  4747 

ata  sich  diu  lüne  wandelt  4875 

als  tuot  er  doene  unde  wort  3939 

als  üf  der  erde  durch  e.in  furh  3492 

ata  von  der  künegin  Helena  4326 

ata  uns  beschiet  diu  künegin  4887 

biz  du  gesprechest  ie  daz  wort  3653 

da  dir  die  engel  lobes  jenen  4264 

da  er  an  sinem  töde  lac  4279 

da  er  vil  höhe  sich  vermaz  4828 

daz  du  mich  hast  verstözen  3335 

daz  du  mich  habest  für  einen  got  3509 

daz  er  verscheiden  wsere  3802 

daz  ez  mich  niht  vermidet  3284 

daz  ez  den  muote,  der  ez  sach  3787 

daz  ez  ir  kleider  gar  begöz  4432 

daz  ez  von  anders  niht  geschach  6041 

daz  ich  da  het  den  lip  verlorn  747 

daz  ich  der  widerköre  3660 

daz  im  kan  niht  genözen  4800 

daz  ir  sit  aller  sselden  bar  5261 

daz  tat  mir  von  der  schrift  bekant  6040 

daz  man  in  flsehte  in  ein  rat  3628 

daz  man  die  liute  als  daz  vihe  4136 

daz  si  die  fröude  Seiten  hie  697 

daz  si  von  minem  erbe  3382 

daz  si  mit  zoubers  sinne  4598 

daz  sich  dir  biegent  alliu  knie  4257 

daz  sich  so  sere  undersnite  4608 

daz  wir  uns  müezen  scheiden  4563 

den  man  mit  fröuden  wol  enpfie  5324 

der  ich  sin  underhoeric  bin  56 

der  mich  enthoupten  welle  6103 

der  uns  da  hat  geschendet  3414 

der  uns  vil  lihte  her  nach  geswirt  4582 

des  du  ze  fröuden  wol  mäht  jehen  4428 


diu  sich  von  himel  zerde  lie  5392 

diu  zuo  der  toufe  hörten  4311 

dö  ez  die  sül  ane  sach  8237 

dö  man  in  fragte  maere  4281 

dö  si  die  engel  fuorten  hin  4888 

6  ez  an  der  buochstaben  ort  3654 

g  man  die  helde  umbe  tuo  4919 

iu  ist  daz  allen  wol  bekant  4041 

ja,  ich  gesach  nie  bogenschuz  4696 

nach  diner  würde  envollen  3821 

nach  sinem  site,  und  kom  diu  naht  3791 

nein,  her,  mir  kom  ein  ander  gast  1832 

stt  er  der  sunne  hat  gewalt  2959 

Sit  ich  muoz  sin  der  liute  spot  2130 

sit  ich  dem  schaden  bin  geselt  5886 

sit  man  in  dem  gestirne  sach  3582 

so  er  mit  töde  umbe  gät  4970 

so  ez  in  vollem  kröpfe  stat  4449 

so  man  si  berte  üf  den  heim  5361 

swä  er  der  heiden  gaehten  mac  475 

swaz  ich  noch  strite  ie  gestreit  3658 

und  ir  so  vil  ze  töde  sluoc  387 

und  mich  so  gar  vernihtest  3432 

und  sich  nach  mir  zer  erde  liez  3406 

uns  bringet  dar  Superbia  3350 

wan  daz  ich  heize  nach  ir  sus  3465 

wan  daz  ich  immer  gähte  3662 

wan  er  im  höher  fröuden  gan  404 

wan  ich  daz  weter  füere  3495 

wan  ich  benime  dir  den  lip  3621 

wan  ich  iuch  beidesamet  man  5598 

wan  im  daz  himelrtche  wart  5719 

wan  man  in  dar  an  töte  4341 

wan  mich  des  immer  wundert  4306 

war  süle  s£le  unde  lip  5202 

wie  dir  ze  himel  st  geschehen  3418 

wie  ez  geschaffen  wsere  4282 

wie  ez  ergangen  waere  4694 

wie  hän  ich  ere  und  wip  verlorn  4224 

wie  sich  die  helde  werten  5043 

wie  wir  den  krtaten  widerstan  489. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBEE  REISBOTS   GEORG. 


101 


§  137.  Tonstarke  Wörter  im  Auftakt.  Vollständige  Übereinstimmung 
mit  der  natürlichen  Deklamation  herrscht  hier,  sobald  das  in  der  ersten  Hebung 
stehende  Wort  noch  mehr  Tonstärke  besitzt  als  das  den  Auftakt  bildende : 


braht  swert  durch  heim  ie  daz  bluot  3682 
göt  balde  in  den  sarc  wider  5215 
vart  balde  in  daz  paradis  5217 
wser,  muoterhalp  üz  Israh£l  4473 
wirt  rocke  onde  weize  3409 

got  wander  durch  dich  hat  getan  2903 
got  herre,  listmachaere  4251 
got  fönix  ein,  sonder  gaten  5145 
scharpfsüeze  üf  der  heide  5496 

Dagegen  stehen  allerdings   mit  der 
spruch3)  die  folgenden  Auftakte: 

dankt  im  der  grözen  werdikeit  5231 
gie  nach  des  margräven  gebot  3235 
heiz  im  die  nagel  slahen  abe  5691 
heizt  in  gebieten  üf  den  sal  2907 
het  in  so  schcenen  da  gesehen  5328 
hiez  er  si  alle  toeten  4860 
hilf  mir,  daz  ich  ein  bröt  entnem  1966 
hilf  uns  üf  dirre  erden  4853 
ist  er  nicht  endehaft  dar  zuo  5871 
kleit  sich  mit  sprfze  ie  der  luft  3683 
kom  ich  mit  hurte  ie  s6  gevarn  3689 
kum8tü  sin  abe,  dich  hant  diu  wip  5530 
lät  in  iuch  niht  Yorkeren  3577 
mahtü  daz  buole  understan  776 
muoz  ich  üf  disem  rade  ligen  3845 
sach  er  die  küneginne  klar  2660 
sach  ich  mit  minen  ougen  3090 
seht,  wie  ein  starke  wolkenbrust  5506 
sol  ich  dich  sus  Verliesen  8619 
8olt  ich  den  han  für  einen  got  4007 
suln  mit  ein  ander  fröuden  pflegen  2983 
tet  ich  in  höhen  dienest  ie  5729 
tuot  er  daz  zouber  hiute  4015 
vant  man  geschriben  ouch  da  bi  5789 


sehs  tüsent  und  zwei  hundert  4305 
aht  tüsent  fünf  und  drlzec  5643 
sin  kraft  daz  allez  weidet  8885 ') 
ir  fröude  und  sfn  herzeleit  4615 
der  buoche  hän  ich  niht  gelesen  4470') 
m£r  dan  ze  tüsent  stücken  3541 
m£r  danne  da  vor  waere  2117 
an  daz  ich  sfn  enbern  wil  237 
üf  höher,  der  niht  mäze  kan  5820. 

natürlichen  Betonungsweise  im  Wider- 

fröu  dich  der  lieben  maere  96 

fuoct  mir  daz  iender  ungemach  3664 

wägt  er  den  lfp  so  sere  128 

wser  er  vor  ir  gesezzen  5332 

wsert  ir  dem  künege  Dacian  8709 

well  er  niht  tuon  durch  daz  gebot  3198 

wil  er  gewapent  oder  blöz  1693 

wil  du  din  opfer  bringen  3507 

wirt  ez  üz  allen  buochen  69 

wirt  uns  der  liute  ie  ein  teil  3345 

got  uns  vor  übel  behuote  586 

got  müez  din,  edel  ritter,  pflegen  2013 

got  ist  ein  wundersere  2555 

got  höt  mich  her  ze  dir  gesant  3750 

zuht  ist  ein  süeze  erenkleit  5825 

kranc  was  da  ungemüete  275 

drizehen  und  zwei  hundert  5176 

wer  in  den  touf  bereite  da  4307 
vol  sagen  sfner  wunder  zil  2631 
hin  fuorten  si  die  keiserin  4625 
wo,  daz  ir  ie  wurdet  geborn  4155. 


§  138.  Im  Innern  des  Verses.  Auch  hier  finden  Versetzungen  des  Tones 
statt,  die  den  eben  im  Auftakt  beobachteten  vollständig  parallel  gehen.  Soweit 
Verba  auf  diese  Weise  im  Innern  in  Senkung  gestellt  sind,   wurden  die  Bei- 


1)  sin  emphatisch  gehoben. 

2)  der  Demonstrativ. 

3)  ohne  deshalb  schlecht  zu  sein :  ein  geschickter  Deklamator  wird  alle  die  Falle  so  bringen 
können,  dass  kein  Hörer  einen  Anstoss  empfindet. 


102 


CARL   KRAUS 


spiele  schon  oben  (§§  10.  11.  13)  gegeben. 
da  bij  da'  mit  usw.  im  Versanfang  (§  136) 

daz  man  da  bi  ssehe  2925 

und  mit  galme  da  durch  sneit  1186 

ein  rötez  kriuze  da  durch  (für)  gie  1359.  1683 

diu  in  mit  heile  da  durch  truoc  4438 

ich  wil  mlnhalp  da  hin  Stegen  993 

soltü  da  mit  hiute  bejagen  1365 

und  da  von  sendiu  leide  2474 

daz  da  von  waet  der  bitter  tot  5165 

daz  im  der  engel  da  vor  bot  2074 

mer  denne  da  vor  waere  2117 

daz  si  da  vor  küme  gesaz  2843 


Die  Gegenstücke  zu  den  Betonungen 
sind  im  Versinnern: 

den  ich  da  von  hän  geslagen  4897 

si  begunde  dar  an  wenden  5758 

dar  nach  stöz  ich  im  dar  in  dorn  5693 

und  in  dar  nach  swachet  5794 

ein  rippe:  dar  üz  wart  ein  wip  25% 

und  dar  zuo  allen  minen  goten  457 

und  ie  dar  zuo  waere  3973 

dö  din  helfe  dar  zuo  traf  5602 

er  müeste  ie  doch  mänlich  sin  4760 

von  strite,  der  was  also  starc  5349. 


Von   sonstigen  Fällen   sind   leichterer  Art   und   den  oben  (§§  135.  136)  im 
Auftakt  auftretenden  zu  vergleichen  die  folgenden;   mit  Fronomen  in  Senkung: 

und  vär  wir  zuo  dem  Spaniöl  217 

woltet  fr  dem  glouben  niht  4375 

so  wil  ich  loben  ü'f  den  tac  4886 4) 

ze  kranc,  und  ze*  den  mseren  687 4) 

daz  geschach  rehte  in  des  namen  3095  *) 

der  välsch,  den  du  gein  mir  kanst  tragen  4334 

und  lobt,  swaz  ir  von  im  geseht  3575 

enrüoch,  waz  dir  der  keiser  tuo  4423. 


daz  ist  hinz  dir  wol  gewant  314 
owö,  daz  Ich  iuch  ie  gesach  4154 
türret  fr  iuch  an  mich  lau  5999 
(wem)  wirs  geschähe,  dann  im  da  5997 
so  värt  ir  gein  dem  Spaniol  307 l) 
und  ir  kint  ir  kfnden  gebent  16 *) 
ir  stt  mit  mir  unbetrogen  545 
als  hilf  mir,  daz  ich  werde  erlöst  3746*) 
da  können  öuch  si  wol  enkegen  4962 

Adverbia,  Conjunctionen: 

der  himelkü'nec  als  einen  schaft  3935 
daz  geschach,  als  er  gebot  4731 
daz  fröute  sich  da  über  al  287 
ouch  dienet  uns  da  zaller  zit  3359 
daz  si  dich  da  müeze  sehen  4263 
hin,  da  ich  die  vinde  sach  3663 
doch  half  im  göt,  daz  er  genas  130 
durch  den  he'lm,  daz  ez  erwant  5478 
daz  an  iu  hie  ist  geschehen  3850 
daz  eische  Ich  hie  sunder  twäl  4910 
gewunnet  ir  ie  höhen  pris  3834 

Reste : 

ey,  lät  uns  die  drf  bruoder  varn  159 
der  wiste  die  dri  künege  hör  2147 
vor  drin  hundert  jären  5166 


und  daz  vÜ  nach  wette  266 

uns  dienet  vil  nach  nieman  baz  3861 

anders  ist  niht  sin  gelust  470 

diu  barke  künde  sich  niht  sparn  587 

des  pfliget  man  niht  bi  der  naht  2309 

des  entüot  niht,  maerer  helt  2436 

ich  wsene,  6r  noch  vaste  1968 

der  ist  Sit  kristen  worden  1407 

die  göt  so  hat  gekrönet  1005 

die  rede  si  sus  ane  vienc  4250 

ich  we*iz  wol,  du  wirst  sus  noch  so  879. 


er  lege  in  solh  ere  an  609 

und  leiste  an  jär  min  gebot  3510  ■). 


1)  ir  im  Kontrast  zu  ich. 

2)  das  e'ine  ir  steht  im  Kontrast  zum  andern. 

3)  'wie  jenem'. 

4)  demonstratives  den  bezw.  desl 

5)  'nur  ein  einziges'. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


103 


§  139.  Noch  stärker  akzentuirte  Wörter  finden  sich  nur  sehr  selten  in 
der  Senkung.  Als  Erleichterung  wird  empfanden,  dass  meist  ein  tonstärkeres 
Wort  vorhergeht  oder  nachfolgt: 


d&  wec  ze  der  vinster  gät  2794  *) 
er  s^it  got  und  dem  engel  danc  3785 
sich  frö'ut  got  and  diu  muoter  sin  293 
für  alle,  die  got  ie  beschuof  84 
daz  sfn  got  immer  6re  hat  1395 
daz  ist  an  mir  schin  worden  hie  3176 


und  daz  er  schfet  tac  unde  naht  4030  *) 
da  ist  guot  ougenweide  1016 
daz  ist  guot  für  des  hungers  not  2009 
er  gfe  hin,  da  der  keiser  saz  4838 
da  wil  ich  mich  von  ziehen  801. 


Oder  es  sind  sogar  beide  umgebenden  Wörter  stärker  akzentuiert:  dann 
wird  die  Versetzung  eines  sinnstarken  Wortes  in  die  Senkung  umsoweniger 
empfunden,  als  nur  ein  einfacher  Verstoss  gegen  die  Betonungs Verhältnisse 
der  natürlichen  Rede  vorliegt :  nur  das  Wort,  das  eine  Hebung  verdienen  würde, 
bildet  statt  dessen  die  Senkung,  aber  unter  seinen  Nachbarn  ist  keines,  das 
normaler  Weise  die  Senkung  statt  der  Hebung  bilden  sollte: 


diz  hegunde  der  markis  gär  hin  le*gen  5887 
er  well  min  länt  hin  lf'hen  1159 
da  der  tugent  klnt  in  slöuf  4290 
da  der  maget  klnt  fn  slöuf  5180 
heizet  iuwern  sün  üf  stä'n  3121 
hör,  da  sult  irz  nfht  für  hä'n  1948 
nein,  da  wil  ichz  nfht  für  hä'n  6052 
min  knappe,  der  daz  rös  dort  hä't  1661 6) 
daz  si  I  keines  menschen  früht  ie  nära  2676. 


{  im  gienge  si'n  dinc  also  eben, 

<  im  enkunde  nieman  geleben  5267 8) 

er  gl't  mer,  dann  man  künne  gern  3893 
brüevet,  wie  wo  de*m  geschach  3788 4) 
und  Johannes,  der  da  von  vil  sprach  1748 
diu  iu  nimmer  wöl  an  sta't  4210 
der  den  man  an  lachet  5793 
er  viel  hin  ünversunnen  4410 

Eine  grosse  Härte  der  Deklamation  findet  sich  nur  in  dem  Vers: 

du,  Ave,  rihtest  si'  üf  wider  2766 fl). 

II.   Mehrsilbler. 
I.  Simplicla  mit  versetzter  Betonung  im  einsilbigen  Auftakt  und  Im  Vereinnern. 

§  140.  Simplicia,  zweisilbige,  deren  Stammsilbe  im  Auftakt  steht  und 
deren  Endsilbe  die  erste  Hebung  trägt.  Diese  Betonungsweise  wird  durch  ge- 
schickte Deklamation  besonders  dann  leicht  auszugleichen  sein,  wenn  die  End- 
silbe dadurch  einen  Nebenton  erhält,  dass  das  ganze  Wort  mit  starkem 
Nachdruck  gesprochen  wird.  Und  das  trifft  in  der  Tat  zu  bei  den  folgenden 
Beispielen,  wobei  wieder  dieselben  Gründe  dem  Wort  besonderen  Nachdruck 
verleihen,    die  dies  auch  im  Innern  des  Verses   tun:   all  diese  Wörter,   die  im 

1)  des  sehr  stark  emphatisch  betont! 

2)  unsicher :  vielleicht  schiede  .  .  .  und. 

3)  'seine  Verhältnisse  wären  herrlich,  wie  die  niemandes  sonst*. 

4)  'der  im  Rade  lag,  wenn  schon  d£r,  der  zuschaute,  Schmerz  empfand'. 

5)  hat  =  'hält'. 

6)  die  Erklärung  dafür  findet  sich  am  Schluss  von  Abschnitt  11.  —  Dagegen  ist  wol  mit  be- 
schwerter Hebung  zu  lesen:  ob  im  iht  künt  totere  578;  der  gebü'rte  noch  ewö'  sint  2569. 


104 


CARL   KRAUS 


i 


folgenden  den  Vers  .mit  versetztem  Akzent  eröffnen,  würden  im  Innern  des 
Verses  nicht  nur  auf  der  Stammsilbe,  sondern  auch  auf  der  Endsilbe  eine  Hebung 
tragen  können. 


mldet  si,  her,  daz  ist  min  rät: 
bekantet  ir  ir  ritterlich  getät, 
ir  möhtet  den  aspis  gerner  sehen, 
so  8 winde  ist  ir  strftes  brehen  4991  *) 

die  wurme  unreine 

teilten  fleisch  und  gebeine  5284*) 

diniu  sehs  tagewerc 

zeigestü  mit  der  sunne, 

diu  ist  der  fünver  wunne  6141  •) 

allersuntägeliche 

spricht  dar  üz  der  sunne  got  3312*) 


da  sihestü  üf  dem  tröne 

aller  der  engel  frouwen  4421 4) 

allen  dingen  gebent  si  kraft, 
alle  |  würze  sint  von  in  gesaft, 
allez,  daz  üf  der  erde  lebt  4481  •) 

l  herre  got,  ich  hän  hie 

\  keinen  friunt  wan  din  eines 


und  ger  ouch  mö  deheines  3647  •) 

besser  gesellen  wirt  man  siech  3034 T) 

iuwer  puneiz  zilt  üf  den  tot, 
den  ir  tuot  ze  dem  rade  3706 8) 

|  als  ein  schürweter  gröz 

(  unser  her  gein  dem  sinem  döz  5490. 

Natürlich  auch  in  der  Parenthese,  die  mit  unterdrückter  Stimme  zu  sprechen 
ist,  wo  also  Stammsilbe  und  Endsilbe  nicht  durch  Steigerang  der  letzteren,  sondern 
durch  Schwächung  der  erstem  einander  genähert  werden9): 

'da  hab  wir  uns  vereinet', 
sprächen  die  helde  beide 
'wir  welln  uns  üf  der  heide 
mit  sper,  mit  Schilde  bejagen'  309. 

§  141.  Im  Innern.  Anch  hier  ruht  auf  dem  versetzt-betonten  Wort  meist 
ein  besondrer  Nachdruck: 


wan  din  lip  nie  geschiet 

von  keinem  strite,  wan  mit  sige: 

6  der  nü  under  gelige, 

daz  beweinet  manic  muoterbarn, 

den  man  mit  fröuden  nü  siht  varn  566 

der  böte  hat  vier  und  zweinzec  namen, 
die  en  ein  hellent  zesamen, 
swaz  ie  der  böte  würbet, 
daz  daz  niht  verdirbet  2720 


geruotiu  ros  kouften  si  sä 
und  liezen  diu  müeden  da  669 

da  si  ir  kint  ligende  vant, 

als  siz  in  die  wiegen  bant  3125 10) 

er  tuot  singen  diu  vogelin  8888") 

nü  seht  ir  doch  diu  wunder, 

diu  göt  alle  besonder 

durch  den  margräven  tet  4158 


1)  im  Ton  eindringlichster  Warnung. 

2)  teilten  muss  besonders  pointiert  gesprochen  werden,  damit  die  Erfüllung  des  prophetischen 
geteilt,  gewegen,  gezaU  (5271)  dem  Hörer  deutlich  wird. 

3)  zeigest  prägnant 

4)  dass  al  zur  Emphase  neigt,  ist  schon  aus  §§  58.  63.  67.  128  zu  ersehen. 

5)  schöner  rhythmischer  Wechsel !    s.  §  63. 

6)  pathetisches  Gebet! 

7)  'von  Genossen,  die  schlecht  sind'. 

8)  'Der  puneiz,  den  ihr  tut';  der  spätere  Relativsatz  hängt  davon  ab! 

9)  s.  §§  41.  133. 

10)  auf  dem  'Liegen'  ruht  Nachdruck:  das  Kind  geht  gleich  darauf.  —  Oder  ligende? 

11)  Kontrast  gegenüber  andern  Wundern,  die  Gott  bewirkt. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  105 

(  des  st  gnäde  iu  geseit  wo,  daz  ir  ie  wurdet  geborn  4155 l). 

1  und  einer  drivaltekeit  8188 

Die  Momente,  die  hier  eine  ausgleichende  Deklamation  erleichtern,  sind  ver- 
schiedene: vor  allem  dass  die  Endsilbe  durch  den  Nachdruck  an  Gewicht  ge- 
winnt, dann  dass  ihr  überall  eine  Silbe  von  minimalem  Tongewicht  als  Senkung 
folgt,  und  endlich  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  dass  der  in  Senkung  stehenden 
Stammsilbe  ein  akzentstarkes  Wort  vorhergeht,  das  auf  die  Stammsilbe  herab- 
drückend einwirkt. 

Ebenso  möchte  ich  Verlegung  des  Akzents  von  der  Stammsilbe  auf  das 
Präfix  annehmen  in  den  Versen: 

'.  .  .  von  fröuden  sagen,  so  da  ist'.  (  8Ö  «äben  8i  ez  *k  zehant 

der  e-ngel  verswant  an  der  frist.  {  der  ^UsAte  an  ir  bant, 

da  wart  ich  frö  und  höchgemuot  1374  **  8olt  ez  wlsen  ünmer  m6r> 

\  und  versmahten  die  gote  her  6016a). 

2.   Komposita  mit  versetzter  Betonung  Im  einsilbigen  Auftakt'). 

§  142.    Komposita  mit  betonter  1.  2.  Silbe  im  Auftakt. 

Bei  Zusammentreffen  zweier  annähernd  gleichstarker  Wörter  kann  der  eine 
Akzent  ohne  Schwierigkeit  für  die  Deklamation  gedrückt  werden,  s.  §  135.  So- 
mit findet  sich  die  erste  Silbe  solcher  Komposita  anstandslos  im  Auftakt  ver- 
wendet : 

untugent  lie  er  underwegen  115  iecliches  Sternen  pfligt  ein  got  4361 

unfride,  urliuge  starke  842  manglich  ze  herberge  reit  5805 

Unheiles  wäre  zange  4184  herzogen,  gräven,  vrien  3351 

ungsebe  und  unreine  8029  kurzwile  und  des  im  tohte  5315 

ieclichem  drfer  hande  kleit  1462  scharlachen,  samit,  baltektn  1464 

ieclicher  als  ein  halbez  ei  1687  urloup,  du  frouwe  von  im  nim  4650 

iecllcher  künec  gekrönet  gie  2924  driuzehen  und  zwei  hundert  jär  5198. 


3.   Namen  und  Fremdworter  mit  versetzter  Betonung  Im  einsilbigen  Auftakt4). 

§  143.    Da  immer  besonderer  Nachdruck  nötig  ist,   damit  eine   unbetonte 
Silbe  einer  betonten  Konkurrenz   machen  und  ihr  die  Hebung  abnehmen  kann, 
80  ißt  es  nur  natürlich,  dass  auch  hier  wieder  nur  emphatisch  gesprochene  Wörter 
in  der  angegebenen  Weise  verwendet  werden6): 
*J£|8tis  von  Nazaröt'  ich  schrei  1377 6) 

1)  höchstes  Pathos! 

2)  auf  versnuehen  liegt  starker  Nachdruck,  weil  der  Redende  damit  den  Grund  für  den  Zorn 
der  Götter  angibt. 

S)  über  Komposita  mit  versetztem  Akzent  im  Yersinnern  s.  den  Abschnitt  6. 

4)  über  diese  Wörter,  soweit  sie  im  Versinnern  mit  versetzter  Betonung  verwendet  sind,  ist 
oben  in  den  Abschnitten  4  und  5  gehandelt. 

5)  wol  normale  Betonung  liegt  vor  in :  emerlä'l  und  amazure  4141 ;  daz  Aarö'nes  gerte  blüete  5600. 

6)  Feldgeschrei! 

Abhdlgn.  d.  K.  Gea.  d.  Wim.  iu  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.   N.  F.    Band  6,1.  14 


106  CARL  KRAUS, 

daz  tet,  der  die  touben 

üz  der  arken  sande  driläkes  houbet  unde  zagel  4193*) 

and  der  wol  bekande  blalmenschier  was  da  tiure  1925  •). 

Moy|sfs  gebet,  der  doch  niht  sprach  2871  *) 


10.  Abschnitt. 


Proben  der  Resultate  für  Sprache  und  Orthographie 

des  Textes. 

I.  Die  Verbalformen. 

§  144.  Vorbemerkung.  Auch  hier  müssen  sprachliche  und  metrische  Argu- 
mente sich  gegenseitig  stützen.  Es  wäre  ein  Weg  denkbar,  auf  dem  ich  den  Leser 
in  methodischer  Weise,  ohne  den  Glauben  an  irgend  welche  unbewiesene  Voraus- 
setzungen von  ihm  zu  verlangen,  von  Schritt  zu  Schritt  immer  nur  von  Be- 
wiesenem zu  dem  zu  Beweisendem  führen  könnte :  aber  das  würde  ein  beständiges 
Hin-  und  Herschaukeln  zwischen  Sprache  und  Metrik  nötig  machen:  wodurch  die 
Übersicht  über  die  schliesslichen  Resultate  in  störender  Weise  beeinträchtigt 
werden  müsste.  So  beginne  ich  also  hier  mit  einer  vorderhand  unbewiesenen 
Behauptung,  die  erst  im  nächsten  Kapitel  ihre  Rechtfertigung  finden  wird.  Diese 
Behauptung  lautet:  für  unsern  Dichter  sind  die  von  Lachmann  aufgestellten  Ge- 
setze über  die  Einsilbigkeit  der  Senkung  zu  strenge;  es  muss  vielmehr  gesagt 
werden:  Reinbot  gestattet  sich  alles  in  die  Senkung  zu  setzen,  was  von  ganz 
minimalem  Tongewicht  ist  und  sich  von  einander  durch  Akzentstärke  in  gar 
keiner  oder  nur  in  verschwindender  Weise  unterscheidet.  Dies  vorausgeschickt, 
möge  eine  Darlegung  der  sprachlichen  und  orthographischen  Resultate  folgen, 
die  sich  für  die  zweisilbigen  Verbal-  und  Substantivformen  ergeben:  für 
die  and.ern  Wortkategorien  ist  in  den  §§  218 — 221  das  Wichtigste  bemerkt. 

I.  Formen  auf  -e. 

a)  wcere,  mohte,  solte,  wolte. 

§  145.  Im  Reim  sind  allein  diese  volleren  Formen  bezeugt:  niemals  sind 
Verse  mit  diesen  Wörtern  am  Schluss  als  einhebig  stumpfe  behandelt,  ebenso- 
wenig reimt  ein  ich,  er  solte  auf  golt,  holt.  Auch  im  Innern  werden  die  Voll- 
formen in  zalreichen  Fällen  gefordert:  die  Apokope  ergäbe  beschwerte  Hebung 
auf  den  Auxiliaren,  was  nach  dem  Resultate  der  Untersuchungen  §§  15—54  als 
ausgeschlossen  betrachtet  werden  kann.  Damit  wird  zugleich  in  einigen  Fällen 
die  Annahme  des  Hiatus  als  notwendig  erwiesen.    Die  Beispiele  sind: 

1)  Moysis  stark  betont  wegen  des  von  ihm  abhängigen,  aber  getrennten  Relativsatzes. 

2)  Schimpfredet 

8)  exotisches  Wort!    s.  §§  54.  61.  79. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    ÜEBER   REINBOTS   GEORG. 


107 


den  kristen  wsere  über  al  391 
fron,  ich  wsere  gar  ze  swach  2090 
anders  wsere  ez  mir  zorn  2514 
kein  wfssag  mohte  noch  enmac  916 
daz  man  möhte  einen  kalc  4938 


daz  ich  solte  sin  ein  got  2091 
swer  da  wolte  gen  für  5776 
nieman  wolte  läzen  in  5779 
solte  opfern  slnem  got  1737. 


Dagegen  kommt  kein  einziger  Vers  vor,    in   dem   man   die   einsilbige  Form 

in  Senkung  setzen  miisste :  denn  in  all  den  Versen,  die  ich  nun  folgen  lasse,  ist 

diese  Annahme  nie  nötig,  in  den  meisten  sogar  höchst  an  wahrscheinlich : 

s wie  halt  ein  fürste  da  wsere  gast  1924  &  man  möhte  schouwen  5036 

nü  der  markis  wsere  tot  4829  kristen  wsere  worden  5345 

daz  niht  bezzers  möhte  sin  4072  üf  solte  henken  4241 

wie  ez  anders  möhte  wesen  4368  wan  daz  mich  wolte  meinen  5884 

daz  mich  daz  iemer  solte  wem  1743  ze  himel  und  solte  ez  zergän  5280. 

daz  er  ze  hove  wolte  varn  1633 

Wenn  wir  uns  nun  erinnern,  wie  oft  ein  hat,  het,  ist,  Jean,  mac,  muoz,  sol, 
wart,  was,  teil  u.  dgl.  m.  sicher  in  der  Senkung  steht  (§§  3  ff.),  so  werden  wir  aus 
dem  Fehlen  der  obigen  Formen  in  dieser  Stellung  schliessen  müssen,  dass  der 
Dichter  sie  als  lautlich  einsilbige  nicht  gekannt  hat:  sonst  miisste  sich  unbe- 
dingt des  öfteren  ein  Vers  wie  hüneges  wort  solt  wä'r  sin  u.  dgl.  finden. 

Demnach  muss  überall  die  zweisilbige  Form  geschrieben  werden.  Also  zu- 
nächst in  den  Versanfängen,  wo  den  Verbalformen  ein  Einsilbler  vorausgeht: 


des  wsere  im  ze  lützel  doch  207 
der  wsere  mir  ein  süeze  not  868 
und  wsere  rcemisch  riche  sin  204 
ez  wsere  vasant  oder  visch  2106 
er  wsere  junc  oder  alt  2192 
ez  wsere  eben  oder  forh  3668 
ez  wsere  warf  oder  schuz  5770 
du  wsere  doch  din  selbes  frö  2543. 
ia  wsere  niht  gewesen  schade  3708 
dran  möhte  man  geschriben  niht  1019 
ja  möhte  man  den  Kiemsß  1722 
ez  möhte  sorge  han  dar  zuo  4920 
und  mohte  ir  oueb  niht  geziln  5541 
da  solte  man  dem  werden  mit  3643 
da  solte  man  in  eren  mit  3810 


wes  solte  ich  mich  für  baz  müen  5636 
er  solte  ktime  sin  genesen  5668 
da  wolte  ich  dir  lönen  mit  869 
er  wolte  in  versuochen  £  1760 
da  wolte  man  daz  arme  wip  2458 
er  wolte  si  ertötet  h&n  4219 

si  wsere  verre  richer  5334 
ich  möhte  durch  ein  müre  1386 
er  solte  herliche  4031 
und  wolte  sich  verkeren  2422 
ich  wolte  mich  niht  änen  5256 
er  möhte  sin  als  ein  getwerc  634 
des  wolte  got  niht  enbern  247 
dirre  |  wsere  also  swinde  5025. 


er  solte  nimmer  eren  pflegen  5282 

Und  so  werden  wir  auch  die  zweisilbigen  Formen  durchführen  in  all  den 
Fällen,  wo  auf  die  Verbalform  noch  eine  Senkungssilbe  folgt:  es  sind  durchaus 
solche  leichter  Art;  auf  weere  folgt  in  Senkung  von  vokalisch  anlautenden 
Wörtern  ein,  er,  ez,  en-,  ich,  iu,  ir,  in,  im  (14  mal),  von  andern  der,  ge-,  ver-,  be- ; 
diu,  mins,  min,  mir,  vil,  niht,  ze,  daz,  nach,  von  (25  mal) ;  auf  moMe  folgt  es,  er, 
er-,  ez,  uns,  im,  ein,  iur  (12  mal);  ge-,  man,  niht,  vor,  daz,  sich,  din,  si,  mich 
(15  mal) ;  auf  solte :  er,  ich,  ez,  er-  (9  mal) ;  der,  daz,  mir,  her,  die  (5  mal) ;  auf 
wolte:  ich,  et,  A-,  in,  er  (10  mal);  der,  sich,  si,  die}  den,  zes  (9  mal). 

14* 


108  CARL   KRAUS, 

b)  2.  Sing.  Imper. 

§  146.  In  einer  Reihe  von  Fällen  würde  die  Apokope  beschwerte  Hebung 
im  ersten  Fuss  ergeben: 

ahte  niht,  waz  dir  geschehe  4425  schaffe,  daz  min  werde  rät  4628 

danke,  fron,  dem  markfs  4647  Sterke  min  gemüete  1873 

gedenke,  daz  mir  sf  vil  wÄ  4266  toufe  mich  in  stnem  namen  2835 

bedenke  mlnes  herzen  s£r  4404  füege,  so  ich  kam  von  grabe  4630. 
sage,  fron,  gebot  er  mirz  3141 

Hier  sind  sicher  die  zweisilbigen  Formen  zu  belassen,  das  ist  —  abgesehen 
von  der  sprachlichen  Härte  der  Kürzungen  —  auch  dadnrch  zu  erweisen,  dass 
die  sicher  einsilbigen  Imperative  niemals  beschwert  verwendet  werden: 

heiz  die  dlne  niht  verzagen  1366  s6  nim  hin  daz  himelbröt  2010 

heiz  |  diz  gebeine  üf  sten  5161  des  nim  du  an  der  sonne  war  4504  *) 

laz  uns,  lieber  herre  min  5203  s6  nim  ein  tjost  von  miner  hant  5528 

des  nim  du  reht,  swaz  du  sin  wil  538 l)  da  be|ganc  doch  eine  maze  an  881. 
nim  |  in  dfn  hant  daz  ruoder  1090 

Ebensowenig  ist  an  Betonung  des  Eingangswortes  und  Versetzen  der  apo- 
kopierten  Imperativform  in  die  Senkung  zu  denken  bei  folgenden  Vollverben: 

so  toufe  dich  an  dirre  frist  5714  die  ere  mit  dem  opfer  dfn  2301 

nü  schonwe,  Minne,  wie  daz  stat  5469  so  bringe  im  din  opfer  niht  6022') 

und  wizze  daz  zewäre  4673  da  ge|denke  an,  fron  künegin  4516*) 

and  wizze,  da  het  sonder  wer  2011  and  füere  ans  in  Gräcia  539*). 

Und  ebensowenig  wird  man  dadurch  beschwerte  Hebung  im  zweiten  oder 
gar  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses  schaffen: 

dar  an  gedenke,  heiligeist  5160  ey  guote,  sage,  so  dir  got  4781 

dar  nach  rihte  dich  ze  hant  1438  braoder,  wizze  daz  für  war  230 

ey  guote,  sage,  sonder  spot  2857  der  sprach:  'her  keiser,  volge  mir'  6689. 

Daher  wird  auch  zu  schreiben  sein  mit  zweisilbiger  Senkung: 

and  ge|  denke,  sfstü  ein  wise  man  882 

verkere  dich,  keiser,  and  erwint  4972  sprach  si,  nü  gehabe  dich  wol  4641 

köre  durch  dlne  werdekeit  5523  so  sage,  wer  segente  den  bronnen  2863 

and  rihte  mir  über  Dacian  6105  nü  sage  mir,  keiser,  sonder  spot  4347, 

enrooche,  waz  dir  der  keiser  tuo  4423 

und  vor  vokalischem  Anlaut  der  folgenden  Senkungssilbe : 

und  ahte  üf  keine  marter  niht  1887  sage  Apollen,  daz  er  kam  8196 

und  habe  in  ouch  ze  dem  hoehsten  got  4517  and  scherme  in  vor  der  helle  6104 

and  leiste  ein  jar  min  gebot  8510  und  setze  in  aventiure  den  11p  5529 

köre  ez  hin  oder  her  1091  Apollo,  des  warte  üf  mich  8255. 


1)  beachte  die  dü\ 

2)  hier  ist  also  der  Hiatus  wieder  geboten. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBEB  REINBOTS   GEORG. 


109 


In  Senkung  bezw.  Auftakt  erscheint  bezeichnender  Weise  der  Imper.  von 
fröuwen:  hier  war  also  die  Kürzung  schon  in  der  Sprache  des  Dichters  ein* 
getreten l) : 

frön  |  dich  der  lieben  msere  96  si  sprach:  'fröu  dich,  hör  Palastin'  4668. 

fröu  |  dich  der  anschouwe  4414 

Ebenso  ist  einsilbig  anzusetzen: 

wart,  waz  da  wirt  frönden  schln  968 s) 

und  wol  auch  die  auf  -r  endigenden  Formen: 


var  in  daz  verworhte  hol  3537 


gewer  mich,  frouwe  (herre),  des  ich  gar  2794. 
5178.  6092. 


Eine  befremdliche  Ausnahme  bildet  der  Vers: 

stant  üf,  mach  dir  ein  ander  dach  (:swach)  2002 8). 


c)  3.  Sing.  Präs.  Eonj. 

§  147.    Kein  Zweifel  über  die  Anwendung  der  Vollformen  ist  möglich  in 
folgenden  Beispielen: 


im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

and  habe  dich  in  stnem  segen  2014 
er  heize  künec,  bischof  8348 
ez  loufe,  krieche  oder  g6  3883 
war  süle  s£le  unde  lip  5202 
mich  eilirre  danne  6haft  not  31 

im  zweiten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

opfer  und  6re  mit  gebet  2815 

swer  iuch  frage,  wer  ich  si  1494 

wie  er  habe  üf  geleit  11584) 

daz  dann  |  ende  habe  unser  klage  5206 4) 

im  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

swer  zühtec  st,  der  habe  fluht  5822 
swer  ezzen,  trinken  welle  hie  1595 
schaffe,  daz  min  werde  rat  4628 

im  zweiten  Fuss  des  klingenden  Verses: 

daz  ez  iht  müge  liegen  2651 
daz  er  mich  welle  toeten  1145 


in  en  stiure  danne  der  heiligeist  1045 
and  zeige  ia  den  besten  wirt  607 4) 
er  enjlege  iu  solh  6re  an  609 4) 
er  en|ziehe  umbe  daz  himelrat  3469 4), 


ez  loufe,  krieche  oder  gö  3883 4) 
daz  ieman  lebe  ane  got  254 4) 
neben  im  sitze  unde  gg  1000 4) 
der  ander  vare  anderswa  5858 ö), 


and  wer  dem  keiser  wone  bi  3978 
bf  disem  gebet  raofe  an  8770 4) 
der  mich  in  noeten  ruofe  an  6095 4), 


durch  dich  welle  wenden  3777. 


1)  vgl.  den  Infinitiv  ruon  im  Reim  auf  tuon  2669. 

2)  erstarrter  Imperativ  1 

3)  stant  üf  |  mäche  ist  auch  nicht  wahrscheinlich.  —  B  liest  8t.  üf  ein  bessir  dir  mache :  aber 
dass  diese,  schlechteste  Hs.  hier  abweicht,  wird  nur  Zufall  sein. 

4)  also  Hiatus  geboten! 

5)  ander  var? 


110 


CARL   KRAUS, 


Niemals  steht  ein  hab,  müg^  well,  werd  in  Senkung:  somit  müssen  wir  wohl 
die  Zweisilbigkeit  der  Konjunctivformen  anch  für  alle  andern  Fälle  annehmen 
and  mit  zweisilbiger  Senkung  schreiben: 

man  blase  nach  inwer  wirde  ein  hörn  3070 


und  bringe  hin  wider  an  ir  stat  3470 
der  büeze  dir,  kint,  dtn  herzenser  2148 
und  heize  nach  mir  tribünus  1174 
er  heize  die  sunne  wider  gen  2313 


und  läze  mit  zal  durch  die  hant  765 
er  welle  min  lant  hin  lthen  1159 
welle  |  wahsen  an  die  lenge  317 
habe  |  dir  min  lant  ze  Palastin  1170. 


Ferner  mit  der  Zweisilbigkeit,  die  Lachmanns  Verschleifung  in  Hebung  ent- 
spricht : 

ob  dir  got  gebe  die  kraft  5113  ob  unser  kriec  müge  geligen  2305 

daz  habe  getan  Georl  460  driu  dinc  müge  gegeben  4349 

und  habe  daz  firmamentum  768  da  versehe  man  sich  des  fiures  3067 

er  habe  gesworn  bf  sinen  goten  1144  der  vare  gein  Occidente  491 '), 
oder  |  habe  dich  wibe  gebot  5526 

und  mit  Lachmanns  Verschleifung  in  Senkung: 

iht  hin  füere  der  markls  4599  daz  mir  werde  der  reine  touf  5179 

und  din  lant  werde  benomen  561  daz  im  din  helfe  werde  bekant  6097, 

6  im  der  lfp  werde  benomen  4704.  4866 

und  so  auch  vor  vokaL-anlautender  Senkung: 

und  breche  in  solhe  stücke  gar  824  got  der  gnade  uns  beiden  4678 

8ö  habe  im  Gapadocia  1172  er  entwinge  ez  al  gemeine  2385 

also  helfe  Apollo  mir  1955  der  vinde  ein  bezzerz,  wizze  er  iht  2947 

und  jehe  es  im  min  lobes  ruof  5062  welle  |  er  niht  tuon  durch  daz  gebot  8198. 

und  lige  er  in  dem  pfuole  da  4730 

d)  1.  Sing.  Präs. 
§  148.    Gesichert  ist  die  zweisilbige  Form: 


im  ersten  Fuss: 

ich  ahte  nicht,  und  ist  mir  w£  1876 
ich  gebiute,  daz  du  sagest  mer  3416 
ich  bringe  dir  daz  opfer  min  3520 
ich  meine  dort  den  Palastin  3049 
ich  toufe  mich  in  stnem  namen  5637 
ich  trage  selbe  wol  min  swert  1643 
ich  getrouwe  wol  verenden  3172 
und  frie  sf  vor  aller  not  4124 

im  zweiten  Fuss: 

daz  ich  brüeve  wol  für  war  4546 
wan  daz  ich  heize  nach  ir  sus  3465 


daz  ich  |  wirde  niemer  m£  gemuot  799 
so  bringe  ich  Ap ollen  wol  2809  *) 
so  brüeve  ich  den  keiser  dar  4622*) 
und  lege  an  in  min  gerich  3374*) 
daz  minne  ich  für  alliu  dinc  2831*) 
da  rihte  ich  mich  denne  nach  3367  ■) 
und  füere  in  ze  der  helle  3380  ■) 
fröuwe  ich  mich  von  iu  wol  2119*), 


oder  |  ich  verkere  aber  in  2319*) 
daz  ich  lide  hie  durch  got  3843 


1)  var? 

2)  Hiatus! 


METEISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


111 


wan  ich  benime  dir  den  ltp  3621 
sprach:  'ich  heize  JöheF  5174 


wan  ich  beswere  rehte  dich  3256 
daz  ich  rede  unde  gän  3223 '), 


im  dritten  Fass: 


daz  ich  iuch  überrede  hie  4039 
des  ich  hie  swere  dir  3390 
mit  dem  weter  vare  ich  3493 '). 


Daher  ist  sicherlich  nicht  zu  apokopieren,  sondern  zweisilbige  Senkung  an- 
zunehmen in  folgenden  Fällen: 


ich  mache  dir  dise  rede  war  3518 
ich  enruoche,  wie  wo  mir  geschürt  3694 
ich  schaffe,  daz  sibenzic  künge  hör  2244 
spriche,  daz  ir  sfn  werdet  frö  30 
ich  trouwe  mich  harte  wol  began  234 
ich  trouwe  si  wol  erwerben  dir  3513 

sowie  bei  'Ver schleifang  auf  Hebung1: 
ich  sage  dir,  liebiu  msere  8758 


ich  getrouwe  wol  an  gesigen  3614 

ich  trouwe  ze  jungest  doch  gesigen  8846 

ich  bevilhe  dir  Hut  und  lant  4262 

ich  fliege  dir  höhe  minne  3511 

ich  füege  dir  eren  also  vil  3515 

ich  fürhte  mir,  sprach  diu  künegin  2846, 


ich  sage  dir,  wiez  dar  umbe  stat  4356, 


und  'in  Senkung': 


ich  leiste,  des  mich  der  künec  bat  2910 
ich  meine  den  himelischen  degen  4291 
ich  füege  den  liuten  zaller  ztt  3875. 


Deshalb  wird  also  wol  auch   die 
folgenden  Beispielen: 

so  ahte  ich  niht  und  ist  mir  w§  8696 
so  bringe  ich  im  daz  opfer  min  2315 
ich  gediene  ouch  got  niemer  mö  803 
daz  eische  ich  hie  sunder  twäl  4910 
ich  6re  iuch  immer  mit  gebet  2372 
daz  gibe  ich  üf  mit  miner  hant  4570 
ich  gihe  in  miner  bihte  m£r  3676 
gein  dem  küneg  habe  erwegen  1615 
ich  halte  iuch  schöne  sunder  bant  4872 
ich  heize  iu  machen  ein  reine  bat  606 
so  heize  ich  schrien  über  al  2404 
für  die  wärheit  hoere  ich  sagen  1552 
wurden;  ouch  hoere  ich  sagen  1468 
ich  läze  iu  stet  und  bürge  vil  1175 
dar  zuo  laze  ich  mich  dich  sehen  3502 
an  daz  eine  laze  ich  vor  4891 
und  laze  Apollen  mfnen  got  5697 
daz  leiste  ich  gerne  bi  dem  tage  2945 
so  leiste  ich  dir  geselleschaft  5114 
an  den  geloube  ich  über  ein  8099 
daz  mache  ich  iu,  her,  allez  war  2250 

1)  Hiatus! 


Elision   nicht  auszudrücken   sein   in  den 

ich  mache  iu,  herre,  undertan  2258 

daz  rede  ich  niht  durch  keinen  nft  241 

daz  Widerrede  ich,  ob  ich  mac  1139 

bereite  ich  iu  die  Wirtschaft  4299 

an  den  liuten  riche  ich  mich  3494 

daz  riche  ich  an  dir,  markfs  3625 

daz  sage  ich  iu,  wiez  ergie  2862 

ich  sage  ab  iu,  wiez  ergie  6008 

und  sage  iu  rehte,  wie  daz  kam  5748 

wo,  wes  spotte  ich,  tumber  man  1928 

so  springe  ich  dar  als  ein  hirz  8142 

mit  im  trouwe  ich  niht  gesigen  4022 

da  mit  erfliuge  ich  mange  flüge  8506 

volge  ich  iemer  hinden  nach  321 

ich  welle  al  eine  hie  sin  1608 

daz  ich  von  iu  des  werde  erlöst  2122 

als  hilf  mir,  daz  ich  werde  erlöst  3746 

zehant  des  underwinde  ich  mich  3373 

ich  ahte  iu  ze  gelfcher  wis  4199 

ich  gihe  es  niht  ze  ruome  67 

si  sprach :  'ich  laze  iuch  schouwen'  2472 


112 


CARL   KRAUS 


? 


dar  zuo  laze  ich  schouwen  S521 
da  von  laze  ichz  blfben  8988 
zerloese  ich  iu  besunder  2586 
ich  nenne  iu  sunderlfche  5941 
86  rate  ich,  stt  ir  heiden  601 

Mit  Elision  von  Senkung  auf  Hebung: 

erkenne  |  ich  von  dir  besunder  6156 
bringe  |  ich  den  schilt  hin  s6  ganz  1697 
da  von  heize  ich  der  sunne  got  8463 


ich  rede  ez  niht  von  gufte  4936 
ich  geterme  iu  niemer  mere  6073 
iedoch  trouwe  ichz  machen  57 
des  frage  ich  dich  der  msere  1317 
daz  ich  werde  ein  heiden  1147. 


der  nach  stöze  ich  im  dar  in  dorn  5963 
tuot  irz,  ich  gibe  iu  den  lön  5586. 


Zweifelhaft  ist  die  Schreibung  in  folgenden  Fällen: 

ich  man  dich,  daz  du  hienge  3738  ich  swer  bt  dem,  der  sitzet  8396 

nü  man  ich  dich  vil  verre  3774  ich  b es  wer  dich  bt  der  ruoten  4436 

ich  ger  ouch  me"  deheines  3648  ich  beswer  dich  bi  dem  kinde  oben  5099. 


e)  1.  3.  Sing,  des  schwachen  Präteritums. 

§  149.  Die  Verhältnisse  im  Reim,  wo  der  Dichter  bald  apokopierte  Formen 
gebraucht,  bald  nicht  apokopierte,  lassen  sich  durch  folgendes  Gesetz  darlegen: 
-e  kann  abgeworfen  werden  nach  einfachem  t,  sonst  muss  es  bleiben.  Es  heisst 
daher :  wät  (:  Partie,  übersät)  261 ;  wät :  ärät  3721 *) ;  fröut  (:  Partie,  beströut)  2173 ; 
unfr'öut  (:  Partie,  geströut)  5B53 ;  blüet :  geniüet  4091 ;  erweget  (:  Partie,  geleget)  1217 ; 
betaget  (:  Partie,  bejaget)  1767;  betaget  {\magd)  4229;  taget  (lunverzaget)  5307;  er- 
wachet  (:  Partie,  gemachet)  1825;  kündet  (:en*ündet)  4049;  samelieret  (:  Partie,  ge- 
ssier  et)  5039;  spiset  (:Präs.  tviset)  1911;  endlich  sampt  ()samet:  Subst.  ampt)  3013; 
schampt:  erlampt  6011 8).  —  Dagegen  immer  nur  zweisilbig:  beaalte:  valte  123; 
ertranete:  sanete  731;  sanete:  kranete  5967;  sande:  bekande  2869;  brähte:  gdhte 
2447;  gedähte:  gähte  3661;  du  gedeehte:  du  brtehte  2367;  neicte:  veicte  5427;  tohte: 
mohte  6316;  wolde:  golde  1449;  verworhte:  vorhte  865;  harte:  erbbrte  3007;  toufte: 
sloufte  (loufte)  2895.  4543;  euete:  druete  5459;  künde  (:  munde:  stunde)  255.  2111. 
3146;  begunde  (:  stunde)  3149.  3765.  5393.  5919;  lutte:  er  schütte  3269;  erlühte: 
dühte  1803.  6031;  enpfuorte:  ruorte  4329.  —  Für  sich  stehen:  höte  (iprophete) 
3569.  4057.  4441;  blüete  (:güete,  ungemikte,  diemüete)  276.  2554.  4085.  5699.  — 
Schwanken  kann  man  zwischen  Syn-  und  Apokope :  lachte :  erkrachte  2387 ;  machte : 
su-achte  3097;  zierte:  geflorierte  5863;  spiste:  leiste  3221.  —  Und  so  auch  immer: 
notte:  erlötte  1288.  4312;  wuotte:  huotte  3770.  — 

Wenden  wir  uns  nunmehr  den  Formen  im  Innern  zu,  so  ist  das  -e  sicher 
erwiesen  in  folgenden  Versen: 


1)  sobald  beide  Formen  ohne  Klammern  angeführt  sind,  sind  alle  beide  Präterita. 

2)  eine  Anzahl  anderer  Fälle,  die  scheinbare  Apokopen  enthalten,  erweisen  sich  schon  durch 
obiges  Gesetz  als  nicht  hierhergehörig:  tatsächlich  liegen  Präsentia  vor.  So  ist  Präsens  erliuhtet 
947.  2769;  gert  1621.  1643.  5639;  schart  5431:  entweder  wirkliche  Präsentia,  oder  solche  in  der 
Art  der  von  Grimm,  Gr.  4,  142;  Roediger,  Zs.  33,  415  f.;  Behaghel,  Zeitformen  §§  10.  50 
besprochenen. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBEB  REINBOTS   GEOBG. 


US 


im  ersten  Fuss  des  stumpfen  und  klingenden  Verses : 

and  braofte  sin  gesinde  gar  1584  der  wiste  die  dri  künge  hör  2147 

des  dankte  sä  der  markis  5169  und  wuoste  bürge  unde  lant  6039 

and  grnozte  mich  al  sas  zehant  1361  daz  brähte  dri  genende  3871 

and  be|gande  rtsen  daz  loup  2287 

dran  be|gunde  man  in  henken  doch  4004 

si  Ate  sä  gein  der  tür  1942 


diu  qaelte  söre  des  ir  11p  2426 

si  künde  harte  wol  ir  ampt  3018 

ich  künde  dir  gesagen  vil  3472 

im  enj  künde  nieman  geleben  5268 

er  lachte  sere  unde  sprach  2089 

in  16rte  herze  unde  muot  82 

der  machte  disen  meien  hie  2223 

daz  machte  tampf  unde  melm  5015 

ich  muose  staete  sin  ze  wer  1341 

and  schonte,  wie  der  kleine  touf  1854 

er  schonte  her  unde  dar  1588 

ans  seite,  daz  daz  würde  war  4373 

diu  seite  mir  sonder  vär  4778 

daz  yer|8mähte  doch  mir  armen  man  2817 

er  sparte  zuo  den  palas  2712 

bestatte  nach  der  fürsten  site  3804 

hie  fuorte  man  die  künegin  4245 

der  fuorte  mangen  degen  snel  5962 

der  weste  niht  umb  unser  £  6058 

im  zweiten  Fuss  des  stampfen  Verses: 

an  bette  für  ein  kalp  3857 
dar  in  bruofte  si  für  war  4664 
er  sprach:  'ich  hörte  sagen  ie  2714 
hie  mit  enthoupte  man  in  da  6109 
diu  barke  künde  sich  nicht  sparn  587 
Georin  leite  man  dar  in  5660 
swaz  ich  gelopte  bi  der  naht  2944 
daz  ez  den  muote,  der  ez  sach  3787 
daz  ich  si  nante,  wer  da  lac  5511 
alsus  seite  mir  sin  bot  484 


so  6rte  mit  gemselde  5862 

and  belgunde  si  sä  zieren  2238 

si  bejgunde  dar  an  wenden  5758 

ez  tlte  balde  rtsen  2104 

erlühte  daz  gevilde  5370 

er  muose  tragen  schöne  4002 

daz  bei  weinte  manc  amie  1243 

ich  wesse  niht  so  tiures  8068 

daz  belgunde  also  tameren  1188 

er  begunde  in  den  rinc  treten  1664 

ich  ilte  üf  der  neiden  luot  1876 

da  mit  |  meinte  er  den  reinen  touf  4289 

daz  müeste  ouch  zuo  im  her  nider  2882 

daz  geischsehe  allez  sampt  e"  770 

daz  gel  seh  sehe  über  drizec  jär  4374 

and  er  Ischalte  aller  glocken  schal  1194 

ich  enl  strebte  immer  da  hin  durch  8667 

der  swebte  ob  ir  houpt  al  ein  2839 

sich  toufte  an  der  selben  stunt  4304 

daz  wonte  in  der  engel  schar  2576 

diz  belgunde  allez  merken  1023 

er  gelloupte  an  in  einen  6061  *), 


als  mir  seite,  der  ez  sach  5052 
wan  daz  mich  toupte  so  der  melm  806 
wan  er  getroute  niht  genesen  5868 
dö  man  si  berte  üf  den  heim  5361 
daz  man  brante  alliu  lant  4042 
gein  im ;  der  gruozte  in  zehant  3749 
daz  kint  gehörte  und  gesach  2150 
und  erz  doch  hörte  unde  sach  2872 
der  künec  zürnte  unde  sprach  5294*), 


im  vorletzten  Fnss  des  stampfen  und 

die  rede  si  küme  brähte  für  1941 
daz  man  Georin  brehte  wider  5679 
wan  dirre  gezoc  begunde  brehen  1542 
als  sich  sin  muot  begunde  regen  5888 
dö  der  keiser  erhörte  daz  4573 
der  markis  unde  hörte  daz  4837 
keinen  boum  gekleite  nie  2025 


klingenden  Verses: 

als  in  der  engel  lörte  da  2018 
diu  uns  Davit  machte  kunt  3651 
dazs  ir  schinen  müeste  län  5013 
mit  axen:  daz  muoste  sin  4120 
wer  in  den  touf  bereite  da  4307 
daz  er  in  gerumte  dö  5304 
dö  in  diu  marter  ruorte  da  1869 


1)  die  letzten  14  Beispiele  mit  Hiatus! 

2)  die  letzten  6  Beispiele  mit  Hiatus! 

Abhdlgn.  d.  K.  Get.  d.  Wim.  tu  Göttin  gen.    PhiL-Urt.  KL  N.  F.  Band  6,  i. 


15 


114 


CABL   KRAUS 


stt  begonde  zweien  2749 

ir  fröude  bekunde  dorren  1457 

daz  Hut  begnnde  fliehen  3271 


ein  schar  begnnde  hellen  5491 
dö  man  in  fragte  msere  4281 
die  ich  wol  künde  nützen  1336. 


Demnach  wird  bei  jenen  Verben,  die  im  Reim  niemals  Apokope  zeigen,  mit 
Annahme  zweisilbiger  Senkung  die  Vollform  anzusetzen  sein  in  folgenden  Versen: 


er  enlbarte  sich  stnes  willen  gar  713 
brahte  für  Capadocia  1321 
so  brahte  diu  sonne  aber  den  tac  3101 
brahte  solh  tjoste  ie  min  hant  3686 
der  mir  widerbrahte  die  sei  4776 
der  diuhte  mich  niht  ein  wfs  man  992 
und  drohte  si  an  den  11p  sin  4412 
ich  dühte  mich  eteswenn  so  her  2811 
diu  küngin  gahte  von  im  zehant  2911 
si  groozte  die  künge  wol  behagen  3832 
nü  bejgunde  man  sprechen  über  al  1626 
dar  nach  begonde  diu  erde  biben  3726 
diz  belgonde  man  an  der  porte  lesen  5842 
daz  erhörte  sin  hüsfroo  da  3000 
vor  liebe  lachte  dö  Georis  315 
ich  enweiz,  wer  in  leite  dar  fn  3528 
des  er  sl  lörte  daz  gotes  wort  5645 
ich  machte  si  libes,  landes  blöz  5076 
er  enmüeste  doch  mänlfch  sin  4760 
er  enmüeste  gar  stsete  sin  5780. 
JÖ808  mooste  daz  krioze  tragen  4339 
und  verlronte  si  aber  anders  wa  5476 
diz  roofte  man  da  über  al  daz  velt  1598 


hie  roofte  man  nach  des  keisers  ger  2418 
und  übersoozte  die  werlt  gar  281 
den  margraven  foorte  man  hin  1775 
hie  wänte  Geort  und  Dacian  1719 

ouch  dühte  si  wunderbare  2678 
daz  belgonde  ze  samen  doenen  1505 
ez  belgonde  sich  da  tücken  3542 
und  belgonde  si  beide  spfsen  2103 
daz  kint  begonde  sich  lenken  2502 
hie  mit  begonde  si  machen  3143 
hie  belgonde  daz  abgot  roofen  8329 
er  belgonde  die  küngin  strafen  3605 
daz  ablgot  begonde  sich  smücken  3266 
der  eine  begonde  dir  lieben  3740 
er  belgonde  vor  leide  wüeten  4595 
und  künde  sich  rehte  machen  4617 
er  machte  st  beide  rfche  529 
diu  kamer  malte  diu  Saelde  5776 
wer  sazte  die  küngin  englooben  2867 
dö  stacte  man  an  dem  male  6657 
ich  trete  dir  also  heize  3410. 


Und  so  auch  vor  vokalisch  anlautender  Senkung: 


man  bette  im  üf  des  küneges  sal  2693 
daz  dühte  in  klär  onde  klooc  1585 
daz  belgonde  in  stnem  herzen  regen  1762 
daz  belgonde  er  in  vil  gar  versagen  1982 
begonde  er  ander  in  brehen  5327 
iedoch  begonde  in  neren  got  5669 
and  begonde  er  da  üz  gan  5673 
sä  begonde  ez  werden  naht  6035 
von  dem  bette  hörte  ich  sagen  2696 
daz  gehörte  ich  sagen  nie  3018 
daz  künde  erwenden  nieman  hie  4248 
künde  er  mir  doch  iht  bejagen  4898 
einen  |  got  er  minte  üz  Israhel  6059 
er  müese  im  rümen  diu  lant  wlt  482 
daz  müese  et  sonder  wer  sin  4834 
diu  muose  Adämes  tohter  sin  2597 
er  muose  in  Galilö  den  dorn  4000 
hin  ze  gote  roofte  er  dö  5596 


si  sazte  in  üf  ir  hörgesidel  2481 

die  künegin  sazte  er  zoo  im  da  2917 

man  stacte  imz  in  die  vinger  sin  5704 

er  teilte  im  für  rfchio  lant  1733 

dar  inne  toofte  er  st  für  war  5186 

er  toofte  ir  alzehant  mör  5642 

sin  friont  und  tröste  in  aber  dö  1989 

vorhte  ich  niht  ir  zoober  gröz  5075 

ein  banier  foorte  er,  diu  was  blanc  1358 

und  foorte  in  hin,  da  er  vant  2470 

und  fuorte  ouch  mangen  ritter  frech  6986 

diz  werte  unz  an  den  ahten  tac  1603 

diz  werte  also  für  war  347 

des  gewerte  er  si  ooch  sä  5092 

man  zeicte  im  hinz  dem  wirte  dö  615 

zeicte  ir  strich  und  ir  ganc  2865 

so  erzeicte  ich  doch  den  willen  min  4899 

diu  mooter  zucte  imz  ab  der  schöz  2154 


METEISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


115 


der  beigonde  in  sa  nigen  440 

daz  beigonde  er  brüevn  und  schon  wen  1512 

er  beigonde  in  hoch  empfahen  1707 

und  beigonde  in  fragen  msere  2208 

hie  mit  begonde  er  wachen  3816 

si  beigonde  in  söre  strafen  4151 

dö  hörte  er  lüte  schrien  1647 

Bei  Verschleifung  in  Senkung: 

und  ver|brante  den  künec  Dacian  6111 
hie  broofte  der  markfs  an  der  stet  3729 
ez  beigonde  der  fröoden  künec  sehen  1352 
daz  beigonde  der  fürste  onderstan  2460 
si  beigonde  dem  helde  ntgen  dö  4430 
des  beigonde  der  keiser  ooch  jenen  4460 
als  be|gonde  der  strtt  brehen  5378 
diz  bejgonde  der  markfs  gar  hin  legen  5887 


na  er|  hörte  ez  an  der  stunde  2424 
6  man  künde  erahten  5424 
si  roofte  in  zornes  grimme  4134 
die  künegin  sazte  englooben  2885 
die  keisrin  vragte  in  msere  2529 
daz  jungest  vragte  er  maere  5171 
dö  vragte  er  si  der  meere  5187. 


ez  koste  den  fürsten  an  den  mont  2152 
und  koste  den  fürsten  an  den  fooz  2325 
daz  Sijbilla  nante  der  togent  kint  8259 
hie  roofte  der  margräf  hör  5521 
der  sazte  der  ö  den  örsten  saz  4568 
und  in  werte,  des  er  niht  jach  2884 
hie  be|gonde  der  nebel  rtsen  2855 
und  zeicte  den  louf  der  sonnen  2882. 


Starktonige  Wörter  stehen  also  niemals  in  Senkung  nach  dem  Endungs-i. 
Umso  bezeichnender  ist  es,  dass  wir  solche  ein  paarmal  dort  finden,  wo  ein 
Verbum  von  der  Art  vorangeht,  wie  sie  der  Dichter  auch  im  Reim  apokopirt; 
das  scheint  mir  ein  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  oben  ermittelten  Regel  zu 
sein:  die  Fälle  sind: 


vor  glaste  tröot  niemän  genesen  1829 
er  seit  got  und  dem  engel  danc  8785 


sich  frö'ot  got  und  diu  mooter  sin  293. 


Es  können  daher  ohne  Bedenken  mit  Apokope  geschrieben  werden  die  folgen- 
den Fälle: 


daz  bloot  des  selben  morgens  froo  2102 
wie  bloot  min  dorre  sül  da  2443 
wie  bloot  der  mei  mit  krefte  2445 
als  bloot  üf  erden  daz  wonschrts  4079 ') 
dö  bereit  er  sich  darzoo  1632 
die  kamer  beschoot  er  gar  5877 


der  seit  in  leidio  msere  421 
seit  der  böte  in  beiden  425 
ir  liet  seit  Apollen  danc  2486 
si  seit  dem  Palastin  für  war  4701 
sich  fröot  diu  keiserin,  sin  wip  4610'). 


Ferner  waren  offenbar  apokopiert  —  wofür  die  Reime  freilich  kein  Zeugnis 
geben  können  —  die  Dreisilbler  mit  Länge  der  beiden  ersten  Silben: 

des  antwort  im  der  ritter  klär  229  opfert  Josoö  den  goten  6048 

des  antwort  im  dö  Diometer  729  ich  opfert  im  durch  iower  gebot  2950 

der  herbergt  keinen  fürsten  nie  2000  daz  er  den  goten  opfert  iht  6053 

weih  marschalc  herbergt  dich  hie  1999*)  vertigt  er  si  an  den  so  531 

and  offent  in  slns  herzen  grünt  726  sin  marschalc  wäpent  sich  ie  sa  3687 

gopfert  keinem  abgot  noch  2813  des  weigert  er  vil  söre  5745, 

1)  doch  kann  man  nach  Ausweis  der  Reime  aoch  blüete  schreiben. 

2)  aber  aoch :  daz  frönte  sich  da  über  dl  287 ;  sich  fröute  in  des  himels  sal  288 ;  wan  er  traute 
ntfti  genesen  5368. 

3)  herbergtl  dich? 

15* 


116  CAEL  KRAUS, 

vgl.: 

BÖ  sage,  wer  segent  den  brunnen  2868  der  segent  den  toufbrunnen  2881. 

Wol  mit  Apokope  (nicht  mit  Synkope)  sind  zu  schreiben  (s.  o.  S. IIB): 

er  belhaget  im  wol  unde  sprach  4772  daz  schadet  im  niht  umbe  ein  grüz  5705 

der  ie  die  helde  hebet  enbor  5446  ir  schadet  et  niht  durch  daz  jar  5773 1). 

Im  Auftakt  erscheinen  solche  Verba  nur,  wo  die  Elision  Einsilbigkeit  schafft : 

wagte  |  er  den  lip  so  sere  128, 

oder  bei  besonderen  Verhältnissen,  weshalb  die  Beispiele  auch  in  öin-  und  der- 
selben Stelle  beisammen  stehen: 

fuocte  |  mir  daz  iender  ungemach  8664 
j  brähte  |  swert  durch  heim  ie  daz  bluot  8682 
i  kleite  |  sich  mit  sprize  ie  der  luft  8683. 

f)  die  übrigen  Verbalformen  auf  -e. 
§  150.    Die  Vollformen  sind  gesichert: 

im  ersten  Fuss  des  stumpfen  und  klingenden  Verses: 

ich  enjkünne  ez  doch  verre  baz  50  daz  würde  dürkel  Schildes  rant  8685 

war  süle  sele  unde  lip  5202  Heze  m  der  erde  ^ 

er  en|twünge  üf  unde  nider  374  da£  dß8  ,  müeze  ^    ^^  1038 

du  würde  grüene  als  ein  kle  2741  ^^  ^  s6  sch(Bne  ^ 

im  zweiten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

wirs  geschsehe,  danne  im  da  5997  daz  man  in  flaehte  in  ein  rat  3628  . 

6  daz  erschine  ie  kein  tac  2542  der  ie  würde  noch  genöz  6082, 

daz  man  si  slüege  sam  diu  swtn  4119 

im  vorletzten  Fuss  des  stumpfen  und  klingenden  Verses: 

daz  er  die  herren  hieze  komen  2919  daz  ir  muot  slüege  für  4990 

er  git  m£r  denn  man  künne  gern  3893  daz  grüener  wase  würde  r6t  8687 

durch  den  andern  lieze  sus  1726  uns  seite,  daz  daz  würde  war  4373 

daz  er  mit  töde  lite  ptn  3672 

daz  si  dich  da  müeze  sehen  4263  die  engel  müeze  hoeren  1002 

er  sprach  ze  dem  boten:  'saehe  duz?'  4695  die  bluomen  ssehe  lachen  278. 

Daher  auch  mit  zweisilbiger  Senkung: 

und  brseste  ze  samen  berc  und  tal  1193  des  jsehe  man  allez  siner  hant  240 

wie  erdsehte  du  dir  des  ie  2567  daz  ich  koeme  von  sfnem  gebot  5258 

dö  gsebe  du  im  din  rtche  dort  8742  daz  müese  wol  sin  der  Hute  spot  4008 

im  gienge  sin  dinc  also  eben  5267  so  ssehe  man  wol,  daz  gar  war  4028 

des  jsehe  man  unser  ietwederm  niht  200  daz  man  im  slüege  daz  houbet  abe  6089 


1)  zweifelhaft:  man  legte  den  degen  mcere  1778;  sin  eUenmez  legte  er  niht  dar  an  117;  da» 
legte  der  fürste  üf  siniu  bein  2145;  ich  lobte  Apdllen,  der  heiden  got  2949;  die  lobtet  üf  ritterlichen 
eU  4873;  wie  eieret  er  daz  hÜ8  min  2441. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  ÜEBER  REINBOTS  GEORG. 


117 


ey,  süezer  got,  wa  tsete  du  ie  2048 
daz  viele  hinz  im  in  tiefez  tal  210 
wie  diu  gotheit  würde  86  zam  2675 

ich  zerbreche  dich  also  kleine  8407 
daz  der  lsese  diu  msere  5771 


gessehe  so  ungehiure  4528 
slüege  ze  tüsent  stücken  3265 
da  trüege  du  ellens  ruoder  1309 
ob  ich  getürre  vor  holden  5229 
daz  vienge  man  an  ein  zunder  4045. 


Mit  Verschleifong  in  Senkung  (Hebung): 


6  ich  durchbrache  der  heiden  schar  1216 

swie  in  der  zit  lsege  der  sn6  2171 

nie  gewünne  den  braht  noch  gedranc  1559 

6  er  ie  würde  geborn  8999 

daz  du  zer  werlt  ie  würde  geborn  857 

Vor  vokalisch  anlautender  Senkung: 

du  gsebe  im  väterlichen  tröst  8745 
gsebe  üf  dem  gevilde  tampf  5355 
and  gaebe  er  eines  künges  gaot  5874 
zergienge  unz  üf  die  tage  772 
daz  ich  müeze  an  dir  bestan  3674 


ob  von  in  beiden  würde  vernomen  5434 
avoy,  da  würde  gelecket  5008 
durch  in,  durch  gre  Ute  die  not  1897 
daz  er  süle  die  maze  gan  4542. 


daz  er  stieze  unz  an  den  eter  759 

daz  tsete  ich  wol,  sprach  der  knabe  3189 

würde  üf  eine  wage  geleit  4988 

er  gaebe  im  guots  den  vollen  1785 
ich  w«n,  ez  würde  ö  herte  878. 


Im  Auftakt  erscheinen  solche  Formen  nur,  wo  Elision  möglich  ist: 

gaebe  |  im  der  allen  den  hört  5784  trüege  |  ein  s6  wol  volkomen  lfp  252, 

oder  wo  das  folgende  Wort  sehr  bedeutsam  ist: 

würde  |  nie  verschart  umbe  ein  här  3023  würde  du  enjzünt  und  erfiuhtet  2759. 


In  Senkung  stehen  solche  Verbalformen  niemals1). 

g)  Zusammenfassung. 

§  151.  Wie  man  sieht,  sind  die  für  die  Sprache  und  Orthographie  des  Textes 
gewonnenen  Resultate  nicht  durchweg  von  gleicher  Sicherheit.  In  einer  grossen 
Reihe  von  Fällen,  wo  man  an  sich  über  das  Dilemma  Kurz-  oder  Vollform 
zweifelhaft  sein  konnte,  ist  die  vollere  Form  aus  metrischen  Gründen  mit  voll- 
ständiger Sicherheit  erwiesen  worden.  Nicht  mit  der  gleichen  Sicherheit  konnte 
in  einer  beträchtlichen  Anzal  von  andern  Fällen  die  Kurzform  ausgeschlossen 
werden:  denn  da  der  Dichter  nirgends  Anstand  nimmt;  auslautendes  -e  nebst 
einer  leichten  folgenden  Silbe  in  die  Senkung  zu  setzen,  so  musste  es  sehr  oft 
möglich  sein,  auf  diese  Art  Vollformen  zu  setzen,  ohne  dass  damit  die  Ein- 
setzung der  Kurzformen  ausgeschlossen  wäre.  Man  kann  also  fast  immer 
die  Vollform  setzen:   daraus   folgt  aber  nicht,   dass  man  es  auch  muss.     In 


1)  daher  ist  zu  betonen:  got  mü'eze  iuch  und  mich  bewarn  HAß,,  got  mü'eze  iuwer  mü  Salden 
pflegen  1616,  was  gestützt  wird  durch  den  Vers:  got  müeze  din,  edel  ritter,  pflegen  2018.  —  Nur 
in  dem  Vers:  minne,  du  lönst  als  du  teste  ie  5473  ist  taste  in  Senkung  glaublicher  als  dreisilbiger 
Auftakt. 


118  CARL  KRAUS, 

dieser  Beziehung  ist  mehr  Sicherheit  zu  gewinnen  in  dem  Dilemma  zwischen 
Synkope  und  zweisilbiger  Senkung.  Solche  Formen  sollen  nunmehr  betrachtet 
werden. 

2.   Formen  auf  -en. 
a)  Infinitive  Präs.  auf  -en. 
§  152.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.    Die  Beispiele  sind: 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

ganten  mac  475;  ahten  kan  991.  1476;  ahten  ouf  5650;  verbergen  niht  926;  bitten  wil  5079; 
enbfzen  sä  4729;  bouwen  muoz  1844;  bringen  wil  2409;  bringen  weit  2435;  bringen  sä  2918; 
brüeven  wil  920;  brüeven  in  4770;  brüeven  kan  5381;  danken  sol  4658;  decken  sol  1528;  erdenken 
wie  2216;  gedenken  an  4271;  6ren  in  2896;  6ren  vil  2410;  6ren  mit  3810;  gähen  sach  3748;  halten 
vor  1637;  gehelfen  kan  1963;  ze  hoeren  bräht  1753;  erkennen  weit  5292;  verk6ren  sich  781;  läzen 
hie  1056;  läzen  wil  5514;  läzen  in  5779;  leisten  wil  2915;  leiten  kan  2536;  beliben  sus  4867; 
geliehen  mac  2621;  erliden  mac  4976;  lönen  mit  869;  gelouben  mir  3389.  3514.  5970;  ge- 
louben  niht  5922;  genennen  kan  5408.  5936;  geniezen  län  2440.  3673;  ntgen  dö  4430;  opfern  sol 
2810;  raten  dir  5690;  bescheiden  wie  2898.  3862;  sitzen  nider  1729;  sitzen  solt  1993;  sniden  abe 
4399;  zwispilden  mac  751;  sprechen  m£r  449;  sprechen  sol  1021.  1259;  sprechen  me*  2238; 
sprechen  wil  2558;  strften  kan  1292;  sümen  m$r  3250;  tambüren  vil  1503;  treten  niht  1910;  toufen 
mich  5111;  triegen  mit  65;  trinken  tragen  1571;  vinden  kan  1296;  vrägen  wem  5996;  vüeren  hin 
4594;  wsenen  niht  785;  erwerben  dir  3513;  werden  buoz  2265;  werden  holt  3064.  5782;  werden 
rät  4270.  5294;  werden  heil  4439;  werden  naht  6035;  gewfsen  kan  18;  wizzen  län  1957.  3217. 
4998;  wizzen  wil  5119. 

b)  des  klingenden  Verses: 

braten,  roesten  4315;  gebrüeven  künde  255;  erdenken  künde  2111;  ezzen  vaste  2506;  ent- 
houpten  weUe  6108;  ze  llden  wsere  4977;  vrägen  msere  2203;  trinken,  ezzen  677;  werden 
wette  4148. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

gahten  an  ein  zil  2557;  gebieten  üf  den  sal  2907;  bringen  an  sin  6  1721;  dienen  siner  hant 
1734;  dienen  wolten  6  2338;  ilen  balde  dar  3244;  verkiesen  sinen  got  2412;  künden  unde  klagen 
456;  künden  über  al  4835;  läzen  unser  lant  214;  leisten  min  gebot  3572;  beliben  hie  niht  m£r 
2015;  liden  grdzen  pin  1442;  llden  gröze  not  3498;  liegen  triegen  mit  65;  machen  undertän  496; 
machen  solhen  schat  5017;  martern  durch  mich  liez  1153;  rihten  gegen  got  1096;  roesten  üf  den 
koln  1656;  scheiden  für  si  w6  1491;  schfnen  müeze  län  5013;  schouwen  unde  sehen  961;  schrien 
über  al  2404;  schrien  in  die  stat  2909;  senden  wil  ze  got  2728;  setzen  unsern  list  488;  singen 
unde  sagen  1073;  sprechen  gotes  wort  3783;  süsen  also  gröz  4933;  touben  noch  daz  velt  4959; 
trinken  welle  hie  1595;  trinkens  wesen  vrö  2500;  twingen  mit  ir  her  1439;  vallen  an  den  fuoz 
2245;  fragen  in  began  1588;  fröuwen  iuwer  lip  2507;  vüegen  gröze  not  4830;  vüeren  tüsent  stunt 
829;  wsejen  heizt  den  wint  2612;  wahsen  her  und  da  843;  erwerben  nieman  hie  4248;  werden  Jens 
genöz  4332;  gewinnen  lange  zit  1940;  wtsen  immer  m£r  6015;  wizzen  sunder  wän  4825.  5250.  5538. 

b)  des  klingenden  Verses: 

volnahten  noch  geschriben  3987;  gren  wolt  envollen  2936;  kleiden  daz  gevilde  4963;  und 
kleinen  nach  den  linsen  4922;  liuhten  unde  bringen  2623;   wolt  minnen  unde  meinen  3048;   ge- 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  119 

•cheiden  von  dem  Übe  4917;  wan  schouwen  unde  vragen  1564;  schrien  unde  wuofen  3631;  sieden, 
braten,  rcesten  4315;  sitzen  wunnecltche  2661 ;  slafen,  trinken,  ezzen677;  stechen,  slahen,  hähen  4314; 
und  stolzen  unde  lösen  270;  tanzen,  buhurdieren  1072 ;  tihten  unde  zieren  51;  mit  trinken  und  mit 
ezzen  1853 ;  und  trüren  zuo  mir  hüsen  815 ;  vor  trüren  und  vor  leide  1479 ;  und  trüren  da  zefuoret 
5342;  w»r  trürens  unde  leide  267;  ervsehten  und  ertrahten  5423;  hiez  füeren  in  die  arke  2887. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stampfen  Verses: 

zebrechen  ädern  unde  lit  8644;  bringen  ouch  daz  Opfer  stn  2420;  und  bringen  im  daz  Opfer 
sa  2999;  kan  büezen  alliu  herz eleit  2160;  8 wer  ezzen,  trinken  welle  hie  1595;  heizen  komen  üf  den 
aal  2807;  gehelfen  niht  umb  ein  grüz2163;  behüeten,  des  ich  iemer  mac  4895;  geleiten  oben  üf  den 
Seten  1723;  geliehen  rehte  stner  art  4784;  und  minnen  für  alliu  dinc  5591;  und  opfern  wil  den 
abgoten  3058;  rechen  wolt  den  bruoder  sin  5476;  im  senden  mfne  sprtze  enbor  1638;  singen  alle 
wider  strlt  1003;  verwandeln  in  der  selben  ztt  3151. 

§  153.    Kurz  silbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

haben  wil  4572;  komen  hin  910;  komen  wil  4146;  leben  sol  773;  leben  gebent  4364;  gelegen 
dir  862;  legen  nider  2710;  legen  her  5177;  volloben  gar  295.  2051;  nemen  war  3086;  genesen 
niht  4204;  reden  wil  6078;  gesagen  mac  170;  sagen  ie  2714;  sagen  nie  3018;  gesagen  wil  3472; 
sehen  dar  8800;  ze  sehen  frö  4100;  sehen  last  5104;  slahen  abe  5691;  toben  mich  782;  tragen 
sol  5838;  wesen  frö  2500;  wesen  frum  2989;  wesen  geil  3346;  wesen  war  4741.  4863;  wesen  mac 
4885 ;  wesen  frf  792.  —  Da  Verbalformen  in  beschwerter  Hebung  im  vorletzten  Fusse  so  gut  wie 
niemals  auftreten  (s.  §  41),  so  sind  als  zweisilbig  zu  fassen  wol  auch  die  folgenden  Infinitive: 
enberen  sol  287 ;  neren  got  5669  (sicher) ;  besweren  dich  3828 ;  varen  sa  827. 

b)  des  klingenden  Verses: 

leben  wsere  5265;  ze  reden  häten  2674;  sagen  künne  908;  senen  büezet  2854;  slahen,  haben 
4314;  wesen  Tester  898;  zogen  lfse  1514. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

gehaben,  ez  zervar  822;  haben  einen  lfp  4614;  komen  üf  den  sal  2807;  leben  nach  ir  art 
4365;  leben  müese  lan  5447;  lebens  sich  verwac  4280;  lebens  niht  md  was  5479;  loben  nimmer 
munt  2782;  loben  üf  den  tac  4886;  pflegen  siben  jar  501 ;  sagen,  so  da  ist  1873;  ze  sagen  al  ze 
lanc  3160.  4502.  4840;  Stegen  unde  wegen  6026;  wesen  undertan  510.  1105.  —  Zweifelhaft,  ob  ein- 
oder  zweisilbig  anzusetzen,  bleiben:  erholen  sich  ein  man  1210;  erweren  moht  dln  lfp  2851. 

b)  des  klingenden  Verses: 

in  geben  prisande  2247;  gesagen  mac  den  vollen  3457;  tragen  für  ein  kröne  4001. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

kan  legen  wtbes  ougen  stric  2356;  vol  sagen  von  den  fröuden  niht  917;  vol  sagen  stner 
wunder  zil  2631;  gesagen  noch  die  werdikeit  2703;  wan  slahen  neiden,  slaha,  slach  471;  lat  zogen 
uns  den  degen  fier  1525. 

§164.  Langsilbler  mit  folgender  Senkung.  Das  findet  sehr  selten  und 
nur  dann  statt,  wenn  das  Wort,  das  folgt,  vokalisch  anlautet: 


120  CARL  KBAUS, 

und  gelouben  an  sfnen  got  488  daz  be|gunde  er  brüeven  und  schouwen  1512  *). 

ich  heize  iu  machen  ein  reine  bat  606  *) 

Als  sprachlich  einsilbig  ist  zu  betrachten  rümen: 

er  müese  im  rümen  diu  lant  wit  482. 

Ein  paar  Fälle  mit  konsonantischem  Anlaut  des  folgenden  Wortes  sind  also 
anders  zn  beurteilen8). 

§  155.  Kurzsilbler.  Hier  kann  ('  Verschleifong  auf  Hebung'  I)  eine  Senkungs- 
silbe, gleichgiltig,  wie  sie  anlautet,  folgen: 

und  mäze  geben  üf  ieclfch  ort  5811  nu  sult  ir  varn  ze  guoter  naht  2706* 
aht  haben  üf  werdiu  wtp  1076 

wan  diz  leben  ist  küm  ein  vert  4802  si  müezen  geben  ze  zinse  5072 

8olt  ich  sagen,  wiez  da  geschach  5051  ze  jungest  nemen  die  stroufe  1062 

nü  sult  ir  varn  in  kurzer  zit  504  wan  als  er  reden  begunde  5889 

und  durchrarn  der  erde  gruft  757  lät  zogen  mit  disem  gedoane  1523. 

b)  Präterita  auf  -en. 
§  156.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

brähten  dar  3085;  gäben  tunst  5353;  heten  kraft  2892 ;  behuoten  in  1780;  kcemen  wider  3805; 
mohten  sin  4667;  muosten  län  5447;  gestehen  nie  5614;  Seiten  hie  697;  solden  sin  4310;  sprachen 
zuo  6017;  sungen  da  2286;  tseten  kunt  299;  fuorten  dan  1894;  fuorten  hin  4888.  5237.  5910; 
wären  6  715;  waeren  siben  4547;  wolden  hän  884;  wolden  e  2338;  wolden  laden  5311;  wurden 
frö  616.  4116;  würden  sä  5618. 

b)  des  klingenden  Verses: 

dankten  sere  5567;  körnen  msere  1801.  4693.  5647;  lühten  witen  2664;  slünden  flinse  5071; 
yrägten  mtere  619. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

gerten  zeinem  voget  3839;  giengen  si  ze  samen41U;  giengen  si  zehant  5093;  giengen  in  den 
sarc  5233 ;  hüllen  si  enein  297 ;  huoben  si  sich  sä  2166 ;  huoben  sich  hie  an  2561 ;  jähen  alle  hie 
5613;  körnen  alle  da  3811;  körnen  si  sin  abe  5059;  körnen  alle  dar  5317;  lägen  sunder  zal  5515; 
lägen  üf  dem  wal  5551 ;  muosten  toufen  da  179 ;  nämen  si  den  diln  3698 ;  bereiten  si  sich  da  442 ; 

1)  rein  Ww,  fehlt  ZB:  aber  die  beiden  letzten  liss.  gehören  zu  denen,  die  graphisch-über- 
lange Verse  auf  ein  normales  Mass  zu  bringen  bestrebt  sind,  wie  das  Zwierzina  an  Gregorius- 
hss.  beobachtet  hat,  Zs.  37,  370  f. 

2)  brüeven  und  fehlt  w;  brüeven  da  Z  (um  den  Reim  erbouwen:  schouwen  zu  meiden). 

3)  er  tüot  singen  diu  vogelin  3888  (s.  §  141).  —  sin  beginnen,  sin  letze  64  (s.  §  220).  —  End- 
lich mit  Anakoluth :  wan  als  vil  ein  schächzabelbret  ieman  zwispilden  mac  und  einen  wilden  donerslac 
sunder  schaden  gevdhen  und  den  fenix  crgähen}  der  da  in  den  lüften  swebet  und  ander  sjpise  nüU 
enlebet,  und  durchvar  der  erde  gruft  und  tribe  einn  turn  durch  den  luft  ....  und  läze  mit 
sal  durch  die  hant  die  Sterne  758.  765):  hier  haben  Ww  die  grammatisch  richtigen  Infinitive,  da- 
gegen Z  B  die  der  freien  Weise  Reinbots  angemessenen  Konjunctive. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS  GEORG.  121 

sähen  in  für  war  4393 ;  beschütten  in  enzft  481 ;  gesprächen  vol  daz  wort  4747 ;  sprächen  sä 
zehant  5573;  tseten  widerstöz  444;  vielen  wider  üz  5706;  fuoren  si  dö  sä  180;  fuoren  über  mer 
647;  wären  in  der  not  349;  wären  ouch  gezalt  5287;  wären  undertän  6112;  überwunden  da  ir  not 
1906;  gewunnen  kinde  vil  2602;  wurden  si  bereit  361;  wurden  üf  gezogen  546;  wurden  si  so  frö 
667;  wurden  bluomen  röt  1344;  wurden  balde  bräht  1863;  wurden  des  enein  5310;  wurden  da  für 
war  5708. 

b)  des  klingenden  Verses: 
äzen  beide  ir  fuoter  3261 ;  durchbrächen  üf  der  heide  5058 ;  bruoften  die  besunder  4842 ;  hie 
verigäzen  si  ir  leide  682;  da  giengen  viures  blicke  5359;  als  befunden  si  sich  swingen  163;  be- 
gunden  ritter  und  frouwen  271;  hie  be|gunden  st  sich  scheiden  1623;  dö  körnen  im  diu  msere  3801 ; 
hie  reiten  an  der  stunde  1097;  die  sagten  mir  diu  msere  5029;  si  sprächen  an  der  stunde  1447. 
1549.  1975.  3297.  3561.  4457;  ja  Sprüngen  dar  vil  schiere  1817;  si  taeten  swaz  er  wolde  1449; 
teilten  fleisch  und  gebeine  5284;  die  fuocten  mir  die  lüne  2137;  hie  fuoren  si  gein  Kriechen  547; 
daz  waeren  kranke  sinne  4345. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

des  bäten  si  in  alle  da  5091;  und  brähten  sant  Georfn  her  1820;  die  brähten  die  reinen  sei 
4736;  so  gäben  si  ez  sä  ze  hant  6013;  und  gerten  sfn  in  gotes  namen  4112;  diu  giengen  sä  an 
den  grünt  830;  und  giengen  gähes  von  im  wider  1782;  und  giengen  mit  dem  keiser  sä  3812;  den 
beigunden  sine  engel  loben  3868;  hie  belgunden  sich  die  banier  wegen  5499;  sus  höten  si  da  Wirt- 
schaft 2113;  h£ten  umb  ez  gröz  gedranc  3227;  die  höten  niht  so  liehten  schin  4549;  und  bejhuoten 
dö  daz  hiuselfn  1919;  die  körten  im  daz  antlitz  nider  1781;  körnen  si  der  bürge  zuo  680;  dar 
körnen  sibenzic  künge  her  2196;  koemen  üf  des  keisers  sal  2416;  dem  künden  mine  gote  nie  2162; 
gelägen  üf  dem  wal  da  5979;  diz  lopten  si  dem  künge  da  3579;  möhten  daz  niht  understän  3207; 
die  möhten  von  der  gotes  kraft  8975;  des  mohten  si  niht  mör  gepflegen  5550;  des  muosten  si  vil 
tiure  swern  1898;  die  muosen  wol  gelüppet  sin  5659;  si  nämen  urloup  tüsent  stunt  1486;  enpfiengen 
da  den  Palastin  1538 ;  die  enlpfiengen  ouch  den  Palastfn  1568;  diu  pflägen  solher  richeit  4752;  und 
ruoten  nach  ir  arbeit  184;  si  sähen  üf  dem  anger  breit  683;  gesähen  si  einander  nie  709;  gesähen 
solher  wunder  nie  330;  sähen  lange  vor  den  tagen  3998;  den  sluogen  si  ze  töde  doch  5022;  diu 
solden  dienen  siner  hant  1734;  solden  haben  einen  lip  4614;  und  sprächen  zuo  mir:  Reinbot  20; 
si  sprächen  dicke  üf  dem  se  557  ;  si  sprächen :  wirt,  sagt  für  baz  651 ;  si  sprächen:  her,  daz  sf  getan 
1522 ;  und  sprächen :  waz  hilft  in  der  touf  3702 ;  und  sprächen :  du  mäht  dich  wol  schämen  4738 ; 
Sprüngen  ritter,  knappen  dar  4603;  da  entsprungen  bluomen  unde  gras  2170;  si  ströuten  sich  sä 
ze  stet  5908;  dö  stuonden  si  gesunt  dort  5164;  und  sungen  ouch  diu  vogelin  2208;  wie  sungen  da 
diu  vogelin  2442 ;  als  teten  si  ouch  Josue  6057 ;  teten  ze  der  erde  val  3332 ;  und  twungen  ouch 
diu  lant  da  134;  si  twungen  umbe  und  umbe  sich  176;  und  frieschen  daz  die  Sarrazin  1426;  und 
fuoren  als  ir  wille  was  337;  und  fuoren  doch  ie  für  baz  1487;  hie  fuorten  si  in  in  die  stat  1913; 
da  fuorten  si  den  fürsten  hin  1917;  hin  fuorten  si  die  keiserin  4625;  die  fuorten  hin  die  künegin 
4688;  die  fuorten  si  ouch  beide  hin  4700;  wären  muoterhalp  geborn  148;  und  wären  sin  ze  sehen 
frö  4100;  der  wären  zwelif  tüsent  da  4113;  und  waeren  drlzec  lant  min  231;  ir  wseren  göret  drizec 
lant  243 ;  si  waeren  anders  niht  genesen  345 ;  daz  wseren  iedoch  gröziu  dinc  5251 ;  und  wisten  si 
des  himels  wege  4689;  wolten  ouch  gekrönet  sin  2928;  wuohsen  in  der  Spanje  lant  523;  wuoten 
?ast  über  den  huof  1181;  dö  wurden  si  ze  ritter  sä  135;  wurden  ouch,  hcer  ich  sagen  1468;  und 
wurden  ouch  getoufet  sä  4114;  dö  wurden  im  diu  ougen  naz  4574;  wurden  im  diu  kleit  bereit  4751 ; 
den  zeicten  sl  dem  kindelin  3166. 

§157.    Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.    Der  Fall  ist  selten, 

weil  es  nicht  viele  solcher  Formen  gibt: 

und  gejbuten  einen  hof  gröz  443;   si  gelbuten  Georfn  mit  in  gän  3639;   und  da  Uten  gröze 
not  4117;  die  heiden  flohen  ab  dem  wal  5483;  die  fümve  flohen  in  ein  loch  5953. 

Akhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  in  Göttingen.    PhiL-hfet.  Kl.  N.  F.    Band  6ti.  16 


122  CARL   KRAUS, 

§  158.  Langsilbler  mit  folgender  Senkung.  Von  zweisilbiger  (sprach- 
lich jedoch  wol  überall  einsilbiger)  Senkung  kann  hier  nur  die  Rede  sein,  wenn 
das  folgende  Wort  vokalisch  anlautet: 

und  brühten  ir  opfer  ouch  da  hin  2418  und  sazten  in  üf  ir  hergesidel  5339 

gseben  an  keiner  spise  1901  und  zestiezen  im  über  ein  3699 

hie  reiten  an  dirre  stunde  1097  die  künge  frfigten  in  rarere  5343. 
si  sähen  in  alle  gerne  5325 

Alle  sonst  vorkommenden  Fälle  ergeben  deutliche  Gruppen,  deren  jede  in 
irgend  einer  Art  zur  Annahme  sprachlicher  Kürzung  nötigt:  diese  Fälle  ge- 
hören also  in  das  Kapitel  'Sprache',  nicht  'Metrik7.  Häufig  folgt  das  der  Enklise 
fähige  Pronomen  si,  wobei  die  Enklise  dadurch  noch  erleichtert  wird,  dass  das 
auf  si  folgende  Wort  vokalisch  anlautet : 

des  bätens  an  der  stunde  5181 l)  kcumens  iu,  des  wa»re  iu  not  3705 

in  starke  riemen  bundens  in  1918  mit  fuoge  namens  in  her  dan  4221 

hin  gicngens  an  der  selben  stunt  300  dö  rietcns  an  der  stunde  4589 

unde  hßtens  in  ir  pflege  4690  ze  glicher  wise  fuortens  in  5544 

die  stücke  hetens  in  ir  pflege  4724  ir  anker  wurfens  an  den  grünt  611  *), 
dar  nach  huobens  in  da  ouf  3701 

oder  es  folgt  wir,  sodass  die  Kürzung  im  Verbum  selbst  stattfand : 

tuot  irz,  so  gesäch  wir  nie  5578  wilen  war  wir  engel  her  3340 8), 

doch  twüng  wir  mit  im  drizec  lant  239 

oder  die  Verbalform  ist  wären  (iviereri),   fuoren:    also  Formen,   die   offenbar   ein- 
silbig gesprochen  wurden,  wie  noch  heute  in  vielen  Dialekten : 

die  zwenc  fuorn  gein  (in)  Spanilant  365.  379        und  der  von  Ouwe  wtern  ze  swach  696 

diu  mit  heiden  warn  besezzen  135  ze  töde  woern  erstochen  739 

warn  von  Krists  gebürte  her  383  wajrn  erschozzen  oder  ertrett  743 

in  warn  diu  riche  undertan  414  w&rn  tüsent  busin  da  erschalt  1190 

des  libes  warn  si  wol  gesunt  549  wiern  Juden,  kristen,  heiden  2060 

diu  warn  geslagen  üf  daz  velt  1554  waern  gewahsen,  und  niht  me  4445*), 
des  warn  die  Hute  alle  frö  5303 

und  so  müssen  auch  für  nämen  und  wurden   einsilbige  Formen   bestanden  haben: 
die  künege  nämen  den  Palastin  5338  sehzic  ritter  wurden  bereit  1461 

und  nämen  der  küneginne  war  4604  wurden  die  helde  bereit  335 

hie  wurden  si  beide  missevar  714  wurden  die  kamer  vollenbraht  5763. 

Demnach  sind  die  wenigen  erübrigenden  Fälle,  wo  man  versucht  sein  könnte, 
zweisilbige  Senkung   zu   statuieren,    durchaus   anders   aufzufassen 5).     Dass   der 

1)  man  beachte,  dass  die  IIa.  W,  um  nur  von  dieser  zu  reden,  in  all  den  folgenden  Fällen 
(mit  Ausnahme  von  4690.  3701)  tatsächlich  batens  usw.  schreibt ! 

2)  si  begundenz  rehte  walken  143;  und  wterens  allcz  gebäre  4142:  hier  ist  Enklise  wahr- 
scheinlicher, als  Verschleifung  in  Senkung. 

3)  widerum  schreibt  W  in  allen  drei  Fällen  so ! 

4)  W  schreibt  immer  wie  oben,  nur  V.  2060  wesren ! 

5)  man  lese  also  mit  versetzter  Betonung:  sprachen  die  helde  beide  309  (Parenthese  zwischen 
directer  Rede,  s.§140);  geruoUu  ros  kouftm  si  sä  669  (Kontrast,  s.  §141);  die  solden  dir  wllstflät 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBEB  REINBOTS   GEORG.  123 

Dichter  solche  zweisilbige  Senkungen  wirklich  gemieden  hat,  zeigen  Umstellungen 
wie :  die  sele  die  engel  fuorten  hin  (5237)  anstatt  der  natürlichen  Wortfolge :  *  die 
enget  fuorten  die  sele  hin. 

§  1B9.    Kurzsilbler.     Verschleifung  auf  Hebung  liegt  vor  in  dem  Vers: 

dö  geswigen  die  vogel  sä  2285. 

Enklise  ist  wol  gemäss  der  Schreibung  in  W  zu  bevorzugen  in  folgenden 
Fällen  : 

66  ritens  aver  in  daz  lant  1427  die  ritens  äne  maze  674. 

c)  Plurale  Präsentis  auf  -en. 

§  160.     Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

müezen  wagen  832;  müezen  loben  5100;  schiuhen  wider  10GO. 

b)  des  klingenden  Verses: 

künnen  sniden  5064;  müezen  schouwen  912;  müezen  bringen  2340;  müezen  scheiden  4563; 
scheiden  hinnen  1496.  1548.  1580. 

2.  des  drittletzten  Fusses 

a)  im  stumpfen  Vers  niemals, 

b)  im  klingenden: 

wir  künnen  wol  geraten  3355 ;  wir  läzen  al  ein  ander  899 ;  und  läzen  sich  hie  schouwen  1 129 
wir  müezen  immer  droufe  1061;  hie  müezen  si  sich  scheiden  1489;  wir  müezen  uns  hie  scheiden 
4677;  si  müezen  geben  ze  zinse  5072. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

des  bitte  wir  iuch  alle  hie  5577;  die  brüeven  rehte,  waz  ich  sage  4371;  hceren  singen  nnde 
sagen  1073;  daz  hceren  jene,  dise  und  die  4040;  und  künnen  doch  dar  under  streben  10;  künnen 
eins  gesanges  pflegen  980 ;  sus  künnen  si  die  helde  snel  4924 ;  si  künnen  touben  noch  daz  velt  4959 ; 
da  künnen  euch  si  wol  enkegen  4962;  si  künnen  machen  solhen  schat  5017;  nü  läze  wir  die  rede 
hie  405.  5474;  nü  läzen  eht  die  rede  sin  5337;  dich  müezen  liut  und  engel  loben  102;  die  müezen 
lästerlichen  spot  1132;  die  müezen  alle  samet  doln  1655;  iu  müezen  vallen  an  den  fuoz  2245;  wir 
müezen  zwäre  eines  jehen  3560;  diu  müezen  mir  ein  got  sin  4556;  ez  müezen  6  sibenthalp  jar 
4702;  die  müezen  sich  zer  erde  legen  4961;  und  fürhten  alle,  die  da  sint  595;  und  fürhten  alle 
samt  den  tot  598 ;  nü  wizze  wir  an  dirre  stunt  5200. 

§  161.    Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 
1.  im  vorletzten  Fuss 
a)  des  stumpfen  Verses: 

haben  sin  4370;  komen  dar  1119;  komen  wider  1437;  mügen  han  1521;  sulen  wir  512.  2806; 
taten  dar  2187;   wonen  bi  494. 

pflegen  6025  (§  110);  si  sprächen  zkm  marnce're  536  (§  72);  daz  be\gunden  die  küneg  understän 
4220  und  vielleicht  auch  und  fuorten  in  froli'che  6121  (§  109).  —  Endlich:  si  hiezen  (d)en  boten 
steigen  439.  Im  Vers  4528  liegt  gemeinsame  Verderbnis  vor:  des  vil  manic  zunge  jach,  daz  si  nie 
hreatiure  gesahen  so  ungehiure:   hier  ist  so  zu  streichen  und  ungehiure  als  Komparativ  zu  fassen. 

16* 


124  CARL   KRAUS, 

b)  des  klingenden  Verses: 

mügen  machen  2955. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

unz  si  komen  in  daz  lant  4871;  da  gegen  treten  einen  trit  1065. 

b)  des  klingenden  Verses: 
wir  varen  von  natüre  3448  (?). 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

die  komen  für  min  hoch  gezelt  1597;  da  mügen  wir  verdienen  wol  218;  and  nemen  oach  des 
Wunders  war  2188;  da  sehen  mfne  gote  zuo  4407;  die  sülen  zuo  ein  ander  gän  4108  (?). 

§  162.    Langsilbler  mit  folgender  Senkung.    Zulässig  ist  die  zweisilbige 
Senkung  bei  vokalischem  Anlaut: 

und  geheizen  iu  daz  für  war  502  wir  glouben  an  keinen  got  m£r  4851. 

Sonst  liegt   immer  Verkürzung  rein   sprachlicher  Art   vor,   entweder   folgt 
widerum  wir: 

na  heiz  wir  tiufel  unde  wiht  3341  daz  müez  wir  allez  läzen  hie  1056 

wie  daz  geschach,  daz  laz  wir  sin  377  diz  müez  wir  allez  samet  län  1077 !), 

oder  es   handelt  sich  um   das  Verbum  wellen,   das   in  der  Sprache  des  Dichters 

also  einsilbig  gewesen  sein  muss: 

dem  wir  welln  ündertaenic  s!n  24  da  von  si  welln  sich  scheiden  724 

wir  welln  iuch  riche  machen  306  si  en| welln  sich  danne  rlden  1134 

wir  welln  ans  üf  der  heide  310  und  J€su,  ir  sun,  welln  gestän  1649 

und  welln  dir  läzen  unser  lant  313  die  mir  hie  welln  gestän  4107'). 
wir  welln  iu  machen  undertän  498 

Andere  Fälle  kommen  nicht  vor 8). 

§  163.    Kurzsilbler.    Mit  Verschleifung : 

des  jach  man  dort,  nü  jehens  oach  hie  2026 4). 

Sonst  ist  zu  bevorzugen  die  Annahme  einsilbiger  Verbalform  vor  wir: 

da  hab  wir  uns  vereinet  308  da  sul  wir  beide  komen  hin  910 

da  hab  wir,  ellenthafter  helt  1979  nü  sul  wir  setzen  unsern  list  488 

ie  doch  hab  wir  mit  iu  pfliht  3342  min  her  Georf,  nü  sul  wir  gän  2464 

hab  wir  ambetliute  da  3357  so  sul  wir  schöne  vor  im  stän  2998 

ir  eintlwedern  hab  wir  niht  für  got  3571  und  var  wir  zuo  dem  Spaniol  217 5), 
und  bei  jag  wir  prlses  und  6re  iht  199 


1)  so  schreibt  auch  W  widerum  überall! 

2)  so  auch  W,  ausser  in  den  letzten  vier  Fällen. 

3)  somit  muss  also  z.  B.  geschrieben  werden :  solher  minne  si  künnen  pflegen  (966) :  mit  Ww 
gegen  B  Z  (künnen  si). 

4)  W  nv  gechts  auch  hie,  B  nu  ihe  ichs  hie,  w  noch  iehs  auch  hie,  Z  nu  iechens  ouch  hie.  — 
Zweifelhaft,  ob  Verschleifung  oder  Enklise:  und  redenz  offenliche  1651. 

5)  ebenso  W  überall  1    Bestätigt  durch  var  in  Senkung:  dd  mit  var  wir  enbizen  sd  4729. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


126 


oder  einsilbiges  suln: 

wir  suln  im  läzen  unser  lant  214 

wir  suln  uns  arbeiten  323 

wir  suln  hin  wider  an  die  406 

suln  schouwen  unde  sehen  961 

die  suln  an  disen  rinc  gän  1650 

suln  mit  ein  ander  fröuden  pflegen  2255 


suln  mit  ein  ander  früude  hän  2933 

die  engel  suln  dich  krcenen  3759 

dar  umb  suln  in  die  Hute  4016 

suln  nü  alle,  die  da  sint  4468 

die  suln  ze  helle  han  daz  wesen  61161). 


d)  Partizipia  Präteriti  auf  -en. 

§  164.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 
1)  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

gebrochen  hän  1387;  ungemezzen  liez  113;  geraten  bot  1032;  geschaffen  hat  4557;  beslozzen 
tor2580;  gevallen  nider  5680;  gevangen  was  3001;  bevolhen  sin  6102.  6107;  selpwahsen  st&t3584; 
worden  schtn  182.  5912;  worden  zam  2548;  worden  hie  3176;  überwunden  man  5302. 

b)  des  klingenden  Verses: 

ergangen  waere  4694.  5648 ;  läzen  waere  5048 ;  geschaffen  waerc  2530.  4282 ;  verscheiden  weere 
3802;  unversunnen  lägen  4685;  worden  heiser  4132. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

geheizen  ach  und  uch  1082;  geschaffen  hat  da  vor  2579;  erschozzen  oder  ertrett  743;  ge- 
sprochen het  da  vor  4089;  gewahsen  und  niht  ra6  4445;  worden  ist  der  touf  4268. 

b)  des   klingenden  Verses : 

gemezzen  und  gerihtet  5131;  gesprochen  also  söre  3115. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

gegangen  mit  der  künegin  2177;  ein  verläzen  ros  ze  sfner  hant  1470;  vermezzen  uf  die  gnade 
dln  73 ;  besezzen  in  der  8 tat  ze  Grüns  225 ;  geworfen  üf  die  erde  nider  1059. 

§  165.    Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

komen  her  1657;  willekomen  sin  1709;  komen  slt  1939;  geschriben  da  35.  2665.  4380; 
geschriben  dran  5083 ;  geschriben  was  5096 ;  geschriben  an  5819 ;  geslagen  hän  2459 ;  erwegen  hän 
1444;  gewesen  schade  3708;  darnach  auch  gevaren  (nicht  gevarn)  6  544. 

b)  im  klingenden  Vers  niemals. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

gebiten  da  genuoc  1586;  volkomen  ist  ein  man  5870;  üzerkoren  markfs  4797;  geschriben  ouch 
da  bf  5789;  geschriben  oben  an  5869;  geslagen  manc  gezelt  1508;  geslagen  üf  daz  velt  1554; 
gesworen  bi  ir  goten  434;  geweben  noch  genät  4756;  gewesen  undertän  3710. 

b)  im  klingenden  Vers  niemals. 


1)  W  immer  schütten. 


126  CARL   KRAUS, 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

daz  komen  ist  von  der  maget  3964;  und  gelzogen  in  diz  kranke  leben  2276. 

§   166.      Langsilbler   mit   nachfolgender   Senkung.      In   den   zwei   vor- 
kommenden Beispielen  liegt  sicherlich  sprachliche  Kürzung  vor: 

der  unverboun  Danjelis  stein  2730 ')  dann  daz  ich  bin  worden  gesunt  3825  •). 

§  167.    Kurzsilbler.    Mit  'Verschleifung  auf  Hebung' (bisweilen  vielleicht 

Synkope,  verlorn,  geborn): 

er  ist  komen  üf  glückes  rat  194  er  hat  erliten  in  Schildes  amt  629 

und  komen  in  (üz)  unserm  (stnem)  orden  222.        verlorn  ist  sei  und  iuwer  11p  3072 

1408.  5346.  5559  was  geborn  diu  künegin  1323 

sin  komen  in  disiu  riche  4032  und  bejliben  bt  minen  landen  1168 

gelegen,  er  ist  entwichen  1627  ez  ist  geteilt,  gewegen,  gezalt  5271. 

3.    Dritte  Plnr.  Pris.  Indio,  auf  -ent. 

§  168.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

trürent  die  3946;  füercnt  an  5006;  werdent  druo  4069. 

b)  des  klingenden  Verses :  Beispiele  fehlen. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

schrlent  alle  owe  3941;   singent  her  und  da  1006;   singent  vogelin  2085;   singent  avß  3942; 
füegent  wol  ze  samen  2;  füegent  solhen  spot  5728. 

b)  des  klingenden  Verses: 
dise  weinent,  dise  lachent  3947. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

des  muotent  im  die  got  niht  an  6056  und  sprechent  zuo  dir  süeziu  wort  2785 

die  schrient  her  unde  da  1125  da  wartent  din  über  al  3242 

si  schüttent  als  der  pfä  den  zagel  4955  ez  werdent  von  ir  zweier  hant  4945 

und  singent  von  der  liebe  kraft  984  si  zerrent  swinder  noch  die  schar  4958. 

§  169.    Kurz  silbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

gebent  kraft  4360;  habent  sit  66.  1472;  ügent  tot  4123. 

b)  des  klingenden  Verses :  niemals. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 
habent  solhe  kraft  2406;  werent  so  ir  balc  4937. 


1)  s.  den  Reim  ruon:  tum  2689. 

2)  s.  die  einsilbigen  wurden,  §  158. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  127 

b)  des  klingenden  Verses: 

si  habent  so  vil  muotes  4986  si  lobent  ouch  die  stunde  3765. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

die  habent  beidesamt  ir  sin  8  die  lobent  got  wider  strlt  3763. 

si  habent  hundert  tüsent  man  5005 

§  170.    Langsilbler  mit  folgender  Senkung.    Enklise  ist  anzunehmen: 

und  formentz  mit  gemselde  4486, 

versetzte  Betonung  oder  Einsilbigkeit  wie  bei  wellen  (s.  §  162)  in: 

die  enein  hellent  zesamen  2720 1). 

§  171.     Kurzsilbler.     Mit  ' Verschleifung' : 

allen  dingen  gebent  si  kraft  4481  si  lebent  in  solhem  werde  13 

dem  gebent  si  wilsselde  4485  (?)  da  mit  si  lobent  die  maget  hSr  982 

si  habent  die  wären  minne  969  si  ge|sehent  ein  ander  niemer  mo  1492 

in  habent  gemachet  undertan  2408  da  von  varent  geswinde  3480*). 

Sprachliche  Kürzung  muss  vorliegen  bei  dem  in  Senkung  stehenden  Jcoment, 

8.  §  220: 

durch  strlt  komnt  üf  die  heide  4952. 


4.   Verbalformen  auf  -et. 
a)   3.  Sing.  Indic.  Präs. 

§  172.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

daz  er  die  boume  brichet  nider  2614  als  vast  diu  erde  swseret  nider  3927 

und  allez,  daz  da  heizet  guot  800  sunder  danc  füeret  hin  5543 

diu  fünfte  kamer  heizet  Zuht  5821  keiser,  her,  mich  dünket  guot  2996  *). 
diu  blüet  unde  loubet  hie  2047 

b)  des  klingenden  Verses : 

iuwer  |  leit  beginnet  grözen  850  diu  vierde  heizet  Mäze  5807 4). 

din  vart  beginnet  weinen  852 4) 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

er  sprach :  mich  dünket  iuwer  pris  316  daz  man  da  heizet  Wirtschaft  3087 

er  sprach:  er  heizet  Tschofreit  621  swer  ez  minnet,  wizzet  daz  6127 

den  man  da  heizet  Jösum  3633  dar  nach  nennet  man  in  sus  2549 


1)  bleibt:  beginnen*  den  himelkünec  loben  932,  s.  u.  §  220. 

2)  varnt? 

3)  so  auch  W  in  allen  7  Fällen. 

4)  so  auch  W. 


128 


CARL  KRAUS, 


des  empfindet  alliu  fruht  4490 
daz  da  reichet  sunder  wer  2974 
swaz  man  singet  oder  seit  341 
dar  zuo  smecket  sf  vil  wol  4059 

b)  des  klingenden  Verses : 

er  bristet  in  die  stürme  468 
im  ge[  bristet  niht  wan  guotes  202 
iuch  he | ginnet  zuo  in  kleiden  4208 
wer  hilf  et  in  der  reise  4999 
daz  er |  kennet  er  mit  werde  922 
über|loufct  sf  geliche  2963 
daz  machet  diu  gemeine  3030 


gar  verswindet  und  zerg£t  2475 

daz  betiutet  und  verst£t  974 

von  iu  entwindet  sich  der  luft  4170 '). 


er  scheidet  allez  künne  894 

er  scheidet  ouch  vil  swinde  895 

sitzet  also  nahen  2509 

sich  entjsliuzet  gein  der  sunne  957 

ouch  spiset  sich  daz  ander  3903 

vihtet  gein  dem  winde  3479 a). 


3.  im  ersten  Fuss  des  stampfen  Verses: 


daz  en|  Mutet  dir  der  markis  3246 

ouch  enlbiutet  dir  der  süeze  got  3767 

uns  bringet  dar  Superbia  3350 

ouch  dienet  uns  da  zaller  zft  3359 

uns  dienet  vil  nach  nieman  baz  3361 

mich  dünket  serc  üf  iuwern  schaden  1824 

mich  dünket,  frouwe,  ir  sit  unfrö  2094 

da  eret  si  iuch,  herre,  mit  251 18) 

des  erlgetzet  mich  der  keiser  oben  3103 

beginnet  wahsen  her  und  da  843 a) 

beginnet  dir  noch  hiute  spehen  4427 8) 

da  be; ginnet  aver  iuwer  hant  2260 

ja  beginnet  man  din  kunter  sagen  4322 

er  heizet  helfe  unde  trost  1838 3) 

daz  heizet  ouch  ir  centrum  3921 8) 

des  hilfet  im  Altissimus  402 

er  ge|ha;ret  nimmer  herzen  scr  400 

und  hitret  mangen  süezen  klanc  928 8) 

des  klinget  dir  der  engel  dön  2784*) 

diu  loufet  ane  siege  hin  705 3) 

ez  loufet  sunder  siege  vor  5882 s) 

ez  milwet  steine  gröziu  kunst  4035 8) 

nennet,  daz  ich  da  muoz  sin  3489 8) 

§  173.     Kurzsilbler  überhaupt. 

1.  im  vorletzten  Fnss:  niemals. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 


und  reichet  für  des  menschen  sin  706  •) 
an  ruofet  dine  gröze  kraft  94 3) 
der  scheidet  alle,  die  da  sint  889 3) 
er  scheidet  muoter  unde  kint  890 s) 
iu  schinet  an  kein  hungers  mal  1855 
der  schouwet  drinne  wunders  vil  919 8) 
und  schouwet  dort  der  hiniel  glänz  1284 8) 
und  setzet  dich  üf  sich  enbor  2361 
und  sitzet  ouch  noch  hiute  da  953 8) 
und  beisitzet  dort  den  himel  klar  5414 
zuo  slifet  dir  daz  glückes  rat  2360 8) 
der  sprichet  'lamp',  swaz  ieman  tuot  4175 
daz  be|tiutet  hohiu  brütliet  10098) 
mich  twinget  dar  niht  min  gelust  5505 
hie  velschet  sich  daz  alte  wort  4611 8) 
ja  vindet  man  geschriben  da  4380 8) 
als  man  vindet  geschriben  da  2665  8) 
diz  füeget  uns  Superbia  3358 
da  füeret  fröude  fröud  enbor  939 
in  färbtet  allez,  daz  da  lebt  2379 
der  wartet  din  mit  opfer  da  3248 
wirf  et  in  den  breiten  se  13393) 
zweiet  an  der  selben  zit  4637 8). 

Sie  füllen  Hebung  und  Senkung: 


1)  so  auch  W  in  allen   13  Fällen   ausser  4059  (smecht)]  eher  aber  wol  mit  W:  durch  in  ez 
lauft  unde  stet  3912. 

2)  so  auch  W  überall  ausser  468.  202  (prist)',  4999  (hilft)',  2963  (überlaufft). 

3)  so  auch  W. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG. 


129 


die  da  lobet  Cherubin  8982 

dez  man  in  lobet  hie  für  war  54131) 

ja  geschihet  iu  also  4206  (?)*) 

b)  des  klingenden  Verses :  niemals. 


daz  sich  erschütet  manic  hos  2616 l) 
da  mit  bewaret  er  diu  dinc  8901  (?) 8). 


3.  im  ersten  Fuss  des  stampfen  Verses: 
daz  er  |  lebet  in  der  hoehsten  kür  192  ie  doch  |  schütet  ez  mit  siner  kraft  3938 1). 


Damit  sind  die  sicheren  Fälle  erschöpft.  Jedem  mass  der  Umstand  auf- 
fallen, dass  der  Dichter  solche  Korzsilbler  so  ungemein  selten  Hebung  und 
Senkung  füllen  lässt:  im  vorletzten  Fuss  des  stumpfen  oder  klingenden  Verses 
niemals,  im  drittletzten  des  klingenden  Verses  niemals,  des  stumpfen  nur  drei- 
mal (darunter  ein  schütet,  wo  an  Synkope  kaum  zu  denken  ist),  im  ersten  Fuss 
des  stumpfen  Verses  in  gesicherten  Fällen  nur  zweimal  (worunter  wider  ein 
schütet).  Diese  Beobachtung  wird  umso  auffalliger,  wenn  wir  sehen,  wie  oft 
solche  Kurzsilbler  im  Gedichte  von  einer  weiteren  Senkungssilbe  gefolgt  sind 
(8.  u.);  wir  können  daher  mit  voller  Bestimmtheit  sagen:  diese  Formen  waren 
in  der  Sprache  des  Dichters  bereits  einsilbig,  und  wenn  er  hie  und  da  ein  lobet, 
lebet  setzt,  so  ist  das  lediglich  die  traditionelle  Form,  nicht  die  lebende.  Eine 
Bestätigung  erfahrt  diese  Argumentation  überdies  dadurch,  dass  solche  Kurz- 
silbler bisweilen  auch  in  Senkung  erscheinen: 


swer  däz  siht,  dem  sint  tüsent  jar  914  *) 
die  man  mit  fröuden  nü  siht  varn  568*) 


die  man  üf  erde  siht  glizen  3482 
iuwe'r  puntfz  zilt  üfden  t6t  3706 6). 


Demnach  müssen  wir  in  den  Fällen,  wo  man  an  sich  über  die  Wal  der  Voll- 
oder Kurzform  zweifeln  könnte,  nunmehr  unbedingt  die  letztere  in  den  Text 
setzen.    Es  ist  also  —  wider  mit  W  —  zu  schreiben: 


der  glht  mir  der  warheit  4941 T) 
hie  hlbt  sich  dln  buoch  an  104 8) 
däz  kamt  von  der  sunne  schin  8460 
er  kamt  nimmer  da  her  tn  5875  •) 


da  legt  fröude  der  fröude  stric  941 
des  lobt  dich  der  engel  sanc  2770 I0) 
<*r  sieht  löun  unde  bern  466») 
swär  strebt  gein  des  himels  sal  904 n) 


1)  so  auch  W. 

2)  Synkope,  wie  W  hat,  ist  viel  wahrscheinlicher :  die  beschwerte  Hebung  auf  geschürt  ist  ge- 
rechtfertigt durch  den  Parallelismus  im  folgenden  Vers:  als  auch  ge  seh  ach  den  beiden. 

3)  auch  hier  sicherlich  mit  W  Synkope  bewart:  schon  3897  ist  der  Ausdruck  bewart  er  vor- 
gekommen, und  das  bewarn  bildet  überhaupt  das  Leitmotiv  in  der  ganzen  Stelle. 

4)  daz  emphatisch:  'das  Antlitz  Gottes'. 

5)  nü  im  Kontrast  zu  'später'. 

6)  s.  §§  79.  140.  —  In  allen  vier  Fällen  schreibt  auch  W  so. 

7)  güti,  weil  prägnant,  in  beschwerter  Hebung,  wie  die  §§  31.  36  angeführten  viel,  beleip  usw. 

8)  hebt  sehr  bedeutsam:  die  Introduction  des  ganzen  Werkes  ruht  darin! 

9)  emphatisches  er. 

10)  lobet? 

11)  swer  nachdrücklich:  der  ist  wise  und  nieman  me  folgt. 

Abbdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  WiM.  su  Göttingen.  PhiL-hiit  Kl.  N.  W.  Band  6,i.  17 


130 


CARL  KRAUS, 


im  wont  alliu  tugent  bi  637 

däz  wont  in  der  engel  schar  2576 

geschult  dz,  waz  ich  und  ir  2254 ') 


geblrt  von  natüre  2571 

des  man  |  giht  ze  äventiure  4944*). 


Und  so  muss  auch  in  all  den  Fällen,  wo  man  an  Vollform  mit  'Verschleifung' 
denken  könnte,  die  Kurzform  angenommen  werden: 


ir  bedesampt  habt  erliten  1271 

der  ie  die  hclde  hebt  enbor  5446 

hie  kumt  der  junge  Geort  156 

den  kumt  von  himel  sa  der  touf  4110 

wan  da  enkumts  ot  nimmer  hin  4275 

wazzers  lebt  der  haerinc  3902 

lebt  |  ieman,  der  äne  got  4348 

er  nimt  mir  Capadociä  515 

des  pfligt  ze  himel  nieman  mer  981 

des  pfligt  man  niht  bi  der  naht  2309 

iegliches  Sternen  pfligt  ein  got  4361 

als  uns  diu  schrift  sagt  für  war  6086 

geschürt  von  rittern  nimmer  mer  353 

so  tragt  ir  hie  der  Cren  kränz  1283 


dir  wont  der  heiligeist  bi  2802 
wont  ab  iu  iht  guotes  bf  3215 
wan  der  wont  iu  nähen  bi  3175 

und  giht,  er  sf  ein  kristen  3553 
und  habt  sich  an  daz  erze  3929 
als  uns  kumt  der  morgen  2321 
kumt  mit  diemüete  4078 
und  lebt  in  solhem  orden  5412 
Venus  pfligt  der  minne  4495 
man  sagt  von  tribochwürfen  5452 
bewart  er  mit  den  vieren  3897 
da  wont  solh  jämer  inne  817  8). 


§  174.  Langsilbler  mit  nachfolgender  Senkung.  Die  Entscheidung  zwischen 
der  Annahme  der  Kurzform  oder  aber  zweisilbiger  Senkung  ist  hier  nicht  ganz 
leicht.  Dass  dem  Dichter  die  langen  Formen  vielfach  sehr  geläufig  waren,  be- 
weist die  stattliche  Reihe  von  Fällen,  wo  er  sie  an  Stellen  des  Verses  ver- 
wendet, an  denen  Hebung  und  Senkung  gefordert  werden  (s.  o.  §  172).  Aber 
auf  der  andern  Seite  hat  er  auch  die  Kurzformen  sicherlich  oft  gesprochen :  das 
beweisen  ein  paar  Fälle,  wo  das  Verbum  in  Senkung  steht: 

da  von  heizt  6t  der  Fenix  2639  als  ser  ziuht  ez  ze  berge  wider  3928 4). 

und  sprächen :  waz  hilft  in  der  touf  3702 

In  sehr  vielen  Fällen  bleibt  also  die  Entscheidung,  ob  die  kürzere  oder 
längere  Form  zu  wälen  ist,  offen.  Die  Metrik  gibt  nur  £inen  Anhaltspunkt: 
zweisilbige  Senkung  konnte  bisher  nur  in  d£r  Weise  nachgewiesen  werden,  dass 
zwischen  den  beiden  Senkungssilben  ein  einfacher  Konsonant  stand  (also  brühten 
in,  aber  niemals  brühten  die) :  Fälle  der  letztern  Art  müssen  also  bei  den  Formen 
auf  -et  durch  Synkopierung  der  Endsilbe  vermieden  werden.  Doch  ist  auch  hier 
eine  Einschränkung  zu  machen:  wenn  das  folgende  Wort  mit  d  anlautet,  so  ist 
das  genau  so,  als  ob  es  mit  Vokal  anlautete:  weil  durch  den  Sandln  das  aus- 
lautende t  der  Verbalendung  mit  dem  anlautenden  d  verschmilzt.  Wo  die  Metrik 
keine  Entscheidung  gewährt,  da  wird  man  am  besten  der  Hs.  W  folgen,  die  sich 

1)  die  beschwerte  Hebung  macht  die  condicionale  Structur  deutlicher. 

2)  widerum  synkopiert  W  überall ! 

3)  W  hat  überall  synkopierte  Formen,  nur  4348  lebet. 

3)  aber  wol  mit  W:  der  ladet  dich  in  den  himel  klär  4643  (vgl.  jene  sehntet). 

4)  W  synkopiert  gleichfalls,  nur  2639  steht  haizzet. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


131 


ans  ja  schon  sehr  häufig  als  ungemein  zuverlässig  gezeigt  hat  und  noch  fernerhin 

zeigen  wird.    Daher  nehme  ich  zweisilbigeSenkunganin  folgenden  Fällen : 

zwäre,  er  erbiutet  ez  uns  226  also  sitzet  daz  gotes  trüt  963 

da  brüetet  der  säme  inne  4793  nü  sitzet  der  fürste  reine  1969 

daz  er |  kennet  er  allez  balde  924  der  wirde  sitzet  er  ungelfch  1985 

swer  in  minnet,  der  ist  genesen  3991  man  vindet  in  aber  selten  1084 

so  rilltet  diu  Sunne  daz  jär  4488  und  wähset  iu  not  über  not  4180 

underscbeidet  der  engel  trüt  3938 l)  wan  daz  stn  waltet  Apollo  gar  4503. 
und  schriet  der  man  owe  und  acb  4949 


Dagegen  Synkope: 

er  enbiut  dir  wäre  sigenumft  1995.  3751 

enbiut,  du  sülest  zuo  im  komen  3131 

86  bricht  ir  klär  liehter  schin  4791 

so  er  bringt  des  sumers  bluot  1544 

ez  gilt  iedoch  der  wibe  gruoz  2266 

er  bejgint  die  werlt  überstreben  478 

man  bejgint  in  rasten  üf  den  koln  1656 

der  heizt  Jesus  von  Nazarßt  485 

einer  heizt  Theodorus  639 

sin  Erster  name  heizt  also  2539 

daz  da  wsen  heizt  den  wint  2612 

daz  kint  die  sunne  heizt  den  tac  2622 

einer  heizt  Zodiacus  3466 

er  heizt  von  liimel  Altissimus  3989 s) 

er  hilft  dir  twingen  wol  diu  lant  1409 

in  gelingt  als  in  gelanc  4215 

daz  liugt  und  triugt  ze  manger  frist  2654 8) 

86  fliust  der  hof  stn  erenkranz  1698 

also  timst  diu  ritterschaft  3035 8) 

swenn  si  entsliuzt  der  sunne  schfn  4057 

und  macht  si  endeliche  1137  8) 

86  macht  dln  gotltche  kraft  2045*) 

daz  macht  ein  breit  wildez  hac  2972 

die  macht  er  edel  unde  fruot  3892 

mit  beschwerter  Hebung  4) : 

diu  blu  et  ünde  loubet  hie  2047 


ez  ge|rset  e  manic  heiden  4916 

so  ge|net  min  sin  verkeren  sich  781 

er  benet  iuch  also  wol  665*) 

er  be|8chout  daz  lant  nimmer  mer  1454 

ze  himel,  ze  helle  slaeft  man  niht  3949 

der  einen  smeckt,  den  andern  siht  4203 

ez  spricht  der  wise  Salomön  1080 

spricht  dar  üz  der  sunne  got  33 13') 

diu  sticht  mich  mit  des  tödes  gart  748 8) 

daz  liugt  und  triugt  ze  manger  frist  2654 8) 

als  fröut  sich  gein  der  wunne  958 

er  fröut  sicli  ir,  si  fröut  sich  sin  967 

ja  fröut  sich  gar  dfner  kumft   1996 

fröut  al  himelischez  her  3753 

ja  fröut  sich  gein  dir  sunder  wer  3754 

dem  füegt  ez  allen  samet  wol  5837 

daz  da  von  wset  der  bitter  tot  5065 

daz  beweint  manc  muoter  barn  567 

er  wist  sf  an  ir  äbentzil  2970 

wer  wizt  dirz  danne,  Reinbot  699 

zeigt  ir  ganc  und  ir  fluz  2625 

da  er |  zeigt  er  sine  Sterke  an  3935 

unser  |  einer  ziuht  den  andern  hin  2320, 


da  wse't  von  der  gajhe  tot  4179 6). 


b)  2.  Plur.  Präs.  Indic. 

§  175.    Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 
1.  im  vorletzten  Fuss 
a)  des  stumpfen  Verses: 

1)  W  vnderschaid,  was  aber  den  Conjunctiv  meint. 

2)  W  überall  haizzet,  nur  3989  haizzt. 

8)  W  leuget  und  tretiget',  verleibet]  machet;  beratet ;  sprichet;  sticket, 

4)  endlich  im  Auftakt:  schint  ruhte  als  Apollo  wil  2969. 

5)  die  beschwerte  Hebung  ist  in  beiden  Fällen  zu  rechtfertigen  (s.  §  36);   wenn  jemand  aber 
Wöget,  wajet  vorzieht,  so  ist  dagegen  nichts  einzuwenden,  doch  hat  W  pluat,  bezw.  get. 

17* 


i 


132  CARL   KRAUS, 

und  tuon,  swaz  ir  gebietet  mir  511  *)  spriche,  daz  ir  sin  werdet  frö  30 !). 

frouwe,  an  wen  geloubet  ir  1956 

b)  des  klingenden  Verses: 

6  daz  ir  scheidet  hinnen  2280 1). 

2.  im  drittletzten  Fnss 

a)  des  stampfen  Verses : 

swaz  ir  gehceret  and  geseht  5917 l), 

b)  des  klingenden  Verses : 

des  werdet  ir  wol  innen  1547. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

da  köret  ir  iuch  lützel  an  4167  ir  vindet  an  mir,  swes  ir  gert  1713  *) 

ir  gloubet  an  der  sonne  got  5919  ir  vindet  ritterschefte  stat  2263  *) 

[er  sprach] :  türret  ir  iuch  an  mich  lan  599 ')  ir  werdet  von  in  nimmer  rieh  1962 

ir  vindet  mich  hie  sunder  wanc  1705  *)  und  werdet  ouch  da  strites  sat  2264. 

§  176.    Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss:  niemals. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses : 

der  ir  pfleget  ie  zuo  hie  2097 !), 

b)  des  klingenden  Verses :  niemals. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses:  in  gesicherten  Fällen  niemals. 

§  177.     Langsilbler  mit  folgender  Senkung. 
Zweisilbige  Senkung  bei  vokalischem  Anlaut: 

ir  heizet  Apollen  zuo  uns  gän  2997 ')  ey,  sselec  wtp,  fürhtet  ir  mich  1945  *) 

da  müezet  ir  uz  und  innen  4218  waz  fürhtet  ir  danne,  sselec  wip  1949*), 

türret  ir  in  zebrechen  5087 ") 

dagegen  sprachliche  Kürzung  bei  ir  wert  (=  werdet): 

sd  sagt,  ir  wert  stn  innen  1495  und  wert  der  hoehste  nach  mir  2253 

wan  ir  wert  sin  innen  1579  und  wert  ir  des  wol  innen  2279*). 

§  178.  Kurzsilbler  mit  folgender  Senkung.  Nachdem  sie  so  gut  wie 
niemals  Hebung  und  Senkung  füllen,  so  dürfen  wir  mit  vollkommener  Sicher- 
heit annehmen,  dass  sie  in  der  Sprache  des  Dichters  bereits  durchaus  einsilbig 
waren.  Es  ist  daher  überall  zu  schreiben:  mügt,  habt,  sagt,  seht,  wie  auch  W 
durchaus  hat  (nur  3171  müget): 

1)  so  auch  W. 

2)  vielleicht  fürhttt  mit  versetzter  Betonung. 

3)  dagegen  wol:  seht  ir  daz  volc  und  heert  ir  döz  2179. 

4)  auch  W  schreibt  in  all  diesen  Fällen  wert,  dass  hier  wirklich  Kürzung  vorliegt,  beweist 
der  Umstand,  dass  wert  auch  in  Senkung  steht :  keine  \  frides  wert  ir  von  mir  gebeten  1663 ;  al  sä 
wert  ir  gehandelt  4876. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBEB  REINBOTS   GEORG. 


133 


1.  im  vorletzten  Fass 

a)  des  stumpfen  Verses: 
als  ir  sie  hie  habt  gesehen  1611 
als  ir  alle  habt  gesehen  3559 
gedenket  alle,  habt  ir  sin  4276 
die  ir  an  mich  habt  geleit  4660 


die  ir  an  mir  habt  gesehen  4882 
und  sprach  der  markis:  habt  ir  sin  5238 
den  zouber,  den  ir  habt  getan  5652 
min  hör  Geort,  seht  ir  stan  3310. 


b)  des  klingenden  Verses: 

daz  ir  |  niht  guots  habt  den  vollen  i960. 

2.  im  drittletzten  Fass 

a)  des  stumpfen  Verses: 

über  |  iuch,  ir  mügt  niht  wider  komen  5915. 

b)  des  klingenden  Verses: 

daz  habt  ir  mir  erworben  3182  so  mügt  ir  wol  die  schellen  1416 

ir  mügt  wol  froelich  wachen  305  mügt  ir  mich  wol  senden  3171 

so  mügt  ir  wol  gefristen  604  nü  seht  ir  doch  diu  wunder  4157. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

nü  gebt  ir  mir  den  süezen  tröst  2121  ir  mügt  gewinnen  lange  zft  1940 

bräht  |  habt  in  den  gewalt  min  2374  ir  mügt  ez  wol  ein  engel  sin  1952 

ir  mügt  iuch  wol  mit  im  began  332  mügt  ir  für  daz  hüs  gan  2282 

ir  mügt  mich  lihte  zim  gejagen  514  hie  mügt  ir  wunder  an  spehen  2618. 
ir  mügt  mich  hungers  tosten  niht  1910 

Die  Richtigkeit  dieser  Schreibung  ergibt  sich  obendrein   daraus,   dass  diese 

Wörter  öfter  im  Auftakt  oder  in  der  Senkung  stehen: 

ir  habt  |  karakteresschrift  gelesen  1830  sei  und  11p  habt  ir  verlorn  4156 

seht  |  ir  daz  volc  und  hoert  ir  döz  2179  st  sprachen:  wirt,  sagt  für  baz  651 

waz  liehts  habt  ir  gemachet  1825  er  sprach:  sagt,  waz  ir  meinet  307. 

Daher  ist  sicherlich  auch  zu  schreiben  und  zu  betonen  : 

fr  mügt  hinnen  für  wol  klagen  845  ir  mügt  sin  niht  abe  stan  4884« 

Und  somit  ist  es  auch  klar,  dass  der  Vers  3213  nur  lauten  kann: 

als  ob  ir  hßtet  grawen  loc, 

und  nicht  habet  wie  Z  liest *). 

c)  2.  Plur.  Imper. 

§  179.     Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

er  sprach:  frouwe,  nü  schouwet  hin  2178  der  keiser  sprach:  nü  llet  dar  1809*), 

swer  ez  minnet,  wizzet  daz  6127 

b)  des  klingenden  Verses:  niemals. 


1)  hiett  W,  hettit  B,  haben  w.  —  Daher  ist  auch  die  Überlieferung  von  Z  unrichtig  V.  1961 
fofct,  dag  ist  billich. 

2)  unsicher,  da  auch  ihn  überliefert  ist.    In  allen  Fällen  schreibt  auch  W  die  Vollform. 


184  CARL  KRAUS, 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

da  bf  brüevet  daz  für  war  3024  daz  grifet,  hoeret  unde  seht  3177 

lobt  und  eret  all  den  got  2157  dar  nach  ratet,  swaz  ir  weit  4585 l), 

und  verkeret  iuch  niht  sus  2437 

b)  des  klingenden  Verses: 

(nü)  gloubet  mir  der  msere  1718.  5379  nü  sorget  umb  die  zwene  5443 2), 

3.  im  ersten  Fuss  des   stumpfen  Verses: 

brüevet,  wie  w6  dem  geschach  3788  geloubet,  herre,  daz  dar  abe  4928 

daz  brüevet  ie  von  jär  ze  jär  1068  *)  machet  disen  heim  ein  spil  5080  •) 

gedenket,  her,  waz  JSsus  2438  und  beischeidet  mich  der  wunder  hie  2283 

gedenket  alle,  habt  ir  sin  4276  sprechet,  künec,  swaz  ir  weit  6071 

gedenket  min  die  wile  da  5219 s)  teilet  mit  in  iuwer  guot  1281 

daz  grifet,  hceret  unde  seht  3177*)  trinket,  herre  von  Palasttn  2498 

grüezet  in  des  himels  sal  5224')  und  füeret  in  üf  iuwern  sal  2403 

heizet  schrien  in  die  stat  2909')  und  wizzet,  daz  diu  heidenschaft  4273*) 

oder  |  heizet  min  mit  huote  pflegen  2393 s)  milde't  si,  herre,  daz  ist  mfn  rät  4991 s). 
heizet  iuwern  sün  üf  stan  3121 a) 

§  180.     Eurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss:  niemals8). 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

er  sprach:  nü  nemet  alle  war  3294*), 

b)  des  klingenden  Verses: 

nü  bitet  mich  niht  verre  1740 5). 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses:  gesicherte  Beispiele  niemals;   über 
die  unsicheren  s.  u. 

§  181.     Langsilbler  mit  folgender   Senkung.     Die  sprachliche  Kürzung 
ist  nötig,  weil  sonst  eine  unerlaubte  Art  zweisilbiger  Senkung  entstände: 
also  |  heizt  die  stüele  werden  hie  5605  ■)  enruocht,  waz  iu  der  keiser  tuo  4297 2) 

heizt  si  lebendic  üf  stan  5110  setzt  si  halde  üf  ein  rat  3109*). 

der  künec  sprach :  her,  ruocht  mir  sagen  1572  *) 

Sie  ist  notwendig,  weil  das  Wort  in  Senkung  steht: 
min  gelzelt  füert  minen  hruodern  hin  1617  und  herbergt  hin  an  ein  ort  1520, 

oder  im  Auftakt: 

dankt  |  im  der  grözen  werdekeit  5231  heizt  |  in  her  in  den  sal  gän  2952 '). 

heizt  |  in  gebieten  üf  den  sal  2907 f) 

1)  so  auch  W:  nur  2437  verchert. 

2)  so  auch  W. 

3)  ein  scheinbares  Beispiel :  sounuer,  ors  trabet  vort  (1519);  aber  die  Hss.  differieren :  droben  B, 
die  trabent  w,  tretet  W,  strichen  Z :  das  führt  auf  das  Wolframische  trecken, 

4)  unsicher;  auch  nü'  nemt  alle  würde  der  Satzanfang  gestatten.    Aber  W  hat  nemet. 

5)  W  pütet. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG. 


135 


Unter  Berücksichtigung  dieser  Momente  und  derselben  Erwägungen  wie  oben 
(§  174)  ergibt  sich  als  wahrscheinlicher: 


Zweisilbige  Senkung: 

gdt  her,  ezzet,  ich  tuon  iu  abe  2095 

daz  schoii wet  an  mlnera  kinde  hie  2161 

•  * 

Synkope : 

er  sprach:  nü  bringt  ir  houbet  wider  4605  *) 
da  geldenkt  an,  lieber  herre  min  5248 ') 
edel  frouwe,  ert  in  sus  2400  *) 
er  sprach:  nü  hcert,  ir  herren  4577 
bekert  iuch,  ellenthafter  degen  2256  *) 


nü  schouwet  ez  sunder  lougen  3179 '). 


reint  iuch,  helde,  tuöt  in  dan  3037  l) 
ey  touft  iuch,  edeln  heiden  4295  *) 
nü  werft  in  in  die  pfütze  4727  *) 
nü  wünscht  in  heils  ze  verte  165  *). 


§  182.  Kurzsilbler  mit  folgender  Senkung.  Da  solche  Verba  allein  so 
gut  wie  niemals  Hebung  und  Senkung  füllen,  so  waren  sie  sicher  in  der  Sprache 
Reinbots  bereits  einsilbig.  Es  ist  daher  von  der  Annahme  der  'Verschleifung' 
abzusehen  in  folgenden  Fällen: 


gebt  mir  schilt  unde  swert  1714 
gebt  mir  her  daz  kindelin  2142 
frou,  nü  gebt  mir  urloup  2688 
gebt  mir  schilt  unde  sper  4907 
frou,  nü  kumt  mir  aber  zuo  2681 
in  gotes  namen  legt  iuch  nider  5216 
lobt  und  eret  alle  den  got  2157 
und  lobt,  swaz  ir  von  im  geseht  3575 
und  lobt  den  fröuden  künec  wts  5218 
er  sprach:  nü  nemt  in  sunder  twäl  1856 
nemt  den  werden  an  die  hant  2402 
her  keiser,  nemt  diz  vingerlin  4566 


nemt  den  touf  in  gotes  namen  5243 

der  marnser  sprach:  nü  sagt  uns  6  593 

so  sagt,  ir  wert  sin  innen    1495 

er  sprach:  nü  sagt  den  bruodern  min  1607 

und  sagt  in  ouch,  daz  ich  mich  1614 

zem  küneg  und  sagt  niht  über  ein  2905 

und  sagt  Alexandrina  5220 

nü  sagt  mir,  künc  von  Meidön  5732 

und  beswert  den  tiuvel  umb  den  glast  1831 

wert  iuch,  helde,  der  heiden  1277 

nu  ge|wert  mich,  herre,  des  ich  ger  1658 

niht  zogt  ze  samft  und  niht  ze  streben  1517. 


Als  Bestätigung  des  gewonnenen  Resultats  dient  wider,  dass  solche  Formen 
auch  in  der  Senkung  erscheinen: 

si  sprach:  gebt  mir  daz  botenbröt  2914  er  sprach:  sagt,  waz  ir  meinet  307, 

und  im  Auftakt: 

nemt  |  hin  die  kröne  und  iuwer  lant  4569  seht  |  wie  ein  starke  wolkenbrust  5506. 

seht  |  hie  ir  tugent  bildaer  an  17 

Somit  ist  in  beschwerte  Hebung,  die  die  Pause  rechtfertigt,  zu  setzen: 

sägt,  fröuwe,  weit  ir  han  3600  und  säht,  wä'  Marie  5226. 

nü  seTit,  wä'  dort  her  reit  418 

Und  so  ist  auch  die  Eingangssilbe  des  Verses  zu  betonen   und  das  Verbum 

in  Senkung  zu  stellen  in  den  folgenden  Fällen: 

und  habt  daz  üf  minen  eit  4562  und  sagt  in  diu  msere   1610 

und  nemt  dirre  geschürte  war  1810  und  slaht  im  den  kelz  üz  1859. 

se\  nemt  hin  die  ruoten   3200 


1)  so  auch  W. 


136 


CABL  KBAU8, 


Dagegen  ist  zweisilbige  Senkung  anzunehmen  Einmal  bei  bitet,  das  ja  oben 
(§  180)  den  einzigen  sichern  Beleg  für  die  Vollform  eines  kurzsilbigen  Imperativs 
abgab : 

oder  |  bitet  in  zuo  ans  fliegen  2953  1). 

d)  2.  Plur.  Prät. 
§  183.    Die  Form  füllt  Hebung  und  Senkung: 

1.  im  vorletzten  Fuss: 

sit  ir  mich  verliezet  nie  5606  als  ir  nähten  lobtet  mir  2931  *), 

2.  im  drittletzten  Fuss : 

als  ir  in  bätet  üf  daz  zil  2916  ir  gehörtet  ö  noch  sider  1780, 

3.  im  ersten  Fuss: 

[si  sprach :]  gewannet  ir  ie  höhen  prls  3834  *). 

§  184.    Auf  die  Form  folgt  noch  eine  Senkung.    In  allen  vorkommenden 

Fällen  hält  sich  die  zweisilbige  Senkung  innerhalb  der  oben  (§  174)  ermittelten 

Grenzen.    Ich   nehme   sie    (gegen  W,   das  lobt,  mocht,  weit,  wolt  schreibt)  an  in 

folgenden  vier  Beispielen: 

ir  lobtet,  daz  ir  Apollen  2935  eren  woltet  envoilen  2936 

ir  möhtet  den  Aspis  gerner  sehen  4998  woltet  ir  dem  gelouben  iht  4375  *). 

Synkope  (mit  W)  ist  möglich  in  folgenden  Fällen: 
daz  nämt  unritterlichen  ir  4911  gesäzt  ir  werdeclichen  ie  3835 

saht  ir  die  drt  bruoder  ie  653  gefriescht  ir  nie  von  liute  sit  4607, 

Gesichert  ist  sie  bei  wart  (vgl.  das  oben,  §  158,  für  den  Dichter  erwiesene 
wterri) : 

der  züo  wsert  ir  ze  tiure  1269  waert  |  ir  dem  künge  Dacian  3709 5). 


e)  Unflektirtes  Partie.  Prät.  auf  -et 
§  185.    Lang  silbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 
1.  im  vorletzten  Fuss 


a)  des  stumpfen  Verses : 

sibenzic  ors  verdecket  wol  1527 
der  dich  so  hoch  hat  göret  sus  92 
dar  umbe  hän  geeret  sit  2133 
wie  hästu  mich  enteret  sus  3334 


des  müezen  guneret  sin  5724 
daz  daz  so  gehöret  was  2697 
ieglicher  künc  gekrönet  gie  2924 
wolten  ouch  gekrönet  sin  2928 


1)  W  stimmt  in  sämtlichen  Beispielen,  die  in  diesem  Paragraphen  angeführt  sind,  mit  den 
oben  aus  metrischen  Erwägungen  erschlossenen  Schreibungen  überein:  nur  2157  steht  lobet  und 
5220  saget.    Im  letztangeführten  Vers  (2953)  schreibt  W  pietet. 

2)  W  lobt. 

3)  W  gewunt. 

4)  und  mit  versetzter  Betonung:  wS,  daz  ir  ie  wurdH  geborn  4155. 

5)  so  auch  beidemal  W.  —  Verderbt  ist  vielleicht  der  Vers  4992 :  erkantet  ir  ir  riterlich  getät. 
Für  riterlich  wird  dasselbe  seltene  Wort  zu  setzen  sein  wie  4873  {diz  lopt  er  üf  ritterliehen  eü)  und 
1223  {diz  ritterspil  galt  niht  wan  den  tot). 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  137 

diu  über  al  geliebet  wirt  4510  wie  er  entschumpfieret  si  459 

daz  die  vor  ans  geloubet  stan  5582  er  wolte  si  ertötet  hän  4219 

diu  muoz  wol  gelüppet  sin  5659  und  wurden  ouch  getoufet  sa  4114 

der  diz  hat  gemachet  sus  2294  der  hat  mich  getröstet  wol  4657 

manic  lieht  gemalet  bret  5034  vil  dicke  da  gef raget  wart  1545 

der  eine  was  genennet  sus  411  daz  ez  sich  het  gefuoget  so  668 

da  mit  der  tisch  gerihtet  wart  4738  swie  ez  sich  gefuoget  habe  1305 

daz  ir  sin  ongesorget  sit  2251  wie  hat  ez  sich  gefuoget  so  1316 l). 

b)  des  klingenden  Verses: 
daz  wir  getoufet  werden  4854  und  wol  ervollet  h£te  4087. 

2.  im  drittletzten  Fuss 

a)  des  stumpfen  Verses: 

ich  bin  enteret  al  ze  fruo  4408  ein  getermet  über  al  903 

wart  derloubet  keinem  man  2583  ist  geformet  an  dem  tage  4635. 

als  ein  |  ungemeilet  lämbelin  4387 

b)  des  klingenden  Verses: 

gekleidet  wünnecliche  2669  geformet  nach  den  töten  4624 

gemachet  üz  der  erde  3442  wart  en| zündet  und  erviuhtet  947 

gemachet  üf  die  kristen  3716  würde  du  en|  zündet  und  erviuhtet  2759. 
empfenget  und  enzündet  4049 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

gebluomet  mit  ir  kröne  ste  999  genieret  nach  ir  süezem  sit  2483 

göret  stst  du,  herre  got  4773  geruofet  hat  in  grözer  not  77 

göret  si  din  höher  bot  4774  yerfluochet  si  diu  selbe  zlt  2134 

behertet  beide,  dir  und  im  4649  nach  dir  gefüeret  durch  den  strit  1311 '). 
gemischet  gar  mit  konterfeit    3039 

§  186.    Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletzten  Fuss: 

wan  einz  han  ich  geleget  dar  2052  •)  daz  ich  iu  gesaget  han  6003. 

daz  ir  ez  gelobet  hat  5245 

2.  im  drittletzten  Fuss: 

der  het  bejaget  mangen  prfs  6950  •)  ez  wart  ertretet  üf  dem  wal  5993"). 

wol  getretet  üf  den  plan  1345") 

§  187.    Den  Formen  folgt  noch  eine  Senkung.    Die  Synkope  (oder  Kurz- 
form) ist  nötig  zur  Vermeidung  unerlaubter  zweisilbiger  Senkung: 

des  muoz  gune'rt  sin  iuwer  lip  2457  •)  ez  ist  geteilt,  gewogen,  gezalt  5271") 

genant  gevater  unde  tot  2874»)  (daz)  gewissagt  kint  üz  Israhel  4083.  4261  •), 

sehr  wahrscheinlich  in  folgenden  Fällen: 

des  si  gört  der  orthabe  5060»)  hie  wart  geschrit  diu  hervart  519») 

wol  gelönt,  ist  mir  geseit  672»)  gesetzt  üf  werdeclichez  leben  9"). 

da'  wurden  geruort  diu  lit  1235») 

1)  so  durchaus  W:  nur  5034  gemalt;  459  entschumpfirt. 

2)  so  wider  durchaus  W,  nur  4649  pehert',  2483  geruort ;  1311  gefurt. 

3)  so  W. 

Alhdlgn.  d.  K.  G«f .  d.  Wi«.  tu  Odttingen.    PhiL-hlrt.  Kl.   N.  F.    Band  6,t.  18 


138  CARL  KRAUS, 

Bestätigt  wird  die  Synkope  für  gert  durch  den  Vers: 

g€rt  |  si  diu  wile  and  der  tac  1140  *). 

Keine  Wal  bleibt  natürlich  bei  gesät,  versehart: 
do  geisat  wart  sin  same  259  l)  würde  |  nie  verschart  umbe  ein  har  3023 '). 

Und  da  oben  geteilt  gesichert  ist,  so  ist  wol  anch  mit  motivierter  beschwerter 

Hebung  zu  sehreiben: 

ich  han  geteilt  und  geweit  11001), 

und  danach: 

wier  |  entschumpfiert  and  entworht  423"). 

5.    Zwnitft  Stef.  Pris.  mhI  ackw.  PrSL  urf  -est. 

§  188.     Langsilbler  fallen  Hebung  und  Senkung. 

1.  im  vorletxten  Fuss : 

and  dar  iuo  dai  tatest  sehen  3417  das  da  hie  berihtest  mich  3324   *). 

2.  im  drittletzten  Fuss: 

a)  des  stumpfen  Verses: 

du.  A\*\  rihtest  si*  nf  wider  2766  bii  da  gesprechest  ie  daz  wort  36S3. 

b^  des  klingenden  Verses: 

da  ge(troawest  mir  tu  Terre  17SS. 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

a&>  '  mufntet  du  oueh  werden  heil  4439  da  fuerest  ambe  ab  einen  bal  5148 

dat  rihwst  du  nach  dhn  gebot  5121  and  ieknest  in  dins  Taler  sal  3743. 

§  189.    Kurs  silbler  füllen  Hebung  und  Senkung: 

1.  im  vorletzten  Fuss: 

ich  gehiote«  das  du  sagest  m*r  3416  H 
i  im  drittletzten  Fuss: 

and  ans  sagest,  tu  da  stet  33ü$«>  «abtatet,  da  sätest  rao  im  komen  3131  *). 

3.  im  ersten  Fuss: 

da  schattet  als  ein  samertaten  5146  da  saust  of  des  triae  4430*}. 

§  1V*X     Langsilbler   und  Kurssilbler  mit   folgender  Senkung.     Mit 
schwebender  Betonung  im  Eingänge  des  Verses: 

s«**«$ta  nut  der  sonne  M41  *• 

Kann  man  schon  hier  an  Synkope  denken,  so  ist  diese  gefiebert  in  folgenden 

FSUen: 

da  ttaotst  mit  fettem  htat*  i^4^  tad  c*ien«st  mit  är  seihen  «e  iS44ri 

aan**.  in  Kmst  als  d*  t*t*  ie  MST^ 


T  so  XV 

S>  feto  W 

$x  St**»  CWx*jnnKtr<*% 

4X  **Nfc«an  dtarc&w*$$  O^tamrnv*  * 

y  ö  *&*  Fatt*n,  d*  In  *a  ^  ISx  1^  a**rf*lrt  $sml  *&««&<  W  wie  «tan,  mar  443» 

f,   XV  ***** 

^  XV  /**** 

>    XV  /r**w**t  —  «r***  m-  >«-&«*£    *?•  ««%i  wvw  mi  wirst  *■#  «m»  *?  53:  » 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  BEINBOTS   GEORG.  139 

Verlust  des  Pronomens  ist  anzunehmen  in: 

(  merkest  iht,  waz  ich  dir  sage 
(  und  brüeyest  iht  von  tage  ze  tage  1877  '). 

Kurzsilbler.  Mit  Rücksicht  auf  die  betreffs  der  Zähigkeit  des  -est  im 
Conjunctiv  gemachten  Beobachtungen  (oben  §§  188.  189)  ist  zu  schreiben  (mit 
1  Verschleifung1) : 

als  du  des  habest  die  wären  spehe  1432  unz  du  sehest,  waz  mir  geschehe  1431  •). 

daz  du  mich  habest  für  einen  got  3509') 

Dagegen  ist  sicher  synkopiert  die  Indic-Endung: 

kumfstü  sin  abe,  dich  hant  diu  wip  6530 4). 


II.     Die  Substantivformen. 
I.    Substantiva  auf  -e. 

§  191.    Langsilbler   füllen   Hebung   und    Senkung.     Nach   Ausweis    des 

Reimgebrauches  sind  bei  sämmtlichen  Substantiven  die  auf  -e  endigenden  Formen 

gegenüber    den  apokopierten   die  normalen.     Wir  werden   daher  auch  im  Innern 

des  Verses  solchen  Substantiven,  sobald  sie  den  ganzen  Fuss  füllen,  ihre  Endungs-e 

belassen;    auf  diese  Weise  sind  wir  sicher,   nur  Formen,  die  der  Dichter  sicher 

gekannt  hat,  in   den  Text  zu  bringen,  nicht  solche,  für  die  das  nicht  erweislich 

ist;  wir  erhalten  ferner  dadurch  eine  grosse  Anzal  von  Füssen  mit  ausgefüllter 

Senkung,   was    bei   einem  Dichter  wie  Reinbot,   bei  dem  Ausfüllung  der  Senkung 

das  Normale,   ihr  Fehlen  dagegen   ein  Mittel  zu  deklamatorischer  Wirkung  ist, 

sicherlich  angezeigt  erscheint.  Ich  schreibe  daher,  wo  solche  Wörter  den  ganzen  Fuss 

fallen,  durchweg  der  arke,   dem  arme,  von  arte,  diu  barke,  ze  banne,  in  beche,   daß 

gebeine,  ze  berge,  die  berge,   dem  (daz)  bette,   in  mtnw  bthte,  ein  bilde,  die  blicke,  in 

bluote,  die  (dem)  boume,   daz  gebrühte,   der  brunne,   der  buoche,   der  buole,  die  bürge, 

der  gebürte,  die  gedanke  usw.    Solcher  Fälle  sind  im  Ganzen  über  700.   Darunter 

natürlich  nicht  wenige,  wo  die  Einsetzung  der  Kurzform  deklamatorische  Härten 

verursachen  würde,    die   sich  Reinbot   sonst  niemals    zu  schulden  kommen  lässt, 

wie  am  Versschluss  (s.  §§  40.  41): 

swie  herlich  dez  bette  was  2711  daz  nieman  ist  üf  erde  doch  1084 

min  8ül  ze  einem  boume  wart  3082  alle,  die  üf  der  erde  sint  3206 

swaz  in  der  witen  bürge  was  1827  muoterhalp  von  erde  hie  3861 

da  fröuden  niemer  ende  wirt  1109  von  himel,  ze  helle,  üf  erde  hie  4258  *) 

hie  sol  der  rede  ein  ende  sin  6084  usw.  usw. 

hie  sol  daz  buoch  ein  ende  han  6125 

1)  brüevest  wB;  vgl.  Grimm  Gr.  4,  218. 

2)  W  hobst. 

3)  W  sechst. 

4)  Die  meisten  der  in  den  Paragraphen  146—190  besprochenen  Tempusformen  werden  bis- 
weilen auch  mit  der  Stammsilbe  in  beschwerter  Hebung  verwendet:  diese  Fälle  sind  in  den 
Paragraphen  57.  62.  66  zu  finden. 

5)  gesichert  ist  die  Apokope  in  wingart  (Haupt  z.  Erec  7703) :  der  wingart  wart  geheim  2750. 

18* 


140  CARL  KRAUS, 

§  192.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  and  Senkung.  Die  Entscheidung,  in- 
wiefern hier  apokopierte  Formen  anzunehmen  sind,  lässt  sich  nicht  in  allen 
Fällen  mit  gleicher  Sicherheit  geben.  Was  zunächst  Formen  wie  fride,  rede,  hone 
betrifft,  so  waren  diese  sicherlich  zweisilbig:  denn  der  Dichter  stellt  solche 
Wörter  in  den  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses  und  lässt  ihnen  ein  einsilbiges 
Auxiliar  folgen,  was  er  bei  einsilbigen  Substantiven  nicht  tut  (s.  o.  §  40).  Die 
Beispiele  sind: 

herre,  so  sol  vride  han  1660  waz  wtze  an  dem  hove  st  1654. 

nü  lazen  eht  die  rede  sin  405.  5337. 

Demnach  sind  sicher  die  längern  Formen  auch  in  folgenden  Fällen  einzusetzen: 

1.  im  vorletzten  Fuss  des  stumpfen  Verses : 

und  half  ir  mit  fride  hin  2461  also  süeze  rede  nie  1731 

er  wolt  ze  des  künges  hove  varn  727  ich  mache  dir  dise  rede  war  3518 

sfn  lop  tuot  allem  lobe  mat  193  diu  loufet  äne  siege  hin  (vor)  705.  5882 

muoz  ich  üf  diesem  rade  ligen  3845  und  wir  ouch  alle  tage  sehen  2546. 

nü  lazen  wir  die  rede  hie  405.  5474 

2.  im  drittletzten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

sonder  fride  ir  mich  lat  1662  als  ez  die  rede  volle  sprach  3539.  5607. 

daz  er  ze  hove  wolte  varn  1633 

3.  im  ersten  Fuss  des  stumpfen  Verses: 

der  knabe  resch  unde  snel  5173  die  rede  si  sos  ane  vienc  4250 

der  rede  hallen  si  enein  297  din  rede  mac  wol  wesen  war  4863 

iuwer  |  rede  mac  wol  war  sin  2820.  6005  sin  tage  wären  onch  gezalt  5287. 

4.  im  klingenden  Vers: 

der  knabe  wunnenbsere  3234  der  dich  siege  nötte  1293. 

Was  die  Wörter  gotef  böte  betrifft,  so  ist  die  Entscheidung  in  den  meisten 
Fällen  unsicher.  Im  Reim  wird  der  Dativ  gote  gebunden  mit  gebot,  spot  (Nom. 
Acc.)  5  mal  (2303.  2823.  2949.  3197.  4517) ;  der  Nom.  Acc.  Plur.  gote  mit  spät 
(Nom.  Acc.)  2  mal  (3047.  5727).  Was  also  auffällt,  ist,  dass  nie  für  den  Ge- 
nitiv Plur.  die  kürzere  Form  bezeugt  ist.  Diesem  ist  also  wohl  sicher  ~e  zu- 
zuerkennen und  sonach  zu  schreiben: 

iu  unser  gote  hulden  1135  daz  der  gote  siben  sint  4353. 

miner  gote  herschaft  2405 

Für    die    übrigen  Casus   lässt   sich  nicht  sicher  erweisen,  dass  Beinbot  die 

e-Formen   gebraucht   haben  müsse.    Es   bleibt  die  Schreibung  also  unsicher  in 

folgenden  Fällen: 

alsus  dankte  er  got  sa  1892  ich  ge|  diene  onch  got  niemer  m6  803 

dem  künden  mtne  got  nie  2162  mit  einem  got  sonder  hat  2983 

des  er  mir  ze  got  giht  3558  des  unser  got  laster  hant  4587 

da  sehen  mine  got  zuo  4407  hin  ze  got  sprach  (rief)  er  dö  5116.  5596 

and  alle  mtne  got  hör  4707  an  got  wolte  si  niht  verzagen  4681 

und  ver|smahten  die  got  hör  6016  und  des  got  wol  getrouwen  911. 

böte  reimt  3  mal  (483.  2091.  3767)  auf  Nom.  Acc.  got *).  Daher  ist  wol  zu 
setzen : 


1)  ganz  abgesehen  von  Beinbote  (:  got,  spot)  5  mal j  vgl.  got:  tote  (1  mal) ;  got:  geböte  (7  mal). 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  141 

des  was  bot  iuwer  mimt  2462  swaz  ie  der  bot  wirbet  2721. 

Ebenso  ist  vom  Standpunct  der  Metrik  die  Entscheidung  offen  in  folgenden 
Fällen: 

daz  ez  von  State  niendert  g§  769  bis  miner  bete  volleist  6094 *) 

der  zuo  stete,  bürge  vil  4571  ich  kum  von  mlnem  site  niht  2948 

and  wart  ir  bete  volleist  4866  *)  als  ein  |  slite  in  dem  winder  3289*). 

Substantiva  mit  Liquida  +  e: 

wol  sicher  ist  die  Apokope  in  folgenden  Fällen: 

mit  manger  starken  schar  breit  5488  diz  starke  her  was  entworht  5485 

und  Moysen  durch  daz  mer  gän  2222  über  al  daz  her  wtt  1540 

die  Moyses  in  daz  mer  sluoc  4437  und  läze  mit  zal  durch  die  hant  765. 

man  sach  daz  her  timpfen  1400 

Gesichert  ist  die  Vollform  in  den  Versen: 
daz  mües  et  sunder  were  sin  4834  und  ein  |  were  für  der  helle  röst  978 8). 

Angesichts  solchen  Schwankens  muss  offen  bleiben  die  Entscheidung  in  den 

folgenden  Fällen: 

gelägen  üf  dem  wale  da  5979  und  sich  die  schar  tränten  5358 

daz  ende  er  üf  dem  wale  kös  5940  gein  mlnem  her  er  sich  lie  1360 

sfn  Erster  name  heizt  also  2539  der  spere  krach,  der  heiden  wuof  1182 

wie  sin  name  waere  5172  daz  grüener  wase  würde  röt  3687. 

§  193.    Langsilbler  mit  folgender  Senkung.    Weitaus  der  häufigste  Fall 

ist  der,   dass   die  folgende  Senkungsilbe  vokalisch  anlautet.    Ein  paar  Beispiele 

werden  genügen: 

tüsent  berge  als  Lybanus  3489  und  fiures  blicke  üz  liehtem  heim  5016 

in  miner  bfhte  üf  mlnen  eit  3657  er  hiez  die  brüste  ir  sniden  abe  4399. 

in  gebirge  und  üf  dem  s£  2337 

Solcher  Fälle  zäle  ich  im  Ganzen  über  140,  wobei  es  natürlich  öfter  unent- 
schieden bleibt,  ob  Elision  oder  sprachliche  Apokope  vorliegt. 

Lautet  die  folgende  Senkung  konsonantisch  an,  so  ist  in  vielen  Fällen  Lach- 
manns 'Verschleifung'  in  Senkung  möglich: 

als  üf  dem  brette  dem  röche  150  und  üf  der  erde  des  strites  döz  1252 

eyf  buole,  bellp  durch  mlne  bet  749  durch  gotes  6re  getoufet  447 

usw.,  im  ganzen  24  Fälle. 

Aber  recht  häufig  auch  in  andern  Fällen, 

So  folgen  Präpositionen: 

von  arte,  von  hohem  gufte  3449  dö  die  künge  ze  strtte  riten  6027 

durch  sfn  6re,  durch  iur  gebot  2304  von  ir  lande  ze  Palastin  4833 

sprach  der  forste  von  Palastin  2141  und  diu  liebe  zesamen  bräht  258 

stt  got  die  kiusche  ze  wapen  truoc  5843  in  semfter  lüte  ze  got  er  schrei  3731 

1)  hier  wäre  bet  sehr  hart;    im  Reim   steht  bete  gebunden  mit  bret  (1  mal),  mit  Namen  auf- 
•et  (5  mal). 

2)  fehlerhaft  wäre:  hie  enmac  kein  bü  sin  (3264);  aber  das  echte  ist   biten    (Z  bitten,  w  be- 
leihen, M  beite). 

3)  s.  Schluss  von  Abschnitt  11  (lyrische  Stelle!). 


142 


CARL   KRAUS, 


di  mäze  ze  kurz  noch  ze  lanc  2965 
daz  der  meie  mit  slner  kraft  2205 
wie  bluot  der  meie  mit  krefte  2445 
des  der  meie  mit  zarte  pflac  8078 
daz  der  meie  ze  keiner  ztt  2023 

Artikel  and  Pronomina: 
daz  diu  erde  die  fruht  birt  4509 
die  vinde  si  schaden  Irrten  154 
die  fröude  man  an  in  beiden  siht  1020 
mit  hurte  die  schar  brechen  4926 
niun  mile  die  hoehe  enbor  2977 
solher  minne  si  künnen  pflegen  966 

niht  und  da  (dar),  so: 
daz  diu  erde  niht  werders  treit  622 
die  liute  niht  anders  pflägen  1563 
dem  diu  |  sunne  niht  moht  gebesten  1796 
an  die  himelfröude  da  oben  703 
hästü  in  himelrtche  da  oben  101 
daz  sich  diu  erde  da  von  erwegt  1217 

Verba : 

von  sweize,  von  bluote  was  under  heim  805 
die  man  üf  erde  siht  glizen  3482 
der  frage  sol  ich  ir  reht  tuon  2690 
für  alle  fröude  muoz  man  die  loben  704 
reint  iuch,  helde,  tuot  in  (her)  dan  3037  (?) 

Reste : 
(kum  und)  sin  geselle  Maximian  490.  4869 


diz  gie  von  munde  ze  munde  521.  2423 

in  dem  riche  ze  Grßciä  5742 

mit  schcene,  mit  schin  envollen  2985 

nach  dlnem  geslähte,  nach  diner  art  795 

von  sweize,  von  bluote  was   under  heim  805. 

Minne,  du  lönst  als  du  tsete  ie  5473 

von  rehte  si  frö  wären  707 

die  ßel(e)  die  engel  fuorten  hin  5237.  5910 

ir  Sterke  si  hie  bedürfen  5451' 

diu  sunne  die  mäze  heltet  4508 

bi  der  toufe  sich  niht  (ver)barc  2875  *)? 

daz  min  herze  da  vor  gesteh  819 

von  ge| steine  dar  üf  ein  schapel  klär  4758 

swie  halt  ein  fürste  da  waere  gast  1924 

und  herter  strfte  so  vil  gestriten  628 

der  ebenmäze  nie  wart  geleit  2  726.  2752. 


waz  krefte  hat  ez  begriffen  827 

daz  lamp,  daz  kriuze  het  in  den  klän  2890. 4552 

gein  statte  wart  nieman  lazzer  3061 

die  wfle  muoz  ich  gevangen  sin  1441 

dem  wirte  wart  slner  arbeit  671. 

dö  sich  daz  bilde  zer  erden  lie  5671. 


In  einer  Reihe  obiger  Fälle  ist  die  zweisilbige  Senkung  sicher:  es  ist  also 
für  die  Metrik  bedeutungslos,  ob  man  in  zweifelhaften  Fällen,  deren  jede  Kate- 
gorie eine  Anzal  enthält,  Apokope  annimmt  oder  nicht:  gegen  die  Metrik  des 
Dichters  verstösst  man  auf  keinen  Fall,  und  das  ist  sicherlich  auch  der  Grund, 
warum  die  Hss.  in  diesem  Punkt  bez.  der  Schreibung  so  sehr  schwanken:  die 
Sache  hat  eben  keine  praktische  Bedeutung  für  den  Vortrag.  Zum  Schlüsse  sei 
noch  über  herre  und  frotiwe  eine  Bemerkung  angefügt.  Dass  ersteres  in  der 
Sprache  des  Dichters  einsilbig  gebraucht  werden  konnte,  lehren  Fälle,  wo  es  in 

Senkung  (im  Auftakt)  steht: 

her  Geori,  ir  sit  ze  hove  geladen  1823 

her  margräf,  nü  sit  gemant  2930 

her  markis  (keiser),  iu  si  widerseit  3059.  4561 

her  keiser,  ich  hän  iu  gesaget  3963 

her  keiser,  nemt  diz  vingerlin  4566 

her  künec,  ir  sult  si  mfden  5063. 


wol  üf,  her  graf  üz  Palastfn  303 

der  künec  sprach :  her,  ruocht  mir  sagen  1572 

da  von  her  Davit  genuoc  2642 

min  her  Geori,  seht  ir  stan  8310 

der  sprach  :  her  keiser,  volge  mir  5689 

her  Heinrich  von  Veldekin  694 


So  kann  man  in  zalreichen  Fällen,  wo  dem  Wort  noch  eine  Senkung  folgt, 
schwanken,  ob  herre  oder  her  zu  setzen,  also  zweisilbige  Senkung  oder  Apokope 
anzunehmen  sei:  für  die  Metrik  ist  die  Entscheidung  wiederum  belanglos2). 

1)  vgl.  und  der  von  Outoe  die  warn  zt  swach  696. 

2)  8.  darüber  den  Exkurs  II. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  143 

froutve  dagegen  steht  nie  in  Senkung  oder  Auftakt:  daher  ist  die  Vollform 
zu  setzen  und  zweisilbige  Senkung  zu  statuieren  in  folgenden  Fällen: 
er  sprach:  frouwe,  nü  schouwet  hin  2178  frouwe,  nü  gebt  mir  urloup  2688 

und  min  frouwe,  diu  keiserin  2391.  2519  heilic  frouwe,  nü  sult  ir  gän  2904 

frouwe,  nü  sult  ir  eren  in  2396  sage,  frouwe,  gebot  er  mirz  3141 

er  sprach:  frouwe,  diu  frage  ist  gröz  2533  hie  stuont  min  frouwe,  diu  keiserin  4447 

frouwe,  nü  kumt  mir  aver  zuo  2681  danke,  frouwe,  dem  markis  4647. 

§194.  Kurzsilbler.  Häufig  lautet  die  folgende  Senkung  vokalisch  an. 
Die  Entscheidung,  ob  das  -e  zu  schreiben  ist  oder  nicht,  bleibt  häufig  offen.  Jeden- 
falls kann  man  ruhig  apokopieren  bei  bet,  got,  rnet  (s.  §  192): 

mit  bet  er  sich  erhörte  3008  bi  ir  got  Apollen  1899  usw., 

wofür  auch  spricht,  dass  gote  einmal  in  Senkung  erscheint : 

er  seit  got  und  dem  engel  danc  3785. 

Dagegen  bevorzuge  ich  klage,  knabe,  rede: 

din  klage  ist  nach  mir  manecfalt  873  knabe,  uns  ist  daz  wol  bekant  3190 

knabe,  an  iu  lit  wunders  vil  3209  die  rede  ich  üf  in  werbe  3381  usw. 

Bei  konsonantischem  Anlaut  der  folgenden  Senkung  ist  Lachmanns  'Ver- 
ßchleifung'  wahrscheinlicher  als  harte  Apokope  in  folgenden  Beispielen: 

und  ir  fride  gehieze  3112  die  rede  sie  küme  brahte  für  1941 

kom  ze  hove  der  helt  balt  1499  mit  der  rede  si  giengen  2477 

her  Geori,  ir  sit  ze  hove  geladen  1823  der  engel  mit  der  rede  verswant  4652 

daz  ist  ein  klage  vor  aller  klage  1663  und  brüevest  iht   von  tage   ze  tage  188,  vgl. 

ich  mac  ir  klage  niht  volle  sagen  1460  1064.  1069 

dö  der  knabe  kom  durch  den  rinc  3161  als  b!  dem  tage  diu  iuwel  3268 

üz  dem  rade  gesprungen  4161  da  wart  der  wase  von  bluote  röt  1350 

und  h£te  dise  rede  getan  1700  ez  möhte  ein  zage  verderben  5053. 

Dagegen  kann  in  andern  Fällen  (böte,  gote,  here  udgl.)  ohne  Bedenken  apo- 
kopiert  werden. 

2.  Sutatantiva  auf  -en. 

§  195.  Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung,  Dieser  Fall  ist  natur- 
gemäss  der  normale:  ich  zäle  über  300  Beispiele.  Zu  sonstigen  Bemerkungen 
bietet  sich  hier  kein  Anlass. 

§  196.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Auch  das  ist  weitaus 
der  häufigere  Fall.    Es  kommt  im  Ganzen  47  mal  vor. 

§  197.  Langsilbler  mit  folgender  Senkung.  Entweder  lautet  die  Sen- 
kung vokalisch  an: 

e*  ich  |  und  min  buolen  üz  Palastin  4914  bi  ritters  triuwen,  üf  sine  s£l  3041 

mit  triuwen  ir  beider  rätes  lebent  15  iuwers  willen  und  iuwerm  muote  329  *), 

xxler  es  handelt  sich  um  die  in  der  Sprache  des  Dichters  sicherlich  auch  einsilbig 
gebrauchten  Worte  herren,  frouwen: 

1)  vgl.  und  durch  Marien,  ir  frouwen  1130;  des  herzogen  und  der  htrzogin  3782.  6129. 


144  CARL  KRAUS, 

minen  |  herrn,  den  künec,  getwungen  649  machet  disen  heim  ein  spil  5080 ') 

al  nach  ir  herrn,  des  keisers,  ger  1819  des  hern  |  Davit  froun,  die  künegtn  949. 

Damit  sind  die  Beispiele  erschöpft8). 

§  198.    Kurzsilbler.    Lachmanns  ' Verschleif ung  auf  Hebung9 : 

in  stnem  namen  getiuret  1048  sunder  schaden  gevahen  753*) 

ich  wil  benamen  des  endes  varn  1445  ein  wtze  tweheln  d(a)rüf  geleit  2071  (?). 

ir  sft  benamen  ein  starker  got  2087 

Danach  wol  Synkope  in  den  folgenden  Fällen: 
de*s  wärt  von  spern  solch  krach  140  mit  spern,  mit  Schilde  bejagen  811. 

3.  Substantlva  auf  -el. 

§  199.  Lang silb ler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Es  ist  das  durchaus 
das  Normale :  biutel,  engel,  gürtet,  kindel,  martel,  nädel,  pinsel,  tempel,  tiuvel}  toandely 
wisel  werden  im  Ganzen  63  mal  so  verwendet. 

§  200.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung,  edel,  esel,  videl,  vogel, 
himel,  getnähel,  nagel,  nebtl,  satel,  segel,  stahel,  tavel,  übel  füllen  58  mal  den  ganzen 
Versfuss. 

§  201.  Langsilbler  mit  folgender  Senkung.  Einmal  lautet  letztere 
vokalisch  an: 

daz  sich  der  tempel  erschatte  3270*). 

Einmal  ist  sie  synkopierungsfähig : 

doch  schsere,  nadel  dran  vermiten  8154. 

Daher  wird  in  dem  einzigen  erübrigenden  Beispiel  versetzte  Betonung  anzu- 
nehmen sein: 

der  engel  värswant  an  der  vrist  1874. 

§  202.    Kurzsilbler.    Yerschleifung  auf  Hebung  ist  durchaus  zulässig: 

manc  vogel  sich  da  mit  sänge  fröut  2174  er  heizt  von  himel  Altissimus  8989 

und  mit  der  vogel  gesange  8080  dem  ist  ze  himel  gesetzet  1868 

keins  frides  wert  ir  von  mir  gebeten  1668  von  himel  gesant:  er  bleip  dort  8864 

daz  si  die  himel  erliuhtet  948  ze  himel,  ze  helle  slseft  man  niht  8949 

daz  die  himel  erklingent  2786  ze  himel,  ze  helle,  üf  erde  hie  4258 

die  himel  er  hat  besezzen  8913  diu  sich  von  himel  ze  erde  lie  5392 

beide,  himel  und  erde  2761  got  uns  vor  übel  behuote  586. 
in  den  dritten  himel  ich  var  8363 


1)  daher  auch  im  Auftakt:  hern  \  Wolfram  von  Eschenbach  41 ;  hern  \  Salomönis  träne  2732 ; 
des  hern  \  David  froun,  die  künegtn  949 ;  des  hern  \  Ezechjelis  porte  945 ;  und  hern  |  Gabrielis  bot- 
schaft  983. 

2)  daher  ist  zu  lesen:  von  golde  kölben  drüf  geslagen  1467;  von  fröuden  sagen,  so  da  ist 
1878  (gesogen  ZM);  den  heiden  zungemacht  1640  (nicht  ze  ung.);  endlich  mit  dem  Dativ  herze* 
dem  visen  herze  das  ist  verdaht  1088. 

3)  nicht  ganz  sicher,  da  andere  Hss.  lesen:  sunder  \  schaden  mac  gevahen. 

4)  vgl.  und  Kunstenopel  in  Greciä  205. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  HEBER  REINBOTS   GEORG.  146 

4.  Substantiv*  auf  -er. 

§  203.  Langsilbler  füllen  Hebung  and  Senkung.  Es  ist  widerum  die 
normale  Verwendung  solcher  Wörter:  ich  zäle  227  Fälle. 

§  204.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung,  dotier,  {ge)vater,  kamer, 
sumer,  tceter  werden  32  mal  so  verwendet. 

§  205.    Langsilbler  mit  folgender  Senkung.  Letztere  lautet  vokalisch  an. 

die  bruoder  üz  einem  munde  1098  edel  gesteine,  silber  und  golt  1051 

dö  der  keiser  erhörte  daz  4573  si  was  8in  tohter  und  wart  sfn  brüt  2599 

des  küneges  tohter,  muoter  und  brüt  964  swaz  daz  wazzer  erviuhtet  4506 

begunden  ritter  und  frouwen  271  *)  wunder  und  wunder  da  geschach  5848 f). 
ros,  kleit,  silber  und  golt  613 

Vor  konsonantischem  Anlaut  kommt  kein  beweisender  Fall  vor.  Daher  ist 
sprachliche  Einsilbigkeit  der  Senkung  anzunehmen  in  dem  Vers: 

die  einen  hant  vinster,  dandern  lieht  3950 s). 

§  206.     Kurzsilbler.    Mit  Verschleifung  auf  Hebung  sind  zu  lesen : 

dannoch  was  der  vater  da  oben  3867  gienge  diu  kamer  in  Indiän  5797 

6  er  wart  gevater  und  tot  2894  in  dise  kamer  daz  was  geschriben  5823. 

sin  veter,  der  künec  ze  Döret  5977 

5.  Sobatantiva  auf  -es. 

§  207.  Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Das  ist  widerum  das 
Normale.  So  werden  gebraucht4):  bluoteSj  virstes,  geistes,  liektes,  Hutes  (2),  luftes, 
rotes,  strites  (4),  swertes  (3),  Wortes;  ferner  berges,  boumes}  buoches,  endes  (4),  pures 
(6),  goldes,  grcttes,  gruoees,  heldes,  houwes,  hundes,  hüses  (3),  järes,  Jcornes,  lanibes, 
landes  (2),  leides  (7),  libes  (3),  loubes  (2),  glückes  (2),  gemceldes,  mannes  (2),  mordes, 
rkhes,  ruofes,  gesanges,  Schildes  (5),  sturmes,  tödes  (6),  toufes  (2),  Werkes,  tvibes  (4), 
wines,  umnsches,  zornes  (2),  dazu  noch  pabes :  im  Ganzen  also  87  mal. 

§  208.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Die  Beispiele  sind: 
gotes  (19),  lobes  (5),  siges,  smides,  tages  (4):  im  Ganzen  30  Fälle.  Vielleicht  syn- 
kopiert sind  die  Formen  heres,  meres,  speres,  die  in  folgenden  Versen  vorkommen: 

hin  durch  des  heres  sträze  1516  speres  krach  und  swertes  slac  1639 

der  11t  an  des  meres  drum  767  swertes  slac  und  speres  krach  5435 

dar  zuo  des  meres  widerfluz  1191  von  mines  speres  krache  1639. 


1)  riter? 

2)  und  fehlt  Z.  —  Vgl.  Opfer  und  ere  mit  gebet  2815;  als  under  in  wart  ein  kint  geborn 
6042 ;  diu  keiserin  fragte  in  mare  2529 ;  diz  lopter  üf  ritterlichen  eit  4873. 

8)  daher  ist  falsch:  unser  bruoder  hat  so  vil  muotes  201,  wie  Z  liest:  WBw,  wo  so  fehlt, 
haben  das  Echte.  —  Apokopiertes  Präteritum  ist  anzunehmen  in  dem  Verse:  und  es  diu  mdrter 
gemüet  4092.  —  Endlich  zweisilbiger  Auftakt :  und  die  \  got  mit  Opfer  vermüen  6028. 

4)  wo  nicht  das  Gegenteil  angegeben,  kommt  das  Wort  nur  einmal  vor. 

Abhdlgn.  d.  K.  Oflt.  d.  Wiss.  zu  GÖttingen.    Phil.-hiit.  KL  N.  F.    Band  6,u  19 


1 


146  CARL  KRAUS, 

§  209.   Langsilbler  mit  folgender  Senkung.    Dieselbe  lautet  vokalisch  an : 

des  lfbes  ein  ander  herten  5044  dis  buoches  sol  nieman  spotten  46 1). 

and  bejage  wir  prises  und  6re  iht  199 

Von  den  7  noch  restierenden  Fällen  zeigen  nicht  weniger  als  6  die  dentale 
Tennis  vor  dem  -es:  ein  sicherer  Beweis,  dass  hier  in  der  Sprache  des  Dichters 
Synkopierung  statt  hatte3).    Es  ist  also  zn  schreiben: 

er  gsebe  im  guots  den  vollen  1735  und  mir  rehts  verzthen  1160 

daz  ir  |  niht  guots  habt  den  vollen  1960  deheines  strits  wart  sigelös  5989 

waz  liehts  habt  ir  gemachet  1825  gewalts  moht  er  niht  ab  gestan  4343. 

Somit  mnss  wol  auch  Synkope  vorliegen  in  dem  Vers : 

nü  wünschet  in  heils  zer  verte  165 8). 
§  210.    Kurzsilbler.     Nur  6in  Beispiel: 

gotes  gemähel,  gotes  trüt  3954  *). 

6.  Substantiv*  auf  -eis,  -ens,  -ern,  -er*. 

§  211.  Langsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Dies  ist  ausnahmslos 
der  Fall5).  Die  vorkommenden  Formen  sind:  tiuvels;  ellens,  tnorgens  (4);  ackern, 
ädern,  bruodern  (5),  rittern,  waeeern)  hungers  (2),  jämers  (3),  keisers  (9),  kumbers, 
Opfers,  ritters  (2),  sübers,  wazzers,  Wunders  (9),  zoubers  (2) ;  im  Ganzen  also  46  mal. 

§  212.  Kurzsilbler  füllen  Hebung  und  Senkung.  Die  Beispiele  ver- 
teilen sich  auf  himels  (13);  vederny  kamern]  doners  (2),  vaters8),  sumers. 

§  213.     Kurzsilbler  mit  folgender  Senkung.     Nur  6in  Fall: 

als  üz  den  vögeln  der  adelar  428. 

7.  Roste. 

§  214.    künec.    Dieses  Wort   füllt   bald   den   ganzen  Fuss,    bald    folgt   ihm 

noch  eine  Senkungssilbe;  es  heisst  also  sowol: 

der  künec  sprach:  habt  für  war  2967  und  der  |  künec  rieh  von  Erma  5964 

der  künec  gaches  üf  spranc  1706  dö  sprach  der  künec  Dacian  509 

der  künec  zürnde  unde  sprach  5295 

usw.  (im  Ganzen  57  mal),  als  auch 

in  hat  der  künec  von  Minulet  224  wer  ist  der  künec  von  höher  art  1546 

mtnen  |  heim,  den  künec  betwungen  649  der  künec  in  selben  da  enpfie  1565 

die  der  künec  zer  künegin  hat  985 

usw.,  im  Ganzen  57  mal7). 

1)  durch  Sandhi  steht  -s  s-  für  «;  s.  o.  §  174,  wo  dieselbe  Erscheinung  bei  Dental  besprochen  ist. 

2)  denn  Genitive  dieses  Stammauslauts  bilden  ja  nur  eine  kleine  Minorität  unter  den  vor- 
kommenden (16  unter  87),  s.  o.  §  207. 

3)  zir(e)  Wß,  ze  Z,  durch  ir  w. 

4)  hier  sei  angefügt  abends:  als  des  abends  wäre  vernamen  2920. 

5)  daher  hat  W  allein  das  echte  im  Vers  537:  dar  inne  Silbers,  goldes  vil;  wBZ  schieben 
und  ein. 

6)  oder  vater? 

7)  Verschleifung  hat  auch  statt  in  den  obliquen  Casus  des  Wortes:  Jcünege,  künegen,  küneges 
füllen  durchaus  Hebung  und  Senkung.  Wol  ohne  Flexion  ist  der  Dativ  in  dem  Verse:  gein  dem 
künec  von  Munilet  5033. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  147 

§  215.    maget.     Der   Nom.   Acc.  Sing,  füllt  10 mal  Hebung  und  Senkung; 
3 mal  tritt  Verschiebung  ein: 

daz  8i  ein  maget  ist  sunder  meil  975  daz  bist  du,  reine  maget,  al  ein  2729. 

und  diu  maget  Marie  998 

Plural  und  die  obliquen  Casus  des  Sing,  füllen  durchaus  den  ganzen  Fuss: 
alle  mägede,  alle  degen  979  da  sach  ich  ouch  der  maget  kint  4537 

waz  eren  an  der  maget  lit  1004  da  der  maget  kint  in  slouf  5180 

der  maget  lop  si  bringent  3952  der  maget  kinde  er  bf  gestSt  5557 

in  dem  gestirne  der  maget  kint  4467  ez  schuof  der  maget  kint,  Jesus  5687 1). 

der  maget  kint,  Jesum  4529 

§  216.     obee.    Zweimal  verschleift  (oder  synkopiert?): 
solh  art  het  daz  obez  und  bröt  2109  ir  obcz  ist  boese,  daz  si  birt  4061. 

Dagegen  einmal  den  ganzen  Fuss  füllend: 

hie  was  daz  obez  zitic  nuo  2101. 

§  217.    tugent.    Das  Wort  füllt  den  ganzen  Fuss: 
und  alle  tugent  fliehen  802  da  man  sine  tugent  maz  5740 

im  wont  alliu  tugent  bf  637 

usw.,  im  Ganzen  15  mal. 

Verschleifung  hat  statt  in  folgenden  Fällen: 

alle  tugent  er  volle  maz  111  der  tet  sin  tugent  an  in  bekant  528 

kein  tugent  er  ungemezzen  liez  113  der  ist | von  der  hoehsten  tugent  erborn  2718 

so  gröziu  tugent  an  Georfn  lit  242  der  sunne  tugent  ist  manecfalt  45 11*). 

IQ.  Sonstiges. 

§  218.     Verschleifung  bei  andern  Wortkategorien  als  den  in  den  Ab- 
schnitten I  (§§  144  ff.)  und  II  (§§  191  ff.)  behandelten  kommt  natürlich  auch  vor, 

z.B.  bei  Zweisilblern: 

edel  gesteine,  süber,  golt  1051  wsern  erschozzen  oder  ertrett  743 

diz  ist  nü,  jenez  was  dö  1315  wü  er  zors  oder  ze  fuoz  1689  usw.8), 

in  übel  oder  in  guote  585 

bei  Dreisilblern : 

von  Düringen  lantgraf  Herman  34  der  sider  manegen  Sarrazin  122 

diz  riterspil  galt  niht  wan  den  tot  1223  von  maniger  bluomen  underscheit  2007 

dö  si  lebendic  wären  5190  von  dem  |  biderben,  von  dem  schcenen  1506. 

vaste  in  daz  zehende  jar  348 


1)  ich  halte  das  übrigens  für  Zufall;  doch  wird  man  den  überfüllten  Vers  3865,  den  nur  Z 
allein  überliefert  (daz  wort  üf  erde  zer  maget  sich  lie),  allerdings  mit  Vetter  bessern  müssen:  üf 
erde  zer  maget  ez  sich  lie.  —  Hier  seien  die  einzigen  LangsUbler  auf  -et,  die  Worte  houbet  und 
market  angereiht.  Für  beide  ist  die  Synkope  gesichert  durch  die  Verse:  und  über  houpt  gerungen 
1266;  der  swebet  ob  ir  houpt  al  ein  2839;  üf  sinem  houpt  truoc  er  für  war  3155;  daz  der  markt 
u  Leine  (?)  nie  1557.  —  Danach  ist  houpt  wol  auch  zu  schreiben  in  den  Versen:  4193.  4605.  4682. 
6089,  wo  das  Wort  Hebung  und  Senkung  füllt.  —  Ebenso  wird  dienest  synkopiert:  in  sinem  dienst 
den  Up  verlos  1263;  der  sich  ze  dienst  hat  uz  erhaben  3148. 

2)  mit  fügenden  gär  volmezzen  1413.  —  Soweit  Substantiva  der  in  den  §§  191 — 217  behandelten 
Kategorien  beschwert  gebraucht  sind,  finden  sie  sich  im  zweiten  Abschnitt  verzeichnet 

3)  gegen  erscheint  oft  in  Senkung:  gein  innerm  und  gein  üzerm  her  547  usw. 

19* 


148  CARL  KRAUS, 

§  219.    Zweisilbige  Senkung,  bestehend  ans  einem  unbetonten  -e  und 

einem  konsonantisch  anlautenden  schwachtonigen  Wort,  ist  gleichfalls  häufig,  auch 

in  Fällen,   wo  Lachmanns  Yerschleifung  in  Senkung  nicht  angenommen  werden 

kann,  wie  z.  B. : 

du  get  von  mir  balde  hin  nider  3120  alle,  die  sfn  geruockten  1602 

als  vaste  diu  erde  swseret  nider  8927  alle,  die  üf  der  erde  sint  3206 

des  hat  er  hiute  ze  himel  lön  38  beide,  mit  stecken  and  mit  Stäben  1857 

als  man  noch  hiute  von  wtben  sint  2604  hiute  zerget  diu  ere  din  3005,  usw. 

Von   einem   andern  Vokal  als    -e   kann  der   Auslaut   gebildet   werden   bei 

Fremdnamen : 

er  muose  in  Galiläa  den  dorn  4000  min  her  Geori,  nü  sul  wir  gän  2464 

daz  üz  Galilea  diu  maget  4230  werder  Geori  von  (üz)  Palastfn  3005.  4739 

den  truoc  uz  Galilea  diu  maget  4850  Apollo,  durch  den  der  sterne  3320 

Geori,  der  edel  herre  71  des  wolte  Apollo  mir  gunnen  4409 

der  margräf  Geori  von  (uz)  Palastin  383.  385. 1701  s6  muoz  Apollo  der  huabste  sin  4515 '). 

Und  so   natürlich   auch  bei  vokalischem  Anlaut  der  zweiten  Senkungssilbe: 

von  dem  wort  Apollo  erschrac  3263  her  Geori,  ir  stt  ze  hove  geladen  1823 

Apollo  in  drier  hande  wät  4209  und  Jesu,  ir  sun,  wellen  gestan  1649. 

hie  wänte  Geori  und  Daciän  1719 

Auch   kann    die   zweisilbige   Senkung   gebildet    sein   durch   zwei   unbetonte 
Silben  desselben  Eigennamens: 

Georius  dar  Mezzae're  108  daz  tuon  ich,  sprach  Anastäsius  5715 

Erculem  und  Apollen  1959  da  go|lac  der  künec  von  Jächanae*m  5995, 

Gamurets  gezelt  von  Zazamanc  1558 

oder  durch    die  Endsilbe   eines   deutschen  Wortes   und  der  unbetonten  Anfangs- 
silbe des  fremden  Namens: 

die  kü'ngin  Alexandrina  383  dännen  Alexandrtna  516.  1822. 

Dagegen  steht  niemals  ein  zweisilbiges  selbständiges  Wort  vor  konsonantisch 

anlautender  Hebung  in  Senkung:   die  oder,   über,  wider,  ander,  iu(we)r  erscheinen 

nur  vor  Vokal,  hier  ist  also  sprachliche  Synkope  eingetreten: 

der  gesten  ie  oder  ie  geschach  618  j  und  ein  heil  über  allez  heil 

uf  bü  oder  in  dem  wilden  se  3884  <  und  ein  tröst  über  allen  tröst  976  f. 

diz  ruofte  man  da'  über  äl  daz  velt  1598 2)  begunde  er  under  in  brehen  5327 

und  dise  künge  über  al  den  rinc  3525  da  wider  |  ist  Apollo,  iuwer  got  1749  ■) 

ein  stein,  edel  über  alle  art  3598  des  muoz  er  sfn  iuwer  aller  spot  3048 

ich  kum  über  din  von  dir  niht  1423  wie  mühte  iuwer  iemer  werden  rat  5294*). 

§  220.     Synkopen.     Abgesehen  von   den  ziemlich   häufigen  drinne,   dran 
sind  in  folgenden  Fällen  Synkopen  anzunehmen: 

1)  an  die  Kürzungen  Galile,  Georg,  Apoll  ist  wol  kaum  zu  denken :  die  Hss.  schreiben  immer 
wie  oben,  nur  3320  hat  w  einmal  appol. 

2)  al  wZ,  fehlt  BW. 

3)  daher  ist  zu  lesen:  daz  ich  iuch  überrede  hie  4039;   ez  sin  \  dise,  jene  oder  die  1596.  — 
si  tuot  ab  niht  durch  min  gebot  3464. 

4)  dagegen  mit  Z:  got  mücz  ir  mit  Salden  pflegen  1616,  nicht  iuwer  (statt  ir),  wie  BWw  lesen. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


149 


1.  bei  unbetonten  Vokalen,  die  zwischen  gleichen  oder  nahe  verwandten  Kon- 
sonanten stehen.    So  wird  minen,  dinen,  stnen,  einen  einsilbig  gebraucht: 


mit  allen  mfnen  genözen  3336 ') 
8U8  ruoftestü  dinen  vater  an  3733 

• 

G  Daciän  slnen  Mahmeten  1724 

so  wird  ir  ir  und  -in  in  einsilbig: 
erkantet  ir  ir  ritterlich  getat  4997 

ebenso  (be)ginnent,  minnent: 
stn  beginnen,  sin  letze  64 
beginnent  den  himelkünec  loben  932 

und  kotnent,  nämen,  rümen,  niemen: 
durch  8trft  koment  üf  die  heide  4952 
die  künge  nämen  den  Palastin  5338 
und  nämen  der  küneginne  war  4604 

endlich  dmem,  sinem: 

ich  wil  sten  ze  dinem  gebot  1095  l) 
daz  rihtest  du  nach  dinem  gebot  5121 l) 


die  einen  hänt  vinster,  dandern  lieht  3950 

für  einen  gewaltigen  got  4337 l) 

ich  wolte  in  für  einen  engel  hän  4815, 

wer  satzte  die  küngin  in  glouben  2867, 

si  minnent  in  allen  wfs  got  19, 


und  in  rümen  diu  lant  wit  482 

daz  niemen  ist  üf  der  erde  doch  1084, 


daz  ich  kceme  von  sinem  gebot  Ö2581) 
er  was  ouch  da  in  sinem  gebot  5700 1). 


2.  -eilen,  -ollen  gilt  als  einsilbig  (s.  §  162  über  wellen) : 

sin  ellenmez  leit  er  niht  dar  an  117  Apollen  ich  üf  der  siule  sach  4525. 

ich  lobe  Apollen,  der  heiden  got  2949 

3.  eins,  eine,  mtns,  sins.    Gesichert  ist  mtns,  das  Einmal  in  Senkung  erscheint : 

wil  got  mtns  lebens  ruochen  70. 

Demnach  ist  auch  zu  schreiben: 


ein  widerwarte  stns  gebotes  3534 

künnen  eins  gesanges  pflegen  980 

• 

4.  manc,  wenc,  scelc: 

des  lac  manc  heiden  von  in  tot  350 
sin  enjkalt  manc  rfcher  Sarrazin  378 
des  enkalt  manc  Schildes  rant  380 
des  wart  sft  manc  Sarrazin  446 

5.  ewgen,  heiigen  (?): 

du  hamit  für  den  Ewigen  tot  2774 
in  dem  Ewigen  fiure  3425 
ir  slt  des  Ewigen  tödes  4198 


nü  tuot  uns  einz  besonder  5576 
so  einz  wil  diz,  daz  ander  daz  5815. 

dö  wart  manc  ombevähen  690 

ey,  süeze  froht,  wie  sselc  du  bist  1998 

des  solt  ir  wenc  geniezen  5653. 


mich  hat  des  heiligen  geistes  kraft  1035 

von  des  heiligen  geistes  kraft  2114 

mit  des  |  heiligen  geistes  fiure  4048  usw. 


Ob  hier  Synkope  eingetreten  war,  lässt  sich  nicht  ausmachen,  da  ja  auch 
die  dreisilbigen  Formen  nach  dem  metrischen  Gebrauch  Reinbots  ohneweiters 
Hebung  und  Senkung  füllen  können. 

6.  ge-,  be-2).  Von  den  allgemein  verbreiteten  glich,  gloube,  gnade,  greche; 
bliben  sehe  ich  ganz  ab.    Andere  Beispiele  sind: 

1)  vielleicht  auch  gnözen,  gwaltigen,  g$bot. 

2)  siehe  die  Bemerkungen,  bezw.  Sammlungen  von  Haupt  z.  Er.  23.  1969;  Sommer  z.  Flore 
158;  Rückcrt  z.  W.  Gast  4380 ;  Wilmanns,  Walther  Einl.  S.  39;  Weinhold,  Mhd.  Gr.  §79; 
Hildebrand  DWb.  4,  1,  1,  1608.  Natürlich  nehme  ich  dabei  gseüe,  nicht  seile,  als  die  Aus- 
sprache an,  8.  Paul  Beitr.  1,  296. 


/ 


1B0 


CARL  KRAUS 


ir  aller  drfer  gelegenheit  656 

von  der  mtnen  gelegenheit  3388 

herre,  vart  an  iuwern  gemach  2390 

ir  künege,  vart  an  iuwern  gemach  5296 

daz  was  unser  gemähelschatz  4567 

allen  iuwern  genözen  849 

noch  von  aller  sfner  geschaft  3976 

dirre  j«merllchen  geschürt  786 

von  boesem  gesellen  hie  ir  kraft  3036  *) 

kum  und  sfn  geselle  Maximian  4869 

din  herstuol  ist  dir  gesetzet  4669 

miner  bruoder  gesinde  5026 

ander  gesteine  ist  undertan  151 

schinet  üz  anderm  gesteine  5867 


von  unserm  gestüele  also  klar  3385  •) 

6  ze  fröuden  gevienge  876 

Gamuret8  gezelt  von  Zazamanc  1558 

der  den  Israheles  gezoc  3220 

den  selben  gebar  nie  man  noch  wip  3855 

und  wseren  ez  allez  gebure  4142 

vor  siner  gebürte  tüsent  jar  4394 

sit  Kristes  gebürte  von  den  tagen  6080 

heten  umb  ez  grözen  gedranc  3227*) 

erkenne  ich  von  dir  besunder  5156 

der  markls  behielt  hie  daz  wal  5546*) 

daz  abgot  begunde  sich  smücken  3266 

dran  |  begunde  man  in  henken  doch  4004. 


Andere  Fälle,  wo  die  Hss.  schwanken,  übergehe  ich6). 


§  221.    Krasen  and  Enklisen. 

dar  zuo  gebar  si  Adamen  2594 
ir  beider:  da  ist  vil  guotes  4985 

zem,  zer  sind  geboten: 

si  sprächen  zem  marnsere  535 

daz  küme  zem  töde  ein  vinger  was  1296) 


mit  der  gift :  so  ist  er  verlorn  5694 

die  einen  hant  vinster,  die  andern  lieht  3950 ; 


dö  sich  daz  bilde  zer  erden  lie  5671 7). 


Natürlich  wird  man  übereinstimmend  mit  den  Hss.  die  Formen  auch  viel* 
fach  zu  setzen  haben,  wo  die  beiden  Wörter  in  Senkung  stehen  (wie  497. 
1575  usw.)8). 

Ueber  enklitisches  si  s.  o.  §  158.    Enklitisches  ez: 

(  er  hatz  mit  swerten  und  mit  spern 
(  also  sere  gurbort  248. 


1)  hie  fehlt  Wr. 

2)  stuole  Bw. 

3)  W  gröz,  was  wol  das  Echte. 

4)  BZw,  gehielt  W. 

5)  triuwen  —getriuwen  (787);  sagen  —gesogen  (907);  sänge  —gesange  (927.  1251.  2175.  3080. 
6150);  schrift  —geschrift  (944.  2588.  2643). 

6)  W  zum. 

7)  W  zer. 

8)  vor  Konsonant,  der  erhalten  bleibt:  hundert  tüsent  z'greche  1333. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  151 


Ergebnisse. 

§  222.  Verschleif ung  auf  Hebung1).  Dieser  von  Lachmann  ein- 
geführte Begriff  hat  für  das  untersuchte  Gedicht  volle  Berechtigung.  Wir 
fanden  hinter  Wörtern  mit  kurzer  Stammsilbe  nach  der  Endsilbe  noch  eine 
weitere  Senkungssilbe  folgen,  und  letztere  war  sehr  häufig  von  einer  lautlichen 
Beschaffenheit,  wie  sie  nach  Wörtern  mit  langer  Stammsilbe  niemals  vor- 
kam. Es  fanden  sich  also  Versfusse  wie:  sagen  uriez,  geben  ze,  nemen  die, 
jsogen  mit,  (ge)swigen  die,  jehens  ouch,  bliben  bt,  gewegen  ge-,  gebent  si,  habent  die, 
lebent  in,  lobent  die,  sehent  ein,  namen  des,  schaden  ge-,  vogel  sieh,  frides  wert,  himel 
ae,  veter  der,  kamer  daz,  vögeln  der,  Jcünec  von,  maget  Mar,  tugent  er,  jenez  was, 
oder  ze  ,riterspil  *).  Bei  den  Langsilblern  dagegen  kam  dergleichen  fast  niemals  vor : 
hätte  Reinbot  sich  solche  Versfusse  wie  fuorten  die  gestattet,  so  müssten  wir 
sie  viel  häufiger  als  bei  den  Kurzsilblern  finden,  weil  das  Wortmaterial  be- 
deutend umfangreicher  ist.  Wenn  wir  also  im  Ganzen  statt  vielleicht  Hundert 
zu  erwartender  Beispiele  nur  zwei  finden,  so  dürfen  wir  diese  unter  keinen 
Umständen  den  obigen  anreihen,  sondern  müssen  sie  anders  beurteilen,  müssen 
^versetzte  Betonung  annehmen.  Sowenig  es  jemand  in  den  Sinn  kommt,  in  dem 
"Vers  Lessings  er  hat  mir  allerdings  etwas  vertraut  eine  Verletzung  einer  sonst 
durchaus  beobachteten  Regel  anzunehmen  und  zu  lesen  allerdings  etwas  ver-,  so- 
wenig darf  man  dies  in  den  zwei  obigen  Versen  Reinbots  tun*). 

§  223.  Zweisilbige  Senkungen  gestattet  sich  Reinbot,  aber  durch- 
aus nicht  ohne  Einschränkungen.  Fassen  wir  die  vorkommenden  Fälle  zu- 
sammen, so  kommen  wir  zu  folgenden  Regeln.  Die  zweisilbige  Senkung  kann 
gebildet  sein: 

1.  von  jeder  beliebigen  unbetonten  vokalisch  auslautenden  Endsilbe  +  einer 
imbetonten  oder  schwachbetonten  Silbe  (möhte  ver-,  wtere  niht,  blase  nach,  gruozte 
die,  hinsehe  ze,  ere  durch,  fröude  man,  strite  so,  bluote  was,  fröude  muoz,  steete  wart, 
iaide  hin,  alle  die,  beide  mit,  (Gali)lea  den,  Geori  der,  (Ä)pollo  durch,  Jesu  ir)b). 

2.  von  einem  unbetonten  -e  -f-  Konsonant,  wofern  die  folgende  Senkungssilbe 
a)  vokalisch  anlautet  (gelouben  an,  machen  ein,    brüeven  und,  geheieen  iu, 

reiten  an,  geeben  an,  sahen  in,  sazten  in,  stiezen  im,  fragten  in,   giUet  ie, 

1)  auf  die  sehr  beachtenswerte  Frage,  inwieweit  schon  die  Sprache  einsilbige  Formen  wie 
Imtic,  tungt  usw.  hatte,  kann  ich  nicht  eingehen;  vgl.  darüber  die  trefflichen  Bemerkungen  von 
~Wilmanns  in  seinen  Beiträgen,  Heft  4. 

2)  §§  155.  159.  163.   167.  171.  198.  202.  206.  213.  214.     215.  217.  218. 

3)  er  tüot  singen  diu  vogelin  (§  154  Anm.);  der  engel  verswant  an  der  frist  (§  201). 

4)  das  Beispiel  aas  Lessing  and  viele  andere  instruetive  bei  Minor,    Metrik2  S.  101.  126 ff. 

5)  s.  §§  145—150.  193.  219. 


152  CARL  KRAUS, 

waltet  A-,  türret  ir,  fürhtet  ir,  weitet  ir,  buolen  üz,  wülen  und,  (Ma)rien  t>, 
bruoder  üz,  muoter  und,  ritter  und,  silber  und9  tohter  und,  .wunder  und, 
opfer  und,  under  in,  lopter  üf,  libes  ein,  prises  und,  dannen  A- x) ; 

b)  mit  demselben  Konsonanten  anlautet,  mit  dem  die  vorhergehende 
Senkungssilbe  schloss,  sodass  durch  Sandhi  praktisch  nur  £in  Kon- 
sonant die  beiden  Silben  trennt  (enbiutet  dir,  loptet  dae,  mähtet  den, 
buoehes  sol)2). 

3.  durch  zwei  unbetonte  End-  oder  Anfangssilben  ein-  und  desselben  Wortes, 
falls  sie  nur  durch  einfache  Konsonanz  getrennt  sind  (keiserin,  ewigen,  heiligen, 
herzogen,  Georius,  Erculem,  Gamurets,  Jdchana(em),  Anastä(sius)  *). 

4.  durch  ein  zweisilbiges  schwachtoniges  Wort,  wenn  die  folgende  Hebung 
vokalisch  anlautet  {oder  ie,  über  dl,  under  in,  iuwer  aller)4). 

Man  wird  durchaus  nicht  in  all  den  angeführten  Typen  an  wirkliche  Zwei- 
silbigkeit der  Senkung  zu  denken  haben:  so  werden  von  den  sub  2)  gebrachten 
Beispielen  bei  schneller  Sprache  viele  einsilbig,  wie  gloübn  an,  tnachn  ein,  reitn 
an  usw.  oder  wie  buoln  üz,  willn  und  oder  endlich  wie  bruodr  üz,  muotr  und, 
opfr  und  usw.  Und  ganz  sicher  scheint  mir  die  Einsilbigkeit  für  die  sub  4)  ge- 
brachten Beispiele :  wären  die  oder,  über,  under,  iuwer  hier  zweisilbig  zu  nehmen, 
dann  wäre  es  unbegreiflich,  dass  ihnen  niemals  eine  konsonantisch  anlautende 
Hebung  folgt :  die  Art  des  Anlautes  müsste  ja  in  diesem  Fall  vollkommen  gleich- 
giltig  sein:  hier  wurde  also  sicherlich  odr  ie  usw.  gesprochen.  — 

lieber  jeden  Zweifel  erhaben  ist  die  Tatsache,  dass  der  Dichter  mit  Bewusst- 
sein  es  vermieden  hat,  zwei  Silben  in  die  Senkung  zu  stellen,  von  denen  die 
erste  konsonantisch  auslautet,  die  zweite  konsonantisch  anlautet.  Der  Beweis 
ist  ja  sehr  leicht  zu  liefern.  Niemand  wird  bestreiten,  dass  denPluralen  der 
Präterita,  wenn  wir  von  der  Metrik  absehen  und  nur  die  syntaktischen  Ver- 
hältnisse der  Sprache  in  betracht  ziehen,  ganz  dieselben  Wörter  folgen  können 
wie  den  Singularen;  auch  die  Zal  der  Plurale  mit  langer  Stammsilbe  (ca. 
210,  s.  §§  156.  158)  ist  der  der  Singulare  (ca.  230,  's.  §  149)  nahezu  gleich. 
Nun  finden  wir  bei  den  Singularen  in  grosser  Anzal  Fälle  wie  (en)barte  sich, 
brähte  für,  brähte  solch,  brähte  die,  druhte  si,  lachte  dö  usw.,  im  Ganzen  44  Fälle: 
warum  also  nicht  auch  ebenso  oft  enbarten  sich,  brähten  für,  brähten  solch,  brähten 
die  usw.?  Wir  finden  bei  den  Singularen:  verbrante  den,  bruofte  der,  begunde  der, 
begunde  dem,  huste  den  usw.,  im  Ganzen  16  Fälle :  warum  also  nicht  auch  ebenso- 
oft: verbranten  den,  bruoften  die,  begunden  die  usw.?  Statt  dessen  finden  wir 
solche  Senkungen  dem  Plural  nur  folgen  bei  einigen  wenigen  Verben,  wo  die 
Hs8.  die  sprachliche  Kürzung  bezeugen  (weern,  fuorn,  gesäch  wir),  oder  die  Enklise 
der  Senkung  ausdrücken  (füortens  in),  oder  wo  die  Annahme  sprachlicher  Kürzung 

1)  s.  §§  154.  158.  162.  174.  181.  184.  197.  205.  209. 

2)  8.  §§  174.  184.  209. 

3)  8.  §§  197.  205.  219.  220. 

4)  s.  §  219. 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  1B3 

ihre  lautlich  genau  entsprechenden  Parallelen  hat  an  andern  Formen  (wie  nämn 
an  den  §  220  angeführten  Wörtern  und  wurden  an  worden,  §  166).  Was  bleibt, 
sind  vier  Fälle,  wo  man  durchaus  den  Akzent  versetzen  kann,  und  endlich  &n 
einziger  Fall  (si  hiezen  den  boten  steigen  §  158  Anm.).  Mag  man  in  diesem  ein- 
zigen Beispiel  sprachliche  Kürzung  oder  zweisilbige  Senkung  annehmen:  mir  ist 
es  vollkommen  gleicbgiltig;  in  letzterm  Fall  hat  sich  Reinbot  dann  eben  Einmal 
einen  fehlerhaften  Vers  erlaubt.  Aber  darauf  muss  mit  dem  grössten  Nachdruck 
hingewiesen  werden,  dass  dieser  6ine  Vers  an  dem  Bestehen  jenes  Prinzips  nicht 
den  allerleisesten  Zweifel  erwecken  kann :  sonst  müsste  sich  ein  halbes  Hundert  sol- 
cher Senkungen  finden,  anstatt  einer  einzigen.  Natürlich  könnte  man  fast  bei 
jeder  der  in  den  §§  145 — 217  behandelten  Wortformen  den  gleichen  Beweis  er- 
bringen; aber  ich  hoffe,  der  denkende  Leser  wird  diese  Erwägungen  selbst  an- 
stellen: damit  er  es  kann,  habe  ich  das  Material  so  vollständig  abgedruckt. 

§224.    Elision  und  Hiatus.    Was   die  Elision  betrifft,   so  scheint  sie 
mir  überall  dort  erwiesen,  wo  das  auslautende  -e  von  einer  vokalisch  anlautenden 
in  der  Senkung  stehenden  Silbe  gefolgt  ist.    Ich  nehme  in  all  diesen  zalreichen 
Fällen   für   den  Vortrag  Unterdrückung  des  -e  an,  nicht  etwa  zweisilbige  Sen- 
kung.   Den  Beweis   für   das  Unterdrücken   des   -e   scheinen   mir   die  Fälle   zu 
geben,  wo  man  durch  die  Elision  unmotiviert  schwere  zweisilbige  Auftakte  ver- 
meidet, wie  welle  \  er  niht  tuon  durch  duz  gebot]  wägte  \  er  den  lip  so  sere  (§§  137. 
150).  —  Die  Notwendigkeit,  Hiatus  anzunehmen,  liegt  überall  vor,  wo  durch  die 
Elision  ein  Wort  in  beschwerte  Hebung  kommen  würde,  das  dem  ihm  folgenden  an 
Tongewicht  inferior  ist  (s.  §  29),  oder  wo  sich  sonst  eine  Verletzung  der  für  Reinbot 
ermittelten  Gesetze  ergäbe  (s.  §  40),  also  in  Fällen  wie :  wie  er  habe  üf  gdeit  (1158) ; 
beide,  üf  unde  nider  (1438);   und  dicke  umbevähen  (1708);  solte  opfern  sinem 
got  (1737);  der  selbe  kläre  engel  sprach  (2229);  under  \  aller  h  an  de  ordeti  (3344); 
mit  dem  weter  vare  ich  (3493);  wir  müezen  zwäre  eines  jehen  (3560);   ein  stein, 
edel  über  alle  art  (3598);  Jceiserinne,  an  mich  ligen  (3613);  bi  disem  gebet  ruofe 
an  (3770);   den  begunden   sine  engel   loben  (3868);  als  ez  von  natüre  ist  (3900); 
ze  dem  wurme  Aspts  (4200);  den  zoubercere  ie  gebar  (4231);  heiz  diz  gebeine  üf 
sten  (6161);   die  würme  unreine  (5283);   sost  er  der  wäre  ursprinc  (5622);   zuht 
ist  ein  süeze  erenkleit  (5255);  lausche  ist  ein  reine  art  (5875).    Ein  anderer  Be- 
weis  für   die  Notwendigkeit  des  Hiatus   wird   sich   uns   unten  am  Schluss  des 
11.  Abschnittes  ergeben.    Demnach  dürfen  wir  wol  in  allen  andern  Fällen,  wo  sich 
ein  -e  zur  Ausfüllung   der  Senkung  bietet,   davon  Gebrauch   machen,   auch  bei 
vokalischem  Anlaut  der  folgenden  Hebung. 

§  225.  Die  beschwerten  Hebungen.  Betrachten  wir  zunächst  die 
Fälle,  wo  ein  einsilbiges  Wort  durch  die  beschwerte  Hebung  ausgezeichnet  ist. 
Dass  dem  Dichter  gewisse  künstlerische  Absichten  in  der  Verwendung  dieses 
metrischen  Mittels  nicht  abgesprochen  werden  können,  das  zeigt  sich  schon  darin, 
dass  er  durchaus  nicht  jedes  beliebige  Wort  beschwert  verwendet.  Niemals 
fand  sich  ein  was,   sol,  wil,  mac,   nur  ein  einziges  mal  ein  unmotiviertes  ist  (in 

Abhdlfn.  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  xu  Gftttingen.    Phll.-hift.  Kl.  N.  F.  Band  6,1.  20 


154  CARL   KRAUS, 

einem  auch  sonst  schlechten  Vers,  s.  §  31)  *),  nur  ein  einziges  mal  kan  (§  36,  wo 
auf  dem  Präsens  besonderer  Nachdruck  liegt,  und  kunnen  überdies  Voll- 
verbum  ist).  Niemals  fand  sich  der  anbestimmte2)  oder  der  bestimmte  Artikel 
in  beschwerter  Hebung,  nur  ein  einziges  Mal  die  Conjunction  daz  (§  49) ;  niemals 
steht  niht  (=  'nicht')  in  beschwerter  Hebung8),  niemals  auxiliares  wirf,  wart4), 
niemals  endlich  ein  Pronomen  personale  oder  possessivum,  falls  es  nicht  durch 
Kontrast  oder  Emphase  gesteigerten  Nachdruck  hat  *).  Unter  solchen  Umständen 
wird  niemand  die  naive  Vorstellung  hegen,  dass  der  Dichter  die  Senkung  eben 
überall  dort  unausgefüllt  lasse,  wo  es  ihm  gerade  bequem  sei.  Wir  müssen  viel- 
mehr sagen,  Reinbot  hat  unter  den  theoretisch  vorhandenen  Möglichkeiten  in  der 
Praxis  eine  Auswal  getroffen,  er  hat  die  beschwerte  Hebung  nur  dort  angewendet, 
wo  es  ihm  gut  klang. 

Die  Frage:  'wo  klang  ihm  die  Aufeinanderfolge  zweier  gehobener  Silben  gut?', 
ist  durch  die  Zusammenstellungen  §§  15 — 54  im  Einzelnen  beantwortet.  Be- 
trachten wir  die  Gruppen  zusammenfassend,  so  ergibt  sich  zunächst,  dass  die 
Senkung  sehr  oft  unausgefüllt  bleibt  in  Fällen,  wo  einsilbige  Substantiva, 
Verba  usw.  asyndetisch  neben  andere  gestellt  sind ;  ferner  zeigte  sich  dies  häufig 
dort ,  wo  der  Schluss  eines  Satzes  innerhalb  des  Verses  erfolgt :  in  beiden 
Fällen  setzt  auch  die  gewöhnliche  Rede  ab,  e's  entsteht  eine  Pause,  und 
dieser  Pause  entspricht  im  Verse  das  Fehlen  der  Senkung.  Wir  sahen  ferner 
häufig  Wörter,  die  im  Kontrast  oder  Parallelismus  zu  andern  stehen,  ohne  nach- 
folgende Senkung  erscheinen:  hier  mögen  zwei  Momente  wirksam  sein,  die  den 
Eindruck  hervorrufen,  dass  der  Dichter  gut  deklamiert:  primär  wol  der  ge- 
steigerte Nachdruck,  der  sich  in  einer  Abweichung  vom  Stärke-  und  musikalischen 
Akzent  ausdrückt,  sekundär  wiederum  die  Pause,  die  dadurch  entsteht,  dass  wir 
infolge  der  stärkeren  Betonung  das  betreffende  Wort  unwillkürlich  auch  ge- 
dehnter aussprechen.  Ferner  ergab  sich  beschwerte  Hebung  sehr  oft,  wo  zwei 
Wörter  zusammentreten,  von  denen  das  erste  höchst  betont,  das  andere  zwar 
minder  stark,  aber  noch  immer  an  sich  stark  betont  war  (ü'z  trüoc,  helt  hält,  sü'l 
brdst  usw.) :  auch  in  all  diesen  Fällen  entspricht  das  Fehlen  der  Senkung  auf 
das  glücklichste  den  Verhältnissen  der  natürlichen  Rede.  Wieder  in  andern 
Fällen,  so  insbesondere,  wo  eine  Wendung  oder  ein  Abschluss  durch  ein  Verbum 
herbeigeiührt  wird,  liegt  das  vortrefflich  Deklamatorische  der  beschwerten 
Hebung  nicht  etwa  darin,  dass  das  Verbum  mit  einer  besonderen  Stärke  ge- 
sprochen würde,  sondern  in  der  Verlangsamung  des  Tempos,  die  das  Fehlen  der 
Senkungssilbe  gestattet:  an  dieser  Verlangsamung  nimmt  die  Umgebung  des 
Verbums  gleichfalls  teil,  so  dass  also  in  einem  Verse  wie  Ee  gic  nach  dem  heiser 
sä  (Alexandrina)  die  schicksalsschwere  Wendung,  die  damit  eingeleitet  wird,  da- 

1)  der  in  §  26  angeführte  Fall  ist  durch  das  Enjambement  wolmotiviert. 

2)  ein  (§  47)  ist  Numerale. 

3)  ausser  §  41,  wo  die  Pause  dies  motiviert. 

4)  als  Voll  verbum  dagegen  in  der  Bedeutung  'entstand'  öfter,  s.  §§  36.  46. 

5)  §§  17.  20.  21.  22.  33.  38.  43. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  155 

durch  in  der  Deklamation  zum  Ausdruck  kommt,  dass  die  Worte  Ez  gie  gewisser- 
massen  die  Zeit,  die  sonst  Auftakt,  Hebung.  Senkung  beanspruchen,  zu  gleichen 
Teilen  zugewiesen  erhalten :  gie  ist  dabei  dann  vielleicht  um  eine  Nuance  stärker 
betont  als  Ez. 

Man  sieht,  es  sind  sehr  mannigfache  "Wirkungen,  die  von  den  verschiedenen 
Arten  beschwerter  Hebungen  ausgehen:  ich  wollte  darauf  hindeuten,  damit  der 
Leser  mir  nicht  die  Meinung  unterschiebt,  als  arbeitete  ich  überall,  wo  solche 
Hebungen  erscheinen,  lediglich  mit  dem  Stärkeakzent  in  der  Deklamation :  wenn 
ich  oben  immer  der  Kürze  halber  im  Allgemeinen  von  'stark  akzentuiert1,  'em- 
phatisch gebraucht'  udgl.  gesprochen  habe,  so  ist  damit  nichts  anderes  gemeint,  als 
dass  das  Wort  sich  aus  seiner  Umgebung  dem  Sinne  oder  seiner  Bedeutsamkeit  nach 
stark  heraushebt:  keineswegs  aber  ist  die  Meinung,  dass  dieses  Herausheben 
immer  mit  einem  Verstärken  des  exspiratorischen  Akzents  deutlich  zu  machen 
sei :  Pausen,  Verlangsamung  des  Tempos,  Wechsel  der  Tonhöhe  kommen  daneben 
in  Betracht:  was  in  dem  einzelnen  Fall  das  charakteristische  ist,  das  zu  unter- 
suchen, ist  Sache  des  Phonetikers  und  Psychologen. 

Es  kann  nun  durchaus  nicht  behauptet  werden,  dass  alle  beschwerten 
Hebungen  vom  Standpunkt  der  Deklamation  aus  eine  innere  Berechtigung  haben. 
Dass  auch  rhythmische  Gründe  für  das  Vorkommen  beschwerter  Wörter  mass- 
gebend sind,  lehren  ja  die  nicht  seltenen  Fälle,  wo  dem  in  keiner  Weise  hervor- 
stechenden Substantiv  z.  B.  ein  betontes  Auxiliar  folgt,  wie  dar  in  min  leint  wärt 
geborn:  hier  wäre  dar  in  min  leint  wart  [hiute]  gebörn  mit  wart  in  der  Senkung 
nach  kint  deklamatorisch  das  natürliche.  Ebenso  würde  man  einen  Vers  wie 
den  ir  tuot  ze  dem  rade  ungezwungener  mit  drei  Hebungen  (und  ze  dem  in  Sen- 
kung) lesen:  in  solchen  Fällen  ist  also  das  Setzen  des  Substantivs  in  die  be- 
schwerte Hebung  vom  Standpunkt  der  Deklamation  unmotiviert,  etwas  willkür- 
liches. Wer  die  Fälle  dieser  Art  betrachtet,  wird  sehen,  dass  sie  am  häufigsten 
in  der  Mitte  des  vierhebigen  stumpfen  Verses  vorkommen,  wo  also  der  Bruch 
des  Rhythmus  für  den  Hörer  am  wenigsten  empfindlich  ist,  weil  der  Vers  in 
zwei  gleiche  Teile  zerfällt  wird.  Gewiss  mag  in  solchen  und  ähnlichen  Fällen 
der  Einfluss  einer  rhythmischen  Tradition  nachwirken.  Aber  bei  einem  Dichter, 
der,  wie  Reinbot,  solche  Beispiele  verhältnissmässig  so  selten  zeigt,  schien  es  mir  ge- 
boten, so  viel  als  möglich  auf  das  deklamatorische  Prinzip  zurückzuführen:  bei 
einem  Dichter,  der  sich  anders  verhält,  wird  man  natürlich  umgekehrt  auf  die 
Betrachtung  des  Rhythmus  in  erster  Linie  auszugehen  haben:  eines  schickt  sich 
nicht  für  Alle. 

Noch  viel  deutlicher  ist  die  deklamatorische  Wirkung,  sobald  zweisilbige 
Wörter  mit  zwei  Hebungen  versehen  auftreten.  Niemals  werden  Wörter  von  un- 
bedeutendem logischen  Gewicht  so  verwendet :  kein  minem,  dinem,  stnem,  unserm, 
iuwerm;  kein  eines,  einem,  einen,  einer  als  unbestimmte  Artikel;  niemals  heten, 
wären,  weeren,  weiten,  künnen,  nur  je  ein  einziges  mal  und  zwar  immer  unter  be- 
sonderen Umständen  werden,  worden,  wurden l) ;  niemals  solte(n),  Woltern),  kunde(n), 

1)  s.  §§  62.  66. 

20* 


156  CARL   KRAUS, 

mohte(n)j  möhte(n),  kurz  überhaupt  nie  Wörter  von  geringem  logischem  Gewicht : 
sondern  nur  solche,  die  einer  emphatischen  Steigerung  an  sich  sehr  leicht 
fähig  sind  (wie  aller,  nimmer,  "keiner  usw.)  oder  solche,  die  infolge  besonderer 
Umstände  im  Zusammenhang  der  Rede  besonders  gesteigert  gebraucht  sind. 
Unter  diesen  besondern  Umständen  spielt,  wie  sich  gezeigt  hat,  wiederum 
der  Kontrast  eine  sehr  wichtige  Rolle.  Und  das  ist  nun  der  Punct.  wo  unsere 
Untersuchungen  uns  gestatten,  in  einer  noch  immer  vielumstrittenen  Akzentfrage 
ein  entscheidendes  Wort  zu  sprechen.  Lachmann,  der  die  Grundlinien  der  alt- 
deutschen Metrik  gezogen  und  ihr  selbst  eine  Reihe  glänzender,  auf  sichere  Tat- 
sachen gegründeter  Beobachtungen  zugeführt  hat,  war  bekanntlich  der  Meinung, 
dass  eine  Endsilbe  niemals  vor  einem  folgenden  selbständigen  Einsilbler  die 
Hebung  tragen  könne,  dass  man  also  nicht  verlieshi  den  U'p  zu  betonen  habe, 
sondern  Verliesen  den  Itp.  Für  das  Nibelungenlied  hat  schon  Bartsch  die  Un- 
haltbarkeit  der  Lachmann'schen  Betonungsweise  dargetan1).  Für  unser  Ge- 
dicht ist  sie  gleichfalls  unmöglich.  Wir  haben  schon  gesehen,  dass  eine  Be- 
tonungsweise, die  den  bestimmten  Artikel  oder  die  Copula  in  beschwerte  Hebung 
stellte,  ohne  jede  Analogie  im  ganzen  Gedichte  wäre:  schon  das  verbietet  zu 
akzentuieren : 

so  rittet  diu  Sunne  däz  jtYr  die  kristen  sfnt  ü'z  gescheiden. 

Wenn  wir  nun  überdies  finden,  dass  bei  der  Betonung  Sunne.,  kristen  eine 
Schönheit  der  Deklamation  entsteht,  die  sich  auch  sonst  in  zalreichen  Fällen  be- 
obachten lässt,  wo  solche  Wörter  so  wie  diese  im  Kontrast  zu  anderen  stehen, 
dann  kann  wol  kein  Zweifel  bleiben,  dass  der  Dichter   auf  diese  Weise  betonte. 

Von  diesem  Standpunct  aus  wird  auch  die  Giltigkeit  eines  andern  Lachmann« 
sehen  Gesetzes  sehr  zweifelhaft:  des  Gesetzes  nämlich,  dass  die  beschwerte 
Hebung  nicht  auf  ein  Wort  mit  kurzer  Stammsilbe  fallen  dürfe  *).  Dagegen 
streiten  Verse,  wie 

j  umb  der  beiden  underligen  wir  suln  bin  wider,  an  die  (§  60) 

I  und  umb  der  jiiden  gesigen  (§  56)  ein  ne'bel  viel  üf  sie  sä.  (§  61). 

Aber  diese  Beispiele  sind  doch  auffallend  gering  an  Zal :  und  so  muss  zur 
Entscheidung  der  Frage  mehr  Material  herangezogen  werden,  als  es  ein  einzelnes 
Gedicht  zu  bieten  vermag. 

Dagegen  scheint  sich  aus  dem,  was  wir  über  das  deklamatorische  Prinzip 
gefunden  haben,  eine  ungezwungene  Erklärung  zu  ergeben  für  die  Regeln,  die 
nach  Lachmanns  Meinung  betreffs  der  Beschaffenheit  des  vorletzten  Fusses  im 
stumpfen  Verse  bei  folgendem  vokalisch  anlautendem  Reimwort  von  guten 
Dichtern  beobachtet  wurden.  Ich  handle  darüber  in  dem  Exkurs  I  in  ausführ- 
licher Weise,  denn  der  Fall  scheint  mir  sehr  lehrreich:  er  liefert  einen  Beweis 
dafür,   wie  viel  lebendige  Schönheit  aus  den  altdeutschen  Dichtern  zu  gewinnen 

1)  Untersuchungen  über  das  NL.  8.  155  ff.;  die  übrige  Litteratur  über  die  Frage  bei  Paul 
Grundriss  II  1,  914  f. 

2)  zu  Iw.  6444;  z.  Nib.  557,  3.  —  Die  bedenklichen  wnbe  dise  geschalt  bei  Hartmann  sind 
ja  bekannt! 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  157 

ist,  wenn  man  neben  der  rhythmischen  Seite  auch  das  Deklamatorische  ihrer 
Verskunst  in  Betracht  zieht,  und  überdies  lehrt  dieser  Fall  in  eindringlicher 
Weise,  dass  der  Nihilismus,  mit  dem  man  die  Lachmann'schen  Beobachtungen 
auch  heute  noch  vielfach  aufnimmt,  auf  dem  Gebiete  der  Metrik  ebensowenig 
Berechtigung  hat  wie  anderwärts.  Die  Lachmann' sehe  Beobachtung  war  auch 
hier  vollkommen  richtig  und  vollkommen  gesichert:  wer  von  der  Erklärung, 
die  Lachmann  gab,  nicht  befriedigt  war,  hatte  deshalb  noch  kein  Recht,  die 
beobachtete  Tatsache  mit  Achselzucken  bei  Seite  zu  schieben.  Vielleicht  hat  mein 
Exkurs  die  Wirkung,  dass  auch  die  andern  metrischen  Regeln  Lachmanns  einer 
sorgfältigen  Prüfung  unterzogen  werden :  denn  damit,  dass  man  ein  paar  entgegen- 
stehende Fälle  herausgreift,  lassen  sich  diese  Resultate  tiefgründiger  philologischer 
Forschung  nicht  da  absurdum  führen:  und  den  Tatsachensinn,  aus  dem  heraus 
sie  entstanden  sind,  wird  die  mittelhochdeutsche  Metrik  niemals  entbehren  können, 
wenn  sie  über  Lachmann  hinausgelangen  will1). 

Ganz  dieselben  Verhältnisse,  die  den  deutschen  Simplicia,  seien  es  nun  Ein- 
silbler  oder  Zweisilbler,  zu  einer  gesteigerten  Akzentuierung  verhalfen,  fanden 
wir  auch  dort,  wo  Komposita  oder  Namen  und  Fremdwörter  dieser  Auszeichnung 
teilhaftig  wurden.  Es  ergab  sich,  dass  jede  Abweichung  von  der  normalen  zu 
Gunsten  einer  gesteigerten  Akzentuierung  mit  einem  besonderen  Nachdruck 
parallel  ging,  den  das  betreffende  Wort  nach  dem  Zusammenhang  der  Rede  auch 
in  der  gewöhnlichen  Sprache  erhielt  oder  erhalten  konnte :  die  Gründe  waren 
wieder  der  Kontrast  oder  Parallelismus,  das  Enjambement,  Pausen,  Wendungen 
oder  Abschlüsse  in  der  Erzälung,  feierliches  Pathos  udglm.  So  fanden  wir  auf 
solche  Weise  ausgezeichnete  Fremdwörter  wie  hämäsch,  rübin,  fe'ntx,  ä'vey 
(§  79);  pairSne,  plannten,  tdrändes  (§83);  Namen  wie  Geöri ,  Jesüm  (§  88); 
ApöM,  Apollen,  Even  (§§94.96);  ßmnuinue'l,  Sebastian,  Thcbdonis  (§99); 
A'lcxandrtnä  (§  102). 

Bei  den  zweisilbigen  Komposita  ergab  sich  die  Notwendigkeit  einer 
Scheidung:  wo  das  zweite  Glied  seine  Bedeutung  als  selbständiges  Wort  be- 
wahrt hatte  (wie  in  margräf),  da  erhielten  sie  normaler  Weise  zwei  Akzente; 
wo  dies  nicht  der  Fall  war  (wie  in  botschaß,  wärheit),  da  füllten  solche  Worte 
normaler  Weise  nur  Hebung  und  Senkung,  und  es  bedurfte  dann  jener  besondern 
Umstände,  die  auch  sonst  bei  allen  Wörtern  gesteigerten  Akzent  hervorrufen, 
um  ihnen  zwei  Hebungen  zuzuwenden;  im  besondern  war  hier  wiederum 
die  Emphase  das  Hauptagens  (§  108).  Wie  fein  auch  hier  die  natürliche  Dekla- 
mation gewahrt  ist,  zeigte  sich  darin,  dass  Komposita,  die  einen  Titel,  einen  Stand 

1)  das  ist  ja  die  Grösse  Lachmanns,  dass  ihn  nur  der  zu  berichtigen  vermag,  der  vorher  bei 
ihm  in  die  Schule  gegangen  ist.  So  kommt  es,  dass  man  ihm  gerne  huldigt,  auch  wo  man  von 
seinen  Ansichten  abweicht.  Wer  diesen  Zusammenhang  nicht  begreift  und  nach  besonderen  Ab- 
sichten fragt,  die  mit  den  'so  auffallig  sich  steigernden  Huldigungen  an  den  alten  Meister'  ver- 
bunden werden  (Kau  ff  mann  Zs.  f.  d.  Phil.  32,39  Anm.),  der  hat  von  Lachmann  jedenfalls  nicht 
so  viel  gelernt  als  er  h&tte  lernen  können:  sonst  würde  er  die  dankbaren  Empfindungen  Anderer 
besser  begreifen. 


1B8  CARL   KRAUS, 

bezeichneten,  nur  £inen  Akzent  erhielten,  auch  wenn  ihr  zweiter  Teil  noch  durch- 
sichtig ist  (§  108),  und  dass  Reinbot  unterscheidet  zwischen  äbgot,  wenn  damit 
Apollo  schlechtweg  gemeint  ist,  und  ähgöt,  wenn  es  den  prägnanten  Sinn  'falscher 
Gott'  hat  (§  106). 

Natürlich  können  in  einem  Verse  auch  mehrere  beschwerte  Hebungen  zu- 
sammentreffen, falls  mehrere  Gründe  für  ihre  Verwendung  gegeben  sind  (§  121  f.). 

Am  Schluss  des  Verses,  im  Reim,  werden  alle  diese  Wörter,  die  pfenninc 
wirtin,  fiurin  (§  69),  die  amis,  centrum,  marMs  (§  81),  die  Georts,  Jesus  (§  89) 
ebenso  wie  Saturnö  (§  96),  die  anblic,  niispil  ebenso  wie  die  botschaft,  wärheit 
(§  105)  normaler  Weise  mit  zwei  Hebungen  verwendet :  es  bedarf  also  hier  nicht 
jener  Emphase  oder  sonstiger  Gründe,  die  im  Innern  des  Verses  solche  Betonung 
allein  rechtfertigen  würden:  der  Grund  ist  klärlich  derselbe,  den  wir  ja  auch 
im  Innern  öfter  tätig  fanden,  nämlich  die  Pause,  die  am  Ende  des  Verses 
regelmässig  eintritt.  Für  ganz  schwachtonige  Silben  reicht  sie  freilich  beiden 
feinerhörigen  Dichtern  der  guten  Zeit  nicht  mehr  hin:  deshalb  pflegen  deutsche 
Endsilben  wie  das  -im  in  breitiu  von  ihnen  nicht  mehr  in  den  Reim  gesetzt  zu 
werden  (Lachmann  zu  Nib.  2091,3). 

§  226.  Gesteigerte  Akzentuierung  ohne  Verwendung  beschwerter  Hebungen. 
Es  ist  aber  durchaus  nicht  nötig,  dass  die  besondere  Wichtigkeit  eines  Begriffs 
durch  beschwerte  Hebungen  hervorgehoben  wird.  Es  gibt  noch  ein  anderes 
Mittel:  der  Dichter  kann  Wörter,  die  dem  Gesteigerten  vorangehen,  als  Auf- 
taktsilben verwenden  anstatt  mit  ihnen  normaler  Weise  den  ersten  Fuss  zu 
füllen.  Auf  solche  Art  dienen  stärkere  Auftakte  dazu,  das  ihnen  folgende  Wort 
im  Akzent  zu  heben,  sei  es  nun,  weil  es  im  Kontrast  zu  einem  andern  gebraucht 
(§  125)  oder  emphatisch  wiederholt  wird  (§  126)  oder  einen  starken  Sinnes- 
gehalt besitzt  (§§  127 — 130)  oder  mit  pathetischer  Feierlichkeit,  in  lyrischer 
Stimmung,  mit  Zorn  oder  Verachtung  zu  sprechen  ist  (§  131)  oder  vor  einer 
Pause  steht  (§  132). 

§  227.  Sonstige  Abweichungen  von  der  natürlichen  Betonung.  Hierunter 
sind  all  die  Fälle  zu  verstehen,  wo  einem  Wort  oder  der  Silbe  eines  Wortes 
der  ihnen  gebührende  Akzent,  die  Hebung,  nicht  zu  teil  wird.  Natürlich 
geschieht  das  fast  durchwegs  aus  rein  rhythmischen  Gründen:  aber  ein  gut 
deklamierender  Dichter  wird  dem  Rhythmus  solchen  Einfluss  nur  gönnen,  wenn 
die  dadurch  entstehende  Betonung  von  der  natürlichen  nicht  allzusehr  abweicht, 
wenn  also  mildernde  Umstände  vorhanden  sind. 

Solche  sind  dann  gegeben,  wenn  die  zwei  Silben,  die  die  Hebung  und  Sen- 
kung bilden  (anstatt  Senkung  und  Hebung;  oder  Hebung  und  Hebung),  sich  von 
einander  in  der  Akzentstärke  nur  wenig  unterscheiden:  je  geringer  der  Unter- 
schied, desto  leichter  die  Verletzung  der  natürlichen  Betonung. 

Daher  finden  sich  solche  Verletzungen  ganz  vorzugsweise  bei  Wörtern, 
die  beide  ein  nur  sehr  geringes  Akzentgewicht  besitzen,  wie  die  daz  hän  ich 
(§§  6-  9)  5  da  bi,  da'  von  (§§  13B.  138)  und  vieles  andere  (§  136). 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS    GEORG.  159 

Aber  die  Gleichheit  oder  annähernde  Gleichheit  des  Akzents  ist  das  ent- 
scheidende, nicht  seine  Schwäche  *) :  darum  finden  wir  auch  starke  Silben  in 
Senkung,  so  bei  den  Komposita  im  Innern  wie  im  Reim  wilsce'lde,  scharlächen, 
tnargrave,  unfride,  urUuge  (§§  109.  110) ;  oder  im  Versinnern,  im  Reime  wie  im 
Auftakt  unwert,  unwfrde,  unfrö',  Unheiles,  iecltches  (§§  105.  109.  142) ;  oder  ünzäl- 
lichen,  geflorierten,  hö'chvertiger  (§  118);  oder  scMchzäbelbret,  erbarmherzilceit,  unbültch, 
allersuntegeliche  (§  119);  oder  bei  den  unkomponierten  Mehrsilblern  Icarhe're, 
ewigen  (§§  72.  73). 

Wie  feine  Unterschiede  auch  hier  wieder  gelten,  zeigt  der  Umstand,  dass 
z.  B.  ein  Kompositum  mit  schwachbetontem  zweiten  Teil  wie  botschaff,  ivärheit 
nicht  so  verwendet  wird  wie  jene  obigen  (§  105). 

Unkomponierte  Zweisilbler  dagegen  können  den  Ton  nur  auf  die  Endsilbe 
bekommen  —  soweit  dies  nicht  ihre  normale  Betonung  ist  wie  in  magno t,  planet, 
(§§  80.  81)  oder  in  Marröch  (§  90)  — ,  entweder  dadurch,  dass  ihre  Stammsilbe 
gedrückt  wird,  weil  ein  sehr  starktoniges  Wort  unmittelbar  vorhergeht  wie  in 
leint  Jesus,  frlunt  Georis  (§  90),  heizt  Jesus  (§  88)  oder  aber  umgekehrt  dadurch, 
dass  ihre  Endsilbe  gehoben  wird,  weil  das  Wort  in  Kontrast  zu  einem  andern 
steht,  pathetisch  ausgesprochen  wird  udglm.  So  kommt  im  Auftakt  vor  Jesus 
(§  143),  so  wird  Apollo,  Lücijers  betont  (§§  96.  94);  und  so  heisst  es  öfter  im 
Auftakt  muiet  si,  alUr  (§  140)  und  im  Innern  ebenso  TcoufUn,  alle  (§  141).  Man 
kann  in  allen  diesen  Fällen  sagen:  die  Jems,  Äpollö\  mulet,  aller  stehen  nicht 
für  normales  Jesus,  Apollo,  mi'det,  aller:  sondern  für  normales  Jesus,  Apö'llS, 
mdet,  aller. 

Auch  der  starktonige  Einsilbler  braucht,  um  in  die  Senkung  zu  kommen,  ent- 
weder vor  oder  nach  sich  ein  stärkertoniges  Wort:  daher  Betonungen  wie  hint 
in  alouf,  iht  leunt  weere,  sün  üf  stän  (§  139)  oder  ein  Jclär  he'rgestüele  (§  135).  Nur 
im  Auftakt  finden  sich  neben  Fällen,  die  sich  den  eben  gegebenen  anreihen  (bräht 
stctrtj  §  137)  stärkere  Verletzungen,  die  aber  durch  den  musikalischen  Akzent 
an  dieser  Stelle  des  Verses  besonders  leicht  ausgegeglichen  werden  können  und 
überdies  nicht  eben  häufig  sind  (§§  136.  137). 

Unter  abnormen  Umständen  können  auch  zwei  normaler  Weise  sehr  stark 
von  einander  abstehende  Wörter  in  bezug  auf  den  Akzent  als  gleichwertig  be- 
handelt werden:  nämlich  dann,  wenn  die  Rede  zum  Gemurmel  herabsinkt:  das 
ist  jedoch  nur  der  Fall  bei  dem  inquit,  sei  es,  dass  es  als  zweisilbiger  Auftakt 
verwendet  wird,  wie  er  sprach  oder  gar  parenthetisches  sprach  er  (§  133),  oder 
sei  es,  dass  parenthetisches  sprächen  den  Vers  eröffnet  (§  140)  oder  ebensolches 
sprach  er  ihn  beschliesst  (§  41). 

Von  einer  Zusammenfassung  der  Resultate,  die  durch  die  vorstehende  metrische 
Untersuchung  für  die  Sprache  des  Dichters  erzielt  wurden,  kann  ich  wol  absehen, 
da  sie  doch,  wie  das  in  der  Natur  der  Sache  liegt,  nur  in  einer  Anzal  von  Details 
bestehen,   über  die   der   zehnte  Abschnitt   ohnehin   erschöpfende  Auskunft  gibt. 


1)  vgl.  die  lehrreichen  Ausführungen  Minors  in  seiner  Nhd.  Metrik,  bes.  S.  102 ff. 


160  CARL   KRAUS, 

Wer  meinen  Darlegungen  aufmerksam  gefolgt  ist,  wird  sicherlich  des  öftern  die 
Neigung  verspürt  haben,  diesen  oder  jenen  Vers  anders  zu  lesen,  als  ich  getan 
habe.  Ich  bin  der  Letzte,  die  Berechtigung  dazu  irgend  jemand  absprechen  zu 
wollen.  Nur  das  darf  ich  vielleicht  für  mich  in  Anspruch  nehmen,  dass  jeder 
Vers  im  grösseren  Zusammenhange  der  Stelle  gelesen  werde,  an  der  er  sich 
vorfindet :  ich  habe  zwar  die  Umgebung  der  Verse  oft  mitgeteilt,  aber  noch  viel 
öfter  davon  Abstand  nehmen  müssen,  um  die  Darstellung  nicht  noch  mehr  an- 
zuschwellen. Meine  Akzent- Ansätze  beruhen  immer  auf  der  Lecture,  ja  dem 
Studium  des  Zusammenhanges,  und  wer  sie  prüft,  möge  nicht  nach  dem  flüchtigen 
Eindruck,  sondern  erst  nach  ebensolchem  Studium  urteilen. 

Auch  da  wird  für  Abweichungen  im  Einzelnen  noch  ein  ziemlicher  Spiel- 
raum bleiben:  aber  das  Prinzip,  auf  dem  meine  ganze  Betrachtungsweise  sich 
aufbaut,  das  wird,  hoffe  ich,  stand  halten  und  auf  andere  Werke  der  mhd.  Zeit 
Anwendung  finden.  — 

Die  Dichtungen  dieser  Periode  sind  vorzugsweise  durch  den  mündlichen 
Vortrag  verbreitet  worden :  und  so  wäre  es  wunderbar  zu  nennen,  wenn  die 
guten  Dichter  von  der  ausserordentlichen  Freiheit,  die  ihnen  der  erzälende 
Vers  liess,  für  die  Erfordernisse  der  künstlerischen  Deklamation  nicht  Gewinn 
gezogen  hätten.  Vielleicht  überzeugt  meine  Arbeit  den  Einen  oder  Andern, 
welche  Fülle  von  Ausdrucksfähigkeit  und  Charakteristik  unsere  modernen  Dichter 
mit  jenen  Freiheiten  des  alten  Verses  zugleich  aufgegeben  haben. 

Und  die  Dichtungen  jener  Periode  haben  mittelbar  oder  unmittelbar  durch 
das  Medium  der  Handschriften  ihren  Weg  zum  Publikum  gefunden.  Wer  wäre, 
die  Richtigkeit  gewisser  Einzelheiten  in  Lachmanns  und  Anderer  metrischen 
Systemen  angenommen,  unbegreiflicher:  die  Dichter,  die  ihre  Verskunst  in  Fein- 
heiten entwickelten,  von  denen  nur  der  kleinste  Teil  in  den  Handschriften 
erhalten  blieb,  —  oder  die  Schreiber,  die  die  wichtigsten  Intentionen  der  Dichter 
auf  Schritt  und  Tritt  bis  zur  Unkenntlichkeit  entstellten?  Betrachte  ich  dagegen 
von  dem  in  dieser  Arbeit  gewonnenen  Standpunkt  aus  eine  Ueberlieferung,  wie 
sie  die  Handschrift  W  des  Georg  bietet,  so  kann  ich  nur  sagen:  Alles  was  für 
die  Kunst  Reinbots  charakteristisch  ist,  das  lässt  sich  aus  dieser  Hs.  ganz  aus- 
gezeichnet entnehmen,  und  wo  der  Schreiber  Schwanken  und  Willkür  zeigt,  da 
ist's  eben  auch  wirklich  für  die  Beurteilung  der  Metrik  belanglos,  wie  er  schreibt. 
Einzelne  Fehler  finden  sich  ja  natürlich,  aber  sie  vermögen  an  dem  Bild  im 
Grossen  nichts  zu  ändern. 

Diese  beiden  Erwägungen  scheinen  mir  zu  gunsten  der  Richtigkeit  der  ge- 
wonnenen Resultate  zu  sprechen. 

Ein  drittes  kommt  hinzu.  Wenn  man  die  Verse  so  liest,  wie  ich  es  tue,  so 
macht  man  die  Wahrnehmung,  dass  der  Dichter  mit  grosser  Kunst  zwei  ver- 
schiedene Arten  von  Versen  verwendet,  je  nach  dem  Inhalt  seiner  Erzälung. 

So  sind  z.  B.  beschwerte  Hebungen  in  den  folgenden  erzälenden  Versen 
zu  finden  (2696): 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORG. 


161 


von  dem  bette  hörte  ich  sagen, 
daz  daz  so  gehöret  was, 
daz  des  grales  herre  Anfortas 
dehein  s6  richez  nie  gewan. 
2700  wan  für  wä'r,  niht  enkan 
min  münt  noch  min  zunge 
Ton  so  höher  handelange 
gesagen,  noch  die  werdekeit, 
diu  an  den  helt  wärt  geleit. 


2705  dö  sprach  der  forste  wol  geslaht: 

(nü  solt  ir  varn  ze  guoter  naht, 

kameraer,  joncherrelfn : 

ich  wil  eine  hinne  sin'. 

daz  gesinde  gie  allez  wider; 
2710  er  wolt  sich  doch  niht  legen  nider, 

swie  hö'rlfch  daz  bette  was. 

er  sparte  zuo  den  pälas 

and  viel  nider  an  sin  knie. 


Doch  nun  kommt  ein  begeistertes  Gebet  des  Heiligen,  und  in  diesem  lyrischen 
Stück  sind  die  Senkungen  so  ziemlich  ausnahmslos  ausgefüllt: 

er  sprach:  'ich  hörte  sagen  ie, 
2715  swer  gaoten  boten  sende, 

sin  gewerf  er  gähes  ende. 

einen  boten  h&n  ich  mir  erkorn, 

derst  von  der  hoehsten  tagent  erborn. 

der  böte  hat  vier  und  zweinzec  namen, 
2720  die  eneln  hellest  ze  samen, 

swaz  ie  der  böte  wirbet, 

daz  des  niht  verdürbet. 

die  namen  sint  alle  einer, 

daz  nieman  wart  so  reiner 
2725  ane  die  drivaltikeit, 

der  ebenmaz  nie  wart  geleit. 

einen  wlssägen  hat  ie  der  bot, 

den  ich  da  senden  wil  ze  got, 

daz  bistü,  reine  maget,  al  ein. 
2730  der  unverhoon  Danjölis  stein, 

höhe  pfallenz  vröne, 

hern  Salomönis  tröne, 

du  toawec  Gedeönis  vel, 

in  der  hcehe  ist  din  lop  so  hei, 
2786^80  ez  die  engel  singent, 

daz  die  himel  erklingent. 

du  überflüzzec  bronne: 

wan  über  alle  wanne 

din  gnade  also  fliuzet, 
2740  daz  din  lop  ze  himel  diuzet. 

du  würde  grüene  als  ein  klö 

nach  dem  fiure  reht  als  6, 

du  Moyses  stüde,  diu  da  bran 

und  schiet  doch  ane  schaden  dan. 
2745  du  fröne  wfngärte : 

in  dir  mit  süezem  zarte 

wuohs  der  lebendic  troube, 

di  von  sich  der  geloube 

sit  begunde  zweien; 
2750  der  wingart  wart  geheien 

mit  so  starker  kla'rheit, 


der  ebenmäz  nie  wart  geleit. 

du'  Aarö'nis  ruote, 

du  bluotst  mit  liehtem  bluote 
2755  als  ein  süeze  meienris. 

du  lebendic  holz  üz  paradis, 

du  äzechjölis  porte: 

mit  ftvö'  dem  worte 

würd  da  'nzündet  und  erviahtet, 
2760  daz  din  gnade  erliuhtet 

beide  himel  and  erde 

in  dem  hoehsten  werde. 

du  höchgelopter  küneges  sal, 

du  wenderin  der  werlte  val: 
2765  £va  sluoc  die  eaelde  nider, 

du,  A'vö,  rihtest  si'  üf  wider, 

du  sselec  umbekörtez  wort, 

an  dir  11t  aller  saelden  hört 

und  aller  fröuden  anevanc, 
2770  des  lobt  dich  der  engel  sanc. 

du'  süeze'  lucerne, 

du  drier  künege  Sterne, 

du'  üfg§'nder  morgenröt, 

du  hamlt  für  den  öwigen  tot, 
2775  du  toube  sonder  gallen, 

jft  muost  du  wol  gevallen 

aller  kreatiure: 

du  bist  also  gehiure, 

du  süeze  warte  von  Syö'n, 
2780  ob  balsamite  si  din  lön? 

nein,  bezzer  hundert  tüsent  stunt! 

dich  mac  volloben  niemer  munt, 

also  riche  ist  din  lön. 

des  klinget  dir  der  engel  dön 
2785  und  sprechent  zuo  dir  süezia  wort. 

du  tiare  merz,  du  himelhort, 

aller  tagende*  gruntv&te, 

ja'  bist  du1  diu  beste, 

so  rein  und  so  gehiure 


AbhdlfB.  d.  K.  6m.  d.  WiM.  n  Gttttngen.    PhiL-hlft.  Kl.  N.  F.  Band  6,i. 


21 


i 


162  CARL   KRAUS, 

2790  über  alle  kreatiure.  der  dich  zc  wfsel  niht  enhät: 

du  süezer  tremontane,  d£s  wec  zuo  der  vinster  gät 

ja'  vert  4r  nach  wane,  2795  gewer  mich,  frouwe,  des  ich  ger\ 

Nun  lenkt  der  Dichter  wieder  in  die  Erzälnng  ein,  und  mit  ihr  kommen 
sofort  die  beschwerten  Hebungen  zum  Vorschein: 

inne  des  gie  diu  künegin  her  und  diu  wäre  minne, 

und  bat  sich  balde  fn  la'n.  reine  küniginne; 
daz  wart  al  zehant  getan.                             2805  got  der  ist  mit  sämpt  dir. 

er  enpffe  sf  vil  suoze  fröuwe,  nü'  sülen  wir 

2800  mit  minneclichem  gruoze.  heizen  komen  uf  den  sal 

dö  sprach  der  süeze  Geö'ri's:  künge,  forsten  über  al  usw. 
'dir  wont  der  heilige  gelst  bi' 

Und  so  zeigen  sich  auch  sonst  durch  weite  Strecken  Verse  mit  fast  regel- 
mässiger Abfolge  von  Hebung  und  Senkung:  zumeist  zum  Ausdruck  sanfterer 
Gefühle,  des  Abschiedsschmerzes,  der  Klage,  des  Gebets,  kurz  mehr  lyrischer 
Stimmungen  (z.  B.  775— 855,  wo  nur  wenige  Verse  und  dann  immer  solche,  die 
einen  Abschluss  herbeiführen,  eine  beschwerte  Hebung  zeigen:  dann  aber  sehr 
charakteristisch  V.  856  der  Ausruf  ach,  du  unscelic  man ;  ferner  883 — 1021 ;  oder 
1049  ff. ;  2864  ff. ;  4937  ff.  und  öfter). 

Daneben  stehen  dann  die  erzälenden  Partien,  die  den  Rahmen  für  die  Beden 
abgeben,  ferner  in  den  Beden  wider  die  zornigen  oder  gleiehgiltigen,  in  denen 
die  beschwerten  Hebungen  eine  Bolle  spielen. 

So  wechselt  Beinbot  ab  zwischen  Versen,  in  denen  ein  fast  ununterbrochener 
Wechsel  von  Hebung  nnd  Senkung  einen  vorwiegend  musikalischen  Eindruck 
hervorruft,  und  solchen,  die  vor  allem  auf  eine  charakterisirende,  logische 
Wirkung  ausgehen. 

Und  danach,  meine  ich,  muss  auch  die  Kunst  des  Vortrags  sich  richten,  und 
so  kann  auch  der  selbe  Vers  je  nach  dem  Zusammenhange  einmal  die  lyrische 
Vortragsweise  verlangen,  die  dem  Rhythmus  zu  liebe  hie  und  da  den  logischen 
Akzent  verletzt,  und  das  andere  mal  wieder  die  charakterisierende  Vortrags- 
weise, die  vor  allem  die  logische  Bedeutung  scharf  pointiert  heraushebt1). 

Man  lese  die  folgende  Stelle  mit  gehoben-lyrischem  Ausdruck: 

daz  wir  da  müezen  schouwen  in  himel  und  in  erde, 

sfn  8üezez  antlütze  klär.  daz  erkennet  er  mit  werde, 

swer  däz  siht,  de*m  sint  tüsent  jar  in  wage,  in  lüfte,  in  walde, 

915  als  hie  mit  fröude  ein  halber  tac.  daz  erkennet  er  allez  balde; 
kein  wissag  mohte  noch  enmac                       925  durch  alliu  herzen  er  da  siht, 

vol  sagen  von  den  fremden  niht,  vor  im  mac  sich  verbergen  niht; 

wän  der  däz  antlütze  siht,  er  versteh  ouch  aller  engel  sanc 

der  schouwet  drinne  wunders  vil,  und  heeret  mangen  süezen  klanc 

920  allez  daz  er  brüeven  wil  der  uz  dem  pardis  klinget. 


1)  was  S.  5  über  den  geringen  Einfluss  des  Rhythmus  auf  Reinbots  Versbau  bemerkt  ist,  steht 
damit  nicht  in  Widerspruch:  denn  dort  ist  nur  von  den  Fällen  die  Rede,  wo  der  Rhythmus  Verse 
schafft,  die  vom  logischen  Standpunkt  aus  betrachtet,  willkürlich  oder  schlecht  deklamiert  erscheinen: 
gerade  solche  sind  aber  auch  in  den  'lyrischen*  Partien  sehr  selten. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG. 


163 


980  daz  gesanc  da  fröude  bringet 
disen  hie  niden;  jene  dort  oben 
beginnent  den  himelkünec  loben 
mit  fröuden  alle  widerstrit. 
da'  ein  frö'ude  tüsent  gtt, 

935  äl  da  gtft  hin  ünde  her 
manic  süeze  fröude  entwer; 
da  vaehet  fröude  fröude  da, 
solch  fröude  ist  niender  anderswa; 
da  füeret  fröude  fröude  enbor, 

940  so  ist  ein  fröude  noch  da  vor; 
da  leget  fröude  der  fröude  stric, 
da'  ist  d6r  vil  süeze  hlic, 


der  gH  an  die  klaren  maget, 

dlt  uns  diu  schrift  von  wunder  saget, 
945  des  he*rn  Ezä'chjels  porte, 

diu  mit  äv£'  dem  worte 

wart  enzündet  und  erviuhtet, 

daz  si  die  himel  erliuhtet, 

des  hern  Davit  fröun,  die  künegin, 
950  die  er  in  die  hoehe  hin 

ze*  des  keisers  zeswen  maz, 

da  st  mit  grözen  eren  saz 

und  sitzet  noch  hiute  da. 

solch  fröude  ist  niender  anderswa, 
955  diu  ist  aller  fröuden  frouwe  usw. 


Ganz  unwillkürlich  wird  man  betonen  da  si  mit  grözen  eren  saz  und  sitzet 
noch  hiute  da,  oder  man  wird  ünde  sitzt  lesen:  aber  auf  keinen  Fall  wird  man 
den  gleichmässigen  Fluss  der  Rhythmik  unterbrechen  und  logisch  betonen  und 
sitzet  noch  hiute  da. 

Anders,  wenn  Reinbot  in  erzälendem  Ton  anhebt: 


£z  seit  diu  schrfft  für  war: 
niunzec  und  zwei  hundert  jär 
warn  von  Eristes  gebürte  her, 
unz  daz  mit  Schilde  und  mit  sper 

385  der  margraf  .Geori  üz  Palastin 
in  Kriechen  twanc  die  Sarrazin 
und  ir  so  vil  ze  töde  sluoc, 
daz  müoter  nie  kint  getruoc, 
daz  in  so  gär  waere  ein  schür 

390  und  so  süezer  nachgebür 
den  krißten  wsere  üder  al. 
des  besaz  er  des  himels  sal 
und  sitzet  noch  hiute  da. 
solch  fröude  ist  niender  anderswa. 

395  ö  wol  im  wart  der  werden  tage, 
daz  er  niemer  mere  klage 


daz  ewige  leit  zerstoeret 

ist  im  an  ende  für  baz  mer; 
400  er  gehoeret  nimmer  herzenser, 

weder  so'  noch  süs: 

des  hilfet  im  Altissimus, 

der  ist  siner  fröuden  sälman, 

wan  er  im  höher  eren  gan. 
405  nü  läze  wir  die  rede  hie. 

wir  süln  hin  wider,  an  die, 

als  ich  si  da  vor  liez. 

Marcellüs  ein  päbes  hiez: 

in  den  selben  jären 
410  zwen  rlche  künege  wären. 

der  eine  was  genant  süs: 

Diocletia'nÜ8, 

der  ander  Maximian. 

in  warn  diu  rlche  undertan  usw. 


an  ende  da  gehoeret! 

Hier  wird  kein  Leser  das  Verlangen  empfinden,  zu  betonen:  und  sitzet  noch 
hiute  da  (393),  oder  zn  lesen:  ünde  sitzt  noch  hiute  da. 

So  laufen  also  zwei  Arten  von  Versfüllung  neben  einander  her,  and  sie 
wechseln  ab  je  nach  der  Stimmung,  die  über  den  einzelnen  Stellen  liegt. 

Wo  der  Dichter  selbst  erzälend  auftritt,  wo  er  realistische  Effecte  hervor- 
rufen will,  wo  alltägliches  zu  berichten  ist :  da  stellen  sich  die  Verse  mit  den 
beschwerten  Hebungen  ein.  Sobald  aber  Ergreifendes,  sobald  weiche  Stim- 
mungen oder  ekstatische  religiöse  Empfindungen  zum  Ausdruck  kommen,  da  tritt 
das  lyrische  Prinzip,  die  Senkungen  auszufüllen,  hervor. 

Solcher  Wechsel  wird  durch  den  geistlichen  Stoff  der  Dichtung  beträchtlich 
gefördert:  in  einem  weltlichen  Epos  wäre  nicht  so  häufig  Gelegenheit  gewesen, 
das  lyrische  Prinzip  anzuwenden. 

21* 


164 


CARL  KRAUS, 


Von  Rein  bot  haben  wir  nur  diese  eine  Dichtung:  und  so  können  wir  nur 
vermuten,  dass  er  einem  rein  weltlichen  Stoff  gegenüber  den  charakterisiren- 
den  Versen  viel  mehr  Spielraum  gewährt,  lyrische  Verse  dagegen  bedeutend 
seltener  gebraucht  hätte. 

Ein  Grösserer  aber  als  Reinbot  hat  uns  neben  einem  Erec  und  einem  Iwein 
auch  einen  Grregorius  hinterlassen.  Und  an  diesen  Dichtungen  können  wir  den 
Einfluss,  den  die  Art  des  Stoffes  auch  auf  die  Verskunst  ausübt,  deutlich  er- 
kennen. 

In  den  weltlichen  Epen  Hartmanns  finden  sich  nicht  nur,  wie  nun  wol  all- 
gemein bekannt  ist,  bedeutend  mehr  beschwerte  Hebungen  als  im  Grregorius: 
sondern  im  Gregorius  selbst  wechselt  der  Dichter  mit  grosser  Eunst  ab  zwischen 
solchen  Versen  charakterisirenden  Gepräges  und  den  anderen  der  lyrischen  Art, 
je  nach  dem  Inhalt  dessen,  was  er  gerade  behandelt. 

Wenn  Hartmann  realistisch  das  Ungemach  schildert,  das  der  guote  sündcere 
auf  dem  Fels  zu  erdulden  hatte,  dann  ist  auch  der  Bau  seiner  Verse  auf  rea- 
listische Wirkung  berechnet1): 


Der  arme  Grägd'rjüs 
nü  beltip  £r  alsas 
üf  dem  wilden  steine 
aller  gnaden  eine. 

3105  ern  hete  ändern  gemach, 

niuwan  der  himel  was  sin  dach, 
ern  häte  deheinen  schirm  m&' 
fü'r  ri'fen  noch  für  snö, 
fü'r  wlnt  noch  für  regen, 

3110  niuwan  den  gotes  segen. 
im  wären  kleider  vremede, 
niuwan  ein  heerin  hemede: 
im  wären  bein  und  arme  blöz. 
ern  mühte  der  sptse  die  er  nöz, 

3115  als  ich  iu  re'hte  nü  sage, 
weizgot  vferzehen  tage 
vor  dem  hunger  niht  geleben, 
im  enwse're  gegeben 

oder  an  späterer  Stelle: 

Der  arme  was  ze  wäre 
erwahsen  von  dem  häre, 

3425  verwalken  zuo  der  swarte, 
an  houbet  unde  an  barte: 
6  was  ez  ze  rehte  reit, 
nü  ruozvar  von  der  arbeit. 
6  wären  im  diu  wangen 

3430  mit  rce'te  bevangen 
mit  gemischter  wtze 


der  trö'stgeist  von  Kriste, 
3120  der  im  daz  leben  vriste, 

daz  er  vor  hünger  genas. 

ich  sage  iu,  waz  sin  sptse  was. 

ez  seic  üz  dem  steine 

wazzers  harte  kleine. 
3125  dar  ander  grüob  e*r  ein  hol: 

daz  wart  mit  einem  trunke  vol. 

ez  was  so  kleine,  daz  ez  nach  sage 

zwischen  näht  ünde  tage 

vil  küme  völlez  geran. 
3130  daz  tranc  der  gnadenlose  man. 

8us  lebt  er  sibenzehen  jär. 

daz  danket  mänegen  niht  war: 

des  gelouben  velsche  ich: 

wan  got  ißt  niht  unmügelich, 
3135  ze  tuone  swäz  er  wfl, 

im  ist  keines  wunden  ze  vil, 

and  veiz  mit  gaotem  vlize, 
nü  swarz  und  in  gewichen, 
daz  äntlü'tze  erblichen. 

3435  6'  wä'ren  im  für  war 

diu  ougen  gelpf  ünde  clär, 
der  munt  ze  fremden  gestalt, 
nü1  bleich  ünde  kalt, 
diu  ougen  tief  trü'ebe  und  röt, 

3440  als  ez  der  mängel  gebot, 


1)  die  Setzung  der  Akzente  wird  bei  genauem  Detailstudium  der  Venkunst  Hartmanns  viel- 
leicht da  und  dort  anders  ausfallen:  aber  die  beschwerten  Hebungen  werden  den  Venen  bleiben. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINB0T8  GEORG. 


165 


mit  bra'wen  behängen, 
rohen  unde  langen; 
£  gröz  ze  den  liden  allen 
daz  vleisch,  nü  zuo  gevallen 


3445  unze  an  daz  gebeine: 
er  was  so  gliche  kleine 
an  beinen  unde  an  armen, 
ez  möhie  got  erbarmen. 


ans 


Dagegen  halte  man   nun  etwa  die  Rede,   die  Gregorius   an   die  Sendboten 
Rom  richtet,  die  kommen,  um  ihm  die  Papstwürde  zu  überbringen: 


Als  er  die  bötschaft  vernam, 

3500  wie  nähen  ez  einem  herzen  quam  1 
dö  sancte  der  gotes  werde 
das  houbet  zuo  der  erde: 
mit  manegen  trahen  er  dö  sprach, 
daz  er  st  nie  an  gesach: 

3505  'Bit  ir  kristenliute, 
so  äret  göt  hiute 
und  göt  vil  dra'te  von  mir, 
wände  ich  der  eren  wol  enbir 
daz  mir  diu  gnade  iht  geschehe 

3510  daz  ich  lernen  guoter  ane  s«he 
mit  so  8üntltchen  ougen. 
gote  (en)i8t  daz  niht  tougen, 
min  vleisch  ist  so  unreine 
daz  ich  billich  eine 

3515  belibe  unz  an  mlnen  tot. 
daz  mir  de'r  Ewigen  not 
diu  sele  über  werde, 
daz  koufe  ich  üf  der  erde, 
waere  ich  bl  in  hiute, 

3520  ez  müe8en  guote  Hute 
enkelten  mtner  missetat. 
so  höhe  so  min  schulde  stat, 
so  möhte  böum  ünde  gras, 
und  swaz  ie  grüenes  bt  mir  was, 

3525  dorren  von  der  grimme 
miner  unreinen  stimme 
und  von  de'r  unsüeze 
miner  baren  füeze. 
daz  der  süezen  weter  gruoz, 

3530  da  von  diu  werlt  gestern  müoz 
und  diu  heimlf* che  linde 
von  regen  und  von  winde 
mir  8int  also  gemeine 
als  ob  ich  wsere  reine, 

3585  und  der  liebte  sunnenschln 
s6  deumüete  geruochet  sin 
daz  er  mich  vollecllchen  an1) 
scht'net  als  einen  man, 


der  gnaden  wser  min  vleisch  unwert. 
3540  daz  ir  min  ze  meister  gert, 

daz  ist  ein  erdahter  spot. 

ich  han  umb  unsern  herren  got 

verdienet  leider  verre  baz 

sinen  zörnlf'chen  haz 
3545  denne  daz  er  an  mich  köre 

die  gnäde  und  die  öre 

die  ein  habest  haben  sol. 

man  enbfrt  mfn  ze  Röme  wol: 

iu  waere  ze  mir  niht  wol  geschehen. 
3550  muget  ir  doch  mlnen  lfp  seilen? 

der  ist  so  ungenseme, 

den  ören  widerzseme. 

wart  mir  ie  herren  fuore  kunt, 

der  ist  vergezzen  ze  dirre  stunt. 
3555  ich  bin  der  liute  ungewon: 

den  bin  ich  billt'chen  von. 

ir  herren,  nemet  selbe  war, 

mir  sint  verwandelt  vil  gar 

der  sin,  der  li'p  und  die  site, 
8560  die  dem  von  rehte  wonent  mite 

der  grözes  gewaltes  pflegen  sol: 

ichn  zime  ze  bä'bes  niht  wol. 

vÜ  ssellgen  liute, 

nü  lat  mir  daz  hiute 
3565  ze  einem  heile  sin  geschehen 

daz  ir  mich  hie  habt  gesehen, 

und  geruochet  iuch  erbarmen 

über  mich  vil  armen 

und  gedenket  mfn  ze  gote. 
3570  wir  haben  von  sinem  geböte, 

swer  umbe  dän  sündse're  bite, 

da  lo38e  er  sich  selben  mite. 

nu  ist  zit  daz  wir  uns  scheiden: 

waz  frumt  iu  daz  beiden? 
3575  ir  vröut  an  mir  des  tiuvels  muot. 

min  kurzwile  ist  alze  guot. 

ich  büwe  hie  ze  wäre 

in  dem  sibenzehenden  jaie, 


1)  man  beachte  das  wundervolle  an  hier  im  Reim,  und  das  darauf  folgende  schfnHl 


166  CARL  KRAUS, 

daz  ich  nie  manschen  gesach.  ich  müeze  ir  ze  buoze  stän 

3580  ich  fiirhte,  diu  vreude  und  der  gemach  vor  im  der  keine  missetat 

diu  ich  mit  rede  mit  iu  hie  han,  angerochen  niene  lät1). 


Solcher  Dualismus  des  Versbaus  zieht  sich  durch  das  ganze  Gedicht:  man 
vergleiche,  um  nur  das  Augenfälligste  zu  nennen,  z.  B.  die  Verse  2623—34,  die 
einen  Exkurs  Hartmanns  enthalten,  etwa  mit  der  behaglichen  Schilderung  der 
glücklichen  Ehe  (2247—2276);  oder  man  sehe  den  lyrischen  Charakter  in  der 
Abschiedsrede  des  Gregorius  an  seine  Mutter  (2695—2750)  oder  in  dem  grössten 
Teil  seiner  Unterredung  mit  dem  Abt  (1432 — 1600);  dann,  wo  Gregorius  ins 
Feuer  kommt  mit  seiner  weltlichen  Schilderung  des  Rittertums,  häufen  sich  die 
beschwerten  Hebungen  (1601—1624),  um  hierauf  wieder  dem  ruhigen,  fast  nie 
unterbrochenen  lyrischen  Gange  Raum  zu  geben  (1625 — 1674). 

All  diese  Kunst  harrt  noch  der  detaillirten  Untersuchung.  Aber  die  Ab- 
sicht des  Dichters  ist  auch  im  Grossen  klar  zu  erkennen.  Und  diese  Absicht 
ist  eine  wolbegründete :  den  jämmerlichen  Aufzug  des  armen  Sünders  auf  dem 
Fels,  den  konnte  Hartmann  mit  den  selben  metrischen  Mitteln  dem  Hörer  schil- 
dern wie  etwa  das  entsetzliche  Aussehen  des  waltman  im  Iwein:  hier  wie  dort 
stand  seine  Kunst  vor  der  gleichen  Aufgabe.  Aber  die  tiefste  Zerknirschung 
des  heiligen  Mannes,  der  sich  nicht  wert  fühlt,  dass  ihn  die  Sonne  bescheine, 
während  über  seinem  Haupte  schon  die  Tiara  schwebt,  die  musste  in  andern 
Akzenten  zu  uns  sprechen:  nicht  in  den  charakteristischen  Versen,  die  ein  Ab- 
bild der  anmutigen  Rede  eines  feinen  höfischen  Erzälers  sind,  sondern  in  lyrisch- 
bewegten Worten,  über  die  ein  gleichmässiger  Rhythmus  seinen  idealisierenden 
Schimmer  breitet. 

Herrn  Iwein  mit  dem  Löwen  so  reden  zu  lassen  wie  den  armen  Gregorius 
auf  dem  Steine:  das  wäre  allerdings  kein  künstlerischer  Fortschritt  gewesen; 
aber  das  umgekehrte  ebensowenig.  Darum  geht  es  nicht  an,  bei  einem  Dichter, 
in  dessen  reiferen  Werken  fast  jeder  Vers  ein  auf  die  jeweilige  Stimmung  und 
Situation  abgetöntes  Kunstwerk  ist,  beides,  Stimmung  und  Situation,  beiseite  zu 
lassen  und  zu  zälen,  wie  viele  Senkungen  in  seinen  verschiedenen  Werken  un- 
ausgefüllt  sind :  vielleicht  kein  anderer  altdeutscher  Dichter  verlangt  —  und  ver- 
trägt —   so  sehr  eine  bis  ins  Detail  gehende  Untersuchung  seiner  Kunst  nach 


1)  um  den  Unterschied  im  Bau  obiger  Verse  richtig  zu  erkennen,  muss  man  die  Verse  aus- 
schalten, die  durch  versetzte  Betonung  die  beschwerte  Hebung  einbüssen  können.  In  den  zuerst 
angeführten  Partien  finden  sich  nur  zwei  solche  Fälle:  der  tröstgeist  3119;  daz  antiütze  3434;  in 
der  letzten  dagegen  acht:  die  botschaft  3499;  der  ewigen  (85)16;  der  unsüeze  27;  so  deumüete  36; 
ich  billichen  56;  vil  smligen  63;  den  süncUere  71;  min  kurzwile  76;  denn  die  Möglichkeit,  hier  den 
Akzent  zu  versetzen,  erweisen  deutlich  die  gesicherten  Betonungen  so  süntltchen  11;  so  unreine 
13;  diu  heimlfche  31;  vUisch  unwert  39.  Bringt  man  jene  Fälle  in  Abzug,  so  enthalten  die  beiden 
ersten  Parteien  in  62  Versen  28  beschwerte  Hebungen,  die  letzte  dagegen  in  86  Versen  nur  12, 
also  etwa  den  dritten  Teil 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  167 

allen  ihren  Richtungen  wie  Hartmann  von  Aue :  und  nur  durch  eine  solche  kann 
uns  der  Gang,  den  seine  Entwicklang  genommen  hat,  widerum  so  deutlich 
werden  als  ob  wir  ihn  miterlebt  hätten. 

Und  Beinbot?  Sein  heiliger  Georg  hat  sich  in  der  Sprache,  in  der  Wal  der 
Bilder,  im  Pathos  wie  im  Humor  vorzugsweise  den  ritterlichen  Heiligen  Wolframs 
den  Willehalm,  zum  Vorbild  genommen.  Aber  solch  charakterisirende  Verse  wie 
jene  weder  so'  noch  süs  zu  bauen,  das  hat  der  Dichter  von  Hartmann  gelernt. 
Und  wenn  er,  freilich  in  viel  gröberer  Weise,  zwischen  solchen  Versen  und  denen 
lyrischen  Charakters  abwechselt,  so  wird  darauf  sicherlich  Hartmanns  ritter- 
licher Heiliger,  der  Gregorius,  von  Einfluss  gewesen  sein. 

Ein  einheitliches  Kunstwerk  ist  unter  diesen  so  verschiedenartigen  Ein- 
flüssen nicht  erwachsen:  nach  Epigonenweise  vergröbert  Reinbot  die  Mittel,  die 
er  von  seinen  Meistern  übernommen  hat,  und  macht  so  ihre  verschiedene  Art 
noch  deutlicher  fühlbar:  aber  er  hat  die  inneren  künstlerischen  Absichten 
Wolframs  und  Hartmanns  zum  Unterschiede  von  vielen  andern  seiner  Genossen, 
besonders  Wirnts,  lebhaft  empfunden,  und  erfreut  uns  so  an  vielen  Orten  durch 
eine  gebildete  Darstellung  und  durch  eine  vortreffliche  Deklamation.  Und  man 
gewinnt  auch  Achtung  vor  dem  ritterlichen  Publikum,  das  sich  durch  diese 
diskreten  inneren  Vorzüge  mit  der  Sprödigkeit  des  Stoffes  versöhnen  liess,  und 
dem  Gedichte  die  Anerkennung  zollte,  von  der  die  zalreichen  Handschriften  und 
Bruchstücke  noch  heute  Zeugnis  ablegen. 


1.  Excurs. 

TJeber  die  Verhältnisse  im   dritten  Fuss  des  einsilbig -stumpfen 

Verses  vor  vokalisch  anlautendem  Reimwort  bei  Hartmann, 

Wolfram,  Wirnt,  Ulrich  von  Zazichoven  und  anderen. 

L  Pronomina  im  Beim. 

A.  er  und  ich. 

1.  Verbum  vorher. 

Bei  guter  Deklamation  ist  das  Pronomen  er  und  ich  dem  ihm  unmittelbar 
vorhergehenden  Verbum  unter  normalen  Umständen  enklitisch  angehängt.  Die 
richtige  Verwendung  im  Verse  ist  also  die,  dass  sowohl  Verbum  als  Pronomen 
im  Reim  stehen:  die  Reimfähigkeit  kann  natürlich  nur  für  das  Pron.  er  in  be- 
tracht  kommen,  und  bei  diesem  nur  in  Verbindung  mit  gewissen,  dazu  geeigneten 
Verben.  Richtig  deklamiert  sind  also  normaler  Weise  die  bekannten  bater  (:  vater) ; 
satter  (:  wasseer) ;  mohter  (:  tohter) ;  vander  (:  ander) ;  lobet  (:  öbee  Lanz.  3961)  udglm. 1). 

1)  8.  Zwierzina,  Zs.  44,  42,  der  damit  auch  mit  Recht  in  Verbindung  bringt  (8.  41),  dass 
u,  es  bei  den  mittelhochdeutschen  Dichtern  niemals  allein  im  Reim  steht 


168  CARL  KRAUS, 

Steht  nur  das  Pronomen,  nicht  auch  das  einsilbige  Verbum  im  Beim,  so 
sind  zwei  Fälle  möglich:  das  Verbom  kann  in  beschwerter  Hebung  stehen  oder 
aber  in  Senkung.  Beide  Fälle  stellen  Abweichungen  von  der  normalen  Betonungs- 
weise dar,  und  sind  daher  entweder  schlecht  deklamiert  oder  aber  die  Wider- 
spiegelung exzeptioneller  Betonungsverhältnisse,  die  durch  den  besonderen  Zu- 
sammenhang der  Rede  hervorgerufen  sind. 

Darnach  können  wir  folgende  Fälle  unterscheiden1): 

1.  das  Pronomen  allein  steht  im  Reim,  das  Verbum  vor  ihm  in  beschwerter 
Hebung : 

Der  Erec   zeigt   hier  wiederum   seine  Inferiorität   gegenüber   den   späteren 

Werken  *)  Hartmanns.    Ohne  durch  individuelle  Gründe  motiviert  zu  sein,  finden 

sich  hier  die  folgenden  fehlerhaften  Versschlüsse: 

von  geschürte  begreif  ex  2653  lent  da  bf,  daz  näm  e'r  4629  " 

ab  einer  want  näm  e'r  3081  j  wan  andern  arm  slüoc  £r 

wände  so  enmäc  e'r  3921  (  mit  guotem  willen  daz  aper  5503 
wol  üf,  ir  herren,  sprach  e'r  4107  stnen  schilt  näm  e'r  6705. 

Sie  sind  fehlerhaft,  weil  auf  dem  Pronomen  kein  besonderer  Nachdruck  liegt, 
der  die  Stellung  im  Reim  unmittelbar  nach  dem  einsilbigen  Vollverbum  recht- 
fertigen würde.     Gut  deklamiert  ist  nur: 

j  in  den  wec  hielt  e'r. 

v  enmitten  riten  si  dort  her  6898, 

weil  hier  das  er  durch  den  Kontrast  zu  si  in  natürlicher  Weise  gehoben  ist. 

Im  Iwein  sind  jene  schlechten  Verse  gemieden:  ja  in  höchst  bezeichnender 
Weise  ist  dasselbe  Reimpaar,  das  im  Erec  fehlerhaft  gebaut  ist,  hier  deklama- 
torisch ganz  richtig  verwendet: 

i  nü  fröute  sich  her  Iwein 
daz  er  (der  Biese)  ungewäfent  schein, 
andern  arm  slüoc  e'r 
mit  guotem  willen  daz  sper 
und  nam  daz  ors  mitten  sporn  5025. 

Iwein  freute  sich,  dass  der  Riese  unbewaffnet  war  und  legte  seinerseits 

nun  die  Lanze  ein:  er  steht  also  hier  im  Kontrast.  — 

Ebenso : 

|  leider  uns  so  körn  e'r 

(  rehte  alsam  ouch  ir  da  her  6833*). 

Der  einzige  Verstoss  wäre: 

sfme  herren  ze'ict  e'r  7763. 

Hier  werden  wir  also  vielleicht  doch  zeiget  zu  schreiben  haben« 


1)  mein  Material  ist  den  sämmtlichen  Werken  Hartmanns,  dem  Parz.  und  Wh.  Wolframs,  dem 
Lanzelet  und  dem  Wigalois  entnommen.  Andere  Autoren  sind  nur  gelegentlich  herangezogen.  Die 
bekannten  Programme  von  Moldaenke,  Osterode  1880  und  Appl,  Bielitz  1888,  habe  ich  nicht 
benutzt. 

2)  s.  schon  die  Andeutung  Zwierzinas,  Zs.  45,  389. 

8)  darnach  ist  Zwierzinas  Bemerkung  Zs.  45,  385  zu  modificieren. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  169 

Aach  die  zweisilbigen  Präterita  mit  Hiatus  sind  an  dieser  Stelle  nicht  gut 
zu  verwenden :  denn  die  normale  Aassprache  war  besonders  vor  er  (weniger  viel- 
leicht vor  ich)  mit  Enklise  des  Fronomens  fuorter,  nicht  fuorte  er  (wie  jene  Reime 
mokier  udglm.  beweisen).  Daher  ist  es  kein  Zufall,  dass  wir  ihnen  bei  Hartmann 
nur  im  Erec  begegnen: 

zieglichem  rosse  frort  er  2333  eines  tages  spilt  er  3875 

diu  selben  vertete  er  2509  an  den  stam  leinte  er  8963. 

den  edeln  ritter  entsazte  er  2695 

Der  Iwein  hat  nur  ein  korrektes  Präsens: 

wan  die  selben  vüeret  er  4485. 

In  den  übrigen  Werken  steht  er  überhaupt  nicht  (Gregor.,  a.  Heinr.,  Lied.) 
oder  nicht  nach  dem  Yerbum  (Büchl.)  im  Reime. 

Nicht  ganz  so  schwierig  gestalten  sich  die  Verhältnisse  bez.  des  ich  im 
Reime,  da  dies  doch  nicht  so  ausgesprochen  enklitisch  ist  wie  er.  Doch  lässt 
sich  auch  hier  Zurückhaltung  beobachten.    Im  Erec  heisst  es: 

für  baz  engetär  fcb  2759, 

ohne  dass  diese  Betonung  gerechtfertigt  wäre.  Wol  aber  ist  sie  dies,  wenn 
Verbum  und  Pronomen  mit  besonderem  Nachdruck  gesprochen  werden,  wie  in  den 
Versen : 

nü  waere  ich  es  harte  frö 
und  lönde  uns  mit  minnen, 

mit  iuwern  triuwen  müezet  ir  l  8wer  ^  *»  möhte  «**»»• 

daz  geloben  wider  mich'.  J  Gäwein'  daz  tüo  fch 

Keiin  sprach  <daz  tüon  ich':  \   an  Keiln  unde  an  *<* 

onde  tet  ouch  also  4813 

ist  daz  ir  nü  ditze  tuot, 

daz  wil  ich  vor  im  allen  hän, 

swaz  ir  mir  liebes  habt  getan  4865. 

In  beiden  Fällen  verleiht  das  feierliche  Pathos  den  beiden  Wörtern  einen 
besonderen  Nachdruck,  der  die  Art  ihrer  metrischen  Verwendung  rechtfertigt1). 

Ebenso  verhält  es   sich  mit  den  zwei  Belegen,  die  das  Büchlein  aufweist. 

Ich  kann  ja  weiter  nichts  machen'  sagt   das  Herz,    'wenn  Du   mir  nicht  folgen 

willst:   ich  bin  ja  nichts  als  Dein  Ratgeber:   und  gewis  hat  nie  jemand  so  sehr 

gegen  den  Rat  seines  Herzens  gehandelt  wie  Du: 

da  von  so  newelz  Ich 

waz  der  an  mir  richet 

der  immer  daz  gesprichet, 

swa  er  dtne  missetät  gesiht, 

daz  er  sä  zehant  giht 

daz  ez  ein  valschez  herze  tuo  930 


1)  als  zweifelhaft  lasse  ich  beiseite  die  folgenden  Fälle:  verwandeln,  daz  enUete  ich  3863; 
J&rtc  heize  ich  4541;  Mäbonagrin  heize  ich  9385;  iuwern  namen  den  tcolte  ich  4823;  sine  stimme 
horte  ich  4855 ;  daz  selbe  rate  ich  4993.  —  w  hat  (am  die  Form  Keim  aus  dem  Reim  zu  bringen)  '• 
truhtseze  Keye  bin  ich  4780. 

AbhdJgn.  d.  K.  Qm.  d.  Win.  in  Göttingen.  Pbil.-hiit.  Kl.  N    F.  Band  6,i.  22 


170  CABL  KRAUS, 

'ich  weiss  also  wahrhaftig  absolut  nicht,   wie  die  Leute   dazu  kommen,   zu  be- 
haupten' usw.    Ebenso  pathetisch  1462: 

ward  ich  dar  an  unstete, 

da  verlöre  niemen  an  wan  ich. 

zware  ja  bin  ich 

iedoch  min  selbes  vtent  niht, 

ob  mir  liep  von  ir  geschürt, 

daz  ich  mir  gerne  enphremde  gaot. 

Die  zware,  ja,  iedoch  sprechen  eine  so  deutliche  Sprache,  dass  ein  weiterer  Kom- 
mentar wol  überflüssig  ist. 

Im  Gregor,  begegnen  nur  zwei  zweifelhafte  Fälle1).  Im  Iwein  ist  wol  mo- 
tivirt  durch  das  Pathos,  das  Entsetzliches,  Unerhörtes  ankündigt: 

vil  schiere  dö  gesäch  ich 
in  allenthalben  umbe  mich 
wol  tüsent  tüsent  blicke  647. 

Interessant  ist  auch  der  zweite  Fall.    Die  Jungfrau  klagt  Iwein,   ohne  ihn 

zu  erkennen,   ihr  Leid:    drei   starke  Ritter  treten  gegen  sie  auf,   und  sie  weiss 

nur  zwei  (und  ouch  nicht  nie),  die  ihre  Verteidigung  führen  könnten;  auch  ist  sie 

von  ihnen  sicher,  dass  sie  ihr  zu  Hilfe  kämen,  wenn  sie  um  ihre  Lage  wüssten: 

der  dewedern  mäc  ich 
ze  disen  zlten  niht  han, 
und  muoz  mir  an  den  lfp  gän: 
ouch  entrüw  ichs  niemen  wan  den  zwein  4097. 

Also :  'einen  von  diesen  zu  bekommen,  ist  jetzt  ganz  unmöglich,  und  so  muss 
ich  sterben'.  Somit  kein  gewöhnliches  'ich  kann  nicht',  sondern  nachdrucks volles 
'es  ist  gänzlich  unmöglich'. 

Endlich  das  bekannte  pathetische  tuon  ich: 

8i  sprach  'nü  bewis  et  mich: 
durch  sfnen  willen  tuon  ich 
swaz  ich  mac  unde  sol  8051, 

wo  schon  der  Nachsatz  mit  swae  das  feierliche  Gewicht  der  Worte  erkennen  lässt. 
In   einer  Reihe   an  sich  zweifelhafter  Fälle   ergiebt  die  von  Lachmann  be- 
vorzugte Apokope  eine  besonders  gute  Deklamation: 

die  schulde  legent  sf  üf  mich: 
nü,  herre  got,  waz  möht  ich 
daz  ir  an  im  missegie?  4057 2). 

'Sie  bezichtigen  mich:  ja,   um  Gottes  Willen,   was  konnte  denn  ich  dafür, 

dass  sie  mit  ihm  eine  Enttäuschung  erlebte?' 

ich  sprach  durch  minen  zorn, 
swelhe  dri  die  tiursten  man 
sich  von  dem  hove  naemen  an 
daz  siz  bereiten  wider  mich, 
einen  riter  vünd  ich 
der  mit  in  allen  drin  strite  4149 

1)  die  selben  stat  die  markte  ich  2460 ;  des  gelouben  velsche  ich  3 138,  beide  an  sehr  wichtigen 
Stellen.  —  Dazu  aus  dem  Büchl.  (1552)  ltpy  da  W  erkenne  ich. 

2)  oder  vielleicht  besser  wdz  möht  ich. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBEB  REINBOTS   GEORG.  171 

'so  würde  ich  meinerseits  einen  Ritter  ausfindig  machen,  der'  .  .  . 

ich  hän  ein  tohter,  ein  kint: 
daz  ist  ein  harte  schoeniu  magt: 
daz  ich  ime  die  han  versagt, 
dar  umbe  wüestet  er  mich, 
zware  6  verlius  ich 
daz  guot  und  wage  den  11p, 
6  ri  immer  werde  sin  wfp  4473, 

mit  apodiktischer  Bestimmtheit  zu  sprechen,  wie  jenes  sware,  j&  bin  ich  im 
Büchlein. 

|  Hern  Gaweinen  mfnn  ich : 

(  ich  weiz  wol,  also  tuot  er  mich  5107: 

mit  Kontrast  des  ich  zu  er. 

|  86  sere  erbarmet  ir  mich, 

l  ich  benseme  iun  gerne,  möht  ich  6415 

'wofern  ich  es  nur  irgend  könnte' *). 

Vollauf  berechtigt  sind  auch  die  drei  Beispiele  im  a.  Heinr. :  die  Situation  ist 
auf  das  höchste  gespannt:  schon  hat  sich  der  Arzt  mit  dem  Mädchen  einge- 
schlossen, da  überkommt  den  Kranken  die  Reue:  er  beginnt  an  die  Wand 
zu  klopfen  und  bittet  um  Einlass : 

der  meister  sprach  'ich  enbin 

nü  niht  müezic  dar  zuo, 

daz  ich  in  iht  üf  tuo'. 

'nein,  meister,  gesprechent  mich'. 

'herre,  ja  enmac  ich. 

beitent  onz  daz  ditz  erg£'  1264. 

Also  unter  dem  Drange  der  Umstände  und  aufgeregt  durch  die  schreckliche 
Aufgabe,  vor  der  er  steht,  wie  durch  die  erneute  Unterbrechung,  ruft  der  Arzt : 
herre,  jd  enmac  ich:  'ich  kann  jetzt  ganz  unmöglich'. 

Und  ganz  ähnlich  wenige  Verse  später,  als  der  arme  Heinrich  das  Mädchen 

gebunden  auf  dem  Tische  liegen  sieht.    Da  sprach  er  zu  dem  Arzt: 

ditz  kint  ist  also  wünneclich: 
zware  ja  enmäc  Ich 
stnen  tot  niht  gesehen 

'ich  kann  es  nicht  sterben  sehen,  ich  brings  nicht  über  mich'.  Das  wol- 
bekannte  zware  ja  mag  denen  als  Beweis  für  das  Pathetische  der  Stelle 
dienen,  die  eines  solchen  Beweises  überhaupt  bedürfen.  Es  liegt  eine  er- 
schütternde Kunst  in  diesem  einfachen  ja  enmac  ich. 

Und  schön  wirkt  auch  die  beschwerte  Hebung,  die  dem  hän  einmal  (670)  zu 
teil  wird.  Das  Mädchen  versichert  den  Eltern,  dass  es  ihnen  alles  Gute  zu- 
trauen wolle,  was  einem  Kinde  von  Vater  und  Mutter  nur  zu  teil  werden  kann. 


1)  dagegen  mit  Hiatus:  und  einen  schaden  clage  ich  317;  ich  arme,  wie  genise  ich  3299.  — 
Unklar  bleibt  der  Vers:  ich  weiz  wol,  des  engalt  ich  1193„  weil  der  Zusammenhang  noch  nicht 
sicher  erklärt  ist. 


22* 


172  CARL  KRAUS, 

als  ich  ez  wol  bevinde 
an  iu  allertegelich. 
von  iuwern  gnaden  hä'n  ich 
die  sele  und  einen  schoenen  ltp. 
mich  lobet  man  unde  wlp, 
und  alle  die  mich  sehende  sint 
sprechent  ich  sl  daz  schcenste  kint 
daz  st  zer  werlte  haben  gesehen. 

Auf  diesem  hän  ich  baut  sich  Alles  folgende  auf,  and  so  kommt  sie  nach 
fünf  weitern  Versen  darauf  zurück : 

muoter,  saeligez  wfp, 

Sit  ich  nü  sele  unde  lfp 

yon  iuwern  genäden  hän, 

so  läntz  an  iuwern  hulden  stan 

daz  ich  ouch  die  beide 

von  dem  tiuvel  scheide. 

Es  ist  daher  der  Nachdruck,  den  die  beschwerte  Hebung  den  Wörtern  gibt, 
widerum  wolmotiviert  *).  — 

Was  Wolfram  betrifft,  so  stellt  er  überhaupt  niemals  ein  Verbum  vor 
den  reimenden  Pronomina  icA,  er  in  die  beschwerte  Hebung.  Der  Grund  ist,  dass 
er  die  beschwerte  Hebung  an  dieser  Stelle  des  stumpfen  Verses  überhaupt  zu 
meiden  bestrebt  ist,  s.  u.  und  schon  Zwierzina  Zs.  45,  384.  391.  — 

Als  guter  Deklamator  bewährt  sich  der  Dichter  des  Lanzelet.    Pointiert 

ist  zu  sprechen: 

der  selben  einen  stach  er 

daz  er  tot  viel  üf  daz  sant. 

dö  zöch  der  edel  wfgant 

sin  scharpfez  swert  zer  selben  stunt: 

da  mite  tet  er  manegen  wunt  3802; 

also:  den  ersten  stach  er  (mit  dem  Speere),  dann  zog  er  sein  Schwert  und  ver- 
wundete mit  diesem  manche  andere. 

Und  deutlich  ist  der  Kontrast  sowol  beim  Verbum  als  beim  Pronomen  in 
dem  vortrefflich  deklamierten  Vers: 

der  heim  viel  und  gesäz  er  6436 2). 


Und  so  auch  bei  ich 


dar  nach  schiere  er  üf  sach 

zwivelichen  unde  sprach 

'mir  ist  harte  we\  wä  bin  ich? 

und  wie  ez  ste,  des  wundert  mich. 

er  begät  sin  cre,  swer  mirz  saget  2211. 


1)  mit  Hiatus:  bin  ich  genislich,  so  genise  ich  190.  Solcher  Hiatus  scheint  besonders  dann  er- 
laubt zu  sein,  wenn  auf  dem  Verbum  ein  stärkerer  Nachdruck  liegt:  wofür  die  Beweise  bei  Hart- 
mann leicht  beizubringen  wären. 

2)  sonst  nur  Fälle  mit  ausgefüllter  letzter  Senkung :  gevd  ich  in,  diu  gütet  er  2957 ;  sins  guotes 
daz  benennet  er  3847. 


METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  RETNBOTS   GEORG.  173 

Also  mit  dem  Nachdruck  der  Verwunderung.  — 

Kunstlos  dagegen  zeigt  sich  der  Dichter  des  Wigalois.  So  finden  sich 
ohne  deklamatorische  Bedeutung  Versschlüsse  wie  jene  im  Erec: 

of  stn  ors  8&z  er  18,  19;  52,  7  zwei  schoeniu  veteche  h£t  er  132,  4 

in  disen  sorgen  reit  er  40,  31  in  dirre  not  entslief  er  176,  17. 

in  Btnem  giele  höt  (nicht  höte,  8.  Zs.  44, 110) 
er  131,  8 

Und  häufig  finden  sich  auch  zweisilbige  Verbalformen  vor  dem  im  Reim 
stehenden  er,  die  gleichfalls,  ob  man  nun  Hiatus  oder  Apokope  annehmen  will, 
schlecht  zu  nennen  sind,  weil  eben  Enklise  des  er  der  natürlichen  Rede  allein 
entsprechen  würde: 

mit  gnotem  willen  reicht  er  13,  8  mit  im  ,  des  gedäht  er  170,  37 

diz  selbe  wafen  fuort  er  62,  28  mit  beiden  handen  reicht  er  172,  35 

von  dem  hüse  kSrte  er  161,  25  sehs  helfande  fuort e  er  267,  34 

in  dirre  not  gedähte  er  165,  38  vil  mangen  töten  valt  er  283,  16 

der  äventiure  huot  er  170,  11  bi  der  rede  bekante  er  288,  211). 

Und  so  findet  sich  auch  vor  ich  unmotiviert: 

mit  minem  dienest  wölt  ich  44,  34. 

Besser  ist  deklamiert: 

Ist  ich  so  biderbe  und  so  wert, 
so  komet  unde  heilet  mich! 
iwer  gevangen  bin  ich, 
an  mir  ligent  iweriu  bant  224,  34. 

Sehr  gut: 

wan  swaz  ir  weit,  daz  tüon  ich  110,  23.  — 

2.  Das  Pronomen  allein  steht  im  Reim,  das  Verbum  vor  ihm  in  Senkung. 
Bei  guter  Deklamation  wird  das  Verbum  durch  besondere  Umstände  sein  natür- 
liches Tongewicht  einbüssen  müssen  (etwa  dadurch,  dass  ihm  ein  stärkertoniges 
Wort  vorangeht),  und  umgekehrt  das  Pronomen  durch  Emphase  oder  Kontrast 
über  sein  Normales  hinaus  gesteigert  sein  müssen,  wofern  diese  Art  des  Vers- 
schlusses vorkommen  soll.  Wir  finden  also  eine  Reihe  von  Factoren,  die  zu- 
sammenwirken müssen:  Grund  genug,  dass  solche  Schlüsse  überhaupt  selten  sind. 
Für  er  findet  sich  bei  Hartmann  nur  6in  Beispiel: 

'weihen  |  lwein  meinet  ir?'  sprach  e*r. 
si  sprach  'herre,  daz  ist  der 
durch  den  ich  lide  disiu  bant'  4179. 

Hübscher  und  anmutiger  kann  man  gar  nicht  deklamieren! 

Was  ich  betrifft,  so  ist  nicht  ganz  einwandfrei,  wenn  auch  keine  grosse  Härte, 

der  Versschluss  daz  tuon  ich  im  Erec: 

und  begenc  ez  so  ze  vlize 

daz  ich  dirs  iht  verwfze.' 

st  sprach  'herre,  däz  tuon  ich  322. 

Dagegen  ist  vollkommen  gut  deklamiert: 

1)  sonst  noch:  sin  houbet  daz  entwäfent  er  15,  22;  üf  den  Herren  Odtcein  zeiget  er  282   9. 


174  CARL  KRAUS, 

na  enpfahet  gnaedecliche 

in  iwer  gewalt  einen  man 

dem  got  keiner  eren  gan. 

den  ich  da  meine,  däz  bin  ich  1218. 

Im  Iwein  zeigt  sich  die  Kunst  Hartmanns  wieder  auf  ihrer  vollen  Höhe. 
Die  Beispiele  sind  zahlreicher  als  im  Erec:  weil  der  Dichter  erkannt  hat,  wie 
schön  sich  solch  ein  richtig  deklamiertes  ich  im  Reim  macht.  Und  er  hat  keine 
andern  als  richtig  deklamierte: 

na  erteilet  mir  (ir  sit  ein  wip), 
swä  zwene  vehtent  ambe  den  lip, 
weder  tiarre  st  der  da  gesiget 
ode  der  da  sigelös  geliget.' 
der  da  gesigt,  s6'  waen  ich  1959 

'nach  meiner  Meinung  der  Sieger'. 

Keines  Kommentars  bedürfen  die  Verse: 

swie  ir  weit,  also'  wil  ich  2289  ,;,.,*.  **       .      ,  ,_ 

der  iach  da  richet,  däz  bin  ich  2467  daz  ir  da  minnet  däz  minn  ich: 

wan  der  vermochte  däz  bin  ich  4031  <  des  ir  da  sorget,  äto  sorg  ich  7487  f. «). 

der  sigelöse  der  bin  ich  7577. 

Hatten  wir  im  Erec  ein  wenig  kunstvolles  dae  tuon  ich  zu  verzeichnen, 
wenig  kunstvoll,  weil  das  ich  durch  keinerlei  Kontrast  gehoben  war,  so  heisst's 
im  Iwein  ganz  sinngemäss: 

swaz  ir  gebietet,  däz  tuon  ich  362  l*), 

und  ähnlich: 

swar  ir  mich  wiset,  dar  var  ich  6071 8).  — 

Wolfram  setzt  überhaupt  keines  der  beiden  Pronomina  in  den  Reim,  wenn 
es  nicht  einen  besonderen  Nachdruck  hat.    So  sagt  er  denn: 

dö  nam  min  her  Gawän 

vier  werde  riter  sunder  dan, 

daz  einer  kamersere 

und  der  ander  schenke  wsere, 

and  der  dritte  truhsseze, 

und  daz  der  vierde  niht  vergseze, 

ern  waere  marschalc.  sds  warp  dr: 

dise  viere  leisten  sine  ger  Parz.  666,  29 

also:  l6r  verlangte  es,  und  sie  taten  es'. 
Dann  in  der  Parenthese  (s.  o.  §  41): 

'daz  muoz  nü  sin.  st6t  ü'f ,  sprach  £r  Wh.  169,  29. 

Ferner  zweimal,  wo  das  er  mit  grossem  Nachdruck,   mit  feierlichem  Pathos 


1)  schon  Lachmann  hat  beobachtet,  dass  der  Dichter  mit  dem  Reim  ich:  ich  die  'Regel 
um  des  Ausdrucks  willen  gebrochen  hat7;  s.  auch  die  feinen  Bemerkungen  in  Zwierzinas  Studie 
über  den  rührenden  Reim,  Zs.  45,  261  f. 

2)  s.  Zwierzina  Zs.  45,  382,  der  schon  bemerkt  hat,  dass  Hartmann  solche  Versschlüsse  nur 
zuzulassen  scheine,  wenn  auf  dem  dem  Verbum  folgenden  Fronomen  der  Satzton  liege. 

3)  in  den  andern  Werken  finden  sich  keine  Beispiele. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  HEBER  REINBOTS   GEORG.  175 

gesprochen  werden  soll:  so,  wie  Artus  dem  Feirefiz  von  den  Taten  and  Zielen 
des  Parzival  erzählt: 

er  sol  dirz  selbe  machen  kunt. 

er  suochet  einen  höhen  funt, 

nach  dem  grale  wirbet  er  Parz.  769,  25. 

'Er,  er  strebt'  .  .  .  Das  Feierliche  der  Worte  zeigt  sich  schon  in  dem  erhaben- 
ungewöhnlichen  er  suochet  einen  hohen  funt)  und  es  zeigt  sich  auch  in  der  Wort- 
stellung des  letzten  Satzes;  man  lese  er  wirbet  nach  dem  grale,  und  der  Zauber 
ist  verschwunden. 

Ganz  ähnlich  an  einer  andern  Stelle  (Parz.  443,  5).  Parzival  hat  den  Gral, 
dieses  einzigste  Ziel  seines  Strebens,  wiederum  verfehlt :  und  so  reitet  er  traurig 
darauf  los : 

nü  lät  in  riten :  war  sol  er  ? 

wohin  soll  Er?  er,  der  den  Gral  verloren  hat  und  sonst  kein  Ziel  kennt? 

Auch  auf  dem  ich  ruht  immer  besonderer  Nachdruck: 

swaz  ir  gebiet,  däz  leist  ich. 

al  die  mit  mlnem  vater  sint, 

beidiu  min  muoter  unde  ir  kint 

suln  iuch  ze  harren  immer  h&n : 

so  liebe  habt  ir  ans  getan  Parz.  554,  18, 

'ich  will  tun,  was  ihr  befehlt:  und  alle  die  andern,  die*  usw. 

dö  sprach  der  riche  Feirefiz 
(helt,  durch  dlner  zühte  vliz, 
slt  du  bruoder  megest  han, 
so  sage  mir,  wie  ist  er  getan?' 


\ 


dö  sprach  Herzeloyden  kint 

'als  ein  geschriben  permint, 

swarz  und  blanc  her  unde  da, 

sus  nante  mirn  Eckubä'. 

der  heiden  sprach:  *d£r  bin  fch'  Parz.  747,  29. 

Endlich  ein  nachdrucksvolles  ich,  das  der  Dichter  mit  bezug  auf  sich  selber 

gebraucht : 

da  ergienc  ein  suone,  das  wsen  ich  Parz.  272,  19, 

'ich,  Wolfram  von  Eschenbach',   mit  halb  scherzhafter  Feierlichkeit,  wie  schon 
tccen  im  Zusammenhang  der  Stelle  humoristisch  gefärbt  ist.  — 

Im  Lanzelet  ist  gut  deklamiert: 

dö  sprach  Iweret:  ich  habe 

gestriten  mit  landen  unze  her. 

daz  ist  ein  man,  idöch  muoz  er 

beidiu  wfp  unde  lant 

so  tiure  koufen,  daz  stn  pfant 

dar  umbe  höhe  stende  wirt 

und  ez  in  iemer  mere  swirt  4514 

'gleichwol  muss  auch  £r,  der  ein  wirklicher  Mann  ist'. 


176  CARL   KRAUS, 

Nicht  zu  loben  ist  dagegen  die  zweite  Stelle: 

«durch  aller  vrowen  ere, 

bit  niht  unde  küsse  mich'. 

dö  sprach  Lanzelet:  'däz  tuon  ich, 

swaz  immer  drüz  werde'  7930.  — 

Als  Stümper  zeigt  sich  W  i  r  n  t ,  wenn  er  sich  Verse  gestattet  wie : 
einen  niuwen  schilt  fuort  e*r  103,  3  j  mit  iuwer  helfe  so'  hän  ich 

durch  iuwer  güete:  dls  ger  ich  15,  36  I  mtnen  louf  wol  verendet  288,  11 

'nu  sage  der  messente  von  mir' 


er  sprach  'herre,  däz  tuon  ich'  260,  20. 
Gut  ist  nur  der  Vers: 

swaz  ir  gebietet  däz  tuon  ich  148,  20. 

Aber  der  stammt  auch  aus  dem  Iwein!  — 

Fassen  wir  die  bisherigen  Beobachtungen  zusammen,  so  können  wir  also 
sagen :  ein  gut  deklamirender  Dichter  wird  das  normal  betonte  er,  ich  nach  normal 
betontem  Verbum  überhaupt  im  Reime  meiden  müssen:  es  müssen  immer  excep- 
tionelle  Umstände,  bedingt  durch  den  Zusammenhang  der  Rede,  eintreten,  damit 
ein  solches  Pronomen  auf  diese  Weise  am  Schluss  des  Verses  verwendet  werden 
kann,  ohne  die  natürlichen  Betonungsverhältnisse  zu  verletzen :  Versschlüsse  wie 
mdc  ich,  mdc  er,  gesde  er  usw.  sind  also  aus  diesem  Grunde  so  selten,  nicht  wie 
Lachmann  (z.  Iw.  4098)  meinte,  weil  Verba  mit  kurzer  Stammsilbe  und  gewissen 
auslautenden  Konsonanten  von  guten  Dichtern  vor  dem  er,  ich  gemieden  worden 
seien.  Diese  Erklärung  hat  schon  Behaghel  (Lbl.  2,  426  f.)  kurz  angedeutet  und 
durch  die  Beobachtung  gestützt,  dass  auch  Goethe  und  Schiller  sich  jene  ver- 
meintlichen Beschränkungen  Lachmanns  auferlegt  hätten.  Dass  der  Grund  wirk- 
lich in  der  Deklamation  liegt,  zeigt  schon  der  Umstand,  dass  auch  Verba,  die 
ihrer  Lautform  nach  nicht  zu  den  von  Lachmann  verpönten  gehören,  sehr  selten 
so  gebraucht  erscheinen.  Und  ganz  besonders  deutlich  wird  die  Richtigkeit 
dieser  Erklärung,  wenn  man  sieht,  dass  sie  auch  die  Ausnahmen  zu  rechtfertigen 
vermag,  die  für  Lachmann  unerklärte  Verstösse  gegen  eine  sonst  strenge  be- 
folgte Regel  darstellten.  So  haben  wir  schon  gesehen,  wie  die  mäc  ich,  mdc  er, 
gesde  er  bei  guten  Dichtern  als  ganz  besondere  Schönheiten  der  Deklamation 
wirken,  oder  aber  wie  die  säe  er  des  Wirnt  Hand  in  Hand  gehen  mit  ebenso 
schlecht  deklamierten  Versen,  in  denen  die  Lautform  des  Verbums  von  Lachmanns 
Standpunct  aus  untadelig  ist  [nhd.  Beispiele  bei  Brieger,  Beitr.  26,  273  ff.]. 

Und  so  erklärt  sich  auch,  was  Lachmann  von  Ausnahmen  aus  andern 
Dichtungen  anführt.  Die  Fälle  sind  tatsächlich  Ausnahmen:  aber  in  dem  Sinne, 
dass  sie  entweder  ausnehmend  gut  oder  aber  ausnehmend  schlecht  deklamiert 
sind.    Zu  ersteren  gehört  der  Vers  aus  dem  Biterolf  (2902): 

t  vil  küme  gesäz  er, 

\  der  Ilagenen  rechen  wolde, 

oder  das  wunderschöne  Walthersche  (40,  30) : 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS   GEORG.  177 

Frowe  Minne,  ich  klage  iu  mere, 
rihtet  mir  und  rihtet  über  mich, 
der  ie  streit  umb  iuwer  £re 
wider  unstete  Hute,  däz  was  ich; 

oder  die  Stelle  aus  dem  Freidank  (118,  9): 

j  niemen  vrnmer  mische  sich 
)  ze  ba»sen  liuten :  däz  rat  ich : 

'ich,  Freidank'  ganz  wie  jenes  'ich,  Wolfram'.    Oder  bei  Reinmar  (MF.  180,6): 

midet  er  mich,  wäz  suoch  ich? 

und  in  einem  ihm  zugeschriebenen  Liede  (zu  MF.  197,  13.  14) : 

Ich  onsprach  nie  daz  si  an  mir  taete  wol; 
wan  genjedeelichen,  des  bat  ich. 
ich  enwoiz  für  waz  u  h  daz  na  haben  sol : 
si  swiget  allcz  und  lät  reden  mich. 

Schlecht  deklamierte  Verse  werden  sich  vor  allem  bei  Dichtern  finden, 
die  sich  eine  regelmässige  Abfolge  von  Hebung  und  Senkung  zum  Gesetz 
machen ,  also  vor  allem  bei  Lyrikern :  aber  nicht  jeder  Lyriker  deklamiert 
schlecht,  und  so  können  solche  fehlerhafte  Versschlüsse  nach  wie  vor  als  Kri- 
terium der  Unechtheit  dienen,  wenn  sich  ein  Dichter,  von  dem  wir  vieles  be- 
sitzen, dergleichen  sonst  nirgends  erlaubt.     Schlecht  deklamierte  Verse  sind: 

Izeinen  ziteu  er  mich  bat 
deichsinen  dienest  meine:  duztet  ich. 
dö  wände  ich  des,   ich  tote  wol  *«**.  MF. 
193,  11 
Si  ist  mir  liep,  und  dunket  mich 
daz  ich  ir  vollecliche  gar  unrntere  si. 
nu  waz  dar  umbe?  däz  lid  ich  Eeinm.  MF.  159,  12. 

Man  sieht,  Reinmar  ist  besonders  stumpf  gegen  die  Erfordernisse  einer  guten 
Deklamation.  Dagegen  wird  niemand  Walthers  feinem  Ohre  zutrauen  Vers- 
schlüsse wie: 

der  valschen  minne  gedMit  ich  ouch  da  bi 

unde  rieten  mine  sinne 

mir  daz  ich  sie  hiezze  unminne.  däz  tete  ich  zu    Jl'alth.  44,  34 


oder: 


oder: 


Got  herre,  verre  mane  ich  dich, 

niht  verre,  herre,  mir 

dfne  hulde.  schulde  han  ich  vil : 

nach  schulde  hulde  die  suoch  ich  zu   Walth.  47,  16 


(  wil  si  wider  si  so  lange  striten 

\  als  wider  mich, 

'  däz  lob  ich   Walth.  Von.  XV  19. 

Dagegen   ist   zu  rechtfertigen,   wegen  des  Gegensatzes,  der  zwischen  si  und 

ich  hin  und  hergeht,  die  Stelle  bei  Walther: 

dirre  ist  sus  und  der  ist  so. 

sie  verirrent  mich 

und  vcr8üment  sich: 

wess  ich  waz  si  wolten,  däz  sung  ich  110,  33. 

Abhdlgn.  d.  K.  Ges.  d.  Wisa.  zu  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.    N.  F.    Band  6,1.  23 


178  CARL  KRAUS, 

Aber  ganz  schlecht  ist  bei  Konrad  von  Fussesbrnnnen : 

zwiu  8ol,  daz  ich  für  nim 
oder  waz  bediutet  ez,  sprich! 
seistü  mir  rehte,  so'  lis  ich  2970; 

denn  der  Sinn  ist:  'dann  will  ich  ja  gerne  lesen*. 

Sehen  wir  nun,  wie  sich  Gottfried  mit  diesen  Schwierigkeiten  abgefunden 
hat.     Einen  die  'Regel'  verletzenden  Vers  hat  schon  Lachmann  angeführt: 

|  an  dem  selben  wäge  saz  er 

<  durch  ruowe  weinende  nider  2578. 

W  i  r  werden  sagen ,  der  Vers  ist  schlecht  deklamiert :  aber  er  ist  auch 
durchaus  nicht  vereinzelt,  sondern  Verba  mit  'erlaubter*  Lautgestalt  sind  öfter 
ebenso  verwendet.  Gottfried  hat  eben  ein  ganz  anderes  Ideal  der  poetischen 
Diction  als  Hartmann  oder  Wolfram:  ihm  kommt  es  vor  allem  auf  das  rein 
Rhythmisch-Musikalische  des  Verses  an,  und  wo  dieses  sich  mit  den  Anforde- 
rungen einer  natürlichen  Deklamation  nicht  vereinen  lässt,  da  muss  die  letztere 
zurücktreten1).     So  finden  wir  schlecht  deklamiert  die  folgenden  Verse: 

[  da  nach  als  iegeliches  ger  j  der  partierapre,  wfe  kan  6t 

'  ze  früuden  stuont,  da  na'ch  lac  t*r  590  \  gesehendiu  oiigen  blenden  8350 
und  wan  daz  ungebsere  was  sinen  oeheim  Marke  dtfn  bat  6t  8383 

sinon  schoenen  banden,  d6'  sprach  e'r  2909  durch  die  kündekelt  swuor  e'r  8524 

von  gotes  gnaden  dö'  vant  e'r  3802  uf  ein  starkez  örs  saz  e'r  8933 

vorn  in  dem  schiffe  da'  stuont  e'r  6760  daz  vorder  stucke  däz  stach  e'r  9212 

des  fleiz  er  sich  und  däz  tet  6t  7676  üf  sinem  houbete*  truoc  e'r  11134. 

Wenig  besser  sind  auch  Verse  mit  Hiatus  statt  der  natürlichen  Enklise  des 
Pronomens : 

hier  under  so  betrahte  er  1985  über  sinen  rücke  fuorte  er  13122 

vil  kündeclfch  enbaste  er  2896  ze  jungeste  genante  er  13588. 

sinen  ceheim  den  besande  er  7315 
Dagegen  sind  ohne  Anstoss : 

über  diz  allez  lernet  er  2101  mit  sfnem  schüme  volget  er  13536 

wider  sinen  willen  krieget  er  11753  Brangaenen  die  besprächet  er  16295  2). 

mer  unde  sür  beredet  er  12006 

Auch  parenthetisches  sprach  er  geht  an: 
j  'ja,  herre,  al  diu  we'rlt'  sprach  er  j  'vil  gerne,  herre  kü'nec',  sprach  e'r 

i  'diu  enbiete  niuwan  öre  her'  9225  I  'herre,  ich  ger  unde  bite*  9800 

j  4nu,  herre  von  Irlänt',  sprach  e'r 

<  'bietet  mir  mlne  frouwen  her*  13395. 

Besonders  gut  deklamiert  sind  verhältnissmässig  wenige  Stellen: 

8us  was  er  si,  und  si'  was  6t  1356  ,  'genäde,  herre  kü'nec',  sprach  e'r.  — 

daz  weinde  Marke,  däz  weind  e'r  4262  )  *st6t  üf,  her  Tristan,  und  göt  her' 

(  sprach  Gurmün  'unde  küsset  mich'  10667. 

1)  ich  halte  also  in  solchen  Fällen  nicht  die  Tendenz,  die  Reime  durch  Formworte  tragen  zu 
lassen,  die  Z  w  i  e  r  z  i  n  a  Zs.  44,  39 ;  45,  259  im  allgemeinen  so  hübsch  dargelegt  hat,  für  das  Primäre  : 
es  scheint  mir  hier  vielmehr  ein  Resultat  der  Tendenz,  die  Senkungen  zu  füllen,  vorzuliegen. 

2)  die  Texte  bieten  die  gesprach  ir:  wer  soll  solch  ein  vereinzeltes  Beispiel  für  Verbum  in 
beschwerter  Hebung  glauben?  besprach  hat  F,  die  andern  gesprach. 


METBISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBEB  BEINBOTS   OEOBG.  179 

Aehnlich  verhält  es  sich,  wo  ich  im  Reim  steht.  Schlecht  deklamiert  sind 
die  Verse: 

waz  maere  ist  diz  od  wäz  hän  ich  756  du,  herre,  sprach  er,  hie  bin  ich  11038 

ow£  got  herre,  wie  leb  ich  980  in  und  Brangsenen  die  mein  ich  11185 

dise  gröze  wilde  die  fürht  ich  2500  der  künec  sprach:  herre  d£s  gih  ich  11285 

über  daz  allez  so'  fürht  ich  2509  ei,  schcend,  misse'tuon  ich  11578 

gebietet  mir,  ze  den  wil  ich  2779  gerne,  frouwe,  däz  tuon  ich  12766 

Tristan,  sprach  er,  Tristan  heiz  ich  3134  der  künec  sprach:  gerne,  däz  tuon  ich  13216 

swaz  ir  gebietet,  däz  bin  ich  3372  gerne,  herre,  däz  tuon  ich  14494 

ir  sun  Tristanden  d£n  mein  ich  5253  swie  mir  gelinge,  so'  wirb  ich  14894 

deiswär,  ir  herren,  so'  wil  ich  6160^  sin  wort  hie  sprechen,  nü'  muoz  ich  15436 

mit  des  gewaeftne*  wil  ich  6506  Gilän  sprach:  herre,  däz  tuon  ich  16226 

und  mine  Sre  die  'ngib  ich  6967  mir,  iuwerm  Übe,  d£ra  wil  ich  18343 

ja,  sprach  der  marschalc,  hie  bin  ich  8786  ä  de  benie,  wie  bin  ich  18998 

die  lantbarune  die  mein  ich  9265  ich  ungetriuwer,  wäz  tuon  ich  19146 

£  ich  es  gevolge,  so'  stich  ich  9290  weder  wil  ich  oder  tfnwil  ich  19258 

genade,  frouwe,  s6'  'rgib  ich  9557  ei,  dähter,  herre,  wie  bin  ich  19428 

genäde,  herre,  däz  tuon  ich  9836  si  mich  besande?  ä,  wäz  red  ich  19513. 

Mit  Hiatus: 

ow£  got,  wie  gewirbe  ich  2358  der  künec  sprach:  herre,  des  volge  ich  15423 

Brangrene  sprach:  da  rate  ich  10424  entriuwen,  daz  verspriche  ich  15482 

ungerne  so  verkiuse  ich  10670  weist  düz  vil  wol,  nü  fürhte  ich  15993 

g6t  herre,  wie  gewirbe  ich  15174  ich  stürbe  gerne,  möhte  ich  18549. 

Schon  unter  diesen  Versen  befinden  sich  einige,  wo  die  Schlussworte  zu 
pathetisch  sind,  als  dass  die  gewöhnliche  Rede  das  Pronomen  als  reines  Enklitikon 
anfügte.     Vollkommen  gut  deklamiert  sind  endlich: 

ein  ander  werlt  die  meine  ich  58  wer  slt  ir  unde  wä'  bin  ich  9467 

swaz  ir  gebietet,  däz  tuon  ich  776  so  gebietet  mir  ez,  so'  sprich  ich  9757 

wan  swaz  ir  weit,  däz  wil  ich  1542  dem  slt  ir  liep,  also'  bin  ich  13949 

er  ist  din  vater,  also'  bin  ich  4384  swar  ir  wellet,  dar  wil  ich  14005 

i  und  weiz  ouch  wol  benämen,  wser  ich  wan  iuwer  leben,  däz  bin  ich  18503  1). 

I  senft  als  ein  ander  man  gewesen  9234 

2.  Andere  Wörter  als  Verba  vor  er  und  ich. 

Die  Zal  dieser  Wörter  ist  naturgemäss  eine  beschränkte:  denn  Adjectiv- 
adverbia  und  Substantiva,  Adjectiva,  Zalwörter  kommen  infolge  der  deutschen 
Wortstellung  so  gut  wie  gar  nicht  in  Betracht.  Was  vorkommt,  ist  folgendes 
Wortmaterial : 

a)  danne,  dan. 

Versschlüsse  mit  danne  er  {ich)  oder  dan  er  (ich)  sind  unter  allen  Umständen 
gut  deklamiert,  weil  ja  die  Vergleichung  einen  Kontrast  des  Pronomens  zu  einem 
andern  Begriff  vorausetzt.  Daher  sind  solche  Versschlüsse  auch  bei  allen  Dichtern 
zu  finden;  so  bei  Hartmann: 

1)  sein  Nachahmer  Konrad  hat  im  Partonopier  sprach  ir  (1383.  2435);  gie  ir  (2406);  wart  ir 
(2981);  ist  ir  (16903);  neben  diesen  natürlich  auch  ein  'verpöntes'  tet  ir  (4401);  ferner  noch  wil 
ich  (934.  6419,  hier  mit  Kontrast;  14675);  endlich  ein  gut  deklamiertes  tum  ich  (16897). 

23* 


180 


CARL   KRAUS, 


die  alle  tiurre  sfnt  dan  e'r  Iw.  1937 

der  muose  tiurre  si'n  dan  er  Iw.  2035 

nü  pflege  sin  got  der  pfligt  sin  bäz  dan  ich 

Lied.  21,  13 
der  hat  bezzer  rdht  dan  fch  Büchl.  959 

bei  Wolfram: 

ich  was  vil  junger  dänne  e'r  Parz.  109,  24 
in  erkennt  ein  ander  bäz  dan  ich  Parz.  342,  27 

bei  Ulr.  und  bei  Wirnt: 

daz  ir  werfent  e'  dan  Ich  Lanz.  1160 

bei  Gottfried: 

die  gefuoren  alle  bäz  dan  fch  2701 


und  wizzent  michel  bäz  dan  fch  3430 

b)  vergleichendes  als,  so,  wan. 

Auch  solche  Versschlüsse  sind  natürlich  gut  deklamiert: 


der  müese  wtser  si'n  dann  fch  Greg.  2637 
sinen  willen   baz  hCte  dan  fch  a.  Heinr.  389 
wan  er  was  mßre  dänne  fch  Iw.  733 
nieman  minre  dänne  fch  Iw.  2497 
si  ist  verre  werder  dänne  fch  Iw.  6017 ; 

so  Sit  ir  alter  öueh   dan  fch  Parz.  749,  26; 


spanne  langer  fst  dan  e'r  Wig.  189,  5; 

diz  volc  ist  allez  bäz  dan  fch  3890 
daz  er  ir  lieber  fst  dan  fch  16564. 


wan  müget  ir  armen  minnen  solhe  mfnne  als 

fch  Lied.  23,  3 
du  weist  ez  als  wöl  als  fch  Büchl.  1188 
da  verlüre  nieman  an  wan  fch  das.   1 151 
ode  doch  wol  als  früm  als  e'r  Er.  6405 ') 
der  gewafent  si'  als  fch  Itc.  533 
er  mühte  swi'gen  als  fch  das.  2503 
zeime  tö'ren  als  fch  das.  3555 


so  unsae'lk  als  fch  das.  4333 
dich  ersluoc  hie  nieman  me'r  wan  fch  Wh.  67,  22 
dehein  kiince  so  werder  was  als  e'r  Trist  451 
nie  kein  man  so  wöl  so  £r  das.  2117 
vil  gerne  sin  gewesen  als  er  das.  3705 
der  als  wol  erbe  was  als  er  das.  5891 
wer  het  ouch  diz  getä'n  wan  er  das.  10137 
und  klaget  er  niht  billi'che  als  fch  das.  18572*). 


c)  ouch,  noch,  und. 

Wiederum  allgemein  verbreitet,  weil  gut  deklamiert: 


dar  zuo  so  was  ouch  e'r  Er.  4655 
weit  dan  ir,  so  wfl  ouch  fch  das.  9043 
swaz  si  wü,  daz  wfl  ouch  fch  das.  9509 
daz  din  vater  tinde  fch  a.  Heinr.  651 
da  mite  wärt  ouch  £r  Iw.  4697 
die  wile  si'  le'bent  und  e'r  das.  6367 
weder  erne  sprach  noch  fch  das.  479 
si  gäbenz  im  :    dö  lobt  ouch  6r  Parz.  58,  17 
bin  ich  dfn  mäc,  daz  fst  ouch  er  das.  758,  11 
man  sagte  mir,  daz  säg  ouch  ich  das.  238,  8 
swar  Gyburc  vert,  dar  kö'r  ouch  fch  Wh.  224, 17 
beidiu  die  sine  und  ouch  e'r  Lanz.  3243.  7231 
swaz  du  woltst,  daz  wölt  ouch  fch  Wig.  198, 26 


swaz  ir  weit,  daz  wfl  ouch  fch  das.  240,  25 
über  gotes   gewalt,   daz  tae'te   ouch   fch   das. 

294,  14 
ich  und  mfn  tohter,  du  und  e'r  Trist.  9325 
ze  jungest  gelac  pfa'rt  und  fch  das.  2708 
herre,  daz  weiz  göt  und  fch  das.  4151 
und  zwäre  soltü  le'ben  und  fch  das.  4298 
von  den  gedanken  bfn  ouch  fch  das.  8514 
wir  biten  iueh,  min  fröuwe  und  fch  das.  11409 
got  weiz,  dar  an  erkänte  ouch  fch  das.  11634 
herre,  dannen  bfn  ouch  fch  das.  13307 
der  künec,  min  herre,  fr  und  fch  das.    14825 
Tristan  und  Isöt,  fr  und  fch  das.  18356 8). 


d)  aber,  oder. 
Dies  kommt  naturgemäss  nicht  so  häufig  vor,  ist  aber  auch  ohne  jeden  Tadel : 

wer  fraget  des,  sprach  aber  er  Iw.  4021  ist  iu  daz  liep,  sprach  aber  e'r  Trist.  6238 

daz  sin  behielt  aber  e'r  das.  5321  'herre,  ich  han',  sprach  aber  ör  das.  13303 

wie  ist  des  nam,  sprach  aber  er  das.  5947  weder  ir  reht  habt  öder  fch  das.  6453 

entriuwen   anders  wae'n  ab  fch  Wig.  149,  15  danne  ir  meister  öder  fch  das.  7857. 


1)  vgl.  noch  swert  also  er  Er.  5383. 

2)  im  Partonopier:  als  ich  4971.  9317. 

3)  im  Partonopier:   si  unt  ir  3147;  Mar  eis  der  bozse  grave  unt  ich  9843;   vgl.  eht  er  19849; 
want  er  18310. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER   REINBOTS    GEORG.  181 

e)jd,  nein. 

Ist  bei  guter  Deklamation  nicht  zu  verwerfen,  nur  muss  dann  ja,  nein  in 
beschwerter  Hebung  stehen: 

Erec  sprach  'h&rre,  nein  Ich7  Er.  5457  spraech  ich  nü,  frouwe,  nein  ich  Iw.  2383 

bistü  siech?  nein  ich  Büchl.  1184  si  sprach:  'herre,  ja'  ich'  das.  4211 

entriwen,  lfp,  ja'  ich  das.  1244  er  sprach:  'frouwe,  näin  ich  das.  5859 

si  sprach  4herre,  'nein  ich'  Greg.  3885  zwäre,  frouwe,  nein  ich   Wig.  156,  16. 

Im  T  r  i  s  t  an  fehlen  solche  Schlüsse,  denn  ein  nein  ich  hat  Gottfried  doch 
nicht  gewagt;  ebenso  fehlen  sie  bei  Wolfram,  der  überhaupt  die  beschwerte 
Hebung  im  dritten  Fuss  des  stumpfen  Verses  nicht  liebt. 

f)  Reste. 
Ich  stelle  zusammen,   was  nur  singulärer  Weise  vorkommen  kann,   weil  die 

Fügungen  syntaktische  Besonderheiten  sind.     Alle  Fälle  sind  gut  deklamiert: 
nu  geriten  si  b£de  einen  wec,  ir  sit  mit  der  wä'rheit  ich  Parz.  369,  17 

an  dirre  slten  Erec  c   Schianatulander 

unde  jenenthälp  e>,  \  ist  daz  eine,  daz  ander  ich  das.  440,  19. 

der  eine  hin,  der  ander  her  Er.  6864 

Schlecht  deklamiert: 

daz  was  daz  zouber,  da'  von  ich   Trist.  1038. 

g)  daz  {des). 
Bei  normaler  Betonung  ist  die  Conjunction  daz  dem  ihr  folgenden  Pronomen 
an  Stärke  überlegen :  daher  ist  daz  er,  daz  ich  kein  ganz  tadelloser  Versschluss. 
Aber  sie  ist  es  nur  um  ein  ganz  geringes :  daher  klingt  auch  daz  er,  daz  ich 
nicht  ungezwungen.  Sehr  feinhörige  Dichter  werden  also  solche  Schlüsse  über^ 
haupt  vermeiden.  Belehrend  ist  hier  wieder  das  Verhalten  Hartmanns.  In 
den  Jugend  werken  hat  er  dgl.  noch  ein  paar  mal : 

von  dfner  l£re  kümt  daz  ich  Er.  6887  mir  sagent  mänegt*,  daz  er  Büchl.  1503. 

und  also  schce'ne,  daz  ich  das.  7919 

Im  Gregor.,  a.  Heinr. ,  Iw.  wird  man  dagegen  solche  Versschlüsse  ver- 
geblich suchen.  Auch  Wolfram  enthält  sich  ihrer  vollkommen.  Im  Lanzelet 
findet  sich  nur  &n  Beispiel  dieser  schlechten  Deklamation : 

j  den  vremden  du'hte  daz  er 

\  ze  sanfte  wsere  dar  komen  2998, 

denn    ein    zweites   ist    sehr   gut   deklamiert,    da   er    hier    demonstrative    Bedeu- 
tung hat1): 

ich  wil  erteilen,  daz  e*r 

guneret  si  immer  m§ 

swer  disses  strites  abe  g£  2524. 

Bei  Wirnt  natürlich  und  bei  G-ottfried  werden  uns  solche  Versschlüsse 
nicht  befremden: 

erloubt  mir,  frouwe,  daz  ich   Wig.  60,  11  mir  ist  doch  lieber  vil,  daz  £r  das.  18588 

da  von  ist  michel  re'ht,  daz  ich  das.  161,  8  ir  meinet  ez  also',  daz  ich  das.  5412 

her,  nü  tuot  also'  daz  ich  das.  240,  15  lät  mich  geniezen,  daz  ich  das.  10474 

wan  si  wand  allez  e',  daz  e"r  Trist.  1103  verrihtet  alles  dds,  des  ich  das.  5768. 


1)  vgl.  oben  S.  176  das  Beispiel  aus  dem  Biterolf. 


182  CARL   KRAUS, 

Und  ebensowenig  bei  Konrad  von  Würzburg,  der  dergleichen  dcus  er  (ich\ 
swujs  er  recht  häufig  hat *). 

Sehen  wir  nun  nach  den  von  Lachmann  angeführten  Ausnahmen  von  seiner 
vermeintlichen  Regel,  so  erklären  sie  sich  wieder  ungezwungen.  In  einem  Lied, 
das  von  C  unter  den  Wolf  ramschen  gebracht  ist,  heisst  es: 

wer  8ol  mir  nü  lönen"),  und  gellt  si  tot? 
geschult  des  niht,  und  stirb  ab  ich, 
frowe  min,  nü  sprich: 
uf  wen  erbe  ich  danne  dise  not? 

Hier  ist  ich  also  gut  deklamiert,  und  der  Versschluss  ab  ich  darf  sonach  nicht 

gegen  Wolframs  Autorschaft  angeführt  werden3). 

Ein  ob  er  bei  Neidhart  ist  gleichfalls  gerechtfertigt: 

mir  ist  lieber,  kuint  si  her 

dänne  ob  £r 

s!  da  heime  in  s wacher  waete  vinde  37,  17  (Haupt). 

Und  ein  verpöntes  des  (r  findet  sich  bei  Konrad  von  Würzburg,  dessen 
zalreiche  daz  er  (ich)  schon  hinlänglich  seinen  für  solche  Feinheiten  ungebildeten 
Sinn  bezeugen: 

also  bcschiet  Silvester 
den  keiser  alzehant  des  er 
in  gevräget  hsete  Silv.  1459. 

Das  solche  des  er  nicht  häufiger  sind,  ist  in  der  Sprache  gelegen:  man  sehe 
nur  einmal,  wie  zalreiche  daz  auf  ein  einzelnes  des  auch  im  Innern  des  Verses  ent- 
fallen. Und  jenes  ob  er  Neidharts  ist  auch  etwas  ganz  besonderes,  das  man  nicht 
bei  jedem  Dichter  a  priori  erwarten  kann. 

B.    die  Pronomina  im,  i/a9  ir9  iu,  uns  im  Reim. 

a)  mit  Präpositionen. 

Hier  lässt  sich  durchaus  keine  Zurückhaltung  beobachten:  ganz  natürlich,  da 
sowol  von  in  udgl.  als  auch  ünder  in  udgl.  gut  deklamierte  Versschlüsse  dar- 
stellen. So  finden  wir  denn  alle  erdenklichen  Präpositionen  so  verwendet,  die 
eine  häufiger,  die  andere  seltener,  je  nach  ihrem  Vorkommen  in  der  Sprache  im 
Allgemeinen  oder  nach  den  Neigungen  des  einzelnen  Dichters.  Ich  brauche  die 
Citate  dafür  wol  nicht  auszuschreiben.     Die  Fälle  sind: 


1)  s.  Haupt  z.  Engelhard  545;  die  von  Haupt  nicht  verzeichneten  Fälle  aus  dem  Partonopier 
sind:  daz  er  1007.  1529.  4523.  9905.  18759;  daz  ich  1447.  1489.  2081.  2815.  2941.  4621.  4831. 
4903.  4925.  0431.  0739.  7245.  7379.  14969.  18001. 

2)  st.  des  Ionen  der  Hs.  steht  bei  Lachmann  (Vorr.  zu  Wolfr.  S.  XII,  17)  verdruckt  oder 
verschrieben  dienen,  s.  Behaghel  Germ.  36,  257. 

3)  gleich  wol  ist  das  Lied  sicher  unecht,  wie  ich  im  Gegensatz  zu  Behaghel  Germ.  34, 
488  ff.  meine,  der  im  Uebrigen  bereits  richtig  hervorhebt,  dass  ich  bei  Wolfram  überhaupt  nur  10  mal 
im  Reim  erscheint,  und  dass  darunter  auch  kein  Versschluss  wie  aber  ich  sich  befindet,  der  zu  den 
'erlaubten'  gehören  würde. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER   REINBOTS   GEORG .  183 

1.  im1). 

an  im  P.  123,  13;  Trist.  18576;  U  im  P.  239,  15;  W.  148,  7;  362,  10;  gein 
im  P.  516,  13;  mit  im  Trist.  7437;  von  im  P.  651,  30;  659,  27;  751,  3;  W.  141, 
11;  Trist.  1017.  14250;  e'  im  P.  464,  7;  467,  19;  W.  156,  19;  192,  23;  265,  3; 
Lanz.  7861;  Trist.  16566. 

2.  in. 

an  in:  a.  Heinr.  536;  Iw.  2427.  4665;  P.  31,  11;  73,  1;  172,  11;  264,  5; 
284,  9;  295,  1;  333,  21;  401,  3;  425,  11;  461,  27;  539,  21;  813,  5;  W.  139,  11; 
444,  29;  Wig.  180,  11. 

an  in:  Er.  9649. 

U  in:  Er.  w  4629";  Büchl.  557;  Iw.  1211;  P.  361,  19. 

durch  in:  Hartm.  Lied.  19,  27;  a.  H.  289;  Iw.  4907.  7879;  P.  47,  17;  48, 
25;  49,  5. 

gein  in :  W.  343,  29 ;  Lanz.  3289. 

engegen  in:  Lanz.  6958. 

(e)nebcn:  Iw.  5995;  P.  671,  23. 

mit :   Greg.  3255 ;  Lanz.  8883. 

nach:  Er.  5365;  Iw.  2173;  P.  756,  8. 

von:  Er.  2595;  Greg.  1159;  a.  H.  1033;  Iw.  1851.  5323;  P.  820,  3;  W.  167, 
17;  Lanz.  8671. 

vor :   Er.  8755  *) :  Iw.  6731  >).   6783 :  P.  494,  3 ;  Wig.  87,  32 ;  233,  38. 

über:   Greg.  1263;  Iw.  3369;  Wig.  253,  37. 

üf:   Iw.  3721.  5041.  5341;  P.  542,  7;  272,  21;  üf  inen  Lanz.  4244. 

umb:  Er.  2515;  a.  H.  1438;  Iw.  3811.  3913.  8093;  P.  74.  9. 

under:  Er.  929.  1621.  1859.  3301.  9997;  Greg.  589.  2797.  3042;  a.  H.  859. 
993.  1469;  Iw.  59.  75.  77.  419.  511.  1245.  1407.  1515.  3395.  4941.  5297.  5571. 
6195.  7495;  P.  340,  21;  573,  9;  762,  10;  Lanz.  4183.  4524.  6755;  Wig.  69,  25; 
89,  23;  129,  14;  249,  24. 

wider :  Er.  2427.  3389 ;  Greg.  2015.  3076 ;  a.  H.  1486 ;  Iw.  739.  4609.  5553. 
6341.  6711.  7611 ;  Wig.  288,  19. 

für:   Er.  4883;  Greg.  3625«);  P.  88,  1;  193,  1. 

suo  in:   Greg.  963. 

ein:   P.  807,  9;  W.  122,  29;  233,  17. 

3.  ir. 
an  ir:   Greg.  9507.  9531;  P.  257,  25;  404,  3;  427,  17. 
bi:   Iw.  7751. 
gein:   P.  516,  4;  W.  266,  9. 


1)  steht  bei  Hartmann  und  Wirnt  überhaupt  niemals  im  Reim. 

2)  nü  reit  der  wirt  vor  in:  solche  Verse  zeigen,  dass  Hartmann  mit  beschwertem  n«  dekla- 
mierte: nvC  rüt  der  wirt  vor  in:  denn  vor  in  wäre  unerhört. 

3)  daz  er  so  hinge  vor  in. 

4)  1.  wol:  mit  mangen  trahenen  für  »n? 


184  CARL   KRAUS, 

hinder:  Wig.  48,  28. 

von:  ßüchl.  703.  1099.  1B35;  Lied.  24,  3  (?);  Er.  37;  Iw.391.  1183.  1651. 
3113;  P.  255,  30;  508,  27;  522,  3. 

vor:  W.  175,  15. 

zho:  Er.  6447;  Greg.  3879;  a.  H.  543. 

*Vr:  Büchl.  1642;  P.  47,  1;  58,  19;  373,  15;  555,  10;  811,  25;  W.  156,  5; 
230,  19;  233,  9;  292,  9. 

4.  iw. 

bi  iu:  a.  H.  747. 

von :  Iw.  5721. 
wider:  Lanz.  8633. 

5.  uns. 
durch  uns:  W.  301,  13. 

Ziehen  wir  das  Resultat :  Präpositionen  sind  in  Senkung  (oder  falls  sie  zwei- 
silbig sind,  im  vorletzten  Fuss)  vor  den  Personalpronomina  durchaus  erlaubt.  Solche 
von  'verpönter'  Lautform  gibt  es  überhaupt  nicht  viele :  mit,  ab,  ob.  Davon  sind 
die  beiden  letzten  so  selten,  dass  ihr  Fehlen  an  dieser  Stelle  des  Verses  niemand 
auf  ein  absichtliches  Vermeiden  von  Seite  der  Dichter  zurückiühren  wird.  Und 
was  mit  betrifft,  so  hat  sich  Lachmann  selbst  genötigt  gesehen,  anzuerkennen, 
dass  es  'zuweilen  eine  Ausnahme  bildet* :  zwei  Fälle  hatten  wir  selbst  zu  ver- 
zeichnen: vierzehn  andere  führt  Lachmann  a.  a.  0.  an.  Es  rangiert  also  seiner 
Häufigkeit  nach  mit  dn,  bt,  gein,  hinder,  neben,  nach,  über  in  einer  Reihe,  und 
darin  lässt  sich  nichts  Auffälliges  finden,  weil  die  andern  Präpositionen  zum  Teil 
in  viel  mehr  Bedeutungen  schillern  als  mit,  und  zum  Teil  Dativ  und  Accusativ- 
rection  besitzen. 

b)  mit  Pronomen  vorher. 

Die  vorkommenden  Beispiele  sind  durchaus  gut  deklamiert,  d.  h.  das  in 
letzter  Senkung  stehende  Pronomen  hat  auch  in  der  prosaischen  Rede  weniger 
Akzent  als  das  im  Reim  stehende. 

Hartmann  bietet  folgende  Beispiele: 

mit  dirre  rede  tröster  in  Er.  5675  mit  grözen  kreften  stach  er  in  das.  4671 

als  st  mir  sint  als  bin  ich  in  Lied,  20,  19  rehte  vliegent  stach  er  in  das.  5335 

und  bare  mich  da  unz  daz  ich  in  Greg.  2384  dar  inne  entwa'fent  man  in  das.  5609 

ich  erkande  in  wol,  und  ssehe  ich  in  das.  3896  an  dirre  etat  da  liez  ich  in  das.  5903 

guoter  naht  wünschte  er  in  das.  2820.  dö  be^tte  man  in  das.  6571 

so  sere  erbarmte  si  in  a.  H.  1201  in  enwajre  leit,  galt  er  in  das,  7201 

do  gedahter  Iwein,  ob  er  in  Iw.  1061  si  ist  min  und  bin  ich  ir  Er.  6547 

alsus  füorten  si  in  das.  2385  al  solhen  gemach  schaffe  ich  ir  Greg.  592. 

unde  waz  hulfez  in  das.  4659 

Wo  lfram: 

er  was  ir  liep  als  was  si  im  P.  223,  7  diu  gewunnen  ors  diu  gaber  in  P.  72,  15 

waz  er  tnete,  und  stüendez  im   W.  181,  27  der  wirt  sprach:  'neve,  was  er  ir*  P.  600,  26 

an  die  riter,  ob  ir  erloubt  ez  im  W.  335,  19        Gäwan  dem  befülhe  in  ir  P.  697,  15. 


186  CARL   KRAUS, 

Ferner  sind  gut  deklamiert  die  Versschliisse,   wo  dem  ir  ein  dan,  als,   wan, 

unt,  oder  vorausgeht: 

und  ich  doch  verre  biz  dan  ir  a.  H.  854  si  dancten  beidiu,  im  unt  ir  das.  163,26 

ich  ge|trüw  iu  helfe  bäz  dan  ir  Iw.  5286  got  müeze  lönen  in  unt  ir  das.  169, 18 

su8  bin  ich  selbe  dritte  als  ir  das.  5277  nn  wer  ist  inr  herre  öder  ir  das.  803, 14 

und  riter  waren  als  ir  das.  6593  und  bin  gehiurer  doch  dan  ir  das.  815,25 

daz  wir  biten,  ich  unt  ir  P.  19,  22  ich  hetz  behalten  wöl,  wan  ir  das.  327, 13 

juncherre,  got  lön  iu  unt  ir  das.  154, 10  stüend  unser  minne,  mt'n  unt  ir  das.  733,10. 
Und  so  ist  auch  nichts  einzuwenden  gegen  folgende  vereinzelte  Fälle: 

er  woldez  ziehen  na'her  ir  P  522, 19  ist  so  wol  gewäldic  ir  das.  727, 11  *). 
zwelve  iewederhälben  ir  das.  236,20 

Es   verbleiben   einige   Versschlüsse  mit   daz   ir.     Das   Anredepronomen   ist 

naturgemäss  nicht  so  schwach  wie  ein  er  oder  ich :  daher  ist  die  Verletzung  der 

natürlichen  Betonung  hier  weit  geringer.  Und  so  findet  man  ein  paar  Beispiele 

auch  in  Werken,  die  sonst  sehr  sorgfältig  sind : 

bi  der  man  ich  iuch,  daz  ir  Er.  4563  ich  weiz  nü  lange  wöl,  daz  ir   W.  211,  8 

daz  er  erkennet  wöl,  daz  ir  a.  H.  743  lät  mich  geniezen  de*s,  daz  ir  das.  254,  14 

ich  rate  iu  wöl  daz  ir  Iw.  3641  st  aber,  fröuwe,  daz  ir  Wig.  12,28 

west  willekomcn,  sf't  daz  ir  P.  305,  28  ich  erkenne  wöl,  daz  ir  das.  14,  15. 

Gut  deklamiert  ist : 

(  wand  ich  weiz  wöl  daz  ir 

f  und  iuwer  leu  Sit  starke  wunt  Iw.  5461. 

Und  ebenso  natürlich  das  Possessivum  in  dem  Vers: 

t  er  sprach  'ich  laze  iu  iuwer  guot, 
(  und  iuwer  swester  habe  daz  ir  Iw.  7689. 

2.   in  (im,  tu,  uns)  im  Reim. 

Ohne  Tadel  sind  folgende  Verbalformen  vor  den  pronominalen: 

got  und  diu  werlt  minnet  in  Bucht.  1346  doch,  h£r,  swaz  ir  gebietet  in  P.  582,21 

zw£ne  risen  die  fuorten  in  Er.  5357  des  sult  ir  alle  biten  in  Lanz.  9440 

|  und  begunde  sagen  in  valscher  rede  daz  6ret  in   Wig.  5,  7 

<  gröze  gnade  allen  drin  a.  IT  1013  die  juncfrouwen  hgten  in  das.  203, 16 

solden  si  immer  vinden  in   Greg.  3220  j  'von  rehte  sicher  ich  von  diu\ 

got  der  müeze  vüegen  in  Iw.  6583  \  'nein,  herre  geselle,  ich  sicher  iu'  Iw.  7587 
wolt  ich  nu  daz  wizen  in  P.  184,  27  daz  wil  ich  wßnic  wizen  im  P.  330,  13. 

weit  irs  niht  erläzen  in  P.  323,  7 

Ebenso  ein  paar  Substantiva,  sowie  unt,  danne,  wan,  ab,  durch: 

daz  si  ze  rehter  mäze  in  a.  H.  316]  der  sanc  se  beide,  got  unt  in   P.  378, 25 

man  sagt  daz  min  her  Gäwein  in  Iw.  3051  dö  sanc  man  messe  got  unt  in   W.  289, 5 

wand  er  in  nam  sf abends  in  W.  176,  7  er  bete  kindcs  niht  wan  in   W.  341,  11 

da  entweich  der  edel  riter  in   Wig   58,  23  der  edel  ktinec  bat  ab  in   Wig.  44,  24 

einer  nach  dem  andern,  in  das.  126,  20  an  mir  wuohs  leide  in  unt  uns   W.  253, 13 

er  was  mir  lieber  danne  in  P.  27,3  daz  eine  leit  ein  maget  durch  in  P.  295,29. 

Von  Präteritalformen  auf  -e  sind  unbedenklich  die  ursprünglich  dreisilbigen: 
nach  eime  dinge  jämert  in  Iw.  3215  des  andern  morgens  wäfent  in   Wig.  79, 23. 


1)  dies  ist  ein  'verpönter7  Versschluss:  aber  man  sieht,  Adjectiva  kommen  sonst  überhaupt 
niemals  vor  ir  vor,  auch  keine  'erlaubten1,  wie  solche  etwa  auf  -lieh  und  auf  -sam  (bei  den  Dichtern, 
die  -sam  kennen). 


188  CARL  KHAUS, 

bei  Wolfram:  unschuldig  reines,  edel,  lebe/iaftes,  keehste:  P.  322,27;  464,23; 
W.  191,1;  215,16;  216,3  (hcehste); 

im  Lanzelet:  kündic,  lieber:  4054.  6855. 

Adverbia  und  Reste: 

bei  Hartmann:  nienten,  oder:  Greg.  1423;  Iw.  7901; 

bei  Wolfram:  helfecltchen,  selten:  P.  577,24;  W.  280,21; 

bei  Wirnt:  iemer:  121,36;  210,8. 

Dazu  kommen  noch  bei  Hartmann  (Ulrich  und  Wirnt)  Infinitive  Präs.: 

ze  ivesen  ist  Büchl.  355;  ze  hoeren  ist  Greg.  53;  ze  sagen  ist  das.  2433;  ze 
wizzen  ist  das.  2438;  ze  bieten  ist  Lanz.  5037;  trüren  ist  das.  1341; 

und  Partizipia  Präs.: 

cärend  ist  Lied.  10,27;  frumend  ist  Greg.  1191;  volgend  ist  a.  H.  729;  varend 
ist  Iw.  7927 ;  lebend  ist  Lanz.  3762 ;  schirmend  ist  Wig.  209,  7. 

Was  die  einsilbigen  Wörter  betrifft,  so  müssen  die  Substantiva  und  Adjectiva 
bei  guter  Betonung  natürlich  in  beschwerter  Hebung  erscheinen.  Beliebt  sind 
solche  Versschlüsse  nicht,  weil  das  ist  doch  etwas  zu  wenig  Kraft  hat.  Voll- 
ständig gut  ist  deklamiert: 

(swcr  in  hat  in  blözer  hant 
den  mac  niemen  al  die  vrist, 
|  und  er  in  blözer  bant  ist, 
\  gesehen  noch  gevinden  Iw.  1205. 

Denn  das  Substantiv  ist  nicht  besonders  tonstark,  da  es  ja  eben  vorge- 
kommen war,  und  so  ruht  hier  auf  dem  ist  ein  stärkerer  Nachdruck  als  ge- 
wöhnlich. 

Dagegen  sind  nicht  vollendet  die  Verse: 

daz  des  dehein  rä't  ist  a.  H.  580  wan  mir  wol  ze  müot  ist  Lanz.  1844.  3510. 

daz  min  vrouwe  ein  wip  ist  Iw.  3127 

Von  Adje et iven  erscheinen  so:  guot  Büchl.  1276 ;  Er.  1327;  gröz  a.  H.  1143; 
liep  Wig.  134,15;  und  ein  Partizip,  gefrumt  Er.  6231. 

Pronomina  und  cw-,  unt,  stehen  normaler  Weise  in  Senkung:  so  in  den 
Versschlüssen  :  waz  mir  ist  Büchl.  308;  si  enist  das.  1376;  wie  er  mir  ist  Er.  4975 ; 
boum  si  ist  das.  6029;  wrr  er  ist  Greg.  1320.  1332;  swä  der  ist  Iw.  207;  verre 
ez  ist  Iw.  2129 ;  mit  im  ist  Iw.  5961 ;  daz  der  ist  Iw.  7391 ;  Iweret,  der  ist  Lanz. 
3872 ;   swä  diu  ist  Wig.  155, 32 ;   was  unt  ist  P.  655, 29 ;   öbez  diu  ist  das.  609,  3. 

Unsicher  bleibt,  ob  im  Iw.  die  dritte  Hebung  auf  er  oder  auf  dan  zu  legen 

ist  in  dem  Vers: 

j  ir  habt  mitter  wärheit 

(  keinen  :  bezzern  vriunt  dan  er  ist  8061. 

Im  Wig.  muss  der  metrische  Akzent  zweimal  auf  dan  gelegt  werden: 
in  dirre  werlde  dan  si  ist  96, 1 7  bezzer  ritter  dän  er  ist  204,  2. 

Was  Lachmanns  Regel  betrifft,  so  kann  nach  dem  Dargelegten  kein  Zweifel 
sein,  dass  es  sich  auch  hier  immer  nur  aus  einem  Zusammenwirken  von  Syntax 
und  Deklamation  erklärt,  wenn  gewisse  Wortformen  vor  ist  selten  oder  gar 
nicht  vorkommen.    Kurzsilbige  Substantiva  und  Adjectiva,  die  auf  Tenuis,  Media, 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  189 

h  oder  f  ausgehen,  gibt  es  nicht  sehr  viele,  und  da  die  beiden  Wortklassen  an 
dieser  Stelle  des  Verses  überhaupt  nicht  beliebt  sind,  so  ist  es  ganz  erklärlich, 
dass  Schlüsse  wie  got  ist,  urhap  ist,  grap  ist  sehr  selten  sind.  Und  ein  Schluss 
wie  älsus  ist,  den  Lachmann  aus  dem  Silvester  anführt,  ist  deshalb  eine  Aus- 
nahme, weil  er  schlecht  deklamiert  ist:  der  Schluss  also  ist  kommt  überhaupt 
nicht  vor,  und  doch  ist  es  kein  'verpönter',  seiner  Lautform  nach;  und  dasselbe 
gilt  von  dem  Vers:  mit  klage  ein  siuftehüs  diz  ist  Bari.  159,14,  den  Haupt  z. 
Engelh.  545  bespricht. 

Andere   Verbalformen   mit   vocalischem   Anlaut   {az,   dz,   ier)   sind   im  Reim 
viel  zu  selten,  als  dass  wir  sie  hier  zu  berücksichtigen  brauchten. 


HE.  Die  Adverbia  ie,  e,  ouch  im  Beim. 

1.   ie. 

Eine  zweisilbige  Verbal  form  kann  vom  Standpunkt  der  Deklamation  aus  un- 
bedenklich vor  ie  erscheinen:  nicht  so  freilich  von  dem  der  Wortstellung:  das 
ist  wol  der  Grund,  warum  solche  Ausgänge  besonders  bei  Hartmann  so 
selten  sind: 

du  hieze  mich  ir  dienen  ie  Büchl.  181  kumt  uns  des  wir  gerten  ie  P.  792,  30 

die  noch  her  körnen  ie  Er.  7981.  8451  swie  vil  der  meie  uns  brähte  ie  W.  20,  6 

|  ez  was  ir  unmuoze  zuo  den  ritern  so  sprächens  ie  Lanz.  3037 

I  von  kinde  gewesen  ie  Iw.  6995  min  kunst  diu  was  verborgen  ie    Wig.  8, 24 

denn  er  da  vor  gessehe  ie  P.  183,27  des  hän  ich  gedinget  ie  das.  44,38 

des  hete  mich  gevüeget  ie  P.  202,  10  daz  bort  ich  von  im  sagen  ie  das.  53,  2 

ich  hörte  von  dir  sprechen  ie  P.  304,  4  daz  er  daz  bewarte  ie  das.  60, 15 

dem  wäfenheiz  man  volget  ie  P.  407,20  swaz  ich  hän  gestriten  ie  das.  183,14 

du  hörtst  och  vor  dir  sprechen  ie  P.  525,  2  ich  hän  dich  geminnet  ie  das.  1 98, 1 4 

hat  mich  so  getroestet  ie  P.  722,28  an  siner  frowen  behalten  ie  das.  284,39. 

Einsilbige  Verbalformen  sind  an  dieser  Stelle   noch   viel   seltener,    und   mit 

gutem  Grunde:  weil  zu  der  meist  notwendigen  Abweichung  von  der  natürlichen 

Wortstellung  eine  Verletzung  der  natürlichen  Betonung  hinzukommt.     Steht  das 

Verbum   in   Hebung,    so    hat   es   unmotivirt   viel  Akzent,    steht  es  dagegen  in 

Senkung,  so  wird  es  z  u  stark  gedrückt,  bezw.  ie  zu  sehr  herausgehoben.     Daher 

hat  Hartmann  einen  solchen  Versschluss  niemals,  und  es  zeigt  sich  die  Conjectur 

Lachmanns  im  Iwein  (2667)  verfehlt,  der  schreibt: 

|  zwäre  du  hast  ie 
(  mere  lön  wider  mich, 

anstatt  des  überlieferten  hastes  (:<jastes). 

Wolfram  gestattet  sich: 

ob  ich  im  so  liep  wart  ie  P.  623,29  der  rchte  erbarmekeit  truoc  ie    IV.  307,30. 

der  des  vil  ungewent  was  ie  P.  771,29 


190  CARL   KRAUS, 

Wie  man  sieht,  steht  das  Verpönte*  was  ie  ganz  auf  6iner  Stufe  mit  wart  ief 

und   diese  Lesart   braucht   also    nicht  mit  Lachmann    als   falsch   bezeichnet   zu 

werden.     Nach   zweisilbigen  Substantiven  (substantivierten  Adjectiven)  kann  ie 

unbedenklich  stehen :  besonders  wenn  ein  Nachdruck  auf  ie  liegt,  der  die  an  sich 

leichte  Verletzung  der  natürlichen  Wortfolge  rechtfertigt: 

<  mich  dunket  ir  stt  gast  hie:  sine  mage  warn  die  hoehsten  ie  W.  3,29 

{  so  was  ich  in  dem  lande  ie  Er.  3521  min  herze  was  din  herze  ie   W.  119,28 

j  dö  er  daz  sach  unde  las,  so  lebt  ich  iuwers  rätes  ie   W.  146,29 

\  so  sluoc  er  sich  zen  brüsten  ie  Greg.  2391  hie  von  warp  sin  muoter  ie  Lanz.  3584 

gesluoc  er  viur  üz  helme  ie  daz  man  dem  sseligen  ie  das.  8437 

daz  dem  herren  Gawein  ie   Wig.  19,  23 

dem  ist  er  nu  vil  ungelfch  Iw.  3353  l)  owe,  daz  hern  Gawein  ie  das.  19, 35 

got  gestuont  der  wärheit  ie  das.  5275  wände  er  het  vor  ougen  ie  das.  45,35 

so  half  ouch  got  dem  rehten  ie  das.  7627  daz  wäfen  minnet  der  riter  ie  das.  51,39 

weder  ir  des  tages  ie  das.  7267  *)  wand  er  gestuont  dem  rehten  ie  das.  74, 28 

er  was  gein  mir  des  willen  ie  P.  303,18  wände  ich  dich  mit  herzen  ie  das.  176,28 

doch  hant  mich  gröze  frouwen  ie  P.  403, 2  dem  reiner  wfbe  jämer  ie  das.  258, 36. 

Sonstige  Zweisilbler: 

wünschen  was  unmanlich  ie  Büchl.  1259  got  der  was  erbarmic  (gensedic)  iedas.  138,1; 

so  schiet  er  doch  ze  jungest  ie   Greg.  2378  167, 17 

getät  ab  ir  daz  wsegest  ie  P.  514,4  gestige  mit  wärheit  hceher  ie  das.  296,17. 

wem  kom  der  tot  so  nähen  ie   Wig.  166,37 

Einsilbige  Substantiva  sind  in  Hebung  unbedenklich,  aber  naturgemäss  un- 
gemein selten: 

|  und  daz  iwer  getwe*rc  ie 

i  solhe  unzuht  begie  Er.   1043. 

Einen  Ausnahmsfall  —  aber  nicht  wegen  der  Verpönten'  Lautform  —  stellt 
dar  der  Vers : 

swie  gar  ich  si  ein  heiden, 

von  dem  gedanke  quam  ich  nie, 

ichn  minnet  iedoch  ddn  got  ie, 

der  uns  geschuof  von  nihte     Wig.  210, 15. 

Unverfänglich  sind  Versschlüsse  mit  einem  Pronomen  personale  in  letzter 
Senkung : 

daz  saget  ick  dir  ie  Büchl.  1213;  geriet  ich  irz  ie  Iw.  4059;  die  mir  ie  das. 
4111  ;  daz  du  ie  P.  323,  6;  daz  er  ie  W.  345,  22;  völgte  im  ie  Wig.  31,  26;  trüobte 
in  ie  das.  37,  19;  von  den  mir  ie  das.  37,  37;  seit  man  ie  das.  49,  12;  getörst  ir  ie 
das.  61,  23;  minnet  er  ie  das.  98,  32;  103,  23;  het  er  ie  das.  160,  17;  der  im  ie 
188,  21. 

Von  sonstigen  Einsilblern  sind  richtig  in  der  Senkung  verwendet: 

swaz  man  in  unz  he*r  noch  ie  Er.  3245  mit  frouwen  danne  vördes  ie  Er.  9929. 

twinge  als  er  uns  twänc  ntch  ie    Wig.  43,  28 

Durch  besondern  Nachdruck,  im  zweiten  Falle  wegen  des  Pathos  der  rheto- 
rischen Frage,  zu  rechtfertigen  sind  die  Schlüsse: 

1)  zwei  Sätze  mit  ie  gehen  voran,  ebenso  viele  folgen. 

2)  auch  sehr  nachdrucksvoll!  siehe  den  Zusammenhang. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER   REINBOTS   GEORG.  191 

wan  man  saget  sin  gelich  (  er  sprach  cwes  liget  ir  hie? 

ze  Britanje  koeme  nie:  j  wdr  bejägte  noch  fe 

kom  aber  er  dar  fe,  mit  släfe  dehein  ere?'  das.  2527. 
daz  mohte  Erecwol  sin  Er.  2761 

Schlecht  ist: 

allez,  daz  er  ünz  her  fe  Er.  4641. 

Aus  dem  vorliegenden  erhellt,  dass  die  von  Lachmann  angeführten  'Aus- 
nahmen' wieder  in  anderm  Lichte  zn  betrachten  sind,  als  er  meinte:  wir  sind 
gar  nicht  berechtigt,  mehr  Versschlüsse  von  der  Art  jenes  was  ic  zu  erwarten, 
als  er  verzeichnet:  die  Dichter  sind  ihnen  allerdings  aus  dem  Wege  gegangen, 
aber  aus  Gründen  der  Deklamation  und  der  Wortstellung.  Kein  Verstoss  gegen 
die  erstere  ist  der  einzige  Fall  in  Lachmanns  Beispielen,  wo  was  in  beschwerter 

Hebung  erscheint: 

er  ist  immer  und  was  fe  Türh.    Wh.  156d  ')• 

2.  L 
Bezüglich  dieses  Adverbs  kann  ich  mich  kurz  fassen.  Gehen  Verbal  formen 
^voraus,  so  sind  dieselben  fast  durchaus  zweisilbige :  so  im  Er.  6515 ;  Greg.  2744. 
3240 ;  a.  H.  845 ;  Iw.  677.  4793.  8083 ;  ferner  bei  Wolfram  32  mal,  im  Lanzelet 
Einmal,  bei  Wirnt  2  mal.  —  Lassen  wir  als  zweifelhaft  (denn  um  zu  entscheiden, 
müsste  die  Frage  des  Hiatus  vollständig  untersucht  werden)  beiseite  zwei  Aus- 
gänge bei  Wolfram  (erdäht  e  P.  808,  7;  glicht  e  P.  797, 10),  so  bleiben  bei  sämtlichen 
Schriftstellern  nur  folgende  Verse  mit  einsilbigem  Verbum  vor  e  ührig :  gehabt  e 
(Partizip)  Er.  401;  erweln  e  (Inf.)  das.  3817;  verlorn  el  P.  500,  22.  Und  in  Senkung: 
als  er  ze  Munleün  h£t  e   W.  281,30  gräf  Ritschart,  von  dem  ich  seit  6  Lanz.  32.%. 

Man  sieht,  auch  die  erlaubten  Formen  kommen  nur  höchst  selten  vor,  weil 
sie  eine  Verletzung  der  natürlichen  Betonungsweise  darstellen.  Wenn  also  auch 
so  gut  wie  niemals  ein  was  e,  tet  e  zu  finden  ist,  so  hat  das  wiederum  einen 
ganz  andern  Grund,  als  den  von  Lachmann  angenommenen.  Von  zweisilbigen 
Substantiven  kommen  nur  wenige  vor :  bei  Hartmann  2  (Er.  6889 ;  Greg. 
3299) ;  bei  Wolfram  9  (P.  288,  2 ;  336, 8 ;  688,  6 ;  764, 1 1 ;  802,  2 ;  W.  28,  28,  367,  22  ; 
438, 14 ;  442, 23) ;  im  Lanzelet  6ines  (5080).  Ein  einsilbiges  findet  sich  überhaupt 
nicht,  ob  'verpönt*  oder  nicht,  ist  also  gleichgiltig. 

Adjectiva  und  sonstige  Zweisilbler  mit  verpönter  Lautform  gibt  es  über- 
haupt nicht,  abgesehen  von  denen  auf  -ic,  wo  Lachmann  -ec  (bezw.  -ich)  schreibt 
Schon  aus  syntaktischen  Gründen  sind  solche  an  dieser  Stelle  selten :  jenes  Er 
9263;  maneger  Büchl.  230;  kreftk  Iw.  7259;  vordem  P.  14,6;  allez  P.  205,25 
sehse  P.  235, 12 ;  heidnisch  W.  307,  25 ;  vgl.  nemeltchen  Lanz.  6476 ;  lützel  das 
7588;  wenic  W.  432,30;  oder  Iw.  2943;  Lanz.  9234;  danne  Er.  1729.  4265.  5077 
Greg.  1801;  Iw.  3331;  alsam  Er.  3377;  Wig.  113,4;  126,  32  *);  128,38:  173.1; 
191,18;  iuwer  Iw.  2331. 

1)  eine  grosse  Seltenheit,  aus  syntaktischen  Gründen,  ist  ein  Versschluss  wie:  trir  ensprechin 
niht  daz  iet  den  Haupt  z.  Engelh.  aus  dem  Silv.  anführt. 

2)  Pfeiffer  fälschlich  als. 


192  CARL   KRAUS, 

Von  andern  Einsilblern,  abgesehen  von  Verben  und  Substantiven,  kommen 
vor:  (hin  (Büchl.  170;  Er.  2B37.  5495;  a.  H.  1430;  Iw.  683);  als  (Lied.  8,10; 
Büchl.  115;  Er.  6693;  Greg.  2187;  Iw.  2803.  3467.  3937.  3983.  4357.  4835. 
5195.  5413;  P.290,7;  295,8;  446,5;  469,13;  483,27;  Wig.  34, 14 ;  62, 16 ;  86,1. 
195,31);  noch  (Iw.  6513;  P.  230,12;  492,23);  doch  (W.  69,11);  ouch  (Er.  2221. 
9223)  und  —  vom  Standpunkt  der  Deklamation  nicht  unbedenklich  —  dest  (P.  760,7). 
Von  Pronomina:  teil  ich  e  Lied.  7,18;  als  ich  iu  e  Greg.  1027;  Wig.  14,23; 
gesprecht  mich  e  a.  H.  1266;  sichert  iu  e.  Iw.  7585;  däz  ir  e  Wig.  32,19;  die  du  i 
das.  123,  3.     Vgl.  noch :  müder,  c  Er.  7263 ;  Iw.  2931 ;  enmohtens  e  Greg.  780. 

Dass  kein  sus  e  vorkommt  und  kein  ditz,  daz,  ez,  des  e,  hat  demnach  seinen 
Grund  nur  in  syntaktischen  und  deklamatorischen  Verhältnissen. 

3.  ouch. 

fliezent  ouch  P.  482, 4  ist  der  einzige  in  den  untersuchten  Werken  vorkommende 
Schluss  mit  ouch.    Daneben  bei  Wolfram  einmal  die  Form  och  8.  u.  unter  VII,  6. 


IV.   Präpositionaladverbia  im  Beim. 

1.  Verbum  vorher. 

Was  Hartmann  betrifft,  so  hat  er  in  seinen  Werken  42 mal  Verbalformen 
vor  dem  im  Reim  stehenden  an,  aber  die  Formen  sind  ohne  jede  Ausnahme  zwei- 
silbige; ebenso  2 mal  vor  in  ('hinein',  Er.  225;  Greg.  3622);  vor  abe  kommen 
keine  Verbalformen  vor,  und  in '),  obe,  üf\  uz  stehen  überhaupt  bei  diesem  Dichter 
nie  im  Reim*).  Der  Grund  ist  deutlich  ein  deklamatorischer:  die  triegent  an, 
sprichest  (spredient)  an,  Verliesen  an,  (er)kiesen  an,  sehen  (säfien)  an,  nimet  (nemenf 
namen)  an,  liegen  an,  entwotfen  an,  sitzen  an,  betrogen  an,  strichen  an,  schiftet  an 
usw.  sind  gute  Versschlüsse:  aber  wie  sollten  die  entsprechenden  Einsilbigen 
Formen  dieser  Verba  am  Schlüsse  des  Verses  verwendet  werden:  sprach  an? 
Das  geht  nicht,  weil  das  Verbum  zu  stark  gedrückt  wäre!  sprach  an?  Das 
wäre  auch  hart,  weil  es  hier  wieder  zu  viel  Akzent  bekäme!  So  müssen  sie 
also  von  dieser  Stelle  ferngehalten  werden,  und  die  'verpönten*  saz,  bat,  lac, 
sach,  tet<,  het  udgL  natürlich  mit  ihnen. 

Wenden  wir  uns  Wolfram  zu,  so  hat  er  in  seinen  beiden  Epen1)  9  zwei- 
silbige Verbalformen  vor  abe,  10  vor  an,  16  vor  in,  3  vor  uz :  ftt  sowie  iif  fehlen 
überhaupt  im  Reime,  und  vor  obe  erscheint  keine  solche  Form.  Von  einsilbigen 
Verben  erscheint  dreimal  huop  an :  als  do  sin  btstiu  zi't  huop  an  P.  469, 22 ;  Artus 
sin  rede  alsüs  huop  <m  P.  726,  8 ;  Parzicäl  sin  rede  alsüs  huop  an  P.  786,  2 ;  Ein- 
mal gtif  an :  so  ich  ungewäpent  wi'p  grtf  dn  W.  243,  27.  Und  da  erscheinen  auch 
sofort  zwei  het :   harnasch  duz  er  e  het  an  W.  81,  2B ;   do  erz  harnasch  gar  het  an 


1)  von  dran,  drin  udgl.  abgesehen. 

2)  über  in,  in,  s.  Zwierzina  Zs.  44,  71. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  193 

W.  296, 1.  Die  Härte  der  Deklamation  ist  ja  in  allen  diesen  Fällen  gemildert, 
weil  ein  sehr  starktoniges  Wort  auf  das  folgende  Verbum  drückt:  aber  gleich- 
wohl bleibt  es  eine  Härte,  die,  besonders  bei  den  Vollverben,  Hartmann  sich 
niemals  gestattet  hätte.  —  Für  die  Lachmann'sche  Regel  können  diese  Verhält- 
nisse nichts  beweisen,  denn  sowenig  wie  was  an  erscheint  ein  ist  an,  sowenig  wie 
tet  an  ein  tuot  an.  —  Vor  obe  steht  einmal  ist,  untadelig,  weil  ganz  schwach 
akzentuiert :  höh  ist  obe  W.  420,  18. 

Was  den  Lanzelet  betrifft,  so  hat  er  nur  zweisilbige  Verbalformen :  2  vor 
abe,  6  vor  an,  1  vor  uz\  die  andern  Wörter  haben  keine  Verba  vor  sich. 

Im  Wigalois  finden  sich  9  zweisilbige  Verba  vor  an,  3  vor  in:  sonst 
überhaupt  keine. 

2.  Substantivum  vorher. 
Bei  Hart  mann  stehen  3  mal  Zweisilbler  vor  abe,  24  mal  vor  an,  3  mal  vor 
in ;  aber  auch  Einsilbler  sind  hier  vom  Standpunkt  der  Deklamation  nicht  zu  ver- 
werfen, weil  zwischen  dem  Substantiv  und  dem  folgenden  an  gerade  das  richtige 
Akzentverhältnis  besteht,  das  an  dieser  Stelle  erforderlich  ist.  So  finden  sich 
denn  die  folgenden  Verse: 

da  bienc  ein  gröz  hörn  an  Er.  8777  nü  gienc  ouch  diu  naht  an  das.  3903 

nseme  daz  kint  an  Greg.  1074  neme  deheinen  gast  an  das.  6145 

da  kerter  sinen  vliz  an  Tic.  27  die  huoben  ime  den  strit  an  das.  6717 

dane  wsere  ir  rat  an  das.  2151  dö  bot  in  der  wirt  an  das.  6799 

er  erbeizte  und  lief  den  wurin  an  das.  3861  ouch  sack  disen  kämpf  an  das.  7261. 

Man    sieht,    wie   im  Iwein,  der  das  Ideal  einer  natürlichen,    ungezwungenen 

leichten  Deklamation  darstellt,    die  Belege   sich  mehren.    Aber  es  sind  ihrer  im 

Gänzen  10:  muss  da  just  ein  got  drunter  sein,  oder  gar  ein  grap  (dessen  Nom. 

Acc.  im  Iw.  überhaupt  nicht  vorkommt)  oder  ein  spot,  bat?    Zumal  wo  spot  und 

got  so  verführerische  Reimwörter  sind? 

Bei  Wolfram  finden  sich  5  Zweisilbler  vor  abe,   15  vor  an,   1  vor  obe,   11 

vor  in.  Einsilbler  (die  bei  guter  Deklamation  ja  nur  in  Hebung  stehen  könnten) 

finden  sich  überhaupt  nicht,  da  ja  Wolfram,  wie  schon  oben  S.  172  bemerkt,  die 

letzte  Senkung  im  stumpfen  Vers  überhaupt  gerne  ausfüllt:   so  halte  ich  es  für 

sicher,  dass  zu  schreiben  ist: 

hie  hebt  sich  ander  dienest  an  P.  243, 8  durch  zuht  entweicher  dienstes  abe  P.  279, 6 '). 

Im  Lanzelet  finden  sich  3  Zweisilbler  vor  abe,  13  vor  an,  1  vor  in.  Mit 
Einsilblern  sind  folgende  Verse  beschlossen: 

der  wirt  huop  daz  spü  an  1170  wir  gewinnen  im  die  burc  an  6998. 

da  mit  liuf  er  den  wirt  an  2098 

Schon  der  vierte  Versschluss  ist  hier  ein  Verpönter* : 

daz  ros  lief  den  wec  fn  414! 

Im  Wigalois  kommen  3  Zweisilbler  vor  abe  vor,  20  vor  an,  2  vor  tu,  1 
vor  in.    Mit  Einsilblern: 

truoc  er  einen  roc  an  41, 1  da  was  daz  selbe  tier  an  276, 20. 

da  gesiget  ouch  im  der  Tot  an  173,26 

1)  Lachmann  dienst,  bezw.  diens  (mit  D  gegen  alle  andern  Hss!). 

AbMlgs.  d.  K.  Gm.  d.  Witt,  sn  Gftttingen.    PhiL-Mit  Kl.  N.  F.  Band  6,1.  25 


194  CARL    KRAUS, 

3.  sonstige  Zweisilbler. 

Nachdem  solche  zu  Bemerkungen  kaum  einen  Anlass  geben,  wird  es  genügen, 
was  vorkommt,  kurz  zu  verzeichnen. 

Bei  Hartmann  vor  abeiriche  (1),  anders  (1),  schöne  (1),  jungest  (1).  —  vor 
an :  alles  (2),  ander  (4),  beiden  (1),  eine  (1),  maneger  (1),  (un)schuldic  (6) ;  erste  (1), 
dicke  (1),  vaste  (1),  mere  (1),  </dĀs  (1),  twerhes  (1),  wwder  (2),  t^nder  (1),  niemer  (3), 
fewter  (1),  -halben  (1),  -liehen  (9);  niemen  (1);  viengere  (1).  —  vor  tn:  under  (3), 
niemer  (1),  uwde  (1).  — 

Bei  Wolfram  vor  abemiender  (1).  —  vor  an : unschuldic  (2);  t^^nic  (3), 
dennoch  (3),  wider  (1),  ersten  (1);  Zei/er  (1),  griff enz  (1).  —  vor  im  andern  (1); 
o&en  (3) ;  wider  (9).  —  vor  üz :  andern  (1) ;  se/fen  (1),  -halben  (1).  — 

Im  Lanzelet  vor  an  :  ander  (5),  aWe^  (1),  aZZen  (1),  einer  (1);  dtc&e  (1), 
-liehen  (3),  wider  (1);  nieman  (1).  — 

ImWigalois  vor  oie:  -liehen  (1).  —  voran:  ander  (3),  andern  (1),  einen  (1), 
valschen  (1) ;  —  ZIcAen  (6),  niemer  (2),  wider  (1) ;  schuohtens  (1),  schutter  (1),  fuorier  (1). 
—  vor  inuvider  (1).  —  vor  tte:awdern  (1).  — 

4.  sonstige  Einsilbler. 

a)  dar  an  (war  an). 

Hartmann  verwendet  das  Wort  am  Versschluss  verschieden:  bald  als  dar  än} 
bald  als  dar  an.  Aber  nicht  etwa  regellos,  je  nach  der  Bequemlichkeit,  sondern 
stets  nach  den  Gesetzen  einer  bis  ins  Feinste  gehenden  Deklamation.  Wenn  auf 
dem  Wort  ein  Nachdruck  liegt,  dann  sagt  er  dar  an:  wo  das  nicht  der  Fall  ist, 
wo  irgend  ein  anderes  Wort  des  Satzes  den  stärksten  Nachdruck  hat,  da  sagt 
er  dar  an  (wo  wir  meistens  in  der  Umgangssprache  dran  setzen).  Ich  gebe  einige 
ausgewälte  Beispiele,  die  das  Gesagte  besonders  deutlich  beleuchten: 

von  diu  wser  er  niht  wtser  man  (  nü  sf  gewarnet  dar  an 

swer  im  wolde  dar  an  ]  ein  iegelfche  man, 

nemen  gröz  laster  '  daz  er  usw.  Greg.  415 

ob  si  ein  phlaster  /  desn  f8t  niht.  däz  schein  dar  an: 

für  in  geprüeven  künde  Er.  5233  j  wände  sin  herzeleit 

niht  erslach  mir  mfnen  man  *  daz  was  da  wider  kleine  das.  844 

und  gedenke  dar  an,  j  <jo  gedähte  er  ofte  dar  an : 

er  ist  wunt  söre  das.  6949  \  <nu  8ihe  ich  dicke  das.  2027 

vil  ofte  kam  ez  dar  dn,  /  nu  was  der  unguote  man 

daz  der  grdze  man  l  narte  strenge  dar  an, 

den  minnern  vor  im  dan  sluoc  das.  9157  J  daz  er  jm  deheines  gemaches 

do  gedähte  der  grdze  dar  an:  I  so  vil  so  des  obedaches 

'mirst  zorn  daz  dirre  kleine  man  \  in  sfnem  hüse  engunde  das.  3020 

also  lange  vor  mir  wert'  das.  9191  /  doch  w»'n  ich  dar  an 

daz  er  gedenket  dar  an:  j  der  zungen  unrehte  tuo: 

'du  bist  noch  ein  junger  man'   Greg.  11  '  iwer  herze  twinget  sf  der  zuo  Iw.  841 


196  CARL    KRAUS, 

ich  bin  ein  ungelopter  man  /  und  karte  unser  herre  got 

und  verzaget  noch  nie  dar  an  j  allen  sinen  vif  z  dar  an, 

ichn  gedenke  dar  nach  alle  tage,  '  ern  gemachte  niemer  tiurern  man  Iw.  1805") 

wie  ich  die  sselde  bejage  [  wan  st  was  unz  an  die  ztt 

daz  ich  ze  vollem  lobe  geste*  das.  2044 l)  )  niuwan  nach  wäne  wol  gehit: 

,  diz  sagt  er  niuwan  einem  man,  I  nü  enwas  dehein  wa'n  dar  dn 

J  der  im  mohte  wöl  dar  an  *  alrest  liebet  ir  der  man  Iw.  2678 4) 

(  gefrumen  und  gewerren  das.  2076*)  iuwer  haz  ist  gegän 

die  wile  er  üf  dem  steine  saz,  [  über  iuwern  gwissen  dienstman: 

so  gemuote  in  nie  mere  )  unde  ichn  zwfvel  nfht  dar  an, 

dehein  dinc  also  sere.  j  swaz  ir  mir  leides  hant  getan, 

nü  gedähte  er  aber  dar  an  das.  3687  f  des  waer  ich  alles  erlan, 

het  ich  mich  enzft  genant  das.  7477 ö). 

Ebenso  Lied.    12,  11;   13,  19;   15,  6;    Greg.  1B39.   2240.    2505.    2578;  Iw. 
2125.  3977. 

Falsch  deklamiert  wäre: 

sich  begunden  über  al 

die  glokken  selber  liuten. 


{ 


dö  kos  wfp  unde  man 

sine  heileke'it  dar  an  Greg.  3762, 

weil  ja  auf  dem  'daran'   der  Hauptnachdruck  ruht:   aber  diese  frühere  Lesung 

Lachmanns  ist  durch  die  neugefundenen  Hss.  gebessert: 

j  da  kös  wfp  unde  man 
(  sine  heilecheit  wol  an 

lauten  die  Verse  in  ihrer  echten  Form,  s.  Zwierzina  Zs.  37,  414. 

Und  einen  Zweifel  muss  ich  auch  aussprechen  gegenüber  dem  Vers  Iwein  4327 : 

diu  liute  habent  sich  jöch  dar  an 
daz  zwene  sfn  eines  her. 
so  waere  ditz  gar  äne  wer, 

denn  der  Sinn  ist:  'die  Leute  behaupten  sogar  das,  dass  zwei  zu  viel  sind 
für  einen,  wie  wollt  also  Ihr  gegen  drei  kämpfen?'  dar  an  ist  also  hier  nach- 
drücklich betont :  vielleicht  ist  joch  von  d,  doli  von  AI,  nur  zu  Erläuterung  ein- 
geschoben? ouch  liest  D,  noch  e:  die  andern  Hss.  (BEabflpr)  haben  kurzweg 
sich  dar  an,  was  die  Betonung  dar  an  ermöglichen  würde. 

Ein  paar  mal  (natürlich  wieder  nur  in  Fällen,  wo  kein  Nachdruck  darauf 
liegt)  scheint  Hartmann  auch  dran  gebraucht  zu  haben  (Büchl  883 6);  Er.  6114; 
Greg.  1199;  a.  H.  1004 7);  Iw.  2523). 

1)  'zwar  bin  ich  noch  nicht  berühmt,  aber  ich  habe  die  Hoffnung  drauf,  es  noch  zu  werden, 
nicht  aufgegeben'. 

2)  'der  ihm  dazu  behilflich  oder  hinderlich  sein  konnte'. 

3)  hier  wäre  dar  dn  überhaupt  nicht  möglich  (im  Gegensatz  zu  dem  oben  gebrachten  Beispiel, 
Greg.  903). 

4)  'jetzt  gabs  drüber'  usw. 

5)  'und  ich  zweifle  nicht  dran,  dass'. 

6)  Conjectur. 

7)  zwivelt  vaste  dar  dn  wäre  hier  auch  möglich. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER   REINBOTS    GEORG. 


197 


Nicht  minder  belehrend  ist  das  Verhalten  Wolframs.  Jene  betonten  dar 
an  konnte  er  nicht  brauchen,  da  er  ja  überhaupt  eine  Abneigung  gegen  das 
Fehlen  der  letzten  Senkung  im  stumpfen  Vers  hat.  Und  anderseits  :  die  schlechte 
Deklamation,  solch  ein  betontes  dar  an  in  Senkung  +  Hebung  zu  stellen,  ist 
ihm  auch  fremd.  So  vermeidet  er  also  solche  betonte  dar  an  im  Versschluss 
überhaupt  ganz  und  gar.  Er  kennt  fast  nur  dran,  das  er  meist  in  lokalem  Sinn 
gebraucht,  und  das  auch  wir  überall  durch  die  unbetonte  Form  'dran'  wieder- 
geben können1).    Die  Belege  sind: 


ob  küener  schar  ein  lieliter  van; 

ein  durchstochen  riter  dran  P.  30,  26 

ein  schilt,  üzen  und  innen  dran  42,  27 

daz  sich  die  snüere  ßtracten  dran  61,  17 

und  daz  vor  jagende  nieman  dran 

kos  gein  einer  halben  gran  244,  9 

daz  al  min  fröude  laege  dran, 

so  getörst  ichz  doch  niht  grlfen  an  259,  10 

sinen  dürkeln  schilt  hienc  er  ouch  dran  437, 1 1 

frouwe,  in  greif  nie  vorn  dran  512,  20 

und  spranc  rehte  enmitten  dran  567,  13 

dise  burc  und  diz  gemezzen  lant, 

ern  kert  sich  nimmer  mer  nu  dran  659,  4 


in  dunct  daz  er  wol  reichte  dran  W.  35,  9 

ob  er  üzen  klopfe  dran  130,  1 

ich  kum  her  wider  zuo  ziu  dran  263,  11 

klübt:  ein  teil  ist  des  noch  dran  270,  22 

Heimrich  sich  leite  dran  278,  21 

Gyburc  mit  urloube  dran 

gienc  zuo  manegem  werdem  man  297,  1 

an  mir,  und  st  ich  schul  die  dran  306,  17 

zw£n  hantschuoh  des  selben  dran  406,  11 

von  den  heiden  ich  wol  sprechen  mac, 

daz  min  vreude  ist  verzinset  dran  460,  13. 


Daneben  kommt  nur  dreimal  dar  an  vor  (darunter  zweimal  in  nicht  lokaler 

Bedeutung): 

ein  teil  ir  dienet  im  dar  an  P.  190,  6 
ein  bästfn  halfter  lac  dar  an  256,  21 
die  gedähten  nü  dar  an  W.  363,  8'). 

Ulrich  von  Zazichoven   steht  ungefähr   auf   dem    Standpunkt  Hartmanns. 
"Wo  Nachdruck  auf  dem  dar  an  liegt,  pflegt  er  ihm  zwei  Hebungen  zu  geben: 


ir  sprächent  niwelingen  daz, 

ir  enwistent  wer  ich  w«re. 

möht  ich  nü  miniu  msere 

iht  gebezzern  dar  an, 

s6  bin  ich  ein  der  man 

der  sich  iu  nennet  äne  schäme  2491 8) 

sus  hätens  al  ir  vliz  geleit 

deste  me"  dar  an, 

daz  er  kaeme  mit  in  dan  6255 


zehant  berieten  si  sich, 
si  körnen  alle  dar  an, 
daz  der  künic  niht  vermite 
wan  daz  er  selbe  vierde  rite 
nach  dem  gougelsere  7020 
/   die  helde  buhurdierten, 
die  Lanzelete  mit  gelfe 
wären  komen  ze  helfe, 
wan  si  |  dahten  alle  dar  &s* 
daz  eim  iegelfchen  man 
an  vorhte  vreude  baz  stät 
danne  dem  der  die  sorge  hat  8351. 


Gezwungen  ist  diese  Betonung  nur  in  dem  Vers : 


1)  somit  bestätigt  sich  auch  von  dieser  Seite  Zwierzinas  Beobachtung  über  den  rührenden 
Reim,  Zs.  45,  294. 

2)  'sie  erinnerten  sich  nun  dran'. 

3)  also:  'in  der  Beziehung',  wie  so  oft  bei  Hartmann. 


198  CARL    KRAUS, 


{ 


I 


tier  gefügel  unde  man 

diz  was  allez  dar  an, 

mit  spsehen  listen  erhaben  4888  1). 

dar  an  (drdn)  dagegen  betont  der  Dichter,  wo  es  ohne  Nachdruck  steht: 

ich  enhil  mich  nihtes,  sprach  der  degen,  /  guot  antwürte 

weit  ir  mir  sicherlich  verpflegen  j  vrout  den  eilenden  man. 

daz  ich  niht  missetüo  dar  an  523  I  vrowe,  nü  gedenkent  dran  4576 

swer  iu  den  lip  hiute  nimet,  i  der  künec  Artus  lie  'n  ouch  genesen, 

des  war  der  missetüot  dar  an  1495  \  er  Grte  Lanzeleten  dran, 

er  stach  daz  sper  in  daz  gras  '  der  im  den  sige  an  gewan  5349 

und  leinde  sinen  schilt  dar  an  2383  /  min  muoter  hat  geret 

er  bat  in  sfn  sin  wartman.  9  nach  sinem  werde  manegen  man. 

'herre,  ichn  ker  mich  niht  dar  an  3739  J  swä  siu  sich  ie  gesümde  dran, 

ein  erin  cimbel  ist  dar  an  '  daz  muost  äne  ir  danc  geschehen  6942 

gehenket  3899  /  er  cnbiutet  minne  unde  allez  guot 

sin  heil  verdruht  im  ouch  den  nit.  1  den  herren  die  sich  wol  enstant, 

gelücke  huote  sfn  dar  an  7807  I  daz  si  im  sin  lant  genomen  hant, 

des  selben  einen  wäfenroc  \  ob  si  sich  erkennent  dran  8245. 
fuort  er  und  guldin  schellen  dran  4429 

Schlecht  ist  nur: 

und  ist  daz  dir  wol  behaget  /  nü  wart  ir  richeit  wol  schin, 

swaz  ich  dir  gedienen  kan,  )  und  erschein  ir  saelikcit  dar  an, 

so  soltu  eren  mich  dar  an,  I  ir  bekämen  ir  vater  man 

daz  du  in  imer  midest  7866 8)  '  mit  zwein  tüsent  schilten  9100: 

aber   ist   die  scelikeit  neben  der  richeit   dem  Dichter  zuzutrauen?    Vielleicht  ist 
salde  dar  an  zu  lesen. 

Der  Wigalois  zeigt  ähnliche  Verhältnisse  wie  die  Werke  Wolframs :  es 
findet  sich  nämlich  fast  nur  dran,  und  dies  fast  ausschliesslich  in  lokaler  Be- 
deutung :  20,  29 ;  42,  22 ;  96,  7 ;  178,  40 ;  264,  28 ;  ich  bedarf  wol  iuwers  rotes 
dran  14,  21;  einmal  dar  an:  knöpfe  warn  geworht  dar  an  68,  38,  wenn  nicht 
auch  hier  dran  zu  schreiben  ist. 

Betontes  dar  an : 

er  sprach  'herre,  gedenket  dar  an 

daz  iu  nü  daz  waegest  si 

und  lät  solhe  gedanke  frf  208,  23. 

Falls  Wirnt  sonst  er  sprach  in  den  Auftakt  stellt,  so  kann  man  dar  an  be- 
tonen: sonst,  mit  dran,  ergäbe  sich  eine  besonders  schlechte  Deklamation. 

b)  Pronomina  vor  an. 

Es  finden  sich  fast  ausschliesslich  Personalpronomina,  und  diese  stehn  natürlich 
normalerweise  in  der  letzten  Senkung.  Die  Beispiele  bei  Hartmann  sind :  sachs  in 
an  Er.  3841;  lief  er  in  an  das.  9275;  da  sümest  du'  dich  an  Greg.  3068;  seid  mich 

1)  vielleicht  ersetzt  hier  die  Betonung  das  Komma? 

2)  der  Fehler  ist  aber  sehr  gering:  denn  das  'um  meinetwillen'  steht  dem  Dichter  offen- 
bar im  Vordergrund,  nicht  das  dar  an. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  199 

an  das.  3925 ;  sdch  er  an  das.  202  *);  daz  gdp  st  mir  an  Iw.  327 ;  da  vuorte  st  mich 
an  das.  335;  sdch  si  ane  das.  1697;  genceme  durch  iuch  an  das.  1919;  und  sdch  in 
an  das.  3891;  waz  nemet  ir  iuch  an  das.  4993;  den  er  an  das.  5431;  da  nach  gap 
sf  im  an  das.  6481;  ncem  ich  mich  an  das.  7851. 

Ausnahmsfälle  können  aber  auch  die  Betonung  des  Pronomens  zu  einer  be- 
sondern Schönheit  der  Deklamation  machen: 
l  daz  prtset  in,  ersieht  er  mich:  /  da  ir  wurdet,  da  was  ich  an 

I  gesige  ich  aber  fm  an  Iw.  535  ]  ensament  meineide 

(  unde  triuwelds  beide  das.  8183. 

Dagegen  ist  Greg.  2210  wol  zn  betonen: 

da'  mfssetre'te  se  an. 

Wolfram  setzt  die  Pronomina  natürlich  durchaus  in  die  Senkung:  riefe 
du  mich  an  P.  49,  28;  gein  im  an  das.  448,  30;  den  leck  im  an  das.  459,  19; 
truoger  an  das.  570,  2;  huop  er  mir  an  W.  264,  29. 

Im  Lanzelet  finden  wir  zweimal   den  Versschluss  für  sich  an:   sus  stuont 

diu  heide  für  sich  an  3977;  mit  voller  fröude  für  sich  an  6217.     Höchst  auffallend 

bei  diesem  so  gut  deklamierenden  Dichter  wirkt  der  Vers: 

(  ir  fremden  mantel  sfu  an 
(  truoc  ze  tische  und  ouch  ze  spil  9209. 

Aber  so  hat  Ulrich  auch  nicht  gesagt :  die  beiden  Hss.  überliefern :  ir  vrem- 
den  mantel  truoc  siu  an  2) ! 

Wir  n  t  setzt  die  Pronomina  durchaus  in  die  Senkung :  Vit  er  an  23,4;  159, 23 ; 
streich  er  an  107,  23;  lief  in  an  81,  5;  178,  26;  gesigt  im  an  109,  19;  bdl  si  an 
143,  8;  warf  st  in  an  179,  18;  Uten  si  an  19,  16;  187,  35;  er  sich  an  189,  3; 
sdch  in  an  206,  6;  sdch  si  an  205,  18;  neme  sich  an  296,  29.  Einmal  wagt  er 
sogar  die  Präposition  an  in  den  Reim  zu  stellen: 

(  geflohen  sin:  dö  was  er  an 

j  in  gevallen  als  ein  harz  174,  6.  — 

Andere  als  persönliche  Pronomina  lässt  überhaupt  nur  Hart  mann  zweimal 

dem  an  vorausgehen: 

i  d6  weite  si  ime  die  besten  wat  (  manec  ziuhet  sich  daz  an 

!  unde  leit  in  die  an  Iw.  2199  i  durch  die  vorhte  des  man, 

daz  sis  niht  verdrieze  Iw.  2873. 

Was,  um  auf  Lachmanns  Regel  zurückzukommen,  an  verpönten  Formen  hier 
vorkommen  könnte,  beschränkt  sich  auf  des :  die  netnen  sich  des  an  notiert  Lach- 
mann als  fehlerhaften  Versschluss  aus  Reinmar  (MF.  189,  10):  dass  ein  solches 
des  vor  an  nicht  gemieden  wurde,  sondern  aus  syntaktischen  Gründen  über- 
haupt nur  sehr  selten  vorkommen  kann,  lehrt  der  Umstand,  dass  wir  auch  nur 
6in  die  und  6in  daz  in  den  oben  untersuchten  umfangreichen  Dichtungen  fanden, 
und  den  Genitiv  eines  Pronomens  überhaupt  niemals. 

1)  oder  sack  er  dö  an?  die  Hss.  schwanken. 

2)  ob  der  folgende  Vers,  den  Hahn  auf  so  unglückliche  Weise  verlängerte,  tatsächlich  zu  kurz 
ist,  kann  nur  durch  eine  eingehende  Betrachtung  der  Verskunst  Ulrichs  gezeigt  werden.  Verdienen 
würde  er  eine  solche. 


200  CARL    KRAUS, 

c)  sonstige  Einsilbler  vor  an. 

Bei  Hartmann  ist  besonders  niht  beliebt:  es  steht  normalerweise  in  der 
Senkung ; 

wan  da  zwtveltens  niht  an  Er.  8085  er  was  (da  enliuge  ich  niht  an)  Greg.  1179 

da  enkärte  er  sich  niht  an  8141  däne  gerou  mich  nie  niht  an  Greg.  1580 

waz  sol  diu  rede?  da  ist  doch  niht  an  8807  däne  helt  mich  niht  an  Greg.  2600 

iuch  triugt  diu  rede,  wan  da  ist  niht  an  9339  da  enlugen  st  niht  an  Greg.  3740;  Iw.  2375 

wan  da  enzwivel  ich  niht  an  Greg.  43.    1707.  däne  wirret  iu  niht  an  Iw.  6011. 
2399;  Iw.  559 

Wo  aber  niht  soviel  als  'nichts'   und  überdies   stark   betont  ist,   da  sagt  Hart- 
mann niht  an: 

ichn  vihte  niht,  ich  bin  ein  w!p: 

daz  als  unwerhaft  ist  min  lip, 

däne  hästü  niht  an: 

zwäre  ich  vinde  wol  den  man 

der  mir  durch  sine  hövescheit 

die  gnäde  niemer  widerseit 

ern  beschirme  mich  vor  dir  Iw.  5651. 

Ungewichtiges  wol  steht  in  Senkung: 

du  hast  ir  niht  gedienet  baz,  (  der  selbe  sach  im  däz  wol  an 

Hp,  daz  schinet  dir  wol  an  Büchl.  1237  \  daz  er  niht  rehtes  sinnes  was  Iw.  3287. 

.     .     .     .  des  ist  unlougen, 

erne  si  ein  guot  man: 

zewäre  ich  sihe  ez  im  wol  an  Greg.  2844 

Wo  es  aber  vollwichtiges  Adverb  zu  'gut'  ist,  da  erhält  es  die  Hebung: 

da  handelt  ir  mich  wöl  an  Er.  4569. 

Die  leichten  dö  und  hie  stehen  in  Senkung: 

dö'  vä'hten  se  in  dö  an  Iw.  6785 
(  lip,  ich  gibe  dir  hie  an 
|  die  besten  lere  die  ich  kan  Büchl.  1613, 

aber  das  schwere  nie  natürlich  in  Hebung: 

gejustierte  ich  ie  wider  keinen  man, 

da'  gevä'lte  ich  nie  an, 

min  merken  würde  wol  bewant 

ze  den  vier  nageln  gegen  der  hant  Greg.  1618. 

Wolfram,  dem  die  bei  Hartmann  so  beliebte  Trennung  da  ....  an  fremd 
ist,  hat  infolge  dessen  nur  wenige  Belege1):  da  her  an  P.  230,  27;  seht  hie  an 
714,  19;  in  dö  an  W.  53,  28. 

d)  Einsilbler  vor  ab e. 

Hartmann  gebraucht  öfter  dar  äbe,   wenn  es  unserem  'davon*  entspricht: 


1)  Ulrich  und  Wirnt  überhaupt  keine. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  201 

des  wart  er  trürec  unde  vrö.  /  daz  ich  iemer  dar  äbe 

]  ge£ret  und  gertchet  bin, 

er  wände  von  der  Bünde  '  ob  mir  gevallet  der  gewin  Greg.  2040 

da  er  inne  was  geborn.  )  nü  wart  Gregörjus  dar  äbe 

d&  wider  hat  er  im  erkorn  1  vil  harte  riuwic  und  unvrö  Greg.  2528 l) 

gaote  vreude  dar  äbe,  /  des  wart  so  gröz  ir  ongehabe 

von  höher  gebort,  von  richer  habe,  ]  daz  ir  vater  dar  äbe 

der  er  6  niht  enweste  Greg.  1773  '  und  ir  muoter  wart  erwaht  a.  H.  540  *). 

Dagegen,  wo  wir  nur  'davon'  sagen  können,  da  setzt  auch  Hartmann  das  dar 

in  Senkung: 

ezn  wart  mir  niht  bescheiden 
von  dem  ich  die  rede  habe: 
durch  daz  enkan  ouch  ich  dar  äbe 
iu  gesagen  niuwet  mßre  Iw.  8163. 

Dass  Hartmann  her  äbe  betont  hat,  macht  für  zwei  an  sich  zweifelhafte 
Stellen  die  Analogie  von  her  (hin)  in  sicher,  s.  n.  S.  202: 

von  golde  ein  blcke  her  äbe  Iw.  587 
von  den  ähseln  her  äbe  Iw.  5055. 

Sonst  finden  sich  noch  die  Schlüsse:  warf  er  abe  Greg.  1006;  verdirbist  du 
äbe  das.  1672;  er  sich  abe  a.  H.  257;  des  niht  abe  Iw.  2855;  vuoge  iht  äbe  das. 
7603. 

Wo  auf  dem  Pronomen  der  Gegenton  ruht,  steht  es  in  der  Hebung: 

ir  sult  iuch  wider  st  enbarn 

daz  ir  zehant  wellet  varn 

durch  got  zem  heiligen  grabe. 

mit  bäte  gewinnet  uns  abe 

daz  wir  der  vrouwen  hulde  swern  Greg.  574*). 

Was  Wolfram  betrifft,  so  kennt  er  dar  äbe  wieder  fast  nur  in  lokaler 
Bedeutung,  und  immer  nur  in  der  Form  dräbe9):  brächen  dräbe  P.  32,  17;  kerter 
cirabe  58,  22;  sprechen  dräbe  564,  20;  ors  und  man  niht  dorften  dräbe  753,  22; 
Bescheiden  dräbe  822, 12;  nteme  dräbe  W.  79,18;  üf  den  hof  und  wider  dräbe  130, 13; 
BÖ  si  gencemen  spise  dräbe  222,  28. 

Sonst  kommen  folgende  Versschlüsse  vor:  st  sich  äbe  P.  98,  8;  sich  do  äbe 
S2,  14;  wer  hin  äbe  200,  11;  näm  man  abe  803,  1;  rouch  her  äbe  W.  226,  22;  er 
%n  abe  240,  24;  näm  in  äbe  456,  29. 

Im  Lanzelet  findet  sich:  ich  aalt  iu  wunder  noch  dar  äbe  4170;  was  sol 
ich  seilen  me  dar  äbe  8846;  st  hin  äbe  6326;  man  hin  abe  7417;  st  sich  äbe  4511. 

Der  Wigalois  kennt  kein  dar  äbe  oder  dräbe]  überhaupt  finden  sich  nur 
die  folgenden  Versschlüsse :  tüan  uns  äbe  54, 9 ;  si  im  äbe  197,  26 ;  si  tet  sich 
abe  288,  27. 


1)  'davon  wurde  Gr.  traurig',  'davon  wurden  sie  wach'  sagt  Hartmann.  Er  hätte  hier  ebensogut 
auch  sagen  können:  'er  wurde  traurig  davon9,  'sie  wurden  wach  davon'. 

2)  'Ihr  sollt  das  und  das  tun:  uns  aber  bittet,  dass'  usw. 

8)  einen  andern  Beweis  liefert  der  Reim  drabeiäbe,  s.  Zwierzina  Zs.  45,  294. 

▲bfcdlfa.  d.  K.  Gm.  d.  Wi«.  n  Oöttingon.  Phil.-biit.  Kl.  N.  F.  Band  6,i.  26 


202  CARL    KRAUS, 

e)  Einsilbler  vor  In,  in. 
Hartmann  sagt  wiederum  dar  in,  wenn  kein  Nachdruck  darauf  liegt  ('hin- 
ein'), das  Wort  also  schon   vorher  vorgekommen  war,   dagegen  dar  in,   wenn  es 

so  viel  ist  wie  'dort  hinein' : 

d6  ich  in  sach  dar  in  gä'n,  /  er  vant  dar  inne  swachen  rät, 

dö  stal  ich  mich  mit  im  dar  in  Greg.  2388        )  weder  strö  noch  bettewät. 

im  truoc  daz  guot  wfp  dar  in 

ein  lützel  röres  ander  in  Greg,  3041 '). 

Im  a.  H.  heisst  es  zuerst: 

er  hiez  sich  läzen  dar  in  1259, 
aber  zehn  Zeilen  später : 

zehant  dö  liez  er  in  dar  in  1269. 
Dagegen  heisst  es  im  Erec  und  Iwein: 

wan  unde  kümet  ir  dar  in  8585  unde  gienc  zuo  in  dar  in  6285; 

aber  im  Gregorius : 

ouch  wurden  züo  im  dar  in 
geleit,  als  ich  bewtset  bin, 
zweinzec  mark  von  golde  713*). 

Dagegen  sagt  Hartmann  immer  her  in,  hin  in  8) ; 

und  hörte  stn  sagen  hin  in  Iw.  97  die  iuch  geworfen  ha'nt  her  in  4225 

sus  würfen  st  mich  da'  her  in  4171  daz  ich  iuch  bra'hte  her  in  6255. 

Belehrenden  Wechsel  endlich  zeigen  die  zwei  Stellen,  wo  das  Personalpro- 
nomen vorhergeht:  im  Erec  heisst  es  ganz  normal: 

da  reit  der  ritter  vor  im  in  177. 

Im  Iwein  aber  kann  und  wird  man  betonen: 

da  reit  der  wirt  vor  im  in. 
der  het  die  kunst  und  den  sin 
daz  im  da  niht  arges  war  1095, 

um  durch  diese  Betonung   gleich  aufmerksam  zu  machen,   dass  der  Satz  für  das 
folgende  bedeutungsvoll  ist. 

Wolfram  wechselt  zwischen  dar  in  und  drin:  aber  wiederum  nicht  ohne 
Grund,  dar  %n  ist  bei  ihm  so  viel  wie  unser  'hin  ein',  drin  können  wir  durch 
'drein'  wiedergeben:  d.  h.  drin  steht  dort,  wo  das  Resultat  eines  Vorgangs  ins 
Auge  gefasst  ist,  nicht  der  Vorgang  selbst ;  und  dar  in  dort,  wo  es  auf  den  Vor- 
gang selbst  ankommt;  also  'wenn  man  eine  Zehe  von  dir  ins  Meer  würfe,  so 
würde  es  davon  süss' :  würfe  drtn ;  denn  nicht  der  Vorgang  des  Werfens,  sondern  sein 
Resultat  bewirkt  die  Veränderung  des  Wassers.  Aber  anderseits:  'sie  lugten 
durch  die  Wand  hinein':  natürlich  dar  in.    Wolfram  sagt  also: 

und  half  im  daz  er  kom  dar  tn  P.  183,  1  die  man  da  truoc  zer  tür  dar  tn  237,  2 

ein  knappe  spranc  zer  tür  dar  tn  231,  17  dar  nach  gienc  dö  zer  tür  dar  In  243,  20 


( 


1)  guot  ist  also  von  Zwierzina  Zs.  87,  414  mit  Recht  als  echt  erklärt  worden,  wie  auch 
Paul  in  der  grossen  sowie  in  der  zweiten  Auflage  der  kleinen  Ausgabe  schreibt 

2)  unecht  ist  der  Vers  den  slüzzel  da  mit  ich  dar  in  Greg.  3603,  8.  Zs«  37,  414;   Festschrift 
für  Heinzel  S.  114. 

3)  weil  dem  her,  hin  die  demonstrative  Kraft  des  dar  fehlt. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  203 

si  zucte  und  zöhez  im  dar  tn  306,  20  *)  si  brachen  zuo  zir  dar  In  804,  25*) 

helt,  gip  mir  vride  zuo  dir  dar  tn  411,  19  uzem  here  komen  dar  in  W.  261,  3 

er  sprach  in  schimpfe  zir  dar  tn  489,  11  si  luogeten  durch  die  want  dar  tn  286,  27 

Artus  erbeizte  und  gienc  dar  tn  672,  1  j  er  erfultes  im  vier  soumschrtn: 

lie  st  vor  ir  gen  dar  tn  729,  13  (  gesteines  muose  ouch  vil  dar  tn  P.   10,  8. 

Dagegen  anderseits: 

|  al  wiz  gewant  im  was  bereit:  sich  möhte  ein  keiser  wäpen  drin  416,  21") 

!  einen  bruochgürtel  zöch  man  drin  P.  168,  4  starc  roerfne  schefte  drin  P.  335,  21  *) 

i  si  namen  lange  boume  da  sie  die  schefte  schiften  drin  W.  370,  21*) 

I  und  stiezen  starke  stecken  drin  205,  21  och  gestözen  h£te  drin  P.  817,  10°) 

deiswar,  ich  sol  mich  wäpen  drin  246,  78)  der  din  ein  zghen  würfe  drin  W.  62,  14  •) 

daz  er  sich  palde  wäpnde  drin  733,  23 8)  we  wan  kumt  er  et  selbe  drin  P.  62,  26 7). 
snellich  er  wart  gewäpent  drin    W.  103,  27 8) 

Sonst  verwendet  Wolfram  her  in,  hin  in:  natürlich  immer  so,  dass  lier,  hin 
in  Senkung  steht.  Die  Stellen  sind:  da  her  in  P.  142,  28;  189,  9;  414,  26; 
536,  1 ;  W.  237,  29 ;  da  hin  in  P.  146,  13 ;  vor  hin  in  59,  29 ;  dort  hin  in  402,  9  . 
726,  5;  gevängen  hin  in  388,  14. 

Endlich  Schlüsse  mit  dem  Personalpronomen  (durchaus  in  Senkung) :  dranger 
in  P.  285,  15 ;  vor  {nach,  mit)  im  in  23,  18 ;  42,  5 ;  W.  246,  9 ;  sand*  in  in  P.  38, 
13;  der  tvirt  in  in  W.  126,  19;  lä  mich  in  90,  2. 

Bei  Ulrich  von  Zazichoven  heisst  dar  in  wie  bei  Hartmann  'dort  hinein': 

/  dö  hiez  diu  friuntholde 

ritter  die  ez  täten, 

daz  si  in  ein  kemenäten 
<   den  jungen  degen  truogen. 

die  tür  si  zuo  sluogen. 

siu  selbe  stal  sich  dar  in. 

von  heile  kom  ir  der  sin  2131. 


\ 

\ 


Dagegen  drin  soviel  wie  'drein' : 

wan  ein  michel  loch  gie  drin  6021. 

Wirnt  endlich  wechselt  ähnlich  wie  Wolfram:  drin  =  'drein': 

obene  was  gestecket  drin  102,  37 8) 
zwei  glas  gesetzet  wären  drin  211»  9°) 
mit  golde  was  gehangen  drin  264,  16  10); 

dar  in  =  'hinein' : 


1)  'zog  ihm  den  Faden  hinein1  (in  den  Mantel  nämlich). 

2)  'hinein' :  in  die  Klause. 
8)  immer  vom  Harnisch. 

4)  von  den  Speeren. 

5)  vom  Taufwasser. 

6)  vom  Meer. 

7)  vom  poulün.    Um  wie  viel  schöner  ist  dieses  drin,  als  das  nähergelegene  dar  in ! 

8)  in  den  Helm. 

9)  in  den  Sarg;  nicht  wdrn  dar  in  (Pfeiffer). 

10)  ein  Krystall  in  das  Netz ;  nicht  dar  in  (Pfeiffer). 

26* 


204 


CARL    KRAUS 


zuo  dem  man  wolt  er  dar  In  121,  17 
diu  frouwe  sprach  (la  mich  dar  In'  148,  2 

J  mit  listen  was  ein  viur  dar  fn 

i  gemachet 179,  10  *) 

vil  gröz  gezierde  truoc  man  dar  in  264,  10*) 

dar  tn  endlich  ist  auch  =  'hinein' : 
ern  rite  banek£n  dar  in  9,  40  e) 
die  alle  gehüset  hebten  dar  in  10,  12e) 
öuch  völget  in  dar  in  82,  22  7) 

Ein  Pronomen  vor  In: 

des  wazzers  unde 


|  in  den  sarc  zuo  ir  dar  in 

(  leit  man  dö  ir  gesellen  286,  39 
ein  bröt  daz  was  geleit  dar  in  117,  5a) 
daz  waz  mit  filze  geleit  dar  in  169,  39*) 
mit  golde  was  geleit  dar  in  189,  30  •). 

rötiu  nur  gemalt  dar  in  119,  18  ■) 

daz  nieman  her  üz  noch  dar  in  173,  32 9) 

und  luogte  durch  den  zü'n  dar  in  142,  30  l#). 

göz  im  in  141,  31. 


f)  Einsilbler  vor  obe  und  üz. 


Bei  Wolfram : 

under  mir,  niht  obe  W.  331,  3 

Im  Lanzelet: 

s weder  ich  gelfege  und  oder  obe  547  ") 
des  riten  si  balde  fü'r  sich  ü'z  3617 


der  pelliz  und  der  mantel  drobe  231,  5. 

swaz  joch  immer  werde  drüz  3748 
und  zöch  ein  nüschel  her  üz  6051"). 


V.     Substantiva  im  Beim. 

Die  vokalisch  anlautenden  einsilbigen  Substantiva  sind  die  folgenden :  an, 
ar(w),  arm,  art,  ast,  e,  ei,  eit,  is,  obee,  ors,  ort,  ür,  uop.  Zweisilbige  Formen 
sind  es  zumeist,  die  ihnen  vorhergehen  :  solche  sind  natürlich  vom  Standpunkt  der 
Deklamation  aus  unter  allen  Umständen  zulässig.  Nach  den  Wortkategorien  be- 
trachtet ergeben  sich  folgende  Arten  von  Schlüssen : 

Bei  Hartmann: 

Adjectivum:  swachen  art  Iw.  1571.  Substantivum :  tweheln  ort  Er.  3667. 
Pronomen- Artikel :  einen  ast  Er.  8961;  minen  (sineri)  eit  Lied.  22, 11;  Büchl.  1659; 
Iw.  7265;  einen  (keinen)  eit  Büchl.  281.    1422;  Iw.  893.   4201. 

Bei  Wolfram: 

Adjectiva:  kranker  ar  P.  407,  1.  —  hoher  art  8,  5;  21, 13;  102,  10;  209,  13; 
462,  23;  824,  4;  W.  53,  1;  282,  29;  sunder  art  P.  792,  3;  israhilscher  art  W. 
219,  4;  volleclicher  art  P.  769,  3;  manlich  art  W.  226,  7;  menschlich  art  F.  4M,  6; 


1) 

in  ein  Gefäss;  wol  eher  aber  viuwer 

drin. 

2) 

ins  Kastell. 

3) 

in  die  Tasche. 

4) 

in  den  Helm. 

5) 

in  den  Halsberg. 

6) 

in  den  Wald. 

7) 

ins  Zelt. 

9) 

in  die  schwarzen  Waffen. 

9) 

in  den  Kreis. 

10) 

in  das  Qemach. 

11) 

kaum:  sweder  \  ich 

gela'ge  und  öder  obe. 

12) 

die  Betonung  muss 

ich  offen  lassen: 

doch  ist  nü'sctäl  wahrscheinlicher. 

/ 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBER  REINBOTS   GEORG.  205 

hohen  art  164,  1B;  429,  30;  501,  9;  552,  11;  582,  23;  W.  289,  14;  342,  19; 
h<ehsten  26,  17;  vollen  P.  342,  16;  icilden  489,  5;  rehten  754,  18;  getriwen  W. 
122,  28.  —  dürren  ast  P.  57,  14;  W.  189,  21.  —  rehter  e  P.  468,  5;  729,  28.  — 
mangen  ext  343,  1.  —  dünne/s  is  3,  8.  —  manec  ors  380,  18.  — strengen  ort  292,  16; 
manegen  ort  653,  11;  vierden  ort  681,  12.  —  grozeix  ür  W.  335,  9.  —  ungefüeger 
nop  P.  73,  20. 

Substantiva  (Namen):  feien  art  P.  87,  29;  riüers  art  123,  11;  520,  17;  544, 
17;  Gahmuretes  174,  24;  179,  24;  muoter  300,  19;  bmnnen  434,  28;  gräles  453,  21; 
Mineges  457,  19;  591,  6;  luftes  483,  11;  tavelrunder  527,  1;  652,  2;  heltnes  787, 
20;  Tybaldes  W.  267,  29;  357,  11;  Josweizes  386,  21.  —  ronen  ast  P.  282,  18; 
eiders  444,  30;  boumes  602,  22.  —  Icristen  e  108,  21.  —  heldes  ors  473,  28.  — 
landes  ort  14,  30;  tisckes  33,  16;  mandels  88,  9;  anhers  92,  12;  herzen  158,  28; 
5cAt/fes  621,  21;  fawefen  W.  274,  4;  312,  8;  fciefes  415,  8;  swertes  457,  6. 

Pronomina  und  Artikel:  siner  art  P.  99,  11;  325,  18;  W.  188,19;  sölher 
P.  144,14;  235,  27;  itcer  170,  23;  W.  166,  11;  unser(n)  W.  157,  17;  168,  7; 
miner  318,  11;  sinen  P.  240,  1;  470,  25;  627,  18;  W.  80,  3 ;  466,  19;  minen 
P.  406, 17 ;  dinen  745, 19 ;  iwern  474,  24 ;  ieslictes  518,  5.  —  einen  ast  P.  506,  12 ; 
W.  109,  29;  sinen  W.  416,  28.  —  miner  e  P.  55,  25;  unser  94,  15;  W.  75,  13; 
297,  11.  —  minen  ext  P.  15,  11;  653,  8;  iesltches  238,  9;  stnm  269,  3;  einen  625,7. 
—  sinen  ort  690,  18. 

Partizipia :  unbetwungen  ext  P.  270,  25 ;  ungevelschten  459,  27 ;  ungestabten  498, 
3.  —  gewäpent  ors  348,  26.  —  güebet  uop  319,  ll1). 

Im  Lanzelet:  wildes  art  3693;  minne  art  6666.  —  einen  eiY  6484.  8376; 
sinen  eit  6490;  minen  eit  8656. 

Im  W  igalois: 

Adjectiva :  guldtn  ar  235,  21 ;  härmtn  ar  272,  37.  —  Iwehsten  art  207,  6 ;  hoher 
212,  7;  285,  17;  285,  23;  reiner  268,  35.  —  därrer  ast  197,  16.  —  reÄ^  e  29,  19; 
weter  238,  32;  Jconlicher  289,  40.  —  scharfen  ort  207,  39. 

Substantiva:  linden  ast  254,  8.  —  Iristen  e  209,  19;  209,  28;  210,  34.  — 
swertes  ort  173,  5. 

Artikel:  einen  arn  262,  17.  —  einen  ast  42,  25;  68,  9. 

Von  einsilbigen  Formen  steht  die  überwiegende  Mehrzal  in  der  Sen- 
kung; es  sind  dies  die  folgenden: 

Bei  Hartmann :  nd'ch  ir  art  Er.  6025 ;  und  sin  ärt  Iw.  3887.  —  der  wl'n  diu 
e  Greg.  132;  von  der  e  1197.  —  im  den  eit  Er.  3901;  mir  den  eit  Greg.  2567; 
was  ein  eit  3170;  Iw.  4583;  vdste  den  eit  a.  H.  52;  ü'ber  den  eit  Iw.  6363;  gäp 
den  eit  Iw.  7907;  witzen  den  eit  7913;  si  dm  ixt  7923;  Ice'sent  den  eit  8047. 
8069;  niht  der  eit  8089.  —  uf  daz  ts  Lied.  15,2.  —  an  ein  ort  Er.  2379. 

In  Hebung  stehen: 


1)  endlich  hindere  ors  P.  72,  9. 


206  CARL    KRAUS, 

daz  was  ein  wol  gewörht  är  Er.  8917 

vil  wol  bewärte  si  daz  wort 

ünde  kehrte  däz  ort 

engegen  ir  brüsten, 

nach  tödes  gelüsten  Er.  611  *) 

stne  welle  brachen  ir  eit  Iw.  7965 2). 

Bei  Wolfram  stehen  bis  auf  eine  bezeichnende  Ausnahme  (die  übrigens  ein 
Substantiv  betrifft)  alle  Einsilbler  in  Senkung,  sodass  es  wol  genügt,  sie  allein 
anzuführen,  ohne  das  Wort,  das  ihnen  vorangeht:  ir,  row,  sin  ane(n)  P.  710, 
19;  763,  5;  764,  9;  W.  157,  26.  —  den  arm  W.  150,  15.  —  sin  ort  P.  41,  13; 
441, 1 ;  min  115, 11;  ir  382,  29;  der  671,  12.  —  dem  asf  522, 18.  —  min  e  440, 11 ; 
ir  e  W.  466,  19.  —  dem  ei  W.  152,  15.  —  den  eit  P.  316,  17.  —  als  is  490,  17 ; 
daz  is  659,  25.  —  sin  ors  288,  6;  unt  ors  386,  4;  vfez  ors  W.  176,  21.  —  den  ort 
P.  94,  20  ;  176,  15 ;  762,  15 ;  797,  27 ;  W.  43,  25 ;  daz  ort  W.  2, 16  ;  ein  ort  417,  27. 

Die  einzige  Präposition,  die  vorkommt,  ist  just  eine  von  'unerlaubter'  Lautform : 

truoc  mit  krefte  und  mit  art   W.  30,  9*); 

und  der  Versschluss : 

Oriluse  wart  ditze  ors  P.  540,  80, 

bleibt  auf  jeden  Fall  singulär,  ob  man  nun  du  oder  das  'erlaubte*  ditze  schreibt : 

denn   auch   zweisilbige  Formen    des  Demonstrativs,   die  ja  alle  'erlaubt'  wären, 

hatten  wir  oben  nirgends  zu  verzeichnen. 

Wo   Wolfram   von   seiner   Neigung,    die   letzte   Senkung   zu   füllen,    einmal 

abweicht,  da  tut  er  es  mit  gutem  Grund: 

(  sinen  heim  versneit  des  spärs  ort 

1  durch  sfn  houbet  wart  gebort  P.  106,  15 : 

des  spers  ort   steht   &itb  xoivov,   und  das  also   ist  der  Grund  für  die  auffallende 

Abweichung  von  einer  sonst  zu  beobachtenden  rhythmischen  Neigung. 

Im  Lanzelet  finden  sich,  durchaus  in  Senkung,  die  folgenden  Wörter :  dem 
am  3305.  —  ein  arm  7055.  —  ein  is  8063.    8527.  —  sin  ors  1984;  daz  ors  2047. 

Ebenso  im  Wigalois  immer  in  Senkung:  an  ar  15,  24;  269,  29.  —  den 
arm  139,  22.  —  ein  is  114,  19.  —  sin  ort  170,  31;  171,  13. 

Fassen  wir  das  Verzeichnete  im  Hinblick  auf  Lachmanns  Regel  zusammen, 
so  ergibt  sich,  dass  eine  Präposition  und  ein  die  nebst  seinen  Formen  hier  über- 
haupt so  gut  wie  niemals  vorkommen,  dass  also  von  einem  absichtlichen  Ver- 
meiden eines  mit  oder  die  nicht  die  Bede  sein  kann4).    Verba  begegneten  gleich- 

1)  dass  hier  der  Artikel  betont  ist,  hat  mit  ihm  selbst  nichts  zu  tun:  es  ist  eine  der  alier- 
charakteristischesten  Eigentümlichkeiten  von  Hartmanns  Deklamation,  dass  sie  besonders  wichtige 
Ereignisse,  neues  Anheben  der  Erzählung  udglm  durch  eine  allgemeine  Verlangsamung  des  Erzäler- 
tempos  andeutet:  durch  diese  Verlangsamung  gewinnen  die  einzelnen  Worte  an  selbständiger  Be- 
deutung und  werden  so  für  die  Hebung  befähigt,  s.  u.  unter  et»,  S.  2<>8f. 

2)  'wenn  sie  den  ihrigen  nicht  bricht,  so  geschieht  es'  (denn  den  meinigen  habe  ich  er- 
füllt), ist  der  Gedanke. 

3)  weshalb  Lachmann  sich  bemüssigt  sab,  mit  von  den  'verpönten1  Wörtern  auszunehmen. 

4)  daz,  das  die  Regel  stören  würde,  kommt  allerdings  vor:  aber  das  bezeichnet  Lachmann 
eben  wieder  als  eine  —  abweichend  von  den  sonstigen  Wörtern  auf  -az  —  erlaubte  Form.  —  Und 
der  Schluss:  die  obez  Engelh.  545  (s.  Haupt  z.  St.)  ist  also  wirklich  eine  Ausnahme. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    ÜEBER  REINBOTS    GEORG.  207 

falls  niemals,  sodass  die  verpönten  mac,  lac  usw.  gar  nicht  zu  erwarten  sind, 
und  von  Substantiven  kommen  naturgemäss  nur  oblique  Kasus  vor,  die 
durchaus  erlaubte  Formen  darstellen  müssen.  Bei  den  Adjectiven  gibt  es 
überhaupt  nur  die  auf  -ic,  die  das  Gesetz  stören  könnten:  da  hilft  sich  Lach- 
mann mit  der  Schreibung  -ec,  und  dass  alsüs  nicht  vorkommt,  liegt  widerum  in 
den  syntaktischen  Verhältnissen.  Damit  ist  auch  hier  das  Fehlen  der  'verpönten' 
Formen  als  ein  natürliches  Product  anderer  Faktoren  erwiesen. 


VI.     Adjectiva  und  Sonstiges  im  Beim. 

1.     alt  (arm). 

Zweisilbler  gehen  voraus  in  folgenden  Fällen: 

bei  Hartmann:  werden  Lied.  22,  2;  Er.  5931.  9679;  a.  H.  700;  worden 
Greg.  3637.  —  leiden  (Subst.)  Büchl.  1595;  fünve  Er.  1943;  niemen  a.  H.  784; 
deheiniu  Iw.  6193;  also  Büchl.  1835. 

Bei  Wolfram: 

machet  P.  292,  2;  werden  372,  5;  werdet  576,  30.  —  riter  446,  10;  794,  2; 
prkster  817,  8;  künec  W.  431,  21.  —  oder  P.  93,  15;  W.  111,  21. 

Im  Lanzelet: 

wurden  9423.  —  järes  98. 

Von  Eins  übler  n  findet  sich  in  Senkung: 
mich  alt  Büchl.  1176.  —  unt  alt  P.  227,  18;  397,  2;  W.  126,  28;  185,  5;  dar  zuo 
alt  P.  238,  16 ;  niht  alt  313,  12 ;   wcvrt  ir  so  dlt  346,  3 ;  w(p  so  alt  W.  315,  2.  - 
mächt  in  alt  Wig.  164,  5 ;  unt  dlt  284,  16. 

In  Hebung:  jä'r  dlt  Er.  9467;  Lanz.  301.  7558;  Wig.  99, 19;  182,28;  endlich: 

si  wseren  beidiu  samt  alt  Iw.  6533. 
arm  steht  einmal  im  Lanzelet:  swer  in  treit9  der  *w  wirt  niht  arm  8536. 

2.    ein. 

Zweisilbige  Formen  gehen  voraus:  bei  Hartmann  nur  swestersüne  ein 
Er.  4786;  gar  zun  ein  6715:  später  hat  er  die  bequeme  Bindung  wol  wegen  ihres 
altertümlichen  (vielleicht  auch  dialektischen)  Charakters  gemieden1).  Wolfram 
gebraucht  sie  (aber  nur  bei  einl)  niemals,  wol  aber  Ulrich  im  Lanzelet:  tohter  ein 
729;  leide  ein  2443;  schüte  ein  5496;  ritter  ein  6469;  gisel  ein  9339.  —  Im  Wig. 
findet  sich  riter  ein  105,  30;  125,  10;  150,  38;  frouwen  ein  140,  33;  (ir  zweier 
sinne)  wurden  ein  242,  5. 

Von  Einsilblern  in  Senkung  kommen  vor:  dl  iin:  Er.  2339;  9857;  P. 
116,  26;  129,  16;  173,  1;  203,  5;  250,  24;  348,  13;  398,  3;  584,  2;  705,  23; 
752,  9;  W.  254,  2;  301,  19;  317,  12;  451,  28.  —  in  ein:  Iw.  2107.  7431.  7619. 
7695;  Lanz.  4249.  6142.  7334.  7382.  7724;  Wig.  238,  1;  240,  17;  242,  11;  277, 
28.  —  Ferner  folgende  Einzelfälle: 

1)  s.  Festschrift  für  Heinzel  S.  133  f. 


208  CARL    KBACS, 

Sehendes  der  kös  im  ein  P.  377,  10  geloubet  mirz,  wän  ir  ein  Lang.  6400 

ich  bestüende  iueh  nü'  wol  ein  P.  707,  23  der  selben  dinge  bin  ich  6in  das.  7909. 

st  warn  doch  b£de  niht  wan  ein  P.  740,  28 

Sehr  hübsch   ist  einmal  im  Lanzelet  daz  vor  ein  in  die  Hebung  gestellt, 

wo  es  demonstrative  Kraft  hat: 

in  were  ander  dingen  zwein 
imer  lieber  däz  ein, 
holtschaft  und  guot  wort, 
danne  haz  unde  hört  8914. 

Hartmann  endlich  setzt  an  zwei  Stellen  den  unbestimmten  Artikel  in  den 

Reim.    Im   a.   Heinr.   ist  das  Mädchen   bereits   entkleidet   und  auf  dem  Tisch 

festgebunden :  der  Arzt  greift  nach  dem  scharfen  Messer,  das  er  sonst  bei  seinen 

Operationen   zu  verwenden  pflegte :    aber   diesmal  ist's  ihm  nicht  scharf  genug, 

denn  er  will  das  liebliche  Kind  so  schonend  als  nur  möglich  opfern: 

Nü'  läc  da  bf  in  ein 
harte  guot  wetzestein. 
da  begnnde  erz  ane  strichen 
harte  müezeclichen, 
da  bi  wetzen. 

Das  Geräusch  des  Wetzens  dringt  zu  den  Ohren  des  armen  Heinrich  und 
erweckt  in  ihm  die  Sehnsucht,  das  Mädchen  noch  einmal  zu  sehen :  er  sucht  nach 
einer  Spalte,  und  wie  er  sie  so  anmutig  und  hilflos  daliegen  sieht,  vollzieht  sich 
in  ihm  die  Wandlung.  Der  Wetzstein  ist  also  für  die  ganze  Erzälung  von 
höchster  Bedeutung.  Und  deshalb  verlangsamt  Hartmann  mit  seiner  wunderbar 
feinen  Erzälungskunst  hier  das  Tempo  der  Rede,  spricht  so  zögernd  und  zu- 
rückhaltend, das 8  der  Hörer  unwillkürlich  auf  jedes  Wort  aufhorcht,  das  von 
seinen  Lippen  fällt:  und  dadurch  kommt  der  unbestimmte  Artikel  hier  in  den 
Reim. 

Ebenso  fein  und  geistreich  ist  die  zweite  Stelle  deklamiert.  Sie  steht  natür- 
lich nicht  im  Erec,  sondern  im  Iwein  (581) :  Kalogreant  erzält  von  dem  wunder- 
baren Abenteuer,  das  ihm  zugestossen,  und  gibt  die  Worte  wieder,  mit  denen 
der  Riese  ihm  von  den  Schrecken  des  Brunnens  berichtet  hat :  ein  Brunnen  steht 
dort,  der  hat  kaltes  und  klares  Wasser ;  eine  grosse  Linde  gibt  ihm  Schirm  und 
Schatten : 

und  ob  dem  brunne  8t6't  e'in 
harte  zierlicher  stein 
undersatzt  mit  vieren 
marmeltnen  tieren. 
der  ist  gelöchert  vaste. 
ez  hanget  von  eim  aste 
von  golde  ein  bocke  her  äbe. 

Dieser  Stein,  er  ist  gewissermassen  der  Eckstein  des  ganzen  Iwein:  wenn 
man  aus  dem  Becken  Wasser  auf  ihn  giesst,  dann  geschehen  all  die  wunder- 
baren Dinge,  die  die  Fabel  des  Romans  ausmachen.  Und  so  gibt  der  Dichter 
seinem  Vortrage  hier  wieder  dieses  unübertreffliche  Ritartando,  das  den  Artikel 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN  UEBER  REINBOTS   GEORG.  209 

(und  das  e  von  becke)  in  die  Hebung  bringt 1).  —  Diese  beiden  Stellen  sind  der 
Schlüssel  für  ein  gutes  Stück  der  reizvollen  deklamatorischen  Kunst  Hartmanns : 
im  Innern  des  Verses,  zu  Beginn  von  neuen  Abschnitten,  allerorten  arbeitet  er 
mit  solchen  kunstvollen  Ritartandos 2).  Man  wird  also  bei  ihm  ganz  anders 
lesen  müssen  als  etwa  bei  Reinbot  oder  Wolfram. 

Wirnt  hat  den  Meister  nachgeahmt:  aber  Schuster,  der  er  ist,  nur  in  der 
Aeusserlichkeit,   dass   auch   £r   den   unbestimmten  Artikel   ein  paar  mal  in  den 

Reim  setzt: 

i  nü  sähen  si,  wä  vor  in  era  j  üz  dem  hol  säch  er  &n 

|  schiffeltn  flöz  üf  dem  s6  137,  28  I  wfp  gegen  im  loufen  dar  162,  20. 

Ohne  Gefühl  für  die  künstlerische  Bedeutung  des  Mittels  würdigt  er  es  so- 
gar herab  gelegentlich  einer  Waffenbeschreibung: 

San  sinem  schilte  was  £in 
guldin  tavelrunde  145,  57. 

So  sind  diese  Stellen  zu  nichts  gut,  als  uns  zu  zeigen,  wie  selbst  in  Aus- 
nahmsfällen 'verpönte'  Formen  neben  erlaubten  sofort  auftauchen,  sobald  nur 
überhaupt  eine  Möglichkeit  ihres  Auftretens  gegeben  ist:  denn  weis  ein  ist  ein 
verpönter  Versschluss. 

3.  dl. 

Hier  giebt  es  fast  nur  Ober   dl:    Er.  233.  327.  1697.  1941.  2311.  2375 

4043.  5423.  6855.  7863.  9629.  9757;  Greg.  860.  2231.  3155.  3756;  Iw.  1225 

3115.  4653 8).  —  P.  34,  25;  45,  10;  86,  13;  70,  7;  144,  26;  192,  23;  284,  24 

326,  9;  362,  17;  393,  13;  460,  25;  705,  15;  721,  11;  808,  29;  W.  58,  4;  72,  6 

251,  29;  295,  8;  304,  19;  306,  11;  328,  1;  391,  23;  392,  8;  397,  7;  422,  28 

439,  2;  462,  18.  -  Lanz.  1705.  4074.  4186.  4202.  7657.  —  Wig.  11,  22;  27,  37 

34,  9;   43,  38;   47,  1;   48,  18;   60,  26;   68,  28;  71,  28;   72,  37;  75,  17;  84,  26 

94,  18;  98,  12;  108,  2;  109,  33;  und  so  noch  13  mal! 

Sonst  findet  sich  nur: 

und  krönde  mich  diu  wdrlt  äl  Er.  6035. 

4.     iht. 
Von  Zweisilb lern  finden  sich  davor:  gebieten  Er.  3419;  gedienet  6637 ;  größ- 
ter Iw.  175 ;   wäge  539 ;   hulfee  6625 ;   über  5735.  —  dienstes  P.  249,  29 ;   getrüwet 
250, 17 ;  helfen  329,  7 ;  warnet  483,  25 ;  danne  623, 15. 

Von  Einsilblern,  durchaus  in  Senkung: 

sich  her,  taete  du'  im  iht  Greg.  1303 4)  werent  iueh,  tuot  e'r  iu  iht  Iw.  5295 

nü  sage  mir,  tüont  st1  dir  iht  Iw.  491  muotet  ir  anders  von  uns  iht   Wig.  61,  87. 

1)  wie  schön  auch  die  Deklamation  ündersdtzt  mit  vieren  Marmelinen  Heren  \  Man  halte  nur 
«inen  korrekten  Vers  wie  mit  vier  Heren  marmelin  dagegen,  um  zu  sehen  wie  künstlerisch  der 
Hartmannsche  deklamiert  ist 

2)  man  wird  daher  solche  Fälle  individualisiert  betrachten  müssen,  nicht  etwa  als  einen 
Ausfluss  der  von  Zwierzina  Zs.  44,  39;  45,  259  richtig  beobachteten  Tendenz,  den  Reim  durch 
leichte  Wörter  tragen  zu  lassen. 

3)  man  beachte  die  steigende  Zurückhaltung  gegenüber  dem  bequemen  Reimwort  I 

4)  steh  her  ist  echt,  s.  Zwierzina  Zs.  37,  413:  ohne  dieses  wäre  der  Vers  ein  Unvers. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  WJ*.  tu  Göttingen.    PhiL-hist.  Kl.  N.  F.  Band  6, 1.  27 


i 


210  CARL   KRAUS, 

5.  an. 

So  setzt  Ulrich  im  Lanzelet  einmal  in  den  Reim: 

sin  was  gar  alles  valsches  an  4022 *). 

6.  och. 

Nur  bei  Wolfram:   sprich  ich  gein  den  vörhten  och  P.  1,  29;  =  ouch:  man 
sol  iu  bereiten  och  P.  577,  17. 


Die  Nutzanwendung,  die  sich  aus  den  Beispielen  dieses  Abschnittes  gegen 
Lachmanns  Regel  vom  Versschluss  ergibt,  wird  der  Leser  wol  selber  ziehen. 

Hätte  es  sich  mir  nur  um  diese  Regel  gehandelt,  ich  hätte  mich  wahr- 
haftig kürzer  fassen  können.  Aber  es  schien  mir  nötig,  zu  zeigen,  welch  grosse 
Rolle  das  Prinzip  der  natürlichen  Deklamation  bei  den  altdeutschen  Dichtern 
gespielt  hat.  Durch  eine  konsequente  Anwendung  dieses  Gesichtspunktes  werden 
wir  in  der  Lage  sein,  uns  die  alten  Meister  menschlich  viel  näher  zu  bringen, 
wir  werden  erkennen,  dass  sie  sich  im  Wesen  ihrer  Verskunst  von  einander  nicht 
weniger  unterscheiden  als  in  der  Reimtechnik  oder  der  Wortwal  oder  im  Tem- 
perament und  der  Gestaltungskraft;  wir  werden  das  Verständnis  für  die  zal- 
losen  Feinheiten,  die  einst  das  Ohr  des  gebildeten  Hörers  entzückten,  wieder- 
gewinnen, und  damit  einen  Teil  der  beiden  Aufgaben  lösen  können,  die  mir  als 
die  wichtigsten  unter  den  zalreichen  der  Philologie  vor  Augen  stehen:  die  Wieder- 
erweckung des  Toten  zum  Leben,  und  exakte  Zurückführung  rein  ästhetischer 
Eindrücke  auf  die  einzelnen  Elemente,  aus  denen  sie  sich  zusammensetzen. 

Dazu  bedarf  es  freilich  weit  mehr  als  einer  Untersuchung  über  die  Vers- 
schlüsse, die  einige  wenige  Dichter  vor  vokalisch  anlautendem  Reimwort  im 
stumpfen  Verse  gebraucht  haben:  schon  in  den  Worten  'Verschlüsse*  'einige 
wenige*  Vokalisch  anlautend*  'stumpfer  Vers*  sind  lauter  Beschränkungen  aus- 
gesprochen, die  sachlich  nicht  zu  rechtfertigen  sind.  Aber  dieser  Exkurs  will 
auch  nichts  anderes,  als  zu  solchen  weitergehenden  Arbeiten  in  bescheidener 
Weise  anregen. 

Zu  demselben  Zweck  teile  ich  in  einem  weiteren  Exkurse  ein  paar  Beob- 
achtungen mit,  dir  mir  geeignet  scheinen,  die  Wichtigkeit  des  Gesichtspunktes 
der  Deklamation  für  die  Metrik  auf  einem  andern  Gebiet  zu  erweisen.  — 


1)  ob  ('wenn')  und  dl  kommen  in  den  von  mir  untersuchten  Dichtungen  nicht  vor. 


212  CARL  KRAUS, 

unt  frou(n)  Jeschüten   von  Karnant  305,20;  mtn  fröuwe  Jeschüte  134,22') 

327,24;  336,10  dö  lac  frou  Jeschüte  272,7 

da  von  froun  Jeschüten  leit  459,28  dö  fuor  fron  Jeschüte  336,25. 
frou  Jeschüt  etslichen  kus  enpfienc  273,28 

Nur  zweimal  betont  Wolfram  nachdrücklicher:  zunächst  wiederum  dort,  wo 
er  dem  Hörer  ihren  Namen  zum  ersten  mal  nennt: 

si  hiez  J&chü'te  130,2. 

Das  andermal  an  einer  Stelle,  wo  ihr  Name  mit  dem  Affect  schmerzlichen 
Bedauerns  gesprochen  wird  (646, 9) :  die  Gemalin  des  Königs  Artus  wird  durch  ein 
"Wort  an  jenes  festliche  Beisammensein  erinnert,  das  durch  die  Verwünschungen  der 
Kundrie  ein  so  jähes  Ende  genommen  hatte.  Und  sie  gedenkt  mit  Wehmut,  wie 
viele  von  denen,  die  ihr  lieb  waren,  sie  seither  nicht  wieder  erblickt  hat,  und 
wie  sie  alle  damals  nach  den  verschiedensten  Richtungen  auseinandergiengen : 

Cunnewäre  de  Lälant  von  dem  Plimizcel  nach  dem  gral 

wart  mir  nimmer  mer  bekant,  reit,  dö  kert  och  Gaw&n 

min  süeziu  werdiu  gespil.  gein  Ascalün,  der  werde  man. 

tavelrunder  wart  da  vil  Je*schü'te  und  Eckubä 

mit  rede  ir  reht  gebrochen.  schieden  sich  von  mir  alda. 

fünftehalp  jär  und  sehs  wochen  gröz  jämer  nach  der  werden  diet 

ist,  daz  der  werde  Parzival  mich  slt  von  stseten  fröuden  schiet. 

So  klingt  das  klagende  Pathos  der  Aufzählung  am  Schlüsse  besonders 
kräftig  aus.  Wir  werden  noch  öfter  sehen,  wie  das  Pathos  jeder  Art  sich  in 
der  gesteigerten  Betonung  der  Namen  äussert.  — 

Der  Name  Meljacanz  ist  normalerweise  mit  zwei  Ikten  versehen: 
Meljacanz  wart  getretet  387,21  des  kom  Meljacanz  in  not  387,1 

Melja|canzen  den  von  Jamor  387,28  waz  mohte  Meljacanz  nü  tuon  387,10 

daz  Meljacanz  dort  gewan  357,22  und  Sit  mit  Meljacanzen  streit  583,10 

do  ez  Meljacanz  dort  erstreit  357,25  unde  heizet  Meljacanz  343,26 

und  ouch  Meljacanz,  min  suon  359,7  da  ist  och  sin  sun  Meljacanz  356,21 

die  zilte  Meljacanzes  hant  381,14  dennoch  streit  vaste  Meljacanz  386,23. 

Aber  bei  seinem  ersten  Auftreten  nennt  ihn  Wolfram  mit  gesteigertem 
Nachdruck : 

ez  was  Meljacanz  125,12, 

Der  Name  des  Bruders  der  Kundrie,  Malcreatiure,  wird  mit  zwei  Ikten  ver- 
sehen : 

Malcreatiure  kom  geriten  520,6  Malcreatiur  ze  fuoz  fuor  dan  529,23. 

Malcrdatiur  mit  zorne  sprach  520,16 

Aber  wo  er  zuerst  genannt  ist,  füllt  sein  Name  den  ganzen  Vers: 

j  Mälcrß'atfure 

(  hiez  der  knappe  fiere  517,16. 

Rosche  Sabbins  erhält  im  Innern  des  Verses  zwei  Akzente: 
ze  Rosche  Sabbins  riten  in  720,24  ze  Rosch  Sabbins  den  sinen  731,15. 

Die  nachdrückliche  erste  Nennung  erfolgt  wieder  unter  Vermehrung  der 
Akzente : 


1)  fröuwe  mit  dem  äussersten  Nachdruck  des  Hohnes! 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  213 

einhalp  vlöz  der  Säbbfns 

und  anderhalp  der  Poynzacltns : 

diu  zwei  wazzer  seilten  da. 

der  plan  was  vester  anderswo, : 

Rösche  Säbbins  dort 

diu  houbetstat  den  Werden  ort 

begreif  mit  müren  und  mit  grabn  681,11. 

Diese  stärkere  Hervorhebung  kommt  hier  zugleich  dem  Verständnis  der 
ganzen  Stelle  zu  gute  *) :  sie  leistet  für  das  Ohr,  was  der  Doppelpunkt  für  das 
Auge. 

Ebenso  wie  sich  hier  die  Interpunktion  sozusagen  wiederspiegelt  in  der 
Metrik,  so  ist  das  auch  der  Fall  an  einer  andern  Stelle  (768,1): 

ich  füer  so  kreftigez  her: 

Tröyse're  lantwer 

unt  jene  die  si  besäzen 

müesen  rümen  mir  die  sträzen.  — 

Die  normale  Betonung  des  Namens  der  Königin  Antikonie  ruht  auf  den 
beiden  i: 

Antikonie  de  künegin  404,23;  413,24  Antikonlen  riuwe  409,16 

Antikont  in  selbe  sneit  423,27  min  frouwe  Antikonie  413,1. 

Antikoni  diu  wol  gevar  426,23 

Aber  dort,  wo  Wolfram  warm  wird  beim  Lobe  ihrer  Schönheit,  Grüte  und 
ihres  Alistandes,  da  sagt  er: 

mit  lobe  wir  solden  grüezen 

die  lauschen  und  die  süezen 

A'ntfkonfen, 

vor  valscheit  die  vrien. 

wan  si  lebte  in  solhen  siten, 

daz  ninder  was  underriten 

ir  pris  mit  valschen  worten  usw.  427,7. 

Mit  besonderer  Liebe  hängt  der  Dichter  an  Condwiramurs,  die  er  ja  wol 
Gelbst  so  getauft  hat.   In  der  Regel  giebt  er  dem  Namen  zwei  Akzente: 

Condwir  ämürs  wil  mich  han  204,6  Condwir  ämürs  dö  was  geriten  796,29 

Condwlr  amürs  mac  wol  jehen  213,8  Condwir  amürs  diu  hetez  da  802,5 

Condwir  amürs  frumt  mich  grä  219,23  Condwir  amürs  begunde  klagen  805,3 

Condwir  amürs  diu  lieht  gemäl  740,20;  801,3  Condwir  ämürs  diu  lieht  erkant  811,1 

Condwir  amürs  noch  der  gral  743,13  Condwir  ämürs  bezite  744,4. 
Condwir  ämürs  daz  wfp  din  781,17 

Aber  gemäss  der  Wärme,  die  der  Dichter  für  die  Trägerin  des  Namens 
empfindet,  erfährt  dieser  häufiger  als  andere  eine  auszeichnende  metrische 
^Behandlung. 

1)  an  einer  vierten  Stelle  steht  Säbbfns  im  Reim;  in  solchen  Fällen  bedarf  es  keines  besondern 
Nachdrucks,  denn  derartige  Namen  werden  ja,  falls  ihr  Hauptakzent  auf  der  ersten  Silbe  ruht, 
\md  die  zweite  reimfähig  ist,  am  Schluss  des  Verses  normaler  Weise  so  gebraucht;  es  ist  also  die 
^Betonung:  der  tcirt  üz  Rösche  Säbbfns  693,13  keine  Ausnahme  von  der  Gepflogenheit  Wolframs, 
gesteigerte  Akzentuierung  nur  in  Fällen  von  deklamatorischem  Nachdruck  zu  verwenden. 


214  CARL   KRAUS, 

Zunächst  wo  sie  zum  ersten  mal  genannt  wird: 

da  Cündwi'r  ä'mü'rs  177,30 l). 

Dann,  ganz  so  wie  bei  Antikonie,  zweimal  nach  einander  an  einer  Stelle,  wo 
ihre  Schönheit  gepriesen  wird: 

Cöndwi'r  amü'rs  ir  schin 

doch  schiet  von  disen  striten: 

Jeschüten,  Eniten 

und  Cunnewaren  de  Lalant, 

und  swa  man  lobe  die  besten  vant, 

da  man  frouwen  scheine  gewuoc, 

ir  glastes  schfn  vaste  undersluoc, 

und  beder  Isalden. 

ja  muose  prtses  walden 

Cöndwi'r  ä'mü'rs: 

diu  truoc  den  rehten  b6ä  curs  187,12.  20. 

Ferner,  wo  der  Name  nachdrucksvoll  ans  Ende  einer  Periode  gestellt  ist: 

gröz  triuwe  het  im  so  bewart  /  'daz  tuon  ich',  sprach  der  Wäleis, 

stn  manltch  herze  und  ouch  den  lip,  1  'ist  si  bete  volge  kurteis. 

daz  für  war  nie  ander  wip  1  ich  ergetzo  iuch  gern:  wan  sist  doch  min, 

wart  gewaldec  stner  minne  \  durch  die  ir  weit  pi  sorgen  stn, 

niwan  diu  küneginne  I  ich  mein  diu  treit  den  b6a  curs, 

Cöndwi'r  ä'mü'rs,  \  Cöndwi'ren  ä'mü'rs'  327,20. 

diu  geflorierte  b6ä  flürs  732,13. 

Ferner,  wo  der  Dichter  sich  in  directer  Apostrophe  an  sie  wendet: 

Cöndwi'r  ä'mü'rs 

din  minneclicher  b6ä  curs, 

(an  den  wirt  dicke  nu  gedaht. 
waz  dir  wirt  äventiure  bräht !  333,23 »). 

Von  ganz  besonderer  Schönheit  ist  der  Wechsel  zwischen  normaler  und  ge- 
steigerter Betonung  in  der  berühmten  Szene,  wo  Parzival  vor  den  drei  Bluts- 
tropfen im  Söhnee  steht  (282,28).  Diese  Mischung  von  dunkelm  Bot  und  leuch- 
tendem Weiss,  sie  gemahnt  ihn  an  dasselbe  Spiel  der  Farben  im  Antlitz  seiner 
geliebten  Gattin,  die  ihm  so  ferne  ist ;  und  er  versinkt  in  Träumen  und  Sehnen : 

dö  dahter  'wer  hat  sinen  vltz  und  al  diu  crßatiure  sin. 

gewant  an  dise  varwe  clar?  Condwir  ämürs,  hie  11t  din  schin. 

Cundwier  amürs,  sich  mac  für  war  sit  der  sng  dem  bluote  wize  bot, 

disiu  varwe  dir  geliehen.  und  ez  den  sn&  sus  machet  rot: 

mich  wil  got  sselden  riehen,  Cündwi'r  ä'mü'rs, 

sit  ich  dir  hie  gelichez  vant.  dem  glichet  sich  din  b£ä  curs: 

geret  s!  diu  gotes  hant  des  enbistu  niht  erläzen'. 

Das  ist  Kunst,  die  aus  dem  innersten  Gemüthe  quillt! 


i 


1)  vgl.  noch  Lischoys  Gwelljus :  wo  der  Name  zum  ersten  Mal  vollständig  genannt  wird,  und 
an  bedeutungsvoller  Stelle,  zu  Beginn  eines  Abschnitts  (607,1 ;  542,1)  füllt  er  alleinig  den  Vers. 

2)  dagegen  sind  als  normale  Betonung  zu  fassen:  d'ne  Cöndmrn  ä'märs  508,22;  durch 
Cöndidr  ä'mü'rs  214,11:  weil  als  normale  Betonung  des  zweiten  Teils  wol  d'mwrs  zu  betrachten 
ist,  der  dann  im  Reim  auch  ohne  deklamatorischen  Nachdruck  zu  einem  zweiten  Akzent  kommt. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN   ÜEBER  REINBOTS   GEORG.  215 

Aach  die  Behandlung  der  zweisilbigen  Eigennamen  (Personen-  und  Orts- 
namen) läset  gewisse  Feinheiten  erkennen:  ich  gebe  hier  das  gesammte 
Material,  das  im  Parzival  und  Willehalm  enthalten  ist,  soweit  die  Namen  mit 
ihrer  zweiten  Silbe  im  Reim  stehen. 

Normaler  Weise  erhalten  beide  Silben  eine  Hebung1): 

Baldac  (13);  Bispach;  Wittalm  (4);  Tybalt  (18);  Angram  (8);  Bertram  (13);  Bertrams 
Herman  (3);  Yrschman;  Florant  (9);  Girant ;  Gruonlant;  Hernant;  Korsant  (3);  Larkant  (8) 
Morhant;  Mvrlant;  Närant  (4);  Buolant;  Särant  (2);  Turkant(±);  Wiz8ant\  Trlant(S);  Addanz 
Marlanz  (3);  Meilanz  (2);  Meljanz  (4);  Hdlap;  Kaspar;  Tafar;  Bernart  (4);  Gerhart  (7);  Irm- 
achart (4) ;  Spehtshart  (2) ;  Witschart  (6) 8) ;  Brobarz  (3) ;  Grdharz  (4) ;  Clias ;  Gan/'o*  (3) ;  Judas 
Röhas  (2) ;  Tinas ;  IVsma* ;  ^Irras  (2) ;  Meckd  (3) ;  Norgäls  (4) ;  ^dJro  (2) ;  Gwilläms ;  #ocMn 
Brizljdn  (3);  Cristjdn;  Germdn;  Jorddn;  Iwdn;  Persdn  (6);  Schampdn;  Urjdns;  Wimdr  (2) 
Pu-wcft  (3);  Corsdz;  Lyppaut  (2);  i£rec;  iuweZ;  Lunzel;  Nönel;  Pinel  (2);  PurreJ  (6) ;  Töte* 
Or^en«;  Gybert  (9);  J6er^;  Schubert;  Tranzes;  Dölet  (2);  Thasme  (8);  Aglei;  Pavei;  Wertheim 
Heitstein;  Lohrein;  Franzeis,  -oys  (12);  Kdreis;  Lohneis;  WdUis  (7);  Jofreit  (3);  Kardeiz  (2) 
JSTordetV,  Matreiz;  Utreiz;  Ahsim  (2);  Assim  (2);  Bargis;  Castis;  Iblis;  Tigris;  Ihebit;  Anhi  (2) 
Gurzgri  (2);  Samst*);  Gaudtn  (7);  JftMn;  Lumpin  (2);  3fai*r6»;  Owfcfn  (4);  JYt*rfn;  äffnffn  (7) 
Twrpfn;  Sa(b)Mtis  (5);  Schertns  (2);  Corow;  Heimris;  Landris  (2);  Ptfrfa  (3);  Pr<w?$;  Sa/fe 
Ityrfe;  Ddrft';  Hardiz  (2);  Mdstrieht;  Oröhier;  Gaschier  (5);  Gaudiers  (2)4);  Bümolt;  ClinscJior 
(3);  JSfaor  (3);  Jtf/wor  (5);  Äfcor  (3);  Fdbors;  Grigorz;  Jund(S);  Leo;  Pldtö(2);  Fisan;  Gascön 
Gedn;  Narbon  (13) ö);  Salmon;  Sansön  (4);  IsoJ  (3);  2&/o£  (7);  Schiltunc;  Nugruns  (4);  Kir^tm* 
Gyburc  (4) ;  Gwelljus  (4) ;  Jesus ;  Ttir-mu ;  Fenitö ;  Bertün  (20) ;  Kahun  (2) ;  Kingrun  (7) ;  Vedrün 
also  im  Ganzen  429  Falle. 

Liegt  die  Betonung  dagegen  nur  auf  der  Endsilbe,  so  müssen  immer  besondere 
Umstände  vorhanden  sein,  die  die  normale  Akzentstärke  des  Namens  reducieren. 
Solche  Umstände  sind  geschaffen  dadurch,  dass  ein  sehr  akzentstarker  Einsilbler 
dem  Namen  unmittelbar  vorausgeht  und  durch  sein  Gewicht  das  des  Namens 
drückt;  oder  dadurch,  dass  der  Name  selbst  an  der  betreffenden  Stelle  nur  eine 
ganz  nebensächliche  Bedeutung  hat. 

Ersteres  ist  der  Fall  in  den  folgenden  Versen: 

den  forsten  üz  dem  länt  Eänach  W.  341,23  in  gaebe  im  der  kü'nec  Löys   W.  272,12 

zer  frouwen  sprach  der  grä've  Arnalt  115,25  durch  den  rinc  des  kü'nec  Gröhier  W.  412,23 

streit  daz  her  des  kü'nec  Gorhant  396,12  Gawän  unt  Jofreit  ffz  Idcel  P.  277,4 

helft  ir  unt  min  ne*ve  Gäwan  P.  785,5  bf  dem  saz  Jofreit  ffz  Idcel  311,6 

siner  muomen  sün  Kayleten  P.  74,27  dö  er  Jofreiden  fi'z  Idoel  413,17 

sime  liebsten  göt,  Mahmeten   W.  9,7  unde  Jofreit  fi'z  Idoel  665,2 

vaste  üf  der  sla'  Nanzei   W.  438,18  Jofreit  fi'z  Idoel  761,8 

Terrämer  sprach  dö:h£lt  Josweiz  W.  349,1  siner  s wester  sün  Poydjus    W.  282,19 

unt  sin  jüngster  sün  Heimrich   W.  249,19  bt  dem  strlte  der  kü'nec  Tabür  W.  359,17 

miner  muomen  man  Gandfn  P.  50,2  und  iwor  herre  der  kü'nec  Artus  P  143,23. 


1)  geordnet  nach  den  Reimen;   die  Zal  der  Fälle  ist,   wo   die  Namen   mehr  als  einmal   vor- 
kommen,  in  Klammern  beigesetzt. 

2)  darunter  einmal  (W.  258,26)  durch  Tilgung  des  Zusatzes  von  Sandes,  die  Lachmann  sicher 
mit  Recht  vorgenommen  hat. 

3)  und  von  Lachmann  getilgt  (782,8). 

4)  und  &uch  von  Tölüs  Gdudiers  W.  15,3;  Berhtrdm,  Gaudtn  und  Gdudiers  45,5. 

5)  ir  JUrzeichen  was  Ndrbön  betone  ich  dabei  W.  329,7. 


216  CARL  KRAUS, 

Dass  der  Dichter  alle  diese  Betonungen  als  ausnahmsweise  empfunden  hat, 
zeigt  schon  ihre  geringe  Anzal:  fast  neben  allen  Fällen  stehen  überwiegende 
Beispiele  der  normalen  Betonung  mit  zwei  Hebungen :  so  wird  normal  gebraucht 
Känach  2  mal,  Arnalt  1  mal,  Gorhatit  3  mal,  Gäwän  nicht  weniger  als  158  mal  *), 
Kaylet(e)  3  mal,  Mahmet  1  mal,  Josweie  3  mal,  Heinrich  16  mal,  Gandin  10  mal, 
Löys  9  mal,  Gröhier  1  mal,  Poydjus  1  mal,  Artus  22  mal.  Und  wie  man  sieht, 
es  müssen  durchweg  starktonige  Substantiva  sein  {laut,  gräve,  künec,  neve,  sun} 
gotj  man,  slä,  helt,  fiz),  die  dem  versetztakzentuierten  Namen  vorangehen. 

Ferner  gestattet  sich  Wolfram  die  versetzte  Betonung,  wenn  der  Name 
selbst  reducierte  Bedeutsamkeit  hat,  so  insbesondere  bei  Ortsnamen,  wenn  sie 
als  Teil  eines  Titels  gebraucht  werden,  nicht  in  lokalem  Sinn.  Es  heisst 
also  zwar: 

der  solde  gegen  Lalänt  P.  288,26, 

aber  anderseits: 

frou(n)  Cunnewäre(n)  d<5  Lälänt  151,22;  206,12;  und  Cunnewaren  d6  Lalänt   187,15;   307,25; 

217,30;  218,13;   275,14;   27d,9;   305,14;  327,23 

310,10;  314,14;  332,19  hie  ist  vrou  Cunwär  de*  Lälänt  326,80 

durch  Cunnewäre  da  Lälänt  153,2  Cunnewäre  de'  Lalänt  646,9. 

Es  heisst  mit  zwei  Hebungen: 

(  an  im  ich  sit  bezalte  ein  brunne  8t6t  bf  Kärnänt  253,29 

I  höhen  pris  vor  Kärnänt  P.  134,15  des  küneges  kint  von  Kärnänt  337,17  ■) 

iwern  vater,  den  künec  von  Kärnänt  277,19; 

aber  als  Teil  des  Titels  immer: 

(unt)  frou(n)  Jeschüte(n)  von  Kärnänt  279,14;  305,20;  327,24;  336,10. 

Es  heisst  mit  zwei  Hebungen: 

diu  dritte  schar  rief  Brübänt  W.  329,9  /  ein  ir  ruof  was  Narbön: 

als  tet  der  väne  von  Brübänt  433,11  ]  sus  hal  da  der  ander  dön 

f  durch  koverunge,  Brübänt  397,11, 

aber  anderseits  mit  versetzter  Betonung: 

da  stuont  Bernhart  von  Brübänt  169,5  unt  der  küene  Bernart  von  Brübänt  328,19 

dö  sprach  Bernhart  von  Brübänt  170,23;  260,11  Beniärten  von  Brübänt  409,13 

mfn  bruoder  Bernhart  von  Brübänt  236,25  dö  kom  Bernart  von  Brübänt  456,28*). 
unde  Bernart  von  Brübänt  263,21») 

Eine  auf  den  ersten  Blick  auffallende  Ausnahme  scheint  der  Name  Bräbant 
zu  bilden: 

der  herzöge  von  Brabänt  P.  67,23  dö  wart  er  fürste  in  Brabänt  826,2 

den  herzogn  von  Brabänt  73,30  Händuwe  und  Brabänt  89,16 

si  was  fürstfn  In  Brabänt  824,27  Fränzöis  öd  Brabänt  829,27. 


1)  schon  Zwierzina  hebt  hervor,  dass  Wolfram  nie  her  Gätoä'n  oder  einfaches  Qäwd'n 
betont,  Zs.  45,331  Anm. 

2)  schon  wegen  der  Wortstellung  musste  Kamant  hier  betont  werden. 

3)  Lachmann  und. 

4)  daneben  auch  dreimal  —  denn  die  Versetzung  des  Akzents  ist  ja  kein  'Muss'  —  Bernhdrt 
van  Brübänt  179,13;  372,19;  447,1. 


METEISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBEfi  REINBOTS   GEORG.  217 

aber  diese  Ausnahme  klärt  sich  wol  einfach   in  der  Weise   auf,   dass  Bräbant 
natürliche  Endsilbenbetonung  hatte1).  — 

Ferner  heisst  es: 

|  und  fragt  in  ober  durch  riterschaft  Cidegast  von  Lö'gröys  67,15 8) 

i  w«r  komen  dar  gein  Lö'gröys  P.  506,25  durch  die  herzogin  von  Lö'gröys  630,16 

i  och  viengen  si  von  Lö'gröys  ez  ist  de  |  herzogin  von  Lö'gröys  672,26; 
(  duc  Friam  de  Yermendoys  665,5 

aber  anderseits: 

(si  hiez)  Orgelüse(n)  d£  Lögröys  508,26;  519,29;        wan  der  herzoginne  von  Lögröys  632,15  8) 

593,4  6  daz  er  kceme  fü'r  Lögröys  664,19  4). 

und  de  herzoginne  von  Lögröys  619,26*) 

Und  so  heisst  es  endlich  auch  mit  Versetzung  des  Akzents: 

sint  ze  Beuis  bi  d(*r  Korea'  P.  626,15 6)  j  wa  ist  Witschart  und  Gerhart, 

noch  Camille  von  Volca'n  W.  229,29  I  die  gebruoder  von  Blavf  93,13 
und  euns  Ritschart  de*  Nävers  P.  665,7  unde  Bernout  de  Rivlers  P.  707,1 

gräve  Milön  von  Nivera   W.  413,18  der  clare  Bernout  de  Rivlers  682,8 6) 

Witschärt  and  Gerart  von  Blavi'   W.  13,16  und  Aftinamus  von  Clitfers  707,2;  721,8 

j  Witschart  und  Sansön  sin  lant  heizt  Terre  de  Läbü'r  656,13. 

I  des  geslehtes  von  Blavi'  25,11 

Die  restierenden  Fälle  zeigen  den  Namen  entweder  in  Parenthese,  also  mit 
allgemeiner  Reduction  der  Stärkeverhältnisse  (s.  o.  SS.  159.  174): 

'her,  iwer  genäde\  sprach  Gawä'n  P.  362,6, 

oder  sie  finden  sich  in  den  bekannten,  übermässig  langen  Namenslisten: 

und  der  gr&ve  Possizonjus  von  Thilö'r  770,20        und  von  Panfatis  der  gra've  Astör  770,26 T), 

oder  der  Name  ist  wie  Bräbant  (s.  o.)  normalerweise  auf  der  Endsilbe  betont: 
Marröch  W.  94,13;  Enoch  218,18;  307,1. 

So  bleiben  als  Ausnahmen  nur  drei  Stellen:  der  tiure  pfellel  von  Triant 
W.  444,13  (wo  pfellel  wol  als  einsilbig  zu  betrachten  ist,  vgl.  o.  §  220);  ferner:  dae 
er  morgens  gein  Gätcän  P.  707,29  (wo  wol  mit  versetzter  Betonung  zu  lesen 
smorgens  gein  Gawä'n);  endlich  ein  failen  tuoches  von  Sürin  P.  301,28  (wo  die 
Hss.  jedoch  sehr  stark  schwanken)8). 


1)  wie  Marröch  und  Enoch,  s.  u. 

2)  und  der  künec  von  Punturtoys  folgt  darauf:   hier  hebt  also  der  Kontrast  den  Ortsnamen. 

3)  weil  das  blosse  herzoginne  auch  genügen  würde,  wie  sie  im  ersten  Beispiel  auch  unmittelbar 
vorher  bezeichnet  ist,  619,20. 

4)  auch  dies  ist  bereits  genannt:  aber  kernt  (oder  keem)  für  Lö'gröys  wäre  besser. 

5)  daneben  zweimal  Korea. 

6)  daneben  Birnöut  de  Eiviers  P.  721,7. 

7)  übrigens  durch  gräve  gerechtfertigt;  sonst  noch  5  mal  Astör. 

8)  offen  lasse  ich,  wie  der  Name  Lunete  436,5  zu  betonen  ist:  eine  Ausnahme  bildet  die 
Akzentuierung  übrigens  auf  keinen  Fall.  —  So  richtig  also  die  Bemerkungen  M  i  n  o  r  s,  Nhd.  Metrik 
S.  127  an  sich  sind,  so  gelten  sie  doch  nicht  für  alle  Dichter  unterschiedslos. 


Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  WiM.  m  Göttinnen.    Phil.-hiit.  Kl.  N.  F.  Band  6,1.  28 


218  CARL   KRAUS, 

Was  Hartmann  betrifft,  von  dessen  Behandlung  der  Eigennamen  uns  der 
Iwein  die  Beispiele  liefern  soll,  so  geht  er  in  der  pathetischen  Häufung  der 
Akzente  auf  keinen  Fall  so  weit  wie  Wolfram,  der  mit  4  Silben  eines  Namens 
den  ganzen  Vers  füllt:  es  scheint  sogar,  als  ob  er  immer  nur  KälögreärU  betonte 
(92.  105.  113.  189.  231.  242.  805.  891.  927.  972.  2456.  4683),  so  wie  er  auch 
beidemale  Laudine  sagt  (2421.  2758):  aber  die  Verwendung  des  Namens  Lünete 
lässt  sich  nicht  überall  sicher  erkennen,  wenn  man  nicht  die  gesammte  Vers- 
kunst des  Dichters  in  Untersuchung  zieht :  so  muss  ich  also  von  der  Betrachtung 
der  mehr  als  zwei  Silben  umfassenden  Namen  notgedrungen  abstehen1). 

Bezüglich  der  Zwei  silbler  im  Reim  zeigt  der  Dichter  ganz  ähnliche  Prinzipien 

wie  Wolfram.     Sobald  ein  Nachdruck  auf  dem  Namen  fwein  liegt,   giebt  er  ihm 

immer  zwei  Akzente: 

Stfpremörs  und  I'wein  38 2)  ouch  satzten  sich  ze  wer 

er  heizet,  vrouwe,  I'wtfn  2107  [  die  rfter  vonme  lande 

von  bezzern  zuhten  wart  geborn  /  unde  ir  sarjande 

nie  riter  dehein  I  unde  min  her  I'we'in, 

danne  min  her  I'we'in  3401  l  der  zaller  vorderste  schein  3709 

her  Gäwein  ode  her  I'wein  4177 

herre,  ich  bin  ez  f'wlin  7483 

daz  ich  iuwer  I'wein 

iemer  schine,  unde  ie  schein  7543. 

Ferner,  sobald  Iwein  mit  einer  andern  Person  in  Wechselbeziehung  begriffen 

dargestellt  ist: 

j  diu  maget  und  her  I  w<?in  ,  nü  kom  ouch  dort  zuo  geriten 

t  befunden  ahten  undr  in  zwein  2003  )  diu  jüncfrouwe  und  her  I'we'in. 

sie  wehselten  beide  (  der  lewe  envuor  niht  mit  in  zwein  6901. 

der  herzen  under  in  zwein, 

diu  vrouwe  und  her  I'wtfin  2991 

Aber  auch  ohne  solche  Momente  ist  die  normale  Betonung  des  Namens  die 
zweihebige : 

vil  schiere  sach  her  Iwein  989  nune  weste  min  her  Iwein  3831 

sus  was  min  her  Iwein  1127.  1723  nü  vreute  sich  her  Iwein  5023 

ouwi,  min  her  Iwein  2341  dö  hete  sich  her  Iwein  5067 

wa  ist  iuwer  neve,  her  Iwein  2457  d6  sprach  min  her  Iwein  5101.  5291 

des  volget  mir,  her  Iwein  2911  ouch  hete  min  her  Iwein  5167 

daz  8encn  bedähtcr  Iwein  2961  wand  ezn  mohte  her  Iwein  5397 

nü  kom  min  her  Iwein  3081  des  antwurte  im  her  Iwein  6619 

vrouwe,  lebt  her  Iwein  3383  sich  verkünde  min  her  Iwein  7369 

dö  sprach  her  Iwein  3625.  4101.  6699  ei,  sprach  min  her  Iwein  7523 

hie  het  her  fwein  3651  dono  wart  mi'n  her  fwein  7973. 

Nur,  wenn  kein  so  starker  Nachdruck  wie  in  jenen  zuerst  genannten 
Beispielen  auf  dem  Namen  liegt,  gestattet  sich  Hartmann  die  mehr  parlando- 
mässige  Versetzung  des  Akzents: 

1)  doch  spricht  die  Akzentuierung  Kdrsineft'te  im  Erec  (430)  dafür,  dass  er  im  kleineren 
dieselben  Prinzipien  hatte  wie  Wolfram:  der  alte  wirt  hiez  Coralus  Und  diu  hüsfrouwe  sus: 
Kärsinefi'te,  Ir  tohter  finite. 

2)  erste  Nennung  des  Namens. 


METRISCHE  UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORG. 


219 


dö  rechente  der  hfrre  Iwem  803 
nune  künde  sich  der  hdrre  lw£in  1101 

A. 

da  'rsach  si  der  he'rre  Iweln  1331 
vrou  Laudine  und  he'r  Iwtfin  2757 


wan  daz  im  der  herre  fwe*in  3955 
nein  ez,  vrowe,  sprach  he'r  Iwäin  5489 
ez  ist  min  geselle  Iwem  7619  *). 


Wie  man  sieht,  findet  sich  die  Versetzung  nur  dann,  wenn  ein  starktoniges 
Wort  (Substantiv)  vorausgeht2):  geselle,  der  herre:  das  blosse  her  aber  genügt 
dazu  nicht8),  wenn  nicht  ganz  besondere  Umstände  hinzukommon,  die  entweder 
dieses  selbst  heben  (wie  das  durch  den  Gegensatz  zu  vrou  geschieht  in  dem 
Vers:  vrou  Laudine  unt  her  twein,  wo  her  also  zugleich  Geschlechtsbezeichnung 
wird),  oder  aber  den  Akzent  des  Namens  schwächen  (wie  das  in  der  Parenthese, 
s.  o.  S.  217,  sprach  her  twein  der  Fall  ist). 

Dadurch  ist  nun  auch  erklärt,  warum  der  Name  Gäwein  niemals  mit  ver- 
setzter Betonung  im  Reim  erscheint:  denn  er  lautet  konsonantisch  an,  daher  ist 
ein  Pendant  zu  jenen  der  herre  twein  hier  nicht  möglich :  so  heisst  es  denn  immer 
Gä-wHn : 


Dodines  und  Gäwein  87 

min  her  Gäwein  915.  4717 

(dö)  sprach  min  her  Gäwein  2507.  7431.  7567. 

7589 
also  min  her  Gäwein  2G19 
unde  min  her  Gäwein  2697 
der  wirt  und  her  Gäwein  2709 
min  geselle  was  her  Gäwein  3533 


min  lieher  herre  Gäwein  4279 
sin  hester  vriunt,  her  Gäwein  4849 
got  under  Gäwein  4805 
ich  bin  genant  Gäwein  7471 
ich,  iuwer  neve  Gäwein  7609 
es  giht  min  neve  Gäwein  7695 
arzte  gewan  her  Gäwein  7773. 


Und  ebenso,  aus  demselben  Grunde  auch  immer  Keii: 

der  zuhtlöse  Keii  89  er  weste  wol  daz  Keii  1531 

do  erzeicte  aber  Keii  107  wie  nü,  min  her  Keii  2509 

dö  sprach  der  herre  Keii  221.  4638  ouch  habte  her  Keii  2547 

dö  sprach  aver  Keii  809  unde  der  herre  Keii  2581  *). 

Dagegen  kann  der  Name  Artus  wiederum  mit  versetzter  Betonung  gebraucht 

werden,  weil  ihm  das  Substantiv  künec  vorausgeht.   Daher  verwendet  Hartmann 

den  Namen  bald  mit  6iner,  bald  mit  zwei  Hebungen;  mit  zweien: 

ez  het  der  künec  Artus  31  dö  sprach  der  künec  Artus  4543 

nü  reit  der  künec  Artus  2653  ich  suoche  den  künec  Artus  5659 

nü  vant  der  künec  Artus  2695  Tür  den  künec  Artus  5717 

ir  herre,  der  künec  Artus  3065  nü  saz  der  künec  Artus  6895 ; 


1)  daher  muss  mit  Auftakt  gelesen  werden:  daz  ist  |  hie  der  herre  rtcein  3119  (doch  8. 
die  Laa. !). 

2)  zur  Erklärung  vgl.  Minor,  Nhd.  Metrik  S.  127  u.  ö. 

3)  zu  dem  gleichen  Ergebnis  wird  Zwierzina  von  der  andern  Seite  her,  von  der  Betrachtung 
des  her(re)  aus  geführt,  Zs.  45,328  f. 

4)  wer  die  Belege  für  min  her  Gäwein  (Keii)  prüft,  dem  muss  auffallen,  wie  dürftig  die 
Füllung  mancher  dieser  Verse  ist:  kein  einziger  findet  sich  darunter,  wo  die  Lesung  min  herre 
G.  (K.)  unmöglich  wäre,  manche  werden  dadurch  entschieden  besser:  hat  Hartmann  also  immer 
min  herre  gesagt,  was  dann  vor  vokalischem  Anlaut  (twein)  elidiert  werden  konnte? 

28* 


220 


CARL  KRAUS, 


dagegen  mit  Versetzung  des  Akzents : 
geruochet  der  künec  Artus  2573 
ze  lande  vuor  der  künec  Artus  2969 
gihestü  daz  der  künec  Artus  2975 
unze  sich  der  künec  Artus  3531 
dft  suocht  ich  den  künec  Artus  4165 


daz  widerseite  der  künec  Artus  4555 
unde  ez  hört  der  künec  Artus  4639 
daz  geschuof  der  künec  Artus  4757 
diu  künegin  unter  künec  Artus  7777. 


Die   sonstigen    im   Reim  stehenden  zweisilbigen   Namen   des  Iwein   weisen 

immer  zwei  Hebungen  auf: 

er  was  genant  Hartman  28  der  künec  Vrfen  4183 

si  sprach:  sage  ane,  Hartman  2974  der  rise  heizet  Harpin  4500 

dune  hast  niht  war,  Hartman  2982  diu  gotinne  Jünö  6444. 

ich  waene,  vriunt  Hartman  7027 


Gottfried  bindet  sich  nicht  an  jene  Beschränkungen,  die  sich  Wolfram  und 
Hartmann  bei  der  Verwendung  des  versetzten  Akzents  auferlegen.  Auch  er 
hat  natürlich  oft  die  normale  Betonung  Tristein  im  Reim;  aber  daneben  betont 
er  auch  sehr  oft  Tristan.  Nicht  nur  in  dem  parenthetischen  sprach  Tristan  (3534. 
3543.  3611.  4016.  5418.  5453.  6218.  8791.  9583.  9612.  10221.  10588.  11235.  11261. 
11305.  12091.  12105.  13317.  14465.  14797.  14896.  15943),  sondern  auch  nach  an- 
dern Verben: 


und  hiez  rehte  als  er  was  Tristan  2020 
getriuwer  man,  wer  ist  Tristau  4108 
und  der  in  sluoc  der  hiez  Tristan  10101 
ich  weiz  ez  wol,  ez  ist  Tristan  10187 
sich,  wart,  er  sitzt  da,  deist  Tristan  10387 

nach  her : 

Mörolt  sprach  aber :  h£r  Tristan  6337  l) 

und  nach  andern  schwachtonigen  Wörtern : 

'friunt'  sprach  er  'heizest  du  Tristan'  3350 
hier  under  hete  ie  Tristan  5292 
und  verduhte  in  sere  daz  Tristan  6226 
wer  wasre  daz  niwan  Tristan  9637 
Tantris',  sprach  si  'und  Tristan'  101 11 
und  mit  im  fsöt  und  Tristan  15123 


si  las  lsöt,  si  las  Tristan  14678 
des  selben  morgens  was  Tristan  17351 
alsolhiu  nisere  treip  Tristan  19045 
eines  tages  dö  gesaz  Tristan  19129, 


lsöt  erwachet  und  Tristan  17632 
alsam  tet  lsöt  und  Tristan  17836 
lherre  künec',  sprach  aber  Tristan  112ö2 
weder  si  entrouc  in  noch  Tristan  17763 
so  daz  erwachet  ouch  Tristan  18252. 


Stärkertonige  Wörter  gehen  nur  selten  voran: 

Tristan  lsöt,  lsöt  Tristan  130  a,  bienvenjanz,  gentil  Tristan  16191. 

von  dem  uns  sin  sun  Tristan  4054 

Aehnliches  Schwanken  herrscht  bezüglich  der  andern  Namen.  Eine  Bemer- 
kung verdient  nur  der  Name  lsöt,  fsolt,  der  den  natürlichen  Akzent  auf  der 
zweiten  Silbe  getragen  haben  muss,  da  Gottfried  im  Reim  fast  durchaus  tsölt  und 


1)   ebenso  6352.  6393.  6433.  10687.  14000.  14773.  14830.  15225.  15371.  16000.  18495. 


METRISCHE   UNTERSUCHUNGEN    UEBER  REINBOTS   GEORG. 


221 


tsö't  betont;    und  in  den   paar  Fällen,    wo   er  zar  abnormalen  Betonung  fsö't, 

fsölt  greift,   liegen  immer  besondere  Umstände  vor,    die  dies  rechtfertigen:  so 

das  Spielen  mit  den  zwei  Betonungen,  der  rhythmischen  Abwechslung  halber: 

Isö't  diu  liehte  sunne  Isö'te  muoter  l'söt  10341 

und  ouch  ir  muoter  l'söt  j   durch  Isö'te  Tristan, 

der  frölfche  morgenröt  9460  (    durch  Tristanden  l'söt  14327, 

der  Kontrast: 

dö  lühte  golt  unde  golt,  ich  und  min  tohter  isolt  8214 

der  zirkel  unde  tsolt  s!  und  ir  tohter  Isöt  7172, 

enwiderstrit  ein  ander  an  10981 


oder  sonstiger  Nachdruck: 

swaz  so  dln  swester  isöt 

von  erzenie  hat  gelesen, 

des  wirt  dir  not,  wil  du  genesen  7076  !) 


und  zwäre,  tochter  fsöt, 
dirre  man  si  lebende  oder  tot, 
mich  andet  scre,  daz  er  sf 
verborgen  eteswa  hie  bf  9357  ■) 
Kaedinen  swester  Isöt  18960 8). 


Die  Unterschiede,  die  wir  in  der  Behandlung  gewisser  Namen  bei  den  drei 
grossen  Meistern  des  höfischen  Epos  gefunden  haben  ,  sie  sind  nur  vereinzelte 
Anzeichen  des  tiefgehenden  Unterschiedes,  der,  wie  in  ihrem  ganzen  dichterischen 
Wesen,  so  auch  in  ihrer  Verskunst  besteht. 

Hartmann  8  Streben  geht  dahin,  sich  dor  natürlichen  Sprache  eines 
feinen  höfischen  Erzälers  so  enge  als  nur  möglich  anzuschmiegen,  daher  sind 
rhythmische  Neigungen  für  ihn  von  keinem  besondern  Einfluss ,  der  Sinn ,  die 
natürliche  Deklamation  sind  ihm  oberstes  Gesetz.  Die  natürliche  Deklamation : 
deshalb  liebt  er  keine  Uebertreibungen ,  keine  grellen  Effecte ,  sondern  bleibt 
massvoll  in  der  Wal  der  metrischen  Mittel  auch  dort,  wo  sein  Herz  erregt  ist 4). 
Wolfram  räumt  dem  Rhythmus  schon  viel  mehr  Einfluss  auf  den  Bau  der 
Verse  ein,  er  ist  nicht  in  so  edlem  Sinn  naturalistisch  in  seiner  Deklamation, 
wie  Hartmann:  und  wie  in  jeder  Kunst  die  Mittel  um  so  stärker  wirken,  je 
seltener    sie    gebraucht   werden,    so  auch   bei   Wolframs    Versbau:   wo   er    sich 


1)  Hohn!    Worte  Tristans,  bevor  er  Morolt  das  Haupt  abschlägt. 

2)  mit  eindringlichem  Nachdruck. 

3)  ihr  Name  ist  erst  einmal  beiläufig  in  der  Einleitung  des  Kapitels  genannt:  nun  wird  er 
nachdrücklich  betont,  weil  ja  auch  die  Namensgleichheit  Tristans  Aufmerksamkeit  auf  sie  lenkt; 
wie  Gottfried  gleich  darauf  sagt:  und  wan  si  Isöt  was  genant,  swenn  er  sin  ouge  an  si  verlie,  so 
wart  er  von  dem  natnen  ie  so  riuwec  und  so  fröudelös  daz  man  im  muler  ougen  kos  den  inner zm 
sines  herzen. 

4)  freilich,  das  Recht  an  besonderen  Höhepunkten  der  Erzälung  aus  sich  herauszutreten,  lässt 
auch  er  sich  nicht  nehmen.  Ein  solcher  Höhepunkt  ist  im  Gregorius  dort,  wo  die  Fürstin  er- 
kennt, dass  der  von  ihr  so  zärtlich  geliebte  Gatte  ihr  eigener  Sohn  ist  (2485  ff.) :  dö  dühtc  si  sich 
unsalic  gnuoc.  Zwo  den  brüsten  si  sich  sluoc  Und  brach  üz  ir  scheene  här.  Si  geddhte  daz  si 
für  war  Zuo  der  helle  weere  geborn  ....  Ir  vröudcn  sunne  teas  bedaht  Mit  tö'tvinsterre  naht. 
Wer  die  Tragik  dieses  tö'tvinsttrre  mit  empfänglichem  Gemüt  auf  sich  wirken  lässt,  der  wird 
empfindlich  verletzt  sein,  wenn  es  ihm  im  sog.  zweiten  Büchlein  als  Klage  eines  sentimentalen  Lieb- 


222  CARL   KEAÜS,    METBISCHE  UNTERSUCHUNGEN   UEBEB   BEINBOTS  GEORG. 

einmal  ein  Uebermass  von  beschwerten  Hebungen  gestattet,  da  erzielt  er  Wir- 
kungen, die  über  die  einer  guten  Erzählerkunst  hinausgehen:  er  packt  und  er- 
schüttert uns.  So  ist  Hartmanns  Sprache  mehr  die  des  feinsten  Conversations- 
stückes,  während  Wolfram  das  dröhnende  Pathos  des  Dramas  redet. 

Gottfrieds  Kunst  ist  eine  andre,  aber  darum  keine  schlechtere.  Indem 
er  das  rhythmische  Element,  die  regelmässige  Abfolge  von  Hebung  und  Senkung, 
in  die  erste  Linie  stellt,  muss  er  freilich  von  der  natürlichen  Betonung  öfter 
abweichen  als  Wolfram  oder  gar  Hartmann;  aber  er  zwingt  durch  die  Schön- 
heit des  Inhalts  den  guten  Vorleser,  solche  Härten  zu  verschleiern:  das  ge- 
schieht vorwiegend  durch  die  stärkere  Anwendung  des  musikalischen  Akzents» 
Dadurch  wird  der  Klang  seiner  Verse  süss,  sinnlich  -  reizvoll  und  bestrickend 
und  unterstützt  so  in  wunderbarer  Weise  die  Wirkungen,  die  von  allen  andern 
Mitteln  seiner  Kunst  auf  den  Hörer  überströmen. 


haben  wiederum  entgegentritt.  Ein  paar  Takte  aus  Brünnhildens  Schlussgesang  mitten  unter  den 
Harmlosigkeiten  heutiger  Opernfabrikanten  sind  das  moderne  Gegenstück  dazu.  Die  Nachahmer 
in  der  Kunst  sind  eben  überall  und  zu  allen  Zeiten  wie  die  Pfandleiher,  die  sich  mit  fremdem 
Schmuck  überladen  und  ihn  bei  jeder,  auch  der  unpassendsten  Gelegenheit  zur  Schau  tragen. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Einleitung 3 

1.  Abschnitt:    Über  die  Verwendung  einsilbiger  Substantiva  und  Verba,    soweit  sie   nicht  im 

Auftakt,  im  Reim  sowie  in  oder  unmittelbar  nach  beschwerter  Hebung  stehen  (§  1 — 14)  7 

I  Substantiva  (§1) — 

II  Verba  (§  2—13) 8 

III  Zusammenfassung  (§14) 16 

2.  Abschnitt:  Die  beschwerten  Hebungen  (§15—68) 17 

I  bei  einsilbigen  Wörtern  (§  15 — 54) — 

bewirkt  durch  Kontrast  (§  15—23) — 

bewirkt  durch  Pausen  (§  24—29) 21 

bewirkt  durch  andere  Gründe  (§  30 — 54) 23 

1)  im  2.  Fu8S  des  stumpfen  Verses  (§  30 — 34) — 

2)  im  1.  Fuss  des  stumpfen  Verses  (§  35—39) 26 

3)  im  3.  Fuss  des  stumpfen  Verses  (§40-44) 35 

4)  im  1.  Fuss  des  klingenden  Verses  (§  45 — 49) 41 

5)  im  2.  Fuss  des  klingenden  Verses  (§  50—54) 44 

II  bei  unkomponierten  zweisilbigen  Wörtern  deutscher  Herkunft  (§  55 — 68)   ...  45 

1)  im  2.  Fuss  des  stumpfen  Verses  (§  55—60) 46 

2)  im  1.  Fuss  des  stumpfen  Verses  (§  61—64) 49 

3)  im  l.  Fuss  des  klingenden  Verses  (§  65—68) 54 

3.  Abschnitt :  Die  Wörter  mit  vollen  Ableitungssilben  (§  69—77) 56 

I  Zweisilbler  (§69) — 

II  Dreisübler  (§  70—75) 57 

III  Viersilbler  (§  76.  77) 59 

4.  Abschnitt:  Die  fremden  Wörter  (§  78—86) 60 

I  Zweisilbler  (§  78—81) — 

II  Dreisilbler  (§  82-84) 63 

III  Viersilbler  (§  85.  86) 65 

5.  Abschnitt:  Die  Namen  (§  87—104) — 

I  Zweisilbler  (§  87—91) — 

II  Dreisilbler  (§  92—96) io 

III  Viersübler  (§  97—99) 74 


224  INHALTSVERZEICHNIS. 

Seite 

IV  Fünfsilbler  (§  100—102) 75 

V  Sechssilbler  (§  103) 76 

VI  Reste  (§  104) — 

6.  Abschnitt:  Die  Komposita  (§  105—120) 77 

I  Zweisilbler  (§  105—108) — 

II  Dreisilbler  (§  109—113) 83 

III  Viersilbler  (§  114—118) 87 

IV  Reste  (§  119.  120) 88 

7.  Abschnitt:  Mehrere  beschwerte  Hebungen  in  Einern  Vers  (§  121.  122)       89 

8.  Abschnitt:  Der  zwei-  and  mehrsilbige  Auftakt  als  Mittel  der  Deklamation  (§  123 — 134)     .  91 

9.  Abschnitt:  Abweichungen  vom  natürlichen  Akzent  (§  135 — 148) .  98 

I  Einsilbler  (§  135—139) — 

II  Mehrsilbler  (§  140-143) 103 

1)  Simplicia  ^140.  141) — 

2)  Komposita  (§  142) 105 

3)  Namen  und  Fremdwörter  (§143) — 

10.  Abschnitt:  Proben  der  Resultate  für  Sprache  und  Orthographie  des  Textes  (§144—221)  .  106 

I  Die  Verbalformen  (§  144—190) — 

1)  auf  -e  (§  145—151) — 

a)  wäre,  mohte,  solte,  wolte  (§145) — 

b)  2.  Sing.  Imper.  (§  146) 108 

c)  3.  Sing.  Präs.  Konj.  (§  147) 109 

d)  1.  Sing.  Präs.  (§  148) 110 

e)  l.  3.  Sing,  des  schw.  Prät.  (§  149) 112 

f)  die  übrigen  (§  150) 116 

g)  Zusammenfassung  (§  151) 117 

2)  auf  -en  (§  152— 1G7) 118 

a)  Inf.  Präs.  (§  152—155) — 

b)  Präteritalformen  (§  156—159) 120 

c)  Plur.  Präs.  (§  160—168) 123 

d)  Part.  Prät.  (§  164—167) 125 

3)  3.  Plur.  Präs.  Ind.  auf  -ent  (§  168—171) .126 

4)  auf  -et  (§  172—187) 127 

b.)  3.  Sing.  Ind.  Präs.  (§  172—174) — 

b)  2.  Plur.  Präs.  (§  175—178) 131 

c)  2.  Plur.  Imper.  (§  179—182) 188 

d)  2.  Plur.  Prüt.  (§  183.  184) 136 

e)  unflektiertes  Part.  Prät.  (§  185—187) — 

5)  2.  Sing.  Präs.  und  schw.  Prät.  auf  -est  (§  188—190) 138 

II  Die  Substantivformen  (§  191—217) 139 

1)  auf  -e  (§  191—194) — 

2)  auf  -en  (§  195—198) 143 

3)  auf  -el  (§  199-202) 144 

4)  auf  -er  (§  203—206) 145 

5)  auf  -es  (§  207—210) — 

6)  auf  -eis,  -ens,  -ern,  -ers  (§  211-213)     .     .    • 146 

7)  Reste  (§  214-217) — 

III  Sonstiges  (§  218—221) 147 

11.  Abschnitt:  Ergebnisse  (§  222—227) 151 


INHALTSVERZEICHNIS.  225 

Seite 

1.  Exkurs :  Über  die  Verhältnisse  im  dritten  Fuss  des  einsilbig-stumpfen  Verses  vor  vokalisch  an- 

lautendem Reimwort  bei  Hartmann,  Wolfram,  Wirnt,  Ulrich  von  Zazichoven  und  Anderen  167 

I  Pronomina  im  Beim — 

A)  er  und  ich — 

B)  im,  tn,  »r,  tu,  uns 182 

II  Verba  im  Beim 187 

III  Die  Adverbia  ie,  e,  ouch  im  Beim 189 

IV  Präpositionaladverbia  im  Beim 192 

V  Substantiva  im  Beim 204 

VI  Adjectiva  und  Sonstiges  im  Beim 207 

1)  ah  (arm) — 

2)  ein — 

3)  ai 209 

4)  iht — 

5)  an 210 

6)  och ' — 

2.  Exkurs:   Einiges  über  die  metrische  Behandlung  der  Eigennamen  bei  Wolfram,   Hartmann 

und  Gottfried 211 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN 

PHILOLOGISCH-HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  VI.    Nro.  2. 


Henricus  Stephanus 
über  die  Eegii  Typi  Graeci. 


Von 


Wilhelm  Meyer  a«  Speyer 

Professor  in  Qöttingen. 


Mit  zwei  Tafeln. 


Berlin, 

Wei  dmannsche   Buchhandlung. 

1902. 


IHKEM  MITGLIEDE 


HERRN  LEOPOLD  DELISLE 


ZUM  GEDÄCHTNISS  DER  FÜNFZIG  JAHRE 


WÄHREND  WELCHER  ER 

SICH  ZUM  RUHiM    ALLER  WISSENSCHAFT   ZUM  SEGEN 

AN  DER  BIBLIOTHEQUE  NATIONALE  GEWIKKT  HAT 


DARGEBRACHT  VON  DER 
KOENIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  GOETTINGEN 


Henricus  Stephanus  über  die  Regii  Typi  Graeci. 


Von 
Wilhelm  Meyer  ans  Speyer 

Professor  in  Göttingen. 
Vorgelegt  in  der  Sitzung  vom  14.  Juni  1902. 


(Das  Autograph   des   Henricus  Stephanus.    Taf.  1)  Im  Jahre  1550 

vollendete  Robert  Stephanns,  der  gelehrte  Typographns  Regins  in  Paris,  eine 
stolze  Ausgabe  des  griechischen  N.  Testaments.  Er  hatte  sich  bestrebt,  durch 
sorgfältige  Vergleichung  alter  Handschriften  einen  trefflichen  Text  zu  liefern; 
anderseits  waren  eben  in  diesem  Jahre  nach  achtjährigem  Schaffen  die  auf  Kosten 
des  Königs  Franz  hergestellten  neuen  griechischen  Typen  mit  der  Vollendung 
der  3.  Typengrösse,  einer  prächtigen  grossen  Typenart,  ganz  fertig  geworden, 
und  eben  in  diesem  Testament  waren  zum  ersten  Mal  all  die  Zeichen  dieser 
Typen,  über  1100,  zur  Verwendung  gekommen.  Da  im  nächsten  Jahre  Rob. 
Stephanus  wegen  Glaubensbedrängniss  nach  Genf  verzog,  so  blieb  auch  diese 
Ausgabe  der  höchste  Stolz  der  ganzen  Drucker-Familie. 

Damals  liebte  man  es,   von  guten  Freunden  Lobsprüche  oder  Segenswünsche 

für  das  neue  Buch  in  Versen  sich  geben  zu  lassen  und  diese   nach   der  Vorrede 

vor  dem  Texte  selbst  einzureihen.    So  ist  auch  das  15.  Blatt  des  N.  Testaments 

von  1550  mit  72  Hexametern   gefällt,   welche  der  22jährige  Sohn  des  Robert 

Stephanus,  der  eben  von  einem  grossen  Studienritte  durch  Frankreich  und  Italien 

heimgekehrte  Heinrich  Stephanus  verfasst  hat;   die  vorangehende  Rückseite  des 

14.  Blattes  blieb  weiss.        Dieser  Umstand  bot  den  Anlass   zu  einem  hübschen 

Einfall.     Als    etwa   30  Jahre   später   Heinrich   Stephanus   in   eine   süddeutsche 

Universität  kam,    ehrten   die  Professoren   den   berühmten  Gelehrten   durch   ein 

Festmahl;    bei    dieser    Gelegenheit   brachte    ein   Professor    sein   Exemplar    des 

N.  Testaments  von  1550  mit  und  bat  den  H.  Stephanus,  er  möge  auf  jener  weissen 

Rückseite  des  14.  Blattes,  gegenüber  den  einst  von  ihm  gedichteten  Hexametern, 

l* 


4  WILHELM  METER, 

sein  Autograph  einschreiben.  H.  Stephanus  erfüllte  die  Bitte  und,  gegenüber  der 
gedruckten  Überschrift  der  Hexameter:  EPP1K02  0  PQBEPTOT  2TE$AN0T, 
4>IA06Eö  IIANTI,  schrieb  er  mit  grosser  prächtiger  Minuskelschrift: 

ipplxog  <sr£(papog 

vioq  cov  rovg  £%  ävoaniotq 

artxovq  izypcaf/e,  rocvrcz  Sä 

ijhrj  yipwv  oüp 

rj  rcp  yrjpq,  Zyyßcw. 

Die  besondere  Art  und  Grösse  dieser  Minuskelschrift  lenkte  das  Gespräch 
auf  diese  Schrift  des  Heinrich  Stephanus  und  auf  die  prächtigen  Typen  seines 
Vaters.  Über  das,  was  dabei  Stephanus  sagte,  und  was  sonst  an  dem  Tage  vor- 
kam, hat  dann  in  den  nächsten  Tagen  der  glückliche  Eroberer  des  Autographs 
einen  kleinen  Bericht  unmittelbar  unter  dem  Autograph  eingeschrieben  mit  den 
Worten  : 

Scripsit  haec  propria  manu  doctiss.  et  clariss.  vir  Dns.  Heinricus 
Stephanus,  Roberti  principis  typographorum  filius,  qui  et  libris  a  se  scriptis 
3]   et  elegantissimis  typis  multis  bonis  auctoribus  in  lucem  aeditis  praeclare  de 
Repub.  literaria  et  memoriam  aeternam  est  meritus  Anno  78.  *)  pridie  caL 
5]   Augusti  cum  apud  Bovem  hospitio  ab  Academia  exciperetur.    Hie  in  caeteris 
referebat  Regem  Franciscum  magnis  sumptibus  accersivisse  et  aluisse  Graecum 
7]   quendam,  cui  nomen  fuerit  Angelus  .  .  {Lücke  gelassen)  ex  Creta  oriundum, 
graecae 
linguae  peritissimum  et  et  (et  eam  ?)  elegantissime  pingentem,  qui  has  literas 
maiores 
9]   et  minores  quibus  hie  liber  excusus  est,  primo  pinxerit  et  scalptoribus  prae- 
scrip8erit, 
a  quo  et  se  Graecam  linguam  et  graecarum  literarum  formationem  didicisse, 
aiebat. 
11]   Aiebat  praeterea  Wechelium,  Plantinum  et  alios  conatos  esse  eos  typos  ex- 
primere 
et  (formas   typos   getilgt)   stilos    (puntzel)   atque   matrices    mutuatos,    sed  a 
scalptoribus 
13]   et  reliquis  partim  infeliciter  expressos,  partim  obtusos.    Et  quamvis  discrimen 
(vel  getilgt)  nulluni  inter  illos  appareat,  monstravit  tarnen  nobis,  quasdam  lineas 
15]   et   partes   crassiore   partim   graciliori   corpore   sive  forma  expressos   (sol), 
quam  vera  et 

1)  Der  2.  Buchstabe  scheint  ein  von  Anfang  an  verkleckstes  8  zu  sein;  der  1.  Buchstabe  war 
wohl  zuerst  ein  7,  ebenso  hoch  wie  8;  dann  hat  ein  Anderer  7  zu  6  geändert. 


6  WILHELM    METER, 

griechische  oder  das  lateinische  Autograph  zu  copiren  versucht;  eine  derselben 
citirt  den  wichtigsten  ehemaligen  Besitzer,  den  Almeloveen. 

Theodor  Jansson  ab  Almeloveen  Hess  in  seiner  Dissertatio  de  vitis 
Stephanorum  (1683)  S.  79  drucken:  Comparavi  mihi  aliquando  N.  Testamentum 
cum  variantibus  lectionibus  apud  patrem  eins  R.  Stephanum  MDL  Lutetiae  im- 
pressum,  ubi  elegantissimis  manu  Henrici  Stephani  conscriptum  literis  legitur 
1ZPPIK02J . .  d'  fidri . .  lyyCt&v.  E.  Zrtyavog.  Haec  ratione  manus,  quam  vere 
accuratissimam  ac  elegantissimam  pronunciavit  Scaliger;  nam,  ut  verum  fatear, 
typorum  venustatem  referunt.  Aus  Almeloveen  ist  der  griechische  Text  ab- 
gedruckt worden  von  Maittaire,  Stephanorum  Historia  1709  S.  215,  und  von 
E.  Greswell,  a  View  of  the  early  Parisian  Greek  Press,  II  1833  S.  151. 
Almeloveen  erwähnt  zwar  nicht  die  lateinische  Beischrift  und  gibt  den  griechi- 
schen Text  etwas  anders,  aber  doch  besteht  kein  Zweifel,  dass  er  gerade  dies 
Exemplar  besessen  hat. 

Jetzt  fand  ich  das  Exemplar  in  der  Göttinger  Bibliothek;  ich  gebe 
daraus  auf  Taf.  1  die  Rückseite  des  14.  Blattes;  unten  habe  ich  aus  der 
Münchner  Handschrift  Camerar.  Vol.  20  no  222  (Ztetpavog  a  Mr.  Pitou  ä  Paris 
1571)  die  ähnliche  Unterschrift  beigegeben.  Da  das  Autograph  selbst  und  der 
beigefügte  lateinische  Bericht  in  Verbindung  stehen  mit  den  berühmten  Regii 
Typi  Graeci,  so  gehe  ich  auf  deren  Geschichte  ausführlicher  ein. 

(Die  Regii  Typi  Graeci)  Mit  Recht  sind  die  Franzosen  stolz  auf  die 
grosse  Zahl  und  auf  die  innere  Güte  der  griechischen  Drucke,  welche  die  pariser 
Presse  seit  1540  der  gelehrten  Welt  gespendet  hat.  Nicht  geringeres  Recht 
haben  sie,  stolz  zu  sein  auf  den  Geschmack,  mit  welchem  die  meisten  dieser 
Werke  gedruckt  sind,  insbesondere  auf  die  Schönheit  der  dazu  verwendeten 
griechischen  Typen. 

Wie  die  bedeutendsten  Nationen  im  16.  Jahrhundert  in  den  Künsten  und  in 
den  neu  auflebenden  Wissenschaften  wetteiferten,  so  wetteiferten  sie  auch  in 
der  künstlerischen  Ausbildung  der  Druckschriften.  Für  den  Druck  der  gewöhn- 
lichen, der  lateinischen,  deutschen,  französischen  und  italienischen  Texte  galt  es 
hauptsächlich  aus  den  vielerlei  Typengeschlechtern,  welche  das  15.  Jahrhundert 
geschaffen  hatte,  auszuscheiden  und  das  Geeignetste  auszuwählen.  Diesen  Typen- 
kampf des  15.  und  16.  Jahrhunderts  hoffe  ich  bald  skizziren  zu  können:  in 
Frankreich  verlief  er  ziemlich  einfach.  Die  Nachbildung  der  alten  Urkunden- 
sehrift,  die  Schnörkeltype,  war  zwar  im  französischen  Sprachbereich  erfunden, 
von  den  Franzosen  trefflich  weiter  gebildet  und  besonders  in  französischen 
Texten  und  in  den  Livres  d'  heures  zu  solcher  Schönheit  entwickelt  worden, 
dass  diese  Druckschrift  eine  treffliche  französische  Nationaltype  geworden  wäre. 
Allein  die  Franzosen  gaben  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  diese  und 
die  andern  gothischen  Typenarten,  eine  nach  der  andern,  auf  und,  da  auch 
nationale  Neuerungen,  wie  die  Schrift  (Civilit£)  des  Robert  Granjon  in  Lyon 
um  1558,  nicht  glückten,   so  unterwarfen  sie  sich  dem  Joche  der  von  den  ita~ 


HENRICUS   STEPHANUS   ÜBER  DIE  REGII  TYPI   GRAECI.  7 

lienischen  Hnmanisten  erfundenen  Schrift,  der  langweiligen,  die  Augen  ermüden- 
den Antiqua;  schon  vor  1600  wurden  in  Frankreich  fast  alle  Bücher  mit  den  2 
Arten  der  Antiqua  gedruckt;  entweder  mit  der  senkrecht  stehenden,  —  einem 
Abbild  der  humanistischen  Buchschrift,  —  oder  mit  der  schief  stehenden,  mit 
welcher  zuerst  Aldus  in  Venedig  1501  die  humanistische  Urkundenschrift  in 
Typen  nachgeahmt  hatte.  Diese  Entwicklung  der  gewöhnlichen  Typen  in 
Frankreich  war  ziemlich  natürlich;  denn  die  Gelehrten,  welche  auch  in  diesen 
Dingen  den  Ton  angaben,  waren  Zöglinge  der  Humanisten  und  drohten  ja  sogar 
die  lebendige  französische  Sprache  zuerst  zu  latinisiren,   dann   zu   verwelschen. 

(Anfang  der  griechischen  Typen  des  Königs)  Die  griechischen  Typen 
waren  wie  die  orientalischen  zuerst  natürlich  ganz  allein  dem  Einfluss  der  Ge- 
lehrten unterworfen;  hier  war  ja  keine  Rede  von  einheimischer  Überlieferung 
oder  Kunstübung.  Dass  die  griechischen  Typen  gerade  in  Frankreich  so  be- 
deutend verschönert  wurden,  verdankt  dies  Land  zwei  Männern,  dem  König 
Franz  I.  und  dem  gelehrten  Drucker  Robert  Stephanus.  Dem  König  Franz  I. 
hatte  seine  Umgebung  dasselbe  gesagt,  was  auch  Melanchthon  lehrte;  in  dem 
Privileg  vom  16.  Januar  1539,  wodurch  der  König  den  Rheinländer  Konrad 
Neobar  zum  königlichen  Drucker  griechischer  Texte  ernannte,  erklärte  er  'a  viris 
literatis  accepimus,  ut  e  fontibis  rivulos,  ita  e  graecis  scriptoribus  artes  histo- 
riarum  cognitionem  morum  integritatem  recte  vivendi  praecepta  ac  omnem  prope 
humanitatem  ad  nos  derivari*.  Aber  dieselben  Gelehrten  hatten  ihm  auch  die 
realen  Verhältnisse  klar  gemacht:  'porro  id  quoque  didicimus,  graecam  typo- 
graphiam  tum  vernacula  tum  latina  multo  difficiliorem,  ac  denique  eiusmodi  esse 
provinciam,  quam  nemo  rite  administret,  nisi  et  graecanicae  linguae  gnarus  et 
cum  primis  vigilans,  et  facultatibus  denique  non  vulgariter  instructus1). 

Diese  Gesinnung  des  Königs  wusste  Robert  Stephanus  für  die  griechische 
Typographie  nutzbar  zu  machen.  Denn  Neobar  starb  bald  nach  jenem  Erlasse 
des  Königs;  an  seine  Stelle  trat  Robert  Stephanus.  Ihm  wurde  am  1.  October 
1541  vom  König  die  Summe  von  250  livres  tournois  angewiesen:  'pour  icelle 
delivrer  k  Claude  Garamon,  tailleur  et  fondeur  de  lettres,  . .  sur  et  en  deduction 
du  paiement  des  poincons  de  lettres  grecques  qu*  il  a  entreprins  et  promis  tailler 
et  mettre  es  mains  du  dict  Estienne,  k  mesure  qu'  il  les  fera,  pour  servir  ä  im- 
primer  livres  en  grec'  *).  Im  Ende  des  Jahres  1541  war  also  diese  Sache  erst 
im  Werden;  Garamond  begann  zu  arbeiten  und  zwar  unter  der  Aufsicht  des 
Robert  Stephanus.  In  dem  Privileg  für  Neobar  ist  von  griechischen  Typen 
überhaupt  nicht  die  Rede.  Demnach  ist  zu  schliessen :  Robert  Stephanus  war 
es,  welcher  den  Gedanken  fasste,  neue  Typen  seien  nothwendig,  und  dann  den 
König  für  diesen  Gedanken  gewann  und  ihn  bestimmte,  zunächst  im  Jahre  1541 
225  livres  tournois  für  die  Herstellung  der  Punzen  auszusetzen ;  Robert  Stephanus 
hat  dann  alles  Weitere  besorgt.        Die  gegen  400  Zeichen   der   neuen  Schrift 

1)  Aug.  Bernard,  Les  Estienne  et  les  types  grecs  de  Francis  Ier,  1856  S.  11. 

2)  Bernard,  Les  Estienne  S.  15. 


8  WILHELM   MEYER, 

and  kleine  Satzproben  traten  zuerst  1543  in  die  Welt  in  dem  kleinen  Alphabetum 
Graecum  (Cum  privilegio  Regis.  Parisiis  Ex  officina  Roberti  Stephani  typographi 
Regii.  M.  D.  XLIII),  dann  1544  in  dem  grossen  Drucke  der  Historia  ecclesiastica 
des  Eusebius.    Es  war  eine  Schrift  gewöhnlicher  Grösse  (s.  Taf.  2  Zeile  2—5). 

Der  Beifall,  den  diese  neue  Schrift  fand,  spornte  den  königlichen  Typographen 
an,  eine  kleine  Schrift  mit  gegen  400  Zeichen  schneiden  zu  lassen.  Der  Plan 
fand  wieder  die  Unterstützung  des  Königs ;  denn  das  Neue  Testament  von  1546, 
welches  durchaus  mit  dieser  zweiten  Schrift  gedruckt  ist,  beginnt  mit  den  Worten : 
0  mirificam  Regis  nostri  liberalitatem  . .  !  Minutiores  etiam  characteres 
Graecos  quia  desiderari  senserat  ad  libros  quanvis  magnos  in  angustum  spatium 
contrahendos,  exculpi  voluit,  prioribus  illis,  licet  omnium  pulcherrimis,  elegantia 
pares.  His  igitur  pro  meo  munere  ad  usum  Reipublicae  mihi  traditis,  etc.  Das 
Verzeichniss  der  in  dieser  Schrift  angewendeten  (etwa  41)  Wortchiffern  (notae 
compendiariae)  hat  Rob.  Stephanus  in  dem  Alphabetum  Gr.  von  1548,  dagegen 
das  Verzeichniss  der  vollen  400  Zeichen  des  Alphabets,  der  Ligaturen  und  der 
Wortchiffern  erst  1550  in  dem  Alphabetum  Gr.  gegeben  (s.  Taf.  2  Zeile  7—11). 

Der  Stolz  des  Druckers  war  gewachsen;  desshalb  unternahm  er  es,  eine 
dritte  griechische  Schrift  schneiden  zu  lassen.  Jedenfalls  wieder  mit  königlicher 
Unterstützung  (denn  die  Punzen  auch  dieser  Schrift  waren  später  königliches 
Eigenthum)  wurde  eine  grosse,  prächtige  Type  mit  gut  400  Zeichen  hergestellt, 
welche  zuerst  1650  in  die  gelehrte  Welt  trat:  einmal  in  der  grossen  Ausgabe 
des  Neuen  Testaments,  in  welche  unser  Autograph  eingeschrieben  ist '),  und  in 
dem  Alphabetum  Graecum,  welches  Robert  Stephanus  ebenfalls  1550  drucken 
liess.  Diese  beiden  Bücher  sind  von  Rob.  Stephanus  mit  den  neuen,  eben  fertig 
gewordenen  3  Arten  der  Regii  Typi  Graeci,  deren  freieste  Benützung  ihm  zu- 
stand, und  mit  allem  Eifer  und  Fleiss  hergestellt.  Im  nächsten  Jahre  zog  Rob. 
Stephanus  nach  Genf2).    Jene  beiden  Bücher  sind  also  die  besten  Proben  dieser 


1)  Die  Schrift  wird  hier  von  R.  Stephanus  mit  folgenden  Worten  vorgestellt:  Superioribus 
diebus,  Christiane  lector,  Novum  Testamentum  . .  minore  forma  minutioribusque  Regiis  characteribua 
tibi  excudimus.  Idem  nunc  ..  maioribus  Regiis  typis  excusum  tibi  offerimus  (=  Tt\v  veav 
Sutfhfjitriv  .  .  iv  fii%Q&  axrfficcti,  mansQ  xi  iy%siQtöiov,  toig  xov  ßaöiX£a>$  XenroCg  %aQa%ti)Q<fi  tvnfa- 
oavtes,  itQcoriv  v[ilv>  cd  qptJUföeot,  i^sddmafisv '  vvv  dl .  .  toig  xov  ßaaiXioos  psydloLg  y?appa<ft  w- 
Tt&cavtsg,  ndliv  v[iiv  7CQoaq>iQOfisv). 

2)  Stephanus  hat  in  Genf  mit  den  3  Grössen  der  Typi  Regii  gedruckt  (s.  das  Alphabetum 
Graecum  1554),  und  1619  hat  die  französische  Regierung  aus  dem  Nachlass  der  Familie  in  Genf 
Matrizen  dieser  Typen  gekauft;  s.  Aug.  Bernard,  Les  Estienne  1856  S.  29.  Deshalb  hat  man  in 
späteren  Zeiten  dem  Rob.  Stephanus  vorgeworfen,  er  habe  dem  König  gehörende  Matrizen  be- 
trügerischer Weise  mit  in  die  Schweiz  genommen.  Diesem,  mitunter  durch  confessionelle  Gegen- 
sätze vergifteten,  Streit  ist  jetzt  ein  Ende  gemacht.  Wie  die  von  Ph.  Renouard  in  dem  Bulletin 
du  Bibliophile  (15.  April  1901)  veröffentlichten  Aktenstücke  vom  16.  März  1552  und  vom  11.  April 
1555  beweisen,  hat  Robert  Stephanus  Alles,  was  dem  König  gehörte,  in  Paris  zurückgelassen. 
Anderseits  durften  die  Drucker  in  Paris  sich  Matrizen  herstellen,  wie  die  Worte  Sylburg's  über 
Wechel  beweisen,  und,  wie  Plantin's  Beispiel  beweist,  durften  schon  1566  französische  Stecher  die 
königlichen  Typen  nachschneiden  und  die  Punzen  beliebig  verkaufen.   Also  war  die  Handlungsweise 


HEXBICÜS   8TEPHANÜS   ÜBER   DIE  REGII   TYPI   GRABCI.  9 

Typen,  auf  welche  Frankreich  stolz  ist  und  welche  fast  250  Jahre  lang  Europa 
beherrscht  haben.  Dieser  Umstand  und  ein  praktischer  Grund,  den  ich  später 
berühren  werde,  sprechen  dafür,  dass  eine  sorgfältige  photographische  Wieder- 
gabe des  Alphabetoms  von  1550  veranstaltet  werde :  es  ist  ebenfalls  ein  Monument 
historique  national.  Ich  habe  auf  der  2.  Tafel  aus  dem  2.  Theil  des  Testa- 

ments von  1560  den  obern  Theil  der  S.  118  wiedergeben  lassen,  da  er  die  3 
Schriften  enthält:  zuerst  die  mittlere  Schrift  von  1543,  dann  die  kleine  von 
1546  und  endlich  (Zeile  14 — 25    die  grosse  von  1550. 

Gewiss  ist  der  Gedanke,  neue  griechische  Typen  in  3  Grössen  schneiden 
zu  lassen,  von  Robert  Stephanus  ausgegangen  und  seine  Verwirklichung  von 
ihm  geleitet  worden ;  desshalb  konnte  Heinrich  Stephanus  diese  Schrift  als  einen 
Ruhmestitel  seiner  Familie  ansehen.  Allein  der  König  hat  die  Mittel  hergegeben 
und  das  Unternehmen  galt  als  königliches,  wie  ja  auch  die  Punzen  in  die  könig- 
liche Münze  abgeliefert  wurden.  Desshalb  hiessen  diese  Typen  Regii,  und  so 
viel  auch  ausserhalb  Paris  die  Matrizen  dieser  Schrift  benützt  oder  die  Zeichen 
der  Schrift  nachgeschnitten  worden  sind,  so  bleibt  doch  der  Name  Regii  Typi 
Graeci  der  richtige. 

(Wer  hat  die  Regii  Typi  Graeci  entworfen?)  Bei  der  Herstellung  der 
neuen  griechischen  Typen  war  natürlich  Robert  Stephanus  der  Spiritus  regens; 
allein  er  brauchte  dazu  Gehilfen:  einen  Kalligraphen,  welcher  die  Form  der 
Buchstaben,  Abkürzungen  und  Ligaturen  entwarf,  und  einen  erfahrenen  Stecher, 
welcher  nach  den  Zeichnungen  des  Kalligraphen  mit  Ausdauer  die  stählernen 
Punzen  geschickt  schnitt. 

Der  Stecher  ist  Garamond  gewesen;  das  beweisen  schon  die  Zahlungs- 
urkunden vom  1.  Oct.  1541  und  vom  1.  Mai  1542  (bei  Aug.  Bernard,  les  Estienne 
S.  16).  Wer  aber  ist  der  Kalligraph  gewesen,  welcher  die  Form  der 
neuen  griechischen  Buchstaben  entworfen  und  vorgezeichnet  hat?  Das  war 
Angeln s  Vergecius,  ein  Kreter,  welcher  von  Italien  nach  Paris  gekommen 
und  vom  König  Franz  angestellt  worden  war  (s.  Omont,  Fac-Simil6s  de  Manu- 
scrits  grecs  des  16?  et  16!  sifecles  S.  9  und  Taf.  21).  Vergecius  hatte  nur  die 
Minuskelschrift  neu  zu  entwerfen;  denn  die  griechische  Majuskelschrift  war 
längst  festgesetzt.  Die  frühesten  italienischen  Humanisten  sahen  um  sich  viele 
römische  Inschriften  mit  herrlichen  Buchstaben.  Diese  schön  geformten  Kapital- 
buchstaben bewunderten  sie  und,  nach  meiner  Ansicht,  hat  das  überhaupt  die 
Entstehung  der  Humanistenschrift  und  damit  all  die  Veränderungen  der  Schrift 


des  Robert  Stephanus  makellos;  aber  die  französische  Regierung  selbst  kannte  die  Sachlage  nicht 
mehr  oder  sie  hatte  andere  Grunde,   als  sie  1619  die  von  den  Stephani  Unterlassenen  Matrizen  in 

Genf  ankaufte. 

1)  Ausser  den  von  Legrand,  Bibliographie  hellenique  (15/16  siecle)  I  p.  CLXXV — CLXXX1I 
erwähnten  Handschriften  hat  Angelus  Vergecius  geschrieben  auch  die  jetzt  in  Berlin  befindlichen 
Cod.  Phillipps  1569  1580  1594;  besonders  die  Zoologie  des  Manuel  Philes  ist  schön  geschrieben 
und  mit  Thierbildern  geschmückt;  allein  die  Schrift  dieser  8  Handschriften  ist  überall  klein. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Win.  n  Göttingen.    PbJL-hirt.  Kl.   H.  F.    Band  6,s.  2 


10  WILHELM   MEYER, 

seit  etwa  1430  bewirkt.  Denn  in  ihrem  Hasse  gegen  alles  Mittelalterliche 
sachten  diese  Humanisten  nach  einer  neuen  lateinischen  Minuskelschrift;  für  die 
lateinischen  Majuskeln  nahmen  sie  natürlich  die  Kapitalbuchstaben  der  alten 
Inschriften.  Dazu  brauchten  die  Gelehrten  dann  nur  wenige  neue  Buchstaben 
zu  fügen,  um  auch  die  griechische  Majuskelschrift  fertig  zu  haben;  diese  war  also 
schon  seit  etwa  1500  unantastbar. 

Vergecius  hatte  also  1541  eine  neue  griechische  Minukelschrift  mit  etwa 
400  Zeichen  zu  entwerfen.  Nach  unserm  Autograph  (Z.  6 — 9)  erzählte  Henr. 
Stephanus  selbst  hierüber:  „Regem  Franciscum  magnis  sumptibus  accersivisse  et 
aluisse  Graecum  quendam,  cui  nomen  fuerit  Angelas...,  ex  Creta  oriundum, 
Graecae  linguae  peritissimum  et  elegantissime  pingentem,  qui  has  literas  maiores 
et  minores,  quibus  hie  über  excusus  est,  primo  pinxerit  et  scalptoribus  prae- 
scripserit,  a  quo  et  se  Graecam  linguam  et  Graecarum  literarum  formationem 
didicisse  aiebat  usw.  Dann  hat  im  Jahre  1590  Henr.  Stephanus  seiner  Trin- 
cipum  monitrix  Musa'  einen  Dialogus  Philoceltae  et  Coronelli  (=  Stephani)  bei- 
gegeben, worin  er  (S.  307)  jenen  Schulkameraden  Philocelta  ('Turnebi  auditor  et 
ipse  fuisti')  ihn  also  begrüssen  lässt :  'memini  fuisse  tibi  tunc  temporis  felicissimam 
manum  in  exarandis  cum  latinis  tum  vero  graecis  literis,  atque  his  potissimum. 
dicebaris  enim  Angeli  Vergecii  manum  aemulari,  quae  pro  exemplari  fuit 
pulcherrimis  illis  characteribus  seu  typis  regiis.  Coronellus:  Non  absimile  est 
te  haud  falli.  nam  et  ipse  doctissimi  illius  viri  auditor  fui:  et  de  mea  manu 
fama  illud  ferebat,  eam  esse  illius  Angelicae  aemulatricem.  Verum  fama  (ut 
omnia  augere  gaudet)  ex  felici  manu  felicissimam  faciebat.  Philoceltes  Nonne 

mihi  aliquod  eius  speeimen  te  daturum  polliceris?         Coronellus  Polliceor. 

Dies  und  die  später  zu  erwähnende  Vorrede  Sylburg's  zu  dem  bei  Wechel 
1591  gedruckten  Alphabetum  graecam  sind,  soviel  ich  weiss,  die  einzigen  Zeug- 
nisse dafür,  wer  die  Entwürfe  der  neuen  Typen  gemacht  hat.  Die  gedruckte 
Stelle  des  Dialogs  ist  die  Grundlage  für  alle  geworden,  welche  von  dieser  Sache 
gehandelt  haben.  Auf  ihr  beruht  zunächst  die  Aeusserung  Scaliyer's  (Scaligerana 
unter  'Angelo'):  Messer  Angelo  quem  vidi  et  quem  Franciscus  I  advoeaverat, 
docuerat  H.  Stephanum,  qui  bene  scribebat  et  tarn  bene  quam  praeeeptor,  qui 
cudit  (=  invenit?)  illos  praestantes  caracteres  regios.  Almeloveen  hat  auch 
unsere  handschriftlichen  Bemerkungen  vor  Augen  gehabt;  aber  er  zog  es 
vor,  in  seiner  Dissertatio  de  vitis  Stephanorum  (1683  S.  80)  nur  die  gedruckten 
Zeugnisse  des  Scaliger  und  des  Stephanus  aus  der  Musa  monitrix  anzuführen. 
Maittaire  begnügte  sich,  in  seiner  Historia  Stephanorum  (1709)  S.  204  und  498 
die  Scaligerana  auszuschreiben.  Greswell  (1833,  A  view  of  the  early  Parisian 
Greek  press,  I  227  und  II  144)  und  auch  noch  Crapelet  (1837,  fitudes  .  .  .  sur  la 
typographie  I  107)  wissen  nicht  anders,  als  dass  Angelus  Vergecius  es 
gewesen  ist,  der  die  berühmten  griechischen  Typen  des  Königs  dem  Graveur 
Garamond  vorgezeichnet  hat. 

Aber  geschieht  hier  nicht  gerade  dem  Mann  ein  Unrecht,  von  welchem  diese 
Untersuchungen    ausgehen?      H.    Stephanus    hat    ja,    nach    den   Angaben    der 


HEXRICÜS   STEPHANUS   ÜBER   DIE   REGET   TYPI   GRAECI.  11 

neueren  französischen  Schriftsteller,  die  Formen  der  Regii  typi  Graeci,  alle  oder 
zum  Theil,  selbst  entworfen. 

Damit  man  über  diese  seltsame,  neue  Botschaft  richtig  nrtheilen  kann,  muss 
ich  ihre  Geschichte  darlegen.  Firmin  Didot  hat  1834  seinen  Po£sies  auf 
S.  291 — 323  beigegeben  'Observations  litt^raires  et  typographiques  sur  Robert 
et  Henri  Estienne'.  Da  sagt  er,  in  der  Note  zu  S.  307:  Robert  Estienne,  im- 
primeur  du  roi  aux  langues  orientales,  avait  fait  graver  par  Garamond  des 
caracteres  grecs;  il  en  avait  surveill^  l'ex^cution:  c'£tait  HenriEstienne  son 
fils  qui,  d£s  Tage  de  quatorze  ans,  peignant  lui-meme  les  caracteres  grecs  aussi 
bien  qu'Ange  de  (siel)  Vergece,  avait,  de  sa  main,  fait  le  dessin  de 
chaque  poinpon,  au  moins  pour  le  petit  caract&re.  G-aramont,  qui 
n'avait  point  alors  d' Etablissement  de  fonderie,  graveur  seulement  (und  doch 
nennt  yerade  in  diesen  Jahren  Franz  I.  den  Garamond  'tailleur  et  fondeur  de 
lettres* ;  s.  oben  S.  7)  usw. 

Nun  nennt  Ant.  Aug.  Renouard  schon  1838  in  der  1.  Auflage  seiner 
Annales  de  Tlmprimerie  des  Estienne  II  S.  25  'ces  beaux  caracteres  grecs  gravis 
par  Garamond  sous  la  direction  de  Robert,  et  dont  quelques-uns,  les  plus  petits, 
furent  dessinös  par  Henri,  son  fils,  alors  ä  peine  ägö  de  quinze  ans,  les  autres 
par  le  fameux  calligraphe  CrEtois,  Ange  Vergece'.  Aug.  Bernard  sagt  in 

seinen  beiden  Schriften,  1856  les  Estienne  S.  19,  und  1867  Histoire  de  rim« 
primerie  royale  du  Louvre  S.  11,  ausdrücklich:  Suivant  M.  Renouard 
(Annales  3.  6dit.  p.  306),  les  grecs  du  roi  furent  gravis  sous  la  direction  de 
Robert  Estienne;  quelques-uns  des  plus  petits  furent,  dit-on,  dessin^s  par  Henri, 
son  fils,  alors  k  peine  äg£  de  quinze  ans;  les  autres  par  le  fameux  calligraphe 
crEtois  Ange  Verg&ce.  Die  Varianten  'quelques-uns  des  plus  petits'  und  'quel- 
ques-uns les  plus  petits'  brauchen  uns  nicht  zu  beunruhigen :  Bernard  hat  ja  den 
Renouard  und  Renouard  offenbar  nur  den  Firmin  Didot  ausgeschrieben. 

Naturgemäss  ist  auch  Ambroise  Firmin  Didot  seinem  Vater  gefolgt. 
In  der  Biographie  des  Robert  Stephanus  (Nouvelle  Biographie  generale  XVI 
1856  Sp.  490  und  Note  zu  Sp.  491)  nennt  A.  F.  Didot  zwar  im  Texte  noch 
nach  der  alten  Weise  den  Angelus  Vergecius  als  Meister  (ces  types,  exEcutös 
d'apr&s  les  dessins  du  calligraphe  crEtois,  professeur  royal,  Ange  Vergece,  sont 
si  parfaits),  aber  in  der  Note  folgt  er  ganz  seinem  Vater:  'Robert  Estienne 
avait  dirigä  Garamond  dans  la  gravure  de  ces  types,  pour  Tun  desquels  (le  plus 
petit)  on  sait  qu' Henri  Estienne,  quoique  tres-jeune  alors,  mais  habile  dejä  dans 
Part  de  la  calligraphie,  auquel  il  s'ätait  exercE  sous  la  direction  d'Ange  Ver- 
g&ce,  avait  fourni  le  dessin'. 

Der  14jährige  Knabe,  welcher  die  Formen  der  neuen  griechischen  Buch- 
staben und  ihrer  vielgestaltigen  Ligaturen  aussinnt,  —  welch  rührender  Vorwurf 
für  eine  Illustration  zu  der  künftigen  (und  dringend  nothwendigen)  Biographie 
des  grossen  Gelehrten!  Und  doch  ist  das  Alles  eitel  Phantasie.  Die  ver- 
schiedenen Darstellungen  dieses  Vorganges  gehen  zurück  einzig  und  allein  auf 
den  Bericht  des  Firmin  Didot  von  1834 :  'Henri  Estienne  . . .  avait,  de  sa  main, 

2* 


12  WILHELM  MEYEB, 

fait  le  dessin  de  chaque   poingon,   au  moins  pour  le  petit  caractfere\  Aber 

dieser  Bericht  ist,  nach  meiner  Ueberzeugung ,  nur  eine  Construction ,  eine 
Erfindung  des  Firmin  Didot,  kaum  so  geistreich  als  seine  voran  gehenden 
Gedichte.  Die  Erfindung  verräth  sich  schon  in   der  Art,   wie  der  kräftigen 

Behauptung  *H.  Estienne  avait,  de  sa  main,  fait  le  dessin  de  chaque  pointjon' 
der  Klumpfuss  nachhinkt  'au  moins  pour  le   petit  caractfere'.  Nach  meiner 

Ansicht  ist  es  unglaublich,  dass  Robert  Stephanus  eine  so  wichtige  Sache,  wie 
die  Entwerf ung  des  neuen  Alphabets  für  ihn  war,  dem  14 — 16jährigen  Jungen 
überliess:  allein  ich  stelle  diese  Bedenken  zurück,  da  solche  Techniker  wie  die 
beiden  Didots,  wie  Renouard  und  Bernard,  sie  nicht  gehabt  haben.  Immerhin 
scheinen  auch  diese  Techniker  übersehen  haben,  dass  ausser  den  je  24  Buchstaben 
für  die  3  Schriftgrössen  die  vielen  Ligaturen,  nicht  etwa  323,  wie  man  nach 
Bernard  (les  Estienne  et  les  Types  Grecs  de  Francis  I  S.  50/52)  meinen  könnte, 
sondern  im  Ganzen  etwa  1016,  oft  complicirte  Zeichen,  zu  entwerfen  waren. 

Die  pariser  Gelehrten  haben  bis  in  die  neuste  Zeit  viele  und  auch  die 
kleinsten  Notizen  über  die  beiden  Stephanus  gesammelt  und  veröffentlicht :  allein 
nirgends  ist  eine  Notiz  des  obigen  Inhalts  zu  finden.  Und  Heinrich  Stephanus 
selbst?  Er  war  stolz  auf  seine  griechische  Handschrift,  er  war  sehr  stolz  auf 
die  Schönheit  jener  griechischen  Typen  seines  Vaters;  er  spricht  2  Mal  von 
seiner  eigenen  Handschrift  und  öfter  von  jenen  Typen;  allein  er  sagt  nur,  dass 
er  seine  Schrift  von  Vergecius  gelernt  habe  und  dass  Vergecius  die  Formen 
der  berühmten  Buchstaben  dem  Graveur  Garamond  vorgezeichnet  habe,  und  zwar 
der  maiores  und  der  minores.  Ist  es  irgendwie  denkbar,  dass  H.  Stephanus  bei 
der  Entwerfung  jener  Schrift  betheiligt  gewesen  sei  und  doch  hievon  so  gänzlich 
geschwiegen  habe,  selbst  bei  dem  eingehenden  Gespräch  über  jene  berühmte 
Schrift,  von  dem  unsere  Handschrift  berichtet? 

Demnach  ist  die  Construction  des  Firmin  Didot,  dass  Heinrich  Stephanus 
die  berühmten  griechischen  Typen  des  Königs  ganz  oder  zum  Theil  entworfen 
habe,  als  unbegründet  und  unwahrscheinlich  abzuweisen.  Den  überlieferten 
Berichten  entspricht  nur  der  skizzirte  Zusammenhang  der  Thatsachen:  Robert 
Stephanus  fasste  bald  nach  seiner  Ernennung  zum  griechischen  Drucker  des 
Königs  den  Gedanken,  dass  eine  neue  griechische  Schrift  noth wendig  sei;  er 
wusste  den  König  dafür  zu  gewinnen  und  dieser  versprach  1541,  die  Kosten  zu 
tragen.  Jetzt  Hess  Robert  Stephanus  von  Vergecius  eine  Schrift  gewöhnlicher 
Grösse  zeichnen  und  von  Garamond  schneiden;  dann  um  1544  die  sogenannte 
kleine  und  bis  gegen  1549  die  sogenannte  grosse.  Wie  eng  die  geschäftliche 

Verbindung  des  Angelus  Vergecius  mit  Robert  Stephanus  gewesen  ist,  geht  auch 
daraus  hervor,  dass  1562  nach  der  Flucht  des  Robert  Stephanus  in  Paris 
verhandelt  wird  über  den  Rest  des  von  Robert  Stephanus  früher  benützten 
Typenmaterials :  ce  que  (Charles  Estienne)  a  confessä  avoir  en  sa  possession  . .  • 
et  oultre  ä  faire  d£livrer  par  messire  Angel o  Tescripvain  tout  ce  que  ledict 
(Ch.  Estienne)   dict   estre    en   la  possession   dudict  Angelo.  Der  Ruhm   des 

Heinrich  Stephanus  ist  gross  genug;   wie  H.  Stephanus  selbst,   so  müssen  auch 


HKXRICUS    STEPHANUS    ÜBER   DIE   REGH   TYPI    ÖRAECI.  13 

wir  dem  Angelas  Vergecias  den  Ruhm  lassen,  dass  die  Formen  zu  den  Buch- 
staben, Abkürzungen  und  Ligaturen  der  griechischen  Schrift  des  Königs,  und 
zwar  in  den  3  Grössen,  welche  1543,  1546  und  1550  zuerst  in  die  Oeffentlichkeit 
traten,   von  ihm  allein  entworfen  und  dem  Graveur  vorgezeichnet  worden  sind. 

(Die  Verbreitung  der  Regit  Typt  Graecl)  Schon  aus  den  Aeusserungen 
des  H.  Stephanus  (Z.  10—16)  geht  hervor,  dass  die  griechischen  Typen  Plantin's 
in  Antwerpen  und  Wechel's  in  Frankfurt  die  gleichen  waren.  Die  Drucke 
Plantin's  und  Wechel's  beweisen  das  und  zwar  am  einfachsten  ihre  griechischen 
Schriftenverzeichnisse :  Plantin's  Alphabetum  Graecum,  Antwerpen  1666,  und  das 
bei  Wechers  Erben  in  Frankfurt  1691  gedruckte  Alphabetum  Graecum  weisen 
dieselben  3  Schriftgrössen  mit  denselben  Ligaturen  und  Wortchiffern  auf.  Der 
Grund  ist  einfach:  Einerseits  gestattete  Franz  I.  verschiedenen  pariser  Druckern, 
die  Matrizen,  welche  mit  den  von  Garamond  geschnittenen  Punzen  hergestellt 
waren,  zum  Letternguss  zu  benützen ;  manche  dieser  Drucker  verzogen  dann  von 
Paris  und  nahmen  natürlich  ihr  Eigenthum  mit  in  andere  Städte,  wie  Robert 
Stephanus  selbst  1551  nach  Genf  und  Andr.  Wechel  1572  nach  Frankfurt. 
Solche  Benützung  dieser  Regii  Typi  Graeci  schildert  sachkundig  der  treffliche 
Sylburg  in  der  an  Wechel's  junge  Erben  gerichteten  Vorrede  des  in  WecheFs 
Verlag,  Frankfurt  1591,  gedruckten  Alphabetum  Graecum1):  Nullum  uspiam 
Graecorum  typorum  genus  est,  quod  bis  vestrae  officinae  charactorihus  anteferri 
possit.  Regiae  in  iis  magnificentiae  sempiterna  sunt  monumenta.  Franciscus 
Valesius,  Serenissimus  Galliarum  rex,  ut  Parisiensi  academiae  de  doctissimis 
professoribus ,  sie  etiam  suis  ibi  typographis  de  splendidissimis  characterum 
generibus  prospiciendum  ratus,  ea  maximis  sumptibus  primum  ab  Angelo  Cretensi 
calamo  delineanda,  post  a  N.  Garamontio,  sculptore  praestantissimo,  chalybeis 
signaculis  (Punzen)  ineidenda  curavit,  aeneasque  matriculas,  chalybis  impressione 
formatas,  suis  dumtaxat  Lutetiae  typographis  peculiares  esse  voluit.  In  quorum 
numerum  cum  etiam  maternus  avus  vester,  Andreas  Wechelus,  esset  cooptatus, 
partim  Henrici  II  regis  favore,  partim  magni  illius  Fernelii,  cui  neptis  erat  avia 
vestra,  preeibus,  regiorum  typorum  exemplar  hoc  impetravit :  post,  persecutionis 
tempore  (1672),  in  Germaniam  secum  intulit,  ut  aliquot  annis  ante  Robertus 
Stephanus  eadem  fortuna  idem  characterum  genus  Genevam  secum  asportarat. 
Sylburg  schweigt  natürlich  davon,  dass  eigentlich  Robert  Stephanus  die  Ent- 
stehung dieser  neuen  griechischen  Typen  veranlasst  hat. 

Anderseits  durften  sogar  in  Frankreich  die  königlichen  griechischen  Typen 
nachgeschnitten  und  Punzen,  Matrizen  und  gegossene  Lettern  verkauft  werden. 
Das  beweisen  z.  B.  die  Angaben,  welche  Max  Rooses  (Christophe  Plantin  1882) 
über  die  griechischen  Lettern  des  grossen  Antwerpener  Druckers  Plantin  aus 
den  Akten  mitgetheilt  hat.     Von   1664  ab   druckte  Plantin  griechische  Werke 


1)  Diese  Angaben  kannte  nicht  Maittaire,  Annales  III  (1725)  S.  456,  noch  Greswell,   A  View 
of  the  early  Parisian  Greek  Press  I  S.  406/7  (Note). 


14  WILHELM   METE B, 

(Rooses  S.  103),  und  zwar  mit  Typen,  welche  den  königlichen  gleichen.  Das  von 
ihm  1566  gedruckte  Alphabetum  Graecum  ist  nach  dem  von  Rob.  Stephanus  in 
Genf  1554  gedruckten  Alphabetum  Graecum  gearbeitet;  es  enthält  ebenfalls  die 
3  verschiedenen  Schriftgrossen,  aber  nicht  alle  dort  vorkommenden  Ligaturen 
(über  1000),  sondern  nur  eine  Auswahl  (300).  Wie  Plantin  zu  diesen  griechi- 
schen Typen  gekommen  ist,  das  wissen  wir  nicht  bestimmt,  aber  wir  können  es 
ziemlich  deutlich  errathen.  Plantin,  der  schon  1563  die  Punzen  oder  die  Matrizen 
von  37  verschiedenen  Schriften  besass,  welche  zum  grössten  Theil  von  Granjon 
in  Lyon  oder  von  Garamond  oder  Le  ße  in  Paris  geschnitten  waren  (Rooses 
S.  99),  schloss  am  3.  Februar  1565  mit  Granjon  einen  Vertrag  (Rooses  S.  119 
und  237) ;  darnach  sollte  Granjon  herstellen  die  Punzen  'du  gros  grec  a  la  faceon 
de  celuy  du  roy  de  France  accordant  sur  le  parangon' ;  wenn  Plantin  nur  die 
Matrizen  behalten  dürfte,  dann  sollten  für  die  Herstellung  jeder  Punze  10  Sous 
gezahlt  werden;  wenn  aber  Granjon  die  Punzen  nicht  zurückforderte,  dann  solle 
er  von  Plantin  für  jede  Punze  20  Sous  erhalten,  aber  auch  die  Punzen  nicht 
weiter  verwerthen  dürfen.  Wenn  Rooses  S.  119  schliesst,  bis  zum  19.  Juni  1565 
habe  Plantin  '200  de  ces  poinQons'  erhalten,  so  stimmt  nicht  Alles;  denn  das 
Alphabetum  Plantin's  von  1566  gibt  (Blatt  B3  und  B4)  von  der  grossen  könig- 
lichen Type  nur  58  einzelne  Buchstaben  und  107  Ligaturen  =  nur  165  Zeichen. 
Also  benützte  Wechel  die  Matrizen  der  königlichen  Buchstaben  selbst;  Plantin 
aber  benützte  neugeschnittene  Nachahmungen,  die  natürlich  beträchtliche  Kosten 
verursachten.  Das  mag  der  Grund  sein,  weshalb  die  über  1000  Ligaturen  in 
Wechels  Alphabetum  von  1591  sich  vollständig  decken  mit  den  königlichen,  Plantin 
aber  in  dem  Alphabetum  von  1566  nur  eine  Auswahl  (300)  gibt.  Aber  wie  hier, 
so  ist  es  gewiss  oft  gegangen.  Die  königlichen  griechischen  Lettern  wurden  in 
ganz  Europa  berühmt;  konnte  oder  wollte  man  keine  direkten  Abgüsse  der 
Original-Punzen  oder  -Matrizen  beziehen,  so  schnitt  man  Nachahmungen.  So 
wurde,  um  ein  beliebiges  Beispiel  zu  geben,  1709  der  Ephrem  von  der  Oxforder 
Universität  mit  3  Arten  ganz  ähnlicher  griechischer  Typen  gedruckt:  der  Text 
mit  einer  grossen,  die  Noten  mit  einer  kleinen,  der  Nachtrag,  S.  450 — 462,  mit 
einer  mittleren  Type;  die  Formen  der  Buchstaben  und  Ligaturen,  die  Zeilen« 
weite  usw.  entsprechen  durchaus  den  Regii  Typi  Graeci.  So  beherrschte  die 
Schöpfung  des  Robert  Stephanus  den  griechischen  Druck  bis  zum  Ende  des  18, 
Jahrhunderts. 

(Die  Regit  Typi  Graeci  in  den  Alphabeta  ttraeca  und  einige  Merkmale 
derselben)  Wichtig  für  die  Geschichte  der  griechischen  Typen  im  16.  Jahr- 
hundert sind  Büchlein,  welche  in  Frankreich  und  in  Deutschland  im  16.  Jahr- 
hundert erschienen  sind  unter  dem  Titel  Alphabetum  Hebraicum  et  Graecum 
oder  Alphabetum  Graecum.  Nach  Andern  (z.  B.  A.  Renouard,  Annales  I  1837 
S.  229)  hat  Bernard,  les  Estienne  1856  S.  70,  davon  gesprochen;  dann 
hat  H.  Ümont  im  Bulletin  de  la  Sociötö  de  THistoire  de  Paris  1884  Nov. 
D6c.  gehandelt  von  den  'Alphabets  Grecs  et  Höbreux  publica  ä  Paris  au  16? 


HENRICÜS   STEPHAJOJS   ÜBER   DIE   REGE   TYPI    GRAECI.  15 

Bifccle'.  Er  zählt  die  Pariser  Ausgaben  von  1628  ab  bis  1600  auf  (einige  früheren 
Ausgaben  hat  er  in  den  M&noires  de  la  Soci£t£  de  THistoire  de  Paris  18,  1891* 
S.  11  besprochen);   dazu  nennt  er  Genfer  und  einige  andere  Ausgaben.  Ich 

zähle  die  mir  bekannten  Ausgaben  auf,  wobei  ich  öfter  den  Aufbewahrungsort 
angebe,  welchen  mir  freundliche  Mittheilungen  der  betreffenden  Bibliotheken  ge- 
meldet haben,  sonst  auf  Omont  verweise,  welcher  ebenfalls  die  ihm  bekannten  Auf- 
bewahrungsorte citirt;  die  Alphabete,  welche  ich  selbst  einsah,  bezeichne  ich  mit  *. 

*  1507,  Paris,  Egidius  Gourmont  (duce  Fr.  Tissardo);  die  erste  Seite 
dieser  Scriptores  Gnomici  enthält  das  Alphabetum  graecum,  die  2.  'Regulae  pro- 
nunciandi  Graecum*.  Über  das  ganze  Buch  s.  Omont,  M^moires  de  la  Soci£t£  de 
rHistoire  de  Paris  18,  1891,  S.  17;  auch  in  Basel  und  Göttingen  [das  Göttinger 
Exemplar  enthält  noch  die  kurz  darauf  fertig  gedruckten  Schriften,  Hesiod's 
Erga  (Omont  S.  19),  Homer's  Batrachomyomachie,  Omont  S.  19,  und  die  Grammatik 
des  Chrysoloras,  Omont  S.  20,:  also  Gourmont*  s  sämmtliche  Drucke  von  1507]. 

Omont  (M6moires  18,  S.  11,  25  und  35)  beschreibt  2  Drucke,  welche  in 
Paris  mit  dem  Titel  alphabetvm  hebraicvm||et|jgraecvm  von  Gilles  de  Gourmont 
gedruckt  wurden   (etwa  1610   und   1515).  Das   *  Göttinger  Exemplar   (mit 

zerbrochenem  o  im  Namen  Gourmont)  stimmt  mit  keinem  völlig  überein.  Die 
2.  und  3.  Seite  enthalten  das  Alphabet  und  die  Klassen  der  Buchstaben;  die 
4.  und  5.  Seite  Artikel  und  Relativ  (nur  in  griechischer  Sprache);  die  6. — 12. 
Seite  Lesestücke,  griechisch  mit  lateinischer  Uebersetzung.  Das  letzte  Blatt 
enthält  abbbevtattones  geaecae:  zuerst  die  mit  Vocalen  und  Diphthongen,  zuletzt 
die  mit  Konsonanten  beginnenden.     Ein   ähnliches  Exemplar   ist  in  Kopenhagen. 

1617,  in  Köln  hat  Eucharius  Cervicornus  2  solche  Büchlein  gedruckt 
mit  dem  Anfang  ex  aldo  manvtio  de  Literis  Graecis ;  nach  freundlicher  Mittheilung 
der  Kölner  Stadtbibliothek  ist  der  1.  Druck  vom  10.  März  in  der  Kölner  Stadt- 
bibliothek zu  finden;  einen  Druck  vom  7.  August  (mit  einer  Institutio  in  literas 
Hebraicas)  beschreibt  Panzer  Annal.  VI  S.  378  no  279 ;  das  *  Göttinger  Exemplar 
ist  lückenhaft.  S.  2 — 7  handeln  von  den  Literae,  der  divisio  und  potestas  lite- 
rarum;  S.  8  und  9:  abbreviationes  perpulchrae  scitu,  quibus  frequentissime  Graeci 
utuntur  indifferenter,  et  in  principio  et  in  medio  et  in  fine  dictionis;  im  Anfang 
ähnlich  wie  Gourmont;  die  Erklärung  wird  mit  facit  gegeben;  vgl.  besonders 
1533  Lyon  und  1540  Wechel.    S.  10  beginnen  die  Lesestücke. 

♦1518,  Basel,  Frohen.  S.  1  Titel  mit  Randleiste;  S.  2  Vorrede;  S.  3 
Buchstaben;  S.  4 — 15  Lesestücke;  S.  16  Buchdruckerzeichen.  In  Basel,  Frei- 
burg i.  Br.  und  Hamburg. 

1520  und  1522,   Basel,   Froben.  Die  beiden   Ausgaben   sind  in  Frei- 

bürg  i.  Br.,  die  von  1522  in  Wien. 

1528,  Paris,  Robert  Stephanus.  Omont  (no  1  und  no  2)  nennt  2  ab- 
weichende Ausgaben  zu  je  4  Blättern. 

1530,  Paris,   Christ.  Wechel;  8  Bll.    Omont  no  3;  s.  zu  1540. 

♦1633,   Lyon,   Gryphius;   8  Bll.  S.  2   literae,  divisio,   potestas;   S.  6 

abbreviationes  perpulchrae  quibus  frequentissime  Graeci  utuntur;  durchaus  alpha- 


16  WILHELM   MEYER, 

betisch  geordnet  und  mit  'valet*  erklärt;  S.  8—15  Lesestücke;  S.  16  Drucker- 
zeichen. In  Wien. 

1B34,  Paris,  Vascosanua;  60  Seiten.  Omont  no  4. 

Nach  Omont' s  Inhaltsangabe  kann  dies  Stück  nichts  Anderes  sein  als  der 
Anhang,  welchen  Aldus  Manutius  für  seine  Ausgabe  der  griechischen  Gram- 
matik des  Constantin  Laskaris  zusammengestellt  hat.  Die  voran  gehenden 
Alphabete  gehen  alle  auf  diesen  Anhang  des  Aldus  zurück  (Köln  1517  sagt  es 
ausdrücklich)  und  ebenso  der  grammatische  Theil  der  meisten  folgenden,  ins- 
besondere der  von  den  Stephanus  gedruckten  Alphabete.  Ich  will  deshalb  das 
Gerippe  jenes  Anhanges  hier  geben,  nach  der  Ausgabe  des  Melchior  Sessa, 
Venedig  1533.  Nach  der  Anrede  des  Aldus  an  studiosi  adolescentuli  folgen 

mit  der  Überschrift  alphabetum  graecum  no  1  die  24  literae.  no  2  de  Divi- 
sion e  literarum  (vocales,  diphthongi,  consonantes  mit  einem  langen  Anhang  über 
die  Uebergänge  (transit)  von  xy%,  itß<p,  xd%).  Es  folgt  no3  de  Potestate 
literarum  omnium  ac  diphthongorum,  zuerst  3a  über  die  einfachen  Buchstaben 
rAa  facit  a,  ut  AAAA  &Xkä  alla.  AFA®OZi  äyafrbg  Agathos.  Bß  facit  uT  usw.; 
3b  de  potestate  diphthongorum,  3C  de  potestate  diphthongorum  improprie.  Endlich 
no  4  Quemadmodum  literae  ac  diphthongi  graecae  in  latinum  transferantur, 
no  4a  über  die  einfachen  Buchstaben  a  bis  cd,  no  4b  Quonam  modo  diphthongi 
graecae  ad  nos  veniant,  4C  De  diphthongis  improprie.  Es  folgen  die  Lesestücke. 
Auf  diese  folgt  die  Introductio  perbrevis  ad  hebraicam  linguam,  welche  nach 
einer  kleinen  Anrede  des  Aldus  mit  dem  Alphabetum  Hebraicum  beginnt. 
'Addidimus  etiam  abbreviationes,  ut  facilius  Graeca  legere  perdiscatis'  sagt 
Aldus  in  dem  Vorwort,  doch  in  den  mir  zugänglichen  Ausgaben  stehen  sie  nicht. 

*1539,  Paris,  Rob.  Stephanus.  Omont  no  6;  auch  in  Strassburg  und  Wien. 
Diese  Ausgabe  hängt  fast  gänzlich  von  Aldus  ab.  Auf  das  Alphabetum  hebraicum 
folgt  als  S.  21 — 46  mit  neuem  Titelblatt:  alphabetvm  graecym.  Precatio  Dominica 
Salutatio  Angeli  usw.  \\  cvm  privilegio  regis.  tarisiis  ex  officina  R.  St.  typographi 
Regii.  m.d.  xxxix.  S.  23  no  1  Literae,  S.  24  no  2  de  divisione  lit.  gr.  S.  25  de 

pronuntiatione  et  sono  literarum  omnium:  Au  facit  a,  ut  aya&bg  agathos, 
akkä  alla;  dieser  Abschnitt  ist  also  =  no  3*  de  potestate  literarum  omnium 
(ac  diphthongorum).  Diese  Umnennung  bleibt  fortan  in  den  stephanischen  Alpha- 
beten von  1543  1548  (1550)  1559  und  1568.  S.  26  no  3b  und  3C  de  potestate 
diphthongorum  propriarum  und  d.  pot.  impropriarum ;  auch  diese  kleine  Ände- 
rung der  Titel  bleibt  in  den  genannten  Ausgaben.  S.  27  no  4:  die  3  Abschnitte 
sind  in  den  Ausgaben  1539  1543  1648  (1550)  1559  und  1568  so  umgestellt  und 
betitelt :  4b  Quonam  modo  diphthongi  Graecae  in  linguam  Latinam  transferantur, 
4C  De  diphthongis  impropriis,  4a  Quemadmodum  literae  ac  diphthongi  Graecae  in 
latinum  transferantur.  Bei  Aldus  gilt  die  Überschrift  von  4*  für  den  ganzen 
Abschnitt ;  die  Worte  'ac  diphthongi'  haben  also  dort  einen  Sinn :  in  den  stepha- 
nischen Alphabeten  sind  die  Diphthongen  schon  abgehandelt,  die  Worte  'ac 
diphthongi'  sind  also  dumm,  aber  dennoch  hat  Niemand  den  Fehler  gemerkt; 
s.  zu  1540  Paris,  Wechel.        S.  31  folgt  ein  neues  Stück:  4  Zeilen  De  v,  13 


HENRICÜS   STEPHANUS   ÜBER   DIE   KEGO   TYPI    GRAECI.  17 

Zeilen  De  eijoo,  S.  32 — 43  Lesestiicke.         S.  44  Ein  typographisches 

Stück:  compexdivm  rationis  scribendi  Graece,  mit  'fach/  erklärt;  zuerst  (31)  chiffer- 
artige  Abkürzungen  vokalisch  anlautender  Endungen,  dann  nach  dem  Alphabet 
geordnete  Ligaturen,  nur  110,  da  die  Buchstaben  n — o  vergessen  sind.  S.  46 
stehen  die  Zahlzeichen,  Numerus  Graecorum,  und  die  Subscriptio. 

Der  grammatikalische  Theil  hängt  also  gänzlich  von  Aldus  ab;  im  typo- 
graphischen Theile  ist  S.  44  die  Scheidung  der  Abkürzungschiffern  und  der 
Ligaturen  interessant. 

*1540  Paris,  Chr.  Wechel;  20B11. ;  in  Basel.  Omont  kennt  diese  Aus- 
gabe nicht;  doch  muss  sie  der  von  ihm  als  no  3  beschriebenen  von  1530  sehr 
ähnlich  sein.  Der  lange  Titel  ist  gleich;  nur  heisst  es  statt  'quem'  hier  aliquem; 
dann  unten:  Parisiis  Apud  Christianum  Wechelum  sub  scuto  Ba-jjsiliensi  in  vico 
Iacobaeo  et  sub  Pegaso||  in  vico  Bellovacensi.  M.  D.  XL.  Die  Lagen  sind  ge- 
zeichnet A — A1III,  B — Bim,  C — CHI.  Der  grammatische  Theil  stimmt  mit 
dem  Anhang  des  Aldus :  1  Graecorum  literae ;  2  de  divisione ;  3 »  de  potestate 
literarum  omnium,  3b  de  pot.  diphthongorum  propriarum,  3C  de  pot.  diphth.  im- 
propriarum;  no  4b  Quonam  modo  diphthongi  Graecae  ac  literae  ad  Latinos  veniant, 
4°  De  diphthongis  impropriis,  no  4a  Quemadmodum  literae  ac  diphthongi  Graecae 
in  Latinum  transferantur.  Also  in  no  3  noch  nicht  die  Umstellung  der  stepha- 
nischen Ausgaben  von  1B39  u.  folg.,  in  no  4  wohl  dieselbe  Umstellung,  aber 
noch  die  alten  Überschriften:  dass  hier  Wechel's  und  R.  Stephanus  Ausgabe  auf 
dieselbe  Quelle  zurückgehen,  ist  klar ;  vielleicht  wird  die  Vergleichung  der  Aus- 
gaben des  Stephanus  von  1528  und  des  Wechel  von  1530  dies  entscheiden. 
Bl.  A6b  Prosodia:  von  tempus,  tonus  (=  Accent),  spiritus,  (passiones,  apostrophos, 
ixpiv)]  vgl.  Stephanus  1543  B2*  und  noch  mehr  1548  A8.  Bl.  A8a  Numerus 
Graecorum,  A  8*  —  C  1  Lesestücke.  C  1 b  Abbreviationes  perpulchrae  scitu 

usw.,  mit  valet  erklärt;  der  Titel  ist  =  1517  Köln,  nur  heisst  dort  der  Schluss 
'in  fine  dictionis,,  hier  'in  fine  lineae' ;  auch  hier,  wie  in  1639  Hob.  Stephanus, 
stehen  zuerst  chifferartige  Abkürzungen,  welche  alle  vokalisch  anlautende  Silben 
bezeichnen;  aber  dann  folgt  ohne  Absatz  und  ohne  Ordnung  eine  Menge  von 
Ligaturen.  C  3 b  Bemerkungen  über  die  'linea  superposita',  vgl.  1548  Stephanus 
B4\  C4Lectionis  compendia  hactenus  in  nostris  exemplaribus  desiderata: 
68  Ligaturen;  genau  dieselbe  Seite  hat  Wechel  sonst  verwendet,  z.  B.  in  Clenardi 
Institutiones   in  linguam  Graecam  1543  als  Blatt  K  2.        C  4b  Druckerzeichen. 

1540,  Lyon,  Gryphius;  8  Bll.         Omont  no  20. 

1542,  Paris,  Mauricius  de  Porta;  18  S.        Omont  no  6. 

1542,  Lyon,  Mich.  Bonhomme;  8  Bll.         Omont  no  21  (im  Brit.  Museum). 

*1543,  Paris,  Bob.  Stephanus;  16  Bll.  Omont  no  7;  in  München  vor- 
handen; wohl  ein  anderes  (in  England  befindliches?)  Exemplar  beschrieb  Greswell 
I  236.  Dies  ist  das  1.  Buch,  in  welchem  die  erste  (die  mittlere)  Art  der  Regii 
Typi  Graeci  angewendet  ist.  Der  Titel  ist  hier  (und  hinfort)  vereinfacht: 
Alphabetum  Graecum.  ||  Druckerzeichen  mit :  noli  altvm  safere  ||  cum  trivilegio  reois  || 
Parisiis.  ||  Ex  officina  R.  St.  typographi  Regii.  ||  M.  D.  XLIII. ;   auf  der   Rückseite 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  zn  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.   N.  F.    Hand  6,*.  3 


18  WILHELM   MEYER, 

des  Titels  stehen  aus  Versehen  dieselben  8  Zeilen,  wie  auf  der  drittletzten  Seite. 
Der  gramtnatikalische  Theil  ist  der  Ausgabe  von  1539  sehr  ähnlich;  nur  ist 
in  1643,  wie  in  den  folgenden  stephanischen  Ausgaben  von  1648  (1560)  1559 
1668,  no3a  (de  pr  onuntiatione  usw.)  vor  no  2  (divisio)  gestellt  und  vor  den 
Lesestücken  ist  ein  kleines  Stück  neu  eingesetzt.  Also :  A  2  no  1  Literae ;  A  2 b 
no  3*  (de  pronuntiatione  et  sono  literarum  omnium) ;  A  3  no  2  (de  divisione  lit.) ; 
A3b  no3b  and  3C  (de  potestate  diphth.  gr.,  de  pot.  impropriarum).  A4b  folgen 
die  Stücke  4b  4C  und  4*  mit  denselben  Überschriften  wie  in  1639.  A7b  De  v, 
De  sri  o  o,  wie  in  1639.  Statt  der  in  der  Ausgabe  von  1539  am  Schlüsse 
(S.  44/46)  stehenden  Tabellen  folgt  jetzt  Bl.  A8  das  typographische,  für 
uns  wichtigste  Stück:  literarvm  nexvs,  \Aridque  &  compendiosa  scribendi  ratio, 
qua  elegantius  scribentes  utuntur;  das  Verzeichniss  dieser  370  Ligaturen  der 
mittleren  königlichen  Type  füllt  hier  und  in  den  stephanischen  Ausgaben  von 
1548  1650  1654  1559  und  1568  6  Seiten  zu  3  Spalten;  eine  Ligatur  für  og  fehlt. 
Neu  ist  auch,  was  Bl.  B  2b  füllt:  de  accentibvs,  snritibus  &  apostropho;  vgl. 
1540  Paris  Wechel  Bl.  A6b.  Bl.  B3— B7b  füllen  die  Lesestücke,  B8  der 
Numerus  Graecorum;  die  letzte  Seite  ist  leer. 

1545,  Paris,   Parvus;  16  Bll.         Omont  no  8. 

♦1548,  Paris,  R.  Stephanus;  24  Bll.  Omont  no  9;  in  Paris,  Kopen- 
hagen und  Antwerpen;  nachdem  ich  von  L.  Delisle  eine  Beschreibung  erhalten 
hatte,  konnte  ich  das  Antwerpener  Exemplar  einsehen.  ftenouard,  Annales  I 
72  und  77  meinte,  diese  Ausgabe  von  1548  sei  der  von  1550  'indubitablement 
semblable'  und  fabricirte  darnach  den  Titel  mit  'trium  generum  characteribus1 ; 
dann  hätte  die  grosse  Schrift  schon  1548  fertig  sein  müssen.  Titel:  Alpha- 
betum  ||  Graecum.  ||  Baum  mit  noli  altum  sapere  ||  lvtetiae.  |j  Ex  officina  R.  St.  typo- 
graphi  Regii  j|  M.  D.  XL VIII.  ||  ex  privileoio  regis.  Der  grammatische  Theil  ist  dem 
der  Ausgabe  von  1543  in  fast  allen  Stücken  gleich;  doch  durch  den  Einschub 
etlicher  Zeilen  im  Abschnitt  de  Divisione  verschieben  sich  die  Seitenanfänge  um 
5—7  Zeilen;  dann  ist  der  Abschnitt,  welcher  1643  B2b  zwischen  den  Nexus  und 
den  Lesestücken  1  Seite  füllte,  in  1548  vor  die  Nexus  gesetzt  und  so  erweitert, 
de  tonis  (=  Accent),  temporious,  spiritibus  &  passionibus  (apostrophos  hyphen 
hypodiastole),  dass  er  die  2  Seiten  von  A8  füllt;  vgl.  1540  Wechel  A6b. 
Der  typographische  Theil  beginnt  mit  Bl.  B  1 ;  er  ist  nicht  so  gestaltet,  wie  man 
erwarten  sollte.  Denn  den  Nexus  der  (mittleren)  Schrift  von  1543  (B  1 — B3») 
sind  nur  Kleinigkeiten,  nicht  die  Zeichen  der  1646  schon  veröffentlichten  kleinen 
Schrift  angehängt:  B  3b  chifferaartige  Wortkürzungen  (25)  grammatischer 
Ausdrücke:  compendiaria  scribendi  ratio,  quam  ex  grammaticorum  libris  vetu- 
stissimis  petitam  typis  nostris  expressimus ;  dann  B  4  ein  Einschub,  14  Zeilen 
über  die  Linie,  womit  Eigennamen  gekennzeichnet  werden;  B4b:  41  Wort- 
kürzungen aus  der  kleinen  Typenart:  notae  compendiariae  quibus  in  excudendo 
Novo  testamento  (1546)  usi  sumus,  cum  aliis  nonnullis;  endlich  B6:  16  medici- 
nische  Wortkürzungen :  notae  compendiariae,  quibus  in  Alexandro  Tralliano  medico 
excudendo   usi  sumus.        Jetzt  folgt   ein   neuer,   wissenschaftlicher  Zusatz,  der 


HENRICÜS   STEPHANUS   ÜBER   DIE   REQH   TYPI    GBAECI.  19 

10  Seiten  (B5b — C2)  einnimmt:  de  veris  GRAECArum  literarum  apud  antiquos  formis 
et  causis  ex  Jano  Lascare.  C2b  steht  Numerus  Graecorum;  es  schliessen 
C3 — C7b  die  Lesestücke.    Das  letzte  Blatt  blieb  leer. 

1550,  Paris,  R.  Stephanus;  32  Bll.  Omont  no  10.  Von  diesem 
Alphabete,  dem  werthvollsten  von  allen,  sind  in  Paris  mehrere  Exemplare,  doch 
ausser  Paris  fand  ich  keines;  ich  kann  hier  mit  freundlichen  Angaben  L.  Delisle's 
arbeiten.  Mit  der  Beschreibung  dieser  Ausgabe  von  1550  verbinde  ich  die 
Beschreibung  der  Ausgaben  von  1659  (Carl  Stephanus)  und  von  1568  (Rob. 
Stephanus).  Der  Titel  ist  in  diesen  3  Ausgaben  durch  einen  Zusatz  erweitert : 
Alphabetum  ||  Graecum  ||  Regiis  trium  generum  characte-j|ribus  postremo  excusum.  || 
Nach  dem  Druckerzeichen  mit  dem  Spruche  noli  altvm  safere  folgt :  lvtetiak  ||  ex 
officina  Roberti  (1559  Caroli)  Stephani  typographi  Regii.||M.  D.  L.  (M.D.LlXwwd 

M.  D.  LX VIII.)  ||  EX  PRIV1LEGIO   REGI8. 

Der  grammatische  Theil  (Bl.  A  1—8)  stimmt  in  den  Ausgaben  von  1648  1559 
und  1568  so  völlig  überein,  auch  in  dem  Anfang  und  Schluss  der  Seiten,  dass 
was  ich  über  die  Ausgabe  von  1648  gesagt  habe,  auch  für  1550  1659  und  1568 
gilt.  Die  Hauptsache  ist  der  typographi  sehe  Theil.  Auch  in  1550  1559  und 
1568  enthalten  die  6  Seiten  Bl  —  B3  die  370  Ligaturen  (literarum  nexus)  der 
ersten  Schrift,  der  mittleren,  deren  Buchstaben  schon  vorher  auf  A  2  verzeichnet 
waren.  Es  folgen  in  1550  1559  und  1568  dieselben  Zusätze,  wie  in  1548,  doch 
nur  die,  welche  zu  dieser  ersten  Typengrösse  gehören,  also:  B3b  die  (25)  gram- 
matischen Wortkürzungen,  B  4  die  Note  über  die  linea  oberhalb  der  Eigennamen, 
B4b  die  (15)  medicinischen  Wortkürzungen  aus  dem  Alexander  Trallianus;  die 
41  Wortkürzungen  aus  der  kleinen  Schrift  des  N.  Testaments  von  1546  (in  1548 
Seite  B4b)  werden  uns  später  begegnen.  Es  folgt  in  1550  1559  und  1568, 
wie  in  1648,  der  grosse  wissenschaftliche  Zusatz  auf  den  10  Seiten  B5— Clb: 
De  veris  Graecarum  literarum  apud  antiquos  formis  et  causis,  ex  Jano  Lascare ; 
dann  auf  C2  noch  der  Numerus  Graecorum. 

Nun  kommt  in  1550  1659  und  1568  als  Anhang  der  wichtigste,  neue  typo- 
graphische Zusatz,  das  vollständige  Verzeichniss  aller  typographischen  Zeichen 
der  kleinen  Schrift  von  1546  und  der  eben  zum  ersten  Mal  verwendeten  Pracht- 
schrift von  1650:  C2b  characteres  REJIgii  seeundo  loco  scalpti  (1559  und  1568 
sculpti),  quibus  No||vum  D.  N.  iesv  Christi  testa||mentum  minori  (1558  und  K69 
minore)  forma  exeudimus  (die  24  Buchstaben  in  Kapital  und  Minuskel).  Dann 
literarvm  nexus,  varia'  -  que  &  compendiaria  scribendi  ratio,  |j  qua  elegantius  scri- 
bentes  utuntur.  Die  309  Ligaturen,  unter  denen  die  Ligatur  für  og  fehlt,  sind 
nicht  in  Spalten,  sondern  in  Absätze  geordnet.  Es  schliesst  das  Stück,  welches 
schon  in  1548  (Bl.  B  4b)  stand,  die  41  Notae  compendiariae  quibus  in  excujjdendo 
Novo  testamento  usi  sumus,  ||  cum  aliis  nonnullis.  Den  Schluss  der  Seite  C3b 
füllt,  wenigstens  in  den  Ausgaben  von  1559  und  1668,  der  Psalm  116  (Laudate). 

Die  folgenden  4  Seiten  (Bl.  C  4  und  C  o)  füllen  die  Schriftzeichen  der  Pracht- 
schrift von  1550 :  characteres  RE!|gü  posteriores,  quibus  Novum  D.  ||  N.  iesv  Christi 
te8tamentum   ma||iore   forma   exeudimus,   in    quo    excu)|dendo   trium   generum  his 

3* 


J 


Ek 


20  WILHELM   MEYER, 

Regiis  ||  characteribus  usi  sumus.  Den  Formen  der  24  Buchstaben  folgen  die 
(337)  Ligaturen,  unter  welchen  die  Ligatur  für  og  sich  findet,  alphabetisch  in  Ab- 
sätze, nicht  in  Spalten,  geordnet. 

Mit  Bl.  C6  beginnen  die  Lesestücke  in  der  mittleren  Schrift,  denen  jedoch 
in  1560  1B59  und  1B68  das  Canticum  graduum  in  der  grossen  Schrift  voran- 
gesetzt ist.  Die  letzte  Seite  in  1660  (D  6)  enthält :  excydebat  rober||tvs  stephantsjI 
TYroGRArirvsIlREGivs,  an.||  M.  D.  L. ;  in  den  Ausgaben  von  1569  und  1568  muss  Einiges 
zugesetzt  sein :  denn  hier  schliessen  die  Lesestücke  erst  mit  Seite  D  8 a  und  die 
letzte  Seite  ist  weiss. 

Dies  Alphabetum  Graecum  des  Robert  Stephanus  ist,  nach  meiner  Ansicht, 
desshalb  so  wichtig,  weil  es  das  vollständige,  über  1100  Stück  umfassende  Ver- 
zeichniss  der  Kegii  Typi  Graeci  bietet,  wie  sie  1550  in  den  Setzkasten  der 
stephanischen  Druckerei  lagen,  und  dies  in  einem  frischen  und  sorgfältig  ge- 
machten Abdrucke.  Die  Punzen  dieser  königlichen  Typen  befinden  sich  ja  noch 
jetzt  in  der  National-Druckerei  in  Paris ;  allein  sie  haben  vielerlei  Schicksale 
durchgemacht;  vgl.  z.  B.  Aug.  Bernard,  Les  Estienne  et  les  types  Grecs  de 
Francis  Ier,  1856,  S.  44.  Mit  Hilfe  dieses  Verzeichnisses  von  1550  kann  fest- 
gestellt werden,  ob  die  sämmtlichen  ursprünglichen  Punzen  noch  erhalten  sind, 
ebenso  ob  dieselben  nicht  durch  Rost  oder  Gebrauch  die  ursprüngliche  Schärfe 
verloren  haben1);  vgl.  noch  oben  S.  8/9. 

*1550,  Paris,  Morel;  64  S.  Omont  no  11;  auch  in  Göttingen.  Nur 
1  Schriftgrösse ;  wohl  nach  Rob.  Stephanus  1648  gearbeitet;  S.  6  Connexiones 
literarum  et  compendiaria  scribendi  ratio,  qua  ad  ornatum  scripturae  Graeci 
utuntur :  128  Zeichen,  darunter  fast  kein  chifferartiges.  S.  9 — 20  De  singularum 
literarum  appellatione  et  sono,  S.  20  über  Accente  und  Spiritus.  Dann  eigen- 
artige Zusätze:  S.  22—34  aus  Dionys  Haue,  de  literarum  divisione  et  voca- 
litate,  S.  34 — 63  mensium  Graecorum  descriptio,    eorumque  cum  Latinis  collatio. 

♦1554  (Genf),  Robert  Stephanus ;  36  Bll.  Omont  no  22 ;  auch  in  Göttingen 
Basel  Hamburg  Kopenhagen  München  Wien.  Diese  Ausgabe  ist  in  vielen 
Exemplaren  erhalten,  weil  der  grammatische  Theil  nicht  mehr  ein  Umguss  des 
Aldus  ist,  sondern  eine  neue,  fast  selbständische  wissenschaftliche  Arbeit. 
Titel:  Alphabetum  ||  Graecum.  ||  Addita  sunt  Theodori  Bezae  Scholia,  ||  in 
quibus  de  germana  Graecae  lin-||guae  pronuntiatione  disseritur.  ||  Druckerzeichen 
mit  nolt  altvm  hapere  ||  Oliva  Roberti  Stephani.  ||  M.  D.  LIIII.  Der  grammatisch* 
Theil  berührt  dieselben  Punkte,  wie  die  übrigen  stephanischen  Alphabete,  doch 
in  anderer  und  kürzerer  Darstellung,  bis  B3b.  Dann  beginnt  mit  B4  der 
typographische  Theil.  Auch  dieser  ist  anders  und  besser  geordnet  als  in  den 
übrigen  stephanischen  Alphabeten;  denn  sämmtliche  Zeichen  jeder  Schriftgrösse 
stehen  beisammen.  Zuerst  die  Schrift  von  1543  (die  mittlere  Grösse):  das 
Alphabet  stand  schon  im  grammatischen  Theil  A2b;  desshalb  beginnt  Blatt  B4 
gleich   mit  compendia  literarvm  ||  et   nexus   partim   brevitatis,   partim  ||  elegantiae 

1)  H.  Omont  hat  seine  Catalogues  des  manoscrits  grecs  de  Fontainebleau  (1889  in  Fol.)  mit 
dieser  Schrift  drucken  lassen;  mir  scheinen  diese  Lettern  an  Scharfe  den  alten  nachzustehen. 


HENRICUS   STEPHANUS   ÜBER   DIE   REGU   TYPI   GRAECI.  21 

caussa  reperti,  den  Ligaturen  =  Seite  A  8— B  2  der  stephanischen  Ausgabe  von 
1543  und  S.  Bl— B3  der  Ausgaben  von  15B0  1559  1568.  Dann  folgen  sogleich 
die  Wortkürzungen  derselben  Schriftgrösse :  B6b  compendia  qvarvndam  II  artium 
propria,  ut  Grammaticorum  .  .  .  Medicorum,  =  Seite  B3b  und  B4b  der  stepha- 
nischen Alphabete  von  1550  1569  und  1568.  Unmittelbar  folgen  auf  B  7  die 
Buchstaben,  Ligaturen  und  Wortchiffern  der  kleinen  Schrift  von  1546  =  S.  C  2b 
und  C3lb  der  Ausgaben  von  1550  1559  und  1568,  hier  mit  den  Titeln:  charac- 
teres  regii  8ECVND0  ||  loco  scalpti,  quibus  Novum  D.  N.  ie8v  christi  te-||stamentum 
minore  forma  excudit  R.  Stephanus  .  .  .  eorvndem  nexvs,  variaqve  ||  et  compendiaria 
scribendi  ratio,  qua  elegantius  scri-|jbentes  utuntur  .  .  .,  notae  compendiariae  qvibvs|| 
in  excudendo  Novo  testamento  minore  forma  usus||est,  cum  aliis  nonnullis  (diese 
Notae  standen  zuerst  in  der  Ausgabe  von  1548  B4b).  Es  schliessen  die  Buch- 
staben und  Ligaturen  der  Prachtschrift  von  1560,  =  Bl.  C  4  und  C  5  der  Aus- 
gaben von  1650  1559  und  1568,  hier  mit  den  Titeln :  caracteres  RE-||gii  posteriores, 
quibus  Nouum  D.  ||  N.  iesv  christi  testamentum  ma-||iore  forma  excudit  etiam 
R.  Stepha-jnus,  i}i  quo  excudendo  praecedenti-||bus  simul  usus  est  .  .  .  Eorundem 
nexus,  varia  item  et  com||pendiosa  scribendi  ratio.  Die  S.  C2b — C5ft  füllenden 
Lesestücke  in  den  3  Schriftgrössen  haben  den  Titel:  exempla  qvibvs  legen-Hcüs 
pueri  pronuntiationi  assuefiant  ||  et  Christianae  fidei  discant  rudimenta.  C  5* 
enthält  noch  den  Numerus  Graecorum.  Die  29  Seiten  C  5b — E  3b  enthalten 
in  kleinem  Drucke:  Scholia  in  qnibus  disputatur  de  germana  Graecae  linguae 
pronuntiatione,  eine  eingehende  wissenschaftliche  Untersuchung  des  Theodor  Beza. 
Er  ist  durchaus  gegen  die  neugriechische  Aussprache,  und  schon  im  Alphabet 
auf  Seite  A  2  und  A  6  unterscheidet  er  die  Pronuntiatio  germana,  ut  nos  quidem 
arbitramur  von  dieser  Pronuntiatio  vulgata,  quam  corruptam  existimamus.  Frei- 
lich als  echter  Gelehrter  sprach  er  selbst  neugriechisch,  'contra  meum  iudicium 
non  aliter  quam  in  scholis  olim  didicimus\  Die  vorletzte  Seite  füllen  die  Verse 
des  Nicephorus  Xanthopulos  über  die  10  Gebote,  die  letzte  Seite  ist  weiss. 

Abgesehen  von  der  wissenschaftlichen  Arbeit  des  Beza  und  der  erasmischen 
Aussprache  ist  die  Zusammenstellung  der  3  Typengrössen  zu  loben;  in  diesen 
wie  in  den  meisten  andern  Punkten  folgen  diesem  Alphabet  von  1554  die  des 
Plantin  1566  und  des  Wechel  von  1591.  Die  Tabellen  enthalten  vollständig  die  um 
1100  Zeichen  der  Alphabete  von  1550  1559  und  1568,  auch  ein  Beweis,  dass  Robert 
Stephanus  in  Genf  die  Regii  Typi  Graeci  vollständig  in  seiner  Druckerei  hatte. 

*1659,  Paris,  ex  officina  Caroli  Stephani,  typographi  Regii.  Omont 
no  12  (Biblioth.  de  Conches,  Eure ;  auch  Hamburg  besitzt  ein  Exemplar).  Ist  ein 
Abdruck  von  1550;  nur  fehlt  vielleicht  in  1560  Bl.  3b  der  116.  Psalm  und  einige 
Seiten  der  Lesestücke,  da  1560  mit  Blatt  D6  endet,  aber  die  Ausgaben  von  1559 
und  1568  erst  mit  D8. 

1660,  Paris,  Morel;  28  Bll.        Omont  no  13. 

1560,  Paris,  T.  Richard;  16  Bll.  in  4°.         Omont  no  14  (Brit.  Museum). 

*1563,  Basel,  Parcus;  8  Bll.  in  Hamburg.  Titel:  oraecvm  alpha- 
betvm,  In  quo  breviter  et  plene  de  Graecorum  notis  tractatur,  veluti  de  (cap.  1) 


22  WILHELM   MEYEB, 

literis,  2  accentibus,  3  apicibus,  4  distinctionibus,  6  numeris,  6  abbreviaturis, 
7  ligaturis,  cum  earum  divisione;  nach  dem  hübschen  Druckerzeichen  (nulla  sors 
longa) :  Basileae,  in  Nova  platea,  excudebat  Jacobus  Parcus.  Die  Vorrede  schreibt 
Jacob  Estaugius.  Das  Büchlein  enthält  die  genannten  Dinge  in  den  gewohnten 
Formen,  im  Ganzen  durchaus  verständig;  nur  mit  den  Accenten,  Spiritus  und  Jota 
subscriptum  verläuft  es  sich  in  Spitzfindigkeiten ;  so  gibt  es  23  verschiedene  a,  von 
denen  das  letzte  ist  a  alpha   subscriptum   aspiratum   circumflexum.  Das  Al- 

phabet (A2)  gibt  fast  für  jeden  Buchstaben  3  oder  4  Formen.  Die  typogra- 
phischen Kapitel  6  und  7  sind  gut  geordnet.  Kapitel  6  (Blatt  A7)  de  abbre- 
viaturis  scheidet  24  superiores,  12  laterales:  hae  30  incipiunt  a  vocalibus;  mediae 
(Wortkürzungen):  si  dictio  abbreviatur,  laterales  literae  manent;  theologis  sie 
(29),  historicis  sie  (7),  medicis  sie  (11),  grammaticis  sie  (3).  Kapitel  7,  welches 
das  letzte  Blatt  füllt,  de  ligaturis,  beginnt  'Literarum  nexus  ut  est  liberrimus, 
ita  numero  incertus:  ideo  ad  superfluitatem  non  respiciens,  seriem  literarum 
servabo,  ineipiens  a  vocalibus;  es  folgen  in  je  3  Spalten  208  Ligaturen. 

1B6B,  Paris,  G.  Buonius;  10  Bll.         Omont  no  IB. 

♦1366,  Antwerpen,   Chr.  Plantin;  lti  Bll.,         in  Berlin,  Breslau  Univ.- 
Bibliothek  und  in  Königsberg.  Auszug  aus  dem  Alphabet  von  18B4;  s.  oben 

S.  21.  Titel:    Alphabetum   ||   Graecum   ||   Druckemiarke  ||   Antverpiae,   ||   Ex 

officina    Christophori    Plantini.   ||   M.  D.  LXVI.  Der    grammatische    Theil 

(A2 — A8)    ist   wörtlich    aus    16B4   abgedruckt.  Der    tyjwgraphische    Theil 

ist  ebenfalls  ganz  ähnlich ;  das  Alphabet  (A  lb)  und  die  Citate  sind  ebenfalls  alle 
mit  der  mittleren  Schriftgrösse  gedruckt;  die  Typen- Verzeichnisse  auf  den  ö^a 
Seiten  B  lb— B  4b  sind  ein  Auszug  der  13  Seiten  B  4»— C2f :  1)  mit  mittlerer  Schrift 
Compendia  literarum  et  nexus  partim  brevitatis,  partim  elegantiae  caussa 
reperti  (1B4  statt  370);  weggelassen  sind  die  Compendia  quarundam  artium. 
2)  kleine  Schrift :  Characteres  minores  Graeci  und  Eorundem  nexus,  varia  item  et 
compendiosa  scribendi  ratio  (1B0  statt  309);  weggelassen  sind  die  Notae  com- 
pendiariae  aus   dem  N.  Testament  von  1B46.  3)  Grosse  Schrift:   Characteres 

maiores  Graeci  und  Eorundem  nexus,  varia  item  et  compendiosa  scribendi  ratio 
(107  statt  337).  B4b— B7*  stehen  unter  demselben  Titel  dieselben  Lesestücke 
und  der  Numerus  Graecorum,  wie  in  1BB4  C2b— 6*.  Die  Blätter  C7a  und  8»  (8b  ist 
weiss)  sind  gefüllt  mit  den  Versen  des  Xanthopulos,  griechisch  und  lateinisch  in 
grosser  Schrift,  während  sie  in  1BB4  in  mittlerer  Schrift  nur  die  Seite  E4*  füllen. 

♦1566  (Genf),   Jo.  Crispinus;   80   Seiten,    kleineren   Formates   als   diese 
Alphabete  sonst  haben.  In  Karlsruhe  und  in  der  breslauer  Stadtbibliothek. 

Titel:  alphabetvm  :  oraecola  i(  tinvm.  ||  in  <«jo  de  literis  jj  ac  Germana  Graecae  Linguae 
pronuntia-||tionc  ex  veterum  scriptis  disseritur.  ||  evi  praeter  alia  accessit  ||  Pytha- 
goraea  memoriae  exercitatio,  Dialogus  ||  cum  omnibus  studiosis,  tum  ludimagistris 
ad  ||  exercendos  adolescentes  utilis  et  accom-j'modatus.  ||  Drucker  zeichen  ||  apvd  io. 
cuisi'iNYM.jiM.  u.lxvi.  S.  2  io.  cRisp.  lectori.  Das  Alphabet  des  Beza-Stephanus 
von  1BB4  ist  das  Vorbild  dieses  Alphabets  gewesen;  durchaus  ist  die  kleine  könig- 
liche Type  angewendet,   nur  das  IläxsQ  itfi&v  auf  S.  72/73  ist  mit  der  mittleren 


HENRICUS    STEPHANUS    ÜBER   DIE   REGU   TYPI    GRAECI.  23 

Type  gedruckt.  Im  grammatischen  Theil  folgt  der  Aufzählung  der  24  Buch- 

staben (S.  3)  und  der  literarvm  divisio  eine  lange  Abhandlung  über  die  pronvn- 
tiatio  der  Buchstaben  (S.  7 — 26)  und  der  Diphthonge  (S.  27—41),  welche  nach 
Beza-Stephanus  1554  C5— E3  gearbeitet  ist.  Hier  wird  wie  von  Beza  die  neu- 
griechische Aussprache  verworfen,  aber  mit  mehr  Entschiedenheit;  so  S.  12  über 
ij;  S.  18  v  (Germani  u  Gallicum  vocant);  S.  30  at  nullo  modo  sonat  ut  e,  sed 
plane  Latinorum  ai  respondet ;  S.  34  av  nequaquam  af  sed  au  sonat ;  S.  37  unter 
h  wird  der  Ausdruck  iv  iteC6\i  bei  Synesius  und  Plutarch  icsqI  aoQyrjöcag  erklärt. 
S.  42—45  schliessen  Bemerkungen  über   t  post   v   und   ähnliche.  S.  46  de 

8YLI.ABI8  handelt  von  den  Accenten;  S.  48—50  de  caeteris  notis,  quae  partim  in- 
scribi,  partim  subscribi,  partim  ascribi  solent.  S.  51  folgt  der  typographische 

Theil;  mit  dem  Titel  'compendia  LiTERArum  et  nexus  partim  brevitatis,  partim 
elegantiae  causa  reperti'  gibt  er  nur  die  (295)  Ligaturen  der  kleinen  Type ;  Titel 
und  Ligaturenliste  sind  =  Beza-Stephanus,  Genf  (1554,  B4  und  B7).  S.  52—71 
enthalten  den  auf  dem  Titel  angekündigten  für  das  damalige  Schülerleben  inter- 
essanten, lateinischen  Dialog,  auf  S.  53 — 61  das  Tageswerk  eines  Schülers  be- 
schreibend (a  la  Dositheus,  Hisperica  famina  etc.),  dem  S.  62—71  die  dazu 
gehörigen  Schülergebete,  lateinisch  und  griechisch,  folgen.  Es  folgen  S.  72  die 
gewöhnlichen  Lesestücke:  II&xbq  fipStv  (in  der  mittelgrossen  Type),  ITiözsvc),  10 
Gebote  und  2  Tischgebete.    S.  79  Numerus  Graecorum;  S.  80  ist  weiss. 

1566,  Paris,   Robert  Stephanus  IL  Maittaire  II  52,    Greswell  II  95 

und  Renouard  1 163  erwähnen  ein  Alphabetum  Graecum  von  diesem  Jahre  1566. 
Omont  nennt  es  nicht  und  auch  ich  habe  es  nicht  gefunden. 

*  1568,  Paris,  Ex  officina  Roberti  Stephani  (des  jungem),  Typographi 
Regii.     M.  D.  LXVIU.  Omont  no  16,   dann  in  Göttingen  und  Freiburg  i.  Br. 

Dies  Alphabet,  'Regiis  trium  generum  characteribus  excusum',  ist,  abgesehen 
von  Druckernamen  und  Jahr,  gleich  dem  von  1659  und  fast  gleich  dem  von  1550. 

1569,  Paris,  Job.  Benenatus;  24  S.        Omont  no  17  (Brit.  Museum). 

1570,  Lyon,  Job.  Tornaesius.  Diese  Ausgabe  besitzt  nach  freund- 
licher Mittheilung  des  Vorstandes  die  Univ.-Bibliothek  in  Freiburg  i.  Br. 

1580,  Paris,   Rob.  Stephanus;  32  S.  Omont  no  18. 

1590,  Paris,  St.  Prevosteau;  16  S.  Omont  no  19:  Alph.  Gr.  De  lite- 
rarum  nexu  et  syllabarum  compendiis  usw. 

♦1591,  Frankfurt,   WecheTs  Erben;   64  S.  Omont  no  23;   auch  in 

Göttingen  und  Hamburg.  Titel:   Alph.  Gr.,   in  quo  de  Graecarum  litterarum 

formis,  nominibus,  potestate,  ac  pronuntiatione  germana,  tum  et  de  numeralibus 
Graecorum  notis,  ex  veterum  monumentis  disseritur,  auctore  Frid.  Sylburgio. 
Addita  in  fine  lectionis  scriptionisque  exercitia.  Druckermarke.  Francofurti  apud 
Andreae  Wecheli  heredes,  Claud.  Marnium  et  Joann.  Aubrium.  MDLXXXXI. 
Der  grammatische  Theil  ist  Sylburg's  wissenschaftliche  Arbeit,  wofür  er  Theod. 
Beza,  Ad.  Mekerchus  und  Just.  Lipsius  (de  recta  pronuntiatione  latinae  linguae) 
als  Quellen  nennt;  die  Seiten  7 — 40,  50 — 60  benützen  in  Anlage  und  Ausführung 
vielfach  Beza's  Alphabet  von  1554. 


24  WILHELM   MEYER, 

Der  typographische  Theil  ist  für  uns  wichtiger.  Das  Alphabet  auf  S.  7  (mit 
'pronuntiatio  vulgata  und  pron.  germana',  nach  Beza)  und  alle  Citate  sind  mit 
der  kleinen  Type  gegeben.  S.  40  heisst  es:   quia  litterarum  nexus  tenere, 

tironibus  utile  atque  adeo  necessarium  est,  cum  ad  legendum,  tum  ad  scribendum, 
visum  est  hie  nexus  usitatiores  aliaque  scripturae  compendia  subiungere,  ut  in  his 
quoque  tirones  se  exerceant.  Da  die  Buchstaben  des  kleinen  Alphabets  schon 
auf  S.  7  stehen,  so  beginnen  hier  die  Nexus  characterum  minoris  generis  in 
je  3  Spalten  (hier  313:  in  der  Ausgabe  von  1554  zählte  ich  309;  kleine  Irrthümer 
sind  hier  leicht  möglich);  die  Notae  compendiariae  des  N.  Testaments  von  1546 
sind  auch  hier  weggelassen.  S.  44  folgen:  Characteres  medii  generis,  dann 
Eorundem  nexus  in  Absätzen  mit  durchlaufenden  Zeilen  (365 :  in  1543  zählte  ich 
370);  die  Zusätze  von  1550  und  die  von  1554  fehlen  hier.  S.  47  Characteres 
grandioris  generis  und  Eorundem  nexus  (ich  zählte  hier  339;  in  1554  zählte 
ich  337).  Am  Schlüsse  steht  die  nach  1654  gemachte  Note:  Horum  characterum 
primum  genus  seeundo  loco  sculptum  fuit,  seeundum  primo,  postremum  postremo. 
S.  61  stehen  die  Numerales  Graecorum  notae  (der  kleinen  Schrift).  S.  63  und 
64  sind  mit  Lesestücken  gefüllt  'triplici  characterum  gener e  proposita*.  Dieses 
Alphabet  gibt  also,  wie  die  von  1550  (1559  1568)  und  von  1564  die  ganze 
Zeichenmasse  der  3  Grössen  der  königlichen  Lettern  (um  1100),  also  direkt  nach 
Original-Matrizen,  während  Plantin  1566  nur  eine  Auswahl,  also  nach  nach- 
geschnittenen Punzen,  gibt;  vgl.  oben  S.  13. 

1600,  Genf,  Paul  Stephanus.        Omont  no24;  auch  in  München. 

(Der  typographische  Theil  der  Alphabeta  ßraeca,  besonders  die  Liga- 
turen; 8.  unten  S.  30/32)  Der  Anhang,  welchen  Aldus  seiner  Ausgabe  der 
griechischen  Grammatik  des  Laskaris  beigegeben  hat,  ist  die  Wurzel  des 
Baumes,  den  wir  vor  uns  sehen,  was  zu  Nutz  und  Frommen  derer  gesagt  sei, 
welche  sich  mit  dem  jetzigen  Sport,  der  Pädagogik  und  ihrer  Geschichte,  befassen. 
Schon  diese  Wurzel  theilte  sich:  bei  Aldus  folgt  auf  das  griechische  Elementar- 
büchlein eine  Introductio  perbrevis  ad  hebraicam  linguam.  Das  ist  der  Grund, 
wesshalb  in  den  ältesten  Alphabeten  das  hebräische  mit  dem  griechischen  in 
einem  Bändchen  vereinigt  ist  und  wesshalb  ganz  parallele  Ausgaben  des  Alpha- 
betum  Graecum  und  des  Alphabetum  hebraicum  erschienen  sind,  z.  B.  1539. 
Diese  enge  Vereinigung  der  beiden  Alphabete  hat  auch  Omont  bewogen,  in  seiner 
Liste  im  Bulletin  de  la  Soci£t6  de  THistoire  de  Paris  1884  in  der  einen  Spalte 
die  Ausgaben  des  griechischen,  in  der  andern  Spalte  die  Ausgaben  des  hebräischen 
Alphabetes  aufzuführen1). 

1)  Omont  will  nur  Pariser  und  wenige  auswärtige  Ausgaben  der  hebräischen  Alphabete,  von 
1523  ab,  anführen.  Da  diese  Büchlein  für  die  Geschichte  der  hebräischen  Druckschrift  des  16.  Jahr- 
hunderts wichtig  sind,  will  ich  die  Exemplare  hier  anführen,  die  mir  durch  die  freundliche  Mit- 
theilung der  betreffenden  Bibliotheken  oder  zufällig  bekannt  geworden  sind.  Von  den  27  Drucken, 
welche  Omont  aufführt,  finden  sich:  no  5  (1534  Wechel)  in  Kopenhagen;  no  6  (+  Alph.  Gr.  1539 
Rob.  Stephanus)  in  Göttingen  Strassburg  Wien;  no  8  (1543  Wechel)  in  Kopenhagen;  no  22  (1554 
Genf,  Rob.  Stephanus)  in  München;  no  15  (15G3  Rob.  Stephanus)  in  Königsberg;  no  18  (1566  Rob. 


HENRICUS   STEPHANUS   ÜBER   DIE  REOn  TYFI   ORAECI.  25 

Der  andere  Stamm  aas  des  Aldus  Wurzel  sind  die  besprochenen  Alphabeta 
graeca,  und  auch  die  2  Aste,  in  welche  dieser  Stamm  sich  theilt,  der  gramma- 
tische und  der  typographische  Theil,  sind  schon  bei  Aldus  zu  sehen.  Wie 
der  grammatische  Theil  durchaus  auf  Aldus,  der  wohl  nie  solche  Berühmtheit 
seiner  schlichten  Zusammenstellungen  erwartet  hat,  zurückzuführen  ist,  das  habe 
ich  oben  gezeigt;  8.  S.  16  und  30/31.  Allein  in  eben  jenem  Anhang  sagt  Aldus 
auch  'addidimus  etiam  abbreviationes,  ut  facilius  graeca  legere  perdiscatis* : 
also  geht  auch  der  typographische  Theil  auf  ihn  zurück. 

In  den  mir  zugänglichen  Ausgaben  der  Grammatik  des  Konst.  La.skaris  finde 
ich  freilich  diese  AbbreTiationes  nicht:  allein  sicher  stehen  sie  in  Ausgaben 
des  Aldus  und  ebenso  sicher  sind  sie  die  Quelle  der  Abbreviationes,  welche  ich 
oben  aus  dem  Alphabet  des  Gourmont  (ohne  Jahr)  und  aus  dem  Kölner  Alphabet 
von  1617  verzeichnet  habe ;  dann  beweist  schon  derselbe  Titel  in  den  Alphabeten 
von  1617,  1633  (Gryphius)  und  1540  (Wechel)  den  Zusammenhang  dieser  Tabellen 
in  den  verschiedenen  Alphabeten  (s.  hierüber  den  Nachtrag  auf  S.  30/32,  wo 
Genaueres  gegeben  ist).  Weiter  zeigt  der  Zusatz  bei  Wechel  1640  'Lectionis 
compendia  hactenus  in  nostris  exemplaribus  desiderata'  die  sich  regende  Auf- 
merksamkeit auf  diese  Zeichen.  Allmählich  begann  man  2  Gattungen  zu 
scheiden:  die  Abbreviationes  oder  Abbreviaturae,  chifFerartige  Abkürzungen  für 
sehr  häufig  vorkommende  Silben  oder  Endungen,  so  für  av  aö  sv  r\v  usw.,  denen 


Stephanus)  in  München;  no  28  (1566  Genf,  Henr.  Stephanus)  in  Güttingen  Kopenhagen  Strassburg. 
Hiezu  kommen:  die  eben  (S.  28)  erwähnte  Introductio  perbrevis  ad  hebraicam  linguam  von  Aldus 
im  Anhang  seiner  Ausgaben  der  Grammatik  des  Laskaris  und  seiner  lateinischen  Grammatik  (s.  S.  80/31). 
Dazu  die  eine  8eite  in  dem  S.  15  erwähnten  Alphabetum  hebraicum  et  graecum  des  Gilles  de  Gour- 
mont in  Paris  ohne  Jahr,  von  welchem  H.  Omont  in  den  M^moires  de  la  Socie'td  de  l'Histoire  de 
Paris  18,  1891,  verschiedene  Ausgaben  beschreibt  S.  25  (1510?)  und  S.  35  (1515?);  das  Göttinger 
Exemplar  ist  der  letzteren  Ausgabe  ähnlich,  nicht  gleich;  ein  anderes  findet  sich  in  Kopenhagen. 
Das  oben  S.  15  erwähnte,  von  Eucharius  Cervicornus  am  7.  Aug.  1517  beendete  Alphabet  kündet 
auf  dem  Titel  an  'breviusculam  institutionem  in  literas  Ilebraeas,  ab  ipso  Wolphango  Fabro  mutu- 
atam';  im  unvollständigen  Göttinger  Exemplar  ist  davon  nur  die  letzte  Seite  erhalten.  (Göttingen 
besitzt:  Isagogicon  Joannis  Cellarii  Gnostopolitae,  mit  Vorrede  von  1518  'Ex  Neoacademia  Anshel- 
miana,  Hagenoae' ;  20  Bll.  in  4?).  (Hierher  gehört  auch  die  in  Göttingen  befindliche :  Introductio 
otüissima  Hebraice  discere  cupientibus  cum  latiori  emendatione  Jo.  Boeschenstain  usw.:  Titel  mit 
sehr  schönen  Randleisten  hinten;  Vorrede  von  Froben  1518;  Unterschrift  'Aug.  Vind.  ex  officina 
8.  Grimm  Medici  et  M.  Vuirsung  1520;  6  Bll.  in  4?.  Kaum  gehört  hierzu  das  in  Göttingen  be- 
findliche Joannis  Cheradami  Alphabetum  linguae  sanctae,  mystico  intellectu  refertum,  Parisiis  apud 
Aegidium  Gormontium  . . .  1532).  Göttingen  besitzt :  Alphabetü  He-||braicum.  Marke,  cym  privi- 
LEOio  reois.  ||  Parisiis.  ||  Ex  officina  R.  Stephani  typo-||graphi  Regii.  ||  M.  D.  XL1II ;  Titel  hinten; 
12  Bll.  (vorletzte  Seite :  Zahlen ;  letzte  Seite :  Titulus  crucis),  wohl  identisch  mit  Omont  no  9, 
welcher  1544  als  Jahr  angibt.  In  Göttingen  und  Freiburg  i.  br.  befindet  sich :  Alphabetum  He- 
braicum; Marke;  Antverpiae,  Ex  officina  Chr.  Plantini  1569;  12  Bll.  Dies  Büchlein  deckt  sich 
Seite  für  Seite  mit  dem  erwähnten  des  Rob.  Stephanus  von  1543,  nur  sind  die  4  Blätter,  welche 
die  10  Gebote  enthalten,  als  B  1—4  nach  den  Titulus  crucis  an  den  Schiusa  gestellt,  während  sie 
in  1543  die  Blätter  A  6—  B  1  einnehmen.  Also  sind  Plantin's  Alphabetum  hebraicum  und  Alpha- 
betum graecum  beide  nur  Nachdrucke.  In  Prag  befinden  sich  Alphabeta  hebraica  von  Rom  1651 
und  von  Wittenberg  1663. 

Abhdlgn.  d.  K.  <*«.  d.  Wi».  m  Ortungen.    Phil.-hiit.  Kl.   N.  F.    Band  6,*.  4 


26  WILHELM    MEYER, 

man  an  und  für  sich  nicht  ansieht,  was  sie  bedeuten;  zweitens  die  Nexus  oder 
Connexiones  oder  Ligaturae  literarum,  die  Verbindungen  von  2  oder  3  Buch- 
staben, wie  ccq  oder  yag}  welche  Verbindungen  oft  nicht  kürzer,  sondern  um- 
ständlicher sind,  als  die  einfachen  2  oder  3  Buchstaben  es  wären. 

(Ursprung  der  Ligaturen)  Die  Entstehung  dieser  verschiedenen  Arten 
von  Zeichen  und  ihre  Behandlung  von  Seiten  der  Typographen  des  16.  Jahr- 
hunderts ist  aus  der  Geschichte  der  Schrift  zu  erklären.  In  der 
Majuskelschrift,  auch  in  der  Majuskel-Kursive  der  ersten  Jahrhunderte,  sollte 
jeder  Buchstabe  für  sich  stehen.  Dann  treten  in  jener  auffallenden  lateinischen 
Schrift,  welche  zuerst  Maassmann  (Libellus  aurarius  p.  147)  enträthselt  hat,  in 
der  sogenannten  Kaiser-Kursive  (Champollion-Figeac,  Chartes  1840  pl.  14;  Pa- 
laeogr.  Society  II  30),  im  4.  Jahrhundert  mit  den  neuen  Formen  der  Buchstaben 
auch  2  neue  Gesetze  der  Schrift  auf,  welche  diese  seitdem  beherrschen 
und  zum  Theil  die  Umgestaltungen  der  Schrift  bewirkt  haben.  Erstens  werden 
die  Buchstaben  nicht  von  2  Linien  begrenzt,  sondern  von  4:  von  2  innern  und 
von  2  äussern,  welch  letzteren  die  obersten  und  untersten  Endpunkte  der  langen 
Schafte  begrenzen.  Zweitens  aber,  und  dies  Gesetz  ist  für  unser  Ziel  wichtig, 
ist  in  dieser  Schrift  genau  bestimmt,  welcher  Buchstabe  den  folgenden  anfassen 
muss  und  welcher  ihn  nicht  anfassen  darf.  Wir  kennen  noch  keine  früheren 
Vorstufen  dieser  Regeln;  vielleicht  sind  die  Regeln  erst  in  dieser  Zeit,  wo  so 
vieles  Neue  sich  gebildet  hat,  und  vielleicht  sind  sie  gerade  für  die  kaiserliche 
Kanzlei  erfunden  worden.  Jedenfalls  herrschen  sie  von  da  ab  streng  in  der 
Kursive.  Wenig  gelten  sie  in  der  Halbunciale  und  nicht  viel  in  der  haupt- 
sächlich aus  ihr  hervorgegangenen  Karolingerminuskel;  aber  streng  werden  die 
Regeln  der  Buchstaben- Verbindung  oder  -Trennung  beachtet  in  der  westgothischen 
und  in  der  longo  bardisch-beneventaner  Minuskel. 

Sehr  streng  beachtet  wurden  die  Regeln  über  Trennung  oder  Verbindung  der 
Buchstaben  in  der  griechischen  Urkundenschrift  vom  6.  Jahrhundert  ab  und  dann 
in  der  eben  aus  ihr  hervorgegangenen  griechischen  Minuskelschrift.  Wie  in  der 
ravennatischen  und  merowinger  Urkundenschrift,  so  wurden  in  der  griechischen 
Urkunden-  und  ältesten  Minuskelschrift  die  Verbindungslinien  der  Buchstaben 
oft  ornamental  ausgestaltet.  Diese  Verbindungen,  die  Ligaturen,  blühten  besonders 
in  der  schönen  griechischen  Minuskel  der  ältesten  Zeit.  Sie  haben  zum  Theil 
die  Gestalt  der  Buchstaben  beeinflusst ;  so  hängen  die  3  Arten  des  einfachen  oder 
nach  unten  oder  nach  oben  verlängerten  i  davon  ab,  ob  dasselbe  von  dem  voran- 
gehenden Buchstaben  gar  nicht  oder  ob  unten  oder  oben  angefasst  wird;  ebenso 
wird  von  vielen  Schreibern  das  aus  der  Majuskelschrift  stammende  A  nur  dann 
genommen,  wenn  es,  wie  in  der  Majuskelschrift  steht,  d.  h.  wenn  es  von  dem 
voran  gehenden  Buchstaben  nicht  angefasst  wird.  Damals  haben  viele  solche 
Buchstabenverbindungen,  besonders  solche  mit  e,  ihre  feste  Gestalt  erhalten.  Die 
griechische  Minuskel  hat  ja  die  sonderbare  Entwicklung  genommen,  dass  sie  sich 
wieder  zur  Majuskel  rückwärts  drehte  und  wieder  viele  Uncialbuchstaben  ein- 
führte,  so  ß  r  E  II  usw.    Aber  jene  Ligaturen  der  echten  Minuskel  waren  zum 


HENRICUS   STEPHANUS    ÜBER   DIE   REGII   TYPI    GRAECI.  27 

Theil  so  fest  geworden,  dass  sie  in  den  alten  Formen  fortbestanden,  als  die 
Formen  der  Buchstaben,  aus  welchen  sie  einst  entstanden  waren,  andere  geworden 
waren.  So  wurden  z.  B.  in  der  späten  und  spätesten  Minuskel  noch  besonders  viele 
Ligaturen  des  alten  s  mit  einem  andern  Buchstaben  geschrieben,  während  sonst 
das  einsiedlerische  e  der  Uncialschrift  wieder  aufgenommen  war.  So  schrieben  ja 
auch  z.  B.  die  Leute  in  Monte  Cassino  noch  im  12.  Jahrhundert  in  der  lateinischen 
Ligatur  ft  das  t  einfach,  während  sie  es  sonst  immer  wie  zwei  c  schrieben. 

So  trat  die  griechische  Schrift  in  die  Zeit  des  Druckes:  neben  den  Buch- 
staben gab  es  ziemlich  viele  chifferartige ,  an  und  für  sich  unverständliche 
Abkürzungen  und  endlich  eine  Fülle  von  Buchstaben- Verbindungen,  Ligaturen, 
von  denen  die  meisten  selbstverständlich,  manche  aber  schwer  zu  erkennen 
waren,  da  sie  in  alten  Zeiten  entstanden  waren,  als  die  Buchstaben  zum  Theil 
noch  andere  Formen  hatten.  Druckschrift  und  Buchstabenverbindung  ist  nun 
nach  unserer  Ansicht  unvereinbar;  wir  meinen,  wie  einst  in  der  Majuskelschrift, 
so  müsse  auch  in  der  Druckschrift  jeder  Buchstabe  allein  stehen.  Aber  in  der 
Jugendzeit  des  Bücherdrucks  dachte  man  anders.  Schrift  galt  für  vor- 
nehmer als  Druck;  Fürsten  und  Fürstinnen  benutzten  noch  lange  im  16.  Jhdt. 
geschriebene  Gebetbücher.  Dem  entsprechend  galt  es  als  höchste  Aufgabe  der 
Druckschrift,  der  Schreibschrift  sich  möglichst  zu  nähern.  Die  Schnörkelschriften 
des  Mansion  in  Brügge  seit  1474,  des  Kaiser  Maximilian  und  des  Lyoner  Rob. 
Granjon  seit  1557  sollten  der  Triumph  des  Buchdruckes  sein  und  an  ihnen  wird 
gerade  die  Annäherung  an  die  Schreibschrift  besonders  gerühmt. 

Schon  die  Italiener  des  15.  Jahrhunderts  hatten  die  chifferartigen,  unschönen 
und  schwer  verständlichen  Abkürzungen  verworfen.  Aldus  gab  in  seinem  An- 
hang eine  Uebersicht  der  gewöhnlichsten  griechischen  Abkürzungen,  nicht  zur 
Nachahmung,  sondern  *ut  facilius  Graeca  ledere  perdiscatis' :  die  Ligaturen 
erwähnt  er  gar  nicht;  sie  waren  selbstverständlich.  Je  mehr  nun  die  Alphabeta 
Graeca  sich  zu  Musterbüchern  der  Typen  der  betreffenden  Druckerei  ent- 
wickelten, um  so  mehr  treten  die  chifferartigen  Abkürzungen  zurück,  dagegen 
die  erstrebten  Ligaturen  (nexus,  connexiones  literarum)  in  den  Vordergrund ;  aus 
dem  Prädikat  'perpulchrae  scitn'  wird  bei  Wechel  1540  'perpulchrae'  und  bei 
Stephanus  'qua  elegantius  scribentes  utuntur'  oder  'qua  ad  ornatum  scripturae 
Graeci  utuntur'  oder  'elegantiae  causa  reperti*. 

In  den  370  Ligaturen  der  mittleren  königlichen  Type  von  1543  finden  sich 
an  und  für  sich  unverständliche  Abkürzungen  nur  etwa  18  (av  yecQ  de  xcct,  xccra 
paxmv  pev  fista  oiov  ov  6av  6&ai  tat,  ratg  tr\v  xr\g  xov  und  rtöv) ;  die  kleine  Schrift 
gibt,  wenigstens  in  den  Alphabeten  von  1554  und  1559,  dieselben,  jedoch  ohne  av 
oi/;  die  grosse  Schrift  in  denselben  Ausgaben  gibt  dieselben,  jedoch  ohne  av 
(latcov  fiev  ov  zaig.  Diese  geringe  Zahl  der  unschönen  und  schwer  verständlichen 
chifferartigen  Abkürzungen,  der  wirklichen  'signes  hieroglyphiques',  wie  sie 
Bernard  'Les  Estienne'  S.  45  nennt,  dagegen  die  stark  gewachsene  Fülle  der 
wirklichen  Ligaturen,  welche  für  eine  Zierde  der  Schrift  galten,  scheint  mir  ein 
Hauptmerkmal  der  königlichen  griechischen  Typen  zu  sein. 


28  WILHELM    MEYER, 

Diese  Ligaturen  sind,  wie  gesagt,  zum  Teil  aus  alten,  vergessenen  Formen 
der  Minuskelbuchstaben,  wie  z.  B.  des  e  und  h,  entstanden !)  und  bieten  dess- 
halb  den  Lesern  einige  Schwierigkeit,  freilich  lange  nicht  so  viel,  wie  jene 
chifferartigen  Abkürzungen.  Diese  Ligaturen  sind  aber  einerseits  nach  den  Hand- 
schriften geschnitten  und,  wer  sie  kennt,  der  wird  auch  in  den  Minuskel-Hand- 
schriften sich  leicht  zurecht  finden;  anderseits  haben,  weil  diese  königlichen 
Typen  den  griechischen  Druck  bis  Ende  des  18.  Jahrhunderts  in  Europa 
beherrscht  haben,  auch  die  Ligaturen  bis  dahin  die  Seiten  der  griechischen  Drucke 
gefüllt  —  das  in  vielen  Bibliotheken  zu  findende  Alphabetum  Graecum  der 
Propaganda,  Rom  1771,  gibt  für  die  eine  Schriftgrösse  noch  72  — :  wer  also 
griechische  Werke  vor  1800  leicht  lesen  will,  muss  diese  Ligaturen  kennen. 
Unsere  dicken  Werke  über  griechische  Palaeographie  verlangen  viel  Zeit  und 
geben  wenig  Nutzen:  wie  immer  so  ist  es  auch  hier  das  Beste,  an  der  Quelle 
zu  trinken  und  in  dem  stephanischen  Alphabetum  Graecum  die  paar  Seiten  der 
Nexus  durchzulesen.  Das  ist  der  praktische  Grund,  wesshalb  die  photographische 
Nachbildung  des  Alphabetum  Graecum,  welches  Robert  Stephanus  1550  in  Paris 
gedruckt  hat,  den  pariser  Herren  dringend  zu  empfehlen  ist,  abgesehen  von  den 
historischen  Gründen,  welche  ich  oben  S.  9  und  19/20  vorgebracht  habe.  Theo- 
logen, Historiker  und  auch  viele  Philologen  werden  aus  dem  einfachen  und 
bequemen  Hilfsbüchlein  vielfachen  Nutzen  ziehen. 

Die  formelle  Schönheit  der  von  Angelus  Vergecius  entworfenen  Zeichen  zu 
beurtheilen,  überlasse  ich  Berufeneren.  Die  schiefe  Stellung  der  Achse 
theilen  sie  mit  fast  allen  griechischen  Typen.  Aldus  Hess  1494  für  seinen 
griechischen  Druck  die  schief  liegende  Cursivschrift  in  Lettern  schneiden;  dadurch 
wurde  er  veranlasst,  1500  auch  die  schief  liegende  lateinische  Urkundenschrift 
der  Humanisten  für  den  lateinischen  Druck  schneiden  zu  lassen.  Der  gewaltige 
Beifall,  welchen  diese  cursive  lateinische  Druckschrift  gefunden  hat,  hat  gewiss 
auch  seiner  cursiven  griechischen  Druckschrift  die  Bahn  frei  gemacht.  So  ist 
die  griechische  Typographie  in  ein  Geleise  gekommen,  in  dem  sie  400  Jahre 
geblieben  ist  (auch  Stephanus  und  Genossen  dachten  nicht  an  eine  senkrechte 
griechische  Schrift)  und  aus  dem  sie  noch  jetzt  kaum  heraus  finden  kann. 

(Das  Ende  der  Regli  Typ!  Gtraeci)  Der  Setzer,  welcher  in  den  drei 

Schriftgrössen  setzte  oder  so  einen  Satz  auseinandernahm,  musste  gut  1100 
Letternkästchen  um  sich  stehen  haben;  die  Herstellung  dieser  vielerlei  Lettern 
war  eine  umständliche  und  theure  Sache;  die  oft  vielfach  verästelten  Zeichen 
der  Ligaturen  wurden  leicht  schadhaft,  und  endlich,  die  Hauptsache,  den  Lesern, 
besonders  den  Ungeübten,  verursachten  die  Ligaturen  doch  immer  einige  Schwierig- 
keiten und  manchen  Zeitverlust:  so  ist  es  fast  unbegreiflich,  dass  die  Ligaturen, 
welche  schon  längst  aus   der  lateinischen   und   aus   der   deutschen  Druckschrift 


1)  Sonderbarer  Weise  findet  die  sonst  weit  verbreitete  Ligatur  für  og  sich  erst  in  der  grossen 
Prachtschrift  von  1550. 


HKNBICUS   STEPHANÜS   ÜBER   DIE   REGII   TYPI    GRAECI.  29 

entfernt  waren,  gerade  in  der  griechischen  so  lange  sich  hielten.  Ich  kann  mir 
nur  die  fast  unerschütterliche  Autorität  der  Regii  Typi  G-raeci  als  Grund  denken. 

Doch  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  verging  diese  Autorität.  Natürlich 
legte  ich  mir  die  Frage  vor,  wer  ist  der  Kämpfer  gewesen,  der  in  diesen  festen 
Wall  zuerst  Bresche  gelegt  hat?  Das  haben  schon  1692  zwei  Antwerpener  ge- 
than :  der  gelehrte  Philologe  Marcus  Meibom  und  der  aus  angesehenem  schweizer 
Gelehrten-Geschlecht  stammende  Drucker  und  Verleger  Heinr.  Wetstein. 
Im  Jahre  1689  hat  Wetstein  den  Cebes  des  Jac.  Gronov  noch  mit  einer  Fülle 
von  Ligaturen  gedruckt.  1692  veröffentlichte  er,  der  in  der  griechischen  Sprache 
und  Literatur  selbst  wohl  zu  Hause  war,  eine  stolze  Ausgabe  des  Diogenes  von 
Laerte.  Er  widmete  sie  dem  Kurfürsten  Friedrich  von  Brandenburg,  dessen 
Wirken  in  Krieg  und  Frieden  er  mit  Wärme  preist,  und  in  der  Vorrede  meint 
er,  wohl  noch  auf  kein  Buch  seitn  verhältnismässig  so  grosse  Summen  ver- 
wendet worden.  Am  Schlüsse  der  Vorrede  erklärt  Wetstein :  de  diligentia  et 
labore,  de  characteribus  graccis  quibus  (suadente  cl.  Meibomio)  usi 
sumus  solutis  nullisque  litterarum  nexibus  intricatis,  et  pluribus 
aliis,  te  (lector)  moräri  nolumus.  Wetstein  blieb  beharrlich  und  eifrig  in  seinem 
Streben;  das  von  ihm  verlegte  N.  Testament  von  1701  beginnt:  Do  tibi  hie  N. 
Testamentum  Graecum  nitidissime  et  correctissime  impressum,  sine  ullis  litte- 
rarum compendiis,  quae  vulgo  abbreviaturae  dieuntur;  hae  saepius  tyronibus 
et  quandoque  etiam  doctioribus  molestias  facessere  et  remoram  irvjicere  solent. 
Die  Neuerung  fand  wenig  Lob,  manchen  Tadel:  aber  Wetstein  blieb  beharrlich; 
noch  nach  20  Jahren  schliesst  er  die  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  des  N.  Testa- 
ments von  1711:  quum  videas  tot  de  variantibus  quaerelas  easque  bonam  partem 
tribui  litterarum  nexibus  et  compendiis,  satis  mirari  haud  possum, 
doctos  esse  viros,  qui  nostrum  de  eliminandis  illis  ex  editionibus 
graecis  consilium  calculo  suo  probare  negent  non  tantum,  verum  et  ut  insigne 
quoddam  facinus  reprehendant.  cuius  aversationis  causam  non  video  aliam,  nisi 
quod  tricis  illis  ita  sint  a  pueris  assuefacti,  ut  nunc  nihil  graecum  putent  quod 
iis  careat,  quum  tarnen  maiores  nostri  typographi  Belgae  propter  evitatas  in 
libris  Latinis  illas  litterarum  ambages,  saepe  plurimis  utut  doctis  viris  molestas, 
summam  laudem  sint  adepti. 

Meibom's  Rath  und  Wetstein's  That  errangen  den  Sieg,  aber  sehr  langsam. 
Erst  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  verschwanden  die  Ligaturen  aus  den 
griechischen  Drucken.  Jetzt  handelte  es  sich  nicht  mehr  um  400  Zeichen  für 
eine  Schriftgrösse,  sondern  um  etwa  40;  deren  Herstellung  war  keine  so  schwierige 
und  kostspielige  Sache  mehr,  und  jetzt  konnte  leicht  ein  unternehmungslustiger 
Drucker  auf  den  Gedanken  kommen,  sich  neue  griechische  Buchstabenformen 
schneiden  zu  lassen.  So  hat  das  Aussterben  der  Ligaturen  auch  die  Herrschaft 
der  Regii  Typi  Graeci  überhaupt  beendet,  nachdem  sie  gut  200  Jahre  lang  das 
schöne  Gefass  gewesen  waren,  aus  welchem  Europa  den  edeln  Trank  der 
griechischen  Bildung  genossen  hatte. 


30  WILHELM    MKYKR, 

Nachtrag  zu  S.  15/16  und  24/25,  Aber  den  Anhang  des  Aldus  Manutios. 

Der  oben  S.  IG  beschriebene  Anhang  des  Aldus,  in  welchem  die  Abbreviationes  unmittelbar 
vor  den  Lesestücken  stehen,  ist  nach  A.  A.  Renouard,  Annales  de  rimprimerie  des  Aide, 
von  Aldus  selbst  gedruckt  worden:  1495  hinter  der  Grammatik  des  Laskaris,  ohne  die 
Introductio  ad  hebraicam  linguam.  Zwischen   1498  und    1503  hinter    der   nicht   datirten 

Ausgabe  der  Grammatik  des  Laskaris,  mit  der  Introductio  ad  hebraicam  linguam.  *1501 
hinter  den  Rudimenta  grammatices  latinae  linguae  des  Aldus,  mit  der  Introductio  ad  hebraicam 
linguam    (welche   jedoch    in    dem    Göttinger    Exemplar    fehlt).  1508    hinter    demselben 

Werke  in  der  Umarbeitung  von  1507,  also  um  das  wichtige  4.  Buch  (eine  Darstellung 
der  alten  Metrik)  vermehrt  und  betitelt:  Aldi  M.  Institutionum  grammaticarum  libri  IV. 
1512  hinter  der  Grammatik  des  Laskaris.  1514    hinter   den  Institutiones  grammaticae 

des  Aldus.  *1523  hinter  demselben  Werke. 

Von  diesen  Ausgaben  liegen  mir  vor:  die  von  1501  und  von  1523,  dann  eine  aus- 
geschnittene Ausgabe  des  Anhanges,  welche  mit  dem  Drucke  von  1523  sehr  Übereinstimmt 
und  wahrscheinlich  von  dem  Drucke  von   1514  abgetrennt  ist. 

Die  lateinische  Grammatik  des  Aldus  mit  der  Vorrede  von  1507  und  der  Anhang 
wurden  mit  einer  veralteten  senkrechten  Type  und  ohne  Accente  wieder  gedruckt  in  Paris 
ohne  Jahr:  per  fidelissimum  impressorem  Thomam  Wesalie  commorantem  e  regione  Collegii 
Italorum,  Impensis  vero  honestissimorum  virorum  Joannis  Granion  et  Francisci  Regnault 
In  diesem  Abdruck  des  aldinischen  Anhanges  sind  die  Abbreviationes  und  die  Introductio 
ad  hebraicam  linguam  weggelassen,  und  desshalb  ist  auch  ihre  Erwähnung  in  der  Inhalts- 
tibersicht und  iu  der  Vorrede  des  Aldus  getilgt. 

Ausserdem  fand  ich  diesen  Anhang  des  Aldus  nachgedruckt  oder  verarbeitet  in: 
(1510 — 1515)  *  Alphabetum  hebraicum  et  Graecum  des  Gourmont;  oben  S.   15.    Von 
dem  grammatischen  Theil  ist  fast  nichts  aufgenommen;  die  prosaischen  Lesestücke  sind  fast 
dieselben,  wie  bei  Aldus ;  die  Abbreviationes  graecae  sind  anders  geschnitten  und  anders  geordnet. 

*  1512  hat  Thomas  Anshelmus  in  Tübingen  gedruckt  des  G.  Simler  Observationes  de 
arte  grammatica;  diesen  folgt  mit  dem  Titel  |  4De  literis  graecis  ac  diphthongis'  usw.  der 
grammatische  Theil  des  aldinischen  Anhangs,  mit  der  Ueberschrift  alphabetum  graecvm, 
dann  die  abbreviationes  perpvlchrae  scitv  ...  in  iine  versus ;  die  Einleitung  des  Aldus 
und  die  Lesestücke  sind  weggelassen. 

*  Derselbe  Drucker  hat  später  'Hagenau  ex  Academia  Thomae  Anshelmf  den  Anhang 
des  Aldus  genauer  abgedruckt:  contenta  De  Literis  Graecis  ac  Diphthongis  usw.;  auf  der 
2.  Seite  eine  Vorrede  des  Joh.  Setzerus  Lauchensis,  S.  3  der  grammatische  Theil  beginnend 
alphabetvm  graecvm,  die  abbreviationes  und  die  Lesestücke,  denen  das  kurze  Gebet  'Ad 
archangelum:  TCbv  ovqccvlcöv  6xquxi(öv  beigesetzt  ist;  auf  der  Rückseite  beginnt  die 
Introductio  perbrevis  ad  hebraicam  linguam. 

*  Elementale  Introductorium  in  Dominum  et  verborum  declinationes  Graecas.  Dies 
Büchlein  soll  Schürer  in  Strassburg  schon  1512  gedruckt  haben;  mir  liegen  3  Ausgaben 
vor:  Argentorati  Ex  aedibus  Schürerianis  mense  Maio  An.  1513;  Argentorati  Apud  Schüre- 
rium  mense  Octobri  Anno  1515;  Selestadii  in  aedibus  Lazari  Schürerii  Anno  1520.  In 
der  Ausgabe  von  1513  ist  von  Aldus  nur  der  grammatische  Theil  aufgenommen,  in  den 
Ausgaben  von  1515  und  1520  noch  die  Abbreviationes  perpulchrae  sei  tu  ...  in  fine  versus. 
Dagegen  ist  im  Alphabet  und  sonst  tabellenartige  Anordnung  eingeführt,  dann  sind  am 
Schlüsse  zugesetzt  Regeln  De  accentibus;  De  Articulis;  De  genere,  numero  et  casu;  endlich, 
was  hinfort  bleibt,  der  Numerus  Graecorum\  In  den  Ausgaben  von  1515  und  1520  ist 
zwischen  dem  Numerus  Graecorum  und  vor  den  schliessenden  Abbreviationes  ein  langes 
Stück  eingeschoben,  welches  auf  dem  Titelblatt  bezeichnet  ist  als:  Hieronymi  Aleandri 
Mottensis  tabulae. 

*  1 5 1 7  Eucharius  Cervicornus  in  Köln  hat  in  dem  oben  S.  1 5  beschriebenen  Büch- 
lein aus  dem  Anhang  des  Aldus  abgedruckt    die    oben  S.   16  mit  no  1,  2  und  3    bezeich- 


HENRICUS    STEPHANUS    ÜBER    DIE   REGII    TYPI    GRAECI.  31 

neten  Stücke;  no  4  'Quemadmodum  literae  ac  diphthongi  graecae  in  latinum  transferantur' 
hat  er  weggelassen;  die  'abbreviationes  perpulchrae  scitu  ...  in  fine  dictionis'  hat  er 
aufgenommen;  die  Lesestücke  hat  er  zum  Theil  geändert;  dann  hat  er  die  von  Wolfgang 
Faber  umgearbeitete  Institutio  in  literas  Hebraeas  beigegeben. 

An  diese  süddeutschen  Einzeldrucke1)  schliessen  sich  noch  die  S.  15  aufgeführten 
Drucke  Frobens  in  Basel  1518,  15 20  und  1522;  dann  beginnt  die  Kette  der  in  Paris 
oder  in  andern  Städten  Frankreichs  gedruckten  Alphabeta  Graeca. 

(Titel)  Aldus  hat  diesem  Anhang  keinen  Titel,  sondern  nur  eine  Inhaltsübersicht 
vorgesetzt.  Den  vermissten  Titel  bildete  Schürer  selbst  mit  seinem  4Elementale  Introduc- 
torium';  Gourmont  hatte  schon  um  1510  die  Überschrift  der  Buchstabenreihe,  welche  den 
Anhang  eröffnet,  keck  als  grossgedruckten  Haupttitel  für  den  hebräischen  und  griechischen 
Theil  genommen :  Salphabetvm  hebraicvm  et  graecvm',  und  dieser  Titel  wurde  bald  Mode, 
obgleich  er  falsch  ist. 

Der  grammatische  Theil  des  aldinischen  Textes  ist  von  Gourmont  fast  gänzlich 
verlassen,  dagegen  von  den  Andern  mehr  oder  minder  wörtlich  und  vollständig  festgehalten. 
In  der  Ausgabe  des  Aldus  von  1523  steht,  unmittelbar  vor  den  Abbreviationes,  ein  Zusatz 
von  7  Zeilen  4Sed  an  diphthongos  et  srjoav  vocaleis,  ut  nunc  nos  pronuntiamus  (d.  h.  neu- 
griechisch), antiqui  quoque  pronuntiaverint,  in  fragmentis  nostris  disputaturi  Burnus'  etc. 
Denselben  Zusatz  finde  ich  in  dem  Einzeldrucke  des  Aldus  und  in  dem  Drucke  des  Thomas 
Wesalie   ohne  Jahr,    sonst    nicht.         Die  Lesestücke  des  Aldus  finden  sich  überall  wieder. 

Der  wichtigste  Theil  ist  für  uns  der  typographische:  die  Abbreviationes.      Bei 

einem  Neudrucke  dieses  Anhanges  hatte  es  am  leichtesten  die  aldinische  Druckerei  selbst; 
doch  finden  sich  in  dem  mir  vorliegenden  Drucke  des  Aldus  3  verschiedene  Fassungen 
dieser  Abbreviationes:  1)  1495  im  Anhang  zum  Laskaris,  dem  1.  griechischen  Drucke  des 
Aldus;  die  Vorrede  kündigt  an:  'addidimus  etiam  abbreviationes  sei  tu  quidem  pulcherrimas'. 
Eine  Seite  derselben,  mit  dem  Schlüsse  'Plurimas  conuexiones  praetennisi  quia  sunt  per- 
faciles  scitu\  ist  photographirt  bei  R  Proctor,  The  Printing  of  Greek  in  the  15.  Century, 
1900  Taf.   14.  2)    Die    Ausgabe    von    1501    enthält    dieselbe   Ankündigung;    der  Titel 

lautet:  Abbreviationes  perpulchrae  scitu,  quibus  frequentissime  graeci  utuntur  indifferenter  et 
in  prineipio  et  in  medio  et  in  fine  uersus.  Der  Reihe  von  1495  ist  hier  eine  grosse  Zahl 
neuer  Zeichen  hinten  angesetzt.  3)    In    dem    mir    vorliegenden    Ausschnitt    ohne    Jahr 

(1514?)  und  in  dem  Drucke  von  1523  lautet  die  Ankündigung:  Addidimus  etiam  abbre- 
viationes, ut  facilius  graeca  legere  perdiscatis.  Der  Titel  lautet  wie  oben ;  nur  statt  'in  fine 
versus*  ist  gesetzt:  in  fine  dictionis.  Die  1.  Hälfte  der  Reihe  stimmt  mit  1501  überein;  die 
folgenden  Zeichen  sind  theils  andere,  theils  stehen  sie  in  anderer  Ordnung,  als  in   1501. 

Die  andern  Druckereien  waren  in  einer  eigenthümlichen  Lage.  Wollten  sie  nur  einen 
genauen  Abdruck  des  aldinischen  Werkes  geben,  so  mussten  sie  sämmtliche  aldinische 
Zeichen  nachschneiden  und  dieselbe  Zahl  in  derselben  Ordnung  geben.  Das  war  theuer  und 
umständlich.  So  Hessen  manche  das  Stück  weg,  wie  Thomas  Wesalie.  Er  hätte  ja  keines 
dieser  Zeichen  neben  seinen  steifen  accentlosen  griechischen  Buchstaben  verwenden  können. 

Die  Drucker,  welche  den  Anhang  des  Aldus  als  ihr  geistiges  Eigenthum  herausgaben, 
konnten  freier  vorgehen;  sie  konnten  die  Zeichen  ja  sonst  auch  brauchen.  Desshalb  liessen 
sie  die  Zeichen  des  Aldus,  alle  oder  zum  Theil,  mehr  oder  minder  getreu  nachschneiden 
oder  setzten  auch  neugeschnittene  dazu,  entweder  in  der  Ordnung  des  Aldus  oder  in  neuer 
Anordnung.  Am  freiesten  verfuhr  G  o  u  r  m  o  n  t :  in  der  Form,  der  Zahl  und  der  Ordnung 
der  Zeichen  weicht  er  am  stärksten  von  Aldus  ab ;  z.  B.  ordnet  er  die  Zeichen  darnach,  ob 
sie  mit  Vocal,  Diphthong  oder  mit  Consonant  anfangen.  Thomas  Anshelmus  gibt  1512 
in  Tübingen  und  später  (ohne  Jalir)  in  Hagenau  in  etwas  andern  Formen  dieselbe  Zahl  von 


1)  Der  Katalog  des  Brit.  Museums  verzeichnet  unter  Manutius,   De  literis  graecis  .  .  . ,   auch 
einen  Druck:  Paris  1513  Poncet  de  Preux. 


32  WILHELM  METER,    HENRICÜS   STEPHANUS   ÜBER   DIE  REGII  TYPI   QRAECL 

Zeichen  in  der  gleichen  Ordnung,  wie  Aldus  1501.  Schürer  gibt  in  dem  Elementale  Intro- 
ductorium  1515  und  1520  bis  zu  xa  trjg  dieselbe  Zahl  von  Zeichen  in  derselben  Ordnung  wie 
Aldus  1501,  von  xa  xi?g  ab  nur  eine  Auslese;  am  Schluss  setzt  er  1515  nur  das  Zeichen 
ftir  os,  1520  noch  etwa  10  andere  Zeichen  zu.  Cervicornus,  Köln  1517,  stimmt  bis  ei 
xi  mit  Aldus  1501  und  1523  überein;  die  folgenden  Zeichen  stimmen  nicht  mit  Aldus 
1501  oder  1523  überein,  weder  in  der  Zahl  noch  in  der  Reihenfolge. 

Auch  hier  zeigt  sich  der  Weg,  den  die  griechische  Typographie  im  16.  Jahrhundert 
ging.  Nördlich  der  Alpen  wird  anfänglich  nicht  nur  in  der  Form  der  einzelnen  Buchstaben, 
sondern  auch  in  der  Form  und  sogar  in  der  Auswahl  der  Abkürzungen  und  der  Ligaturen 
das  Vorbild  des  Aldus  streng  eingehalten.  Geschickte  Stempelschneider  gabs  nördlich  der 
Alpen  genug:  allein  man  hatte  da  sehr  wenig  griechische  Handschriften,  und  wo  fand  sich 
ein  Mann,  der  als  Kenner  griechischer  Handschriften  Autorität  genug  besass,  neue  Formen 
der  griechischen  Buchstaben  oder  der  andern  Schriftzeichen  angeben  zu  dürfen?  Erst 
später,  als  Franz  I.  Griechen,  welche  als  Gelehrte  oder  als  Schreibkünstler  grosses  Ansehen 
besassen,  nach  Paris  gerufen  hatte,  als  er  ebenda  einen  Schatz  trefflicher  Handschriften 
gesammelt  hatte,  war  in  Paris  die  Möglichkeit  geboten,  dass  hier  die  griechische  Typographie 
sich  von  Aldus  unabhängig  machte  und  eigene  Wege  ging.  Unter  dem  Schutze  dieses 
Königs  haben  dann  Robert  Stephanus  Angelus  Vergecius  und  Garamond,  die  Zahl  der 
Abkürzungen  stark  vermindernd,  dagegen  die  der  Ligaturen  stark  vermehrend,  in  den  drei 
Grössen  der  Regii  Typi  Graeci  1542 — 1550  eine  neue  griechische  Druckschrift  geschaffen, 
welche  den  Anforderungen  so  vollkommen  entsprach,  dass  sie  über  200  Jahre  nicht  nur  in 
Paris,  sondern  in  ganz  Europa  geherrscht  hat. 


Übersicht. 

S.  3:   Das  göttinger  Autograph  des  Henr.  Stephanus  und  die  beigeschriebenen  Äusserungen 

desselben  über  die  Regii  Typi  Graeci;  dazu  Tafel  1. 
8.  6 :  Die  Regii  Typi  Graeci:  ihr  Anfang  und  ihre  3  Arten  (dazu  Tafel  2),  S.  9  geschnitten 

von  Garamond,   entworfen  von  Angelus  Vergecius  (S.  11   nicht  von  Henr.  Stephanus,    wie 

Didot  erfunden  hat),    S.  13    gebraucht   oder  nachgeahmt   von  Plantin,   Wechel   und   von 

vielen  Anderen. 
S.  14 :   Die  Alphabeta  Graeca   des   16.  Jahrhunderts,   hauptsächlich   als   Typenverzeichnisse 

der  griechischen  Druckereien;   besonders  die  stephanischen  (S.  19/20  das  1550  gedruckte), 

als  Musterbücher  der  Regii  Typi  Graeci  (mit  Nachtrag  auf  S.  30). 
8.  24:  Die  Ligaturen  der  griechischen  Buchstaben  in  den  Handschriften  und  in  den  Regii  Typi. 
S.  28:  Das  Ende  der  Ligaturen  und  der  Regii  Typi  Graeci. 

S.  30:  Nachtrag  über  den  Anhang  des  Aldus  Manutius  als  den  Anfang  der  Alphabeta  Graeca. 
Tafel  1 :    Eintragung  auf  Blatt  14b   in   dem  Göttinger  Exemplar   des   von  Robert  Stephanus  1550 

gedruckten  griechischen  N.  Testaments  (s.  8.  3-^-6). 
Tafel  2:    Seite   IIB   aus   dem   2.   Theil   des   von   R.  Stephanus    1550  gedruckten  N.   Testaments 

(s.  S.  8/9). 


Abhdlgn.  d.  K.  Gx.  d   Wiss.  zu  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.  N.  F.    Band  VI.  2. 


Taf.    1 


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VfeiV/majDiö'cAe  Buchhandlung,  Berlin. 


Reproduktion  von  J.  K.  Olirrm-ttcr    München. 


Aiitftgn.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  m*  Göttingen.    Phü.-hist.  Kl.  N.  F.    Band  VI.  2. 


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Vridmantuefts  ifeehAantHung,  Berlin.  Reproduktion  von  J.  a  Obaraeitar.  MODchi 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN 

PHILOLOGISCH-HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  VI.    Nro.  3. 


Ein  hochdeutsches  und  zwei  niederdeutsche  Lieder 

von  1563—1565 
aus  dem  siebenjährigen  nordischen  Kriege. 


Mit  einem  Anhang: 

Deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde. 


Von 


Hermann  Möller. 


Berlin, 

Weidmannsche   Buchhandlang. 

1902. 


Ein  hochdeutsches  und  zwei  niederdeutsche  Lieder 

von  1563—1565 
aus  dem  siebenjährigen  nordischen  Kriege. 

Mit  einem  Anhang: 

Deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde. 

Von 

Hermann  Möller. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  vom  12.  Juli  1902  durch  0.  Roethe. 

Einleitung. 

Von  deutschen  Liedern  und  Gedichten  aus  dem  siebenjährigen  Kriege  Däne- 
marks und  Lübecks  gegen  Schweden  1563 — 70  kannte  man  bisher  (abgesehn 
von  einer  hochdeutschen  Reimzeitung1))  zwei  hochdeutsche  und  ein  niederdeut- 
sches Lied  von  Teilnehmern  der  Begebenheiten  (oder  wusste  doch,  soweit  sie 
noch  nicht  herausgegeben  sind,  von  ihrem  Vorhandensein)  und  ein  niederdeutsches 
Spottgedicht. 

Unter  diesen  sind  die  von  dänischem  oder  lübschem  Standpunkte  aus  gedich- 
teten Lieder  bis  jetzt  noch  nicht  herausgegeben :  das  (von  Goedeke,  Grundr.  zur 
Gesch.  der  deutschen  Dichtung 2  II  305  unter  231  a  verzeichnete)  unten  unter  II 
abgedruckte  nd.  Lied  von  1564  von  einem  lübischen  Teilnehmer  der  Seeschlacht 
zwischen  Oland  und  Gotland  am  30.  und  31.  Mai,  und  das  unten  unter  III  her- 
ausgegebene (von  Goedeke  ebd.  unter  231b,  Weller  Annalen  I  S.  67  unter  292 
verzeichnete)  hd.  Lied  von  1565  von  der  Schlacht  auf  der  Falkenberger  Heide 
am  20.  Oktober. 

Herausgegeben  sind  die  beiden  von  schwedischem  Standpunkte  aus  abge- 
fassten  Gedichte,  das  nd.  Spottgedicht  und  ein  hd.  Lied  von  Oktober  1565  (verz. 
bei  Goedeke  a.  a.  0.  unter  232.  233) : 

1)  Diese  (von  £.  Weller,  Annalen  der  poet.  Nat.-Litt.  der  Deutschen  im  XVI.  und  XVII. 
Jahrh.,  Bd.  I  S.  70  unter  304  yerzeichnete)  'Newe  Zeittung'  8.  u.  im  Anhang  A. 

1* 


4  HEBMANN   MÖLLER, 

1.  'Ein  luftige  Hiftorie  tho  lefen,  wo  jnt  jar  Dre  vnd  f6ftich,  de  K6- 
ninck  van  Dennemarken  vnde  de  Könninck  tho  Schweden  mit  ein  ander  gekrieget 
hebben,  vnd  wo  de  Könninck  van  Dennemarken  grote  ehere,  rhom  vnd  Triumph 
mit  velen  groten  daden  erworuen  hefft,  vth  der  Könnincklichen  Cantzlie  tho 
Dennemarck  rymes  wyfe  fehr  kunftichlick  beschreuen,  van  dem  Erfamen,  Wol- 
wyfen,  Hochgelerden  vnd  Achtbaren  Hern  Johan  Frefen  Cantzler  in  Denne- 
marck .  .  .  Geprentet  tho  Kopenhagen  jm  jare  MDLXTTT  Mit  Königlicher  Maie- 
ilet tho  Dennemarck  Friheit  vnd  Priuilegio  in  acht  dagen  nicht  nathodrucken.' 
Dieses  witzige  nd.  Reimgedicht  von  606  Zeilen  vom  Ende  des  Jahres  1563,  das 
sich  als  vom  dänischen  Standpunkt  aus  geschrieben  ausgibt  (indem  Friedrich  II. 
vnfe  Köning  genannt  wird,  u.  s.  w.)  ist  in  Wirklichkeit  weder  vom  Kanzler  Friis 
gedichtet x)  noch  zu  Kopenhagen  gedruckt,  sondern  ein  vom  schwedischen  Stand- 
punkte aus  verfasstes ,  in  Schweden  gedrucktes  Spottgedicht  auf  König  Fried- 
rich IL,  sein  und  des  Kanzlers  Friis  Verfahren  gegenüber  den  schwedischen  Ge- 
sandten (s.  u.  zu  I  23  e)  und  die  Kriegsführung  der  Dänen  im  ersten  Jahre  des 
Krieges  1563.  Einen,  ohne  Zweifel  den  ursprünglichen,  Druck  dieses  Gedichtes 
(3  Bogen  in  4°)  beschreibt  C.  Gr.  Warmholtz ,  Bibliotheca  historica  Sueo-Gothica 
Bd.  VI  (Stockholm  1791)  S.  62  ff.  unter  Nr.  3079  *).     Nach   einem   andern  Druck 

1)  J.  Friis,  1494—1570  (s.  H.  F.  Rördam  in  DBL  =  Dansk  biogr.  Lexikon  V  426—433)  war 
Kanzler  unter  den  drei  Königen  Friedrich  I.,  Christian  III.,  Friedrich  IL  (Verse  von  ihm  gegen 
eine  schwedische  histor.  Darstellung  unter  König  Gustav  I.  Wasa  (f  1560)  finden  sich  von  Vedel 
unter  losen  Notizen  aufgezeichnet,  s.  Rördam,  Monumenta  hist  Danicae  II  186: 

Hos  Rithmos  composuü  Dn.  Canceüarius  contra  Chronica  Gustaui  Sueci. 

....  Kong  Gustaff  äff  Suerig  den  mectige  mand  Han  loed  sin  vilie  kiende,  En  krenick 
screff  hand  met  egen  haand,  I  Danmarck  ind  at  sende. 

Hand  spotter  saa  mangen  erlig  mand  I  Danmarckis  kongis  rige,  Han  er  nu  groed  saa 
heyt  paa  stand,  Hand  mien,  hand  haffuer  ey  lige.) 

2)  Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  befand  sich  nach  Warmholtz'  Beschreibung  eine  Kari- 
katur des  dänischen  Wappens:  drei  unbestimmbare  Tiere  statt  der  (dänischen)  drei  Löwen,  drei 
Narrenkappen  statt  der  (schwedischen)  drei  Kronen,  ein  Affe  mit  einem  Dreschflegel  statt  des  (nor- 
wegischen) Löwen  mit  der  Hellebarde,  eine  an  einem  Seil  hängende  Gans  statt  des  Schwans  (für 
Stormarn),  ein  Wolf  (jedenfalls  an  Stelle  des  Oldenburger  Löwen)  u.  a. ;  darüber  eine  Parodie  des 
Namens  und  Titels  des  Königs  Friedrich  IL:  '.  .  .  Fredbrect  de  Ander,  Koninck  tho  Dremarken 
.  .  .  vnd  Stornier  der  Detmerfchen  [statt  (Hertogh  tho)  Stormern  vnd  der  Detmerfchen]  . .  .'  Ueber 
eine  Karikatur  des  dänischen  Wappens,  die  mit  der  in  diesem  Drucke  ohne  Zweifel  identisch  ist, 
berichtet  der  Admiral  Herluf  Trolle  an  König  Friedrich  am  20.  Juli  1564  (Danske  Magazin  III, 
Kiebenhavn  1 747,  S.  253) :  ' Jeg  herer,  att  Koning  Erick  haffuer  laditt  trycke  Etthers  Kongl.  Maifte. 
Waben  .  .  .  Farft  3.  Laffuer,  ther  y  Steden  3.  Reffue,  3.  Kroner,  ther  y  Steden  3.  Narrekapper,  1 
Leffue  mett  Hellebordt,  ther  y  Steden  en  Vgle  mett  en  Plegell,  En  Suane,  ther  y  Steden  etc.  mett 
mere  Vbefkedenhed,  ther  icke  harfomeligt  er,  oc  er  ingen  Tuiffl,  at  Gud  jo  ftraffer  alt  thette  mett 
mere  Vtilberlighed,  fom  Gud  icke  lader  vftraffet\  Ueber  dieselbe  Karikatur  berichtet  der  Edelmann 
Zacharias  Gleifsenberger  aus  Görlitz  vor  dem  Rat  zu  Görlitz  d.  31.  März  1565  (Rördam,  2  Rsekke  1 717), 
'derKunig  zuSchwedenn  habe  dem  Konige  zu  Dennemarcken  ein  waffen  malen  lassenn,  vnnd  darin  n 
setzenn  lassen  drei  Katzenn,  auch  dre  Lewen  mith  narren  kapfen,  vnnd  den  Lewenn  einen  flegell  inn 
die  Klawenn,  damit  sie  die  drei  katzen  hinauss  treibenn,  auch  in  das  waffen  drei  narrenkapfen  malenn 
lassenn.  Er  habe  auch  dem  Konig  zu  Dennemarcken  einen  newen  Titell  gegebenn,  nemblich  Her 
Friedtbrecher,  vonn  Gots  gnadenn  Konig  zu  Draymarckenn,  Nothwegenn,  Stormarrn,  in  Dithmarschen.' 


BIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  5 

(von  dem  ein  Exemplar  in  der  Kgl.  Bibl.  zu  Stockholm,  eingeheftet  in  eine  Hs. 
von  Daniel  Hunds  Reimchronik)  ist  das  Gedicht  herausgegeben  von  F.  A.  Dahl- 
gren  in  den  Samlingar  utgifna  af  svenska  fornskrift  -  sällskapet  III,  Heft  3, 
Stockh.  1847,  8°,  S.  159— 1781). 

2.  Das  Warberger  Lied,  ein  hd.  Lied  von  1565  von  der  Belagerung 
und  Erstürmung  der  Stadt  (22. — 28.  Aug.)  und  des  Schlosses  (13. — 16.  Sept.) 
Warberg  in  Halland  durch  die  Schweden  und  Daniel  Ranzaus  vergeblichem  Ver- 
such dieses  wieder  zu  erobern  (23.  Sept.— 18.  Okt.)  (gedichtet  vor  dem  20.  Okt. 
und  dem  hd.  Liede  III  von  der  Schlacht  auf  der  Falkenberger  Heide):  'Ein 
newes  liedt.  Wie  des  Durchleuchtigften ,  Hochgebornen  vnd  Grofmechtigiten 
Furften  vnd  Hern,  Hern  ERICHS  des  Vierzehenden  zu  Schweden,  .  .  .  kriegs- 
volck,  beide  Stadt  vnd  Schlos  Wardberg,  in  Hallandt  gelegen,  im  fturm  mit  ge- 
walt  erobert,  vnd  zu  der  Chron  Schweden,  dar  zu  es  von  alters  mit  rechte  ge- 
hört, widergebracht  ift,  Gefchehen  im  Funfzehenhunderften  vnd  funfvndfechtzigften 
jhar.  Durch  Paul  Schützen  von  Leiptzig.  Im  Thon  vom  Pentzenawer'  *).  64 
achtzeilige  Strophen.  Exemplar  des  Druckes  (4°)  in  der  Kgl.  Bibl.  zu  Stock- 
holm (eingeheftet  in  dieselbe  Hs.  von  Daniel  Hunds  Reimchronik,  wie  die  Lu- 
stige Historie),  herausg.  von  F.  A.  Dahlgren  in  demselben  Hefte  der  Samlingar 
III  3  S.  179—193. 

Von  folgenden  entfernter  mit  dem  nordischen  Kriege  zusammenhängenden  Liedern,  die  nicht 
epischen  Bericht  enthalten,  sehen  wir  hier  ah: 

1.  Ein  Nye  Ledt,  Daryn  anget&get  wert  de  gruwfame  Schlacht,  daryn  veel  Lade  vmbgekamen 
fynt,  van  Mans  vnde  Frouwen,  ock  yungen  Kindern,  etc.  Im  Thone,  Ick  Hundt  an  einem  Morgen8). 
Nu  wil  ick  auer  ßngen,  Vnd  doch  mit  kiener  frowdt,  13  siebenzeilige  Strophen,  nach  dem  Akro. 
stichon  von  Niklaos  Schon  gedichtet.  Inhalt4):  allgemeine  Klagen  über  Pestilenz,  Teurung  und 
Kriege,  welche  als  Strafen  Gottes  und  Vorboten  des  jüngsten  Gerichts  bezeichnet  werden;  kein 
Name,  nur  in  Str.  2  die  persönliche  Bemerkung :  Ick  bin  van  vofftich  Jaren.  Das  Lied  ist  zu- 
sammen mit  einem  andern  Liede  Ick  arme  Sunder  beklag  my  fehr ,  wo  fchal  my  nu  gefchehen. 
Im  Thone,  Ick  armes  Medtlin  beklage  my  fehr5),  gedruckt  1564  zu  Lübeck  durch  Joh.  Balhorn 
(4  Bl.  8°).    Exemplar  Berlin  Kgl.  Bibl.  Ye  3866  (Goedeke  229  c). 

2.  a)  Ein  nie  Hamborger  leed  =  Hamburger  Spottgedicht  auf  Lübeck  wegen  dessen 
Beteiligung  am  dänisch-schwedischen  Kriege :  Mit  truwren  moet  ick  fingen,  18  siebenzeilige  Strophen, 
gedichtet  ohne  Zweifel  zum  äolischen  (=  Moll-)Ton  'Mit  lull  fo   wil  ich   fingen'  (Lil.  Nachtr.  Nr. 


1)  Lübben  gibt  im  Mnd.  Wb.  Citate  aus  der  Lustigen  Historie  unter  der  Bezeichnung  'Joh. 
Friis',  z.  B.  s.  v.  bewandt  (s.  bewenden),  bodeme,  drummel,  hutte  mit  der  mutte,  plöchbengel,  rusch, 
schermutzel,  Veiten. 

2)  Den  Benzenauerton ,  in  ionischer  Tonart,  transponiert  (=  Fdur)  s.  bei  R.  v.  Liliencron, 
Die  historischen  Volkslieder  der  Deutschen,  Nachtrag  Nr.  XIII;  desselben  Deutsches  Leben  im 
Volkslied  um  1530  (Kürschner  Deutsche  Nat.-Litt.  Bd.  13)  Nr.  11;  Böhme  Nr.  881.  Der  Ton  des 
vielgesungenen  Liedes  vom  tapfern  Verteidiger  Kuf Steins  1504  ist  mehrfach  besonders  zu  Liedern 
von  Belagerungen  und  Erstürmungen  von  Burgen,  wie  das  Warberger,  verwandt  worden. 

3)  Die  im  16.  Jahrh.  sehr  viel  benutzte  phrygische  Melodie  8.  Liliencr.  Nachtrag  Nr.  L, 
Böhme  Nr.  269. 

4)  Nach  freundlicher  Mitteilung  von  Joh.  Bolte.     Vgl.  auch  Allg.  d.  Biegr.  32, 386. 

5)  Vgl.  Ph.  Wackernagel,  Das  deutsche  Kirchenlied  III  Nr.  1005  ff.,  IV  Nr.  1089. 


6  HERMANN   MÖLLER, 

LXV).  Als  Dichter  wird  von  dem  folgenden  Lübecker  Liede  (Magister)  Helmcke  (Str.  12.  13.  17) 
oder  'ein  vngenant  vt  Meifter  Helmkens  fchole'  (Str.  1)  bezeichnet. 

b)  Der  Lubfchen  antwort:  Mit  truwren  moet  ick  reden,  19  achtzeilige  Strophen1). 

Beide  Lieder  (Goedeke  227)  sind  zusammen  nach  einer  Hamburger  Abschrift  von  1654  her- 
ausgegeben in  der  Zeitschr.  des  Vereins  für  hamburg.  Geschichte  II,  Hamb.  1847,  S.  292 — 300.  Der 
Herausgeber  erschliesst  S.  293  als  Zeit  der  Abfassung  des  Lübecker  Liedes  das  Jahr  1569  aus 
dessen  Str.  8s:  dl  waerde  idt  fouen  jaer.  Aber  das  Lübecker  Lied  ist,  da  es  sich  in  den  einzelnen 
Strophen  genau  auf  das  Hamburger  Lied  bezieht,  gewiss  nicht  lange  nach  diesem  gedichtet,  und 
ein  Hamburger  Spottlied,  das  mit  dem  uns  vorliegenden  ohne  Zweifel  identisch  ist,  wird  von  der 
Chronik  des  Lübischen  Bürgermeisters  Gotthard  von  Hüvel*)  S.  36  bereits  zum  Jahre  1565  erwähnt 
in  der  folgenden  Notiz,  deren  letzter  Zusatz  wenigstens  freilich  nicht  vor  1571  geschrieben  ist  (vgl. 
ebd.  S.  43  unten):  'De  van  Hamb.  hebben  ein  ledt  lathen  vthgan,  wormit  fe  den  Lub.  fpotzig  vor- 
geworpen,  dat  fe  fick  mit  dem  Kon.  van  Dennemar.  vorbunden  kegen  den  Kon.  van  Schweden,  vnd 
offentlick  in  fulekem  fchantlede  fick  vornemen  laten,  idt  konde  kein  frede  gemaket  werden,  de  Hain- 
borg, moften  den  darmit  thokamen,  vnd  in  dem  frede  begrepen  warden8).  Auerft  de  Kon.  van 
Den.  rev  enen  fodaenen  homot  na  der  tidt  redelick  in,  we  hernegeft  fchal  gedacht  werden;  alfo 
dat  den  Hamborgern  duth  frolockent  auer  de  hundertdufent  daler  gekoftet  hefft'.  Ihrem  Inhalt 
nach  zu  schliessen  sind  beide  Lieder  eher  aus  dem  dritten  oder  einem  noch  früheren  als  aus  einem 
späteren  Jahre  des  Krieges  (sicher  ist  das  Hamburger  und  am  wahrscheinlichsten  auch  das  Lü- 
becker Lied  vor  der  Absetzung  Erichs  XIV.  1508  gedichtet):  die  Zahl  'sieben'  in  dem  oben  ange- 
führten Verse  ist  wahrscheinlich  erst  nach  der  Beendigung  des  Krieges  eingesetzt  worden;  ur- 
sprünglich wird  der  Lübecker  Dichter  gesagt  haben  'aZ  waerde  idt  (oder  de  krig)  dre  jder1  (oder 
statt  dre  eine  andre  einsilbige  Zahl  von  2  bis  6)  'wenn  der  Krieg  auch  .  .  .  Jahre  dauerte'. 

3.    Gedichte  zum  Friedensschluss  von  Andreas  Bertholdt  von  Oschatz: 

a)  Lob-  vnd  Danckpfalmen,  Auff  den  Frieden,  welcher  Löblich  zu  alten  Stettin,  abgehandelt, 
einhelliglichen  getroffen,  vnd  endtlich  befchloffen  ift  worden,  Am  Tage  Luciae  Otiliae,  welcher  war 
den  13.  Monats  tag  Decembris,  .  .  .  Anno  1570.  (Zum  Schluss:)  Andreas  Bertholdt  von  Ofchatz 
Modiita.    6  Bl.  4°.    Kopenh.,  Kgl.  Bibl.  Hjelmstjernes  Sammlung  2116. 

b)  Newe  zeitung  vnd  Befchreibung  Von  den  Friedeshandelftag  zu  Stettin  • .  .  wegen  der  Reichen 
Dennemarcken  vnd  Schweden  fiebenjerige,  vnd  nun  Gott  lob  vertragenen  vnd  hingelegten  Kriege  : 
Sieben  herrlicher  Geticht,  von  Krieg  vnd  Friede.  Durch  Andream  Bertholdum,  von  Ofchatz,  Modi- 
flam  jtziger  zeit  Deutfcher  Schulmeifter  zu  alten  Stettin.  (Zum  Schluss :)  Gedruckt  in  der  Keyfer- 
lichen  Freyen  Reichs  Stadt  Lübeck,  durch  Johan  Balhorn,  1571.  4°.  Kopenh.  Kgl.  Bibl.,  Hjelm- 
stjernes Saml.  2117. 

Zu  den  oben  angeführten  Gedichten  kommt  nun  noch  ein  weiteres,  in  einer 
gleichzeitigen  wörtlichen  hd.  Uebersetzung  handschriftlich  von  mir  gefundenes, 
vom  dänischen  Standpunkte  aus  gedichtetes  nd.  Lied  aus  dem  ersten  Kriegsjahre, 


1 )  Jedenfalls ,  mit  zweimal  gesungener  vorletzter  Zeile ,  ebenso  gesungen  wie  das  Lübecker 
Lied  von  1534  gegen  Wullenwever  (Lil.  454)  'Nu  moet  ick  aver  ßngen\  d.  i.  ohne  Zweifel  zum 
ionischen  Ton  der  Tagweise  'Frölich  fo  wil  ich  fingen',  in  welchem  vor  allen  das  Lied  von  König 
Ludwig  von  Ungarn  1526  gesungen  ward  (Lil.  Nachtr.  Nr.  XL1,  Böhme  Nr.  602.  Der  Schluss  der 
Melodie,  der  Liliencron  'rhythmisch  zweifelhaft*  ist,  ist  anzusetzen  wie  in  Erk- Böhme,  Deutscher 
Liederhort  11  Nr.  276  S.  79  geschehen). 

2)  Herausg.  von  A.  Fahne,  Die  Herren  und  Freiherren  von  Hövel,  Cöln  1856,  Band  III. 

3)  Bezieht  sich  auf  Str.  12  5 — 7  des  Hamburger  Liedes: 

Gy  bringent  idt  nicht  thom  frede, 
De  Hamborgr  ünt  den  darmede 
Perfonlich  in  deme  verdrach. 


EIN    HOCHDEUTSCHES    UND    ZWEI    NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  7 

das  älter  als  alle  vorhergenannten  und  vom  Spottliede  vorausgesetzt  wird.  Mit 
diesem  Liede  von  November  1563  (I)  sollen  hier  die  beiden  andern  noch  nicht 
herausgegebenen  Lieder  aus  demselben  Kriege,  das  nd.  Lied  von  Juni  1564  (II) 
und  das  hd.  von  Ende  Oktober  1565  (III),  zusammen  publicirt  werden1). 


I. 

Das  BEalmstader  Ijied  (1563). 

Das  dänische  Landheer  bestand  zum  grössten  Teile  aus  deutschen  Lands- 
knechten und  Reitern2).  Einer  von  diesen,  ein  Teilnehmer  der  kriegerischen 
Begebenheiten  in  der  ersten  Hälfte  des  November  1563,  die  sich  an  die  Belage- 
rung Halmstads  durch  Erich  XIV.  anschlössen,  hat  unmittelbar  darauf,  Mitte  Nov., 
zum  Martinstage  (Str.  26  i),  diese  Begebenheiten  in  einem  Liede  von  27  Strophen 
besungen.  Der  Dichter  war  ohne  Zweifel  nicht  ein  Reiter  Günthers  von  Schwarz- 


1)  Da  sich  bei  Goedeke  nicht  angegeben  findet,  welche  Bibliotheken  Exemplare  der  Drucke 
dieser  beiden  letzteren  Lieder  besitzen,  wandte  ich  mich  an  Johannes  Bolte  als  den  ausgezeichneten 
Bibliothekenkenner  mit  der  Bitte  mir  die  beiden  Lieder  nachzuweisen.  Derselbe  hatte  darauf  die 
Güte  mir  umgehends  nicht  allein  den  Nachweis  der  Exemplare  der  Kgl.  Bibl.  zu  Berlin,  sondern 
auch  zugleich  Abschriften  der  Drucke  zu  senden,  die  ich  mit  seiner  Genehmigung  der  Ausgabe 
der  Lieder  II  und  in  zu  Grunde  lege.  Für  seine  Freundlichkeit  danke  ich  ihm  auch  an  dieser 
Stelle  aufs  herzlichste. 

2)  Vgl.  Axel  Gyldenstjerne  (in  Mag.  Jon  Tursens  Bearbeitung,  kurz  nach  1570),  ed. 
H.  Rördam,  Monumenta  hist.  Dan.  II,  Kbh.  1875,  S.  261:  'Aar  effter  Guds  biurd  MDLxiij  strax 
paa  foraarit  loed  Kong  Frederich  forsamle  saa  meget  fremmed  Krigsfolch,  baade  Rytter  og  Knecte, 
äff  den  hele  Tydske  Nation,  at  aldrig  tilforn  var  der  nogen  sinde  saadan  störe  Krigsmact  forsamled 
paa  en  tid  i  Danmarch  och  saa  vel  berysted,  som  vor  da  iij  Regimenter  knecte,  wel  lx  fennicker 
äff  de  beste,  som  Jergen  van  Holle,  Helmer  Mannichhuszen  och  Daniel  Randtzou  vor  Offuerste  for; 
ix  Suader  Ryttere,  som  Greif  Gynther  äff  Suartzborig  ferde  her  ind  wdi  Riget,  .  .  .'  Gotthard 
von  Hövel,  Chronik  (bis  1565  von  Reimar  Kock)  S.  32  (1563):  'In  duBer  tidt  hefft  de  Kon.  van 
Dennemarck  in  Dudefcher  Nation  laten  annehmen  dree  regemente  der  knechte;  in  ider  regemente 
fin  gewefen  20  fenlin  knechte ;  duBe  fin  alle  vth  Averlande,  ock  Gelderen,  Vtrecht,  Bremen  thohope 
gefammelt  und  dorch  Lübeck  in  dat  landt  tho  Holften  gelopen.'  Die  Lustige  Historie  erwähnt 
bei  Besprechung  der  in  unserm  Liede  Str.  10  ff.  erzählten  Begebenheiten  (S.  172)  'alle  (ine  (König 
Friedrichs)  Dudefche  Ruter'  und  'all  fine  macht,  de  he  vth  Dudefchlandt  vnd  Dennemarck  hedde 
thofamen  bracht'  (s.  u.  zu  10  b).  Vgl.  noch  Erasmi  Lseti  (Rasmus  Glad,  1526—82)  Rer.  Danicar. 
libri  XI,  Francof.  ad  M.  1573,  1.  VI  p.  293: 

Intereä  accitas  Germana  ex  gente  cohortes 
Invictoßq.  equites  &  plurima  figna  pedeftris 
Militise  in  regnum  Rex  introducit,  .  .  . 
Huc  fe  igitur  primis  Suuatzburgius  intulit  armis 
Guntherus,  veteri  maiorum  clarus  ab  ortu:  .  .  . 
Hunc  iuxtä  celebri  iam  setate  Georgras,  &  re 
Perpetuoq.  vfu  bellorum  haud  impiger  Holms  .  .  . 


8  HEBMANN   MÖLLER, 

barg,  sondern  diente  als  Landsknecht  im  Regiment  des  Jürgen  von  Holle  *).  Das 
Lied  wird,  da  die  Lustige  Historie  vom  Ende  desselben  Jahres ')  es  voraussetzt, 
schwerlich  in  weiterer  Ferne,  vielmehr  entweder  in  Kopenhagen  oder  noch  näher 
in  Malmö  (dem  einzigen  damaligen  Druckorte  der  schonischen  Provinzen)  ge- 
druckt sein.  Der  Verfasser  der  Lustigen  Historie  gedenkt  zu  Anfang  Z.  1  ff. 
verschiedener  vor  kurzem  im  Druck  erschienener  (vom  dänischen  Standpunkte 
aus  abgefasster)  Lieder  und  Gedichte  (von  denen  das  unsre  eines  gewesen  ist), 
denen  gegenüber  er  (als  'Kanzler  Johan  Friis')  die  Tatsachen  besser  als  ein  an- 
derer von  seiner  Nation  (der  dänischen)  und  der  Wahrheit  gemäss  darstellen 
könne  und  wolle8).     Direkte  Beziehungen  dieser  Lust.  Historie  zum  Inhalte  un- 

1)  Nur  diese  beiden  Führer  (vgl.  oben  S.  7  Anm.  2)  werden  in  Str.  19  und  20  mit  Namen  ge- 
nannt, der  Reiterführer  aber  wird  mit  dem  kurzen  Oraff  Gunter  van  Swarizborg  ock  mm  fach 
abgetan.  (Die  Landsknechte  Daniel  Ranzaus  kamen  für  die  Aktion  zu  spät,  da  sie  entfernter  in 
Ystad  lagen).    Vgl.  die  Anm.  S.  14,  nach  welcher  der  Dichter  wol  ein  Landsmann  v.  Holles  war. 

2)  Wie  Verfasser  und  Druckorf  könnte  freilich  auch  die  Jahreszahl  dieses  Spottgedichtes  fin- 
giert sein,  doch  könnte  es  spätestens  von  Anfang  1664  sein  (vgl.  oben  S.  4  Anm.  2) :  am  wahrschein- 
lichsten ist  das  Gedicht  wirklich  von  Ende  1563,  da  demselben  von  den  Begebenheiten  vom  Ende 
des  Jahres  1563  (nach  Mitte  Nov.)  und  von  1564  durchaus  nichts  bekannt  ist. 

3)  Lustige  Historie  Z.  lff.: 

DEwile  ick  in  korter  tiedt  hebbe  vorftan, 
Dat  vele  leder  vnd  gediente  fint  jn  druck  gegan, 
So  hebbe  ick  nicht  konen  vnderlaten, 
Van  hogen  faken  vnd  Ridderlicken  daden 
5  Ein  nie  gedieht  heuen  an  tho  fchriuen, 
Vnd  alle  tydt  by  der  warheit  tho  bliffuen. 
Beter  dan  jemandt  van  miner  Nation 
Wil  ick  antögen  alle  de  daden  fchon, 
So  vnfe  Koninck  mit  finer  groten  macht 
10  Hefft  jegen  de  Schwedifchen  Buren  tho  weg  gebracht,  .  .  . 
Vgl.  auch  den  Schluss  des  Titels  der  Lustigen  Historie:  'dar  dorch  he  klarlick  an  den  dach  gifft, 
wat  thouorn  dorch  de  andern  Schribenten  vnd  Poeten  vorfehen  vnd  nicht  fo  wol  vorfatet  ist'.    Da 
das  Spottgedicht  sich   als  'geprentet  tho  Kopenhagen'  ausgibt,   so  werden  also  einige,   oder  wird 
mindestens  eines  der  Lieder  und  Gedichte,  die  der  Verfasser  im  Auge  hat,  wirklich  zu  Kopenhagen 
gedruckt  gewesen  sein. 

Auch  der  (wol  Stockholmer)  Druck  des  Warberger  Liedes  von  Okt.  1565  (oben  Nr.  2)  setzt 
dänische  oder  im  dänischen  Sinne  gedichtete  Lieder  voraus,  die  der  Dichter  oder  Drucker  von 
seinem  Standpunkte  aus  als  der  Wahrheit  widerstreitend  betrachtet.    Auf  dem  Titelblatt  steht: 

Ad  Lectorem. 
Non  ego,  ceu  Danus,  pingam  mea  carmina  fueo. 

Fabulaque  in  cantu  non  erit  vlla  meo. 
Qu®  coram  afpexi  breuiter  tibi  candide  lector 
Pauca,  Ted  e  paucis  non  niü  vera  canam. 
In  diesem  Liede  selbst  heisst  es  zum  Schlüsse: 

Ir  kendt  der  Denen  fridtmachen  vnd  ir  Brieue  fo  klug, 

Wie  (ie  in  allen  fachen  feindt  eitel  voll  mit  betrug. 

54  Hir  mit  wil  ich  befchlieffen  diefes  mein  neu  gedieht. 

Thut  es  euch,  Denen,  verdrieffen,  das  acht  ich  itzt  gar  nicht; 

Die  warheit  mus  ich  fchreiben  Ob  ir  fchon  darumb  nicht  lacht. 

Dabey  las  ich  es  bleiben.  Ade  zu  guder  nacht  1 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  9 

seres  Liedes  s.  u.  in  den  Anm.  zu  Str.  4  s.  4.  10  6.  11s.  13  e.  22«.  26 1.  Aus- 
drücke unsers  Liedes  kehren  mehrfach  im  Spottgedichte  wieder:  ploclibengels  4  s, 
vorzaget  11  s,  neß  13  8,  (fine,  gy)  fchwedifchen  huren  9  s.  25 1. 

Der  Titel  des  Druckes  unsers  Liedes ,  der  die  Angabe  des  Tons  enthalten 
haben  wird,  ist  von  der  Aufzeichnung  nicht  mit  überliefert.  Unser  Lied  in  sechs- 
zeiligen  Strophen  ist  aber,  worauf  auch  der  Anfang  der  letzten  Strophe  Nu  laue 
wy  (jrodt  im  hogcßen  thron  hinweist,  sicher  gesungen  worden  im  Tone  'Ich  lob  got  in 
dem  (=  'Ach  got  in  deinem)  höchften  thron',  oder,  was  dasselbe,  im  Tone  des 
(noch  nicht  wieder  gefundenen)  Landsknechtliedes  'Sie  find  gefchickt  zum  Iturm 
vnd  ftreit' ,  zu  welchem  manche  Lieder  auf  Schlachten  von  Landsknechten  ge- 
dichtet und  gesungen  worden  sind  (so  das  Lied  Liliencron  Nr.  617  von  der 
Schlacht  bei  Sievershausen),  besonders  aber  Lieder  auf  Belagerungen  (so  schon, 
ohne  Tonangabe,  das  Lied  Hildebrand  Histor.  Volkslieder  Nr.  5,  Liliencron  185 
von  der  Belagerung  von  Braunschweig  und  der  daran  sich  schliessenden  Schlacht 
bei  Bleckenstedt  1493),  so  das  sechszeilige  Lied  Liliencr.  369  von  der  Belage- 
rung und  Beschiessung  von  Pavia  durch  Franz  I.  1525,  nach  welchem  die  Me- 
lodie auch  der  Ton  'von  der  fchlacht  von  Pavia'  genannt  ward,  das  Lied  Lil.  415 
von  der  Belagerung  von  Wien  1529,  Lil.  535  von  der  Belagerung  von  Ingolstadt 
im  schmalkaldischen  Kriege  1546  'in  der  weis,  wie  die  fchlacht  von  Pavia  ge- 
lungen wird',  Lil.  549 l)  Leipzig  1547,  das  Lied  von  Metz  (Lil.  613)  1562,  wie 
denn  unser  Lied  von  Nov.  1563  ein  solches  von  der  Belagerung  und  Beschiessung 
von  Halmstad  mit  den  sich  anschliessenden  Kämpfen  ist. 

'Ach  Got  in  deinem  höchften  thron*  wurde  unsere  Melodie  genannt  nach  der 
Eingangszeile  des  Liedes  'Wie  es  yn  der  Frenckifchen  Bauren  krieg  ergangen 
ift'  von  1525  (Hildebrand  Nr.  18,  Lil.  379  mit  der  Tonangabe  'Sie  fein  gefchickt 
zum  iturm  zum  ftreit'),  nach  diesem  Liede  auch  'der  Frenckifchen  Bawren  thon* 
genannt8),  =  nd.  'Ach  god  in  dinem  högeften  thron'  (Tonangabe  des  Liedes  von 


1)  (Nach  der  Tonangabe  in  Liliencrons  Quelle  A)  fünfzeilig,  also  mit  doppelt  gesungener  vor- 
letzter Zeile. 

2)  Unsre  Melodie  ist  hervorgegangen  aus  dem,  wie  es  scheint,  zuerst  in  der  Schweiz  gesun- 
genen Tone,  zu  welchem  die  Lieder  auf  die  Schlacht  bei  Granson  (Lil.  138.  139)  und  Veit  Webers 
Murtenlied  (Lil.  142)  gedichtet  worden  sind,  und  der  dann  in  der  Schweiz  nach  der  Eingangszeile 
des  dem  'Bruder  Klaus'  (Nikolaus  von  der  Flüe)  in  den  Mund  gelegten  Liedes  von  1499  (Lil.  210) 
als  'Wiewol  ich  bin  ein  alter  grys'  (oder  der  'Alt  grys')  oder  als  Ton  'wie  bruder  Klaufen  lied*  be- 
zeichnet ward.  (Dass  im  16.  Jahrh.  zwischen  dem  'Alten  grys'  und  unserm  Ton  des  Landsknecht- 
liedes ein  Unterschied  bestand,  darauf  könnte  der  Umstand  hindeuten,  dass  auf  dem  Titelblatt  des 
von  Liliencron  II  S.  78  als  F  bezeichneten  Druckes  der  Gransonlieder  von  c.  1590  das  erste  Gran- 
sonlied  (Lil.  138)  bezeichnet  wird  als  gesungen  (Inn  der  wyß,  wie  das  lied  von  Pauy',  das  'ander 
lied'  (Lil.  139)  aber  'In  der  wyß,  Wiewol  ich  bin  ein  alter  Gryß'). 

Unsre  Landsknechtmelodie  wurde  nach  der  Anfangszeile  der  4.  Strophe  des  Ingolstädter 
Liedes  auch  noch  bezeichnet  als  'So  (Nun)  wil  ich  mir  nicht  graulen  Ion'  (so  Tonangabe  des  Metzer 
Liedes,  s.  Lü.  Nachtr.  Nr.  LXXXIX).  Identisch  ist  auch  ohne  Zweifel  der  Ton  'Frölich  fo  wollen 
wir  heben  an'  (Lil.  Nr.  XLII,  Tonangabe  des  Liedes  Lil.  596  von  1552),  vgl.  den  Anfang  des 
Pavierliedes  'Mit  gottes  hilff  fo  heben  wir  an',  des  Metzerliedes  'Nun  wil  ich  aber  heben  an',   und 

Abhdlgn.  d.  K.  Ge«.  d.  Win.  sn  Qftttlmren.    Fhil.-hiit.  Kl.    N.  F.  Band  6,«.  2 


10 


HERMANN   MÖLLER, 


dem  Herzog  Heinrich  von  Braunschweig  1542,  Lil.  480)  =  *0  got  in  deinem 
höchften  thron'  (Tonangabe  des  Liedes  von  der  Belagerung  von  Wien  1B29),  = 
'Ich  lob  got  yn  dem  höchften  thron',  Anfangszeile  des  Liedes  Hildebr.  24,  Lil.  452 
'vom  land  Wirtemberg,  wie  es  erobert  vnd  eingenomen'  1534,  dessen  Tonangabe 
teils  'Sie  find  gefchickt'  etc.,  teils  lym  thon  von  der  fchlacht  von  Pavia  zu  fingen', 
teils  ;in  feiner  aignen  melodey\ 

Die  ionische  (=  Dur-)Melodie,  nach  der  Hs.  dieses  letzteren  Liedes  in  der  Ulmer  Bibl.,  s.  bei 
Liliencron  Nachtrag  Nr.  II  S.  27,  Böhme  Nr.  390».  Die  Melodie  in  wechselndem  zweiteiligen  and 
dreiteiligen  Takt  ist  nach  meiner  Auffassung  diese  gewesen  ') : 


T 

C 

1         -c 

c 

1        'H        x        | 

d    *c 

1        'H 

r 

G 

^c  d 

•e       d 

c        **A               "Q             r 

d 

c 

c 

II                 G     |    A              0 

:     K 

A 

A 

A 

G                 E 

G            E 

•c 

C 

Ö 

A 

H      c 

d    c 

i   H 

c 

i  r 

H 


c 


HAG         c 


HA 


G 


F  ■  E 


D 


In  dem  (vom  Auftakt  abgesehen)  dritten  und  vierten  Halbtakt  der  5.  Zeile  nach  meiner  Taktein- 
teilung hat  die  Ueberlieferung  d  c  H  als  drei  Viertelnoten :  die  Besserung  der  letzten  Viertelnote  in 
die  halbe  Note  verdanke  ich  dem  Kenner  der  alten  Musik  Herrn  Organisten  Th.  Laub  in  Kopen- 
hagen, dem  ich  die  Stelle  vorlegte,  da  ich  Liliencrons  Aenderung  der  beiden  vorhergehenden 
Viertelnoten  in  Achtelnoten  (de),  die  an  dieser  Stelle  meiner  Auffassung  nach  der  alten  Musik 
wenig  gemäss  wären  und  die  Teilbarkeit  der  Takte  in  Halbtakte  stören  würden,  (und  ebenso  Böhmes 
Streichung  der  Pause  zu  Ende  der  Zeile)  nicht  richtig  finden  konnte.  (Die  Ueberlieferung  hat  zu 
Ende  der  4.  Zeile  C  als  ganze  (longa)  statt  als  halbe  Note  und  im  2.  Halbtakt  der  6.  Zeile  c  an- 
statt als  halbe  als  Dreiviertelnote,  berichtigt  von  Liliencron  und  Böhme).  —  In  der  1.  und  2.  Zeile 
hat  man  anstatt  der  halben  und  der  ganzen  Noten  der  Ulmer  Notierung  (Lil.  B,  Böhme  390*)  ohne 
Zweifel  auch  Viertelnoten  und  halbe  Noten  singen  können  mit  der  hsl.  Eintragung  der  Melodie  in 
das  Göttinger  Exemplar  des  Wiener  Liedes  von  1529  (Lil.  A,  S.  26,  Böhme  390*>),  entsprechend 
den  Viertelnoten  und  halben  Noten  der  5.  Zeile;  und  anstatt  der  dreiteiligen  Takte  der  Ulmer 
Notierung  sind  an  andern  Orten  wahrscheinlich  in  grösserer  Ausdehnung  (stellenweise  vielleicht 
durchweg)  zweiteilige  Takte  gesungen  worden  (A  A  statt  -A  A ;  c  HA  statt  *c  HA  usw.)  *) :  die 
Göttinger  Notierung  giebt  (mit  Liliencrons  Takteinteilung)  die  1.  und  2.  Zeile  so : 


H 


H 


H 


d    e 


cH      A    G    -A 


|     G    r 


und  die  4.  und  5.  Zeile  (mit  Liliencrons  Taktstrichen,  anders  Böhme)  wie  folgt 

A     |     A    A     A    A     |     G    E     C  r 


C|GAHc     |dd     -c|t 


ähnliche  Anfänge  von  Liedern  unsers  Tons,  dazu  das  geistliche  Lied  von  Bruder  Clausen  'In 
Gottes  namen  heb  ich  an*  (Ph.  M.  Körner,  Histor.  Volksl.  Nr.  5),  s.  Liliencron  Nachtr.  unter  Nr. 
LXXXVII.  —  Vgl.  Hildebrand,  Hist.  Volkslieder  zu  Nr.  5.  21,  Liliencr.  Nachtrag  Nr.  IL  LXXXVH, 
Böhme  Altdeutsches  Liederbuch  S.  487  unter  A — H  (ausser  F,  der  fünfzeiligen  'behamer  fchlacht- 
weife',  s.  Lil.  Nr.  X.  XI),  Erk-Böhme,  Deutscher  Liederhort  II  S.  87. 

1)  C — H  Töne  der  vierten,  c  d  e  Töne  der  fünften  Oktave.   Viertelnote  unbezeichnet,  ^  Auf- 
lösung und  Achtelnote;  O  Dreiachtelnote,   *C  halbe,  -O  Dreiviertel-,   "C  ganze  Note,    r  =  Pause. 

2)  [Bei  Erk-Böhme,  U  Nr.  252  ist  die  Melodie  in  durchweg  vierteiligem  Takt  gegeben]. 


EIN  HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER. 


11 


Während  die  rein  metrische  Form  unsers  Liedes  von  1563,  unabhängig  vom  Tone  (wie  sie 
aber  für  die  Praxis  völlig  bedeutungslos  ist,  da  das  Lied  nicht  im  Takt  recitiert  oder  deklamiert, 
sondern  gesungen  wurde),  diese  sein  würde: 


(iL) 


X 

/ 
X 

/ 
X 


X 


X 

I 

X 


i 

X 


X 

/ 
X 


zeigt  das   folgende  Schema  die  Auflösungen,   die  beim  Singen   desselben  Liedes  (nach  der  Ulmer 
Aufzeichnung  der  Melodie)  eingetreten  sind  (x  Viertel-,  ^  Achtel-,  —  halbe,  ganze  Note): 


t 

/ 

i 

t 

r 

XX 

XX 

XX 

XX 

X 

X  X 

1 

1 

r 

**^ 

XX 

9 

XX 

X 

t 
XX 

X 

1 

1 

X 

X 

ÜÜ 

t 
XX 

X 

1 
XX 

X 

» 

XX 

X 

/ 

X 

X 

X 

t 

X 

X 

» 

XX 

— 

_i  r 

XX 

X 

/ 

X 

1 

/ 

X 

Wo  xx  unter  —  gesetzt  ist,  soll  damit  nur  gesagt  sein,  dass  an  der  Stelle  zwei  Silben  mit  einer 
wechseln,  dagegen  nicht  behauptet  werden,  dass  das  Ergebnis  der  Auflösung  beim  Singen  notwendig 
zwei  Vierteltöne  gewesen  seien  (wie  zu  Anfang  des  zweiten  4/4  Taktes  der  5.  Zeile  nach  der  Ulmer 

Notierung):  es  kann  auch,  namentlich  in  der  Hebung,    !     r  gewesen  sein   (vgl.  den  Anfang   des 

ersten  Taktes  der  6.  Zeile  nach  der  Ulmer  Notierung  und  unten  zu  II  die  Störtebekermelodie,  wie 
sie  um  1605  gesungen  ward).  Statt  des  angesetzten  —xx  (in  der  1.  oder  x^  in  der  5.  Zeile) 
könnte  auch  dreiteiliger  Takt  (oder  Halbtakt)  gesungen  worden  sein. 

Wie  im  stumpfen  Versausgang  der  1.  2.  4.  5.  Zeile  zweisilbige  Wörter  einsilbig  gesungen 
worden  sind  (3  -dragen :  -lagen,  lande,  5.  6.  -geuen :  leuen,  13  -flogen : -tagen,  14  leger  \neger,  -namen 
:  -kamen,  16  under :  wunder,  22  -holden :  wolden,  26  -holet :  -talet  u.  a.),  so  ist  vielfach  auch  im  Vers- 
innern  das  Verstummen  eines  tonlosen  e  anzunehmen :  im  Texte  habe  ich  unter  solche  tonlose  e,  von 
denen  anzunehmen,  dass  sie  beim  Gesang  fortgefallen  sind,  einen  Punkt  gesetzt.  Dass  unser  Lied  nach 
der  Ulmer  oder  einer  ihr  ähnlichen  Melodie  gesungen  worden  ist,  dafür  sprechen  die  verschiedenen 
Füllungen  der  Takte  im  einzelnen,  namentlich  die  häufigen  drei  Silben,  mit  zwei  Silben  wechselnd, 
im  zweiten  Takt  der  5.  Zeile  (z.  B.  fcheten  tho  2  5,  ha/en  vnd  18,  anders  be-  21,  offen  ge-  25)  und 
dem  gegenüber  die  überwiegenden  zwei  Silben  im  entsprechenden  zweiten  Takt  der  2.  Zeile  (■fchach 
idt  2,  vihge-  4,  loth  vnd  6,  als  ein  9,  -nüng  ge-  13  u.  s.  w.).  In  dem  Falle,  wo  wir  an  dieser  letz- 
teren Stelle  drei  Silben  haben,  wäre  allerdings  Auflösung  denkbar,  doch  habe  ich  Unterdrückung 
einer  Silbe  als  das  wahrscheinlichste  angenommen  (balde  vor-  18,  wolde  nicht  18,  wedderkamen  22, 
halße  be-  26,  daher  ohne  das  -e  des  Dativs  Jconing  25  und,  gegen  den  Wortaccent,  dem  jiend  14). 
Die  Ulmer  Melodie  gestattet  ein  Fehlen  des  Auftakts  zu  Anfang  der  Halbstrophen  in  Z.  1  und  4: 
es  könnte  demnach  ohne  Auftakt  gesungen  sein  8i  Jöfue  van  Quäl,  3  4  ruter  vnd,  es  wird  aber 
eher  mit  Verstoss  gegen  den  Wortaccent  gesungen  sein  Jofui  van,  rutir  vnd,  wie  in  der  2.  Zeile 
von  Str.  5  höchst  wahrscheinlich  gesungen  ist  wedder  den  .  .  .  Statt  mehrsilbigen  Auftakts  der 
Ueberlieferung  wird  in  praxi  zweisilbiger  gesungen  sein,  so  frucht  idt  statt  he  fruchtede  idt  11 6t 

2* 


12  HERMANN    MÖLLER, 

ähnlich  ohne  das  he  20  2.  Fehlen  der  Senkung  ist  nirgend  anzunehmen,  daher  nicht  (top  teeren) 
ßÜ  und  (nicht  lüdt)  10  4,  wo  der  Ueberlieferung  eine  Silbe  fehlt,  nicht  ein  Nhdr  möcht  4  6.  Vers- 
and Wortbetonung  treffen  mehrfach  nicht  zusammen:  4  5  wird  gesungen  sein  ein  Nhdr  mocht  des 
(oder  mochtes)  hebbSn  gelacht. 

In  der  Strophenform  unsers  Liedes  (und  vielleicht  zu  demselben  oder  einem 
aus  dem  deutschen  hervorgegangenen  Tone1))  hat  Daniel  Hansson  Hund  zu 
Romeiberg  (geb.  c.  1540)  im  Jahre  1604  seine  im  Stile  des  historischen  Volks- 
liedes abgefasste  Reimchronik  Erichs  XIV.  in  492  Strophen  gedichtet.  Einige 
Strophen  und  Teile  solcher,  die  den  Gegenstand  unsers  und  der  folgenden  Lieder 
behandeln,  s.  u.  zu  7  s.  11 2.  18  s.  22  4  und  zu  II.  III. 

Unser  Lied  von  1563  von  der  vergeblichen  Belagerung  von  Halmstad  zeigt 
sehr  viele  Anklänge  an  das  Lied  von  der  vergeblichen  (dritten)  Belagerung  der 
Hildesheimischen  Burg  Peine  1522  in  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  1519 — 1523  '), 
welches  Lied  in  derselben  Strophenform  abgefasst  und  sicher  in  demselben  Tone 
gesungen  ist,  wie  unser  Halmstader  Lied  und  die  vielen  andern  Lieder  auf  Be- 
lagerungen.    Vgl. : 

Peine  1522.  Halmstad  1563. 

1  1  Vormetenheid  und  groth  avermodt  1  s  (loltheit  vnd  ock  auermoth 

2  4  de  ule  helft  en  nein  leidt  gedaen,  24  4  köning  Frederick    hadde    ehm   kein    leidt 

gedhan, 

noch  woldn  fe  fe  tho  dode  flaen  noch  wolde  he  ene  vordreuen  han 

5  5                                              am  ftorme  ftaen  9  5                                        in  dem  ftorme  fthan 

6 1                                        wart  dar  uthgericht  24  1                                               helft  vthgericht 

5                                  frömbde  gelte  ( :  nefte).  13  s                                fwedifche  gelte  ( :  nefte). 

8 1  Se  weren  Hill  und  nicht  feer  lud  10  4  wy  weren  Itil  vnd  nicht  feer  ludt 

11 1  Idt  ginck  dar  an   ein  fchetent  und  flaen,  18 1  Do  ginck  idt  an  ein  fchetent  vnd  Clan, 

der  uln  gefind  .  .  .  der  Schweden  gefinde  .  .  . 

12  4  de   louw   leth   wol  veerdhalif hundert  man  9  4  der  leth  he  wol  tein  hundert  man 

vor  Peine  in  dem  graven  ftaen  vor  Helmlied  in  dem  ftorme  fthan 

15  1  Nu  theet  tho  büß,  gy  van  Brunfwick,  25  1  Nu  theet  wedder  heim,  gy    Schwedifchen 

burn, 

s  kleine  ehr  hebbn  gy  vorworven;  3  kleine  ehr  hebbe  gy  vorworuen; 

15  4.  19 6*)                                   tho  ftryde  gaen  11 5                                                tho  ftride  ghan 

Die  Uebereinstimmungen  erscheinen  fast  alle  an  der  entsprechenden  Stelle  der 
Strophe  (oder  Halbstrophe).  Auch  sonst  begegnen  noch  in  dem  Peiner  und  un- 
serm  Liede  mehrfach  die  gleichen  Gedanken,  doch  verschieden  ausgedruckt,  und 


1)  (Konung  Erik  XIV.  s  Erönika,  utg.  af  F.  A.  Dahlgren,  Samlingar  utg.  af  Svenska  Forn- 
skrift-sällsk.  in  3,  Stockh.  1847).  Der  Verfasser  bezeichnet  sein  Gedicht  als  wijse  (Str.  492)  und 
braucht  von  seiner  Tätigkeit  das  Verb  siunga  (so  Str.  1.  302.  339). 

2)  Liliencron  333  nach  dem  Drucke  'Van  der  Vlen  van  Peyne  im  Stufte  to  Hildenzheim' 
(Berlin,  Kgl.  Bibl.  Ye  2665);  nach  andern,  hsl.  Fassungen  bei  Hildebrand  Nr.  17  a.  b.  (Da  mir 
der  Druck  nicht  vorliegt,  behalte  ich  hier,  wie  sonst,  Liliencrons  Schreibung  bei,  doch  mit  Berück- 
sichtigung seiner  Angaben  über  die  Schreibung  des  Druckes,  e  setze  ich  für  e  des  Druckes, 
=  Lil.  a. 

3)  Str.  15  4  so  nach  der  Fassung  bei  Hildebrand  17  a  (bei  Liliencron  to  ßryde  dorn,  aber  der 
Reim:  ßaen  verlangt  gaen). 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  13 

mehrfach  die  gleichen  Einzelausdrücke l).  Auch  zwischen  andern  Liedern  aus 
der  Stiftsfehde  und  unserm  Liede  finden  sich  Uebereinstimmungen.  Besonders 
charakteristisch  aber  ist  im  Peiner  Liede  die  Bezeichnung  der  von  Peine  und 
ihrer  Gegner  als  kder  vln  gejiwV  (der  'Eule',  des  Peiner  Wappens)  11  2.  6  s  und 
'des  louiven  gefind1  (des  Braunschweiger  Löwen)  11 5.  13 1 ,  wonach  in  unserm 
Liede  der  Schweden  gefinde  18«,  und  das  im  Peiner  Liede  und  den  andern  Lie- 
dern von  der  Stiftsfehde  regelmässig  begegnende  Bild  vom  'Neste'  (der  (einer) 
vlen  neß  14 1.  2  3  =  Peine,  im  Liede  Lil.  332,2  s  vor  Peine  der  xdm  nefie  (igefie)*), 
woher  in  unserm  Liede  1 3  4  das  Bild  ldo  weren  de  vogel  vthgeflageri*  (vgl.  in  einem 
andern  Liede  von  der  Stiftsfehde  Lil.  323, 17  dar  weren  fe  ut  geflogen)  und  der 
Ausdruck  nefte  ( ;  gefle)  13  e ,  der  dann  von  der  Lustigen  Historie  aufgenommen 
wird  (s.  u.  zu  13  e).  Da  das  Lied  von  Peine  keine  so  grosse  Verbreitung  über 
die  an  den  Begebenheiten  unmittelbar  interessierten  Gebiete  hinaus  gefunden  hat, 
wie  z.  B.  die  Lieder  vom  Benzenauer  oder  vom  König  von  Ungarn,  und  da  diese 
Begebenheiten  schon  ziemlich  weit  zurücklagen 8),  so  wird  man  schliessen  müssen, 
dass  der  Dichter  unseres  Halmstader  Liedes  aus  einer  Gegend  stammte,  in  der 
das  Peiner  Lied  noch  bekannt  und  gesungen  war,  also  entweder  aus  Peine  selbst 


1)  Mit  Str.  25  4-6  unsere  Liedes  vgl.  Peine  17  2  hedden  gy  juw  des  beth  bedacht  3  und  weren 
nicht  gekamen,  4.  5  idt  wer  . . .  mengem  held  fyn  lyff  gefpaert  6  tho  juwem  egen  framen.  Mit  27  4.  5 
vnd  hefft  vns  fine  hulpe  gedhan:  byfihan  vgl.  18  4.  5  und  juw  fo  vakn  hefft  bygefiaen,  und  menich- 
mael  hülp  .  .  .  gedaen  des  Peiner  Liedes.  —  Wie  das  oben  im  Text  angeführte  vthgericht  zu  Ende 
der  ersten  Strophenzeile  (häufig  in  den  Liedern  von  der  Stiftsfehde,  freilich  auch  sonst  häufig  im 
Versausgang,  z.  B.  Lil.  185,  2 1,  außgericht  550,  1),  so  finden  sich  auch  noch  sonst  mehrfach  die 
gleichen  Einzelausdrücke  in  dem  nur  19  Strophen  langen  Peiner  und  unserm  Liede,  meist  in  ent- 
sprechender Strophen-  oder  Halbstrophenzeile  oder  in  entsprechendem  Takt  innerhalb  der  Zeile,  so 
das  eben  angeführte  bedacht  17  s  (auch  in  andern  Liedern  öfters  im  Zeilenschluss,  z.  B.  Lil.  329, 13), 
vgl.  unser  Halmstader  Lied  21  5;  Peine  Ss  tho  erem  egen  framen,  vgl.  Halmst.  24  8  tho  ßnem  eigen 
(fchaderi),  1  6  (dat  bracht  em  kleinen)  framen ;  Peine  12  6  (dat  ded  ihn  grate)  pynef  vgl.  Halmst.  7  5; 
Peine  14  s  den  pryß  (den  wolden  fe  drageri),  vgl.  Halmst.  20  6. 

2)  Gemeint  ist  natürlich  nicht,  dass  die  angeführten  Ausdrücke  etwa  nur  in  den  genannten 
Liedern  vorkommen,  sondern  nur  dass  diese  Lieder  die  nächsten  und  unmittelbaren  Vorbilder  für 
die  Verwendung  der  Ausdrücke  in  unserm  Liede  gewesen  zu  sein  scheinen.  Das  vielfach  sehr  nahe 
liegende  Bild  vom  Neste  begegnet  auch  sonst  öfter  (z.  B.  Lil.  101, 17,  Lüneburg  1456).  Hildebrand 
gibt  (Volksl.  S.  268)  in  der  Note  zu  36, 8  5  Belege  für  fremde  geße  als  formelhaft  seit  dem  15.  bis 
ins  17.  Jahrh.  im  Reim  auf  feße  (nicht  im  Reim  auf  neße,  der  also  seltener  und  für  unsre  Lieder 
mehr  charakteristisch) ;  im  oben  angeführten  Liede  aus  der  Stiftsfehde  332, 2  6  steht  ein  andres  ge- 
läufiges Epitheton,  felt/ene  (Ingolstadt,  Lil.  535, 17  feltfam)  geße.  gefinde  erscheint  in  Liedern  und 
Gedichten  aus  der  Stiftsfehde  noch  Lil.  327,  28.  334  57,  sonst  z.  B.  noch  Lil.  480, 30  (Braunschweig 
1542).  602,6  (1552);  über  die  Herabwürdigung  des  (feindlichen)  Gesindes  zum  'Gesindel'  vgl.  Hilde- 
brand, Volksl.  in  den  Noten  zu  20, 58  4  (Lied  von  Pechlin),  33, 19  4. 

3)  Die  Zusammenstellung  von  Liedern,  in  welcher  das  Lied  von  Peine  im  Druck  vorlag  (s.  u. 
im  Anhang  B  II  die  Note  zur  Tonangabe  des  (Dennmarcker'  Liedes  'in  dem  thon  von  der  Hat 
Thamm'),  ein  Umstand  der  für  1536  noch  zum  Bekanntsein  des  Liedes  beitragen  konnte  (s.  Anhang 
B  II),  konnte  für  1563  nicht  mehr  als  Ursache  des  Bekanntseins  des  Liedes  in  Betracht  kommen, 
wie  denn  auch  unser  Lied  von  1568  von  den  Liedern,  mit  denen  das  Lied  von  Peine  zusammenge- 
druckt war,  nicht  unmittelbar  beeinflusst  ist 


14  HERMANN   MÖLLER, 

oder  überhaupt  aus  dem  Gebiete  des  Bistums  Hildesheim ')  (oder  sonst  etwa  aus 
dem  Gebiete  von  Braunschweig- Lüneburg,  das  in  der  Fehde  auf  Seiten  Hildes- 
heims stand). 

Unser  Lied  aber  zeigt  ausserdem  noch  besonders  viele  Anklänge  an  Lieder 
aus  dem  'geldrischen  Kriege*  des  mit  Frankreich  verbündeten  und  von  Däne- 
mark unterstützten  jungen  Herzogs  Wilhelm  von  Cleve,  Jülich  und  Geldern  gegen 
Karl  V.,  vor  allem  an  das  ursprünglich  hochdeutsch  (von  Jochim  Landawer  aus 
Worms)  gedichtete,  aber  niederdeutsch  mit  z.  T.  hochdeutschen  Reimformen  ge- 
sungene Lied  Liliencr.  Nr.  494  'Van  der  gellerfchen  und  burgundifchen  flacht', 
d.  i.  der  vergeblichen  Belagerung  von  Sittard  durch  die  Burgundischen  und  deren 
vollständiger  Niederlage  durch  die  Clevischen  am  24.  März  1543,  einer  Begeben- 
heit ähnlich  der  in  unserm  Halmstader  Liede  dargestellten ;  demnächst  auch  an 
andre  auf  clevisch-geldrischer  Seite  gesungene  Lieder  aus  diesem  Kriege,  nament- 
lich 'Ein  hübfch  new  lied  van  dem  edlen  furften  zo  Gülich,  Gelre,  Cleve,  Berge 
etc.'  Lü.  492.    Vgl.: 

Van  der  gellerfchen  flacht  (Lil.  494).  Ilalmstad. 

2  l  Do  man  telt  dre  und  vertich  jar,  2  l  Do  men  fchreff  dofent  vy  ff  hundert  jhar, 

3  de  Burgundifchen  quemen  getagen;  8  quam  he  getagen 

3  l  Vor  Sittert  in  dem  widen  veldt  1  4  Vor  Helmftedt  in  dat  wide  feldt 

dar  flogen  fe  up  ere  getelt  Hoch  he  fyn  leger  vnd  ock  telt; 

uth  hoffart  und  avermode;  2  van  ftoltheit  vnd  ock  auermoth; 

5  i  Soven  feenlin  knechte  legen  in  der  ftadt,  8  4  twe  fenlin  landsknecht  weren  in  der  (ladt, 

6  6  mit  den  Burgundifchen  willn  wi  uns  (lagen.  12  s  mit  em  fo  wolden  wy  vns  flagen ; 

9  2  unfe  flachordning  was  gemacht ;  13  2  wy  hadden  vnfe  flachtordnung  gemacht, 

14  i  De  Burgundifchen  wolden  nicht  lenger  ftaen,        17  i  De  Swedifchen  ruter  de  wolden  nicht  ithan, 

4  (gefchütt)  .  .  .  mechtig  grot  2  4  mit  finem  gefchutte  mechtich  groth ; 

1 5  l  Dar  hleeven  drüddhalff  dufent  dodt,  22  5  dre  dufent  Schweden  legen  dar  dodt 

erfteken  und  ock  erflagen,  de  al  erflagen  weren. 

Van  dem  edlen  fürften  (492). 

1  5.  5  7  hedden  fe  van  dannen  gebleven,  25  4  hedde  gy  in  juwem  lande  gebleuen 

9  l  Dar  genget  an  ein  Ariden  18  l  Do  ginck  idt  an  ein  .  .  . 

5  dar  bleif  fo  mannich  ...  17  &  dar  bleff  fo  mannich  .  .  . 

Aach  das  Lied  II  von  1564  zeigt  Anklänge  an  die  clevisch-geldrischen  Lieder, 
8.  u.  zn  II  9  b.  Auch  an  einige  der  auf  burgundischer  Seite  gesungenen  Lieder 
aus  dem  geldrischen  Kriege  finden  sich  in  unserm  Liede  Anklänge,  so  16 1  .  .  . 
jeyen  de  nacld,  vgl.  Lil.  495,  5  . . .  tegen  der  nacht  im  Ausgang  der  ersten  Strophen- 
zeile ;  wichtigeres  gleich.  Auch  die  Uebereinstimmungen  mit  diesen  Liedern  aus 
dem  geldrischen  Kriege  erscheinen  vielfach  an  nämlicher  Stelle  innerhalb  der 
Strophe,  in  derselben  Verszeile.  Von  diesen  Uebereinstimmungen  gilt,  dass, 
wenn  es  sich  auch  z.  T.  um  stehende  Formeln  in  den  Landsknechtliedern  handelt 
(8.  u.  zu  1  s.  4),  doch  die  Menge  der  Uebereinstimmungen  eben  mit  diesen  Liedern 


1)  Er  war  in  diesem  Falle,  wenn  ein  Landsknecht  des  Jürgen  von  Holle  (s.  o.  S.  7 f.),  ein 
engerer  Landsmann  dieses  seines  Obersten,  der  aus  llildesheimischem  Adel  war  (s.  Allg.  d.  Biogr, 
12,  756  f.,  Dansk  biogr.  Lex.  7, 559  f.). 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  15 

aus  dem  geldrischen  Kriege  nicht  zufällig  sein  kann.  Von  den  Landsknechten 
von  1563  und  den  nächstfolgenden  Jahren  waren  nach  Hövels  Chronik  (s.  o. 
S.  7  Anm.  2)  viele  aus  Geldern  und  Utrecht.  Diese  müssen  die  20  Jahre  älteren 
Lieder,  und  die  geldrischen  unter  ihnen  mit  besonderer  Vorliebe  das  Lied  von 
der  Geldrischen  Schlacht  noch  gesungen  haben,  so  dass  unser  niederdeutscher 
Dichter  auf  diesem  Wege  die  Lieder  kennen  lernen  konnte.  Der  Dichter  unsers 
Liedes  hat  einige  seinem  Dialekt  nicht  gemässe,  eigentlich  hochdeutsche,  Reim- 
wörter und  -formen  vielleicht  aus  dem  ursprünglich  hd.  Liede  von  der  Geldri- 
schen Schlacht  unmittelbar  herübergenommen,  innerhalb  der  herübergenommenen 
stehenden  Formeln,  12  s  (mit  em  fo  wählen  wy  vns)  flogen,  13  s  (vnfe  Pachtordnung) 
gemocht,  s.  die  Noten  zu  diesen  Stellen.  Das  wichtigste  indessen  ist,  dass  die 
Beschimpfung  der  Gegner  als  huren  in  Str.  25  i.  9»,  die  von  schwedischer  Seite, 
wie  die  Lust.  Hist.  zeigt,  sehr  übel  vermerkt  wurde,  zunächst  durch  das  Vor- 
bild der  burgundischen  Lieder  aus  dem  gelderschen  Kriege  hervorgerufen  zu  sein 
scheint,  vgl.  Lil.  486,  5 1  ghi  Ghdikcr  boeren,  491,  5  het  dockten  ons  meeft  gehler f che 
boeren,  dazu  im  Liede  von  der  Gelderschen  Schlacht  de  Burgundifcken  fchidden 
uns  geilcrfche  burn  494,  8  *). 

Unser  Lied  findet  sich  hochdeutsch,  von  einer  Hand  der  2.  Hälfte  des  16. 
Jahrhunderts  eingetragen,  in  einem  der  der  Kgl.  Bibl.  zu  Kopenhagen  gehörigen 
Exemplare  (Sign.  40*,  — 531)  der  'Chronica  der  Lande  zu  Holften,  Stormarn,  Dit- 
marfcben  vnd  Wagern  .  .  .  durch  Herrn  Johann  Peterfen  [Petraeus].  Getruckt 
zu  Franckfurt  am  Mayn,  bey  Peter  Braubach,  M.D.LVH.7  fol.  Der  Text  dieses 
Buches  schliesst  auf  der  5.  Seite  des  Bogens  V,  so  dass  3  Seiten  des  Bogens 
unbedruckt  sind.  Das  Lied  ist  eingetragen  auf  der  Rückseite  des  letzten  be- 
druckten und  der  Vorderseite  des  folgenden  unbedruckten  Blattes.  Die  Strophen 
sind  abgesetzt,  aber  nicht  gezählt,  die  Verszeilen  nicht  abgesetzt.  Die  erste 
Strophe  ist  eingerückt.  In  der  Vorlage,  dem  Druck  des  Liedes,  wird  dies  alles 
ebenso  gewesen  sein.  Der  Druck  wird  links  von  Str.  1  in  der  Einrückung  eine 
grössere  Initiale  gehabt  haben,  die  in  der  Aufzeichnung  nicht  nachgeahmt,  son- 
dern durch  eine  gewöhnliche  Currentinitiale,  wie  alle  andern  Strophen  sie  haben, 
wiedergegeben  ist. 

Das  Exemplar  trägt  auf  dem  Rücken  des  Einbandes  die  Namenschiffre  des 
Königs  Friedrich  III.,  ist  also  unter  diesem  Könige  (1648—70),  dem  Begründer 
der  Bibliothek,  erworben  und  eingebunden  worden.  Beim  Einbinden  sind  auf 
der  ersten  Seite  der  Aufzeichnung  links  die  Anfangszüge  einiger  Strophenini- 
tialen, unten  der  Anfang  der  untersten  Zeile,  der  am  weitesten  nach  unten 
reichte,  ausser  den  oberen  Spitzen  einiger  Buchstaben,   und  die  unteren  Spitzen 


1)  Ans  älteren  Liedern  vgl.  Lil.  546  (gegen  Moritz  von  Sachsen  1546)  mit  feinen  behmifchen 
bauren  2,  Hufferen  und  behmifche  bauren  19;  Lil.  588  (Belagerung  von  Magdeburg  1551)  'es  fcind 
ein  wenig  bawren  darin1  11,  der  feind  hat  wci  vernummen,  daß  wir  fürwar  nicht  bauren  ßnd  15. 
(Abzusehen  ist  hier  natürlich  von  solchen  Liedern,  in  denen  es  sich  um  wirkliche  Bauern  handelte, 
wie  den  Ditmarscher  und  den  Liedern  aus  dem  Bauernkriege). 


16  HERMANN  MÖLLER, 

einiger  folgenden  langen  Buchstaben  (s.  u.  zu  14  e) ,  auf  der  zweiten  Seite  oben 
die  oberen  Spitzen  einiger  über  die  Linie  hinausragenden  Buchstaben,  rechts 
zahlreiche  letzte  Buchstaben  der  Zeilen  oder  Teile  von  solchen  abgeschnitten 
worden  j). 

Dass  unser  Lied  als  ein  niederdeutsches  gedichtet  worden  ist,  wird  keinem 
Leser  desselben  zweifelhaft  sein,  es  wird  aber  zum  Ueberfluss  bewiesen  durch 
die  Reime  harren  :  glauben  (=  nd.  tSu/n  :  glöuen)  21  %.  e  ,  groß :  toth  (tait)  2  4.  5. 
22  4.5.  aus:  haut  23  4.5,  lieraus :  kraut  61.2,  die  zahlreichen  aus  der  Vorlage  bei- 
behaltenen nd.  Formen  wie  ick  li,  de  19  4.  23  1,  -mhan  2  s,  ßorrn  9 1.5,   voorm  9  g, 


1)  Das  Exemplar  kann  einer  der  drei  Büchersammlungen  angehört  haben,  des  Joachim  Gers- 
dorff,   L.  Lifeldt,   P.  Scavenius,   die,  von  diesen  Männern  grösstenteils  auf  ihren  Reißen  erworben, 
von  Friedrich  III.  angekauft  wurden  und  mit  der  älteren  königlichen  Büchersammlung  den  Grund- 
stock der  Kgl.  Bibl.  bildeten  (s.   Chr.  Braun  in  der  Vorrede  zu   Bd.  I   der  Bibliotheca  Danica). 
(Wie  die  Herren  Oberbibliothekar  Justizrat  Dr.  Bruun   und  Assistent,   jetzt  Oberbibliothekar,   Dr. 
Lange  mir  festzustellen  freundlichst  geholfen  haben,  hat  sowohl  die  Bibliothek  Friedrichs  III.  nach 
deren  ältestem  handschriftlichen  Katalog  'ante  lbW  bereits  vor  der  Erwerbung  jener  Büchersamm- 
lungen ein  Exemplar  des  Buches  besessen,   als  auch  haben  die  Büchersammlungen  des  Ulfeldt  und 
Scavenius   (nicht  die  des  Gersdorff)  je  ein  Exemplar  des  Buches  enthalten.    Welches  dieser  drei 
Exemplare  aber  das  unser  Lied  enthaltende  gewesen  ist,  lässt  sich,  wenigstens  einstweilen,  nicht 
ermitteln).  —  Dieselbe  Hand,  die  das  Lied  aufgezeichnet  hat,  hat  in  dem  Buche  selbst  verschiedene 
Randbemerkungen  in  hd.  und  lat.  Sprache  gemacht,  die  ebenfalls  von  dem  Schnitt  des  Buchbinders 
betroffen  worden  sind.    Ohne  Zweifel  derselbe  ursprüngliche  Besitzer  des  Exemplars  hat  das  ganze 
Buch  hindurch  zahlreiche  Sätze,  deren  Inhalt  ihm  wichtig  schien,  unterstrichen  oder  am  Rande  an- 
gestrichen  oder   durch   gezeichnete  Hände  auf  dieselben   verwiesen.    Der  Mann,   von   dem   diese 
Striche  herrühren,  hat  sicher  nicht  speciell  dänische,  vielmehr  entweder  speciell  holsteinische  (aber 
nicht  ditmarsische) ,  oder  über  ein  grösseres  norddeutsches  Gebiet   sich  erstreckende  Interessen  ge- 
habt.    Er  unterstreicht  z.  B.  Stellen  wie  S.  lxv  (1204)  'Als  die  Holften  nun  vnter  dem  gewalt  der 
Denen  waren,  verdroß  es  fo  vber  die  maffen  hefftig,  .  .  .' ;   lxxxviij  (4m  felbigen  Jar  .  . .  hat  Graif 
Eiiern  Heinrich  den  Mörder  .  .  .)  Niels  Jepfen  [=  Ebbesen]  gefangen,  vnd  darnach  auff  vier  Kader 
gelegt,    wie   einem   Mörder   vnd  Verreter  eignet';    cxvj  'Des  Königes   vnbillich  anmuten';   cxxxvirj 
('Königin  Margareta  .  .  .  hatte)  viel   mit  liften  vnd  Kriege  daruon  genommen;   cxl  ('jm  gehuldiget 
vnd  gefchworen),  nicht  als  einem  Könige  zu  Dennemarcken,    fondern  als  einem  Graffen  zu  Holften'. 
S.  clxxix  oben,    wo  es  in  vier  Sätzen  heisst:   'Doch  dem  Hertzogthumb  zu  Holften  die  Appellation 
an  Key.  Mayeftat  frey  furbehalten.    Vnd  das  Schlefewickifch  Hertzogthumb  fol  es  mit  der  Appella- 
tion nach  alter  gewonheit  gehalten  werden  ...    Es  fol  auch  im  Hertzogthumb  zu  Holften  nach  jren 
alten  Gewonheiten  vnd  Statuten,  auch  nach  dem  Sachfenfpiegel  gericht  vnd  geurtheilt  werden.    Vnd 
in  dem  Hertzogthumb  SchleBwick  nach  dem  Gutifchen  König  Woldemarus  Lobuch  .  .  .',  unterstreicht 
er  die  beiden  Sätze  von  Holstein,  nicht  die   von  Schleswig.  —  Die  Schreibung  des  Hochdeutschen 
in  unsrer  Aufzeichnung  des  Liedes  stimmt  genau  zum  Schreibgebrauch  König  Friedrichs  IL,  Daniel 
Kanzaus  und  andrer  hd.  schreibender  Adeligen  im  Gebiet   des  dänischen  Staates  um  die  Zeit  des 
7j.  nordischen  Krieges,  sowohl  in  solchen  Punkten,  die  sicher  oder  wahrscheinlich  aus  der  Schrei- 
bung des  nd.  Originals  lierübergenommen  sind  (0  in  ßorm\   vereinzelten  t  für  hd.   et,   vgl.  ilich 
'eilig'  Fr.  U  15G4  Kördam  Monum.8  Raekke  I  387;   dem  e  in  Helmßedt,  8.  u.  zu  1  4;   den  jh-,  mh-i 
?ih~,  dlv-y  Jth-  u.  a.,  vgl.  S.  17  Note),   als  auch  in  Punkten,   die  von  der  Schreibung  des  Originals 
unabhängig  gewesen  sein  werden  oder  sein  müssen  (p  in  paurn;   U  in  weitte,  eu  ßreitte,  leuUe;  ei 
in  kreig-  s.  u.  zu  17  2;   ehr  'er',  dessen  h  nach  e  aber  im  Nd.  in  den  obliquen  Casus  ehm,  ehn  ein 
Vorbild  gehabt  hat,  u.  a.). 


\ 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  '     17 

top  17  5,  fiendt  27  s,  dat.  fiend  142,  pl.  (die)  leddige  tiefte  13  g,  mennichfdldt  10  s, 
hoge  16  s,  neger  14«,  treckt  23»,  [loch  I5.  20»,  legen  22  s,  weren  22  e,  gedhan  20  4, 
</enaww?n  14  4,  ^e/örtf  15 1,  dor/te  11  5,  na  16  e,  ra»  5».  11 1,  daruan  13  s,  wen  19», 
den  Fehler  (beibehaltener  Druckfehler  der  Vorlage?)  21 1  fende  nien  bad  (statt 
wen  bad),  die  teilweise  nd.  Formen  (nd.  Vocal  vor  hd.  Cons.)  gewechen  17s, 
vertzich  22  4. 

Hinsichtlich  der  Schreibung  des  Nd.  habe  ich  mich  so  weit  wie  möglich  au 
die  hd.  Ueberlieferung  gehalten,  die  offenbar  soweit  es  die  hd.  Sprache  zuliess 
und  noch  darüber  hinaus  der  Vorlage  gefolgt  ist,  und  bin  demnächst  in  erster 
Linie  der  'Lustigen  Historie*  aus  demselben  Jahr  gefolgt,  die  in  sehr  vielen 
Fällen  eben  dieselbe  Schreibung  wie  die  hd.  Ueberlieferung  an  die  Hand  gibt ;  in 
zweiter  Linie  sind  auch  andere  gleichzeitige  nd.  Drucke,  darunter  das  folgende 
lübecker  Lied  von  1B64,  berücksichtigt  worden.  In  manchen  Einzelheiten  war 
die  Schreibung  des  Nd.  in  den  Druckorten  um  den  westlichen  Teil  der  Ostsee, 
auf  die  es  hier  ankommt  (nordischen  wie  deutschen),  überhaupt  damals  verhältnis- 
mässig feststehend1). 

Unter  den  nd.  Text  setze  ich,  zeilengetreu  mit  beibehaltener  Interpunction, 


1)  Der  hd.  Ueberlieferung  folge  ich  in  der  Setzung  der  Majuskeln  (soweit  dieselben  im  Mscr. 
von  den  Minuskeln  scharf  geschieden  sind:  Majuskel  und  Minuskel  sind  in  diesem  bei  n,  m,  w  nicht 
überall  mit  Sicherheit,  bei  k  gar  nicht  zu  unterscheiden),  nur  ist  bei  Eigennamen  wie  Dennemarck, 
Eelmßedt,  Gunter  die  Majuskel  auch  gegen  das  Mscr.  gesetzt ;  ferner  in  der  Setzung  des  Dehnungs-A, 
nach  oder  vor  dem  Vocal  (jhar,  ghar,  ghan,  mhan,  ßhan  u.  a. :  in  der  Lust.  Hist.  ist  anl.  Cons. 
+  h  häufig,  nha,  nhamen,  whar,  fharen,  gefhar,  thofhor,  Ihon,  rhum  usw.) ;  im  f  oder  v  des  Anlauts, 
feldt,  fiendt  usw.,  ausser  in  vor  =»  für  der  Hs.  (die  L.  Hist.  hat  f  in  derselben  Ausdehnung, 
anfangen,  fiendt  usw.,  im  felde  174  neben  velde,  veldt,  auch  in  darfur  165;  ähnlich  in  andern  gleich- 
zeitigen Quellen ;  das  Lied  II  von  1564  hat  anfang,  fro  u.  a.,  aber  viendt) ;  im  z  für  /  im  Anlaut 
in  zdldner  14*  neben  foldener  21 1;  ß  f ür  /  oder  *;  in  der  Schreibung  fchw  neben  Jto  in  Schweden), 
fchtcedisch,  während  für  sonstiges  vereinzeltes  fch  vor  Cons.  der  Hs.  f  gesetzt  ist  (auch  die  L.  H. 
hat  in  jenen  Wörtern  fch  neben  /,  sonst  aber  nur  f  vor  Cons. ;  das  folgende  Lied  II  hat  nur  j\ 
nicht  fch,  vor  tr);  qw  17  6  neben  qu  (auch  die  L.  H.  in  qwam  164  und  das  Lied  II  Str.  5  1  haben 
je  einmal  410);  im  auslautenden  -#,  -gk  oder  -ck  nach  n  in  nicht  haupttoniger  Silbe  in  dem  Worte 
koningk  3  1,  koning  (auch  die  L.  H.  hat  zuweilen  diese  letzte  Form) ;  im  auslautenden  -d,  -eft,  -th 
für  inl.  nd.  d,  und  im  auslautenden  ~t  nach  Cons.  für  inl.  nd.  d.  Dagegen  ist,  gemäss  der  in  der 
L.  H.  gebräuchlichen  Schreibung,  für  auslautendes  -t  der  Hs.  nach  Vocal  (=  hd.  t,  inl.  nd.  d)  -dt 
gesetzt  worden;  ebenso  -th  im  Auslaut  für  nd.  t  in  vth  und  wo  die  Hs.  hd.  ß  hat,  doch  dt  in  idt 
der  Schreibung  der  Zeit  des  Denkmals  gemäss;  aus  letzterem  Grunde  ist  auch  im  Anlaut  th 
geschrieben  in  tho  (und  theet  25  1),  und  im  Auslaut  ff  und  ck.  Gemäss  der  Schreibung  der  L.  H. 
ist  ei  der  Hs.  für  nd.  4  beibehalten;  y  für  t  (das  die  L.  U.  oft,  namentlich  in  geschlossener  Silbe 
hat)  im  Auslaut  und  in  betonter  geschlossener  Silbe  gesetzt;  ue  in  hueth  82  beibehalten  (die  L.  H. 
hat  oft  ue  für  ü  in  geschlossener  Silbe).  Im  nom.  acc.  pl.  des  Adj.  ist  -en  oder  -e  nach  der  Hs. 
gesetzt  {de  Swedifchen  ruter  17  1,  de  ßcedi/chen  gefie  13  8,  aber  de  leddige  ne/te  13  6,  vgl.  L.  H. 
de  Schtoedi/che  Buren  163  neben  de  Dudefchen  Euter  173,  de  Schwedi/chen  buren  167).  Verschiedene 
in  der  Hs.  nicht  sich  findende  tonlose  e,  die  in  der  Schreibung  des  Nd.  üblich  waren,  sind  in 
cursivem  Druck  eingesetzt,  auch  wo  sie  für  das  gesungene  Lied  überflüssig  sind  (in  welchem  Falle 
ich  1  setze):  nur  wo  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden  kann,  dass  die  e  der 
Melodie  gemäss  auch  im  Druck  fehlten,  sind  sie  fortgelassen. 

Abbdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wiss.  in  Göttingon.    Pbil.-hi*t.  Kl.  N.  F.   Band  6»  t.  3 


18  HERMANN   MÖLLER, 

die  hd.  Ueberlieferang  *),  der  ich  nur  zur  leichteren  Uebersicht  die  Strophenzahlen 
in  (    )  hinzufüge. 

1   Nu  wil  ick  fingen  ein  ledlin  goth 
van  Itoltheit  vnd  ock  auermoth: 
de  koning  van  Sweden  dede  dar  kamen, 
Vor  Helmftedt f)  in  dat  wide  feldt 
floch  he  fyn  leger8)  vnd  ock  telt4); 
dat  brachte  em  kleinen  framen. 

[Bl.  V  3']  (1)   Nu  wil  ick  fingen  ein  lidlein  guth,  von  ftoltzheit  vnd  auch  vber„ 

müth,  der  koning  von  Sweden  thet  da  kommen,  Für  helmftedt 
in  das  weitte  feldt,  floch  er  fein  leger  vnd  auch  zeit,  das  bracht  im 
kleinen  frommen. 


1)  Wo  auf  Bl.  2  der  Hs.  (Str.  15  ff.)  vor  dem  Schnitt  rechts  |  ein  Teil  eines  Buchstaben  noch 
sichtbar  ist,  ist  dieser  cursiv  gedruckt  (doch  ist,  wo  von  einem  m  das  letzte  Dritteil  abgeschnitten 
17  6,  n|  gesetzt). 

2)  Ebenso  heisst  Halmstad  in  der  Lustigen  Historie  S.  168  ff.  Helmßede  (-ßed)  neben  Halm- 
ßede  (-ftadt),  in  Hövels  Chronik  S.  33  Helmßede;  die  Form  Helmßedt  war  überhaupt  im  Nd*  und 
Hd.  der  Zeit  üblich,  so  z.  B.  hd.  in  König  Friedrichs  Schreiben  an  Daniel  Ranzau  15.  Febr.,  17  Mai 
1564  Rördam  Monumenta  2.  Raekke  I  386.  398  (daneben  Helmßadt  391),  F.  v.  Dohna  an  Friedrich 
ebd.  415.  745.  747  (Helmßede  403,  daneben  Halmßadt  393),  Daniel  Ranzau  an  Friedrich  1565  ebd. 
479.  480.  484;  Helmenßedt  in  der  Bestallung  des  Obersten  Hilmar  v.  Münchhausen  3  Okt.  1563 
(Treuer,  Geschl.-Hist.  der  Herren  von  Münchhausen,  Anh.  208);  lat.  Helmßadium  bei  Helsing  und 
Ens  (bei  diesem  auch  Helmßet  und  Halm-). 

3)  Lustige  Historie  S.  168: 

Vnd  legerde  fick  vor  Helmftede  an  twyerlei  orth; 

Ein  leger  dede  he  vor  de  Norder  porten  flau, 

Dat  ander  auer  dat  water  vp  euenem  plan, 
'auer  dat  water'  ist  jenseits  d.  i.  südlich  der  Nissa  ä.    An  unserer  Stelle  wird  mit  dem  Lager  im 
'weiten  Feld'  nur  dieses  letztere  Lager  gemeint  sein,  das  einzige  welches  der  Dichter  unsers  Liedes 
gesehen  hat  (Str.  13  6.  14  i)  :  hier  befehligte  König  Erich  selbst,  nördlich  des  Flusses  Carl  Mornay. 

4)  in  weitem  veld,  nd.  (wie  im  Liede  von  der  geldr.  Schlacht)  in  dem  widen  veidt  ist  in  Lands- 
knechtliedern stehende  Formel  (vergl.  Liliencr.  535,2.  538,33  (beide  Ingoist.  1546),  614,10.  615,13, 
das  weite  feld  592,  34.  601,  3),  und  (ge)zelt  (nd.  telt) :  feld  stehender  Reim,  z.  B.  nd.  Lil.  185, 9. 
324,17  (Stiftsfehde).  480,13;  hd.  403  (vom  König  von  Ungarn)  7.  588,4.  595,11.  615,10  (velde: 
zelde  536  öfter).  —  Andre  stehende  Formeln  in  unserm  Liede  sind  die  folgenden.  Zu  1  6  kleinen 
(keinen)  framen  vgl.  Lil.  397  (Kniphoflied)  1.  28,  neinen  fromen  86  (Soest  1447)  5,  nenen  framen 
unten  II  11  5,  weinich  framen  425, 13,  keinen  frommen  418,8  (und  vgl.  klene  bäte  395,27);  zu  5  s 
vgl.  435  (Juncker  Baltzer)  11  fe  meinden  .  .  .  tho  vordriven  (zum  Reim  vgl.  zu  vertreiben:  er  muß 
.  .  .  laßen  bleiben  549, 2.  589,  4) ;  zu  7  s  vgl.  er  meint  (hofft)  es  fott  im  gelingen  (in  glücken)  415, 8. 
546,9.  548,9;  zu  21  s.  4  vgl.  Juncker  Baltzer  2. 12  wi  meindeti  Je  fcholden  (he  fchold)  vne  levern 
eine  flacht,  615  (Hildebr.  36,  Sie  vershausen)  5  wir  meinten  erfolt  vnns  Ubern  eyn  fchlacht  (häufig  ist 
er  meint  .  .  .,  z.  B.  Ingolstadt  535,  2 ;  ße  meinten  .  .  .,  z.  B.  549,  25.  550,  27,  beide  Leipzig  1547) ; 
zu  7  2  den  dach  vnd  ock  de  nacht  vgl.  44  (Störtebekerlied)  15,  da  schuffenße  beid  tag  vnd  nacht  415 
(Wien  1529)  20  2;  zu  82  helt  de  ßad  in  guder  huet  vgl.  halt  ir  die /tat  in  werder  hut  418  (Wien) 
5  2,  die  /tat  erhalten  .  .  .  in  guter  hut  501  (geldr.  Krieg)  21 ;  zu  8  s  mit  fpeten  vnd  hellebar  den  vgl. 
401, 12,  (de  fpete  vnd  h.)  396, 26,  mit  fpieß  und  heüeparten  Jörg  Graffs  Ordenslied  der  Lands- 
knechte,  Unland  188,8.9;    zu  8  6  den  Schweden  deden  fe  worden   (im   Strophenschi uss)   vgl.   des 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  19 

2  Do  men  fchreff  dufent  vyffhundert  Jhar 
jm  drevndfö/ta'chften *)  gefchach  idt  dar, 
im  wintermlian  8)  quam  he  getagen 

mit  finem  gefchutte  mechtich  groth ; 
he  meinde  darmit  tho  fcheten  tho  doth 
alles  wat  he  konde  ankamen. 

3  De  koningk  van  Sweden  wort  fyn  bedragen 
dorch  einen  de  hefft  em  vorgelagen, 

Wo  de  konning  [vth  Dennemarck]  hedde  laten  lopen8) 

(2)  Da  man  fchreib  taüfent  fünfhundert  Jhar,  jm  dreyvndfechften  gefchach  es  dar, 
im  wintermhan  kam  er  gezogen,  mit  feinem  gcfchütze  mechtich  groß, 

er  meint  damit  zu  fchieffen  zu  toth,  alles  was  ehr  künt  an  kommen. 

(3)  Der  koningk  von  Swe^  wort  fein  betrogen,  durch  einen  der  hat  im  für„ 
gelogen,  Wie  der  konning  aus  dennemarck  hette  laffen  lauffen,  reütter  vnd 


Türken  wöü  (der  Türken  wollen)  wir  warten  (Strophenschluss)  Wien  417,7.  418,6,  Hertzog  Moritzen 
ihetten  wir  wartten  Sievershausen  615, 10;  zu  9  6  vnder  dtr  muren  (Strophenschluss)  vgl.  456  (Münster 
1534)  2;  zu  11 8  vgl.  566  (Slachtinge  vor  Bremen  1547)  12  he  früchtede  idt  brächt  em  fmert 
(Strophenschluss) ;  zu  12  s  vgl.  wir  wollen  uns  mit  ihn  fchlagen  588  (Magdeb.  1551)  12;  zu  106. 
13s  mitfehanden  vgl.  mit  fchanden  (landen,  Lil.  fchande)  327,  13  (Ilildesh.  Stiftsfehde);  zu  16 2 
doßck  anfenck  de  rechte  (flacht)  vgl.  379, 16 2  hub  /ich  an  der  rechte  (tantz)  Bauernkrieg;  zu  17  5 
fo  mannich  vgl.  z.  B.  213,  22.  216,  12  (Ditm.  1500).  324,  32  (Stiftsfehde);  zu  20  5  welke  ick  aühir 
nicht  alle  nennen  hon  vgl.  Ditm.  1510  den  ik  juw  hir  nicht  nomen  kan  216, 14;  zu  23  l  angefangen 
dat  fpel  vgl.  Lü.  379  (Bauernkrieg)  3  l.  526  (gegen  Karl  V,  1546)  1.  538,37.  42.  539,4.  588,3; 
zu  24  6  da*  bad  vgl.  LU.  621,  5  (und  s.  Hildebrands  Note  Volksl.  S.  229  zu  Nr.  30,  25  5);  zu  26  4 
vgl.  554,  2  die  Martinsgans  .  .  .  verzern ;  zu  27  4  vgl.  der  hat  uns  hütf  .  .  .  gethan  588  (Magdeb.) 
62;  vgl.  noch  unten  die  Noten  zu  6  5.  11  4;  die  häutigste  der  stehenden  Formeln  in  unserm  Liede 
ist  20  4  (hebben)  dat  beße  gedaen,  vgl.  z.  B.  Lil.  241  (behemfehe  fchlacht  1504)  10.  397  (Kniphof, 
1525)  19.  435  (Juncker  Baltzer)  8.  452,8.  481,2.  493  (geldr.  Krieg)  18  4.  508,30.  549,59.  550,21. 
551,32.  555,9.  570,9.  588,60.  590  (Magdeb.  1551)  B  10.  592,29  (auch  im  Liede  von  Fünen  1535, 
Anhang  B  I  Str.  3  und  im  Warberger  Liede  von  1565,  Str.  13).  Vgl.  zu  diesen  Sprachfonneln 
Hildebrands  Worte  (Deutsche  Hist.  Volksl.  S.  279)  von  'einer  vielgeübten  Technik,  die  sich  Geleise 
gräbt,  in  denen  dann  die  Worte  wie  von  selber  laufen'. 

1)  Oder  ist  das  zur  Melodie  besser  passende  drevnd%/bfien  (-ßßen  ge-)  der  Ueberlieferung 
gemäss,  hier  wirklich  gesungen  worden?  (Es  könnte  auch  etwa  im  dre  vnd  Jbßig  gesungen  worden 
sein,  wie  in  der  hd.  Umarbeitung  des  Liedes  von  der  Schlacht  vor  Bremen  1547  Str.  lb  Im  taufent 
Üben  viertzig  Jahr  (Soltau,  Hundert  hist.  Volkslieder  Nr.  61),  vgl.  Hildebrands  Note,  Hist.  Volks- 
lieder S.  231  zu  31,  7). 

2)  Hier  =  November  (Weinhold,  Die  deutschen  Monatsnamen  S.  61  f.).  Hatte  das  Original 
winmhan  'Weinmond'  =  Oktober?  König  Erich  erschien  bereits  am  23.  Oktober  vor  Halmstad,  sein 
grob  es  Geschütz  (Z.  4)  aber  erst  nach  dem  2.  November  (s.  Westling,  Det  nordiska  Sjuarskrigets 
historia,  Stockholm  1879,  S.  38  f.  Vgl.  Lust.  Hist.  168:  'wo  wol  he  neen  groff  gefchutte  mit  fick 
brachte7 ;  Hunds  Reinschr.  72  5,  8.  u.  zu  7  8).  Der  Dichter  unsers  Liedes  ist  nicht  bei  der  Be- 
lagerung von  Halmstad,  sondern  erst  bei  den  von  Str.  10  an  erzählten  Begebenheiten  selbst  zugegen 
gewesen  (erst  von  10  4  an  sagt  er  tcy,  vorher  Str.  6  Se). 

8)  Der  Zusatz  vth  Dennemarck,  der  für  den  Dichter  und  die  das  Lied  singenden  überflüssig 
war,  passt  nicht  zur  Melodie.  Vgl.  den  verdeutlichenden  Zusatz  im  Liede  von  Doli  Lil.  157,  3  l  Der 
künig  [von  Franckreich]  het  im  velde,   s.  Hildebrand  Volksl.  S.  262  zu  35,  3 1.    (Das  ursprüngliche 

3* 


20  HERMANN   MÖLLER, 

ruter  vnd  Landsknechte  vth  dem  lande, 
fe  wem  alle  wedder  na  dadefchem  lande, 
de  krigslude  auer  einen  hopen1). 

4  Darup  de  Swede  hefft  feer  getrotzt 

vnd  hefft  fine  buren  vthgemutzt, 

plochbengels *)  van  achtein  jaren, 

de  hefft  he  tho  krigsluden')  gemacht4), 

ein  Nhar  mochte  des  hebben  gelacht, 

do  fe  darher  quemen  gefaren. 

Landsknechte  aus  dem  lande,  fie  wem  alle  wider  nach  deütfchem  lande 
die  krieg8leütte  vber  einen  haüffen. 

(4)  Daraüff  der  Swede  hat  feer  getrotzt,  vnd  hat  feine  paürn  aüsgemotzt, 
pflügbengels  von  achtzdn  jaren,  die  hat  ehr  zu  kreigleütten  *)  gemacht 
ein  Nhar  mocht  es  haben  gelacht,  do  fie  daher  kamen  gefaren, 


war  vielleicht  Wo  kon(i)ng  Freä\e)rick  (gesungen  ^TIJu)«    Die   Schreibung   konning   mit    nn   an 

unserer  Stelle  möglicherweise  von  einem  konng  (=  einsilbig  köttfiyng)  des  Originals). 

1)  Drei  Fahnen  Reiter  (von  elf)  und  23  Fähnlein  Landsknechte  (von  den  oben  S.  7  Anm.  2 
genannten  60)  waren  wirklich  entlassen  worden  (nach  einem  Briefe  Günthers  von  Schwarzburg  an 
den  Kaiser  Ferdinand  vom  1.  Nov.  1563,  vgl.  Westling  S.  40). 

2)  Auf  dieses  Scheltwort  bezieht  sich  in  der  Lust.  Hist.  S.  173: 

Wen  de  Dudefchen  Ruter  derfuluen  tiedt 
Sich  nicht  hedden  beter  gewheret  im  ftriedt, 
So  wehr  vnfe  Köninck  nicht  daruan  komen; 
De  krancken  plochbengels  hedden  ehn  wech  genomen. 
Vgl.  ebd.  weiter  unten : 

Vnd  de  Schweden  de  Walfted  deden  beholden, 
Wowol  man  fe  vor  buerbengels  hedde  gefcholden. 

3)  Die  Lustige  Historie  lässt  umgekehrt  die  dänischen  Räte  sagen  S.  163: 

Latet  vns  nu  flux  vnd  mitt  der  hall 

Thorulten  vnd  vorforgen  fall; 

Mit  Ruter,  knechten  vnd  geschutte, 

Schoeßer,  fchröder,  peltzer  hutte  mit  der  mutte; 

De  Köninck  tho  Schweden  fcbal  nicht  anders  weten, 

Dan  idt  fint  alle  krigsluede  geheten. 

4)  Der  Dichter  scheint  im  Reime  die  Form  gemacht  (:  gelacht  hier,  :  nacht  13  2)  gebraucht  zu 
haben,  13  2  in  der  stehenden  Formel  un/e  Slachtordnung  gemacht,  vielleicht  nach  dem  aus  dem  Hd. 
ins  Nd.  übersetzten  Liede  von  der  Gelderschen  Schlacht  von  1543  (s.  0.  S.  14  f.)  Lil.  494,9  2  vnfe 
flachordning  was  gemacht  (:  geacht,  dazu  10 5  fachen:  machen)]  doch  begegnet  auch  sonst  nd. 
gemacht  im  Reime  (:  flacht,  so  schon  1535  im  Lied  von  Fünen,  s.  Anhang  B  I  7 1,  ebenso  Lil. 
616,  14  2  (1553),  nicht  aus  dem  Hd.  übersetzt),  wie  denn  überhaupt  hochd.  Reime  in  nd.  Liedern 
des  16.  und  17.  Jhs.,  auch  abgesehen  vom  Falle  der  Uebersetzung,  eine  gewöhnliche  Erscheinung 
sind.  Ostniederdeutsche  Leser  und  ebenso  nordische  Kenner  der  niederdeutschen  %oiv^  des  16.  Jhs. 
werden  gemäkt  (gemaket)  gelesen  und  gesungen  und  die  Reime,  was  die  Konsonanten  betrifft,  aufgefasst 
haben  als  solche  von  -kt  auf  -cht,  wie  z.  B.  vthgefchickt :  gedieht  in  der  Lustigen  Hist.  161  oder  nl. 
gemaect:  gebracht,  .nacht  (Lil.  486,  1.  6.  10  von  1542  aus  dem  geldr.  Kriege). 

5)  Vgl.  unten  zu  17  2  der  hochd.  Ueberlieferung. 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND    ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  21 

B   He  lach  wol  druttich  dufent  ftarck1) 
wedder  den  koning  van  Dennemarck, 
he  meindc  ehn  thouordriuen ; 
he  fprack  fe  fcholden  de  Stadt  vpgeuen, 
ehr  keiner  fcholdc  fus  lenger  leuen2). 
Noch  moftö  he  fe  laten  bliuen. 

6   Se  fchickeden  balde  wedder  heruth, 
Se  wolden  ehm  geuen  loth  vnd  kruth8), 
de  llad  wolden  fe  vor  ehm  noch  wol  holden, 
Ehr  dat  fe  em  wolden  de  Stad  vpgeuen, 
darby  wolden  fe  laten  lyff  vnd  leuen4): 
de  Swede  vortornet  ghar  bolde. 

(5)  Er  lag  wol  dreißig  taufent  ftarck,  wider  den  koning  van  dennemarck, 
er  meint  ihn  zuüortreiben,  er  fprach  fie  folten  die  Stadt  aüffgeben 
ihr  keiner  folt  fünft  lenger  leben,  Noch  müft  ehr  ße  laffen  bleibe. 

(6)  Sie  fchickten  balde  wider  heraus,  Sie  wolten  ihm  geben  loth  vnd  kraut, 
die  llad  wolden  fie  für  ihm  noch  wol  halten,  Ehr  das  fie  im  wolten  die 
Stad  aüffgeben,  darbei  wolten  fie  laffen  leib  vnd  leben,  der  Swede 
erzürnet  ghar  balde. 


1)  Diese  Zahl  ist  etwa  um  das  doppelte  übertrieben.  Varl.  Gyldknstjerne  S.  268:  'hand 
(Kong  Erich)  haffde  sig  forsamblit  xx  fennicher  fodfolch  och  xiij  fancr  Ryttere,  baade  Suenske  och 
Tydske'.  (Ein  Fähnlein  war  c.  400  Mann,  eine  Reiterfahne  c.  300  Mann).  Gaspar  Eks,  Belli 
Septennalis  .  .  .  historia  (S.  97  ff.  in  Rerum  Danicarum  Friderico  II  .  .  .  gestarum  hist.  Studio  et 
opera  Gasparis  Ens.  Francoforti  1593,  fol.)  S.  123:  '(Ericus)  cum  exercitu,  qui  triginta  peditum 
signis,  <fc  decem  turmis  equitum  constabat,  Halmstadium  . . .  positis  castris,  omnibus  viribus  oppidum 
oppugnat'. 

2)  Verschiedene  Aufforderungen  zur  Uebergabe  (am  27.,  28.  Okt.,  5.,  G.  Nov.,  s.  Regesta  dipl. 
hist.  Dan.  2.  Rsekke,  II  389  f.),  von  denen  unser  Dichter  hinterher  (s.  o.  die  Note  zu  2  8)  nur  im 
Allgemeinen,  nicht  im  Einzelnen,  Kunde  erhalten,  sind  hier  in  eine  zusammengezogen:  erst  bei  der 
vorletzten  Aufforderung  nach  dem  Sturm  vom  5.  Nov.  erklärte  König  Erich,  'at  huor  som  de  ikke 
wille  giffue  byen  op  med  gode,  da  skulle  hand  icke  spare  det  barn  vdi  vuggen  laa',  Gyldenstj.  269. 

3)  Vgl.  Resen,  Kong  Frederichs  Den  Andens  Kranicke,  Kigbenhaffn  1680,  S.  100:  'Hsfvitz- 
manden  .  .  .  suarede :  hand  haffde  huereken  Eed  eller  JEre  at  seeige  for  Penninge ;  Men  hans  Herre 
oc  Konge  haffde  icke  sparet  Penge  paa  Lod  eller  Krud,  det  vilde  hand  skiffte  oc  deele  med  hannem, 
saa  laange  Ljfvet  oc  hans  Hcrris  Munition  vilde  tilstrsecke'.  (Ist  Lod  eller  Krud  bei  Resen  auf 
unser  Lied  zurückgehend?  Dieses  scheint  Gyldenstjerne  bekannt  gewesen  zu  sein.  Nach  Resen  ist 
jene  Wendung  als  vom  Stadthauptmann  gebraucht  heute  bekannt.) 

4)  (vp-,  seltener  auer-)geuen :  leuen,  oben  5  4. 5  und  hier,  hd.  (auf-,  vber-,  er-)geben :  leben 
ist  stehender  Reim  in  Landsknecht-  und  Soldatenliedern  bis  auf  den  heutigen  Tag;  so  schon  im 
Störtebekerliede  Lil.  44  Str.  19;  aus  dem  16.  Jh.  vgl.  z.B.  Lil.  246  (von  Benzenouwer,  1504)  Str. 
3.12.  289,6.  372,3.15  (Pavia).  415,6.16.  457,5.6.  481,13.  501,13.  515.20.  536,15.  546,7. 
548,  10.  549,  34.  550,  12  f.  568,  4.  592  (Siebenbürger  Lied,  s.  u.  zu  III)  22  f. ;  dazu  unten  Lied  II 18; 
Warberger  Lied  von  1565  S.  187;  so  noch  in  dem  (aus  dem  Liede  Ditfurth,  fränk.  Volksl.  11227, 
hist.  Lieder  73,  Erk-ßöhme  II  Nr.  342.  363  von  1799  und  1849  hervorgegangenen)  1864  am  häufigsten 
gesungenen  deutschen  Soldatenliede,  Str.  2:  (Der  dänische  General  Schickt'  den  Trompeter  voran:) 
Wollet  ihr  euch  nicht  ergäben,  Es  kost  euch  euer  Leben,  . . .). 


22  HEBMANN   MÖLLER, 

7  He  hefft  fyn  gefchutte  daruor  gebracht, 
he  fchoth  den  dach  vnd  ock  de  nacht1), 
he  meinde  idt  fcholde  em  gelingen2), 
dat  he  de  Stad  wold?  nemen  in; 

dat  brachte  fo  mannigen  Sweden  Pyn, 
de  dat  water8)  dedc  vorflingen. 

8  Jofue  van  Qual  ein  Ritmeifter  gudt, 
de  helt  de  Stad  in  guder  hueth4) 
mit  Speten  vnd  hellebarden: 

twe  fenlin  Landsknechte  weren  r/arin, 
Ein  Ruter  Fane  alfo  fyn; 
den  Sweden  deden  fe  warden. 

9  He  lep  de  Stad  dremal  tho  itorm6), 
he  was  fo  böfe  glyck  wo  ein  worm, 
mit  finen  Schwedifchen  buren; 

der  leth  he  wol  tein  hundert  man 

(7)  Ehr  hat  fein  gefchütze  dafür  gebracht,  er  fcbüß  den  tag  vnd  auch  die  nacht, 
er  meint  es  folte  im  gelingen,  das  er  die  Stad  wolt  nemen  ein,  das 

bracht  fo  manchen  Sweden  Tein,  die  das  waffer8)  teth  vorflingen 

(8)  Jofüe  van  Qüal  ein  Ritmeifter  gut,  der  hielt  die  Stad  in  güder  hüeth, 
mit  Spieffen  vnd  hellebarten,  zwey  fenlein  Landsknecht  waren  in 

der  Stadt6),  Ein  Reütter  Fane  alfo  fein,  den  Sweden  theten  (ie  warten 

(9)  Ehr  lieff  die  Stad  dreymal  zu  ftorm,  ehr  was  fo  böfe  gleich  wie  ein 
worm,  mit  feinen  Schwedifchen  pawrern,  der  ließ  er  wol  zeen  hundert 


1)  Gtldenstj.  269:  'da  lod  hand  aldrig  äff  at  skyde  tili  byen,  dag  och  natt'  .  . .  Reben  100: 
'Konning  Erich  bleff  her  ofver  hoyligen  forternet,  oc  lod  strax  stille  alle  sine  grofve  Stycker  paa 
Byen,  oc  begyndte  uden  Affladelse,  grueligen  at  bancke  paa  Volde  oc  Mure1  .  .  . 

2)  Vgl.  Daniel  Hunds  Reimchronik  Str.  72: 

Medan  sigh  dette  sa  begaff, 

Sa  drogh  Konungh  Erich  för  Halms tadh 

Och  meente  then  intage, 

Och  wille  beskiuten  medh  allo  flijt, 

Men  Murbrecker  künde  sä  eij  komme  tijt, 

Thy  moste  han  dedan  drage. 

3)  Das  Wasser  (wenn  das  Wort  richtig)  muss  die  Nissa  ä  sein,  vgl.  zu  1  &.  12  6.  (Eine 
geplante  Aktion  der  Flotte  von  der  Seeseite  kam  nicht  zu  Stande,  8.  Tegel,  Konung  Erics  XIV.s 
Historia,  vollendet  1612,  ed.  Stiermann,  Stockh.  1751,  S.  107  f.)  Ist  zu  lesen  tcapcn?  Der  hd.  Text 
hat  waffer  (durch  das  ff  geht  kein  Strich  wie  beim  ff  und  der  letzte  Strich  des  r  geht  nicht  bis 
unten  wie  bei  n). 

4)  Commandant  der  Festung  Halmstad  war  Paul  Hvitfeldt.  Josua  von  Qualen  war  der  Führer 
der  in  Z.  5  genannten  Reuterfahne. 

5)  Die  Abweichung  vom  Reim  (im  Druck  oder  seitens  des  Aufzeichnen)  beruht  auf  einer 
Reminiscenz  an  Str.  5i  des  Liedes  von  der  Gelderschen  Schlacht  (Soven  fenlin  knechte  legen  in 
der  ftad). 

6)  Am  5.  und  6.  Nov.  Gtldenstj.  269 :  'da  begynte  hand  at  storme  haardeligen  tili  byen,  den 
5  dag  Nouembris,  fra  morgen  tu  äfften,  och  taffte  stormen.    Thi  bleff  hand  meget  vred  (vgl  Z.  2*, 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  23 

vor  Helmltede  in  dem  ftorme  fthan: 
fe  liggen  dar  vnder  der  muren 1). 

10  KSning  Frederick  ruft  fick  fnel  vnd  bold 
mit  ßiien  krigslnden  Mennichf oldt 2), 

Na  Helmfted^  is  he  getagen; 
wy  weren  llil  vnd  nicht  feer  ludt3), 
dem  Sweden  wolden  wy  vp  de  hudt4): 
mit  fchanden  is  he  entflagen6). 

11  De  koning  van  Schweden  wold  nicht  daran, 

twe  dagc  thouor  toch  he  daruan6), 

man,  vor  Helmfled  in  dem  ftorme  fthan,  fie  liegen  dort  vnder  der 
maüren 

(10)  koning  Friderich  ruft  fich  fchnel  vnd  bald,  mit  feinen  kriegsleüten  Men„ 
nichfaldt,  Nach  helmfted  is  ehr  gezogen,  wir  waren  ftil  vnd  nicht  laütn 
dem  Sweden  wolten  wir  aüff  die  haut,  mit  fchanden  ift  ehr  entflogen. 

(11)  Der  koning  van  Schweden  wolt  nicht  daran,  Zwo  tag  zuüor  zog  er  dar„ 


es  folgte  die  Aufforderung  zur  Uebergabe,   s.  o.  zu  5  5)  .  .  .  Och   da  de   icke   ville   opgiffue   byen, 
begynte  hand  atter  den  6  dag  Nouembris  at  storme  to  gange,   och  taffde   da  atter  samme  storme'. 

1)  'och  miste  der  meget  folch,  meer  end  it  halfft  tufind  mand'. 

2)  (ebd.)  Tor  huis  sags  skyld  da  Koning  Frederich  haffde  nu  skreffuet  sine  felteffuerster  til, 
Greffue  Gynter  och  Jörgen  van  Holle  (Str.  19  2.  20  i),  at  de  skulle  hastelige  forsamle  Krigsfolchet 
och  ryche  op  imod  fienderne  och  m0(le  hannem  selff  vdi  Laugholm'  (Laholm  12  2). 

8)  In  der  Ueberlieferung  fehlt  eine  Silbe.  Nach  dem  Peiner  Liede  8  l  (s.  o.  S.  12),  auch  in 
den  Fassangen  bei  Hildebrand,  wird  der  Dichter  feer  ludt  gesagt  haben. 

4)  Vgl.  Lustige  Historie  S.  172: 

Do  dat  wart  vnfem  Könige  angetöget, 
Dar  tho  dat  de  K&ninck  tho  Schweden  fick  hedde  van  Helmfted  geröget, 

Dachte  he,  idt  were  nu  rechte  tydt 

Tho  fftken  finen  nutt  vnd  profyt  .  .  . 

Toch  derhaluen  gar  hemlick  vnd  fnelle 

In  dunckelem  wedder,  dat  nicht  was  helle, 

Vp  dat  he  de  krancken  buren  mocht  erhaffchen, 

Vnd  wolde  fo  dat  Schwedifche  leger  vorrafchen. 

Alle  fine  Dudefche  Ruter  hadde  he  byfamen, 

Dar  tho  alle  Ouerften  mit  ehren  nhamen; 

Dar  was  vorhanden  all  fine  macht, 
De  he  vth  Dudefchlandt  vnd  Dennemarck  hedde  thofamen  bracht. 
Ens  128 :  'Danise  rex  ...  ex  hibernis  militem  eduxit ,  &  ...  ad  Laholmum  venit  .  .  .  Biduo  ibi 
transacto,  sine  ullo  tubarum  clangore  &  tympanorum  strepitu,  prima  noctis  vigilia  rectä  ad  hostium 
castra  ducit'.  Resen  101  'Konning  Friderich  rycktc  anden  Nat  der  efter  fra  Laholm  mellem 
S*ndag  oc  Mandag  [8  Nov.],  gandske  stille  uden  Trommer  eller  Krigs  Allarm  med  den  gandske 
Krigshser  op  mod  Halmstsed'. 

5)  Vgl.  entflagen  in  der  Lust.  Hist.  172  oben,  s.  u.  zu  13  6. 

6)  König  Erich  zog  ab  Sonntag  den  7.  Nov.  früh  'ved  Midnats  Tjd'  (Resen  101).  Vgl.  Ens  124: 
'Rex  ipse  Suecise. . .  biduo  ante  ä  castris  cum  paucis  suorum  digressus  erat'.  Hunds  Reimchr.  75 1 — 2 : 

Andre  dagen  ther  effter  thet  war, 

Konungh  Fredrich  kom  medh  sin  hele  skaar,  . .  . 


24  HERMANN    MÖLLER, 

o  dat  vorzagede  herte1): 

Syn  Folck  leth  he  dar  hinden2)  ftan 

vnd  dorfte  fulueft  nicht  tho  Aride  ghan, 

[he]  fruchte  idt  mochte  ehm  bringen  fmerten. 

12  Wy  togen  vp  des  morgens  Fro 
van  Laholm  als  dem  Fiende  tho8), 
mit  em  fo  wolden  wy  vns  fla//en4): 
do  hadde  he  gemaket  eine  brugg 

vnd  weck  gar  bald«  vnd  fnelle  tho  rngg; 
aver  ein  water  is  he  getagen5). 

13  Wy  quemen  twe  ftunden  vor  der  nacht6), 
wy  hadden  vnfe  Slachtordnong  gemacht7), 
wy  fochten  de  fwedifchen  gelte: 

do  weren  de  vogel  vthgeflagen, 

von,  o  das  verzagte  hertze,  Sein  Folck  ließer  da  hinden  ftan,  vnd  dorfte 
felber  nicht  zu  Ureitte  ghan,  er  forcht  es  mochte  ihm  bringen  fchmertze. 

(12)  Wir  zogen  aüff  des  morgens  Frü  von  Laholm  als  dem  Feinde  zu,  mit  im 
fo  wolten  wir  vns  flahen,  da  hatte  er  gemacht  eine  brück,  vnd 

weich  gar  bald  vnd  fnel  zu  rück,  vber  ein  waffer  ift  ehr  gezogenn. 

(13)  Wir  kamen  zwej  Hunden  für  der  nacht,  wir  hatten  vnfer  Slachtord„ 
nüng  gemacht,  wir  Richten  die  fwedifchen  gelle,  da  wäre  die  vogel 


1)  Die  Lustige  Hist.  erwidert  dies,  indem  sie  ähnlich  von  König  Friedrich  sagt  S.  167 :  'Syn 
kleenmSdigs  herte  was  ehm  alfo  bange',  und  S.  171  '(de  Schweden)  fcholden  vnfen  Köninck  vor 
einen  Narren,  Dat  he  fo  gar  was  vorzaget'  .  . . 

2)  Hd.  da  hinden  ftan  z.  B.  Lü.  372  (Pavia)  IS.  514,  13,  dahinden  gäan  Lil.  322,  7.  13, 
dahinden  bleiben  Lil.  241  (beh.  Schlacht  1504)  10.  In  einem  nd.  Liede,  soweit  sie  von  Liliencron 
herausgegeben,  kommt  eine  entsprechende  Wendung  nicht  vor;  nd.  (weren)  dahinden  aber  steht 
Lil.  827,  8  in  einem  der  Lieder  aus  der  Uildesheimer  Stiftsfehde.  Es  ist  darum  anzunehmen,  dass 
unser  Dichter  hier  und  15  4  das  aus  dem  Hochdeutschen  unmittelbar  herübergenommene  dahinden 
oder  dar  hinden  gebraucht  hat. 

3)  s.  o.  zu  10  2.5. 

4)  flohen,  wie  überliefert,  für  nd.  fldn  könnte  'Zerdehnung'  (in  diesem  Falle  Herstellung  der 
Infinitivendung  -en  statt  -n)  zum  Zweck  des  klingenden  Ausgangs  sein,  vgl.  z.  B.  tehen:  flehen 
('ziehen',  'fliehen')  Lil.  616  (1553)  5.  Aber  wahrscheinlicher  hat  der  Dichter  hier  im  Reim  die  Form 
flogen  gebraucht  gleich  dem  Liede  von  der  Geldrischen  Schlacht  494  mü  den  Burgundifchen  tciün 

wi  uns  flogen  (:  klagen)  6,  de  trummein  horde  men  flogen  (:  vorzogen)  7. 

5)  Erich  hatte  über  die  Nissa  a  (s.  o.  zu  1  6)  eine  Brücke  schlagen  lassen,  dieselbe  aber  beim 
Rückzuge  abgebrochen.  Vgl.  Gyldenstj.  271 :  'Saa  vor  alle  de  Suenske,  som  paa  den  ene  side  Aaen 
haffde  deris  leyer,  regt  offuer  Aaen  tili  de  andre  Suenske,  och  kästet  broen  och  ophugget  alle 
floder,  som  laa  offuer  Aaen'  .  . .  König  Friedrich  liess  die  Brücke  in  der  Nacht  vom  8.  zum  9.  Nov. 
wieder  herstellen. 

6)  Gyldenstj.  271:  'Derfore  komme  de  och  iche  heller  frem  tili  Halmsted  forend  hart  imod 
Afftenen'.  Resen  101:  (silde  ud  paa  Aftenen  den  8.  Novembris1. 

7)  Gyldenstj.  270  unten :  'det  vor  och  saare  langsomt,  . . .  ferend  de  da  finge  slaget  deris 
8iagtordning\  (Wegen  des  Reims  nacht:  gemacht  vgl  oben  zu  4 4). 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND  ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  25 

mit  fchanden  al  darnan  getagen; 
wi  fanden  de  leddige  nefte1). 

14  Wy  bleuen  de  nacht  dar  in  dem  leger2), 
des  Morgens8)  togen  wy  dem  Fiend  neger4) 
mit  ruter6)  vnd  hakenfchutten ; 
duppelzoldroer  fint  nicht  mit  genamen6), 
dat  men  den  fient  konde  fnelle  bekamen: 
mannich  Swede  bleff  dar  fteken  in  den  f läppen. 

15  Vel  gudes  hebben  fe  dar  mit  gefort, 
dat  hebben  wy  eme  balde  vorftort, 
al  ehr  grote  gefchutte  vnd  kleine7), 

ausgeflogen,  mit  fchanden  al  daruan  gezogen,  wie  fünden  die 
leddige  nefte 

(14)   Wir  blieben  die  nacht  dar  in  dem  leger,  des  Morgens  zogen  wir  dem 
Fiend  neger,  mit  reütter  vnd  hakenfchützen,  düppelzoldner  fint  nicht 
mit  genamen,  das  man  den  fient  kont  fnel  bekommen  mannich 
Swede  blieb  dar  ftechen  in  den  fchlüppen8) 

[Bl.V4r]  (15)  Viel  güdes  haben  fie  da  mit  gefort,  das  haben  wir  ime  balde 


1)  Hierauf  bezieht  sich  in  der  Lust.  Hist.  S.  172  oben  (ehr  =  der  Schweden): 

Auerfl  ehr  K&ninck  was  nicht  in  finem  mode  fo  Holt, 

Derhaluen  toch  he  van  Halmflede  wech  gar  bolt 

Mit  finen  Katern  vnd  knechten  meifien  dele  vnd  bellen, 

Se  weren  all  entflagen  vth  ehren  netten. 

Ehr  Neil  mach  Hallandt  vnd  Schone  ock  wol  heten, 

Dan  fe  hebben  recht  dar  tho,  dat  möge  gy  weten. 

2)  Vgl.  Gyldestj.  271:  'Men  maatte  saa  derfor  ligge  der  wden  for  om  Natten,  och  alle 
Rytterne  hnlde  paa  deris  heste'  . . . 

3)  Dienstag  den  9.  November.  Vgl.  zum  folgenden  A.  Moltke,  Slagene  ved  Marekser  og  Axtorna, 
Kbh.  1896,  S.  35  ff. 

4)  Zu  lesen  dem  fiend  nigr,  s.  o.  S.  11. 

5)  Ohne  -n  des  dat.  plur.,  vgl.  Lil.  156  a,  4  mid  ruter  vnd  mid  knapen  (1479);  514,  24.  515,  8 
von  (nach)  reutet  vnd  von  (nach)  knechten  (1545).  Ebenso  in  der  Lust.  Hist.  163  mit  Ruter,  Jenechten 
vnd  gefchutte  (s.  o.  zn  4  4),  173  van  Adel,  Ruter  vnd  knechten  (daneben  mit . . .  Rutern  vnd  knechten 
172.  174).   Vgl.  Hildebrand  zu  Nr.  38  (Neuß  1586)  2  4,  Volksl.  S.  279,  wo  andre  Beispiele. 

6)  Gyldexstj.  271 :  'Och  fordi  at  Koning  Frederich  ilede  da  strax  om  Morgenen  hastelig 
effter  dennem,  ...  da  loed  hand  alt  sit  Skytt  och  alt  foedfolchet  ligge  tilbage  huos  Halmsted,  wden 
3  fennicker  hagesketter,  som  hand  tog  med  sig,  och  alle  Rytterne  rende  saa  strax  effter  de  Suenske, 
och  Enectene  efterfolde'  . . . 

7)  Gtldenstj.  273:  'alt  Koning  Erichs  feltskett,  som  hand  da  haffde  for  Halmsted,  och  vor 
beregnit  it  och  haltredesindstiuge,  . . .  fgrdis  siden  tili  Kigbenhaffn'. 

(Z.  3  nach  Jörg  Graffs  Ordenslied  der  Landsknechte  (Uliland  188)  9  j  das  groß  gefchütz  vnd 
kleine-,  vgl.  auch  unten  zu  H  10 4). 

8)  (Unterste  Zeile  von  Bl.  V8T.)  In  Swede  ist  das  we  völlig  abgeschnitten;  von  S  und  d  sind 
nur  die  oberen  Spitzen  sichtbar;  vom  letzten  e  des  Wortes  and  einigen  folgenden  längeren  Buch- 
staben ist  das  unterste  Stück  abgeschnitten.  Zwischen  S  und  d  ist  keine  Spitze  eines  h  sichtbar,  es 
hat  also  nicht  Schwede  da  gestanden. 

Adhblgn.  d.  K.  G«.  d.  Wiü.  ra  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.  N.  F.   Band  6,i.  4 


26  HEBMANN   MÜLLER, 

dat  leten  fe  dar  hinden1)  fthan, 
vnd  lepen  al  mit  fpotte  daruan, 
Se  brukeden  ere  beine. 

16  Idt  ginck  do  wedder  jegen  de  nacht, 
do  fick  anfenck  de  rechte  flacht: 
wol  vp  einer  klippen*)  fo  hoge 

dar  Hunden  de  Sweden  vnd  fegen  herunder8): 
Se  helden  dat  vor  fpot  vnd  wunder, 
dat  wy  eme  fo  fwack  na  togen. 

17  De  Swedifchen  ruter  de  wolden  nicht  fthan4), 
do  vnfe  krigslude  quemen  an, 

de  Sweden  findt  alle  geweken: 

Se  lepen  dar  in  ein  holt6)  vnd  Mohr6), 

vorftort,  al  ihr  groffe  gefchütze  vnd  kleine,  das  lieffen  fie  da  hind| 
fthan,  vnd  lieffen  al  mit  fpot  darvon,  Sie  brauchten  ire  beine 

(16)  Es  ginck  da  wider  gegen  die  nacht,  da  (ich  anfieng  die  rechte  flacht, 
wol  aüff  einer  klippen  fo  hoge,  da  Hunden  die  Sweden  vnd  fahen 
herunder,  Sie  hielten  das  vor  fpot  vnd  wunder,  das  wir  mie7)  f| 
fwach  na  zogen. 

(17)  Die  Swedifchen  reütter  die  wolten  nicht  fthan,  da  vnfer  kreigsleütj  *) 
kamen  an,  die  Sweden  findt  alle  gewechen,  Sie  lieffen  dar  in  ein 


1)  8.  o.  zu  11 4. 

2)  Dies  Wort,  im  Mnd.  Wb.  and  Hdwb.  nicht  belegt,  steht  auch  im  Pechlinliede  Lil.  398,  87 
vp  einer  klippen,  ebenso  (ßeinJUippe)  in  der  Lost.  Hist.  164.  166,  ferner  z.  B.  in  Hövels  Chron. 
(1564)  35. 

3)  Die  klippe  war  der  Maredberg,  V/%  Meilen  nordöstlich  von  Halmstad,  rechts  der  Nissa  I. 
Gyldenstj.  271  unten:  'och  naaede  dennem  saa  wed  Marikier  [=  Mared-  oder  Marekarr]  huor  de 
Suenske  Byttere  holde  da  hart  til  haabe,  Knectene  paa  it  hoyt  bierg,  och  Bytterne  wnder  bierget, . . .' 
(Besen  S.  102  nennt  als  Ort  der  Schlacht  unrichtig  'Marckerard'  =  Markaryd,  das  südöstlich  von 
Halmstad  und  viel  weiter  von  diesem  entfernt,  jenseits  der  Grenze  in  dem  Winkel,  den  Schonen 
mit  Hailand  bildet,  und  gar  nicht  auf  der  Rückzugslinie  des  schwedischen  Heeres  liegt). 

4)  Gyldenstj.  272:  'strax  de  fornumme,  att  det  ville  gielde,  vende  de  alle  deris  heste 
tilbage';  Tegel  S.  110:  'allersnaraste  fienderna  kommo,  begynte  en  hop  af  Wastgiöthe  Hofmannerne, 
Adelen  med  och  Hingstridarne  at  rymma  förr  an  det  blef  et  rör  pa  dem  afskutit' ;  vgl.  Westling  41. 
Dazu  vgl.  Lust.  Hist.  (deren  Tendenz  abschwächend)  173: 

So  dat  wol  twehundert  Bueter  worden  vp  de  flucht  gebracht, 
De  dat  Schwedifche  gefchutte  hedden  in  ehrer  acht. 

5)  Gyldenstj.  ebd.  'och  rende  ad  skoffuen  ind  imod  Landemercket' ;  Besen  102 :  *oc  forstucke 
sig  her  oc  der  udi  Skofven'. 

6)  Zur  Linken  der  schwedischen  Stellung  zwischen  der  Landstrasse  und  der  Nissa  ä.  Gyldenstj. 
272:  'Och  der  Her  Carolas  (Mornay)  . . .  formerckede,  att  de  Suenske  Byttere  flyede,  och  haffde 
da  forlorit  al  deris  feldtskot,  da  gaff  hand  sig  hasteligen  neder  fra  sin  hest  tili  fodfolchet  och 
frrde  dennem  saa  ind  paa  en  stör  moradtz  i  Marikier  i  deris  fordeel,  paa  det  de  skulle  iche  alle 
bliffue  slagne.  Endog  at  der  dog  nogle  hundrede  bleffue  slagne,  fgrend  de  komme  i  moesen'. 

7)  mie  statt  itne  (der  Punkt  steht  über  dem  vierten  tn-Strich  statt  über  dem  ersten). 

8)  Das  ei  in  kreig  (vgl.  4  4)  ist  hier  eine  Verhochdeutschung  des  nd.  I.  Dieselbe  Form  braucht 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  27 

dar  bleff  fo  mannich  kop  vnd  ohr 
wol  in  dem  qwabbe  befteken. 

18  Do  ginck  idt  an  ein  fchetenl  vnd  flan, 
Der  Schweden  gefinde  wolde  nicht  fthan, 
Se  deden  gar  vorlopen1), 

vnd  lepen  wedder  na  Schweden  tho, 
fe  worpen  van  fick  Hafen  vnd  fcho, 
Swerdt  vnd  Harnifch  auer  einen  hopen2). 

19  Koning  Frederick  de  ander  de  ilede  nach8), 
Graff  Ganter  van  Swartzborg4)  ock  men  fach, 
mit  ehren  ruter  Fanen5); 

de  nacht  de  quam  vns  vp  de  handt, 
dat  men  nenen  Sweden  mer  dar  fandt, 
wy  konden  fe  nicht  mer  ramen0). 

20  Ein  ouerfte,  Jürgen  van  Holle  genant, 

[He]  floch  fo  mannigen  Schweden  mit  der  handt; 

holtz  vnd  Mohr,  da  blieb  fo  mannich  kop  vnd  ohr,  wol  in  den| 
qwabbe  beftechen. 

(18)  Da  ginck  es  an  ein  fchieffen  vnd  flan,  Der  Schweden  gelinde  wolte 
nicht  fthan,  Sie  theten  gar  vorlaüffen,  vnd  Helfen  wider  nach  Schweden 
zu,  fie  worffen  von  fich  Höfen  vnd  fchü,  Swerdt  vnd  Harnifch  vber  ein| 
haüffen 

(19)  Koning  Friderich  der  ander  der  eilte  nach,  Graff  günter  von  Swartzboj 
auch  men  fach,  mit  ihren  reütter  Fanen,  die  nacht  de  kam  vns  aüff 
die  handt,  das  man  keinen  Sweden  mer  dar  fandt,  wir  konden  &q 
nicht  mer  ramen. 

(20)  Ein  vberlter  Jörgen  von  Holle  genant,  Er  floch  fo  mannichen  fchwede| 


Daniel  Ranzau,  Bericht  an  Friedrich  II.  den  25.  Okt.  1565  über  die  Falkenberger  Schlacht,  Danske 
Magaz.  3.  Rsekke  II  hreigßleute  mehrfach  91  ff.,  des  kreigß  vberdrußig  93 ;  ebenso  Paul  Wobitzer 
(der  hd.  mit  vielen  nd.  Formen  schreibt,  men  'man',  hebben  'haben',  gedent  'gedient1,  dener  'Diener*, 
goeth  'gut',  egen  'eigen')  an  den  König  vor  Warberg  10.  Okt.  1565  kreigsleute  dreimal  (Rördam 
Monum.  *  R.  I  498  f .).   Ueber  kreig  aus  andern  Gegenden  s.  Hildebrand,  DWb.  V  2213. 

1)  Vgl.  Hunds  Reimchronik  Str.  76 f.: 

The  Danske  wore  thä  icke  seen 
Och  sloge  wäre  pä  flychten  igen, 
Thy  moste  the  vndan  renne. 
77   Och  rychte  sä  vndan  medh  en  hast, . . . 
Dagegen  die  Lust.  Hist.  behauptet  unsrer  Stelle  gegenüber  von  den  Schweden  umgekehrt  (S.  178): 

Auerft  de  lofen  bengels  wolden  nicht  lopen,  . .  . 

2)  Vgl.  Westling  S.  41  Note  3;  0.  Vaupell  Den  nord.  Syvaarskrig,  Kbh.  1891,  S.  51. 

3)  nach  statt  nd.  na  auch  im  Hamburger  Lied  (s.  S.  5 f.)  12  2  im  Reim  (-.fach)  und  sonst. 

4)  Die  Form  nd.  Swarzborg  kommt  bereits  im  Liede  von  den  Quitzows  (1414)  Lil.  48, 16  vor. 

5)  Resen  102 :  'Kongen  befalede  Grefuen  äff  Schwartzburg  det  ferste  Tog,  oc  reed  selff  nsast 
der  elfter,  ssette  saa  hasteligen  elfter  Fienderne',  . .  . 

6)  L.  Hist.  173  De  fchermutzel  warede  beth  in  de  nacht,  .  . .  Gyldenstj.  272 :  'Saa  gich  da 
Natten  paa,  att  huercken  Koning  Frederichs  Ryttere  eller  Knecte  künde  da  lenger  forfflge 
fienderne',  . . . 

4* 


28  HEBMANN   MÖLLER, 

dartho  ridder  vnd  ock  grauen1), 
de  alle  hebben  dat  belle  gedhan, 
welcke  ick  allhir  nicht  alle  nSmen  kan: 
im  pryß  moth  ick  fe  lanen. 

21  Den  Duppelfoldener  fende  men  bad, 
de  quemen  dar  na  ock  alßo  drad8); 

wy  meinden  de  Schweden  fcholden4)  tonen 
vnd  holden  mit  vns  noch  eine  flacht, 
auerft  he  hadde  fick  vel  anders  bedacht5), 
he  wolde  vns  nicht  mer  glouen. 

22  Wy  hebben  dre  dage  aldar  geholden6), 

wy  meinden  dat  de  Sweden  noch  wedder  kamen  wolden7); 
dat  gefchutte  dede  men  wech  foren, 
wol  twe  vnd  vertich  ftucke  groth8); 

mit  der  handt»  darzu  ritter  vnd  auch  graffen,  die  alle  haben  das  belle 
gedhan,  welche  ich  allhir  nicht  alle  nennen  kan  jm  preiß  muß  ich  fie  loben| 

(21)  Den  Toppelfoldener  fende  nien*)  bad,  die  kamen  die  nach  auch  alßo  drad, 
wir  meinten  die  Schweden  folten  harren,  vnd  halten  mit  vns  noch  eine| 
flacht,  aber  er  hatte  lieh  viel  anders  bedacht,  ehr  wolt  vns  nicht  mehr  glauben) 

(22)  Wihr  haben  drei  tage  aldar  gehalten,  wir  meinten  das  die  Sweden  noch 
wider  kommen  wolten,  das  gefchütze  tethe  men  wech  füren,  wol  zwo  vnd 


1)  Gyldenstj.  261  f.  'Och  der  iblant  alt  dette  Krigs  folch  vor  der  mange  Grefluer'  (folgen 
zahlreiche  Namen). 

2)  (Ueber  dem  dritten  ro-Strich  steht  ein  Punkt). 

3)  Gyldenstj.  272 :  'Och  derfor  haffde  Koning  Frederich  strax  bud  om  Afftenen  til  Halmsted 
effter  de  andre  hans  Knecte,  som  der  tilbage  vor,  at  de  ochsaa  komme  frem  samme  natt. 

4)  Da  in  Z.  5.  6  he  folgt,  hiess  es  gewiss  ursprünglich  de  Schwede  fcholde  ioucn,  was  auch 
besser  zur  Melodie  passt. 

5)  Gyldenstj.  272:  'Och  (de)  mente  saa  om  Morgenen  att  ville  berende  samme  suenske 
knecte  og  foedfolch  omkring  mosen,  saa  at  ingen  äff  dennem  skulle  vndkomme  . . .  Men  om  Morgenen 
langt  for  dag  vor  de  Suenske  alle  bortr*mde  äff  mosen  i  deris  behold'. 

6)  10.— 12.  Nov. 

7)  Die  Lust.  Hist.  S.  174  ändert  dies  in: 

Wy  fruchteden,  de  Schweden  fcholden  fyn  wederkamen, 
Vnd  vnfen  KÖninck  gefangen,  ock  Helmfted  ingenomen, 
Derhaluen  tagen  wy  mit  ijl  daruan  vnfe  ftraten, 
Idt  was  dar  lenger  tho  bliuen  nicht  geraten. 
Solck  eine  Victorie  is  nummer  gehöret,  etc. 

8)  Vgl.  Hunds  Reimchronik  77  s— 6: 

Wäre  skytt  the  fran  oss  finge; 

Thet  wulte  then  onda  wägen  som  war, 

At  the  moste  them  thä  leffue  qwar 

Och  künde  them  icke  fort  bringe. 
Dagegen  die  Lust.  Hist.  173  unten  f.: 

Alleine  twe  grote  ftucke  konden  fe  nicht  mitbringen; 
Derhaluen,  dewile  vns  de  flacht  nicht  dede  gelingen, 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  29 

dre  dnfent  Schweden  legen  dar  dodt, 
de  al  erf lagen  weren1). 

23  De  Schwede  hefft  erft  angefangen  dat  fpel, 
nn  treckt  he  folueft  dat  narren  fei; 
köning  Frederick  woldß  he  vorraden: 

he  hefft  iine  rede  gefchicket  vth, 

de  kricht  men  tho  Copenhagen  by  der  hudt; 

de  fcholrfen  rnter  vnd  landsknechte  halen*). 

24  Wat  he  darmit  hefft  vthgericht, 
dat  kumpt  nn  alles  an  dat  licht 
tho  finem  eigen  fchaden ; 

köning  Frederick  hadde  ehm  kein  leidt  gedhan, 
noch  wolde  he  ene  vordrenen  han: 
dat  bad  mofte  he  fnlneit  vthbaden. 

vertzich  ducke  groß,  drei  taüfent  Schwe^  legen  dar  todt,  die  al  erflage  were| 

(23)  De  Schwede  hat  erft  angefangen  das  fpil,  nü  treckt  er  felber  das  narren  üe| 
köning  Friederich  wolt  ehr  Vorräten,  er  hat  feine  rethe  gefchicket  aus,  die 
krigt  man  zu  Copenhagen  bei  der  haut,  die  follen  reuther  vnd  landsknechtj 
holen. 

(24)  Was  er  damit  hat  aüsgericht  das  kümpt  nü  alles  an  das  licht  zu  feinem 
eigen  fchaden  köning  Friedrich  hatte  ihm  kein  leidt  gethan,  noch  wolte  ehr  ine 
vortrieben  han,  das  bad  müile  ehr  felber  aus  baden. 


Nhemen  wy  de  Hucke  mit  grotem  frolocken, 

Walten  wol,  dat  vnfe  K&ninck  nicht  hadde  grapen  edder  klocken, 

Darnan  he  mochte  laten  gefchutte  geten; 

Nicht  vele  Karthowen  hefft  he,  dat  mftge  gy  weten. 

Ens  124:  'quadraginta  quinque  omnis  generis  machinse  campeftres  captse'. 

1)  König  Friedrich  gibt  in  seinen  Briefen  die  Zahl  der  gefallenen  Schweden  auf  c.  2600  und 
mehr  an  (Rordam  Mon.  II  273  Anm. ;  Westling  S.  41  Anm.  2).  Hövels  Lübecker  Chronik  S.  33  hat 
'etlike  dufent';  Becker,  Gesch.  der  Stadt  Lübeck  II 157  hat  wie  unser  Gedicht  3000.  Dagegen  die 
Lust.  Hist.  173,  nach  welcher  'de  Schweden  de  Wallled  deden  beholden'  (s.  o.  S.  20,  Anm.  2),  lässt 
van  vnfen  (auf  dänischer  Seite)  'mehr  den  2000  man'  auf  der  Wahlstadt  geblieben  sein, 

De  Schweden  hebben  drehundert  vorlaren, 
Darunder  was  einer  vam  Adel  gebaren. 

Die  Lust.  Hist.  173  hat  als  Ort  der  Schlacht  'Fi&lgim'  (jetzt  Fjellgime  auf  der  schwed.  General- 
stabskarte). Entsprechend  dankt  König  Erich  in  einem  Mandat  vom  23.  Nov.  Gott  für  den  'Sieg* 
über  das  danische  Heer  bei  Fiälgränna  (Reg.  dipl.  hist.  Dan.  2.  Rsekke  II 390).  Tegel,  Konung 
Erics  XIV.  Hist  110  f.,  der  die  Lust.  Hist  benutzt  hat,  stellt  die  Belagerung  von  Halmstad  und 
die  Schlacht  bei  Fiälgränna  gleich  dieser  dar. 

2)  Die  schwedischen  Gesandten,  Reichsrat  Sten  Erikson  Lejonhufvud,  Gabriel  Kristerson  Oxen- 
stjerna  und  Jöran  Fincke  (Lust.  Hist  161  'de  gefandten  mit  ehren  nhamen  Her  Stein,  her  Gabriel 
vud  Jürgen  Fincke  thofamen'),  die,  vor  Ausbruch  des  Krieges,  im  Febr.  1563  in  Kopenhagen  auf- 
gehalten und  später  in  Kaliundborg  gefangengesetzt  wurden,  waren  nicht  zu  diesem  Zwecke,  sondern 
zur  Werbung  um  die  Tochter  des  Landgrafen  Philip  von  Hessen  Christina  für  König  Erich  und 


30  HERMANN   MÖLLER, 

25  Nu  theet  wedder  heim  gy  Schwedifchen  burn1) 
vnd  helpet  nu  juwem  koning2)  trtiren, 

kleine  ehr  hebbe  gy  erworuen8): 
hedde  gy  in  Juwem  lande  gebleuen 
vnd  hedden  den  ploch  vnd  offen  gedreuen, 
fo  wem  juwer  nicht  fo  vel  geftoruen. 

26  Hebbe  gy  Sunt  Martens  Ganß4)  gehalet, 
gy  hebben  fe  mit  dem  halße  betalet 

tho  Hallingsfon5)  vp  dem  More: 
dar  wardt  de  gans  erft  recht  vortert, 
dat  mannich  Schwede  nicht  mehr  begert; 
vele  legen  dar  ane  haut  vnd  ohren. 

(25)  Nu  zihet  wider  heim  ihr  Schwedifchen  paürn,  vnd  helffet  nö  ewrem  koning| 
trawren,  kleine  ehr  habt  ihr  erworben,  hettet  ihr  in  Ewrem  lande  geblieben! 
vnd  hettet  den  pflüch  vnd  ochfen  getrieben,  fo  wem  ewrer  nicht  fo  viel  geftorbe| 

(26)  Habt  ihr  Sant  Martinüs  Ganß  geholet,  jhr  habt  fie  mit  dem  halße  bezalet) 
zu  Hallingsfon  aüff  dem  More,  da  wardt  die  gans  erft  recht  vorzert 

das  mannich  Schwede  nicht  mehr  begert,  viele  lagen  dar  ane  hant  vnd  ohre| 


zum  Abschluss  des  Ehevertrages  ausgesandt  worden.  Den  Briefwechsel  zwischen  König  Friedrich 
und  dem  Kanzler  Friis  über  diese  Gesandten  s.  im  Danske  Magaz.  IV  209  ff.  Vgl  über  diese  Ange- 
legenheit Rürdams  Mon.  II  155  ff.,  2  Raekke,  I  705  ff. ;  Dan.  Hunds  Reimchronik  Str.  28  ff. ;  Besen 
78  f. ;  Ens  109 ;  J.  B.  Becker  Gesch.  der  Stadt  Lübeck  II  150 ;  Tegel  Erik  XIV.  s.  hist.  83 ;  West- 
ling  13  f.,  Vaupell  9  f.,  bes.  W.  Mollerup,  Bidrag  til  den  nord.  Syvaarskrigs  Hist  I  Det  svenske 
Gesandtskabs  Anholdelse  i  Kbh.  Die  gleiche  Auffassung  der  Gesandtschaft  wie  an  unserer  Stelle 
findet  sich  bei  Gyldenstjerne  253:  'Och  loed  Koning  Erich  siden  atter  forskicke  nogen  äff  sit 
Baad,  som  vor  Her  Steen  Erickson,  Her  Gabriel  Christensan  och  Her  Jargen  Fincke,  at  drage  .  .  . 
igiennem  Danmarck  tili  Tyskland,  der  at  giere  videre  forbund  med  nogle  äff  de  Tyske  f*rster,  och 
forsamle  Krigs  folch  at  fere  ind  i  Suerrig  .  . .' ;  Hövel  Lüb.  Chron.  30 :  'Middel  dem  hefft  fick 
thogedragen,  dat  de  Ko.  van  Denn,  des  Schweden  liitige  Anfchlege  . . .  innen  worden,  und  fände  de 
Schwede  fine  Legaten  in  Dudefchlandt.  Duße  Legaten  . . .  quemen  tho  Copenhagen  alß  Fronde, 
wente  de  Swede  was  Vorhebbens  .  .  .  fine  Schepe  mit  dudefchem  Volcke  tho  beforgen  und  alfo  den 
plötzlich  de  Denen  tho  averfallen.  De  Kon.  van  Dennemarcken,  wo  he  dußen  An  fehl  ach  vormareket, 
hefft  he  de  Schwedefchen  Gefandten  angeholden,  .  .  .'  etc. 

1)  Zu  den  Schwedifchen  burn  hier  und  9  s  s.  o.  S.  15.  Daher  de  Schwedifchen  Buren  häufig 
in  der  Lustigen  Historie,  ironisch  den  Dänen  in  den  Mund  gelegt;  dazu  buerbengels  (s.  o.  zu  4  s) 
und  öfters  de  krancken  huren  (vgl.  zu  10  5). 

2)  Dieser  Dativ  ohne  -e  der  Melodie  wegen,  s.  o.  S.  11. 

3)  Der  Dichter  selbst  sagte  wohl  eher  vor-  als  er-woruen  nach  dem  Peiner  Liede  (Lil.  333, 
Hildebr.  17  a)  15  8  (s.  o.  S.  12);  ebenso  vorworven  (igeßorven,  wie  hier)  Lil.  329,  11  (aus  der  Stifts- 
fehde), aber  erwerven  (ebenfalls  aus  der  Stiftsfehde)  334  92.  ios,  ebenso  z.  B.  185  (Belagerung  von 
Braunschweig),  4. 

4)  So  hier  und  Z.  4  gafis  wohl  eher  als  goß  (gos).  Auch  die  Lustige  Historie  hat  die  Form 
mit  n  (plur.  genfe)  176 ;  ebenso  das  Martinslied  Uliland  205  B. 

5)  Diesen  oder  einen  ähnlichen  Namen  finde  ich  auf  keiner  Karte  in  der  Gegend  des  Schlacht- 
feldes (s.  o.  zu  16  s.  22  6)  und  in  keinem  Bericht.  Als  Lesung  der  Hs.  ist  Hallingsfon  in  keinem 
Buchstaben  zweifelhaft. 


32 


HEBMANN   MÖLLER, 


gefcheen,  |  den  30.  vn  31.  Maij,  Anno.  1564.  |  In'  Störtebekers  Tone,  edder  |  alß 
men  fingt  van  Jun-|cker  Baltzer1),  etc. 

□•)• 

AjT    1    Alfs  men  telt  dufent  viffhundert  Jahr, 
vnd  veer  vnd  föftich  de  Jar  tall  war, 
Im  anfange  des  Meyen, 
De  Heren  van  Lübeck  fint  vthgetagen, 
in  einem  langen  reyen. 

2   Tein  Schepe  van  Lübeck  weren  wolger&ft, 
Daryn  ock  dapper  Krigesuolck  ift, 


1)  Der  Ton  des  Liedes  von  1402  von  dem  berühmten  Seeräuber  (Hildebrand  Nr.  1,  LiL  44) 
ist  in  der  Folge  namentlich  oft  zu  Liedern  von  Seeschlachten  verwandt  worden  (s.  Liliencr.  1 2 10 f.), 
wie  deren  das  unsre  von  1564  eines  ist,  und  überhaupt  zu  Liedern  von  kriegerischen  Unter- 
nehmungen zur  See.  'Juncker  Baltzer'  ist  Balthasar  von  Esens,  der  im  Solde  des  vertriebenen 
Christiern  II.  an  dessen  Unternehmung  gegen  Dänemark  im  Jahre  1581  beteiligt  war.  Das  vom 
späteren  Landsknechtobersten  Meinhard  von  Hamm  gedichtete  Lied  im  Störtebekertone  von  ihm 
und  dieser  Unternehmung  8.  Liliencr.  Nr.  435.  Die  Melodie  des  Störtebekerliedes  (in  F-dur)  ist  von 
Joh.  Bolte  im  Liederbuch  des  Petrus  Fabricius  aus  Tondern  vom  Anfang  des  17.  Jhs.  (Hs.  der 
Thottschen  Sammlung  4  °  841  der  Kgl.  Bibl.  zu  Kopenhagen)  Bl.  94  aufgefunden  und  im  Nd.  Jahr- 
buch Xni  (1887)  veröffentlicht  worden  (S.  58  und  Musikbeilage).  Da  gegen  Boltes  Wiedergebung 
mehreres  einzuwenden  ist,  setze  ich  die  Melodie  her: 


r  |  -F    -F 

C      C  C  |  D       E  E  : 

F 

r 

G    F-£-D 

:E      D        CD   EF! 

G 

r 

G  |  F-  £  D  E 

F     GF    E       D     i 

C 

r 

C     G      G 

j-c         B   AG     F     i 

G 

r 

G  |  F  G   A 

!B-  AG    |F     EDE 

•F 

r 

Ueber  die  J .  J*  zu  Anfang  von  Takten  und  Halbtakten,  für  welche  älter  J  J  gesungen  worden  ist, 

vgl  oben  S.  11  Mitte.  Von  Bolte  weiche  ich  in  folgenden  Punkten  ab:  1)  Die  Hs.  hat,  was  B. 
nicht  mitteilt,  im  dritten  Halbtakte  der  vierten  Zeile  AGF  als  drei  Viertelnoten.  Bolte  hat  das 
erste  A  in  eine  halbe  Note  gewandelt.  Dies  ist,  worauf  mich  mein  College  Docent  der  Musik- 
geschichte Dr.  Angul  Hammerich  aufmerksam  gemacht  hat,  ohne  Zweifel  unrichtig.  Dr.  Hammerich 
schlug  mir  vor,  einfach  der  Pause  zu  Ende  der  Zeile  die  doppelte  Länge  zu  geben:  ich  ziehe  es 
aber,  um  nicht  die  Teilbarkeit  In  Halbtakte  zu  stören,  vor,  was  Dr.  Hammerich  mir  auch  vorge- 
schlagen, das  F  zu  verlängern.  2)  Ueber  dieses  F  hat  Bolte  ein  ti  gesetzt,  das  die  Durtonart  der 
übrigen  Zeilen  für  diese  Stelle  in  Moll  übergehen  lassen  würde.  Dieses  jt  ist,  wie  mich  Dr. 
Hammerich,  und  zwar  noch  bevor  uns  bekannt  war,  dass  das  Zeichen  in  der  Hs.  fehlt,  belehrt  hat, 
zweifellos  zu  streichen.  3)  In  der  Hs.  ist  unter  das  erste  F  der  fünften  Zeile,  unter  dem  System, 
und  zwar,  wie  Dr.  Hammerich  gesehen  hat,  nachträglich  mit  anderer  Dinte,  ein  jt  gesetzt,  das 
Bolte  aufgenommen  hat.  Auch  dieses  |t  ist  für  die  ältere  Melodie  zu  streichen.  [Punkt  2  und  3 
sind,  wie  ich  später  bemerkt  habe,  auch  schon  bei  Erk-Böhme  U  Nr.  233  richtig  gestellt;  ebenso 
auch  der  folgende  Punkt.]  Ausserdem  ist  Boltes  Unterlegung  des  Textes  für  die  fünfte  Zeile  (bei 
ihm  do  |  mosten  se  Tiden  gro-\te  schände),  wie  Dr.  Hammerich  gleich  mir  bemerkt  hat,  zweifellos 
unrichtig:  da  die  Unterlegung  des  Textes  für  unser  Lied  von  15G4  aber  für  diese  Zeile  keine 
Schwierigkeit  bietet,  gehe  ich  nicht  weiter  darauf  ein. 

2)  (Kriegsschiff  mit  zwei  grossen  Masten  und  einem  kleinen,  und  Kanonen). 


34  HERMANN   MÖLLER, 

6  Wy  tögen  yn  der  wylden  See  darher, 
na  Sweden  Hundt  all  vnfe  beger1), 
mit  friffchem  friem  mode, 

Wy  repen  G-odt  van  Hemmel  an2), 
Dat  he  vns  wolde  behöden. 

7  Im  Meien  den  negen  vnd  twintigften  dag, 
lepe  wy  van  kaelsöre3)  äff, 

all  na  den  Swedfchen  fcheren, 

Den  Viendt  tho  föken4)  Hundt  vnle  fyn, 

dartho  all  vnfe  begeren. 

8  Vp  einen  Dinxdag5)  idt  gefchach,  |  AijT 
Dat  men  den  Sweden  kamen  fach, 

fyner  Schepe  eyne  groten  hupen6). 

Mit  frouwden7)  fetteden  fe  tho  vns  heran8), 

vor  ehn  dede  wy  nicht  lopen. 

1)  Nach  Str.  2i — 2  des  Liedes  von  Fünen  1585  (s.  u.  Anhang  BI)  Se  logen  lien  vnd  logen 
her,  na  . .  .ftundt  all  ehr  beger;  die  Zeile  2  in  unserem,  wie  auch  in  diesem  Liede  und  7  5  unseres 
Liedes  zugleich  nach  dem  Liede  von  Kniphof  Lil.  397,  14  nadi  Narweghen  ftunt  all  6r  begheer, 
vgl.  im  Pechlinliede  Lil.  398,  24  nach  W.  was  er  beghere\  das  ftundt  {was)  ehr  beger  dieser  Lieder  und  des 
Liedes  von  Fünen  geht  zurück  auf  das  wiederholte ßund  (was)  yhr  beger  in  zweiter  Strophenzeile  des 
Liedes  von  der  Frenck.  Bauren  krieg  1525  Hildebr.  18,  Lil.  379, 122.  222.  24  2,  s.  u.  Anhang  B  I  zu  3  4. 

2)  Godt  van  Hemmel  steht  hier  an  eben  derselben  ausdrucksvollsten  Stelle  der  Melodie  (s.  o. 
S.  32  Amn.),  wie  in  Str.  1  des  Störtebekerliedes.  Aehnlicher  Inhalt  öfter  in  vorletzter  Strophenzeile 
der  gleichen  Strophenform,  z.  B.  Mariam  gots  müter  ruf  wir  an  Lil.  241  (böhm.  Schlacht  1504) 
6  4,  Chriftum  van  hemmel  repen  wy  an  358  (Mailand  1521)  4  4.  6  4  (danach  wi  riepen  Maria  gods 
moeder  aen  Münster  1534  Lil.  456,  6  4,  vgl.  1  4),  rieffen  vnns  durch  Chri/t  von  Himmel  an  Sievers- 
hausen 1553  Hildebr.  36  Lil.  615,  40  4. 

3)  Die  Karlsinseln,  dän.  Karlseer,  schwed.-öar  (Lilla  und  Stora  Carls  ü)  an  der  Westseite 
Gottlands  vor  der  Westspitze  der  Insel.  (Gottland  gehörte  von  der  Zeit  Margaretbens  bis  1645  zu 
Dänemark.)  Die  vereinigten  Flotten  kamen  am  24.  Mai  Abends  unter  Karlsö  an  (Herluf  Trolle  an 
den  König,  D.  Magaz.  III  214). 

4)  Vgl.  Hövel  Chron.  34  oben:  'Alße  nu  des  Konings  van  Denne.  und  de  Lubefchen  Schepe 
.  .  .  Gottlandt  vorbigelopen,  und  under  Carlfoe  vorkundtfchoppet  [Druck  Carls  oevor-],  .  .  .  fchloten 
de  Ammeral  und  Hovetlude  der  Denfchen  und  Lubfchen,  dat  fe  na  den  Schwedefchen  Scheren 
[Druck  Schepen]  lopen  wolden,  und  eren  Viendt  foken'. 

5)  Der  30.  Mai  war  der  Dienstag  nach  Trinitatis.  (Gyldenstj.  281  f.,  nach  welchem  Resen,  hat 
unrichtig,  dass  der  30.  Mai  der  'Pindze  Äfften'  und  der  folgende  31.  Mai  der  'Pindzedag'  gewesen 
sei;  ebenso  Hund  88  und  Tegel  120.  Es  wird  eine  Verwechslung  mit  dem  Datum  der  Bornholmer 
Affäre  vom  30.  Mai,  Plingstsonntag,  1563  zu  Grunde  liegen,  vgl.  unten  Anhang  A). 

Vp  einen  (seltener  nd.  An  einem  z.  B.  im  Liede  von  Dam,  Lil.  289,  3)  .  .  .  -dach  idt  gefchach, 
dat  men  .  .  .  fach,  entsprechend  hd.  Vf  (auf)  einen  (An  einem)  usw.,  ist  stehende  Formel,  sehr 
häufig,  auch  in  nicht  historischen  Liedern. 

6)  Die  schwedische  Flotte  unter  Admiral  Jakob  Bagge  war  etwas  stärker  als  die  der  Ver- 
bündeten. Herluf  Trolle  den  7.  Juni  gibt  sie  auf  38  Schiffe  an,  vgl.  Westling  60.  Gyldenslj.  281 
hat  'mere  end  50  störe  skib';  Hövel  38  'mit  40  groten  Schepen';  Tegel  'med  35  Orlogsskepp'. 

7)  Oefters  ähnlich  gebraucht  bei  einleitenden  Schritten  zu  einem  Kampfe  oder  dessen  Beginn, 
z.  B.  Lil.  615,  27  4  (diese  Stelle  nach  379,84  Frenck.  Bauernkrieg). 

8)  Hövel  34 :  '(de  Schepe)  fetten  tho  den  Denen  und  Lub.  in ;  .  . .' 


36  %  HERMANN   MÖLLER, 

11    Ydt  hadd  de  Viendt  den  vördeil  all  gar1), 
de  windt  vp  erer  fyden  war2), 
tho  en  könde  wy  nicht  kamen8), 
Se  fchöten  vp  de  Denen  vnd  Düdfchen  tho, 
dad  dede  vns  nenen  framen. 

Aiijr         12   Dat  Schetent  warde  den  gantzen  Dach, 

beth  dat  idt4)  was  vm  tweden  Namiddach, 
Mit  kartouwen  vnd  mit  Slangen6), 
Do  ys  de  Windt  vth  Gades  gnad, 
ein  weinich  vmmegangen6). 

13   De  Lfibfche  Ammerael  fümede  Ack  nicht  lange7), 
fo  bald  alfs  fick  de  Windt  vmwende, 
Thom  Viende  dede  he  yndringen 8), 
Se  fchöten  vp  einander  tho, 
datt  yn  den  Wolcken  dede  klingen0). 


1)  Hövel  34  (zum  80.  Mai) :  'wowoll  de  Schwede  . . .  den  Vordehl  innehedde,  weren  denne- 
Doch  de  Lubefchen  unvortzaget  und  fampt  den  Denfchen  iegen  den  Windt  laverdt,  we  fe  bell  kont, 
und  an  den  Schweden  gefettet'. 

2)  Ebd. :  'de  Schweden  .  .  .  hedden  vor  dem  Winde,  Sunne  und  Wedder  mit  fick,  und  wo  woll 
den  Denfchen  und  Lubefchen  Alles  thoiegen  was,  und  in  der  Lehe  weren,  .  . .'  Tegel  121 :  'de 
(Swenske)  hade  en  dragande  wind,  som  war  östan  weder,  .  .  .* 

3)  IIövel  34  (31.  Mai):  ,Pe  Denfche  Ammerall  hedde  fick  den  Voravendt  fpade  mit  dem 
Lubfchen  Ammerall  vorbunden  .  . .,  dat  de  Denfche  Admiral,  de  Fortuna  genant,  und  de  Lubefche 
Ammeral,  de  Engel  genomet,  den  Schwedefchen  Makeloes  (s.  u.  zu  20  5)  wolden  enteren  und 
anfallen,  und  fo  den  gantzen  Dach  nicht,  we  vorhen,  mit  dem  Scheten  thobringen.  .  .  .  averft,  .  .  . 
wowoll  de  Denfchen  und  Lub.  gerne  geentert  hedden,  wolden  doch  de  Schweden  nicht  an  den 
Dantz,  funder  ledent  alle  up  ere  grot  Gefchutte'. 

4)  bet  dat  idt  was  zu  singen  ^^|  J  {äat  idt   einsilbig  =  daft,   wie    13  s  datt,   vgl.   dat  idt 

auf  eine  Note  gesungen  in  Str.  1  4  des  Störtebekerliedes  fo  lang  dat't  gott  van  hemmel  vordroth,  s. 
Boltes  Musikbeilage  und  oben  S.  32  Note). 

5)  Stehende  Formel  (ähnlich  21  s),  vgl.  Kniphoflied  Lil.  397,  22  3  mit  cartunen  vnde  mit 
/langen  (vgl.  unten  im  Anhang  B  1  10  3),  hd.  mit  kartaunen  vnd  mit  fchlangen  (häufig,  z.  B.  Ingoist. 

1546  Lil.  535,  3). 

6)  Vgl.  Hövel  34:  'Averit  de  leve  Gott  gaff  Gnade,  dat  de  Wint  umbginck,  und  de  Denen 
und  Lubefchen  den  Loff  kregen;  .  .  .'  Tegel  121  f.:  'om  aftonen  .  .  .  wände  wädret  sig  hastigt  om 
i  Wäst-Nordan,  dermed  fingo  de  Lybske  winden  ifra,  de  Swenske,  .  .  .' 

1)  Jlck  nicht  lange  fumede  Druck.  Der  Reim  lange, : -wende*  (vgl.  5  3.5  /enden :  entfangen) 
verlangt  die  Einsetzung  der  stellenden  Formel,  hier  zunächst  nach  dem  clevisch-geldrischen  Liede 
Lil.  490  (s.  o.  zu  9  5),  vgl.  auch  Lil.  löü  a  5  5  (1479).  240  (Benzenouwerlied)  A  14  3,  B  6  7.  292,8. 
398  (Kniph.)l7.  480,  14.  549,  43. 

8)  Hövel  34 :  4do  fummede  fick  de  Luhfche  Ammeral  nicht,  funder  leth  dragen  tho  dem 
Makeloes  henan,  wowol  de  Lubfche  Ammeral,  alle  eine  Schutte  iegen  den  Schwedefchen  Magheloes 
geachtet'.  Tegel  122:  'den  Lybske  Admiralen  Engelen  med  et  annat  Lybskt  skepp  (s.  u.  zu  16  2) 
lade  lowart  om  bord  med  Mars  (=  Makales,  s.  zu  20  5),  dar  den  Danske  Flottan  war  pä  högre 
bord,  .  .  .' 

9)  Vgl.  in  dem*  hernel  düngen  Lil.  213,  38  (Ditm.  1500),  im  hemmel  klingen  263,  20  (Lübecker 


38  HERMANN    MÖLLER, 

17  Wy  flögen  vns  mit  den  Sweden  alldar, 
de  Viende  weren  yn  grother  vaer, 
wol  tho  denfuluigen  (landen. 

Da  hefft  fo  mennich  Swedefch  man, 
fynen  leiten  ende  genamen1). 

18  De  Swedefche  Ammeral  Jacob  Bagge  genant, 
de  hefft  beualen  dar  tho  handt, 

men  fcholde  vns  dat  Schipp  v/;geuen*), 
fe  wolden  vnfe  Gefangen  fyn, 
dat  fe  möchten  friften  ehr  Leeuen. 

Aiiijr       19   De  olde  Heldt  Jacob  Bägge  tho  haut, 

dartho  ock  twe  fyner  Lütenant, 
Ein  Ridder  Her  karbert8)  Trolle, 
Chriftoffer4)  Anderfen  ein  Swedefch  Edelman, 
fynt  yn  vnie  Schip  gekamen5). 


1)  Der  Dichter  hat  hier  und  19  5.  22  5  im  Reim  offenhar  nicht  die  Formen  genamen,  gekamen, 
inf.  -kamen,  sondern  genummen  (ijtutiden),  19  5  gekummen  (:  Trulle,  vgl.  16  8.5  vallen:  mannen), 
22  5  -kummen  {.entrannen)  gehraucht  (dazu  118.5  kummen:  frummen  oder  frommen?).  Diese 
Formen,  die  dem  Dialekt  des  Dichters  nicht  entsprechen,  verwendet  er  möglicherweise  zunächst  nach 
dem  Vorhilde  des  Liedes  von  der  Gelderschen  Schlacht  Lil.  494  (s.  o.  S.  14),  wie  es  gesungen 
ward:  Str.  18  i. 2  gewunncn :  genummen,  8  3.5  trummen  :  kamen  (1.  kummen),  doch  waren  solche 
Formen  im  Nd.  im  Reim  überhaupt  nicht  selten,  vgl.  Lil.  435  (Juncker  Baltzer,  1531)  9  genamen; 
gekamen :  gewunnen  (1.  -nummen,  -kummen),  579  (Hildebr.  33,  Osnabrück  1549,  aus  dem  Nd.  ins 
Hd.  umgesetzt)  22  3.5  gewunncn:  vorncmen  (1.  -nummen),  Lil.  616  (1553)  7  l.  3  bekamen :  dem  jungem 
(1.  bekummen :  dem  jungen),  10 1. 3  genamen  :/unne  (1.  -nummen),  14  l.  s  gefungen :  kamen  (1.  kummen), 
vgl.  noch  im  Liede  von  Fünen  (Anhang  B  II)  6  5. 

2)  vgeuen  Druck. 

3)  Widergebung  des  fremden  Namens  Arvid,  vgl.  Anm.  5.  (Ebenso  wird  der  dänische  Herluf 
Trolle  bei  Hövel  37  'de  Denfche  Ammeral  II.  Oleff  Trull(e),  genannt.  Ens  S.  134  f.  nennt  umgekehrt 
diesen  Harbardum  Trulle,  jenen  Aroldus  Trolle.) 

4)  Gesungen  Christoffer  (^u  als  Auftakt). 

5)  (Wegen  des  Reimos  Trulle:  -  kamen  s.  zu  17  5).  Scn weder  Kettincks  Bericht  (s.  o.  zu 
16  3) :  '.  .  .  vnd  den  Admerall  Jacob  Baggen  auff  den  lubilchen  Engel  gefangen'.  (Der  Dichter  unsere 
Liedes  wird  wohl  mit  auf  dem  Engel  gewesen  sein.)  Hövel  34:  'Jacob  Bagge  averft  und  ün 
Lutenandt,  de  Ridder,  wurden  der  Lubfchen  Gefangen,  .  .  .'  Gyldenstj.  283:  'saa  kom  der  to  äff 
de  lybske  skib,  Engelen  och  Foxen,  lebendis  om  borde  med  Magetass,  it  paa  huer  side,  och  tog 
skibet  ind,  saa  at  Admiralen  Jacob  Bagge  och  hans  Vnder  Admiral  Arffuid  Trolle  med  de  andre 
deris  Oapiteiner  maatte  da  giifue  sig  fangne'.  Ens  135:  'Captus  est  nauarchus  Suecicus,  Iacobua 
Bagge,  Aroldus  Trolle  regni  consiliarius,  &  Christophorus  Andrej'.  Tegel  122:  'derföre  nödgades 
Jacob  Bagge  med  Arwed  Trolle  .  .  .,  som  da  war  Öfwerste  skeppare  pa  Mars,  öfwergifwa  skeppet, 
och  stego  därifrSn  in  uppa  et  Lybskt  skepp,  som  lag  ackter  pa  laret  om  Mars\  (Vgl.  Westling  60 ; 
Vaupell  69.)   Hund  Str.  9()i-3: 

Thä  hans  Skip  begynte  brenne  fast, 

Sprangh  Baggen  ther  vth  medh  hast 

Och  kom  i  the  Lybskes  hender. 
Die   Gefangenen    wurden    zunächst    nach    Ilammershus    auf   Bornholm    gebracht    (Gyldenstj.   284, 
Resen  111).    Briefe  der  Gefangenen  von  Bornholm  s.  D.  Magaz.  III  279 — 284.    Am  27.  Juli  sendet 


40  HERMANN    MÖLLER, 

22  Darümm  *)  gy  Düdefchen  vnnd  Denen  Lauet  Godt, 

de  vns  fyne  gnad  |  gegeuen  hath,  AüijT 

De  Sweden  fynt  vns  entrannen, 
Se  lepen  na  den  Scheren  tho  *), 
werden  Suerft  wol  wedder kamen 8). 

23  De  vns  dith  Ledlin  nye  Gefanck, 
Syns  Namens  ys  he  wol  bekandt, 
FrSlick  hefft  he  ydt  gefangen, 
He  ys  in  defem  Dantze  geweft, 
he  hefft  en  helpen  fpringen. 

Difsipa  gentes,  quae  bella  volunt. 


befettet',  von  denen  die  oben  zu  20  s  gezählten  300  +100  abzuziehen  sind),  sonst  geringer  als  in 
andern  Berichten.  Vgl.  Gyldenstj.  283:  'saa  at  der  da  forgickis  meere  end  800  mand  äff  de 
Suenske,  och  ingen  bleff  reddet  paa  samme  skib  wden  19  personer  äff  800  mand,  der  vor  paa,  med 
Admiralen  och  di  effuerste  Capiteiner.  Och  de  andre  omkom  alle  sammen  med  mange  äff  de  lybske 
og  danske  Knecte,  som  allesteds  eggte  omkring  i  skibet  om  bytte\  (Danach  ebenso  Resen.)  (Becker 
Gesch.  der  Stadt  Lübeck  II  158  'so  wohl  Schweden  als  Dänen  und  Lübecker,  .  .  .  zusammen  über 
1000'.  Diese  selbe  Zahl  nimmt  Vaupell  S.  69  an).  Hund  Reimchr.  90  4-6.  91  sagt  über  die  Kata- 
strophe (ähnlich  Tegel  122  unten): 

Men  fijenderne  sprungo  ther  in  igen 

Och  mente  wille  thet  bärie  an, 

Sä  snart  kan  lycken  sigh  wende. 
91    Men  thä  elden  fick  öffwerhandh, 

Lybske  och  Danske  finge  th&  skam; 

Sä  monge,  som  ther  opä  wore, 

The  iluge  i  wädret  medh  en  hast, 

Ja  ingen  örn  flyger  sä  fast 

Som  alle  the  thä  fore. 

1)  Darümm  wird  einsilbig  (drümm)  gesungen  sein. 

2)  Gyldenstj.  284 :  'da  tog  Claus  Fleming  sig  alt  Regimented  an  offuer  alle  de  Suenske  skib, 
och  Ivb  siden  ad  skieren  och  op  tili  Stochholm,  .  .  .'   Hund  92 1-4 : 

Thä  thenne  olycken  war  sä  hendt 
Och  Mars  war  medh  allo  opbrendt, 
Skildes  the  äth  pä  samme  tidhe; 
The  Swenske  lupo  äth  Skären  thä,  . . . 

3)  Wegen  des  Reimes  s.  0.  zu  17  5. 

4)  (Zierstück). 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  41 


in. 

Das  Falkenberger  Ijied  (l£50ß). 

Als  Dichter  des  dritten,  hd.  Liedes,  von  der  Schlacht  auf  der  Falkenberger 
Heide  am  20.  Okt.  1565,  nennt  sich  in  Str.  29  Baltzer  von  Giehten.  Derselbe 
ist  nach  Str.  14  ff.  (s.  u.  die  Noten  zu  14 — 18),  besonders  deutlich  Str.  19  und 
23,  als  deutscher  Landsknecht  Teilnehmer  der  Schlacht  gewesen,  ohne  Zweifel, 
nach  der  Art  wie  des  Feld  obersten  Daniel  Ranzaus  im  Liede  gedacht  wird  (3  s 
wir  thun  jhne  alle  wol  kennen),  in  dessen  jetzt  von  Joachim  Platow  geführtem 
Regiment,  eher  als  in  dem  des  Georg  von  Holle,  das,  nachdem  dieser  Oberst 
1B64  seinen  Abschied  genommen,  von  Lazarus  Streckfuss  geführt  ward.  Das 
Lied  wird  Ende  Okt.  oder  Anfang  Nov.  gedichtet  sein,  frühestens  (so  wenigstens 
die  Zeile  24 1  in  der  vorliegenden  Gestalt)  am  28.  Okt. 

Unser  Lied,  das  im  Magdeburger  Druck  bezeichnet  wird  als  gesungen  im 
Ton  'Es  geht  ein  frischer  Sommer  daher',  dem  sog.  'Schweizer  TW1),  wird 
gleich  dem  sehr  bekannten  Liede  von  1546  gegen  Karl  V.  'Ach  Karle  grofsmech- 
tiger  Man,  Wie  haß  ein  fpiel  gefangen  an,  On  not,  jnn  Deudfchen  Landen1  *)  auch, 
und  zwar  von  den  Landsknechten  auf  dänischem  Boden  vorzugsweise,  im  'Denn- 
marcker*  Ton  gesungen  sein  und  ist  ohne  Zweifel  ursprünglich  zu  diesem  Tone 
gedichtet,  d.  i.  zum  Ton  des  Liedes  von  1536  'von  dem  König  auß  Denmarck* : 
Wer  da  flürmen  vnd  ßreyttm  wil,  der  zicch  dein  König  auß  Dennmarck  zu,  er  ftreytt 
nach  großen  ehren,  welches  Lied  alle  deutsche  Landsknechte  in  dänischen  Diensten 
gekannt  und  oft  gesungen  haben  werden5).  Diesem  Liede,  wie  es  um  1565 
gesungen  ward,  ist  in  unserm  Liede  der  Hauptinhalt  von  Str.  15  und  die  Zeile 
17  4  entnommen;   unser  Lied  berührt  sich  mit  demselben  ausserdem  in  Str.  12  i. 

Unser  Lied  zeigt  indessen  besonders  viele  Anklänge  an  das,  in  der  gleichen 
fünfzeiligen  Strophe,  von  Paul  Speltacher  von  Hall,  einem  österreichischen  Lands- 
knechte des  Andreas  v.  Brandis  unter  Castaldo,  gedichtete  Lied  Vom  zug  auß 
Siebenbürgen,  wie  es  iezt  im  Iturm  vor  Lippa  ergangen  ilV  1551  (gedruckt  zu 
Nürnberg  durch  Valentin  Neuber,  s.  Lil.  Nr.  592),  trotzdem  dass  die  Situation 
dort  und  hier  sehr  verschieden  war ;   s.  u.  die  Noten  zu  1 1— 6.  3 1— s.  8  4.  9 1—  1. 

1)  Den  mixolydischen  Schweitzer'  Ton  =  'Es  geht  ein  frischer'  etc.  s.  Lü.  Kachtr.  Nr.  XXXI, 
ders.  Deutsches  Lehen  im  Volkslied  Nr.  6,  Böhme  Nr.  387.  401  (bei  Erk-Böhme  II  269.  282  die- 
selbe Melodie  als  jonisch  in  G-dur  durch  Erhöhung  der  letzten  Note  der  dritten  Zeile  F  zu  Fis). 

2)  'Ain  Lied  für  die  landsknecht  gemacht.  Inn  difen  Kriegßleüffen,  nützlich  zußngen.  Im 
Dennmarcker,  oder  im  Schweitzer  Thon'  (Lil.  526). 

3)  S.  das  bei  Liliencron  fehlende  Lied  unten  im  Anhang  B  unter  II. 

Den  phrygischen  'Dennmarcker'  Ton,  auch  nach  den  Anfangsworten  des  Liedes  bezeichnet  als 
'Wer  da  (türmen  vnd  (breiten  wil',  s.  Lil.  Nachtr.  Nr.  XXI,  Böhme  Nr.  402,  Erk-Böhme  II  283. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Win.  so  Oöttinge».    Phil.-hiit.  Kl.  N.  F.   Band  6,  i.  6 


42  HERMANN    MÖLLER, 

10*. 5.  12  5.  19*.  20 1—2.  23  4—5.  28 1.  Das  Siebenbürger  Lied  ist  bezeichnet  als 
gesungen  in  dem  Ton  'Was  wöll  wir  aber  heben  an\  womit,  wie  ich  glaube,  der 
'Lindenschmidton'  gemeint  ist  *).  Die  deutschen  Landsknechte  in  dänischen  Diensten 
werden  das  Siebenbürger  Lied,  soweit  dieselben  (wie  jedenfalls  der  Dichter  des 
Falkenberger  Liedes)  es  kannten,  und  das  Falkenberger  Lied  in  demselben  Tone 
gesungen  haben.  Möglich  demnach,  dass  das  Falkenberger  Lied  gleich  dem  Liede 
'Ach  Karle  großmechtiger  man*  in  den  drei  Tönen,  dem  'Dennmarcker',  'Schweitzer* 
und  'Lindenschmidton*  (s.  die  Note)  gesungen  worden  ist. 

Der  Druck,  in  dem  das  Falkenberger  Lied  erhalten,  4  Bl.  8°,  ist,  nach  der 
Angabe  Bl.  Aiiijr  zum  Schlüsse,   von  Andreas  Schmidt  in  Magdeburg  (ein  Nach- 

1)  Die  Zeile  Was  wall  wir  aber  heben  an,  mit  der  unser  wie  das  Siebenbürger  Lied  beginnt, 
ist  ein  sehr  geläufiger  Liedanfang  (s.  Liliencron  Nachtr.  Nr.  CV  und  vgl.  dazu  die  bei  Böhme  im 
Register  der  deutschen  Texte  und  Melodien  S.  831  aufgeführten  Lieder  dieses  Anfangs),  namentlich 
für  Lieder  unsrer  fünfzeiligen  Strophenform,  die  bezeichnet  sind  als  gesungen  im  Ton  'Es  geht 
ein  frischer  Sommer  daher',  oder  im  Weißbeckenton  (mit  dem  nach  Liliencrons  sehr  wahrschein- 
licher Vermutung  in  der  Note  zu  Nr.  322,  Nachtr.  Nr.  XXXI.  CVII,  Deutsches  Leben  Nr.  6,  welcher 
Böhme  S.  480  unten  sich  anschliesst,  der  Ton  'Es  geht  ein  frischer  Sommer  daher'  identisch  ist), 
ferner  in  'des  Lindenschmids  Ton',  oder  endlich  (das  Siebenbürger  Lied)  im  Ton  'Was  wöll  wir 
aber  heben  an*  (wobei  wir  absehn  von  der  Melodie  des  Liedes  vom  'geistlichen  Ackermann', 
Böhme  Nr.  588),  aber  auch  für  Lieder  mit  4-,  6-,  8-  und  9-zeiliger  Strophe.  Der  sechszeilige 
Ton  'Was  wöll  wir  aber  heben  an',  der  aus  fünf  zeiligem  erwachsen  ist,  indem  die  fünfte  Zeile  eine 
Wiederholung  der  vierten  ist,  ist  die  dorische  Melodie  des  Kirchenliedes  'Eombt  her  zu  mir,  fpricht 
gottes  fon'  (s.  Lil.  Nachtr.  S.  91  f.,  Böhme  376,  Erk-Böhme  246  a.  Identisch  ist  ohne  Zweifel  der 
sechszeilige  Ton  'Nun  wil  ichs  (wil  ßch)  aber  heben  an'  der  Lieder  Lil.  576.  577  von  1548). 
Liliencron  vermutete  (Nachtr.  S.  90  unten  f.),  dass  das  Siebenbürger  Lied  von  1551  entweder  nach 
eben  dieser  selben  dorischen  Melodie,  doch  mit  nur  einmal  gesungener  vorletzter  Zeile,  gesungen 
worden  sei,  oder  dass  'dieselbe  Tonangabe  für  zwei  Melodien'  vorkomme,  dass  nämlich  ausser 
dieser  sechszeiligen  Melodie  noch  eine  der  Melodien  der  Lieder  fünfzeiligen  Baues  nach  dem  Lied- 
anfange 'Was  wöll  wir  aber  heben  an'  benannt  worden  sei.  Später  hat  Liliencron  sich  für  das 
erste  entschieden,  indem  er  (Deutsches  Leben  Nr.  13)  sich  Böhme  (Nr.  375.  376)  anschloss,  der  die 
dorische  Melodie  des  Kirchenliedes,  fünf-  und  sechszeilig,  für  den  vielgesungenen  Lindenschmidton 
hält.  Mir  ist  diese  Annahme,  von  der  auch  Erk  'nichts  wissen  wollte'  (s.  Erk-Böhme  II  S.  40),  sehr 
unsicher  (ich  bin  weit  eher  geneigt,  wie  Liliencron  früher,  die  in  ein  Exemplar  des  Liedes  'Ach 
Karle  großmechtiger  man'  im  Germ.  Museum  unter  der  Ueberschrift  'Linden  Schmid  Thon'  hand- 
schriftlich eingetragene  äolische  Melodie  (Lil.  Nachtr.  Nr.  LIX,  Erk-Böhme  246  b)  für  den  echten 
Lindenschmidton  zu  halten).  Die  Beziehungen,  die  zwischen  unserm  Falkenberger  Liede  von  1565 
mit  der  Tonangabe  'Es  geht  ein  frischer  Sommer  daher'  und  dem  Siebenbürger  von  1551  bestehn, 
könnten  darauf  hindeuten,  dass  Liliencrons  frühere  zweite  Alternative  richtig,  und  zwar  zunächst, 
dass  die  Melodie  dieses  Liedes  mit  dem  Tone  'Es  geht  ein  frischer  Sommer  daher'  identisch  gewesen 
sei;  aber  wahrscheinlicher  ist  es  mir  doch,  dass  mit  der  Melodie  des  Siebenbürger  Liedes  'Was 
wöll  wir  aber  heben  an'  der  'Lindenschmidton'  gemeint  ist,  sei  es  nun  der  ursprüngliche  oder  ein 
sekundärer.  Das  Lied  vom  Lindenschmid  begann  in  der  älteren  Fassung  Uhland  139  B  (Lil.  178  B, 
Böhme  375,  Erk-Böhme  246)  eben  mit  den  Worten:  'Was  wölln  wir  lingn  vnd  heben  an'.  (Erk 
hielt  den  Lindenschmidton  für  identisch  mit  dem  Tone  'Es  geht  ein  frischer  Sommer  daher'.) 

Die  fünfzeilige  Strophenform  des  Störtebekertons,  des  Lindenschmidtons,  der  Weise  'von  der 
behemschen  Schlacht',  des  'Schweitzer'  Tons,  'Dennmarcker'  Tons,  des  Lilientons  (s.  u.  den  Anhang 
B  I)  und  noch  anders  benannter  Töne,  von  welcher  Böhme  (S.  463)  mehr  als  tausend  Lieder  kennt, 
hat  sich  im  Volksgesang  fortgesetzt  bis  herab  zum  Liede  'Es  steht  ein  Wirtshaus  an  der  Lahn'. 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  43 

druck?  daher  die  Fehler  Str.  17 1  Deudtfchen  statt  Dennifchen,  16 »  feltemar?). 
Die  Strophen  sind  abgesetzt,  nicht  gezählt,  die  Zeilen  nicht  abgesetzt.  Exemplar 
der  Kgl.  Bibl.  in  Berlin  Ye  3906: 

Ein  fchön  newe 
Liedt,  Von  der  Schlacht, 
die    König.   May.    aus   Den- 
nemarck,  mit  dem  König 
aufs  Schweden  ge- 
than  hat. 
Im  Thon,  es  gehet  ein 

Frifcher  Sommer  daher,  etc. 

1  Was  wollen  wir  aber  heben  an,  AjT 
das  bell  das  wir  gelernet  han, 

Ein  newes  Liedt  zu  fingen, 

wol  von  dem  König  aufs  Dennemarck, 

Hilff  Gott  das  es  jhme  gelinge1). 

2  Als  man  zalt  taufent  fflnffhundert  Jar 
ffinff  vnd  fechtzig  die  Jarzal  war, 

lft  war  vnd  nicht  erlogen2), 

1)  Im  Siebenbürger  Liede,  dessen  Str.  1  i-s  =  1 1-3  unsers  Liedes,  lautet  1  4-5: 

wol  von  dem  zug  ins  Vngerland; 

gott  wöll,  daß  vns  gelinge. 
Bei  der  Eingangszeile  I  sind  die  Zeilen  3  (z.  T.  mit  folgendem  wol  von  in  4  und  meist  mit  dem 
Reim  in  5  (ge)-linge)  und  2  stehende  Formeln.  Vgl.  Lil.  49  (von  1414,  aber,  wie  überliefert,  mit 
den  Eingangszeilen  1 — 2,  erst  aus  dem  16.  Jahrb.),  108  (von  künig  Lasla  1457,  im  16.  Jh.  im 
Lindenschmidton  gesungen :  Nun  wil  ich  aber  heben  an  das  allerbe ft  vnd  das  ich  kany  ich  teils  gar 
frölich  ßngen,  mit  dem  Reim  in  5  miffelinge),  178  B  (das  Lindenschmidlied  in  der  älteren  Fassung 
Unland  139  B  Was  wollen  wir  ßngen  vnd  heben  an  hat  Z.  2—3),  ähnlich  206  B  (5  got  well  daß 
vns  gelinge),  348  (1521,  im  Weißbeckenton,   hat  1—3,4  wol  von  .  .  .),  372  (Pavierlied,  8  zeilig,  hat 

I  und  3  als  1 — 2,3  wol  von).  289  (Lied  von  Dam  1514  Wat  willn  wy  aver  heven  an),  511  (1545), 
578  (1548,  in  des  Lindenschmids  Ton)  haben  Z.  1  und  3  mit  dem  Reim  {ge-t  mis~)linge).  Das 
jüngere  Lied  Böhme  413  von  1580  hat  als  erste  3-  (oder  3  Vi)  zeilige  Strophe  nur  die  Zeilen  1—3. 
Die  gleichen  Eingangszeilen  begegnen  auch  in  zahlreichen  nicht  historischen  Liedern. 

2)  Stehende  Formel,  vgl.  Lil.  415,  12.  418,  1  3  (beide  Wien  1529).  481,  7.  535  (Ingoist.)  19. 
536  (1546)  14.  615,  42  s,  oben  II  10  3.  Andre  stehende  Wendungen  und  Ausdrücke  in  unserm  Liede 
sind:  gedachte  .  .  .  in  feinem  ßnn  4  4,  gedachten  in  jrem  muth  (ßnn)  25  1.  7  4.  13  4  (vgl.  Tlacht  in 
feinem  mut  Lil.  178  (Lindenschmidlied)  A  7  1.  549  (Leipzig  1547)  24  1,  Kniphof  dachte  in  fineme 
ßnn  397,  81);  4  s  (gedachte  .  .  .,)  wir  würden  für  jme  fliehen  (vgl.  Ingoist.  535,  2  6  (fr  maint  •.  . .,) 
wurd  in  .  .  .  fliehen) ;  5  2  wie  baldt  ße  .  .  .  vornommen  han  (vgl.  wie  balde  ße  .  .  .  vernam  Störte- 
bekerlied  Lil.  44,  16  2) ;  7  2  fenlin  Helfen  ße  fliegen  (vgl.  Kniphof  lied  397,  35  2  er  venlin  hebben  Je 
loten  flegen) ;    8  4  ein  lantzknecht  zu  dem  andern  fprach  (vgl.  Lil.  550,  20  4  und  s.  0.  die  Note  zu 

II  9 4  am  Ende);  das  (mein)  eddele  (jhr  eddels)  blut  9i.  10 2.  17  2  (vgl.  Lil.  86,2  2  Soest  1447, 
194,  2  2);  9  5  mit  ...  wollen  wir  fechten  (zu  Ende  der  5  zeiligen  Strophe,  ebenso  Störtebeker  44, 13. 
549.7);  11 1  in  groffer  noth  (vgl.  435,6.  10  Lied  von  Juncker  Baltzer,  456,  5  1  Münster  1534, 
quemen  in  grote  nod   185,  13.  216,  10  Ditmarschen  1600);   ritterlichen  ßrciten   11  5.  28 &  (vgl.  z.  B, 

6* 


44  HERMANN    MÖLLER, 

do  iJt  das  Deudtfche1)  Kriegesuolck, 
Dem  Schweden  entjegen  gezogen. 

3  König  Friderich  fo  Hochgeborn, 

hat  vns  einen  Feldt  Oberften  aufserkorn '), 
Daniel  Rantzaw  thet  er  lieh  nennen, 
Wir  Deudtfchen  Lantsknechte  alzumal, 
Wir  thun  jhne  alle  wol  kennen. 

4  Den  zwentziglten  Octobris  es  gefchach, 
des  Morgens  als  der  tag  anbrach3), 

Bey  Falckenburgk  theten  wir  auffziehen, 
da  gedachte  der  Feindt  in  feinem  finn, 
Wir  worden  für  jme  fließen4). 


Lil.  156  a  13,  öfter  ritterlich  fechten,  s.  o.  zu  II  14  s),  vgl.  10  5;  (die)  langen  fpieß  14  2.  19  2.  (vgl. 
in  Jörg  Graffs  Liedern  Uhland  188,7.  189,1  um  1510,  Lil.  292,8.  294,10  von  1515,  549,35); 
14  5  preiß  ehr  vnd  gut  (gewöhnlich  preis  vnd  ere  oder  bloss  preis  oder  ehr  mit  dem  Adj.  groß  oder 
herabsetzend  klein)  gewinnen  (öfter  erwerben) ;  16  s  (wol)  zu  derf eibigen  ßunde  (vgl.  all  zu  den- 
f eibigen  ftunden  Störtebeker  Lil.  44,  15s);  175  (das  thet  ße)  hart  vordrie/fm  im  stehenden  Reim 
auf  fchieffen  (ebenso  379,  16  Bauernkrieg,  595,  15  Ulm  1552,  ähnlich  548,  14  Leipzig  1547,  vgl. 
verdrof/en  :  (ge-,  zerYfchoffen  379,13  Bauernkrieg,  415,13  Wien  1529,  549,36  Leipzig);  20 1  Es 
wer  et . . .  (-halbe)  ßundt  (s.  zu  der  Stelle),  16 1  eine  kleine  zeit  (vgl.  ein  klene  tydt  368,  7  i,  Mailand 
1521,  danach  nl.  een  corte  tijd  456,  3 1  Münster  1534);  21 1  Älfo  nam  diefe  /Macht  ein  endt 
(Hildebr.  36,  20  i  Älfo  nam  die  Schlacht  eyn  endt  Sievershausen  1553,  etwas  abweichend  Lil.  615); 
22  l  groß  vnd  klein,  s.  o.  zu  II  10  4 ;  windt,  regen,  kalten  fihne  23  4  (s.  d.) ;  das  Bild  vom  Tanze 
27  4.5,  vgl.  z.  B.  Lil.  456,  9  4.5.  537,  27  4.5,  oben  S.  35  Note  2  zu  II  23  4.5;  28 1  (s.  d.);  ebenso  alle 
Zeilen  der  Schlussstrophe. 

1)  So  gesagt  vom  Standpunkte  des  deutschen  Landsknechts  aus,  oder  ist  Deudtfche  Fehler 
für  Den(n)ifche?  vgl.  den  Fehler  17  l.  —  Betreffend  den  deutschen  Bestandteil  des  dänischen  Heeres 
8.  König  Friedrichs  Bericht  an  den  Rat  von  Lübeck  vom  27.  Oktober  (Nyt  historisk  Tidsskrift 
IV,  Kbh.  1852,  S.  189):  4.  .  .  vnnfer  Veldt  Oberfter  mit  vnnferm  Kriegs  Volck  welches  Inn  alles 
14  Schwacher  Fendlein  Deutfcher,  vnnd  darüber  noch  6  Fendleinn  vnfer  Inlendifchenn  Juttifchenn 
Knecht,  dabey  6  Gefchwader  Reitter,  halb  deutfeh,  vnnd  halb  dennifch,  nebenn  einer  Maus  Fahnenn, 
vnd  Stalbubenn  Fahnenn,  gewefenn  .  .  .' 

2)  Vgl.  Str.  2  des  Siebenbürger  Liedes: 

Der  römifch  könig  fo  hoch  geborn 

hat  vns  ein  oberften  außerkorn, 

herr  Andre  von  Brandis  mit  namen,  .  .  . 

3)  Vgl.  Daniel  Ranzaus  Bericht  an  den  König  vom  21.  Okt.  aus  dem  'Feldt  Lager  bey  der 
Wallladt  zu  Afterdt'  (Nyt  histor.  Tidssk.  IV  190  ff.),  Friedrichs  II  (ebd.  189  'Sonnabendts  den  20 
dis  Monats  .  .  .'),  Bericht  des  P.  Bilde  (Bille)  vom  24.  Okt.  (Dansk.  Magaz.  •  Rakke,  II 87), 
Gylden8TJ.  (ed.  Rördam  Mon.  II  320:  'saare  tidligen  om  morgenen  langt  far  dag,  som  vaar  den  20 
dag  Octobris').  (Resen  S.  136  hat  unrichtig  den  18.  Oct.).  Zum  folgenden  vgl.  Tidander,  Slaget 
vid  Axtorna  (Halmstad  1888)  S.  12  ff.,  Moltke  S.  78  ff. 

4)  Druck  fliegen.  Vgl.  Ranzau  191  unten:  'derhalb  ich  dann  die  Renne  Fhane,  vnnd  die 
Hacken fchützen  , . .  zum  Hauffen  befördern  lauen,  Wie  folchs  der  vheindt  erfehen,  hatt  er  gemeint, 
wir  wolten  gantz  vnnd  gar  fluchtig  abziehen  . .  .'   Vgl.  unten  zu  25  6. 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  4B 

5  Vnfer  Vordrapff  fatzten  vornen  an, 

wie  baldt  iie  die  Feinde  vornommen  han1), 
Die  zeitung  tbeten  Iie  vns  bringen, 
jhr  lieben  Lantzknechte  feidt  wolgemuth 8), 
einen  Reyen  m&ffen  wir  heute  fpringen. 

6  Wir  zogen  gar  eine  kleine  Meil,  Aijr 
vnfer  Schlachtordnung8)  war  gemachet  in  eil, 
Das  thue  ich  warlich  fingen, 

da  hört  man  die  Schwedischen  Kugeln  grofs, 
Wol  in  der  lufft  her  fchwingen4). 

7  Der  Schweden  war  eine  groffe  fchar, 
viertzig  Fenlin  lieffen  fie  fliegen  dar, 
Darzu  fiebentzehen  Reuters  fanen5), 


1)  Ranzau  191 :  'Als  nhun  bey  einem  dorff  After  genandt  (=  Axtorna),  beide  vnnfere  vnnd 
der  vheindt  vorwardt  ein  ander  anfichtig  gewordenn,  .  . .' 

2)  Vgl.  Gyldenstj.  320  (vom  18.  Okt.):  'der  band  nu  .  .  .  finge  Kundskab,  at  di  Suenske 
.  .  .  vaar  da  icke  langt  derfra,  da  bleffue  de  alle  glade,  baade  Danske  och  Tydske,  .  . .' 

3)  Schlachtung  Druck.  Schlachtordnung  kann  sehr  wohl  mit  Auflösung  xuu  gesungen  sein, 
wie  dasselbe  Wort  z.  B.  im  Siebenbürger  Liede  27  4  fchldchtordnung  ytdn,  wenn  gesungen  nach 
Liliencrons  (s.  o.  S.  41  f.)  Notierung  XXXI,  B  (x u ^  —  ,  dagegen  nach  der  Notierung  Axxxx).  Oder 
ist  gesungen  zweisilbig  Schlachtordt,  wio  in  Lil.  579  =  Hildebrand  33  (1549),  15  s  =  mnd.  stach- 
orde  (Oldenb.  Chrön.,  s.  Mnd.  Wb.),  vgl.  DWb.  9,  251 ;  oder  Ordnung  (wie  im  Pavierlied  Lil.  372 
Die  lantzknecht  machten  ir  Ordnung  fest  10 1 ;  im  Dennmarcker  Liede  1536,  8.  u.  Anhang  B  II,  7  2; 
im  Liede  von  Sievershausen  Lil.  615  Wir  hielten  gut  Ordnung,  das  iß  war  (dagegen  in  der  Fassung 
bei  Hildebrand  36  fchlachtordnung)  29 1)  ? 

4)  Ranzau  191 :  'Vnd  hatt  fich  der  Handell  biß  vmb  zehen  Vhre  verweillet,  das  nichts  anders, 
als  gar  geringe  Scharmutzell  geplogen  findt  worden.  Wie  aber  der  Schwede  mitt  aller  feiner 
gewaldt  vann  einem  Hohen  Berge,  vnnd  durch  einn  Holtz  herunder  gezogen,  auch  fein  Veldtgefchütz 
vff  alle  Höge  vmbherr  hatt  bringen  lalTenn,  vnnd  hefftig  In  vnns  gefchoflen,  .  .  .'  (Mart.  Helsing, 
Eriks  XIV.  Sekretär),  Vera  et  brevis  eorum  narratio,  quse  . . .  inter  Suecos  <fc  Danos  .  .  .  gesta 
sunt.  Anno  MDLXV,  p.  Eiij:  'coeptum  eft  machinis  in  oportuno  monticulo  collocatis  vehementer  in 
hoftem  iaculari'.   (Ueber  diese  Schrift  vgl.  Rördam  Mon.  II 1 19). 

5)  Vgl.  König  Friedrich  189:  *.  .  .  des  Schwedifchenn  Fues  Volcks  36  Fendlein  vnnd  17 
Gefchwader  Reiter,  darunter  4  deutfcher  Fahnenn  gewefen,  Welchs  dann  die  Victorj  auch  vmb 
fouil  rumblicher  vnnd  anfehnlicher  macht'.  Daniel  Ranzau  berichtet  am  25.  Okt.  an  Friedrich  II. 
(Danske  Magazin 8  Rsekke,  II  94)  über  die  schwedische  Streitmacht  nach  Angabe  des  (gefangenen 
schwedischen  Oberstwachtmeisters)  'Her  Clawes  Agßen,  das  fie  in  die  24000  Man  fterck  gewefen'. 
Andre  Angaben  s.  Westling  S.  111  Note  6.  Im  dänischen  Falkenberger  Lied  (Den  Rette  Historie, 
om  det  merckelig  Slag  oc  Seiruinding  .  .  .  for  Falckenbierg  vdi  Halland,  Den  20.  Octobris,  Anno 
1565,  Prentet  i  Kiabenhaffn,  Äff  Matz  Vingaard.  1581.  (128  4  zeil.  Strophen,  gewiss  nicht  vom 
Humanisten  Glad,  s.  o.  S.  7  Note  2,  wie  Rördam,  DBL.  6, 92  annimmt),  Ex.  der  Kgl.  Bibl.,  Hjelm- 
stjernes  Saml.  3092,  8°)  heisst  es: 

(20)   EN  grusom  Hob  wi  bleffue  der  var, 
Som  ieg  vel  sige  torde: 
Der  fl»y  en  Fennick,  for  huert  det  Aar, 
Som  Christus  leffde  paa  jorde. 

Men 


46  HERMANN   MÖLLER, 

lie  gedachten  alle  in  jhrem  muth, 
vns  Deudtfchen  zu  erfchlagen l). 

8  Herr2)  Dennemarck  vnfer  Vqldtgefchrey, 
hilff  vns  Gott  die  Lofung  dabey, 

Die  theten  fie  vns  geben, 

ein  Lantzknecht  zu  dem  andern  fprach9), 

Es  wil  koften  Leib  vnd  Leben. 

9  Daniel  Rantzaw  das  viel  Eddele  Blut, 

er  fach  an  die  Deudtfchen  Lantzknechte  gut4), 
Zu  jhnen  thet  er  fprechen5), 
jhr  lieben  Lantzknechte  feidt  wolgemuth6), 
mit  dem  Schweden  wollen  wir  fechten. 
10   Ich  wil  auff  fetzen  Leib  ehr  vnd  gut, 
darzu  mein  viel  Eddele  blut, 
Vnd  auch  mein  Junges  leben7), 

(21)   MEn  sexten  vaare  de  Faner  bold, 
De  Rytter  sloge  vd  saa  vide :  .  .  . 
Dagegen  von  der  dänischen  Streitmacht: 

(26)    VOre  Fennicker  sutten,  vore  Fanner  siu, 
Det  vaar  den  mact  wi  haffde: 
Men  Christus  vaar  selif  for  andre  sin, 

Oc  andre  Srtten  tillagde. 

1)  S.  u.  zu  25  5. 

2)  =  her,  fürs  Deutsche  =  'huc',  zugleich  vielleicht  fürs  Dänische  =  'hie'. 

3)  Diese  in  Landsknechtliedern  sehr  häufig  vorkommende  Zeile  (vgl.  oben  zu  II  9  4  zu  Ende 
der  Note)  auch  im  Siebenbürger  Liede  in  der  4.  Zeile,  Str.  4. 

4)  Vgl.  im  Siebenbürger  Liede  vom  Obersten  (s.  o.  zu  3  2)  Str.  3 1-2 : 

Herr  Andrea  das  edel  blut 

nam  an  die  frommen  landsknecht  gut  .  .  . 

5)  Gyldenstj.  321:  'Daniel  Kandtzou  red  ...  tili  alt  sit  Krigsfolch,  baade  Danske  och 
Tydske,  och  .  .  .  bad  dennem  saa  frimodeligen  stride,  .  . .  Och  vaar  det  saa,  at  de  nu  erligen  ville 
holde  sig,  ...  da  vaar  det  dennem  och  alle  deris  barn  en  seuig  aere  . .  .'  (Danach  Resen  136.) 
Das  dänische  Falkenberger  Lied  legt  dem  Daniel  Ranzau  Str.  32  ff.  eine  lange  (anfangs  Str. 
32—4  indirekte,  darauf  in  13  Strophen  36 — 47  direkte)  Rede  in  den  Mund.   Darin 

(43)    4I  See  men  til  i  Danske  mend, 
Der  til  i  Tydske  bolde: 
Fattig  oc  Rig,  baad  Ilerre  oc  Suend, 
At  huer  sig  ret  kand  holde  .  .  .' 
G)  Zu  5  4  =  9  4  vgl.  in  Karls  V.  Rede  zu  Ingolstadt  auf  der  Schanze  1547   Seint  woigemät, 
ir  landsknecht  gut  Lil.  535,5   (vgl.  auch  7  2  ff.)   und  in  demselben  Ton  (und  mit  demselben  Anfang 
1 1-3)  wie  unser  Lied  in  entsprechender  Strophenzeile,  Lil.  348  (1521)  ir  frummen  lanehnecht,  feit 
unverzagt  13  4. 

7)  Vgl.  im  dänischen  Falkenberger  Lied: 

(49)   FElt  Qffuersten  vaar  en  vnger  Mand, 
Oc  Daniel  mon  hand  hede: 
En  Randzow,  fad  i  Ilolstenland, 
Som  sig  saa  aerlig  tede. 
(Daniel  Ranzau,  geb.  1529,  war  36  Jahre  alt). 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  47 

wir  wollen  ob  Gott  wil  diefen  tag, 
nach  Ritterlichen  Ehren  ftreben  !). 

11  Wir  ftnnden  dar  in  groffer  noth, 

wir  rafften  alle  zu  vnferm  Gott,  AijT 

der  wolle  vns  liehen  zur  feiten, 
Er  wolle  vns  mit  feiner  Engelifchen  fchar, 
gantz  ritterlichen  helffen  ftreiten. 

12  Wir  fielen  nider  auff  vnfer  Kney2), 
hilff  vns  Gott  von  hinnen  frey, 
Nach  deinem  wo]  gefallen, 

wir  wollen  dich  Gott  von  Himmel  hoch, 
loben  mit  groffem  fchalle8). 

13  Die  Schwedifchen  Reuter  rückten  heran4), 
den  Windt  wolten  fie  zum  vorteil  han5), 
mit  jhren  Schwedifchen  knechten, 

Sie  gedachten  alle  in  jhrem  finn, 
vns  zuerfchieffen  vnd  zurftechen. 


1)  Vgl.  im  Siebenb.  Liede,  ebenfalls  in  5.  Zeile,  11  (unfer  oberßer  .  .  .,  er  fchrei :  her,  her,  ir 
lieben  landsknecht),  nach  ehren  wöll  wir  ßreben. 

2)  Gyldenstj.  321 :  'Dermed  giorde  de  alle  3  gange  knefald,  och  bade  saa  Gud  allermectigste 
om  en  lycksalig  Seyervinding*.  (Danach  Rescn  13»>  unten.)  Eric  Jöransson  Teget,,  Konung  Erics 
den  XlV.des  Historia  (Utg.  af  A.  A.  von  Stiernman,  Stockh.  1751)  S.  211  unten:  'och  som  fien- 
deme  (die  Dänen)  det  sago,  föllo  de  ned  pä  knä,  och  giorde  deras  bön  tu  Gud,  bedjandes,  at  han 
wille  giöra  dem  hielp  och  biständ  emot  den  störe  mackt  de  emot  sig  hade.  Hwilket  när  de  Swenske 
se  fingo,  stalte  de  sig  fast  öfwerdadeligare,  och  oförnufteligen  ropandes,  saledes:  Si  na  tiggia 
Jutarne  nad,  och  bedia  taga  sig  til  fängar  .  .  .' 

3)  Vgl  (ebenfalls  in  Zeile  5)  Siebenb.  Lied  37  und  lobten  gott  mit  fchallen. 

4)  Die  schwedische  Reiterei  am  rechten  schwedischen  Flügel  begann  den  Angriff.  Helsing 
EijT :  'A  dextra  parte  equites,  .  .  .'  Eiij*  unten  f. :  (MüTse  funt  primo  quinque  turmae  magno  impetu 
in  hoftem,  ita  vt  prius  confligere  cum  eo  coeperint,  quam  peditatus  fubfequeretur'. 

5)  Es  wehte  stark  aus  Südwesten  (Hübertz,  Nyt  hist.  Tidsskr.  IV  192,  Note).  Die  Schweden 
machten  eine  Bewegung  um  den  Wind  in  den  Rücken  zu  bekommen.  Ranzau  192:  'nach  dem  des 
tags  ein  großer  windt  gewefen,  hatt  er  (ich  auch  vnterftanden,  vnns  den  Windt,  welcher  ein  groß 
Vortheill,  zu  nehmen.  Dem  vorzukommen,  hab  ich  meinn  Regiment  Knecht  neben  dreien  gefchwade 
Reutternn  Ime  solchs  zu  wehren  verordnet,  Worauß  ehr  abermall  mehr  Hoffnung  gefchöpfft,  wir 
wurdenn  mitt  vnnfern  Hauffen  flüchtig  abziehen,  dardurch  er  feinen  Vortheill  auch  vbergebenn,  vnnd 
mit  gewaldt  In  vnnfer  Vortheill  zu  vnns  gerucket,  vnnd  habenn  fo  Im  Namen  Gottes  vmb  zwelff 
vhrenn  vff  denn  Mittag  an  ein  ander  getroffen'.  Ens  137:  lVehemens  tum  flabat  ventus,  quem  ut 
adversum  Dani  haberent,  Suecorum  dux  in  omnes  occasiones  intentus  speculabatur'.  Etwas  anders 
nach  den  dänischen  Berichten :  Gyldenstj.  323  unten :  'med  det  ferste  de  Suenske  komme  dragendis, 
da  haffde  de  baade  en  stör  regn  och  veyret  med  sig;  men  strax  som  drebningen  gielde  skulde,  da 
vendis  veyret,  saa  at  de  Danske  finge  baade  veyret  och  regnen  meg  sig'  (danach  Resen  137).  Dan. 
Falkenberger  Lied: 

(53)   DEr  blaeste  den  Dag  it  Veir  saa  sterck, 
Oc  off  all  mest  til  skade : 
Men  nu  der  wi  skulde  pnrfftie  vort  verck, 
Da  vendis  det  off  til  bade. 


48  HEBMANN    MÖLLER, 

14  Vnfer  Hauptleute  ftunden  vorne  an1), 

die  langen  Spiefs  fie  in  die  Hende  namen, 
Sie  fprachen  alle  mit  Pinnen, 
nun  wollen  wir  heute  dielen  tag, 
Preifs  ebr  vnd  gut  gewinnen. 

15  Der  Profofs  der  fuhrt  die  Schützen  an8), 
die  fchoffen  fo  mannichen  (toltzen  Man, 
Sie  fchoffen  alle  zu  gleiche, 

wol  vnter  die  Schwedifchen  Reuter  gut, 
Von  Hundt  an  müden  fie  weichen*). 

16  Es  weret  gar  eine  kleine  zeit, 
do4)  erhub  fich  ein  feltzmer5)  Areit, 

wol  zu  |  derfelbigen  Hunde,  Aiijr 

Da  wardt  fo  mannicher  ftoltzer  Helt, 
Bifs  in  den  Todt  vorwundet6). 


1)  Die  des  Ranzauschen  Regiments,  das  vor  dem  Regiment  von  Holles  auf  dem  rechten 
Flügel  stand. 

2)  Diese  standen  vor  dem  Fussvolk  am  rechten  dänischen  Flügel. 

3)  Vgl.  Ranzau  192:  '.  .  .  vnnd  hatt  der  Liebe  gott,  vff  Aunfer  feiten  das  glück  gegebene, 
das  ftrax  nach  dem  Erften  treffen  die  Schwedifchen  beiden  Reuttern  vnnd  Knecht  die  flucht 
gegebenn'  ... 

Schützen  in  1  und  fchoffen  in  2  sowie  die  Zeilen  3 — 5  und  die  Zeile  17  4  sind  dem  Denn- 
mareker  Lied  (s.  u.  Anhang  B  II)  Str.  5  entnommen  in  der  Form,  in  welcher  dieses  Lied  um  1565 
von  deutschen  Landsknechten  in  dänischen  Diensten  gesungen  wurde. 

4)  Unsicher  nach  Boltes  Angabe  ob  da  oder  do  zu  lesen.  Für  den  Text  ist  hier  gewiss  do 
das  richtige,  vgl.  2  4,  wenngleich  der  Druck  eher  da  gehabt  haben  mag. 

5)  feitzmar  Druck.  Zu  fingen  do  erhub  \  fich  .  .  .  Oder  ist  gesungen  do  erhub  fich  |  Hn 
feltzämer  \  ßriit  ?  Der  Setzer,  dem  die  Form  feltzmer  (neben  feltzner  die  gewöhnliche  Form,  s.  DWb. 
10, 548  ff.)  geläufig  gewesen  sein  wird,  körnte  -mar  gesetzt  haben  wegen  des  a  in  -amer  seiner  Vorlage. 

G)  Ranzau  192 :  'Als  aber  die  (Druck  die  die)  nachjaget  etwann  weit  geweret,  vnnd  die  menge 

der  feindt  fo  groß  gewefen,   .  .  .  Haben  fich  die  Schwedilchenn  Reuttern  widderumb  gefamblet,  . .  . 

Endlich  aber  haben  das  Schwedifche  fuß vo Ick,    vnnd  die  Rcutter  meine  Knechte,   der  maßen  vmb- 

zogen,   vnnd  vmbringet  das  da  fie  nicht  vann  der  Renne  Fahnen  vnnd  Tornawen  entfetzet,   wehre 

Ihrs   gekeins   nicht   daruann   kommen,  .  .  .'    Vgl.  Gyldenstj.  323  (danach  Resen  137) :   'der  med 

fulde  de  (de  Suenske)  och  alle  paa  Jargen  van  ilollis  Knecte,   saa   at  de  da  kom  vdj  n*d  . .  .' 

Hunds  Reimchronik  182: 

Lyckcn  war  medh  oss  sä  blidhe 

En  liten  stundh  pä  wären  sidhe, 

Theres  knechter  moste  för  oss  wijke  .  .  . 
Nach  Ranzaus  Listen  der  gefallenen  und  verwundeten  Adeligen  und  Offiziere  (D.  Mag. s  II 97) 
wurden  vom  Fussvolk  der  Oberst  des  Ranzauschen  Regiments  Jochim  Platow  und  der  Hauptmann 
Valentin  Manstein  verwundet,  Ranzaus  Leutnant  Marx  von  Rostock  tütlich  verwundet,  die  Profossen 
Matz  N.  [so]  und  Hans  von  Zwickau  beide  schwer  verwundet,  während  der  Hauptmann  Caspar  König 
und  des  Obersten  Streckfuss1  Leutnant  Jobst  Schalck  fielen.  Welche  von  diesen  und  andern  in 
Ranzaus  Verlustlisten  aufgeführten  aber  in  dem  in  Str.  16  dargestellten  Moment  der  Schlacht  die 
Wunde  empfingen,  ist  uns  nicht  überliefert:  es  werden  aber  nach  unserm  Liede  und  dem  was  wir 
sonst  wissen  zu  schliessen  die  meisten  gewesen  sein. 


EIN    HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  49 

17  Die  Deudtfchen  vnd  Dewtfchen1)  Reuter  gut, 
fie  wägeten  alle  jhr  Eddeis  bludt, 

Sie  theten  alle  wol  fchieffen, 

wol  vnter  die  Schwedifchen  Reuterlein, 

Das  thet  fie  hart  vordrieffen. 

18  Die  Eddeln  Rittmeifter  alfo  gut, 
fie  hatten  all  einen  frifchen  muth, 
Mit  jhren  Reutern  ftoltze, 

fie  fetzten  mit  vns  2)  widerumb  an, 
Gar  hart  vor  dem  Eichen  Holtze3). 

19  Wir  Deudtfchen  Lantzknecht  alle  fampt, 
die  langen  Spiefs  namen  wir  zu  handt, 
Vnd  theten  alle  fprechen, 

Stechet  drein  fleckt  drein  jhr  fromme  Lantzknecht4), 
wol  vnter  die  Schwedifchen  knechte. 


1)  Die  in  Ranzaus  Bericht  angeführten,  von  ihm  dem  Fussvolk  zu  Hülfe  gesandten  Fahnen, 
die  Rennfahne  unter  Peter  Gyldenstjerne  und  die  dänische  Hoffahne  unter  Tomow.  Vgl.  Gyldenstj, 
323  (Resen  137):  '.  .  .  kom  vdj  nerd,  tili  saa  lenge  at  den  danske  drenge  fane  och  nogle  andre 
danske  Ryttere  komme  denneni  tili  vndsettning\  Hunds  Reimchr.  Iö3: 

Theres  Drenge  Fhane  kom  tha  med  hast 

Och  satte  in  pä  wäre  fast, 

Thet  manligeste  som  the  künde  .  .  . 

Die  Reihenfolge  (der  Druck  hat  Die  Deudtfchen  vnd  Deudtfchen)  ist  hier  durch  das  Metrum 
bestimmt.  Die  gleiche  Zusammenstellung  im  dänischen  Falkenberger  Liede  106  2  Baade  Dansk  oc 
Tydsk  de  bolde  und  auf  zwei  Zeilen  verteilt  43  1.2  in  Ranzaus  Rede  i  Danske  tuend,  Der  til  % 
Tydske  bolde,  23  1.2  det  erlige  Danske  blöd,  Oc  erlige  lydske  deslige;  bei  Axel  Gyldenstjerne  oft 
baade  Danske  och  Tydske]  bei  A.  S.  Vedel,  Rer.  bella  Svetico  gestar.  narratio  succincta  (RörcL 
Mon.  II)  173  (pugna  ad  Falkenburgam  .  .  .  illustri)  Danis  atque  Germanis  (cedente  victoria). 

2)  Die  Reiterei  mit  uns,  dem  Fussvolk.  Von  dem  gleichzeitigen  Reiterkampf  am  linken  Flügel 
hat  der  deutsche  Landsknecht  nichts  gesehen. 

3)  Von  diesem  Holz  ist  zu  diesem  Moment  der  Schlacht  meines  Wissens  in  keinem  sonstigen 
Bericht  die  Rede.  Nach  Ranzau  waren  die  Schweden  'durch  einn  Iloltz  herunder  gezogen'  (s.  o.  zu 
64),  und  später  nach  der  Verfolgung  lagen  nach  ihm  schwedische  Leichen  'in  den  Holtzungen' 
(s.  u.  zu  20  4).  Nach  Gyldenstj.  323  (danach  Resen)  flohen  die  Schweden  später  (20  4)  'ad  skoffuen', 
und  das  dän.  Falkenb.  Lied  redet  später  Str.  102  (s.  u.  zu  23  s)  von  'Skoue  oc  Moser',  die  die 
weitere  Verfolgung  hinderten. 

4)  Druck  Stechet  drein  jhr  fromme  Lantzknechte,  zu  singen  Stechet  drein,  ßecht  driin,  jhr 
fromme  Lantzknecht(e) :  Versmass  und  Melodie  verlangen  die  Doppelsetzung  des  Zurufs,  vgl.  Lil.  372 
(Pavia  1525)  15  ßecht  drein,  ßecht  drein,  ir  frummen  lantzkneclU,  ebd.  12  fchieß  drein,  fchieß  drein 
ir  frumme  lantzknecht;  289  (Dam  1514)  4  je  (de  lantzknecht)  fpreken  all:  ßick  dodt,  ßick  dodt 
(dieser  selbe  Zuruf  öfter,  hd.  ßich  tod,  ßich  tod) ;  494  (Geldr.  Schlacht)  10  4  flath  dodt,  ßekt  dodt, 
gi  framen  landsknecht{e)  (dänisch  in  der  Lustigen  Historie  173 //a  thiel,  fla  ihiet);  623  (1554)  22 
Hecht  nach,  ziecht  nach,  ir  landsknecht  gut;  535  (Ingoist.  1546)  4  fcheuß  her,  fcheuß  her.  Der  ein- 
fache Zuruf  her  muss  zur  Gewinnung  der  metrischen  Form  x  x  x  x  viermal  gesetzt  werden  her  her 
her  her,  so  Hildebr.  18  Lil.  379  (der  Frenckifchen  Bauren  krieg  1525)  12 1  Sie  /ehrten  al  her  her 
her  her  (danach  im  Liede  von  Fünen  1535  fe  fchrieden  al  her  her  her  her,   8.  Anhang  B  I  3  4); 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wiw.  sa  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.   N.  F.  Band  6,1.  7 


50  HERMANN    MÖLLER, 

20  Es  weret  kaum  drittehalbe  Hundt, 

da  wardt  fo  mancher  ftoltzer  Helt  vorwundt1), 
Das  muf8  ich  warlich  fagen, 
wir  jageten  fie*)  durch  die  Morlt  hin  durch, 
Irer  viel  wurden  da  erfchlagen 3). 

21  Alfo  nam  diefe  Schlacht  ein  endt, 

die  Sehlen  befehlen  wir  Gott  in  feine  |  hendt,     AiijT 
Gott  wollen  wir  alle  preifen, 
der  vns  mit  feiner  Engel  fchar, 
feine  hiilff4)  thet  be weifen. 

22  Acht  vnd  viertzig  ftücke  grofs  vnd  klein5), 
fandt  man  ftahn  auff  derfelbigen  Heidw6), 


verstärkt  wolher,  doppelt  gesetzt:  Lil.  361  (Bicocca  1522)  6  die  lantzknecht  theten  /chreien:  wol 
her,  wol  her-,  418  (Wien  1528)  wolher,  wolher  ir  frommen  landsknecht]  566  (Slachtinge  vor  Bremen 
1547)  1  Wolher,  wolher  .  ..gi  landsknecht  wolgedan  (vgl.  Hildebr.  Volksl.  S.  109  zur  Stelle  in  Nr.  18). 
Wegen  des  Schlusses  lantzknecht  vgl.  neben  den  angeführten  Stellen  des  Pavierliedes  372  und 
des  Wiener  Liedes  418,  im  Siebenbürger  Liede  592  in  entsprechender  Strophenzeile  11  4  er  /ehret: 
her  her,  ir  lieben  landsknicht,  42  4  frommer  landskneeht :  die  Lesart  -knechte  an  unsrer  Stelle  würde 
ausserdem  den  Reim  /prechen :  knechte  in  3.5  (vgl.  9  3.5.  13  3.5)  stören. 

1)  Nunmehr  auf  schwedischer  Seite.  —  Zeile  1-2  gehn  zurück  auf  das  Lied  von  der  Frenck. 
Bauren  krieg  1525,  Hildebr.  18  Lil.  379,  13  1.2  Das  werd  bis  auff  die  dritte  ßund,  do  mancher 
Bawr  ward  hart  verwunt;  aus  diesen  beiden  Zeilen  des  Liedes  von  1525  sind  unmittelbar  hervor- 
gegangen im  Liede  von  Pechlin  1526  Hildebr.  20  Lil.  398  Str.  49  4  Bat  warde  nicht  eyn  halue  ßund, 
Fechlin  wart  {dorch  den  hajß  ghe/chaten),  Str.  52  1. 4  Dat  durde  went  an  de  der  de  ßundt,  .  .  .  ft 
worden  ghef  lagen  vnd  fer  ghewundt;  im  Liede  von  Fünen  1535  Str.  4  1.2  (s.  u.  Anhang  B  I);  im 
Siebenbürger  Liede  Str.  13  1. 2  Der  ßurm  wert  biß  in  die  vierte  ßund,  ward  mancher  Turk  gar 
/ehr  verwandt  .  .  . 

2)  Vgl.  Ranzau-  193 :  '.  .  .,  das  der  vheindt  die  Walftedt  flüchtig  verlaffen' ;  Gyldenstj.  323 : 
'saa  at  de  da  allesammens  maatte  ramme  äff  mareken,  wden  de  som  slagen  bleff',  und  gleich  darauf 
'da  rende  de  strax  ad  skoffuen  saa  fast  som  de  andre9;  Tegel  212:  'derföre  malte  dS  Knecktarne 
ßfwergifwa  de  Danfkes  Wagnborg  och  Skytt,  fom  de  intagit  hade,  och  famt  med  Ryttarne  wika  til 
rygga  och  taga  flyckten' ;  dän.  Falkenb.  Lied  101 2:  (huer  tog  til  at  rende:  Der  rende  baad 
Staffle,  oc  spor  oc  suerd,  ...  1144  Der  wi  vore  Fiender  jaget'.  Resen  138  'forfulde  oc  jagtede* 
(s.  folgende  Note). 

3)  Vgl.  Ranzau  D.  M.  *  R.  2, 93 :  'vnd  fein  Ihrer  (der  todten)  In  die  3000,   fo  man  hat  finden 

können,   ahne  was  In  den  Holtzungen,   klippen   vnd  Moralthen   geblieben'.    D&n.  Falkenbebqeb. 

Lied  105: 

DEr  siunckit  sig  mange  hen  in  den  Aa, 

Oc  mange  i  Moser  mon  bliffue  .  .  . 

Resen  138:   'De  Danske,  som  forfulde  oc  jagtede  efter  de  Svenske  fandt  oc  paa  Veyen  mange  äff 

dennem,  som  hafde  dronet  oc  forrent  sig  i  den  störe  Aae  oc  hosliggende  Kiaer  oc  Moratz\ 

4)  Gesungen  /eint  hiilff  (wohl  nicht  /ein  hülffe). 

5)  Ebenso  nach  dem  Bericht  Ranzaus  193  ('Sein  gefchütze,  welchs  In  die  48  ftücke  kleinn 
vnnd  groß  findt,  vann  den  vnfern  bekommen')  und  P.  Bildes  (vom  24.  Okt.  D.  M.  •  R.  2, 87 :  'och 
beholtt  feltt  fkatthenn,  Som  Er  tyll  Höbe  Enn  xlviij  focker  bode  ftuortt  och  fmatth').  Gyldenstj. 
824  hat  die  runde  Zahl  50  ('Och  strax  om  Morgenen  funde  de  Danske  der  paa  Pladxen  50  Kaaber- 
8tycker');  Resen  138  hat  unrichtig  38,  'störe  oc  smaa\ 

6)  (der  Falkenberger  Heide.)    Druck  Hcidt,  Reim  klein :  Hei(d)n. 


EIN   HOCHDEUTSCHES    UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  61 

Sechs  taufent  Man  erfchlagen l), 
vnfer  Oberfter  hat  fie  alleznmal, 
Auff  der  Walftadt  laffen  begraben2). 

23    Es  wardt  baldt  finfter  vnde8)  fpat, 
die  nacht  vns  vbereilen  that, 
Das  Leger  theten  wir  pflegen4), 
den  Windt  den  Regen  den  kalten  Sehne, 
müden  wir  frommen  Lantzknechte  dragen5). 


1)  Vgl.  dän.  Falkenb.  Lied  104  SEx  Tusind  Suenske  bleff  paa  den  sUd  (106  AF  vorig  bleff 
ved  Femhundrede  mend,  Baade  Dansk  oc  Tydsk  de  holde).  Vielleicht  ist  aber  an  unsrer  Stelle, 
ebenso  wie  in  Hunds  Reimchr.  18G  (Sextusen  vcore  (he  icäll  i  föllie,  Som  ther  gofftee  op  sin  Andet 
Swenske  och  Danske  badhe  tw8 ;  Men  fijenderne  behulie  platzen  ihä),  gemeint  6000  zusammen  auf 
beiden  Seiten,  was  der  Wahrheit  näher  kommen  würde.  Ranzau  193  meldet  Sann  den  vheinden  weitt 
vber  3000  vff  der  Wallftedt  geblieben.  Vff  vnnfer  leiten  . . .  vber  die  300'  (nach  ihm  Vedel  188),  vgl. 
die  folgende  Note;  P.  Bilde,  Hclsing,  Ens,  Tegel  haben  4000,  Stockholmer  dän.  Chronik,  nach  Auf- 
zeichnungen eines  Deutschen  (ed.  Birket  Smith,  Danske  Samlinger  3R.  2,192)  und  Resen  5000  tote. 
Vgl.  Westling  112  Note  1,  Vaupoll  98. 

2)  Ranzau  D.  M.  *  R.  2,  93  (d.  25.  Okt.) :  'Dieße  vorgangene  zwei  tage  habe  ich  angefangen 
die  todten,  fo  vif  der  Wbalftadt  geblieben,  begraben  zu  laffenn,  vnd  fein  Ihrer  In  die  3000  .  .  .' 
(s.  o.  zu  20  5).    Gyldenstj.  824.    Resen  138.    Dan.  Falkenb.  Lied  119: 

Wy  bleffue  der  paa  den  samme  sted, 

Vore  dflde  wi  komme  til  jorde: 
De  Suenske  wi  oc  lod  samle  met, 

Oc  dennem  det  samme  giorde. 

3)  vnd  Druck. 

4)  Ranzau  datiert  d.  21.  Oct.  (s.  o.  zu  4  2)  und  noch  d.  26.  Oct.  (D.M.  »2,94)  «Feldt  Lager 
bey  der  Walftadt  zu  Aftcrdt\  Helsing  Fij*  'Interea  nox  fuperuenit,  .  .  .  Höftes  (die  Dänen)  igitur 
.  .  .  non  multum  noftros  perlecuti  funt.  Cumque  nullum  cuadendi  locum  haberent,  fi  difpergerentur, 
coacti  funt  eo  in  loco,  vbi  pugnatum  eil,  caftrametari'.  Danach  Tegel  213:  'efter  de  ingen  lägenhet 
hade  til  at  vndkomma,  lagrade  de  sig  pa  samma  plats,  som  slaget  stSdt  bade1.   Dän.  Falkenb.  Lied : 

(102)   DEt  vaar  det  sidste  der  wi  dem  saa, 
Thi  Natten  vild  offner  off  volde: 
Oc  Skoue  oc  Moser  der  for  oll'  laa, 
Saa  neddes  wi  til  at  holde.  .  .  . 
(115)   DEr  Natten  kom  nu  driffuend  paa, 
Biest  vor  Tromet  til  lige: 
Saa  lod  wi  strax  da  äff  at  slaa, 
Off  bürde  ey  lenger  at  stride. 

5)  Formelhafte  Ausdrücke.  (Vgl.  fchne  regen  wind  Jörg  Graffs  Ordenslied  der  Landsknechte, 
Unland  188,  3,  Der  winter  vnd  der  kalte  fchne,  Tonangabe,  Anfang  eines  Reuterliedes).  Wenngleich 
die  Angaben  uusers  Liedes  im  allgemeinen  so  richtig  sind,  als  die  Tatsachen  einem  Landsknecht 
als  Teilnehmer  der  Schlacht  bekannt  sein  konnten,  braucht  es  also  doch  nicht  wirklich  geschneit 
zu  haben.  Vgl.  Siebenbürger  Lied  592,  33  4  (. . .  den  tiefen  fchnee\  48  (.  .  .  muften  wir  tragen), 
18  s  (mußen  die  frommen  landsknecht  gut  .  .  .).  Der  Dichter  hat  an  unsrer  Stelle  wol  im  Reim  die 
Form  nd.  dregen  gebraucht. 

7* 


52  HERMANN    MÖLLER, 

24  Wir  lagen  bifs  auff  den  neunden  tag1), 

gar  manchen  ftoltzen  Ritter  man  todt  liegen  fach, 
Ich  kan  fie  all  nicht  nennen, 
etliche  aber  Gefangen  waren, 
die  theten  fie  alle  wol  kennen. 

25  Die  Schweden  gedachten  in  jrem  mnth, 

die  Hende  zn  waffchen  in  der  Deudtfchen  blut2), 

Die  Ritter  die  theten  fagen, 

Ihrer  weren  fönff  an  einen  man, 

Sie  wolten  vns  zurtreten  und  zurfchlagen 8). 

26  Das  Spiel  das  hat  fich  vmb  gekerdt, 
Gott  hat  vns  das  gelfick  befcherdt, 
Das  wir  das  feldt  haben  gelwnnnen, 

Elff  Angen  hatten  fie  aufsgewurffen,  Aiiijr 

Zwölfte  theten  vns  darauff  kommen. 

27  Ihr  Schwedifchen  Reuter  alle  fampt, 

zieht  heim  nach  ewrem  Schwedifchen  Landt, 
Die  zeitung  die  thut  bringen, 


1)  20.— 28.  Okt.  Stockholmer  dän.  Chron.  (8.  o.  zu  22  s):  '28  Octob.  Droge  kon.  maij.  krigs 
folck  fraa  walstedenn  til  Falckennbierg'.  Resen  188  unten:  'flog  der  paa  ny  deris  Leyer,  oc  blefye 
der  ftille  liggendiß,  oc  forventede  otte  gandfke  Dage  oc  Neetter,  ...  da  droge  de  der  fra  den  28. 
Octobris  ...  til  Falckenberg  .  .  .' 

2)  in  der  Deudtfchen  blut  ist  als  formelhaft  (daher  es  hier  nicht  der  Denen  heissen  konnte) 
herübergenommen  aus  dem  Magdeburger  Liede  von  1551  (im  selben  Ton)  Lil.  589,  1  4  er  (der 
bapß)  badt  ßch  in  der  Deutfchen  blut. 

3)  Gyldenstj.  321  unten  f. :  'den  Suenske  feltherre  .  .  .  loed  strax  omblaese  iblant  alle  hans 

Krigsfolch,   ...  de  vaare  vel  ellers  saa  mange,   at  de  aldelis   ville  nedtrode  dennem  vnder  deris 

hestis  fedder'.    Danach  Resen  137:   'Den  Svenfke  Feldt-Ofverfle  Jacob  Hendrichfen  [Hestesko] 

actede  ringe  oc   fpottelig  der  om,   loed  ocfaa  ftrax  omblsefe  udi  Leyeren,   at  .  . .  de  Danfke  vare 

kun  en  ringe  hob,  oc  de  vare  faa  mange,  at  de  vilde  trade  dennem  under  Hefte-Ffddenie'.    Dan« 

Falkenb.  Lied  21  3  ff. : 

De  Suenske  sig  megit  Hofferdig  holt, 

Deris  Heste  motte  Dantze  oc  skryde. 

22  DE  lode  sig  tycke,  vnder  Heste  been, 

At  künde  de  Danske  leg  «de: 
Thi  vore  haffde  saa  en  ringe  anseen, 
Oc  siuntis  at  ey  torde  mede. 

23  DOg  haffuer  det  erlige  Danske  blöd, 

Oc  erlige  Tydske  deslige: 
Sig  icke  forferdet  for  sligt  it  mod, 

Som  Suensken  vist  äff  at  sige. 
Hunds  Reimchronik  180: 

War  öffwerste  war  i  hogen  stoor,  . .  . 

6  Ther  äff  hade  wij  lithen  b&the. 


EIN    HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI    NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  53 

das  jhr  feidt  zu  dem  Dantze  geweft, 
den  Vorreyen  habt  erft  gefprungen *). 

28  Wir  bitten  Gott  im  höchften  Thron1), 
darzu  feinen  liebelten  Son, 

Der  wolte  vns  liehen  zur  feiten, 
das  wir  mögen  mit  vnfern  Feinden3), 
Allezeit  Ritterlichen  ftreiten. 

29  Der  vns  difs  newe  Liedtlein  fang, 
Baltzer  von  Giehten  ift  ers  genandt, 
Er  hats  gar  wol  gefungen, 

Er  drincket  viel  lieber  den  külen  Wein, 
Denn  Waffer  aus  dem  Brunnen,  etc. 

F  I  N  I  S. 

Gedruckt  zu  Magdeburg, 
durch  Andreas  Schmidt. 


1)  Das  in  den  Landsknechtsliedern   sehr   beliebte  Bild  vom  Tanze  (vgl.  5  5,   oben  zu  II  9  6) 
kehrt  auch  im  dän.  Falkenberger  Liede  wieder  (57  3.  104  2). 

2)  Ebenso  wie  im  Siebenbürger  Liede  (592)  als  Eingangszeile  der  Str.  29.  39  steht  die  Ein- 
gangszeile hier  formelhaft,  anders  als  im  Halmstader  Liede  (s.  o.  S.  9). 

3)  Zu  singen  und  zu  lesen  wol  das  wir  mit  vnfern  Feinden  mügn  .  .  . 


i 


54  HERMANN   MÖLLER, 


Anhang  A.. 
Eine  hochdeutsche  Reimzeitung  aus  dem  nordischen  7jähr.  Kriege. 

Emil  Weller,   Annalen   der  Poetischen  National-Litteratur  der  Deutschen  im  XVI.  und  XVII. 

Jahrhundert   (Freiburg   im  Breisgau  1862)  Bd.  I  S.  70   verzeichnet   als   in  Zürich   befindlich   eine 

'Newe  Zeittung,  Von  der  .  .  .  Schlacht,  fo  newlich  zwifchen  dem  König  in  Denmarck  vnd  Schweden, 

zft  wafler  gehalten  worden.     M.  D.  LXV1I.    4  Bl.     4  V    Die  von  Weller  mitgeteilten  beiden   ersten 

Zeilen : 

VOn  krieg,  von  blüt  vnd  groffem  mordt, 

Wird  gefagt  vil  an  manchem  ort. 
welche  zeigen,  dass  die  'Newe  Zeittung'  gereimt  war,  genügen  auch  um  zu  zeigen,  dass  es  sich 
nicht  um  einen  im  Stil  des  historischen  Volksliedes  abgefassten  Bericht  eines  Teilnehmers  handelt 
Das  von  Weller  gekannte  Exemplar  des  Drucks  befindet  sich  in  der  Züricher  Stadtbibliothek,  als 
Blatt  115—118  eingeheftet  in  einen  Sammelband  in  4°  (Mscr.  F  17)  mit  dem  handschriftlichen 
Titel :  'Der  f&chft  theil  difer  bftcheren.  Was  Geh  fürnemlich  vom  64  Jar  biß  vff  das  69  iar  . . . 
zugetragen'.  Ich  habe  diesen  Band  hier  in  Kopenhagen  auf  der  Königlichen  Bibliothek  benutzen 
dürfen,  wofür  ich  hier  der  Verwaltung  der  Züricher  Stadtbibliothek  meinen  herzlichsten  Dank 
ausspreche. 

Wenngleich  eine  Reimzeitung  wie  die  vorliegende,  ohne  parteiische  Färbung,  aber  auch  mit 
geringerer,  erst  aus  zweiter  oder  dritter  Hand  geschöpfter  Kenntnis  der  Dinge,  an  sich  nicht  das 
Interesse  bieten  kann,  wie  der  ob  auch  parteiisch  gefärbte  Bericht  eines  Teilnehmers,  und  auch 
poetisch  einen  noch  geringeren  Wert  hat  als  die  meisten  der  Landsknechtlieder,  so  gebe  ich  doch 
diese  Keimzeitung  aus  dem  nordischen  Kriege  in  diesem  Anhang  heraus,  teils  schon  aus  dem 
Grunde,  weil  sie  mir  gerade  zu  Gebote  steht  und  ich  durch  die  Herausgebung  einem  Nachfolger 
die  Mühe,  die  ich  selbst  gehabt  habe,  erspare,  teils  auch  weil  die  vorliegende  'Newe  Zeittung1  nicht 
ohne  Interesse  ist  wegen  der  Rätsel,  die  sie  aufgibt,  von  denen  ich  einige,  aber  nicht  alle,  gelöst 
zu  haben  meine. 

Bei  Betrachtung  des  Inhalts  ergibt  sich  sofort,  dass  die  Jahreszahl  M.  D.  LXVH  auf  dem 
Titelblatt  nur  das  Jahr  des  vorliegenden  Drucks  bezeichnen  kann,  nicht  aber  die  Jahreszahl  der 
geschilderten  Ereignisse.  Es  begreift  sich,  dass  der  Drucker,  durch  Nichtangabe  des  Datums  dieser, 
den  Inhalt  als  neueste  zu  Gebote  stehende  Nachricht  vom  nordischen  Kriegsschauplatz  erscheinen 
lassen  wollte.  Unsre  'Newe  Zeittung'  berichtet  zunächst  von  einer  Affare  zu  Wasser,  bei  der  ein 
dänischer  Admiral  gefangen  genommen  wurde,  ein  Geschehnis,  wie  es  im  Laufe  des  Krieges  zwei 
Mal  vorkam  —  und  man  wird  zunächst  geneigt  sein  in  dem  Dargestellten  die  dem  Druckjahre 
zeitlich  am  nächsten  stehende  Begebenheit  vom  Sonnabend  den  7.  Juli  1565  zu  sehn,  Otto  Ruds 
Gefangennehmung  durch  Klas  Kristerson  Hörn  unweit  Bornholms  (das  Ereignis  in  der  'Newen 
Zeittung7  aber  fiel  'auff  einen  Sontag')  — ;  und  darauf  erzählt  sie  eine  Episode  des  Landkrieges, 
die  darin  gipfelt,   dass  die  Schweden  ihre  eigene  Stadt   in  Brand  steckten,   damit  sie  nicht  den 


EIN   HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI   NIEDERDEUTSCHE   LIEDER.  66 

Feinden  in  die  Hände  falle,  ein  Ereignis,  wie  es  im  Laufe  des  Krieges  wiederholt  vorgekommen 
ist  (Ny  Lödöse  bei  Elfsborg  im  August  1563,  Lidköping  19.  Juli  1566,  und  zahlreiche  Male  bei 
Daniel  Rantzaus  Einfall  in  Ostgötland  vom  1.  Nov.  1567  an,  welche  letzten  Ereignisse  aber  so  spät 
fallen,  dass  sie  für  unsern  Druck  vom  selben  Jahre  1567  a  priori  kaum  noch  in  Betracht  kommen 
können).  Bei  genauerem  Zusehen  ergibt  sich  aber,  dass  unser  Druck  nicht  die  Seeschlacht  von 
1565  und  nicht  eine  Episode  des  Landkrieges  von  1566  oder  1567  darstellt,  sondern  vielmehr  den 
Anfang  der  kriegerischen  Begebenheiten  zu  Wasser  und  zu  Lande  im  Jahre  1563,  die  Affäre  von 
Bornholm  am  30.  Mai,  bei  welcher,  vor  der  Erklärung  des  Krieges,  die  Geschütze  von  selbst 
losgingen '),  und  die  Eröffnung  des  Landkrieges  durch  die  Belagerung  von  Elfsborg  im  August. 
Der  Bericht  geht  bis  c.  Ende  August  1563. 

Unsere  hd.  'Newe  Zeittung'  von  1567,  die  ihrerseits  sehr  wohl  ein  Nachdruck  einer  hd. 
Newen  Zeittung  eines  früheren  Jahres  von  1563 — 1566  gewesen  sein  kann,  was  die  Fehler  im  Text 
und  besonders  der  Namensformen  leichter  erklärlich  machen  würde,  liegt  ein  niederländischer 
Bericht  zu  Grunde  (der,  wenn  er  in  Reimzeilen  abgefasst  war,  was  mir  aber  nicht  sicher  scheint, 
doch  jedenfalls  nicht  wörtlich  ins  Hochdeutsche  umgesetzt,  sondern  frei  bearbeitet  worden  ist'). 
Dies  zeigt  zunächst  das  niederländische  Aussehen  der  Namen  85  -wyck,  93  Niewe  (boß,  1.  loß,  die 
nl.  Quelle  wird  Loos  gehabt  haben,  das  l  ist  als  b  verlesen),  ferner  die  beibehaltene  Zusammen- 
schreibung Z.  96  in  Sichtman  *),  vor  allem  aber  die  mechanisch  vorgenommene  Umsetzung  ins  Hoch- 
deutsche in  V.  19  ins  gemüt. 

Im  Texte  habe  ich  die  fürs  Versmass  überschüssigen  e  entfernt :  unterm  Text  ist  natürlich 
überall,  wo  eine  Aenderung  vorgenommen,  die  Schreibweise  des  Druckes  angegeben.  Den  Reim 
(kind :)  ftind  52,  der  vielleicht  erst  vom  Setzer  oder  Nachdrucker  anstatt  eines  find  des  Dichters 
gesetzt  ist,  habe  ich  belassen,  weil  die  Möglichkeit  besteht,  dass  das  ftind  vom  Dichter  selbst  unter 
dem  Einfluss  des  niederländischen  ßjn  oder  auch  unabhängig  vom  Nl.  seinem  Dialekt  gemäss  gesetzt 
worden  ist.  —  Die  Singularformen  des  Präteritums  85  Jchiffet  (für  Plur.  fchiffien  oder  fchiffetfn) 
und  87  wartet  (neben  Plur.  für  Sing,  in  68  werden  und  wahrscheinlich  84  bedencken),  wage  ich 
nicht  zu  ändern. 

Die  Interpunktion  des  Druckes  behalte  ich  im  Innern  der  Zeilen  bei,  zu  Ende  der  Zeilen 
aber  sehe  ich,  um  das  Verständnis  nicht  unnötig  zu  erschweren,  mich  genötigt  dieselbe  zu  ändern: 
der  Druck  hat,   ausser  nach  Z.  99,   wo  durch  Druckfehler  Punkt  statt  Komma  steht,   regelmässig 


1)  Dieselbe  Affare  wird  von  einem  Teilnehmer  beschrieben  in  der  Prosazeitung : 

Newe  Zeüttung,  vnd  warhaffte  befchreybung  eines  gehaltenen  Scharmützels,  zwifchen  König- 
licher Maieftat  in  Denmarck  vnd  Schweden  .  .  .  bey  der  In  fei  Bornholm,  Anno  1564.  Befchrieben 
durch  einen  guten  Gefellen,  Welcher  von  anfang  zu  ende,  bey  folchen  Kriegshendeln  gewefen, 
Vnd  in  Track  geben.  Getruckt  zn  Augfpurg,  bey  Mattheo  Francken.  (4  Bl.  4°.  Kopenhagen, 
Kgl.  Bibl.,  Stockholm,  Kgl.  Bibl.). 

Da  der  Verfasser  in  schwedische  Gefangenschaft  geriet,  die  er  in  seinem  Bericht  eingehend 
beschreibt  (er  kam  zunächst  nach  Stockholm  und  wurde  darauf  nach  Weftra  =  Vesterä,  darauf 
durch  Finnland  nach  Reval  und  weiter  geschickt,  von  wo  er  endlich  nach  Riga  gelangte,  wo  der 
Heermeister  ihm  Passbriefe  'nach  Teutfcher  Nation'  gab),  konnte  sein  Bericht  kaum  vor  1564 
erscheinen.  Abgesehen  vom  Titel  steht  aber  auch  gleich  zu  Anfang  auf  der  ersten  Seite  (gewiss  in 
Folge  absichtlicher  unrichtiger  Korrektur  seitens  des  Druckers),  dass  das  Geschehnis  von  Bornholm 
'Anno  1564'  am  Pfingsttage  stattgefunden  habe.  (Nach  dieser  Jahreszahl  1564  nennt  Goedeke'II 
S.  305  diese  Prosazeitung  irrtümlich  unter  231  a  in  [  ]  zusammen  mit  dem  oben  unter  II  heraus- 
gegebenen Lübecker  Liede  von  der  um  ein  Jahr  jüngeren  Seeschlacht  am  30.  und  31.  Mai  1564.) 

2)  Viele  der  vorliegenden  Reimwörter  würden  zwar  sehr  gute  niederländische  Reime  geben, 
wie  z.  B.  71  f.  gherucht :  vlucht  (vgl.  Liliencron  496,  9),  viele  andre  aber  wie  sie  vorliegen  nicht. 

3)  Nl.  im  16.  Jahrh.  fietmen  (z.  B.  Lil.  498,  2  ö),  -men  wurde  regelmassig  enklitisch  angehängt. 
(Sollte  Z.  74  nl.  voor  als  door  verlesen  sein?) 


56 


HERMANN    MÖLLER, 


Komma  nach  jeder  ungraden  und  Punkt  nach  jeder  graden  Zeile  (was   auf  im  Druck   sonst  nicht 
angedeutete  2-  und  4-zeilige  Abschnitte  weist). 

Newe  Zeittung, 
Von  der  grollen  vnnd 
Erbermlichen  Schlacht,  fo  newlich 
zwifchen  dem  König  in  Denmarck  vnd  Schwe- 
den, zu  wafler  gehalten  worden. 
M.  D.  LXVII. 
(Holzschnitt) '). 
Aij  (116) 


VOn  krieg,  von  blüt  vnd  groflem  mordt 
Wird  gefagt  vil  an  manchem  ort, 
Vnnd  fonderlich  in  Schwedenreich 
Vnd  Dennemarck  deffelben  gleich. 

5  Auß  einer  fach  ße  war  fehr  klein, 
Groß  fchad  ift  kommen  auff  die  bein. 
Brand,  Raub,  vnnd  alle  dieberey 
Jft  fchier  eim  jeden  worden  frey. 

Kriegsleüten  ift  jr  hertz  verblendt, 
10  Mütter  vnd  tochter  wirdt  gefchendt. 
Verlieren  gut  mit  fampt  jhr  Ehr; 
Gott  geb  das  jeder  fich  beker. 

Auff  einen  Sontag  gfcÄachs,  ift  war'), 
Vil  harnifch  ficht  man  glitzen  klar, 
15  Die  fenlin  fliegen  in  der  lufft, 
Die  büchfen  krachen  das  es  pufft. 


Gewundet  wirdt  manch  tapfter  knecht, 
Da  einer  in  den  andern  fchlecht. 
Das  erft  gefcbütz  mit  grolTem  knall 
Fehlet  vnd  geht  vber  fie  all. 

26  Der  glitzendt  Harnifch  gibt  ein  glantz, 
Ein  jeder  rieht  auff  feine  fchantz, 
Zu  fechten  ftaht  jhr  finn  vnnd  hertz, 
Hindan  gethan  all  fchimpff  vnd  fchertz. 

Ein  jedr  rufft  Gott  den  fchöpffer  an, 
30  Das  er  jhm  wolt  trewlich  bey  ftan. 
Pfeiffen  vnd  trommen  vberall 
Auffs  Meer  geben  ein  großen  fchalL 

Der  Admiral  auß  Dennemarck4) 
Laßt  erftlich  ab  fein  gfchütz  fehr  ftarck, 
35  Den  Admiral  auß  Schwedenreich9)         (116T) 
Greifft  er  keck  an  mit  manchem  ftreich; 


Die  Schwedner  Schiffe  kommen  an  War  fro  das  er  fand  folchen  man, 

Mit  manchem  ftoltzen  grüften  man  Verhofft  er  folt  jm  nit  entgan. 

Den  Dennemerckern  ins  gemut'),  Sie  treffen  züfamm  an  den  bordt, 

20  Vergoflen  wirdt  vil  menfehen  blüt.  40  Groß  laut  von  klopffen  wirdt  gehört. 

Der  Druck  hat-,    Dennmarck  4.    gefachs  13.  gerülten  18.    jeder  29.    auß  den  Dennemarck  83 
(vgl.  53).    gefchütz  34.    zu f amen  39. 


1)  (Unter  dem  Holzschnitt:)  Andere  Zeitung,  Von  zweien  gewapneten  MAn-|nern,  fo  am 
Himmel  mit  zweien  fewrigen  fchwer-|tern  vud  andern  gefichten  vber  Calis  gefehen  worden,  den 
3.  |  Februarij, 

(Ohne  Ort.  Die  Typen  sind  aber,  wie  Weller  sah,  dieselben  wie  die  des  im  Züricher  Sammel- 
bande unmittelbar  folgenden  fliegenden  Blattes  desselben  Jahres,  das  berichtet  von  einem  Vulkan- 
ausbruch auf  einer  Azoreninsel  [im  Text  Piru  =  Pico?]: 

Von  einem  erfchröcklichen  Brandt  auff  der  Infel  Pyru  den  xxix.  Januarij, 

Anno  M.  D.  LXVII. 

Getruckt  zu  Strasburg  bey  Peter  Hug 

in  S.  Bärbel  Gaffen). 

2)  Am  Pfingstsonntag  den  30.  Mai  1563  vor  Bornholm. 

3)  Beibehalten  aus  dem  niederländ.  int  gemoet  'entgegen'. 

4)  Jakob  Brockenhus. 

5)  Jakob  Bagge. 


EIN   HOCHDEUTSCHES  UND  ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  TJicpiflk 


57 


Manch  ftoltzer  held  vom  Adel  gut 
Mit  blüt  das  Meer  da  ferben  thüt. 
Der  Schwede  fcheüßt  zürn  dritten  mal, 
Das  deren  maftbaum  nam  ein  fall1), 

45  Getroffen  von  dem  großen  gfchütz; 

Solche  gibt  den  Schweden  mnt  vnd  trotz, 
Fallen  famptlich  zürn  fchiff  hinein, 
Ermördern  beide  groß  vnnd  klein. 

Manch  freyer  man  hie  wirdt  ermordt, 
50  Das  manche  zeit  nit  ift  erhört. 
Vil  frommer  mntters  liebe  kind 
Im  tieffen  meer  begraben  feind. 

Der  Admiral  anß  Dennemarck, 
Da  er  fein  feindt  ficht  alfo  ftarck, 
55  Vier  ganz  fegel  aufrichten  thüt, 
Zu  flihen  fein  finn  vnnd  gemüt, 

Damit  er  nit  in  feindes  hand 
M6cht  kommen  gar  mit  großer  fchandt. 
Das  glück  im  gantz  zu  wider  war, 
60  Vom  feindt  wirdt  gfangen  offenbar. 

Der  Admiral  aus  Schwedenreich 
Mit  vier  fchiffen  hin  fürt  jhn  gleich; 
Er  figelt  zu  den  Schweden  zu, 
Fert  hin  mit  feiner  bunten  küh *). 


65  Die  figel  werden  gzogen  ein, 
Dann  müde  waren  groß  vnd  klein. 
Mit  vier  fchiffen  der  Admiral 
Wfird  gfangen  in  feins  fchiffes  fal, 

Jft  worden  feiner  feinde  beut, 
70  Jch  forg  es  koftet  land  vnd  leüt. 
Die  andern  hörend  folch  geruch 
Sich  alle  geben  in  die  flucht. 

Fünff  fchiffe  die  noch  hetten  gut, 
Welche  Gott  fax  dem  wind  behut, 
75  Das  fie  nicht  von  den  klappen*)  groß 
Entpfangen  hetten  brach  vnd  floß, 

Brachten  durch  Gottes  gutig  hand, 
Betrübte  menner  an  das  landt, 
Die  jrer  gfellen  vil  verlorn, 
80  Dardurch  in  jn  entzündt  der  zorn, 

Von  jrem  feind  zu  nemen  räch, 
Ob  jhre  zal  gleich  war  gantz  fchwach. 
Vnder  Boln  hall4)  diß  als  gefchach, 
Das  Den  bedunckt  ein6)  grofle  fchmach, 

85  Zu  Rofwyck6)  fie  baldt  Schiffet1)  .ahn, 
Neuw  Schiff  mit  einem  flarcken  man8) 
Erwartet  fie  in  folcher  Noth, 
Sorgten  folchs  wer  jr  großer  Spott, 


Airj  (117) 


gefchütz  45.  gemut  56.  gefangen  60.  hat  fürt  62  (vgl.  90).  gezogen  65.  Werden  gefangen 
in  feines  68.  fchiff  73  (vgl  17).  durch  wind  74.  Betrubre  78.  gefeilen  vil  verloren  79.  den  bedencken 
gr.  84.   Er  wartet  87.    folches  88  (vgl.  46.  114). 

1)  Gyldenstj.  (Rördam,  Mon.  II)  259 :  '.  . .  saa  at  den  danske  Admirals  mast  bleff  strax  for 
borde  skudt  . . .'  (danach  Resen  84) ;  Nkwe  Zeüttung  :  '. . .  ward  dem  Ammeral  fchiffe,  der  Mittel- 
malt, in  der  mitte  herab  gefchoflen'  . . . 

2)  'Bunte  kä\  als  Name  eines  berühmten  Schiffes  auf  das  Störtebekerlied  Str.  16  zurück- 
gehend, bezeichnet  hier  mit  Uebergang  des  Nomen  propr.  ins  appellativum  ein  hervorragendes 
Schiff,  nämlich  das  Admiralsschiff  (das  nicht  etwa  in  Wirklichkeit  so  hiess). 

3)  DWb.  5,  1202  unten  (vgl.  wegen  des  u  für  »  H.  Möller,  Doberaner  Anthyrlied  S.  40,  Abh. 
der  Gott.  Ges.  der  Wiss.  1894  Bd.  40). 

4)  Bornholm. 

5)  ?  (Das  Den  als  Das  d\ie)  Den  zu  fassen.) 

6)  Gemeint  sein  muss  entweder  Rönne  (wenn  hier,  wie  im  vorliegenden,  so  auch  im  zu  Grunde 
liegenden  Quellenbericht,  von  den  fünf  nicht  eroberten  dänischen  Schiffen  die  Rede  war,  die 
Brockenhus  in  Wirklichkeit  vor  Rönne  hatte  vor  Anker  liegen  lassen,  und  die  während  und  nach 
der  Schlacht  dort  liegen  blieben,  s.  H.  G.  Garde,  Den  dansk-norske  Spmagts  Hist.  1535—1700 
Kbh.  1861,  S.  55  ff.)  oder  (wenn  der  ältere  Bericht  missverstanden  ist  und  in  diesem  vielmehr  von 
den  schwedischen  Schiffen  und  den  dänischen  Gefangenen  die  Rede  war)  Rostock  (die  Schweden 
mit  den  Gefangenen  segelten  nicht  direkt  nach  Schweden,  sondern  zunächst  nach  Rostock,  um  dort  die 
Tochter  des  Landgrafen  Philip  abzuholen,  die  aber  nicht  kam,  und  erst  von  da  nach  Schweden  zurück). 

7)  Wegen  fchifet,  87  erwartet  8.  o.  S.  55. 

8)  Der  im  Juli  ernannte  neue  dänische  Admiral  Peter  Skram  mit  einer  neuen  Flotte  von  27 
Schiffen  und  4600  Mann  (s.  Mon.  II  266,  Danske  Magazin  *  R.  3,  81  ff.,  Garde  58). 

Abfcdlgn.  d.  K.  Ott.  d.  WiM.  n  Otttingtn.   PhlL-hift  KL  N.  F.   Band  6,».  8 


68 


HEBMANN   MÖLLER, 


Das  die  fünff1)  fchiff  mit  dem  hanptman 
90  Dem  feind  hetten  hinfuren  lan1). 
Scheiden  war  jhn  ein  große  pein, 
Wolten  lieber  erwürget  fein. 

Belegert  wirdt  baldt  Niewe  toß8), 
Ein  fchftne  ftatt  vnd  feftes  fchloß  4). 
95  Die  Dennemarcker  alle  gar 

Sichtman  da  ftehn  mit  grofler  fchar6); 

Jhr  Spießen  glitzen  in  dem  feld, 
Manch  ftoltzer  Eriegsman  dar  gezelt, 
Gedencken  jhren  fchaden  gros 
100  Zu  rechen  in  des  feindes  fchos; 

Wollen  vergelten  land  vnnd  leüt 
Vnnd  holen  eine  Reiche  beut. 
(1 1 7*)Der  Schwed  ergreifft  ein  gfchwind  verftandt, 
Sein  eigen  ftatt  durch  feür  verbrandt, 

105  Das  nit  fein  feind  durch  reichen  beut 

Niewe  boft  93.    flehen  96.    Mancher  98 
bringet  114.    Welche  120. 


Gefterckt  auch  andre  ftett  vnd  leüt 
In  feinem  landt  mächt  greiffen  an, 
Wiewol  ers  fchlofs  hat  lauen  Hahn; 

Daflelbig  auch  gantz  feft  bewart, 
110  Darauff  gefetzt  von  guter  art 

Ein  Hauptman  fromm  von  hertzen  trew, 
Der  jm  verwart  das  feft  gebew, 

Der  dann  auch  nit  verzaget  ift, 
Solchs  noch  vmbringt  zu  difer  frift6). 
115  Der  Capitan  von  Schweden  Nort7) 
Jn  wider  gibt  kein  gutes  wort. 

0  wee  0  wee  groß  hertze  leid, 
Das  liebe  frid  vnnd  einigkeit 
Von  difen  Herrn  gewichen  gar, 
120  Welch«  armen  koftet  haut  vnnd  haar. 

0  Gott,  o  Gott,  o  Gott,  o  Gott, 
Hilff  vns  ab  folcher  großen  noth. 

(vgl.  21.  41.  49).    andere  106.    Hanptman  111. 


vm- 


1)  Bas  =  Das  f(ie).  Nach  55—67  waren  aber  nicht  fünf,  sondern  vier  Schiffe  von  den 
Schweden  erobert  worden  (in  Wirklichkeit  nach  allen  Berichten  aus  erster  Hand  nur  drei). 

2)  Vgl.  Resen  84  '. . .  oc  fom  de  (Brockenhus  mit  den  drei  Schiffen)  fornam  ingen  Undfaetning 
fra  den  anden  Flode  . . .*  Unterm  Bilde  bei  Resen :  'fem  Danfche  Schibe  ligge  for  Ancher  under 
Borringholm  oc  giorde  deris  Admiral  ingen  undfetning'. 

3)  Ny  Lödöse  (s.  Westling  82),  mnd.  Niüoefe  (Hövel  S.  33  zu  1563:  'Dußen  Harveft  is  de 
Eon.  in  Dennemarck  dem  Schweden  in  Landt  gefallen,  Nieloefen  uthgepuchet  und  dat  Schlot  Elfe- 
borch  erovert'),  Niloß  (im  Liede  von  Junker  Baltzer  1531,  Lil.  435  11  s). 

4)  Schloss  Elfsborg,  dän.  Eisborg. 

5)  König  Friedrich  selbst  mit  seinem  ganzen  Heere  von  mehr  als  3000  Reitern  und  24000 
Knechten.    Am  21.  August  1563  kam  das  Heer  vor  Elfsborg  an  (s.  Mon.  II  262). 

6)  Der  zu  Grunde  liegende  Bericht  ist  also  aus  der  Zeit,  wo  es  um  Elfsborg  noch  'zimblichen 
wol'  stand  (s.  Westling  S.  32)  älter  als  der  4.  Sept.,  an  welchem  Tage  der  Befehlshaber  Erich 
Kagge  die  Burg  Friedrich  H.  übergab. 

7)  1.  Hort?  (die  zu  Grunde  liegende  niederländische  Quelle  wird  Hoort  gehabt  haben)  = 
(Lars  Person)  Härd,  Oberbefehlshaber  in  Westgötland  (s.  Westling  S.  17.  30—34). 


EIN  HOCHDEUTSCHES  UND  ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  59 


Anhang  33. 

Deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde. 

• 

Abgesehen  von  den  in  erster  Linie  die  innern  Lübecker  Vorgänge  zum  Gegenstande  habenden 
Lübecker  Liedern  gegen  Wullenwever !)  sind  uns  folgende  deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde  als 
vorhanden  gewesen  bezeugt: 

1)  Ein  nie  Leed  van  der  Schlacht  in  Firnen  ge/cheen  Anno  1535,  in  der  Wife,  Se  ßnt 
gefchickt  tom  Storni,  tom  Strit.  Ein  Exemplar  befand  sich  nach  den  Autographa  Lutheri  aliorumque 
(von  Herrn,  v.  d.  Hardt)  IQ  Helmstadii  1693  S.  254  auf  der  Helmstädter  BibL,  später  verschollen. 

2)  Ein  neuwes  liedt  von  der  Schlacht  zu  Fuene  .  . .  Anno  1535.  Ein  Exemplar  befand  sich 
(nach  Chr.  Brunn,  Aarsberetninger  og  Meddelelser  fra  det  Store  Egl.  BibL  II  Ebh.  1875  S.  132) 
früher  in  der  Hjelmstjerne'schen  Büchersammlung,  abgedruckt  in  dem  Buche  von  Vedel  Simonsen, 
Fyens  Vilkaar  i  Grevens  Feide,  Ebh.  1813  S.  72 — 74.  Der  Druck  ist  seitdem  verschollen. 

8)  Ein  nie  Leed  van  der  Vcrrederye  in  Dennemarck  ge/cheen,  dorch  den  Bicksradt,  vp  de 
Wife  van  Juncker  BaUha/ar  to  fingen.  ExempL  nach  den  Autographa  III 254  früher  in  Helmstadt, 
später  verschollen. 

4)  Ein  New  Lied  von  dem  Einig  auß  Denmarck.  In  dem  ihon  von  der  /tat  Thamm  tu 
fingen :  (Ein  ander  Lied,  Ich  armes  br&derlein,  wie  fitz  ich  hie  beim  wein.)  Gedruckt  tu  Nurmberg 
durch  Valentin  Neuber.  (4  Bl.  4°,  letzte  Seite  leer.)  Ex.  Berlin,  Egl.  BibL,  Yd.  9897.  In  ungenauer, 
etwas  modernisierter  Gestalt  abgedr.  bei  Erk-Böhme  H  283  S.  94  f. 

Die  beiden  oben  S.  33  f.  41  erwähnten  bei  Liliencron  fehlenden  Lieder  2)  von  1585  und  4)  von 
1536  drucke  ich,  da  sie  mir  zu  Gebote  stehn,  hier  ab,  um  andern  die  Mühe  des  Nachforschens  zu 
ersparen,  das  Lied  von  1536  nach  einer  Vergleichung  des  Drucks,  die  ich  Prof.  Paul  Pietsch 
verdanke,  das  Lied  von  1535  darum,  weil  der  Abdruck  bei  Vedel  Simonsen  in  Deutschland  nur 
wenigen  zu  Gebote  stehn  wird*). 


I.  Lied  von  Fönen,  1535. 

Das  Lied  in  der  fünfzeiligen  Störtebeker-  und  Lindenschmidstrophe  von  der  Schlacht  am 
Ochsenberge  (ncL  Offenberch  (vppe  deme  Offen  barghe),  dän.  Oxnebjerg)  am  11.  Juni  1535  und  der 
Wegnahme  der  Lübecker  Schüfe  bei  Svenborg  am  16.  Juni  ist,  wie  die  Reime  in  Z.  8.  5  von 
Str.  4.  7.  9.  12  und  die  stehen  gebliebenen  niederd.  Formen  vorrafehen  2  s,  knypen  10 1,  mm  10  s, 


1)  G.  Waitz,  Lübeck  unter  Jürgen  Wullenwever  II  S.  840  ff.,  Liliencron  Nr.  454  von  Cord 
Bipperdei  und  455  (worin  Str.  7  De  wefer  hoff  an  tho  wefen,  55  Och  wefer  wadt  du  wefefi) 
von  1584. 

2)  [Y.  Simonsens  Buch  (jetzt  in  H.  Hagerups  Verlag)  ist  noch  immer  zu  bekommen.  Er.  1,50.] 

8* 


60  HEBMANN   MÖLLER, 

wordt  13  2,  reg  13  5  zeigen,  aus  dem  Nd.  ins  Hd.  übertragen.  Ich  gebe  eine  Zurückversetzung  ins 
Nd.  ')  und  unter  derselben  Vedel  Simonsens  Druck  mit  den  Fehlern  dem  6 1,  mit  für  nit  7  5  (ach  ? 
4  4,  von  statt  vor?  4  5)  aber  mit  Besserung  der  Druckfehler  zunorne  7  s,  Lübeck  lli1). 

1  Vnnd  wille  gy  hörn  ein  nie  Gedicht,  2  Se  togen  hen  vnnd  togen  herr, 
wo  idt  kortlick  is  vthgericht  •),  na  ydelem  vorrafchenn  Hundt  all  ehr  beger  *), 

daruan  will  ick  juw  fingen,  Godt  wold  idt  ehne  nicht  geftaden, 

de  Graue  van  Oldenburgk  hefft  vorlaren  Frifchlick  fyn  wy  getagen  vp, 

de  flacht,  dapperlick  mit  malckander  geflagen. 

idt  wold  ehm  nicht  gelingen. 

Einneuwesliedt  von  der  Schlacht  zuFuene,  In  der  weifte  alls  man  finget : 
Ich  weüT  nicht  was  der  Lügen  gebricht6);  Anno  1535  8vo. 

1.  Vnnd  wollt  yhr  h6rn  ein  neuwes  Gedicht,  Wie  es  kurtzlich  iit  außgericht,  Darvon  will  ich 
euch  fingen,  Der  Graff  von  Oldenburgk  hat  verloren  die  fchlacht,  Es  wollt  ihm  nicht  gelingen. 

2.  Sie  zugen  hin  vnnd  zogen  herr,  Nach  eytelm  vorrafchenn  ftundt  all  ihr  beger,  Gott  wolts 
ihnen  nicht  geltaten,  Frifchlich  fein  wir  gezogen  auff,  Dapfferlich  mit  einander  gefchlagen. 


1)  Hinsichtlich  der  Schreibung  richte  ich  mich  soweit  möglich  nach  dem  hd.  Text  und  dem- 
nächst namentlich  nach  der  denselben  Gegenstand  behandelnden  gleichzeitigen  Schrift:  Warhaftyge 
nyge  tydynge  van  der  Slachtynge  de  In  deme  K&nyngkryke  tho  Dennemargken  gefcheen  ys,  Im 
Lande  Fuene  by  einem  Stedtlyn  Afleniß  genomet.  4  Bl.  4  °.  (Zum  Schluss) :  Datum  vppe  deme  Offen 
barghe.  [Gedruckt,  nach  Bruun,  Aarsbcr.  LI  131  f.,  zu  Schleswig  durch  Walther  Bremer.]  Abgedr. 
bei  Simonsen  S.  66 — 72.   Ex.  der  Kgl.  Bibl.  zu  Kopenhagen,  Hjelmstjernes  Sammlung  2096. 

2)  Der  Fehler  mit  für  nit,  der  gleich  den  andern  aus  der  Vorlage  stammt,  setzt  einen  dieser 
Vorlage  voraufgehenden  älteren  hd.  Urdruck  voraus,  der  überall  nit  für  nd.  nicht  hatte.  —  Vedel 
Simonsens  Druck  verdient  Zutrauen :  zur  Vergleichung  diene,  dass  er  in  der  Wiedergebung  der 
'Warn,  tydynge'  (s.  Note  1),  abgesehen  von  der  stillschweigenden  Auflösung  von  n-Strichen  in  vä, 
holfte  usw.  und  Besserung  eines  Druckfehlers,  nur  in  einzelnen  ganz  unwesentlichen  Kleinigkeiten 
(einem  ey  für  ei  und  Auffassung  des  ^-Zeichens  in  der  Ueberschrift  in  Affeniß  als  s)  von  der  Vor- 
lage abgewichen  ist. 

3)  Die  beiden  Zeilen  Vnd  iville  gi  hören  ein  nie  gedieht,  .  .  .  vthgericht  sind  ein  alter  Lied- 
anfang, vgl.  schon  Lil.  Nr.  16  (1346)  Soltau  8  Vnd  wille  gy  hören  ein  nye  gedieht  wat  . . .  heft 
vthgericht,  Uhland  164  *  Lil.  86  (Soester  Fehde  1447)  Wil  gi  hören  ein  nie  gedieht,  wu  idt  de  liercn 
hebben  vtgericht,  Lil.  155  (1478)  Wil  gi  hören  ein  n.  g.,  dat  to  B.  is  vtgericht  (hd.  angericht,  so 
z.  B.  Lil.  457,  1  Münster  1534).  Zeile  1-3  unsers  Liedes  von  1535  kehren  wieder  im  Liede  von 
Wiben  Peter  1545  Lil.  512  (wo  auch  11 1  das  Wort  frifchlich  unserer  Str.  2  4  wiederkehrt),  ähnlich 
Lil.  550  (Leipzig  1547),  beide  derselben  fünfzeiligen  Strophenform. 

4)  Nach  C.  Paludan-Müller,  Grevens  Feide  I  (Kbh.  1853)  424  entsprachen  diese  beiden  Zeilen 
genau  den  tatsächlichen  Vorgängen  vor  der  Schlacht. 

5)  lieber  diesen  'Lilien ton'  s.  Lil.  Nachtrag  Nr.  LI,  Böhme  Nr.  201.  Unser  Lied  zeigt  Anklänge 
an  das  Lied  derselben  Strophenform  'Godt  weeth  wol  wer  vns  de  Lilien  brickt'  (Lil.  358)  auf  die 
Einnahme  Mailands  1521  (dessen  Eingang,  dem  Eingang  des  verlorenen  Lilienliedes  nachgebildet, 
mit  der  'Lilie'  das  französische  Wappen  meint,  wie  Lil.  zeigte),  so  in  Str.  4 1  (358,  7 1  De  flacht 
ward  ein  klene  tydt)  und  in  der  ganzen  Schlussstrophe.  (Diesem  Mailänder  Lilienliede  ist  im 
gleichen  Tone  das  Lied  Lil.  456  von  dem  Sturm  auf  Münster  1534  nachgebildet,  doch  steht  unser 
Lied  an  den  angeführten  Stellen  dem  Liede  von  1521  näher  als  dem  von  1534.)  —  Das  jüngere 
Lied  Lil.  5dl  von  1549  im  selben  Lilienton  zeigt  einzelne  Anklänge  an  unser  Lied:  Str.  4  l.  s 
gleicht  unserer  8  l.  s ;  Str.  23  4  fie  fragten  hin,  fie  fragten  her,  vgl.  2  l ;  dasselbe  bestätigt  7  8  die 
Lesung  befunden  für  unsre  Str.  5  5. 


EIN   HOCHDEUTSCHES  UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER.  61 

3  De  Rater  hebben  dat  belle  gedan,  6  Den  Hertogen4)  van  Hollten  wolden  fe 

de  hakenfchutten  fyn  darby  gelt  an,  vordriuen, 

glyck  wo  de  framen  Landtßknechte,  he  fchold  nicht  in  fynem  Lande  bliuen, 

fe  fchrieden  al:  her  her  her  her1),  idt  is  ene  nicht  gelangen; 

gar  ridderlick  willen  wy  fechten.  by  draddhalf  dafent  Landtfknechte  goth 

4  De  flacht  warede  anderhalae  Hundt,  /yn  em  gefangen  kommen6). 

warth  manniger  Lantsknecht  int  Herte  7  Vnd  de  van  Lübeck  hebben  dat  gemacht6), 

vorwandt,  dat  fe  vns  hebben  geleuert  de  flacht, 

woll  dorch  fyn  Herte  gefleken,  fe  wollen  dat  thouö're, 

all  de  do  nicht  gebleoen  fyn,  dat  Geoert  Schencke  mit  fynen  ratern  goth7) 

gar  baldt  vor  ehn  entweken.  was  vns  nicht  thouere. 

5  Gudt  Veldtgefchott  hebbenn  wy  gekregen,  8  Dem  Hertogen  van  Holflen  qoemen  de  mer8), 
twe  Grauen  fyn  in  der  Slacht  gebleoen*),  wo  de  flacht  gewonnen  wer, 

wol  in  fo  körten  (binden  he  ded  fick  gar  fer  vorfröuwen: 

hebben  fe  den  Dantz  recht  vortgef&rt,  danck  hebbet  mine  Edlen  Roter  vnd  knecht, 

fe  hebbent  all  befanden8).  gy  hebben  my  gemeint  mit  troawen. 

3.  Die  Reuter  haben  das  peil  gethan,  Die  Hakenfchfitzen  fein  darbey  geilann,  Qleych  wie  die 
frommen  Landtßknechte,  Sie  fchreiten  al:  her,  her,  her,  her,  Gar  Ritterlich  wollen  wir  fechten. 

4.  Die  Schlacht  wäret  anderthalbe  Hundt,  Warth  mancher  Lantsknecht  ins  Hertz  vorwont, 
WoU  dorch  fein  Hertz  geflochen,  Ach  die  do  nicht  gepliben  fein,  Gar  baldt  von  ihn  entwichen. 

5.  Godt  Veldtgefchutz  habenn  wir  gekriegen,  Zwei  Granen  fein  in  der  Schlacht  gepliben,  Wol 
in  fo  kurtzen  ftunden,  Haben  fie  den  Tantz  recht  vortgefort,  Sie  habens  all  empfunden. 

6.  Dem  Hertzog  von  Holllein  wolten  de  vortreiben,  Er  folt  nicht  in  feinem  Lande  pleiben,  Es 
ift  inen  nicht  gelangen,  Bei  drithalb  tawfent  Lantf knechte  gut,  Sein  im  gefangen  kommen. 

7.  Vnd  die  von  Lübeck  haben  das  gemacht,  Das  He  vns  haben  geliuert  die  fchlacht,  Sie 
wollen  das  zooorne,  Das  Gebert  Schencke  mit  feinen  rewtern  gut,  Was  ans  mit  zafernne. 

8.  Dem  Hertzog  von  Holllein  kamen  die  mer,  Wie  die  fchlacht  gewonnen  wer,  Er  that  Geh 
gar  fer  erfreowen,  Danck  habt  meine  Edlen  Reuter  vnd  knecht,  Ihr  habt  mich  gemeint  mit  trewen. 

1)  Diese  Zeile  nach  dem  Liede  von  der  Frenckischen  Bauren  krieg  1525  Hildebr.  18  Lil. 
379,  12  i  Sie  /ehrten  all  her  her  her  her  (vgl.  oben  zo  HI  19  4) ;  demselben  Liede  entstammen 
Str.  4  1.2  (s.  0.  zo  III  20 1.2),  Str.  2  2  ftundt  ehr  beger  (s.  0.  zo  II  6  2),  vielleicht  auch  81  dem 
.  .  .  quemen  de  mer>  vgl.  Bauren  krieg  17  1  In  dem  kamen  yn  die  newen  meer  (kamen  newe  mer 
nach  vorhergehendem  Dativ  als  stehende  Formel  in  erster  Strophenzeile  erscheint  z.  B.  Lil.  535,  17 
Ingoist.,  615,  9  Sievershausen). 

2)  Graf  Johann  von  Hoya  und  Graf  Nikolaus  von  Tecklenborg,  Anführer  (jener  Oberanführer) 
auf  lübscher  Seite.    Vgl.  Dietr.  Schafer,  Gesch.  v.  Dänemark  IV  287. 

3)  Vgl.  im  Tannhaoserliede  (Unland  297)  nd.  befunden  (B  8  2)  =  hd.  empfunden  (A  7  2)  und 
8.  0.  S.  60  Note  5  zo  Ende. 

4)  Oder  hat  das  nd.  Original  überall  in  diesem  Worte  das  hd.  tz  gehabt?  Die  'Warhaftyge 
nyge  tydynge'  von  1535  (s.  0.  S.  60  Note  1)  hat  überall  in  diesem  Worte  das  tz  (des  Hertzogen  tho 
holfie  Krigejfolck  osw.). 

5)  Zur  Form  kummen  im  Reim  (vgl.  unten  zu  10 1)  s.  0.  zo  II  17  5  S.  88.  (Die  Zahl  der 
gefangenen  vom  Fußvolk  ist  in  onsrer  Strophe  grösser  als  in  einem  andern  Bericht). 

6)  Ueber  die  Form  gemacht  im  Reim  s.  0.  zo  I  4  4  S.  20. 

7)  Die  Lübschen  hatten  die  Vereinigung  der  400  Reiter  Gebhart  Schenckes  mit  den  König- 
lichen hindern  wollen,  es  aber  nicht  vermocht 

8)  Der  Herzog,  König  Christian  III.,  befand  sich  in  Segeberg  (nicht,  wie  Vedel  Simonsen 
S.  54  angibt,  in  Kolding),  er  war  aber,  als  Johann  Ranzaus  Brief  mit  der  Nachricht  vom  Siege 
am  13.  oder  14.  Juni  in  Segeberg  eintraf,  kurz  vorher  am  13.  früh  nach  Trittao  gereist,  and  der 
Brief  wurde  in  seiner  Abwesenheit  von  seiner  Gemahlin  geöffnet  (s.  Waitz  H  418.  432). 


62  HEBMANN  MÖLLER, 

9  Hertog  Albrechten  wil  ick  nicht  laten  (tan,  11  Den  van  Lübeck  ift  ock  nicht  wol  bekamen, 
mit  dem  Granen  wold  he  tho  Dantze  ghaen,       einen  dreplike  Schepe  fint  ene  genamen4), 
mit  fynem  Fronwentimmer  fo  fchöne,  gar  dapper  mit  gefchotte  ftofferet; 

wo  fe  by  dem  Hertogen  von  Holßen  hebben        dat  fchadt  ene  waerlick  nicht  ein  myth, 
*  gedan,  vnentfecht  hebben  fe  den  framen  Vorften 

der  Er  dornen  fe  fick  nicht  berh&men1),  bekriget5). 

10  Gy  (int  gekamen  in  eine  knypen,  12  Nicht  wyder  fyng  ick  tho  difler  Hundt, 

dar  werth  men  juw  ock  trummen  vnd  pypen*),       ick  fe  dan  vor  wo  idt  wyder  kumbt, 
mit  f  langen  vnnd  karthunen  *) ;  fcholet  my  des  nicht  vorkheren; 

gy  kamen  waerlick  dar  nummer  vth,  Copenhagen  da  Erbar  wyfle  Stadt, 

gy  moten  recht  baflunen.  wo  heffftu  dy  laten  vordren. 

13  De  vns  dit  nie  ledtlyn  Jangk, 

van  fröudt  wordt  ehm  de  tydt  nicht  langk, 
he  hefft  idt  wol  gefangen, 
he  nam  da*  lange  fpeth  in  de  handt, 
den  rey  hefft  he  mit  gefprungen. 

9.  Herrtzog  Albrechten  wil  ich  nicht  lauen  ftan,  Mit  dem  Gräften  wolt  ehr  zu  Tantze  ghaen, 
Mit  feinem  Frawenzimmer  fo  fchöne,  Wie  üe  bei  dem  Herzog  von  HoLftein  haben  gethan,  Der  Er 
dürfen  fie  (ich  nicht  berhumen.  * 

10.  In  eine  knypen  feit  yhr  gekommen,  Dar  wirdt  men  Ench  auch  pfeiffen  und  trommen, 
Mit  (langen  vnnd  karthaunen,  Ihr  kommet  werlich  dar  nimmer  atuT,  Ihr  muffen  recht  baffaunen. 

11.  Den  von  Lübeck  Uta  anch  nicht  wol  bekommen,  Elf  drefliche  Schiff  feint  ine  genommen, 
Gar  dapfer  mit  gefchutz  (taffiret,  Das  fchadt  inen  werlich  nicht  ein  meith,  VnenUagt  haben  fie  den 
frommen  Furften  bekriget. 

12.  Nicht  weiter  fyng  ich  zu  diefer  ftundt,  Ich  fiehe  dan  vor  wie  eff  weyter  kumbt,  Solt  mir 
des  nicht  vorkheren,  Copenhagen  du  Erbar  weiffe  Stadt,  Wie  haftu  dich  laffen  vorfuren. 

13.  Der  vns  dis  neuwe  liedtlein  fang,  Von  frewdt  wordt  ihm  die  zeit  nicht  lang,  Er  hat  ei 
wol  gefangen,  Ehr  nham  den  langen  fpieß  in  die  handt,  Den  Reg  hat  ehr  mit  gefprungen. 


1)  Bezieht  sich  die  Zeile  4,  im  Relativsatz  auf  das  zu  Tanze  gehn  wollen  mit  dem  Frauen- 
zimmer so  schöne,  auf  den  Vorgang  in  Kolding  im  December  1584,  des  Grafen  Benehmen  gegen- 
über dem  'Frauenzimmer'  (den  Schwestern)  des  Herzogs  (s.  Paludan-Müller  1 343,  Waitz  H 189  f.  378)? 

2)  Oder  hat  das  Original  in  Z.  1  und  2  die  Wortstellung  der  hd.  Fassung  gehabt  und  in  Z.  1 
gehummen  im  Reim  (vgl.  oben  65)?  Das  gleichzeitige  Lübecker  Lied  LiL  455  Str.  44  7  hat  mit 
trummen  und  mit  pypen  (aber  die  Lieder  von  Kniphof  396,  26.  397,  85  und  das  Lied  von  Juncker 
Baltzer  435,  5  haben  die  weit  häufigere  Wortstellung  mit  pipen  vnd  mit  trummen ;  ebenso  hd.  mit 
pfeiffen  vnd  mit  trummen  z.  B.  im  Liede  von  der  behemschen  Schlacht  1504  Hildebr.  7  LiL  241,  1 
und  in  Jörg  Graffs  Ordenslied  der  Landsknechte  Unland  188,  1). 

8)  Die  Form  nd.  kartunen  (gewöhnlich  nd.  harto(u)wen)  findet  sich  im  Liede  von  Kniphof 
397,  22  (s.  0.  zu  II 12  3)  und  später  in  den  Liedern  LiL  480, 16  (1542),  494, 14  (Geldr.  Schlacht, 
aus  dem  Hd.). 

4)  Vgl.  Waitz  H  289,  Dietr.  Schafer  IV  290. 

5)  An  dieser  Stelle  ist  der  ursprüngliche  Reim  wohl  durch  die  hd.  üebersetzung  zerstört 
worden  (1.  beuedet?). 


EIN   HOCHDEUTSCHES  UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDES.  63 

II.   Das  'Dennmarcker'  Lied,  1536. 

Dieses  Lied  ist  gedichtet  von  einem  Landsknecht  ans  dem  'Oberlande',  der,  von  einem  fränki- 
schen Edelmann  (s.  u.  zu  2 1)  angeworben,  an  der  Belagerang  Kopenhagens  1585—86  teilnahm. 
Das  Lied,  das  für  1546  als  bekannt  vorausgesetzt  wird  durch  das  'für  die  Landsknecht  gemachte', 
im  'Dennmarcker  Thon'  gesungene  Lied  'Ach  Karle  grofsmechtiger  Man'  (s.  o.  S.  41)  und  mit 
Wahrscheinlichkeit  durch  das  Lied  von  Ingolstadt  Lil.  535  (s.  u.  zu  Str.  5  2. 4),  für  dieselbe  Zeit 
des  schmalkaldischen  Krieges  ausserdem  durch  die  Tonangabe  eines  geistlichen  Liedes  'Wie  man 
fingt  den  König  auß  Dennmarck'1),  für  die  folgenden  Jahre  1547  und  1549  durch  die  Tonangabe 
'Wer  da  (türmen  vnd  (breiten  wil'  der  Lieder  Lil.  548.  551.  582,  für  1551  durch  das  Siebenbürger 
Lied,  das,  ebenfalls  von  einem  oberländischen  Landsknecht  verfasst,  unserm  Liede  verschiedenes 
entlehnt  (s.  u.  zu  2  s.  3  s.  5  2.  81),  für  1553  durch  das  Lied  Hildebr.  36  =  Lil.  615,  dessen  Ein- 
gangsstrophe der  Eingangsstrophe  unsers  Liedes  nachgebildet  ist  (s.  u.  zu  Str.  1),  kann  wie  es 
vorliegt  erst  um  1565  gedruckt  sein,  in  der  Form,  in  der  es  von  deutschen  Landsknechten  im 
Kriege  gegen  Schweden  gesungen  ward1),  oder  frühestens  1563,  zu  der  Zeit,  wo  Landsknechte  für 
Dänemark  zum  Kriege  gegen  Schweden  geworben  wurden. 

Ich  weiche  von  Valentin  Neubers  Nürnberger  Druck  in  der  Schreibung  nur  an  zwei  unter 
dem  Texte  angeführten  Stellen  6 1  und  9  4  aus  metrischem  Grunde  ab  und  behalte  auch  die  Inter- 
punktion des  Druckes  bei  (nur  nach  7  1  ein  Komma  einsetzend,  das  im  Druck  nur  aus  Versehen 
fehlt,  da  sonst  nach  jeder  Zeile  Komma  oder  Punkt  steht).   Ex.  Berlin,  Kgl.  Bibl.  Yd  9897: 

Ein  New  Lied  von  dem  Kö- 
nig auß  Denmarck.    In  dem  thon 
von  der  Hat  Than   zu 
fingen  8). 

1  Wer  da  Mrmen  vnd  (fcreytten  wil4),  Er  hat  gezwungen  Stet  Land  vnd  Leuth, 

der  ziech  dem  König  auß  Dennmarck  zu,  dartzu  die  fchwebifchen 5)  Herren  ja  Herren, 

er  ftreyt  nach  großen  ehren, 

1)  'Ein  GottHUige  vermanung,  Vnd  Gay  Mich  Lied,  An  alle  Chriften  trolllich  wider  den  Endt- 
chriil  zeßreyten.  In  dem  thon,  Wie  man  fingt,  den  Künig  auß  Dennmarck'.  4  Bl.  8°  (Verzeichnet 
bei  Weller  II  S.  462  Nr.  906.) 

2)  Valentin  Neuber  (s.  ADB.  23,  477)  druckte  von  1549  bis  in  die  80er  Jahre  (also  1536 
überhaupt  noch  nicht). 

3)  Unser  Lied  wird  gleich  dem  vorigen  ursprünglich  zum  Ton  des  Liedes  'Godt  weeth  wol 
wer  vns  de  Lilien  brickt'  gedichtet  sein  (s.  u.  zu  1 1.  8 1-3),  ist  aber  dann  im  Ton  'von  der  Hat 
Thamm'  gesungen  worden,  d.  i.  im  Ton  des  Liedes  Lil.  289  von  1514  'Van  der  (ladt  Dam,  de  hertog 
Jürgen  innam'  (s.  Erk-Böhme  II  S.  95),  der  nach  unserm  Liede  den  Namen  'Dennmarcker1  Ton 
bekam  (über  diesen  s.  0.  S.  41  Note).  (Das  Lied  von  Dam  war  denjenigen,  die  im  Besitz  des  Liedes 
'Godt  weeth  wol  wer  vns  de  Lilien  brickt'  waren,  bekannt,  da  es  mit  diesem  Liede  von  1521  und 
dem  Liede  von  Peine  (s.  0.  S.  12)  von  1522  zusammen  gedruckt  ward.   Berlin,  Kgl.  BibL  Ye  2665.) 

4)  Der  Anfang  wol  nach  Str.  3  des  Mailänder  Lilienliedes  ('  Welcher  . . .  nu  ßryden  wir). 
Unsrer  Str.  1  ist  die  Str.  1  des  Liedes  Hildebr.  36,  Lil.  615  von  1553  nachgebildet: 

Wer  (Ireiten  vnnd  wil  (türmen  nu, 

der  ziehe  den  forden  von  Brunfchwigk  zu, 

denn  fie  fechten  allezeit  mit  ehren; 

Sie  haben  befiritten  Stede  Landt  vnd  Leude, 

darzu  vhil  manchen  Herren  Jha  Herren. 
[Der  Reim  in  1—2  nu  (:  zu),  der  bei  dem  Wortlaut  unsrer  Eingangszeile  und  wie  dieselbe  1547—49 
als  Tonangabe  verwandt  ward,  fehlt,  ist  hier  erst  von  Soltau  durch  Gonjektur  aus  an  hergestellt.] 

5)  Die  'schwäbischen  Herren'  wurden  (1534),  wie  bekannt,  in  Wirklichkeit  von  Christians  IH. 
Freund  und  Bundesgenossen  Philipp  von  Hessen  bezwungen.   Christian,  der  im  Febr.  1534  in  Kassel 


64 


HEBMANN   MÖLLBH, 


2  Es  wonndt  ein  Edelmann  im  Francken  land '),        ein  lantzknecht  zu  de  andern  fprach, 


der  nam  ein  hauffen  lantzknecht  an, 
fo  ferr  in  dem  Oberlande  *), 
Er  f&rets  dem  König  auß  Denmarck  zu, 
auff  Wafler  vnd  zu  lande,  ja  lande. 

3  Er  forets  wol  auff  die  hohen  See, 
der  Reyff  der  Schnee*)  der  thet  jn  wee, 
darzu  der  biter  hunger4), 


hilff  Gott  wem  wir  zu  lande,  ja  lande. 

4  Sie  kamen  gen  Kopenhagen  an  das  Land, 
war  manchem  lantz  knecht  wol  bekandt8), 
üe  wurden  gar  fchon  empfangen6), 
mit  Falckennetlein  vnnd  Hackengefchfitz, 
mit  Karthaunen  vnd  mit  fchlangen,  ja  fchlangen. 


war,  trug  gemäss  geschehener  Verabredung  zu  diesem  Unternehmen  12000  Gulden  für  400  Reiter 
in  3  Monaten  bei  (s.  Christoph  v.  Rommel,  Philipp  der  Grossmüthige  I  344,  Paludan-Müller  1  268). 
Von  den  Landsknechten  und  Reitern,  die  am  würtembergischen  Kriege  (April — Juni  1534)  teil- 
genommen, traten  viele  noch  in  demselben  Jahre  1534  in  Christians  Dienste.  Kurt  v.  Hanstein 
führte  nach  Beendigung  des  würtemb.  Krieges  Christian  III.  eine  hessische  Abteilung,  4  Fähnlein 
Knechte  und  einen  Reiterhaufen,  zu,  die  zuerst  gegen  Lübeck,  dann  vor  Kopenhagen  zog.  Also 
der  Dichter  des  Liedes  selbst  (s.  zu  2 1)  und  die  das  Lied  singenden  Landsknechte,  die  nun  in 
Christians  Diensten  standen,  wie  auch  der  König  Christian  selbst  hatten,  jeder  nach  seinem  Teile, 
dazu  beigetragen,  die  'schwäbischen  Herren'  zu  'zwingen'.  Darauf  muss  die  Bemerkung  gehn,  wenn 
sie  ursprünglich  ist. 

Aber  es  könnte  hier  auch  ursprünglich  statt  des  bestimmten  Adjektivs  unbestimmt  etwa  vü 
manchen  Herren  geheißen  haben,  wie  im  Liede  von  1553  (s.  die  vorige  Note),  oder  es  kann  hier 
(wie  jedenfalls  in  Str.  5  4)  eine  deutliche  Bezeichnung  der  Lübischen  und  der  ihnen  verbündeten 
Herren  (die  grefifchen  Herren?)  gestanden  haben.  Stand  hier  ursprünglich  eine  deutliche  Bezeichnung 
der  Lübischen,  so  musste  dies  natürlich  geändert  werden,  wenn  das  Lied  im  schwedischen  Kriege, 
wo  die  Lübecker  die  Verbündeten  Dänemarks  waren,  gesungen  werden  sollte.  Vielleicht  sang  man 
in  diesem  Kriege,  hier  wie  5  4,  J'chwedifchen,  und  das  b  in  fchwebifchen  käme  dann  auf  Rechnung 
des  Nürnberger  Setzers. 

1)  Gemeint  ist  wahrscheinlich  der  fränkische  Edelmann  Adam  v.  Thungen,  der  (1526  vor 
Rotenburg  an  der  Tauber  Waffengenosse  Sebastian  Schertleins,  des  späteren  Oberbefehlshabers  der 
Kriegsmacht  der  'oberländischen'  Bundesstädte,  Ulm  und  Augsburg,  im  schmalkaldischen  Kriege) 
Philipps  würtembergischen  Krieg  mitgemacht  hatte  (s.  Rommel  I  352)  und  nach  diesem  1534  ein 
Fähnlein  Knechte  für  Christian  III.  warb.  Auch  andre  fränkische  Edelleute  traten  in  Christians 
Dienste,  Jakob  v.  Ossburg  und  Wilhelm  v.  Stein,  welch  letzterer  aber  (der  ursprünglich  für  Lübeck 
werben  wollte,  aber  durch  Landgraf  Philipp  für  Christian  gewonnen  wurde,  s.  Waitz  II  308)  in 
Frankfurt,  also  nicht  im  schwäbischen  'Oberland',  Knechte  warb.  Aber  Adam  v.  Thungen  hatte  die 
meisten  Knechte  geworben,  wie  daraus  zu  entnehmen,  dass  er  zur  Löhnung  seiner  Knechte  von 
Christian  1534  die  grösste  Summe  ausbezahlt  erhielt  (887  Gulden  gegenüber  279  Gulden  an 
J.  v.  Ossburg,  173  an  W.  v.  Stein).    S.  Johan  Grundtvig,  Danske  Magazin  4R.  8,  54  ff. 

2)  Danach  in  dem  (ebenfalls  bei  Valentin  Neuber  in  Nürnberg  gedruckten)  Siebenbürger 
Liede  (s.  o.  S.  41)  Str.  3: 

Herr  Andrea  .  . . 

nam  an  die  frommen  landsknecht  gut 

fo  ferr  im  Oberlande, 

er  furts  . . . 

3)  Formelhaft,  vgl.  oben  zu  IU  234. 

4)  Im  Siebenbürger  Lied  ähnlich  Str.  4  s  groß  hunger  vor  Zeile  4  =  unsrer  Zeile  4  und 
Klage  zu  Gott  in  Z.  5. 

5)  Formelhaft,  vgl.  unten  zu  9  4. 

6)  Nach  dem  "Kniphof  liede  Lü.  397  von  1526,  s.  o.  zu  II  5  5. 


EIN  HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER. 


66 


5  Die  Stat  Hund  etlich  fchfitzen  preyß, 
fie  fchuflen  drein  mit  gantzem  fleyß1), 
fie  fchuflen  all  geleiche, 

Wol  vnnter  die  Schwedifchen 8)  Reitterlein  gut, 
von  ftund  an  muften  fie  weichen  *),  ja  weichen. 

6  III  es  nicht  ein  große  fchand, 

der  König  aas  Dennmarck  leyt  vns  im  land, 

er  will  vns  all  verderben, 

fprach  ein  alter  Schwedischer4)  paur, 

es  ilt  feins  Vaters  erbe,  ja  erbe5). 

7  Sie  zugen  auff  ein  hohen  berg, 

fie  machten  ein  Ordnung  die  was  fchlecht6), 
mit  jren  hopffen  Hange7), 


Ein  Lantzknecht  zu  dem  andern  fprach, 
wie  hat  es  dir  ergangen,  ergangen. 

8  Sie  zugen  vber  ein  weittes  feld, 

fie  fleckten  die  fpieß  wol  inn  die  erd, 

fie  fielen  auf  jr  knie  nider8), 

hat  yrgents  ein  Lantzknecht  ein  fftnd  gethan, 

gegen  Gott,  fol  er  fie  büßen. 

9  Wer  ift  der  vnns  das  Liedlein  fang, 
ein  freyer  Lantzknecht  ilt  er  genant, 
er  hats  fo  wol  gelungen, 

Er  ift  drey  mal  in  Denmarck  geweft9), 
vnd  iil  allweg  wider  kommen,  ja  kommen. 


6 1  fchande  Druck.    7  i  Komma  fehlt  im  Druck.    9  4  gewefen  Druck. 


1)  Diese  Zeile  kehrt  wieder  im  Ingolstadter  Lied  von  1546  (Lil.  535)  9  2  ße  fchuffen  hinauß 
mit  ganzem  fleiß  (:  preis  l)  (vgl.  6  5  fie  fchuffen  hinauß  mit  frifchem  müt) ;  im  Siebenbürger  Liede 
12  2  fie  fchuffen  hinein  mit  ganzem  fleiß  (vorher  geht  in  i  .  . .  hakenfchützen  .  . .  preis,  und  in  3 
folgt  .  .  .  ftunde,  wie  hier  ftund  in  5) ;  und  als  fchoes  mit  gantzen  fleis  im  Liede  Hildebr.  96 
Lü.  615  Str.  27. 

2)  Hier  muss  ursprünglich  entweder  dasselbe  Adjektiv  gestanden  haben  wie  in  1  5,  wenn  dort 
fchtcebifchen  unursprünglich  ist,  oder  dasselbe  wie  in  64,  statt  dessen  im  schwedischen  Kriege  die 

Schwedifchen  Reitterlein  gesungen  wurde.  Wahrscheinlich  hiess  es  hier  ursprünglich  die  grefifchm 
Reitterlein  gut-,  danach  im  Ingolstädter  Liede  teol  vtider  d  landgrävifchen  reiter  gut,  ße  fchuffen 
hinauß  mit  frifchem  müt  6  4-5. 

3)  Dieser  Strophe,  wie  sie  um  1565  von  den  Landsknechten  im  Kriege  gegen  Schweden 
gesungen  wurde,  hat  der  Dichter  des  Falkenberger  Liedes  in  Str.  15 1  fchützen,  2  fchoffen  und  die 
Zeilen  3-5,  sowie  der  Zeile  4  die  Zeile  17  4  entnommen. 

4)  Zur  Zeit  der  Abfassung  des  Liedes,  1536,  kann  es  hier  nur  geheißen  haben  Denifcher 
paur.  Diese  Lesart  war  natürlich  um  1565  im  schwedischen  Kriege  unmöglich,  man  musste 
Schwedifcher  dafür  singen. 

5)  Nur  bis  hierher  geht  der  erzählende  Hauptteil  des  Liedes,  wie  er  vorliegt:  das  Lied  wird 
aber  wol  ursprünglich  zwischen  Str.  6  und  dem  Schluss  7 — 10  länger  gewesen  sein.  Was  noch 
folgt  ist  nur  Stimmung,  die  weniger  schnell  veraltet. 

6)  Ursprünglich  ein  Ordnung  vberzwerch?  Nach  den  beiden  Zeilen  7  1-2  heisst  es  im  Liede 
Hildebr.  36  Lil.  615  Str.  281-2: 

Der  feyndt  fucht  forteil  vff  eynen  berg, 

Wir  machten  vnfer  fchlachtordnung  überzwerg,  .  .  . 

7)  Slangausdruck  der  Landsknechte  für  ihre  langen  Spiesse. 

8)  Str.  7  1  und  8  i-s  nach  dem  Mailänder  Lilienlied  von  1521  (Lil.  358) : 

4  1   Wy  tögen  auer  eine  gröne  ouw,  .  .  . 
5  Noch  t&gn  wy  auer  ein  ackeruelt, 
vnfe  fpetzen  an  de  erd  geftellt, 
wy  veln  vp  vnfe  knie. 
Der  Str.  8  1  ist  im  Siebenbürger  Liede  die  Zeile  34 1  Wir  zogen  vber  das  Aceite  feld  nachgebildet, 
der  Str.  83  wohl  im  Falkenberger  Liede  die  Zeile  12 1. 

9)  Formelhaft.   Vgl.  in  der  nd.  Fassung  des  Liedes  Lil.  418  (Wien  1629)  Str.  11: 

De  vns  dit  nye  ledtlyn  fanck, 

ein  framer  lantzknecht  ys  he  genant, 

he  helft  vns  wol  gefungen, 

he  ys  wol  dre  mael  yn  Vngerlandt  geweft, 

alle  tidt  ys  wedder  kummen. 

▲bhdlgn.  d.  K.  Gw.  d.  Wi«.  zu  GÖttingen.    PhiL-hiit.  Kl.  N.  F.    Band  «,».  9 


66  HEBMANN  MÖLLER,   EIN  HOCHDEUTSCHES   UND   ZWEI  NIEDERDEUTSCHE  LIEDER. 

10  Er  fingt  vns  das  vnd  noch  vil  mer,  ift  yrget  ein  frommer  Lantzknecht  hie, 

Gott  träft  all  fru~  Lantzknechten  jr  feel,  thu  mir  ein  freondlichs  bringen,  ja  bringen, 

die  vor  Kopenhagen  vmb  find  kommen, 

(Am  Ende  nach  dem  andern  Lied:) 

Gedruckt  zu  Nürnberg 

durch  Valentin 

Neuber. 


(Ebenda  9 1-2  So  käme  wy  denn  ynt  Vngerlandtf  dar  ys  fo  mennich  lantzknecht  vnbekant,  vgl.  in 
unserm  Liede  4  1-2.)   Im  Liede  von  Ingolstadt  Str.  23 : 

Wer  iXt  der  vns  das  liedlin  fang? 

ain  freier  landsknecht  ift  ers  genant, 

er  hats  fo  frei  gefangen, 

ift  dreimal  vor  Ofen  glegen, 

•  •  • 

ift  allzeit  wider  kummen. 

Im  Liede  'Es  ftet  ein  bäum  in  Ofterreich'  (Unland  99)  Str.  12 : 

Der  vns  diß  neuwe  liedlein  fang, 
er  hats  gar  wol  gelungen, 
er  ift  dreimal  in  Franckreich  gweft 
vnd  allzeit  wider  kommen. 
Vgl  auch  Unland  197  a. 


Inhaltsübersicht 


Seite 

QileHnog 3—7 

I.  Das  Halmstader  Ued  (1663) 7—31 

IL   Lflbeoker  Ued  von  1564 31—40 

m.  Dm  Falkenberger  Ued  (1666) 41—63 

Anhang  A.   Eine  hd.  Reimzeitung  aus  dem  nord.  7j&hr.  Kriege 64 — 68 

Anhang  B.   Deutsche  Lieder  aus  der  Grafenfehde 69 — 66 

I.   Lied  von  Fünen  (1535) 59—62 

IL    Das  Dennmarcker  Lied  (1536) 63—66 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN. 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  VI.    Nro.  4. 


Geschichte  des  Inkareiches 


von 


Pedro  Sarmiento  de  Gramboa. 


Herausgegeben  von 


Richard  Pietschmann. 


Serlin 

Weidmannsche  Bachhandlang 

1906 


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Geschichte  des  Inkareiches 
von  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa. 

Herausgegeben  von 

Richard  Pietschmann. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  vom  29.  November  1902. 


Mehr  als  dreihundert  Jahre  hindurch  ist  den  vielen  Gelehrten  und  Unge- 
lehrten, die  mit  der  Vergangenheit  Perus  sich  beschäftigt  haben,  das  Werk  des 
Pedro  Sarmiento,  das  hier  zur  Veröffentlichung  gelangt,  unerreichbar  und  so  gut 
wie  unbekannt  geblieben.  Sehr  früh  war  jede  Kunde  davon  verschollen.  Nicht 
gerade  selten  zwar  wird  von  Historikern  und  Geographen  Sarmiento  erwähnt, 
aber  fast  nur  als  Seefahrer,  besonders  wegen  seiner  Entdeckungen  und  Unter- 
nehmungen in  der  Magelhaens-Strasse.  Nur  wegen  dieser  Taten  gedenkt  seiner 
der  'Plinius  Amerikas',  Jose  de  Acosta,  der  mit  ihm  zugleich  in  Peru  weilte,  in 
der  Historia  natural  y  moral  de  las  Indias.  Nicht  anders  erzählt  von  ihm  Martin 
del  Barco  Centenera  in  dem  faden  Epos  La  Argentina,  das  zuerst  1602  erschienen 
ist,  ferner  auch  Antonio  de  Herrera  in  der  5.  Dekade  seines  grossen  Geschichts- 
werks und  in  der  dazu  gehörigen  Descripcion  de  las  Indias  (1615).  Aehnlioh  steht 
es  mit  den  an  sich  nicht  kargen  Angaben  über  Sarmiento,  die  Bartolomä  Leonardo 
de  Argensola  in  der  Conquista  de  las  islas  Malucas  vorbringt.  Und  so  wird  er 
auch  von  dem  Verfasser  der  Lima  fundada,  Pedro  de  Peralta  Barnuevo,  nur  ge- 
feiert als  der 

Nuevo  Teseo  del  austral  undoso 

Labirinto  del  lfquido  elemento 

Minotauro  de  espuma  proceloso. 
Nicht  besser  unterrichtet  zeigen  sich  die  Bibliographen.  Antonio  de  Leon 
Pinelo,  ein  in  Peru  geborener  Spanier,  Mitglied  des  Indischen  Rats,  in  seiner 
EpUome  de  la  Biblioteca  oriental  y  occidental,  ndutica  y  geogrdfica  (1629),  und  Nicol&s 
Antonio  in  der  Bxbliotheca  hispana,  der  aus  Pinelos  Buche  seine  Kenntnis  schöpft, 
wissen  als  von  Sarmiento   herrührend   nichts  weiter  anzuführen  als  eine  Denk- 


IV  RICHARD  PIKTSCHMAKN, 

schrift,  die  dem  Real  Consejo  de  Indias  eingereicht  und  von  diesem  der  Casa 
de  Contrataciön  zu  Sevilla  überwiesen  wurde,  betitelt :  Derrotero  y  viaje  de  Lima 
ä  Espana  por  el  Estrecho  de  Magallanes,  el  ano  de  1579.  Es  ist  das  nur  der  Be- 
richt, den  Bernardo  Yriarte  1768  in  Madrid  herausgegeben,  und  von  dem  Sir 
Clements  R.  Markham  1895  für  die  Hakluyt  Gesellschaft  eine  englische  Ueber- 
setzung  veröffentlicht  hat.  Zu  guter  Letzt  enthält  der  siebente  Band  des  vielfach 
verdienstlichen  Diccionario  historico-biogräfico  del  Peru  von  Manuel  de  Mendiburu, 
der  (1886 — )1887  zu  Lima  erschien,  einen  Artikel,  in  dem  sogar  ausdrücklich 
bestritten  wird,  dass  Pedro  Sarmiento  jemals  eine  Darstellung  der  Geschichte 
Perus  verfasst  habe.  Er  habe  nur,  damit  die  Nachkommen  der  Herrscher  aus 
dem  Inkageschlechte  besser  unter  Aufsicht  gehalten  werden  könnten,  deren  Stamm- 
bäume aufgezeichnet.  —  Umgekehrt  figuriert  in  William  Prescotts  PRstary  of  (he 
Conquest  of  Peru,  in  Mariano  Riveros  Antigüedades  peruanas  und  auch  anderswo 
als  Gewährsmann,  zwar  nicht  ein  Pedro,  aber  doch  ein  Juan  de  Sarmiento  mit 
einer  Relation  de  la  sucesion  y  gobierno  de  los  incas.  In  Wahrheit  hat  aber,  wie 
Marcos  Jimänez  de  la  Espada  festgestellt  hat,  diese  Relation  überhaupt  nicht 
einen  Sarmiento  zum  Verfasser,  sondern  ist  nur  einem  Manne  dieses  Namens 
gewidmet  und  ist  nichts  anderes  als  der  2.  Teil  der  Crömica  del  Peru  des  Gieza 
de  Leon. 

Seit  1866  jedoch  steht  im  5.  Bande  der  Coleccion  de  docutnentos  inediios  del 
Archivo  de  Indios  ein  Bericht  von  Pedro  Sarmiento  über  eine  seiner  Fahrten 
nach  der  Magelhaens-Strasse,  die  zweite,  die  er  ausgeführt  hat ;  und  es  ist  darin 
eine  Erörterung  zu  lesen,  bei  der  er  sich  selbst  nicht  bloss  auf  seine  histo- 
rischen Forschungen  beruft,  sondern  auch  auf  eine  Hisioria  antigua  Perus,  die 
er  niedergeschrieben  habe.  Aber  lange  sollte  es  währen,  bis  man  dieser  Erwäh- 
nung, die  ganz  nebenher  erfolgt,  irgend  welche  Beachtung  schenkte1).  —  Noch 
in  einem  andern  Schriftstück  nennt  sich  Sarmiento  selber  als  Verfasser  einer 
Historia  de  los  ingas  del  Peru2).  Dieses  Schriftstück  hat  sogar  einmal  kein  ge- 
ringerer in  Händen  gehabt  als  der  um  die  Entdeckungsgeschichte  der  Neuen  Welt 
hochverdiente  Martin  Fern&ndez  de  Navarrete,  dem  der  kühne  Seefahrer  so 
grosses  Interesse  einflösste,  dass  er  ihm  ein  Denkmal  in  Gestalt  einer  Biographie 
zu  widmen  beschloss,  die  leider  Entwurf  geblieben  ist  und  als  solcher  mit  den 
übrigen  Opusculos  aus  Fern&ndez'  de  Navarrete  Nachlasse  1848  zu  Madrid  ver- 
öffentlicht wurde.  Jedoch  obgleich  in  dieser  biographischen  Skizze  eine  Angabe, 
die  aus  jenem  Schriftstücke  herrührt,  mit  verwertet  wird,  verlautet  darin  mit 
keiner  Silbe  etwas  von  einer  'Geschichte  der  Inka'.  —  Ueberdies  gab  es  ein 
amtliches  Schreiben  aus  Cuzco,  das  hauptsächlich  von  eben  diesem  Werke  Sar- 
mientos  handelte.  Es  war  mit  einer  Reihe  anderer  Aktenstücke  aus  Peru  nach 
Spanien  gesandt  worden,    und  von   diesen  Archivalien   wurde  ein  Teil  1874  im 

1)  Auch  war  seit  1867  aus  dem  8.  Bande  derselben  Coleccidn,  Seite  262  f.,  zu  ersehen,  dass 
Sarmiento  Auftrag  erhalten  hatte,  Geschichtsdarstellungen  zu  verfassen,  durch  welche  die  gedruckten 
Berichte  ober  die  Conquistadores  and  die  Bürgerkriege  ersetzt  werden  sollten. 

2)  Trts  Bdacioncs,  8.  XXIII;  Bolttin  dt  la  Sociedad  gcogräfica  de  Madrid,  T.  31,  S.  871. 


PEDRO  SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  V 

21.  Bande  der  Colecciön  de  documentos  ineditos  del  Archivo  de  Indios  *)  abgedruckt. 
Aber  eine  beträchtliche  Anzahl  blieb  zunächst  unveröffentlicht,  und  darunter  war 
gerade  diese  entscheidende  Urkunde.  — 

Erst  in  Marcos  Jimänez  de  la  Espada  fand  sich  ein  Sachverständiger,  dem 
die  vereinzelten  Erwähnungen  dieses  Geschichtswerks,  auf  die  er  stiess,  auffielen 
und  Interesse  erregten.  Er  hat  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  der  Tres  Be- 
laciones  de  antigüedades  peruanas,  welche  das  spanische  Unterrichts-Ministerium 
1879  aus  Anlass  des  Internationalen  Amerikanisten-Kongresses  drucken  Hess, 
und  1882  in  einem  Anhange  zu  seiner  Ausgäbe  der  Memorias  antiguas  y  polüicas 
del  Peru  des  Fernando  Montesinos  zusammengestellt  was  ihm  über  Entstehung 
und  Verbleib  des  Buches  bekannt  geworden  war,  Ermittelungen,  die  leider  auch 
auf  die  Gewissheit  zu  führen  schienen,  dass  das  Werk  selbst  wohl  auf  immer 
verloren  gegangen  sei.  Jimänez  erlebte  aber  noch  die  Ueberraschung,  dass  das 
von  ihm  vergebens  gesuchte  Buch  in  ganz  unvermuteter  Weise  wieder  ans  Licht 
kam.  Es  geschah  das  aus  Anlass  der  Herstellung  von  Handschriften-Katalogen, 
mit  der  das  Königlich  Preussische  Kultusministerium  Wilhelm  Meyer  beauftragte. 
In  einem  Aufsatze,  der  im  1.  Hefte  des  Jahres  1893  der  Nachrichten  von  der 
Königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen  erschien,  brachte  Wilhelm 
Meyer  der  gelehrten  Welt  die  Tatsache  zur  Kenntnis,  dass  Sarmientos  Werk, 
und  zwar  in  genau  derselben  Ausfertigung,  von  der  in  jenen  Aktenstücken  aus 
Cuzco  die  Rede  war,  wohlbehalten  seit  mehr  als  hundert  Jahren  in  der  Hand- 
schriften-Sammlung der  Königlichen  Universitäts-Bibliothek  zu  Göttingen  auf- 
bewahrt wird.  Zugleich  gab  er  hier  eine  eingehende  Würdigung  des  Werks  und 
des  Autors  und  eine  Beschreibung  der  Handschrift.  Eine  weniger  ausführliche 
Beschreibung  fügte  er  dann  ein  in  das  amtliche  Veraeichniss  der  Handschriften  im 
Prcussischen  Staate,  I:  Hannover,  2:  Göttingen  2  (Berlin:  A.  Barth  1893),  Seite 
268 — 269.  In  zahlreichen  Einzelheiten  vermag  ich  hier  nur  zu  wiederholen  und 
zu  ergänzen,  was  dort  schon  gesagt  worden  ist. 

Die  Handschrift,  ein  Folioband  von  massiger  Stärke,  führt  in  der  Göttinger 
Bibliothek  die  Bezeichnung  Cod.  Ms.  hist.  809.  Sie  war  seiner  Zeit  dem  Könige 
von  Spanieir  eingereicht  worden,  und  dieser  Bestimmung  entsprach  ihr  ursprüng- 
licher Einband.  Zwar  hatte  bei  dessen  Anfertigung  der  Buchbinder  alte  Buch- 
deckel passender  Grösse  von  grün  gefärbtem  gepresstem  Schweinsleder  zu  Hülfe 
genommen,  hatte  sie  jedoch  mit  einem  Ueberzuge  von  gleichmässig  hochroter 
Farbe  aus  gutem  Seidenstoff  ausstaffiert.  Dieser  hielt  bereits,  als  ich  1889  das 
Buch  zum  ersten  Male  zu  Gesicht  bekam,  nur  noch  wenig  zusammen,  und  wegen 
des  stark  schadhaften  Aeusseren  wurde  1892  die  Handschrift  neu  in  Halb-Maro- 
quin  gebunden8). 

1)  Es  sind  die  Aktenstücke,  die  ich  auf  Seite  137  in  den  Vorbemerkungen  zu  dem  Register 
anter  Infonnaciones,  Ser:  I  anführe.  Sie  werden  weiterhin  noch  ausführlicher  zu  besprechen  sein. 

2)  Die  abgelösten  Hüllen  werden  zusammen  mit  Blättern  bedruckten  und  beschriebenen  Papiers 
aufbewahrt  unter  der  Bezeichnung  Cod.  Ms.  jurid.  160*.  VergL  Verseichniss  der  Handschriften  im 
Prcussischen  Staat  I,  3:  Göttingen  3  (1894)  S.  510—541. 


VI  RICHARD   PIKT8CHMANN, 

Die  Masse  des  Papiers  der  Handschrift  sind  29 V« :  20  cm.  Zu  dem  Anschreiben  an  den 
König,  das  zuerst  kommt,  sind  10  Blatt  von  weisser,  kräftigerer  Beschaffenheit  genommen,  wovon 
2  unbeschrieben,   alle   ohne  Blattzahlen.    Es  folgt  der   eigentliche  Text  auf  minder  ansehnlichem 

Papier  mit  Blattzählung :  \  74,  f5,  und  so  fort  bis  'l31,  darunter  Blatt  109  doppelt,  gezählt. 
Dahinter  ein  Anhang  (=  Blatt  133  - 138)  ohne  Zählung.  Die  Lagen  haben  unten  links  eine  Zählung 
in  Buchstaben  von  A  bis  M.  Sie  haben  je  6  Bogen,  nur  A  und  G  je  7,  und  M  41/«. 

Als  Wasserzeichen  beinahe  durchweg  in  einem  Kreisrund  ein  schreitender  Mann  mit  kurzem 
Mantel,  breitkrämpigem  Hut,  die  Hakenbüchse  auf  der  Schulter;  unter  ihm  verschiedene  Buch- 
staben-Verbindungen, auch  unverbunden  nebeneinander  G  und  B.  Nur  das  letzte  Blatt  des  Ganzen 
hat  ein  Eirund  mit  Kreuz  darin,  darunter  G  und  B. 

Die  Widmung  hat  32,  35,  36  Zeilen  Schrift  auf  der  Seite,  der  Text  sogut  wie  durchweg  28, 
die  Beglaubigung  im  Durchschnitt  26  Zeilen. 

Wie  das  Titelblatt  vieler  der  spanischen  Drucke  des  16.  Jahrhunderts  über 
dem  Titel  fast  vollständig  ausgefüllt  wird  von  einem  grossen  Wappen  Spaniens  *), 
so  ist  auch  diese  Handschrift  mit  blattgrossen  Wappen  geschmückt.  Sie  sind 
nicht  ungewandt  gezeichnet  und  getuscht.  Blatt  I  zeigt  in  einem  Bandornament 
das  Wappen  von  Kastilien  und  Leon  flankiert  von  zwei  gekrönten  Säulen,  die 
je  ein  Schriftband  umschlingt,  das  linke  mit  der  Aufschrift  Plus,  das  rechte  mit 
Vitra.  Am  Fusse  tragen  die  Säulen  ein  Schild,  jedes  mit  einer  allegorischen 
Darstellung,  erläutert  durch  ein  Schriftband,  links  als  mare  attantico,  rechts  als 
mare  eoutn.  Sinnbild  des  'Ostmeeres'  ist  hier  das  Sonnenantlitz,  von  Strahlen 
umgeben,  über  dem  Wasserspiegel.  Den  atlantischen  Ozean  hingegen  stellt  ein 
mit  einer  Tiara  gekrönter  Mann  vor,  der  himmelskundige  Riese  Atlas,  der,  im 
Meere  watend,  mit  der  einen  Hand  das  Sphären-Modell,  die  sogenannte  sphaera 
armülaris,  esfera  armilar,  emporhält  und  mit  der  andern  auf  die  am  Himmel 
stehende  Sonne  hinweist2).  Ueber  dem  Wappen,  zwischen  den  Säulen,  stehen  in 
Goldbuchstaben  die  Verse  zur  Verherrlichung  der  Weltherrschaft  König  Phi- 
lipps II.,  —  Barbarici  fasces  contremunt  stegma  Philippi,  u.  s.  w.  —  die  ich  jetzt 
als  Motto  des  Textes  auf  Seite  1  habe  abdrucken  lassen. 


1)  Das  spanische  Königswappen  auf  dem  Titelblatte  haben  z.  B.  die  Leyes  hechas  por  .  .  . 
el  rey  don  Fernando  y  la  reyna  dofta  Ysabel  y  orden  de  los  pleytos  (Salamanca  1499);  vergl. 
Konrad  Haebler,  Early  Printers  of  Spain  and  Portugal  (=  Illustrated  Monographs  issued  by  the 
Bibliographical  Society  No.  IV)  London  1897,  lllustrations  No.  XIV.  Pedro  de  Medina,  Arte  de 
navegar.  Sevilla  1545.  Derselbe,  Libro  de  grandezas  y  cosas  memorables  de  Espatla.  Sevilla  1548. 
1549.  Pedro  de  Alcocer,  Historia  6  descripeion  de  la  Imperial  eibdad  de  Toledo.  Toledo  1554. 
Diego  de^Valera,  Chronica  de  Espafta  äbreviada.  Sevilla  1562.  —  Das  Kaiserwappen  Karls  V. 
haben,  um  nur  einiges  zu  nennen:  Gonzalo  Fernandez  de  Oviedo,  De  la  natural  historia  de  las 
Indios  (Toledo  1526) ;  vergl.  Catdlogo  de  la  biblioteca  de  Salvä  Nr.  3319.  Diego  Valera,  Chronica. 
Sevilla  1534.  Qonzalo  Fernandez  de  Oviedo,  La  Historia  general  de  las  Indios.  Sevilla  1535; 
wiederholt  in  der  Ausgabe  von  Jose  Amador  de  los  Rfos.  Lucio  Marineo  Sfculo,  Cosas  memorables 
de  Espaüa.  Alcalä  1539.  Cieza  de  Leon,  Parte  primera  de  la  Chronica  del  Peru.  Sevilla  1553. 
Francisco  Lopez  de  Gomara,  Primera  y  segunda  parte  de  la  historia  general  de  las  Indios.  Zara- 
goza 1553. 

2)  Vergl.  Sarmiento,  Geschichte  des  Inkareiches,  Seite  18:  Atlas  gigante  y  sapientfsimo 
aströlogo;  und  dazu  die  Nachtrage  zu  den  Anmerkungen. 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  VII 

Blatt  IT  trägt  innerhalb  einer  Umrahmung  von  Ornamenten  in  blau  und 
gold,  hübsch  ausgeführt)  den  Titel :  Segunda  parte  de  la  Historia  general  llamada 
tndica  u.  s.  w.,  der  auf  Seite  1  als  Ueberschrift  des  Textes  abgedruckt  steht 1). 
Welche  Bewandnis  es  mit  dieser  Benennung  hat,  erfährt  man  aus  dem  Buche 
selbst,  Seite  10  des  Drucks.  Sarmiento  hatte  übernommen  ein  Werk  umfassenden 
Inhalts  zu  schreiben.  Er  wollte  es  offenbar  hinstellen  als  ein  Gegenstück  zu 
den  verschiedenen  Veröffentlichungen  Namens  Historia  general  de  las  Indias,  die 
es  bereits  gab,  zu  der  von  Gonzalo  Fernändez  de  Oviedo  und  der  von  Francisco 
Lopez  de  Gomara.  Von  dieser  neuen  general  historia,  llamada  tndica,  liegt  hier 
aber  erst  der  zweite  Teil  vor,  der  von  der  Urbevölkerung  Perus,  von  den  An- 
fängen und  dem  Verlaufe  der  Inkaherrschaft  bis  zu  ihrem  Ende  mit  dem  Tode 
Huascars,  des  letzten  Inka,  handelt.  Als  ersten  Teil  stellt  Sarmiento  in  Aus- 
sicht eine  historia  natural  destas  tierras,  eine  ausführliche  Beschreibung  Perus 
und  seiner  Naturmerkwürdigkeiten.  Dieser  einleitende  Teil  hätte,  sagt  er, 
eigentlich  vor  dem  andern  ausgearbeitet  werden  müssen,  die  Abfassung  sei  jedoch 
zugunsten  des  zweiten  Teils  aufgeschoben  worden,  und  für  jenen  ersten  werde 
auch  später  mehr  Stoff  zu  Verfügung  stehen,  der  aus  noch  vorzunehmenden  Er- 
mittelungen an  Ort  und  Stelle  sich  ergeben  werde.  Den  dritten  Teil  des  Ganzen 
solle  dann  eine  Geschichte  Perus  seit  Ankunft  der  Spanier  bilden,  die  bis  1572 
reiche.  Dass  Sarmiento  vorgehabt  hat,  eine  Darstellung  dieses  neuesten  Geschichts- 
abschnitts zu  verfassen,  wissen  wir  auch  aus  anderer  Quelle2). 

Auf  der  Rückseite  von  Blatt  III,  die  dem  Anfange  eines  Anschreibens  an 
den  König  von  Spanien  gegenübersteht,  folgt  in  einer  Umrahmung,  in  der  die 
Verse  von  den  Barbarici  fasces  als  Umschrift  wiederholt  sind,  das  Königswappen 
Philipps  II.,  unten  umschlungen  von  der  an  dieser  Stelle  üblichen  Kette  des 
Ordens  vom  goldenen  Vlies  und  flankiert  von  den  Säulen,  welche  wie  vorher  die 
Devise  Plus  ultra  und  die  allegorische  Darstellung  des  Mare  ad  lanticum8)  und 
des  mare  eoum  aufweisen. 

Ein  drittes  Wappen  ist  vor  dem  Anhange  als  Blatt  132  eingeschaltet,  etwa 
nach  dem  Vorbilde  der  Historia  general  de  las  Indios  des  Gonzalo  Fem&ndez  de 
Oviedo  in  dem  Drucke  von  Johann  Kromberger  (Sevilla  1535),  der  nicht  bloss 
als  Titelblatt  das  kaiserliche  Wappen  Karls  V.,  sondern  auch  auf  der  letzten 
Seite  das  blattgrosse  Wappen  des  Verfassers  trägt.    Nur   haben  wir  hier  nicht 

1)  Für  diesen  Titel  und  für  die  Kapitelüberschriften  im  Text  von  Blatt  17  der  Handschrift 
ab  hat  der  Schreiber  grosse  runde  gotische  Buchstaben  gewählt.  Eine  Probe  hat  Wilhelm  Meyer 
in  seiner  grundlegenden  Abhandlang  über  die  Buchstaben-Verbindungen  der  sogenannten  gothischen 
Schrift  (Abhandlungen  der  K.  Gesellschaft  der  Wissensch.  zu  Göttingen,  Phil-hist.  Kl,  N.  F.  Bd.  1 
Nr.  6  Berlin  1897)  auf  Taf.  1  Nr.  5  abbüden  lassen.  Yergl.  auch  dort  S.  91-92.  Auf  Titelblattern 
spanischer  Drucke  dieser  Zeit  kommen  diese  Buchstaben  —  letra  monacal  —  sehr  häufig  vor. 

2)  Yergl.  oben  Seite  4  Anm.  1.    Den  Wortlaut  der  Stelle  siehe  weiter  unten. 

3)  Nach  dieser  Probe  von  Latein  wird  man  nicht  gut  Sarmiento  als  Urheber  der  Zeichnung 
betrachten  können.  Yon  ihm  selbst  haben  wir  die  Mitteilung,  dass  er  in  England  Unterredungen 
in  lateinischer  Sprache  geführt  habe;  (CoUcdön  de  documentos  inidüos  dcl  Archivo  de  Indios,  T. 
6  S.  410  und  411). 


Vm  RICHARD  PIET8CHM ANN, 

das  Wappen  Sarmientos,  sondern  das  des  Vizekönigs  von  Peru,  Don  Francisco 
de  Toledo.  Dass  kein  anderes  gemeint  ist,  beweisen  die  darunter  in  einer  Um- 
rahmung angebrachten  Distichen,  die  den  Ruhm  dieses  Staatsmannes  verkünden. 
Ich  habe  sie  im  Druck  als  Motto  der  Seite  130  vorgesetzt.  Von  den  Angaben, 
welche  Alonso  Lopez  de  flaro  über  das  Wappen  der.  Toledo  aus  den  Häusern 
der  Grafen  von  Alba  de  Tormes  und  der  Grafen  von  Oropesa  macht1),  weicht 
die  Ausfuhrung  in  Einzelheiten  ab.  Wir  haben  hier  ein  in  15  weisse  und  schwarze 
Felder  im  Schachbrett  geteiltes  Schild,  nach  unten  umkränzt  von  einem  Frucht- 
und  Blumenfestem.  Ueber  dem  Schilde  Grafenkrone  und  Ritterhelm  mit  Straussen- 
federn.  Als  Helmzier  steigender  Engel  in  rotem  gegürtetem  Gewände  mit  aus- 
gebreiteten im  Schachbrett  weiss  und  schwarz  geteilten  Flügeln ;  einen  Reif  mit 
aufrecht  stehendem  Kreuze  vor  der  Stirn ;  die  Rechte  schwingt  ein  Schwert,  die 
Linke  hält  ein  Zepter.  Am  Schosse  der  Figur  breitet  sich  ein  Schriftband  aus 
mit  dem  Wahlspruche :  Superbos  gladio,  fiddes  premio  *). 

Das  Wappen  ist  hier  am  Platze.  Es  versinnlicht  den  Anteil  an  der  Ent- 
stehung des  Werks,  der  auf  Francisco  de  Toledo  entfällt.  Er  deckt  mit  seinem 
ritterlichen  Schilde  die  amtliche  Beglaubigung,  welche  die  darauf  folgenden 
Blätter  füllt.  Die  Geschichte  Perus  in  der  Auffassung,  wie  sie  Sarmiento  vor- 
getragen hat,  bildet  eine  der  Grundlagen  der  Herrschaft  Spaniens  in  der  Neuen 
Welt  und  insbesondere  in  Peru;  sie  giebt  die  Rechtfertigung  der  spanischen 
Politik,  die  ihre  erste  unumwundene  Vertretung  in  diesem  Vizekönig  gefunden 
hat.  Es  wird  gestattet  sein  hier  über  ihn  einige  Worte  zu  sagen. 

Don  Francisco  de  Toledo  war  geboren  als  dritter 8)  Sohn  des  dritten  Grafen 
von  Oropesa,  Don  Francisco  Alvarez  de  Toledo,  und  der  Dofia  Maria  Manuel  de 
Figueroa,  einer  Tochter  des  zweiten  Grafen  von  Feria  Don  Gömez  Su&rez  de 
Figueroa  und  der  Dona  Maria  de  Toledo,  der  Schwester  des  Herzogs  von  Alba  Don 
Fadrique  Alvarez  de  Toledo.  Er  war  ein  naher  Blutsverwandter  jenes  vorzugs- 
weise als  Herzog  Alba  bekannten  Hernando  Alvarez  de  Toledo,  der  mehr  als 
durch  seine  Waffentaten  durch  die  Schreckensherrschaft,  die  er  mit  Philipps  IL 
Vollmacht  1667  bis  1574  in  den  Niederlanden  ausübte,  ein  Andenken  in  der 
Geschichte  hinterlassen  hat.  Don  Francisco  gehörte  dem  Ritterorden  von  Santiago 
an.  Er  hatte  dem  Kaiser  Karl  V.  in  Flandern,  Frankreich,  Deutschland,  Algier 
und  Tunis,  dem  König  Philipp  in  Spanien  gedient,  und  war  nicht  mehr  jung  an 

1)  Alonso  Lopez  de  Haro,  Nobiliario  genealögico  de  los  reyes  y  Utuhs  de  EspaKa,   Madrid 
1622,  Parte  1  8.  219  und  Parte  2  S.  40. 

2)  Lopez  de  Haro  schreibt  blaue  und  weisse  Schachbrettfelder  vor  und  zwar  auf  dem 
Schilde  und  auf  dem  Gewände  des  Engels.  Von  Lopez  abhängig  sind  wohl  die  damit  überein- 
stimmenden Angaben  über  die  Farben  der  Felder  des  Schildes,  die  man  bei  Silvester  Petraaancta, 
Tt88erae  gentilitiae,  Rom  1638,  S.  198  und  Pierre  Palliot,  La  wate  et  parfaUe  science  de*  armoiries, 
Paris  1661,  S.  665  findet.  Blau  und  Silber  geben  die  neueren  Werke  (z.  B.  J.  B.  Rietstap,  Armarial 
gbnkral)  für  das  Wappen  der  Alvarez  de  Toledo. 

8)  So  nach  Lopez  de  Haro  und  nach  dem  Biographen  in  der  Coleeeitn  de  doeumenios  iniäk&s 
del  Archivo  de  Indios,  T.  8  S.  217. 


PEDRO  SARMIKNTO's   GESCHICHTE  DBS   INKAREICHES.  IX 

Jahren  *)  und  bekleidete  ein  hohes  Hofamt  als  einer  der  Mayordomos  der  Casa 
Real,  als  er  1B68  zum  Nachfolger  des  Lope  Garcia  de  Castro  ernannt  und  mit 
dem  Titel  eines  Vizekönigs,  Gouverneurs,  Generalhauptmanns  und  Präsidenten 
der  Königlichen  Gerichtshöfe  nach  Peru  gesandt  wurde.  Was  ihn  in  Philipps 
Gtustr-emporgetragen  hatte,  das  würde,  wenn  wir  dem  Gerede  des  Inkasprösslings 
Garcilaso  Glauben  schenken  dürften,  hauptsächlich  eine  Bekundung  kirchlicher 
Korrektheit  gewesen  sein,  die  man  damals  in  Spanien  Christlichkeit  nannte. 
Wöchentlich  einmal  empfing  er  das  allerheiligste  Sakrament2).  Nicht  als  ob 
solche  Unsträflichkeit  in  Garcilasos  Augen  nicht  zum  Höchsten  gehört  hätte. 
Zur  Kirche  und  Glaubenslehre  steht  er  ganz  in  den  Empfindungen  des  Spaniers 
jener  Zeit8).  AVr  so  wenig  wie  über  die  glorreiche  Vergangenheit,  mit  der  ihn 
der  hohe  Rang  seiner  indianischen  Mutter  verband,  berichtet  er  ohne  Befangen- 
heit über  die  Veranstalter  des  Trauerspiels,  in  welches  die  Geschichte  des  Inka- 
hauses auslief. 

Bestimmend  für  Philipp  bei  der  Wahl,  die  er  traf,  werden  andere  Eigen- 
schaften gewesen  sein,  die  ihm  Francisco  de  Toledo  empfahlen,  wie  sie  ihm  Alba 
empfohlen  haben.  Vielleicht  nicht  ganz  so  in  sich  stolz  geartet4),  mehr  aus  der 
Schule  des  Verwaltungsbeamten,  des  Staatsmannes,  war  dieser  Toledo  vom  Hause 
Oropesa  ebenfalls  ein  auserlesenes  Werkzeug  wo  es  galt  Rat  zu   schaffen,   mit 


1)  In  der  Begründung  eines  später  Ton  Peru  aus  eingereichten  Abschiedsgesuchs  Toledos 
heisst  es :  haberse  Vuestra  Majestad  querido  servir  ddl  tarde,  tomändole  de  cincuenta  y  cinco 
aftos,  para  arriba  tan  cascado  y  cansado  y  achacoso  de  haber  servido  y  seguido  al  Emperador . . . 
tantos  anos  en  todas  las  guerras  que  se  ofrecieron  en  Africa  y  Berberfa,  Francia  y  Alemania,  pa- 
sando  tantas  veces  la  mar  y  corriendo  tantas  veces  la  tierra  por  la  posta  en  vuestro  real  servicio 
y  por  mandado  de  Vuestra  Majestad,  que  no  podfa  dejar  sobre  esto  de  sentir  mucho  el  trabajo  de 
las  mares  y  aspereza  de  tierra  de  venir  ä  este  nuevo  mundo  ä  servir  y  estar  por  haberlo  hecho 
tan  extraordinariamente  mucho  mäs  quebrado  y  achacoso  y  con  carga  de  muchos  anos. 

2)  Garcilaso,  P.  2  libr.  8  c.  16:  Fad  eligido  por  su  macha  virtud  y  Cristiandad,  que  era  un 
Caballero  que  recebfa  el  Santfsimo  Sacramento  cada  ocho  dfas.  Mit  dem  Beiworte  Caballero  de 
grande  Cristiandad  wird  auch  Francisco  de  Toledo  vor  den  Mitgliedern  seiner  Familie  bei  Lopez 
de  Haro,  P.  2  S.  43,  ausgezeichnet.  Papst  Paul  V.  sandte  ihm  zu  seiner  Ernennung  ein  Glück- 
wunschschreiben, in  dem  er  ihm  die  Ausbreitung  des  Glaubens  ans  Herz  legte. 

3)  Mit  gutem  Vorbedacht  stellt  Garcilaso  den  2.  Teil  seiner  Camentarios  Reales  unter  den 
Schutz  einer  Widmung  an  die  Gloriosisima  Virgen  Maria,  nuestra  SeHora,  Hjja,  Madre  y  Esposa 
Virginal  de  su  Criador. 

4)  Francisco  de  Toledo  wird  nicht  müde  zu  beteuern,  dass  ihn  nichts  beseelt  als  der  Eifer 
seinem  Herrn  zu  dienen,  dass  er  keinen  andern  Willen  kennt  Aber  neben  diesen  Redewendungen 
braucht  er  auch  mutige  Vorhaltungen.  So  schreibt  er  im  März  1573:  Y  si  Vuestra  Majestad  ho- 
biese  mandado,  cortar  la  cabeza  ä  quien  mal  usa  della,  ö  mandädole  ir  luego  deste  reino,  ö  dado 
calor  con  gratih'caciön  ä  los  que  fielmente  la  hubieren  usado,  con  menos  vejaciön  de  papeles  de 
aca  ni  de  alla,  creo  yo,  Catölica  Majestad,  que  Vuestra  Majestad  hobiera,  mediante  Dios,  asentado 
este  reino  con  mayor  subjeciön  y  siguro,  dfas  hä.  Eine  scharfe  Aeusserung  über  die  Ce'dula  von 
Mecheln,  que  es  tan  conoscida  por  este  nombre  como  daßosa  por  sus  efectos,  in  der  Memoria  del 
gobierno  temporal  §  27.  Aehnlich  später  in  einem  Briefe  Toledos  aus  Lima  vom  23.  Dez.  1579  in 
der  Cokcciön  de  documentos  inid.  p.  la  hisi.  de  Espana,  T.  13  S.  551  über  diese  und  andre 
C^dulas,  con  que  allä  desautorizan  los  miembros  la  cabeza  (ebd.  8.  555). 

Abhandlungen  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  su  GMting on.    Phil.-hi«t.  Kl.  N.  F.  Band  6, 4.  b 


X  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

Ueberlegung,  mit  Entschlossenheit,  mit  unbeugsamer  Härte,  der  Staatsräson,  dem 
Willen  seines  Herren  zum  Siege  zu  verhelfen.  Rechnet  man  die  Fälle  von  Vorein- 
genommenheiten ab,  an  denen  sein  Denken  festhält,  so  muss  man  ihm  zugestehn, 
dass  er  mit  grosser  Umsicht  sich  unterrichtete,  mit  grosser  Klarheit  seine  Ziele 
erkannte,  sie  in  unermüdlicher  und  vielseitigster  Arbeit  verfolgte.  Nach  Taugenden 
zählen  die  Verordnungen,  die  Ordenanzas,  die  von  ihm  herrühren.  Sie  zeugen 
von  strengster  Eonsequenz,  einer  Sorgfalt,  der  nichts  entgeht,  einem  Ernste,  dem 
nichts  gering  erscheint.  Allein  über  Coca  und  die  Cocapfianzungen  hat  er  70  Ver- 
fügungen erlassen.  Für  einen  eindringenden,  ordnenden  Geist  war  gerade  zu 
diesem  Zeitpunkte  Peru  das  rechte  Feld. 

Die  schlimmsten  Wirren  und  Zerrüttungen,  die  Kämpfe  zwischen  Pizarristen 
und  Almagristen,  der  Aufstand  des  Gonzalo  Pizarro,  die  Empörung  des  Francisco 
Hern&ndez  Girön,  waren  überstanden.  Skrupellos,  mit  fester  Hand  hatte  der 
erste  Vizekönig,  den  Karl  V.  in  das  zur  Not  beruhigte  Land  entsandte,  Don 
Andres  Hurtado  de  Mendoza,  Marquäs  de  Cafiete,  ausgerottet  und  beseitigt  was 
es  noch  an  Gesinnungsverdächtigen  unter  den  Ansiedlern  gab.  Durch  klug  ge- 
leitete Verhandlungen  hatte  er  den  Sohn  des  von  Francisco  Pizarro  zum  Nach- 
folger Huascars  erkorenen  Manco  Inca,  Sayri  Tupac  Inca,  auf  welchen  die  Herr- 
schaftsansprüche des  Inkageschlechts  übergegangen  waren,  aus  seiner  Verborgen- 
heit zu  Viticos  in  den  Anden  von  Vilcapampa  herausgelockt,  ihn  bewogen  sich 
taufen  und  sich  mit  einem  Ruhesitze  im  Jauja-Tale  abfinden  zu  lassen.  Selbst 
die  Unterwerfung  Chiles  war  von  dem  Marques  ins  Werk  gesetzt,  Entdeckungs- 
und Eroberungszüge  waren  gefördert  worden.  Auf  das  kurze  Vizekönigtum  des 
Conde  de  Nieva  waren  dann  die  fünf  Jahre  Friedensarbeit  der  Statthalterschaft 
des  Lizentiaten  Lope  Garcia  de  Castro  gefolgt.  Aber  noch  immer  blieb  die  Auf- 
gabe, wieder  in  Gang  zu  bringen  was  die  Eroberung  lahm  gelegt  hatte,  Ein- 
richtungen zu  schaffen,  die,  sei  es  auch  mit  Benutzung  der  noch  erhaltenen 
Reste  des  abgestorbenen  Getriebes,  das  festgefügte  Kunstwerk  des  Inka-Abso- 
lutismus zu  ersetzen  vermochten,  welches  die  ersten  Spanier,  die  in  Peru  ein- 
drangen, wie  eine  Offenbarung  aus  einer  Welt  vollkommenster  Ordnung  ange- 
staunt hatten. 

Etwas  diesem  entschwundenen  Zustande  Aehnliches  war  es  was  Francisco 
de  Toledo  als  Vizekönig  von  Peru  zu  verwirklichen  angestrebt  hat.  Alle  Kräfte 
und  Hülfsquellen  sollten  gleichermassen  erschlossen  und  zur  höchsten  fiskalischen 
Ertragssteigerung  l)   gebracht    werden   vermöge    einer   Regierungsweisheit ,    die 


1)  Der  Real  quinto  aus  dem  Ertrage  des  Bergbaues  von  Potosi  war  seit  1557  zu  1572  um 
mehr  als  die  Hälfte  gesunken,  von  468534  auf  216517  Pesos.  Als  Toledo  1581  Peru  verlies,  war  er 
bis  auf  1276872  Pesos  gesteigert  (Colecci&n  de  docum.  inid.  p.  la  hist  de  Espc&a,  T.  5  S.  172  f.). 
Zu  beachten  ist  dabei  allerdings,  dass  die  Zunahme  der  Erzausbeute  wesentlich  erleichtert  wurde 
durch  Anwendung  von  Quecksilber  nach  einem  Verfahren,  das  unter  Toledo  in  Peru  eingeführt 
wurde ;  vorher  war  es  schon  in  Mejico  ausgeprobt  worden.  Die  anhaltenden  Finanznöte  des  Königs 
bedingten,  dass  Toledo  vor  allem  auf  Gold-  und  Silber-Sendungen  von  befriedigender  Höhe  be- 
dacht sein  musste.   Aber  der  Vizekönig  des  gelobten  Landes  der  Edelmetalle  erklärte  für  die  zwei 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XI 

überall  in  die  geringsten  Einzelheiten  eingriff  und,  um  das  tun  zu  können,  eine 
auch  an  den  entlegensten  Stätten  des  weitverzweigten  Reiches  nie  versagende 
Machtentfaltung  der  Regierungsgewalt  zur  Voraussetzung  hatte.  Beim  Anblicke 
der  grossartigen  Steinmassen  der  Inka-Burg  von  Cuzco  erinnert  Don  Francisco 
den  spanischen  Monarchen  an  die  Zwingburgen,  die  sein  Vater,  der  Kaiser,  in 
Flandern  und  anderswo  errichtet  habe,  an  den  Alc&zar,  den  „schönen  Zaum"  der 
der  Stadt  Toledo  angelegt  worden  sei;  aus  Aufständen  und  Empörungen  habe 
man  die  Riemen  zu  entnehmen,  mit  denen  man  die  Gemeinwesen  in  Zaum  halte ; 
das  sei  in  Peru  noch  nachzuholen1).  Und  nach  Ablauf  seiner  Amtstätigkeit  in 
diesem  Lande  bittet  er  den  König  die  Festung,  die  er  in  Cuzco  eingerichtet  habe, 
und  die  Besatzung  beizubehalten,  'denn  das  wurde  begründet  und  errichtet  zu 
grosser  Verstimmung  dieser  Stadt,  sowohl  Indios  wie  Spanier,  da  sie  begriffen, 
dass  es  ihnen  ein  Zaum  werden  sollte  und  ein  Werkzeug  zur  Verkürzung  der 
Freiheit,  die  sie  bis  zu  der  Zeit  gehabt  hatten'2).  In  La  Paz,  Guamanga  und 
Cuzco  habe  er,  Toledo,  den  Leuten  begreiflich  gemacht,  dass  lose  Redereien  von 
aufrührerischem  Anstriche  nicht  ungestraft  blieben,  das  gehöre  dazu,  dies  Land 
untertänig  zu  erhalten,  'denn  Freiheit  und  Zuchtlosigkeit  schiessen  leicht  ins 
Kraut'  —  porque  con  la  libertad  y  vicio  crece  fdcilmente  la  yerba. 

Hier  ist  nicht  Raum  aufzuzählen,  wie  viel  Toledo  innerhalb  der  Grenzen, 
die  sein  System  ihm  zog,  von  dem  was  ihm  vorschwebte,  verwirklicht  hat.  Seine 
Massregeln  haben  seinen  Nachfolgern  als  Vorbild  gegolten,  und  die  Indianer 
sollen  ihm  nachgerühmt  haben,  seit  den  Tagen  des  guten  Tupac  Yupanqui  sei 
das  Land  nicht  so  gut  regiert  worden.  Von  gutem  Regieren  hatten  allerdings 
die  Inka  und  daher  auch  deren  Untertanen  ihre  besonderen  Vorstellungen.  Als 
ein  wesentlicher  Erfahrungsgrundsatz  galt,  man  müsse  die  Indianer  zur  Arbeit 
anhalten.  Gingen  sie  müssig,  so  verkämen  sie  und  würden  aufrührerisch 8).  Diese 

Grundlagen  des  Wohlstandes  Perus  etwas  anderes:  die  Maispflanzungen  und  die  Lamaherden 
(Acosta  4  K.  16). 

1)  Le  vi  hacer  fortalezas  [al  Emperador]  en  esos  reinos  de  Espaöa,  que  vuestra  Magestad 
puede  entender  si  tambfcn  quiso  enfrenar  las  comunidades  de  la  ciudad  de  Toledo  con  tan  her- 
moso  freno  y  sitio  como  el  de  la  Alcäzar.  Este  reino  [del  Peru]  ha  sido  alterado  con  levantamien- 
tos  y  rebeliones,  de  las  cuales  suelen  salir  las  correas  para  poner  freno  ä  las  ciudades.  . . .  Suplico 
ä  vuestra  Magestad  mande  considerar  estas  causas  si  son  bastantes  para  que  con  la  fortaleza  de 
la  jußticia,  que  espero  en  Dios  se  dejarä,  se  deje  tambidn  el  freno  material,  por  la  orden  y  traza 
y  guarniciön  que  con  muy  poca  costa  se  podrä  dejar.  (Memorial  aus  Cuzco,  1572).  —  Ueber  die 
hier  erwähnten  Comunidades  vergl.  Konrad  Häbler,  Zur  Geschichte  der  kastiHschen  Comunidades 
in  der  Historischen  Zeitschrift,  N.  F.,  Bd.  59  S.  886—434. 

2)  Porque  se  fundö  y  plantö  con  mucho  sentimiento  de  aquella  ciudad,  ansi  indios  como 
espanoles,  porque  entendian  que  les  habia  de  ser  freno  y  instrumento  para  cortarles  la  libertad 
que  habian  tenido  hasta  aquel  tiempo.  (Politisches  Testament  Toledos,  §  9).  —  Die  Festung  von 
Cuzco  und  die  Küstenfeste  Huarco  erklärt  schon  Cieza  de  Leon  (2  cap.  51 ;  S.  195  f.)  für  erhaltens- 
wert.  Toledo  wandelt  auch  hier  in  den  Spuren  des  Marques  de  Cafiete,  der  bereits  angeordnet  hat, 
für  die  Erhaltung  Ton  Huarco  zu  sorgen. 

8)  Vergl.  die  Aussagen  in  den  Informaciones,  Ser.  1  S.  148.  157.  169—170.  185.  199.  209. 
Schon  Cieza  2  Kap.  64  (S.  247)  sagt:  Y  decla  muchas  veces  Guayna  Capac,  que  las  gentes  destos 

b* 


Xn  RICHARD   riETSCHMANN, 

Regierungsmaxime  hat  Toledo  reichlich  sich  zu  eigen  gemacht  und  ist  so  Ur- 
heber des  berüchtigten  Mita-Systems  geworden  *).  Die  Privatwillkür  in  der  In- 
anspruchnahme der  Arbeitskräfte  der  Indianer  wurde  eingeschränkt,  dafür  wurde 
von  Gesetzes  wegen  ein  ganzes  Siebentel  der  eingeborenen  männlichen  Bevölkerung 
zur  Fronarbeit,  zu  einer  Knechtschaft  und  auch  zu  einem  leiblichen  Elend  der 
entsetzlichsten  Art,  verdammt;  eine  Saat  der  Erbitterung,  die  zweihundert  Jahre 
später  in  der  blutigen  Erhebung  der  Indianer  bei  dem  Aufstande  des  Jos£  Ga- 
briel Condorcanqui,  des  zweiten  Tupac  Amaru,  ihre  Früchte  trug. 

Von  den  ersten  Amtshandlungen  des  Vizekönigs,  die  schon  mit  seiner  An- 
kunft in  Nombre  de  Dios  begannen,  wo  er  am  1.  Juni  1569  anlangte,  entwirft 
uns  Sarmiento  einen  knappen  panegyrischen  Bericht2),  den  wir  uns  aus  einer 
Reihe  anderer  Quellen  zu  ergänzen  vermögen.  Am  2.  September  legte  das  Schiff, 
mit  dem  der  Vizekönig  weiterfuhr,  in  Manta  an;  Ende  desselben  Monats  ging 
er  zu  Paita  ans  Land  und  setzte  die  Reise  auf  dem  Landwege  fort  bis  Lima, 
das  er  am  30.  November  erreichte.  Auf  allen  Stationen  und  auch  sogleich  nach 
seinem  feierlichen  Einzüge  in  Lima  fand  er  reichen  Anlass  zu  Anordnungen  von 
grosser  Tragweite.  Der  Erfolge  dieser  Tage  gedenkt  er  noch  selber  in  spätem 
Jahren  mit  Befriedigung  in  einer  Art  von  politischem  Testament,  einem  letzten 
Rechenschaftsberichte  über  die  Angelegenheiten  Perus,  den  er,  nach  Spanien  zu- 
zückgekehrt,    dem  Könige   zur   Beherzigung  für    die  Zukunft  erstattete8).    Das 

reinos,  para  tenellos  bien  sojuzgados,  convenfa,  cuando  no  tuviesen  que  hacer  ni  entender,  hacerles 
pasar  un  monte  de  un  lugar  ä  otro;  y  äun  de  Cuzco  mandö  llevar  piedras  y  losas  para  edificios 
del  Quito,  que  hoy  dfa  tienen  en  los  edificios  que  las  pusieron.  Noch  härter  lautet  was  als  Aus- 
spruch des  Inka  über  die  Küstenbevölkerung  Perus  überliefert  wird  (Colecciön  de  doc.  inidUos  p. 
la  historia  de  Espana,  T.  13  S.  453):  y  decfa  que  para  gobernar  y  asegurarse  destos  Yungos 
[=  Yuncas],  era  menester  de  cuando  en  cuando  matar  diez  ö  doce  mil  dellos. 

1)  Damit  es  nicht  an  einer  theoretischen  Begründung  fehle,  verschaffte  sich  Toledo  für  die 
Bergwerks-Mita  auch  zustimmende  Gutachten  von  dem  Erzbischof  von  Lima  Gerönimo  de  Loaysa 
und  dem  gelehrten  Theologen  Dr.  Pedro  Munfz.  Vergl.  Solörzano,  Politica  indiana,  1.  2  cap.  15 
S.  74;  auch  Colecciön  de  documentos  ineditos  p.  la  historia  de  EspaHa,  T.  13  S.  461  f.  Eines  der 
Gutachten  befindet  sich  im  Britischen  Museum  in  der  Sammel-Handschrift  81.  3055:  Discurso  del 
Dotier  MuHiz,  dedn  de  Lima,  sobre  el  servicio  de  los  indios  en  el  beneßcio  de  obrajes,  trapiches, 
viflas,  sementeras,  guarda  de  g anados,  beneficio  de  las  minas  de  otogne  en  Guancabelica  de  la 
Plata  en  Potosi.  Vergl.  Pascual  de  Gayangos,  Catalogue  of  the  Mss.  in  the  Spanish  Language  in 
the  British  Museum,  Vol.  2  S.  477. 

2)  Geschichte  der  Inkareiches }  Seite  6.  —  Vergl.  zum  Folgenden:  Lo  que  el  virrey  tni  seRor 
ha  proveido  de  cosas  de  gobierno  despues  que  su  excelencia  entrö  en  lierra  firme,  in  der  Colecciön 
de  documentos  ineditos  para  la  historia  de  Espafia,  T.  94  S.  225—234.  Belaeiön  sumaria  de  lo 
que  el  virrey  Don  Francisco  de  Toledo  escribiö  en  lo  tocante  al  gobierno .  . . ,  ebencL  8.  255—298. 
(Francisco  de  Toledo)  Memorial  de  guerra,  ebd.  S.  299  -  309.  De  Virreyes  y  göbernadores  del  Peru, 
Virrey  D.  Francisco  de  Toledo,  nach  einer  Handschrift  der  Biblioteca  nacional  zu  Madrid  gedruckt 
in  der  Colecciön  de  documentos  iniditos  del  Archivo  de  Indios,  T.  8  S.  212—293. 

3)  Memorial  que  D.  Francisco  de  Toledo  diö  al  Hey  del  estado  en  que  dejö  las  cosas  del 
Piru  despues  de  haber  sido  en  il  virrey  y  capitdn  general  treee  aHos,  que  comensaron  al  de  1569. 
Dieses  wichtige  Aktenstück  liegt  in  zwei  Abdrücken  vor,  erstlich  in  der  Colecciön  de  documentos 
iniditos  para  la  historia  de  EspaHa,  T.  26  8.  122—159,  und  zweitens  in  der  Colecciön  des  Archivo 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XUI 

meiste  freilieb,  was  sofort  ein  Eingreifen  notwendig  machte,  galt  der  Beseitigung 
dringender  Verlegenheit,  der  Not  des  Augenblicks,  und  führte  zu  Massregeln, 
die  sich  nicht  wesentlich  von  dem  unterscheiden  was  in  ähnlicher  Lage  auch  des 
Vizekönigs  Vorgänger  getan  hatten.  Es  liess  allenfalls  sich  auch  von  Lima  aus 
bewirken. 

Eine  durchgreifende  Aenderung  aber  war  zunächst,  dass  von  vornherein  der 
Geistlichkeit  gegenüber  die  Oberhoheit  des  Staats  zur  Geltung  gebracht  wurde. 
Auf  Grund  eines  Erlasses  Philipps  II.  wurde  für  den  Vizekönig  die  Ausübung 
der  königlichen  Patronatsrechte  in  Anspruch  genommen.  Nur  in  dieser  Abhän- 
gigkeit1) konnte  auch  der  Klerus  Dienste  leisten  bei  der  Ausführung  der  Ab- 
sichten, mit  denen  Toledo  gekommen  war.  Nicht  wie  vorher,  wo  die  Geistlichen 
'absolute  Herren  waren  alles  Geistlichen  und  Weltlichen  und  im  Weltlichen  eine 
Obrigkeit  weder  kannten  noch  besassen'  —  eran  senores  absolutos  de  todo  lo 
espiritual  y  temporal,  y  en  lo  temporal  casi  no  conocian  ni  tenian  superior9). 
Auf  Mangel  an  Fügsamkeit  und  Berufstreue  von  dieser  Seite  schob  es  Toledo 
hauptsächlich,  dass  geistliche  und  weltliche  Mittel  noch  immer  nicht  ausgereicht 
hatten,  die  Indianer  durchweg  in  glaubens-  und  königstreue  Untertanen  zu  ver- 
wandeln. Allerdings  wirkten,  das  erkannte  er  an,  noch  besondere  Umstände  mit. 
Es  fehlte  an  Seelsorgern,  welche  der  Landessprachen,  an  Indianern,  welche  des 
Spanischen  mächtig  waren,  und  es  gab  der  Landessprachen  zu  viele,  zu  ver- 
schiedene, häufig  auf  kleinstem  Räume  neben  einander.  Ferner  wohnten  die 
Indianer  vielfach  weit  von  einander  getrennt,  zum  Teil  sogar  einsam  in  fast  un- 
zugänglichen Behausungen,  mit  Vorliebe  jeder  da,  wo  der  Berg,  der  Fels,  der 
Quell,  oder  was  sonst  war,  von  dem  er  abzustammen  glaubte,    seine  pacarina9). 


de  Iiidias,  T.  6  S.  516—553.  Einen  Abschnitt  aus  dem  ersten  Teil  dieses  Memorials  hat  auch 
Marcos  Jimenez  in  seiner  Ausgabe  der  Belaciones  geogräficas,  T.  1  Apendice  III  S.  CL— CLV 
zum  Abdruck  gebracht. 

1)  Es  entsprach  das  dem  Zustande  in  Spanien,  den  Leopold  Ranke,  Die  Osmanen  und  die 
spanische  Monarchie,  3.  Aufl.,  S.  282—284,  beschreibt 

2)  Toledo  nach  seiner  Rückkehr  an  den  König.  Man  denkt  an  die  Schilderungen  in  Oirolamo 
Benzonis  Mondo  nuovo  (Venedig  1565  Bl.  111—113),  an  die  Kraftstellen  in  Aguirre  des  Verraten 
verwegenem  Absagebriefe  an  Philipp  IL  (J.  de  Oviedo  y  Bafios,  Historia  de  la  conquista  y  po- 
blaciön  de  Venezuela,  T.  1  Madrid  1885,  S.  325  f. ;  Alexander  v.  Humboldt,  Voyage  aux  rigions 
cquinoxtales,  P.  1  Belation  historique,  T.  2  Paris  1819  S.  129  f.;  Clements  R.  Markham,  Expedition 
of  Pedro  de  Ursua,  S.  188—194).  Aber  in  das,  was  Toledo  als  Unbotm&ssigkeit  und  Zuchtlosigkeit 
rügt,  begreift  er  auch  mit  ein  die  ihm  unbequeme  geistige  Selbständigkeit,  der  er  z.  B.  gleich  an- 
fangs (Memorial  de  guerra,  §  10)  begegnete,  als  den  Leuten,  die  zur  Teilnahme  an  der  Unter- 
werfung Chiles  sich  gemeldet  hatten,  die  Absolution  verweigert  wurde,  ähnlich  wie  1536  in  Nica- 
ragua die  Soldaten  des  Gobernador  Rodrigo  de  Contreras  von  Las  Casas  exkommuniziert  worden 
waren.  In  einem  Gutachten  vom  Jahre  1571,  das  noch  an  anderer  Stelle  zu  erwähnen  sein  wird, 
wird  den  Ordensleuten  Perus  vorgeworfen:  Y  cuando  se  comenzö  ä  deseubrir  esta  tiranfa  del  inga 
(gemeint  ist  die  Theorie  von  der  Unrechtmässigkeit  der  Inkaherrschaft),  les  pesaba  como  si  ä  ellos 
les  quitaran  el  reino. 

3)  Arriaga,  S.  12. 


XIV  RICHARD    PIETSCUMANN, 

Im  Bistum  Quito  gab  es  einen  Priester,  dessen  Pfarre  42  Leguas  umfasste1). 
Toledo  stellt  diese  Schwierigkeiten  dar  nur  vom  theoretisch  höchsten  Gesichts- 
punkte als  Hindernisse  der  Ausbreitung  der  christlichen  Religion,  geeignet  sein 
und  Seiner  Majestät  Gewissen  zu  beschweren.  Aber  er  verschliesst  sich  auch 
nicht  gegen  das  praktisch  Bedenkliche,  dass  bei  der  unzulänglichen  Bekehrung 
in  weiten  Strecken  der  Indianergebiete  noch  wesentliche  Ueberbleibsel  aus  der 
Zeit  der  Inkaherrschaft  ihr  Sonderdasein  fortsetzten. 

In  der  Tat  gab  es  sogut  wie  durchweg  hier  zweierlei  Obrigkeit:  die  Ver- 
treter der  spanischen  Herrschaft,  denen  die  Eingeborenen  nur  notgedrungen  ge- 
horchten, und  die  eingeborenen  Häuptlinge,  die  Curacas,  deren  Befehlen  und 
Handlungen  sie  eine  blinde  Unterwürfigkeit  entgegenbrachten.  Noch  immer  waren 
Inka-Ländereien  vorhanden,  deren  Eigentümer  nicht  abliessen,  jahraus  jahrein 
dem  Inka  zu  geben  was  des  Inka  war,  für  ihn  zu  säen,  zu  ernten  und  aufzu- 
speichern, als  könne  jeden  Tag  Rechenschaft  gefordert  werden8).  Sayri  Tupacs 
Rücktritt  hatte  nur  die  Wirkung  einer  persönlichen  Verzichtleistung  auf  die 
Ausübung  von  Rechten,  welche  nach  seinem  bald  erfolgten  Tode  seine  beiden 
Brüder  für  sich  in  Anspruch  nahmen.  Zunächst  kam  die  Reihe  an  den  älteren, 
Titu  Cusi  Yupanqui.  Mit  ihren  Getreuen,  etwa  fünfhundert  Kriegern  und  einigen 
Vornehmen,  waren  sie  beide  in  Vilcapampa  zurückgeblieben.  Dorthin  war  auch 
aus  dem  Tempel  von  Cuzco  das  Reichspalladium  gerettet,  das  goldene  Abbild 
des  Sonnengottes.  Geschützt  war  dieses  Gebiet  nach  Cuzco  zu  durch  Steilheit 
und  Unwegsamkeit  der  Berge,  auf  der  Königsstrasse  zwischen  Lima  und  Cuzco 
durch  einen  Strom,  den  von  Mayomarca,  auf  der  Ostseite  durch  die  Anden. 
Aber  nicht  bloss  innerhalb  dieses  Asyls,  überall  in  Peru,  galt  bei  der  Indianer- 
bevölkerung und  vielen  der  Mestizen  von  Müttern  aus  Inkageblüt  Titu  Cusi 
Tupanqui  als  der  rechtmässige  Erbe  des  Thrones  von  Cuzco.  Dass  sein  Vater 
nicht  aus  vollgültiger  Ehe  entsprossen  und  seiner  Zeit  nicht  an  der  Reihe  in 
der  Erbfolge  gewesen  war,  —  was  Sarmiento  und  Toledo  von  ihrem  Standpunkte 
aus  als  wichtig  hinstellen  —  das  tat  wenig  zur  Sache.  Inka  war  der,  den  die 
Grossen  der  Geschlechter,  die  Häupter  der  zwölf  Ayllus  des  Königshauses,  als 
Herrscher  anerkannten,  dem  das  Orakel  des  Sonnengottes  die  Borla  verliehen 
hatte.  So  lange  Sayri  Tupac  lebte,  hatten  die  Patrioten  von  Vilcapampa  sich 
nicht  gerührt.  Danach  behelligten  sie  die  Gegend  um  Guamanga  und  entführten 
aus  den  Bergen  Arbeiter  der  Cocapflanzungen  in  die  Sklaverei,  bis,  etwa  um 
1565,  Titu  Cusi  Vorschläge  gemacht  wurden,  sich  zu  unterwerfen.  Von  da  an 
war  alles,  dass  er  im  stillen  mit  Indianern  und  Mischlingen  Fühlung  hielt. 

Als  Toledo  nach  Peru  kam,  begann  der  Inka  sogar  eine  Hinneigung  zum 
Christentum    kundzugeben,    die  der  Vizekönig  jedoch    nicht   als   eine  ernstliche 


1)  Relation  sumaria  de  lo  que  el  cirrey  escribiö,  Cuanto  al  göbierno  espiritual  §  10  (S.  256). 

2)  Molina  60.  Polo  de  Ondegardo  bei  Markham  S.  156  fgde.  =  Cd.  de  doc.  ined.  del  Archivo 
de  Indios  T.  17  S.  41. 


PEDRO  SARMIENTO'S    GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XV 

auffasste.  Er  meint  in  einem  Schreiben1)  an  Philipp  IL,  Titu  Cusi  habe  nur 
daran  gelegen  in  seinem  Stammesgebiete  ein  Indianer-Repartimiento  angewiesen 
zu  erhalten;  ob  zum  Betriebe  von  Bergwerken  und  Schärfen  nach  Erzen,  lasse 
er  dahingestellt.  Die  allgemeine  Auffassung  sei,  bis  jenem  die  Inka-Prätention 
nicht  ganz  verleidet  worden  sei,  werde  er  nicht  daran  denken  zu  schürfen.  Das 
Vorhandensein  jener  Trutzfeste  werde  unausbleiblich  zu  Unzuträglichkeiten  führen, 
die  Eingeborenen  würden  ständig  dorthin  ihre  Blicke  richten.  Eine  Abhülfe  sei 
es  nicht,  den  Inka  aus  einem  Schlupfwinkel  in  unwirtlichen  Puna-Höhen,  wo  er 
mit  wenigen  Leuten  zusammen  hause,  herunter  mitten  unter  die  zweimalhundert- 
tausend  Indianer  dieser  Provinz  zu  versetzen.  Gerade  in  Cuzco  seien  ohnehin 
zu  wenige  Spanier  im  Verhältnisse  zu  der  indianischen  Einwohnerschaft;  höch- 
stens in  Lima  überwiege  das  spanische  Element.  Bei  freiem  Geleit  werde  ohne 
Zweifel  der  Inka  sich  dazu  verstehen,  zu  einem  Zusammentreffen  mit  dem  Vize- 
konige  herabzukommen,  so  oft  dieser  wünsche,  aber  selbst  wenn  man  ihn  unten 
ansiedeln  wolle,  werde  er  dafür  nicht  zu  haben  sein,  höchstens  dann,  wenn  man 
den  Sohn  des  Inka  sich  mit  seiner  Cousine,  die  man  hier  habe8),  verheiraten 
lasse.  Dieser  müsse  man  dann  jedoch  zuwenden,  was  in  dem  Uebereinkommen 
—  mit  ihrem  Vater  Sayri  Tupac  — ,  das  der  König  bestätigt  habe,  versprochen 


1)  Vergl.  Colecciön  de  documentos  itUditos  p.  la  hist.  de  Espana  94  S.  325.  Ich  gebe  diese 
Erörterungen  hier  wieder,  weil  der  Brief  kurz  vor  Vollendung  des  Inka-Geschichtswerks  Sarmientos 
geschrieben  wurde,  das  ja  am  1.  März  1572  fertig  war. 

2)  Gemeint  ist  die  Tochter  des  Sayri  Tupac,  die  Dona  Beatriz  de  Mendoza  getauft  worden 
war  und  die  auch  wegen  ihrer  Abkunft  einfach  als  die  hija  de  la  coya  (nicht  h{ja  de  Lecoya,  wie 
in  der  Colecciön  de  docutn  inid  p.  la  hisioria  de  Esp.,  T.  94  S.  387  gedruckt  steht,)  bezeichnet 
wird.  Die  Duquesa  de  Berwick  y  Alba  gibt  in  ihren  Nuevos  Autögrafos  de  Colon  y  Relaciones  de 
Ultramar  (Madrid  1902,  Nr.  68  S.  69  f.)  den  Inhalt  eines  gerichtlichen  Erkenntnisses  vom  21.  Juni 
1572  wieder,  das  gegen  Alias  und  Cristöbal  Maldonado  gerichtet  ist,  die  am  12.  Januar  1566  an- 
geklagt worden  waren:  que  teniendo  el  Arias  depositada  en  el  convento  de  Santa  Clara  ä  D* 
Beatriz  de  Mendoza,  hija  de  don  Diego  Bairetopa  [lies:  Sairetopa],  por  orden  de  D.  Juan  San- 
doval, corregidor  del  Cuzco,  para  casarla  con  el  hijo  del  Inga,  que  estaba  rebelado  [!],  con  orden 
de  no  sacarla,  so  pena  de  20000  pesos  y  mäs  penas,  los  Maldonados  la  sacaron  y  llevaron  ä  Calca, 
pueblo  del  repartimiento  del  Arias;  enviaron  ä  llamar  ä  la  madre  de  ella,  D*  Maria,  y  la  impor- 
tunaron  para  que  la  casase  con  el  Cristöbal  Maldonado,  que  contra  la  voluntad  de  la  doncella  [die 
damals  etwa  7  Jahre  alt  war]  asi  lo  hizo  ....  Cristöbal  Maldonado  decfa  en  su  confesiön  haber 
corrompido  ä  la  D»  Beatriz.  Den  beiden  Maldonados  erging  es  ähnlich  wie  dem  ebenfalls  unbequemen, 
der  Polygamie  bezichtigten  Don  Luis  Colon,  dem  Enkel  des  Columbus.  Sie  wurden  zu  hoher  Geld- 
strafe und  zum  Kriegsdienste  als  Reiter  ohne  Löhnung  in  Oran  verurteilt.  Ein  Spanier,  der  eine 
Anverwandte  des  Inka  zur  Frau  nahm,  wurde,  besonders  wenn  er  noch  zu  den  ersten  Eroberern 
Perus  oder  deren  Abkömmlingen  zählte,  wie  die  Maldonados,  eo  ipso  hochverräterischer  Pläne  ver- 
dächtigt (vergl.  Colecciön  de  doc.  inid.  p.  la  hist.  de  Esp.,  T.  13  S.  443).  Die  Tochter  des  Sayri 
Tupac  wurde  dann  verheiratet  mit  einem  Calatrava- Ritter  Martin  Garcia  Ofiaz  de  Loyola.  Wegen 
Nichtauszahlung  gerichtlich  ihr  —  der  'mujer  de  Loyola'  (Colecciön  de  doc.  inid.  p.  la  hist.  de  Esp., 
T.  94  S.  392)  —  zuerkannten  Gelder  entschuldigt  sich  Toledo  unter  dem  14.  Mai  1575  bei  dem 
Könige.  Aus  dieser  Ehe  entsprang  eine  Tochter.  Sie  erhielt  nach  einer  Ansiedlung,  die  Toledos 
Stammhause  zu  Ehren  benannt  war,  den  Titel  einer  Marquesa  de  Oropesa  und  heiratete  D.  Juan 
Enrfquez  de  Borja  (Borgia)  aus  dem  Hause  Gandia. 


XVI  RICHARD  PIETSCHMANN, 

worden  sei.  Die  2000  Pesos  Rente  zu  beschaffen  gehe  aber  nicht,  ohne  entweder 
das  Einkommen  der  Erone  zu  schmälern  oder  die  vielen  armen  Leute  zu  schä- 
digen, 'die  hier  im  Lande  nichts  zu  essen  haben1.  So  sprach  Toledo  sich  im 
Februar  1572  aus.  Noch  hatte  er  nicht  erfahren,  dass  inzwischen  Titu  Cusi  in 
seiner  Zufluchtsstätte  gestorben,  und  dass  die  Inkawürde  auf  den  jüngsten  Bruder 
Tupac  Amaru  übergegangen  war.  Aber  in  der  Theorie  hatte  er  schon  eben  die 
Stellung  zu  der  Inka-Frage  genommen,  die  er  später  innegehalten  hat,  und  alles 
eingeleitet,  um  diese  Stellungnahme  auch  methodisch  begründen  zu  können. 

Ganz  ohne  einen  Inka  die  grosse  Zahl  der  über  so  ausgedehnte  Landstriche 
verteilten  und  so  verschiedenartigen  Völker  weiter  regieren  zu  wollen,  das  war 
seiner  Zeit  Francisco  Pizarro  bei  all  seiner  Unerschrockenheit  undenkbar  vor- 
gekommen. Wie  lange  war  dies  die  eine  Quelle  alles  Zusammenhanges,  aller 
Macht  und  Autorität  gewesen!  Allerdings  mehr  als  Geisel  und  Unterpfand  für 
das  Wohlverhalten  seiner  Untertanen  in  der  Hand  der  Spanier  sollte  der  Inka 
nicht  länger  sein.  Doch  etwas  wie  ein  Zugeständnis,  dass  es  eine  Erbfolge  in 
unantastbaren  Rechten  immer  noch  gebe,  lag  immerhin  noch  in  der  glimpflichen 
Art  mit  welcher  der  Marquäs  de  Canete  sich  zu  Sayri  Tupac  gestellt  hatte, 
ganz  gegen  seine  Gepflogenheit  bei  politisch  unbequemen  Personen,  die  in  seiner 
Gewalt  waren.  Als  Sayri  Tupac  an  der  Tafel  des  Erzbischofs  die  Urkunden 
über  die  Würden  und  Einkünfte,  die  ihm  bewilligt  wurden,  feierlich  überreicht 
und  vorgelesen  waren,  fasste  er  freilich,  —  so  wird  berichtet1)  —  eine  der 
Seidenfranzen  der  Tischdecke  und  sagte:  Vordem  war  dieses  ganze  Tischtuch 
mein  mit  allem  was  darauf  war,  und  nun  speist  man  mich  und  mein  Haus  mit 
diesem  Fädchen  ab.  In  dieser  Zeit  nun  fing  man  an  sich  amtlich  um  das  zu 
kümmern,  was  die  ältesten  Bewohnen  einzelner  Gegenden  über  die  Zustände  der 
Vergangenheit  dieser  Landesteile  auszusagen  wussten.  Ein  Bericht  über  eine 
solche  Ermittelung  im  Gebiete  des  Chincha-Tales  vom  22.  Februar  1568,  der,  uns 
noch  vorliegt,  enthält  bereits  eine  gründliche  Auseinandersetzung  über  die  Be- 
weise, dass  in  diesem  Teile  des  Reichs  die  Herrschaft  der  Inka  sehr  jungen  und 
die  der  Curacas  keineswegs  älteren  Datums  ist2):  los  in  gas  son  muy  modernos. 
Erst  Francisco  de  Toledo  jedoch  verfiel  darauf,  nicht  bloss  die  Erbansprüche  der 

1)  Die  Erzählung  ist,  wie  Garcüasos  hübscheste  Geschichten  es  leider  fast  durchweg  sind, 
höchst  verdächtig,  wird  aber  die  Auffassung,  die  in  dem  Voll-  und  Halbblut-Adel  vom  Inka-Ge- 
schlecht lebte,  gut  wiedergeben. 

2)  Vergl.  die  Veröffentlichung  in  der  Colecciön  de  documentos  iniditos  p.  la  hist.  de  ifopafta, 
T.  50  S.  206—231.  Ein  Gegenstück  hierzu  ist  ein  Bericht  über  die  Provinz  Guamanga  vom  26. 
August  1557,  abgedruckt  in  den  Belaciones  geogrdßcas  1  S.  96—103,  in  welchem  dargelegt  wird, 
dass  seit  Eroberung  Perus  durch  die  Spanier  die  Curacas  sich  jeder  für  sich  die  absolute  Gewalt 
der  Inkaherrschaft  angeeignet  haben,  während  sie  vordem  nur  Werkzeuge  waren.  —  Cuan  poderosos 
son  estos  caciques  (Colecciön  de  doc.  inid.  p.  I.  h.  de  Esp.,  T.  13  8.  435).  —  Pero  aun  despues  que 
los  cristianos  entraron  en  la  tierra,  fue*  este  dafio  muncho  mayor  en  los  sefiores,  porque  tomaban 
ellos  y  su8  hijos  la  licencia  mäs  cumplida  e*  copiosa  que  antes  se  les  daba,  porque  cada  uno  era 
Inga  en  su  tierra,  sagt  Polo  de  Ondegardo  (Colecciön  des  Archivo  de  Indiaa,  T.  17  8.  89).  Aehn- 
liches  bei  Herrera,  Dec.  5  libr.  4  cap.  2. 


PEDRO  SARMIKNTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XVII 

Nachkommen  des  Huayna  Capac  anfechten  und  ableugnen,  sondern  weiter  zurück 
sämtliche  Herrscher-  und  Hoheitsrechte,  welche  dessen  Vorgänger  innerhalb  und 
ausserhalb  von  Cuzco  ausgeübt  hatten,  für  usurpierte  und  vom  Gesichtspunkte  ge- 
schichtlicher und  staatsrechtlicher  Prüfung  für  null  und  nichtig  erklären  zu  wollen 1). 
Die  Begründung  hierfür  entnahm  er  aus  der  einheimischen  Ueberlieferung,  über 
die  er  eigene  Untersuchungen  anstellen  Hess.  Es  geschah  das  bei  Gelegenheit 
eines  andern  grossen  Unternehmens,  der  sogenannten  Visita  general8). 

Auf  dem  Wege  von  Paita  nach  Lima  nämlich  hatte  der  Vizekönig  einen 
Einblick  in  viele  Verhältnisse  des  Landes  gewonnen  und  war  dabei  zu  der 
Ueberzeugung  gelangt,  dass  er  die  Umgestaltungen,  die  vorzunehmen  und  vor- 
zubreiten  er  für  seine  Pflicht  erachtete,  nur  werde  ins  Werk  setzen  können,  wenn 
er  überall  selbst  aus  eigener  Prüfung  der  Sache  die  Anordnungen  treffe.  Es 
lief  das  auf  eine  Besichtigungsreise  durch  alle  ihm  noch  nicht  aus  eigener  An- 
schauung bekannten  Landesteile  hinaus,  während  deren  langer  Dauer  das  Ganze 
von  dem  jeweiligen  Aufenthaltsorte  des  Vizekönigs  aus  regiert  werden  musste. 
Er  entschloss  sich  zur  Ausführung,  ungeacht  der  Mühsale,  die  eine  Bereisung 
Perus  damals  sehr  viel  mehr  als  auch  jetzt  noch  selbst  für  einen  rüstigeren  an 
Jahren  mit  sich  brachte.  Am  23.  Oktober  1570  brach  er  von  Lima  auf.  Zu  seiner 
Begleitung  hatte  er  eine  Anzahl  erprobter  Männer  gewählt,  unter  andern  den 
Alcalde  de  Corte  Gabriel  de  Loarte  *),  den  Jesuiten  Jerönimo  Ruiz  Portillo,  seinen 
Kapellan  Pero  Gutterrez  4),  seinen  Beichtvater  Pedro  Ordönez  Flores,  seinen  Vetter 
den  ehemaligen  Prior  des  Dominikaner-Kollegiums  von  Alcalä  Fray  Garcia  de 
Toledo5).    Die  Geschäfte  des  Sekretärs  übertrug  er  Alvaro  Rufz  de  Navamuel, 

1)  Cobo  (3, 116  f.)  spricht  von  einer  'Information'  über  die  geschichtliche  Vergangenheit,  die 
schon  1559  Polo  de  Ondegardo  als  Corregidor  vom  Cuzco  im  Auftrage  des  Vizekönigs  Andres  Hur- 
tado  de  Mendoza  Marquis  de  Cafiete  und  des  Erzbischofs  von  Lima  Jerönimo  de  Loaysa  durch 
Vernehmung  von  sachkundigen  Eingebornen  vorgenommen  hat.  Der  Lizentiat  Polo  selbst  erzählt 
(auf  Seite  6  seines  unten  S.  XVIII,  Anm.  2  zu  erwähnenden  Berichts  an  Toledo)  von  einem  Kaiser- 
lichen Erlasse,  den  ihm  der  Conde  de  Nieva  und  der  Commendador  Bribiesca  de  Mufiatones  gezeigt 
haben,  in  dem  eine  Untersuchung  über  die  Anfänge  des  Inkareiches  und  die  Dienste,  welche  die 
Inka  von  ihren  Untertanen  verlangten,  angeordnet  wurde.  Nach  Juan  de  Solörzano  (de  Indiarum 
iure  üb.  3  cap.  4,  S.  694  b)  hat  auch  im  Auftrage  des  eben  genannten  Vizekönigs  Polo  de  Onde- 
gardo 1562  ganz  Peru  bereist.  Aber  bei  allen  diesen  Nachforschungen  und  Veranstaltungen  war 
man  nicht  daran  gegangen,  schon  die  Berechtigung  der  ersten  Anfänge  der  Inkaherrschaft,  soweit 
sie  in  Cuzco  selbst  und  dessen  Nachbarschaft  sich  abgespielt  hatten,  einer  Kritik  unterwerfen  zu 
wollen.    Vergl.  auch  Eelaciones  geogrdficas  1  S.  LVI— LVII. 

2)  Eine  sogenannte  Visita  von  Peru,  d.  h.  eine  amtliche  Ermittelung  von  Nachrichten  zu 
einer  vollständigen  Kunde  von  Land  und  Leuten,  hatte  bereits  der  Vizekönig  Andres  Hurtado  de 
Mendoza  Marque's  de  Cafiete  in  Angriff  genommen  und  Anweisungen  dafür  aufgestellt,  die  Toledo 
zugute  kamen.  Vergl.  Eelaciones  geogrdficas  1  S.  103. 

3)  Ueber  ihn  sagt  Toledo  im  Memorial  de  guerra  §  10  (S.  306) :  que  cierto  es  persona  de 
cuidado  y  servicio  y  buen  seso.  Ueber  die  Alcaldes  de  corte  in  Peru  und  deren  Stellung  vergl. 
Colecciön  de  docum.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  6  S.  486  f. 

4)  Vergl.  über  ihn  Jimdnez,  Tres  Eelaciones,  S.  XXVIII. 

5)  Vergl.  Colecciön  de  docum.  inid.  p.  la  bist,  de  Espata  T.  94  8.  343.  Mundiburu  Diccio- 
nario  biogr.,  T.  8  S.  70. 

Abhandlungen  d.  K.  Gm.  d.  Win.  m  Göttin*  §n.    PhiL-kiit.  Kl.   N.  F.   Band  6, 4.  C 


XVm  RICHARD  PIETSCHMANN, 

der  schon  unter  Lope  Grarcfa  de  Castro  Sekretär  der  Real  Audiencia  und  der 
Regiemng  gewesen  war.  Beteiligt  wurden  auch  der  Lizentiat  Juan  de  Matienzo  *), 
der  Lizentiat  Polo  de  Ondegardo*),  einer  der  besten  Kenner  der  Indianer-An- 
gelegenheiten, der  gelehrte  und  naturkundige  Jesuit  Jos6  de  Acosta.  Auf  dieser 
General-Besichtigung,  die  fünf  Jahre  in  Anspruch  nahm,  legte  der  Vizekönig,  — 
so  hat  man  ausgerechnet,  —  1500  Leguas  zurück  und  erledigte  über  2000  ein- 
zelne Amtsgeschäfte.  Diese  Tätigkeit  erstreckte  sich  hauptsächlich  auf  die  Be- 
seitigung von  Misständen  und  Unvollkommenheiten  in  Verwaltung,  Rechtspflege 
und  Seelsorge,  auf  die  bessere  Verteilung  und  Abgrenzung  der  Pfarren,  auf  die 
Vereinigung  der  Bewohner  allzu  abgelegener  Ansiedelungen  in  Ortschaften  von 
günstiger  Lage,  und  die  Ermittelung  und  Aufzeichnung  aller  Tatsachen,  die  für 
die  Kenntnis  des  Landes  und  seiner  Bewohner  von  Wichtigkeit  zu  sein  schienen  *). 

Ausser  diesen  Erhebungen  zur  Landeskunde  und  Statistik  wurden  aber  an- 
fangs auch  zeugeneidliche  Vernehmungen  über  zwei  Reihen  von  Fragen  angestellt, 
welche  die  Vergangenheit  betrafen.  Durch  die  eine  Vernehmung  sollte  festge- 
stellt werden:  was  weiss  man  über  die  Entstehung  der  Macht  und  Herrschaft 
der  Inka  und  der  Curacas  und  übrigen  Häuptlinge.  Hierüber  gehört  wurden 
nacheinander  im  ganzen  hundert  besonders  bejahrte  und  kundige  Indianer,  da- 
runter viele  Curacas  und  Vornehme,  Angehörige  des  Inkageschlechts  und  auch 
im  übrigen  Personen,  von  denen  sich  die  relativ  beste  und  sicherste  Auskunft 
erwarten  liess.  Von  den  Protokollen  über  die  Antworten  auf  diese  Serie  ge- 
schichtlicher Fragen  ist,  wie  es  scheint,  wenig  mehr  erhalten. 


1)  Es  gibt  von  ihm  handschriftlich  ein  Buch  Gobierno  del  Peru,  das  nach  einer  Notiz  von 
Munoz  schon  im  Jahre  1557  verfasst  ist.  Vergl.  die  Bibliographien  von  Leon  Pinelo  und  Nicolas 
Antonio;  P.  d.  Gayangos,  Caialogue  of  the  Mss.  in  the  Spanish  Language  in  the  British  Museum, 
Vol.  2  S.  470  Add.  5469 ;  Jimenez  in  den  Relaciones  geogrdficas,  1  S.  XL VIII. 

2)  Ueber  Polo  de  Ondegardo  vergl.  Jimenez  in  seiner  Vorrede  zu  den  Tres  Relaciones,  S. 
XV— XVIII.  Auch  oben  S.  XVII,  Anm.  1.  Während  der  Visita  general  des  Vizekönigs  Toledo  hat 
Polo  de  Ondegardo  mehrere  Berichte  verfasst.  Eines  dieser  Schriftstücke,  datiert  vom  26.  Juni 
1571,  handelt  vom  Staatswesen  der  Inka.  Es  ist  abgedruckt  ohne  Namen  des  Verfassers  in  der 
Colecciön  de  documentos  intditos  des  Archivo  de  Indias  (T.  17  S.  5—177).  Ein  Teil  davon,  den  ich 
Seite  138  und  anderswo  der  Kürze  halber  'Polo'  zitiere,  ist  von  Sir  Clements  R.  Markham  in 
englischer  Uebersetzung  nach  einem  Ms.,  das  den  Verfassernamen  tragt,  bekannt  gemacht  worden.  Aus 
den  Einleitungsworten  des  spanischen  Textes  geht  hervor,  dass  dieser  Bericht  die  Fortsetzung  eines 
andern  ist,  der  von  der  Religion  der  einheimischen  Bevölkerung  Perus  handelte  und  identisch  sein 
dürfte  mit  dem  Tratado  de  los  ritos  i  idolatrias  de  los  indios  del  Peru,  der  1584  mit  der  Doctrina 
Christiana  gedruckt  wurde.    Berichte  von  Polo  benutzte  Acosta. 

3)  Der  Königliche  Kosmograph  Giovanni  Battista  Gessio  erbot  sich  am  16.  Februar  1576 
dem  Könige  diese  Landesbeschreibung  per  scieneia  di  geografia  et  cosmografia  zusammenhangend 
und  übersichtlich  zu  bearbeiten  (Belaciones  geogrdficas  1  S.  L),  der  König  möge  sie  doch  kommen 
lassen.  Wo  sie  ihren  Verbleib  gefunden  hat,  ist  unbekannt.  Toledo  hatte  1572,  wie  noch  erwähnt 
werden  wird,  versprochen,  die  Beschreibung  dem  Rat  von  Indien  einzusenden,  sobald  sie  ausge- 
arbeitet vorliege. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XIX 

Zweitens  wurden  verschiedene  Zustände  und  Anschauungen  der  Vergangen- 
heit untersucht.  Die  Fragen  dieser  Reihe  haben  scheinbar  nur  gruppenweise  Zu- 
sammenhang, bilden  aber  doch  ein  Ganzes  wegen  des  Zwecks  zu  dem  sie  gestellt 
worden  sind.  Es  handelt  sich  keineswegs,  wie  es  zunächst  aussieht,  um  die  Be- 
friedigung reiner  Wissbegierde  oder  gar  um  ein  wissenschaftlich  geartetes  In- 
teresse. Vielmehr  verschaffte  man  sich  auf  diesem  Wege  Aussagen,  mit  denen 
man  bestimmte  Rechtsansprüche  unter  Beweis  stellen  zu  können  meinte.  Nur 
darum  wurde  gefragt  nach  der  Sitte,  bei  der  Bestattung  von  Inka  und  Vor- 
nehmen der  Leiche  Kostbarkeiten  mitzugeben,  dem  Sinn  dieses  Gebrauchs  und 
den  Verstecken,  in  denen  die  Schätze  untergebracht  wurden,  nach  dem  Besitz  an 
Hörigen,  Ländereien  und  Herden,  der  den  verstorbenen  Herrschern  vorbehalten 
blieb.  Man  erkundigte  sich  ferner,  ob  und  wo  Kinder  geopfert  wurden,  was  als 
unantastbares  Eigentum  der  Götter  und  Huacas  galt,  auch  nach  den  Vorstellungen, 
die  der  Verehrung  der  Gottheiten  und  der  eigenen  Vorfahren  zu  Grunde  lagen, 
nach  Anbetung  und  Opferwesen.  Dazu  kamen  Fragen  nach  der  Zwangsarbeit, 
zu  der  die  Inka  ihre  Untertanen  anhielten,  dem  Vorrecht  auf  die  Coca,  das  sie 
beanspruchten,  der  Bearbeitung  von  Gold-,  Silber-  und  Erzgruben  und  dem  Ab- 
hängigkeitsverhältnisse, in  dem  die  Curacas  und  Herren  zu  dem  Inka  standen, 
auch  nach  der  Regierungsdauer  der  drei  Vorgänger  des  letzten  Inka,  —  dies 
offenbar  um  danach  das  Alter  der  von  Pachacuti  Inca  Yupanqui  herrührenden 
Verwaltungseinrichtungen  zu  bestimmen,  zum  Schlüsse  noch  Fragen  nach  dem 
Vorkommen  von  Anthropophagie  und  bestimmter  Laster,  deren  Duldung  nach 
der  Auffassung  einzelner  Rechtslehrer  genügte,  jede  christliche  Regierung  zu 
gewaltsamem  Einschreiten  zu  berechtigen. 

Auch  hierüber  wurden  nacheinander  hundert  besonders  ausgewählte  Einge- 
borene, andere  als  bei  der  ersten  Befragung,  vernommen.  Ausserdem  fand  auch 
eine  Vernehmung  von  Spaniern  statt  über  Vorgänge  bei  der  Eroberung  durch 
die  Spanier  und  den  darauf  folgenden  Bürgerkriegen.  Die  Aussagen  der  Indianer 
wurden  durch  einen  vereidigten  Dolmetsch  übertragen  und  von  Alvaro  Ruiz  de 
Navamuel  zu  Protokoll  genommen.  Eine  Auswahl  dieser  Protokolle  haben  wir 
noch 1).  Sie  füllen  einen  Folioband  von  213  beschriebenen  Seiten,  der  im  Archivo 
de  Indias  aufbewahrt  wird,  und  wurden  niedergeschrieben  in  der  Zeit  vom  20. 
November  1570  bis  zum  22.  Februar  1572,  so  wie  die  Reise  Toledos  vorrückte, 
zu  La  Concepcion  de  Jauja,  zu  Huamanca,  im  Tambo  de  Vilcas,  zu  Rimac  Tampu, 
im  Tambo  de  Mayo  im  Jajahuana-Tale,  zu  Yucay  im  Vilcamayu-Tale,  wo  die 
Inka  ein  Lustschloss  besessen  hatten,  und  in  der  ehemaligen  Residenzstadt  Cuzco. 

Die  so  zu  Papier  gebrachten  Aussagen  sandte  Toledo  mit  einem  Anschreiben 
an  den  König  am  1.  März  1572  von  Cuzco  aus  an  den  Real  Consejo  de  Indias, 
damit  sie  Philipp  II.,  wann  dieser  geruhe,  vorgelegt  würden8).  Zugleich  liess  er 

1)  Sie  sind  herausgegeben  in  den  Veröffentlichungen,  die  ich  in  den  Vorbemerkungen  zum 
Register  unter  'Iiiformaciones'  anführe;  erwähnt  wurden  sie  schon  oben  auf  Seite  IV.  Ueberaetzt 
sind  die  'Informationen  bei  Reinhold  Bernhard  Brebm,  Das  Inka-Reich,  Jena  1886  S.  769—808. 

2)  Aus  einem  Passus  eines  Schreibens  des  Vizekönigs  vom  24.  September  1672  geht  hervor, 

c* 


XX  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

von  Alvaro  Ruiz  de  Navarauel  eine  beglaubigte  Relation  sumaria  de  lo  que  se 
contiene  en  la  infortnacion  de  la  Urania  de  los  Incas l)  anfertigen.  In  ihr  wird  das 
Ergebnis  des  ersten  und  des  zweiten  Hunderts  von  Zeugenaussagen  jedes  be- 
sonders formuliert.  In  einer  Nachschrift  zieht  dann  der  Vizekönig  selber  das 
Facit  der  ganzen  Untersuchung.  Es  läuft  hinaus  auf  folgende  Sätze: 

1.  Der  rechtmässige  Gebieter  dieser  Lande  ist  der  König  von  Spanien;  die 
Inka  und  Curacas  sind  Tyrannen,  die  durch  Vergewaltigung  der  Eingebornen 
zur  Regierung  gelangt  sind. 

2.  Dem  Könige  von  Spanien  steht  das  Recht  zu,  die  Kazikenstellen,  ohne 
Unterwerfung  abzuwarten,  nach  seinem  Ermessen  zu  besetzen. 

3.  Dem  Könige  von  Spanien  steht  das  Recht  zu  so,  wie  es  zum  Besten  der 
Landesverwaltung  richtig  erscheint,  Landschenkungen  und  Landzuteilungen  an 
Spanier  vorzunehmen,  ohne  dass  die  Bedenken  entgegenständen,  die  aus  der  als 
irrig  und  unbegründet  erwiesenen  Annahme  entsprangen,  die  Inka  seien  recht- 
mässige Könige  und  die  'Kaziken' *)  eine  angestammte  Obrigkeit. 

4.  In  seiner  Eigenschaft  als  wahrer  Landesherr  und  bei  dem  Nichtvorhan- 
densein legitimer  Rechtsnachfolger  der  rechtswidrig  zur  Herrschaft  gelangten 
Inka  ist  der  König  von  Spanien  Eigentümer  aller  Bergwerke  und  Erze,  aller 
Besitztümer  der  Sonne  und  der  Götzen,  aller  in  Gräbern  beigesetzten  Schätze 
und  aller  zum  Dienste  der  Inkamumien  gehörigen  Ländereien  und  Herden  als 
eines  erledigten,  herrenlosen,  preisgegebenen  Besitzes. 

5.  Als  dem  Landesherrn  und  rechtmässigem  Könige  liegt  dem  Könige  von 
Spanien  die  Fürsorge  für  die  Indianerbevölkerung  und  deren  Beschützung  ob, 
und  in  Ausübung  seiner  durch  ihre  Verstandesschwäche  und  geringe  Einsicht 
bedingten  Eigenschaft  als  ihr  Vormund  ist  er  berechtigt,  zu  ihrem  gedeihlichen 
Fortbestehen  Gesetze  zu  erlassen  und  deren  Befolgung  auch  gegen  ihren  Willen 
und  selbst,  wenn  es  so  aussieht,  auf  Kosten  ihrer  Freiheit  durchzusetzen,  bei- 
spielsweise sie  von  Massigkeit  ab  und  zu  einer  für  sie  oder  den  Staat  erspriess- 
lichen  Beschäftigung  anzuhalten,  sie,  da  sie  erwiesenermassen  sonst  nichts  tut, 
mit  Einschüchterungen  zu  regieren,  ihr  zu  verbieten,  ohne  Erlaubnis  von  Seiten 
des  Gerichts  oder  ihres  Curaca  Prozess  zu  führen8)  oder  Habe  zu  veräussern; 
und  was  weiter  daraus  folgt. 

dass  er  einen  Teil  der  'Informaciones  sobre  el  gobierno  pasado  de  los  naturales  desta  tierra  con 
la  discreciön  y  otras  cosas  tocantes  ä  esto'  schon  eher  abgesandt  hat,  so  viel  früher,  dass  vor  dem 
September  1572  die  Nachricht  von  dem  Eintreffen  in  Spanien  bereits  in  Peru  war.  Despues  — 
heisst  es  weiter,  d.  i.  mit  dem  Schreiben  vom  1.  März  1572  —  se  enviö  tan  cumplidamente  la  in- 
formaciön  y  fe*  de  todo.  Esperare'  entender  el  servicio  que  V.  M.  en  ello  ha  recebido,  que  si  aci 
no  nos  engaSamos  todos,  entendemos  ha  sido  de  importancia.  Vergl.  Belacionts  geogräficas,  T.  2, 
Antecedentes,  S.  XV. 

1)  Es  ist  das  die  'Relation',  von  der  Cobo  erwähnt,  dass  er  sie  benutzt  hat 

2)  Ueber  den  Ausdruck  vergl.  Sarmiento,  Seite  98. 

S)  Von  diesem  Entmündigungs-Gesichtspunkte  aus  wurden  von  Toledo  durch  Erlass  vom  22. 
Dezember  1574  die  Defensores  de  los  indios  eingesetzt  {Cohcciön  de  documenios  miditos  del  Ar- 
chivo  de  Indios,  T.  21  S.  287—295)  'como  padres  y  amparo  de  los  indios'.    Ueber  diese  Trotec- 


PEDRO   SAKMIENTO's   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  XXI 

Hiermit  hatte  jedoch  Toledo  sich  nicht  genug  getan.  Er  gab  auch  Auftrag 
zur  Erläuterung  des  Sachverhalts  eine  Darstellung  der  Geschichte  des  Inkareiches 
zu  schreiben.  So  war  Gelegenheit  jedermann  anschaulich  klar  zu  machen,  dass 
nicht  etwa  Peru  von  den  Spaniern  vergewaltigt  worden  war,  sondern  dass  die 
Spanier,  indem  sie  die  den  Einwohnern  Perus  aufgezwungene  Gewaltherrschaft 
beseitigten,  den  ursprünglich  von  Gott  gewollten  Zustand  wiederhergestellt 
hatten.  Hiermit  liess  dann  auch  noch  eine  nach  den  neuesten  Ermittelungen  be- 
richtigte Schilderung  des  Hergangs  der  Eroberung  durch  die  Spanier  und  der 
Kriege,  welche  diese  unter  einander  geführt  hatten,  sich  anschliessen.  Mit  der 
Abfassung  dieses  Buches  betraute  der  Vizekönig  —  so  lesen  wir  in  einer  schon 
erwähnten,  uns  anonym  erhaltenen  Lebensbeschreibung  *)  dieses  Staatsmannes  — 
'den  dafür  mit  besonderer  Befähigung  begabten  Kosmographen  Pedro  Sarmiento 
de  Gamboa'.  Derselbe  Gewährsmann  berichtet,  er  wisse  nicht  wieweit  die  Aus- 
führung gediehen  und  was  aus  den  wichtigen  Beweisaufnahmen  geworden  sei. 
Wir  können  jetzt  diese  Frage  beantworten.  Es  ist  jedenfalls  der  zweite  Teil 
dieses  Geschichtswerks  fertig  geworden,  das  Buch  Sarmientos  das  jetzt  hier 
zum  Druck  gebracht  ist,  der  2.  Teil  der  Historia  %ndica%  wie  der  Verfasser  es 
betitelt  hat,  die  'Gschichte  des  Inkareiches',  wie  wir  es  mit  Wilhelm  Meyer  be- 
titeln wollen.  — 

Ueber  Sarmientos  Vorleben  sind  wir  nur  zum  Teil  ausreichend  unterrichtet, 
doch  haben  sich  vor  einiger  Zeit  Angaben,   die  teilweise  auf  ihn  selber  zurück- 


tores'  äussert   ein  Bericht   vom   Jahre  1622   (in   der    Coltcciön  dt  docwn.  ittid.  p.  I.  historia  de 
EspaMa,  T.  51  S.  526  f.)  sie  kosteten  nur  viel  Geld. 

1)  Coltcciön  dt  documtntos  inedüos  dtl  Archivo  dt  Indios,  T.  8  S.  262 :  Por  ser  en  aquesta 
cibdad  [Cuzco]  la  corte  y  antiguo  asiento  de  los  ingas,  seSores  que  llamaban  destos  reinos,  y  ser 
de  los  antiguos  indios  muchos  vivos  y  de  los  conquistadores  primeros  algunos,  antes  que  de  todo 
punto  ße  acabasen  los  unos  y  los  otros,  mandö  hacer  informaciones  y  averiguaciones  de  la  genea- 
logfa,  principio  y  descendencia  de  los  ingas,  por  escrito  y  por  pintura,  y  verificö  ser  tiranos  y  no 
verdaderos  senores  como  hasta  alli  se  habfa  entendido.  Y  porque  lo  que  en  dos  libros  impresos 
estaba  escrito,  uno  del  origen  deste  nuevo  descubrimiento,  otro  del  discurso  de  las  guerras  civiles 
que  entre  Espaöoles  habfan  sucedido,  hizo  hacer  con  los  conquistadores  antiguos  la  informaciön 
de  todo,  para  que  ambas  historias  pudiesen  salir  ä  luz  nuevamente  corregidas  y  llenas  de  verdades 
que  faltaba  en  muchas  cosas  ä  las  demäs.  Cometiölo  ä  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa,  cosmögrafo  y 
de  entendimiento  muy  capaz  para  ello,  con  escribano  ante  quien  los  dichos  y  deposiciones  pasasen, 
y  que  dellos  diese  fe.  No  sc  en  el  estado  que  este  negocio  quedo,  ni  lo  que  de  los  papeles  se  ha 
hecho,  que  eran  de  harta  importancia.  —  Welche  Drucke  unter  den  dos  libros  impresos  zu  ver- 
stehen sind,  ist  zweifelhaft.  Man  kann  denken  an  die  Conquista  dtl  Peru  des  Francisco  de  Xerez, 
an  Benzoni'8  Novo  orbt,  an  Agustin  de  Zärate's  Historia  (1.  Ausgabe  1555).  Den  Bürgerkrieg 
speziell  hatte  Diego  Fernändez  behandelt,  die  Wirkung  der  'neuen  Gesetze',  und  sein  Buch  erregte 
das  Missfallen  des  Indischen  Rats.  Es  erschien  aber  erst  1571  und  wird  im  Februar  1572  in  Peru 
kaum  bekannt  gewesen  sein. 

2)  Vergl.  oben  Seite  VII.  Unsere  Handschrift  hat  auf  jeder  Seite  eine  Ueberschrift,  links 
historia  yndica,  rechts  Partt  Stgunda,  von  Blatt  3  ab  rechts  Parte  <)  mit  der  ursprünglichen  ara- 
bischen Form  der  Ziffer  2,  die  in  dem  Buche  bei  der  Blattzählung  übrigens  nicht  gebraucht  wird. 


XXII  RICHARD   PIKTSC  UM  ANN, 

gehen  und  die  noch  »einem  Biographen  Fern&ndez  de  Navarrete1)  unbekannt 
waren,  an  einer  Stelle  gefunden,  an  der  man  nicht  gesucht  haben  würde,  in  Aus- 
zügen aus  Akten  des  Inquisitions-Tribunals  von  Lima  *).  Von  gutem  Herkommen  *) 
wurde  er  in  Spanien  zu  Alcald  de  Henares  geboren  als  Sohn  des  Bartolomä  Sar- 
miento  und  dessen  Frau  Maria  de  Gamboa.  Sein  Vater  war  aus  Pontevedra  in 
Galicia,  die  Mutter  aus  Bilbao  in  Vizcaya;  nach  ihr  führte  er  als  Zusatz  zu 
seinem  Vaternamen  den  Namen  de  Gamboa4).  Achtzehn  Jahre  alt5)  nahm  er 
Dienste  im  spanischen  Heere  und  nahm  Teil  an  den  Feldzügen  der  Jahre 
1550— 1555.  Dann  siedelte  er  in  die  Neue  Welt  über6).  Anfangs  hielt  er  sich 
hier  in  Mejico  und  in  Guatemala  auf7).  In  seiner  Geschichte  des  Inkareiches8) 
spricht  er  auch  von  Chiapa  und  —  wie  es  sich  anhört  —  auch  von  Yucatan  und 
Campeche,  als  kenne  er  diese  Länder  aus  eigener  Anschauung.  Den  Aufenthalt 
in  Mejico  scheint  ein  böser  Streich  abgekürzt  zu  haben,  den  Sarmiento  gegen 
einen  gewissen  Rodriguez  in  la  Puebla  de  los  Angeles  vollführen  half  und  für 
den  er  in  schimpflicher  Weise  büssen  musste.  Auf  Anstiften  von  Verwandten 
des  Bischofs  von  Tlascala 9),  denen  Rodriguez  missliebig  war,  hatte  er  eine  Puppe 
angetan  mit  dem  Sambenito  anfertigen  lassen,  wie  sie  bei  den  Autos  de  fe  an 
Stelle  flüchtig  gewordener  Ketzer  verbrannt  wurden,  und  dazu  einen  Urteils- 
spruch des  Santo  Oficio,  der  auf  Verbrennung  des  Rodriguez  lautete.  Er  wurde 
hierfür  öffentlich  gestäupt.  Er  selber  gab  später  vor  dem  Glaubensgericht  zu 
Lima  an,  er  sei  gleich  andern  nach  Peru  gekommen,  um  zu  versuchen,  dort  sein 
Glück  zu  machen10).  Es  wird  das  gegen  Ende  des  Jahres  1557  gewesen  sein. 
Was  er  hier  zunächst  getrieben  hat,  ist  unbekannt.  Aus  dem  was  wir  später 
erfahren,  geht  hervor,  dass  er  zu  dem  Vizekönige  Conde  de  Nieva,  der  im  April 
1560  in  Peru  eintraf,  und  zu  verschiedenen  Personen  aus  der  Umgebung  des 
Vizekönigs  in  Beziehungen  gekommen  ist. 

1)  Vergl.  das  oben  Seite  IV  erwähnte  Fragment. 

2)  J.  T.  Medina,  Historia  del  Tribunal  del  Santo  Oficio  de  la  Inquisition  en  Chile,  T.  19 
S.  309—338.  Einen  vortrefflichen  Abriss  der  Lebensgeschichte  des  Pedro  Sarmiento  gibt  Sir 
Clements  R.  Markham,  Straits  of  MageUan,  S.  IX  -XXX;  Vergl.  auch  Lord  Amherst  und  Basil 
Thomson,  The  Discovery  of  the  Solomon  Islands  (=   Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  Ser.  2 

No.  7),  voi  i  s.  xiv—xvni. 

3)  Yo  8oy  de  padres  bien  nacido,  schreibt  er  an  den  König  (Colecdön  de  documenios  inidüos 
para  la  historia  de  EspaHa,  T.  94  S.  532).  Ein  Neffe  von  ihm,  Juan  Suarez  de  Quiroga  wird  in 
den  Berichten  über  die  Ansiedlungsversuche  in  der  Magelhaens-Strasse  erwähnt. 

4)  So  nennen  sich  auch  z.  B.  die  Brüder  Bartolome'  und  Lupercio  Leonardo  nach  ihrer  Mutter 
de  Argenßola.  Gamboa  ist  ein  häufiger  Name  baskischen  Ursprungs. 

5)  Markham,  Straits  of  Magellan,  S.  X. 

6)  Veinte  y  seis  afios  que  en  las  Indias  he  gastado,  erwähnt  er  in  einem  wahrscheinlich 
1581  abgefassten  Schreiben  (Colecdön  de  documentos  inidüos  para  la  historia  de  Espana,  T.  94, 
S.  532). 

7)  J.  T.  Medina,  Historia  del  Santo  Oficio  de  Chile,  T.  1,  S.  312. 

8)  Geschichte  des  Inkareiches,  Seite  5  und  Seite  21. 

9)  J.  T.  Medina,  H.  d.  s.  o.  de  Chile,  T.  1,  S.  332. 
10)  J.  T.  Medina,  H.  d.  s.  o.  de  Chile,  T.  1,  S.  812. 


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PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XXIII 

Nicht  lange  nach  dem  Tode  des  Conde,  Ende  des  Jahres  1564,  wurde  Sar- 
raiento  von  dem  Erzbischofe  von  Lima  Jerönimo  de  Loaysa  in  Glaubenssachen  zur 
Verantwortung  gezogen  und  gefangen  gesetzt1).  Es  sieht  aus  als  sei  das  nicht 
ohne  Zusammenhang  mit  dem  plötzlichen  Ableben  des  Vizekönigs.  Dieser,  Lebe- 
mann und  Fatalist,  hatte  Interesse  an  astrologischen  Dingen.  Es  wird  erzählt, 
er  habe  bei  seiner  Ankunft  in  Peru  von  einem  Sternkundigen  sich  das  Horoskop 
stellen  lassen,  aus  dem  ihm  sein  baldiges  Lebensende  auf  Tag  und  Stunde  vor- 
ausgesagt worden  sei.  Nieva  habe  das  mit  Fassung  hingenommen,  habe  noch  an 
dem  Tage,  an  dem  die  Frist  ablief,  den  Astrologen  gelassen  an  die  Voraussagung 
erinnert,  doch  von  diesem  die  Antwort  erhalten,  die  gefahrbringende  Konstellation 
sei  noch  nicht  vorüber.  Aus  dem  Garten  der  Franziskaner,  wo  die  Unterredung 
stattfand,  sei  der  Vizekönig  dann  nach  seinem  Palaste  zurückgekehrt,  habe  im 
Dunkel  der  Nacht  ihn  verlassen  und  sei  am  Morgen  des  19.  Februar  1664  ent- 
seelt auf  der  Strasse  aufgefunden  worden ').  Mit  dem  Sterndeuter,  von  dem  in 
dieser  Erzählung  die  Rede  ist,  wird  allerdings  schwerlich  Sarmiento  gemeint 
sein,  eher  ein  Doktor  Cola  Maria,  den  Sarmiento  und  andere  als  Autorität  in 
diesen  Sachen  betrachtet  haben8).  Aber  als  ein  Mann,  der  von  dieser  vermeint- 
lichen Wissenschaft  viel  verstand,  galt  auch  Sarmiento  bei  seinem  Zeitgenossen. 
Hombre  docto  en  Astrologia,  und  nur  dieses,  ist  das  Beiwort,  mit  dem  ihn  der 
Jesuit  Acosta4),  der  ihn  persönlich  gekannt  haben  muss,  erwähnt,  wobei  aller- 
dings zugleich  an  Stern-  und  Himmelskunde  zu  denken  sein  wird. 

Hiermit  stimmt  überein  was  in  den  verschiedenen  Vernehmungen  und  Ver- 
hören, die  nach  Sarmientos  Verhaftung  stattfanden,  —  sie  scheinen  mit  dem  2. 
Dezember  1564  begonnen  zu  haben  —  zur  Sprache  kommt.  Im  Geplauder  über 
Liebeshändel  hatte  Sarmiento  zu  einer  Frauensperson  aus  dem  Haushalte  des 
Vizekönigs  gesagt,  er  habe  in  Spanien  von  einer  Tinte  gehört,  die  sich  solle  an- 
fertigen lassen;  wer  damit  schreibe,  stimme  die  weibliche  Person,  die  das  Ge- 
schriebene lese,  zur  Liebe,  auch  wenn  sie  vorher  nicht  dazu  aufgelegt  sei.  Er 
hatte  Ringe  anfertigen  lassen,  zwei  von  Gold,  einen  von  Silber,  denen  die  Kraft 
zugeschrieben  wird,    Glück    bei  Mächtigen,    Glück    bei  Frauen,    Glück   in  Krieg 


1)  Der  Erzbischof  nahm  die  Untersuchung  in  Glaubenssachen  als  seines  Amtes  in  Anspruch. 
Das  Santo  Oficio  wurde  in  Peru  erst  durch  Cldula  vom  25.  Januar  1569  eingeführt ;  der  erste  In- 
quisitor Servän  de  Cerezuela  traf  am  29.  Januar  1570  in  Lima  ein.  Toledo  erklärt  ihn  {Colecciön 
de  docum.  inid.  p.  I  historia  de  Espaüa,  T.  94,  S.  340)  für  hombre  de  virtud  y  de  seguridad  y 
letras  muy  ä  machamartillo ;  er  habe  ihn  angewiesen  zunächst  sich  mit  Kleinigkeiten  nicht  zu  be- 
fassen. Juan  de  Solörzanos  Angabe  in  seiner  PolUica  Indiana,  4.  Kap.  24  (Antwerpen  1703  S.  361), 
die  Inquisition  sei  in  Peru  1571  eingeführt,  ist  nicht  ganz  genau. 

2)  So  Montesinos  in  den  Belaeianes,  T.  1  Apendice  S.  XCIIf.  Vergl.  dazu  Jimdnez  in  den 
Adiciones  zu  diesem  Bande.  Die  übliche  Annahme  ist,  dass  der  Vizekönig  auf  Anstiften  eines  eifer- 
süchtigen Ehemanns  bei  einem  nächtlichen  Gange  durch  die  Stadt  von  Leuten  überfallen  wurde, 
die  ihn  mit  langen  Lederschläuchen,  in  die  Sand  gefüllt  war,  totschlugen,  —  der  Waffe  der  valen- 
cianischen  Bra?os,  die  Prosper  Menmle  in  seiner  Novelle  La  VSnus  tfllle  erwähnt. 

3)  Medina,  T.  1,  S.  335. 

4)  Acosta,  libr.  3  cap.  11,  S.  150. 


XXIV  RICHARD  PIETSCHMANN, 

und  Streit  zu  verleihen,  mit  Schriftzeichen,  'chaldäischen'  Namen  und  astrono- 
mischen Zeichen  darauf.  Er  gibt  an  die  Anweisung  zur  Herstellung  aus  einem 
Vocabularium  quinquelingue  und  zwei  kleinen  handschriftlichen  Heften  entnommen 
zu  haben,  die  er  vorweist,  und  ehedem  auch  dem  Vizekönig  vorgelegt  hatte. 
Zwei  solche  Ringe  hatte  der  übel  beleumdete  Sohn  des  Gonde  de  Nieva,  Juan 
de  Yelasco,  der  aussagt,  dass  er  Sarmiento  seit  langem  kenne  und  von  ihm  von 
solchen  Ringen  erfahren  habe,  in  Besitz  gehabt  und  an  den  Dominikaner-Mönch 
Francisco  de  la  Cruz  ausgeliefert,  der  einen  Lehrstuhl  der  Theologie  inne  hatte. 
Von  diesem  Gelehrten,  der  übrigens  1B78  offenbar  infolge  geistiger  Umnachtung 
selber  dem  Schicksal  verfallen  ist,  in  einem  Inquisitionsprozesse  ein  trauriges 
Ende  zu  nehmen,  hatte  aber  auch  Sarmiento  in  der  Beichte  die  beiden  hand- 
schriftlichen Hefte  begutachten  lassen  und  von  ihm,  wie  schon  früher  einmal  von 
einem  Geistlichen  in  Spanien,  die  Auskunft  erhalten,  es  sei  unbedenklich  sie  zu 
besitzen,  da  darin  von  der  Verwertung  wenig  bekannter  Naturkräfte  die  Rede 
sei.  Einem  Sekretär  des  Conde  de  Nieva  hatte  Sarmiento  Schriftstücke  in  einer 
Sprache,  die  dieser  Zeuge  nicht  verstand,  zum  Abschreiben  gegeben,  aber  als  der 
wegen  des  Inhalts  Bedenken  äusserte,  hatte  sie  Sarmiento  vor  einer  Reise  samt 
den  Abschriften  an  sich  genommen  und  angeblich  verbrannt.  Ein  anderer  Zeuge 
behauptet,  Sarmiento  habe  ihm  einen  Fingerring  gezeigt  und  angegeben,  wie  man 
es  anzufangen  habe,  um  nach  geheimnisvollen  Vorbereitungen  mit  diesem  Ring 
am  Finger  unter  Ablesen  einer  Beschwörung  auf  einem  Spiegel  zu  erblicken  was 
man  zu  erfahren  wünsche,  auch  habe  er  ihm  versprochen  ein  Gebet  aufzuschreiben; 
wer  das  hersage  erhalte  Enthüllungen,  an  denen  ihm  gelegen  sei. 

Sarmiento  hatte  eine  heftige  Auseinandersetzung  mit  dem  Erzbischofe,  der 
ihn  darauf  hinwies,  dass  der  Angeklagte  ganz  in  seine  Hand  gegeben  sei ;  an 
Gesetze  sei  das  Verfahren  nur  gebunden,  soweit  es  ihm,  dem  Erzbischofe,  be- 
liebe1). Doch  eine  persönliche  Anfeindung  wird  nicht  in  der  erhobenen  Anschul- 
digung zu  suchen  sein.  Vielmehr  betrachtete  wohl  Loaysa  als  seine  Seelenhirten- 
Pflicht  mit  den  von  dem  verstorbenen  Vizekönige  begünstigten  verdächtigen 
Künsten  baldigst  aufzuräumen.  Am  8.  Mai  1565  wurde  endlich,  nachdem 
noch  die  Meinung  verschiedener  Geistlicher  gehört  worden  war,  das  Urteil  gefallt, 
Sarmiento  habe  als  Büssender  mit  Kerze  in  der  Hand  ohne  Obergewand  eine 
Messe  in  der  Hauptkirche  von  Lima  zu  hören,  ferner  wurde  über  ihn  die  in 
Inquisitionssachen  häufige  Strafe  der  'Verbannung  aus  sämtlichen  Indien  Seiner 
Majestät  nach  den  spanischen  Reichen'  als  sofort  zu  vollziehen  ausgesprochen. 
Bis  zur  Vollstreckung  wurde  Einsperrung  in  einem  Kloster  angeordnet,  mit  zwei 
Fasttagen  in  der  Woche,  an  denen  er  die  7  Busspsalmen  herzusagen  habe. 
Drucke  oder  Handschriften  der  besprochenen  Art  wurde  ihm  verboten  zu  be- 
sitzen.    Ausserdem   habe  er  abzuschwören   und  zwar  de  levi*);    immerhin  wurde 


1)  In  einem   später  verfassten  Schreiben   (Medina,  T.  1,  S.  335),   erwähnt  Sarmiento  diese 
Einschüchterung:  que  para  mf  no  habfa  de  haber  mäs  leyes  de  las  qne  £1  quisiere. 

2)  Zu  de  levi  vergl.  Medina,  a.a.O.  I  S.  211. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XXV 

also  der  Fall  als  ein  minder  schwerer  betrachtet.  Sarmiento  appellierte  zunächst 
an  den  Papst,  schwor  aber  doch  schon  am  24.  Mai  in  der  Audiencia  ab  und 
hörte  die  anbefohlene  Messe.  Der  Erzbischof  hob  danach  die  Einsperrung  auf 
und  wies  ihm  Lima  als  Aufenthaltsort  an  mit  der  Erlaubnis  sechs  Monate  im 
Jahre  nach  Guzco  und  anderswohin  zu  verreisen,  eine  Milderung,  die  weiter  aus- 
gedehnt und  auf  das  ganze  Jahr  1567  verlängert  wurde. 

Man  würde  fehlgreifen,  wollte  man,  nach  dem,  was  dieser  Prozess  enthüllt, 
Sarmiento  für  einen  Träumer  oder  Gaukler  halten.  Hiervor  schützt  ihn  überdies 
die  Art,   in   der  er  von  den  Personen  seines  Umgangs  allgemein  beurteilt  wird. 
Mehrere  Zeugen  geben  zu  Protokoll,   dass  sie  Anzeige  unterlassen   haben,   weil 
der  Angeklagte,  ihr  Freund,  von  ihnen  als  ein  ehrenhafter  und  wahrheitsliebender 
Kavalier  geschätzt  werde 1).  Ich  möchte  Sarmiento  hierin  annähernd  in  Vergleich 
stellen  mit  einem  Manne,   der  zum  Teil  noch  zu  seinen  Zeitgenossen  zu  rechnen 
ist,  mit  Benvenuto  Cellini,  und  möchte  erinnern  an  das  was  über  diesen  Goethe 
gesagt  hat:   'Zauberei,   so  hoch  sie  verpönt  sein  mochte,  blieb  immer  für  aben- 
teuerlich gesinnte  Menschen   ein   höchst   reizender  Versuch,    zu   dem   man   sich 
leicht  durch    den    allgemeinen  Volksglauben   verleiten   liess'.    Und  weiter  passt 
auch  etwas  auf  Sarmiento  der  Satz :  'Kaum  sollte  man  glauben,  dass  aus  solchen 
phantastischen  Regionen  zurückkehrend   ein  Mann  sich  wieder  so  gut  ins  Leben 
finden  würde;  allein  er  bewegt  sich  mit  grosser  Leichtigkeit  zwischen  mehreren 
Welten'.  Näher  liegt  vielleicht  noch,  sich  das  Gemisch  von  Wirklichem  und  Un- 
wirklichem  zu  vergegenwärtigen,   das  uns  Ende   des  14.,  Anfang  des  15.  Jahr- 
hunderts in  dem  Bellifortis  des  Konrad  Kyeser  von  Eichstadt  begegnet,  in  wel- 
chem  eine  Reihe   wunderlicher  Planetenbilder   nebst    seltsamen  Versen   die  ge- 
heimnisvolle Einleitung  bildet   zu   einer  Sammlung  von  Entwürfen  zu   Geräten 
und  Vorkehrungen  rein  praktischer  Art,   zwischen  die  wieder  Zauberbilder  ein- 
geschaltet sind.    Aber  auch  hierbei  liegt  das  Widerspruchsvolle  in  Unterschei- 
dungen, die  für  jene  Zeiten  nicht  so  bestanden  wie  für  uns.    Sarmiento  war  ein 
Mann  von  scharfem  Nachdenken  und  methodischem  Spürsinn,  ein  Mann  der  Tat, 
in  dessen  Art  Praxis  und  Theorie  einander  ergänzten.    Wo  aber  lagen  damals 
die  Grenzen  des  Ausführbaren,   des  Natürlich-Gesetzmässigen  für  einen  kühnen 
nach  Erfolg  drängenden  Geist?    War  ohne  Zweifel  Sarmiento  beherrscht  von 
einem  Hang  zur  Beschäftigung  mit  Entlegenem  und  Rätselhaftem,  gefiel  er  sich 
im  Gefühle  geistiger  Ueberlegenheit  darin,  bisweilen  wohl  mit  temperamentvoller 
Vorwegnahme,  Kenntnisse  und  Kunstfertigkeiten,  die  er  zu  beherrschen  glaubte, 
recht  kräftig  durchblicken  zu  lassen,    so  trieb  ihn  bei  alledem  doch  weniger  ein 
verschwommener   Enthusiasmus    als   eine  nüchterne,    aber   begierig   zugreifende 
Wertschätzung   des  Nützlichen.    Nur   die  Weltanschauung  seiner  Zeit   gibt  er 
wieder,  wenn  er  in  seinem  Geschichtswerke  wiederholt  Wundern  und  Zaubereien 
Wirklichkeit  beimisst2),  wenn  er  in  einem  seiner  Berichte  über  die  Magelhaens- 

1)  Medina,  a.a.O.  318:  por  tenelle  por  hombre  de  bien,  hidajgo  y  de  verdad.  Ebenda  821: 
por  tenerle  por  hombre  honrado. 

2)  Vergl.  z.  B.  in  der  Geschichte  des  Inkareiches,  Seite  90. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Win.  ra  Göttimf en.  Phil.4dft.  Kl.  K.  F.  Bind  6,«.  d 


XXVI  RIUHAHD   PIETSCHMANN, 

Strasse *)  andächtig  eine  Erzählung  bucht,  die  er  auf  den  Azoren  vernommen  hat, 
von  einer  Schiffsmannschaft,  der  beglaubigtermassen  einmal  vor  Sonnenuntergang 
am  Himmel  ein  Kruzifix  auf  dem  üblichen  Schädel-Postamente  (caloario)  zwischen 
zwei  Gestalten,  von  denen  die  eine  weiss,  die  andere  schwarz  und  rot  aussah, 
erschienen  sei2). 

In  allem  diesen  steht  Sarmiento  nicht  vereinzelt  da.  In  besonderm  Masse 
als  ein  Gegenstück  zu  Konrad  Kyeser  erscheint  er  in  der  Schilderung  des 
Bartolome  Leonardo  de  Argensola,  dessen  Berichterstattung  freilich  nicht  selten 
ganz  ins  Fabulieren  ausartet.  Nach  ihm  stand  Sarmiento  'weder  den  Piloten', 
die  unter  ihm  in  der  Erforschung  der  Magelhaens-Strasse  mitwirkten,  'irgendwie 
an  Geschick  nach,  noch  fehlte  es  ihm  daran  in  irgend  einem  Gebiete  des  Kriegs- 
wesens, wie  einmal  bei  der  Veröffentlichung  seiner  Abhandlungen  über  Schiffahrts- 
wesen, Stück-  und  Kugelgiesserei,  Befestigungen  und  Sternkunde  zur  Richtschnur 
in  sämtlichen  Meeren'  sich  ergeben  werde8).  Geschick  und  Wagemut  in  den  ge- 
fahrvollsten Seefahrten    rühmt    an   ihm   auch    ein    Biograph    Philipps  IL4),    und 

1)  Sarmiento,  Viaje  al  Estrecho  de  MagellanesM&dnd  17G8.  S.  378.  Englisch  in  Markham's 
Straits  of  Magellan,  S.  196.  —  Gelegentlich  hat  man  Sarmiento  allein  zur  Last  gelegt,  dass  fabel- 
hafte Vorstellungen  von  der  Riesenstatur  der  Patagonier  in  Umlauf  gelangt  sind.  Von  den  Riesen, 
im  Unterschiede  zu  den  untersetzten  Feuerländern,  spricht  aber  z.  B.  auch  einer  der  Kolonisten, 
Namens  Hernändez,  in  seiner  Vernehmung.  Dudley  in  seinem  Arcano  del  Marc  (T.  2,  Dkhiarazione, 
S.  87  der  2.  Aufl.  Florenz  1661)  bezeichnet  eine  Stelle  der  Meerenge  eigens:  Quivi  si  cominciano 
a  trovare  genti  grandi  come  giganti,  di  cinque,  e  sei  braccia;  —  auch  erzählt  er:  II  Capitano 
Oliviero  Olandese  combatte  con  huomini  grandi,  e  fieri  come  giganti,  di  statura  da  cinque  ä  sei 
braccia.  Eine  Aufzählung  der  schwankenden  Angaben  der  Seefahrer  gab  Tb.  Waitz,  Anthropologie, 
3  S.  488  f. 

2)  Etwas  ähnlich  phantasievolles  ist  auch  die  Abbildung  einer  Nebensonnen-Himmelser- 
scheinung, die  in  Porco  zu  sehen  gewesen  sein  soll,  bei  Diego  Fernändez  2,  Buch  2,  Kap.  13,  Blatt 
39  verso.  Dagegen  wird  gegen  die  Beobachtung  eines  weissen  Bogens  am  Himmel  gegenüber  dem 
untergehenden  Monde,  die  Sarmiento,  Viaje  al  Estrecho  de  Magellanes,  S.  297  (Markham,  S.  162  f.), 
gemacht  haben  will,  nichts  einzuwenden  sein. 

3)  B.  Leonardo  de  Argensola,  Conquista  de  las  islas  Malucas,  libro  3,  Madrid  1609  S.  111 
(Zaragoza  1891  S.  110):  Con  increfble  curiosidad  hizo  lo  mismo,  usando  de  la  atenciön  y  destreza 
de  8U8  pilotoa  y  de  la  suya,  que  no  era  inferior,  ni  en  ningün  ministerio  militar,  como  lo  dirän  — 
si  salen  ä  luz  —  sus  tratados  de  las  navegaciones,  fundiciones  de  artillerfa  y  balas,  fortificaciones, 
y  noticia  de  estrellas  para  seguir  en  todos  los  mares. 

4)  Luis  Cabrera  de  Cördoba,  Felipe  segundo,  rey  de  Espatia,  libro  12  cap.  23  (T.  2.  Madrid 
1876.  8.  566  f.)':  Pedro  Sarmiento  de  Qamboa,  diestro  y  osado  en  las  navegaciones  mäs  peligrosas. 
Cabrera,  der  den  ersten  Band  seines  Werkes  1619  erscheinen  Hess,  mag  allerdings  sein  Urteil  über 
Sarmiento  der  Geschichte  der  Molukken  des  Argensola  entlehnt  haben.  Wie  Argensola  Sarmiento 
zweimal  mit  Drake  'kämpfen'  lässt,  —  que  ya  otras  dos  veces  habfa  peleado  con  este  cosario,  — 
nämlich  vor  der  ersten  Fahrt  nach  der  Magelhaens-Strasse,  die  doch  auch  nur  in  sehr  uneigent- 
lichem Sinne  ein  'Kämpfen  mit  dem  Korsaren'  war,  so  erwähnt  mit  wörtlicher  Entlehnung  auch 
Cabrera  von  Sarmiento:  Habfa  peleado  con  el  cosario  dos  veces.  —  Dass  Sarmiento  in  dem  Rufe 
eines  grossen  Seefahrers  stand,  sagt  auch  Robert  Dudley  in  seinem  Arcano  del  mart  (2.  Ausg.  Bd. 
2,  Dkhiarazione,  Seite  61),  der  zwar  die  Entdeckung  der  Salomons-lnseln  viel  zu  spät  ansetzt 
(1579,  auf  der  entsprechenden  Karte  sogar  erst  1580,  —  Verwechselung  mit  der  zweiten  Fahrt 
Mendafia'8  dorthin),  der  aber  in  England  war,  als  Sarmiento  dorthin  als  Gefangener  kam:  Don 


PKDBO   SARHItiKTO's    GKSCHICHTK   DES    INKAREICHES.  XXVH 

Feschel *)  gibt  ihm  das  Beiwort  'unter  den  spanischen  Seeleuten  des  16.  Jahr- 
hunderts der  grösste  Gelehrte'.  Ohne  Frage  ist  ihm  viel  von  den  Eigenschaften 
zuzusprechen,  die  zum  Forschungsreisenden  gehören.  Und  ein  Verdienst,  das 
ihm  nie  verkümmert  werden  kann,  ist  jedenfalls,  dass  er  zuerst  und  zwar  unter 
harten  Anstrengungen  und  Drangsalen  unternommen  hat,  das  kartographische 
Bild  der  Magelhaens-Strasse  festzulegen.  Es  wäre  wünschenswert,  wenn  einmal 
von  einem  Fachmanne  die  zahlreichen  Bemerkungen  über  Ortsbestimmungen  und 
verwandte  Dinge,  die  sich  in  Sarmientos  Schriften  vorfinden,  einer  zusammen- 
hängenden Untersuchung  gewürdigt  würden.  Neben  manchen  Irrtümern  und  etwas 
vorschnellen  Annahmen  wird  sich  im  ganzen  wohl  eine  Summe  guter  Kenntnisse 
ergeben.  Auf  die  Möglichkeit  der  Längenermittelung  aus  Mondabständen  hatte 
1514  schon  Johann  "Werner  hingewiesen  *),  ja  einen  Versuch  dieses  Mittel  zu  be- 
nutzen hatte  bereits  1499  Amerigo  Vespucci  gemacht,  wenn  der  Brief3)  echt  ist, 
in  dem  davon  geredet  wird.  Sarmiento,  dem  Briefe  von  Vespucci  bekannt  sind, 
wird  diesen  allerdings  nicht  gekannt  haben.  Viel  Unternehmungssinn  gehörte 
immerhin  dazu,  dass  auf  der  Fahrt  von  der  Magelhaens-Strasse  durch  den  at- 
lantischen Ozean  am  31.  März  1580  Sarmiento  sich  eine  besondere  Art  von  Ja- 
kobstab —  un  g£nero  de  bäculo  6  ballestilla  —  zurechtmachte,  um  mit  Hülfe 
dieses  primitiven  Instruments  den  Abstand  des  Mondes  von  der  Sonne  zu  nehmen 
und  daraus  seinen  ungläubigen  Piloten  zum  Trotz  eine  Längenbestimmung  zu 
versuchen 4). 


Pietro  Sarmiento  .  .  .  ,  reputato  gran  Capitano  per  Marc;   ü  quäle  fu  fatto  poi  prigione  (legi'  In- 
glesi  in  altre  spedizioni  e  fu  condotto  in  Inghilterra  a  tempo  dell'  Autore  [=  Robert  Dudley). 

1)  Oscar  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde.  München  1865.  S.  259. 

2)  Sarmiento  zitiert  Seite  11  seines  Geschichtswerks  Pomponius  Mela.  Zu  den  Ausgaben,  die 
er  gekannt  haben  kann,  gehört  auch  der  in  mehrfacher  Hinsicht  interessante  Druck:  Pomponii 
Melae  de  situ  orbis  libri  tres.  Una  cum  auctario  Petri  Ioannis  Oltiarij  Valentini  .  .  .  Parisiis, 
Apud  Iacobum  Keruer  .  .  .  1556.  Hier  findet  man  (Bl.  9  verso)  in  den  Anmerkungen  eine  Er- 
örterung des  auf  dem  Titel  genannten  Bearbeiters  über  Längenbestimmung,  die  anfängt:  De  longi- 
tudine  quaestio  est  magnis  contentionibus  a  recentioribus  nautis  agitata  neque  in  hoc  tcmpus  soluta 
.  .  .  fuere  aliqui  et  illi  peritissimi  nautae,  qui  longitudinem  stcllis  iixis  tribuerunt  ex  propinqui- 
tate  et  distantia  earundem  ad  lunam  vel  solem.  Weiter  berichtet  derselbe  Petrus  Iohannes  Olivarius 
von  einem  Gespräche  über  die  verschiedenen  Methoden,  dem  er  einmal  zugehört  habe:  Annus  agitur 
sextus  deciraus  ex  quo  inviserunt  me  quatuor  incredibili  experientia  nautae,  lacobus  (juarterius 
Britannus  ex  minore  Britannia  [=  Jacques  Cartier,  der  aus  St.  Malo  stammt],  Germanus  Sorisius 
Kortmanus  [?  Germain  Sorin],  Magallanus  nepos  illius  celeberrimi  Magallani,  qui  nomen  dedit 
freto  australi  Portugalensis  natione,  et  Gaspar  Senensis;  hij  omnes  me  praesentc  hanc  magnis 
clamoribus  agitarunt  quaestionem  ....  Man  sieht  auch  hier  wie  diese  Aufgaben  in  dieser  Zeit  die 
Männer  der  Praxis  und  der  Theorie  gleichermassen  beschäftigten. 

3)  Ich  will  nicht  unterlassen  hervorzuheben,  dass  Sarmiento  diesen  Brief  schwerlich  gekannt 
haben  kann.  Er  wurde  erst  1745  von  Bandini  veröffentlicht.  Die  Frage  der  A  echt  hei  t  der  Briefe, 
die  unter  Amerigos  Namen  gehen,  gehört  zu  den  schwierigsten  Problemen  der  Geschichte  der  Erd- 
kunde. Das  Kriterium  der  Unachtheit  italienischer  Texte  solcher  Briefe,  das  seiner  Zeit  A.  v.  Varn- 
hagen  gefunden  zu  haben  glaubte,  das  Fehlen  von  Spagnuolismen,  ist  wohl  allein  nicht  ausreichend. 
Vergl.  im  übrigen  Oscar  Peschel,  Abhandlungen  zur  Erd-  und  Völkerkunde,  Leipzig  1877,  S.  237—249. 

4)  Pedro  Sarmiento,  Viaje  al  Estrecho,  S.  801  (=  Markham,  S.  164). 

d* 


XXVm  BICHARD   PIETSCHMANN, 

Sarmientos  nautische  Vorkenntnisse  erscheinen  zu  Unrecht  in  ungünstigem 
Lichte,  wenn  Oscar  Peschel,  trotz  aller  Anerkennung,  die  er  ihm  zollt,  uns  er- 
zählt: 'Der  berühmte  Pedro  Sarmiento  suchte,  als  er  in  Puerto  ßermejo  der 
Magelhaenstrasse  still  lag  (Januar  1580),  seine  Gefährten  zu  überzeugen,  dass 
wenn  die  Magnetnadeln  nur  sorgfaltig  gereinigt  und  mit  Oel  gesalbt  würden, 
die  scheinbare  Missweisung  verschwinde' 1).  Aber  weder  hat  das  Sarmiento  be- 
hauptet, noch  ist  das  was  er  wirklich  als  Massregel  gegen  die  Missweisung  zur 
Nachahmung  empfiehlt  ihm  zur  Last  zu  legen,  denn  es  ist  geistiges  Eigentum 
eines  andern.  Der  berühmte  Seefahrer  erzählt  nur,  er  habe  dort  die  Mittagslinie 
festgelegt  und  die  Schiffskompasse,  die  unter  dem  feuchten  Wetter  gelitten 
hatten,  wieder  in  Ordnung  gebracht,  und  zwar  habe  er  die  Missweisung,  die  zu 
Tage  getreten  sei,  und  die  von  manchen  als  eine  regelrechte  Eigenschaft  be- 
trachtet werde,  durch  erneutes  Magnetischmachen  der  Nadel  beseitigt.  Er  folgt 
dabei  den  Angaben  eines  Schriftstellers,  dessen  Werke  er  auch  sonst  gelesen  zu 
haben  verrät,  nämlich  des  Pedro  de  Medina,  der  in  seinem  Buche  über  Schiffahrts- 
kunde sechs  verschiedene  Ursachen  für  die  Abweichung  von  der  Nordlinie  und 
die  Mittel  zur  Abhülfe  anführt2).  Als  erste  dieser  Ursachen  wird  angeführt  ein 
Mangel  an  magnetischer  Eigenschaft  bei  der  Nadel,  der  daher  komme,  dass  sie 
nicht  genug  mit  dem  Magnetstein  „gespeist"  worden  sei.  Das  Wort  für  „speisen" 
lautet  im  Spanischen  cebar,  und  dieses  Wort  ist  noch  jetzt  im  Spanischen  der 
technische  Ausdruck  für  Magnetischmachen.  Pedro  de  Medina  beschreibt  auch 
eingehend,  wie  in  jenem  Falle  die  Nadel  durch  Bestreichen  mit  einem  als  gut 
erprobten  Magnetstein  „gespeist"  werden  müsse,  —  genau  das  was  Sarmiento 
getan  zu  haben  angibt  und  als  bewährtes  Mittel  hinstellt.  Diesen  Sprachgebrauch 
hat  Peschel  verkannt.  Er  hat  bei  cebar  wohl  an  sebo,  „Fett",  „Salbe"  gedacht 
und  daher  irrtümlicherweise  gemeint,  Sarmiento  habe  die  Missweisung  durch  Ein- 
fetten beseitigen  wollen.  Uebrigens  würde  Ende  1579  —  das  ist  die  Zeit  auf 
die  Sarmientos  Bericht  sich  bezieht  —  wie  Burney  und  Markham  bemerken, 
die  normale  Abweichung  der  Nadel  in  Puerto  Bermejo   so   gering  gewesen  sein, 


1)  Oscar  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde,  (München  1865)  S.  389  Anm.  1.  Aehnlich  Oscar 
Peschel,  Abhandlungen  zur  Erd-  und  Völkerkunde  (Leipzig  1877),  S.  171:  „Wir  möchten  zugleich 
daran  erinnern,  dass  ein  so  ausgezeichneter  Seemann  wie  Pedro  Sarmiento,  der  das  erste  Schiff 
aus  dem  stillen  Meere  in  den  atlantischen  Ocean  führte,  noch  am  Schlosse  des  16.  Jahrhunderts 
fest  behauptete:  es  gebe  keine  Missweisung,  und  man  brauche  nur  eine  missweisende  Magnetnadel 
hinlänglich  zu  reinigen  und  frisch  einzuölen,  um  ihre  Rechtweisung  herzustellen".  Robert  Dudley 
sagt  übrigens  für  seine  Zeit,  also  für  die  letzten  Jahrzehnte  des  16.  und  ersten  des  17.  Jahr- 
hunderts, in  der  Mitte  der  Meerenge  sei  die  Abweichung  gleich  Null,  —  allerdings  unter  Hin- 
weisung auf  Gilberts  Regel,  die  sich  nicht  immer  bewähre. 

2)  Pedro  de  Medina,  Arte  de  navegar  (Valladolid  1545),  Bl.  LXXX  verso.  Medina  macht  auf- 
merksam darauf,  das  Bestreichen  der  Nadel  habe  mit  dem  richtigen  Ende  des  Magnetsteins,  dem 
'Antlitze',  —  cara  — ,  zu  erfolgen,  um  wirksam  zu  sein.  —  Eine  Uebersicht  über  die  Entwickelung 
der  Kenntnis  der  Abweichung  gab  neuerdings  die  Dissertation  von  August  Wolkenhauer,  Beitrage 
zur  Geschichte  der  Kartographie  und  Nautik,  München  1904.  Vergl.  auch  G.  Hellmann  in  der 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  Bd.  32,  Berlin  1897,  S.  120. 


PEDRO   SARMIEKTO'S   GESCHICHTE   DES  I>'KAREICHES.  XXIX 

dass   an    den   damaligen  Instrumenten  davon   schwerlich   etwas   zu   spüren   ge- 
wesen wäre. 

Auch  in  anderer  Hinsicht  wird  man  Sarmiento  nicht  mit  anderem  Massstabe 
messen  dürfen  als  seine  Zeitgenossen.  Härten  gegen  Untergebene,  Gewalttätig- 
keiten gegen  Eingeborene  hat  er  genug  begangen.  Aber  wie  viel  davon  war 
nicht  an  der  Tagesordnung.  Friedliche  Bewohner  fremder  Gegenden  zu  Ge- 
fangenen zu  machen,  um  sie  als  Dolmetscher  zu  benutzen,  wie  er  es  getan  hat, 
war  eine  Massregel,  die  in  der  amtlichen  Instruktion  für  Entdeckungsreisen  vom 
Jahre  1573  ausdrücklich  zugelassen  wird,  nur  solle  man  sie  „durchaus  gut  be- 
handeln ".  In  einem  Punkte  zeigt  sogar  Sarmiento  sich  weniger  voreingenommen, 
als  das  bei  den  Geschichtsschreibern  der  Conquista  üblich  ist.  Er  begnügt  sich, 
dem  Leser  ein  für  allemal  mit  Nachdruck  zu  erklären,  dass  die  religiösen  Vor- 
stellungen, von  denen  die  Eingeborenen  der  Neuen  Welt  sich  leiten  Hessen,  ihnen 
von  dem  Erbfeinde  des  Menschengeschlechts  mit  Blendwerk,  List  und  Trug  bei- 
gebracht worden  seien1).  Er  verschont  uns  jedoch  mit  den  gereizten  Hinweisen 
auf  die  Schändlichkeiten  des  Satans,  in  denen  die  meisten  seiner  Vorgänger  und 
Nachfolger  sich  nicht  genug  tun  können.  Ja  er  hebt  ruhig  hervor,  dass  die 
Ueberlieferungen,  die  man  bei  den  Bewohnern  Perus  vorfinde,  ihnen  ebensosehr 
für  ausgemachte  Wahrheiten  gelten,  wie  den  Spaniern  die  ihres  Glaubens,  und 
das  sie  dafür  ebenso  einstehen.  Er  verstand  —  wie  uns  auch  ausdrücklich  be- 
zeugt wird2)  —  im  höchsten  Masse,  selbst  unter  den  schwierigsten  Lebenslagen 
sich  in  fremder  Umgebung  und  fremder  Denkweise  zurechtzufinden.  Wer  die 
Geschichte  Perus  „die  schmackhafteste  und  seltsamste  Barbaren-Geschichte u  nennt, 
„die  es  bis  heutigen  Tags  von  einer  politischen  Nation  zu  lesen  gibt"  (Seite  22 
des  Textes),  der  offenbart  eine  für  jene  Zeit  überaus  seltene  Fähigkeit,  fremde 
Eigenart  zu  würdigen  und  gelten  zu  lassen. 

In  den  ungefähr  sieben  Jahren,  die  Pedro  Sarmiento  in  Peru  verlebte,  bevor 
er  sich  dem  Glaubensgerichte  unterziehen  musste,  hat  er  sich  aber  auch  und 
zwar  allem  Anscheine  nach  sehr  eingehend  mit  andern  Dingen  beschäftigt  als 
mit  jenen  astrologischen  Trugbildern,  mit  Angelegenheiten,  die  auch  viel  des 
Ungewöhnlichen  und  Seltsamen  besassen,  von  dem  zu  erfahren  seinen  Sinn  an- 
lockte. Es  waren  die  Nachrichten,  die  bei  den  Eingebornen  über  die  Vergangen- 
heit des  Landes  in  Umlauf  waren.    Hierbei  kam  ihm  eine  Erzählung  zu  Ohren, 


1)  Sarmiento,  Geschickte  des  Inkareiches,  S.  23. 

2)  Ein  Kenner  der  Verhältnisse  Englands  stellt  Sarmiento  in  einem  vertraulichen  Schreiben 
1586  das  Zeugnis  aas,  er  gelte  in  England  bei  der  Königin  und  ihren  Räten  als  ein  sehr  ge- 
schickter und  geschäftsgewandter  Mann,  und  er  sei  in  der  Tat  ein  sehr  brauchbarer  Mann,  der 
mit  den  Leuten  in  England  so  gut  bescheid  wisse,  als  hatte  er  schon  zehn  Jahre  unter  ihnen  ge- 
lebt Vergl.  Calendar  of  letters  and  State  papers  relaüng  to  tngUsh  affaWs  preserved  principally  in 
the  Archines  of  Simancas,  Vol.  3,  Elizabeth  1580—1686  S.  664.  Der  spanische  Bevollmächtigte 
schreibt  aus  Paris  an  den  König,  Sarmiento  habe  ihm  über  die  Lage  der  Angelegenheiten  in 
England  Bericht  erstattet,  so  trefflich,  wie  es  eben  ein  Mann  von  dieser  Befähigung  verstehe,  denn, 
obwohl  er  ein  Gefangener  war,  habe  er  auf  alles  Acht  gehabt;  (ebendort,  S.  668  f.). 


XXX  RICHARD   PIETSCHMANN, 

in  der  sich  der  Ausblick  auf  eine  Entdeckungsfahrt  nach  einem  bis  dahin  den 
Spaniern  unbekannten  gold-  und  menschenreichen  Lande  eröffnete.  Er  hat  in  sein 
Geschichtswerk  diese  Erzählung  aufgenommen1).  Das  wesentlichste  war  Fol- 
gendes : 

Als  Tupac  Inca  Yupanqui  das  Küstenland  bei  Manta,  Tumbiz  und  die  Insel 
Pirna  in  Besitz  nahm,  traf  er  Handelsleute  an,  die  aussagten,  sie  seien  auf  Flossen 
mit  Segeln  von  Inseln  hergekommen,  die  fern  in  der  Richtung  nach  Westen  im 
Meere  lägen.  Er  hegte  Zweifel  an  der  Wahrheit  dieser  Angaben  und  befragte 
einen  'Nigromanten'  Namens  Antarqui,  den  er  bei  sich  hatte.  Dieser,  der  fliegen 
konnte,  fand  nach  einigem  Besinnen  nichts  einzuwenden,  erbot  sich  zu  einer  Er- 
kundigungsreise durch  die  Luft,  machte  sich  auf  den  Weg  und  kam  zurück  mit 
der  Nachricht,  dass  Alles  sich  bestätige.  Da  liess  Tupac  Inca  Flösse  herrichten 
und  fuhr  mit  einer  Abteilung  seines  Heeres  und  in  Begleitung  von  Vornehmen 
aus  dem  Inkageschlechte,  die  in  der  Erzählung  einzeln  mit  Namen  aufgeführt 
werden,  zur  See  nach  zwei  Eilanden,  von  denen  das  eine  als  Ninachumpi 
(?  'Feuerinsel'),  das  andere  als  Avachumpi,  (V  'Ausseninsel') 2)  bezeichnet  wurde. 
Nach  Abwesenheit  von  neun  Monaten  oder,  wie  andere  berichteten,  von  einem 
Jahre  langte  er  wieder  an  der  Küste  Perus  an  und  brachte  reiche  Beute  mit : 
schwarze  Menschen,  viel  Gold,  einen  Sessel  von  Messing,  Haut  und  Kiefer  eines 
Pferdes3).  Diese  Trophäen  wurden  auf  der  Burg  von  Cuzco  bis  zur  Zeit  der 
Spanier  aufbewahrt.  Haut  und  Kiefer  waren  unter  Obhut  eines  vornehmen  Indio, 
Don  Hernando  G-uaranga  (Huaranca),  welcher  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Ge- 
schichtswerks noch  lebte.  'Ich  hebe  das  hervor',  sagt  Sarmiento  (S.  91),  'weil 
denen,  die  etwas  von  Indien  verstehen,  scheinen  wird,  es  sei  ein  seltsamer  Fall 
und  schwer  zu  glauben'.  Er  hätte  noch  hervorheben  können,  dass  Urco  G-ua- 
ranga zwar  damals  85  Jahre  alt  war4),  dass  jedoch  die  Vorgänge,  von  denen 
in  dieser  Ueberlieferung  erzählt  wird,  noch  vor  dem  Regierungsantritt  des  Tupac 
Inca,  das  heisst,  wenigstens  nach  Sarmientos  Zeitrechnung,  mehr  als  90  Jahre 
vor  Guarangas  Geburt  zurückliegen  würden.  Aber  es  gab  noch  anderes  zu 
hören,  geeignet  Sarmientos  Glauben  anzufeuern:  die  Sage,  dass  vom  Meere  her 
in  der  Vorzeit  auf  der  Punta  de  Santa  Elena  Riesen  gelandet  waren,  von  deren 
schmählichem  Untergange   noch   vermeintliche   Riesenknochen  zeugten6);   —  die 

1)  Vergl.  die  im  Register  unter  'Avachumbi'  and  'Niäachumbi'  zitierten  Angaben  Baiboas, 
die  Jimenez  in  dem  Boletin  de  la  Sociedad  geogräfica  de  Madrid,  T.  31  (1891,  2)  S.  372  z.  T.  in 
ihrem  spanischen  Wortlaut  wiedergibt.    Cabello  Baiboa  erwähnt  den  Wundermann  Antarqui  nicht 

2)  Die  Etymologie  rührt  her  von  Jimenez  (a.  a.  0.,  S.  375  f.).  Chumpi  bedeutet  'Gürtel' ;  auch 
bedeutet  es,  was  hier  aber  wohl  nicht  in  Betracht  kommt,  als  zweiter  Teil  einer  Farbenbezeichnung 
'braun7.  Nina  ist  'Feuer',  hahua  'aussen',  aber  auch  'fremd',  'nicht  landläufig'. 

3)  Vergl.  die  Nachträge  zu  den  Anmerkungen  zu  Seite  91  des  Textes. 

4)  Vergl.  Anm.  2  zu  Seite  91  des  Textes. 

5)  Oieza,  P.  1,  cap.  52.  Acosta,  libr.  1,  cap.  19.  Zärate  libr.  1,  cap.  4.  Garcilaso,  P.  1,  libr. 
9,  cap.  9.  Markham  zu  Cieza,  P.  1,  S.  190  f.  Pedro  Gutierrez  de  Santa  Clara,  Historia  de  las 
guerras  civiles  del  Peru  (1544—1548),  libro  3  cap.  66  (Colecciön  de  libros  y  documentos  referentes 
ä  la  historia  de  Amtrica,  Tomo  4,  Madrid  1905,  S.  566—573). 


PEDRO   SARMIENTO  *S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XXXI 

Nachricht,  dass  die  Bewohner  von  Ica  und  Arica  auf  luftkissenartigen  Schläuchen 
aus  Robbenfellen  weite  Seefahrten  zu  einer  Insel  fern  im  Westen  unternommen 
haben  sollten  *).  Auch  scheint  es  vor  1563  gewesen  zu  sein,  so  meint  Peschel,  dass 
die  Insel  bemerkt  wurde,  die  nach  Juan  Fernändez  ihren  Namen  führt ;  möglich, 
dass  schon  damals  von  dem  hohen  Berglande  berichtet  wurde,  das  in  südlichen 
Breiten  in  Sicht  gekommen  sei. 

Nach  Sarmientos  eigener  Aussage  waren  es  jedoch  hauptsächlich  'mathema- 
tische' Erwägungen,  die  ihn  antrieben,  1567  dem  Lizentiaten  Castro  darzulegen, 
dass  es  in  der  Südsee  viele  Inseln  und  grosse  Länder  zu  entdecken  gebe2). 
Seine  Wünsche  begegneten  sich  mit  Absichten  des  Gouverneurs,  mit  Aufträgen, 
welche  ihm  König  Philipp  II.  mit  auf  den  Weg  gegeben  hatte,  angeblich  ver- 
anlasst durch  die  Erwägungen  kundiger  Mathematiker,  die  für  jene  Gewässer 
Insel  und  Festland  verhiessen 3).  Schwebte  diesen  Gelehrten  etwas  vor  wie  das 
Australland  der  älteren  Geographen  oder  die  Regio  Patalis  der  Globen  Schöners 
und  der  Weltkarte  des  Orontius  Finaeus4),  so  dachte  Sarmiento  —  das  lehren 
uns  die  geographischen  Auseinandersetzungen,  die  er  seinem  Abrisse  der  Urge- 
schichte Perus  voranschickt  —  nicht  bloss  an  die  Inseln  des  Tupac  Inca  und 
die  Terra  incognita  in  austro  der  Karten,  sondern  hatte  sich  aus  diesen  und 
andern  Elementen  einen  besondern  vierten  Erdteil  der  alten  Welt  konstruiert, 
den  man  in  den  australischen  Regionen  zu  suchen  habe,  ein  Festlandgebilde  etwa 
von  der  Gestalt,  wie  es  als  breite  Scholle  auf  der  Weltkarte  Typus  orbis  terrarum 
des  Abraham  Ortelius5)  den  Südpol  umlagert.  Hier,  meinte  er  zugleich,  habe 
man,  40  Tage  zur  See  von  Asien,  d.  h.  von  der  Südspitze  Malakkas  entfernt,  das 


1)  Acosta,  libr.  1,  cap.  19  S.  68;  libr.  3,  cap.  17,  S.  162.  Markham  zu  Cieza,  P.  1,  S.  XLV. 
Nach  Acosta :  Gregorio  Garcia  1.  1,  K.  4,  1.  Cobo  4,  S.  220  f.  Th.  Waitz,  Anthropologie  der  Natur- 
völker, Bd.  4,  S.  427. 

2)  Tres  Belaciones,  S.  XXIII:  Yo  fuf  total  causa  y  instrumenta  de  que  con  la  parte  de  ta- 
lento  que  Nuestro  Sefior  me  comunicö  de  industria  y  letras,  especialmente  de  las  matematicas, 
aunque  pocas,  supe  de  muchas  tierras  incögnitas  hasta  ml  no  descubiertas  en  la  mar  del  Sur. 
(Schreiben  Sarmientos  an  den  König);  vergl.  auch  Boletin  de  la  Sociedad  geogrdfica  de  Madrid, 
T.  31,  S.  370—372. 

3)  Hernando  Gallego  bei  Lord  Amherst  and  B.  Thomson,  Discovery  of  the  Solomon  Islands, 
VoL  1,  S.  5. 

4)  Franz  Wieser,  Magalhäes- Strasse  und  Austrat  Continent  auf  den  Globen  des  Johannes 
Schöner.  Insbruck  1881.  S.  66;  Taf.  IV.  V. 

5)  In  des  Ortelias  Theatrum  oder  Schawplatz  des  erdbodems  (Vorrede :  Antorff  1572).  In  dem- 
selben Theatrum  hat  eine  Karte  (Americae  sive  novi  orbis  nova  descriptio)  für  das  Meer  West- 
Süd- West  von  der  Magelhaens-Strasse,  offenbar  nach  einer  spanischen  Vorlage,  die  Benennung 
'Archipel  des  erhofften  Festlandes',  —  Archipclago  del  C.  desseado  — ,  and  in  diesem  Meere,  da 
ungefähr,  wo  Sarmiento  die  Eilande  des  Tupac  Yupanqoi  entdeckt  haben  will,  eine  Gruppe  von 
drei  Inseln  mit  der  Bemerkung :  Hie  uspiam  insulas  esse,  auro  ddvites  nonnulli  volunt.  Auf  einer 
andern  Karte  desselben  Atlas,  dem  Typus  orbis  terrarum,  heissen  diese  Inseln  Insult  incognite. 
Ebenso  aber  schon  in  dem  Theatrum  orbis  terrarum  (Vorrede:  Antwerpen  1570).  Diese  Inselgruppe 
als  IfsoleJ  incognite  hat  auch  noch  Robert  Dudley,  Arcano  del  Marc,  2.  Ausg.,  T.  2,  Asia,  Carta 
XXIII.  —  Vergl.  auch  weiter  unten  die  Nachträge  zu  Seite  22  des  Textes  Sarmientos. 


XXXII  RICHARD   PIETSCHMANN, 

Kattigara  des  Ptolemäus,  hier  das  unbetretene  Land,  in  welches  das  vierte  Ezra- 
Buch  die  zehn  verlorenen  Stämme  Israels  versetze1). 

Lope  Garcia  de  Castro  entschloss  sich  zwei  Schiffe  auszurasten.  Er  stellte 
sie  unter  den  Oberbefehl  seines  Neffen  Alvaro  de  Mendana  de  Neyra,  der,  erst 
25  Jahre  alt,  hierbei  Gelegenheit  finden  konnte  sich  auszuzeichen,  ausserdem  von 
Sarmiento,  so  versichert  dieser,  kluger  Weise  vorgeschlagen  wurde.  Die  nau- 
tische Leitung  hatte  ein  alterfahrener  Seemann,  Hernando  Gallego.  Sarmiento 
ging  als  Befehlshaber  eines  der  beiden  Schiffe  mit.  Am  19.  November  1567  brach 
man  von  Callao  auf.  Am  30.  November  bereits,  200  und  einige  Leguas  westlich 
von  Lima,  sagt  uns  Sarmiento8),  wurde  man  der  Inseln  Ninachumpi  und  Ava- 
chumpi  ansichtig,  doch  habe  Mendafia  verschmäht  sie  in  Besitz  zu  nehmen.  Was 
man  erblickte,  wird  im  besten  Falle  ein  Wolkentrugbild  gewesen  sein.  Land  gab 
es  in  so  massiger  Entfernung  von  Lima  unter  lö°45'  südlicher  Breite,  nach 
Gallegos,  unter  14°,  nach  Sarmientos  Berechnung,  schlechterdings  nicht.  Nach- 
dem man  in  der  Wasserwüste  so  weit  vorgedrungen  war,  als  es  die  Anweisung, 
welche  der  Gouverneur  erteilt  hatte,  erheischte,  und  das  Ergebnis  ausblieb,  än- 
derte man  mit  berechtigter  Vorsicht  den  Kurs  zu  Gunsten  eines  mehr  nörd- 
lichen Weges,  um  nicht  zuweit  von  den  Philippinen  abzukommen.  Es  geschah  das 
gegen  den  Einspruch  Sarmientos,  der  die  Suche  in  der  bisherigen  Richtung  mit 
einer  Hartnäckigkeit  fortzusetzen  begehrte,  in  der  Mendana  und  Gallego  nur 
Verblendung  gesehen  haben  werden.  Noch  von  den  neuesten  Geschichtsschreibern 
der  Fahrt  ist  sie  so  beurteilt  worden.  Jedenfalls  bewies  Sarmiento  das  zähe, 
durch  kein  Missgeschick  zu  entmutigende,  Ausharren  in  der  Ausführung  des 
einmal  gefassten  Vorsatzes,  das  zu  seinen  wesentlichen  Charaktereigenschaften 
gehörte ;  nachweislich  auch 8)  stand  er  unter  den  Genossen  seiner  Fahrt  mit  seiner 
Zuversicht  nicht  allein.  Und  in  seine  Ueberzeugtheit  wird  sich  leichter  hinein- 
denken wer  nunmehr,  die  Inka-Geschichte  zur  Hand,  sich  über  das  Weltbild 
unterrichtet,  das  der  sehr  autodidaktische  Eosmograph  vor  Augen  hatte.  Glaubte 
er  an  das  Atlantis-Festland  und  die  unbekannte  Zone  der  Stämme  Israels,  so 
verfuhr  er  nicht  unkritischer  als  andere  seiner  Zeitgenossen.  Und  die  Grund- 
lagen, die  ihm  dienten,  um  die  Lage  des  gesuchten  Erdteils  zu  bestimmen,  baute 
er  sich  nicht  aus  Vermutungen,  sondern  aus  Arealberechnungen  auf.  Er  durfte 
sie  daher  für  fest  ansehen.  Auch  ist  nicht  abzuleugnen,  hätte  man  nach  ihm 
sich  gerichtet,  die  Fährt  weiter  nach  Südsüdwest  würde  hier  und  auch  im  übrigen 
Verlaufe  der  Reise  gsössere  Ueberraschungen  erschlossen  haben,  als  so  zu  Tage 
gekommen  sind. 

Unerschrockenheit  genug  gehörte  allerdings  auch  dazu  die  Fahrt  in  der 
neuen  Richtung  fortzusetzen.    Es  wurde  dabei  am  15.  Januar  1568   eine  Insel 


1)  Geschichte  des  Inkareiches,  Seite  11  und  21  f.  Vergl.  dazu  die  Nachträge  zu  Seite  22. 

2)  Geschichte  des  Inkareiches,  Seite  91. 

3)  Vergl.  Jimenez  im  Boletin  de  la  Soc.  geogrdfica  de  Madrid,  T.  81,  S.  271  Anm.     Tres 
Belaciones,  S.  XXIV. 


^ 


PEDRO   SARMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XXUH 

der  Ellice-Gruppe *)  entdeckt,  die  man  mit  dem  Namen  Nombre  de  Jesus  belegte. 
Nach  ihr  bezeichnet  Sarmiento  auch  die  Gruppen  von  Inseln,  deren  Entdeckung 
sich  hieran  anschloss,  als  den  Nombre-de-Jesüs-Archipel,  eigens  mit  dem  Zusätze, 
die  Benennung  Salomon-Inseln,  die  sich  dafür  eingebürgert  habe,  sei  nicht  die 
richtige.  Diese  geht  also  nicht  auf  ihn  zurück.  Von  hier  sich  wieder  nach  Süden 
zu  wenden  oder  hier  sich  anzusiedeln,  das  waren  Wagnisse,  die,  so  warm  sie 
Sarmiento  befürwortete,  der  Mehrzahl  seiner  Gefährten  weder  wünschenswert 
noch  ratsam  erschienen.  Und  als  Nahrungsmittel  von  den  Eingeborenen  nur  noch 
durch  Plünderung  zu  bekommen  waren,  schickte  man  sich  am  11.  August  zur 
Heimkehr  an.  Unterwegs  trennte  ein  Sturm  die  beiden  Schiffe.  Das  eine  erreichte 
am  20.  Dezember  1568  einen  Ort  an  der  Küste  Kaliforniens.  Das  andere  fand 
sich  am  25.  Januar  1569  zu  Colima  wieder  an.  Auf  der  Fahrt  nach  Peru  gelangten 
sie  am  4.  April  nach  Realejo  an  der  Küste  von  Nicaragua. 

In  vollem  Zerwürfnisse  mit  Mendana  und  Gallego  verliess  hier  Pedro  Sar- 
miento die  Expedition,  wie  er  in  einem  späteren  Berichte  sagt,  um  seine  Sache 
dem  11  Leguas  ifci  dem  Hafenorte  entfernt  residierenden  Königlichen  Statthalter 
vorzutragen.  Da  sei  Mendana  schleunigst  aufgebrochen,  ohne  einmal  Sarmientos 
Habe  zurückzulassen.  Er,  Sarmiento,  habe  dann  von  Nicaragua  aus  sich  nach 
Spanien  aufmachen  wollen,  um  persönlich  bei  dem  Könige  vorstellig  zu  werden, 
habe  davon  aber  Abstand  genommen,  als  Castro  abberufen  und  Francisco  de 
Toledo  zum  Vizekönig  ernannt  worden  sei.  Diesem  gegenüber  habe  er  sich  in 
Lima  im  Beisein  Mendanas  gerechtfertigt,  ebenso  vor  dem  Königlichen  Gerichts- 
hofe, und  habe  den  Behörden  seine  Obliegenheit  und  die  königlichen  Angelegen- 
heiten, mit  denen  er  betraut  gewesen  sei,  dargelegt.  'Als  ich  danach',  fahrt  er 
fort,  'gehn  wollte,  persönlich  Euer  Majestät  von  allem  Vorgefallenen  Rechen- 
schaft zu  geben,  trug  mir  Euer  Vizekönig  an,  dass  ich  ihm  diene  bei  dieser 
General-Besichtigung,  und  deswegen,  da  mir  erschien,  dass  ich  hierbei  Euer  Ma- 
jestät ebenso  sehr  oder  mehr  diente  als  zuvor,  vermochte  ich  nicht  gegen  ihn 
mich  zu  entblöden  und  bin  so  hierher  nach  Cuzco  gelangt,  beschäftigt  mit  Ent- 
würfen für  die  Zusammenlegung  der  Indianer-Ansiedelungen  nach  Massgabe  der 
ehemaligen  und  der  heutigen  Ortslage,  mit  Ermittelungen  für  die  ausführliche 
Landesbeschreibung,  mit  der  Abfassung  der  »Inka-Geschichte«  und  mit  andern 
Dingen,  die  mit  zu  jener  Besichtigung  gehören.' 

Die  »Inka-Geschichte«,  zu  der  wir  hier  zurückkehren,  war,  als  am  4.  März 
1572  Sarmiento  diesen  Brief  an  den  König  schrieb,  schon  beendet;  an  dem- 
selben Tage  schloss  er  das  Werk  ab,  setzte  er  unter  die  Reinschrift  des  An- 
Schreibens  an  Philipp  II.,  mit  der  das  Buch  beginnt8),  seine  eigenhändige  Namens- 
unterschrift3).   Ich  gebe  sie  hier  in  einem  Facsimile  wieder,  das  allerdings  auch 

1)  Vergl.  0.  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde.  München  1865,  S.  323. 

2)  Vergl.  oben  Einleitung  8eite  VI  und  VII  und  Seite  1—10  des  Textes. 

3)  Sarmientos   eigenhändige   Namensunterschrift  trägt  auch   sein  Bericht   über  seine  Ent. 
deckungsfahrt  durch  die  Magelhaens-Strasse,  der  allerdings  mit  einem  Protokoll  schliesst.  Selbst  in 

Abhandlungen  d.  K.  Gm.  d.  Wi».  tu  Göttingon.    Phü.-hift.  Kl.  N.  F.  Band  6, 4.  £ 


XXXIV 


RICHARD   PIETSCHMANN 


> 


Buchstaben  (v.  m)  enthält,  die  nicht 
Sarmientos  Hand,  sondern  der  des 
Kopisten  entstammen,  von  dem  die 
Reinschrift  herrührt.  Die  uns  vor- 
liegende Ausfertigung  haben  wir  un- 
bedingt als  die  Originalhandschrift 
des  Werks  zu  betrachten.  Sie  ist 
übrigens  mit  mehr  als  gewöhnlicher 
Sorgfalt  hergestellt1)  und  zeigt  nur 
gegen  das  Ende  des  Buches  eine  etwas 
eilige  Hand.  An  vielen  Stellen  hatte 
der  Abschreiber  Lücken  gelassen,  weil 
er  nicht  wusste,  ob  er  die  Vorlage 
richtig  las,  und  Aenderungen  im  Texte 
vermeiden  wollte,  z.  T.  aber  wohl  auch  weil  die  Stelle  im  original  offen  ge- 
lassen war.  Diese  Lücken  hat  Sarmiento  bis  auf  wenige  eigefinändig  ausgefüllt; 
an  andern  Stellen  hat  er  Versehen,  die  ihm  aufgefallen  sind,  verbessert. 

Das  Anschreiben  an  den  Eonig  beginnt  nach  dem  damals  üblichen  Widmungs- 
schema2) mit  einer  allgemeinen  rhetorischen  Betrachtung,  die  stark  mit  klassi- 
schen Zitaten  durchsetzt  ist,  einer  Anleihe  aus  einem  Buche  von  Andrä  Tira- 
queau,  dem  gelehrten  Studienfreunde  des  Maitre  Francis  Rabelais.  Von  einer 
Erörterung  über  Wert,  Ausübung  und  Vorbedingungen  königlicher  Freigebigkeit 
geht   der  Verfasser   über   zum  Ruhme  der  Vorfahren   des  Königs,    denen   zum 


Drucken  setzte  man  bisweilen  unter  ein  Anschreiben  handschriftlich  die  Namensunterschrift.  Die 
des  Gonzalo  Fernändez  de  Oviedo  z.B.  steht  in  dem  bei  Juan  Crombergcr  in  Sevilla  1535  er- 
schienen I.  Teüe  seiner  Historia  general  de  las  Indios  (Seite  CXCIII)  unter  der  Widmung  an  den 
Kardinal  Loaisa.  Salvä  (Catdlogo,  T.  2,  Nr.  3320)  halt  das  falschlich  für  die  besondere  Auszeich- 
nung eines  Exemplars.  Es  war  vielmehr  wohl  ein  Zeichen  besonderer  Devotion,  dass  in  allen,  auch 
in  den  gedruckten,  Ausfertigungen  die  Namensunterschrift  eigenhändig  vollzogen  war,  vielleicht 
auch  eine  Art  Schutz-Abzeichen  gegenüber  Nachdrucken.  Auch  Diego  Fernändez  hat  in  seiner 
Historia  del  Peru  handschriftlich  seinen  Namen  eingetragen  und  zwar  sowohl  unter  dem  Titelblatte 
des  1.  Teils  als  auch  unter  der  Schlussschrift  des  2.;  so  in  dem  Exemplare  der  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Göttingen,  aber  auch  in  andern  (vergl.  Salvä,  CcUdlogo,  Nr.  3317). 

1)  An  Missverständnissen  fehlt  es  nicht.  So  hat  (Seite  13,  Anm.  6)  der  Abschreiber  bei  con- 
jectura  an  congestiön  oder  ähnliches  gedacht  und  conjestura  geschrieben. 

2)  Die  Bedefigur,  mit  der  Sarmiento  beginnt,  ist  sehr  alt.  Seneca,  de  beneficiis  fangt  an: 
Inter  multos  ac  varios  errores  temere  inconsulteque  viventium  nihil  dixerim  ....  Mehrere  Trak- 
tate über  die  Regel  des  h.  Augustin  beginnen:  Inter  multas  ac  varias  regulas  ....  Eins  der 
ältesten  Denkmäler  spanischer  Erzählungskunst,  der  Conde  Lucanor  des  Don  Juan  Manuel  hebt 
an:  Entre  muchas  cosas  estrannas  et  marabillosas  que  nuestro  sennor  Dios  fizo,  tovo  por  bien  de 
fazer  una  muy  marabillosa,  esto  es  ...  .  Pedro  de  Medina  widmet  dem  Könige  seine  Qrandesas 
y  cosm  memorables  de  EspaHa  (Sevilla  1548)  mit  der  Formel:  Entre  las  cosas  que  mas  aplacen  y 
desean  los  varones  nobles  .  .  .  una  es:  ver,  oir,  y  leer  las  cosas  notables  de  gran  memoria  .  .  . 
cuänto  mas  .  .  .  se  deben  saber,  oir,  leer  los  grandes  hechos  .... 


PEDBO  SARMIENTO's   GESCMCHTE  DES   INKAREICHES.  XXXV 

Lohne  für  die  materiellen  Opfer,  die  sie  dem  Wohle  der  christlichen  Kirche 
brachten,  die  Auffindung  des  westlichen  Seeweges  nach  Indien  beschert  worden 
sei.  Die  erste  Anfeindung,  die  sich  deswegen  erhob,  habe  1493  Papst  Alexander 
VI.  vereitelt  durch  den  Schiedsspruch,  bei  dem  Spanien  die  Hälfte  der  Welt  zu- 
geteilt wurde.  Schlimmere  Irrungen  jedoch  seien  eingetreten  dadurch,  dass  unter 
den  berufenen  Verbreitern  des  Glaubens,  den  Geistlichen,  einige  die  Recht- 
mässigkeit der  spanischen  Besitzergreifungen  in  der  Neuen  Welt  bestritten 
hätten.  Man  habe  die  Inka  und  Curacas  für  die  rechtmässige  Obrigkeit  ausge- 
geben, und  Kaiser  Karl  V.  sei  drauf  und  dran  gewesen,  seine  Hoheitsrechte 
fallen  zu  lassen,  —  alles  das,  weil  die  damaligen  Statthalter  den  Sachverhalt 
nicht  genügend  aufgeklärt  hätten  und  weil  der  Bischof  von  Ghiapa,  aufgebracht 
über  einige  Conquistadores,  mit  denen  er  in  Zwist  geraten  war,  nachweislich 
falsche  Angaben  in  Umlauf  gebracht  hätte.  Es  geht  das  auf  die  'Neuen  Gesetze' 
Karls  V.  von  1542,  durch  deren  verunglückte  Anwendung  die  Empörung  des 
Gonzalo  Pizarro  hervorgerufen  worden  war,  und  auf  die  Lehren  des  Bartolomä 
de  las  Casas,  —  das  ist  der  Bischof  von  Chiapa  — ,  über  die  Toledo  einmal  in- 
grimmig klagt1),  sie  hätten,  als  er  nach  Peru  kam,  die  Herzensüberzeugung  der 
Ordensbrüder,  'el  corazön  de  los  frailes',  gebildet. 

Diese  Abfertigung  bildet  für  Sarmiento  den  Uebergang  zu  der  Schilderung  der 
ersten  Regierungshandlungen  der  Vizekönigs,  die  oben  erwähnt  worden  ist.  Sie 
spitzt  sich  darauf  zu,  für  Toledos  Massregeln  das  Vorhandensein  der  Voraussetzun- 
gen nachzuweisen,  unter  denen  nach  den  Lehren,  die  der  gefeierte  Rechtskundige 
Francisco  de  Victoria  aufgestellt  hatte,  den  Spaniern  das  Recht  bewaffneten 
Einschreitens  und  der  Besitzergreifung  zustand.  Toledo,  fahrt  Sarmiento  fort, 
habe  jedoch  noch  mehr  getan:  er  habe  auch  dafür  gesorgt,  dass  die  Rechtsgrund- 
lagen der  von  ihm  praktisch  gesicherten  Herrschaft  der  Spanier  über  Peru  theo- 
retisch sicher  gestellt  würden,  und  habe  darum  die  Abfassung  dieses  Geschichts- 
werks angeordnet,  dessen  wesentliche  Tendenz  hiermit  ausgesprochen  wird:  es 
soll  aus  der  im  Lande  selbst  anerkannten  geschichtlichen  Ueberlieferung  der 
Nachweis  erbracht  werden,  dass  die  Inka  nicht  die  ursprünglichen  Herren  des 
Landes,  dass  sie  selbst  in  Cuzco  Eindringlinge  gewesen,  dass  sie  nur  durch  Ge- 
walttaten zu  ihrer  Macht  gelangt  sind,  und  dass  nur  diesen  Unterdrückern  auch 
die  Curacas  ihre  Machtstellung  verdanken.  Weiter  wird  auseinandergesetzt,  dass 
auch  wegen  der  entsetzlichen  Missbräuche,  die  in  Peru  bestanden,  dessen  Be- 
wohner gemäss  den  von  massgebenden  Autoritäten  formulierten  Grundsätzen 
ihre  Unabhängigkeit  verwirkt  hätten;  dasselbe  gelte  übrigens  auch  von  den  Be- 
wohnern des  1567  entdeckten  Archipel  des  Nombre  de  Jesus  und  den  übrigen 
Inseln  der  Südsee,  zu  denen  er,  Sarmiento,  noch  den  Weg  zu  weisen  hoffe8). 


1)  Rdaciones  geogräficas  4,  S.  CXVII. 

2)  Auf  Unternehmungen  dieser  Art  war  der  Vizekönig  schlecht  zu  sprechen:  con  esta  ma- 
nera  de  descubrimientos  y  conquistas  por  ahora  estoy  muy  mal,  pues  ni  se  gana  en  ellas  para 
Dios,  ni  hay  obreros  para  conservar  lo  de  acä,  cuänto  mas  para  enviarlos  dos  mil  leguas  de  aquf, 

e* 


XXXVI  BIOHARD  PIET8CHM  AN  N, 

Die  Beweisführung,  die  Sarmiento  in  dieser  Widmung  vorträgt,  ist  nicht  in 
allen  Stücken  sein  geistiges  Eigentum.  Er  hat  wohl  manches  aufgenommen  was 
damals  in  der  Umgebung  Toledos  hin  und  her  erwogen  wurde.  Und  nicht  bloss 
das.  Er  hat  auch  in  verschiedenen  Einzelheiten  sich  ganz  an  die  Auffassungen 
und  den  Gedankengang  eines  Gutachtens  angeschlossen,  das  wir  noch  besitzen. 
Es  steht  seit  1848  abgedruckt  im  13.  Bande  der  Colecciön  de  documentos  ineditos 
para  la  historia  de  Espana1).  Es  datiert  aus  Yucay2)  vom  16.  März  1571,  ist 
also  beinahe  ein  Jahr  früher  verfasst  als  Sarmiento  seine  Auseinandersetzungen 
niederschrieb.  Es  kann  nach  dem  Wortlaute  kein  Zweifel  bestehen,  dass  es  von 
Francisco  de  Toledo  eingefordert  und  auf  derselben  Reise,  die  auch  Sarmiento 
1571  nach  Cuzco  führte,  bei  dem  Aufenthalte  in  Yucay,  aus  dem  wir  auch  an- 
dere Schriftstücke  haben,  entstanden  ist.  Es  rührt,  wie  der  Inhalt  deutlich  lehrt, 
auf  keinen  Fall  von  Sarmiento  her,  sondern  von  einem  der  andern  Ratgeber  des 
Vizekönigs,  und  zwar  einem  Angehörigen  des  geistlichen  Standes8).  Aus  dieser 
Abhandlung,  die  grossenteils  gegen  die  Ansichten  des  Bartolomö  de  las  Casas 
und  seiner  Anhängerschaft  vorgeht,  hat  augenscheinlich  Sarmiento  unter  anderm 
die  Auffassung  sich  zu  eigen  gemacht,  dass  die  Entdeckung  der  Neuen  Welt 
den  Königen  von  Spanien  als  Belohnung  für  ihre  Kämpfe  mit  den  Mauren  zu- 
gefallen sei,  und  die  Redewendung,  dass  Karl  V.  nahe  daran  gewesen  sei  seine 
Besitzrechte  aufzugeben 4).  Doch  auch  in  andern  Dingen  finden  sich  fast  wörtliche 
Anklänge  und  Uebereinstimmungen.    Anderes  wird  Sarmiento  wenigstens  angeregt 


ni  tampoco  se  gana  provecho  de  interese,  sagt  er  in  dem  Memorial  de  guerra.  Aus  diesem  Grande 
hielt  Sarmiento  für  nötig  eigens  noch  an  demselben  4.  März  1572  in  den  oben  Seite  XXXIII  be- 
reits erwähnten  Briefe  seinerseits  ausführlicher,  als  es  in  dem  Anschreiben  zu  der  Historia  ge- 
schehen war,  dem  Könige  die  Südsee-Pläne  zu  baldiger  EntSchliessung  ans  Herz  zu  legen:  y  para 
el  caso  yo  me  ofrezco  de  servir  y  descubrir  este  mar  del  Sur  y  lo  que  en  el  hay,  que  es  de  mucha 
importancia. 

1)  S.  425—469  Copia  de  Carta  que  segun  una  nota  se  hattaba  en  el  archivo  general  de  Indios, 
y  que  hemos  rectificado  con  otra  que  tenemos  d  la  vista,  donde  se  trata  el  verdadero  y  legitime 
dominio  de  los  Heyes  de  Espaüa  sobre  el  Peru,  y  se  impugna  la  opiniön  del  Padre  Fr.  Bario/omi 
de  las  Casas. 

2)  So  ist  a.  a.  0.,  S.  469  zu  lesen  statt  'Incaf. 

3)  Ganz  ausgeschlossen  ist  daher  an  Polo  de  Ondegardo  zu  denken,  der  überdies  um  diese 
Zeit  wohl  vollauf  mit  den  grossen  Gutachten  beschäftigt  war,  die  er  am  26.  Juni  1571  beendigte. 
Jimenez  scheint  das  oben  erwähnte  Schriftstück  zu  meinen,  wenn  er  (Tres  Belacioncs,  S.  XXVIII) 
sagt,  es  gebe  vom  16.  März  1571  aus  Yucay  datiert  ein  Dictdmen  sobre  el  dominio  de  los  Yneas 
y  daJios  que  ha  causado,  das  in  der  Colecciön  de  documentos  itUditos  para  la  historia  de  JSspaZa 
veröffentlicht  sei  und  ganz  gut  von  dem  Kaplan  Dr.  Pero  Gutierrez  herrühre  könne.  Dass  Sar- 
miento zu  diesem  Geistlichen  in  besonderen  Besiehungen  stand,  geht  daraus  hervor,  dass  er  im 
Jahre  1589  anführt,  von  der  erspriesslichen  Tätigkeit  Toledos  könne  Zeugnis  ablegen,  el  Dr.  Pedro 
Gutierrez,  oidor  de  su  Real  Consejo  de  las  Yndias,  que  no  menos  trabajö  en  paz  y  guerra  y  vi- 
sitas  generale«,  durante  el  yirreinado  del  dicho  D.  Francisco  de  Toledo.  —  Unter  den  Protokollen 
der  Informaciones  datieren  mehrere  aus  Yucai  und  zwar  vom  13.  März,  vom  19.  März  und  vom 
2.  Juni  1571. 

4)  Yergl.  a.a.O.,  S.  429  und  488.  Yergl.  aber  auch  Acosta,  1.  4  c.  7;  S.  218. 


PEDRO   SABMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XXXVU 

haben,  so  z.  B.  dazu,  sich  mit  den  Rdectiones  des  Francisco  de  Victoria  zu  be- 
schäftigen, einer  Lektüre,  aus  der  er  auch  noch  in  spätem  Tagen  Argumente 
zur  Widerlegung  von  Zweifeln  an  der  Kompetenz  des  Königs  von  Spanien  ent- 
nimmt 1).  Im  ganzen  zeigt  die  Vergleichung  des  Wortlauts  jenes  Gutachtens  mit 
der  Widmung  der  Geschichte  der  Inka  Sarmiento  —  und  das  ist  uns  nicht  un- 
wichtig —  keineswegs  als  Ausschreiber,  sondern  es  zeigt  sich  eher  seine  Herr- 
schaft über  den  Stoff. 

Auf  dieses  Anschreiben  an  den  Herrscher,  das  zugleich  als  Vorwort  zu 
dienen  hatte,  folgt  der  eigentliche  Text  des  Geschichtswerks.  Zunächst  wird, 
wie  schon  in  dem  Anschreiben,  auf  den  Plan  hingewiesen,  nach  dem  die  Ueber- 
sicht  über  die  Entwicklung  der  Inkaherrschaft  bis  zur  Conquista  als  zweiter 
Bestandteil  eines  dreiteiligen  Ganzen  gedacht  ist.  Dann  folgt,  Kapitel  2 — 58), 
eine  Auseinandersetzung  über  die  Erdteile,  die  untergegangene  grosse  Insel 
Atlantis  und  die  Ausbreitung  der  Nachkommen  Noahs.  Es  lag  wohl  Sarmiento 
besonders  daran,  bei  dieser  Gelegenheit  die  Erwägungen  und  Berechnungen  vor- 
zubringen, auf  die  seine  geographischen  Anschauungen  und  Entdeckungspläne 
sich  stützten8).  Aber  auch  bei  der  Völkerverteilung  in  der  Neuen  Welt  glaubte 
er  über  blosse  Vermutungen  hinauszusein,  und  das  war  mehr  von  Belang,  als 
es  uns  jetzt  vorkommt,  denn  die  dazumal  jedermann  im  Prinzip  selbstverständ- 
liche Zurückführung  der  Eingeborenen  Amerikas  auf  Noachiden  hatte  die  Trag- 
weite, dass  diese  als  Nachkommen  Noahs  verpflichtet  gewesen  waren  mindestens 
die  Gebote  zu  halten,  die  voreinst  ihrem  Stammvater  gegeben  worden  waren. 

Erst  mit  Kapitel  6  beginnt  die  Geschichtserzählung.  Den  Anfang  machen 
die  einheimischen  Berichte  über  Weltschöpfung  und  Ursprung  des  Menschen- 
geschlechts. Mit  Nachdruck  wird  sodann  der  Urzustand  Perus  beschrieben,  der 
bis  zum  Emporkommen  der  Inka  gedauert  habe,  ein  Dasein  ohne  Obrigkeit  in 
völliger  Gleichberechtigung,  behetria%  aller  Individuen.  Im  Tale  von  Cuzco  von 
Hause  aus  ansässig  seien  die  Savaseras,   Antasayas5)  und  Guallas  gewesen,   zu 


1)  In  einem  Berichte  vom  15.  September  1589  erzählt  er,  dass  er  im  Wortwechsel  über 
diese  Fragen  Diego  Flores,  seinem  Widersacher,  vorgehalten  habe:  todos  los  tftulos  que  Vuestra 
Magestad  divinos  y  humanos  tiene  ä  las  Indias,  como  Fr.  Francisco  de  Victoria  en  sns  relaciones 
escribe.  Hierauf  folgt  dann  übrigens  die  Erwähnung  der  Verdienste  des  Francisco  Toledo  und  des 
Pero  Gutiärrez. 

2)  In  der  Handschrift  sind  die  Kapitel  nicht  gezählt. 

3)  Vergl.  oben  Seite  XXXI  und  XXXII. 

4)  Behetria,  in  älterer  Form  benfetria,  heisst  eine  Gemeinschaft,  deren  Mitglieder  unter  ein- 
ander gleiches  Recht,  namentlich  ein  jedes  freie  Bestimmung  hinsichtlich  der  Ernennung  eines 
primus  inter  pares  besitzen.  Das  Wort  bekommt  daher  etwas  von  dem  Begriffe  der  Anarchie.  In 
Kastilien  gab  es  eine  ganze  Reihe  von  Ortschaften,  die  Anspruch  darauf  erhoben,  behetria  zu  sein. 
VergL  die  Apuntamientos  curiosos  söbre  behetrias  von  Rafael  de  Florianes  in  der  Colecetön  de  doc. 
ittid.  p.  la  historia  de  EspcOa  ,  T.  20,  S.  407—475. 

5)  Diese  wollen  die  Sachverständigen  jedoch  nicht  als  Autochthonen  gelten  lassen;  yergl. 
Seite  30,  Anm.  1. 


XXXVIII  RICHARD   PIETSCHMANN, 

denen  drei  den  Inka  verwandte  Stämme  nachträglich  sich  gesellten,  die  des 
Alcabifa,  des  Copali  Mayta  und  des  Culum  Chima.  Diese  wesentliche  Tatsache 
dürfe  als  festgestellt  gelten.  Ueberhaupt  hätten  bei  der  Treue  und  Sorgfalt,  mit 
der  man  die  historische  Ueberlieferung  in  Peru  gehütet  habe,  die  Nachrichten, 
die  im  Auftrage  Toledos  mit  grösster  Vorsicht  und  Umsicht  gesammelt  und  nach 
eingehender  Prüfung  hier  zusammengestellt  worden  seien,  aUen  Anspruch  auf 
höchste  Zuverlässigkeit.  Hierauf  folgen  die  Sagen  von  der  wunderbaren  Geburt 
des  Manco  Capac  und  seiner  Geschwister,  von  ihrem  Zuge  nach  Cuzco,  von  ihrer 
Ruchlosigkeit  gegen  einander  und  allerhand  Greueltaten,  durch  die  sie  sich  in 
Besitz  von  Cuzco  setzten.  Hiermit  ist  die  Reihe  der  Inka  eröffnet,  deren  Re- 
gierungen dann  eine  nach  der  andern  geschildert  werden.  Am  Schlüsse  jeder 
Regierung  kehren  bestimmte  Angaben,  wenn  auch  nicht  immer  vollzählig,  wieder, 
vielleicht  mit  Anlehnung  an  ein  Schema  t  der  einheimischen  Ueberlieferung :  Name 
des  guaoqui  (=  Huauqui)  des  Inka,  Name  seiner  ebenbürtigen  Gattin,  Name 
seines  Ayllu,  Residenz  des  Inka,  Aufrechnung  der  Lebensdauer  aus  dem  Alter 
beim  Regierungsantritt  und  der  Regierungszeit,  gegenwärtige  Oberhäupter  des 
Ayllu,  Angabe  ob  es  zu  den  Hanancuzcos  oder  Hurincuzcos  gerechnet  wird, 
Verbleib  der  Mumie.  Meist  wird  auch  das  Todesjahr  nach  der  christlichen  Zeit- 
rechnung mitgeteilt ;  ferner  sind  stellenweise  synchronistische  Angaben  beigefügt, 
d.  h.  die  gleichzeitigen  Herrscher  Spaniens,  Kaiser  und  Päpste  genannt.  Die 
Erzählung  reicht  bis  zum  Ende  der  Inkaherrschaft  mit  dem  Tode  Huascars  und 
seines  Nebenbuhlers  Atahuallpa.  In  einer  Schlussbetrachtung  wird  hingewiesen 
auf  alle  die  Kennzeichen  einer  unrechtmässig  erworbenen  und  ausgeübten  Herr- 
schaft, die  in  dem  geschilderten  geschichtlichen  Verlaufe  hervortreten,  namentlich 
auch  auf  die  wiederholten  Verstösse  gegen  die  von  den  Inka  selbst  als  gültig 
betrachtete  Erbfolge,  die  vorgekommen  seien.  Im  Anschlüsse  hieran  wird  noch 
versucht  im  einzelnen  zu  erläutern,  dass  die  als  verhältnismässig  legitim  zu  be- 
trachtende Linie  dieser  Usurpatoren,  der  Inka,  ausgestorben  sei,  und  es  zur  Zeit 
in  Peru  niemand  mehr  gebe,  der  in  irgend  einem  Sinne  Anspruch  auf  die  Thron- 
folge besitze.  Eine  kurze  Uebersicht  über  die  Dauer  der  Inkaherrschaft  bildet 
den  Abschluss.  — 

Am  29.  Februar  1572  legte  Pedro  Sarmiento  in  Cuzco  dem  Vizekönige  das 
fertige  Werk  in  der  uns  erhaltenen  Reinschrift  vor,  und  dieser  liess  durch  den 
Alcalde  de  corte  Doktor  Gabriel  Loarte  aus  jedem  der  12  Ayllus  des  Inkahauses 
eine  Anzahl  Vertreter  vorladen  und  dazu  noch  einige  andere  vornehme  Indianer. 
Diesen  sachkundigen  Eingeborenen,  42  an  der  Zahl,  wurde  der  Inhalt  des  Buches 
kapitelweise  von  den  Schöpfungsmythen,  Kapitel  6,  an  bis  zum  Ende  der  Inka- 
zeit, Kapitel  68,  durch  einen  vereidigten  Dolmetsch  übertragen,  und  zwar  so 
dass  sie  nach  jedem  Abschnitt  über  das  Gehörte  sich  untereinander  zu  besprechen 
und  zu  verständigen  vermochten.  Nach  dieser  Verlesung,  die  noch  den  folgenden 
Tag  in  Anspruch  nahm,  erklärten  die  indianischen  Zeugen  in  voller  Ueberein- 
stimmung  durch  den  Dolmetsch  diese  Geschichtsdarstellung  für  gut  und  richtig 
und  übereinstimmend  mit  dem,    was   ihnen   bekannt  und  aus  mündlicher  Ueber- 


PEDRO   SARMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XXXIX 

lieferung  ihnen  von  ihren  Eltern  und  Voreltern  her  mitgeteilt  worden  sei,  auch 
soweit  diese  Tradition  auf  die  von  Fachacuti  Inca  Yupanqui  festgestellten  Nach- 
richten über  seine  Vorgänger  und  die  davon  herrührenden  bildlichen  Darstellungen 
zurückgeführt  werde.  Sie  machten  Aenderungen  geltend  nur  bei  einigen  Orts- 
und Personennamen  und  Nebensächlichkeiten,  und  der  Alcalde  Hess  danach  den 
Wortlaut  richtig  stellen.  Nachdem  dies  geschehen  war,  erklärten  sie  in  voller 
TTebereinstimmung  sich  mit  dem  Ganzen  einverstanden,  sie  seien  überzeugt,  dass 
keine  zweite  Geschichtsdarstellung  verfasst  worden  sei,  die  so  zuverlässig  und 
wahrheitsgetreu  wäre  wie  diese,  da  nie  eine  so  sorgfältige  Untersuchung  ange- 
stellt worden  sei,  noch  jemand  sie,  die  doch  in  der  Lage  seien,  die  richtige  Aus- 
kunft zu  geben,  befragt  habe1).  Auf  diese  Aussage  hin  ordnete  der  Vizekönig 
an,  dass  die  so  nach  den  Angaben  der  vernommenen  Indianer  berichtigte  Ge- 
schichte von  Alvaro  Ruiz  de  Navamuel  beglaubigt  und  dann  dem  Könige  über- 
sandt  werden  solle.  Ueber  die  ganze  Verhandlung  wurde  ein  Protokoll  aufge- 
nommen und  dieses  in  einer  von  dem  Doktor  Loarte  und  dem  Sekretär  Alvaro 
Ruiz  de  Navamuel  eigenhändig  unterschriebenen  Ausfertigung  dem  Werke  als 
Beglaubigungs-Urkunde  beigegeben.  Jede  der  zur  Verlesung  gelangten  Seiten 
der  Handschrift  erhielt  am  untern  Rande  das  notarielle  Beglaubigungszeichen. 
Die  Verbesserungen  führte  Ruiz  de  Navamuel  eigenhändig  aus  und  setzte  seinen 
Namen  und  das  Beglaubigungszeichen  hinzu. 

Toledo  schickte  durch  einen  seiner  Hausbeamten,  Jerönimo  Pacheco2),  das 
Werk  an  den  König  ab  mit  einem  Schreiben,  datiert  vom  1.  März  1572,  in  dem 
er  anempfahl  es  drucken  zu  lassen:  Por  haberse  hecho  la  verificaciön  desta 
Historie*  con  tanta  examinaeiön  del  hecho  de  la  verdad  della  y  haber  habido,  ansf 
en  estos  reinos  como  en  esos  y  fuera  de  ellos,  oposiciones  tan  falsas  y  con  tan 
poca  examinaeiön  y  fundamento,  donde  han  resultado  tantos  danos,  y  parece  que 
seria  reparo  del  saneamiento  dello  y  de  la  justificaeiön  mayor  del  titulo  que  Su 
Majestad  tiene  &  estas  provincias,  que  la  verdad  de  esta  Historia  anduviese  im- 
presa,  como  lo  han  andado  otros  libros  de  mentiras  y  falsas  relaciones  en  partes 
que  han  hecho  el  daüo  que  vemos:  para  confutallos  y  desengafiar,  no  solamente 
&  nuestra  naeiön,  sino  &  las  otras,  Vuestra  Alteza  lo  mandarä  ver  y  proveer  lo 
que  mäs  convenga  &  Vuestro  Real  servicio  en  lo  que  se  pretende. . .  .  Las  dem&s 
partes  desta  Historia  que  en  ella  se  prometen8),  parece  que  no  importarä  tanto 
para  lo  que  toca  al  desengano  de  lo  que  la  gente  tenia  recebido  y  mayor  erödito 
del  derecho  de  Su  Majestad,  como  6sta  que  aquf  vd  con  tanta  verificaciön  y  au- 
toridad,  para  poderse  imprimir4).  — 

1)  Schon  Cieza  de  Leon  hat  übrigens  Cayu  Tupac,  einen  Nachkommen  des  Huayna  Capac 
und  andere  Orejones  in  Cuzco  mit  Hülfe  eines  Dolmetschen  befragt 

2)  Relation  Sarmientos  vom  15.  Sept.  1589  (Coltcci&n  dt  documentos  inidäos  del  Archivo  de 
Indios,  T.  5,  S.  802).  Anhang  zu  Montesinos,  S.  258.  Brief  Toledos  vom  20.  Okt  1572  (Colecc.  de 
doc.  inid.  p.  I.  historia  dt  JEspata,  T.  94,  S.  349).  Ueber  Pacheco  siehe  auch  CoUcciön  dt  doc. 
inid.  del  Archivo  dt  Indios,  T.  8,  8.  225. 

3)  Vergl.  oben  Seite  VII  und  im  Texte  Seite  10. 

4)  Veröffentlicht  im  vollen  Wortlaut  von  Jimlnea  im  Anhange  zu  Montesinos,  S.  244  f. 


tttt  RICHARD   PIET8CHMA.NN, 

Als  Gegenstück  zu  dem  Geschichtswerke  schickte  ebenfalls  am  1.  März  1572 
der  Vizekönig  an  Philipp  II.  vier  von  einheimischen  Künstlern  auf  Zeug  ge- 
malte bildliche  Uebersichten  der  Geschichte  Perus  ab.  Ebenso  wie  Sarmientos 
Geschichtswerk  waren  die  Darstellungen  auf  den  vier  Zeugstücken  — ,  den 
vier  panoSj  wie  sie  Toledo  in  dem  dazu  gehörigen  besonderen  Begleitschreiben 
nennt,  —  von  vereidigten  Sachverständigen ')  in  einer  dazu  anberaumten  Verhand- 
lung in  Cuzco  und  zwar  bereits  am  14.  und  am  17.  Januar  1572  unter  Mit- 
wirkung des  vereidigten  Dolmetschen  Gonzalo  Gömez  Jim£nez  geprüft  und  für 
richtig  erklärt,  auch  war  von  dem  Alcalde  de  corte  und  dem  Sekretär  eine  aus- 
fuhrliche Urkunde  darüber  ausgestellt  worden,  ganz  nach  demselben  Schema  wie 
die  Beglaubigungs-Urkunde  unserer  Handschrift2). 

Man  erfährt  dabei,  dass  die  Darstellungen  die  Bildnisse,  bultos,  der  Inka 
enthielten  und  die  Medallas  ihrer  Frauen  und  Ayllus,  ferner,  dass  in  den  Ein- 
fassungen, den  cenefas  *),  gekennzeichnet  war,  was  unter  dem  einzelnen  Inka  vor- 
gefallen war,  auf  dem  ersten  pafio  z.  B.  die  Erzählung  von  Tambotoco 4)  und  die 
von  den  Schöpfungen  des  Viracocha  5)  'als  Grundlage  und  Anfang  der  Geschichte'. 
Diese  Erläuterungen,  'wie  es  geschrieben  steht',  wurden  einzeln  verlesen,  be- 
glaubigt und  mit  der  rtibrica  des  Alvaro  Ruiz  de  Navamuel  versehen,  ausge- 
nommen das,  was  zum  bessern  Verständnisse  beigefügt  und  zur  geographischen 
Orientierung  'von  dem  Capitan  Pedro  Sarmiento  eingetragen  war;  das  wurde 
ihnen  nicht  vorgelesen,  da  es  die  Indios  nicht  verstehen'6).  Es  ist  die  Rede 
davon,  dass  diese  geschichtlichen  Angaben  übereinstimmend  befunden  werden  mit 
den  Aussagen,  die  bei  früheren  Vernehmungen  von  Eingeborenen  gemacht  worden 
sind,  und  'mit  der  allgemeinen  Geschichte  dieser  Inca',  die  Pedro  Sarmiento 
nach  den  Mitteilungen  und  Berichten  dieser  Zeugen,  also  der  Vornehmsten  und 
Kundigsten  aus  den  Inka-Ayllus,    und  vieler   anderer  vornehmer  Indianer  aus- 

1)  Es  waren  Vertreter  der  12  Ayllus  und  noch  ein  anderer  Indianer,  im  ganzen  87  Einge- 
borene, dazu  der  berühmte  Polo  de  Ondegardo  und  4  Spanier,  die  mit  Pizarro  ins  Land  einge- 
drungen waren. 

2)  Sie  ist  abgedruckt  von  Jimenez  de  la  Espada  im  Anhange  zu  Montesinos,  S.  246 — 257, 
Toledos  Begleitschreiben  ebendort  S.  257—259  und  vollständiger  in  den  Tres  relaciones,  S.  XX— XXII. 

3)  Cenefa  hat  hier  dieselbe  Bedeutung  wie  in  einem  Briefe  des  Diego  Rodrfguez  de  Figueroa 
vom  Jahre  1582,  mit  welchem  dieser  dem  damaligen  Vizekönige  als  Vorläufer  einer  ausführlichen 
geschichtlichen  Schilderung  eine  auf  Zeug  gemalte  Abbildung  von  Potosf  übersendet,  die  im  Viereck 
von  einer  Reihe  anderer  gemalter  Darstellungen  umgeben  ist,  z.  B.  von  Bildern  der  13  Inka,  die 
es,  einschliesslich  Atahuallpa,  gegeben  hat.  Diese  Ränder  nennt  Diego  Rodrfguez  die  Cenefas  des 
IAenzo  (Relaciones  geogrdficas  2,  Apend.,  S.  XXXI  f.).  —  Sarmiento  gebraucht  Cenefa  auf  Seite  75 
seines  Geschichtswerks  im  Sinne  von  'Rand',  'Borte',  als  Bezeichnung  für  das  goldene  Band,  das 
an  Stelle  eines  Gesimses  im  Hofe  des  Sonnentempels  zu  Cuzco  oben  an  den  Wänden  sich  hinzog. 

4)  Vergl.  Sarmiento,  Geschichte,  Seite  33. 

5)  Vergl.  Sarmiento,  Geschichte,  8eite  26—28. 

6)  Y  se  les  leyö  ä  los  dichos  indios  cada  cosa  por  sf  dißtintamente,  como  esta  escripto  y 
seßalado  de  la  rtibrica  de  mf  el  presente  secretario,  ecepto  lo  ques  declaraciön  y  prevenciön  para 
inteligencia  de  la  historia  y  los  rumbos  y  vientos  para  la  demarcaciön  de  los  ßitios  de  los  pueblos, 

ues  puesto  por  el  capitän  Pedro  Sarmiento,  que  no  se  les  leyö,  porque  no  lo  entienden  los  indios. 


PEDRO  SARHIEN'TO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  ZXXXI 

gearbeitet  habe *).  Die  als  Sachverständige  vernommenen  Spanier  bekunden  unter 
anderm,  die  Zahl  der  Inka  werde  auf  12  angegeben.  Erst  Tupac  Inca  Yupanqui 
solle  das  Reich  von  Chile  bis  Pasto2)  ausgedehnt  haben  nach  Unterwerfung 
einiger  Strecken  in  der  Nachbarschaft  von  Cuzco,  die  sein  Vater  Pachacuti  Inca 
Yupanqui  erobert  hatte  und  die  abgefallen  waren.  Vorher  habe  ganz  Peru  aus 
freien  Gemeinwesen  bestanden,  se  gobemaba  por  behetrias.  Huascar's  Geschlecht 
und  seine  Nachkommenschaft  sei  von  Chalco  Chima  und  Quizquiz,  den  Feldherrn 
Atahuallpas,  ausgerottet  worden,  sodass  kein  Thronerbe  übrig  geblieben,  mit 
Huascar  vielmehr  die  legitime  Erbnachfolge  erloschen  sei. 

In  dem  Begleitschreiben  zu  diesen  Bildern  erwähnt,  wie  es  scheint,  der 
Vizekönig  nochmals  das  Geschichtswerk.  Schon  von  Lima  aus,  sagte  er,  habe  er 
in  Aussicht  gestellt,  dass  er  in  seinen  Sendungen  'zwischen  die  Kümmernisse 
der  Regierungsangelegenheiten  dieses  Landes  das  Unterhaltsame,  la  entretenencia, 
von  Proben  von  dessen  (des  Landes)  Besonderheiten*  einschalten  werde.  So  habe 
er  schon  aus  dem  Yucay-Tale  eine  Probe  der  Darstellung,  traza,  des  Ursprungs 
und  Stammbaums  der  Inka  mit  vorläufiger  Beglaubigung  geschickt  und  ver- 
sprochen, dass  die  eingehendere  Beglaubigung 3)  mit  der  ebenfalls  gerichtlich  ge- 
prüften Geschichte,  can  la  historia  tambien  autenticada,  samt  den  gerichtlich  ge- 
prüften Malereien  auf  Zeug,  juntamente  con  los  pafios  de  la  p'mtura  autorizados 
nachfolgen  würden.  Sie  würden  hiermit  überbracht.  Der  Ausdruck  historia  auten- 
ticada .könnte  allerdings  auch  nur  auf  die  ja  ausdrücklich  ebenfalls  beglaubigte 
historische  Erläuterung  gehen,  die  auf  den  Panos  zu  sehen  war.  Heisst  es  jedoch 
weiter,  eine  memoria  sumada  del  inteligencia  dellos,  eine  kurzgefasste  Auseinander- 
setzung zum  Verständnisse  der  Panos,  habe  der  Ueberbringer  bei  sich  con  el 
libro  de  la  historia  y  probanza,  in  Gestalt  des  Geschichts-  und  Beglaubigungs- 
Buches,  so  ist  mit  diesem  Buche  schwerlich  etwas  anderes  als  unsere  Handschrift 
gemeint  und  mit  der  pröbanza  wohl  nichts  anderes  als  die  fe  y  pröbanza,  die  den 


1)  Conforme  ä  la  Historia  general  que  de  los  dichos  Ingas  el  capitän  Pedro  Sarmiento  ha 
fecho  por  las  memorias,  informaciones  y  relaciones  destos  dichos  testigos  y  otros  muchos  indios 
prinzipales;  y  quellos  —  d.h.  die  ausdrücklich  unterzeichneten:  Don  Agustin  Tito  Conde  Mayta, 
Don  Alonso  Tito  Atauchi  Inga,  Don  Juan  lila  Topa,  Don  Francisco  Sayre  Topa  Inga,  die  eben 
spanisch  lesen  und  schreiben  konnten  —  han  visto  otros  muchos  cuadernos  fechos  por  diferentes 
personas,  desta  misma  historia,  y  que  e*sta  es  la  mäs  verdadera,  y  que  lo  que  en  contrario  se  ha 
dicho  e*  dijere,  no  endenden  ques  la  verdad. 

2)  Die  Strecke  von  Quito  bis  Pasto  kam  erst  zuletzt  hinzu;  vergl.  den  Anonymus  in  der 
Colecciön  de  documentos  inid.  p.  la  hist.  de  Esp.,  T.  13,  S.  447  u.  Sarmiento,  Gesch.  des  Inka- 
reiches, Seite  110.  Wenn  Seite  105  gesagt  wird,  die  Pastos  hatten  sich  gegen  Peru  erhoben,  so 
schliesst  das  nicht  ein,  dass  sie  vorher  unterworfen  waren. 

3)  In  dem  anonymen  Gutachten  aus  Yucay  vom  16.  März  1571  wird  (S.  445)  von  dem  Ge- 
schichtswerke des  Sarmiento  andeutungsweise  gesprochen  als  von  der  pröbanza,  der  Bestätigung, 
die  noch  erbracht  werden  solle.  Der  Teufel  habe  versucht  die  Unrechtmassigkeit  der  Inkaherrschaft 
in  Dunkel  zu  hüllen,  doch  werde  das  noch  rechtzeitig  vereitelt  werden,  bevor  die  letzten  alten 
Indianer  gestorben  seien,  que  desto  dan  claro  testimonio,  como  Be  verd  en  la  probanza  que  dello 
«e  hace  por  mandado  de  V.E.  en  la  visita  que  personalmente  va  haciendo. 

Abhandlungen  d.  K.  Gm.  d.  Wiaa.  su  Gtttingen.    PhiL-hbt.  Kl.   K.  F.   Band  6, 4.  f 


XXXXU  EICHARD  PIETSCHMANN, 

Anhang  dea  Buches  bildet.  Toledo  spricht  dann  weiter  von  dem  Torhaben  auch 
die  Landeskunde  auf  Zeug  in  dieser  Form  zu  veranschaulichen.  Und  fügt  er 
hinzu,  diese  Descrtpciün  hoffe  er  dem  Könige  zu  überbringen,  habiendo  acdbado 
de  pasar  esta  lierra  eon  el  kombre  mos  liabü  desto,  materia  que  yo  he  hallado  en  ella, 
so  ist  unter  diesem  für  solche  Dinge  geschicktesten  Menschen,  der  in  Peru  zu 
finden  war,  niemand  anders  zu  verstehen  als  Pedro  Sarmiento. 

Man  hat  die  Vermutung  ausgesprochen,  die  Inka-Bilder,  die  Francisco  de 
Toledo  hier  dem  Könige  übersendet,  könnten  die  Vorlage  für  die  Porträts  ab- 
gegeben haben,  die  auf  dem  Titelblatte  der  1615  in  Madrid  veröffentlichten  5. 
Dekade  der  grossen  Historia  general  de  los  heckos  de  los  Castellanos  en  las  islas  y 
tierra  firme  del  mar  OcKano  des  Antonio  de  Herrera  zusammengestellt  sind '). 
Diese  Portraits  gehen  allerdings  sicher  auf  peruanische  Originale  zurück.  Sie 
vermögen  uns  wenigstens  eine  Vorstellung  zu  geben,  wie  die  btdtos  auf  den  Male- 
reien auf  Zeug,  die  das  Protokoll  erwähnt,  wohl  ausgesehen  haben  werden.  Ich 
schalte  hier  daher  das  erste  dieser  Porträts  ein,  das  Ayar  Manco  Capac  darstellt 


Seine  Stirn  ist  beschattet  von  der  'Borla';  darüber  trägt  er  einen  Reif  oder  eine 
Stirnbinde,  welche  vorn  mit  einem  Zierrat  in  Gestalt  eines  Löwenkopfes  und 
darüber,  auf  einer  Art  Halbmond,  mit  zwei  auseinander  stehenden  Federn  ver- 
seben ist,  die  auch  anf  andern  Inka-Porträts  vorkommen.  In  dem  durchbohrten 
erweiterten  Ohrläppchen,  das  bis  anf  den  Halsansatz  hinunterhängt,  trägt  er, 
der  Stammvater  der  Orejones,  einen  scheibenförmigen  Einsatz.    Auf  der  Linken 


1)  Daa  ganze  Titelblatt  ist  abgebildet  bei  Justin  Winsor,  Narrative  and  Critical  History  of 
America,  Toi.  1,  S.  267.  Ein  Tierkopf  wie  ihn  hier  auf  dem  Bilde  Manco  Capac  als  Diadems  chmuck 
tragt  kommt  auch  anf  einem  gemalten  Gefaase  peruanischen  Ursprungs  vor  als  Schmuck  auf  der 
Stirnseite  einer  heiniartigen  Kopfbedeckung ;  vergl.  W.  Reise  und  A.  Stübel,  Da»  Todtmfüd  von 
Ancon,  Bd.  3,  Tai.  101.  Jimenez  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Kopfbedeckungen, 
welche  auf  dem  erwähnten  Titelblatte  Tupac  Inca  Yupanqni  und  Huayna  Capac  tragen,  abgebildet 
werden  in  einer  anonymen  Belaeiön  dt  loa  cottumbret  antignot  de  loa  naturales  del  Pin*  (=  Tre» 
Beladones,  S.  166  und  159).  Man  vergleiche  damit  auch  daa  Bild  'Head-dreas  of  Indian  Fernste 
Dsucer'  in  E.  George  Squier,  Peru,  S.  306.  auch  ebendort  daa  BÜd  auf  8.  306. 


PEDRO  SARHIEXTO'S  GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  XZXXIH 

hält  er  seinen  Huauqui,  den  Orakelvogel  Inti,  und  in  der  Rechten  das  Zepter1). 
Hinter  ihm  zeigt  sich  ein  züngelnder  Löwe,  dem  wohl  erst  der  spanische  Zeichner 
zu  der  Mähne  verholfen  hat,  die  dem  amerikanischen  Löwen,  dem  Puma  fehlt. 
Diesem  Forträt  habe  ich  ein  Bildnis  gegenübergestellt,  das  auf  einem  der  beiden 
in  Kupfer  gestochenen  Titelblätter  der  1688  in  Antwerpen  herausgekommenen 
Historia  general  de  las  conquistas  del  Nuevo  Reyno  de  Granada  eines  Abkömmlings 
des  Inkageschlechts,  des  Lucas  Ferndndez  de  Piedrahita 2),  die  Reihe  der  Herr- 
scher Bogotas  eröffnet.  Zu  diesem  Titelblatte  sind  offenbar  Inka-Porträts  peru- 
anischen Ursprungs  benutzt  worden;  auch  in  dieser  vergröbernden  Nachbildung 
zeigen  sie  noch,  dass  sie  ähnlichen  Vorbildern  entnommen  sind,  wie  die  auf  dem 
Dekaden-Titel  Herreras.  Aber  die  letzteren  sind  doch  schwerlich  nach  Toledos 
Zeugbildern  kopiert.  Was  gegen  diese  Vermutung  spricht  ist  vor  allem,  dass 
bei  Herrera  uns  13  Inka-Bildnisse  vorgeführt  werden,  auf  den  Paüos  dagegen 
nur  12  gewesen  sein  können.  Denn  mehr  als  12  Inka  Hess  Sarmiento  nicht  zu. 
Auch  bezieht  sich  der  Puma  hinter  Manco  Capacs  Rücken,  wie  es  scheint,  auf 
einen  Mythus  *),  den  Sarmiento  nicht  erwähnt,  und  der  daher  wohl  auch  auf  dem 
von  ihm  erläuterten  Gemälde  nicht  angedeutet  gewesen  sein  wird.  Ohne  Zweifel 
waren  solche  Zusammenstellungen  von  Inka-Bildnissen  in  Peru,  dessen  Einge- 
bornen  besonderes  Talent  zur  Malerei  nachgerühmt  wird4),  recht  verbreitet.  In 
Puquin  Cancha,  einem  Sonnentempel  unweit  Cuzco,  waren  die  Urgeschichte  der 
Inka  und  das  Leben  eines  jeden  einzelnen  mit  den  Ländern,  die  er  erobert  hatte, 
in  Figuren  auf  Tafeln  gemalt5).  Im  Jahre  1603  schickten  verschiedene  Nach- 
kömmlinge der  Inka-Familie  ein  Gesuch  um  Befreiung  von  Lasten  nach  Spanien 
und  fügten  zur  Erläuterung  ihrer  Herkunftsansprüche  eine  Malerei  auf  weissem 


1)  Es  wird  hier  wohl  das  Topayauri  gemeint  sein.  Vergl.  die  Stellen  im  Register  unter 
Topayauri  and  Suniurpaucar.  Nach  Cobo  (8,  132)  waren  das  Abzeichen  dieses  Inka  und  seines 
Clan  runde  Federbüsche:  unos  plumajes  redondos  Uamados  de  los  indios  purupuru,  representando 
el  globo  del  mundo  y  que  este  primer  Inca  lo  habia  conquistado. 

2)  Sein  Stammbaum  (Markham  zu  Garcüaso,  P.  1  V.  2,  S.  524)  geht  zurück  auf  eine  Tochter 
des  Huayna  Capac.  Das  ganze  Titelblatt  ist  in  facsimile  abgebildet  bei  Adolf  Bastian,  Culturländer 
des  Alten  America,  Bd.  2,  Berlin  1878. 

3)  Bei  der  Jünglingsweihe  der  Orejones  traten  Vermummte  auf  in  Löwenfellen,  die  sich  den 
Löwenkopf  übergestülpt  hatten;  (Betanzos,  Kap.  14;  S.  97.  Molina,  S.  45.  Cobo  4,  S.  102).  Bei 
der  Huaca  von  Curavacaja  auf  der  Grenze  des  Gebietes  von  Cuzco  gab  es  einen  todten,  d.  h.  wohl, 
einen  ausgestopften  Löwen:  tenfan  allf  un  Leon  muerto  y  contaban  su  origen,  que  es  largo  (Cobo 
4,  S.  28).  Vielleicht  ist  aber  mit  dem  Löwen  hinter  Manco  Capac  nichts  anderes  gemeint  als  die 
Stadt  Cuzco,  deren  Grundriss  mit  der  Figur  eines  Löwen  verglichen  wurde. 

4)  Vergl.  v.  Tschudi,  Reisen  2  S.  174.  Thomas  J.  Hutchinson,  Two  years  in  Peru.  London 
1873.  Vol.  1,  S.  335—338.  In  dem  Texte  zu  einer  Abbildung  von  Cuzco,  die  in  Amsterdam  bei 
Jansson  herauskam,  heisst  es  über  die  Stadt:  Delectantur  incolae  rebus  depictis.  Vergl.  auch  was 
Garcilaso  1  libr.  5  cap.  23.  24  erzählt. 

5)  Molina,  S.  4.  Diese  Casa  del  Sol  erwähnt  Cobo  3,  117;  vergleiche  den  Wortlaut  auf  Seite 
XXXXIV.  Er  nennt  sie  hier  nicht  Puquincancha;  aber  in  seiner  Aufzählung  der  Huacas  des  Gebietes 
von  Cuzco  (4,  S.  44  f.)  führt  er  an:   Puquincancha;   era  una  casa  del  Sol  que  estaba  encima  de 

.('ayocache;  sacrificäbanle  ninos. 

f* 


XXIXIV  RICHARD   PIETSCHMAXN, 

chinesischen  Taffet  bei,  anderthalb  Vara,  d.  h.  etwas  über  1  M.  25  Zentim.  gross, 
mit  dem  Stammbaum  darauf  von  Manco  Capac  bis  zu  Huayna  Capac  und  dessen 
Sohn  Panllu  Inca;  die  Inka  als  Brustbilder  in  dem  altertümlichen  Kostüm,  auf 
dem  Haupte  die  bunte  Franze,  in  den  Ohren  die  Ohrgehänge,  in  den  Händen 
eine  Partisane  statt  des  Zepters ;  an  der  Seite  Angaben  über  das  Ayllu,  das  von 
dem  einzelnen  Inka  sich  herleitet1).  In  der  häufigen  Wiederholung  sind  all- 
mählich, wie  besonders  die  Abbildungen  lehren,  die  John  Ranking2)  als  peru- 
anische Inka-Porträts  gibt,  allerlei  Entstellungen  eingetreten. 

Aber  wir  haben  auch  einen  Gewährsmann,  der  aus  eigener  Kenntnis  uns  von 
einem  ganz  ähnlichen  Kunsterzeugnisse  spricht,  wie  es  die  pafoos  des  Vizekönigs 
waren,  und  der  es  als  Geschichtsquelle  einschätzt.  Das  ist  Bernab£  Cobo  in 
seiner  Historia  del  Nuevo  Mundo.  Er  spricht8)  von  den  Ueberlieferungen,  welche 
1559  noch  von  den  sachkundigen  Vornehmen  Cuzcos,  von  Priestern  und  Quipoca- 
mayos  noch  zu  erkunden  gewesen  seien.  Los  cuales  no  podian  ignorar  lo  tocante 
al  gobiemo,  ritos  y  costumbres  de  los  suyos  por  haber  alcanzado  el  tiempo  de 
los  reyes  Incas  y  ejercitado  en  61  todo  aquello  sobre  que  fueron  examinados,  y 
por  los  memoriales  de  sus  quipos  y  pinturas  que  aün  estaban  en  pi£.  Particular- 
mente  la  [pintura]  que  tenfan  en  un  templo  del  Sol,  junto  £  la  ciudad  del  Cuzco, 
de  la  cual  historia  tengo  para  mi  se  debiö  de  sacar  una  que  yo  vi  en  aquella 
ciudad  dibujada  en  una  tapiceria  de  cumbe,  no  menos  curiosa  y  bien  pintada  que 
si  fuera  de  muy  finos  pafios  de  corte.  Auf  dem  einheimischen  aus  Lama- Wolle 
gefertigten  Gewebe  —  dem  feinsten  Cumbi  —  war  hier  also  eine  bildliche  Dar- 
stellung der  Geschichte  entworfen,  der  vergleichbar,  die  in  dem  Sonnentempel 
bestanden  haben  sollte.  Dieser  Gattung  von  Erzeugnissen  mithin  gehörten  die 
Darstellungen  an,  die  Toledo  seinem  Herrn  unterbreitete.  — 

Was  nun  den  Zweck  anlangt,  zu  dem  der  Vizekönig  die  Inkageschichte  von 
Sarmiento  hat  abfassen  lassen,  so  hat  man  gemeint,  dass  sie  nicht  bloss  im  all- 
gemeinen die  Ansprüche,  die  Spanien  auf  den  Besitz  Perus  erhob,  decken  solle. 
Sie  sei  vielmehr  geschrieben,  um  eine  einzelne  Regierungsmassregel  zu  verant- 
worten; sie  solle  eine  Tat  beschönigen,  die  immer  als  eine  der  schwersten  An- 
klagen gegen  Toledo  dastehen  wird.  Er  habe  sein  und  vor  allem  König  Philipps 
Gewissen  darüber  beruhigen  wollen,  dass  er  den  letzten  Sprössling  des  Inkage- 
schlechts, der  in  den  Augen  der  Peruaner  Anspruch  auf  die  Herrschaft  hatte, 
den  Bruder  und  Nachfolger  des  Titu  Cusi  Yupanqui,  Tupac  Amaru,  nachdem  er 


1)  Garcilaso,  P.  1  libr.  9,  Kap.  40. 

2)  John  Banking,  Historical  researches  on  ihe  conquesi  of  Peru,  Mexico,  Bogota,  Natchez, 
and  Taiomeco,  in  ihe  thirteenth  Century,  by  ihe  Mongcls.  London  1827.  Taf.  II— IV. 

3)  Cobo,  3, 117.  Dass  hier  yon  etwas  Aehnlichem  die  Rede  ist  wie  von  den  paStos  des  Schreibens 
des  Vizekönigs  Toledo  hat  auch  Jimenez  erkannt.  Ob  das  Vorbild  der  Tapiceria,  die  Cobo  zu  sehen 
bekam,  auf  Veranlassung  des  Vizekönigs  und  der  Visita  hergestellt  worden  war,  wie  Jimenez  es 
auffasst,  muss  dahingestellt  bleiben  and  erscheint  mir  eher  zweifelhaft.  —  Wegen  der  Casa  del  Sol, 
unter  der  Puquincancba  zu  verstehen  ist,  vergl.  Seite  XXXXIII. 


PEDRO   SARMIESTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  XXXXV 

ihn  in  seine  Gewalt  gebracht,  auf  Grund  eines  eiligen  Gerichtsverfahrens  wegen 
einiger  von  seinen  Parteigängern  verübten  Räubereien  und  Mordtaten,  für  die 
er  nicht  verantwortlich  gemacht  werden  konnte  *),  und  als  Rebellen  gegen  den 
König  von  Spanien  in  Cuzco  auf  öffentlichem  Platze  hatte  enthaupten  lassen. 
Diese  Auslegung  ist  unrichtig.  Dergleichen  Rechtfertigungsversuche  wären  am 
1.  März  1572  sehr  verfrüht  gewesen.  Als  Sarmiento  das  vorletzte  Kapitel  seines 
Geschichtswerks  niederschrieb,  war  Tupac  Amaru  noch  gar  nicht  hingerichtet, 
galt  im  Gegenteil  'der  Aufrührer  in  den  Anden,  der  sich  Tito  Cusi  Yupanqui, 
nennt'  —  el  que  agora  esta  en  los  Andes,  que  se  llama  Tito  Cusi  Yupanqui, 
alzado2)  —  für  noch  am  Leben,  und  ist  von  Tupac  Amaru,  oder  wie  Sar- 
miento ihn  nennt,  Amaru  Topa,  noch  nicht  anders  die  Rede  als  von  einem 
Gefährten  seines  unbotmässigen  Bruders,  mit  dem  Zusätze,  um  seine  Legiti- 
mität stehe  es  allerdings  zwar  nicht  ganz  so  schlecht,  wie  um  die  des  andern, 
dafür  sei  er  aber  regierungsunfähig,  oder,  wie  es  bei  den  Indianern  laute,  uti. 
Von  dem  erfolgten  Ableben  des  Titu  Cusi  hat  Toledo  mit  seiner  Umgebung 
noch  keine  Kunde  gehabt,  als  Ende  April  1572  der  Kriegszug  gegen  Vilcapampa 
eröffnet  wurde3),    den  Sarmiento   als  Alfärez   real   mitmachte.     Die    Feder   war 

1)  Nach  Cobo  3,  S.  215  würde  Tupac  Amaru  diese  Untaten  ausdrücklich  gemissbilligt  haben: 
El  inca  se  admirö  de  lo  sucedido  y  moströ  pesar  de  que  primero  no  le  hubiesen  dado  ä  el  parte. 

2)  Vergl.  Seite  128  des  Textes  Sarmientos.  Fernando  de  Santillän  allerdings  in  seiner  um 
1572  geschriebenen  Relation  (Tres  Relaciones,  S.  25)  nennt  als  Nachfolger  des  Sayri  Tupac  nicht 
Titu  Cusi,  sondern  sagt :  y  agora  muerto  Xayra  [so !]  Topa,  los  orejones  questan  tras  la  Cordillera 
alzaron  ä  su  hermano  Amaro  Inga,  al  cual  tienen  all!  por  senor  conforme  ä  sus  fueros  y  costum- 
bres.  Doch  war  Tupac  Amasu  wirklich  (uti',  aber  mehr  erbberechtigt,  so  kann  er  auch  schon  zu 
Lebzeiten  des  Titu  Cusi  theoretisch  als  der  wahre  Inka  gegolten,  sein  Bruder  dagegen  mehr  in 
dem  faktischen  Ansehn  eines  solchen  gestanden  haben.  Zuspät  hingegen  wird  die  Enthauptung  des 
Tupac  Amaru  angesetzt,  wenn  sie  in  das  Jahr  1578  verlegt  wird;  es  geschieht  das  in  einer  Tabelle, 
die  im  8.  Bande  der  Colecc.  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios  (S.  41)  abgedruckt  ist,  und  yon 
Alcedo  y  Herrera,  Aviso  hist.  pol.  geogr.  del  Peru,  Madrid  1740,  S.  86.  Nach  Alcedo  korrigiert 
Tb.  Waitz,  Anthropologie,  Bd.  4,  S.  481  die  allerdings  falsche  Jahreszahl,  die  er  Bd.  3,  S.  542  an- 
giebt  Die  Jahreszahl  1578  bei  A.  Räville,  Histoire  des  religions  2  S.  820  stammt  wohl  aus  Waitz. 
Juan  de  Velasco  sagt  in  seiner  Beschreibung  von  Quito  (in  dem  Recueil  de  documents  et  memoire* 
originaux  sur  Vhistcire  des  possessions  espagnoles  dans  VAmerique  p.  sur  les  manuscrits  de  la 
bibliotheque  de  Temaux-Compans,  Paris  1840,  S.  277),  Cusi  Titu  sei  1569  gestorben,  der  Vize- 
könig sei  1571  gegen  Tupac  Amaru  zu  Felde  gezogen.  Beides  ist  nicht  so  früh  anzusetzen. 

3)  Dieses  Datum  gibt  die  Lebensbeschreibung  Toledos  in  der  Coleeciön  de  documentos  inid. 
del  Archivo  de  Indios,  T.  8,  S.  272,  eine  Quelle  deren  Angaben  in  solchen  Dingen,  wo  man  sie 
nachzuprüfen  vermag  (z.B.  S.  293),  sich  als  im  wesentlichen  zuverlässig  erweisen.  Man  findet  dort 
(S.  266  f.)  das  letzte  Schreiben  des  Vizekönigs  an  Titu  Cusi  Yupanqui,  datiert  vom  16.  Oktober 
1571  aus  Yucay.  Noch  im  Februar  1572  sind  die  Erörterungen  Toledos  geschrieben,  die  ich  oben 
Seite  XV  f.  wiedergegeben  habe,  und  der  Satz  im  Memorial  de  guerra  §  5 :  En  los  Andes,  aunque 
han  roto  los  caminos  y  muerto  algunos  espaüoles,  los  indios  del  inga  y  sus  capitanes,  despues  que 
agora  se  baptizö  y  algunos  de  ellos,  estan  entretenidos  en  la  esperanza  de  que  se  cumplirä  con 
ellos  la  capitulaciön  que  esta  confirmada  por  vuestra  Magestad  (Cd.  de  doc.  inid.  p.  I  h.  de  Es- 
paXa,  T.  94,  S.  302;  vergl  ebd.  S.  324  und  wegen  der  capitulaciön,  die  der  Lizentiat  Castro  ge- 
schlossen hatte,  ebd.  S.  282  die  Auszüge  ans  der  Memoria  del  gobierno  temporal).  Man  erwartete 
sowohl  Titu  Cusi  wie  Tupac  Amaru  in  Vilcapampa  lebend  anzutreffen,  daher  sagt  Toledo  noch  in 


XXXXVI  RICHARD   PIETSCHMANN, 

längst  bei  Seite  gelegt,  und  die  Handschrift  unterwegs  nach  Spanien,  bevor  To- 
ledo des  Inka  habhaft  wurde,  und  der  Scheinprozess  angestellt  werden  konnte, 
der  der  Hinrichtung  l)  voranging. 

Ueber  die  Absichten  also,  die  wiederholt  in  dem  Buche  selbst  ausgesprochen 
werden,  geht  die  Tendenz  nicht  hinaus.  Was  Sarmiento  übernommen  hatte  war 
aber  eine  Beweisführung,  die,  —  des  dürfen  wir  uns  freuen,  —  rein  sachlich 
sich  erbringen  Hess,  ohne  dem  Stoff,  ohne  der  Ueberlieferung,  irgend  wie  Gewalt 
anzutun.  Keiner  der  Häuptlinge  der  stolzen  Geschlechter,  deren  Angehörige  als 
die  Ausfuhrer  eines  göttlichen  Herrscherwillens  die  allein  Gebietenden  in  diesem 
weiten  Reiche  gewesen  waren,  würde  begriffen  haben,  was  denn  an  der  Tatsache 
zu  bemänteln  sei,  dass  ihre  Vorfahren  in  kühnem  und  beharrlichen  Vorgehen 
von  den  bescheidensten  Anfangen  aus  unter  vielen  Bedrängnissen  durch  Klugheit, 
List  und  mannhafte  Waffentaten  ihrer  Macht  diese  ungeheure  Ausdehnung  er- 
kämpft hatten.  Tantae  molis  erat !  Was  ahnten  sie  von  sittlichen,  von  Staats-  und 
völkerrechtlichen  Grundsätzen,  nach  denen  die  Mittel,  mit  denen  der  Erfolg  er- 
rungen war,  unter  den  Begriff  des  Unerlaubten  gebracht  werden  konnten!  Die 
bewusste  Schönfärberei  und  Beschönigung  blieb  der  Generation  vorbehalten,  der 
Garcilaso  angehört.  Sie  hätten  ihre  Aussagen  drehen  und  wenden  können,  wie 
sie  wollten,  es  wäre  doch  nichts  herausgekommen,  was  nicht  auch  ohne  jegliche 
Entstellung  Wasser  auf  Toledos  Mühle  geliefert  hätte.    So  wurde  zwar  an  das 


seinem  politischen  Testament,  dieses  Gebiet  sei  Unterworten  worden  durch  Enthauptung  des  Inka, 
den  man  dort  am  Leben  vorgefunden  habe:  con  haber  cortado  la  cabeza  al  inga  que  se  hallo1 
dentro  vivo. 

1)  Nach  Jimlnez  würde  die  Hinrichtung  erfolgt  sein:  por  el  mes  de  mayo  del  ano  de  1572 
(Relaciones  geogrdficas  1  Apend.,  8.  CL),  eine  Angabe  von  der  ich  nicht  ermitteln  kann,  woher  sie 
entnommen  ist.  Cobo  (3,  S.  216)  lässt  es  6  Monate  währen,  bevor  das  Vilcapampa-Gebiet  unter- 
worfen ist,  also,  rechnet  man  den  April  ein,  bis  zum  Ende  des  September.  —  In  dem  politischen 
Testament  des  Vizekönigs  erwähnt  dieser  von  seinen  Erhebungen,  die  er  zur  Feststellung  der  Recht- 
mässigkeit der  spanischen  Herrschaft  in  Peru  hat  vornehmen  lassen,  nichts.  Diese  Angelegenheit 
ist  ihm  erledigt  mit  der  Enthauptung  des  'Rebellen  und  Aufständischen'  Tupac  Amaru,  von  der 
er  spricht,  als  bedürfe  es  dafür  auch  nicht  der  geringsten  Beschönigung ;  (vergl.  die  vorhergehende 
Anmerkung).  Der  Inka  Garcilaso,  der  übrigens  nicht  einmal  genau  weiss,  wie  lange  Toledo  Vize- 
könig in  Peru  war,  hat  eine  Erzählung  verbreitet,  nach  welcher  der  König  über  die  vollbrachte 
Tat  sich  keineswegs  beifällig  geäussert  habe;  als  Toledo  bei  seiner  Rückkehr  aus  Peru  bei  Phi- 
lipp II.  sich  meldete,  habe  er  ihn  kurz  abgefertigt:  que  se  fuese  ä  su  casa,  que  su  Majestad  no 
le  habfa  embiado  al  Peru,  para  que  matase  reyes,  sino  que  sirviese  ä  reyes.  Schon  Jimenez  (a.  a.  0.) 
hat  darauf  hingewiesen,  dass  hierzu  nicht  recht  eine  Verfügung  vom  Jahre  1575  stimmt,  in  welcher 
der  König  mit  dem  Ergebnisse  des  Feldzuges  nach  Vilcapampa  sich  im  ganzen  einverstanden  er- 
klärt. Für  Garcilaso  gehört  zu  dem  Abschlüsse  des  Inka-Dramas,  dass  die  Uebeltäter  schlimme 
Früchte  ernten;  Toledo  wird  von  seinem  Herrn  ungnädig  aufgenommen  und  stirbt,  während  ein 
Prozess  wegen  unrechtmässiger  Bereicherung  gegen  ihn  schwebt,  und  Martin  Garcfa  de  Loyola 
findet  einen  gewaltsamen  Tod  in  Chile.  Hätte  Garcilaso  gewusst,  dass  Sarmiento  den  Ruhm,  den 
Inka  gefangen  genommen  zu  haben,  für  sich  in  Anspruch  nahm,  er  würde  sich  nicht  haben  ent- 
gehen lassen,  auch  auf  dessen  Missgeschicke  noch  zum  Epilog  hinzuweisen. 


PEDRO  SARMIEXTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  XXXXVII 

Geschehene  von  unserm  Autor  ein  theoretischer  Massstab  angelegt,  an  dem  ge- 
prüft, Politik  und  Eroberung  überhaupt  schlecht  bestehen,  aber  das  wirkt  nicht 
nach  bis  in  die  Details  des  Bildes.  An  Hinweisen  und  allgemeinen  Urteilen  fehlt 
es  nicht,  die  den  Leser  zu  der  gewünschten  Gesamtauffassung  und  jener  rigorosen 
Kritik  besonders  auch  der  Legitimitäts-  und  Erbfolge-Angelegenheiten  stimmen 
und  herüberziehen  sollen.  Wer  erwartet  denn  aber  mitten  in  der  Welt  der  Ur- 
einwohner der  Neuen  Kontinents,  die  gerade  an  den  Stätten,  an  denen  sie  das 
höchste  geleistet  hat,  was  aus  eigenem  Können  zu  erreichen  ihr  beschieden  war, 
des  Grauenhaften  so  viel  in  ihren  Zügen  trug,  von  einem  Gemeinwesen  zu  hören, 
das  etwa  nach  Art  des  Musterstaats  des  Laotze  lediglich  kraft  der  gewinnenden 
und  amalgamierenden  Vortrefflichkeit  seiner  innern  Zustände  sich  zu  einer  Uni- 
versalmonarchie ausgewachsen  habe,  —  oder  von  der  striktesten  Observanz  des 
Erstgeburtsrechts  und  der  schönsten  Legitimitäts-Prinzipien  in  einem  Herrscher- 
hause, das  der  weitgehendsten  Polygamie  ergeben  war?  Nicht  alle  Tatsachen, 
—  das  ist  zuzugeben,  —  kommen  bei  Sarmiento  zur  Geltung.  Es  steht  aus  guter 
Ueberlieferung  für  das  Chincha-Gebiet  fest,  dass  es  zur  Ausbreitung  der  Inka- 
herrschaft in  den  Küstentälern  Perus  zu  Anfang  fast  keines  Kampfes  bedurft 
hat,  dass  vielmehr  dort  die  Inka  zunächst  beinahe  keinen  Widerstand  antrafen 
und  erst  fast  nur  als  Verkünder  des  Kultus  der  Sonne,  als  Freunde  und  Be- 
glücker aufgetreten  sind.  Aber  ebenso  sicher  ist,  dass  diese  friedliche  Propa- 
panda  nur  das  Vorspiel  zu  einer  Einführung  des  gesamten  Regierungssystems 
der  Inka  und  damit  zu  einer  vollständigen  Unterjochung  gebildet  hat1).  Und 
auch  in  der  Legitimitäts-Frage  war  eine  gelindere  Auffassung  möglich,  nur  nicht 
opportun.  Wir  haben  aus  dem  Jahre  1558  die  Versicherung,  dass  die  gewissen- 
hafte Umfrage  bei  Yungas  und  Serranos  ergeben  habe,  dass  eine  Vererbung  des 
Amtes  vom  Vater  auf  den  Sohn  nicht  üblich  gewesen  sei,  —  was  ja  auch  hin- 
sichtlich der  Curacas  Sarmiento  berichtet.  Wie  der  einzelne  Curaca  und  Tucuy- 
ricuy  bei  seinen  Lebzeiten  einen  unsträflichen  Mann  als  seinen  Nachfolger  em- 
pfohlen habe,  so  hätten  auch  Tupac  Inca  Vupanqui  und  Huayna  Capac  nicht 
ihrem  ältesten,  sondern  einen  andern  geeigneter  erscheinenden,  schon  bei  Leb- 
zeiten des  Vaters  zum  Nachfolger  bestimmten  Sohne  das  Reich  hinterlassen2). 
Aber  auf  der  andern  Seite  steht  die  Konsequenz  der  Theorie  von  der  Reinheit 
des  Blutes,  die  wenigstens  zu  der  Institution  geführt  hat,  dass  nur  eine  der  leib- 
lichen Schwestern  des  Inka  seine  legitime  Frau  werden  durfte. 

Im  ganzen  hat  Sarmiento  so  seinen  Standpunkt  mit  Mass  vertreten.  Er 
hegt  eine  zu  ehrliche  Bewunderung  für  Alles,  in  dem  sich  ihm  ein  auf  Grosses 
gerichtetes  Wollen  und  Können  offenbart,  für  attos  pensamientos  und  deren  Ver- 


1)  Vergl.  Colecciön  de  doc.  inid.  p.  L  hist.  de  Espata,  T.  50,  S.  207  ff.  —  Die  gewinnende 
Art,  in  der  Tupac  Inca  Yupanqui  im  Jauja-Tale  vorging,  schilderte  ein  Urenkel  eines  damaligen 
Häuptlings  sehr  anschaulich  bei  der  Vernehmung,  die  Toledo  an  Ort  und  Stelle  1570  anstellte 
(Informaciones,  S.  205  f.). 

2)  a.a.O.,  S.  215 f. 


XXIXVUI  RICHARD   PIKTSCHMAKN, 


wirklich ung.    Die  polemische  Tendenz  tritt  bei  ihm  merklich  zurück  hinter  der 
Freude  an  der  dankbaren  Aufgabe,  am  Sammeln  und  Sichten  dieser  Fülle  von 
Nachrichten,   die  ihm  unerhört  merkwürdig  und  wichtig  vorkommen.    Man  muss 
einräumen,   klarer  und  übersichtlicher  und,    wenn  man  gerecht  sein  will,   auch 
kritischer  ist  tatsächlich  vor  Sarmiento  die  Entstehung  und  Geschichte  des  Inka- 
reiches nicht  geschildert  worden.  Wir  werden  es  stets  beklagen,  dass  nicht  schon 
in  Zeiten,    in  denen  die  Quellen  noch  reichlicher  und  unmittelbarer  flössen,    mit 
gleichen  Vorsichtsmassregeln  Gleiches  angestrebt  worden  ist,  dass  Cieza  de  Leon 
in  seinem  im  übrigen  unschätzbaren  Werke   den  geschichtlichen  Ereignissen  der 
Inkazeit  nicht  etwas  mehr  Ausführlichkeit  eingeräumt  hat,    dass  von  dem,   wie 
es    scheint,    ohne   alle  Nebenabsichten  verfassten  Werke  des  Juan  de  Betanzos, 
das  sich  in  breiter  Wiedergabe  des  Stoffs   erging  und  aus  unmittelbarer  Ver- 
trautheit  mit  der  Landessprache   herstammte,    ein   missgünstiges  Geschick  den 
grössten  und  wichtigsten  Teil  uns  vorenthält.     Was  uns  hier  in  einer  Aufzeich- 
nung noch  gerade   aus  elfter  Stunde  geboten  wird,   beschränkt  sich  im  wesent- 
lichen auf  die  Angaben   der  alleroffiziellsten  Ueberlieferung,   die  innerhalb  der 
Geschlechter  des  Herrscherhauses  damals  noch  gepflegt  und  von  Vater  auf  Sohn 
weitergegeben   wurde.    Zwischen   den  Angaben   dieser  geheiligten  Geschlechter- 
Traditionen   hatten    zur  Zeit  des  Pachacuti  Tupanqui  Widersprüche  bestanden, 
die  er  ausgleichen  Hess,  und  in  ähnlicher  Weise  war  seitdem  nach  Ablauf  jeder 
Regierung  ein  amtlich  beglaubigter  Lebenslauf  des  einzelnen  Herrschers  aufge- 
stellt worden.  Nicht  alle  Mitglieder  des  einzelnen  Ayllu  waren  in  den  offiziellen 
Traditionen  ihres  Geschlechts  gleichmässig  bewandert,  nur  einige  hatten  aus  der 
Kenntnis  derselben  einen  Beruf  zu  machen,  waren  darin  völlig  geschult  und  zu 
Hause.  An  die  letzten  noch  vorhandenen  Kenner  hatte  man  nun  in  Toledos  Auf- 
trage sich  gewandt,   teils   um   aus   ihren  Berichten   ein   einheitliches  Ganze  zu- 
sammenzustellen, teils  um  die  so  gewonnene  Darstellung  ihnen  zur  Prüfung  und 
Berichtigung  vorzulegen.    Sarmiento  bringt  uns  also  in  zusammenhängender  Er- 
zählung das,  was  sich  aus  dem  Studium  der  offiziellen  Familien-Traditionen  des 
Inka-Adels  von  Cuzco  als  Geschichte  des  Inkareiches  ergab. 

Ist  dies  an  sich  schon  wichtig,  so  wird  es  das  auch  dadurch,  dass  wir  nun 
in  der  Lage  sind,  mit  Sarmientos  Darstellung  in  der  Hand  in  den  andern  Dar- 
stellungen der  Inka-Geschichte,  die  uns  erhalten  sind,  zu  unterscheiden,  was 
dieser  selben  offiziellen  Gruppe  von  Nachrichten  angehört  und  was  nicht.  Je 
mehr  man  diese  Vergleichung  vornehmen  wird,  umso  mehr  wird  voraussichtlich 
der  Standard- Wert  unseres  Geschichtswerks  sich  herausstellen.  Vorläufig  lässt 
sich  schon  auf  zwei  Darstellungen  hinweisen,  deren  Inhalt  allem  Anscheine  nach 
wenigstens  zu  gutem  Teil  ebenfalls  auf  die  Ermittelungen  aus  Toledos  Enquete 
zurückgehen.  Es  ist  das  besonders  der  3.  Teil  der  Miscdlanea  Austrat  des  Miguel 
Cavello  Baiboa,  der  ja  1576  bis  1586  schrieb  und  für  die  Vergangenheit  Perus 
sich  auf  Aufzeichnungen  des  Cristöbal  de  Molina  und  Aussagen  bejahrter  gut 
unterrichteter  Eingeborenen  beruft.  Von  ihm  werden  die  Ereignisse  ganzer  Zeit- 
abschnitte in  derselben  Reihenfolge  und  in  grosser  Uebereinstimmung  mit  Sar- 


PEDRO  SABMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKARKICHES.  IL 

mientos  Angaben  erzählt.  Aber  auch  in  dem  geschichtlichen  Teile  der  Historia 
del  Nuevo  Mundo  des  Padre  Barnabä  Cobo,  die  erst  1653  verfasst  wurde,  kommen 
viele  Einzelheiten  vor,  die  Sarmiento  ebenso  hat.  In  einer  TJebersicht,  die  Cobo 
über  die  Erforschung  der  Geschichte  Perus  gibt,  erwähnt  Cobo  die  Bemühungen 
des  Vizekönigs;  er  kennt  Ermittelungen,  die  in  Cuzco,  im  Gebiete  der  Charcas 
und  von  Arequipa  angestellt  wurden,  auch  die  Relation,  von  der  oben  Seite  XX 
die  Rede  gewesen  ist,  aber  nicht  das  Werk  Sarmientos f). 

Was  der  Sekretär  der  Visita  general  in  der  Handschrift  amtlich  geändert 
und  als  geändert  gekennzeichnet  hat,  ist  in  der  Tat  —  wie  das  die  Beglaubigungs- 
Urkunde  hervorhebt  —  sehr  wenig  und  nur  für  uns  ziemlich  Unerhebliches,  — 
ganz  abzusehen  von  einzelnen  Vermerken  zu  unwesentlichen  Durchstreichungen, 
Tilgungen  und  Schreibfehlerverbesserungen  *).  Die  Sachverständigen  sind  da- 
gegen, dass  Sarmiento  die  Antasayas  unter  den  Urbewohnern  des  Gebiets  von 
Cuzco  aufgeführt  hat.  Sie  wollen  im  13.  Kapitel  nicht  gelten  lassen  was  dort 
über  Mama  Guacos  Art  die  Güte  der  Ackerkrume  zu  prüfen  erzählt  wird,  und 
lassen  nur  den  Bericht  zu,  dass  Manco  Capac  selber  die  Prüfung  mit  einem  Stabe 
vorgenommen  habe.  Sie  geben  an,  Polo  de  Ondegardo  habe  eine  Figur  gefunden, 
die  Lloqui  Yupanqui  vorstellte,  aber  nicht  dessen  Mumie.  Die  Mumie  des  Yahuar 
Huacac  hingegen,  meinen  sie,  werde  nicht  mehr  verborgen  gehalten,  sondern  sei 
unter  denen,  die  Polo  de  Ondegardo  aufgefunden  habe.  Und  in  der  Aufzählung 
von  Vertretern  des  Ayllu  des  Tupac  Inca  Yupanqui  lassen  sie  zwei  Namen  nach- 
tragen. Das  ist  Alles.  Verschiedene  Aenderungen  mögen  allerdings  noch  in  der 
Rechtschreibung  von  Orts-  und  Personennamen  vorgenommen  und  nur  nicht  als 
solche  bezeichnet  worden  sein.  Im  ganzen  bestätigt  sich  hierin,  dass  wir  einem 
festen  Bestände  von  Nachrichten  gegenüberstehen. 

Auch  die  Art  der  Geschichtserzählung  spricht  dafür,  dass  Sarmiento  sich  im 
ganzen  genau  an  das  Ueberlieferte  hält  und  stellenweise  sogar  es  ganz  wörtlich 
wiedergibt.  Wir  wissen,  dass  in  Cuzco  Erzählungen  über  den  Chancas-Krieg 
verbreitet  waren,  die  anknüpften  an  die  sogenannten  Pururuna,  bestimmte  Hua- 
cas,  die  aus  dieser  Zeit  herrühren  sollten8).  Wir  finden  in  Betanzos'  Werke  die 


1)  Vergl.  Cobo  3,  8.  118—119.  —  La  persona  ä  quien  encargö  el  Virrey  hiciese  esta  in- 
form&dön,  que  era  ano  de  los  qae  en  la  visita  general  iba  en  su  serricio,  ist  wohl  Alvaro  Rufe 
de  NavamueL 

2)  Vergl.  Seite  38  Anm.  9.  —  39  Anm.  4.  —  45  Anm.  6.  —  56  Zeüe  1—2.  —  78  Anm.  7. 
—  89  Anm.  8.  —  102  Anm.  1.  —  116  Anm.  1.  — 

3)  Polo  de  Ondegardo  in  der  Cdltcciön  de  doc.  inid.  del  Ar€h.  de  Indios,  T.  17,  S.  10  und 
15  [bei  Markham's  Molina,  S.  152.  154].  Eine  Reihe  der  betreffenden  Huacas  wird  von  Cobo  er- 
wähnt. Mit  Pururuna,  das  'falsche  Menschen'  bedeutet  in  dem  Sinne,  dass  die  Pururuna  ohne 
menschliche  Wesen  an  sein,  Menschengestalt  anzunehmen  vermochten,  wechselt  (Cbieecio*,  a.  a.  0., 
S.  65.  Acosta  6  Kap.  21  und  nach  ihm  Garcilaso  1,  5  Kap.  18.  Pachacnti  in  den  Tres  Relaciones, 
8.  271)  der  Ausdruck  Pururauca,  den  Cobo  (3,  S.  151)  mit  'ladrones  escondidos9  übersetzt;  er  be- 
deutet aber  nur  'falsche  Krieger',  'scheinbare  Krieger9,  als  Wesen  übermenschlicher  Art,  die  dem 
kampfenden  Inka  in  Gestalt  von  Kriegern  au  Hülfe  zu  kommen  pflegen,  vor  dessen  Feinden  in 
solcher  Gestalt  auftauchen,  hernach  aber  wieder  sich  in  Stein  verwandeln. 

Attdlfm.  d.  K.  Ott.  d.  WiM.  n  QffttlmfftB.  PklL-klrt.  Kl.  N.  F.  Bwd  0,4.  g 


RICHARD   PIETSCHMANN, 


Angabe,  bei  der  Jahresfeier  des  Sieges  über  die  Chancas,  die  Inca  Yupanqui  auf 
dem  Platze  von  Cuzco  veranstaltete,  seien  der  Angriff  des  Uscovilca  auf  die 
Hauptstadt,  des  Inka  Viracocha  feiges  Entweichen,  die  Gefangennahme  und  Tö- 
tung des  Uscovilca  besungen  worden1).  Offenbar  gab  es  einen  Gesang,  in  dem 
diese  Begebenheiten  so  geschildert  worden  als  sei  es  eben  ein  Jahr  her,  dass 
der  entscheidende  Triumph  davongetragen  wurde,  einen  Gesang,  den  also  niemand 
anders  hatte  können  anstimmen  lassen  als  der  Ueberwinder  der  Chancas  selbst. 
Dass  Sarmiento  eine  Reihe  derartiger  Quellen  benutzt  hat,  ist  vielfach  noch  er- 
sichtlich. 

Das  Epische  der  Vorlage  blickt  besonders  deutlich  hervor  in  der  Form,  in 
welcher  Sarmiento  die  Kindheitsgeschichte  des  Tahuar  Huacac  (Kap.  20—22)  er- 
zählt. Da  wird  der  arglose  Vater  betört,  sein  Kind  in  die  Gewalt  treuloser  Ver- 
wandten hinzugeben  und  bietet  vergeblich  alles  auf  es  wieder  zurückzuerhalten  ; 
da  wird  der  schöne  Knabe,  der  buchstäblich  blutige  Tränen  weint,  eingesperrt 
in  ein  Verlies,  in  dem  man  ihn  Hungers  sterben  lassen  will.  Nur  von  ungefähr 
entdeckt  ihn  ein  Mädchen,  das  aus  Mitleid  beschliesst,  ihm  zur  Freiheit  zu  ver- 
helfen. Auf  ihre  Veranstaltung  geschieht  es,  dass  eines  Tages  der  junge  gefangen 
gehaltene  Königssohn,  von  dessen  Verbleib  niemand  etwas  hat  erfahren  können, 
—  von  dem  es  aber  plötzlich  heisst,  dass  er  mit  andern  Knaben  im  Freien  spielt,  — 
mit  seinen  Spielkameraden  einen  Wettlauf  beginnt  auf  einen  Hagel  zu  und 
glucklich  in  Empfang  genommen  wird  von  den  Befreiern,  die  hinter  der  Höhe 
auf  ihn  warben.  Dazu  das  retardierende  Motiv,  dass  dann  vorerst  der  befreite 
Knabe  doch  noch  nicht  dem  nach  ihm  verlangenden  Vater  zurückgebracht  wird, 
ferner  der  typische  Bettler,  der  gerade  recht  kommt,  um  als  Kundschafter 
Verwendung  zu  finden,  und  andere  Märchenzüge  mehr.  Die  ganze  Erzählung 
sondert  sich  als  ein  Bericht  völlig  andern  Stils  von  der  Regierungsgeschichte 
des  Inca  ßuca,  des  Vaters  des  Yahuar  Huacac,  ab,  die  ganz  nach  dem  offenbar 
traditionellen  biographischen  Schema  der  ihr  vorangehenden  und  nächstfolgenden 
Inka-Regierungen  erst  völlig  zu  Ende  geführt  wird,  bevor  der  Autor  auf  diese 
Episode  zurückgreift.  Ebenso  verhält  sich  bei  Sarmiento  die  Jugendgeschichte 
des  Mayta  Capac  zu  dem  Berichte  über  die  Regierung  seines  Vaters. 


1)  Betanzos,  Kap.  18  (S.  84).  —  Der  Ueberlieferung  über  den  Chancas-Krieg  werden  auch 
die  Namen  der  Brüder  des  Viracocha  Inca  angehören,  die  Pedro  Gutie'rrez  de  Santa  Clara,  Bistoria 
de  hu  guerras  civiies,  T.  8,  S.  425 ,  mit  der  Bemerkung  aufzahlt :  y  destos  se  acuerdan  los  indios 
en  sus  cantares  y  memorias  porque  fueron  valientes.  Aach  von  den  Söhnen  des  Viracocha  Inca 
bemerkt  er :  y  como  fueron  valientes  tuvieron  los  indios  memoria  dellos.  Derselbe  Autor  gedenkt 
übrigens  bei  Erwähnung  der  Götterlehre  der  Peruaner  ebenfalls  der:  memorias  und  cantares  que 
comenzaban  naupa  [lies:  *at*pa],  que  quiere  decir  en  el  tiempo  anüguo  y  pasado  (T.  8,  S.  489). 

2)  In  einer  Variante  dieser  Erzählung,  die  wir  durch  Gutierrez  de  Santa  Clara  (3,  8.  425) 
kennen  lernen,  verkleidet  sich  Guaylacanca,  ein  Oheim  des  geraubten  Knaben,  als  Bettler  und  ent- 
führt ihn  aus  der  Gewalt  des  mächtigen  Curaca  von  Jaxaguana.  Von  diesem  Oheim  holt  ihn  dann 
der  Vater  ab.  Ganz  ähnlich  Fernande*  (2  Bl.  125  v.),  bei  dem  der  Oheim  Guaylacancaca  heisst 
und  der  mächtige  Curaca,  aus  dessen  Gewalt  der  Knabe  gerettet  wird,  der  *Kasike'  von 
guana  und  Umgegend  ist. 


PEDRO  SARMIEMTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  IÄ 


Ein  Gegenstück  hierzu  bildet  es,   dass  des  Inka  Viracocha  Leben  und  auch 
sein  Ableben  zunächst  in  der  ganz  schematisch  trockenen  Manier,   die  schon  er- 
wähnt ist,    erzählt  werden,   offenbar   nach   einer  Ueberlieferung,   die    von    dem 
Kriegszuge  der  Chancas  gegen  Guzco   gar  nichts  oder   nur  soviel   enthielt,   als 
davon  in  Kapitel  25  zur  Erwähnung  kommt,    dass   auf  diesen  schmucklosen  Le- 
bensabriss  dann  jedoch  die  ganz  anders  geartete  mit  anekdotischen  Einzelheiten 
belebte  Erzählung  von  den  Kämpfen  mit   den  Chancas  folgt.    Sie  versetzt  uns 
zurück  in  die  Regierungszeit  des  Inka  Viracocha.    Dieser  jedoch,  der  eben  noch 
im  vorhergehenden  Kapitel  als  Mehrer  des  Reichs  geschildert  war,  steht  hier  da 
als  ein  hülfloser  Greis,   neben  dessen  Mutlosigkeit,  Schwäche  und  Eigensinn  das 
Heldentum  seines  Sohnes  Inca  Yupanqui  gehörig  sich  abhebt.  Nicht  von  der  Ge- 
schichte der  Siege  über  die  Chancas  zu  trennen,  sind  die  Kapitel  über  den  Ur- 
sprung des  Namens  Pachacuti  für  Inca  Yupanqui,    von  der  Erneuerung  Cuzcos 
und  des  Sonnentempels,  von  der  Enteignung  des  nicht  der  Einwohnerschaft  von 
Cuzco  an  gehörigen  Grundbesitzes  im  Umkreise  der  Stadt  und  von   der  Ermor- 
dung des  Inca  Urcon,   mit   der   wir   wieder   beim  Tode   des  Inka  Viracocha  an- 
langen,  der  hier   aus  Gram   über  den  Verlust   seines  Lieblings   stirbt.    Diesen 
Komplex  von  Nachrichten  vom  Anfange    des   Berichts   über   den  Feldzug  der 
Chancas  in  Kapitel  26  an  hat  sichtlich  Sarmiento  als  ein  geschlossenes  Ganze 
überkommen.    Erheblich  eingeschaltet  hat  er  nur  in  Kapitel  31.    Wäre  es  ihm 
auf  Abrundung  der  Darstellung  angekommen,   so  hätte  er  in  den  altertümlichen 
Rahmen,   den   die  Begebenheiten  vom  Beginne  des  Chancas-Angriffs  auf  Cuzco 
bis  zum  kummervollen  Tode  des  Viracocha  bilden,   auch  die  wohl   sicher  nicht 
aus  ebenso  alter,  jedenfalls   aber  nicht  aus  gleicher  Tradition  stammenden  An- 
gaben über  den  Sonnentempel  einreihen  können,  welche  jetzt  in  Kapitel  36  und 
37,   und  auch  schon   die  über  die  Mitimaes  anbringen  können,   welche  jetzt  in 
Kapitel  39  stehen.    Dass  er  dies  nicht  getan  hat,  erklärt  sich  bei  einem  Autor, 
der  so  klar  disponiert  wie  Sarmiento,   daraus,    dass   er  verschiedenen  Quellen 
nacherzählt. 

Etwas  altertümliches  hat  auch  der  wesentliche,  anekdotisch  gefärbte,  Inhalt 
von  Kapitel  34  und  der  Bericht  über  die  Feldzüge,  die  Inca  Yupanqui  und  Inca 
Ruca  gemeinsam  unternommen  haben  sollen.  Man  möchte  meinen  hier  den  Nach- 
klang einer  Ueberlieferung  zu  verspüren,  für  die  Inca  Ruca  die  Hauptperson 
war.  In  beiden  Kapiteln  herrscht  die  Benennung  Inca  Yupanqui  vor,  und  wird 
von  der  Benennung  Pachacuti  nur  an  Stellen  Gebrauch  gemacht,  an  denen  sie 
erst  Sarmiento  in  die  Berichte,  die  er  erhielt,  unabsichtlich  hineingebracht  haben 
wird.  Wir  haben,  wenn  nicht  der  Anschein  trügt,  hier  Proben  der  Ueberliefe- 
rungen,  die  wegen  Fehlens  des  Zunamens  Pachacuti,  —  ob  mit  Recht  oder  Un- 
recht will  ich  hier  dahingestellt  sein  lassen,  —  als  Zeugnisse  für  die  Existenz 
eines  von  Pachacuti  verschiedenen  Inca  Yupanqui  betrachtet  worden  sind.  Nach 
Kapitel  34  stammt  Mama  Anahuarqui  die  Frau  des  Inka  Yupanqui  aus  Choco, 
und  das  ist  wesentlich  für   die  dort  mitgeteilte  Geschichte.    Nach  der  Quelle, 

g* 


LH  RICHARD   PIETSCHMANN, 

aus  der  Sarmientos  Angaben  in  Kapitel  40  herrühren,  war  sie  die  Schwester  des 
Inka,  stammte  sie  also  aus  Cuzco. 

Auch  noch  Kapitel  37  zeigt  ein  etwas  mehr  altertümliches  Gepräge  als  die 
folgenden  Abschnitte  von  Pachacuti  Inca  Tupanquis  Regierungsgeschichte,  in 
denen  man  den  Eindruck  einer  etwas  näheren  Fühlung  mit  den  Begebenheiten 
erhält,  obwohl  auch  hier  noch  ohne  Zweifel  das  wirklich  Geschehene  stellenweise 
in  stark  verschleiertem  Hintergrunde  bleibt.  Das  Nebeneinander  verschiedener 
Quellen  zeigt  sich  auch  hier:  nach  dem  Schlüsse  von  Eapitel  38  liegt  das  was 
darin  berichtet  wird,  also  namentlich  die  Eroberung  des  Chinchaysuyu,  erhebliche 
Zeit  vor  Geburt  des  Tupac  Inca  Yupanqui.  Diese  wird  aber  in  Eapitel  40  als 
ein  erst  nach  TJeberwindung  des  Colla-Aufstandes  eingetretenes,  den  Siegesjubel 
vollendendes  Ereignis  erzählt.  Ferner  sind  nach  Eapitel  38  der  Guzmango  Capac 
und  der  Chimu  Capac  gefangen  genommen  worden ;  dagegen  in  Eapitel  40  treten 
sie  unbefangen  ohne  jeden  aufklärenden  Zusatz  als  Bundesgenossen  des  Inka 
Pachacuti  auf.  Der  Widerspruch  in  den  beiden  Angaben  über  die  Geburtszeit 
des  Tupac  Inca,  der  hier  zu  Tage  tritt,  nötigt  uns  zwei  von  einander  abweichende 
Quellen  anzunehmen.  Für  die  andere  nicht  so  starke  Differenz  liesse  sich  ja  eine 
andere  Erklärung  denken,  etwa  die,  die  Häuptlinge  seien  inzwischen  in  Freiheit 
gesetzt  worden,  oder  die,  es  seien  nicht  dieselben  Personen,  um  die  es  sich 
handle;  die  wiederkehrenden  Titel  Guzmango  Capac  und  Chimu  Capac  habe 
Sarmiento  verkannt1).  Da  aber  der  erste  Widerspruch  nicht  aus  dem  Wege  zu 
räumen  ist,  wird  auch  der  andere  als  solcher  gelten  müssen  und  ebenfalls  aus 
verschiedenem  Ursprünge  der  Ueberlieferungen  herzuleiten  sein.  —  In  diese 
letzten  Abschnitte  der  Regierungszeit  des  Pachacuti  greift  als  eine  Ueberlieferung 
für  sich  die  von  der  Jugendgeschichte  und  Prinzenzeit  des  Tupac  Inca  Yupanqui 
ein.  Eine  sehr  hervorragende  Rolle  hat  Tupacs  älterer  Bruder  in  dem  Berichte, 
der  den  Kapiteln  41  bis  43  zu  Grunde  liegt,  und  wohl  eine  Familien-Tradition 
des  Geschlechtes,  das  von  diesem  Prinzen  sich  herleitete,  wiedergibt,  wie  vorher 
die  Nachrichten,  in  denen  Apu  Mayta  und  Vicaquirao  vorkommen,  mit  den  beiden 
Ayllus  zusammenhängen  werden,  die  nach  diesen  Heroen  sich  benennen. 

Da  die  Ueberlieferungen,  welche  die  einzelnen  Ayllus  pflegten,  sich  vor 
allem  mit  der  Verherrlichung  des  wirklichen  oder  vermeintlichen  Stammvaters 
beschäftigten,  musste  es  dazu  kommen,  dass  einzelne  Begebenheiten  der  Vorzeit, 
wie  es  die  Sage  ohnehin  liebt,  von  einem  Heros  auf  den  andern,  den  vorzugs- 
weise gefeierten,  übertragen  wurden.  Hiermit  wird  es  zum  Teil  zu  erklären  sein, 
dass,  wie  besonders  Middendorf  hervorgehoben  hat,  die  Feststellung  der  Ge- 
schichte Perus  so  oft  der  Schwierigkeit  gegenübersteht,  dass  bestimmte  Taten 

1)  Sarmiento  wie  andere  spanische  Autoren  braucht  vielfach  Titel  wie  Eigennamen,  ohne 
dass  er  über  die  Bedeutung  im  Unklaren  gewesen  sein  wird.  So  sagt  er  (Seite  76)  von  einem  Be- 
herrscher des  Collasuyu  er  habe  Chuchi  Capac  geheissen  oder  Colla  Capac,  beides  sei  ganz  einerlei 
Beides  sind  offenbar  Herrschertitel,  keine  eigentlichen  Personennamen.  Einen  Chhuchhicapac  de  los 
Hatuncollas  erwähnt  übrigens  Santacrus  Pachacuti  (Tres  Bdaäonea,  S.  268)  in  der  Zeit  des  Yiza- 
cocha  Inca. 


PEDRO   SARMIEKTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  IJTT 

zwar  ziemlich  übereinstimmend  erzählt  werden,  hinsichtlich  der  Person  aber, 
welche  sie  vollbracht  hat,  und  der  Zeit,  in  der  sie  vollbracht  worden,  keine 
UebereiDstimmong  da  ist.  So  begegnen  wir  auch  bei  Sarmiento  verschiedenen 
Wiederholungen,  die  jedenfalls  bezeugen,  dass  er  lieber  seinen  Gewährsmännern 
nacherzählt,  als  sich  das  Geschehene  nach  eigenem  Gutdunken  zurechtlegt.  Ihm 
ist  selbst  aufgefallen,  dass  die  Unterwerfung  der  Gemeinwesen  in  der  Nachbar- 
schaft des  Gebiets  von  Cuzco  sich  so  oft  wiederholt 1).  Er  erklärt  es  aber  damit, 
dass  die  Inka  der  älteren  Zeit  verabsäumt  hätten,  durch  Besatzungen  die  Be- 
wohner der  besiegten  Ortschaften  in  Unterwürfigkeit  zu  halten,  so  dass  diese 
immer  von  neuem  bei  passender  Gelegenheit  sich  frei  gemacht  hätten.  So  lässt  er 
die  Eroberung  von  Mohina  und  Pinagua  von  dem  sechsten,  dem  siebenten,  dem 
achten  und  dem  neunten  Inka  vollbracht  werden,  und  lässt  die  Häuptlinge  dieser 
Gebiete  sowohl  zur  Zeit  des  Inca  Buca  wie  des  Viracocha  Inca  Muyna  Pongo 
(?  Muhina  Puncu)  und  Vamantopa  (Guaman  Topa  =  Huaman  Tupac)  heissen. 
Poma  Lloque  (=  Puma  Lloqui)  und  Illacumbe  (Illacumbi?  =  Illacumpi)  sind 
zwei  Häuptlinge,  die  von  Viracocha  Inca  und  zwei  Häuptlinge,  die  von  Pacha- 
cuti  Inca  Tupanqui  und  dessen  Bruder  Inca  Ruca,  besiegt  werden.  Aehnlich  wird 
es  mit  mindestens  zwei  der  drei  Tocay  Capac  stehen,  die  zu  verschiedener  Zeit 
Häuptling  der  Ayarmacas  genannt  werden,  einer  von  ihnen,  der  zuerst  erwähnte, 
wird  überhaupt  ganz  eine  Figur  der  Volkssage  sein.  Die  Fälle  Hessen  sich  wohl 
vermehren.  Manco  Capac  setzt  den  Häuptling  der  Alcabizas  gefangen  und  lässt 
ihn  im  Kerker  sterben,  und  Mayta  Capac  tut  dasselbe  mit  dem  Alcabizas-Häupt- 
linge  seiner  Zeit. 

Es  konnte  der  Verdacht  aufkommen,  dass  wenigstens  die  Anfange  der  Inka- 
herrschaft in  Cuzco  in  Sarmientos  Darstellung  eine  der  Ueberlieferung  fremde, 
tendenziöse  Färbung  angenommen  haben.  Wie  friedlich  ist  nach  Cieza  de  Le6n 
alles  dabei  zugegangen.  Die  Urbewohner  wären  glücklich  gewesen  Ober  Mancos 
Ankunft2).    Doch  wir  lesen  bei  Cieza  auch,   dass  die  Bewohner  der  Colla  unter 

1)  Die  Geschichte  der  einzelnen  Ortschaften  und  Gegenden  ist  z.  T.  offenbar  erst  sekundär 
gewonnen  aus  den  Erwähnungen,  die  in  der  traditionellen  Biographie  der  einzelnen  Inka  vorkamen. 
In  der  Zeit  der  Spanier  wird  allerdings  diese  Orts-  und  Landesgeschichte  als  Gegenstand  beson- 
derer Ueberlieferung  erwähnt,  was  jenen  Ursprung  aber  nicht  ausschliesst.  Die  Wiederholungen 
in  den  Angaben  z.  B.  über  Entstehung  der  Verbände  der  Hanancuzcos  und  Hurincuzcos  erklärte 
man  dann  sich  als  Reformen,  die  Reihe  von  Malen,  die  ein  und  derselbe  Ort  der  Eroberung  ver- 
fiel, ans  Aufständen.  Darauf  dass  die  angeblichen  Eroberungen  des  Yahuar  Huacac  auch  Viracocha 
Inca  zugeschrieben  wurden,  weist  Sarmiento  ausdrücklich  hin.  Die  Unterscheidung  zwischen  Hanan- 
sayas  und  Hurinsayas  erwähnt  er  bei  der  Sintflut-Geschichte  der  GaSares,  aber  auch,  vielleicht 
allerdings  ohne  Anlehnung  an  eine  bestimmte  Quelle,  bei  Beschreibung  der  Urzustände  Perus. 
Nach  Aussage  der  Bewohner  des  Chincha-Tales  war  dort  die  Unterscheidung  zwischen  Hanan  und 
Hurin  erst  von  Tupac  Inca  Yupanqui  eingeführt  worden;  so  nach  dem  Berichte  vom  22.  Februar 
1558  (CoJ.  de  doc.  inid.  p.  I  h.  de.  Esp.y  T.  50,  S.  206). 

2)  Cieza  2  Kap.  8  (S.  28):  Y  tienese  por  cierto,  que  en  el  tiempo  questo  por  Manco  Inca 
Capac  se  hacfa  [que  hizo  la  fundaciön  de  la  nueva  ciudad],  habfa  en  la  comarca  del  Cuzco  indios 
en  caatidad;  mas  como  el  no  les  hidese  mal  ni  ninguna  molestia,  no  le  impidfan  la  estada  en  su 
tierra,  antes  se  holgaban  con  el.    Dieser  Gruppe  von  Traditionen  gehört  es  wohl  auch  an,  dass, 


UV  RICHARD   PIETSCHMANN, 

Inca  Yupanquis  Herrschaft  allen  Grund  gehabt  hätten  zufrieden  zu  sein,  und 
dennoch  sei  sie  ihnen  zuwider  gewesen,  und  sie  hätten  sich  empört1).  Als  das 
Inkareich  immer  mehr  sich  vergrösserte,  wurde  zwar  die  leiseste  Regung  von 
Widerstand  mit  blutiger  Gewalt  aus  dem  Wege  geräumt,  wurde  aber  auch  gegen 
die  Unterworfenen  zunächst  eine  gewinnende  Milde  geübt;  und  galten  offiziell  die 
Untertanen  des  Sonnensohnes  für  beneidenswerte  Sterbliche,  wie  viel  mehr  die 
Menschen  der  Vorzeit,  bei  denen  Manco  Capac  sich  niedergelassen  hatte,  oder 
die  Vasallen  des  glorreichen  Pachacuti  Inca  Tupanqui.  Sarmientos  Ausfuhrungen 
fehlt  aber  auch  keineswegs  die  Unterlage  einheimischer  Tradition;  er  richtet 
sich  hier  nach  dem  Grundsätze,  den  er  (Seite  31)  ausspricht,  er  habe  die  Aus- 
sagen und  Behauptungen  der  einen  mit  denen  ihrer  Gegner  vom  entgegenge- 
setzten Verbände  verglichen.  Uns  liegen  noch  Protokolle  vor,  die  auch  ihm  zur 
Verfügung  standen,  von  einer  Untersuchung,  die  der  Vizekönig  am  4.  und  am 
21.  Januar  1572  in  Cuzco  anstellen  Hess.  Es  sind  dabei  die  Vertreter  der  Ge- 
schlechter von  Cuzco  vernommen  worden,  deren  Vorfahren  Manco  Capac  bereits 
vorgefunden  haben  sollte,  als  er  nach  Cuzco  kam,  Vertreter  der  Savasiray,  der 
Antasayas,  der  Alcabizas  und  der  Guallas.  Und  ihre  Aussage  rechtfertigt  das 
Bild  von  Unterdrückung  durch  Raub-,  Mord-  und  Greueltaten,  das  Sarmiento 
entwirft,  in  jeder  Hinsicht;  ja  Sarmiento  hat  eher  Wirkungsvolles  bei  Seite  ge- 
lassen, als  Retouche  hinzugetan. 

Was  freilich  der  wirkliche  Hergang  der  Dinge  gewesen  ist,  das  wird  wohl 
niemals  aufzuklären  sein.  Zwingende  Gründe  liegen  eigentlich  für  uns  nicht  vor 
anzunehmen,  dass  tatsächlich  die  Inka  nicht  als  Bewohner  von  Cuzco  ebenso  alt 
gewesen  wären  als  die  Savaseras  und  Guallas,  die  Antasayas  und  Alcabizas. 
Das  Beweismittel,  nach  dem  man  im  alten  Peru  solche  Streitfragen  entschieden 
haben  wird,  hat  für  uns  keine  überzeugende  Kraft.  Denn  als  entcheidend  be- 
trachtet wurde  einzig  und  allein  wohl  die  Lage  des  Orts,  an  dem  der  betreffende 
Stamm  seine  mythische  Ursprungsstätte,  seine  pacarina,  hatte.  Galt  für  erwiesen, 
dass  die  Savaseras  und  Guallas  in  Cuzco  autochthon  waren,  so  bedeutet  in  dubio 
das  weiter  nichts,  als  dass  sie  ihre  pacaritia  in  oder  bei  Cuzco  hatten.  Die  Inka 
dagegen  hatten  ihre  mythische  Ursprungsstätte  in  dem  nur  6  Leguas  von  Cuzco 


wie  auch  Sarmiento  nicht  unerwähnt  lässt  (vergl.  Text,  Seite  44  und  die  Anm.  6),  Lloqui  Yupanqui, 
der  dritten  Inka  auf  friedlichem  Wege,  —  con  buenas  maüas  que  para  ello  tenfan  (Cieza  2  Kap. 
82,  S.  128  f.)  —  Einfluss  auf  die  Nachbarschaft  gewinnt  Die  Gegner  beklagten  sich  übereinander; 
die  Orejones  gaben  den  Alcabizas  die  Schuld:  (estos  no  habfan  querido  tener  amistad  con  los  del 
Cuzco  ninguna'  (Cieza  2  Kap.  33  S.  181  f.). 

1)  Cieza  2  Kap.  53  (S.  202) :  Y  como  todos  aborreciesen  el  mando  que  sobre  ellos  el  Inca 
tenfa,  sin  les  haber  £1  hecho  molestia,  ni  mal  tratamiento,  ni  hecho  tiranias,  ni  demasias,  .  .  . 
hicieron  su  juramento,  conforme  ä  su  ceguedad,  de  llevar  adelante  su  intenciön  y  determinadön. 
Von  der  Unterwerfung  der  Bewohner  des  Guarco-Tales  sagt  allerdings  derselbe  Cieza  (1  Kap.  73), 
sie  hätten  aufs  ausserste  Widerstand  geleistet,  der  tyrannische  Inka  habe  aber  obgesiegt,  habe  auf 
die  Herrschaft  über  sie  kein  anderes  Anrecht  gehabt  als  seine  Waffenerfolge.  Im  Chimu-Gebiete 
galt  denn  auch,  wie  Pedro  Pizarro  bezeugt,  noch  zur  Zeit  der  Entdeckung  durch  die  Spanier  die 
Zugehörigkeit  zu  dem  Inkareiche  für  eine  gewaltsam  erzwungene. 


PEDBO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LV 

entfernten  Tambotoco  von  Facaritambo;  sie  mussten  daher  in  den  Augen  derer, 
die  an  diesen  Ursprung  glaubten,  einmal  von  dorther  buchstäblich  zugewandert 
sein.  Daraus  hat  man  sich  dann  den  Weg,  den  sie  genommen  hatten,  mit  den 
Zwischenstationen  und  Rastorten  zurechtkonstruiert.  Auch  dio  Alcabizas  gelten 
für  eingewandert,  denn  sie  sind  das  Ayllu  des  Ayar  Uchu,  und  Ayar  Uchu  ge- 
hört zu  den  Geschwistern,  die  eben  nicht  in  Cuzco  selbst,  sondern  aus  dem 
Capactoco  des  Tambotoco  an  das  Licht  der  Welt  kamen.  Sie  sind  ganz  nahe 
Verwandte  der  Leute  des  Manco  Capac,  dem  auch  die  Beteuerung  in  den  Mund 
gelegt  wird,  sie  seien  alle  Brüder.  Sie  mögen  aber  in  Cuzco  vordem  einmal  mehr 
zu  sagen  gehabt  haben  als  die  Leute,  die  ihre  Herkunft  von  Ayar  Manco  ab- 
leiteten, denn  ihr  Stammes-Fetisch,  der  Stein,  in  den  Ayar  Uchu  sich  verwandelt 
haben  soll,  ist  das  Wahrzeichen  von  Huanacauri,  der  Stätte  der  Jünglingsweihe 
des  Inka  und  aller  Orejones.  Als  ihren  Hauptunterdrücker  betrachteten  sie 
offenbar  Mayta  Capac.  Die  Erzählung  von  den  Geschwistern,  die  aus  Tambotoco 
hervorkamen,  ist  sichtlich  Gemeingut  der  grosseren  Stammeseinheit  von  der  die 
Inka  wie  die  Alcabizas  ein  Teil  sind.  Sarmiento  spricht  im  Kapitel  30  von  dem 
Besuch,  den  Pachacuti  Inca  Yupanqui  der  Höhle  abgestattet,  der  goldenen  Tür, 
die  er  dort  angebracht,  dem  Kultus,  den  er  dort  eingerichtet  hat.  Zwar  wird 
in  den  Tagen  der  Conquista  und  nach  dem  dieser  Inka  vorzugsweise  als  der  Ur- 
heber oder  Erneuerer  der  meisten  Einrichtungen  angesehen.  Aber  es  ist  doch 
nicht  zu  verkennen,  dass  von  seiner  Zeit  an  die  Sage,  die  den  Ursprung  des 
Geschlechts  der  Sonnensöhne  nach  Tambotoco  verlegte,  eine  erhöhte  Bedeutung 
gewonnen  hat,  vielleicht  auch  erst  die  Gestalt,  in  der  wir  sie  kennen  lernen. 
So,  wie  sie  Sarmiento  erzählt,  sind  in  ihr  offenbar  sehr  verschiedene  Elemente 
zusammengefasst,  —  die  Erklärung  für  die  Existenz  mehrere  Steinidole,  die  Be- 
gründung für  die  Verehrung  des  Huanacauri,  feiner  Lokalsagen  aus  dem  Gebiete 
zwischen  Tambotoco  und  Cuzco,  aus  denen  hervorzugehen  schien,  dass  Manco 
Capac  dort  einmal  anwesend  war,  sodass  man  meinen  konnte,  darin  die  Stationen 
des  Manco  und  seiner  Geschwister  auf  ihrem  Wege  nach  Cuzco  wiederzufinden, 
und  anderes  mehr.  Beachtenswert  ist  es  jedenfalls,  dass  Namen  aus  diesem  Sagen- 
kreise als  Personennamen  in  den  Nachrichten  über  die  unmittelbaren  Nachfolger 
des  Manco  Capac  uns  nicht  begegnen,  dass  gleiche  Namen  dagegen  in  den  Nach- 
richten über  Pachacuti  Inca  Yupanqui  und  dessen  Nachfolger  auftauchen.  Des 
Pachacuti  Lieblingstochter,  die  Schwester  und  Gemalin  des  Tupac  Inca  Yupan- 
qui, führt  wie  die  Schwester  des  Manco  Capac,  welche  diesem  den  Thronerben 
Cinchi  Ruca  gebar,  den  Namen  Mama  Ocllo;  und  Ayar  Manco,  wie  auch  Manco 
Capac  genannt  wurde,  kommt  sowohl  als  Name  eines  Sohnes  des  Tupac  Inca 
Yupanqui  vor,  als  auch  in  dem  Namen  eines  Sohnes  des  Pachacuti,  der  Tupac 
Ayar  Manco x)  lautet.  Auch  der  Name  der  Mutter  des  Huascar,  der  Rahua  Ocllo, 
gehört  dazu 2).  Nachdem  Huayna  Capac  die  Inka- Weihe  bei  der  Huaca  des  Huana- 


1)  Sarmiento,  Gesch.  des  Inka/reiches,  S.  82. 

2)  Ragua  Ocllo  gehört  zu  Ayar  Auca  nach  Betanzos,  Kap.  3  (S.  10).    Arahua,  Araua,  ist 


LVI  RICHARD   PIET8CHMANN, 

cauri  empfangen  hat,  wird  er  von  den  Vornehmen  auf  demselben  Wege  nach 
Cuzco  zurückgeführt,  auf  dem  vormals  Manco  Capao  gekommen  ist1).  Erst  für 
Pachacuti  Inca  Yupanqui  und  seine  Nachkommen  waren,  so  sieht  es  aas,  be- 
sondere Anspräche  mit  der  Abstammung  ans  Tambotoco  und  von  Manco  Capao 
verknüpft.  Nor  ihnen  zu  Liebe  wird  erfunden  sein,  dass  Yupanqui  schon  der 
Familienname  des  Manco  Capac  gewesen  sei  *).  In  diesem  Sinne  ist  es  auch  wohl 
zu  deuten,  dass  erst  in  Pachacutis  Familie  für  den  Inka  die  legitimistische  Gre- 
schwisterehe  gefordert  wird,  der  die  Ueberlieferung  über  die  Gattinnen  der 
früheren  Inka  in  keiner  Weise  entspricht.  Zwar  des  Manco  Capac  Sohn  und 
Nachfolger  soll  einer  solchen  Ehe  entstammen,  er  heiratet  aber  nicht  etwa  seine 
Schwester,  sondern  eine  Frau  aus  Safiuc,  der  nächstfolgende  Inka  eine  Frau  aus 
Omo,  der  vierte  eine  Frau  aus  Tucucaray,  der  fünfte  eine  Tochter  des  Häupt- 
lings der  Ayarmacas,  der  sechste  eine  Frau  aus  Pataguayllacan,  der  siebente 
wieder  eine  Häuptlingstochter  vom  Stamme  der  Ayarmacas.  Die  Frau  des  achten, 
des  Viracocha,  stammte  aus  Anta,  und  selbst  die  legitime  Frau  des  Pachacuti 
Inca  Yupanqui  nach  einer,  wie  schon  erwähnt,  beachtenswerten  Nachricht  aus 
Choco.  Möglich  dass  erst  in  der  Zeit  des  Pachacuti  Inca  Yupanqui  eine  Theorie 
aufkam,  nach  der  die  Abstammung  von  Manco  Capac  auch  die  von  der  Sonne 
verbürgte.  Es  gab  ja  eine  Erzählung,  nach  welcher  der  Titel  Intip  churin,  Sohn 
der  Sonne,  für  den  Inka  daraus  abgeleitet  wurde,  dass  der  Gott  selber  dem 
Pachacuti  Yupanqui  erschienen  war  und  ihn  'mein  Sohn'  angeredet  hatte.  Für 
die  Edelleute  von  Cuzco  findet  sich  in  den  Aufzeichnungen  des  Juan  Santacruz 
Pachacuti  die  entsprechende  Benennung  'Sohn  des  Manco  Cuzco',  Mancop  churin 
Cuzco 8). 

Recht  schwach  bestellt  ist  es  mit  den  von  Sarmiento  so  nachdrücklich  in 
den  Mittelpunkt  gestellten  Angaben  über  das  unbedingte  Selbstbestimmungsrecht 
aller  einzelnen  Individuen,  das  anfangs  allüberall  in  Peru  bestanden  haben  soll, 
die  schrankenlose  bekebia.  Nur  in  Kriegszeiten  hätten  Krieger,  die  als  Helden, 
Cinchis,  —  von  sinchi,  'stark',  'fest',  'tapfer',  Plural  sinchicuna  —  sich  hervor* 
taten,  die  Führung  erhalten,  hätten  aber  nicht  irgendwie  als  Obrigkeit  gegolten, 
vielmehr  sei  ihre  einzige  Befugnis,  die  als  Anführer,  mit  dem  Kriege  erloschen. 
Diese  Theorie  hat  nicht  erst  Sarmiento  aufgebracht ;  sie  findet  sich  schon  in  viel 
früheren  Berichten  von  Spaniern  über  Peru  und  sie  wurde  ebenso  schon  von  den 
Inka  für  ihre  Ansprüche  geltend  gemacht,   wie  von  ihren  Gegnern  unter  den 


derselbe  Name;  vergl.  am  Schlosse  dieser  Einleitung  die  Bemerkungen  über  die  Schreibung  der 
peruanischen  Worte. 

1)  Sarmiento,  Gesch.  des  Inkareiches,  Seite  103. 

2)  Vergl.  das  Register  zum  Text,  8eite  158  unter  Yupanqui 

3)  Sie  werden  erwähnt  (Tres  Relaciones,  S.  317  f.)  in  einer  Aufzahlung  der  Orejones,  die 
Huascar  zur  Abwehr  der  Angriffe  AtahuaUpas  aufbietet,  als  Leibwache  des  Herrschers,  mit  der 
Bemerkung:  que  son  caballeros.  Neben  ihnen  figurieren  die  acacacuzcos  und  aylloncuscos,  que  son 
cabaUeros  particulares. 


PEDRO   SARMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKABKICHK8.  LVII 

Eingeborenen1).  Es  hat  wohl  auch  tatsächlich,  aber  wohl  nur  infolge  eines  all- 
mählig  eingetretenen  Abnehmens  des  Ansehens  der  Stammes-Oberhäupter,  in 
manchen  Landstrichen  dort  vor  der  Inkazeit  ähnliche  Zustände  gegeben  wie  bei 
einzelnen  der  Indianerstämme  Nordamerikas,  bei  denen  die  Berichte,  die  uns 
vorliegen,  unterscheiden  zwischen  Stammeshäuptlingen,  welche  eine  Art  Herr- 
schaft ausüben,  und  Kriegs-Anführern,  die  zu  Friedenszeiten  keinerlei  Vorrang 
vor  den  anderen  Stammes- Angehörigen  besitzen  *).  Auch  die  Cinchis  scheinen  doch 
etwas  von  der  Bedeutung  von  Stammeshäuptlingen  gehabt  zu  haben  3).  Manco  Gapao 
stehen  nach  der  Ueberlieferung  in  Cuzco  Vertreter  der  Urbewohner,  deren  Cin- 
chis, gegenüber.  Ein  Cinchi  ist  auch  des  Manco  Capac  Sohn  und  Nachfolger,  der 
Cinchi  Roca  (Buca),  von  allen  Inka  eingestandenermassen  der  am  wenigsten 
kriegerische.  Und  die  Kultur  Perus  ist,  wie  schon  von  vielen  Forschern  hervor- 


1)  So  sagen  die  Oberhäupter  der  Guallas  aus:  Que  despues  que  se  huyeron  del  dicho  sitio 
donde  al  prineipio  estaban  sus  antepasados,  ni  de  antes,  nunca  tuvieron  Seßores  ni  fueron  sujetos 
ä  nadie,  hasta  que  Topa  Inga  Yupangui  los  tornö  ä  sujetar  en  aquella  parte  ä  donde  se  fueron  ä 
vivir,  por  fuerza  de  armas  y  por  las  crueldades  que  haefa,  e  que  ä  los  que  no  le  obedeefan  les 
mataba  (Informaciones,  S.  243).  In  einem  Berichte,  der  um  1583  in  Tucuman  verfasst  ist,  wird 
über  die  Eingeborenen  gesagt :  porque  aunque  tienen  caciques  y  es  gente  que  los  respetan,  son  be- 
hetrfas,  que  no  hay  mäs  de  Seöores  en  cada  pueblo  ö  valle  y  son  muchos  valles  y  pueblos  pe- 
que£So8  (Relaciones  geogrdficas  2,  147).  Im  Huanca-Oebiete  sagen  1582  die  Eingebornen  aus:  que 
en  tiempo  de  su  gentilidad,  antes  del  Inca,  nunca  fueron  sujetos  ä  nadie,  mäs  de  que  en  cada 
uno  destos  repartimientos  tuvieron  y  conocieron  por  sus  seßores  ä  los  indios  mäs  valientes  que 
hubo.  Die  Namen  solcher  Tapferen  werden  (Beiaciones  geogrdficas  1,  84)  aufgezählt.  Abgaben  ent- 
richtete man  ihnen  nicht ;  das  heben  mehrere  Berichte  hervor ;  aber  man  bestellte  ihnen  die  Felder. 

2)  Philander  Prescott  (bei  Henry  R.  Schoolcraft,  Information  respeeting  the  history,  condition 
and  prospects  of  the  Indian  Tribes  of  the  United  States,  P.  2.  Philadelphia  1852.  S.  184)  sagt  aus : 
The  power  of  a  civil  and  the  power  of  a  war  chief  is  distinet ;  the  civil  Chiefs  scarcely  ever  make 
a  war-party.  The  war  Chiefs  often  get  some  of  the  priests  or  jugglers  to  make  war  for  them.  In 
fact  any  of  the  jugglers  can  make  a  war-party  when  they  choose.  The  war  Chiefs  are  generally 
distingui8hed  from  the  other  officers  of  the  band.  .  .  .  Eine  Reihe  ähnlicher  Nachrichten  hat 
Theod.  Waitz,  Anthropologie,  Bd.  3,  S.  122 — 126  zusammengestellt :  im  Frieden  habe  man  vielfach 
den  anerkannten  Häuptlingen  nur  aus  einer  persönlichen  Willfährigkeit  gehorcht,  erst  im  Kriege 
sei  strenge  Disziplin  notwendig  erschienen,  'so  haben  die  Apachen  und  Navajos  Häuptlinge  nur  im 
Kriege,  im  Frieden  stehen  bloss  die  Armen  in  einem  gewissen  Verhältnis  der  Abhängigkeit  oder 
Hörigkeit  von  den  Reichen'.  Eine  überraschende  Aehnlichkeit  hiermit  hat  das  was  über  die  Zu- 
stande Perus  bis  zur  Zeit  der  grossen  Eroberungen  des  Tupac  lnca  Yupanqui  in  dem  anonymen 
Gutachten  von  1571  (vergl.  S.  XXXVI  Anm.  1)  ausgesagt  wird.  Bei  der  allgemeinen  Unsicherheit  hätten 
sich  auch  in  den  kleinsten  Ansiedlungen  Männer  gefunden,  welche  die  Führerschaft  im  Kampfe 
übernahmen.  Ein  solcher  Häuptling :  no  era  senor,  ni  tenfa  mäs  tftulo,  ni  senorfo,  ni  juridieiön,  que 
lo  que  su  mismo  nombre  que  le  daban  significaba,  que  era  'cinchecona',  que  quiere  decir,  'valientes 
hombre8'.  Este  todo  su  poder  era  en  orden  de  la  guerra,  y  no  mäs,  de  arte  quen  acabando  la 
guerra,  no  habfa  mäs  reconoeimiento  que  ä  otro;  y  de  aqui  venia  questos  cincheconas  procuraban, 
cuanto  podian,  que  hobiese  guerras,  por  ser  algo  y  mandar,  porquen  habfendo  paz,  eran  iguales 
con  los  otros.  Y  esta  fue'  la  razön  prineipal  de  ser  antiguas  las  guerras  en  el  Pirü  por  la  am- 
bieiön  destos   capitanes   que  no  eran  seßores  en  la  paz,  sino  en  la  guerra  (S.  449). 

3)  Es  wird  sogar  berichtet,  dass  bei  einzelnen  Stämmen  vor  der  Inkazeit  der  Häuptling  als 
Gottheit  des  Stammes  angebetet  wurde  (Baiboa,  Kap.  1,  S.  2  f.). 

Abhandlung«*  d.  K.  Ges.  d.  Witt,  ra  Gtttinfon.   PhiL-hlft  Kl.  M.  F.  Band  6,4.  n 


LVIII  RICHARD   PIETSCHMANN, 


gehoben  wurde,  sichtlich  älteren  Ursprungs  als  es  die  Inka  sind1).  Bauten,  wie 
sie  in  dem  klimatisch  von  der  Natur  wenig  bevorzugten  Tiahuanaco  aufgeführt 
sind,  haben  ein  grosses  Reich  zur  Voraussetzung  und  eine  Gesittung,  die  in  einer 
wirtlicheren  Lage  herangediehen  war.  Doch  diese  frühere  Kulturwelt  war  in  der 
Inkazeit  etwas  ganz  verschollenes.  Die  Kunstfertigkeit,  die  dort  steinerne  Men- 
schenbildnisse geschaffen  hatte,  war  inzwischen,  wenigstens  auf  dem  Hochlande, 
so  ausser  Ausübung  gekommen,  dass  diese  Denkmäler,  auf  denen  unter  anderm, 
wie  erzählt  wird,  die  Volksstämme  Perus  in  ihren  verschiedenen  Trachten  zu 
erblicken  waren,  wenigstens  im  Volksglauben  der  Peruaner  als  Probearbeiten 
des  Menschenschöpfers,  die  Entwurf  geblieben  waren,  oder  als  versteinerte 
Menschen  betrachtet  wurden.  Die  Nachrichten  von  den  Reichen  des  Zapana  und 
Cari,  die  Cieza  im  Colla-Gebiete  vernahm8),  machen  allerdings  nicht  den  Ein- 
druck strenger  Geschichtlichkeit.  Aber  auch  in  Sarmientos  Darstellung  begegnet 
man  allerlei  Zügen  der  Ueberlieferung,  die  in  seine  Geschichtsauffassung  nicht 
recht  hineinpassen.  Es  geht  aus  ihnen  hervor,  was  wir  auch  andern  Berichter- 
stattern entnehmen,  dass  wenigstens  in  den  Zeiten  der  grossen  Eroberungszüge 
der  Inka  es  in  der  näheren  und  ferneren  Umgebung  von  Cuzco  nicht  an  Mitbe- 
werbern um  die  Alleinherrschaft  über  Peru  gefehlt  hat,  an  Cinchis,  an  Capacs, 
die  zum  Teil  ausgedehnte  Gebiete  in  Gehorsam  hielten  und  auf  kriegerische  Aus- 
breitung ihrer  Macht  in  ähnlicher  Weise,  ja  zum  Teil  zunächst  mit  mehr  Erfolg 
wie  die  Inka  bedacht  gewesen  waren.  Sarmiento  führt  allerding  diese  Konfusion 
y  behetria',  diese  'behetria  tiränica',  die  nur  den  Erfolg  hat,  dass  die  einzelnen 
Gemeinwesen  einander  schwächen,  bis  sie  zusammen  die  Beute  des  Stärkeren 
werden,  auf  das  böse  Beispiel  von  Cuzco  zurück.  Er  lässt  erst  in  Tupac  Incas 
Zeit  es  Sitte  werden,  dass  die  Macht  des  Cinchi  sich  vom  Vater  auf  den  Sohn 
vererbt ;  aber  auch  hierfür  spricht  einzelnes  nicht,  was  er  selber  vorher  anführt, 
z.B.  von  den  Söhnen  des  Chuchic  Capac,  die  doch  von  ihrem  Vater  Einfluss 
genug  überkommen,   das  ganze  Colla-Gebiet  aufzuwiegeln8). 


1)  Vergl.  Th.  Waitz,  Anthropologie  der  Naturvölker,  Th.  4,  S.  398.  Oscar  Mertens,  Die  ge- 
schichtliche Grundlage  und  die  Hauptzüge  in  den  politischen  und  socialen  Zuständen  des  Inka- 
reiches  Tahuantinsuyu  (Berlin  1895)  S.  42.  Jimenez  zu  Cobo  3,  111  Anm.  2. 

2)  Bereits  in  der  Zeit  des  Manco  Capac  würden  nach  Cieza  (2  Kap.  8,  S.  28)  die  Nach- 
kommen des  Zapana  tätig  gewesen  sein,  im  Hatun-Collao  ein  grosses  Reich  durch  Eroberungen  zu- 
sammenzubringen. Dass  der  dauernde  Kriegszustand  nicht  bloss  in  Cuzco,  sondern  auch  anderswo 
dem  Zustandekommen  von  Eroberungs-Reichen  günstig  war,  setzt  Cobo  (3,  118 — 114)  richtig  aus- 
einander. Die  Nachrichten  allerdings,  die  Santacruz  Pachacuti  (Tres  Relaäoncs,  S.  235)  vorbringt, 
nach  der  Peru  von  Stämmen  bevölkert  war,  die  in  sagenhafter  Vorzeit  von  jenseits  Potosi  herge- 
kommen seien,  wurzeln  in  der  geschichtlich  haltlosen  Lehre,  nach  der  die  Menschheit  am  Thicaca- 
See  ihren  Ursprung  hatte.  Nicht  anders  steht  es  mit  den  Angaben  von  Zarate  (libr.  1  cap.  10) 
über  die  Herkunft  der  Inka  und  ihres  Qapalla  vom  Titicaca,  und  mit  dem  was  Pedro  Gutierrez 
(Hb.  8  cap.  49  =  T.  3,  S.  421  f.)  über  Manco  Capac,  oder  wie  er  sagt  Mango  Ynga  Qapalla,  er- 
zählt. Qapalla  =  Sapalla,  bezeichnet  den  Inka  als  den  „alleinigen4*  Herrn.  Zapana  (Qapana)  und 
Sapalla  sind  vielleicht  nur  dialektische  Nebenformen  desselben  Worts. 

3)  Es  ist  wohl   ganz  unbeeinflusst  von  Las  Casas  dass  Agustin  de  Zarate  (libro  1  cap.  10) 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  UX 

Was  im  übrigen  den  Inhalt  unseres  Geschichtswerkes  betrifft,  so  hat  daraus 
schon  Wilhelm  Meyer  einige  Angaben  über  die  Art  der  einheimischen  Ueber- 
lieferung  mitgeteilt.  Ich  will  hier  nur  wenige  Einzelheiten  noch  zur  Sprache 
bringen. 

Sarmiento  lässt  die  Geschichte  der  Inka  von  Cuzco  mit  Manco  Capac  565 
nach  Christus  beginnen  und  führt  sie  herab  bis  zum  Todesjahre  Huascars  1533, 
sodass  sie  bis  dahin  968  Jahre  umfasse.  Seine  Chronologie  ist  nicht  übersichtlich. 
Er  hat  offenbar  die  Jahreszahlen,  die  er  gibt,  als  das  Buch  im  Entwürfe  schon 
fertig  war,  mit  grosser  Hast  nachgetragen.  So  ist  seine  Rechnung,  wie  auch  die 
in  seiner  Erörterung  über  die  Atlantis,  nicht  richtig  wiedergegeben,  und  bei  ein- 
zelnen Inka  sind  die  Todesjahre  nicht  ausgefüllt  oder  fortgelassen.  Ich  stelle 
hier  die  Reihe  der  Inka,  die  Zahl  der  Lebensjahre  und  der  Regierungsjahre,  die 
Sarmiento  ihnen  zuschreibt,  und  das  Jahr  der  christlichen  Zeitrechnung,  in  das 
er  ihren  Tod  setzt,  zusammen,  so  wie  diese  Zahlen  in  unserm  Texte  lauten: 

1.  Manco  Capac  wird  alt:  144 Jahre,  regiert  100  Jahre,  f    665 n.Chr. 

2.  Cinchi  Roca  wird  alt:  127  „  „  19  „  „     675  „     „ 

3.  Lloqui  Yupanqui  wird  alt :  132  „  „  111  „  „     786  „     „ 

4.  Mayta  Capac  wird  alt:  112  „  „  „    896 

5.  Capac  Yupanqui  wird  alt:  104  „  „  89  „  „    985 

6.  Inca  Roca  wird  alt:  123  „  „  103  „  „  1088 

7.  Yahuar  Huacac  wird  alt:  115  „  „  96  „ 

8.  Viracocha  wird  alt :  119  „  „  101  n 

9.  Pachacuti  Inca  Yupanqui  wird  alt :  125  „  „  103  „  „  1191 

10.  Tupac  Inca  Yupanqui  wird  alt :      85     „  „  67     „         „  1258  „     „ 

11.  Huayna  Capac  wird  alt :  80    „  „  60    n        „  1524  „     ,, 

12.  Huascar  wird  alt :  40     „  „  9    „    ,    „  1533  „     „ 

Ausser  der  Zahl  der  Lebensjahre  und  der  Regierungsjahre  ist  meist  auch  das 
Alter  bei  der  Thronbesteigung  angegeben.  Zum  Beispiel  bei  Cinchi  Roca :  er  wurde 
im  ganzen  127  Jahre  alt,  kam  zur  Regierung  im  Alter  von  108  Jahren,  war 
Capac  19  Jahre1).  Rechnet  man  aber  die  einzelnen  Regierungszeiten,  die  so  an- 
gegeben werden,  zusammen,  so  ergeben  sich  ganz  andere  Jahreszahlen  für  die 
Jahre  nach  Christi  Geburt,  als  Sarmiento  anführt.  Schon  den  Tod  des  Chinchi 
Roca  setzt  er  nicht  19,  sondern  nur  10  Jahre  später  an  als  den  seines  Vor- 
gängers. Auch  die  Jahreszahl  1191  für  das  Todesjahr  des  Pachacuti  und  1258 
für  das  des  Tupac  ergeben  sich  nicht  aus  der  Addition.  Bringt  man  jedoch  die 
9  Jahre  in  Rechnung,   die  bei  Cinchi  Roca  ausgefallen  sind,    und  addiert  sie  zu 


7) 

n 


n 


über  die  Caracas  Perus  sagt :  Estos  SeBores  mantenfan  en  paz  sus  Indios,  y  eran  sns  Capitanes  en  las 
guerras,  que  tenfan  con  sus  Comarcanos,  sin  tener  Sefior  General  de  toda  la  Tierra,  hasta  que  . . . 
yino  una  Gente  muy  belicosa  qne  llamaron  Ingas. 

1)  Wäre  nicht  diese  Aufrechnung,  so  läge  die  Vermutung  nahe,  im  Text  'diez  y  nueve'  in 
'diez  6  nueve'  zu  ändern.  Es  würden  aber  auch  dann  9  Jahre  an  der  Summe  fehlen,  die  als  Todes- 
jahr des  Huayna  Capac  das  Jahr  1524  zu  ergeben  hat. 

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PEDRO   SARMIENTOS   GESCHICHTE   DES   lflKAREICHES.  LXI 

Wer  soll  eine  Chronologie  ernst  nehmen,  die  solche  Zahlen  aufstellt?  Die 
neun  ersten  Inka  würden  im  Durchschnitte  jeder  etwas  über  1227s  Jahr  gelebt 
und  jeder  etwas  über  92  Jahre,  ja,  wenn  man  die  relativ  kurze  Regierung  des 
Cinchi  Roca  bei  Seite  lässt,  jeder  etwas  über  101  Jahre  die  Herrschaft  geführt 
haben.  Wenn  man  es  nicht  auch  sonst  spürte,  so  würde  man  an  diesem  aben- 
teuerlichen Geschichtsaufbau  merken,  dass  bei  allen  diesen  neun  Inka,  also  bei 
sämtlichen,  welche  von  den  Hurincuzco-Ayllu  als  ihre  Stammväter  verehrt  wurden, 
und  auch  noch  bei  den  ersten  vier  Inka  der  Hanancuzco-Ayllu  von  exaktem 
Wissen  nicht  die  Rede  sein  kann.  Schon  bei  dem  Herrscher,  der  als  Urgross- 
vater  des  letzten  Inka  geführt  wird,  —  also  nach  dieser  selben  Chronologie 
schon  136  Jahre  vor  dem  Zusammenbruche  des  Reichs  —  schweben  wir  in  voller 
Unsicherheit.  Mündliche  Tradition,  schulmässig  ausgebildet,  reicht  im  besten 
Falle  aus  zur  Ueberlieferung  dichterischer  Erzeugnisse  und  ritueller  Texte;  sie 
versagt,  wo  sie  vor  die  Aufgabe  des  Geschichtsschreibers  gestellt  wird.  Sar- 
miento  der  ja  auch  getreu  nach  Annius  von  Viterbo  von  dem  Giganten  Noah 
spricht,  will  die  Bedenken  gegen  die  Langlebigkeit  seiner  Inka  beseitigen  und 
stellt  in  seiner  Schlussbetrachtung  es  als  begreiflich  hin,  dass  die  Menschen  jenes 
frühen  Zeitraums  längere  Lebensdauer  besessen  hätten;  in  der  Vorzeit  sei  die 
Natur  mehr  in  ihrer  Ursprünglichkeit  und  Vollkraft  gewesen;  auch  seien  die 
Menschen  von  dazumal  erst  nach  dem  vollendeten  30.  Lebensjahre  in  die  Ehe 
getreten  und  hätten  so  sich  besser  konserviert,  —  eine  AufPassung  eines  be- 
liebten Themas,  in  der  er  mehr  als  einen  Vorgänger  hat,  —  ausserdem  aber  be- 
sitze Peru  ein  ungemein  bekömmliches  Klima1). 

Befremdend  wirkt  auch,  dass  hier  offenbar  nicht  eine  Rechnung  zu  Grunde 
liegt,  die  in  Peru  etwa  ganz  allgemein  bekannt  gewesen  wäre.  Man  sieht  das 
aus  den  Protokollen  der  zahlreichen  Verhandlungen,  die  Toledo  hat  führen  lassen. 
Die  meisten  Sachverständigen  wissen  die  Frage  nach  dem  nächstliegenden,  dem 
Lebensalter  des  Huayna  Capac,  des  Tupac  Inca  und  des  Pachacuti  Inca  Yupanqui, 
überhaupt  nicht  zu  beantworten1).  Bei  den  Angaben  die  Sarmiento  nach  Er- 
wähnung des  Todes  des  Manco  Capac  macht,  beruft  er  sich  auf  die  Aussagen 
des  Ayllu,  das  von  diesem  Inka  sich  herleite.  Wir  haben  keinen  Grund  zu  be- 
zweifeln, dass  die  entsprechenden  Angaben  bei  den  andern  Regierungen  analogen 
Ursprungs  sind,  dass  die  Elemente  der  Chronologie  unseres  Autors  also  der 
Sonder  -  Ueberlieferung  der  einzelnen  Ayllu  entnommen  sind.  Es  ist  dann  auch 
ganz  erklärlich,  dass  ein  im  übrigen  gut  unterrichteter  Mann  vom  Inka-Ge- 
schlecht die  Frage  nach  Lebensalter  und  Regierungsdauer  der  Herrscher  im  all- 
gemeinen gar  nicht  oder  nicht  genau  zu  beantworten  vermag.  Sein  Ayllu  gehört 
nur  zu  einem  bestimmten  Herrscher  und  in  der  Tradition,  die  innerhalb  des 
Ayllu  gepflegt  wird,  gibt  es  eine  Angabe  nur  über  die  Chronologie  dieser  einen 
Regierung.  Was  aber  von  dem  sachlichen  Wert  der  aus  dieser  Quelle  geschöpften 


1)  Vergl.  Gesch.  des  Inkareiches,  8.  129,  und  die  Nachträge  zu  den  Anmerkungen. 

2)  Vergl.  Information^,  Ser.  1  S.  147.  160.  172.  188.  202.  Ser.  2  S.  199. 


LXIl  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

chronologischen  Auskunft  zu  halten  ist,  zeigt  sich  zum  Beispiel  bei  Mayta  Capac. 
Für  ihn  rechnet  Sarmiento  eine  Regierungszeit  von  110  Jahren,  schreibt  ihm 
aber  eine  Lebensdauer  von  nur  112  Jahren  zu.  Offenbar  ganz  genau  in  Ueber- 
einstimmung  mit  der  Ayllu-Ueberlieferung.  Die  Sage  von  Mayta  Capac,  der 
Sarmiento  das  Leben  dieses  früh  entwickelten  Spätlings  nacherzählt,  lässt  näm- 
lich ihn  bereits  im  zarten  Alter  von  zwei  Jahren  an  den  unglücklichen  Alcabizas 
eine  Reihe  von  Kraftstücken  verüben,  die  seinen  ängstlichen  hochbetagten  Er- 
zeuger in  Verlegenheit,  den  Adel  von  Cuzco  aber  in  solche  Bewunderung  ver- 
setzen, dass  der  Vater  nichts  mehr  dreinzureden  wagt.  Und  das  ist  Anlass  ge- 
nug um  in  dem  vollendeten  zweiten  Lebensjahre  des  Helden  den  Anfangspunkt 
seiner  Alleinherrschaft  zu  erblicken.  Dass  es  Traditionen  gegeben  haben  muss, 
in  welchen  den  meisten  Inka  eine  sehr  hohe  Lebensdauer  und  lange  Regierung 
zugeschrieben  wurde,  sieht  man  allerdings  nicht  bloss  an  den  Todesjahren,  die  Cä- 
bello  Baiboa  berechnet  hat 1),  sondern  auch  aus  Angaben  die  Pedro  Gutterrez  de 
Santa  Clara,  freilich  nur  für  einige  Inka,  macht.  Unter  seinen  beiläufigen  chro- 
nologischen Mitteilungen  ist  vor  Huascar  keine  Regierung,  die  weniger  als  40 
Jahre  gewährt  hätte.  Nach  ihm  regiert  Lloqui  Yupanqui  60,  Mayta  Capac  und 
Capac  Yupanqui  je  65,  Inca  Roca  40,  Yahuar  Huacac  80,  Viracocha  Inca  85, 
Tupac  Inca  50  und  Huayna  Capac  40  Jahre.  Cinchi  Roca  lässt  er  allerdings  nur 
50  Jahre  alt  werden,  Huayna  Capac  65,  Tupac  Inca  Yupanqui  80  und  von  Mayta 
Capac  sagt  er  bloss,  er  sei  in  hohem  Alter  —  ya  viejo  —  gestorben.  Aber  Inca 
Roca  wird  nach  ihm  100  Jahre  alt,  sein  Vorgänger,  Capac  Yupanqui,  114;  und 
Manco  Capac,  Lloqui  Yupanqui  und  Viracocha  erreichen  jeder  das  Alter  von 
120  Jahren. 

In  Sarmientos  Inka-Chronologie  macht  Anderes  wiederum  den  Eindruck  einer 
mehr  schematisch  konstruierten  als  willkürlichen  Ueberlieferung.  Von  dem  Re- 
gierungsantritt des  Manco  Capac  bis  zu  dem  des  Huayna  Capac  werden  rund 
900  Jahre  gerechnet.  Betrachtet  man  ferner  das  chronologische  Schema  in  dem 
die  andern  Nachfolger  des  Manco  Capac,  die  den  Beinamen  Yupanqui1)  fuhren, 
zu  einander  stehen,  so  zeigt  sich  folgendes.  Die  aufeinanderfolgenden  Regierungen 
des  Lloqui  Yupanqui,  Mayta  Capac  und  Capac  Yupanqui  betragen  zusammen 
310  Jahre,  an  die  sich  anschliessend  die  des  Inca  Roca,  Yahuar  Huacac  und 
Viracocha  zusammen  wiederum  300  Jahre.  Es  liegen  also  rund  600  Jahre  zwischen 
dem  Regierungsantritt  des  ersten  Inka,  der  den  Namen  Yupanqui  repräsentiert, 
und  dem  des  dritten,  des  gewaltigen  Pachacuti  Inca  Yupanqui,  der  wiederum 
300  Jahre   nach   dem  Tode  des  zweiten  Yupanqui  zur  Regierung   kommt.     Auf 


1)  Vergl.  die  Zusammenstellung  bei  Ernest  Desjardins,  Le  Ptrou  avant  la  conquHe  espagnoU. 
Paris  1858.  S.  47. 

1)  Garcilaso,  P.  1  libr.  2  cap.  17  (BL  43)  behauptet,  Yupanqui  sei  ein  Ausdruck,  der  nur 
auf  Könige  anzuwenden  sei,  nicht  auf  andere,  das  sei  sonst  frevelhaft.  Das  Wort  sei  als  Yerbal- 
form  aufzufassen  =  contaräs,  und  zwar  in  dem  Sinne,  dass  es  sich  auf  alles  Vortreffliche  beziehe, 
was  einem  Herrscher  nachgerühmt  werden  könne. 


PEDRO   SARMIENTO'.S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  Lim 

300  Jahre  verteilt  sind  auch  die  Regierungen  des  Yahuar  Huacac,  Viracocha 
und  Pachacuti,  d.  h.  es  sind  300  Jahre  Abstand  angenommen  zwischen  dem  Re- 
gierungsantritt des  Yahuar  Huacac  und  dem  des  Tupac  Inca  Yupanqui.  Wir 
haben  hier  also  eine  Geschichtskonstruktion,  die  mit  Zwischenräumen  von  je  drei 
Regierungen  zu  je  100  Jahren  zu  Werke  geht.  Ein  System  aber,  in  dem  3x300 
Jahre  für  die  Zeit  vom  Regierungsantritt  des  Manco  Capac  bis  zu  dem  des 
Huayna  Capac  ausgeworfen  sind,  kann  frühestens  erst  aus  der  Zeit  des  Huayna 
Capac  herrühren.  Es  gab  von  den  frühern  Inka  her  unter  diesem  Inka  10  Ayllu ; 
jedem  der  Herrscher,  die  auf  diese  10  Clans  verteilt  waren,  sind  praeter  propter 
100  Jahre  zugebilligt  worden,  mit  Ausnahme  des  Cinchi  Roca,  von  dem  wohl 
für  ausgemacht  galt,  dass  er  es  nur  auf  19  Regierungsjahre  gebracht  hatte,  und 
des  Vorgängers  des  Huayna  Capac,  des  Tupac  Yupanqui. 

Sieht  man  ab  von  der  gänzlich  imaginären  Geschichtsklitterung  des  Monte- 
sinos,  so  ist  Sarmiento  der  einzige,  der  die  Anfange  des  Reiches  der  Inka  be- 
reits um  die  Mitte  des  6.  Jahrhunderts  n.  Chr.  ansetzt1).  Baiboa  verlegt  den 
Anfang  auf  das  Jahr  949.  Blas  Valera  lässt  die  Zeit  von  Manco  Capac  bis  Tu- 
pac Amaru  mehr  als  500  und  annähernd  600  Jahre  umfassen  *),  würde  also  nicht 
ganz  soweit  zurückrechnen  wie  Baiboa.  Nach  Garcilaso  würde  die  Inkazeit  etwa 
um  1130  beginnen. 

Polo  de  Ondegardo  hat  bei  seiner  Vernehmung  am  17.  Januar  1572  der 
Korrektheit  der  Wiedergabe  der  einheimischen  Ueberlieferung  auf  den  Pafios, 
die  der  Vizekönig  nach  Madrid  schickte,  das  beste  Zeugnis  ausgestellt8).  Ueber 
die  Korrektheit  der  Chronologie  Sarmientos  ist  damit  jedoch  nichts  ausgesagt 
Denn  derselbe  Lizentiat  Polo  bemerkt  in  seinem  Berichte  vom  26.  Juni  1571, 
aus  den  Angaben  der  Indios  selbst  lasse  sich  feststellen,  dass  es  noch  nicht  350 
bis  400  Jahre  her  sein  könne,  dass  das  Gebiet  von  Cuzco  nach  keiner  Seite  hin 
weiter  reichte  als  5  Leguas.  Auch  die  historische  Erinnerung  gehe  nicht  über 
den  genannten  Zeitraum  hinaus  zurück.  Denn  wenn  auch  von  der  Sintflut  ihnen 


1)  Der  anonyme  Verfasser  des  Berichts  an  Toledo  vom  16.  März  1571  rechnet  allerdings 
ebenso :  Y  es  cosa  que  pone  admiraciön  la  ignorancia  destos,  que  casi  mil  afios  que  comenzaron  a 
tiranizar,  no  supieron  darse  mana  ä  ser  legftimos  seSores  (S.  458).  Vorher  (S.  445  f.)  hebt  er 
hervor,  ein  wesentlicher  Rechtsanspruch  des  Königs  von  Spanien  liege  darin,  dass  das  Inkareich 
erst  vor  kurzem  und  durch  Gewalttätigkeit  seine  Ausdehnung  erhalten  habe:  El  primero  funda- 
mento  es  que  fueron  tiranos  modernos.  Der  eigentliche  Eroberer,  Tupac  Inca  Yupanqui,  sei  noch 
nicht  42  Jahre  tot  gewesen  als  die  Spanier  ins  Land  kamen.  Das  Reich  der  7  ersten  Inka  habe 
sich  auf  das  Landgebiet  von  Cuzco  beschränkt,  der  achte,  Viracocha,  habe  einiges  hinzu  erobert, 
ebenso  dessen  Sohn  Pachacuti  Inca  Yupanqui,  bei  dessen  Lebzeiten  schon  dann  Tupac  Inca  die  Re- 
gierung erhalten  habe. 

2)  Garcilaso  2,  Buch  8  Kap.  19  (61. 298  v.) :  quinientos  afios  y  cerca  de  seiscientos.  Danach 
lässt  Anello  de  Oliva  die  Regierung  des  Manco  Capac  um  900  v.  Chr.  beginnen  (Histoire  du  Ptrm 
par  le  p.  Anello  de  Oliva,  traduite  p.  H.  Ternaux  Compans.  Paris  1857  S.  22). 

3)  Vergl.  oben  Seite  XXXX  Anm.  1.  Information^,  S.  257 :  que  la  genealogfa  <S  historia  le 
parece  ä  este  testigo  [al  licenciado  Polo]  verdadera  segün  lo  que  tiene  averiguado,  en  todo  lo  cual 
no  se  acuerda  haber  oido  cosa  en  contrario. 


LXIV  BICHA.RD   PIETSCHMANN, 

etwas  bekannt  sei,  so  hätten  sie  von  dem  übrigen  doch  weiter  keine  Kunde,  als 
nach  den  Herrschern  zu  entnehmen  sei,  von  denen  sie  wüssten.  Nach  dieser 
Herrscherreihe  und  nach  den  Lebensjahren,  die  den  einzelnen  Herrschern  zuge- 
schrieben würden,  könne  die  Zeit  sich  nicht  auf  400  Jahre  erstrecken.  Um  diese 
selbe  Zeit  —  d.  h.  also  um  1170  n.  Chr.  —  müsse  es  geschehen  sein,  dass  sie 
im  Gebiete  von  Cuzco  die  Herrschaft  gewannen  und  zu  erobern  begannen,  wobei 
sie,  wie  aus  ihren  Angaben  (registros)  hervorgehe,  auch  keineswegs  immer  er- 
folgreich waren.  Andahuayllas  liege  nur  30  Leguas  von  Cuzco  entfernt,  und  doch 
sei  diese  Provinz  erst  unter  Pachacuti  Inca  Yupanqui  hinzuerworben1).  Acosta 
schliesslich  gibt  der  Inkazeit  eine  Dauer  von  300  und  einigen  Jahren2),  lässt 
sie  also  erst  im  13.  Jahrhundert  beginnen;  Fernando  de  Santilldn8)  gesteht  nur 
wenig  mehr  als  200  Jahre  zu. 

Nun  sind  manche  der  alten  Berichterstatter  über  die  Geschichte  der  ameri- 
kanischen Völker  vor  Columbus  bemüht  die  Nachrichten  über  die  Anfange  so  zu 
verteilen,  dass  möglichst  die  Zeit  zurück  bis  zur  Sintflut  ausgefüllt  wird.  Aber 
von  einem  solchen  Bestreben  ist  Sarmiento  frei.  Es  gab  in  Peru  Erzählungen, 
nach  denen  die  Menschen  die  aus  dem  Pacaritampu  zum  Vorschein  kamen,  dort 
eine  Zuflucht  vor  der  grossen  Flut  gefunden  hatten.  Sarmiento  hat  sich  auf 
diese  Auffassungen  nicht  eingelassen.  So  sehr  er  in  exakter  Kenntnis  biblischer 
Patriarchen-Geschichte  schwelgt,  so  konnte  doch  von  seinem  Standpunkt  aus  sich 
nicht  Unerwünschteres  ergeben  als  ein  hohes  Alter  der  Inkaherrschaft.  Wie  be- 
müht ist  er  dem  Leser  immer  gegenwärtig  zu  halten,  all  das  begangene  Unrecht 
von  Manco  Capac  an  sei  ein  unverjährtes,  von  den  Unterdrückten  nie  vergessen, 


1)  Solo  hace  al  propösito  saber  que  ä  lo  que  se  puede  averiguar  6  conjeturar  por  la  cuenta 
destos  indios,  no  debe  de  haber  trescientos  y  cincuenta  ö  cuatrocientos'  afios  que  entre  estos  indios 
no  poseyali  y  sefioreaban  mäs  de  aquel  Valle  de  Yncar  [lies:  Yucay]  y  Xaquixaguana,  que  por 
cada  parte  no  hay  mäs  de  cinco  leguas  [Markham  gibt  nach  seinem  Texte:  and  ruled  over  the 
valley  of  Cuzco  as  far  as  Urcos,  a  distance  of  6  leagues,  and  to  the  valley  of  Yucay,  which  is  no 
more  than  5  leagues] ;  y  por  los  seBores  que  ellos  se  acuerdan  .  .  . ,  y  por  lo  que  viviö  cada  uno, 
en  resoluciön  su  memoria,  no  alcanza  mäs  de  lo  sobredicho,  ä  lo  que  se  puede  entender ;  porque, 
dado  caso,  como  es  ansi,  quellos  tuvieron  noticia  del  diluvio,  afirman  que  se  destruyö  todo  el  mundo 
por  agua ;  desta  generalidad  dura  la  memoria  entrellos  e*  muy  generalmente  como  cosa  muy  notoria, 
y  de  lo  demäs  no  tienen  noticia  sino  es  por  los  seBores  que  han  tenido,  que  se  acuerdan  por  sus 
quipus  de  diez  ä  doze  sefiores,  y  segün  lo  que  dicen  haber  vivido  cada  uno,  no  se  puede  eztender 
el  tiempo  ä  cuatrocientos  afios :  este  mismo  tiempo  mäs  ö  menos  debe  de  haber  que  ellos  empezaron 
ä  sefiorear  £  conquistar  en  aquellas  comarcas  del  Cuzco  ....  (Coleccion  de  doc.  inid.  p.  I.  hi*t. 
del  Archivo  de  Indios,  T.  17,  S.  9  f.  Vergl.  Markham's  Molina,  S.  151  f.). 

2)  Acosta,  Buch  6  Kap.  23 :  trecientos  y  tantos  aSos.  [Vergl.  aber  Nachtrag  zu  Seite  9]. 

3)  Tres  Relaciones,  S.  13:  Y  ä  lo  que  se  puede  entender,  comenzaron  ä  enseöorearse  de 
poco  mäs  de  doscientos  afios  ä  esta  parte.  Er  zählt  allerdings  nur  8  Inka  auf,  einschliesslich 
Atahuallpa,  darunter  Yiracocha  hinter  Pachacuti,  dann  vor  Tupac  Inca  Yupanqui  zwei  Yupanqui, 
nämlich  Capac  Yupanqui  und  Inca  Yupanqui  —  Die  9  Achämeniden  regieren  zusammen  228  Jahre, 
die  ersten  12  Arsakiden  188,  die  zweiten  12 :  120  Jahre,  die  ersten  12  Sasaniden  262  Jahre.  Etwas 
mehr  als  300  Jahre  für  zwölf  Inka  wird  also  in  der  Tat  reichlich  gerechnet  sein,  wenn  die  Liste 
nicht  erhebliche  Lücken  enthält. 


PEDRO   SARHIKyTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXV 

und  nie  gutgeheissen,  genau  so  wie  z.  B.  die  Vertreter  der  G-uallas  in  dem  Pro- 
tokolle  vom  4.  Januar  1572  es  beteuern.  Lässt  er  trotzdem  die  12  Regierungen 
von  Manco  Capacs  Ankunft  in  Cuzco  bis  zu  Huascars  Tode  den  Zeitraum  von 
968  Jahren  ausfüllen,  so  hat  er  schwerlich  aus  eigenem  hinzugetan.  Vielmehr 
wird  er  sich  nach  einer  bestimmten  Aussage  einer  einheimischen  Ueberlieferung 
gerichtet  haben,  die  er  nicht  glaubte,  so  bei  Seite  lassen  zu  dürfen,  wie  das 
vielleicht  der  kritischere  Polo  de  Ondegardo  getan  hat. 

Die  handgreifliche  Uebertriebenheit  dieser  Zeitangaben  lässt  verschiedene 
Erklärungen  zu.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  Herrschernamen  ausgemerzt, 
die  betreffenden  Regierungsjahre  aber  dem  Vorgänger  oder  Nachfolger  zugeteilt 
worden  sind 1).  Es  gab  offiziell  nur  so  viele  Berichte  über  Herrscher  als  Ayllu 
vorhanden  waren.  Die  Reformen,  die  Pachacuti  Yupanqui  vorgenommen  haben 
soll,  waren  zugleich  Reformen  der  Ayllu  (Seite  60  des  Textes)  und  werden  mit 
mancher  echten  Tradition  aufgeräumt  haben.  An  dem  Strafgerichte,  das  Atahu- 
allpas  Feldherrn  in  Cuzco  abhalten,  haben  wir  ein  Bild  von  der  Gründlichkeit, 
mit  welcher  ganze  Clans,  also  mit  dem  Ayllu  auch  alle  Ueberlieferungen  über 
dessen  Stammvater,  ausgerottet  wurden.  Inca  Urcon,  den  Sarmiento  weder  als 
thronfahig  noch  als  Herrscher  gerechnet  wissen  will,  hat,  so  sagt  uns  Cieza  de 
Leon,  die  Borla  getragen,  wird  aber  in  der  Quipu-Chronologie  und  in  den  Ge- 
sängen auf  die  Konige  von  Cuzco  mit  Stillschweigen  übergangen;  wird  er  ge- 
nannt, so  geschieht  das  höchstens  in  Erzählungen,  in  denen  er  lächerlich  gemacht 
wird 8).  Ferner  hören  wir  von  mehrfachen  Mitregentschaften  *).  Bekannt  ist  aber, 
wie  leicht  die  Jahre,  die  ein  Herrscher  neben  einem  andern  regiert  hat,  auch  in 
der  chronologischen  Uebersicht  als  seine  Regierungsjahre  mitgezählt,  und  dass 
so  leicht  zu  hohe  Summen  in  Rechnung  gestellt  werden.  Auch  die  Möglichkeit, 
dass  Lebensjahre  statt  Regierungsjahre  genommen  sind,  kommt  in  Betracht,  so 
sehr  auch  Sarmientos  Quelle  beides  auseinanderhält4).    Noch  mehr  ist  aber  viel- 


1)  Dass  die  kürzeren  Herrscherlisten  wahrscheinlich  durch  Auslassungen  entstanden  sind 
hebt  Theodor  Waitz,  Anthropologie  der  Naturvölker,  Th.  4,  S.  396,  hervor. 

2)  Cieza  2  Kap.  11  (S.  36);  Kap.  43  und  44  (S.  166  f.).  Sein  Bild  ist  mit  aufgenommen  unter 
die  Inka-Bildnisse  Herreras. 

8)  So  führt  Pachacuti  Yupanqui  die  Regierung  zu  Lebzeiten  des  Vaters,  der  nicht  mehr  in 
Cuzco  residiert.  Er  selbst  soll  zu  Mitregenten  zwei  seiner  Söhne  gehabt  haben,  nicht  bloss,  was 
auch  Sarmientos  Darstellung  erkennen  lässt,  Tupac  Inca  Yupanqui,  sondern  auch  Amaru  Tupac 
Inca;  (Tres  Relaciones,  S.  285 f.).  Dieser  Amaru  Tupac  Inca  nimmt  in  der  Tradition  überhaupt 
eine  auffallende  Stellung  ein,  da  gar  kein  Versuch  gemacht  wird,  seinen  Anspruch  auf  den  Thron 
in  Abrede  zu  stellen.  Auch  ist  auffallig  dass  seiner  Frau  Curi  Ocllo  ein  Kultus  eingerichtet  war 
wie  einer  Coya,  wie  aus  Cobo's  Angaben  (4,  S.  14)  zu  sehen  ist.  Auch  die  Chdcara  des  Amaru 
Tupac  Inca  gilt  als  Huaca  (ebd.  4,  19). 

4)  Diesen  Fehler  begingen  1571  stillschweigend  auch  Toledos  Fragenregister.  Es  sollte  er- 
gründet werden,  wie  lange  es  her  sei,  seit  die  Eroberungspolitik  mit  Pachacuti  Inca  Yupanqui 
begann.  Es  wird  aber  gefragt,  wie  lange  er  und  seine  Nachfolger  gelebt  haben.  Zwei  Vornehme 
aus  dem  Inkageschlechte  geben  an,  dass  Pachacuti  Inca  Yupanqui  100,  Tupac  Inca  Yupanqui  56 
bis  60,  Huayna  Capac  70  Jahre   alt   wurden.    Das  hatten   sie  aus   einer  Tabelle  und  aus  Quipus 

Abhandlonf  ea  d.  K.  Ou.  d.  Wi«.  in  Göttinf  tu.     Phü-Utt.  Kl.    N.  F.   Band  6, 4.  i 


LXVI  RICHARD   PIET8CHMANN, 

leicht  die  Rücksichtnahme  auf  vermeintlich  notorische  Gleichzeitigkeiten  mass- 
gebend gewesen,  oder  die  pragmatische  Geschichtsauffassung,  der  sinnvolle  Rhyth- 
mus der  Zahl,  der  in  allen  chronologischen  Systemen  den  Aufbau  beseelt  und  in 
die  Höhe  treibt.  Aus  einem  Systeme,  wie  es  Sarmiento  vorgelegen  hat,  die 
'wahre'  Chronologie  heraus  erkennen  zu  wollen  ist  überall  vergebliche  Mühe. 

Doch  auch  soweit  nicht  bloss  die  Zeit  des  Geschehens  in  Frage  kommt,  auch 
hinsichtlich  der  berichteten  Vorgänge  wird  uns,  von  den  letzten  drei  Regierungen 
abgesehen,  Sarmientos  Darstellung  im  besten  Falle  nur  die  Gestalt  der  Ueber- 
lieferungen  geben,  die  sie  unter  Pachacuti  Inca  Yupanqui  erhalten  haben.  Eine 
Hauptquelle  werden  die  Gesänge  sein,  die  auf  Geheiss  des  Pachacuti  auf  die 
einzelnen  Inka  von  Manco  Capac  an  verfasst  worden  waren,  um  bei  feierlichen 
Anlässen  vorgetragen  zu  werden1).  Für  die  Zeiten  nach  Pachacuti  lässt  sich 
zunehmende  Zuverlässigkeit  erwarten,  je  näher  sie  dem  Ende  des  Reichs  liegen. 
Die  Eroberungszüge  des  Tupac  Yupanqui  und  des  Huayna  Capac  sind  mit  grosser 
Ausführlichkeit  erzählt.  In  dem  Bericht  über  Tupac  Yupanquis  Fahrt  nach  den 
fernen  Inseln  zeigt  sich  aber  schon  ein  unverkennbarer  Anfang  von  Legenden- 
bildung mindestens  in  der  Erzählung  von  der  Forscherreise  durch  die  Luft,  mit 
der  Antarqui  sie  eingeleitet  haben  soll.  In  wie  vielen  Einzelheiten  die  verschie- 
denen uns  erhaltenen  Berichte  über  den  Bruderkrieg,  der  mit  Huascars  Tod 
endigte,  von  einander  abweichen,  ist  sehr  überraschend.  Uns  liegt  hier  nun  eine 
Darstellung  vor,  welche  etwa  39  Jahre  nach  Huascars  Tode  die  Zustimmung  der 
Vertreter  sämtlicher  Ayllu  des  Inkahauses,  darunter  des  Alonso  Titu  Atauchi 
vom  Ayllu  des  Huascar,  gefunden  hat.  In  ihr  aber  wird  —  um  nur  dies  hervor- 
zuheben —  einmal  dieselbe  Begebenheit,  nämlich  dass  die  Mutter  des  Huascar 
von  Quizquiz  schimpflich  behandelt  wird  [und  ihren  gefangenen  Sohn  mit  Vor- 
würfen überschüttet,  doppelt  erzählt,  einmal  in  kürzerer  Fassung  in  Kapitel  64 
und  als  ein  anderer  Vorgang  danach  nochmals  etwas  ausführlicher  in  Kapitel  65. 
—  Doch  will  ich  hier  die  chronologischen  und  allgemeinen  Probleme  verlassen 
und  nur  noch  auf  einige  von  den  Einzelheiten  hinweisen,  die  Sarmientos  Werk 
bietet. 

TJeber  den  Namen  der  Coya,   der  Haupt-Frau  der  einzelnen  Inka,  und  der 
dazu  gehörigen  Ayllu  macht  Sarmiento  folgende  Angaben,    die    ich   hier   in  der 
Form  zusammenstelle,  welche  die  Namen  bei  ihm  haben: 
Mango  Capac  Mama  Ocllo  Chima  Panaca  Ayllo 

Cinchi  Roca  Mama  Coca  Raura  Panaca  Ayllo 


(tabla  y  quipus)  ersehen.  Dies  entspricht  aber  mehr  den  Regierungsjahren,  die  Sarmiento  angibt: 
Pachacuti  103  Jahre,  Tupac  Inca  67  Jahre,  Huayna  Capac  60  Jahre,  weniger  den  Lebensjahren, 
die  er  sie  erreichen  lässt:  Pachacuti  125,  Tupac  Inca  85,  Huayna  Capac  80.  Völlig  abweichend 
von  allen  diesen  Angaben  sind  die  Baiboas.  Nach  ihm  regiert :  Yupanqui  36  Jahre,  Tupac  30  Jahre, 
davon  nur  22  als  Alleinherrscher,  Huayna  Capac  33. 

1)  Cieza  2  Kap.  11.  Betanzos,  Kap.  17  (S.  127  f.). 


PEDRO   SARMIKXTO'S   GESCHICHTE   DES   INTCAREICHES. 


lxvh 


Lloqui  Yupangui 
Mayta  Capac 


Mama  Caua 
Mama  Tacucaray 

(Taucaray) 
Curihilpay 
Mama  Micay 


Capac  Yupangui 

Inga  Roca 

Tito  Cusi  Gualpa 

Yaguar  Ghiacac    Mama  Chicya 
Yiracocha  Inga  Mama  Rondocaya 

Pachacuti  Inga 

Yupangui   Mama  Anaguarqui 


Avayni  Panaca  Ayllo 
Usca  Mayta  Panaca  Ayllo 

Apo  Mayta  Panaca  Ayllo 
Vicaquirao  Panaca  Ayllo 

Aucaylli  Panaca 
Qocgo  Panaca  Ayllo 


Inaca  Panaca  Ayllo  =  Hatun 

Ayllo 
Capac  Ayllo 
Tumibamba  Ayllo 
Guascar  Ayllo. 


Topa  Inga  Yupangui     Mama  Ocllo 
Guayna  Capac  Araua  Ocllo 

Guascar  Inga  Chucuy  Huypa 

Es  sind  im  wesentlichen  dieselben  Ayllu,  die  Garcilaso  nennt.  Besonders  anzu- 
führen ist,  dass  Sarmiento  im  11.  Kapitel  seines  Werks  ein  Verzeichnis  der  10 
Ayllu  gibt,  die  in  weiterem  Sinne  zu  den  Inka  gerechnet  wurden  und  deren 
Vorfahren  angeblich  mit  Manco  Capac  zugezogen  waren.  Sie  sondern  sich  in 
Hanancuzcos  und  Hurincuzcos.  Es  sind  Maras  darunter  und  Sutic  (=  Tambo), 
Sprösslinge  der  Stammeltern,  die  aus  dem  Maras-toco  und  aus  dem  Sutic-toco 
des  Tambotoco  hervorgekommen  sein  sollen,  auch  Mascas,  sodass  die  an  sich 
nicht  ganz  zutreffende  Angabe  des  Diego  Fernandez1)  einigermassen  bestätigt 
wird,  als  wirkliche  Angehörige  des  Inka-Stammes  würden  gerechnet  die  'Anan 
Cuzco,  Hullin  Cuzco,  Tambo,  Maxca'.  Es  wird  ja  auch  berichtet2),  als  Hofsprache 
der  Inka  habe  der  Dialekt  der  Tambo  gedient8).  Im  übrigen  kann  hier  nicht 
versucht  werden,  die  Angaben,  die  Sarmiento  über  die  Ayllu  und  über  die  Namen 
der  verschiedenen  als  legitim  zu  betrachtenden  Coya  macht,  mit  den  sonst  er- 
haltenen Nachrichten  in  Einklang  zu  bringen.  Für  die  Indianer  waren  dies  so 
wichtige,  für  die  Spanier  zum  Teil  so  belanglose  Dinge,  dass,  wenn  Sarmientos 
Angaben  von  der  1572  in  den  Adelskreisen  Cuzcos   massgebenden  Tradition  ab- 


1)  Fernandez  2  Bl.  127  v.  Hullin  =  Hurin.  Maxca  =  Masca. 

2)  Cobo  3  S.  127,  nach  Aussage  des  Alonso  Topa  Atau,  Enkel  des  Huayna  Capac.  Hiermit 
werden  die  Angaben  des  Inca  Garcilaso  über  die  Hofsprache  auf  das  richtige  Mass  zurückgeführt 
Dass  diese  nicht  ganz  aus  freier  Erfindung  hervorgegangen  sind,  ergibt  sich  aus  der  Bemerkung, 
die  Sarmiento  (Seite  39)  über  die  Bedeutung  des  Wortes  Cosco  in  der  'alten  Sprache  des  Tales* 
von  Cuzco  macht. 

3)  Von  einer  besonders  gearteten  Sprache  ist  auch  bei  Erwähnung  des  Gottesdienstes  der 
Peruaner  die  Bede.  Pedro  Gutie*rrez  de  Santa  Clara,  Historia  de  las  guerras  civües,  T.  3,  S.  489: 
Entraban  generalmente  todos  los  indios  en  los  templos,  descalcos  y  de  bru^as,  haziendo  la  debida 
mocha,  que  es  la  reverencia  que  se  hazfa  ä  sus  dioses  y  ä  los  Ingas,  y  hablaban  ä  los  fdolos  en 
lenguaje  que  ellos  mismos  no  entendfan,  diziendo  en  voz  alta  y  baxa  una  plätica  muy  larga  y  es- 
cura,  que  comencaba:  prcrrupe,  etc. 


LXVIU  RICHARD   PIETSCHMANN, 

gewichen  wären,  sicher  Einspruch  gegen  Einzelheiten  erhoben  und  eine  Berichti- 
gung in  der  Handschrift  notariell  vermerkt  worden  sein  würde1). 

Die  Namen  der  Huauqui,  oder  wie  Sarmiento  schreibt  Grttaoqui,  der  einzelnen 
Inka,  die  er  anführt,  sind: 

Mango  Inga  der  Vogel  Indi 

Cinchi  Roca  der  Fisch  Guanachiri  Amaro 

Lloqui  Yupangui  Apo  Mayta 

Viracocha  Inga  Amaro 

Pachacuti  Yupangui  jT  j.  -« 

Topa  Yupangui  Cuxi  churi 

Guayna  Capac  Guaraqui  Inga. 

Bei  Pachacuti  Yupanqui  sondern  sich  auch  in  den  angeführten  von  einander  ab- 
weichenden beiden  Benennungen  Sarmientos  Quellen.  Das  Fisch-Idol  des  Cinchi 
Boca  nennt  Cobo  ebenso:  Huana-chiri-amaro.  Das  Hauptidol  des  Inca  Yupanqui 
heisst  bei  Cobo:  Inticllapa  (=  Intic  illapa),  das  des  Tupac  Inca  Yupanqui: 
Cuxi  churi,  das  des  Huayna  Capac:  Guaraquinga  (=  Guaraqui  Inga),  das  des 
Capac  Yupanqui  ebenso  wie  dessen  Ayllu:  Apu  Mayta.  Das  letztere  ist  wohl 
eine  irrtümliche  Angabe.  Der  Name  ist  sehr  alt;  Apu  Mayta  nennen  die  Alca- 
bizas  ihren  ersten  Cinchi,  den  sie  als  unmittelbaren  Nachfolger  des  in  Stein  ver- 
wandelten Ayar-Uchu  betrachten.  Der  Wundervogel  Inti  =  „Sonne",  in  einem 
Käfig  aufbewahrt,  war  nach  Sarmiento  mehr  ein  Familienerbstück,  das  vom 
ersten  bis  auf  den  achten  Inka  weitergegeben  wurde,  eine  Aussage,  die  mit 
darauf  hinweist,  dass  die  ganze  Ueberlieferung  erst  mit  dem  neunten  Inka  aus 
dem  Sagenhaften  sich  herauszuschälen  beginnt.  Die  acht  Herrscher  vor  ihm 
stehen  mit  den  Göttern  noch  so,  dass  die  Sonne  selbst  in  Gestalt  eines  le- 
bendigen Vogels  ihnen  Orakel  gibt.  Das  aber  ist  nur  ein  Nachbild,  abge- 
schwächt aus  der  mythischen  Vorstellung  von  dem  Einsperren  der  Sonne  in 
einen  Käfig. 

Da  von  der  Sprache  der  Inka  die  Rede  war,  darf  ich  wohl  hervorheben, 
dass  nunmehr  unter  den  frühesten  Gewährsmännern,  welche  die  'gemeinsame 
Sprache'  Perus  nach  den  Quechua  benennen,  auch  Sarmiento  aufzuführen  sein 
wird.  Er  nennt  (Seite  81)  sie  ausdrücklich  'die  allgemeine  Sprache,  d.  h.  die 
Quichua-Sprache'.  Allerdings  hat  schon,  wie  J.  J.  v.  Tschudi  nachgewiesen  hat, 
Fray  Domingo  de  San  Tomas  den  zweiten  Teil  seiner  Sprachlehre,  die  1660  er- 
schien, >Lexicon  6  Vocabulario  de  la  lengua  general  del  Peru  llamada  Quichua« 
betitelt.    Auch  sagt  Cieza  de  Leon:  Einige  der  Orejones  von  Cuzco  versichern, 


1)  Stammt  also  z.  B.  nach  ihm  8inchi  Roca  von  Manco  Capac  und  von  Mama  Ocllo,  nicht, 
wie  wir  anderswo  finden,  von  Mama  Guaco,  so  können  wir  sicher  sein,  dass  diese  Abstammung  als 
die  beglaubigte  galt,  und  dass  die  entgegenstehende  Angabe  sich  nur  nebenher  gebildet  hatte, 
weil  in  verschiedenen  Erzählungen  Mama  Guaco  als  Manco  Capacs  Hauptgefahrtin  auftritt 


PEDRO  SABMDENTO's   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  LXIX 

dass  die  allgemeine  Sprache,  die  in  allen  Provinzen  in  Gebrauch  war,  die  ge- 
wesen sei,  die  gebrauchten  und  redeten  diese  Quichoas,  die  bei  ihren  Nachbarn 
für  sehr  mächtig  galten,  bis  die  Chancas  sie  zu  Grunde  richteten 1).  Die  Quechuas 
werden  stets  wie  noch  jetzt  im  wesentlichen  dieselbe  Sprache  geredet  haben 
wie  die  Inka  und  übrigen  Guzco-Stämme.  Vor  der  Inkazeit  jedoch  wird  zeit- 
weilig einmal  die  Macht  der  Quechuas  eine  so  bedeutende  gewesen  sein,  dass  in 
den  Teilen  Perus,  in  denen  sie  damals  die  Vorherrschaft  erworben  haben,  ihre 
Sprache  den  Namen  Quechua-Sprache  erhalten  hat,  der  in  diesen  Gebieten  dann 
die  Quechua-Macht  überdauerte.  Bis  in  die  Gegend  von  Cuzco  hat  diese  Wirkung 
nicht  hineingereicht.  Hier  wurde  die  Sprache  daher  nicht  nach  den  Quechuas 
benannt,  sondern  war  sie  bloss  die  'allgemeine  Sprache',  schlechthin  'Jedermanns 
Sprache',  die  'Leute-Sprache',  das  Buna  Sinti.  Dass  die  Bezeichnung  Quechua  für 
diese  Sprache  keineswegs  eine  missbräuchliche  ist  ergibt  sich  aus  einer  Stelle 
des  Berichts  über  die  Entdeckung  und  Eroberung  von  Peru,  den  Pedro  Pizarro 
1571,  wahrscheinlich  auf  Anlass  der  Visita  gener al  Toledos,  niedergeschrieben 
hat.  Bei  Erwähnung  der  Xauxas  (Jaujas)  und  Guancas  (Huancas)  sagt  er,  die 
Sprache  der  Guancas  sei  die  gemeinsame  Sprache  Perus,  die  Quichua  Simi  heisde 
und  wegen  der  grossen  Verschiedenheit  der  Sprachen,  die  in  den  einzelnen  Land- 
schaften gesprochen  wurden,  auf  Befehl  des  Landesherrn  allgemein  gesprochen 
werden  sollte.  Die  Sprache  der  'Herren  und  Orejones'  sei  'von  allen  die  dunkelste' 
und  die  der  Leute  von  Puerto  Viejo,  die  dem  Kreischen  von  Katzen  gleiche. 
Die  Sprache  der  Guancas  und  auch  der  Xauxas  weiche  wenig  ab  von  der  ge- 
meinsamen Sprache,  so  wie  das  Portugiesische  von  dem  Kastilischen 8). 

Eingehende  Schilderungen  von  Einrichtungen  und  Gebräuchen  der  Inkazeit 
in  diesem  Bande  zu  entwerfen,  das  lag  nicht  im  Plan  Sarmientos,  doch  enthält 
sein  Werk  manche  nicht  unwichtige  Bemerkungen  über  kulturgeschichtliche  Ein- 
zelheiten. Für  die  Quipu  gibt  er  die  gute  Erläuterung,  es  seien  damit  Dinge  von 
zählbarem  und  körperlichem  Wesen  —  que  consisten  en  nümero  y  cuerpo  —  ge- 


1)  Cieza  2  Kap.  34,  S.  186;  vergl.  2  Kap.  87,  S.  144,  wo  von  den  Quichuas  die  Rede  ist 
wie  von  einem  beinahe  verschollenen  Volke.  Santacruz  Pachacuti  (Tres  Relaciones,  S.  287)  lässt 
unter  Tupac  Yupanqni  12000  tapfere  Quechuas  im  Kriege  gegen  die  Collas  umgebracht  werden  bis 
auf  den  einen  Mann,  der  die  Niederlage  melden  kann.  Fernando  de  Santillän  (Tres  Relaciones.  S. 
12  §  2)  sagt:  la  lengua  que  los  ingas  hablaban  y  la  que  ellos  hicieron  general  y  comün  en  toda 
la  tierra  que  conquistaron,  es  la  lengua  quichoa,  la  cual  es  particular  y  natural  de  los  indios  de 
dicho  Pacaritambo,  do  dicen  ser  su  principio.  —  Vergl.  im  übrigen  J.  J.  v.  Tschudi,  Die  Kechua- 
sprache,  1,  S.  16;  und  dessen  Organismus  der  Kheiiua- Sprache,  Einleitung,  S.  88.  Rivero,  Anti- 
güedades  peruanas,  Text,  S.  99.  Markham  zu  Cieza  1,  S.  816  Anm.;  derselbe  im  JRGS.  41,  S.  299  f. 
Middendorf,  Buna  Sinti,  S.  4,  Anm.  2;  Wörterb.,  S.  277. 

2)  Colecciön  de  doc.  inid.  p.  la  hist.  de  EspaSta,  T.  5,  S.  255 :  su  habla  es  la  comün  que 
llaman  Quichua  Simi  [so  ist  zu  lesen  statt  Guichuasimf],  que  es  lengua  que  el  Sefior  mandaba  se 
hablase  generalmente,  porque  cada  provincia  tenfa  lengua  por  sf,  afferentes  unas  de  otras ;  y  la  de 
los  seöores  y  orejones  era  la  mas  escura  de  todas,  y  la  de  Puerto  Viejo,  porque  el  hablar  destos 
de  Puerto  Viejo  casi  chülan  como  gatos.  Poco  diferfa  esta  lengua  de  los  Guancas  ä  la  comün, 
como  la  de  los  Portugueses  ä  la  de  los  Gastellanos:  digo  la  destos  Xauxas  y  Guancas. 


LXX  RICHARD   PIETSC  HM  ANN  , 

bucht  worden.  Schon  aus  dem  "Werke  des  Miguel  Cabello  Baiboa  war  bekannt, 
dass  Huayna  Capac  seinen  letzten  Willen  in  Zeichen  auf  einem  Stock  kundge- 
geben habe,  eine  Nachricht,  für  die  wir  die  Bestätigung  nun  auch  durch 
Sarmiento  erhalten1).  In  ähnlicher  Weise  ergänzen  seine  Angaben  nach  vielen 
Seiten  hin  die  bereits  vorhandenen.  Von  literarischem  Interesse  sind  einige 
Worte  aus  einem  Liede,  die  dem  sterbenden  Pachacuti  Yupanqui  in  den  Mund 
gelegt  werden.  Man  wird  es  zu  der  elegischen  Gattung  rechnen  dürfen,  die  ha- 
ravi,  harahui,  genannt  wird  *).  — 

Auf  den  übrigen  geschichtlichen  Inhalt  des  Werks  gehe  ich  hier  weiter  nicht 
ein;  eine  Prüfung  ist  ohne  weitschichtige  Untersuchung  nicht  möglich.  Geogra- 
phische Erläuterungen  hat  Sarmiento  seinem  Programm  getreu  aus  diesem  Bande 
fast  ganz  ferngehalten.  Da  wo  er  die  Entweichung  der  Chancas  unter  Anco 
Ayllu  erzählt,  lässt  er  die  Flüchtlinge  ihren  Weg  durch  das  Andengebiet  zwischen 
Chachapoyas  und  Hudnuco  durch  Ruparupa  nach  Osten  nehmen,  —  in  fast  wört- 
licher Uebereinstimmung  mit  Miguel  Cabello  Baiboa8)  und  auch  ähnlich,  wie  das 
Cieza  de  Leon  angibt,  —  und  fügt  hinzu,  man  halte  das  für  den  Volksstamm, 
über  den  man  durch  die  Unternehmung  des  Capitdn  Gömez  Darias  Kunde  habe, 
der  in  der  Zeit  des  Marques  de  Canete  1556  von  Hudnuco  aus  vorgedrungen  sei 
am  Pacay-Flusse  und  ostwärts  zum  Cocama,  der  in  den  grossen  Mananon  fliesse. 
Er  gibt  damit  die  Zeitbestimmung  für  einen  wenig  bekannten  Entdeckungs-  und 
Eroberungsversuch  aus  der  Reihe  der  kühnen  Vorstösse  im  Ostgebiete  der  Anden, 
die  mit  Pedro  de  Candfa,  Gonzalo  Pizarro,  und  Orellana  beginnen4).  — 

Wiederholt  weist  Sarmiento  auf  noch  ungeschriebene  Teile  seines  Werks. 
Er  werde  an  anderer  Stelle  reden  über  die  Verwertung,  welche  die  Unterschei- 
dung zwischen  Hanansayas  und  Hurinsayas  noch  gewonnen  habe  (Seite  29).  Er 
will  eine  Vergleichung  der  peruanischen  mit  unserer  Jahresrechnung  geben  (Seite 
68).  In  einem  besondern  Volumen  sollen  die  Erlasse  des  Tupac  Inca  Yupanqui 
mitgeteilt  werden.  Neben  diesen  Ankündigungen  läuft  allerdings  ein  'como  es 
dicho'  mit  unter,  das  nicht  zutrifft. 

Ob  von  diesen  Vorsätzen  viel  zur  Ausführung  gediehen  ist  dürfen  wir  be- 
zweifeln. Am  Schlüsse  des  April  1572  wurde  der  Angriff  auf  die  im  Vilcapampa- 
Gebiete  versteckten  Eingeborenen  unternommen,  der  damit  endete,  dass  Don 
Martin  Garcia  Ofiaz    y   Loyola,    der   Ehemann   der   Tochter   des   Sayri  Tupac 


1)  Vergl.  Seite  111  des  Textes  und  die  Nachträge  dazu. 

2)  Vergl.  Seite  93  des  Textes.  Ueber  die  Lieder  vergl.  Rivero  y  Tschudi,  Antigüedades,  S. 
114.  —  Zu  bedauern  ist,  dass  wir  die  Nachrichten  über  die  Regierungsbestimmungen,  die  Tupac 
Inca  Yupanqui  erlassen  hat,  und  die  einen  besondern  Band  bilden  sollten  (Seite  100  des  Textes), 
nicht  erhalten  haben.  Sie  würden  eine  vollständige  Auskunft  über  die  Staatsverfassung  abgegeben 
haben.  Doch  weiss  man  auch  so  über  die  Realien  immer  noch  mehr  als  über  die  politische  Ge- 
schichte. 

3)  Baiboa,  Kap.  6  (S.  71  f.). 

4)  Näheres  in  den  Nachträgen  zu  Seite  79  des  Textes. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   IKKAREICHES.  LXXI 

Inca *),  im  Verein  mit  zwanzig  auserlesen  Leuten,  darunter  Sarmiento,  den  Inca 
Tupac  Amaru  gefangen  nahm.  Nach  der  Aburteilung  und  Hinrichtung  des  letzten 
gekrönten  Sprösslings  der  Yupanqui  und  nach  Ordnung  der  Angelegenheiten  von 
Cuzco  setzte  der  Vizekönig  seine  Bereisung  Perus  weiter  fort  *).  Sarmiento  blieb 
in  seiner  Begleitung  auch  während  des  erfolglosen  Feldzuges  gegen  die  Chiri- 
guanaes,  zu  dem  'die  Blüte  Perus' 8)  aufgeboten  wurde.  Aber  schon  Ende  1573 
waren  Klagen  bei  dem  Santo  Oficio  eingelaufen.  Es  handelte  sich  diesmal  rein 
theoretisch,  um  die  angebliche  natürliche  Kraft  'astronomischer  Ringe'  von  be- 
stimmter Wirkung,  die  Sarmiento  anzufertigen  wisse.  Ferner  hatte  er  einer 
Frauensperson  aus  den  Linien  der  Hand  prophezeit,  ihretwegen  würden  im  Lande 
zwei  Personen  umgebracht  werden.  Ausserdem  wurde  behauptet,  er  habe  im  Ge- 
spräche mit  Personen  von  gelehrter  Bildung,  als  beklagt  wurde,  dass  bei  dem 
Mangel  an  Sprachkundigen  den  Indianern  nicht  hinlänglich  das  Evangelium  ver- 
kündet werden  könne,  gesagt,  das  sei  wohl  nicht  zu  bezweifeln,  da  doch  auch 
in  Spanien  nach  Verlauf  von  so  vielen  Jahren  es  nicht  hinlänglich  verkündet 
und  gepredigt  sei.  Und  auf  einen  Einwurf  dagegen  hatte  er  versichert,  er  wisse 
wohl  was  er  sage;    Leute   von   so   schwerfälligem  Begriffsvermögen   hätten  ja 


1)  Vergl.  oben  Seite  XV.  Den  Zunamen  Loyola  hatte  Don  Martin  ebenso  wie  Juan  de  Sa- 
unas nach  dem  Stifter  des  Jesuiten-Ordens  angenommen,  weil  er  dessen  Neffe  war. 

2)  Der  Vizekönig  brach  von  Cuzco  auf  am  5.  Oktober  1572.  Vorher  muss  also  die  Hin- 
richtung des  Inka  stattgefunden  haben.  Am  20.  Oktober  schickte  Toledo  von  Chicacopi  aus  an  den 
König  aus  der  Beute  von  Vilcapampa  'das  Hauptstück,  das  es  in  diesem  Reiche  gegeben  hat'  — 
la  mejor  pieza  que  se  ha  habida  en  este  reino  —  das  goldene  Bildwerk  das  den  Sonnengott  vor- 
stellte, mit  der  Bitte  es  möge  dem  Papste  übersandt  werden.  —  Ueber  Sarmiento  sagt  Toledo  in 
einem  Briefe  an  den  König  vom  24.  September  1572:  Y  el  cosmögrafo  que  ä  V.  M.  escribf  va  ha- 
ciendo  la  descripciön  de  lo  que  V.  M.  agora  me  manda ;  acabarse  ha  de  hacer  cuando  se  acabe  la 
visita,  y  se  enviarä  ä  buen  recaudo  al  Consejo  de  las  Indias,  como  V.  M.  me  lo  manda.  Gemeint 
ist  die  oben  Seite  XVIII  erwähnte  Landesbeschreibung  von  Peru. 

3)  So  Acosta,  Buch  7,  Kap.  28.  Cristöbal  Maldonado  schreibt  1574  nach  Spanien,  jetzt 
letzthin  seien  700  oder  mehr  Mann  aufgeboten  'zu  dem  magern  Inka-Krieg'  (para  la  tiaca  guerra 
del  Inga).  Er  meint,  wie  es  scheint,  aber  zugleich  auch  das  Unternehmen  gegen  die  Chiriguanas. 
(Vergl.  Colccc.  de  doc.  inid.  p.  la  hist.  de  Esp.,  T.  94,  S.  365.)  Toledo  erkrankte  bei  diesem 
letzteren  Feldzuge  so  heftig,  dass  er  sich  dem  Tode  nahe  fühlte;  (sein  Brief  an  den  König  vom 
3.  November  1574).  Was  Garcilaso  zu  erzählen  weiss  über  die  klägliche  Bolle,  die  der  kranke 
Mann  auf  dem  Rückzuge  gespielt  habe,  ist  mit  Vorsicht  aufzunehmen.  Zu  untersuchen  wäre,  wie- 
viel von  den  Beschuldigungen  wahr  ist,  die  Garcilaso  gegen  Toledo  wegen  Selbstbereicherung  im 
Amte  erhebt.  Ein  Akten- Auszug,  der  in  der  Colccc.  de  doc.  inid.  p.  la  hist.  de  Bsp ,  T.  13,  S.  555 
abgedruckt  ist,  beweist,  dass  Toledo  eigens  darum  eingekommen  war,  die  40000  Dukaten  seines 
Vizekönig-Gehalts  in  pesos  ensayados  ausgezahlt  zu  erhalten,  wie  in  Peru  alle  Beamten-Gehälter 
gezahlt  würden,  wenn  nicht  sogar  in  Gold-Pesos.  Den  einen  Feldzug  wie  den  andern  verurteilt  der 
merkwürdige  Jesuit  Maestro  Luis  Lopez  zu  Lima  in  Aufzeichnungen,  die  bei  ihm  das  Santo  Oficio 
1580  aufgefunden  hat :  Guerra  de  Vilcabamba  y  Chiriguana,  es  hecha  con  injusticia  y  mucha  costa 
de  indios  y  espanoles  y  muertes,  y  particularmente  la  de  los  Ghiriguanaes.  Der  Vizekönig  antwortet 
darauf  unter  anderm:  solos  murieron  cuatro  en  entrambas  guerras,  y  de  indios  no  entiendo  que 
murieron  veinte;  los  ocho  ü  diez  mataron  los  indios  de  guerra,  y  los  demäs  se  murieron  de  sus 
enfermedades. 


LXXII  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

Schulmeister  und  Unterricht  notig,  er  dagegen  sei  eben  so  veranlagt,  dass  er 
hierüber  und  über  vieles  andere,  um  das  er  sich  gekümmert  habe,  ein  Urteil  be- 
sitze. Auch  die  Begebenheiten  von  Los  Angeles1)  kamen  zur  Sprache.  Toledo 
erklärte  zunächst  den  Angeschuldigten  für  in  diesem  Feldzuge  unabkömmlich, 
lieferte  ihn  dann  aber  auf  eine  Reklamation  vom  22.  Januar  1574  an  den  In- 
quisitor aus,  der  ihn  gefangen  setzen  Hess.  Im  November  1575  wurde  Sarmiento 
in  Sachen  des  Francisco  de  la  Cruz 2)  vernommen.  Als  dann  sein  eigener  Prozess 
zu  Ende  war,  wurde  erkannt,  das  Verbannungs-Urteil  des  Erzbischofs,  der  in- 
zwischen gestorben  war,  solle  an  Sarmiento  vollstreckt  werden,  er  solle  an  einem 
Wochentage  ohne  Obergewand  mit  einer  Kerze  als  Büssender  dastehend  eine 
Messe  anhören,  solle  de  levi  abschwören  und  an  den  Pranger8)  gestellt  werden. 
Sarmiento  appellierte  wiederum,  fügte  sich  wiederum  und  kam  ohne  Pranger 
davon. 

Auch  blieb  er  in  Peru,  wohl  mit  Aufschub-Bewilligung.  Wir  haben  einen 
Bericht  von  ihm  über  die  Beobachtung  einer  Sonnenfinsternis,  die  er  1578  auf 
einer  Anhöhe  bei  Lima  anstellte.  Als  am  13.  Februar  1579  Francis  Drake  auf 
seinem  kühnen  Streifzuge  um  die  Welt,  bei  dem  er  durch  die  Magelhaens-Strasse 
in  die  Südsee  eingelaufen  war,  spanische  Schiffe  im  Hafen  von  Callao  überfiel, 
wurde  Sarmiento  von  Toledo  zur  Verfolgung  des  Feindes  ausgeschickt,  musste 
aber,  ohne  Erfolg  von  Panama  nach  Lima  zurückkehren4).  In  der  irrigen  Vor- 
aussetzung, Drake  werde  seinen  Rückweg  durch  die  Magelhaens-Strasse  nehmen, 
und  in  dem  Wunsche  für  die  Zukunft  vor  ähnlichen  Ueberraschungen  sicher  zu 
sein,  rüstete  der  Vizekönig  zwei  Schiffe  zu  einer  Expedition  aus,  um  womöglich 
die  englischen  Freibeuter  abzufangen,  die  Strasse  und  ihre  Verzweigungen  genau 
zu  erforschen  und  festzustellen,  ob  sich  nicht  Niederlassungen  gründen  Hessen, 
von  denen  aus  die  Durchfahrt  beherrscht  werden  könne.  Zum  Befehlshaber  wurde 
Sarmiento  ernannt.  Am  11.  Oktober  1579  brach  er  auf,  am  21.  Januar  1580, 
drang  er  nach  einem  schweren  Sturm,  bei  dem  das  andere  Schiff  zurückblieb 
und  den  Rückweg  einschlug,  in  die  Meerenge  vor,  die  er  »Estrecho  de  la  Madre 
de  Di os«  umtaufte,  und  gewann  am  24.  Februar  1580  die  östliche  Ausmündung. 
Am  19.  August  1580  traf  er  mit  seinem  Schiffe  in  Spanien  ein,  wo  er  zu  Badajoz 
dem  Könige  persönlich  Bericht  erstattete6).  Ende  des  Jahres  1581  brach  er  mit 


1)  Vergl.  oben  Seite  XII. 

2)  Vergl.  oben  Seite  XXIV. 

3)  Das  heisst  wohl  nur,  er  sollte  bei  einem  auto  de  fe  zur  Erbauung  der  Zuschauer  mit 
aufgestellt  werden  unter  den  Verurteilten,  die  nicht  verbrannt  wurden. 

4)  Vergl.  hierüber  Sarmientos  eigenen  Bericht  in  den  JDocumentos  inidüos  p.  la  historia  de 
Espafla,  T.  94.  S.  482—458.  Den  Oberbefehl  hatte  Don  Luis  de  Toledo;  Sarmiento  war  nur  Sar- 
gente major  der  Armada.  Vergl.  auch  The  World  encompassed  of  Sir  Francis  Drake,  ed.  by  W. 
S.  W.  Vaux  (=  Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  16),  London  1854,  S.  108,  wo  als  Datum 
des  Ueberfalls  von  Callao  der  15.  Februar  angegeben  wird. 

5)  Dass  er  der  erste  war,  der  von  Westen  her  den  Zugang  zur  Meerenge  ermittelte  und  von 
dieser  Richtung  her  in  den  atlantischen  Ozean  vordrang,  ist  schon  oben  (Seite  XXVII)  hervorgehoben 
worden,  ebenso  das  Verdienstliche  seiner  Aufnahmen,  die  er  mit  Hülfe  von  Bootfahrten  und  Berg- 


PEDRO   SABMIEKTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXHI 

einer  Flotille,  in  der  Diego  Flores  de  Valdäs  den  Befehl  fahrte,  aufs  neue  nach 
der  Meerenge  auf.  Er  hatte  sich  den  Auftrag  erwirkt,  als  General-Hauptmann 
und  Statthalter  mit  einer  Schar  von  Ansiedlern  und  Soldaten  an  den  östlichen 
Engen  der  Strasse  Niederlassungen  zu  gründen,  die  feindlichen  Schiffen  die 
Durchfahrt  sperren  sollten.  Zwar  wurden  nach  Widerwärtigkeit  jeglicher  Art 
1584  zwei  Ansiedelungen  errichtet.  Doch  trat  sehr  bald  so  grosser  Mangel  ein, 
dass  um  Zufuhr  von  Vorräten  zu  beschaffen,  Sarmiento  für  seine  Person  zurück 
nach  Brasilien  fuhr.  Er  richtete  aber  nichts  aus  und  schlug  in  einem  kleinen 
Fahrzeuge  am  26.  April  1586  den  Weg  nach  Spanien  ein,  dort  Hülfe  zu  er- 
bitten. Im  Dezember  1589  war  von  den  400  Ansiedlern,  die  in  der  Magelhaens- 
Strasse  gelandet  worden  waren,  nur  noch  ein  einziger  übrig,  den  ein  englisches 
Schiff  mitnahm,  auf  dem  er  starb.  Wie  unausführbar  das  Projekt,  das  übrigens 
unter  andern  der  Herzog  Alba  gemissbilligt  haben  soll,  eigentlich  war,  scheinen 
selbst  die  Widersacher  Spaniens  nicht  begriffen  zu  haben,  denn  auch  in  England 
wurde  die  Frage  erwogen,  ob  nicht  eine  Besitzergreifung  und  Sperrungs-Befesti- 
gungen in  der  Magelhaens-Strasse  erforderlich  seien1). 

Sarmiento  erreichte  Spanien  nicht.  Als  er  die  Azoren  passierte,  wurde  er 
von  englischen  Schiffen,  die  Sir  Walter  Raleigh  ausgerüstet  hatte,  gezwungen, 
sich  zu  ergeben,  und  wurde  als  Gefangener  nach  England  geschafft.  Hier  gewann 
er  die  Gunst  Sir  Walters,  der  in  einer  seiner  Schriften  auch  von  ihiü  als  einem 
trefflichen  Kavalier  (a  worthy  gentleman)  sprioht,  und  der  Königin  Elisabeth, 
und  wurde  mit  einem  Geleitsbriefe  und  Geldgeschenke  in  Freiheit  gesetzt.  Auch 
besprach  mit  ihm  die  Königin  Vorschläge,  die  er  Philipp  II.  mündlich  berichten 
sollte,  und  Raleigh  gab  ihm  geheime  Anerbieten  für  den  König  mit  auf  den 
Weg.  Von  London,  das  er  am  30.  Oktober  1586  verliess,  begab  er  sich  über 
Calais  nach  Dünkirchen  zu  dem  spanischen  Statthalter  Alexander  von  Parma, 
und  wandte  von  da  sich  nach  Paris8),  wo  er  Reisegelder  von  dem  spanischen 
Gesandten  aufnahm.    Aber  auf  dem  Wege  nach  Spanien  geriet  er,   obwohl  vor 


besteigungen  bewerkstelligte.  Auch  Francisco  de  Toledo  zählt  unter  den  Errungenschaften  seiner 
Regentschaft  in  Peru  auf:  el  estrecho  de  Magallanes  descubierto,  y  sabida  y  entendida  la  entrada 
y  salida  que  tiene  para  aquella  mar. 

1)  Dies  wird  empfohlen  in  einem  Schriftstücke,  das  nach  dem  Calendar  cf  State  Papers, 
Domestic  Seriest  1581—1590  (S.  640  Nr.  97)  um  1589  entstanden  ist.  Von  der  Befestigung  spricht, 
als  bestehe  sie  noch,  Cornelius  Wytfliet,  Descriptionis  Ptölemaicae  augmentum,  Löwen  1597  (S. 
112),  der  dabei  die  Klugheit  des  König  Philipp  preist. 

2)  Nach  Sarmiento8  eigenem  Bericht  (Colecciön  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  5, 
S.  412)  war  das  am  21.  November.  Nach  einem  andern  Berichte  war  er  bereits  am  11.  November 
weiter  gereist  (Calendar  of  Letters  and  State  papers,  Spanish,  Vol.  3,  S.  672).  Doch  in  einem 
Schreiben  des  spanischen  Gesandten  vom  19.  November  (ebd.  S.  661)  ist  noch  von  seiner  Ge- 
fangenschaft, aber  noch  nicht  von  der  Freilassung  die  Rede.  Ueber  Sarmientos  Aufenthalt  in  Eng- 
land vergl.  auch  die  oben  Seite  XXIX  Anm.  2  angeführten  Stellen  und  S.  651,  666  f.,  673  f.,  677  des 
dort  und  oben  erwähnten  Bandes  des  Calendar,  und  über  seine  Gefangenschaft  in  Frankreich  Vol. 
4  des  Calendar,  S.  1,  2,  5,  12,  23,  24,  26,  46,  56.  Vergl.  auch  den  eben  zitierten  eigenen  Bericht 
Sarmientos  (=  Markhain,  Straits  of  Magellan,  S.  226—351). 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Witt,  in  Göttingen.  PhU.-htot.  Kl.  N.  F.  Band  6,4.  k 


LXXTV  RICHARD   PIETSCHMANN, 

den  Gefahren  dieser  Strecke  gewarnt,  am  9.  Dezember  zwischen  Bordeaux  nnd 
Bayonne  in  die  Hand  von  Hugenotten,  Untertanen  des  Herzogs  von  B6arn,  die 
ihn  in  Mont  Marsan  gefangen  setzten.  Ungeachtet  der  Fürsprache  Raleighs  und 
der  Bemühungen  des  spanischen  Gesandten  hielt  man  ihn  hier  fest  in  einem 
Kerker,  auf  dessen  Feuchtigkeit  er  Lähmungen  seiner  Gliedmassen,  das  Bleichen 
seines  Haars  und  Ausfallen  der  Zähne  zurückführt,  dann  in  einer  l  Hölle'  von 
Verlies  in  tiefer  Dunkelheit,  bis  es  dem  Könige,  dem  viel  daran  lag  ihn  freizu- 
bekommen, schliesslich  gelang  ihn  loszukaufen.  Sarmiento  sprach  seinen  Dank 
aus  in  einem  Schreiben,  datiert  Escurial  vom  15.  September  1589,  das  zugleich 
den  ganzen  Verlauf  der  unglücklichen  Unternehmung  schildert,  zu  der  er  zu- 
sammen mit  Flores  ausgezogen  war 1).  In  einem  Briefe  vom  21.  November  1591 
legt  er  dem  Könige  nochmals  die  längst  verlorene  Sache  der  Absiedlungen  in  der 
Magelhaens-Strasse  ans  Herz.  Dann  haben  wir  noch  ein  Schreiben  aus  Bonanza 
vom  24.  April  1592,  in  dem  Sarmiento  als  Admiral  der  Galeonen-Flotte  meldet, 
dass  sie  zur  Abfahrt  nach  Neu-Spanien  segelfertig  sei8). 

An  weiteren  Nachrichten  aus  diesem  an  Wechselfällen  reichen  Lebenslaufe 
fehlt  es.  Ein  englischer  Forscher8)  hat  allerdings  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  von  Bartolomä  Leonardo  de  Argensola,  der  seine  Geschichte  der  Moluken 
1608  abschloss,  als  Führer  eines  Zuges  nach  Ternate  ein  Pedro  Sarmiento  ge- 
nannt wird.  Argensola4)  spricht  aber  von  diesem  Sarmiento  so,  als  führe  er  ihn 
zum  ersten  Male  in  die  Erzählung  ein,  während  er  schon  vorher  in  demselben 
Werke  die  Durchforschung  der  Magelhaens-Strasse  geschildert  und  dabei  über 
1  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa  einen  Edelmann  aus  Galicia',  dessen  Befähigung 
und  unveröffentlichte  Papiere  ausführlich  geredet  hat.  Auch  hat  schon  Sir  Cle- 
ments Markham 5)  Bedenken  geäussert,  ob  der  Zug  nach  den  Moluken  nicht  früher 
falle,  als  dass  derselbe  Sarmiento,  der  noch  1591  in  Spanien  weilte,  daran  habe  Teil 
nehmen  können.  Diese  Zweifel  werden  bestätigt  durch  eine  Aufzählung  von  Ereig- 
nissen, die  sich  in  einem  Berichte  des  Procurador  der  Philippinen  Juan  Grau  de 
Monfalcön  vom  Jahre  1637  vorfindet.  Nach  diesem  Gewährsmann  wurde  der  philippi- 
nische Pedro  Sarmiento  gegen  die  Moluken  1584  ausgeschickt 6),  also  in  demselben 


1)  Das  Datum  nach  dem  spanischen  gedruckten  Text;  Markham  gibt  dafür  den  15.  De- 
zember 1589. 

2)  Martin  Fernändez  de  Navarrete,  Biblioteca  maritima  espattola,  T.  2,  S.  625. 

3)  James  Burney,  A  Chronological  Hisiory  of  the  Discoveries  in  the  South  Sea,  P.  2,  London 
1806,  S.  56. 

4)  Argensola,  Conquista  de  las  islas  Malucas,  Libro  5  (S.  167—169):  Iba  por  general  Pedro 
Sarmiento,  esforzado  y  de  gran  experiencia,  que  hoy  vive  en  Manila.  Englisch  in  Emma  Helen 
Blair  und  James  Alexander  Robertson,  The  Philippine  Islands,  Vol.  16,  Cleveland  1904,  S. 
237—240.  Vergl.  oben  Seite  XXVI  Anm.  3. 

5)  Straits  of  Magellan,  S.  XXIX,  Anm. 

6)  Colecciön  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  6,  S.  466,  wo  statt  548  zu  lesen  ist 
584 ;  jetzt  englisch  in  E.  H.  Blair  u.  J.  A.  Robertson,  The  Philippine  Islands,  Vol.  27,  S.  188. 
Vergl.  auch  Antonio  de  Morga,  Sucesos  de  las  islas  Philipinas,  Kap.  4  (Works  publ.  by  the 
Hakluyt  Society,  Nr.  39,  S.  28;  Blair  u.  Robertson,  Vol.  15,  S.  61),  auch  das  1621  in  Madrid  ge- 


PEDRO      SABMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXV 

Jahre,  in  dem  unser  Autor  seine  Besiedelungsversuche  in  den  patagonischen  Meer- 
engen vornahm.  Die  ostasiatische  Schlussperiode  haben  wir  also  aus  dem  Leben 
des  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa  zu  streichen. 

Wie  über  seinem  persönlichen  Schicksal,  so  hat  auch  aber  dem  seiner 
Schriften  ein  Unstern  gewaltet.  Sein  wichtiger  Bericht  über  die  Entdeckungs- 
reise nach  der  Magelhaens-Strasse  hat  erst  1768  einen  Herausgeber  gefunden. 
Die  Karten  dazu  sind  abhanden  gekommen.  Auch  über  den  Verbleib  der  ver- 
schiedenen theoretischen  Werke,  die  Argensola  aufzählt,  ist  nichts  bekannt. 
Eine  Menge  von  Aufzeichnungen  der  verschiedensten  Art  hat  Sarmiento,  wie  er 
angibt,  1586,  bevor  er  vor  den  Engländern  die  Flagge  strich,  ins  Meer  geworfen, 
damit  sie  nicht  zum  Schaden  der  Sache  Spaniens  ausgenutzt  werden  möchten1). 
Ungedruckt  sind  noch  ein  Aufsatz  über  die  beste  Art  von  Böten  zu  Fahrten  in 
der  Magelhaens-Strasse,  ein  Bericht  an  König  Philipp  II.,  verfasst  1581  in  Tho- 
mar  in  Portugal,  der  Ratschläge  entwickelt,  wie  mit  den  Nachkommen  der  Inka 
zu  verfahren  sei,  und  noch  mehrere  kleinere  Schriftstücke2). 

Ich  möchte  hier  nebenher  auch  noch  auf  einem  Bericht  hinweisen,  der  ohne 

druckte  Memorial  y  Belaciön  para  Su  Magestad  del  procurador  general  de  las  Filipinos  (Hernando 
de  los  Rfos  Corona),  S.  6,  und  Joaquin  Martfnez  de  ZüÜiga,  An  Historical  View  of  the  Philippine 
Islands,  translatcd  by  John  Mayer,  Vol.  1,  See.  edit,  London  1814,  S.  166  f.  Nach  Grau  de  Mon- 
falcön  scheint  es,  als  sei  von  Gonzalo  Ronquillo  de  Peüalosa,  dem  Gouverneur  der  Philippinen, 
zuerst  1521  sein  Neffe  ausgeschickt  worden,  dann  nach  Gonzalos  Tode,  der  1583  erfolgte,  von  dem 
Präsidenten  der  Audiencia  von  Manila  der  philippinische  Pedro  Sarmiento.  [Ich  sehe  nachtraglich, 
dass  jetzt  Edward  Gaylord  Bourne  in  seinen  Erläuterungen  zu  Blair  u.  Robertson  (Vol.  15,  S.  61 
Anm.)  darauf  hinweist,  dass  dieser  mit  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa  nicht  identisch,  sondern  wohl 
derselbe  Pedro  Sarmiento  sein  wird,  als  dessen  Heimatsort  (Blair  u.  Robertson,  Vol.  6,  S.  116) 
Vilorado  angegeben  wird;  dieser  war  1575  Condestable  von  Manila  und  wurde  damali  von  dort 
mit  mehreren  andern  angesehenen  Personen  als  Gesandter  nach  China  geschickt.  Ueberdies  finde 
ich,  dass  Navarrete  (Biblioteca  maritima,  T.  2,  S.  616)  Schreiben  dieses  Sarmiento  vom  30.  April 
1584  aus  Tidore  und  vom  14.  Juli  1589  aus  Manila  verzeichnet.]. 

1)  Coleeciön  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  5,  S.  437 :  echö  ä  la  mar  muchos  pa- 
peles  de  secretos  de  navegaciones  y  deseubrimientos,  advertimientos,  noticias,  relaciones,  procesos 
y  probanzas,  tocantes  la  jornada  de  Estrecho,  especialmente  un  libro  grande  de  descripeiones  en 
pintura  y  arte  de  Geographfa,  de  las  sierras  de  nuevo  deseubiertas  y  reconoeidas,  y  derroteros  por 
escripto  .  .  .  Solamente  se  salvaron  algunas  que  venfan  en  eifra,  ...  de  las  cuales  ha  [Sarmiento] 
logrado  rescatar  algo  de  lo  perdido  ....  (Englisch  in  Markham,  Straits  of  Magellan,  S.  349.) 
Jedenfalls  handelt  es  sich  hierbei  mit  um  die  Magelhaens-Strasse;  aber  unter  dem  24.  Jan.  1587 
schreibt  der  spanische  Gesandte  aus  Paris  an  Philipp  IL,  die  Hugenotten  behaupteten,  in  Sar- 
mientos  Besitz  viele  Papiere  und  Pergamente  gefunden  zu  haben,  die  Beschreibungen  englischer 
Häfen  seien,  in  Wahrheit  seien  es  aber  Seekarten  aus  der  Magelhaens-Strasse  und  Pläne  für  die 
dortigen  Niederlassungen,  sowie,  wie  er,  der  Gesandte,  selbst  in  Paris  gesehen  habe,  Sarmientos 
Instruktion  für  dies  Unternehmen.  Die  Engländer  hätten,  als  sie  Sarmiento  zum  Gefangenen  machten, 
ihm  das  alles  abgenommen,  er  habe  es  aber  von  Raleigh  zurückerhalten. 

2)  Markham,  Straits,  S.  XIX,  Anm.;  XXIX.  Edward  G.  Bourne  (zu  E.  H.  Blair  and  J.  A. 
Robertson,  The  Philippine  Islands,  Vol.  15,  S.  61)  führt  an :  An  excellent  atlas  containing  14  illu- 
minated  and  coloured  maps  is  also  attributed  to  Sarmiento  the  navigator,  number  five  being  a  map 
of  India,  including  the  Moluccas  and  the  Philippines. 

k* 


LXXVI  EICHARD   PIETSCHMANN, 

Yerfassernamen  im  5.  Bande  der  Cdecciön  de  documentos  tneditos  des  Archivo  de 
Indias  (S.  478 — 486)  abgedruckt  worden  ist.  Er  ist  an  einen  Vizekönig  von  Peru 
gerichtet  und  zählt  die  Entdeckungs-  und  Eroberungs- Versuche  auf,  die  von 
1537  bis  1569  im  Gebiete  östlich  der  Cordillera  de  los  Andes  gemacht  worden 
sind,  vom  Rio  Mano  oder  Tano  im  Norden  bis  zum  Tale  von  Cochabamba.  Der 
Vizekönig  ist  ohne  Frage  Francisco  de  Toledo.  Als  Verfasser  vermutet  Jimänez 
de  la  Espada  den  Vetter  Toledos  Fray  Garcia  de  Toledo 1).  Ich  halte  für  sicher, 
dass  das  Schriftstück  aus  Sarmientos  Feder  stammt  und  von  ihm  im  Auftrage 
des  Vizekönigs  bald  nach  dessen  Ankunft  in  Peru,  etwa  1570  oder  1571,  ver- 
fasst  worden  ist.  Schreibart  und  Ausdrucksweise  weisen  ganz  auf  Sarmiento  hin. 
Man  vermisst  allerdings  den  Zug  des  Gömez  Arias  von  1556,  den  gerade  ja 
Sarmiento  in  seiner  Inka-Geschichte  erwähnt.  Aber  die  Auseinandersetzung,  die 
der  eigentlichen  Aufzählung  vorangeschickt  wird,  über  die  Bedeutung  der  An- 
gaben über  die  geographische  Lage  ist  zu  charakteristisch  für  die  Art  unseres 
Autors,  ebenso  die  Namhaftmachung  der  Hauptzugänge  zu  den  Anden-Gebieten. 
Ueberdies  aber  wird  meines  Erachtens  die  Verfasserschaft  Sarmientos  allein  schon 
bezeugt  durch  das  Schlusswort,  das  ganz  ähnlich  ausklingt  wie  das  Anschreiben 
an  König  Philipp  in  der  Geschichte  des  Inkareiches.  Der  Vizekönig  wird  hin- 
gewiesen nicht  bloss  allgemein  auf  die  vielen  grossen  und  überaus  reichen  Länder- 
strecken, die  entdecken  und  besiedeln  zu  lassen  ihm  von  Gott  vorbehalten  ist, 
sondern  auch  auf  eine  ganz  neue  Welt  —  y  aun  otro  nuevo  mundo  —  das  heisst 
nichts  anderes  als  auf  den  von  Sarmiento  erhofften  australen  Erdteil.  — 

Die  Handschrift  der  Geschichte  des  Inkareiches  wird  ohne  Zweifel  König 
Philipp  II.  behändigt  worden  sein.  In  den  Redewendungen,  mit  denen  Sarmiento 
am  15.  September  1586  den  König  an  die  Historia  antigaa  por  escrito  y  pintura, 
die  ihm  eingereicht  worden  sei,  erinnert,  ist  ausgeschlossen,  dass  nicht  beides  in 
Madrid  angelangt  wäre.  Aber  für  die  rechte  Würdigung  der  Absicht,  die  bei 
Abfassung  des  Werkes  obwaltete,  und  des  sachlichen  Wertes,  den  der  Inhalt 
besass,  ist  es  offenbar  ungünstig  gewesen,  dass  die  Abfassung  des  Buches  so 
unmittelbar  in  den  Vorabend  des  Angriffs  auf  Vilcapampa  und  der  Hinrichtung 
des  Tupac  Amaru  fiel.  War  einmal  der  gordische  Knoten  zerhauen,  was  be- 
deuteten danach  noch  theoretische  Untersuchungen  darüber,  ob  er  Anspruch  darauf 
gehabt  hatte,  für  das  gehalten  zu  werden,  was  er  vorstellte?  Eine  Kritik  der 
Rechtsgrundlagen  der  Inkaherrschaft  würde  von  diesem  Augenblicke  an  nur  noch 
wie  Rechtfertigungskünste  eines  schlechten  Gewissens  ausgesehen  haben.  Als 
auf  das  Eintreffen  des  Buches  die  Nachricht  folgte,  welche  unwiderrufliche  Ent- 
scheidung gefallen  war,  wird  man  sich  mit  diesem  schriftstellerischen  Erzeugnisse 

1)  Belaciones  geogräficas  4,  Ap.,  S.  CC.  Vergl.  oben  Seite  XVII.  Jimdnez  schliesst  auf  Fray 
Garcia  vermutlich  wegen  des  Bibelspruchs,  der  in  dem  Schriftstück  auf  das  Schicksal  angewendet 
wird,  das  einige  der  Veranstalter  dieser  Unternehmungen  fanden:  Non  aedificdbis  mihi  templum 
quia  vir  sanguinis  es.  —  Wegen  der  Verfasserschaft  Sarmientos  vergl.  auch  die  Nachtrage  zu  Seite 
14,  Zeile  2  und  zu  Seite  96  des  Textes. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAKEICHES.  LXXVH 

nicht  mehr  viel  befasst,   wird  man  es  in  eine  stille  Ecke  gelegt  haben,    zu   den 
'Informationen'  und  andern  Akten  dieser  Gruppe. 

Etwa  200  Jahre  nachdem  Pacheco  mit  der  Handschrift  von  Cuzco  abreiste, 
befindet  sie  sich  dann  in  Leiden  im  Besitze  des  gelehrten  Biblothekars  Abraham 
G-ronov,  ohne  dass  zu  ersehen  wäre,  wie  sie  dorthin  gekommen  ist.  Sie  mag  von 
Hand  zu  Hand  gewandert  sein.  Ganz  undenkbar  wäre  nicht,  dass  sie  nach  1585, 
wo  Antwerpen  wieder  spanisch  wurde,  dorthin  geschickt  worden  ist,  um  dort 
durch  Druck  dem  Werke  eine  möglichst  weite  Verbreitung  zu  geben.  Dass  nach 
den  Bildern,  die  zugleich  mit  dem  Buche  von  Peru  abgeschickt  wurden,  in  Flan- 
dern Teppiche  gewebt  werden  möchten,  hatte  Toledo  ja  vorgeschlagen.  Zehn 
Jahre  nach  Gronovs  Tode  wurde  der  Hauptteil  seiner  Bibliothek  in  Leiden  von 
der  Firma  Haak  und  Genossen  meistbietend  verkauft,  und  es  erschien  dazu  ein 
Verzeichnis,  in  welchem  unter  den  Handschriften  als  Nr.  60  die  Inka-Geschichte 
Sarmientos  nach  ihrem  Titel  als  Segunda  parte  de  la  Uistoria  general  llamada 
tndica  u.  s.  w.,  mit  einem  Druckfehler  im  Namen  des  Verfassers ,  aufgeführt 
wird1).  Mit  einer  Reihe  anderer  Handschriften  aus  dieser  Sammlung  erwarb  sie 
bei  der  Versteigerung  die  Universitäts-Bibliothek  zu  Göttingen.  Sie  wurde  hier 
am  27.  Oktober  1785  in  das  'Manual'  der  Bibliothek  eingetragen  von  der  Hand 
desselben  Beamten,  der  auch  auf  das  Vorsatzblatt  den  Vermerk  'Ex  Bibliotheca 
Abrah.  Gronovii  d.  27.  Oct.  1785'  gesetzt  hat.  Seitdem  ist  über  100  Jahre  lang 
die  Handschrift  wohl  nur  Beamten  der  Bibliothek  in  die  Hand  gekommen,  ob- 
wohl sie  mit  vollem  Titel  schon  in  den  früheren,  handschriftlichen  Handschriften- 
Katalogen  verzeichnet  steht. 

Ueber  die  Veröffentlichung  ist  noch  einiges  voranzuschicken.  Es  würde  ein 
Unding  gewesen  sein,  die  Orthographie,  die  in  der  Handschrift  vorliegt,  pure 
beizubehalten.  Sie  entbehrt  dazu  zu  sehr  der  Einheit  und  ist  voller  Willkürlich- 
keiten, wie  das  die  Entstehungszeit  mit  sich  bringt.  Besonders  gilt  das  von  der 
Verwendung  der  grossen  und  kleinen  Buchstaben  und  von  der  Wort-  und  Silben- 
trennung. Man  findet :  a  sia  =  Asia ;  y  a  frica  =  y  Africa ;  Reformado  =  refor- 
matio ;  a  cdbando  =  acdbando ;  Sea  =  se  ha  u.  s.  w.  Ein  grosser  Buchstabe  steht 
sehr  häufig  oben  am  Anfang  der  Seite.  Vielfach  aber  unterbricht  ein  grosser 
Buchstabe  das  Wort  in  der  Mitte.  Man  liest  z.  B.  yuPangui  =  Yupangui,  auch 
yndiPapon  =  yndip  apon;  düuBio  =  diluvio;  oBo  =  hobo.  Wird  a  donde;  de  mos; 
de  baxo,  geschrieben,  so  entspricht  das  noch  dem  Empfinden,  dass  man  es  mit 
zwei  Worten  zu  tun  hat,  welches  in  der  modernen  Schreibung  adonde  u.  s.  w. 
nicht  zum  Ausdrucke  kommt.  Häufig  wird  aber  namentlich  bei  Aufzählungen  von 
Orts-  und  Eigennamen  Silbe  an  Silbe  angeschlossen,  sodass  bisweilen  rätselhaft 
bleibt,  in  wie  viele  Namen  die  Buchstaben-Komplexe  zu  zerlegen  sind,  und  ob 
im  besonderen   ein   mitten   darin   auftauchendes  y  zu   einem  Namen  gehört  oder 


1)  Bibliothecae  Gronovianae  pars  reiiqua  et  praestantissima  .  .  .  Quorum  publice  fiet  audio 
.  Die  30  Majii  et  seqq.  1785.  Lugduni  Bat.  178(5),  S.  7. 


LXXVIH  RICHARD   PIETSCHMANN, 

ein  'und1  bedeutet.  Vielfach  wird  eine  Art  Trennungsstrich  gebraucht,  aber  nur 
vor  einzelnen  häufig  vorkommenden  Worten,  besonders  vor  6  und  vor  otro  und 
andern  mit  o  anlautenden,  auch  hinter  auslautendem  o  oder  n,  oder  s:  Terra /o 
Vesta }  se  I  08 ;  desde  quito  /  hasta  chile ;  lectura  /  de  lo  que ;  desmbri  /  en ;  viuiesen  / 
sin ;  qucdes  /  dos ;  doch  auch  bei  Eigennamen :  paucar  /  Vsno  (=  Paucar  Usno).  Es 
entspricht  das  dem  Basguillo,  das  nach  ValdSs  zur  Verzierung  der  Schrift  vor 
o  gesetzt,  ohne  Schaden  aber  auch  fortgelassen  wird  1).  In  ähnlicher  Verwendung 
findet  man  auch  einen  Punkt  gesetzt.  So  ist  v  (=  ü)  in  del  mundo,  v.  de  alguna 
parte  del  zwischen  Punkte  gesetzt,  um  es  von  anstossenden  Zeichen  abzuheben  '). 
Die  grossen  Buchstaben  sollen  zum  Teil  nur  den  leeren  Baum  zwischen  den 
Zeilen  ausfüllen  helfen,  damit  dort  nicht  nachträglich  etwas  nicht  beglaubigtes 
eingeschaltet  werde.  Soll  gelten  was  zwischen  den  Zeilen  steht,  so  wird  das 
durch  den  Notar  besonders  bezeugt8).  Aehnlichen  Zweck  haben  zum  grossen  Teil 
auch  apostroph-  und  klammerartige  Haken  oder  wagerechte  Striche,  die  sich 
über  der  Schrift  namentlich  zwischen  den  Zeilenenden  hinschwingen.  Ein  n  mit 
Strich  darüber  kann  daher  sowohl  n  als  auch  bloss  n  bedeuten,  bei  nicht  allge- 
mein bekannten  Namen  eine  störende  Ungewissheit4).  Auf  eine  Reihe  von  Ab- 
weichungen von  der  jetzt  üblichen  Schreibung  des  Spanischen,  namentlich  auf 
abweichende  Wortformen  und  auch  Wortbildungen  habe  ich  unter  dem  Text  auf- 
merksam gemacht. 

Die  peruanischen  Worte  und  Namen  sind  in  der  Handschrift  meist  in  der 
abgeschliffenen  Form  wiedergegeben,  in  der  die  Spanier  sie  sich  mundgerecht 
gemacht  haben5).  Doch  sind  die  schlimmsten  Entstellungen  vermieden  und  in 
verschiedenen  Einzelheiten  nähert  sich  Sarmiento  sogar  der  relativ  korrekten 
Schreibweise,  durch  die  der  Inka  Garcilaso  so  vorteilhaft  absticht.  Bei  einer  An- 
zahl von  Worten  habe   ich   im  Register  des  Textes  eine   richtigere  Schreibung 


1)  Valens,  Didlogo  de  la  lengua  (Romanische  Studien,  hrsg.  von  Eduard  Boehmer,  Bd.  6, 
Heft  4,  Bonn  1895),  62  (S.  379 ;  vergl.  ebd.  461). 

2)  Einzelner  Punkt  z.B.:  ASia.  Africa.  y  Europa  \  Partio  el  mundo,  a  sus  h\jos;  Comun. 
caliz]  que  es.  coino\  comendaua.  el  ynga\  el  Bio,  Tanais.  y  nilo.  Punkt  kommt  auch  vor  am  Zeilen- 
schlusse  zur  Raumfüllung. 

3)  Die  Bezeichnungen,  die  hierbei  angewendet  werden,  sind  die  auch  sonst  in  dieser  Zeit, 
namentlich  bei  beglaubigten  Abschriften  üblichen :  va  sobre  raido  für  das  was  auf  einer  gelöschten 
Textstelle,  und  va  score  renglones  für  das  was  zwischen  den  Zeilen  steht.  Bei  Abschriften  von 
Aktenstücken  werden  diese  beglaubigten  Aenderungen  und  Ergänzungen  meist  am  Schlüsse  in  der 
notariellen  Bescheinigung  der  Richtigkeit  aufgeführt. 

4)  Seltener  wird  ein  Strich  von  derselben  Tilde-Gestalt  auch  über  Abkürzungen  gesetzt. 
Auch  hat  die  Handschrift  das  ornamentale  Tilde,  das  Yalde's  (62  =  Seite  379,  12)  erwähnt,  doch 
nicht  über  como,  sondern  nur  über  muy.  Der  Schreiber  hat  sich  an  diesen  Schnörkel  so  gewöhnt, 
dass  er  ihn  auch  über  das  muy  in  dem  peruanischen  Ortsnamen  muyna  setzt.  Tilde  ist  nachlässig 
gesetzt.  Fast  immer  steht  es  bei  ttaüo;  allaftar.  Auch  lleHa  =  Uena  kommt  vor.  dapno  mit  Tilde 
über  p  =  datio\  vergl.  Paul  Foerster,  Spanische  Sprachlehre  §  18,  23. 

5)  Ueber  die  geographischen  Namen  in  Peru  gibt  es  einen  Aufsatz  von  J.  J.  v.  Tschudi  in 
der  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Geographie,  Bd.  5,  Wien  1885,  S.  349—355. 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXIX 

angegeben,    als  sie  Sarmiento   gewählt   hat.    Das  wesentlichste,   was  über  die 
Orthographie  des  peruanischen  Sprachguts  zu   sagen  ist,   würde  folgendes  sein: 

b,  ist  vielfach  nach  m  für  Quechua  p  eingetreten ;  z.  B.  chambi  =  champi.  bamba  =  pampa ; 
z.  B.  Golca  bamba,  Tomebamba :  Ichopampa. 

b,  wechselt  dem  Schwanken  der  spanischen  Orthographie  gemäss  mit  v  und  mit  u  .  —  Ca- 
bana:  Cauana.  Uscobilca:  Uscovilca. 

c,  im  Auslaut,  fällt  mehrfach  fort.  —  capa :  capac .  capa  cocha :  capac  cocha.  Pachayachachi 
=  Pachayachachic.  Sano  =  Sanuc.  Taguapaca  =  Taguapacac.  Es  handelt  sich  um  einen  Laut,  der 
mehr  unserm  j  entspricht.  Als  dieser  Auslaut,  der  vor  nachfolgendem  vokalischem  Anlaut  noch 
hörbar  geblieben  wäre,  Hesse  sich  c  in  ynga  Capon  auffassen;  ?  zu  lesen:  incaj  apun1). 

c,  .  —  Alcabic,a .  Qocco :  Queen  (vergl.  Quechgua  Quccu ;  Paucar  £uccu) :  Socsoc  (bei  Cobö). 
Pilcoconi. 

d,  im  Inlaut  nach  n  vertritt  vielfach  t.  —  Andesuyo  =  Antisuyu. 
e:i,  im  Auslaut.  —  ein  che:  cinchi.  Tomebamba  =  Tumi-pampa. 

g,  im  Inlaut  nach  n  vertritt  k-Laut.  —  pongo  =  punku  (Tor,  Pforte),  ynga  =  inka.  Yupan- 
gui  =  YupanquL  Sagt  Cieza  (2,  Kap.  44;  S.  160):  Andabailes,  que  es  lo  que  los  espafioles  11a- 
man  Andaguaylas,  so  weist  er  damit  auf  die  Aussprache  gua  =  w  hin. 

gua  =  hua,  wechselt  mit  ua  und  va.  —  Agua  Panti:  Aua  Panti.  Anda  guaylas  =  Anta- 
huayllas.  guaca  =  huaka.  Guaco  =  Huaco .  Guaman  Topa  =  Huaman  Tupac.  Guancabilicas  = 
Huancavilcas .  guaranga  =  huaranka  =  1000.  Pinagua:  Pinaua:  Pinahua  (Garcilaso):  Pinao  (San- 
tacruz  Pachacuti).  Raua:  Araua:  Rauba:  Araba:  Ragua  (Betanzos  und  Las  Casas):  Rahua  (Cieza): 
Arahua  (Baiboa). 

h,  wird  unterdrückt  und  willkürlich  auch  vokalischem  Anlaut  vorgesetzt  —  Anancuzcos  = 
Hanancuzcos.  Ancovilca :  Hancobilca.  atun  =  hatun.  Muyna  =  Mohina.  Hindicancha  ==  Inti-cancha. 
hoclo  =  Ocllo.  huno  =  unu. 

1,  steht  mehrfach  für  11.  —  Ataguallpa  =  Atahuallpa.  Colcabamba  =  Collca-pampa. 

1,  wechselt  mit  r.  —  Lima  =  Rimac.  Rupaca:  Lupaca.  Yagualsongo:  Yaguarsongo. 

n,  alte  Nominalendung.  —  indip  churin  (Seite  6G)  =  intip  churi2).  Dieselbe  Form  ist  wohl 
auch  erhalten  in  indip  apon  (ebd).  Yergl.  die  Vokativform  Uiracochan  in  den  Gebeten  bei  Molina, 
und  bei  Santacruz  Pachacuti:  Yiracochan,  Pachayachachicviracochan,  Ah  Uiracochan-ticci-capac ; 
(Tres  Eelaciones,  S.  236.  248.  299).  Apon  neben  apu  wie  Urcon  neben  Urcu. 

o :  u.  —  Oma  =  Uma.  mochar,  abgeleitet  von  muchani.  poma  =  puma.  Roca  =  Ruca.  apo 
=  apu.  mollo  =  mullu.  pillo  —  pillu. 

qui  =  ki.  —  lloque:  Uoqui  =  lloki. 

X.  —  Xauxa:  Saussa  (Santacruz  Pachacuti  =  Tres  Eelaciones,  S.  262.  274;  neben  Xauxa, 
S.  262) ;  Sausa  (Girolamo  Benzoni,  hist.  del  mondo  nuovo,  Venedig  1565,  Bl.  128  u.  153)  =»  Jauja. 
Galispucyu:  Calixpuquiu  (Betanzos).  Caxamarca:  Casamarca  (Santacruz  Pachacuti,  ebd.  S.  274.  325): 
Cassamarca  (Santacruz  Pachacuti,  ebd.  275;  neben  Caxamarca,  ebd.  S.  232.  Garcilaso).  Cuxi  = 
Cusi.  Masca :  Maxca  (Fernändez ;  vergl.  oben  S.  LXVII ;  maxcaras  =  mäscaras).  Yanaximes  =  Yana- 
8imi.  oxota  =  usuta,  ojota,  ujota.  Einen  s-Laut  bezeichnet  x  auch  in  Xuarez,  der  Form,  in  welcher 
Sarmientos  Berieht  über  die  Kolonien  in  der  Magelhaens-Strasse  den  spanischen  Eigennamen  Suärez 
wiedergibt.  Vergl.  auch  Valde's  31  und  58  über  Schreibungen  wie  caxcavel,  caxcara,  u.  s.w.;  Paul 
de  Lagarde,  Mittheilungen,  1,  S.  135;  Paul  Foerster,  Spanische  Sprachlehre,  §  9.  12,  1.  18,  17. 


1)  Man  könnte  versucht  sein  inticllapa  bei  Cobo  hier  herzuziehen.    Doch  kann   ein  Fehler 
für  inti  illapa  vorliegen,  wie  Cobo  mehrfach  schreibt.  [Vergl.  aber  Nachtrag  zu  Seite  80,  Z.  3]. 

2)  Garcilaso  1  lib.  2  c.  26  (Bl.  24) :  Yniip  churin.  Derselbe  1  lib.  2  c.  7  (Bl.  33) :  Cupaypa 
ßies:  cupaypa]  Huacin  =  casa  del  demonio. 


LXXX  EICHARD   PIETSCHMANN 


) 


y,  wird  verwendet  wie  in  der  spanischen  Orthographie  der  Zeit,  wie  auch  v.  —  ayllo  =  aillo. 
Guayna  =  huaina. 

z,  wechselt  gelegentlich  mit  s.  —  Puscon:  Puzcon. 

Wäre  die  Handschrift  ganz  von  Sarmientos  eigener  Hand,  so  würde  viel- 
leicht, von  krassen  Sinnlosigkeiten,  wie  es  z.B.  die  Verwendung  der  grossen 
Buchstaben  eine  ist,  abgesehen,  eine  getreue  Wiedergabe  auch  der  orthographi- 
schen Besonderheiten  bis  ins  einzelste  gelohnt  haben.  So  aber  würde  sie  nur 
ein  Abbild  von  den  orthographischen  Gewöhnungen  und  Unarten  eines  einzelnen 
Kanzlisten  bieten  können.  Ein  anderes  Verfahren  würde  gewesen  sein,  möglichst 
im  Anschlüsse  an  die  Orthographie,  wie  sie  vorlag,  bestimmte  Regeln  abzuleiten 
und  diese  streng  durchzuführen,  d.  h.  gerade  das  hineinzutragen,  woran  es  be- 
zeichnender Weise  fehlt,  die  Konsequenz,  von  der  nur  in  Einzelheiten,  die  wenig 
im  Vordergrund  stehen '),  etwas  zu  spüren  ist.  Zu  dem  Umschreiben  in  eine  so 
zurechtgemachte  Orthographie  vermochte  ich  mich  jedoch  nicht  zu  entschliessen. 
Musste  die  Schreibung  einheitlich  gestaltet  werden,  so  war  vielmehr  meiner 
Ueberzeugung  nach  besser,  sich  nicht  an  ad  hoc  aufgestellte,  sondern  an  allge- 
meiner bekannte  und  gültige  Normen  anzuschli essen.  Sarmientos  Werk  bildet 
zudem,  wenn  ich  es  richtig  beurteile,  die  bequemste  Einführung  in  die  histori- 
schen Ueberlieferungen  der  Inkazeit,  die  wir  besitzen.  Es  ist  nicht  als  ein  Er- 
zeugnis des  Tages  gedacht,  nicht  als  eine  der  vielen  Staatsschriften,  sondern  als 
eine  endgültige  Darstellung.  Es  konnte  daher  nur  erwünscht  sein,  wenn  doch 
die  Regellosigkeit  der  Schreibung  des  Originals  nicht  nachzuahmen  war,  eine 
Form  zu  wählen,  bei  der  auch  an  Leser  gedacht  werden  konnte,  die  nicht  ge- 
wohnt sind,  mit  spanischen  Drucken  und  Handschriften  des  16.  Jahrhunderts  zu 
tun  zu  haben.  Ich  bin  daher  im  wesentlichen  der  Schreibweise  der  Real  Academia 
Espafiola  gefolgt.  Schreibweisen,  die  mehr  dem  Gebiete  der  Laut-  und  dem  der 
Formenlehre   angehören,    habe   ich   sogut   wie  durchweg  unverändert  belassen8) 


1)  Dahin  gehört  z.  B.  die  Verwendung  von  c  und  z,  in  der  einige  Konsequenz  besteht.  Für 
die  von  g  habe  ich  mir  angemerkt:  —  c,abana.  ♦  gapato.  ceniya.  cabega,  cabecadas:  cabeza.  escara- 
mu(,a.  fuer<;a,  foryar,  forgo.  langa,  lan?ar.  piega.  choya :  chosa.  playa.  quiya  (=  quizä).  traya,  trayar. 
danya.  esperanya.  labranya.  matanya.  ordenanya.  probanya :  provanza.  pujanya.  semejanya.  venganca. 
verguenya,  avergonyado.  —  aryobispo.  braya.  brayalete,  abrayar.  aderecos,  aderecar.  lienyo.  maryo. 
moyo.  pedayo.  mayorca.  —  alcanyar.  alyar.  alyado,  alyanse,  alye.  —  comenyar,  comienya.  dangar. 
destroyar.  disfreyar.  empeyar,  empeyo,  empeyado,  empecaua.  ensalyar.  Goncalo  Piyarro.  —  Vergl. 
Yalde's  60  und  dazu  Eduard  Boehmer  S.  481  f.  —  Für  z. :  —  glozadas.  gozo  (definido).  aplauzo. 
quizo.  tiranizar.  cozido.  hazer,  haze,  hazia,  haziendo,  hazienda,  hazedor,  hazafia.  satisfazer.  plazer. 
dezir,  dize,  diziendo,  dezimos.  esparzido.  deduzido.  produzia.  luzidamente.  mezclar.  reziamente. 
vezino.  zelada.  zeJo,  zeloso.  curacazgo.  aspereza.  destreza.  grandeza.  natural eza.  presteza.  riquezas. 
turquezas.  advenedizo.  catorze.  doze,  dozeno.  onze.  quinze.  treze.  hazia  =  hacia.  panezito.  regozijo. 
sauzes  =  (lat)  salices.  diez.  juez.  maiz.  vez,  vezes :  ves.  revez.  Caliz.  Beatriz.  corazon.  quemazon. 
razon.  sazon.  boz,  bozes.  feroz,  ferozes.  trezientos.  duzientos :  ducientos.  —  Cedilla  setzt  die  Hand- 
schrift, wie  andere  es  auch  tun,  auch  ganz  überflüssig  vor  e  und  t. 

2)  Das  8  der  Verben  auf  cer  und  escer  ist  in  der  Handschrift  nicht  gleichmässig  gesetzt. 
Ich  habe  es  geschrieben  in  Verben,  in  denen  es  noch  jetzt  zulässig  ist. 


PEDRO   SAEMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXXI 

oder  angemerkt.  Auch  den  Orts-  und  Personennamen  und  andern  Worten  ameri- 
kanischen Ursprungs  ist  die  Gestalt  verblieben,  in  der  sie  die  Handschrift  hat. 
Nur  bei  häufiger  vorkommenden  Worten  ist  etwas  ausgeglichen  worden.  Da  bei 
einer  Reihe  dieser  Namen  unentschieden  bleiben  muss,  auf  welcher  Silbe  der  Ton 
gelegen  hat,  habe  ich  von  der  Akzentuierung  der  amerikanischen  Orts-  und  Per- 
sonennamen überhaupt  abgesehen  und  auch  Panama,  Punä,  Ghiänuco  u.  s.  w.  ohne 
Akzent  gelassen.  Nur  bei  Piru  habe  ich  eine  Ausnahme  gemacht. 

Die  Beglaubigung,  die  dem  Buche  beigefügt  ist,  enthält  eine  Orthographie 
von  viel  mehr  Konsequenz,  als  sie  der  Kanzlist  angewendet  hat,  der  das  Buch 
selbst  für  Sarmiento  ins  Reine  schrieb.  Ich  habe  die  'Ffee  de  la  prouan<ja  y  veri- 
ficaciön'  daher  in  der  ihr  eigenen  Orthographie  drucken  lassen,  einmal  weil  dies 
etwas  Durchführbares  war,  sodann  weil  es  zugleich  eine  Probe  davon  gibt,  wie 
der  Text  des  Buches  bei  geringerer  Willkür  des  Schreibers  etwa  aussehen  würde, 
ferner  aber  auch  weil  das  mehr  dem  Wesen  dieser  Urkunde  als  eines  Protokolls 
über  eine  bestimmte  Verhandlung  angemessen  erschien. 

Textverbesserungen  habe  ich  mit  wenigen  geringfügigen  Ausnahmen  überall 
als  solche  kenntlich  gemacht.  Ergänzungen  sind  von  mir  in  []  eingeschlossen. 
Die  Randbemerkungen  zu  dem  Anschreiben  an  den  König,  meistens  Zitate  und 
Hervorhebungen,  habe  ich  unter  dem  Text  angeführt,  ebenso  die  notariellen  Bemer- 
kungen und  Zusätze,   die  im  Originale  unten  am  Rande  einzelner  Seiten  stehen. 

Seit  ich  vor  13  Jahren  auf  Zureden  von  Karl  Dziatzko  übernahm,  den  Text 
der  Inkageschichte  herauszugeben,  habe  ich  immer  nur  mit  langen,  darunter 
jahrelangen,  Unterbrechungen  und  immer  nur  in  Nebenstunden  dieser  Aufgabe 
mich  widmen  können.  So  sind  mancherlei  Ungleichmässigkeiten  entstanden,  die 
ich  bitten  muss  zu  entschuldigen.  Als  ich  den  Text  in  den  Druck  gab,  hatte  ich 
noch  nicht  vor,  eine  ausführliche  Einleitung  voranzuschicken,  und  habe  daher 
eine  Reihe  von  Anmerkungen  unter  den  Text  gesetzt.  Den  Stoff  zu  andern  An- 
merkungen enthalten  verschiedene  von  den  Zusätzen,  die  im  Register  verschie- 
denen Worten  beigefügt  worden  sind.  Auch  habe  ich  nach  dem  Vorbilde,  das 
Sir  Clements  Markham  in  seinen  ausgezeichneten  Ausgaben  in  den  Veröffent- 
lichungen der  Hakluyt  Society  gegeben  hat,  ohne  allerdings  irgendwie  Voll- 
ständigkeit anstreben  zu  wollen,  bei  zahlreichen  Stichworten  im  Register  hinter 
den  Seitenzahlen  Verweisungen  angebracht,  die  in  einem  oder  dem  andern  Falle 
vielleicht  erwünscht  sein  konnten.  Es  ist  das  vor  allem  bei  Namen  geschehen, 
die  in  Sarmientos  Werke  mehr  als  einmal  zur  Erwähnung  kommen.  Text  und 
Register  waren  lange  im  Druck  fertig,  bevor  ich  bei  dringenden  Amtsgeschäften 
soviel  Zeit  zu  erübrigen  vermochte,  um  an  die  Abfassung  der  Einleitung  zu  gehen, 
die  auch  wiederum  nur  in  langen  Unterbrechungen  niedergeschrieben  worden  ist  — 

Ich  nehme  die  Möglichkeit  wahr,  die  sich  hier  mir  bietet,  noch  einige  Er- 
gänzungen zu  den  Anmerkungen  an  dieser  Stelle  nachzutragen.  Unter  dem  Texte 
würden  mehrere  von  ihnen  keinen  oder  einen  kaum  ausreichenden  Platz  gefunden 
haben. 

Abhandlungen  d.  K.  Gm.  d.  Win.  tu  Gdttingon.   PhiL-hirt.  Kl.  N.  P.  Band  6, 4.  1 


LXIXn  RICHARD   PIETSCHMANN, 


Ergänzungen  zu  den  Anmerkungen  und  Exkurse. 

Seite  IV,  Zeile  28 — 36.  —  Zwar  nicht  in  der  hier  erwähnten  Biographie  aber  in 
einem  Aufsatze  seiner  BiNioteca  maritima  espaüoia  (T.  2,  S.  618)  führt  Fernändez  de  Na- 
varrete,  wie  ich  leider  zu  spät  bemerkte,  allerdings  Sarmientos  Angabe  aus  dem  Briefe  vom 
4.  März  1572  an,  dass  er  die  Geschichte  der  Inka  geschrieben  habe.  Ebendort  gibt  auch 
Navarrete  ein  Verzeichnis  der  ihm  bekannten  Schriftstücke  Sarmientos. 

Seite  1.  —  In  Sarmientos  Entwürfe  standen  am  Rande  des  Anschreibena  an  den 
König  Zitate  und  Hervorhebungen.  Einige  von  ihnen  hat  der  Abschreiber,  von  dem  unsere 
Handschrift  herrührt,  nicht  ganz  an  die  richtige  Stelle  gesetzt.  Das  Missverständniss  ist 
dann  noch  vor  Absendung  des  Buches  nach  Spanien  bemerkt  worden,  und  die  betreffenden 
Stellen  am  Rande  wurden  mit  Papier  überklebt.  —  Warum  die  Tugend  des  Gebens  so 
vorangestellt  wird,  spricht  sich  deutlicher  als  hier  in  einer  Bittschrift  aus,  die  Sarmiento 
während  der  Vorbereitungen  zu  seiner  zweiten  Fahrt  nach  der  Magelhaens-Strasse  an 
Philipp  II.  gerichtet  hat.  Er  hoffe  noch  dem  Könige  sich  nützlich  zu  erweisen:  y  para 
poderlo  hacer  con  mas  cualidad,  deseo,  siendo  V.  M.  servido,  ser  honrado  de  su  real  y 
poderosa  mano,  porque  tengo  en  mas  un  buen  nombre  que  muchas  riquezas.  —  Von  den 
allgemeinen  Betrachtungen  über  königliche  Freigebigkeit  geht  in  unserm  Werke  Sarmiento 
nicht  ungeschickt  zu  dem  in  Wirklichkeit  sehr  bürgerlich  haushälterischen  König  Ferdinand 
und  seiner  Gemalin  Isabella  über,  denen,  nebenbei  bemerkt,  schon  Lucius  Marineus  Siculus 
in  seinem  Optu  de  rebus  Hispaniae  memorabilibus  (Alcala  1533,  Bl.  CXXUI — CXXini) 
ein  ganzes  Kapitel  'De  catholicorum  principum  munificentia  et  liberalitate'  widmet 

Seite  1,  Anm.  4.  —  Cicero,  pro  rege  Deiotaro  26 :  . .  dici .  . .  largum,  beneficum,  liberalem 
hae  sunt  regiae  laudes.  Man  sieht,  dass  Sarmiento  den  Text  der  Rede  nicht  ?or  sich  gehabt  hat. 

Seite  2,  Anm.  10.  —  Sallustius,  Catilina  2:  coepere  . . .  maxumam  gloriam  in  maxumo 
imperio  putare.  Auch  diese  Verweisungen  auf  Cicero  und  Sallust  sind  aus  dem  Buche  des 
Andr^.  Tiraqueau  entnommen. 

Seite  3.  —  Der  uns  unbekannte  Ratgeber  des  Vizekönigs,  von  dem  das  auf  Seite 
XXXVI  erwähnte  Scliriftstück  herrührt,  findet  einen  pragmatischen  Ausgleich  darin,  dass  die 
christlichen  Herrscher  Spaniens  800  Jahre  darauf  haben  zubringen  müssen,  dass  sie  den 
Mauren  abgewannen,  was  die  binnen  8  Monaten-  in  Besitz  genommen  hatten.  Viel  Blut  sei 
darüber  vergossen  und  solches  Blut  wie  das  des  Adels  Spaniens.  Selbst  die  Königin  mit 
ihren  Frauen  sei  in  den  Krieg  gezogen,  damit  durch  den  Anblick  die  Ritter  an  Kampfes- 
mut gewönnen.  'Zum  Lohn  für  so  viele  und  so  reichliche  Mühsale  bei  so  grossem  Auf- 
wände an  Habe  und  Menschenleben1,  seien  den  Monarchen  Spaniens  die  an  Gold  und  Silber, 
Perlen  und  Edelsteinen  so  reichen  Länder  der  neuen  Welt  verliehen  worden,  für  die  Reich- 
tümer, die  sie  um  Jesu  Christi  willen  hingaben  und  einsetzten,  um  damit  den  Ungläubigen 
deren  Reiche  abzugewinnen   und   sie    zu  verjagen'1).     So  entlegen  wie  die  800  Jahre,    so 


1)  En  premio  de  tantos  trabajos  y  tan  largos,  con  tanta  costa  de  haciendas  y  vidas,  les  diö 
e8to8  reinos  tan  neos  de  oro  y  plata,  y  perlas  y  piedras  preciosas,  por  las  riquezas  que  ellos  aven- 
turaron  y  gastaron  [so  ist  zu  lesen  statt:    ganaron]   para  Jesucristo  nuestro  Seßor,  para  que  con 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXXffl 

fern  ab  seien  die  dafür  gewährten  neuen  Länder,  ein  so  ausschliesslicher  Besitz  der  Ge- 
bieter Spaniens,  wie  sie  Jesus  Christus  durch  Vertreibung  der  Mauren  zum  ausschliess- 
lichen Herrn  in  Spanien  gemacht  hätten,  —  verliehen  mit  dem  höchsten  Rechtsanspruche, 
den  es  auf  Erden  gebe,  von  dem  Statthalter  Christi,  und  ohne  jede  Einschränkung,  —  da 
diese  neue  Welt  einer  herrenlosen  Sache  gleich  war  — ,  eigens  durch  Gottes  Zulassung 
tirannischer  Weise  von  den  Inka  vergewaltigt,  sodass  die  Spanier  nur  die  Eingebornen  zu 
taufen  hatten,  um  diesen  Besitz  anzutreten1).  Man  wird  Sarmiento  Dank  wissen,  dass  er 
aus  diesem  Gedankengange  doch  nur  das  Wesentliche  herausgenommen  hat  und  nur  nebenher 
andeutet,  dass  so  auch  die  Könige  von  Spanien  die  Mittel  erhalten,  sich  neue  Verdienste  gleicher 
Art  zu  erwerben.  Wir  wollen  ihm  das  nicht  verargen,  uns  vielmehr  erinnern,  dass  schon 
Christoph  Columbus  den  spanischen  Monarchen  anpries,  dass  mit  den  Schätzen  Indiens  das 
Heilige  Grab  wieder  zurückerobert  werden  könne,  und  Geld  viel  vermöge,  selbst  die  Seelen 
aus  dem  Fegefeuer  zu  holen2).  Der  Verfasser  jenes  anonymen  Berichts  erklärt  triumphierend 
es  ftir  eine  klärliche  Bestätigung  seiner  Theorie  von  der  Rückerstattung  der  Unkosten : 
40  Jahre  sei  es  her,  dass  Peru  von  Spanien  erworben  sei,  ohne  dass  man  die  Recht- 
mässigkeit des  Betriebes  der  Gold-,  Silber-  und  Quecksilber-Minen  des  Landes  habe  unter 
Beweis  stellen  können,  nun  aber  sei  es  geglückt,  diesen  Beweis  zu  erbringen,  jetzt  wo  der 
König  'con  espiritu  divino  y  particular  movimiento  de  Dios',  im  Verein  mit  dem  Papste 
die  Heilige  Liga  gegen  die  Feinde  des  heiligen  katholischen  Glaubens  geschlossen  habe. 
Auch  gibt  er  dann  den  Beweis,  dass  es  so  nötig  sei  die  Bergwerke  Perus  in  Gang  zu 
halten,  dass  wenn  es  sie  nicht  gäbe,  es  auch  weder  Gott  noch  König  geben  würde:  que 
es  tan  necesario,  moralmente  hablando,  haber  minas  en  estos  reinos,  que  si  no  las  hobiese, 
ni  habria  Rey  ni  Dios.  Wer  wolle  König  sein,  wenn  das  königliche  Fünftel  fortfalle,  und 
wo  bleibe  Gott,  wo  es  keinen  König  gäbe.  Ich  führe  dies  hier  an,  einmal,  weil  die  Existenz 
dieses  Schriftstücks  charakteristisch  ist  für  den  Aufwand,  der  schon  wälirend  dieses  Zeit- 
raums in  der  spanischen  Kolonialpolitik  mit  Grosstaten  auf  dem  Papier  getrieben  wird,  — 
sodann  auch,  damit  man  sehe,  dass  Sarmientos  Beweisführungen  noch  keineswegs  paradox 
sind  im  Vergleiche  zu  den  spitzfindigen  Deduktionen  und  Bemäntelungen,  in  denen  Toledos 
Umgebung  sich  erging.  Es  ist  da  nicht  zu  verwundern,  was  man  von  einer  Geschichts- 
darstellung wie  der  Sarmientos  an  Erfolg  und  Tragweite  sich  alles  versprach. 

Seite  3,  Zeile  25  —  Seite  4,  Zeile  3.  —  Ueber  Hus  ultra  als  Bestandteil  des  spa- 
nischen Wappens  hat  Camillus  Wendeler  Untersuchungen  ausgearbeitet,  aus  denen  Eduard 
Ippel  in  seiner  Ausgabe  von  Georg  Büchmanns  Geflügelten   Worten  (Aufl.  21,  S.  362 — 363) 


ellas  ganasen  los  reinos  de  los  infiel  es  y  los  persiguiesen.  An  einer  andern  Stelle  desselben  Trak- 
tats heisst  es:  Otra  cosa  me  admira  y  me  hace  devoeiön  ver  el  orden  que  Dios  ha  tenido  con  su 
Majestad  del  Rey  nuestro  senor,  en  que  claramente  declara  esta  verdad  de  haberle  dado  estas  In- 
dias  y  sus  riquezas  por  premio  de  los  trabajos  y  gastos  que  hicieron  en  conquistalle  ä  dl  los  reinos 
d'Espaüa. 

1)  Col.  de  doc.  ined.  p.  I  h.  de  Esp.,  T.  13,  S.  430  f. 

2)  Uebrigens  sagt  der  ungenannte  Autor :  Mas  digo  y  oso  afirmar,  que  como  sea  verdad  que 
en  orden  de  la  predestinaeiön,  no  solamente  los  bienes  de  gracia . . .  son  medios  de  la  predesti- 
naeiön  y  salvaciön  de  los  hombres,  asi  tambiln  los  bienes  temporales  en  algunos  son  medios  de 
salvarse  (a.  a.  0.,  8.  462  f.). 

1* 


LIXXIV  RICHARD   PIET8CHMANN, 

einen  Auszug  mitteilt1).  —  In  Peru  sind  die  Wappenbestandteile,  von  denen  Sarmiento 
hier  spricht,  mehrfach  zu  heraldischer  Verwendung  gekommen.  Die  San  Marcos  Universität 
zu  Lima,  gegründet  1551,  ftihrt  zwei  Säulen  mit  der  Aufschrift  Plus  ultra.  Ein  Adler 
zwischen  zwei  Säulen,  wohl  der  Reichsadler  Karl  V.,  war  das  Wappen  von  Potosi. 

Seite  4,  Anm.  8.  —  Virgil,  Aen.  8,  57. 

Seite  4,  Absatz  2.  —  Das  oben  auf  Seite  XXXVI  und  auf  Seite  LXXXHI  erwähnte 
Gutachten  gegen  Las  Casas  sagt :  Fue*  tal  el  influjo  del  Padre  Casas,  y  tal  el  escrupulo  que 
al  emperador  puso  y  tambie'n  ä  los  teölogos,  siguiendo  a  aquel  Padre  por  la  falsa  Infor- 
mation, que  quiso  S.  M.  dejar  estos  reinos  a  los  Ingas  tiranos  (S.  488).  Persuadiö*  ä  toda 
Espafia  desdel  Emperador  y  Consejo  hasta  los  menores  frailecitos  de  alla,  el  dominio  y 
sefiorio  destos  ingas  y  tambieri  destos  caciques  y  curacas,  y  diöles  titulo  a  los  ingas  de 
legitimos  reyes  destas  tierras,  y  a  los  caciques,  legitimos  sefiores  naturales;  (S.  428).  — 
Mit  der  Preisgebung  durch  Karl  V.  sind  nicht  nur  die  'Neuen  Gesetze'  gemeint,  in  denen 
die  Eingebornen  für  freie  Untertanen  des  Königs  erklärt  wurden,  sondern  auch  die  Ge- 
fahren, in  welche  die  Herrschaft  Spaniens  über  Peru  durch  Blasco  Nüfiez  Vela  und  seine 
Versuche,  die  Neuen  Gesetze  durchzufuhren,  gebracht  wurde,  der  Aufstand  des  Gonzalo 
Pizarro  und  die  Empörung  der  Francisco  Hernandez  Girön.  Ueber  Las  Casas1  Konflikt  mit 
Rodrigo  Contreras  in  Nicaragua  vergl.  oben  Seite  XIII,  Anm.  2. 

Seite  5.  —  Ueber  Francisco  de  Toledo  vergl.  oben  Seite  VIII— XI;  Xu— XVIII; 
zu  der  vorliegenden  Stelle  besonders  die  Daten  auf  Seite  XII.  Die  Amtshandlungen,  die 
Sarmiento  Seite  5 — 7  zur  Sprache  bringt,  sind  folgende:  Bei  der  Ankunft  in  Manta,  der 
Hafenstadt  der  'Smaragden-Provinz',  waren  Anordnungen  zu  treffen  wegen  der  kriegerischen 
Quijos,  die  sich  den  Spaniern  des  Andres  Contero  widersetzten,  der  mit  Vollmachten,  aus- 
gestellt von  dem  Lizentiaten  Castro,  dortbin  gegangen  war  *)•  Sodann : 

Seite  6.  —  Auf  der  Landreise  des  Vizekönigs  nach  Lima  meldete  sich  vor  Piura  bei 
ihm  der  Corregidor  von  Loja,  Juan  de  Avila,  um  über  Indianerunruhen  im  Gebiete  von 
Jaen  de  Pacamoros  zu  berichten.  Er  wurde  als  Friedensstifter  in  das  Ansiedlungsgebiet 
des  Adelantado  Juan  de  Salinas  entsandt.  In  den  Belaciones  geogrdficas  (I  S.  47)  heisst  es 
in  einem  zwischen  1578 — 74  geschriebenen  Berichte:  Desde  Loja  a  la  parte  do  aale  el 
sol,  esta  la  gobernaciön  de  Juan  de  Salinas,  ques  Valladolid  y  Loyola  y  Cumbinama. 
Todos  estos  pueblos  estan   dentro    de   cincuenta   leguas  de  Loja,    son  muy  pequefios  y  de 


1)  In  dem  Texte  zu  einem  1564  von  Georg  Hoefnagel  gezeichneten  Blatte,  das  Cadiz  dar- 
stellt, in  den  bei  Johann  Jansson  in  Amsterdam  erschienenen  Iüustriorum  Bispaniae  urbium  7  a- 
bulae,  heisst  es :  Carolus  V.  has  Herculis  columnas  jure  optimo  symboli  loco  usurpavit,  quum  vic- 
toriae  et  potentiae  suae  ornamenta  longe  ultra  hoc  fretum  diversis  mundi  partibus,  nova  fuerint . . . 
optimo  igitur  jure  scribitur  PLUS  ULTRA  Noch  weitter  der  Keyser.  Die  Säulen  mit  Plus  Ultra 
hat  nicht  blos  Cadiz  im  Wappen,  sondern  auch  die  Provinz  Badajoz,  seit  1708  auch  die  Stadt  Sos, 
eine  Säule  mit  Plus  Ultra  die  Stadt  Badajoz.  Vergl.  Francisco  Piferrer,  Nobüiario  de  los  reinos  y 
seftorios  de  Espana,  T.  6,  unter  Nr.  2329.  2330.  2385  und  S.  212.  Den  Hinweis  auf  beide  Werke 
verdanke  ich  der  Güte  Eduard  Ippels.  Vergl.  auch  Dielitz,  Wahl-  und  Denksprüche,  Frankf .  a.  M. 
1884.  S.  246. 

2)  Vergl.  zu  dem  Memorial  de  guerra,  §  8  die  Relaciön  über  die  Esmeraldas-Provinzen  im 
Apendice  Nüm.  m  der  Belaciones  geogrdficas,  T.  3,  S.  CXXXIV— CXXXIX.  Wegen  der  Hälfe- 
leistungen nach  Chile  vergl.  auch  unten  Seite  LXXXVL 


PEDRO   SARMIENTO  S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  LXXXV 

poca  gente  en  todo,  asl  indios  como  espafioles.  En  Cumbinama  se  saca  mucho  oro  y  bueno, 
y  en  Santiago  de  las  Montafias  tambtän,  ques  asimismo  gobernacion  de  Juan  de  Salinas. 
Antonio  de  Herrera,  Decada  5  libro  10  Cap.  14  (1615  S.  309)  sagt:  Y  para  acabar  con 
el  distrito  del  Andiencia  de  San  Francisco  del  Quito,  qneda  la  Gobernacion  de  los  Paca- 
moros,  6  Bracamoros,  4  Y[a]guarsogno,  dicba  por  esto  nombre  de  Juan  de  Salinas,  y  con 
sus  limites  y  terminos  cien  leguas,  que  se  le  sefialaron  al  Oriente,  desde  veinte  leguas  mas 
adelante  de  la  ciudad  de  Zamora,  que  es  la  misma  Cordillera  de  los  Andes,  y  otras  tantas 
Norte  Sur  ....  Tiene  esta  provincia  cuatro  pueblos,  que  fundö  el  Capitan  Juan  de  Salinas 
de  Loyola,  siendo  su  Gobernador,  el  primero  la  ciudad  de  Valladolid  en  siete  grados  de 
la  Equinocial,  y  a  veinte  leguas  de  la  ciudad  de  Loxa  al  Sueste,  pasada  la  Cordillera  de 
los  Andes.  El  segundo  la  ciudad  de  Loyola  6  Cumbinama,  que  esta  como  diez  y  seis  le- 
guas al  Oriente  de  Valladolid.  La  tercera  es  la  ciudad  de  Santiago  de  las  Montafias,  ein- 
cuenta  leguas  de  Loyola,  como  al  Oriente.  [Die  vierte  Ortschaft  zu  nennen  bat  Herrera 
vergessen]  .  .  .  .  y  que  el  Capitan  Juan  de  Salinas,  demas  de  baber  gastado  mucho  de  su 
hacienda  en  pacificarlos  [los  naturales  de  la  gobernacion],  usö  de  mucho  valor,  prudencia, 
4  industria.  Juan  de  Salinas  hatte  seine  Gobernacion  verlassen  um  seine  Angelegenheiten  in  Spa- 
nien persönlich  geltend  zu  machen,  und  während  seiner  Abwesenheit  vertrat  ihm  sein  Neffe  Ber- 
nardo  de  Loyola.  Diesen  Neffen  aber  meint  Sarmiento  offenbar  nicht  mit  dem  Beamten,  den  To- 

r 

ledo  beauftragt  habe,  die  dort  lebenden  Spanier  in  Zucht  zu  halten,  sondern  Juan  de  Avila. 
Toledo  sagt  in  der  Relation  del  estado  de  guerray  die  im  Februar  1572  geschrieben  sein  wird, 
über  die  Gobernaciones  des  Melchor  Väzquez  und  des  Juan  de  Loyola:  de  cuyas  gober- 
naciones  he  tenido  aviso  particular  de  Loja . . .  y  han  salido  con  socorros  los  vecinos  y 
particulares  de  aquellas  ciudades  comarcanas,  y  ültimamente,  el  corregidor,  como  le  envie* 
a  mandar,  y  me  ha  avisado  que  lo  hizo,  y  allanö  aquella  provincia  por  entonces  (S.  323). 
Juan  de  Salinas  hatte  gleich  andern  Verwandten  des  Stifters  des  Jesuitenordens  sich  nach 
diesem  den  Namen  Loyola  zugelegt.  Der  Conde  de  Nieva  hatte  ihn  jährlich  eine  Beihülfe 
von  4000  Pesos  zahlen  lassen  (Col.  de  doc.  inSd.  p.  I.  hist.  de  Esp.,  T.  94,  S.  154).  Toledo 
hat  ihn  nicht  gerade  begünstigt.  Ueber  seine  kühnen  Unternehmungen  und  Entdeckungen 
hat  Jimenez  zahlreiche  Nachrichten  in  den  Vorbemerkungen  und  Apendices  der  Relational 
geogrdficas  (besonders  T.  1,  S.  LXVI  f.  47.  T.  4,  S.  LXV— CXXIII)  zusammengestellt *). 
—  Die  Ansiedelung,  die  Sarmiento  als  neu  begründet  anführt,  mag  vielleicht  Logrofio  de 
los  Caballeros  sein.  —  Die  erste  Urkunde,  nach  der  sich  Juan  de  Salinas  wieder  in  seinem 
peruanischen  Gebiet  befindet,  datiert  vom  7.  Januar  1574. 

Seite  6.  —  Toledo  in  seinem  politischen  Testament,  §  9 :  Las  provincias  de  Tucuman 
y  Sancta  Cruz  tambien  andaban  y  anduvieron  con  desasosiegos  hasta  que  en  la  una  se 
prendiö  y  castigö  ä  D.  Diego  de  Mendoza  y  otros,  y  en  la  otra  D.  Gerönimo  de  Cabrera  *). 
In  einem  Aktenauszuge •)  aus   dieser  Zeit   liest  man:    Que   el    obispado  de  Tucuman  esta 


1)  Vergl.  ferner  Acosta,  lib.  3  cap.  16.    Ueber  Yaguaraogno  auch  ülloa,  Notitias  ed.  Barry, 
P.  1,  S.  380  f. ;  Th.  Waitz,  Anthropologie  der  Naturvölker  3  S.  543.  546, 

2)  Vergl.  auch  die  Relation  del  estado  de  cosas  de  guerra,  S.  323  f.   Relationes  geogrdficas 
2,  ApCnd.,  S.  XXXD. 

3)  Colectiön  de  docum.  in&d.  p.  I.  hist.  de  Esp.,  T.  94,  S.  255. 


LXXXVT  RICHARD  PIET8CHMANN, 

sin  perlado,  muy  necesitada  aquella  tierra  y  äun  de  buen  gobierno.  Ins  geistliche  Gebiet 
schlug  jedoch  auch  ein  Religionsprozess,  der  zweite  nämlich  der  gegen  den  Gobernador 
Francisco  de  Aguirre  geführt  wurde,  der  1570  begann  und  1572  noch  nicht  zu  Ende 
war 1).  —  Die  Nennung  von  Santa  Cruz  de  la  Sierra  zeigt,  beiläufig  bemerkt,  dass  die 
Angaben,  nach  denen  dieser  Ort  seit  1595  so  genannt  wird2),  irrig  sind.  —  Anzuführen  ist 
hier  ferner  aus  Toledos  politischem  Testament  die  Stelle  :  La  provincia  de  los  Charcas  estaba 
clamando  y  pidiendo  cada  dfa  remedio  para  los  robos  y  saitos  que  los  indios  Chiriguanaes 
de  aqueilas  cordilleras  y  montafias  hacfan  todas  las  veces  que  salian,  que  era  casi  cada  luna. 
Die  Chiriguanaes  hatten  den  Gobernador  Nuflo  de  Chaves  umgebracht 8).  Als  Sarmiento  sein 
Werk  schrieb,  hoffte  Toledo  noch  mit  den  Chiriguanas  friedlich  auszukommen.  Der  Feldzug,  zu 
dem  er  sich  dann  doch  entschloss,  lief  auf  Misserfolg  hinaus,  immerhin  sagt  aber  darüber  Toledo 
in  dem  politischen  Testament :  La  provincia  de  los  Charcas  tambie'n  quedö  asegurada  y  sin 
la  queja  continua  que  tenian  de  los  dafios  que  rescibfan  de  los  Chiriguanaes,  porque  aun 
cuando  yo  entre*  a  ellos  que  no  parescieron  ni  osaron  esperar  cn  ninguno  de  sus  lugares  y 
valles,  no  se  extirparon  ni  echaron  de  la  cordillera  del  todo.  Quedaron  temerosos  de  que 
ya  la  sabfamos  y  habfamos  andado  y  conoscido  sus  entradas,  fuerzas  y  tierra,  y  las  fron- 
teras  que  de  la  nuestra  coniinan  con  ella  fortificadas  con  las  poblaciones  que  se  hicieron 
en  los  valles  de  Tarisa,  Tomina  y  Lochabamba  y  fuerzas  con  espanoles  y  gente  que  los 
atemoriza  y  corre  su  tienda,  y  defiende  y  asegura  la  nuestra.  Es  klingt  das  allerdings 
ganz  anders  als  der  Bericht  den  Garcilaso  gibt.  Die  Chiriguanas  zu  unterwerfen  ist  Toledo 
freilich  so  wenig  gelungen  wie  schon  den  Inka 4).  —  Unter  den  Unruhen,  die  Toledo  vor- 
fand, erwähnt  er  auch  noch:  fue'  desasosegada  la  ciudad  de  la  Paz  con  el  alteraciön  que 
en  ella  habia  causado  Gtfmez  de  Tordoya  y  los  remanentes  que  desto  quedaron  entre  Gon- 
zalo  Gironda  y  Alonso  Osorio  y  otros  a  quien  yo  rnande*  prender  y  castigar. 

Seite  6.  —  Alsbald  nach  der  Ankunft  in  Lima  wurde  Toledo  von  Miguel  de  Velasco, 
der  aus  Chile  abgesandt  war,  mit  Vorstellungen  bestürmt,  dorthin  Hülfe  zu  entsenden.  Die 
Unterstützungen,  von  denen  Sarmiento  auf  Seite  5  spricht,  bewilligte  der  Vizekönig  schweren 
Herzens;  wie  er  sich  ausdrückt:  mas  por  necesidad  y  Obligation  forzosa,  que  por  mi  vo- 
luntad  (Memorial  de  guerra  §  9).  Er  entsandte  Juan  örtiz  de  Zärate  mit  einer  halbwegs 
zwang  weise  aus  Vagabunden  und  Mestizen  rekrutierten  Mannschaft  und  den  erforderlichen 
Kriegsvorräten.  In  dem  politischen  Testament  sagt  der  Vizekönig :  El  reino  de  Chile  estaba 
tan  apretado,  que  enviändome  el  audiencia  a  pedir  socorro,  me  decian  que  estaban  para 
perderse,  y  que  los  indios  venian  ä  buscarlos  y  cercarlos  en  sus  ciudades.     Und  über  den 


1)  Colecc.  d.  doc.  inid.  p.  I  hist.  de  Esp.,  T.  94,  S.  295  f.  J.  T.  Medina,  Histotio  del  tri- 
bunal  del  Santo  Oficio  de  Chile,  T.  1,  S.  109  ff.  237—264.  Protokoll  über  das  Abschwören  des 
Aguirre  in  der  Colec.  d.  doc.  inid.  del.  Arch.  d.  Indios,  T.  26,  S.  362—385. 

2)  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Geographie  6,  S.  351.  Ueber  den  Namen  gibt  es  ver- 
schiedene Angaben,  vergl.  Cobo  3,  S.  96  auch  3  S.  110  und  Gil  Gonzalez  Dävila,  Teatro  eclesidstico 
de  la  primitiva  iglesia  de  Indios,  T.  2,  Bl.  108.  Jimenez  verweist  auf  den  gleichnamigen  Ort  in 
Estremadura  in  Spanien,  aus  dem  Nuflo  de  Chaves  stammte. 

8)  Vergl.  Memorial  de  guerra  %  6  und  den  Auszug  daraus  in  der  Relaciön  sumaria. 
4)  Vergl.  oben  Seite  LXXI  und   den  Text  Seite  105,    109  und  110,  auch  den  Nachtrag  zu 
Seite  105.  —  Ueber  Juries  und  Diaguitas  vergl.  auch  Th.  Waitz,  Anthropologie  8,  S.  432. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  LXXXVO 

schli esslichen  Erfolg:  El  reino  de  Chili  aunque  no  quedaba  sin  guerra,  con  los  socorros 
que  V.  M.  ha  mandado  enviar  de  este  reino  y  con  los  que  yo  hice,  quedaba  mäs  reforzado 
y  con  caudal  y  fuerza  para  poder  ir  los  espafioles  a  buscar  a  los  indios  a  sus  casas  y 
tierras1). 

Seite  6,  Anra.  2.  —  Das  (cargarse  como  brutos'  bezieht  sich  wohl  zunächst  auf  die 
Beförderung  von  Lasten  durch  Indios,  das  Tragen  von  'andas'  und  dergleichen.  Besonders 
mussten  und  müssen  z.  T.  noch  die  Weiber  Lastträgerdienste  ihren  Männern  tun,  und  auch 
die  Spanier  der  ersten  Zeit  nach  der  Conquista  nahmen  sie  dazu.  In  den  Küstengebieten 
hatten  die  Vornehmen  des  Landes  die  Erfindung  gemacht  auf  den  Schultern  von  Unter- 
gebenen einherzureiten.  Toledo  äusserte  sich  über  die  Lastträgerpflicht  der  Indios,  die  der 
König  abgeschafft  wissen  wollte,  zunächst  ziemlich  zurückhaltend.  La  verdad  es  que  por 
ningun  premio  saldran  ellos  [los  indios]  al  trabajo  de  su  voluntad,  porque  no  tienen  cu- 
dicia  ni  ambicidn,  y  lo  que  hobieren  de  hacer  ha  de  ser  por  respeto  6  temor,  6  proveyeii- 
doles  de  algunas  cosas  de  que  ellos  ternän  contentamiento  por  su  naturaleza.  Es  verdad 
que  en  algunas  partes,  do  no  se  puede  caminar  a  caballo  y  apenas  a  pie",  es  forzosa  la 
carga  de  los  indios  y  usada  dellos,  y  en  esta  parte  no  podrfa  dejar  de  haber  ecesiön. 
Immerhin  begegnen  wir  in  einem  Verzeichnisse  von  Verordnungen,  die  der  Lizenziat  Ma- 
tienzo  in  der  Zeit  der  Visita  general  Toledos  verfasst  hat *),  einer  Reihe  von  Bestimmungen : 
para  que  no  so  carguen  indios  para  cargas,  —  que  no  se  carguen  indios,  —  que  los  indios 
no  se  carguen,  u.  s.  w.  Die  Absicht  war  aber  nur,  die  Ausnutzung  der  Arbeitskraft  der 
peruanischen  Indios  ungeschmälert  zu  erhalten,  etwas  rein  administratives.  In  Humboldts 
Vues  des  CordiUeres  kann  man  übrigens  Reisende  sehen,  die  in  Tragkörben  auf  dem  Rücken 
von  Eingebornen  sitzend  im  Berglande  Perus  befördert  werden.  Ueber  die  Visita  general 
und  das  Zusammenlegen  der  Ansiedlungen  der  Indianer  äussert  sich  Toledo  ausfuhrlich  in 
dem  politischen  Testament.  Vergl.  darüber  auch  oben  Seite  XV  und  XVII. 

Seite  6 — 7.  —  Die  Ereignisse,  auf  die  hier  angespielt  wird,  erzählt  dem  Könige  der 
Vizekönig  selbst  in  seinem  Schreiben  aus  Cuzco  vom  Februar  1572:  En  otra  parte  destas 
cordilleras  de  infieles,  por  cuyas  faldas  yo  vengo,  no  tienen  guerra,  antes  admiten  rescates 
y  contratos  con  los  indios  cristianos  reducidos.  Estos,  como  no  haya  noticias  que  tengan 
oro  y  plata,  hänselos  dejado  estar,  desfrutando  dellos  los  mas  rescates  que  pueden  sacar. 
Enviaronme  ä  pedir  seguro  y  paso  para  salir  ä  mi ;  y  ansi  se  le  envid,  y  lo  lücieron  cinco 
6  seis  dellos,  con  un  principal. . . .  Mand&os  tratar  muy  bien,  y  que  los  vistiesen  y  adere- 
zasen  de  todo  lo  que  ellos  cudician  de  aca,  y  que  los  volviesen  a  su  tierra,  y  a  un  reli- 
gioso  que  se  pusiese  en  Comas,  que  es  lugar  mas  propinco  ä  ellos  de  los  indios  cristianos, 
y  que  all!  comenzasen  a  venir  a  ser  catequizados,  y  que,  cuando  lo  fliesen  todos  los  prin- 
cipales,  entrarian  algunos  de  los  religiosos  a  levantalles  iglesias  y  a  bautizallos.  Han  sa- 
lido  a  mi  aqui  otros  bärbaros  de  los  Chunchos,  que  es  una  provincia  grande  y  de  mucha 
multitud  dellos,  ä  pedirme  lo  mismo,  con  los  cuales  se  ha  hecho  lo  mismo  que  con  estotros; 


1)  Vergl.  Colecciön  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  8,  S.  234—286.  T.  25,  S.  551—663. 
Memorial  de  guerra  §  7—10.  Relaciön  del  estado  de  cosas  de  guerra,  S.  332  f.  336  f.  Advertencias 
del  virrey  en  cosas  del  Pirü  y  Chile,  S.  340  f. 

2)  Colecciön  de  docum.  inid.  del  Archivo  de  Indios,  T.  20,  S.  543—562. 


LXJLXVUI  RICHABD   PIETSCHMANN, 


y  lo  mismo  querria  hacer  en  todas  las  partes  destas  cordilleras  donde  los  indios  infieles  no 
fuesen  de  guerra,  porque  algnnos  de  los  indios  de  paz,  que  con  ellos  contratan,  los  han 
hecho  y  hacen  tributar  en  cierta  forma,  dändoles  ä  entender  qne  el  tributo  es  para  el 
grande  Apo  de  Espafia ;  y  si  con  el  crödito  de  vuestra  Majestad  y  de  su  ministro  comen- 
zasen  estos  infieles  a  venir,  terniala  por  mejor  manera  de  conquista,  para  reducirlos  ä  la 
fd,  que  la  de  la  violencia  de  las  armas,  de  Chile.  —  In  Sarmientos  Argumentation  sind  dies 
wertvolle  Beispiele  für  freiwillige  Untertänigkeit  im  Gegensatze  zu  der  von  den  Inka  er- 
zwungenen, nach  Aristoteles,  wie  der  anonyme  Verfasser  des  Berichts  vom  16.  März  1571 
hervorhebt,  rechtlich  unwirksamen.  Werden  die  Anden-Stämme  hier  als  unterworfen  aufge- 
zählt, so  erklärt  allerdings  Toledo  noch  in  seinem  politischen  Testament,  seit  der  Beruhigung 
des  Yilcapampa-Gebiets  stehe  die  Pforte  offen  zu  den  Manaris,  Pilcozones  und  Iscayngas. 
Wie  wenig  weit  aber  diese  Erschliessung  reichte,  das  lehrt  ein  Bericht  vom  Jahre  1602, 
in  dem  der  Versuch  der  Jesuitenväter  Diego  Montoya  und  Hernando  de  Cartagena,  von 
dort  aus  Bekehrungen  zu  machen,  mit  andern  ähnlich  gescheiterten  aufgezählt  wird.  (Vergl. 
Relacioncs  geogräf.,  T.  4,  Apend.  S.  CLXVI).  Tatsächlich  hat  Acosta  Recht  behalten,  der 
(lib.  7  cap.  28)  bemerkt:  'Dann  die  Chunchos,  Chiriguanes,  Pilcocones  und  übrigen  von 
den  Andes?  Was  hat  da  die  Blüte  Perus  ausgerichtet  mit  so  grossem  Aufgebote  von 
Waffen  und  Mannschaft,  wie  wir  es  zu  sehen  bekamen  ?  Mit  welchem  Gewinn  ist  sie  heim- 
gekehrt? Sie  kehrte  heim  nicht  wenig  zufrieden,  mit  dem  Leben  entkommen  zu  sein,  nach 
Verlust  des  Gepäcks  und  fast  sämtlicher  Pferde'.  Man  solle  doch  die  sogenannten  Indios  nicht 
unterschätzen :  No  piense  nadie  que  diciendo  Indios  ha  de  entender  hombre  de  tronchos,  y 
si  no,  llegue,  y  prueve. 

Seite  7,  Zeile  9,  —  In  dem  Bericht  vom  16.  März  1571 :  se  los  dio*  Dios  por  el  mas 
alto  tftulo  de  cuantos  todos  los  Heyes  cristianos  poseen. 

Seite  7,  Anm.  3.  —  Die  Citate  hier  und  auf  den  folgenden  Seiten  nach  Patris  Fran- 
cisci  de  Victoria  Relectiones  theologicac  XII,  T.  1.  Lyon:  Iacobus  Boyer  1557.  Sarmiento 
unterscheidet  hier  nicht  gerade  ängstlich  zwischen  den  Lehren,  die  Francisco  de  Victoria 
selbst  vertritt,  und  denen,  die  er  nur  anfuhrt,  ohne  sie  ganz  zu  billigen.  Tatsächlich  läuft 
aber  auch  der  Inhalt  der  Relectiones  auf  eine  neue  Beweisführung  für  die  weitgehendsten 
schon  früher  aufgestellten  Theorien  hinaus. 

Seite  8,  Anm.  1.  —  Cristöbal  Vaca  de  Castro  schreibt  an  Karl  V.  aus  Cuzco  am 
24.  Nov.  1542 :  En  la  provincia  que  he  dicho  que  ay  de  aqui  ä  las  Gharcas,  que  se  llama 
de  Collao,  ymformandome  de  otras  cosas,  he  sauido  como  ay  yndios  que  tienen  por  cos- 
tunbre  de  vsar  el  pecado  abominable  entrellos,  y  andan  vestidos  de  Abito  de  yndias :  tengo 
aqui  presos  muchos;  hazerse  ha  justicia  6*  ponerse  ha  remedio  en  esto.  Algnnos  dizen,  en 
sus  dichos,  questan  diputados  para  este  abominable  pecado,  para  los  pasajeros  yndios  que 
van  por  aquella  provincia,  porque  no  entiendan  con  las  yndias.  (Cartas  de  Indios,  S.  491). 
Die  Verallgemeinerung,  die  Sarmiento  auf  Seite  9  macht,  dass  in  allen  Gebieten  der  Neuen 
Welt  und  auch  in  Ozeanien  die  Versündigungen  contra  naturam  verbreitet  gewesen  seien, 
ist  übertrieben.  Die  alten  Nachrichten  darüber,  bemerkt  richtig  Theodor  Waitz  (Anthropo- 
logie, Bd.  3,  S.  383),  sind  mit  vieler  Vorsicht  aufzunehmen  wegen  der  völkerrechtlichen 
Tragweite,  welche  die  Spanier  der  Nachweisung  eines  solchen  Befundes  beimassen.  Im  Ge- 
biete von  Peru  scheint  nichts   erwiesen  zu   sein    als    das  Vorkommen  von  Verirrungen  im 


PEDRO  SARMIEXTO'S  GESCHICHTE  DBS   INKAREICHES.  LIXXIX 

Collao  und  im  Küstenlande  von  Puerto  Viejo,  wo  sie  mit  religiösen  Vorteilungen  und  mit 
der  Sage  von  eingewanderten  Riesen  (vergl.  oben  Seite  XXX)  in  Zusammenhang  gebracht 
wurden ;  wenigstens  nach  Angabe  der  Chronisten.  Nach  einer  Aufzählung  von  Gesetzen, 
welche  in  der  Relation  anönima  steht,  die  Jimcnez  in  den  Tres  Relationen  veröffentlicht  hat, 
würden  alle  Versündigungen  der  Art,  die  Sarmiento  meint,  in  Peru  als  im  höchsten  Masse 
strafbar  gegolten  haben.  Doch  sind  die  Angaben  dieses  anonymen  Autors  nicht  ganz  frei 
von  apologetischen  Beimischungen. 

Seite  9,  Anm.  2.  —  Ueber  diese  Entdeckungsreise  spricht  auch  Sarmiento  im  5.  Kapitel 
(Seite  22)  und  im  46.  Kapitel  (Seite  91).  Anzuführen  war  hier  vielleicht  noch  die  von  Cesareo 
Fernandez  Duro  im  Boletin  de  la  Sociedad  geogräfica  de  Madrid  (T.  37,  S.  411—429)  herausge- 
gebene Relation  breve  de  lo  sucedido  en  el  viaje  que  hieo  Alvaro  de  Mendaiia  en  la  demanda  de  la 
Nueva  Guinia.  Ferner  war  zu  verweisen  auf  James  Burney,  A  Chronciogical  History  of  the  Voyages 
and  Discoveries  in  the  South  Sea  or  Pacific  Octan,  Vol.  1  S.  278.  Lord  Amherst  of  Hackney 
and  Basil  Thomson,  The  Discovery  of  the  Solomon  Islands  by  Alvaro  de  Mendafla  in  1568. 
Vol.  1.  2.  (=  Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  Second  Series,  No.  7.  8)  London  1901. 
Die  Vorrede  dieser  wichtigen  Veröffentlichung  beschäftigt  sich  (S.  XIV — XVII)  auch  mit 
Sarmiento.  Er  wird  dort  im  ganzen  zu  hart  beurteilt. 

Seite  9.  —  Der  Erfolg,  den  Sarmiento  der  von  Toledo  angeordneten  Beweisaufnahme 
verspricht,  ist  ausgeblieben.  Durchaus  eine  Polemik  gegen  diese  Geschichtsauffassung  enthält 
das  was  der  Maestro  Luis  Lopez,  von  dem  schon  die  Hede  war,  unter  den  Vorwürfen  gegen 
Philipps  II.  Politik  in  Peru  obenanstellt :  Entrada  injusta,  posesiön  peor  si  se  adquiere  para 
propriedad  como  el  reino  de  Espana,  pues  no  hay  titulo  justo  de  guerra,  ni  de  elecciön, 
ni  de  tirania  de  Ingas,  ni  de  bula  del  Papa,  ni  de  subcesiön.  Y  si  se  retiene  es  por  titulo 
de  la  conservaciön  de  la  fe* . . .  hasta  que  haya  sefior  propio  a  quien  se  pueda  confiar  la 
iglesia  y  conservaciön  de  la  i6  como  el  Rey  lo  confiesa.  Pero  este  titulo  tiene  mucho 
escrupulo,  porque  6  el  Rey,  ö  su  lugarteniente,  van  acabando  la  subcesiön  de  los  sefiores 
naturales,  para  que  no  haya  quien  pueda  subceder.  Und  dem  Vizekönig  wird  von  ihm  vor- 
geworfen: Ha  apocado  los  sefiores  naturales  diciendo  que  son  tiranos.  Man  sieht,  die  Ge- 
sinnungsgenossen des  heiligen  Eiferers  Bartolome*  de  las  Casas  waren  durch  die  Zeugen- 
verhöre und  Ermittelungen  über  die  Geschichte  Perus  keineswegs  in  ihren  Ueberzeugungen 
umgestimmt  worden.  Die  Lehre  des  Bischofs  von  Chiapa  blieb  eine  Macht.  Sie  lebte  fort 
und  hat  sogar  zu  ihrem  Teil  eine  verspätete  und  kurze  Verwirklichung  gefunden  in  dem 
Jesuitenstaate  von  Paraguay.  In  einer  Forderung  allerdings  begegnen  sich  die  Jesuiten- 
Väter  mit  Toledo,  in  der,  dass  die  Indianer  ihre  zerstreuten  Wohnsitze  aufzugeben,  dass 
sie  in  'Reduktionen1  gesellig  zusammen  zu  leben  hatten.  Ans  ihren  Missions-Ansiedlungen 
haben  sie  grosse  Erziehungs-  und  Arbeitsanstalten  gemacht;  das  Experiment  eines  Pro- 
duktivst aats,  in  dem  zwischen  Regierenden  und  Regierten  eine  Kluft  befestigt  war,  die 
keine  Ausgleichung,  keine  innere  aufsteigende  Entwickelung  des  Ganzen  zuliess,  da  sie  aus 
einem  zwiefachen  Abstände  entsprang,  aus  dem  unverrückbaren,  der  in  dem  Grundgedanken 
der  theokratisch-hierarchischen  Organisation  durchgeführt  lag,  und  aus  dem  angeborenen  der 
Rasse.  Die  Väter  haben  ihre  indianischen  Zöglinge  brav  angehalten,  im  Schweisse  des  An- 
gesichts tätig  zu  sein  bei  Beschäftigungen,  die  niemals  recht  nach  dem  Sinne  der  Indios 
waren ;  sie  haben  deren  ganzes  Dasein  unter  eine  Art  von  geistlicher  Polizeiaufsicht  gestellt ; 

Abhdlgn.  d.  K.  Od*  d.  WiM.  su  QflUinfen.   Phil.-hiit.  Kl.   N.  F.  Band  6,4.  m 


LIXXI  RICHARD  PIRTSCHM  AN  X. 

aber  ein  Joch  wie  die  Mita  haben  sie  ihren  Goarani  nicht  auferlegt.  £0  trifft  sich  nicht 
von  ungefähr,  da»  einer  von  den  Vätern  der  Gesellschaft  Jesu,  die  Toledo  bei  sich  hatte, 
Jos^  Acosta,  genau  dieselben  Theorien  einer  eingehenden  Kritik  unterzogen  hat,  die  in  dem 
Gutachten  des  Ungenannten  aus  Yucay,  der  Eingabe  des  Vizekönigs  vom  1.  Man  1572 
(oben  Seite  XX)  und  hier  von  Sarmiento  dargelegt  werden.  In  einer  Schrift  nämlich  De 
Promulgation*  evangdii  apud  barbaros  sitt  de  procuranda  Indorum  salute1),  die  Acosta  noch 
während  seines  Aufenthalts  in  Peru  nicht  lange  nach  Toledos  Feldzügen  gegen  die  Inka 
und  gegen  die  Chiriguanaes  verfasst  hat,  wendet  er  sich  gegen  die  Lehren  des  Francisco 
de  Victoria.  Waffengewalt,  erklärt  er,  sei  gegen  die  Indianer  nur  anzuwenden,  wenn  die 
unbedingte  Nötigung  vorliege:  debellari  non  possunt  Die  Heranziehung  der  Indianer  zur 
Zwangsarbeit  in  den  Bergwerken  will  er  sich  nicht  unterfangen  anzufechten,  da  sie  von  so 
hervorragenden  Theologen  und  Rechtskundigen  gutgeheissen  worden  sei  Er  zählt  aber  für 
die  Ausführung  dieser  Massregel  eine  solche  Menge  wesentlicher  Einschränkungen  als  selbst- 
verständlich auf,  dass  nicht  viel  übrig  bleibt.  Die  Erzgewinnung  hält  er  aus  ähnlichen 
Gründen  wie  Toledos  ungenannter  Batgeber  für  unentbehrlich;  Gott  habe  'pro  nostrorum 
hominum  ingenio'  diesen  entlegenen  Ländern  diese  Lockmittel  verliehen,  damit  auch  dorthin 
das  Evangelium  gelange  *).  Nur  sehr  behutsam  weist  er  ferner  darauf  hin,  dass  man  die 
Befugnisse,  die  die  Inka  und  Montezuma  in  ihren  Reichen  besassen,  auf  den  König  von 
Spanien  doch  nur  unter  der  zwiefachen  Voraussetzung  übertragen  könne,  dass  sie  erstlich 
jenen  Herrschern  von  Rechts  wegen  zustanden  und  zweitens  von  Rechts  wegen  auf  den  König 
von  Spanien  Übergingen.  Um  so  unumwundener  bekämpft  er  aber  diejenigen  denen 
nicht  genüge,  dass  dem  Papste,  soweit  er  seine  Pflichten  als  berufener  Förderer  der 
Ausbreitung  des  Glaubens  nicht  selber  wahrnehmen  könne,  allerdings  zustehe,  christ- 
lichen Fürsten  die  Fürsorge  dafür  zu  übertragen.  Einige  Verfechter,  um  nicht  zu 
sagen  Umschmeichler  königlicher  Machtbefugnis  hätten  nämlich  unternommen,  aus  der 
Inkaherrschaft  als  einer  Tyrannis  und  durch  Vergewaltigung  usurpierten  Machtstellung 
und  aus  der  Polyktratie,  oder,  wie  es  spanisch  laute,  aus  der  Behetria,  in  der  die  meisten 
Stämme  in  Ermanglung  eines  rechtmässigen  Königs  gelebt  hätten,  für  einen  christlichen 
Fürsten  einen  Rechtsanspruch  auf  Herrschaft  herzuleiten,  eine  Begründung,  die  nicht  recht 
verständlich  und  sicher  nicht  zu  billigen  sei.  Dürfe  man  nicht  einem  Räuber  fremdes 
Gut  abjagen,  um  es  flir  sich  selber  in  Anspruch  zu  nehmen,  welche  Billigkeit,  welche  Lo- 
gik liege  dann  darin,  den  Vergewaltigern  der  Indianer,  gesetzt  den  Fall,  dass  sie  das  seien, 
die  Herrschaft  zu  entreissen  und  sich  selber  zuzusprechen.  Gereiche  es  Sulla  zur  Recht- 
fertigung, dass  er  die  Republik  der  Knechtung  durch  Marius  entriss  und  dann  selber 
dasselbe  über  sie  verhängte.  Solle  uns  fremde  Uebeltat  ein  Recht  auf  eigene  gewähren; 
das  sei  geradezu  lächerlich,  —  Aesopicae  fabulae  persimile.    Ueberdies  habe  in  jenen  Reichen 


1)  Das  Werk  erschien  zusammen  mit  den  beiden  ersten  noch  in  Peru  von  Acosta  lateinisch 
abgefassten  Büchern  seiner  Naturgeschichte  (De  natura  novi  orbü  libri  duo)  zuerst  1589  in  Sala- 
manca,  nach  Antonio  auch  dort  1595;  ferner  erschien  es  in  Köln  1596.  Zu  vergleichen  sind  be- 
sonders Buch  2  und  3. 

2)  Aehnlich  äussert  sich  Acosta  auch  in  der  Historia  natural  (lib.  4  cap.  7 ;  8.  209),  in  der 
er  noch  hinzufügt,  die  Einkünfte  dienten  auch  zum  Schutze  des  Glaubens  und  der  Kirche,  nämlich 
zur  Abwehr  der  Ketzer,  denn  dazu  verwende  der  katholische  König  den  Reichtum  Indiens,  der  ihm 
verliehen  sei,  und  bedürfe  er  noch  viel  mehr. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GK8CHICHTE   DES  INKAREICHES.  LXXXXI 

die  Herrschaft,  möge  sie  eine  usurpierte  gewesen  sein,  sich  nunmehr  600  Jahre  lang1)  be- 
währt; dass  eine  solche  Dauer  zur  Verjährung  ausreiche  lasse  bei  den  Herrschaften  in  den 
meisten  andern  Reichen  sich  nicht  bestreiten,  ohne  alle  menschlichen  Angelegenheiten  von 
Grund  aus  zu  zerrütten:  Quod  enim  regnum  est,  quod  non  violentia  magna  ex  parte  quae- 
8itum  sit,  ut  non  inepte  apud  veteres  et  reges  et  tyranni  eodem  nomine  censeantur.  In 
Gemeinwesen  aber  von  polykratischer  Verfassung  ohne  Zustimmung  der  Angehörigen  der 
Verbände,  ja  gegen  ihrer  aller  Willensmeinung,  einen  auswärtigen  Fürsten  einzusetzen,  — 
wenn  das  nichts  von  Vergewaltigung  habe,  so  habe  es  überhaupt  nie  einen  Gewaltherrscher 
gegeben.  — 

Seite  10,  Kap.  2.  —  Die  Redewendung,  mit  der  dies  Kapitel  beginnt,  wird  entlehnt 
sein.  Etwas  ähnlich  drückt  sich  etwas  später  Gonzalo  Argote  de  Molina  aus  in  seiner 
Nobteza  de  Andalusia.  Vergl.  Salva,  Catdlogo  2,  S.  666,  Nr.  3540. 

Seite  11,  Anm.  2.  —  Mare  nostrum  als  Benennung  für  das  Mittelmeer  findet  man 
schon  bei  Sallust  (Jug.  17)  und  Caesar  (beü.  GaU.  5,  l)2).  In  der  Abgrenzung  der  drei 
Erdteile  Europa,  Asien,  Africa  richtet  sich  Sarmiento  ganz  nach  folgenden  Angaben  des 
Pomponius  Mela:  Hoc  mari  [man  nostro]  et  duobus  inclvtis  amnibus  Tanai  et  Nilo  in 
tres  partes  Universum  dividitur.  Tanais  a  septentrione  ad  meridiem  vergens  in  mediam  fere 
Meotidae  defluit,  et  ex  diverso  Nilus  in  pelagus.  Quod  terrarum  iacet  a  freto  ad  ea  flumina, 
ab  altero  latere  Africam  vocamus,  ab  altera  Europen,  ad  Nilum,  Africam,  ad  Tanaim, 
Europen.  Ultra  quidquid  est,  Asia  est  An  einer  andern  Stelle  wiederholt  derselbe  Autor: 
Africa  ab  orientis  parte  Nilo  terminatur.  Die  Vorstellung,  die  zu  Grunde  liegt,  ist  ungefähr 
das  Schema,  das  in  den  Radkarten  des  Mittelalters  sich  ausprägt.  Das  Mittelmeer  verläuft 
von  W  nach  0,  gabelt  sich  im  0  in  zwei  Zipfel.  In  den  nordöstlichen  mündet  in  grader 
Linie  von  N  nach  S  verlaufend  der  Tanais,  in  den  südöstlichen,  ebenso  grade  von  S  nach 
N  fliessend  der  Nil.  Der  Akkusativform  Silin  des  Namens  Suis  mag  Sarmiento  vielleicht 
auf  Karten  begegnet  sein,  vielleicht  auch  bei  Plinius,  der  nach  den  alten  Ausgaben  (z.  B. 
Basel  1535  Seite  83  =  hist.  not.  6,  20)  sagt:  Tanain  ipsum  Scythae  Silyn  vocant,  und 
auch  von  dem  Jaxartes  (Seite  87  =  6,  49):  quod  Scythae  Silyn  vocant,  Alexander  mili- 
tesque  eins  Tanain  putavere  esse.  Hieronimo  Ghaves  sagt  in  seiner  Chronographia :  Apartase 
[la  Europa  J  dal  Asia  por  el  rlo  Tanays,  a  quien  los  Scythae  llaman  Silim,  y  por  la  la- 
guna  Meotis.  So  wenigstens  nach  der  Ausgabe  von  1576  (Bl.  87  a),  der  mir  leider  allein 
zugänglichen.  Dass  Ptolemaeus  (Geogr.  2  cap.  1,  5)  vorzieht,  die  Grenze  auf  der  Landenge 
anzusetzen,  wurde  im  16.  Jahrhundert  vielfach  erörtert,  selbst  in  historischen  Werken  wie 
in  den  Episcopi  Gerundenns  paralipotnenon  Hispaniae  libri  deeem  antehac  non  excussi,  Granada 
1545  (Fol.  II  b).  Auch  Chaves  (a.a.O.,  Bl.  88b)  lässt  Africa  bis  an  das  Rote  Meer 
reichen  und  sagt:  y  esta  es  la  mejor  y  mas  razional  opiniön  de  los  cosmögraphos.  Sar- 
miento mag   offenbar   die   alte  sinnige  Divisio  trifaria  nicht  missen.     Er  konnte   sich  auf 


1)  Auf  das  Reich  der  Azteken  passt  das  nicht,  der  Inkaherrschaft  gibt  aber,  wie  schon  oben 
Seite  LX1V  angeführt  wurde,  Acosta  in  seiner  Historia  natural  eine  viel  kürzere  Dauer  und  zwar 
ausdrücklich  für  die  gesamte  Regierungszeit  der  11  Inka,  die  er  rechnet. 

2)  Zu  dem  Ausdrucke  vergl.  auch  Nissen,  Italische  Landeskunde,  Bd.  1,  S.  102,  Anm.  2. 
Strabo  1 ,  cap.  3,  5 :  i\  JiuetiQa  ödlccrta ;  cap.  3,  4 :  ^  na»9  iiuäg  ödlatta ;  2.  cap.  5,  18 :  ^  ivtbg  rj 
xa&  ijuäg  frUarr«.  Ptolem.,  geogr.  2  cap.  1,  5:  %a&  i)p*f  öaXatta. 


m* 


LXXXXIJ  RICHARD   PIET8CHMANN, 

Pietro  Martire  cTAnghiera  berufen.  Der  schreibt  in  »einer  Jjegatio  Babyionica  (lib.  3 ;  Basel, 
Ioann.  Bebe!  1533,  BL  83  C)  in  der  Schilderung  Aegyptens,  die  er  nach  Spanien  schickte: 
Urbem  autem  provinciae  nostra  tempestate  caput  Cayrum  incolae  appellant.  Haec  est  in 
Asia  trans  Nilum :  Alexandria  vero  citra,  propterea  in  Africa.  Nilus  enim,  serenissimi  prin- 
cipes,  Asiam  dirimit  ab  Africa.  Lässt  doch  auch  schon  Strabo  (lib.  1  cap.  2,  25)  Aegypten 
durch  den  Nilstrom  in  ein  afrikanisches  und  ein  asiatisches  Gebiet  zerlegt  werden;  wem 
das  nicht  gefalle,  der  solle  entweder  nicht '  die  Festländer  teilen,  oder  nicht  durch  den  Nil. 

Seite  11,  Anm.  3.  —  Ueber  den  Namen  Silis  vergl.  auch  den  vorstehenden  Nachtrag. 
Als  skythischef  Name  des  Iaxartes  kommt  Silis  auch  vor  in  dem  Kommentare  des  Eu- 
stathios  zu  Dionysios  Periegetes  (14).  Vergl.  auch  Alfred  v.  Gutschmid,  Kleine  Schriften, 
Bd.  3,  S.  75. 

Seite  11,  Anm.  4.  —  Ptolomaeus,  Geogr.  1,  11,  1.  1,  13.  1,  14.  —  Ueber  Kattigara 
vergl.  auch:  Ferdinand  v.  Richthofen,  China,  Bd.  1,  S.  507-510,  und  dazu  Alfred  v. 
Gutschmid  in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländisdien  Gesellschaft,  Bd.  34  (1880),  S. 
204—206  (=  Kleine  Schriften,  Bd.  3,  S.  600  —  603).  Wenn  die  Geführten  Alexanders  des 
Grossen  (Seite  11,  Zeile  21;  Seite  22,  Zeile  8)  als  Zeugen  dafür  aufgerufen  werden,  dass 
zu  ihrer  Zeit  noch  Kattigara  über  Malakka  mit  dem  Festlande  Asiens  zusammengehangen 
habe  und  dass  ihre  Seefahrt  einen  Abstand  von  40  Tagen  zwischen  der  Ostktiste  Asiens 
und  Kattigara  ergebe,  so  beruht  das  auf  Missverständnis.  Die  betreffenden  Aussagen  gehen 
nicht  auf  den  grossen  Eroberer  und  seine  Gefährten  zurück,  sondern  auf  einen  spätem 
Griechen  dieses  Namens,  dessen  Angaben  über  den  Seeweg  nach  Kattigara  von  Marino» 
von  Tyros  verwertet  worden  waren  und  daher  auch  in  der  Auseinandersetzung  des  Geo- 
graphen Ptolemaios  über  die  östliche  Ausdehnung  der  Oikumene  zur  Erwähung  kommen. 
—  Die  Verweisung:  de  la  cual  tratarc*  en  su  lugar  (Seite  11,  Zeile  22  des  Textes)  be- 
zieht sich  auf  Seite  22  des  Textes.  Vergl.  auch  den  Anfang  von  Kapitel  4  auf  Seite  15 
des  Textes. 

Seite  12,  Anm.  2.  —  Zu  den  Zeitgenossen  Sarmientos,  die  ernsthaft  über  den  Ver- 
bleib der  Atlantis  verhandeln,  gehört  auch  Michel  de  Montaigne,  der  in  seinen  Essais  (livr. 
1  chap.  30)  meint,  die  Neue  Welt  könne  doch  nicht  Ueberbleibsel  eines  Festlandes  sein, 
das  schon  unmittelbar  im  Westen  von  Spanien  anfing.  Gekannt  haben  wird  Sarmiento  einen 
Passus  der  Historia  de  las  Indios  des  Francisco  Lopez  de  Gomara  (1553  fol.  119):  Pero 
no  hay  para  que  disputar,  ni  dudar,  de  la  isla  Atläntide,  pues  el  descubrimiento  y  con- 
quistas  de  las  Indias  aclaran  llanamente  lo  que  Piatön  escribicS  de  aquellas  tierras.  T  en 
Mexico  Uaman  ä  la  agua  aü,  vocablo  que  parece,  ya  que  no  sea,  al  de  la  isla.  Asi  que 
podemos  decir  como  las  Indias  son  la  isla  y  tierra  firme  de  Piatön  y  no  las  Hesperides, 
ni  Ophir  y  Tharsis,  como  muchos  modernos  dicen.  Ferner  sagt  Pedro  de  Medina  in  seiner 
Arte  de  navegar  (Valladolid  1545,  fol.  XIIII)  mit  dem  Lande,  zu  dem  man  nach  Piaton 
von  den  Säulen  des  Herakles  aus  hinfuhr,  sei  gemeint  gewesen  'das  Indien-Land,  das  wir 
jetzt  haben'  —  la  tierra  de  Indias  que  agora  tenemos.  Gekannt  haben  kann  Sarmiento 
ferner  eine  Bemerkung  die  Pietro  Martire  in  seinem  Werke  De  Orbe  novo  (Dec.  2  cap.  7) 
macht.  Bei  Erwähnung  der  Entdeckungsreise  des  Vicente  Yäfiez  Pinzon  von  1508  lässt 
hier  Pietro  Martire  das  Festland  in  7°  südL  Breite  sich   als   eine  Landspitze  in  der  Kich- 


PEDRO  SARMIENTO'S  GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  LX  XXX III 

tung    auf   das  Atlasgebirge    binstrecken    und    erklärt:    Pnto  terram  banc  esse,    quam  apud 
cosmographiae  scriptores  Atianticam  dici  magnam  isulam  reperio. 

Seite  13,  Anm.  9.  —  Pedro  de  Medina,  Chrandexas  y  cosas  memorables  de  Espana 
(Sevilla:  Dominico  de  Robertis  1548)  Bl.  34  v.  bemerkt  über  Cadiz:  la  quäl  se  dize  que 
entonces  [en  el  tiempo  de  Hercules]  era  Junta  y  continente  con  la  tierra  de  Andaluzia. 
Ferner  sagt  er  (Bl.  38  v.),  es  gebe  viele  Inseln,  von  denen  erzählt  werde,  sie  seien  ehedem 
Festland  gewesen :  Assi  como  la  ysla  de  Cadiz  que  por  muy  cierto  se  tiene  fue*  Junta  e* 
una  con  la  tierra  del  Andaluzia.  Auch  heisst  es  bei  ihm  (Bl.  41v.):  Esta  ciudad  [de  Ca- 
diz] fue'  primeramente  poblada  de  Eritreos  Egipcios  (segun  dizen  las  cbrönicas)  y  llama- 
ronla  Eritrea :  y  entonce  era  tierra  Junta  y  continuada  con  el  Andaluzia ;  el  quäl  apellido  le 
quedö  tanbidn  despues  que  la  mar  la  gastö  y  quedö  fecha  isla.  In  dem  Texte  zu  dem  oben 
Seite  LXXXTV  Anm.  1  erwähnten  Blatte,  das  Cadiz  im  Jahre  1564  darstellt,  ist  auch  von 
angeblichen  Mauerresten  unter  dem  Meeresspiegel  die  Rede,  an  denen  häufig  die  Netze  der 
Fischer  hängen  blieben,  und  von  den  grossartigen  Trümmern,  welche  die  Lotsen  (locina- 
tores)  dort  auf  dem  Grunde  erblickt  haben  wollten. 

Seite  14,  Zeile  2:  altura]  —  Für  dieses  Wort  gibt  Pedro  de  Medina,  Arte  de  navegar, 
Bl.  XXXVI,  die  Definition:  Altura  es  los  grados  que  el  sol  6  el  polo  se  levantan  sobre 
el  orizonte.  Tambien  altura  se  entiende  por  los  grados  que  alguna  ciudad,  puerto,  ysla,  etc., 
esta  apartado  de  la  linea  equinocial.  Ausführlicher  in  demselben  Sinne:  Martin  Cortes, 
Breve  compendio  de  la  sphera  y  de  la  arte  de  navegar ,  p.  3  cap.  8  (Sevilla  1556,  Bl.  78). 
Sarmiento  verwendet  hier  altura  in  etwas  uneigentlichem  Sinne  für  die  grösste  Ausdehnung 
parallel  dem  Aequator.  Und  zwar  will  er  damit  sagen,  dass  er  den  Abstand  zwischen  dem 
westlichsten  und  östlichsten  Punkte  nach  der  Lage  der  beiden  Orte  auf  der  Erdkugel 
misst,  nicht  etwa  durch  Addition  von  Arealvermessungen  oder  Wegdistanzen.  In  demselben 
Sinne,  in  dem  aUura  in  Sarmientos  Auseinandersetzungen  über  die  Atlantis  steht,  finden 
wir  diesen  Kunstausdruck  auch  in  dem  Berichte  Über  die  Erschliessung  der  Anden,  als 
dessen  Verfasser  ich  oben  Seite  LXXV  f.  Sarmiento  nachzuweisen  versucht  habe.  Er  bemerkt 
darin:  Para  inteligencia  de  esto  son  menester  algunos  fundamentos.  El  primero  que  las 
leguas  de  las  demarcaciones,  que  aqui  dire,  se  ban  de  entender  por  akura,  porque  las 
otras  medidas  son  inciertas  y  frustratorias  de  limites  y  te'rminos,  aunque  sean  medidas  por 
geometria.  El  segundo,  que  estas  demarcaciones  van  por  gradacion  y  altura  de  longitud  y 
latitud.  ...  La  cordillera  grande  que  .  .  .  corre  norte-sur  .  .  .  tiene  70  leguas  por  el 
aUura,  aunque  por  el  Camino  hay  muchas  mas. 

Seite  14,  Zeile  3.  —  Sarmiento  rechnet  hier  den  grössten  Durchmesser  Asiens  von  W 
nach  0  von  der  Ostgrenze  Aegyptens  bis  zur  Ostspitze  Malakkas.  Für  ihn  hält  also  wie 
für  Ptolemaeus  die  Südküste  Asiens  über  Indien  hinaus  im  wesentlichen  die  Richtung  der 
Breitengrade  inne.  So  wird  Malakka  nicht  zum  südlichen,  sondern  zum  östlichen  Vor- 
sprunge des  Festlandes.  Dieselbe  Anschauung,  wie  wenn  in  dem  Briefe  über  die  Ent- 
deckungsfahrt des  Goncalo  Coelho,  der  unter  dem  Namen  des  Vespucci  geht,  gesagt  wird, 
die  Aufgabe  dieses  Unternehmens  sei  gewesen,  den  westlichen  Seeweg  von  Lissabon  nach 
Malakka  aufzusuchen. 

Seite  14,  Zeile  6.  —  y  de  bqj].  Vor  y  wird  ein  Wort  ausgefallen  sein,  etwa  medida. 
Das  altertümliche  y  =  i&i,    das  wie  das  französische  y  gebraucht    wird,    kann    hier    nicht 


LXXXXIV  RICHARD   PIETSCHMANN, 

gut  stehen,  sowohl  wegen  der  Wortstellung,  als  auch  weil  hier  tener  nicht  unpersönlich  ist, 
sondern  isla  zum  Subjekt  hat. 

Seite  14,  Zeile  16.  —  Die  Einteilung  der  Kompasrose  ist  nach  Medina,  Arte  de  na- 
vegar  (Bl.  XX) :  die  vier  Hauptrichtungen  zu  je  45  Grad :  norte,  teste,  sur,  oeste ;  dazwischen 
in  Abständen  von  je  221/«  Grad:  nordeste,  sueste,  sudueste,  noroeste;  dazwischen  in  Ab- 
ständen von  je  1 1  1/a  Grad :  nornordeste,  lesnordeste,  lesueste,  susueste,  susudueste,  oessudueste, 
oesnorocsie,  nornoroesie ;  in  der  Mitte  dazwischen  dann  norte  quarta  al  nordeste  u.  s.  w. 

Seite  15,  Zeile  24.  —  Die  Descripciön  del  orbe  de  aqnel  tiempo,  die  da  stehen  sollte, 
wo  die  Handschrift  einen  leeren  Raum  hat,  konnte  nur  handeln  von  den  4  Erdteilen  der 
Alten  Welt  ausser  Gatigara,  d.  h.  von  Asien,  Africa,  Europa  und  der  Atlantis.  Hierüber 
war  aber  schon  im  2.  und  3.  Kapitel  alles  wesentliche  vorgebracht,  darum  blieb  hinter 
Kapitel  3  die  Stelle  leer.   —  Unter  deüa  ist  wohl  zu  verstehen  la  isla  AÜäntica. 

Seite  17,  Zeile  1 :  Noe  gigante']  —  Das  Menschengeschlecht,  über  das  die  Sintflut 
verhängt  worden  war,  wurde  als  ein  Geschlecht  von  Riesen  betrachtet  Vergl.  z.  B.  was 
Antoninus  Florentinus  in  der  Prima  pars  historialis  seiner  Summa  (Tit.  1  cap.  2 ;  Bl.  6 
verso)  in  Anlehnung  an  Vinzenz  von  Beauvais  sagt,  auch  La  mer  des  hystoires  (Paris: 
Pierre  le  rouge  1488.  Vol.  1  Bl.  35  verso  bis  36).  Giovanni  Nanni  hat  dann  in  seinem 
Antiquitäten-Buche,  das,  seit  es  1498  in  Rom  herauskam,  eine  Folge  von  Auflagen  erlebte, 
diese  Riesen  den  Giganten  des  griechischen  Mythos  gleichgesetzt  So  sagt  er  in  seinem 
Pseudo-Berosus  (lib.  1) :  Unus  inter  gigantes  erat  .  .  .  huic  nomen  erat  Noa.  —  Praeter 
vero  tres  primores  fiiios  Noa  post  diluvium  gigantes  pluresque  filios  genuit  An  die  Riesen, 
von  denen  in  Sagen  einzelner  Gegenden  Perus  die  Rede  war  (vergl.  oben  Seite  XXX), 
scheint  Sarmiento  hier  nicht  gedacht  zu  haben.  Er  hätte  sonst  diese  Sagen  in  der  Be- 
weisführung, die  er  auf  Seite  8  des  Textes  gibt,  gut  verwerten  können. 

Seite  17,  Zeile  17.  a  Fenec"]  —  Phenec  ist  wohl  absichtlich  geschrieben,  nicht:  a 
Aphenec,  trotz  Assenes. 

Seite  18,  Zeile  6 — 8.  —  Die  Umdeutung  des  Mythos,  bei  der  aus  dem  Himmels- 
träger Atlas  ein  Himmelskundiger  gemacht  wird,  ist  alt  Dem  Mittelalter  war  sie  geläufig 
aus  Augustin s  Buche  de  civitate  Dei,  aus  dem  sie  Isidor  von  Sevilla  und  dann  z.  B.  Roger 
Baco  entlehnt  hat.  Sie  findet  sich  auch  bei  Humanisten  wie  M.  Antonius  Coccius  Sabellicus 
(Bapsodiae  historiarum  P.  1  Ennead.  1  lib.  2  Bl.  XIIII).  Schliesslich  lässt  man  das 
Himmelstragen  nur  darin  bestehen,  dass  Atlas  ein  tragbares  Modell  angefertigt  habe,  das 
die  Bewegung  der  Himmelskörper  zur  Anschauung  brachte.  Das  sagt  z.  B.  Joannes  Goro- 
pius  Becanus,  der  1572  starb,  in  seinen  Hispanica,  in  denen  er  auch  erzählt,  dass  er  ein 
mechanisches  Kunstwerk  dieser  Art  selber  in  Rom  bei  Francisco  de  Bobadilla  Kardinal 
Mendoza,  späterem  Bischof  von  Burgos  gesehen  habe.  Dieses  Buch  erschien  allerdings  erst 
1580.  —  Vergl.  auch  oben  S.  VI.  — 

Seite  18,  Zeile  18.  —  Herr  Professor  Eduard  Boehmer,  den  ich  brieflich  wegen  dieser 
Stelle  befragte,  schlug  vor  zu  lesen:  como  en  el  sitio  deüa  ha  sido  arriba  segurado,  en  lo 
restante  .  .  .  Man  könnte  vielleicht  auch  für  segundo  schreiben  tratado  (vergl.  Seite  18, 
Zeile  11)  oder  averiguado  (vergl.  Seite  15,  Zeile  19).  Ein  segun  do,  entsprechend  einem 
por  do,  das  ja  zu  belegen  ist,  z.  B.  bei  Pedro  Mejia,  kenne  ich  nur  aus  einer  sicher  ver- 
derbten Stelle:  Betanzos,  Kap.  15,  S.  105  Anm. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DBS   INKAREICHES.  LXXXXV 

Seite  21,  Anm.  13.  —  Cieza  (1  Kap.  87)  hat  die  Nachricht,  bei  Guamanga  (=  Hua- 
manca)  am  Vinaque-Flusse  (=  Huifiac)  habe  es  Trümmer  eines  Bauwerks  gegeben,  das 
nach  Aussage  der  Eingebornen  vor  der  Inkazeit  errichtet  worden  sei  von  bärtigen  Leuten 
weisser  Hautfarbe  wie  die  Spanier:  Y  tambtän  hay  fama,  que  se  hallaron  ciertas  letras  en 
una  loza  deste  edificio.  Lo  cual  ni  lo  afirmo,  ni  dejo  de  tener  para  mi  que  en  los  tiempos 
pasados  hobiese  llegado  aqui  alguna  gente  de  tal  juicio  y  razdn,  que  hiciese  estas  cosas  y 
otras  que  no  vemos.  Leopold  Ranke  (Sämtliche  Werke,  2.  Gesamtausg.,  Bd.  35  u.  36,  S. 
557)  hat  aus  einer  Handschrift  der  Biblioteca  Barben  na  eine  Beschreibung  der  Ruinen  ab- 
gedruckt, die  hiermit  im  wesentlichen  übereinstimmt;  hier  heist  es:  y  aun  dicen  algunos 
que  se  hallö  loza  en  la  cual  estaban  esculpidas  muchas  letras.  Sicher  von  Cieza  entlehnt 
ist  was  Gregorio  Garcia  (libr.  4  cap.  21)  hierüber  schreibt,  nur  setzt  er  noch  hinzu:  letras 
que  parecian  griegas;  und  er  erzählt,  nach  Angabe  eines  Mestizen  gebe  es  in  Chiapa  in 
Neu  Spanien  bei  den  Lacandones  ein  in  cal  y  canto  aufgeführtes  Bauwerk  mit  Pfeilern: 
en  cada  uno  de  ellos  esta  un  letrero,  que  segun  me  dijo  el  sobredicho  mestico  parecen  ser 
letras  griegas.  —  Die  Auffindung  einer  'Inschrift'  in  alten  Ruinen  zu  Qufuua  bei  Huamanca 
im  Jahre  1637  wird  erwähnt,  nach  einem  spanischen  Bericht,  von  E.  George  Squier,  Peru, 
S,  561  und  von  Jim&iez  zu  Cobo  3  S.   111. 

Seite  21,  Zeile  20:  Nueva  Espaüa]  —  Vergl.  dazu  oben  Seite  XXII  und  Seite  5  des 
Textes. 

Seite  21,  Zeile  25:  estas]  —  So  die  Handschrift.  Gemeint  ist  wohl:  estas  provincias. 

Seite  22,  Zeile  6—12.  —  Ueber  Kattigara  vergl.  Seite  11  des  Textes  und  die  Er- 
gänzungen dazu.  Sarmientos  Anschauungen  sind  schon  oben  (Seite  XXXI  f.)  charakterisiert 
worden.  Schon  vor  ihm  hat  das  mutmassliche  Australland  viele  beschäftigt.  Seinem  Ur- 
sprünge nach  ist  dies  Phantom  eine  Schöpfung  der  Kartographen  des  Altertums,  ein  Ueber- 
rest  des  Festlandes,  das  als  ein  Ausläufer  des  Südhälfte  der  Ostseite  von  Afrika  sich  so 
verlängerte,  dass  es  den  Indischen  Ozean  im  Süden  und  auch  im  Osten  abschloss.  Enea 
Silvio  Piccolomini,  der  Papst  Pius  II.,  hatte  in  seiner  Historia  rerum  ubique  gestavum  (Ve- 
nedig 1477.  Bl.  3  a)  zwar  erklärt,  diese  Vorstellung  sei  durch  die  Umschiffung  Afrikas 
als  irrig  erwiesen.  Die  Land-Schranke  im  Osten  des  Indischen  Ozeans  war  geschwunden. 
Aber  noch  durfte  man  zweifeln,  ob  nicht  die  Breiten  im  Südosten  des  Festlandes  von 
Asien  und  der  Sunda-lnseln  einen  Festlandskörper  bargen,  auf  den  die  Angaben  des  Pto- 
lemaios  einigermassen  zuträfen.  Wer  wie  Sarmiento  mit  seinen  Berufegenossen,  etwa  mit 
den  'Kosmographen'  wie  Pedro  Mejia,  Hierönimo  Chaves,  die  Neigung  teilte,  bei  Pro- 
blemen, denen  gegenüber  vorläufig  ein  exaktes  Wissen  nicht  zu  gewinnen  war,  mit  allerlei 
nicht  immer  gut  gesichteten  Lesefrüchten  sich  zu  behelfen,  der  fand  Andeutungen  genug. 
Plinius  (hist.  not.  6,  81)  erwähnt  ja,  Taprobane  habe  lange  als  zweiter  Orbis  terrarum 
gegolten,  als  der  sogenannte  Antichthonen-Erdkreis.  In  dem  Werke  des  Pomponius  Mela, 
das  Sarmiento  ja  gut  gekannt  zu  haben  scheint,  wird  gesagt:  Taprobane  aut  grandis  ad- 
modum  insula  aut  prima  pars  orbis  alterius  Hipparcho  dicitur.  Wer  aber  mit  einem  der 
Herausgeber  des  Mela  in  Taprobane  Sumatra  wiedererkannte,  der  musste  den  alter  orbis 
südöstlich  von  den  Sunda-lnseln  anfangen  lassen.  Seit  dem  13.  und  14.  Jahrhundert  hatte 
man  sich  an  die  Vorstellung  gewöhnt,  dass  östlich  an  das  Festland  Asiens  sich  Scharen 
von  Inselländern  anschlössen,  so  zahlreiche,  dass  damit,  wie  es  in  dem  Volksbuche  von  den 


LXXXXVI  RICHARD   PIET8CHMANN, 

Reisen  des  Ritter  Mandeville  beschrieben  wird,  das  Meer  zwischen  Asien  und  Europa  bei- 
nahe ganz  besetzt  war.  Weiter  südlich  dagegen  von  der  nördlichen  bewohnbaren  Zone 
durch  einen  überheissen  Himmelsstrich  getrennt,  sollte  es  nach  Angaben  der  Alten,  z.  B. 
bei  Mela,  eine  zweite  gemässigte  Zone  geben,  die  der  Antichthonen.  Eine  Weltkarte  des 
12.  Jahrhunderts  (Giuseppe  Ottino,  II  'Mappamondo  di  Torino*,  Turin-Palermo  1892)  zeigt 
uns  dort  von  Africa  und  Asien  durch  den  Binnenozean  abgesondert  ein  Kreissegment,  auf 
dem  zu  lesen  ist :  Extra  tres  autem  partes  orbis  quarta  pars  trans  oceanum  interior(em)  est 
qui  solis  ardore  incognita  nobis  et  cuius  finibus  antipodes  fabulose  inhabitare  produntur. 
Als  ein  Stück  dieses  südlichen  Erdteils  betrachteten  dann  viele  das  Feuerland,  das  Magel- 
haens  bei  der  Fahrt  durch  die  Meerenge,  die  nach  ihm  benannt  wurde,  im  Süden  gehabt 
hatte.  'Dieses  Australland',  sagt  eine  französische  Erdbeschreibung,  die  wir  in  einer  Hand- 
schrift des  Jahres  1545  besitzen1),  'geht  von  da  aus  hin  nach  Java  auf  der  Westseite1. 
'Dieses  Java1  behauptet  derselbe  Autor,  'ist  ein  Land,  das  bis  unter  den  antarktischen  Pol 
geht,  und  zwar  im  Westen  ganz  bis  zum  Australland  und  nach  der  Ostseite  an  das  Land 
der  Magaillant- Strasse ;  einige  sagen,  es  seien  Inseln,  und  soviel  ich  davon  gesehen  habe, 
ist  es  Festland ;  .  .  .  Was  man  Java  minor  nennt  ist  eine  Insel,  aber  Gross  Java  ist  Fest- 
land1. Von  der  Fahrt  Magelhaens  sagt  Martin  Gortos  in  seinem  Breve  conpendio  de  la  sphera 
y  de  la  arte  de  navegar  (Sevilla  1556,  Bl.  21):  De  donde  se  pudo  saber  bien  de  vista  lo 
que  Ptolomeo  no  alcancö  de  oydas,  .  .  .  Los  de  Guinea,  Galicut,  Gatigara,  Malaca  debaxo 
de  la  torrida  (zona)  viven,  y  muchos  dellos  vida  larga,  y  que  sea  habitada  aqueila  parte. 
Das  letztere  hatte  bereits  Martin  Fernand ez  de  Enciso  in  seiner  Suma  de  geographia  gesagt, 
die  zuerst  1519  erschien.  Blatt  4  verso  der  Ausgabe  von  1530  steht  schon:  Y  toda  la 
costa  de  Guinea  e*  la  Etiopia  e*  Arabia  feliz  e  Calicut  y  Melaca  e*  la  Taprobana  y  el 
Gatigara,  es  todo  muy  poblada  y  esta  debaxo  de  la  torrida  (zona)  y  dentro  de  los  tröpicos. 
Für  Enciso  liegt  Gatigara,  'das  Land  wo  die  Einhörner  vorkommen1,  42  Grad  östlich  von 
Melaca,  als  östlichster  Punkt  der  bekannten  Erdfläche,  nicht  weit  von  Klein-Java,  200 
Leguas  von  Aurea,  d.h.  der  Aurea  Chersonesos  (ebd.  Bl.  7  verso  und  62):  Esta  tierra 
del  Gatigara  estä  ä  IX  e*  X  grados  de  la  equinocial  de  la  otra  parte  del  anstro,  y  des- 
del  Aurea  al  Gatigara  hay  CC  leguas ;  y  estä  el  Gatigara  al  Este ;  y  entre  el  Aurea  y  el 
Gatigara  entra  un  golfo  de  mar  ä  que  llaman  Mare  magnum  hazia  al  setentriön  que  ilega 
hasta  a  la  tierra  de  Aganagora  [die  indische  Stadt  Aganagara  des  Ptolemäus]  que  esta  en 
XX  grados.  Encisos  Vorstellung  ist  hier  noch  abhängig  von  den  Versuchen  das  Weltbild 
des  Ptolemäus  sich  zu  rekonstruieren,  bei  denen,  wie  man  das  in  dem  Ptolemäus  von  Ulm 
1482,  dem  von  Rom  1490,  dem  von  Basel  1540  und  auch  noch  in  dem  Ptolemäus  des 
Sebastian  Münster  (Basel  1545)  sieht,  der  Name  Catigara  in  den  äussersten  Streifen  Landes 
eingetragen  wurde,  der  den  Ostrand  der  südöstlichsten  Ausbuchtung  des  grossen  Binnen- 
meers bildet,  als  das  der  Indische  Ozean  sich  darstellt.  Auch  ging  es  mit  Kattigara  ähnlich 
wie  mit  andern  einmal  inventarisierten  Erbstücken  geographischer  Weisheit.  Je  mehr  der 
Ostrand  Asiens  sich  entschleierte,   um  so  mehr  rückte  es  von  ihm  ab  in  Breiten,  in  denen 


1)  Jean  Fonteneau  dit  Alphonse  de  Saintonge,  La  Cosmographie,  p.  p.  Georges  Musset. 
Paris  1904.  S.  427  und  S.  388  f.  Eine  (terra  austrat  in  53°  S.  Br.,  450  Leguas  vom  Kap  der  guten 
Hoffnung,  600  von  St.  Agostin  kennt  schon  Enciso  (Bl.  54  ?.). 


PEDRO   SARMIENTO's  GESCHICHTE  DES   INKABEICHES.  LXXXXVII 

es  noch  etwas  zu  erforschen  gab.  Hierönimo  Chaves  zählt  als  die  Länder  des  fernsten 
Ostens  auf :  Ceylon,  das  Ptolemäus  Taprobana  nennt,  Sumatra  nebst  Malaca,  die  beiden 
Iava,  das  grosse  und  das  kleine,  das  Land  von  Gilolo  und  Catygara,  dazu  alle  die  Ma- 
luco -Inseln,  deren  es  sehr  viele  gibt,  sowie  andere  kleine  Inseln,  die  schier  unzählige  sind 
(Bl.  90  verso  der  Ausgabe  der  Chronographie  von  157G).  Ortelius  verschob  Cattigara  ganz 
in  die  fernste  Nordostecke  Asiens.  Columbus  suchte  es  noch  1503  in  Westindien-,  die  Welt 
sei  eben  nicht  so  gross  wie  der  gemeine  Mann  sich  vorstelle.  Auf  der  Weltkarte  des 
Orontius  Finaeus  von  1531,  auch  auf  einer  der  Ergänzungskarten,  die  Sebastian  Münster 
seinem  Ptolemäus  beifügte  (Tafel  XXVI),  auf  dem  Globus  von  Nancy,  finden  wir  Catigara 
in  Südamerika  wieder  und  zwar  als  Benennung  Perus.  'Cattigara  sive  Peru1  schreibt  auch 
der  viel  bewunderte  Gulielmus  Posteil  in  seinem  Geographicae  disciplinae  compendium  (Basel 
1561  S.  4).  Sarmiento  verfuhr  also  noch  konservativ,  wenn  er  Kattigara  und  das  unbe- 
tretene Israeliten-Land  des  Ezra-Buches  in  den  australischen  Gewässern  suchte.  Im  übrigen 
konnte  er  bei  Postell  (ebd.  S.  2.  4.  14.  34)  allerlei  lesen  über  die  Australis  portio,  quae 
et  totum  mare  pacificum  obtegit  et  a  suppolari  motu  defendit.  Posteil  will  diesen  Erdteil 
Chasdiah  taufen,  wie  er  dann  auch  wirklich,  z.  B.  in  dem  Specuhttn  des  Cornelius  de  Judaeis 
(Antwerpen  1593)  genannt  wird,  beschreibt  ihn  und  bildet  ihn  ab,  wohl  frei  nach  Mer- 
cators  Karte  von  1539,  als  einen  Landkörper  von  flaschenähnlicher  Gestalt,  und  redetauch 
von  den  weiten  Ländern  die  westwärts  von  Peru  gegenüber  der  Basilea  occidua,  soll  heissen 
Los  Reyes  =  Lima,  liegen.  Diesen  Erdteil  dürfe  man  als  das  Land  der  östlichen  Aethiopen 
Homers  bezeichnen.  Postell  schwebt  hierbei  offenbar  eine  Stelle  aus  dem  grossen  astrologischen 
Werke  des  Cl.  Ptolemäus  vor  (Tetrabiblos  Syntaris,  lib.  2  cap.  3),  in  dem  der  Ausdruck  vorkommt : 
xb  npbg  xbv  yoxanrfXtdoxrp^,  xb  xaxbt  xfyv  iooav  AlSioitlav,  ö  Sk  xijs  ßuydXtfs  'Aöiag  vdxtov 
ßiipog  äv  xaXöixo.  Ortelius  trägt  auf  dem  Typus  orbis  terrarum  von  1570  in  den  leeren  Raum 
des  grossen  australischen  Festlandes  südlich  von  Klein- Java  die  Notiz  ein:  Vastissimas 
hie  esse  regiones  ex  M.  Pauli  Ven[eti]  et  Lud.  Yartomanni  scriptis  perigrinationibus  con- 
stat.  Ludovico  de  Vartema,  der  venetianische  Reisende,  der  von  der  Levante  aus  zwischen 
1502  und  1506  in  den  östlichen  Ländern  herumzog  und  über  Java  hinaus  zu  den  Ge- 
würzinseln vordrang,  wird  in  der  von  Simon  GrynaeiiS  herausgegebenen  Sammlung  von 
Reisebeschreibungen  (Nävus  orbis  regionum  ac  insularv.n  veteribus  incognitarum.  Basel:  Io. 
Hervagius  1532.  Bl.  4 —  6  ;  S.  187)  Vartomannus  genannt.  —  Eine  Geschichte  der  Vor- 
stellungen von  dem  antarktischen  Festlande  entwirft  kurz  Stefano  Grande,  Le  Carte  d' Ame- 
rica die  Gtacomo  Gastaldi  (Turin  1905)  S.  125—127.  Eine  Karte  der  Sierra  austral  no 
conoeida'  ist  auch  veröffentlicht  in  den  Cartas  de  Indios,  Mapas  Taf.  1.  Zu  erwähnen  ist 
auch  noch,  dass  1542  Lorenzo  Estopifian  de  Figueroa  und  ein  gewisser  Ballejo  (=  Vallejo) 
aus  den  Charcas  von  Cristöbal  Vaca  de  Castro  Erlaubnis  erhielten,  zwei  Schiffe  auszu- 
rüsten :  e*  conquisten  y  pueblen  ciertas  yslas  questan  en  este  mar  del  Sur,  hazia  al  Estrecho, 
&  su  costa.  Was  daraus  wurde  ist  nicht  bekannt.  Vergl.  Cartas  de  Indios,  S.  487  ;  757. 

Seite  22,  Anm.  1.  —  Von  dieser  Stelle  des  apokryphen  Esra-Buches  hicndelt  aus- 
führlich: Johannes  Fridericus  Lummius,  De  extremo  Dei  judido  et  Indiorum  vocatione  libri 
II.  Antwerpiae:  Anton  Tilenius  Brechtanus  15G7.  lib.  II  cap.  8  (S.  170 — 183):  Quomodo 
et  quando  Iudaei  primum  in  Indiana  venerunt,  et  quod  modo  in  patriam  suam  reverti  di- 
cantur.     Das  Büchlein  wurde  danach    auch  in  Venedig  1569  veröffentlicht,   auch  nochmals 

Abhandlafif  en  d.  K.  Ges.  d.  Wie»,  in  Götttnf en.    PhiL-hlei.  Kl.    N.  F.    Band  6, «.  n 


LXXXXVm  RICHARD  PIETSCHMANN, 

in  Antwerpen  bei  Iohannes  Keerberg  1594,  unter  dem  Titel  De  vicinitate  extrcmi  iudicii  Dei 
et  consummatione  saecvli.  Sarmiento  steht  damit,  dass  er  das  unbekannte  Land  der  zehn 
Stämme  nach  den  Samoa-Inseln  verlegt,  wohl  ziemlich  vereinzelt  da.  Die  meisten  Ausleger 
plädieren  für  America.  So  z.  B.  Juan  Nufiez  de  la  Pefta,  Conquista  y  Antigüedades  de  las 
islas  de  la  Gran  Canaria.  Madrid  1676.  S.  21.  Man  stellte  sich  vor,  der  Weg  habe  vom 
Euphrat  durch  die  Mongolei  nach  Nord- Amerika  geführt  (Cobo  8,  59).  An  die  Tartarei 
hatte  schon  Gilbert  G^n&rard  gedacht.  Ausführliches  zur  Geschichte  dieser  Theorien  bei : 
Hubert  Howe  Bancroft,  Works,  Vol.  5  (San  Francisco  1883)  S.  78—102.  Justin  Winsor, 
Narrative  and  critical  History  of  America,  Vol.  1  S.  115.  Edward  John  Payne,  History  of 
(he  New   World  caüed  America,  Vol.  2  S.  75—78. 

Seite  22,  Anm.  4.  —  Als  Jahr  der  Entdeckung  nennt  hier  Sarmiento  nicht  wie  auf 
Seite  9  und  Seite  91  das  Jahr  1567,  sondern  —  wie  auch  in  seinem  Berichte  über  die 
Verfolgung  Drakes  (Col.  de  doc.  inid.  p.  I.  hist,  de  Bsp.,  T.  94  S.  455)  —  1568.  Wo  er 
für  die  Entdeckung  das  frühere  Jahr  angibt,  rechnet  er  als  Datum  den  30.  November 
1567,  an  dem,  wie  er  versichert,  die  ersten  von  Mendafla  verschmähten  Eilande  in  Sicht 
kamen.  Er  rechnet  so  auch  in  dem  Schreiben  an  den  König  vom  4.  März  1572,  von  dem 
Jimdnez  mit  den  Tres  Relaciones  einen  Teil  gedruckt  hat,  indem  er  (S.  XXIV)  sagt:  no 
quisieron  tomar  la  primera  tierra  que  yo  descubri  .  .  .  en  14°  .  .  . ,  antes  desgarraron  y 
fueron  descayendo  de  altura  40  y  tan  tos  grados.  Nach  dem  Berichte  Sarmientos  dagegen, 
der  in  der  Cokccion  des  Archivo  de  Indias,  T.  5  gedruckt  ist,  wurde  der  Kurs  schon  am 
28.  November  1567  geändert  und  wurde  am  4.  Dezember  Land  in  Sicht  gemeldet  (ebd. 
S.  213). 

Seite  23,  Zeile  25.  —  Hier  wird  das  Geschichtswerk  Sarmientos  von  ihm  selbst 
direkt  als  eine  *probanza'  bezeichnet.  Wenn  Toledo  von  einem  libro  de  la  historia  y  pro- 
banza  schreibt  (vergl.  oben  Seite  XXXXI),  so  bedeutet  das  vielleicht  auch  nur  (das  Ge- 
schichte- und  Beweiswerk',  ohne  spezielle  Beziehung  auf  das  dem  Buche  angehängte  Be- 
glaubigungs-Protokoll. 

Seite  25,  Anm.  6.  —  Die  Schöpfungsgeschichte  der  Cafiares  erzähl);  ähnlich  wie  Mo- 
lina auch  Cobo  3,  S.  312 — 314.  Ueber  den  Glauben  der  Cafiares  war  es  leicht  in  Cuzco 
selbst  etwas  zu  erfahren,  da  eine  Abteilung  Cafiares  und  Chachapoyas  dort  von  den  Inka 
als  Besatzung  der  Festung  angesiedelt  war.  Im  September  1572  schätzte  Toledo  diese 
Truppe  auf  500  Mann.  Vergl.  Relaciones  geogräficas  2,  Apend.,  S.  X  f. 

Seite  28,  Zeile  22.  —  Nach  Zärate  (1  Kap.  11)  war  das,  was  Francisco  Pizarro  er- 
hielt, ein  tablon,  auf  dem  Huayna  Capac  zu  sitzen  pflegte,  nach  Pedro  Pizarro  (Colecdon 
de  doc.  inid.  p.  I  hist.  de  Esp.,  T.  5,  S.  243  f.)  war  es :  un  escafio  de  oro  que  encajaba 
en  una  piedra  grande  que  tenian  labrada,  hecha  escafio,  donde  decian  que  se  sentaba  el 
Sol  —  und  stammte  aus  dem  Sonnentempel  zu  Cuzco  (vergl.  ebendort,  S.  266). 

Seite  29.  —  Vergl.  zu  diesem  Kapitel,  Seite  LVT  der  Einleitung.  In  der  Relation 
sumaria  vom  1.  März  1572  [lnformaciones,  S.  187)  wird  cinchi  ebenfalls  erklärt  mit:  &te 
es  agora  valiente.  Vergl.  auch  Markham  zu  Garcilaso  1,  S.  92,  Anm.  2;  Middendorf, 
Wörterb.,  S.  775. 

Seite  29,  Zeile  14:  como  en  su  lugar  se  dira]  —  Von  dieser  Unterscheidung  ist 
nicht  weiter  die  Bede.     Die  zwischen  Hanancuzco  und  Hurincuzco,  doch  nur  eine  einzelne 


PEDRO   SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   IN  KAKEICH  ES.  IC 

Anwendung,  wird  nicht  gemeint  sein.  Wohl  aber  mag  Sarmiento  vorgehabt  haben  zu  er- 
wähnen, da88  in  den  eroberten  Provinzen  des  Inkareiches  die  Scheidung  von  Hurin  und 
Hanan  zur  Abgrenzung  der  Verwaltungsbezirke  verwertet  wurde.  Ueber  den  Nutzen  dieser 
Einteilung  für  die  Verwaltung  äussert  sich  z.  B.  Polo  de  Ondegardo  (Cökccion  des  Archivo 
de  Indias,  T.  17,  S.  110 f.;  S.  153).  Vergl.  hierzu  auch  oben  Seite  LXX. 

Seite  29,  Zeile  39.  —  Auch  das  Gutachten  von  1571  in  der  CoUccion  de  doc  ined 
p.  I  hist.  de  Espana,  T.  13  läset  (S.  44  9  f.)  den  Zustand  des  Krieges  der  Cinchicuna  unter- 
einander bis  auf  Tupac  Inca  Yupanqui  bestehen :  y  estos  cincheconas  y  valientes  hacian  la 
guerra,  y  ofreciendose  ellos  y  animändolos,  y  el  pueblo  holgaba  dello;  mas  esta  eleciön 
hecha  desta  manera  no  era  para  otro  efeto  sino  para  la  guerra.  Esto  se  ve*  agora  en  los 
dos  extremos  del  Piru  hacia  Quito,  Chachapoyas  y  Chile  adonde  no  se  halla  ni  un  sefior, 
sino  cada  uno  lo  es  de  su  casa,  no  mas. 

Seite  30,  Zeile  16.  —  Die  Bestimmung  der  Lage  von  Cuzco  in  13°  15'  südl.  Breite 
ist  nicht  genau.  Pentland  bestimmte  sie  auf  13°  30',  Nystrom  ermittelte  für  die  Präfektur 
von  Cuzco  13°  31' 45"  (Antonio  Raimondi,  El  Peru,  2,  Lima  1876,  S.  91;  3,  1880,  S. 
398).  Schon  in  dem  Streite  zwischen  Francisco  Pizarro  und  Almagro  nahm  Juan  Roche, 
einer  der  Piloten,  die  als  Sachverständige  gehört  wurden,  für  Cuzco  13°  30'  südl.  Breite 
an,  allerdings  wohl  nur  auf  Grund  einer  Schätzung  nach  der  für  Lima  ermittelten  Breite. 
Zu  Sarmientos  Zeit  war  eine  verbreitete  Annahme,  dass  Cuzco  in  14°  südl.  Breite  liege i). 
Für  seine  Art  ist  es  bezeichnend,  dass  er  einer  solchen  communis  opinio  gegenüber  lieber 
zu  wenig  als  zu  viel  ansetzt. 

Seite  30,  Zeile  18.  —  Nach  dem  Protokoll  vom  4.  Januar  1572  über  die  Aussagen 
der  Oberhäupter  der  Ayllu  Sauasiray,  Antasayac  [so],  Ayar  Uchu  und  der  Gualla  (Infor- 
maäoncs,  S.  223 — 243)  kam  der  Cinchi  Sauasiray  mit  seinen  Begleitern  vom  Sutic-toco, 
7.  Leguas  von  Cuzco,  nach  Cuzco  und  liess  sich  dort  nieder  in  den  mittleren  Stadtteilen, 
die  damals  Quinti  Cancha  und  Chumbi  Cancha  hiessen,  an  der  Stelle,  wo  das  Dominikaner- 
Kloster  stehe,  der  Pachacuti  Inka  den  Namen  Curi  Canoha  gegeben  habe.  Die  Antasayas 
sagen  aus,  ihr  Stammvater  Quizco  sei  mit  den  Leuten,  deren  Cinchi  er  war,  nach  Cuzco 
gekommen  und  habe  sich  da  niedergelassen,  wo  das  Kloster  der  Klarissinnen  stehe,  und 
oberhalb  davon  bis  zu  den  Behausungen  des  Paullu  Inca.  Sauasiray  und  dessen  Genossen 
habe  er  im  Quinti  Cancha  angesiedelt  vorgefunden.  Nach  Aussage  des  Ayar-Uchu-Ayllu 
hat  ihr  Stammvater,  als  er  in  Cuzco  in  dem  Bezirke  von  Pucamarca,  da  wo  das  Haus  der 
Dona  Isabel  de  Bobadilla  [vergl.  Molina,  S.  21]  stehe,  sich  niederliess,  einige  Sauasiray - 
und  Quizco-  [also:  Antasayas-] *Htitten  vorgefunden.  Den  Ayllu  Namen  hätten  ihnen,  den 
Alcauizas,  die  Inka  beigelegt;  sie  nennten  sich  jetzt  so,  wie  ihre  Vorfahren  hiessen.  Ayar 
Uchu  sei  in  Stein  verwandelt  worden ;  und  nach  ihm  seien  Cinchi  der  Alcauizas  Apomayta 
[Sarmientos  Copalimayta]  und  Calcoychima  gewesen.  Alle  drei  Clans  sagen  aus,  dass  vor 
Eintreffen  ihrer  Stammväter  die  Ansiedlungen  der  Gualla  bestanden ;  sie  hätten  nach  Sonnen- 
aufgang zu  am  Hange  der  Bergwand  gelegen.  In  der  Aussage  der  Gualla  von  Vicos  im 
Gualla-  [so  ist  zu  lesen  statt:  Gualca]  Tale  wird  hiermit  übereinstimmend  erzählt,  ihre 
Vorfahren  seien    bei  Cuzco   nach   Sonnenaufgang   zu    ansässig   gewesen,    und    zwar  in  der 


1)  So  z.B.  Molina  in  Jimfoez'  Ausgabe  von  Las  Casas'  Peru,  S.  263. 


n* 


RICHARD   PIETSCHMANN, 


Ortschaft  Payatusan,  hinterwärts  von  San  Blas  entlang  an  den  Steigen,  die  von  San  Bims 
nach  den  Salinen  hin  verlaufen:  por  la  acera  de  los  andenes  (vergl.  Sarmiento,  Seite  67 
des  Textes)  que  salen  de  San  Blas  hacia  las  Salinas.  Sie  hätten  hier  unabhängig  gelebt 
unter  einem  Cinchi,  als  dessen  Namen  sie  (Informaciones,  S.  241)  Apo  Caua,  (ebd.  S.  240) 
wohl  weniger  richtig,  Apoquiauo  zu  Protokoll  geben.  Sie  seien  vor  Manco  Capac  gepflüchtet, 
gegen  20  Leguas  von  Cuzco,  in  ihre  jetzigen  Wohnsitze,  und  ihre  Ansiedlung  heisse  Guallas, 
wie  sie  sich  vordem  genannt  hätten.  Die  Alcabicas  versichern  eigens,  Ayar  Uchu  habe  mit 
den  Guallas  keinerlei  Misshelligkeiten  gehabt.  Auch  Betanzos  (Kap.  4;  S.  15)  spricht  von 
der  Vertreibung  der  Bewohner  eines  kleinen  Vororts  von  Cuzco,  in  dem  Coca  und  Aji 
(das  ist  spanischer  Pfeifer,  der  im  Quechua  Uchu  heisst)  gebaut  wurde.  Sie  seien  in  das 
Gualla-Tal  geflüchtet,  und  ihre  Nachkommen  bauten  dort  die  'Coca  de  Gualla'  an.  Warum 
die  Gualla  als  Urbewohner  des  Tales  von  Cuzco  betrachtet  wurden,  erfährt  man  aus  Cobos 
Aufzählung  der  Huacas  von  Cuzco,  die  wohl  völlig  auf  Angaben  zurückzuführen  ist,  die 
Polo  de  Ondegardo  gesammelt  hatte.  In  der  Gegend,  wo  sie  vordem  gehaust  haben  sollen, 
erwähnt  Cobo  (4,  22)  in  dem  Steinbruche  unterhalb  Patallacta  eine  grosse  Höhle  Antui- 
turco,  von  der  geglaubt  wurde,  das  aus  ihr  der  Goaßa-Stamm  hervorgegangen  sei.  —  Die 
Antasayas  erwähnt  Cobo  (4,  14)  unter  dem  Namen  des  Andasaya-Ayllu,  das  zu  Colcapata, 
dem  Hause  des  Paullu  Inca,  einen  Stein  als  Idol  angebetet  habe,  und  zwar  sei  dies  ge- 
schehen, weil  Pachacuti  Inca  es  angeordnet  habe;  der  habe  gesagt,  es  habe  sich  ein 
Häuptling  in  den  Stein  verwandelt:  porque  dijo  que  cierto  sefior  se  habfa  convertido  en  la 
dicha  piedra.  Die  Antasayas  werden  in  dieser  Gestalt  ihren  Cinchi  Quizco  verehrt  haben, 
und  Pachacuti  wird  als  Urheber  dieses  Kultus  wohl  nur  genannt  worden  sein,  weil  er  ja 
alle  diese  Kultus-Angelegenheiten  samt  den  Ayllus  selbst  'reformiert1  hat.  Es  wird  aller- 
dings auch  Huayna  Capac  nachgesagt1),  dass  er  einen  Kultus  für  einen  seiner  Feldherrn 
Namens  Xulcamango  bei  dessen  Ableben  eingerichtet  habe.  Ob  die  Antasayas  auch  mit  dem 
Quisco-Ayllu  identisch  sind,  das  Cobo  (4,  41)  nennt,  möchte  ich  dahingestellt  sein  lassen. 
Es  gab  auch  einen  Hügel  Quisco  bei  Cuzco  (Cobo  4,  25).  —  Sauasiray  kommt  auch  in 
der  Benennung  einer  Huaca  vor,  Pituciray  Sauasiray,  bei  Joan  de  Santacruz  Pachacuti 
(Tres  Belacionts,  S.  242).  Es  ist  jedoch  nicht  ganz  sicher,  ob  dabei  an  den  Stamm  der 
Sauasiray  zu  denken  ist.  Es  war  der  Name  eines  Steins  der  zwei  aneinander  festhängende 
Personen  darzustellen  schien,  und  demgemäss  erklärt  Santacruz  Pachacuti,  es  bedeute  'die 
beiden  sollten  einer  auf  dem  andern  festsitzen1:  que  quiere  decir  estaran  juntos  apegado 
uno  sobre  otro.  Dies  geht  aber  offenbar  nur  auf  den  Ausdruck  Pituciray,  den  Sir  Clements 
Markham  ohne  Zweifel  richtig  erklärt:  Püu,  equal,  a  pair;  8vray^  sewn  together.  Es  wäre 
vielleicht  also  eine  Deutung  des  Wortes  möglich  wie  etwa,  das  'aneinander  festsitzende  Sava- 
siray-Paar'.  Die  Huaca  würde  dann  ursprünglich  nichts  mit  Manco  Capac  zu  tun  haben. 
Seite  80,  Zeile  24.  —  Betanzos  laset  (Kap.  2;  S.  8)  Viracocha  nach  dem  Wunder 
von  Urcos  fortfahren  in  seinem  Menschenschaffen,  und  als  er  nach  Cuzco  kam,  habe  er 
dort  einen  Häuptling    geschaffen,    dem   er  den  Namen  Alcaviza  gegeben  habe.     Der  Sage 


1)  Bericht  eines  Augustiner-Mönches  etwa  vom  Jahre  1558  (Cokcci&n  des  Archivo  de  Indias, 
T.  3,  S.  32;  französisch  in  Ternaux-Compans,  Eecueil  de  documente  ei  mim.  origin.  sur  Vhisioirt 
des  possessions  espagnoks  dans  rAmerique,  S.  104). 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  CI 

nach  bestand  der  Flecken  Cozco,  als  Alcaviza  allein  Über  ihn  gebot,  aus  nicht  mehr  als  30 
Hütten  mit  30  Indios  darin.  Auch  weiss  Betanzos  (Kap.  5;  S.  17)  zu  berichten,  dass  Alca- 
viza Manco  Capac  um  etwas  mehr  als  4  Jahre  überlebte.  An  dieser  Angabe  wie  an 
andern  Anzeichen  erkennt  man,  dass  die  verschiedenartigen  Stammesüberlieferungen  eine 
Art  von  gelehrter,  selbst  chronologischer  Anordnung  erhalten  hatten. 

Seite  31,  Zeile  9 — 15.  Die  Grundbedeutung  von  quipo  =  quipu  scheint  'Knoten'  zu 
sein.  Der  Bericht  von  1558  (Cölecciön  dt  doc.  inid.  p.  I  hist.  de  Esp.,  T.  50,  S.  208)  be- 
spricht die  verschiedenen  Quipus  ftlr  Volkszählungs-Zwecke.  Nach  Pedro  Gutierrez  (3,  549) 
gab  es  aber  auch  Quipu- Auf  Zeichnungen,  aus  denen  Auskunft  über  chronologische  Fragen 
und  geschichtliche  Begebenheiten  zu  entnehmen  war ')  Kingsborough  gibt  in  seinen  Anti- 
quities  of  Mexico,  Vol.  4  eine  Tafel  mit  der  Abbildung  eines  sehr  vielfarbigen  Quipu,  der 
im  Aussehen  allerdings  von  den  sonst  bekannten  sehr  abweicht.  —  Vergl.  im  übrigen  auch 
oben  Einleitung,  Seite  LXIX,  die  im  Register  unter  quipu  angeführten  Autoren,  dazu  Acosta 
6  Kap.  7  und  8  (dem  Herrera,  Dec.  5  lib.  4  cap.  1  folgt).  Philippe  Berger,  Histoire  de 
ficriture  dans  Yantiquiti,  Paris  1891,  S.  5.  Rivero  y  Tschudi,  Antigüedadts,  Text,  S.  103 
bis  106.  J.  J,  v.  Tschudi,  Organismus  der  Kethsua-Sprache,  Einleitung,  8.  89—  91.  Midden- 
dorf  Runa  Ätmt,  S.  7—9. 

Seite  33.  —  Zu  Kap.  11  vergl.  Seite  L1V— LVI  der  Einleitung. 

Seite  33,  Zeile  27 — 31.  —  Vergl.  Jimänez  zu  Cieza  2  Kap.  6  S.  14.  Betanzos,  Kap. 
3  (S.  10).  Baiboa,  S.  4.  Cobo  3  S.  122.  Mama  Ipacura  entspricht  bei  Martin  de  Morüa: 
Ipa  Huaco,  bei  Montesinos :  Hipa  Huacum.  Doch  nennt  Montesinos  eine  andre  der  Schwestern 
Mama  Cora  =  Mama  Cura. 

Seite  34.  —  Cuzcocalla  ist  nach  Cobo  (4  S.  15)  Name  einer  Huaca  in  Cuzco;  4es 
war  eine  ziemliche  Menge  von  Steinen,  die  sämtlich  für  Pururaucas  galten1.  —  Das  Tar- 
puntay  Ayllu,  das  auch  Molina  erwähnt,  lieferte  nach  Cobo  (4,  129)  die  Priester  der  Sonne, 
die  deshalb  auch  Tarpuntaes  genannt  worden  seien.  Am  Schlüsse  des  Capac  Raymi  Festes 
verteilten  Angehörige  dieses  Ayllu  Klösse  aus  Maismehl,  in  das  Blut  von  Lamas  geknetet 
war,  die  sie  an  diesem  Tage  geopfert  hatten,  als  eine  Gabe  der  Sonne,  welche  den,  der  sie 
verspeiste,  der  Sonne  und  dem  Inka  verpflichten,  und  dem,  der  gegen  diese  Verpflichtung 
verstiess,  zum  Unheil  gereichen  sollten.  —  Das  Guacaytaqui- Ayllu  nennt  Cobo  (4,  10) 
Goacaytaqui.  Das  Wort  wird  von  guaca  =  huaca  und  taqui,  'Tanz'  herkommen.  Wir  hätten 
es  also  mit  einem  Stamme  zu  tun,  dem  religiöse  Tänze  oblagen.  —  Das  Safioc  (=  Safluc)- 
Ayllu  erwähnt  auch  Molina;  es  hat  seinen  Namen  wohl  nach  dem  Orte  Safiuc.  —  Eine 
Huaca  des  Maras- Ayllu  erwähnt  Cobo  (4,  21):  Se  decfa  Vicaribi:  era  una  sepultura  bien 
labrada,  que  estaba  en  Piccho,  que  fu4  un  Sefior  principal  asi  llamado  del  ayllo  de  Maras. 


1)  Assimismo  contauan  por  estos  äudos  las  sucessiones  de  los  tiempos  antigos,  y  quantos 
reyes  Yngas  uyo,  y  de  sus  nombres,  y  quanto  reynö  cada  vno  y  que  hedad  tenfa  quando  muriö  y 
si  fue*  bueno  ö  malo  y  si  fue*  valiente  ö  couarde;  finalmente,  lo  que  se  podfa  sacar  de  nuestros 
libros  se  sacaua  de  los  fiudos  destos  cuypos.  Man  brauchte  nur  bei  den  Quipu-Archiven  anzu- 
fragen: i  quanto  tiempo  ha  que  aconteciö  esto?  y  i  que  es  lo  que  passö  en  los  tiempos  antigos 
entre  los  Yngas?  —  sogleich  wurden  cuypos  hereingebracht  und  die  Antworten  ermittelt.  Man 
mus8  diese  Aussage  nicht  ganz  verwerfen,  da  auch  andere  Angaben  unverdächtiger  Art  dem  nicht 
ganz  widersprechen. 


CII  RICHARD   PIETSCHMANN, 

—  Ist  unter  Cuycussa  dasselbe  Ayllu  zu  verstehen,  das  bei  Molina  Cuynissa  heisst?  — 
'Juan  Picarro  Yupanqui  de  edad  de  79  afios',  und  Don  Francisco  Quispi  (Variante:  Quispey) 
werden  aucli  unter  den  Sach  verstand  igen  aus  dem  Ayllu  des  Arayucho  (lies:  Ayar  Uchu) 
in  den  lnformaciones  (8.  230.  235 — 237)  aufgeführt.  Es  ist  also  sicher  in  Zeile  9  des 
Textes  Sarmientos  Quipi  in  Quispi  zu  ändern,  wie  schon  in  der  Anmerkung  dazu  ver- 
mutet worden  ist. 

Seite  36,  Zeile  31:  Guanacauri]  —  Der  Huanacauri -Hügel  wird  vielfach  als  die  an- 
gesehenste aller  Kultusstätten,  oder  wenigstens  als  die  an  Rang  vornehmste  nächst  dem 
Sonnentempel,  bezeichnet.  Sie  verdankte  offenbar  ihre  Bedeutung  nicht  erst  dem  Manco- 
Capac-Mythos,  sondern  war  längst  vor  dessen  Entstehung  der  Ort  der  Wehrhaftmachung 
der  Jünglinge.  Mit  dieser  hing  wohl  ursprünglich  das  Steinbild  zusammen,  das  dort  stand. 
Ausserdem  aber  scheint  es  auch  Sagen  gegeben  zu  haben,  in  denen  der  Hügel  ein  Gegen- 
stück zu  Tambotoco  war.  So  sagt  Cobo  (4,  37)  über  eine  Huaca  auf  einem  Abhänge 
Namens  Matoro:  Es  una  ladera  cerca  de  Guanacauri,  donde  habia  unos  edificios  antiguos, 
que  cuentan  fue*  la  primera  jornada  donde  dormieron  los  que  salieron  de  Guanacauri  des- 
pues  del  Diluvio;  y  en  razön  desto  refieren  otros  disparates.  Im  Anschlüsse  hieran  er- 
wähnt er  eine  Quelle  Vilcaray  Püquiu  —  que  estä  cabe  la  dicha  cuesta,  ä  donde  dicen 
que  bebieron  los  que  partieron  de  Guanacauri.  Unter  den  Huacas  zählt  er  ferner  (4,  21) 
auf  den  Yavira-Stein  —  vergl.  Sarmiento,  Seite  69  Zeile  19  —  und  gibt  über  ihn  die  Aus- 
kunft :  Era  una  piedra  Uamada  Apu  Yavira,  que  estaba  sobre  el  cerro  de  Piccho :  tenian 
creido  que  era  uno  de  aquellos  que  salieron  de  la  tierra  con  Huanacauri,  y  que  despues 
de  haber  vivido  mucho  tiempo,  se  subid  all!  y  se  volviö  piedra:  ä  la  cual  iban  ä  adorar 
todos  los  ayllos  en  la  fiesta  de  Raymi.  An  einige  Steine  in  einem  Steinbruche,  die  Huaca 
Alpitan,  knüpfte  sich  eine  ähnliche  Ueberlieferung :  Cuentan  que  fueron  hombres  hijos  de 
aquel  cerro  [Guanacauri],  y  que  en  cierta  disgracia  que  les  aeaeeiö,  se  tornaron  piedras 
(Cobo  4,  31).  Ueber  eine  Huaca,  die  Cumpu  Guanacauri  hiess,  berichtet  Cobo  (4,  42):  Es 
un  cerro  . .  . ,  eneima  del  cual  habia  diez  piedras  que  tenian  creido  habia  enviado  allf  el 
cerro  de  Guanacauri.  Bei  Erwähnung  des  Wettlaufs,  den  die  wehrhaft  gemachten  Jünglinge 
am  Guanacauri-Hügel  auszuführen  hatten,  äussert  Cobo  (4,  99):  y  hacian  aqui  esta  cere- 
monia,  porque  contaban  que  esta  guaca  quedö  tan  ligera  desde  el  tiempo  del  diluvio,  que 
corrfa  tanto  como  volara  un  halcön.  Er  folgt  hier  offenbar  einer  ganz  ähnlichen  Ueber- 
lieferung wie  Molina,  der  nach  der  Uebersetzung  von  Markham  sagt:  The  tradition  had 
been  handed  down,  from  the  time  of  the  deluge,  that  this  huaca  ran  like  a  lion.  —  Nach 
Betanzos  (S.  13)  erbat  sich  Ayar  Uchu  auf  dem  Huanacauri-Hügel  als  Idol  zurückzubleiben. 
Er  entfaltete  grosse  Flügel,  mit  denen  er  sich  zum  Himmel  aufschwang  und  verschwand. 
Doch  schwebte  er  wieder  herab  und  verkündete  seinem  Bruder,  dass  dieser  nunmehr  nicht 
Ayar  Manco,  sondern  Manco  Capac  heissen  solle,  dass  ihm,  Ayar  Uchu,  sein  Weib  Cura 
dienen,  und  dass  Ayar  Auca  sein  Genosse  sein  solle  Hernach  spricht  Betanzos  übrigens 
von  Mama  Huaco  als  dem  Weibe  des  Ayar  Uchu,  der  (in  der  Höhle  verschwunden  sei'. 
Das  Idol  auf  auf  dem  Hügel,  sagt  Cobo,  sei  unförmlich  gewesen.  Aber  als  es  noch  besser 
erhalten  war,  scheint  es  eine  Flügelgestalt  gewesen  zu  sein.  Einer  der  Fitigel  muss  jedoch 
schon,  soweit  die  Erinnerung  der  Bewohner  von  Cuzco  reichte,  zerstört  gewesen  sein.  So 
wird  sich    die  Angabe   erklären  (Betanzos,  S.  14),    als  Manco  Capac  und  Ayar  Auca  sich 


PEDRO  SARMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  CHI 

fortbegaben,  seien  Bewohner  eines  benachbarten  Orts  gekommen,  und  hätten  nach  der  Ge- 
stalt, die  sie  hatten  in  die  Höhe  fliegen  sehen,  mit  Steinen  geworfen  und  hätten  dabei 
einen  Flügel  zertrümmert,  da  die  Verwandlung  in  Stein  sich  schon  vollzogen  hatte.  Nach 
Santacruz  Pachacuti  (Tres  Rdaciones  243  Anm.  1)  hatten  die  Nachfolger  des  Manco  Capac 
auf  dem  Hügel  ein  gut  ausgeführte«  Bildwerk  aufgestellt  nach  Art  eines  Geiers.  Eine 
schwebende  Männergestalt  mit  einem  grossen  lang  hinwallenden  Flügel  sieht  man  auf  der 
Malerei  eines  peruanischen  Gefässes,  das  im  Britischen  Museum  aufbewahrt  wird !).  Das 
Gesicht  weist  ein  halb  tierisches  Profil  mit  geöffnetem  Rachen  auf.  Im  übrigen  erinnert 
vieles  an  die  Gestalten  auf  einer  Malerei,  die  Heiss  und  Stübel  in  ihrem  Ancön- Werke  ab- 
gebildet haben :  Gesicht,  Arme,  Kniescheiben,  Unterschenkel,  Füsse  sind  in  roter  Farbe  an- 
gelegt, was  wie  man  anzunehmen  pflegt,  Bemalung  vorstellt ;  die  Kleidung  ist  bunt  ge- 
mustert, kurzes  Untergewand  und  Jacke  ohne  Aermel;  eine  helmartige  Kopfbedeckung; 
als  Wallen  eine  Art  Streitkolben  an  langem  speerähnlichen  Stiel,  ein  kleiner  runder  Schild, 
neben  dem  die  rechte  Hand  allerhand  Gegenstände  —  wohl  besondere  Abzeichen  des  dar- 
gestellten Wesens  —  hält.  Man  hat  in  dieser  Zeichnung  eine  Darstellung  des  Kriegsgottes 
der  Chimu  oder  des  Gottes  der  Luft  erblicken  wollen.  Um  eine  Gestalt  aus  der  Glaubens- 
welt der  Küstenstämme,  über  die  wir  sehr  wenig  wissen,  braucht  es  trotz  des  Fundortes, 
Berue  bei  Trujillo,  sich  nicht  unbedingt  zu  handeln.  Einen  besondern  Hinweis  auf  Huana- 
cauri  kann  man  vielleicht  auch  in  dem  Hügel  mit  Pflanzenwuchs  darauf  erblicken,  der 
unter  der  schwebenden  Figur  dargestellt  ist.  Doch  hat  auch  Flügel  nach  Sarmiento  Ayar 
Auca.  Cieza  de  Leon  erzählt  dass  Ayar  Cachi,  der  in  dem  Pacarec  Tampu  eingesperrte, 
mit  anderm  Namen  auch  Huanacaure  heisse  (2  Kap.  6  S.  19).  Er  sei  seinen  Brüdern  in 
Tampu  Quiru  wieder  erschienen  in  der  Luft  einherschwebend  mit  grossen  buntgefiederten 
Flügeln.  Er  habe  verlangt  Guanacaure  genannt  und  als  Gott  verehrt  zu  werden,  dafür 
werde  er  Beistand  im  Kriege  leisten.  Auch  habe  er  das  Durchbohren  der  Ohrläppchen  an- 
geordnet und  als  Abzeichen  des  Herrschers  die  Stirnfranze  (bolra  =  borla).  Dann  habe 
Ayar  Cachi  auf  der  Spitze  des  Huanacauri-Hügels  sich  niedergelassen  und  er  sowohl  als 
auch  Ayar  Uchu  hätten  sich  dort  in  Stein  verwandelt.  (Cieza  2  Kap.  7  S.  20 — 26).  — 
Zu  Sarmientos  Bericht  Über  die  Verwandlung  des  Ayar  Uchu  in  Stein  gibt  Santacruz 
Pachacuti  eine  Parallele,  die  oben  (Seite  C)  erwähnt  worden  ist.  Ferner  nennt  Cobo 
(4,  10)  eine  Huaca  am  Hügel  Totocache  als  die  des  Michosamaro.  Michosamaro  gelte  als 
einer  von  denen,  die  vorgeblich  aus  dem  Pacaritampu  hervorgekommen  seien.  Eins  der 
Weiber,  die  mit  herausgekommen  seien,  habe  ihn  —  por  cierto  desacato  que  con  ella  tuvo 
—  getötet,  und  er  habe  sich  in  Stein  verwandelt.  Seine  Seele  sei  an  dieser  Stelle  er- 
schienen und  habe  befohlen,  dass  hier  geopfert  werden  solle;  die  Verehrung  dieser  Huaca 
sei  mithin  uralt.  Hier  sind  ebenfalls  Motive  miteinander  verwoben,  die  wir  bei  Sarmiento 
getrennt  finden,  das  eine,  wie  Mama  Huaco  sich  ihres  Bruders  erledigt,  das  andere,  wie 
das  steinerne  Idol,  ein  in  Stein  verwandeltes  Lebewesen,  selbst  anordnet,  auf  welche  Art 
es  verehrt  sein  will. 

Seite  36,  Zeile  40.  —  Honorio   Mossi  (Diccionario  quichua-casttUano,  Spalte  124  unter 


1)  William    Bollaert,   Antiquariat! ,   Eihnclogical   and   othcr   Researches  in   New  Granada, 
Equador,  Peru  and  Chile  (London  18Ö0)  Tafel  zu  S.  203.  E.  George  Squier,  Peru,  S.  187  f. 


CIV  RICHARD  PIET8CHM  ANN, 

huayacca)  führt  als  eine  Benennung  des  Regenbogens  huayakauri  an.  Es  ist  das  offenbar 
dasselbe  Wort  wie  yayacarui,  das  Santacruz  Pachacuti  (Tres  rdaciones,  S.  242  f.)  neben 
cuychi  und  turumanya  als  Namen  des  Regenbogens  aufzählt.  Das  gebräuchlichste  Wort  für 
Regenbogen  ist  Vuichi.  Garcilaso,  P.  1  libr.  3  cap.  21 :  llaman  al  arco  cuychu. 

Seite  39,  Zeile  13.  —  An  Stelle  des  Ayar  Auca  steht  in  der  Aufzählung  der  Ge- 
schwister des  Manco  Capac,  die  Martin  de  Morüa  gibt  (bei  Jime'nez  zu  Cieza  2  S.  16),: 
Cuzco  Huanca.  Ueber  das  Wort  guanca  =  huanca  wird  in  einem  Berichte  aus  Jauja  ge- 
sagt: una  piedra  larga  de  statura  de  un  hombre,  a  las  cuales  piedras  largas  llaman  los 
indios  en  general  guaca  rutnis  (lies:  guanca  rumt;  rumi  =  Stein).  Huanca  ist  gegen- 
wärtig die  Benennung  für  einen  Felsblock,  der  für  sich  allein  dasteht  oder  daliegt.  Viel- 
fach wurde  diesen  Felsstücken  eine  Art  Kultus  erwiesen.  Arriaga  (S.  9)  erwähnt  eigens 
unter  den  Objekten  des  Aberglaubens,  die  1617  bis  1618  vorgefunden  wurden:  189  huancas; 
estos  son  diferentes  de  las  huacas.  Ayar  Auca  cuzco  huanca  hat  den  spezifisch  peruanischen 
Tonfall;  ein  Beispiel  bei  Payne,  History  of  the  New   World,  Vol.  2  S.  536  Anm.  2. 

Seite  39,  Zeile  24.  —  Cobo  (3,  129):  Vivfa  en  el  raismo  valle  del  Cuzco  un  Ca- 
ballero de  mucha  calidad  y  valor,  llamado  Suticguaman,  el  cual  era  Sefior  de  un  pueblo 
que  se  decia  Safloc  y  tenia  una  hija  por  nombre  Mama  Chura;  con  esta  coucertö  el  Inca 
de  casar  a  su  hijo. 

Zeite  40,  Zeile  31.  —  Cieza  (2  Kap.  8;  S.  28)  lässt  die  eigentliche  Gründung  von 
Cuzco  damit  beginnen,  dass  Manco  Capac  zusammen  mit  seinen  Schwestern  ein  kleines  Haus 
baut,  das  mit  Stroh  abgedeckt  wurde;  dieses  Bauwerk,  Curicancha  genannt,  'que  quiere  decir 
cercado  de  oro',  habe  da  gestanden,  wo  später  der  Sonnen tempel,  das  nachmalige  Domini- 
kaner-Kloster, errichtet  wurde.  Coritampucancha,  sagt  Cobo  (4,  42),  era  una  plazuela  que 
estä  ahora  dentro  del  convento  de  Santo  Domingo,  la  cual  tenian  por  opiniön  que  era  el 
primer  lugar  donde  se  asentd  Manco  Capac  en  el  sitio  de  Cuzco,  cuando  saliö  de  Tampu. 
Am  Cuntisuyu-Wege  erwähnt  Cobo  (4,  43)  als  die  erste  Huaca  des  Ceque  von  Coyana: 
una  casa  pequefina,  dicha  Inticancha,  en  que  tuvieron  opiniön  que  habitaron  las  hermanas 
del  primer  Inca  que  con  el  salieron  de  la  ventana  de  Pacaritampu.  Vergl.  auch  oben  Seite 
IC  und  Cobo  4,  7  f. 

Seite  40,  Zeile  33.  —  Vergl.  oben  Seite  IC  Nachtrag  zu  Seite  30  Zeile  18  des 
Textes. 

Seite  42,  Zeile  26—28.  —  Den  Huauqui  hat  Cobo  (3  S  336—337)  ein  besonderes 
Kapitel  seines  grossen  Werkes  gewidmet.  Wie  weit  die  Vorstellung  vom  Vorhandensein 
eines  solchen  'Bruder'- Wesens  sich  ausgebildet  hatte,  sieht  man  daran,  dass  es  in  Cuzco 
einen  rundlichen  Stein  gab,  der  für  den  Huauqui  des  Menschenbildners,  des  Ticci  Vira- 
cocha,  ausgegeben  wurde.  Vergl.  Cobo  4  S.  22.  Die  Vorstellung  erinnert  in  mancher  Hin- 
sicht sehr  an  die  der  Aegypter  von  dem  Ka,  ein  Beispiel  dafür  wie  analoge  Vorstellungen 
an  ganz  weit  auseinanderliegenden  Orten  ohne  jeglichen  historischen  Zusammenhang  zu- 
stande kommen. 

Seite  43,  Zeile  3 — 4.  —  Vergl.  Cobo  8,  182 :  Cuando  el  licenciado  Polo  Ondegardo 
. . .  hallö  los  cuerpos  de  los  reyes  Incas  y  sus  f dolos  y  los  sacö  de  poder  de  sus  familias 
el  afio  de  1559  ...no  pudo  descubrir  el  cuerpo  de  Manco  Capac,  porque  —  a  lo  que 
pareciö  —  nunca   le   tuvieron   sus   descendientes,    antes   tenian   crefdo    que  se  convirtiö*  en 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  CV 

piedra,  y  decian  ser  una  que  hallö  el  mismo  licenciado  Polo  vestida  y  bien  aderezada  en 
an  pueblo  cerca  del  Cuzco  que  se  decia  Membilla.  —  Die  Genossen,  mit  denen  Manco 
Capac  aus  Tamputoco  hervorkommt,  sind  offenbar  mit  ihm  erst  nachträglich  zusammenge- 
bracht worden.  Die  Achtzahl  steht  nicht  ganz  fest,  auch  nicht  die  Benennung  der  Personen, 
die  etwas  stark  mythisches  in  ihrem  Wesen  haben.  In  einigen  Erzählungen,  —  allerdings 
nicht  bei  Sarmiento  —  erscheint  Manco  Capac,  wie  schon  von  verschiedenen  Seiten  her- 
vorgehoben worden  ist,  mehr  als  Kulturheros,  denn  als  geschichtliche  Person,  so  z.  B.  bei 
Cieza,  bei  Cobo.  Hierzu  würden  auch  die  beiden  Tatsachen  passen,  erstlich,  dass  es  von 
den  andern  elf  Inka  Mumien  gab,  von  Manco  Capac  keine,  und  zweitens,  dass  die  An- 
gehörigen des  Chima  Panaca  Ayllu  nur  der  Manco-Capac-Figur  dienten,  aber  nicht  den 
Mumien  der  elf  Inka. 

Seite  48,  Zeile  10.  —  Vergl.  Information**  212:  Don  Diego  Chico  Mayta,  de  la  casta 
de  Manco  Capac  y  cacique  de  Biinbilla.  Als  Zeuge  aus  dem  Ayllu  des  Manco  Capac  (ln- 
formadanes 247)  figuriert  ein  Domingo  Checo ;  vielleicht  ist  auch  dort  Diego  zu  lesen. 

Seite  43,  Zeile  12.  —  Cobo  (4,  35)  sagt  über  eine  Huaca  am  Collana-Ceque :  Era 
un  buhio  [Hütte]  dicho  Tampucancha,  que  estaba  en  el  sitio  de  la  casa  de  Manso  Sierra 
[Mancio  Sierra  de  Leguizamo,  eines  von  den  Eroberern,  f  1589],  el  cual  fue*  morada  de 
Manco  Capac  Inca. 

Seite  43,  Anm.  2.  —  Vergl.  oben  Seite  LX,  Anm.  1. 

Seite  44,  Zeile  1  —  13.  —  Cobo  3,  135:  Procedid  de  este  Inca  [Cinchi  Ruca]  el 
ayllo  y  familia  ilamada  Raurahua  Panaca.  Dejö  un  idolo  de  piedra  con  figura  de  pescado 
que  se  decia  Huanachiri-amaro,  y  en  41  era  adorado  como  lo  usaron  los  demas  Incas  desde 
el  primero  que  fueron  tenidos  y  venerados  por  dioses.  El  cuerpo  de  Cinchi  Roca  se  hallö 
en  el  pueblo  de  Mimbilla  cuando  fueron  descubiertos  los  de  los  otros  Incas.  Estaba  entre 
unas  barretas  de  cobre  y  tejido  con  cabuya,  pero  ya  consumido.  Junto  con  el  cuerpo 
estaba  su  idolo,  que  era  muy  venerado  y  tenia  servicio  y  chäcara.  Das  Bauwerk,  in  dem 
der  Körper  aufbewahrt  wurde  hiess  Acoyguaci  (Cobo  4,  35). 

Seite  44,  Anm.  3.  —  Vergl.  oben  Seite  LX,  Anm.  1. 

Seite  44,  Anm.  6.  —  Ziemlich  genau  so  wie  Baiboa  erzählt  Cobo  3  S.  136:  Pro- 
cura [Lluqui  Yupanqui]  con  mafia  y  artificio  que  le  vi uiesen  ä  ver  y  ä  dar  obediencia 
como  ä  Sefior  mayor  de  toda  aquella  tierra,  y  en  efeto,  lo  vinieron  ä  visitar  de  muchas 
provincias  y  naciones  nunca  vistas  en  tiempo  de  su  padre  y  abuelo.  Los  primeros  que 
hicieron  esto  fueron  los  del  valle  de  Ouaro,  seis  leguas  del  Cuzco,  . . .  Llamabanse  los  mas 
principales  Guamansano  y  Pachachulla  Viracocha.  A  estos  siguieron  los  Ayarmacas  de 
Tambocunca  y  los  Quilliscaches,  con  sus  caciques;  los  cnales  habiendo  visto  la  grandeza 
del  Inca  y  de  su  corte,  y  cömo  se  servfa  con  tanta  autoridad,  le  dieron  la  obediencia  y 
juraron  por  Sefior  en  el  templo  de  Coricancha  delante  del  Sol  y  de  la  Luna  y  del  sacer- 
dote  que  all!  estaba  y  representaba  el  poder  del  Sol  y  de  los  Incas,  y  prometieron  que 
serian  obedientes  ä  sus  mandamientos  para  siempre  jamas.  Es  ist  lehrreich,  dass  Sarmiento 
diesen  Zug  der  Ueberlieferung,  der  gar  nicht  in  seine  Theorie  passt,  nicht  ganz  bei  Seite 
lässt,  dass  er  nur  die  freiwillige  Unterwerfung  zu  einem  umgänglichen  Verkehr  abschwächt, 
—  Mayuchulla  nennt  man  eine  fromme  Handlung,  die  man  vornimmt,  um  in  einem  Ge- 
wässer,   das  man    zu  durchschreiten  vorhat,   nicht  zu  verunglücken;    vergl.  v.  Tschudi,  Die 

▲bhaadlttngea  d.  K.  Gm.  d.  Y/ im.  iu  efttUngen.   Pkil.-hlrt.  Kl.  N.  F.  Band  6,4.  O 


CVI  RICHARD  PIKT8CHMANN, 

Kechua-Sprache,  Abt.  3  S.  380  f.  Arriaga  sagt  darüber  (S.  11):  A  los  Rios,  cuando  han 
de  pasallos,  tomando  un  poco  de  agua  cod  la  mano,  y  bevtändola,  les  piden  hablando  con 
ellos,  que  les  dejen  pasar,  y  no  les  lleven ;  y  esta  ceremonia  Uaman  mayachulla,  y  lo 
raismo  hacen  los  pescadores  cuando  entran  ä  pescar.  Pachachulla  ist  also  eine  Handlang 
derselben  Art,  oder  von  dem  gleichen  Erfolge,  bei  der  Erde,  and  ist  offenbar  die  unter- 
scheidende Bezeichnung  ftlr  den  Viracocha  einer  bestimmten  Kultusstätte,  etwa  der  'Erd- 
besänftigungs- Viracocha'.  Das  Zeitwort  chuüu,  chuüuy  hat  in  intransitivem  Sinne  die  Be- 
deutung "feucht  werden1,  'aufweichen',  'schmelzen'  (v.  Tschudi,  ebend.  S.  257.  Middendorf, 
Wörterb.  S.  361).  Man  könnte  versucht  sein,  an  einen  Beschwichtiger  des  Erdbebens  zu 
denken,  oder  gar  an  die  Theorie,  die  Middendorf  aufgestellt  hat,  Viracocha  bedeute  einen 
Gott,  der  sich  in  einem  kochenden  Lavameer  offenbarte. 

Seite  45,  Anm.  3.  —  Vergl.  oben  Seite  LX,  Anin.   1. 

Seite  46,  Zeile  1  — 16.  —  Was  hier  von  Mayta  Capac  erzählt  wird,  berichtet  Be- 
tanzos  (Kap.  5;  S.  17),  wohl  versehentlich,  von  Lloqui  Yupanqui:  er  habe  von  Kindes- 
beinen an  Wunderwürdiges  geredet,  —  que  ä  mi  parescer  debiö*  de  ser  otro  Merlin,  segun 
que  las  fabulas  dicen. 

Seite  47,  Zeile  27.  —  Vergl.  zu  Seite  46,  Zeile  1—16  des  Textes. 

Seite  49,  Zeile  6 — 18.  —  Es  hätte  vielleicht  deutlicher  durch  den  Satz  hervorgehoben 
werden  sollen,  dass  die  Erläuterungen  zu  den  Worten  Este  Inga  Boca,  aunque  al  prindpio 
de  su  ingazgo  mosiro  brios  y  rcUor  die  syntaktische  Konstruktion  aufheben.  Die  Worte  Mas 
diöse  luego  d  placeres  enthalten  eigentlich  den  Nachsatz  zu  diesem  aunque  .  .  . 

Seite  49,  Anm.  2.  —  Nach  Baiboa  (S.  35  f.  Ternaux-Compans)  heissen  die  vier 
Söhne,  die  Vecaqueroa  der  Bruder  des  Yahuar  Huacac  hatte:  Inga  Paucar,  Inga  Guaman, 
Inga  Vecaqueroa  und  Inga  Cazachicha. 

Seite  50 — 54.  —  Ueber  diese  Erzählung  vergl.  Seite  L  der  Einleitung.  Bemerkens- 
wert ist  sie  auch,  weil  sie  (Seite  51)  das  Neffenerbrecht  voraussetzt  Spuren  davon  gibt  es 
auch  sonst  in  Einzelheiten.  Den  Jüngling  der  unter  die  wehrhaften  Männer  aufgenommen 
ist,  beschenkt  am  Schlüsse  der  Feier  der  nächststehende  Oheim  —  el  tio  mas  principal  — 
mit  Schild,  Schleuder  und  Streitkolben  (Vergl.  Cobo  4,  101.  Molina  45).  Die  Bewohner 
des  Cauca-Tales  im  Gebiete  von  Neu-Granada  übertrugen,  wie  Cieza  (1,  Kap.  19.  21.  23) 
bezeugt,  die  Häuptlingswürde  in  Ermanglung  eines  männlichen  direkten  Erben  auf  den 
Sohn  der  Schwester  des  verstorbenen  Häuptlings  als  den  nächsten  Blutsverwandten.  Für 
die  Stämme  von  Popayan  stellt  es  ein  Bericht  (CoUcc.  de  doc.  inid.  del  Archivo  de  Indios 
T.  5  S.  491)  als  die  Kegel  hin,  dass  die  Häuptlingschaft  nicht  auf  die  eigenen  Söhne 
des  Häuptlings  sondern  auf  die  der  Schwester  vererbt  wird. 

Seite  55,  Zeile  32.  —  Man  ist  versucht  Aucaylli  in  Aucayllo  =  Auca  ayllu  = 
'Krieger-Ayllu'  oder  'Prinzen-Ayllu'  zu  ändern.  Auslautendes  a  und  anlautendes  a  des 
Quechua  fallen  in  der  spanischen  Orthographie  oft  zusammen.  Doch  scheint  die  Form 
Aucaylli  anderweitig  ausreichend  belegt  zu  sein ;  vergl.  das  Register. 

Seite  56,  Zeile  1—2.  —  Mit  der  Aussage  der  Zeugen  stimmt  die  von  Cobo  (3,  151) 
überein,  der  über  diesen  Inka  sagt:  cuyo  cuerpo  con  el  idolo  que  41  habia  sefialado  en 
vida,  fuä  hallado  en  un  pueblo  llamado  Paullu,  hacia  Calca. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  CVII 

Seite  56,  Anm.  5.  —  Da  dieser  Nachtrag  von  Sarmientos  eigener  Hand  herzurühren 
scheint,  habe  ich  auch  dieser  Schreibung  entsprechend  in  Zeile  6  und  Zeile  9  das  hatun 
der  Handschrift  in  Atun  geändert.     Doch  wird  die  korrektere  Form  Hatun  sein. 

Seite  57,  Zeile  14:  dcfenderse]  —  Von  mir  geändert  für  das  decenderse,  das  hier  die 
Handschrift  bietet.  Vergl.  unter  anderm  Seite  87  Zeile  19:  para  se  de f ender.  —  Zeile  17/18 
hat  die  Handschrift  behetrias;  wohl  nur  Schreibfehler. 

Seite  58,  Zeile  14 — 25.  —  Vergleiche  die  Aufzählung  der  Eroberungen  des  Vira- 
cocha  lnca  bei  Baiboa  (Seite  41  Ternaux-Compans) :  Caitomarca  =  Cayto  (bei  Sarmiento, 
Zeile  14)  Callca  (bei  Sarmiento,  Zeile  19  wohl  correkter.  wie  auch  Cieza  schreibt:  Calca), 
Tocaicapac  (der  Tocay  Capac,  Zeile  13),  Tnga  Ruduena  (auch  Personenname),  Suaripa- 
marca,  Pargarauri,   Mallas  und  Mullucan  (?  =  Mollaca).  —  Vergl.  auch  oben  Seite  Uli. 

Seite  59,  Zeile  20.  —  Die  4  Geschwister,  die  aus  Pacaritampu  hervorgingen,  trugen 
nach  Herrera  (Dec.  5  1.  3  cap.  7):  mantas  largas,  y  camisetas  cortas  sin  mangas  ni  collar, 
traslücidos,  y  bien  labrados  estos  vestidos,  qnellos  llamaron  tocdbo  [==  tocapo],  que  quiere 
decir  reales. 

Seite  61,  Zeile  21.  —  Betanzos  (Kap.  6;  S.  25)  zählt  auf:  Vicaquirao,  Apo  Mayta, 
Quilescachi  Urco  Guaranga,  Pata  Yupanqui,  Muro  Uonga  (was  Jimdnez  in  Muro  Uanca 
ändert),  Apo  Yupanqui,  Uxuta  Urco  Guranga.  Vielleicht  ist  bei  Sarmiento  zwischen  Chi- 
machaui,  den  auch  Gutie'rrez  (3,  425)  nennt,  und  Pata  Yupanqui  ein  Komma  zu  setzen. 

Seite  63,  Zeile  12.  Chafian  Curycoca]  —  Vergl.  das  Register.  Diese  Frau  ist  gemeint 
mit  der  Tanancuricota,  von  der  Cobo  in  seiner  Aufzählung  der  Huacas  von  Cusco  (4,  48) 
sagt:  Era  una  piedra  en  que  decian  que  se  habia  convertido  una  mujer  que  vino  con  los 
Pururaucas. 

Seite  64,  Zeile  1,  am  Schlüsse,  habe  ich  y  pisase  drucken  lassen.  Die  Handschrift 
hat  y  goeaze  wie  drei  Worte  vorher;  offenbar  Flüchtigkeitsfehler. 

Seite  67,  Zeile  27  —  Seite  68,  Zeile  3.  —  Die  Vorrichtung  zum  Messen  der  jähr- 
lichen Veränderungen  des  Standes  der  Sonne  nennt  Betanzos  (Kap.  15)  Pachaunanchango, 
das  bedeute  »conocedor  de  tiempo«.  Nach  ihm  waren  es  vier  pirdmidts  6  märmöUs  de  can- 
teria,  je  zwei  niedrigere  zwischen  zwei  höheren,  die  höheren  im  Abstände  von  einer  Braza, 
die  niedrigeren  um  die  Hälfte  näher  aneinander.  Nach  Garcilaso  (P.  1  libr.  2  cap.  22 ; 
Bl.  41  verso)  waren  es  »Türme«,  und  zwar  zwei  Gruppen  von  je  vier  auf  der  Ost-,  und 
zwei  Gruppen  von  je  vier  auf  der  Westseite  der  Stadt,  immer  zwei  niedrigere,  etwa  3 
Mannshöhen  hoch,  zwischen  zwei  höheren,  innerhalb  der  einzelnen  Gruppe  in  seitlichem 
Abstände  von  18 — 20  pies.  Cieza  (1  Kap.  92.  2  Kap.  26)  erwähnt  nur  kurz  die  kleinen 
Türme,  die  auf  Höhen  in  der  Umgebung  von  Cuzco,  so  auf  der  Anhöhe  von  Carmenga, 
zur  Beobachtung  des  Sonnenstandes  errichtet  gewesen  seien.  Cobo  kennt  (4,  17)  zwei 
Grenzsteine  auf  dem  Quiangalla-Hügel  am  Wege  nach  Yucay,  die  den  Ort  anzeigten,  den 
die  Sonne  bei  Frühlingsanfang  einnahm,  und  (4,  19)  auf  dem  Hügel  Sucanca1  auf  dem  die 
Wasserleitung  von  Chinchero  entsprang,  zwei  Pfeiler,  die  zur  Zeit  der  Mais-Aussaat  von  der 
Sonne  erreicht  wurden.  Dass  Acosta  (6  Kap.  8)  12  Pfeiler  (püarejos),  also  soviele  wie  es  Monate 
im  Jahre  gab,  auf  den  Hügeln  in  der  Umgebung  von  Cuzco  verteilt  stehen  lässt,  wird  ein 
Irrtum    sein.     Die  Benennung  Succanga,  die   er   anführt,   ist   Cobos  Sucanca.    Vergl.  auch: 

o* 


CVUi  RICHARD   PIETSCHMANN, 

Rivero  y  Tschudi,  Antigüedades,  S.  1 24  f.  Edward  John  Payne,  History  of  the  New  World 
caUed  America,  Vol.  1  S.  351.  Auch  was  Squier,  Peru,  S.  369;  529;  556  über  die  Inti- 
huatana  sagt. 

Seite  68,  Zeile  1 5 :  como  en  su  lugar  dire*]  —  Vergl.  oben  Seite  LXX.  In  dem  vor- 
liegenden Werke  Sarmientos  wird  nur  noch  (Seite  100)  die  Verteilung  des  Frondienstes 
auf  die  einzelnen  Monate  besprochen. 

Seite  69,  Zeile  7.  —  Chuquiylla,  vergl.  das  Register.  Acosta's  Angabe  stimmt  zu 
Cobo  3,  «32.  Vergl.  auch  Cobo  4,  7;  4,  8 ;  4,  15.  Vergl.  auch  Polo  de  Ondegardo  in 
der  Cöleccion  des  Archivo  de  Indias,  T.  17  S.  17  ;  59;  83.  Es  handelt  sich  um  einen  Gott 
des  Blitzes  und  des  Donners,  also  um  einen  Gewitter-  oder  Himmelsgott.  Man  opfert  ihm 
um  von  der  jungen  Saat  Hagelschaden  abzuwenden. 

Seite  69,  Zeile  18 — 23.  —  Zu  Guanacauri  und  Anaguarqui  vergleiche  das  Register. 
Ueber  Yavira  vergl.  oben  auf  Seite  CII  den  Nachtrag  zu  Seite  36  des  Textes,  und  das 
Register.  Aehnlich  wie  wohl  Yavira  war  Cinga  (=  Cinca)  eine  Knltusstätte  aus  der  Zeit 
vor  der  Inkaherrschaft.  Es  war  ein  Hügel  an  dem  Wege  zum  Yucay-Tale,  auf  dem  sich 
ein  Stein  befand,  von  dem  die  Ayamarca,  oder,  wie  Sarmiento  schreibt,  die  Ayarmacas, 
abzustammen  glaubten  (Cobo  4,  16).  Pacbatopan  würde  'Erdfenster1,  'Erdöfinung1  bedeuten. 
Vielleicht  ist  aber  Pachatusan  (Santacruz  Pachacuti  in  Tres  Relacioncs,  S.  293)  gemeint  Bei 
Cobo  (4,  28)  liest  man  Pachatosa. 

Seite  70,  Anm.  1.  —  Dieser  aus  Wolle  gefertigte  Sfrick  wird  identisch  sein  mit  der 
maroma  de  oro,  die  angeblich  Huascar  hat  anfertigen  lassen,  und  die  600  Indios  kaum  zu 
heben  im  Stande  gewesen  sein  sollen;  vergl.  z.B.  Zarate  1  Kap.  11.  Die  Spanier  haben 
nach  diesem  Goldstrick  vergeblich  gesucht,  wohl  weil  es  ihn  nie  gegeben  hat. 

Seite  72,  Kap.  34,  letzter  Absatz.  —  Unter  den  Zeugen,  die  Toledo  vernehmen  liess: 
figuriert  (lnformaciones,  S.  28)  ein  natural  del  pueblo  de  Anta:  cuyo  abnelo  fu4  tio  de 
Pachacuti  Inga  Yupanqui,  hijo  de  Huira  Cocha,  porque  la  hermana  del  dicho  su  abuelo 
fue"  mujer  del  dicho  Huira  Cocha  y  madre  del  dicho  Pachacuti  Inga.  Die  Abkunft  dieser 
Inka-Frau  aus  Anta  —  vergl.  oben  Seite  LVT  —  ist  also  gut  beglaubigt. 

Seite  73,  Zeile  15  :  en  su  natural'].  —  Die  Handschrift  hat  fehlerhaft:   es  su  natural. 

Seite  75,  Zeile  8:  Chuchi  Capac]  —  Vergl.  oben  Seite  LH  Anm.   1. 

Seite  76,  Zeile  20.  —  Vergl.  die  im  Register  unter  Sangaguasy  angeführten  Stellen. 
Cieza  (2  Kap.  23  S.  93  f.)  spricht  ausführlich  von  einem  Kerker  voller  Schlangen  und 
Raubtiere.  Es  sei  als  eine  Art  Gottesgericht  betrachtet  worden,  ob  die  Menschen,  die  dort 
eingesperrt  wurden,  unversehrt  blieben  oder  nicht.  Cobo  erwähnt  (4,  37)  una  carcel  llamada 
Sancacancha,  que  hizo  Mayta  Capac,  und  (4,  18)  an  einer  andern  Stelle  von  Cuzco  zwei 
Hütten,  buhios  pequefios,  Uamados  Sancacancha  el  uno,  y  el  otro  Hurinsanca,  donde 
tenian  cantidad  de  leones,  tigres,  culebras  y  de  todas  las  malas  sabandijas  que  podian  haber. 
En  estoB  buhios  metian  a  los  prisioneros  que  traian  de  la  guerra,  y  el  que  morfa  aquella  noche, 
comianle  las  dichas  fieras,  y  a  el  que  quedaba  vivo,  sacabanlo.  Y  esto  tenian  por  sefial 
de  que  tenia  buen  corazön  y  propösito  de  servir  al  inca.  Gefangene  Feinde,  die  sich  als 
mutig  erwiesen,  nahmen  auch  die  Indianer-Stämme  Nord- Amerikas  mitunter  in  ihren  Stammes- 
verband auf.  Santacruz  Pachacuti  (Tres  Relaciones,  S.  267)  erzählt:  y  assi  dizen  que  este 
Inga  Yabarvacac,    por  no  bcr  castigar  ä  los  culpados,    le  mandö  que  heziesen  las  carceles 


PEDRO   SARHIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  CIX 

fuera  de  la  ciudad,  como  al  Arauay,  Uimpilla  y  Sancacancha,  que  son  carceles  penables, 
y  donde  se  castigauan  cruelraente. 

Seite  77,  Kap.  37,  letzter  Absatz.  —  Vergl.  Baiboa,  Kap  5,  wo  (S.  63)  Guayna 
Yanqui  Yupanqui :  Guayna  Auqui  Yupanqui  heisst.  Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Bruder 
des  Pachacuti,  der  von  Sarmiento  in  Kap.  38  Guayna  Yupanqui  genannt  wird. 

Seite  78,  Zeile  9  u.  fgde.  bis  80  Zeile  12.  —  Nach  andern  Berichten  wird  Capac 
Yupanqui  allein  ausgeschickt,  und  nachher  Tupac  Inca  Yupanqui  von  Pachacuti  Inca  ent- 
sandt, um  seinen  Bruder  hinzurichten,  weil  dieser  die  ihm  gebotene  Grenze  der  Eroberung 
—  Vilcas  —  überschritten  hat.  Vergl.  Informaciones  S.  204.  Bericht  vom  16  März  1571 
S.  446.     Vergl.  auch  Seite  CX. 

Seite  79,  Zeile  1 — 5.  Gömez  Danas].  —  Dieser  Gömez  Danas  ist  vermutlich  iden- 
tisch  mit  Gömez  Arias  de  Avila,  der  im  Fussvolke  des  Presidente  Pedro  de  la  Gasca  als 
Capitan  diente  und  1548  in  dem  Gefechte  bei  Jaquijaguana,  in  dem  Gonzalo  Pizarro  über- 
wunden wurde,  zu  den  Anführern  der  königstreuen  Truppen  gehörte1).  Er  war  es  der 
1554  Francisco  Hernandez  Girön  gefangen  nahm  2).  Der  Vizekönig  Andrds  Hurtado  de 
Mendoza  Marques  de  Cafiete  gab  ihm  Vollmacht,  im  Hinterlande  der  Ortschaft  Leon  de 
Huanuco  in  das  Innere  vorzudringen  und  ernannte  ihn  unter  Erteilung  weitgehender  Rechte 
zum  Gobernador  des  zu  erschliessenden  Gebiets  von  Ruparupa  auf  300  Leguas  im  Ge- 
viert8). Er  brach  mit  150  Mann  auf,  von  denen  nach  Jahresfrist  ein  Rest  zurückkam, 
ohne  etwas  mitzubringen  ausser  der  gewonnenen  Erweiterung  geographischer  Kenntnis. 
Wohl  deshalb  wird  dieses  unternehmen  in  der  historischen  Uebersicht,  die  von  Sarmiento 
herzurühren  scheint  (vergl.  oben  Seite  LXXVI),  nicht  einmal  genannt.  Nur  kurz  erwähnt  wird 
es  in  einer  Eingabe  des  Cristöbal  Maldonado  vom  Jahre  1574  (vergl.  oben  Seite  LXXI 
Anm.  3),  in  einem  Berichte  über  die  Expedition  des  Pedro  de  Ursua4)  und  von  Fernando 
de  Santillan5).  Der  Marques  de  Montes  Claros  setzt6)  in  einem  Schreiben  vom  Jahre  1613 
den  Zug  des  Gomez  Danas  schon  in  das  Jahr  1550/51,  verwechselt  wohl  aber  nur  An- 
drea mit  Antonio  Hurtado  de  Mendoza.  Diego  de  Aguilar  de  Cördoba  sagt 7)  bei  Er- 
wähnung des  Cocama:  pasa  por  la  provincia  de  Ruparupa,  cuya  conquista  cometiö  el  mar- 
ques  de  Cafiete  al  capitan  Gömez  Arias,  la  cual  se  tiene  por  rica  por  haberse  poblado  en 
ella  los  indios  Changas  que  se  rebelaron  ä  los  ingas,  como  lo  escribe  Cabello  Baiboa  con 
la  tercera  parte  de  su  MisceUanea  austrat.  Die  entsprechende  Stelle  des  Werkes  des  Cabello 
Baiboa  schliesst  in  der  Ueberzetzung  von  Ternaux  Compans  (Kap.  6;  S.  70 — 72):  Los 
Changas . . .  traverserent  la  grande  Cordillöre,  entre  Guanuco  et  Chachapoyas,  et  se  fixerent 
8ur  le  versant  oriental,  dans  les  provinces  de  Hanamayllo  et  de  Ruparupa.  Ueber  Rupa- 
rupa vergl.  den  im  Register  unter  Ruparupa  angeführten  Bericht8). 

1)  Zärate,  Buch  7  Kap.  4  und  7. 

2)  Diego  Fernändez  2  Buch  2  Kap,  58;  Bl.  117.  Danach  Garcilaso  2  Buch  7  Kap.  29. 

3)  Diego  Fernändez  2  Buch  3  Kap.  2.  Danach  Garcilaso  2  Buch  8  Kap.  13. 

4)  Coleccion  de  doc.  inid.  dtl  Archivo  de  Indios,  T.  4,  S.  216. 

5)  Tres  Belaciones,  S.  97. 

6)  Belaciones  geogräßcas  4  Apend.  CXXV. 

7)  Belaciones  geogrdficas  4  Apend.  XXV. 

8)  Auch  The  Expedition  of  Pedro  de  Ursua,  transl  by  William  BoUaert  (=  Works  issued 
by  the  Hakluyt  Society  Nr.  28)  S.  21. 


CX  RICHARD  FIETSCHMANN, 

Seite  80,  Zeile  1-6.  —  Was  hier  von  der  Hinrichtung  des  Capac  Yupanqui  erzählt 
wird,  ist  in  einer  offenbar  mehr  volkstümlichen  Version  zu  einer  Erzählung  verschmolzen 
mit  der  Hinrichtung  der  Brüder  des  Tupac  Yupanqui  von  der  auf  Seite  92  die  Rede  ist. 
Nach  dieser  Version  ist  der  Eroberer  Capac  Yupanqui,  alias  Capac  Inca,  ein  Bruder  des 
Tupac  Inca.  Pachacuti  Inca  Yupanqui  befiehlt  seinem  Sohne  Capac  Inca  auf  einem  Erobe- 
rungszuge nicht  über  das  Gebiet  von  Vilcas  hinaus  vorzudringen.  Er  dehnt  seine  Eroberung 
jedoch  weiter  aus,  der  alte  Inka  und  Tupac  Inca  schöpfen  Verdacht,  Tupac  Inca  wird 
entsandt  und  tötet  seinen  Bruder  Capac  Yupanqui  samt  dessen  ganzem  Anhange.  So  der 
anonyme  Bericht  in  der  Ccieccion  de  doewnentos  iniditos  para  la  historia  de  Espana,  T.  13, 
S.  446.  Ebenso  eine  Zeugenaussage  in  den  Information**  Toledos  S.  204  f. 

Seite  80,  Zeile  3 :  Inga  Capon]  —  Die  Hdschr.  hat :  ynga  Capon.  Wohl  nicht  Sar- 
miento,  aber  doch  der  Abschreiber  hat  statt  an  den  Titel  des  Inka-Stellvertreters,  der  auf 
Seite  116  in  Zeile  22  in  der  Form  inga  apo  erscheint,  an  einen  Eigennamen  Capon  ge- 
dacht. Auch  hier  ist  also  wohl  inga  apo  in  den  Text  zu  setzen,  oder  ingap  apon.  Vergl. 
oben  Seite  LXXIX. 

Seite  80,  Zeile  19:  el  inga]   —  Die  Handschrift  hat  fehlerhaft:  al  ynga. 

Zeite  81,  Zeile  3:  dehnte  el  inga]  —  So  die  Handschrift  mit  Korrektur  aus  delanie 
del  inga. 

Seite  84,  Zeile  28.  —  Uayto  mag  hier  und  auf  Seite  87  ein  Fehler  des  Schreibers 
sein,  ftir  Uauto  =  Uautu.  Vergl.  im  Register  Seite  149  unter:  piüaca  Uayto. 

Seite  86—88.  Kap.  44.  —  Ftir  diesen  Feldzug  vergl.  Baiboa,  Kap.  6  S.  74—78. 

Seite  87,  Zeile  12.  —  Uayto  wird  hier  wie  auf  Seite  84  ein  Fehler  des  Schreibers 
sein.  Vergl.  im  Register  Seite  149  unter:  piüaca  Uayto.  Cobo  (4,  161):  Encima  de  la  frente 
se  ponian  nna  diadema  grande  de  pluma  levantada  en  alto  en  forma  de  Corona  6  guirnalda, 
llamada  Pilcocara. 

Seite  87,  Zeile  29.  —  Lies:  Chungomarca  [y]  Pillaguamarca.    Vergl.  Baiboa,  S.  75. 

Seite  88,  Zeile  13:  uitima~]  —    Die  Handschrift  hat  fehlerhaft:  vtoimada. 

Seite  90,  Zeile  18  -  91,  Zeile  24.  —  Vergl.  oben  Seite  XXX— XXXIIT.  Der 
Ausspruch  über  die  Handelsleute  wird  ein  sprichwörtlicher  Ausdruck  des  Misstrauens  sein, 
und  wohl  derselbe,  den  Atahuallpa  gegenüber  Francisco  Pizarro  gebrauchte.  Pedro  Pizarro 
(S.  242)  gibt  ihn  wieder  mit :  que  los  mercaderes  sabian  mucho.  Kaufleute  die  abenteuerlich 
weite  Reisen  ausführten  und  einen  angesehenen  Stand  bildeten,  gab  es  in  Mejico,  auch 
noch  lange  nach  der  Eroberung.  Einem  peruanischen  Segelflosse  begegnete  Bartolome*  Ruiz 
1526  auf  seiner  Fahrt  zur  Erkundung  der  Küsten  21/«  Breitengrade  nördlich  von  Tumbiz, 
von  wo  es  herkam. 

Seite  91,  Absatz  2.  —  Cabello  Baiboa  sagt  nach  Jimenez:  pero  los  indios  refieren 
que  el  inga  trajo  de  esta  expedieiön  muchos  prisioneros  de  piel  negra,  mucho  oro  y  plata, 
un  trono  de  cobre  y  pieles  de  animales  seroejantes  A  los  caballos.  Also  alles  was  Sar- 
mientos  Gewährsmann  aufzählt  ausser  dem  Backenknochen.  Bei  den  Inseln  denkt  Jimenez 
an  die  Galapagos,  was  sehr  unwahrscheinlich  ist,  bei  den  Tierhäuten  an  die  Otaria  jvbata. 
Aber  das  Meer  gerade  an  der  peruanischen  Küste  war  an  Robben  sehr  reich.  Eine  Insel 
bei  Payta  hiess  danach  die  Isla  de  Lobos.  Es  wurden  dort  Treibjagden  darauf  veranstaltet, 
da  man  das  Fleisch  gern  verspeiste.     Chamisso  gedenkt   in   der  Beschreibung  seiner  Reise 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  CXI 

um  die  Welt  der  Robben  auf  einer  Insel  am  Eingange  der  Bucht  de  la  Concepcion.  Robben- 
felle würde  man  also  nicht  Pferdefellen  verglichen  haben  *).  Jime'nez  vermisst  in  Peru 
Nachkommen  der  dunkelfarbigen  Fremdlinge.  Pedro  Gutie'rrez  erzählt  aus  Anlass  der  viel- 
besprochenen Geschichte  von  den  Riesen,  die  vor  Zeiten  an  der  Küste  von  Peru  gelandet 
sein  sollen:  sie  seien  von  Sonnenuntergang  her  gekommen,  aus  der  Richtung  'der  Moluken 
oder  der  Magelhaens-Strasse,'  auf  'sehr  grossen  Böten  oder  Flössen1  mit  dreieckigen  lateini- 
schen Segeln'.  Die  Riesen  hätten  von  Inseln  in  der  Südsee  berichtet,  zu  denen  sie  auf 
ihrer  Fahrt  verschlagen  worden  seien :  que  despues  las  vieron  los  Espafloles  que  han  naue- 
gudo  por  estas  mares  dcl  Occeano,  que  se  contienen  en  derecho  destas  tierras  hazia  la 
linea  equinoccial,  6  en  la  misma  linea .  .  que  la  vna  dellas  descubriö  acasso  el  capitan 
Ribadeneyra  .  . .  En  el  pueblo  de  Quareta  se  hallaron  dos  negros  finos,  esclauos  del  sefior 
Thoreca,  que  sejflalaron  auer  venido  all!  en  balsas  de  hazia  el  poniente  por  esta  mar  del 
Sur,  que  oy  dia  se  llama  la  Nueua  Guinea  . . . 3).  Die  Sage  von  den  Riesen  wird  in  der 
Fassung,  in  der  Gutierrez  sie  hat,  vermengt  sein  mit  der  Erzählung,  die  Sarmiento  uns 
gibt,  denn  nach  Gutie'rrez  kamen  die  Riesen  'in  alter  vergangener  Zeit  als  Topa  Ynga 
Yupangue  herrschte'. 

Seite  91,  Absatz  3.  —  Vergl.  Seite  9,  Seite  22  und  Nachtrag  zu  Seite  22. 

Seite  93.  Wie  hier  die  Ueberlieferung  Pachacuti  vor  seinem  Tode  ein  Lied  an- 
stimmen lässt,  so  finden  wir  bei  Juan  de  Santacruz  Verse,  die  der  Inka  beim  Ableben 
seines  Vaters  gebraucht  haben  soll:  quiero  cantar,  al  fin  viejo  fallece  y  acaba  la  vida  raa- 
durandole;  (Trts  Rdaciones,  S.  277).  Was  Sarmiento  hier  wiedergibt  entspringt  offenbar 
einer  Ueberlieferung  volkstümlicher  Art.  Zu  Zeile  2  —  3  ist  zu  vergleichen  was  Garcilaso 
(P.  1  lib.  2  cap.  20)  Lloqui  Yupanqui  vor  seinem  Tode  sagen  lässt:  que  se  quedasen  en 
paz,  que  su  padre  el  Sol  le  Uamaba  para  que  descansase  de  los  trabajos  pasados. 

Seite  94,  Zeile  7.  —  Cobo  (3.  332):  Tenia  tambien  el  Trueno  templo  aparte  en  el 
barrio  de  Totocache,  en  el  cual  estaba  una  estatua  suya  de  oro  en  unas  andas  de  lo  mismo, 
que  hizo  el  Inca  Pachacütic  en  honor  del  Trueno,  y  la  llamö  Intiillapa:  ä  la  cual  tomö 
por  hermano,  y  mientras  viviö  la  trajo  consigo  en  la  guerra.  Ferner  sagt  derselbe  (4,  11) 
in  der  Aufzählung  der  Huacas  von  Cuzco :  La  tercera  Guaca  [del  segundo  Ceque  del  Ca- 
mino de  Chinchaysuyu]  era  un  idolo  de  oro  macizo,  llamado  Intiillapa,  que  quiere  decir 
trueno  del  Sol;  el  cual  estaba  puesto  en  unas  ricas  andas  de  oro.  liizolo  Inca  Yupanqui, 
y  tomölo  por  Guauque  6  hermano.  Tenia  casa  en  el  barrio  de  Totocache,  y  hacianle  gran 
veneraciön;  y  en  la  misma  casa  6  templo  estaba  el  cuerpo  del  dicho  Inca  Yupanqui. 
Hacfan  a  este  idolo  muy  ordinario  sacrificio  de  nifios  y  de  todo  lo  demäs,  rogandole  se 
conservasen  las  fuerzas  del  Inca  y  no  se  disminuyese  su  imperio.  Vergl.  auch  oben 
Seite  CVin. 


1)  Man  kann  diese  Erklärung  ablehnen,  ohne  darum  etwa  aus  Sarmientos  und  Baiboas  Be- 
richt ein  Anzeichen  für  das  praecolumbinische  Vorkommen  des  Pferdes  in  Amerika  entnehmen  zu 
müssen,  über  das  letzthin  E.  Beauvois  in  den  Milanges  Charles  de  Harlez  (Leiden:  Brill  1896.  S. 
35—40)  gehandelt  hat.  —  Wegen  der  Robben  vergl.  auch  Cobo  2  S.  150-154. 

2)  Vergl.  Pedro  Gutie'rrez  de  Santa  Clara,  Bisioria  de  las  guerras  civiles,  T.  3,  S.  521. 
566.  569. 


CM  RICHARD   PIET9CHMANN, 

Seite  96,  Zeile  11  —  16.  —  Vergl.  hierzu  den  Anfang  des  oben  Seite  LXXXXIII  zu 
Seite  14  des  Textes  von  mir  erwähnten  wahrscheinlich  von  Sarmiento  an  Toledo  erstatteten 
Bericht.  Besonders:  Las  puertas  y  entradas  principales  que  hay  en  esta  cordillera  [de  los 
Andes],  son  cuatro.  La  primera  es  Opotari,  por  el  rio  Mano  [y  por  otro  nombro  de  Tono] 
abajo,  treinta  leguas  del  Cuzco.  La  segunda  es  en  los  terminos  de  Carabaya,  por  Sandia 
y  San  Juan  del  Oro,  treinta  y  tantas  leguas,  por  altura,  al  sur  de  la  primera  puerta  y 
entrada  de  Opotari.  La  tercera  entrada  es  por  C  am  ata,  diez  y  ocho  6  veinte  leguas  mäs 
arriba  de  Sandia.  La  cuarta  por  Cochabamba,  veinte  y  tres  leguas  por  altura  mas  arriba 
de  Camata. 

Seite  96,  Zeile  19.  —  In  der  zu  Zeile  11 — 16  zitierten  Zusammenstellung,  als  deren 
Verfasser  ich  Sarmiento  annehme,  wird  gesagt,  dass  die  Kunde  von  dem  Paititi -Flusse  und 
Paititi-See,  dem  Gebiete  der  Corocoros  und  der  Amazonen  —  noticia  del  jrfo  y  laguna  del 
Paipite  [lies :  Paitite]  y  provincia  de  Corocoros  y  de  las  Mujeres  —  ein  Ergebnis  des  ver- 
unglückten Zuges  sei,  den  Alvarez  Maldonado  1567 — 69  in  das  Hinterland  der  Anden 
unternommen  habe.  Acosta  (lib.  2  cap.  6)  läset  nach  Aussage  eines  seiner  Ordensbrüder, 
eines  Begleiters  des  Pedro  de  Ursua  und  Aguirre,  den  grossen  Fluss,  'den  die  einen  den 
Amazonenstrom,  die  andern  Maraflon,  die-  andern  Rio  de  Orellana  nennen',  nach  Aufnahme 
starker  Zuflüsse  aus  den  Gebirgsländern  Perus  'die  grossen  Gefilde  und  Länderflächen  des 
Paytiti,  des  Dorado  und  der  Amazonen  'durchmessen:  los  grandes  campos  y  lianadas  del 
Paytiti,  y  del  Dorado,  y  de  las  Amazonas.  Er  spricht  auch  von  dem  Vordringen  des  Ade- 
lantado  Juan  de  Salinas  nach  dieser  Richtung  und  bezeichnet  es  als  bemerkenswert,  ob- 
schon  wenig  erfolgreich :  notable,  aunque  fue*  de  poco  efecto  Ein  Alonso  Soleto  Pernia 
schrieb  einen  Bericht:  Memoria  de  lo  que  han  hecho  mis  padres  y  yo  en  busca  del  Do- 
rado, que  ansi  se  llama  esta  conquista,  y  dicen  que  es  el  Paytiti.  Er  ist  abgedruckt  in 
der  von  M.  Serrano  y  Sanz  herausgegebenen  Nueva  billioteca  de  autores  espanoUs,  2:  Auto- 
biografias  y  Memorias  (Madrid  1905.  S.  477—488).  Vom  Paytiti-See  ist  ziemlich  aus- 
führlich die  Rede  in  einem  Berichte  des  Juan  Recio  de  Leon  vom  Jahre  1623  (Colecc.  de 
docum.  ined.  p.  la  hist.  de  Espana,  T.  104,  S.  299).  Eine  Expedition,  die  1637  den  Weg 
Über  Tamara  einschlug,  bespricht  Jim&iez  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  des  phantasie- 
reichen Montesinos  (S.  XXIX),  des  Verfassers  einer  Historia  del  Paytiti.  Das  Paytiti-Ge- 
biet,  über  das  auch  die  im  Register  aufgeführten  Stellen  und  unter  anderm  Manuel  Ro- 
drfguez  (Maranon  y  Amazonas,  S.  28)  und  Alexander  von  Humboldt  (Voyage  aux  rigions 
equinoxiales  du  Nouveau-Continent,  Partie  1  Relation  historique,  T.  2.  Paris  1819.  S.  675 
bis  718)   verglichen  werden  können,  hat  sich  so  unerreichbar  erwiesen  wie  Ruparupa. 

Seite  96,  Kap.  50,  Zeile  5  des  1.  Absatzes  wird  statt  a  Chaehi  zu  lesen  sein  a 
Achachi.  Gemeint  ist  wohl  derselbe  Bruder  des  Tupac  Inca,  der  auf  Seite  99  Apo 
Achachi  genannt  wird.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  8  (S.  107):  et  Topa  Inga  entra  dans  le 
Collao  a  la  tete  d'une  brillante  arme«,  qui  ätait  Commander  sous  lui  par  Gualpac  (Hess: 
Quigual  Tupac)  et  Alarico,  fils  de  Topa  Inga  Yupangui,  et  ses  cousins  germains,  tous  les 
deux  nouvellement  nommds  ä  cette  dignit^,  ainsi  que  Cuchuchi  et  Achache,  son  fröre  con- 
sanguin. 

Seite  97,  Zeile  3.  —  Asilli  ist  wohl  Schreibfehler  für  Assillo.  Zu  der  Stelle  vergl. 
Baiboa,   Kap.  8  (S.   107   1):    les  Collas,   qui   s'&aient   retranchäs   dans  des  forteresses  qui 


PEDRO   SARIOENTO'S   GESCHICHTE  DES  1NKABEICHES.  CIIH 

portent  aujourdliui  les  noms  de  Francisco-Hernandez,  Asillo,  Arapa  et  Lana.  Oieza  (1  Kap. 
102.  2  Kap.  52)  nennt  anter  den  Ortschaften  des  Coilao:  Pucara,  Horuro,  Asillo,  Azan- 
garo.  Cobo  (3,  176)  zählt  als  die  5  Hauptorte  des  Urcosuyu  auf:  Nufioa,  Oruro,  Asillo, 
Asangaro  und  PucarA.  In  den  Informaciones  (217)  wird  erwähnt:  Anton  Siguan,  natural  de 
Ayavillay,  cuyo  padre  mandaba  y  gobernaba  en  el  Coilao  los  pueblos  de  Asangaro,  Oraro 
£  Asillo,  por  mandado  de  Tupac  Inga  Ynpangui.  Asancatu  bei  Oarcilaso  (1  Hb.  2  cap.  16) 
ist  wohl  nur  Schreibfehler  für  Asancaru.  Vergl,  auch  Raimondi,  El  Peru  1  S.  212;  2 
8.  110.  Ueber  Pucara  Markham  zu  Cieza  1  S.  368  Anm.   1. 

Seite  98,  1.  Absatz.  —  Hier  sind  Sarniiento  verschiedene  Fehler  untergelaufen,  huno 
=  1000  ist  schon  im  Text  berichtigt.  Das  Wort  für  50  ist  pisca  chunca,  500  pisca- 
pachac.  Vergl.  unter  anderm  Belaciones  geogrdficas  1  S.   98  f. 

Seite  100,  Schluss  von  Kap.  52.  —  Vergl.  oben  Seite  LXX. 

Seite  100,  Kap.  53,  Zeile  2 — 3.  —  Die  Cola  de  Leon  =  Pomachupa,  Pomachupan; 
vergl.  Cobo  8,  144;  4,  40.  Molina,  S.  50:  korrekter:  Pumäp-chupa. 

Seite  103,  Kap.  56,  Absatz  3.  —  Als  richtige  Uebersetzung  von  Guayna  Capac  will 
Betanzos  (Kap.   16;  S.   113  f.)  nur  mozo  principe,   oder  vielmehr  mancebo  rey  gelten  lassen. 

Seite  105,  Zeile  18.  —  Die  Uros  lebten  hauptsächlich  im  Desaguadero-Oebiete  des 
Titicaca  auf  Flössen  von  Totora-Binsen,  die  sie  nach  Belieben  an  Uferfelsen  fest  machten, 
wo  sie  gerade  hausen  wollten.  Auch  jetzt  noch  fristen  Uros  ihr  Dasein  in  den  Seen  und 
Röhrichtflächen  des  Desaguadero;  sie  nähren  sich  von  Fischfang  und  Jagd  und  von  dem 
Anbau  von  bittern  Kartoffeln  und  Oka,  der  in  den  Schluchten  der  Sierra  von  Tiahuanaco 
betrieben  wird.  Squier  stellt  ihre  Lebensweise  in  Parallele  zu  der  Existenz  der  Pfahlbau- 
bewohner in  den  Schweizerseen.  Acosta  sagt  den  Uros  nach,  sie  seien  so  vertiert,  dass  sie 
selber  sich  nicht  zu  den  Menschen  rechneten.  Sie  lehnten  aber  wohl  nur  ab  Buna  zu  sein, 
weil  das  nicht  nur  die  Bedeutung  'Mensch',  sondern  auch  die  von  'Höriger'  hat,  und  es 
war  allerdings  auch,  wie  Polo  de  Ondegardo  berichtet,  im  Inkareiche  nicht  üblich  und  bei 
der  Zählmethode  auch  schwer  möglich,  selbst  die  im  Lande  zerstreuten  Uros  bei  der  Be- 
völkerungsstatistik mit  in  Rechnung  zu  bringen.  Mehr  als  die  Hälfte  von  ihnen  betrieb 
Fischfang.  Die  andern  hiessen  Casayas  und  Suras.  Auch  unter  dem  Namen  Ochazunas 
werden  sie  erwähnt.  Ein  Teil  beschäftigte  sich  mit  Flechtarbeiten.  Andere  waren  tätig  bei 
den  Fähren.  Ueber  das  Puquina,  die  Mundart,  welche  die  Uros  redeten,  gibt  es  Auf- 
zeichnungen von  Ore,  die  Raoul  de  la  Grasserie  neu  hat  drucken  lassen.  Er  stellt  die 
Sprache  mit  der  der  Mojos  zu  den  brasilianischen1). 

Seite  106,  Zeile  1 — 6.  —  Jimänez  gibt  zu  Las  Casas,  De  las  anUguas  gentes  del 
Peru  (Seite  283,  Anm.  1)  eine  ausführliche  Darstellung  seiner  Ermittelungen  über  die  Ehe- 
angelegenheiten des  Huavna  Capac. 

Seite  106,  Anm.  4.  —  Ueber  Gebräuche  dieser  Art  vergleiche  H.  Ploss,  Das  Weib, 
6.  Aufl.  bearb.  von  Max  Bartels,  Band  2.  Leipzig  1899,  S.  234—241. 

Seite  108,  Anm.  6.  7.  —  Die  Form  cienega  kommt  auch  sonst  in  dieser  Zeit  vor, 
z.B.  bei  Betanzos,  Kap.  3  wiederholt. 

1)  Vergl.  Acosta,  libr.  2  cap.  6  (S.  95.  96);  danach  Herrera,  Dec.  5,  3,  13  (S.  92).  Colecci&n 
des  Arch.  de  Indias,  T.  17,  S.  146—160.  Belaciones  geogrdficas,  2  8.  64  f.  Squier,  Peru,  S.  309  f 
Markham  im  JBGS.  41  Seite  305. 

Abhandlungen  J.  K.  Gm.  d.  Win.  tu  GMÜngon.   FhlL-Uit.  Kl.  N.F.  Band  6,4.  P 


CXIY  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Seite  110,  Zeile  1  f.  Catequilla]  —  Offenbar  derselbe  Name  wie  Catequil,  über  den 
es  einen  Mythos  gab,  der  uns  in  dem  Berichte  eines  Augustiner-Mönches  erhalten  ist1). 
Die  ursprüngliche  Kultusstätte  dieses  Idols  war  Huamachuco  im  Bistum  Trujillo.  Es  ist 
die  Huaca  von  Huamachuco,  von  der  uns  Sarmiento  (S.  116 — 117)  erzählt,  weshalb  und 
wie  sie  von  Atahuallpa  zerstört  wurde.  Nach  Arriagas  wohl  irrtümlicher  Aussage  (S.  13  f.) 
Hess  Huascar  Feuer  an  den  Tempel  dieser  Huaca  legen,  als  er  erfuhr,  dass  sie  in  grosses 
Ansehen  gekommen  sei,  weil  sie  geweissagt  hatte,  Tupac  Inca  werde  von  seinem  Zuge  nach 
Quito  nicht  lebend  zurückkehren,  und  das  in  Erfüllung  gegangen  war.  Der  Augustiner  gibt 
an,  das  Gold  und  Silber  des  Schatzes  dieser  Huaca  sei  von  Atahuallpa  fortgenommen  worden 
und  habe  zu  dem  gehört,  was  später  in  Cajamarca  den  Spaniern  gegeben  wurde.  Viel- 
leicht rührt  daher  die  Erwähnung  von  Cajamarca  neben  Huamachuco  bei  Sarmiento. 

Seite  111,  Zeile  31.  —  Vergl.  oben  S.  LXX.  —  Baiboa,  Kap.  14  (S.  198)  erzählt 
den  Hergang:  Se  sentant  pres  de  mourir,  il  fit  son  testament  selon  l'usage.  On  prit  un 
long  baton  ou  espece  de  Crosse,  et  on  y  dessina  des  raies  de  diverses  couleurs  d'oü  Ton 
devait  avoir  connaissance  de  ses  dernieres  volontes;  on  le  confia  ensuite  au  quipocamayoc, 
ou  notaire.  Santacruz  Pachacuti  erwähnt,  dass  Tupac  Inca  Yupanqui  einen  vesitador  general 
de  las  tierras  y  pastos  entsendet:  dändole  su  comissiön  en  rayas  de  palo  pintado  (Tres 
Relaciones,  S.  291).  Ueber  die  Gebote  des  Tonapa  sagt  er  (Tres  Relaciones,  S.  237):  que 
en  un  palo  [los  indios]  los  recebieron  lo  que  les  predicaba  [Tonapa],  sefialandoles  y  rayan- 
doles  cada  capitulo  de  los  rrazones.  Die  letzten  beiden  Erwähnungen  sind  wohl  das,  worauf 
A.  Bastian  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Bd.  9  S.   150  Bezug  nimmt. 

Seite  111,  Anm.  2.  6.  —  Relaciones  geogrdficas  3  S.  157:  sarampiön  y  virgüelas, 
und  ebend.  S.  158  unter  15.  Ternaux  Compans,  Recueü  1840  S.   296:  sarampiön. 

Seite  116,  Zeile  32.  —  Seite  117,  Zeile  10.  —  Nach  dem  oben  zu  Seite  110 
des  Textes  erwähnten  Berichte  des  Augustiner-Mönches  hatte  das  Orakel  von  Hua- 
machuco Huascar  ftir  den  rechtmässigen  Herrscher  erklärt  Die  Trümmer  des  Catequil- 
Bildes  habe  Atahuallpa  in  einen  benachbarten  Fluss  werfen  lassen.  Doch  hätten  die  Priester 
die  Bruchstücke  heimlich  herausgeholt  und  bei  Porcon  einen  neuen  Tempel  eingerichtet, 
schliesslich  sie  aber  vor  den  Christen  in  der  Höhle  eines  Berges  versteckt,  wo  sie  jedoch 
nach  langem  Suchen  ausfindig  gemacht  wurden.  Arriaga  bezeichnet  als  die  neue  Kultus- 
stätte Cahuana,  als  dritte  und  letzte  das  Tauca-Gebiet. 

Seite  117,  Zeile  36.  —  In  der  Hdschr.  ist   Vampa  verbessert  aus  rampa. 

Seite  120.  —  El  castigo  era  ciertos  golpes  de  piedra  en  las  espaldas  6  con  el  pufio 
cerrado,  conforme  al  delito,  sagt  ein  Bericht  aus  Guamanga  über  die  Strafrechtspflege  in 
der  Inkazeit  (Relaciones  geogrdficas  1  S.  99).  El  cacique  que  mataba  algiin  indio  sübdito 
suyo  sin  licencia  del  Inga  era  castigado  püblicamente,  dändole  con  nna  piedra  ciertas 
golpes  en  las  espaldas;  llamabanlo  castigo  de  piedra,  y  era  muy  afrentoso  (Cobo  3  S.  238). 
El  indio,  que  era  perezoso,  6  que  dormia  entre  dfa,  le  castigaban  con  azotes,  y  con  piedra 


1)  In  der  Colecciön  des  Archivo  de  Indias,  T.  3  S.  23—27;  französisch  in  dem  1840  er- 
schienenen Recueil  de  documents  et  tnemoires  originaux  8.  fhistoire  des  possessionis  espagnoles  dans 
VAm&rique  von  Ternaux-Compans.  Paris  1840  S.  92.  96—100.  A.  Rlville,  Hisioire  des  religions  2 
S.  337  betrachtet  Catequil,  Chuquilla,  Catuilla,  Intiillapa,  Illapa  als  Synonyma. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  CXV 

en  las  espaldas,  y  se  tenfa  gran  cuenta  en  hacer  este  castigo  (Herrera,  Dec.  5,  lib.  4  cap 
3).  El  que  forzaba  alguna  mujer  soltera  le  daban  por  castigo  con  piedra  en  -las  espaldas, 
que  era  .  . .  castigo  afrentoso  (Herrera,  ebd.). 

Seite  122,  Zeile  3.  —  diciendo;  so  die  Handschrift.  Vielleicht  ist  zu  lesen:  dando 
grandes  voces. 

Seite  123,  Kap.  66,  letzter  Absatz.  —  Dass  Caftar  Capac  und  curaca  Chinchacochay 
nicht  Personennamen  sind,  sondern  Titel  bedarf  kaum  der  Erwähnung.  Gutien-ez  (3,  449) 
erzählt,  dass  eine  der  Frauen  des  Inka  Huascar,  genannt  Mama  Barcay  (=  Huarcay)  mit 
einer  Tochter,  die  sie  von  dem  Inka  hatte,  der  schönen  Mama  Coya  Cuxi  Barcay  (=  Cusi 
Huarcay),  glücklich  in  die  Anden  entkam.  Cobo  (3,  209)  nennt  Gusi  Huarcay  als  eine 
Tochter  des  Manco  Inca,  während  als  dessen  Tochter  anderswo  Maria  Tupac  Usca  vor- 
kommt Die  Cusi  Huarcay,  die  mit  Sayri  Tupac  vermählt  war,  und  schliesslich  auf  den 
Namen  Maria  de  Mendoza  getauft  wurde,  ist  mit  der  Cusi  Huarcay  identisch,  die  bei 
Gutierrez  vorkommt.  Fernändez  (2  Bl.  126  v. ;  vergl.  127  r.)  berichtet  ausdrücklich,  dass 
die  Coya  Cuxi  Varcay,  —  wie  er  schreibt,  —  die  Tochter  des  Huascar,  mit  der  ihre 
Mutter  Mama  Varcay  sich  geflüchtet  hatte,  'jetzt'  die  Frau  des  Xayre  Topa  Inga,  =  Sayri 
Tupac  Inca,  sei.  Maria  Tupac  Usca  heiratete  einen  Spanier. 

Seite  128.  —  Paullu  Tupac  Inca  zog  mit  Almagro  nach  Chile.  Im  Gegensätze  zu 
seinem  Bruder  Manco  hielt  er  es  stets  mit  den  Spaniern.  Er  liess  sich  taufen  und  nahm 
nach  dem  Vornamen  des  Lizentiaten  Vaca  de  Castro  den  Namen  Don  Cristtfbal  an.  Ausser 
seinen  legitimen  Söhnen  Don  Carlos  und  Don  Felipe  Manco  Tupac,  die  Sarmiento  erwähnt, 
hatte  er  zwei  illegitime  D.  Fernando  Puma  Capi  und  D.  Alonso  Tupac  Atau  (Cobo  3, 
120.  127.  144.  209).  Ihnen  gilt  offenbar  die  'Legitimation  de  los  hijos  c  hijas  naturales 
de  D.  Cristobal  Vaca  Topa  Inga,  hijo  de  Guaynacabac,  cacique  principal  que  fuc*  de  las 
provincias  del  PenV,  Valladolid,  1°  Abril  de  1544,  Nr.  47  in  den  Nttevos  autografos  de 
Cristobal  Colon  der  Duquesa  de  Berwick  y  Alba  (S.  54).  Don  Carlos,  der  Sohn  des  Paullu 
Inca,  hatte  einen  Sohn  D.  Melchor  Carlos,  zu  dessen  Paten  der  Vizekönig  Francisco  de 
Toledo  gehörte.  Er  starb  in  Spanien.  Der  oben  genannte  D.  Felipe  Manco  Tupac  ist  es, 
der  in  einer  Aufzählung,  die  in  der  Cdeccion  de  documentos  ineditos  para  la  historia  de 
Espana  (T.  94,  S.  312)  abgedruckt  ist,  als  Empfänger  eines  Repartimiento  von  150  Scheffel 
Mais  aufgeführt  wird,  mit  dem  Zusätze,  sein  Vater  habe  Seiner  Majestät  ganz  vortreffliche 
Dienste  geleistet.  —  Des  Paullu  Tupac  Bruder  Manco  Inca  entkam  den  Spaniern,  erregte 
einen  grossen  Aufstand  und  belagerte  Cuzco;  er  musste  sich  aber  zurückziehen,  zunächst 
nach  Ollantaytambo,  dann  nach  Vilcapampa.  Hier  in  den  Anden  fand  er  sein  Ende. 
Einer  von  den  Mördern  des  Marques  Francisco  Pizarro,  Diego  Mcndez,  der  zusammen  mit 
andern  Spaniern  bei  ihm  eine  Zuflucht  gefunden  hatte,  soll  ihn  im  Zwist  beim  Kugelspiel 
erschlagen  haben.  Der  Hergang  wird  verschieden  erzählt  (Vergl.  besonders  Cieza,  Guerra 
de  Qtrito,  T.  1,  S.  169  und  dazu  Jime*nez,  ebd.,  Ap.  S.  115 — 118;  Garcilaso,  P.  2  Üb. 
4  cap.  7.  Cobo  3  S.  206—209.  Cd.  de  doc.  intd.  p.  I  hist.  de  Esp.  T.  5,  S.  362 f.  Cd. 
de  doc.  ined.  del.  JrcJUro  de  Indios,  T.  8,  S.  264);  daraus  erklärt  sich  Sarmientos  Aus- 
druck: murirf  o  lo  mataron.  Ueber  seine  Söhne  Sayri  Tupac,  Titu  Cusi  Yupanqui  und 
Tupac  Amaru  vergl.  oben  Seite  X,  XIV— XVI  und  XXXXV.  Die  Schicksale  der  Tochter 
des  Sayri  Tupac,  Dona  Beatriz  Clara  Coya  sind  oben   Seite  XV  Anm.  2  erwähnt.    Von 

P* 


C*VI  BIGHABD  PIETSCHMANN, 

der  Tochter  des  Manco  Inca,  Maria  Tupac  Usca  (oben  Seite  CXV),  leitet  sich  die  Familie 
Justiniani  her,  deren  Stammbaum  Markham  (zu  Garcilaso,  P.  1,  VoL  2  S.  258  Anm.  1) 
mitgeteilt  hat.  Tupac  Amarus  Kinder  wurden  mit  ihm  aus  Vilcapampa  fortgeführt.  Es 
waren  zwei  Töchter,  Juana  Pilco  Huaco  und  Magdalena  (Cobo  3,  218),  und  ein  Sohn, 
Felipe  Quispi  Titu,  der  1581  in  Lima  lebte  bei  der  Familie  Ampuero,  die  von  einer 
Tochter  des  Huayna  Capac  Namens  1  nez  Huayllas  abstammt  (Garcilaso  1  üb.  9  cap.  88 ; 
Bl.  261),  —  Vergleiche  auch  den  Stammbaum  bei  Clements  R.  Markham,  Travels  in  Peru 
and  lndia,  S.   134/135  auch  Markham  zu  Garcilaso  1   Vol.  2  S.  526. 

Seite  129.  Kap.  70.  —  Ueber  die  Chronologie  vergl.  oben  Seite  LIX— LXVI.  Die 
Vorstellungen  von  den  natürlichen  Ursachen  der  Langlebigkeit  der  Menschen  der  Voneit 
gehen  auf  Augustins  Schrift  de  dvitate  Bei  zurück,  ebenso  wie  die  von  ihrer  Riesenhaftig- 
keit.  Giovanni  Nanni  hat  für  die  Aetates  diu  viventium  die  Skala  aufgestellt  (Paris  1512 
fol.  CXVÜ,  richtig  CXXVII):  Qui  enim  giganteo  aevo  vivebant  ad  ducentos  annos  dice- 
bantur  adolescentes,  ad  quatrincentos  viri  ac  iuvenes,  ad  sexcentos  senes,  inde  decrepiti.  Die 
Begründungen,  dass  die  Natur  vor  Zeiten  mehr  in  ihrer  Vollkraft  gewesen  sei  und  dass 
die  spätere  Eheschliessung  lebensverlängernd  sich  geäussert  habe,  findet  man  bei  mehreren 
Sarmiento  gleichzeitigen  Autoren,  z.  B.  in  der  Suva  de  varia  Ucciön  des  Pedro  Mejfa  (Kap. 
1).  Auch  die  Grandezas  y  cosas  memorabks  des  Pedro  de  Medina  (Sevilla  1548,  Kap.  4., 
Bl.  8  v.  bis  4  v.)  enthalten  eine  Auseinandersetzung  hierüber,  die  Sarmiento  ge- 
kannt haben  mag,  wie  das  Navigationsbuch  desselben  Autors,  aus  dem  er  ja  seine  An- 
sichten über  die  Ursachen  der  Missweisung  der  Magnetnadel  sich  gebildet  zu  haben  schont 
Uebrigens  wird  jedoch  den  Eingeborenen  Perus  eine  besondere  Veranlagung  zur  Langlebig- 
keit zugeschrieben.  Es  wird  erzählt,  dass  in  der  Zeit  des  Vizekönigs  Francisco  de  Toledo 
es  in  Tuarama  einen  Eingebornen  gab,  der  bis  zu  seinem  hundertsten  Lebensjahre  ganz  von 
Krankheit  verschont  geblieben  sei  und  dann  in  Siechtum  noch  30  Jahre  weiter  gelebt  habe 
(Coiecciön  de  doc.  inid.  p.  I  hist,  de  Espaüa,  T.  104,  S.  297).  'Beispiele  von  Indianern,  die 
120  bis  130  Jahre  und  darüber  bei  fast  ungestörten  körperlichen  und  geistigen  Kräften 
leben',  versichert  J.  J.  Tschudi  (Peru  2,  St  Gallen  1846  S.  360),  seien  in  Peru  'durchaus 
keine  Seltenheiten';  1839  habe  im  Jauja-Tale  ein  Indianer  gelebt,  der  nach  Ausweis  des 
Kirchenbuches  1697  geboren  gewesen  sei.  Stevenson  habe  aus  einem  Kirchenbuche  109 
Jahre  als  das  Durchschnittsalter  von  11  Indianern  ermittelt.  Aehnliche  Angaben  über  süd- 
amerikanische Volksstämme  hat  Th.  Waitz,  Anthropologie,  Th.  1  Seite  137  zusammengestellt, 
ohne  geneigt  zu  sein,  daraus  das  Vorhandensein  fester  Rassenunterschiede  abzuleiten.  Man 
wird  ihm  beipflichten,  und  wird  daher  das  Vertrauen,  das  Stevenson  und  Tschudi  der  sta- 
tistischen Ausbeute  aus  peruanischen  Kirchenbüchern  entgegenbringen,  nicht  ohne  weiteres 
auch  auf  Sarmientos  chronologische  Unglaublichkeiten  übertragen. 


Errata. 


Seite  XXXXV,  Anm.  2,  Zeile  5.  —  Amasu,  lies:  Amaru.  Seite  LIX,  Zeile 

32.  —   Lies:  Cinchi.  Seite  LXXTX,  Zeile  16.  —  Lies:  S.  263.         Seite  LXXXVII. 

Nachtrag  zu  Seite  7,  Anm.  3,  Zeile  2/3.  —  Füge  hinzu  hinter  1557:  auch  nach  Frandsci 
de  Victoria  Relectiones  morcdes,  opera  Joh.  Georgii  Simonis  (Coloniae  et  Francofurti :  Aug. 
Boetius  1696). 

Seite  2,  Zeile  10.  —  V.  ilf.,  lies:  Vuestra  Mag  est  ad,  oder  besser:  Vuestra  Majestad. 
So  auch  3,  Zeile  3.  Seite  5,  Anm.  3,  Zeile  2.  —  Lies:  A  History.  Seite 

6,  Zeile  32.   —   corne,  lies:  cotno.  Seite  9,  Zeile  1.  —    F.,  lies:   Vuestra.  Seite 

9,  Anm.  Zeile  7/8.  —  Lies :  Die  Randglosse  'Titulo  6'  weist  auf  die  Aufzählung  der  Sectio 
2  der  Belectio  hin.  'Parte  3  Titu.  22  c.  5  c.  8'  weist  auf  das  Werk  des  Antonius  Floren- 
tinus  hin. 

Seite  11,  Zeile  11.  —  dlomenos,    lies:    ä  lo  menos.  Seite  11,  Zeile  23.  — 

Lies:  Ptolemeo.  Seite  12,  Zeile  21.  —  verdaderemente,  lies:  verdaderamente.  Seite 

16,  Anm.  4,  Zeile  4.  —  variornmy  lies:  variarum.  Seite  17,  Zeile  17.  —  d  Fenec; 

vergl.  oben  Seite  LXXXXV.  Seite  17,  Anm.  7,  Zeile  2.  —  Indics,  lies:    Indios. 

Seite  18,  Anm.  5.  Zeile  2.  —  minfa,  lies:  nimpha.  Seite  18,  Anm.  8,  Zeile  1.  — 

Mafei,  lies:  Maffei. 

Seite  21,  Zeile  1.   —  anos,  lies:  aüos.  Seite  28,  Zeile  19.  —  las  tiemposy  lies: 

los  tiempos. 

Seite  34,  Zeile  9.  —  Quipi,  lies:  Qui[s]pi\  vergl.  oben  Seite  CXH  Seite  85, 

Zeile  11/12.  —  envahidos  (Hdschr. :  enbaydos),     lies:  embaidos.  Seite  35,  Zeile  34.  — 

Ayarcache,  lies:  Ayar  Cache.  Seite  36,  Zeile  4.  —  el  pie\  so  die  Hdschr.;  lies:  en  pie. 

Seite  41,  Zeile  7.  —  dondc,  lies:  donde.  Seite  42,  Zeile  14.  —  Cuzcey  lies:  Ouxco. 

Seite  42,  Zeile  15.  —  un  aparte,  lies:   una  parte.  Seite  45,  Anm.  3,  Zeile  1.  — 

Lies:  Beuter.  Seite  47,  Zeile  1.   —   Alabicas,  lies:  Alcabigas.  Seite  47,  Zeile  19. 

—  Yupangi,  lies:  Tupangui.  Seite  49,  Zeile  32.  —  antesucesores ;  so  die  Hdschr.  (ur- 
sprünglich auch  auf  Seite  47  in  Zeile  23);  lies  wie  dort:  antecesores. 

Seite  51,  Zeile  4.  —  arrogar\  so  die  Hdschr.;  lies:  d  rogar.  Seite  51,  Zeile  33. 

—  Lies:  alcanzaron.  Seite  56,  Zeile  6.  8.  19.  —  Atun^  lies:  Hatun.  Vergl.  oben 
Seite  CYII.           Seite  59,  Zeile  1.  —  Apo  May,  lies:  Apo  Mayta. 

Seite  70,  Zeile  19  (vergl.  ebd.  Anm.  3).  —  y  tnochö  d,  lies:  y  mochö,  y  d.  Seite 

77,  Zeile  15.  —  sujo,  lies:  suyo.  Seite  80,  Zeile  3.  —  Inga  Capon,  lies:  inga  apon. 

Vergl.  oben  Seite  LXXIX  Zeile  9/10  und   das  Register  unter  inga  apo.  Seite  85, 


CXVIII  .RICHARD   PIET8CHMANN, 

Zeile  13.  —  los  manos-,  so  die  Hdschr.;  lies:  las  mänos.  Seite  87,  Zeile  29.  —  Lies: 

Chungomarca  [y]  Pülaguamarca. 

Seite  91,  Zeile  14.  —  estrano,  lies:  extrano.  Seite  92,  Zeile  3.  estra&ezas,  lies: 

extranezas.  Seite  96,  Zeile  36.  —  d  Chachi,  ist  wohl  zu  lesen:  d  [A]  chachi.  Seite 

97,  Zeile  3.  —  Asüli;  so  die  Hdschr.;  lies:  Astöo',  vergl.  Seite  CXII. 

Seite  106,  Zeile  30.  —  Guyana,  lies:  Guayna.  Seite  108,  Anm.   1.  —  ew,  lies: 

esia.  Seite  109,  Zeile  5.  —  pedrades,  lies:  pedradas.  Seite  133,  Zeile  3.  —  Fn- 

pangui,  lies :    Yupangui 

Seite  141,  Kolumne  1,  Zeile  19.  —  Lies:  von.  Seite  142,  Kolumne  2,  Zeile  14. 

—  Lies:  Cinchi  Roca  Bruder  des  Huayna  Capac  104.  Auch  nach.  Seite  144,  Kolumne 

1,  Zeile  22.  —  128,  lies:  125.  Seite  144,  Kolumne  2,  Zeile  27.  —  104,  lies:  102. 

Seite  149,  Kolumne  1,  Zeile  20.  —  Lies:  3,  CXCIX.  Seite  150,  Kolumne  1,  Zeile 

40.  —  Lies:  pueblo.  Seite  150,  Kolumne  2,  Zeile  52.  —  Lies:  Süic  Guaman. 

Andere  Aenderungen  des  Registers  im  Anhange  dazu. 

Akzent  fehler: 

Seite  1,  Zeile  11.  —  Lies:  principes.  So  auch  3,  Zeile  32.  8,  Zeile  15.  Seite  2, 

Zeile  13.  —  du»,  lies:  dia.  Seite  2,  Zeile  14.  —  mos,  lies:  mos.  So  auch  3,  Zeile   11. 

Seite  3,  Zeile  5.  —  Lies:  donde  justmmametUe.  Seite  6,  Zeile  31.  —  Lies:  tiranias. 

Seite  9,  Zeile  8.  —  Lies :  Jesus.  Seite  9,  Zeile  9.  —  Lies :  di. 

Seite  11,  Zeile  16.  —  Lies:  rio.  Seite  11,  Zeile  22.  —  Lies:  indico.  Seite 

12,  Zeile  15.  —  mos,  lies:  mos.  Seite  12,  Zeile  22.   —  Lies:  islas.  Seite  18, 

Zeile  3.  —  Lies;  Maria. 

Seite  21,  Zeile  20.  —  Lies:  OL  Seite  22,  Zeile  5.  —  Lies:  gb\tro\    echändose. 

Seite  22,  Zeile  6.  —  Lies:  Catigara.  Seite  22,  Zeile  12.  —  Lies:  Jesus.  Seite 

27,  Zeile  14.  —  o,  lies:  d.  Seite  28,  Zeile  39.  —  Lies:  bdroaros.  Seite  29, 

Zeile  24,  —  Lies:  termino. 

Seite  36,    Zeile  15.  —  Lies:    traiciön.  Seite  53,    Zeile  11.  —  Lies:    cuyo. 

Seite  82,  Zeile  12.  —  Lies:  d  punto.  Seite  101,  Zeile  22.  —  Lies:  nutner 0]  so  auch 

Seite  104,  Zeile  16.  Seite  104,  Zeile  5.  —  Lies:  visitö.  Seite  108,  Zeile  20.  — 

Lies:  retirändose. 


Barbarici  fasces  contremunt  stegma  Philippi, 
Cui  Tagus  et    Ganges  servil  et  Antipodes1). 


Segunda  parte  de  la  Historia  general  llamada  Indica, 
la  cual  por  mandado  del  excelentisimo  senor  Don 
Francisco  de  Toledo,  virrey,  gobernador  y  capitan 
general  de  los  reinos  del  Piru  y  mayordomo  de  la 
casa   real    de  Castilla,    compuso   el   capitan   Pedro 

Sarmiento  de  Gamboa. 


A  la  S.  C.  R.  M.2)  del  Rey  Don  Phelippe,  nuestro  senor. 

Entre  las  excelencias,  soberano  y  cat6Hco  Philippo,  que  gloriosamente  &  los 
principes  decoran,  puniöndolos  8)  en  sumo  fastigio  de  estimaciön,  dijo  aquel  padre 
de  la  elocuencia  latina  ser  tres  las  mayores :  largueza,  beneficio  y  liberalidad 4). 
Y  como  los  cönsules  de  Roma  tuviesen  esto  por  el  mäs  principal  elogio  de  sus 
blasones,  esculpieron  curiosamente  en  un  marmol  del  monte  Quirinal  y  en  la 
Plaza  de  Trajano  este  titulo:   Poderosisima  dote  es  en  el  principe  la  liberalidad 5). 


1)  Vergl.  die  Einleitung ;  für  sentit  steht  auf  der  Wappenumschrift  auf  der  Rückseite  des  Titels 
serdit,  als  Correctur,  wie  es  scheint,  aus  serbit. 

2)  Ursprünglich  =  Sacra  Cesarea  Real  Magestad ;  später  =  Sacra  Catölica  Real  Magestad. 

3)  =  poni&ndolos.  —  Vergl.  Eduard  Boehmer  zu  Juan  Valdls,  Dialogo  de  la  lengua  (in  den 
Romanischen  Studien  Bd.  6  S.  471). 

4)  Am  Rande  links :  Cicero  pro  rege  Deyotaro  (so !).  —  Dieses  und  die  nachfolgenden  Citate 
bis  S.  2  Anm.  6  stammen  aus  dem  auf  S.  2  in  Anm.  4  angeführten  Werke  des  Rechtsgelehrten 
Andre*  Tiraqueau. 

5)  Am  Rande  links:  Bartolomeus  Marlianus  in  Tipographia  [so!]  et  Antoninus  Fiorentinus 
theologus.  —  Vgl.  die  Topographia  antiquae  Romae  Ioanne  Bartholomeo  Marliano  autort,  Lug- 
duni,  Seb.  Gryphius  1534,  lib.  5c.  22  (S.  216 — 217),  wo  die  Inschrift  erwähnt  wird:  Potentissima 
dos  in  principe  liberalitas  et  dementia.  Die  Summa  des  Antoninus  archiepiscopus  Fiorentinus, 
pars  4  c.  4  wird  von  Tiraqueau  citiert,  weil  dort  (§  6)  es  heisst :  primum  Signum  nobüitaHs  est 
liberalitas. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Win.  sn  Göttingen.    Phil.-birt.  Kl.   N.  F.  Band  6,4.  1 


RICHARD   PIETSCHMANN, 


Por  esto  incitados  los  reyes,  que  en  mucho  quisieron  ser  de  los  suyos  tenidos 
y  de  los  extrafios  temidos,  trabajaron  por  adquerir1)  nombre  de  liberales,  de 
donde  se  eternizö  aquella  real  sentencia:  Proprio  es  de  los  reyes  dar*).  Y  como 
esto  era  entre  los  (xriegos  cosa  muy  tratada,  el  prudente  Ulises,  hablando  con 
Antinoo,  rey  de  los  Feaces 8),  le  dijo :  Tu  eres  semejante  d  rey,  por  lo  cual  te  con- 
vienc  dar,  y  mejor  que  otrosA).  Ca  es  cierto,  que  &  los  reyes  es  muy  favorable 
y  necesaria  la  largueza. 

No  pretendo  por  esto,  monarca  liberalisimo,  insinuar  &  Vuestra  Magestad  la 
poderosisima  franqueza,  porque  serfa  muy  culpable  disproposito  5)  mio  querer 
suadir  una  cosa,  que  &  V.  M.  es  tan  natural,  que  no  podria  vivir  sin  ella.  Ni 
sucederd  &  tan  alto  y  liberal  sefior  y  rey  lo  que  k  Tito  emperador,  el  cual, 
acordado  una  vez  sobre  cena  habörsele  aquel  dfa  pasado  sin  hacer  merced,  dijo 
aquella  loable  animadversion :  0  amigos,  este  dia  perdi 6).  Porque  no  solamente 
dfa,  mds  ni  hora  pierde  Vuestra  Magestad  sin  obligar  d  todo  linaje  de  gentes 
con  beneficios7)  y  raercedes  larguisimas,  a  que  todo  pueblo  &  una  voz  diga  de 
Vuestra  Magestad  lo  que  Andino  canto  de  Octaviano  Augusto: 

Nocte  pluit  tota,  redeunt  spectacula  mane\ 
Divisum  Imperium  cum  love  Caesar  habet*). 

Mas  lo  que  quiero  decir  es,  que  k  rey,  que  tan  bien  cumple  la  obligaciön  de 
liberalidad  y  tanto  da  como  Vuestra  Magestad,  necesario  le  es  tener  y  tener 
mucho;  porque  ninguna  cosa  mds  conviene  al  principe  que  haberes  y  riquezas 
para  liberalidades  y  larguezas,  dice  Tulio,  y,  demäs  desto,  para  adquerir 9)  gran 
gloria ;  que  es  cierto,  como  leeraos  en  Salustio :  que  en  gran  imperio  es  gran 
gloria 10).     Porque    tanto    es    uno    mayor,   cuanto   mayores   cosas  trata,   y  asi  la 


1)  =  adquirir. 

2)  Am  Rande  rechts :  Oldradus  ca.  94.  —  Vergl.  Consilia  Oldradi  da  Ponte  de  Laude,  quae- 
stio  94  am  Ende  (Bl.  25  der  Ausgabe  von  1535).  Es  heisst  dort :  ...  cum  regum  proprium  (in 
dem  Drucke  von  Eberhard  Frömmelt,  Basel  1481:   proprie)  sü  donare. 

3)  Die  Verse  Homer,  Odyss.  17,  416  u.  417  richten  sich  vielmehr  an  den  ruchlosesten  der 
Freier,  den  Ithakesier  Antinoos.  Zum  Phäakenkönig  hat  ihn  nicht  Sarmiento  gemacht,  sondern 
schon  sein  Gewährsmann  Tiraqueau. 

4)  Am  Rande  links:  Homerus  Hb.  17  Odisseae.  Am  Rande  rechts:  Tiraquellus  de  nöbi.  c. 
3 — 7  [so !]  c.  76.  —  Vergl.  Andreae  Tiraquelli  de  nöbilüate,  et  iure  primigeniorum,  Paris,  Jac.  Keruer 
1549,  cap.  37  §  40. 

5)  =  de8propÖ8tto. 

6)  Am  Rande  links :    Suctonius  et  Eusebius  chronographus  et  Eutropius. 

7)  Ddschr. :    benificios. 

8)  Am  Rande  rechts:  Vergilius.  Die  Verse  werden  von  Donat  Virgil  zugeschrieben.  Dr. 
Sakolowski,  s.  Z.  Sekretär  am  Thesaurus  linguae  latinae,  verwiess  mich  auf  Suetonii  rel.  ed.  Reiffer- 
scheid  p.  GG  und  auf  Anthol.  Lat.  ed.  Riese  1  no.  256  (S.  179). 

9)  =  adquirir. 

10)  Am  Rande  rechts:    Im  [so!]  proemio  Catilinarij  [so!]. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAHEICHES.  3 

gloria   del  rey  consiste   en   tener  muchos  vasallos  y  su  abatimiento  en  la  dirai- 
nuciön  del  pueblo  *). 

Desta  gloria,  Cristianisimo  Rey,  Dios  poderoso  diö  &  V.  M.  en  esta  vida 
tanta  parte,  qae  de  vuestro  excelso  nombre  tiemblan  todos  los  enemigos  de  la 
iglesia  santa  catölica  de  Cristo  nuestro  senor;  por  dönde  justisimamente  meres- 
c&s  ser  nombrado  vigor  de  la  iglesia.  Y  como  los  tesoros,  de  que  Dios  hizo 
expensores  a  vuestros  mayores,  con  tan  santa  magnanimidad  los  despendieron 
en  loables  y  santas  obras,  extirpando  berejes,  lanzando  los  malditos  Sarracenos 
de  los  fines  de  Espana,  edificando  templos,  bospitales,  monesterios,  y  en  otras 
infinitas  obras  de  caridad  y  justicia,  con  entranas  de  celosos  padres  de  la  patria, 
no  solo  merescieron  el  santisirao  renombre  de  catölicos,  mds  el  benignfsimo  y 
todopoderoso  Dios,  &  quien  de  corazon  servian,  tuvo  por  bien  comenzalles  & 
pagar  con  bienes  temporales  en  este  siglo  —  porque  es  cierto,  que  no  quita  los  bienes 
temporales  el  que  da  los  reinos  celestiales s)  —  de  tal  manera,  que  en  las  mercedes, 
que  les  bacia,  meresciesen  mäs.  Y  fu£  ddndoles  oficio  apostölico.  escogi^ndolos 
entre  todos  los  reyes  del  mundo  por  nuncios  evangelizadores  de  su  divina  pa- 
labra  en  las  remotisimas  6  incögnitas  tierras  destos  bdrbaros  y  ciegos  gentiles, 
que  agora  Uamamos  Indias  de  Castilla,  para  que  por  su  ministerio  fuesen  puestos 
en  carrera  de  salvaci6n,  siendo  el  mismo  Dios  el  verdadero  piloto,  que  les  hizo 
fäcil  y  claro  el  obscuro  y  espantable  mar  atläntico,  horrible  portento  ä  los  anti- 
quisimos  Argivos,  Atenienses,  Egipcios  y  Penos  y,  lo  que  es  mds,  al  soberbio 
Hercules,  el  cual,  habiendo  venido  de  levante  &  Cdliz  y  visto  el  espacioso  mar 
atläntico,  temiö,  y  creyendo  acabarse  all!  el  mundo  y  que  no  habia  mäs  tierra, 
puso  sus  colunas  con  esta  letra:  Vitra  Gades  nil5),  esto  es:  Adelante  de  Cäliz 
nada  hay.  Mas  como  la  sabiduria  humana  acerca  de  Dios  es  ignorancia  y  la 
fuerza  del  mundo  flaqueza  en  su  presencia,  fuäles  facilisimo  con  la  virtud  del 
altisimo  &  vuestros  santos  abuelos  romper  y  deshacer  las  nieblas  y  dificultades 
del  encantado  ocöano.  Y  burlando  con  razön  de  Aleides  y  su  blasön,  descu- 
brieron  las  Indias4),  pobladisimas  de  änimas,  k  quien  se  pudiese  mostrar  el  Ca- 
mino del  cielo,  y  abundantisimas  de  todo  g£nero  de  inestimables  tesoros,  con  que 
restauiaron  los  grandes  gastos,  que  babian  heebo,  y  quedaron  los  mds  ricos 
prineipes  del  mundo,  con  que  prosiguieron  su  santa  y  cristianisima  liberalidad 
hasta  la  muerte.  Y  por  esta  famosisima  navegaeiön  y  tan  nuevo  y  milagroso 
deseubrimiento  emendaron  el  epitafio  de  las  colunas  herculeas,  quitando  el  Gades 


1)  Am  Rande  links  stand  die  Verweisung  auf  Tiraquellus ;  sie  wurde  aber  durch  Ueberkleben 
mit  einem  Streifen  Papier  getilgt. 

2)  Am  Rande  links  eine  durch  Ueberkleben  getilgte  Randbemerkung.  —  Die  Sentenz  ist  aus 
der  Dichtung  des  Caelius  Sedulius  entnommen,  die  anfängt:  Hostis  Herodts  impie,  ||  Christum 
venire  quid  times?  ||  Non  eripit  mortaha,  ||  qui  regna  dat  coelestia.  Vergl.  Ph.  Wackernagel, 
Das  deutsche  Kirchenlied,  Bd.  1  S.  46  Nr.  50. 

8)  Am  Rande  links  :    Titulo  de  las  colunas  de  Hercules  antiguo. 
4)  Am  Rande  rechts:   Deseubrimiento  de  las  Indias. 

1* 


4  RICHARD  PIETSCHMANN, 

nil  y  antepuniendo  *)  Plus  al  ultra  *),  que  quiere  decir  —  y  con  mucha  verdad  — 
>Mds  adelante  hay  machas  tierras«.  Y  asf  quedö  esta  letra  Plus  ultra  por 
blasön  de  las  armas  6  insignias  de  las  Indias  de  Castilla. 

Y  como  hay  pocos  &  quien  no  fuerce  la  maldita  hambre  del  oro8),  y  tambiän 
como  las  cosas  buenas  sean  manjar  de  la  invidia4)  moviö  el  demonio  los  pechos 
de  algunos  poderosos  prfncipes  &  quererse  entremeter  k  este  tan  grande  negocio. 
Lo  cual  considerado  por  el  vicario  de  lesucristo  Alexandro  Sixto,  que  pudiera 
redandar  en  impedimento  de  la  predicaciön  del  evangelio  sagrado  &  estos  bir- 
baros  idololatras 5),  demds  de  otros  males,  que  dello  pudieran  resultar,  quiso,  de 
su  propio  motivo  y  no  &  instancia,  ni  peticiön  de  los  catölicos  reyes,  por  autoridad 
de  Dios  todopoderoso,  darles  y  les  diö  y  concediö 6)  para  siempre  jamäs  las  islas 
y  tierras  firmes  que  entonces  se  descubrieron  y  que  despues  se  descubriesen 
dentro  de  los  limites  y  demarcaciön  de  ciento  y  ochenta  grados  de  longitud, 
ques  la  mitad  del  orbe,  con  todos  sus  dominios,  derechos,  jurisdicciones  y  per- 
tenencias,  prohibiendo  la  navegaciön  y  trato  en  las  tales  tierras  por  cualquiera 
causa  &  todos  los  demds  prfncipes,  reyes  y  eraperadores  desde  el  afio  de  1493 
anos7),  para  obviar  a  muchos  inconvcnientes. 

Mas  como  el  demonio  viese  cerrado  este  portillo,  que  habia  comenzado  abrir, 
para  raeter  por  £1  disensiones  y  estorbos,  tramö  de  hacer  la  guerra  con  los 
propios  soldados  que  le  combatian,  que  eran  los  mesmos  predicadores,  los  cuales 
comenzaron  &  dificultar  sobre  el  derecho  y  titulo  que  los  reyes  de  Castilla  tenfan 
&  estas  tierras.  Y  como  vuestro  invictisimo  padre  era  tan  celoso  de  su  con- 
ciencia,  mand6  examinar  este  punto,  cuanto  le  fu£  posible,  por  doctfsimos  letrados, 
los  cuales,  como  la  informaciön,  que  del  heeho  se  les  hizo,  fuö  indirecta  y 
siniestra  de  la  verdad,  dieron  su  parecer  diciendo  que  estos  ingas,  que  en 
estos  reinos  del  Pirü  fueron,  eran  legitimos  y  verdaderos  reyes  dellos,  y  que  los 
particulares  curacas  eran  y  son  verdaderos  senores  naturales  desta  tierra,  lo 
cual  diö  asa  a  los  extranos  de  vuestro  reino,  asi  catölicos  como  herejes  y  otros 
infieles,  para  que  ventilasen  y  pusiesen  dolencia  en  el  derecho,  que  los  reyes  de 
Espana  han  pretendido  y  pretenden  &  las  Indias ;  por  lo  cual  el  emperador  Don 
Carlos,  de  gloriosa  memoria,  estuvo  &  punto  de  dejarlas  8),  que  era  lo  *)  que  el 
enemigo  de  la  fee10)  de  Cristo  pretendfa,  para  volverse  ä  la  posesiön  de  las  änimas, 


1)  =  anteponiendo. 

2)  Am  Kande  links:  Plus  ultra. 

3)  Am  Rande  rechts :  Verg. :  Quid  non  mortalia  pectora  cogis,  auri  sacra  famts. 

4)  Am  Rande  rechts :  Optima  cibus  invidiae. 

5)  =  idolatras. 

6)  Am  Rande  eine  durch  Ueberkleben  getilgte  Bemerkung. 
1)  Hdschr. :  mill  y  quatrogientos  y  nouenta  y  tres  aHos. 

8)  Gemeint  ist  wohl  die  Einsetzung  der  Kommission,  aus  deren  Verhandlungen  sich  1548  die 
Verkündung  der  sogenannten  Neuen  Gesetze  über  die  Encomiendas  ergab. 

9)  Hdschr. :  los. 

10)  =  fe. 


PETRO   SARMIENTOs's   GESCHICHTE  DES   INKAEEICHES.  5 

que  tantos  siglos  habia  tenido  ciegas.  Y  todo  esto  sucediö  por  la  incuriosidad 
de  los  gobernadores  de  aquellos  tiempos  en  esta  tierra,  que  no  hicieron  las  dili- 
gencias  necesarias  para  informar  de  la  verdad  del  hecho,  y  por  ciertas  informa- 
ciones  del  obispo  de  Chiapa1),  que  movido  de  pasiön  contra  algunos  conquista- 
dores  de  su  obispado,  con  quien  tuvo  pertinacisimas  diferencias,  —  segün  yo  supe 
en  aquella  provincia  y  en  la  de  Guatemala,  donde  ello  pas6,  aunque  su  celo 
parece  santo  y  estimable,  —  dijo  cosas  de  los  dominios  desta  tierra  &  vueltas 
de  los  conquistadores  della,  que  son  fuera  de  lo,  que  en  las  averiguaciones  y 
probanzas  juridicas  se  ha  visto  y  sacado  en  limpio,  y  lo,  que  sabemos,  los  que 
habemos  peregrinado  todas  las  Indias,  de  espacio  y  sin  guerra,  inquiriendo  todas 
estas  cosas. 

Y  estando  este  caos  y  confusiön  de  ignorancia  por  esta  ocasiön  dicha  tan 
derramado  y  esparcido  por  el  mundo  y  tan  arraigado  en  las  opiniones  de  los 
rads  y  mas  altos  letrados  de  la  cristiandad,  puso  Dios  en  corazön  &  Vuestra 
Magestad  que  embiase  2)  a  Don  Francisco  de  Toledo  *),  mayordomo  de  Vuestra  real 
casa,  por  visorrey  destos  reinos.  £1  cual  como  llegase  a  este  reino,  donde  hall6 
muchas  cosas  que  hacer  y  muchas  que  emendar,  y  sin  descansar  de  inmenso 
trabajo  que  en  las  peligrosas  y  prolixas  navegaciones  de  dos  mares  habia  pade- 
cido,  puso  en  todas  las  cosas  neces&rias  el  orden  que  convenia;  con  que  emendö 
las  erradas  de  antes  y  cimentö  las  futuras,  de  manera  quel  fruto  dellas  serd 
perpetuo,  como  emanado  de  fundamentos  razonables  y  sölidos,  proveyendo  no 
solo  &  lo  que  particularmente  traia  obligaciön,  mas  favoresciendo  y  remediando 
&  otras  gobernaciones  contiguas  ä  este  reino,  especialmente  socorriendo  al  rico 
reino  de  Chile  con  gente  y  municiones,  que  fu6  total  remedio  de  aquella  tierra, 
que  estaba  a  punto  de  perderse,  sino  les  fuera  este  socorro,  y  proveyendo  en  la 
provincia  de  las  Esmeraldas,   que   del  todo  se  desamparaba,    si  por  su  mano  no 


1)  Am  Rande  links :  Obispo  de  Chiapa,  —  Gemeint  ist  Bartolome  de  las  Casas ,  dessen  leiden- 
schaftlichen Bemühungen  die  ersten  Massnahmen  zu  Gunsten  der  unglücklichen  Indianer  zu  ver- 
danken sind.  Diese  Bemühungen  beginnen  nicht  erst  mit  Las  Casas'  Aufenthalt  in  Cumana  und 
in  Chiapa  und  entsprangen  aus  den  edelsten  Beweggründen ;  sie  bedurften  nicht  der  Mishelligkeiten 
mit  Conquistadorcn,  auf  die  Sarmento  sie  zurückführen  will.  So  lauter  die  Absichten  waren,  welche 
Las  Casas  hegte,  so  wenig  hielt  er  sich  allerdings  bei  seiner  Agitation  an  das  Thatsächliche,  und, 
wo  er  sich  auf  Angaben  Anderer  verlassen  musste,  wie  das  z.  B.  bei  Peru  der  Fall  war  (vergL  die 
Vorrede  von  Marcos  Jimonez  de  la  Espada  zu  dem  Werke  De  las  antiguas  gentes  del  Peru  por 
el  padre  fray  BartolomS  de  las  Casas,  =  Coleccion  de  libros  espaJloles  raros  6  curiosos  T.  21, 
Madrid  1892),  geriet  er  in  Uebcrtreibungen  sowohl  zu  Ungunsten  der  Spanier  wie  zu  Gunsten  seiner 
Schützlinge.  Als  Sarmiento  Mexico  und  Guatemala  besuchte,  wo  er  sich  zwei  Jahre  aufgehalten 
zu  haben  scheint,  bevor  er  1557  nach  Peru  gieng  (Clements  R.  Markham,  Narraiives  of  the 
voyages  of  Pedro  Sarmiento,  Introd.  S.  X),  waren  es  mehrere  Jahre  her,  dass  Las  Casas  Chiapa 
und  die  Neue  Welt  verlassen  hatte. 

2)  =  enviase. 

3)  Am  Rande  links:  Don  Francisco  de  Toledo.  —  Eine  kurze  Uebersicht  über  die  Amts- 
tätigkeit dieses  Staatsmannes  giebt  Clements  R.  Markham,  Ä.  Hisiory  of  Peru  {Latin  American 
Bepublics),  Chicago  1892,  S.  148—159. 


6  RICHARD   PIETSCHMANN, 

se  diera  traza  y  remedio  en  que  se  sustentase.  Y  la  gobernaciön  de  Yagual- 
songo  y  Cumbinama  en  Santiago  de  las  montanas  encargada  a  Juan  de  Salinas 
cierto  se  despoblaba  con  diferencias  de  los  Espanoles  della,  si  su  buen  orden  no 
proveyera  de  persona,  que  los  pusiera  en  razön  y  los  conservara  en  justicia.  Y 
demas  desto  fue  parte  total  para  que  en  la  mesma  gobernaciön  se  poblase  de 
Espanoles  un  muy  buen  y  rico  pedazo  de  tierra.  Y  como  estas  obras  suyas 
volasen  por  este  nuevo  mundo,  vinieron  de  los  fines  del  ä  pedille  socorro.  El 
cual  diö  ä  las  provincias  de  Tucuman,  Juries  y  Diaguitas  en  lo  spiritual  y 
temporal,  y  diö  asiento  en  aquella  provincia  que  parecia  imposible  podelle  tener 
jamäs,  y  asimismo  socorriendo  y  proveyendo  ä  la  gobernaciön  de  Santa  Cruz  de 
la  sierra  para  poner  freno  y  castigar  &  los  Cbiriguanas,  comedores  de  carne 
humana,  infestadores  desto  vuestro  reino  del  Pirii  por  las  partes  de  los  Charcas; 
de  suerte  que  la  substancia,  que  destas  provincias  de  aqui  adelante  proviniere, 
y  el  asiento,  en  que  permanescieren,  ä  Don  Francisco  de  Toledo  se  le  deben 
dello  las  gracias,  por  haber  sido  öl  potfsimo  reparador  dellas  y,  lo  que  es  mucho 
de  ponderar  y  estimar,  dando  ocupaciön  a  toda  suerte  de  gente  ociosa ')  y  suelta. 
Todo  lo  cual  hecho  con  suma  diligencia.  no  quiso  gozar  de  los  regalos  y  ocio  de 
Lima,  donde  sus  predecesores  han  vivido  encantados,  antes  con  aquel  inmenso  y 
vivisimo  celo  que  de  servil*  &  Vuestra  Magestad  tiene.  acometiö  nuevos  y  mayores 
trabajos,  cuales  nunca  los  virreyes  ni  gobernadores  antes  döl  osaron  ni  aun 
pensar,  que  fuö,  peregrinando  por  su  persona  esta  asperisima  tierra,  hacer  la 
visita  general  della,  en  la  cual,  aunque  no  la  ha  acabado,  es  cierto  que  ha  re- 
mediado  muchas  y  muy  grandes  faltas  y  abusos,  que  habia  en  el  ensenamiento 
y  ministerio  de  la  doctrina  cristiana,  dando  santa  y  politica  traza  ä  los  ministros 
della,  para  que  hagan  su  oficio,  como  conviene  en  el  servicio  de  Dios  y  descargo 
de  Vuestra  real  conciencia,  reduciendo  a  congregaciones  de  pueblos  formados  en 
sitios  tratables  y  sanos  ä  los  questaban  en  riscos  y  brenas,  donde  no  podian  ser 
curados  ni  doctrinados,  antes  vivian  y  morian  como  fieras  selvajes,  idolatrando 
como  en  tiempo  de  sus  tiranos  ingas  y  de  su  ciega  gentilidad,  quitandoles  las 
publicas  borracheras,  amancebamiento  y  guacas  de  sus  idolos  y  diablos,  desa- 
graviandolos  y  librdndolos  de  las  tiranius  de  sus  curacas,  dändoles  finalmente 
uso  de  racionales,  como  lo  tuviesen  antes  de  brutos  en  el  oficio  de  cargarse  come 
tales2).  Y  ha  sido  lo  que  en  este  caso  ha  hecho  vuestro  visorrey  tal  que  los 
Indios  se  tienen  por  regenerados  en  todo  y  le  llaman  &  boca  llena  su  favo- 
rescedor  y  procurador,  y  4  Vuestra  Magestad,  que  se  lo  embiö8),  llaman 
padre.  Y  tanto  han  sonado  los  beneficios,  que  &  todos  estos  naturales  ha  hecho 
y  va  haciendo,  que  los  Indios  infieles  de  guerra  de  muchas  provincias  comarcanas 


1)  Ildschr.:  occiosa  ocgiosa. 

2)  Bezieht  sich  auf  die  Sitte,  dass  auch   die   nächsten  Anverwandten   vor  dem  Könige  nicht 
erscheinen  durften,  ohne  eine,  wenn  auch  kleine,  Last  auf  dem  Nacken  zu  tragen. 

3)  =  enviö. 


PEDRO  SABMIENTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  7 

d  este  reino,  tintendose1)  por  seguros8)  debajo  de  su  palabra  y  salvaguardia, 
han  salido  d  verse  y  comunicarse  con  61,  y  dado  la  obediencia  espontdniamente  *) 
d  Vuestra  Magestad,  como  lo  hicieron  los  Andes  de  Xauxa,  tärminos  de  Pilcofoni, 
y  los  Manaries  al  levante  del  Cuzco,  y  los  Chunchos  y  otros,  d  los  cuales  tornö 
d  embiar4)  d  su  tierra  gratos  y  obligados  d  vuestro  real  servicio  con  los  pre- 
sentes  que  les  diö  y  los  regalos  y  buen  acogimiento  que  les  hizo. 

Mas  como  entre  los  cristianos  no  conviene  tener  cosa  fuera  de  buen  titulo, 
y  61  que  Vuestra  Magestad  tiene  d  estas  partes,  aunque  es  santfsimo  y  el  mds 
alto  que  rey  en  el  mundo  tiene  d  cosa  que  posea,  ha  padecido  detrimento, 
como  antes  dije,  en  los  pechos  de  muchos  letrados  y  otras  gentes  por  falta 
de  verdadera  informaciön,  propuso5)  de  hacer  en  esto  d  Vuestra  Magestad 
el  mds  senalado  servicio  que  se  os  pudiera  hacer  fuera  d£l  entre  todas 
las  cosas  que  trae  d  su  cargo,  que  fuö  dar  seguro  y  quieto  puerto  d 
vuestra  real  conciencia  contra  las  tempestades  aün  de  vuestros  naturales 
vasallos,  teölogos  y  otros  letrados,  que  mal  informados  deste  hecho  de  acd  daban 
sus  pareceres  graves  desde  alld.  Y  asi  en  la  visita  general,  que  por  su  persona 
viene  haciendo  por  toda  la  tierra,  ha  sacado  de  raiz  y  averiguado  con  mucha 
suma  de  testigos,  con  grandisima  diligencia  y  curiosidad  examinados,  de  los  mds 
principales  ancianos  y  de  mds  capacidad  y  auturidad  del  reino  y  aün  de  los  que 
pretenden  ser  interesados  en  ello,  por  ser  parientes  y  descendientes  de  los  ingas, 
la  terrible,  envejecida  y  horrenda  tirania  de  los  ingas,  tiranos  que  fueron  en 
este  reino  del  Pirii,  y  de  los  curacas  particulares  de  los  pueblos  d61,  para  desen- 
ganar  d  todos  los  del  mundo  que  piensan,  questos  dichos  ingas  fueron  reyes 
ligitimos6)  y  los  curacas  senores  naturales  desta  tierra.  Y  para  que  Vuestra 
Magestad  fuese  con  poco  cansancio  y  con  mucho  gusto  informado  y  los  demds 
que  son  de  contrario  parecer  desenganados,  me  fu£  mandado  por  el  virrey  Don 
Francisco  de  Toledo,  d  quien  yo  sigo  y  sirvo  en  esta  visita  general,  que  tomase 
d  mi  cargo  este  negocio  y  hiciese  la  historia  de  los  hechos  de  los  doce  ingas 
desta  tierra  y  del  origen  de  los  naturales  della  hasta  su  fin.  La  cual  yo  hice, 
y  es  esta  con  la  curiosidad  y  diligencia,  que  convenia,  como  en  el  proceso  della 
y  en  la  ratificaciön  de  los  testigos  Vuestra  Magestad  verd.  Y  se  certificard  del 
hecho  de  la  verdad  de  la  pdsima  y  mds  que  inhumana  tirania  destos  ingas  y  de 
los  curacas  particulares,   los  cuales  no  son,   ni  nunca  fueron,    senores  naturales, 


1)  =  tenündose. 

2)  Hdschr. :  seguros. 

3)  =  espontdneamente.  —  Diese  freiwillige  Untertänigkeit  wird  wohl  auch  darum  besonders 
hervorgehoben,  weil  nach  der  Lehre  des  Franciscus  de  Victoria,  die  Herrschaft  auch  erworben 
werden  kann  (titulus  6  seiner  Aufzählung;  vergl.  unten  S.  8  Anm.  5):  per  veram  et  voluntariam 
electionem,  puta  si  barbari  ipsi,  intelligentes  et  prudentem  administrationem  et  humanitatem  Hi- 
spaniorum,  nitro  yellent  accipere  in  principem  Begem  Hispaniae,  tarn  domini,  quam  alii. 

4)  =  enviar. 

5)  Hdschr. :  propuse.  Subjekt  ist  aber  Don  Francisco  de  Toledo. 

6)  =  Ugitimo8. 


8  RICHARD  PIETSCHMANN, 

sino  puestos  por  Topa  Inga  Yuparigui,  el  mayor  y  mds  atroz  y  dafioso  tirano  de 
todos.  Y  los  curacas  fueron  y  agora  son  grandfsimos  tiranos  puestos  por  otros 
grandes  y  violentos  tiranos,  como  en  la  historia  parecerd  claro  y  cierto,  de  suerte 
que  probada  la  tirania,  asf  de  ser  extranjeros  del  Cuzco  y  haber  violentado  k 
los  naturales  del  mesmo  valle  del  Cuzco  y  &  todos  los  demäs  desde  Quito  hasta 
Chile  por  fuerza  de  armas,  y  haberse  hecho  ingas  sin  consentimiento  ni  elecciön 
de  los  naturales. 

Y  demds  desto,  de  sus  tiränicas  leyes  y  costumbres  se  entenderd  el  ver- 
dadero  y  santo  tftulo  que  Vuestra  Magestad  tiene  especialmente  d  este  reino  y 
reinos  del  Pirü,  porque  Vuestra  Magestad  y  sus  antepasados  reyes  santisimos 
impidieron  sacrificar  los  hombres*  inocentes  y  comer  carne  humana,  el  maldito 
pecado  nefando1),  y  los  concäbitos  indiferentes  con  hermanas  y  madres,  abomi- 
nable  uso  de  bestias,  y  las  nefarias  y  malditas  costumbres  suyas*);  porque  d  ca- 
fda]  uno  mandö  Bios  de  su  pröximo,  y  esto  principalmente  pertenesce  d 
los  principes,  y  entre  todos  d  Vuestra  Magestad.  Ünicamente  por  lo  cual 
se  les  pudo  hacer  y  dar  guerra  y  proseguir  por  el  derecho  della  contra 
los  tiranos,  y  aunque  fueran  naturales  y  verdaderos  senores  de  la  tierra, 
y  se  pudieron  mudar  senores  6  introducir  nuevo  principado,  porque  por  estos 
pecados  contra  natura  pueden  ser  castigados  y  punidos,  aunque  la  comunidad  de 
los  naturales  de  la  tierra  no  contradijesen  d  tal  costumbre  ni  quieran  ser  por 
esto  los  inocentes  vengados  por  los  Espanoles,  porque  en  este  caso  no  son  de 
su  derecho  de  tal  manera  que  d  si  mesmos  6  d  sus  hijos  puedan  entregar  d  la 
muerte8),  porque  pueden  ser  forzados  d  que  guarden  ley  de  naturaleza,  como  lo 
ensena  el  arzobispo  de  Florencia  6  Inocencio  y  lo  confirma  fray  Francisco  de 
Victoria  en  la  relaciön 4)  que  hizo  de  los  titulos  de  las  Indias 6).  De  manera  que 

1)  Das  pecado  nefando  ist  in  Peru  nur  in  beschränktem  Maasse  vorgekommen ;  vergl.  darüber 
Cieza  de  Leon  1  c.  64.  2  c.  25. 

2)  Vergl.  die  wörtliche  Anführung  in  Anm.  5. 

3)  In  den  Belectiones  des  Franciscus  de  Victoria,  parte  5  de  Indis  recenter  inventis  sectio  3 
de  tituli8  legitimis  quibus  barbari  potuerint  venire  in  ditionem  Hispanorum,  wird  als  fünfter  solcher 
tituhi8  hingestellt:  propter  tyrannidem  vel  ipsorum  dominorum  apud  barbaros,  vel  etiam  propter 
leges  tyrannicas  in  injuriam  innocentum,  puta  quia  sacrificant  homines  innocentes,  vel  alios  occidunt 
indemnatos  ad  vescendum  carnibus  eorum.  Dico  etiam,  quod  sine  autoritate  Pontificis  possunt 
Hispani  prohibere  barbaros  ab  omni  nefaria  consuetudine  et  ritu,  quia  possunt  defendere  inno- 
centes  a  morte  injusta.  Hoc  probatur  quia  unicuique  mandavit  Deus  de  proximo  suo,  et  Uli  omnes 
sunt  proximi,  ergo  quilibet  potest  defendere  illos  a  tali  tyrannide  et  oppressione,  et  hoc  maxime 
spectat  ad  principes  ....  sed  etiam  possunt  cogere  barbaros,  ut  cessent  a  tali  ritu,  et  si  nolunt, 
hac  ratione  potest  eis  bellum  inferri,  et  jura  belli  in  eos  persequi :  si  aliter  tolli  non  potest  sacri- 
legus  ritus,  possunt  mutare  dominos  et  novum  principatum  inducere.  Et  quantum  ad  hoc  habet 
verum  illa  opinio  Inno[centii]  et  [Antonini]  Archiep[iscopi  Florentini],  quod  pro  peccatis  contra  na- 

turam  possunt  puniri Nee  obstat  quod  omnes  barbari  consentiant  in  hujusmodi  leges  et  sacrificia, 

nee  volunt  se  in  hoc  vindicari  ab  Hispanis.    In  his  enim  non  ita  sunt  sui  juris,  ut  possint  seipsos 
vel  filioß  suos  tradere  ad  mortem. 

4)  Müsste  richtiger  relectiön  oder  relecciön  lauten. 

5)  Am  Rande  links:    Parte  3  Titu.  22  c.  5  c.  8.    Darunter,  unterstrichen:     Tituio  6.     Die 


PEDRO   SARMIENTO'8   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  9 

por  e9te  solo  titulo,  sin  otros  muchos,  tiene  V.  Magestad  el  mds  bastantisimo  y 
ligitimo1)  titulo  &  todas  las  Indias  que  principe  en  el  mundo  tiene  &  senorio 
alguno,  porque  mds  6  menos  mäs  püblico  6  mas  encubierto  6  disimulado  [en] 
todas  las  tierras,  que  hasta  agora  se  han  descubierto  en  los  dos  mares  del  norte 
y  sur  de  Vuestra  Magestad,  se  ha  hallado  este  general  quebrantamiento  de  ley 
de  natura. 

Y  por  este  mesmo  titulo  tambi&i  puede  Vuestra  Magestad  sin  escrüpulo 
mandar  conquistar  las  isla9  del  archipiölago  del  Nombre  de  Jesus2),  vulgarmente 
llamadas  de  Salomön,  aunque  no  lo  son,  de  que  yo  di  noticia  y  por  mi  persona 
las  descubri  el  ano  de  1B67  anos8),  aunque  fu6  por  general  Alvaro  de  Mendana, 
y  otras  muchas,  que  estdn  en  el  mesmo  mar  del  sur,  que  yo  me  ofrezco  &  Vuestra 
Magestad  de  le  descubrir  y  poblar,  desoubriernio  y  faeilitando  todas  las  nave- 
gaciones  de  las  contrataciones  de  toda  la  demarcaciön,  con  el  favor  de  Dios,  con 
breves  caminos.  A  mucho  me  ofrezco,  bien  lo  veo;  mas  confio  en  Dios  todopo- 
deroso;  en  cuya  virtud  pienso  hacer  lo  que  digo  en  vuestro  real  servicio.  Y 
porque  el  talento  que  Dios  me  comunico,  que  aspira  &  estas  cosas,  no  se  me 
demande  del  cuenta  estrecha,  y  creo  que  cumplo  con  esto,  aunque  mds  querria4) 
cumplir  con  las  obras.  Vuestra  Magestad  lo  vea  y  no  pierda  lo  que  otros  reyes 
desean  y  tendrian  por  buena  Ventura.  H&ceme  hablar  tan  libremente  el  deseo 
que  tengo  de  morir  en  vuestro  servicio,  en  que  me  he  ocupado  desde  mi  ninez, 
y  en  que  cosas,  otros  lo  digan. 

Y  entendiendo  que  en  la  presente  historia  no  hacia  menor  sino  mayor  ser- 
vicio que  todos  los  demäs,  obedeci  &  vuestro  visorrey,  el  cual  me  hizo  ponerla  en 
el  punto  questd.  Vuestra  Magestad  la  lea  muchas  veces,  porque,  demds  de  ser 
su  lectura  gustosa,  vale  d  Vuestra  Magestad  grande  interna  de  conciencia  y 
hacienda  notar  las  cosas,  que  en  ella  van,  y  la  sub[s]tancia  de  toda  ella.  Llamo 
d  esta  segunda  parte,  porque  le  precederd  la  primera  de  la  geografica  descripciön 
de  todas  estas  tierras,  de  que  resultard  gran  claridad  para  la  inteligencia  de 
prove[e]r  gobernaciones,  establecer  obispados,  dar  nuevas  poblaciones  y  descubri- 


obere  Verweisung  stammt  aus  der  Aufzählung  der  sectio  2,  welche  die  Titel  bespricht,  die  Fran- 
ciscus  de  Victoria  nicht  als  gültig  anerkennt  (tit.  5:)  Alia[peccata]  autem  sunt  contra  naturam,  ut 
esus  carnis  humanae,  concubitus  indifferens  cum  matre,  sororibus  et  cum  masculis:  et  pro  his 
possunt  infestari  hello  et  cogi  ut  ab  his  desistant.  Haec  est  opinio  Archiepis.  Florenti.  tertia 
parte  titulo  22  cap.  5  §  8  .  ,  .  et  est  opinio  Innocen.  in  c.  quod  super  his,  de  voto,  ubi  expresse 
dicit:  Credo  quod  si  gentiles,  qui  non  habent  nisi  legem  naturae,  contra  legem  naturae  faciunt, 
poterunt  per  Papam  puniri.  —  Die  Verweisung  auf  Titulo  6  bezieht  sich  dagegen  wohl  auf  den 
titulus  VI.  der  sectio  3  der  Relectio  6  des  Franciscus  de  Victoria;  vergl.  S.  7  Anm.  3. 

1)  =  legüimo. 

2)  Am  Rande  links:  Mas  del  nombre  de  Jesus.  —  Vergl.  Sophus  Rüge,  Geschichte  des  Zeit- 
alters der  Entdeckungen  S.  494—496.  Wilh.  Meyer  in  den  Nachrichten  der  Königl.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Göttingen  1893  Nr.  1  S.  8—12.  Clements  Markham  zu  Sarmiento,  Voyages, 
Introd.  S.  XIII— XVI. 

3)  Hdschr.  mill  y  quinientos  y  sesenta  y  stete  aflos. 

4)  Hdschr.:  queria. 

Abhdlgn.  d.  K.  0«.  d.  Wiu.  in  Göttinnen.  Pbil.-kiit  KL  N.  F.  Band  6,4.  2 


10  RICHARD   PIETSCQMANN. 

mientos,  para  evitar  I03  inconvinientes *),  que,  por  falta  desto,  en  loa  tiempos 
pasados  ha  habido.  La  cual,  aunque  debiera  preceder  &  esta  en  tiempo,  no  se 
embia  *)  al  presente  ä  Vuestra  ilagestad ,  por  no  estar  acabada ,  porque  resul- 
tara  gran  parte  della  de  la  visita  general.  Baste  que  sea  primera  en  calidad, 
aunque  no  en  el  tiempo.  Y  tras  esta  segunda  parte  se  embiard  la  tercera  de 
los  tiempos  del  evangelio.  Todo  lo  cual  quedo  acabando  por  mandado  de  vuestro 
visorrey  Don  Francisco  de  Toledo.  Reciba  Vuestra  Magestad  mi  trabajo  con 
grandisima  y  dispuesta  voluntad  en  cosas  que  a  Dios  nuestro  senor  y  &  Vuestra 
Magestad  sean  servicio  notable  y  &  mi  nacion  muy  gran  provecho ;  y  nuestro 
senor  guarde  la  Sacra  Catolica  Real  Persona  de  Vuestra  Magestad  para  reparo 
y  aumento  de  la  iglesia  catolica  de  Jesucristo. 

Del  Cuzco.  4  de  marzo  1572  anos. 

S.  C.  R.  M.8) 
Menor  vasallo  de  Vuestra  Magestad 

el  capitän 
Pedro  Sarmiento  de  Gramboa. 

[1]  Division  de  la  historia. 

Esta  general  historia,  que  por  mandado  del  muy  excelente  Don  Francisco4) 
de  Toledo  virrey  destos  reinos  del  Pirii  yo  tomö  a  mi  cargo,  serA  divisa  en  tres 
partes.  La  primera  serä  historia  natural  destas  tierras,  porque  serd  particular 
descripcion  dellas,  que  contendr<i  maravillosos  hechos  de  naturaleza,  y  otras  cosas 
de  mucho  provecho  y  gusto,  la  cual  quedo  acabando,  para  que  tras  esta  se 
embie b)  d  Vuestra  Magestad,  puesto  que  debiera  ir  antes.  La  segunda  y  tercera 
informardn  de  los  pobladores  destos  reinos  [y]  de  las  hazanas  dellos,  en  esta 
manera.  En  la  segunda  parte,  que  es  la  presente,  se  escribirdn  los  antiquisimos 
y  primeros  pobladores  desta  tierra  in  gönere,  y  descendiendo  d  particularidades, 
escribirö  la  terrible  y  envejecida  tirania  de  los  ingas  capacs  destos  reinos  hasta 
la  fin  y  muerte  de  Guascar,  ultimo  de  los  ingas.  La  tercera  y  ultima  parte 
serd  de  los  tiempos  de  los  Espanoles  y  sus  notables  hechos  en  los  descubrimientos 
y  poblaciones  deste  reino  y  otros  contingentes  d  61,  por  las  edades  de  capitanes, 
gobernadores,  y  virreyes,  que  en  ellos  han  sido,  hasta  el  ano  presente  de  mil  y 
quinientos  y  setenta  y  dos. 

[2]  Antigua  divisiön  de  la  tierra. 

Cuando  del  mundo  u  de  alguna  parte  d6l  quieren  los  historiadores  ordena- 
damente  tratar,  por  la  mayor  parte  describen  el  sitio  de  lo  que  contiene,  que  es 
la  tierra,  primero  que  hablen  de  lo  contenido,  que  son  los  pobladores  della,    por 

1)  =  inconvenientes. 

2)  =  envia. 

3)  Vergl.   S.  1,  Anm.  2. 

4)  Von  muy  bis  Francisco  auf  einem  aufgeklebten  Papierstreifen. 

5)  =  envie. 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  11 

excusarlo  en  el  discurso  de  la  historia.  Y  si  esto  en  las  cosas  antiguas  y  de 
tantos  declaradas  aun  agora  se  hace,  mäs  razön  es,  que  en  pldtica  de  tierras 
nuevas  tan  grandes  y  extrafias,  como  estas,  de  que  yo  he  propuesto  informar, 
se  guarde  tal  orden,  mayormente,  que  no  solo  servirä  de  curiosidad,  nias  tambiön, 
lo  que  es  mds  de  desear,  aprovechara  para  navegaciones  y  descubrimientos  nuevos, 
de  que  Dios,  nuestro  senor,  pueda  ser  servido,  la  corona  de  Espana  y  sus  t£r- 
minos  dilatados,  y  los  Espanoles  enriquecidos  y  estimados.  Y  como  quiera  que 
la  particular  descripcion  desta  tierra  la  quedo  acabando,  adonde  habrä  facilidad 
en  toda  cosa  de  geograffa  y  obras  de  naturaleza  menudamente  dispuesta,  en  este 
volumen  solo  pondrö  una  general  y  sumaria  figura  conforme  a  los  antiquisimos 
autores,  para  rastrear  las  reliquias  de  las  tierras,  que  agora  son  tenidas  por 
nuevas  y  antes  incögnitas,  y  de  sus  pobladores. 

La  tierra,  que  antiguamente  en  la  primera  y  segunda  edad  se  lee  haber  ha- 
bido  en  el  mundo,  fue  divisa  en  cinco  partes.  Las  tres  continentes,  de  que  lo *) 
comün  de  los  geögrafos  habla,  que  son  Asia,  Africa,  y  Europa,  [son]  divisas  con 
el  rio  Tdnais,  y  Nilo,  y  con  el  mar  mediterräneo,  a  que  Pomponio 2)  llama  nu- 
estro. Asia  se  divide  de  Europa  con  el  rio  Tänais,  agora  llamado  Silin3),  y  de 
Africa  con  el  Nilo;  aunque  Ptolemeo  las  divide  con  el  mar  bermejo  y  con  el  is[t]mo 
de  tierra  de  Arabia  desierta.  Africa  de  Europa  se  divide  con  el  mar  nuestro 
que  comienza  en  el  estrecho  de  Gibraltar,  y  fenesce  en  la  laguna  Meotis.  Las 
otras  dos  partes  son  divisas  destas.  La  una  se  Hämo,  y  aun  agora  debe  ser 
llamada,  Catfgara 4),  en  el  mar  indico,  tierra  grandisima  distinta  agora  de  Asia, 
puesto  que  Ptolomeo  la  describa,  en  su  tiempo  y  de  Alexandro  Magno,  conjunta 
y  continente  con  Asia  por  la  parte  de  Malaca;  de  la  cual  tratar£  en  su  lugar, 
porque  hay  en  ella  muchos  y  preciosos  secretos  6  infinidad  de  änimas,  &  quien 
el  rey  nuestro  senor  puede  notificar  la  santa  fee5)  catölica,  para  que  se  salven; 
que  es  lo  que  Su  Magestad  pretende  en  estas  nuevas  tierras  de  bärbaros  idolo- 
latras  6).  La  quinta  parte  se  llama,  6  llamö,  la  isla  Atldntica,  tan  famosa  como 
grande,  y  en  cuantidad  excedia  &  todas  las  demds  dichas,  &  cada  una  por  si,  y 
aun  &  algunas  juntas  de  las  mayores.  Los  pobladores  de  la  cual  y  su  descrip- 
cion pondr£,  porque  esta  es  la  tierra,  6  alomenos  parte  della,  destas  Occiden- 
tales  Indias  de  Castilla. 


1)  Hdschr. :   la. 

2)  Pomponius  Mela,  de  situ  orbis  1.  3  cap.  1. 

8)  Unklare  Vorstellungen  von  der  Lage  des  Don  und  des  Jaxartes  bei  den  Alten  führten 
dazu,  dass  gelegentlich  beide  als  ein  und  derselbe  Fluss  betrachtet,  dass  Tanais,  der  Name  des  Don, 
für  beide  gebraucht  und  dass  als  einheimische  Benennung  des  einen  wie  des  andern  der  Name 
Suis  angeführt  wurde,  den  Sanniento  hier  in  der  Accusativform,  in  der  er  ihn  aus  seinem  Ge- 
währ8manne  kennen  gelernt  hat,  wiedergiebt. 

4)  üeber  die  Stadt  Kattigara  vergl.  0.  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde  S.  14. 

5)  =  fe. 

6)  =  idolatras. 


12  RICHARD  PIETSCHMANN, 

[3]  Descripcion  de  la  isla  Atl&ntica  antigua. 

Desta  isla  Atläntica  antigua  no  escriben  los  cosmografos,  porque,  adonde  fü6 
su  riquisima  contratacion  eu  la  segunda  y  por  Ventura  en  la  primera  edad,  ya 
no  habia  memoria  en  el  tiempo  que  ellos  escribieron.  Mas,  por  lo  que  [el]  di- 
vino  Piatön  nos  cuenta  y  por  los  vestigios,  que  vemos  *),  que  conforman  con  lo 
que  alli  se  lee,  podemos  no  solo  decir,  donde  fu6  y  partes  della,  que  son  en  nu- 
estros  tiempos,  mas  aun  describilla  cuasi  en  particular  y  su  grandeza  y  sitio. 
Y  esto  es  verdad,  y  por  tal  lo  afirma  el  mismo  Piatön  *),  llamändola  en  el  Timeo 
historia  maravillosa  y  llena  de  verdad. 

Diremos  primero  de  su  asiento  y  despues  de  sus  pobladores.  Por  tanto  es 
necesario,  quel  lector  lleve  atenciön,  porque,  aunque  es  historia  antiquisima,  es 
tan  nueva  en  el  coinün  ensenamiento  de  cosmografia,  que  podria  causar  tanta 
admiraciön,  que  hiciese  carescer  de  crödito  ä  la  scriptura 3),  y  de  ahi  nasceria 
no  darsele  mucho  por  quererla  percebir. 

I)e  las  palabras,  que  Piatön  refiere  de  Solön,  el  mas  sabio  de  los  siete  de 
Grecia,  las  cuales  habia  con  atenciön  oido  del  sapientisimo  sacerdote  egipcio  en 
la  ciudad  llamada  Delta4)  sacamos,  que  esta  isla  Atldntica  era  mayor  que  Asia 
y  Africa  juntas,  y  quel  principio  desta  inmensa  isla  a  la  parte  de  su  occidente 
estaba  junto  con  el  estrecho,  que  agora  llamamos  de  Gibraltar.  La  isla  tenia  en- 
frente  de  la  boca  del  dicho  estrecho  un  puerto  con  un  angosto  seno ;  y  esta  isla, 
dice  Piatön,  era  verdaderemente  tierra  firme.  Desde  la  cual  por  la  mar,  que  la 
cercaba,  habia  pasaje  &  otras  muchas  islas  pröximas  y  la  tierra  firme  de  africa 
y  Europa.     En  la  cual  isla  hobo5)  grande  y  admirable   poder  de  reyes,   que  se- 


1)  en  el  tiempo  bis  los  vestigios,  que  auf  einem  aufgeklebten  Papierstreifen  im  Text,  dann  am 
Rande  nachgetragen:   vemos. 

2)  Tim.  25  C.  Crit.  108  E.  Vergl.  dazu  H.  Berger  in  Pauly  -Wissowa's  Bealencyclopädie 
Bd.  2,  2116 — 2118  Justin  Winsor,  Narrative  and  critical  history  of  America  Vol  i  S.  15—21. 
Die  Erzählung  Piatons  ist  nach  der  Entdeckung  Amerikas  alsbald  von  vielen  auf  diesen  Erd- 
teil gedeutet  worden;  vergl.  darüber  besonders  Oskar  Peschel,  Zeitalter  der  Entdeckungen  * 
S.  99.  Zu  verweisen  ist  z.  B.  auf  Las  Casas,  Hist.  general  1.  1  cap.  8.  Dass  etwas  Wahres 
an  jener  Erzählung  sei,  stand  den  meisten  in  jener  Zeit  auf  die  Autorität  des  Marsilio 
Ficino  hin  fest,  der  im  Compendium  in  Timaeum  cap.  4  in  seiner  lateinischen  Plato-Ueber- 
setzung  sogar  anführt,  dass  sie  von  Krantor  für  nuda  absque  allegoria  historia  erklärt  worden 
sein.  Als  ganz  unhistorisch  verworfen  wurde  diese  Geschichte  von  einem  Zeitgenossen  des  Sar- 
miento,  der  ebenfalls  zu  dem  Stabe  des  Don  Francisco  de  Toledo  gehör  te,  dem  Jesuiten  Acosta 
der  meinte,  nur  Kinder  und  altersschwache  Leute  könnten  daran  glauben.  Doch  findet  sich  auch, 
schon  in  einem  Teile  der  Historien  des  Don  Hernando  Colon  (cap.  10),  der  wohl  auf  niemand  an- 
ders als  auf  Don  Uernando  selbst  zurückzuführen  ist,  über  die  Kombination  der  Erzählung  von 
der  Atlantis  mit  ähnlichen  geographischen  Wundergeschichten  gesagt:  si  potrebbe  maritare  una 
menzogna  con  una  altra. 

3)  =  escritura. 

4)  liier  zeigt  sich,  dass  Sarmiento  wenigstens  bei  der  Niederschrift  dieser  Zeilen  Piatons 
Text  selbst  nicht  vor  sich  gehabt  haben  wird. 

5)  =  hubo. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   ISKAREICHES.  13 

norearon  aquella  isla  y  otras  muchas  circunvecinas *)  y  la  mayor  parte  de  Eu- 
ropa y  Africa  hasta  los  confines  de  Egipto,  de  que  tratarö  adelante  *).  Mas  el 
sitio  de  la  isla  se  extendia  hacia  el  austro  por  las  partes  m&s  altas,  opuesto  8)  & 
boreas.  Los  montes  della  excedian  &  todos  los  que  agora  son,  en  espesnra,  al- 
tura  y  hermosura.  Estas  son  las  palabras  que  Piatön  dice  del  sitio  desta  riqul- 
sima  y  deleitosa  isla  Atläntica.  Resta  agora  hacer  lo  que  es  de  mi  oficio,  que 
es,  explicar  mäs  claramente  lo  dicho  y  por  ello  deducir  el  sitio  desta  tierra. 

De  lo  que  dice  Piaton,  que  esta  isla  tenia  puerto  cerca  de  la  boca  del 
estrecho  de  la  colunas  de  Hörcules 4),  y  de  que  era  mayor  que  [Asia  y]  Africa,  ya 
sian6)  juntas,  y  que  se  extendia  hacia  el  austro,  colijo  yo  tres  cosas  ciaras  al 
entendimiento  de  todo  aquel  que  tuviere  &  ello  atenciön :  La  primera,  que  la  isla 
Atldntica  empezaba  menos  de  dos  leguas  de  la  boca,  y  si  era  mäs,  era  poco,  y 
que,  volviendo  la  costa  desta  isla  la  vuelta  del  norte,  cuasi  junto  con  la  costa 
de  Espana,  se  juntaba  con  la  isla  de  C&diz,  ö  G-adir,  ö  Cäliz,  como  agora  se 
llama.  Y  esto  afirmo  yo  por  dos  cosas,  la  una  por  autoridad,  y  la  otra  por 
conjectura6)  de  demostraciön.  La  autoridad  es,  que  dice  Piatön  en  el  di&logo 
Cricias,  hablando  de  como  Neptuno  distribuyö  el  senorio  desta  isla  &  sus  diez 
bijos,  [que]  al  segundo  hijo  llamö  en  la  lengua  materna  Gadirum7),  al  cual  en 
griego  llamamos  Eumelo.  /  este  diö  las  extremas  partes  de  la  isla  junto  &  las 
colunas  de  Hercules,  y  de  su  nombre  llamö  al  lugar  Gradiricum 8),  que  es  Cäliz. 
Por  demostraciön  vemos,  ö  yo  he  visto  con  mis  ojos,  mäs  de  una  leguä  en  la 
mar  &  la  redonda  de  la  isla  de  Cäliz  de  bajamar  en  aguas  vivas  reliquias  de 
edificios  muy  grandes  y  claramente  formados  de  una  argamasa  cuasi  perpetua, 
que  es  indicio  evidentfsimo  de  haber  sido  muy  mayor  aquella  isla,  y  por  el  con- 
siguente  ser  cierta  la  narraciön  de  Cricias  en  Piatön 9).  La  segunda,  de  que  dice 
haber  sido  mayor  que  Asia  y  Africa,  saco  yo  su  tamaflo  de  isla  Atläntica,  y 
digo  que  esta  isla  Atldntica  de  increfble,   ö  &  la  menos  inmensa,  medida  era  de 

1)  circunvezino,  von  der  Hand  des  Schreibers  nachträglich  in  eine  offene  Stelle  der  Hand- 
schrift eingefügt. 

2)  Vergl.  Seite  20. 

3)  Hdschr. :   opuesta. 

4)  Aus  Hermules  vom  Schreiber  corrigiert. 

5)  =  sean. 

6)  Hdschr.:  conjestura  =  conjäura. 

7)  Gadirum,  nachgetragen  in  offen  gelassene  Stelle. 

8)  Oadiricum  nachgetragen  in  offen  gelassene  Stelle.  Die  Accusativform  erklärt  sich  hier  wie 
oben  in  Gadirum  und  auch  S.  19  daraus,  dass  der  Name  in  dieser  Gestalt  aus  der  Plato-Ueber- 
setzung  des  Marsilio  Ficino  herübergenommen  worden  ist;  allerdings  schwerlich  aus  dem  Werke 
selbst.    Vergl.  S.  11  Anm.  3  und  S.  19  Anm.  2. 

9)  Florian  de  Ocampo,  Los  cinco  libros  primeros  de  la  Crönica  gener  al  de  Espana,  Medina 
del  Campo,  1553,  libr.  2  cap.  11  (Bl.  99  v.)  sagt  nach  kurzer  Wiedergabe  der  Erzählung  Piatons: 
Y  si  lo  tal  no  fuese  fäbula,  quienquiera  podrla  sospechar  haber  sido  los  Atlantes,  que  Piatön 
llaina  de  la  isla  Eritrea,  algunos  moradores  de  Cäliz.  Eine  ausführliche  Beschreibung  der  unter 
dem  Wasser  sichtbaren  Ruinen  giebt  Joan  Baptista  Suärez  de  Salazar,  Chrandeiae  y  anUgüedade* 
de  la  isla  y  ciudad  de  Cddiz,  Cädiz  1610,  S.  12:   lo  que  afirman  todos  los  que  cursan  este  mar, 


14  RICHARD    PIETSCHMANN. 

mds  de  2300  leguas1)  de  longitud;  esto  es  de  leste  oeste,  6  de  levante  en  po- 
iriente.  Porque  Asia  tiene  1500*)  legnas  de  linea  derecha  por  altara  desde  el  pa- 
raje,  de  Malaca  *),  que  es  la  frente  oriental  de  Asia,  hasta  los  t£rminos  de  Egipto ; 
y  Africa  tiene  800  leguas4)  por  eompäs  desde  Egipto  hasta  el  fin  de  los  montes 
Claros,  ö  Atlänticos,  frontero  de  las  islas  de  Canaria;  que  todo  suma  las  2300 
leguas  5)  de  longitud.  Pues,  si  la  isla  era  mayor,  mäs  habia  de  tener  y  de  boj, 
es  de  circuito.  Por  las  costas  tendrfa6)  7100  leguas7).  Porque  Asia  tiene  de 
boj  5300  leguas  8)  por  altura ,  y  Afriea  27(K)  leguas  9),  muy  poco  mäs  ö  menos, 
que  todo  suma  las  dichas  7100  leguas10);  y  aun  dice  que  era  mayor. 

Pues,  vista  la  cuantidad  de  su  grandeza,  veamos  la  tercera  cosa,  que  es  el 
verdadero  sitio  por  donde  esta  gran  isla  se  extendia.  Dice  Piatön,  quel  sitio 
desta  isla  se  extendia  al  austro,  opuesto  &  böreas.  De  aquf  entenderemos,  que, 
siendo  la  frente  desta  isla  que  era  cont^rmina  con  Espafia,  desde  el  estrecho  de 
Gibraltar  hasta  Cäliz  se  iba  extendiendo  hacia  el  poniente,  haciendo  arco  sobre 
la  costa  de  Berberia  ö  Africa,  muy  cerca  della,  entre  el  poniente  y  el  austro, 
que  es  lo  que  los  mareantes  Uaman  sudueste11).  Porque,  si  estaba  opuesto  & 
böreas,  que  es  entre  el  levante  y  septentrion,  llamado  nordeste,  necesariamente 
habfa  de  ser  su  sitio  el  dicho  sudueste  y  oessudueste  y  susudueste  lf) ;  y  cogia 
6  incorporaba 18)  en  si  las  islas  Canarias,  las  cuales  segun  esto  fueron  partes 
della14);  y  desde  aquf  segui  la  dieba  tierra  por  el  sudueste.  Y  por  cuanto  dice 
al  austro,  se  extenderia  algo  mds  al  sur  y  susudueste ;  y  final  segufa  por  el  Ca- 
mino, que  hacemos  &  las  Indias  cuando  venimos  de  Espana,  y  se  juntaba  y  era 
una   cosa  continente   y  tierra  firme   con   estas  Indias  Occidentales   de  Castilla, 


que  por  esta  parte  del  mediodfa,  estando  el  agua  clara,  se  ven  debajo  della  una  legua  ä  la  mar 
edificios,  y  ruinas,  buenos  testigos  de  lo  que  el  Ocdano  ha  ganado  de  tierra  por  esta  parte.  Vergl. 
dazu  Adolf o  de  Castro,  Historia  de  Cädiz  y  su  provincia,  Cädiz  1858,  S.  99 — 100. 

1)  Die  Hdschr.  hat  in  Worten:  dos  mill  y  trezientas  leguas. 

2)  Hdschr. :  mill  y  quimentas  leguas. 

3)  Dass  hier  Malakka  als  Ostrand  Asiens  betrachtet  wird,  giebt  einen  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
geographischen  Vorstellungen  Sarmientos. 

4)  Hdschr.:  ochogientas  leguas. 

5)  Hdschr.:  dos  mill  y  trezientas  leguas. 
G)  Nachträglich  in  eine  Lücke  eingesetzt. 

7)  Hdschr.:  Siete  mill  y  giento  leguas. 

8)  Hdschr. :  ginco  mill  y  trezientas  leguas. 

9)  Hdschr:  dos  mill  y  setecientas  leguas. 

10)  Hdschr. :  siete  mill  y  trezientas  leguas ;  Schreibfehler  für  siete  mill  y  ciento  Iquas.  Auch 
in  den  Zahlen  5300  und  2700  steckt  ein  Versehen  des  Abschreibers. 

11)  =  sudoeste. 

12)  =  sudsudoeste. 

13)  Von  dem  Schreiber  eingeschaltet  in  vorher  leer  gelassene  Stelle. 

14)  Dass  in  Gestalt  der  Kanaren  etwas  von  der  Atlantis  erhalten  sei,  erschien  auch  andern 
Männern  des  Zeitalters  der  Entdeckungen  nicht  unwahrscheinlich.  Vergl.  z.  B.  Las  Gasas,  Hist. 
general,  libr.  1  cap.  8 :  podrla  tambien  haber  sido  que  las  islas  de  Canaria  fuesen  parte  de  la 
tierra  de  la  misma  isla  Atläntica. 


PEDRO   SAKMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  15 

junt&ndose  con  ellas  por  las  partes  que  demoran  al  sudueste  y  oessudueste,  6 
poco  m&s  6  menos,  de  las  Canarias,  de  manera  que  quedaba  mar  a  una  mano 
y  ä  otra  desta  tierra,  digo  al  norte  y  al  sur  de  sus  costas,  y  que  se  juntase 
con  esta  tierra  y  fuese  toda  una.  Pruöbolo  de  lo  de  arriba,  porque,  si  la  isla 
Atlantica  tenia  de  longitud  2300  leguas 1),  y  desde  Cdliz  hasta  la  costa  del  Rio 
Maranon  y  de  Orellana2)  y  Trenidad8),  6  costa  del  Brasil,  no  hay  mäs  de  1000, 
6  900,  6  1100  leguas4),  que  son  las  partes  por  donde  esta  tierra  se  juntaba  con 
la  America,  claro  paresce,  que,  para  cumplir  la  suma  de  la  resta,  para  el  cum- 
plimimiento  de  las  2300 5),  habemos  de  meter  en  la  cuenta  todo  lo  demäs  que 
hay  de  tierra  desde  la  costa  del  Maranon  y  Brasil  hasta  la  Mar  del  Sur,  que 
es  lo  que  agora  llaman  America,  y  conforrae  al  rumbo  va  k  salir  &  Coquimbo; 
que  contando  lo  que  falta  viene  &  ser  la  dicha  suma,  y  aun  mucho  menos  de 
las  2300  leguas  6).  Y  midiendo  el  circuito,  6  boj 7),  tenia  la  isla  mds  de  7100 
leguas8)  de  boj,  porque  otras  tantas  son  las  que  tienen  Asia  y  Africa  de  boj  por 
sus  costas.  Y  si  la  tierra  que  he  dicho  estaba  Junta  con  esta,  como  en  efecto 
lo  estaba  conforme  &  lo  dicho,  habia  de  tener  mucho  mds,  porque  aun  agora 
estas  partes  de  Indias  Occidentales  tienen  medidas  por  compis  y  altura  m&s  de 
7100  leguas9). 

Luego  quede  de  aqui  averiguado  que  las  Indias  de  Castilla  fueron  conti- 
nentes  con  la  isla  Atldntica  y  por  el  consiguiente  la  misma  isla  Atldntica,  la 
cual  procedia  de  Cdliz  y  venia  por  el  mar  que  venimos  &  las  Indias,  al  cual 
todos  cosmögrafos  llaman  mar  Oc<5ano  Atldntico,  por  haber  sido  en  £1  la  isla 
Atldntica.  Y  asi  navegamos  agora  por  donde  antiguamente  fu6  tierra.  El  fin 
y  extremo  suceso  en  suma  contaremos,  poniendo  primero  la  descripciön  del  orbe 10) 
de  aquel  tiempo  y  los  pobladores  della11). 

[4]  Pobladores  primeros  del  mundo  y  principalmente  de  la  isla  Atlantica. 

Habiendo  descripto  las  cuatro  partes  del  mundo,  porque  de  Catigara,  que  es 
la  quinta,  no  diremos  hasta  su  lugar,  conforme  &  los  limites,  que  en  los  antiguos 
hallo  asignados,  sera  justo  venir  a  las  gentes  que  las  poblaron.  Pues  todo  lo, 
que  se  ha  de  tratar,  ha  de  ser  historia   personal   y  gentil.     Y   como   el   mayor 

1)  Hdschr. :  dos  mill  y  trezientas  leguas. 

2)  y  de  Orellana  vom  Schreiber  in  einer  Lücke  nachgetragen. 

3)  =   Trinidad. 

4)  Hdschr.:  mill  6  novegientos  6  mül  y  ciento  leguas. 

5)  Hdschr.:   dos  mill  y  treeientas. 

6)  Hdschr.:  dos  mill  y  trezientas  leguas. 

7)  In  der  Hdschr.  in  einer  Lücke  nachgetragen. 

8)  Hdschr.:   siete  mill  y  gien  leguas. 

9)  Hdschr. :  siete  mill  y  gien  leguas. 

10)  del  orbe  von  der  Hand  des  Schreibers  in  einer  offen  gelassenen  Stelle  nachgetragen. 

11)  Hiernach  in  der  Handschrift  ein  weisser  Raum,  nahezu  zwei  Drittel  der  Seite,  bis  zum 
untern  Ende.  Auf  der  folgenden  Seite  folgt  der  hier  mit  den  letzten  Worten  angekündigte  Ab- 
schnitt   Es  fehlt  also  nichts. 


16  RICHARD    PIETSCHMANN, 

caudal  y  perficion *)  de  la  historia  consiste  en  la  vcrdad  del  hecho,  tratando 
cumplidamente  cada  cosa,  vcrificando  tiempos  y  edades  de  suerte,  que  no  quede 
algo  en  dudo  de  lo  que  paso ;  y  asi  queriendo  yo  esereber  *)  verdad,  cuanto  & 
mi  diligentia  fuere  concedido,  de  cosa  tan  vieja  corao  es  la  poblaciön  primera 
destas  nuevas  tierras,  quise  para  m&s  lustre  de  la  presente  historia,  que  pre- 
cedan  fundamentos,  que  no  se  puedan  negar,  eontando  los  tiempos  conforme  ä 
los  Hebreos  en  los  tiempos  antes  de  nuestro  Salvador  Jesucristo,  y  despues  de 
su  santisima  natividad,  segün  la  cuenta,  que  usa  nuestra  madre  la  santa  iglesia, 
no  baciendo  caudal  de  las  cuentas  de  intrrpretes  caldeos  ni  egipcios. 

Y  asi  dejada  la  primera  edad  desde  Adän  al  diluvio,  que  fuö  de  16B6  anos  8), 
empezaremos  desde  la  segunda,  que  es  de  el  patriarca  Noe,  segundo  padre  ge- 
neral  de  los  mortales.  Las  divinas  letras  nos  muestran  como  en  el  arca  se 
salvaron  del  diluvio  ocbo  personas,  Noe  y  su  mujer  Terra,  6  Vesta,  por  el 
primer  fuego  que  cncendio  con  cristal  para  el  primer  sacrificio,  como  quiere  Be- 
roso4),  y  sus  tres  bijos,  conviene  &  saber:  Can5)  y  su  mujer  Catatlua,  Sen6)  y 
su  mujer  Prusia  d  Persia,  Jafet7)  y  su  mujer  Fuuda,  como  se  lee  en  el  re- 
gistro  de  las  cronicas.  De  los  cuales  fueron  procreadas  las  gentes,  como  nos 
dice  Moys^n.  Los  vocablos  de  las  cuales  gentes  algunos  quedaron,  como  hoy 
los  vemos  claros  de  donde*)  fueron  derivado.s  como  de  Heber  los  Hebreos,  de 
Asur 9)  los  AmHos ;  y  lo  mäs  se  han  de  tal  manera  mudado,  que  no  basta  dili- 
gentia humana  li  los  investigar  por  esta  via.  Y  demas  de  los  tres  hijos  dichos 
tuvo  otros  despues  del  diluvio  Noe. 

Y  habiendo  el  linaje  de  los  bombres  multiplicado  mumerosfsimamente,  par- 
tio   el   mundo    &  sus  bijos  primeros,  para  que  lo  poblasen,  y  embarcöse  en  uuas 


1)  =  perfeccion.  —  Ein  Anklang  an  den  Anfang  der  Chronik  des  Pero  Anton  acuter:  La 
perticion  de  las  historias  consiste  en  que  digan  verdad  de  las  cosas,  que  tratan  cumplidamente,  y 
pongan  en  particular  el  tiempo,  en  que  acaeeieron,  de  manera  que  ni  quede  en  duda  lo  que  pasö, 
ni  el  tiempo  en  que  lue. 

2)  eacribir. 

3)  Ildschr. :  mill  seisfientos  y  cinquenta  y  seis  ahos. 

4)  Vergl.  die  Chronik  des  Pero  Anton  lauter  Hb.  1  cap.  4.  Was  hier  und  im  folgenden  Ka- 
pitel, von  Sarmiento  auf  Aussage  des  Uerosus,  des  Philo,  des  Xenophon  zurückgeführt  wird,  stammt 
aus  den  Machwerken,  die  Giovanni  Nanni,  oder  wie  er  sich  hierbei  nannte,  Johannes  Annius  von 
Viterbo,  unter  dem  Titel  Atitiquitatuvi  variornm  volumina  XVII  zusammen  mit  allerlei  phan- 
tastischen Erläuterungen  herausgegeben  hat.  Wie  es  aussieht  hat  jedoch  Sarmiento,  als  er  schrieb, 
nicht  unmittelbar  aus  dieser  trüben  Quelle  geschöpft,  sondern  Geschichtsdarstellungen  benutzt,  in 
welche  diese  apokryphen  Nachrichten  übernommen  waren,  wie  die  Chronik  des  Beuter,  ohne  dass 
seine  Angaben  allerdings  mit  ihren  in  allem  übereinstimmten.  Die  Chronik  Beuter's  zählt  auf  (üb. 
1,  cap.  2) :  Sem  und  sein  Weib  Parphia,  Chan  und  sein  Weib  Cataflua,  Japhet  und  sein  Weib 
Fliua;  Nainen,  die  aus  der  Historia  scholastica  (cap.  33  add.  1)  des  Petrus  Comestor  entnommen  sind. 

5)  =  Cam. 

6)  =  Hern. 

7)  Auf  aufgeklebtem  Papierstreifen  im  Texte. 

8)  Nachgetragen  in  einer  Lücke  des  Textes. 

9)  Nachgetragen  in  einer  Lücke  des  Textes. 


PEDRO  SABMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  17 

galeras  en  el  ponto  Euxino,  como  sacamos  de  Xenofonte.  Y  navegando  Noe  gi- 
gante  por  el  mar  mediterr&neo,  como  dice  Filön,  y  refiere  Annio,  dividiö  toda 
la  tierra  k  sus  hijos.  A  Sen  encargö,  que  poblase  k  Asia  desde  el  Nilo  hasta 
la  India  Oriental  con  algunos  de  los  hijos,  que  habfa  habido  despues  del  diluvio. 
A  Can  senalö  la  Africa  desde  las1)  Rinocoruras 2)  hasta  el  estrecho  de  Gibral- 
tar, con  que  llevase  consigo  algunos  de  los  demds  sus  hijos.  Europa  senalö  por 
poblaciön  de  Iafet,  con  algunos  de  los  hijos  habidos  despues  del  diluvio,  que 
fueron  todos  los  hijos  de  Tuscön,  de  donde  descendien8)  Tudescos  y  Alemanes 
y  las  naciones  &  ellos  circunvecinas. 4). 

En  este  viaje  fundö  Noe  algunos  pueblos  y  colonias  &  las  riberas  del  mar 
mediterrdneo,  y  tardö  diez  anos  en  61,  &  los  anos  112 5)  del  diluvio  general.  Y 
en  Armenia,  adonde  quedö  el  arca,  mandö  quedar  k  su  hija  Araxa  y  su  marido 
y  descendientes,  para  que  alli  poblase.  Y  61  con  las  demäs  companas  fu6  k  Me- 
sopotamia,  y  alli  asentö.  Aqui  fu6  alzado  por  rey  Nembrot  de  los  de[s]cendi- 
entes  de  Can.  Este  Nembrot,  dice  Beroso,  que  edificö  k  Babilonia  k  los  130 
anos 6)  del  diluvio.  Y  elig[i]endo  los  hijos  de  Sen  por  rey  &  Iectan  7j,  hijo  de 
Heber,  los  de  Iafet  elig[i]endo  por  rey  &  Fenec 8),  &  quien  Moys6n  llama  Assenes, 
halldronse  juntos  300000  hombres9),  310  anos10)  del  diluvio.  Y  cada  rey  con 
sus  companas  partieron  poblar  la  parte  que  del  mundo  le[s]  habfa  senalado  el 
patriarca  Noe.  Mas  es  de  notar,  que,  aunque  Noe  dividiö  las  partes  del  mundo 
411)  sus  tres  hijos  y  descendientes,  muchos  dellos  no  guardaron  la  orden12),  porque 
muchos  de  un  linaje  se  entremetieron  en  las  tierras  del  otro  hermano;  como 
Nembrot,  que  siendo  del  linaje  de  Can18)  se  quedö  en  la  parte  de  Sen.  Y  desta 
manera  se  mezclaron  muchos. 

Y  asi  poblaron  por  ellos  y  sus  de[s]cendientes  estas  tres  partes  del  mundo, 
de  las  cuales  en  particular  no  quiero  tratar,  porque  nuestro  designo  es  ir  anotando 
hasta  llegar  k  los  pobladores  de  la  isla  Atläntica,  subjeto ")  de  nuestra  historia. 

1)  Hdschr. :  los. 

2)  Nachgetragen. 

3)  =  descienden. 

4)  Vergl.  Beuter's  Chronik,  1.  1,  cap.  6. 

5)  Hdschr.:  giento  y  doze.  —  Nach  Giovanni  Nanni  und  Pero  Anton  Beater  fällt  dies  ins 
Jahr  111  nach  der  Sintflut. 

6)  Hdschr.:  giento  y  treynta  aftos.  —  Qiov.  Nanni  setzt  hierfür  131  Jahre  an,  ebenso  Pero 
Anton  Beuter. 

7)  Dass  man  Iectan  und  Yucatan  lautlich  gleichsetzen  könne  erwähnt  ablehnend  Jose*  de 
Acosta,  Historia  natural  y  moral  de  las  Indics  lib.  1  cap.  13. 

8)  Hdschr.:  aphenec. 

9)  Hdschr.:  trezientos  mül  hombres. 

10)  Hdschr. :  trezientos  y  diez  alios.  —  Vergl.  Beuter's  Chronik  cap.  5 ;  wo  340  Jahre  seit  der 
Sintflut  angesetzt  werden. 

11)  Hdschr. :   o. 

12)  Militärischer  Ausdruck,  etwa  wie:  banden  sich  nicht  an  ihren  Marschbefehl. 

13)  Hdschr.  hier:    Chan. 

14)  Hdschr.:  subgecto. 

Abhdlffn.  d.  K.  Om.  d.  Wi«.  i«  GUttaf».    Phil.-hlit.  Kl.   M.  F.  Band  6,4.  3 


18  RICHARD   PIETSCHMANN, 

<»La  cual1),  qui&i  duda,  que,  estando  tan  cerca  de  Espana,  que  segün  fama 
comün  Cäliz  solia  estar  tan  Junta  con  la  tierra  firraa  por  la  parte  del  puerto 
de  Santa  Maria,  que  con  una  tabla  atravesaban  como  por  puente  de  la  isla  & 
Espana,  sino  que  seria  poblada  aquella  tierra  de  los  pobladores  de  Espana, 
Tubar2)  y  sus  descendientes,  y  tambten  de  los  pobladores  de  Africa,  cuya  vecina 
era?  Y  hace  fe  &  esto,  llamarse  la  isla  Atldntica,  que  fue  poblada  por  Atlas, 
gigante 3)  y  sapientisimo  aströlogo,  el  cual  poblö  primero  ä  Mauritania,  que  hoy 
es  llamada  Berberia,  segun  Godefrido 4)  y  todas  las  crönicas  lo  ensenan.  Asf  este 
fu6  Atlas  hijo  de  lafet  y  de  la  ninfa  Asia,  nieto  de  Noe 6).  Y  porque  desto 
no  hay  mds  autoridad  de  la  dicha  y  se  ha  de  corroborar  con  la  del  divino  Piaton, 
como  arriba  quedo  empezado  &  tratar,  serä  necesario  ayudarme  del  para  dar  al 
lector  scriptura6)  que  merezca  crödito  de  los  pobladores  desta  isla  Atlantica. 

[5]   Pobladores  de  la  isla  Atlantica. 

Dicho  habemos  del  sitio  de  la  isla  Atlantica  y  de  los  que,  conforrae  &  la 
poblaciön  general  del  mundo,  pudo  ser  poblada,  que  fueron  los  primeros  Espa- 
fioles  y  primeros  Mauritanios  vasallos  del  rey  Atlante.  Porque  deste  hecho 
extrano  y  por  antigiiedad  cuasi  sepultado  en  olvido  solo  Piatön  es  el  que  nos 
lo  ha  conservado,  como  en  el  sitio  della  ha  sido  [dicho]  arriba,  segün 7)  en  lo  in- 
stante debe  tambi£n  ser  consultado.  Piatön  en  Cricias  dice  que  d  Neptuno  le 
cupo  en  suerte  la  isla  AtlÄntica,  el  cual  tuvo  diez  hijos  varones.  Entre  los  cua- 
les  partiö  Neptuno  toda  la  isla  Atlantica,  que  antes  y  en  su  tiempo  de  Nep- 
tuno se  llamaba  el  imperio  de  las  islas  flotas,  como  nos  lo  dice  el  Volaterano 8), 
de  manera  que  la  dividiö  en  diez  regiones  y  reinos.  La  principal,  llamada  Y6- 
nere9),  diö  al  primog^nito  llamado  Atlante  y  nombröle  por  rey  de  toda  la  isla. 


1)  Nämlich  die  Atlantis. 

2)  =  Tubal 

3)  Hdschr. :  gigantes. 

4)  Godefridus  von  Viterbo  erwähnt  in  seinem  PanÜieon,  sive  universitatis  libri  qui  chronici 
appeliantur  XX  (pars  V.)  nur  kurz  als  Zeitgenossen  des  Moses  den  Atlas  qui  ob  scientiam  astro- 
nomicam  coelos  portare  dicitur.  Auch  führt  er  (pars  X.)  zum  Jahre  290  v.  Chr.  an :  Oiuitas  Ath- 
layitis  ab  arida  in  mare  contraria  insula  tunc  facta  est.  Offenbar  ist  es  nicht  der  Wortlaut  dieser 
Stellen  was  Sanniento  vorschwebt. 

5)  Pero  Antön  Beuter,  Corönica,  p.  1  cap.  5 :  Esta  parte  [Asia]  fue'  llmada  Asia,  de  la  mujer 
de  Iäpeto  segundo  hijo  de  Noe  despues  del  diluvio,  que  se  Uamö  la  minfa  Asia,  segün  lo  dice  Varön. 

6)  =  escritura. 

7)  Hdschr. :  segundo.  Vielleicht  ist  segun  do  zu  schreiben,  wobei  do  das  altertümliche  Orts- 
adverbium sein  würde,  das  wie  donde  gebraucht  wird.  Vielleicht  liegt  aber  auch  ein  Schreibfehler 
vor  für  segundj  die  ältere  Form  von  segun. 

8)  Raphael  (Mafei)  Volaterraneus,  der  in  seinen  Büchern  Commentariorum  urbanorum  aller- 
dings (lib.  23)  von  der  Meerherrschaft  des  Neptunus,  (lib.  9)  von  den  Cycladen  und  von  Atlas 
spricht,  scheint  den  Ausdruck  Reich  der  schwimmenden  Inseln  nicht  gebraucht  zu  haben. 

9)  Die  Venus-Insel :  Aphrodisia;  Aphrodisias;  Ophrodisias  —  wird  sonst  meist  in  die  Gegend 
von  Cadiz  verlegt;  vergl.  Florian   de  Ocampo,    Cronica  general  libr.  2  cap.  25  (fol.  118);   libr.  3 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  19 

Y  asi  tomö  su  nombre  Atldntica,  y  el  mar  atläntico,  y  hoy  conserva  este  nombre. 
AI  segundo,  Uamado  Gadirun,  dio  la  parte  que  caia  cerca  de  Espana,  cuya  parte 
es  agora  Cäliz.  AI  tercero  llamö  Amferes  y  al  cuarto  Eutöctenes,  al ')  söptimo 
Alusipo,  al  *)  octavo  Mestores,  al l)  noveno  Azaen,  al  d6cimo  Diaprepem  *).  Estos 
y  sus  descendientes  reinaron  muchos  siglos  alli,  senoreando  por  la  mar  otras 
muchas  islas,  las  cuales  no  podian  ser  otras  sino  las  de  Haytin  que  llamamos 
Santo  Domingo  y  Cuba  y  sus  comar[c]anas,  que  tambiän  serian  pobladas  de  los 
naturales  desta  isla  Atläntica.  Y  senoreaban  en  la  Africa  hasta  Egipto,  y  en 
la  Europa  hasta  Tirrenia  6  Italia. 

En  gran  generaciön  se  estendiö  el  linaje  de  Atlas,  y  su  reino  iba  sucediendo 
en  los  primog£nitos  estos.  Tuvieron  tanta  copia  de  riquezas,  cuanta  jamas 
ninguno  de  los  nacidos  vio,  ni  de  los  venideros  alcanzard.  Esta  tierra  abundaba 
de  todo  aquello  que  es  necesario  para  el  uso  de  la  vida  humana,  de  pastos,  ma- 
deras, drogas,  metales,  fieras,  aves,  animales  dom^sticos  y  gran  cantidad  de  ele- 
fantes,  olores  fragrantisimos,  licores,  flores,  frutos,  y  suave  vino,  y  todas  las 
demäs  legumbres,  que  se  usan  por  manjar,  muchos  dätiles  y  otras  muchas  cosas 
de  regalo.  Todas  las  cuales  cosas  abundantfsimamente  producia  aquella  isla,  que 
antiguamente  era  sacra,  hermosa,  admirable,  y  fgrtil,  y  grandfsima,  en  que  habia 
grandisimos  reinos,  suntuosos  templos,  casas  reales  de  grandisima  admiraciön, 
como  se  verä  por  la  relaciön  que  Piatön  da  de  la  metröpolis  desta  isla,  que 
excedia  ä  Babilonia,  y  &  Troya,  y  &  Roma,  y  &  todas  las  fuerzas  y  cidades  ricas, 
fuertes,  curiosas,  y  bien  obradas,  y  d  los  siete  milagros  del  mundo,  de  que  tanto 
cantan  los  antiguos.  Habia  en  la  cidad  cabeza  deste  imperio  un  puerto,  adonde 
acudian  tantos  navios  y  mercaderes  de  todas  partes,  que  por  la  muchedumbre  y 
frecuencia  de  noche  y  de  dfa  se  oia  un  continuo  y  grande  roido  que  atronaba 
los  moradores  vecinos.  Era  tanta  la  gente  y  poder  de  guerra  destos  Atldnticos, 
que  sola  la  cidad  metropolitana  cabeza  deste  imperio  tenfa  de  ordinaria  guarni- 
ciön  a  la  redonda  de  sus  campos  60000  hombres8)  de  pelea,  estos  siempre  en 
compana  distribuidos  por  estancias,  que  cada  estancia  era  de  cient4)  estadios; 
que  los  demds,  que  habitaban  por  los  montes  y  otros  lugares,  eran  innumerables. 
Llevaban  &  la  guerra  10000  carros5),  armados  de  &  dos  caballos,  con  cada  ocho 
hombres  armados,  sin  seis  honderos  y  apedreadores  de  mano  de  cada  lade  Y 
por  la  mar  traf  an  200000  barcos  6)  de  &  cuatro  hombres  cada  uno,  que  solos  los 


cap.  8  (fol.  152).    Bartoloml  de  las  Casas,  hist.  general  lib.  1  cap.  8.    So  auch  noch  Gerönimo  de 
la  Concepciön,  Emporio  del  orbe:  Cädiz,  üustrada,  Amsterdam  1690  S.  41 — 42. 

1)  Hdschr. :   el. 

2)  Eutöctenes  ist  Verstümmelung  aus  AutocMhon,  Alusipo  aus  Elasippos,   Mestores  =  Mestor, 
Azaen  Akkusativ  von  Azaes,  und  Diaprepem  von  Diaprepes. 

3)  Hdschr.:   sesenta  mill  hombres. 

4)  =  den. 

5)  Hdschr. :   diez  mill  carros. 

6)  Hdschr.:  dozientos  mill  barcos. 


20  RICHARD  FIETSCHHANN, 

de  la  mar  eran  800000  hombres1).  Y  bien  lo  habfan  menester,  pues  tenian  tantas 
naciones  subjetas,  &  quiön  habian  siempre  de  gobernar  y  serles  superiores.  Y  lo 
demäs,  que  desta  cuenta  Piatön,  al  cabo  serd  expuesto,  que  agora  voy  &  prisa 
por  llegar  al  principal  intento  nuestro.  Y  asf  es  de  creer  que,  siendo  esta  dicha 
isla  tierra  firme  con  esta  que  agora  llamamos  Indias  de  Castilla,  que  la  corre- 
rfan  y  poblarfan,  pue9  en  la  tierra  que  no  era  continente  con  la  suya,  como 
Äfrica  y  Europa  y  Asia,  procuraban  poner  sus  banderas,  trofeos  y  colunas.  Te- 
nian mucba  policfa  en  sus  magistrados,  mas  en  fin  de  muchos  siglos  por  per- 
misiön  divina,  quizä  por  sus  pecados,  acontesciö,  que  con  un  grande  y  continuo 
terremoto  y  con  un  turbiön  y  diluvio2)  perpetuo  de  un  did  y  una  noche,  abri- 
öndose  la  tierra,  absorbiö  k  aquellos  belicosos  y  infestadores  atlanticos  hombres. 

Y  la  isla  Atldntica  quedö  anegada  y  [abjsorbida  debajo  de  aquel  gran  ptelago,  el 
cual  por  esta  causa  quedö  innavegable,  por  el  cieno  que  en  el  quedö  de  la  isla 
absorbida  y  deshecha  en  cieno,  cosa  adrairable. 

Y  este  diluvio  particular  se  puede  anadir  ä  los  cinco  diluvios  que  cuentan 
los  antiguos,  el  general  de  Moysön,  el  segundo  en  Egipto,  de  que  hace  menciön 
Xenofonte,  el  tercero  en  Acaya  de  Grecia  en  tiempo  de  Ogigio  Atico,  de  que  cu- 
enta Isidoro,  [que]  fuö  en  tiempo  de  Iacob,  el  cuarto  en8)  Tesalia  en  tiempo  de 
Deucaliön  y  Pirra,  en  tiempo  de  Moysön  segiin  Isidoro,  782  anos4)  como  dice 
Juan  Annio.  El  quinto  diluvio,  como  nos  manifiesta  Xenofonte,  fuö  en  Egipto 
en  tiempo  de  Proteo,  y  el  sexto  fuö  este  que  asolö  tanta  parte  de  la  isla  At- 
lantica  que  bastase  ä  apartalla  tanto  de  la  parte,  que  quedö  sin  anegarse,  que 
todos   los  mortales   de  Asia,  Africa  y  Europa,   creyeron  que  toda  era  anegada. 

Y  asi  se  perdiö  el  comercio  y  contrato  de  las  gentes  destas  partes  con  las  de 
Europa  y  Africa  y  otras  partes  de  tal  manera,  que  totalmente  se  perdiera  la 
memoria  della  si  [no]  por  los  Egipcios,  conservadores  de  antiquisimas  Jiazanas 
de  hombres  y  naturaleza.  De  manera  que  esta  asolaciön  de  la  isla  Atldntica  & 
lo  menos  de  m4s  de  mil  leguas  de  longitud  [debiö  suceder]  en  el  tiempo  que 
Aod  gobernaba  el  pueblo  de  Israel  1320  anos 6)  antes  de  Cristo,  y  de  la  creaciön 
2162  anos6),  segiin  Hebreos.  Saco  esta  computaciön  por  lo  que  dice  Piatön  que 
fuö  la  pl&tica  de  Solön  y  el  sacerdote  egipcio.  Porque  segiin  todas  las  crönicas 
Solön  fuö  en  el  tiempo  de  el  rey  Tarquin[i]o  Prisco  de  Roma,  siendo  Iosias  rey 
de  Israel  ö  Jerusalen,  antes  de  Cristo  610  anos7).  Y  desde  esta  pl&tica  hasta 
que  los  Atlanticos  habian  puesto  cerco  sobre  los  Atenienses,  habfan  pasado  9000 


1)  Hdschr. :   ochocientos  mill  hombres  nachgetragen. 

2)  Hdscbr.:    delubio. 

3)  Hdschr. :   el. 

4)  Hdschr. :  setepentos  y  ochenta  y  dos  allos.  —  Diese  Zahl,  wie  die  Angaben  über  die  5 
Diluvien,  aus  dem  angeblichen  Xenophon  de  aequivocis  =  Joannis  Annii  antiquitotum  Hb  4,  5. 
Vergl.  auch  Pero  Anton  Beuter's  Chronik  lib  1  cap.  2. 

5)  Hdschr. :    mill  y  trezientos  y  veytUe  aftos. 

6)  Hdschr. :   dos  mill  y  giento  y  sesenta  y  dos  ahos. 

7)  Hdschr.:  seis  cientos  y  dies  aHos. 


PEDRO   SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  21 

aftos1)  lunares,  que  referidos  d  los  solares2)  suman  869  anos8).  Y  todo  junto  es 
la  suma  dicha  arriba.  Y  poco  despues  debio  suceder  este  diluvio,  como  es  dicho, 
en  tiempo  de  Aod,  &  los  748  despues 4)  del  diluvio  general  de  Noe.  Iten5)  es  de 
notar  que,  como  esto  sea,  asi  las  islas  de  C&liz,  Canarias,  Salvajes  y  la  Treni- 
dad6)  fueron  pedazos  desta  absorbida  tierra. 

Y  puesto  caso,  questas  naciones  numerosisimas  de  los  Atldnticos  eran  y  fu- 
eron bastantes  para  poblar  todas  estotras  tierras  de  Indias  Occidentales  de  Ca- 
stilla,  tambiön  vinieron  otras  naciones  &  ellas,  que  poblarian  algunas  provincias 
desta  tierra  despues  de  la  destruicion 7)  dicha.  Dice  Strabön,  y  Solino,  que 
Ulises  despues  de  la  expugnaciön  de  Troya  navegö  en  poniente 8)  y  en  Lusitania 
poblö  &  Lisbona  y  despues  de  editicada,  quiso  probar  su  Ventura  por  el  mar  at- 
ldntico  oc(5ano,  por  donde  agora  venimos  a  las  Indias,  y  desparesciö,  que  jamds 
se  supo  despues  que  se  hizo.  Esto  dice  Pero  Antön  Beuter  9)  noble  historiador 
valenciano,  y  como  el  mismo  refiere,  asi  lo  siente  el  Dante  Aligero,  ilustre  poeta 
florentin lü).  Este  Ulises,  dando  crödito  ä  lo  dicho,  podemos  deducir  por  indicios, 
que  de  isla  en  isla  vino  &  dar  ä  la  tierra  de  Yucatän  y  Campeche,  tierra  de 
Nueva  Espana,  porque  los  desta  tierra  tienen  el  trage,  tocado  y  vestido  grecesco11) 
de  la  nacion  de  Ulises.  y  muchos  vocablos  usan  griegos  y  tenfan  letras  griegas. 
Y  desto  yo  he  visto  muchas  senales  y  pruebas.  Y  llaman  &  Dios  Teos,  que  es 
griego,  y  aun  en  toda  Nueva  Espana  usan  deste  termino  Teos  por  Dios.  Oi 
tambi^n  decir,  pasando  yo  por  alli,  que  antiguamente  conservaron lt)  estos  una 
dncora  de  navfo  como  en  veneracion  de  idolo  y  tenfan  cierto  Gänesis  en  griego, 
sino  que  disparataba  ä  los  primeros  pasos.  Indicios  son  bastantes  de  mi  con- 
jectura  sobre  lo  de  Ulises13).  Y  de  alli  se  pudieron  poblar  todas  aquellas  pro- 
vincias de  Mexico,  Tabasco,  Xalisco  y  las  septentrionales  estas  y  los  Qapotecas, 

1)  Hdschr.:  nueve  mil  atlos. 

2)  solares  ist  in  eine  Lücke  nachträglich  eingesetzt.  —  Marilio  Ficino  sagt  im  Argumentum 
zum  Kritias:  Neque  te  turbabunt  novem  illa  annorum  raillia,  si  Eudoxum  audieris  dicentem  annos 
illos  Aegyptiorum  non  solares  fuisse,  sed  lunares.  Vergl.  auch  den  Xenophon  des  Giovanni  Nanni 
(Antiqnü.  lib.  4,  3)  und  die  Chronik  des  Beuter  lib.  1,  cap.  1  am  Schlüsse. 

3)  Hdschr.:   ochopentos  y  sesenta  y  nueve  arlos. 

4)  Hdschr.:   setegientos  y  cuaranta  y  ocho  despues. 

5)  Hdschr.:  yten  =  item. 
C)  =   Trinidad. 

7)  =  destrueeiön. 

8)  Hdschr.:  puniente. 

9)  Vergl.  Pero  Anton  Beuter  (die  Ilandschr.  hat:  Reuter)  lib.  1  cap.  12,  wo  auch  —  wie 
bei  Pedro  de  Medina,  Libro  de  grandezas  y  cosas  memordbles  de  EspaHa,  1549  cap.  9  fol.  VIII  — 
Strabon  und  Solinus  citiert  werden. 

10)  Pero  Anton  Beuter,  a.  a.  0.:  Asi  lo  siente  el  Dante  Aligerio,  ilustre  poeta  florentin.    Vergl. 
Dante,  Inferno  canto  26. 

11)  Hdschr.:  gresesco  =  grecisco. 

12)  Hdschr.:  con/ermaron,  mit  Korrektur,  wie  es  scheint  aus:   conformaron. 

13)  Seit  der  Entdeckung  Yukatans   und  Neu-Spaniens  hat  man  häufig   in  Worten  wie  Teotly 
Teocalli  und  ähnlichen  das  griechische  deoc  wiederfinden  und  man  hat  auch  die  Verwandtschaft  der 


22  RICHARD    PIETSCÜMAKN, 

Chiapas,  Guatemalas,  Honduras,  Lafandones,  Nicaraguas  y  Tlaguzgalpas  hasta 
Nicoya  y  Costa  Rica  y  Beragua. 

Ultra  desto  dice  Esdras1)  de  aquellas  uaciones  que  se  echaron  en  la  Persia 
por  el  rio  Eufrates,  que  fueron  en  una  tierra  longincua,  que  nunca  habito  el 
genero  huinano.  Pues,  echandose  por  esto  rio,  no  podian  salir  sino  al  mar  indico, 
yendo  ä  tierra  adonde  no  Labia  habitacion,  no  podia  ser  sino  a  Catigara,  questd 
al  sur  en  nueve  grados  de  la  equinoccial  segün  Ptolemeo,  y  conforme  a  la  nave- 
gacion  de  los  de  Alexandro  Magno  cuarenta  dias  de  navegaciön  de  la  Asia.  Y 
esta  tierra  es  la  que  llaman  los  descriptores  de  mapas  Tierra  incognita  al  austro  *), 
desde  la  cual  se  pudo  venir  poblando  hasta  el  estrecbo  de  Magallanes,  hasta  el 
pouiente  de  Catigara  y  hacia  el  levante  [de]  las  Javas  y  Nueva  Guinea  6  islas 
del  arcipielago  8)  del  Nombre  de  Jesus,  que  yo  mediante  nuestro  seiior  descubrf 
en  el  Mar  del  Sur  en  el  ano  de  1568  anos 4),  reinando  el  invicto  Philippo  segundo, 
rey  de  Espana  y  sus  adnexos  y  de  la  demarcaciün  del  medio  mundo,  que  son 
ciento  y  ochenta  grados  de  longitud.  De  manera  que  lo  que  de  aqui  se  ha  de 
coligir 5)  es,  que  la  Nueva  Espana  y  sus  provincias  fueron  pobladas  de  Griegos, 
y  los  de  Catigara  de  Judios;  y  los  de  los  ricos  y  poderosisimos  reinos  del  Pirü 
y  cont£rmiiias6)  provincias  fueron  Atlanticos,  los  cuales  fueron  deducidos  de 
aquellos  primeros  Mesopotamios  6  Caldeos,  pobladores  del  mundo. 

Estas  y  otras  cosas  con  ellas,  que  por  seguir  brevidad  no  se  traen,  son  ra- 
zones  historiales  fidedignas  en  su  cualidad,  para  sacar  lo  que  los  hombres  de 
razon  y  letras  han  de  creer  de  los  pobladores  destas  tierras.7)  Para  que  sepa 
llevar  atencion  en  la  lectura  de  lo  que  estos  barbaros  del  Pirü  cuentan  de  su 
origen  y  senorio  tiränico  de  los  ingas  capacs  8)  y  en  las  fäbulas  y  desatinos,  que 
narran,  sepa  discernir  lo  vero  de  lo  falso  y  en  que  modo  y  como  algunos  de 
sus  desatinos  en  algo  aluden  &  cosas  veras  entre  nosotros  averiguadas  y  tenidas 
por  tales,  por  tanto  oyau)  con  atencion  el  lector,  y  lea  la  mas  sabrosa  y  pere- 
grina  historia  de  barbaros  que  se  lee  hasta  hoy   de  naciön  politica  en  el  mundo. 


Mayasprache  mit  dem  Griechischen  darlegen  wollen.  Unter  der  „griechischen  Genesis"  ist  wohl 
eins  der  Bücher  zu  verstehen,  in  welchen  die  Urgeschichte  der  Maya  oder  anderer  Völker  der  Ge- 
biete, die  Sarmiento  erwähnt,  in  einheimischer  Schrift  dargestellt  war. 

1)  Die  10  Stumme  Israels,  die  Salmanassar  in  die  Gefangenschaft  führte,  sind  nach  Aussage 
des  apokryphen  4.  Buches  Esra  13,  40 — 45  weiter  fortgezogon  in  ulteriorem  regionem,  übt  nunquam 
inhabitavit  genas  humanuni  ....  Per  introitus  autem  angustos  flumxnis  Euphraten  introierunt.  So, 
das  heisst  also  schwerlich  über  Indien,  seien  sie  nach  anderthalbjähriger  Wanderung  in  das  Land 
Arsareth  gekommen. 

2)  Hdschr.:   austto.    Incognita  al  austio  steht  auf  einer  ausgelöschten  Stelle. 
*     3)  =  archipiilago. 

4)  Hdschr.:  mill  y  guinientos  y  sesenia  ocho  aiios.    Yergl.  oben  S.  9. 
6)  =  colegir. 

6)  Hdschr.:  conterminos. 

7)  Hier  fehlt  wohl  y. 

8)  Hdschr.:  capas. 

9)  =  oiga. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  23 

[6]  Fdbula  del  origen  destos  bärbaros  indios  del  Pirü  segun  sus  opiniones  ciegas1). 

Como  estas  naciones  bdrbaras  de  indios  carescieron  siempre  de  letras,  no 
tuvieron  como  poder  conservar  los  monumentos  y  memorias  de  sus  tiempos, 
edades  y  mayores  vera  y  ordenadamente.  Y  como  el  demonio,  que  siempre  pro- 
cura el  daiio  del  linaje  humano,  viese  &  estos  desventurados  fäciles  en  el  creer 
y  timidos  para  obedecer,  introdujöles  muchas  ilusiones,  mentiras  y  fraudes,  ha- 
ciöndoles  entender  que  £1  los  habfa  criado  al  principio,  y  que  despues  por  sus 
maldades  y  pecados  los  habia  destruido  con  diluvio,  y  los  habfa  tornado  &  crear, 
y  dddoles  comidas  y  modos  de  conservarse.  Y  como  por  Ventura  antes  tenian 
alguna  noticia,  que  de  boca  en  boca  basta  ellos  habia  llegado  de  sus  primogeni- 
tores  de  la  verdad  de  lo  pasado,  y  mezcldndola  con  los  cuentos  del  demonio  y 
con  otras  cosas,  qne  ellos  mudarian,  compondrfan  y  afiaderian*),  como  suele  ha- 
cerse  en  todas  naciones,  hicieron  una  ensalada  graciosa,  aunque  notable  en  al- 
gunas  cosas  para  los  curiosos  que  saben  considerar  y  discurrir  por  las  cosas  humanas. 

Una  cosa  se  debe  notar  entre  otras  muchas,  que  las  cosas,  que  aqui  van 
notadas  por  fäbulas,  como  lo  son,  ellos  las  tienen  por  tan  verdades  como  nos- 
otros  las  de  fee 3),  y  como  tales  las  afirman  y  confirman  undnimes,  y  las  juran, 
aunque  ya  por  la  misericordia  de  Dios  algunos  van  abriendo  los  ojos  y  cognos- 
ciendo4)  lo  que  es  cierto  y  lo  que  es  falso  acerca  destas  cosas.  Mas  pues  ha- 
bemos  de  screbir5)  lo  que  ellos  dicen  y  no  lo  que  nosotros  entendemos  en  esta 
parte,  oigamos  lo  que  tienen  de  sus  primeras  edades,  y  despues  vendremos  &  la 
envejecida  y  cruel  tirania  de  los  ingas  tiranos,  que  tantos  tiempos  tuvieron 
opresos  estos  reinos  del  Piru.  Todo  lo  cual  por  mandado  del  excelentfsimo  Don 
Francisco  de  Toledo,  virrey  destos  reinos,  yo  he  inquirido  con  suma  diligencia 
de  tal  manera,  que  se  puede  esta  historia  Uamar  probanza  averigu[a]da  por  la 
generalidad  de  todo  el  reino,  viejos  y  mozos,  ingas  y  tributarios  Indios. 

Dicen  los  naturales  desta  tierra,  que  en  el  principio,  ö  antes  quel  mundo 
fuese  criado,  hubo  uno  que  Uamaban  Viracocha.  El  cual  criö  el  mundo  obscuro 
y  sin  sol  ni  luna  ni  estrellas;  y  por  esta  creaciön  le  Uamaron  Viracocha  Pacha- 
yachachi,  que  quiere  decir  Criador  de  todas  las  cosas.  Y  despues  de  criado  el 
mundo  formö  un  g£nero  de  gigantes  disformes  en  grandeza,  pintados  ö  esculpidos, 
para  ver,  si  seria  bueno  hacer  los  hombres  de  aquel  tamano.  Y  como  le  pare- 
ciesen  de  muy  mayor  proporcion  que  la  suya,  dijo:  no  es  bien  que  las  gentes 
sean  tan  crecidas;  mejor  serd  que  sean  de  mi  tamano.  Y  asi  criö  los  hombres 
&  su  semejanza  como  los  que  agora  son.  ^Yj^iaii  en  ob&curidad. 

A  estos  mando  el  Viracocha  que  viviesen  sin  se  desavenir,  y  que  le  co- 
nosciesen  y  sirviesen ;  y  les  puso   cierto  precepto,    que  guardasen  so  pena  que, 

1)  Von  hier  ab  hat  der  Text  unter  jeder  Seite  das  Notariatszeichen  des  Alvaro  Ruiz  de  Na- 
yamuel. 

2)  =  ailadirian. 

3)  =  fe. 

4)  =  cognociendo,  conociendo. 

5)  =  escribir. 


24  RICHARD   PIETSCHMANN, 

ei  lo  quebrantasen,  los  confundiria.  Guardaron  este  precepto,  que  no  se  dice 
que  fuese,  algiin  tiempo.  Mas  como  entrellos  nasciesen  vicios  de  soberbia  y  cu- 
dicia1)  traspasaron  el  precepto  del  Viracocha  Pachayacbachi,  que  cayendo  por 
esta  transgresion  en  la  indignaciön  suya,  los  confundiö  y  maledijo.  T  luego 
fueron  unos  convertidos  en  piedras  y  otros  en  otras  formas,  &  otros  tragö  la 
tierra  y  &  otros  el  mar,  y  sobre  todo  les  enviö  un  diluvio  general,  al  cual  ellos 
llaman  uno  pachacutix  que  quiere  decir  »agua  que  trastornö  la  tierra«.  Y  dicen 
que  lloviö  sesenta  dias  y  sesenta  noches,  y  que  se  anegö  todo  lo  criado,  y  que 
solo  quedaron  algunas  senales  de  los  que  se  convirtieron  en  piedras  para  memoria 
del  becho  y  para  ejemplo  &  los  venideros  en  los  edificios.de.  Pucara,  ..que  es  se- 
senta leguas  del  üuzco. 

Tambtän  dicen  algunas  naciones  fuera  de  los  Cuzcos,  que  se  salvaron  deste 
diluvio  algunos  para  propagaciön  del  siglo  venidero.  Y  en  cada  nacion  bay  fä- 
bula  particular,  que  ellos  cuentan,  de  como  sus  padres  primeros  despues  del 
diluvio  se  salvaron  de  las  aguas.  Y  para  que  se  vea  la  orden  que  tienen  en 
sus  ceguedades,  pondr£  una  sola  de  la  nacion  de  los %Cajiax£S,  tierra  de  Quito 
y  Tomebamba  cuatrocientas  leguas  del  Cuzco  y  mas: 

Dicen  que  en  el  tiempo  del  diluvio  uno  *)  pachacuti  en  la  provincia  de  Quito 
en  un  pueblo  llamado  TlimibamW  estaba  un  cerro  llamado  Guasano,  y  boy  lo 
muestran  los  naturales  de  aquella  tierra.  En  este  cerro  se  subieron  dos  hombres 
Canares  llamados  el  uno  Ataorupagui  y  el  otro  Cusicayo.  Y  como  las  aguas 
iban  cresciendo,  el  monte  iba  nadando  y  sobreaguando  de  tal  manera,  que  nunca 
fu6  cubierto  de  las  aguas  del  diluvio.  Y  asi  los  dos  Canares  escaparon.  Los 
cuales  dos,  que  hermanos  eran,  despues  quel  diluvio  cesö  y  las  aguas  se  bajaron, 
sembraron.  Y  como  un  dia  hobiesen  8)  ido  &  trabajar,  cuando  &  la  tarde  volviesen 
&  su  choza,  hallaron  en  ella  unos  panecitos  y  un  cäntaro  de  chicha,  que  es  be- 
braje4),  que  en  esta  tierra  se  usa  en  lugar  de  vino,  hecho  de  maiz  cocido  con 
agua;  y  no  supieron  qui£n  se  lo  babia  traido.  Y  por  ello  dieron  gracias  al  ba- 
cedor  y  comieron  y  bebieron  de  aquella  provisiön.  Y  otro  dfa  les  fu6  embiada5) 
la  mesma  raciön.  Y  como  se  maravillasen  deste  misterio,  cudiciosos6)  de  saber 
qui£n  les  traia  aquel  refrigerio 7),  escondiöronse  un  dia,  para  espiar  quiön  les 
trala  aquel  manjar.  Y  estando  aguardando,  vieron  venir  dos  mujeres  Canares, 
y  gui8&ronles  la  comida  y  pusi^ronsela  donde  solfan.  Y  queriändose  ir,  los 
bombres  las  quisieron  prender ;  mas  ellas  se  descabulleron  dellos  y  se  escaparon. 
Y  los   Canares,   entendiendo  el  yerro 8)   que   babian   becbo  en  alborotar  &  quien 


1)  =  codicia. 

2)  hnno  in  Lücke  nachgetragen. 

3)  =  hubie8en. 

4)  =  brebaje. 

5)  =  enviada 

6)  =  codicio808. 

7)  Hdschr. :  refugerio. 

8)  Hdschr.:  hierro. 


PETRO   SARMIEMTOS'8   GESCHICHTE  DES   INKAREICnES.  25 

tanto  bien  les  hacia,  quedaron  tristes,  y  pidiendo  al  Viracocha  perdön  de  su 
yerro 1),  le  rogaron  que  les  toraase  &  embiar  *)  aquellas  mujeres  &  darles  el  man- 
tenimiento  que  solian.  Y  el  hacedor  se  lo  coneedio,  y  tornando  otra  vez  las 
mujeres,  dijeron  &  los  Canares:  El  hacedor  ha  tenido  por  bien  de  que  tornemos 
&  vosotros,  porque  no  os  murdis  de  hambre.  Y  les  hacfan  de  coraer  y  servian. 
Y  tomando  amistad  las  mujeres  con  los  hermanos  Canares,  el  uno  dellos  hubo 
ayuntamiento  con  la  una  de  las  mujeres.  Y  como  el  mayor  se  ahogase  en  una 
laguna,  que  alli  cerca  estaba,  61  que8)  quedö  vivo  se  casö  con  la  una  y  &  la 
otra  tuvo  por  su  manceba.  En  las  cuales  hobo4)  diez  hijos,  de  los  cuales  hizo 
dos  parcialidades  de  d  cinco,  y  poblandolos  llamö  &  la  una  parte  Hanansaya, 
que  es  lo  mesmo  que  decir  el  bando  de  arriba,  y  al  otro  Hurinsaya,  que  significa 
el  bando  de  abajo.  Y  de  aquellos  se  procrearon5)  todos  los  Canares  que  agora 
son  6j. 

Y  asi  desta  manera  las  demas  naciones  tienen  1  äbulas  de  como  se  salvaron 
algunos  de  su  nacion,  de  quien  ellos  traen  origen  y  descendencia.  Mas  los  ingas 
y  la  mayor  parte  de  todos  los  Cuzcos,  y  gentes  que  acd  son  entrellos  teuidos 
por  de  mas  saber,  no  dicen  que  escapö  nadie  del  diluvio,  sino  quel  Viracocha 
torno  d  hacer  y  criar  hombres  de  nuevo,  como  abajo  dirö.  Mas  una  cosa  es 
averiguada  en  todas  las  naciones  destas  partes,  que  tienen  y  hablan  todos  de 
una  manera  y  por  muy  eomun  del  diluvio  general.  y  por  eso  le  llamaron  uno 
pachwuti 7).  De  donde  entenderemos  claro,  que  si  aca  en  estas  partes  hay  me- 
moria del  gran  diluvio  general,  que  en  la  primera  edad  del  mundo  fü£  poblada 
esta  gran  masa  de  las  islas  flotas 8),  que  despues  se  llamaron  Atldnticas,  y  agora 
se  llaman  Indias  de  Castilla,  6  America,  y  que  luego  inmediatamente  tras  el 
diluvio  se  tornö  a  poblar,  aunque  lo  cuentan  por  diferentes  törminos  de  los  que 
la  verdadera  scriptura9)  nos  lo  muestra.  Y  esto  seria  por  providencia  divina 
hecho  por  medio  de  las  primeras  gentes  vini£ndose  por  la  tierra  de  la  isla  At- 
ldntica,  que  era  firme  con  esta,  como  es  dicho  antes.  Y  pues  los  naturales, 
aunque  barbaros,  dan  razön  de  su  antiquisima  poblaciön,  senalando  el  diluvio, 
no  hay  necesidad  de  desvanecerse  los  scriptores 10)  en  sacar  conjeturas  ")  de  auto- 

1)  Ildschr.:  hierro. 

2)  =  enviar. 

3)  que  nachtrüglich  eingeschaltet. 

4)  Hds(  br. :  öbo  =  hobo  =  hubo. 
b)  Hd8chr  :  proquearon. 

6)  Vergl.  den  in  Einzelheiten  hiervon  abweichenden  Bericht,  den  Crißtöbal  de  Molina  giebt, 
in :  Narratireß  of  the  Rites  and  Laxes  of  (he  Yncas,  translated  by  Clements  JU.  Marlcham  (Works 
issued  by  the  Hakluyt  Society  Nr.  48),  S.  8 — 9.  Vergl.  auch  ßrasseur  de  Bourbourg  zu  Diego  de 
Landa,  lielation  des  choses  de  Yucatan  (=  Collection  de  documents  dans  les  langues  indigenes 
p.  8.  ä  l'etude  de  Thistoire  et  de  la  philologie  de  FAmerique  ancienne,  Vol.  3),  S.  XXXI. 

7)  Hdschr.:  huno  pachwuti. 
b)  Vergl.  oben  Seite  18. 

9)  =  escritura. 

10)  =  escritores. 

11)  Korrektur. 

Abhdlgn.  d.  K.  Qei.  d.  Wiis.  zu  Göttingen.    Phil.-hist  KL  N.  F.    Band  6,4.  4 


26  RICHARD   PIETSCHMANN, 

ridades  para  deducir  este  principio.  Mas  porque  vamos  siguiendo  lo  que  ellos 
cuentan  de  la  segunda  edad  despues  del  diluvio,  relatarla  hemos  en  el  siguiente 
capitulo. 

[7]  Fdbula  de  la  segunda  edad  y  creaciön  destos  bärbaros  indios,  segiin  ellos  lo 

tienen. 

Dicho  es  como  por  diluvio  uno  *)  pachacuti,  todo  fuö  destruido ;  es  pues  agora 
de  saber,  quel  Viracocha  Pachayachachi,  cuando  destruyö  esta  tierra,  como  se 
ha  contado,  guardö  consigo  tres  hombres,  el  uno  de  los  cuales  se  Hämo  Tagua- 
pacac,  para  que  le  sirviesen  y  ayudasen  &  criar  las  nuevas  gentes  que  habia  de 
hacer  en  la  segunda  edad  despues  del  diluvio;  lo  cual  hizo  desta  manera.  Pa- 
sando  el  deluvio  y  seca  la  tierra,  determinö  el  Viracocha  de  poblarla  segunda 
vez,  y  para  hacerlo  con  mas  perficion2)  determinö  criar  luminarias  que  diesen 
claridad.  Y  para  lo  hacer,  fuöse  con  sus  criados  &  una  gran  laguna,  que  estd 
en  el  Collao,  y  en  la  laguna  estd  una  isla  llamada  Titicaca,  que  quiere  decir 
montes  de  plomo,  del  cual  tratamos  en  la  primera  parte.  A  la  cual  isla  se  fu6 
Viracocha  y  mandö  que  luego  saliese  el  sol,  luna  y  estrellas  y  se  fuesen  al  cielo 
para  dar  luz  al  mundo;  y  asi  fu£  hecho.  Y  dicen  que  crio  &  la  luna  con  mds 
claridad  quel  sol,  y  que  por  esto  el  sol  invidioso  al  tiempo  que  iban  a  subir  al 
cielo  le  diö  con  un  punado  de  ceniza3)  en  la  cara,  y  que  de  alli  quedö  obscu- 
recida  de  la  color  que  agora  parece.  Es  esta  laguna  frontero  de  Chucuyto, 
pueblo  del  Collao,  cinquenta  y  siete  leguas  del  Cuzco  al  sur.  Y  como  Viracocha 
mandase  algunas  cosas  a  sus  criados,  el  Taguapaca  fuö  inobediente 4)  &  los  man- 
damientos  de  Viracocha.  El  cual,  por  esto  indignado  contra  Taguapaca,  mandö 
&  los  otros  dos  que  lo  tomasen;  y  atado  de  pies  y  manos,  lo  echaron  en  una 
balsa  en  la  laguna;  y  asi  fuö  hecho.  E  yendo  Taguapaca  blasfemando  del  Vira- 
cocha por  lo  que  en  öl  hacia,  y  amenazando  que  öl  volveria  a  tomar  venganza 
döl,  fuö  llevado  del  agua  por  el  desaguadero  de  la  mesma  laguna,  adonde  no  fuö 
visto  mds  por  muchos  tiempos.  Y  esto  hecho,  Viracocha  fabricö  en  aquel  lugar 
una  solemne  guaca  para  adoratorio  en  senal  de  lo  que  alli  habia  hecho  y  criado 6). 


1)  Hdschr. :  huno. 

2)  =  perfecciön. 

3)  Im  Texte  steht  tierra,  unterstrichen,  and  am  Rande  dafür:  geniza,  wie  es  scheint,  von 
Sarmiento's  Hand. 

4)  Hdschr.:  eynobediente. 

5)  Bartolome*  de  las  Casas,  Las  antiguas  gentes  del  Piru,  S.  55—56  erzählt  über  Viracocha: 
Decian  que  este  dios  estaba  en  el  cabo  postrero  del  mundo,  y  que  desde  alli  lo  miraba,  gobernaba 
y  proveia  todo.  .  .  .  Afirmaban  que  tuvo  un  hijo  muy  malo,  antes  que  criase  las  cosas,  que  tenfa 
por  nombre  Taguapica  Viracocha ;  y  &te  contradecia  al  padre  en  todas  las  cosas ;  porque  el  padre 
hacia  los  hombres  buenos  y  el  los  hacia  malos  en  los  cuerpos  y  en  las  änimas;  el  padre  hacia 
montes,  y  el  los  hacia  llanos,  y  los  Uanos  convertia  en  montes;  las  fuentes  que  el  padre  hacia,  el 
las  secaba;  y  finalmente  en  todo  era  contrario  al  padre;  por  lo  cual,  el  padre,  muy  enojado,  lo 
lanzö  en  la  mar  parafque  mala  muerte  muriese,  pero  que  nunca  muriö.  Las  Casas  erkennt  hierin 
den  gefallenen  Engel,  von  dem  die  Apokalypse  sagt:  Diabolus  missus  est  in  stagnum. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKABEICHES.  27 

Y  dejando  la  isla,  pasö  por  la  laguna  &  la  tierra  firme,  y  Uevando  en  su 
compania  ä  los  dos  criados,  que  habia  conservado,  fuöse  &  un  asiento,  que  agora 
llaman  Tiaguanaco,  que  es  de  la  provincia  de  Collasuyo,  y  en  este  lugar  esculpiö 
y  debujö  *)  en  unas  losas  grandes  todas  las  naciones  que  pensaba  criar.  Lo 
cual  hecho,  mandö  &  sus  dos  criados,  que  encomendasen  &  la  memoria  los  nombres 
quöl  les  decia  de  aquellas  gentes,  que  alli  habia  pintado,  y  de  los  valles  y  pro- 
vincias  y  lugares  de  donde  los  tales  habfan  de  salir,  que  eran  los  de  toda  la 
tierra.  Y  &  cada  uno  dellos  mandö  ir  por  diferente  camino,  llamando  las  tales 
gentes,  y  manddndolas  salir,  procrear  y  henchir  la  tierra.  Y  los  dichos  criados 
suyos,  obedeciendo  el  mandamiento  de  Viracocha,  dispusiöronse  al  Camino  y 
obra,  y  el  uno  fuö  por  la  sierra  6  cordillera,  que  llaman,  de  las  cabezadas  de 
los  llanos,  sobre  el  Mar  del  Sur,  y  el  otro  por  la  sierra  que  cae  sobre  las 
espantables  montanas,  que  decimos  de  los  Andes,  situada  al  levante  del  dicho 
mar.  Por  estas  sierras  iban  caminando  y  k  voces  altas  diciendo:  »jO  vosotros 
gentes  y  naciones!  jofd  y  obedeced  el  mandado*)  del  Ticci  Viracocha  Pacha- 
ya[cha]chic,  el  cual  os  manda  salir,  multiplicar  y  hinchir  la  tierra!«  Y  el  niismo 
Viracocha  iba  haciendo  lo  mesmo  por  las  tierras  intermedias  de  sus  dos  criados, 
nombrando  todas  las  naciones  y  provincias  por  donde  pasaban.  Y  &  las  voces 
que  daban  todo  lugar  obedeciö,  y  asf  salieron  unos  de  lagos,  otros  de  fuentes, 
valles,  cuevas,  arboles,  cavernas,  pefias  y  montes,  y  hinchieron  las  tierras  y 
multiplicaron  las  naciones  que  son  hoy  en  el  Pirü. 

Otros  afirman  que  esta   creaciön  el  Viracocha  la  hizo  desde  el  sitio  de  Tia-  | 
guanaco,   adonde   habiendo  formado  al  principio  unos  bultos  de  jayanes,  y  pare- 
ciöndole    desproporcionados 3),    los   tornö  ä  hacer   de   su   estatura  —  era,   segiin    | 
dicen,  el  Viracocha  de  mediana  dispuciciön4)  de  las  nuestras  —  y  formados,  les    ! 
dio  spiritu5),   y  que  de   alli  se  partieron  &  poblar   las  tierras,   y  como  antes  de*    i 
partirse  fuesen  de  una  lengua,  y  hiciesen  en  Tiaguanaco  los  edificios,  cuyas  ruinas 
agora  se  ven,   para  morada  del  Viracocha   su   hacedor,   en  partiöndose  variaron 
las  lenguas,  notando  las  •)  frases  de  fieras,  tanto,  que  torndndose  d  topar  despues, 
no  se  entendian  los  que  antes  eran  parientes  y  vecinos. 

Sea  de  una  manera  6  de  otra,  que  en  fin  todos  concuerdan  en  que  la  crea- 
ciön destas  gentes  la  hizo  el  dicho  Viracocha,  el  cual  tienen  noticia  que  fuö 
un  hombre  de  mediana  estatura,  blanco  y  vestido  de  una  ropa  blanca  &  manera 
de  alba  cenida  por  el  cuerpo  y  traia  un  bdculo  y  un  libro  en  las  manos. 

Y  tras  esto  cuentan  un  estraiio  caso,  que  como  despues  quel  Viracocha  criö 
todas  las  gentes,  viniese  caminando,  Uegö  d  un  asiento,  donde  se  habian  congre- 
gado  muchos  hombres  de  los  por  öl  criados ;  este  lugar  se  llama  agora  el  pueblo 

1)  =  dibujö. 

2)  Hdschr. :  mandato. 

3)  Hdschr. :  despropoaonfidos. 

4)  =  disposiciön;  Hdschr.:  dispusision, 

5)  =  espiritu. 

6)  Hdschr. :  los. 

4* 


28  RICHARD   PIETSCHMANN, 

de  Cacha.  Y  como  Viracocha  Uegö  alli,  y  los  habitadores  lo  extranasen  en  el 
habito  y  trato,  raurmuraron  d61  y  propusieron  de  lo  matar  desde  un  cerro  que 
alli  estaba.  Y  tomadas  las  armas  para  ello,  fu6  entendida  su  mala  intencion 
por  el  Viracocha.  El  cual  hincando  de  rodillas  en  tierra  en  un  llano,  levantadas 
las  manos  puestas  y  rostro  al  cielo,  bajo  fuego  de  lo  alto  sobre  los  que  estaban 
en  el  monte  y  abrazo  todo  aquel  lugar;  y  ardia  la  tierra  y  piedras  como  paja. 
Y  como  aquellos  malos  hombres  temiesen  aquel  espantable  fuego,  bajaron  del 
monte  y  echdronse  a  los  pies  de  Viracocha,  pidtendole  perdön  de  su  pecado.  Y 
movido  el  Viracocha  &  compasiön,  fuö  al  fuego  y  con  el  bordon  lo  matö.  Mas 
el  cerro  quedö  abrasado  de  manera  que  las  piedras  quedaron  tan  leves  por  la 
quemazon,  que  una  piedra  muy  grande,  que  un  carro  no  la  meneara,  la  levanta 
fdcilmente  un  hombre.  Esto  se  vee *)  hoy ;  que  es  cosa  maravillosa  de  ver  aquel 
lugar  y  monte,  que  tendrä  un  cuarto  de  legua,  abrasado  todo,  que  estd  en  el 
Collao. 

Despues  de  lo  cual  Viracocha  prosiguiendo  su  camino  Uegö  al  pueblo  de 
Urcos  seis  leguas  de  Cuzco  al  austro.  Y  estando  alli  algunos  dias,  fu£  servido 
bien  de  los  naturales  de  aquel  asiento.  Y  como  de  alli  se  partiö,  le  hicieron 
una  cölebre  guaca  ö  estatua  para  le  adorar  y  ofrescer  dones,  d  la  cual  estatua 
en  las  tiempos  futuros  los  ingas  ofrescieron  muchas  cosas  ricas  de  oro  y  otros 
metales  y  sobre  todo  un  escano  de  oro,  el  cual  despues,  cuando  los  Espanoles 
entraron  en  el  Cuzco  hallaron  y  partieron  entre  si,  que  valiö  diez  y  siete  mil 
pesos ;  tomölo  para  si  por  joya  del  general  el  marquös  Don  Francisco  Pi9arro. 

Tornando  pues  al  propösito  de  la  fäbula,  Viracocha  prosiguiö  su  Camino, 
haciendo  sus  obras  6  instruyendo  las  gentes  criadas.  Y  desta  manera  llegö  & 
las  comarcas,  donde  es  agora  Puerto  Viejo  y  Manta  en  la  linea  equinoccial, 
adonde  se  juntö  con  sus  criados.  Y  quiriendo  dejar  la  tierra  del  Pirü,  hizo  una 
habla  &  los  que  habia  criado,  avisandoles  de  cosas  que  les  habian  de  suceder. 
Les  dijo,  que  vendrian  gentes  algunas  que  dijesen  que  ellos  eran  el  Viracocha, 
su  criador,  y  que  no  los  creyesen,  y  qu61  en  los  tiempos  venideros  les  embiaria 
sus  mensajeros,  para  que  los  amparasen  y  ensenasen.  Y  esto  dicho,  se  metiö  con 
sus  dos  criados  por  la  mar,  £  iban  caminando  sobre  las  aguas,  como  por  la 
tierra,  sin  hundirse*).  —  Porque  iban  caminando  sobre  las  aguas  como  espuma, 
le  llamaron  Viracocha,  que  es  lo  mesmo  que  decir  grasa  6  espuma  del  mar.  —  Y 
al  cabo  de  algunos  anos,  quel  Viracocha  se  fuö,  dicen  que  vino  el  Taguapaca, 
que  Viracocha  mandö  echar  en  la  laguna  de  Titicaca  del  Collao,  como  se  dijo 
arriba,  y  que  empezö  con  otros  &  predicar  qu61  era  el  Viracocha.  Mas  aunque 
al  principio  tuvieron  suspensas  las  gentes,  fueron  conoscidos  al  fin  por  falsos,  y 
burlaron  dellos. 

Esta  fäbula  ridicula  tienen  estos  barbaros  de  su  creaciön  y  afirmanla  y 
cr£enla,  como  si  realmente  asi  la  vieran  ser  y  pasar. 


1)  =  ve. 

2)  Dahinter  ein  Wort  getilgt. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  29 

[8]  Behetrias  antiguas  de  las  provincias  del  Pirü  y  sus  comarcas. 

Conviene  sumamente  notar,  que  de  todo  lo  que  pasö  desde  la  segunda  creaciön, 
que  el  Viracocha  hice,  no  saben  estos  indios  bdrbaros  dar  mds  razön  de  lo  que 
arriba  queda  dicho,  hasta  los  tiempos  de  los  ingas.  Pero  averiguase,  que,  aun- 
que  la  tierra  era  poblada  y  llena  de  habitadores  antes  de  los  ingas,  no  se  go- 
bernaba  con  policfa,  ni  tenfan  senores  naturales  elegidos  por  comiin  consentimiento, 
que  los  gobernase  y  rigiese1)  y  d  quien  los  comunes  respetasen,  obedeciesen  y 
contribuyen  algiin  pecho.  Antes  todas  las  poblaciones,  que  incultas  y  disgregadas 
eran,  vivian  en  general  libertad,  siendo  cada  uno  solamente  senor  de  su  casa  y 
sementera.  Y  en  cada  pueblo  hacian  dos  parcialidades  *).  A  la  una  Uamaban 
Hanansaya,  que  es  decir  la  banda  de  arriba,  y  d  la  otra  Hurinsaya,  que  es  la 
banda  de  abajo;  el  cual  uso  conservan  hasta  hoy.  Y  esta  divisi6n  no  sirva  mds) 
de  para  contarse  unos  d  otros  por  su  contento,  aunque  despues  acd  sirvfa  y 
sirve  para  mds  fructo,  como  en  su  lugar  se  dird. 

Y  como  entre  ellos  nasciesen  disensiones,  procuraron  cierto  modo  de  milicia 
para  su  defensa  desta  manera.  Cuando  los  de  algün  pueblo  sabian  que  algunos 
de  otras  partes  venian  ä  les  hacer  guerra,  procuraban  uno  dellos  natural  y  aun 
extranjero  de  su  patria.  que  fuese  valiente  hombre  de  guerra.  Y  muchas  veces 
el  tal  hombre  se  ofrescia  de  su  voluntad  d  los  amparar  y  militar  por  ellos  contra 
sus  enemigos.  Y  d  este  tal  seguian  y  obedecfan  y  cumplian  sus  mandamientos 
durante  la  guerra.  La  cual  acabada,  quedaba  privado  como  antes  y  como  los 
demds  del  pueblo;  ni  antes,  ni  despues  le  daban  tributo,  ni  manera  de  pecho 
alguno.  —  A  este  Uamaron  los  de  aquei  tiempo  y  aun  II  am  an  los  de  agora 
cinche,  que  es  lo  mesmo  que  «valiente«.  Nombrdbanle  por  este  termino  cinchicona, 
que  quiere  decir  »agora  valiente«,  como  quien  dice:  »agora,  mientras  dura  la  guerra, 
serds  nuestro  valiente  y  despues  no«  —  6  en  otro  significado,  que  diga  »valientes«, 
porque  cona  es  adverbio  de  tiempo  y  tambi^n  significa  pluralidad.  Y  en  cual- 
quier  significado  viene  bien  al  propösito  destos  capitanes  temporales,  que  fueron 
en  los  tiempos  de  behetrias  y  libertad  general,  de  manera  que  desde  el  diluvio 
general,  de  que  estos  dan  noticia,  hasta  el  tiempo  que  empezaron  los  ingas,  que 
fueron  3519  anosö),  todos  los  naturales  destos  reinos  vivieron  en  behetrias  sin 
reconoscer  senor  natural  ni  elegido,  procurando  conservarse,  como  dicho  es,  en 
una  simple  libertad,  viviendo  en  chozas  y  en  unas  cuevas  y  humildes  casillas. 
Y  este  nombre  de  cinches,  que  les  servfa  de  cabezas  para  sola  la  guerra,  dur6 
en  toda  la  tierra  hasta  el  tiempo  de  Topa  Inga  Yupangui,  däcimo  inga,  el  cual 
instituyö  los  curacas  y  otros  dominadores  por  la  orden  que  en  la  vida  del  mesmo 
Topa  Inga  se  dird  difusamente.  Y  aun  en  este  tiempo  tienen  este  uso  y  co- 
stumbre  de  gobernarse  en  las  provincias  de  Chile  y  en  otras  partes  de  las  mon- 
tafias  del  Pirü  al  levante  de  Quito  y  Chachapoyas,    que   no    obedecen   mds   se- 


1)  Lies:  göbernasen  y  rigiesen. 

2)  Hdschr. :  paraQilidades. 

3)  Hdschr. :  tres  mill  y  quinientos  y  dies  y  nueue  aftos. 


30  RICHARD   PIETSCHMANN, 

fiores  de  cuanto  tura  la  guerra,  y  este,  ä  quien  obedecen,  no  es  senaladamente 
siempre  uno,  sino  al  que  conoscen  ser  mäs  valiente,  ardid  y  venturoso  en  las 
guerras.  Mas  advierta  el  letor,  que  puesto  que  toda  la  tierra  era  behetria  en 
cuanto  al  dominio  de  los  sefiores,  habia  senaladamente  naciones  naturales  de  cada 
provincia,  donde  era  su  propria  y  particular  naturaleza,  como  se  averigua  de  los 
naturales  del  valle  del  Cuzco  y  otras  partes,  como  de  cada  cosa  diremos  en  su 
lugar. 

[9]  Primeros  pobladores  del  valle  del  Cuzco. 

Dicho  be,  como,  aunque  las  poblaciones  destas  tierras  se  conservaron  y  vi- 
vieron  antiguamente  en  behetrias,  tambi^n  tenlan  conoscidas  y  propias  patrias  y 
naturalezas,  y  como  quiera  que  de  muchas  dellas  hay  noticia,  dejarse  ha  para 
su  lugar,  tomando  el  presente  fundamento  de  los  naturales  pobladores  del  valle 
donde  al  presente  estd  la  ciudad  del  Cuzco,  porque  de  aqul  habemos  de  tomar  el 
origen  de  la  tirania  de  los  ingas,  los  cuales  siempre  tuvieron  su  silla  en  el 
valle  del  Cuzco. 

Ante  todas  cosas  es  de  saber,  quel  valle  de  Cuzco  estd  en  treze  grados  y 
un  cuarto  de  latitud  de  la  equinocial  ä  la  parte  del  polo  del  sur.  En  este  valle, 
por  ser  förtil  para  sementeras,  poblaron  antiquisimamente  tres  naciones  6  par- 
cialidades  llamadas  la  una  Sanaseras,  la  segunda  Antasayas *),  la  tercera  Guallas. 
Poblaron  cerca  los  unos  de  los  otros,  aunque  distintamente,  por  las  tierras  de 
sementera,  que  era  lo  que  en  aquellos  tiempos,  y  aun  agora,  principalmente  pro- 
curan  y  estiman.  Y  estos  naturales  deste  dicho  valle  vivieron  aquf  en  quietud 
cultivando  sus  labranzas  muchos  siglos. 

Y  algunos  tiempos  antes  de  los  ingas  se  averigua,  que  tres  cinches  extran- 
jeros  deste  valle,  llamados  el  uno  Alcabi^a  y  el  segundo  Copalimayta  y  el  ter- 
cero  Culurachima,  Juntaron  ciertas  companas  y  vinieron  al  valle  del  Cuzco,  adonde 
por  consentimiento  de  los  naturales  d£l  asentaron  y  poblaron  y  se  hicieron  her- 
manos  y  companeros  de  los  naturales  antkjuisimos  ya  dichos.  Y  asi  vivieron 
muchos  tiempos  en  concordia  estos  seis  bandos,  tres  naturales  y  tres  advenedizos, 
en  conformidad.  Y  cuentan  que  los  advenedizos  salieron  de  donde  los  ingas, 
como  despues  diremos,  y  se  llaman  sus  parientes.  Y  este  es  punto  sustancial 
para  lo  de  adelante. 

Mas  antes  de  entrar  en  el  cuerpo  de  la  historia  de  los  ingas,  quiero  advertir, 
6  hablando  mäs  propriamente,  responder  ä  una  dificultad,  que  se  podria  ofrescer 
&  los  que  no  han  estado  en  estas  partes.  Podriau  algunos  decir,  que  no  tienen 
por  cierta  esta  historia,  hecha  por  la  relaciön  que  estos  bdrbaros  dan,  porque, 
no  tiniendo 2)    letras,    no   pueden    tener  en   la   memoria  tantas   particularidades, 


1)  Im  Texte  durchstrichen:  la  segunda  Antasayas.  Unten  am  Rande:  Va  testado  donde 
dice :  la  segunda  Antasayas.  Lo  cual  dijeron  los  indios,  con  guten  se  verificö,  gut  no  era  asi. 
Navamuel 

2)  =  teniendo. 


PEDRO   SARMIENTO's    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  31 

i 

como  aqui  se  cuentan,  de  tanta  antigüedad.  A  esto  se  responde,  que  para  suplir 
]a  falta  de  letras,  tenian  estos  bärbaros  una  curiosidad  muy  buena  y  cierta,  y 
era,  que  unos  d  otros,  padres  &  hijos.  se  iban  refiriendo  las  cosas  antiguas  pa- 
sadas  hasta  sus  tiempos,  repitiöndoselas  *)  muchas  veces,  como  quien  lee  lecciön 
en  cätedra,  haciöndoles  repetir  las  tales  lecciones  historiales  &  los  oyentes,  hasta 
que  se  les  quedasen  en  la  memoria  fijas.  Y  asi  cada  uno  d  sus  decendientes -) 
iba  comunicando  sus  anales  por  esta  orden  dicha,  para  conservar  sus  historias 
y  hazanas  y  antigüedades  y  los  niimeros  de  las  gentes,  pueblos  y  provincias,  dias, 
meses  y  anos,  batallas,  muertes,  destruiciones,  fortalezas  y  cinches.  Y  finalmente 
las  cosas  mas  notables,  que  consisten  en  nümero  y  cuerpo,  notabanlas,  y  agora 
las  notan,  en  unos  cordeles,  &  que  llaman  quipo,  que  es  lo  mesmo  que  decir  ra- 
cional  ö  contador.  En  el  cual  quipo  dan  ciertos  nudos,  como  ellos  saben,  por  los 
cuales  y  por  las  diferencias  de  las  colores  distinguen  y  anotan  cada  cosa  como 
con  letras.  Es  cosa  de  admiracion  ver  las  menudencias  que  conservan  en  aquestos 
cordelejos,  de  los  cuales  hay  maestros  como  entre  nosotros  del  escrebir8). 

Y  demas  desto  habia,  y  aun  agora  hay,  particulares  historiadores  destas 
naciones,  que  era  oficio  que  se  heredaba  de  padre  a  hijo.  A[l]legöse  &  esto  la 
grandisima  diligencia  del  Pachacuti  Inga  Yupangui,  noveno  inga,  el  cual  hizo 
llamamiento  general  de  todos  los  viejos  historiadores  de  todas  las  provincias, 
qu£l  sujetö,  y  aun  de  otros  muchos 4)  mis  de  todos  estos  reinos,  y  tiivolos  en  la 
ciudad  del  Cuzco  raucho  tiempo  examinandolos  sobre  las  antigüedades,  origen  y 
cosas  notables  de  sus  pasados  destos  reinos.  Y  despues  que  tuvo  bien  averiguado 
todo  lo  mas  notable  de  las  antigüedades  de  sus  historias,  hfzolo  todo  pintar  por 
su  orden  en  tablones  grandes,  y  deputö  en  las  Casas  del  Sol  una  gran  sala, 
adonde  las  tales  tablas,  que  guarnescidos  de  oro  estaban,  estuviesen  como  nuestras 
librerias,  y  constituyö  doctores  que  supiesen  entenderlas  y  declararlas.  Y  no 
podian  entrar  donde  estas  tablas  estaban  sino  el  inga  ö  los  historiadores  sin 
expresa  licencia  del  inga. 

Y  desta  manera  se  vino  averiguar  todo  lo  de  sus  pasados  y  &  quedar  tän 
manual  &  toda  suerte  de  gentes,  quel  dfa  de  hoy  los  Indios  menudos  y  los  mayores 
generalmente  lo  saben,  aunque  en  algunas  cosas  tengan  varias  opiniones  por 
particulares  intereses.  Y  asi  examinando  de  toda  condiciön  de  estados  de  los 
mas  prüden tes  y  ancianos,  de  quien  se  tiene  mds  credito  saquö  y  recopil£  la 
presente  historia,  refiriendo  las  declaraciones  y  dichos  de  unos  &  sus  enemigos, 
digo  del  bando  contrario,  porque  se  acaudillan  por  bandos,  y  pidiendo  &  cada 
uno  memorial  por  si  de  su  linaje  y  d£l  de  su  contrario.  Y  estos  memoriales, 
que  todos  estan  en  mi  poder,  refiriändolos  y  corrigtändolos  con  sus  contrarios, 
y  ultimamente  ratificandolos  en  presencia  de  todos  los  bandos  y  ayllos  en  pü- 
blico,  con  juramento  por  autoridad  de  juez,  y  con  lenguas  expertas  generales,  y 

1)  Hdschr.  ripititndoselas,  in  repitiindoselas  corrigiert. 

2)  =  descendienteß. 

3)  =  C8cribir. 

4)  Hdschr.:  otros  muchas. 


32  RICHARD   PIETSCHMANN, 

muy  curiosos  y  fieles  intörpretes,  tambi6n  juramentados,  se  ha  afinado  lo  que 
aqui  va  scripto  *).  Hase  hecho  tanta  diligencia,  porque  cosa,  que  es  fundamento 
del  hecho  verdadero  de  tan  gran  negocio,  como  es  el  averiguar  la  tirania  de  los 
crueles  ingas  desta  tierra, *)  para  que  todas  naciones  del  mundo  entiendan  el  jurf- 
dico  y  m&s  que  legitimo  titulo,  quel  rey  de  Castilla  tiene  &  estas  Indias  y  a 
otras  tierras  &  ellas  vecinas,  especialmente  &  estos  reinos  del  Pini.  Y  como 
todas  las  historias  y  hechos  pasados  consista  la  averiguacion  dellos  en  probanza, 
y  en  este  caso  se  haya  hecho  tan  curiosa  y  lielmente  por  mandado  6  industria 
del  excelentisimo  virrey  Don  Francisco  de  Toledo,  nadie  tiene  que  dudar,  sino 
que  estä  bastantisimamente  averiguado  y  verificado  todo  lo  deste  volumen,  sin 
quedar  lugar  a  replica  6  contradicion.  He  querido  hacer  esta  digresiön,  porque, 
escribendo8)  esta  historia,  oia  muchos  [tener]  las  dudas,  que  arriba  propuse,  y 
paresciöme  satisfazer  de  una  vez  &  todas. 

[10]  Como  los  ingas  se  movieron  a  tiranizar  las  tierras  de  las  behetrias. 

Sabido  como  en  las  antiguas  edades  toda  esta  tierra  era  behetria,  es  nece- 
sario  decir,  como  los  ingas  empezaron  su  Urania.  Aunque  todas  vivian  en  simple 
libertad,  sin  reconoscer  senor,  siempre  habia  eutrellos  algunos  valientes  que, 
aspiraudo  ä  mayoridad,  hacian  violencias  a  sus  patrias  y  otros  extranjeros  por 
subjetallos  y  traellos  a  su  obediencia  y  ponellos  debajo  de  su  raando,  para  ser- 
virse  dellos  y  hacellos  tributdrios.  Y  asi  salian  bandas  de  unas  regiones  6  iban 
&  otras  &  hacer  guerrerias  y  robos  y  muertes  y  usurpar  las  tierras  de  los  otros. 

Y  como  esto[s]  anduviesen  en  inuchas  partes  y  por  muchas  naciones,  pro- 
curando  cada  uno  de  sujetar  a  su  vecino,  sucedio  que  seis  leguas  del  valle  del 
Cuzco,  en  un  asiento  que  nombran  Pa^aritambo,  hubo  cuatro  hombres  y  cuatro 
hermanos4)  de  leroces  brios  y  mal  intencionados,  aunque  de  altos  persamientos. 
Estos  como  fuesen  de  mäs  habilidad  que  los  otros  y  entendiesen  la  pusilanimidad 
de  los  naturales  de  aquellas  comarcap  y  su  facilidad  en  creer  cual  quiera  cosa 
que  con  alguna  autoridad  6  fuerza  se  les  proponga,  concibieron  en  si,  que  podrian 
ensenorearse  de  muchas  tierras  con  fuerzas  6  imbaimientos 5).  Y  asi  juntdronse 
todos  los  ocho  hermanos,  cuatro  hombres  y  cuatro  mujeres,  y  trataron  el  modo 
que  tendrian  para  tiranizar  las  otras  gentes  fuera  del  asiento,  donde  ellos 
estaban,  y  propusieron  de  acometer  tal  hecho  con  violencia.  Y  entendiendo,  que 
la  generalidad  destos  naturales  es  ignorante6),  y  con  facilidad  creen  lo  que  se 
les  dice,  mayormente  si  se  les  propone  con  alguna  aspereza,  rigor  y  autoridad, 
contra  lo  cual  no  tiene  röplica  ni  resistencia,   porque  son  de  su  natural  timidos, 


1)  =  escripto  =  escrito. 

2)  Fehlt  das  üauptverbum,  etwa:  es  menester  ponerla  tan  eiert a  6  evidente. 

3)  =  c8cribiendo. 

4)  So  die  Hdschr.,  mit  Korrektur  aus  hermanos. 

5)  =  embaimient08. 

6)  Hdschr.:  ynnorante. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  33 

y  para  ser  tenidos  y  temidos,  fingeron1)  ciertas  fäbulas  de  su  nascimiento,  di- 
ciendo,  que  ellos  eran  hijos  del  Viracocha  Pachayachachi,  su  criador,  y  que 
habian  salido  de  unas  ventanas  para  mandar  &  los  demäs.  Y  como  eran  feroces, 
hici^ronse  creer,  temer,  y  tener  por  mäs  que  hombres  y  aun  adorarse  por  dioses. 
Y  asi  introdujeron  la  religion  que  quisieron.  Y  el  orden  y  fdbula  que  deste 
principio  cuentan  es  la  siguente. 

[11]  Fäbula  del  origen  de  los  ingas  del  Cuzco. 

Cuentan  y  afirman  generalmente  todos  los  naturales  indios  desta  tierra,  que 
los  ingas  capa[c]s  procedieron  desta  manera.  Seis  leguas  del  Cuzco  al  susudueste 
por  el  Camino,  que  los  ingas  hicieron,  estä  un  asiento  Uamado  Pacaritambo,  que 
quiere  decir  »casa  de  producciön«,  en  el  cual  es  un  cerro  Uamado  Tambotoco, 
que  significa  »casa  de  ventanas«.  Y  esto  es  cierto,  en  este  cerro  son  tres  ven- 
tanas, la  una  llamada  Maras-toco  y  la  otra  Sutic-toco,  y  la  que  est&  en  medio 
destas  dos  se  llama  Capac-toco,  que  quiere  dezir  »ventana  rica«,  porque  dicen, 
questaba  guarnescida  de  oro  y  otras  riquezas.  De  la  ventana  Maras-toco  salicron 
sin  generaciön  de  padres  una  naciön  de  indios  llamadas  Maras,  y  agora  hay 
dellos  en  el  Cuzco.  De  la  ventana  Sutic-toco  salieron  unos  indios  llamados 
Tambos,  que  poblaron  a  la  redonda  del  mesmo  cerro,  y  en  el  Cuzco  agora  hay 
deste  linaje.  De  la  ventana  mayor,  Capac-toco,  salieron  cuatro  hombres  y  cuatro 
mujercs,  que  se  llamaron  hermanos.  A  estos  no  se  les  conoscio  padre  ni  madre, 
mas  döl  que  dicen,  que  salieron  y  fueron  producidos  de  la  dicha  ventana  por 
mandado  del  Ticci  Viracocha,  y  ellos  meamos  decian  de  si,  quel  Viracocha  los 
habia  criado  para  ser  senores.  Y  asi  tomaron  por  esta  causa  este  nombre  inga, 
que  es  lo  mesmo  que  decir  senor.  Y  porque  salieron  de  la  ventana  Capac-toco, 
tomaron  por  sobrenombre  capac,  que  quiere  decir  »rico«;  aunque  despues  usaron 
deste  t£rmino  para  denotar  con  61  al  senor  principe  de  muchos. 

Los  nombres  de  los  ocho  hermanos  son  estos:  £1  mayor  de  los  hombres  y 
de  mds  autoridad  se  Uamö  Mango  Capac,  el  segundo  Ayar  Auca,  el  tercero  Ayar 
Cache,  el  cuarto  Ayar  Ucho.  De  las  mujeres  la  mds  anciana  se  Uamö  Mama 
Ocllo,  la  segunda  Mama  Guaco,  la  tercera  Mama  Ipacura,  6  como  otros  dicen, 
Mama  Cura,  la  cuarta  Mama  Raua. 

Estos  ocho  hermanos  llamados  ingas  dijeron:  »Pues  somos  nascidos  fuertes 
y  sabios  y  con  las  gentes,  que  aqui  juntaremos,  seremos  poderosos,  salgamos 
deste  asiento,  y  vamos  &  buscar  tierras  förtües,  y  donde  las  hallaremos,  subje- 
temos  las  gentes,  que  alli  estuvieren,  y  tomömosles  las  tierras,  y  hagamos  guerra 
&  todos  los  que  no  nos  recibieren  por  senoresc.  Esto  dicen,  que  dijo  Mama 
Guaco,  una  de  las  mujeres,  la  cual  era  feroz  y  cruel,  y  tambiön  Mango  Capac 
su  hermano,  asimesmo  cruel  y  atroz.  Y  concertado  esto  entre  los  ocho,  empe- 
zaron  &  mover  las  gentes,  que  en  aquellas  comarcas  del  cerro  habia,  puniöndoles s) 


1)  =  fingieren. 

2)  =  poniendoleß. 

Abbdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  iu  Oöttingen.     Phil.-hirt.  Kl.  N.  F.  Band  6, 4. 


34  RICHARD   PIETSCHMANN, 

por  premio  que  los  harian  ricos,  y  les  darian  las  tierras  y  haciendas  de  los  que 
conquistasen  y  subjetasen.  A  lo  cual  por  el  inter^s  se  movieron  diez  parciali- 
dades  6  ayllos,  que  quiere  decir  entre  estos  b&rbaros  linaje  ö  bando ;  los  nombres 
de  los  cuales  son  estos  que  se  siguen: 

Chauin  Cuzco  ayllo  *),  del  linaje  de  Ayar  Cache ;  hay  hoy  deste  bando  en 
el  Cuzco  algunos,  las  cabezas  de  los  cuales  se  llaman  Martin  Chucumbi  y  Don 
Diego  Gruaman  Paucar  — 

Arayraca  Ayllo  Cuzco-callan  ;  hay  agora  desde  ayllo  Juan  Pi^arro  Yupangui, 
Don  Francisco  Quipi2),  Alonso  Tarma  Yupangui  del  linaje  de  Ayar  Uchu  — 

Tarpuntay  Ayllo;  hay  agora  deste  ayllo  en  el  Cuzco  — 

Gruacaytaqui  Ayllo;   de   los  cuales  agora  viven  [en]   el  Cuzco  algunos  — 

Sanoc  Ayllo;  destos  hay  en  el  Cuzco  — 

Estos  cinco  bandos,  son  Hanancuzcos,  que  quiere  decir  el  bando  de  lo  alto 
del  Cuzco. 

Sutic-toco  Ayllo,  que  es  la  generaciön,  que  saliö  de  la  una  de  las  ventanas, 
Uamada  Sutic-toco,  como  arriba  es  dicho ;  hay  destos  en  el  Cuzco  agora  algunos, 
y  las  cabezas,  que  los  conservan,  son  Don  Francisco  Avca  Micho  Avri  Sutic  y 
Don  Alonso  Gualpa  — 

Maras  Ayllo:  estos  son  los  que  dicen  [que]  salieron  de  la  ventana  Maras- 
toco;  hay  destos  algunos  en  el  Cuzco,  mas  los  principales  son  Don  Alonso  Llaraa 
Oca  y  Don  Gon$alo  Ampura  Llama  Oca  — 

Cuycusa  Ayllo;  hay  destos  algunos  en  el  Cuzco  y  la  cabeza  es  Cristöual 
Acllari  — 

Masca  Ayllo;  hay  deste  linaje  en  el  Cuzco  Juan  Quispi  — 

Oro  Ayllo;  hay  deste  linaje  hoy  Don  Pedro  Yucay. 

Digo,  que  de  todos  estos  linajes  se  han  conservado  de  tal  manera  que  no 
se  ha  perdido  la  memoria  dellos,  y  puesto  que  hay  m&s  de  los  dichos,  pongo  solas 
cabezas,  que  son  protectores  y  principales  del  linaje,  que  son  en  quien  se  van 
conservando.  Y  cada  uno  destos  tienen  cargo  y  obligaciön  de  amparar  a  los 
demds  y  saber  las  cosas  y  hechos  de  sus  pasados.  Y  aunque  digo,  que  estos 
agora  viven  en  el  Cuzco,  la  verdad  es  que  estän  en  un  barrio  de  la  dicha  ciu- 
dad,  que  llaman  los  indios  Cayocache  y  nosotros  le  Uamamos  Belem3),  por  la 
advocacion  de  la  iglesia  de  aquella  pa[rr]oquia,  que  se  dice  Nuestra  Sefiora  de 
Belem. 

Tornando  pues  a  nuestro  principio,  todas  estas  cuadrillas  arriba  nombradas 
se  movieron  con  Mango  Capac  y  los  demds  hermanos  &  buscar  tierras  y  tiranizar 
&  los  que  mal  no  les  hacfan,  ni  les  daba[n]  ocasiön  de  guerra,  ni  con  otro  de- 
recho  ni  titulo  mäs  del  dicho.  Y  para  llevar  orden  de  guerra,  tomaron  por  cau- 


1)  So  die  Ildschr.     Vergl. :  Chamin  Cuzco  Ayllu  bei  Molina  "(Markham,  Narratives  of  the  rites 
S.  22). 

2)  So  die  Hdschr.    Ob  Fehler  für  Quispi? 

3)  =  Belen. 


PEDRO  SARMIENTO'S  GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  35 

dillos  &  Mango  Capac  y  &  Mama  Guaco,  y  con  eate  prosupuesto *)  partieron  las 
companas  dichas  del  cerro  de  Tambotoco  &  poner  en  efeto  su  designo. 

[12]  Camino   que  estas  companas  de  los  ingas  hicieron  hasta  el  valle  de  Cuzco 

y  fdbulas  que  en  la  historia  mesclan.*) 
Salieron  pues  los  ingas  y  las  demäs  companas  6  ayllos  dichos  del  asiento 
de  Tambotoco,  llevando  consigo  sus  haciendas,  servicios  y  armas,  en  cantidad, 
que  hacian  un  buen  escuadrön,  llevando  por  caudillo  d  los  dichos  Mama  Guaco 
y  Mango  Capac.  Y  Mango  Capac  trafa  consigo  un  päjaro  como  halcön,  llamado 
indi*),  al  cual  veneraban  todos  y  le  temlan  como  &  cosa  sagrada  6,  como  otros 
dicen,  encantada,  y  pensaba[n],  que  aquel  hacia  &  Mango  Capac  senor  y  que  las 
gentes  le  siguiesen.  T  asl  se  lo  daba  Mango  Capac  4  entender  y  los  traia  en 
vahidos  guarddndolo  siempre  en  una  petaquilla  de  paja  &  manera  de  cajön  con 
mucho  cuidado.  El  cual  dejö  por  mayorazgo  despues  &  su  hijo,  y  lo  poseyeron 
los  ingas  basta  Inga  Yupangui.  Y  trajo  consigo  en  la  mano  una  estaca  de  oro, 
para  experimentar  las  tierras  donde  llegase. 

Y  caminando  todos  juntos  llegaron  &  un  asiento  llamado  Guanacancha,  cua- 
tro  leguas  del  valle  del  Cuzco,  donde  estuvieron  algün  tiempo  sembrando  y 
buscando  tierra  f£rtil.  En  este  pueblo  Mango  Capac  hobo 4)  ay untamiento  con  su 
herraana  Mama  Ocllo,  la  cual  quedö  prenada  de  Mango  Capac.  Y  no  parecten- 
doles  este  sitio  para  sustentarse,  por  ser  estgril,  pasaron  &  otro  pueblo  llamado 
Tamboquiro,  adonde  Mama  Ocllo  pariö  un  hijo,  que  llamaron  Cinchi  Roca.  Y 
hechas  las  fiestas  del  nascimiento  del  infante,  partieron  &  buscar  tierra  förtil,  y 
fueron  &  otro  cercano  pueblo  llamado  Pallata,  que  es  casi  una  mesma  cosa  con 
Tamboquiro,  y  aqul  estuvieron  algunos  anos. 

Y  no  contentändose  de  la  tierra,  vinieron  &  otro  pueblo  llamado  Haysquisrro, 
un  cuarto  de  legua  del  pueblo  pasado.  Y  aqul  entraron  en  acuerdo  sobre  lo  que 
debian  hacer  para  su  viaje  y  para  apartar  de  si  uno  de  los  cuatro  hermanos 
ingas  llamado  Ayar  Cache.  El  cual,  como  era  feroz  y  fuerte  y  diestrisimo  de 
la  honda,  venia  haciendo  grandes  travesuras  y  crueldades  asi  en  los  pueblos,  por 
donde  pasaban,  como  en  los  companeros.  Y  temian  los  otros  hermanos  que  por 
la  mala  compania  y  travesuras  de  Ayar  Cache  se  les  deshiciesen  las  companas 
de  gentes,  que  Uevaban,  y  quedasen  solos.  Y  como  Manco  Capac  era  prudente, 
acordö  con  el  parecer  de  los  dem&s  de  apartar  de  si  con  engano  &  su  hermano 
Ayar  Cache.  Y  para  esto  llamaron  Ayarcache  y  le  dijeron:  »Hermano,  sabed 
que  en  Capactoco  se  nos  olvidaron  los  vasos  de  oro,  llamados  topacusi,  y  ciertas 
semillas  y  el  napa,  que  es  nuestra  principal  insignia  de  senores«.  (Es  napa  un 
caraero  de  los  desta  tierra  blanco  que  llevaba  una  gualdrapa  colorada  y  enci- 
ma  unas  orejeras  de  oro  y  en  el  pecho  un  pretal  de  veneras  coloradas,  que  Ue- 

1)  =  presupuctfo. 

2)  =  mtzclan. 

S)  Hdschr. :  hindi. 
4)  =  hubo. 


36  RICHARD  PIETSCHMANN, 

vaban  loa  ricos  ingas  cuando  salian  fuera  de  casa,  llevando  delante  de  todo  en 
un  palo  una  como  manga  de  cruz  de  pluma,  ä  que  llaraan  sunturpaucar).  »Con- 
viene  al  bien  de  todos,  que  volvdis  allä  y  lo  traigäis.«  Y  como  Ayar  Cache 
rehusase  la  vuelta,  levantäse  el  pie  su  hermana  Mama  G-uaco,  y  con  feroces  pa- 
labras  reprehendiöndole  dijo:«  jComo  tal  cobardia  ha  de  parecer  en  un  tan  fuerte 
mozo  como  tii ! ;  disponte  ä  la  jornada  y  no  dudes  ir  &  Tambotoco  y  hacerlo.  que 
se  te  manda!  »Ayar  Cache  corrido  destas  palabras  obedeciö  y  partiöse,  d  lo 
hacer.  DidSronle  por  compafiero  a  uno  de  los,  que  con  ellos  venian,  llamado 
Tambochacay,  al  cual  encargaron  secreto,  que  como  pudiese  allä  en  Tambotoco 
diese  orden,  como  muriese  Ayar  Cache,  y  no  tomase  en  su  compania.  Y  con 
este  despacho  llegaron  ambos  &  Tambotoco.  Y  apenas  fueron  allä,  cuando  Ayar  Cache 
entrö  en  la  ventana  ö  cueva  Capactoco  &  sacar  las  cosas  por  que  le  habian  em- 
biado  *).  Y  siendo  dentro,  Tambochacay  con  suma  presteza  puso  una  peiia  &  la  puerta 
de  la  ventana  y  sentöse  encima,  para  que  Ayar  Cache  quedase  dentro  y  muriese. 

Y  cuando  Ayar  Cache  torno  &  la  puerta  y  la  hallo  cerrada,  entendio  la  traicion, 
quel  traidor  de  Tambochacay  le  habia  hecho,  y  determinö  salir,  si  pudiera,  para 
se  vengar  A6\.  Y  por  abrir  puso  tauta  fuerza  y  dio  tales  voces.  que  hizo  tem- 
blar  el  monte,  mas  no  pudiendo  abrir  y  teniendo  por  cierta  su  muerte,  dijo  ä 
voces  altas  contra  Tambochacay:«  jTü  traidor,  que  tanto  mal  me  has  hecho, 
piensns  llevar  las  nuevas  de  mi  mortal  carceleria,  pues  no  te  sucederä, 2)  asi  que 
por  tu  traicion  quedaräs  ahi  fuera,  hecho  piedra!  »Y  asi  fn6  hecho,  y  hasta  hoy 
la  muestran  a  un  lado  de  la  ventana  Capactoco.  Volviendo  pues  ä  los  siete  her- 
manos  que  habian  quedado  en  Haisquisrro,  sabida  la  muerte  de  Ayar  Cache,  pe- 
söles  mucho  de  lo  que  habian  hecho,  porqne,  como  era  valiente,  sintian  mucho 
verse  sin  (51  para  cuando  tuviesen  guerra  con  algunos.  Y  asi  hicieron  llanto 
por  61.  —  Era  tan  diestro  este  Ayar  Cache  de  la  honda  y  tan  fuerte  que  de 
cada  pedrada  derribaba  un  monte  y  hacia  una  quebrada.  Y  asi  dicen,  que  las 
quebradas,  que  agora  hay  por  las  partes,  que  anduvieron,  las  hizo  Ayar  Cache 
&  pedradas. 

Partieron  deste  pueblo  los  siete8)  ingas  con  sus  companas  y  llegaron  a  un 
pueblo  llamado  Quirirmanta,  al  pie  de  un  cerro,  que  despues  llamaron  Gruanacauri. 

Y  en  este  pueblo  consultaron,  como  dividirian  entre  si  los  oficios  de  su  viaje, 
para  que  entrellos  hubiese  distinciön.  Y  acordaron  que  Mango  Capac,  pues  tenia 
generaciön  de  su  hermana,  que  se  casase  con  ella  y  engendrase  para  conser- 
vaciön  de  su  linaje,  y  que  este  fuese  cabeza  de  todos,  y  que  Ayar  Ucho  quedase 
por  guaca  para  su  religiön,  y  que  Ayar  Auca,  desde  donde  le  mandasen,  fuese 
&  tomar  posesiön  de  la  tierra,  donde  hubiesen  de  poblar. 

Y  partiendo  de  aqui,  llegaron  al  cerro,  que  estd  dos  leguas,  poco  mds  6 
menos,  del  asiento  del  Cuzco,  y  subidos  ä  la  cumbre,  vieron  en  ella  el  arco  iris 
del  cielo,  al  cual  los  naturales  llaman  guanacauri.    Y  teniändolo  por  buena  seiial, 

1)  =  enviado. 

2)  Hdschr. :  subgedara. 

3)  Hierzwischen  ein  durchstrichenes  h. 


PEDRO  SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHKS.  37 

• 

dijo  Mango  Capac:    «jTened  aquello  por   senal,    que  no  serä  el  mundo  mds  des« 

truido  por  agua !  ;  Uegemos  alld,  y  desde  all!  escogeremos  donde  habemos  de  fun- 

dar  nuestro  pueblo!«     T  echando    antes   suertes,   vieron  que  le[s]  senalaba  buen 

suceso  hacerlo  asi  y  desde  all!  explorar  la  tierra,  que  de  alli  se  senorease.  Antes 

que  llegasen  &  lo  alto,  donde  el  arco  estaba,  vieron  una  guaca,  ques  oratorio  de 

bulto  de  persona,  junto  al  arco.  Y  determinando  entrellos  ir  &  prendella  fy]  qui- 

talla  de  alli,    ofresciöse  &  ello  Ayar  Ucho,   porque   decian   que  les1)   convenia2) 

mucho.    Llegado  Ayar  Ucho  &  la  estatua  ö  guaca,   con   grande  animo  se  asentö 

sobrella,  preguntdndole,  quo  hacia  alli.  A  las  cuales  palabras  la  guaca  volviö  la 

cabeza  por  quien  le  hablaba,  mas  como  lo  tenia  oprimido  con  el  peso,  no  le  pudo 

ver.     Ayar  Ucho  luego    queri&idose   desviar,   no  pudo,   porque  se  hallö  pegadas 

las  plantas  de  los  pies  &  las  espaldas  de  la  guaca.     Y  los  seis   hermanos  enten- 

diendo,    que    estaba   preso,    acudieron  &  61   por  favorescerle.     Mas   Ayar  Ucho,         \    >  /• 

vtendose  asi  transformarse,  y  que  los  hermanos  no  eran  &  librarle,  parte  les  dijo: 

*•;  Hermanos,   mala  obra  me  haWis  hecho,    que  por  vosotros  vine  adonde  quedarö 

para  siempre  apartado  de  vuestra  compania !  j  id !  j  id !  j  hermanos  felices !  que  yo  os  -- A. '.  < 

anuncio,    que  ser£is  grandes   seiiores.     Por  tanto,  hermanos,  yo  os  ruego  que  en 

pago  de  mi  voluntad  [que]  de  agradaros  siempre  tuve,  que  en  todas  vuestras  fiestas 

y  ceremonias  os  acord&s  de  honrarme  y  venerarme,   y  que  sea  yo  el  primer  o  k 

quien  ofrend&s,    pues    quedo  aqui  por  vosotros,   y  cuando   hiciöredes  guarachico, 

(que  es  armar  a  los  hijos  caballeros),  d  mi  como  a  su  padre,    que  acd  por  todos 

queda,  me  ador^is.«    Y  Mango  Capac  respondiö,  que  si  harian,  pues  aquella  era 

su  voluntad,  y  se  lo  mandaba.     Y  Ayar  Ucho  les  prometiö  por  aquello,  que  les 

daria  dones  y  valor  de  nobleza  y  caballeria,  y  con  estas  ültimas  palabras  quedö 

convertido   en   piedra.    Y  constituyöronlo   por  guaca  de   los   ingas  y  pusi&ronle 

nombre  Ayar  Ucho  Guanacauri.     Y  asi  siempre    fu6,    hasta   los   tiempos   de  los 

Espanoles,   lä  mas  sol[emn]e  guaca  y  de  mas  ofrendas  de  todas  las  del  reino,  y 

alli  se  iban  armar  caballeros  los  ingas  hasta  habrd  como  veinte  anos,  poco  mäs 

6  menos,    que  los  Cristianos    les    quitaron    esta    cerimonia8)  y  fu6  santaraente4) 

hecho,   porque  alli  hacian  muchas  idolatrias  y  abuso3  en  ofensa  y  deservicio  de 

Dios  nuestro  senor. 

[13]  Entrada  de  los  ingas  en  el  valle  del  Cuzco  y  fdbulas  que  en  ella  cuentan. 
Tristes  los  seis  hermanos  por  la  dejada  de  Ayar  Ucho  y  tambi£n  por  la 
muerte  de  Ayar  Cache  — y  aun  por  esto  siempre  despues  hasta  hoy  temen  los  del 
linaje  de  los  ingas  llegar  äTambotoco,  porque  dicen  que  se  quedaron5)  allä  como 
Ayar  Cache  —  bajaron  al  pie  del  cerro,  adonde  comenzaron  &  entrar  en  el  valle 
del  Cuzco,  y  llegaron  &  un  sitio  llamado  Matagua,   adonde  asentaron  y  hicieron 


1)  Zwischen  den  Zeilen  als  Einschaltung.  Oh  in  le  zu  ändern? 

2)  Hdschr. :  convenian. 
8)  =  ceremonia. 

4)  Hdschr.:  sancta  mencte. 

5)  Vielleicht  zu  ändern  in:  quedardn  oder  quedarian. 


38  RICHARD   PIETSCHMANN, 

chozas  para  estar  algun  tiempo.  Aquf  armaron  caballero  al  hijo  de  Mango  Capac 
y  de  Mama  Ocllo  llamado  Cinchi  Roca  y  le  horadaron  las  orejas,  al  cual  acto 
llaman  guarachico,  ques  la  insignia  de  su  cab&llerfa  y  nobleza  como  privilegio  6 
solar  conoscido  entre  nosotros.  Por  esto  se  regocijaron  mucho,  bebiendo  muchos 
dfas  arreo  y  llorando  d  vueltas  la  dejada  de  su  hermano  Ayar  Ucho.  Y  allf 
inventaron  el  llorar  los  muertos,  imitando  el  crocitar  de  las  palomas.  Enton- 
ces  hicieron  las  danzas  llamadas  capac  raymis,  ques  fiesta  de  los  senores  ricos  6 
reales,  que  hacen  con  unas  vestiduras1)  largas  de  purpura2),  y  las  cerimonias s), 
que  llaman  quicochico,  ques  cuando  viene  d  la  mujer  su  flor  6  mes  la  primera  vez, 
y  del  guarachico,  que  es  cuando  horadan 4)  las  orejas  d  los  ingas,  y  del  rutuchico, 
que  es  cuando  trasquilan  5)  al  inga  la  primera  vez,  y  del  aynscay,  ques  cuando 
nasce  el  infante,  y6)  que  beben  cuatro  6  cinco  dfas  arreo. 

Despues  desto  estuvieron  en7)  Matagua  dos  anos,  intentando  pasar  el  valle 
arriba  d  buscar  buena  y  förtil  tierra.  Mama  Guaco,  que  fortfsima  y  diestra 
era,  tomö  dos  varas  de  oro  y  tirölas  hacia  el  norte.  La  una  Uegö  como  dos 
tiros  de  arcabuz  d  un  barbecho  llamado  Colcabamba  y  no  hincö  bien,  porque 
era8)  tierra  suelta  y  no  bancal;  y  por  esto  conoscieron  que  la  tierra  no  era 
färtil.  Y  la  otra  llegö  mds  adelante  cerca  del  Cuzco  y  hincö  bien  en  el  terri- 
torio  que  llaman  Guanaypata,  de  donde  conoscieron  ser  tierra  förtil.  Otros  dicen, 
questa  prueba  hizo  Mango  Capac  con  la  estaca  de  oro  que  traia  consigo,  y  que 
asi  conoscieron  la  fertilidad  de  la  tierra,  cuando  hincdndola  una  vez  en  un  terri- 
torio  llamado  Guanaypata,  dos  tiros  de  arcabuz  del  Cuzco,  por  el  migajon  de  la 
tierra  ser  graso  y  denso,  aferrö  de  manera  que  con  mucba  fuerza  no  la  podfa 
arrancar 9). 

Sea  de  una  6  de  otra  manera,  que  en  esto  concuerdan  todos  que  venian  bus- 
cando  la  tierra  experimentdndola  con  un  palo  6  estaca  y  oliöndola  hasta  que 
llegaron  &  esta  de  Guanaypata,  que  les  satisfizo.  Y  cosnoscida  su  fertilidad, 
porque  sembrändola  perpetuamente,  siempre  acude  de  una  manera,  y  mds  da, 
mientras  mds  la  siembran,  y  antes  se  esquilma  no  sembrdndola,  determinaron 
usurpar  para  si  aquellas  tierras  y  comarca  por  fuerza  d  pesar  de  sus  duenos  y 
naturales  [de]  aquel  asiento ;  y  para  tratar  el  cömo  lo  harian,  torndronse  d  Matagua. 

1)  Verbessert  aus   Vistiduras. 

2)  So  die  Hdschr.  Gemeint  sind  wohl  nicht  die  purapuras,  die  Juan  de  Santacruz  Pacha- 
cuti  (Tres  Belaciones,  Madrid  1879,  S.  267  u.  282)  erwähnt,  sondern  die  roten  Tanzgewänder,  von 
denen  Molina  (S.  45)  spricht. 

3)  =  ceremoniaß. 

4)  Hdschr.  horandan. 

5)  Hdschr. :  trasquilar. 

6)  y  über  3. 

7)  Hierzwischen  t  c,  durchstrichen. 

8)  Hdschr. :  hera. 

9)  Unten  am  Rande:  lo  que  dize  estd  plana:  de  las  das  opiniones  del  prouar  la  fertilidad  de 
la  tierra  mamaguaco  y  mango  capac  con  la  bara  de  oro  ü  con  la  estaca.  Afirman  los  tesügos  la  de 
mango  capac.    Nauamuel.    Dahinter  das  Notariatszeichen. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  39 

Desde  el  cual  asiento  Mango  Capac  vido1)  un  mojön  de  piedra  que  estaba 
cerca  del  sitio  donde  agora  estd  el  monesterio*)  de  Santo  Domingo  del  Cuzco, 
y  mosträndosele  ä  su  hermano  Ayar  Auca,  le  dijo:  »jHermanoIj  ya  te  acuerdas 
cömo  estd  entre  nosotros  concertado,  que  tu  vayas  &  tomar  posesiön  de  la  tierra, 
donde  habemos  de  poblar?  \y  pues  agora,  mira  aquella  piedra !<  Y  mostrdbale 
el  mojön  dicho :  »;V6  allä  volando  (porque  dicen  le  habian  nascido  unas  alas)  y 
sentdndose  alli,  toma  posesiön  en  el  mesmo  asiento,  donde  parece  aquel  mojön, 
por  qae  nosotros  iremos  luego  &  poblar  y  vivir!«  Ayar  Auca,  oidas  las  palabras 
de  su  hermano,  levantöse  sobre  sus  alas  y  fuö  al  dicho  lugar,  que  Mango  Capac 
le  mandaba,  y  sent&ndose  alli  luego  se  convirtiö  en  piedra  y  quedö  hecho  mojön 
de  posesiön,  que  en  la  lengua  antigua  deste  valle  se  llama  coeco,  de  donde  le 
quedö  el  nombre  del  Cuzco  al  tal  sitio  hasta  hoy.  De  aqui  tienen  los  ingas  un 
proverbio  que  dice:  Ayar  Auca  cuzco  guanca,  como  si  dijese:  >Ayar  Auca  mojön 
de  piedra  marmol«.  Otros  dicen  quel  nombre  del  Cuzco  le  puso  Mango  Capac, 
porque  en  el  lugar,  donde  enterrö  su  hermano  Ayar  Cache,  hizo  llanto;  por  lo 
cual  y  por  la  fertilidad  del  sitio  le  diö  este  nombre,  que  en  el  antiguo  lenguaje 
de  aquel  tiempo  significa  triste  y  förtil.  Mas  lo  verisimil  es  lo  primero,  porque 
Ayar  Cache  no  fuö  enterrado  en  el  Cuzco,  antes  muriö  en  Capactoco,  como  se 
dijo  arriba ;  y  esto  se  averigüa  generalmente  entre  ingas  y  naturales.   * 

Quedando  pues  ya  de  los  cuatro  hermanos  ingas  solo  Mango  Capac  y  las 
cuatro  mujeres,  determindronse  luego  de  partir  &  Guanaypata  y  adonde  habfa 
ido  Ayar  Auca  &  tomar  posesiön,  y  para  lo  hacer  diö  primero  &  su  hijo  Cinchi 
Roca  mujer  Uamada  Mama  Coca,  de  los  ayllos  del  pueblo  de  Sano,  hija  de  un 
cinchi  llamado  Siticguaman,  de  la  cual  tuvo  despues  un  hijo  Uamado  Sapaca,  ö 
instituyö  el  sacrificio  llamado  capa  cocha,  que  es  sacrificar  dos  ninos  macho  y 
hembra  al  idolo  Guanacauri,  para  cuando  los  ingas  se  fuesen  armar  caballeros. 
T  esto  asi  dispuesto,  mandö  &  las  companas  le  siguiesen,  y  marchö  para  donde 3) 
Ayar  Auca  estaba4). 

Y  llegando  &  las  tierras  de  Guanaypata,  que  es  cerca  de  donde  agora  es  el 
Arco  de  la  plata,  Camino  de  los  Charcas,  hallo  alli  poblados  una  naciön  de  indios 
naturales  llamados  Guallas,  que  arriba  se  dijo;  y  Mango  Capac  y  Mama  Guaco 
comenzaron  &  poblar  y  tomarles  las  tierras  y  aguas  contra  su  voluntad  de  los 
Guallas.  Y  sobre  esto  les  hacfan  muchos  males  y  fuerzas,  y  como  los  Guallas 
por  esto  se  pusiesen  en  defensa  por  sus  vidas  y  tierras,  Mama  Guaco  y  Mango 
Capac  hicieron  en  ellos  muchas  crueldades.  Y  cuentan  que  Mama  Guaco  era  tan 
feroz,  que  matando  un  indip  Gualla  le  hizo  pedazos  y  les5)  sacö  el  asadura  y 
tomö  el  corazön  y  bofes  en  la  boca,  y  con  un  haybinto  —  que  es  una  piedra  atada 


1)  =  viö. 

2)  =  mona8terio. 

3)  donde  steht  hier  über  der  Zeile  eingeschaltet. 

4)  esiaua  steht  auf  einer  gelöschten  Textstelle.  Unten  am  Rande:  Va  testado  entre  rrenglones: 
donde,  y  sobre  rraido:  estaua.    Dahinter  das  Notariatszeichen  Navamuels. 

5)  So  die  Hdschr..    Zu  erwarten  wäre  wohl  eher  le. 


40  RICHARD   PIETSCHMANN, 

en  una  soga,  cod  que  ella  peleaba,  —  en  las  manos,  se  fu£  contra  los  Guallas 
con  diabölica  determinaciön.  Y  como  los  Guallas  viesen  aquel  horrendo  6  in- 
humano  expet&culo *),  temiendo  que  dellos  hiciesen  lo  mesmo,  huyeron,  ca  simples 
y  tfmidos  er  an,  y  asf  desampar[ar]on  su  natural.  Y  Mama  Guaco,  visto  la  crueldad 
que  habfan  hecho,  y  temiendo  que  por  ello  fuesen  infamados  de  tiranos,  pare- 
ciöles  no  dejar  ninguno  de  los  Guallas,  creyendo,  que  asf  se  incubrirfa.  Y  asf 
mataron  &  cuantos  pudieron  haber  &  las  manos,  y  &  las  mujeres  prenadas  sacaban 
las  criaturas  de  los  vientres,  porque  no  quedase  memoria  de  aquellos  miserables 
Guallas  ■). 

Hecho  esto,  pasö  Mango  Gapac  adelante,  y  llegando  como  una  milla  del 
Cuzco  al  sueste,  saüöles  al  encuentro  un  cinchi  llamado  Copalimayta,  de  quien 
arriba  dijimos  que,  aunque  advenedizo  se  habfa  hecho  natural  por  consintiraiento  8) 
de  los  naturales  del  valle,  y  se  habfa  incorporado  en  la  naciön  de  Sauaseray 
Panaca,  naturales  del  sitio  de  Santo  Domingo  del  Cuzco.  Y  como  estos  vieron 
questos  extranjeros  entraban  tiranizdndoles  sus  tierras  y  habfan  visto  las  cruel- 
dades  hechas  en  los  Guallas,  habfan  tomado  por  su  cinchi  &  Copalimayta.  El 
cual,  como  dicho  es,  les  salio  a  resistir,  diciöndoles  que  no  entrasen  en  sus  tierras 
y  de  aquellos  naturales.  Y  fu6  esta  resistencia,  que  hizo  &  Mango  Capac  y  k 
sus  compafias,  tal  que  forzö  volver  las  espaldas.  Y  asf  se  volvieron  &  Guanay- 
pata,  tierra  que  habfan  usurpado  de  los  Guallas4).  Y  de  la  sementera,  que  habfan 
hecho,  hallaron  gran  fertilidad  de  mieses,  y  por  este  llamaron  por  este  nombre 
ä  aquellas  tierras  que  quiere  decir:  cosa  preciosa5). 

Y  dende  algunos  meses  tornaron  ä  insistir  y  entrar  en  las  poblaciones  de 
los  naturales  y  tiranizarles  sus  tierras.  Y  asf  acometieron  al  pueblo  de  los 
Sauaseras,  y  tubieron  tanta  presteza  en  el  acometimiento,  que  prendieron  a  Co- 
palimayta, matando  muchos  de  los  Sauaseras  con  grandes  crueldades.  Copali- 
mayta, viöndose  preso,  y  temiendo  la  muerte,  se  fu6  de  desesperado  y  dejö  sus 
haciendas,  porque  le  soltasen.  El  cual  nunca  mäs  pareciö,  y  Mama  Guaco  y 
Mango  Capac  usurparon  sus  casas,  haciendas  y  gentes.  Y  desta  manera  Mango 
Capac  y  Mama  Guaco  y  Cinchi  Roca  y  Mango  Sapaca  poblaron  aquel  sitio  dentre 
los  dos  rfos,  y  hicieron  la  Casa  del  Sol,  ä  que  llamaron  lndicancha,  y  todo  aquel 
sitio  questä  desde  Santo  Domingo  hasta  la  Junta  de  los  rfos,  dividieron  en  cuatro 
vecindades  6  solares,  ä  quellos  llaman  cancha.  A  la  una  llamaron  Quinti  cancha, 
&  la  segunda  Chumbi  cancha,    k  la  tercera  Sayri  cancha,   ä  la  cuarta  Yarambuy 


1)  =  esptctwulo. 

2)  Vergl.  Informaciones,  S.  233:  Y  que  Mama  Huaco,  en  tiempo  del  dicho  Mango  Capac, 
vino  al  asiento  de  Sauasiray,  .  .  .  la  cual  comenzö  ä  hacer  grandes  crueldades  con  los  Indios  con 
un  ayuinto,  en  que  tenfa  un  pedazo  de  oro  atado,  con  que  mataba  los  indios ;  j  que  el  dicho  Saua- 
siray, viendo  las  dichas  crueldades  y  la  ferocidad  y  valentfa,  que  hacfa  esta  mujer,  se  fue*  huyendo 
ä  los  desiertoß.    Vergl.  auch  Betanzos,  Kap.  4  S.  14 — 15. 

3)  =  consentimiento. 

4)  Hdschr. :  alos  guallas. 

5)  Hdschr. :  prescioso. 


*\ 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  41 

cancha.     Y  repartiöronlas  entre  sf,  y  asi  poblaron  la  cfidad,  que  por  el  mojön  de 
Ayar  Auca  se  llamö  Cozco. 

[14]  Las  diferencias    de   Mango  Capac  con  los  Alcabi^as   sobre   las   sementeras. 

Dicho  es  que  una  de  las  naciones  naturales  deste  valle  del  Cuzco  fueron  y 
son  los  Alcabi^as.  Estos  d  la  sazön,  que  Mango  Capac  poblö  en  Indicancha  y 
se  apoderö  de  los  bienes  de  Sauasera l)  y  de  los  Guallas,  estaban  poblados  como 
medio  tiro  de  arcabuz  de  Indicancha  hasta  la  parte,  dondc  es  agora  Santa  Clara. 
Y  como  Mango  Capac  quisiese  entablar  sus  fuerzas,  para  que  no  pudiese  ser 
impedida  su  tiränica  intenciön,  procuraba  de  allegar  gente  asi  suelta  y  holgazana. 
haciöndoles  franquezas  de  lo  ajeno.  Y  para  sustentarlos  tomaba  las  tierras  a 
todos  sin  distinciön.  Y  como  hubiese  tomado  las  de  los  Guallas  y  de  los  Saua- 
seras,  quiso  tambien  tomar  las  de  los  Alcabi^as.  Y  puesto  caso  que  los  Alca- 
bigas  le  habfan  dado  algunas,  el  Mango  Capac  quiso  6  intentö  tomarselas  todas 
6  casi  todas.  Y  como  los  Alcabigas  vieron  que  se  les  entraban  hasta  las  ea.sas, 
dijeron :  »  j  Estos  son  hombres  belicosos  y  sin  razön !  j  nos  toman  las  tierras ! 
jvamos  y  amojonemos  las  que  nos  quedan!  «Y  asi  lo  hicieron.  Pero  Mama  Guaco 
dijo  d  Mango  Capac:  »jTomemos  todas  las  aguas  d  los  Alcabifas,  y  asi  yeran 
forzados  a  nos  dar  las  tierras  que  quisiäreinos !«  Y  asi  tue  hecho  que  les  tomaron 
las  aguas.  Y  sobre  esto  vinieron  d  renir,  y  como  los  de  Mango  Capac  eran  mds 
y  mäs  diestros,  forzaron  d  los  Alcabi9as  a  que  les  dejasen  las  tierras,  quellos 
quisieron,  y  les  hicieron  que  los  sirviesen  como  d  senores,  aunque  los  Alcabioas 
nunca  de  su  voluntad  sirvieron  a  Mango  Capac,  ni  le  tuvieron  por  sefior,  antes 
siempre  andaban  diciendo  d  los  de  Mango  Capac  d  voces  altas :  » j  Fuera !  j  fuera 
de  nuestra  tierra!«  Por  lo  cual  Mango  Capac  procuraba  mds  deshacellos  y  opri- 
millos  tirdnicamente. 

Demäs  destos  habia  otras  parcialidades,  como  arriba  dijimos,  naturales  del 
valle  del  Cuzco,  &  los  cuales  Mango  Capac  y  Mama  Guaco  destruyeron  total- 
mente,  y  sobre  todos  ä  uno,  que  vivfa  junto  &  Indicancha2)  en  la  cuadra  mds 
cercana,  que  se  llamaba  Humanamean,  que  vivfa  entre  Indicancha  y  Cayocache, 
adonde  tambiän  vivia  otro  cinchi  natural  llamado  Culunchima.  Y  Mango  Capac 
se  metiö  en  las  casas  y  haciendas  de  todos  los  naturales,  especialmente  de  los 
Alcabi9as,  y  prendiö  d  su  cinchi  en  cdrcel  perpetua  y  d  los  demds  desterrö  d 
Cayocache  y  les  forzö  d  que  le  tributasen.  Pero  siempre  los  unos  y  los  otros 
procuraban  libertarse  de  la  tirania,  como  de  los  Alcabipas  diremos  adelante. 

Acabado  de  destruir  estos  naturales,  y  tiranizados  sus  bienes  y  personas, 
Mango  Capac  era  ya  muy  viejo,  y  viöndose  cerca  de  la  muerte,  para  dejar  d  su 
hijo  Cinchi  Roca  por  su  sefior  y  seguro,  temeroso,  que  por  el  mal  quöl  habia 
hecho,  podria  ser,  que  su  hijo  y  sucesores  no  se  conservarian  en  lo  que  £1  habia 
tiranizado  y  los  venideros  tiranizasen,   ordenö,   que  los   diez   ayllos,   que  con  £1 


1)  Vielleicht  ist  hier  los  Sauaseras  zu  verbessern;  vergl.  aber  oben  Seite  40. 

2)  Hdschr.  hindicancha. 

Abhdlgn.  d.  K.  Om.  d.  WIm.  in  Göttingen.  Phil.-hixt.  KL  M.  F.  Baad  6,4.  6 


42  RICHARD   PIETSCHMANN, 

habian  venido  de  Tambotoco,  y  los  demds  de  su  linaje  hiciesen  entre  si  una  guar- 
niciön  d  manera  de  guarda,  los  cuales  siempre  asistiesen  junto  d  la  persona  de 
su  hijo  y  los  demds  decendientes  dellos  para  custodia  suya,  y  questos  eligiesen 
el  sucesor,  cuando  fuese  nombrado  por  el  padre  6  sucediese  por  muerte  del  padre. 
Ca  no  se  confiaba  de  que  los  naturales  le  nombrasen  ni  eligiesen,  como  aquel 
que  sabia  el  mal  y  fuerza  que  les  habia  hecho.  Y  asf  estando  Manco  Capac  d 
la  muerte,  dejö  el  pajaro  indi  encerrado,  y  el  topayauri,  que  es  cetro,  y  el  napa 
y  sunturpaucar,  insignias  de  principe  aunque  tirano,  d  su  hijo  Cinchi  Roca,  para 
que  quedase  en  su  lugar,  y  esto  sin  consintiraiento  *)  ni  elecciön  de  algunos  na- 
turales. 

T  asi  muriö  Mango  Capac,  segiin  afirman  los  de  su  ayllo  y  linaje2)  de  ciento 
y  cuarenta  y  cuatro  anos,  los  cuales  fueron  destribuidos  desta  manera:  cuando 
saliö  de  Pacaritambo  6  Tambotoco  era  de  treinta  seis  anos.  Desde  alli  hasta 
llegar  al  valle  del  Cuzce  en  las  paradas,  que  hizo  en  los  pueblos,  que  anduvo 
buscando  tierras  f£rtiles,  tardö  ocho  anos,  porque  en  un  aparte  se  detenia  un 
afio,  y  en  otras  dos,  y  en  otras  mds  y  menos,  hasta  llegar  al  Cuzco,  adonde 
viviö  lo  restante  de  toda  la  edad,  que  fueron  cient  anos,  los  cuales  fuö8)  capac, 
que  entrellos  significa  »sumo«  6  »monarca  rico«. 

Y  dicen  que  era  hombre  de  buena  estatura,  seco,  campestre,  cruel,  aunque 
franco,  y  que  en  muriendo  se  convirtiö  en  piedra  de  altor  de  una  vara  de  medir, 
y  estuvo  en  Indicancha  guardado  con  mucha  veneraciön  hasta  el  ano  de  mil  y 
quinientos  y  cincuenta  y  nueve,  en  el  cual  tiempo  siendo  corregidor  en  el  Cuzco 
el  licenciado  Polo  Ondegardo,  lo  descubriö  y  sacö,  de  donde  estaba  adorado  y 
venerado  de  todos  los  ingas  en  el  pueblo  de  Bimbilla  cerca  del  Cuzco. 

Deste  Mango  Capac  quedaron  los  diez  ayllos  nombrados  arriba.  Deste  em- 
pezaron  los  idolos  guauquis,  que  era  un  fdolo  ö  demonio,  que  cada  inga  elegia 
para  su  compafiia,  y  le  daba  ordculo  y  respuesta;  deste  fuö  idolo  gua[u\qui  el 
pajaro  indi1),  que  arriba  se  dijo.  Este  Mango  Capac  ordenö  para  conservaciön 
de  su  memoria  lo  siguiente:  que  su  hijo  mayor  y  de  su  mujer  legitima,  que  era 
su  hermana,  sucediese  en  el  estado,  y  si  hubiese  hijo  segundo,  d  este  diese  cargo, 
que  tuviese  cuidado  de  amparar  d  todos  los  demds  hijos  y  parientes,  y  quellos 
le  reconosciesen  por  cabeza  para  sus  necesidades,  y  se  apellidasen  de  su  nombre, 
y  61  tuviese  cargo  de  los  favorescer  y  sustentar,  y  para  esto  les  dejö  hacienda. 
A  esta  parcialidad  6  bando  6  linaje  llamö  ayllo,  ques  lo  mesmo  que  linaje.  Y 
si  faltase  hijo  segundo,  y  aunque  lo  hubiese,  si  era  incapaz  de  gobierno.  lo  en- 
cargasen  al  pariente  mds  cercano  y  de  mds  habilidad.  Y  para  que  d61  tomasen 
los  venideros  ejeraplo,  hizo  el  primero  ayllo  y  Uamöle  Chima  Panaca  Ayllo,  que 
quiere  decir  linaje  que  desciende  de  Chima;  porque  el  primero  d  quien  dejö  en- 
comendado  su  linage  6  ayllo  se  llamö  Chima,  y  Panaca   quiere  decir  decender. 

1)  =  consenHmiento. 

2)  Hdschr.:  linange. 

3)  Hdschr.:   fueron. 

4)  Vergl.  8.  35. 


\ 


PEDRO  SABMIENTO'S  GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  43 

T  es  de  notar  que  los  deste  ayllo  siempre  adoraron  la  estatua  de  Mango  Capac, 
y  no  las  demds  estatuas  de  los  ingas,  y  los  ayllos  de  los  demds  ingas  adoraron 
siempre  aquella  estatua  y  las  demäs.  El  cnerpo  deste  no  se  supo  que  se  hioiese 
d61  mds  de  la  estatua  dicha.  A  la  cual  Uevaban  d  las  guerras,  pensando  que 
les  daba  las  victorias  que  alcanzaban ;  y  la  Uevaban  d  Guanacauri,  cuando  hacian 
los  guarachicos  d  los  ingas.  Y  Gruayna  Capac  la  llev6  consigo  d  los  Quitos  y 
Cayambis;  y  despues  la  tornaron  al  Cuzco,  cuando  trajeron  el  cuerpo  de  Ghiayna1) 
Capac  muerto.  Hay  deste  linaje  agora  en  el  Cuzco  algunos,  que  conservan  la 
memoria  y  hechos  de  Mango  Capac.  Las  principales  cabezas  son  estos:  Don 
Diego  Checo,  Don  Juan  Guargua  Chima.  Son  Hurincuzcos.  Muriö  Mango  Capac 
ano  de  seiscientos  y  sesenta  y  cinco  anos  de  la  natividad  de  Cristo  nuestro  senor, 
reinando  en  Espana  Loyba  Godo,  imperando  Constantino  cuarto2).  Viviö  en  In- 
dicancha8),  Casa  del  Sol. 

[15]  Comienza  la  vida  de  Cinchi  Roca,  inga  segundo. 

Dicho  es  como  Mango  Capac,  primero  inga,  que  tiranizö  los  naturales  y  po- 
bladores  del  valle  del  Cuzco,  no  subjetö  sino  d  los  Guallas,  Alcabi<;as,  Sauaseras, 
Culunchima,  Copalimayta  y  los  demds  arriba  dichos,  que  todos  estaban  en  el  cir- 
cuito  que  agora  es  la  ciudad  del  Cuzco.  A  este  Mango  Capac  sucediö  su  hijo 
Cinchi  Roca  y  de  Mama  Ocllo  su  madre  y  tia  por  nombramiento  del  padre  y 
por  custodia  de  los  ayllos,  que  entonces  todos  vivian  juntos,  y  no  por  elecciön 
de  los  naturales,  porque  todos  estaban  d  la  sazön  huidos,  presos,  heridos  y 
desterrados  y  final  eran  todos  sus  mortales  enemigos  por  causa  de  su  padre 
Mango  Capac,  que  tantas  crueldades,  robos  y  muertes  en  ellos  habia  hecho.  No 
fu6  Cinchi  Roca  hombre  de  guerra,  y  asi  no  se  cuenta  d£l  cosa  sefialada4)  en 
armas,  ni  saliö  del  asiento  del  Cuzco  por  sf  ni  por  capitanes  suyos.  No  aumentö 
algo  d  lo  que  su  padre  le  dejö  tiranizado,  solo  se  sustentö  con  sus  ayllos  teniendo 
opresos  d  los  que  su  padre  dejö  desbaratados.  Este  tuvo  por  mujer5)  d  Mama  Coca 
del  pueblo  de  Sano,    en  la  cual  hobo6)   un  hijo  Uamado  Lloqui  Yupangui,    que 


1)  Hdschr. :  Guaina. 

2)  Gemeint  sind  der  Gotenkönig  Liuba  (=  Loyba)  II.,  der  von  601—603  regiert  bat  und  der 
byzantinische  Kaiser  Eonstantinos  IV.  Pogonatos,  der  668 — 685  regierte.  Ein  Schreibfehler  in  der 
Jahreszahl  kann  nicht  vorliegen,  da  Sarmiento  (vergl.  die  Computacion  sumaria  in  Kap.  70)  die 
Regierung  des  Manco  Capac,  auf  die  100  Jahre  gerechnet  werden,  mit  dem  Jahre  565  n.  Chr.  be- 
ginnen lässt.  Beuter  (cap.  27)  setzt  die  Regierung  des  Leoba  (=  Liuba)  ins  Jahr  605.  Konsta- 
ninos  IV.  wird  hier  wohl  nur  aus  Versehen  angeführt,  und  sollte  eigentlich  wohl  in  der  synchro- 
nistischen Angabe  zu  dem  Todesjahre  des  Cinchi  Roca  auf  Seite  44  stehen.  Die  Tabelle  des  Gil- 
bert Genäbrard,  Chronographia,  Paris  1567,  nennt  ihn  zum  Jahre  675  neben  dem  Papste  Donnus. 
Nach  den  Uebersichten  des  Marianus  Scotus,  Chronica,  Basel  1559,  Sp.  377/78  wurde  freilich  das 
Jahr  665  in  die  Regierungszeit  des  Konstantinos  IV.  fallen. 

3)  Hdschr.:  Hindicancha. 

4)  Hdschr.:  seftaladas. 

5)  Hdschr. :  meger. 

6)  =  hübe 

6* 


44  RICHARD  PIET8CHMANN, 

quiere  decir  izquierdo,  porque  lo  fu6.  Dejö  su  ayllo  llamado  Raura  Panaca 
Ayllo;  son  del  bando  de  Hurincuzco.  Hay  agora1)  deste  ayllo  algunos,  y  los 
principales  se  llaman  Don  Alonso  Puscon  y  Don  Diego  Quispe.  Estos  tienen 
cargo  de  saber  y  sustentar  las  cosas  y  memorias  de  Cinchi  Roca.  £1  cual  viviö 
en  Indicancha2),  Casa  del  Sol;  fu£  toda  su  edad  ciento  y  veinte  y  siete  anos; 
sucediö  de  ciento  y  ocho  anos,  fu6  capac  diez  y  nneve  anos.  Muriö  en  el  afio 
de  seiscientos  y  setenta  y  cinco  anos  de  la  natividad  de  nuestro  seüor  Jesu- 
cristo,  siendo  rey  de  Espana  Bamba  y  emperador  Le6n  cuarto,  papa  Donus8). 
Este  dejö  un  fdolo  de  piedra,  figura  de  pescado,  llamado  Guanachiri  Amaro,  que 
fu£  en  su  vida  su  idolo  guaoqui.  El  cual  idolo  con  el  cuerpo  de  Cinchi  Roca 
hallö  el  licenciado4)  Polo,  siendo  corregidor  del  Cuzco,  en  el  pueblo  de.Bimbilla 
entre  unas  barretas  de  cobre,  y  el  Idolo  tenia  su  servicio  de  criados  y  tierras 
de  sembrar. 

[16]  La  vida  de  Lloqui  Yupangui,  tercero  inga. 

Muerto  Cinchi  Roca,  ocupö  el  ingazgo  Lloqui  Yupangui,  hijo  de  Cinchi  Roca 
y  de  Mama  Coca,  su  mujer.  Y  es  de  notar  que,  aunque  Mango  Capac  habia 
mandado  quel  primer  hijo  sucediese,  este  quebranto  el  mandato  de  su  abuelo, 
porque  teniendo  otro  mayor  hermano  llamado  Mango  Sapaca,  como  es  dicho,  no 
consintiö,  que  sucediese  al  estado,  y  no  declaran  los  indios,  si  fu£  nombrado  por 
el  padre.  Por  donde  pienso  yo  que  no  fuö  nombrado  por  el  padre,  sino  Mango 
Sapaca  como  mayor,  pues  tan  poco  lo  fu6  por  los  naturales,  ni  aprobado  por 
ellos.  Y  siendo  esto  asf,  fu£  la  tiranfa  hecha  contra  naturales  £  infidelidad 
contra  consanguineos  con  favor  de  los  ayllos  legionarios,  con  cuyo  favor  aco- 
metfan  lo  que  querian  y  sali  an  con  ello.  Asi  que  Lloqui  Yupangui  viviö  en 
Indicancha 5),  no  saliö  del  asiento  del  Cuzco  por  guerra,  ni  hizo  cosa  seiialada, 
mäs  de  vivir  como  su  padre,  comunicdndose  con  algunas  provincias  llamadas 
Guaro  Guamay  Samo,  Pachachulla  Viracocha  *),  los  Ayarmacas  de  Tambocunca  y 
los  Quilliscaches. 


1)  Hd8chr. :  gora. 

2)  Hdschr. :  hindicancha. 

3)  Hdschr. :  Papa  donus.  Der  Westgote  Wamba  (=  Bamba)  war  672—680  n.  Chr.  König, 
Leo  IV.  der  Chazare  dagegen  Kaiser  775— -780,  Domnus  oder  Donus  Papst  676 — 678.  Dieser  wird 
aber  z.  B.  in  der  Chronographia  des  Gilbert  G<5nebrard  unter  dem  Jahre  675  als  Papst  aufgeführt. 
Soll  Cinchi  Roca  675  n.  Chr.  gestorben  sein,  so  müsste  in  der  Angabe  der  Regierungsjahre  oben  im 
Texte  diez  y  nueve  in  diez  6  nueve  geändert  werden. 

4)  Hdschr.:  eliccnciado.  Polo  ist  Polo  de  Ondegardo  (oben  Seite  42). 

5)  Hdschr.:  hindicancha. 

6)  Hdschr. :  guaro  guamay  samo  Pachachulla  Viracocha.  Miguel  Cavello  Baiboa  ( Voyages, 
relations  et  memoires  originaux  p.  8.  ä  Vhistoire  de  la  decouverte  de  VAmerique  p.  p.  H.  Ternaux- 
Compans  Bd.  15  S.  21)  sagt,  Lloqui  Yupanqui  habe  sich  so  geachtet  gemacht,  dass  verschiedene 
Häuptlinge  mit  ihren  Stämmen  sich  ihm  unterwarfen,  um  an  den  Wohltaten  seiner  Herrschaft  teil- 
zuhaben :  Les  plus  puissants  de  ces  chefs  ctaient  Guaman  Samo,  cacique  de  Guaro,  et  Pachachulla 
Viracocha,    homme   rempli  de  prudence  et  d'habiletl;   Tambo  Vincays  et  Quilisca[c]hes  chefs  des 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  45 

Estando  un  dia  Lloqui  Yupangui  en  gran  tristeza  y  aflicciön,  dicen,  que  se 
le  aparesciö  el  Sol  en  figura  de  persona  y  le  consolö  diciöndole:  »;  No  tengas  pena, 
Lloqui  Yupangui,  que  de  ti  deccnder&n  grandes  senores!«,  y  que  tuviese  por 
cierto  que  tendria  generaciön  de  hijo  varön.  Porque  Lloqui  Yupangui  era  muy 
viejo  y  no  tenfa  hijo  ni  pensaba  tenello.  Ofdo  lo  cual,  y  publicado  por  el  pueblo 
lo  quel  Sol  habia  anunciado  ä  Lloqui  Yupangui,  determinaron  sus  parientes 
buscalle  mujer.  Mas  su  hermano  Mango  Sapaca,  entendiendo  la  complexiön  del 
hermano,  procur&bale  mujer  conforme  &  ella,  y  halldndola  en  un  pueblo  nom- 
brado  Oma,  dos  leguas  del  Cuzco,  pidiöla  &  sus  deudos,  y  otorgadala  trajo  al 
Cuzco.  Con  la  cual  se  casö  Lloqui  Yupangui.  Llamabase  esta  mujer  Mama  Caua» 
En  la  cual  Lloqui  Yupangui  hubo  un  hijo,  Uamado  Mayta  Capac. 

Este  Lloqui  no  hizo  cosa  alguna  senalada  digna  de  memoria.  Este  trafa l) 
consigo  un  idolo  su  goaoqui,  llamado  Apo  Mayta.  El  ayllo  deste  se  Uamö 
Avayni  Panaca  Ayllo,  porquel  primero  ä  quien  fu<5  encomendado  este  linaje  se 
llamö  asi:  Avayni.  Viviö  y  muriö  en  Indicancha 2).  Fu6  toda  su  edad  ciento  y 
treinta  y  dos  anos;  sucedio  de  veinte  y  un  anos,  fu6  capac  ciento  y  once  anos. 
Murio  en  el  ano  de  setecientos  y  ochenta  y  seis  anos,  siendo  rey  de  Espana 
Alfonso  el  Casto 8)  y  sumo  pontifice  Le6n  cuarto.  Son  vivos  deste  ayllo  algunos, 
que  viven  en  el  Cuzco.  Los  principales  dellos  se  llaman  Putigoc*)  Tito 
Avcaylli,  Tito  Rimache5),  Don  Felipe  Tito  Conde  Mayta,  Don  Agustfn  Conde 
Mayta,  Juan  Baptista  Quispe  Conde  Mayta.  Son  Hurincuzcos.  Haliö  la  figura 
deste  inga6)  el  licenciado  Polo  cuando  los  demäs  dichos. 

[17]  La  vida  de  Mayta  Capac,  cuarto  inga. 

Mayta  Capac,  cuarto  inga,  hijo  de  Lloqui  Yupangui  y  de  su  mujer  Mama 
Caua,  es  entre  estos  indios  como  entre  nosotros  Hercules  en  su  nascimiento  y 
hechos,   porque  cucntan   d£l  cosas   extranas.     Cuanto  6,  lo  primero,   dicen   estos 

Ayarcachas,  vinrent  aussi  se  soumettre  a  lui.  In  einem  Gebet  an  sämtliche  Huakas,  das  Molina 
(bei  Markham,  NarraHves  of  the  rites  S.  32)  mitteilt,  steht  als  Anfang  die  Anrufung :  0  pacha- 
chulla  Uiracochan. 

1)  Hdschr. :  traya. 

2)  Hdschr. :  hindicancha. 

8)  Alfonso  II.  el  Casto  kommt  nach  Benters  Chronik  (cap.  21)  780  zur  Regierung.  Man  setzt 
seine  Regierungszeit  jetzt  auf  792—842.  Von  793—816,  nach  andern  795—816  setzt  man  die  Zeit 
des  Papstes  Leo  III.,  Leo  IV.  dagegen  847—855  n.  Chr.  Es  ist  hier  wohl  der  Papst  mit  dem 
Kaiser  Leo  IV.  vertauscht,  der,  z.  B.  nach  der  Tabelle  des  Qenebrardus,  786  in  Byzanz  regiert 
haben  würde. 

4)  Wohl  aus  Aputi^oc  entstellt. 

5)  Die  Hdschr.  hat  Pütt  goc  Tüo  avcaylli  /  Tito  rimache.  Der  Strich  zwischen  avcaylli  und 
Tito  rimache  beweist  allerdings  nicht  mehr  als  dass  t  von  T  getrennt  werden  sollte ;  doch  handelt 
es  sich  mit  Wahrscheinlichkeit  auch  um  die  Trennung  der  Namen  zweier  verschiedener  Personen. 

6)  Im  Texte  steht  figura  deste  inga  eingeschaltet  zwischen  zwei  Zeilen,  über  den  durch- 
strichenen  Worten:  cuerpo  &  idolo  deste  inga.  Und  unten  am  Rande  steht:  va  testado:  cuerpo 
6  idolo  deste  inga;  y  entre  renglones:  figura  deste  inga.  Porque  los  testigos  äyeron  que  no  habia 
hallado  el  cnerpoy  sino  la  figura.    Navamuel.    Dahinter  das  Notariatszeichen. 


46  RICHARD   PIETSCUMANN, 

indios  de  su  linaje  y  todos  los  dem&s  en  general,  que  su  padre,  cuando  lo  en- 
gendrö,  era  tan  viejo  y  sin  virtud  natural,  que  todos  le  tenian  por  inütil  del 
todo  para  generaciön,  y  asf  tuvieron  por  cosa  de  maravilla  que  engendrase.  Lo 
segundo,  afirman  todos,  que  de  d  tres  meses,  que  su  madre  se  hizo  prenada,  lo 
pario  y  nasciö  con  dientes,  y  robusto  *),  y  que  iba  cresciendo  tanto,  que  de  un 
afio  tenia  tanto  cuerpo  y  fuerzas  como  otro  de  ocko  y  aun  m&s,  y  que  siendo 
de  dos  anos,  peleaba  con  los  mucbacbos  muy  grandes  y  los  descalabraba  y  hacia 
mucho  mal.  Esto  todo  parece,  que  se  puede  contar  con  las  demäs  fabulas,  pero 
yo  scribo*)  lo  que  los  naturales  tienen  de  si  y  de  sus  mayores,  y  esto  tienen 
por  tan  verdad,  que  se  mataran  con  quien  otra  cosa  les  dijese. 

Dicen  deste  Mayta  que  siendo  de  muy  tierna  edad,  andando  jugando  con 
ciertos  mozos  de  los  Alcabi^as  y  Culunchimas,  naturales  del  Cuzco,  los  lastimaba 
&  mucbos  dellos  y  algunos  mataba.  Y  un  dia  sobre  beber  6  tomar  agua  de  una 
fuente,  quebrö  la  pierna  &  un  bijo  del  cincbi  de  los  Alcabi^as,  y  persiguiö  a  los 
demAs,  hasta  los  encerrar  en  sus  casas,  adonde  los  Alcabi^as  vivian  sin  hacer 
mal  &  los  ingas. 

Mas  los  Alcabigas,  no  pudiendo  sufrir  las  travesuras  de  Mayta  Capac,  que 
con  favor  de  Lloqui  Yupangui  y  de  los  ayllos,  que  le  guardaban,  les  hacia,  de- 
terminaron  de  volver  por  su  libertad  y  aventurar  las  vidas  por  ello.  Y  asf  es- 
cogieron  diez  indios  determinados,  que  fuesen  ä  la  Casa  del  Sol,  donde  vivian 
Lloqui  Yupangui  y  Mayta  Capac  su  bijo,  y  entraron  con  determinaciön  de  ma- 
tallos.  Y  &  esta  sazön  Mayta  Capac  estaba  en  el  patio  de  la  Casa  jugando  & 
las  bolas  con  otros  mucbacbos.  El  cual,  como  viese  entrar  sus  enemigos  con 
armas  en  su  casa,  arrebatö  una  bola  de  las  con  que  jugaba  y  con  ella  diö  &  uno 
y  lo  matö,  y  luego  &  otro  y,  arremetiendo  tras  los  otros,  los  hizo  huir.  Y 
aunque  se  le  escaparon,  fu£  con  mucbas  heridas ;  y  desta  manera  Uegaron  ä  sus 
cinchis  Culunchima  y  Alcabi9a. 

Por  los  cuales  considerado  el  mal  *),  que  Mayta  Capac  habfa  hecho  a  sus 
naturales,  siendo  aun  nifio,  temieron,  que,  cuando  mayor,  los  destruiria  del  todo, 
y  por  esto  deterrainaron  morir  por  su  libertad.  Y  asi  juntäronse  todos  los  na- 
turales del  valle  del  Cuzco,  que  habian  quedado  de  la  destruiciön  de  Mango 
Capac,  para  hacer  guerra  a  los  ingas.  Esto  puso  &  Lloqui  Yupangui  gran  temor 
y  se  tuvo  por  perdido  y  reprehendiendo  ä  su  bijo  Mayta  Capac  le  dijo:  «;Hijo! 
jpor  quo  has  sido  tan  danador  contra  los  naturales  desta  tierra,  qui  es  que  al 
cabo  de  mi  vejez  muera  yo  &  manos  de  nuestros  enemigos !  »Y  como  los  ayllos, 
que  en  guarniciön  con  £1  estaban,  vivian  de  rapinas,  holgäbanse  mas  con  bullicios 
y  robos  que  con  quietud,  y  por  esto  respondiendo  por  Mayta4)  Capac,  dijeron  & 
Lloqui   Yupangui    que   callase  y  dejase   häcer  &  Mayta   Capac   su   hijo.     Y   asf 


1)  Hdschr. :  rebusto. 

2)  =  escribo. 

3)  Hdschr.:  mar. 

4)  Hdschr.:  maxta. 


PEDRO   SAKMIEXTO'S    GESCHICHTE   DES    INKAREICHES.  47 

Lloqui  Yupangui  no  tratö  mäs  en  reprehensiones  contra  su  hijo.  Los  Alabi^as 
y  Culunchimas  *)  apercibieron  su  geute,  y  Mayta  Capac  ordenö  sus  ayllos.  Entre  *) 
los  unos  y  los  otros  se  dieron  batalla,  y  aunque  anduvo  rato  en  peso,  sin  re- 
conoscerse  de  ninguna  de  las  partes  ventaja,  al  cabo,  al  fin  de  haber  peleado 
gran  pieza  cada  barnlo  por  verse  vencedores,  faeron  los  Alcabi^as  y  Culunchimas 
desbaratados  por  los  de  Mayta  Capac. 

Mas  no  por  esto  los  Alcabi^as  desmayaron  luego,  antes  con  m&s  coraje  se 
tornaron  &  rehacer,  y  acometieron  &  batir  por  tres  partes  la  Casa  del  Sol.  Mayta 
Capac  que  desto  no  sabfa  y  estaba  ya  retirado  a  su  morada,  saliö  ä  la  plaza, 
adonde  trabö  una  porfiada  cuestiön  con  sus  enemigos  y  en  fin  los  desbaratö  y 
venciö;  y  hizo  guarachico  y  armose  caballero. 

Mas  no  por  esto  los  Alcabi^as  desistieron  de  su  intento,  que  era  librarse  y 
vengarse,  antes  de  nuevo  llainaron  ä  batalla  ä  Mayta  Capac,  el  cual  la  aceptö. 
Y  al  tiempo  que  en  ella  andaba  dicen  que  granizö  tanto  sobre  los  Alcabi^as,  que 
fu6  parte  para  que  fuesen  tercera  vez  vencidos  y  del  todo  deshechos  los  Alca- 
bi<jas.     Y  a  su  cinchi  metio  Mayta  Capac  en  prisiön  perpetua  hasta  que  muriö. 

Casö  Mayta  Capac  con  Mama  Tacucaray,  natural  del  pueblo  de  Tacucaray, 
y  en  ella  hubo  un  hijo,  llamado  Capac  Yupangui,  legitimo,  fuera  de  otros  cuatro 
Uamados  Tarco  (ruaman,  Apo  Conde  Mayta,  Queco  Avcaylli,  Roca  Yupangi3). 

Y\x6  este  Mayta  Capac  valiente  y  61  que  empezö  ä  valer  por  armas  desde 
de  Mama  Guaco  y  Mango  Capac.  Cuentan  deste,  que  como  el  p&jaro  indi,  que 
Mango  Capac  habia  traido  de  Tambotoco,  lo  hubiesen  heredado  los  sucesores  su- 
yos  y  antecesores4)  deste  Mayta  Capac,  siempre  lo  habian6)  tenido  cerrado  en 
una  petaca  o  cajön  de  paja,  que  no  la  osaban  abrir,  tanto  era  el  miedo  que  le 
tenfan,  mas  Mayta  Capac,  como  mds  atrevido  que  todos,  deseoso6)  de  ver  que 
era  aquello,  que  tanto  guardö  sus  pasados,  abriö  la  petaca  y  vido7)  el  pajaro 
indi  y  habl6  con  el;  ca  dicen  que  daba  ordculos.  Y  de  aquella  confabulaciön 
quedö  Mayta  Capac  muy  sabio  y  avisado  en  lo  que  habia  de  hacer  y  de  lo  que 
le  habia  de  suceder. 

Y  con  todo  esto  no  saliö  del  valle  del  Cuzco,  aunque  algunas  naciones  le 
vinieron  &  visitar  de  fuera.  Viviö  en  Indicancha,  Casa  del  Sol.  Dejö  un  linaje 
llamado  Usca 8)  Mayta  Panaca  Ayllo,  y  d^l  hay  agora  vivos  en  el  Cuzco  algunosr 

1)  Ildschr.:  y  Pues  cumhimas. 

2)  Hdschr.:  entro. 

3)  Die  Namen  sind  hier  abgeteilt  nach  der  Angabe  von  Joan  de  Santacruz  Pachacuti  (Tres 
relaciones  S.  258),  dass  Mayta  Capac  ausser  Capac  Yupanqui  noch  drei  Söhne  besass,  die  Apotarco 
Guaman,  lnticontimayta  und  Orcoguaranga  Messen.  Queco  ist  vielleicht  in  Quesco  zu  verbessern; 
vergl.  das  Quesco  Ayllu  (Molina  bei  Markham,  Narratives  of  the  rües  and  laws  S.  23),  das  aller- 
dings wohl  den  Stamm  der  Quizco  bezeichnet,  die  nicht  zu  dem  Inka-Stamme  gerechnet  werden. 

4)  -ce8ores  auf  einer  gelöschten  Stelle. 

5)  Ildschr.:  vian. 

6)  Hier  ein  g,  ausgestrichen. 

7)  =  viö. 

8)  Hdsclir. :  Vsca. 


48  RICHARD   PIETSCHMANN. 

las  cabezas  de  los  cuales  se  llaman  Don  Juan  Tambo  Usca l)  Mayta,  Don  Baltasar 
Quipo  Mayta.  Viven  en  el  Cuzco.  Son  del  bando  de  los  Hurincuzcos.  Muriö 
Mayta  Capac,  siendo  de  edad  de  ciento  y  doce  aiios;  murirf  en  el  afio  de  ocho- 
cientos  y  noventa  y  seis  del  nascimiento  de  nuestro  senor  Jesucristo.  Tambiön 
hallö  el  cuerpo  deste  y  su  idolo  guaoqui  el  licenciado  Polo  cuando  los  demäs. 

[18]  La  vida  de  Capac  Yupangui,  quinto  inga. 

AI  tiempo  que  Mayta  Capac  muriö,  nombrö  por  su  sucesor  a  Capac  Yupangui, 
su  hijo  y  de  su  mujer  Mama  Taucaray.*)  El  cual  Capac  Yupangui,  luego  que 
entrö  en  la  sucesiön  del  ingazgo,  hizo  jurar  &  sus  hermanos,  que  ellos  querian 
que  fuese  Capac,  y  asi  de  temor,  porque  era  soberbio  y  cruel,  lo  juraron.  Y 
al  principio  viviö  en  gran  quietud  en  Indicancha 3).  Mas  es  de  notar  que  aunque 
Capac  Yupangui  sucediö  ä  su  padre,  no  era  el  mayor  de  sus  hijos,  antes  lo  era 
Conde  Mayta,  otro  hermano  suyo,  el  cual  era  feo  de  rostro,  y  por  esto  el  padre 
lo  desheredö  del  ingazgo  y  nombrö  al  Capac  Yupangui  por  sucesor  del  ingazgo 
y  a  Apo 4)  Conde  Mayta  por  sumo  sacerdote.  Y  por  esta  razön  Capac  Yupangui 
no  teniöndose  por  legitimo  senor,  aun  conforme  ä  su  tirania,  hizo  jurar  k  sus 
hermanos  que  lo  jurasen. 

Este  se  dice  que  fue  el  primero  que  saliö  k  conquistar  fuera  del  valle  del 
Cuzco,  porque  subjetö  por  fuerza  los  pueblos  de  Cuyumarca  y  Ancasmarca,  cua- 
tro  leguas  del  Cuzco.  Y  de  temor  un  rico  indio  cinchi  de  los  Ayarmacas  le 
embiö  5)  una  hija  suya  presentada,  que  se  llamaba  Curihilpay.  Otros  dicen  questa 
era  natural  del  Cuzco.  La  cual  recibiö  por  mujer  y  en  ella  hubo  un  hijo  llamado 
Inga  Roca  Inga,  sin  otros  cinco  hijos  que  tuvo  en  diversas  mujeres.  Llamd- 
banse  los  hijos  el  uno  Apo  Calla,  el  segundo  Humpiri,  el  tercero  Apo  Saca,  el 
cuarto  Apo  Chimachaui,  el  quinto  Uchuncunascallarando  6).  El  Apo  Saca  tuvo 
un  hijo  llamado  Apo  Mayta,  muy  valiente  y  famosisimo  capitdn,  que  hizo  cosas 
muy  senaladas  en  guerra  en  tiempo  de  Inga  Roca  Inga  y  de  Viracocha  Inga  en 
compania  de  Vicaquirao,  otro  capitdn  estimado.  Y  sin  estos  tuvo  Capac  Yu- 
pangui otro  hijo  llamado  Apo  Urco  Guaranca.  Este  Capac  Yupangui  viviö  ciento 
y  cuatro  anos ;  fuö  capac  ochenta  y  nueve  anos,  sucediö  de  quince  anos,  muriö  [en  el] 
ano  de  novecientos  y  ochenta  y  cinco  anos  de  la  natividad  de  nuestro  redentor 
Jesucristo.  El  ayllo  y  linaje  deste  se  llamö  y  agora  se  llama  Apo  Mayta 
Panaca  Ayllo.  Son  al  presente 7)  vivos  algunos  deste  linaje,  mas  los  principales 
cabezas  döl  son  cuatro  nombrados  Don  Cristöbal  Cusigualpa,  Don  Antonio  Pipuy, 
Don  Francisco  Coca$aca,  Don  Alonso  Rupaca.    Son  del  bando  de  los  Hurincuzcos; 


1)  Hdschr.:  Vaea. 

2)  So  hier  die  Hdscbr. 

3)  Hdschr.-.   hindi  cancha. 

4)  Hdschr.:  A  Porno ;  vergl.  S.  47. 

5)  endo. 

6)  Hdschr.:   Vchuncunascallarando. 

7)  Hdschr.:  presentes. 


PEDRO  SARIOBNTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  49 

estdn  en  el  Cuzco  y  sus  arrabales.  El  cuerpo  deste  tambiön  descubriö  el  licen- 
ciado  Polo  y  d  su  idolo  guaoqui,  y  escondiölo  con  los  demds  por  excusar  las 
idolatrias  y  cerimonias1)  gentilicas  suyas. 

[19]  La  vida  de  Inga  Roca,  inga  sexto. 
Muerto  Capac  Yupangui  sucediö  en  su  lugar  por  su  nombramiento  y  de  los 
ayllos  custodias  Inga  Roca  Inga  su  hijo  y  de  su  mujer  Curihilpay.  Este  Inga 
Roca,  aunque  al  principio  de  su  ingazgo  moströ  brios  y  valor,  porque  conquistö 
con  gran  violencia  y  crueldad  d  los  pueblos  llamados  Muyna  y  Pinaua,  cuatro 
leguas  poco  mäs  del  Cuzco  al  susueste,  y  matö  d  sus  cinchis  Muyna  Pongo  y 
Vamantopa;  aunque  Vamantopa  dicen  döl  que  se  huyö  y  nunca  mds  pareciö.  Lo 
cual   kizo   con   el   favor  de  Apo  Mayta,    su  sobrino  y  nieto  de  Capac  Yupangui. 

Y  asimismo  conquistö  d  Caytomarca  cuatro  leguas  del  Cuzco,  y  descubriö  y  en- 
canö  las  aguas  de  Hurincbacan  y  las  de  Hananchacan,  ques  como  decir  las 
»aguas  de  arriba«  y  las  »aguas  de  abajo«  del  Cuzco,  con  que  hasta  el  dia  de 
hoy  se  riegan  las  sementeras  del  Cuzco;  y  asi  las  tienen  y  poseen  sus  hijos  y 
descendientes  agora. 

Mas  diöse  luego  d  placeres  y  d  banquetes  y  recogiöse  d  vivir  en  ocio,  y 
amö  tanto  d  sus  hijos,  que  se  olvidaba  por  ellos  del  pueblo  y  aun  de  su  persona. 
Este  casö  con  una  principal  mujer  llamada  Mama  Micay  del  pueblo  de  Pata- 
guayllacan,  hija  del  cinchi  del  dicho  pueblo  llamado  Soma  Inga.  Por  lo  cual  suce- 
dieron  despues  las  guerras  de  entre  Tocay  Capac  y  los  Cuzcos,  como  luego  se 
dird.  En  esta  mujer  hubo  Inga  Roca  Inga  un  hijo  llamado  Tito  Cusi  Grualpa 
y  por  otro  nombre  Yaguar  Guaca  y  demds  deste  hijo  legitimo  y  mayor  tuvo  Inga 
Roca  otros  cuatro a)  hijos  famosos  nombrados  el  uno  Inga  Paucar  Inga,  el  segundo 
Gruaman  Taysi  Inga,  el  tercero  Vicaquirao  Inga ;  este  fuö  f uerte  y  gran  guerrero 
y  fuö  companero  en  las  armas  con  Apo  Mayta,  los  cuales  dos  capitanos  fueron 
los  que  d  Viracocha  Inga  y  d  Inga  Yupangui  les  dieron  grandes  vitorias  y  les 
ganaron  muchas  provincias  y  fueron  el  principio  del  gran  poder  que  despues 
tuvieron  los  ingas. 

Y  porque  lo  que  sucediö  d  Inga  Roca  con  los  Ayarmacas  se  contard  en  la 
vida  de  su  hijo,  aqui  no  diremos  mds  de  que  este  inga,  viendo  que  los  ingas 
sus  antesucesores  siempre  habian  vivido  en  lo  bajo  del  Cuzco  y  por  esto  se  11a- 
maban  Hurincuzcos,  mandö,  que  de  alli  adelante  los  que  d61  viniesen  hiciesen 
otra  parcialidad  y  bando,  que  se  llamasen  Hanancuzcos,  que  quiere  decir  los 
Cuzcos  de  la  banda  de  arriba.  Y  asi  deste  inga  empezö  la  banda  de  los  Ha- 
nancuzcos, porque  luego  öl  y  los  sucesores  suyos  dejaron  la  morada  de  la  Casa 
del  Sol  y  hicieron  casas  fuera  della  hacia  lo  alto  de  la  poblaciön  en  que  vivieron. 

Y  es  de  notar  que  cada  inga  hacia  particular  palacio  en  que  vivir,  no  queriendo 


1)  =  ceremonias. 

2)  So   die  Hdschr.;   der  Name  des  vierten  Sohnes  ist  über  dem  Zusätze  zu  dem  Namen  des 
dritten  vergessen. 

Abhälft»,  d.  K.  Ge*.  d.  Wlw.  tu  Gftttingen.    Phil.-hift.  KL  N.  F.    Band  6,4.  7 


50  RICHARD   PIETSCHMANN, 

vivir  el  hijo  en  las  casas  que  habia  vivido  su  padre,  antes  las  dejaban  en  el  estado 
que  eran  al  fallescimiento  del  padre  con  criados,  deudos  y  ayllo  y  sus  hereda- 
des,  para  que  los  tales  se  sustentasen  y  los  edificios  se  reparasen.  Y  los  ingas 
y  ayllos  deste  Inga  Roca  eran  y  agora  son  Hanancuzcos,  aunque  despues  en 
tiempo  de  Pachacuti  fueron  estos  ayllos  reformados  y  por  esto  dicen  algunos 
que  entonces  fueron  hecbos  estos  dos  bandos  tan  celebrados  en  estas  partes. 

Nombro  Inga  Roca  Inga  por  cabeza  de  su  linaje  d  su  hijo  Vicaquirao  M, 
y  asi  se  Uamö  y  agora  tambiön  se  llama  su  parcialidad  Vicaquira[o]  Panaca 
Ayllo.  Deste  linaje  hay  en  el  Cuzco  algunos  que  viven  hoy,  los  principales  de 
los  cuales  que  los  amparan  y  conservan  [d]este  ayllo  son  los  siguentes :  Don  Fran- 
cisco Guaman  Rimache  Hachacoma2),  Don  Antonio  Guama5>)  Mayta.  Son  Ha- 
nancuzcos. Viviö  ciento  y  veinte  y  tres  anos ;  sucediö  de  veinte  anos,  fu6  Capac 
ciento  y  tres  anos,  muriö  el  ano  de  mil  y  ochenta  y  ocho  anos  del  nascimiento 
del  seiior.  El  cuerpo  deste  hallo  el  licenciado  Polo  en  un  pueblo  llamado  Rarapa 
con  mucha  autoridad  y  veneracion  segün  sus  ritos. 

[20]  La  vida  de  Tito  Cusi  Gualpa,   d  quien    vulgarmente   llaman  Yaguar  Guaca. 

Tito  Cusi  Gualpa  Inga,  hijo  mayor  de  Inga  Roca  Inga  y  de  Mama  Micay 
su  raujer,  hobo  4)  en  su  ninez  extrana  suerte,  por  lo  cual  cuentan  estos  naturales 
su  vida  desde  su  infancia,  y  a  vueltas  della  se  cuentan  algunas  cosas  de  su  padre 
y  de  otros  forasteros  de  Cuzco  desta  manera.  Ya  es  dicho  como  Inga  Roca  Inga 
casö  en  sus  ritos  con  Mama  Micay;  pues  es  de  saber  que  los  del  pueblo  de 
Guayllacan  habian  prometido  de  dar  a  Mama  Micay,  que  su  natural  y  muy  her- 
mosa  era,  por  mujer  a  Tocay  Capac,  cinchi  de  los  Ayarmacas5),  indios  vecinos 
de  su  comarca.  Y  como  los  Ayarmacas  vieron  que  les  habian  quebrado  la  pa- 
labra,  agravidronse  dello  y  declardronse  por  sus  enemigos,  haciöndoles  guerras. 
Y  los  de  Guayl[l]acan  por  el  contrario  defendiöndose  y  ofendiendo  d  los  Ayar- 
macas, hacianse  de  ambos  partes  crueldades,  muertos  y  robos  a  grandfsimo  dano 
de  los  unos  y  de  los  otros.  Y  mientras  estas  cosas  pasaban  entre  estos  dos 
pueblos,  pariö  Mama  Micay  d  Tito  Cusi  Gualpa.  Y  despues  de  su  nascimiento 
aun  duraron  las  guerras  algunos  anos,  y  considerando  estos  y  aquellos  que  se 
iban  consumiendo,  acordaron  de  venir  d  medios,  para  evitar  mds  dafios.  Y  los 
Ayarmacas,  que  superiores  les  eran,  entonces  pidieron  d  los  de  Guayllacan.  que 
les  entregasen  en  sus  manos  al  nino  Tito  Cusi  Gualpa,  para  hacer  d£l  d  su  vo- 
luntad,  y  quellos  dejarian  las  armas,  y  si  no  lo  hacian,  prometian  de  no  desistir 
de  su  propösito,  que  era  darles  mortal  guerra  hasta  los  acabar  del  todo.  Los  de 
Guayllacan    por   este   temor  y  sintiöndose  inferiores   para   resistir,   aceptaron  el 


1)  Hdschr. :   Vicaquiroo. 

2)  Soll  wohl  Hachacotia  lauten. 
8)  Soll  wohl  Griiaman  lauten. 

4)  =  hubo. 

5)  de  los  Ay  auf  einer  gelöschten  Stelle. 


PETRO   SARMEENTOS's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  51 

partido,  aunque  eran  tios  y  deudos  del  nino,  y  para  poner  en  efeto  el  concierto, 
ordenaron  de  enganar  a  Inga  Roca  Inga  por  esta  orden.  Estaba  en  el  pneblo 
de  Paulo  un  hermano  de  Inga  Roca  y  tlo  de  Tito  Cusi  Gualpa,  el  cual  se  11a- 
maba  Inga  Paucar.  Este  fu£,  6  embiö  l)  sus  mensajeros,  arrogar  d  Inga  Roca, 
tuviese  por  bien  de  le  embiar  *)  d  su  sobrino  Tito  Cusi  Gualpa  d  su  pueblo 
de  Paulo,  porque,  mientras  era  nino,  le  querria  regalar,  y  dalle  d  conoscer  sus 
deudos  de  parte  de  su  madre  y  sus  heredades,  y  le  querrian 3)  hacer  su  heredero 
en  vida  de  sus  haciendas.  Confiado  destas  palabras,  Inga  Roca  Inga  les  con- 
cedi6  que  llevasen  su  hijo  d  Paulo  6  al  pueblo  de  Micaocancha.  Y  luego  que 
tuvieron  en  su  pueblo  los  Guayllacanes  ai  nino,  hicieron  grandes  fiestas  d  Tito 
Cusi  Gualpa,  que  de  ocho  afios  era  entonces,  poco  mds  6  menos,  en  guarda  del 
cual  su  padre  habia  embiado4)  del  Cuzco  algunos  ingas.  Y  acabadas  las  fiestas 
acordaron  los  Guayllacanes  de  avisar  d  los  Ayarmacas,  que  mientras  ellos  estu- 
viesen  ocupados  en  arar  ciertas  tierras  6  como  ellos  dicen  chacaras,  viniesen 
sobre  el  pueblo  y  se  llevasen  el  muchacho  d  su  tierra  y  hic[ies]en  d61  d  su  vo- 
luntad,  como  tenian  concertado.  Los  Ayarmacas  avisados  bajaron  al  tiempo  y 
lugar  sabido,  y  hallando  el  pueblo  solo  hurtaron  al  nino  Tito  Cusi  Gualpa. 

Otros  dicen  questa  traiciön  fu6  desta  manera,  que,  como  el  tio  del  muchacho 
le  regalase  y  diese  muchas  cosas,  sus  primos,  hijos  de  Inga  Paucar,  tuvieron  in- 
vidia  y  por  esto  trataron  con  Tocay  Capac,  que  se  le  entregarian  en  los  manos, 
y  que  por  este  aviso  vino  Tocay  Capac,  y  saliendo  Inga  Paucar5)  d  entregar  d 
su  sobrino  Tito  Cusi  Gualpa  cierta  heredad  y  un  hato  de  ganado,  fu£  por  el 
dicho  avisado  Tocay  Capac  enemigo  de  Inga  Roca  y  diö  en  los  que  llevaban 
el  mochacho.  El  que  lo  llevaba  huyö,  y  el  nino  fuö  preso  y  llevado  por  Tocay 
Capac. 

Sea  de  una  6  de  otra  manera,  que  en  fin  los  Ayarmacas  hurtaron  d  Tito 
Cusi  Gualpa  de  poder  de  Inga  Paucar  en  el  pueblo  de  Paulo,  6  Inga  Paucar  y 
los  demds  Guayllacanes  embiaron6)  por  una  parte  dello  aviso  d  Inga  Roca,  y 
ellos  por  otra  tomaron  las  armas,  para  ir  tras  los  Ayarmacas. 

[21]  Lo  que  sucediö   despues   que   los  Ayarmacas   hurtaron  a  Tito  Cusi  Gualpa. 

Como  los  Ayarmacas  y  su  cinchi  Tocay  Capac  hurtaron  al  hijo  de  Inga 
Roca,  marcharon  con  61.  Y  los  Guayllacanes  de  Paulopampa,  tomando  por  su 
cinchi  d  Inga  Paucar,  fueron  con  sus  armas  tras  ellos  y  acanzdronlos  en  el  pueblo 
Amaro,  casa  de  los  Ayarmacas.  Y  entre  los  unos  y  los  otros  hubo  recuentro, 
los  unos  por  cobrar  el   nino,   los  otros   por   defender   la  presa.    Y  como  los  de 

1)  =  enviö. 

2)  =  enviar. 

3)  So  die  Hdschr.;  es  ist  wohl  besser  querria  zu  lesen. 

4)  =  enviado. 

5)  So  ist  statt  Tocay  Capac  zu  lesen,  was  hier   die  Handschrift  infolge  eines  lapeus  calami 

hat. 

6)  =  enviaron;  Hdschr.:  ymbiaron. 

7* 


52  RICHARD   PIITSCHMANN, 

Paulo,  segiin  dicen,  no  peleaban  mks  de  por  demostraci6n  para  tener  alguna 
disculpa  con  Inga  Roca,  en  fin  los  Ayarmacas  vencieron,  y  los  Guayllacanes  se 
tornaron  corridos  y  descalabrados.  Y  dicen  que  en  este  recuentro  y  cuando 
hurtaron  el  mochacho,  murieron  todos  los  orejones,  que  habian  venido  en  su 
guarda  del  Cuzco.  Y  los  Ayarmacas  llevaron  el  nino  hurtado  al  pueblo  cabecera 
de  su  provincia  llamado  Aguayrocancha. 

Dicen  muchos,  que  en  este  hurto  no  se  hallö  Tocay  Capac,  sino  quöl  embiö *) 
k  los  Ayarmacas,  los  cuales,  luego  que  llegaron  al  pueblo  Aguayrocancha,  le 
presentaron  el  nino  Tito  Cusi  Gualpa,  diciendo:  >;Ves  aqui,  Tocay  Capac,  la 
presa  que  te  traemos!«  Y  el  cinchi  dello  recibiö  gran  contento  y  preguntando  ä 
voces  altas  si  era  aquel  el  hijo  de  Mama  Micay,  lo  que  habia  de  ser  su  mujer, 
Tito  Cusi  Gualpa,  aunque  nino,  respondiö  con  atrevimiento,  quöl  era  ei  hijo  de 
Mama  Micay,  su  madre,  y  de  Inga  Roca  Inga,  su  padre.  Tocay  indignado,  aca- 
badas  de  oir  estas  palabras,  mandö  k  los  que  lo  traian  preso,  que  lo  llevasen  k 
matar.  El  mochacho,  que  tal  sentencia  oyö  dar  sobre  si,  recibiö  tanta  pesa- 
dumbre  y  coraje,  que  empezando  a  llorar  de  miedo  de  la  muerte,  reventö  por 
los  ojos  ldgrimas  de  sangre,  y  con  una  indignaciön  raäs  que  de  la  edad,  que 
era,  a  manera  de  maldiciön  dijo  contra  Tocay  y  Ayarmacas :  » ;  Digo  os  cierto, 
que  si  vosotros  me  mataredes  2),  que  vendrd  tal  maldiciön  sobre  vosotros  y  vuestros 
decendientes,  que  os  acaböis  todos  sin  quedar  memoria  de  vuestra  naciön !  «  Y 
como  considerasen  los  Ayarmacas  y  Tocay  atentamente  estas  maldiciones  del 
nino  y  juntamente  las  ldgrimas  de  sangre,  dijeron,  que  aquello  debia  ser  gran 
mistero,  pues  un  nino  tan  tierno  decfa  tan  pesadas  palabras,  y  habia  hecho  tal 
impresiön  en  öl  el  miedo  que  llorase  sangue,  quedaron  suspensos  adevindndole, 
que  habia  de  ser  aquel  gran  hombre,  y  revocaron  la  sentencia  de  muerte  y 
llamdronle  Yaguar  Guaca,  que  quiere  decir  »lloro  de  sangre«,  por  lo  que  le  habia 
sucedido.  Mas  aunque  por  entonces  no  le  quisieron  matar  por  sus  manos,  or- 
denaron  que  le  diesen  tal  vida,  quöl  se  viniese  d  morir  de  hambre.  Mas  antes 
desto  le  dijeron  todos  juntos  al  nino  que  volviese  el  rostro  al  Cuzco  y  llorase 
sobre  öl,  para  que  sobre  los  raoradores  del  Cuzco  se  convirtiesen  aquellas  mal- 
diciones, que  les  habia  echado;  y  asi  lo  hizo. 

Hecho  lo  cual  lo  entregaron  d  los  mds  valientes  indios,  que  allf  habia,  y 
les  mandaron  llevarlo  d  ciertas  estancias  de  ganados  suyos  que  all!  lo  tu- 
viesen  en  guarda,  ddndole  la  comida  muy  tasada  de  manera  que  se  fuese 
consumiendo  de  hambre,  hasta  que  se  muriese.  Adonde  estuvo  un  ano,  sin 
salir  de  alli,  y  asi  no  se  sabia  en  el  Cuzco,  ni  en  otras  partes  fuera  de  alli, 
si  era  muerto  ö  vivo.  En  este  tiempo  Inga  Roca,  como  no  sabia  certidumbre  de 
su  hijo,  no  quiso  hacer  guerra  a  los  Ayarmacas,  porque,  si  era  vivo,  no  se  le 
matasen,  y  asi  no  hizo  mds  de  apercebir  su  gente  de  guerra  y  estarse  quedo, 
inquiriendo  por  todas  las  vias  posibles  de  su  hijo. 


1)  =  enviö. 

2)  =  matareis. 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  53 

[22]  Como  se  supo  que  Yaguar  Guaca  era  vivo. 

Como  el  mozo  Yaguar  Guaca  hobiese1)  un  ano,  questaba  entre  los  pastores, 
sin  salir  de  aquellos  hatos,  que  por  törmino  de  cdrcel  tenia,  nadie  sabfa  d61,  por- 
quil  no  salia  de  alli  y  era  muy  guardado  de  los  pastores  y  otras  guardas.  Y 
aconteciö  que  en  aquel  pueblo  estaba  una  mujer  llamada  Cbimbo  Orma,  natural 
del  pueblo  de  Anta,  tres  leguas  del  Cuzco.  Esta  era  manceba  del  cinchi  Tocajr 
Capac  y  por  esta  causa  tenia  licencia  de  andar  y  entrar  en  todas  las  partes, 
que  quisiese.  Y  esta  entrando  una  vez  adonde  estaba  Yaguar  Guaca,  viöle  y 
admiröse  de  verle,  que  lindo  y  agraciado  mozo  era.  Lo  cual  le  diö  ocasiön  que 
le  preguntase  por  su  padre  y  vida;  y  el  mozo  le  diö  cuenta  de  todo  lo  que  le 
preguntö  y  de  su  suceso  y  prisiön  y  hambre.  Y  como  la  mujer  entendiö,  cuyo 
hijo  era,  movida  de  compasiön,  lo  consolö,  diciöndole,  quella  procuraria  pasar  por 
alli  muchas  veces  y  quöl  procurase  de  continuar  aquel  paso,  para  encontrarse  con 
ella,  y  asi  le  trairia  siempre  algün  mantenimiento,  con  que  se  sustentase.  Y" 
ella  demäs  desto  propuso  de  lo  librar. 

Y  desta  manera  le  sustentö  algün  tiempo  con  mucho  recato,  porque  no  la 
viesen  las  guardas.  Y  habiendo  la  mujer  ya  consigo  trazado  el  modo  como 
libertär  &  Yaguar  G[u]aca,  se  lo  dijo;  y  61  se  lo  agradeciö  y  rogö  que  lo  hi- 
ciese.  Ella,  que  hija  era  de  un  cinchi  de  Anta,  diö  parte  ä  su  padre  y  hermanos 
y  otros  deudos  del  caso,  y  persuadiöles  que  lo  librasen.  Y  ellos  vinieron  en  ello 
para  cierto  dia,  y  con  la  orden,  que  la  Chimbo  Orma  diö,  libraron  su  padre  y 
parientes  &  Yaguafr]  Guaca,  poniöndose  detrds  de  un  cerro,  cierto  dia,  que  Ya- 
guar Guaca  para  este  efeto  habia  ordenado  un  juego  con  los  otros  ninos,  de  ir 
corriendo  &  quiön  mäs  presto  subiese  un  cerro.  Arriba  al  cual  como  Yaguar 
Guaca  llegase,  los  de  Anta,  que  alli  estaban  escondidos  y  le  tomaron  en  los 
brazos,  empezaron  &  caminar  &  priesa  a  su  pueblo  de  Anta.  Y  como  los  mocha- 
chos  le  viesen  asi  llevar,  dieron  dello  aviso  ä  los  hombres  valientes,  quöl  guar- 
daban;  y  estos  siguieron  tras  los  de  Anta.2)  Y  alcanzändolos  en  la  laguna  de 
Guaypon,  alli  trabaron  una  batalla  muy  renida,  y  al  cabo  los  Ayarmacas  lle- 
varon  lo  peor,  porque8)  fueron  casi  todos  heridos  y  muertos.  Y  los  de  Anta 
prosiguieron  su  Camino  hasta  su  pueblo,  adonde  hicieron  muchos  regalos  y  ser- 
vicios  al  mozo  Yaguar  Guaca,  que  habian  librado  de  la  prisiön  mortal  en  que 
Tocay  Capac  lo  tenia.  En  este  pueblo  de  Anta  lo  tuvieron  un  ano,  sirviöndole 
con  gran  amor  y  regalo  tan  secreto,  que  su  padre  Inga  Roca  no  supo  en  todo 
este  tiempo  del  mozo  libertado.  AI  cabo  en  fin  deste  tiempo  concertaron  de  im- 
biar4)  los  de  Anta  sus  mensajeros  &  Inga  Roca  &  le  rogar,  le  mostrase  su  hijo 
primogönito  que  le  habia  de  suceder,  porque  lo  querian  conoscer  y  servir. 
Fueron  los  mensajeros  &  Inga  Roca,  y  expuesta  su  embajada,  les  fuö  respondido, 


1)  =  hubiese. 

2)  Hdschr.:   Anlas. 

3)  Hdschr. :  y  porque. 

4)  =  enviar]  Hdschr.:  ymbiar. 


54  RICHARD   PIETSCHMANN, 

que  del  no  sabia  parte  mds  de  que  los  Ayarmacas  le  habian  hurtado.  Y  como 
se  lo  preguntasen  otra  y  otra  vez,  Inga  Roca  se  levantö  de  su  trono  y  instancia 
interrogo  &  los  mensajeros,  le  dijesen  algo  de  su  hijo,  que  no  sin  causa  le  pre- 
guntaban  tantas  veces  por  el.  Y  los  mensajeros  viendose  interrogar  tan  hinca- 
damente  de  Inga  Roca,  le  dijeron  lo  que  pasaba,  y  como  su  hijo  estaba  libre  en 
Anta,  servido  y  regalado  de  su  cinchi,  que  lo  habia  librado.  Y  el  Inga  Roca 
se  lo  agradeciö,  y  prometiö  mercedes,  y  les  despidio,  quedando  muy  obligado  4 
su  publo  y  cinche.  Hizo  por  csto  muchas  fiestas  y  regocijose  mucho  Inga  Roca 
Inga. 

Y  no  teniendo  del  todo  por  cierto  lo  que  aquellos  antes  le  habian  dicho, 
embiö *)  tras  ellos  un  pobre,  que  en  son  de  pedir  lirnosna,  inquiriese  en  el  pueblo 
de  Anta,  si  aquello  era  verdad.  Fuö  el  pobre,  y  supo  ser  cierto  libertado  su 
hijo,  y  tornö  con  la  nueva  a  Inga  Roca;  y  por  ello  hicieron  nuevas  alegrias  en 
el  Cuzco.  Y  luego  Inga  Roca  embiö  *)  muchos  principales  del  Cuzco  con  pre- 
sentes  de  oro,  plata  y  ropa  a  los  de  Anta,  rogandoles  lo  recibiesen  y  le  eni- 
biasen9)  su  hijo.  Los  de  Anta  respondieron,  quellos  no  habian4)  menester  sus 
presentes,  que  se  los  tornasen,  ca  mäs  estimaban  tener  ä  Yaguar  Guaca  consigo 
y  servirle  y  &  su  padre  tambiön,  porque  tenian  mucho  amor  al  mozo;  y  que,  si 
el  inga  Roca  queria  su  hijo,  habia  de  ser  con  condiciön  que  los  orejones  del 
Cuzco  de  alli  adelante  los  habian  de  llamar  parientes  y  otros.  Sabido  esto  por 
Inga  Roca,  fuö  al  pueblo  de  Anta  y  concedio  a  los  de  Anta  y  su  cinche  lo  que 
pedian ;  y  desde  entonces  se  llaman  los  Antas  parientes  de  los  Cuzcos  por  esta 
causa. 

Inga  Roca  trajo  su  hijo  Yaguar  Guaca  Inga  Yupangui  al  Cuzco  y  luego 
nombrö  por  sucesor  del  ingazgo  [ä]  Yaguar  Guaca;  y  los5)  orejones  y  ayllos  lo 
recibieron  por  tal  en  custodia.  Y  donde  a  dos  anos  muriö  Inga  Roca,  y  quedo 
solo  Yaguar  Guaca  Inga  Yupangui,  qne  antes  habia  sido  nombrado  Tito  Cusi 
Gualpa.  Y  antes  que  Inga  Roca  muriese,  hizo  amistades  con  Tocay  Capac  por 
medio  de  Mama  Chicya6),  hija  de  Tocay  Capac,  que  casö  con  Yaguar  Guaca,  y 
Inga  Roca  diö  otra  su  hija,  llamada  Curi  Occllo  7),  por  mujer  &  Tocay  Capac. 

[23]  Yaguar  Guaca  Inga  Yupangui,  inga  siete,  comienza  ei  ingazgo  solo  despues 

de  muerto  su  padre. 
Como  Yaguar  Guaca  se  vido 8)  libre  y  que  mandaba  solo,  acorddndose  de  la 
traiciön   que   con   61  habian   usado   los  Guayllacanes   en  lo  vender  y  entregar  d 

1)  =  enviö. 

2)  =  enviö. 

3)  =  enviasen. 

4)  Hdschr.:   auiran. 

5)  Hdschr.:  y  d  los. 

6)  Hdschr.:  chiquia.    Vergl.  S.  55  u.  56. 

7)  Occllo  Nachtrag  in  ausgesparter  Lücke. 

8)  =  via. 


PEDRO  SARMIENTO'8   GESCHICHTE   DBS   INKAREICHES.  55 

su8  enemigos  los  Ayarmacas,  propuso  de  hacer  en  ellos  ejemplar  castigo.  Y 
como  los  de  Guayllacan1)  lo  entendieron,  humillaronse  ante  Yaguar  Guaca[y] 
pidi£ronle  perdön  de  sn  maldad,  que  contra  61  habian  cometido.  Yaguar  Guaca, 
tiniendo2)  consideraciön  &  queran  sus  deudos,  los  perdonö.  Y  luego  hizo  gente 
contra  Mohina5)  y  Pinagua,  cuatro  leguas  del  Cuzco,  y  nombro  por  su  capitdn 
general  ä  Vicaquirao,  su  hermano,  el  cual  conquisto  los  dichos  pueblos.  Hizo  en 
ellos  grandes  crueldades,  no  por  m&s  ocasion  de  porque  no  le  venian  &  obedecerle 
de  su  voluntad.  Ya  en  este  tiempo  serian  como  de  veinte  y  tres  anos  despues 
de  haber  descansado  en  el  Cuzco.  Algunos  anos  fu£  por  fuerza  de  armas  &  sub- 
jetar  y  conquistar  al  pueblo  de  Mollaca  cerca  del  Cuzco. 

Hubo  Yaguar  Guaca  Inga  en  su  mujer  Mama  Chicya  tres  hijos  legitimos,  el 
mayor  llamado  Paucar  Ayllo,  el  segundo  Pahuac  Gualpa  Mayta,  &  quien  tenian 
nombrado  por  sucesor  de  su  padre,  aunque  era  segundo.  El  tercero  y  menor  se 
Hämo  Viracocha,  que  despues  fuö  inga  por  muerte  de  su  hermano.  Demäs  destos 
tuvo  otros  tres  hijos  naturales  llamados  el  uno  Viccho  Topa,  porque  conquisto 
al  pueblo  de  Viccho,  el  segundo  se  llamö  Marcayuto,  el  tercero  Inga  Roca  Inga. 

Y  como  los  Guayllacanes  deseasen.  que  Marcayuto  por  ser  su  pariente  sucediese 
&  Yaguar  Guaca,  determinaron  de  matar  &  Pahuac  Gualpa  Mayta,  que  estaba 
nombrado.  Y  para  esto  lo  pidieron  a  su  padre,  para  llevarlo  a  Paulo.  Y  no 
acordandose  de  la  traiciön  pasada,  se  lo  diö  &  su  abuelo  Soma  Inga,  dändole  cua- 
renta  orejones  de  los  ayllos  del  Cuzco  para  su  guarda.  Y  teniöndolo  en  su 
pueblo,  le  mataron.  Por  el  cual  el  padre  hizo  gran  castigo  en  los  de  Guayllacan, 
matando   a  unos  y  desterrando  a  otros,  de  manera  que  quedaron  muy  pocos. 

Y  de  aquf  fu£  &  conquistar  d  Pillauya,  tres  leguas  del  Cuzco  en  el  valle  de 
Pisac,  y  luego  al  pueblo  de  Choyca  en  aquella  cercaDia,  y  al4)  pueblo  de  Yuco. 

Y  despues  desto  oprimiö  por  fuerza  y  con  crueldades  &  los  del  pueblo  de  Chillin- 
cay  y  Taocamarca  y  los  Cabinas,  y  los  hizo  dar  tributo.  De  manera  queste  in- 
ga Yaguar  Guaca  conquisto  diez  pueblos  por  si  y  por  sus  hijos  y  capitanes, 
aunque  algunos  atribuyeron  las  conquistas  deste  &  su  hijo  Viracocha  Inga. 

Este  fxx6  gentil  hombre  y  de  muy  hermoso  rostro.  Viviö  ciento  y  quince 
aiios;  sucedio  a  su  padre  de  diez  y  nueve  anos,  fu£  capac  noventa  y  seis  anos, 
muriö  en  el  ano5)  de  la  natividad  del  senor.  Dejö  su  ayllo  llamado  Aucaylli 
Panaca,  del  cual  viven  algunos  hoy  6)  en  el  Cuzco,  y  los  que  son  mäs  principales 
que  los  sustentan  son  Don  Juan  Concha  Yupangui  *),  Don  Martin  Tito  Yupangui, 
Don  Gon^alo  Paucar  Aucaylli.      Son  Uanancuzcos.     Este   cuerpo  no    se  ha  des- 


1)  Ildschr. :  guayllacanes. 

2)  =  teniendo. 

'S)  Vergl.  Muyna  S.  49. 

4)  Hdschr  :    el. 

5)  Die  Jahreszahl  ist  ausgefallen;  keine  Lücke. 
G)  Ildschr. :    ay. 

7)  So  die  Hdschr.;  heisst  im  Protokoll  der  Informaciön  von  Cuzco  1.  März  1572:    Don  Joan 
Cocha  Yupangui.     Vergl.  den  Anhang  zu  Montesinos  S.  248. 


56  RICHARD   PIKT8CHMANN, 

cubierto,  cröese  que  lo  tienen  los  del  pueblo  Paulo  con  su  fdolo  guaoqui.  —  Los 
testigos  dijeron  que  creen  que  lo  trujo  el  licenciado  Polo.     Navamuel1), 

[24]  La  vida  de  Viracocha,  inga  octavo. 

Como  los  Guayllacanes,  segün  es  dicho,  mataron  &  Pahuac  Gualpa  Mayta, 
que  habia  de  suceder  &  su  padre  Yaguar  Guaca,  fuö  nombrado  para  la  sucesiön 
Viracocha  Inga,  llamado  cuando  niiio  Atun  *)  Topa  Inga,  hijo  menor  de  los  le- 
gitimos  de  Yaguar  Guaca  y  de  Mama  Chicya.  Este  fu6  casado  con  Mama  Ron- 
docaya,  natural  del  pueblo  de  Anta.  A  este  Atun  8)  Topa  Inga,  estando  una  vez 
en  Urcos,  pueblo  questd  poco  mds  de  cinco  leguas  del  Cuzco  al  susueste 4),  adonde 
estaba  la  suntuosa  guaca  del  Ticci  Viracocha,  le  pareciö  de  noche  el  Viracocha. 
Y  por  la  manana  juntando  sus  orejones  y  entrellos  ä  un  Gualpa  Rimache,  su 
gobernador,  le  dijo,  como  aquella  noche  le  habia  aparecido  el  Viracocha  y  le 
habia  anunciado  grandes  buenas  venturas  a  £1  y  a  sus  decendientes.  Por  lo  cual 
gratul&ndole  Gualpa  Rimache,  le  salud6  llamdndole:  »jO  Viracocha  Ingalc  y 
seguiendo  los  demds  celebraron  este  nombre  Viracocha;  j  con  61  se  quedö  todo 
el  tiempo  de  su  vida.  Y  otros  dicen,  que  tomo  este  nombre  porque,  cuando  le 
armaron  caballero  y  le  abrieron  las  orejas,  tomö  por  padrino  de  su  caballeria  & 
Ticci  Viracocha.  Sea  como  quiera  que  haya  sido,  que  es  todo  es  cierto  que  cuan- 
do niiio  antes  que  sucediese  &  su  padre,  fuö  nombrado  Atun  Topa5)  Inga,  y 
despues  por  lo  restante  de  la  vida  se  Hämo  Viracocha  Inga. 

Luego  quel  Viracocha  le  aparecio  en  Urcos,  vino  al  Cuzco,  y  concebiö  en 
si  de  empezar  &  conquistar  y  tiranizar  los  alderredores  del  Cuzco.  Porque  es 
de  saber,  que,  aunque  su  padre  y  abuelo  habian  conquistado  y  robado  los  pue- 
blos  que  son  dichos,  como  no  atendian  •)  &  mds  que  robar  y  derramar  sangre,  no 
ponian  guarniciones  en  los  pueblos  que  subjetaban,  y  asi,  en  viendo  la  suya,  6 
por  muerte  del  inga,  que  los  habia  vencido,  luego  tornaban  a  procurar  su  liber- 
tad,  y  para  ello  tornaban  las  armas  y  se  alzaban.  Y  asi  esta  es  la  causa,  que 
decimos  muchas  veces,  que  un  pueblo  fu6  subjetado  por  diferentes  ingas,  como 
de  Mohina  y  Pinagua,  que,  aunque  fueron  desterrados  y  subjetados  por  Inga 
Roca,  tambiön  los  oprimiö  Yaguar  Guaca  y  consiguiente  Viracocha  y  su  hijo 
Inga  Yupangui7).  Y  era  tanto  lo  que  cada  pueblo  pugnaba  por  su  libertad  con 
sus  cinchis  y  sin  ellos,  queste  procuraba  subjetar  &  aquel  y  el  otro  al  otro, 
especialmente  en  el  tiempo  de  los  ingas,  que  aun  dentro  del  mesmo  Cuzco  los  de 
un  arrabal,   llamado  Carmenga,   traian  guerra  con   los   de  otro  arrabal,  llamado 


1)  Das  hinter  —  Kursiv  Gesetzte  ist  Nachtrag  von  der  Hand  Navamuels. 

2)  Ildschr. :  hatun. 

3)  Hdschr. :  hatun, 

4)  =  sudsudoeste. 

5)  atun  topa  in  eine  ausgesparte  Lücke  nachgetragen. 

6)  no  und  das  a  von  atendian  Verbesserung  über  gelöschter  Stelle. 

7)  Vergl.  S.  49,  S.  55  u.  S.  58. 


PEDRO  SAEBUKNTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  57 

Cayocache1).  Y  asi  se  ha  de  entender,  que,  paesto  que  los  siete  ingas  predece- 
sores  de  Viracocha  Inga,  aunqne  por  el  poder  que  tenian  de  los  ayllos,  tenian 
temorizados  d  los  del  Cuzco  y  algunos  de  los  muy  cercanos  del  Cuzco,  no  les 
duraba  mds  el  servirlos,  de  cuanto  les  tenian  la  lanza  encima,  porqne  al  momento 
que  podian,  se  acogian  d  las  armas,  apellidando 2)  libertad;  la  cual  aunqne  con 
gran  riesgo  y  muertes  sustentaron,  aün  los  de  dentro  del  Cuzco,  hasta  el  tiempo 
del  Viracocha  Inga. 

El  cual  propuniendo 3)  de  subjetar  todo  lo  que  pudiese  por  fuerza  y  cruel- 
dades,  eligiö  por  sus  capitanes  d  dos  valientes  indios  orejones,  llamados  el  uno 
Apo  Mayta  y  el  otro  Vicaquirao,  de  linaje  de  Inga  Roca  Inga.  Con  los  cuales, 
que  crueles  6  impfos  eran,  empezö  d  subjetar  ante  todas  cosas  los  moradores  del 
Cuzco,  que  no  eran  orejones  ingas,  haciendo  en  ellos  grandes  muertes  y  cruel- 
dades.  Y  en  este  tiempo  ya  muchos  pueblos  y  provincias  andaban  revueltos  en 
armas,  los  de  los  alderredores  del  Cuzco  para  defenderse  de  los  orejones  ingas 
del  Cuzco,  que  los  habfan  puestos  &  seguir  la  guerra  para  tiranizarlos,  y  otros 
para  procurar  lo  mesmo  que  los  ingas,  que  era  subjetarlos  d  ellos,  si  las  fuerzas 
les  bastasen.  Y  asi,  eligendo4)  unos  cinchis,  andaban  en  una  confusiön  y  behe- 
trla  de  tal  arte,  que  disminuyändose  unos  d  otros,  vinieron  d  quedar  cada  pue- 
blozuelo  particular  pobre  de  gente  y  sin  ayuda  de  otros.  La  cual  ocasiön  siendo 
conoscido  por  Viracocha  Inga,  le  diö  dnimo  d  emprender  el  principio  de  la  tirania 
fuera  del  Cuzco. 

Y  antes  de  venir  d  tratar  de  los  pueblos  que  sujetö  Viracocha  Inga,  digamos 
los  hijos  que  tuvo.  De  Mama  Rondocaya,  su  mujer  legitima  tuvo  cuatro  hijos 
varones,  el  primero  y  mayor  Inga  Roca  Inga,  el  segundo  Topa  Yupangui,  el 
tercero  Inga  Yupangui,  el  cuarto  Capac  Yupangui.  Y  en  otra  india  hermosa  11a- 
mada  Curi  Chulpa,  de  naciön  Ayavilla  del  valle  del  Cuzco,  hubo  dos  hijos  varones, 
el  uno  Uamado  Inga  Urcon  y  el  otro  Inga  Q0C90,  aunque  los  decendientes  de  Inga 
Urcon  dicen,  que  era  legitimo6),  mas  todos  los  demds  dicen,  que  fu6  bastardo. 

[25]  Las  provincias  y  pueblos,    que  conquistö  y  tiranizö  Inga  Viracocha,   inga 

octavo. 

Como  Viracocha  hobiese6)  nombrado  por  sus  capitanes  Apo  Mayta  y  Vica- 
quirajo]  y  hecho  resefia  de  su  gente,  mand61os  que  saliesen  d  conquistar  fuera 
del  sitio  del  Cuzco.  Y  asi  fueron  al  pueblo  de  Pacaycacha  en  el  valle  de  Pisac, 
tres  leguas  y  media  del  Cuzco.  Y  porque  luego  no  le  vinieron  d  obedecer,  asolö 
el  pueblo,  matando  d  los  moradores  y  d  su  cinche  Uamado  Acamaqui.    Y  luego 

1)  Carmenga  liegt  ganz  im  Westen  der  Stadt  an  der  Strasse  nach  dem  Chinch&ysuyu,  Cayauca- 
chi  im  Südosten,  dazwischen  liegt  ein  Gürtel  von  mehreren  andern  Vorstädten. 

2)  Hdschr.:  y  a  Pdidando. 

3)  =  proponiendo. 

4)  =  eligiendo. 

6)  Hdschr.:  legeUtno. 
6)  =  hübiese. 

Abhdlgm  d.  K.  Gm.  d.  Wiat.  m  Gftttlafan.   Phfl.-hlft.  Kl.  K.  F.  Band  6,*.  8 


58  RICHARD  PIETSCHMANN, 

fu6  sobre  los  pueblos  de  Mohina  y  Pinagua,  Casacancha  y  Rondocancha,  cinco 
legaas  pequenas  del  Cuzco,  que  ya  se  habian  puesto  en  libertad,  aunque  Yaguar 
Guaca  los  habia  destruido.  Y  los  asolö  y  matö  d  los  mds  de  los  naturales  y  d 
aus  cinches,  qne  tambiän  en  este  tiempo  se  llamaban  Mnyna  Pongo  y  Guaman 
Topa.  Hizoseles  esta  gaerra  y  crueldades,  porqne  decian,  qne  eran  libres  y  no  le 
habfan  de  servir,  ni  ser  sns  vasallos. 

En  este  tiempo  ya  Inga  Roca,  sn  hijo  mayor,  era  hombre  y  daba  mnestras 
de  hombre  brioso.  Y  por  esto  Inga  Viracocha  le  hizo  sn  capitdn  general  y  le 
diö  por  companeros  Apo  Mayta  y  Vicaquirafo],  los  cnales  traian  consigo  d  Inga 
Ynpangui,  del  cnal  asimesmo  se  tenfa  buena  esperanza  por  el  valor  qne  mostraba 
en  sn  florida  adolecencia.  Y  asi  con  estos  capitanes  prosigniö  sn  conquista  y 
destruyö  al  pneblo  Gnayparmarca  y  d  los  Ayarmacas,  y  matö  d  sn  cinche  11a- 
mado  Tocay  Capac  y  d  Cbignay  Capac,  qne  tenian  sns  asientos  cerca  del  Cozco. 
Y  sujetaron  al  pneblo  de  Mollaca,  y  arrninaron  al  pneblo  Cayto,  cnatro  legnas 
del  Cuzco,  y  mataron  d  sn  cinche  llamado  Capac  Chani.  Asolaron  d  los  pueblos 
llamados  Socma  y  Chiraqnes  y  mataron  d  sns  cinches  llamados  Poma  Lloqne 
6  Illacumbe,  qne  eran  cinches  belicosisimos  en  aqnel  tiempo  y  qne  resistian  va- 
lerosisimamente  d  los  ingas  pasados,  para  qne  no  saliesen  del  Cuzco  d  saltear. 
Conqnistö  asimesmo  d  Calca  y  d  Caqnia1)  Xaquixaguana,  tres  legnas  del  Cuzco, 
y  al  pueblo  de  Collocte  y  Camal.  Subjetö  los  pueblos  que  hay  desde  el  Cnzco 
hasta  Quiquixana,  y  sns  alderredores,  y  los  P apres,  y  otros  pueblos  en  sn  con- 
torno,  todos  en  siete  y  ocho  legnas  d  lo  mds  d  la  redonda  del  Cuzco.  En  las 
cnales  conqnistas  hizo  grandisimas  crueldades,  robos,  muertes,  destruiciones  de 
pueblos,  quem  dn dolos  y  asoldndolos  por  los  caminos  sin  dejar  memoria  de  algu- 
nos  dellos. 

Y  como  ya  fuese  muy  viejo,  nombrö  por  sucesor  del  ingazgo  d  Inga  Urco[n] 
sn  hijo  bastardo,  porque  qniso  mucho  d  sn  madre,  sin  guardar  la  regia  de  su 
orden  en  el  suceder.  Y  este  Inga  Urcofn]  era  valiente  y  soberbio  y  despreciador 
de  los  demds,  por  lo  cual  vino  d  caer  en  indignaciön  de  la  gente  de  guerra, 
especialmente  de  los  hijos  legftimos,  y  de  Inga  Roca,  que  era  el  mayor,  y  de 
los  valientes  capitanes  Apo  Mayta  y  Vicaquirao.  Los  cuales  por  esto  dieron 
orden,  como  este  no  sncediese  al  ingazgo,  sino  quellos  eligesen2)  d  uno  de  los 
otros  hermanos,  el  mds  bien  acondicionado  y  qne  los  tratase  y  honrase  bien,  como 
ellos  merescian.  Y  asi  pusieron  secretamente  los  ojos  en  el  tercero  de  los  legi- 
timus, llamado  Cusi,  qne  despues  fnd  llamado  Inga  Ynpangui,  porqne  entendian 
däl  qne  era  llano  y  afable  y  daba  fuera  desto  mnestras  de  dnimo  y  de  altos 
pensamientos.  Y  esto  procuraba  el  Apo  Mayta  con  mds  calor  que  los  demds 
por  tener  quien   le  favoresciese  contra  la  furia  del  inga  Viracocha  Inga3),   d 


1)  Hd8chr.  hier:  Caquea.  An  andern  Stellen  bald  Caquea,  bald  Caquia. 

2)  =  eligiesen. 

3)  Hdschr. :    ynga  viracocha  ynga  wem.    Vielleicht  ist  aber  zu  lesen :  inga  Ftrocodba  y 
Inga  Urcon. 


PEDRO  SABMIENTO'S   GESCHICHTE  DBB  INKAREICHES.  59 

quien  Apo  May  tenfa  que  le  matase,  porque  öl  Apo  Mayta  habfa  tenido  acceso 
con  una  mujer  llamada  Cacchon  Chicya,  mujer  de  Inga  Yiracocha.  Era  que  Apo 
Mayta  habia  tratado  ä  sa  intenciön  y  ä  la  devociön  de  Cusi  a  Vicaquirao,  su 
companero,  y  andando  procurando  como  lo  entablarfan,  sucediö  que  los  Chancas 
de  Andaguayllas  *),  treinta  leguas  del  Cuzco,  vinieron  sobre  el  Cuzco,  como  en 
la  vida  del  Inga  Tupangui  se  dirä.  Por  temor  de  los  cuales  Inga  Viracocha  se 
huy6  del  Cuzco  y  se  fuö  ä  un  pueblo  llamado  Caquia  Xaquixaguana,  adonde  se 
encerrö  por  miedo  de  los  Chancas,  y  alli  al  cabo  de  algunos  anos  muriö  des[h]e- 
redado  de  la  cidad  del  Cuzco,  porque  su  hijo  Cusi  la  poseyö  mucho  tiempo  en 
vida  del  padre.  Asi  que  Yiracocha  Inga  fuö  £1  que  hasta  61  mas  conquist6  fuera 
del  Cuzco,  y  que  podemos  decir,  que  tiranizö  de  nuevo  aun  el  propösito  del 
Cuzco,  como  arriba  es  dicho. 

Este  viviö  ciento  y  diez  y  nueve  anos,  sucediö  de  diez  y  ocho  anos,  fuö 
Capac  ciento  y  un  ano,  muriö  en  el  ano  de  del  nascimiento  del  senor.*) 

Nombrö  al  ayllo,  que  dejö  para  conservaciön  de  su  linaje  (^0090  Panaca  Ayllo, 
del  cual  hay  agora  algunos  vivos  en  el  Cuzco,  cuyas  cabezas  principales  son 
estos :  Amaro  Tito,  Don  Francisco  Chalco  Yupangui,  Don  Francisco  Andi  Gualpa. 
Son  Hanancuzcos. 

Este  inga  fuö  industrioso  y  inventor  de  ropas  y  labores  polidas,  a  que  llaman 
en  su  lengua  Viracochatocapo,  ques  como  entre  nosotros  el  brocado.  Fuö  rico, 
porque  robö  mucho,  y  hizo  vasijas  de  oro  y  plata.  Y  este  fuö  sepultado  en 
Caquia  Xaquixaguana;  y  Gon9alo  Pifarro,  teniendo  noticia,  que  con  öl  habia 
tesoro,  lo  bu9cö,  y  sacö  el  cuerpo  [y]  con  öl  mucha  suma  de  tesoro,  y  quemö  el 
cuerpo;  y  las  cenizas  tornaron  a  quitar  los  naturales  y  las  escondieron  en  una 
tinajuela,  la  cual  con  su  fdolo  guaoqui  llamado  Inga  Amaro  descubriö  el  licenciado 
Polo  siendo  corregidor  del  Cuzco. 

[26]  La  vida  de  Inga  Yupangui  ö  Pachacuti  Inga  Yupangui,  inga  noveno. 

Dicho  es  en  la  vida  de  Inga  Viracocha  como  tuvo  cuatro  hijos  legitimos,  de 
los  cuales  el  tercero  se  llamö  Cusi  y  por  sobrenombre  Inga  Yupangui  Inga,  al 
cual  procuraron  Apo  Mayta  y 8)  Vicaquirao,  capitanes  famosos,  y  los  demas  hijos 
del  Viracocha  legitimos  alzar  por  inga  contra  la  voluntad  del  padre  por  sus 
fines,  y  que  andando  para  ponello  en  efeto,  les  diö  el  tiempo  ocasiön,  la  cual 
ellos  no  pudieron,  con  la  venida  de  los  Chancas  sobre  el  Cuzco,  lo  cual  sucediö 
desta  manera. 

Treinta  leguas  del  Cuzco  al  poniente  es  una  provincia  llamada  Andagua- 
yPJlas,  cuyos  naturales  se  llaman  Chancas.     En  esta  provincia  hobo4)  dos  cinches, 


1)  Die  Hdschr.  wechselt  zwischen  AndaguayUu  und  Andaguayllas. 

2)  Die  für  die  Jahreszahl  aasgesparte  Lücke  ist  unausgefüllt  geblieben.     Die  Jahreszahl  hat 
hier,  wie  oben  Seite  45,  nicht  in  Sarmiento's  Manuskript  gestanden« 

3)  Hdschr.:  a. 

4)  =  hubo. 

8* 


60  BICHARD  PIETSCHM ANN, 

ladrones  y  crueles  tiranos,  llamados  Uscovilca1)  y  Ancovilca*),  que  viniendo  ro- 
bando  con  ciertas  companaa  de  ladrones  desde  los  tärminos  de  Gruamanga,  ha- 
bian  venido  asentar  al  valle  de  Andaguayllas  y  all!  habian  hecho  dos  parciali- 
dades.  Uscovilca  que  era  el  mayor  y  mäs  principal,  ca  hermanos  eran,  institayö 
la  una  y  llamöla  Hananchancas 8),  ques  decir  »los  Chancas  de  arriba»,  y  Anco- 
vilca  hizo  la  otra  parcialidad  y  nombröla  Hurinchanca,  que  suena  »los  Chancas 
de  abajo».  Estos,  despues  que  murieron,  los  embalsamaron,  y  porque  eran  en  la 
vida  temidos  por  sus  crueldades,  hicieron  los,  que  de  sus  companas  quedaron, 
la  estatua  de  Uscovilca  y  traianla  consigo  en  las  gaerras  y  robando.  Por  lo 
cual,  aunque  Uevaban  consigo  otros  cinches,  siempre  se  atribuian  los  hechos  4 
la  estatua  de  Uscovilca,  por  sobrenombre  llamado  Ancoallo. 

Y  las  gentes  y  companas,  que  de  Uscovilca  restaban,  en  el  tiempo  del  in- 
gazgo  de  Inga  Viracocha  habian  multiplicado  numerosfsimamente,  y  pareciändoles 
que  eran  tan  poderosos,  que  en  la  tierra  nadie  les  podfa  igualar,  determinaron 
de  salir  de  Andaguay[l]las  &  robar  y  conquistar  el  Cuzco.  Y  para  lo  hacer, 
eligieron  dos  cinches  llamados  el  uno  Astoyguaraca,  y  el  otro  Tomayguaraca4), 
el  uno  de  la  parcialidad  de  Hananchanca,  y  el  otro  de  Hurinchanca,  para  que 
los  caudillasen  en  su  empresa  y  jornada.  Eran  estos  Chancas  y  cinches  soberbios 
6  insolentes,  y  partiendo  de  Andaguayllas  marcharon  la  vuelta  del  Cuzco  y 
asentaron  en  un  sitio  llamado  Ichopampa,  cinco  leguas  del  Cuzco  al  poniente 
adonde  estuvieron  algunos  dias,  atemorizando  la  comarca  y  dando  orden  para 
entrar  en  el  Cuzco. 

Lo  cual,  como  lo  publicasen,  puso  tanto  terror  en  los  orejones  cuzcos  que 
hicieron  dudar  al  inga  Viracocha,  que  dentro  estaba,  6  ya  era  muy  viejo  y 
cansado.  Y  no  teniendo  por  segura  la5)  estancia  del  Cuzco,  Hämo  Inga  Vira- 
cocha &  consejo  sus  hijos  y  capitanes,  de  los  cuales  Apo  Mayta  y  Vicaquirao  6) 
le  dijeron:  »jlnga  Viracocha!  entendido  habemos  lo  que  ante  nosotros  has  pro- 
puesto  sobre  el  acuerdo,  que  debes  tomar  en  esta  cuyuntura7).  Y  despues  de 
bien  mirado,  nos  parece,  que  como  tu  seas  tan  viejo  y  quebrantado  de  los  muchos 
trabajos,  que  has  padecido  en  las  guerras  pasadas,  no  es  bien  que  agora  tomes 
un  trabajo  tan  grande,  peligroso  y  dudoso  de  vitoria,  como  61,  que  al  presente 
delante  los  ojos  se  te  ofresce;  sino  quel  mäs  sano  consejo,  que  para  tu  seguridad 
puedes  tomar,  es  que,  pues  no  hay  otro  remedio,  m&s  breve  dejes,  senor,  el 
Cuzco  y  te  vayas  al  pueblo  de  Chita  y  de  allf  &  Caquia  Xaquixaguana,  que  es 
fuerte    sitio,    desde   donde   podr&s   tratar  de  medios  con  los  Chancas«.     Lo  cual 


1)  Hdschr. :   Vscobilca;  so  auch  im  Folgenden,  doch  auch  Vsco  vilca. 

2)  Hdschr.:  anco  vilca;  so  auch  im  Folgenden,  nur  einmal  hancobüca. 

3)  Das  h  des  Anlauts  ist  in  der  Hdschr.  nachträglich  eingefügt,  das  zweite  n  ist  verlöscht. 

4)  So  die  Hdschr.  hier;  im  übrigen  wechselt  die  Schreibang  des  zweiten  Teils  dieser  Namen 
zwischen  guaraca  und  varaca. 

5)  Hinter  la  ein  y  durchstrichen. 

6)  Das  o  in  Vicaquirao  Korrektur,  wie  es  scheint,  aus  a. 

7)  =  coyuntura. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  6t 

dicen  que  estos  consejaron  al  inga  Viracocha  por  echallo  del  Cuzco  y  tener 
ocasiön  buena  sin  estorbo  de  poner  en  efeto  su  designo *),  que  era  alzar  por  inga 
&  Cusi  Inga  Yupangui.  De  cualquiera  manera  que  haya  sido  esto,  es  cierto  quel 
consejo  fuö  aceptado  por  Inga  Viracocha,  y  se  determinö  de  partir  del  Cuzco 
para  Chita,  como  se  lo  habian  dado  por  parecer.  Y  como  Cusi  Inga  Yupangui 
vido2)  su  padre  determinado  de  dejar  el  Cuzco,  dicen  que  le  dijo:  »(»Como,  padre, 
ha  cabido  en  vuestro  corazön  aceptar  un  consejo  tan  infame  de  dejar  el  Cuzco, 
cidad  del  Sol  y  del  Viracocha,  cuyo  nombre  vos  tomastes  8),  cuya  promesa  vos 4) 
ten&s,  que  ser£is  gran  senor,  vos  y  vuestros  decendientes  ?  «  Y  esto  dijo,  aunque 
mozo,  con  änimo  osado  de  hombre  de  mucha  honra.  Y  que  le  respondiö  el  padre, 
que  era  mozo  y  como  tal  hablaba  aquellas  razones  inconsideradas 6)  y  que  se 
fuesen  de  allf  estas  palabras,  replico  Inga  Yupangui,  que  se  fuese  61  adonde 
tenia  acordado,  quäl  no  pensaba  salir  del  Cuzco  ni  desamparar  la  ciudad  del  Sol. 
Todo  lo  cual,  dicen,  que  debiö  ser  tramado  por  los  dichos  capitanes  de  Inga 
Viracocha,  Apo  Mayta  y  Vicaquirao,  por  desvelar  &  los  que  de  la  quedada  del 
Inga  Yupangui  podian  concebir  sospecho.  Asf  quel  Viracocha  saliö  del  Cuzco 
y  se  fxxi  a  Chita,  llevando  consigo  &  Inga  Urcon  y  &  Inga  Q0C90,  sus  dos  hijos 
bastardos,  quedandose  en  el  Cuzco  su  hijo  Inga  Yupangui  con  änimo  de  morir 
ö  defender  el  Cuzco ;  y  con  61  quedaron  siete,  que  fueron :  Inga  Roca,  su  hermano 
legitimo  y  raayor,  Apo  Mayta,  Vicaquirao,  Quilliscafche]  Urco  Guaranca,  Chima 
Chaui  Pata  Yupangui,  Viracocha  Inga  Paucar  y  Mircoymana,  ayo  de  Inga  Yu- 
pangui. 

[27]  Venida  de  los  Chancas  sobre  el  Cuzco. 

A  la  sazön  quel  Inga  Viracocha  dejaba  el  Cuzco,  Astoyguaraca  y  Tomay- 
guaraca  partieron  de  Ichopampa,  haciendo  primero  sus  sacrificios  y  soplando  los 
livianos  de  un  animal,  &  quellos  llaman  calpa.  La  cual  no  entendieron  bien,  por 
lo  que  despues  les  sucediö.  Y  viniendo  la  vuelta  del  Cuzco,  llegaron  4  un  pueblo 
llamado  Conchacalla,  adonde  prendieron  &  un  indio,  del  cual  supieron  lo  que  en 
el  Cuzco  habi'a,  y  este  se  ofresciö  de  llevallos  al  Cuzco  secretamente ;  y  asf  los 
llevö  hasta  la  mitad  del  Camino.  Mas  el  indio  guiya6),  considerando  la  maldad 
que  hacia,  se  les  huyö  y  fuä  &  dar  aviso  al  Cuzco,  de  como  venfan  los  Chancas 
determinados.  Y  la  nueva  deste  indio,  que  era  Quilliscache  del  Cuzco,  hizo 
apresurar  su  partida  6  huida  ä  Viracocha  &  Chita,  adonde  los  Chancas  le  em- 
biaron  7)  sus  mensajeros  &  le  requerir,  se  les  rindiese,  amenaz&ndole  con  la  guerra, 
si  no  venia  en  ello.     Otros  dicen,  que  no  fueron  como  mensajeros,    sino  disfre- 

1)  Auf  ausgelöschter  Stelle. 

2)  =  910. 

3)  Dichterisch  =  tomasteis. 

4)  Hdschr. :  nos. 

5)  Hdschr.:  y  consideradas. 

6)  =  guia. 

7)  =:  enviaron. 


62  RICHARD  PIETSCHMANN, 

zados  *),  por  exploradores  ;  y  que  siendo  conoscidos  *)  del  Viracocha  Inga,  les 
dijo,  que  ya  los  cosnoscia  que  eran  espfas  de  los  Chancas,  que  no  los  queria 
matar,  que  se  fuesen  y  dijesen  &  los  suyos,  que,  si  algo  le  querian,  alli  estaba. 
Y  asi  se  fueron,  y  al  saltar  de  una  acequia  cayeron  y  murieron  algunos  dellos« 
De  que  &  los  Chancas  pesö  mucho  y  dijeron,  que  aquello  habia  mandado  hacer 
Inga  Viracocha  y  fueron  muertos  por  Quequo  Mayta,  capitdn  del  Viracocha  Inga* 
Mientras  esto  pasaba  con  los  mensajeros  de  los  Chancas,  y  los  Chancas  se 
venian  acercando  al  Cuzco,  Inga  Yupangui  hacia  grandes  ayunos  al  Viracocha 
y  al  Sol,  rogdndoles  mirasen  por  su  cidad.  Y  estando  un  dia  en  Suswpuquio*) 
en  gran  aflicciön,  pensando  el  modo  que  tendria  para  contra  sus  enemigos,  le 
apareciö  en  el  aire  una  persona  como  Sol,  consol&ndole  y  animdndole  &  la  ba- 
talla.  Y  le  moströ  un  espejo,  en  que  le  senalö  las  provincias,  que  habia  de 
subjetar;  y  quäl  habia  de  ser  el  mayor  de  todos  sus  pasados;  y  que  no  dudase, 
tornase  al  pueblo,  porque  venceria  a  los  Chancas,  que  venian  sobre  el  Cuzco. 
Con  estas  palabras  y  visiön  se  animö  Inga  Yupangui,  y  tomando  el  espejo,  que 
despues  siempre  trajo  consigo,  en  las  guerras  y  en  la  paz,  se  volviö  al  pueblo 
y  empezö  &  animar  los  que  alli  habian  quedado  y  a  algunos  que  iban  veniendo 
de  fuera,  que  estaban  &  la  mira  y  no  se  osaban  declarar  por  ninguna  de  las 
partes,  temiendo  la  furia  del  vencedor,  si  cayesen  en  la  parte  vencida.  Mas 
Inga  Yupangui,  aunque  mozo  de  veinte  6  veinte  y  dos  anos,  proveia  en  todo, 
como  quien  pensaba  pelear  por  la  vida. 

Y  mientras  Inga  Yupangui  entendia  en  esto,  los  Chancas  habian  caminado 
y  llegado  d  un  asiento  llamado  Cusibamba,  muy  cerca  del  Cuzco,  que  en  medio 
deste  sitio  y  del  Cuzco  no  hay  mas  que  solo  una  loma  no  muy  grande.  Y  en 
este  sitio  si  tornö  &  encontrar  el  Quilliscache,  diciendo  qu£l  habia  ido  &  espiar 
y  que  se  holgaba  que  fuesen.  Andaba4)  este  prevaricador  de  unos  en  otros  por 
tenellos  &  todos  graciosos  para  consigo,  para  aprovecharse  del  favor  de  cual- 
quiera  que  venciese.  Y  moviendo  de  aqui  los  Chancas  para  entrar  en  el  Cuzco 
de  rendon5),  pensando  de  no  hallar  defensa,  el  Quilliscache,  doltendole  la  per- 
diciön  de  la  patria,  descabullöse  de  entre  los  Chancas  y  fuö  al  Cuzco,  que  cerca 
era,  y  diö  arma  diciendo  >  ;  Arma !  j  arma !  ;  Inga  Yupangui !  ;  que  los  Chancas 
viene[n]  furiosos ! «. 

A  las  cuales  voces  Inga  Yupangui,  que  no  estaba  descuidado,  acudiö  y 
ordenando  sus  gentes,    hallö   muy   pocos  que  quisiesen  salir  con  öl  ä  resistir  los 

1)  Hdßchr. :  disfregados  =  disfrazados. 

2)  Hdschr. :  conesgidos. 

3)  Stmirpuquio  ist,  wie  puquio  besagt,  Name  einer  Quelle.  Molina  (Markham's  Uebersetzung 
S.  12)  erzählt  dass  Inka  Yupanki  vor  seiner  Thronbesteigung  einmal  in  Saksahuana,  5  Leguas  von 
Eusko  gesehen  habe  wie  in  diese  Quelle  ein  Kristall  fiel,  in  dem  er  den  Sonnengott  in  leibhaftiger 
Gestalt  erblickte,  und  aus  welchem  dieser  zu  ihm  gesprochen  und  ihm  Verheissungen  gemacht 
habe.  Die  Erscheinung  verschwand,  der  Kristall  blieb  und  wurde  von  dem  Inka  aufbewahrt;  und 
es  heisst,  dass  der  in  ihm  später  Alles  erblickte,  was  er  sehn  wollte. 

4)  -daba  auf  Rasur. 

5)  =  de  rondon. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DBB   INKAEEICHES.  63 

enemigos ;  ca  todos  de  temor  se  iban  por  los  cerros  &  estar  &  la  mira.  Mas  con 
los  que  le  quisieron  seguir,  que  pocos  eran,  y  principalmente  con  los  siete  cinches 
hermanos  y  capitanes,  arriba  nombrados,  hizo  un  escuadroncillo  y  d  paso  tirado 
saliö  del  pueblo  del  Cuzco  &  recebir  &  los  enemigos,  que  furiosos  y  sin  orden 
venian.  Asi  se  fueron  acercando  los  unos  &  los  otros,  los  Chancas  acometiendo 
la  cidad  por  cuatro  partes.  £  Inga  Yupangui  embiö1)  el  socorro,  que  le  fu6 
posible,  &  todas  ellas,  y  61  con  sus  amigos  enderezö  hacia  donde  venia  la  estatua 
y  estandarte  de  TJscovilca  y  con  elUt  Astoyguaraca  y  Tomayguaraca.  Y  entrellos 
se  mezclö  una  sangrienta  batalla,  los  unos  por  entrar  la  cidad  y  los  otros  por 
les  defender  la  entrada.  Y  los  que2)  entraron  por  un  barrio  del  Cuzco  llamado 
Chocoscachona,  fueron  valerosamente  rebatidos  por  los  de  aquel  barrio;  adonde- 
cuentan  que  una  mujer  llamada  Chafian  Curycoca  peleö  varonilmente  y  tanta 
hizo  por  las  manos  contra  los  Chancas,  que  por  alli  habian  acometido,  que  loa 
hizo  retirar.  Lo  cual  fue*  causa  que  todos  los  que  lo  vieron  desmayaron,  6  Inga 
Yupangui  fue*  tan  presto  y  diestro  en  el  acometer,  que,  turbados  con  su  presteza 
y  destreza,  los  que  traian  la  estatua  de  TJscovilca  y  porque  vieron  bajar  de  loa 
cerros  de  los  lados  mucha  suma  di  gente,  la  cual  dicen  que  embiaba8)  el  Vira- 
cocha  su  criador  para  su  ayuda,  empezaron  &  huir  los  Chancas,  dejando  la  estatua 
de  TJscovilca,  y  aun  dicen  que  la  de  Ancovilca.  Y  acometiendo  por  otras  dos 
partes  Inga  Roca  y  Apo  Mayta  y  Vicaquirao  hicieron  mucho  estrago  de  los 
Chancas.  Los  cuales,  viendo  que  su  salvaciön  estaba  en  los  pies,  volv[i]eron  las 
espaldas  con  mäs  presteza  que  la  furia  que  los  habia  traido  al  Cuzco.  Siguieron 
el  alcance4)  los  Cuzcos  matando  y  hiriendo  mds  de  dos  leguas,  adonde  los  de- 
jaron,  y  los  Chancas  se  volvieron  &  Ichopampa,  y  los  orejones  al  Cuzco  con  gran 
vitoria  y  ricos  de  los  despojos.  que  de  aquel  vencimiento  les  quedaron  en  las 
manos.  Alegres  los  Cuzcos  con  esta  vitoria,  que  tan  sin  pensar  ni  esperanza 
habian  habido,  honraron  con  muohos  epitetos  &  Inga  Yupangui,  especialmenttf 
llamando  Pachacuti5),  que  quiere  decir  *volvedor  de  la  tierra»,  queriendo  decir 
que  la  tierra  y  haciendas,  que  tenian  por  perdidas  por  la  venida  de  los  Chancas. 
£1  se  la  habia  libertado  y  asegurado.  Y  de  alli  adelante  se  llamö  Pachacuti 
Inga  Yupangui. 

El  cual,  luego  que  se  vi6  victorioso,  no  quiso  gozar  de  triumpho6),  aunque 
muchos  se  lo  persuadian,  antes  quiso  dar  &  su  padre  la  gloria  del  vencimiento 
tan  sefialado.  Y  asi  juntö  los  despojos  mds  preciosos  y  con  un  principal  orejön 
llamado  Quilliscache  Urco  Guaranga   se   los   embiö7)  &  su   padre,   que   en  Chita 


1)  =  enviö. 

2)  Hdschr. :  que  que. 

3)  =s  enviaba. 

4)  Hdschr. :  calcance. 

5)  Die  Hdschr.  hat  hier  and  noch  mehrfach  im  folgenden  Text  Pacchacuti,  eine  Schreibung 
die  aber  von  Kap.  28  ab  nur  noch  selten  gebraucht  wird. 

6)  =  triunfo. 

7)  =a  enviö. 


64  RICHARD   PIETSCHMANN, 

estaba,  y  con  61  le  embiö1)  &  rogar,  gozase  de  aquel  triumpho2)  y  pisase 
aquellos  despojos  de  aus  enemigos;  ca  este  uso  tenian  en  seöal  de  triumpho*). 
Llegado  que  fu6  Quilliscache  Urco  Guaranga  ante  Viracocha  Inga,  hizo  poner 
ante  aus  pies  aquellos  despojos  de  los  Cbancas  y  con  gran  reverencia  dijo: 
»jlnga  Viracocha!  tu  hijo  Pachacuti  Inga  Yupangui,  &  quien  el  Sol  ha  dado 
tan  gran  victoria,  venciendo  d  los  poderosos  Chancas,  te  embia8)  &  saludar  con- 
migo  y  dice,  que  como4)  bueno  y  humilde  hijo  quiere,  que  tu  triumphes6)  de  su 
victoria  y  que  pises  estos  despojos  de  tus  enemigos,  quäl  por  sus  manos  venci6.< 
Inga  Viracocha  no  los  quiso  pisar,  mas  dijo,  que  su  hijo  Inga  Urcon  los  pisase, 
pues  habia  de  sucederle  en  el  ingazgo.  Corrido  desto  el  mensajero  se  levantö 
y  con  furiosas  palabras  dijo,  quöl  no  venia  &  que  cobardes  triumphasen  *)  de  los 
hechos  de  Pachacuti,  y  que,  pues  61  no  queria  recebir  aquel  servicio  de  un  tan 
valiente  hijo  suyo,  que  mejor  seria,  que  gozase  de  la  gloria  quien  lo  habia  tra- 
bajado.  Y  con  esto  se  tornö  al  Cuzco  y  dijo  &  Pachacuti  lo  que  con  su  padre 
le  habia  pasado. 

[28]  La  segunda  victoria   que   Pachacuti  Inga  Yupangui   Inga   hubo    contra    los 

Chancas. 

Entre  tanto  que  Pachacuti  Inga  Yupangui  embiö7)  &  su  padre  los  despojos, 
los  Chancas  tuvieron  lugar8)  de  rehacerse  de  gente  y  armas  en  el  asiento  de 
Ichopampa,  de  donde  la  vez  primera  salieron  para  el  Cuzco.  Y  empezaron  los 
cinches  Tomayguaraca  y  Astoyguaraca  &  bravear,  publicando  que  habian  de 
tornar  sobre  el  Cuzco  y  que  no  habian  de  dejar  cosa  sin  destruir.  Estas  nuevas 
llegaron  &  Pachacuti  Inga  Yupangui,  de  que  recibiö  coraje,  y  aprestando  su 
gente,  caminö  con  ella  en  busca  de  los  Chancas.  Los  cuales,  sabido  que  iban 
los  Cuzcos,  se  apercibieron  para  le  salir  al  encuentro,  mas  no  se  dieron  tanta 
priesa,  que  la  diligencia  de  Pachacuti  Inga  Yupangui  no  los  tomase  en  el  mesmo 
sitio  de  Ichopampa. 

Adonde  luego  que  se  dieron  vista  los  unos  &  los  otros,  Astoyguaraca  Ueno 
de  arrogancia  embiö9)  k  decir  ä  Inga  Yupangui,  que  mirase,  quel  poder  de  los 
Chancas  y  el  sitio,  que  agora  tenian,  no  eran  como  61  de  las  estrechuras  del 
Cuzco,  y  que  no  se  fiase  en  lo  pasado,  y  que  quisiese  ser  su  tributario  y  vasallo, 
donde  no,  que  breve  teneria  su  lanza  en  su  sangre.  Mas  Inga  Yupangui  no 
espantdndose  de  la  embajada  de  Astoyguaraca,  respondiö  desta  manera  al  men- 


1)  =  enviö. 

2)  =  triunfo. 

3)  =  envia. 

4)  Hdschr. :  zomo. 

5)  =  triunfe8. 

6)  =  triunfo8en. 

7)  =  enviö. 

8)  Hdschr.:  luegar. 

9)  =  enviö. 


PEDRO   SAKMIENTO'S    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  65 

sajero  :  cVolved,  hermano,  y  decid  &  Astoyguaraca,  vuestro  cinche,  que  Inga 
Yupangui  es  hijo  del  Sol  y  guarda  del  Cuzco,  ciudad  del  Ticci  Viracocha  Pacha- 
yachachi,  por  cuyo  mandado  yo  estoy  aquf  guardändola.  Porque  esta  ciudad  no 
es  mfa,  sino  suya,  y  que *),  si  61  quisiere  darle  la  obidiencia 2)  al  Ticci  Viracocha 
y  &  mi  en  su  nombre,  que  le  recibir6  honrosamente.  Y  que  si  de  otra  manera 
le  pareciere,  guiallo,  que  aqui  estoy  con  mis  amigos,  y  que,  si  nos  venciere,  se 
podrd  llamar  senor  6  inga.  Mas  que  entienda,  qu61  no  venia  alli  para  gastar 
tiempo  en  demandas  y  respuestas,  sino  &  librarle  por  las  manos,  que  la  victoria 
el  Ticci  Viracocha  la  daria  &  quien  61  quisieso 

Con  esta  respuesta  sintieron  los  Chancas,  cuan  poco  les  aprovechaban  sus 
fieitos,  y  aprestaron  las  armas  porque  vieron  &  Pachacuti,  que  venia  tras  la 
respuesta,  que  embiaba 3).  Y  asi,  allegandose  los  unos  d  los  otros  en  Ichopampa, 
envistieron,  y  mezcländose  unos  con  otros,  punaban  los  Chancas  con  sus  lanzas 
largas,  los  ingas  con  hondas,  porras,  hachas  y  flechas,  cada  cual  por  defender 
su  persona  y  ofender  la  de  su  contrario.  Y  andando  en  peso  la  batalla  sin 
conoscerse  ventaja  de  ninguna  de  las  partes,  Pachacuti  encaminö  hacia  donde 
peleaba  Astoyguaraca,  y  envistiendo  con  61,  le  diö  un  hachazo  de  que  le  cortö 
la  cabeza,  habiendo  ya  muerto  ä  Tomayguaraca.  Y  luego  hizo  poner  las  cabezas 
destos  dos  capitanes  Chancas  en  las  puntas  de  unas  lanzas,  y  levantölas  en  alto, 
para  que  fuesen  vistas  de  los  suyos.  Los  cuales  luego  que  las  vieron,  desconfiando 
de  victoria,  por  verse  sin  caudillo,  sali6ronse  de  la  batalla  y  todos  procuraron 
huir.  Mas  Inga  Yupangui  y  los  suyos  siguieron  el  alcance,  hiriendo  y  matando 
hasta  que  no  hallaron  en  que  se  ocupar. 

Habida  esta  victoria  tan  grande,  tantos  y  tan  ricos  despojos,  Pachacuti  Inga 
Yupangui  propuso  de  ir  adonde  estaba  su  padre  &  darle  cuenta  del  suceso  y 
victorias  y  &  dalle  cuenta  y  obediencia,  para  que  triumphase4)  de  la  victoria  suya. 

Y  asi,  cargado 6)  de  todos  los  despojos  y  prisioneros  de  los  Chancas,  fu6  y  visitö 
&  su  padre,  unos  dicen  que  en  un  pueblo  llamado  Caquia  Xaquixaguana,  cuatro 
leguas  del  Cuzco,  otros  que  en  Marco,  tres  leguas  del  Cuzco.  Y  alli,  donde  lo 
hallö,  le  hizo  gran  acatamiento  y  se  dieron  presentes  &  quellos  llaman  mochanaco. 

Y  despues  de  haber  Pachacuti  Inga  dado  razön  &  su  padre  de  todo,  mandö  traer 
los  despojos  de  los  enemigos  ante  sus  pies  y  rogö  al  padre  que  los  pisase  y 
triumphase6)  de  aquella  victoria.  Mas  Viracocha  Inga,  como  tenia  puesto  su 
intento  en  dejar  por  sucesor  &  Inga  Urcon,  quisiera  que  aquella  honra,  que  &  61 
se  le  ofrescia,  la  gozara  Inga  Urcon,  y  asi  no  quiso  aceptar  el  triumpho7)  para 
si.     Mas    por   no   descontentar  &  Inga  Yupangui,    que   le    habia   puesto    en   tan 


1)  Hdschr. :  quel;  das  /  durchstrichen. 

2)  =  obediencia. 

3)  =  enviaba. 

4)  =  triunfase. 

5)  Hdschr.:  cargando. 

6)  s=  triunfase. 

7)  =  triunfo. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wi«.  sn  Göttlngen.    Phil.-fcirt.  Kl.   N.  F.  B*nd  6,4. 


66  RICHARD  PIET8CHMANN, 

sublime  punto,  dijo,  que  pisaria  los  despojos  y  presos  y  asf  lo  hizo.  Y  en  lo 
de  ir  &  triumphar  al  Cuzco,  excusöse  con  decir  que  era  viejo,  y  por  eso  queria 
excusar  aquel  trabajo,    que  se  queria  estar  descansado  en  Caquia  Xaquixaguana. 

Y  con  esta  respuesta  Inga  Yupangui  se  partiö  para  el  Cuzco  con  gran  apa- 
rato  de  gente  y  riquezas,  y  vino  con  61  Inga  Urcon  en  son  de  le  acompanar,  y 
en  el  camino  se  trabö  una  pendencia  en  la  retaguardia  entre  los  de  Inga  Urcon 
y  los  de  Inga  Yupangui.  Otros  dicen  que  f\\6  celada,  que  Inga  Urcon  Labia 
puesto  &  su  hermano  Inga  Yupangui,  y  que  pelearon.  En  fin  Inga  Yupangui  no 
haciendo  caso  dello  prosiguiö  su  Camino  y  llegö  al  Cuzco  con  mucho  aplauso  y 
triumpho *).  Y  luego  como  quien  pensaba  toraar  por  su  autoridad  toda  la  tierra 
y  quitar  la  estimaciön  &  su  padre,  como  luego  lo  hizo,  empezö  &  distribuir  los 
despojos  y  hacer  muchas  mercedes  con  dddivas  y  palabras.  Y  con  la  faraa  destas 
grandezas  acudieron  al  Cuzco  de  muchas  partes,  y  muchos  de  los  que  estaban 
en  Caquia  Xaquixaguana  con  Inga  Viracocha  lo  dejaron  y  se  vinieron  al  Cuzco 
al  nuevo  inga. 

[29]  Inga  Yupangui  Inga  se  alza  por  inga  y  toma  la   borla  sin  consintimiento  *) 

de  su  padre. 

Como  Inga  Yupangui  Inga  se  viö  tan  pujante  y  que  le  acudfa  mucha  gente, 
determinA  de  no  aguardar  &  que  su  padre  lo  nombrase  por  sucesor  6  &  lo  menos 
&  que  muriese,  antes  luego  se  alzö  con  el  pueblo  del  Cuzco,  propuniendo  *)  de  aco- 
meter  k  lo  de  fuera.  Y  para  lo  hacer  hizo  que  hiciesen  un  gran  sacrificio  al 
Sol  en  Indicancha,  Casa  del  Sol,  y  luego  fueron  &  preguntar  &  la  estatua  del 
Sol,  quiän  serfa  inga.  Y  el  ordculo  del  demonio  que  alli  tenfan,  y  por  Ventura 
algün  indio  que  habfan  hecho  esconder,  para  que  respondiese,  diö  por  respuesta, 
qu£l  tenia  seiialado  &  Pachacuti  Inga  Yupangui,  para  que  fuese  inga.  Con  esta 
respuesta  tornaron  todos  los  que  habfan  ido  &  hacer  el  sacrificio,  y  se  prostraron 
ante  Pachacuti  Inga  Yupangui  llamandole  Capa  inga  indip  churin,  que  quiere 
decir  »solo  senor,  hijo  del  sol«. 

Y  luego  hicieron  una  muy  rica  borla  de  oro  y  esmeraldas,  para  ponörsela; 
y  otro  dia  Uevaron  &  Pachacuti  Inga  Yupangui  &  la  Casa  del  Sol;  y  cuando 
Uegaron  &  la  estatua  del  Sol,  que  de  oro  y  del  tamano  de  un  hombre  era,  hallä- 
ronle  con  la  borla  en  la  mano  como  que  la  ofrescia  de  su  voluntad.  Y  haciendo 
primero  Inga  Yupangui  sus  sacrificios,  como  ellos  acostumbraban,  llegöse  &  la 
estatua  del  Sol,  y  el  sumo  sacerdote  del  Sol,  llamado  en  su  lenguaje  indip  apon, 
que  quiere  decir  el  »gobernador  de  las  cosas  del  sol«,  con  muchas  ceremonias  y 
gran  reverencia  tomö  la  borla  de  la  mano  de  la  estatua  y  con  mucha  pompa  se 
la  puso  en  la  frente  al  Pachacuti  Inga  Yupangui.  Y  luego  todos  le  nombraron  : 
Indip  churin  Inga  Pachacuti,  que  suena  »hijo  del  sol,  senor,  vuelta  de  la  tierra«, 


1)  =  triunfo. 

2)  =  consentimiento. 

3)  =  proponiendo. 


PEDRO   SABMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  67 

y  de  allf  adelante  se  nombrö  Pachacuti  Capac  demds  de  su  primero  nombre,  que 
e9  Inga  Yupangui.  Y  luego  Pachacuti  Inga  Yupangui  diö  muchos  dones  y  hizo 
muchas  fiestas  y  libraba  como  solo  inga  sin  elecciön  de  su  padre  ni  pueblos,  mds 
de  por  aquellos  que  se  le  babfan  allegado  por  el  interese  de  las  dddivas  que 
hacfa. 

[30]  Pachacuti  Inga  Yupangui  Inga  reedifica  la  cidad  del  Cuzco. 

Luego  fueron  acabadas  *)  las  fiestas,  trazö  el  pueblo  por  mejor  orden,  que 
solia  teuer,  y  hizo  las  calles  principales,  que  tenia,  cuando  los  Espanoles  entraron 
en  el  Cuzco,  y  repartiö  los  solares  para  casas  de  comunidad  y  püblicas  y  parti- 
culares,  haciändolas  edificar  de  canteria  muy  polida.  Y  es  lo  tanto,  que  d  los 
que  la  hemos  visto  y  sabemos,  que  no  tienen  instrumentos  de  hierro  ni  acero 
para  las  labrar,  nos  pone  admiraciön  ver  la  igualdad  y  primor  della  y  las  jun- 
turas  y  betumen  con  que  lo  ligan.  El  cual  es  tan 2)  delgado,  que  ninguna  parte 
se  echa  de  ver  si  hay  mezcla  6  no;  y  con  todo  es  tan  fuerte  liga,  que  plomo 
no  traba  raäs  que  ella.  Y  la  piedra  tosca  es  aun  mucho  mds  de  ver  el  modo  de 
su  trabazön  y  compostura.  Y  porque  en  esto  sola  la  vista  satisface  d  los  curio- 
808,  no  quiero  gastar  tiempo  en  pintarlo  mds  prolijamente. 

Demds  desto  Pachacuti  Inga  Yupangui,  considerando  las  pocas  tierras  que 
habia  al  derredor  del  Cuzco  para  seraenteras,  supliö  con  arte  lo  que  negö  natu- 
raleza  en  este  asiento;  y  fuö  que  en  las  laderas  cercanas  al  pueblo  y  en  otras 
partes  tambi&i  hizo  unos  escalones  muy  largos  de  d  dos  mil  y  d  mds  y  menos 
pasos  y  de  ancho  de  d  veinte  y  treinta  y  mds  y  menos,  de  canteria  por  las 
frentes  de  piedra;  y  llenölos  de  tierra  que  mucha  della  era  traida  de  lejos.  A 
estos  escalones  llamamos  nosotros  acd  andenes,  y  los  indios  los  11  am  an  Sucres9). 
Y  en  estos  mandö  que  sembrasen;  con  lo  cual  aumentö  en  grandisima  cuantidad 
las  sementeras  y   mantenimientos  para  las  companas  y  guarniciones   del  pueblo. 

Y  para  que  el  tiempo  del  sembrar  y  del  coger  se  supiese  precisamente  y 
nunca  se  perdiese,  hizo  poner  en  un  monte  alto  al  levante  del  Cuzco  cuatro  palos, 
apartados  el  uno  del  otro  como  dos  varas  de  medir,  y  en  las  cabezas  dellos  unos 
agujeros,  por  donde  entrase  el  sol  d  manera  de  reloj  ö  astrolabio.  Y  conside- 
rando adonde  heria  el  sol  por  aquellos  agujeros  al  tiempo  del  barbechar  y  sem- 
brar, hizo  sus  senales  en  el  suelo,  y  puso  otros  palos  en  la  parte  que  corresponde 
al  poniente  del  Cuzco  para  el  tiempo  del  coger  las  mieses.  Y  como  tuvo  certi- 
ficados  estos  palos  precisamente4),  puso  para  perpetuidad  en  su  lugar  unas  co- 
lunas  de  piedra  de  la  medida  y  agujeros  de  los  palos,  y  d  la  redonda  mandö 
enlosar  el  suelo,  y  en  las  losas  hizo  hacer  ciertas  rayas  niveladas  conforme  d 
las  mudanzas  del  sol,    que  entraba  por  los  agujeros  de  las  colunas,   de  manera 


1)  Hdschr. :  alabadas. 

2)  Hdschr.:  estan  tan. 

3)  Von  anderer  Hand  nachträglich  in  eine  ausgesparte  Lücke  des  Textes  eingeschaltet. 

4)  Hdschr.:  presciosamente. 

9* 


68  RICHARD   PIETSCHMANN, 

que  todo  era  un  artificio  de  reloj  anual *),  por  donde  -)  se  gobernaban  para  el 
sembrar  y  coger.  Y  diputö  personas  que  tuviesen  cuenta  con  estos  relojes  y 
notificasen  al  pueblo  los  tiempos  y  sus  diferencias,  que  aquellos  relojes  senalasen. 

Tras  esto,  como  era  curioso  de  saber  cosas  antiguas,  y  para  perpetuar  su 
nombre,  fuö  personalmente  al  cerro  de  Tambotoco  ö  Pacaritambo,  que  todo  es 
una  cosa,  y  entrö  en  la  cueva,  de  donde  tienen  por  cierto  que  saliö  Mango  Capac 
y  los  hermanos  que  con  61  vinieron  la  primera  vez  al  Cuzco,  segün  queda  dicbo. 
Y  despues  de  lo  haber  todo  muy  bien  visto  y  considerado,  hizo  veneraci6n  a 
aquel  lugar  con  fiestas  y  sacrificios.  Hizo  puertas  de  oro  &  la  ventana  Capac- 
toco  y  mandö  que  de  alli  adelante  aquel  lugar  fuese  muy  venerado  y  acatado  de 
todos.  Y  para  esto  instituyölo  por  adoratorio  y  guaca,  donde  fuesen  ä  pedir 
ordculos  y  &  sacrificar. 

Y  hecho  esto,  tornöse  al  Cuzco,  adonde  ordenö  el  aiio  de  doce  meses  cuasi 
como  el  nuestro;  digo:  cuasi,  porque  tiene  alguna  diferencia,  aunqne  poca,  como 
en  su  lugar  dirö. 

Luego  hizo  ayuntamiento  general  en  los  mas  antiguos  y  sabios  del  Cuzco  y 
de  otras  partes  y  con  mucha  diligencia  escudrifiö  y  averiguö  las  historias  de  las 
antigüedades  desta  tierra,  prineipalmente  de  los  ingas,  sus  mayores,  y  mandölo 
pintar,  y  mandö,  que  se  conservasen  por  la  orden,  que  dije,  cuando  habl£  del 
modo,  que  hübe  en  el  examen  desta  historia 3). 

[31]  Pachacuti  Inga  Yupangui  Inga  reedifica  la  Casa  del  Sol  y  establece  nuevos 

idolos  en  ella. 
Ornado*  el  pueblo  del  Cuzco  con  edifioios,  calles  y  las  derads  cosas  dichas, 
advirtiö  Pachacuti  inga  Yupangui  como  despues  de  Mango  Capac  ninguno  de  sus 
pasados  ingas  habia  aumentado  nada  en  la  Casa  del  Sol.  Y  por  esto  61  deter- 
minö  de  la  enguarnecer 4)  en  edificio[s]  y  oräculos,  para  espantar  las  gentes  igno- 
rantes  y  traellas  embaidas  y  abobadas  tras  si,  para  con  ellas  acometer  la  con- 
quista  de  toda  la  tierra,  qu£]  pensaba  tiranizar,  como  lo  empezö  6  hizo  gran  parte 
dello.  Y  para  esto  desenterrö  los  cuerpos  de  los  siete  ingas  pasados  desde  Mango 
Capac  hasta  Yaguar  Guacac  Inga,  que  todos  estaban  en  la  Casa  del  Sol,  y  guar- 
neciölos  de  oro,  poniöndoles  mäscaras,  armaduras  de  cabezas  &  que  llaman 
chucos,  patenas,  brazaletes,  cetros  &  que  llaman  yauris  6  chatnbis  y  otros  ornatos 
de  oro.  Y  despues  los  puso  por  orden  de  su  antigüedad  en  un  escano,  ricamente 
obrado  de  oro,  y  luego  mandö  hacer  grandes  fiestas  y  representaciones  de  la 
vida  de  cada  inga.  Turaron  estas  fiestas,  &  que  llamaron  purucaya  mäs  de  cua- 
tro  meses.  Y  hizo  grandes  y  suntuosos  sacrificios  k  cada  cuerpo  de  inga  al 
cabo  de  la  representaciön  de  sus  hechos  y  vida.  Con  lo  cual  les  diö  tanta  autori- 
dad,  que  los  hizo  adorar  y  tener  por  dioses   de   todos  los  forasteros,  que  venian 

1)  Hdschr. :  annal. 

2)  Hdsckr. :  pordonde  Pordan  de. 

3)  Vergl.  oben  Seite  31. 

4)  =  guarnecer. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  99 

&  vellos.  Los  cuales,  como  lo[s]  veian  con  tanta  magestad,  luego  se  humillaban,  y 
puestas  las  manos  los  adoraban,  6,  como  ellos  dicen,  mochaban.  Y  tenian  gran 
respeto  y  veneraeiön  y  asi  estuvieron  hasta  que  vinieron  los  Espafioles  &  esta 
tierra  del  Pirü. 

Y  demäs  destos  cuerpos  hizo  dos  idolos  de  oro.  Y  al  uno  llamö  Viracocha 
Pachayachachi,  que  representase  su  criador  que  ellos  dicen,  y  püsole  &  la  diestra 
del  idolo  del  Sol.  Y  al  otro  llamö  Chuquiylla,  que  representase  el  rel&mpago; 
y  pusole  &  la  siniestra  del  bulto  del  Sol;  al  cual  idolo  veneraban  sumamente 
todos.  El  cual  idolo  tomö  Inga  Yupangui  por  idolo  guaoqui,  porque  decia  que  se 
habian  topado  y  hablado  en  un  despoblado  y  que  le  habia  dado  una  culebra  con 
dos  cabezas,  para  que  trajese  siempre  consigo,  diciendo,  que  mientras  la  trajese, 
no  le  sucederia  cosa  siniestra  en  sus  negocios.  A  estos  idolos  dot6  de  renta  de 
tierras,  ganados  y  servieios,  especialmente  de  unas  mujeres  que  vivian  en  la 
mesma  Casa  de  Sol  k  manera  de  monjas.  Las  cuales  todas  entraban  doncellas, 
y  pocas  quedaban  que  no  parian  del  inga.  A  lo  menos  era  tan  vicioso  en  esto, 
que  se  dice  que  con  todas  las,  que  le  daba  gusto,  tenia  acceso,  y  por  esto  tuvo 
tantos  hijos,  como  d£l  se  dice. 

Habia  demäs  desta  casa  a  la  redonda  del  pueblo  algunas  guacas ,  que 
eran  la  de  Guanacauri  y  otra  llamada  Anaguarqui  y  otra  !)  llamada  Yauira  y 
otra  dicha  Cinga  y  otra  Picol  y  otra  que  se  llamaba  Pachatopan,  en  muchas  de 
las  cuales  se  hacian  los  malditos  sacrificios,  que  ellos  llaman  capac  cocha,  que  es 
enterrar  vivos  unos  ninos  de  cinco  6  seis  anos  ofrecidos  al  diablo  con  mucho  ser- 
vicio,  y  vasijas  de  oro  y  plata. 

Y  dicen  que  sobre  todo  hizo  una  gruesa  maroma  de  lana  de  mucbas  colores 
y  chapeada  de  oro  con  dos  borlas  coloradas  al  cabo.  Tenia  de  largo,  segün  dicen, 
ciento  y  cincuenta  brazas,  poco  mas  ö  menos.  Esta  servia  para  sus  fiestas  pü- 
blicas,  que  eran  cuatro  al  ano  las  principales,  llamadas  la  una  raymy  6  capac 
raymy,  que  era  de  los  Caballeros,  cuando  se  hacian  abrir  las  orejas,  &  que  llaman 
guarachico.  La  otra  se  llamaba  situay,  que  era  &  la  manera  de  nuestros  regocijos 
de  Sant  Juan2);  que  se  levantaban  todos  &  media  noche  con  lumbres  y  se  iban 
&  bafiar,  y  decian,  que  con  aquello  quedaban  limpios  de  toda  enfermedad.  La 
tercera  se  decia  indi  raymi ;  que  era  la  fiesta  del  Sol,  la  cual  era  aymoray. 8).  En 

1)  Hdschr.:  otro. 

2)  Das  Wesen  des  peruanischen  Festes  wird  bei  der  Vergleichung  mit  den  Johannisfeuern 
gut  charakterisiert.  Als  etwas  in  Spanien  Gebräuchliches  erwähnt  Cervantes  im  Don  Quijote 
(l  cap.  19)  das  Herumlaufen  mit  Beleuchtungskörpern  an  Abenden  von  Belustigungen  und  Festen: 
y  comenzaron  ä  correr  por  aquel  campo  con  las  hachas  encendidas,  que  no  parecfan  sino  ä  los  de 
las  mäscaras,  que  en  noche  de  regocijo  y  fiesta  corren. 

3)  Hdschr.:   la  qtial  Era  ay  morar.  —  Vergl.  Jos.  de  Acosta,   Historia  natural  y  moral  dt 

las  Indios  libr.  5  cap.  27 :  £1  sexto  mes  se  llama  hatuncüzqui  aymoray,  que  responde  ä  mayo 

En  esta  luna  y  mes,  que  es  cuando  se  trae  el  malz  de  la  era  ä  casa,  se  hacfa  la  fiesta  que  hoy 
dfa  es  muy  usada  entre  los  indios  que  llaman  aymoray.  Aymorar  wird  verschrieben  sein  aus 
aymoraiy  wie  nach  Baiboa  (cap.  9;  Seite  126),  die  Gesänge  Messen,  die  zu  diesem  Feste  gehörten. 
Betanzos  (cap.  15 ;  S.  103)  giebt  als  den  Namen  des  Festes  Yaguari[n]che  aymoray. 


70  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

estas  fiestas  sacaban  la  maroma  de  la  Casa  6  despensa  del  Sol,  y  todos  principales 
indios  muy  lucidamente  vestidos  se  asian  ä  ella  por  orden;  y  asf  desde  la  Casa 
del  Sol  venian  cantando  hasta  la  Plaza,  la  cual  cercaban  toda  con  la  maroma, 
que  se  llamaba  moroy  Urco. *). 

[32]  Despuebla  Pachacuti  Inga  Yupangui  dos  leguas  en  los  alderredores  del 

Cuzco. 

Despues  que  Pachacuti  hizo  lo,  que  se  ha  dicho,  en  la  cidad,  mirö  la  pobla- 
cion  del  pueblo  y  la  gente  que  en  el  habia.  Y  viendo  que  no  habia  bastantes 
tierras  de  sembrar,  para  que  se  pudiesen  sustentar,  salio  fuera  del  pueblo  cuatro 
leguas  en  redonda  döl,  y  considerados  los  sitios,  valles  y  poblaciones,  despoblö 
todos  los  pueblos  questaban  dos  leguas  entorno  del  pueblo.  Y  las  tierras  de  loa 
pueblos  que  despoblö  aplicölas  para  el  Cuzco  y  para  sus  moradores,  y  los  que 
despoblö  echölos  &  otras  partes.  Con  lo  cual  contentö  inucho  ä  los  ciudadanos 
del  Cuzco,  porque  les  daba  aquello  que  les2)  costaba  poco,  y  asl  hacfa  amigos 
con  hacienda  ajena;  y  tomö  para  su  recämara  el  valle  de  Tambo  sin  ser  suyo. 

Las  nuevas  de  la  ampliaciön  deste  pueblo  corrian  por  todas  partes  y  llegando 
&  oidos  del  Inga  Viracocha,  questaba  retirado  en  Caquia  Xaquixaguana,  moviöse 
&  ir  ver  al  Cuzco.  Y  asi  fuö  por  öl  su  hijo  Inga  Yupangui,  y  lo  llevö  con 
mucho  regocijo  al  Cuzco.  Y  fuö  &  la  Casa  del  Sol  y  mochö  &  Guanac|a]uri 8) 
y  mosträronle  todo  lo  demäs,  quo  en  la  cidad  se  habia  aumentado  y  renovado. 
Y  visto,  se  tornö  &  volver  &  su  estancia  de  Caquia  Xaquixaguana,  adonde  estuvo 
hasta  que  muriö,  que  nunca  mäs  torno  al  Cuzco,  ni  vio  ä  su  hijo  Pachacuti  Inga 
Yupangui. 

[33]  Pachacuti  Inga  Yupangui   mata  ä  su   hermano   mayor   llamado  Inga  Urcon. 

Como  Pachacuti  Inga  Yupangui  se  vido4)  tan  poderoso  con  las  companas 
que  se  le  habian  allegado  por  las  larguezas  que  con  todos  hacfa,  propuso  sub- 
jetar  con  ellas  todas  las  tierras  que  pudicse.  Y  para  esto  hizo  resena  de  todas 
sus  gentes,  que  en  el  Cuzco  estaban  y  aderezolos  de  armas  y  pertrechos  ne- 
cesarios  d  la  guerra.  Y  estando  las  cosas  en  este  estado,  supo  que  su  hermano 
Inga  Urco[n]  estaba  cuatro  leguas  del  Cuzco  en  el  valle,  que  llaman  de  Yucay, 
y  que  tenia  alguna  gente  Junta;  y  temicndose  que  fuese  contra  el,  fuö  con  su 
gente  allä.  Y  yendo  con  61  Inga  Roca  su  hermano,  del  cual  se  dice  que  fuö  grande 
nigromäntico,  y  llegando  Inga  Yupangui  al  pueblo  llamado  Paca  en  el  dicho  valle 
de  Yucay,  salio  contra  61  Inga  Urcon,  su  hermano,  con  gente  de  guerra,  y  tra- 
böse  entre  ellos  batalla.  En  la  cual  Inga  Roca  diö  una  pedrada  en  la  garganta  & 
Inga  Urcon   tan   grande,   que   diö   con  Inga  Urcon  en  el  rio,    sobre  la  barranca 


1)  Vergl.  Kap.  43  :  moro  urco. 

2)  So  die  Hdschr.,  man  erwartet  eher  le. 

3)  Hdschr.:  mocho  yaguanacuri. 

4)  =  viö. 


PEDRO   SABMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  •  71 

del  cual  peleaban.  E  Inga  Urcon  esforzändose,  dejöse  ir  huyendo  nadando  por 
el  agua  bajo1)  con  su  haoha  de  armas  en  la  mano,  y  desta  manera  fu6  hasta 
una  peüa  llamada  Chupellusca,  una  legua  abajo  de  Tambo,  adonde  le  alcanzaron 
sus  hermanos  y  le  acabaron  de  matar. 

Y  desde  aquf  Inga  Yupangui  6  Inga  Roca  con  su  gente  fueron  &  Caquia 
Xaquixaguana  &  ver  al  padre,  mas  nunca  los  quiso  ver  ni  hablar  por  el  enojo 
que  tenla  contra  ellos  por  la  muerte  de  Inga  Urcon.  Mas  Inga  Roca  entrö  donde 
estaba  Inga  Viracocha  y  le'dijo:  >j Padre!  no  hay  raz6n  para  que  tom&s  tanta 
pesadumbre  por  la  muerte  de  Inga  Urcon,  porque  yo  lo  matä  en  defensa  de  mi 
persona,  porque  Inga  U[r]con  me  iba  &  matar  k  mi.  No  os  pese  tanto  de  la 
muerte  de  uno,  pues  ten&s  tantos  hijosf  y  no  trat&s  yamäs  dello,  que  mi  her- 
mano  Inga  Yupangui  ha  de  ser  inga,  6  yo  le  tengo  de  favorescer  y  serle  como 
padre«.  Viendo  Inga  Viracocha  la  determinaciön  del  hijo  Inga  Roca,  no  le  os6 
replicar  ni  contradecir,  y  despidiöle  con  decirle,  que,  pues  asi  lo  queria,  que 
hiciese  su  voluntad  en  todo.  Y  con  esto  se  tornaron  al  Cuzco  Inga  Yupangui  6 
Inga  Roca,  y  entraron  en  cidad  triumphando 2)  de  las  victorias  pasadas  y  desta. 

El  triumpho  era  desta  manera:  Llevaban  la  gente  de  guerra  en  orden  por 
sus  escuadras,  lo  mäs  bien  aderezados  que  les  era  posible,  con  muchas  danzas  y 
cantares,  y  los  captivos  presos,  los  ojos  en  el  suelo,  vestidos  con  unas  ropas 
largas  con  muchas  borlas;  y  entraban  por  las  calles  del  pueblo,  que  para  esto 
estaban  muy  bien  aderezadas.  Iban  representando  las  victorias  y  batallas,  de 
que  triumpha[ba]n 8).  Y  en  Uegando  &  la  Casa  del  Sol  echaban  en  el  suelo  los 
despojos  y  prisioneros,  y  el  inga  pasaba  sobrellos  pis&ndolos  y  diciendo :  >  A  mis 
enemigos  piso«.  Y  estaban  los  presos  callando  sin  alzar  los  ojos.  Y  este  orden 
guardaban  en  todos  los  triumphos4).  E  Inga  Viracocha  al  cabo  de  poco  tiempo 
muriö  de  enojo  por  la  muerte  de  Inga  Urcon,  privado  y  despojado  de  toda  honra 
y  hacienda,  y  sepultaron  su  cuerpo  en  Caquia  Xaquixaguana. 

[34]  Las  naciones  que  Pachacuti  Inga  destruyö  y  pueblos  que  asolö,   y  primero 
de  Tocay  Capac,  cinche  de  los  Ayarmacas,  y  destruiciön  de  los  Cuyos. 

Cerca  del  valle  del  Cuzco  estä  una  naciön  de  indios  llamados  Ayarmacas, 
los  cuales  tenian  un  cinche  soberbio  y  rico  llamado  Tocay  Capac.  Este  ni  los 
Ayarmacas  no  quisieron  venir  &  reverenciar  al  inga,  antes  procuraban  alistar 
las  armas  para  contra  los  Cuzcos,  si  quisiesen  ir  contra  61.  Lo  cual  sabido  por 
Inga  Yupangui,  hizo  ayuntamiento  de  sus  gentes  y  ayllos,  y  hizo  las  parciali- 
dades,  que  despues  Uamaron  Hanancuzcos  y  Hurincuzcos,  y  conformölos  en  un 
cuerpo,  para  que  juntos  nadie  pudiese  ni  fuese  parte  contra  ellos.  Y  esto  hecho, 
entraron   en   consejo  sobre  lo  que  debfan  hacer.     Y  acordaron  que  todos  se  jun- 


1)  Hdschr. :  gua  Baxo.  Vielleicht  ist  el  agua  abajo  zu  lesen. 

2)  =  triunfando. 

3)  =  triunfaban. 

4)  =  triunfo8. 


72  RICHARD   PIETSCHMANN, 

tasen  y  saliesen  d  conquistar  d  todas  las  naciones  del  reino,  y  que  d  los  que  de 
su  voluntad  no  se  les  diesen  y  sirviesen,  los  destruyesen  totalmente;  y  que  ante 
todas  cosas  fuesen  contra  Tocay  Capac,  cincbe  de  los  Ayarmacas,  que  era  pode- 
roso  y  no  habia  venido  d  bacer  reconoscimiento  al  Cuzco.  Y  asi  Junta  la  gente 
de  guerra,  fueron  contra  los  Ayarmacas  y  su  cinche,  y  diöronse  batalla  los  unos 
d  los  otros  en  Guanancancha.  Y  los  venciö  Inga  Yupangui  y  asolö  d  los  pueblos 
y  matö  cuasi  d  todos  los  Ayarmacas  y  trajo  preso  al  Cuzco  d  Tocay  Capac,  al 
cual  tuvo  en  prisiön,  hasta  que  muriö. 

Despues  desto  Inga  Yupangui  tomö  por  mujer  d  Mama  Anaguarqui,  natural 
de  Choco,  y  para  holgarse  y  regocijarse  mds  apartado  de  negocios  fuöse  al  pueblo 
de  los  Cuyos1),  cabeza  de  la  provincia  de  Cuyosuyo.  Y  estando  un  dfa  en  un 
gran  regocijo,  un  ollero,  criado  de  un  cinche,  sin  saber  porque,  diö  con  una  piedra 
6,  como  otros  dicen,  con  un  jarro,  d  que  ellos  Uaman  ulti,  en  la  cabeza  d  Inga 
Yupangui  y  lo  descalabrö.  Y  preso  el  delincuente,  que  era  extranjero  de  aquella 
naciön,  diöronle  tormento,  para  que  dijese,  quiön  se  lo  habia  mandado.  Y  con- 
fesö  que  todos  los  cinches  de  Cuyosuyo2),  que  eran  Cuyo  Capac  y  Ayanquila- 
lama  y  Apu  Cunaraqui,  los  cuales  estaban  de  concierto  para  lo  matar  y  alzar. 
Aunque  en  efeto  era  falso,  porque  öl  lo  habia  levantado  por  el  temor  del  tor- 
mento,  ö  porque,  como  otros  dicen,  era  de  naciön  enemiga  de  los  Cuyos  y  por 
les  hacer  mal,  lo  s)  dijo.  Mas  el  inga,  como  oyö  lo  quel  ollero  dijo,  mandö  luego 
Pachacuti  matar  d  todos  los  cinches  con  grandes  crueldades.  Y  despues  de 
muertos,  diö  sobre  la  communidad,  que  no  dejö  hombre  d  vida  sino  algunos  niftos 
y  viejas ;  y  asi  quedö  aquella  naciön  destruida  y  los  pueblos  asolados  hasta  hoy. 

[36]  Las  demds  naciones  que  Inga  Yupangui  conquistö  por  su  persona  6  Inga 

Roca. 

Como  Inga  Yupangui  y  su  hermano  Inga  Roca,  el  cual  era  cruelisimo,  con 
sus  naturales  hobiesen  determinado  de  opremir4)  y  subjetar  d  todos  los  que  se 
les  quisiesen  igualar  y  no  dalles  obidiencia 5),  supieron,  que  en  un  pueblo  llamado 
OUantaytambo,  seis  leguas  del  Cuzco,  estaban  dos  cinches,  llamädos  el  uno  Paucar 
Ancho  y  el  otro  Tocori  Topa,  que  estorbaban  d  los  OUantaytambos,  que  no  vi- 
niesen  d  dar  obediencia,  ni  ellos  tan  poco  querian  venir.  Fueron  contra  ellos  con 
mucha  gente  y  diöronles  batalla;  en  que  fuö  herido  Inga  Roca  malamente,  mas 
en  fin  fueron  vencidos  los  OUantaytambos6);  y  los  matö  d  todos  y  quemö  el 
pueblo  y  lo  asolö,  que  no  dejö  cosa  de  memoria;  y  tornöse  al  Cuzco. 


1)  Hdschr. :  Cayos. 

2)  Hdschr. :  cuyo  Capac. 

3)  Hdschr.:  lt. 

4)  =  oprimir. 

5)  =  obediencia. 

6)  -llantay  nachgetragen. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  73 

Era  otro  *)  cinche  llamado  Illacumbi,  cinche  de  dos  pueblos,  el  uno  nombrado 
Cugma  y  el  otro  Guata,  cuatro  leguas  del  Cuzco.  A  este  cinche  embiaron2)  d 
decir  Inga  Yupangui  6  Inga  Roca,  que  les  viniese  &  dar  obediencia,  y  respon- 
diöles,  quäl  era  tan  principal  como  ellos  y  libre,  y  que  si  algo  querian,  que  lo 
habian  de  librar  por  las  lanzas.  Por  esta  respuesta  tomaron  las  armas  contra 
el  dicho  cinche.  El  cual  y  otros  dos  cinches  aus  companeros,  llamados  el  uno 
Paucar  Topa  y  el  otro  Poma  Lloquy,  juntaron  sus  gentes  y  salieron  &  pelear 
con  el  Inga,  mas  fueron  vencidos  y  muertos  ellos  y  cuasi  todos  los  del  pueblo. 
T  asolö  aquella  poblaciön  toda  &  fuego  y  d  sangre  con  muy  grandes  crueldades. 
Y  de  alli  se  tornö  al  Cuzco  y  triumphö  s)  desta  victoria. 

Supieron  los  ingas  despues  desto,  que  once  leguas  del  Cuzco  en  un  pueblo 
llamado  Guancara  estaban  dos  cinches  llamados  el  uno  Ascascaguana  y  el  otro 
Urcocona.  A  estos  embiö4)  el  inga  d  llamar,  para  que  le  hiciesefn]  reverencia 
y  le  obedeciesen  y  tributaisen.  Los  cuales  respondieron,  que  no  eran  ellos  mu- 
jeres  para  venirle  d  servir,  que  ellos  estaban  en  su  natural,  y  que  si  alguno  los 
fuese  d  buscar,  quellos  defenderian  su  tierra.  Y  enojados  desto  Inga  Yupangui 
6  Inga  Roca,  movieron  guerra  contra  ellos  y  mataron  d  los  cinches  y  d  muchos 
de  los  comunes,  y  prendiendo  d  los  demds,  los  trajeron  presos  al  Cuzco,  para 
que  alli  por  fuerza  les  diesen  obediencia. 

Y  despues  desto  fueron  sobre  otro  pueblo  llamado  Toguaro,  seis  leguas  de 
Guancara,  y  matö  d  su  cinche  llamado  Alcapariguana  y  juntamente  d  todos  los 
naturales  del  pueblo,  que  no  dejö  sino  d  los  ninos,  para  que  cresciesen  y  tor- 
nasen  d  poblar.  Y  con  las  crueldades,  que  hacfa  en  todos  los  pueblos,  hizo  que 
le  tributasen  Cotabambas,  Cotaneras,  Omasayos  y  Aymaraes,  provincias  de  las 
mds  principales  de  Chinchaysuyo. 

Y  pasado  d  los  Soras,  cuarenta  leguas  del  Cuzco,  salieron  los  naturales  d 
le  resistir,  diciöndole :  qu6 6)  buscaba  por  sus  tierras,  que  se  saliese  luego  dellas, 
sino  que  lo  lanzarian  por  fuerza.  Y  sobrello  vinieron  d  batalla,  y  subjetö  dos 
pueblos  desta  vez  de  los  Soras,  el  uno  llamado  Chalco  y  el  otro  Soras.  Llamd- 
base  el  cinche  de  Chalco  Puxayco  y  61  de  Soras  Guacralla.  Y  trdjolos  presos 
al  Cuzco  y  triumphö6)  dellos. 

Habfa  otro  pueblo  llamado  Acos,  questd  diez  li  once7)  leguas  del  Cuzco. 
Los  cinches  deste  pueblo  eran  dos,  llamados  Ocacique  el  uno  y  el  otro  Otoguasi. 
Estos  eran  contrarius  muy  al  descubierto  de  la  opiniön  del  inga  y  le  resistieron 


1)  Hdschr. :  octro. 

2)  =  enviaron. 
8)  =  triunfö. 

4)  =  enviö. 

5)  Hdschr.:  que  que. 

6)  =  triunfö. 

7)  ü  once  auf  gelöschter  Schrift;  unten  am  Rande:  va  sobre  raido  ü  once\  dahinter  das  No- 
tariatszeichen Navamuels. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gea.  d.  Wiss.  su  Göttingen.  Pnil.-hift  Kl.  N.  F.  Band  6,4.  10 


74  RICHARD   PIET8CHMANN, 

fortisimamente.  Por  lo  cual  Inga  Yupangui  fu6  con  gran  poder  contra  ellos  *). 
Mas  el  inga  ae  vido2)  en  grande  trabajo  en  esta  conquista  porque  los  de  Acos 
se  defendian  animosisimamente  y  hirieron  a  Pachacuti  en  la  cabeza  de  una  pe- 
drada.  Por  lo  cual  no  quiso  el  inga  alzar  la  mano  de  la  guerra,  hasta  que, 
habiendo  mucho  tiempo  que  los  combatia,  enfin  los  venciö.  Y  matö  cuasl  &  todoa 
los  naturales  de  Acos,  y  a  los,  que  perdonö  y  restaron  de  aquella  mortandad 
cruel,  los  de[s]terrö  &  los  törminos  de  Gruamanga,  adonde  agora  llaman  Acos. 

En  todas  estas  conquistas,  que  hasta  aqui  se  han  contado,  fuö  Inga  Roca 
companero  en  las  guerras  de  Inga  Yupangui  y  triumphö8)  de  todas  las  dichas 
naciones.  Y  es  de  notar  que  en  todas  las  provincias,  que  subjetaba,  ponia  de 
su  mano  principales,  quitando  los  cinches  6  matandolos.  Y  los  quöl  ponia  eran 
como  guardas  ö  capitanes  del  tal  pueblo,  para  que  en  su  nombre  lo  tuviese  por 
el  tiempo  de  su  voluntad.  Y  desta  manera  los  tenia  opresos  y  tiranizados  con 
jugo  de  servidumbre,  poniendo  por  sus  provincias  uno  superior  &  todos  los  demds, 
que  en  los  pueblos  singularmente  ponia,  por  general  6  gobernador  de  los  de 
aquella  provincia,  al  cual  en  la  lengua  desta  tierra  llaman  tucuyrico,  que  quiere 
decir  «öl  que  todo  lo  vee  y  entiende». 

Asi  que  de  la  primera  vez,  que  tomö  las  armas  Pachacuti  Inga  Yupangui, 
despues  del  vencimiento  de  los  Chancas,  para  conquistar,  subjetö  hasta  los  Soras 
cuarenta  leguas  del  Cuzco  al  poniente.  Y  las  demds  naciones  dichas  y  otras 
algunas  en  Condesuyo,  de  temor  de  ver  las  crueldades  que  hacia,  devinieron  d 
servir  porque  no  los  destruyese.     Mas  nunca  le  sirvieron  sino  de  voluntad4). 

[36]  Dota  Pachacuti  Inga  Yupangui  la  Casa  del  Sol  de  muchas  riquezas. 

Despues  que  Pachacuti  Inga  Yupangui  conquistö  las  tierras  y  naciones  arriba 
dichas  y  triumphö5)  dellas,  entrö  a  visitar  la  Casa  de  Sol  y  las  mamaconas  6 
monjas  della.  Y  asistiendo  un  dia  d  ver  como  las  mamaconas  servfan  la  comida 
al  Sol  —  que  era  ofrescelle  muchos  manjares  guisados  d  la  estatua  ö  idolo  del  Sol, 
y  despues  lo  echaban  alli  delante  en  un  gran  fuego,  que  en  una  ara  d  manera 
de  altar  tenian,  y  por  la  mesma  orden  la  bevida,  la  cual,  haciendo  la  mayor  de 
las  mamaconas  la  salva  al  Sol  en  un  pequenito  vaso,  echaba  lo  demds  en  el 
fuego,  y  tras  esto  echaban  muchos  cdntaros  de  aquel  bebraje6)  en  una  pila,  que 
tenia  un  sumidero,  todo  ofresciöndolo  al  Sol,  y  este  servicio  se  hacia  con  vasos 
de  barro  —  y  como  Pachacuti  considerase  la  pobreza  de  la  vasija,  diöle  todo  el 
servicio,  que  era  menester,  muy  cumplidamente  de  plata  y  oro.  Y  para  ornar 
mds  la  casa  hizo  hacer  una  tabla  de    oro  fino  de   anchor  de  dos  palmos  y  larga 


1 )  Hdschr. :  conettraellos. 

2)  =  viö. 

3)  =  triunfö. 

4)  Bedeutet:  Aber  niemals  dienten  sie  ihm  blos  ans  freiem  Entschlösse. 

5)  =  tritmfö. 

6)  =  brebaje. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  75 

cuanto  era  largo  el  patio,  y  mandö  clavar  en  lo  alto  de  la  pared  en  manera  de 
cenefa,  que  cercaba  al  patio  todo.  Esta  cinta  6  cenefa  de  oro  estuvo1)  alll 
hasta  el  tiempo  de  los  Espanoles. 

[37]  Pachacuti  Inga  Yupangui  conquista  &  la  provincia  de  Collasuyo. 

AI  sur  del  Cuzco  es  una  provincia  Uamada  Collasuyo  6  Collao,  tierra  llana 
muy  poblada,  en  la  cual  en  el  tiempo  que  Pachacuti  Inga  Yupangui  estaba  en 
el  Cuzco,  despues  de  haber  conquistado  las  provincias  arriba  dichas,  habia  un 
cinche  llamado  Chuchi  Capac  6  Colla  Capac,  que  todo  es  uno.  Este  Chuchi  Capac 
cresciö  tanto  en  autoridad  y  riquezas  con  aquellas  naciones  de  Collasuyo,  que 
le  respetaban  todos  los  Collas,  por  lo  cual  se  hacia  llamar  inga  capac. 

De  invidia  de  lo  cual  Pachacuti  Inga  Yupangui  determinö  conquistalle  &  61 
y  &  todas  las  provincias  de  Collao.  Y  para  esto  juntö  su  gente  de  guerra  y 
marchö  la  vuelta  del  Collao  en  demanda  de  Chuchi  Capac,  que  esperando  estaba 
en  Hatuncolla,  pueblo  del  Collao,  donde  61  tenia  su  morada,  cuarenta  leguas  del 
Cuzco,  sin  hacer  caso  de  la  ida  ni  aparatos  de  Inga  Yupangui.  El  cual,  luego 
que  fu6  cerca  de  Hatuncolla,  erabiö8)  &  Chuchi  Capac  sus  mensajeros,  pidiändole, 
que  le  sirviese  y  obedeciese,  sino  que  se  apercibiese  para  otro  dia  que  se  venian 
en  batalla  y  experimentarian  la  fortuna.  Desta  embajada  recibiö  mucha  pesa- 
dumbre  Chuchi  Capac  y  respondiöle  soberbiamente,  quöl  se  holgaba  de  que  hu- 
biese  venido  &  darle  obediencia  como  las  dem&s  naciones,  &  quien  6\  habia  con- 
quistado, y  que  si  asf  no  lo  pensaba  hacer,  que  aparejase  su  cabeza,  con  la  cual 
pensaba  beber  triumphando 8)  de  la  victoria,  que  d£l  habria,  si  viniesen  &  ba- 
talla. 

Con  esta  respuesta  Inga  Yupangui  otro  dfa  ordenö  su  gente  y  acercöse  & 
Chuchi  Capac,  que  esperändole  estaba  con  la  suya  &  punto  de  pelear.  Y  luego 
que  se  dieron  vista  arremetieron  los  unos  &  los  otros  y  porfiaron  la  batalla  gran 
rato,  sin  que  de  ningtin  cabo  se  reconosciese  ventaja.  E  Inga  Yupangui,  como 
era  muy  diestro  en  el  pelear,  andaba  acudiendo  d  todas  partes,  peleando  y  man- 
dando  y  animando  &  su  gente.  Y  viendo  que  los  Collas  se  le  resistian  y  duraban 
tanto  en  la  batalla,  volviö  el  rostro  &  los  suyos  y  con  una  voz  alta  afeö  &  los 
suyos  aquel  caso,  diciendoles :  >  \  0  ingas  del  Cuzco !  j  vencedores  de  toda  la 
tierra!  <jy  cömo  no  ten&s  vergüenza,  que  una  gente  tan  inferior  &  vosotros  y 
tan  desigual  en  las  armas  se  os  iguale  y  resista  tanto  tiempo?»  Y  con  esto 
tornö  &  pelear,  y  los  suyos  avergonzados  desta  reprehensiön  apretaron  &  los 
enemigos  de  tal  arte,  que  los  rompieron  y  desbarataron.  Mas  Inga  Yupangui, 
como  varön  guerrero,  y  que  sabfa,  que  el  fin  de  aquella  victoria  consistia  en 
haber  al  Chuchi  Capac,  aunque  andaba  peleando,  miraba  por  61  &  todas  partes, 
y  vi^ndolo  en  medio  de  su  gente,  arremetiö  con  la  gente  de  guarda  que  trala  y 


1)  u  in  estuvo  verlöscht. 

2)  =  enviö. 

8)  a  triunfando. 

10 


76  RICHARD  PIETSCHMANN, 

prendiö  ä  Chuchi  Capac  y  lo  entregö  ä  quien  lo  llevase  al  real  y  lo  guardase. 
Y  (51  con  los  demäs  acabaron  de  vencer  la  batalla  y  seguir  el  alcance,  hasta  que 
prendiö  ä  los  caudillos  y  capitanes  cinches,  que  allf  se  habian  hallado.  Y  Pacha- 
cuti  se  fu6  ä  Hatuncolla,  silla  y  morada  de  Chuchi  Capac,  adonde  estuvo  hasta 
que  todos  los  pueblos,  que  obedecian  ä  Chuchi  Capac,  le  vinieron  ä  obedecer,  y 
le  trajeron  muchos  y  muy  ricos  presentes  de  oro  y  plata  y  ropas  y  otras  cosas 
de  precio. 

Y  dejando  guarniciön  y  gobernador  en  su  nombre,  que  le  guardase  ä  Colla- 
suyo,  se  volviö  al  Cuzco,  trayendo  preso  ä  Chuchi  Capac  y  ä  los  demäs  pri- 
sioneros.  Con  los  cuales  entrö  triumphando ')  en  el  Cuzco,  adonde  le  tenian 
aparejado  un  solemnisimo  triumpho*).  En  el  cual  metiö  delante  de  sus  andas  al 
Chuchi  Capac  y  los  demäs  presos  de  los  Collas,  vestidos  con  unas  ropas  largas 
cerradas  y  llenas  de  borlas  por  afrenta,  para  que  fuesen  cognoscidos.  Y  llegado 
ä  la  Casa  del  Sol,  ofresciö  los  captivos  y  despojos  al  Sol,  el  cual,  digo  su  estatua 
6  su  sacerdote  por  el,  piso  todo  del  despojo3)  y  presa,  que  Pachacuti  hobo4)  de 
los  Collas,  que  fuö  dar  una  gran  honra  al  inga.  El  cual,  acabado  el  triumpho  5), 
para  dalle  buen  remate,  hizo  cortar  la  cabeza  ä  Chuchi  Capac  y  ponella  en  la 
casa  llamada  Llaxaguasi  con  las  demäs  que  alli  tenia  de  los  otros  cinches,  que 
habia  muerto.  Y  ä  los  demäs  capitanes  cinches  de  Chuchic  Capac  hizo  echar  ä 
las  fieras  que  para  esto  tenia  encerradas  en  una  casa  llamada  Sangaguacy6). 

Era  en  estos  vencimientos  Pachacuti  cruelisimo  con  los  vencidos  y  con  estas 
crueldades  tenia  las  gentes  espantadas  de  tal  manera,  que  de  miedo  de  no  ser 
comidos  de  las  fieras  6  quemados  ö  cruelmente  atormentados,  se  le  rendian  y 
obedecian,  lo  que  no  eran  para  le  resistir  por  armas.  Y  asi  fu6  en  los  de  Con- 
desuyo,  que,  viendo  las  crueldades  y  fuerza  de  Inga  Yupangui,  se  le  humillaron 
y  dieron  obidiencia 6).  Y  es  de  notar  por  esto,  que,  aunque  algunas  provincias 
dicen,  que  de  su  voluntad  se  le  dieron  y  obedecieron,  fu6  por  la  causa  y  razön 
dicha  y  porque  los  embiaba8)  ä  amenazar,  que  los  asolaria,  si  no  le  venian  ä 
servir  y  obedecer. 

Tenia  Chuchi  Capac  opresas  9)  y  subjetas  mäs  de  ciento  y  sesenta  leguas  de 
norte  sur,  porque  era  cinche,  6,  como  i\  se  nombraba:  capac,  6  Collacapac,  des- 
de  veinte  leguas  del  Cuzco  hasta  los  Chichas  y  todos  los  t^rminos  de  Arequipa 
y  la  costa  de  la  mar  hacia  Atacama  y  las  montanas  sobre  los  Mojos.  Porque 
ya  en  este  tiempo,  viendo  las  violencias  y  fuerzas,  quel  inga  del  Cuzco  por  todas 

1)  =  triunfando. 

2)  =  triunfo. 

3)  Hdschr. :  todos  del  despojos. 

4)  =  hubo. 

5)  =  triunfo. 

6)  Es  ist  Sangaguasi  zu  lesen,  wie  oben  Llaxaguasi. 

7)  =  obediencia. 

8)  =  enviaba. 

9)  Hdschr.:  opresos. 


PEDRO   SiRMIENTO's   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  77 

partes  ä  todas  naciones,  sin  perdonar  &  nadie,  hacia,  &  su  ejemplo  muchos  cinches 
habian  querido  hacer  lo  mesmo  en  otras  partes,  donde  cada  uno  se  hallaba,  de 
manera,  que  ya  en  este  reino  todo  era  una  confusa  behetria  tirdnica,  que  nadie 
en  su  pueblo  estaba  seguro  aun  de  su  propio  cidadano1).  Y  asi  en  sus  lugares 
iremos  diciendo,  cuando  se  ofresciere,  de  los  tiranos  cinches  demds  de  los  ingas, 
que  desde  estos  tiempos  de  Inga  Yupangui  se  comenzaron  d  apoderar  de  algunas 
provincias,  tiranizdndolas. 

De  manera  que  como  arriba  es  dicbo,  Inga  Yupangui  habia  dotado  la  Casa 
del  Sol  de  cosas  necesarias  al  servicio  della,  demds  de  lo  cual,  despues  que  vino 
de  Collasuyo,  diö  rauchas  cosas  de  las,  que  de  alld  trajo,  para  el  servicio  y  Casa 
del  Sol  y  para  los  bultos,  que  de  sus  antepasados  en  ella  estaban.  Y  les  di6 
criados  y  heredades.  Y  mandö  por  todas  las  tierras,  que  habia  conquistado,  que 
tuviesen  y  venerasen  las  guacas  del  Cuzco  arriba  nombrados,  ddndoles  nuevas 
ceremonias  para  el  culto  dellas  y  quitdndole[s]  sus  antiguos  ritos.  Y  diö  cargo 
de  visitar  las  guacas,  idolos  y  adoratorios  d  un  hijo  sujo  mayor  legitimo  llamado 
Amaro  Topa  Inga,  para  que  hiciese  quitar  las  guacas,  quellos  no  tenian  por  ver- 
daderas,  y  los  demds  se  sustentasen  y  se  les  hiciesen  los  sacrificios  quel  inga 
mandaba;  y  tambien  tuvo  cargo  deste  negocio  Gruayna  Yanqui  Yupangui,  hijo 
de  Inga  Yupangui. 

[38]  Embia2)  Pachacuti  Inga  Yupangui  d  conquistar  las  provincias  de  Chin- 

chaysuyo. 
Cuando  Pachacuti  Inga  Yupangui  vino  de  la  conquista  de  Collasuyo  y  las 
otras  provincias  comarcanas,  como  en  el  precediente  capitulo  es  dicho,  era  ya 
cargado  de  dias,  aunque  no  cansado  de  las  guerras,  ni  harto  de  la  sed  que  de 
tiranizar  el  mundo  tenia.  Y  por  su  vejez  quiso  quedarse  en  el  Cuzco  de  asiento, 
para  darle  en  las  tierras  que  habia  subjetado3)  con  trazas  que  sabia  bien  dar. 
Y  por  no  perder  tiempo,  hizo*)  juntar  la  gente  de  guerra,  de  la  cual  escogiö 
segiin  dicen  como  setenta  mil  hombres,  proveyö  de  armas  y  cosas  necesarias  al 
uso  militar  y  nombrö  por  capitdn  general  de  todos  d  su  hermano  Capac  Yupangui 
y  diöle  por  compafieros  d  otro  su  hermano  llamado  Guayna  Yupangui  y  d  un  su 
hijo  de  Inga  Yupangui  llamado  Apo  Yanqui  Yupangui.  Y  entre  los  otros  capi- 
tanes  particulares,  que  en  el  ejörcito  iban,  fuä  uno  llamado  Anco  Ayllo  de  naciön 
Chanca,  el  cual  habia  quedado  preso  en  el  Cuzco,  desde  el  tiempo  que  el  inga 
venciö  d  los  Chancas  en  el  Cuzco  y  en  Ichopampa.  El  cual  siempre  andaba 
triste  y,  segun  dicen,  imaginando  como  librarse.  Mas  disimuldbalo  de  manera, 
que  los  Cuzcos  ya  le  tenian  por  hermano  y  se  fiaban  dil.  Y  como  d  tal  el  inga 
le  nombrö  por  capitdn  de  la  gente  Chanca,  que  en  el  ejörcito  iba ;  porque  &  cada 
naciön  le  daba  el  inga  el  capitän  de  su  natural,  porque  conforme  d  su  condiciön 

1)  =  ciudadano. 

2)  =  envia. 

3)  Hdschr.:  sebjetado. 

4)  Hdschr.:  hijo. 


78  BICHJLRD   PIETSCHMJLNN, 

los  supiese  mejor  mandar  y  ellos  le  obedeciesen  mejor.  Y  este  Anco  Ayllo 
viendo,  que  se  le  ofrescia  ocasiön,  para  efetuar  su  deseo,  moströ  regocijarse  de 
lo  que  le  encomendaba  el  inga  y  prometiö,  que  le  haria  grandes  servicios,  como 
hombre  que  conoscia  aquellas  naciones,  que  iban  d  conquistar.  Y  despues  quel 
ejörcito  estuvo  presto  para  marchar,  el  inga  diö  al  capitdn  general  armas  suyaa 
de  oro  y  d  los  demds  capitanes  de  su  mano,  con  las  cuales  entrasen  en  las  ba- 
tallas,  y  hizoles  un  razonamiento  exhortandoles  ä  la  empresa  y  mostrandoles  el 
preinio  de  la  honra,  que  ganarian,  y  mercedes,  qu61  les  haria,  si  le  sirviesen  en 
aquella  guerra  como  amigos.  Y  al  Capac  Yupangui  le  mandö  expresamente  que 
llegase  con  aquella  gente  conquistando  hasta  una  provincia  llamada  Yanamayo, 
t^rminos  de  la  naciön  de  los  Hatunguayllas,  y  que  alli  pusiese  sus  mojones,  y  que 
por  ninguna  cosa  pase  adelante,  sino  que,  conquistado  hasta  alli,  se  volviese  al 
Cuzco  dejando  en  las  tales  tierras  bastante  guarnicion,  y  que  por  los  caminos 
dejase  puestos  postas  de  media  a  media  legua,  d  quellos1)  llaman  chasquis,  por 
los  cuales  le  avisase  por  dias  de  lo  que  sucedia  6  iba  haciendo. 

Con  esta  expediciön  y  mandato  partiö  Capac  Yupangui  del  Cuzco  6  iba 
arruinando  todas  las  provincias,  que  de  su  voluntad  no  se  le  daban.  Y  llegando  & 
una  fortaleza  llamado  Urcocollac  cerca  de  Parcos,  Wrminos  de  Guamanga,  los 
naturales  de  aquella  comarca  se  le  resisticron  valerosamente.  Y  al  cabo  los 
venciö,  y  en  el  combate  de  la  fuerza  los  Chancas  se  senalaron  y  aventajaron  de 
manera  que  ganaron  honra  mäs  que  los  Cuzcos  orejones  y  que  las  otras  na- 
ciones. 

La  nueva  desto  fu6  al  inga;  al  cual  peso  mucho  de  que  los  Chancas  se  ho- 
biesen2)  senalado  y  ganado  mäs  honra  que  los  ingas,  6  imagino  que  por  esto  se 
le  ensoberbecerian,  y  propuso  de  hacerlos  matar.  Y  asi  despachö  un  mensajero, 
que  de  su  parte  mandase  4  Capac  Yupangui,  que  diese  traza  como  matase  & 
todos  los  Chancas  como  mejor  pudiese  y  que  supiese,  que,  si  no  los  mataba, 
quöl  le  mataria  d  6\.  El  correo  del  inga  llego  con  este  mandamiento  al  Capac 
Yupangui,  y  no  pudo  ser  tan  secreto.  que  no  lo  supiese  una  mujer  del  Capac 
Yupangui,  que  era  hermana  del  Anco  Ayllo,  capitän  de  los  Chancas.  Esta  mujer 
dio  dello  aviso  &  su  hermano;  el  cual,  como  siempre  traia  en  la  voluntad  su 
libertad,  diöle  esta  ocasion  mds  prisa  por  salvar  la  vida.  Y  asi  secretamente 
diö  dello  parte  a  los  Chancas  soldados  suyos  y  püsoles  por  delante  la  furia  y 
crueldad  del  inga  y  el  premio  de  libertad,  si  le  siguiesen.  Y  conformandose 
todos  con  su  parecer  y  llegados  d  Gruaraotambo,  t£rminos  de  la  ciudad  de  (xua- 
nuco,  todos  los  Chancas  se  huyeron  con  su  capitdn  Anco  Ayllo,  al  cual  demds 
de  los  Chancas  tambiän  siguieron  otras  naciones.  Y  pasando  por  la  provincia 
de  Guayllas  la  robaron,  y  siguiendo  su  Camino,  huyendo  del  inga,  acordaron  de 
buscar  tierra  dspera  y  montuosa,  donde  los  ingas,  aunque  los  buscasen,  no  los 
pudiesen  hallar.    Y  asi  se  entraron  por  las  montanas  entre  Chachapoyas  y  Grua- 


1)  =  d  que  ellos. 

2)  =  hubiesen. 


PEDRO   SAKMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  79 

nuco  y  pasaron  por  la  provincia  de  Ruparupa.  Y  esta  es  la  gente  que  se  cree 
segün  las  noticias  que  agora  se  tienen  y  se  supieron,  cuando  el  capitäu  Gömez 
Darias  entrö  por  Guanuco  en  tiempo  del  marques  de  Cafiete  ano  de  cincuenta  y 
seis,  que  estä  [por]  el  rio  del  Pacay,  y  en  la  noticia  que  [se]  tiene  desde  all!  hacia 
el  levante  por  el  rio  que  llaman  de  Cocama,  que  desagua  en  el  gran  rio  del  Ma- 
ranon.  Asi  que  aunque  Capac  Yupangui  fu£  tras  los  Chancas,  ellos  se  dieron 
tanta  priesa  en  el  huir,  que  no  los  pudo  alcanzar. 

Yendo  tras  ellos  llegö  hasta  Caxamarca,  pasados  los  tärminos,  que  traia  por 
instrucciön  de  Inga  Yupangui  que  no  pasase.  Y  aunque  que  se  acordö  del  man- 
damiento  del  inga,  como  se  viö  ya  en  aquella  provincia  de  Caxamarca,  que  muy 
poblada  de  gente  y  rica  de  oro  y  plata  era,  a  causa  de  un  gran  cinche,  que  en 
ella  habia,  llamado  Guzmango  Capac,  gran  tirano,  y  que  babia  robados  muchas» 
provincias  comarcanas  ä  Caxamarca,  acordö  de  conquistarla,  aunque  no  tenfa 
comisiön  de  su  hermano  para  ello.  Y  empezando  &  entrar  en  la  tierra  de  Caxa- 
marca, fu£  sabido  por  Guzmango  Capac.  El  cual  apercibiö  su  gente  y  llamö  L 
otro  cinche  su  tributario,  nombrado  Chimo  Capac,  cinche  de  los  t^rminos  donde 
agora  es  la  ciudad  de  Truxillo  en  los  llanos  del  Pini.  Y  juntos  los  poderes  de 
ambos,  vinieron  en  busca  de  Capac  Yupangui;  el  cual  con  cierta  celada  que  les 
puso  y  con  otros  ardites  *)  los  venciö,  desbaratö  y  prendiö  a  los  dos  cinches 
Guzmango  Capac  y  Chimo  Capac  y  hubo  innumerables  riquezas  de  oro  y  plata 
y  otras  cosas  preciosas  como  piedras  preciosas  y  conchas  coloradas,  questos  na- 
turales entonces  estimaban  mds  que  la  plata  ni  el  oro. 

Y  juntö  Capac  Yupangui  en  la  plaza  de  Caxamarca  los  tesoros,  que  alli 
habia  habido ;  y  como  viö  tanta  suma  y  grandeza,  ensoberbiöse  y  dijo  glori&n- 
dose,  que  mds  habia  £1  ganado  y  adquerido  que  su  hermano  el  inga  Yupangui. 
A  los  oidos  del  cual  vino  la  arrogancia  y  loa,  que  se  habia  atribuido  para  si  su 
hermano  Capac  Yupangui,  y  aunque  le  pesö  mucho  y  lo  sintiö  gravemente  y 
quisiera  poderlo  haber  luego,  para  lo  matar;  mas  disimulö  por  entonces  hasta 
verlo  en  el  Cuzco.  Y  aun  temia  Inga  Yupangui  que  su  hermano  se  le  rebelase, 
y  por  esto  fingiö  semblante  alegre  delante  los  embajadores,  que  su  hermano  le 
habia  embiado2).  Y  con  ellos  mesmos  le  embiö8)  ä  mandar,  se  viniese  al  Cuzco 
trayendo  las  riquezas,  que  habia  habido  de  aquella  guerra,  y  trajese  los  princi- 
pales  hombres  de  aquellas  provincias,  que  habian  subjetado,  y  los  hijos  de  Guz- 
mango Capac  y  Chimo  Capac,  y  que  &  los  dos  cinches  mayores  dichos  los  dejase 
en  sus  tierras  con  guarniciön  bastante  que  tuviese  aquellas  tierras  por  £1.  Con 
este  mandado  del  inga  partiö  Capac  Yupangui  con  todos  los  tesoros,  que  alli 
hubo,  y  marchö  para  el  Cuzco  muy  soberbio  y  arrogante.  Lo  cual  sabido  por 
Inga  Yupangui  que  habia  ganado  tantas  tierras,  tesoros  y  honra,  tüvole  embidia4), 


1)  =  ardides. 

2)  =  enviado. 
S)  =  enviö. 
4)  =  envidia. 


80  RICHJLBD   PIETSCHMANN, 

y  aun,  segun  dicen,  temor,  y  buscö  achaques  para  lo  matar.  Y  asi  cuando  supo 
que  Capac  Yupangui  estaba  en  Limatambo,  ocho  leguas  del  Cuzco,  mandö  d  un 
su  tiniente1)  del  Cuzco  llaraado  Inga  Capon,  que  le  fuese  ä  cortar  la  cabeza,  dän- 
dole  por  culpa  el  habärsele  ido  el  Anco  Ayllo  y  el  haber  pasado  del  tärmino 
que  le  habia  mandado.  Fu£  su  gobernador,  y  como  el  inga  se  lo  mandö,  matö 
ä  Capac  Yupangui  su  kermano  y  &  Guayna  Yupangui  su  hermano  tambiön.  Y 
mando  a  los  demds  que  entrasen  en  el  Cuzco,  triumphando  *)  de  sus  victorias. 
Los  cuales  lo  hicieron  asi,  y  el  inga  les  pisö  los  despojos  y  los  honrö  £  hizo 
mercedes.  Dicen  que  le  pesö  que  su  hermano  hubiese  ganado  tanta  gloria  y  que 
quisiera  haber  embiado  d  su  hijo,  que  le  habia  de  suceder,  llamado  Topa  Inga 
Yupangui8),  para  que  gozara  de  tan  grandes  honras,  y  que  desta  embidia4)  lo 
matö. 

[39]  Pachacuti  Inga  Yupangui  hace   los   mitimaes  6)  en  toda  la  tierra,  que  tenia 

conquistada. 

Como  todas  las  conquistas,  queste  inga  hacia,  eran  con  tanta  violencia  y 
crueldades  y  fuerzas  y  robos,  y  la  gentc,  que  le  seguia  por  las  ganancias  ö  por 
mejor  decir  rapinas,  era  mucha,  obedecianle  cuando  en  tanto  que  sentian  la  fuer- 
za  sobre  si,  y  en  viöndose  algo  libres  de  aquel  temor,  luego  se  rebelaban  y 
procuraban  su  libertad.  Por  lo  cual  el  inga  por  momentos  era  forzado  conqui- 
stallos  de  nuevo,  y  revolviendo  eri  su  pecho  muchas  cosas  ö  imaginando  remedios, 
como  asentar  de  una  vez  los  que  muchos  conquistaba,  diö  en  uno  que,  aunque 
para  lo,  qu<51  deseaba,  fuö  d  su  propösito,  fue  la  mayor  tiranfa  quöl  hizo,  aunque 
colorada  con  especie  de  largueza,  y  t'uö,  que  senalö  personas,  que  fuesen  por 
todas  las  provincias,  que  tenia  subjetas,  y  las  tanteasen  y  marcasen  y  se  las 
trajesen  figurados  en  modelos  de  barro  al  natural.  Y  asi  se  hizo.  Y  puestos 
los  modelos  y  descripciones  delante  del  inga,  tanteölos,  y  considerados  llanos 
y  fortalezas,  mandö  d  los  visitadores  que  mirasen  bien  lo  quöl  hacia.  Y  luego 
empezö  a  derribar  las  fortalezas,  que  le  parecia,  y  d  aquellos  pobladores  mudd- 
balos  a  sitio  llano,  y  d  los  del  llano  pasabalos  d  las  cuchillas  y  sierras  tan  lejos 
unos  de  otros  y  cada  uno  tan  lejos  de  su  natural,  que  no  se  pudiesen  volver  d 
iL  Y  luego  mandö  que  fuesen  los  visitadores  que  hiciesen  de  los  pueblos  lo  que 
le  habian  visto  hacer  en  las  descripciones  dellos.     Fueron  y  hicieronlo. 

Y  echö  mando  d  otros  que  fuesen  d  los  mesmos  pueblos  y  que  juntamente 
con  los   tucuricos*)   sacasen   de  cada  pueblo  algunos  hombres  mancebos  con   sus 

1)  =  teniente. 

2)  =  triunfando. 

3)  Hiernach  würde  vorauszusetzen  sein,  dass  der  Rückkehr  des  Heeres  des  Capac  Yupanqui 
die  Ereignisse  voraufgingen,  welche  in  Kapitel  40  erzählt  werden,  da  gerade  hei  der  Zurückkunft 
des  Pachacuti  Inka  Yupanqui  nach  Cuzco,  von  der  dort  berichtet  wird,  Topa  Inka  Yupanqui  ge- 
boren worden  sein  soll. 

4)  Hdschr. :  =  envidia ;  Hdschr. :  embiada. 

5)  Hdschr.  hier  und  im  Folgenden:  mitimas  =  mitimaes. 

6)  So  hier.     Einschaltung  in  ausgesparter  Lücke  des  Textes.  —  Vergl.  S.  74. 


PEDRO   SABMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  81 

mujeres.  Y  hecho  asi,  trajeron  al  Cuzco  de  todas  las  provincias  de  un  pueblo 
treinta  y  de  otro  ciento  y  d  mds  y  menos  conforme  d  la  cuantidad  de  cada  pue- 
blo. Y  presentados  estos  entresacados  delante  el  inga,  mandö  que  los  llevasen 
d  poblar  en  diferentes  partidos:  d  los  que  eran  de  Chinchaysuyo  que  los  po- 
blasen  en  Andesuyo,  y  d  los  de  Condesuyo  en  Collasuyo,  tan  lejos  de  sus  na- 
turalezas,  que  no  se  pudiesen  comunicar  con  sus  parientes  ni  naturales.  Y  mandö 
que  se  poblasen  en  valles  semejantes  d  los  de  su  natural  y  que  llevasen  de  las 
8emillas  de  sus  tierras,  para  que  se  conservasen  y  no  pereciesen,  ddndoles  abun- 
dantemente  *)  tierras  para  sembrar,  quitdndolas  d  los  naturales  del  tal  sitio. 

A  estos  tales  llamö  el  inga  mitimaes,  que  quiere  decir  »traspuestos«  6  »mu- 
dados«.  Y  les  mandö  aprender  la  lengua  de  los  naturales,  donde  los  poblaban, 
y  que  no  olvidasen  la  lengua  general,  que  era  la  lengua  quichua2),  la  cual  habfa 
mandado  el  inga  que  todos  aprendiesen  y  supiesen  por  todas  las  provincias,  quöl 
habfa  conquistado,  y  que  con  ella  se  hablase  y  contratase  por  todas  partes,  por- 
que  era  la  mds  clara  y  abundante8).  Diöles  d  estos  el  inga  libertad  y  poder 
para  que  d  todas  horas  pudiesen  entrar  en  todas  las  casas  de  los  naturales  de 
los  valles,  donde  ellos  estuviesen,  de  noche  ü  de  dia,  para  que  viesen  lo  que  ha- 
cfan  ö  hablaban  ö  ordenaban,  y  que  todo  avisasen  al  gobernador  mds  cercano, 
para  que  asi  si  supiese,  si  algo  se  concertaba  ö  trataba  contra  las  cosas  del 
inga,  el  cual,  como  sabia  el  mal  que  hacia,  temiase  de  todos  en  general,  que 
sabia  que  ninguno  le  servia  de  su  voluntad,  sino  forzado.  Y  demas  desto  en 
todas  las  fortalezas  que  eran  de  alguna  importancia,  puso  guarniciones  de  los 
naturales   del  Cuzco  ü  de  cerca;   d   las   cuales  guarniciones4)  llaman  mickocritna. 

[40]  Alzanse  los  Collas,  hijos  de  Chuchic5)  Capac,  contra  Inga  Yupangui,  procu- 

rando  su  libertad. 
Despues  que  Inga  Pachacuti  hizo  las  fiestas  del  triumpho6)  del  vencimiento 
de  Chinchaysuyo  y  hizo  los  mitimaes,  despidiö  los  ejörcitos  y  öl  se  fuö  d  Yucay  y 
hizo  los  edificios  cuyas  ruinas  y  vestigios  agora  alli  parecen.  Y  estos  acabados, 
fuö  por  el  mesmo  valle  y  rfo  de  Yucay  abajo  d  un  asiento  que  agora  llaman 
Tambo,  ocho  leguas  del  Cuzco,  adonde  hacia  unos  suntuosisimos  edificios.  Y  la 
obra  y  albaneria  de  los  cuales  andabau  trabajando  como  captivos  los  hijos  de 
Chuchi  Capac,  el  gran  cin[che]  del  Collao,  d  quien,  como  antes  dije,  venciö  y 
matö  el  inga  en  el  Collao.  Estos  hijos  de  Chuchi  Capac,  viöndose  tratar  tan 
aviltadamente  y  acorddndose  de  que  eran  hijos  de  un  hombre  tan  principal  y 
rico  como  su  padre  y  viendo  que  d  la  sazön  Inga  Yupangui  habia  despedido  la 
gente  de  guerra,  acordaron  de  aventurar  la  vida  procurando  su  libertad.     Y  asi 


1)  Hdschr. :  habumdante  mente. 

2)  =  quechua. 

3)  Hdschr.:  habumdante. 

4)  Hdschr. :  guarnegiones. 

5)  So  hier;  im  Texte  Chuchi. 

6)  =  triunfo. 

Afcfadlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  sn  Göttingen.    PhiL-Urt.  KL  N.  F.    Band  6,4.  U 


82  RICHARD   PIETSCHMAN», 

una  noche  se  huyeron  con  toda  la  gente,  que  alli  estaba,  y  diöronse  tal  dili- 
gencia,  que,  aun  quel  inga  embiö1)  tras  ellos,  no  pudieron  ser  alcanzados,  ni 
habidos.  Y  por  las  partes,  por  donde  pasaban,  iban  alzando  la  tierra  contra  el 
inga.  Y  no  era  menester  mucho,  porque,  como  todos  estaban  violentados,  no 
aguardaban  mds  que  la  primera  coyuntura  para  se  alzar.  Y  con  este  tal  favor 
fdcilmente  se  alzaron  muchas  naciones,  aun  los  que  estaban  muy  cerea  del  Cuzco, 
y  principal  se  alz6  Collasuyo  y  todas  sus  provincias. 

El  inga,  visto  esto,  mandö  juntar  mucha  gente  de  guerra  y  pidiö  favor  de 
gente  d  Guzmango  Capac  y  d  Chimo  Capac.  Y  junto  gran  numero  de  gente,  y 
hechos  sus  sacrificios  y  calpa  *),  y  enterrando  algunos  nifios  vivos  d  que  llaman 
capac  cocha 8),  porque  sus  idolos  favoresciesen  en  aquella  guerra,  y  estando  todo 
a  punto  para  se  partir  d  la  guerra,  nombrö  por  capitanes  del  ejercito  d  dos  hijos 
euyos,  hombres  valerosos,  nombrados  el  uno  Topa  [A]yar  Mango  y  el  otro  Apo 
Paucar  Usno.  Y  partiö  el  inga  del  Cuzco  con  mds  de  doscientos  mil  hombres 
de  guerra  y  Camino  en  demanda  de  los  hijos  de  Cuchi  Capac,  que  tambiön  estaban 
con  mucho  poder  de  gente  y  armas  y  ganoaos  de  se  ver  con  el  inga  y  pelear 
por  la  vida  con  los  Cuzcos  y  sus  devotos. 

Y  como  los-  unos  buscasen  d  los  otros,  breveraente  se  toparon  y  se  dieron 
una  batall a  muy  porfiada  y  sangrienta,  adonde  hubo  grandes  crueldades,  porque 
los,  unos  peleaban  por  la  vida  y  libertad  y  los  otros  por  la  honra.  Y  como  los 
Cuzcos  eran  mds  disciplinados  y  diestros  en  la  guerra  y  mds  en  numero4)  que 
los  contrarius  hacianles  ventaja.  Mas  los  Collas,  por  no  verse  captivos  de  hombre 
tan  inhumano  y  cruel  como  el  inga,  querfan  mds  morir  peleando,  que  verse  rendir; 
y  asi  se  metfan  por  las  armas  de  los  orejones,  los  cuales  con  grandes  crueldades 
mataban  de  los  Collas  cuantos  se  les  ofrescian  delante.  Y  los  hijos  del  inga 
hicieron  este  dfa  grandes  cosas  por  sus  manos  en  la  batalla. 

Y  asi  los  Collas  fueron  vencidos,  muertos  y  presos  la  mayor  parte  dellos, 
y  de  los  que  huyeron  siguieron  el  alcance  hasta  un  pueblo  llamado  Lampa.  Y 
curö  alli  los  heridos  de  su  campo  y  reparö  los  escuadrones  y  mandö  d  sus  dos 
hijos  Topa  Ayar  Mango  y  Apo  Paucar  Usno  que  pasasen  adelante  conquistando 
hasta  los  Chichas  y  alli  pusiesen  sus  mojones  y  se  volviesen.  Y  öl  desde  allf  se 
tornö  al  Cuzco  d  triumphar6)  de  la  victoria  ganada. 

Llegö  el  inga  al  Cuzco,  triumphö 6)  y  hizo  fiestas  por  la  victoria.  Y  porque 
hallö  que  le  habia  venido7)  un  hijo,  al  cual  llevö  antel8)  Sol  y  se  lo  ofresciö 
y  le  puso  nombre  Topa  Inga  Yupangui,  y  en  su  nombre  ofresciö  muchos  tesoros 

1)  =  enviö. 

2)  Vergl.  Seite  61. 

3)  Vergl.  Seite  69. 

4)  ennumero.    Einschaltung  von  anderer  Hand  in  ausgesparter  Lücke  des  Textes. 

5)  =  triunfar. 

6)  =  triunfö. 

7)  Hdschr. :  venddo. 

8)  =  ante  el. 


PEDRO  SARMIEKTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES.  83 

de  plata  y  oro  al  Sol  y  £  los  demds  ordculos  y  &  los  demäs  guacas  y  hizo 
ademds1)  sacrificio  de  capac  cocha.  Y  demäs  desto  hizo  las  mAs  solenes  fiestas  y 
costosas  que  jamäs  se  habfan  hecho  por  toda  la  tierra,  porque  el  Inga  Yupangui 
queria  qne  este  Topa  Inga  le  subcidiese  *),  aunque  tenfa  otros  hijos  mayores  y 
legitimus  de  su  mujer  y  hermana  Mama  Anaguarque.  Porque,  annque  la  costumbre 
destos  tiranos  era  quel  primero  y  mayor  hijo  legitimo  heredase  el  estado,  pocas 
veces  lo  guardaban,  antes  senalaban  al  que  m£s  amor  tenian  ö  &  cuya  madre 
m&s  amaban  6  61  que  de  los  hermanos  mds  podia  £  se  quedaba  con  todo. 

[41]  Amaro  Topa  Inga  y  Apo  Paucar  Usno  prosiguen  la  conquista  del  Collao 

y  vencen  otra  vez  los  Collas. 

Luego  quel  inga  Yupangui  se  volviö  al  Cuzco  y,  como  es  dicho,  dejö  &  sus 
dos  hijos  Topa  Amaro  y  Apo  Paucar  Usno  en  el  Collao,  partieron  los  hijos  del 
inga  de  Lampa  y  fueron  la  vuelta  de  Hatuncolla,  donde  supieron  que  los  Collas 
se  habfan  reformado  de  gente  y  armas,  para  tornar  &  pelear  con  los  Cuzcos,  y 
que  habian  alzado  por  inga  &  uno  de  los  hijos  de  Chuchi  Capac.  Los  ingas  lle- 
garon  adonde  estaban  los  Collas  aguardando  en  arma;  vi£ronse  y  pelearon  vale- 
rosamente  los  unos  y  los  otros,  en  que  hobo  de  ambas  partes  muchos  muertos. 
Y  en  fin  de  la  batalla  los  Collas  fueron  vencidos  y  el  nuevo  inga  tomado  &  ma- 
nos.  Y  asi  fueron  tercera  vez  conquistados  los  Collas  por  los  Cuzcos8).  Y  por 
mandado  del  inga  dejaron  sus  hijos  generales  del  campo4)  en  Hatuncolla  preso 
al  nuevo  inga5)  del  Collao  con  guarda  y  buen  recaudo.  Los  dem&s  capitanes 
pasaron  prosiguiendo  su  conquista  como  el  inga  se  lo  mandaba  la  vuelta  de  los 
Chichas  y  Charcas. 

Entretanto  quellos  andaban  en  la  guerra,  Pachacuti,  su  padre,  acabö  los  edi- 
ficios  de  Tambo  y  hizo  los  estanques  y  casas  de  placer  de  Yucay.  Edificö  junto 
al  Cuzco  en  un  cerro  llamado  Patallata  unas  suntuosas  casas  y  otras  muchas  & 
la  redonda  del  Cuzco.  6  hizo  muchos  encanados  de  agua  provechosos  y  de  re- 
creaciön;  y  mand6  &  todos  sus  gobernadores,  que  en  las  provincias,  que  tenian 
&  su  cargo,  en  los  m&s  aptos  sitios  le  hiciesen  casas  de  placer  para  cuando  6\ 
fuese  &  visitalles. 

Mientras  estas  cosas  hacia  Inga  Yupangui,  sus  hijos  iban  conquistando  todo 
Collasuyo.  Mas  como  llegasen  cerca  de  los  Charcas,  los  naturales  de  la  pro- 
vincia  de  Paria,  Tapacari,  Cotabambas,  Poconas  y  Charcas,  se  retiraron  &  los  Chi- 
chas y  Chuyes,  para  que  alli  todos  juntos  peleasen  con  los  ingas,  los  cuales  lle- 
garon  adonde  las  dichas   naciones  estaban  ^  juntas  aguarddndolos.    Y  los  ingas  ^ 


1)  Hdschr.:  atomar. 

2)  =  sucediese. 

8)  Hdschr. :  los  Collas  por  los  collas  Por  los  cuzcos. 

4)  Auf  ausgelöschter  Schrift. 

5)  Auf  ausgelöschter  Schrift. 

6)  Hdschr.  questaban. 

7)  Durch  Korrektur. 

11* 


84  RICHARD   PIETSCHMANN, 

partieron  su  campo  en  tres  partes.  Un  escuadrön  de  cinco  mil  hombres  echaron 
por  la  montana,  y  otro  de  veinte  mil  por  la  parte  de  hacia  el  mar,  y  la  resta 
caminö  por  el  Camino  derecho.  Llegaron  al  sitio  fuerte,  donde  los  Charcas 
y  sus  aliados  estaban,  y  pelearon  con  ellos,  y  los  Cuzcos  fueron  vencedores  y 
bubieron  de  allf  grandes  despojos  y  riquezas  de  plata,  que  sacaban  aquellos  na- 
turales de  las  minas  de  Porco.  Y  es  de  notar  que  los  cinco  mil  orejones  que 
entraron  por  la  montana,  nunca  mds  se  supo  dellos  que  se  bubiese  *)  hecho.  Y  con 
esta  victoria  dejando  subjetas  todas  las  provincias  dicbas,  se  tornaron  Amaro 
Topa  Inga  y  Apo  Paucar  Usno  al  Cuzco,  adonde  triumpharon  *)  de  sus  Victorias. 
Y  Pachacuti  les  hizo  muchas  mercedes  y  se  regocijö  baciendo  muchas  fiestas  y 
sacrificios  &  sus  idolos. 

[42]  Nombra  Pacbacuti  Inga  Yupangui  &  su  bijo  Topa  Inga  Yupangui  por  su 

sucesor. 
Pacbacuti  Inga  Yupangui,  viöndose  ya  my  viejo,  determinö  de  hacer  nombra- 
miento  de  sucesor  para  despues  de  sus  dfas;  y  para  esto  mandö  llamar  &  los 
ingas  sus  deudos  de  los  ayllos  de  Hanancuzco  y  Hurincuzco  y  dijoles:  »{Amigos 
y  parientes  mios!  ya,  corao  veis,  soy  muy  viejo,  y  quiero  dejaros  quien  despues 
de  mis  dfas  os  gobierne  y  defienda  de  vuestros  enemigos.  Y  dado  quealgunos3) 
&  que  nombre  por  mi  sucesor  &  mi  hijo  mayor  legitimo  Amaro  Topa  Inga,  no 
me  parece  que  es  öl  que  cumple  para  gobernar  tan  grande  senorfo  como  öl  que 
yo  he  ganado.  Y  por  eso  os  quiero  nombrar  otro,  con  quien  tengdis  mds  con- 
tento.c  A  lo  cnal  sus  deudos  respondieron  ddndole  muchas  gracias  por  ello  y 
que  recibian  gran  merced  y  beneficio  en  que  se  lo  nombrase.  Y  luego  dijo  que 
nombraba  por  inga  y  sucesor  suyo  &  su  hijo  Topa  Inga  y  lo  mandö  salir  de  la  casa, 
donde  habfa  quince  ö  diez  y  seis  afios  que  se  criaba,  sin  que  nadie  le  viese  sino 
raras  veces  y  por  gran  merced.  Y  lo  moströ  al  pueblo  y  mandö  luego  que  pu- 
siesen  una  borla  de  oro  en  la  mano  &  la.  estatua  del  Sol  y  su  cobertura  de  ca- 
beza,  ä  que  llaman  pillaca  llayto.  Y  despues  que  Topa  Inga  hizo  su  reverencia 
y  acatamiento  &  su  padre,  levantöse  el  inga  y  los  demäs  y  fueron  delante  de  la 
estatua  del  Sol,  adonde  hicieron  sus  sacrificios  y  ofrendaron  capa[c]  cochas  al  Sol, 
y  luego  le  ofrescieron  el  nuevo  inga  Topa  Inga  Yupangui,  rogando  al  Sol  que 
se  le  guardase  y  criase,  y  le  hice  tal  que  todos  le  tuviesen  y  juzgasen  por  su  hijo 
y  por  padre  del  pueblo.  Y  esto  dicho,  los  mds  ancianos  y  principales  orejones 
llevaron4)  al  Topa  Inga  al  Sol,  y  los  sacerdotes  y  mayordomos  tornaron  de  las 
manos  del  Sol  la  borla,  que  ellos  llaman  mascapaycha,  y  pusiöronsela  &  Topa 
Inga  Yupangui  sobre  la  cabeza,  que  tornaba  sobre  la  frente.  Y  fuö  nombrado  inga 
capac,  y  sentöse  delante  del  Sol  en  una  silleta  baja  de  oro,  &  que  llaman  duho 5), 

1)  Hdschr. :  viesen. 

2)  Hdschr.:  triumpho. 

3)  Fehlt  das  Verbum;  etwa:  esperen. 

4)  Hdschr.:  llegaron. 

5)  Bezeichnung  für  einen  niedrigen  Sessel  aus  der  Sprache  von  EspaBola.    Vergl.  Gonzalo 
Fernändez  de  Oviedo,  Eistoria  general  y  natural  de  las  Indios  lib.  5  cap.  1. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  85 

guarnecido  de  muchas  esmeraldas  y  otras  piedras  preciosas.  Y  alli  sentado,  le 
vistieron  el  capac  honcjo,  y  el  sunturpaucar  le  pusieron  en  la  mano,  ddndole  las 
Bernds  insignias  de  inga,  y  los  sacerdotes  le  alzaron  sobre  los  hombros.  Esta 
cerimonia1)  hecha,  Pachacuti  Inga  Yupangui  mandö  &  su  hijo  Topa  Inga,  que 
se  quedase  encerrado  en  la  Casa  del  Sol  corao  antes,  haciendo  los  ayunos  que 
solian  hacer  para  recebir  la  orden  de  caballerfa,  que  era  abrirles  las  orejas,  y 
mandö  que  no  se  publicase  lo  que  alli  se  habia  hecho,  hasta  quäl  lo  mandase. 

[43]  Arma  caballero  Pachacuti  &  su  hijo  Topa  Inga. 

Tenia  Pachacuti  Inga  Yupangui  puesta  su  felicidad  en  dejar  memoria  de  sL 
Y  por  esto  hacia  cosas  tan  extraordinarias  de  sus  antepasados  en  edificios,  tri- 
umphos*)  y  en  no  dejarse  ver  sino  por  gran  favor,  que  queria  hacer  al  pueblo, 
ca  por  tal  era  tenido  el  dfa  que  se  raostraba.  Y  para  entonces  mandö,  que  nadie 
le  viniese  &  ver  que  no  le  adorase  y  trajese  algo  en  los  manos,  que  le  ofresciese, 
y  questa  costumbre  se  guardase  siempre  para  con  todos  sus  decendientes ;  y  asi 
se  hacia  inviolablemente.  Y  asi  desde  este  Pachacuti  se  empezö  la  inaudita  6 
inhumana  tirania  renovada  sobre  las  tiränicas  de  sus  antepasados.  Y  como  era 
ya  viejo  y  deseaba  perpetuar  su  nombre,  pareciöle  que  auturizando 3)  &  su  hijo 
sucesor  llamado  Topa  Inga,  alcanzaba  el  efeto  de  su  deseo,  y  asi  lo  criyö4)  en- 
cerrado en  la  Casa  del  Sol  mds  de  diez  y  seis  anos,  que  no  lo  dejeba  ver  & 
nadie  sino  era  &  sus  ayos  y  maestros,  hasta  que  lo  sacö  &  presentar  al  Sol,  para 
lo  nombrar,  como  se  ha  dicho.  Y  para  le  autorizar  en  su  guarachico  ordenö  nuevo 
modo  de  dar  orden  de  caballerfa.  Y  para  esto  hizo  al  derredor  de  la  ciudad 
otras  cuatro  casas  advocaciones  del  Sol  con  mucho  aparato  de  idolos  de  oro  y 
guacas  y  servicio,  para  que  su  hijo  anduviese  las  estaciones,  cuando  le  armasen 
caballero. 

Y  estando  el  negocio  en  este  estado  vino  &  Pachacuti  Inga  Yupangui  Amaro 
Topa  Inga,  &  quien  el  padre  Pachacuti  anos  atr&s  habia  nombrado  por  sucesor, 
porque  era  mayor  que  ligitimo 6)  y  le  dijo  : » ;  Padre  inga !  yo  he  sabido  que  en 
la  Casa  del  Sol  tenöis  un  hijo  ä  quien  haböis  nombrado  por  sucesor  vuestro 
despues  de  vuestros  dias;  mandädmelo  mostrar!«  Inga  Yupangui,  pareciöndole 
desenvoltura  de  Amaro  Topa  Inga,  le  dijo:  »Es  verdad,  y  vos  y  vuestra  mujer 
quiero  que  se&is  sus  vasallos  y  le  sirv&is  y  obedezcdis  por  vuestro  senor  ö  inga.« 
Amaro  le  respondiö  que  asi  lo  queria  hacer  y  que  para  eso  le  queria  ver  y  hacerle 
sacrificio,  y  que  le  mandase  llevar  adonde  öl  estaba.  El  inga  Yupangui  le  diö 
licencia  para  ello,  y  Amaro  Topa  Inga  tomö  lo  necesario  para  aquel  acto  y  fuö 
llevado  donde  Topa  Inga  estaba  en  sus  ayunos.     Y  como  Amaro  Topa  Inga  le 


1)  =  ceremonia. 

2)  =  triunfos. 

3)  =  autorizando. 

4)  =  criö. 

5)  =  legitimo. 


86  RICHARD   PIETSCHMJLNN  , 

viese  con  tanta *)  magestad  de  aparato  de  riquezas  y  senores,  que  lo  acompaüa- 
ban,  cayö  sobre  su  faz  en  tierra  y  adorole  y  hfzole  sacrificios  y  obedeciöle.  Y 
sabiendo  Topa  Inga  que  era  su  hermano,  lo  levantö  *)  y  se  dieron  paz  en  la  faz. 

Y  luego  Inga  Yupangui  mandö  aderezar  lo  necesario  para  dar  &  su  hijo  la 
orden  de  caballeria.  Y  puesto  &  punto  todo,  Pachacuti  Inga  con  los  demäs  sus 
principales  deudos  y  criados  fu£  a  la  Casa  del  Sol,  de  donde  sacaron  &  Topa 
Inga  con  grande  solemnidad  y  aparato,  porque  sacaron  juntamente  todos  los  idolos 
del  Sol,  Viracocha  y  los  demäs  guacas  y  figuras  de  los  ingas  pasados  y  la  gran 
maroma  moro  urco.  Y  puesto  todo  por  orden 3)  con  nunca  vista  pompa,  fueron 
todos  &  la  plaza  del  pueblo,  en  medio  de  la  cual  hicieron  una  muy  grande  ho- 
guera.  Y  muertos  muchos  animales  por  todos  sus  deudos  y  amigos,  le  hicieron 
sacrificio  dellos  echdndolos  en  el  fuego.  Y  tras  esto  le  adoraron  todos  y  le 
ofrescieron  presentes  y  ricos  dones,  y  61  que  primero  le  ofresciö  don  fu6  su  pa- 
dre, para  que  ä  su  ejemplo  6  imitaciön  los  demäs  le  adorasen,  viendo  que  su 
padre  le  hacia  reverencia.  Y  asi  lo  hicieron  los  orejones  ingas  y  todos  los  dem&s, 
que  allf  se  hallaron,  que  para  aquello  babian  sido  llamados  y  apercebidos,  para 
que  traj[es]en  sus  dones,  para  ofrescer  al  nuevo  inga. 

Lo  cual  asi  hecho,  se  comenzö  la  fiesta  que  llaman  capac  raymi 4),  que  es 
fiesta  de  reyes,  y  por  esto  la  mds  solemne  que  entrellos  se  hacia.  Y  hecha  la 
fiesta  y  cerimonias5)  della,  horadaron  las  orejas  ä  Topa  Inga  Yupangui,  ques  la 
orden  de  caballeria  y  nobleza  entrellos,  y  traj^ronle  por  las  estaciones  de  las 
casas  del  Sol,  d&ndole  las  armas  y  dem&s  insignias  de  guerra.  Y  esto  acabado, 
su  padre  Inga  Yupangui  le  diö  por  mujer  una  su  hermana  nombrada  Mama 
Ocllo6),  que  fu£  mujer  muy  herraosa  y  de  gran  seso  y  gobierno. 

[44]   Pachacuti  Inga  Yupangui  embia7)  &  su  hijo  Topa  Inga  Yupangui  & 

conquistar  k  Chinchaysuyo. 
Nombrado  Topa  Inga  Yupangui  por  inga  sucesor  de  su  padre  y  armado  ca- 
ballero,  deseaba  Inga  Yupangui  que  su  hijo  se  emplease  en  cosas  de  fama.  Y 
teniendo  noticia,  que  las  naciones  de  Chinchaysuyo  eran  tales,  donde  podria 
ganar  nombre  y  tesoros,  y  especialmenle  de  un  cinche  questaba  en  los  Chacha- 
poyas,  llamado  Chuqui  Sota,  mandöle  que  se  aparejase  para  ir  &  la  dicha  con- 
quista  de  Chinchaysuyo.  Y  diöle  por  companeros  y  ayos  y  capitanes  generales 
de  los  ejörcitos  4  dos  hermanos  de  Topa  Inga,  nombrados  el  uno  Anqui 8)  Yupan- 


1)  Hdschr.:  tancta. 

2)  Hdschr.:  llebanto. 

3)  Hdschr.:  honder. 

4)  Hdschr.:   Capac  rayre;  Tergl.  S.  69. 

5)  =  ceremonicu. 

6)  Hdschr.:  hocllo. 

7)  =  envia. 


t)  =  envta. 

8)  Hdschr.:    Y  anqui.     Statt  Anqui  ist  aber  hier  und  im  Folgenden  Auqui  zu  lesen;  vergl. 

&   R    74.    Q7    Qft     1(¥) 


Baiboa  S.  74,  97,  98,  100. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   IKK  AREICHES.  87 

gui  y  el  otro  Tilca1)  Yupangui.  Y  juntada  la  gente  de  guerra  y  acabados  los 
aparatos  della,  partieron  del  Cuzco. 

Iba  Topa  Inga  Yupangui  con  tanta  magestad  y  pompa,  que  por  donde  pasaba, 
nadie  le  osaba  mirar  &  la  cara,  en  tanta  veneraciön  se  hacfa  tener.  Y  la  gente 
se  apartaba  de  los  carainos,  por  donde  habfa  de  pasar,  y  subiöndose  &  los  cerros 
desde  all!  le  mochaban  y  adoraban.  Y  se  arrancaban  las  pestanas  y  cejas,  y 
sopldndolas  se  las  ofrescfan  al  inga.  Y  otros  le  ofrescian  punados  de  una  hierba 
muy  preciada  entrellos  llamada  coca.  Y  cuando  llegaba  &  los  pueblos  vestiase 
del  traje  y  tocado  de  aquella  naciön,  porque  todas  eran  diferentes  en  vestido  y 
tocado,  y  agora  lo  son.  Ca  Inga  Yupangui  para  conoscer  las  naciones,  que  habfa 
conquistado,  mandö  que  cado  uno  tuviese  su  vestido  y  tocado,  &  que  llaman 
pillo  u  llayto  ü  chuco,  diferente  unos  de  otros,  para  que  se  diferenciasen  y  conos« 
ciesen  fdcilmente.  Y  sentdndose  Topa  Inga,  le  hacian  un  soleranisimo  sacrificio 
de  animales  y  aves,  quemändoselas  delante  en  una  hoguera,  que  en  su  presencia 
hacian;  y  asi  se  hacia  adorar  como  el  sol,  &  quien  ellos  tenian  por  dios. 

De  manera  que  Topa  Inga  comenzö  &  hecho  &  renovär  la  conquista  y  tiranfa 
de  todos  sus  pasados  y  de  su  padre.  Porque,  aunque  muchos  estaban  conquistado[s] 
por  su  padre,  todos  ö  casi  todos  estaban  con  las  armas  en  las  manos,  para  pro- 
curar  su  libertad  los  opresos,  y  los  demds  para  se  defender.  Y  como  les  sobre- 
vino  Topa  Inga  con  tanto  poder.  fuerza  y  soberbia,  que  no  solo  se  preciaba  de 
subjetar  las  gentes,  mas  aun  de  usurpar  la  veneraciön,  que  daban  &  sus  dioses 
6  diablos,  —  porque  realmente  öl  y  su  padre  se  hacian  adorar  de  todos  con 
mds  veneraciön  que  al  Sol  —  no  fueron  parte  sus  fuerzas  para  ello. 

Finalmente  Topa  Ioga  saliö  del  Cuzco,  y  desde  cerca  de  la  ciudad  empezö 
&  ir  destrocando.  Y  en  la  provincia  de  los  Quicchuas  *)  conquistö  y  tomö  la  for- 
taleza  de  Tohara  y  Cayara  y  la  fortaleza  de  Curamba,  en  los  Angaraes  la  for- 
taleza  de  Urcocolla  y  Guayllapucara,  y  prendiö  &  su  cinche  nombrado  Chuquis 
Gruaman,  en  la  provincia  de  Xauxa  &  Siciquilla  Pucara,  y  en  la  provincia  de 
Gruayllas  &  Chungomarca  Pillaguamarca,  y  en  los  Chachapoyas  &  la  fortaleza  de 
Piajajalca,  y  prendiö  &  su  cinche  riquisimo  llamado  Chuqui  Sota,  y  la  provincia 
de  los  Paltas  y  los  valles  de  Pacasmayo  y  Chimo,  que  es  agora  Truxillo,  &  la 
cual  destruyö  con  ser  Chimo  Capac  su  subdito,  y  la  provincia  de  los  Canares. 
Y  &  los  que  se  le  resistian  los  asolaba  totalmente.  Y  los  Canares  con  d&rsele, 
aunque  de  miedo,  les  prendiö  sus  cinches,  nombrados  Pisar  Capac  y  Canar  Capac 
y  Chica  Capac,  y  edificö  una  fortaleza  inexpugnable  en  Quinchicaxa. 

Y  habidos  muchos  tesoros  y  prisioneros,  tornöse  con  todo  ello  al  Cuzco  Topa 
Inga  Yupangui.  Adonde  fuö  bien  recebido  de  su  padre  con  un  costosisimo  tri- 
umpho8)  y  aplauso  de  todos  los  orejones  Cuzcos;  y  hicieron  muchas  fiestas  y 
sacrificios,  y  por  regocijar  el  pueblo  mandö  hacer  las  danzas  y  fiestas  Uamadas 


1)  Korrigiert  aus  ttla. 

2)  =   Quechucu. 

3)  =  triunfo. 


88  RICHARD   PIETSCHMANN, 

indi  raymi,  que  son  las  fiestas  del  Sol,  cosa  de  mucho  regocijo.  £  hizo  muchas 
mercedes  por  causa  y  amor  de  Topa  Inga,  porque  le  tomasen  aficiön  los  sübditos; 
que  era  lo  qu£l  pretendia,  porque  como  era  muy  viejo,  que  ya  no  se  podia  menear 
y  se  sentia  cercano  &  la  muerte,  procuraba  dejar  &  su  hijo  bienquisto  de  la  gente 
de  guerra. 

[45]   Pacbacuti  Inga  Yupangui   visita  las  provincias   conquistadas  por  61  y  por 

sus  capitanes. 

Dicho  es  como  en  todas  las  provincias,  que  Inga  Yupangui  conquistaba  y 
tiranizaba,  ponia  guarniciön  de  soldados  del  Cuzco  y  gobernador  &  que  llamaban 
tucuyrico1).  Pues  es  de  saber  que  como  con  la  gran  ocupaciön,  que  Labia  traido 
en  conquistar  otras  provincias  y  ä  traer  gente  de  guerra  y  poner  &  su  hijo  en 
auturidad*)  y  despacharlo  para  la  conquista  de  Cbinchaysuyo,  no  habia  podido 
poner  en  efeto  su  voluntad  ultima  y  causa  final,  la  cual  era  de  bacer  pecheros 
y  tributarios  &  los  que  tiranizaba.  Y  como  vido  que  ya  iba  teniendo  la  gente 
m&s  temor,  por  ver  &  Topa  Inga  tan  valeroso,  determinö  visitar  la  tierra  y  para 
ello  nombrö  diez  y  seis  visitadores,  cuatro  por  cada  uno  de  los  cuatro  suyos  y 
provincias,  que  son  Condesuyo,  que  es  desde  el  Cuzco  al  sudueste  hasta  el  Mar 
del  Sur,  y  Cbinchaysuyo,  que  es  desde  el  Cuzco  hacia  el  poniente  y  norte,  y 
Andesuyo,  que  es  desde  el  Cuzco  hacia  el  levante,  y  Collasuyo,  que  es  desde 
el  Cuzco  hacia  el  sur  y  sudueste  y  sueste. 

Fueron  estos  visitadores  cada  uno  al  partido,  que  le  cupo,  y  visitaron  ante 
todas  cosas  los  tucuyricos  que  habian  gobernado,  y  luego  hicieron  sacar  acequias 
para  las  sementeras,  rompieron  tierras  adonde  faltaban,  haciendo  nuevas  andenes 
adonde  no  los  habia,  tomando  pastos  para  los  ganados  del  inga,  del  Sol  y  del 
Cuzco  y,  sobre  todo,  les  echaron  tributo  pesadisimo  de  todas  las  cosas  que  teniau 
y  alcanzaban,  que  todo  iba  encaminado  &  robar  y  desollarles  las  haciendas  y 
personas;  y  pasaron  muchas  poblaciones  de  una  parte  &  otra.  Lo  cual  hecho, 
al  cabo  de  dos  anos,  que  tardaron  en  sus  visitas,  vinieron  al  Cuzco  los  visita- 
dores y  trayendo  en  unas  mantas  descriptas  las  provincias  que  habian  visitado, 
dieron  razön  al  inga  de  lo  que  habian  hecho  y  de  lo  que  hallaron. 

Y  tras  esto  luego  despacho  el  inga  otros  orejones  proveedores,  para  que 
hiciesen  caminos  y  hostelajes  de  casas  principales  por  los  caminos  para  el  inga, 
cuando  caminase,  y  para  la  gente  de  guerra.  Y  asi  se  partieron  los  proveedores 
y  hicieron  caminos  que  agora  llaman  del  inga  por  la  sierra  y  por  los  llanos  del 
Mar  del  Sur.  Y  estos  de  los  llanos  van  todos  cercado  por  ambos  lados  de  un 
muro  de  adobes  alto,  adonde  fue  posible  hacerlo,  excepto  en  los  arenales  que  no 
hay  aderezos  de  materiales.  Estos  caminos  van  desde  Quito  hasta  Chile  y  por 
las  montanas  de  los  Andes.  Aunque  el  inga  no  los  acabö  todos,  basta  que  hizo 
mucha  parte  dellos  y  sus  hijos  y  nietos  los  acabaron. 


1)  Vergl.  S.  74. 

2)  =  autoridad. 


PEDRO   SARMIEXTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  89 

[46]  Topa  Inga  Yupangui  sale  segunda  vez  &  conquistar  lo  que  quedaba  de 

Chinchaysuyo  por  mandado  de  su  padre. 

Supo  Pachacuti  Inga  Yupangui  por  las  nuevas  que  le  trajo  Topa  Inga,  cuan- 
do  vino  de  la  conquista  de  Chinchaysuyo,  que  habia  otras  muy  ricas  y  grandes 
provincias  y  naciones  mäs  adelante,  donde  su  hijo  habia  llegado.  Y  por  no  dejar 
cosa  por  conquistar,  mandö  &  su  hijo  Topa  Inga,  se  aprestase,  para  volver  & 
conquistar  hacia  las  partes  de  Quito.  Y  aprestada  la  gente  y  hechos  los  capi- 
tanes,  diöle  por  companeros  &  los  mesmos  sus  hermanos  Tilca  Yupangui  y  Anqui 
Yupangui,  que  habian  ido  con  Topa  Inga  la  primera  vez.  Partieron  del  Cuzco, 
y  por  donde  pasaban,  ballaban  alteradas  algunas  provincias  primer o  conquistadas. 
Y  hacia  en  ellas,  y  en  los  que  se  defendian  y  no  le  venian  luego  &  dar  obediencia, 
crueldades  y  muertes  inauditas. 

Y  desta  manera  llego  a  Tomebamba,  tärminos  de  Quito,  cuyo  cinche,  llamado 
Pisar  Capac,  se  habia  confederado  con  Pillaguaso,  cinche  de  las  provincias  y 
comarca  de  Quito.  Estos  dos  tenfan  un  grueso  ejörcito  y  estaban  determinados 
de  pelear  con  Topa  Inga  por  defender  su  tierra  y  vidas.  A  los  cuales  Topa 
Inga  embiö1)  mensajeros  diciändoles  que  le  viniesen  &  rendir  las  armas  y  dar 
obediencia.  Ellos  respondieron  estar  en  su  patria  y  naturaleza,  y  quellos  eran 
libres  y  no  querian  servir  &  nadie,  ni  ser  tributarios. 

Desta  respuesta  se  holgaron  Topa  Inga  y  los  suyos,  porque  no  querian  sino 
hallar  ocasiön  para  llevallo  todo  &  las  punadas,  por  poder  robar,  que  era  su 
principal  intento.  Y  asi  ordenaron  su  gente,  que,  segun  dicen,  eran  m&s  de 
ducientos  *)  y  cincuenta  mil  hombres  diestros  en  guerra ,  marcharon  contra  los 
Canares  y  Quitos,  arremetieron  los  unos  &  los  otros,  y  todos  peleaban  animosf- 
sima  y  diestramente.  Y  estuvo  gran  rato  la  victoria  dudosa  por  la  parte  de  los 
Cuzcos,  porque  los  Quitos  y  Canares  apretaban  reciamente  &  sus  enemigos.  Y 
viendo  el  inga  esto,  levantose  sobre  las  andas,  en  que  andaba,  animando  su  gente, 
y  hizo  sena  a  los  cincuenta  mil  hombres,  que  habia  dejado  sobresalientes  para 
ßocorrer  &  la  mayor  necesidad.  Y  como  dieron  de  refresco  por  un  lado,  desbara- 
taron  &  los  Quitos  y  Canares  y  siguieron  el  alcance  haciendo  y  matando  cruel- 
mente,  apellidando:  »jCapafc]  Inga  Yupangui  Cuzco  Cuzco!«  Todos  los  cinches8) 
iueron  muertos,  y  prendieron  &  Pillaguaso 4)  en  la  avanguardia,  y  &  nadie  daban 
vida,  por  despojarlos  y  por  poner  temor  d  los  demds  que  lo  oyesen. 

Y  de  alli  se  fuä  al  asiento  donde  agora  es  la  ciudad  de  Sant  Francisco  del 
Quito,  y  hizo  alto,  para  curar  los  heridos  y  dar  descanso  al  campo,  que  lo  habia 
menester.     Y  asi   quedö  subjeta  aquella  provincia  tan  grande ,   y  embiö 5)  razön 


1)  as  enviö. 

2)  Hdschr. :  duzientos  =  doscientos. 

8)  los  Cinches  auf  gelöschter  Schrift.     Unten  am  Rande:  va  scrito  sobre  raido:  los  cinches. 
Dahinter  das  Notariatszeichen. 

4)  A  Tülaguaso  in  ausgesparter  Lücke  des  Textes  nachgetragen. 
6)  =  enviö. 
Abhandig.  d.  K.  Ges.  d.  WiM.  tu  Göttin  gen.    Phil.-hist.  Kl.  N.  F.  Band  6,4.  12 


90  RICHARD    PIETSCHMANN, 

a  su  padre  de  lo  que  habia  hecho.    Pachacuti  se  regocijö  por  ello  y  hizo  machos 
sacrificios  y  fiestas  por  la  nueva. 

Y  despues  que  Topa  Inga  hobo *)  descansado  en  Quito  y  reformado  su  campo 
y  curado  los  que  habian  quedado  heridos,  se  vino  &  Tumibampa  *),  adonde  su 
hermana  y  mujer  le  pariö  un  hijo,  &  quien  Uamaron  Tito  Cusi  Gualpa,  que  des- 
pues fu6  llamado  Guayna  Capac.  Y  despues  que  hobo3)  regocijddose  y  hecho 
las  fiestas  del  nascimiento,  aunque  habian  pasado  los  cuatro  aüos,  que  su  pa- 
dre le  habia  dado  de  Wrmino  para  la  conquista,  sabido  que  habia  una  nacidn 
grande  hacia  el  Mar  del  Sur  de  unos  indios  llamados  Guancabilicas,  determinö 
bajar  &  conquistallos.  Encima  de  los  cuales  k  las  cabezadas  de  las  sierras  hizo 
la  fortaleza  de  Guachalla,  y  bajö  ä  los  mesmos  Guancabilicas.  Y  partiö  su 
campo  en  tres  partes,  y  61  tomö  la  una  y  se  metiö  por  las  montanas  mds  fra- 
gosas,  haciendo  guerra  d  los  montaneses  de  los  Guancabilicas,  y  metiöse  tanto 
en  las  montanas,  que  estavo4)  mucho  tiempo,  sin  que  se  supiese  A61,  si  era  muer- 
to  ü  vivo.  Y  tanto  hizo  que  conquistö  todos  los  Guancabilicas,  aunque  eran 
muy  guerreros  y  peleaban  por  tierra  y  por  mar  en  balsas  desde  Tumbez  hasta 
&  Guafiapi  y  &  Guamo  y  Manta  y  &  Turuca  y  ä  Quisin. 

Y  andando  Topa  Inga  Yupangui  conquistando  la  costa  de  Manta  y  la  isla 
de  la  Puna  y  Tumbez,  aportaron  alli  unos  mercaderes,  que  habian  venido  por 
la  mar  de  hacia  el  poniente  en  balsas  navegando  &  la  vela.  De  los  cuales  se 
informö  de  la  tierra  de  donde  venian,  que  eran  unas  islas,  llamadas  una  Ava- 
chumbi  y  otra  Ninachumbi 5),  adonde  habia  mucha  gente  y  oro.  Y  como  Topa 
Inga  era  de  dnimo  y  pensamientos  altos  y  no  se  contentaba  con  lo  que  en  tierra 
habia  conquistado,  determinö  tentar  la  feliz  Ventura,  que  le  ayudaba  por  la  mar. 
Mas  no  se  creyö  asi  ligeramente  de  los  mercaderes  navegantes,  ca  decia  6\:  que 
de  mercaderes  no  se  debian  las6)  capas  asi  de  la  primera  vez  creer,  porque  es 
gente  que  habia  mucho.  Y  para  hacer  mäs  informaciön,  y  como  no  era  negocio, 
que  dondequiera  se  podia  informar  döl,  llamö  &  un  hombre,  que  trafa  consigo 
en  las  conquistas,  llamado  Antarqui,  el  cual  todos  estos  afirman  que  era  grande 
nigromdntico,  tanto  que  volaba  por  los  aires.  AI  cual  preguntö  Topa  Inga,  si 
lo  que  los  mercaderes  marinos  decian  de  las  islas  era  verdad.  Antarqui  le 
respondio,  despues  de  haberlo  pensado  bien,  que  era  verdad  lo  que  decfan,  y  qxx6l 
iria  primero  alld.  Y  asi  dicen  que  fuö  por  sus  artes,  y  tanteö  el  Camino  y 
vido7)  las  islas,  gente  y  riquezas  dellas,  y  tornando  diö  certidumbre  de  todo  4 
Topa  Inga. 


1)  =  httho. 

2)  Dasselbe  wie  Tomebamba,  Seite  89. 

3)  =  hubo. 

4)  que  estuvo  auf  gelöschter  Schrift. 

5)  Hdschr.  hier:  nina  chumbe. 

6)  Hdschr.:  los. 

7)  =  viö. 


PEDRO  SARMIENTOS'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  91 

El  cual  con  esta  certeza  se  determinö  ir  alld.  Y  para  esto  hizo  una  nume- 
rosisima  cantidad  de  balsas,  en  que  embarcö  mds  de  veinte  mil  soldados  escogidos. 
Y  llevö  consigo  por  capitanes  d  Guaman  Achachi,  Conde  Yupangui,  Quigual 
Topa  (estos  eran  Hanancuzcos),  y  d  Yancan  Mayta,  Qui^o  Mayta,  Cachimapaca 
Macus  Yupangui,  Llimpita  Usca  Mayta  (Hurincuzcos) ;  y  llevö  por  general  de 
toda  el  armada  d  su  hermano  Tilca  Yupangui  y  dejö  con  los  que  quedaron  en 
tierra  d  Apo  Yupangui. 

Navegö1)  Topa  Inga  y  fu6  y  descubriö  las  islas  Avachumbi  y  Ninachumbi 
y  volviö  de  alld,  de  donde  trajo  gente  negra  y  mucho  oro  y  una  silla  de  latön 
y  un  pellejo  y  quijadas  de  caballo ;  los  cuales  trofeos  se  guardaron  en  la  forta- 
leza  del  Cuzeo  basta  el  tiempo  de  los  Espanoles.  Este  pellejo  y  quijada  de  ca- 
ballo guardaba  un  inga  principal,  que  hoy  vive  y  diö  esta  relaciön  y  al  ratifi- 
carse  los  derods  se  hallö  presente  y  Udmase  Urco  Guaranga*).  Hago  instancia 
en  esto,  porque  d  los  que  supieren  algo  de  Indias  les  parecerd  un  caso  estrano 
y  dificultoso3)  de  creer.  Tardö  en  este  viaje  Topa  Inga  Yupangui  mds  de  nueve 
meses,  otros  dicen  un  ano,  y  como  tardaba  tanto  tiempo,  todos  le  tenian  por 
muerto,  mas  por  disimular  y  fingir  que  tenfan  nuevas  de  Topa  Inga,  Apo  Yu- 
pangui, su  capitdn  de  la  gente  de  tierra,  bacia  alegrias ;  aunque  despues  le  fueron 
glosadas  al  rev£s,  diciendo  que  aquellas  alegrias  eran  de  placer,  porque  no  pa- 
recia  Topa  Inga  Yupangui;  y  le  costö  la  vida. 

Estas  son  las  islas  que  yo  el  afio  de  sesenta  y  siete  d  treinta  de  noviembre 
descubri  en  el  Mar  del  Sur,  ducientas4)  y  tantas  leguas  de  Lima  al  poniente  de 
Lima,  yendo  al  gran  descubrimiento  de  que  yo  di  noticia  al  gobernador  6  licen- 
ciado  Castro.     Y  no  las  quiso  tomar  Alvaro  de  Mendana,  general  de  la  armada. 

Luego  que  Topa  Inga  desembarcö  del  descubrimiento  de  las  islas,  fu£  d 
Tumibamba5)  d  visitar  d  su  mujer  y  hijo  y  aprestöse  para  irse  al  Cuzco6)  d 
ver  d  su  padre,  que  le  dijeron  que  estaba  malo.  Y  de  Camino  embiö7)  gente 
por  los  llanos  de  la  mar  hasta  Truxillo,  llamado  Chimo,  adonde  hallaron  gran« 
dfsima  riqueza  de  oro  y  plata  labrada  en  varillas  y  maderos  de  casas  del  cinche 
Chimo  Capac,  todo  lo  cual  juntaron  en  Caxamarca.  Desde  donde  Topa  Inga 
Yupangui  tomö  el  Camino  del  Cuzco,  adonde  llegö  babiendo  seis  afios  que  habia 
salido  d  esta  conquista. 


1)  nauego  zum  Teil  auf  gelöschter  Schrift. 

2)  In  der  Reihe  der  Zeugen  wird  in  dem  Protokolle,  das  den  Anhang  zu  Sarmientos  Werke 
bildet,  dieser  Urco  Guaranga  nicht  aufgeführt,  aber  in  dem  Protokolle  d.  <L  Cuzco  1.  März  1572, 
das  Jimdnez  de  la  Espada  herausgegeben  hat,  schliesst  die  Aufzählung  der  Zeugen  mit  dem  Satze : 
Y  demäs  destos :  Don  Hernando  Urco  Guaranga,  de  85. 

3)  Hdschr. :  dificultose. 

4)  =  do8cienta8. 

5)  Vergl.  Seite  90. 

6)  Hdschr.:  Al  alcuzco. 

7)  =  enviö. 

12* 


92  RICHARD  PIET8CHMANN, 

Entrö  Topa  Inga  Yupangui  en  el  Cuzco  con  el  mayor,  mäs  solemne  y  mAs 
rico  triumpho1),  que  jamds  inga  habia  entrado  en  la  Casa  del  Sol,  trayendo 
muchas  diversidades  de  gentes,  estranezas  de  animales,  innumerable  suma  de 
riquezas  y  toda  la  gente  muy  rica.  jY  mirad  la  mala  condiciön  de  Pachacuti 
Inga  Yupangui  y  su  avaricia,  que,  con  ser  Topa  Inga  su  hijo,  cuyo  aumento 
procuraba,  tuvo  tanta  invidia  de  que  su  hijo  hobiese2)  ganado  tanta  honra  y 
fama  en  aquel  Camino  y  conquista,  que  moströ  publicamente  pesadumbre  por  no 
ser  61  el  que  triumphaba8)  de  aquello  y  por  no  haber  £1  en  persona  hall&dose 
en  todo !  Y  por  esto  determinö  de  matar  k  sus  dos  bijos  Tilca  Yupangui  y 
Anqui  Yupangui  que  habian  ido  con  Topa  Inga,  puni^ndoles  *)  por  culpa  que 
habian  sido  transgresores  de  su  mandado  en  tardar  mas  tiempo  d£l  que  les  habia 
dado  por  comisiön,  y  que  habian  llevado  &  su  hijo  Topa  Inga  muy  lejos,  adonde 
se  creyö  que  no  volviera  al  Cuzco.  Y  asi  dicen  que  los  matö;  otros  dicen  que 
no  matö  mäs  de  &  Tilca  Yupangui.  De  que  se  sintiö  mucho  agraviado  Topa 
Inga  Yupangui,  porque  le  hobiese6)  su  padre  muerto  &  quien  tanto  habia  traba- 
jado  con  £1.  Final  disimulö  la  muerte  del  dicho  con  muchas  fiestas,  que  se  hi- 
cieron  por  las  victo[rias]  de  Topa  Inga;  turaron  estas  fiestas  un  ano. 

[47]  Muerte  de  Pachacuti  Inga  Yupangui. 

Mucho  contento  recibiö  Pachacuti  Inga  Yupangui  con  el  nieto,  hijo  de  Topa 
Inga  su  hijo,  tanto  que  siempre  lo  tenia  consigo  y  lo  hacia 6)  criar  y  regalar  en 
su  aposento  y  dormitorio,  y  sin  consentir  que  se  lo  aportasen  un  punto  de  sf. 
Y  estando  en  el  mayor  regocijo  y  trono  de  su  vida  adoleciö  de  una  grave  en- 
fermedad,  y  sintiendose  al  punto  de  morir,  Hämo  &  todos  sus  hijos,  los  que  en 
la  ciudad  estaban.  Y  en  su  presencia  ante  todas  cosas  repartiö  &  todos  sus 
joyas  y  recdmara,  y  tras  esto  les  hizo  dar  sendos  arados,  para  que  supiesen, 
que  habian  de  ser  vasallos  de  su  hermano  y  que  habian  de  comer  del  sudor  de 
sus  manos,  y  tambi&a  les  diö  armas,  para  pelear  en  favor  de  su  hermano,  y 
despidiölos  &  todos. 

Y  luego  llamö  &  los  ingas  orejones  del  Cuzco,  sus  deudos,  y  &  Topa  Inga, 
su  hijo,  al  cual  en  pocas  palabras  hablö  desta  manera:  »[Hijo!  ya  ves  las  muchas 
y  grandes  naciones  que  te  dejo  y  sabes  cuanto  trabajo  me  han  costado :  mira 
que  seas  hombre  para  las  conservar  y  aumentar.  Nadie  alce  dos  ojos  contra  ti, 
que  viva,  aunque  sean  tus  hermanos.  A  estos  nuestros  deudos  te  dejo  por  pa- 
dres,  para  que  te  aconsejen.  Mira  por  ellos,  y  ellos  te  servan7).  Cuando  yo 
sea  muerto,    curards  de  mi  cuerpo  y  ponerlo    has    en    mis   casas    de  Patallacta. 


1)  =  triunfo. 

2)  =  hubieae. 

3)  =  triunfaba. 

4)  =  poniendol€8. 

5)  =  hübiese. 

6)  Hdschr. :  histia. 

7)  =  rirvan. 


PEDRO   SARMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  93 

Haräs  mi  bulto  de  oro  en  la  Casa  del  Sol,  y  en  todas  las  provincias  &  mi  sub- 
jetas  hards  los  sacrificios  solemnes,  y  al  fin  la  fiesta  de  purucaya1),  para  que  vaya 
&  descansar  con  mi  padre  el  Sol.» 

Y  esto  acabado,  dicen  que  coraenzö  &  cantar  en  un  bajo  y  triste  tono  en 
palabras  de  su  lengua,  que  en  castellano  suenan:  «Nacf  como  lirio  en  el  jardfn, 
y  ansf  fui2)  criado,  y  como  vino  mi  edad,  envejecf,  y  como  habfa  de  morir,  asf 
me  sequä  y  morf.«  Y  acabadas  estas  palabras,  recostö  la  cabeza  sobre  una  al- 
mohada  y  expirö8),  dando  el  dnima  al  diablo,  habiendo  vivido  ciento  y  veinte 
y  cinco  anos:  porque  sucediö  6  por  mejor  decir  tomö  el  ingazgo  de  su  mano 
siendo  de  veinte  y  dos  anos,  fu6  capac  ciento  y  tres  anos. 

Tuvo  cuatro  hijos  legitimos  en  su  mujer  Mama  Anaguarqui,  tuvo  cient  bijos 
varones  y  cincuenta  hijas  bastardas,  &  los  cuales,  por  ser  muchos,  llamö:  Hatun 
Ayllo,  que  quiere  decir  «gran  linaje».  Lldmase  por  otro  nombre  este  linaje: 
Inaca  Panaca  Ayllo.  Los  que  sustentan  agora  este  linaje  que  son  vivos  son  Don 
Diego  Cayo,  Don  Felipe  Inguil,  Don  Juan  Qnispe  Cusi,  Don  Francisco  Chaco4) 
Rimache,  Don  Juan.  Illac.     Viven  en  el  Cuzco;  son  Hanancuzcos. 

Fu6  horabre  de  buena  estatura,  robusto,  feroz,  lujurioso,  sitibundo  insacia- 
blemente  por  tiranizar  todo  el  mundo,  cruel  sobre  manera.  Todas  las  ordenanzas 
que  hizo  de  pueblo  fueron  encaminadas  &  tirania  y  particular  interäs. 

Fue  infamado  de  que  muchas  veces  tomaba  &  alguna  viuda  por  mujer,  y 
que  si  esta  viuda  tenfa  alguna  hija,  que  le  agradase,  la  tomaba  tambi&i5)  por 
mujer  6  manceba. 

Iten  ®)  si  en  el  pueblo  habfa  algun  mozo  galän  y  bien  tratado  y  que  se  esti- 
maba  en  algo,  luego  hacia  &  algunos  criados  suyos,  que  se  amistasen  con  61  y 
lo  sacasen  al  campo  y  lo  matasen,  como  pudiesen. 

Iten7)  tomaba  &  todas  aus  hermanas  por  mancebas,  diciendo  que  no  pudian 
tener  mejor  marido  que  &  su  hermano8). 

Muriö  este  inga  en  el  ano  de  mil  y  ciento  y  noventa  y  unoH.  Conquist6 
m&s  de  trescientas  leguas,  las  cuarenta  poco  mds  6  menos  por  su  persona  en 
compania  de  sus  hermanos,  los  legitimos,  con  los  capitanes  Apo  Mayta  y  Vica- 
quirao  y  los  demds,   por  Amaro  Topa  Inga,   su  hijo  mayor,  y  Capac  Yupangui, 


1)  Vergl.  Seite  68. 

2)  Hdschr.:  fue. 

3)  Hdschr.:  espiro. 

4)  Zwischen   Cha  und  co  ein  gelöschter  Buchstabe.    Es  ist  wohl  derselbe  Vertreter  dieses 
Ayllu,  der  im  Zeugen-Verzeichnisse  Francisco  Chauca  Rimache  heisst. 

5)  Hdschr. :  tanbien. 

6)  =  item. 

7)  =  item. 

8)  Diese  beiden  mit  tien  anfangenden  Abschnitte  sind  in  der  Handschrift  durch  je  einen  Strich 
am  Rande  besonders  hervorgehoben. 

9)  Von  anderer  Hand  nachgetragen  in  einer  im  Text  ausgesparten  Lücke :  y  ciento  y  nouenta 
y  uno. 


94  RICHARD   PIETSCHMANN, 

su  hermano,  y  Topa  Inga  Yupangui,  su  hijo  sucesor,  y  otros  capitanes,  hijos  y 
hermanos  suyos. 

Este  bizo ')  las  parcialidades  y  linajes  del  Cuzco  por  la  orden  que  agora  son. 

Hallö  el  cuerpo  deste  inga  el  licenciado  Polo  en  Tococache,  donde  agora  es 
la  perroquia*)  de  senor  Sant  Blas  de  la  ciudad  del  Cuzco,  bien  aderezado  y 
guardado,  y  lo  embiö 3)  &  Lima  por  mandado  del  marquös  de  Canete  virrey  deste 
reino.  El  fdolo  guaoqui  deste  inga  se  llamö  lndi  illapa]  era  de  oro  y  muy 
grande,  el  cual  en  pedazos4)  fu6  llevado  &  Caxamarca.  Hallö  el  dicho  el  licen- 
ciado Polo,  casa,  beredades,  criados  y  mujeres  deste  idolo  guaoqui. 

[48]  La  vida  de  Topa  Inga  Yupangui,  inga  d£cimo. 
Luego  que  Pachacuti  Inga  Yupangui  muriö,  diputaron  dos  orejones  que 
guardasen  el  cuerpo,  para  que  nadie  entrase6)  ni  saliese6)  &  dar  nueva  de  su 
muerte  hasta  la  orden  que  se  habia  de  dar.  Y  los  demds  ingas  y  orejones  con 
Topa  Inga  se  fueron  k  la  Casa  del  Sol  y  alli  mandaron  venir  &  los  doce  capi- 
tanes de  los  ayllos  de  la  guarda  de  la  ciudad7)  y  del  inga,  los  cuales  vinieron 
dos  mil  y  ducientos8)  hombres,  que  tenfan  &  cargo  para  la  guarda,  que  tenian 
&  su  cargo  &  punto  de  guerra,  y  cercaron  la  Casa  del  Sol.  Y  los  ingas  otra 
vez  pusieron  de  nuevo  &  Topa  Inga  Yupangui  la  borla  y  le  dieron  las  demäs 
insignias  de  inga,  como  que  ya  habfa  heredado  y  sucedido  &  su  padre.  Y  to- 
mdndole  en  medio  de  sf  y  de  la  gente  de  guerra  de  la  guardia  llevaronle  &  la 
plaza,  adonde  se  sentd  con  gran  magestad  en  un  soberbio  trono.  Y  ecbaron 
bando  que  todos  de  la  ciudad  viniesen  a  dar  obediencia  a  Topa  Inga  Yupangui 
so  pena  de  muerte. 

Y  los  que  con  öl  habfan  venido  se  fueron  &  sus  casas  &  traer  presentes 
para  reverenciar  y  dar  obediencia  al  nuevo  inga.  El  cual  quedö  con  sola  la 
guarda,  y  luego  tornaron  y  le  dieron  obediencia,  ofresciöndole 9)  sus  dones  y 
adordndole.  Y  la  demds  gente  comün  del  pueblo  hizo  lo  mesmo.  Y  tras  esto 
le  bicieron  sacrificios.  Mas  es  de  notar,  que  solos  los  del  Cuzco  bicieron  esto, 
y  si  algunos  otros  alli  se  hallaron,  que  lo  biciesen,  serian  forzados  y  espantados 
con  las  armas  y  el  pregön. 

Y  esto  acabado,  Uegaron  al  inga  Topa  y  le  dijeron:  «jCapa  inga,  tu  padre 
descansa  ya!»  A  las  cuales  palabras  Topa  Inga  moströ  gran  tristeza  y  cubriö 
su  cabeza  con  la  manta,   &  quellos   llaman  llacölla,   ques   su  capa  6  cobrija  cua- 


1)  Hdsclir. :  hijo. 

2)  =  parroquia. 

3)  =  enviö. 

4)  Hdschr.:  empedagos. 

5)  Hdschr.:  entrasen. 

6)  Hdschr.:  saliesen. 

7)  Hdschr. :  gibdad. 

8)  =  do8cient08. 

9)  Hdschr.:  ofresciendoles. 


PEDRO    SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKABEICHES.  95 

drada.  Y  luego  se  fuö  con  todo  su  acomp&namiento  adonde  estaba  el  cuerpo  de 
su  padre,  adonde  se  vestiö  de  luto.  T  aderezadas  todas  las  cosas  para  las  ob- 
sequias,  hizo  Topa  Inga  Yupangui  todo  lo  que  su  padre  le  habia  mandado  al 
punto  de  la  muerte  acerca  del  culto  de  su  cuerpo  y  otras  cosas. 

[49]  Topa  Inga  Yupangui  conquista  la  provincia  de  los  Andes. 

Muerto  Pachacuti  Inga  Yupangui,  como  Topa  Inga  se  viese  linico,  hizo  11a- 
mamiento  de  los  cinches  y  principales  de  las  provincias  que  habian  subjetado, 
Y  aquellos,  que  temieron  la  furia  del  inga  vinieron  y  con  ellos  los  indios  de  la 
provincia  de  Andesuyo,  que  son  los  que  estän  en  las  montanas,  questdn  al  le- 
vante  del  Cuzco,  los  cuales  habian  sido  conquistados  en  tiempo  de  Pachacuti  su 
padre. 

Y  juntos,  Topa  Inga  les  mandö  que  le  diesen  obediencia,  y  se  hizo  adorar 
y  hacer  sacrificios.  Y  como  mandasen  a  los  indios  Andes  que  trajesen  de  su 
tierra  &  unas  [h]astas  de  lanzas  de  palma  para  el  servicio  de  la  Casa  del  Sol, 
los  Andes  como  no  servian  de  su  voluntad,  pareciöles  manera  de  tftulo  que  les 
imponian  de  servidumbre,  y  por  esta  causa  se  huyeron  del  Cuzco  y  se  fueron  k 
sus  tierras  y  alzaron  la  tierra  de  los  Andes  apellidando  libertad. 

De  lo  cual  se  indignö  Topa  Inga  Yupangui  y  hizo  un  poderoso  ejörcito,  el  *) 
cual  dividiö  en  tres  partes.  La  una  tomö  öl  y  con  ella  entrö  en  los  Andes  por 
Aguatona,  y  la  otra  di6  &  un  capitän  Uamado  Otorongo  Achachi,  el  cual  entrö 
en  los  Andes  por  un  pueblo  6  valle  que  dicen  Amaro,  y  la  tercera  parte  di6  al 
Chalco  Yupangui,  otro  capitän,  que  entrö  por  un  pueblo  Uamado  Pilcopata. 
Todas  estas  entradas  eran  cerca  las  unas  de  las  otras,  y  asi  empezaron  &  entrar 
y  se  juntaron  tres  leguas  la  montana  dentro,  en  un  asiento  llamado  Opatari, 
desde  donde  comenzaban  entonces  las  poblaciones  de  los  Andes.  Los  habitadores 
destas  comarcas  eran  ya  Andes  Uamados  Opataries,  que  fueron  los  primeros  que 
conquistaron.     Llevaba  Chalco  Yupangui  la  imagen  del  Sol. 

Mas  como ')  la  montana  de  arboleda  era  espesisima  y  llena  de  maleza,  no 
podian  romperla,  ni  sabian  por  donde  habian  de  caminar  para  dar  en  las  pobla- 
ciones, que  abscondidas a)  mucho  estaban  en  el  monte.  Y  para  descubrillas  su- 
bfanse  los  exploradores  en  los  drboles  mds  altos,  y  adonde  vian  4)  humos,  senalaban 
hacia  aquella  parte.  Y  asi  iban  abriendo  el  camino  hasta  que  perdian  aquella 
senal  y  tomaban  otra.  Y  desta  manera  hizo  el  inga  camino  por  donde  parece 
imposible  poderse  hacer. 

Era  cinche  de  la  mayor  parte  destas   provincias  de   los  Andes  uno  llamado 


1)  Hierauf  in  der  Hdschr.  ein  q,  durchstrichen. 

2)  como  zwischen  den  Zeilen  eingeschaltet. 
8)  Hdschr.:  abcondidas. 

4)  =  veian. 


96  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Condin  Xabana *),  del  cual  dicen  que  era  grande  bechicero  y  encantador  y  tenfan 
creido,  y  aun  agora*)  lo  afirman,  que  se  convertia8)  en  diversas  formas. 

Entrö  pues  Topa  Inga  y  los  capitanes  dichos  en  los  Andes,  qne  son  m&s 
terribles  y  espantables  montanas  de  muchos  rios,  adonde  padeciö  grandfsimos 
trabajos  y  la  gente,  que  Uevaban  del  Pirü,  con  la  mudanza  del  temple  de  tierra, 
porquel  Pirü  es  tierra  fria  y  seca  y  las  montanas  de  los  Andes  son  calientes  y 
hümedas.  Emfermö  la  gente  de  guerra  de  Topa  Inga  y  muriö  mucha.  Y  el 
mesmo  Topa  Inga  con  el  tercio  de  la  gente,  quäl  tomö,  para  con  ella  conquistar, 
anduvieron  mucho  tierapo  perdidos  en  las  montanas,  sin  acertar  &  salir  &  un  cabo 
ni  &  otro,  hasta  que  Otorongo  Acbachi  encontrö  con  61  y  lo  encaminö. 

Conquistö  Topa  Inga  y  sus  capitanes  desta  vez  cuatro  grandes  naciones. 
La  priraera  fue  la  de  los  indios  llamados  Opataries  y  la  otra  llamada  Manosuyo 
y  la  tercera  se  dice  de  los  Manaries  ö  Yanaximes,  que  quiere  decir  los  de  las 
bocas  negras,  y  la  provincia  del  Rio  y  la  provincia  de  los  Chunchos.  Y  por  el 
rio  de  Tono  abajo  anduvo  mucha  tierra  y  llegö  hasta  los  Chiponauas.  Y  por  el 
camino,  que  agora  llaman  de  Camata,  embiö*)  otro  grande  capitdn  suyo  llamado 
Apo  Curimache,  el  cual  fuö  la  vuelta  del  nascimiento  del  sol  y  carainö  hasta  el 
rio,  de  que  agora  nuevamente  se  ha  tenido  noticia,  llamado  el  Paytite,  adonde 
puso  los  mojones  del  Inga  Topa.  Y  en  las  conquistas  destas  naciones  dichas 
prendieron  Topa  Inga  y  sus  capitanes  &  los  cinches  siguientes :  Vinchincayna, 
Cantaguancuru,  Nutanguari. 

Y  estando  en  esta  conquista  un  indio  del  Collao  llamado  Coaquiri,  se  huyö 
de  su  compania  y  se  vino  al  Collao  y  echö  nueva  que  Topa  Inga  Yupangui  era 
muerto,  y  diciendo  &  todos  que  se  alzasen,  que  ya  no  habia  inga,  quäl  seria  su 
capitän.  Y  luego  se  nombrö  Pachacuti  Inga  y  se  alzaron  los  Collas  y  lo  to- 
maron  por  su  capitdn.  Esta  nueva  fuö  d  Topa  Inga  &  los  Andes,  donde  andaba 
conquistando,  y  determinö  salir  &  allanar  los  Collas  y  castigallos.  Y  asi  saliö 
Topa  Inga  y  quedöse  en  los  Andes  Otorongo  Achachi  acabando  de  conquistar 
los  Andes,  y  dejöle  mandado  que,  acabada  la  conquista,  se  saliese  al  Pirü,  y  no 
entrase  triumphando 5)  en  el  Cuzco  hasta  quäl  viniese. 

[BO]  Topa  Inga  Yupangui  va  conquistar  y  allanar  los  Collas  alzados. 
Como  los  Collas  eran  unos  de  los  que  raäs  procuraban  su  libertad,  siempre 
que  hallaban  coyuntura,  se  aventuraban,  como  de  lo,  que  se  ha  dicho  antes,  se 
colige;  y  asi  determinado  de  llanarlos  de  una  vez,  Topa  Inga  Yupangui,  despues 
que  saliö  de  los  Andes,  engrosö  su  ejörcito  y  nombrö  por  capitanes  &  Larico6), 
bijo  de  Capac  Yupangui,  su  primo,  y  &  Chacbi,  su  hermano,  y  &  Conde  Yupangui 


1)  In  eine  ausgesparte  Lücke  des  Textes  von  anderer  Hand  eingefügt. 

2)  -un  a-  zwischen  der  Zeile  über:  y  agora  eingeschaltet. 

3)  Hdschr. :  convertian. 

4)  =  enviö. 

5)  =  triunfando. 

6)  Hdschr.:  Alarico,  korrigiert  aus  Ararico. 


PEDRO   SAJUCIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKABEICHES.  97 

y  &  Quigual  Topa.  Con  este  ejärcito  marchö  Topa  Inga  la  vuelta  del  Collao. 
Y  los  Collas  se  habian  hecho  fuertes  con  cuatro,  conviene  &  saber  en  Llallaua, 
Asilli,  Arapa,  Pucara.  Y  prendiö  &  los  caudillos  de  todos  que  eran  Chucachuca[y] 
Pachacuti  Coaquiri *),  que  es  61  que  dijimos  que  se  habfa  huido  de  los  Andes ;  los 
cuales  despues  fueron  atambores  del  inga  Topa.  En  fin  con  la  grande  diligencia 
de  Topa  Inga,  aunque  se  gastaron  algunos  anos  en  esta  guerra,  Topa  Inga  los  ven- 
ciö  y  subjetö  a  todos,  haciendo  en  ellos  grandes  crueldades. 

Y  siguiendo  el  alcance  de  los  vencidos  se  alejö  tanto  del  Cuzco,  que  hallän- 
dose  en  los  Cbarcas,  determinö  de  pasar  adelante,  conquistando  todo  aquello  de 
que  alcanzase  noticia.  Y  asi  prosigue 8)  su  conquista  la  vuelta  de  Chile,  adonde 
venciö  al  grande  cinche  Micbimalongo  y  &  Tangalongo  cinche  de  los  Chilenos  desta 
banda  del  rfo  de  Maule  al  norte.  Y  llegö  &  Coquimbo  en  Chile  y  llegö  al  rfo 
de  Maule,  adonde  puso  sus  colunas,  6  como  otros  dicen  una  muralla,  por  tärmino 
y  mojones  de  su  conquista,  de  donde  trajo  grandes  riquezas  de  oro.  Y  dejando 
descubiertas  muchas  minas  de  oro  y  plata  en  diferentes  partes,   tornö  al  Cuzco. 

Y  juntos  estos  despojos  con  los  de  Otorongo  Achachi,  que  ya  habia  venido 
de  los  Andes,  adonde  habia  andado  tres  anos,  y  estaba  en  Paucartambo  aguar- 
dando  &  su  hermano,  entrö  en  el  Cuzco  con  muy  grande  triumpho8).  Y  se 
hicieron  grandes  fiestas  por  las  victorias  habidas,  y  diö  muchos  dones  y  mercedes 
&  todos  los  soldados,  que  con  61  habian  ido  &  la  guerra.  Y  como  las  provincias 
de  los  Chumbivilicas  *)  viesen  la  pujanza  y  grandeza  de  Topa  Inga  Yupangui, 
vini^ronle  ä  dar  servicio  con  los  de  Condesuyo. 

Y  tras  esto  fu£  &  los  Chachapoyas  y  all  an  6  lo  que  alli  habia  sospechoso, 
y  de  Camino  visitö  muchas  provincias. 

Y  vuelto  que  fu£  al  Cuzco,  hizo  ciertas  ordenanzas,  asi  para  la  paz  como 
para  la  guerra,  y  aumentö  los  mitimacs  5),  que  su  padre  habia  comenzado,  como 
en  su  vida  queda  dicho,  ddndoles  mayores  solturas  y  libertades.  Y  tras  esto 
hizo  visitar  la  tierra  generalmente  desde  Quito  hasta  Chile  y  enpadronö  6)  todas 
las  gentes  de  m&s  de  mil  leguas  de  tierra  y  püsoles  tributos  tan  pesados,  que 
ninguno  era  senor  de  una  mazorca  de  maiz,  que  es  su  pan  para  comer,  ni  de 
una  oxota,  que  es  su  zapato  destos,  ni  de  casarse,  ni  de  m&s  ni  menos,  sin  expresa 
licencia  de  Topa  Inga.  Tanta  era  la  tirania  y  opresiön  en  que  Topa  Inga  los 
tenia  puestos  y  subjetos.  Y  puso  [sobre]  los  demis  de  los  tucuricos  otros  11a- 
mados  tnicho,  que  se  recog[i]esen  las  tasas  y  tributos. 


1)  Hdschr. :  Conquiri.  Yergl.  das  vorige  Kapitel  und  Baiboa  S.  107.  Aus  der  Handschrift 
ist  nicht  ersichtlich  dass  Chuca  Chnca  Name  einer  besondern  Person  und  nicht  Vorname  des 
Pachacuti  Coaquiri  ist. 

2)  So  die  Hdsch. ;  soll  wohl  prosiguiö  lauten. 

3)  =  triunfo. 

4)  Hdschr.:  chumbi  uüicas. 

5)  So  hier  die  Hdschr.;  vergl.  S.  80. 

6)  =  empadronö. 

ibbdlga.  d.  K.  Gm.  d.  Win.  ra  Göttingen.  Phil.-hirt.  KL  N.  F.  Band  6,4.  13 


98  EICHARD   PIETSCHMANN, 

Este  Topa  Inga  viendo  que  en  los  pueblos  y  provincias  ya  los  cinches  iban 
pretendiendo  heredarse  unos  &  otros  y  por  sucesiön  decendian,  pareciöle  quitar 
aunque  el  uso  y  del  todo  poner  debajo  del  pie  los  dnimos  de  los  grandes  y  chicos. 

Y  asi  quitö  los  cinches  que  habfa  y  introdujö  una  manera  de  mandones  por  su 
voluntad,  los  cuales  nombrö  desta  manera:  Hizo  un  mandön  que  tuviese  cargo 
de  diez  mil  hombres,  y  llamöle  huno,  que  es  «[diez]  mil».  Hizo  otro  mandön  de 
mil  y  llamöle  guaranga,  que  es  «miliar».  Hizo  otro  &  quien  diö  cuidado  de  qui- 
nientos  y  llamöle  piscapachaca,  que  es  decir  «quinientos».  A  otro  diö  cargo  de 
ciento  y  llamöle  pachac,  que  es  «ciento»,  y;d  otro  diö  cargo  de  cincuenta  y  lla- 
möle piscapachac,  que  es  «cincuenta».  A  otro1)  diö  cargo  de  diez  hombres  y 
llamöle  chunga  curaca.  A  todos  demds  destos  nombres  los  llamö  curacas,  que 
quiere  decir  «principal»  ö  «mayor»,  conviene  &  saber:  de  aquel  nümero  de  hom- 
bres que  le  daban  &  su  cargo.  Y  estos  eran  por  la  voluntad  del  inga,  que  los 
ponia  y  quitaba  cuando  queria,  sin  que  pretendiesen  herencia,  ni  sucesiön,  ni  la 
habia.  Y  desde  aqui  adelante  se  llamaron  curacas,  que  es  el  propio  nombre  de 
los  principales  desta  tierra,  y  no  caciques,  como  indiscretamente  el  vulgo  de  los 
Espanoles  los  llama;  que  este  nombre  cacique  es  de  las  islas  de  Santo  Domingo 
y  Cuba;  y  desde  aqui  dejaremos  el  nombre  de  cinche  y  hablaremos*)  por  öl  de 
curacas. 

[Bl]  Topa  Inga  hace  los  yanayacos. 

Entre  los  hermanos,  que  Topa  Inga  tenia,  era  uno  llamado  Topa  Capac, 
hombre  principal  y  &  quien  Topa  Inga  habia  dado  muchos  criados  para  le  hacer 
sus  ch&caras  y  servirle  en  sus  heredades.  Y  es  de  saber  como  Topa  Inga  Yu- 
pangui  hizo  &  su  hermano  Topa  Capac  visitador  general  de  toda  la  tierra,  que 
hasta  entonces  tenia  conquistada,  y  Topa  Capac  andando  haciendo  la  visita,  llegö 
&  [a]quella  parte,  donde  su  hermano  le  habia  dado  aquellos  criados,  y  so  color 
de  aquellos  allegö  &  si  otros  muchos,  diciendo  que  todos  eran  sus  yanaconas,  que 
asi  llaman  &  sus  criados.  Y  estos  encubriölos  de  la  visita  tratando  con  ellos 
que  se  queria  engrosar  y  levantarse  contra  su  hermano  y  les  haria  grandes 
mercedes,  si  le  ayudasen.  Y  con  esto  vino  al  Cuzco  muy  rico  y  poderoso,  adonde 
diö  muestras  de  su  intento. 

Y  por  secreto  que  lo  tratö,  se  supo,  y  fuö  Topa  Inga  avisado  dello  y  vino 
al  Cuzco,  que  fuera  estaba  armando  caballero  &  un  su  hijo,  llamado  Ayar  Mango. 

Y  hecha  informaciön,  hallö  ser  verdad,  y  matö  &  su  hermano  Topa  Capac  y  & 
todos  sus  consejeros  y  favorescedores.  Y  sabido  como  habia  dejado  fuera  de  la 
visita  muchas  gentes  para  el  efeto,  saliö  Topa  Inga  en  persona  del  Cuzco,  visi- 
tando  y  haciendo  pesquisa  dellos. 

Haciendo  lo  cual  llegö  &  un  asiento  que  llaman  Yanayaco,  que  quiere  decir 
cagua  negra»,  porque  pasa  por  aquel  valle  un  rio  de  agua  muy  negra,  y  llaman 


1)  Hdschr.:  otros. 

2)  Hdschr.:  hdllaremos. 


PEDRO  SABMIKNTO's   GESCHICHTE  DES  INKABEICHES.  99 

al  rio  y  valle  Yanayaco  por  esto.  Hastalli1)  iba  haciendo  un  cruelisimo  castigo 
sin  perdonar  &  ninguno  que  hallase  culpado  en  dicho,  ni  hecho.  Y  en  este  valle 
de  Yanayaco  su  hermana  y  mujer  legitima  Mama  Ocllo  le  rogö,  que  no  pase 
adelante  tanta  crueldad,  que  era  ya  mds  carneceria  ö  inhumanidad  que  castigo, 
y  que  no  matase  mäs,  sino  que  los  perdonase,  aplicän dolos  para  su  cämara  por 
criados.  A  cuyo  ruego  ces6  Topa  Inga  de  las  muertes  y  dijo  que  los  perdonaba 
generalmente.  Y  porque  el8)  perdön  se  hizo  en  Yanayaco,  mandö  que  todos  los 
perdonados  se  llamasen  yanayacos.  A  los  cuales  notö,  para  que  fuesen  conosci- 
dos,  con  que  no  entrasen  en  el  numero  de  los  criados  del  Sol,  ni  en  los  de  la 
visita.  Y  asi  se  quedaron  los  curacas  con  ellos.  Y  esto  acabado,  diö  por  nin- 
guna  la  visita  que  su  hermano  Topa  Inga  babia  hecho  y  tornöse  al  Cuzco  con 
propösito  de  man  dar  hacer  de  nuevo  la  visita. 

[52]  Topa  Inga  Yupangui  manda  segunda  vez  visitar  la  tierra  y  hace  otras 

cosas. 
Como  la  visita  que  cometiö  &  su  hermano  Topa  Capac  no  fuö  &  su  gusto  y 
la  revocö,  nombrö  &  otro  su  hermano  llamado  Apo  Achachi  por  general  visitador. 
Y  le  mandö  no  metiese  en  la  visita  que  hiciese  &  los  yanayacos,  porque  no  me- 
rescian  entrar  en  el  nümero  de  los  demäs  por  lo  que  habian  hecho.  Y  asi  fuö 
Apo  Achachi  y  hizo  su  visita  general  y  redujö  muchos  de  los  indios  &  pueblos 
y  casas;  porque  antes  vivian  en  cuevas  y  cerros  y  &  la[s]  riberas  de  los  rfos 
cada  uno  por  si.  Y  pasö  los  que  estaban  en  lugares  fuertes  &  los  llanos,  porque 
no  tuviesen  sitio  que  les  hiciese8)  confiar  en  su  fortaleza  para  se  rebelar.  Y 
los  redujö  &  provincias  d&ndoles  sus  curacas  por  la  orden  que  arriba  es  dicho. 
Mas  no  hacia  curaca  al  hijo  del  muerto,  sino  al  que  tenia  mäs  entendimiento  y 
habilidad  para  mandar  y  gobernar  &  la  voluntad  del  inga.  Y  si  prosiguiendo  el 
curacazgo  no  le  contentaba  &  Topa  Inga,  sin  mds  r£plicas  lo  quitaba  y  ponia 
otro,  de  manera  que  ningun  curaca  mayor  ni  menor  se  tenia  por  seguro  en  el 
mando.  Y  &  estos  curacas  daba  de  su  mano  criados,  mujeres,  chdcaras,  por 
cuenta  y  razön  que,  aunque  eran  curacas,  no  tenian  licencia  de  tomar  por  su 
autoridad  cosa  ninguna  so  pena  de  muerte  sin  expresa  licencia  del  inga. 

Y  en  cada  provincia  destas  hacian  todos  los  de  aquella  provincia  una  muy 
grande  sementera  de  todas  comidas  para  el  inga,  la  cual  iban  &  coger  sus  mayor- 
domos  del  inga  k  la  cosecha.  Y  sobre  todos  habian  un  tucorico  apo,  que  era  el 
gobernador  lugarteniente  del  inga  en  aquella  provincia.  Verdad  es  quel  primero 
inga  que  impuso  &  los  indios  desta  tierra  que  tributasen  cosas  sabidas  y  en 
cantidad  fuö  Inga  Yupangui.  Mas  Topa  Inga  los  tasö  y  puso  en  cuenta  de  los 
tributos  que  habian  de  dar  y  les  repartiö  las  tasas  conforme  &  lo  que  en  cada 
provincia  se  daba,   asi  para  la  tasa  general,    como  para  las  guacas  y  casas  del 


1)  Hasta  alli. 

2)  Hdschr. :  Por  quäl. 

3)  Hdschr.;  hiziesen. 

18* 


100  BICHABD   PIETSCHMANN, 

Sol,  de  manera  que  los  tenia  tan  cargados  de  tasas  y  tributos  que  habian  me- 
nester  trabajar  perpetuamente  de  noche  y  de  dia,  para  pagarlas,  y  no  podia[n] 
aun  cumplir  con  se  quedar  sin  tiempo  para  su  aprovechamiento  y  labor  que  les 
bastase  para  su  sustento. 

Este  Topa  Inga  repartiö  las  heredades  en  toda  la  tierra  dändoles  la  medida 
&  quellos1)  llaman  topo. 

Este  repartiö  los  meses  del  ano  para  los  trabajos  y  labores  del  campo  desta 
manera,  que  solos  tres  meses  del  ano  daba  ä  los  indios  para  que  en  ellos  hiciesen 
sus  sementeras,  y  los  demds  para  que  se  ocupasen  en  las  obras  del  Sol,  guacas 
y  del  inga.  Y  los  tres  meses  que  dejaba  lueron  el  un  mes  para  sembrar  y 
arar,  y  un  mes  para  coger,  y  otro  en  el  verano  para  sus  fiestas  y  para  que 
hilasen  y  tejiesen  para  si,  porque  lo  dem&s  mandaba  que  lo  gastasen  en  su 
servicio  y  del  Sol  y  guacas. 

Este  inga  ordenö  que  hubiese  mercaderes  que  tratasen  para  se  aprovechar 
de  su  industria  desta  manera.  Tenia  mandado  que  cuando  algiin  mercader  tra- 
jese  &  vender  algiin  oro  ö  plata  6  piedras  preciosas  y  otras  cosas  exquisitas,  le 
echasen  mano  y  le  preguntasen  de  donde  lo  habia  habido  ö  sacado,  y  desta 
manera  daban  noticia  de  las  minas  y  lugares,  donde  lo  habian  sacado;  y  desta 
manera  descubriö  grandisima  cantidad  de  minas  de  oro  y  plata  y  colores  muy 
finos. 

Este  inga  tenia  dos  gobernadores  generales  en  toda  la  tierra  llamados  suyoyoc 
apo;  el  uno  residia  en  Xauxa  y  el  otro  en  Tiaguanaco,  pueblo  de  Collasuyo. 

Este  Topa  Inga  ordenö  el  encerramiento  de  unas  mujeres  &  manera  de 
nuestras  monjas  encerradas,  doncellas  de  doce  afios  arriba,  &  las  cuales  llaman 
acllas,  y  de  aqui  las  sacaban  para  casar  por  mano  del  tucorico  apo  6  por  man- 
dado del  inga,  el  cual,  cuando  algiin  capitdn  iba  &  conquistar  ö  venia  con  vic- 
toria,  repartia  de  aquellas  &  los  capitanes  y  soldados  y  &  otros  criados,  que  le 
servian,  ö  en  algo  agradaban,  en  don  y  merced,  que  era  estimado  en  mucho.  Y 
como  iban  sacando  unas,  iban  metiendo  otras,  porque  siempre  hubiese  quedar  y 
quedar 2)  conforme  al  intento  del  inga  Topa.  Y  si  algiin  hombre  sacaba  alguna, 
6  lo  tomaban  dentro  con  ella,  los  ahorcaban  &  ambos  juntos  vivos  liados. 

Y  bizo  este  inga  muchas  ordenanzas  &  su  modo  de  tiranfa,  las  cuales  se 
pondrdn  en  volumen  particular. 

[53]  Topa  Inga  hace  la  fortaleza  del  Cuzco. 

Despues  que  Topa  Inga  Yupangui  visitö  la   tierra  toda  y  se  vino  al  Cuzco, 

donde  era   servido  y  adorado,   como   se    vido8)   ocioso,    acordöse   que  su  padre 

Pachacuti   habia   llamado  &  la  ciudad  del  Cuzco   la  ciudad  leön,   y  que  la  cola 

era  adonde  se  juntan   los   dos   rios  que   pasan  por  la   ciudad,   y  que  dijo  quel 

1)  =  d  que  tllo8\  Hdschr.  a  aquelhs. 

2)  Hdschr. :  que  quedar. 

3)  =  viö. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  101 

cuerpo  era  la  plaza  y  las  poblaciones  de  la  redonda,  y  que  la  cabeza  le  faltaba, 
mas  que  algun  hijo  suyo  se  la  pondria.  Y  asi  consultado  este  negocio  con  los 
orejones,  dijo  que  la  mejor  cabeza  que  le  podria  poner  seria  hacerle  una  forta- 
leza  en  un  padrastro  alto,  que  la  ciudad  tiene  &  la  parte  del  norte. 

Acordado  pues  asi,  embiö1)  &  todas  las  provincias  &  mandar  que  los  tucori- 
cos  le  embiasen*)  gran  suma  de  gente  para  la  obra  de  la  fortaleza.  La  cual 
venida,  distribuyöla  por  cuadrillas,  dando  &  cada  una  su  oficio  con  mandones. 
Y  asi  unos  sacaban  piedra,  otros  la  labraban,  otros  la  traian  y  otros  la  asenta- 
ban.  Y  tanta  diligencia  se  dieron  que  no  en  muchos  anos  hicieron  la  fortaleza 
del  Cuzco  grande,  suntuosa,  fortisima,  de  piedra  tosca,  cosa  admirabillsima  de 
ver.  Y  los  aposentos  apartados  de  dentro  eran  de  piedra  menuda  y  polida,  tan 
prima  que,  si  no  se  ve,  no  se  creerd  el  primor  y  fortaleza  della.  Y  lo  que  es 
mds  de  adrairar,  que  no  tenian  herramientas  con  que  lo  labrar,  sino  con  otras 
piedras.  Esta  fortaleza  estuvo  en  pie  hasta  las  diferencias  de  Pi<jarro  y  Almagro, 
despues  de  las  cuales  la  empezaron  &  deshacer,  para  edificar  con  su  canteria  las 
casas  de  Espanoles  en  el  Cuzco,  questd  al  pie  de  la  fortaleza.  Hace  gran  lds- 
tima  &  los  que  agora  ven  las  ruinas  della.  Y  despues  de  acabada,  hizo  &  la 
redonda  del  Cuzco  mucbos  depösitos  para  bastimentos  y  ropas  para  tiempos  de 
necesidades  y  de  guerras,  que  era  cosa  de  mucha  grandeza. 

[54]  Muerte  de  Topa  Inga  Yupangui. 
Habiendo  Topa  Inga  Yupangui  visitado  y  repartido  las  tierras  y  hecho  las 
fortalezas  del  Cuzco  y  otras  mucbas  sin  las  casas  y  edificios  sin  numero,  fu£se 
&  Chinchero,  un  pueblo  cerca  del  Cuzco,  adonde  £1  tenia  unas  muy  ricas  casas 
de  su  recreaciön,  adonde  mandö  hacer  grandes  heredades  para  su  cämara3).  Y 
acabadas  de  hacer,  adoleciö  de  grave  enfermedad  y  no  queria  ser  de  nadie  visi- 
tado. Y  como  la  enfermedad  le  agravase  y  se  sintiese  morir,  llamö  ä  los  ore- 
jones del  Cuzco  sus  deudos  y  criados,  que  allf  estaban.  Y  cuando  los  tuvo  en 
su  presencia,  les  dijo :  « j  Parientes  y  amigos  mios !  hagos 4)  saber,  quel  Sol  mi 
padre  quiere  llevarme  consigo  6  yo  deseo  irme  &  descansar  con  öl,  6  os  he  11a- 
mado,  para  que  sepdis  &  quiän  ostengo  de  dejar  por  senor,  heredero  y  sucesor 
mio,  que  os  mande  y  gobierne.»  A  lo  cual  respondieron  que  de  su  enfermedad 
les  dolia  mucho  y,  que  pues  el  Sol,  su  padre,  asi  lo  queria,  que  se  hiciese  su 
voluntad,  y  que  les  hice  merced  de  les  nombrar,  quiön  habia  de  quedar  por  capac 
en  su  lugar.  Topa  Inga  le[s]  respondiö:  «Yo  nombro  por  mi  sucesor  &  mi  hijo 
Tito  Cusi  Gualpa,  hijo  de  mi  hermana  y  mujer  Mama  Ocllo.»  Y  por  esto  le 
dieron  muchas  gracias.  Despues  de  lo  cual  dejöse  caer  sobre  la  almohada  y 
muriö,  habiendo  vivido  ochenta  y  cinco  aüos. 


1)  =  enviö. 

2)  =  envwsen. 

3)  Vielleicht  für  recdmara;  vergl.  S.  70  und  92,  doch  auch  99. 

4)  =  hago  08. 


102  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Sucediö  &  su  padre  de  diez  y  ocho  anos.  Fu6  capac  sesenta  y  siete  afios. 
Tuvo  dos  hijo8  legitimus  y  sesenta  bastardos  y  treinta  hijas.  Otros  dicen  que 
al  tiempo  de  su  muerte  6  algün  tierapo  antes  habia  nombrado  por  su  sucesor 
&  an  hijo  suyo  bastardo  llamado  Capac  Guari,  hijo  de  una  amanceba  llamada 
Chuqui  Ocllo. 

Dejö  an  ayllo  ö  linaje  llamado  Capac  Ayllo,  cayas  cabezas,  que  sustentan 
«ste  ayllo,  que  agora  viven,  son  Don  Andres  Topa  Yupangai,  Don  Crist6bal  Pisac 
Topa,  Don  Garcia  Bilcas,  Don  Felipe  Topa  Yupangui,  Don  Garcia  Ayache,  Don 
öarcla  Pilco  *).     Son  Hanancuzcos. 

Fu6  franco,  piadoso  en  la  paz  y  cruel  en  la  guerra  y  castigos,  favorescedor 
-de  pobres,  animoso  y  varön  de  mucha  industria,  edificador.  Fu6  el  mayor  tirano 
de  todos  los  ingas.  Muri6  en  el  ano  de  mil  y  docientos  y  cincuenta  y  ocho*). 
El  cnerpo  deste  qaemö  Chalco  Chima  ano  de  treinta  y  tres  cuando  prendiö  & 
Guascar,  como  en  su  lugar  se  dird,  cuyas  cenizas  6  idolo  guaoqui,  llamado  Cuxi- 
churi,  se  hallö  en  Calispucyu,  donde  lo  tenfan  escondido  y  le  hacian  muchos 
sacrificios. 

[BB]  La  vida  de  Guayna  Capac,  inga  onceno. 

Luego  que  Topa  Inga  muriö,  fueron  los  orejones,  que  con  61  se  hallaron  al 
tiempo  de  su  fallescimiento,  al  Cuzco,  para  hacer  la  cerimonia8)  acostumbrada, 
que  era  alzar  el  inga  su  sucesor  antes  que  se  supiese  de  la  muerte  del  inga, 
por  la  orden,  que  se  hizo  en  la  muerte  de  Pachacuti  Inga  Yupangui.  Mas  como 
las  mujeres  y  hijos  de  Topa  Inga  tambiän  se  fueron  al  Cuzco,  no  puso  ser  se- 
creto,  porque  una  mujer  manceba  del  inga  muerto,  llamada  Curi  Ocllo,  parienta 
de  Capac  Guari,  luego  que  llegö  al  Cuzco,  hablö  con  sus  parientes  y  de  Capac 
Guari,  y  les  dijo :  « \  Senores  y  parientes !  sabed  que  Topa  Inga  es  muerto  y  que 
como  antes  en  salud  babfa  nombrado  por  su  hijo  heredero  d  Capac  Guari,  mas 
al  fin,  estando  &  la  muerte,  dijo  que  le  sucediese  Tito  Cusi  Gualpa,  hijo  de  Mama 
Ocllo;  no  lo  deb&s  consentir  ni  pasar  por  ello,  antes  llamad  &  todos  vuestros 
deudos  y  amigos  y  nombrad  y  alzad  por  Inga  &  Capac  Guari,  vuestro  hermano 
mayor,  hijo  de  Chiqui  Ocllo.»  Lo  cual  parecio  bien  &  todos  los  deudos  de  Capac 
Guari,  y  para  ello  embiaron4)  &  llamar  &  los  demds  parientes  suyos. 

Y  mientras  estos  ordenaban  lo  que  se  ha  dicho,  los  orejones  del  Cuzco,  sin 
saber  nadie,    andaban   ordenando   como    dar   la   borla  &  Topa6)   Cusi  Gualpa*). 

1)  Don  Garcia  ayache,  don  gar  da  Pilco  zwischen  den  Zeilen  von  der  Hand  Navamuels  ein- 
geschaltet. Unten  am  Rande :  Va  entre  renglones :  Don  garcia  ayachi  Don  garcia  Pilco,  los  cuales 
dijeron  los  testigos  que  son  vivos  y  da  mismo  ayllo.  Navatnuel.  Dahinter  Notariatszeichen.  YergL 
das  Zeugen-Verzeichnis  am  Ende  des  Werks. 

2)  Hdschr. :  mill  y  y  dozientos  y  cinquenia  y  ocho,  —  y  dozientos  y  cinquenta  y  ocho  ist  Ton 
anderer  Hand,  wohl  von  Sarmiento,  in  eine  ausgesparte  Lücke  des  Textes  gesetzt. 

3)  =  ceremonia. 

4)  =  enviaron. 

5)  -opa  verlöscht. 

6)  Hdschr. :  Valpa. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DBS   INKABEICHES.  103 

Mas  los  de  Capac  Guari  fueron  sentidos  y  lo  que  ordenaban  sabido  de  Guaman 
Achachi,  hermano  de  Topa  Inga.  Y  juntö  alganos  amigos  suyos,  con  los  cuales 
armados  fu6  adonde  estaba  Tito  Cusi  Gualpa  retraido,  y  escondiölo.  Y  luego 
fu6  con  su  gente  adonde  estaba  la  Junta  de  [la]  parte  de  Capac  Guari,  y  matö  & 
muchos  dellos  de  los  que  all!  estaban  y  entrellos  &  Capac  Guari.  Aunque  otros 
dicen,  que  &  Capac  Guari  no  los  mataron  entonces,  sino  que  lo  prendiö.  Y  &  su 
madre  Chiqui  Ocllo  la1)  levantaron,  que  era  amotinadora  y  que  con  hechizos 
habia  muerto  &  Topa  Inga  su  senor,  y  la  mataron.  Y  &  Capac  Guari  lo  desterra- 
ron  &  Chinchero  adonde  le  dieron  alimentos,  y  nunca  m&s  entrö  en  el  Cuzco, 
hasta  que  muriö.  Y  tambi£n  mataron  &  la  mujer  Curi 2)  Ocllo,  que  habia  acon- 
sejado,  que  alzasen  por  inga  &  Capac  Guari. 

[56]  Dan  la  borla  de  inga  &  Guayna  Capac,  onceno  inga. 
Pacifica  que  fu£  la  ciudad   del  Cuzco,   Guaman  Achachi  fu6  &  Quispicancha, 
tres  leguas  del  Cuzco,    donde  estaba  escondido  Tito  Cusi  Gualpa,   su   sobrino,  y 
tnijolo8)  al  Cuzco  y  llevölo  &  la  Casa  del  Sol.    Y  hechos  los  sacrificios  y  ceri- 
monias4)  acostumbradas,  el  bulto  del  Sol  puso  la  borla  &  Tito  Cusi  Gualpa. 

Y  hecho  esto  y  aderezado  el  nuevo  inga  con  todas  las  insignias  de  capac 
y  puesto  en  unas  ricas  andas,  llevaron[le]  &  la  guaca  Guanacauri,  adonde  hizo  su 
sacrificio.  Y  los  orejones  le  tornaron  al  Cuzco  por  el  Camino  que  habia  venido 
Mango  Capac. 

Llegado  que  fu£  &  la  primera  plaza  del  Cuzco,  llamada  Bimapampa,  luego 
se  publicö  por  el  pueblo  y  se  mandö  que  all!  viniesen  &  dar  obediencia  al  nuevo 
inga.  Y  como  vinieron  todos  los  del  pueblo  &  lo  hacer  y  vieron5)  &  su  inga 
tan  mozo,  que  antes  no  habian  visto,  todos  alzaron  la  voz  k  una  y  le  llamaron 
Guayna  Capac,  que  quiere  decir  el  «mozo  rico»  6  «mozo  principe».  Y  desto 
entonces  le  llamaron  Guayna  Capac  y  por  esta  razön,  y  le  dejaron  de  llamar 
Tito  Cusi  Gualpa.  Y  le  hicieron  sus  fiestas  y  le  armaron  caballero  y  le  adora- 
ron  y  presentaron  muchos  dones,  como  ellos  lo  acostumbraban. 

[57]  Las  primeras  cosas  que  hizo  Guayna  Capac  despues  de  alzado  por  inga. 
Como  Guayna  Capac  fuö  alzado  por  inga  y  fuese  muy  mochacho,  dtäronle 
por  coadjutor  y  ayo  &  Gualpaya,  hijo  de  Capac  Yupangui,  hermano  de  Inga 
Yupangui.  El  cual  procurö  de  alzarse  con  el  ingazgo,  mas  fu6  sabido  por  Gua- 
man Achachi,  que  era  gobernador  de  Chinchaysuyo.  Y  &  la  sazön  estaba  en  el 
Cuzco,  j  mataron  &  Gualpaya  y  &  los  demäs,  que  se  hallaron  culpados. 

Y  tomö  el  gobierno  y  empezö  por  si  luego  &  gobernar  por  ßi,  aunque  siempre 
hubo  por  consejero,  que  siempre  estaba  con  61,  Auqui  Topa  Inga  an  hermano  de 

1)  Hdschr. :  le. 

2)  Hdschr.:  Cori. 
8)  =  tröjolo. 

4)  =  ctrtmomas. 

5)  Hdschr. :  vinieron. 


104  RICHARD   PIETSCHM1NN, 

padre  y  madre.  Y  luego  Guayna  Capac  fu6  &  la  Casa  del  Sol  y  visitöla  y  tom6 
cuenta  &  los  mayordomos  della  y  proveyö  de  lo  que  faltaba  y  proveyö  &  las 
mamaconas  de  las  cosas  necesarias.  Y  quitö  el  mayordomazgo  del  Sol  al  que 
lo  tenia  y  tomölo  para  si  y  nombröse  Pastor  del  Sol.  Y  visitö  las  dem&s  guacas 
y  ordculos  y  sus  haciendas.  Y  tambiän  visitö  las  cosas  de  la  ciudad  del  Cuzco 
y  las  casas  de  los  orejones. 

Y  luego  mandö  enbalsamar1)  &  su  padre  Topa  Inga.  Y  hechos  sus  sacri- 
ficios  y  cerimonias2)  y  lloros,  püsolo  en  sus  casas,  las  cuales  ya  Guayna  Capac 
tenia  aderezadas  para  esto,  y  diöles  ä  sus  criados  todo  lo  necesario  para  su 
sustento  y  servicio.  Y  el  mismo  inga  Guayna  Capac  hizo  llanto  por  su  padre 
y  madre,  que  tambiön  muriö  de  alli8)  &  poco  tiempo. 

[58]  Guayna  Capac  conquista  los  Chachapoyas. 
Despues  que  Guayna  Capac  hobo4)  dado  orden  en  las  cosas  dichas,  que 
supo  que  cerca  de  los  Chachapoyas  habia  ciertas  tierras,  que  podrla  conquistar 
y  de  Camino  allanar6)  los  Chachapoyas,  que  se  habian  rebelado.  Y  asi  dando 
dello  parte  &  sus  orejones,  juntö  gente  de  guerra  en  grande  numero.  Partiö  del 
Cuzco,  habiendo  primero  hecho  sus  sacrificios  y  mirado  la  calpa6);  y  por  ei 
Camino,  que  iba,  reformaba  muchas  cosas  encaminadas  &  su  interna.  Llegö  a  los 
Chachapoyas  y  las  otras  naciones  sus  comarcanas,  las  cuales  se  le  pusieron  en 
defensa  con  las  armas  en  la  mano.  Mas  en  fin  los  venciö,  haciendo  *)  en  ellos 
grandes  crueldades,  y  tornö  al  Cuzco,  adonde  triumphö  de  la  victoria  que  habia 
habido  de  los  Chachapoyas  y  demäs  tierras. 

Y  mientras  fu6  &  hacer  esta  jornada,  dejö  por  gobernador  del  Cuzco  &  un  su 
her  mano  bastardo  llamado  Cinchi  Roca,  horabre  ingenioso  en  edificar.  Y  asf  esto 
hizo  todos  los  edificios  de  Yucay  y  las  casas  del  inga  en  Caxana  en  la  ciudad 
del  Cuzco.  Y  hizo  despues  el  mesmo  Guayna  Capac  otros  edificios  &  la  redonda 
del  Cuzco  en  las  partes  que  le  pareci[er]o[n]  m&s  acomodadas. 

[59]  Guayna  Capac  visita  toda  la  tierra  desde  Quito  &  Chile. 
Habia  mucho  tiempo  que  Guayna  Capac  estaba  descansado  en  el  Cuzco  y 
queriendo  entender  en  algo,  que  habia  mucho  tiempo  que  no  se  habia  visitado  la 
tierra.  Y  determinö  de  visitar  y  nombrö  &  Guaman  Achachi  su  tio  para  que 
saliese  &  visitar  lo  de  Chinchaysuyo  hasta  Quito,  y  £1  tomö  &  su  cargo  de  visitar 
lo  de  Collasuyo. 


1)  =  embaUamar. 

2)  =  ceremonias. 

3)  -11%  von  anderer  Hand  hinzugefügt. 

4)  =  hubo. 

6)  Hdschr.:  aUatnar. 

6)  VergL  oben  Seite  61. 

7)  Hdschr.:  y  haeimdo. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  106 

Y  asi  se  partiö  cada  uno  para  lo  que  habfa  de  visitar,  6  Guayna  Capac 
tomö  la  via  del  Collao,  por  donde  iba  tomando  la  resideucia  &  sus  gobernadores 
tucoricos  y  poniendo  y  quitando  gobernadores  y  curacas  y  abriendo  tierras  y 
haciendo  puentes  y  acequias.  Y  haciendo  estas  obras  llegö  &  los  Charcas  y 
de  all!  pasö  hasta  Chile,  lo  que  su  padre  habia  conquistado,  y  quitö  el  gober- 
nador,  que  all!  estaba  por  61,  encomendando  la  gobernaciön  de  aquellas  pro- 
vincias  &  los  dos  Caracas  naturales  de  Chile  Michimalongo  y  Antalongo  *),  &  quien 
su  padre  habia  vencido.  Y  reformada  la  guarniciön  que  alli  habia,  se  vino 
por  Coquimbo  y  Copiapo  visitando  y  de  alli  &  Atacama  y  Arequipa.  Entrö 
visitando  por  Andesuyo  y  Alayda,  que  fu6  por  el  Collao  y  Charcas.  Fu6  al 
valle  de  Cochabamba  y  hizo  alli  cabecera  de  provincia  de  mitimaes*)  de  todas 
partes,  porque  los  naturales  eran  pocos  y  habia  aparejo  para  todo,  en  que  la 
tierra  es  förtil.  Y  de  alli  fuä  &  Pocona  &  dar  orden  en  aquella  frontera  contra 
los  Chiriguanas  y  a  re[e]dificar   una   fortaleza,   que   habia  hecho  su  padre. 

Y  andando  en  estas  cosas,  fu£  la  nueva  como  las  provincias  de  Quito  y 
Cayambes  y  Carangues  y  Pastos  y  Guancabilicas  se  habian  alzado.  Y  por  lo 
cual  aprestö  su  vuelta  y  vino  k  Tiaguanaco,  adonde  pregonö  la  guerra  contra 
los  Quitos  y  Cayambes  y  diö  orden  del  modo  que  habian  de  vivir  los  Uros8), 
y  diöles  su  pertenencia 4),  en  que  cada  pueblo  dellos  habia  de  pescar  en  la  laguna, 
y  visitö  el  templo  del  Sol  y  guaca  del  Ticci  Viracocha  de  la  isla  de  Titicaca  y 
embiö5)  &  mandar  por  todas  aquellas  provincias  que  hiciesen  gente  para  ir  en 
aquella  guerra,  que  habia  publicado. 

[60]  Guayna  Capac  hace  guerra  &  los  Quitos,  Pastos,  Carangues,  Cayambis 

y  Guancabilicas. 

Sabido  por  Guayna  Capac  como  los  indios  Pastos  y  los  indios  Quitos, 
Cayambis,  Carangues  y  Guancabilicas6)  se  habian  alzado  y  muerto  los  tucoricos 
y  se  fortalescieron  de  gente  y  fuerzas,  juntö  con  gran  presteza  mucha  gente  de 
todas  las  partidas  de  los  cuatro  suyos  y  nombrö  por  capitanes  &  Michi  de  los 
Hurincuzcos  y  &  Auqui  Topa  de  los  Hanancuzcos  y  dejö  por  gobernador  en  el 
Cuzco  ä  su  tio  Guaman  Achachi,  otros  dicen  que  ä  Apo  Hilaquita  y  &  Auqui 
Topa  Inga,  dejando  en  el  Cuzco  &  su  hijo  que  le  habia  de  suceder,  llamado  Topa 
Cusi  Gualpa  Indi  Illapa,  y  dejö  con  61  otro  hijo  suyo  llamado  Tito  Atauchi,  el 
cual  quedö  haciendo  el  ayuno  de  sus  ritos.  Y  es  de  notar,  que  Guayna  Capac 
fuä  casado  conforme  4  sus  cerimonias  *)  con  Cusi  Kimay  Coya,  de  la  cual  no  hubo 


1)  Heisst  oben  S.  97  Tangalongo. 

2)  So  die  Hdschr. 

3)  Vros,  in  ausgesparte  Stelle  des  Textes  eingefügt 

4)  Hdschr.:  pertenencias. 

5)  =  enviö. 

6)  Hdschr. :  cayambes  carangas  y  bancabilicas. 

7)  =  ceremonias. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wiw.  zu  Göttlngen.    PMl.-Mft.  Kl.  N.  F.  Band  6,«.  14 


106  RICHARD   PIETSCHMANN, 

hijo  varön;  y  por  esto  tomö  por  su  mujer  &  su  hermana  Araua1)  Ocllo,  en  la 
cual   hubo   al   dicho   Topa  Cusi   Gualpa,   que  vulgarmente 8)   Uaman  Guascar.  — 

Y  apre9tado  para  la  jornada,  mandö  que  se  aderezasen8)  para  ir  con  öl  Atagualpa 
y  Ninan  Cuyoche,  sus  hijos  bastardos,  que  eran  ya  buenos  mancebos.  Y  mandö 
que  con  Guascar  se  quedasen  Mango  Inga  y  Paulo  Topa,  sus  hijos  tambiön 
bastardos,  en  el  Cuzco. 

Y  corao  esto  estuviese  asf  ordenado,  partiö  para  Quito.  Y  andando  por  sus 
jornadas  llegö  a  Tomebamba,  donde  habia  nascido  61,  y  alli  hizo  muy  grandes 
edificios,  adonde  puso  con  mucha  solemnidad  los  pares  en  que  anduvo 4).  Pasö 
adelante,  y  llegado  a  los  lfmites,  donde  los  Quitos  estaban  alzados,  ordenö  sus 
escuadrones,  y  luego  acordö  de  embiar  &  conquistar  los  Pastos.  Para  lo  cual 
nombrö  dos  capitanes  del  Collao,  el  uno  Uamado  Mollo  Cabana  y  el  otro  Mollo 
Pucara,  y  otros  dos  de  Condesuyo,  el  uno  llamado  Apo  Cautar  Cauana  y  el  otro 
Conde  Mollo,  a  los  cuales  diö  mucha  gente  de  su  naciön  y  dos  mil  orejones  para 
fuerza  y  guarda  de  todos.  Y  por  capitdn  dellos  iba  Auqui  Topa  Inga 6),  su  her- 
mano  de  Guayna  Capac,  y  Acollo  Topa  del  linaje  de  Viracocha.  Fueron  ä  la 
tierra  de  los  Pastos,  los  cuales  se  retiraron  al  pueblo  principal,  dejando  las  mu- 
jeres,  ninos  y  viejos  y  algunos  pocos  hombres,  para  que  pensasen  que  no  habia 
mäs  gente  de  aquella.  A  la  cual  fdcilmente  vencieron  los  del  inga,  y  pensando 
que  no  habia  mds,  descuiddronse,  ddndose  k  ocio  y  placeres.  Y  estando  una 
noche  en  gran  regocijo,  comiendo  y  bebiendo  &  discriciön6)  sin  guardas,  dieron 
los  Pastos  en  ellos  y  hicieron  una  gran  mortandad  y  estrago  en  ellos,  mayor- 
mente  en  los  Collas.  Y  los  que  dellos  quedaron  se  volvieron  retirando,  hasta 
que  encontraron  con  todo  el  ejörcito  del  inga,  que  los  iba  siguiendo.  Y  aun 
dicen  queste  socorro  llevaban  Atagualpa  y  Ninan  Cuyoche,  y  que  con  el  coraje, 
que  desto  recibiö  Guayna  Capac,  mandö  hacer  la  guerra  cruellsimamente.  Y 
asi  entraron  segunda  vez  destruyendo  y  quemando  las  poblaciones  y  matando 
toda   suerte  de   gente7),   grandes  y  chicos,  mujeres  y  hombres,   ninos  y  viejos. 

Y  destruida  aquella  provincia,  puso  su  gobernador  en  ella. 

Y  el  inga  Guyana  Capac  tornöse  &  Tomebamba,  adonde  descansö  algunos 
dias,  al  cabo  de  los  cuales  moviö  su  campo  para  conquistar  &  los  Carangues, 
naciön  muy  belicosa,  en  la  cual  entrö  conquistando  los   indios  Macas  y  los  con- 


1)  Hdschr.:  rauba. 

2)  Hdschr.:  burgarmcnte. 

3)  Hdschr.:  A  deregasen. 

4)  Baiboa  S.  147 :  Ce  prince  [Topa  Inga]  y  [ä  Tumi-Bamba]  fit  donc  constroire  de  somptueux 
^dificcs  et  y  jeta  les  fondements  d'un  palais  nonune*  Mullucancha.  II  y  fit  placer  une  statue  de 
Por  le  plus  fin,  qui  repre'sentait  sa  mere  Mama-Ragua-Ocllo.  TL  ordonna  qu'on  pla^at  dans  le 
ventre  de  cette  statue  Tarriere-faix  qu'elle  avait  rendu  en  le  mettant  au  monde,  car  c'e'tait  Fusage 
de  le  conserver  quand  une  princesse  mettait  au  monde  un  enfant  male. 

5)  Soll  lauten:  Auqui  Toma,  wie  auch  Baiboa  hat. 

6)  =  dißcreciön. 

7)  Hdschr.:  gentcs. 


PEDRO   SARMIENTO'S    GESCHICHTE   DES   INTKAREICHES.  107 

fines  de  los  Canares,  y  &  Quisna  y  &  los  de  Ancamarca  y  la  provincia  de  Puru- 
vay  y  &  los  indios  de  Nolitria  y  otras  sus  comarcanas  naciones. 

De  alli  bajo  &  Tumbez  !),  puerto  de  mar,  y  llegö  &  las  fortalezas  de  Carangui 
y  Cochisque.  Y  empezando  k  conquistar  la  de  Cochisque,  hallo  grande  defensa 
de  valientes  hombres  en  ella,  adonde  raurieron  muchos  de  ambas  partes.  Y  al 
cabo  la  tomö  por  fuerza,  y  la  gente,  que  de  aqul  se  escapo,  se  recogiö  a  la  for- 
leza  de  Carangui.  Y  acordaron  los  del  inga  conquistar  los  alderredores  desta 
fortaleza   primero.     Y   asi   entraron    destrozando   hasta   Angasmayo   y   Otabalo. 

Y  los  que  destas  provincias  se  escapaban  de  las  manos  y  füria  del  inga,  se  re- 
cogian  &  la  fortaleza.  A  la  cual  como  despues  acometiese  Guayna  Capac  con 
toda  su  gente,  fuö  rebatido  por  [los  que] 2)  dentro  estaban  j  de  manera  que  les 
mataron  muchos  hombres,  y  les  fue  forzado  retirarse  huyendo  los  orejones,  y 
estuvieron  desbaratados   por  los  Cayambis,  y   el   inga  Guayna  Capac  derribado. 

Y  muriera  sino  llegaran  los  de  su  guarda,  que  eran  mil  hombres,  y  sus  capi- 
tanes  Cusi  Topa  Yupangui  y  Guayna  Achachi  no  le  socorrieran  y  levantaran ;  y 
echando8)  de  ver  en  esto  los  orejones  animäronse  y  tornaron  ä  socorrer  &  su  inga. 

Y  desta  vez  apretaron  de  tal  manera  &  los  Cayambis  que  los  encerraron  en  su 
fortaleza.     Mas  en  lo  uno  y  en  lo  altro  perdiö  el  inga  mucha  gente. 

Por  lo  cual  se  torno  ä  Tomebamba,  adonde  reformo  su  ejörcito  para  revol- 
ver  sobre  los  Cayambis.  Entretanto  los  orejones  se  desgraciaron  del  inga  y  se 
determinaron  de  le  dejar  y  venirse  al  Cuzco.  Mas  el  inga  los  detuvo  con  dalles 
d  saco  muchas  cosas  de  ropa,  comida  y  otras  riquezas,  y  formö  un  buen  ej^rcito. 

En  este  tiempo  supo  que  los  Cayambis  habian  salido  de  la  fortaleza  y  habian 
dado  en  una  compania  de  gente  del  inga,  que  habia  dejado  en  guarniciön  de  la 
fortaleza,  y  los  habian  desbaratado  y  muerto  mucha  gente  della,  y  los  demds 
se  habian  escapado  huyendo.  Desto  hubo  Guayna  Capac  gran  pesadumbre  y 
despachö  &  su  hermano  Auqui  Toma  con  el  ejörcito,  que  tenia  junto  de  todas 
naciones,  contra  los  Cayambis  de  la  fortaleza.  Fu6  Auqui  Toma,  combatiö  la 
fortaleza,  gano  cuatro  lienzos,  y  al  postrero  muro,  que  tenian  cinco,  al  entrar 
mataron  los  Cayambis  &  Auqui  Toma,  capitän  de  los  Cuzcos,  que  habia  peleado 
muy  valienteraente.  Fu6  esta4)  bateria  y  resistencia  tan  reiiida  y  con  tanto 
coraje  de  ambas  partes,  que  muriö  grandisima  suma  de  hombres,  tantos  que  no  tenian 
por  donde  andar  los  que  peleaban,  sino  por  cima  de  montones  de  muertos.  Y 
deseaban  todos  tanto  morir  6  vencer,  que  acabaron  las  lanzas  y  flechas  y  arre- 
metieron  &  las  punadas.  Mas  como  los  del  inga  echasen  de  ver  que  su  capitan 
era  muerto,  empezaron  &  retirarse  hasta  un  rio,  al  cual  se  echaban  sin  conside- 
raciön,  por  salvar  las  vidas.     Mas  como  el  rio  traia  mucha  agua,  perdi&ronlas 6) 

1)  Hdschr. :  Tumbes. 

2)  Eine  Lücke  am  Schlüsse  der  Zeile,  völlig  ausgelöschte  Schrift.  Was  in  []  steht  ist  Ver- 
mutung. 

3)  Hdschr.:  chando. 

4)  Hdschr.:  este. 

5)  Hdschr. :  perpieronlas. 

14* 


108  RICHARD   PIKTSCHMANN, 

muchos  dellos,  que  se  ahogaron,  y  asf  esta  fui  une  gran  perdida  de  la  gente  de 
Guayna  Capac.  Y  los  que  del  rio  y  de  las  manos  de  los  enemigos  escaparon, 
hicieron  alto  desotra1)  parte  del  rio,  desde  donde  hicieron  mensajero  &  Guayna 
Capac  de  lo  pasado.  Desto  recibiö  el  inga  la  mayor  pena  que  nunca  hubo,  por- 
que  queria  mucho2)  &  su  hermano  Auqui  Toma,  que  allf  habfa  perdido  y  con  £1 
muy  mucha  gente  y  la  mds  escogida  de  sus  ejärcitos. 

Mas  como  Guayna  Capac  era  valiente,  no  desmayö  por  esto,  antes  le  cresciö 
el  brio  y  propuso  de  se  vengar.  Y  para  esto  luego  aprestö  su  gente  y  en  per- 
sona partiö  contra  la  fortaleza  de  los  Cayambis.  Repartida  la  gente  por  tres 
partes,  al  capitan  Micbi  erabio 8)  con  un  tercio  del  ej^rcito  que  fuese  por  un  lado 
de  la  fortaleza,  sin  ser  visto,  con  los  orejones  del  Cuzco,  y  &  la  gente  de  Chin- 
cbaysuyo  por  otra  parte,  y  que  pasasen  cinco  jornadas  adelante  de  la  fortaleza 
y  que  k  cierto  tiempo  revolviesen  asolando  y  destruyendo.  Y  el  inga  con  la 
resta  del  ejärcito  personalmente  arremetio  ä  la  fortaleza  y  la  empezö  &  combatir 
con  grandfsima  furia  sin  parar.  Y  esto  durö  algunos  dias,  en  que  Guayna  Capac 
perdiö  alguna  gente.  Y  estando  en  este  combate  revolvieron  Michi  y  los  de 
Chinchaysuyo  quemando,  asolando  y  destruyendo  toda  la  tierra  de  los  Cayambis, 
que  no  dejaban  como  en  pie  con  tanta  rabia,  que  hacfan  temblar  la  tierra.  Y 
como  Guayna  Capac  supo  que  su  gente  estaba  ya  cerca  de  la  fortaleza,  hizo 
ademän  de  buir  retirandose.  Y  como  los  Cayambis  no  estaban  advertidos  de  lo 
que  por  detr&s  les  sobrevenfa,  salieron  de  la  fortaleza  tras  Guayna  Capac.  Y 
yendo  ya  los  Cayambis  algo  apartados  de  la4)  fortaleza,  asomaron  5)  los  ejörcitos 
de  Micbi  y  los  Chincbaysuyos.  Los  cuales,  como  los  Cayambis  estaban  ocupados 
peleando  con  Guayna  Capac,  no  hallaron  resistencia  en  la  fortaleza  y  f&cilmente 
la  entraron  y  pusi^ronle  fuego  por  mucbas  partes  y  matando  y  prendiendo  los 
que  hallaron  dentro. 

Los  Cayambis  que  peleaban  con  Guayna  Capac,  como  viesen  arder  su  for- 
taleza y  casas  perdieron  la  esperanza  de  su  defensa  y  dejando  la  batalla,  pusi6- 
ronse  en  huida  hacia  una  laguna,  que  allf  cerca  estaba,  pareciöndoles  que  en  las 
ci£negas  *)  y  junciales,  que  habfa,  se  podrfan  salvar.  Mas  Guayna  Capac  los 
sigui6  con  mucha  presteza,  y  porque  nadie  se  le  escapase,  hizo  cercar  la  luguna. 
Y  asf  en  aquella  laguna  y  ci^negas^.7)  hicieron  los  de  Guayna  Capac,  el  cual 
peleaba 8)  por  su  persona  animosamente,  tal  estrago  y  matanza,  que  la  laguna  se 
tiniö9)  toda  en  sangre  de  los  Cayambis  muertos.    Y  por   esta  causa  desde   allf 


1)  =  de  est  otra. 

2)  Hdschr.:  mucho  Mucho. 

3)  =  enviö. 

4)  de  la  nachgetragen  in  ausgesparter  Lücke. 

5)  Hdschr.:  y  somaron. 

6)  =  ciSnagas ;  Hdschr. :  sienegas. 

7)  =  ciinagas. 

8)  Hdschr.:  peleaban. 

9)  =  tiüö. 


\ 


PEDRO   SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAEEICHES.  109 

adelante   llamaron   aquella   laguna  Yaguar  Cocha,   que  quiere   decir  «laguna»  6 
«mar  de  sangre»,  por  la  mucha  que  all!  se  de[r]ramö.  * 

Y  es  de  saber,  que  en  medio  desta  laguna  habfa  dos  sauces,  en  los  cuales 
se  subieron  algunos  Cayambis,  y  entre  ellos  sus  dos  caudillos,  Uamados  Pinto 
el  uno  y  el  otro  Canto,  valentisimos  indios.  Y  &  pedrades  los  derribaron  los  de 
Guayna  Capac  y  alli  prendieron  d  Canto,  y  el  Pinto  se  escapö  con  mil  valientes, 
Canares. 

Yencidos  asi  los  Cayambis,  empezaron  los  Cuzcos  &  escoger  de  los  vencidos 
los  que  mejor  les  parecian  para  entrar  con  ellos *)  triumphando  2)  en  el  Cuzco. 
Mas  ellos,  creyendo  que  los  escogian  para  los  matar,  quisieron  mäs  morir 
peleando  que  atados  como  mujeres,  y  por  esto  se  rehicieron  y  empezaron  otra 
vez  &  pelear.     Visto  lo  cual  por  Guayna  Capac,  mandölos  matar  &  todos. 

Y  puso  guarniciön  en  la  fortaleza,  y  despachö  un  capitdn  con  gente  en  se- 
guimiento  de  Pinto,  que  iba  huyendo  y  haciendo  mucho  mal.  Y  le  siguiö,  hasta 
quel  Pinto  se  metiö  con  sus  companeros  en  una  montana,  adonde  se  escapö  por 
entonces,  hasta  que,  despues  que  Guayna  Capac  hubo  descansado  algunos  dfas 
en  Tumibamba,  supo  de  como  andaba  por  las  montanas  y  le  hizo  cercär  y  atajar 
las  entradas  y  salidas  de  todas  aquellas  montanas,  y  asi,  fatigado  de  la  hambre, 
se  rindiö,  öl  y  los  suyos.  Fuö  este  Pinto  valentisimo  y  tanto  coraje  tenfa  contra 
Guayna  Capac,  que  aun,  despues  de  preso,  con  hacerle  el  inga  muchos  regalos 
y  buen  tratamiento,  nunca  le  pudieron  ver  la  cara.  Y  asi  muriö  emperrado,  y 
por  esto  Guayna  Capac  lo  mando  desollar  y  hacer  de  su  cuero  un  atambor, 
para  que  con  £1  biciesen  en  Cuzco  taqui,  ques  danzar  al  Sol;  y  hecho,  lo  embiö8) 
al  Cuzco,  y  asi  con  esto  se  diö  fin  ä  esta  guerra. 

[61]  Los  Chiriguanas  salen  &  bacer  guerra  al  Piru  contra  los  conquistados 

de  los  ingas. 

Mientras  Guayna  Capac  estaba  ocupado  en  esta  guerra  de  los  Cayambis, 
los  Chiriguanas,  ques  una  naciön  de  montana,  desnudos  y  que  comen  carne  hu- 
mana  y  della  tienen  publica  carnecerfa,  se  Juntaron,  y  saliendo  de  la  aspereza 
de  los  montes,  entraron  en  la  tierra  de  los  Charcas,  questaba  conquistada  por 
los  ingas  del  Piru.  Y  dieron  en  la  fortaleza  de  Cuzcotuyo,  adonde  el  inga  tenfa 
grande  guarniciön  de  fronteros  contra  los  Chiriguanaes4).  Y  como  salieron  de 
repente,  entraron  la  fortaleza  y  matäronlos  &  todos  y  hicieron  en  los  de  la  tierra 
gran  estrago,  robos  y  muertes. 

Fuö  esta  nueva  d  Guayna  Capac  al  Quito,  y  dello  recibiö  grande  pesa- 
dumbre  y  luego  despachö  un  su  capitdn  llamado  Yasca,  para  que  viniese  al 
Cuzco  &  hacer  gente,    y  con   ella   fuese  &  hacerles  guerra  &  los  Chiriguanaes. 


1)  tÜ08  zwischen  den  Zeilen  eingeschaltet. 

2)  =  triunfando-,  Hdschr. :  triutnpando. 

3)  =  enviö. 

4)  So  hier  die  Hdschr.  und  im  Folgenden. 


110  RICHARD   PIETSCHMANN. 

El  cual  capitän  partiö  para  el  Cuzco  trayendo  consigo  las  guacas  Catiquilla  de 
Caxamarca  y  Guamachuco  y  Curichaculla  de  los  Chachapoyas  y  la  guaca  Tomay- 
rica  y  Chinchaycocha  con  muchas  gentes  suyas  de  las  guacas.  Y  llego  al  Cuzco, 
adonde  fue*  muy  bien  recebido  de  los  gobernadores  llamados  Apo  Hilaquita  y 
Auqui  Topa  Inga,  y  hecba  su  gente,  partiö  del  Cuzco  para  los  Charcas.  Y  de 
Camino  sacö  del  Collao  mucba  gente,  con  la  cual  llegö  k  los  Chiriguanaes  y  les 
hizo  cruel  guerra  y  prendiö  dellos  algunos,  que  embiö1)  por  muestra  &  Guayna 
Capac  &  Quito,  para  que  viese  la  extraneza  de  aquella  gente.  Y  el  capitän 
Yasca  reedificö  las  fortalezas,  que  por  alli  habia,  y  poniendo  en  ellas  la  guar- 
niciön  necesaria,  se  tornö  al  Cuzco,  adonde  despidiö  la  gente,  y  cada2)  uno  se 
fue*  d  su  tierra. 

[62]  Lo  que  hizo  Guayna  Capac  despues  de  las  guerras  dicbas. 

Mientras  Guayna  Capac  despachö  al  capitan  que  fu6  &  los  Chiriguana[e]s, 
saliö  de  Tomebamba  ä  poner  en  concierto  las  naciones,  que  babia  conquistado 
hacia  Quito  y  Pasto  y  Guancabilicas.  Y  asi  llego  hasta  el  rio  llamado  Angas- 
mayo,  entre  Pasto  y  Quito,  adonde  puso  mojones  corao  fin  £  törminos  de  la  tierra, 
que  habia  conquistado,  y  en  los  mojones  puso  ciertas  estacas  de  oro  por  gran- 
deza  y  memoria.  Y  scguiö  el  mesmo  rio  abajo  en  demanda  del  mar,  buscando 
gentes  que  conquistar,  que  tenia  noticia  que  habia  por  alli  abajo  gran  cuantidad 
de  gente. 

Y  en  este  camino  padeciö  el  ej<5rcito  de  Guayna  Capac  gran  peligro  y  tra- 
bajo  por  falta  de  agua,  que  en  unos  grandes  arenales  pasaron.  Un  dia,  al  tiempo 
que  amanescia,  hallöse  la  gente  del  inga  cercada  de  infinidad  de  gentes  sin  saber 
qui£n  fuesen;  de  temor  de  las  cuales  se  empezaron  ä  retirar  hacia  su  inga.  Y 
estando  determinados  los  soldados  del  inga  de  huir,  vino  &  Guayna  Capac  un 
mozo  como  inga  y  dijo  &  Guayna  Capac:  «jSeiior!  jno  temas,  questas  son  las 
gentes  en  cuya  demanda  venimos!  jdemos  en  ellos!>  Lo  cual  pareciö  al  inga 
ser  bien  y  mandö  que  con  gran  impetu  diesen  en  ellos,  haciendo  escala  franca 
de  lo  que  cada  uno  tomase  fuese  suyo.  Y  con  esta  dieron  de  tal  arte  en  los 
cercadores,  que  en  poco  espacio  los 8)  hicieron  dejar  el  cerco.  Y  los  rompieron  y 
siguieron  hasta  sus  poblaciones,  que  eran  &  la  costa  de  la  mar,  hacia  Coaques, 
adonde  hubieron  gran  suma  de  despojos  ricos  y  muy  ricas  esmeraldas  y  tur- 
quesas  y  gran  fuerza  de  mollo  muy  rico,  ques  cierta  masa  hecha4)  de  conchas5) 
de  la  mar,  mäs  estimado  entrellos  que  oro  ni  plata. 

Aqui  recibiö  mensajeros  del  cinche  6  curaca  de  la  isla  de  la  Puna,  con  quien 


1)  =  enviö. 

2)  Hdschr.:  y  a  cada. 

3)  Hdschr.:  les. 

4)  Hdschr.:  hechas\  Hesse  sich  zur  Not  beibehalten. 

5)  Hdschr.:  conches. 


PEDRO   SARMIENTO's    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  111 

le  embiö  x)  un  gran  presente  y  &  rogalle,  que  fuese  &  recibir  servicio  &  su  isla 
de  la  Puna.     Guayna  Capac  lo  hizo  aal. 

Desde  donde  se  fuö  &  Guancabilica,  adonde  recogiö  el  dem&s  ejörcito,  que 
habia  dejado.  Y  alli  supo  como  en  el  Cuzco  habia  gran  pestilencia,  de  que  eran 
muertos  sus  gobernadores  Apo  Hilaquita,  su  tio,  y  Auqui  Topa  Inga,  su  her- 
mano,  y  su  hermana  Mama  Coca  con  otros  muchos  parientes  suyos.  T  por  dar 
orden  en  las  tierras  que  por  alli  habia  conquistado,  partiöse  &  Quito,  para  de 
alli  irse  al  Cuzco  ä  descansar. 

Mas  llegado  que  fuö  a  Quito,  diöle  una  enfermedad  de  calenturas,  aunque 
otros  dicen  que  de  virguelas  *)  y  sarampiön.  De  la  cual  como  se  sintiese  mortal, 
llamö  &  los  orejones  sus  parientes,  los  cuales  le  preguntaron,  &  quiön  nombraba 
por  su  sucesor.  Y  61  respondiö  que  &  su  hijo  Ninan  Cuyochi,  si  la  suerte  de  la 
calpa 8)  daba  buena  muestra  de  que  le  sucederia  bien,  y  si  no,  &  su  hijo  Guascar. 

Y  para  ello  mandö  que  se  hiciese  la  cerimonia4)  de  la  calpa,  la  cual  fuö  & 
hacer  Cuxi  Topa  Yupangui,  ä  quien  ya  Guayna  Capac  habia  nombrado  por  ma- 
yordomo  mayor  del  Sol.  Y  hecha  la  primera  calpa,  hallo,  que  no  le  sucederia  bien 
&  Ninan  Cuyoche.  Y  luego  abriö  otro  cordero  y  sacöle  los  bofes,  y  mirando 
ciertas  venas,  hallo  que  tanpoco6)  le  sucederia  bien  &  Guascar.  Y  tornando  con 
este  recaudo  a  Guayna  Capac,  para  que  nombrase  otro,  halldronle  ya  muerto. 
Y  como  quedasen  suspensos  los  orejones  en  el  nombramiento,  dijo  Cuxi  Topa 
Yupangui:  <;Curad  vosotros  del  cuerpo,  que  yo  voy  ä  Tumibamba  &  dar  la  borla 
ä  Ninan  Cuyoche  ! »  Y  cuando  llegö  &  Tumibamba 6),  hallö  que  era  muerto  Ninan 
Cuyoche  de  la  pestilencia  de  las  virguelas7). 

Visto  esto,  Cusi  Topa  Yupangui  dijo  &  Araua  Ocllo8):  «jNo  est^s  triste, 
coya,  apröstate  y  vö  al  Cuzco  d  decir  d  tu  hijo  Guascar,  como  su  padre  le  dej6 
nombrado  por  inga  despues  de  sus  dias ! »  Y  diöle  dos  orejones  principales  para 
compania,  ä  los  cuales  mandö,  que  dijesen  &  los  ingas  del  Cuzco,  que  luego  diesen 
la  borla  &  Guascar,  y  qu£l  se  quedaba  aderezando  para  se  partir  luego  tras 
ellos  con  el  cuerpo  de  Guayna  Capac,  para  metelle  en  el  Cuzco  triumphando  *) 
por  la  orden  quöl  al  punto  de  la  muerte  mandö  senaldndolo  en  un  b&culo. 

Muriö  Guayna  Capac  en  Quito  de  edad  de  ochenta  anos.  Dejö  mäs  de  cin- 
cuenta  hijos.  Sucediö  de  veinte  anos,  fuö  capac  sesenta  anos.  Fuö  valiente, 
aunque  cruel. 

Dejö  su  linaje  ö  ayllo  Uamado  Tumibamba  Ayllo.  Son  agora  las  cabezas 
döl   que  son  vivos  Don  Diego  Viracocha  Inga,    Don  Garcia   Inguil  Topa,    Don 

1)  =  enviö. 

2)  =  viruelas. 

3)  Vergl.  Seite  61. 

4)  =  ceremonia. 

5)  =  tampoco. 

6)  Hdschr. :  Tamtbaniba. 

7)  =  viruelas. 

8)  Hdschr.:  araua  hoctto. 

9)  =  triunfando. 


112  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Gon9alo  Sayre;  y  &  esto  ayllo  se  allegan  los  hijos  de  Paulo  Topa,  hijo  de  Guayna 
Capac.     Son  Hanancuzcos. 

Muriö  Guayna  Capac  en  el  ano  de  mil  y  quinientos  y  veinte  y  cuatro  *)  de 
la  natividad  de  nuestro  senor  Jesucristo,  siendo  rey  de  Espana  el  invictisimo 
emperador  Carlos  quinto  de  gloriosa  memoria,  padre  de  Vuestra  Magestad,  y 
papa  Paulo  tercio. 

El  cuerpo  de  Guayna  Capac  hallö  el  licenciado  2)  Polo  en  la  ciudad  del  Cuzco 
en  una  casa,  donde  lo  tenian  escondido.  Guardäbanle  dos  criados  suyos,  el  uno 
llamado  Gualpa  Tito  y  el  otro  Suma  Yupangui.  Su  idolo  guaoqui  se  llamaba 
Gruaraqui  inga,  que  era  un  idolo  grande  de  oro,  el  cual  no  se  ha  hallado  hasta 
agora. 

[63]  La  vida  de  Guascar  Inga,  ultimo  inga,  y  de  Atagualpa. 

Muerto  Guayna  Capac  y  sabida  la  nueva  en  el  Cuzco  alzaron  por  inga  & 
Tito  Cusi  Gualpa  Indi  Illapa,  llamado  Guascar,  porque  nasciö  en  un  pueblo 
Gnascarquiguar,  cuatro  leguas  y  media  del  Cuzco.  Y  los  que  quedaron  en  Turai- 
bamba  enbalsamaron 8)  el  cuerpo  de  Guayna  Capac  y  Juntaron  todos  los  despojos 
y  captivos,  que  Guayna  Capac  en  las  guerras  habia  habido,  para  entrar  con 
ellos  triumphando 4)  en  el  Cuzco. 

Y  al  tiempo  que  se  habian  de  partir,  es  de  saber  que  Atagualpa,  hijo 
bastardo  de  Guayna  Capac  y  de  Tocto  Coca,  su  prima  del  linaje  de  inga  Yu- 
pangui, al  cual  Guayna  Capac  habia  llevado  consigo  &  aquella  guerra,  para  ver 
como  probaba,  fuö  la  vez  primera  contra  los  Pastos  y  tornö  huyendo,  ö  por  esto 
su  padre  le  afrentö  malamente  de  palabra;  por  lo  cual  no  parecfa  Atagualpa 
entre  gentes,  y  por  esto  hablö  &  los  ingas  orejones  del  Cuzco  desta  manera: 
«jSenores!  ya  saböis  como  yo  soy  hijo  de  Guayna  Capac  y  como  mi  padre  me 
trajo  consigo,  para  ver  como  yo  aprobaba  en  la  guerra;  y  por  la  entrada,  que 
perdimos  en  los  Pastos,  mi  padre  me  afrentö,  de  manera  que  yo  no  osare  parecer 
entre  gentes,  y  m&s  en  el  Cuzco  entre  mis  deudos,  los  cuales  pensaron  que  mi 
padre  me  dejara  con  gran  bien,  y  he  quedado  pobre  y  deshonrado.  Por  tanto 
yo  determino  quedarme  aqui  y  morir  donde  muriö  mi  padre,  y  no  vivir  entre 
los  que  se  holgardn  de  verme  solo,  pobre  y  desfavorescido.  Por  tanto  no  tenöis 
que  me  esperar.»  Y  abrazölos  &  todos,  despidiöndose  dellos,  los  cuales  se  fueron 
con  gran  lästima  y  lägrimas,  queddndose  Atagualpa  en  Tomebamba. 

Y  los  orejones  trajeron  el  cuerpo  de  Guayna  Capac  al  Cuzco,  el  cual  me- 
tieron  con  gran  triumpho  6),  como  öl  lo  dejö  mandado,  ö  hiciöronse  las  obsequias 
como  &  los  demas.    Lo  cual  hecho,   Guascar  hizo   algunas   mercedes   de  oro,  y 


1)  y  cuatro  von  anderer  Hand  eingeschaltet  in  eine  ausgesparte  Lücke  des  Textes. 

2)  Hdschr. :  EUgengiado. 

3)  =a  embalsamaron. 

4)  =  triunfando. 

5)  =  triunfo. 


PEDRO   SARMIENTO's   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  113 

plata  y  mujeres,  que  habfan  muchas  represadas  en  la  casa  de  las  acttas  del  tiempo 
de  su  padre.  Y  hizo  los  edificios  de  Guascar,  donde  61  habia  nascido,  y  en  el 
Cuzco  hizo  las  casas  de  Amarocancha,  donde  es  el  monesterio1)  del  Nombre  de 
Jesus,  y  d  Colcanpata  donde  vive  don  Carlos,  indio,  hijo  de  Paulo. 

Y  tras  esto  llamö  d  Cuxi  Topa  Yupangui  y  d  los  demds  principales  orejones 
que  habfan  venido  con  el  cuerpo  de  su  padre,  que  eran  del  linaje  de  Inga  Yu- 
pangui y  deudos  de  su  madre  de  Atagualpa  y  les  dijo,  que  porquö  no  habfan 
traido  consigo  d  Atagualpa,  que  sin  duda  ellos  lo  habfan  dejado  alld,  para  que 
se  alzase  en  Quito,  y  cuando  61  se  hobiese  *)  alzado,  ellos  lo  matasen  d  61  en  el 
Cuzco.  Los  orejones  halldndose  nuevos  en  este  negocio,  respondieron,  quellos  no 
sabfan  nada  de  aquello  mds  de  que  se  quedaba  en  Quito,  segiin  Atagualpa  les 
habfa  dicho  publicamente,  por  no  verse  afrentado  y  pobre  entre  sus  deudos  en 
el  Cuzco.  Y  no  creyöndolos  Guascar,  les  diö  tormento,  mas  nunca  confesaron 
mds  de  lo  dicho.  Y  visto  por  Guascar  el  mal  que  d  aquellos  orejones  tan  prin- 
cipales habfa  hecho  y  que  jamds  tendrfa  en  ellos  buenos  amigos  ni  se  podrfa 
fiar  dellos,  hfzolos  matar,  cosa,  que  causö  gran  ldstima  en  el  Cuzco  y  gran  abor- 
recimiento  contra  Guascar  en  el  bando  de  los  Hanancuzcos,  de  cuyo  linaje  eran 
los  muertos.  Y  viendo  esto,  publicamente  dijo  Guascar  quöl  se  desnaturaba  y 
se  apartaba  de  la  parentela  y  linaje  de  los  Hanancuzcos,  porque  dellos  era  Ata- 
gualpa, el  cual  era  un  traidor,  pues  no  habfa  venido  al  Cuzco  die  dar  obediencia; 
y  luego  publicö  guerra  contra  Atagualpa  6  hizo  gente  para  embiar3)  contra  61. 
En  este  medio  Atagualpa  embiö4)  sus  mensajeros  d  Guascar  con  presentes  y  ä 
decille  que  61  era  su  vasallo  y  que  como  tal  le  embiase5)  d  mandar  en  que  le 
serviese6)  alld.  Guascar  hizo  escarnio  de  los  mensajeros  y  presente[s]  de  Atagualpa7), 
y  aun  dicen  que  los  matö,  otros  que8)  les  cortö  las  narices  y  las  camisetas  por 
la  cintura  y  asf  los  embiö9)  afrentados. 

Mientras  esto  pasaba  en  el  Cuzco,  se  rebelaron  los  Guancabilicas.  Y  Ata- 
gualpa juntö  un  grueso  ejärcito  y  nombrö  por  capitanes  d  Chalco  Chima  y  Quiz- 
quiz, d  Incura  Gualpa  y  d  Ruminagui  y  d  Yupangui  y  d  Urco  Guaranga  y  d 
Una  Cbullo.  Y  marchö  contra  los  Guancabilicas,  venciölos  y  hizo  en  ellos  gran 
castigo.  Y  volviöse  d  Quito,  desde  donde  embiö  10)  d  dar  razön  d  su  hermano 
de  lo  que  habfa  hecho.  Y  d  este  tiempo  tuvo  Atagualpa  aviso  de  lo  que  Guascar 
habfa  hecho  con  sus   mensajeros,  y  como  habfa  muerto  d  los  orejones,  y  que  se 


1)  =  monasterio. 

2)  =  hubiese. 

3)  =  enviar. 

4)  =  cnviö. 

5)  =  enviase. 

6)  =  sirvicse. 

7)  Atagtuü-  nachgetragen. 

8)  -tro8  que  nachgetragen. 

9)  =  enviö. 
10)  =  enviö. 

Alhdlffn.  d.  K.  Geg.  d.  WIm.  ni  0«ttingau    Phil.-hirt.  KL  N.  F.    Band  6,4.  15 


114  RICHARD   PIETSCHMANN, 

hacia  gente  contra  61,  y  que  se  habia  apartado  de  los  Hanancuzcos  y  publicddole 
por  traidor,  &  quellos1)  llaman  auca.  Atagualpa  viendo  el  mal  propösito,  que 
tenia  contra  61  su  hermano,  y  que  le  cumplia  defenderse,  aconsejöse  con  sus 
capitanes  y  de  parecer  de  todos  acordö,  que  no  despidiese  el  campo,  antes  reco- 
giesen  mas  gente,  [y]  lo  engrosase,  cuanto  pudiese,  porque  el  negocio  habia  de 
venir  en  rompimiento  de  batalla. 

En  esto  vino  &  Tomebamba  un  orejön  Uamado  Hango  y  otro  llamado  Atoc, 
&  hacer  sacrificio  al  bulto  de  Guayna  Capac  por  mandado  de  Guascar.  Este 
tomö  las  mujeres  de  Guayna  Capac  y  las  insignias  de  inga  sin  hablar  [&]  Atagualpa. 
Por  lo  cual  Atagualpa  lo  prendiö,  y  puesto  &  tormento,  declarö  lo  que  Guascar 
ordenaba  y  como  ya  venia  la  gente  de  guerra  contra  Atagualpa;  el  cual  mandö 
matar  &  estos  y  hacer  dellos  atambores.  T  luego  Atagualpa  despachö  corredores 
por  el  camino  del  Cuzco  &  ver,  si  sabian  del  campo,  que  contra  61  embiaba*) 
Guascar  su  hermano.  Y  caminando  los  descubridores  descubrieron  el  campo  de 
Guascar  y  dieron  la  vuelta  &  dar  aviso  dello  &  Atagualpa. 

El  cual  puso  en  orden  su  gente  y  saliö  de  Quito  en  demanda  de  sus  ene- 
migos.  Encontrdronse  ambos  campos  en  Riobamba,  adonde  se  dieron  batalla, 
la  cual  fu6  muy  porfiada  y  sangrienta,  mas  venciö  Atagualpa.  Y  fueron  tantos 
los  muertos,  que  Atagualpa  mandö  por  memoria  hacer  montones  dellos  y  de  sus 
guesos8).  Y  hoy  en  dia  se  ven  alli  los  campos  llenos  de  guesos4)  de  los  que 
murieron  en  aquella  batalla. 

En  este  tiempo  habia  embiado6)  Guascar  ä  conquistar  d  las  naciones  de 
Pomacocha,  que  son  gentes  al  levante  de  los  Pacamoros,  por  sus  capitanes  Tambo 
Usca  Mayta  y  Tito  Atauchi,  su  hermano  de  Guascar.  Y  como  vino  la  nueva 
del  vencimiento  de  su  gente,  hizo  otro  ej6rcito  mayor  y  nombrö  por  sus  capitanes 
Atoc  y  Guaychao  y  Hanco  y  Guanca  Auqui.  Y  este  Guanca  Auqui  como  fuese 
desdichado,  perdiö  mucha  gente  en  los  Pacamoros,  y  el  inga  Guascar  su  hermano 
le  embiö  &  afrentar,  embiändole  6)  dones  de  mujer,  motejando  que  lo  hacia  como 
tal.  Desto  corrido  Guanca  Auqui  determinö  hacer  algo  que  pareciese  de  hombre, 
y  fu6  &  Tomebamba,  donde  estaba  alojado  el  campo  de  Atagualpa  descansado. 
Y  como  los  hallö  descuidados  acometiölos  y  rompiölos,   matando   muchos   dellos. 

Estas  nuevas  llegaron  &  Atagualpa  &  Quito,  y  recibio  mucha  pena  de  que 
su  hermano  Guanca  Auqui  le  hobiese7)  hecho  aquella  burla,  habi6ndole  61  otras 
veces  podido  hacerle  tiro,  y  lo  habia  dejado  61  ir,   disimulando   con   61,   porque 


1)  Hdschr. :  aqucllos  =  d  que  ellos. 

2)  =  enviaba. 

3)  =  huesos.  —  Juan  de  Vald^s,  DiöXogo  de  la  lengua  p.  70  sagt:  Hai  algunos  que  ponen 
g  adonde  yo  pongo  h  i  dizen:  guevo,  guerto,  gueso,  ä  mi  ofändeme  el  sonido,  i  por  eso  tengo  por 
mejor  la  h.    Vergl.  auch  ebencL  p.  84. 

4)  =  huesos. 

5)  =  enviado. 

6)  =  ewoiandole. 

7)  =s  hubiese. 


PEDRO   SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  115 

era  su  hermano.  Y  aderezöse  y  mandö  &  Quizquiz  y  Chalco  Chima  que  mar- 
chasen  con  el  campo  en  busca  de  Guanca  Auqui.  Fueron  y  alcanzdronle  en 
Cusibamba,  adonde  pelearon,  y  Guanca  Auqui  fuö  vencido  con  mucha  perdida  de 
gente  de  ambas  partes.  Mas  Guanca  Auqui  huy6,  y  los  de  Atagualpa  le  si- 
guieron  hasta  Caxamarca,  adonde  Guanca  Auqui  hallö  un  buen  golpe  de  gente 
que  le  embiaba1)  Guascar  de  socorro.  A  los  cuales  mandö  Guanca  Auqui,  que 
se  fuesen  &  encontrar  con  Chalco  Chima  y  Quizquiz,  y  öl  quedöse  en  Caxamarca. 
Caminaron  pues  los  Chachapoyas,  que  eran  diez  mil  embiados  *)  por  Guanca  Auqui 
con  otros  muchos,  y  toparon  &  los  de  Atagualpa  en  Cochaguayla  cerca  de  Caxa- 
marca, adonde  pelearon.  Mas  los  Chachapoyas  fueron  vencidos  por  Chalco  Chima 
y  Quizquiz  y  no  escaparon  mds  de  tres  mil  Chachapoyas,  y  Guanca  Auqui  se 
fuö  retirando  hacia  el  Cuzco,  siguiöndole  los  de  Atagualpa. 

Y  en  la  provincia  de  Bombon  hallö  Guanca  Auqui  un  buen  ejörcito,  que 
Guascar  le  embiaba3)  de  todas  naciones,  con  el  cual  Guanca  Auqui  esperö  &  sus 
enemigos,  que  en  su  seguimiento  venian.  Y  llegados  que  fueron,  representdronse 
batalla,  la  cual  durö  dos  dfas,  sin  reconocerse  de  ninguna  parte  ventaja;  mas 
al  tercero  dia  fuö  vencido  Guanca  Auqui  por  Chalco  Chima  y  Quizquiz. 

Y  deste  desbarato  escapö  Guanca  Auqui  huyendo  y  vino  &  Xauxa,  donde 
hallö  otro  socorro  de  muchos  indios,  Soras  y  Chancas  y  Aymaraes  y  Yauyos, 
que  su  hermano  le  embiaba 4).  Y  con  estos  saliö  de  Xauxa  y  en  un  sitio  ö  valle 
llamado  Yanamarca  topö  con  sus  enemigos,  que  le  venian  siguiendo.  Y  all!  se 
diö  entre  ambos  campos  batalla  no  menos  renida  que  las  pasadas.  Y  en  fin, 
como  la  fortuna  era  contraria  &  Guanca  Auqui,  fuö  vencido  por  Chalco  Chima, 
venturosisimo  capitän  de  Atagualpa. 

Murieron  aqui  la  mayor  parte  de  la  gente  de  Guanca  Auqui,  el  cual  huyö 
y  no  parö  hasta  Paucaray,  adonde  hallö  una  buena  companfa  de  ore Jones  del 
Cuzco,  que  habian  venido  con  un  capitdn  llamado  Mayta  Yupangui,  el  cual  de 
parte  de  Guascar  reprehendiö  &  Guanca  Auqui,  diciendo,  que  cömo  era  posible 
perder  tantas  batallas  y  gente,  como  habia  perdido,  sin  ser  cautelosamente  hecho 
de  su  parte  por  concierto,  que  debia  tener  hecho  con  Chalco  Chima.  A  lo  cual 
respondiö,  que  lo  que  decia  no  era  verdad,  y  qu[e]  öl5)  no  habia  podido  mds; 
que  fuese  öl  &  se  encontrar  con  Chalco  Chima,  y  veria  el  poder  que  traia.  Y 
estuvo  determinado  de  pasarse  Atagualpa  por  aquello,  si  no  se  lo  estorbaran 
sus  capitanes6).  Mayta  Yupangui  pasö  &  encontrarse  con  Chalco  Chima,  con  el 
cual  topö  en  la  puente  de  Angoyaco,  adonde  tuvieron  muchas  escaramuzas,  y  al 
fin  fueron  los  orejones  desbaratados. 


1)  =  enviäba. 

2)  =s  enviados. 
8)  =  enviaba. 

4)  =  enviaba. 

5)  Hdschr.:  el,  durchstrichen,  vor  qu  el. 

6)  Dieser  Satz  steht  hier  so  unvermittelt,  dass  anzunehmen  ist,   der   Schreiber  habe  davor 
etwas  ausgelassen,   und  zwar  eine  Stelle,  in  welcher  von  der  Brücke  von  Angoyaco  die  Rede  war. 

15* 


116  RICHARD  PIETSCHMANN, 

[64]  Guascar  Inga  sale  en  persona  k  pelear  con  Chalco  Chima  y  Quizquiz, 

capitanes  de  Atagualpa. 

Como  la  fortuna  de  Guascar  y  de  sus  capitanes,  especialmente  la  de  Guanca 
Auqui,  era  tan  inferior  k  la  de  Atagualpa  y  de  sus  venturosos  y  diestros  ca- 
pitanes Chalco  Chima  y  Quizquiz,  que  ni  k  los  unos  habia  cosa  que  no  favoreci- 
ese,  ni  k  los  otros  que  no  fuese  contraria:  es  de  saber,  que  desta  rota  que 
Chalco  Chima  y  Quizquiz  hicieron  en  los  orejones  bravos  y  muy  confiados  en  la 
puente  de  Angoyaco,  como  es  dicho,  entr6  en  Guanca  Auqui1)  y  en  los  demäs 
capitanes  que  con  61  venian  tan  espantable  miedo,  que  sin  parar  se  vino  huyendo 
hasta  Bilcas,  veinte  y  tantas  leguas  de  Angoyaco  hacia  el  Cuzco. 

Y  sobre  el  contento  que  los  capitanes  de  Atagualpa  tenian  de  la  gloria  de 
tantas  victorias,  como  habian  ganando,  les  vino  otra  mayor  con  la  nueva  de  que 
Atagualpa  les  embio ')  avisar,  como  61  habia  en  persona  venido  hasta  Caxamarca 
y  Guamachuco  y  como  se  habia  hecho  recebir  y  obedecer  por  inga  de  todas  las 
naciones,  por  donde  habia  pasado,  y  habia  tomado  la  borla  de  inga  y  el  capac 
hongo,  y  qu61  se  llamaba  ya  inga  general  de  toda  la  tierra,  y  que  no  habia  otro 
inga  sino  £1,  y  que  les  mandaba,  pasasen  adelante,  conquistando  hasta  verse  con 
Guascar,  y  que  k  61  mesmo  diesen  batalla  y  le  conquistasen  como  los  demäs  y 
le  prendiesen,  si  pudiese[n].  Tomö  tanta  hinchazön  Atagualpa  por  sus  victorias 
y  püsose  en  tanta  magestad,  que  no  se  dejaba  hablar  de  los  negociantes,  ni  na- 
die  alzaba  los  ojos  a  mirarle.  Y  para  los,  que  algiin  negocio  tenian  con  61, 
habia  hecho  un  su  teniente,  que  llamaban  inga  apo,  que  quiere  decir  el  «senor 
del  inga>,  el  cual  estaba  apartado  del  inga  asentado.  Con  el  cual  negociaban 
los  que  algo  tenian  que  negociar,  y  entraban  con  una  carga  k  cuestas  y  mirando 
al  suelo  y  hablaban  sus  negocios  con  aquel  apo.  El  cual  se  levantaba  y  iba  k 
dar  cuenta  dello  al  inga  Atagualpa,  y  61  despachaba  lo  que  se  habia  de  hacer. 
Y  el  apo  respondia  al  mensajero  6  negociante  y  por  esta  orden  despachaba. 
Era  cruelisimo  Atagualpa;  k  diestro  y  k  siniestro  mataba,  destruia,  quemaba  y 
asolaba  cuanto  se  le  ponia  delante;  y  asi  desde  Quito  k  Guamachuco  hizo  las 
mayores  crueldades,  robos,  insultos,  tiranias,  que  jamas  hasta  all!  se  habian  hecho 
en  esta  tierra. 

Llegado  pues  Atagualpa  k  Guamachuco,  dos  principales  senores  de  su  casa 
[vinieron  k]  *)  hacer  sacrificio  k  el  idolo  6  guaca  de  Guamachuco  y  que  le  pregun- 
tasen  por  el  suceso  que  tendrian  sus  cosas.  Fueron  los  orejones,  hicieron  el 
sacrificio,  consultando  el  oräculo.  Fu61es  respondido  por  61,  que  Atagualpa  tendrfa 
mal  fin,  porque  era  tan  cruel  y  tirano  derramador  de  tanta  sangre  humana« 
Esta  respuesta  del  diablo  dieron  los  orejones  al  inga  Atagualpa,  y  por  esto  se 
indignö  Atagualpa  contra  el  oräculo  y  apercibiö  su  gente  de  guerra  y  fu6  adonde 


1)  Ghtanca  av-  auf  gelöschter  Schrift.    Unten  am  Rande:    Va  sobre  raido  guanca  auqui. 
Dahinter  Notariatszeichen. 

2)  =  enviö. 

8)  Keine  Lücke  im  Text 


PEDRO   SARMIENTO's    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  117 

estaba  la  gaaca.  Y  cercado  el  sitio,  donde  ella  estaba,  tomö  una  alabarda  de 
oro  en  la  mano,  levando  consigo  los  dos  de  su  casa,  que  habian  ido  &  hacer  el 
sacrificio.  Llegö  adonde  el  idolo  estaba,  de  donde  saliö  un  viejo  de  mäs  de  cien 
anos,  vestido  de  an  vestido  hasta  en  pie  muy  velludo  y  Ueno  de  conchas  de  la 
mar,  que  era  el  sacerdote  del  ordculo,  que  habia  dado  la  respuesta  dicha.  Y 
sabido  por  Atagualpa,  que  era  aquel,  alzö  la  alabarda  y  diöle  un  golpe,  de  que 
le  cortö  la  cabeza.  Y  entrö  en  la  casa  del  idolo,  al  cual  tambiön  derribö  la 
cabeza  &  golpes,  aunque  era  de  piedra.  Y  luego  hizo  quemar  al  viejo,  idolo  y 
casa  suya,  hizolo  todo  polvos  y  mandölos  volar  por  el  aire.  Y  allanö  el  cerro, 
aunque  era  muy  grande,  donde  estaba  aquel  oräculo  y  idolo  6  guaca  del  diablo. 

Todo  lo  cual  sabido  por  Chalco  Chima  y  Quizquiz,  bicieron  grandes  regocijos 
y  fiestas  y  empezaron  &  marchar  la  vuelta  del  Cuzco.  De  todo  lo  cual  fuö 
nuevas  &  Guascar  Inga,  questaba  en  el  Cuzco,  angustiado  por  la  mucba  gente 
que  habia  perdido.  Viö  claro  que  solo  le  quedaba  de  remedio  salir  en  persona 
&  probar  la  fortuna,  que  tan  adversa  le  era.  Y  para  esto  püsose  en  ayunos  — 
que  tambiön  estos  gentiles  tenian  cierta  manera  de  ayunos  —  hizo  muchos 
sacrificios  ä  los  idolos  y  oraculos  del  Cuzco,  pidiöndoles  respuesta.  Todos  le 
respondieron  que  le  sucederia  adversamente.  Y  oida  esta  respugsta,  consultö  & 
sus  adevinos  y  hechizeros,  &  quien  ellos  llamaban  omo,  los  cuales,  por  le  agradar, 
le  dieron  esperanza  de  venturoso  fin.  Y  asi  juntö  un  poderoso  ejörcito  y  luego 
despachö  corredores  que  le  fuesen  &  descobrir  los  enemigos,  los  cuales  fueron 
allegados  k  un  sitio  catorce  leguas  del  Cuzco  llamado  Curaguasi.  Hallaron  alli 
a  Chalco  Chima  y  Quizquiz  y  supieron  que  dejaban  el  Camino  derecho  del  Cuzco 
y  tomaban  öl  de  Cotabamba.  ques  camino  derecho  del  dicho  Camino,  viniendo  de 
Caxamarca  ö  Lima  al  Cuzco,  por  desechar  el  mal  Camino  y  paso  peligroso  de 
una  laja,  que  hay  por  la  puente  de  Aporima. 

Guascar  partiö  su  campo  en  tres  partes.  De  los  indios  de  Condesuyo, 
Charcas,  Collasuyo,  Chuys  y  Chile  hizo  un  tercio  y  diöle  por  capitdn  &  Vampa ') 
Yupangui  y  mandö  que  fuesen  por  cima  de  Cotabamba  hacia  otra  provincia  ve- 
cina 2)  de  los  Omasayos,  para  que  echasen  los  enemigos  hacia  el  rio  de  Cotabamba 
y  por  la  puente  de  Aporima.  Mandö,  que  fuesen  Guanca  Auqui  y  Agua  Panti 
y  Paca  Mayta,  capitanes  suyos,  con  la  gente  que  les  habia  quedado  de  las  ba- 
tallas  pasadas,  para  que  cogiesen  &  los  enemigos  por  un  lado  y  que  saliesen  & 
Cotabamba.  Y  el  mesmo  Guascar  fuö  con  otrö  golpe  de  gente.  Y  todos  los  de 
Guascar  y  los  de  Atagualpa  vinieron  &  salir  ä  Cotabamba. 

Y  como  Vampa  Yupangui  supiese8),  que  los  de  Atagualpa  venian  por  un 
vallecillo  ü  quebrada,  que  sale  4  Guanacopampa,  saliöles  al  encuentro  y  peleö 
con  un  buen  escuadrön  de  los  de  Chalco  Chima.  Fuö  este  recuentro  muy  reftido, 
en  que  muriö  mucha  gente  de  Atagualpa  y  un  su  capitdn  llamado  Tomay  Rima ;  de 


1)  Hdschr. :  Aratnpa. 

2)  Hdschr.:    vtcino. 

3)  Hdschr.:  supiesen. 


118  RICHARD   PIETSCHMAKK, 

lo  cual  hobo1)  Guascar  gran  contento  y  riyöndose  dijo  &  los  orejones  Cuzcos: 
<Los  Collas  han  habido  esta  victoria;  mirad  la  obligaciön  que  tenemos  nosotros 
de  imitar  &  nuestros  antepasados !  >  Luego  los  capitanes  generales  de  su  ejörcito, 
que  eran  Tito  Ataucbe  y  Topa  Atao,  sus  hermanos,  y  Nano  y  Urco  Guarga 
con  los  demds  ordenaron  el  ejörcito  para  pelear  con  toda  la  fuerza  de  los  de 
Atagualpa.  Y  careados  los  campos,  se  acometieron  con  destreza  y  orden.  Durö 
la  batalla  desde  la  manana  hasta  casi  puesta  de  sol,  en  que  muriö  mucha  gente 
de  ambas  partes,  aunque  la  gente  de  Guascar  no  recibiö  tanto  dano  como  la  de 
Chalco  Cbima  y  Quizquiz.  Los  cuales  viendo  el  peligro,  en  que  estaban,  se  re- 
tiraron  mucbos  dellos  &  un  gran  pajonal*)  que  alli  cerca  era  en  Guanacopampa. 
Guascar,  que  lo  considerö,  bizo  poner  fuego  al  pajonal,  y  en  öl  se  quem6  gran 
parte  de  gente  de  Atagualpa. 

Mas  Chalco  Chima  y  Quizquiz  se  retiraron  i  la  otra  parte  del  rio  de  Cota- 
bamba.  E  Guascar  contentändose  con  lo  hecho,  no  siguiö  el  alcance,  gozando 
de  la  victoria,  que  la  fortuna  le  ofresciö  en  los  manos.  Y  por  esto  hizo  alto. 
Chalco  Chima  y  Quizquiz,  que  hombres  eran  experimentados  en  tales  transces 5), 
como  vieron  que  no  eran  seguidos,  quisieron  alentar  la  gente  para  otro  dia 
volver  sobre  lo»  que  pensaban  que  eran  vencedores.  Y  embiö4)  espias  al  campo 
de  Guascar  y  supo  dellos  como  Guascar  hacia  cierta  divisiön  de  su  gente  para 
coger  k  Chalco  Chima  y  Quizquiz,  sin  que  se  les  pudiesen  escapar. 

[65]  Batalla  entre  los  de  Atagualpa  y  Guascar  y  prisiön  de  Guascar. 

Venida  la  manana  del  dia  siguiente,  determinado  Guascar  acabar  de  una  vez 
&  los6)  de  su  hermano,  mandö  &  Topa  Atao,  fuese  con  un  escuadrön  de  gente 
por  la  quebrada,  descubriendo  los  enemigos,  y  le  avisase  de  lo  que  descubriese. 
Fuö  con  esta  orden  Topa  Atao  y  entrö  por  la  quebrada  con  mucho  silencio  mi- 
rando  &  todas  partes.  Mas  las  espias  de  Chalco  Chima  lo  vieron  todo,  sin  ser 
vistas,  y  dieron  dello  aviso  &  Chalco  Chima  y  Quizquiz.  Lo  cual  sabido,  Chalco 
Chima  dividiö  su  gente  en  dos  partes  y  ptisola  &  los  lados  del  Camino,  por  do 
entendia  que  aquella  gente  habia  de  pasar.  Y  llegando  Topa  Atao,  dieron  en 
61  &  una,  de  manera  que  no  se  esoaparon  de  presos  6  muertos  casi  nadie.  Y  & 
Topa  Atao  prendieron  muy  herido,  del  cual  lue  avisado  Chalco  Chima  como 
Guascar  venia  tras  öl,  y  que  breve  seria  alli  con  solo  un  escuadrön  de  cinco  mil 
hombres,  y  que  la  demds  gente  dejaba  en  Guanacopampa. 

Esto  embiö6)  Chalco  Chima  avisar  &  Quizquiz,  questaba  apartado  de  alli, 
para  que  se  viniese  &  juntar  con    öl,  porque  habia  desbaratado  &  Topa  Atao  y 


1)  =  hubo. 

2)  Pajonal  bezeichnet  einen  Ort,  an  dem  statt  des  Waldes  Ponagras  wächst. 
8)  =  trances. 

4)  =  enviö.  —  Nämlich  Chalco  Chima;  vergl.  Kap.  65. 

5)  Hdschr. :  a  alos, 

6)  =  enviö. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  119 

esperaba  &  Guascar,  que  venia  desacompanado,  y  61  queria  salirle  al  encuentro, 
para  que  ambos  le  tomasen  en  medio.  Y  asf  se  hizo,  6  dividieron  su  gente  & 
los  lados  del  camino  como  la  primera  vez.  Guascar,  que  iba  confiado  en  que  su 
hermano  Topa  Atao  iba  delante,  caminaba  &  priesa  y  sin  cuidado  ni  recelo. 
Desto  fu£  avisado  Chalco  Chima  por  sus  espias  de  como  venia  Guascar  muy 
descuidado  en  sus  andas.  T  &  poco  rato  que  pasö  de  la  quebrada,  Guascar  y 
su  gente  dieron  en  los  cuerpos  muertos  de  los  de  Topa  Atao,  y  siendo  conosci- 
dos  por  Guascar,  quiso  dar  la  vuelta,  entendiendo  que  eran  muertos  todos  y  que 
debia  haber  alguna  celada.  Mas  ya  no  podia,  porque  estaba  en  medio  de  sus 
enemigos.  Y  luego  salieron  los  de  Chalco  Chima  y  dieron  sobre  Guascar.  Y 
como  quisiese  huir  adelante  de  los  que  le  habian  acometido  por  las  espaldas, 
diö  en  las  manos  de  Quizquiz,  que  le  estaba  esperando  alli  m&s  abajo !) ;  y 
dieron  los  de  Chalco  Chima  por  una  parte  y  los  de  Quizquiz  por  otra  en  Guascar 
y  su  gente,  de  manera  que  a  nadie  perdonaban,  matando  &  todos  con  grandisima 
ferocidad.  Y  Chalco  Chima,  que  andaba  mirando  por  Guascar,  vidole*)  en  sus 
andas  y  arremetiö  &  61  y  echöle  mano  y  diö  con  61  de  las  andas  abajo.  Y  asi 
quedö  el  desaventurado  Guascar  Inga,  doceno  y  ultimo  tirano  de  los  ingas  capas 
del  Piru,  habiltadamente  preso,  en  poder  de  otro  mayor  y  m&s  cruel  tirano  qu61, 
y  su  gente  muerta,  deshecha,  desbaratada. 

Y  puesto  Guascar  &  buen  recaudo  con  guarda  bastante,  saliö  Chalco  Chima 
en  las  andas  de  Guascar  y  apartö  cinco  mil  hombres  y  adelantäse  encaminando 
hacia  la  [dejmds  gente,  que  quedaba  en  el  llano  de  Guanacopampa.  Y  mandö, 
que  los  demas  todos  le  siguiesen  con  Quizquiz,  y  que,  cuando  61  dejase  cacer  el 
tirasol8),  arremetiesen.  Hizo  este  ardid,  porque  los  de  Guascar  pensasen  quöl 
era  Guascar  y  que  venia  victorioso  y  esperasen.  Y  asi  marchö,  y  llegado,  adonde 
los  de  Guascar  estaban  esperando  &  su  senor;  los  cuales  como  lo  vieron,  criye- 
ron4)  que  fuese  Guascar  y  que  venia  victorioso  y  traia  los  enemigos  presos. 
Mas  Chalco  Chima,  cuando  se  viö  cerca,  soltö  un  prisionero  de  los  de  Guascar 
muy  mal  herido,  que  se  fuese.  Ei  cual  dijo  &  los  de  Guascar  lo  que  pasaba  y 
como  aquel  era  Chalco  Chima,  que  los  venia  &  matar  &  todos  con  aquel  ardid. 
Lo  cual  sabido,  y  como  luego  mandö  Chalco  Chima  que  todos  los  suyos  arreme- 
tiesefn],  porque  dejö  caer  el  tirasol,  que  era  la  sefia,  los  de  Guascar  desampara- 
ron5)  y  se  pusieron  en  huida,  que  era  lo  que  Chalco  Chima  pretendia.  Y  los 
de  Atagualpa  arremetieron  hiriendo  y  matando  con  grandisima  furia  y  crueldad 
y  siguieron  el  alcance,  haciendo  inaudito  estrago,  hasta  la  puente  de  Cotabamba. 
Y  como  la  puente  era  pequena  y  no  podian  pasar  todos,  de  miedo  de  los  ene- 
migos, que  herian  fieramente  en  ellos,  se  arrojaron  muchos  al  rio  y  se  ahogaron. 


1)  Hdschr.:  esperando  aUego  mos  Abaxo. 

2)  =  viole. 

3)  Eine  Benennung  für  Sonnenschirm,  welche  die  Wörterbücher  des  17.  Jahrh.  noch   neben 
dem  jetzt  gebräuchlichen  quitosol  anführen  und  die  auch  z.  B.  Betanzos  braucht 

4)  =  creyeron. 

5)  Hdschr.:  Des  manpararon. 


120  RICHARD   PIET8CHMANN, 

Y  los  de  Atahualpa  pasaron  el  rio,  siguiendo  el  alcance  y  gozando  de  la  victoria, 
y  prendieron  en  este  alcance  d  Tito  Atauche,  hermano  de  Guascar.  T  llegados 
Chalco  Cbima  y  Quizquiz  casi  media  legua  del  Cuzco  d  unas  casas,  que  Uaman 
Quiuipay,  metieron  alli  d  Guascar  preso  y  le  pusieron  suficiente  guarda,  y  alli 
asentaron  su  real  y  hicieron  alto. 

Y  los  soldados  de  Chalco  Chima  pasaron  d  dar  vista  al  Cuzco  d  lo  alto  de 
Yauira  sobre  la  ciudad,  desde  donde  oyeron  los  alaridos  y  lloros,  que  en  la  ciu- 
dad  habia,  y  dello  volvieron  d  dar  aviso  d  Chalco  Chima  y  d  Quizquiz,  los 
cuales  embiaron1)  al  Cuzco  d  decir  d  los  vecinos  que  lloraban,  que  no  tuviesen 
temor,  que  bien  sabian,  que  aquella  guerra  habia  sido  entre  hermanos  por  aus 
particulares  pasiones;  y  que  si  algunos  dellos  habian  ayudado  d  Guascar,  que 
no  tenian  culpa,  que  como  d  su  inga  tenian  obligaciön  de  le  servir,  y  no  tenian 
culpa ;  y  que,  si  alguna  tenian,  61  se  la  remitia  y  perdonaba  en  nombre  del  gran 
sefior  Atagualpa ;  y  que  luego  les  mandaban,  que  todos  viniesen  hacer  reverencia 
d  la  estatua  de  Atagualpa,  Uamada  Ticci  Capac,  que  significa  «sefior  del  mundo>. 

Y  luego  los  del  Cuzco  entraron  en  cabildo  y  acordaron  que  viniesen  a  cumplir 
el  mandamiento  de  Chalco  Chima  y  Quizquiz.  Y  vinieron  por  sus  ayllos,  los 
cuales  llegados  d  Quiuipay  se  sentaron  por  su  orden.  Y  luego  la  gente  de  los 
capitanes  de  Atagualpa,  que  apercebidos  con  sus  armas  estaban,  cercaron  d  todos 
los  que  del  Cuzco  habian  venido,  y  prendieron  d  Guanca  Auqui  y  [d]  A[g]ua  Panti 
y  d  Paucar  Usno,  que  los  traian  sobre  ojo  por  la  batalla,  que  habian  dado  en 
Tomebamba  d  los  de  Atagualpa.  Y  prendieron  d  Apo  Chalco  Yupangui  y  d 
Rupaca  y  sacerdotes  del  Sol,  porque  estos  habian  dado  la  borla  d  Guascar  Inga. 

Y  presos,  se  levantö  en  pie  Quizquiz  y  les  dijo :  «Yä  vosotros  sab£is  las  batallas, 
que  me  hab&s  dado  por  el  Camino,  y  el  trabajo,  en  que  nos  hab£is  puesto,  y 
asi  mesmo  alzastes  *)  por  inga  d  Guascar  sin  ser  heredero.  Tratastes 8)  mal  del 
inga  Atagualpa,  d  quien  el  Sol  guarde,  y  que  meresciades 4)  por  esto  grandes 
muertes.  Mas  usando  con  vosotros  de  humanidad,  os  perdono  en  nombre  de  mi 
sefior  Atagualpa,  d  quien  el  Sol  prospere.» 

Mas  porque  no  quedasen  del  todo  sin  castigo,  le[s]  mandö  dar  algunos  golpes 
con  una  gran  piedra  en  las  espaldas  y  matö  algunos  de  los  mds  culpados.  Y 
luego  mandö  que  se  hincasen  todos  de  rodillas  el  rostro  vuelto  hacia  Caxamarca 
6  Guamachuco,  adonde  estaba  Atagualpa,  y  peldndose  las  cejas  y  pestanas  las 
soplasen  y  se  las  ofresciesen,  y  adorasen  Atagualpa.  Lo  cual  todos  los  orejones 
vecinos  del  pueblo  de  temor  hicieron  y  d  una  voz  alta  dijeron:  «[Viva!  jviva 
muchos  afios  Atagualpa  nuestro  inga,  cuya  vida  acresciente  su  padre  el  Soll» 

Y  d  la  sazön  estaba  alli  su  madre  de  Guascar  llamada  Araua5)  Ocllo  y  su 
mujer  Chucuy  Huypa,   d  las  cuales  deshonrö  y  tratö   mal  de  palabra  Quizquiz. 

1)  =  enviaron. 

2)  =  alzasteis. 

3)  =  tratasteis. 

4)  =  mereciaü. 

5)  Hdschr.:  araba. 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   LNKAEEICHES.  121 

Y  la  madre  de  Guascar  d  voces  altas  dijo  d  su  hijo  que  preso  estaba:  «jMala- 
venturado  de  ti !  ;  tus  crueldades  y  maldades  te  han  trafdo  d  este  estado  !  <j  y  no 
te  decia  que  do  fueses  tan  cruel  y  que  no  matases  ni  deshonrases  los  mensajeros 
de  tu  hermano  Atagualpa  ? »  Y  dichas  estas  palabras,  dicen,  que  arremetiö  &  61 
y  le  diö  una  punada  en  el  rostro. 

Y  luego  que  esto  fuä  hecho,  despacharon  1)  Chalco  Chima  y  Quizquiz  men- 
sajeros d2)  Atagualpa,  haci£ndole8)  saber  todo  lo  que  habia  sucedido,  y  como 
tenlan  preso  d  Guascar  y  d  otros  muchos,  que  embiase4)  d  mandar  lo  que  habian 
de  hacer. 

[65]  Lo  que  pasaron  Chalco  Chima  y  Quizquiz  con  Guascar  Inga  y  con  otros 

de  su  parcialidad  de  palabra. 
Despues  que  Chalco  Chima  y  Quizquiz  despacharon  los  mensajeros  d  Ata- 
gualpa, mandaron  sacar  los  presos  all!  de! ante,  y  en  presencia  de  todos  y  de  la 
madre  y  mujer  de  Guascar,  dijo  endereszando 5)  la  pldtica  d  la  madre  de  Guas- 
car, que  ella  era  manceba  y  no  mujer  de  Guayna  Capac,  y  que,  siendo  su  manceba 
habfa  parido  d  Guascar  y  que  era  una  vil  mujer  y  no  era  coya.  Y  alzando  los 
de  Atagualpa  una  grita  d  manera  de  burla  dijeron  d  los  orejones  mostrdndoles 
con  los  dedos  Guascar:  «Veis  all!  d  vuestro  senor,  el  cual  dijo  que  en  la  batalla 
se  converterfa  en  fuego  y  en  agua  contra  sus  enemigos.»  Y  estaba  entonces 
Guascar  atado  de  pies  y  manos  en  un  lecho  de  sogas  de  paja.  Los  orejones 
avergonzados  abajaron6)  las  cabezas.  Y  luego  preguntö  Quizquiz  d  Guascar: 
tjjQuiän  destos  te  hizo  senor,  habiendo  otros  mejores  que  tu  y  mds  valientes, 
que  lo  pudieran  ser  ?»  Y  Araua  Ocllo  hablando  con  su  hijo  le  dijo :  « j  Todo  esto 
meresces  tti,  hijo,  que  se  te  dija,  y  todo  viene  de  la  mano  del  hacer  por  las 
crueldades  que  has  usado  con  los  tuyos!»  Ä  lo  cual  dijo  Guascar:  <| Madre, 
ya  eso  no  tiene  remedio!  jd&janos  d  nosotros I»  Y  enderezö  la  pldtica  al  sacer- 
dote  Chalco  Yupangui  y  le  dijo:  «[Habla  tu  y  responde  d  Quizquiz  d  lo  que 
me  pregunta!»  El  sacerdote  dijo  d  Quizquiz:  «Yo  le  alc£  por  inga  y  senor  por 
mandado  de  su  padre  Guayna  Capac  y  por  ser  hijo  de  coya  (que  es  como  decir 
entre  nosotros:  infanta).»  Chalco  Chima  se  indignö  [y]  con  una  voz  alta  llamö 
al  sacerdote  enganador  y  mentiroso.  Guascar  respondiö  d  Quizquiz :  «  j  Dejaos 7) 
de  esas  razones  !  esta  quistiön  *)  es  entre  mf  y  mi  hermano  y  no  entre  los  bandos 
de  Hanancuzco  y  Hurincuzco9);  nosotros  la  averiguaremos,  y  vosotros  no  tentis 
que  entremeteros  entre  nosotros  en  este  punto.» 

1)  Hctachr.:  desparegieron. 

2)  Hdschr.:  de. 

3)  Hdschr  :  haziendöles. 

4)  =  enviase. 

5)  =  enderesando.    Hdschr.:  enderesQando. 

6)  Hdschr.:  dbararon. 

7)  =  Dqados. 

8)  =  quesiiön. 

9)  Hdschr.:  Hurircuzco. 

Abfcdlgn.  d.  K.  G«.  d.  Win.  ni  Oöttiagen.  Phil.-hirt.  KL  N   F.  Band  6,4.  16 


122  RICHARD   PIETSCHMANN, 

De  lo  cual  enojado  Chalco  Chima  mandö  volver  d  la  prisiön  &  Guascar  y 
dijo  &  los  ingas,  por  los  asegurar,  que  ya  se  podian  ir  al  pueblo,  pues  eran  per- 
donados.  Y  los  orejones  se  volvieron  al  Cuzco  diciendo  grandes  [voces],  invo- 
cando  al  Ticci  Viracocha  con  [estas  pajlabras1):  «<jO  Hacedor,  que  diste  ser  y 
favor  &  los  ingas,  adonde  estas  agora?  ^cömo  permites  que  tal  persecuciön  venga 
sobrellos?  £para  que  los  ensalzaste,  si  habian  de  tener  tal  fin?»  Y  diciendo 
estas  palabras  sacudian  sus  cobijas  en  senal  de  maldiciön  y  deseaban  que  viniese 
sobre  todos. 

[66]  Las  crueldades  que  mandö  hacer  Atagualpa  en  los  vencidos  y  presos 

de  Guascar. 

Como  Atagualpa  supo  lo  que  habia  pasado  por  los  mensajeros  de  Chalco 
Chima  y  Quizquiz,  mandö  ä  un  su  pariente  llamado  Cuxi  Yupangui,  que  fuese 
al  Cuzco  y  no  dejase  pariente  ni  valedor  de  Guascar  que  no  matase.  Llegö  este 
Cuxi  Yupangui  al  Cuzco,  y  luego  Chalco  Chima  y  Quizquiz  le  entregaron  los 
presos.  Y  hecha  pesquisa  de  todo  lo  que  le  mandö  Atagualpa,  Cuxi  Yupangui 
hizo  hincar  muchos  palos  de  una  parte  y  de  otra  del  Camino,  que  no  tomaban  m&s 
de  un  cuarto  de  legua  en  el  Camino  de  Xaquixaguana.  Y  luego  sacaron  de  la 
prisiön  todas  las  mujeres  de  *)  Guascar  paridas  y  prefiadas.  Y  las  mandö  ahorcar 
de  aquellos  palos  con  sus  hijos,  y  &  las  prefiadas  les  hizo  sacar  los  hijos  de  los 
vientres  y  colgärselos  de  los  brazos.  Y  luego  sacaron  &  los  hijos  de  Guayna 
Capac,  que  alH  se  hallaron,  y  asi  mesmo  los  colgaron  de  los  mesmos  palos. 

Y  entre  estos  hijos  de  Guayna  Capac  estaba  preso  un  hijo  de  Guayna  Capao 
llamado  Paulo  Topa,  el  cual,  quiriöndole  matar,  alegö9)  diciendo,  que  no  habia 
razön  para  que  ä  öl  le  matasen,  porque  antes  öl  estaba  preso  por  Guascar,  por 
ser  amigo  y  parcial  de  Atagualpa  su  hermano,  y  que  de  la  cdrcel  de  Guascar4) 
lo  habia  sacado  Chalco  Chima.  El  cual  dijo  [a]  Cuxi  Yupangui,  que  decia  ver- 
dad,  que  lo  habia  sacado  de  la  prisiön  de  Guascar;  y  por  esto  le  soltaron  y 
escapö  la  vida.  Mas  el  porque  Guascar  lo  tenia  preso,  era  porque  se  habia 
hallado  con  una  su  mujer,  y  no  le  consentia  dar  de  comer  sino  poca  cosa,  de« 
terminado  que  muriese  en  la  prisiön,  ddndole  por  tasa  la  comida.  Y  &  la  mujer 
con  quien  lo  tomö,  la  hizo  enterrar  viva.  Y  como  sucedieron  las  guerras,  escapö 
siguiendo  lo  que  [se]  ha  dicho 5). 

Y  tras  esto  fueron  presos  los  senores  y  senoras  del  Cuzco  que  se  hallaron 
ser  amigos  de  Guascar,  y  tambiön  los  ahorcaron  en  aquellos  palos.  Y  luego 
fueron  discurriendo  por  todas  las  casas  de  los  ingas  muertos  pesquisando  los  que 
habian  sido   del  bando   de  Guascar  y  enemigos  de  Atagualpa.    Y  hallaron,   que 


1)  Die  in  Klammern  eingeschlossenen  Worte  sind  bis  auf  schwache  Spuren  verlöscht. 

2)  Hdschr.:  que. 

8)  Hdschr.:  allego,  bis  auf  wenige  Spuren  verlöscht. 
4)  Hdschr.:  GruasccU. 
6)  Hdschr.:  que  a  dicho. 


S 


PEDRO   SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  123 

la  casa  de  Topa  Inga  Yupangui  habfa  tenido  con  Guascar.  Y  Cuxi  Yapangai 
cometiö  el  castigo  desta  casa *)  &  Chalco  Chiraa  y  Quizquiz,  los  cuales  prendieron 
luego  al  mayordomo  de  la  casa  y  bulto  de  Topa  Inga  y  &  los  de  la  casa,  y 
ahorcölos  ä  todos,  y  al  cuerpo  de  Topa  Inga  hizolo  quemar  fuera  del  pueblo  y 
&  hacerle  polvos.  Y  aun  quemarle,  matö  muchas  mamaconas  y  criados,  que  casi 
no  dejö  desta  casa  sino  alguiios,  de  quien  no  se  hacfa  caso.  Y  tras  esto  man- 
daron  matar  &  todos  los  Chachapoyas  y  Canares  y  &  su  curaca  llamado  ülco 
Colla,  el  cual  decfan  que  habia  revuelto  &  los  dos  hermanos. 

Ya  las  destas  muertas  y  crueldades  fueron  hecbas  en  presencia  de  Guascar, 
para  mäs  tormentalle.  Mataron  ocbenta  y  tantos  hijos  [y]  hijas  de  Guascar,  y 
lo  que  mds  sinti6  fuö  ver  matar  delante  sus  ojos  &  una  su  hermana  y  manceba 
llamada  Coya  Miro,  la  cual  tenia  un  hijo  de  Guascar  en  los  brazos  y  otro  & 
cuestas,  y  &  otra  hermana  suya  muy  hermosa  llamado  Chimbo  Cisa.  Y  rom- 
ptändose  las  entranas  de  ver  tales  lästimas  y  crueldades  y  que  no  las  podfa  re- 
mediar,  con  un  sospiro  altisimo  dijo  «jHoy  Pachayachachi  Viracocha,  tu  que 
por  tan  poco  tiempo  me  favoreciste 2)  y  me  honraste  y  diste  ser,  haz,  que  quien 
asi  me  trata  se  vea  desta  manera,  y  que  en  su  presencia  vea  lo  que  yo  en  la 
mia  he  visto  y  veo!» 

Escapdronse  desta  calamidad  y  crueldad  algunas  mancebas  de  Guascar,  por- 
que  ni  estaban  prenidas  ni  paridas  del  Guascar  y  porque  eran  hermosas.  Y  de- 
cfan que  las  guardaban  para  llevdrselas  Atagualpa.  Y  entre  las  que  se  escaparon 
fueron  Dona  Elvira  Chonay,  hija  de  Canar  Capac,  y  Dona  Beatriz  Caruamaruay, 
hija  del  curaca  Chinchacochay,  y  Dona  Juana  Tocto  y  Dona  Catalina  Usica,  raujer 
que  fu6  [de]  Don  Paulo  Topa  y  madre  de  Don  Carlos,  que  viven  hoy  dfa.  Y 
desta  manera  quedö  totalmente  destruida  su  lfnea  y  linaje  del  desventurado 
tirano  Guascar,  ultimo  de  los  ingas. 

[67]  Vino  la  nueva  de  los  Espanoles  [&]  Atagualpa. 
Estaba  Atagualpa  en  Guamachuco  haciendo  grandes  fiestas  por  sus  victorias 
y  queria  se  ir  al  Cuzco  y  tomar  la  borla  en  la  Casa  del  Sol,  donde  todos  los 
ingas  pasados  la  solfan  tomar.  Y  estando  para  se  partir,  vinieron  &  6\  dos  in- 
dios  Tallanes,  embiados8)  por  los  curacas  de  Payta  y  Tumbez,  &  avisar  Ata- 
gualpa como  allf  habfan  allegado  por  la  mar,  &  quellos 4)  Uaman  cocha,  una  gente 
de  diferente  traje  quel  suyo,  con  barbas;  y  que  traian  unos  animales  como  car- 
neros  grandes;  y  que  el  mayor  dellos  crefan  que  era  el  Viracocha,  que  quiere 
decir  su  dios  dellos;  y  que  trafa  consigo  muchos  viracochas,  como  quien  dice 
muchos  diosos.  Decfan  esto  por  el  gobemador  Don  Francisco  Pifarro,  que  habfa 
Uegado  alli  con  ciento  y  ochenta  hombres,  y  traian  caballos,  &  quellos  llamaban 


1)  Hdschr. :  decaßa. 

2)  me  faboreciste  in  eine  ausgesparte  Lücke  des  Textes  eingeschaltet. 

3)  =  enviculos. 

4)  =  d  que  eUos. 

16 


124  BICHABD  PIETSCHMANN, 

carneros.  Y  porque  lo  que  en  particiliar  aconteciö  se  deja  para  la  historia  de 
los  Espanoles,  que  serd  la  tercera  parte,  que  ird  tras  esta,  solo  se  dird  en  suma 
lo  que  con  los  Espanoles  pasö  Atagualpa. 

Asf  que  sabido  esto  por  Atagualpa,  holgöse  mucho  y  creyö  ser  el  Viracocha, 
que  venia,  como  les  habia  prometido,  cuando  se  fuö,  segiin  al  principio  desta 
historia  contamos.  T  diö  gracias  al  Viracocha,  porque  venia  en  su  tiempo,  y 
tornö  d  embiar1)  los  mensajeros  tallanes,  dando  gracias  d  sus  curacas  por  el 
aviso  y  manddndoles,  le  avisasen  de  lo  que  sobre  aquel  caso  sucediese.  Y  de- 
terminö  de  no  ir  al  Cuzco,  hasta  ver  que  cosa  era  aquella  y  lo  que  los  Vira- 
cochas  determinaban  hacer.  Y  embiö  s)  d  mandar  d  Chalco  Chima 8)  y  Quizquiz 
que  preso  y  muy  buen  d  recaudo  le  Uevasen  d  Guascar  d  Caxamarca,  adonde  se 
iba  61  d  esperarlos,  porque  le  habia  venido  nueva,  que  habian  llegado  por  la 
mar  unos  viracochas  y  queria  estar  alli  para  ver  que  cosa  era  aquella. 

Y  como  no  segundö  la  nueva  luego,  d  causa  que  los  Espanoles  Viracochas 
poblaron  en  Tangarara,  descuidöse  Atagualpa  y  creyö  que  se  habian  vuelto, 
porque  ya  otra  vez,  cuando  andaba  con  su  padre  en  las  guerras  de  Quito  habia 
ido  nueva  d  Guayna  Capac  de  que  el  Viracocha  habia  llegado  d  la  costa  de 
Tumbez  y  que  se  habia  vuelto.  Y  esto  fuö  cuando  vino  Don  Francisco  Pi9arro 
al  primer  descubrimiento  y  se  volviö  d  Espana  por  la  gobernaciön,  como  en  su 
lugar  se  dird;  y  asi  creyö  que  seria  entonces. 

[68]  Llegan4)  los  Espanoles  d  Caxamarca  y  prenden  d  Atagualpa,  el  cual 

hace  matar  d  Guascar  y  öl  tambiön  muere. 

Porque  lo  particular  que  d  este  capitulo  toca,  pertenece  d  la  tercera  parte 
de  la  historia  de  los  Espaüoles,  aqui  solo  se  dird  en  suma  lo  que  sucediö  d  Ata- 
gualpa con  ellos.  Asi  que,  aunque  Atagualpa  se  descuidö  de  los  viracochas, 
ellos  no  perdian  punto,  y  como  tuvieron  nueva  del  inga  Atagualpa,  donde  estaba, 
partieron  de  Tangarara  y  llegaron  d  Caxamarca.  Y  Atagualpa  cuando  supo  que 
estaban  cerca  los  viracochas,  saliö  de  Caxamarca  y  fuöse  d  unos  banos  que 
estaban  media  legua  de  alli,  para  desdellas  tomar  el  acuerdo  que  mejor  le  estu- 
viese.  Y  como  Atagualpa  entendiö  que  no  eran  dioses,  como  antes  le  habian 
hecho  entender,  aderezö  su  gente  de  guerra  contra  los  Espanoles.  Mas  al  fin 
fuö  preso  por  Don  Francisco  Pi9arro,  habiöndole  hecho  primero  cierto  requiri- 
miento  fray  Vicente  Valverde5),  primero  obispo  del  Pirü,  en  la  plaza  de  Caxa- 
marca. 

Y  como  Don  Francisco  Pi<jarro  supo  de  las  diferencias,  que  habia  entre 
Atagualpa  y  Guascar  y  que  Guascar  era  preso  por  los  capitanes  de  Atagualpa, 


1)  =  enviar. 

2)  =  enviö. 

3)  Hdschr.:  Chüma. 

4)  Hdschr.:  Legem. 

5)  Hdschr. :  bigente  baluerde. 


\ 


PEDRO   SAKMIKNTO'S    GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  125 

ahincö  mucho  al  Atagualpa,  para  que  con  brevedad  hiciese  *)  traer  d  sn  hermano 
Guascar,  el  cual  por  mandado  de  Atagualpa  ya  traian  por  el  Camino  la  vuelta 
de  Caxamarca;  porque  luego,  que  como  se  dijo  antes8),  Atagualpa  embiö8)  d 
mandar  que  lo  trajesen.  Chalco  Chima  lo  puso  en  efeto,  y  partieron  con  Guascar 
y  los  demds  presos,  sus  capitanes  y  deudos,  que  habian  escapado  de  la  carne- 
ceria,  que  hizo  Cuxi  Yupangui.  Asi  que  de  lo  que  Don  Francisco  Pi9arro  dijo, 
Atagualpa  se  recelö,  y  le  preguntö  Atagualpa,  que  para  qu6  lo  querfa  ver.  Don 
Francisco  Piparro  le  dijo,  que  era  informado  como  Guascar  era  mayor  y  mds 
principal  senor  de  aquella  tierra  y  que  por  esto  queria  verle,  que  luego  le  hiciese 
venir  6  traer.  Y  Atagualpa  receloso  que,  si  Guascar  llegaba  vivo  y  el  gober- 
nador  Don  Francisco  Piparro  se  informaba  de  lo  que  habfa  pasado,  que  d  Guas- 
car haria  senor  y  d  61  quitaria  del  estado  que  tenia,  y  como  era  sagaz,  acordö 
por  esto  de  atajarlo,  si  le  valiera  despues,  con  embiar4)  un  mensajero  volando, 
que  dijese  al  capitdn  que  traia  d  Guascar  preso,  que,  dondequiera  que  lo  topase, 
matase  d  Guascar  y  d  todos  los  presos.  Fuä  el  mensajero  y  topö  d  Guascar 
preso  en  Antamarca  cerca  de  Yanamayo  j  diö  su  recaudo  que  traia  de  Ata- 
gualpa al  capitdn  de  la  guarda6)  que  traia  preso  d  Guascar. 

Y  al  punto  que  oyö  el  mandato  de  Atagualpa  lo  executö,  y  asi  matö  d 
Guascar  y  lo  hizo  cuartos  y  lo  echö  en  el  rio  Yanamayo,  y  asi  mesmo  matö  d 
todos  los  demds  hermanos,  deudos  y  capitanes,  que  con  öl  iban  presos,  en  el 
ano  de  1533  arios6),  habiendo  vivido  Guascar  cuarenta  anos.  Sucediö  d  su  pa- 
dre  de  treinta  y  un  anos,  fuö  capafc]  nueve  anos,  los  seis  en  paz,  los  tres  en 
guerra.  Fuö  su  mujer  Chucuy  Huypa,  de  la  cual  no  hubo  hijo  varön.  No  dejö 
linaje  ni  ayllo,  aunque  de  los  que  agora  viven  uno  solo  llamado  Don  Alonso 
Tito  Atauchi,  su  sobrino  de  Guascar,  hijo  de  Tito  Atauchi,  al  cual  mataron  con 
Guascar,  sustenta  solo  el  nombre  del  ayllo  de  Guascar,  llamado  Guascar  Ayllo. 
—  En  este  rio  Yanamayo  habia  puesto  sus  mojones  Atagualpa  al  principio  que 
se  alzö,  diciendo,  que  desde  Yanamayo  d  Chile  fuese  de  su  hermano  Guascar,  y 
desde  Yanamayo  abajo  suyo.  —  Asi  que  con  la  muerte  de  Guascar  se  acabaron 
todos  los  ingas  deste  reino  del  Pirii  totalmente  y  toda  su  linea  y  decendencia 
por  la  linea,  quellos  tenian  por  legitima,  sin  quedar  hombre  ni  mujer  que  pudiese 
tener  derecho  ni  aucciön  d  esta.  tierra,  aunquellos  hobieran7)  sido  naturales  y 
legitimos 8)  seüores  della,  ni  aun  conforme  d  sus  costumbres  y  leyes  tirdnicas. 

Por  esta  muerte  y  por  otras  causas  urgentes  y  bastantisimas  matö  despues 
desto  el  gobernador  Don  Francisco  Pi<jarro  d  Atagualpa,  tirano  contra  los  na- 


1)  Hdschr. :  Para  que  hisiese  con  breuedad  hisiese, 

2)  Seite  124. 


2) 

3)  =  enviö. 

4)  =  enviar. 


5)  Hdschr.:  guarga. 

6)  Hdschr. :  mill  y  quinientos  y  treynta  y  tres  aftos. 

7)  =  htibieran. 

8)  Hdschr.:  ligtämos. 


126  RICHARD   PIETSCHMANN, 

turales  deste  reino  y  contra  Guascar  su  hermano,  habiendo  vivido  treinta  y  seis 
anos.  No  fu6  inga  senor  del  Pirü,  sino  tirano.  Fu6  prudente  y  sagaz  y  valiente, 
como  en  la  tercera  parte  se  dird,  por  ser  cosas  que  tocan  d  los  hechos  de  los 
Espanoles.  Baste  acabar  esta  segunda  parte  «.cabandose  la  historia  de  los  hechos 
de  los  doce  ingas  tiranos,  que  fueron  en  este  reino  del  Pini  desde  Mango  Capac 
primero  hasta  Guascar  inga  doceno  y  ultimo  tirano1). 

[69]  Notable  como  estos  ingas  fueron  foedifragos  *)  y  tiranos  contra  sf, 

demds  serlo  contra  los  naturales  de  la  tierra. 

Es  cosa  digna  de  ser  notada8)  para  el  intento  que  se  pretende  que  demds 
de  ser  cosa  cierta  y  evidente  la  general  tiranfa  destos  tiranos  y  crueles  ingas 
del  Pirü  contra  los  naturales  de  la  tierra,  como  de  la  historia  fdcilmente  coli- 
gird4),  quien  con  atenciön  la  leyere  y  considerase  el  orden  y  modo  de  su  pro- 
ceder  en  el  hecho  de  sus  ingazgos  violentos  sin  voluntad  ni  elecciön  de  los  na- 
turales, los  cuales  siempre  tuvieron  las  armas  en  las  manos  para  cada  vez,  que 
se  les  ofrescia  ocasiön  de  alzarse  contra  los  tiranos  ingas,  que  los  tenfan  opresos, 
procurando  su  libertad,  y  asf  cada  uno  de  los  ingas  no  solo  proseguia  por  la 
tiranfa  de  su  padre,  mas  61  tambiön  de  nuevo  empezaba  la  mesma  tiranfa  por 
fuerza  y  muertes,  robas  y  rapinas,  por  donde  ninguno  dellos  pudo  pretender 
buena  fe  para  dar  principio  d  tiempo  de  prescripciön,  ni  jamds  poseyeron  ninguno 
dellos  la  tierra  en  pacffica  posesiön,  antes  siempre  hubo  quien  los  contradijese 
y  tomase  las  armes  contra  ellos  y  su  tiranfa:  mas  aun  —  lo  ques  sobre  todo 
de  notar,  para  acabar  de  entender  las  p£simas  inclinaciones  destos  tiranos  y  su 
horrenda  avaricia  y  tiranfa  —  no  se  contentaron  con  ser  malos  tiranos  para  los 
dichos  naturales,  pero  contra  sus  propios  hijos,  hermanos,  parientes  y  sangre 
propia,  y  contra  sus  propias  leyes  y  estatutos  se  precieron  de  ser  y  fueron  p6- 
simos  y  pertinacfsimos 5)  foedffragos  tiranos  con  un  g£nero  de  inhumanidad  in- 
audita.  Porque,  como  por  sus  costumbres  y  leyes  tirdnicas  fuese  constitufdo 
entrellos  quel6)  mayor  hijo  legftimo  sucediese  al  ingazgo,  casi  siempre  lo  que- 
brantaron,  como  parece  por  los  ingas  que  aquf  referire7): 

Ante  todas  cosas,  Mango  Capac,  primero  tirano,  veniendo8)  de  Tambotoco, 
fuä  inhumano  contra  su  hermano  Ayar  Cache,   embidndole9)  d  Tambotoco  caute- 


1)  Hiermit  schliesst  die  Reihe  der  Seiten  der  Handschrift,  deren  Inhalt  Alvaro  Ruiz  de  Na- 
vamuel  durch  Unterstreichen  der  untersten  Zeile  und  Unterzeichnen  mit  seinem  Notariats-Hand- 
zeichen beglaubigt  hat. 

2)  =  lateinisch  foedifragos. 
8)  Korrigiert  aus  notaba. 

4)  =  colegird. 

5)  Hdschr.:  periinesQisimos. 

6)  Hdschr. :  yd. 

7)  Korrigiert  aus  rifiriri. 

8)  =  viniendo. 

9)  =  envidndole. 


"N 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  127 

losamente,  adonde  mandö  d  Tambo  Chacay,  que  lo  matase,  por  imbidia *)  de  verle 
mds   valien te   quäl,    que   le    parecfa   que   por   esta    razön  serfa  demds  estimado. 

Y  despues  que  llegö  al  valle  de  Cuzco,  no  solo  tiranizö  d  los  naturales  de  aquel 
asiento,  mas  tambiön  d  Copali  Mayta  y  Colum  Chima,  que  aunque  ya  eran  rece- 
bidos  por  naturales  del  tal  valle,  eran  sus  deudos  y  de  su  proficiön*),  porque 
eran  orejones.  ften  Cinchi  Roca,  segundo  inga,  tiniendo8)  hijo  legftimo  mayor, 
llamado  Mango  Sapaca,  d  quien,  conforme  d  la  ley,  quöl  y  su  padre  habfan  hechof 
le  venia  la  sucesciön  del  ingazgo,  lo  privö  döl  y  nombrö  d  Lloque  Yupangui, 
segundo  hijo,  por  su  sucesor.  Asf  mesmo  Mayta  Capac,  cuarto  inga,  nombrö  por 
su  sucesor  d  Capac  Yupangui,  tiniendo4)  otro  hijo  mayor  legftimo,  nombrado 
Conde  Mayta,  al  cual  desheredö.  Y  Viracocha,  octavo  inga,  teniendo  hijo  mayor 
legftimo  llamado  Inga  Roca,  no  le  nombrö  por  sucesor,  ni  d  ninguno6)  de  los 
hijos  legitimos,  sino  un  bastardo  llamado  Inga  Urcon.  Y  por  esto  no  saliö  con 
ello,  ni  lo  gozö  el  inga  Urcon,  ni  el  mayor  legitimo,  antes  por  nueva  tirania 
entrö  de  por  medio  Inga  Yupangui,  y  se  lo  quitö  al  uno  y  al  otro  y  despojö  al 
padre  de  la  honra  y  estado.  Y  el  mesmo  inga  Yupangui,  teniendo  hijo  legftimo 
mayor,   llamado  Amaro  Topa  Inga,   no  lo  nombrö,   sino  d  Topa  Inga  Yupangui. 

Y  siendo  de  la  condiciön  del  padre  el  mesmo  Topa  Inga,  teniendo  d  Guayna 
Capac  por  hijo  legftimo  mayor,  nombrö  d  Capac  Guari  por  sucesor,  aunque  los 
deudos  de  Guayna  Capac  no  lo  permitieron  y  alzaron  por  inga  d  Guayna  Capac. 

Y  si  Capac  Guari  era  legitimo,  como  los  deudos  del  mesmo  Capac  Guari  afirm  an, 
pondremos  la  maldad  ä  cuenta  de  Guayna  Capac,  que  quitö  el  ingazgo  d  su 
hermano  Capac  Guari  y  lo  desterrö  y  matö  d  su  madre  y  deudos  todos  y  los 
infamö  de  traidores,  siöndolo  öl,  supuesto  lo  dicho.  Y  Guayna  Capac,  aunque 
nombrö  d  Ninan  Cuyoche,  no  era  el  mayor,  y  por  esto,  quedando  la  sucesiön 
indiscreta,  se  causaron  las  diferencias  entre  Guascar  y  Atagualpa,  de  donde  su- 
cedieron  las  mayores  tiranfas  de  todas  dobladas  contranaturales.  Y  volviendo 
las  armas  contra  sus  propias  entranas,  robdndose,  forzdndose  y  mds  que  inhu- 
manamente  con  guerras  intestinas,  mds  que  civiles,  totalmente  se  acabaron.  Y 
asf  como  ellos  de  su  autoridad  comenzaron,  asf  por  sus  propias  manos  se  destru- 
yeron  todos. 

Y  pudo  ser  que  Dios  omnipotente  permitiese  que  unos  fuesen  verdugos  de 
otros  por  sus  maldades,  para  que  diesen  lugar  al  santisimo  evangelio  suyo  que 
por  manos  de  los  Espanoles  y  por  orden  del  felicfsimo  catölico  y  no  vencido 
emperador  y  rey  de  Espana  Carlos  quinto  de  glori[os]a  memoria,  padre  de 
Vuestra  Magestad,  d  estos  ciegos  bdrbaros  gentiles  indios  embiaba6).  Que,  & 
estar  la  fuerza  y  poder  de  los  ingas  en  pie  y  coadunada,  parece,  que  fuera 
imposible  d  fnerzas  humanas    hacer  lo  que  hicieron  tan  pocos  Espafioles,   en  n&- 

1)  =  envidia. 

2)  =  profeciön. 

3)  =  teniendo. 

4)  =  teniendo. 

5)  Vor  ninguno  ein  durchstrichenes  v. 

6)  s=  enviaba. 


128  RICHARD   PIETSCHMANN, 

mero  que  fueron  ciento  y  ochenta,   que  al  principio  entraron  con  el  gobernador 
Don  Francisco  Pi9arro. 

T  asi  es  averiguado,  que  es  cosa  falsa  y  sin  razön  ni  derecho  decir,  qne 
agora  hay  en  estos  reinos  ninguna  persona  del  linaje  de  los  ingas,  que  pueda1) 
prentender  derecho  d  la  sucesiön  del  ingazgo  deste  reino  del  Pirü,  ni  por  ser 
senores  naturales,  ni  legitimus,  porque  no  lo  eran,  ni  por  haber  quedado  alguno 
que  aun  conforme  d  sus  leyes  pueda  decir,  que  öl  es  heredero  en  todo,  ni  en 
parte,  desta  tierra.  Porque  [los]  solos  dos  bijos  que  de  Gruayna  Capac  se  esca- 
paron  de  la  crueldad  de  Atagualpa,  que  fueron  Paullo  Topa,  despues  llamado 
Don  Cristöbal  Paullo,  y  Mango  Inga,  eran  bastardos,  que  es  lo  que  entre 
estos  es  püblico.  Y  estos  si  alguna  honra  y  hacienda  han  tenido  ellos  6  sus 
decendientes,  Vuestra  Magestad  se  la  ha  dado  harto  mds  que  ellos  tu  vi  eran,  si 
sus  hermanos  permanecieran  en  el  estado  y  con  fuerza;  porque  habian  de  ser 
sus  tributarios  y  mozos  de  servicio.  Y  estos  fueran  los  menores  de  todos  por- 
que lo  2)  eran  en  linaje  de  partes  de  la  madre,  ques  lo  que  estos  estiman,  y  en 
nascimiento. 

Y  al  Mango  Inga,  con  haber  sido  traidor  contra  Vuestra  Magestad  y  estar 
alzado  en  los  Andes,  adonde  muriö,  6  lo  mataron,  sacö  Vuestra  Magestad  de  paz 
d  su  hijo  Don  Diego  Sayre  Topa  de  aquellas  montanas  de  salvajes  y  le  hizo 
cristiano  y  diö  pulicia 8)  y  principalisimamente  de  comer  para  61  y  sus  hijos  y 
decendientes.  £1  cual  muriö  como  cristiano,  y  öl,  que  agora  estd  en  los  Andes, 
que  se  Uama  Tito  Cusi  Yupangui,  alzado,  no  es  hijo  legitimo  de  Mango  Inga, 
sino  bastardo  y  apöstata.  Antes  tienen  por  legitimo  ä  otro,  questd  con  el  mesmo 
Tito,  llamado  Amaro  Topa,  que  es  incapaz,  d  que  los  indios  llaman  uti.  Mas  ni 
el  uno  ni  el  otro  son  herederos  de  la  tierra,  porquel  padre  no  lo  fuö. 

Ä  Don  Cristöbal  Paullo  le  honrö  Vuestra  Magestad  con  titulos  y  le  diö  un 
muy  buen  repartimiento  de  indios,  con  que  viviö  muy  principalmente.  Y  agora 
lo  posee 4)  su  hijo  Don  Carlos.  De  Paullo  quedaron  dos  hijos  legitimos  que  son 
agora  vivos,  llamados  el  uno  el  dicho  Don  Carlos  y  Don  Felipe;  y  sin  estos  le 
quedaron  otros  muchos  hijos  bastardos  y  naturales,  de  manera  que  los  nietos 
conoscidos  de  Gruayna  Capac,  que  agora  son  vivos  y  tenidos  por  tales  y  prin- 
cipales,  son  los  dichos  y  demds  destos  Don  Alonso  Tito  Atauche,  hijo  de  Tito 
Atauche,  y  otros  bastardos,  que  ni  los  unos  ni  los  otros  tienen  aucciön  d  ser 
llamados  senores  naturales  desta  tierra. 

Por  la[s]  razones  dichas  el  derecho  serd  d  decir  de  aquellos,  d  cuyo  cargo 
fuere  determinar  una  claridad  tan  evidente  como  es  el  justisimo  y  legitimo  titulo, 
que  Vuestra  Magestad  y  sus  sucesores  tienen  d  estas  partes  de  Indias,  sabido 
el  hecho  real  que  es  öl  que  aqui  va  scripto ö)  y  probado,  y  mayormente  d  estos 

1)  Hdschr. :  puedan. 

2)  lo,  nämlich  los  menores. 

3)  =  policia. 

4)  Von  dem  zweiten  e  nur  Spuren. 
6)  =  escripto  =  escrüo. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES.  129 

reinos  del  Pird  sin  punta  de  cargo  en  lo  tocante  al  dicho  tftulo,  que  la  Corona 
de  Castilla  tiene  &  ellas.  De  lo  cual  ha  sido  lumbre  y  curiosfsimo  inquisidor 
Don  Francisco  de  Toledo,  Vuestro  virrey  en  estos  reinos,  tan  celoso  del  descargo  *) 
de  Vuestra  Real  conciencia  como  de  la  salvaciön  de  su  änima,  como  lo  ha 
mostrado  y  agora  [muestra]  en  esta  general  visita,  que  por  mandado  de  Vuestra 
Magestad  va  haciendo,  por  su  persona  no  perdonando  &  los  grandlsimos  trabajos 
y  peligros,  que  por  estos  caminos  va  padeciendo,  de  que  va  resultando  gran- 
dfsimo  servicio  &  Dios  y  ä  Vuestra  Magestad. 

[70]  Computaciön  sumaria  del  tiempo  que  duraron  estos  ingas  del  Pirü. 

Comenzö  la  evejecida  y  terrible  tirania  de  los  ingas  capas  del  Piru,  que 
tuvieron  su  silla  en  la  ciudad  del  Cuzco,  el  ano  de  565  aüos *)  de  nuestra  re- 
paraciön  cristiana  imperando  Justino  segundo,  siendo  rey  de  Espana  Loyba,  hijo 
de  Atanagildo,  Godo,  teniendo  el  sumo  pontificado  Juan  tercero.  Y  acabö  el 
afio  de  1533  aiios 8),  siendo  meritisimo  emperador  y  rey  de  Espafia  y  sus  anexos 
el  cristianfsimo  Carlos  quinto,  patrön  de  la  iglesia  y  brazo  de  la  cristiandad, 
digno  ciertamente  de  tal  hijo  como  Vuestra  Magestad,  &  quien  Dios  nuestro  senor 
tenga  de  su  mano,  como  la  santa  iglesia  cristiana  lo  ha  menester.  Era  entonces 
papa  Paulo  tercio.  Fu£  todo  el  tiempo  desde  Mango  Capac  hasta  el  fin  de 
Guascar  968  anos4). 

Y  no  se  ha  admiracion  vivir  estos  ingas  tan  largo  tiempo,  porque  en  aquella 
edad  era  naturaleza  mds  fuerte  y  robusta  que  agora,  y  dem&s  desto  en  aquellos 
tiempos  no  se  casaban  los  hombres  hasta  pasados  de  treinta  anos,  y  asi  llegaban 
&  la  edad  constante  con  sustancia  entera  y  no  desminuida  y  por  esto  se  conser- 
vabän  muchos  mds  aiios  que  agora.  Y  la  tierra,  donde  ellos  vivfan  es  de  en- 
jutos  mantenimientos  £  incorruptos  aires.  La  tierra  es  escombrada,  seca,  sin 
lagos,  ciänegas 5)  ni  montanas  de  arboledas  espesas,  que  todas  son  causas  de  sani- 
dad  y  por  esto  de  larga  vida  para  los  habitadores  della,  &  los  cuales  Dios 
nuestro  senor  encamine  en  su  santa  fee6)  para  la  salvaciön  de  sus  dnimas. 

Aman. 


1)  Hdschr. :  del  cargo. 

2)  Hdschr. :  quinientos  y  sesenta  y  finco  aiios. 

S)  Hdschr.:  mill  y  quinientos  y  treynta  y  tres  aiios. 

4)  Hdschr.:  nouegientos  y  sesenta  y  ocho  aSlos. 

5)  =  et  mag  as. 

6)  =  fe. 


Abhdlfü.  d.  K.  Qm.  d.  WiM.  sn  Göttinnen.    Phil.-liist.  Kl.  N.  F.  Band  0,  4.  17 


Maxima  Tolleti  Proregis1)  glona  creuit, 
Dum  regni  tenebras,  lucida  cura,  fugat. 

Ite  procul  scioli,  uobis  non  locus  in  isHsl 
Bex  indos  notier  nam  tenet  innocue*). 


Ffee  de  la  Prouan9a  y  Verificacion  desta  Historia. 

En  la  ciudad  del  Cuzco  &  veynte  y  nueue  dias  del  mes  de  hebrero  de  mill 
y  quinientos  y  setenta  y  dos  anos  antel  muy  excelente  senor  Don  Francisco  de 
Toledo,  mayordomo  de  Su  Magestad  y  Su  visorrey,  gouernador  y  capitan  general 
destos  rreynos  &  prouincias  del  Pirü  y  presidente  de  la  real  audiencia  y  chan- 
cilleria,  que  reside  en  la  ciudad  de  Los  Heyes,  £  por  ante  mi  Aluaro  Ruyz  de 
Nauamuel,  su  secretario  y  de  la  gouernacion  y  visita  general  destos  reynos,  el 
capitan  Pedro  Sarmiento  de  Gamboa  presentö   vna  peticion  del  thenor  siguente: 

Excelentisimo  Senor, 
El  capitan  Pedro  Sarmiento,  cosmögrafo  general  destos  reynos  del  Pirü, 
digo,  que  por  mando  de  Vuestra  Excelencia  yo  he  sacado  y  reduzido  &  ystoria 
la  corönica  general  del  origen  y  decendencia  de  los  yngas  y  de  los  hechos  par- 
ticulares,  que  cada  vno  hizo  en  su  tiempo  y  en  la  parte,  y  como  fuö  obedecido 
cada  vno  dellos,  y  de  la  tirania,  con  que  desde  Topa  Ynga  Yupangui,  dezeno 
ynga8),  oprimieron  y  subjetaron  estos  reynos  del  Pirii,  hasta  que  por  horden 
del  emperador  [Carlos  quinto]  de  gloriosa  memoria  vino  &  los  conquistar  Don 
Francisco  Pigarro.  La  quäl  ystoria  yo  he  sacado  de  las  ynformaciones  y  otras 
aueriguaciones  que  por  mando  de  Vuestra  Excelencia  se  an  hecho  en  el  valle  de 
Xauxa  y  en  la  ciudad  de  Ghiamanga  y  en  otras  partes,  por  donde  Vuestra  Exce- 
lencia a  venido  visitando,  y  principalmente  en  esta  ciudad  del  Cuzco,  donde  los 
yngas  tubieron  su  continua  abitacion,  y  ay  m&s  noticia  de  sus  hechos,  y  donde 
concurrieron  los  mitimaes  de  todas  las  prouincias,  que  los  dichos  yngas  truxeron, 
y  quedö  la  verdadera  memoria  con  sus  ayllos.  Y  porque  la  dicha  ystoria  tenga 
mds  auturidad,   la  presentö  ante  Vuestra  Excelencia  y  suplico,   la  mande  ver  y 


1)  Korrigiert  aus  Prorregis.    Im  dritten  Verse  ist  von  alter  Hand   über  locus  die  Ziffer  2, 
über  in  die  Ziffer  1  gesetzt. 

2)  Vergleiche  Einleitung.    Das  Folgende  ist  wieder  Seite  für  Seite  am  untern  Rande  durch 
Unterstreichen  und  mit  dem  Notariatszeichen  beglaubigt. 

8)  Hdschr. :  yngui. 


PEDRO  SABMIENTO'S   GESCHICHTE   DES   INKAEEICHES.  '  131 

corregir  6  ynterponer  en  ella  su  auturidad,  para  que,  dondequiera  que  paresciere, 
se  le  d6  entera  fee  y  crädito.    Pedro  Sarmiento  de  Gamboa. 

ii  vista  por  su  excelencia,  dixo  que  para  que  se  entienda,  si  la  dicha  ystoria 
es  conforme  &  las  dichas  ynformaciones  6  aueriguaciones,  que  se  an  hecho  con 
los  yndios  6  otras  personas  desta  ciudad  y  otras  partes,  mandaua  6  mandö  quel 
doctor  Loarte,  alcalde  de  corte  de  Su  Magestad  haga  parescer  ante  si  los  yndios 
m&s  principales  y  de  mejor  entendimiento  de  los  doze  ayllos  y  decendencias  de 
los  doze  yngas  y  otras  personas  *),  que  le  paresciere,  y  &  todos,  estando  juntos 
por  ante  mf  el  presente  secretario,  les  haga  leer  la  dicha  ystoria  y  que  se  les 
declare  por  yntörprete  y  lengua  de  los  dichos  yndios,  para  que  todos  juntos 
vean  y  platiquen  entre  si,  si  es  conforme  &  la  verdad,  quellos  sahen.  Y  si  ay 
alguna  cosa  que  corregir  y  enmendar,  y  lo  que  paresciere  questd  en  contrario  & 
lo  que  ellos  sahen,  se  enmiende  y  corrija.  Y  asi  lo  proveyö  y  fyrmölo.  Don 
Francisco  de  Toledo.    Ante  mi  Aluaro  Ruyz  de  Nauamuel. 

E  despues  de  lo  susodicho  este  dicho  dia,  mes  y  ano  el  illustre  sefior  doctor 
Grabiel2)  de  Loarte  en  cumplimiento  de  lo  proueydo  y  mandado  por  su  exce- 
lencia en  presencia  de  mi  el  dicho  secretario  hizo  parescer  ante  si  &  los  yndios, 
que  dixeron  ser  de  los  nombres  y  hedades  y  de  los  ayllos  siguentes : 

Ayllo  de  Mango  Capac: 
Sebastian  Ylluc  de  treynta  anos, 
Francisco  Paucar  Chima  de  treynta  anos, 

Ayllu  de  Cinche  Roca: 
Diego  Cayo  Guallpa  de  setenta  anos, 
Don  Alonso  Puzcon  de  quarenta  anos, 

Ayllu  de  Lluque  Yupangui: 
Hernando  Guallpa  de  sesenta  anos, 
Don  Garcia  Ancuy  de  quarenta  y  cinco  anos, 
Miguel  Rimache  Mayta  de  treynta  anos, 

Ayllu  de  Maita  Capac: 
Don  Juan  Tambo  Vsca  Maita  de  sesenta  anos, 
Don  Felipe  Vsca  Maita  de  setenta  anos, 
Francisco  Vsca  Mayta  de  treynta  anos, 

Ayllu  de  Capac  Yupangui: 
Don  Francisco  Copca  Mayta  de  setenta  y  un  afios, 
Don  Juan  Quispi  Maita  de  treynta  anos, 
Don  Juan  Apo  Mayta  de  treynta  anos, 

Ayllu  de  Ynga  Roca: 
Don  Pedro  Hachacona  de  cinquenta  y  tres  arios, 
Don  Diego  Mayta  de  quarenta  anos, 


1)  Hdschr. :  personaaonas. 

2)  Hdschr.:  grauiel. 

17* 


132  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Ayllu  de  Yaguar  Gacac: 

Juan  Yupangui  de  sesenta  afios, 

Martin  Rimache  de  veynte  y  seys  afios, 

Ayllu  de  Uiracocha: 

Don  Francisco  Andiguallpa  de  ochenta  y  nueue  afios, 

Martin  Quechgua  Qucpu  de  sesenta  y  qaatro  afios, 

Don  Francisco  Challco  Yupangui  de  quarenta  y  cinco  afios, 

Ayllu  de  Pachacuti: 

Don  Diego  Cayo  de  sesenta  y  ocho  afios, 

Don  Juan  Guallpa  Yupangui  de  sesenta  y  cinco  afios, 

Don  Domingo  Pascac  de  nouenta  afios, 

Don  Juan  Quispi  Cusi  de  quarenta  y  cinco  afios, 

Don  Francisco  Chauca  Rimache  de  quarenta  afios, 

Don  Francisco  Cota  Yupangui  de  quarenta  afios, 

Don  Gon^alo  Guacangui  de  setenta  afios, 

Don  Francisco  Quicgua  de  sesenta  y  ocho  afios, 

Ayllu1)  de  Topa  Ynga: 

Don  Cristöual  Pisac  Topa  de  cinquenta  afios, 

Don  Andres  Topa  Yupangui  de  quarenta  afios, 

Don  Garcia  Pillco  Topa  de  quarenta  afios, 

Don  Juan  Cozco  de  quarenta  afios, 

Ayllu  de  Guaina  Capac: 

Don  Francisco  Sayre  de  veynte  y  ocho  afios, 

Don  Francisco  Ninan  Coro  de  veynte  y  quatro  afios, 

Don  Garcia  Rimac  Tupa  de  treynta  y  quatro  afios, 

Ayllu  de  Guascar: 

Don  Alonso  Tito  Atauchi  de  quarenta  afios, 

Y  demas  destos  ayllus: 

Don  Garcia  Paucar  Quccu*)  de  treynta  y  quatro  afios, 

Don  Carlos  Ayallilla  de  cinquenta  afios, 

Don  Juan  Apanca  de  ochenta  afios, 

Don  Gärcia  Apu  Rinti  de  setenta  afios, 

Don  Diego  Viracocha  Ynga  de  treynta  y  quatro  afios, 

Don  Gon9alo  Topa  de  treynta  afios. 
Y  estando  asi  juntos  en  presencia    de    su    excelencia,   el    dicho   sefior  alcalde  de 
corte  por  lengua  de  Gonpalo  Gomez8)  Ximenez,  yntörprete  de  su  excelencia,  en 
la  lengua  general  de  los  yndios  les  dixo :  que  quiriendo  su  excelencia  aueriguar  y 
poner  en  scripto  y  crönica  el  origen  de  los  yngas,  sus  antepasados  y  decendencia 


1)  Hdschr.:  Allu. 

2)  Hdschr.:  quccu. 

3)  gomez  zwischen  den  Zeilen  eingeschaltet.    Unten  am  Rande:   Va  entre  rrenglones:  gomeM. 
Dahinter  das  Notariatszeichen. 


PKDRO   SARMIENTOS'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES.  183 

dellos  y  los  hecho  s,  que  cada  vno  dellos  hizo  en  su  tiempo,  y  en  quo  partes  fu6 
obedescido  cada  vno,  y  quäl  dellos  fuö  el  primero  que  saliö  del  Cuzco  &  senorear 
otras  tierras,  y  cömo  Topa  Ynga  Ynpangui  y  despues  döl  G-uayna  Capac  y 
Guascar  su  hijo  y  nieto  por  fuei^a  de  armas  se  ensenorearon  de  todo  el  Piru; 
y  para  poderlo  hazer  con  mds  verificacion,  mandö  que  se  biziese  ynformacion  y 
otras  aueriguaciones  en  esta  ciudad  y  en  otras  partes,  y  que  de  la  dicha  yn- 
formacion y  aueriguaciones  el  capitan  Pedro  Sarmiento,  &  quien  lo  cometiö,  sa- 
case  la  verdadera  ystoria  y  crönica,  y  que  agora  el  dicho  Pedro  Sarmiento  lo  a 
hecho  y  presentado  ante  su  excelencia,  para  aueriguar  si  estA  verdaderamente 
scripta  y  conforme  &  los  dichos  y  declaraciones,  que  algunos  yndios  de  los  dicho» 
ayllos  dixeron  en  la  dicha  ynformacion,  y  porque  su  excelencia  estd  ynformado 
que  los  ayllos  y  decendientes  de  cada  vno  de  los  doze  yngas  an  conseruado  entre 
si  la  memoria  de  los  hechos  de  sus  pasados  y  son  los  que  mejor  podrlan  entender, 
si  la  dicha  crönica  esta  verdadera  6  defetuosa,  los  a  hecho  juntar  aqui,  para 
que  en  su  presencia  se  lea  y  dö  &  entender,  y  ellos  entre  si  pratiquen  sobre  lo 
que  se  les  leyere  y  declarare  por  la  dicha  lengua,  y  vean  si  es  conforme  &  la 
verdad  quellos  saben,  y  para  que  con  mds  obligacion  la  digan  de  lo  que  supieren, 
mandö  que  se  les  tomase  juramento.  E  los  dichos  yndios  dixeron  que  an  enten- 
dido  para  que  an  sido  llamados,  y  lo  que  se  les  ha  propuesto;  y  juraron  por  la 
dicha  lengua  por  Dios  nuestro  sefior  y  por  vna  senal  de  cruz,  que  dirdn  verdad 
acerca  de  lo  que  supieren  de  la  dicha  ystoria.  Y  hecho  el  dicho  juramento,  se 
les  comenfö  d  leer  en  suma  y  sustancia,  y  se  les  leyö  y  acabö  de  leer  y  declarar 
el  dicho  dia  y  otro  siguente  desde  la  fdbula,  que  los  dichos  yndios  dizen  de  su 
creacion,  hasta  el  fin  de  lo  que  es  ystoria  de  los  yngas.  Y  como  se  y va  leyendo, 
se  les  yva  declarando  por  la  dicha  lengua  cada  capitulo  por  si;  söbre  lo  quäl  y 
sobre  cada  vno  de  los  dichos  capitulos  los  dichos  yndios  yvan  platicando  y 
confiriendo  entre  si,  como  lo  diclarö  la  dicha  lengua.  Y  todos  juntos  se  confor- 
maron  y  dixeron  por  el  dicho  yntörprete,  que  la  dicha  ystoria  estaua  buena  y 
verdadera  y  conforme  d  lo  que  ellos  sabian  y  auian  oydo  dezir  d  sus  padres  y 
pasados  quellos  lo  auian  oydo  dezir  d  los  suyos  —  porque,  como  ellos  no  tenian 
escriptura  como  los  Espanoles,  no  tenian  como  conseruar  entre  si  estas  antigue- 
dades  sino  hera ')  diziöndolo  de  lengua  en  lengua  y  de  hedad  en  hedad  y  de  vnos  & 
otros  —  y  que  d  los  dichos  sus  padres  y  pasados  oyeron  dezir,  que  Pachacuti  Ynga 
Ynpangui  noueno  ynga  auia  aueriguado  la  ystoria  de  los  otros  yngas,  que  auian 
sido  antes  döl,  y  pintddola  en  vnos  tablones,  de  donde  tambi£n  lo  auian  apren- 
dido  los  dichos  sus  padres  y  pasados  y  dichoselo  &  ellos.  Y  solamente  enmen- 
daron  algunos  nombres  de  aJgunas  personas  y  lugares  y  otras  cosas  liuianas,  las 
quales  el  dicho  sefior  alcalde  de  corte  mandö,  que  se  pusiesen,  como  lo  dezian 
los  dichos  yndios,  y  asi  se  pusieron.  Y  con  las  dichas  enmiendas  todos  los  dichos 
yndios  de  vna  conformidad  dixeron  que  la  dicha  ystoria  estd  buena  y  verdadera, 
conforme  &  lo  que  ellos  saben  6  oyeron  dezir  &  los  dichos   sus  pasados;   porque 

1)  ss  era. 


134  RICHARD   PIETSCHMANN, 

lo  an  conferido  y  tratado  entre  &i  y  aueriguddola  desdel  principio  hata1)  el  fin, 
y  que  creyan  que  ninguna  otra  ystoria  que  se  aya  hecho  serd  tan  cierta  y  ver- 
dadera  como  esta,  porque  nunca  se  a  hecho  tan  diligente  exsaminacion,  ni  se  les 
a  preguntado  ä  ellos  nada,  que  son  los  que  paeden  saber  la  verdad.  Y  el  dicho 
senor  alcalde  de  corte  lo  fyrmö  y  ansimismo  la  dicha  lengua.  El  doctor  Loarte. 
Gon<jalo  Gomez  Ximenez.    Ante  mi  Aluaro  Ruyz  de  nauamuel. 

E  despues  de  lo  susodicho  en  la  dicha  ciudad  del  Cuzco  4  dos  dias  del  mes 
de  marfo  del  dicho  ano  auiendo  visto  su  excelencia  la  dicha  declaracion  de  los 
dichos  yndios  6  autos  que  sobre  ello  se  hizieron,  dixo  que  raandaua  y  mandö 
que  con  las  enmiendas,  que  los  dichos  yndios  dixeron  que  se  deuian  hazer,  se 
embie  la  dicha  ystoria  &  Su  Magestad  sinada 2)  y  autorizada  de  mi  el  dicho  secre- 
tario.  Y  puso  escripto  y  fyrmada  del  dicho  doctor  Grabiel  de  Loarte,  que  se 
hallö  presente,  d  la  verificacion  que  della  se  hizo  con  los  dichos  yndios,  y  fyr- 
mölo.     Don  Francisco  de  Toledo.     Ante  mi  Aluaro  Ruyz  de  Nauamuel8). 

fi  yo  el  dicho  Albaro  Ruiz  Denabamuel,  secretario  de  Su  Excelencia  y  de  la 
gouemacion  y  visita  general  destos  Reynos  y  escriuano  de  Su  Magestad,  doy 
fee  que  ante  mi  pasö  lo  contenido  este  testimonio  y  verificacion,  el  quäl  se  saco 
del  original,  que  queda  en  my  poder,  y  el  dicho  senor  alcalde  de  corte,  que 
fyrmö  —  el  doctor  Loarte  —  dixo  que  ponfa  6  ynterpuso  en  ello  su  autoridad  y 
decreto  judicial  para  que  valga  6  haga  fee  en  juicio  y  fuera  däl.  E  fize  aqui 
mi  signo4)  en  testimonio  de  verdad 

Aluaro  Ruiz 
Denabamuel. 


1)  =  hasfa. 

2)  =  signada. 

3)  Das  Folgende  eigenhändig  von  Alvaro  Ruyz  de  Navamuel,  ebenso  darin  in  der  Mitte  eigen- 
händig die  Unterschrift  des  Doktor  Loarte. 

4)  Folgt  das  Zeichen  in  grosser  Ausführung  und  ringsherum  in  kleineren  Schnörkeln,   ebenso 
rings  in  der  Umgebung  der  Unterschrift. 


Inhaltsübersicht. 

,  Stito 

A  la  S.  C.  R.  M.  del  Key  Don  Phelippe,  nuestro  senor 1 

1.  Division  de  la  historia 10 

2.  Antigua  divisiön  de  la  tierra 10 

8.   Descripciön  de  la  isla  Atläntica  antigua 12 

4.  Pobladores  primeros  del  mundo  y  principalmente  de  la  isla  Atläntica 15 

5.  Pobladores  de  la  isla  Atläntica 18 

6.  Fäbula  del  origen  destos  bärbaros  indios  del  Pirü  segün  sus  opiniones  ciegas 28 

7.  Fäbula  de  la  segunda  edad  y  creaciön  destos  bärbaros  indios,  segün  ellos  lo  tienen      .     .  26 

8.  Behetrfas  antiguas  de  la  provincias  del  Pirüy  sus  comarcas 29 

9.  Primeros  pobladores  del  valle  del  Cuzco 30 

10.  Como  los  ingas  se  movieron  ä  tiranizar  las  tierras  de  las  behetrfas 32 

11.  Fäbula  del  origen  de  los  ingas  del  Cuzco 33 

12.  Camino  que  estas  companas  de  los  ingas  hicieron   hasta  el  valle  del  Cuzco  y  fäbulas  que 

en  la  historia  mesclan 35 

13.  Entrada  de  los  ingas  en  el  valle  del  Cuzco  y  fäbulas  que  en  ella  cuentan 37 

14.  Las  diferencias  de  Mango  Capac  con  los  Alcabigas  sobre  las  sementeras 41 

15.  Comienza  la  vida  de  Cinchi  Roca,  inga  segundo 4? 

16.  La  vida  de  Lloqui  Yupangui,  tercero  inga 44 

17.  La  vida  de  Mayta  Capac,  cuarto  inga    . 45 

18.  La  vida  de  Capac  Yupangui,  quinto  inga .48 

19.  La  vida  de  Inga  Roca,  inga  sexto 49 

20.  La  vida  de  Tito  Cusi  Gualpa  ä  quien  vulgarmente  llaman  Yaguar  Guaca 50 

21.  Lo  que  sucediö  despues  que  los  Ayarmacas  hurtaron  ä  Tito  Cusi  Gualpa 51 

22.  Como  se  supo  que  Yaguar  Guaca  era  vivo 53 

23.  Yaguar  Guaca  Inga  Yupangui,  inga  siete,  comienza  el  ingazgo  solo  despues  de  muerto  su 

padre 54 

24.  La  vida  de  Viracocha,  inga  octavo 56 

25.  Las  provincias  y  pueblos  que  conquistö  y  tiranizö  Inga  Viracocha,  inga  octavo    ....  57 

26.  La  vida  de  Inga  Yupangui  6  Pachacuti  Inga  Yupangui,  inga  noveno 59 

27.  Venida  de  los  Chancas  sobre  el  Cuzco 61 

28.  La  segunda  victoria  que  Pachacuti  Inga  Yupangui  Inga  hubo  contra  los  Chancas     ...  64 

29.  Inga  Yupangui  Inga  se  alza  por  inga  y  toma  la  borla  sin  consintimiento  de  su  padre  .    .  66 

30.  Pachacuti  Inga  Yupangui  Inga  reedifica  la  cidad  del  Cuzco 67 

81.   Pachacuti  Inga  Yupangui  Inga  reedifica  la  Casa  del  Sol  y  establece  nuevos  f dolos  en  ella.  68 

32.  Despuebla  Pachacuti  Inga  Yupangui  dos  leguas  en  los  alderredores  del  Cuzco 70 

33.  Pachacuti  Inga  Yupangui  mata  ä  su  hermano  mayor  Uamado  Inga  Urcon 70 

84.  Las  naciones  que  Pachacuti  Inga  destruyö  y  pueblos  que  asolö,  y  primero  de  Tocay  Capac 

cinche  de  los  Ayarmacas  y  destruiciön  de  los  Cuyos 71 


136  RICHARD   PIETSCHMANN, 

Seite 

85.  Las  demäs  naciones  que  Inga  Yupangui  conquistri,  por  su  persona    y  Inga  Roca     ...  72 

36.  Dota  Pachacuti  Inga  Yupangui  la  Casa  del  Sol  de  muchas  riquezas 74 

37.  Pachacuti  Inga  Yupangui  conquista  ä  la  provincia  de  Gollasuyo 75 

38.  Envia  Pachacuti  Inga  Yupangui  ä  conquistar  las  provincias  de  Chinchaysuyo 77 

39.  Pachacuti  Inga  Yupangui  bace  los  mitima[e]s  en  toda  la  tierra,  que  tenfa  conquistada.    .  80 

40.  Alzanse  los  Collas,  hijos  de  Chuchic  Capac,  contra  Inga  Yupangui,  procurando  su  libertad  81 

41.  Amaro  Topa  Inga  y  Apo  Paucar  Usno  prosiguen  la  conquista  del  Collao  y  vencen  otra 

vez  los  Collas 83 

42.  Nombra  Pachacuti  Inga  Yupangui  ä  su  hijo  Topa  Inga  Yupangui  por  su  sucesor.    ...  84 

43.  Arma  caballero  Pachacuti  a  su  hijo  Topa  Inga 85 

44.  Pachacuti  Inga  Yupangui  envia  a  su  hijo  Topa  Inga  Yupangui  a  conquistar  a  Chinchaysuyo  86 

45.  Pachacuti  Inga  Yupangui  visita  las  provincias  conquistadas  por  dl  y  por  sus  capitanes  88 

46.  Topa  Inga  Yupangui  sale  segunda  vcz  ä  conquistar  lo  que  quedaba  de  Chinchaysuyo  por 

mandado  de  su  padre 89 

47.  Muerte  de  Pachacuti  Inga  Yupangui 92 

48.  La  vida  de  Topa  Inga  Yupangui,  inga  dlcimo 94 

49.  Topa  Inga  Yupangui  conquista  la  provincia  de  los  Andes 95 

50.  Topa  Inga  Yupangui  va  conquistar  y  allanar  los  Collas  alzados 96 

51.  Topa  Inga  hace  los  yanayacos 98 

52.  Topa  Inga  Yupangui  manda  segunda  vez  visitar  la  tierra  y  hace  otras  cosas 99 

53.  Topa  Inga  hace  la  fortaleza  del  Cuzco 100 

54.  Muerte  de  Topa  Inga  Yupangui 101 

55.  La  vida  de  Quayna  Capac,  inga  onceno 102 

56.  Dan  la  borla  ä  Guayna,  onceno  inga 103 

57.  Las  primeras  cosas  que  hizo  Guayna  Capac  de  alzado  por  inga 103 

58.  Guayna  Capac  conquista  los  Chachapoyas 104 

59.  Guayna  Capac  visita  toda  la  tierra  desde  Quito  ä  Chile 104 

60.  Guayna  Capac  hace  guerra  ä  los  Quitos,  Pastos,  Carangues,  Cayambis  y  Guancabilicas.    .  105 

61.  Los  Chiriguanas  salen  ä  hacer  guerra  al  Pirü  contra  los  conquistados  de  los  ingas.    .    .  109 

62.  Lo  que  hizo  Guayna  Capac  despues  de  las  guerras  dichas 110 

63.  La  vida  de  Guascar  Inga,  ultimo  inga,  y  de  Atagualpa 112 

64.  Guascar  Inga  sale  en  persona  ä  pelear  con  Chalco  Chima  y  Quizquiz,  capitanes  de  Ata- 

gualpa  116 

65.  Batalla  entre  los  de  Atagualpa  y  Guascar  y  prisiön  de  Guascar 118 

65.  Lo  que  pasaron  Chalco  Chima  y  Quizquiz  con  Guascar  Inga  y  con  otros  de  su  parcialidad 

de  palabra 121 

66.  Las  crueldades  que  mandö  hacer  Atagualpa  en  los  vencidos  y  presos  de  Guascar    .     .    .122 

67.  Vino  la  nueva  de  los  Espauoles  [ä]  Atagualpa 123 

68.  Llegan  los  Espanoles  ä  Caxamarca  y  prenden  ä  Atagualpa,  el  cual  hace  matar  ä  Guascar 

y  el  tambie'n  muere 124 

69.  Notable  como  estos  ingas  fueron  foedrfragos  y  tiranos  contra  sf,  demäs   serlo  contra  los 

naturales  de  la  tierra 126 

70.  Computaciön  sumaria  del  tiempo  que  duraron  estos  ingas  del  Pirü 129 

Fee  de  la  probanza  y  verüicaciön  desta  Historia 130 


Vorbemerkungen  zum  Register. 


Die  Zahlen  hinter  den  Stichworten    sind   die   Seitenzahlen  des  Textes  des  Sarmiento.    Die 
Anmerkungen  sind  nicht  aufgenommen.     Den    Schluss   bilden  Verweisungen  und  Anführungen  aus 
der  einschlägigen  Literatur.    Die  angeführten  Werke  und  Ausgaben  sind: 
Acosta  =  Joseph  de  Acosta,   Historia  natural  y  tnoral  de  las  Indios.    Sevilla  1590.    Buchzahlen 

und  Kapitel. 
Andogaya  =  Pascual  de  Andogaya,    Belaciön  dt   los   sucesos   de  Pedrarias  Ddvila   en   las  pro- 

vincias  de  Tierra  firme  6  Casiilla  del  oro:  Coleccion  de  los  viages  y  descubrimientos  p.  Martin 

Fernändez  de  Navarrete.     T.  3.    Madrid  1829  S.  393—456.    Seitenzahlen. 
Arriaga  =  Pablo  Joseph  de  Arriaga,   Extirpaciön  de  la  idolatria  del  Piru.     Lima  1621.    Konnte 

nur   zu   einigen,    hauptsächlich   lexikalischen,    Notizen  nach  dem  Exemplare   des   Britischen 

Museum  bei  einem  kurzen  Aufenthalte  in  London  benutzt  werden. 
Baiboa  =  Miguel  Caveilo  Baiboa,  Histoire  du  Pbrou  (Yoyages,  relations  et  memoires  giographiques 

p.  8.  d  Vhist.  de  la  dicouverte  de  VAmtrique  p.  p.  H.  Ternaux-Compans).    Paris  1840. 
Betanzos  =  Juan  de  Betanzos,    Suma  y  narraciön  de  los  Incas,   publ.  Marcos  Jime'nez  de   la  Es- 
pada.   (Biblioteca  Hispano- Ultramarina).    Madrid  1880. 
Cieza  1  =  Pedro  Cieza  de  Leon,  Parte  primera  de  la  chronica  del  Peru.    Sevilla  1553. 
Cieza  2  =  Pedro  Cieza  de  Leon,   Segunda  parte  de  la  crönica  del  Peru,   nach   der   Ausgabe   von 

Marcos  Jime'nez  de  la  Espada  in  der  Biblioteca  Hispano- Ultramarina.    Madrid  1880. 
Cobo  =  Barnabe'  Cobo,  Historia  del  Nuevo  Mundo  p.  p.  Marcos  Jime'nez  de  la  Espada.    T.  1 — 4. 

(Sociedad  de  bibliöfilos  andaluces;  Ser.  1  T.  19—22).    Sevilla  1890-95.    Band  und  Seitenzahl. 
Fernändez  =  Diego   Fernändez   de  Palencia,  Primera  y  segunda  parte  de  la  historia  del  Peru. 

Sevilla  1571. 
Gr.  Garcia  =  Fray  Gregorio  Garcfa,    Origen   de  los   Indios  de  el  Nuevo  Mundo.    2  a  Impresiön. 

Madrid  1729. 
Garcilaso  =  El  Inca  Garcilaso  de  la  Vega,    Comentarios  reales  que  tratan  del  origen  de  los  Incas 

del  Peru.    Parte  1.     Lisboa  1609.     Parte  2.    Madrid  1722. 
Informaciones  =  Informaciones  acerca  del  settorio  y  gobierno  de  los  Ingas  hechas  por  mandado  de 

Don  Francisco  de  Toledo  1570-1572.     Herausgegeben  von  Marcos  Jime'nez  de  la  Espada  als 

Anhang  in  seiner  Ausgabe  des  Fernando  Montesinos,  S.  177 — 259. 
Informaciones  Ser.  1  =  Informaciön  de  las  idolatrias  de  los  Incas  i  indios  y  como  se  enterraban, 

etc. :    Coleccion  de  documentos   iniditos  rel.  dl  descubrimiento,   conquista  y  organizaciön  de  las 

antiguas  posesiones  espanoles  de  America  y  Oceania.    T.  21.    Madrid  1874.    S.  131 — 220. 
JR6S  =  Journal  of  the  Royal  Geographical  Society. 
Las  Casas  =  Fray  Bartolome'  de  las  Casas,  De  las  antiguas  gentes  del  Peru.    (Coleccion  de  libros 

espanoles  raros  6  curiosos,  T.  21.).  Madrid  1892.    Herausgeber:  Marcos  Jime'nez  de  la  Espada. 

Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Witt,  tu  Oöttingan.    Phil.-hirt.  Kl.  N.  F.  Band  6,  ♦.  18 


138  RICHARD  PIETSCHMANN, 

Markham,  Contributions  =  Clements  R.  Markham,  Contributions  totoards  a  Grammar  and  Dictionary 
of  Quichua.    London  1864. 

—  ,  Straits  of  Magellan  =  Ders.,  The  Voyage  of  Pedro  Sarmiento  to  iheStraits  ofMagellan,  1579—80. 

(Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  Nr.  91).    London  1894. 

—  ,  Valley  of  the  Amazons  =  Ders.,   Expeditions  into   the   Valley  of  the  Amazons,   1539,   1540, 

1639.    ( Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  Nr.  24).    London  1859. 

—  ,  zu  Cieza,  zu  Garcilaso  s.  dessen  Anmerkungen   zu   den  in  den  Works  issued  by  the  Hakluyt 

Society  erschienenen  englischen  Uebersetzungen  der  Werke  dieser  Verfasser. 
Middendorf,  Peru  =  E.  W.  Middendorf,  Peru  Bd.  1—3.     Berlin  1893—95. 

—  ,  Buna  Simi  =  Ders.,   Die   einheimischen   Sprachen  Perus,   Bd.  1.     Das  Buna  Sinti  oder  die 

Keshua-  Sprache.    Leipzig  1890. 

—  ,  Wtb.  =  Ders.,    Die  einheim.  Sprachen  Perus,   Bd.  2   Wörterbuch   des  Buna   Simi  oder   der 

Keshua- Sprache.    Leipzig  1890. 
Molina  =  Narratives  of  the  Hites  and  Laves  of  the  Yncas.     Translated  by  Clements  B.  Markham. 

(Works  issued  by  the  Hakluyt  Society,  Nr.  48).    London  1873. 
Montesinos  =  Fernando  Montesinos,    Memoria*   antiguas   histdricas  y  poUticas  del  Peru,   seguidas 

de  las  informaciones  acerca  del  s&torio  de  los  incas,  hechas  por  mandado  de  D.  Francisco  de 

Toledo.    (Colecciön  de  libros  espafloles  raros  6  curiosos.    T.  16).    Madrid  1882.    Herausgeber : 

Marcos  Jimlnez  de  la  Espada. 
Pachacuti  =  Joan  de  Santacruz  Pachacuti  Yamqui,  Relation  de  antigüedades  deste  reyno  del  Peru. 

S.  Tres  Relaciones. 
Paz  Soldan  =  Mariano  Felipe  Paz  Soldan,  Diccionario  geogrdfico  estadistico  del  Peru    Lima  1877. 
Polo  =  El  liconciado  Polo  de  Ondegardo.    Englische  Uebersetzung  seines  Berichtes  in  den  Narra- 
Hves of  the  Rites  and  Laxes  of  the  Yncas.    London  1878. 
Belaciones   geogräficas  =  Relaciones  geogrdficas  de  Indios,  publicalas   el  ministerio  de  fomento: 

Perii  T.  1-4.    Madrid  1881—97. 
Tres  Relaciones  =  Tres  Belaciones  de  antigüedades  peruanaa.   Publicalas  el  ministerio  de  fomento. 

Madrid  1879.    Herausgeber:  Marcos  Jimänez  de  la  Espada. 
Santillan  =  Fernando  de  Santillan,    Belaciön  del  origen,   descendencia,  politica  y  gobierno  de  los 

incas.    S.  Tres  Relaciones. 
Squier  =  E.  G.  Squier,    Peru,  Inddents  of  Travel  and  Exploration.  New- York,  London  1891. 
Velasco  =  Juan  de  Velasco,   Histoire  du  royaume  de  Quito.     (Voyages,  relations  et  mhnoires  ori- 

ginaux  p.  s.  ä  Vhist.  de   la  decouvertc  de  VAmerique  p.  p.  H.  Ternaux-Compans  T.  18.  19). 

Paris  1841. 
Xcrez  =  Francisco  de  Xerez,    Conquista  del  Peru,   verdadera  relaciön   de  la  conquista  del  Peru 

dt  provincia  del  Cuzco,  llamada  la  nueva  Castilla.    Salamanca  1547.    Blattzahlen. 
Zarate  =  Agustin  de  parate,   Historia   del  deseubrimiento  y  conquista  de  la  provincia  del  Peru: 

Historiadores  primitivos  de  las  Indios  Occidentales  que  juntö  Andris   Gonzalez  Barcia.    T.  3. 

Madrid  1749.     S.  1—176. 


Register. 


Abbildung  s.  Darstellung. 

Abgaben  97.  99.  100. 

Acamaqui,  Häuptling  57. 

Achachi  s.  Apo  Achachi  und  Chacbi. 

Acllari,  Cristöbal  34. 

acllas  100.  113.  s.  aucb  Jungfrauen. 

Acollo  Topa  106. 

Acos  73.  74. 

addbes,  Mauern  von  88. 

Aguachumbi  8.  Avachumbi. 

Agua  Panti  117.  120. 

Aguatona  95. 

Aguayrocancha  52. 

axllu  s.  Ayllo. 

aimuray  8.  aymoray. 

aivinto  8.  haybinto. 

Alayda  105. 

Alcabica  30.    Vergl.  Betanzos,  Kap.  2—5. 

Alcabicas  41.  43.  46. 

Alexander  VI.,  Papst  4. 

Alfonso  el  Casto  45. 

Almagro,  Diego  101. 

Alpacariguana,  Häuptling  73. 

Amaro,  Ansiedlung  der  Ayarmacas  51. 

—  ,  Zugang  zu  den  Anden  95. 

Amaro  Tito  59.    Vergl.  Infonnaciones  248. 

Amaro  Topa,  Prätendent  128. 

Amaro   Topa   Inga;   Topa   Amaro;    Sobn   des 

Pacbacutilnca  Yupanqui  77.83— 85. 93. 127.128. 
Amarocancba  113. 
Ampura  Llama  Oca,  Gonzalo  34. 
Anaguarqui  s.  Mama  Anaguarqui. 
Anaguarqui,   Huaca   69.     Betanzos,    Kap.   14: 

Anaguarque.  Montesinos,  Kap.  25.  Molina  41. 

Cobo  4,  40. 
Anbetung  des  Inka  85.  87.  94.  103.  120. 

—  der  Inkamumien  69. 
Ancamarca  107. 
Ancasmarca  48. 
Ancasmayu  s.  Angasmayo. 

Anco  Ayllo,  Häuptling  77—80.  Cieza  1  Kap.  78. 
2  Kap.  50:  Ancoallo. 

Ancoallo,  Figur  des  Uscovilca  60.  Nach  Pacha- 
cuti  (Tres  Relaciones  S.  269)  haben  die 
Chancas  zu  Verbündeten  die  Hancoallas. 

Ancovilca  60.  63. 

Ancuy,  Don  Garcia  131. 

Andaguaylas;  Andaguayllas  59.  60. 


andenes  67. 

Andes,  los  88.  95—97.  128. 

Andesuyo  88.  95.  96.  105. 

Andigualpa ;  Andiguallpa,  Don  Francisco  59. 132. 

Vergl.  Informaciones  210.  248. 
Angaraes  87. 
Angasmayo  107.  110.    Vergl.  Markham  zu  Gar- 

eilaso  1,  8,  7. 
Angoyaco  115.  116. 
Anker,  angebetet  21. 
Anqui  (?  Auqui)  Yupangui  86.  89.  92. 
Anta  53.  54.  56. 
Antalongo  8.  Tangalongo. 
Antamarca  125. 
Antarqui  90. 

Antasayas  30.    Vergl.  Informaciones  229. 
Antoninus  archiepiscopus  Florentinus  1.  8. 
Apanca,    Don  Juan    132.     Wohl   derselbe   wie 

Joan  Apanga:  Informaciones  247. 
apo  (=  apu,  Oberer,  Häuptling,  Anführer)  116. 
Apo  Achachi  99. 
Apo  Calla  48.    Montesinos,  Kap.  20 :  Apu  Calla 

Umpiri. 
Apo  Cautar  Cauana  106.     Fehlerhalft   Baiboa, 

Kap.  11:  Apoc  Cauzar  Calana. 
Apo  Chalco  Yupangui  95.  120.  121. 
Apo    Chimachaui    48.     Montesinos,    Kap.    20 : 

(Apu)  Chima  Chauin. 
Apo  Conde  Mayta  47.  48. 
Apo  Cunaraqui  72. 
Apo  Curimache  96. 
Apo  Hilaquita  105.  110.  111. 
Apo  Mayta,  Enkel  des  Capac  Yupangui  49. 
Apo  Mayta,    Abkömmling   des   Inca   Roca  Inca 

57—61.  63.  93.  Vergl.  Fernändez  2  Bl.  125  v. 
Apo  Mayta,  Don  Juan  131. 
Apo  Mayta,  Huauqui  45. 
Apo  Mayta  Panaca  Ayllo  48.    Vergl.  Garcilaso 

1,  9  Kap.  40.      Nach  Fernändez,   2  Bl.  128, 

Ayilu  nicht  des  Capac  Yupangui,  sondern  des 

Mayta  Capac.    Montesinos,  Kap.  20. 
Apo  Paucar  Usno  82—84. 
Apo  Rima  (=  Apurimac)  117. 
Apo  Rinti,  Don  Garcia  132. 
Apo  Saca  48.   Montesinos,  Kap.  20 :  Apu  Zacay. 
Apo  Urco  Guaranca  48. 
Apo  Y anqui  Yupangui  77. 
Apo  Yupangui  91. 


i 


140 


RICHARD   PIETSCHMANN 


Apoc  8.  Apo. 

Araba  s.  Araua. 

Arapa,  Festung  97.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  8.  Polo, 

S.  156. 
Araua  Ocllo  100.  111.  120.  121.  Garcilaso  1,  8 

Kap.  8:  Raua  Ocllo.  Ebenso  Informaciones  217. 

Fernandez  2  Bl.  126  v. 
Arayraca  Ayllo  Cuzco-callan  34. 
Arco  de  la  plata  39. 
Arequipa  76.  105. 

Arias  de  Avila,  Gömez  s.  Darias,  Gömez. 
Ascascaguaua,  Häuptling  73. 
Ascbe  der  Mumie   des  Viracocha  Inca  59;   der 

Mumie   des  Tupac    Inca  Yupanqui   102.  123; 

des  Idols,   Tempels   und  Priesters  der  Huaca 

von  Guamachuco  117. 
Aßilli,  Festung  97.    Baiboa,  Kap.  8:  Asillo. 
Astoyguaraca,  Häuptling  60.61.63-65.    Pacha- 

cuti  (Tres  Relaciones  272):  Astouaraca. 
Atacama  76.  105. 

Atagualpa  (=  Atahuallpa)  106.  112—127. 
Atao  Rupagui  24. 
Atlantis,  Insel  11 — 25. 
Atoc  114. 

Atun  Topa  Inga  s.  Viracocha  Inga. 
Aua  Panti  8.  Agua  Panti. 
auca  =  traidor    114.       Vergl.    Garcilaso    1,   9 

Kap.  39.    Molina  bei  Las  Casas  261  f. 
Auca,  Ayar  s.  Ayar  Auca. 
Auca  Micbo  Avri   Sutic,   Francisco  34.    Vergl. 

Informaciones  212  f. 
Aucaylli  Panaca  55.    Molina  23 :  Aucaylli  Ayllu. 

Fernandez  2  Bl.  128:  Aoca  Ayllo.    Garcilaso 

1,  9  Kap.  40:   Aylli  Panaca.     Acosta  6  Kap. 

20:  Aoeaillipanäca. 
Aufzeichnungen  s.  quipos. 
Augenbrauen  als  Opfergegenstand  87.  120. 
Auqui,  Titel;   nach  Garcilaso  1,  1  Kap.  26;    1, 

9  Kap.  38  unverheirateter  Prinz  von  Geblüt; 

vergl.  Markbam,   Contributions  78;   nach  Be- 

tanzos,  Kap.  14  (S.  95)  =  caballero. 


Auqui  Toma  Inga  106—108.  Vergl.  Fernandez 
2  Bl.  126.     Baiboa,  Kap.  11  (S.  150.  156). 

Auqui  Topa  Inga  103.  105.  110.  111.  Vergl. 
Santillan  (Tres  Relaciones  17).  Fernandez 
2  Bl.  126 :  Aucitopa  Inga. 

Auqui  Yupangui  s.  Anqui  Yupangui. 

Avachumbi,  Insel  90.  91.  Baiboa,  Kap.  7  (S.  82) 
u  14  (S.  196):  Haguachumbi,  Aguachumbi. 
Markham,  Straits  of  Magellan  S.  XIII  Anm. 
erklärt  =  Hahua-chumpi,  Aussen-Insel. 

Avayni  45. 

Avayni  Panaca  Ayllo  45.  Garcilaso  1,  9  Kap. 
40:  Hahuanina  Ayllu.  Fernandez  2  Bl.  128: 
Aguanin  Ayllo  =  Ayllu  des  Capac  Yupangui. 
Pachacuti  (Tres  Relaciones  258):  Hauayäin- 
ayllo  =  Aylllu  des  Capac  Yupangui. 

Ayache,  Garcia  102. 

Ayallilla,  Don  Carlos   132. 

Ayanquillama,  Häuptling  72. 

Ayar  Auca  33.  36.  39.  41. 

Ayar  Cache;  Ayar  Cachi  33—37.  89.  126. 

Ayar  Mango  s.  Mango  Capac. 

Ayar  Mango,  Sohn  des  Topa  Inga  98. 

Ayar  Ucho;  Ayar  Uchu  33.  34.  36.  37.  Vergl. 
Betanzos,  Kap.  3  u.  4:  Ayar  Oche. 

Ayarmacas  44    48—51.  58.  71. 

Ayavilla,  del  valle  de  Cuzco  57. 

aybinto  s.  haybinto. 

Ayllo;  Ayllos  (=  aillu,  Sippe,  Verwandtschaft, 
Geschlecht,  Stamm,  Gattung,  Art)  31.  34.  42. 
44.  45.  47.  50.  55.  59.  84.  93.  102.  111.  120. 
125.  130—132. 

Aymaraes  78.  115. 

Aymoray,  das  Maifest  (von  aimttray,  ernten, 
Ernte  einbringen ;  die  Ernte  der  meisten  Feld- 
früchte fällt  in  den  Mai;  vergl.  Middendorf, 
Wtb.)  69.  Velasco:  aymuray  cusqui  =  Mai. 
Fernandez  2  Bl.  129  ▼.:  aymuraygui*.  Vergl. 
Jimlnez  zu  Betanzos  135—137.  140.  Velasco 
I  S.  142. 

ayußcay  88.    Vergl.  Molina  53. 


Bamba  (=  Wamba),  König  44. 

Bauten  des  Pachacuti  Inca  Yupanqui  67.  81. 
83 ;  des  Tupac  Inca  Yupanqui  100.  101 ;  des 
Huayna  Capac  104;  des  Huascar  113. 

Beamten-Klassen  98—100. 

behetria,  der  ursprüngliche  Zustand  der  Völker 
Perus  29.  30.  57.  77. 

Belem,  Stadtteil  von  Cuzco  34. 

Beragua  s.  Veragua. 

Besteuerung  88. 

Beuter,  Pero  Anton,  Chronist  21. 

Bücas  8.  Vilcas. 


Bilder  als  Hülfsmittel  der  Ueberlieferung  81.  68. 

Bildwerke  69.  84.  95.  114.  120. 

Bimbilla,  Ort  bei  Cuzco  42.  44. 

Bluttränen  52. 

Bombon,  provincia  de  115.  Vergl.  Cieza  1  Kap. 

80.     Pachacuti  (Tres  Relaciones  275.  318). 
borla,   la,   Abzeichen  des  Inka  66.  84.  94.  103. 

116.  123. 
Brasilien  15. 

Brokatstoff,  Erfindung  des  Viracocha  Inca  59. 
Brückenbauten  105.  115. 


C. 


Cabinas,  los  55. 
Cacchon  Chicya  59. 

Cacha,  Ort  im  Collao  28.  Vergl.  Cieza  de  Leon 
1  Kap.   98;   2  Kap.  5.     Betanzos,  Kap.   2. 


Pachacuti  (Tres  Relaciones  237) :  Cachapucara, 
Molina    7:     Pucara.    Middendorf,    Peru    8, 
443—452;  Einleitung  zu  Ollanta  22.  23. 
Cachi  s.  Ayar  Cachi. 


PEDRO  SARMIKNTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES. 


141 


Cachimapaca  Macus  Yupangui  91. 

cacique,  Bezeichnung  aus  der  Sprache  von  Santo 
Domingo  und  Cuba  98. 

Gadiz  13.  14.  18.  19. 

Cajamarca  s.  Caxamarca. 

Galca  58. 

Calispucyu  102.  Betanzos,  Kap.  14  (S.  98): 
Calixpuquiu.     Cobo  4,  13. 

Calla  8.  Apo  Calla. 

caJpa,  Orakel  61.  82.  104.  111. 

Camal,  (Hdschr. :  Collocteycamal),  58. 

Caraata,  Zugang  zu  den  Anden  96.  Vergl.  Re- 
laciones  geogräficas  4,  CC1I. 

Campeche  21. 

Canar  Capac  87.  123. 

Canares  24.  25.  87.  89.  107.  109.  123. 

Cancha  =  vecindad  ö  solar  40. 

Canete,  Don  Andres  Hurtado  de  Mendoza  mar- 
qu£s  de,  Vizekönig  vou  Peru  (1555 — 1561) 
79.  94. 

Cantaguancuru,  Häuptling  96.  Baiboa,  Kap.  8, 
sicher  falsch:  Santa  Guancuiro. 

Canto,  Häuptling  109. 

capa;  capac  =  rico,  sumo,  monarca  rico  10.  33. 
42.  76.    Vergl.  Tres  Rclaciones  17. 

Capac  Ayllu,  Ayllu  des  Tupac  Inca  Yupanqui 
102.  Vergl.  Fernäridez  2  Bl.  128.  Acosta  6, 
Kap.  21.  Garcilaso  1,  9  Kap.  40.  Nach  Gar- 
cilaso ist  Capac  Ayllu  [=  Herrscherhaus] 
zugleich  Bezeichnung  der  Nachkommen  der 
12  Inka  zusammengenommen. 

Capac  Chani,  Häuptling  58. 

capa  cocha;  capac  cocha  39.  69.  83.  84.  Vergl. 
Molina  54.  Cieza  2  Kap.  29.  Betanzos,  Kap. 
11.  Pachacuti  (Tres  Relaciones  261).  In- 
formaciones  1.  Ser.  141.  155.  167.  183.  196. 
208.    Informaciones  195. 

Capac  Guari  102.  103.  127. 

capac  hongo  85.  116.  Pacbacuti  (Tres  Rela- 
ciones 308) :  capac  onco. 

capa[c]  inga  indip  churin  66. 

capac  raymi  38.  69.  86.  Vergl.  Molina  35  ff. 
47.  Betanzos,  Kap.  14.  Pachacuti  (Tres  Re- 
laciones 255). 

Capac  toco  33.  35.  39.  68. 

Capac  Yupangui,  5.  Inca  47-49.  127.  131. 

Capac  Yupangui,  Sohn  des  Inka  Viracocha  57. 
77—80.  93. 

Capon  s.  Inga  Capon. 

Caquea  s.  Caquia. 

Caquia  Xaquixaguana  58—60.  65.  66.  70.  71. 
Betanzos,  Kap.  6.  9.  Las  Casas  136:  Ca- 
quia Xacxaguano.    Acosta  6  Kap.  20. 

Carangues  105.  106.    Garcilaso  1,  1  Kap.  7. 

Carangui,  Festung  107. 

Carlos  V.  s.  Karl  V. 

Carlos,  Don,  Sohn  des  Paullu  Tupac  Inca  113. 
123.  128. 

Carmenca  s.  Carmenga. 

Carmenga  56.  Retanzos,  Kap.  8:  Carminga. 
Montesinos,  Kap.  25. 

Caruamaruay,  Dofia  Beatriz  123. 


Casa  del  Sol  31.   40.    43.   44.    46.   47.   49.  66. 

68—71.    74-77.    85.    86.    92—95.    103.    104. 

123.  s.  auch  kidicancha. 
Casacancha  58. 

Casas,  Bartolome  de  las,  obispo  de  Chiapa  5. 
Castro,   el   licenciado  Lope   Garcfa   de,    gober- 

nador  (1564—1569)  91. 
Catiquilla    110.    Arriaga   13:    Catequilla,   Idol 
von  Cahuana. 
Caua  8.  Mama  Caua. 
Cautar  Cauana  s.  Apo  Cautar  Cauana. 
Caxamarca    79.    91.    94.    110.    115—117.    124. 

125. 
Caxana,  in  Cuzco  104. 
Cayambes;  Cayambis  43.  105—109. 
Cayara,  Ort  im  Apurimac- Gebiet  87.  Vergl.  Paz 

Soldan,  Dicc.  geogr.  180. 
Cayo,    Don   Diego  93.  132.     Informaciones  248. 

I.  Ser.  205. 
Cayo  Guallpa,  Diego  131.    Informaciones  247. 
Cayocache  (=  Cayaucachi)  41.  57.     Vergl.  San- 

tillan  (Tres  Relaciones  12). 
Cayto,  pueblo  58. 
Caytomarca  49. 

chucaras  98.  99.     Vergl.  Cieza  2  Kap.  11. 
Chachapoyas  29.  78.86.  87.  97. 104.  HO.  115.  123. 
Chachi  96.     ?  Achachi. 
Chaco  Rimache,   Francisco   93.    Vergl.   Chauca 

Rimache. 
Chalco  73. 

Chalco  Chiraa  102.  113.  115—124. 
Chalco  Yupangui,  (Apo)  8.  Apo  Chalco  Yupangui. 
Chalco  Yupangui,  Don  Francisco  59.  132.  Vergl. 

Informaciones  248. 
Challco  8.  Chalco. 
chambis,   cur os  68.     Garcilaso    1,   9  Kap.  36: 

champi,   unas   hachas  y  porras   pequefias  de 

una  mano.     Cobo  3,  287. 
Chanan   Curycoca  63.      Pachacuti  (Tres   Rela- 
ciones 272):  Chhanan  Coricoca. 
Chancas,  los  59—65.  74.  77—79.  115. 
Chani,  Capac  s.  Capac  Chani. 
Charcas,  los  83.  97.  105.  109.  110.  117. 
chasquis,  Nachrichtendienst  durch  78.  Fernändez 

2  Bl.  30 :  chasquis  son  indios  que  corren  una. 

legua  y  media  ä  manera  de  postas.   Polo  169. 

Garcilaso  1,  6  Kap.  7.  Cobo  3,  266. 
Chauca   Rimache,    Don  Francisco  132.    Vergl. 

Rimache. 
Chauin  Cuzco  ayllo  34. 
Checo,  Don  Diego  43. 
Chiapa,  el  obispo  de  8.  Casas.  Chiapas  22. 
Chica  Capac  87. 
Chicya  8.  Mama  Chicya. 
Chichas,  los  76.  83.  Cieza  1  Kap.  107. 
Chiguay  Capac  58. 

Chile  5.  88.  97.  104.  105.  117.  Chilefios  97. 
Chillincay,  Ort  55. 
Chima  42. 

Chimachaui  8.  Apo  Chimachaui. 
Chima   Chani    Pata    Yupangui  61.     Betanzos, 

Kap.  6:  Pata  Yupangui 


142 


RICHARD   PIKT8CHMANN 


Chima  Panaca  Ayllu  42.  Yergl.  Fernändez  2 
Bl.  128.  Garcilaso  1,  9  Kap.  40.  Pachacuti 
(Tres  Relaciones  246).    Cobo  3  S.  132. 

Chimbo  Cisa  123. 

Chimbo  Orma  53. 

Chimo  (=  Chimu),  que  es  agora  Truxillo  87. 
91.  Yergl.  Squier,  Peru  118  ff.  Charles  Winer 
im  Bulletin  de  la  Soci&e'  de  göographie,  6. 
Sär.  T.  18  S.  305—340. 

Chimo  Capac  79.  82.  87.  91. 

Chinchaycocha,  See  und  Ortschaft  110.  Yergl. 
Relaciones  geograficas  1  S.  81.  86.  88  u. 
Anm.  zu  206. 

Chinchaycochay,  Curaca  (von  Chinchaycocha)  123. 

Chinchaysuyo  (Chinchasuyu)  73.  77.  81.  83.  88. 
89.  103.  106. 

Chinchero,  Ort  bei  Cuzco  101.  103.  Vergl.  In- 
formaciones  1.  Ser.  172.  Squier,  Peru  483  ff. 

Chiponauas,  los,  Völkerschaft  im  0.  Perus  96. 
Baiboa,  Kap.  8:  Chipomaguas;  das  m  wohl 
fehlerhaft. 

Chiquia  s.  Mama  Chiquia. 

Chiraques,  pueblo  58. 

Chiriguanas;  Chiriguanaes,  los  6.  105.  109.  110. 
Yergl.  Baiboa,  Kap.  11.  Cieza  2,  Kap.  22: 
Moxos  Cheriguanaes.  Pachacuti  (Tres  Re- 
laciones 291.  304.  316).  Garcilaso  1,  7  Kap. 
17.  Informaciones  1.  Ser.  160.  173.  188.  202. 
213.  Relaciones  geograficas  2  S.  82  ff.  154  ff. 
LXIXff.  Markham,  Valley  of  the  Amazons 
156.  Duquesa  de  Berwick  y  Alba,  Nuevos 
autögrafos  de  Colon  S.  86.  Manuel  Serrano 
y  Sanz  in  der  Revista  de  Archivos  3.  Ipoca 
T.  2,  321—339.  410—421.  514—526.  568—574. 

Chita,  Ort  (ll/t  Leguas  von  Cuzco)  60.  61.  63. 
Molina  23. 

Choco,  Ort  bei  Cuzco  72.  Vergl.  Molina  41. 

Chocoscachona  63. 

Chonay,  Dona  Elvira  123." 

Choyca,  pueblo  55. 

Chucachuca,  Häuptling  97.  Yergl.  Baiboa,  Kap.  8. 

Chuchic  Capac  75.  76.  —  Söhne  des  81  -  83. 

chuco  (=  chucu),  Kopfputz  68.  87.  Relaciön 
Anönima  (Tres  Relaciones  158  f.) :  Vila  chucu, 
Huampar  chucu. 

Chucumbi,  Martin  34. 

Chucuy  Iluypa  125. 

Chucuyto,  Stadt  im  Colla-Gebiete  26.  Vergl. 
Cieza  1  Kap.  104.  2  Kap.  41.  48.  53—55.  60. 
Garcilaso  1,  2  Kap.  20.  Relaciones  geograficas 
2  S.  48  ff.  181  ff. 

Chumbicancha  40.  Betanzos,  Kap.  3 :  chumbi  = 
manta  6  faja.  Arriaga:  chumbi  =  faja  de 
mujer. 

Chumbivilicas  97.  Vergl  Cieza  1  Kap.  94.  Pa- 
chacuti (Tres  Relaciones  279):  Chumpivillcas. 
Markham,  J  R  G  S  41,  299. 

Chunchos  7.  96.  Vergl.  Cieza  1  Kap.  95.  2  Kap. 
22.  Garcilaso  1,  7  Kap.  14.  Markham,  Valley 
of  the  Amazons  157. 

chunga curaca,  Amtsbezeichnung 98.  chunca=  10. 

Chungomarca  87. 

Chupellusca  71. 


Chuqui  Ocllo  102.  103. 

Chuqui  Sota  86.  87. 

Chuquis  Guaman  87. 

Chuquiylla,  Blitzgottheit  69.    Cieza  2  Kap.  SO: 

yllapa  =  trueno  6  rddmvago.  Acosta  5  Kap. 

4 :  chuquiüa,  CatuiUa  und  Intiüläpa  =  trueno. 
Chuyes,   los;   Chuys   83.  117.    Informaciones  1 

Ser.  173:  Chuy. 
cinche ;  cinchi ;  (sinchi) ;  Plural :  cinchicona,  stark, 

tapfer,   Held,    Häuptling  29.    Cinchis  57.   58. 

60.  72.  77.  98. 
Cinchi   Roca   Inga   35.   38-43.    127.  131.     Be- 
tanzos, Kap.  5. 
Cinchi  Roca,  Sohn  des  Huayna  Capac  104.  Nach 

Baiboa,  Kap.  11  (S.  142)  dessen  Bruder. 
Cinga,  Huaca  69. 
Coaques    110.    Vergl.   Xlrez,   Bl.  3.   Zarate  2, 

Kap.  1. 
Coaquiri;  Pachacuti  Coaquiri  (bei  Baiboa,  Kap. 

8  fehlerhaft:  Chasuti  Coaquiri)  96.  97. 
coca  87.  Informaciones  198.  1.  Ser.  211. 
Coca  s.  Mama  Coca. 
Cocac,aca,  Francisco  48.  Inform.  248. 
Cocama  (=  Ucayali;   Relaciones    geograficas  4 

XXV  Anm.  1),  Fluss  79.  Vergl.  Pedro  Simon 

6  Kap.  6,  1. 
coclia  (=  See,  Meer)  28.  123. 
Cocha  Yupangui,  loan  8.  Concha  Yupangui. 
Cochabamba  105.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  11  (S.  143). 
Cochaguayla  115.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  19  (S.  280). 
Cochisque  (Cochisqui)  107. 
Colcabamba,  Feldmark  bei  Cuzco  38.  Pachacuti 

(Tres  Relaciones  241):   Collcapampa.     VergL 

Baiboa,  Kap.  1  (S.  14). 
Colcanpata  (Coilcampata  bei  Cuzco)  113.     Gar- 
cilaso 1,  6  Kap.  4  u.  24.  7  Kap.  8.    Midden- 

dorf,  Peru  3,  488.  489. 
Colla  Capac  75.  76. 
Collao  26.  28.  75.  81—83.  96.  97.  105.  106.  110. 

Yergl.  Collasuyo. 
Collas  81-83.  96.  97.  106.  118. 
Collasuyo  (Collasuyu)   75.    76.    82.  83.  88.  104. 

117. 
Collocte  58. 

Colum  Chima  s.  Culum  Chima. 
Concha  Yupangui,  Juan  55.  Informaciones  248: 

Joan  Cocha  Yupangui. 
Conchacalla  61. 
Conde  (Cunti)  Mayta  127. 
Condc  Mayta  s.  auch  Apo  Conde  Mayta. 
Conde  Mayta,  Agustin  45.  Vergl.  Informaciones 

247. 
Conde   Mollo    106.     Balbao,   Kap.    11:     Cunti 

Mollo. 
Conde  Yupangui  91.  96. 
Condcsuyo  (Cuntisuyu)  74.  88.  97.  106.  117. 
Condin  Xabana  96. 
Copali  Mayta  30.  40.  43.  127. 
Copca  Mayta,  Don  Francisco  131. 
Copiapo  (Copayapu)  105.  VergL  Garcilaso  1,  7 

Kap.  18. 
Coquimbo  (=  Cuquimpu)   15.   97.    105.    VergL 

Garcilaso  1,  7  Kap.  18. 


PEDRO   SARMIENTOS   GESCHICHTE   DES   INKAREICHES. 


143 


Corampa  8.  Curamba. 

Costa  Rica  22. 

Cota  Yupangui,  Don  Francisco  132. 

Cotabamba  (Cotapampa)  117.   118.  119.     Yergl. 

Cieza  2  Kap.  5. 
Cotabambas  (Cotapampas),   Quechua-Stamm  73. 

83.   Vergl.  Garcilaso  1,  3  Kap.  12.  1,5  Kap. 

17.  23.  25.  Markham  J  R  G  S  41,  299. 
Cotaneras,   Quechua-Stamm   73.     Garcilaso  1.  3 

Kap.    12.     1,  5  Kap.    17.    23.    25.     Markham 

J  R  G  S  41,  299. 
coya  =  Königin    121.     Jetzt   Anrede   für   alle 

Frauen,   denen  Achtung   erzeigt  werden  soll. 

Bedeutet  ursprünglich  wohl  Göttin. 
Goya  Miro  123. 
cozco  =  Grenzstein   39.    41.      Nach   Betanzos, 

Kap.  3,  unerklärbarer  älterer  Name  von  Cuzco, 

nach  Garcilaso  1,  lKap.  18  u.  1,  2  Kap.  11,   in 

der   lenaua   particular   der   Inka  =  ombligo. 

Vergl.  Markham  J  R  G  S  41,  293. 
Cozco,  Don  Juan  132.  Vergl.  Informaciones  248 : 

Johan  Cuzco. 
Cuba  19.  98, 
Cugma  73. 
Culum  Chima;  Culun  Cbima;    Colum  Chima  30. 

41.  43.  127. 
Culunchimas,  los  46.  47. 
Cumbinama  6. 

Cunaraqui  s.  Apo  Cunaraqui. 
Cunti  s.  l'onde. 
Cura  s.  Mama  Cura. 
curaca,    Oberhaupt    einer    Anzahl    Menschen, 

einer  Gemeirde,   eines  Stammes  7.  8.  98.  99. 

105. 


Cori  Ilpay 
Mama  Cori 


Curaguasi   (Curahuasi)    117.     Vergl.    Cieza  2 

Kap.  147. 
Curamba  (Curampa)  87.     Cieza  2  Kap.  44.  47. 

Pachacuti  (Relaciones  317):   Corampa.    Gar- 
cilaso   1,  4  Kap.    15:   Curampa.     Vergl.  Pas 

Soldan,  Dicc.  geogr.  253. 
Curichaculla  110. 
Curichulpa  57. 
Curihilpay   48.    49.     Cobo    3,  143: 

Cahua.     Montesinos,   Kap.   20: 

lllpay  Cbaua. 
Curimache  8.  Apo  Curimache. 
Curi  Ocllo  102.  103. 
Cusi  s.  Pachacuti  Inga  Yupangni. 
Cusibamba  (Cusipampa;    cusi  Freude,    patnpa 

Stätte)  02.  115.  Vergl.  Molina  23. 
Cusi  Cayo  24. 
Cusi  Gualpa.  Cristöbal  48. 
Cusi  Inga  Yupangui  s.  Pachacuti  Inga  Yupangni. 
Cusi  Rimay  Coya  105. 
Cusi  Topa  Yupangui  107. 
Cuxi  s.  auch  Cusi. 
Cuxi  churi,    Huauqui  102.    cuxi  =  cusi;   churi 

=  Sobn. 
Cuxi  Topa  Yupangui  111.  113. 
Cuxi  Yupangui  122.  123. 
Cuycusa  Ayllo  34. 

Cuyo  Capac,  Herrscher  der  Cuyos  72. 
Cuyosuyo  72.  suyo  =  suyu  =  Land. 
Cuvumarca  48. 
Cuzro  30.    39.    41.    59—65.  67—70.  74.  77.  86. 

88.  92.  94.  9ö.  100—104.  111—113.  115.  117. 

120—124.  127. 
Cuzcotuyo,  Festung  109. 


'apotecas  21. 
>cco.  Inga  s.  Inga  Qoc$o. 
iocco  Panaca  Ayllo  59.    Vergl.  Garcilaso  1,  9, 


Kap.  40.  Acosta  6  Kap.  20.  Fernandez  2 
Bl.  128  (ungenau :  Cococ  Panaca  Ayllo). 
Cobo  3,  155:  Socsoc  Panaca. 


D. 


Danas,  Gömez  79. 

Darstellung,  bildliche,  der  Provinzen  in  Ton  80, 
auf  einem  Zeugstücke  (manta)  88,  der  Ueber- 
lieferungen  31,   der  Völkerschaften  Perus  27. 

Desaguadero  des  Titicaca  Sees  26. 

Diaguitas,  provincia  de  6.  Vergl.  Relaciones 
geograficas  2,  137.  147  f. 

Domnus;  Donus,  Papst  44. 

duho  84.  Por  merced  y  privilegio  del  Inca  (los 
caciques  y  grandes  seüores)  usaban  de  asiento 
dentro  y  fuera  de  eus  casas  al  cual  llamaban 


duho,  y  era  un  banquillo  de  madera  labrado» 
de  una  pieza,  largo  dos  palmos  y  alto  uno, 
semejante  en  la  hechura  ä  un  animal  que 
tuviesc  las  piernas  cortas,  la  cabeza  baja  y 
la  cola  alta;  porque  comünmente  le  daban 
figura  de  animal.  Tenia  la  superficie  alta 
cöncava,  para  que  ajustase  con  la  parte  por 
donde  se  asienta  el  hombre  (Cobo  T.  4  S.  172). 
Vergl.  auch  Cobo  3,  235.  287.  Las  Casas 
177  f.  £1  nombre  peruano  es  Uana  6  tiycma 
(Jimlnez). 


Eheschliessung  86.  97.  100;  vergl.  Schwester. 
Eisenwerkzeuge  unbekannt  101. 
Erdteile  10.  11.  15.  22. 


Ermordung  missliebiger  Untertanen  93. 
Esmeraldas,  provincia  de  5. 
Esra,  4.  Buch,  22. 


144 


RICHABD  PIKTSCHMANN, 


F. 


Fasten  62.  85.  105.  117. 
Felipe,  Don,  Sobn  des  Paullu  Tnpac  128. 
Feste  des  Jahres  69.  70.  100. 
Fischereigerechtigkeit  105.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  11. 


Flösse  90.  91.    Vergl.  Zarate  1  Kap.  6. 
Frauen   im   Sonnentempel    69.     Vergl.    acllas, 

Jungfrauen,  Mamaconas. 
Frondienst  99.  100. 


€L 


Oades:  UUra  Geldes  nil  3. 

Gadir  13. 

Genesis,  griechische,  in  Amerika  21. 

Gesetze  des  Pachacuti   Inca  Yupanqui  93;   des 

Tupac  Inca  Yupanqui  99.  100. 
Gestirne  fehlen   bei   der  ersten  Schöpfung  23; 

werden  von  Viracocha  erschaffen  26. 
Gibraltar  11.  13. 
Godefridus  Viterbiensis  18. 
Götterbilder  39.  43.  60.  63.  66.  69.  84.  95.  103. 

110.  116.  117. 
Goldfigur  93.  112. 
Gömez  Danas  s.  Darias,  Gömez. 
Goncalo  =  Gonzalo. 
Grenzmauer  im  S.  des  Reiches  97. 
Grenzsteine  39.  41.  110.  128. 
Griechen  in  Mittelamerika  21. 
Guaca  s.  Huaca. 
Guacangui,  Don  Gonzalo  132. 
Guacaytaqui  Ayllo  34. 
Guachalla,  Festung  90.    Vergl.  Baiboa,   Kap.  7 

(S.  81). 
Guaco  8.  Mama  Guaco. 
Guacralla,  Häuptling  73. 
Guaina  8.  Guayna. 
Guallas  30.  39—43.     Vergl.  Informaciones  240. 

241.    Betanzos,  Kap.  4. 
Guallpa  (Huallpa),  Hernando  131. 
Guallpa  Yupangui,  Don  Juan  132. 
Gualpa,  Alonso  34. 
Gualpa  Rimache  56. 
Gualpa  Tito  112. 

Gualpaya,  Sohn  des  Capac  Yupangui  103. 
Guama  s   Guaman. 

Guamachuco  110.116.  123.  Vergl.  Xerez,  Bl.  16. 
Guaman  Achachi  91.  103—105.  guaman  =  halcön 

Betanzos,  Käp.  14  (S.  95). 
Guama[n]  Mayta,  Antonio  50. 
Guaman  Paucar,  Diego  34. 
Guaman   Rimache  Hachacoma   (?   Hachacona), 

Don  Francisco  50.     Informaciones  248:   Don 

Francisco  Guaman  Rimachi. 
Guaman  Taysi  Inga  49. 
Guaman  Topa  (Vamantopa)  49. 
Guaman  Topa  58. 
Guamanga  (Huamanca)  60.  73.  78.  130.    Vergl. 

Relaciones  geograficas  1  S.  137  f. 
Guamay  Samo  44.    Cobo  3,  186:  Guamasano. 
Guamo  90. 


Guanacancha  35. 

Guanacauri  36.  37.  39.  43.  69.  70.  103.    Vergl. 

Informaciones    196.      Montesinos,    Kap.   25. 

Cobo  4,  36. 
Guanachiri  Amaro,  Huauqui  44. 
Guanacopampa  117—119. 
Guanancancha  72. 
Guanapi  90. 
Guanaypata   38—40.     Vergl.  Baiboa,    Kap.    1, 

S.  15. 
guama  39. 

Guanca  Auqui  11'4 — 120. 
Guancabilica  111. 
Guancabilicas  90.  105.  110.  113.  Vergl.  Velasco 

1  S.  11. 
Guancara  73. 
Guanuco  (=  Huänuco)  78.  79.  Vergl.  Relaciones 

geograficas  4,   LXX.   XXV   Anm.    1.    Squier, 

Peru  216. 
guaoqui  (=  huauqui  Bruder),   göttliches  Eben- 
bild des  Inca  42.  44.  45.  59.  69.  94.  104.  112. 
guarachico  (=  huarachicuy)  38. 43. 69.  85.  Vergl. 

Molina  34.   35.    Pachacuti  (Tres   Relaciones 

249.  250). 
guaranga  (von  huaranca  =  1000),  Befehlshaber- 
Titel  98. 
Guaraotambo  78. 
Guaraqui  inga,  Huauqui  112. 
Guargua  Chima,  Juan  43. 
Guaro  44. 
Guasano  24. 
Guascar    (=  Huascar)    Inga    102.     105.     106. 

111  —  127.  133. 
Guascar  Ayllo  125.  132. 
Guascarquiguar  112. 
Guata  73. 
Guatemala  5.  22. 
Guaychao  114. 

Guayllacan;  Guayllacanes  50.  51.  54.  55. 
Guayllapucara  87. 
Guayllas,  provincia  de  78.  87. 
Guayna  Achachi  107.    (huaina,  jung,  Jüngling); 

Betanzos,  Kap.  16. 
Guayna  Capac   43.  90.  103.  124.  127.  128.  132. 

133. 
Guayna  Yanqui  Yupangui  77. 
Guayparmarca  58. 
Guaypon,  laguna  de  53. 
Guzmango  Capac  79.  82. 


PEDRO   SARMIENTOS   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES. 


146 


H. 


Hachacona,  Don  Pedro  131. 

Haisquisrro  s.  Haysquisrro. 

Hananchacan  49.  Ycrgl.  Baiboa,  Kap,  3. 

Hanancbancas  60. 

Hanancuzco  84.  121. 

Hanancuzcos  34.  49. 60.  55.  59.  71.  91.  93.  102. 
105.  112-114. 

Hanansaya  25.  29. 

Hanco  114. 

Hancobilca  s.  Ancovilca. 

Hardelsleute  90.  100. 

Hango  114. 

Hatun  s.  auch  Atun. 

Haiun  Ayllo  93.  Vergl.  Molina  22.  Bei  Fer- 
nändez  2  Bl.  128  feierhaft  Hatre  Ayllo. 

Hatuncolla  75.  76.  83. 

Hatunguayllas  78. 

Hatun  Topa  Inga  s.  Viracocha  Inga. 

haybinto  39.  Nach  Betanzos,  Kap.  4,  ist  die 
Waffe,  die  Mama  Guaco  führt,  ein  ayllo. 
Arriaga:  Aillo  6  libis,  un  cordel  con  tres 
ramales,  y  al  cabo  de  cada  uno  una  bolilla 
de  plorao,  sirve  para  cazar  päjaros,  ö  ani- 
males,  enredändolos.  Vergl.  auch  Jimenez  zu 
Cobo  3  S.  175. 

Havsquisrro  35.  36. 

Haytin  (=  Hayti)  19. 

Herakles,  Säulen  des  9. 

Hilaquita  s.  Apo  Hilaquita. 

Hinrichtung  verführter  Acllas  und  ihrer  Ver- 
führer 1Ö0;   einer  verführten  Frau  122;   der 


Familie  Huascars  und  ihrer  Anhänger  122  f,; 
der  Kriegsgefangenen  76.  109. 

Honduras  82. 

Huaca;  guaca  83.  85.  86.  99.  100;  des  Ayar 
Uchu  37;  von  Guamachuco  116.  117;  des 
Viracocha  56.  105.  huacas  von  Cuzco  77; 
verschiedener  Orte,  im  Kriege  mitgeführt  110. 
Arriaga:  Huaca,  fdolo,  6  adoratorio,  tömate 
tambien  por  tesoro.  Middendorf,  Wtb.  414: 
huak'a,  jeder  heilige,  übernatürliche  oder  über- 
haupt aussergewöhnlicbe  Gegenstand,  und  da- 
her auf  die  verschiedensten  Sachen  angewendet, 
wie  Tempel,  Gräber,  Mumien,  Altertümer, 
Götzenbilder,  hohe  Berge  und  Felsen,  grosse 
Tiere,  Missgeburten  etc.  Vergl.  auch  Cieza  1 
Kap.  21  u.  63  und  dazu  Markham  (S.  228 
Anm.). 

Humanamean  .41. 

Humpiri  48.  Vergl.  Apu  Calla. 

Hungertod  53.  54.  122. 

huno,  Befehlshaber-Titel  98.  Acosta  6  Kap.  13 : 
Oberer  über  10000.  Informaciones  1.  Ser.  145. 
146.  'hunu;  unu  nach  Markham,  Cuzco  and 
Lima  394  =  100000,  nach  Middendorf  =  eine 
Million. 

Hurinchacan  49.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  3. 

Hurinchanca  60. 

Hurincuzco  84.  121. 

Hurincuzcos  43—45.  48.  49.  71.  84.  91.  105. 

Hurinsaya  25.  29. 


1. 


Ichopampa  60.  61.  63—65.  77.   Ichu  =  Punagras. 

Ulac,  Juan  93.  Informaciones  249. 

Illacumbe  (=  Illacumbi)  Häuptling  in  der  Zeit 

des  Viracocha  Inca  58. 
Illacumbi,  Häuptling  von  Cugma  und  Guata  73. 
illapa  (=  relämpago,  trueno  y  rayo;  Garcilaso 

1,  2  Kap.   23)   s.  Chuqui   yllapa,   auch   Indi 

illapa. 
Illuc,  Sebastian  131. 
Inaca  Panaca  Ayllo  93.    Vergl.  Acosta  6  Kap. 

21.  Garcilaso  1,  9,  40:  lnca  Panaca.  Cobo  3, 

156:  Yiiaca  Panaca. 
Incura  Gualpa  113. 
indi  (=  inti),  Orakelvogel,  Huauqui  des  Manco 

Capac  35.  42.  47. 
Indi  illapa,   Huauqui  94.   Indi  =  inti,   Sonne. 

Illapa  =  Blitz.     Vergl.    Cobo  3,  166:    Inti- 

cllapa ;  S.  332  richtig  :  Intiillapa. 
Indi  raymi;   Indi  raymy  (=  iniip  raimi),   Fest 

der  Sonne  69.  88.     Vergl.  Molina  16. 
Indias  de  Castilla  3.  4.  15.  25.    Indias  Occiden- 

tales  de  Castilla  14. 
Indicancha  (inti,  Sonne;   cancha,   Platz,  Stätte, 

Hof)  40-45.  47.  66. 


Indip  apon  (ititip  apuri)  =  gobernador  de  las 

cosas  del  Sol  66. 
Indip  churin  (intip  churin,  Sohn  der  Sonne)  66. 

Vergl.  Betanzos,  Kap.  11.  u.  12. 
inga  (=  inca),  Herr  33.  inga  capac  33.  75. 
Inga  apo  {incaj  apu),  Stellvertreter  des  Inka  bei 

Verhandlungen  116.    So  ist  auch  wohl  80  für 

Inga  Oapon  zu  lesen. 
Inga   Amaro    (=  Inka-Schlange),   Huauqui  59. 

Vergl.  Pachacuti  (Tres  Relaciones  276).  Cobo 

3.  155. 
Inga  Capon  80  s.  auch  Inga  apo. 
Inga  £oc£o  57.  61. 
Inga  Paucar  Inga  49. 
Inga  Paucar,  Oheim  des  Titu  Cusi  Huallpa  Ya- 

huar  Huacac  51. 
Inga  Roca  Inga,  Inka  48—54.  56.  57.  127.  131. 
Inga  Roca  Inga,    Sohn   des  Viracocha  Inca  57. 

58.  61.  63.  70.  71.  73.  74. 
Inga  Urcon  57.  58.  61.  64.  65.  66.  70.  71.  127. 

Vergl.  Fernändez  2  Bl.  1 26.  Betanzos,  Kap.  6—9 : 

Inga  Urco.  Pachacuti  (Tres  Relaciones  269); 

Ynca  Orcon. 
Inga  Viracocha  s.  Viracocha  Inga. 


Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  WiM.  in  Göttingen.    Phil.-hist.  Kl.  N.  F.  Band    6, 4. 


19 


146 


RICHARD   PIETSCHMANN, 


Inga  Yupangui,     Sohn   des  Viraeocha  Inca   s. 

Pachacuti  Inga  Yupangui. 
Inguil,  Felipe  98. 
Inguil  Topa,  Garcia  111. 
Inkaherrschaft  6—8.  29.  126—129.  133. 


Inkastrassen  88. 

Ipacura  s.  Mama  Ipacura. 

Islas  flotas,  imperio  de  las  18.  25. 

Israel,  die  verlorenen  Stämme  22. 


J. 


Jahreszeiten  werden  durch  Ahmessen  des  Sonnen- 
standes festgestellt  67.  68.  Vergl.  Coho  3,  292. 
Jalisco  21. 
Jaoja  s.  Xauxa. 
Jimdnez  s.  Ximlnez. 


Juden  22. 

Jungfrauen,  auserwählte  100.  113. 
Juries,  provincia  de  6.  Vergl.  Relaciones  geogrä- 
ficas  2  S.  187  ff. 


K. 


Kalenderwesen  67 — 69. 

Kanarische  Inseln  14.  15. 

Karl  V.,  Kaiser  4.  102.  112.  127.  129.  132. 

Katigara  11.  22. 

Keschua  s.  Quechua. 

Kinderspiele  46.  53. 

Kleidung  der  Kriegsgefangenen  71.  76. 

Klima  der  Anden  96;  Perus  129. 


Knochenhaufen  auf  dem  Schlachtfelde  von  Rio- 
pampa  114.  Vergl.  Zarate  1  Kap.  12. 

Konstantin  IV.,  Kaiser  43. 

Kriegsgefangene  in  Triumphzügen  71.  76;  ar- 
beiten an  hauten  81. 

Küstenschiffahrt  90. 

Kugelspiel  46. 

Kultus,  umgestaltet  von  Pachacuti  Inca  Yupan- 
qui  77. 


JL. 


La^andones  22. 

Lampa,  Ort  82.  83. 

Larico  96.    Fernando   de   Santillan   (Tres  Re- 

laciones  17):    Capac  Larico.  Baiboa,   Kap.  8 

(S.  107)  infolge  eines  Missverständnisses  :  Ala- 

rico  (=  ä  Larico). 
Las  Casas,   Bartolome*  de,   s.  Casas,   Bartolome* 

de  las. 
Last   bei   Audienzen   getragen   6.    116.    Vergl. 

Cieza  2  Kap.   10  Schluss.    Xdrez  20.    Anda- 

goya  434. 
Lazandones  s.  La^andones. 
Lebensdauer,  lange  der  Inca  129. 
Leber  eines  Gualla  im  Munde  der  Mama  Ocilo 

61.  Leberaufblasen  als  Orakel  61 ;  vergl.  calpa. 
Leo  IV.,  Kaiser  44. 
Leo  IV.,  Papst  45. 
Lima  117.  132. 
Limatambo,  Ort  80. 
llacolla,  capa  6  cobrija  cuadrada  94. 


Llallaua,  Festung  der  Collas  97.  Relaciones  ge- 
ogräticas  2  S.  58:  Llallagua  Festung  der 
Pacajes. 

Llama  Oca,  Alonso  34. 

Llama  Oca,  Gongalo  Ampura  34. 

Llaxaguasi,  Haus  (guasi  =  huasi)  zur  Aufbe- 
wahrung von  Schädeln  76. 

llayto  (=  UaitUy  llautu),  87.  S.  auch  pülaca 
llayto. 

Llimpita  Uxca  Mayta  91. 

lloqui  (=  lloki),  links  44. 

Lloque  Yupangui ;  Lloqui  Yupangui ;  Lluque 
Yupangui  43—47.  127.  131.  Vergl.  Betanzos, 
Kap.  5. 

Loarte,  el  doctor  Grabiel,  alcalde  de  Corte  131. 
134. 

Los  Reyes,  ciudad  de,  s.  Lima. 

Loyba  (=  Liuba)  II.,  König  43. 

Lustrationsgebräuche  in  Cuzco  69. 


Macas-Indianer  106. 
Macus  Yupangni  s.  Cachimapaca. 
Maita  s.  Mayta. 

Malakka  als  Ostrand  Asiens  14. 
Mama  =  Mutter,  Matrone ;  Plural :  Mamacuna. 
Mama  Anaguarque;  Mama  Anaguarqui;  Mama 
Anaguarqui,  Frau  des  Pachacuti  Inca  Yupan- 


qui  72.  83.  93.    Vergl.  Fernändez  2  BL  126 : 

Mama  Anabarque.  Montesinos,  Kap.  5. 
Mama   Caua,    Frau  des   Lloqui  Yupanqui  45. 

Cobo  3,  137:  Mama  Cachua.  Montesinos,  Kap. 

19:  Mama  Chahua. 
Mama  Chicya ;  Mama  Chiquia,  Frau  des  Yahuar 

Huacac,  Mutter  des  Viraeocha  Inca  54—56. 


PEDRO   SARMUSNTO  S   GESCHICHTE  DES   LNKAREICHE8. 


147 


Mama  Coca,  Frau  des  Cinchi  Roca  39.  43.  44. 
Vergl.  Betanzos,  Kap.  5.  Jime'nez  zu  Cobo  3, 
129.  Zu  dem  Namen  vergl.  auch  Informaciones 
198. 

Mama  Cura  s.  Mama  Ipacura. 

Mama  Guaco  33.  36.  38—41. 

Mama  Ipacura  33. 

Mama  Micay,  Frau  des  Inca  Roca  49.  50.  52. 
Vergl.  Fernändez  2  Bl.  125  v. 

Mama  Ocllo  33.  35.  43. 

Mama  Ocllo,  Schwester  und  Frau  des  Tupac 
Inca  Yupanqui  86.  99.  102. 

Mama  Raua  33. 

Mama  Rondocaya,  Frau  des  Viracocha  Inca, 
Mutter  des  Pachacuti  Inca  Yupanqui  56.  57. 
Fernändez  2  Bl.  126:  Mama  Yunto  Cayan. 
Cobo  3,  S.  154:  Mama  Roncay.  Baiboa,  Kap. 
4  (S.  41):  Mama  Runducaya  Garcilaso  1,  5 
Kap.  28:  Mama  Runto  =  Mama  huevo  = 
Madre  blanca  como  el  huevo,  angeblich  so 
genannt  wegen  ihrer  hellen  Gesichtsfarbe. 

Mama  Tacucaray,  Frau  des  Mayta  Capac,  Mutter 
des  Capac  Yupanqui  47.  48.  Pachacuti  (Tres 
Relaciones  258) :  Mama  Tancarayyacchi.  Mon- 
tesinos,  Kap.  19:  M.  Tamarri-Hachi. 

Mamaconas  (=  nmmacuna)  74.  104.  123. 

Maöaries,  auch  Yanaximes  genannt,  7.  96.  Pa- 
chacuti (Tres  Relaciones  269.  290):  Manares; 
Manaresuyo. 

Mango  Capac  (Manco  Capac)  33—43.  68.  103. 
126.  129.  131. 

Mango  Inga  (Manco  Inca)  106.  128. 

Mango  Sapaca  40.  44.  45.  127. 

Manosuyo  96.  Baiboa,  Kap.  8  (S.  104) :  Maman- 
suyo.  Richtig  ist  wohl  Manosuyo,  was  dann 
das  Land  des  Mano-Flusses  bedeuten  würde. 
Relaciones  geogräficas  4,  C  C :  el  rio  Mano  ö 
de  Tono. 

Manta,  Bucht  von  28.  90.  Vergl.  Cieza  1,  Kap. 
50. 

Maranon,  el  rio  15.  79. 

Maras-Indianer  33. 

Maras  Ayllu  34.  Vergl.  Molina  22 :  Marasaylla 
Cuynissa  Ayllu. 

Marastoco  33.  34. 

Marcayuto  55. 

Marco,  Ort  bei  Cuzco  65. 

Maroraa  s    Strick. 

Masca  Ayilo  34.  Molina  23 :  Masca  Panaca 
Ayllu.  Fernändez  2  Bl.  127  v. :  Maxca. 

mascapaycha  84.  Fernändez  2  Bl.  128:  una 
borla;  la  cual  se  ponfa  el  senor  en  lugar  de 
corona;  y  era  hocha  de  lana  de  la  tierra  y 
con  hilos,  y  estampas  de  oro  por  ella;  ä  la 
cual  llaman  maxca  paycha. 

Masken  der  Inka-Mumien  68. 

Matagua  36.  37.  Betanzos,  Kap.  4.  Molina  38. 
Cobo  3,  129. 

Maule,  rio  de  97. 

Mayta  Capac  45—48.  127.  131.  majta  jetzt  = 
Bursche;  vergl.  Middendorf,  Runa  Simi  58. 

Mayta,  Don  Diego  131. 


Mayta  Yupangui  115. 

Mejico  21. 

Mela,  Pomponius  11. 

Mendana,  Alvaro  de  9.  91. 

Menschenfresser  s.  Chiriguanas. 

Menschenhaut  8.  Trommeln. 

Menschenkopf  als  Trinkgefäss  75 ;  Informaciones 
221  f. 

Messing,  Sessel  aus  91. 

Micaocancha  51. 

Micay  s.  Mama  Micay. 

Michi  105.  108.  michij,  Hirt,  Regent. 

Michimalongo,  Häuptling  97.  105. 

tnicho,  Beamten-Titel  97.  Baiboa,  Kap.  8  (S.  115) : 
les  michies. 

michocrima  =  Besatzung  81. 

Mircoymana  61. 

Miro  s.  Coya  Miro. 

müimaes  80.  81.  97.  105.  Vergl.  Cieza  2  Kap. 
22.  Baiboa,  Kap.  8. 

mochanaco,  Huldigung,  Verehrung  (von  mucha 
Anbetung)  65. 

mochar,  anbeten  (von  mucha)  69.  70. 

Mohina;  Muyna  49.  55.  56.  58.  Cieza  1,  Kap. 
97.  2  Kap.  15:  Muhina.  Kap.  42:  Möyna. 
Betanzos,  Kap.  13.  Jetzt  Mohina  (Paz  Soldan, 
Dicc.  geogr.  591). 

Mojos-Indianer  76.  Vergl.  Cieza  2  Kap.  22. 
Garcilaso  1,  7  Kap.  16:  Musus. 

Mollaca,  Ort  bei  Cuzco  55.  58. 

mollo  110.  mullu,  rote  Seemuschel,  Koralle 
(Middendorf,  Wtb.  604),  concha  gruesa  de  la 
mar  (Arriaga),  espece  de  coquillage  de  mer, 
dont  on  fait  des  colliers,  et  donc  la  couleur 
ressemble  au  plus  beau  corail  (Baiboa,  Kap. 
11,  S.  147  f.).  Der  Palast  von  Tumipampa 
hatte .  im  Innern  eine  Wandbekleidung  aus 
diesem  Stoffe  und  hiess  davon  Mullucancha. 

Mollo  Cabana  106.  Baiboa,  Kap.  11:  Mullo  Ca- 
bana  aus  Thilavi;  richtiger  Cobo  3  S.  183: 
Mollo  Cavana,  Lupaca  de  naciön,  natural  del 
pueblo  de  Hilavi. 

Mollo  Pucara  106.  ßalboa,  Kap.  11.  Cobo  3, 
S.   183. 

Monate  der  Peruaner  68.  69. 100. 

Mond  23.  26.  Mondflecken  26.  Vergl.  eine  an- 
dere Sage  bei  Garcilaso  1,  2  Kap.  23. 

moro  urco ;  moroy  urco  (=  muru  urco,  Farben- 
berg, bunter  Berg;  so  wohl  nach  der  Bunt- 
heit und  Grösse  des  zusammengerollten  Taues 
benannt),  Strick  oder  Tau  zum  Anfassen  beim 
Reigen  der  Inka-Feste  70.  86.  Vergl.  Molina 
49  und  Markham  dazu  201.  Nach  andern 
Berichten  war  das  Tau  von  Gold  (z.  B.  Za- 
rate  1  Kap.  11).  Der  Name  passt  aber  nur 
auf  ein  Tau  von  der  Beschaffenheit,  die  Sar- 
miento  ihm  zuschreibt. 

Mumien  der  Inka  44.  48.  49.  55.  59.  68.  69.  94. 
102.  104.  112.  123. 

Muscheln  79.  110.  117. 

Muyna  49;  s.  auch  Mohina. 

Muyna  Pongo,  Häuptlingsname  49.  58. 


19 


148 


RICHARD   PIETSCHMANN 


KT. 


Nachgeburt  106. 

Nachrichtendienst  78. 

Nano  118. 

napa  35.  42.  Vergl.  Molina  39:  They  brought 
a  sheep  callcd  napa,  which  was  covered  with 
a  red  cloth  having  ear  holes  of  gold  .  .  .  and 
theo  led  the  sheep  and  the  sunturpaucar  in 
front  of  them.  Vergl.  denselben  19  u.  47. 

Navamuel,  Alvaro  Ruyz  de  131.  134. 

Neffenerbrecht  51. 

Neue  Guinea  22. 

Neu  Spanien  21.  22. 

Nicaraguas  22. 

Nicoya  22. 


Nifiachumbi  (?Ninachumbi,  von  ntna,  Feuer  = 
Feuer-Insel)  90.  91.  Baiboa,  Kap.  7  u.  14 
(S.  82  u.  196):  Ninachumbi  u.  Nifiachumbi. 

Ninan  Coro,  Don  Francisco  132. 

Ninan  Cuyoche  106.  111.  127.  Auch  Ninan  ge- 
schrieben. Cobo  8,  190  Ninan  Cuyuchi.  Fer- 
nändez  2B1. 126 v. fehlerhaft:  Minan  Cuyuchi. 

Nolitria  107. 

Nombre  de  Jesus,  archipie*lago  del  9.  22. 

Nombre  de  Jesus,  monasterio  del  113. 

Nuestra  Seiiora  de  Belem  34. 

Nueva  Espana  s.  Neu  Spanien. 

Nutanguari,  Häuptling  96.  Vergl.  Baiboa,  Kap.  8. 


O. 


Ocacique,  Häuptling  73. 

Ocllo  s.  Mama  Ocllo. 

Odysseus  21. 

Ohren,  Durchbohren  der,  38.  56. 

Ollantaytambo  72. 

Oma  (=  Uma)  45.     Paz  Soldan,     Dicc.    geogr. 

960.     Cieza  2,  Kap.  43. 
Omasayos  (=  Umasayos)  73. 
onw  (=   umu\     vergl.   Tres   Relaciones    255), 

Wahrsager  117. 
Opataries  95.  96.    Baiboa,  Kap.  8  erwähnt  das 

Land:  Opatarisuyo. 
Opfer  dem  Inka  dargebracht  85—87.  94. 
Opfergerät  des  Sonnentempels  von  Cuzco  74. 


Orakel  66.  68.  82.  116.  117.     S.  auch  calpa. 

Orellana  15. 

Oro  Ayllo  34. 

Otabalo    107.     Garcilaso    1,     8    Kap.    7    u.    8: 

Otauallu. 
Otoguasi,  Häuptling  73. 
Otorongo    Achachi    95 — 97.    Baiboa,    Kap.    8 

(S.   103). 
oxota  (=  usuta),   Sandale,    Fussbekleidung  aus 

Stroh    oder    Leder,     befestigt    mit    dünnen 

Riemen  97.      Cieza  1  Kap.    41.    2   Kap.    13. 

Molina   36.   40.     Arriaga:    ujuta.  v.  Tschudi, 

Peru  2,  353. 


P. 


Paca,  Ort  70. 

Paca  Mayta  117. 

Pacamoros-Indianer  114.  Pacamuru  =  rotbunt. 

Vergl.  Jimdncz  in  den  Relaciones  geogräf.  4, 

L  U.  Cieza  1  Kap.  57.  58.  2  Kap.  64:    Bra- 

camoros.  Andagoya  430.  Pedro  Simon  6  Kap. 

5,  5. 
Pacaritambo  (=  Pacaritampu)  32.  83.  42.     Be- 

tanzos,  Kap.  3.  4.  Cieza  2,  Kap.  6:  Pacarec- 

tampu.  Molina  6.  Pachacuti  (Tres  Relaciones 

236  Anm.):  Paccarectampu. 
Pacaritoco  68;  s.  auch  Tambotoco. 
Pacasmayo,  valle  de  87.  Vergl.  Cieza  1  Kap.  68. 
Pacay,  rfo  del  73. 
Pacaycacha,  Ort  57. 
pachac  (=  100),  Befehlshaber-Titel  93. 
Pachachulla  Viracocha  44.  Vergl.  auch  Cobo  3, 

136. 
Pachacuti  =  Wiederbringer  des  Landes  68.  66. 

Die  sonst  übliche  Etymologie  ist  Pacha  cutiy 

=  Erdumwälzer. 
Pachacuti  Capac  s.  Pachacuti  Inga  Yupangui 
Pachacuti  Coaquiri  s.  Coauuiri. 


Pachacuti  Inga  Yupangui,  ursprünglich  Cusi  Inga 
Yupangui,  31.  35.  50.  56—95.  99.  102.  127. 
132.  133. 

Pachatopan,  Huaca  69. 

Pachayachachic  (=  hacedor  del  mundo,  Betanzos, 
Kap.  2)  8.  Viracocha  Pachayachachic. 

Pahuac  Gualpa  Mayta  55.  56.  Fernändez  2  Bl. 
125  v. :  Paguac  Guallica  Mayca  (=  Mayta). 

Pajonal  118.  Vergl.  W.  Middendorf,  Peru  3, 
584. 

Paläste  der  einzelnen  Inka  bleiben  nach  ihrem 
Tode  dem  Verstorbenen  geweiht  49.  50. 
Palast,  den  sich  Tupac  Inca  für  seinen  Todes- 
fall gebaut  hat  104. 

Paltas-Indianer  84.  Vergl.  Cieza  2  Kap.  15. 

panaca  =  decender  42. 

Papres,  los  58. 

Parcos  78.  Vergl.  Cieza  1  Kap.  85. 

Pariatapacari  83. 

Pascac,  Don  Domingo  132. 

Pasto  als  Ländername  110. 

Pastos-Indianer  105.  106.  112. 

Pataguayllacan,  pueblo  de  49. 


PEDRO   SARMIENTO  S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHES. 


149 


Patallacta;  Patallata  83.  92.    Yergl.  Relaciones 

geogräficas  2  S.  199  ff. 
Paucar  Ancho  72. 

Paucar  Ayllo,  Sohn  des  Yahuar  Huacac  55. 
Paucar  Chima.  Francisco  131. 
Paucar  Cucgu,  Don  Garcfa  132. 
Paucar  Inga  s.  Inga  Pacar  Inga. 
Paucar  Topa,  Häuptling  73. 
Paucar  Usno  120. 

Paucar  Usno  s.  auch  Apo  Paucar  Usno. 
Paucaray  115. 
Paucartambo  97. 
Paul  III.,  Papst  112. 
Paulo;  Paulopampa  51.  52.  55.  56. 
Paulo  Inga;  Paulo  Topa;  Paullo;  Don  Cristöbal 

Paullo;  (=  Paullu  Tupac  Inca)  106.  112.  113. 

122.  123.  128. 
Payta  123. 
Paytite  96.     Relaciones   geogräficas  4,    CXXV. 

Anm.  3.  CXCIX.  Acosta  3  Kap.  20. 
Pfähle  zum  Erdrosseln  122. 
Pferde  123. 

Pferdehaut  und  Pferdekinnlade  91. 
Ptlug  als  symbolische  Gabe  93. 
Piajajalca  87. 
Picol,  Huaca  69. 
Pizarro  s.  Pizarro. 
Pi(,uy,  Antonio  48. 
Pilco,  Garcia  102. 
Pilco^oni  7.  Acosta  7  Kap.  28. 
Pilcopata  95. 
pillaca  llayto  81.   Cieza  2  Kap.  7 :  Y  en  la  ea- 

bcza  se  poma  unas   trenzas  ö  llautu  que  11a- 

man  pillaca,    ques   como  corona.     Betanzos: 

le  pongan  en   la  cabeza  una  cinta  muy  pin- 

tada  que  llaman  pillaca  llauto. 
Pillaguamarca  87. 
Pillaguaso,  Häuptling  89.  Baiboa,  Kap.  7  (S.  80) : 

PiÜaguazu. 
Pillco  Topa,  Don  Garcfa  132. 
pillo  (=  pilhij  Blumenkranz)  87. 
Pillauya  55. 
Pinagua ;  Pinaua  49.  55.  56.  58.  Vergl.  Mohina. 


Pinto,  Häuptling  109. 

Pisac,  el  valle  de  55.  57. 

Pisac  Topa,  Don  Cristöbal  102.  132.    Informa- 

ciones  249. 
Pisar  Capac  87.  89. 

piscapachac  Befehlshaber  über  fünfzig  98. 
piscapachaca  Befehlshaber  über  fünfhundert  98. 
Pizarro,  Francisco  28.  101.  123—127.  130. 
Pizarro,  Gonzalo  59. 
Placenta  aufgehoben  106. 
Piaton  12—14.  18—20. 
Plus  ultra  4. 

Pocona;  Poconas  83.  105.  Cieza  1  Kap.  107. 
Polo  de  Ondegardo.  42.  44.  45.  48—50.  59.  94 

112. 
Pomacocha  (=  Pumacocha,  Löwensee)  114.  Vergl. 

Middendorf,  Peru  3,  206  f. 
Poma  Lloque;    Poma  Lloquy,    Häuptlingsname 

58.  73.  puma  =  Löwe,  lloki  =  links. 
Pongo  s.  Muyna. 

Porco,  las  minas  de  84.  Cieza  1  Kap.  108. 
Priester  der  Sonne  76.  104.  120;  der  Huacas  77. 

116.  117. 
Provinzen  im  Bilde  dargestellt  in  Tonmodellen 

80;  auf  einem  Zeugstücke  (manta)  88. 
Provinzial-Verwaltung  88.  99.  100. 
Pucarä  24.  97.  Vergl.  Molina  7. 
Puerto  Viejo  28.  Vergl.  Betanzos,  Kap.  2. 
Puma,    der  amerikanische  Löwe;    Cuzco  damit 

verglichen   100.      Vergl.  Betanzos,    Kap.  13 

(S.  81). 
Punä,  isla  de  90.  111. 
purapura  38.  Pachacuti  (Tres  Relaciones  267): 

purapuras  de  plata  y  oro  y  cobre  para  los 

soldados,  para  poner  en  los  pechos  y  espaldas, 

para  que  las  flechas  y  lanzas  no  les  heciesen 

dano  en  los  cuerpos. 
purucaya,  Fest  68.  93. 
Puruvay,  provincia  de  107. 
Puscon,  AJonso  44.  Informaciones  247. 
Putiyoc  Tito  Aucaylli  45. 
Puxayco,  Häuptling  73. 
Puzcon,  Don  Alonso  131. 


«* 


Quechgua  £ucc;u,  Martin  132. 

Quechua  s,  Quichua. 

Queco  Aucaylli  47. 

Quequo  Mayta  62. 

Quicgua,  Don  Francisco  132. 

Quichua,  Sprache  81. 

Quichuas  07. 

quicochico,  Pubertät  der  Mädchen,  38.  Pacha- 
cuti (Tres  Relaciones  250):  quieuchieui ;  Mo- 
lina 53:  quieuchicu. 

Qui^o  Mayta  91. 

Qui^o  Mayta,  Baltasar  48. 

Quigual  Topa  91.  97. 

Quilliscache  Urco  Guaranca  61.  63.  64.  Be- 
tanzos, Kap.  6:  Quilcscachi  Urco  Guaranga. 


Quilliscache8  44.       Vergl.   Cobo   3,  136.      Ein 

Quilliscache-Indianer  61.  62. 
Quinchicaxa  87. 
Quinti  cancha  40. 
Quipi,  Francisco  34. 
quipo  (=  quipu)  31.  Vergl.  Markham  zu  Cieza 

1  Kap.    82.     J.   J.    von    Tschudi,    Peru    2, 

384-387. 
Quiquixana  58. 
Quirirmanta  36. 
Quisin  90. 
Quisna  107. 

Quispe  Conde  Mayta,  Juan  Baptista  45. 
Quispo  Cusi,  Juan;  Quispi  Cusi  93.  132. 
Quispe,  Diego  44.  Vergl.  Informaciones  247. 


160 


RICHARD   PIETSCHMAKN, 


Quispi  Cusi  s.  Quispe  Casi. 
Quispi,  Juan  34. 
Quispi  Maita,  Don  Juan  131. 
Quispicancha  103. 


Quito  24.  88.  89.  105.  106.  109—111.  113.  114. 

Eingcbornc  im  Osten  von  Quito  29. 
Quitos,  los  43.  89.  105. 
Quiuipay  120. 
Quizquiz  113.  115—124. 


Kampa  s.  Vampa. 

Rarapa  50. 

Raua  8.  Mama  Raua. 

Raua  Ocllo  s.  Araua  Ocllo. 

Raubtierhaus  76. 

Raura  Panaca  Ayllo44.  Garcilaso  1,9  Kap.  40: 
Rauraua  Panaca.  Cobo  3,  123:  Raurahua 
Panaca.  Fernändez  2  Bl.  128:  Piauragua 
(lies:  Rauragua)  Ayllo.  Informaciones  1.  Ser. 
189 :    Seraurao    Panaca. 

raymy  69. 

Heyes,  ciudad  de  los,  s.  Lima. 

Riesen  17.  23. 

Rimac  Tampu  s.  Limatambo. 

Rimac  Tupa,  Don  Garcia  132. 

Rimache,  Martin  132. 

Rimache  Mayta,  Miguel  131.  j 

Rio,  provincia  del  96. 


Riobamba  114. 

Roca  Inga  s.  Inga  Roca  Inga. 

Roca  Yupangui  47, 

Rötelseuche  111. 

Rondocancha  58. 

Rondocaya  s.  Mama  Rondocaya.' 

Ruca  Inca  s.  Inga  Roca  Inga. 

Ruminagui    113.     Vergl.   Zarate  2,   Kap.  5.  6. 

8.  9. 
Runtucaya  s.  Mama  Rondocaya. 
Rupaca  120.  Cobo  3,  165:  Lupacas. 
Rupaca,  Alonso  48. 
Ruparupa   79.     Vergl.   Fernändez  2  Bl.  126  v. 

Jimcnez    in    den   Relaciones    geogräiicas    4, 

XXV  Anm.  3.  Cobo  3,  205. 
rutuchico  3w.    Fest   der   ersten  Haarschur  (von 

rutu,   scheren).     Vergl.   Molina   53.    Cobo  3, 

128. 


H. 


Saat  für  das  Inka  99. 

Sänfte  des  Inka  89.  103.  119. 

Salinas  Loyola,  Juan  de  6. 

Salomon-Inseln  9.  Vergl.  Nombre  de  Jesus, 
archipie*lago  del. 

Salvajes-Inseln  21. 

San  Blas  in  Cuzco  94. 

San  Domingo  s.  Santo  Domingo. 

San  Fancisco  del  Quito  89. 

Sangaguasy,  Bauwerk  {huasi),  in  dem  Raubtiere 
gehalten  wurden  76.  Baiboa,  Kap.  10:  Sanga- 
cancha,  erbaut  von  Tupac  Inca.  Informaciones 
234:  Sanzahuasi,  angeblich  in  der  Zeit  des 
Mayta  Capac. 

Sano,  pneblo  de  39.  43.  Vergl.  Pachacuti  (Tres 
Relaciones  241):  Saßuc.  Betanzos,  Kap.  5: 
Zariu.  Cobo  3,  129:  Sanoc. 

Saiioc  Ayllo  34.  Vergl.  Molina  23. 

Santa  Clara  in  Cuzco  41. 

Santa  Cruz  de  la  Sierra  6.  Relaciones  geogrä- 
iicas 2  S.  154  ff.  XX VII  ff. 

Santiago  de  las  montaüas  6.  Relaciones  geo- 
gräiicas 4  S.  8.  36  ff.  LXIXff. 

Santo  Domingo,  isla  de  19.  98. 

Santo  Domingo  in  Cuzco  39.  40. 

Sapaca  39. 

Sauasera;  Sauaseras  30.  40.  41.  43.  Vergl.  In- 
formaciones 227-  233. 

Sauaseray  Panaca  40.  Informaciones  227 :  Ayllo 
de  Sauasiray. 

Sayre  (=  Sayri),  Gonzalo  102. 


Sayre  Sopa,    Don  Diego  128.    Fernändez  2  Bl. 

123:     Sayre   Topa   quiere  decir  hermoso    y 

lindo  principe. 
Sayri  cancha  40. 
Schädel  75.  76. 
Schiffsanker  verehrt  21. 
Schlachtruf  89. 
Schläge  mit  einem  Stein  auf  die  Schulter  erteilt 

zur  Demütigung  120. 
Schöpfungsgeschichte  23 — 27. 
Schrift  fehlt  in  Peru  31.  133. 
Schütteln  des  Ueberwurfs  als  Zeichen  des  Ver- 
wünschen« 122. 
Schwarze     Eingeborene    von    Avachumpi    und 

Xinachumpi  91. 
Schwarzkünstler  70.  90. 
Schwester  als   Ehefrau  und  Nebenfrau    8.  35. 

36.  83.  (vergl.  aber  72).  86.  93.  101.  106.  123. 
Segelschiffahrt  mit  Flössen  90. 
Sessel,  aus  Messing  91;  s.  auch  duho. 
Seuche  in  Cuzco  111. 
Siciquilla  Pucarä  87. 
Siegesdenkmal    am    Angasmayo  110;     am   Rio 

Maule  97. 
Sinchi  u.  Sinchi  Roca  s.  Cinchi  u.  Cinchi  Roca. 
Sintflut  16.  20—21.  24—26. 
Sitae  Guaman  39. 
situay,  Fest  69. 
Smaragde  85.  110. 
Socma,  Ort  58. 
Soma  Inga  49.  55.  sumaj,  schön. 


PEDRO  SARMIENTO'S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES. 


151 


Sonnenfest  8.  Indi  raymi. 
Sonnengott  62.  69.  82.  84.  86.  93.  99.  101.  103. 
104.  XIV.  XX.  LXVIII.  LXXI,  Anm.  2.  CVI. 
Sonnenschirm  119. 
Sonnenstand,  Vorrichtung  zur  Beobachtung  67. 

68.  cvn. 

Sonnentempel,  Abgaben  für  den  99.  100.  Vergl. 

Indkancha.  Sonnentempel  am  Titicaca  105. 
Soras-Indianer  73.  115.  Vergl.  Markham  JRGS. 

41,  302.  Relac.  geogräf.  1,  169—177. 
Spanier,  ihre  Ankunft  in  Peru  123 — 127. 
Spiegel  des  Pachacuti  Inga  Yupangui  62. 
Sprichwort  (?)  90.  XX.  CX. 
Stab  mit  Zeichen  111.  LXX.  CIV. 
Steinwerkzeuge  101. 
Sterbelied  93.  CXI. 
Strafe  mit  Stein  120.  CIV  f. 
Strick  muru  urcu  70.  CVIII. 
Sucres  =  Terrassen  67. 
Suma  s.  auch  Soma. 
Suma  Yupangui  112. 
sunturpaucar  36.  42.  85.  XXXXIII,  Anm.  1.  Mo- 


lina 6.  39.  Pachacuti  (Tres  Relaciones  327) : 
el  inga  con  su  suntorpaucar  en  la  mano.  Cobo 
3,  286:  el  sunturpaucar  era  una  asta  poco 
mäs  corta  que  de  pica,  cubierta  y  vestida  toda 
de  alto  ä  bajo  de  plumas  cortas  de  colores 
varios  asentadas  con  tal  primor,  que  bacfan 
galanas  labores;  y  por  remate,  en  lo  alto, 
salian  tres  puntas  de  plumas  grandes.  Vergl. 
auch  Cobo  3,  134;  Cobo  4,  97:  las  insignias 
reales,  que  eran  un  carnero,  y  el  estandarte 
6  guiön,  llamado  sunturpaucar;  4,  99;  4,  108  : 
8undorpaucu. 

Susurpuquio  62.  Vergl.  Cobo  3,  157,  der  hier 
Molina  wiedergiebt. 

Sutictoco  33.  33.  IC.   Vergl.  Informaciones  228. 

Sutictoco  Ayllo  34.  Vergl.  Molina  22:  Yahuai- 
min  Ayllu  Sutic. 

suyoyoc  apo  (von  suyu,  Land,  und  apu,  Ober- 
haupt) 100.  suyu  werden  insbesondere  die 
Ländereien  des  Inka  und  des  Kultus  genannt ; 
vergl.  Polo  163. 


T. 


Tabasco  21. 

Tacucaray  47.  ?  =  Tocacaray  (Cabo  4,  35).  S. 

auch  Mama  Tacucaray. 
Taguapacac,  Genosse  des  Viracocha  26.  28. 
Tallanes-lndianer  123.  124.  Vergl,  Zärate  1  Kap. 

6.  Col.  doc.  ineU  h.  Esp.  5,  221  f. 
Tambo  (=  tampu,  Unterkunft,  Wegehaus,  Her- 
berge), valle  de  70.  Ort  71.  81. 
Tambo  Chacay  36.  127. 
Tambo  Usca  Mayta,  Feldhauptmann  des  Huascar 

114. 
Tambo  Usca  Mayta,    Juan  48.  131.    Vergl.  In- 
formaciones 248. 
Tambocunca  44.  Vergl.  Cobo  3,  136.  CV. 
Tamboquiro  35.  Vergl.  Cieza  2  Kap.  6  u.  7  (S. 

19). 
Tambos-Indianer  33.  LXVII.  Vergl.  Fernändez  2 

Bl.  127  v.  Gutitoez  3  S.  559. 
Tambotoco  33.  37.  42.  68. 124.  LV  f.  LXVII.  CIL 

CV.  Vergl.  Pacaritoco. 
Tanais  li.  LXXXXI. 
Tangalongo  97  (=  Antalongo  105). 
Tangarara  124. 
Taocamarca  55. 
Tapacari  83.  Cieza  1  Kap.  107.    Garcilaso  1,  3 

Kap.  14;    1,  3  Kap.  15:   Tapac-ri.    Relacion. 

geogräf.  2,  XLVIII. 
taqui,  que  es  danzar  al  Sol  109.  CI.  Vergl.  Cieza 

2  Kap.  11.  Molina  44.  Cobo  4,  228. 
Tarco  Guaman  47. 
Tarma  Yupangui,  Alonso  34. 
Tarpuntay  Ayllo  34.  CI.  Vergl.  Molina  23. 
Teiche  von  Yucay  83. 
Teös  =  Gott,   in   Neu   Spanien  21.  LXXXXV. 

Vergl.  Gr.  Garcia  191,  2. 
Thronbesteigung  des  Tupac  Inca  Yupanqui  94; 

des  Huayna  Capac  103. 


Tiaguanaco  (=  Tiahuanacu),  Ruinenstätte, 
Schöpfungsstätte  der  Völker  Perus  27.  (Vergl. 
Betanzos,  Kap.  1.  Molina  5.  Cieza  1  Kap. 
105.  Cobo  3,  111  f.  4,  71  f.;  Relaciones  geo- 
gräf. 2,  56.  Rivero  y  Tschudi,  Ant.  294  f.  A. 
Raimondi,  Peru  1,  206—208.  Wiener,  Perou 
et  Bolivie,  419—421.  A.  Stübel  u.  M.  Ule, 
Ruinenstätte  von  Tiahuanaco,  Breslau  1892. 
Middendorf,  Peru  3,  341.  Abhandlungen  d. 
naturw.  Gesellsch.  Isis  in  Dresden  1893,  35 
bis  52.)  Residenz  eines  Reichsverwesers  100. 
Station  in  einem  Feldzuge  des  Huayna  Capac 
105  (Vergl.  Cobo  3,  171). 

Ticci  Capac,  Huauqui  120. 

Ticci  Viracocha  27.  56.  65.  105.  122.  LXXXXVH. 
CIV.  Garcilaso  1,  2,  2.  1,  5,  13. 

Tierra  incognita  al  austro  XXXI  f.  LXXXXV  f. 

Tilca  Yupangui  87.  89.  91.  92.  Baiboa,  Kap.  6 
S.  74. 

Titicaca  26.  28.  105.  LXHI,  Anm.  2.  CXIII. 

Tito  Atauchi,  Bruder  Huascar  105.  114.  118. 
120.  125.  128.  Fernändez  2  Bl.  126:  Tito 
Autaichi. 

Tito  Atauchi,  Don  Alonso  125.  128.  Vergl.  In- 
formaciones 249.  1.  Ser.  204.  212.  213. 

Tito  Conde  Mayta,  Felipe  45.  Informaciones  247 : 
Felipe  Ticce  Conde  Mayta. 

Tito  Cusi  Gualpa  Indi  lllapa  Guayna  Capac  90. 
101—112.  124.  132.  133. 

Tito  Cusi  Yupangui,  zweiter  Sohn  des  Manco 
Inca  128.  XIV  f.  XXXXV.  Jimetoez  zu  Cieza, 
Guerra  de  Quito  1,  115—120. 

Tito  Rimache  49. 

Tlaguzgualpas  22. 

tocapa  s.    Viracochatocapa. 

Tocay  Capac  49—54.  58  (?  ob  derselbe).  Ein 
anderer  Häuptling  der  Ayarmacas  desselben 


162 


RICHARD   PIETSCHMANN, 


Namens  (?  Titels)  71.  72.  Vergl.  LHI. 
CVII. 

toco  =  Fenster  33. 

Tococache94.  CHI.  (XI.  Pachacuti  (Tres  Relac. 
259  u.  280,  wo  Ttococachi  für  Hococachi  zu 
lesen  ist).  Acosta  6  Kap.  21  (S.  435):  Toto- 
cache. Cobo  4,  10  u.  4,  12:  Totocache. 

Tocori  Topa  72. 

Tocto,  Dona  Juana  123. 

Tocto  Coca  112.  Cobo  3,  190:  Tocto  OcDo.  Pa- 
chacuti (Tr.  Rel.  299)  Tocto  Ocllo  Coca. 

Toguaro,  Ort  73. 

Tohara,  Festung  87.  Baiboa,  Kap.  6  S.  75. 

Toledo,  Don  Francisco  de  6—8.  10.  23.  32.  129. 
130.  181.  134.  VIII— XXI.  XXXIII.  XXXV. 
XX  X  V 1 1 1— XXXX 1 1.  XXXX 1 V-  XXXXVI. 
LXXI.  LXXII.  LXXXIV-LXXXXI. 

Toma  Inga  s.  Anqui  Toma  Inga. 

Tomayguaraca,  Häuptling  60.  61.  63—65.  Be- 
tanzos,  Kap.  6.  7.  Pachacuti  (Tres  Re- 
laciones  272). 

Tomayrica,  Iluaca  110. 

Tomay  Rima  117. 

Tomebamba;  Tumibamba;  Turaipampa;  (=Tu- 
mipampa)  24.  89.  90.  91.  106.  109.  110.  112. 
114. 

Tomebamba  Ayllo;  Tumibamba  Ayllo  111. 
Vergl.  Fernändez  2  Bl.  128.  Garcilaso  1,  9, 
Kap.  40.  Cobo  3,  190  f.  Acosta  6  Kap.  22. 

Tono,  Fluss  96.  CXII. 

Topa  (=  Tupac)  Amaro  83. 

Topa  Atao  118.  119. 

Topa  Ayar  Mango  82. 

Topa  Capac  98. 

Topa  Cusi  Gualpa  Indi  Illapa  s.  Ouascar. 

Topa,  Don  Goncalo  132. 

Topa  Inga  Auqui  s.  Auqui  Topa  Inga. 

Topa  Inga  Yupangui  8.  29.  60.  82—104.  127. 
130.  132.  133.  LH.  CIX  f.  CXII  f.  Dessen  Nach- 
kommen 123. 


Topa  Yupangui,  Sohn  des  Viracocha  Inca  57. 

Topa  Yupangui,  Don  Andres  102.  132.  Infor- 
maciones  249. 

Topa  Yupangui,  Felipe  102. 

tqpacun  (=  tupaccusi)  35.  Nach  Pachacuti 
(Tres  Relaciones  241,  wo  topacusi  zu  lesen 
ist,  u.  264)  heissen  so  zwei  kleine  Trink- 
becher (aguülas)  aus  Gold. 

topayauri  42.  XXXXIII,  Anm.  1.  Vergl.  Pacha- 
cuti (Tres  Relaciones  242.  243):  topayuari; 
tupayuari.  Baiboa,  Kap.  8. 

tqpo  (=  tupu),  Mass  =  l1,,  legua  100.  Vergl. 
Polo  169.  Cioza  2  Kap.  15;  Kap.  82.  Gutiär- 
rez  3,  546. 

Totenopfer  102. 

Totocachi  s.  Tococache. 

Tracht  des  Inka  87;  des  Priesters  117. 

Tragsessel  des  Inka  89.  103.  119. 

Trenidad  (=  Trinidad)  15.  21. 

Triumpffeier  nach  Kriegen  64.  65.  71.  76.  80. 
82.  83.  92.  97.  102.  104.  112.  Vergl.  Betanzos, 
Kap.  9. 

Trommeln  aus  Menschenhaut  97.  109.  114. 
Vergl.  Zarate  2  Kap.  8. 

Trophäen  76.  91.  92.  110.  112;  vergl.  Triumpf- 
fcier. 

Truxillo  (=  Trujillo)  79.  87.  91.  s.  auch  Chimu. 

tucorieo  apo  99.  100. 

Tucuman  6.  LXXXV  f. 

tucurico;  tucuyrico,  Beamter,  wörtlich:  der  das 
Gesamte  sieht,  74.  80.  88.  97.  105.  Tres  Re- 
laciones 17.  129.  Relac.  geogräf.  1,  99. 

Türkiese  110. 

Tümbez  (=  Tumbiz)  90.  107.  123.  124. 

Tumibamba;  Tumibampa;  Tumipampa  s.  Tome- 
bamba. 

Tupac.  8.  Topa. 

Turuca  90. 


U. 


Ucho;  Uchu  8.  Ayar  Ucho. 
Uchuncunascallarando  48. 
Ueberlieferung,  mündlicha  31.  68.  133.  LXI. 
Uiracocha  s.  Viracocha. 
ujtUa  8.  oxota. 

Ulco  Colla,  Häuptling  123.  Pachacuti  (Tres  Re- 
laciones 310):  Orccocolla.  Vergl.  Urcocolla. 
ulH,  irdenen  Krug  zum  Aufbewahren  von  Uipta, 

A8chenbrödchen  für  Koka-Esser,  72.    Vergl. 

Pachacuti   (Tres   Relaciones   279):   huttis.  v. 

Tschudi,    Peru  2,  402.    Middendorf,   Peru  3, 

365. 
Ultra  Gades  nil  3. 

Uöa  Chullo,  Heerführer  Atahuallpas  113. 
uno  pachacuti,  von  unu%  Wasser,  und  pachacuti, 

Erdumwälzung,  =  Sintflut,  Ueberschwemmung 

24.  26. 
Urco;  Urcon  8.  auch  Inga  Urcon. 
Urco  Guaranca  s.  Apo  Urco  Guaranca. 


Urco  Guaranga  113. 

Urco   Guaranga,   Hernando  91.    Vergl   Infor- 

niaciones  249. 
Urco  Guarga  118. 
Urcocolla;  Urcocollac,  Festung  78.  87.    Baiboa, 

Kap.  6  S.  75 :  Orcolla, 
Urcocona,  Häuptling  73. 
Urcos,  Huaca  28.  56.  C.  Vergl.  Molina  18  u.  29. 

Betanzos,   Kap.   2.   Gutierrez   3,  429  f.   439: 

Urcus.  Raimondi,  Peru  1,  214. 
Urincuzcos  8.  Hurincuzcos. 
Uros-Indianer  105.  CXHI. 
Usca  Maita,  Don  Felipe  131. 
Usca  Mayta,  Francisco  131. 
Usca  Mayta  Panaca  Ayllo  47.  Gutierrez  3,  435. 

Molina  22.   Garcilaso  1,  9  Kap.  40.   Cobo  3, 

141.  4,  37:  Uzcamayta.  Fernändez  2  Bl.  128: 

Uzcamayta  Ayllo  als   Ayllu  des  Lloqui  Yu- 

panqui.  Montesinos  112. 


PEDRO  SAKMIEXTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAEEICHES. 


153 


Uscobilca;   Uscovilca  60.  63.    Vergl.   Betanzos, 

Kap.  6—9. 
üsica,  Dona  Catalina  123.    Vergl.  Cobo  3,  199. 


usuta  s.  oxota. 

uti  (=  blödsinnig,  verrückt)  128. 


V. 


Valverde,  Fray  Vicente  124. 

Vamantopa  s.  Guaman  Topa. 

Vampa  Yupangui  117. 

Veragua  22. 

Verbrennen  von  Inkamumien  59.  123. 

Verwünschungen  52.  122.  123. 

Vicaquirao  Inga  49.  50.  55.  57—61.  63.  93.  CVI. 

CVII.   Fernändez   2  Bl.    125  v.:    Vilcaquiri. 

Gutiärrez  3,  425 :  BUcaquiri. 
Vicaquirao  Panaca  Ayllo  50.  Vergl.  Molina  22. 

Cobo  3,  147.  4,  11.   Acosta  6  Kap.  20.   Gar- 

cilaso  1,  9  Kap.  40.  Bei  Fernändez  2  Bl.  128 

entstellt  zu:  Vica  Cupa  Ayllo. 
Vicho,  pueblo  de  55. 
Vicha  Topa  55. 
Victoria,  Francisco  de  7.  8.   XXXV  XXXVII. 

LXXXVIII.  LXXXX. 
Vilcas;  Bilcas,  Stadt  116.  CIX.    Vergl.  Cieza  1 

Kap.  89.  2  Kap.  48.    Relaciones   geogräficas 

1,  105.    Vüca  =  Gottheit;  heilig. 


Vilcas,  Garcfa  102.  Vergl.  Informaciones  249. 

Vinchincayna,  Häuptling  96.  Baiboa,  Kap.  8  : 
Vinchicayna. 

Viracocha  (=  Huiracocha);  Pachayachachic 
Viracocha;  Ticci  Viracocha  Pachayachachic, 
Gott,  23—28.  33.  56.  61.  62.  65.  86.  105. 
122-124.  XXXX.  C.  CVI.  Vergl.  Ticci  Vira- 
cocha. Name  für  die  Spanier,  noch  jetzt  ge- 
bräuchlich, 123.  124. 

Viracocha  Inga;  Atun  Topa  (=  Hatun  Tupac 
Inca)  48.  49.  55-61.  64.  65.  70.  71.  106. 
127.  132.  LI.  CVIII. 

Viracocha  Inga,  Don  Diego  111.  132.  Infor- 
maciones 249. 

Viracocha  Inga  Paucar  61. 

Viracochatocapa,  brokatartiger  Stoff  69.  CVII. 
Cieza  2  Kap.  6:  tucapu. 

virpiielas  (=  viruelas)  111.  CIV. 

Volksstämme  in  Cuzco  30.  80.  81. 

Volkstrachten  87. 


Wälder  der  Anden  96. 

Waffen  vom  Inka  an  Heerführer  verliehen  78. 
Wasserbecken  von  Yucay  83. 
Wasserleitungen  41.  49.  62.  83.  88.  105. 
Wegehäuser  88. 


W« 


Weinen  von  Blut  52;  über  einen  Ort  62. 
Wimpern,  ausgerissen,   als  Opfergegenstand  87. 

120.  Molina  bei  Las  Casas  267. 
Wittwe   und   Tochter    unter    den  Frauen   des 

Pachacuti  Inca  Yupanqui  93. 


Xabana  s.  Condin  Xabana. 

Xalisco  21. 

Xaquixaguana   122.    Relac.  geogräf.  2,  4:  Xa- 

guana.  Cieza  2  Kap.  12  (S.  54).  Vergl.  Caquia 

Xaquicaguana. 


Xauxa,  los  Andes  de  7 ;  provincia  de  87 ;  pueblo 
de  100.  115.  130.  LXXIX.  CIV.  Relac.  geogr. 
1,  79—95. 

Ximdnez,  Gonzalo  Gömez,  Dolmetscher  132. 1 34. 


Y. 


Yagualsongo,  goberaciön  de  6.  LXXXV.  Vergl. 

Relaciones  geogräficas  3,  210.  4,  XXXVII  bis 

LV1I.  XCV.  CHI  ff. 
Yaguar  Cocha  (=  Blutmeer,  Blutsee)  109. 
Yaguar  Guacac  Inga  Yupangui  49—56.  58.  132. 

L.  CVI.  CVIII:  Yabarvacac.  ydhuar  =  Blut; 

hudkay  =  weinen.     Vergl.  Baiboa,   Kap.  3. 

Fernändez  2  Bl.  125  v.  Cobo  3,  147. 
yanaeona8y  Hörige  98. 
Vanamarca  115. 
Yanamayo  78.  125. 
Yanaximes  (=  los  de  las  bocas  negras;    von 

yana   =    schwarz,   und   simi   =   Mund)  96. 

Nach  Baiboa,  Kap.  8  ist  es   der  Stamm  der 

Manobambas,  der  Lippen  und  Zähne  mit  einem 

Pflanzensafte  schwarz  färbt. 


Yanayaco  (=  Schwarzwasser)  98.  99. 

yanayacos  98.  99. 

lancan  Mayta  21. 

Yanqui  Yupangui  s.  Apo  Yanqui  Yupangui. 

Yarambuy  cancha  40. 

Yasca>  Feldherr  109.  110. 

Yauirä,  Huaca  69.  120.  CH.  CVHI.  VergL  Cieza 

2,  Kap.  7.  Betanzos,  Kap.  14.  Cobo  4,  21 ;  4, 

101.  Montesinos,  Kap.  25. 
yauris,  cetros  18.  Vergl.  Molina  26. 
Yauyos-Indianer  115.    Relaciones  geogräficas  1, 

61  ff. 
Ylluc  s.  Illuc. 
Yucatan  21. 

Yucay,  valle  de  70.  81.  104. 
Yucay,  Pedro  34. 


Abhdlgn.  d.  K.  Gm.  d.  Wiw.  m  Ortungen.    Phil.-hif  t  KL  N.  F.  Band  6,  4. 


20 


154 


EICHARD  PIETSCHMANN, 


Yuco,  pueblo  de  55. 

Yupanqui  8.  Pachacuti  Inga  Yupangui.  Fer- 
nändez  2  Bl.  123:  Yupangue,  linaje  como 
Mendoc.as  y  Guzmanes.  Betanzos,  Kap.  17 : 
£1  Yupanqui  es  el  alcufia  e*  linaje  de  do  ellos 


eon,  porque  ans!  se  llamö  Manco  Capac  que 
por  sobrenombre  tenfa  Yupanqui  Garcilaso 
1,  2  Kap.  17.  Yergl.  auch  oben  LXIIf. 

Yupanqui,  Feldherr  Atahuallpas  113. 

Yupangui,  Juan  132.  Iuan  Picarro  Yupangui  CII. 


Z. 


Zapotecas  21. 

Zeichen,  statt  Schrift,  auf  einem  Stabe  111. 


Zusammenlegen  der  Ansiedelungen  6.  99.  XIII. 

xxxin. 


Anhang  zum  Register. 


Verweisungen  auf  die  Einleitung. 
Ergänzungen  und  Berichtigungen  zum  Register. 

Im  wesentlichen  ist  hier  nur  unter  den  Wortformen,  die  Sarmientos  Text  gibt,  auf  die  Be- 
sprechung in  der  Einleitung  und  auf  die  Nachträge  verwiesen.  Im  Register  sind  von  Seite  151  ab 
die  entsprechenden  Verweisungen  schon  eingeschaltet.  Zugleich  sind  hier  Verweisungen  auf  andere 
Autoren  nachgetragen.    Vollständigkeit  konnte  nicht  angestrebt  werden. 


A. 


Achachi  CXII. 

Acos  jetzt  Acora.    Cieza  1  Kap.  85.  104.    Rai- 

mondi,  Peru  2,  110.  Squier,  Peru  351—354. 
Alarico  s.  Larico. 

Alcabigas  LIII.  IC — CI.  Informaciones  231.  Be- 
tanzos 115  f.  Cobo  3,  139:  Alcayviczas;  4,  38: 

Alcabicas   =  Alcabic.as.    Jimlnez   zieht  vor 

Alcahuizas  zu  schreiben. 
altura  54.  LXXXXIII. 

Amaro  Topa,  Amaru  Tupac  Inca  XXXXV.LXXI. 
Anaguarqui  CVIII.  Cobo  4,  39.  40.  42.  99.  Vergl. 

Mama  Anaguarque. 
Anco  Ayllo.  Garcilaso  1,  5,  26:  Hancohuallu. 
Andaguaylas  LXXIX.  Ulloa,  Notic.  secr.  2,  619 

bis  623. 
afidenes  C.  Squier  487  f. 
Andes,  los  XIV.  XXXXV.  LXXXVII  f.  LXXXXIII. 

CXII. 
Angaraes.  Relac.  geogräf.  1,  140—144. 
Anta  LVI.  CVIII. 

Antamarca.  Relac.  geogräf.  1,  198. 
Antasayas  LIV.  IC. 
Apo  Chimachaui.  Fernändez  2  Bl.  125  v. :  Chima 

Chauic. 
Apo  Mayta,   Abkömmling  des   Inca  Ruca  Inca 

CVH.    Der  Apumaroti  des  Gutiärrez  (3,  425) 

und  Fernändez  (2  Bl.  125  v.)? 
Apo  Mayta,  Huauqui  LXVIII. 


Apo  Mayta  Panaca  Ayllo.   Cobo  3,  144;  4,  34; 

ayllu  de  Apomayta. 
Araua  Ocllo  LXVIL  LXXIX.     Jimenez  zu  Las 

Casas  283. 
Asilli  CXII.  Garcilaso  1,  2,  16.  Pachacuti  (Tres 

Rel.  287).  Raimondi,  Peru  1,  212;  2,  110. 
Astoyguaraca.    Cieza   2  Kap.  45;    48  (S.  170. 

173  f,   181):    Astaguaraca:    Hastu  Guaraca. 

Garcilaso  1,  1,  23. 
Atlantis  LXXXXII. 
Atlas  18.  VI.  LXXXXIV. 
Atun  CVII;  s.  Hatun. 
Aucaylli   Panaca  CVI.    Cobo  3,  151:   Aucayllo 

Panaca;  4,  26:  Aucaylli  Panaca.    Montesinos 

131 :  Ayca  Aylli  Panaca. 
Avachumbi  XXX. 
Avayni  Panaca  Ayllo.  Vergl.  Cobo  3, 158 :  Ahu- 

cani  ayllu ;   4,  31 :    Aquiniaylla  [so] ;   4,  32 : 

Haguayni.  Montesinos  102:  Chibainin. 
Ayamarcas  s.  Ayarmacas. 
Ayar  Auca  CII  f. 
Ayar  Ucho  IC  f.  CII  f. 
Ayarmacas  Ln.  LVI.  CV.  CVTII.   Cobo  8,  147: 

el  pueblo  de  Ayarmaca;  4,  16:  los  indios  de 

Ayarmaca;  4,  29:  ceque  de  Ayarmaca. 
Aymoray.  Gutilrrez  9,  565.   Cobo  4,  108.   Mid- 

dendorf,  Wtb.,  S.  4.  Rivero  131.    Mossi:  ay- 

muray. 


PEDRO   SABM1ENTO  S   GESCHICHTE  DES  INKAREICHES. 


156 


B. 


Bamba  LX. 

behetria  XXXVII.  LVI-LVIII.  LXXXX.   Gar- 

cilaso  1,  2,  Kap.  20.  Cieza  2,  Kap.  3. 
Bilder  der   Inka  u.  dergl.   XXXXI-XXXXIV. 

Markham  zu  Garcilaso,  Bd.  2  8.  582  Anm.  2. 


Bimbilla  GY.   Informaciones  212.   Cobo  3,  132: 

3,  135;  4,  35;  4,  36;  4,  38:  Membilla. 
Bombon.  Cieza  1  Kap.  83  (nicht  80). 


C. 


Cabiüas.  JRGS.  41,  298. 

Cacha.  Auch  Cieza  2  Kap.  54  (S.  204).  Garci- 
laso 1,  2,  Kap.  16:  Cacha  Rurucachu. 

Cadiz  LXXXXIII. 

Calca  CVI  f.  Cieza  2  Kap.  38  (S.  147). 

Calispucyu.  Cobo  4,  101 :  Calispuquiu.  Molina 
45:  Calipuqniu. 

Camata  CXII.  Col.  Arch.  de  Indias  5  S.  480. 
Belac.  geogräf.  2,  XLI;  2,  CVIII— CX. 

Cafiar  Capac.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  77). 

Cafiares  LXXXXVIII.  Relac.  geogräf.  3,  157 
bis  180. 

Canete,  el  marque*s  de  X.  XVI.  XVII,  Anm.  1 
u.  2.  CIX. 

capa,  capac.  Polo  de  Ondegardo  (Col.  doc.  Arch. 
de  Indias  17  S.  90):  en  los  Yngas,  quiere 
dezir  en  los  que  fueron  reyes,  ä  los  quales 
llamauan  estos  capa  ynga  por  sus  memorias. 

Capac  Ayllu.  Cobo  4,  17. 

Capac  Guari.  Gutidrrez  (3,  431)  und  Fernändez 
(2  Bl.  126):  Capac  Guayri. 

capac  raymi  CI  f.  Cobo  4,  93—103.  Vergl.  raymi. 

Capac  Yupanqui,  Sohn  des  Viracocha  Inca.  Gu- 
tierrez  3,  426.  Fernändez  2  Bl.  126.  Cieza  2, 
Kap.  56  (S.  209). 

Capac  Yupanqui,  Sohn  des  Pachacuti  Yupanqui 
CIX.  CX. 

Caquia  Xaquixaguana  L.  Gutie*rrez  3,  425: 
Jaxaguana.  Fernändez  2  Bl.  125  v. :  Xaqui- 
xaguana. Roman  y  Zamora:  Caquiacxaguant. 
Zu  Caquia  vergl.  den  Ortsnamen  Caquia  Sa- 
varaura  (Cobo  4,  41;  ebd.  29:  Sauaraura). 

Carangue.  Montesinos  167. 

Carmenga.  Cobo  4,  18;  4,  19. 

Casas,  Bartolome-  de  las  XXXV  f.  LXXXIV. 
LXXXIX. 

cas&igo  de  piedra  120.  CXIV. 

Castro,  Lope  Garcfa  de  X.  XXXII. 

Catfgara  s.  Kattigara. 

Catiquilla  CXIV. 

Caxana.  Col.  doc.  p.  1.  h.  Esp.  5.  318  f.  Cieza 
2  Kap.  50  (S.  189):  Cassana. 

Cayambes.  Montesinos  163—166. 

Cayarä.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  75).  Relac.  geogräf. 
1,  168. 

Cayocache.  Cobo  4,  43.  4,  45. 

Cayto  CVII. 

Caytomarca.  Cieza  2  Kap.  38.  39  (8.  149—152). 
Cobo  3,  146. 

Chachapoyas  (=  Chacha-puyu  =  Menschen- 
Wolke;  Middendorf,  Runa  Simi  24). 
LXXXXVIII.  IC. 


Chachi  CXII. 

Chafian  Curicoca  CVII.  Es  ist  wohl  Chanan  zu 

lesen 
Chancas  L.  LI.  CIX. 
Chani,  Capac  lies:  Chani[n]  Capac. 
Charcas,  los  6.  LXXXVI.  LXXXXVU. 
cha8quis.   Col.    doc.  Arch.  de  Ind.  17,  72 — 75. 

Gutiärrez  3,  546. 
Checo,  Don  Diego  CV. 
Chiapa  LXXXXV. 

Chica  Capac  Baiboa,  Kap.  6  (S.  77). 
Chichas.  Col.  doc.  Arch.  de  Ind.  17,  67  f.  Cobo 

3,  273. 
Chico  8.  Checo. 
Chile  XIII,  Anm.  2.  XXXXI.  LXXXVI.  IC.  Col. 

doc.  Arch.  Ind.  25,  551—563. 
Chima  Chaui  Pata  Yupanqui  CVII.    Vergl.  Gu- 

tie'rrez  3,  425 :  Chimachauic  (Sohn  des  Yahuar 

Huacac). 
Chima  Panaca  Ayllu.  Cobo  4,  42. 
Chimo.    Ranke,    Sämmtl.  Werke,  2.  Ges.-Ausg. 

35/36  S.  556.  JRGS  41,  321  f. 
Chimo  Capac  LI.  Baiboa,  Kap.  6  (8.  72). 
Chinchero  CVII.  Cobo  4,  19. 
Chiriguanas  LXXI,  Anm.  8.  LXXXVI.  LXXXVIII. 

Cobo  3,  61 ;  3,  181.  Edm.  Temple,  Travels  in 

various   parts  of  Peru -2  (London  1830)  371; 

378  f ;  381  f.  Th.  Waitz,  Authropologie  3,  411  f. 
Choco.  Cobo  4,  42;  4,  43. 
Chucbic  Capac  LH,  Anm.  1.  LVIII. 
chuco.   Pachacuti  (Tres  Rel.  298):   uma-chucho. 
Chumbicancha  IC. 
Chumbivilcas.    Cobo  3,  273.     Garcilaso  1,  3,  8: 

Chumpiuillca. 
Chunchos  LXXXVIIf.  Cobo  4,  194  f.  Th.  Waitz, 

Anthropologie  3,  538  f.  A.  Bastian,  Geograph. 

u.  ethnolog.  Bilder,  540—544. 
Chungomarca   CX.      Baiboa,    Kap.   6   (S.  75): 

Chuncomarca. 
Chuquis  Guaman.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  75):  Chu- 

quiz  Guaman. 
Chuquiylla  CVIII.    Cobo  4,  19:  Cuncuilla  (lies: 

Chuquilla].  Vergl.  Catiquilla. 
cienaga  108.  CXIII. 
cinche  LVIf.  IC.    Markham   zu  Garcilaso,  Bd. 

1  S.  92,  Anm.  2.  Middendorf,  Wtb.  775. 
Cinchi  Roca  LVII.  LIX.  LXIII.  CV.  Cobo  4,  36. 
Cinchi  Roca,   Bruder  des  Huayna   Capac   104. 

Baiboa,   Kap.  11    (S.  142).    Fernändez  2  Bl. 

126.     [So   statt   Zeile  14/15   der  2.  Kolumne 

auf  Seite  142]. 
Cinga  CVni. 

20* 


156 


ßlCHAED   PIETSCHMANN, 


Cocama  CIX. 

Cochabamba  CXII.  Col.  doc.  ineM.  p.  1.  h.  Esp. 

5,  336.  Relac.  geogräf.  4,  CXYII. 
Cochisque.  Montesinos  164.  170. 
Colcapata  s.  Colcanpata. 
Colla  Capac.   Cobo  3,  165:  que  asi  se  llamaba 

el  rey  del  Collao. 
Condin    Xabana.     Zu    Xabana   vergl.    Zapana, 

Zapalla. 
CopaU  Mayta  IC. 
Cotabambas,  Quecbua-Stamm.  83  ist  zu  streichen. 

Vergl.  Garcilaso   1.  5,  23.     Relac.   geogr.   2, 

207;  216. 
Cotabambas  83,   ist  identisch   mit  Cochabamba 

(Cochapampa)  106.  Vergl.  Cieza  1  Kap.  107. 

Garcilaso  1,  3  Kap.  14.    Col.  doc.  Aren.  Ind. 

5,  479  ff.    Relac.   geogräf.   4,  Ap.  CCII.    Gu- 

tie*rrez  (3,  206  ff.)  und  andere :  Cotabamba. 


coya.  Liste  der  Inca-Gemalinnen  LXVI. 

Cwum  Chima  IC.   Informaciones  231 ;  233 :  Cu- 

Uoychima;  Culcoychima. 
Cumbinama  LXXXIV  f. 
Curamba.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  75). 
Curi  Ocllo,   Frau  des  Amaru  Tupac  Inca  LXV, 

Anm.  3. 
Curihilpay.  Montesinos  115:  Cori  Illpay  Chaua. 
Cusi   Rimay   Coya.    Acosta   6  Kap.  18:    Coya 

Cussilimay. 
Cusi  Titu  Yupanqui  8.  Tito  Cusi  Yupangui. 
Cuycusa  Ayllo  CIL 

Cuyos  71.  72.  [Einzuschalten  im  Register]. 
Cuzco  IC. 

Cuzco  Guanca  (Huanca)  s.  Ayar  Auca. 
Cuzcocallan  s.  Arayraca  Ayllo. 


9- 


(^oc^o  Panaca  Ayllo.  Cobo  4,  22 :  Qubcu  Panaca 
Ayllu.   Gutierrez  3,  435:  Cuccopanaca.   Mon- 


tesinos: Succe  Panaca. 


D. 


Danas,  Gömez  LXX.  CIX. 
Diaguitas  LXXXVI,  Anm.  4. 


Diego  Checo  s.  Checo,  D.  Diego. 


JE. 


Erdteile  XXXI.  LXXXXV.  LXXXXVII. 
Esmeraldas  LXXXIV.    Gutierrez  3,  504  f.   Gar- 


cilaso  1,   9,  Kap.  8.    Cobo  1,  281.    8.  auch 
Smaragden. 
Esra,  4.  Buch  XXXII.  LXXXXVII. 


Felipe,  Sohn  des  Paullu  Tupac 


F. 


Flösse  CX. 


«. 


Griechen.  Griechische  Schrift  LXXXXV. 

Guacaytaqui  CI. 

Guallas  LIV.  IC  f. 

Guamachuco.  Molina  bei  Las  Casas,  S.  274. 

Guamanga  (jetzt :  Ayacucho).  Lies :  Relac.  geogräf. 

1,  96—144.  Col.  doc.  Arch.  Ind.  8,  449—484. 

Ulloa,    Notic.   secretas  2,  614—647.    Ranke, 

Werke,  2.  Ges.  Ausg.  35,36,  656  f. 
Guaman  Taysi.  Montesinos  130 :  Guaman  Tarsi. 
Guaman  Topa  LIII. 
Guamay  Samo  CV:  Guamansano. 
Guanacauri  [Huanacauri]  XXXXI.  CIH  f.  CVIII. 

Auch  Cobo  3,  123;  3,  125;  4,  15  f. 
Guanachiri  Amaro  LXVm.  CV. 
Guanacopampa.      Nach   Pedro    Pizarro    wurde 

Huascar  bei  Guasavara  gefangen  genommen 

(Col.  doc.  Arch.  Ind.  8,  253). 
Guaöapi  (jetzt:  Santa).    Relac.   geogräf.  1  Ap. 

CXLm. 
guanca  CIV. 
Guanca  Auqui.    Gutierrez  3,  439.  Fernandez  2 


Bl.  126  v. 
Guancabilicas  (Huancavillcas).  Vergl.  CIV.  Fer- 
nandez 2  Bl.  126  v.    Markham  JRGS  41,  31 

Anm. 
Guanuco  CIX.  Ranke,  Werke  35,36,  556 f. 
guaogui  LXVIII.  CIV.  CXI. 
Guaraotambo.    Baiboa,   Kap.  6  (S.  70)  falsch: 

Guazaz  Tambo. 
Guaraqui  Inga  LXVIII. 
Guaro  CV. 

Guasavara  s.  Guanacopampa. 
Guayllacan  L,  Anm.  2.  Cobo  3,  145. 
Guayllapucara.   Baiboa,  Kap.  6  (S.  75):  Guaila 

Pucara. 
Guayllas  (Huäillas).  Informaciones  216. 
Guayna  Yanqui  Yupangui  CIX. 
Guayna  Yupangui  77.  80.  CIX.  Baiboa,  Kap.  6 

(S.  74).  [Einzuschalten  im  Register]. 
Guzmango  Capac  LI.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  72 f.): 

Cuzmango  Capac,  Oberhaupt  aer  Conchucos. 

Pachacuti  (Tres  Relac.  295):  Cuyosmanco. 


PEDRO   SARMIENTO'S  GESCHICHTE  DES  INKAREICHES. 


157 


H. 


Hanan  29.  LIII,  Anm.  1.  LXX.  LXXXXVIHf. 
Hanancuzco  LXI.  Gutie'rrez  3,  435. 
Hancohuallu  s.  Anco  Ayllo. 
Handelsleute  CX. 

Hatuncolla.  Cieza  1  Kap.  102.  Raimondi,  Peru 
2,  110. 


Hatun-raymi  s.  raymi. 
Herakles,  Säulen  des  LXXXIHf. 
huaina  s.  Guayna. 
huauqui  s.  guaogui. 
Hurin-  8.  Hanan-. 
Hurincuzco  LXI.  LXVII. 


I. 


Hlacumbe  LIII.  Zu  Ula  vergl.  Col.  doc.  Arch. 
Ind.  3,  50.     . 

illapa.  Relac.  geogräf.  2,  58.  Garcilaso  1,  2 
Kap.  17  (Bl.  53):  yllapäntac  es  verbo;  induze 
en  su  significacion  la  de  tres  verbos,  que  son 
tronar,  relampaguear,  y  caer  rayos. 

Inaca  Panaca  Ayllo.  Gutie'rrez  3,  435:  Yfiaca- 
Ppanaca.  Cobo  4,  15:  ayllo  Inacapanaca. 

indi  XXXXm.  LXVni.  Inti  als  Name  des 
Sonnengottes  vergl.  Herrera,  Dec.  5,  4  Kap. 
5.  E.  J.  Payne,  History  of  the  New  World 
2,  536  Anm.  2.  Vergl.  auch  Inti  in  den  Namen 
Yndi    Mayta    Capac  Ynga   und   Yndichiquia 


(Gutierrez  3,  423.  424.    Roman  y  Zamora  2 

Kap.  11;  S.  11). 
Indi  illapa  LXVI1I.  LXXIX  Anm.  1.  CXI. 
Indicancha.  Vergl.  IC  u.  CIV:  Curicancha. 
Indip  apon  LXXIX. 
Inga  Capon,    lies   inga  apon  oder  ingap  apon 

LXXIX.  CX. 
Inga  Paucar  CVI. 
Inga  Roca  Inga  LI.  LIII. 
Inga  Urcon  LXV.  CI. 
Inguil  Topa.  Vergl.  Fernändez  2  Bl.  126:  Ingil 

Topa. 
Israel,  die  10  Stämme  s.  Juden. 


Jahreszeiten  CVII. 
Juden  LXXXXVIIf. 


J. 


Jünglingsweihe  69.  85.  CIL  CHI. 
Juries  LXXXVI,  Anm.  4. 


Kalenderwesen  s.  Jahreszeiten. 

Kattigara  11.  15.  22.  LXXXXI.  LXXXXV. 

Kaufleute  s.  Handelsleute. 


K. 


Küstenschiffahrt  CX. 

Kultus  umgestaltet  von  Pachacuti  Inca  Tupan- 
qui  C. 


L. 


La^andones  LXXXXV. 

Larico  CXII. 

Lasttragen  6.  LXXXVII.    Acosta,  de  promulg., 

lib.  3  cap.  17. 
Lebensdauer  LIX— LXII.  CXVI. 
Lied  93.  LXX.  CXI. 
Llallaua-pucarä.      Pachacuti   (Tres   Rel.    287). 

Bei  Baiboa  =  Francisco  Hernändez  (?). 


Llama  Oca  ist  besser  wohl  Llamaoca  zu  schrei- 
ben. Der  Name  kommt  öfter  vor,  z.  B.  Infor- 
niaciones  210. 

llayto  CX.  Cobo  4,  161. 

Lloqui  Yupanqui  LXII.  CVf. 

Loarte,  Gabriel  de  XVII. 

Löwe  s.  Puma. 

Lupaca  s.  Rupaca. 


M. 


Malakka  LXXXXIII.  LXXXXVI. 

Malereien  s.  Bilder.  Vergl.  auch  Edw.  Temple, 
Travels  2,  405. 

Mama  Anaguarque  LI.  LVI.  CVI1I.  Gutie'rrez 
3,  431:  M.  Anauarque  Micay.  Cobo  3,  156: 
M.  Anahuarque.  Fernändez  2,  125:  M.  Anau- 
arque. 

Mama  Caua.  Garcilaso  1,  2  Kap.  20  Gutie'rrez 
3,  423:  M.  Caguapata. 

Mama  Chicya.  Gutie'rrez  3,  424 :  M.  Yndichiquia, 
als  Frau  des  Capac  Yupanqui ;  ebd.  425 :  Ma- 
machiquia  als  Frau  des  Yahuar  Huacac.  Cobo 
3,  148:  M.  Choque  Chicllo  Yupay  aus  Ayar- 
maca.  Montesinos  131 :  Cochegmelaylupay. 


Mama  Chura  s.  Mama  Coca. 

Mama  Coca  CIV.  Gutie'rrez  3,  423 :  M.  Coya. 

Mama  Cura  8.  auch  Mama  Coca. 

Mama  Curihilpay  s.  Curihilpay. 

Mama  Ipacura  CI.  CII  (Cura). 

Mama  Micay.    Gutie'rrez  3,  425:  Mama  Micoy. 

Montesinos  130:  Micai. 
Mama  Ocllo  LV. 

Mama  Ocllo.  Garcilaso  1,  5  Kap.  28. 
Mama  Raua  s.Araua  Ocllo. 
Mama  Rondocaya.  Montesinos  156 :  Runtu  Cay. 

Gutie'rrez  3,  426:  M.  Ynnto  Cayan  [=  Run- 

tocayan]. 
Mama  Tacucaray  LVI.  Fernändez  M.   [Tanca- 


158 


RICHARD   PIETSCHMANK, 


ray?]  Yachi.  Cobo  3, 140  M.  Tancaray  Yacchi. 

GutieVrez  3,  424:  Mamachianta. 
Mama  Taucaray  8.  Mama  Tacucaray. 
Manaries  LXXXVIII.    Wohl  so  zu  lesen  statt 

\fa«  axies 

Mango  Capac  XXXXIIf.  LV.  IC— CIV. 

Mango  Inga  DXV. 

Mango  Topa  8.  Felipe,   Don,   Sohn   des  Paullu 

Tupac. 
Manosuyo  CXII  (Mano-Fluss). 
Marafion  CXII.  Jime'nez  im  Boletfn  Socied.  geo- 

gräf.  de  Madrid,  T.  26—33  (1889—92). 
Maras  Ayllu  CI. 
Marcayuto.  Montesinos  131. 
Masca  Ayllo  LXVII.  Bei  Gutierrez  3,559:  Masca 

Payta. 
Matagua.  Cobo  3,  128  f. 
Mayta  Capac  LXII.  CVI.  Gutierrez  3,  423 :  Yn- 

dimayta  Capac  Ynga.    Gegner  des  Alcabi$as: 

Cobo  4,  38. 


Mendaßa,  Xlvaro  de  XXXII  f.  LXXXXVIII.  Col. 

doc.  Arch.  Ind.  23,  189—206. 
Michi.  Vergl.  Pachacuti  (Tres  Relac.  251):  «a- 

ma-michi  =  Lama-Hirt. 
micho.  Col.  doc.  hist.  de  Esp.  50,  218. 
Mimbilla  8.  Bimbilla. 
Mircoymana  CVII  (?  =  Muro  Uonga). 
mitimaes.  Garcilaso  1,  3  Kap.  19. 
Mohina  LI1I. 
Mojos.  CXIII.  Col.  doc.  Arch.  Ind.  4,  425.    Th. 

Waitz,  Anthropologie  3,  535 — 537.  Markham, 

Valley  of  the  Amazons  172. 
Mollaca  CVII. 
mollo.  Molina  17. 
Mollo  Cabana.    Vielleicht  ist  statt  Cabana  zu 

lesen  £abana  =  Zapana  =  Zapalla.     Vergl. 

Condin  Xabana. 
tnoro  urco  CVIII. 
Mumien  der  Inka  CIV.  CV.  CVII.    Garcilaso  1, 

5  Kap.  28. 
Muyna  Pongo  CHI. 


N. 


Navamuel,  Alvaro  Ruyz  de  38  Anm.  9.  56.  102 

Anm.  1.  XVII.  XX.  XXXIXf.  IL. 
Neffenerbrecht  CVI. 
Neu  Guinea  CXI. 
Neu  Spanien  (Mejico)  LXXIV. 


O. 


Ocllo  s.  Curi  Ocllo  u.  Mama  Ocllo.  Vergl.  auch 
Garcilaso  1,  7  Kap.  26  (Bl.  192):  el  nombre 
Ocllo  era  apellido  sagrado  entre  ellos  y  no 
proprio. 

Ollantaytambo.  Squier490 — 513.  Markham,  Cuzco 
and  Lima  179—185.  Middendorf,  Peru  3,  512 
bis  524. 

Oma.  Lies  im  Register:  Cieza  2,  33. 

Omasayos.  Markham  JRGS  41,  299. 

Ondegardo,  el  licenciado  Polo  de  8.  Polo. 


Nicaragua  XXXIII. 

Nu  LXXXXIf. 

Ninachumbi  XXX. 

Ninan  Cuyoche.  Baiboa,  S.  199:  Ninan  Cayuchi 

Noe  16.  17.  XXXVII.  LXXXXIV. 


Opatari  CXII  (Dort  ist  nach  der  Veröffentlichung 
Opotari  gedruckt.  Die  Hdschr.  der  Inkage- 
schichte hat  Opatari  und  Opataries). 

Orakel  LXV1U.  CXIV. 

Otorongo.  Pachacuti  (Tres  Rel.  291). 

oxota.  Acosta  6  Kap.  18.  Cobo  4, 161.  Ch.  Winer, 
Perou  676—681.  Reiss  u.  Stübel,  Todtenfeld 
von  Ancon,  Bd.  3  Taf.  87,  15—17;  Taf.  88, 
3.  4. 


P. 


Pacamoros.      Benzoni,    Bl.  132  v.:     Bracamori. 

Cieza  2    Kap.  56    (S.  211).    Baiboa,   Kap.  7 

(S.  87).  Relac.  geogrdf.  1,  54. 
jpocariwa  LV. 

Pacaritambo  8.  auch  Tambotoco. 
Pacasmayo.  Raimondi,  Peru  2,  143. 
Pacay,  rio  del  79  (nicht  73).  Pacaya  jetzt  Name 

eines  Nebenflusses  des  Ucayali. 
pachac.  Im  Register  ist  93  zu  verbessern  in  98. 
Pachachulla  CV  f. 
Pachacuti    Inca   Yupanqui    LI  f.    LVf.    LXIV. 

LXV.  IC.  C.  CXf. 
Pachatopan  CVIII. 
Pahuac  Gualpa  Mayta.  Garcilaso  1,  5  Kap.  24 : 

Pahuac  Mayta.  Gutierrez  3,  425 :  Paguacynga. 

Fernändez  2  Bl.  125  v. :  Paguac  Guallica  Mayca. 

Montesinos  131:  Pahuac  Huallpa  Mayta. 
Paria,  im  jetzigen  Bolivien  83.  Cieza  1  Kap.  106; 

2  Kap.  50. 


Pariatapacari  [so  die  Hdschr.]  s.  Paria  u.  Ta- 

pacari. 
Pasto  XXXXI. 

Pataguayllacan  s.  Guayllacan. 
Pata  Yupangui  61.  CVII.     Vergl.  Chima  Chaui 

Pata  Yupangui 
Patallacta  C.  Cobo  3,  166;  4,  10;  4,  22. 
Paucar  Ayllo.  Montesinos:  Paucar  Yalli. 
Paullu  8.  Paulo. 
Paullo  CVI  (Paullu). 
Paytite  CXn. 
pecado  nefando  8.  XIX.  LXXXVIII.    Garcilaso 

1,  3,  13. 
petaca,  petaquilla  25.  47.  Ein  Wort  aztekischen 

Ursprungs.    Die  Collas  verfertigen  aus  Puna- 

Gras  (ichu)  nach  Garcilaso  1,  3  Kap.  15  (BL 

71):   lo  que  llaman  patocas  que  son  como 

arcas  pequeßas. 
Pferdehaut  XXX.  CXf. 


PEDRO   8ARMIENTO  S   GESCHICHTE   DES  INKAREICHES. 


159 


Pilco^oni  LXXXVm. 

piüaca  llayto  CX. 

Pillaguamarca  CX. 

Pisac.  Squier  521—582. 

Pisar   Capac.    Baiboa,    Kap.  6   (S.  77);    Pizar 

Capac.  

Pizarro,  Francisco  LXXXXVÜI. 
piscapachac  CXIII. 
Placenta  CXIII. 


Plus  ultra  LXXXm. 

Pocona.  Rel.  geogräf.  2,  XXXII. 

Polo  de  Ondegardo  XVII,  Anm.  1.  XVIH.  LXHL 

c.  civ.  cv.  cxin. 

Pucarä.  Raimondi,  Peru  1,  212;  2,  110. 
Puma  XXXXIU.  CIL 
purapura  im  Register  zu  streichen. 
Puzcon  vergl.  Puscon. 


Quichua  Sprache  LXVII — LXXIX.    Middendorf, 

Wtb.  277. 
Quigual  Topa  CXII. 
Qnifiiscache  Urco  Guaranca  0V11. 
Quilliscaches  CV.     Pachacuti  (Tres  Relax.  305. 

318). 
Quinchicaxa.  Baiboa,  S.  77—78:  Quichicaxa. 
Quinti-cancha  IC. 


Quipi,  Francisco  CIL 

quipo  LX1X.  CI. 

Quiquixana.  Cieza  2  Kap.  42  (S.  160).  Cobo  4, 

46. 
Qui[s]pi,  Francisco  CIL 
Quispicancha.    Gutierrez  3,  429.    Cobo  4,  84  f. 

Relac.  geogräf.  2,  195. 
Quito  CIL 


Rarapa.  Cobo  3,  147. 
Raubtierhaus  CVIII. 
Raura  Panaca  CY. 
raymi  CIL 

Regenbogen  36.  37.  CIV. 
Riesen  XXX.  LXXXXIV.  CXI.     Edm.  Temple, 
Travels  in  various   parts   of  Peru  2,  321  f.; 


393—397.  JRGS  41,  319. 
Ruminagui.    Col.  doc.  p.  1.  hist.  Esp.    5,   225: 

Luminavi. 
Ruparupa  CIX.  Gutie*rrez  3,  440.  Vaca  de  Castro 

(Cartas   de  Indias  487):    Ruparrupa,   questä 

all!  junto  [de  Guänuco]. 


8. 


Saat  für  den  Inka  XIV. 

Salinas  Loyola,  Juan  de  LXXXIV  f.  CXIII. 

Salomon  Inseln  XXXII  f.  LXXXIX.  LXXXXVÜI. 

San  Blas  C. 

Sangagua8y  CVIII. 

Saiio  (Saiiuc)  CIV. 

Sanoc  Ayllo  CI. 

Santa  Cruz  de  la  Sierra  LXXXV.  Juan  Ovando 
(Col.  doc.  Arch.  Ind.  4,  378—390). 

Santiago  de  las  montafias  LXXXV.  Relac.  geo- 
gräf. 1,  54:  Bracamoros,  por  otra  nombre 
Santiago. 

Santo  Domingo,  Kloster  in  Cuzco  IC.  CIV. 

sarampiön  111.  CXIV.  Relac.  geogräf.  3,  157  f. 

Sauasiray,  Savaseras  LIV.  IC  f. 

Sayre  Sopa.  Lies :  Sayre  Topa  (=  Sayri  Tupac 
Inca)  X.  XXXXV  Anm.  2. 

Schlag  auf  die  Schulter  als  Strafe  120.  CXIV. 


Schöpfungsgeschichte  XXXX.  LXXXXVHI.  C. 
CIL 

Schrift,  angeblich  griechische  LXXXXV.  Vergl. 
Zeichen  im  Register. 

Schwarze  Insulaner  XXX.  CXf. 

Siciquilla  Pucarä.  Baiboa,  Kap.  6  (S.  75)  Si- 
ouilla  Pucarä 

Silin  (=  Suis)  LXXXXI  f.  Vergl.  auch  Solinus 
180,  11—16. 

Sintflut  CIL 

Siticguaman,  (Suticguaman)  CIV. 

Smaragden.  Vergl.  auch  Bernardo  de  Vargas 
Machuca,  Milicia  y  descripeiön  de  las  Indias 
(Madrid  1599)  Bl.  167.  Ulloa,  Noticias  secret. 
1, 160  f.  Hermann  A.  Schumacher  in  der  Zeit- 
schrift d.  Gesell8ch.  f.  Erdkunde,  10  (Berlin 
1875)  S.  38—62  und  in  seinen  Südamerika- 
nischen Studien  (Berlin  1884)  S.  539. 


Uebersicht 


Einleitung  (Seite  III — LXXXI).  Die  Geschichte  des  Inkareiches  von  Pedro  Sarmiento 
de  Gamboa  ein  lange  verschollenes  Werk  (III — IV).  Vereinzelte  Erwähnungen  des  Werks 
(IV — V).  Veröffentlichung  solcher  Nachrichten  durch  Don  Marcos  Jimdnez  de  la  Espada 
(V).  Veröffentlichung  Wilhelm  Meyers  über  die  Handschrift  (V). 

Einzelheiten  zur  Beschreibung  der  Handschrift  (V— VHI).  Titelblatt  (VI).  Wappen 
in  der  Handschrift  (VII— VIII). 

Der  Urheber  der  Abfassung  des  Werkes  Don  Francisco  de  Toledo.  Seine  Person 
(VIH— XH).  Erste  Regierungshandlungen  als  Vizekönig  von  Peru  (XII— XIH).  Stellung- 
nahme zu  der  Geistlichkeit  (XIII),  der  eingeborenen  Bevölkerung  (XIH),  den  Nachkommen 
des  Herrscherhauses  der  Inka  (XTV)  und  ihren  Rechtsansprüchen  (XVI — XVII).  Toledos 
Besichtigungsreise  durch  Peru  (XVII)  und  die  von  ihm  dabei  angeordneten  Ermittelungen 
über  Ursprung  und  Rechtsgrundlagen  der  Inkaherrschaft  (XVIII — XIX).  Seine  Formu- 
lierung der  Ergebnisse  dieser  Ermittelungen  (XX).  Beauftragung  Sarmientos  mit  Abfassung 
einer  Darstellung  der  geschichtlichen  Ergebnisse  (XXI). 

Sarmientos  Vorleben  XXI — XXVI).  Seine  Person,  sein  Können  und  sein  Charakter 
(XXVI — XXIX).  Seine  Entdeckungsfahrt  nach  den  Salomons-Inseln  (XXIX — XXXHI). 

Die  Einleitung  des  Geschichtswerks  XXXHI — XXXVH).  Sarmientos  Anschreiben  an 
König  Philipp  H.  (XXXHI -XXXVII).  Die  geographisch  -  ethnographische  Einleitung 
(XXXVH).  Die  Geschichtserzählung  (XXXVH— XXXVIH). 

Abschluss  des  Werks  und  Vorlesung  vor  den  in  Cuzco  vorgeladenen  sachkundigen 
Eingebornen  (XXX VHI— XXXIX).  Uebersendung  an  der  König  (XXXIX).  Uebersendung 
bildlicher  Darstellungen  zur  Geschichte  des  Inkareiches  (XXXX — XXXXTV). 

Zweck  und  Tendenz  des  Geschichtswerks  (XXXXTV — XXXXVI). 

Prüfung  des  Inhalts  (XXXXVI— LVHI).  Zuverlässigkeit  (XXXXVI— XXXXVHI) 
und  Wichtigkeit  (XXXXVHI— IL)  des  Werks.  Geringfügigkeit  der  Aenderungen  der 
Sachverständigen  (IL).  Sarmientos  Art  der  Wiedergabe  der  Ueberlieferung  (IL— LIV). 
Beschaffenheit  der  Ueberlieferung  (LIV — LVI).  Schilderung  des  Zustandes  vor  der  Inkazeit 
(LVI— LVIH). 

Einzelheiten  aus  der  Geschichtsdarstellung  (LIX — LXX).  Das  chronologische  System 
(LIX— LXVI).     Namen  der  Coya  und    der  Ayllu  des  Inkahauses  (LXVI— LXVH).     Die 


PEDRO   SARHIENTO'S   GESCHICHTE  DES   INKAREICHB8.  161 

Huauqui  der  Inka  (LXVIII).  Benennung  der  amtlichen  Sprache  als  Qaechua  (LXVIII 
bis  LXIX).  Quipu  (LXIX — LXX)  und  Zeichenschrift  (LXX).  Entdeckungsgeschichtliches 
(LXX). 

Sarmiento  nach  Abfassung  der  Inkageschichte  (LXX — LXXV).  Feldzug  nach  Vilca- 
pampa,  Gefangennahme  und  Hinrichtung  des  Tapac  Amaru,  Feldzug  gegen  die  Chiriguanaes 
(LXX — LXXI).  Inquisitions-Prozess  und  Aufenthalt  in  Lima  (LXXI — LXXII).  Verfolgung 
Drakes  (LXXII).  Sarmientos  erste  und  zweite  Fahrt  zur  Magelhaens-Strasse  (LXXII— LXXIH). 
Gefangenschaft  in  England  und  in  Frankreich  (LXXIII — LXXIV).  Letzte  Nachricht  über 
Sarmiento  (LXXIV— LXXV). 

Schicksale  der  Schriften  Sarmientos  (LXXV — LXXVII).  Vernichtung  ven  Manuskripten 
(LXXV).  Anonyme  Denkschrift  über  Unternehmungen  östlich  der  Anden,  von  Sarmiento 
verfasst  (LXXV — LXXVI).  Schicksale  der  Handschrift  der  Geschichte  des  Inkareiches 
(LXXVI— LXXVII). 

Vorbemerkungen  zu  der  Veröffentlichung  des  Textes  (LXXVII — LXXXI).  Orthographie 
der  Handschrift  (LXX VH— LXX VIII).  Quechua- Worte  in  spanischer  Wiedergabe  (LXXVIII 
bis  LXXIX).  Orthographie  der  Veröffentlichung  (LXXX— LXXXI).j 

Ergänzungen  zu  den  Anmerkungen  und  Exkurse  (LXXXH — CXVI). 

Errata  (CXVII— CXVHI). 

Text  der  'Geschichte  des  Inkareiches1: 

Segunda  parte  de  la  Historia  general  llamada  fndica  la  cual  por  mandado  del  excelen- 
tissimo  sefior  Don  Francisco  de  Toledo,  virrey,  gobernador  y  capitan  general  de  los  reinos 
del  Pini  y  mayordomo  de  la  casa  real  de  Castilla,  compuso  el  capitan  Pedro  Sarmiento 
de  Gamboa.  (1—129). 

Ffee  de  la  Prouanca  y  Verificacion  desta  Historia  (130 — 134). 

Inhaltsübersicht  zur  'Geschichte  des  Inkareiches'  (135.   136). 
Vorbemerkungen  zum  Register  (137.  138). 
Register  zum  Text  der  'Geschiebe  des  Inkareiches'  (139 — 154). 
Anhang  zum  Register:   Verweisungen    auf   die  Einleitung,  Ergänzungen   und  Berichti- 
gungen zum  Register  (154 — 159). 
üebersicht  (160—161). 

Im  Satz  vollendet  am  24.  August  1906. 


*  ..: 


ABHANDLUNGEN  *  * 

*-"  DEK  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DKR  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN. 

,.  <r  -'.      -■  PHILOLOOISCII- HISTORISCHE  KLASSE. 

NKl'K  YWUW.  BAXI»  VI.    \r<».  4. 


Geschichte  des  Inkareiches 


von 


Pedro  Sarmiento  de  Gramboa. 


Herausgegeben  von 


Richard  Pietschmann 


[Berlin 

\Veidmannschc  Hach handlang 

1000 


Verlag  der  Weidmannschen  Buchhandlung  in  Berlin. 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  GÖTTINGEN. 


Philologiseh-liistor.  Klasse.  Neue  Folge. 

I.  Bd.  No.  1.  Kehr,  P.f  Ueher  eine  römische  Pa- 
2>yrusurkunde  im  Staatsarchiv  zu  Marburg. 
Mit  drei  Faesimile  auf  zwei  Tafeln.  4.  (2*  S.) 
1890.  3  M. 

I.  Bd.  Xo.  2.  Meyer,  Wilhelm  (aus  Speyer),  Ueher 
Lauterbachs  und  Aurifahers  Sammlungen  der 
Tüchreden  Luthers.    4.    (4:5  S.)     1890.     3  M. 

I.  Bd.  No.  3.  Bonwetsch,  N.,  Das  slavische  J/e- 
nochbuch.     4.     (57  S.)     Iö9l>.  4  M. 

1.  Bd.  No.  4.  Weilhausen,  J.,  Der  arabische  Jo~ 
sipjms.     4.     (50  S.)     1697.  3  M.  50  Pf. 

I.  Bd.  No.  5.  Hultsch,  Fr.,  Poseidon ios  über  die 
Größe  und  Eutfemunq  der  Sonne.  4.  (18  S.) 
181)7.  *  3  M. 

I.  Bd.  No.  0.  Meyer,  Wilhelm  (aus  Speyer),  Die 
Buch stabe nnrbindunqen  der  so</enannten  go- 
thischen  Schrift.  Mit  5  Tafeln.  *  4.  (124  S.) 
Ifc97.  9  M.  50  Pf. 

I.  Bd.  No.  7.  Leo.  Fr.,  Die  Plautinischen  Cantica 
und  die  hellenistische  Lyrik.  4.  (114  S.) 
1S97.  7  M.  50  Pf. 

I.  Bd.  No.  8.  Asadrs  neu  persisches  Wörterbuch 
Lughat-i  Fürs  nach  der  einzigen  vatikanischen 
Handschrift  herausgegeben  von  Paul  Hörn.  4. 
(37  u.  133  S.)     1*07.  18  M. 

IL  Bd.  No.  1.  Wellmann,  M.,  Krateuas.  Mit  zwei 
Tafeln.     4.     (32  S.)      1WI7.  3  M. 

IL  Bd.  No.  2.  Das  hebräische  Fragment  der  Weis- 
heit des  Jesus  Sirach  herausgesehen  v.  Rudolf 
Smend.     4.     (34  S.)     W»7.  3  M.  5<>  Pf. 

II.  Bd.  Nu.  3.  Schulten,  Adolf,  Die  Lex  Manciana. 
eine  afrikanische  Iiuiiiaueiiordnuug.  4.  (51  Sj 
1£97.  3  M.  5<>  J»f. 

IL  Bd.  No.  4.  Kaibel,  Georg.  Die  Prolegomen a  UEVl 
KQMPAJIAS.    4.    (70  S.)    1,^9*.      1  M.  50  Pf. 

IL  Bd.  No.  5.  Bechtel,  Fr.,  Die  einstämmigen 
männlichen  Personen  nanu- n  des  Griechischen, 
die  aus  Spitznamen  hervorgegangen  sind.  4. 
(*5S.)     1*9>.  5  M.  50  Pf. 

IL  Bd.  No.  0.  Meyer,  Wilhelm  (aus  Spe\er).  Die 
Spalhinq  des  Patriarchats  Aquileja.  4.  (37  S.) 
lS9.->.      "  2  M.  50  Pf. 

IL  Bd.  No.  7.  Schulten,  Adolf.  Die  römische  Flur- 
teilung  und  ihre  Jteste.  Mit  5  Figuren  im  Text 
und  7  Karten.     4.     (3**.i     Ib9->.  5  M. 

IL  Bd.  Nr.  *.  Roethe,  Gustav,  Die  Biimrormlen 
des  Sachsenspiegels.    1.    ill»»S.)    1899.     ,s  M. 


l! 


III.  Bd.  Nr.  1.  Die  cJiarakteristi  sehen  Unterschiede 
der  Brüder  can  Eyck  von  Otto  Seek.  4.  (77  S.) 
1899.  5.  M. 

HL  Bd.  Nr.  2.  Marquardt,  J ,  Erünsahr  nach  der 
Geographie  des  Ps.  Moses  Xorenac'i.  Mit 
historisch-kritischem  Kommentar  und  topogra- 
phischen Kxcursen.    4.    (358  S.)    1901.     30  M. 

III.  Bd.  No.  3.  Achelis,  H.,  Die  Martyrologien, 
ihre  Geschichte  und  ihr  Wert.  4.  (VIII  u. 
247  S.)     1900.  16  M. 

IV.  Bd.  No.  1.  Tü8elmann,  Otto,  Die  Paraphrase 
des  Euteknios  zu  Oppians  Kyneqetika.  4. 
(43  S.)     1900.  *  4  M. 

IV.  Bd.  No.  2.  Schulten,  Adolf,  Die  Mosaikkarte 
von  Madnba  und  ihr  Verhältnis  zu  den  älte- 
sten Karten  und  Beschreibungen  des  heiligen 
Landes.  Mit  3  Kartenbildern  u.  1  Figurcntafel. 
1.     (121  Sj     1900.  10  M. 

IV.  Bd.  Xo.  3.    Wilamowitz-Moellendorff,  U.  v.,  Die 

Textgeschichte    der  griechischen    Lyriker.      4. 
('121  S.)     19<»0.  js  M. 

IV.  Bd.  No.  4.  Rahlfs,  Alfred.  Die  Berliner  Hand- 
schrift des  sahidischen  Psalters.  Mit  drei 
Lichtdrucktafeln.    4.    (154  S.)     1901.     11  M. 

IV.  Bd.  No.  5.  Meyer,  Wilhelm  (aus  Speyer),  Der 
Geleqenheitsdichter  Venantius  Fortunatus.  4. 
(MOS.)     1901.  '.»  M. 

IV.  Bd.  No.  ß.     Lüders,  Heinrich,  Über  die  Grantha- 

receusion  des  Mahnbhurala.   (Kpisehe  Studien 
I).     4.     (91  S.)     1901.  0  M. 

V.  Bd.  No.  1.     Roethe,  Gustav.   Brentanos  J*once 

de  Leon9,    eine    Saecularstudie.     4.     (100  S.) 

1901.  <>M.  50  Pf. 

V.  Bd.  No.  2.  Wellhausen,  J.,  Die  religiös-politi- 
schen Oppositionsparteien  im  alten  Islam.  4. 
(99  S.)     1901.  0  M.  50  Pf. 

V.  Bd.  No.  3.  yenarabische  Volkspoetie  gesammelt 
und  übersetzt  von  Enno  Littmann.    4.    (159  S.) 

1902.  12  M. 

V.  Bd.  No.  4.  Pischel,  R.,  Materialien  zur  Kennt- 
nis des  Apabhramsa.  Kin  Nachtrag  zur  (Irain- 
matik  der  Prakrit-Sprai'heu.    4.    (SOS.)    1902. 

0  M. 

V.  Bd.  No.  5.    Schulze,  Wilhelm,   Zur   Geschichte 

lateinischer  Eiqennamen.     4.     i<U7  S.)     1901. 

K>  M. 

VI.  Bd.  No.  1.     Kraus,  Carl,    Metrische  ("utersuch- 

unqen  aber  lUinbots  Georg.     Mit  2  Kxcursen. 
4.*   (225  S.)     1902.  lli  M. 


Fortsei: unn  umstehend.