Natural Hikory Museum Library
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ABHANDLUNGEN
DER
GROSSHERZOGLICH HESSISCHEN
GEOLOGISCHEN LANDESANSTALT
ZU DARMSTADT,
Band II. Heft 3.
DARMSTADT.
IN COMMISSION BE I A. BERGSTRASSER
1894.
DIE
M A K M 0 R LAGER
YON
AUE REACH
AN DER BERGSTRASSE
IN
GEOLOGISCHER, MINERALOGISCHER UNI) TECHNISCHER BEZIEHUNG.
VON
\l L. HOFFMANN,
BERGBEFEEENPAE.
MIT EINER LITHOGRAPHIRTEN TAFEL.
DARMSTADT.
IN COMMISSION BEI A. BERGSTRASSER
1894.
Die Marmorlager von Auerbach an der Bergstrasse
in geologischer, mineralogischer und technischer Beziehung.1)
Von L. Hoffmann, Bergreferendar.
(Mit 1 lithographirten Tafel.)
Der Marmor von Auerbach an der Bergstrasse findet sicli wegen seines
Reichtums an Mineralien, sowie wegen seiner eigentumlichen Lagerungsver-
haltnisse vielfach erwahnt und beschrieben.
Grossere und eingebeudere Arbeiten liber diesen Gegenstand sind die
Dissertationen von C. W. C. Fuchs (Der kornige Kalk von Auerbach an der
Bergstrasse, Heidelberg 1860) und von F. von Tchihatchef (Der kornige Kalk
von Auerbach — Hochstadten, Darmstadt 1888 diese Abh. Bd. L H. 4). Ausserdem
ist noch eine grossere Anzahl kleinerer Abliandlungen vorhanden, welcbe nur
einzelne Mineral- oder Gesteinsvorkommen beschreiben. Tchihatchef giebt eine
genaue Zusammenstellung der gesamten Literatur.
Geologische Skizze der Umgebung des Marmors.
Geht man etwa vom Gipfel des Melibokus nacli SO liber Hochstadten,
die Bangertshohe und Ludwigshohe nach Elmshausen, so findet man eine Reihe
von Gesteinen, welche ein im allgemeinen sudwest-nordbstliches Streichen,
sowie ein Einfallen von 45° bis 90° nach Siidost besitzen:
‘) Vorliegende Arbeit wurde von dem Verfasser zur Meldung zum preussiscken Berg-
referendar-Examen eingereicht. Dieselbe diirfte eine Erganzung der Arbeit von
Tchihatchef bilden, da sie zu einem grossen Teile sich mit der Beschreibung der
in Auerbach vorkommenden Mineralien beschaftigt, welche bei Tchihatchef keine
Berticksichtigung gefunden hat. Ausserdem war der Verfasser als Sohn des Be-
sitzers der Marmorlager in der Rossbach in der Lage, eine grossere Anzahl neuer
Beobachtungen zu sammeln. Auch die als Anhang beigefiigte kurze Beschreibung
des technischen Betriebes des Marmorbergwerks Auerbach diirfte von einigem
Interesse sein. Vielfach unterstiitzt wurde der Verfasser von seinem Vater, Herrn
Dr. W. Hoffmann in Auerbach, sowie den Herren Dr. Chelius in Darmstadt, Dr.
Scheibe und Dr. Koch in Berlin.
l*
118
1) Granit des Melibokus.
2) Schiefer und gneissahnliche Gesteine.
3) Granit von Hochstadten mit zahlreichen Schiefer- and Hornfelsein-
lagerungen.
4) Marmor, umgeben von Schiefern, Hornfelsen und gneissahnlichen Ge-
steinen.
5) Hornblendegranit.
6) Porphyrischer Hornblendegranit mit Dioriteinschliissen.
7) Diorit.
1) Der Granit des Melibokus ist ein aus Quarz, Ortboklas und Biotit
bestehendes Gestein von heller Farbe und mittlerem Korn. Er nimmt den
ganzen Gipfel des Melibokus und dessen Westseite ein, reicht von der Nord-
seite des Auerbacher Schloss-Berges bis gegen Seekeim bin und ist von den
von Chelius1) beschriebenen Ganggesteinen, als Minetten, Apliten, Granitpor-
phyren, Vogesiten und Malchiten zahlreich durchzogen.
2) Die zweite Gruppe von Gesteinen, an der Ostseite des Melibokus und
des Auerbacher Schloss-Berges, stellt einen Komplex von mannigfaltigster Zu-
sammensetzung dar. Es sind Schiefer und gneissahnliche Schiefergesteine,
glimmerreiche Gneisse und Hornfelse, welche mit hornblendereichen Gesteins-
lagen abwechseln. Der ganze Komplex ist von granitischem Materiale der
nachsten Zone durchtriimmert , ausserdem von Apliten quer und von pegma-
tischen Linsen2) und Schniiren meist kings durchzogen.
3) Der nun folgende Granit von Hochstadten reicht bis zum Kamme
des Felsberges hinauf. Das grobkornige rotliche Gestein zeigt deutliche Parallel-
struktur, besteht aus Quarz, Ortboklas und Biotit und enthalt hie und da
etwas Hornblende und Plagioklas. Es ist meist stark vergrust und wil'd aus
diesem Grunde in der Uingegend vielfach als Gartenkies verwandt. An dem
Pfade, welcher von Hochstadten nach dem Felsberg hinauftuhrt, sowie bis
Balkhausen bin, sind dem Granit zahlreiche schmale Schollen von 1 bis 5 m
Machtigkeit eingelagert, die bald von gelbbraunen thonscliieferahnlichen Massen,
bald von Hornfelsen mit Kalksilikaten , bald von feinkornigen Hornblendege-
steinen gebildet werden.
') C. Chelius, Analysen aus dem cbemischen Laboratorium der geologiscken Landes-
anstalt in Darmstadt, und Granitmassiv des Melibokus und seine Ganggesteine.
Notizblatt des Yereins fiir Erdkunde zu Darmstadt und des mittelrheiniscben geo-
logischen Yereins. 1891 H. 12 und 1892 II. 13.
2) Hierzu gehtirt der von Ludwig erwahnte weisse sog. Albitgranit von Wiemers-
mtible im Hochstadter Thai.
119
4) Der Marmor liegt in einer mehr oder weniger machtigen Schale von
gneissalmlichen Gesteinen, wie die unter 2 erwahnten ,• und von Kalksilikat-
kornfelsen.
5) Jenseits des Marmors und seiner Schale folgt Hornblendegranit. Der-
selbe besteht vorberrschend aus Plagioklas, Hornblende und Quarz, entbalt
ausserdem Ortboklas und Biotit und besitzt eine ziemlich ausgepragte Parallel-
struktur.
6) Gegen die Ludwigsbohe bin wird das Gestein ausgesprocben porpbyrisch
durch grosse Feldspathaugen , verliert etwas die Parallelstruktur und nimmt
gleichzeitig eine Menge kleinerer feinkorniger , dunkler Dioriteinschliisse auf,
die bald spitz, bald gerundet, bald eckig, wie zerrissen, von der Granitmasse
umkullt sind. Nacli Siidosten bin werden die Dioriteinlagerungen grosser und
grosser und wechseln zonenartig mit dem Granit.
7) In der Gegend von Wilmshausen, Elmshausen und Reichenbacb ver-
schwindet der Hornblendegranit fast ganzlich, um einer einheitlicheren macb-
tigen Dioritmasse Platz zu macben. Der Diorit zeigt keine Parallelstruktur
und ist mittel- bis feinkornig.
Das soeben gescbilderte normale Profil wird an der Schlucbt, welche ira
Hochstadter Thai von Mosingers Miihle nacb der Eremitage binaufzieht, ge-
stort, nachdem schon zwischen dieser und der nachstostlichen Sclducht, zwiscben
Mosingersund Jungs Miihle, die Gesteinsglieder Unregelmassigkeit gezeigt baben,
und der Marmor an dieser Stelle sein vermutliches Ende erreicht hat, ehe er mit
kleiner Verschiebung gegen SW. am Fiirstenlager und grosserer bei Bens-
beim fortsetzt. Nach der Rbeinebene zu sind hier die Gesteine durch eine nord-
nordwest-siidsiklostlich streichende Verwerfung etwa 4 bis 500 m ins Hangende
verschoben. Unterhalb des Auerbacher Schlosses setzen zwar westlicb der Ver¬
werfung dieselben Scbiefer fort, aber das Streichen des verworfenen Teiles
wechselt von NO nacli NW, und das Einfallen wird bald steiler, bald flacher.
Weiter gegen Siidosten dagegen stossen Gesteine des Schieferkomplexes auf den
Hocbstiidter Granit und Hornblendegranit der Rossbach, welche nun erst siidlich
des Fiirstenlagers wieder beginnen. Der porpbyrische Hornblendegranit mit den
Dioriteinschliissen stosst an Hochstadter Granit, aus dem die nordlicbe Seite
der Scbonberger Hbhe und der Kircbberg bei Bensheim bestehen. Auf den
Hochstadter Granit folgt dann nach Siiden hin wieder der Marmor mit seiner
Schale. Aus alledem geht hervor, dass nachst der Rbeinebene ein Teil des
Gebirges abgesunken, verschleift, gedreht und flacher gelagert worden ist.
120
Soweit schildert ungefahr die Umgebung des Marmors Landesgeologe
Dr. Chelius, der in diesem Herbste mit der geologischen Landesaufnahme dieses
Gebietes begonnen hat. Derselbe halt die Gesteine vom Melibokus, sowie von
Hochstadten bis Elmshausen fiir eruptiv, und die Schiefer, die gneissahnlichen
Gesteine, den Marmor und die Hornfelse fiir umgewandelte Sedimente. Etwaige
Beziebungen des Hochstadter Granits zu deni des Melibokus waren nach seiner
Meinung noch zu erforschen. Andrerseits glaubt er, dass der Hochstadter
Granit ein Teil eines grossen Granitmassivs sei, zu welchem dann als Randzonen
der normale sowie der porphyrische Hornblendegranit gehorten. Ferner halt
er dieses Granitmassiv fiir jiinger als den Diorit und die Schieferschollen mit
dem Marmor, die es injiciert hat und umschliesst. Die hornblendereichen
Gesteine in den Schiefern werden nach Analogic der Eberstadter Vorkommen
als veranderte Diabase gedeutet. In das ursprunglich aus Schiefern, Diabas
und Diorit bestehende, aber dislocirte Gebirge drang der Granit ein und ver-
blieb, abgesehen von wenigen grosseren Storungen, in seiner urspriinglichen
Form erhalten, soweit nicht die Parallelstruktur eine spater aufgepriigte ist.
Tchihatchef hat den Schieferkomplex Biotitgneiss genannt und die ziem-
lich gradlinige Verwerfung gegen NW gebogen gezeichnet, indem er Punkte
der Hauptverwerfung mit Nebenverwerfungen verband. Den hornblendefreien
Granit von Hochstadten mit seiner hornblendereichen Zone und der por-
phyrischen Ausbildung bezeichnet er als Hornblendegneiss. Wahrend die
Greuze der von Tchihatchef als Biotit- und Hornblendegneiss bezeiclmeten
Gesteine ostlich des Auerbacher Schloss-Berges eine sudwest-nordostliche Rich-
tung besitzt, verlangert Tchihatchef die Verwerfungsgrenze bis nach dem
Melibokus bin.
Die Ansicht von Chelius, dass die von Tchihatchef unter dem Namen
Hornblendegneiss zusammengefassten Gesteine eruptiver Natur seien, will der
Verfasser nicht bestreiten, glaubt jedoch, dass auch manches fiir eine sedi-
mentare Bildung sprieht.
Seibert hat auf seiner 1858 erschienenen kleinen Karte der Umgebung
des Marmors den Hochstadter Granit als grobkornigen Gneiss aufgezeicknet
und den Hornblendegranit als Syenit, den Hornblendegranit mit Einschliissen
von Diorit als „ Gneiss mit Syenit11, sowie den Granit vom Ernst-Ludwigs-Tempel
und dem Bensheimer Kirchberg ebenfalls als Granit bezeichnet. Den Schiefer¬
komplex mit seinem Eruptivmaterial nannte er „Gneiss, Syenitschiefer, Eurit,
mit Euritschiefer wechsellagernd und Hornblendeschiefer".
Der Hornblendegranit in seiner verschiedenen Ausbildung, sowie der
Diorit zeichnen sich durch ihre Neigung zur Wollsackbildung aus. Viele
121
Felsenmeere, besonders am Felsberg legen hiervon Zeugnis ab. Die Ent-
stehung der Wollsacke lasst sich zuweilen deutlich verfolgen. Man findet
Kerne festeren Gesteins, die eine konzentrisehe Verwitterung ihrer Gemeng-
teile zeigen, in Grus eingebettet, der sicb in deutlichen Schichten um die
Kerne legt. Wird das zersetzte Material weggespult, so bleiben die bekannten
Wollsacke iibrig. Beide Gesteine haben seit etwa 10 Jahren zu einer regen
Steinindustrie Anlass gegeben. Der Hornblendegranit fiihrt im Handel schlecht-
hin den Namen Granit, wahrend der Diorit als Syenit bezeichnet wird.
Das krystalline Grundgebirge wird von Diluvium uberlagert, welches bis
zu betrachtlicher Hohe an den Thalrandern hinaufragt. Es bestehtfaus einer
groben Gerollelage und dariiber aus Loss, soweit nicht Abhangsschutt und
verschlemmter Loss es verdeckt oder ersetzt haben. Grobe Blockanhaufungen
am Rande des Alluviums im Hochstadter Thale, welche mehrere Meter iiber
den Thalboden seitlich hinaufragen und deutlich vom Alluvium angesclmitten
sind, waren am besten in dem zweiten neuen Auerbacher Wasserreservoir
aufgeschlossen. Dieselben bestanden aus kopf- bis 1h m grossen Bldcken, welche
alle aus der Umgegend stammten und von Granit, Diorit, Aplit, Quarzit, Mar-
mor, Basalt etc. gebildet wurden. Die Stiicke waren schwach kantengerundet
oder scharfkantig und ungeschichtet iiber einander gehauft. Ueber ihnen
lagerte ein aus verschlemmtem Loss entstandener brauner Lehm oder weiterhin
echter Loss. Im Steinbruche gegeniiber Hoffmanns Miihle ist die Granitunter-
lage scharf und glatt abgesetzt gegen kleinkornigere, von gelbem Eisenocker und
schwarzem Manganerz gefarbte Gerdlle mitSanden. Ueber dieser Schicht. liegt der
Loss. Derselbe beginnt mit seiner unteren Grenze am Gebirgsrande nach der
Rheinebene zu, etwa bei 160 m Hohe iiber N. N., und lagert dort feinen Sanden
mit Odenwaldschotterstreifen und Gerollschmitzen auf. Diese Sande und Schotter
bilden eine topographisch vorziiglich sich zwischen der 110 — 160 m Ivurve
erhebende hohe Terrasse, auf der ein neuer Teil Auerbachs steht. Unterhalb
110 m beginnt der sandige Lehm einer niederen Terrasse und der alten niederen
Schuttkegel an der Mundung der Seitenthaler zur Rheinebene, die sich zum
Teil bis in die alte Neckarniederung bei 92—93 m Hohe verfolgen lassen.
Die lossartigen Materialien zwischen 110 und 160 m sind wohl selten primarer
Ablagerung.
Die Marmorlager.
Die 4 vorhandenen Marmorvorkommen liegen auf einer Linie von 3,5 km
Gesamtlange und sudwest-nordostlicher Richtung zwischen Bensheim und
122
Hoehstadten unci werden, von West naeh Ost aufeinander folgend, durch die
Punkte Kirchberg, Schonberger Hohe, Rossbach unci Bangertshohe bezeichnet.
Die beiden westlichsten Vorkommen sind durch die obenerwahnte Verwerfung
gegen die ostlichen um etwa 200 resp. 500 m nach Siiden zu verschoben.
I. Das Vorkommen in der Rossbach.
(Siehe Taf. I. Fig. 1 — 3.)
Das Vorkommen in der Rossbach, das grosste der genannten, wird heute
allein noch, und zwar in ausgedehnterem Masse, technisch ausgebeutet. Es
zeigt daher die besten Aufschliisse und soli aus diesem Grunde in vorliegen-
der Arbeit vorzugsweise beriicksichtigt werden.
Sichere Anzeigen weisen darauf bin, class schon clie alten Romer hier
Material gewonnen haben.
Lange Zeit war der Abbau in den Handen der Grossherzoglichen Forst-
verwaltung, welche auch clie unterirdische Gewinnung in Angriff nahm. Im
Jahre 1865 ging clie Lagerstatte pachtweise in die Hiinde des Bergingenieurs
Dr. W. Hoffmann liber , von wo ab ein Abbau in grosserem Massstabe und
nach bergmannischen Grundsatzen begann.
Am Tage ist das Vorkommen in 5 Pingen (auf Taf. I mit I — V bezeichnet)
aufgeschlossen. Die Grube fiihrt die Bezeichnung „Marmorbergwerk Auer-
bach“ und zerfallt in zwei gesonderte Abteilungen, die Vordergrube und die
Hauptgrube. Die bisherigen Aufschliisse weisen darauf hin, dass auch eine
geologische Trennung in zwei Marmorlager vorhanden ist. Die Vordergrube,
welche schon seit langerer Zeit ausser Betrieb und unzuganglich ist, baut
auf dem westlichen Marmorlager. Dasselbe wurde durch einen querschliigigen
Stollen von 50m Lange, nalie beim Forsthaus Auerbach, im Hochstadter
Thale, aufgeschlossen und mittels einer 150 m langen Strecke abgebaut. Die
Machtigkeit des saiger stehenden Lagers betragt hier 10 m. Ueber der
Vordergrube zielit sicli clie Pinge V hin.
300 m ostlich vom Forsthaus Auerbach, nahe bei Hoehstadten, liegen in
einem Wiesenthalchen die Tagesanlagen der Hauptgrube (siehe Taf. I). Die
unterirdischen Baue, welche in dem ostlichen Marmorlager stehen, erstrecken
sich unter den Pingen II, III und IV nach der Vordergrube hin. Eine ge-
naue Beschreibung der Lagerungverlmltnisse dieses Teiles des Marmorvorkom-
mens kann nur im Zusammenhange mit einer Schilderung der Grubenbaue ge-
schehen. Auch wird hierdurcli eine genauere Ortsangabe gewisser interessanter
123
Gesteins- und Mineralvorkommen ermoglicht. Die Lagerstatte raacht in der
Hauptgrube, ebenso wie aucli in den anderen Aufschlussen , durchaus den
Eindruck eines gangformigen Vorkommens, und es ergeben sich hieraus die
im Betriebe angewandten Bezeichnungen.
Durcb einen 25 m langen Schleppschacht und eine sicli anschliessende
solige Forderstrecke von 40 m Lange gelangt man in den „Hauptgang“ ge-
nannten Teil des Vorkommens. Schleppschacht und Forderstrecke stelien im
Marmor und sind annahernd im Streichen getrieben. Das Lager ist fast iiberall in
seiner ganzen Machtigkeit abgebaut. Seine Abbaustrecke ist 12 m hoch und
ca. 125 m lang. Es steht ziemlich saiger, nur an einigen Stelien ist ein ge-
ringes Einfallen nach Slidost zu bemerken. Die Machtigkeit wechselt zwischen
50 und 8 m. Wo die Forderstrecke einmiindet, ist sie am grossten. An dieser
Stelle laufen 2 Trummer ab, eines im Hangenden und eines im Liegenden.
Das hangende Trunim schart sich in einer Entfernung von 100 m wieder mit
dem Hauptlager. Seine Machtigkeit betragt 2 — 4 m, die Hohe seiner Abbau¬
strecke etwa 10 m. Das Einfallen schwankt zwischen 80 und 90° nach Slidost.
Nahe der Stelle, wo sich das hangende Trunim wieder mit dem Hauptlager
schart, wurden die Abbauverhaltnisse so ungiinstig, dass ein Durchschlag nicht
erfolgen konnte und die Verbindung mit dem Hauptlager raittels eines Quer-
schlags (hangender Querschlag) hergestellt werden musste. Die Machtigkeit
des Zwisckenmittels steigt bis 15 m, ihr Maximum erreicht sie an der Stelle,
wo das Hauptlager die grosste Einschniirung zeigt. Von der Pinge III aus
wurden am Tage noch zwei weitere Strecken (obere und untere Tagesstrecke)
in dem Trumme aufgefahren. Ausserdem steht in demselben der 35 m tiefe
Wetterschacht. Das liegende Trunim, welches eine Machtigkeit von 7 m und
eine vollkommen saigere Lage besitzt, ist noch wenig aufgeschlossen. Seine
30 m lange Abbaustrecke ist durcli einen Querschlag (liegender Querschlag)
mit der des Hauptlagers verbunden. Das Zwischenmittel (liegendes Zwischen-
mittel) ist etwa 10 m machtig. Bei Betrachtung des Grubenbildes (Taf. I)
findet man, dass das liegende Zwischenmittel sich wahrscheinlich nach Westen
hin auskeilt, und also aucli das liegende Trumm sich wieder mit dem Haupt-
gange schart. Das Fortschreiten des Abbaues wird hieruber den notigen
Aufschluss bringen. Alle die genannten Bane, mit Ausnahme der beiden
Tagesstrecken im hangenden Trumm werden unter der Bezeichnung I. Sohle
vereinigt. Die Forderung von derselben erfolgt liber einen I'brderberg (alter
Forderberg), der die Forderstrecke mit der Abbaustrecke des Hauptlagers
verbindet. Der Abbau einer II. Sohle hat vor einigen Jahren begonnen, indem
124
die genannte Abbaustrecke lira 12 m vertieft wird. Ein weiterer Forderberg
(neuer Forderberg) vermittelt auch von hier aus den Transport nach der
Forderstrecke. Die I. Sohle liegt 15 m, die II. 27 m unter der Hangebank
des Schleppschachtes. Die saigere Entfernung der II. Sohle von dem hochsten
Punkte der Pingen betragt 73 m.
Aus vorstehendem ergiebt sich, dass der Hanptgang und seine beiden
Nebentrummer als ein einziger Marmorkorper aufzufassen sind, welchem zwei
maclitige Zwischenmittel eingelagert sind. Ferner wird ira nacbfolgenden ge-
zeigt werden, dass die Eigenschafteu, welche der Marmor in den Triimmern be-
sitzt, auch in deren Fortsetzung im Hauptlager auftreten.
Wie die Yerhaltnisse in der Grube geschildert wurden, so liegen sie
im allgemeinen auch am Tage in den Pingen. Ihre Erkennung ist allerdings
daselbst viel schwieriger, da das vergruste Nebengestein die Aufschliisse viel-
facli tiberdeckt hat und die Zwischenmittel teilweise abgetragen sind.
Nach Tchihatchef1) soil der Marmor dem Nebengesteine diskordant einge¬
lagert sein. Es hat sich jedoch nachweisen lassen, dass am Kontakt beider Ge-
steine Streichen und Fallen uberall tibereinstimmen. Seinen Grund hat der Irr-
tum Tchihat.chef’s in der Thatsache, dass in einiger Entfernung vom Kalk durch
Wegbauten etc. aufgeschlossene Schichten des Nebengesteins ein siidostliches
Einfallen von ca. 50° haben, wahrend das Einfallen der Marmorlagerstatte,
wie schon bemerkt, 80 — 90° betragt. Was die Streichrichtung anbelangt, so
ist eine genauere Angabe derselben schwierig. Das Liegende des Marmorlagers
ist noch zu wenig untersucht. Das Hangende, welches in einer Lange von
200 m entblosst ist, zeigt ein Streichen von 440.2) Dieses sei vorlaufig auch
fur den ganzen ostlichen Kalkkorper angenommen.
Zwischen den beiden Hauptmarmormassen liegen noch zwei kleiuere Tages-
aufschliisse von Marmor (auf Taf. I mit 1 u. 2 bezeichnet). Ausserdem steht dieser
etwa 50 m westlich von demStollen der Vordergrube, am Wegenach demFursten-
lager, mitten im Nebengestein an. Das ganze Auftreten des Marmors an dieser
Stelle ist ein derartiges, dass man versucht ist, ihn fiir einen Auslaufer des west-
lichen Marmorlagers zu halten. Was nun den Zusammenhang zwischen den
beiden Hauptmarmormassen anbelangt, so diirfte es nicht unwahrscheinlich sein,
dass die westliche durch eine Verwerfung ins Liegende (eine Nebenverwerfung
der pag. 119 erwahnten grosseren) von der ostlichen getrennt ist. Vielleicht
sind dann die beiden obengenannten kleineren Marmormassen bei der Verwerfung
0 pag. 50.
2) Unter Berucksichtignng der Deklination von 12° 30' nach W,
125
losgerissene Stucke. Thatsache ist, dass sowohl in der Pinge V, als auch in
der Abbaustrecke der darunter liegenden Yordergrube, der Marmor nacli Osten
bin in seiner ganzen Machtigkeit plotzlich abgeschnitten wird. In der Haupt-
grube ist der Abbau nacb Westen bin noch nicbt geniigend vorgeschritten,
um liber diese Frage den notigen Aufscbluss bringen zn konnen. Die Ge-
samtlange des Rossbach-Vorkommens betragt etwa 500 m.
In dem Marmor finden sicli Einlagernngen von Silikatgemengen. Ausser-
dem sind Marmor und Gneiss durcb Kontaktbildungen mit einander verbunden.
Bei einer genaueren Scbilderung des Vorkommens sind daher drei wesentliche
Bestandteile x) zu unterscbeiden :
1) Der Marmor.
2) Die Einlagerungen.
3) Die Kontaktbildungen.
1. Der Marmor.
Der Marmor besitzt im allgemeinen eine fein- bis grobkdrnige Struktur,
zuweilen tritt er aucb dicht Oder spatig auf. Die Farbe ist im Durchschnitt
graulichweiss und wecbselt zwiscben reinem Weiss und Scbwarzgrau. Ver-
einzelt findet man aucb gelben, roten und ganz selten blauen Marmor. Das
grobkdrnige Gestein lasst mit blossem Auge deutlich die Zwillingsstreifung
nacb — £ R erkennen. Wirklicbe Schichtung zeigt der Marmor an keiner
Stelle, dagegen besitzt er die Eigenschaft, in der Streichrichtung gut zu
spalten. Es muss also doch ein gewisser, wenn auch nur mikroskopisch
sichtbarer, Parallelismus in der Anordnung seiner Individuen vorbanden sein.
Merkwiirdiger Weise fand Tchihatchef* 2) einen solcben nur in den periphe-
rischen Teilen der Lagerstatte. Hier waren die Calcitindividuen parallel der
Streichrichtung gestreckt, und es bestand ein Wechsel zwischen grobem und
feinem Korn.
Vielfach tritt eine dunkle Banderung auf, die in derRichtung des Streichens
weitbin den Marmor durcbziebt. Am ausgesprochensten ist dieselbe im hangen-
den Trumme und in den entsprechenden Teilen des Hauptlagers. Die Bander
setzen deutlich aus dem Trumme in das Hauptlager fort, und ebenso ist die
erwahnte Spaltbarkeit, die hier ebenfalls ganz besonders bervortritt, in gleicber
Weise diesen hangenden Teilen der Lagerstatte eigen. Die Bander werden
OIn derselben Weise, jedoch andere Bezeichnungen benutzend, teilt auch Tchi-
hatchef ein.
2) pag. 15.
126
zuweilen selir breit, und es entsteht dann der erwahnte schwarzgraue Marmor.
Meist lasst sicli mit blossem Auge die Ursache der Schwarzung nicht erkennen.
Nicht selten jedoch erblickt man in den Bandern eine Unmenge kleiner sechs-
seitiger Graphit-Plattchen , und Tchihatchef1) fand bei der mikroskopiscken
Untersuchung in ihnen eine Anhaufung grauer staubformiger Partikelcben,
in denen er ein kohliges Pigment vermutete. Man darf also wobl mit Sicher-
heit annehmen, dass die Banderung resp. die schwarzgraue Farbe des Marmors
von einer Einmengung von Graphit herriihrt. Der oben genannte dichte Marmor
durchzieht in Bandern von roter Farbe, deren Machtigkeit bis 20 cm betragt,
nach alien Richtungen das kornige Gestein des liegenden Trummes und seiner
ostlichen Fortsetzung im Hauptlager. Meist zeigen die Bander an ihrem
Salbande eine etwas dunklere Farbe als im Centrum. In derselben Weise
tritt der dichte rote Marmor in noch naher zu schildernden Breccien der liegen¬
den Teile der Lagerstatte auf. An einer nachtraglichen Bildung dieses Marmors
aus wasseriger Losung ist jedenfalls nicht zu zweifeln. Spatiger Marmor erscheint
in Drusen als Unterlage von Kalkspathkrystallen. Es wird dieses Vorkommen
bei der Beschreibung der einzelnen Mineralien noch naher zu betrachten sein.
Ausserdem findet er sich im liegenden und hangeuden Trumm in einer Aus-
bildungsweise, wie sie die Mineralgange zeigen. Im liegenden Trumm kommt
er in etwa 20 cm machtigen Zonen vor , welche parallel der Streichrichtung
verlaufen. Ob hier eine wirkliche Wechsel lager ung von kornigem und spatigem
Marmor vorliegt, liess sich nicht feststellen ; wahrscheinlicher ist, dass die spatige
Yarietat eine nachtragliche Ausfullung der im liegenden Trumm vielfach auf-
tretenden Kliifte bildet. Im hangenden Trumm durchsetzen diese gangartigen
Bildungen das Nebengestein , indem sie teilweise an die Stelle des kornigen
Marmors treten und an einigen Stellen Bruchstiicke des Nebengesteins um-
schliessen. Ihre Machtigkeit betragt hier bis zu 40 cm. Eine deutliche
Parallelstruktur ist alien diesen Kalkspath-Vorkommen eigen. Sie bestehen
aus einzelnen Bandern, welche mannigfache Windungen und einen Wechsel
zwischen blutroter, gelber und weisser Farbe zeigen. Die Spaltflacheu der
einzelnen Calcitindividuen stehen zum Teil senkrecht zur Richtung der Bander.
An manchen Stellen findet eine bedeutende Anhaufung kieselsaurereicher
Gemengteile in dem Marmor statt. So kommt nahe am Liegenden der Pinge V
eine Bank sandigen Marmors vor, welcher, wie aus der unten angegebenen Ana¬
lyse (IV) hervorgeht, ca. 12% unloslichen Ruckstand enthalt. Noch uureiner
0 pag. 11.
127
ist hie und da ein spatiger voter Marmor des liegenden Trurams, der in seinem
Aussehen sehr an Eisenkiesel erinnert. Sein Gehalt an unloslichem Ruck-
stand betragt nach einer von Tchihatchef pag. 9 unter V angegebenen Ana¬
lyse 14,36%.
Zu den von Tchihatchef angefuhrten Analysen seien hier noch einige
hinzugefugt :
I
II
III
IV
V
VI
CaO
55,04
52,08
53,46
51,24
49,26
47,48
Mg 0
0,50
1,42
Spur
0,04
0,18
1,33
FeO
0,05
0,23
2,06
3,00
0,74
1,13
co2
42,90
42,70
42,02
41,82
39,33
36,45
h20
0,14
—
0,23
1,26
—
0,40
In H Cl unlos- 1
licher Riickstand /
1,11
4,58
2,13
3,53
11,79
14,36
99,74
101,01
99,90
100,89
101,30
101,15
Die Analysen I, III und IV sind von der Grossh. chemischen Priifungs-
und Auskunftsstation fur die Gewerbe in Darmstadt ausgefiihrt, II von Herrn
Dr. E. Winkler in Darmstadt und die unter IV und VI verzeichneten sind
der Arbeit von Tchihatchef entnommen.
I. Weisser Marmor aus dem Hauptlager. Das Material gehort den
reinsten Partieen an und wurde auch qualitativ untersucht. Es fanden sich
ausser den oben angefuhrten Bestandteilen : In geringen Mengen losliche
Kieselsaure, Thonerde, Magnesia und Kali, ferner Spuren von Natron, Stron-
tiumoxyd und Schwefel.
II. Schwarzgrauer Marmor aus dem Hauptlager. Zwischen I und II liegt
ungefahr die durchschnittliche Zusammensetzung des Gesteins.
III. Dichter voter Marmor aus dem hangenden Trumm.
IV. Gelber Marmor aus dem hangenden Trumm.
V. Marmor aus der sandigen Bank nahe am Liegenden der Pinge V.
VI. Der oben erwahnte spatige rote Marmor aus dem liegenden Trumm.
Der Marmor ist reich an unregelmassigen Ablosungen, die durch Eisen
gelblich gefarbt und oft mit Dendriten uberkleidet sind. Ausserdem durch-
setzen nach alien mdglichen Riclitungen zaldreiche Kliifte das Gestein. Dass
unter den letzteren ein System besonders vorherrscht, ist schon von Tchihatchef1)
erwahnt.
9 pag. 16.
128
Manche Kliifte sind mit Letten angefullt und diese fiihren Schniire von
rotbraunem Bolus mit sich. In einigen finden sich ausserdem abgerundete
Marmorbrocken, und es weisen alsdann deutliche Rutschflachen darauf hin, dass
man es mit Verwerfungs-Kliiften zu thun hat. Diese treten vorzugsweise in
den liegenden Teilen der Lagerstatte auf. Eine der Verwerfungskliifte lasst
sich fast durch das ganze ostliche Marmorlager hindurch verfolgen, die Kluft-
flachen zeigen vielfach parallele Riefen von etwa 20° Neigung, und an einigen
Stellen hat die Verwerfung die Entstehung von Reibungsbreccien zur Folge
gehabt, welche zwischen Kluftflache und festem Gestein eine Schicht von etwa
25 cm Dicke bilden. An einer Stelle sind diese Breeden schon von Tcbihatchef *)
nachgewiesen und naher untersucht worden.
In den liegenden Teilen der Lagerstatte, welche sich vor den ubrigen
durch ihren Reichtum an Storungen auszeichnen, baben sich noch manche
andere Breccien gefunden. Einige derselben bestehen aus eckigen Bruch-
stiicken weissen Marmors, welche durch gangartige Bildungen der dichten
roten Yarietat verbunden sind. Zuweilen enthalten sie auch Fragmente des
erwahnten gebanderten spatigen Marmors und hie und da finden sich in
Hohlraumen Kalkspatkrystalle ausgeschieden. In anderen sind Bruchstucke
von Marmor, sowie einer Einlagerung, durch zerriebenen Marmor verkittet.
Schon friiher1 2) wurde auf die eigentiimlichen Breccien des hangenden Trumms
hingewiesen. Dieselben, durch die untere Tagesstrecke aufgeschlossen , ent¬
halten Bruchstucke von Aplit, der in der Nahe der Lagerstatte vielfach
auftritt, und eines griinlichen zersetzten Gesteins. Dazwischen finden sich
Gemenge, die aus Brockchen der genannten Gesteine und aus Kalkspatkornern
bestehen. Das Bindemittel aller dieser Fragmente bildet gangformig ausge-
schiedener spatiger Marmor. Das griinliche Gestein braust schwach mit konzen-
trierter II Cl; seine griine Farbe mag von einer Neubildung von Chlorit
herriihren. Wahrend es bei den Breccien der liegenden Teile der Lagerstatte
ausser allem Zweifel ist, dass sie Folgen einer nachtraglichen mechanischen
Thatigkeit sind, so liegt bei den Vorkommen im hangenden Trumm auch
die Moglichkeit einer anderen Entstehung vor. Die Thatsache, dass die
Breccien geradezu den Marmor vertreten, weist vielleicht darauf hin, dass
sie schon bei der Bildung der Marmorlagerstatte entstanden sind.
Der in Drusen ausgeschiedene Kalkspath zeigt zuweilen die Spuren von
Druckwirkungen. So wurden aus einer der noch spater zu besprechenden
1) pag. 13.
2) pag. 126.
129
Drusen des hangenden Trummes Kalkspatspaltungsstiicke zu Tage gefordert,
welche durch eine in der Richtung einer Endkante wirkende Kraft gekrUmmt
sind und an der Stelle der starksten Kriimmung einen seidenartigen Glanz
besitzen.
Nahe der oben erwahnten grossen Verwerfungskluft, an der nordlichen
Wand der Pinge II, ist eine eigentumlich gekriimmte Flache zu sehen. Die-
selbe zeigt etwa die Form einer Wanne und ist etwa 4 m lang und 1,5 m
breit. Spuren einer Abrutschung sind nicht vorhanden. Dagegen scheint der
dahinter liegende Marmor parallel der Fliicbe gebogen zu sein. Die Entstehung
derselben ist wohl ebenfalls auf mechanische Wirkungen zuriickzufuhren.
Eine haufige Ersclieinung im Marmor sind Hoblraume, ahnlich denen, die
von Schalch *) bei der Beschreibung des Wildauer Marmorvorkommens erwahnt
werden. Sie besitzen meist die Form von rohrfdrmigen Sehloten, deren Durch-
messer bis 3 m betragt, durchziehen in aufsteigender Richtung das Gestein und
scbeinen sicli bis zu einer bedeutenden Tiefe hinab zu erstrecken. Wie in Wildau
sind sie haufig mit braunen Letten, Marmor und Granitbrocken gefiillt. An
iliren Wandungen zeigt der Marmor eine eigentumlich sandige Oberflache. Zu-
weilen laufen kleinere Schlote von den grosseren ab, um sich dann wieder
mit diesen zu vereinigen, oder die Schlote erweitern sich zu grossen hohlen-
artigen Raumen. Yor Ort der I. Sohle des Hauptganges hauften sie sich derart
an, class der Abbau in den gewohnten Dimensionen nicht melir geniigende
Sicherheit bot, und man daher genothigt war, geringere Abmessungen anzu-
wenden. Aber auch in der nun fortgesetzten engeren Abbaustrecke zeigten
sie sich sehr storend. So wurde von der letzteren eine Hblde von 7 m Liinge
und 3 m Breite angefabren, von welcher sich nacli oben und unten zahlreiche
Schlote abzweigten. An einigen Stellen batten diese das Gestein derart ge-
lockert, class grosse Blocke herabzustiirzen drobten und o’nne Schiess- und
Keilarbeit hereingewonnen werden konnten. Hochstwahrscheinlich sind die
Hohlraume durch die auflosende Thatigkeit stark kohlensanrehaltigen Wassers
entstanden, und zwar scheint dieses seinen Weg von unten nach oben ge-
nommen zu haben. Die Schlote zeigen namlich sehr haufig die Gestalt von
nach unten gekehrten Trichtern. Zuweilen scheint es clem Wasser nicht ge-
lungen zu seiu, sich durch das Gestein gleichsam hindurch zu bohren, denn
b Erlauterungen zur geologischen Spezialkarte des Konig'reichs Sachsen, Section
Schwarzenberg, pag. 29.
130
man sieht an den Wanden der Hohle Ansatze von trichterformigen Schloten,
die nach oben keine Verbindung haben und mehrmals abgesetzt sind.
Weitere Spuren der Thatigkeit des Wassers finden sich in der Tiefbau-
strecke des hangenden Trummes. Etwa 20 m ostlich von jenem Punkte,
wo Trumm und Hauptlager sich wieder scharen, liegen in vergrustem Granit
grosse Blocke von Marmor. Dieselben bestehen aus vollkommen gesundem
Materia], zeigen etwas abgerundete Kanten und dieselbe sandige Oberflache wie
der Marmor in den Hohlraumen. In dem Granit-Grusse. der olme jede Schich-
tung ist, findet man hie und da kleine eckige Brocken aus gesundem Granit
und Marmor. Hier ist also die Wegfuhrung des Marmors schon sehr weit vor-
geschritten, die Hohlen und Schlote haben sich derart erweitert und vereinigt,
dass nur Marmorblocke und Hohlraume ubriggeblieben sind. Letztere wurden
dann spater von dem zersetzten Nebengesteine ausgefullt.
2. Die Einlagerungen.
Gewisse von den Bergleuten wegen ihrer Harte Eisknopfe1) genannte
Gesteine treten in kugeliger Form und in Banken ohne jede Regelmassigkeit
im Marmor auf. Tchihatchef2) bezeichnet sie als Konkretionen, mit der Begrun-
dung, dass die diese Gesteine zusammensetzenden und die als Beimengungen
des Marmors erscheinenden Mineralien dieselben sind. Ob seine Bezeichnung
richtig ist, bleibe dahingestellt. Andere Thatsachen, welche sie rechtfertigen,
sind nicht vorhanden. Es ist daher hier der allgemeinere Ausdruck „Ein-
lagerungen “ gebraucht.
Der Durchmesser der kugeligen Einlagerungen schwankt zwischen wenigen
Centimetern und mehreren Metern. Die Biinke scheinen Tchihatchef nicht
bekannt gewesen zu sein. Sie sind selten maclitiger als 1 m, erreichen da-
gegen oft eine bedeutende Lange. Ihr Streichen stimmt hie und da mit dem
der Lagerstatte uberein, weicht aber noch haufiger betrachtlich von demselben
ab und verlauft sogar zuweilen vollkommen senkrecht dazu.
Tchihatchef fasst die Einlagerungen in drei Gruppen zusammen:
1) Granatfelsartige,
2) Malakolithfelsartige,
3) Solche vom Habitus der Feldspatgesteine.
Zu der dritten Gruppe gehort eine Reihe von Gesteinen, die besonders
in den letzten Jahren aufgefunden wurden und noch nicht beschrieben sind.
*) Eisknopfe = Eisenknopfe.
2) pag. 19.
131
Von tier Tiefbaustrecke des hangenden Trurames wurde eine amphibolit-
artige Einlagerung von kugeliger Form und etwa 1 m Durchmesser ange-
fahren. Das Gestein besteht hauptsachlich aus Feldspat und gruner Horn¬
blende und enthalt als accessorische Gemengteile : Quarz, Calcit und Pyrit.
Die Hornblende erscheint in grossen, eigentumlich gewundenen Aggregaten
und ist zum Teil in Asbest ubergegangen.
Auf tier IF Sohle des Hauptlagers, nahe dem neuen Forderberge, fand
sich im Marmor ein belles Gestein, welches eine mehrere Meter machtige, senk-
recht zum Streicben tier Lagerstatte gericbtete Bank bildete. Seine Haupt-
gemengteile waren Quarz, Feldspat und Hornblende. An einigen Stellen
traten Titanit und Rhodonit auf. Quarz und Feldspat zeigten schriftgrani-
tiscbe Verwacbsung. Das Gestein war von einer aus Wollastonit und hell-
braunem Granat bestelienden Zone umbiillt.
Nordlich vom neuen Forderberge, nabe am Liegenden, steht eine im
Streicben verlaufende Bank an, welche einem pegmatitischen Gesteine ange-
hort. Dieses enthalt Quarz, Feldspat und sparlichen Biotit und besitzt etwas
Schichtung. Ihm sebr almlicb ist eine kugelige Einlagerung, welche sich nahe
am Liegenden tier Pinge III findet und deutliche Schriftgranit-Struktur auf-
weist. Beide Vorkommen sind vielleicht in Beziebung zu dem Pegmatit-
gang im Hangenden des Marmors zu bringen.
Ferner ist auf der II. Sohle des Hauptlagers dem Marmor konkordant eine
Bank eines breccienartigen Gesteins eingelagert. Die Bank ist etwa 5 m vom
liegenden Zwischenmittel entfernt und 15 cm machtig. In einer dichten weissen
Masse liegen parallel zum Streicben zackige Scblieren eines schwarzen Ge-
steines, welches makroskopisch nur zablreiche Biotit-Blattcben erkennen lasst.
Am Kontakt mit dem Marmor linden sich vielfacli Bander von Granat- und
Wollastonitfels. Die unter der giitigen Leitung des Herrn Dr. Koch vorge-
nommene mikroskopische Untersuchung ergab folgendes: Die weisse Masse
ist mit II Cl schwach brausender Kalksilikathornfels und enthalt: Quarz und
Feldspat in maschenartiger Verwachsung, ferner triibe Massen, die vielleicht
aus zersetztem Feldspat bestehen, Malakolith untl hie und da Kornchen von
Vesuvian und Zirkon. Die schwarzen Schlieren bestehen aus gruner Horn¬
blende in aktinolithischer Form, Biotit, Malakolith, Quarz und sparlichem Feld¬
spat. An einigen Stellen fand sich auch Schwefelkies. Der Malakolith tritt
besonders an der Grenze gegen das weisse Gestein bin auf. Alle Gemengteile
der Schlieren sind parallel zum Streichen der Bank angeordnet.
Hoffmann, Die Marmorlager von Auerbach a. d. B.
2
132
Im liegenden Trumm, sowie im entsprechenden Teile des Hauptlagers,
liegen im Marmor allenthalben Banke und unregelmassige Brocken von Horn-
fels und Granit. Sie sind meist sehr verwittert und von einer griinen stark
zersetzten talkigen Masse umgeben. An mehreren Stellen waren zwiscken
diesen Gesteinen und dem Marmor aus Epidot und Granat bestehende Kontakt-
bildungen zu sehen. Vielleicht ist hieraus auch die grime talkige Substanz
hervorgegangen.
Am neuen Forderberge schiebt sich von Norden her eine Wand schiefriger
Gesteine mit etwa 45° Einfallen in das Hauptlager hinein. Ob dieselbe dem
Liegenden angehort, oder ob sie nur von einer grossen Einlagerung herriihrt,
hat bis jetzt noch nicht festgestellt werden konnen. Besonders bemerkens-
wert ist bier jedoch, dass etwa 5 m von ihr entfernt und parallel mit ihr dem
Marmor ein ca. 25 cm machtiges Fldtz desselben Gesteines eingelagert ist.
Der Uebergang vom Gneiss zum Marmor wird zu beiden Seiten des Flotzes
durch Zonen, die aus Granat und Wallastonit bestehen, vermittelt. Die bisher
aufgeschlossene Lange dieser flotzartigen Einlagerung betragt etwa 20 m.
Schliesslich sei nocli ein Gesteinsbruchstiick erwahnt, das in allerneuester
Zeit in der Nalie des hangenden Zwischenmittels gefunden wurde und geeignet
erscheint, einiges Licht auf die Frage der Entstehung des Marmors zu
werfen. Das Bruchstuck besitzt etwa Kopfgrosse und einen nahezu recht-
eckigen Querschnitt. Letzteres derart, dass man eine in den Marmor ein-
gesetzte Grabplatte vor sich zu haben glaubt. Das Gestein ist von mittlerem
Korne und besteht aus Quarz, Plagioklas und Hornblende in aktinolithischer
Form. Accessorisch erscheint reichlicher Titanit, sowie untergeordnet Magnet-
kies. Die griinen Aktinolithsaulchen sind parallel orientiert. Ihre Richtung
verlauft senkrecht zum Streichen des Marmors. Das Ganze ist von einer
bis 2 cm machtigen Schale von Wollastonit und vereinzelt hellbraunem
Granat umgeben. Die Wollastonitnadeln stehen senkrecht zur Kontaktflache.
3. Die Ivon taktbild ungen.
An der Grenze zwischen Marmor und Nebengestein treten Kontakt-
bildungen auf, welche den von anderen Urkalkvorkommen bekannten sehr ahn-
lich sind. Nach Tchihatcbef1) sollen diese von ihrn Grenzbildungen genannten
Gesteine nur an einigen Stellen vorhanden sein, sie haben sich jedoch iiberall
vorgefunden, wenn auch zuweilen in geringer Machtigkeit. Es lassen sich im
wesentlichen zwei Gruppen unterscheiden :
b pag. 27.
133
Die eine Gruppe zeigt eine bestimmte Reihenfolge ihrer Einzelbildungen.
An der Grenze des den Marmor umhullenden Gesteins treten Hornblende und
Biotit sehr zuriick, and Quarz und Feldspat sind zuweilen schriftgranitisch
verwachsen. Nach der Lagerstatte bin folgt eine Zone, die hauptsachlich
aus Epidotfels besteht und nur vereinzelt derbe Massen von Quarz und rot-
lichem Feldspat enthalt. Dem Marmor zunachst tritt ein dunkelbrauner korniger
Granatfels auf. Das Vorkommen von „Scbriftgranit“ am Salbande des Mar-
mors worauf schon Fuchs und Knop aufmerksam niacben, wurde von Tchi-
hatchef nicht konstatiert. Die einzelnen Zonen sind ziemlich scliarf von ein-
ander geschieden. Wenn auch zuweilen eine derselben fehlt, so bleibt dock
uberall die Reihenfolge die gleiche. Kieselsaure, Thonerde und Alkalien
nehmen somit nach der Lagerstatte bin ab, wahrend der Kalkgehalt zunimmt.
Der Granatfels war in der unteren Tagesstrecke des hangenden Trummes, wo
derselbe zuweilen eine Machtigkeit von beinahe einem Meter erreichte, vielfach
deutlich in zwei Zonen geteilt, von denen die dem Marmor zunachstliegende
eine rote, die entferntere eine dunkelbraune Farbe zeigte. Zwischen dem
Nebengestein und dem Epidotfels erscheint zuweilen Rhodonit und zwar meist
da, wo das Nebengestein die schriftgranitische Ausbildung besitzt.
Bei der zweiten Gruppe fehlt jene Gesetzmassigkeit. Das Bindeglied
zwischen Marmor und Nebengestein bildet bier ein Gestein, das in der Haupt-
sache aus Wollastonit besteht. In diesem liegt regellos eingebettet ein hell-
brauner Granatfels. Zuweilen findet sicli auch Vesuvian eingewachsen, sowie
nach Tchihatchef1) Orthoklas, Plagioklas, Titanit und Hedenbergit. Nicht
selten zeigt das Nebengestein auch bei dieser Gruppe am Kontakt Schrift-
granitstruktur und ein Zuriiktreten der Hornblende und des Glimmers. Der
Wollastonit ist meist verwittert. Die Verwitterung schreitet nach dem Ab-
bau des Marmors noch weiter fort, eine Erscheinung, die fur den Betrieb sehr
storend ist, da in Folge der Verwitterung sich im Laufe der Zeit grosse Flatten
des Kontaktgesteins ablosen und hereinzustiirzen drohen. Erhoht wird diese
Unannehmlichkeit noch durch die Thatsache, dass auch das Nebengestein am
Salbande fast immer vergrusst ist. In ausgezeichneter Weise sind die
Bildungen dieser Gruppe an jener erwahnten unter 45° einfallenden Wand im
Liegenden des Hauptlagers entwickelt. Dieselbe ist von einem ca. 20 cm
machtigen Gesteine ummantelt, welches aus Wollastonit mit eingebettetem
hellbraunen Granatfels besteht. Dariiber folgt in einer Machtigkeit von etwa
') pag. 26.
2*
134
1 ra ein inniges Gemenge von Wollastonit, Vesuvian, Calcit und sparlichem
Granat. Von der Wand ragt in den Marmor eine Zunge desselben Gesteins hinein,
welche dieselben Kontaktumhlillungen zeigt. Eine von der Grossh. ebemischen
Priifungs- und Auskunftsstation fur die Gewerbe zu Darmstadt vorgenommene
Analyse des Gesteines der ausseren Zone ergab nachfolgende Zusammensetzung :
CaO 40.02
Mg 0 0.46
Fe2 03 + Al2 03 1.64
in H Cl unlosl. Riickst. 28.30
losl. Si 02 2.48
Co2 26.67
H2 0 0.19
Alkalien Spuren
99.76
Die Machtigkeit der Kontaktzone wecbselt zwischen wenigen cm und
1,5 m. Die Bildungen der ersten Gruppe finden sicb meist im Hangenden
des Hauptlagers und seiner beiden Nebentrummer, die der zweiten gewohn-
licli im Liegenden derselben. Vielleicht ist diese eigentiimliche Erscheinung
nicht ohne Bedeutung. Merkwiirdiger Weise kennt Tchihatchef die Grenz-
bildungen von Granat- und Wollastonitfels nur auf der Nordseite des Mar-
morlagers.
Ausser den genannten erwahnt Tchihatchef1) noch „gneissartige Grenz-
bildungen“, welche teils direkt am Marmor, teils in grosser Nahe desselben, auf
wenige Punkte beschriinkt, vorkommen sollen. Nur zwei derselben liaben sich
mit Sicherheit nachweisen lassen. Die eine findet sich auf der Sudseite der
Pinge V. Es ist ein Hornblende-Quarz-Feldspat-Gestein, das sich durch reich-
lichen Gehalt an Epidot auszeichnet. Die andere Grenzbildung, einem Horn-
fels nicht unahnlich, steht am Liegenden der Pinge IV an.
II. Die tibrigen Lager.
Die Gesamtlange des Lagers auf der Bangertshobe betragt etwa 400 m,
die Machtigkeit nirgends mehr als 7 in. Ob es ein zusammenhangendes
Gauze bildet, lasst sich bei den ungenugenden Aufschliissen nicht erkennen.
Der Marmor steht nahezu saiger, nur hie und da macht sich geringes Einfallen
') pag. 30.
135
nach Siidost bemerkbar. Das Streichen ist ungefahr dasselbe wie in der Ross-
bach. Die konkordante Lagerung von Marmor and Nebengestein ist an mehreren
Stellen deutlich zu sehen. Audi die Kontaktbildungen, sowie Einlagerungen
fehlen niclit. Letztere sind im Gegensatz zu den Einlagerungen in der Ross-
bach-Lagerstatte vielfach in Form von kleinen Linsen parallel der stark hervor-
tretenden Banderung angeordnet. Die nachsten Punkte der Marmorlager auf
der Bangertshohe und in der Rossbach liegen etwa 500 m auseinander. Jedodi
iindet sidi zwischen ihnen nocli ein weiterer kleiner Marmoraufschluss. Fasst
man beide Vorkommen zusammen, so betragt die Liinge des ganzen Marmor-
zuges 1400 m. Die Lagerstatte auf der Schonberger Hdlie ist in einer Lange
von etwa 100 m bekannt. Die Machtigkeit scheint im Durcbschnitt 10 m zu
betragen. Ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen auf der Schonberger
Holie und dem am Kircliberg liisst sicli niclit nachweisen.
Das Nebengestein der Marmorlager in der Rossbach
und auf der Bangertshohe mit besonderer Berucksichtigung
des geologisclien Prolils der Hauptgrube.
(Siehe Taf. I).
Das unmittelbare Liegende der beiden Marmorlager in der Rossbach wird
von einem vergrussten diinnschiefrigen Gestein gebildet, dessen Machtigkeit
etwa 1 m betragt. In der Hauptgrube ist dieses Gestein nur an einer Stelle
aufgeschlossen, dagegen am Tage in den Pingen uberall zu sehen. Unter ihm,
sowie als unmittelbares Liegendes des Lagers auf der Bangertshohe er-
scheint jene eingangs erwahnte Zone des vergrussten Hochstadter Granits,
welcher iibrigens auch in der Pinge V iiber der Vordergrube bis an den
Marmor herantritt.
Die Hauptmasse des liegenden Zwischenmittels in dem Marmorlager der
Hauptgrube gehort einem hellen massigen Gesteine an, welches in Zusammen-
setzung und Aussehen grosse Aehnlichkeit mit dem friiher genannten Horn-
blendegranit besitzt. Yon diesem unterscheidet es sicli nur durcli grosseres
Zuriicktreten der Hornblende und des Biotits. Das Gestein ist wohl mit
Sicherheit als eine Varietat des normalen Hornblendegranits anzusehen, umso-
mehr, als dieser ja schon in unmittelbarer Niilie im Hangenden der Marmorlager-
statte auftritt. Im liegenden Querschlage, nahe am Kontakt mit dem liegenden
136
Trumme, enthalt das Gestein an einer Stelle zahlreiche Titanit-Krystallchen
makroskopisch eingeraengt, und in der Mitte des Zwischenmittels hat der
Querschlag eine etwa 1 m machtige Zone eines liellen Granatfelses durch-
fahren. Zwischen deni Hornblendegranit und dem Marmor des Hauptlagers
liegt wieder eine ca. 1 in machtige Schicht des vergrussten diinnschiefrigen
Gesteines.
Audi das hangende Zwischenmittel bestelit hieraus. Das Gestein ist
hier jedoch meist gesund und nur zu beiden Seiten am Kontakt mit dem
Marmor des Hauptlagers resp. des hangenden Trummes in etwa 50 cm
machtigen Zonen stark verwittert. Es enthalt hin und wieder kleinere Feld-
spat-Augen.
Im Hangenden des Marmorzuges Rossbach-Bangertshohe beginnt die Zone
des normalen Hornblendegranits. Allerdings tritt derselbe nicht uberall bis
an den Marmor lieran. Vielfach schiebt sich zwischen beide Gesteine wiederum
eine Schicht des diinnschiefrigen Gesteines, clessen Machtigkeit wolil im Durcli-
schnitt 1,5 m betragen wird. In der Rossbach wird das unmittelbare Hangende
fast allein von demselben gebildet. Nur in dem ostlichen Teile des Marmor-
lagers der Hauptgrube erscheint der Hornblendegranit direkt am Marmor.
Aus vorstehendem ergeben sich somit die Thatsachen: Der Marmorzug
Rossbach-Bangertshohe liegt ziemlich genau auf der Grenze der beiden Ge-
steinszonen des Hochstadter Granits im Liegenden und des Hornblendegranits
im Hangenden. Ausser dem Marmor, und zwar diesen meist umliiillend, tritt
zwischen den beiden Graniten in geringer Machtigkeit ein dunnschiefriges
Gestein auf, welches ausserdem in der Hauptgrube mit dem Marmor, sowie
dem Hornblendegranit wechsellagert.
Gangbildimgen in der Niihe der Marmorlager.
Tchihatchef1) beschreibt die in der Nalie der Marmorlager auftretenden
Giinge von Granit (Aplit), Pegmatit, Quarz, Basalt und Augitminette. Dieser
Beschreibung ist nocli einiges liinzuzufugen :
1 . Pegmatit.
Ausser dem von Tchihatchef geschilderten Pegmatitgange, welcher am
Hangenden des hangenden Trumms scheinbar abstosst, ist nocli ein zweiter
0 pag. 44.
137
besonders zu erwahnen. Derselbe stelit am Hangenden der Tinge I an und
ist nacli Siiden zu etwa 100 m weit zu verfolgen. Das Gestein dieses Ganges
ist in Zusammensetzung und Aussehen dem des erstgenannten sehr ahnlich.
Es zeigt ebenfalls vielfach Schriftgranitstruktur und enthalt reichliche Bei-
mengung von Turmalin.
Eine ganze Reilie kleinerer Pegmatit- sowie Aplitgange ist von den
Pingen in der Rossbach und auf der Bangertshohe im hangenden und liegen-
den Nebengesteine aufgeschlossen. Merkwiirdiger Weise scheint keiner dieser
Giinge den Marmor ungestort zu durchsetzen, wenn auch ihr Material vielleielit
in den oben erwahnten Einlagerungen mit Schriftgranitstruktur wieder zu
erkennen ist.
2. Augitmin ette.
Der von Tchihatchef beschriebene Minettegang, der den ostlichen Mannor-
korper der Hauptgrube durchbricht, stelit nicht, wie Tchihatchef angibt,
saiger, sondern besitzt ein Einfallen von 60 — 70° nacli Osten. Das Gestein
ist stark verwittert. Es war dies seiner Zeit die Veranlassung, dass an einer
Stelle, wo der Minettegang als Hangendes des Hauptlagers auftritt, ein grosser
Tagesbruch stattfand. In der Grube fiihrt der Gang Selin lire von spatigem
Kalk, in welchem Einschliisse von Kupferkies und Malachit enthalten sind.
Ein zweiter bis 20 cm machtiger Gang ist durch die Tiefbaustrecke
des hangenden Trummes aufgeschlossen und durchsetzt annahernd im
Streichen den Marmor. Das Gestein ist von schwarzgrauer Farbe, vollstandig
frisch und lasst mit blossem Auge in einer dichten Grundmasse porphyrisch
eingesprengte Biotit-Bliittchen erkennen. Eine Kontaktwirkung auf den Mar¬
mor zeigt sich nirgends, wolil deshalb, weil das sclion vorhandene krystalline
Gefiige des Gesteins durch das Eruptivgestein nicht mehr verandert werden
konnte. Andrerseits hat der Marmor durch Abkiihlung einen Einfluss auf die
Struktur der Minette ausgeiibt. Das Minettegestein wird namlich nacli den
Salbandern zu vollkommen diclit. so dass der Biotit makroskopisch nicht mehr
zu erkennen ist. Ausserdem bemerkt man am Kontakt mit dem Marmor viel¬
fach eine prismatische Ahsonderung, welclie senkrecht gegen die Abkiililungs-
flache gerichtet ist. Die Machtigkeit wechselt auf kleinem Raum ausser-
ordentlich oft; sie sinkt bisweilen bis zu 2 cm herab. Nicht selten begleiten
nur wenige mm machtige Trummchen den Gang, oder derselbe entsendet
breitzackige Apophysen in das Nebengestein. Einschliisse sind haufig; es
sind entweder eckige Brocken von Hornblendegranit, oder kornige Aggregate
138
von Quarz, oder auch Schmitzen vora Marmor. Zuweilen sind die Ein-
schliisse von konzentrischen Stveifen der Gangraasse umgeben. Wie die
dichte Beschaffenheit der Minette in diesen Streifen schliessen lasst, ist die
Entstehung der letzteren einer abkiihlenden Wirkung der Einschliisse zu-
zuschreiben.
Ein weiterer Minettegang befindet sich an dem Wege, der auf der Schon-
berger Hohe entlang fiilirt, dstlich von dem Ernst-Ludwigstempel.
Einem gemischten Gange sckeint ein aus der Hauptgrube stammendes
dichtes Gestein anzugehoren , dessen Fundort leider nicht genau ermittelt
werden konnte. Es durchbricht gangartig den Marmor in einer Machtigkeit
von etwa 20 cm and besteht aus einer scbwarzen Gangmitte mit roten Sal-
bandern, welche Schlieren der scbwarzen Gesteinsmasse enthalten. Das Vor-
kommen wurde von Herrn Dr. Cbelius einer mikroskopischen Untersuchung
unterzogen. Nach seiner Mitteilung erscheint das rote Gestein einem Aplit
nicht unahnlich, wahrend das schwarze Diorit- and Gabbro - Ganggesteinen
gleiclit, welche am Melibokus und Frankenstein vorkommen.
Die Mineralien.
Von fruheren Arbeiten, welche sich mit einer Beschreibung der im Marmor
von Auerbach und seinen Nebenbildungen vorkommenden Mineralien be-
fassen, ist vor allem nochmals die Arbeit von C. W. C. Fuchs zu nennen, in
welcher etwa 20 Mineralien beschrieben werden. Kurze Notizen hnden sich in
„Die Mineralvorkommen im kornigen Kalke von Auerbach an der Bergstrasse“
von W. Harres1) und in einem Nachtrage2) hierzu. Ferner sind, wie schou
eingangs erwahnt wurde, nocli mehrere Beschreibungen einzelner Mineralien
vorhanden. Tcliihatchef beschrankt sich darauf, eine tabellarische Uebersicht
zu geben. Als neu sind den hierin aufgefuhrten Mineralien folgende hinzu-
zufugen :
Gold, Kupfer, Safflorit?, Silberglanz und Bolus.
Einige der vorkommenden Mineralien sind nur durch das Mikroskop
nachgewiesen, andere sind von untergeordneter Bedeutung. Die interessantesten
und makroskopisch sichtbaren sollen im nachfolgenden beschrieben werden.
') Notizblatt des Vereins fur Erdkunde zu Darmstadt und des mittelrlieinischen geo-
log'ischen Vereins, 1881, IV (III), 13, pag. 9ff.
2) Notizblatt. etc., 1882, IV (III), 15, pag. Off.
139
Als Material haben die Sammlungen der Herrn Dr. W. Hoffmann in Auerbach
und W. Harres in Darmstadt gedient. Ausserdem waren vielfach Beobach-
tungen an Ort und Stelle moglich. Beziiglich des Fundortes sei noch bemerkt,
dass die Marmorlager in der Rossbach und auf der Bangertshohe fasst aus-
scbliesslich die Mineralien geliefert haben. Yon den beiden anderen Vorkommen
sind ihrer schlecbten Aufschliisse wegen mir nur wenige bekannt geworden. Wo
ein Mineral auf eine Lokalitat bescbrankt auftritt, soli dies angegeben werden.
1. Graph it.
Sein Auftreten in dem schwarzgrauen Marmor, sowie in den dunklen
Bandern ist schon erwahnt. Auch die blaue Varietat fuhrt Grapbit. Der
Durchmesser der mit blossem Auge erkennbaren Tafelcben betragt bis zu
2 mm. Auf der Bangertshohe fand sich Grapbit in blattrigen Massen mit
nieriger Oberflache, aufgewachsen auf Kalkspatkrystallen.
2. Arsen (Bangertshohe).
Arsen trat als Ueberzug von Marmor auf.
3. Gold (Bangertshohe).
Dieses fand sich in kleinen Kornchen im Marmor eingesprengt.
4. Silber (Rossbach).
Gediegenes Silber kam nur einmal in kleinen drahtformigen Gebilden
in dem Marmor vor.
5. Kupfer (Rossbach).
Auch dieses ist selten. Es wurde einmal als feiner Draht im Marmor
gefunden und erscbeint ausserdem in winzigen hellglanzenden Krystallchen
in Doppelspat eingeschlosssen. Auch die in diesem vorkommenden Dendriten
diuften zum Teil aus gediegenem Kupfer besteben.
6. Schwefelkies.
Derselbe tritt in derben Massen und kleinen Krystallen im Marmor, in den
Einlagerungen und Kontaktbildungen auf. Im Marmor reichert er sich besonders
in den schwarzen Bandern an. Bis jetzt sind folgende Krystallformen bekannt:
1) Hexaeder.
2) Hexaeder mit dem Oktaeder.
3) Pyritoeder.
4) Oktaeder.
140
5) Hexaeder und Pyritoeder.
6) Hexaeder, Oktaeder und Pyritoeder, und
7) diese mit einem Trapezoeder.
7. Arsenkies.
Der Arsenkies koramt meist in deutlichen Krystallen, seltener in kornigen
Aggregaten im Marmor in der Nahe des Salbandes, sowie in den Einlagerungen
und Kontaktbildungen vor. Fur die Krystaile hat Magel1) drei Typen aufgestellt.
Die gewohnlichste Form (Typus I) ist: ooP.^P*. Zuweilen tritt
hierzu noch P 65. Die Krystaile sind vorzugsweise in der Richtung der
Queraxe ausgebildet und haufig nach der Quersaule verzwillingt. Auf der
Langssaule zeigt sich parallel der L'angsaxe eine ausgezeichnete Streifung,
welche durch Alternieren der Flachen und \ P * und % P oo hervorgerufen wird.
Die Krystaile des II. Typus, welche nur in einer einzigen Stufe vertreten
sind, sind in der Richtung der Hauptaxe in die Lange gezogen. Ausser der
vorherrschenden aufrechten Saule erscheinen : £P 66, § Poo?, Poo, 2P 66, P oo, P2.
Die aufrechte Saule ist federartig gestreift parallel den Kombinationskanten
von P oo mit oo P und von P & mit oo P. Die Krystaile sind nicht wie sonst
nach oo P, sondern nach 0 P spaltbar.
Der Typus III ist nur an einem Krystall beobachtet worden. Derselbe
bildet einen Durchkreuzungs-Drilling und zeigt die Flachen: J P 66, P 66 und oc P.
Die Einzelindividuen sind besonders in der Richtung der Langsaxe entwickelt.
8. Speiskobalt (Bangertshohe).
Derselbe fand sich in derben Schniirchen und kleinen Krystallen von
der Form oo 0 oo . 0 im Marmor.
9. Safflorit (Bangertshohe).
Safflorit soil nach der Angabe des Herrn Harres in diinnen Schnuren
und winzigen Krystallen im Marmor vorkommen. Moglicher Weise jedoch liegt
hier eine Verwechslung mit dem regularen Speiskobalt vor.
10. Magnet kies.
Der Magnetkies ist ein ziemlich haufiges Mineral. Er erscheiut meist
in derben Massen im Marmor und in den Einlagerungen. Vielfach trifft man
■) G. Magel. Die Arsentiese von Auerbach. Bericht der oberrheinischen Gesell-
schaft fiir Natur- und Heilkunde in Bonn, 1883, XXII, pag. 297.
141
ihn aucli in diinnen Tiifelchen von undeutlich hexagonalen Habitus. Ausge-
bildete Krystalle sind selten. Sie zeigen die Basisflache, eine sechsseitige
Saule und ausserdetn zuweilen noch eine sechsseitige Pyramide von derselben
Ordnung wie die Saule. Als Begleiter des Magnetkieses treten Schwefelkies,
Arsenkies und Kupferkies auf.
11. Zinkblende.
Die Zinkblende kommt selten vor. Sie findet sich in dem Marmor
in diinnen, gelben bis braunlichroten, durchscheinenden Blattchen und kleinen
Krystallen. Letztere sind von dem Granatoeder begrenzt und nach der Okta-
ederflache verzwillingt.
12. Bleiglanz.
Auch der Bleiglanz ist nicht haufig. Man bndet ihn in derben Partieen
und kleinen Krystallen zuweilen rait Zinkblende in dem Marmor. Die
Krystalle zeigen meist das Hexaeder, oder dieses vorkerrschend mit unterge-
ordnetem Oktaeder. Hie und da erscheint auch die Kombination oo 0 oo . 0 . oo 0.
In interessanter Weise trat der Bleiglanz vor ca. 2 Jahren auf der II. Sohle
des Hauptlagers auf. Dort durchzog er, hie und da mit Zinkblende und
Schwefelkies gemengt, in einem etwa 1 cm machtigen, von zahlreichen Neben-
trummchen begieiteten Gangchen den Marmor. Er war meist fein eingesprengt
und fand sich nur hie und da in grosseren derben Partieen. Der Marmor hatte
an den Salbandern des Gangchens eine eigentumlich gelbe Farbe angenommen.
13. Silberglanz (Bangertshohe).
Silbergianz kam einmal in winzigen Blattchen im Marmor vor.
14. Kupferglanz (Bangertshohe).
Dunne rhombische Tafelchen von Kupferglanz wurden, begleitet von
Kupferkies, im Marmor gefunden.
15. Molybdanglanz.
Der Molybdanglanz ist nicht gerade selten. Er bildet kleine blattrige
Massen und deutliche Krystalle von sechsseitigem Umriss und bis 8 mm Durch-
messer. Man trifft ihn eingewachsen im Marmor und im Granatfels. Im
Besitze des Herrn Harres befindet sich ein Krystall, der sehr deutlich die
glanzenden Flachen der Basis und einer sechsseitigen Pyramide zeigt und sich
sehr gut zu Messungen mit dem Retlexionsgoniometer eignen gurfte.
142
16. Kupferkies.
Derselbe erscheint in derben Massen und kleinen Krystallen im Marmor.
Zu erwahnen ist besonders sein Vorkommen im Ausgekenden des hangenden
Trummes. Der Marmor ist bier stark eisenbaltig, rotbraun gefarbt und
fuhrt vielfacb Eisenglanz, sowie derbe Partieen von Kupferkies, Bunt-
kupfererz, Malachit und Brauneisenerz. Das Auftreten der Lagerstatte an
dieser Stelle erinnert lebhaft an den eisernen Hut der Erzgange. Kupferkies-
Krystalle finden sich ausserdem zuweilen als Einschlusse im Doppelspat.
17. Roteisenerz, Eisenglanz.
Von Fuchs1) wil’d Roteisenerz in derben Massen und in Skalenoedern,
Pseudomorphosen nach Kalkspat bildend, erwahnt.
Die Varietat des Eisenglanzes im Ausgehenden des hangenden Trumms
bildet stahlgraue kornige Aggregate.
Eisenrabm tritt als Ueberzug von Kalkspatkrystallen , sowie als Ein-
schluss in denselben auf.
18. Fahlerz (Rossbacb).
Fahlerz erscheint nach Fuchs2) in lichtstahlgrauen Massen in Malachit
oder Kupferlasur eingeschlossen.
19. Quarz.
Partieen von derbem Quarz begleiten, wie erwahnt, sehr haufig den
Epidot- und Granatfels. Ausserdem finden sich Quarz-Krystalle von der ge-
wohnlichen Form: -|- R . — R . oo R zuweilen auf spatigem und kornigem Kalk.
20. Zirkon (Bangertshohe).
Ein rotlichgrauer kleiner Zirkon-Krystall mit den Flacheu einer vier-
seitigen Saule und eines Oktaeders derselben Ordnung kam in einer Eiu-
lagerung vor.
21. Magneteisen (Rossbacb).
Der Stollen der Vordergrube durchfuhr nach Ludwig3) eine stark magnet-
eisenhaltige, dem Gneisse eingelagerte Marmorlinse.
22. Wad (Bangertshohe).
Erdige, dunkelbraune Massen von Wad fanden sich in Kliiften einer
manganreichen Zone im Marmor.
’) pag. 33.
2) pag. 31.
3) Erlauterungen zur geologischen Specialkarte des Grossherzog'tliurus Hessen, Section
Worms, pag. 11.
143
23. Brauneisen.
Das im Ausgehenden des hangenden Trumms vorkommende Brauneisenerz
bildet erdige Partieen von gelbbrauner Farbe. Im Doppelspat erscheint es
in Dendriten, sowie als dunner Ueberzug uberwachsener Krystallflachen. Audi
als Pseudomorphose nach Schwefelkies tritt Brauneisen bin und wieder auf.
24. K a lk spat.
Derselbe findet sicb allenthalben in Drusen und auf Kliiften des Marmors
in meist sehr gut ausgebildeten Krystallen und spatigen Massen. Die grossten
und schonsten Krystalle kommen in der Vordergrube und im hangenden Trumm
der Hauptgrube vor. Sie bilden daselbst Gruppen in grossen Scldoten, welche
in senkrechter Richtung den Marmor durchziehen. Im hangenden Trumm ist
ein soldier Schlot vom Ausgehenden bis hinab zur Abbaustrecke der I. Sohle
zu verfolgen.
Die Krystallbegrenzung ist eine mannigfaltige. Das Grundrhomboeder
als einfache Form tritt nur selten auf. Haufiger erscheint es in Kombination
mit der Gradendhache oder es stumpft die Kanten von — 2 R gerade ab. Dieses
Rhomboeder fiir sich allein ist vielfach vertreten. Meist erhalten seine Kanten
durch die angedeuteten Flachen eines Skalenoeders ein sageformiges Aus-
sehen. Sehr oft findet sich das nachste stumpfere Rhomboeder — \ R, ge-
wohnlich kombiniert mit einem steileren Rhomboeder derselben Ordnung oder
der sechsseitigen Saule I. oder II. Stellung. Von Skalenoedern ist besonders
R 3 zu nennen, sowolil allein, als auch in Kombination mit anderen Flachen.
Haufig sind die Kombinationen : -f R . R 3 und OR. + R.R3. Ferner er¬
scheint vielfach — 2 R 2 in der Endkanten-Zone von — 2 R und mit feder-
artiger Streifung, welche durch Wiederholung der Koinbinationskanten beider
Formen hervorgerufen wird. An einigen Stufen wurden unter der gutigen
Leitung des Herrn Dr. Scheibe Messungen mit clem Anlegegoniometer vorge-
nommen. Es ergaben sich folgende Kombinationen:
1) OR. -f R.R3.fR und ein steileres Skalenoeder I. Ordnung.
2) + R . R 3 . f R, sowie ein R 3 nahestehendes Skalenoeder.
3) 0 R . + R . R 3 . | R und — V- R?
4) 0 R . + R . R 3 . | R.
5) — 2 R . — 2 R 2 mit — \ R 3, die Kanten von — 2 R zuscharfend und
R 3, die von — 2 R 2 zuscharfend.
6) — 2 R . 2 R 2 . — |R3,
144
7) — 2 R . — 2R2 und + R, die Kanten von — 2 R gerade absturapfend.
8) + R, eine 2R3 nahestehende Form, ferner in der Endkantenzone
des Grundrhomboeders, ein wenig von ihm abweichendes Skalenoeder,
wahrscheinlich f R §. Die Messung des spitzen Wiukels in den End-
kanten dieses Skalenoeders ergab 122°, wabrend fiir |Rf dieser
Winkel1) 122° 37' betragt.
9) + R . R 3 und 2 R 3 ?
10) + R . R 3 . 2 R3 und + 4 R, als gerade Abstumpfung der stumpfen
Endkanten von 2 R 3.
11) — iR. — 2R, ferner ein steileres Rhomboeder und ein Skalenoeder
von derselben ( — ) Ordnung, wie die ersten Formen.
12) — \ R, ein steiles Skalenoeder derselben Ordnung, sowie die aufrechte
Saule I. Stellung.
13) — \ R und die aufrechten Saulen I. und II. Stellung.
Die Bestimmung des mehrfach erwahnten Rhomboeders f R ergab sicb
aus der Thatsacbe, dass es die stumpfen Endkanten von R 3 gerade abstumpft.
Die Neigung von -| R, gegen das Grundrhomboeder betragt 156° 42/2), da-
gegen fand sich bei der Messung ein Winkel von 148°. Derselbe weist aber
auf 4 R bin, da er dem Winkel von 148° 54', den dieses Rhomboeder mit
+ R in Wahrheit bildet, am nachsten kommt. Eine Erklarung fiir diese
eigentumlichen Verhaltnisse ware vielleiclit darin zu suchen, dass das Skaleno¬
eder nicht das angegebene Symbol, sondern ein diesem sehr nahestehendes
komplizierteres besitzt. Die Winkel des Skalenoeders waren zwar die von
R 3, seine Flachen sollen aber in der Endkanten-Zone des Grundrhomboeders
liegen. Dieses war jedoch nicht vollstiindig der Fall, da die Endkanten des
Grundrhomboeders und die Kombinationskanten desselben mit dem Skaleno¬
eder nur annahernd parallel waren. Leider war bei der Rauheit der Krystal 1-
flachen eine hinreichende Genauigkeit der Messungen nicht zu erreichen. Es
liess sich daher nicht entscheiden, ob die gefundenen Abweichungen gesetz-
massige waren, oder ob sie nur von einem unregelmassigen Wachstume her-
riihrten. Da im allgemeinen die einfachen Formen die grosste Wahrschein-
lichkeit fiir sich haben , so wurde fiir das Skalenoeder das Symbol R 3 und
daraus sich ergebend, fiir das Rhomboeder das Symbol | R angenommen.
') Siehe Zippe, Uebersicht der Krystallgestalten des rkoinboedrischen Kalkhaloids,
pag. 145.
2) Siehe Zippe, pag. 136.
145
Die Dimensionen der Krystalle sind zuweilen geradezu riesige. So wurde
beispielsweise aus einer der erwahnten Schlote des hangenden Trumms ein
Krystall von der Kombination + R . R 3 zu Tage gefordert, der eine Hdlie
von 40 cm und einen ebenso grossen Durchmesser hatte. Knop1) erwahnt
Skalenoeder von 1 Fuss Lange und 1 — 4 Fuss Dicke.
Haufig erscheinen Zwillinge nach der Basisflache, sowolil von ausge-
bildeten Krystallen als auch von Spaltungsstucken. Unter den ersteren linden
sich zuweilen die bekannten Skalenoeder-Zwillinge mit einspringenden Winkeln
in der Ebene der Nebenaxen. An Spaltungsstucken ergiebt die Zwillings-
verwachsung nach der Basisflache meist die bekannte trigonoedrische Ge¬
stalt. Nicht selten ragen auch kleinere Spaltungsindividuen aus den Flachen
eines grosseren heraus, zu dem sie sich in Zwillingsstellung befinden, oder
es ist ein Individuum als Zwilligslamelle eingelagert. Diese Zwillingslamellen
nach der Basisflache besitzen gewdhnlich die Dicke von mehreren mm und
kommen immer nur vereinzelt vor.
In vielfacher Wiederholung und fast an jedem Krystall oder Spaltungs-
stuck treten Zwillingslamellen nach dem nachsten stumpferen Rhomboeder
— \ R auf. Sie sind oft in alien drei Richtungen eingewachsen und lassen
dann haufig Kanale zwischen sich offen. Diese sind zuweilen mit einer braun-
lichen, wohl eisenhaltigen Substanz erflillt. Ausgebildete Krystalle nach
— j R verzwillingt wurden niemals, Spaltungsstiicke nur selten aufgefunden.
Der Kalkspat ist meist milchweiss, oft auch (lurch Beimengung von Eisen
gelb oder rdtlich gefarbt. Sehr haufig ist das Eisen erst nachtraglich auf
Rissen und Spaltflachen eingewandert, so dass das Mineral vielfach von roten
Adern durchzogen ist. Mitunter kommt auch die wasserhelle Varietat des
Kalkspats, der Doppelspat vor. Er tritt besonders in den grossen Krystallen
der Schlote auf und steht bezuglich der Durchsichtigkeit dem islandischen
Doppelspat wenig nach. Das Material wurde vor einiger Zeit der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg zur Begutachtung und
Priifung auf seine optische Brauchbarke.it ubergeben. Ein endgultiges Urteil
ist noch nicht gefallt. Jedoch liess sich bis jetzt feststellen, dass die Ver-
wendbarkeit des Doppelspates fiir die feinsten optischen Zwecke kaum
wahrscheinlich ist, dass clerselbe aber fiir einfachere Instrumente voll-
standig geniigen diirfte. Fast alle bei Gelegenheit vorliegender Arbeit
’) A. Knop. Ueber einige liist-ologisch merkwiirdige Erscheinungen an Gangge-
steinen aus dem Hochstadter Thale, insbesondere liber die sogenannten Periruor-
phosen von Epidot und Calcit nach Granat. N. J. 1858 pag. 33 ff.
146
untersuchten Doppelspat-Spaltungsstiicke entbielten Hohlraume, die von einer
Fliissigkeit mit deutlich sichtbarer Libelle ausgefiillt waren. Die Beweglich-
keit der Libellen war keine grosse; beim Umdrehen eines Spaltungsstuckes
war oft ein starkes Schiitteln notig, bis sie sicb nacb den bocbsten Punkten
der Hohlraume bewegten. Trotz einer Erhitzung auf ca. 50° C. verschwanden
sie nicbt. Es ist somit dargethan, dass die Einscblusse nicht aus Koblen-
saure besteben , da der kritische Punkt dieser Verbindung scbon bei 30° C.
liegt. Die Hohlraume batten meist eine dem Grundrbomboeder parallele, zu-
weilen aber aucb ganz unregel massige Begrenzung. Die grossten, sowie die
Libellen in ibnen, waren bei genauer Beobachtung schon mit blossem Auge
zu erkennen, bei Zuhtilfenahme der Lupe und des Mikroskops erschienen ganze
Schwarme. Sehr haufig waren sie parallel den Spaltflachen angeordnet.
Die Mineral einscblusse des Doppelspats wurden zum Teil scbon erwahnt.
Sie besteben aus Eisenglanz, Brauneisenerz , Kupferkies, Malachit Oder ge-
diegenem Kupfer und sind fast ausnahmslos nacb bestimmten Flacben einge-
lagert. Es sind dies wohl ehemalige Krystallflachen ; die genannten Mineralien
krystallisierten auf ilnien aus, als Pausen im Wacbstum der Kalkspat-Krystalle
eintraten, und wurden dann spater wieder tiberwacbsen.
Dass derartige Unterbreclmngen der Krystallbildung vorkommen, beweisen
die Ueberwachsungen verscbiedener Krystallformen mit paralleler Orientirung
der Axen. Ein der x\rbeit als Belegsttick beigefugter Krystall, der von dem
Grundrbomboeder begrenzt war, trug eine Umhullung, an der sicb ausser
-(- R auch noch die Basisflacbe ausgebildet fand. Eine andere Stufe zeigte
einen Krystall von der Kombination + R . 0 R, iiberwachsen von dem schalig
aufgebauten nachsten stumpferen Rhomboeder — \ R. In der Sammluug des
Herrn Harres befindet sicb ein Skalenoeder, das von dem Grundrbomboeder
umgeben ist.
Aucb an anderen eigentumlicben Wacbstumserscheinungen feblt es nicbt.
Bei schon erwahnten Krystallen, deren Begrenzung vorzugsweise von -f R
und R3 gebildet wurde, erliob sicb auf der Basisflacbe, stufenartig abge-
setzt, eine Weiterwachsung des Grundrbomboeders.
Hie und da erscheint das Grundrbomboeder aus Subindividuen aufgebaut.
Mancbe Krystalle zeigen ein zonares Wacbstum. Die einzelnen Zonen
unterscbeiden sicb (lurch grosseren oder geringeren Eisengebalt und den da-
durcb bervorgerufenen Wecbsel in der Farbe.
Gewdbnlicb sind die Krystalle regellos aneinander gereibt; hie und da
findet man sie aucb rosettenfbrmig oder traubig verwaclisen. Zuweilen sitzen
147
mehrere Generationen , sei es von derselben oder von verschiedener Form,
aufeinander.
Die Flachen der kleineren Krystalle sind meist glatt, die der grosseren
gewohnlich rauh. Bei naherem Zuselien erkennt man, dass diese Rauheit von
zahlreichen Hockerchen berriihrt, die parallel orientiert und regelmassig begrenzt
sind. Anf den glatten Flachen von Krystallen der Kombination — 2R. — 2R2
fanden sich vereinzelte Hocker, welche grosse Aehnlichkeit mit Aetzhiigeln
zeigten. Sie waren ebenfalls parallel orientiert, ihre Begrenzung war die der
Krystalle selbst. Es ist wohl anzunehmen, dass alle diese Bildungen auf ein
unregelmassiges Wachstum zuriickzufiihren sind.
Viele Krystalle haben einen Ueberzug von Eisenrahm oder einer gelb-
liclien dichten Masse. Letztere verwischt vielfach die regelmassige Begren-
zung, l'asst sich leiclit ablosen und zeigt. dann im Innern den Abdruck der
Krystallflachen. Man hatte bisher immer angenommen, die gelbe Rinde be-
stehe aus Eisenspat und ruhre von einer beginnenden Umwandlung des Kalk-
spats her. Nachfolgende von der Grossh. chem. Prufungs- und Auskunftsstation
fiir die Gewerbe in Darmstadt fur die vorliegende Arbeit ausgefiihrte Analyse
ergab jedoch, dass sie niclits anderes als ein eisenlialtiger Kalkspat ist und
wohl auch als die Folge eines zonaren Aufbaus aufgefasst werden muss:
Unlosl. Riickstand 0,48
Fe3 02 2,37
FeO 0,31
CaO 53,04
Co2 42,43
98,63
Eine immer wiederkehrende Erscheinung sind Spuren auflosender Thatig-
keit. Vielfach sind die scharfen Kanten der Krystalle abgerundet, oder es
finden sich in den Flachen unregelmassige Vertiefungen. Am ersten scheinen
die Zwillingslamellen nach — \ R der Auflosung zu verfallen , denn an ihrer
Stelle treten oft tiefe Rinnen auf.
Schliesslich seien nocli Neubildungen von Kalksinter erwahnt, welche
in der friiher beschriebenen grossen Hohle des Hauptlagers vorkamen. Es
waren stalacktitenahnliche Gebilde von traubiger Oberflache.
25. Dolomit.
Eine Stufe des Grossherzoglichen Museums zu Darmstadt zeigt Dolomit-
Krystalle mit den Flachen des Grundrhomboeders, aufgewachsen auf Marmor.
3
Hoffmann, Die Marmorlager von Auerbach a. d. B.
148
26. Anker it (Rossbach).
Ankerit trat in kleinen Rbomboederchen auf Kalkspat auf.
27. Arragonit (Rossbach).
Spiessige Krystallchen von Arragonit kamen einmal in einer Kluft des
Marmors vor.
28. Mai a chit.
Sein Vorkommen im Ausgehenden des hangenden Trumras wurde scbon
erwahnt. Dort bildet er fasrige Aggregate von traubiger Oberflache. Im
Doppelspat eingeschlossen kommt Malachit meist als diinner Beschlag oder
als Ueberzug von Kupferkies vor. Auf der Bangertshohe fanden sick undeut-
liclie Krystalle auf Kalkspat aufgewachsen.
29. Kupferlasur.
Kupferlasur erscheint hie und da als diinner Ueberzug und in tafel-
formigen Krystallchen auf Marmor.
30. Schwerspat (Rossbach).
Derselbe gehort zu den Seltenheiten. Er kommt in hellrosafarbenen
spatigen und strahligen Massen auf Marmor vor.
31. Kobaltbliite (Bangertshohe).
Sie findet sich nicht selten auf dem Marmor der Bangertshohe in erdigen
Beschlagen und strahligen Krystallbuscheln mit Speiskobalt und schwarzem
Erdkobalt. Die Krystalle zeigen zuweilen deutliche Flachen. Fuchs1) fiihrt
folgende Kombination an : ooPcb.ooPdd.ooP.OP.
32. Granat.
Derb als Granatfels tritt dieses Mineral, wie schon erwahnt, in den Ein-
lagerungen und Kontaktbildungen auf.
Die Krystalle erscheinen meist in Drusen im Granatfels, seltener einge-
waclisen im Marmor. U liter den Krystallformen herrscht das Rhomben-
dodekaeder vor, entweder allein auftretend, Oder haufiger mit gerade abge-
stumpften Kanten durch Kombination mit dem Trapezoeder 2 0 2. Noch ofter
gesellt zu diesen beiden Formen sich das Hexakisoktaeder 3 0 f, die Kombi-
nationskanten von oo 0 und 2 02 abstumpfend. 3 0 | kommt als einfache Form
>) pag. 31.
149
nicht vor. Audi das Trapezoeder wurde fiir sich allein bisher nur an den
Granaten des grossen Pegmatitganges ini Hangenden des siidlichen Trumms
beobachtet. Zuweilen ersdieinen Pyramidenwurfel. Nadi Moyat1) besitzen
sie die Symbole oo 0 f- und oo 0 2. Sie treten gewohnlich zusamnien und in
Kombination mit oc0.20 2 und oo0.202.30f auf, indem sie in schmalen
Flachen die in den drei Hauptsymmetrieebenen gelegenen Kanten des Trapezo-
eders abstumpfen. Hessenberg2) besdireibt Auerbacher Granaten, die ausser
deni Pyramidenwurfel ooOf nur nodi Spuren des Trapezoeders zeigen. Bis
jetzt bekannt sind folgende Kombinationen : ■
1) oo 0.
2) co 0.2 0 2.
3) oo0.202.30f.oo0 2.
4) oo0.202.30f.oo0 2.
5) oo0.202.30f.co0f.co0 2.
Die Mannigfaltigkeit in der Farbe ist ausserordeutlidi gross. Ein Bild
hiervon nidge die nadifolgende Zusammenstellung geben:
Weise Granaten.
1) Wasserbell und diamantglanzend,
2) Gelblichweiss,
Gel be Granaten.
3) Hellweingelb,
4) Dunkelweingelb,
5) Topasgelb,
6) Isabellgelb,
Rote Granaten.
7) Rosafarben,
8) Gelblichrot,
9) Blutrot,
Brau ne Granaten.
10) Gelblichbraun,
11) Hellbraun,
12) Dunkelrotbraun bis schwarzbraun,
13) Kastanienbraun,
') E. Moyat. Die Granaten von Auerbach an der Bergstrasse, Notizblatt des Vereins
flir Erdkunde zu Darmstadt und des mittelrbeinischen Geologischen Yereins, IV.
Heft 11.
2) Hessenberg, Granat von Auerbach an der Bergstrasse, Abhandlungen der Senken-
bergischen Naturforsckenden Gesellschaft (Frankfurt a. M.) II. pag. 177 (1856 — 1858).
3*
150
Griine Gran a ten.
14) Hellgriin,
15) SmaragdgrUn,
16) Graugriin.
In der Pinge V kommen, eingewachsen in einer Bank verwitterten Mar-
mors, Granaten vor, die unter dem Naraen „verwitterte weisse Granaten“ be-
kannt sind. Sie sind von den Flaclien des Rhombendodekaeders begrenzt and
zeigen unter einer weissen Rinde eine Zone von kellgriiner Farbe und darunter
einen rotlichen Kern. Die Krystalle zerbrechen ausserordentlicb leiclit , da
sie ebenso wie der Marmor stark zersetzt sind.
Moyat bat die chemische Zusammensetzung, sowie die spezifiscben Ge-
wicbte von drei Granat- Varietaten ermittelt:
I. II. III.
Weiser Granat. Hellroter Granat. Dnnkelroter Granat.
;. Gew.
5,539
3,562
3,702
Si 02
40,18
40,03
37,50
A12 03
21,48
17,56
20,95
Fe3 03
—
4,21
4,32
FeO
1,95
0,86
3,48
Mn 0
0,14
0,49
8,91
Ca 0
36,31
35,61
25,95
Mg 0
0,27
0,88
—
K20
Spur
0,38
—
Na, 0
Spur
0,29
—
100,33
100,31
101,11
Er macht darauf aufmerksam, dass mit dem Gehalt an Eisen und Mangan
spezifisches Gewicbt und Intensitat der Farbung zunelnnen. Die Angabe der
von Moyat bestinunten spezifischen Gewicbte zweier anderen Granaten mbge
bier ebenfalls folgen:
IV. Heller Granat (fasst weiss) 3,544
V. Hellgriingelber Granat 3,555
Eine weitere Analyse, und zwar die eines weissen Kalktbongranaten
fiihrt C. Klein *) an :
*) Mineralogiscke Mitteilungen, IX B. a. 1. 1883 N. J. I. pag. 109.
151
Si 02 41,80
Mn 0 0,18
A12 03 20,91
Ca 0 33,48
FeO 2,01
Mg 0 0,82
Na2 0 0,42
Gluhverlust 0,38
100,00
Audi die von Moyat analysierten Varietaten diirften als Kalkthon-
granaten zu bezeichnen sein, wenngleich sicli III schon sehr dem gemeinen
Granat nahert. Ebendahin werden die meisten der in der Farbenzusammen-
stellung aufgefiihrten Varietaten gehoren. Nuv die unter 12 und 13 genannten
sind wold den Kalkeisengranaten zuzuzahlen.
Zwischen Farbe und Krystallform ist insoforn eine Beziehung vorhanden,
als ira allgemeinen bei den dunkleren Varietaten die einfacheren und bei den
helleren die komplizierteren Gestalten auftreten. Bei den braunen Granaten
ist das Rhombendodekaeder als einfache Form eine haufige Erscheinung. Es
findet sich selbstandig ausserdem noch oft bei den gelbroten und topasgelben
Granaten. Ebenso haufig erscheint jedoch bei diesen Varietaten die Kombi-
nation : oo0.202.30f. Letztere ist besonders den blutroten Granaten eigen-
tiimlich. Die flachenreichsten Krystalle kommen bei den weissen und weingelben
Granaten vor. Diese sind es vorzugsweise, an denen neben coO, 2 0 2, 3 Of die
beiden Pyramidenwiirfel ersckeinen. Die grossten Krystalle liefern die braunen
Varietaten. Sie wurden von einem Durchmesser bis zu 5 cm aufgefunden.
Die Krystalle der anderen Varietaten errreichen niemals diese Grosse, ill r
Durchmesser bleibt meist unter 1 cm.
Bei den blutroten Granaten von der Kombination oo 0.2 0 2. 3 Of findet
zuweilen ein treppenformiger Weclisel der schmalen Trapezoeder- und Hexakis-
oktaederflaclien mit den Flachen des Rhombendodekaeders statt.
Die graugrune Varietat zeichuet sich durch die Rauheit ihrer Flachen
aus. Dieselben erscheinen wie angeatzt. Das Gleiche tritt zuweilen aucli bei
den hellbraunen Granaten auf.
Bemerkenswert sind die von Blum,1) sowie von Fuchs2) beschriebenen
0 E. Blum. Die Pseudomovphosen des Mineralreiches, Nachtrage II , pag. 11. 1852
—1863.
2) pag. 32.
152
Pseudomorphosen von Epidot nach Granat. Nach Fuchs lassen sich dieselben
in alien Stadien ihrer Entwiklung beobachten. Zuerst erscheint auf den
Granaten eine Rinde von Epidot, dieselbe nimmt immer mehr zu, und das
Endresultat ist eine porose Epidot-Masse, die nur noch undeutlicb die Fovmen
der Granaten erkennen lasst. In vorziiglicher Weise zeigt diese Pseudomor-
pbosen eine Stufe des Grossherzoglichen Museums in Darmstadt.
Eine weitere sehr interessante Erscheinung sind die sogenannten Peii-
morpbosen von Kalkspat und Epidot nacb Granat, welche in eingehender
Weise von Knop1) untersucbt und gescbildert wurden. Es sind Krystalle, die
ausserlicb wie Granaten aussehen, jedoch bis auf eine diinne aussere Scbale,
die aus Granatsubstanz besteht, im Innern von Kalkspat Oder Epidot er-
fiillt sind.
33. Ax i nit (Rossbacb).
Derselbe ist bisher nur in einem einzigen im Besitze des Herrn Harres
befindlicben Krystalle vertreten. Letzterer ist etwa 1 cm lang, von braunlicher
Farbe und mit Granat in Wollastonit eingewacbsen.
34. Biotit.
Erwahnenswert sind bier grossblattrige Massen, die zuweilen in Ein-
lagerungen der III. Gruppe Tcbibatchefs und auf Marmor vorkommen.
35. Muscovit.
Muscovit tritt nacb Fucbs2) hie und da als Pseudomorphose nach Epi¬
dot auf.
36. Talk (Rossbacb).
Talk kommt sowohl mikroskopisch3) als aucb makroskopiscb sichtbar
in glanzenden wasserbellen Blattcben in dem blauen Marmor vor. Er bndet
sicb ausserdem in einer gneissartigen Grenzbildung am Hangenden des Haupt-
lagers. Hellglilnzende scbuppige Partieen von Talk durchziehen in Scbnliren
das Gestein. Daneben tritt ein dunkelgrunes weiches Mineral auf, das wobl
als zersetzte Hornblende aufzufassen ist.
:) A. Knop. Ueber einige histologisch merkwlirdige Erscheinungen etc. N. J. 1858.
pag. 33.
2) pag. 33.
3) Siehe Tchihatclief pag. 11.
153
37. Bolus (Rossbach).
Derselbe erscheint, wie erwahnt, in SchnUren von brainier Farbe haufig
in den Lettenkluften des Marraors.
38. Wollastonit.
Der Wollastonit der Einlagerungen und Kontaktbildungen bildet stralilige
Massen von grind ichweisser, seltener blassroter Farbe. Er enthalt als Ein-
schlusse stecknadelskopfgrosse griinliche Korner, die nachKnop1) aus Diopsid
bestehen. Tchihatchef2) dagegen vermutet auf Grund seiner mikroskopischen
und mikrochemischen Untersuchungen in ihnen Hedenbergit.
Glanzende farblose Wollastonit-Krystallchen von tafelformiger Gestalt,
und libckstens 2 mm lang, kommen zuweilen mit Vesuvian auf Marmor vor.
39. Diopsid (Rossbach).
Seibert3) fand Diopsid in Begleitung von Turmalin auf Granatfels. Knop
erwahnt die Kombination : ooPdb.ooP. — P.P.2P.0P.
40. Kokkolith.
Er erscheint als schmutziggriiner Ueberzug von Marmor. Nacli Fuchs4)
tritt Kokkolith aucli in kdrnigen Aggregaten in Granatfels eingewachsen auf.
41. Rhodonit (Rossbach).
Derbe rosafarbene Partieen von Rhodonit finden sich zuweilen in den
Kontaktbildungen, sowie in gewissen Einlagerungen der III. Gruppe Tchihatchefs.
42. Tremolit (Banger tshohe).
Tremolit kam mit Titanit, Magnetkies und Granat auf Marmor vor. Es
waren hellgrune, sowie blaulichgriine, stenglige Aggregate.
43. Asbest (Rossbach).
Asbest trat in gewundenen, fasrigen Partieen von rotlichgelber Farbe in
der friiher erwahnten amphibolitartigen Einlagerung des hangenden Trummes5)
0 A. Knop. Ueber einige histologisck merkwiirdige Erscheinungen etc. N. J. 1858.
pag. 33.
2) pag. 29.
3) P. Seibert. Granulit und Basalt, sowie neue Mineralien in den Salbandern des
kornigen Kalkes im Odenwalde. Ergiinzungs blatter des Notizblattes des Vereins
fur Erdkunde zu Darmstadt und des mittelrbeinischen geologischen Vereins, pag. 40.
4) pag. 30.
5) pag. 131.
154
auf. Die Uebereinstiinmung in cler Form mit der Hornblende des Gesteins
lasst darauf schliessen, dass er aus dieser hervorgegangen ist.
44. Bergleder (Rossbach).
Gelbliche Lappen von Bergleder fanden sich als Auskleidung einer der
grossen schlauchartigen Drusen des liangenden Trummes.
45. Stralil stein (Rossbach).
Derselbe wird von Seibert,1) sowie von Harres2) erwahnt. Nach diesen
erscheint lauchgriiner Strahlstein in feinen Nadeln oder faserigen Aggregaten,
zusammen mit Magnetkies Oder Epidot im Marmor.
46. Beryll (Bangertshdhe).
feeryll in rotlichgrauen, undeutlich saulenformigen Krystallchen kam auf
Granatfels vor.
47. A lb it (Bangertshohe).
Kleine Albit-Krystalle fanden sicli auf spatigem Kalk.
48. Skapolith (Rossbach).
Skapolith soli nach Seibert3) am Salbande des Marmors der Hauptgrube
in kleinen undurchsichtigen Krystallen von griinlichweiser Farbe und in
kornigen gelblichweissen Partieen vorgekommen sein.
49. Topas (Bangertshohe).
Topas fand Harres4) in farblosen und gelblichen prismatisclieu Krystallen
mit lebhaftem Glasganz und vertikaler Streifung im Marmor eingewachsen.
50. Titanit.
Der Titanit kommt, wie erwahnt, in dem Hornblendegranit des liegenden
Zwischenmittels, sowie in manchen Einlagerungen vor. Er erscheint in braunlich-
roten glasglanzenden Krystallchen und zeigt die bekannte Briefkouvertform.
51. Turmalin.
Im Marmor selbst tritt derselbe wohl nicht auf. Sein Yorkommen er-
streckt sich hauptsachlich auf den Pegmatitgang im Hangenden des hangenden
’) P. Seibert. Mineralien in der Section Erbach. Notizblatt des Vereins fur Erd-
kunde und des mittelrkeinischen geologischen Vereins. I. p. 47.
2) W. Harres. Die Mineralvorkommen etc. Nacktrag p. 6.
3) P. Seibert. Mineralien in der Section Erbach, p. 47.
4) W. Harres. Die Mineralvorkommen etc., p. 7,
155
Trumms. Dort findet sicli schwarzer Turrnalin in derben Partieen oder saulen-
formigen Krystallen. Der derbe Turrnalin ist oft innig mit der Gesteinsmasse,
besonders mit dem Quarze verwachsen. An den Krystallen fehlen meist die
Endflachen. Ein Krystall zeigte ausnahmsweise neben der dreiseitigen Saule
I. Ordnung und der sechsseitigen Saule II. Stellung an dem einen Ende das
Grundrbomboeder (E. K. 133° 10') und an dem anderen das Grundrhomboeder
mit dem nachsten scharferen Rhomboeder — - 2 R. Fast alle Krystalle weisen
senkrecht zur Hauptaxe verlaufende Briiehe auf, welclie meist wieder durch
Gesteinsmasse verkittet sind. Nicht selten enthalt das schwarze Mineral in
paralleler Orientierung Einsclilusse von farblosen, rosafarbenen oder hellgriinen
Turmalinen. Diese sind diinn nadelformig, einige Millimeter lang und zuweilen
an beiden Enden verschieden gefarbt. Ilie und da ist aucli Muscovit einge-
wachsen, vielleicht als Umbildungsprodukt des Turmalins.
52. E pi dot.
Er erscheint meist derb als Epidotfels am Kontakt und in den Einlage-
rungen der I. Gruppe Tchihatchefs (granatfelsartige). Die hell- bis dunkel-
griinen Massen sind vielfach mit Granatfels, seltener mit Quarz oder Feldspat
verwachsen und besitzen kbrnige Struktur. Deutliclie Krystalle sind selten.
Sie werden von der vorderen und der hinteren Schiefendflache, der Querflache,
sowie der aufrechten Saule begrenzt und sind in der Richtung der Queraxe
in die Lange gezogen. Neben diesen mehr saulenformigen Krystallen finden
sicli auch solclie von tafelformiger Gestalt. Dieselben werden mehrere Centi¬
meter lang und breit, sind jedoch nur unvollkommen ausgebildet. Sie zeigen
die beiden Schiefendflachen und die Querflache. Rammelsberg1) fiihrt nacli-
folgende Analyse von Auerbacher Epidot an:
Si 02 41,59
AlsO, 22,04
Fe2 0 3 16,04
Ca 0 18,68
Mg Q 3,21
101,56
53. Or tbit (Rossbach).
Einen kleinen Orthit-Krystall von schwarzer Farbe und lebhaftem Glas-
glanz land nacli Harres, 2) vom Rath eingebettet in Marmor.
1) C. Rammelsberg. Epidot von Auerbach. V. Supplement zu dem Handworterbucbe
des chemischen Teils der Mineralogie. 1853.
2) W. Harres. Die Mineralvorkommen etc. pag. 12,
156
54. Vesu vian.
Der Vesuvian kommt in den Einlagerungen, den Kontaktbildnngen und
hie und da im Mannor vor. Er ist von griiner Oder brauner Farbe und tritt
in kornigen Aggregaten, sowie in deutlichen prismatischen Krystallen auf.
Diese besitzen lebhaften Glasglanz und sind selten mehr als 1 cm lang. Die
haufigste Kombination ist: Saule I und II Stellung, Oktaeder I und II Stellung
und Basisfiache. Hie und da fehlen auch die Oktaeder, Oder es tritt zu den ge-
nannten Flachen nocli eine achtseitige Saule hinzu. Knop1) fiihrt folgeude
Kombination an: ooP.ooPoo.ooP2.ooP3.P.2P.0P. Fuchs2) erwahnt
die Form : ooP.ooPoo.P.Pco.oP.
55. Des m in.
Desmin findet sich in kleinen Krystallen am Hangenden des Marmor-
korpers der Hauptgrube auf einer gneissartigen Grenzbildung und auf Wollasto-
nitfels. Die Ivrystalle zeigen einen lebhaften Glasglanz und sind teils farblos,
teils weiss und undurchsichtig. Gewohnlich erscheint die Kombination :
oo P . oo P 6o . P co . 0 P.
Streng3) fiihrt, die Ivrystalle als rhombische Einzelindividuen auffassend,
folgende Kombination an : oo P . oo P oc . oo P 66 . P . 0 P. Geht man von der
Thatsache aus, dass Durchkreuzungszwillinge von zwei monoklinen Individuen
vorliegen, so gesellt sich zu den obengenannten Flachen nocli P cb. Auch auf
der Bangertshdhe soli Desmin vorgekommen sein.
56. Apophyllit (Bossbach).
Der Apophyllit erscheint meist in Begleitung des vorigen Minerals in
farblosen, zuweilen auch weissen und undurchsichtigen Krystallchen. Diese
lassen deutlich die Saule II Stellung, die perlmutterglanzende Basis und als
Abstumpfung der Ecken das Oktaeder I Stellung erkennen. Nach Streng,4)
der den Apophyllit ebenfalls beschrieben hat, tritt auch untergeordnet die
Saule I Stellung auf.
57. P reh nit.
Nach Fuchs5) soil sich Prehnit in blattrigen Massen von graugrliner
Farbe auf Granat gefunden haben.
A. Knop. Ueber einige histologiscli merkwiirdige Erscheinungen etc., N. J. 1858,
pag. 33.
2) pag. 29.
3) A. Streng. Desmin bei Auerbach an der Bergstrasse. N. J. 1875, pag. 730.
4) A. Streng. Ueber Granat und Apophyllit von Auerbach. N. J. 1875, pag. 393.
6) pag. 30.
157
Die Entstehung des Manners von Auerbach.
Vergleicht man den kornigen Marmor von Auerbach mit anderen Marmor-
vorkommen, so findet man, dass er mit diesen in seinem Auftreten eine ge-
wisse Aehnlicbkeit besitzt. Besonders ist dies beziiglich des Reichtums an
accessorischen Mineralien und des Vorhandenseins von Kontaktbildungen der
Fall. In mancher Beziehung wiederum zeigt der Marmor den meisten anderen
Marmorvorkommen gegeniiber ein abweichendes Verlialten. So feldt bei ihm
fast uberall jene Regelmassigkeit in der Anordnung der Einlagerungen. Eine
Schichtung ist nickt deutlich vorhanden. Ferner findet sick nur ganz ver-
einzelt Parallel struktur, und aucli diese ist nur mikrospisch sichtbar. Weiter-
hin vermisst man die randliche Wechsellagerung von Marmor und Nebenge-
gestein, die dock vielfack bei den Marmorvorkommen auftritt.
Aeltere Autoren, wie z. B. K. C. von Leonhard, *) kaben den Auerbacher
Marmor fiir eruptiv gekalten. Da man keute allgemein iiberzeugt ist, dass
eine Bildung derartiger Marmorvorkommen auf feurigfliissigem Wege unmog-
lieh ist, so kann kier von einer naheren Beleucktung dieser Ansickt abgesehen
werden.
Die kerrschende Meinung, welcke auch die der Herren Professor Dr.
Lepsius und Dr. Chelius ist, geht dakin, den Marmor mit den Marmorsilikat-
hornfelsen und die den Marmor umgebenden gneissartigen Gesteine als um-
gewandelte Glieder einer Sedimentreike zu betrachten. Fiir eine sedimentare
Entstehung sprecken viele Tkatsacken, so die Konkordanz der Lagerung, die
parallel der Streickricktung verlaufende Banderung, sowie die in derselben
Ricktung auftretende Spaltbarkeit des Marmors. Audi die von Tchihatchef
nachgewiesene Abrundung gewisser mikroskopiscker Beimengungen sckeint
darauf kinzuweisen. Andrerseits stellen sick der Annakme einer sedimentaren
Entstehung manche Hindernisse in den Weg. Wie lasst sich z. B. das Vor-
handensein der Hornfels- und Gneissbrocken in den liegenden Teilen des
Marmorkdrpers der Hauptgrube erklaren , vvenn man nickt gerade annimmt,
dass dieselben bei Gebirgsbewegungen in den Marmor hineingepresst wurden.
Fiir eine solclie Annakme sind jedock keine Ankaltspunkte vorhanden. Da-
gegen war unter Tage zu beobachten, wie die Grapkitbander des Marmors
sich um einen solcken Brocken schmiegten, eine Erscheinung, die zu der
5 K. C. von Leonhard. Geologie oder Naturgeschichte der Erde auf allgemein fass-
liche Weise abgekandelt. II. jiag. 215. (1838).
158
Ansicht drangt, class der Marmor spater als die ihn umgebenden gneissartigen
Gesteine entstanden ist. Ferner liegt bei Annahme einer sedimentaren Bil-
dung der Gedanke nalie, dass auch die beiden Zwisckenmittel des ostlichen
Marmorkorpers der Rossbach eingelagerte Sedimente sind. Man hatte als-
danu in der Fortsetzung der Zwischenmittel nock weitere Einlagerungen zu
erwarten. Solclie liaben sich jecloch nicht gefunden. Dr. Chelius fasst Tbeile
der Zwischenmittel als Apophysen der benaclibarten Eruptivgesteine auf.
Was das hangende Zwischenmittel anbelangt, so steht dieser Ansicht manckes
entgegen. Einmal wire! dasselbe nach Osten und Westen von dem Marmor
begrenzt, und ausserdem scheint nach den ueuesten Aufschliissen auf der
II. Sohle des Hauptlagers das Mittel sich auch nach unten auszukeilen. Auf
die Thatsache, dass alle das Nebengestein des kornigen Marmors durch-
setzenden Aplit- und Pegmatitgange an den Vorkommen abzustossen scheinen,
sei hier nochmals hingewiesen. Es scheint der Marmor diese Gangbildungen
zu unterbrechen. In der That war nirgends mit Sicherheit die Identitat zweier
am Liegenden und Hangenden absetzender Ganggesteine festzustellen. So
wurden am Liegenden der Pinge III zur Klarung dieser Frage Aufdeckarbeiten
unternommen. Dieselben ergaben jedoch kein befriecligendes Resultat, da
Marmor und Nebengestein an dieser Stelle stark verwittert waren. Es fand
sich zwar ein pegmatitisches Gestein mit Schriftgranit-Struktur, das mit dem
des betreffenden Ganges grosse Aehnlichkeit zeigte, von einem gangartigen
Auftreten desselben war jedoch nichts zu bemerken.
Wenn auch alle diese Thatsachen die seclimentare Entstehung des Mar-
mors nicht als unmoglich erscheinen lassen, so ergiebt sich dock hieraus die
Berechtigung anderer Auffassungen. Knop, Fuchs und neuerdings Bauer1)
betrachten die Auerbacher Yorkommen als Spaltenausfull ungen, entstanden
(lurch Absatz des Marmors aus wassriger Losung. Es ist nicht zu bestreiten,
dass gar manches auf eine solclie Entstehung hinweist. Besonders sei hier
an die pag. 131 beschriebenen Breccien des hangenden Trumms erinnert, in
denen Gneiss- und Aplitbrocken von gangformig ausgeschiedenem Kalkspat
umhullt werden. Andrerseits wire! wohl die aufgerichtete Page des Marmors
viel zu dieser Anschauung beigetragen liaben.
Andere wollen annehmen, dass das heutige Nebengestein der Marinor-
vorkommen von stark kohlensaure- und kalkhaltigen Wassern zersetzt und
an seiner Stelle der Marmor abgelagert worden sei. Es waren alsdann die
‘) M. Bauer. Lelnbuch tier Mincralogie, 1SSG, pag. 305,
159
Einlagerungen die Ueberreste des Nebengesteins, teils in urspriinglicher Form,
teils neugebildet aus den chemischen Bestandteilen desselben. Audi fande
hierbei die eigentumliche Thatsache, dass das Nebengestein am Ivontakt fast
ohne Ausuahme stark verwittert ist, eine Erldarung.
Audi die beiden letztgenannten Auffassungen liber die Entstehung des
Marmors verlangen eine nachtraglicbe Umbildung desselben, da die Abschei-
dung von Marmor aus wassriger Ldsung wolil bisher nocb nicht beobaclitet
worden ist.
Wir sehen somit, dass eine endgiiltige Ldsung der Frage nach dem Ur-
sprunge des Marmors von Auerbach vorlaufig nocb nicht moglich ist, da
keiner der erlauterten Ansichten eine gewisse Berechtigung zu versagen ist.
Das Marmorbergwerk Auerbach in technischer Beziehung.
Wie erwahnt, ist die Vordergrube sclion seit einer langeren Reihe von
Jahren ausser Betrieb, wir haben uns deshalb bier auf die Hauptgrube zu
beschranken. Yon einer Besckreibung der Grubenbaue ist abzusehen, da die-
selbe sckon oben erfolgt ist.
Der Abbau gescbieht mittelst Strossenbau ohne Bergversatz. Die Ab-
bauhohe jeder der beiden Solilen betragt 12 m.
Das Gestein wird in seiner ganzen Machtigkeit treppenformig abgebaut,
wobei auf der I. Solile an der Firste eine 2 m holie Strecke vorangetrieben
wurde. Auf der II. Solile fallt dieselbe weg, da bier der Abbau in der Weise
erfolgt, dass die Abbaustrecke der I. Solile um 12 m vertieft wird. Als Spreng-
material gelangt Pulver, in vereinzelten Fallen Dynamit zur Verwendung.
Das Boliren gescbieht mit dem Meiselbohrer, einmannisch bei kleineren Locbern,
zweimannisch bei tieferen. Sollen grossere Blocke gewonnen werden, so be-
dient man sich der Keilarbeit. Ein Ausbau der Grubenraume ist bei der
Festigkeit des Gebirges ini allgemeinen entbehrlich. An der macbtigsten
Stelle des Hauptlagers bat man zur Unterstlitzung der Firste zwei Pfeiler1)
von 4 resp. 10 m Durchmesser stelien lassen. Nur ausnabmsweise ist ein
Ausbau notwendig geworden: Die Abbaustrecke des hangenden Trumms niusste
an jener Stelle, wo Marmorblocke in verwittertem Granit eingebettet liegen
in einer Lange von 10 m mit Thurstockzimmerung versehen werden. Ausser-
l) Sielie Taf. I.
160
dem warden in der Abbaustrecke der I. Soble des Hauptlagers zum Schutze der
Streckenstosse zweimal bis 4 in dicke Maaern1) aufgefiihrt, das eine Mai im
Hangenden, an der Stelle, wo der Minette-Gang einen Tagesbruch veranlasst
liatte, das andere Mai im Liegenden an einer Stelle, wo das Xebengestein
in gefahrdrobender Weise verwittert war.
Einrichtungen zar Wasserhaltung fallen ganzlich fort, da die Gruben-
raume noch iiber der Thalsohle (Hochstadter Thai) liegen und der nicht uner-
hebliche Wasserzufluss in den zahlreichen Holilen und Kliiften versehwindet.
Zur Wetterversorgung dient der 35 m tiefe Wetterschacht, dessen Hiinge-
bank 20 m iiber der des Schleppscliachtes liegt. Die Entfernung vom Wetter-
schaclite bis vor Ort der Abbaustrecke der I. Sohle des Hauptlagers betragt
etwa 100 m, so dass also ein grosser Teil der Grube keine direkte Wetter-
zufiihrung erhalt. Trotzdem lassen an keiner Stelle die Wetter zu wiinschen
iibrig. Es ist dies einerseits dem Umstande zuzusckreiben , dass bei dem
grossen Querschnitte der Grubenbaue eine Erneuerung der Wetter in reicli-
lichem Masse durch Diffusion geschehen kann. Andrerseits wird aber auch
der Wetterzug eine saugende Wirkung auf die Wetter der nicht direkt venti-
lierten Grubenraume ausiiben.
Zur Forderung dienen in gewohnlichen Fallen Wagen mit holzernem
Gestelle und eisernem Kasten. Das Gewicht der Wagen betragt 300 kg,
ihr Ladegewicht 750 kg. Zum Transport von grosseren Blocken werden niedrige
Rollwagen benutzt. Mittels Vorgelegehaspel, von denen je einer an den beiden
Forderbergen und an der Hangebank des Schleppscliachtes steht, wird das
Gestein zu Tage gefordert. Zum Betriebe der Haspel sind je 2 bis 4 Mann
erforderlich. Seitdem der Abbau der II. Sohle begonnen hat, ist die Forderung
mit Menschenkraft unrentabel geworden. Es wird daher die Aufstellung einer
Fordermaschine geplant. Die jahrliche Fordermenge betragt 4500 T.
Die geringere Qualitat des Fordergutes wird gebrannt und findet alsdann
zu chemischen Zwecken, sowie als Maurer-, Timelier-, und Dungerkalk Yer-
wendung. Das reinste Material wird gemahlen und als „Marmormehl“ an
chemische und Mineral wasser-Fabriken abgesetzt. Ein grosser Teil des Mar-
mors gelit roll, in Stricken in den Handel und wird in der chemischen und
keramischen Industrie vielfach benutzt. Ausserdem liefert die Grube Marmor-
blocke zu monumentalen Zwecken, ferner Einfassungssteine fur Garten und
Friedhofe, sowie Grenzsteine.
') Siehe Taf. I. Fig. 1.
161
Der Kalk wird in 4 runden Scliachtdfen von je 5 m Hcihe und 2 m Durch-
messer gebrannt. Der Brand geschieht diskontinuirlich mit eingeschichtetem
Brennmaterial und dauert 5 Tage. Als Brenmnaterial gelangt Koks zur Ver-
wendung. Die Beschickung besteht aus 18 T. Kalkstein und 3 T. Brenn¬
material. Der Verbrauch an Brennstoff betragt in Gewichtsprozenten aus-
gedriickt: Auf das Rohmaterial bezogen 17% und auf das fertige Produkt
bezogen 30%.
Die Fabrikation des Marmormehles erfolgt in 2 Mlihlen. Die Betriebs-
kraft bildet je ein Wasserrad von 9 m Durchmesser und 3 Pferdestarken.
In der einen Miihle ist ausserdem fur gesteigerte Anforderungen noch eine
12pferdige Dampfmaschine vorhanden. Das Fordergut wird mittels Stein-
brecher bis Wallnussgrosse zerkleinert, in verschiedene Korngrossen separiert
und alsdann gemahlen. Die Mahlapparate gleichen denen der Getreidemiihlen.
Es sind horizontale Gange mit Bodenstein und Laufer. Je nacli dem zu
erreichenden Feinheitgrade des Mahlgutes muss das Material 1 — 5mal den
Mablgang durchlaufen.
Die Zabl der Arbeiter betragt 25, wovon etwa 10 Mann unter Tage be-
schaftigt sind. Die Arbeiter gehoren den nahen Dorfern Auerbach, Hochstadten
und Reichenbach an und arbeiten nnt wenigen Ausnahmen sclion seit vielen
Jahren auf der Grube.
I
Abhandl.d.geol. Landesanslall 1893. II Bd. Hcfl III.
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H Sohlf
l.ilK . Anil v ¥ Wirii Dai*m«lnvl(
v. L. Hoffmann.
Abliandlungen
der Grossherzoglich Hessisclien
Geologisclien Lanclesanstalt
zu Darmstadt.
Inhalt des ersten Bandes:
Heft 1.
1. R. Lepsius, Einleitende Bemerkungen iiber die Geologisclien Anfnahmen se>v
im Grossherzogthum Hessen . I — XIII
2. 0. Chelius, Chronologische Uebersiclit der Geologisclien und Mineralogischen
Literatnr iiber das Grossherzogtlnun Ilessen. Jt. 2.50. . 1 do
Heft 2.
3. Fr. Maurer, Die Fauna der Kalkc von Waldginnes bei Giessen, mit Atlas
von elf lithographierten Tafeln. M. 10. — . 61 — 340
Heft 3.
3. H. Schopp, der Meeressand zwischen Alze}* und Kreuznach, mit zwei litho¬
graphierten Tafeln. Jt. 2. 50 . 341 — 392
Heft 4.
5. F. von Tchfhatchef, Beitrag zur Kenntniss ties Kdrnigen Kalkes von Auer¬
bach — Hochstadten an der Bergstrasse, mit drei lithographierten Tafeln.
Jt. 2. 50. 393- 442
(1-50)
In halt des zweiten Bandes:
Heft 1.
1. Christoph Vogel, Die Quarzphorphyre der Umgegend von Gross-Uiustadt,
mit zehn lithographierten Tafeln. Jt. 5. — . 1—55
2. A. Mangold, Die alten Neckarbetten in der Rheinebene, mit einer Ueber-
sichtskarte und zwei Profiltafeln. Jt. 5.— . ... 57 — 114
3. L. Hoffmann, Die Marmorlager von Auerbach a. d. Bcrgstr., mit einer litho¬
graphierten Tafel. Jt. 2.50 . 115—161
Geologische Karte
des
Ct l’ o s s h e r z o g t li urns Hesse n
im Masstabe 1:25000.
Herausgegebeh durch das Grossherzogliche Ministerium des Innern und der Justiz,
bearbeitet. unter tier Leitung von Richard Lepsius.
Bislier sind erschienen die Blatter Rossdorf, Messel, Darmstadt und Mdrfelden
mit Erlauterungen , aufgenommen und bearbeitet von C. Chelius, Darmstadt bei
A. Bergstriisser 1886 und 1891.
pro Blatt mit Erhiutcrung Jt. 4. — .
Deninachst erseheinen die Blatter Gross-Umstadt , Sehajvf heim-Aschaft’enburg, Baben-
hausen, Neustadt-Obernburg, bearbeitet von C. Chelius und G. Klein m.
!