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Full text of "Abhandlungen der Grossherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt zu Darmstadt"

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ABHANDLUNGEN 


DER 


GROSSHERZOGLICH  HESSISCHEN 


GEOLOGISCHEN  LANDESANSTALT 


ZU  DARMSTADT, 


Band  II.  Heft  3. 


DARMSTADT. 

IN  COMMISSION  BE  I  A.  BERGSTRASSER 


1894. 


DIE 


M  A  K M  0  R LAGER 

YON 

AUE  REACH 


AN  DER  BERGSTRASSE 

IN 

GEOLOGISCHER,  MINERALOGISCHER  UNI)  TECHNISCHER  BEZIEHUNG. 


VON 

\l  L.  HOFFMANN, 

BERGBEFEEENPAE. 


MIT  EINER  LITHOGRAPHIRTEN  TAFEL. 


DARMSTADT. 

IN  COMMISSION  BEI  A.  BERGSTRASSER 

1894. 


Die  Marmorlager  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse 

in  geologischer,  mineralogischer  und  technischer  Beziehung.1) 

Von  L.  Hoffmann,  Bergreferendar. 

(Mit  1  lithographirten  Tafel.) 


Der  Marmor  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse  findet  sicli  wegen  seines 
Reichtums  an  Mineralien,  sowie  wegen  seiner  eigentumlichen  Lagerungsver- 
haltnisse  vielfach  erwahnt  und  beschrieben. 

Grossere  und  eingebeudere  Arbeiten  liber  diesen  Gegenstand  sind  die 
Dissertationen  von  C.  W.  C.  Fuchs  (Der  kornige  Kalk  von  Auerbach  an  der 
Bergstrasse,  Heidelberg  1860)  und  von  F.  von  Tchihatchef  (Der  kornige  Kalk 
von  Auerbach — Hochstadten,  Darmstadt  1888  diese  Abh.  Bd.  L  H.  4).  Ausserdem 
ist  noch  eine  grossere  Anzahl  kleinerer  Abliandlungen  vorhanden,  welcbe  nur 
einzelne  Mineral-  oder  Gesteinsvorkommen  beschreiben.  Tchihatchef  giebt  eine 
genaue  Zusammenstellung  der  gesamten  Literatur. 


Geologische  Skizze  der  Umgebung  des  Marmors. 

Geht  man  etwa  vom  Gipfel  des  Melibokus  nacli  SO  liber  Hochstadten, 
die  Bangertshohe  und  Ludwigshohe  nach  Elmshausen,  so  findet  man  eine  Reihe 
von  Gesteinen,  welche  ein  im  allgemeinen  sudwest-nordbstliches  Streichen, 
sowie  ein  Einfallen  von  45°  bis  90°  nach  Siidost  besitzen: 

‘)  Vorliegende  Arbeit  wurde  von  dem  Verfasser  zur  Meldung  zum  preussiscken  Berg- 
referendar-Examen  eingereicht.  Dieselbe  diirfte  eine  Erganzung  der  Arbeit  von 
Tchihatchef  bilden,  da  sie  zu  einem  grossen  Teile  sich  mit  der  Beschreibung  der 
in  Auerbach  vorkommenden  Mineralien  beschaftigt,  welche  bei  Tchihatchef  keine 
Berticksichtigung  gefunden  hat.  Ausserdem  war  der  Verfasser  als  Sohn  des  Be- 
sitzers  der  Marmorlager  in  der  Rossbach  in  der  Lage,  eine  grossere  Anzahl  neuer 
Beobachtungen  zu  sammeln.  Auch  die  als  Anhang  beigefiigte  kurze  Beschreibung 
des  technischen  Betriebes  des  Marmorbergwerks  Auerbach  diirfte  von  einigem 
Interesse  sein.  Vielfach  unterstiitzt  wurde  der  Verfasser  von  seinem  Vater,  Herrn 
Dr.  W.  Hoffmann  in  Auerbach,  sowie  den  Herren  Dr.  Chelius  in  Darmstadt,  Dr. 
Scheibe  und  Dr.  Koch  in  Berlin. 

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118 


1)  Granit  des  Melibokus. 

2)  Schiefer  und  gneissahnliche  Gesteine. 

3)  Granit  von  Hochstadten  mit  zahlreichen  Schiefer-  and  Hornfelsein- 
lagerungen. 

4)  Marmor,  umgeben  von  Schiefern,  Hornfelsen  und  gneissahnlichen  Ge- 
steinen. 

5)  Hornblendegranit. 

6)  Porphyrischer  Hornblendegranit  mit  Dioriteinschliissen. 

7)  Diorit. 

1)  Der  Granit  des  Melibokus  ist  ein  aus  Quarz,  Ortboklas  und  Biotit 
bestehendes  Gestein  von  heller  Farbe  und  mittlerem  Korn.  Er  nimmt  den 
ganzen  Gipfel  des  Melibokus  und  dessen  Westseite  ein,  reicht  von  der  Nord- 
seite  des  Auerbacher  Schloss-Berges  bis  gegen  Seekeim  bin  und  ist  von  den 
von  Chelius1)  beschriebenen  Ganggesteinen,  als  Minetten,  Apliten,  Granitpor- 
phyren,  Vogesiten  und  Malchiten  zahlreich  durchzogen. 

2)  Die  zweite  Gruppe  von  Gesteinen,  an  der  Ostseite  des  Melibokus  und 
des  Auerbacher  Schloss-Berges,  stellt  einen  Komplex  von  mannigfaltigster  Zu- 
sammensetzung  dar.  Es  sind  Schiefer  und  gneissahnliche  Schiefergesteine, 
glimmerreiche  Gneisse  und  Hornfelse,  welche  mit  hornblendereichen  Gesteins- 
lagen  abwechseln.  Der  ganze  Komplex  ist  von  granitischem  Materiale  der 
nachsten  Zone  durchtriimmert ,  ausserdem  von  Apliten  quer  und  von  pegma- 
tischen  Linsen2)  und  Schniiren  meist  kings  durchzogen. 

3)  Der  nun  folgende  Granit  von  Hochstadten  reicht  bis  zum  Kamme 
des  Felsberges  hinauf.  Das  grobkornige  rotliche  Gestein  zeigt  deutliche  Parallel- 
struktur,  besteht  aus  Quarz,  Ortboklas  und  Biotit  und  enthalt  hie  und  da 
etwas  Hornblende  und  Plagioklas.  Es  ist  meist  stark  vergrust  und  wil'd  aus 
diesem  Grunde  in  der  Uingegend  vielfach  als  Gartenkies  verwandt.  An  dem 
Pfade,  welcher  von  Hochstadten  nach  dem  Felsberg  hinauftuhrt,  sowie  bis 
Balkhausen  bin,  sind  dem  Granit  zahlreiche  schmale  Schollen  von  1  bis  5  m 
Machtigkeit  eingelagert,  die  bald  von  gelbbraunen  thonscliieferahnlichen  Massen, 
bald  von  Hornfelsen  mit  Kalksilikaten ,  bald  von  feinkornigen  Hornblendege- 
steinen  gebildet  werden. 

')  C.  Chelius,  Analysen  aus  dem  cbemischen  Laboratorium  der  geologiscken  Landes- 

anstalt  in  Darmstadt,  und  Granitmassiv  des  Melibokus  und  seine  Ganggesteine. 

Notizblatt  des  Yereins  fiir  Erdkunde  zu  Darmstadt  und  des  mittelrheiniscben  geo- 

logischen  Yereins.  1891  H.  12  und  1892  II.  13. 

2)  Hierzu  gehtirt  der  von  Ludwig  erwahnte  weisse  sog.  Albitgranit  von  Wiemers- 

mtible  im  Hochstadter  Thai. 


119 


4)  Der  Marmor  liegt  in  einer  mehr  oder  weniger  machtigen  Schale  von 
gneissalmlichen  Gesteinen,  wie  die  unter  2  erwahnten  ,•  und  von  Kalksilikat- 
kornfelsen. 

5)  Jenseits  des  Marmors  und  seiner  Schale  folgt  Hornblendegranit.  Der- 
selbe  besteht  vorberrschend  aus  Plagioklas,  Hornblende  und  Quarz,  entbalt 
ausserdem  Ortboklas  und  Biotit  und  besitzt  eine  ziemlich  ausgepragte  Parallel- 
struktur. 

6)  Gegen  die  Ludwigsbohe  bin  wird  das  Gestein  ausgesprocben  porpbyrisch 
durch  grosse  Feldspathaugen ,  verliert  etwas  die  Parallelstruktur  und  nimmt 
gleichzeitig  eine  Menge  kleinerer  feinkorniger ,  dunkler  Dioriteinschliisse  auf, 
die  bald  spitz,  bald  gerundet,  bald  eckig,  wie  zerrissen,  von  der  Granitmasse 
umkullt  sind.  Nacli  Siidosten  bin  werden  die  Dioriteinlagerungen  grosser  und 
grosser  und  wechseln  zonenartig  mit  dem  Granit. 

7)  In  der  Gegend  von  Wilmshausen,  Elmshausen  und  Reichenbacb  ver- 
schwindet  der  Hornblendegranit  fast  ganzlich,  um  einer  einheitlicheren  macb- 
tigen  Dioritmasse  Platz  zu  macben.  Der  Diorit  zeigt  keine  Parallelstruktur 
und  ist  mittel-  bis  feinkornig. 

Das  soeben  gescbilderte  normale  Profil  wird  an  der  Schlucbt,  welche  ira 
Hochstadter  Thai  von  Mosingers  Miihle  nacb  der  Eremitage  binaufzieht,  ge- 
stort,  nachdem  schon  zwischen  dieser  und  der  nachstostlichen  Sclducht,  zwiscben 
Mosingersund  Jungs  Miihle,  die  Gesteinsglieder  Unregelmassigkeit  gezeigt  baben, 
und  der  Marmor  an  dieser  Stelle  sein  vermutliches  Ende  erreicht  hat,  ehe  er  mit 
kleiner  Verschiebung  gegen  SW.  am  Fiirstenlager  und  grosserer  bei  Bens- 
beim  fortsetzt.  Nach  der  Rbeinebene  zu  sind  hier  die  Gesteine  durch  eine  nord- 
nordwest-siidsiklostlich  streichende  Verwerfung  etwa  4  bis  500  m  ins  Hangende 
verschoben.  Unterhalb  des  Auerbacher  Schlosses  setzen  zwar  westlicb  der  Ver¬ 
werfung  dieselben  Scbiefer  fort,  aber  das  Streichen  des  verworfenen  Teiles 
wechselt  von  NO  nacli  NW,  und  das  Einfallen  wird  bald  steiler,  bald  flacher. 
Weiter  gegen  Siidosten  dagegen  stossen  Gesteine  des  Schieferkomplexes  auf  den 
Hocbstiidter  Granit  und  Hornblendegranit  der  Rossbach,  welche  nun  erst  siidlich 
des  Fiirstenlagers  wieder  beginnen.  Der  porpbyrische  Hornblendegranit  mit  den 
Dioriteinschliissen  stosst  an  Hochstadter  Granit,  aus  dem  die  nordlicbe  Seite 
der  Scbonberger  Hbhe  und  der  Kircbberg  bei  Bensheim  bestehen.  Auf  den 
Hochstadter  Granit  folgt  dann  nach  Siiden  hin  wieder  der  Marmor  mit  seiner 
Schale.  Aus  alledem  geht  hervor,  dass  nachst  der  Rbeinebene  ein  Teil  des 
Gebirges  abgesunken,  verschleift,  gedreht  und  flacher  gelagert  worden  ist. 


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Soweit  schildert  ungefahr  die  Umgebung  des  Marmors  Landesgeologe 
Dr.  Chelius,  der  in  diesem  Herbste  mit  der  geologischen  Landesaufnahme  dieses 
Gebietes  begonnen  hat.  Derselbe  halt  die  Gesteine  vom  Melibokus,  sowie  von 
Hochstadten  bis  Elmshausen  fiir  eruptiv,  und  die  Schiefer,  die  gneissahnlichen 
Gesteine,  den  Marmor  und  die  Hornfelse  fiir  umgewandelte  Sedimente.  Etwaige 
Beziebungen  des  Hochstadter  Granits  zu  deni  des  Melibokus  waren  nach  seiner 
Meinung  noch  zu  erforschen.  Andrerseits  glaubt  er,  dass  der  Hochstadter 
Granit  ein  Teil  eines  grossen  Granitmassivs  sei,  zu  welchem  dann  als  Randzonen 
der  normale  sowie  der  porphyrische  Hornblendegranit  gehorten.  Ferner  halt 
er  dieses  Granitmassiv  fiir  jiinger  als  den  Diorit  und  die  Schieferschollen  mit 
dem  Marmor,  die  es  injiciert  hat  und  umschliesst.  Die  hornblendereichen 
Gesteine  in  den  Schiefern  werden  nach  Analogic  der  Eberstadter  Vorkommen 
als  veranderte  Diabase  gedeutet.  In  das  ursprunglich  aus  Schiefern,  Diabas 
und  Diorit  bestehende,  aber  dislocirte  Gebirge  drang  der  Granit  ein  und  ver- 
blieb,  abgesehen  von  wenigen  grosseren  Storungen,  in  seiner  urspriinglichen 
Form  erhalten,  soweit  nicht  die  Parallelstruktur  eine  spater  aufgepriigte  ist. 

Tchihatchef  hat  den  Schieferkomplex  Biotitgneiss  genannt  und  die  ziem- 
lich  gradlinige  Verwerfung  gegen  NW  gebogen  gezeichnet,  indem  er  Punkte 
der  Hauptverwerfung  mit  Nebenverwerfungen  verband.  Den  hornblendefreien 
Granit  von  Hochstadten  mit  seiner  hornblendereichen  Zone  und  der  por- 
phyrischen  Ausbildung  bezeichnet  er  als  Hornblendegneiss.  Wahrend  die 
Greuze  der  von  Tchihatchef  als  Biotit-  und  Hornblendegneiss  bezeiclmeten 
Gesteine  ostlich  des  Auerbacher  Schloss-Berges  eine  sudwest-nordostliche  Rich- 
tung  besitzt,  verlangert  Tchihatchef  die  Verwerfungsgrenze  bis  nach  dem 
Melibokus  bin. 

Die  Ansicht  von  Chelius,  dass  die  von  Tchihatchef  unter  dem  Namen 
Hornblendegneiss  zusammengefassten  Gesteine  eruptiver  Natur  seien,  will  der 
Verfasser  nicht  bestreiten,  glaubt  jedoch,  dass  auch  manches  fiir  eine  sedi- 
mentare  Bildung  sprieht. 

Seibert  hat  auf  seiner  1858  erschienenen  kleinen  Karte  der  Umgebung 
des  Marmors  den  Hochstadter  Granit  als  grobkornigen  Gneiss  aufgezeicknet 
und  den  Hornblendegranit  als  Syenit,  den  Hornblendegranit  mit  Einschliissen 
von  Diorit  als  „ Gneiss  mit  Syenit11,  sowie  den  Granit  vom  Ernst-Ludwigs-Tempel 
und  dem  Bensheimer  Kirchberg  ebenfalls  als  Granit  bezeichnet.  Den  Schiefer¬ 
komplex  mit  seinem  Eruptivmaterial  nannte  er  „Gneiss,  Syenitschiefer,  Eurit, 
mit  Euritschiefer  wechsellagernd  und  Hornblendeschiefer". 

Der  Hornblendegranit  in  seiner  verschiedenen  Ausbildung,  sowie  der 
Diorit  zeichnen  sich  durch  ihre  Neigung  zur  Wollsackbildung  aus.  Viele 


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Felsenmeere,  besonders  am  Felsberg  legen  hiervon  Zeugnis  ab.  Die  Ent- 
stehung  der  Wollsacke  lasst  sich  zuweilen  deutlich  verfolgen.  Man  findet 
Kerne  festeren  Gesteins,  die  eine  konzentrisehe  Verwitterung  ihrer  Gemeng- 
teile  zeigen,  in  Grus  eingebettet,  der  sicb  in  deutlichen  Schichten  um  die 
Kerne  legt.  Wird  das  zersetzte  Material  weggespult,  so  bleiben  die  bekannten 
Wollsacke  iibrig.  Beide  Gesteine  haben  seit  etwa  10  Jahren  zu  einer  regen 
Steinindustrie  Anlass  gegeben.  Der  Hornblendegranit  fiihrt  im  Handel  schlecht- 
hin  den  Namen  Granit,  wahrend  der  Diorit  als  Syenit  bezeichnet  wird. 

Das  krystalline  Grundgebirge  wird  von  Diluvium  uberlagert,  welches  bis 
zu  betrachtlicher  Hohe  an  den  Thalrandern  hinaufragt.  Es  bestehtfaus  einer 
groben  Gerollelage  und  dariiber  aus  Loss,  soweit  nicht  Abhangsschutt  und 
verschlemmter  Loss  es  verdeckt  oder  ersetzt  haben.  Grobe  Blockanhaufungen 
am  Rande  des  Alluviums  im  Hochstadter  Thale,  welche  mehrere  Meter  iiber 
den  Thalboden  seitlich  hinaufragen  und  deutlich  vom  Alluvium  angesclmitten 
sind,  waren  am  besten  in  dem  zweiten  neuen  Auerbacher  Wasserreservoir 
aufgeschlossen.  Dieselben  bestanden  aus  kopf-  bis  1h  m  grossen  Bldcken,  welche 
alle  aus  der  Umgegend  stammten  und  von  Granit,  Diorit,  Aplit,  Quarzit,  Mar- 
mor,  Basalt  etc.  gebildet  wurden.  Die  Stiicke  waren  schwach  kantengerundet 
oder  scharfkantig  und  ungeschichtet  iiber  einander  gehauft.  Ueber  ihnen 
lagerte  ein  aus  verschlemmtem  Loss  entstandener  brauner  Lehm  oder  weiterhin 
echter  Loss.  Im  Steinbruche  gegeniiber  Hoffmanns  Miihle  ist  die  Granitunter- 
lage  scharf  und  glatt  abgesetzt  gegen  kleinkornigere,  von  gelbem  Eisenocker  und 
schwarzem  Manganerz  gefarbte  Gerdlle  mitSanden.  Ueber  dieser  Schicht. liegt  der 
Loss.  Derselbe  beginnt  mit  seiner  unteren  Grenze  am  Gebirgsrande  nach  der 
Rheinebene  zu,  etwa  bei  160  m  Hohe  iiber  N.  N.,  und  lagert  dort  feinen  Sanden 
mit  Odenwaldschotterstreifen  und  Gerollschmitzen  auf.  Diese  Sande  und  Schotter 
bilden  eine  topographisch  vorziiglich  sich  zwischen  der  110 — 160  m  Ivurve 
erhebende  hohe  Terrasse,  auf  der  ein  neuer  Teil  Auerbachs  steht.  Unterhalb 
110  m  beginnt  der  sandige  Lehm  einer  niederen  Terrasse  und  der  alten  niederen 
Schuttkegel  an  der  Mundung  der  Seitenthaler  zur  Rheinebene,  die  sich  zum 
Teil  bis  in  die  alte  Neckarniederung  bei  92—93  m  Hohe  verfolgen  lassen. 
Die  lossartigen  Materialien  zwischen  110  und  160  m  sind  wohl  selten  primarer 
Ablagerung. 

Die  Marmorlager. 

Die  4  vorhandenen  Marmorvorkommen  liegen  auf  einer  Linie  von  3,5  km 
Gesamtlange  und  sudwest-nordostlicher  Richtung  zwischen  Bensheim  und 


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Hoehstadten  unci  werden,  von  West  naeh  Ost  aufeinander  folgend,  durch  die 
Punkte  Kirchberg,  Schonberger  Hohe,  Rossbach  unci  Bangertshohe  bezeichnet. 
Die  beiden  westlichsten  Vorkommen  sind  durch  die  obenerwahnte  Verwerfung 
gegen  die  ostlichen  um  etwa  200  resp.  500  m  nach  Siiden  zu  verschoben. 

I.  Das  Vorkommen  in  der  Rossbach. 

(Siehe  Taf.  I.  Fig.  1 — 3.) 

Das  Vorkommen  in  der  Rossbach,  das  grosste  der  genannten,  wird  heute 
allein  noch,  und  zwar  in  ausgedehnterem  Masse,  technisch  ausgebeutet.  Es 
zeigt  daher  die  besten  Aufschliisse  und  soli  aus  diesem  Grunde  in  vorliegen- 
der  Arbeit  vorzugsweise  beriicksichtigt  werden. 

Sichere  Anzeigen  weisen  darauf  bin,  class  schon  clie  alten  Romer  hier 
Material  gewonnen  haben. 

Lange  Zeit  war  der  Abbau  in  den  Handen  der  Grossherzoglichen  Forst- 
verwaltung,  welche  auch  clie  unterirdische  Gewinnung  in  Angriff  nahm.  Im 
Jahre  1865  ging  clie  Lagerstatte  pachtweise  in  die  Hiinde  des  Bergingenieurs 
Dr.  W.  Hoffmann  liber ,  von  wo  ab  ein  Abbau  in  grosserem  Massstabe  und 
nach  bergmannischen  Grundsatzen  begann. 

Am  Tage  ist  das  Vorkommen  in  5  Pingen  (auf  Taf.  I  mit  I — V  bezeichnet) 
aufgeschlossen.  Die  Grube  fiihrt  die  Bezeichnung  „Marmorbergwerk  Auer- 
bach“  und  zerfallt  in  zwei  gesonderte  Abteilungen,  die  Vordergrube  und  die 
Hauptgrube.  Die  bisherigen  Aufschliisse  weisen  darauf  hin,  dass  auch  eine 
geologische  Trennung  in  zwei  Marmorlager  vorhanden  ist.  Die  Vordergrube, 
welche  schon  seit  langerer  Zeit  ausser  Betrieb  und  unzuganglich  ist,  baut 
auf  dem  westlichen  Marmorlager.  Dasselbe  wurde  durch  einen  querschliigigen 
Stollen  von  50m  Lange,  nalie  beim  Forsthaus  Auerbach,  im  Hochstadter 
Thale,  aufgeschlossen  und  mittels  einer  150  m  langen  Strecke  abgebaut.  Die 
Machtigkeit  des  saiger  stehenden  Lagers  betragt  hier  10  m.  Ueber  der 
Vordergrube  zielit  sicli  clie  Pinge  V  hin. 

300  m  ostlich  vom  Forsthaus  Auerbach,  nahe  bei  Hoehstadten,  liegen  in 
einem  Wiesenthalchen  die  Tagesanlagen  der  Hauptgrube  (siehe  Taf.  I).  Die 
unterirdischen  Baue,  welche  in  dem  ostlichen  Marmorlager  stehen,  erstrecken 
sich  unter  den  Pingen  II,  III  und  IV  nach  der  Vordergrube  hin.  Eine  ge- 
naue  Beschreibung  der  Lagerungverlmltnisse  dieses  Teiles  des  Marmorvorkom- 
mens  kann  nur  im  Zusammenhange  mit  einer  Schilderung  der  Grubenbaue  ge- 
schehen.  Auch  wird  hierdurcli  eine  genauere  Ortsangabe  gewisser  interessanter 


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Gesteins-  und  Mineralvorkommen  ermoglicht.  Die  Lagerstatte  raacht  in  der 
Hauptgrube,  ebenso  wie  aucli  in  den  anderen  Aufschlussen ,  durchaus  den 
Eindruck  eines  gangformigen  Vorkommens,  und  es  ergeben  sich  hieraus  die 
im  Betriebe  angewandten  Bezeichnungen. 

Durcb  einen  25  m  langen  Schleppschacht  und  eine  sicli  anschliessende 
solige  Forderstrecke  von  40  m  Lange  gelangt  man  in  den  „Hauptgang“  ge- 
nannten  Teil  des  Vorkommens.  Schleppschacht  und  Forderstrecke  stelien  im 
Marmor  und  sind  annahernd  im  Streichen  getrieben.  Das  Lager  ist  fast  iiberall  in 
seiner  ganzen  Machtigkeit  abgebaut.  Seine  Abbaustrecke  ist  12  m  hoch  und 
ca.  125  m  lang.  Es  steht  ziemlich  saiger,  nur  an  einigen  Stelien  ist  ein  ge- 
ringes  Einfallen  nach  Slidost  zu  bemerken.  Die  Machtigkeit  wechselt  zwischen 
50  und  8  m.  Wo  die  Forderstrecke  einmiindet,  ist  sie  am  grossten.  An  dieser 
Stelle  laufen  2  Trummer  ab,  eines  im  Hangenden  und  eines  im  Liegenden. 
Das  hangende  Trunim  schart  sich  in  einer  Entfernung  von  100  m  wieder  mit 
dem  Hauptlager.  Seine  Machtigkeit  betragt  2 — 4  m,  die  Hohe  seiner  Abbau¬ 
strecke  etwa  10  m.  Das  Einfallen  schwankt  zwischen  80  und  90°  nach  Slidost. 
Nahe  der  Stelle,  wo  sich  das  hangende  Trunim  wieder  mit  dem  Hauptlager 
schart,  wurden  die  Abbauverhaltnisse  so  ungiinstig,  dass  ein  Durchschlag  nicht 
erfolgen  konnte  und  die  Verbindung  mit  dem  Hauptlager  raittels  eines  Quer- 
schlags  (hangender  Querschlag)  hergestellt  werden  musste.  Die  Machtigkeit 
des  Zwisckenmittels  steigt  bis  15  m,  ihr  Maximum  erreicht  sie  an  der  Stelle, 
wo  das  Hauptlager  die  grosste  Einschniirung  zeigt.  Von  der  Pinge  III  aus 
wurden  am  Tage  noch  zwei  weitere  Strecken  (obere  und  untere  Tagesstrecke) 
in  dem  Trumme  aufgefahren.  Ausserdem  steht  in  demselben  der  35  m  tiefe 
Wetterschacht.  Das  liegende  Trunim,  welches  eine  Machtigkeit  von  7  m  und 
eine  vollkommen  saigere  Lage  besitzt,  ist  noch  wenig  aufgeschlossen.  Seine 
30  m  lange  Abbaustrecke  ist  durcli  einen  Querschlag  (liegender  Querschlag) 
mit  der  des  Hauptlagers  verbunden.  Das  Zwischenmittel  (liegendes  Zwischen- 
mittel)  ist  etwa  10  m  machtig.  Bei  Betrachtung  des  Grubenbildes  (Taf.  I) 
findet  man,  dass  das  liegende  Zwischenmittel  sich  wahrscheinlich  nach  Westen 
hin  auskeilt,  und  also  aucli  das  liegende  Trumm  sich  wieder  mit  dem  Haupt- 
gange  schart.  Das  Fortschreiten  des  Abbaues  wird  hieruber  den  notigen 
Aufschluss  bringen.  Alle  die  genannten  Bane,  mit  Ausnahme  der  beiden 
Tagesstrecken  im  hangenden  Trumm  werden  unter  der  Bezeichnung  I.  Sohle 
vereinigt.  Die  Forderung  von  derselben  erfolgt  liber  einen  I'brderberg  (alter 
Forderberg),  der  die  Forderstrecke  mit  der  Abbaustrecke  des  Hauptlagers 
verbindet.  Der  Abbau  einer  II.  Sohle  hat  vor  einigen  Jahren  begonnen,  indem 


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die  genannte  Abbaustrecke  lira  12  m  vertieft  wird.  Ein  weiterer  Forderberg 
(neuer  Forderberg)  vermittelt  auch  von  hier  aus  den  Transport  nach  der 
Forderstrecke.  Die  I.  Sohle  liegt  15  m,  die  II.  27  m  unter  der  Hangebank 
des  Schleppschachtes.  Die  saigere  Entfernung  der  II.  Sohle  von  dem  hochsten 
Punkte  der  Pingen  betragt  73  m. 

Aus  vorstehendem  ergiebt  sich,  dass  der  Hanptgang  und  seine  beiden 
Nebentrummer  als  ein  einziger  Marmorkorper  aufzufassen  sind,  welchem  zwei 
maclitige  Zwischenmittel  eingelagert  sind.  Ferner  wird  ira  nacbfolgenden  ge- 
zeigt  werden,  dass  die  Eigenschafteu,  welche  der  Marmor  in  den  Triimmern  be- 
sitzt,  auch  in  deren  Fortsetzung  im  Hauptlager  auftreten. 

Wie  die  Yerhaltnisse  in  der  Grube  geschildert  wurden,  so  liegen  sie 
im  allgemeinen  auch  am  Tage  in  den  Pingen.  Ihre  Erkennung  ist  allerdings 
daselbst  viel  schwieriger,  da  das  vergruste  Nebengestein  die  Aufschliisse  viel- 
facli  tiberdeckt  hat  und  die  Zwischenmittel  teilweise  abgetragen  sind. 

Nach  Tchihatchef1)  soil  der  Marmor  dem  Nebengesteine  diskordant  einge¬ 
lagert  sein.  Es  hat  sich  jedoch  nachweisen  lassen,  dass  am  Kontakt  beider  Ge- 
steine  Streichen  und  Fallen  uberall  tibereinstimmen.  Seinen  Grund  hat  der  Irr- 
tum  Tchihat.chef’s  in  der  Thatsache,  dass  in  einiger  Entfernung  vom  Kalk  durch 
Wegbauten  etc.  aufgeschlossene  Schichten  des  Nebengesteins  ein  siidostliches 
Einfallen  von  ca.  50°  haben,  wahrend  das  Einfallen  der  Marmorlagerstatte, 
wie  schon  bemerkt,  80 — 90°  betragt.  Was  die  Streichrichtung  anbelangt,  so 
ist  eine  genauere  Angabe  derselben  schwierig.  Das  Liegende  des  Marmorlagers 
ist  noch  zu  wenig  untersucht.  Das  Hangende,  welches  in  einer  Lange  von 
200  m  entblosst  ist,  zeigt  ein  Streichen  von  440.2)  Dieses  sei  vorlaufig  auch 
fur  den  ganzen  ostlichen  Kalkkorper  angenommen. 

Zwischen  den  beiden  Hauptmarmormassen  liegen  noch  zwei  kleiuere  Tages- 
aufschliisse  von  Marmor  (auf  Taf.  I  mit  1  u.  2  bezeichnet).  Ausserdem  steht  dieser 
etwa  50  m  westlich  von  demStollen  der  Vordergrube,  am  Wegenach  demFursten- 
lager,  mitten  im  Nebengestein  an.  Das  ganze  Auftreten  des  Marmors  an  dieser 
Stelle  ist  ein  derartiges,  dass  man  versucht  ist,  ihn  fiir  einen  Auslaufer  des  west- 
lichen  Marmorlagers  zu  halten.  Was  nun  den  Zusammenhang  zwischen  den 
beiden  Hauptmarmormassen  anbelangt,  so  diirfte  es  nicht  unwahrscheinlich  sein, 
dass  die  westliche  durch  eine  Verwerfung  ins  Liegende  (eine  Nebenverwerfung 
der  pag.  119  erwahnten  grosseren)  von  der  ostlichen  getrennt  ist.  Vielleicht 
sind  dann  die  beiden  obengenannten  kleineren  Marmormassen  bei  der  Verwerfung 

0  pag.  50. 

2)  Unter  Berucksichtignng  der  Deklination  von  12°  30'  nach  W, 


125 


losgerissene  Stucke.  Thatsache  ist,  dass  sowohl  in  der  Pinge  V,  als  auch  in 
der  Abbaustrecke  der  darunter  liegenden  Yordergrube,  der  Marmor  nacli  Osten 
bin  in  seiner  ganzen  Machtigkeit  plotzlich  abgeschnitten  wird.  In  der  Haupt- 
grube  ist  der  Abbau  nacb  Westen  bin  noch  nicbt  geniigend  vorgeschritten, 
um  liber  diese  Frage  den  notigen  Aufscbluss  bringen  zn  konnen.  Die  Ge- 
samtlange  des  Rossbach-Vorkommens  betragt  etwa  500  m. 

In  dem  Marmor  finden  sicli  Einlagernngen  von  Silikatgemengen.  Ausser- 
dem  sind  Marmor  und  Gneiss  durcb  Kontaktbildungen  mit  einander  verbunden. 
Bei  einer  genaueren  Scbilderung  des  Vorkommens  sind  daher  drei  wesentliche 
Bestandteile x)  zu  unterscbeiden : 

1)  Der  Marmor. 

2)  Die  Einlagerungen. 

3)  Die  Kontaktbildungen. 

1.  Der  Marmor. 

Der  Marmor  besitzt  im  allgemeinen  eine  fein-  bis  grobkdrnige  Struktur, 
zuweilen  tritt  er  aucb  dicht  Oder  spatig  auf.  Die  Farbe  ist  im  Durchschnitt 
graulichweiss  und  wecbselt  zwiscben  reinem  Weiss  und  Scbwarzgrau.  Ver- 
einzelt  findet  man  aucb  gelben,  roten  und  ganz  selten  blauen  Marmor.  Das 
grobkdrnige  Gestein  lasst  mit  blossem  Auge  deutlich  die  Zwillingsstreifung 
nacb  —  £  R  erkennen.  Wirklicbe  Schichtung  zeigt  der  Marmor  an  keiner 
Stelle,  dagegen  besitzt  er  die  Eigenschaft,  in  der  Streichrichtung  gut  zu 
spalten.  Es  muss  also  doch  ein  gewisser,  wenn  auch  nur  mikroskopisch 
sichtbarer,  Parallelismus  in  der  Anordnung  seiner  Individuen  vorbanden  sein. 
Merkwiirdiger  Weise  fand  Tchihatchef* 2)  einen  solcben  nur  in  den  periphe- 
rischen  Teilen  der  Lagerstatte.  Hier  waren  die  Calcitindividuen  parallel  der 
Streichrichtung  gestreckt,  und  es  bestand  ein  Wechsel  zwischen  grobem  und 
feinem  Korn. 

Vielfach  tritt  eine  dunkle  Banderung  auf,  die  in  derRichtung  des  Streichens 
weitbin  den  Marmor  durcbziebt.  Am  ausgesprochensten  ist  dieselbe  im  hangen- 
den  Trumme  und  in  den  entsprechenden  Teilen  des  Hauptlagers.  Die  Bander 
setzen  deutlich  aus  dem  Trumme  in  das  Hauptlager  fort,  und  ebenso  ist  die 
erwahnte  Spaltbarkeit,  die  hier  ebenfalls  ganz  besonders  bervortritt,  in  gleicber 
Weise  diesen  hangenden  Teilen  der  Lagerstatte  eigen.  Die  Bander  werden 


OIn  derselben  Weise,  jedoch  andere  Bezeichnungen  benutzend,  teilt  auch  Tchi- 
hatchef  ein. 

2)  pag.  15. 


126 


zuweilen  selir  breit,  und  es  entsteht  dann  der  erwahnte  schwarzgraue  Marmor. 
Meist  lasst  sicli  mit  blossem  Auge  die  Ursache  der  Schwarzung  nicht  erkennen. 
Nicht  selten  jedoch  erblickt  man  in  den  Bandern  eine  Unmenge  kleiner  sechs- 
seitiger  Graphit-Plattchen ,  und  Tchihatchef1)  fand  bei  der  mikroskopiscken 
Untersuchung  in  ihnen  eine  Anhaufung  grauer  staubformiger  Partikelcben, 
in  denen  er  ein  kohliges  Pigment  vermutete.  Man  darf  also  wobl  mit  Sicher- 
heit  annehmen,  dass  die  Banderung  resp.  die  schwarzgraue  Farbe  des  Marmors 
von  einer  Einmengung  von  Graphit  herriihrt.  Der  oben  genannte  dichte  Marmor 
durchzieht  in  Bandern  von  roter  Farbe,  deren  Machtigkeit  bis  20  cm  betragt, 
nach  alien  Richtungen  das  kornige  Gestein  des  liegenden  Trummes  und  seiner 
ostlichen  Fortsetzung  im  Hauptlager.  Meist  zeigen  die  Bander  an  ihrem 
Salbande  eine  etwas  dunklere  Farbe  als  im  Centrum.  In  derselben  Weise 
tritt  der  dichte  rote  Marmor  in  noch  naher  zu  schildernden  Breccien  der  liegen¬ 
den  Teile  der  Lagerstatte  auf.  An  einer  nachtraglichen  Bildung  dieses  Marmors 
aus  wasseriger  Losung  ist  jedenfalls  nicht  zu  zweifeln.  Spatiger  Marmor  erscheint 
in  Drusen  als  Unterlage  von  Kalkspathkrystallen.  Es  wird  dieses  Vorkommen 
bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Mineralien  noch  naher  zu  betrachten  sein. 
Ausserdem  findet  er  sich  im  liegenden  und  hangeuden  Trumm  in  einer  Aus- 
bildungsweise,  wie  sie  die  Mineralgange  zeigen.  Im  liegenden  Trumm  kommt 
er  in  etwa  20  cm  machtigen  Zonen  vor ,  welche  parallel  der  Streichrichtung 
verlaufen.  Ob  hier  eine  wirkliche  Wechsel lager ung  von  kornigem  und  spatigem 
Marmor  vorliegt,  liess  sich  nicht  feststellen ;  wahrscheinlicher  ist,  dass  die  spatige 
Yarietat  eine  nachtragliche  Ausfullung  der  im  liegenden  Trumm  vielfach  auf- 
tretenden  Kliifte  bildet.  Im  hangenden  Trumm  durchsetzen  diese  gangartigen 
Bildungen  das  Nebengestein ,  indem  sie  teilweise  an  die  Stelle  des  kornigen 
Marmors  treten  und  an  einigen  Stellen  Bruchstiicke  des  Nebengesteins  um- 
schliessen.  Ihre  Machtigkeit  betragt  hier  bis  zu  40  cm.  Eine  deutliche 
Parallelstruktur  ist  alien  diesen  Kalkspath-Vorkommen  eigen.  Sie  bestehen 
aus  einzelnen  Bandern,  welche  mannigfache  Windungen  und  einen  Wechsel 
zwischen  blutroter,  gelber  und  weisser  Farbe  zeigen.  Die  Spaltflacheu  der 
einzelnen  Calcitindividuen  stehen  zum  Teil  senkrecht  zur  Richtung  der  Bander. 

An  manchen  Stellen  findet  eine  bedeutende  Anhaufung  kieselsaurereicher 
Gemengteile  in  dem  Marmor  statt.  So  kommt  nahe  am  Liegenden  der  Pinge  V 
eine  Bank  sandigen  Marmors  vor,  welcher,  wie  aus  der  unten  angegebenen  Ana¬ 
lyse  (IV)  hervorgeht,  ca.  12%  unloslichen  Ruckstand  enthalt.  Noch  uureiner 


0  pag.  11. 


127 


ist  hie  und  da  ein  spatiger  voter  Marmor  des  liegenden  Trurams,  der  in  seinem 
Aussehen  sehr  an  Eisenkiesel  erinnert.  Sein  Gehalt  an  unloslichem  Ruck- 
stand  betragt  nach  einer  von  Tchihatchef  pag.  9  unter  V  angegebenen  Ana¬ 
lyse  14,36%. 

Zu  den  von  Tchihatchef  angefuhrten  Analysen  seien  hier  noch  einige 
hinzugefugt : 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

CaO 

55,04 

52,08 

53,46 

51,24 

49,26 

47,48 

Mg  0 

0,50 

1,42 

Spur 

0,04 

0,18 

1,33 

FeO 

0,05 

0,23 

2,06 

3,00 

0,74 

1,13 

co2 

42,90 

42,70 

42,02 

41,82 

39,33 

36,45 

h20 

0,14 

— 

0,23 

1,26 

— 

0,40 

In  H  Cl  unlos- 1 
licher  Riickstand  / 

1,11 

4,58 

2,13 

3,53 

11,79 

14,36 

99,74 

101,01 

99,90 

100,89 

101,30 

101,15 

Die  Analysen  I,  III  und  IV  sind  von  der  Grossh.  chemischen  Priifungs- 
und  Auskunftsstation  fur  die  Gewerbe  in  Darmstadt  ausgefiihrt,  II  von  Herrn 
Dr.  E.  Winkler  in  Darmstadt  und  die  unter  IV  und  VI  verzeichneten  sind 
der  Arbeit  von  Tchihatchef  entnommen. 

I.  Weisser  Marmor  aus  dem  Hauptlager.  Das  Material  gehort  den 
reinsten  Partieen  an  und  wurde  auch  qualitativ  untersucht.  Es  fanden  sich 
ausser  den  oben  angefuhrten  Bestandteilen :  In  geringen  Mengen  losliche 
Kieselsaure,  Thonerde,  Magnesia  und  Kali,  ferner  Spuren  von  Natron,  Stron- 
tiumoxyd  und  Schwefel. 

II.  Schwarzgrauer  Marmor  aus  dem  Hauptlager.  Zwischen  I  und  II  liegt 
ungefahr  die  durchschnittliche  Zusammensetzung  des  Gesteins. 

III.  Dichter  voter  Marmor  aus  dem  hangenden  Trumm. 

IV.  Gelber  Marmor  aus  dem  hangenden  Trumm. 

V.  Marmor  aus  der  sandigen  Bank  nahe  am  Liegenden  der  Pinge  V. 

VI.  Der  oben  erwahnte  spatige  rote  Marmor  aus  dem  liegenden  Trumm. 

Der  Marmor  ist  reich  an  unregelmassigen  Ablosungen,  die  durch  Eisen 

gelblich  gefarbt  und  oft  mit  Dendriten  uberkleidet  sind.  Ausserdem  durch- 
setzen  nach  alien  mdglichen  Riclitungen  zaldreiche  Kliifte  das  Gestein.  Dass 
unter  den  letzteren  ein  System  besonders  vorherrscht,  ist  schon  von  Tchihatchef1) 
erwahnt. 


9  pag.  16. 


128 


Manche  Kliifte  sind  mit  Letten  angefullt  und  diese  fiihren  Schniire  von 
rotbraunem  Bolus  mit  sich.  In  einigen  finden  sich  ausserdem  abgerundete 
Marmorbrocken,  und  es  weisen  alsdann  deutliche  Rutschflachen  darauf  hin,  dass 
man  es  mit  Verwerfungs-Kliiften  zu  thun  hat.  Diese  treten  vorzugsweise  in 
den  liegenden  Teilen  der  Lagerstatte  auf.  Eine  der  Verwerfungskliifte  lasst 
sich  fast  durch  das  ganze  ostliche  Marmorlager  hindurch  verfolgen,  die  Kluft- 
flachen  zeigen  vielfach  parallele  Riefen  von  etwa  20°  Neigung,  und  an  einigen 
Stellen  hat  die  Verwerfung  die  Entstehung  von  Reibungsbreccien  zur  Folge 
gehabt,  welche  zwischen  Kluftflache  und  festem  Gestein  eine  Schicht  von  etwa 
25  cm  Dicke  bilden.  An  einer  Stelle  sind  diese  Breeden  schon  von  Tcbihatchef  *) 
nachgewiesen  und  naher  untersucht  worden. 

In  den  liegenden  Teilen  der  Lagerstatte,  welche  sich  vor  den  ubrigen 
durch  ihren  Reichtum  an  Storungen  auszeichnen,  baben  sich  noch  manche 
andere  Breccien  gefunden.  Einige  derselben  bestehen  aus  eckigen  Bruch- 
stiicken  weissen  Marmors,  welche  durch  gangartige  Bildungen  der  dichten 
roten  Yarietat  verbunden  sind.  Zuweilen  enthalten  sie  auch  Fragmente  des 
erwahnten  gebanderten  spatigen  Marmors  und  hie  und  da  finden  sich  in 
Hohlraumen  Kalkspatkrystalle  ausgeschieden.  In  anderen  sind  Bruchstucke 
von  Marmor,  sowie  einer  Einlagerung,  durch  zerriebenen  Marmor  verkittet. 
Schon  friiher1 2)  wurde  auf  die  eigentiimlichen  Breccien  des  hangenden  Trumms 
hingewiesen.  Dieselben,  durch  die  untere  Tagesstrecke  aufgeschlossen ,  ent¬ 
halten  Bruchstucke  von  Aplit,  der  in  der  Nahe  der  Lagerstatte  vielfach 
auftritt,  und  eines  griinlichen  zersetzten  Gesteins.  Dazwischen  finden  sich 
Gemenge,  die  aus  Brockchen  der  genannten  Gesteine  und  aus  Kalkspatkornern 
bestehen.  Das  Bindemittel  aller  dieser  Fragmente  bildet  gangformig  ausge- 
schiedener  spatiger  Marmor.  Das  griinliche  Gestein  braust  schwach  mit  konzen- 
trierter  II  Cl;  seine  griine  Farbe  mag  von  einer  Neubildung  von  Chlorit 
herriihren.  Wahrend  es  bei  den  Breccien  der  liegenden  Teile  der  Lagerstatte 
ausser  allem  Zweifel  ist,  dass  sie  Folgen  einer  nachtraglichen  mechanischen 
Thatigkeit  sind,  so  liegt  bei  den  Vorkommen  im  hangenden  Trumm  auch 
die  Moglichkeit  einer  anderen  Entstehung  vor.  Die  Thatsache,  dass  die 
Breccien  geradezu  den  Marmor  vertreten,  weist  vielleicht  darauf  hin,  dass 
sie  schon  bei  der  Bildung  der  Marmorlagerstatte  entstanden  sind. 

Der  in  Drusen  ausgeschiedene  Kalkspath  zeigt  zuweilen  die  Spuren  von 
Druckwirkungen.  So  wurden  aus  einer  der  noch  spater  zu  besprechenden 


1)  pag.  13. 

2)  pag.  126. 


129 


Drusen  des  hangenden  Trummes  Kalkspatspaltungsstiicke  zu  Tage  gefordert, 
welche  durch  eine  in  der  Richtung  einer  Endkante  wirkende  Kraft  gekrUmmt 
sind  und  an  der  Stelle  der  starksten  Kriimmung  einen  seidenartigen  Glanz 
besitzen. 

Nahe  der  oben  erwahnten  grossen  Verwerfungskluft,  an  der  nordlichen 
Wand  der  Pinge  II,  ist  eine  eigentumlich  gekriimmte  Flache  zu  sehen.  Die- 
selbe  zeigt  etwa  die  Form  einer  Wanne  und  ist  etwa  4  m  lang  und  1,5  m 
breit.  Spuren  einer  Abrutschung  sind  nicht  vorhanden.  Dagegen  scheint  der 
dahinter  liegende  Marmor  parallel  der  Fliicbe  gebogen  zu  sein.  Die  Entstehung 
derselben  ist  wohl  ebenfalls  auf  mechanische  Wirkungen  zuriickzufuhren. 

Eine  haufige  Ersclieinung  im  Marmor  sind  Hoblraume,  ahnlich  denen,  die 
von  Schalch *)  bei  der  Beschreibung  des  Wildauer  Marmorvorkommens  erwahnt 
werden.  Sie  besitzen  meist  die  Form  von  rohrfdrmigen  Sehloten,  deren  Durch- 
messer  bis  3  m  betragt,  durchziehen  in  aufsteigender  Richtung  das  Gestein  und 
scbeinen  sicli  bis  zu  einer  bedeutenden  Tiefe  hinab  zu  erstrecken.  Wie  in  Wildau 
sind  sie  haufig  mit  braunen  Letten,  Marmor  und  Granitbrocken  gefiillt.  An 
iliren  Wandungen  zeigt  der  Marmor  eine  eigentumlich  sandige  Oberflache.  Zu- 
weilen  laufen  kleinere  Schlote  von  den  grosseren  ab,  um  sich  dann  wieder 
mit  diesen  zu  vereinigen,  oder  die  Schlote  erweitern  sich  zu  grossen  hohlen- 
artigen  Raumen.  Yor  Ort  der  I.  Sohle  des  Hauptganges  hauften  sie  sich  derart 
an,  class  der  Abbau  in  den  gewohnten  Dimensionen  nicht  melir  geniigende 
Sicherheit  bot,  und  man  daher  genothigt  war,  geringere  Abmessungen  anzu- 
wenden.  Aber  auch  in  der  nun  fortgesetzten  engeren  Abbaustrecke  zeigten 
sie  sich  sehr  storend.  So  wurde  von  der  letzteren  eine  Hblde  von  7  m  Liinge 
und  3  m  Breite  angefabren,  von  welcher  sich  nacli  oben  und  unten  zahlreiche 
Schlote  abzweigten.  An  einigen  Stellen  batten  diese  das  Gestein  derart  ge- 
lockert,  class  grosse  Blocke  herabzustiirzen  drobten  und  o’nne  Schiess-  und 
Keilarbeit  hereingewonnen  werden  konnten.  Hochstwahrscheinlich  sind  die 
Hohlraume  durch  die  auflosende  Thatigkeit  stark  kohlensanrehaltigen  Wassers 
entstanden,  und  zwar  scheint  dieses  seinen  Weg  von  unten  nach  oben  ge- 
nommen  zu  haben.  Die  Schlote  zeigen  namlich  sehr  haufig  die  Gestalt  von 
nach  unten  gekehrten  Trichtern.  Zuweilen  scheint  es  clem  Wasser  nicht  ge- 
lungen  zu  seiu,  sich  durch  das  Gestein  gleichsam  hindurch  zu  bohren,  denn 


b  Erlauterungen  zur  geologischen  Spezialkarte  des  Konig'reichs  Sachsen,  Section 
Schwarzenberg,  pag.  29. 


130 


man  sieht  an  den  Wanden  der  Hohle  Ansatze  von  trichterformigen  Schloten, 
die  nach  oben  keine  Verbindung  haben  und  mehrmals  abgesetzt  sind. 

Weitere  Spuren  der  Thatigkeit  des  Wassers  finden  sich  in  der  Tiefbau- 
strecke  des  hangenden  Trummes.  Etwa  20  m  ostlich  von  jenem  Punkte, 
wo  Trumm  und  Hauptlager  sich  wieder  scharen,  liegen  in  vergrustem  Granit 
grosse  Blocke  von  Marmor.  Dieselben  bestehen  aus  vollkommen  gesundem 
Materia],  zeigen  etwas  abgerundete  Kanten  und  dieselbe  sandige  Oberflache  wie 
der  Marmor  in  den  Hohlraumen.  In  dem  Granit-Grusse.  der  olme  jede  Schich- 
tung  ist,  findet  man  hie  und  da  kleine  eckige  Brocken  aus  gesundem  Granit 
und  Marmor.  Hier  ist  also  die  Wegfuhrung  des  Marmors  schon  sehr  weit  vor- 
geschritten,  die  Hohlen  und  Schlote  haben  sich  derart  erweitert  und  vereinigt, 
dass  nur  Marmorblocke  und  Hohlraume  ubriggeblieben  sind.  Letztere  wurden 
dann  spater  von  dem  zersetzten  Nebengesteine  ausgefullt. 

2.  Die  Einlagerungen. 

Gewisse  von  den  Bergleuten  wegen  ihrer  Harte  Eisknopfe1)  genannte 
Gesteine  treten  in  kugeliger  Form  und  in  Banken  ohne  jede  Regelmassigkeit 
im  Marmor  auf.  Tchihatchef2)  bezeichnet  sie  als  Konkretionen,  mit  der  Begrun- 
dung,  dass  die  diese  Gesteine  zusammensetzenden  und  die  als  Beimengungen 
des  Marmors  erscheinenden  Mineralien  dieselben  sind.  Ob  seine  Bezeichnung 
richtig  ist,  bleibe  dahingestellt.  Andere  Thatsachen,  welche  sie  rechtfertigen, 
sind  nicht  vorhanden.  Es  ist  daher  hier  der  allgemeinere  Ausdruck  „Ein- 
lagerungen “  gebraucht. 

Der  Durchmesser  der  kugeligen  Einlagerungen  schwankt  zwischen  wenigen 
Centimetern  und  mehreren  Metern.  Die  Biinke  scheinen  Tchihatchef  nicht 
bekannt  gewesen  zu  sein.  Sie  sind  selten  maclitiger  als  1  m,  erreichen  da- 
gegen  oft  eine  bedeutende  Lange.  Ihr  Streichen  stimmt  hie  und  da  mit  dem 
der  Lagerstatte  uberein,  weicht  aber  noch  haufiger  betrachtlich  von  demselben 
ab  und  verlauft  sogar  zuweilen  vollkommen  senkrecht  dazu. 

Tchihatchef  fasst  die  Einlagerungen  in  drei  Gruppen  zusammen: 

1)  Granatfelsartige, 

2)  Malakolithfelsartige, 

3)  Solche  vom  Habitus  der  Feldspatgesteine. 

Zu  der  dritten  Gruppe  gehort  eine  Reihe  von  Gesteinen,  die  besonders 
in  den  letzten  Jahren  aufgefunden  wurden  und  noch  nicht  beschrieben  sind. 


*)  Eisknopfe  =  Eisenknopfe. 

2)  pag.  19. 


131 


Von  tier  Tiefbaustrecke  des  hangenden  Trurames  wurde  eine  amphibolit- 
artige  Einlagerung  von  kugeliger  Form  und  etwa  1  m  Durchmesser  ange- 
fahren.  Das  Gestein  besteht  hauptsachlich  aus  Feldspat  und  gruner  Horn¬ 
blende  und  enthalt  als  accessorische  Gemengteile :  Quarz,  Calcit  und  Pyrit. 
Die  Hornblende  erscheint  in  grossen,  eigentumlich  gewundenen  Aggregaten 
und  ist  zum  Teil  in  Asbest  ubergegangen. 

Auf  tier  IF  Sohle  des  Hauptlagers,  nahe  dem  neuen  Forderberge,  fand 
sich  im  Marmor  ein  belles  Gestein,  welches  eine  mehrere  Meter  machtige,  senk- 
recht  zum  Streicben  tier  Lagerstatte  gericbtete  Bank  bildete.  Seine  Haupt- 
gemengteile  waren  Quarz,  Feldspat  und  Hornblende.  An  einigen  Stellen 
traten  Titanit  und  Rhodonit  auf.  Quarz  und  Feldspat  zeigten  schriftgrani- 
tiscbe  Verwacbsung.  Das  Gestein  war  von  einer  aus  Wollastonit  und  hell- 
braunem  Granat  bestelienden  Zone  umbiillt. 

Nordlich  vom  neuen  Forderberge,  nabe  am  Liegenden,  steht  eine  im 
Streicben  verlaufende  Bank  an,  welche  einem  pegmatitischen  Gesteine  ange- 
hort.  Dieses  enthalt  Quarz,  Feldspat  und  sparlichen  Biotit  und  besitzt  etwas 
Schichtung.  Ihm  sebr  almlicb  ist  eine  kugelige  Einlagerung,  welche  sich  nahe 
am  Liegenden  tier  Pinge  III  findet  und  deutliche  Schriftgranit-Struktur  auf- 
weist.  Beide  Vorkommen  sind  vielleicht  in  Beziebung  zu  dem  Pegmatit- 
gang  im  Hangenden  des  Marmors  zu  bringen. 

Ferner  ist  auf  der  II.  Sohle  des  Hauptlagers  dem  Marmor  konkordant  eine 
Bank  eines  breccienartigen  Gesteins  eingelagert.  Die  Bank  ist  etwa  5  m  vom 
liegenden  Zwischenmittel  entfernt  und  15  cm  machtig.  In  einer  dichten  weissen 
Masse  liegen  parallel  zum  Streicben  zackige  Scblieren  eines  schwarzen  Ge- 
steines,  welches  makroskopisch  nur  zablreiche  Biotit-Blattcben  erkennen  lasst. 
Am  Kontakt  mit  dem  Marmor  linden  sich  vielfacli  Bander  von  Granat-  und 
Wollastonitfels.  Die  unter  der  giitigen  Leitung  des  Herrn  Dr.  Koch  vorge- 
nommene  mikroskopische  Untersuchung  ergab  folgendes:  Die  weisse  Masse 
ist  mit  II  Cl  schwach  brausender  Kalksilikathornfels  und  enthalt:  Quarz  und 
Feldspat  in  maschenartiger  Verwachsung,  ferner  triibe  Massen,  die  vielleicht 
aus  zersetztem  Feldspat  bestehen,  Malakolith  untl  hie  und  da  Kornchen  von 
Vesuvian  und  Zirkon.  Die  schwarzen  Schlieren  bestehen  aus  gruner  Horn¬ 
blende  in  aktinolithischer  Form,  Biotit,  Malakolith,  Quarz  und  sparlichem  Feld¬ 
spat.  An  einigen  Stellen  fand  sich  auch  Schwefelkies.  Der  Malakolith  tritt 
besonders  an  der  Grenze  gegen  das  weisse  Gestein  bin  auf.  Alle  Gemengteile 
der  Schlieren  sind  parallel  zum  Streichen  der  Bank  angeordnet. 


Hoffmann,  Die  Marmorlager  von  Auerbach  a.  d.  B. 


2 


132 


Im  liegenden  Trumm,  sowie  im  entsprechenden  Teile  des  Hauptlagers, 
liegen  im  Marmor  allenthalben  Banke  und  unregelmassige  Brocken  von  Horn- 
fels  und  Granit.  Sie  sind  meist  sehr  verwittert  und  von  einer  griinen  stark 
zersetzten  talkigen  Masse  umgeben.  An  mehreren  Stellen  waren  zwiscken 
diesen  Gesteinen  und  dem  Marmor  aus  Epidot  und  Granat  bestehende  Kontakt- 
bildungen  zu  sehen.  Vielleicht  ist  hieraus  auch  die  grime  talkige  Substanz 
hervorgegangen. 

Am  neuen  Forderberge  schiebt  sich  von  Norden  her  eine  Wand  schiefriger 
Gesteine  mit  etwa  45°  Einfallen  in  das  Hauptlager  hinein.  Ob  dieselbe  dem 
Liegenden  angehort,  oder  ob  sie  nur  von  einer  grossen  Einlagerung  herriihrt, 
hat  bis  jetzt  noch  nicht  festgestellt  werden  konnen.  Besonders  bemerkens- 
wert  ist  bier  jedoch,  dass  etwa  5  m  von  ihr  entfernt  und  parallel  mit  ihr  dem 
Marmor  ein  ca.  25  cm  machtiges  Fldtz  desselben  Gesteines  eingelagert  ist. 
Der  Uebergang  vom  Gneiss  zum  Marmor  wird  zu  beiden  Seiten  des  Flotzes 
durch  Zonen,  die  aus  Granat  und  Wallastonit  bestehen,  vermittelt.  Die  bisher 
aufgeschlossene  Lange  dieser  flotzartigen  Einlagerung  betragt  etwa  20  m. 

Schliesslich  sei  nocli  ein  Gesteinsbruchstiick  erwahnt,  das  in  allerneuester 
Zeit  in  der  Nalie  des  hangenden  Zwischenmittels  gefunden  wurde  und  geeignet 
erscheint,  einiges  Licht  auf  die  Frage  der  Entstehung  des  Marmors  zu 
werfen.  Das  Bruchstuck  besitzt  etwa  Kopfgrosse  und  einen  nahezu  recht- 
eckigen  Querschnitt.  Letzteres  derart,  dass  man  eine  in  den  Marmor  ein- 
gesetzte  Grabplatte  vor  sich  zu  haben  glaubt.  Das  Gestein  ist  von  mittlerem 
Korne  und  besteht  aus  Quarz,  Plagioklas  und  Hornblende  in  aktinolithischer 
Form.  Accessorisch  erscheint  reichlicher  Titanit,  sowie  untergeordnet  Magnet- 
kies.  Die  griinen  Aktinolithsaulchen  sind  parallel  orientiert.  Ihre  Richtung 
verlauft  senkrecht  zum  Streichen  des  Marmors.  Das  Ganze  ist  von  einer 
bis  2  cm  machtigen  Schale  von  Wollastonit  und  vereinzelt  hellbraunem 
Granat  umgeben.  Die  Wollastonitnadeln  stehen  senkrecht  zur  Kontaktflache. 

3.  Die  Ivon taktbild ungen. 

An  der  Grenze  zwischen  Marmor  und  Nebengestein  treten  Kontakt- 
bildungen  auf,  welche  den  von  anderen  Urkalkvorkommen  bekannten  sehr  ahn- 
lich  sind.  Nach  Tchihatcbef1)  sollen  diese  von  ihrn  Grenzbildungen  genannten 
Gesteine  nur  an  einigen  Stellen  vorhanden  sein,  sie  haben  sich  jedoch  iiberall 
vorgefunden,  wenn  auch  zuweilen  in  geringer  Machtigkeit.  Es  lassen  sich  im 
wesentlichen  zwei  Gruppen  unterscheiden : 


b  pag.  27. 


133 


Die  eine  Gruppe  zeigt  eine  bestimmte  Reihenfolge  ihrer  Einzelbildungen. 
An  der  Grenze  des  den  Marmor  umhullenden  Gesteins  treten  Hornblende  und 
Biotit  sehr  zuriick,  and  Quarz  und  Feldspat  sind  zuweilen  schriftgranitisch 
verwachsen.  Nach  der  Lagerstatte  bin  folgt  eine  Zone,  die  hauptsachlich 
aus  Epidotfels  besteht  und  nur  vereinzelt  derbe  Massen  von  Quarz  und  rot- 
lichem  Feldspat  enthalt.  Dem  Marmor  zunachst  tritt  ein  dunkelbrauner  korniger 
Granatfels  auf.  Das  Vorkommen  von  „Scbriftgranit“  am  Salbande  des  Mar- 
mors  worauf  schon  Fuchs  und  Knop  aufmerksam  niacben,  wurde  von  Tchi- 
hatchef  nicht  konstatiert.  Die  einzelnen  Zonen  sind  ziemlich  scliarf  von  ein- 
ander  geschieden.  Wenn  auch  zuweilen  eine  derselben  fehlt,  so  bleibt  dock 
uberall  die  Reihenfolge  die  gleiche.  Kieselsaure,  Thonerde  und  Alkalien 
nehmen  somit  nach  der  Lagerstatte  bin  ab,  wahrend  der  Kalkgehalt  zunimmt. 
Der  Granatfels  war  in  der  unteren  Tagesstrecke  des  hangenden  Trummes,  wo 
derselbe  zuweilen  eine  Machtigkeit  von  beinahe  einem  Meter  erreichte,  vielfach 
deutlich  in  zwei  Zonen  geteilt,  von  denen  die  dem  Marmor  zunachstliegende 
eine  rote,  die  entferntere  eine  dunkelbraune  Farbe  zeigte.  Zwischen  dem 
Nebengestein  und  dem  Epidotfels  erscheint  zuweilen  Rhodonit  und  zwar  meist 
da,  wo  das  Nebengestein  die  schriftgranitische  Ausbildung  besitzt. 

Bei  der  zweiten  Gruppe  fehlt  jene  Gesetzmassigkeit.  Das  Bindeglied 
zwischen  Marmor  und  Nebengestein  bildet  bier  ein  Gestein,  das  in  der  Haupt- 
sache  aus  Wollastonit  besteht.  In  diesem  liegt  regellos  eingebettet  ein  hell- 
brauner  Granatfels.  Zuweilen  findet  sicli  auch  Vesuvian  eingewachsen,  sowie 
nach  Tchihatchef1)  Orthoklas,  Plagioklas,  Titanit  und  Hedenbergit.  Nicht 
selten  zeigt  das  Nebengestein  auch  bei  dieser  Gruppe  am  Kontakt  Schrift- 
granitstruktur  und  ein  Zuriiktreten  der  Hornblende  und  des  Glimmers.  Der 
Wollastonit  ist  meist  verwittert.  Die  Verwitterung  schreitet  nach  dem  Ab- 
bau  des  Marmors  noch  weiter  fort,  eine  Erscheinung,  die  fur  den  Betrieb  sehr 
storend  ist,  da  in  Folge  der  Verwitterung  sich  im  Laufe  der  Zeit  grosse  Flatten 
des  Kontaktgesteins  ablosen  und  hereinzustiirzen  drohen.  Erhoht  wird  diese 
Unannehmlichkeit  noch  durch  die  Thatsache,  dass  auch  das  Nebengestein  am 
Salbande  fast  immer  vergrusst  ist.  In  ausgezeichneter  Weise  sind  die 
Bildungen  dieser  Gruppe  an  jener  erwahnten  unter  45°  einfallenden  Wand  im 
Liegenden  des  Hauptlagers  entwickelt.  Dieselbe  ist  von  einem  ca.  20  cm 
machtigen  Gesteine  ummantelt,  welches  aus  Wollastonit  mit  eingebettetem 
hellbraunen  Granatfels  besteht.  Dariiber  folgt  in  einer  Machtigkeit  von  etwa 


')  pag.  26. 


2* 


134 


1  ra  ein  inniges  Gemenge  von  Wollastonit,  Vesuvian,  Calcit  und  sparlichem 
Granat.  Von  der  Wand  ragt  in  den  Marmor  eine  Zunge  desselben  Gesteins  hinein, 
welche  dieselben  Kontaktumhlillungen  zeigt.  Eine  von  der  Grossh.  ebemischen 
Priifungs-  und  Auskunftsstation  fur  die  Gewerbe  zu  Darmstadt  vorgenommene 
Analyse  des  Gesteines  der  ausseren  Zone  ergab  nachfolgende  Zusammensetzung : 

CaO  40.02 
Mg  0  0.46 
Fe2  03  +  Al2  03  1.64 

in  H  Cl  unlosl.  Riickst.  28.30 
losl.  Si  02  2.48 
Co2  26.67 
H2  0  0.19 
Alkalien  Spuren 

99.76 

Die  Machtigkeit  der  Kontaktzone  wecbselt  zwischen  wenigen  cm  und 
1,5  m.  Die  Bildungen  der  ersten  Gruppe  finden  sicb  meist  im  Hangenden 
des  Hauptlagers  und  seiner  beiden  Nebentrummer,  die  der  zweiten  gewohn- 
licli  im  Liegenden  derselben.  Vielleicht  ist  diese  eigentiimliche  Erscheinung 
nicht  ohne  Bedeutung.  Merkwiirdiger  Weise  kennt  Tchihatchef  die  Grenz- 
bildungen  von  Granat-  und  Wollastonitfels  nur  auf  der  Nordseite  des  Mar- 
morlagers. 

Ausser  den  genannten  erwahnt  Tchihatchef1)  noch  „gneissartige  Grenz- 
bildungen“,  welche  teils  direkt  am  Marmor,  teils  in  grosser  Nahe  desselben,  auf 
wenige  Punkte  beschriinkt,  vorkommen  sollen.  Nur  zwei  derselben  liaben  sich 
mit  Sicherheit  nachweisen  lassen.  Die  eine  findet  sich  auf  der  Sudseite  der 
Pinge  V.  Es  ist  ein  Hornblende-Quarz-Feldspat-Gestein,  das  sich  durch  reich- 
lichen  Gehalt  an  Epidot  auszeichnet.  Die  andere  Grenzbildung,  einem  Horn- 
fels  nicht  unahnlich,  steht  am  Liegenden  der  Pinge  IV  an. 

II.  Die  tibrigen  Lager. 

Die  Gesamtlange  des  Lagers  auf  der  Bangertshobe  betragt  etwa  400  m, 
die  Machtigkeit  nirgends  mehr  als  7  in.  Ob  es  ein  zusammenhangendes 
Gauze  bildet,  lasst  sich  bei  den  ungenugenden  Aufschliissen  nicht  erkennen. 
Der  Marmor  steht  nahezu  saiger,  nur  hie  und  da  macht  sich  geringes  Einfallen 


')  pag.  30. 


135 


nach  Siidost  bemerkbar.  Das  Streichen  ist  ungefahr  dasselbe  wie  in  der  Ross- 
bach.  Die  konkordante  Lagerung  von  Marmor  and  Nebengestein  ist  an  mehreren 
Stellen  deutlich  zu  sehen.  Audi  die  Kontaktbildungen,  sowie  Einlagerungen 
fehlen  niclit.  Letztere  sind  im  Gegensatz  zu  den  Einlagerungen  in  der  Ross- 
bach-Lagerstatte  vielfach  in  Form  von  kleinen  Linsen  parallel  der  stark  hervor- 
tretenden  Banderung  angeordnet.  Die  nachsten  Punkte  der  Marmorlager  auf 
der  Bangertshohe  und  in  der  Rossbach  liegen  etwa  500  m  auseinander.  Jedodi 
iindet  sidi  zwischen  ihnen  nocli  ein  weiterer  kleiner  Marmoraufschluss.  Fasst 
man  beide  Vorkommen  zusammen,  so  betragt  die  Liinge  des  ganzen  Marmor- 
zuges  1400  m.  Die  Lagerstatte  auf  der  Schonberger  Hdlie  ist  in  einer  Lange 
von  etwa  100  m  bekannt.  Die  Machtigkeit  scheint  im  Durcbschnitt  10  m  zu 
betragen.  Ein  Zusammenhang  zwischen  dem  Vorkommen  auf  der  Schonberger 
Holie  und  dem  am  Kircliberg  liisst  sicli  niclit  nachweisen. 


Das  Nebengestein  der  Marmorlager  in  der  Rossbach 
und  auf  der  Bangertshohe  mit  besonderer  Berucksichtigung 
des  geologisclien  Prolils  der  Hauptgrube. 

(Siehe  Taf.  I). 

Das  unmittelbare  Liegende  der  beiden  Marmorlager  in  der  Rossbach  wird 
von  einem  vergrussten  diinnschiefrigen  Gestein  gebildet,  dessen  Machtigkeit 
etwa  1  m  betragt.  In  der  Hauptgrube  ist  dieses  Gestein  nur  an  einer  Stelle 
aufgeschlossen,  dagegen  am  Tage  in  den  Pingen  uberall  zu  sehen.  Unter  ihm, 
sowie  als  unmittelbares  Liegendes  des  Lagers  auf  der  Bangertshohe  er- 
scheint  jene  eingangs  erwahnte  Zone  des  vergrussten  Hochstadter  Granits, 
welcher  iibrigens  auch  in  der  Pinge  V  iiber  der  Vordergrube  bis  an  den 
Marmor  herantritt. 

Die  Hauptmasse  des  liegenden  Zwischenmittels  in  dem  Marmorlager  der 
Hauptgrube  gehort  einem  hellen  massigen  Gesteine  an,  welches  in  Zusammen- 
setzung  und  Aussehen  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  friiher  genannten  Horn- 
blendegranit  besitzt.  Yon  diesem  unterscheidet  es  sicli  nur  durcli  grosseres 
Zuriicktreten  der  Hornblende  und  des  Biotits.  Das  Gestein  ist  wohl  mit 
Sicherheit  als  eine  Varietat  des  normalen  Hornblendegranits  anzusehen,  umso- 
mehr,  als  dieser  ja  schon  in  unmittelbarer  Niilie  im  Hangenden  der  Marmorlager- 
statte  auftritt.  Im  liegenden  Querschlage,  nahe  am  Kontakt  mit  dem  liegenden 


136 


Trumme,  enthalt  das  Gestein  an  einer  Stelle  zahlreiche  Titanit-Krystallchen 
makroskopisch  eingeraengt,  und  in  der  Mitte  des  Zwischenmittels  hat  der 
Querschlag  eine  etwa  1  m  machtige  Zone  eines  liellen  Granatfelses  durch- 
fahren.  Zwischen  deni  Hornblendegranit  und  dem  Marmor  des  Hauptlagers 
liegt  wieder  eine  ca.  1  in  machtige  Schicht  des  vergrussten  diinnschiefrigen 
Gesteines. 

Audi  das  hangende  Zwischenmittel  bestelit  hieraus.  Das  Gestein  ist 
hier  jedoch  meist  gesund  und  nur  zu  beiden  Seiten  am  Kontakt  mit  dem 
Marmor  des  Hauptlagers  resp.  des  hangenden  Trummes  in  etwa  50  cm 
machtigen  Zonen  stark  verwittert.  Es  enthalt  hin  und  wieder  kleinere  Feld- 
spat-Augen. 

Im  Hangenden  des  Marmorzuges  Rossbach-Bangertshohe  beginnt  die  Zone 
des  normalen  Hornblendegranits.  Allerdings  tritt  derselbe  nicht  uberall  bis 
an  den  Marmor  lieran.  Vielfach  schiebt  sich  zwischen  beide  Gesteine  wiederum 
eine  Schicht  des  diinnschiefrigen  Gesteines,  clessen  Machtigkeit  wolil  im  Durcli- 
schnitt  1,5  m  betragen  wird.  In  der  Rossbach  wird  das  unmittelbare  Hangende 
fast  allein  von  demselben  gebildet.  Nur  in  dem  ostlichen  Teile  des  Marmor- 
lagers  der  Hauptgrube  erscheint  der  Hornblendegranit  direkt  am  Marmor. 

Aus  vorstehendem  ergeben  sich  somit  die  Thatsachen:  Der  Marmorzug 
Rossbach-Bangertshohe  liegt  ziemlich  genau  auf  der  Grenze  der  beiden  Ge- 
steinszonen  des  Hochstadter  Granits  im  Liegenden  und  des  Hornblendegranits 
im  Hangenden.  Ausser  dem  Marmor,  und  zwar  diesen  meist  umliiillend,  tritt 
zwischen  den  beiden  Graniten  in  geringer  Machtigkeit  ein  dunnschiefriges 
Gestein  auf,  welches  ausserdem  in  der  Hauptgrube  mit  dem  Marmor,  sowie 
dem  Hornblendegranit  wechsellagert. 


Gangbildimgen  in  der  Niihe  der  Marmorlager. 

Tchihatchef1)  beschreibt  die  in  der  Nalie  der  Marmorlager  auftretenden 
Giinge  von  Granit  (Aplit),  Pegmatit,  Quarz,  Basalt  und  Augitminette.  Dieser 
Beschreibung  ist  nocli  einiges  liinzuzufugen : 

1 .  Pegmatit. 

Ausser  dem  von  Tchihatchef  geschilderten  Pegmatitgange,  welcher  am 
Hangenden  des  hangenden  Trumms  scheinbar  abstosst,  ist  nocli  ein  zweiter 


0  pag.  44. 


137 


besonders  zu  erwahnen.  Derselbe  stelit  am  Hangenden  der  Tinge  I  an  und 
ist  nacli  Siiden  zu  etwa  100  m  weit  zu  verfolgen.  Das  Gestein  dieses  Ganges 
ist  in  Zusammensetzung  und  Aussehen  dem  des  erstgenannten  sehr  ahnlich. 
Es  zeigt  ebenfalls  vielfach  Schriftgranitstruktur  und  enthalt  reichliche  Bei- 
mengung  von  Turmalin. 

Eine  ganze  Reilie  kleinerer  Pegmatit-  sowie  Aplitgange  ist  von  den 
Pingen  in  der  Rossbach  und  auf  der  Bangertshohe  im  hangenden  und  liegen- 
den  Nebengesteine  aufgeschlossen.  Merkwiirdiger  Weise  scheint  keiner  dieser 
Giinge  den  Marmor  ungestort  zu  durchsetzen,  wenn  auch  ihr  Material  vielleielit 
in  den  oben  erwahnten  Einlagerungen  mit  Schriftgranitstruktur  wieder  zu 
erkennen  ist. 

2.  Augitmin  ette. 

Der  von  Tchihatchef  beschriebene  Minettegang,  der  den  ostlichen  Mannor- 
korper  der  Hauptgrube  durchbricht,  stelit  nicht,  wie  Tchihatchef  angibt, 
saiger,  sondern  besitzt  ein  Einfallen  von  60 — 70°  nacli  Osten.  Das  Gestein 
ist  stark  verwittert.  Es  war  dies  seiner  Zeit  die  Veranlassung,  dass  an  einer 
Stelle,  wo  der  Minettegang  als  Hangendes  des  Hauptlagers  auftritt,  ein  grosser 
Tagesbruch  stattfand.  In  der  Grube  fiihrt  der  Gang  Selin  lire  von  spatigem 
Kalk,  in  welchem  Einschliisse  von  Kupferkies  und  Malachit  enthalten  sind. 

Ein  zweiter  bis  20  cm  machtiger  Gang  ist  durch  die  Tiefbaustrecke 
des  hangenden  Trummes  aufgeschlossen  und  durchsetzt  annahernd  im 
Streichen  den  Marmor.  Das  Gestein  ist  von  schwarzgrauer  Farbe,  vollstandig 
frisch  und  lasst  mit  blossem  Auge  in  einer  dichten  Grundmasse  porphyrisch 
eingesprengte  Biotit-Bliittchen  erkennen.  Eine  Kontaktwirkung  auf  den  Mar¬ 
mor  zeigt  sich  nirgends,  wolil  deshalb,  weil  das  sclion  vorhandene  krystalline 
Gefiige  des  Gesteins  durch  das  Eruptivgestein  nicht  mehr  verandert  werden 
konnte.  Andrerseits  hat  der  Marmor  durch  Abkiihlung  einen  Einfluss  auf  die 
Struktur  der  Minette  ausgeiibt.  Das  Minettegestein  wird  namlich  nacli  den 
Salbandern  zu  vollkommen  diclit.  so  dass  der  Biotit  makroskopisch  nicht  mehr 
zu  erkennen  ist.  Ausserdem  bemerkt  man  am  Kontakt  mit  dem  Marmor  viel¬ 
fach  eine  prismatische  Ahsonderung,  welclie  senkrecht  gegen  die  Abkiililungs- 
flache  gerichtet  ist.  Die  Machtigkeit  wechselt  auf  kleinem  Raum  ausser- 
ordentlich  oft;  sie  sinkt  bisweilen  bis  zu  2  cm  herab.  Nicht  selten  begleiten 
nur  wenige  mm  machtige  Trummchen  den  Gang,  oder  derselbe  entsendet 
breitzackige  Apophysen  in  das  Nebengestein.  Einschliisse  sind  haufig;  es 
sind  entweder  eckige  Brocken  von  Hornblendegranit,  oder  kornige  Aggregate 


138 


von  Quarz,  oder  auch  Schmitzen  vora  Marmor.  Zuweilen  sind  die  Ein- 
schliisse  von  konzentrischen  Stveifen  der  Gangraasse  umgeben.  Wie  die 
dichte  Beschaffenheit  der  Minette  in  diesen  Streifen  schliessen  lasst,  ist  die 
Entstehung  der  letzteren  einer  abkiihlenden  Wirkung  der  Einschliisse  zu- 
zuschreiben. 

Ein  weiterer  Minettegang  befindet  sich  an  dem  Wege,  der  auf  der  Schon- 
berger  Hohe  entlang  fiilirt,  dstlich  von  dem  Ernst-Ludwigstempel. 

Einem  gemischten  Gange  sckeint  ein  aus  der  Hauptgrube  stammendes 
dichtes  Gestein  anzugehoren ,  dessen  Fundort  leider  nicht  genau  ermittelt 
werden  konnte.  Es  durchbricht  gangartig  den  Marmor  in  einer  Machtigkeit 
von  etwa  20  cm  and  besteht  aus  einer  scbwarzen  Gangmitte  mit  roten  Sal- 
bandern,  welche  Schlieren  der  scbwarzen  Gesteinsmasse  enthalten.  Das  Vor- 
kommen  wurde  von  Herrn  Dr.  Cbelius  einer  mikroskopischen  Untersuchung 
unterzogen.  Nach  seiner  Mitteilung  erscheint  das  rote  Gestein  einem  Aplit 
nicht  unahnlich,  wahrend  das  schwarze  Diorit-  and  Gabbro  -  Ganggesteinen 
gleiclit,  welche  am  Melibokus  und  Frankenstein  vorkommen. 


Die  Mineralien. 

Von  fruheren  Arbeiten,  welche  sich  mit  einer  Beschreibung  der  im  Marmor 
von  Auerbach  und  seinen  Nebenbildungen  vorkommenden  Mineralien  be- 
fassen,  ist  vor  allem  nochmals  die  Arbeit  von  C.  W.  C.  Fuchs  zu  nennen,  in 
welcher  etwa  20  Mineralien  beschrieben  werden.  Kurze  Notizen  hnden  sich  in 
„Die  Mineralvorkommen  im  kornigen  Kalke  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse“ 
von  W.  Harres1)  und  in  einem  Nachtrage2)  hierzu.  Ferner  sind,  wie  schou 
eingangs  erwahnt  wurde,  nocli  mehrere  Beschreibungen  einzelner  Mineralien 
vorhanden.  Tcliihatchef  beschrankt  sich  darauf,  eine  tabellarische  Uebersicht 
zu  geben.  Als  neu  sind  den  hierin  aufgefuhrten  Mineralien  folgende  hinzu- 
zufugen : 

Gold,  Kupfer,  Safflorit?,  Silberglanz  und  Bolus. 

Einige  der  vorkommenden  Mineralien  sind  nur  durch  das  Mikroskop 
nachgewiesen,  andere  sind  von  untergeordneter  Bedeutung.  Die  interessantesten 
und  makroskopisch  sichtbaren  sollen  im  nachfolgenden  beschrieben  werden. 

')  Notizblatt  des  Vereins  fur  Erdkunde  zu  Darmstadt  und  des  mittelrlieinischen  geo- 

log'ischen  Vereins,  1881,  IV  (III),  13,  pag.  9ff. 

2)  Notizblatt.  etc.,  1882,  IV  (III),  15,  pag.  Off. 


139 


Als  Material  haben  die  Sammlungen  der  Herrn  Dr.  W.  Hoffmann  in  Auerbach 
und  W.  Harres  in  Darmstadt  gedient.  Ausserdem  waren  vielfach  Beobach- 
tungen  an  Ort  und  Stelle  moglich.  Beziiglich  des  Fundortes  sei  noch  bemerkt, 
dass  die  Marmorlager  in  der  Rossbach  und  auf  der  Bangertshohe  fasst  aus- 
scbliesslich  die  Mineralien  geliefert  haben.  Yon  den  beiden  anderen  Vorkommen 
sind  ihrer  schlecbten  Aufschliisse  wegen  mir  nur  wenige  bekannt  geworden.  Wo 
ein  Mineral  auf  eine  Lokalitat  bescbrankt  auftritt,  soli  dies  angegeben  werden. 

1.  Graph  it. 

Sein  Auftreten  in  dem  schwarzgrauen  Marmor,  sowie  in  den  dunklen 
Bandern  ist  schon  erwahnt.  Auch  die  blaue  Varietat  fuhrt  Grapbit.  Der 
Durchmesser  der  mit  blossem  Auge  erkennbaren  Tafelcben  betragt  bis  zu 
2  mm.  Auf  der  Bangertshohe  fand  sich  Grapbit  in  blattrigen  Massen  mit 
nieriger  Oberflache,  aufgewachsen  auf  Kalkspatkrystallen. 

2.  Arsen  (Bangertshohe). 

Arsen  trat  als  Ueberzug  von  Marmor  auf. 

3.  Gold  (Bangertshohe). 

Dieses  fand  sich  in  kleinen  Kornchen  im  Marmor  eingesprengt. 

4.  Silber  (Rossbach). 

Gediegenes  Silber  kam  nur  einmal  in  kleinen  drahtformigen  Gebilden 
in  dem  Marmor  vor. 

5.  Kupfer  (Rossbach). 

Auch  dieses  ist  selten.  Es  wurde  einmal  als  feiner  Draht  im  Marmor 
gefunden  und  erscbeint  ausserdem  in  winzigen  hellglanzenden  Krystallchen 
in  Doppelspat  eingeschlosssen.  Auch  die  in  diesem  vorkommenden  Dendriten 
diuften  zum  Teil  aus  gediegenem  Kupfer  besteben. 

6.  Schwefelkies. 

Derselbe  tritt  in  derben  Massen  und  kleinen  Krystallen  im  Marmor,  in  den 
Einlagerungen  und  Kontaktbildungen  auf.  Im  Marmor  reichert  er  sich  besonders 
in  den  schwarzen  Bandern  an.  Bis  jetzt  sind  folgende  Krystallformen  bekannt: 

1)  Hexaeder. 

2)  Hexaeder  mit  dem  Oktaeder. 

3)  Pyritoeder. 

4)  Oktaeder. 


140 


5)  Hexaeder  und  Pyritoeder. 

6)  Hexaeder,  Oktaeder  und  Pyritoeder,  und 

7)  diese  mit  einem  Trapezoeder. 

7.  Arsenkies. 

Der  Arsenkies  koramt  meist  in  deutlichen  Krystallen,  seltener  in  kornigen 
Aggregaten  im  Marmor  in  der  Nahe  des  Salbandes,  sowie  in  den  Einlagerungen 
und  Kontaktbildungen  vor.  Fur  die  Krystaile  hat  Magel1)  drei  Typen  aufgestellt. 

Die  gewohnlichste  Form  (Typus  I)  ist:  ooP.^P*.  Zuweilen  tritt 
hierzu  noch  P  65.  Die  Krystaile  sind  vorzugsweise  in  der  Richtung  der 
Queraxe  ausgebildet  und  haufig  nach  der  Quersaule  verzwillingt.  Auf  der 
Langssaule  zeigt  sich  parallel  der  L'angsaxe  eine  ausgezeichnete  Streifung, 
welche  durch  Alternieren  der  Flachen  und  \  P  *  und  %  P  oo  hervorgerufen  wird. 

Die  Krystaile  des  II.  Typus,  welche  nur  in  einer  einzigen  Stufe  vertreten 
sind,  sind  in  der  Richtung  der  Hauptaxe  in  die  Lange  gezogen.  Ausser  der 
vorherrschenden  aufrechten  Saule  erscheinen :  £P 66,  §  Poo?,  Poo,  2P 66,  P oo,  P2. 
Die  aufrechte  Saule  ist  federartig  gestreift  parallel  den  Kombinationskanten 
von  P  oo  mit  oo  P  und  von  P  &  mit  oo  P.  Die  Krystaile  sind  nicht  wie  sonst 
nach  oo  P,  sondern  nach  0  P  spaltbar. 

Der  Typus  III  ist  nur  an  einem  Krystall  beobachtet  worden.  Derselbe 
bildet  einen  Durchkreuzungs-Drilling  und  zeigt  die  Flachen:  J  P  66,  P  66  und  oc  P. 
Die  Einzelindividuen  sind  besonders  in  der  Richtung  der  Langsaxe  entwickelt. 

8.  Speiskobalt  (Bangertshohe). 

Derselbe  fand  sich  in  derben  Schniirchen  und  kleinen  Krystallen  von 
der  Form  oo  0  oo  .  0  im  Marmor. 

9.  Safflorit  (Bangertshohe). 

Safflorit  soil  nach  der  Angabe  des  Herrn  Harres  in  diinnen  Schnuren 
und  winzigen  Krystallen  im  Marmor  vorkommen.  Moglicher  Weise  jedoch  liegt 
hier  eine  Verwechslung  mit  dem  regularen  Speiskobalt  vor. 

10.  Magnet  kies. 

Der  Magnetkies  ist  ein  ziemlich  haufiges  Mineral.  Er  erscheiut  meist 
in  derben  Massen  im  Marmor  und  in  den  Einlagerungen.  Vielfach  trifft  man 


■)  G.  Magel.  Die  Arsentiese  von  Auerbach.  Bericht  der  oberrheinischen  Gesell- 
schaft  fiir  Natur-  und  Heilkunde  in  Bonn,  1883,  XXII,  pag.  297. 


141 


ihn  aucli  in  diinnen  Tiifelchen  von  undeutlich  hexagonalen  Habitus.  Ausge- 
bildete  Krystalle  sind  selten.  Sie  zeigen  die  Basisflache,  eine  sechsseitige 
Saule  und  ausserdetn  zuweilen  noch  eine  sechsseitige  Pyramide  von  derselben 
Ordnung  wie  die  Saule.  Als  Begleiter  des  Magnetkieses  treten  Schwefelkies, 
Arsenkies  und  Kupferkies  auf. 

11.  Zinkblende. 

Die  Zinkblende  kommt  selten  vor.  Sie  findet  sich  in  dem  Marmor 
in  diinnen,  gelben  bis  braunlichroten,  durchscheinenden  Blattchen  und  kleinen 
Krystallen.  Letztere  sind  von  dem  Granatoeder  begrenzt  und  nach  der  Okta- 
ederflache  verzwillingt. 

12.  Bleiglanz. 

Auch  der  Bleiglanz  ist  nicht  haufig.  Man  bndet  ihn  in  derben  Partieen 
und  kleinen  Krystallen  zuweilen  rait  Zinkblende  in  dem  Marmor.  Die 
Krystalle  zeigen  meist  das  Hexaeder,  oder  dieses  vorkerrschend  mit  unterge- 
ordnetem  Oktaeder.  Hie  und  da  erscheint  auch  die  Kombination  oo  0  oo .  0 .  oo  0. 
In  interessanter  Weise  trat  der  Bleiglanz  vor  ca.  2  Jahren  auf  der  II.  Sohle 
des  Hauptlagers  auf.  Dort  durchzog  er,  hie  und  da  mit  Zinkblende  und 
Schwefelkies  gemengt,  in  einem  etwa  1  cm  machtigen,  von  zahlreichen  Neben- 
trummchen  begieiteten  Gangchen  den  Marmor.  Er  war  meist  fein  eingesprengt 
und  fand  sich  nur  hie  und  da  in  grosseren  derben  Partieen.  Der  Marmor  hatte 
an  den  Salbandern  des  Gangchens  eine  eigentumlich  gelbe  Farbe  angenommen. 

13.  Silberglanz  (Bangertshohe). 

Silbergianz  kam  einmal  in  winzigen  Blattchen  im  Marmor  vor. 

14.  Kupferglanz  (Bangertshohe). 

Dunne  rhombische  Tafelchen  von  Kupferglanz  wurden,  begleitet  von 
Kupferkies,  im  Marmor  gefunden. 

15.  Molybdanglanz. 

Der  Molybdanglanz  ist  nicht  gerade  selten.  Er  bildet  kleine  blattrige 
Massen  und  deutliche  Krystalle  von  sechsseitigem  Umriss  und  bis  8  mm  Durch- 
messer.  Man  trifft  ihn  eingewachsen  im  Marmor  und  im  Granatfels.  Im 
Besitze  des  Herrn  Harres  befindet  sich  ein  Krystall,  der  sehr  deutlich  die 
glanzenden  Flachen  der  Basis  und  einer  sechsseitigen  Pyramide  zeigt  und  sich 
sehr  gut  zu  Messungen  mit  dem  Retlexionsgoniometer  eignen  gurfte. 


142 


16.  Kupferkies. 

Derselbe  erscheint  in  derben  Massen  und  kleinen  Krystallen  im  Marmor. 
Zu  erwahnen  ist  besonders  sein  Vorkommen  im  Ausgekenden  des  hangenden 
Trummes.  Der  Marmor  ist  bier  stark  eisenbaltig,  rotbraun  gefarbt  und 
fuhrt  vielfacb  Eisenglanz,  sowie  derbe  Partieen  von  Kupferkies,  Bunt- 
kupfererz,  Malachit  und  Brauneisenerz.  Das  Auftreten  der  Lagerstatte  an 
dieser  Stelle  erinnert  lebhaft  an  den  eisernen  Hut  der  Erzgange.  Kupferkies- 
Krystalle  finden  sich  ausserdem  zuweilen  als  Einschlusse  im  Doppelspat. 

17.  Roteisenerz,  Eisenglanz. 

Von  Fuchs1)  wil’d  Roteisenerz  in  derben  Massen  und  in  Skalenoedern, 
Pseudomorphosen  nach  Kalkspat  bildend,  erwahnt. 

Die  Varietat  des  Eisenglanzes  im  Ausgehenden  des  hangenden  Trumms 
bildet  stahlgraue  kornige  Aggregate. 

Eisenrabm  tritt  als  Ueberzug  von  Kalkspatkrystallen ,  sowie  als  Ein- 
schluss  in  denselben  auf. 

18.  Fahlerz  (Rossbacb). 

Fahlerz  erscheint  nach  Fuchs2)  in  lichtstahlgrauen  Massen  in  Malachit 
oder  Kupferlasur  eingeschlossen. 

19.  Quarz. 

Partieen  von  derbem  Quarz  begleiten,  wie  erwahnt,  sehr  haufig  den 
Epidot-  und  Granatfels.  Ausserdem  finden  sich  Quarz-Krystalle  von  der  ge- 
wohnlichen  Form:  -|-  R  .  —  R  .  oo  R  zuweilen  auf  spatigem  und  kornigem  Kalk. 

20.  Zirkon  (Bangertshohe). 

Ein  rotlichgrauer  kleiner  Zirkon-Krystall  mit  den  Flacheu  einer  vier- 
seitigen  Saule  und  eines  Oktaeders  derselben  Ordnung  kam  in  einer  Eiu- 
lagerung  vor. 

21.  Magneteisen  (Rossbacb). 

Der  Stollen  der  Vordergrube  durchfuhr  nach  Ludwig3)  eine  stark  magnet- 
eisenhaltige,  dem  Gneisse  eingelagerte  Marmorlinse. 

22.  Wad  (Bangertshohe). 

Erdige,  dunkelbraune  Massen  von  Wad  fanden  sich  in  Kliiften  einer 
manganreichen  Zone  im  Marmor. 

’)  pag.  33. 

2)  pag.  31. 

3)  Erlauterungen  zur  geologischen  Specialkarte  des  Grossherzog'tliurus  Hessen,  Section 

Worms,  pag.  11. 


143 


23.  Brauneisen. 

Das  im  Ausgehenden  des  hangenden  Trumms  vorkommende  Brauneisenerz 
bildet  erdige  Partieen  von  gelbbrauner  Farbe.  Im  Doppelspat  erscheint  es 
in  Dendriten,  sowie  als  dunner  Ueberzug  uberwachsener  Krystallflachen.  Audi 
als  Pseudomorphose  nach  Schwefelkies  tritt  Brauneisen  bin  und  wieder  auf. 

24.  K a lk spat. 

Derselbe  findet  sicb  allenthalben  in  Drusen  und  auf  Kliiften  des  Marmors 
in  meist  sehr  gut  ausgebildeten  Krystallen  und  spatigen  Massen.  Die  grossten 
und  schonsten  Krystalle  kommen  in  der  Vordergrube  und  im  hangenden  Trumm 
der  Hauptgrube  vor.  Sie  bilden  daselbst  Gruppen  in  grossen  Scldoten,  welche 
in  senkrechter  Richtung  den  Marmor  durchziehen.  Im  hangenden  Trumm  ist 
ein  soldier  Schlot  vom  Ausgehenden  bis  hinab  zur  Abbaustrecke  der  I.  Sohle 
zu  verfolgen. 

Die  Krystallbegrenzung  ist  eine  mannigfaltige.  Das  Grundrhomboeder 
als  einfache  Form  tritt  nur  selten  auf.  Haufiger  erscheint  es  in  Kombination 
mit  der  Gradendhache  oder  es  stumpft  die  Kanten  von  —  2  R  gerade  ab.  Dieses 
Rhomboeder  fiir  sich  allein  ist  vielfach  vertreten.  Meist  erhalten  seine  Kanten 
durch  die  angedeuteten  Flachen  eines  Skalenoeders  ein  sageformiges  Aus- 
sehen.  Sehr  oft  findet  sich  das  nachste  stumpfere  Rhomboeder  —  \  R,  ge- 
wohnlich  kombiniert  mit  einem  steileren  Rhomboeder  derselben  Ordnung  oder 
der  sechsseitigen  Saule  I.  oder  II.  Stellung.  Von  Skalenoedern  ist  besonders 
R  3  zu  nennen,  sowolil  allein,  als  auch  in  Kombination  mit  anderen  Flachen. 
Haufig  sind  die  Kombinationen :  -f  R  .  R  3  und  OR.  +  R.R3.  Ferner  er¬ 
scheint  vielfach  —  2  R  2  in  der  Endkanten-Zone  von  —  2  R  und  mit  feder- 
artiger  Streifung,  welche  durch  Wiederholung  der  Koinbinationskanten  beider 
Formen  hervorgerufen  wird.  An  einigen  Stufen  wurden  unter  der  gutigen 
Leitung  des  Herrn  Dr.  Scheibe  Messungen  mit  clem  Anlegegoniometer  vorge- 
nommen.  Es  ergaben  sich  folgende  Kombinationen: 

1) OR.  -f  R.R3.fR  und  ein  steileres  Skalenoeder  I.  Ordnung. 

2)  +  R  .  R  3  .  f  R,  sowie  ein  R  3  nahestehendes  Skalenoeder. 

3)  0  R  .  +  R  .  R  3  .  |  R  und  —  V-  R? 

4)  0  R  .  +  R  .  R  3  .  |  R. 

5)  —  2  R  .  —  2  R  2  mit  —  \  R  3,  die  Kanten  von  — 2  R  zuscharfend  und 
R  3,  die  von  —  2  R  2  zuscharfend. 

6)  —  2  R  .  2  R  2  .  —  |R3, 


144 


7)  —  2  R .  —  2R2  und  +  R,  die  Kanten  von  —  2 R  gerade  absturapfend. 

8)  +  R,  eine  2R3  nahestehende  Form,  ferner  in  der  Endkantenzone 
des  Grundrhomboeders,  ein  wenig  von  ihm  abweichendes  Skalenoeder, 
wahrscheinlich  f  R  §.  Die  Messung  des  spitzen  Wiukels  in  den  End- 
kanten  dieses  Skalenoeders  ergab  122°,  wabrend  fiir  |Rf  dieser 
Winkel1)  122°  37'  betragt. 

9)  +  R  .  R  3  und  2  R  3  ? 

10)  +  R  .  R  3  .  2  R3  und  +  4  R,  als  gerade  Abstumpfung  der  stumpfen 
Endkanten  von  2  R  3. 

11)  — iR.  —  2R,  ferner  ein  steileres  Rhomboeder  und  ein  Skalenoeder 
von  derselben  ( — )  Ordnung,  wie  die  ersten  Formen. 

12)  — \  R,  ein  steiles  Skalenoeder  derselben  Ordnung,  sowie  die  aufrechte 
Saule  I.  Stellung. 

13)  —  \  R  und  die  aufrechten  Saulen  I.  und  II.  Stellung. 

Die  Bestimmung  des  mehrfach  erwahnten  Rhomboeders  f  R  ergab  sicb 
aus  der  Thatsacbe,  dass  es  die  stumpfen  Endkanten  von  R  3  gerade  abstumpft. 
Die  Neigung  von  -|  R,  gegen  das  Grundrhomboeder  betragt  156°  42/2),  da- 
gegen  fand  sich  bei  der  Messung  ein  Winkel  von  148°.  Derselbe  weist  aber 
auf  4  R  bin,  da  er  dem  Winkel  von  148°  54',  den  dieses  Rhomboeder  mit 
+  R  in  Wahrheit  bildet,  am  nachsten  kommt.  Eine  Erklarung  fiir  diese 
eigentumlichen  Verhaltnisse  ware  vielleiclit  darin  zu  suchen,  dass  das  Skaleno¬ 
eder  nicht  das  angegebene  Symbol,  sondern  ein  diesem  sehr  nahestehendes 
komplizierteres  besitzt.  Die  Winkel  des  Skalenoeders  waren  zwar  die  von 
R  3,  seine  Flachen  sollen  aber  in  der  Endkanten-Zone  des  Grundrhomboeders 
liegen.  Dieses  war  jedoch  nicht  vollstiindig  der  Fall,  da  die  Endkanten  des 
Grundrhomboeders  und  die  Kombinationskanten  desselben  mit  dem  Skaleno¬ 
eder  nur  annahernd  parallel  waren.  Leider  war  bei  der  Rauheit  der  Krystal  1- 
flachen  eine  hinreichende  Genauigkeit  der  Messungen  nicht  zu  erreichen.  Es 
liess  sich  daher  nicht  entscheiden,  ob  die  gefundenen  Abweichungen  gesetz- 
massige  waren,  oder  ob  sie  nur  von  einem  unregelmassigen  Wachstume  her- 
riihrten.  Da  im  allgemeinen  die  einfachen  Formen  die  grosste  Wahrschein- 
lichkeit  fiir  sich  haben ,  so  wurde  fiir  das  Skalenoeder  das  Symbol  R  3  und 
daraus  sich  ergebend,  fiir  das  Rhomboeder  das  Symbol  |  R  angenommen. 

')  Siehe  Zippe,  Uebersicht  der  Krystallgestalten  des  rkoinboedrischen  Kalkhaloids, 

pag.  145. 

2)  Siehe  Zippe,  pag.  136. 


145 


Die  Dimensionen  der  Krystalle  sind  zuweilen  geradezu  riesige.  So  wurde 
beispielsweise  aus  einer  der  erwahnten  Schlote  des  hangenden  Trumms  ein 
Krystall  von  der  Kombination  +  R  .  R  3  zu  Tage  gefordert,  der  eine  Hdlie 
von  40  cm  und  einen  ebenso  grossen  Durchmesser  hatte.  Knop1)  erwahnt 
Skalenoeder  von  1  Fuss  Lange  und  1 — 4  Fuss  Dicke. 

Haufig  erscheinen  Zwillinge  nach  der  Basisflache,  sowolil  von  ausge- 
bildeten  Krystallen  als  auch  von  Spaltungsstucken.  Unter  den  ersteren  linden 
sich  zuweilen  die  bekannten  Skalenoeder-Zwillinge  mit  einspringenden  Winkeln 
in  der  Ebene  der  Nebenaxen.  An  Spaltungsstucken  ergiebt  die  Zwillings- 
verwachsung  nach  der  Basisflache  meist  die  bekannte  trigonoedrische  Ge¬ 
stalt.  Nicht  selten  ragen  auch  kleinere  Spaltungsindividuen  aus  den  Flachen 
eines  grosseren  heraus,  zu  dem  sie  sich  in  Zwillingsstellung  befinden,  oder 
es  ist  ein  Individuum  als  Zwilligslamelle  eingelagert.  Diese  Zwillingslamellen 
nach  der  Basisflache  besitzen  gewdhnlich  die  Dicke  von  mehreren  mm  und 
kommen  immer  nur  vereinzelt  vor. 

In  vielfacher  Wiederholung  und  fast  an  jedem  Krystall  oder  Spaltungs- 
stuck  treten  Zwillingslamellen  nach  dem  nachsten  stumpferen  Rhomboeder 

—  \  R  auf.  Sie  sind  oft  in  alien  drei  Richtungen  eingewachsen  und  lassen 
dann  haufig  Kanale  zwischen  sich  offen.  Diese  sind  zuweilen  mit  einer  braun- 
lichen,  wohl  eisenhaltigen  Substanz  erflillt.  Ausgebildete  Krystalle  nach 

—  j  R  verzwillingt  wurden  niemals,  Spaltungsstiicke  nur  selten  aufgefunden. 

Der  Kalkspat  ist  meist  milchweiss,  oft  auch  (lurch  Beimengung  von  Eisen 
gelb  oder  rdtlich  gefarbt.  Sehr  haufig  ist  das  Eisen  erst  nachtraglich  auf 
Rissen  und  Spaltflachen  eingewandert,  so  dass  das  Mineral  vielfach  von  roten 
Adern  durchzogen  ist.  Mitunter  kommt  auch  die  wasserhelle  Varietat  des 
Kalkspats,  der  Doppelspat  vor.  Er  tritt  besonders  in  den  grossen  Krystallen 
der  Schlote  auf  und  steht  bezuglich  der  Durchsichtigkeit  dem  islandischen 
Doppelspat  wenig  nach.  Das  Material  wurde  vor  einiger  Zeit  der  Physi- 
kalisch-Technischen  Reichsanstalt  in  Charlottenburg  zur  Begutachtung  und 
Priifung  auf  seine  optische  Brauchbarke.it  ubergeben.  Ein  endgultiges  Urteil 
ist  noch  nicht  gefallt.  Jedoch  liess  sich  bis  jetzt  feststellen,  dass  die  Ver- 
wendbarkeit  des  Doppelspates  fiir  die  feinsten  optischen  Zwecke  kaum 
wahrscheinlich  ist,  dass  clerselbe  aber  fiir  einfachere  Instrumente  voll- 
standig  geniigen  diirfte.  Fast  alle  bei  Gelegenheit  vorliegender  Arbeit 

’)  A.  Knop.  Ueber  einige  liist-ologisch  merkwiirdige  Erscheinungen  an  Gangge- 
steinen  aus  dem  Hochstadter  Thale,  insbesondere  liber  die  sogenannten  Periruor- 
phosen  von  Epidot  und  Calcit  nach  Granat.  N.  J.  1858  pag.  33  ff. 


146 


untersuchten  Doppelspat-Spaltungsstiicke  entbielten  Hohlraume,  die  von  einer 
Fliissigkeit  mit  deutlich  sichtbarer  Libelle  ausgefiillt  waren.  Die  Beweglich- 
keit  der  Libellen  war  keine  grosse;  beim  Umdrehen  eines  Spaltungsstuckes 
war  oft  ein  starkes  Schiitteln  notig,  bis  sie  sicb  nacb  den  bocbsten  Punkten 
der  Hohlraume  bewegten.  Trotz  einer  Erhitzung  auf  ca.  50°  C.  verschwanden 
sie  nicbt.  Es  ist  somit  dargethan,  dass  die  Einscblusse  nicht  aus  Koblen- 
saure  besteben ,  da  der  kritische  Punkt  dieser  Verbindung  scbon  bei  30°  C. 
liegt.  Die  Hohlraume  batten  meist  eine  dem  Grundrbomboeder  parallele,  zu- 
weilen  aber  aucb  ganz  unregel massige  Begrenzung.  Die  grossten,  sowie  die 
Libellen  in  ibnen,  waren  bei  genauer  Beobachtung  schon  mit  blossem  Auge 
zu  erkennen,  bei  Zuhtilfenahme  der  Lupe  und  des  Mikroskops  erschienen  ganze 
Schwarme.  Sehr  haufig  waren  sie  parallel  den  Spaltflachen  angeordnet. 

Die  Mineral  einscblusse  des  Doppelspats  wurden  zum  Teil  scbon  erwahnt. 
Sie  besteben  aus  Eisenglanz,  Brauneisenerz ,  Kupferkies,  Malachit  Oder  ge- 
diegenem  Kupfer  und  sind  fast  ausnahmslos  nacb  bestimmten  Flacben  einge- 
lagert.  Es  sind  dies  wohl  ehemalige  Krystallflachen ;  die  genannten  Mineralien 
krystallisierten  auf  ilnien  aus,  als  Pausen  im  Wacbstum  der  Kalkspat-Krystalle 
eintraten,  und  wurden  dann  spater  wieder  tiberwacbsen. 

Dass  derartige  Unterbreclmngen  der  Krystallbildung  vorkommen,  beweisen 
die  Ueberwachsungen  verscbiedener  Krystallformen  mit  paralleler  Orientirung 
der  Axen.  Ein  der  x\rbeit  als  Belegsttick  beigefugter  Krystall,  der  von  dem 
Grundrbomboeder  begrenzt  war,  trug  eine  Umhullung,  an  der  sicb  ausser 
-(-  R  auch  noch  die  Basisflacbe  ausgebildet  fand.  Eine  andere  Stufe  zeigte 
einen  Krystall  von  der  Kombination  +  R  .  0  R,  iiberwachsen  von  dem  schalig 
aufgebauten  nachsten  stumpferen  Rhomboeder  —  \  R.  In  der  Sammluug  des 
Herrn  Harres  befindet  sicb  ein  Skalenoeder,  das  von  dem  Grundrbomboeder 
umgeben  ist. 

Aucb  an  anderen  eigentumlicben  Wacbstumserscheinungen  feblt  es  nicbt. 
Bei  schon  erwahnten  Krystallen,  deren  Begrenzung  vorzugsweise  von  -f  R 
und  R3  gebildet  wurde,  erliob  sicb  auf  der  Basisflacbe,  stufenartig  abge- 
setzt,  eine  Weiterwachsung  des  Grundrbomboeders. 

Hie  und  da  erscheint  das  Grundrbomboeder  aus  Subindividuen  aufgebaut. 

Mancbe  Krystalle  zeigen  ein  zonares  Wacbstum.  Die  einzelnen  Zonen 
unterscbeiden  sicb  (lurch  grosseren  oder  geringeren  Eisengebalt  und  den  da- 
durcb  bervorgerufenen  Wecbsel  in  der  Farbe. 

Gewdbnlicb  sind  die  Krystalle  regellos  aneinander  gereibt;  hie  und  da 
findet  man  sie  aucb  rosettenfbrmig  oder  traubig  verwaclisen.  Zuweilen  sitzen 


147 


mehrere  Generationen ,  sei  es  von  derselben  oder  von  verschiedener  Form, 
aufeinander. 

Die  Flachen  der  kleineren  Krystalle  sind  meist  glatt,  die  der  grosseren 
gewohnlich  rauh.  Bei  naherem  Zuselien  erkennt  man,  dass  diese  Rauheit  von 
zahlreichen  Hockerchen  berriihrt,  die  parallel  orientiert  und  regelmassig  begrenzt 
sind.  Anf  den  glatten  Flachen  von  Krystallen  der  Kombination  —  2R. —  2R2 
fanden  sich  vereinzelte  Hocker,  welche  grosse  Aehnlichkeit  mit  Aetzhiigeln 
zeigten.  Sie  waren  ebenfalls  parallel  orientiert,  ihre  Begrenzung  war  die  der 
Krystalle  selbst.  Es  ist  wohl  anzunehmen,  dass  alle  diese  Bildungen  auf  ein 
unregelmassiges  Wachstum  zuriickzufiihren  sind. 

Viele  Krystalle  haben  einen  Ueberzug  von  Eisenrahm  oder  einer  gelb- 
liclien  dichten  Masse.  Letztere  verwischt  vielfach  die  regelmassige  Begren- 
zung,  l'asst  sich  leiclit  ablosen  und  zeigt.  dann  im  Innern  den  Abdruck  der 
Krystallflachen.  Man  hatte  bisher  immer  angenommen,  die  gelbe  Rinde  be- 
stehe  aus  Eisenspat  und  ruhre  von  einer  beginnenden  Umwandlung  des  Kalk- 
spats  her.  Nachfolgende  von  der  Grossh.  chem.  Prufungs-  und  Auskunftsstation 
fiir  die  Gewerbe  in  Darmstadt  fur  die  vorliegende  Arbeit  ausgefiihrte  Analyse 
ergab  jedoch,  dass  sie  niclits  anderes  als  ein  eisenlialtiger  Kalkspat  ist  und 
wohl  auch  als  die  Folge  eines  zonaren  Aufbaus  aufgefasst  werden  muss: 

Unlosl.  Riickstand  0,48 
Fe3  02  2,37 
FeO  0,31 
CaO  53,04 
Co2  42,43 

98,63 

Eine  immer  wiederkehrende  Erscheinung  sind  Spuren  auflosender  Thatig- 
keit.  Vielfach  sind  die  scharfen  Kanten  der  Krystalle  abgerundet,  oder  es 
finden  sich  in  den  Flachen  unregelmassige  Vertiefungen.  Am  ersten  scheinen 
die  Zwillingslamellen  nach  —  \  R  der  Auflosung  zu  verfallen ,  denn  an  ihrer 
Stelle  treten  oft  tiefe  Rinnen  auf. 

Schliesslich  seien  nocli  Neubildungen  von  Kalksinter  erwahnt,  welche 
in  der  friiher  beschriebenen  grossen  Hohle  des  Hauptlagers  vorkamen.  Es 
waren  stalacktitenahnliche  Gebilde  von  traubiger  Oberflache. 

25.  Dolomit. 

Eine  Stufe  des  Grossherzoglichen  Museums  zu  Darmstadt  zeigt  Dolomit- 
Krystalle  mit  den  Flachen  des  Grundrhomboeders,  aufgewachsen  auf  Marmor. 

3 


Hoffmann,  Die  Marmorlager  von  Auerbach  a.  d.  B. 


148 


26.  Anker  it  (Rossbach). 

Ankerit  trat  in  kleinen  Rbomboederchen  auf  Kalkspat  auf. 

27.  Arragonit  (Rossbach). 

Spiessige  Krystallchen  von  Arragonit  kamen  einmal  in  einer  Kluft  des 
Marmors  vor. 

28.  Mai  a  chit. 

Sein  Vorkommen  im  Ausgehenden  des  hangenden  Trumras  wurde  scbon 
erwahnt.  Dort  bildet  er  fasrige  Aggregate  von  traubiger  Oberflache.  Im 
Doppelspat  eingeschlossen  kommt  Malachit  meist  als  diinner  Beschlag  oder 
als  Ueberzug  von  Kupferkies  vor.  Auf  der  Bangertshohe  fanden  sick  undeut- 
liclie  Krystalle  auf  Kalkspat  aufgewachsen. 

29.  Kupferlasur. 

Kupferlasur  erscheint  hie  und  da  als  diinner  Ueberzug  und  in  tafel- 
formigen  Krystallchen  auf  Marmor. 

30.  Schwerspat  (Rossbach). 

Derselbe  gehort  zu  den  Seltenheiten.  Er  kommt  in  hellrosafarbenen 
spatigen  und  strahligen  Massen  auf  Marmor  vor. 

31.  Kobaltbliite  (Bangertshohe). 

Sie  findet  sich  nicht  selten  auf  dem  Marmor  der  Bangertshohe  in  erdigen 
Beschlagen  und  strahligen  Krystallbuscheln  mit  Speiskobalt  und  schwarzem 
Erdkobalt.  Die  Krystalle  zeigen  zuweilen  deutliche  Flachen.  Fuchs1)  fiihrt 
folgende  Kombination  an :  ooPcb.ooPdd.ooP.OP. 

32.  Granat. 

Derb  als  Granatfels  tritt  dieses  Mineral,  wie  schon  erwahnt,  in  den  Ein- 
lagerungen  und  Kontaktbildungen  auf. 

Die  Krystalle  erscheinen  meist  in  Drusen  im  Granatfels,  seltener  einge- 
waclisen  im  Marmor.  U liter  den  Krystallformen  herrscht  das  Rhomben- 
dodekaeder  vor,  entweder  allein  auftretend,  Oder  haufiger  mit  gerade  abge- 
stumpften  Kanten  durch  Kombination  mit  dem  Trapezoeder  2  0  2.  Noch  ofter 
gesellt  zu  diesen  beiden  Formen  sich  das  Hexakisoktaeder  3  0  f,  die  Kombi- 
nationskanten  von  oo  0  und  2  02  abstumpfend.  3  0  |  kommt  als  einfache  Form 


>)  pag.  31. 


149 


nicht  vor.  Audi  das  Trapezoeder  wurde  fiir  sich  allein  bisher  nur  an  den 
Granaten  des  grossen  Pegmatitganges  ini  Hangenden  des  siidlichen  Trumms 
beobachtet.  Zuweilen  ersdieinen  Pyramidenwurfel.  Nadi  Moyat1)  besitzen 
sie  die  Symbole  oo  0  f-  und  oo  0  2.  Sie  treten  gewohnlich  zusamnien  und  in 
Kombination  mit  oc0.20  2  und  oo0.202.30f  auf,  indem  sie  in  schmalen 
Flachen  die  in  den  drei  Hauptsymmetrieebenen  gelegenen  Kanten  des  Trapezo- 
eders  abstumpfen.  Hessenberg2)  besdireibt  Auerbacher  Granaten,  die  ausser 
deni  Pyramidenwurfel  ooOf  nur  nodi  Spuren  des  Trapezoeders  zeigen.  Bis 
jetzt  bekannt  sind  folgende  Kombinationen :  ■ 

1)  oo  0. 

2)  co  0.2  0  2. 

3) oo0.202.30f.oo0  2. 

4) oo0.202.30f.oo0  2. 

5) oo0.202.30f.co0f.co0  2. 

Die  Mannigfaltigkeit  in  der  Farbe  ist  ausserordeutlidi  gross.  Ein  Bild 
hiervon  nidge  die  nadifolgende  Zusammenstellung  geben: 

Weise  Granaten. 

1)  Wasserbell  und  diamantglanzend, 

2)  Gelblichweiss, 

Gel  be  Granaten. 

3)  Hellweingelb, 

4)  Dunkelweingelb, 

5)  Topasgelb, 

6)  Isabellgelb, 

Rote  Granaten. 

7)  Rosafarben, 

8)  Gelblichrot, 

9)  Blutrot, 

Brau ne  Granaten. 

10)  Gelblichbraun, 

11)  Hellbraun, 

12)  Dunkelrotbraun  bis  schwarzbraun, 

13)  Kastanienbraun, 

')  E.  Moyat.  Die  Granaten  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse,  Notizblatt  des  Vereins 

flir  Erdkunde  zu  Darmstadt  und  des  mittelrbeinischen  Geologischen  Yereins,  IV. 

Heft  11. 

2)  Hessenberg,  Granat  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse,  Abhandlungen  der  Senken- 

bergischen  Naturforsckenden  Gesellschaft  (Frankfurt  a.  M.)  II.  pag.  177  (1856 — 1858). 

3* 


150 


Griine  Gran  a  ten. 

14)  Hellgriin, 

15)  SmaragdgrUn, 

16)  Graugriin. 

In  der  Pinge  V  kommen,  eingewachsen  in  einer  Bank  verwitterten  Mar- 
mors,  Granaten  vor,  die  unter  dem  Naraen  „verwitterte  weisse  Granaten“  be- 
kannt  sind.  Sie  sind  von  den  Flaclien  des  Rhombendodekaeders  begrenzt  and 
zeigen  unter  einer  weissen  Rinde  eine  Zone  von  kellgriiner  Farbe  und  darunter 
einen  rotlichen  Kern.  Die  Krystalle  zerbrechen  ausserordentlicb  leiclit ,  da 
sie  ebenso  wie  der  Marmor  stark  zersetzt  sind. 

Moyat  bat  die  chemische  Zusammensetzung,  sowie  die  spezifiscben  Ge- 
wicbte  von  drei  Granat- Varietaten  ermittelt: 

I.  II.  III. 

Weiser  Granat.  Hellroter  Granat.  Dnnkelroter  Granat. 


;.  Gew. 

5,539 

3,562 

3,702 

Si  02 

40,18 

40,03 

37,50 

A12  03 

21,48 

17,56 

20,95 

Fe3  03 

— 

4,21 

4,32 

FeO 

1,95 

0,86 

3,48 

Mn  0 

0,14 

0,49 

8,91 

Ca  0 

36,31 

35,61 

25,95 

Mg  0 

0,27 

0,88 

— 

K20 

Spur 

0,38 

— 

Na,  0 

Spur 

0,29 

— 

100,33 

100,31 

101,11 

Er  macht  darauf  aufmerksam,  dass  mit  dem  Gehalt  an  Eisen  und  Mangan 
spezifisches  Gewicbt  und  Intensitat  der  Farbung  zunelnnen.  Die  Angabe  der 
von  Moyat  bestinunten  spezifischen  Gewicbte  zweier  anderen  Granaten  mbge 
bier  ebenfalls  folgen: 

IV.  Heller  Granat  (fasst  weiss)  3,544 
V.  Hellgriingelber  Granat  3,555 

Eine  weitere  Analyse,  und  zwar  die  eines  weissen  Kalktbongranaten 
fiihrt  C.  Klein *)  an : 


*)  Mineralogiscke  Mitteilungen,  IX  B.  a.  1.  1883  N.  J.  I.  pag.  109. 


151 


Si  02  41,80 
Mn  0  0,18 

A12  03  20,91 
Ca  0  33,48 
FeO  2,01 
Mg  0  0,82 

Na2  0  0,42 

Gluhverlust  0,38 

100,00 

Audi  die  von  Moyat  analysierten  Varietaten  diirften  als  Kalkthon- 
granaten  zu  bezeichnen  sein,  wenngleich  sicli  III  schon  sehr  dem  gemeinen 
Granat  nahert.  Ebendahin  werden  die  meisten  der  in  der  Farbenzusammen- 
stellung  aufgefiihrten  Varietaten  gehoren.  Nuv  die  unter  12  und  13  genannten 
sind  wold  den  Kalkeisengranaten  zuzuzahlen. 

Zwischen  Farbe  und  Krystallform  ist  insoforn  eine  Beziehung  vorhanden, 
als  ira  allgemeinen  bei  den  dunkleren  Varietaten  die  einfacheren  und  bei  den 
helleren  die  komplizierteren  Gestalten  auftreten.  Bei  den  braunen  Granaten 
ist  das  Rhombendodekaeder  als  einfache  Form  eine  haufige  Erscheinung.  Es 
findet  sich  selbstandig  ausserdem  noch  oft  bei  den  gelbroten  und  topasgelben 
Granaten.  Ebenso  haufig  erscheint  jedoch  bei  diesen  Varietaten  die  Kombi- 
nation :  oo0.202.30f.  Letztere  ist  besonders  den  blutroten  Granaten  eigen- 
tiimlich.  Die  flachenreichsten  Krystalle  kommen  bei  den  weissen  und  weingelben 
Granaten  vor.  Diese  sind  es  vorzugsweise,  an  denen  neben  coO,  2  0  2,  3 Of  die 
beiden  Pyramidenwiirfel  ersckeinen.  Die  grossten  Krystalle  liefern  die  braunen 
Varietaten.  Sie  wurden  von  einem  Durchmesser  bis  zu  5  cm  aufgefunden. 
Die  Krystalle  der  anderen  Varietaten  errreichen  niemals  diese  Grosse,  ill r 
Durchmesser  bleibt  meist  unter  1  cm. 

Bei  den  blutroten  Granaten  von  der  Kombination  oo 0.2 0  2. 3 Of  findet 
zuweilen  ein  treppenformiger  Weclisel  der  schmalen  Trapezoeder-  und  Hexakis- 
oktaederflaclien  mit  den  Flachen  des  Rhombendodekaeders  statt. 

Die  graugrune  Varietat  zeichuet  sich  durch  die  Rauheit  ihrer  Flachen 
aus.  Dieselben  erscheinen  wie  angeatzt.  Das  Gleiche  tritt  zuweilen  aucli  bei 
den  hellbraunen  Granaten  auf. 

Bemerkenswert  sind  die  von  Blum,1)  sowie  von  Fuchs2)  beschriebenen 

0  E.  Blum.  Die  Pseudomovphosen  des  Mineralreiches,  Nachtrage  II ,  pag.  11.  1852 

—1863. 

2)  pag.  32. 


152 


Pseudomorphosen  von  Epidot  nach  Granat.  Nach  Fuchs  lassen  sich  dieselben 
in  alien  Stadien  ihrer  Entwiklung  beobachten.  Zuerst  erscheint  auf  den 
Granaten  eine  Rinde  von  Epidot,  dieselbe  nimmt  immer  mehr  zu,  und  das 
Endresultat  ist  eine  porose  Epidot-Masse,  die  nur  noch  undeutlicb  die  Fovmen 
der  Granaten  erkennen  lasst.  In  vorziiglicher  Weise  zeigt  diese  Pseudomor- 
pbosen  eine  Stufe  des  Grossherzoglichen  Museums  in  Darmstadt. 

Eine  weitere  sehr  interessante  Erscheinung  sind  die  sogenannten  Peii- 
morpbosen  von  Kalkspat  und  Epidot  nacb  Granat,  welche  in  eingehender 
Weise  von  Knop1)  untersucbt  und  gescbildert  wurden.  Es  sind  Krystalle,  die 
ausserlicb  wie  Granaten  aussehen,  jedoch  bis  auf  eine  diinne  aussere  Scbale, 
die  aus  Granatsubstanz  besteht,  im  Innern  von  Kalkspat  Oder  Epidot  er- 
fiillt  sind. 

33.  Ax i nit  (Rossbacb). 

Derselbe  ist  bisher  nur  in  einem  einzigen  im  Besitze  des  Herrn  Harres 
befindlicben  Krystalle  vertreten.  Letzterer  ist  etwa  1  cm  lang,  von  braunlicher 
Farbe  und  mit  Granat  in  Wollastonit  eingewacbsen. 

34.  Biotit. 

Erwahnenswert  sind  bier  grossblattrige  Massen,  die  zuweilen  in  Ein- 
lagerungen  der  III.  Gruppe  Tcbibatchefs  und  auf  Marmor  vorkommen. 

35.  Muscovit. 

Muscovit  tritt  nacb  Fucbs2)  hie  und  da  als  Pseudomorphose  nach  Epi¬ 
dot  auf. 

36.  Talk  (Rossbacb). 

Talk  kommt  sowohl  mikroskopisch3)  als  aucb  makroskopiscb  sichtbar 
in  glanzenden  wasserbellen  Blattcben  in  dem  blauen  Marmor  vor.  Er  bndet 
sicb  ausserdem  in  einer  gneissartigen  Grenzbildung  am  Hangenden  des  Haupt- 
lagers.  Hellglilnzende  scbuppige  Partieen  von  Talk  durchziehen  in  Scbnliren 
das  Gestein.  Daneben  tritt  ein  dunkelgrunes  weiches  Mineral  auf,  das  wobl 
als  zersetzte  Hornblende  aufzufassen  ist. 

:)  A.  Knop.  Ueber  einige  histologisch  merkwlirdige  Erscheinungen  etc.  N.  J.  1858. 

pag.  33. 

2)  pag.  33. 

3)  Siehe  Tchihatclief  pag.  11. 


153 


37.  Bolus  (Rossbach). 

Derselbe  erscheint,  wie  erwahnt,  in  SchnUren  von  brainier  Farbe  haufig 
in  den  Lettenkluften  des  Marraors. 

38.  Wollastonit. 

Der  Wollastonit  der  Einlagerungen  und  Kontaktbildungen  bildet  stralilige 
Massen  von  grind  ichweisser,  seltener  blassroter  Farbe.  Er  enthalt  als  Ein- 
schlusse  stecknadelskopfgrosse  griinliche  Korner,  die  nachKnop1)  aus  Diopsid 
bestehen.  Tchihatchef2)  dagegen  vermutet  auf  Grund  seiner  mikroskopischen 
und  mikrochemischen  Untersuchungen  in  ihnen  Hedenbergit. 

Glanzende  farblose  Wollastonit-Krystallchen  von  tafelformiger  Gestalt, 
und  libckstens  2  mm  lang,  kommen  zuweilen  mit  Vesuvian  auf  Marmor  vor. 

39.  Diopsid  (Rossbach). 

Seibert3)  fand  Diopsid  in  Begleitung  von  Turmalin  auf  Granatfels.  Knop 
erwahnt  die  Kombination :  ooPdb.ooP.  —  P.P.2P.0P. 

40.  Kokkolith. 

Er  erscheint  als  schmutziggriiner  Ueberzug  von  Marmor.  Nacli  Fuchs4) 
tritt  Kokkolith  aucli  in  kdrnigen  Aggregaten  in  Granatfels  eingewachsen  auf. 

41.  Rhodonit  (Rossbach). 

Derbe  rosafarbene  Partieen  von  Rhodonit  finden  sich  zuweilen  in  den 
Kontaktbildungen,  sowie  in  gewissen  Einlagerungen  der  III.  Gruppe  Tchihatchefs. 

42.  Tremolit  (Banger tshohe). 

Tremolit  kam  mit  Titanit,  Magnetkies  und  Granat  auf  Marmor  vor.  Es 
waren  hellgrune,  sowie  blaulichgriine,  stenglige  Aggregate. 

43.  Asbest  (Rossbach). 

Asbest  trat  in  gewundenen,  fasrigen  Partieen  von  rotlichgelber  Farbe  in 
der  friiher  erwahnten  amphibolitartigen  Einlagerung  des  hangenden  Trummes5) 

0  A.  Knop.  Ueber  einige  histologisck  merkwiirdige  Erscheinungen  etc.  N.  J.  1858. 

pag.  33. 

2)  pag.  29. 

3)  P.  Seibert.  Granulit  und  Basalt,  sowie  neue  Mineralien  in  den  Salbandern  des 

kornigen  Kalkes  im  Odenwalde.  Ergiinzungs blatter  des  Notizblattes  des  Vereins 

fur  Erdkunde  zu  Darmstadt  und  des  mittelrbeinischen  geologischen  Vereins,  pag.  40. 

4)  pag.  30. 

5)  pag.  131. 


154 


auf.  Die  Uebereinstiinmung  in  cler  Form  mit  der  Hornblende  des  Gesteins 
lasst  darauf  schliessen,  dass  er  aus  dieser  hervorgegangen  ist. 

44.  Bergleder  (Rossbach). 

Gelbliche  Lappen  von  Bergleder  fanden  sich  als  Auskleidung  einer  der 
grossen  schlauchartigen  Drusen  des  liangenden  Trummes. 

45.  Stralil stein  (Rossbach). 

Derselbe  wird  von  Seibert,1)  sowie  von  Harres2)  erwahnt.  Nach  diesen 
erscheint  lauchgriiner  Strahlstein  in  feinen  Nadeln  oder  faserigen  Aggregaten, 
zusammen  mit  Magnetkies  Oder  Epidot  im  Marmor. 

46.  Beryll  (Bangertshdhe). 

feeryll  in  rotlichgrauen,  undeutlich  saulenformigen  Krystallchen  kam  auf 
Granatfels  vor. 

47.  A  lb  it  (Bangertshohe). 

Kleine  Albit-Krystalle  fanden  sicli  auf  spatigem  Kalk. 

48.  Skapolith  (Rossbach). 

Skapolith  soli  nach  Seibert3)  am  Salbande  des  Marmors  der  Hauptgrube 
in  kleinen  undurchsichtigen  Krystallen  von  griinlichweiser  Farbe  und  in 
kornigen  gelblichweissen  Partieen  vorgekommen  sein. 

49.  Topas  (Bangertshohe). 

Topas  fand  Harres4)  in  farblosen  und  gelblichen  prismatisclieu  Krystallen 
mit  lebhaftem  Glasganz  und  vertikaler  Streifung  im  Marmor  eingewachsen. 

50.  Titanit. 

Der  Titanit  kommt,  wie  erwahnt,  in  dem  Hornblendegranit  des  liegenden 
Zwischenmittels,  sowie  in  manchen  Einlagerungen  vor.  Er  erscheint  in  braunlich- 
roten  glasglanzenden  Krystallchen  und  zeigt  die  bekannte  Briefkouvertform. 

51.  Turmalin. 

Im  Marmor  selbst  tritt  derselbe  wohl  nicht  auf.  Sein  Yorkommen  er- 
streckt  sich  hauptsachlich  auf  den  Pegmatitgang  im  Hangenden  des  hangenden 

’)  P.  Seibert.  Mineralien  in  der  Section  Erbach.  Notizblatt  des  Vereins  fur  Erd- 

kunde  und  des  mittelrkeinischen  geologischen  Vereins.  I.  p.  47. 

2)  W.  Harres.  Die  Mineralvorkommen  etc.  Nacktrag  p.  6. 

3)  P.  Seibert.  Mineralien  in  der  Section  Erbach,  p.  47. 

4)  W.  Harres.  Die  Mineralvorkommen  etc.,  p.  7, 


155 


Trumms.  Dort  findet  sicli  schwarzer  Turrnalin  in  derben  Partieen  oder  saulen- 
formigen  Krystallen.  Der  derbe  Turrnalin  ist  oft  innig  mit  der  Gesteinsmasse, 
besonders  mit  dem  Quarze  verwachsen.  An  den  Krystallen  fehlen  meist  die 
Endflachen.  Ein  Krystall  zeigte  ausnahmsweise  neben  der  dreiseitigen  Saule 
I.  Ordnung  und  der  sechsseitigen  Saule  II.  Stellung  an  dem  einen  Ende  das 
Grundrbomboeder  (E.  K.  133°  10')  und  an  dem  anderen  das  Grundrhomboeder 
mit  dem  nachsten  scharferen  Rhomboeder  — -  2  R.  Fast  alle  Krystalle  weisen 
senkrecht  zur  Hauptaxe  verlaufende  Briiehe  auf,  welclie  meist  wieder  durch 
Gesteinsmasse  verkittet  sind.  Nicht  selten  enthalt  das  schwarze  Mineral  in 
paralleler  Orientierung  Einsclilusse  von  farblosen,  rosafarbenen  oder  hellgriinen 
Turmalinen.  Diese  sind  diinn  nadelformig,  einige  Millimeter  lang  und  zuweilen 
an  beiden  Enden  verschieden  gefarbt.  Ilie  und  da  ist  aucli  Muscovit  einge- 
wachsen,  vielleicht  als  Umbildungsprodukt  des  Turmalins. 

52.  E pi  dot. 

Er  erscheint  meist  derb  als  Epidotfels  am  Kontakt  und  in  den  Einlage- 
rungen  der  I.  Gruppe  Tchihatchefs  (granatfelsartige).  Die  hell-  bis  dunkel- 
griinen  Massen  sind  vielfach  mit  Granatfels,  seltener  mit  Quarz  oder  Feldspat 
verwachsen  und  besitzen  kbrnige  Struktur.  Deutliclie  Krystalle  sind  selten. 
Sie  werden  von  der  vorderen  und  der  hinteren  Schiefendflache,  der  Querflache, 
sowie  der  aufrechten  Saule  begrenzt  und  sind  in  der  Richtung  der  Queraxe 
in  die  Lange  gezogen.  Neben  diesen  mehr  saulenformigen  Krystallen  finden 
sicli  auch  solclie  von  tafelformiger  Gestalt.  Dieselben  werden  mehrere  Centi¬ 
meter  lang  und  breit,  sind  jedoch  nur  unvollkommen  ausgebildet.  Sie  zeigen 
die  beiden  Schiefendflachen  und  die  Querflache.  Rammelsberg1)  fiihrt  nacli- 
folgende  Analyse  von  Auerbacher  Epidot  an: 

Si  02  41,59 
AlsO,  22,04 
Fe2  0  3  16,04 

Ca  0  18,68 

Mg  Q  3,21 
101,56 

53.  Or  tbit  (Rossbach). 

Einen  kleinen  Orthit-Krystall  von  schwarzer  Farbe  und  lebhaftem  Glas- 
glanz  land  nacli  Harres, 2)  vom  Rath  eingebettet  in  Marmor. 


1)  C.  Rammelsberg.  Epidot  von  Auerbach.  V.  Supplement  zu  dem  Handworterbucbe 
des  chemischen  Teils  der  Mineralogie.  1853. 

2)  W.  Harres.  Die  Mineralvorkommen  etc.  pag.  12, 


156 


54.  Vesu vian. 

Der  Vesuvian  kommt  in  den  Einlagerungen,  den  Kontaktbildnngen  und 
hie  und  da  im  Mannor  vor.  Er  ist  von  griiner  Oder  brauner  Farbe  und  tritt 
in  kornigen  Aggregaten,  sowie  in  deutlichen  prismatischen  Krystallen  auf. 
Diese  besitzen  lebhaften  Glasglanz  und  sind  selten  mehr  als  1  cm  lang.  Die 
haufigste  Kombination  ist:  Saule  I  und  II  Stellung,  Oktaeder  I  und  II  Stellung 
und  Basisfiache.  Hie  und  da  fehlen  auch  die  Oktaeder,  Oder  es  tritt  zu  den  ge- 
nannten  Flachen  nocli  eine  achtseitige  Saule  hinzu.  Knop1)  fiihrt  folgeude 
Kombination  an:  ooP.ooPoo.ooP2.ooP3.P.2P.0P.  Fuchs2)  erwahnt 
die  Form :  ooP.ooPoo.P.Pco.oP. 

55.  Des  m  in. 

Desmin  findet  sich  in  kleinen  Krystallen  am  Hangenden  des  Marmor- 
korpers  der  Hauptgrube  auf  einer  gneissartigen  Grenzbildung  und  auf  Wollasto- 
nitfels.  Die  Ivrystalle  zeigen  einen  lebhaften  Glasglanz  und  sind  teils  farblos, 
teils  weiss  und  undurchsichtig.  Gewohnlich  erscheint  die  Kombination : 
oo  P  .  oo  P  6o  .  P  co  .  0  P. 

Streng3)  fiihrt,  die  Ivrystalle  als  rhombische  Einzelindividuen  auffassend, 
folgende  Kombination  an :  oo  P  .  oo  P  oc  .  oo  P  66  .  P  .  0  P.  Geht  man  von  der 
Thatsache  aus,  dass  Durchkreuzungszwillinge  von  zwei  monoklinen  Individuen 
vorliegen,  so  gesellt  sich  zu  den  obengenannten  Flachen  nocli  P  cb.  Auch  auf 
der  Bangertshdhe  soli  Desmin  vorgekommen  sein. 

56.  Apophyllit  (Bossbach). 

Der  Apophyllit  erscheint  meist  in  Begleitung  des  vorigen  Minerals  in 
farblosen,  zuweilen  auch  weissen  und  undurchsichtigen  Krystallchen.  Diese 
lassen  deutlich  die  Saule  II  Stellung,  die  perlmutterglanzende  Basis  und  als 
Abstumpfung  der  Ecken  das  Oktaeder  I  Stellung  erkennen.  Nach  Streng,4) 
der  den  Apophyllit  ebenfalls  beschrieben  hat,  tritt  auch  untergeordnet  die 
Saule  I  Stellung  auf. 

57.  P  reh  nit. 

Nach  Fuchs5)  soil  sich  Prehnit  in  blattrigen  Massen  von  graugrliner 
Farbe  auf  Granat  gefunden  haben. 

A.  Knop.  Ueber  einige  histologiscli  merkwiirdige  Erscheinungen  etc.,  N.  J.  1858, 

pag.  33. 

2)  pag.  29. 

3)  A.  Streng.  Desmin  bei  Auerbach  an  der  Bergstrasse.  N.  J.  1875,  pag.  730. 

4)  A.  Streng.  Ueber  Granat  und  Apophyllit  von  Auerbach.  N.  J.  1875,  pag.  393. 

6)  pag.  30. 


157 


Die  Entstehung  des  Manners  von  Auerbach. 

Vergleicht  man  den  kornigen  Marmor  von  Auerbach  mit  anderen  Marmor- 
vorkommen,  so  findet  man,  dass  er  mit  diesen  in  seinem  Auftreten  eine  ge- 
wisse  Aehnlicbkeit  besitzt.  Besonders  ist  dies  beziiglich  des  Reichtums  an 
accessorischen  Mineralien  und  des  Vorhandenseins  von  Kontaktbildungen  der 
Fall.  In  mancher  Beziehung  wiederum  zeigt  der  Marmor  den  meisten  anderen 
Marmorvorkommen  gegeniiber  ein  abweichendes  Verlialten.  So  feldt  bei  ihm 
fast  uberall  jene  Regelmassigkeit  in  der  Anordnung  der  Einlagerungen.  Eine 
Schichtung  ist  nickt  deutlich  vorhanden.  Ferner  findet  sick  nur  ganz  ver- 
einzelt  Parallel struktur,  und  aucli  diese  ist  nur  mikrospisch  sichtbar.  Weiter- 
hin  vermisst  man  die  randliche  Wechsellagerung  von  Marmor  und  Nebenge- 
gestein,  die  dock  vielfack  bei  den  Marmorvorkommen  auftritt. 

Aeltere  Autoren,  wie  z.  B.  K.  C.  von  Leonhard, *)  kaben  den  Auerbacher 
Marmor  fiir  eruptiv  gekalten.  Da  man  keute  allgemein  iiberzeugt  ist,  dass 
eine  Bildung  derartiger  Marmorvorkommen  auf  feurigfliissigem  Wege  unmog- 
lieh  ist,  so  kann  kier  von  einer  naheren  Beleucktung  dieser  Ansickt  abgesehen 
werden. 

Die  kerrschende  Meinung,  welcke  auch  die  der  Herren  Professor  Dr. 
Lepsius  und  Dr.  Chelius  ist,  geht  dakin,  den  Marmor  mit  den  Marmorsilikat- 
hornfelsen  und  die  den  Marmor  umgebenden  gneissartigen  Gesteine  als  um- 
gewandelte  Glieder  einer  Sedimentreike  zu  betrachten.  Fiir  eine  sedimentare 
Entstehung  sprecken  viele  Tkatsacken,  so  die  Konkordanz  der  Lagerung,  die 
parallel  der  Streickricktung  verlaufende  Banderung,  sowie  die  in  derselben 
Ricktung  auftretende  Spaltbarkeit  des  Marmors.  Audi  die  von  Tchihatchef 
nachgewiesene  Abrundung  gewisser  mikroskopiscker  Beimengungen  sckeint 
darauf  kinzuweisen.  Andrerseits  stellen  sick  der  Annakme  einer  sedimentaren 
Entstehung  manche  Hindernisse  in  den  Weg.  Wie  lasst  sich  z.  B.  das  Vor- 
handensein  der  Hornfels-  und  Gneissbrocken  in  den  liegenden  Teilen  des 
Marmorkdrpers  der  Hauptgrube  erklaren ,  vvenn  man  nickt  gerade  annimmt, 
dass  dieselben  bei  Gebirgsbewegungen  in  den  Marmor  hineingepresst  wurden. 
Fiir  eine  solclie  Annakme  sind  jedock  keine  Ankaltspunkte  vorhanden.  Da- 
gegen  war  unter  Tage  zu  beobachten,  wie  die  Grapkitbander  des  Marmors 
sich  um  einen  solcken  Brocken  schmiegten,  eine  Erscheinung,  die  zu  der 


5  K.  C.  von  Leonhard.  Geologie  oder  Naturgeschichte  der  Erde  auf  allgemein  fass- 
liche  Weise  abgekandelt.  II.  jiag.  215.  (1838). 


158 


Ansicht  drangt,  class  der  Marmor  spater  als  die  ihn  umgebenden  gneissartigen 
Gesteine  entstanden  ist.  Ferner  liegt  bei  Annahme  einer  sedimentaren  Bil- 
dung  der  Gedanke  nalie,  dass  auch  die  beiden  Zwisckenmittel  des  ostlichen 
Marmorkorpers  der  Rossbach  eingelagerte  Sedimente  sind.  Man  hatte  als- 
danu  in  der  Fortsetzung  der  Zwischenmittel  nock  weitere  Einlagerungen  zu 
erwarten.  Solclie  liaben  sich  jecloch  nicht  gefunden.  Dr.  Chelius  fasst  Tbeile 
der  Zwischenmittel  als  Apophysen  der  benaclibarten  Eruptivgesteine  auf. 
Was  das  hangende  Zwischenmittel  anbelangt,  so  steht  dieser  Ansicht  manckes 
entgegen.  Einmal  wire!  dasselbe  nach  Osten  und  Westen  von  dem  Marmor 
begrenzt,  und  ausserdem  scheint  nach  den  ueuesten  Aufschliissen  auf  der 
II.  Sohle  des  Hauptlagers  das  Mittel  sich  auch  nach  unten  auszukeilen.  Auf 
die  Thatsache,  dass  alle  das  Nebengestein  des  kornigen  Marmors  durch- 
setzenden  Aplit-  und  Pegmatitgange  an  den  Vorkommen  abzustossen  scheinen, 
sei  hier  nochmals  hingewiesen.  Es  scheint  der  Marmor  diese  Gangbildungen 
zu  unterbrechen.  In  der  That  war  nirgends  mit  Sicherheit  die  Identitat  zweier 
am  Liegenden  und  Hangenden  absetzender  Ganggesteine  festzustellen.  So 
wurden  am  Liegenden  der  Pinge  III  zur  Klarung  dieser  Frage  Aufdeckarbeiten 
unternommen.  Dieselben  ergaben  jedoch  kein  befriecligendes  Resultat,  da 
Marmor  und  Nebengestein  an  dieser  Stelle  stark  verwittert  waren.  Es  fand 
sich  zwar  ein  pegmatitisches  Gestein  mit  Schriftgranit-Struktur,  das  mit  dem 
des  betreffenden  Ganges  grosse  Aehnlichkeit  zeigte,  von  einem  gangartigen 
Auftreten  desselben  war  jedoch  nichts  zu  bemerken. 

Wenn  auch  alle  diese  Thatsachen  die  seclimentare  Entstehung  des  Mar- 
mors  nicht  als  unmoglich  erscheinen  lassen,  so  ergiebt  sich  dock  hieraus  die 
Berechtigung  anderer  Auffassungen.  Knop,  Fuchs  und  neuerdings  Bauer1) 
betrachten  die  Auerbacher  Yorkommen  als  Spaltenausfull  ungen,  entstanden 
(lurch  Absatz  des  Marmors  aus  wassriger  Losung.  Es  ist  nicht  zu  bestreiten, 
dass  gar  manches  auf  eine  solclie  Entstehung  hinweist.  Besonders  sei  hier 
an  die  pag.  131  beschriebenen  Breccien  des  hangenden  Trumms  erinnert,  in 
denen  Gneiss-  und  Aplitbrocken  von  gangformig  ausgeschiedenem  Kalkspat 
umhullt  werden.  Andrerseits  wire!  wohl  die  aufgerichtete  Page  des  Marmors 
viel  zu  dieser  Anschauung  beigetragen  liaben. 

Andere  wollen  annehmen,  dass  das  heutige  Nebengestein  der  Marinor- 
vorkommen  von  stark  kohlensaure-  und  kalkhaltigen  Wassern  zersetzt  und 
an  seiner  Stelle  der  Marmor  abgelagert  worden  sei.  Es  waren  alsdann  die 


‘)  M.  Bauer.  Lelnbuch  tier  Mincralogie,  1SSG,  pag.  305, 


159 


Einlagerungen  die  Ueberreste  des  Nebengesteins,  teils  in  urspriinglicher  Form, 
teils  neugebildet  aus  den  chemischen  Bestandteilen  desselben.  Audi  fande 
hierbei  die  eigentumliche  Thatsache,  dass  das  Nebengestein  am  Ivontakt  fast 
ohne  Ausuahme  stark  verwittert  ist,  eine  Erldarung. 

Audi  die  beiden  letztgenannten  Auffassungen  liber  die  Entstehung  des 
Marmors  verlangen  eine  nachtraglicbe  Umbildung  desselben,  da  die  Abschei- 
dung  von  Marmor  aus  wassriger  Ldsung  wolil  bisher  nocb  nicht  beobaclitet 
worden  ist. 

Wir  sehen  somit,  dass  eine  endgiiltige  Ldsung  der  Frage  nach  dem  Ur- 
sprunge  des  Marmors  von  Auerbach  vorlaufig  nocb  nicht  moglich  ist,  da 
keiner  der  erlauterten  Ansichten  eine  gewisse  Berechtigung  zu  versagen  ist. 


Das  Marmorbergwerk  Auerbach  in  technischer  Beziehung. 

Wie  erwahnt,  ist  die  Vordergrube  sclion  seit  einer  langeren  Reihe  von 
Jahren  ausser  Betrieb,  wir  haben  uns  deshalb  bier  auf  die  Hauptgrube  zu 
beschranken.  Yon  einer  Besckreibung  der  Grubenbaue  ist  abzusehen,  da  die- 
selbe  sckon  oben  erfolgt  ist. 

Der  Abbau  gescbieht  mittelst  Strossenbau  ohne  Bergversatz.  Die  Ab- 
bauhohe  jeder  der  beiden  Solilen  betragt  12  m. 

Das  Gestein  wird  in  seiner  ganzen  Machtigkeit  treppenformig  abgebaut, 
wobei  auf  der  I.  Solile  an  der  Firste  eine  2  m  holie  Strecke  vorangetrieben 
wurde.  Auf  der  II.  Solile  fallt  dieselbe  weg,  da  bier  der  Abbau  in  der  Weise 
erfolgt,  dass  die  Abbaustrecke  der  I.  Solile  um  12  m  vertieft  wird.  Als  Spreng- 
material  gelangt  Pulver,  in  vereinzelten  Fallen  Dynamit  zur  Verwendung. 
Das  Boliren  gescbieht  mit  dem  Meiselbohrer,  einmannisch  bei  kleineren  Locbern, 
zweimannisch  bei  tieferen.  Sollen  grossere  Blocke  gewonnen  werden,  so  be- 
dient  man  sich  der  Keilarbeit.  Ein  Ausbau  der  Grubenraume  ist  bei  der 
Festigkeit  des  Gebirges  ini  allgemeinen  entbehrlich.  An  der  macbtigsten 
Stelle  des  Hauptlagers  bat  man  zur  Unterstlitzung  der  Firste  zwei  Pfeiler1) 
von  4  resp.  10  m  Durchmesser  stelien  lassen.  Nur  ausnabmsweise  ist  ein 
Ausbau  notwendig  geworden:  Die  Abbaustrecke  des  hangenden  Trumms  niusste 
an  jener  Stelle,  wo  Marmorblocke  in  verwittertem  Granit  eingebettet  liegen 
in  einer  Lange  von  10  m  mit  Thurstockzimmerung  versehen  werden.  Ausser- 


l)  Sielie  Taf.  I. 


160 


dem  warden  in  der  Abbaustrecke  der  I.  Soble  des  Hauptlagers  zum  Schutze  der 
Streckenstosse  zweimal  bis  4  in  dicke  Maaern1)  aufgefiihrt,  das  eine  Mai  im 
Hangenden,  an  der  Stelle,  wo  der  Minette-Gang  einen  Tagesbruch  veranlasst 
liatte,  das  andere  Mai  im  Liegenden  an  einer  Stelle,  wo  das  Xebengestein 
in  gefahrdrobender  Weise  verwittert  war. 

Einrichtungen  zar  Wasserhaltung  fallen  ganzlich  fort,  da  die  Gruben- 
raume  noch  iiber  der  Thalsohle  (Hochstadter  Thai)  liegen  und  der  nicht  uner- 
hebliche  Wasserzufluss  in  den  zahlreichen  Holilen  und  Kliiften  versehwindet. 

Zur  Wetterversorgung  dient  der  35  m  tiefe  Wetterschacht,  dessen  Hiinge- 
bank  20  m  iiber  der  des  Schleppscliachtes  liegt.  Die  Entfernung  vom  Wetter- 
schaclite  bis  vor  Ort  der  Abbaustrecke  der  I.  Sohle  des  Hauptlagers  betragt 
etwa  100  m,  so  dass  also  ein  grosser  Teil  der  Grube  keine  direkte  Wetter- 
zufiihrung  erhalt.  Trotzdem  lassen  an  keiner  Stelle  die  Wetter  zu  wiinschen 
iibrig.  Es  ist  dies  einerseits  dem  Umstande  zuzusckreiben ,  dass  bei  dem 
grossen  Querschnitte  der  Grubenbaue  eine  Erneuerung  der  Wetter  in  reicli- 
lichem  Masse  durch  Diffusion  geschehen  kann.  Andrerseits  wird  aber  auch 
der  Wetterzug  eine  saugende  Wirkung  auf  die  Wetter  der  nicht  direkt  venti- 
lierten  Grubenraume  ausiiben. 

Zur  Forderung  dienen  in  gewohnlichen  Fallen  Wagen  mit  holzernem 
Gestelle  und  eisernem  Kasten.  Das  Gewicht  der  Wagen  betragt  300  kg, 
ihr  Ladegewicht  750  kg.  Zum  Transport  von  grosseren  Blocken  werden  niedrige 
Rollwagen  benutzt.  Mittels  Vorgelegehaspel,  von  denen  je  einer  an  den  beiden 
Forderbergen  und  an  der  Hangebank  des  Schleppscliachtes  steht,  wird  das 
Gestein  zu  Tage  gefordert.  Zum  Betriebe  der  Haspel  sind  je  2  bis  4  Mann 
erforderlich.  Seitdem  der  Abbau  der  II.  Sohle  begonnen  hat,  ist  die  Forderung 
mit  Menschenkraft  unrentabel  geworden.  Es  wird  daher  die  Aufstellung  einer 
Fordermaschine  geplant.  Die  jahrliche  Fordermenge  betragt  4500  T. 

Die  geringere  Qualitat  des  Fordergutes  wird  gebrannt  und  findet  alsdann 
zu  chemischen  Zwecken,  sowie  als  Maurer-,  Timelier-,  und  Dungerkalk  Yer- 
wendung.  Das  reinste  Material  wird  gemahlen  und  als  „Marmormehl“  an 
chemische  und  Mineral wasser-Fabriken  abgesetzt.  Ein  grosser  Teil  des  Mar- 
mors  gelit  roll,  in  Stricken  in  den  Handel  und  wird  in  der  chemischen  und 
keramischen  Industrie  vielfach  benutzt.  Ausserdem  liefert  die  Grube  Marmor- 
blocke  zu  monumentalen  Zwecken,  ferner  Einfassungssteine  fur  Garten  und 
Friedhofe,  sowie  Grenzsteine. 


')  Siehe  Taf.  I.  Fig.  1. 


161 


Der  Kalk  wird  in  4  runden  Scliachtdfen  von  je  5  m  Hcihe  und  2  m  Durch- 
messer  gebrannt.  Der  Brand  geschieht  diskontinuirlich  mit  eingeschichtetem 
Brennmaterial  und  dauert  5  Tage.  Als  Brenmnaterial  gelangt  Koks  zur  Ver- 
wendung.  Die  Beschickung  besteht  aus  18  T.  Kalkstein  und  3  T.  Brenn¬ 
material.  Der  Verbrauch  an  Brennstoff  betragt  in  Gewichtsprozenten  aus- 
gedriickt:  Auf  das  Rohmaterial  bezogen  17%  und  auf  das  fertige  Produkt 
bezogen  30%. 

Die  Fabrikation  des  Marmormehles  erfolgt  in  2  Mlihlen.  Die  Betriebs- 
kraft  bildet  je  ein  Wasserrad  von  9  m  Durchmesser  und  3  Pferdestarken. 
In  der  einen  Miihle  ist  ausserdem  fur  gesteigerte  Anforderungen  noch  eine 
12pferdige  Dampfmaschine  vorhanden.  Das  Fordergut  wird  mittels  Stein- 
brecher  bis  Wallnussgrosse  zerkleinert,  in  verschiedene  Korngrossen  separiert 
und  alsdann  gemahlen.  Die  Mahlapparate  gleichen  denen  der  Getreidemiihlen. 
Es  sind  horizontale  Gange  mit  Bodenstein  und  Laufer.  Je  nacli  dem  zu 
erreichenden  Feinheitgrade  des  Mahlgutes  muss  das  Material  1 — 5mal  den 
Mablgang  durchlaufen. 

Die  Zabl  der  Arbeiter  betragt  25,  wovon  etwa  10  Mann  unter  Tage  be- 
schaftigt  sind.  Die  Arbeiter  gehoren  den  nahen  Dorfern  Auerbach,  Hochstadten 
und  Reichenbach  an  und  arbeiten  nnt  wenigen  Ausnahmen  sclion  seit  vielen 
Jahren  auf  der  Grube. 


I 


Abhandl.d.geol.  Landesanslall  1893.  II  Bd.  Hcfl  III. 


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v.  L.  Hoffmann. 


Abliandlungen 

der  Grossherzoglich  Hessisclien 

Geologisclien  Lanclesanstalt 


zu  Darmstadt. 


Inhalt  des  ersten  Bandes: 

Heft  1. 

1.  R.  Lepsius,  Einleitende  Bemerkungen  iiber  die  Geologisclien  Anfnahmen  se>v 

im  Grossherzogthum  Hessen  .  I — XIII 

2.  0.  Chelius,  Chronologische  Uebersiclit  der  Geologisclien  und  Mineralogischen 

Literatnr  iiber  das  Grossherzogtlnun  Ilessen.  Jt.  2.50. . 1  do 

Heft  2. 

3.  Fr.  Maurer,  Die  Fauna  der  Kalkc  von  Waldginnes  bei  Giessen,  mit  Atlas 

von  elf  lithographierten  Tafeln.  M.  10.  — . 61 — 340 

Heft  3. 

3.  H.  Schopp,  der  Meeressand  zwischen  Alze}*  und  Kreuznach,  mit  zwei  litho¬ 
graphierten  Tafeln.  Jt.  2. 50 .  341 — 392 


Heft  4. 

5.  F.  von  Tchfhatchef,  Beitrag  zur  Kenntniss  ties  Kdrnigen  Kalkes  von  Auer¬ 
bach —  Hochstadten  an  der  Bergstrasse,  mit  drei  lithographierten  Tafeln. 

Jt.  2. 50.  393-  442 
(1-50) 

In  halt  des  zweiten  Bandes: 

Heft  1. 

1.  Christoph  Vogel,  Die  Quarzphorphyre  der  Umgegend  von  Gross-Uiustadt, 


mit  zehn  lithographierten  Tafeln.  Jt.  5.  — .  1—55 

2.  A.  Mangold,  Die  alten  Neckarbetten  in  der  Rheinebene,  mit  einer  Ueber- 

sichtskarte  und  zwei  Profiltafeln.  Jt.  5.— .  ...  57 — 114 

3.  L.  Hoffmann,  Die  Marmorlager  von  Auerbach  a.  d.  Bcrgstr.,  mit  einer  litho¬ 
graphierten  Tafel.  Jt.  2.50 . 115—161 


Geologische  Karte 

des 

Ct  l’  o  s  s  h  e  r  z  o  g  t  li  urns  Hesse  n 

im  Masstabe  1:25000. 

Herausgegebeh  durch  das  Grossherzogliche  Ministerium  des  Innern  und  der  Justiz, 
bearbeitet.  unter  tier  Leitung  von  Richard  Lepsius. 

Bislier  sind  erschienen  die  Blatter  Rossdorf,  Messel,  Darmstadt  und  Mdrfelden 
mit  Erlauterungen ,  aufgenommen  und  bearbeitet  von  C.  Chelius,  Darmstadt  bei 
A.  Bergstriisser  1886  und  1891. 

pro  Blatt  mit  Erhiutcrung  Jt.  4.  — . 

Deninachst  erseheinen  die  Blatter  Gross-Umstadt ,  Sehajvf heim-Aschaft’enburg,  Baben- 
hausen,  Neustadt-Obernburg,  bearbeitet  von  C.  Chelius  und  G.  Klein  m. 


!