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Full text of "Abhandlungen der Kniglich Preussischen Geologischen Landesanstalt."

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000328288 


23  0011909 


Abhaodluogßs  der  ioigll  PreySiscbeo  Gsologisckes  Laiiesnsfait 

»Folge,  Heft  55. 


Die  rezenten  Kaustobiolithe 
und  ihre  Lagerstätten. 

Band  X : 

Die  Sapropelite. 

Eine  Erläuterung  zu  der  von  den  Deutschen  Geologischen  Landesanstalten 
angewendeten  Terminologie  und  Klassifikation. 

Von 

Dr.  H.  Potonie, 

Kgl.  Landesgeologen  und  Professor. 

»InL  fcv  K  ..r4* 

Zweite,  sehr  stark  erweiterte  Auflage  von  desselben  Verfassers 
»Klassifikation  und  Terminologie  der  rezenten  brennbaren  Biolithe 
und  ihrer  Lagerstätten«  (Berlin  1906). 

Herausgegeben 

von  der 

Königlich  Preußischen  Geologischen  Landesanstalt. 


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BERLIN 

Im  Vertrieb  bei  der  Königlich  Preußischen  Geologischen  Landesanstalt 

Berlin  N  4,  Invalidenstraße  44 

1908. 


Preis  8  Mark 


Abha  n  diu  ngen 

der 

Königlich  Preufsischen 

eologischen  Landesanstalt. 


rV  e  w  e  Folge. 

Heft  55. 


BERLIN. 

Im  Vertrieb  bei  der  Königlichen  Geologischen  Landesanstalt 
Berlin  N.  4,  Invalidenstr.  44. 


1908. 


Die  rezenten  Kaustcbiolithe 
und  ihre  Lagerstätten. 

Band  I: 

Die  Sapropelite. 


Eine  Erläuterung1  zu  der  von  den  Deutschen  Geologischen  Landesanstalten 
angewendeten  Terminologie  und  Klassifikation. 


Von 


Dr.  H.  Potonie, 


Kgl.  Landesgeologen  und  Professor. 


7 


Zweite,  sehr  stark  erweiterte  Auflage  von  desselben  Verfassers 
»Klassifikation  und  Terminologie  der  rezenten  brennbaren  Biolithe 
und  ihrer  Lagerstätten«  (Berlin  1906). 


Herausgegeben 

von  der 

Königlich  Preußischen  Geologischen  Landesanstalt. 


BERLIN. 

Im  Vertrieb  bei  der  Königlichen  Geologischen  Landesanstalt 
Berlin  N.  4,  Invalidenstr.  44. 

1908. 


Inhalts-Übersicht, 

Seite 

Vorwort . VII 

Einleitung .  1 

Zersetzungsprozesse  .  .  ’ .  3 

Verwesung .  4 

Vermoderung .  5 

Vertorfung .  9 

Fäulnis  . . 9 

Allgemeines  zur  Genesis  von  Kaustobiolithen . 27 

I  bersiclit  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten . 31 

I.  Sapropelgesteine . 32 

Sapropel . 32 

Saprokoll . 33 

Sapropel-Torfe . 33 

Diatomeen-Sapropel . 33 

Sapropel-Kalk  usw . 34 

Sapropel-Erden .  ...  34 

II.  Humusgesteine . 36 

A.  Lagerstätten . 36 

1.  Flachmoore . 36 

2.  Zwischenmoore . 38 

3.  Hochmoore . 38 

B.  Gesteine . 41 

a)  Torf . 42 

b)  Moder . 44 

c)  Humuserden  . . 45 

III.  Liptobiolithe . 47 

Darstellung  eines  ausgewählten  Falles  als  Überblick  über  die  Haupt¬ 
typen  von  Sumpf  und  Moor . 47 

Die  Sapropelbildungen  .  . . 59 

Sapropelit-Bildungs-  und  Lagerstätten . 62 

Die  Sapropel  bildenden  Organismen  . .  .  75 

Das  Sapropel . 101 

Termini  für  Sapropelite,  besonders  für  reines  und  reineres  Sapro¬ 
pel  und  Saprokoll . 143 

Sapropel  mit  reichen  akaustobiolithischen  Zutaten  und  Sapropelerden  169 

Sapropel  und  Calciumcarbonat . 169 

Sapropel  und  Silicium  dioxyd . 190 

1.  Der  Diatomeen -Pelit . 190 

2.  Der  Sapropel-  (Saprokoll-)  Sand  ....  206 

Sapropel  und  Eisen-  (auch  Mangan-)  Verbindungen  .  .  208 

1.  Sapropelitemitreduzierten  Eisen  Verbindungen  208 

2.  Oxydierte  Eisen- (und  Mangan-)  Verbindungen  215 

1.  Limonite . 224 

2.  See-Eisenerze . 225 

3.  Mangan .  ...  230 

Sapropel-Erden  . .  •  .  232 

239 


Register 


> 


Y  orwort. 


Die  Einsicht,  daß  auf  unserm  Gebiet  eine  Revision  statt¬ 
finden  muß,  hat  schon  zu  wiederholten  Anläufen  nach  dieser  Rich¬ 
tung  Veranlassung  gegeben,  für  die  Kgl.  Preußische  Geologische 
Landesanstalt  besonders,  seitdem  sie  sich  eingehender  mit  der 
Moorkartierung  ihres  Gebietes  beschäftigt.  Es  kam  ihr  daher  ein 
Antrag  gelegen,  in  die  vom  »Verein  Deutscher  forstlicher  Versuchs¬ 
anstalten«  berufene  »Kommission  zur  Vereinbarung  über  die 
Bezeichnung  der  Humusformen«  einen  oder  einige  Vertreter  der 
Geologischen  Landesanstalt  zu  entsenden.  Es  fanden  in  Berlin  zwei 
Sitzungen  dieser  Kommission  statt:  die  erste  am  31.  Oktober  1905, 
die  zweite  am  6.  April  1906.  Auf  der  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landes¬ 
anstalt  hatte  schon  längere  Zeit  vor  dem  erwähnten  Antrag  eine 
Aussprache  unter  den  interessierten  wissenschaftlichen  Beamten 
der  Geolog.  Landesanstalt  stattgefundeu,  in  der  der  Verfasser  aber 
vorläufig  nur  kurz  auf  die  Notwendigkeit  einer  Vereinheitlichung  der 
Nomenklatur  hingewiesen  hatte;  am  3.  April  1906  wurde  der  Ge¬ 
genstand  noch  einmal  in  demselben  Kreise,  diesmal  eingehender 
besprochen.  In  der  Sitzung  des  Internationalen  Verbandes  der 
Forstlichen  Versuchsanstalten  vom  16.  September  1906  wurden 
dann  die  folgenden  Beschlüsse  gefaßt: 

o  o 

a)  Für  die  Bezeichnung  der  Humusformen  des  trockenen 

Waldbodens  (im  Gegensatz  zu  den  Humusbildungen  im 

Nassen,  wie  Moor  usw.)  gelangen  die  in  den  Vorlagen  der 

Humuskommission  am  11.  und  13.  September  enthaltenen 

Bezeichnungen  zur  Anwendung. 

©  © 

b)  Für  die  Bezeichnung  der  übrigen  Humusformen  schließen 
sich  die  forstlichen  Versuchsanstalten  an  ihre? 


VIII 


Vorwort. 


c)  Die  forstlichen  Versuchsanstalten  werden  für  möglichste 
Verbreitung  und  allgemeine  Anwendung  der  unter  a  ge¬ 
nannten  Bezeichnungen,  namentlich  auch  bei  den  forst¬ 
lichen  Standortsbeschreibungen,  eintreten. 

d)  Die  Verbreitung  dieser  Bezeichnungen  in  fremden  Sprachen 
ist  wünschenswert  und  daher,  zunächst  deren  Übersetzung 
ins  Französische  und  Englische  anzustreben. 

Bei  den  Sitzungen  vom  Oktober  1905  bis  April  1906  diente 
als  Grundlage  der  Beratungen  eine  als  Manuskript  gedruckte 
Schrift,  die  im  September  1905  zur  Ausgabe  gelangte  und  etwas 
erweitert  unter  dem  Titel  erschien:  H.  Potonie,  »Klassifikation 
und  Terminologie  der  rezenten  brennbaren  Biolithe  und  ihrer 
Lagerstätten«  lierausgegeben  von  der  Kgl.  Preußischen  Geolo- 
gischen  Landesanstalt,  Berlin  1905.  Diese  dann  öffentlich  heraus¬ 
gegebene  Schrift  wurde  in  Stuttgart  zugrunde  gelegt  und  ebenso 
am  24.  September  1906  in  Eisenach  auf  der  Versammlung  der 
Direktoren  der  Geologischen  Landesanstalten  der  Deutschen 
Bundesstaaten,  die  die  vom  Verfasser  gemachten  Vorschläge  durch¬ 
weg  annahm  (vgl.  das  Protokoll  dieser  Versammlung,  S.  15).  Die 
Schrift  von  1906,  die  im  wesentlichen  nur  für  die  Verhandlungen 
bestimmt  war  und  daher  möglichst  kurz  gefaßt  sein  mußte,  infolge¬ 
dessen  vieles  nur  durch  die  bloße  Angabe  eines  Terminus  an¬ 
deutet,  wird  nun  durch  die  vorliegende  Arbeit,  als  Erläuterung  zu 
der  in  dem  genannten  Protokoll  gebotenen  Übersicht,  ganz  we¬ 
sentlich  erweitert,  also  in  ausführlicher  Ausarbeitung  der  bloßen 
hinweisenden  Vermerke  noch  einmal  herausgegeben.  Es  ist  aber 
wohl  zu  beachten,  daß  die  vorliegende  Schrift  durchaus  kein  aus¬ 
führliches  Handbuch  über  die  rezenten  Kaustobiolithe  (d.  h.  über 
die  rezenten  brennbaren  organogenen  Gesteine)  ist  oder  sein  will, 
sondern  wesentlich  nur  eine  Klassifikation  und  Terminologie  zum 
Gegenstände  hat  mit  den  zum  Verständnis  nötigen  Erläuterungen, 
ohne  dem  Verf.  aber  Beschränkungen  aufzulegen,  dort  ausführlicher 
zu  werden,  wo  er  es  für  zweckdienlich  hielt,  wie  in  dem  vor¬ 
liegenden  Band  »Die  Sapropelite«.  Die  Hochmoore  aber  z.  B. 
(Humusgesteine  und  Liptobiolithe  werden  im  II.  Bande  be- 


Vorwort. 


IX 


handelt)  habe  ich  zum  Teil  weniger  eingehend  vorgebracht  als 
das  inhaltreiche  Buch  von  C.  A.  Weber  von  1902  (Üb.  die 
Vegetation  und  Entstehung  des  Hochmoors  von  Augstumal  im 
Memeldelta).  Ein  ausführliches  Handbuch  müsste  sehr  viel  um¬ 
fangreicher  ausfallen  als  das  vorliegende  Werk.  Wer  freilich 
den  Gegenstand  nicht  recht  übersieht,  wird  meine  Darstellung 
im  ersten  Augenblick  zu  umfangreich  finden.  Einerseits  habe 
ich  in  der  Tat  mit  Charles  Darwin  (vergl.  seine  Autobio¬ 
graphie,  deutsche  Ausgabe,  S.  76)  gedacht:  »Jede  neue  An¬ 
sicht  muß  in  ziemlicher  Ausführlichkeit  mitgeteilt  werden,  um 
die  öffentliche  Aufmerksamkeit  erregen«;  anderseits  aber  habeich 
mich  sehr  beschränkt,  um  durch  den  bei  eingehender  Behandlung 
notwendigen  sehr  großen  Umfang  nicht  von  der  Kenntnisnahme 
des  Gegenstandes  geradezu  abzuschrecken.  Ich  habe  also  nicht 
laviert,  wie  das  etwa  bei  vollständiger  Erforschung  eines  Gewässers 
notwendig  ist,  sondern  bin  möglichst  geradlinig  gefahren,  d.  h. 
ich  habe  zur  Sache  nur  das  Prinzipielle  gebracht  und 
bringen  wrollen,  abgesehen  von  dem,  was  die  Terminologie 
angeht,  die  ich  so  ausführlich  berücksichtigt  habe,  wie  sie  mir  er¬ 
reichbar  war. 

Übrigens  habe  ich  bei  der  vieljährigen  Bearbeitung  des  Ge¬ 
genstandes  immer  mehr  verzichten  gelernt,  etwas  einigermaßen 
Erschöpfendes  bieten  zu  wollen.  Wer  sich  in  ihn  wirklich  vertieft, 
sieht  natürlich  erst,  was  da  noch  alles  zu  tun  ist.  So  muß  ich 
mich  wohl  oder  übel  darin  schicken,  mit  dem  vorliegenden  Werk 
nur  eine  Grundlage  zu  bieten,  die  —  hoffe  ich  —  nützlich 
sein  wird  für  die  Weiterarbeit,  die  noch  sehr  viel  Zeit  und  viele 
Bemühungen  kosten  wird.  Es  ist  immer  im  Auge  zu  behalten, 
daß  ich  in  erster  Linie  dem  Geologen  zu  nützen  bestrebt  sein 
mußte  und  daher  auch  mancherlei  Elementarbotanisches  zu  bringen 

o 

hatte,  weil  die  Flora  für  die  Beurteilung  der  Kaustobiolithe  und 
ihren  Lagerstätten  eine  ganz  beträchtliche  Rolle  spielt. 

Wenn  ich  auch  der  Meinung  bin,  daß  die  von  mir  begründet 
vorgeschlagene  Klassifikation  des  Stoffes  einen  nicht  unwresent- 
lichen  Fortschritt  bedeutet,  so  habe  doch  gerade  ich  durch 


X 


Vorwort. 


intensives  Studium  des  Gegenstandes  alle  Veranlassung,  den 
Ausspruch  eines  der  älteren  Moorforscher,  nämlich  von  Leo 
LesquereüX,  voll  zu  würdigen,  der  da  sagte:  »Die  Natur 
weicht  oft  durch  die  Mannigfaltigkeit  ihrer  Schöpfungen  den 
Klassifikationen  aus,  durch  welche  wir  sie  unserer  Ohnmacht  zu 
unterwerfen  meinen«. 

Da  es  sich  hier  um  die  rezenten  Bildungen  allein  handelt, 
sei  ausdrücklich  betont,  daß  auf  die  umfangreiche  Terminologie 
der  fossilen  Bildungen  nicht  eingegangen  werden  konnte;  sie  wird 
in  meinem  Buche  über  die  Entstehung  der  Steinkohle  gebracht 
werden  als  5.  Aufl.  meines  Heftes  »Die  Entstehung  der  Stein¬ 
kohle«  4.  Aufl.  Berlin  1907.  Die  Gestaltung  der  Terminologie 

o  o 

für  die  rezenten  und  fossilen  Kaustobiolithe  muß  natürlich  kon¬ 
kordant  gehen;  ich  hatte  das  Gesamtgebiet  im  Auge  zu  behalten, 
und  es  ist  daher  verständlich,  daß  dieser  umfassende  Standpunkt, 
also  der  stete  Hinblick  auch  auf  die  fossilen  Bildungen,  mancherlei 
Abweichungen  vom  Gebräuchlichen  in  der  Nomenklatur  bedingt 
hat;  es  ist  wohl  verständlich,  daß  von  den  Forschern,  die  sich 
nur  mit  den  rezenten  Kaustobiolithen  beschäftigen,  die  Gründe  für 
diese  Abweichungen  zunächst  noch  nicht  durchschaut  zu  werden 
scheinen.  Die  Ziele  _sind  eben  verschiedene.  Auch  die  Macht 
der  Gewohnheit  wirkt  erhaltend  auf  Ausdrucksweisen  und  An¬ 
sichten,  die  man  besser  fallen  ließe.  Das  freilich  sehr  große,  aber 
notwendig  in  Angriff'  zu  nehmende  Ziel,  das  ich  mir  gestellt  habe, 
ist  also,  eine  —  auch  terminologisch  —  homogene  Übersicht  üb  e  r 
das  recht  umfangreiche  Ge  samt  gebiet  anzustreben. 

Hinsichtlich  der  Prinzipien,  die  mich  bei  der  Namengebung 
geleitet  haben,  das  Folgende. 

Worte,  Namen  sind  das  Unwesentlichste  in  einer  Wissen¬ 
schaft,  denn  es  ist  im  Grunde  gleichgültig,  wie  man  eine  Sache 
nennt,  wenn  man  sich  nur  versteht.  Wir  müssen  aber  in  einer 
Disziplin,  die  eine  große  Terminologie  mit  vielen  Synonymen  auf¬ 
weist,  mit  der  Begrenztheit  der  geistigen  Aufnahmefähigkeit  rechnen, 
so  daß  schließlich  das  Bedürfnis  immer  dringender  empfunden 
wird,  den  im  Verlauf  wissenschaftlicher  Betätigung  entstandenen 


Vorwort. 


XI 


terminologischen  Ballast  über  Bord  zu  werfen  und  nur  das  zurück¬ 
zubehalten,  was  unentbehrlich  ist.  Auf  unserem  Gebiet  liegt 
ebenfalls  bei  der  sehr  üppig  blühenden  Terminologie  eine  große 
Schwierigkeit  vor,  sich  zu  einem  Verständnis  der  Kaustobiolithe 
durchzuringen,  soweit  man  das  nur  auf  Grund  der  unübersehbaren 
Literatur  machen  wollte.  Wer  würde  es  daher  wohl  wagen  zll 
leugnen,  daß  eine  gute  zweckmäßige  Terminologie  nicht 
nur  ein  äußerst  wertvoller  Apparat  für  die  Forschung 
ist,  sondern  aucli  pädagogisch  gar  nicht  zu  überschätzen 
ist?  Die  Rücksichtnahme  auf  schuelle  und  leichte  Auffassung 
wissenschaftlicher  Dinge  sollte  der  Gelehrte,  dem  es  wahrhaft 
darum  zu  tun  ist,  seiner  Wissenschaft  Jünger  zu  gewinnen  und 
leicht  verstanden  zu  werden,  d.  h.  seinen  Mitmenschen  Zeit  zu 
sparen,  niemals  bei  Seite  lassen.  Das  ganze  Streben  der  Wissen¬ 
schaft  geht  auf  Vereinheitlichung  und  Zusammenfassung  des  uus  ent¬ 
gegentretenden  Vielerlei:  es  ist  das  der  naturgemäße  philosophische 
Zug  des  Forschens.  In  einer  Disziplin,  in  der  so  viel  gearbeitet 
worden  ist,  wie  in  der  unsrigen,  ist  eine  überreiche,  verwirrende  Ter¬ 
minologie  begreiflich.  Oft  haben  die  Autoren  die  bereits  vorhandene 
Literatur  nicht  genügend  herangezogen  und  so  bereits  benannten 
Gesteinen,  Lagerstätten  usw.  neue  Namen  gegeben,  so  daß  für 
ein  und  dasselbe  Gebilde  verschiedene  Namen  auftreten;  ferner 
wurde  es  versucht,  neue  Begriffe  und  damit  neue  Namen  einzu¬ 
führen,  die  keinen  Anklang  finden  konnten;  weiter  ist  die  Be¬ 
nutzung  eines  bereits  früher  gebrauchten  Terminus  in  gänzlich  von 
dem  ursprünglichen  abweichenden  Sinne  dann  recht  störend,  wenn 
dies  ohne  System  —  mehr  aus  Zeitmangel  sich  umzusehen,  Nach¬ 
lässigkeit  oder  Unkenntnis  —  geschieht.  Recht  oft  werden  die- 
selben  Namen  für  Verschiedenes  gebraucht;  teils  wird  dasselbe 
Wort  von  dem  einen  Autor  in  umfassenderer,  von  dem  anderen 
in  engerer  Bedeutung  augewendet.  Endlich  ist  es  störend,  wenn 
in  Veröffentlichungen,  die  für  einen  weiteren  Kreis  berechnet  sind, 
Lokal- Bezeichnungen  zur  Anwendung  kommen,  die  den  Meisten 
nicht  geläufig  sind. 

So  ist  denn  eine  Klärung  der  Terminologie  unserer  Disziplin 
dringend  zu  versuchen  oder  doch  anzubahnen,  mit  der  Tendenz, 


KU 


Vorwort. 


nur  diejenigen  Termini  beizubehaltcn,  die  nach  dem  Stande  der 
Wissenschaft  unentbehrlich  scheinen.  Solange  eine  solche  Reduktion 
und  genauere  Fixierung  der  Terminologie  nicht  stattgefunden  hat, 
ist  es  insbesondere  für  den  Gelehrten  einer  bestimmten  Disziplin, 
der  genötigt  ist,  sich  aus  einem  verwandten  Gebiet  eine  Orientierung 
zu  holen,  oft  unmöglich,  jedenfalls  äußerst  zeitraubend,  sich  zurecht 
zu  linden. 

Wie  eine  jede  Klassifikation  eine  Schematisierung  bedeutet, 
die  zur  Gewinnung  einer  ordentlichen  Übersicht  unentbehrlich  ist, 
so  sind  auch  die  Termini  nur  dazu  da,  um  sich  so  bequem 
wie  möglich  zu  verständigen.  Das  ist  nun  freilich  trivial, 
aber  es  wird  oft  genug  vergessen,  daß  diese  Selbstverständlichkeit 
als  Leitstern  bei  einer  Behandlung  terminologischer  Fragen  zu  dienen 
hat.  Es  gibt  2  Extreme:  die  einen  legen  gar  kein  Gewicht  auf 
eine  gut  entwickelte  Terminologie,  die  anderen  aber  möchten  ihr 
wohl  noch  den  Rang  einer  besonderen  Wissenschaft  belassen  wie 
in  älteren  Zeiten.  Daß  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahr¬ 
hunderts  die  Terminologie  als  besondere  Disziplin  gepflegt  wurde, 
hat  gute  Früchte  getragen,  und  jetzt  beginnt  sich's  zu  rächen 
(z.  B.  in  der  Botauik),  daß  vielseitig  nicht  mehr  hinreichend  auf 
eine  gute  weitere  Ausgestaltung  und  Umbildung  der  Terminologie 
gemäß  den  Fortschritten  gesehen  wird. 

Die  leichteste  Verständigung  wird  stattfinden,  wenn  mög¬ 
lichste  Einfachheit  der  Namen  angestrebt  und  die  Bemühung 
darauf  gerichtet  wird,  daß  sie  bezeichnend  seien.  Es  ist  be¬ 
kannt,  wie  schädlich  und  zu  Mißverständnissen  führend  Termini 
wirken,  die  etwas  anderes  bedeuten  als  sie  dem  Wortsinne  nach 
ausdrücken.  Trotzdem  sind  aber  —  um  den  Anschluß  an  das 
Bisherige  nicht  zu  verlieren  —  die  bis  dahin  üblichen  Termini  zu 
berücksichtigen,  d.  h.  das  Historische  hat  gebührende  Würdi¬ 
gung  zu  erfahren.  Also  wäre  unter  Umständen  ein  gut  einge¬ 
führter,  wenn  auch  nicht  bezeichnender  Name  beizubehalten.  Denn 

/ 

es  ist  ebenso  bekannt,  wie  zähe  ein  schlecht  gebildeter,  aber  viel 
gebrauchter  Terminus  festgehalten  wird,  wie  fast  unmöglich  es 
meistens  ist,  ihn  auszurotten  und  durch  einen  besseren  zu  er- 


Vorwort. 


XIII 


setzen.  In  solchen  Fällen  ist  leider  meist  darauf  zu  verzichten, 
durch  die  Bezeichnungen  die  Ordnung  in  dem  Gesamtsystem  der 
Disziplin  auszudrücken,  obwohl  das  Ideal  darin  gefunden  werden 
müßte ;  aber  das  System,  die  Klassifikation,  ist  abhängig  von 
einem  bestimmten  Stande  der  Wissenschaft,  und  so  könnte  eine 
rein  systematische  Terminologie  doch  nicht  auf  Bestand  rechnen. 
Die  systematischen  Termini  werden  so  schließlich  nur  noch  histori¬ 
sche,  die  damit  doch  immer  wieder  in  den  Vordergrund  treten. 
Nun  ist  freilich  die  richtige  Abwägung  der  angegebenen  Gesichts¬ 
punkte  in  den  einzelnen  Fällen  oft  nicht  leicht.  Die  Würdigung 
des  historischen  Moments  (womöglich  des  Prioritäts-Prinzips)  in 
Verbindung  mit  dem  Streben  nach  einer  ausschließlich  sachge¬ 
mäßen  Nomenklatur  ist  für  die  Entscheidung  dem  Takt  und 

O 

den  Kenntnissen  des  Autors  überlassen,  denn  die  beiden  ge¬ 
nannten  Forderungen  widersprechen  einander  nur  zu  oft. 

In  der  folgenden  Auseinandersetzung  fehlen  —  und  zwar  ge¬ 
wiß  eine  große  Menge  —  Termini,  die  mir  im  Verlauf  meiner 
Studien  nicht  vorgekommen  oder  aufgefallen  sind.  Ein  langes 
Menschenleben  würde  bei  Weitem  nicht  dazu  ausreichen,  alle  die¬ 
jenigen  Schriften  durchzusehen,  die  Beiträge  liefern  könnten. 
Manche  Arbeiten  habe  ich  absichtlich  —  um  nicht  gar  zu  weit¬ 
läufig  zu  werden  — -  nur  nebenbei  oder  gar  nicht  berücksichtigt. 
Meine  folgende  Darbietung  ist  daher  unvollkommen:  ich  bin  bei 
der  Bearbeitung  von  der  Fülle  der  Literatur  fast  erdrückt  worden 
und  habe  schließlich  aufhören  müssen,  sie  noch  weiter  zu  verfolgen, 
als  es  geschehen  ist.  Besonders  störend  ist  die  Vielsprachigkeit 
der  Wissenschaft:  so  bietet  z.  B.  sicher  die  russische  Literatur 
vielfache  Anregungen,  auf  die  ich  aber  bei  der  Unkenntnis  der 
Sprache  leider  verzichten  mußte. 

Am  besten  wäre  es,  internationale  Termini  zu  schaffen,  aber 
wir  müssen  uns  darauf  beschränken,  zunächst  erst  einmal  einheit¬ 
liche  Termini  für  die  deutschen  Sprachgebiete  zu  erreichen,  wie 
denn  auch  naturgemäß  die  folgende  Aufstellung  in  erster  Linie 
von  den  Verhältnissen  beeinflußt  ist,  wie  wir  sie  in  Norddeutsch¬ 
land  finden. 


XIV 


Vorwort. 


Man  halte  bei  der  Beurteilung  der  vorliegenden  Schrift  da¬ 
ran  fest,  daß  ich  —  wie  schon  vorn  angedeutet  —  versucht  habe, 
mich  nicht  nur  den  Bedürfnissen  der  Geologie  anzupassen  und 
zwar  hier  besonders  der  Palaeontologie,  soweit  sie  sich  mit 
der  Genesis  der  organogenen  Gesteine  beschäftigt,  sondern  auch 
der  Geographie,  der  Biontologie  (Botanik  und  Zoologie), 
der  Bodenkunde,  wie  sie  Agrikultur,  Forstwirtschaft 
und  Gartenkunst  veranlaßt  haben.  Ich  habe  mich  bemüht,  alle 
diese  Hauptfächer,  die  mit  unserer  Sache  zu  tun  haben,  im  Auge 
zu  behalten.  Es  ist  nicht  angängig,  die  Terminologie  nur  auf 
eins  dieser  Gebiete  zuzuschneiden:  geschähe  dies,  so  würden  wir 
bei  dem  jetzt  bestehenden  Dilemma  verbleiben,  das  darin  besteht, 
daß  jedes  Fach  seine  eigene  Terminologie  hat,  und  man  sich 
gegenseitig  nicht  versteht.  Bei  diesem  Streben  ist  ganz  besonders 
darauf  zu  achten,  daß  es  zu  vermeiden  ist,  bei  diesem  oder  jenem 
der  genannnten  Fächer  eingeführte  und  viel  gebrauchte  Namen, 
wo  es  nicht  unbedingt  erforderlich  ist,  neue  oder  wesentlich  andere 
Begriffe  vorzuschlagen. 

Zu  einer  genauen  Festsetzung  der  Synonyme  wäre  unerlä߬ 
lich,  daß  die  Autoren  durchweg  übereinstimmend  z.  B.  die  gleichen 
Moorformen  als  Flach-,  als  Zwischen-  oder  als  Hochmoorbildung 
erkannt  und  es  auch  verstanden  hätten,  ordentlich  die  bei  uns 
meist  durch  die  Kultur  getöteten,  d.  h.  die  »toten«  Moore  von 
den  noch  lebenden  zu  unterscheiden.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall, 
und  so  sind  Fehler  derzeitig  in  einer  Zusammenstellung  wie  der 
vorliegenden  leider  unvermeidlich,  so  sehr  man  auch  bemüht  ist, 
aus  den  Angaben  der  Autoren  einen  Schluß  auf  das  zu  ziehen, 
was  sie  meinen  könnten.  Auch  sind  die  Synonyme  solche  oft 
nur  in  weiterem  oder  engerem  Sinne,  und  so  manche  sind  wegen 
ungenügender,  jedenfalls  uns  heute  nicht  genügender  Definition 
nur  unsicher,  andere  kaum  noch  exakt  unterzubringen,  abgesehen 
davon,  daß  die  fortschreitende  Wissenschaft  zu  anderen  und  zu 
früher  nicht  beachteten  Gliederungen  gelangt. 

Mein  Manuskript  war  in  der  Grundlage,  also  im  wesentlichen 
bereits  fertig,  als  Früh  und  Schröter^s  schönes  Buch:  »Die 
Moore  der  Schweiz«  (1904)  erschien;  ich  habe  nur  nach  Möglich- 


Vorwort. 


XV 


keit  die  seitdem  erschienene  Literatur  berücksichtigt  und  vor  allem 
meine  neueren  Erfahrungen.  Insbesondere  habe  ich  es  für  nütz¬ 
lich  gehalten,  die  letzte  Zeit  dazu  zu  benutzen,  möglichst  aus¬ 
giebig  photographische  Aufnahmen  zu  veranlassen  oder  selbst  zu 
machen,  die,  hoffe  ich,  das  Verständnis  des  Textes  ganz  wesentlich 
unterstützen  werden. 


H.  Potonie. 


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Einleitung. 

Die  vorliegende  Arbeit  beschäftigt  sich  mit  einer  Gruppe  von 
organogenen  Gesteinen,  Biolithen1),  und  zwar  nur  mit  den  brenn¬ 
baren  Biolithen,  die  wir  kurz  Kaustobiolithe2)  nennen 
wollen,  im  Gegensatz  zu  den  Akaustobiolithen  (wie  z.  B.  Ko- 
rallenrifi'kalk),  das  sind  diejenigen  Biolithe,  die  nicht  brennen 
resp.  keine  brennbaren  Bestandteile  mehr  enthalten.  Die  Grenze 
zwischen  beiden  läßt  sich  nicht  peinlich  innehalten:  es  werden 
daher  im  Folgenden,  wo  es  zweckmäßig  erscheint,  auch  diejenigen 
Biolithe  und  nicht  biolithischen  Bildungen  behandelt,  die  nur  ge¬ 
ringe  Mengen  kaustobiolithisches  Material  enthalten.  Wo  es  zu 
einem  besseren  Verständnis  des  Ganzen  nötig  ist,  werde  ich  auch 
die  sich  unmittelbar  anknüpfenden  Akaustobiolithe  erwähnen. 

Im  weitesten  Sinne  würden  zu  den  Kaustobiolithen  auch  ge¬ 
wisse  gasförmige  Produkte  gehören  wie  dasjenige  Methan,  das 
durch  Zersetzungsprozesse  aus  organischem  Material  hervorgeht; 
man  kann  danach  kaustobiolithisches  und  nicht  kaustobiolithisches3) 
Methan  unterscheiden.  Wie  das  Methan,  CH4,  enthält  die  ganz 
überwiegende  Menge  von  Kaustobiolithen  das  Element  C,  aber 
es  gibt  auch  —  wenn  auch  weit  untergeordneter  —  solche  ohne 
C,  wie  eventuell  gewisse  Schwefel-Vorkommen,  die  einer  Organis- 
men-Tätigkeit  (Bakterien)  den  Ursprung  verdanken,  worüber  weiter 
hinten.  Auch  hier  wird  man  daher  bequem  von  kaustobiolithischem 
und  nicht  kaustobiolithischem  Schwefel  reden  können.  In  der 

b  Der  Terminus  Biolith  stammt  von  Ch.  G.  Ehrenberg. 

2)  Vom  Griechischen  kaustos  —  brennbar  und  Biolitb. 

3)  Wohl  zu  unterscheiden  von  »akaustobiolithisch«.  Ein  Akaustobiolith  ist 
immer  ein  Biolith;  das  nicht  kaustobiolithische  Methan  jedoch  ist  kein  Biolith. 

1 


Neue  Folge.  Heft  55. 


2 


Einleitung. 


vorliegenden  Schrift  handelt  es  sich  jedoch  wesentlich  nur  um  die 
flüssigen,  weichen  oder  festen,  brennbaren,  kohlen¬ 
stoffhalt  igen  subfossilen  oder  rezenten  Produkte  der 
Lebewesen. 

Diese  C-haltigen  Kaustobiolithe  bringe  ich,  geleitet  durcli  die 
Verschiedenheit  ihrer  Genesis,  ihrer  chemischen  Zu¬ 
sammensetzung  und  infolgedessen  ihrer  verschiedenen 
technischen  Wertigkeit,  ferner  insbesondere  ihres  hervor¬ 
ragenden  rezenten  und  fossilen  Auftretens,  in  drei 
große  Gruppen,  die  genannt  werden  : 

I.  Sapropel ^-(Faulschlamm-)  Bildungen, 

II.  Humus-Bildungen, 

III.  Liptobiolithe1 2):  Harz-,  Wachsharz-  und  ver¬ 
wandte  Bildungen. 

Für  die  Entstehung  dieser  Kaustobiolithe  kommt  in  Frage: 

1.  die  Beschaffenheit  der  Urmaterialien. 

2.  die  Art  der  Zersetzung,  denen  die  Urmaterialien  unterwor¬ 
fen  sind,  insbesondere  nach  ihrer  Einbettung  durch  Sauerstoff* 
abschließende  Medien,  die  die  Zersetzung  ohne  zurückbleibendes 
festes  brennbares  Material  verhindern.  Ich  habe  es  daher  für 
notwendig  gehalten,  der  systematischen  Vorführung  der  rezenten 
Kaustobiolithe  und  ihrer  Lagerstätten  eine  Betrachtung  der  Zer- 
Setzungsprozesse,  die  zu  den  in  Rede  stehenden  Biolithen  führen, 
vorauszusenden. 

1)  Auszusprechen  Sapropel,  vom  Griech.  sapros  =  faul  (stinkend)  und  pelos 
=  Schlamm);  das  Wort  soll  als  Neutrum  gebraucht  werden  —  (Saprol  ist  ein 
ölartiges  Desinfektionsmittel,  das  wasserlösliche  Kresole  enthält). 

2)  Vom  Griechischen  leiptos ,  latinisiert  liptos  —  zuriickgelassen  und  Biolith. 


Zersetzungsprozesse. 

Änderungen  in  der  Zusammensetzung  von  Gesteinen  bezeich¬ 
net  man  als  ihre  Verwitterung;  die  physikalische  Verwitterung 
heißt  Zerfall,  die  chemische  Verwitterung  heißt  Zersetzung1). 
Für  uns  kommt  nur  die  letztere  in  Betracht. 

Die  Z  ersetz ung  der  pflanzlichen  und  tierischen  Stoffe  äußert 
sich  im  Speziellen  je  nach  den  Verhältnissen  in  verschiedener 
Weise,  nämlich  —  soweit  es  für  uns  in  Betracht  kommt  —  als 
Verwesung,  Vermoderung,  Vertorfung  und  als  Fäulnis2). 
Im  wesentlichen  handelt  es  sich  für  uns  um  die  Zersetzung  von 
Kohlenhydraten,  besonders  von  Zellulose;  die  Zersetzung  stick¬ 
stoffhaltiger  Substanzen  kommt  untergeordneter  in  Frage.  Nicht 
nur  ist  quantitativ  der  Gehalt  an  Stickstoff  bei  den  Pflanzen 
wesentlich  geringer  als  bei  den  Tieren,  auch  innerhalb  der  Pflanzen- 

b  Nack  Hamann,  Bodenkunde,  2.  Aufl. ,  Berlin  1905,  S.  3  u.  4.  —  Der 
Ausdruck  »Zersetzung«  ist  freilich  nicht  für  alle  chemischen  Umbildungen,  die  mit 
den  Produkten  der  Organismen  vor  sich  gehen,  exakt.  Denn  im  Verlaufe  dieser 
Umbildungen  können  z.  B.  auch  Polymerisationen  Vorkommen. 

2)  Ich  habe  mich  bemüht,  die  Bestimmungen  der  für  den  Gegenstand  wich¬ 
tigen  und  wichtigeren  Begriffe  nach  Möglichkeit  dem  Üblichen  anzupassen,  je¬ 
doch  ist  zu  beachten,  daß  die  wissenschaftliche  Behandlung  beson  derer  Fragen 
oft  zu  mehr  minder  weitgehenden  Veränderungen  vorliegender  Begriffe  nötigt, 
wenn  man  nicht  bei  den  geringsten  Verschiebungen  der  Definitionen,  die  sich 
als  zweckmäßig  erweisen,  gleich  neue  Termini  einführen  will.  Ich  bemerke  dies¬ 
bezüglich  zu  Obigem,  daß  ich  »Vertorfung«  und  »Fäulnis«  so  trenne,  daß  beide 
formell  koordiniert  werden.  Übrigens  entsprechen  die  oben  gegebenen  Begriffs¬ 
bestimmungen  denjenigen,  wie  sie  J.  v.  Liebig  gegeben  hat  (vergl.  Felix 

B.  Ahrens,  Das  Gärungsproblem.  Stuttgart  1902,  S.  455),  nur  daß  ich  — 
unserem  Spezialzweck  entsprechend  —  die  »Vertorfung«  einschalten  mußte. 
Uber  die  Neigung,  »Vertorfung«  von  reiner  »Fäulnis«  zu  scheiden,  siehe  auch  bei 

C.  A.  Weber,  Über  Torf,  Humus  und  Moor,  1903,  S.  472. 

1* 


4 


Zersetzungsprozesse. 


weit  besitzen  unsere  Haupt-Humus-Bildner,  die  Torfpflanzen,  viel 
weniger  Stickstoff1  als  die  übrigen  Pflanzen.  Die  Wasserpflanzen 
jedoch,  insbesondere  die  Algen  —  wie  die  Tange  des  Meeres  und 
dergl.  —  sind  stickstoffreich  und  auch  sonst,  worauf  auch  u.  a. 
der  Schwefelgehalt  der  Tange  hinweist,  in  ihrer  chemischen  Kon¬ 
stitution  den  Tieren  ähnlicher. 

G.  Andersson  und  Früh1)  haben  gezeigt,  daß  von  den  Pflan¬ 
zenstoffen  Zellulose  sich  leichter  zersetzt  als  Lignin,  Kork,  Harze 
und*  Fette. 

Verwesung. 

Verwesung  (Eremakausis,  vom  griechischen  eremos  =  still 
und  kausis  =  Verbrennung)  findet  statt  bei  Gegenwart  von  reich¬ 
lichem  Sauerstoff  (von  Luft)  und  Wasser  (Regen  und  Feuchtig¬ 
keit) . 

Hierbei  werden  die  organischen  Stoffe  (unter  Zurücklassung 
der  Asche  bildenden  Mineralstoffe)  verflüchtigt  ohne  Hinterlassung 
fester  Kohlenstoff- Verbindungen.  Die  Verwesung  ist  also  im 
chemischen  Sinne  eine  »langsame  (stille)  (Sauerstoff-)  Verbrennung«, 
ein  vollständiger  Oxydatiohsprozeß.  Mit  der  Verwesung  ist  eine 
Wärmeentwicklung  verknüpft.  Es  entstehen  insbesondere  CO2  und 
HqO;  aus  dem  Schwefel,  der  in  den  Organismen  vorhanden  ist, 
wird  z.  B.  SO3  (Schwefeltrioxyd,  Schwefelsäureanhydrid):  alles  be¬ 
reits  vollkommen  verbrannte  Produkte.  Bei  der  Verwesung  spielt 
die  Tätigkeit  von  Pilzen,  insbesondere  von  Bakterien,  die  die 
Zersetzung  teils  bedingen,  teils  beschleunigen,  eine  große  Rolle. 
Es  ist  ferner  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Gegenwart  von  Licht 
den  Verwesungsprozeß  unterstützt:  das  Bleichen  von  Wäsche  ist 
bedingt  durch  den  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe  bei  Ge- 
genwart  von  Licht,  da  das  Sonnenlicht  H20  zersetzt,  wodurch 
der  Sauerstoff  in  statu  nascendi  seine  in  diesem  Zustande  beson¬ 
ders  starke  Wirkung  ausüben  kann. 


l)  Früh,  Moore  der  Schweiz,  1904,  S.  174. 


Zersetzungsprozesse. 


5 


Vermoderung. 

Die  V erm oderung  (Aposepsie,  vom  griechischen  apo  =  \ on, 
weg  und  sepsis  =  Fäulnis)  ist  eine  Verwesung  bei  ungenügendem 
Luftzutritt:  sie  ist  kurz  gesagt  eine  unvollständige  Verwesung. 
Während  bei  der  echten  Verwesung  eine  vollständige  Oxydation 
statthat,  die  das  Vorhandensein  hinreichender  Mengen  von  Sauer¬ 
stoff  voraussetzt,  wie  bei  der  Verbrennung  an  der  Luft,  ist  bei 
der  Vermoderung  das  Sauerstoff- Quantum  bemessen,  so  daß  eine 
unvollständige  Verbrennung  stattfindet,  wie  etwa  im  Kohlenmeiler. 
H  ier  bleibt  Kohlenstoff  zurück,  und  die  Neigung,  kohlenstoffreiche 
Produkte  zu  bilden,  ist  auch  bei  der  Verwesung  vorhanden.  Die 
bei  der  Vermoderung  von  Landpflanzen  zurückbleibenden  festen, 
sehr  kohlenstoffreichen  Produkte  sind  im  wesentlichen  Verbin¬ 
dungen  von  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  und  zwar  in 
Mengenverhältnissen,  die  an  die  der  Kohlenhydrate  erinnern,  doch 
so,  daß  es  sich  gewissermaßen  um  dehydratisierte  Kohlenhydrate 
handelt.  Diese  Produkte  (Humusstoffe)  haben  die  Tendenz,  bei 
der  Destillation  Verbindungen  der  aromatischen  Gruppe  (wie 
Benzol  oder  Verwandte  desselben)  zu  liefern,  die  kohlenstoffreicher 
sind  als  die  Verbindungen  der  Fettgruppe  (wie  z.  B.  Paraffine). 
—  Das  vermodernde  Material  ist  nach  dem  Gesagten  in  Verwe¬ 
sung  begriffen,  d.  h.  es  verschwindet  als  festes  Produkt  leicht 
vollständig;  der  feste  zurückbleibende  Rest  ist  beim  Vermoderungs¬ 
prozeß  daher  meist  recht  geringfügig. 

Stellt  man  Vermoderungs-Bedingungen  künstlich  her,  so  kann 
Selbsterhitzung,  schließlich  Selbstentzündung  erfolgen,  das  ist  u.  a. 
jedem  Landwirt  bekannt,  der  diese  Eigenschaft  zur  Erzeugung  von 
»Brennheu,  Braunheu«  ausnützt,  wobei  der  Vorgang  so  ge¬ 
leitet  wird,  daß  die  Temperatur  nicht  über  rund  70°  steigt. 

Bei  der  lockeren  Zusammenhäufung  eines  bereits  in  einem 
Zersetzungsstadium  befindlichen  Kaustobioliths  kann  ebenfalls 
Selbsterhitzung  eintreten.  Herr  Dr.  H.  Goebel  aus  Ludwigshof 
in  Pommern  teilt  mir  diesbezüglich  unterm  27.  September  1905 
das  Folgende  über  Sapropel  mit.  »Wir  schütten  den  luftge- 


6 


Zersetzungsprozesse. 


trockneten  Faulschlamm  mit  einem  Wassergehalt  von  etwa  40  bis 
50  pCt.  auf  eine  größere  Halde  von  etwa  4  rn  Höhe  auf.  Ich 
habe  nun  vor  Jahren  bereits  beobachtet,  daß  die  Temperatur  im 
Innern  dieser  Halde  sich  erheblich  steigerte,  wobei  sich  die  ein¬ 
zelnen  Faulschlammbrocken  mit  weißem  Mycel  eines  Pilzes  be¬ 
deckten,  der  einen  starken  Geruch  nach  frischer  Gartenerde  hatte. 
Diese  Erscheinung  tritt  nun  so  intensiv  auf,  daß  die  Temperatur 
im  Innern  des  Faulschlammberges  sich  bis  zu  70°  steigert.  Dabei 
macht  sich  ein  intensiver  Geruch  wie  nach  heiß  «^wordenem 
Pferdedüno*er  bemerkbar.  Kommt  der  erhitzte  Faulschlamm  mit 

O 

der  Luft  in  Berührung,  so  tritt  Abkühlung  ein«. 

Nach  Hugo  Miehe1)  erfolgt  die  Selbsterhitzung  in  zusammen¬ 
gepackten,  feuchten  Pflanzenmaterialien  dort,  wo  Säfte  in  den 
Massen  vorhanden  sind,  die  zur  Ernährung  von  Mikroorganismen 
tauglich  sind  oder  wo  es  sich  um  lebende  Pflanzenteile  handelt. 
Sterilisiertes  Heu  hatte  die  Fähigkeit,  sich  zu  erhitzen,  eingebüßt. 
Einerseits  kommen  also  Mikroorganismen  in  Betracht,  andererseits 
vermögen  noch  lebende  Pflanzenteile  durch  Atmung  ihre  Tempe¬ 
ratur  weit  über  die  der  Umgebung  zu  erhöhen.  Bei  der  Selbst¬ 
erhitzung  wird  O  verbraucht  und  CO2  entwickelt;  der  Sauerstoff 
ist  eine  notwendige  Bedingung:  er  bringt  bei  der  Gärung  in  erster 
Linie  Kohlenhydrate  (Stärke,  Zucker)  zum  Verschwinden.  Wenn 
die  O-Zufuhr  experimentell  verhindert  wird,  so  findet  eine  Tem- 
peratursteigerung  nicht  statt,  und  eine  Zersetzung  des  von  Miehe 
zum  Experiment  benutzten  Heus  war  äußerlich  nicht  zu  bemerken; 
auch  Schimmelbildung  war  unterblieben.  Solange  freilich  noch 
O  da  ist,  der  von  Anfang  an  in  der  Masse  vorhanden  ist, 
findet  eine  geringe  Temperaturerhöhung  statt.  Pferdemist  in 
gleicher  Weise  behandelt  (durch  Gayon  1884)  zeigte  außer  CO2- 
Bildung  reiche  Entwicklung  von  Methan.  Die  Ursache  der 
Selbsterhitzung  kann  demgemäß  sein  1.  eine  physiologische  Ver¬ 
brennung  (Atmung),  wenn  es  sich  nämlich  um  noch  lebende 
Pflanzenteile  handelt,  sonst  sind  2.  die  auf  den  abgestorbenen 
Teilen  lebenden  Pil  ze  und  Bakterien  durch  ihre  Lebenstätigkeit 
die  Ursache,  so  daß  —  wie  gesagt  —  sterilisiertes  Heu  die  Fähig- 


■)  Miehe,  Die  Selbsterhitzung  des  Heus.  Eine  biologische  Studie.  Jena  1907. 


ZersetzuDgsprozesse. 


7 


keit,  sich  zu  erhitzen,  einbüßt.  Die  Selbsterhitzung  kann  sich 
soweit  steigern,  daß  das  Heu  sich  selbst  entzündet,  wodurch  der 
Haufen  im  Innern  ganz  verkohlen  kann  und  zwar  in  der  Art  der 
echten  Verkohlung  wie  sie  Holzkohle  zeigt. 

Bacillus  coli  forma  foenicola  t)  »siedelt  sich  nämlich  gern  auf 
solchen  Substanzen  au  und  vermehrt  sich  ungeheuer.  Dadurch 
nun,  daß  eine  solche  große,  poröse  Masse  einen  sehr  schlechten 
Wärmeleiter  darstellt,  wird  die  Wärme,  die  jener  intensiv  arbeitende 
Bazillus  entwickelt,  zurückgehalten.  Die  Temperatur  steigt  und 
steigt,  bis  ihr  Erreger  selbst  an  ihr  zugrunde  geht,  bis  also  etwa 
40°  erreicht  werden.  Da  jetzt  eine  andere,  der  merkwürdigen 
Gruppe  der  wärmeliebenden  Bakterien  angehörige  Art  (Bacillus 
calfactor)  anfängt,  sich  üppig  zu  vermehren,  so  geht  die  Tempe¬ 
ratursteigerung  noch  weiter,  und  da  dieser  zweite  Bazillus  noch 
bis  über  70°  wachsen  kann,  erhitzt  er  durch  seine  Wärmebildung 
die  Masse  schließlich  bis  zu  dieser  Temperatur«.  (Miehe* 2). 

Miehe  denkt  sich  im  Anschluß  an  Untersuchungen  von 
Ranke  den  Vorgang  der  Selbsterhitzung  folgendermaßen :  »Durch 
die  sehr  lange  Einwirkung  der  Temperatur  von  70°  erfährt  das 
Heu  eine  trockne  Destillation.  Es  nimmt  nach  und  nach  immer 
mehr  die  Natur  von  Kohle  an.  »Die  Kohle  ist  von  einer  außer¬ 
ordentlich  feinporösen  Struktur,  da  ja  jede  Zelle  erhalten  bleibt. 
Es  wäre,  wohl  denkbar,  daß  sie  in  ähnlicher  Weise,  wie  sehr  fein 
verteiltes  Platin  (Platinmohr)  Sauerstoff  verdichten  könne.  Sie 
würde  dann  vielleicht  ähnlich  dem  Platinmohr  starke  Oxydations¬ 
kraft  gewinnen  und  Oxydationen  ausführen,  die  normal  erst  bei 
viel  höherer  Temperatur  möglich  wären.  Sie  könnte  entweder 
sich  selbst  direkt  oxydieren  oder  aber  andere,  absorbierte,  bei  der 
langsamen  Destillation  oder  der  Zersetzung  der  organischen  Be¬ 
standteile  des  Heues  entstandene  leicht  oxydable  Gase,  wie  z.  B. 
Wasserstoff,  Phosphor  Wasserstoff,  flüchtige  Kohlenwasserstoffe 
(Methan,  Äthylen  usw.).  Derartige  Oxydationen  könnten  vielleicht 
schon  im  unberührten  Heuhaufen  nach  gewisser  Zeit  bei  be¬ 
schränktem  Sauerstoffzutritt  sich  vollziehen.  Dann  würde  schon 

ß  Miehe,  Über  Selbsterhitzung.  (Mediz.  Klinik  Bd.  XVIII,  1907). 

2)  Miehe,  Die  Bakterien.  Leipzig  1907,  S.  41. 


8 


Zersetzungsprozesse. 


jetzt  die  Temperatur  langsam  weiter  steigen.  Oder  aber,  was  das 
wahrscheinlichere  ist,  sie  treten  erst  auf,  wenn  reichlich  Sauerstoff 
hinzutreten  kann,  mit  anderen  Worten,  wenn  der  Haufen  ausein¬ 
ander  geworfen  wird  oder  Luftzugänge  absichtlich  oder  unab¬ 
sichtlich  geschaffen  sind.«  In  der  Tat  geben  die  verschiedenen 
Autoren  übereinstimmend  an,  daß  eine  Entzündung  erst  dann 
eintritt,  wenn  durch  Einstoßen  von  Stangen,  Anlagen  von  Luft¬ 
schächten  usw.  der  Luft  freier  Zutritt  gewährt  wird. 

VJ 

Es  ist  nicht  daran  zu  zweifeln,  daß  Selbsterhitzung  auch  in 
der  freien  Natur  Vorkommen  wird,  denn  die  für  eine  solche  not¬ 
wendigen  Bedingungen  sind  sehr  einfache.  Wo  z.  B.  eben  ab¬ 
gefallenes  Laub  durch  Wind  zu  ordentlichen  Haufen  vereinigt 
wird  und  genügende  Feuchtigkeit  besitzt,  wird  eine  Selbsterhitzung 
und  schließlich  auch  -entzündung  statthaben  und  sich  verkohltes 
Material  subfossil  oder  fossil  erhalten  können;  vielleicht  vermag, 
wenn  viel  Oel  in  den  Materialien  vorhanden  ist,  die  Selbst¬ 
erhitzung  resp.  -entzündung  auch  auf  rein  chemischem  Wege  zu 
erfolgen,  d.  h.  ohne  Unterstützung  von  Bakterien.  Daß  Organe,  die 
sich  in  hervorragend  eifriger  Lebenstätigkeit  befinden,  ihre  Tem¬ 
peratur  wesentlich  zu  erhöhen  vermögen,  ist  lange  bekannt, 
namentlich  an  Blütenkolben  gewisser  Aroideen,  bei  denen  sich 
die  Erhöhung  bis  über  20°  und  an  der  Blume  der  Victoria  regia , 
bei  der  die  Temperatur  bis  über  12°  steigen  kann.  Daß  wesentlich 
höhere  Temperaturen  durch  noch  lebende  Pflanzenteile  erzielt 
werden  können,  wenn  man  sie  zusammenhäuft,  ist  dem  Pflanzen¬ 
physiologen  ebenfalls  lange  bekannt;  die  Lebenstätigkeit  währt 
eben  längere  Zeit,  und  wenn  man  die  infolgedessen  leicht  vor  sich 
gehende  Zersetzung  wertvoller  Substanzen  in  Pflanzenteilen  ver¬ 
hindern  will,  so  kann  man  dies  nach  dem  Patent  Cresp  von  1906 
dadurch  erreichen,  daß  man  das  Leben  vollständig  zerstört,  indem 
man  die  Teile  mit  harten  Körpern  fein  zerreibt  und  so  durch 
Zerstörung  der  Organisation  die  Lebensvorgänge  abschneidet. 
W.  Pfeffer  sagt  in  seiner  Pflanzenphysiologie1):  »Schon  bei  Ver¬ 
wendung  von  mäßig  großen  Gefäßen  ergeben  Versuche  mit  .  .  .  . 
lebhaft  atmenden  Objekten  eine  Temperatur-Erhöhung  von  einigen 


9  Pfeffer,  PfLanzenphysiologie,  2.  Aufl.,  2.  Bd.,  Leipzig  1904,  S.  835. 


Zersetzungsprozesse. 


9 


Graden.  Bei  Umhüllung  mit  Baumwolle  usw.  oder  bei  Anhäufung 
einer  großen  Menge  wird  die  Temperatur  um  10°  C  oder  auch 
soweit  gesteigert,  daß  die  Pflanzen  absterben«  usw.  Schließlich 
vermag  es  dann  bei  dauernder  Feuchtigkeit  mit  Selbstentzündung 
zu  enden. 

Vertorfung. 

Die  Vertorfung  ist  das  Zwischenglied  zwischen  der  Ver¬ 
moderung  und  der  Fäulnis.  Zunächst  findet  Vermoderung,  später 
jedoch  Fäulnis  statt.  Die  entstehenden  festen  Produkte  sind  eben¬ 
falls  wesentlich  Verbindungen  von  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und 
Sauerstoff1,  jedoch  ist  gegenüber  der  Vermoderung  hervorzuheben, 
daß  die  Anreicherung  an  Kohlenstoff  nicht  so  schnell  vor  sich 
geht  wie  bei  der  Vermoderung.  —  Näheres  zur  »Vertorfung«  im 
Folgenden. 

Fäulnis. 

Als  Fäulnis  (Putrefactio,  vom  lateinischen  jputor  die  Fäul¬ 
nis  und  facere  machen ;  putrefacere  faulen  machen)  sei  die  Zer¬ 
setzung  in  Gegenwart  von  Wasser  bei  vollständigem  Sauerstoff¬ 
mangel  bezeichnet.  Sie  ist  im  chemischen  Sinne  eine  »langsame 
Destillation«,  ein  Reduktionsprozeß.  Unter  den  dabei  entstehenden 
Gasen  ist  das  Methan  (Sumpfgas,  CH4)  besonders  lange  als  ent¬ 
stehendes  Produkt  bekannt  und  in  der  Tat  auch  auffällig.  Des¬ 
halb  sei  hervorgehoben,  daß  nach  der  Untersuchung  von  W.  Ome- 
liansky  die  Anzahl  der  zur  Methanzersetzung  fähigen  Verbin¬ 
dungen  eine  sehr  beträchtliche  ist;  den  unter  Umständen  Methan 
gebenden  Stoffen  sind  nicht  nur  verschiedene  Repräsentanten  N 
freier  Verbindungen  (Kohlenhydrate,  Säuren),  sondern  auch  N 
haltige  Körper  (Eiweiß,  Leimstoff1  usw.)  zuzuzählen.  Die  Haupt¬ 
rolle  der  Methangärung  in  der  Natur  spielen  zweifelsohne  Sub¬ 
stanzen  pflanzlicher  Herkunft,  besonders  die  zur  Gruppe  der 
Cellulose  gehörenden,  zugleich  findet  aber  auch  Methanzersetzung 
N-haltiger  Körper,  hauptsächlich  tierischer  Überreste  statt.  Die 
Methangärung  von  Milchsäure  und  namentlich  die  von  Essig-  und 
Buttersäure  bildet  gleichsam  ein  Zwischenglied,  da  diese  orga¬ 
nischen  Säuren  als  Zersetzungsprodukte  sowohl  von  N-freien,  als 


10 


Zersetzungsprozesse. 


auch  von  N-haltigen  Stoffen  auftreten  können T).  Außer  CH4  ent¬ 
stehen  durch  den  Fäulnis-Prozeß  als  gasförmige  Produkte  wesentlich 
noch  nicht  verbrannte  Gase,  nämlich  H,  NH3,  bei  Vorhandensein  von 
Schwefel- Verbindungen  H2S,  usw.  Es  wird  auch  das  Entweichen 
von  freiem  N  angegeben,  jedoch  hat  E.  Jentys2)  gezeigt,  daß  bei  voll¬ 
ständigem  O-Mangel  die  Exkremente  kein  freies  N  abgeben,  auch 
verbindet  sich  N  schlechter  zu  Gasen  mit  C,  wie  O  und  H.  Dar¬ 
aus  erklärt  sich  der  relativ  hohe  N-Gehalt  im  Sapropel  und  Torf, 
die  4  und  mehr  pCt.  der  aschenfreien  Substanz  betragen  kann ;  es 
findet  ebenso  eine  Anreicherung  von  N  statt  wie  an  C,  wenn  auch 
die  von  C  naturgemäß  wesentlich  auffälliger  ist. 

Dementsprechend  sagt  G.  Schneider  (Obersee  p.  31):  »Daß 
fäulnisfähige  Substanz  im  Wasser  des  Obersees  kaum  gelöst  vor¬ 
kommt,  beweist  die  völlige  Abwesenheit  gelöster  stickstoffhaltiger 
V  erbindungen. « 

Bemerkenswert  ist  —  bei  der  Haltbarkeit  vieler  derselben  ist 
das  verständlich  —  die  relativ  wesentliche  Anreicherung  an  Fett¬ 
substanzen  oder  auch  die  Neigung  zu  ihrer  Entstehung;  so  zeigten 
zur  Bereitung  von  Viehfutter  für  den  Winter  eingemietete  Zucker- 
rüben-Abfälle  nach  L.  Malpeaux  und  G.  Lefert3)  bei  der  Ein¬ 
mietung  in  ihrer  Trockensubstanz  0,60  pCt.  Fettsubstanz,  11  Mo¬ 
nate  nach  ihrer  Einmietung  aber  1,60  pCt.,  d.  h.  das  16-fache  (!) 
des  ursprünglichen  Fettgehaltes,  wobei  die  Autoren  bemerken,  daß 
diese  Vermehrung  wahrscheinlich  auf  einer  Umbildung  von  Zucker 
in  Fett  beruht,  wie  denn  überhaupt  die  Neigung  bei  der  Fäulnis, 
Fett-  oder  fettähnliche  Substanzen  zu  bilden,  hervorzuheben  ist. 
K.  B.  Lehmann  erinnert  diesbezüglich  daran4),  daß  begra¬ 
bene  Leichen  bei  Abwesenheit  von  Luft  und  Anwesenheit  von 

0  Omeliansky,  Über  Methanbildung  in  der  Natur  bei  biologischen  Prozessen. 
(Centralbl.  für  Bakt.,  II.  Abt.,  Bd.  XV,  Jena  1906,  S.  673  —  687). 

2)  Jentys,  Sur  la  decomposition  et  fassimilabilite  des  matieres  azotees  con- 
tenues  dans  les  dejections  d’animaux  ferme.  (Anzeiger  der  Akad.  der  Wiss.  in 
Krakau  1893,  S.  34  i — 348). 

3)  Malpeaux  und  Lefert,  Annales  Sciences  agronomiques,  10.  Jahrg.  Bd.  2, 
S.  227  (vergl.  Ref.  in  Centralbl.  für  Agrikulturchemie  1907,  S.  113  ff.). 

4)  Lehmann,  Ein  Beitrag  zur  Frage  nach  der  Entstehung  des  Leichenwachses 
aus  Eiweiß.  (Sitzungsber.  Würzburger  physik. -medicin.  Ges.  1888,  S.  19). 


Zersetz  ungsprozesse. 


11 


vielem  Wasser  sich  zum  größten  Teil  in  eine  wachsartige  Masse 
(Leichen wachs,  Leichenfett,  Adipocire)  verwandeln,  die 
ans  Fetten,  Fettsäuren  und  fettsauren  Salzen  besteht.  Be¬ 
sonders  fette  Leichen  neigen  zur  Leichen wachsbildung,  indem 
hierzu  das  Körperfett  verwendet  wird;  jedoch  ist  auch  die  Ansicht 
vertreten,  daß  aus  Eiweiß  sich  Leichen  wachs  bilden  könne.  Um 
dieses  letztere  zu  beweisen,  stellte  der  genannte  Autor  folgenden  Ver¬ 
such  an:  Aus  einem  Filet  vom  Pferde  wurden  zwei  Fleischstücke  aus¬ 
geschnitten,  das  eine  in  Alkohol  konserviert,  das  andere  zur  Leichen¬ 
wachsbildung  verwendet,  nachdem  beide  durch  sorgfältigste  Prü¬ 
fung  gleich  frei  von  Fett  gefunden  wurden.  Das  zweite  Stück 
wurde  in  einem  Tüllsack  in  eine  Flasche  gebracht,  durch  welche 
7i/2  Monate  lang  ein  kontinuierlicher  Strom  von  Flußwasser  hin¬ 
durchfloß.  Das  Fleisch  war  nach  dieser  Zeit  in  eine  an  weichen 
Käse  erinnernde  Masse  von  schwachem  Geruch  verwandelt  und 
zeigte  unter  dom  Mikroskope  nur  körnige  und  schollige  Massen. 
Die  chemische  Untersuchung  ergab,  daß  das  in  Alkohol  aufbe- 
wabrte  Fleisch  auf  100  Teile  3,66  Teile  Neutralfett  enthielt, 
während  das  gewässerte  Fleisch  1  Teil  Neutralfett,  2,27  Teile  freie 
Fettsäuren  und  3,990  Teile  Fettsäuren  als  Seifen  enthielt.  Es 
hatte  sich  also  in  dem  gewässerten  Fleisch  während  der  7^2  Monate 
3,700  g  Fettsäuren  gebildet  oder  eine  Zunahme  des  Fettsäurege¬ 
haltes  um  100  pCt.  stattgefunden.  —  Es  ist  bedauerlich,  daß  das 
Experiment  nicht  auch  mit  stagnierendem  Wasser,  also  unter  reinen 
Fäulnisbedingungen  gemacht  wurde,  jedoch  genügt  für  uns  auch 
das  LEHMANN  sche,  da  das  durchfließende  Wasser  offenkundig  nicht 
O  genug  enthält,  um  eine  vollständige  Zersetzung  der  brennbaren 
Bestandteile  zu  veranlassen.  Die  Bedingungen  waren  also  der  reinen 
Fäulnis  (in  unserem  Sinne)  stark  angenähert.  Übrigens  ist  es  be¬ 
kannt,  daß  Leichenwachs  aus  Leichnamen  in  nasser  Erde  oder 
stockendem  Wasser  entsteht,  ebenso  wie  es  sich  in  den  Macerier- 
gefäßen  der  Anatomieen  vorfindet. 

Die  Fäulnis  ist  besonders  in  stagnierendem  Wasser  zu  Hause, 
in  ruhigen  Seen  und  Buchten.  Es  entstehen  feste  Verbindungen 
ebenfalls  wesentlich  aus  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff, 
die  aber  im  ganzen  viel  weniger  kohlenstoffreich  sind,  als  die 


12 


Zersetzungsprozesse. 


durch  Vermoderung  und  Vertorfung  hervorgegangenen  Produkte, 
d.  h.  sie  gehören  zu  H-reicheren  Verbindungen.  Das  tut  sich  bei 
der  Destillation  (Verschwelung)  kund;  diewesentlich  unterVer- 
torfuugsbeding ungen  geratenden  Organismen  oder  Teile 
von  Organismen  liefern  hierbei  kohlenstoff-reichere 
Verbindungen  (Teer),  die  von  vornherein  wesentlich 
unter  Fäulnis- Bed  ingungen  geratenden  jedoch  (d.  h.  die 
Sapropele)  kohlenstoff-ärmere  Verbindungen  (Ölteer). 

Liebig  sagt1),  daß  eine  Berührung  mit  Sauerstoff,  mit  Luft, 
d.  h.  eine  anfangende  Verwesung  eine  Bedingung  der  Fäulnis  sei, 
ohne  welche  die  Zersetzung  nicht  beginne.  Gemäß  unseren  heutigen 
Kenntnissen  auf  bakteriologischem  Gebiet  wissen  wir,  daß  auch 
Bakterien,  die  bei  Luftmangel  zu  leben  vermögen  (anaerobe 
Bakterien),  Zersetzungsprozesse  einleiten,  und  solche  Bakterien 
werden  wohl  beim  Beginn  von  Fäulnisprozessen  selten  fehlen, 
davon  aber  muß  die  langsam  vor  sich  gehende  Selbstzersetzung 
der  organischen  Materialien  unterschieden  werden,  als  Fortsetzung 
der  durch  Bakterien  eingeleiteten  Fäulnis  im  engeren  Sinne, 
die  aber  auch  ohne  alle  Anregung  durch  Bakterien  stattfindet, 
worauf  weiter  hinten  noch  eingegangen  wird. 

Es  ist  nach  dem  Gesagten  verständlich,  daß  die  Humus-Ge¬ 
steine,  die  wesentlich  dem  Vermoderungsprozeß  unterlagen,  ver¬ 
schieden  von  denen  ausfallen  müssen,  die  vorwiegend  Fäulnis¬ 
prozessen  zugänglich  waren.  Der  Unterschied  wird  noch  größer, 
wenn  es  sich  nicht  um  dieselben  Materialien  handelt,  die  den  ge¬ 
nannten  Prozessen  unterlagen,  sondern  um  wesentlich  verschiedene. 
Die  Örtlichkeiten,  die  Vermoderungs-  und  Vertorfungs-Bedin¬ 
gungen  schaffen,  werden  von  Landpflanzen  (einschließlich  der 
Sumpfpflanzen)  bewohnt,  deren  Hauptmasse  Kohlenhydrate  sind, 
die  Örtlichkeiten  hingegen,  die  mehr  Fäulnisbedingungen  schaffen, 
d.  h.  die  stagnierenden  oder  halbstagnierenden  Gewässer,  beher¬ 
bergen  Organismen  (Wassertiere  und  Pflanzen,  unter  diesen  be¬ 
sonders  wichtig  die  Ölalgen),  die  u.  a.  durch  ihren  Fettgehalt 
ausgezeichnet  sind.  Die  aus  den  Wasser-Lebewesen  gebildeten 


’)  Ahrens,  Gährimgsproblem,  1902,  S.  464 — 465, 


Zersetzungsprozesse. 


13 


Ablagerungen  (Schlamme)  sind  daher  so  verschieden,  daß  wir  ihr 
Material  von  dem  Humus  trennen  müssen;  wir  nennen  es,  wie 
gesagt,  Faulschlamm,  Sapropel.  Ist  der  Fäulnisprozeß  in 
einem  solchen  Schlamm  über  das  erste  Stadium  hinaus,  so  ent¬ 
stehen  recht  beständige  Verbindungen,  die  auch  dann  noch  lange 
stabil  bleiben,  wenn  nunmehr  Luft  hinzutritt.  So  habe  ich  ein 
noch  im  schlammigen  Zustande  befindliches  Sapropel  jahrelang 
in  schlecht  verschlossenen  Gefäßen  aufbewahrt,  ohne  daß  ich  bis 
heute  durch  den  Geruch  Zersetzungserscheinungen  wahrgenommen 
hätte.  Verschiedene  Sapropele  verhalten  sich  diesbezüglich  ver¬ 
schieden. 

Wenn  eine  gewisse  Stabilität  in  der  Zusammensetzung  des 
Sapropels  erreicht  ist,  was  sich  dadurch  zu  erkennen  gibt,  daß  es 
geruchlos  geworden  ist,  so  wird  man  es  als  » mineralisiert« 
oder  »ausgefault«  bezeichnen. 

Der  Sauerstoff- Abschluß  ist  die  Haupt-Ursache  der  schnellen 
Mineralisierung,  denn  Humus  bildende  Substanzen  werden  unter 
der  gleichen  Bedingung  ebenso  schnell  —  und  zwar  zu  »Torf«  — 
mineralisiert.  Die  Tatsache,  daß  möglichster  Sauerstoff- Abschluß 
eine  größere  Stabilität  sonst  labiler  organischer  V  erbindungen 
bedingt,  macht  sich  die  Landwirtschaft  z.  B.  im  Gebiet  des  Magde- 
burgischen  zu  Nutze,  indem  dort  Abfälle  auf  Zucker  verarbeiteter 
Rüben,  nämlich  »Rüben-Schnitzel«  und  »Rüben-Kraut«,  d.  h.  die 
abgeschnittenen  Köpfe  der  Rüben  mitsamt  ihren  Blättern  im  Freien, 
aber  unter  dichter  Erdbedeckung  gemischt  und  dicht  gepackt  auf¬ 
bewahrt  werden,  um  das  entstehende  Produkt  als  gutes  und  beliebtes 
Viehfutter  zu  verwenden. 

Ich  habe  sehr  leicht  zersetzliche  Substanzen  (Algen,  Fleisch 
usw.)  in  Reagensgläsern  unter  gewöhnliches,  mir  zur  V  erfügung 
stehendes  Wasserleitungswasser  offen  auf  bewahrt.  Zunächst  findet 
eine  starke  Zersetzung  statt,  die  sich  durch  intensiven  Geruch  be¬ 
merkbar  macht,  bald  aber  ist  irgend  eine  weitere  Zersetzung  nicht 
mehr  auffällig,  ja  es  macht  den  Eindruck,  als  herrschte  vollkommene 
chemische  Ruhe.  Der  Geruch  kann  keinerlei  Gasentwicklung  mehr 
wahrnehmen,  jedenfalls  geht  die  Zersetzung  nunmehr  unbemerkbar 
langsam  vor  sich.  Dabei  wurde  das  verdunstende  Wasser  einfach 


14 


Zersetz  ungsprozesse. 


nachgegossen,  und  die  Proben  haben  sich  trotz  dieser  Zufuhr  von  etwas 
Sauerstoff,  der  im  Leitungswasser  stets  vorhanden  ist,  »minerali- 
siert«.  Sie  standen  »unverändert«  4  Jahre  hindurch  auch  ohne 
Schutz  vor  Temperaturänderungen  im  Studierzimmer.  Schwer 
zersetzliche  Stoffe,  wie  in  gleicher  Weise  behandelter  Blütenstaub 
von  Ainus  und  Corylus ,  zeigten  überhaupt  kaum  eine  Verände¬ 
rung.  Die  Farbe  blieb  fast  durchaus  die  ursprüngliche,  abgesehen 
von  der  obersten,  direkt  mit  dem  Wasser  in  unmittelbarer  Berührung 
befindlichen  dünnen  Schickt. 

Demnach  gellt  die  Mineralisierung  leicht  zersetzlicher  organi¬ 
scher  Stoffe  unter  den  angegebenen  Bedingungen  verhältnismäßig 
schnell  von  statten,  und  es  ist  daher  begreiflich,  wenn  reichlich 
Sapropel  bildende  und  enthaltende  Gewässer  dennoch  meist  ein 
Wasser  von  »guter  Qualität«  für  den  menschlichen  Gebrauch 
führen.  Der  z.  B.  sehr  wesentlich  einen  Sapropelsand  enthaltende 
Obersee  bei  Reval  in  Livland  versorgt  nach  Guido  Schneider 
schon  seit  dem  Mittelalter  die  Stadt  mit  »gutem«  Wasser1). 
Solche  Beispiele  ließen  sich  reich  vermehren. 

Nach  den  Versuchen  P.  Regnard's2)  wird  der  Fäulnisprozeß 
unter  hohem  Druck  verlangsamt  resp.  »aufgehoben«.  Er  benützte 
einen  Apparat,  der  sehr  hohe  Drucke  —  bis  700  Atmosphären  — 
längere  Zeit  unverändert  anzuwenden  gestattete.  Außer  mit  Urin 
wurde  experimentiert  mit  einem  zuckerhaltigen  Hefe- Aufguß,  mit 
Milch,  mit  Eiern  und  mit  Fleisch.  Alle  diese  Substanzen  wurden 
mit  in  starker  Zersetzung  begriffenen  Stoffen  infiziert  und  bis  zu 
20  Tagen  dem  Druck  von  700  Atmosphären  ausgesetzt.  Als 
Resultat  ergab  sicli,  daß  unter  dem  hohen  Druck  in  allen  Fällen 
eine  Fäulnis  nicht  eingetreten  war,  während  Kontrolsubstanzen 
unter  gewöhnlichem  Atmosphärendruck  die  höchsten  Grade  von 
Zersetzung  und  das  üppigste  Gedeihen  der  Bakterien  aufwiesen. 

b  Schneider,  Der  Obersee  bei  Reval.  (Archiv  für  Biontologie,  II.  Bd., 
1.  Heft,  Berlin  1908.) 

2)  Regnard,  Comptes  rendus  de  la  societe  de  Biologie  1883,  Serie  3, 
Bd.  I,  p.  124. 


Zersetzungsprozesse. 


15 


Eine  Erwärmung  über  die  mittlere  Jahrestemperatur  als  Folge 
des  Fäulnisprozesses  organischer  Substanzen  konnte  nicht  konsta¬ 
tiert  werden.  Die  tägliche  periodische  Wärmeschwankung  oder 
der  Wärmeaustausch  ist  im  Moor  sehr  viel  geringer  als  z.  B.  im 
Sand-  und  Granitboden  ]),  weil  Temperaturänderungen,  infolge  der 
zur  Verdunstung  an  der  Oberfläche  erforderten  Wärmemenge  sowie 
der  schlechten  Wärmeleitung,  sehr  abgeschwächt  in  die  Tiefe 
dringen.  Es  wird  dies  erwähnt,  weil  manche  Autoren  bei  der 
Entstehung  von  kohlenstoffreicheren  Zersetzungsprodukten  an 
eine  Verbrennung  nach  Art  der  Selbsterhitzung  glauben.  Es  ist 
aber  darauf  hinzuweiseu,  daß  Selbsterhitzung  nie  unter  Fäulnis¬ 
bedingungen  zu  Stande  kommt,  sondern  nur  dann,  wenn  Sauerstoff¬ 
zufuhr  möglich  ist.  —  Vergl.  weiter  vorn  S.  8  bei  Vermoderung.  — 
Das  Experiment  zeigt,  daß  unter  Fäulnisbedingungen  eine  Selbst¬ 
entzündung  nicht  stattfindet* 2),  d.  h.  fest  zusammengepacktes  Heu 
oder  z.  B.  Pferdedünger3)  erhitzen  sich  nicht,  während  gleiche 
Packungen,  doch  so,  daß  O  hinzukann,  Selbsterhitzung  aufweisen. 

Die  reduzierende  Wirkung  von  Sapropel  ist  die  Ursache, 
daß  sich  eiserne  Gegenstände  (Anker,  Ketten)  in  Schlammen  mit 
hinreichendem  Sapropel- Gehalt  ohne  zu  rosten  halten  und  den 
Rost  sogar  verlieren.  Verrostetes  Eisenblech,  das  ich  in  Sapropel 
tat,  war  durch  Reduktion  nach  einigen  Wochen  blank  geworden. 
Moortorf  verhält  sich  —  wie  man  ebenfalls  leicht  feststellen  kann 
—  anders.  A.  Orth  teilt  z.  B.  mit4),  daß  ein  eisernes  Kabel,  das 
durch  Moore  hindurchgelegt  worden  war,  durch  die  sauren  Ver¬ 
bindungen  derselben  zersetzt  wurde:  wird  doch  Eisen  von  den 
schwächsten  Säuren  angegriffen. 

Bei  der  Vertorfung  und  Fäulnis  entstehen  schnell  Kohlen- 
Stoffverbindungen,  die  ein  Pilzleben  und  ein  Leben  überhaupt 
unmöglich  machen.  Im  Torf  sind  es  saure  Verbindungen  (»Humus- 

b  Johannes  Schubert,  Der  Wärmeaustausch  im  festen  Erdboden,  in  Ge¬ 
wässern  und  in  der  Atmosphäre.  Berlin  1904,  S.  6. 

2)  Vergl.  Miehe  1907,  S.  22. 

3)  U.  Gayon,  Recherches  sur  la  fermentation  du  furnier.  (Compt.  rend.  de 
l’Academie,  Paris  1884,  Bd.  98,  p.  528.) 

4)  Orth,  Kalk-  und  Mergel-Düngung,  1896,  S.  73. 


16 


Zersetzungsprozease. 


säuren«).  Bakterien  —  wenigstens  lebende  —  fehlen  daher  im 
eigentlichen  Moorboden1)  und  überhaupt  in  Böden,  die  unter 
Fäulnisbedingungen  entstanden  sind,  durchaus,  ja  diese  Böden 
wirken  sogar  aseptisch.  Bakterien  sind  gegen  größere  Säure¬ 
mengen  empfindlich,  weshalb  sie  den  Torf  meiden,  und  im  Sa- 
propel,  das  säurefrei  ist,  können  Bakterien  wegen  der  dichten 
Packung  mächtigerer  Lagen  nur  in  den  oberen  Schichten  wirksam 
sein:  Nach  den  Untersuchungen  von  A.  Stälström  (1898)  sowie 
O.  Fabriciüs  und  H.  v.  Feilitzen2 3)  ist  der  Hochmoorboden  in 
natürlichem  Zustande  arm  an  Bakterien,  der  Flachmoorboden 
reicher,  in  einiger  Tiefe  ist  aber  der  Torf  in  beiden  Fällen  ganz 
steril. 

Die  aseptische  Wirkung  der  aus  Torfmooren  austretenden 
Wässer  und  der  »Schwarz wässer«  überhaupt  wird  auch  trefflich 
durch  die  Tatsache  nahegelegt,  daß  es  sehr  viel  länger  seinen 
Zustand  beibehält  als  die  meisten  anderen  natürlichen  Wässer. 

Der  Mississippi  entspringt  aus  kleinen  Seen  und  Torfmooren 
in  Minnesota  und  sein  bis  St.  Louis  noch  deutlich  braunes  Wasser 
hat  sich  4  Jahre  in  Tonnen  erhalten  ohne  zu  verderben,  und 
das  sogar  in  den  Tropen  und  am  Äquator8).  Die  Reisenden  und 
Indianer  im  Amazonenstromgebiet  trinken  denn  auch  mit  Vorliebe 
braunes  Wasser4).  Frisches  Fleisch,  in  Torf  verpackt,  erhält  sich 
sehr  lange  ohne  sich  zu  zersetzen  und  Proben  von  Obst-Sendungen, 
verpackt  in  Torf-Mull,  aus  der  nördlich  gemäßigten  Zone  nach  den 
Tropen  haben  gute  Resultate  geliefert5 * *). 

Wenn  ich  mir  auch  nicht  verhehle,  daß  die  folgende  Beob¬ 
achtung  noch  eventl.  einer  kritischen  Nachprüfung  bedarf,  so  will 

1)  Yergl.  z.  B.  Früh,  1883,  S.  39  und  Moore  der  Schweiz,  1904,  S.  173. 

2)  Über  den  Gehalt  an  Bakterien  in  jungfräulichem  und  kultiviertem  Hoch¬ 
moorboden  (Centralbl.  für  Bakteriologie,  II.  Abt.,  März  1905,  S.  161  — 168.) 

3)  Nach  Lesquereux,  mitgeteilt  von  Früh,  1885,  S.  723  u.  1904,  S.  156 — 157. 

4)  Yergl.  z.  B.  Reindl,  Die  schwarzen  Flüsse  Südamerikas.  München  1903, 
S.  36  u.  38. 

5)  Siehe  u.  a.  G.  Schweinfurth,  Der  Torfmull  und  seine  Bedeutung  für  den 

Verkehr  mit  den  Tropen.  (Deutsche  Kolonialzeitung,  Berlin,  18.  VIII.  1906, 

S.  322—323.) 


Zersetzungsprozesse. 


17 


ich  sie  doch  zur  Anregung  für  weitere  Untersuchungen  nach  dieser 
Richtung  wiedergeben,  da  sie  ebenfalls  sehr  gut  für  die  desinfi¬ 
zierende  Wirkung  der  vertorften  oder  in  Vertorfung  begriffenen 
organischen  Substanzen  spricht.  Rittergutspächter  Walther  Frei 
berichtet  nämlich1)  über  seine  praktischen  Erfahrungen  mit  Torf¬ 
streu.  Als  seinerzeit  die  Maul-  und  Klauenseuche  in  seinem  Distrikte 
ausbrach,  hatte  er  zufällig  Torfstreu  vorrätig.  Er  stellte  nun 
alles  Vieh  auf  Torfstreu  und  ließ  fleißig  einstreuen.  Während 
überall  sonst  in  der  Nachbarschaft  die  Seuche  recht  bösartig;  auf- 
trat  und  beispielsweise  in  einer  benachbarten  Bauerngemeinde 
sieben  Rinder  daran  eingingen,  war  in  seinem  Stall  der  Verlauf 
äußerst  gutartig.  Die  Klauen  heilten  schnell,  die  Euter  wurden 
fast  gar  nicht  wund,  und  wo  es  doch  der  Fall,  heilten  dieselben 
in  wenigen  Tagen  ab.  Von  insgesamt  hundert  Rindern  ging  nicht 
ein  einziges,  nicht  einmal  ein  Kalb,  durch  die  Seuche  zugrunde. 
Daß  nun  tatsächlich  die  Torfstreu  so  günstig  gewirkt  hatte,  wurde 
dem  Verfasser  klar,  als  er  aus  Sparsamkeitsrücksichten  gegen  Ende 
der  Seuche  zur  Einstreuung  von  Streustroh  zurückging.  In 
wenigen  Tagen  trat  bei  einer  Anzahl  Kühe  eine  auffällige  Ver- 
schlimmerung  ein.  Alle  bereits  überwunden  geglaubten  Krank¬ 
heitserscheinungen  flackerten  wieder  auf.  Der  Verfasser  stellte 
aber,  sobald  er  dies  bemerkte,  alle  rückfällig  gewordenen  Tiere 
auf  Torfstreu  und  diese  haben  in  kurzer  Zeit  auch  die  letzten 
Reste  der  Seuche  überwunden. 

Es  ist  dabei  freilich  nicht  zu  übersehen,  daß  die  »Torfstreu« 
und  der  »Torfmull«  des  Handels  aus  Sphagnetumtorf  hergestellt 
wird,  und  die  Sphagnen  sind  toxische,  besonders  stark  desinfi¬ 
zierende  Pflanzen. 

Nach  alledem  erhalten  sich  denn  auch  Organismen,  die  in  ein 
im  Fäulnis-Stadium  befindliches  Material  hineingeraten,  über¬ 
raschend  gut.  Man  hat  in  den  Kaustobiolithen,  die  nur  oder  fast 
ausschließlich  Fäulnißprozessen  ausgesetzt  wTaren,  den  Eindruck, 
als  wenn  gewisse  in  ihnen  noch  figuriert  erhaltene  organische  Reste 
geradezu  wie  in  luftdicht  verschlossenen  Konservenbüchsen  auf- 


b  Im  Organ  der  schlesischen  Landwirtschafts-Kammer  1905. 

Neue  Folge.  Heft  55. 


2 


18 


Zersetzungsprozesse. 


bewahrt  worden  sind.  Wir  wollen  hier  —  da  dies  gewisse  wich¬ 
tige  Tatsachen  erklärt  —  insbesondere  betonen,  daß  z.  B.  zarte 
Algenformen,  die,  nach  dem  Absterben  in  reines  Wasser  getan,  sich 
sehr  schnell  zersetzen,  sich  jedoch  im  Moorwasser  merkwürdig 
gut  erhalten1).  Das  geht  so  weit,  daß  oft  genug  namentlich  in 
Sapropel-Bildungen  sogar  der  grüne  Pflanzen- Farbstoff,  das  Chloro¬ 
phyll,  noch  vorhanden  ist,  während  unter  Vertorfungsbedingungen 
sich  das  Chlorophyll  schnell  zersetzt2). 

Hierbei  spielt  gewiß  das  Licht  die  Hauptrolle,  denn  Chloro¬ 
phyll  ist  im  Lichte  sehr  leicht  zersetzlich.  Bei  der  Torfbildung 
bleiben  die  grünen  Pflanzen  an  der  Oberfläche,  bei  reichlicher 
Bildung  von  Faulschlamm  aber  können  chlorophyllführende  Orga¬ 
nismen  sofort  nach  ihrem  Absterben  dem  Licht  entzogen  werden, 
indem  sie  auf  den  Boden  eines  Gewässers  sinkend,  dort  leicht 
schnell  bedeckt  werden,  sei’s  durch  andere  der  Faulschlammbildung 
entgegengehende  Materialien,  sei’s  durch  sonst  welche  Sedimente. 
Bei  solchem  Lichtabschluß  erhält  sich  Chlorophyll  leicht,  wie  sich 
denn  Chlorophyll  sogar  und  zwar  als  wichtigerer  Bestandteil  in 
den  Exkrementen  von  Raupen  findet,  aus  denen  es  in  ergiebiger 
Menge  rein  erhalten  werden  kann3).  Auch  den  Verdauungssäften 
höherer  Tiere  widersteht  Chlorophyll  leicht. 

Bei  solchen  Tatsachen  war  es  denn  möglich,  daß  seinerzeitEHREN- 
BERG,  veranlaßt  durch  den  guten  Erhaltungszustand  vieler  der  Orga¬ 
nismen  in  Faulschlammgesteinen,  zu  dem  uns  jetzt  so  auffallend  er¬ 
scheinenden  Irrtum  geführt  werden  konnte,  daß  gewisse  Algen  (Kie¬ 
selalgen,  die  Diatomeen)  in  diesen  Schlammen  noch  leben.  Er 
glaubt4)  »es  durchaus  und  bestimmt  aussprechen  zu  dürfen  und 
zu  müssen,  daß  die  vorhandenen  Organisationsverhältnisse  nicht 


b  Vergl.  auch  Früh,  1885,  S.  723. 

2)  Früh,  Moore  der  Schweiz,  1904,  S.  173  — 174. 

3)  Nach  A.  Casali,  nach  einem  Referat  im  Centralblatt  für  Agrikultur¬ 
chemie,  1891,  S.  600 — 602. 

4)  Ehrenberg,  Ein  Lager  foss.  mikroskopischer  Organismen.  Berlin  (Yerhandl. 
d.  kgl.  Preuß.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1841,  S.  231  —  235)  und  Weitere  Resultate 
seiner  Untersuch,  über  die  in  Berlin  lebenden  mikroskopischen  unterirdischen 
Organismen  (1.  c,  S.  362 — 364).  Yergl.  ferner  1.  c.  1842,  S.  294  usw. 


Zersetzungsprozesse. 


19 


erlauben,  die  Massen  für  leblos  zu  erklären,  so  wenig  auch  dem 
Ungeübteren  in  solchen  Beobachtungen  das  Leben  derselben  ein¬ 
leuchten  möchte«.  Ja  Ehrenrerg  fügt  sogar  noch  hinzu:  »so 
findet  denn  also  Leben,  grüne  Färbung  und  Fortpflanzung  der 
kleinsten  Organismen  in  lichtlosen  fossilen  Lagern  statt,  bei  denen 
das  Wasser  allein  die  Atmosphäre  zu  vermitteln  scheint«  (!). 

Wenn  bei  der  Zersetzung  »die  organische  Substanz  sich  so 
weit  verändert  hat,  daß  von  einer  solchen  nach  dem  Sprachge¬ 
brauch  nicht  gut  mehr  die  Rede  sein  kann,  uud  das  entstandene 
Produkt  mehr  einen  anorganischen  oder  Gesteins -Habitus  ange¬ 
nommen  hat« *)  wollen  wir  die  weitere  Zersetzung  der  festen  Re- 
sidua  in  Anlehnung  an  Gümbel2 3)  als  Inkohlung8)  bezeichnen, 
während  wir  von  Verkohlung  nur  dann  reden  wollen,  wenn 
wirklich  wesentlich  das  Element  Kohle,  besser  Kohlenstoß:1,  C,  das 
feste  Residuum  einer  Zersetzung  ist;  die  festen  Inkohlungspro¬ 
dukte  sind  Kohlenstoff- Verbindungen,  das  feste  Verkohlungs¬ 
produkt  hingegen  ist  das  Element  Kohlenstoff  (z.  B.  Holzkohle). 

Die  Inkohlung  ist  das  Ende  der  Vermoderung  und  der  Ver¬ 
torfung. 

Bei  der  Fäulnis  des  Sapropels  geht  die  Zersetzung  einen 
anderen  Weg:  als  Endprodukte  sind  H-  und  O-reichere  Verbin¬ 
dungen  vorhanden,  die  zur  Paraffin-Reihe  und  zu  Naphten-Bil- 
dungen  neigen  oder  ihnen  angehören.  Wo  dies  auffällig  wird, 
sei  nicht  von  Verkohlung,  sondern  von  Bi  tum  in  ierung  gesprochen. 
Unter  Bitumen  verstanden  die  Alten  Erdöl  und  Asphalt4 * * *);  wir 

*)  Sachsze,  Agrikulturchemie,  Leipzig  1888,  S.  113. 

2)  Gümbel,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Texturverh.  der  Mineralkohlen.  1883, 
S.  191. 

3)  Sehr  gut  fügt  Sachsze  hinzu:  daß  beim  Inkohlungsprozeß  (er  sagt  wie 
bisher  üblich  Verkohlungsprozeß),  »bei  dem  die  Beteiligung  von  Fermenten  aus¬ 
geschlossen  ist,  durch  die  Atmosphärilien  allein,  allerdings  in  geologischen  Zeit¬ 
räumen  Veränderungen  bewirkt  werden,  die  den  Veränderungen  durch  Fäulnis 
ganz  analog  sind«. 

4)  Herr  Oberlehrer  Prof.  Dr.  Franz  Matthias  schreibt  mir  freundlichst: 

»Das  Wort  Bitumen  kommt  wiederholt  bei  dem  Architekten  Vitruvius  (unter 

Augustus)  und  bei  Plinius  (f  79  n.  Chr.)  vor.  Vielleicht  liegt  auch  ein  fremder 

Wortstamm  zugrunde«.  Bei  Rinne,  Gesteinskunde  2.  Aufl.  1905,  S.  265  finde  ich 
die  Angabe:  Bitumen  sei  entstellt  aus  pix  tumens  (=  aufwallendes  Pech). 

2* 


20 


Zersetzungsprozesse. 


wollen  hier  unter  bituminösen  Gesteinen  solche  verstehen,  die  ent¬ 
weder  sehr  wasserstoffreiche  Kohlenwasserstoffe  enthalten  (wie 
Paraffine  i.  w.  S.  und  Naphthene)  oder  schon  nach  einfacher  Destil¬ 
lation  (z.  B.  im  Reagenzglase)  leicht  zu  erkennen  gehen.  Es  ist 
für  viele  Fälle  wahrscheinlich,  daß  Bitumina  erst  bei  der  Destil¬ 
lation  entstehen;  wo  das  in  reicherem  Maße  geschieht,  ist  zu  ver¬ 
muten,  daß  die  organische  Substanz  des  betreffenden  Gesteins  we¬ 
sentlich  einen  Fäulnisprozeß  durchgemacht  hat.  Dabei  ist  freilich 
sehr  in  Rücksicht  zu  ziehen,  daß  gewisse  Pflanzen  resp  pflanzliche 
Teile  vermöge  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  (so  ölproduzie¬ 
rende  Algen,  harz-  und  wachshaltige  etc.  Teile)  und  insbesondere 
die  Tiere  eine  größere  Tendenz  haben,  wasserstoffreiche  Verbin¬ 
dungen  zu  liefern  als  die  so  verbreiteten  Kohlenhydrate  (Holz  etc.) 
der  höheren  Pflanzen.  Da  die  Kohlenwasserstoffe  im  allgemeinen 
um  so  mehr  den  festen  Zustand  verlassen,  je  größer  der  Wasser¬ 
stoffgehalt  ist,  so  zeigen  die  Bitumina  mehr  oder  minder  weiche 
bis  flüssige  Konsistenz. 

Freilich  ist  bei  der  Bituminierung  nicht  außer  acht  zu  lassen, 
daß  mit  ihr  eine  Inkohlung  Hand  in  Hand  geht. 

O  o 

Auf  Grund  dieser  meiner  Definition  hat  Friedrich  Späte 
eine  Anzahl  rezenter  und  fossiler  Sapropelite  analysiert,  und  er 
kommt  zu  einer  Bestätigung,  indem  er  nunmehr  —  vermöge  seiner 
Analysen  —  den  Begriff  der  Bituminierung  wie  folgt  erläutert1): 
»Wie  die  Inkohlung,  führt  auch  die  Bituminierung  zu  einer  An¬ 
reicherung  des  Kohlenstoffs.  Während  aber  bei  der  Inkohlung 
der  Kohlenstoff  sich  auf  Kosten  sämtlicher  anderen  Komponenten 
anreichert,  reichern  sich  hier  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  gemeinsam 
auf  Kosten  der  übrigen  Komponenten  (O,  N,  S)  an«.  Stremme2), 
der  ein  ausführliches  Referat  von  Späte’s  Arbeit  gibt,  drückt  sich 
so  aus:  »Wir  definieren  danach  die  Bituminierung  als  einen  in 
der  organischen  Substanz  der  Sapropelgesteine  vor  sich  gehenden 

b  Späte,  Die  Bituminierung.  Ein  Beitrag  zur  Chemie  der  Faulschlamm¬ 
gesteine.  Inaugural-Dissertation,  genehmigt  von  der  phil.  Fak.  der  Univers.  zu 
Berlin,  1907,  S.  44—45. 

2)  Stremme,  Über  die  Bituminierung  (Monatsber.  der  Deutsch.  Geolog.  Ge- 
sellsch.  1907,  S.  160). 


Zersetzungsprozesse. 


21 


Prozeß,  durch  den  der  Kohlenstoff  angereichert  und  der  Sauerstoff 
gemindert  wird,  während  er  den  Wasserstoffgehalt  nicht  ändert«. 
Stremme  gibt1)  57  Analysen  zusammenfassend  zur  Bestätigung 
des  Gesagten  die  folgende  Tabelle: 


Sapropelgesteine 

Humusgesteine 

Liptobiolithe 

C 

pCt. 

H 

pCt. 

H 

C  = 

auf 
- 100 

C 

pCt. 

H 

pCt. 

H  auf 

C  =  100 

C 

pCt. 

H 

pCt. 

H  auf 
C  =  100 

Quartär  .  .  . 

50—57 

6-7 

12 

50-60 

5—6 

10 

72—82 

7—11 

12 

Tertiär  .  .  . 

65 

8,5-9 

13 

60—75 

4—6 

7,5 

64-86 

5,5  —  11,5 

12,5 

Mesozoikum 

69,5  —  76 

8,5-12 

14 

75-87 

4 — 5 

5,5 

— 

— 

— 

Paläozoikum 

75-83 

7,5-10 

11 

80-95 

1,5-6 

4 

— 

— 

— 

Übersichtlich  gibt  die  folgende  Tabelle  das  Wichtigste  von  dem 
wieder,  was  im  Vorausgehenden  über  die  Zersetzungsprozesse  ge¬ 
sagt  wurde. 


Bezeichnung 
der  Prozesse 


Verh  alten 
des  0 


V  erhalten 
des  HoO 


Es  handelt  sich 
kurz 


Entstellende  Gesteine 


Diesen  Pro¬ 
zessen  sind  be¬ 
sonders  Land- 
und  Sumpf¬ 
pflanzen  aus¬ 
gesetzt 


Diesem  Pro¬ 
zeß  sind  be¬ 
sonders  die 
echten 

Wasser  -  Orga¬ 
nismen  aus¬ 
gesetzt 


Verwesung 
findet  statt .  . 

Ver¬ 

moderung 

findet  statt .  . 


Vertorfung 
findet  statt . . 


bei  Gegenwart 
von  0 


bei  Gegenwart 
von  weniger  0 


und  Vorhan¬ 
densein  von 
Feuchtigkeit 


Es  bleiben  keine  brenn- 
um  eine  vollständige  baren  C-haltigen  Pro- 

Oxydation  !  dukte  zurück 


zunächst  bei 
Gegenwart, 
sodann  bei 
Abschluß  von 
0 . 


und  zunächst 
bei  Gegenwart 
von  Feuchtig¬ 
keit,  sodann 
in  stagnieren¬ 
dem  H2O 


In¬ 

koh¬ 

lung 


u 

<0 


Fäulnis 
findet  statt  . 


bei  Abschluß 
von  0  .  .  . 


und  in 

stagnierendem 

HoO 


wesentlich 

um  Destil¬ 
lationen  : 
.Reduk¬ 
tionen 


Feste  Verbin¬ 
dungen,  die 
C-reiche  Kohlen¬ 
wasserstoffe  er¬ 
geben 


Ul 

Ö 

)jj 

M 


o 


Feste  Verbin¬ 
dungen,  die 
C-ärmere  (H-rei- 
chere)  Kohlen¬ 
wasserstoffe 
liefern 


CD 

Pj 

o 

f-l 

p. 

c5 

m 


x)  Vergl.  auch  Stremme  und  Späte,  Die  Verwitterung  der  brennbaren  orga- 
nogenen  Gesteine  (Kaustobiolithe).  (Zeitschrift  für  angewandte  Chemie,  Leipzig 

1907,  S.  1842.) 


22 


Zersetzungsprozesse. 


Die  folgenden  beiden  Tabellen  sollen  die  Erinnerung  wach 
rufen,  inwiefern  die  Vergleiche  der  geschilderten  Prozesse  mit  der 
Verbrennung  und  Destillation  zutreffende  sind. 


Oxydation. 


Bei  der  langsamen  Verbrennung, 
der  Verwesung, 

entstehen  insbesondere: 

Bei  der  schnellen  Verbrennung 
im  Feuer 

entstehen  insbesondere: 

viel  Wasser 

viel  Wasser 

Kohlendioxyd 

Kohlendioxyd 

Humus,  der  bei  fortschreitendem 
Prozeß  ebenfalls  wesentlich  in 

verkohlte  (gebräunte  und  geschwärzte') 
Materialien,  die  bei  fortschreitender 
Verbrennung  ebenfalls  wesentlich  in 

Wasser  und 

Wasser  und 

Kohlendioxyd  aufgeht. 

Re  du 

Kohlendioxyd  aufgehen. 

ktiou. 

Bei  der  langsamen  Destillation, 
der  (Vertorfung  und)  Fäulnis 

entstehen  besonders: 

Bei  der  schnellen  Destillation 
unter  Feuer 

entstehen  besonders: 

Methan 

Leuchtgas 

Ammoniak x) 

Ammoniak 

Kohlendioxyd  Kohlendioxyd 

Humus  und  Sapropel,  d.  h.  flüssige 
und  feste  Kohlenstoffverbindungen. 

Koks  und  mehr  minder  flüssige  Koh¬ 
lenstoffverbindungen  wie  Teer. 

Daß  in  der  Natur  die  4  Prozesse  (Verwesung,  Vermoderung, 
Vertorfung  und  Fäulnis)  rein  kaum  allein  Vorkommen,  sondern 
fast  stets  zusammen,  so  daß  freilich  meist  einer  dieser  Prozesse  das 
Übergewicht  hat,  braucht  kaum  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 

l)  Die  Entstehung  von  NH3  durch  weitere  Zersetzung  von  Sapropel  kann 
man  ad  oculos  leicht  durch  Erzeugung  von  NEUCl-Nebel  durch  Einführung 
eines  in  HCl-Lösung  getauchten  Glasstabes  in  ein  nur  zum  Teil  mit  Sapropel 
gefülltes  Glas  beobachten. 


Zersetzungsprozesse. 


23 


Über  den  wichtigen  Prozeß  der  Vertorfung  sei  noch  beson¬ 
ders  erwähnt,  daß  Verwesungs-  und  Vermoderungs-Prozesse  bei 
demselben  in  den  oberen,  der  Luft  zugänglichen  Partieen  vor  sich 
gehen.  Kleine  erhöhte  Partieen  auf  der  Oberfläche  von  Mooren, 
die  wir  als  Bülte  noch  näher  kennen  lernen  werden,  sind  beson¬ 
ders  disponiert  zu  Moder  zu  werden  *).  Bei  dem  in  die  Höhe¬ 
wachsen  eines  Torfmoors  rücken  aber  die  ursprünglich  an  der 
Oberfläche  gelegenen  Partieen  immer  tiefer  und  werden  so  immer 
mehr  von  der  Luft  abgeschlossen.  In  diesen  Teilen  kommt  dann 
nur  noch  der  Fäulnisprozeß  in  Frage,  namentlich  dann,  wenn 
die  in  Zersetzung  begriffenen  Substanzen  ständig  durch  stehendes 
Wasser  bedeckt  sind.  Haß  Torf  (im  zweiten  Stadium)  unter  Luft¬ 
abschluß  gebildet  wurde,  kann  man  schon  dadurch  wahrnehmen, 
daß  er,  frisch  gestochen,  oft  eine  andere  (braune)  Farbe  besitzt 
als  diejenige  ist,  die  er  an  der  Luft  annimmt,  an  der  er  nach¬ 
dunkelt,  schwarz  wird.  Dieselbe  Erscheinung  kann  man  übrigens 
auch  noch  an  Braunkohle  (z.  B.  derjenigen  des  Revieres  N.  W. 
von  Cöln)  beobachten. 

Es  handelt  sich  demnach  im  wesentlichen  im  zweiten  (Fäulnis-) 
Stadium  der  Vertorfung  um  eine  langsame  Zersetzung  der  Humus- 
Stoffe,  dadurch  bedingt,  daß  sie  in  chemischer  Hinsicht  leicht  aus 
dem  Gleichgewicht  kommen.  Es  ist  clabei  die  Tendenz  vorhanden, 
eine  homogene  Humussubstanz  zu  bilden,  die  wir  später  unter 
dem  Namen  Dopplerit  näher  kennen  lernen  werden.  Diese  Zer¬ 
setzung  hat  sogar  mit  der  Erreichung  des  Inkohlungs-Zustandes 
—  wie  die  Weitererzeugung  von  Kohlendioxyd  und  Methan  er¬ 
weist,  das  mit  Luft  gemengt  die  explosiblen  »Grubengase« 
(schlagenden  Wetter)  ergibt  —  also  mit  der  Steinkohlenbildung 
noch  nicht  ihr  Ende  erreicht.  Die  beim  Anbohren  von  Torflagern 
mit  der  Peilstanoce  oft  zischend  und  fauchend  ausströmenden  Gase 
besagen  dasselbe,  ebenso  wie  die  »mudlumps«  (d.  h.  Schlamm¬ 
klumpen,  Schlammassen)  des  Mississippideltas,  das  sind  kleine 
Schlammhügel  mit  kraterförmigem  Gipfel,  die  dort  beobachtet 

x)  Siehe  auch  C.  A.  Weber,  Frühdiluviale  und  vorzeitliche  Flora  bei  Lüne¬ 
burg,  1904  S.  12,  Anmerkung. 


24 


Zersetzungsprozesse. 


werden,  wo  alluviales  anorganisches  Sediment  mit  organischer 
Substanz  gemischt  ist,  die  sich  nun  zersetzt  und  die  entstandenen 
gasförmigen  Produkte  in  dem  leicht  zersetzlichen  Sediment  aus¬ 
stößt,  wodurch  die  mudlumps  entstehen1). 

Es  ist  hervorzuheben,  daß  in  den  letzterwähnten  Fällen  nur 
eine  Selbstzersetzung  (sogen,  rein  chemische  Zersetzung)  in 
Frage  kommen  kann. 

»Es  ist  also  nicht  richtig,  daß  die  weitere  Zersetzung  der 
Humusstoffe  durch  lebende  Organismen  unterhalten  wird.  Es  sei 
diesbezüglich  darauf  hingewiesen,  daß  Gemüse  und  Fleisch  auch 
in  den  fest  verschlossenen  Konservenbüchsen  sich,  wenn  auch 
sehr  langsam,  so  doch  tatsächlich  allmählich  zersetzt,  und  zwar 
tun  dies  alle  Konserven,  ohne  daß  lebende  »Konserven-Verderber« 
vorhanden  zu  sein  brauchen,  die  natürlich  sehr  schnell  arbeiten. 
Die  Konserven  werden  bei  der  Selbstzersetzung  geschmacklos  und 
beginnen  zu  zerfallen,  das  Fleisch  zerfasert  sich,  wie  jede  große 
Konservenfabrik  weiß.  Was  schließlich  daraus  werden  würde, 
ergibt  sich  aus  dem  Studium  der  fossilen  Humus-  und  Sapropel- 
bildungen,  die  nun  in  großen  Zeiträumen  solchen  Bedingungen 
ausgesetzt  waren:  wir  würden,  je  nach  dem  konservierten  Material, 
entweder  Inkohl ungs-  oder  Bituminierungs-Produkte  erhalten. 

Sind  diese  Erfahrungen  an  gut  sterilisiertem  Inhalt  von  Kon- 
servenbüchsen  hinreichend  zur  Begründung  der  Selbstzersetzung 
unter  Luftabschluß,  so  sei  noch  auf  Experimente  hingewiesen,  die 
P.  P.  Deherain  und  C.  Bemoussy2)  angestellt  haben,  die  auch 
Selbstzersetzung  ergaben  bei  Vorhandensein  von  Luft  (von  Sauer¬ 
stoff“).  Es  sei  nur  eines  dieser  Experimente  angeführt. 

25  g  Humuserde  und  6  g  Wasser  wurden  in  einer  mit 
Wattepfropfen  verschlossenen  und  zugeschmolzenen  Röhre  zunächst 
durch  einstündiges  Erhitzen  auf  120°  C.  sterilisiert.  Nach  dem 
Erkalten  wurde  die  zugeschmolzene  Spitze  abgebrochen  und  die 

b  Yergl.  Rud.  Credner,  Die  Deltas.  (Peter mann’ s  geographische  Mittei¬ 
lungen.  Ergänzungsheft  Nr.  56,  1878,  S.  18.) 

2)  Annales  agron.  1896,  Bd.  22,  p.  305. 


Zersetzungsprozesse. 


25 


Luft  aus  der  Röhre  gepumpt.  Dann  ließ  man  frische  Luft  eiu- 
treten,  die  durch  einen  Wattepfropfen  keimfrei  gemacht  wurde, 
schmolz  die  Röhre  wieder  zu  und  ließ  sie  1 1  Tage  bei  Zimmer¬ 
temperatur  stehen.  Nach  Beendigung  des  Versuchs  fanden  sich 
20,3  ccm  Luft  mit  2  ccm  Kohlendioxyd  und  1,6  ccm  Sauerstoff. 
Hier  war  also  mehr  Sauerstoff  verbraucht,  als  zur  Kohlendioxyd¬ 
bildung  nötig  war. 

Wir  sind  bei  den  Vorgängen  in  der  Natur,  da  sie  in  geolo¬ 
gischen  Zeiträumen  vor  sich  gehen,  in  der  Zeit  nicht  beschränkt; 
die  bald  eintretende  langsame  Selbstzersetzung  erklärt  es,  daß  sich 
trotz  der  gewaltigen  Zeiträume,  die  vergangen  sind  seitdemBeginnder 
Entstehung  aller  Kohlen  und  Bitumina,  doch  figurierte  Bestandteile 
noch  erhalten  haben.  Bei  der  dauernden  Mittätigkeit  von  Orga¬ 
nismen,  die  außerordentlich  schnell  zersetzend  wirken,  würde  das 
nicht  verständlich  sein.  »Die  Fermente  —  sagt  Carl  Oppen- 
heimer1)  —  sind  im  Stande,  chemische  Prozesse  auszulösen,  die 
auch  von  selbst,  wenn  auch  in  langsamerem  Verlaufe, 
einzutreten  bestrebt  sind«.  So  sagt  z.  B.  auch  schon  Ro¬ 
bert  Sachsze2):  »Es  wäre  prinzipiell  falsch,  wollte  man  die  Zer¬ 
setzung  organischer  Stoffe  lediglich  als  Fermentwirkung  ansehen, 
oder  wollte  man  annehmen,  daß  jene,  wenn  nur  vor  Fermenten 
geschützt,  unveränderlich  sein  würden,  da  man  damit  den  organi¬ 
schen  Verbindungen  eine  geradezu  unerklärliche  Festigkeit  zu¬ 
sprechen  m  ii  ßt  e  « . 

Die  Selbstzersetzung  kann  man  sich  so  vorstellen,  daß  die 
chemischen  Verbindungen  der  noch  nicht  absolut  mineralisierten 
organischen  Zersetzungsprodukte  bei  ihrer  Labilität  u.  a.  bestrebt 
sind,  weitere  Reduktionen  vorzunehmen,  sich  also  gegenseitig  des 
Sauerstoffes  zu  berauben  suchen.  Sofern  dabei  Gase  entstehen, 
werden  die  zurückbleibenden  festen  (oder  flüssigen)  Verbindungen 
sich  immer  mehr  Kohlenwasserstoffen  und  schließlich  dem  reinen 
Kohlenstoff  nähern  müssen. 


J)  Oppenheimer,  DieFermente  und  ihre  Wirkungen,  2.  Aufl.,  Leipzig  1903,  S.  18. 

2)  Sachsze,  Lehrbuch  der  Agriculturchemie  1888,  S.  111. 


26 


Zersetzungsprozesse. 


Auch  hei  noch  lebendem  organischem  Gewebe  sind  ja  Zer¬ 
setzungen  bekannt,  die  auf  Einwirkungen  von  Bakterien  und 
Pilzen  nicht  zurückzuführen  sind.  Die  eintretende  Braunfärbung 
absterbender  Pflanzen  zeigt  beginnende  Humusbildung  an;  ein 
Apfel  bräunt  sich  auf  den  Schnittflächen  sehr  schnell,  innerhalb 
weniger  Minuten,  gewiß  ein  Zeichen  —  meint  Hoppe-Seyler  — , 
daß  in  diesem  Fall  die  Spaltpilze  unschuldig  sind.  Nicht  nur  das 
Torfwasser  ist  bakterienfrei,  sondern  sogar  der  zu  praktischer 
Verwendung  zerkleinerte  Torf,  »Torfmull«,  besitzt,  wie  wir  sahen, 
noch  »ein  ziemlich  starkes  Desinfektionsvermögen«1). 

In  den  Torfmooren  haben  wir  also  im  Allgemeinen  in  den 
oberen  Partieeu ,  denen  der  Luft-Sauerstoff  in  Fülle  leicht  zu¬ 
gänglich  ist,  Verwesungsprozesse,  darunter  tritt  Vermoderung, 
dann  Fäulnis  ein. 

Schließlich  muß  noch  darauf  hingewiesen  werden,  daß  nicht 
nur  Unterschiede  der  erreichten  Kau  stob  iolithe  zwischen  Humus 
und  Sapropel  zu  statuieren  sind,  sondern  auch  innerhalb  der  Bil- 
düng  der  Humusprodukte  selbst.  So  sind  auch  die  Torfe  ver¬ 
schieden,  je  nach  der  vorwiegenden  Masse  der  der  Vertorfung 
unterliegenden  Bestandteile.  Moose  und  in  Folge  dessen  auch 
Moostorfe  z.  B.  sind  sehr  schwer  zersetzbar  und  erhalten  sich  sehr 
lange  als  Mooslager  eventuell  zwischen  sehr  stark  zersetzten  Torf- 
lagern,  die  dann  aber  aus  anderen  Pflauzen-Gemeiuschaften  her- 
vorgegangen  sind,  wie  z.  B.  wesentlich  aus  Heide:  Heidetorf  wird 
schnell  schwarz  und  breiig. 


b  Vergl.  z.  B.  Wollny,  Zersetzung,  1897,  S.  272 — 273. 


Allgemeines  zur  Genesis  von  Kaustobiolithen. 

Sehen  wir  uns  nach  Orten  auf  der  Erde  um,  wo  Gelegenheit 
gegeben  ist,  brennbare  organische  Produkte  so  zu  bewahren,  daß 
nicht  durch  Verwesung  das  gesamte  Material  zum  Verschwinden 
gebracht  wird,  fragen  wir  nach  der  Art  der  Örtlichkeiten,  wo 
hinreichende  erhaltungsfähige  Ansammlungen  von  kaustobiolithi- 
scher  Substanz  möglich  sind,  so  erhalten  wir  darüber  am  besten 
und  schnellsten  eine  generelle  Auskunft,  wenn  wir  uns  die  Ent¬ 
stehung  solcher  Ansammlungen  vergegenwärtigen.  In  kurzer 
Übersicht  wären  die  folgenden  Fälle  zu  unterscheiden: 

I.  Alltoclitkonie :  Die  festen  Zersetzungsprodukte  sind  boden¬ 
eigen,  d.  h.  sie  erhalten  sich  am  Heimatsorte  der  Organismen, 
wo  sie  lebten.  Je  nachdem  es  sich  um  im  Wasser  oder  in  der 
Luft  lebende  Organismen  handelt,  ist  zu  unterscheiden  eine 

1.  aquatische  Autochthonie  (=  autochthone  Sedi¬ 

mentation)  von  einer 

2.  terrestrischen  Autochthonie. 

Di  ese  Unterscheidung  ist  geboten  wegen  der  Hinneigung  der 
ersteren  zu  den  allochthonen  Bilduugeu.  Die  Reste  der  im  Wasser 
lebenden  Pflanzen  und  Tiere  werden  am  Boden  des  Gewässers, 
in  dem  sie  lebteu,  aufgespeichert.  Bei  Bewegung  des  Wassers 
kann  eher  eine  partiell  größere  Anhäufung,  z.  B.  in  Buchten,  statt¬ 
finden  als  an  anderen  Steilem  Die  aquatische  Autochthonie  ist 
auch  als  autochthone  Sedimentierung  bezeichnet  worden,  im  Gegen¬ 
satz  zur  allochthonen  Sedimentierung  von  herbeigeführtem  Ton, 
Sand  u,  dgl. 


28 


Allgemeines  zur  Genesis  von  Kaüstobiolithen. 


II.  Allo clitllO llie :  Die  festen  Zersetzungsprodukte  sind  boden¬ 
fremd,  d.  h.  es  findet  ein  Transport  und  darauffolgende  Ablage¬ 
rung  vorwiegend  von  Pflanzen-Materialien  statt. 

O  O 

1.  Wehen:  Ablagerungen  durch  Vermittelung  des  Windes. 

O  O  O 

2.  Drift,  Verschw  emmung  (allochthone  Sedimen- 
tierung):  Ablagerung  durch  Vermittelung  des  Wassers.  —  (Durch 
die  Drifttheorie  von  Lyell,  der  mit  dieser  die  Anschauung  zum 
Ausdruck  brachte,  daß  unsere  erratischen  Blöcke  einst  von  schwim¬ 
menden  Eisbergen  herbeitransportiert  worden  sein  sollten,  ist  das 
englische  Wort  drift  so  in  die  geologische  Terminologie  überge¬ 
gangen,  daß  es  wohl  am  besten  ist,  dieses  Wort  für  durch  Ver- 
mittelung  von  Wasser  herbeigeführte  Materialen  beizubehalten. 
Drift  und  Trift  sind  ja  übrigens  auch  deutsch.)  —  Es  sind  zu 
unterscheiden: 

a)  S  t  r  a  n  d  d  r  i  ft ,  U  f  e  r  d  r  i  f  t :  Ansch  wem  m  ung  an  das 
Land,  und 

b)  Flötzdrift1):  Ablagerung  der  gedrifteten  Materialien  unter 
W  asser.  Sofern  diese  hier  dauernde  Lager  bilden,  entsteht  ein 
Flötz  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes.  Es  ist  angezeigt,  zu 
unterscheiden  zwischen 

ci)  Nahedrift  und 
ß)  F erndrift. 

Es  kann  gedriftet  werden:  1.  frisches,  zum  Teil  noch  leben¬ 
des  Pflanzen-Material,  2.  rezentes  oder  fossiles  kaustobiolithisches 
Material, 


b  Da  in  den  Worten  Driften  und  Flößen  übereinstimmend  der  Begriff  des 
durch  Wasser  von  der  Stelle  Bewegten  zum  Ausdruck  kommt,  enthält  die  obige 
Bezeichnung  »Flötzdrift«  einen  Pleonasmus;  jedoch  ist  darauf  zu  achten,  daß  der 
Geologe  und  Bergmann  mit  »Flötz«  ein  durch  Sedimentation  (unter  Wasser)  ent¬ 
standenes  Gesteinslager  bezeichnet.  Flötzdrift  soll  also  heißen;  diejenige  Drift, 
die  unter  Wasser  sich  bildende  Lager  veranlaßt.  —  Es  sei  die  Gelegenheit 
benutzt  hier  hinzuzufügen,  daß  ich  Flötz  nicht  Flöz  schreibe.  Dr.  W.  Gothan 
macht  diesbezüglich  auf  analoge  Wörter  aufmerksam  (Naturwiss.  Wochenschr.  vom 
19.  Nov.  1905  p.  751)  wie  reißen  —  Ritze,  (ge-)nießen  (Nießbrauch)  —  nützen 
(Nutzen),  schießen  —  Schütze,  Schweiß  —  schwitzen,  heiß  —  Hitze.  Dement¬ 
sprechend  kann  aus  fließen  nur  Flötz  werden. 


Allgemeines  zur  Genesis  von  Kaustobiolithen. 


29 


3.  Moor- Au sb  rii che  (Mur gänge)  und  Rutschungen 
(Schlipfe). 

4.  a)  Durch  Niederschlag  aus  Lösungen,  wie  Humus¬ 
säure-Niederschläge  aus  »Schwarz  wasser«.  b)  Durch  ehe¬ 
rn  i  s  c  h  e  ü  m  bildu  ng  von  Sa  propel-Bestand  teilen  von 
Sapropeliten  zu  wandernden  flüssigen  Kaustobiolithen 
(Petroleum)  oder  zu  festem  Kaustobiolith  (wie  Ozokerit  =  Resi¬ 
duum  von  Petroleum  nach  der  Verflüchtigung  der  leichteren 
Kohlenwasserstoffe). 

Es  lassen  sich  naturgemäß  scharfe  Grenzen  zwischen  diesen 
Fällen  nicht  ziehen,  und  ferner  kann  ein  und  dasselbe  Kausto- 
biolith-Lager  in  seinen  verschiedenen  Teilen  in  verschiedener  Weise 
zu  Stande  gekommen  sein.  Diesbezüglich  sei  als  Beispiel  auf  die 
später  näher  beschriebenen  Sapropel-Gesteine  aufmerksam  gemacht, 
die  im  wesentlichen  aus  den  Resten  der  Organismen  bestehen,  die 
im  Wasser  gelebt  haben,  so  daß  im  ganzen  aquatische  Autochthonie 
vorliegt.  In  die  Sapropel-Gesteine  sind  aber  während  ihrer  Ent¬ 
stehung  mehr  oder  minder  zahlreiche  Teile  durch  Drift  hineinge- 
raten.  Durch  Ferndrift  können  z.  B.  Holzfragmente  u.  dergl. 
hinzugekommen  sein,  durch  Nahedrift  andere  Elemente,  wie 
z.  B.  Reste  von  Landpflanzen,  die  am  Ufer  oder  in  unmittel¬ 
barer  Nähe  des  Wassers  lebten,  so  Blätter,  Früchte,  Blütenstaub 
u.  dergl.,  die  dann  unfern  ihrer  Herkunft  Beiträge  zur  Ablage- 
rung  liefern.  Wenn  wir  uns  in  der  Jetztzeit  umsehen,  welcher  Vorgang 
oder  welche  von  den  aufgeführten  Vorgängen  heute  für  die  Ent- 
stehuug  von  Kaustobiolithen  ausschlaggebend  sind,  so  bemerken 
wir,  daß  der  Fall  der  Autochthonie  so  außerordentlich  die  anderen 
aufgeführten  Fälle  überwiegt,  daß  die  anderen  dagegen  geradezu 
verschwinden.  Nichtsdestoweniger  werden  gerade  die  gelegent- 
liehen  Vorkommnisse  von  vielen  Autoren  zur  Erklärung  der  Ent- 
Stellung  der  fossilen  Lager  von  Kaustobiolithen,  insbesondere  von 
Kohlenlagern,  in  den  Vordergrund  gerückt.  Aber  man  durch¬ 
schaut  schnell,  daß  diesen  Autoren  die  für  die  Beurteilung  der 
Frage  nötige  allgemeine  Übersicht  fehlt,  daß  sie  auf  einen  neben- 
geordneten  Punkt,  sei  s  durch  Beobachtung,  sei  s  in  der  Literatur, 


30 


Allgemeines  zur  Genesis  von  Kaustobiolithen. 


gestoßen  sind  und  diesen  nun  sofort,  ohne  weitere  Studien  anzu¬ 
stellen,  als  generelle  Grundlage  für  ihre  Erklärungen  benutzen, 
unbekümmert  um  das  ihnen  unbekannte  oder  sehr  ungenügend 
bekannte  Wichtigere.  Aber  auch  auf  unseren  wie  auf  allen  wissen¬ 
schaftlichen  Gebieten  ist  nur  durch  volle  kritische  Berücksichtigung 
des  gesamten  zum  Gegenstände  gehörigen  Stoffes  eine  der  Natur 
entsprechende  Ansicht  zu  gewinnen. 

Es  sei  erwähnt,  daß  ein  kritischer  Vergleich  der  heutigen 
Merkmale  für  Autochthonie  und  Allochthonie  mit  denen,  die  noch 
die  fossilen  Verhältnisse  hergeben,  unweigerlich  dazu  führt,  auch 
die  ganz  überwiegende  Mehrzahl  der  fossilen  Kaustobiolithe  als 
autochthone  anzusehen.  Das  Gros  der  Steinkohlenlager  z.  B. 
ist  durchaus  autochthon :  man  sollte  also  eigentlich  nicht  von 
Steinkohlen  f  1  ö  t  z  e  n  sprechen 1). 

!)  Eine  Übersicht  hierüber  habe  ich  geboten  in  der  kurzen  Schrift:  »Ent¬ 
stehung  der  Steinkohle«  (4.  Aufl.,  Berlin  1907  [1.— 3.  Aufl.,  1905])  und  in  der 
Abhandlung  »Formation  de  la  houille  et  des  roches  analogues  y  compris  les  pe- 
troles  (Publications  du  Congres  international  des  mines,  de  la  metallurgie,  de  la 
mecanique  et  de  la  geologie  appliquees,  Liege  1905).  In  Vorbereitung  befindet 
sich  seit  langem  als  5.  Aufl.  ein  ausführliches  Werk  über  denselben  Gegenstand. 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe 
und  ihre  Lagerstätten. 

Bevor  ich  mich  nun  über  die  rezenten  Kaustobiolithe  und 
ihre  Lagerstätten  eingehend  verbreite,  halte  ich  es  für  zweckin  äßig, 
eine  kurze  Übersicht  der  fundamentalsten  Hauptpunkte  des  nun¬ 
mehr  zu  behandelnden  Gegenstandes  vorauszusenden,  wobei  ich 
wegen  der  entscheidenden  Wichtigkeit,  die  die  Klassifikation  der 
rezenten  Kaustobiolithe  für  diejenige  der  fossilen  und  deren  Genesis 
besitzt,  auch  Andeutungen  über  die  entsprechenden  fossilen  Bil¬ 
dungen  machen  werde.  Ich  halte  mich  dabei  an  diejenigen  kurzen 
Übersichten,  die  ich  bereits  im  »Protokoll  über  die  Versammlung 
der  Direktoren  der  geologischen  Landesanstalten  der  Deutschen 
Bundesstaaten«  (verhandelt  Eisenach,  den  22.  Sept.  1905)  und  in 
den  »Sitzungsberichten  der  königl.  preuß.  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften«  (vom  13.  Februar  1908)  geboten  habe,  nur  daß  ich  dem 
vorliegenden  Zweck  entsprechend  hier  anschließend  daran  auch 
einen  Spezialfall  mit  Beigabe  einiger  Abbildungen  bringe  und  auch 
sonst  Veränderungen  vornehme.  Die  umfangreiche  darauffolgende 
Darstellung  wird  durch  die  knappe  übersichtliche  Einführung  in 
den  Gesamtgegenstand  durchsichtiger  werden,  wenn  es  sich  auch, 
wie  gesagt,  in  dem  Schlußbeispiel  nur  um  einen  Sonderfall  han¬ 
delt.  Die  Vorführung  desselben  bietet  aber  den  Vorteil,  nicht  durch 
gleichzeitige  Berücksichtigung  von  Abweichendem  störend  abge¬ 
lenkt  zu  werden,  so  daß  von  vornherein  die  Gewinnung  eines 
typischen  Maßstabes  ermöglicht  wird,  der  es  dann  gestattet,  die 
abweichenden  Besonderheiten  durch  Vergleich  richtig  zu  erfassen. 

o  ö 


32 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


I.  Sapropelgesteine. 

Die  Sapropelgesteine  sind  besonders  Sapropelite,  wobei 
»Pelit«  nur  auf  die  feine,  tonartige  Beschaffenheit  hinweist.  Ein 
Sapropelit  kann  ganz  rein  sein  (ausschließlich  aus  organischen 
Resten  hervorgegangen),  oder  kann  noch  anorganische  Bestand¬ 
teile,  ebenfalls  von  Pelitnatur,  enthalten.  Wo  die  Sapropelgesteine 
viele  psammitische  Bestandteile  haben,  ist  von  Sapropsam  miten 
zu  sprechen,  die  weit  seltener  sind. 

Lagerstätten  von  Sapropelgesteinen  sind  vor  allem  stagnierende 
bis  halbstagnierende  Wässer.  Sind  sie  mit  Sapropel  -oder  Sapropel 
enthaltenden  Sedimenten  vollständig  erfüllt,  so  haben  wir  sehr 
gefährliche  Sümpfe. 

Sapropel  entsteht  aus  den  im  Wasser  lebenden  tierischen 
und  pflanzlichen  Organismen,  unter  denen  für  die  Sapropel-Bildung 
die  Planktonten  die  hervorragendste  Rolle  spielen.  Die  abgestor¬ 
benen  Organismen  und  die  Exkremente  der  Tiere  sammeln  sich  am 
Grunde  der  Gewässer  an,  wo  sie  oft  mächtige  Schichten  bilden, 
die  jedoch  stets,  wenn  auch  zuweilen  nur  untergeordnet,  Drift¬ 
bestandteile  enthalten;  so  findet  sich  so  gut  wie  immer  im  Sa¬ 
propel  Blütenstaub  von  Wiudblütlern.  Auch  in  bewegtem  Wasser, 
vorausgesetzt,  daß  die  sapropelbildenden  Teile  schnell  etwa  durch 
Tonsediment  zur  Einbettung  gelangen,  kann  ein  Sapropelit  ent¬ 
stehen.  Rezentes  frisches  Sapropel  ist  ein  Schlamm:  ein  fließender 
dünner  Brei. 

Im  Gegensätze  zu  den  Humusbildungen,  deren  wesentliche 
Urmaterialien  Kohlenhydrate  sind,  spielen  in  den  Sapropelurma- 
terialien  die  Fette  und  wohl  auch  die  Proteine,  überhaupt  ihre 
besondere  chemische  Zusammensetzung  eine  besondere  Rolle,  d.  h. 
die  genannten  Stoffe  üben  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die  ent¬ 
stehenden  Kaustobiolithe  aus,  indem  die  sich  zersetzenden  Kohlen¬ 
hydrate  anders  charakterisierte  Gesteine  ergeben  wie  Urmateri¬ 
alien,  die  weniger  Kohlenhydrate,  dafür  aber  relativ  viel  Fettsub¬ 
stauzen  etc.  enthalten,  deren  Zersetzung  daher  auch  andere  Pro¬ 
dukte  liefert. 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


Unter  Sapropel  verstellen  wir  nur  die  noch  wirklich  oxydier¬ 
baren  (brennbaren)  kohlenstoffhaltigen  Teile;  sind  diese  bereits 
ganz  oder  fast  ganz  oxydiert,  so  können  zwar  immer  noch  we¬ 
sentlich  orgauogeue  Bestandteile  Zurückbleiben,  z.  B.  beim  Diato- 
meenpelit  die  Schalen,  aber  dieser  Rest  ist  kein  Sapropel  mehr, 
sondern  tritt  zu  den  Akaustobiolithen  über. 

Saprokoll  (Faulgallerte)  ist  älteres,  fest-gallertig  gewor¬ 
denes  Sapropel,  es  sei  denn,  dato  sich  in  dem  Gestein  sehr  zahl¬ 
reiche  Skelettteile,  z.  B.  Diatomeenpanzer,  befinden,  wodurch  die 
gallertige  Konsistenz  naturgemäß  sehr  wesentlich  herabgemindert 
werden  kann. 

Von  fossilen  Sapropeliten  gehören  hierher  die  reinsten  tertiären 
Dysodile  und  die  reinsten  paläozoischen  usw.  Can n eikohlen. 
B  oghe  adko lilen  sind  meist  So  »aschereich«,  daß  sie  oft  fossile 
Sapropeltone  sind.  Die  fossilen,  aus  Sapropel  hervorgegangenen 
Kohlen  (S  apanthrakone)  sind  Mattkohlcn. 

Sapropel-  (Saprokoll-)  T  o r f e  b  e  z  w.  T  o  r  f s  a  p  r o  p  e  1  e 
(-sap rokolle)  nennen  wir  solche  Kaustobiolithe,  die  sowohl  in 
auffälliger  Weise  Sapropel-  als  auch  Torfbestandteile  enthalten, 
und  zwar  kann  man  unterscheiden:  1.  Streifentorfe,  bei  denen 
schwache  Saprokoll-  und  Torflagen  miteinander  abwechseln. 
2.  Sumpftorfe,  deren  Struktur,  da  die  Sapropel-  mit  der  Torf¬ 
bildung  gleichzeitig  einhergeht-  homogener  als  die  von  Streifen- 
torfen  ist.  3.  Doppleritsaprope  1  bezw.  -saprokoll,  der  Sa¬ 
propel  bezw.  Saprokoll  mit  reichlichem  Humussäure-  bezw.  Schlämm- 
und  Schwemmtorfzusatz  ist.  —  Von  fossilen  Sapropeliten  wären 
die  Streifen  kohlen  fossile  Streifentorfe,  gewisse  »Pseudo- 
cannelko  lilen«  fossile  Sumpftorfe  bezw.  fossile  Dopplerit- 
sapropele. 

D  i ato  ni  een sapr op  el  bezw.  -saprokoll  nennen  wir  einen 
Sapropelit,  in  welchem  die  Diatomeen  gegenüber  allen  anderen 
Bestandteilen  ganz  außerordentlich  überwiegen,  so  daß  sie  die 
Hauptmasse  ausmachen.  —  Diatomeenpelite  umfassen  sowohl 
die  Diatomeensapropele  bezw.  -saprokolle  als  auch  die  aus  bloßen 

3 


Neue  Folge.  Heft  55. 


34 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


Diatomeenschalen  zusammengesetzten  Gesteine,  die  brennbare  or¬ 
ganische  Materialien  nicht  mehr  enthalten.  —  Da  die  Diatomeen- 
Schalen  aus  SiC^-f-t^O  bestellen,  sind,  sie  relativ  leicht  löslich 
und  werden  daher  fossil  zeitlich  nach  rückwärts  immer  seltener. 
Die  gelöste  Si0*2  schlägt  sich  daun  gern  zu  opalartigen  Konkre¬ 
tionen  nieder,  wie  der  »Menilit«  im  Menilit-Schiefer  eine  solche 
Bildung  ist. 

Sapropel-  (bezw.  Saprokoll -)  K  alk  oder  Kalks apropel 
(bezw.  -saprokoll)  ist  Sapropel  mit  einem  hohen  schwankenden 
Gehalt  an  organogenem  Kalk  und  dem  von  Pflanzen  niedergeschla- 
genen  Kalk.  —  (Bei  sehr  geringem  oder  fehlendem  Sapropelgehalt 
haben  wir  den  Seekalk  [wenn  das  Material  am  Grunde  von 
Gewässern  auftritt]  oder  Moorkalk  bezw.  Wiesenkalk  [wenn 
verlandetes  Wasser  von  Torf  eingenommen  wird,  unter  dem  sich 
nunmehr  das  Material  vorfindet].  Streng  genommen  gehören  diese 
als  Akaustobiolithe  nicht  hierher.)  —  Häufig  ist  bei  diesen  Ge¬ 
steinen  ein  mehr  oder  minder  reichlicher  Gehalt  an  Diatomeen, 
die  bei  ihrer  Auffälligkeit  unter  dem  Mikroskop  zu  einer  Ver¬ 
wechslung  mit  Diatomeenpelit  geführt  hat.  Hierher  gehört  z.  B. 
die  sogenannte  »Berliner  Infusorienerde«  Fiirenberg’s,  bei  der 
es  sich  um  Diatomeen  führenden  Sapropelkalk  (und  Saprokollkalk) 
handelt.  —  Fossile  Sapropelkalke  usw.  sind  die  bituminösen 
Kalk  e. 

Sapropel-  bezw.  Saprokol leiden  sind  Sapropelite  mit 
Ton-  oder  Sand-  oder  Mergelzusatz.  Im  Schlammzustande  sind 
sie  oft  so  sapropelähnlich,  daß  sie  sich  nur  unter  dem  Mikroskop 
und  chemisch  zu  erkennen  geben;  lufttrocken  hingegen  sind  sie 
andererseits  oft  wieder  nicht  von  sapropellosen  Tonen,  Sanden 
oder  Mergeln  zu  unterscheiden.  Wenn  es  sich  um  duukelgefärbte 
Sapropelite  handelt,  ist  oft  die  wesentliche,  starke  Aufhellung  be¬ 
merkenswert,  namentlich  wenn  der  Schlamm  Einfach-Schwefel- 
eisen  (FeS)  enthielt.  (Reine  Snpropelite  dunkeln  im  Gegensatz 
hierzu  oft  nach.)  —  1.  Sapropelton  sieht  meist  aus  wie  Ton,  da 
die  Sapropelbestandteile  oft  nicht  oder  kaum  färben;  jedocli  ist 
der  Sapropelton  von  sehr  weicher  (halbflüssiger),  schlammiger, 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


gallertiger  Konsistenz.  Derzeitig  werden  sowohl  der  Sapropeltou 
wie  der  kein  Sapropel  enthaltende  Ton  beide  zusammengeworfen 
und  häufig  als  Schlick  bezeichnet.  Beim  Erhitzen  unter  Luftab¬ 
schluß  wird  der  Sapropeltou  aber  durch  den  Destillationsrück¬ 
stand  (Kohlenstoff)  des  Sapropels  schwarz,  wodurch  das  Gestein 
als  Sapropeltou  leicht  von  bloßem  Ton  unterschieden  werden  kann. 
Wenn  man  ganz  sicher  gehen  will,  wird  man  eine  mikroskopische 
Untersuchung  vorangehen  lassen.  Je  nach  dem  geringeren  oder 
höheren  Tongehalt  gewinnen  die  Sapropeltone  die  von  dem  luft¬ 
trocknen  Sapropel  her  bekannte  hohe  Festigkeit  oder  sie  zer¬ 
fließen,  in  Wasser  getan,  wie  Ton.  —  Von  fossilen  Sapropeliten 
gehören  die  bituminösen  Schiefertone  und  Tonschiefer 
hierher  (Posidonomyenschiefer  usw.).  —  2.  Sapropelsand  kann 
flüssig-gallertig  sein,  da  der  Sand  —  meist  Feinsand  —  im  Sa- 
propel  suspendiert  ist.  Lufttrocken  —  oder  wenn  er  in  der  Natur 
den  Schlammzustand  verlassen  hat  (z.  B.  in  Profilen)  —  sieht  er 
aber  wie  Sand,  gewöhnlich  Feinsand,  aus  und  ist  hell,  gewöhnlich 
hellgrau  bis  dunkelgrau.  Besonders  wenn  es  sich  um  Feinsand 
handelt,  ist  der  Sapropelsand  im  lufttrocknen  Zustande  locker, 
porös,  zuweilen  so  stark  porös,  daß  man  einen  stark  ausgelaugten 
Feinsand  oder  einen  Diatomeenpelit  vor  sich  zu  haben  glaubt. 
Beim  Erhitzen  unter  Luftabschluß  wird  er  aber  wie  der  Sapropel- 
ton  durch  den  Destillationsrückstand  schwarz.  Eine  vorherige 
mikroskopische  Untersuchung  ergibt  natürlich  figurierte  Sapropel- 
bestandteile  (z.  B.  u.  a.  auch  Diatomeen,  wodurch  eine  Verwechs¬ 
lung  mit  Diatomeenpelit  erst  recht  möglich  ist).  Die  lockere  Be¬ 
schaffenheit  des  nicht  mehr  im  Schlammzustande  befindlichen  Sa- 
propelsandes  bedingt  die  leichte  vollständige  Zersetzung  der 
Sapropelbestaudteile.  Die  Sapropelsande  zeigen  also  nach  dem 
Gesagten  lufttrocken  nichts  von  der  bedeutenden  Festigkeit  des 

O 

lufttrockneu  Sapropels,  sondern  zerfallen  sehr  leicht. 


36 


Übersicht  über  die  KaustobioJithe  und  ihre  Lagerstätten. 


II.  Humusgesteine. 

A.  Lagerstätten. 

Bildung  von  Humus'findet  statt:  a)  auf  dem  Boden,  und  zwar 
auf  nassem  und  troeknem,  b)  untergeordnet  in  dem  Boden  durch 
sich  zersetzende  oder  solche  Pflanzenteile,  die  in  frischem  Zustande 
von  Sedimenten  eingebettet  werden.  Diese  Bildungsstätten 
können  zu  Humuslagerstätten  führen,  und  zwar  sind  die  wichtig¬ 
sten  derselben  die  Moore.  Es  gibt  aber  auch  Humusvorkommen, 
die  nicht  gleichzeitig  die  Bildungsstätten  sind,  wo  nämlich  fertiger 
Humus  einen  Transport  erlitten  hat  und  zum  Wiederabsatz  ge¬ 
langt  ist. 

Moore  sind  Gelände  mit  Humusboden;  der  Humus  ist  ent¬ 
weder  unter  Wasser  oder  auf  nassem  oder  vernäßtem  Boden  ent¬ 
standen  und  muß  in  reichlicher  Menge  vorhanden  sein.  —  Wo  die 
Bodenbeschaffenheit  sumpfig  ist,  wird  man  von  einem  Sumpfmoor 
sprechen,  im  Gegensatz  zu  einem  Sapropelitsu  mpf.  Wo  die 
Humus-  (Torf-)  Entwicklung  schwächer  ist,  das  Gelände  nur  einen 
etwas  moorigen  Boden  besitzt,  sprechen  wir  von  einem  anmoori- 
o'en  Gelände  oder  Boden.  Die  verschiedenen  Moorarten  cha- 
rakterisieren  sich  durch  Unterschiede  in  ihrem  Vegetationsbestaude. 
Die  meisten  unsrer  Moore  sind  namentlich  durch  die  im  Interesse 
ihrer  Bewirtschaftung  vorgenommenen  mehr  oder  minder  weit- 
gehenden  Entwässerungen  nicht  weiter  Humus  produzierende  oder 
nur  unwesentlich  zunehmende,  bei  überwiegendem  Verwesungs¬ 
prozeß  sogar  an  Humus  abnehmende  »Tote  Moore«.  Bei  den 
»Lebenden  Mooren«  hingegen  findet  eine  durch  Wachstum 

O  O 

erfolgende  gleichmäßige  Humusvermehrung  statt.  —  Wir  unter- 

o  O  O  u 

scheiden  1.  Flachmoore,  2.  Zwischenmoore  und  3.  Hoch¬ 
moor  e. 

1.  Flachmoore. 

Sie  entwickeln  sich,  wo  tellurisches  (für  die  Pflanzen  nähr¬ 
stoffreiches)  ruhiges  oder  im  Ganzen  wenig  bewegtes  Wasser  vor¬ 
handen  ist;  das  ist  in  erster  Linie  in  den  Niederungen  der  Fall, 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


37 


wo  die  FJaclmioore  Ausfüllungen  mit  ebenen  öder  nahezu  ebenen 
Oberflächen  bilden.  Bei  dein  vorhandenen  Nahrungsreichtum  ent¬ 
wickeln  sich  auf  den  Flachmooren  große  Pflanzen  mit  reichlicher 
Stoffproduktion.  Je  nach  der  Art  der  zur  Verfügung  stehenden 
anorganisch-mineralischen  Nahrung  kann  man,  wenn  Eisen-  oder 
Calcium- Verbindungen  besonders  stark  hervortreten,  Eisenmoore 
und  Kalkmoore  unterscheiden. 

Die  Flachmoore  treten  in  verschiedenen  Typen  auf;  sie  können 
z.  B.  entwickelt  sein  als  Flachmoorsümpfe,  d.  h.  als  Sümpfe, 
die  in  Flachmoorbilduug  begriffen  sind.  Die  Flachmoorsümpfe 
können  Übergänge  von  der  Sapropelitsumpfform  zur  eigentlichen 
Moorform  sein.  Bei  einer  Verlandung  eines  Wassers  oder 
Sumpfes  durch  Sumpf-  und  Moorpflanzen  erzeugen  diese  auf  der 
Oberfläche  vom  Bande  des  W  assers  oder  Sumpfes  aus  eine 
schwimmende  Decke,  die,  indem  sie  von  Jahr  zu  Jahr  mächtiger 
wird,  vertorft  und  schließlich,  begehbar  werdend,  ein  Schwing- 
(flach)moor  wird. 

Ferner  seien  erwähnt  die  Flach  moorwiesen.  Die  meisten 
derselben  sind  bei  uns  wie  auch  die  meisten  nicht  moorbildenden 
Wiesen  überhaupt  Kunst  wiesen  i.  w.  S.,  die  durch  das  Mähen 
oder  Ab  weiden  als  solche  erhalten  bleiben.  Es  gibt  aber  auch 
Natur  wiesen,  und  zwar  in  den  Überschwemmungsgebieten  der 
großen  Flüsse.  Hochwasser  vernichten  alljährlich  alle  oberirdischen 
Teile;  Gehölze  werden  namentlich  durch  Eisgang  zerstört.  So 
findet  gewissermaßen  eine  natürliche  Mahd  statt.  —  Wo  Flach- 
moorbildung  möglich  ist,  aber  wegen  klimatischer  Einflüsse  Baum¬ 
wuchs  fehlt,  tritt  ebenfalls  natürliche  Wiesenbildung  auf,  ebenso 
wie  dort,  wo  ein  Baumwuchs  aus  anderen  Gründen  hintangehalten 
wird,  wie  z.  B.  in  absolut  stagnierendem  Wasser,  das  von  unserin 
Hauptflachmoorbaum,  der  Erle  ( Ainus  glutinosa ),  nicht  vertragen 
wird. 

Eine  besondere  Wichtigkeit  haben  die  Fla  chmoorwä  lder. 
Wo  die  Einflüsse,  die  zur  Flachmoorwiesenbildung  führen,  nicht 
zur  Geltung  kommen,  sehen  wir  Flachmoorwaldbildung  eintreten. 
Die  Bewaldung  von  Mooren  findet  bei  uns  vorwiegend  durch  Erlen 

O  w 


38 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


statt:  Erlenmoore.  Es  gibt  auch  Eichenmoore,  bestanden 
mit  Quercus  pedunculata,  Fichtenmoore,  bestanden  mit  Picea 
excelsa ,  Birkenmoore,  bestanden  mit  Betula  pubescens  usw.  oder 
mit  Mischwäldern. 

Die  fossilen  Kohlenlager,  insbesondere  die  Steinkohlen  -  und 
Braun  kohlenlag  er,  sind  allermeist  fossile  Waldflachmoore. 


2.  Zwischenmoore. 


*  Zwischonmoore  tragen  Pflanzengemeinschaften,  die  teils  dem 
Flachmoor  angehören,  andernteils  aber  für  das  Zwischenmoor¬ 
stadium  charakteristisch  sind.  Hierhin  gehören  Ledum  palustre 
(in  der  östlichen  Hälfte  Norddeutschlands  und  weiter  nach  Norden) 
und  Andromeda  calyculata  (in  Ostpreußen  und  ebenfalls  weiter 
nach  Norden),  sowie  Myrica,  gale  (wesentlich  im  westlichen  Teil 
Norddeutschlands  sowie  an  der  Küste  der  Ostsee  und  weiter  nach 
Norden  bis  Lappland)  und  andere.  Da  bei  der  durch  Fortbil¬ 
dung;  stattfindenden  ßodenanhöhung  in  den  Flachmooren  aus  diesen 

o  o 

dadurch  ein  nahrungsschwächeres  Moor,  ein  Zwischenmoor  werden 
kann,  indem  es  sich  durch  die  Boden  an  hölnmg  allmählich  den  Ein- 
flössen  des  Grundwasserstandes  entzieht,  so  kommt  als  eigentüm¬ 
liches  Merkmal  für  die  Zwischenmoore  hinzu,  daß  vermöge  der 
größeren  Trockenheit  des  Bodeus  gegenüber  dem  Boden  der  Flach- 

O  O  O 


(und,  wie  wir  sehen  werden,  auch  Hoch-)  Moore  sich  auch  gern 
eine  Anzahl  Waldpflanzen  unserer  nichtmoorigen  Wälder  eiufinden. 
Dort,  wo  sich  auf  den  Zwischenmooren  Wasser  ansammelt,  sind 
S cheuchzeria  palustris  und  Rhynchospora  alba  so  recht  zu  Hause. 
Von  Carices  sind  die  Parvocariceten  für  die  Zwischenmoorbildungen 
charakteristisch,  während  Magnoeariceten  dies  für  Flachmoorbil¬ 
dungen  sind.  Von  Bäumen  sind  bei  uns  besonders  die  Kiefer 
(. Pinus  silnestris )  und  Betula  pubescens  vorhanden. 


3.  Hochmoore. 


Hochmoore  entwickeln  sich,  wo  atmosphärisches  (für  die 
Pflanzen  nährstoflarmes)  Wasser  oder  hinreichende  Luftfeuchtig¬ 
keit  vorhanden  ist;  wir  treffen  sie  daher  in  erster  Linie  auf  aus¬ 
gelaugten  (uährstoffarmen)  Böden  und  auf  den  Höhen.  Unter  der 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


39 


Voraussetzung,  daß  ein  Bodenwasser  sehr  nährstoffarm  ist,  tritt  eben¬ 
falls  die  Hochmoorptlanzeugemeinschaft  auf.  Das  Zentrum  großer 
Hochmoorflächen  liegt  höher  (der  Unterschied  kann  mehrere  Meter 
betragen)  als  der  Rand  der  Moore  (daher  der  Name  Hochmoor). 
Bei  dem  Nahrungsmangel  entwickeln  sich  auf  den  Hochmooren 
kleine  Pflanzen  mit  geringer  Stoffproduktion,  oder  die  unter 
anderen  Bedingungen  groß  werdenden  Pflanzen  bleiben  auf  dem 
Hochmoor  kleiner  und  wachsen  wesentlich  langsamer.  .Die Zwischen¬ 
moore  pflegen  im  Allgemeinen  relativ  schnell  in  Hochmoor  über¬ 
zugehen.  Unter  den  Pflanzen  ist  sehr  wesentlich  das  Torfmoos: 
die  Gattung  Sphagnum  (einige  Sphagnum- A rten  kommen  auch  auf 
Flachmooren  vor,  aber  immer  nur  untergeordnet).  Die  Fälligkeit 
der  Arten  dieser  Gattung,  besonders  viel  Wasser  (es  kommt  das 
atmosphärische  Wasser  in  Betracht)  zu  speichern,  bedingt  eine 
starke  Vernässung  des  entstehenden  Hochmoores;  man  könnte  die 
außerhalb  des  Wassers,  auf  dem  Trocknen  lebenden  Arten,  die  ein 
Wasserspeicherungsvermögen  in  hervorragendem  Maße  besitzen, 
deshalb  fast  als  an  der  Luft  lebende  Wasserpflanzen  be¬ 
zeichnen,  da  sie  sich  durch  ihre  besondere  histologische  Einrich¬ 
tung,  die  ihnen  zum  Leben  —  um  nicht  auszutrocknen  —  so  not¬ 
wendige  große  Wasserquantität  schaffen  (Fig.  1).  Daher  vernäßt 
denn  auch  ein  vergleichsweise  trocknes  Zwischenmoor,  das  dem 
Hochmoorstadium  entgegengeht,  wieder  stärker.  —  Von  den 
Zwischenmoorpflanzen  gellt  eine  Anzahl  auf  das  Hochmoor;  viele 
derselben  treten  aber  hier  nicht  in  derselben  üppigen  Entwicklung 
auf  und  zeigen  damit  an,  daß  geeignetere,  d.  h.  die  eigentlichen 
Wohnstätten  für  sie  bei  uns  die  Zwischenmoore  oder  ihnen  ent¬ 
sprechende  Böden  sind.  So  ist  es  mit  den  schon  genannten  Arten 
Leclum  palustre ,  Andromeda  calyculata  usw. 

Besonders  wichtig  sind  bei  uns  die  Spha  gnetum- Moore, 
überwiegend  mit  Sphagnum  bestanden  und  außer  Krüppelkiefern 
usw.  wenige  kleine  andere  Pflanzenarten  dazwischen.  Dieser  Typus 
ist  für  regenreiche  oder  luftfeuchte  Gebiete  charakteristisch.  Be- 
sonders  durch  Entwässerung  gehen  aus  den  Sphaguetum- Mooren 
Heidemoore  hervor,  überwiegend  mit  Ericaceen,  namentlich 


40 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


Figur  1. 

Sphagnum  »Teile  mit  Wasser= 
Speicherzellen. 

A  einige  Zellen  aus  dem  Blatt  von  Sphagnum 
cymbifolium ,  von  der  Blattfläche  aus  gesehen. 
—  B  desgleichen  aus  dem  Blatt  von  S.  cuspi- 
datum  im  Blattquerschnitt.  —  C  Stengelquer¬ 
schnitt  von  S.  cymbifolium.  Alles  mehrere 
100  Male  vergrößert  (nach  Schi m per).  — 
A  zeigt  1.  gestreckte,  schlauchartige  Assi¬ 
milationszellen  und  zwischen  diesen  2. 
größere,  durch  Verdick ungsleisten  versteifte 
und  mit  nach  außen  mündenden  Löchern  zur 
Wasseraufnahme  versehene  Wasserzellen. 
B  veranschaulicht  drei  Assimilationszellen  und 
einige  Wasserzellen  im  Querschnitt.  Der 
Stengelteil  C  besteht  aus  einer  dicken  Rinde 
von  Wasserzellen. 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


41 


Calluna  vulgaris ,  bestanden.  Sie  tendieren  in  ihrem  Vegetations- 
bestande  wieder  zum  Zwischenmoor.  ln  Gebieten  geringerer  Luft¬ 
feuchtigkeit  bezw.  wo  die  Niederschlagshöhe  geringer  ist,  neigen 
die  Hochmoore  ebenfalls  zum  Heidemoortypus,  jedenfalls  treten 
dann  die  Sphagna  zurück,  und  es  drängt  sich  ein  anderes  Moos, 
nämlich  Polgtrichum  strictum,  etwas  stärker  hervor.  Danach  kanu 
man  —  wenigstens  in  Norddeutschland —  Hochmoore  von  Küsten- 
hoch  m  oorty  pu  s  (Sphagnetum-Moore)  und  andere  vom  Binuen- 
hochmoortypus  unterscheiden,  ohne  daß  freilich  die  ersteren  nur 
an  den  Küstengebieten  auftreten.  Sie  gehen  oder  besser  gingen 
westlich  der  Elbe  weit  ins  Land  hinein. 

Fossile  Kohlenlager,  die  man  als  die  fossilen  Torflager  von 
Hochmoorbildungen  ansehen  könnte,  haben  sich  bis  jetzt  nicht 
gefunden. 


Lagerstätten  von  Trockentorf-,  Moder-  und  andern  humosen 
Böden  treten  den  genannten  gegenüber  an  Bedeutung  so  zurück, 
daß  sie  hier  übergangen  werden  mögen;  sie  ergeben  sich  übrigens 


aus  dem  Folgenden. 


B.  Gesteine. 

Das  Wort  Humus  wird  nicht  nur  von  Laien,  sondern  nicht 
selten  auch  von  Gelehrten  auf  jede  durch  zersetzte  Pflanzen-  und 
Tierreste  schwarz  oder  dunkel  gefärbte  Bodenart  angewendet.  Es 
sei  daher  ausdrücklich  hervorgehoben,  daß  hier  unter  Humus  aus¬ 
schließlich  die  Residua  der  Organismen  verstanden  werden 
(d.  h.  also  einschließlich  ihrer  Aschenbestandteile),  sofern  es  sich 
um  kohlenstoffhaltige  brennbare  Produkte  handelt,  und  zwar  ist 
zu  betonen,  daß  es  wesentlich  die  Residua  von  Laudpflanzenresten 
—  demnach  in  erster  Linie  von  Kohlenhydraten  —  sind,  die  den 
Humus  bilden.  Nur  untergeordnet  können  Tierreste  beige- 
mengt  sein. 

Bei  der  Humusbildung  findet  eine  ständige  Anreicherung  von 
Kohlenstoff  in  den  Substanzen  statt.  Der  Humus  ist  aus  differenten 


42 


Übersicht  über  die  Kaustobiolitlie  und  ihre  Lagerstätten. 

Humus  stoffen  zusammengesetzt,  deren  chemische  Charakterisie¬ 
rung  jedoch  noch  immer  aussteht.  Ganz  generell  heißen  die  kolloidal 
im  Wasser  und  in  Alkalien  löslichen  (sich  mit  diesen  wohl  verbin¬ 
denden)  Humusstoffe  Humussäuren.  Gewässer,  die  dunkle, 
färbende  Humussäuren  in  Lösung  enthalten,  heißen  Schwarz¬ 
wässer.  Dopplerit  besteht  aus  niedergeschlagenen,  im  berg- 
feuchten  Zustande  fest-gallertigen,  dunklen  Humussäuren. 

Die  Streu  (Streu d  e  cke),  d.  h.  alle  der  Zersetzung  ver¬ 
fallenden  Pflanzenteile  des  Landes,  kann  —  sofern  sie  nicht  voll- 

/ 

ständig  verwest  —  Humusformen  erzeugen,  die  sich  in  zwei 
große  Gruppen  scheiden:  in  a)  Torf  und  b)  Moder. 

a)  Torf. 

Bei  der  Vertorfung  kann  —  wie  weiter  vorn  S.  9,  23  u.  a. 
ausführlich  auseinandergesetzt  wurde  —  erst  Verwesung  (voll¬ 
ständige  Zersetzung)  und  Vermoderung  (Zersetzung  bei  ver¬ 
mindertem  Sauerstoffzutritt)  statthaben;  nach  dem  Luftabschluß  des 
Materials  findet  »Fäulnis«  (Zersetzung  bei  vollständigem  Sauer¬ 
stoffabschluß)  statt,  die  bei  der  Entstehung  des  Torfs  in  erster 
Linie  in  Betracht  kommt. 

Der  Torf  unterscheidet  sich  in:  Trockentorf,  der  auf  dem 
Trocknen,  und  2.  Moortorf,  der  im  Wasser  entsteht. 

Trockentorf  besteht  aus  zusammenhängenden,  dicht  gela- 
gerten,  schneidbaren  humosen  Massen  mit  hohem  Gehalt  an  ma¬ 
kroskopisch  erkennbaren  Pflanzenresten. 

Den  AI  o o rt or  f  muß  man  unterscheiden,  1 .  in  u n  r  e i f e  n 
Torf  oder  Rohtorf,  der  erst  im  Anfangsstadium  der  Vertorfung 
begriffen  ist,  so  daß  die  ihn  zusammensetzenden  Pflanzenteile  noch 
frisch  sind,  2.  in  halbreifen  Torf  und  3.  in  reifen  oder  Speck¬ 
torf.  Er  ist  ein  sehr  verbreitetes  Ubergangsglied  zum  Dopplerit. 

Die  fossilen,  aus  reifem  Moortorf  hervorgegangenen  Kohlen 
sind  Gl  anz kohlen,  sofern  nicht  wie  bei  den  jüngeren  (insbe¬ 
sondere  tertiären)  Kohlen  durch  Harzgehalt  eine  matte  Farbe  be¬ 
dingt  wird. 

Je  nach  den  Pflanzen  oder  Pflauzenteilen,  die  an  der  Zn- 


T'bersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


48 


sammensetzuug  des  Torfes  teilnehmen  oder  ihn  wesentlich  oder 
ganz  zusammensetzen,  werden  die  Namen  der  betreffenden  Pflanzen 
benutzt,  um  die  Torfarten  zu  kennzeichnen.  Es  ist  aber  dabei  zu 
unterscheiden,  ob  es  sich  erstens  nur  um  zwar  charakteristische 
Bestandteile  im  Torf  handelt,  die,  da  sie  sich  figuriert  besser  er¬ 
halten  haben,  auffällig  geblieben  sind,  die  dabei  aber  nur  be¬ 
schränkter  zu  dem  Torfmaterial  beigetragen  haben,  oder  ob  zwei- 
tens  die  Bestandteile,  die  die  Namengebung  veranlassen,  aus  reinen 
oder  reineren  Vegetationsbeständen  hervorgegangen  sind.  Mit 
Rücksicht  darauf,  daß  die  Vegetationsbestände  nach  den  vorherr- 
sehenden  Arten  bezeichnet  werden,  z.  B.  als  Phragmiteten  (nach 
Arundo  phragmites  —  Phragmites  communis ),  muß  man  dem  Ge¬ 
sagten  zufolge  aus  solchen  hervorgegangeue  Torfe  auch  als 
Ph  raginitetum-  usw.  Torfe  bezeichnen,  zum  Unterschiede  von 
so  leben  T  orfen,  in  denen  zwar  die  auffälligen  Phragmites  communis- 
Rhizome  vorhanden  sind,  ohne  daß  aber  die  Torfe  aus  Phragmi¬ 
teten  hervorgegangen  wären.  Diese  Torfe  sind  weiter  nichts  als 
Phragmites  enthaltende  Phragmites-Torfe,  die  in  ihren  we¬ 
sentlichen  Bestandteilen  aber  aus  andern  Pflanzen  hervorgegangen 
sind. 

Die  meisten  Torfe  sind  entstanden  aus  torf bildenden  Pflanzen¬ 
gemeinschaften,  die  an  Ort  und  Stelle  lebten,  wo  jetzt  der  aus 
ihnen  entstandene  Torf  lagert.  Es  gibt  aber  auch  allochtkone 

y  O  O 

Torfe,  nämlich 

1.  die  Schwemmtorfe,  entstanden  aus  gedrifteten,  ver¬ 
seil  wemmten,  noch  unvertorften,  abgestorbenen  oder  im  Absterben 
begriffenen  Pflanzenteilen.  Hier  haben  wir  den  Häcksel  torf 
(aus  natürlichem  Häcksel  hervorgegangener  Torf,  d.  h.  entstanden 
aus  Pflanzen  material  ien,  die  beim  Transport  durch  mechanische 
Angriffe  zerkleinert  wurden).  Material,  das  als  Strand-  und  Ufer¬ 
drift  auftritt  und  auf  dem  Lande,  wo  es  hingeraten  ist.  zu  einem 
Lager  aufgehäuft  wird,  wird  leicht  Moder,  wenn  die  Ablagerung 
nicht  ausgiebig  ist,  so  daß  auch  die  unteren  Partieen  vor  Sauerstoff' 
und  weitgehender  Auslaugung  nicht  geschützt  sind.  Ein  spezieller 
Häckseltorf  ist  der  Drift  holz  torf,  durch  Zusammenhäufung  von 


44 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


Holz,  auch  ganzen  Stämmen,  entstanden.  —  Der  durch  Flötzdrift, 
d.  h.  unter  Wasser,  abgesetzte  Schwemmtorf  erleidet  im  Wasser 
gern  eine  Separation ;  es  gibt  dann  spezielle  Schwemmtorfe,  so  den 
Laubtorf,  durch  Zusammenhäufung  von  Laubblättern  entstanden. 
Laubtorf  kann  übrigens  auch  auf  dem  Trocknen  entstehen,  wo 
der  Wind  sehr  viel  Laub  zusammentreibt  (Laub wehen).  Da 
sich  beide  Laubtorfarten  unterscheiden  können,  namentlich  durch 
Sapropelgehalt  des  ersteren,  ist  es  zweckdienlich,  beide  zu  unter¬ 
scheiden  in  Wasserlaubtorf  und  Trockenlaubtorf. 

2.  Torfe  an  zweiter  Lagerstätte.  Sie  treten  in  zwei 
Formen  auf,  nämlich  als  Schlämmtorf,  der  meist  aufgearbeiteter 
(ausgeschlämmter)  und  meist  unter  Wasser  wieder  abgesetzter 
Moortorf  ist,  und  Bröckeltorf,  der  durch  die  Anschwemmung 
von  Torf  brocken  und  -fetzen  entsteht,  die,  vom  Wasser  losgerissen, 
gelegentlich  zu  Lagern  oder  Nestern  angehäuft  werden  und  durch 
Sedimentbedeckung  erhalten  bleiben. 

Von  fossilen  Kohlen  gehört  zu  den  fossilen  Torfen  an  zweiter 
Lagerstätte  z.  B.  die  tertiäre  »Rieselkohle«. 

Hier  wären  auch  die  Moorausbrüche  und  -rutschungen 
zu  erwähnen,  die  große  Torfmassen  verlagern  können. 

b)  Moder. 

Moder  ist  in  Verwesung  und  Vermoderung  begriffenes 
Material.  Die  Durchlüftung  und  damit  hinreichende  Sauerstoff¬ 
zufuhr  wird  besonders  durch  wühlende  Bodentiere  (in  erster  Linie 
bei  uns  durch  Regenwürmer)  besorgt.  Moder  ist  also  zerkleinerte, 
zu  Humus  werdende  Streu,  welche  auf  dom  Mineralboden  lose 
gelagert  aufliegt  und  ziemlich  leicht  weiter  zersetzbar  ist.  —  Ein 
Torf,  der  sich  bei  Luftzutritt  weiter  zersetzt,  wird  naturgemäß 
ebenfalls  zu  Moder  (Moortorf-Moder). 

Moderbildungen  an  zweiter  Lagerstätte  sind  1.  der  Schwemm¬ 
moder,  entstanden  aus  transportiertem  lebenden  oder  im  Ab¬ 
sterben  begriffenen  Pflanzenmaterial,  abgelagert  z.  B.  an  einem 
St  rand,  wo  der  Vermoderungsprozeß  möglich  ist,  und  2.  der 
Schlämm  moder.  Von  diesem  beansprucht  der  Alpenmoder  ein 


Übersicht  über  die  Kanstobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


45 


besonderes  Interesse;  er  ist  durch  Ausschlämmung  von  (Alpen-) 
Trockentorf  und  Ablagerung  des  zu  Tal  geführten,  ausgeschlämm- 
ten  Materiales  entstanden. 

c)  Humuserden x). 

Humuserden  sind  anorganische  mineralische  Erden  mit 
Humusgehalt  oder  Humus  mit  bemerkenswerteren  anorganischen 
mineralischen  Beimengungen.  Im  ersteren  Falle  spricht  man  von 
(schwach,  stark)  humosen  Sauden,  Tonen  u.  dgl.,  wobei  es 
dahingestellt  bleibt,  wie  die  Mischung  zustande  gekommen  ist. 
Der  Zusatz  des  Wortes  »-Erde«  zu  einem  anderen  Wort  deutet 
also  hier  stets  auf  ein  Mischprodukt  von  anorganiscli-minerali- 
schem  Material  mit  Humus. 

Die  Humuserden  sind  zu  scheiden  in: 

1.  Solche  mit  vorherrschender  Vermoderung  (milde  Humus¬ 
erden). 

Mullerd  en  sind  solche  Erden,  bei  denen  das  organische 
Material  größtenteils  verwest  ist;  es  bleibt  im  organischen  Mineral¬ 
boden  nur  verhältnismäßig  wenig,  und  zwar  gleichmäßig  zersetzter 
Humus  zurück,  der  den  Boden  so  homogen  durchdringt,  daß  der 
Humus  dem  Boden  eine  einheitliche  dunkelgelbe,  hellbraune  bis 
schwarze  Färbung;  verleiht.  Die  Mächtigkeit  von  Mullerden  kann 
weit  über  ^2  Meter  erreichen.  Die  Humussubstanz  der  Mullerden 
heißt  Mull;  sie  trägt  den  Charakter  chemischer  Ausfällungen.  Die 
Mischung  von  Mull  mit  Mineralboden  ist  also  Mullerde.  Man 
wird  demnach  unterscheiden  stärker  oder  schwächer  mullhaltige 
Mullerde.  Reine  Mullböden  (aus  Mull  allein  bestehende  Böden) 
sind  nicht  bekannt.  Es  ist  daher  sehr  darauf  zu  achten,  daß 
für  einen  aus  Mullerde  bestehenden  Boden  nicht  Mullboden, 
sondern  Mullerdeboden  zu  sagen  ist.  —  Es  gehören  zu  den 
Mullerdeböden:  1.  Die  Ackerböden  in  ihrem  regelmäßig  bear¬ 
beiteten  humushaltigen  oberen  Teil.  2.  Die  Waldböden  mit  bis 
ca.  5  pCt.  (selten  mehr)  Mull;  gewöhnlich  zwischen  30 — 100  cm 

!)  Vergl.  hierzu  vorn  S.  34  das  Seitenstück  Sapropel-  hezw.  Saprokol  i  - 
erden. 


46 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 

mächtig.  Hierher  gehören  die  besten  Waldböden  aus  Mu  Il¬ 
le  hm,  Mullsand  usw.  3.  Die  Schwarzerdeböden.  Die 
Schwarzerde  bildet  sich  in  fruchtbaren,  unausgelaugten ,  kalk¬ 
haltigen,  meist  lößartigen  Böden,  die  bei  feuchtem  Wetter  eine 
üppige  Vegetation  tragen.  Die  Erhaltung  der  Humussubstanz  in 
der  Schwarzerde  ist  bedingt  durch  die  Trockenheit  in  der  wärmeren 
Jahreszeit,  wodurch  die  Verwesung  verhindert  oder  vermindert  ist. 

Modererde  ist  mit  Mineralsubstanz  gemischter  Moder,  unter¬ 
scheidet  sich  demnach  von  der  Mullerde  dadurch,  daß  der  Moder 
noch  zum  wesentlichen  Teil  figuriert  erhalten  ist. 

2.  Solche  mit  vorherrschender  Vertorfung,  d.  h.  mit  dz  blei¬ 
bendem  Humussäuregehalt  (mehr  oder  minder  saure  Humus¬ 
erden). 

Die  Moorerden.  Moorerde  ist  ein  Gemisch  von  vertorften 
und  vermoderten  Pflanzenresten  mit  anorganisch-mineralischen 
Bestandteilen. 

Die  Bleicherden  und  H  u  m usorterd  en.  Wo  eine  V er- 
torfung  eingetreten  ist,  wird  der  Mineralboden  unter  dem  Moor¬ 
torf  bezw.  Trockentorf  durch  Infiltration  von  Humussäuren  mehr 
oder  weniger  stark  entfärbt;  infolge  der  Auflösung  (Auslaugung) 
leichter  löslicher  anorganisch-mineralischer  Bestandteile  (Eisen-  usw. 
Verbindungen),  die  tiefer  geführt,  sich  dort  wieder  ausscheiden, 
bildet  sich  eine  »Orterde«  ("bei  noch  erdiger  Beschaffenheit).  Bei 
uns1  speziell  handelt  es  sich,  da  in  derselben  Zone  auch  die  Humus¬ 
säuren  zum  Niederschlag  kommen,  um  H  um’usörterd  e  bezw. — 
wenn  die  Erde  vollständig  zu  »Stein«  verkittet  worden  ist  —  um 
Humusortstein.  Humusort  heißt  das  Gestein  im  Gegensatz  zum 
Eisenort:  Eisen  ortstein  bezw.  Eisenorterde.  Zwischen 
Humusort  und  Eisenort  sind  alle  Übergänge  vorhanden.  Man 
wird  typische  Mittelbilduugen  H  um  useis  enorterde  bezw.  -stein 
nennen.  Die  entfärbte  Schicht  ist  die  Bleicherde  (speziell  z.  B. 
Bleie  hsand).  Sie  ist  oft  durch  Humussäuren  und  einge¬ 
schwemmte  Humussubstanz  mehr  oder  weniger  stark,  unter  Um¬ 
ständen  bleigrau  bis  schwarz  gefärbt,  kann  aber  auch  fast  gänz¬ 
lich  der  Humusbestandteile  ermangeln  (reine  Bleicherde).  Es  ist 


Übersicht  über  die  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten. 


47 


darauf  hinzuweisen,  daß  gewöhnlich  die  unmittelbar  unter  dem 
Torf  lagernde  Bleicherde  (das  Sohlbaud)  tortiger  ist  als  die  dann 
darunter  folgende.  Es  scheidet  sich  also  in  den  Profilen  die 
Bleicherde  oft  merkbar  in  zwei  Horizonte:  eine  stärker  torfige 
(bezw.  humose)  obere  und  eine  weniger  torfige  untere 
Bleicherde. 


III.  Liptobiolithe. 

Die  Stoffe,  aus  denen  die  Gesteine  bezw.  Mineralien  dieser 
Gruppe  bestehen,  sind  schwer  verweslich,  weshalb  sie,  bei  hin¬ 
reichender  Produktion  durch  die  Pflanzen,  leicht  nach  der  voll¬ 
ständigen  Verwesung  der  übrigen  Bestandteile  Zurückbleiben.  Aus 
einer  sehr  stark  harz-  und  wachsharzhaltigen  Flora  können  daher 
die  genannten  Produkte  als  Gestein  zurückgelassen  werden,  wie 
das  bei  dem  rezenten  Denhardtit  und  dem  (tertiären)  reinen 
P  y  r  o  p  i  s  s  i  t  der  F all  ist. 

Hierher  gehören  also  die  Harz-  und  verwandten  Bildungen 
bezw.  solche,  die  durch  diese  Stoffe  wesentliche  Eigenschaften  ge¬ 
winnen.  Als  Beispiele  seien  erwähnt  Ko  pal,  Fichtelit,  Fim- 
menit  (durch  Ablagerung  von  Erlenpollen  entstanden).  —  Von 
Fossilien  gehört  hierher  z.  B.  der  Bernstein  und,  mit  dem  Fim- 
menit  zu  vergleichen,  der  paläozoische  T asm anit  (wesentlich  aus 
Sporen  zusammengesetzt).'  —  Natürlich  gibt  es  hier  viele  Uber¬ 
gangsbildungen  zu  den  vorausgehenden  Gruppen  wie  z.  B.  Harz- 
(Resinit-)  Torfe  und  diesen  entsprechend  die  Harzkohlen, 
wie  die  mit  Pyropissit  gemengte  Braunkohle  und  dergl. 

Darstellung  eines  au sge wählten  Falles  als  Ueherblick 
über  die  Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor. 

Eine  jetzt  noch  treffliche  Örtlichkeit  zum  Studium  der  Sa- 
propel-Sumpf-  und  der  Moorbildung  ist  besonders  das  Gelände 
bei  Juwendt  (südlich  Nemonien  im  Memel-Delta)  am  Kurisclien 
Haff  mit  einer  Sapropelitbank  und  das  sich  östlich  daran  schließende 
Gebiet.  In  diesem  Spezialfall  hat  mau  das  wesentliche  auf  engem 
Raume  und  doch  nicht  in  nur  modellhafter  Entwicklung  beisammen 


48 


Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memel delta. 


und  kann  durch  unmittelbare  Vergleiche  die  charakteristischen 
Merkmale  der  Lagerstätten  und  der  Hauptkaustobiolithe  sehr 
schön  studieren. 

Bei  Juwendt  selbst  ist  als  schlammiges  Ufer  des  Kurischen 

o 

Haffs  eine  mächtige  Sapropelitbank  entwickelt  (Fig.  2),  gebildet 
aus  dem  im  Wasser  des  Haffs  vorhandenen  Plankton  und  dem 
vom  Grunde  durch  die  Bewegung  des  vom  Winde  gepeitschten 
Wassers  aufgewühlten  und  ans  Ufer  gebrachten  Sapropel,  wobei 
natürlich  auch  Sedimente  anorganisch-mineralischer  Natur  beige- 
mengt  werden.  Insbesondere  aber  sind  es  Sedimente,  die  die 
Mündungsströme  der  Memel  aus  dem  Innern  des  Landes  herbei- 
führen,  die  sich  mit  dem  Sapropel  mischen,  um  den  in  Rede 


Figur  2. 


B 


Sapropelit-Bank  (S)  bei  Juwendt  am  Ostufer  des  Kurischen  Haffs. 

Unbegehbar. 

An  der  Grenze  der  Bank  nach  dem  Lande  zu  ein  Bestand  von  Bidens  cernuus 
(B),  hier  als  erster  torf  bildender  Verlander  auftretend.  Bei  T  ist  die  Verlandung 
durch  Vertorfung  so  weit  gediehen,  daß  dort  die  Fläche  begehbar  ist.  D  ist  ein 

Stückchen  des  Deiches. 

(Aufgenommen  am  12.  IX.  1907.) 


Haupttypen  yon  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 


49 


stehenden,  sehr  sandigen,  aber  doch  stark  gallertig-schlammigen 
Sapropelit  zu  erzeugen.  So  erblicken  wir  denn  (bei  S  auf  unserem 
Bilde)  einen  nicht  begehbaren  Sumpfstreifen  breiiger  Natur,  und 
man  kann  vom  Ufer  aus  nach  Osten  schreitend  sehen,  daß  der 
Boden  aus  einem  solchen,  das  Land  allmählich  nach  Westen  vor¬ 
schiebenden,  Sapropelit  besteht.  Dieser  Boden  wird  die  Stätte 
für  Sumpf-  und  sonstige  Landpflanzen.  In  unserem  Spezialfalle 
erblicken  wir  als  einen  dieser  ersten  Vorposten  bei  B  einen  Streifen 
von  Bidens  cernuus;  sonst  ist  es  gern  der  Röhricht-Pflanzenverein 
mit  unserer  charakteristischsten  Pflanzenart  dieser  Gemeinschaft, 
Arundo  phragmites  (Schilfrohr),  das  als  erste  Laudpflanzen- Ver¬ 
landungsvegetation  auftritt.  Eine  solche  Vegetation  erzeugt  unter 
den  vorhandenen  Bedingungen  Torf,  der  nur  wenig  mächtig  zu 
sein  braucht,  um  schon  begehbar  zu  sein.  So  erblicken  wir  auf 
unserem  Bilde  bei  T  eine  solche  erste  Torffläche,  die,  als 
Kulturwiese  behandelt,  nicht  mehr  die  ursprüngliche  Natur  auf¬ 
weist,  abgesehen  davon,  daß  auch  sonst  hier  Kultureiuflüsse  mit¬ 
spielen,  besonders  gegeben  durch  den  künstlichen  Deich,  von 
welchem  wir  in  Fig.  2,  rechts  unten  bei  D,  ein  kleines  Stück 
erblicken.  Bei  dem  großen  Sandgehalt  unseres  Sapropelits  und 
dem  verhältnismäßig  schnellen  Wasserverlust  desselben,  wodurch 
die  schlammig- breiige  Sapropelnatur  schnell  verschwindet,  ist 
das  entstehende  Neuland  sehr  bald  für  Kulturzwecke  geeignet, 
freilich  durch  leichte  Uberschwemmbarkeit  naturgemäß  sehr  ge- 
fährdet,  weshalb  denn  auch  dort,  wo  Landwirtschaft  und  Wohnsitze 
vorhanden  sind,  eine  Eindeichung  erforderlich  oder  erwünscht  ist. 
Gräbt  man  den  sehr  wenig  mächtigen  Torf  bei  T  auf,  so  haben 
wir  naturgemäß  in  seinem  Liegenden  den  früher  gebildeten  Sapro- 
pelsand.  Unter  natürlichen  Verhältnissen  wird  ein  Boden  wie  T 
sehr  schnell  durch  Gehölze  besiedelt,  unter  denen  bei  uns  die 
Schwarzerle,  Ainus  glutinosa ,  die  Hauptrolle  spielt,  und  so  er¬ 
blicken  wir  denn  auch  weiter  nach  Osten  in  unser  Revier  vor¬ 
dringend,  wo  der  Vegetationsbestand  zum  Zwecke  forstlicher 
Kultur  in  seiner  verhältnismäßig  natürlichen  Form  belassen  worden 
ist,  einen  ausgedehnten  Erlenbestand,  in  den  unsere  Fig.  3  einen 
Einblick  gewährt.  Bei  der  bis  jetzt  angedeuteten  Genesis  des 

4 


Neue  Folge,  Heft  55. 


50  Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 

Bodeus  dieses  Geländes,  die  ein  sehr  flaclies,  niedriges  Gebiet 
schafft,  bleibt  —  wie  gesagt  —  das  Grnndwasser  leicht  zugäng¬ 
lich,  und  der  Boden  bleibt  sehr  naß.  Eine  Begehung  ist  demnach 
in  dem  nicht  durch  Eindeichung  geschützten  Walde  höchstens  mit 
hohen  Wasserstiefeln  möglich.  Für  den  Forstbetrieb  sind  denn 
auch  an  Stelle  begehbarer  Wege  meist  mit  dem  Kahn  befahrbare 
Gestelle  geschaffen  worden,  indem  der  Boden  durch  Aufschüttung 
seitlicher  Dämme,  D  in  unserer  Abbildung  3,  noch  etwas  vertieft 
worden  ist.  Aber  auch  diese  dadurch  geschaffenen  schmalen 
Dämme  sind  oft  genug  überschwemmt. 

Figur  3. 


D 

Erlensumpfmoor  östlich  Nemonien  (Memel=Delta). 

Ein  Gestell  in  Form  eines  mit  Kähnen  befahrbaren  Grabens.  Links  der  bei  der 
Vertiefung  des  Grabens  aufgeworfene  Damm  (D)  mit  Urtica  dioeca ,  die  im  Sumpf¬ 
moore  selbst  fehlt. 

(Aufgenommen  am  13.  IX.  1907.) 


Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 


51 

Die  überbaubaren  Partieen  werden  denn  auch  nur  im  Winter 
geschlafen,  wenn  der  Boden  durch.  Bildung  einer  Eisdecke  für 

O  0  7  ö 

die  Forstarbeiter  bequem  zugänglich  ist.  Wir  haben  es  in  diesem 
Erlenbruch  mit  einem  Sumpfflachmoorwald  zu  tun.  Dauernd  ist 
aber  dieses  Erlensumpfmoor  nicht  von  Bestand,  denn  durch  die 
stetige,  von  der  vorhandenen  Pflanzengemeinschaft  veranlaßten 
Torfproduktion  findet  allmählich  eine  Bodenanhöhung  statt,  die 
immer  mehr  und  mehr  aus  dem  höchsten  Grundwasserstand  her¬ 
austritt.  Es  bleibt  das  Gebiet  zwar  dann  zunächst  noch  als  Erlen- 
moor  bestehen,  aber  die  Sumpfpflanzen  des  Untergrundes  (Iris 
pseudacorus,  Glyceria  ßuitans  etc.)  treten  immer  mehr  und  mehr 
zurück  und  verschwinden  schließlich,  Landpflanzen  sonst  trockner 
Böden  mischen  sich  bei  und  gewinnen  sodann  die  Oberhand,  wie  u.a. 
die  große  Brenuessel,  Urtica  dioeca ,  die  wir  schon  auf  den  künst¬ 
lich  geschaffenen  Erhöhungen  im  Erlensumpfmoor,  nämlich  auf 
den  Dämmen  D,  reich  vertreten  finden.  Je  weiter  wir  demnach 
nach  Osten  vorschreiten,  um  so  mächtiger  wird  die  Torfschicht 
entsprechend  dem  Alter  des  Deltalandes,  das  in  unserem  Gebiete 
nach  Westen  zu  sich  allmählich  ergänzt.  Schreiten  wir  durch 
das  Erlenmoor  noch  weiter  nach  Osten,  so  kommen  wir  bald  in  eine 
Zone,  die  Überschwemmungen  überhaupt  nicht  mehr  ausgesetzt 
ist  oder  vielleicht  nur  in  ganz  besonderen  Ausnahmefällen  noch 
einmal  gelegentlich  in  Mitleidenschaft  gezogen  wird.  Es  wird  also 
hier  durch  irdisches  Wasser  so  gut  wie  keine  Nahrung  für  die 
Pflanzen  mehr  zugeführt,  abgesehen  von  derjenigen  Nahrung,  die 
die  Wurzeln  des  Pflanzenbestandes  aus  dem  dicht  darunter  be¬ 
findlichen  Grundwasser  aufzunehmen  vermögen.  Unter  diesen 
veränderten  Verhältnissen  ändert  sich  eben  auch  die  Pflanzen¬ 
gemeinschaft.  Von  Bäumen  treten  die  Erlen  immer  mehr  und 
mehr  zurück  und  die  Kiefer  ( Pinus  silcestris ),  auch  die  Moorbirke 
(Betida  pubescens)  gewinnen  die  Oberhand.  Gleichen  Schritt  hält, 
wie  augedeutet,  der  Wechsel  der  grundständigen  Flora  ein.  Wir 
sehen  hier  nunmehr  als  besonders  auffällig  den  Sumpfporst,  Ledum 
palustre ,  oft  den  Boden  dicht,  in  schönen,  großen  Sträuchern 
überziehen  und  in  dem  hier  besprochenen  Revier  auch  die  sonst 
seltene  Andromeda  calyculata :  wir  sind  im  Zwischenmoor,  Fig.  4. 

4* 


52  Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 

Unsere  Wanderung  weiter  nach  Osten  zeigt  uns,  daß  das  Zwischen¬ 
moorgebiet  verhältnismäßig  schmal  ist.  Sobald  wir  es  durchquert 
haben,  nehmen  wir  zu  unserer  Überraschung  wahr,  daß  wir  wie¬ 
derum  in  eine  sehr  nasse  Zone  geraten,  und  besonders  auffällig 
ist  hier  das  Auftreten  des  Rohrschilfs,  Fig.  5,  das  sonst  eine 
typische  Verlandungspflanze  ist  und  die  wir  daher  sonst  dort  zu 
erblicken  gewöhnt  sind,  wo  eine  Vertorfung  erst  eingeleitet  wird. 

Figur  4. 


Zwischenmoor  mit  Andromeda  calyculata  (rechts  und  im  Mittelgründe) 

und  Ledum  palustre  (u.  a.  links). 

Baumbestand  wesentlich  Pinns  silvestris ,  vorn  in  der  Mitte  eine  kleine  Picea  excelsa. 
Försterei  Laukwargen  östlich  Nemonien  (Memel-Delta). 

(Aufgenommen  am  25.  IX.  1907.) 

Hier  aber  würde  man  erwarten,  da  doch  die  Torfanhöhung  immer 
weiter  fortgeschritten  ist,  in  immer  trocknere  Gebiete  zu  kommen. 
Diese  erwähnte,  eigentümliche  Erscheinung  des  Wiederauftretens  von 

s  *zj  O 

Arundo  phragmites  erklärt  sich  durch  das  vorn  S.  38  —  41  über  die 


Hauptlypcn  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta.  53 

Entstehung  der  Hochmoore  Gesagte.  Wir  haben  gesehen,  daß 
nach  Maßgabe  der  Anhöhung  des  Bodens  durch  Torfbildung 
schließlich  nur  noch  atmosphärisches  Wasser  für  die  Vegetation 
zur  Verfügung  steht.  Die  Sphagnen,  die  sich  erst  zögernd  hei¬ 
mischen,  werden  immer  häufiger;  sie  sammeln  das  atmosphärische 
Wasser  und  beginnen  wiederum  den  Boden  zu  vernässen.  Haben 

Figur  5. 


Arundo  phragmites  =  Zone  am  Rande  des  Hochmoors. 

Bäume,  besonders  Firnis  silvcstris,  kleiner  als  im  Zwisckenmoor  (Fig.  4). 

Östlich  des  Zwischenmoors  Fig.  4. 

(Aufgenommen  am  25.  IX.  1907.) 

die  Sphagnen  und  die  mit  ihnen  vergesellschaftete  Pflanzen¬ 
gemeinde  den  Boden  weit  genug  durch  Torfbildung  erhöht,  so 
muß  das  Wasser  des  so  entstandenen  Hochmoorgeländes  an  den 
Rand  desselben  herabfließen  und  hier  eine  besonders  nasse  Grenz- 


54 


Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldeita. 


zone  bilden.  So  geringfügig  nun  auch  vergleichsweise  die  Nahrung 

o  o  o  o  o  o 

ist,  die  dadurch  in  dieser  Grenzzone  angereichert  wird,  so  genügt 
diese  doch  in  Verbindung  mit  dem  vorhandenen  mehr  offenen 
und  etwas  bewegten  Wasser,  um  von  der  Röhrichtpflanzengemein¬ 
schaft  besonders  Arundo  phragmites  einen  geeigneten  Standort  zu 
gewähren.  Die  geringere  Nahrung,  die  aber  doch  hier  vorhanden 
ist,  tut  sich  kund  in  dem  sonst  weniger  üppigen  Pflanzenbestaud; 
es  sind  im  allgemeinen  kleinere  Pflanzen,  die  uns  hier  entgegen¬ 
treten.  Haben  wir  diese  gewöhnlich  relativ  schmale  Wasserzone 
überschritten,  so  treten  wir  in  das  Hochmoor:  Fig.  6.  In  unserem 
Falle  ist  dies  eine  ausgedehnte,  viele  Quadratkilometer  umfassende 
Fläche,  die  freilich  durch  die  Kultur  schon  sehr  stark  vermindert 
worden  ist.  In  unserem  Hochmoorgelände,  Fig.  G,  mit  kleinen 
Pflanzen  und  Krüppelkiefern  (Pinus  silvestris) ,  kann  man  den 
Einfluß  der  Kultur  besonders  im  Vordergründe  daraus  ersehen,  daß 
hier  eine  reiche  Entwicklung  von  Besenheide,  Calluna  vulgaris, 
vorhanden  ist,  die  auf  Hochmooren  besonders  dort  sich  breit 
macht,  wo  künstliche  Entwässerungen  bereits  einen  Einfluß  aus¬ 
üben,  wie  hier  durch  einen  künstlichen  Graben  vor  unserem  Bilde 
oder  wo  trockenere  Zeiten  das  üppige  Wachstum  von  Sphagnum 
zurückhalten.  Dringen  wir  weiter  in  das  Zentrum  des  Hochmoores 
vor,  so  treffen  wir  auf  Wasserstellen:  einsam  gelegene  Seen,  Teiche 
und  Wasserlachen,  in  denen  Regenwasser  sich  sammelt,  Fig.  7. 
Bei  der  Größe  des  in  Frage  kommenden  Geländes  fließt,  wie  wir 
schon  andeuteten,  ein  Teil  des  Regenwassers  zum  Rande,  und 
zwar  auch  in  kleinen  Bächen,  Rüllen  genannt,  von  deneu  wir  in 
Fig.  8  eine  erblicken.  Auch  hier  kann  dann  wiederum  Rohrschilf 
am  Rande  der  Rüllen  auftreten,  eine  Pflanze,  die  —  wie  schon 
erwähnt  —  etwas  bewegtes  Wasser  liebt  und  auch  etwas  mehr 


Nahrung  gebraucht  als  die  typischen  Hochmoorpflanzen,  und 
diese  ihr  notwendige  Nahrung  ist  naturgemäß  in  einem  fließenden, 
wenn  auch  nahrungsschwachen  Wasser  bei  dem  ständigen  Wechsel 

o  o 

desselben  leichter  zu  haben.  Auch  die  in  Fig.  8  photographierte 
Rülle  ist  leider  dem  Untergänge  geweiht,  wie  denn  auf  dem  Bilde 
die  Einwirkung  der  Kultur  an  dem  Absturz  des  Wassers  ganz 


Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Mcmeldelta. 


55 


o 


u 

Ö 


Hochmoor  mit  Krüppel=KEefern  (Pinus  silvestrls)  bei  Franzrode  westlich  des  Timberfiusses  (MemePDelta). 

(Aufgenommen  von  Hrn.  Assmann  aus  Jodgallen,  Spätherbst  1907.) 


5G 


Haupttypeu  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 


vorn  zu  bemerken  ist:  es  gellt  dort,  vor  der  Riille,  ein  Entwässe¬ 
rungsgraben  durch. 

Daß  die  Moore  bei  uns  im  Verschwinden  begriffene  Gelände¬ 
formen  sind,  wenn  dies  auch  bei  dem  Fortschreiten  der  Kultur 
nicht  gut  anders  sein  kann,  ist  doch  aus  wissenschaftlichen,  aber 
auch  ästhetischen  Gründen  tief  bedauerlich.  Es  sollte,  ehe  es  ganz 
zu  spät  ist,  für  die  Erhaltung  eines  hinreichend  großen  Moor- 


Figur  7. 


Im  nördlichen  Teile  des  großen  Moosbruches  im  Memel=Delta. 
Hochmoor=TeIche,  durch  Sphagnum  verlandend. 

(Aufgenommen  am  25.  IX.  1907.) 


ixebietes  Sonxe  getragen  werden.  —  Großartig  ist  die  Natur  des 

O  O  O  O  O 

Moores.  Das  wird  freilich  noch  nicht  allgemein  empfunden.  Auch 
die  Schönheit  und  Erhabenheit  von  hohen  Gebirgen,  der  Alpen,  zu 
empfinden,  ist  ein  Werk  höherer  Gesittung  und  Bildung.  Einst 
empfand  man  nur  die  körperliche  Mühsal,  die  diese  Hindernisse 
des  Verkehrs  bieten,  und  jetzt  versenken  wir  uns  mit  großen  Ge- 


Ilaupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta.  5 7 

fühlen  in  jene  Wunder  der  Berge.  Der  besondere  Reiz,  den  die 
Naturbetrachtung  auf  uns  ausübt,  liegt  in  den  zunächst  im  Hinter¬ 
gründe  schlummernden,  dann  mehr  oder  minder  bewußt  empor¬ 
tauchenden  Gedanken  über  das  Wesen  jener  Wunder,  das  zu  er¬ 
gründen,  eine  natürliche,  menschliche  Regung  ist.  Ein  Gedanke, 
der  sich  unfehlbar  anknüpft,  wenn  wir  ein  Moorgelände  betrachten, 

Figur  8. 


Rülle  mit  Arundo  phragmites.  Nördliches  Elchtal,  im  nördlichen  Teil 
des  Großen  Moosbruches  (Memel  =  Delta). 

Quer  zur  Rülle  verläuft  vorn  (auf  dem  Bilde  unsichtbar)  ein  künstlicher  Entwässe¬ 
rungsgraben,  in  den  das  Rüllenwasser,  wie  auf  dem  Bilde  zu  sehen,  abstürzt. 

(Aufgenommen  am  25.  IX.  1907.) 

ist  der  über  das  Werden  des  Moores,  über  die  Zeit,  die  bei  einem 
auch  nur  wenige  Meter  mächtigen  Torflager  seit  dem  Beginn  seiner 
Entstehung  verflossen  ist  im  Vergleich  zu  der  Zeit,  wo  wir  eine 
sogenannte  menschliche  Weltgeschichte  haben,  oder  gar  zu  der 


58 


Haupttypen  von  Sumpf  und  Moor  im  Memeldelta. 


kurzen  Spanne,  die  dem  Einzelnen  gewährt  ist;  und  wenn  wir 
die  Millionen  kleiner  Pflänzclien  betrachten,  die  den  Boden  be¬ 
decken  und  einzeln  genommen  ein  Nichts  als  Beitrag  vermögen,  aber 
gemeinsam  und  in  aufeinander  folgenden,  zahllosen  Generationen 
unaufhaltsam  die  mächtige  Umgestaltung  und  Erhöhung  des  Ge- 

O  O  O  o 

ländes  bewirken:  dann  drängt  sich  auch  aus  einer  beschaulichen 
Betrachtung  der  Moore  ein  Gefühl  der  Erhabenheit  auf,  daß  all¬ 
überall  Quellen  findet,  wo  wir  uns  liebevoll  in  die  Natur  ver¬ 
senken.  Wenn  man  auf  einem  großen  Hochmoore  steht,  wo  der 
Blick  gar  nicht  oder  nur  in  weiter  Ferne  durch  anderes  Irdische 
begrenzt  wird,  so  lenkt  die  Einsamkeit,  die  ungestörte  Ruhe,  die 
Gedanken  ohne  weiteres  zu  jenen  Betrachtungen,  und  Natur¬ 
stimmungen  wirken  auf  uns  ein,  die  durchzukosten,  einen  unver¬ 
gleichlichen  Genuß  bereitet. 


Die  Sapr op e  1  -B  i  1  du n  gen . 

Sapropel  (Faulschlamm)  entsteht  aus  den  im  Wasser  lebenden 
tierischen  und  pflanzlichen  Organismen,  indem  diese  oder  Teile 
derselben  und  die  Exkremente  der  Tiere  zu  Boden  sinken,  wo 
sic  ein  Lager  bilden.  Unter  den  pflanzlichen  Organismen  sind 
besonders  wichtig  die  ölführenden  Algen.  Die  abgestorbenen  Or- 
minismen  und  die  Exkremente  der  Tiere  sammeln  sich  am  Grunde 
der  Gewässer  an,  wo  sie  oft  mächtige  Schichten  bilden,  die  je¬ 
doch  stets,  wenn  auch  zuweilen  nur  untergeordnet,  Drift-Bestand¬ 
teile  enthalten;  so  findet  sich  so  gut  wie  immer  im  Sapropel 
Blutenstaub  von  Windblütlern.  Im  Gegensatz  zu  den  Humus- 
Bildungen,  deren  wesentliche  Urmater ialien  Kohlen¬ 
hydrate  sind,  spielen' in  den  Sap  ro  pel-Ur  mate  rialien 
die  Fette  und  gewiß  auch  die  Proteine  eine  besondere 
Rolle,  und  zwar  in  beiden  Fällen  in  demselben  Sinne,  d.  h.  die 
genannten  Stoffe  üben  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die  ent¬ 
stehenden  Kaustobiolithe  aus,  indem  die  sich  zersetzenden  Kohlen¬ 
hydrate  der  Landpflanzen  anders  charakterisierte  Gesteine  ergeben 
wie  Urmaterialien,  die  weniger  Kohlenhydrate,  dafür  aber  relativ 
viel  Fett-  und  Protein-Substanzen  enthalten,  deren  Zersetzung 
daher  auch  andere  Produkte  liefert.  Wo  —  kürzer  gesagt  — 
einerseits  Kohlenhydrate,  andererseits  Fette  und  Proteine  stark 
vertreten  waren,  müssen  daher  auch  die  resultierenden  Kausto¬ 
biolithe  dementsprechend  von  einander  abweichen1).  Das  Prinzi- 

Bei  der  Kürze,  mit  der  icli  mich  in  den  vorläufigen  Mitteilungen  aus- 
diücken  mußte,  haben  meine  früheren  diesbezüglichen  Angaben  zu  Mißverständ¬ 
nissen  Veranlassung  gegeben,  z.  B  nach  der  Richtung,  als  sei  ich  der  Meinung, 
daß  die  Fette  noch  wesentlich  als  solche  in  den  Sapropel-Gfesteinen  vorhanden 
seien.  Die  obige  ausführlichere  und  exaktere  Darstellung  wird  hinsichtlich  dessen, 
was  ich  meine,  aufklären.  Näheres  ergibt  sich  aus  dem  Text  im  Kapitel  »Das 
Sapropel«. 


60 


Die  Sapropel-BildungeD. 


pielle  dessen,  was  ich  meine,  ist  der  generelle  wesentliche  Unterschied 
in  dem  quantitativen  Vorhandensein  von  Fetten  und  Proteinen 
einerseits,  nämlich  in  den  Sapropel-Urmaterialien,  und  in  dem  von 
Kohlenhydraten  andererseits,  nämlich  in  den  Humus-Urmaterialien, 
sowie  überhaupt  der  chemische  Unterschied  zwischen  beiden,  der 
sich,  wie  es  scheint,  auch  auf  die  allgemeine  Beschaffenheit  der 
Kohlenhydrate  beider  Gruppen  erstreckt,  wie  denn  auch  die 
Fettarten  der  Landbewohner  sich  von  denen  der  echten  Wasser¬ 
organismen  unterscheiden.  Ein  weiteres  Eindringen  der  organi¬ 
schen  Chemie  in  diese  Unterschiede  wäre  freilich  für  unseren 
Gegenstand  sehr  erwünscht.  Humus  und  Sapropel  sind  also  che¬ 
misch  so  verschieden,  daß  eiue  Scheidung  beider  geboten  ist;  jetzt 
wird  noch  beides  zusammengeworfeu,  z.  B.  von  den  »Humus«-Be- 
standteilen  von  Diatomeenpelit  gesprochen. 

Es  soll  nur  dann  von  Sapropel  resp.  Sapropel- Gestein  ge¬ 
sprochen  werden,  wenn  der  organogene  Schlamm  der  angegebenen 
Entstehung  noch  wirklich  oxydierbare  (brennbare)  kohlenstoffhaltige 
Teile  enthält;  sind  diese  bereits  ganz  oder  fast  ganz  oxydiert,  so  können 
zwar  immer  noch  wesentlich  organogene  Bestandteile  Zurückbleiben, 
z.  B.  beim  Diatomeenpelit  die  Schalen,  aber  dieser  Rest  ist  kein 
Sapropel  mehr;  wir  haben  es  dann  mit  einem  Akaustobiolith  zu  tun. 

Die  Hauptörtlichkeiten,  wo  Sapropel  entsteht,  sind  stagnie¬ 
rende  oder  der  Stagnation  angenäherte  Gewässer  und  auch  solche 
Gewässer,  deren  Trübe  die  organischen  Reste  sofort  dicht  ein- 
bettet.  Dies  tun  tonige,  überhaupt  pelitisehe  Sedimente.  Auch 
das  Sapropel  selbst  hat  pelitisehe  Beschaffenheit.  Sapropelit 
bedeutet  demnach  ein  mehr  oder  minder  stark  Sapropel  enthalten¬ 
des  Gestein  von  Pelit-Natur,  d.  h.  dieser  Terminus  umfaßt  das 
reine  Sapropel  und  die  Sapropel-Gesteine  mit  pelitischen  anorga¬ 
nischen  Zutaten,  wobei  »Pelit«  demnach  nur  auf  die  feiue,  ton¬ 
artige  Beschaffenheit  hinweist*).  Ein  Sapropelit  kann  also  ganz 

*)  Im  Anschluß  an  Carl  Fried.  Naumann  nennt  man  Gesteine  von  feinerdiger, 
tonähnlicher  Beschaffenheit  Pelite.  Es  ist  für  uns  —  wie  z.  B.  in  der  Zusam¬ 
mensetzung  Diatomeen-Pelit  —  vielfach  bequem,  den  Terminus  Pelit  zu  benutzen, 
wenn  man  nämlich  nichts  über  den  Sapropel- Geh  alt  aussagen  will.  In  gleicher 
Weise  werden  wir  für  stark  sandige  Gesteine  den  Zusatz  Psammit  gebrauchen. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


61 


rein  sein  (ausschließlich  aus  organischen  Resten  hervorgegangen), 
oder  kann  noch  anorganische  Bestandteile,  ebenfalls  von  Pelitnatur, 
enthalten. 

Auch  gröberen  Sand  (Feinsand  gekört  dagegen  zu  den  Pe- 
liten)  kann  Sapropel  durch  Einbettung  enthalten;  wir  haben  dann 
Sapr opsammit,  der  aber  untergeordneter  auftritt. 

Übersichtlich:  Alle  Gesteine  von  Pelit-Natur,  deren  Charakter 
durck  das  Vorhandensein  oder  Vorhandengewesensein  von  Sa- 
propel-Material  mitbedingt  wird,  inkl.  derjenigen,  die  ausschließlich 
oder  fast  ausschließlich  nock  Sapropel  (in  Schlamm-Konsistenz) 
sind  oder  die  bereits  den  Saprokoll-Zustand  angenommen  haben 
oder  aber  bereits  vollkommen  erhärtet  sind,  sind  Sapropelite. 
Ein  Zusatz  zu  Sapropelit  —  wie  Di  atomeen-Sapropelit  (kurz 
Diatomeen-Pelit)  —  würde  also  über  den  Zustand  des  Ge¬ 
steines,  ob  schlammig,  gallertig  oder  fest,  nichts  aussagen,  sondern 
in  dem  angegebenen  Beispiel  nur  bedeuten:  ein  Sapropel  oder  ein 
aus  Sapropel  hervorgegangenes  Gestern,  dessen  wesentliche  Ur- 
materialien  Diatomeen  sind.  Die  bituminösen  Tone  und  Mergel 
(z.  B.  der  Posidouomyen-Schiefer)  und  bituminösen  Kalke  sind  eben¬ 
falls  Sapropelite  (Ton  -  resp.  Kalk-Sapropelit).  Der  Ausdruck 
Diatomeen-Pelit  besagt  nichts  über  den  Gehalt  an  brennbarer 
organischer  Substanz,  umfaßt  also  auch  die  aus  bloßen  Diato¬ 
meenpanzern.  bestehenden  Gesteine,  bei  denen  die  brennbare 
organische  Substanz  durch  Verwesung  (oder  Auslaugung?)  ver¬ 
schwunden  ist. 

Sapropsammite  sind  bei  der  porösen  Beschaffenheit  des 
Sandes,  wodurch  die  Sapropel-Bestandteile  sehr  vergänglich  werden, 
wie  gesagt,  weder  rezent  noch  fossil  wichtig,  es  sei  denn,  daß 
psammitische  Bestandteile  nur  untergeordnet  beigemengt  sind. 

Im  Gegensatz  zu  den  Sapropeliten  und  -psammiten  stehen  die 
II  umipelite  resp.  H um ipsammite,  bei  denen  der  brennbare 
organische  Gemengteil  eine  H  umus-Bildung  ist. 

Nach  der  Ablagerungsweise  handelt  es  sich  bei  der  Sapropel- 
bildung  um  eine  Sedimentierung,  die  aber  wesentlich  an  Ort  und 

©  ©7 

Stelle  geschieht,  wo  die  Organismen  gelebt  haben,  d.  h.  um  eine 


62 


Die  Sapropei-Bildungen. 


aiitochthone  Sedimentierung,  im  Gegensatz  zur  alloch- 
thoneu  Sedimentierung  von  herzugeführter  anorganischer 
Mineraltrübe  (Ton,  Sand  etc.).  Im  Vergleich  zur  Antochthonie 
auf  dem  trocknen  Boden,  d.  h.  der  terrestrischen  Autoch- 
thonie  z.  B.  von  Moortorf,  wären  die  Sapropel  Bestandteile  eines 
Schlammes  als  aqua  tisch  autochthon  zu  bezeichnen,  nur  ist 
dabei  zu  berücksichtigen,  daß  innerhalb  eines  Sapropel  bildenden 
Gewässers,  sofern  dieses  gelegentlich  durch  den  Wind  in  stärkere 
Bewegung  gebracht  wird,  dann  innerhalb  dieses  Wassers  die 
weniger  tief  abgelagerten  Sapropelit- Massen  gern  aufgerührt  und 
transportiert  werden,  so  daß  sicli  dann  oft  Sapropelit- Bänke 
bilden,  die  entweder  nur  eine  geringe  Wasserbedeckung  aufweisen 
oder  auch  vollständig  zu  Tage  treten,  wie  z.  B.  oft  genug  am 
östlichen  Ufer  des  Kurischen  Haffs,  Fig.  2,  wo  der  stellenweise 
2  m  mächtige  Sapropelit  bei  Sturm  aufgewühlt  wird  und  das 
Wasser  stark  trübt. 

Zuweilen  sieht  man,  daß  durch  die  vom  Winde  verursachte 
Bewegung  des  Wassers  auf  dem  Boden  desselben  —  falls  die 
Wasserbedeckung  über  dem  Sapropelit  nur  gering  ist  —  dieses 
letztere  in  Geröllform  gebracht  wird.  Ich  sah  dies  u.  a.  im  Feder¬ 
see  nördlich  des  Schussenrieder  Moores  in  Württemberg,  wo  an 
einer  Stelle  die  Oberfläche  des  Sapropels  mit  größeren  gallertig- 
weichbreiigeu  Sapropel-Klumpen  in  Geröllform  bedeckt  war. 


Sapropel-Bildungsstätten  und  -Lagerstätten. 

Lagerstätten  von  Sapropelgesteinen  sind  vor  allem  stagnierende 
(stockende)  bis  halbstagnierende  Wässer  (unter  den  Torfen  kommen 
ebenfalls  gewisse  Sorten  in  offenen  Wässern  vor  [vergl.  unter 
Schwemm-  und  Schlämm-Torf]). 

Die  Wasserstellen,  die  für  Sapropel-Bildungeu  geeignet  sind, 
verteilen  sich  auf  ruhige  oder  ruhigere  Küsten-  und  Ufer-Stellen  des 
Meeres,  großer  Kontinental-Seen  oder  von  Flüssen,  und  auf  ruhige 
oder  ruhigere  Seen,  besonders  auf  solche  ohne  Zu-  und  Abflüsse 
(»Blindseen«)  und  Teiche.  Es  ist  für  uns  notwendig,  Seen  im 
engeren  Sinne  und  T eiche  (  W e i  her,  T  ü  m p e  1  usw.)  zu 


Die  Sapropel-Bildungen. 


63 

unterscheiden  (vergl.  diesbezüglich  auch  io  Bd.  II  das  Kapitel  Flach- 
moor-Sümpfe),  d.  h.  die  tieferen  Wasserwannen  und  die  ganz 
flachen,  höchstens  einige  Meter  Tiefe  erreichenden  geschlossenen 
w  asserstellen,  denn  es  wird  vielleicht  möglich  werden,  die  Sapro- 
pelite  der  Süßwässer  hinsichtlich  ihrer  Entstehung  in  Seen  oder 
Teichen  mikroskopisch  zu  unterscheiden,  wenn  wir  erst  über  die 
Verschiedenheit  des  Planktons  in  beiden  genauer  orientiert  sein 
werden.  (Näheres  im  Kapitel:  die  Sapropel  bildenden  Organismen.) 
Auch  ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Zersetzung  von  Sapropel  an 
wenig  tiefen  Wasserstellen  eine  intensivere  sein  muß  wegen  der 
ständigen  Durchwühlung,  die  es  —  abgesehen  von  gerade  liier 
gern  lebenden  Wassertieren  wie  Schlammwürmern  usw.  —  durch 
griindelnde  Wasservögel  erfährt.  Ist  eben  ein  für  Sapropel-Er- 
zeugung  sonst  geeignetes  Gewässer  gleichzeitig  besonders  günstig 
für  das  Leben  von  Schlammbewohnern,  z.  B.  von  Schlammwürmern, 
so  wird  weniger  Sapropel  entstehen,  als  man  es  sonst  zu  er¬ 
warten  hätte.  Guido  Schneider  ])  gibt  n.  a.  als  Schlammbe¬ 
wohner  an:  von  Rhizopoden  Arcella  vulgaris ,  Difflugia- Arten,  von 
Insektenlarven  Chironomus  usw.,  von  Würmern  Tubifex  rivulorum , 
Dorylaimus  stcignalis ,  Plagiostoma  lemani ,  von  Krebschen  Lynceus 
affinis.  Von  Fischen  wühlt  Abramis  brama  zur  Nahrungssuche  im 
oberen  Schlamm.  Usw. 

Sind  Wasserstellen  mit  Sapropel  oder  Sapropel  enthaltenden 
Sedimenten  vollständig  erfüllt,  so  haben  wir  sehr  gefährliche 
Sümpfe.  Ein  Sumpf  ist  eine  mit  Schlamm  erfüllte,  nicht  be¬ 
gehbare  Stelle.  Als  Schlamm  (im  eigentlichen  Sinne)  darf  nur 
ein  naßschlüpfriges,  gleitendes,  fließendes  Material  bezeichnet 
werden,  nicht  fest  genug,  um  etwa  einen  Menschen  zu  tragen. 
Dieser  Schlamm  kann  Humus  sein  oder  humusreich,  gewöhnlich 
ist  er  ein  Sapropelit,  der  in  vielen  Fällen  den  Boden  für  eine 
Moorbildung  abgibt. 

Es  ist  demnach  darauf  zu  achten,  daß  Moor  und  Sumpf  zu 
unterscheiden  sind:  ein  Moor  ist  ein  —  wenn  auch  oft  schwierig 
und  gelegentlich  wegen  Hochwasserstand  gar  nicht  —  begehbares 

!)  Schneider,  Der  Obersee  bei  Reval  (Archiv  für  Biontologie,  Berlin  1908, 
S.  36,  37  und  57  ff.). 


t 


64 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Torfgelände;  ein  Sumpf  hat  aber  eine  schlammige  Boden¬ 
beschaffenheit,  die  wegen  steten  Vorhandenseins  von  Wasser  und, 
da  Schlamm  nicht  tragfähm  ist,  ein  Begehen  verbietet.  Freilich  kann 
auch  der  Torf  breiig,  schlammig  sein,  dann  haben  wir  eben  einen 
Torf- Sumpf  oder  aber  nur  sumpfige  Moore1).  Wo  Sapro- 
pelite  in  genügender  Menge  vorhanden  sind,  ist  aber  das  Gelände 
bei  der  dann  stets  schlammigen  Beschaffenheit  des  Bodens  immer 
ein  Sumpf:  ein  Sapropelit- Sumpf.  Ein  Terrain,  das  einem 
Sumpf  angenähert  ist,  wird  man  als  ein  sumpfiges  bezeichnen. 
Ein  Moor  kann  also  mehr  oder  minder  sumpfig  sein. 

Sumpf  wird  meistens  anders  definiert.  Bei  F.  A.  Forel 
z.  B.  finden  wir2):  »Sümpfe  sind  Weiher  von  so  geringer  Tiefe, 
daß  sich  überall  die  durch  ihre  über  den  Wasserspiegel  empor¬ 
reichenden  Triebe  ausgezeichnete  Sumpfflora  entwickeln  kann.« 
Dazu  ist  zu  bemerken,  daß  solche  Stellen  freilich  meist  oder  oft 
Sümpfe  in  unserem  Sinne  sind,  aber  einerseits  kann  eine  solche 
Stelle  auch  festen  begehbaren  Boden  haben,  andererseits  umfaßt 
diese  Begriffsbestimmung  bei  Forel  nicht  die  durch  Sapropelit- 
ausfüllung  aus  stehenden,  tieferen  Wässern  entstandenen  Sümpfe, 
ebensowenig  wie  die  mit  Torfbrei  erfüllten  Moorstellen  auch  aut 
Hochmooren  oder  überhaupt  viele  mit  wirklichem  Schlamm  be¬ 
setzte  Stellen. 

Zur  Synonymie:  Meermoore  nennt  A.  v.  Chamisso  18*24 
Lager  aus  Meerpflanzen.  Als  Kalkmoore  bezeichnet  Kefer- 
STEIN  (1826,  S.  78)  speziell  die  Sapropelkalk- Lagerstätten  (vergl. 
Kalkmoor  in  unserem  Sinne,  S.  37).  Eiu  Sumpf  heißt  auch  Morast, 
der  altplattdeutsche  Ausdruck  Vie  ist  jetzt  in  der  Bedeutung 
Sumpf  erloschen3). 

Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  Gewässer,  die  keine  hin¬ 
reichende  Nahrung  für  ein  üppiges  Leben  echter  Wasserorganismen 

b  Den  Ausdruck  Sumpfmoor  brauchen  wir  für  einen  besonderen  Moor-Typus, 
worüber  später  Ausführliches;  s.  auch  schon  vorn  S.  36. 

2)  Forel,  Handbuch  der  Seenkunde.  Allgemeine  Limnologie,  Stuttgart 
1901,  S.  4. 

3)  Die  obige  Angabe  über  Yie  verdanke  ich  Herrn  Bezirksgeologen  Dr.  W. 
Wolff,  der  hinzufügt:  Yie  ist  stammverwandt  mit  veen,  fenn.  Tn  der  Weser¬ 
marsch  bei  Bremen  gibt  es  ein  Nieder-  und  Ober-Yieland. 


Die  Sapropel-Bilflungen. 


65 


bieten,  auch  dann  keine  geeigneten  Sapropel-Bilduugsstätten  sind, 
wenn  sie  der  anderen  Hauptbedingung  genügen,  nämlich  der,  mehr 
oder  minder  stagnierendes  Wasser  zu  enthalten.  So  gibt  es  Hoch¬ 
moorseen,  die  so  gut  wie  kein  Sapropel  erzeugen.  Bei  Dretschungen, 
die  ich  im  Hornsee  im  Schwarzwald  (einem  baden-württember¬ 
gischen  Grenzsee)  und  in  anderen  Hochmoor- Teichen  und  -Seen 
vornahm,  konnte  ich  wesentlich  nur  Schlämmtorf  als  Boden  des 
Sees  wahrnehmen. 

Sapropelite  können  eine  mehrere  Meter  (ich  konstatierte  in 
einem  rezenten  Vorkommen  in  Ostpreußen  ca.  15  m)  starke 
Mächtigkeit  gewinnen;  sie  sind  weit  verbreiteter  als  Humusge¬ 
steine  —  sowohl  rezent  wie  fossil  —  und  zwar  heute  in  allen 
Zonen  der  Erde,  die  überhaupt  organisches  Leben  gestatten, 
während  Humusgesteine  in  den  Tropen,  wie  es  scheint,  weit 
untergeordneter  vertreten  sind  als  in  der  nördlich  gemäßigten  Zone. 
Auch  aus  den  heißesten  Tropen  sind  mir  an  Sapropel  reiche  Sapro¬ 
pelite  bekannt.  So  erhielt  ich  einen  sehr  sapropelreichen  Schlamm 
—  in  der  Trockensubstanz  rund  50  pCt.  Brennbares  —  von  Herrn 
Prof.  Stille  aus  der  Lagune  von  Maracaibo  (Venezuela).  Er  hatte 
einen  Bekannten,  Herrn  Hans  Stumpf,  gebeten,  ihm  für  mich 
von  dem  Material  zu  besorgen.  Herr  Stumpf  schreibt: 

»Ich  versuchte  selbst  eines  Sonntags  Nachmittag  mit  dem 
Dampfer  an  die  passendste  Stelle  des  Sees  zu  gelangen  und  mir 
dort  die  Flaschen  zu  füllen,  dabei  wurden  mir  aber  die  Schrauben¬ 
flügel  im  Tang  unklar  und  ich  brachte  das  Boot  nur  mit  tausend 
Mühen  nach  Haus.  So  ließ  ich  den  Stoff  dann  durch  Indianer 
besorgen.« 

Ich  veröffentliche  diese  Briefstelle,  um  auf  die  Schwierigkeit 
aufmerksam  zu  machen,  die  die  Aufsuchung  von  Sapropeliten  oft 
bereitet,  woraus  sich  zum  Teil  die  geringe  Beachtung  erklärt,  die 
sie  gefunden  haben.  Mit  »Tang«  ist  hier  offenbar  wesentlich  der 
Schlamm  gemeint. 

Das  mir  vorliegende  Material  stammte  aus  einem  mit  der 
Lagune  durch  einen  Kanal  verbundenen  See  (Cienega)  auf  dem 
durch  Verlandung  entstandenen  Gelände,  das  im  Osten  die  La¬ 
gune  von  dem  Golf  trennt.  Auch  in  der  Lagune  selbst  ist  an  der 

5 


Neue  Folge.  Heft  55. 


66 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Küste  dieses  Geländes  Sapropelit  vorhanden.  Die  Lagune  führt 
von  Dezember  bis  März  Brackwasser.  Die  Gezeitendiffereuz 
beträgt  40  cm.  Im  Kanal  lag  der  Schlamm  1  bis  l1/2  Fuß  tief, 
im  See  wurde  er  mit  einer  Stange  von  einigen  Metern  Länge 
nicht  durchteuft. 

In  der  großen  Fischbai,  die  von  großen  Organismen  namentlich 
Fischen  und  einer  Fülle  kleinerer  und  namentlich  mikroskopischer 
pflanzlicher  und  tierischer  plauktouisch  lebender  Organismen 
wimmelt,  »scheint  —  sagt  Carl  Chun1)  —  der  massenhaft  nieder¬ 
sinkende  organische  Detritus  nicht  vollständig  aufgezehrt  zu 
werden2);  namentlich  im  hinteren  Teile  der  Bucht,  wo  auch  die 
Grundfauna  nur  spärlich  entwickelt  ist,  war  dem  Schlamme 
übelriechende,  in  Zersetzung  befindliche  organische  Substanz  bei¬ 
ge  in  engt.« 

Es  sind  —  wie  gesagt  —  die  ruhigen  Gewässer,  die  für  die 
Entstehung  vou  Faulschlammen  oder  Faulschlamm-Gesteinen  in 
erster  Linie  in  Frage  kommen,  da  naturgemäß  die  Hintanhaltung 

o/o  o 

oder  wesentliche  Erschwerung  vollständiger  Verwesung,  die  die 
bewegten  Wässer  durch  die  Sauerstoffzufuhr  bewirken,  Bedingung 
ist;  sie  ist  eben  dort,  wo  mehr  oder  minder  stagnierendes  oder 
nur  wenig  bewegtes  Wasser  vorhanden  ist,  erfüllt.  Wir  finden 
denn  auch  Faulschlamm- Ablagerungen  in  Seen  ohne  oder  mit  nur 
sehr  schwachen  Zuflüssen  in  allererster  Linie. 

Welchen  Unterschied  bieten  nicht  die  echten  Faulschlammseen 
gegenüber  denen,  die  kaum  oder  auch  nicht  eine  Spur  unzersetzter  or¬ 
ganischer  Reste  aufzubewahren  im  Stande  sind !  Das  organische  Leben 
drängt  sich  mit  Macht  in  den  Bereich  der  Faulschlammseen,  um  ihn 
schließlich  durch  die  Fülle  des  erzeugten  organischen  Stoffes  zu  be¬ 
wältigen.  Vom  Wasser  aus  zum  Lande  sieht  es  aus  wie  ein  Kampf, 
den  die  Lebewesen  gegen  das  offene  Wasser  führen,  das  ihnen  doch 
gerade  die  nützlichsten  Lebensbedingungen  bietet.  Im  Wasser  selbst 

O  o  o 

1)  Aus  den  Tiefen  des  Weltmeeres.  Jena  1900,  S.  130. 

2)  Auch  dann,  wenn  alles  aufgezehrt  würde,  müßten  doch  wenigstens  Kot- 
Ansammlungen  vorhanden  sein  ;  übrigens  sind  auch  in  den  Tiefseeschlammen  (s. 
z.  B.  hinten  über  Globigerinen-Schlamm)  noch  —  wenn  auch  geringere  Mengen  — 
Quantitäten  verdaiumgsfähiger  Substanzen  vorhanden. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


67 

häuft  sich  von  Jahr  zu  Jahr  der  organogene  Schlamm  immer  mehr 
au  und  erhöht  ständig  den  Seeboden;  vom  Lande  her  treten  die 
Sumpfpflanzen  heran,  die  schließlich  bei  hinreichender  Annäherung 
der  Oberkante  des  Faulschlammes  an  den  Wasserspiegel  diesen 
Schlamm  als  Boden  benutzen.  Bei  ausnahmsweise  niedrigem 
Wasserstand  oder  nach  künstlichen  Seespiegel-Senkungen  kann 
—  wie  unsere  Figur  9  veranschaulicht  —  der  nackte  Faul- 
schlämm,  d.  h.  noch  unbestanden  von  Sumpfpflanzen,  an  der  Ober¬ 
fläche  erscheinen,  und  wer  diesen  tückischen,  breiigen  Boden  nicht 
kennt,  der  meint  wohl  ihn  betreten  zu  können;  der  Sumpf,  der 
nunmehr  an  Stelle  des  Sees  oder  eines  Teiles  desselben  vorhanden 
ist,  gehört  aber  zu  den  gefährlichsten  Geländen.  Schon  das  Heran¬ 
kommen  vom  Lande  her  verbietet  sich  allermeist  von  selbst.  So 
ist  es  denn  unter  natürlichen  Verhältnissen  und  ohne  besondere 
Vorkehrungen  überhaupt  oft  unmöglich,  das  Ufer  des  verbleibenden 
Wasserspiegels  eines  Sapropelitsees  zu  erreichen.  Seine  Ufer  sind 
Sumpfpflanzenbestände,  die  vorpostenartig  von  der  Wasserfläche 
Besitz  ergreifen. 

Einen  vollen  Gegensatz,  das  andere  Extrem  zu  solchen  Faul¬ 
schlamm-Seen,  bilden  z.  B.  die  Seen  in  jungen  Gebirgen  mit 
vielen  Steilhängen  und  dadurch  Steinschlag,  der  die  Ufer  und  den 
Grund  einnimmt.  So  zeigte  der  Lüner-See  in  Tirol  Ende 
August  1906  ein  rund  10  bis  15  m  breites  vegetationsloses,  steiniges 
Ufer  mit  kleinen  Terrassen,  die  andeuten,  daß  der  Wasserstand 
stark  und  regelmäßig  wechselt1).  Das  Wasser  selbst  ist  unheim¬ 
lich  klar,  sofern  nicht  ausnahmsweise  die  stärker  anschwellenden 
Zuflüsse  Trübe  mitbringen;  nur  Forellen  und  einige  andere  Fische 
und  wenige  Organismen  vermag  die  spärliche  Nahrung  des  Sees 
zu  erhalten.  Das  unbewaffnete  Auge  sieht  überhaupt  nichts  von 
organischem  Leben  und  erblickt  durch  das  kristallklare  Wasser 
den  Grund,  wo  bei  Sonnenschein  die  Kalksteinbrocken  einen  sicht¬ 
baren  Schatten  werfen.  Das  stark  bewegte  einfließende  Wasser, 
der  Abfluß  des  Sees,  der  periodische  Wechsel  des  Wasserstandes 

l)  Der  Lünersee  hat  überdies  in  dem  kurzen  Zeitraum  von  1873  bis  1887 
nach  Löwe  seinen  Wasserspiegel  um  6,5  m  gesenkt.  (Zeitschr.  des  Deutschen 
und  Österreichischen  Alpenvereins  1888,  S.  27  ff.) 


o* 


Ein  Teil  des  Schwarzen  Sees  bei  LiebemühJ  bei  Osterode  in  Ostpreußen, 
die  Verschlammung  durch  Faulschäamm  (F)  zeigend. 

Wasser,  S  =  Sumpfflora  (Typ ha  usw.),  dio  Sumpftorf  erzeugend  auf  dem  Faulschlamm  ein  Schwingmoor  gebildet  bat. 

B  =  Birkenmoor  (auch  Erlen)  als  weitere  Etappe  der  Verlandung. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


69 


bedingen  eine  reichliche  Sauerstoffzufuhr  und  verhindern  jegliche 
auch  noch  so  geringfügige  Ansammlung  sich  zersetzender  orga¬ 
nischer  Reste.  Auch  die  Durchschnittskälte  stört  das  Planktou- 
leben  im  Liinersee. 


Es  gibt  übrigens  auch  Gewässer,  die  hinreichende  Bedingungen 
für  eine  SapropehEntstehung  bieten,  denen  man  das  aber  nicht 
ohne  Weiteres  ansieht.  Natürlich  ist  dies  dann  zunächst  der  Fall, 
wenn  der  See  noch  nicht  gehörig  mit  Sapropelit  erfüllt  ist,  er  insbe¬ 
sondere  nur  anorganisch  mineralische  Ufer  besitzt.  Steht  man  am 
Ufer,  so  vermag  man  —  wenn  es  sich  also  nicht  uni  fast  vollständig 
mit  Sapropelit  erfüllte  Seen  handelt  —  oft  nicht  zu  erkennen,  daß 
das  Becken  zu  den  Sapropel  bildenden  gehört;  denn  die  Sapropel- 
Urmaterialien  werden  vom  Wasser  zu  den  ruhigsten  Stellen  ge- 
führt,  d.  h.  in  die  Tiefen  und  an  windgeschützte  Stellen  wie 
Buchten  oder  dann  auch  gelegentlich  ans  Ufer.  So  weisen  die 
Ufer  der  Seen  des  Grunewaldes  bei  Berlin  durch  ihre  meist  san¬ 
digen  Bestandteile  nicht  darauf  hin,  daß  diese  Seen  ziemlich  große 
Sapropelitmengen  beherbergen;  an  der  geschützten  Stelle  des 
Schlachtensees  am  Bahnhof  Schlachtensee  jedoch  bildet  —  wie 
unsere  Figur  10  zeigt  —  eine  tüchtige  Sapropelit-Bank  (aus  Sapropel- 
Kalk)  das  unscharfe  Ufer,  eine  Bank,  die  den  Boden  für  Sumpf¬ 
pflanzen  abgibt,  die  landwärts  eine  begehbare  Torffläche  gebildet 
haben1).  In  unserem  Fall  kommt  hinzu,  daß  der  Schlachtensee 
und  die  anderen  Seen  derselben  Seen-Kette  ansteigende  Ufer  be¬ 
sitzen,  so  daß  stärkere  Regengüsse  an  den  meisten  Stellen  immer 
wieder  Sand  ans  Ufer  bringen  und  so  eventuell  vorhandene  Sa¬ 
propelit- Bildungen  übersanden.  Dretscht  man  in  gehöriger  Ent¬ 
fernung  vom  Ufer,  so  erhält  man  vielfach  reines  Sapropel,  nament¬ 
lich  unter  der  durch  die  Einflüsse  der  Menschen  (Schiffahrt, 
Fischerei  usw.)  stärker  veränderten  und  mit  unnatürlichen  Zu¬ 
taten  gemischten  obersten  Schicht. 

Außer  stagnierenden  Seen  kommen  als  Sapropelit-Bildungs- 
stätten  in  Betracht  Altwässer,  seeförmige  Buchten  langsam  fließen- 


9  Die.-e  instruktive  Stelle,  bestanden  mit  Cladium  Mariscus  usw.,  ist  durch 
Umgestaltung  des  Ufers  Jeider  wohl  der  Vernichtung  verfallen. 


70 


Die  Sapropel-Bildungen. 


der  Gewässer,  wie  z.  B.  die  der  Havel,  usw.  Es  ist  dabei 
gleichgültig,  ob  es  sich  um  Süß-  oder  Salzwasser  handelt:  Salz- 
seen  kommen  in  den  abflußlosen  Gebieten  vor.  Wenn  Sapropelite 
in  Meerwasser  entstehen,  kommen  die  Strandregionen  in  Betracht; 
besonders  genannt  seien  die  flachen  Salzwassersümpfe  (z.  B.  Man- 

Figur  10. 


Sapropelit=Bank  mit  Sumpfpflanzen 
am  Schlachtensee  im  Grunewald  bei  Berlin; 

Partie  am  Bahnhof  Schlachtensee. 

Den  Vordergrund  bildet  eine  wesentlich  mit  Sumpfpflanzen  bestandene  Bank  aus 
Sapropel  -  Kalk.  Am  Wasserrande  eine  Zone  bestanden  mit qSenecio  paluster ,  da¬ 
vor  Stratiotes  aloides ,  vorn  Glycerin  aquatica  und  Cladium  Mciriscus. 

(Aufgenommen  im  Sommer  1907.) 

groven-Siimpfe),  in  denen  Sapropelit  gebildet  wird  *).  Die  Brack¬ 
wasser-Zone  ist  überhaupt  besonders  hervorzuheben.  Die  Man- 
groven-Formation  findet  sich  in  den  Tropen  da,  wo  die  Küste 

0  Warmiisg,  Ökolog.  Pflanzengeogr.,  2.  Autl.,  1902,  S.  311, 


Die  Sapropel-Bildungen. 


71 


ganz  allmählich  in  den  Meeresboden  übergeht.  Besonders  bevor- 
zugt  sind  die  Mündungen  der  Flüsse;  entlang  den  letzteren  gehen 
die  Vertreter  der  Mangroven-Formation  auch  ins  Innere  hinein1). 
An  günstigen  Örtlichkeiten  ist  die  genannte  Formation  sehr  aus¬ 
gedehnt;  Mohnike2)  sagt  z.  B.  von  der  Ostküste  von  Sumatra: 
»Dieser  ganze,  sich  durch  10  Grade  geographischer  Breite  hin¬ 
ziehende  Küstenstrich  ist  mit  diesen  Wäldern  bedeckt«.  Die  an 
den  Flachküsten  verbreiteten  seichten,  vom  Aleere  abgesclmittcnen 
oder  noch  mit  ihm  in  Verbindung  stehenden  wasserbedeckten 
Stellen  sind  dann  hier  noch  zu  erwähnen. 

Um  sich  weiter  zu  vergegenwärtigen,  wo  Sapropel- Gesteine 
entstehen,  mag  auch  auf  das  Wattenmeer3)  zwischen  den  nord¬ 
friesischen  Inseln  und  der  Küste  von  Schleswig-Holstein  liinge- 
wiesen  werden,  dessen  Boden  hier  und  da  ein  Schlick  ist,  dem 
aus  den  abgestorbenen,  im  Wattenmeer  lebenden  Tieren  und 
Pflanzen  Teile  und  Zersetzungsprodukte  beigemengt  sind.  Solche 

')  K.  Goebel,  Pflanzenbiolog.  Schilderungen  I.  1889,  S.  113 — 114. 

^  Mohnike,  Das  Pflanzen-  und  Tierleben  in  den  niederländ.  Malayenlän- 
dern,  S.  137.  Zitiert  bei  Goebel,  1.  c.,  S.  114. 

3)  Unter  Watten  versteht  man  dasjenige  Gebiet  im  Bereiche  von  Meeres¬ 
küsten,  das  bei  Hochwasser  überschwemmt,  bei  Niedrigwasser  in  großen  Flächen 
als  Land  hervortritt.  Das  Wort  Watten  hängt  etymologisch  mit  waten  zusammen: 
es  bezeichnet  also  die  amphibischen  Strecken,  die  sich  bei  Niedrigwasser  durch¬ 
waten  lassen.  Das  franz.  Wort  vase  (=  Schlamm)  ist  desselben  Ursprungs. 
Herr  Oberlehrer  Prof.  Dr.  F.  Matthias  schreibt  mir:  Watt,  masc.  und  neutr. 
bedeutet  »ein  seichter  Ort  im  Wasser,  besonders  die  bei  der  Ebbe  trocken  lau¬ 
fende  Abflachung  der  Ufer  des  Marschlandes«  (Sanders).  Es  ist  abzuleiten  von 
waten  (althochdeutsch  watan,  mittelhochdeutsch  waten,  mittelniederdeutsch  und 
neu  niederdeutsch  waden).  Zu  vergleichen  ist  auch  altnordisch  vadha  =  waten, 
vorwärtsdringen,  stürzen.  Watt  ist  also  eine  Stelle,  wo  man  hindurchwaten 
kann.  Der  Stamm  ist  indogermanisch,  denn  auch  das  Lateinische  hat  vädare  = 
waten  und  vädum  =  seichtes  Wasser,  Untiefe,  Furt;  auch  vädere  =  schreiten 
gehört  wohl  trotz  des  langen  a  zur  Verwandtschaft.  Es  ist  übrigens  merkwürdig, 
daß  gerade  wie  im  Deutschen  bei  Watt  so  auch  im  Lateinischen  neben  dem 
Neutrum  vädum  ein  Masculinum,  vädus  vorkommt.  Schon  die  Römer  haben 
unser  Wattenmeer  an  der  Nordsee  mit  demselben  Namen  bezeichnet.  So  spricht 
Tacitus  in  den  Annalen  I,  70  von  dem  vadosum  mare  an  der  Emsmündung, 
und  II,  23  werden  i.  J.  16  n.  Chr.  die  Schiffe  des  Germanicus  bei  Sturm  aus 
Südwest  verschlagen  in  insulas  saxis  abruptis  (Helgoland!)  vel  per  vada 
occulta  infesias  (die  ostfriesischen  Inseln!). 


72 


Oie  Sapropel-Bildungen. 


sehr  häufigen  Gesteine  — ,  von  denen  der  Wattenmeer-Schlick  nur 
deshalb  erwähnt  wurde,  um  eiu  Deutschland  angehöriges  Beispiel 
zu  zitieren,  und  weil  ich  gerade  dieses  Gebiet  im  Hinblick  auf 
meine  Studien  besucht  habe,  —  enthalten  oft  reichlich  kohlenstoff¬ 
haltige  Bestandteile  in  allen  Übergängen  hinsichtlich  der  Quantität 
derselben.  Außer  mehr  oder  minder  einem  Wattenmeer  ähnlichen 
Strecken  wären  als  Bildungsstätten  von  Faulschlamm-Gesteinen 
zu  erwähnen  die  Yalli  oder  Paludi  salzi  (die  Salz-Sümpfe)  und 
Pal  u  di  dolci  (die  gesundheitsgefährlichen  Süßwasser- Sümpfe, 
»toten  Lagunen«)  der  Italiener,  die  Etangs  der  Franzosen1),  unsere 
FI  aff s  (vom  schwedischen  Wort  für  See),  die  Limans  (aus  dem 
griech.  Ihnen  der  Hafen,  die  Bucht)  der  Russen  etc.  Alle  diese 
mehr  oder  minder  weitgehenden  Wasserabschnürungen  der  Meeres¬ 
küste  selbst  oder  besondere  Stellen  derselben,  namentlich  natürlich 
dort,  wo  sie  besonders  ruhige  Stellen  aufweisen  oder  gänzlich  den 
Zusammenhang  mit  dem  offenen  Meerwasser  aufgegeben  haben, 
kommen  in  Frage,  so  daß  hier  dann  auch  Süßwasser-Sapropel 
entsteht.  Kurz  gesagt,  die  Lagunen  (d.  h.  Küstenseen  mit  Sü߬ 
wasser)  und  Haffs  (d.  h.  Küstenseen  oder  seeartige  Buchten  oft  mit 
Salzwasser)  kommen  hervorragend  in  Betracht.  Im  Innern  der 
Kontinente  sind  unter  den  Becken  mit  stagnierendem  Wasser 
besonders  die  Salz-Seen  der  Steppen  hervorzuhebeu. 

Aus  dieser  Aufzählung  geht  hervor,  daß  es  sich  im  allge- 
meinen  um  flache  Wässer  handelt,  die  der  Sapropel -Bildung 
günstig  sind,  denn  die  Zersetzung,  Lösung  und  Chance  gefressen 
und  so  weiter  zersetzt  zu  werden,  steigert  sich  beim  Niedersinken 
des  organisches  Sedimentes  mit  der  durchgemessenen  Wassersäule2). 
Die  Schlammarten  tiefer  Seen  wie  auch  des  tieferen  Meeres  und 
erst  recht  wohl  der  Tiefsee  besitzen  daher  meist  nur  Spuren  oder 
kleine  Quantitäten  brennbarer  organischer  Zutaten. 

Uber  Ansammlungen  solchen  organischen  Materials  am  Meeres- 

O  O 

boden  sind  wir  —  wenn  wir  zunächst  ein  wenig  tiefes  Neben- 

b  Vergl.  z.  B.  den  von  Ch.  Barrois  berührten  Fall  auf  S.  I08  seiner 
»Legende  de  la  feuille  de  Saint-Nazaire  de  la  carte  geologique  de  France«  (Ann. 
soc.  geol.  du  Nord.  Lille  1896). 

2j  Vergl.  hierzu  auch  Früh,  Moore  der  Schweiz  1904,  S.  19d. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


73 


meer  betrachten  —  z.  B.  hinsichtlich  der  Ostsee  insoweit  orientiert, 
als  wir  wissen,  dato  die  Vertiefungen  damit  erfüllt  sind.  Über 
(iie  Herkunft  dieses  in  Zersetzung  begriffenen  Materials  ist  das 
Folgende  zu  sagen1)-  Zunächst  sei  daran  erinnert,  daß  die  Tem¬ 
peratur-Schwankung  des  Meeres  kleiner  ist  als  die  des  festen  Landes; 
im  Sommer  ist  daher  das  Land  wärmer,  im  Winter  hingegen  die 
See.  Es  folgt  daraus  im  Sommer  eine  Windbewegung  der  käl¬ 
teren  unteren  Luftschichten  über  der  See  zum  Lande.  Dieser 
»Seewind«,  die  »Seebrise«,  bedingt  an  der  Küste  einen  »Anstau«, 
»Windstau«.  Dieser  erhöht  den  Wasserstand  am  Strande,  bewirkt 
aber  eine  am  Boden  seewärts  gerichtete  Gegenströmung  (den  »Soog«), 
die  alles  leicht  Bewegliche  vom  Strande  hinweg  zu  fegen  bemüht 
ist,  während  die  Oberflächendrift  alles  Schwimmende  und  Trei¬ 
bende  an  den  Strand  bringt.  Der  Unterstrom  wäscht  nun  in  der 
Ostsee  den  Boden  rein  von  organischen  Resten  und  spült  diese  in 
die  benachbarten  Vertiefungen,  wo  die  weitere  Zersetzung  erfolgt. 
Der  Schlamm  riecht  stark  nach  H2S,  womit  stattfindende  Re¬ 
duktionen  angedeutet  werden,  die  die  organischen  Teile  an  den  S 


enthaltenden  Salzen  des  Meereswassers  vornehmen.  Dieser  orga¬ 
nische  Schlamm  »charakterisiert  auch  die  submarinen  Furchen, 
wie  denn  den  auf  Newyork  segelnden  Kapitänen  die  »mud-holes« 
(=  Mud  -Gruben)  in  der  Hudsonfurche  während  der  dort  recht 
häufigen  Nebel  eine  willkommene  Orientierung  darbieten«  (Krümmel 
1.  c.  S  165). 


H.  Fraude2)  drückt  sich  so  aus:  es  sind  Schlickboden  auf 
dem  Grunde  der  Ostsee  an  tiefer  als  die  Umgebung  gelegenen 
Stellen  vorhanden,  die  reichlich  mit  in  Zersetzung  begriffenen  or¬ 
ganischen  Resten  durchsetzt  sind.  »Es  sind  diese  Gruben  die  Ab¬ 
fuhrstätten  des  Meeres,  auf  denen  die  toten  Leiber  der  Tiere  und 
Pflanzen  wieder  zum  Anorganischen  verarbeitet  werden.  Üble 


b  Vergl.  u.  a.  0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie.  2.  Aufl.  Stutt¬ 
gart  1907,  S.  165— 166. 

2)  Fraude,  Grund-  und  Plankton- Algen  der  Ostsee.  (X.  Jahresbericht  der 
Geographischen  Gesellschaft  zu  Greifswald  1905 — 1906.  Festschrift  zum  25jähr. 
Bestehen  der  Gesellschaft,  herausgegeben  von  K.  Crkdner,  Greifswald  1907. 
S.  229-230.) 


74 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Gase  verpesten  sie.  Auf  Muscheln  in  sie  hiueintreibende  Pflanzen 
«rehen  bald  zu  Grunde,  auch  sind  Steine  in  ihnen  stets  unbe- 
wachsen.  Durch  die  Sinkströmungen  wird  iliuen  stets  neues 
Leicheumaterial  zugeführt.  Was  irgendwo  abstirbt,  wird  sofort 
in  diese  Gruben  abgetrieben.  So  erklärt  es  sich,  daß,  wo  wir 
auch  immer  den  bewachsenen  Meeresboden  untersuchen,  wir  nie¬ 
mals  am  Grunde  abgestorbenen  Moder  (besser  wäre  hier  der  Aus¬ 
druck  Sapropelit  oder  dergl.  —  P.)  finden«. 

Aus  der  Tiefsee,  als  Gegensatz  zur  flach  einfallenden  Konti¬ 
nentalstufe  des  Meeres  (dem  Schelf),  von  der  aus  die  erstere  meist 
plötzlich  in  starker  Böschung  abfällt,  sind  an  Sapropel  erinnernde 
Schlamme  nur  sehr  selten  heraufgebracht  worden.  Ich  selbst  habe 
so  etwas  von  Herrn  Prof.  F.  E.  Schulze  erhalten,  gedretscht 
von  der  holländischen  Siboga-Expedition  aus  einer  Tiefe  von 
1158  in  in  der  Mündung  des  Boni-Golfes.  Der  Leiter  der  Ex¬ 
pedition  Prof.  Max  Weber  gibt  dort  an:  »coarse  grey  mud,  su¬ 
perficial  layer  more  liquid  and  brown«.  Es  handelt  sich  demnach 
durchaus  nicht  um  eine  Sapropel-Ablagerung,  sondern  nur  um 
einen  Anflug  davon.  Meine  Probe  bestand  aus  einem  Gemenge 
von  grobem  Sand,  Ton  und  Sapropel.  Aus  dem  »Report  on  Deep- 
Sea  Deposits«  von  Murray  und  Renard  (London  1891)  geht 
übrigens  zur  Genüge  hervor,  daß  weder  der  Flach-  noch  Tiefsee- 
meeresboden  geeignete  Bildungsstätten  für  ordentliche  Sapropelite 
bietet.  Es  ist  das  auch  leicht  erklärlich,  da  im  Meere  unablässige 
Bewegung  stattfindet;  es  ist  steter,  wenn  auch  in  den  Tiefen  sehr 
langsamer  Fluß  vorhanden,  der  ständig  Sauerstoff  auch  in  die 
tiefsten  Tiefen  des  Meeres  führt.  Wie  sollten  auch  sonst  die  Tief¬ 
seetiere,  unter  denen  sich  viele  größere  und  große  befinden,  leben 
können?  Die  oberflächlichen  Sedimente  bestehen  denn  auch,  so¬ 
weit  sie  überhaupt  leicht  oxydierbar  sind,  zum  ganz  über¬ 
wiegenden  Teile  aus  oxydierten  Verbindungen;  es  ist  in  der 
Meerestiefe  daher  wesentlich  nur  ein  Verwesungsprozeß  möglich, 
d.  h.  eine  Zersetzung  nach  der  Richtung,  daß  nur  Wasser,  Kohlen¬ 
dioxyd  und  dergl.  entstehen,  aber  keine  festen,  kohlenstoffhaltigen 
Produkte  Zurückbleiben  können.  Nur  wenn  Pflanzenteile  recht¬ 
zeitig  unter  ruhige  Wasserbedeckung  und  damit  unter  Luftabschluß 


Die  Sapropel- Ril  dun  gen. 


7  5 

geraten,  können  je  nach  dem  eingebetteten  organischen  Material 
Sapropel  oder  Humus  entstehen,  aber  die  Sedimentierung  in  land- 
feruen  Gebieten  der  See  ist  nur  schwach  oder  kaum  der  Rede 
wert.  Es  kommt  hinzu,  daß  beim  Durchsiuken  großer  Wasser¬ 
säulen  —  bevor  das  organische  Material  auf  den  Boden  gelangt 
—  eine  besonders  schnelle  Zersetzung  statthat. 

In  den  Gräben  allergrößester  Meerestiefen,  die  man  für  be¬ 
sonders  geeignet  halten  könnte  als  Sapropel-Bildungsstätten,  ist 
denn  auch  Sapropel  ebenfalls  nicht  gefunden,  wie  u.  a.  aus  einer 
Mitteilung  von  G.  Schott1)  hervorgeht. 


Die  Sapropel  bildenden  Organismen. 

Von  Organismen  kommen  als  Bestandteile  des  Faulschlammes 
wesentlich  in  Frage: 

1.  Die  Boden-Flora  und  -Fauna,  das  Phyto-  und  Zoo-Benthos. 
Die  Benthos-Flora  bringt  Warming  (Lelirb.  d.  ökolog.  Pflanzen- 
geogr.,  2.  Aufl.  1902,  S.  146  — 167)  in  die  folgenden  Vereinsklassen: 

A.  Die  Nereiden2),  d.  h.  diejenige  Flora,  die  an  eine  feste 
und  harte  Unterlage  an  Küsten  und  Ufern  gebunden  ist.  Im 
Salzwasser  sind  nur  Algen  als  Nereiden  vorhanden,  im  Süßwasser 
teils  Algen  (fast  allein  Chlorophyceen,  Schizophyceen  und  Diato¬ 
meen),  teils  Moose  ( Fontinalis  u.  a.),  teils  Angiospermen  (Podoste- 
monaceen). 

B.  Die  Enaliden3)  (Seegras- Vegetation),  die  auf  losem  Boden 
des  Salzwassers  leben,  wohin  nur  wenige  Algen  gehören  (z.  B. 
Caulerpa- Arten,  Characeen);  Angiospermen  aber  treten  hervor,  wenn 
auch  mehr  durch  ihre  Masse  als  durch  ihre  Artenzahl  (27)  be¬ 
merkenswert;  es  sind  dies  Potamogetonaceen  (wie  Zoster a,  das  See¬ 
gras  usw.,  und  im  Brackwasser  Ruppici  und  Zannichellia)  und 
Hydrocharitaceen. 

1)  Schott,  Lotungen  ....  im  westlichen  Stillen  Ozean  (Annal.  d.  Hydrogr. 
und  Marit.  Meteorol.  1907,  S.  113). 

2)  Der  Name  ist  der  griechischen  Mythologie  entnommen.  (Nereus  und 
seine  das  Meer  bewohnenden  Töchter.) 

3)  om  griech.  en  =  in  und  ods  =  das  Meer. 


76 


Die  Sapropel-Bildungen. 


C.  D  ie  Li  in  n  äen1) ,  auf  losem  Boden  des  Süßwassers  gedei¬ 
hend  und  zwar 

a)  in  nährstoffreichen  Gewässern  (hier  von  Algen:  Characeen, 
Grünalgen;  von  Moosen:  Fontinalu ,  Hypnum- Arten;  von  Pterido- 
phyten:  Marstlia^  Pilularia\  von  Angiospermen :  Potamogetonaceen, 
Plydrocharitaceen,  Sparganium  simplex  u.  a.,  Batrachium.  Nym- 
phaeaceen  u.  a.). 

b)  in  nährstoffarmen  Gewässern  (hier  von  Algen  (als  Epiphyten) 
besonders  Oscillariaceen ;  von  Moosen:  Sphagnum ;  von  Pterido- 
phyten:  Isoetaceen;  von  Angiospermen:  Sparganium  minimum  u.  a.). 

L).  Die  Schi zophyceen- Vereine. 

a)  In  warmen  Quellen  (Thermen)  leben  Beggiatoa ,  Lyngbya , 
Oscillaria ,  llgpheothrix  u.  a.  als  verschiedenfarbige,  schleimige  oder 
fadenziehende  Massen  von  mehreren  cm  Dicke,  die  bisweilen  an¬ 
scheinend  fast  strukturlose  Gallerte  sind.  In  europäischen  Thermen 
lebt  Anabaena  thermalis  (in  Temperaturen  bis  57°  C.),  Lepto - 
ihr  ix  (in  Karlsbad:  55,7°  C.),  Beggiatoa ,  Oscillaria  (44 — 51°  C.) 
usw.  Es  werden  Schizophyceen  in  Temperaturen  bis  über  90°  C. 
angegeben. 

b)  Saprophyten- Vegetationen,  auf  toten  organischen  Massen 
lebend,  namentlich  Oscillarien  und  Bakterien.  Besonders  inter¬ 
essant  sind  die  »Schwefelbakterien«,  die  z.  B.  weite  Strecken  von 
Meeresküsten  so  zahlreich  bedecken,  daß  sie  von  weitem  gesehen 
werden  können.  Besonders  in  ruhigen  Buchten  mit  Brackwasser 
und  Anhäufungen  von  Tangen  etc.  kommen  sie  vor  und  scheiden 
hier  (wie  in  heißen  Quellen)  in  ihrem  Innern  Schwefel  ab,  indem 
sie  den  durch  Reduktions- Vorgänge  der  sich  zersetzenden  orga¬ 
nischen  Teile  gebildeten  H2S  aufnehmen  und  zu  S  reduzieren 
(Näheres  in  dem  Kapitel  Sapropel  und  Eisen). 

2.  Das  Pleuston2)  (ein  von  C.  Schröter  in  seiner  Schwebe¬ 
flora  1896,  S.  10  eingeführter  Terminus),  d.  h.  die  Schwimmflora, 
die  an  der  Wasseroberfläche  schwimmenden  Pflanzen,  zum  Teil 
auch  schwebend,  soweit  sie  nicht  oder  fast  mikroskopisch  klein 

x)  Vom  griech.  limne  •■=  Sumpf. 

2)  Vom  griech.  pleo  =  ich  segle,  ich  schwimme  (d.  h.  an  der  Oberfläche  wie 
Schiffe  etc.). 


Die  Sapropel-Bildungen. 


77 


sind.  Warming  (Öko).  Pfl.  geogr.  1902,  S.  144  — 146)  scheidet 
die  Hydrochariten,  wie  er  diese  Klasse  nennt,  in 

A.  Vereine  in  nährstoffreichem  Wasser.  Hierher  von  Algen 
besonders  Conjugaten,  die  Pseudo -Wasserblüte  bilden  können 
(vergl.  weiter  hinten),  so  Zygnema ,  Spirogyra ,  Mougeotia  u.  a.  Eine 
Trennung  vom  Plankton  wäre  besonders  schwierig.  Von  Moosen 
sind  zu  erwähnen  Riccia.  Amblystegium  giganteum  u.  a.,  von  Pte- 
ridophyten  Azolla ,  Salvmia ,  von  Angiospermen 

a)  untergetauchte  ( Ceralophyllum ,  Utricularia ,  Aldrovcindia , 
Lern  na  trisvlca ,  Lebewesen,  die  man  mit  allen  denen,  die 
wie  die  genannten  größtenteils  oder  ganz  im  Wasser 
schwebend  leben,  auch  als  Makroplankton  zusammen¬ 
gefaßt  findet;  ferner  ist  zu  a)  zu  rechnen  z.  B.  die  halb¬ 
untergetauchte  Stratiotes  aloides ), 

b)  mit  Schwimmblättern  versehene  (wie  Hydrocharis  morsus 
rancie,  Lern  na  minor  u.  a.), 

c)  und  Ubergangsformen  zu  den  Limnäen,  wie  Hottonia  pa¬ 
lustris  u.  a. 

B.  Vereine  in  nährstoffarmem  Wasser.  Hierher  eine  sehr 
artenarme  Vegetation,  zuweilen  nur  flutendes  Sphagnum;  Tierleben 
äußerst  arm. 

3.  Das  N  ekton1),  d.  h.  die  aktiv  schwimmenden  Organismen, 
soweit  sie  nicht  mikroskopisch  klein  oder  doch  sehr  klein  sind  und 
dann  zum  Plankton  gerechnet  werden.  Hierher  Tiere  wie  Fische  usw. 

4.  Das  Plankton,  im  engeren  (eigentlichen)  Sinne  (Micro- 
pl an  kt on),  die  mikroskopischen  und  überhaupt  sehr  kleinen 
Sch  webe- Organismen,  die  Schwebe-Flora  und  -Fauna  (das  Phyto- 
und  Zoo- Plankton).  Das  ozeanische  (an  das  offene  Meer 
gebundene)  Plankton  ist  wesentlich  an  Individuen  und  Formen 
ärmer  als  das  ner  ei  tische  (an  die  Küsten  gebundene)  Plankton 
des  Meeres  ebenso  wie  das  Süßwasser-Plankton.  Auch  kleine 
Organismen  mit  Eigenbewegung  gehören  zum  Plankton  wie  kleine 
Crustaceen  u.  dergl.,  die  trotz  dieser  Fähigkeit  doch  wesentlich 
im  Wasser  treiben,  d.  h.  den  Bewegungen  des  Wassers  preis- 
gegeben  sind. 

*)  Vom  griecli.  ne(ch)o  = 


ich  schwimme  (d.  h.  ich  gehe  nicht  unter). 


78 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Es  ist  von  vornherein  zu  betonen,  daß  von  diesen  Gemein¬ 
schaften  dieses  Plankton  als  Urmaterial  des  Sapropels  die 
hervorragendste  Bedeutung  hat;  mit  diesem  müssen  wir 
uns  daher  näher  beschäftigen. 

Wie  H.  Lohmann1)  gegenüber  W.  Ostwald2)  betont  —  kann 
von  einem  Herabsteigen  der  Planktonorganismen  auf  den  Meeres¬ 
boden  im  Ozean  gar  nicht  die  Rede  sein.  Früher  hatte  man  all¬ 
gemein  die  OsTWALDsche  Vorstellung  von  dem  jährlichen  Auf- 
und  Absteigen  der  Planktonorganismen.  In  dem  Worte  »Auf¬ 
trieb«  kommt  diese  Vorstellung  zum  Ausdruck.  Die  Tatsachen 
widersprechen  dem  aber.  PIensen  hat  gezeigt,  daß  die  erwähnte 
Vorstellung  unzutreffend  ist,  und  hat  deshalb  für  das  Wort 
»Auftrieb«  das  WTort  »Plankton«  (d.  h.  Schwebe-Organismen) 
eingeführt. 

An  geeigneten  Stellen  (und  diese  sind  h ä u f i g )  kann 
das  Plankton  in  erstaunlich  großer  Individuen  zahl  ver¬ 
treten  sein;  daher  kommt  es  bei  der  Sedimentierung 
mehr  in  Betracht  als  die  Reste  der  abgestorbenen 
Fische  und  anderer  größerer  Sapropel  bildender  Or¬ 
ganismen.  Das  wird  gemeinhin  übersehen.  Die  Mi k ro¬ 
und  die  kleineren  Organismen  überhaupt' spielen  die 
Hauptrolle  als  Urmaterialien  von  Sapropel:  die  Quan¬ 
titäten  organischen  Stoffes,  die  sie  produzieren  und  die 
jahrein  jahraus  an  geeigneten  Stellen  zu  Sapropel 
werden,  genügen  vollkommen  zur  Erklärung  der  vor¬ 
handenen  Sapropel-Mengen.  Bedenkt  man  noch,  daß  Mikro¬ 
organismen  sehr  viel  leichter  ansiedelungsfähig  sind  als  die  Ma- 

~  O  C5 

kroorganismen,  so  erhellt  leicht  die  Bedeutung  der  ersteren  für  die 
Sapropcl-Bildung.  Wo  größere  Wasserorganismen  unmöglich  sind, 
sehen  wir  Mikroorganismen  entstehen;  sie  leben  sogar  in  bloßen, 
schnell  vergänglichen  Regenpfützen  u.  dergl.,  in  denen  sich  z.  B. 

b  Lohmann,  Neue  Untersuchungen  über  den  Reichtum  des  Meeres  au 
Plankton  (in:  Wissensch.  Meeresuntersuchungen  Abt.  Kiel,  N.  F.,  Bd.  7,  S.  81f.). 

-)  Ost  Wald,  Zur  Lehre  vom  Plankton  (Natunviss.  Wochenschr.,  Jena, 
12.  «Juli  1903). 


Die  Sapropel -Bildungen. 


79 


die  Alge  Haematococcus  pluvialis  findet.  Gewisse  Mikroorganismen 
(Tiere  und  Pflanzen)  sind  solchem  bloß  periodischen  Vorhandensein 
von  Wasser  besonders  angepaßt. 

»Behelfe,  lange  Dürreperioden  zu  überstehen,  gibt  es  zweierlei 
entweder  der  ganze  Organismus  scheidet  eine  undurchlässige  Hülle 
aus,  welche  ihn,  wenn  es  trocken  wird,  als  schützende  Kapsel  um¬ 
gibt  und  in  sich  einen  minimalen  Feuchtigkeitsvorrat  bewahrt; 
oder  die  in  versiegenden  Gewässern  gerade  vorhandene  Gene¬ 
ration  muß  sterben,  benützt  aber  die  noch  übrige  Zeit,  um  eine 
widerstandsfähige  Form  von  Fortpflanzungskörpern  (Dauereier, 
Dauersporen)  von  sich  zu  geben.  Im  eingekapselten  Zustand  er¬ 
warten  vornehmlich  niedrigste  Tiere,  so  Aufguß-  und  Rädertier¬ 
chen,  aber  auch  der  afrikanische  Molchfisch  das  erlösende  Naß ; 
Dauereier  geben  namentlich  Vertreter  der  Ringelkrebse  (Wasser¬ 
flöhe,  Hüpferlinge,  Muschelkrebschen),  Dauersporen  Vertreter  der 
niedrigsten  Pflanzenklasse,  der  Algen  ab.  Leichtere  Kapseln  und 
Keime  werden  oft  vom  Wind  ergriffen  und,  wenn  der  Zufall  es 
will,  ins  Wasser  geweht,  wo  sie  zu  neuem  Leben  erwachen.  Des¬ 
halb  ergrünt  jedes  stehengelassene  Wasserglas  so  schnell  von  den 
hineingelangten  Algenkeimen,  —  und  betrachten  wir  solche  Tropfen 
mit  dem  Vergrößerungsglase,  so  wrerden  auch  die  Aufgußtierchen 
nicht  mehr  fehlen.  In  größter  Menge  liegen  aber  organische  Dauer¬ 
keime  im  Boden  periodisch  austrocknender  Gewässer  beisammen. 
Schon  ein  kleines  Krümchen  derartigen  Schlammes,  mag  es  stehen¬ 
dem  oder  fließendem,  süßem  oder  salzigem  Wasser  angehört  haben, 
enthält  eine  kleine  Welt  für  sich,  die  nach  erfolgter  Vermischung 
mit  Wasser  zu  reger  Tätigkeit  wiederaufersteht«.  (Kämmerer)1). 

Plankton-Organismen  vermehren  sich  vielfach  unter  geeigneten 
Bedi  ngungen  ganz  ungeheuerlich.  So  wurde  berechnet,  daß  sich 
ein  erwachsenes  Weibchen  des  gewöhnlichen  Wasserflohs  in 
2  Monaten  auf  über  1  Milliarde  Individuen  vermehren  kann. 


0  Kämmerer,  »Über  Schlammkulturen«  (Archiv  für  Hydrobiologie,  II.  Band, 
1907),  Wiedererweckung  kleiner  Tiere  und  Pflanzen  aus  getrocknetem  Schlamm 
(Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienkunde,  1907,  Nr.  23 — 26).  Obiges  nach 
einem  Selbstreferat  K.’s  in  der  Zeitschrift  »Prometheus«. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


SO 


Richard  Volk1)  hat  eine  von  Sfxk  vorgenommene  Bestimmung 
des  Phyto -Planktons  im  Elbwasser  bei  Hamburg  mitgeteilt.  Da¬ 
nach  berechnet  sich  die  Anzahl  der  Individuen  auf  nur  einen 
Kubikcentimeter  wie  nachstehend: 

Chlorophyceae 


1 .  Confervoideae  . 

2.  Palmellaceae 

3.  Desmidiaceae  . 
Diatomaceae 

1.  Raphideae  . 

2.  Pseudoraphideae 

3.  Cryptoraphideae 
Schizophyta  . 
Unsicherer  Stellung  . 


70 
19  250 
37 

55 

29  330 
31  730 


/ 


19  357 


61  115 

10  617 
1  731 


92  820 


Um  eine  weitere  Vorstellung  von  den  Planktonmengen  zu 
gewinnen,  welche  in  Oberflächenwässern  sich  finden,  seien  noch 
einige  quantitative  Untersuchungsergebnisse  mitgeteilt,  die  Kolk¬ 
witz2)  unter  Verwendung  der  von  ihm  konstruierten  1  ccm- Plank¬ 
tonkammer  gewonnen  hat. 

O 

1.  Sommerplankton  aus  dem  Tegeler  See  bei  Berlin,  entnommen 
am  19.  Juli  1906.  In  1  ccm  Wasser  12  600  Algenzellen. 

2.  Sommerplankton  aus  der  Havel  bei  Konradshöhe  bei  Berlin, 
entnommen  am  29.  Juli  1906.  In  1  ccm  Wasser  4  600  Algen¬ 
zellen. 

3.  Sommerplankton  aus  dem  Wannsee  bei  Berlin,  entnommen  am 
27.  Juni  1906.  In  1  ccm  Wasser  waren  so  viele  Melosirci- 
Algenfäden  vorhanden,  daß  diese  ein  förmliches  Planktonge- 


9  Volk,  Hamburgische  Elbuntersuchung:  1.  Allgemeines  über  die  biolo¬ 
gischen  Verhältnisse  der  Elbe  bei  Hamburg  und  über  die  Einwirkung  der  Siel¬ 
wässer  auf  die  Organismen  des  Stromes  (Mitteilungen  aus  dem  Naturhistorischen 
Museum  zu  Hamburg,  2.  Beiheft  des  XIX.  Jahrganges  1903). 

2)  Kolkwitz:  Entnahme-  und  Beobachtungsinstrumente  für  biologische 
Wasseruntersuchungen.  (Mitteil,  aus  der  Kgl.  Prüfungsanstalt  für  Wasserver¬ 
sorgung  und  Abwässerbeseitigung  zu  Berlin,  Heft  9,  1907.)  —  Ferner:  Über  bio¬ 
logische  Selbstreinigung  und  Beurteilung  der  Gewässer.  (Hygienische  Rundschau 
1007,  Nr.  2.) 


Die  Sapropel-Bildungen. 


81 


rüst  zu  bilden  schienen.  (Eine  Angabe,  die  ich  nach  eigener 
Beobachtung  durchaus  bestätigen  kann  —  P.). 

4.  Sommerplankton  aus  dem  Orankesee  bei  Berlin,  entnommen 
am  2.  August  1906:  In  1  ccm  Wasser  ca.  200  000  Algen- 
zellen  ( Polycystis  aeruginosa  und  Aphanizomenon  flos  aquae). 

5.  Sommerplankton  aus  dem  Kleinen  Teich  im  Riesengebir^e, 
entnommen  im  August  1906:  In  1  ccm  Wasser  4  —  6  Algen- 

0  o 

zellen  (Desmidiaceen). 

6.  Winterplankton  aus  dem  Wannsee  bei  Berlin,  entnommen  am 
5.  Dezember  1906:  In  1  ccm  Wasser: 

Asterionella . 8  lebende  Zellen 

Melosira . 55  »  » 

Cryptomonas  ....  8  »  » 

Nauplius . 1  »  » 

Detritus . zahlreiche  Flöckchen  (wegen 

stürmischen  Wetters). 

7.  Frühlingsplankton  aus  dem  Hundekehlensee  bei  Berlin,  ent¬ 
nommen  am  1.  April  1907:  In  1  ccm  Wasser: 

Euclorina . ca.  1000  Zellen 

Golenkinia  ....  »  500  » 

Stephano  discus  ...  »  5400  » 

Sa.  ca.  7000  Algenzellen 

8.  Frühlingsplankton  aus  dem  Lago  maggiore,  entnommen  bei 
der  Isola  bella  im  April  1906:  In  1  ccm  Wasser  1 — 2  Algen¬ 
zellen  ( Ceratium  hirundinella'). 

Rechnen  wir  den  ccm  zu  18  Tropfen,  so  ergibt  sich: 

Zahl  der  Algenzellen  pro  Wassertropfen: 


Ort 

Jahreszeit 

Algen 

pro  Tropfen 

Tegeler  See . 

Sommer 

700 

Havel . 

» 

255 

Orankesee . 

» 

ca.  11  000 

Kl.  Teich  im  Riesengebirge 

» 

fast  0 

Wannsee . 

» 

viele  hundert 

Wannsee . 

W inter 

4 

Hundekehlensee  .... 

Frühling 

389 

Lago  maggiore  .... 

» 

fast  0 

Neue  Folge.  Heft  55. 


6 


82 


Die  Sapropel-Bilduogen. 


Ein  Blick  auf  die  Tabelle  lehrt,  daß  die  klaren  Gebirgsseen 
wie  Lago  maggiore  und  Kl.  Teich  im  Riesengebirge  naturgemäß 
wenig  Plankton  enthalten,  während  die  Niederungsseen  und  -flösse 
einen  reichen  Planktongehalt  aufweisen,  besonders  im  Sommer. 

In  nicht  seltenen  extremen  Fällen  kann  das  Wasser  vor  Or¬ 
ganismenfülle  förmlich  breiig  werden,  wie  noch  näher  auseinander¬ 
zusetzen  sein  wird. 

Algen  können  also  bei  der  aquatischen  Autochthonie  eine 
beträchtliche  Rolle  spielen.  Die  schwebenden  und  an  der  Ober¬ 
fläche  lebenden  Algen  geraten  beim  Absterben  auf  den  Grund  und 
können  sich  gelegentlich  reich  an  den  organogenen  Ablagerungen 
beteiligen. 

Bei  der  unter  dem  Namen  der  Wasserblüte  (auch  See- 
bliite,  an  unseren  Haffs  Haffblüte)  allbekannten  Erscheinung 
stehen  die  Algen  in  der  ersten  Linie. 

Die  A  lgen -Wasser  bl  ü  te  (französisch  fleurs  d’eau,  eng¬ 
lisch  water  bloom)1)  besteht  darin,  daß  das  Wasser  unter 
geeigneten  Verhältnissen  intensiv  gefärbt  (z.  B.  grün)  und  ganz 
trübe  wird,  was  auf  der  massenhaften  Produktion  kleiner  Algen 
beruht.  In  der  Havel  z.  B.  spielt  Microcystis  (Polycystis)  flos  aquae 
als  Aigen-Plankton  eine  ganz  hervorragende  Rolle;  die  Kolonieen 
dieser  Species  färben  an  warmen  August-Tagen  das  Wasser 
intensiv  pflanzengrün.  Eine  mächtige  Vermehrung  der  Plankton- 
Alge  Sphaerella  ( Haematococcus )  pluvialis  kann  das  Wasser  intensiv 
blutrot  färben,  daher  der  Name  Blutalge.  Wer  denkt  dabei  nicht 
an  das  Rote  Meer,  das  der  in  demselben  stark  auftretenden 
Plankton-Blut- Alge  Trichodesmium  erythraeum  seinen  Namen  ver¬ 
dankt.  Eine  »rote  Seeblüte«  (»Burgunderblut«)  wird  auch  von 
Oscillatoria  rubescens  z.  B.  im  Murtensee  erzeugt.  Andere  Plank¬ 
ton-Algen,  besonders  Diatomeen,  bedingen  eine  gelbe  (z.  B. 
Trichodesmium  Thiebauti ),  wieder  andere  eine  braune  Färbung,  so 
daß  man  ein  Wasser,  das  dick  mit  solchen  Diatomeen-Arten  er¬ 
füllt  ist,  bei  denen  das  Chlorophyll  durch  einen  braunen  Farbstoff 

b  In  Shropshire  spricht  das  Volk  nach  Hughes,  On  the  transport  of  fine 
mud  and  vegetable  matter  by  conferva  (Proc.  Cambridge  Phil.  Soc.  III,  1880, 
p.  340),  von  »breaking  of  the  water«. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


verdeckt  wird,  leicht  fälschlich  für  verschlammt  durch  Eisenocker 
halten  kann. 

Es  können  dicke,  breiähnliche  Massen  (z.  B.  von  Chroococca- 
ceeu)  entstehen,  die  das  Wasser  derartig  durchsetzen  und  bedecken, 
daß  u.  a.  die  Fische  absterben.  Insbesondere  häufen  sich  dick¬ 
schaumige  und  breiige  Massen  an,  wenn  der  Wind  Gelegenheit 
hat,  die  Algen  in  Buchten  oder  sonst  zusammenzutreiben,  wobei 
sie  auch  ans  Ufer  gebracht  werden.  Im  August  1904  zeigte  die 
Havel  stellenweise  auf  der  Leeseite  mehr  oder  minder  auffällig 
breiiges  Wasser. 


Sehr  auffallend  ist  dieselbe  Erscheinung  im  Meere,  die 
»  Me  er  es  -  V  e  rs  ch  leim  u  ng«  ,  von  den  italienischen  Fischern,  die 
hierdurch  in  ihrer  Berufstätigkeit  stark  gestört  werden,  Meer¬ 
krankheit  (malattia  del  mare)  genannt.  Im  Golf  von  Triest 
sah  man  im  Juli  1905  »im  Meere  enorme  Mengen  von  Schleim- 
massen  treiben.  Man  muß  dies  mit  eigenen  Augen  gesehen  haben, 
um  sich  von  dem  Umfang  dieser  Erscheinung  eine  richtige  Vor¬ 
stellung  bilden  zu  können«  sagt  Carl  J.  Cori1).  Es  waren  Peri- 
dineen,  wohl  hauptsächlich  Peridinium- Arten,  die  in  Frage  kamen. 
»Stundenlang  konnte  man  fahren  und  sah  immer  und  immer  die 
Schleimmassen  das  Meer  erfüllen.  Das  Bild  war  so,  als  ob  sich 
der  mit  Wolken  bedeckte  Himmel  im  Meere  abspiegeln  würde.« 
In  dem  in  der  Tiefe  treibenden  Meerschleim  fanden  sich  u.  a. 
nahezu  Reinkulturen  von  Diatomeen.  Schleimige  Diatomeenmassen 
in  der  Adria  bei  Triest  hatte  früher  schon  Syrski  beschrieben 
unter  dem  Namen  »masse  glutinöse«  (italienisch2).  Mari- 
naris  nennt  ähnliche  Massen  —  nach  Bruno  Schröder3)  — 
»limonata«.  A.  Forti  hat  in  der  »mare  sporco«,  d.  h.  im 


l)  Cori,  Die  Erscheinung  der  Meeresverschleimung.  (Die  Umschau,  Frank¬ 
furt  a.  Main,  28.  Oktober  1905,  S.  868  —  870.)  (Dasselbe  in  der  Österr.  Fischerei- 
Zeitung  1905.)  —  Ferner  derselbe  »Über  die  Meeresverschleimung  im  Golfe  von 
Triest  während  des  Sommers  von  1905«  (Archiv  für  Hydrobiologie  und  Plank¬ 
tonkunde  von  Zacharias,  Stuttgart  1906,  S.  385 — 391). 

2)  Syrski,  Sülle  masse  glutinöse  (Diatomee)  oss  n.  part.  setten tr.  delf  adri- 
atico.  Trieste  1872. 

3)  Schröder,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Phytoplanktons  warmer  Meere. 
(Vierteljahrschr.  der  Naturf.-Ges.  in  Zürich  1906,  S.  373). 


6* 


84 


Die  Sapropel-BiM  ungen. 


schmutzigen  Meer,  wie  die  in  Rede  stehende  Erscheinung  des 
Adriatischen  Meeres  genannt  wird,  1891  und  1905,  in  welchen 
Jahren  sie  besonders  auffällig  war,  46  Arten  von  Mikroorganismen 
gefunden1).  Schröder  bemerkte  im  Indischen  Ozean  (vergl.  1.  c.) 
ein  ähnliches  Vorkommen  von  Ceratium  volans  und  anderen  Cera- 
tien  und  Hundshausen  schrieb  ihm :  es  sei  ein  massenhaftes  Vor¬ 
kommen  von  Individuen  dieser  Gattung  im  Indischen  Ozean  zu 
erwarten  »nach  den  großen,  braunpurpurigen  Flecken,  mit  denen 
die  Oberfläche  seines  schwarzblauen  Wassers  ununterbrochen  be¬ 
deckt  war«,  als  der  Genannte  1901  dort  verweilte. 

Als  Beispiel  dafür,  daß  auch  Tiere  in  ungeheuren  Scharen 
auftreten  können,  sei  auf  eine  Medusen  plage  an  der  Ligu- 
rischen  Küste  hingewiesen,  die  sich  in  den  ersten  Tagen  des 
Juni  19032)  unangenehm  bemerkbar  machte.  Das  Meer  war  mit 
einer  ungeheuren  Masse  von  Meerestieren  bedeckt,  die  durch 
heftige,  zwei  Wochen  andauernde  Winde  gegen  die  Küste  ge¬ 
trieben  worden  waren.  Diese  lebendige  Flutwelle  bestand  aus  un¬ 
zähligen  Individuen  der  Gattung  Velella  (Scheibenschwimmpolypen) 
» Die  Überschwemmung  mit  ihnen  erstreckte  sich  über  die  Riviera 
di  Ponente  und  die  Riviera  di  Levante  in  so  enormen  Massen, 
daß  an  einigen  Orten,  wie  in  Pegli,  Sturla  und  Sori,  die  Ufer 
damit  vollständig  überdeckt  waren,  und  daß  für  die  Küstenbe¬ 
wohner  eine  wahre  Plage  daraus  entstand.  Es  mußte  für  die  Ver¬ 
nichtung  der  Quallen  Sorge  getragen  werden,  weil  sie  bald  in 
Fäulnis  übergingen  und  einen  furchtbaren  Geruch  verbreiteten. 
Ganze  Wagenladungen  der  Tierleichen,  die  die  Luft  zu  verpesten 
begannen,  wurden  im  Sande  vergraben.  Die  Velella  spirans  — 
um  diese  handelt  es  sich  ausschließlich  —  ist  im  Mittelmeer  sehr 
verbreitet  und  lebt  gewöhnlich  in  großen  Trupps  zusammen.  Sie 
besteht  aus  einer  flachen  knorpligen  Scheibe,  die  auf  der  Ober¬ 
seite  einen  wie  ein  Segel  senkrecht  gestellten  Kamm  trägt,  durch 
den  sie  sich  vom  Winde  treiben  läßt.  Infolgedessen  sammeln  sich 
die  Quallen  bei  langanhaltendem,  warmem  Seewind  häufig  am 

9  Forti,  Alcune  osservazioni  sul  »Mare  sporco«  ed  in  particolare  sul  fe- 
nomcno  avvenuto  nel  1905  (Nuovo  Giornale  bot.  it.  1906,  p.  357 — 408). 

2)  Verg'l.  Zeitschr.  Globus  (Braun schweig)  vom  9.  VII.  1903. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


85 


Ufer,  doch  ist  eine  so  kolossale  und  über  so  weite  Küstenstreeken 
gehende  Überschwemmung,  wie  sie  in  diesem  Fall  im  Ligurischen 
Meerbusen  eingetreten  war,  eine  ziemlich  seltene  Erscheinung. 
Erklärt  wird  sie  diesmal  dadurch,  daß  im  letzten  Frühjahr  die 
Fortpflanzung  der  Quallen  durch  das  monatelang  schöne  und  ruhige 
Wetter  begünstigt  worden  war.« 

Über  Wasserblüte  bildende  Algen  hat  sich  H.  Klebahn 
geäußert1).  Er  beschränkt  die  Bezeichnung  Wasserblüte  auf  die¬ 
jenigen  Organismen,  die  vermöge  ihres  geringen  spezifischen  Ge¬ 
wichtes  an  der  Oberfläche  schwimmen.  Für  uns  ist  das  gleichgültig: 
es  soll  ja  hier  nur  auf  die  elementar  leicht  zu  beobachtende  Form 
des  Vorhandenseins  auch  zahlreicher  Algen  in  geeigneten  Wassern 
aufmerksam  gemacht  werden.  Die  vielen  im  Wasser  schwebend 
(als  Plankton)  lebenden  Arten  wie  z.  B.  Volvox  (Otto  Zacharias 
berechnete  im  Pfaffenteich  zu  Schwerin  1904  rund  680  Voloox- 
Kolonieen  in  einem  Liter  des  Teich wassers :  vergl.  Fischerei-Ztg., 
Neudamm  1905,  S.  286),  Pediastrum  und  überhaupt  sehr  viele 
Grünalgen,  Diatomeen  usw.  sind  natürlich  für  unseren  Gegenstand 
ebenso  wichtig,  doch  wird  so  oft  gerade  von  der  wegen  des  Ober- 
flächen-Lebens  auffälligen  Algen-Wasserblüte  gesprochen,  daß 
wir  auf  diese  noch  etwas  eingehen  wollen.  Das  eigentliche  Bereich 
der  Wasserblüte  —  in  Klebahn  s  Sinn  —  sind  bei  uns  die  etwas 
größeren,  sowie  die  großen  stehenden  oder  sehr  langsam  fließen¬ 
den  Gewässer.  In  vor  dem  Winde  geschützt  liegenden  kleineren 
Wasserbecken  treten  die  in  Rede  stehenden  Algen  wohl  nur  als 
Wasserblüte  auf.  In  den  größeren  Gewässern  hingegen,  die  selten 
hinreichend  ruhig  sind,  leben  diese  Algen  schwebend  unter  der 
Oberfläche  und  treten  —  nur  bei  großer  Ruhe  —  als  Wasserblüte 
auf.  Namentlich  in  der  wärmsten  Jahreszeit  vermehren  sich  die 
Algen  ganz  gewaltig,  so  daß  sie  eine  zusammenhängende  Schicht 
wie  einen  Schäum  bilden  können.  »Nicht  selten  —  sagt  Klebahn 

')  Klebahn,  Über  Wasserblüte  bildende  Algen,  insbesondere  des  Plöner 
Seegebietes,  und  über  das  Vorkommen  von  Gasvacnolen  bei  den  Phycockroma- 
ceen,  (Forschnngsberichtc  aus  der  Biologischen  Station  zu  Plön,  IV.  Teil  1896, 
S.  189 — 206.)  —  Literatur  über  Wasserblüte  auf  Schweizer  Seen  vergl.  in  der 
Bibliographie  Ed.  Fischek’s  »Flora  helvetica  (1530 — 1900).*  Bern  1901,  S.  48  fT, 


Die  Sapropel-Bildungen. 


86 

weiter  —  scheint  dieser  Höhepunkt  ihrer  Entwicklung  eine  ab¬ 
norme,  rasche  Vernichtung  der  Algen  zur  Folge  zu  haben,  da  die 
dichte  Zusammendrängung  so  zahlreicher  Individuen,  verbunden 
mit  intensiver  Bestrahlung  der  Sonne,  namentlich  für  das  Leben 
dieser  Algen,  die  auch  beim  Zusammenhäufen  in  kleineren  Ge¬ 
fäßen  in  kürzester  Zeit  zug-runde  gehen,  wenig  günstige  Bedin- 

O  ö  j  o  o  o 

gungen  liefert.«  »Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  das  plötzliche 
Absterben  der  Fische,  das  mitunter  in  Verbindung  mit  dem  Auf¬ 
treten  der  Wasserblüte  beobachtet  worden  ist,  eher  auf  eine  Er¬ 
krankung  der  Fische  durch  die  Fäulnisprodukte  ....  zurückzu¬ 
führen  ist.«1)  Solange  sich  die  Algen  am  Leben  befinden,  können 
sie  die  Tiere  (Fische  u.  dergl.)  nicht  schädigen;  es  sei  denn,  daß 
die  eventuell  breiige  Konsistenz  des  Wassers  die  Tiere  in  der 
Atemtätigkeit  stört.  Sonst  verbessern  die  Algen  im  Gegenteil  das 
Wasser  für  die  Tiere,  indem  sie  durch  ihre  Assimilations-Tätigkeit, 
bei  der  sie  Kohlendioxyd  aufnehmen  und  Sauerstoff  abgeben,  das 
Wasser  durchlüften.  Sind  aber  zuviel  Algen  vorhanden,  so  sterben 
sie  massenhaft  ab  und  verbrauchen  nun  durch  ihre  Zersetzung  viel 
Sauerstoff  und  entwickeln  überdies  giftige  Gase.  So  kann  reiche 
Wasserblüte  ein  großes  Fischsterben  und  Absterben  von  Wasser¬ 
tieren  überhaupt  veranlassen  und  so  nicht  nur  selbst  —  wenn  es 
sich  um  ein  geeignetes  Wasser  handelt  —  sondern  es  können  zur 
selben  Zeit  auch  viele  andere  Organismen  periodisch  besonders 
viel  Sapropel-bildendes  Material  zur  Ablagerung  bringen.  Es  ist 
klar,  daß  das  periodisch  übermäßige  Vorhandensein  von  Algen- 
Wasserblüte  in  Gewässern,  die  große  Gemeinden  versorgen,  zu 
einer  Calamität  werden  kann,  wie  dies  wiederholt  mit  dem  aus 
dem  Obersee  stammenden  Trinkwasser  der  Stadt  Reval  der  Fall 


')  Aus  den  Seen  bei  Plön  gibt  der  genannte  Autor  die  folgenden  Wasser¬ 
blüte  bildenden  Algen  an:  Codosphaerium  Kützingianum  Näg.,  Polycystis  aerugi¬ 
nosa  Kürz ,  Trichodesmium  lacustre  Kleb.,  Gloeotrichia  eehinulata  P.  Richter, 
Anabaena  fios  ayuae  und  noch  drei  andere  Arten  dieser  Gattung,  Botryococcus 
Braunii  Kürz.,  er  nennt  nach  anderen  Autoren  noch:  Polycystis  prasina  und  P. 
ßos-aquae  Wittk.,  Oscil/atoria  rubesccns  De Can dolle,  0.  prolißca  (Grev.)  Gomont, 
t>.  Agardhii  Gom.,  A’iabaena  variabi/is  Kürz,  und  Ilassalii  (Kürz.)  Wittk,  Noda- 
laria  spumigera  Mertens. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


87 


gewesen  ist,  wo  durch  Anabaena  flos  aquae  die  Oberfläche  des 
Sees  sich  gelegentlich  »mit  einer  rahmartigen  Schicht«  be¬ 
deckt  ]). 

Im  Brackwasser  und  im  Meere  kommt,  wie  gesagt,  Algen- 
Wasserblüte  ebenfalls  vor. 

Übrigens  können  auch  Algen,  die  nicht  zu  den  mikroskopisch 
kleinen  gehören,  gelegentlich  das  Wasser  streckenweise  oberflächlich 
bedecken  und  eine  Pseudo-Algen-Wasserblüte  erzeugen,  so 


Figur  11. 


W  =  Algenwatte  am  Südufer  der  Krummen  Lanke 
im  Grunewald  bei  Berlin. 

(Aufgenommen  von  Herrn  Lehrer  E.  Steinau 
bei  Gelegenheit  einer  vom  Verfasser  veranstalteten  Exkursion 

am  5.  Oktober  1907.) 


l)  Schneider,  Obersee  bei  I\eval  1908,  p.  39. 


88 


Die  Sapropel- Bildungen. 


Fadenalgen  *),  die  durch  die  bei  der  Assimilation  gebildeten  Gas¬ 
blasen,  die  zwischen  den  Fäden  festgehalten  werden,  an  die  Ober¬ 
fläche  gelangen.  Sie  schwimmen  dadurch  wie  eine  grüne  Watte 
(» Algen  watte«)  an  der  Oberfläche  des  Wassers  (Fig.  11). 

Hughes2)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  manche  fließende 
Gewässer  in  warmen  Sommern  ganz  trübes  Wasser  aufweisen, 
obwohl  dasselbe  gewöhnlich  hell  und  klar  ist.  Der  Boden  des 
Wassers  ist  dann  mit  Fadenalgen  (H.  sagt  Conferven)  besetzt,  die 
insbesondere  bei  Sonnenschein  durch  die  Ernährungstätigkeit  viel 
•Sauerstoff  produzieren,  der  sich  in  Blasenform  zwischen  die  Fäden 
festsetzt.  Die  Algenmassen  werden  dadurch  so  leicht,  daß  sie  sich 
schließlich  vom  Boden  erheben,  um  mit  Schlamm,  den  sie  mit¬ 
nehmen  und  der  vom  Wasser  wieder  ausgespült  wird,  mit  dem  Ge¬ 
wässer  herabgeführt  zu  werden.  In  gleicher  Weise  können  übrigens 

O  o  ö 


auch  schleimige  Kolonieen,  z.  B.  von  Diatomeen,  in  großen  Fladen 
transportiert  werden3).  Am  h  Steine  können  emporgehoben  und 
dann  auch  transportiert  werden ;  besonders  auffällig  geschieht  dies 
durch  Vermittlung  von  Tangen.  Tange  wachsen  nicht  auf  losem 

o  ö  r> 

Grund  und  Boden,  sondern  nur  auf  festem  Gestein.  Sind  es  Ge¬ 
schiebe,  die  den  Boden  bilden,  so  können  die  Tange,  vermöge 
ihres  geringen  spez.  Gewichts  emporstrebend  und  -wachsend, 
immer  größere  Lasten  tragen  und  schließlich  den  Stein,  auf  dem 
sie  festsitzen,  emporziehen  und  so  die  V eranlassung  werden,  daß 
der  Stein,  durch  Wellen  und  Fluten  bewegt,  an  den  Strand  ge¬ 
worfen  wird.  Dieser  Gesteinstransport  aus  der  Tiefe  durch  Ver¬ 
mittlung  von  Tangen  ist  besonders  schön  und  reich  u.  a.  auf  Hel¬ 
goland  zu  beobachten,  wo  eine  Unzahl  von  Geschieben  umherliegen, 
denen  die  Algen  noch  anhängen  (Fig.  12). 


a)  Oft  habe  ich  im  Frühjahr  an  stilleu  Stellen  von  Seen  bei  Berlin  z.  B. 
Spiroyyra  mit  etwas  Cladophora  vermischt  in  dieser  Weise  üppig  und  dicht  das 
Wasser  bedeckend  beobachtet.  Im  Züricher  See  beobachtete  C.  Schröter 
(Schwebeflora  1 806,  S.  11)  Algenwatten  von  OscHlatoria  limosa.  Usw. 

2)  Hughes,  T.Mc.  K.,  On  the  transport  of  fine  mud  and  vegetable  matter  by 
eonferva.  (Proeeedings  Cambridge  Philosophical  Society.  Yol.  III,  Pt.  VIII,  1  SSO, 
p.  330—341.) 

3)  Kolkwitz,  Uber  biol.  Selbstreinigung  und  Beurteilung  der  Gewässer 
(Hygienische  Kundsehau  1907), 


Figur  12 


Die  Sapropel-Bildungen. 


89 


Gerolle  mit  anhaftendem  Tang  .(Laminaria),  von  diesem  aus  dem  Meeresgründe  aufgeholt. 

Strand  von  Helgoland. 

Die  Objecte  wurden  vom  Verfasser  auf  dem  Saudstrand  ausgebreitet,  um  die  Geschiebe  zu  vereinzeln  und  dadurch  zu  verdeutlichen. 

(Aufgenommen  im  Herbst  1904). 


90 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Natürlich  findet  in  gleicher  Weise  auch  eine  Bewegung  von 
geeigneten  Organismen,  insbesondere  von  Mollusken-Schalen  statt. 
Diesbezüglich  berichtet  C.  Sauyageaü  von  einem  neu  auftretenden 
Austernfeind1)  in  Gestalt  der  Alge  Colpome7iia  sinuosa.  Sie  ist  in 
allen  nicht  zu  kalten  Meeren  verbreitet  und  kommt  sowohl  im 
Mittelmeere,  wie  in  den  benachbarten  Teilen  des  Atlantischen 
Ozeans  vor.  Wahrscheinlich  gelangte  sie  an  dem  Rumpf  eines 
Schiffes  in  den  Golf  von  Morbihan,  wo  sie  nun  den  Bestand  der 
Austernbänke  von  Vannes  (nicht  weit  von  Bordeaux)  bedroht. 
C.  sinuosa  siedelt  sich  auf  der  Oberfläche  der  Austernschale  an, 
wo  sie  ziemlich  rasch  den  Umfang  großer  Hühnereier  erreicht. 
Die  Wandung  ist  sehr  dünn  und  elastisch;  die  mit  Wasser  ge¬ 
füllten  Schläuche  fallen  zur  Ebbezeit  in  sich  zusammen.  Durch 
die  Risse  ihrer  Hülle  entleert  sich  ihr  Inhalt,  aber  infolge  seiner 
Elastizität  füllt  sich  der  Schlauch  darauf  mit  Luft  und  der  Riß 
verschließt  sich  wieder.  Während  der  Flut  werden  dann  die 
Austern,  auf  denen  sich  die  Algen  angesiedelt  haben,  von  den  mit 
Luft  gefüllten  »Ballons«  (diesen  Namen  geben  ihnen  die  Austern- 
züchter)  an  die  Oberfläche  des  Wassers  gebracht. 

Doch  das  sind  Ausnahmserscheinungen;  wo  ruhige  Verhält¬ 
nisse  herrschen,  sinken  schließlich  die  Plankton-Algen,  gelegentlich 
auch  Algen watten  zu  Boden  und  vermischen  sich  dort  mit  den 
sonstigen  Resten  der  Schwimm-  und  Schwebe-Flora  und  -Fauna, 
wie  Diatomeen,  Infusorien  usw.  des  Zoo-  und  Phyto-Benthos  und 
Nekton  sowie  den  Exkrementen  der  Wassertiere.  Aus  diesem 
Material  besteht  der  Faulschlamm,  dem  außerdem  noch  allermeist 
Reste  von  Landpflanzen  wie  Betulaceen-  und  Kiefern-Pollen,  ge¬ 
legentlich  noch  bestimmbare  Blätter,  Früchte,  wie  Haselnüsse  u. 
dergl.  als  Drift-Materialien  beigemischt  sind,  unter  Umständen  auch 
Humus  an  zweiter  Lagerstätte,  wie  Schlämmtorf.  Die  beigemengten 
Pollen-Massen  können  vorher  auf  dem  Wasser  als  Polle  n- 
Wasserblüte  (»Falsche  Wasserblüte«)  in  die  Erscheinung  ge¬ 
treten  (Näheres  hierüber  später),  demnach  aus  »Schwefelregen« 

')  Sauvageau,  A  propos  du  Colpomenia  sinuosa  signale  dans  los  huitriercs 
de  Vannes  (Bull,  de  la  Station  biologique  cTArcaclion  1906). 


Die  Sapropel-BilduDgen. 


91 


hervorgegangen  sein.  Sapropel  ist  daher  nur  selten,  vielleicht  kaum 
jemals  rein  autochthon,  d.  h.  allein  entstanden  durch  die  abge¬ 
storbenen  Organismen  (und  ihre  Ausscheidungen),  die  in  dem 
Wasser  lebten;  vielmehr  zeigen,  wie  wir  sehen  werden,  die 
hierher  gehörigen  Bildungen,  wenn  sie  überhaupt  noch  hinreichende 
Struktur  zur  Erkennung  der  zusammensetzenden  organischen  Be¬ 
standteile  aufweisen,  fast  stets  auch  solche,  die  durch  Drift  hinein¬ 
gekommen  sind.  Der  Faulschlamm  ist  also  gewöhnlich  zum  Teil 
autochthon,  zum  Teil  allochthon.  Wir  werden  bei  reichlicher  Drift- 
Zufuhr  die  Bildung  besser  kurz  als  semi-autochthon  bezeichnen 
und  dann  nicht  mehr  von  Sapropel  schlechtweg  sprechen. 

Nicht  bloß  brennbare  organische  Bestandteile  tragen  zur  Bil- 

o  o 

düng  der  in  Rede  stehenden  Gesteine  bei,  sondern  —  sofern  das 
Wasser  kalkhaltig  ist  —  auch  Kalkskelett-Teile  von  Organismen 
und  anderweitig  abgeschiedener  Kalk,  ferner  —  sofern  das  Wasser 
hinreichend  Kieselsäure  in  Lösung  enthält  —  Kiesclskelette  von 
Organismen,  und  endlich  können  auch,  wenn  Zuflüsse  vorhanden 
sind,  allochthone  Sedimente,  wie  Ton,  Grob-  und  Feinsand,  dem 
Faulschlamm  beigemischt  werden.  Generell  wird  man  daher  von 
Sapropel-  (Faulschlamm-)  Gesteinen  sprechen  und  diese 
unterscheiden  in  (reinen)  Faulschlamm  (Sapropel),  Kalk- 
Faulschlamm  usw.,  während  man  die  reichlicher  mit  anorgani¬ 
schen  Sedimenten  versehenen  als  Faulschlamm-  (Sapropel-) 
Erden  bezeichnen  wird,  die  samt  und  sonders  Sapropelite  sind. 

Ist  auch  das  Vorhandensein  eines  relativ  ruhigen  Wassers 
eine  Hauptbedingung  für  die  Entstehung  von  Sapropel,  so  ist  doch 
die  Quantität,  die  innerhalb  eines  gewissen  Zeitraumes  entsteht, 
noch  von  anderen  Bedingungen  abhängig. 

Wässer,  in  denen  eine  relativ  niedere  mittlere  Temperatur 
herrscht,  beherbergen  weniger  Planktonten  als  Wässer  mit  höheren 
Temperaturen.,  Was  das  Phytoplankton  anbetrifft,  so  ist  das  der 
eigentlichen  Hochgebirgsseen  sehr  arm  sowohl  an  Arten  wie  auch 
an  Individuen.  Unter  11  Seen  der  Ostalpen,  die  1260  —  2500  m 
über  dem  Meere  liegen  und  freilich  nur  einmal  während  des 
Jahres  von  V.  Brehm  und  E.  Zederbauer  besucht  wurden,  be¬ 
fanden  sich  4,  in  denen  überhaupt  kein  Phytoplankton  gefunden 


92 


Die  Sapropel-Bildungen. 


wurde;  in  3  anderen  wurden  nur  Fadenalgen  ( Zygnema ,  Spirogijra) 
gefunden;  in  den  übrigen  war  die  Zusammensetzung  des  Planktons 
sehr  verschieden 1).  Ganz  benachbarte  Seen  können  zu  ein  und 
derselben  Jahreszeit  ein  ganz  verschiedenes  Plankton  besitzen2). 
W.  und  G.  S.  West  führen  die  sehr  große  Fülle  von  Desmidia- 
ceen  in  den  schottischen  Seen  auf  den  Mangel  an  Kalk  und  das 
Vorhandensein  von  Humussäuren  aus  den  anliegenden  Mooren 
zurück3).  ln  kälteren  Gegenden  scheint  das  Zooplankton  zu 
überwiegen4),  aber  es  tritt  dort  überhaupt  quantitativ  so  zurück, 
daß  offenbar  auch  die  Sapropelbildung  gegenüber  der  Torfbildung 
nach  steht. 

Diese  Verschiedenheit  in  der  Zusammensetzung  und  in  dem 
Produktionsquantum  des  Planktons  in  den  verschiedenen  Ge¬ 
wässern  erklärt  zweifellos,  daß  in  ziemlich  gleichaltrigen  Seen,  z.  B. 
bei  uns  in  Norddeutschland  in  unseren  Grundmoränen-Seen,  doch 
die  Mächtigkeiten  der  Sapropelbildungen  recht  verschiedene  sein 
können.  Es  ist  aber  selbstverständlich,  daß  bei  hinzukommenden 
Zusätzen  wie  Kalk  oder  Feinsand  oder  dergleichen  die  Sapropelit- 
entstehung  wesentlich  schneller  vor  sich  gehen  kann,  als  die  des 
reinen  Sapropels,  um  die  es  sich  hier  handelt.  Die  Sapropel¬ 
bildung  nimmt  wie  die  Torfbildung  (worüber  Näheres  im  zweiten 
Bande)  sehr  viel  Zeit  in  Anspruch;  denn  betrachten  wir  Bei¬ 
spiele,  die  uns  einigermaßen  ein  Urteil  darüber  gestatten,  wie 
z.  B.  die  Vorkommnisse  im  Grunewald  bei  Berlin,  so  bemerken 
wir,  daß  die  bereits  vollständig  durch  Vertorfung  verlandeten 
Seen  und  Teiche  als  Liegendes  des  Torfes  nur  Andeutungen  von 

9  Brkhm  und  Zederbauer,  Beobachtungen  über  das  Plankton  iu  den  Seen 
der  Ostalpen.  (Archiv  für  Hydrobiologie  und  Planktonkunde.  Bd.  I.  Heft  4. 
1906  p  469 — 495.)  —  Yergl.  z.  B.  auch  K.  v.  Keissler,  Über  das  Phytoplankton 
des  Traun-Sees.  (Österr.  botan.  Zeitschr.  57.  Jahrg.  1907.  p.  146 — 15*2.) 

2)  Vergl.  z  B.  K.  v.  Keissler,  Planktonstudien  über  einige  kleinere  Seen 
des  Salzkammergutes.  (I.  c.  1907.  p.  51 — 58.) 

3)  W.  und  0.  S.  West,  A  further  contribution  to  the  freshwater  plaukton 
of  the  Scottish  Lochs  (Trans.  Royal  Soc.  Edinburgh  1906.  p.  477 — 518.) 

4)  C.  II  Ostenfeld  und  C.  Wesenberg  Lund,  A  regulär  fortnightly  explo- 
ration  of  the  plankton  of  the  two  lcelandic  Jakes,  Thingvallavatn  and  Myvatn 
(Proceedings  Royal  Soc  Edinburgh  1906.  p.  1091  — 1167). 


Die  Sapropel-Bildungen. 


93 


Sapropelit,  oft  nur  von  Zentimeter  oder  Dezimeter  Mächtigkeit 
aufweisen,  während  die  noch  nicht  verlandeten  Seen  stellenweise 
mehrere  Meter  mächtige  Lager  von  reinem  Sapropel  oder  Sapropel- 
kalk  oder  Sapropelerden  an  ihrem  Grunde  besitzen:  Sapropelite, 
die  also  im  letzten  Falle  seit  dem  Rückzuge  der  diluvialen  Eis- 
decke  in  Entstehung  begriffen  sind,  aber  im  Verlauf  der  voll¬ 
ständigen  Verlandung  der  Gewässer  noch  stark  an  Mächtigkeit 

O  o  o 

abnehmen  würden  mit  Rücksicht  auf  den  sehr  starken  Wasser¬ 
gehalt  der  frischen  Sapropelite,  dessen  mehr  oder  minder  weit¬ 
gehender  Verlust  die  Mächtigkeit  stark  reduziert. 

Von  mir  untersuchte  kontinentale  rezente  bis  diluviale  Sapro¬ 
pelite  Norddeutschlands,  meist  je  mehrere  Proben  von  über  80  ver¬ 
schiedenen  Fundorten1),  ergaben,  soweit  es  sich  um  ohne  größere 
Mühe  bestimmbare  Bestandteile  handelt,  die  folgenden  noch  figu¬ 
riert  erhaltenen  Reste  oder  Individuen.  Einige  Einschaltungen 
wurden  hinsichtlich  der  Algen  im  weitesten  Sinne  nach  Lagerheim 
vorgenommen.  Die  Liste  macht  aber  auf  Vollständigkeit  keinerlei 
Anspruch,  sondern  soll  nur  dazu  dienen,  den  Charakter  der  er¬ 
haltungsfähigen  Elemente  vorzuführen.  Die  häufigsten  und  häu- 
figeren  Reste  wurden  durch  den  Druck  hervorgehoben  und  auch 
diesbezügliche  Bemerkungen  beigesetzt: 

Pflanzliche  Reste: 

Schizophyten  S chizophy  c  eae  (häufig2). 

Oscillariaceen  ( Oscillaria ). 

Nostocaceen  (wie  Anabaena). 

Rivulariaceen  (. Rivularia ,  Gloeotrichia). 

Chroococca  ceen  (wie  die  Gattungen  Aphanocapsa ,  Aph a- 
nothece ,  Gloeocapsa ,  Gloeothece ,  Microcystis ,  Polycystis )  zuweilen  so 

])  Herrn  Dr.  W.  Gothas  sage  ich  besten  Dank  für  die  Unterstützung,  die 
er  mir  bei  der  zeitraubenden  mikroskopischen  Untersuchung  der  vielen  Proben 
geleistet  hat. 

2)  Wegen  der  Algen  im  weitesten  Sinne  vergl.  G.  Lagerheim,  Unter¬ 
suchungen  über  fossile  Algen:  I.  Übersicht  der  bisher  in  quartären  Ablage¬ 
rungen  gefundenen  Aigen.  II.  Über  das  Vorkommen  von  Phacotus  lenticularis 
(Ehrenb.)  Stein  in  tertiären  und  quartären  Ablagerungen.  (Geol.  Foren.  Förhandl. 
1902.)  —  Siehe  auch  Früh,  Torf  und  Dopplerit  1883:  Neuweiler,  Beiträge  zur 
Kenntnis  Schweiz.  Torfmoore  1901  und  andere  Schriften. 


94 


Die  Sapropel-Bildungen. 


massenhaft,  daß  sie  über  wiegen  oder  die  Grundsubstanz  bilden 
können ;  so  bestand  die  Hauptmasse  mancher  Sapropele  aus  Micro- 
cystis  (Polycystis)  flos  aquae  auch  Clathrocystis  aeruginosa. 

Schizomyceten  (Bakterien)  z.  B.  Leptothrix  ochracea  (vergl. 
das  Kapitel  über  Eisen)  u.  a. 

Algen  (echte1)  (sehr  häufig). 

Chrysomonadinen. 

Confervaceen  ( Conferva ,  Ophiocytiuvi). 

Zygnemaceen  {Spiro gyra  und  Mougeotia ). 

Desmidiaceen  ( Closterium ,  Cosmarium ,  Desmidium ,  Eicastrum , 
Hyalotlieca ,  Pleuro taen ium ,  Staurastrum,  Xanthidium.  Siehe  u.  a. 
Nordstedt  1870  und  Raciborski,  Bot  Centralbl.  XXX,  1887, 
p.  33). 

Diatomaceen  (Baci  llariaceen)  (oft  außerordentlich  häufig, 
zuweilen  so  überwiegend,  daß  man  dann  von  Diatomeen-Pelit 
spricht). 

Phacotaceen:  Phacotus  lenticularis  (besitzt  eine  Kalkschale). 
Nach  Lagerheim  (1.  c.  p.  481  —  498)  nur  in  kalkhaltigen  Ablage¬ 
rungen,  wie  jetzt  vorwiegend  in  kalkreichen  Gewässern. 

Volvocaceen  {Pandorina). 

Tetrasporaceen  {Botryococcus). 

Protococcaceen. 

Scenedesmaceen  (wie  Scenedesmus ,  Coelastruni). 

ITydrodictyaceen  {Pediastrum ,  Tetraedroii). 

Oedogoniaceen  (wie  Oedogonium). 

Cladophoraceen. 

Vaucheriaceen  (  Vauclieria ,  s.  WiTTROCK,  Bot.  Zentralbl.  XXIX, 
1887). 

'  Cli  arales. 

Pilze  (wie  Hyphen,  Sporen:  Teleutosporen  u.  a.,  nicht  häufig). 

Bryophyten  (Sporen,  Stengel-  und  Blattreste,  z.  B.  auch 
Hypnaceen-  und  Sphagnum- Blattstücke). 

Pteridophyten  (z.  B.  Sporen,  gelegentlich  Sporangien,  Gewebe¬ 
fetzen,  wie  Hydro'iden). 

*)  Nomenclatur  und  Reihenfolge  der  Algen  nach  Oltmanns,  Morph,  u.  Biol. 
der  Algen,  1904. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


95 


Gymnospermen  (Holzreste  wie  Hydrosterei'den ,  zuweilen  holz- 
koldig  erhalten,  gelegentlich  Nadelreste,  z.  B.  von  Juniperus).  Be¬ 
merkenswerter  sind : 

Pinus  silv estris  -Pollen,  -Zapfen,  -Borke. 

Picea  excelsa  -  Pollen. 

Monocotyledonen.  Gewebefetzen,  namentlich  Epidermisfetzen 
von  Gramineen  oder  Cyperaceen,  Cyperaceen- Pollen  etc. 

Dicotyledonen.  Gewebefetzen,  u.  a.  Epidermisfetzen  z.  ß.  von 
Nymphaea ,  Innenhaare  von  Nymphaea ,  nicht  selten  Laubblätter, 
Lemna-lleste  usw.  —  Samen  (z.  B.  von  Menyanthes ),  Früchte,  ge¬ 
legentlich  z.  B.  Trapa  natans  usw.  —  Pollen  oft  häufig,  so  na¬ 
mentlich  von  Ainus ,  Betula  und  Corylus.  Ericaceen-Pollen. 

Tierische  Reste: 

Khizopoden  (wie  Arcella ,  Centropyxis ,  Difflugia ,  Lesquereusia , 
Quadrula  (Lagerheim  1.  c.  1902,  p.  489,  490  etc.;  ich  selbst  habe 
aber  ebenfalls  in  rezenten  Sapropeliten  der  Provinz  Brandenburg 
etc.  Rhizopoden-Gehäuse  z.  B.  von  Arcella  gefunden1). 

Spong  illenn  adeln  (sehr  häufig). 

Schnecken-  und  Muschelschalen  oder  Stücke  davon  (meist  sind 
dieselben  jedoch  vollständig  zersetzt,  zerfallen,  daher  figuriert  dann 
nicht  mehr  konstatierbar.  Schneckendeckel  halten  sich  länger). 

Crustaceen -Reste  (die  Chitinteile  sehr  häufig),  nament¬ 
lich  sind  es  die  kleinen  Formen,  deren  Reste  in  den  Sapropeliten 
immer  wiederkehren,  so  von  Alonci ,  Acropcrus ,  Bosmina ,  Cerio- 
daphnia, ,  Daphnia. 

Insektenreste  (Chitinteile,  Haare,  Eier  z.  B.  von  Wasserwanzen. 

Tardigradeneier  (selten). 

Fische  (Abdrücke,  gelegentlich  Knochen,  Schuppen,  nicht  ge¬ 
rade  häufig). 

Kot. 

Varia : 

Gallertige  Gr  und  Substanz  aus  zersetzten  orga- 

»z;  O 

nischen  Massen  und  von  gallertigen  Teilen,  an  denen  viele 
echte  Wasserorganisfhen  besonders  reich  sind. 

9  Zum  Bestimmen  von  Rhizopodengeliäusen  ist  sehr  empfehlenswert:  Eug. 
Pe  na kd,  Faune  rhizopodique  du  bassin  du  Loman.  Geneve  1902. 


96 


Die  Sapropel-Bddungen. 


Kalk, 

Ton, 

Sand, 

Ferrosulfid  (Einfach-Schwefeleisen). 

Kleine  Pyrit-Konkretionen,  beim  Druck  unter  dem  Mikroskop 
zuweilen  in  Kryställchen  zerfallend.  (Vergeh  auch  Früh  1885, 
p.  707/708.) 

Kieselscheibchen. 

Vi vianit  (gelegentlich). 

Usw. 

Dem  Biologen  wird  sofort  auffallen,  daß  figurierte  Bestand¬ 
teile  gewisser  Organismen  fehlen,  trotzdem  sie  in  den  Gewässern 
Norddeutschlands  —  und  die  untersuchten  Proben  sind  ganz  über- 
wiegend  norddeutsche  —  sehr  häufig  sind,  daß  andere  ebenso  häufige, 
aber  figuriert  erhalten  gebliebene  nur  gelegentlich  auftreten  und 
wiederum  andere,  die  nicht  häufiger  sind  als  die,  von  denen  figurierte 
Bestandteile  fehlen,  solche  doch  zahlreich  hinterlassen.  So  fehlen 
z.  B.  in  den  untersuchten  Sapropeliten  als  solche  erkennbare  Reste 
von  Geiselinfusorien  (Mastigophoren)  durchaus,  obwohl  sie  oft  in 
enormer  Zahl  im  Wasser  vorhanden  sind1).  Es  gemahnt  dies  ein¬ 
dringlich,  aus  den  figurierten  Bestandteilen  in  Sapropel-Gesteinen 
nicht  zu  schließen,  daß  nun  diese  auch  unbedingt  die  wesent¬ 
lichsten  Lieferanten  des  Sapropel-Materiales  sein  müssen;  viel¬ 
mehr  hängt  das  Vorhandensein  figurierter  Bestandteile  ab  von  dem 
Vorhandensein  schwerer  zersetzbarer  Teile,  während  die  als  amorphe 
Grundmasse  in  die  Erscheinung  tretenden  vollständig  zersetzten 
Teile,  z.  B.  in  einem  sogenannten  »Algen«-Sapropel-Gestein,  we¬ 
sentlich  anderer  Herkunft  sein  können  In  gewissen  Fällen  werden 
sich  auch  leichter  zersetzbare  Teile  figuriert  erhalten  können,  wenn 
nämlich  eine  gewaltige  periodische  Produktion  gewisser  Organismen 
(wie  bei  der  Wasserblüte)  stattfindet,  die  dann,  gleichzeitig  abster¬ 
bend,  auch  eine  verhältnismäßig  dicke  Bodenlage  schäften,  so  daß 
die  untersten  durch  die  bedeckenden  Organismen  sofort  hinreichend 
vor  schnellerer  Zersetzung  geschützt  sind. 


b  Yergl.  auch  Schröter,  Moore  der  Schweiz,  1904,  S.  29. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


97 


A.  Seligo  *)  nennt  die  oberste  5  m-Schicht  norddeutscher  Seen 
die  trophogene  Region  (»Nährschicht«),  weil  in  der  Regel  in  über 
5  m  Tiefe  überhaupt  keine  Ernährung  der  Algen  und  grünen  Pflanzen 
mehr  stattfindet,  da  in  größerer  Tiefe  die  Licht-Intensität  nicht  aus¬ 
reicht;  jedoch  hat  die  größere  Tiefe  Bedeutung  für  die  Planktontiere, 
deren  Mehrzahl  lichtscheu  ist  und  kühlere  Temperatur  bevorzugt. 
Daher  gedeihen  sie  nicht  in  flachen  Gewässern.  —  Vergl.  hierzu 

O  o 

auch  im  2.  Bande  das  über  die  »photische«  (helle)  Region  etc. 
Gesagte. 


Strömung  wirkt  auf  Plankton  »offenbar  als  verscheuchender 
Reiz.  Man  findet  auch  in  Gewässern,  die  mit  größeren  fließenden 
Gewässern  in  direkter  Verbindung  stehen  und  an  deren  Anschwellen 
und  Absinken  regelmäßig  teilnehmen,  nur  ausnahmsweise  und  in 
geringer  Entwicklung  eigentliche  Planktonten«  (1.  c.  p.  17). 

Je  nach  der  Tiefe  des  Wassers  und  den  sonstigen  Verhältnissen 


kann  daher  die  Zusammensetzung  des  entstehenden  Sapropels  recht 


verschieden  sein. 

Unter  den  Sapropel  bildenden  Gewässern  gibt  es  eine  große 
Zahl,  die  höchstens  die  angegebene  Tiefe  von  5  m  erreichen  und 
in  solchen  Fällen  sind  die  Verhältnisse  nicht  nur  dem  Plankton 
günstig,  sondern  unter  Umständen  eben  so  sehr  dem  Leben  von 
Boden-Flora  (und  Fauna).  Bis  3  m  Tiefe  haben  wir  bei  uns  in  Sü߬ 
wässern  Existenzbedingungen  für  fast  alle  Wasserpflanzenarten,  und 
auch  große  Sumpfpflanzen  können  gedeihen,  wie  insbesondere  viele 
Arten  der  Röhrichtgemeinschaft  (Arunclo  phragmites,  Scirpus  lacustris 
usw.).  In  einer  größeren  Tiefe,  zwischen  3 — 4  m,  sind  besonders 
Nymphaeaceen  und  Potamogeten,  nämlich  die  mit  Schwimmblättern 
versehenen  Arten  zu  Hause,  in  einer  noch  größeren,  4 — 6  m,  Pota¬ 
mogeten  mit  untergetaucht  verbleibenden  (submersen)  Blättern;  in 
einer  noch  bedeutenderen  Tiefe,  bis  10  m,  kommt  noch  Najas  vor,  auch 
Fontinalis  (ferner  gehen  Characeen  bis  hierher)2).  Die  Folge  ist,  daß 
flache  Wässer,  wenn  sie  stagnieren  oder  sich  stark  der  Stagnation 

*  O  O 


9  Seligo,  Hydrobiologische  Untersuchungen  II,  Danzig  1907,  S.  3. 

2)  Ausführliches  über  diesen  Gegenstand  vergl.  im  2.  Bande  über  die  Ver¬ 
landungs-Pflanzen;  überhaupt  ist  zum  Obigen  das  dort  über  Teiche  und  Seen 
Mitgeteilte  zu  vergleichen. 


Neue  Folge.  Heft  55. 


7 


98 


Die  Sapropel-Bildungen. 


nähern,  ganz  dick  voll  mit  solchen  Pflanzen  erfüllt  sein  können, 
z.  B.  bei  Neapel  mit  Potamogeton ,  auch  Ruppia ,  oder  bei  uns  mit 
Nymphaeaceen,  Potamogeton ,  Hippuris  u.  dergl.,  und  zwar  in  so 
dichtem  Bestände  gewöhnlich  ein  und  derselben  Art  oder  einiger 
weniger  Arten  in  großer  Individuenzahl,  daß  unter  Umständen  die 
Wasserfläche  wiesenartig  aussieht. 

In  solchen  Fällen  wird  die  Planktonbildung  zurückgehalten, 

O  O 

und  das  sich  aus  diesem  bildende  Sapropel  ist  besonders  reich 
vermischt  mit  Produkten  der  genannten  Humuslieferanten. 

Auch  dann  tritt  Plankton  wesentlich  zurück,  wenn  es  sich  um 
sehr  nahrungsarme  Gewässer  handelt,  wie  dies  u.  a.  die  kleinen  auf 
Hochmooren  vorkommenden  Seen  sind.  Hier  und  überhaupt  in 
Moorgewässern  kommt  noch  etwas  anderes  hinzu.  In  diesen  finden 
sich  gelöste,  oft  sauer  reagierende  Humussubstanzen:  »Humussäu¬ 
ren«.  Nun  hat  aber  H.  Moliscfi  nachgewiesen1),  daß  die  Algen  zu 
ihrem  Gedeihen  meist  einer  Nährflüssigkeit  mit  ganz  schwacher 
alkalischer  Reaktion  bedürfen.  Das  hat  dann  später  O.  Richter  2) 
speziell  für  die  Kieselalgen  (die  Diatomeen)  noch  besonders  her¬ 
vorgehoben.  Durch  sauer  reagierende  Nährlösungen  werden  die 
Algen  in  ihrer  Entwicklung  gehemmt  oder  sogar  getötet.  Molisch 
erläutert  dies  an  Arten  von  Spirogyra ,  Vaucheria ,  Claclophora ,  Oeclo- 
gonium  und  Oscillaria.  Natürliche  Gewässer  mit  Algenvegetation  rea¬ 
gieren  daher  meistens  alkalisch.  Die  Experimente,  die  dies  erhärten, 
entsprechen  den  natürlichen  Verhältnissen;  denn  es  ist  zu  beob¬ 
achten,  daß  die  speziell  für  eine  reiche  Algenentwicklung  geeignet¬ 
sten  Gewässer  der  freien  Natur  die  Weiß wässer  sind  (Gewässer, 
die  keine  Humussäuren  enthalten),  während  in  Moorgewässern  die 
Algen  Vegetation  in  der  Tat  sehr  zurücktritt.  Es  ist  auffällig,  daß 
auch  Gewässer,  die  man  ohne  weiteres  für  typische  Weißwässer 
halten  möchte,  gelegentlich  keine  oder  doch  keine  auffällige  Algen- 
Wasserblüte  aufweisen,  obwohl  die  Gewässer  daneben  sie  reich- 

9  Molisch,  Die  Ernährung  der  Algen  (Süßwasseralgen,  II.  Abteilung). 
(Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien.  Math.  Kl.,  Bd.  1G5, 
1896,  S.  1—16.) 

2)  Richtlr,  Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  i  906. 


Die  Sapropel-Bildungen. 


99 


lieh  besitzen;  so  ist  es  mit  einigen  mit  der  Havel  in  Zusam¬ 
menhang  stehenden  Seen,  wie  dem  Sacrower  See  und  dem 
Heiligen  See  bei  Potsdam  —  wenigstens  habe  ich  im  August  1904 
in  diesen  Seen  vergeblich  nach  ordentlicher  Wasserblüte  gesucht, 
während  sie  gleichzeitig  in  der  Havel  mächtig  in  die  Erschei¬ 
nung  trat.  Vielleicht  spielt  auch  in  solchen  Fällen  das  Vor¬ 
handensein  oder  Fehlen  von  Säuren  eine  Rolle.  Es  wird  noch 
lauerer  Untersuchungen  über  die  Bedürfnisse  der  verschiedenen  Or- 
ganismen- Arten  und  die  Eigenschaften  der  Gewässer  bedürfen,  um 
das  massenhafte  Auftreten  oder  Fehlen  bestimmter  Arten  in  Ge¬ 
wässern,  die  sonst  gleiche  Natur  zu  haben  scheinen,  zu  erklären. 
Es  sei  diesbezüglich  noch  ein  weiteres  Beispiel  nach  Josef  Brunn- 
THALER  geboten,  der1)  auf  den  Gegensatz  in  dem  spezifischen 
Gehalt  an  Lebewesen  in  dem  Brückenwasser  einerseits  und  dem 
Karpfenwasser  (2  Alt  wässern  der  Donau)  aufmerksam  macht.  »Das 
Brücken wrasser  —  sagt  er  —  ist  ein  Chroococcaceen-See  im  Sinne 
Apstein’s,  das  Karpfenwasser  ein  D  i  nobryon-See.  In  ersterem 
dominierte  Clatlirocystis  aeruginosa ,  Dinobryen  sind  wohl  vorhanden, 
überwiegen  aber  nicht.  In  letzterem  fehlt  dagegen  Clatlirocystis 
vollständig,  was  um  so  merkwürdiger  ist,  als  ursprünglich  (bis  in 
die  siebziger  Jahre)  eine  Verbindung  zwischen  beiden  Wässern 
bestand.  Dinobryen  sind  zeitweise  sehr  häufig,  außerdem  ist  Sy- 
nura  Uvella  .  charakteristisch«.  Auch  z.  B.  Guido  Schneider 
(Obersee  1908,  p.  125)  sagt  u.  a.  vom  Obersee  bei  Reval,  der  ein 
Chroococcaceen-See  ist:  »Unter  den  sehr  zahlreichen  Chroococca- 
ceen  sind  quantitativ  die  wichtigsten  und  bilden  Wasserblüte 
Microcystis- Arten  und  Clatlirocystis  aeruginosa.  Es  bestätigt  sich 
also  die  Trennung  der  Weißwasserseen  bei  uns  in  2  Kategorien, 
wie  sie  CarlApstein  18942)  vorgenommen  hatte.  Er  fand3)  die 
folgenden  Unterschiede: 


9  Buunntkaler,  Die  Algen  und  Schizophyceen  der  Altwässer  der  Donau 
bei  Wien.  (Verhandl.  K.  K.  zool.-bot.  Ges.  Wien  1907,  S.  178  — 179.) 

2)  Apsteis,  Vergleich  der  Planktonproduction  (Ber.  Naturf.  Ges.  Freiburg 
im  Br.  1 894) • 

3)  Apstein,  Das  Süßwasserplankton.  1896,  S.  95. 

7* 


100 


Die  Sapropel-Bildungen. 


Chroococcaceenseen :  Dinobryonseen  : 


Chroococcaceen 

zahlreich . 

selten 

Dinobryon  (eine  Flagellate) . 

fehlend  oder  selten 

zahlreich 

Chydorus  (eine  Daphnide)  . 

pelagisch  .... 

litoral 

Plankton . 

reich . 

arm 

Wasser . 

trübe  (durch  Organis- 

men) . 

klar 

O.  Zacharias  hat  das  Seen  -  Plankton  als  Limno- 
Plankton  bezeichnet  im  Gegensatz  zu  dem  Teich-Plankton, 
das  er  Heleo-Plankton  nannte.  Nach  seiner  Zusammenstellung 
über  die  Unterschiede  beider1)  wissen  wir  bis  jetzt  diesbezüglich 
das  Folgende: 

Teiche. 

mannigfaltiger, 
weniger  zahlreich. 

P.  u.  D.  und  andere  Algen  spielen  eine 
große  Rolle,  außer  den  links  ge¬ 
nannten  auch  Golenkinia  rndiata , 
Dictyosphaerium  pulchellum ,  auch 
Scenedesmus- Arten, Glosterium.  Ferner 
Pediastrum,  Rhaphidium  polymorph  um. 
D.-P.  sind  spärlich,  jedoch  Asterionella 
manchmal  in  einiger  Häufigkeit  und 
viel  Attlieya  und  Rhizosolenia. 
Rädertiere  besonders  häufig  ( Brach ionus . 
Schizocerca  diversicornis ,  Pedalion 
mirum. 

\ 

Der  genannte  Autor  sagt  zum  Schluß  »mit  einigem  Vorbe¬ 
halt«,  »daß  sich  die  meisten  limnoplanktonischen  Arten  auch  in 
Teichen  wiederfinden;  aber  im  umgekehrten  Sinne  aufgestellt,  würde 
dieser  Satz  durch  viele  Tatsachen  widerlegt  werden,  weil  es  eine 
ganze  Menge  Komponenten  des  Heleoplanktons  gibt,  die  niemals 
oder  höchstens  ganz  sporadisch  in  Seen  angetroffen  werden«. 


Seen. 

Plankton  weniger  mannigfaltig. 
Zahlreiches  Auftreten  von  Planktonten, 
Protococ-caeeen  und  Desnfidiaceen  und 
andere  Algen  spielen  geringe  Rolle. 
Von  Desm.  sagt  Chodat,  die  Ab¬ 
wesenheit  der  sonst  so  häufigen  Gat- 
tuugen  Cosmarium ,  Euastrum ,  Staur¬ 
astrum  etc.  sei  charakteristisch. 
Diatomeen-Planktonten  sind  häufig. 


0  Zacharias,  Das  Süßwasser-Plankton.  Leipzig  1907,  S.  99  —  105. 


Das  Sapropel. 


101 


Das  Sapropel. 

Der  reine  Faulschlamm,  von  dem  wir  zunächst  eingehender 
sprechen,  ist  einmal  mehr  pflanzlicher  Herkunft  (phytogen),  ein 
andermal  mehr  tierischer  Herkunft  (zoogen),  und  Post  stellt  die 
letztere  für  die  von  ihm  untersuchten  Fälle  in  den  Vordergrund. 
In  der  Tat  ist  das  Wasser  vergleichsweise  tierreicher  als  das 
Land  und  besonders  sehr  viel  tierreicher  als  die  Moore,  deren 
saurer  Boden  in  Verbindung  mit  der  ständigen  Nässe  sogar  Regen¬ 
würmer  unmöglich  macht1 * *). 

Wir  hatten  als  Bedingungen  für  die  Entstehung  von  Faul¬ 
schlamm  (Sapropel)  angegeben:  1.  Das  Vorhandensein  von  stag¬ 
nierendem  oder  mehr  oder  minder  stagnierendem,  daher  dem  Fäul¬ 
nisprozeß  günstigem  Wasser,  in  welchem  2.  ein  organisches  Leben 
üppig  gedeiht,  und  als  Folge:  die  Entstehung  einer  Ablagerung 
aus  den  abgestorbenen  Organismen  (und  ihren  Exkrementen),  die 
wegen  des  Mangels  oder  starken  Zurücktretens  von  Sauerstoff 
namentlich  am  Boden  des  Wassers  nicht  vollständig  verwesen 
können,  sondern  —  da  eben  unter  diesen  Bedingungen  wesentlich 
ein  Fäulnisprozeß  stattfindet  —  einen  bleibenden  festen  Rest  zu¬ 
rücklassen.  Die  Eigenart  der  Sapropele  ist  nun  aber  nicht  allein 
von  den  angegebenen  Umständen  abhängig,  sondern  wesentlich 
auch  von  der  Beschaffenheit  der  Organismen  selbst.  Diesbezüg- 
lieh  ist  nicht  nur  darauf  zu  achten,  daß  im  W7asser  das  Tierleben 
besonders  reichlich  entwickelt  zu  sein  pflegt,  sondern  auch  darauf, 
daß  die  typischen  Wasserpflanzen  durch  ihren  oft  reichlichen  Ge¬ 
halt  an  fettem  Öl  in  chemischer  Hinsicht  Verwandtschaft  mit  den 
Tieren  zeigen  und  sich  von  den  Landpflanzen  entfernen,  wenig¬ 
stens  diejenigen  Wasserpflanzen,  die  —  wie  die  Öl  führenden 
Plankton- Algen  —  als  Ur-Material  des  Sapropels  hervorragend  mit 
in  Frage  kommen.  Schon  die  Verwesungsgerüche  von  Algen,  die 
an  die  von  Tieren  erinnern,  deuten  auf  die  chemische  Natur  dieser 

l)  Entwässerte  Moore  (tote  Moore)  jedoch  geben  für  die  Regenwürmer  na¬ 

türlich  oft  einen  passenden  Boden  ab;  diese  sind  aber  keine  eigentlichen  ordent¬ 

lichen  Moore  mehr. 


102 


Das  Sapropel. 


Pflanzen;  Kolkwitz  (1906,  S.  230)  spricht  ganz  treffend  von 
»Fischgeruch«  bei  der  Zersetzung  von  Asterionella ,  einer  Öl-Dia- 
tomee;  überhaupt  entwickelt  sich  dort,  wo  Algen  verwesen,  ein 
pestilenzialischer  Geruch  wie  bei  Tieren:  man  kann  das  gelegent¬ 
lich  bemerken,  wenn  übermäßige  Entwicklung  von  Algen- Wasser¬ 
blüte  auch  eine  Zersetzung  an  der  Oberfläche  des  Wassers  bedingt, 
oder  wenn  sie,  vom  Winde  ans  Ufer  geworfen,  dort  ganz  an  die 
Luft  gerät.  Welcher  Unterschied  gegenüber  der  Verwesung  der 
Landpflanzen,  die  höchstens  den  durchaus  nicht  unangenehmen 
schwachen  Modergeruch  besitzen ! 

Das  Plankton  —  und  diese  Lebensgemeinschaft  ist  die  für 
die  Sapropel-Bildung  wichtigste  —  ist  relativ  reich  an  Fett:  auch 
das  Phytoplankton,  wohl  weil  fettes  Öl  ein  geringeres  spezifisches 
Gewicht  hat  als  Stärke,  das  hauptsächliche  Stoffwechselprodukt 
der  Sumpf-  und  Landpflanzen,  so  daß  ein  Schweben  im  Wasser 
leichter  ermöglicht  wird. 

Den  Diatomeen  und  Cyanophyceen,  zu  denen  die  meisten 
Plankton- Algen  gehören,  fehlt  Stärke  völlig.  »Auf  größeren  Seen 
—  sagt  C.  WESENBERG-Lund  J)  —  sieht  man  manchmal  an  stillen 
Tagen  unregelmäßige  und  ihre  Form  ändernde  Stellen,  die  der 
Wind  nicht  beeinflußt.  Sie  liegen  wie  glatte,  schwimmende,  stille 
Wasserstellen  auf  dem  sonst  schwach  gekräuselten  See.  Ganz 
ähnliche  Stellen  kann  man  leicht  erzeugen,  wenn  man  nur  ein 
Stück  recht  fettfleckiges  Butterbrotpapier  auf  das  Wasser  wirft. 
Um  das  Papier  bildet  sich  dann,  besonders  bei  warmem  Wetter, 
ein  fettiger  Fleck«.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach'  entstehen  die 
glatten  Stellen  »durch  das  Öl,  welches  während  des  Verwesungs¬ 
prozesses  des  organischen  Materials,  u.  a.  jedenfalls  zu  überwiegen¬ 
dem  Teil  des  Planktons,  frei  wird.  Dieses  Öl  steigt  empor  und 
breitet  sich  auf  der  Oberfläche  aus«.  Auch  auf  die  Schaum¬ 
streifen  an  den  Meeresküsten  macht  der  Autor  aufmerksam,  dessen 
Entstehung  zum  Teil  durch  frei  gewordenes  Planktonöl  mitbedingt 
ist.  Namentlich  alter  Schaum  fühlt  sich  fettig  an.  Es  sei  dem 
hinzugefügt,  daß  auch  größere  planktonreiche  Seen  des  Kontinents, 


>)  W  KSEiNBKKG,  Uber  SüßvvasserplaDkton.  (Prometheus:  Berlin  190G,  S.  802.) 


Das  Sapropel. 


103 


sofern  der  Wind  nur  überhaupt  etwas  Brandung  zu  erzeugen  ver¬ 
mag,  Fettschaumstreifen  zeigen1). 

Um  der  Sache  auf  chemischem  Wege  näherzutreten,  habe  ich 
Herrn  Prof.  C.  Engler  in  Karlsruhe  gebeten,  eine  in  der  Mark 
Brandenburg  besonders  als  Sapropel-Bildnerin  auftretende  Kleinalge 
zu  untersuchen,  nämlich  Micro ci/stis  flos  aquae ,  die  in  der  Havel  zu 
Zeiten  die  ganz  überwiegende  Lieferantin  des  Urmaterials  für  das 
entstehende  Sapropel  ist.  Er  fand2)  nicht  weniger  als  rund  22  pCt. 
mit  kochendem  Äther  aus  dem  getrockneten  Material  zu  extra¬ 
hierende  Stoffe,  die  »in  der  Hauptsache  als  Fett  resp.  Wachs  in 
Anspruch  genommen  werden  dürfen«  3).  Demgegenüber  enthalten 

J)  Die  glatten  Stellen  auf  dem  Wasser,  von  denen  Wesenberg  spricht, 
mögen  wohl  in  manchen  Fällen  durch  Fett  veranlaßt  sein.  F.  A.  Forel  (Le 
Leman,  1895,  p.  241  ff.),  der  die  Erscheinung  schon  seit  1863  studiert,  berichtet 
über  die  »Öl-Flecken«  unter  dem  Namen  »taches  d’huile«.  Die  Anwohner  des 
Leman  (des  Genfer  Sees)  nennen  sie  in  der  Annahme,  daß  ihre  Ursache  in  unter¬ 
seeischen  Quellen  läge,  »fontaines«  und  in  dem  Fall,  daß  eine  solche  Stelle  wie 
ein  geschlängelter  Weg  verläuft,  sprechen  sie  von  »chemin«.  Die  verschiedenen 
Ansichten,  die  über  die  Natur  der  Flecke  geäußert  worden  sind,  findet  man  bei 
Forel.  Er  macht  zur  Erklärung  derselben  darauf  aufmerksam,  daß,  wenn  der 
See  bei  Regen  ganz  ruhig  und  glatt  ist,  an  seiner  Oberfläche  weiße  Flecken  ganz 
entsprechend  den  erwähnten  auf  grauem  Grunde  zu  beobachten  sind,  die  dadurch 
entstehen,  daß  die  Regentropfen  innerhalb  und  außerhalb  der  Flecke  in  von  ein¬ 
einander  abweichende  Medien  fallen,  indem  innerhalb  der  Flecke,  die  von  den 
Tropfen  erzeugten  kleinen  Wellen  schnell  verlöschen,  während  sie  das  reine 
Wasser  fein  kräuseln.  Gelegentlich  irisieren  die  »Öl-Flecken«.  E.  v.  Cholnoky, 
der  die  Erscheinung  am  Balaton-  (Platten-)  See  untersucht  hat,  begründet  nun 
aber  eingehend,  daß  die  »taches  d’huile«  »einfach  solche  Stellen  sind,  wo  die 
Geschwindigkeit  der  Luftströmung  0,3  m  pro  Sekunde  nicht  erreicht«.  (Die 
Farbenerscheinungen  des  Balatonsees.  Resultate  der  wiss.  Erforsch,  des  Balaton¬ 
sees,  I.  Bd.,  5.  Teil,  2.  und  3.  Section  Wien  1906,  S.  51  ff.) 

2)  Yergl.  Potonie,  Zur  Frage  nach  den  Urmaterialien  der  Petrolea  (Jahrb. 
der  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt  für  1104.  Berlin  1905,  S.  348). 

3)  In  einer  neueren  Mitteilung,  betitelt  »Die  neueren  Ansichten  über  die 
Entstehung  des  Erdöles«  (Berlin  1907,  S.  10),  spricht  C.  Engler  von  einer  An¬ 
reicherung  von  Fett  auf  20  pCt.  und  mehr  in  dem  ihm  von  mir  gesandten  Ma¬ 
terial,  »während  die  frische  Pflanze  nur  1,7  pCt.  enthielt«.  Hierzu  bemerke  ich, 
daß  ich  Herrn  Prof.  Engler  (wie  in  meiner  Schrift  »Zur  Frage  nach  den  Ur¬ 
materialien  der  Petrolea«,  Berlin  1905,  S.  347  angegeben)  nur  frisches,  soeben 
ans  Ufer  geworfenes  Material  der  Alge  zugesandt  Labe,  die  sofort  am  Ufer  in 
Zersetzung  eingegangen  war.  Ich  hatte  das  Material  daher  —  um  die  weitere 
Zersetzung  zu  sistieren  —  mit  HgCJ-2  und  anderen  Desinficientia  versetzt,  so  daß 


104 


Das  Sapropel. 


Landpflanzen  (inkl.  Sumpfpflanzen)  —  abgesehen  von  Spezialfällen, 
die  gegenüber  der  Masse  der  anderen  ganz  zurücktreten  —  sehr 
viel  weniger  Fettsubstanzen  und  dafür  mehr  zu  den  Kohlenhydraten 
gehörende  Verbindungen. 

Für  unseren  Zweck  ausnutzbare  Angaben  finden  sich  in 
K.  Brandt’s  Arbeit  »Beiträge  zur  Kenntnis  der  chemischen  Zu- 

ich  annehmen  muß,  daß  ganz  wesentliche  Unterschiede  im  Fettgehalt  der  noch 
lebenden  Organismen  gegenüber  den  in  den  Anfängen  ihrer  Zersetzung  begriffenen 
nicht  vorhanden  wareD,  d.  h.  ich  meine,  daß  der  gefundene  Fettgehalt  auch  im  ganzen 
‘genommen  demjenigen  in  den  lebenden  Organismen  entsprechen  muß.  Ich  glaube 
nach  dem  Gesagten  berechtigt  zu  sein,  auf  einen  höheren  wesentlichen  Gehalt  der 
echten  Wasserorganismen  gegenüber  den  Landpflanzen  und  den  zum  Wasser¬ 
leben  zurückgekehrten  Pflanzen  schließen  zu  dürfen,  in  Ansehung  der  Tatsache, 
daß  die  meisten  der  in  Frage  kommenden  Algen  usw.  wie  Microcystis  in  ihren 
Zellen  relativ  viel  »Ol«  zu  erkennen  geben.  Herr  Prof.  Engler  hat  die  1,7  pCt. 
offenbar  nur  so  erschlossen,  daß  er  bei  einigen  Wasserpflanzen,  nämlich  bei 
»Grünalgen«  und  Hypnum  aduncum  die  Zahlen  1,6,  ferner  2,0  und  1,0  pCt.  Fett 
findet.  Aber  die  »Grünalgen«  waren  wohl  nicht  Ölalgen,  die  bei  der  Sapropel  - 
Bildung  so  reich  in  Betracht  kommen,  sondern  wohl  Fadenalgen  aus  der  wesent¬ 
lich  Kohlenhydrate  enthaltenden  Gruppe  wie  Spirogyra  etc.,  und  Hypnum  aduncum 
hat  hier  erst  recht  auszuscheiden.  Wir  wissen,  daß  die  Moose  —  gleicbgiltig 
ob  es  sich  um  Landmoose  oder  um  Wassermoose  handelt  —  keine  Sapropel- 
Bildner  sind.  Will  man  chemische  Untersuchungen  über  die  wesentlichen  Ur- 
materialien  des  Sapropels  anstellen,  so  muß  man  echtes  Plankton  zur  Verfügung 
haben.  Wenn  in  dem  Sapropel  eine  wesentliche  Anreicherung  von  Fetten,  die  in 
der  oben  angegebenen  Weise  extrahierbar  bleiben,  stattfände  und  nicht  vielmehr 
—  wie  ich  annehme  —  eine  Zersetzung  in  Richtung  der  » Bituminierung«,  so 
müßten  ja  die  Sapropele,  je  älter  sie  sind,  auch  im  Durchschnitt  um  so  reicher 
an  Fett  sein;  die  Untersuchung  erweist  das  aber  nicht.  Es  fanden  sich  im 
rezenten  Ludwigshofer  Faulschlamm  —  wie  wir  sehen  werden  —  3,6  (Krämer 
u.  Spieker)  resp.  auf  aschenfreie  Substanz  berechnet  5,12  und  5,78  (Holde)  pCt. 
Fett;  in  einem  diluvialen  Sapropelit  (Diatomeen-Pelit  untersucht  von  A.  Böhm) 
fanden  sich  2,41  pCt.  in  der  aschenfreien  Substanz,  und  ich  habe  Herrn  Dr.*BöiiM 
gebeten,  diesbezüglich  auch  einen  Sapropelit  tertiären  Alters  zu  untersuchen, 
nämlich  den  »Dysodil«  von  Messel  bei  Darmstadt,  und  er  fand  nach  6 ständiger 
Extraction  2,73  pCt.  fettartige  Stoffe  in  der  lufttrocknen ,  ascheufreien  Substanz, 
extrahiert  nacheinander  mit  Petroläther  (zog  aus  0,71  pCt.),  Benzol  (0,04)  und 
Toluol  (1,08).  Das  Alles  spricht  durchaus  nicht  für  eine  wesentliche  »Anreiche¬ 
rung«  von  »Fett«.  Ich  könnte  auf  Grund  der  Tatsachen  daher  nur  —  bis  auf 
weiteres  —  annehmen,  daß  im  Verlaufe  des  ersten  Zersetzungsstadiums  das  Fett, 
weil  haltbarer  als  die  anderen  wesentlichen  Bestandteile  (Proteine,  Kohlenhydrate), 
sich  wohl  etwas  anreichern  möchte,  daß  es  jedoch  schnell  genug  der  Bituminie- 
rung  in  dem  S.  19  ff.  angegebenen  Sinne  anheimfällt. 


Das  Sapropel. 


105 


sammensetzung  des  Planktons«1).  Wir  finden  dort  auf  S.  73  (31) 
Planktonfänge  u.  a.  auf  ihren  Protein-  und  Fettgehalt,  berechnet 
auf  aschenfreie  Trockensubstanz,  angegeben.  Danach  enthielten 
11  Planktonfänge,  die  im  Folgenden  angegebenen  Prozente  von 
Protein  und  Fett: 

Proteine  Fett  Proteine  H-  Fett 

?  -+-  5,15  =  ? 

24,25  4-  2,35  =  26,60 

22,13  +  2,47  =  24,60 

24,92  4-  3,80  =  28,72 

29,04  4-  6,22  =  35.26 

33,89  4-  6,49  =  40,38 

40,32  -4  10,98  =  51,30 

59,70  4-  2,59  =  62,29 

41,64  4-  10,82  =  52,46 

33,36  4-  5,03  =  38,39 

?  4-  8,55  =  ? 


Hingegen  berechnen  sich  aus  den  Angaben  1.  c.  S.  87  (45) 
und  89  (47)  die  Prozentquantitäten  der  gleichen  Stolle,  ebenfalls 
auf  aschenfreie  Trockensubstanz  bezogen,  für  Landpflanzen  wie 
folgt2)  : 

Proteine  Fett  Proteine  +  Fett 


Wiesenheu,  weniger  gut 

Wiesenheu,  gut . 

Junger  Roggen  (=  Roggen- 

Grün  futt  er)  . 

Futterwicke,  sehr  gut 

Fettweide . 

Lupine,  gut  .  . . 


9,23  4-  1,80  =  11,03 
14,81  4-  3,48  =  18,29 

12,73  4-  3,51  =  16,24 
26,6  4-  3,0  '=  29.6 

23,0  4-  5,0  =  28,0 
25,5  4-  2,8  =  28,3 


')  Erschienen  in  den  »Wissenschaftlichen  Meeresuntersuehungen«,  heraas¬ 
gegeben  von  der  Kommission  zur  Wissenschaft!.  Untersuchung  der  deutschen  Meere 
in  Kiel  und  der  Biolog.  Anstalt  auf  Helgoland.  Neue  Folge.  3.  Bd.  Abt.  Kiel. 
Kiel  und  Leipzig  1898,  S.  45—90. 

2)  Yergl.  auch  die  bezüglichen  Angaben  bei  J.  König,  Untersuchung  landw. 
und  gewerbl.  wichtiger  Stoffe.  Ferner:  Chemie  der  menschlicbeu  Nahrungs-  und 
Genußmittel,  die  übrigens  Brandt  zum  Teil  ebenfalls  zugrunde  gelegt  hat. 


106 


Das  Sapropel. 


Der  Unterschied  ist  also  ein  recht  beträchtlicher,  und  er  würde 
noch  mehr  in  die  Erscheinung  treten,  wenn  ich  nicht  —  aus  Mangel 
an  geeigneteren  Angaben  —  besonders  gute,  d.  h.  protein-  und 
fettreiche  Futtermittel  hätte  heranziehen  müssen,  sondern  wenn 
mir  hinsichtlich  ihres  wilden  Vorkommens  dem  Plankton  gleich¬ 
wertig  zu  setzende  Angaben  über  Landpflanzen  zur  Verfügung 
ständen.  Immerhin  ist  der  Unterschied  zwischen  dem  durchschnitt¬ 
lichen  Protein-  und  Fettgehalt  des  Planktons  einerseits  und  der 
Landpflanzen  andererseits  auch  nach  Obigem  auffällig  genug.  Es 
wäre  aber  interessant,  die  Untersuchungen  fortzusetzen,  um  rich¬ 
tigere  Zahlen  zu  erhalten,  die  dann  noch  extremer  ausfallen  müssen. 
Nehmen  wir  z.  B.  eine  Pflanzenart,  deren  Futterwert  als  ein  nur 
»mäßiger«  angegeben  wird,  so  erhalten  wir  gleich  sehr  auffällig 
extremere  Zahlen,  die  den  Unterschied  zwischen  Plankton  und 
Landpflanzen  noch  viel  krasser  illustriert.  So  fand  Fingerling 
bei  älteren  Pflanzen  von  Alopecurus  agrestris !)  (auf  aschenfreie 
Substanz  umgerechnet)  in  der  Trockensubstanz  nur 

Proteine  Fett  Proteine  4-  Fett 

7,18  -+-  2,45  =  9,63  pCt. 

Wir  haben  also  in  den  herangezogenen  Fällen  beim  Plankton 

O  O 

24,60— 62,29  pCt.  Fett  -4-  Protein,  während  die  erwähnten  Land¬ 
pflanzen  nur  9,63  —  29,6  pCt.  aufweisen.  Gewiß  schon  jetzt  ein 
sehr  beträchtlicher  Unterschied! 

Äußerungen  bezüglich  des  hier  hervorgehobenen  Unterschiedes 
finden  sich  auch  bei  Brandt.  Er  sagt  1.  c.  S.  89  (47):  Wenn  man 
ganze  Futterpflanzen  betrachtet,  »so  ist  ein  so  bedeutender  Fett¬ 
gehalt  wie  bei  Diatomeen  nie  vertreten.  Auch  der  Eiweißgehalt 
der  Diatomeen  ist  verhältnismäßig  sehr  hoch«,  und  die  zum  Ver¬ 
gleich  mit  den  Diatomeen  von  ihm  herangezogenen  Futtermittel 
(Futterwicke,  Fettweide  und  Lupine),  die  wir  oben  ebenfalls  zum 
Vergleich  benutzt  haben,  sind  eben  besonders  protein-  und  fett¬ 
reiche  Pflanzen.  Brandt  fährt  fort:  »Durch  sehr  hohen  Gehalt 
an  Fett  und  durch  Armut  an  Kohlenhydraten  unterscheidet  sich 


9  Mitgeteilt  Id  Fkuwirtm,  Der  Ackerfuchsschwanz.  Berlin  1908,  p.  18. 


Das  Sapropel. 


107 


also  die  aschenfreie  Trockensubstanz  der  Diatomeen  von  derjenigen 
der  Futterpflanzen«.  Für  letztere  gibt  er  in  seinen  Vergleichs¬ 
objekten  rund  70  pCt.  (nämlich  67,8,  70,0,  71,6  und  72,0)  und 
für  Diatomeen  63,2  pCt.  Kohlenhydrate  an.  Auf  S.  90  (48)  lesen 
wir  dann  noch,  daß  in  gewissen  Planktonfängen  der  Prote'ingehalt 
»sehr  bedeutend,  der  Fettgehalt  in  einem  Falle  niedrig,  im  anderen 
abnorm  hoch  und  der  Gehalt  an  Kohlenhydraten  verhältnismäßig 
sehr  niedrig«  sei.  Bei  alledem  ist  aber  noch  zu  beachten,  daß 
auch  das,  was  als  Kohlenhydrat  oder  Rohfaser  beim  Plankton  an¬ 
gegeben  wird,  sich  sicher  chemisch  nicht  wenig  von  den  Kohlen¬ 
hydraten  bezw.  der  Rohfaser  der  Landpflanzen  unterscheiden  wird 
—  diesbezüglich  läßt  die  Chemie  noch  zum  guten  Teil  im  Stich  — , 
so  daß  auch  dieser  Unterschied  möglicherweise  für  die  entstehen- 
den  subfossilen  und  fossilen  Produkte  von  Einfluß  ist,  d.  h.  viel¬ 
leicht  ebenfalls  einmal  für  die  Erklärung:  der  Verschiedenheiten 
zwischen  den  fossilen  Sapropeliten  und  Humusgesteinen  wird  in 
Rechnung  gezogen  werden  müssen. 

Demzufolge  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  im  Gegensatz  zu 
den  wegen  ihres  hohen  Fettgehalts  als  Öl-Algen  bezeichneten  Sa- 
propel-Bildnerinnen  die  anderen  Algen  mit  vorwiegendem  Kohlen¬ 
hydratgehalt ,  die  man  kurz  als  Kohlenhydrat- Algen  bezeichnen 
könnte,  nichtsdestoweniger  in  ihrer  Wirkung  auf  den  entstehenden 
Kaustobiolith  diesem  eine  Bituminierunofs-Tendenz  verleihen.  Erst 
wenn  wir  über  die  Fäulnisprodukte  der  Landpflanzen-Kohlen- 
hydrate  einerseits  und  der  Kohlenhydrate  der  echten  Wasserorga¬ 
nismen  andererseits  unterrichtet  sein  werden,  wird  sich  etwas  Be¬ 
stimmtes  darüber  sagen  lassen.  Jedenfalls  bleibt  die  Tatsache  be¬ 
stehen,  daß  eben  die  Kaustobiolithe,  die  wesentlich  aus  Land¬ 
pflanzen  hervorgehen,  von  denjenigen,  die  wesentlich  aus  echten 
Wasserorganismen  hervorgehen,  sich  so  auffällig  unterscheiden, 
daß  eine  klassifikatorische  Trennung  beider  Gruppen  geboten  ist. 
Die  für  Brandt  (1.  c.  S.  57  [15])  ausgeführten  Plankton-Fettbe- 
stirnmungen  beruhen  auf  der  Extraktion  der  Substanz  mittels  über 
Natrium  getrockneten  Äthers.  Eine  derartige  Extraktion  nahm 
bei  dem  Material  ca.  6  Stunden  in  Anspruch.  »Ist  dieselbe  be¬ 
endet,  so  gießt  man  den  vor  Extraktion  verwendeten  Äther  in  eine 


108 


Das  Sapropel. 


Schale  oder  besser  noch  in  ein  Kölbchen  und  verjagt  den  Äther 
auf  einem  erwärmten  Wasserbade.  Das  so  erhaltene  Fett  trocknet 
man  eine  Nacht  im  Exsiccator  und  2  Stunden  bei  100°  C.  und  findet 
dann  den  Fettgehalt  durch  Wägung  und  Subtraktion  des  gewogenen 
Kölbchens«.  Ich  gebe  hier  die  für  Brandt  befolgte,  bekannte 
Methode  der  Fettbestimmung  so  ausführlich  an,  weil  die  Quantität 
des  gewonnenen  Materials  je  nach  der  Verschiedenartigkeit  der 
Art  und  Weise,  sie  zu  bestimmen,  auch  recht  verschieden  ist.  Or¬ 
dentliche  Resultate  wird  man  natürlich  auch  nur  erreichen,  wenn 
die  beste  (d.  h.  derzeitig  aber  auch  gleichzeitig  die  langwierigste) 
Methode  der  Fettbestimmung  für  alle  und  sämtliche  in  Vergleich 
zu  ziehende  Substanzen  zur  Anwendung  gelangt.  Solche  ganz 
exakten  Untersuchungen  stehen  aber  für  unseren  Fall  noch  nicht 
zur  Verfügung. 

Untersuchen  wir  chemisch  die  Sapropelite,  so  finden  wir  oft 
weniger  durch  Extraktionsmittel  nachweisbare  Fette  als  in  ihren 
Urmaterialien.  G.  Kraemer  und  A.  Spilker  geben1)  im  Sa¬ 
propel  von  Ludwigshof  in  Pommern  3,6  pCt.  »Fettwachs«  in  der 
Trockensubstanz  an.  Kraemer  hat  das  Material  —  wie  wir  noch 
sehen  werden  —  fälschlich  für  Diatomeen-Pelit  gehalten,  was  für 
die  vorliegende  Fett-Frage  freilich  belanglos  ist,  da  auch  ein 
kaustobiolithischer  Diatomeen-Pelit  ein  Sapropelit  ist.  Ich  habe 
aber  einen  (diluvialen)  Diatomeen-Pelit  (von  Bispingen  in  der 
Lüneburger  Haide)  untersuchen  lassen;  in  diesem  fand  Herr 
Dr.  Arthur  Böhm  2,41  pCt.  (Aethyläther-)Extrakt  in  der  aschen¬ 
freien  lufttrocknen  Substanz,  und  zwar  eine  »feste  grüngelbe 
wachsähnliche  Masse,  die  beim  Erhitzen  wachsig-teerigen  Geruch 
zeigt«.  Kraemer  und  Spilker  haben  zur  Erzielung  reichlicherer 
Ausbeuten  das  Ludwigshofer  Sapropel  zuvor  längere  Zeit  mit 
5-prozentiger  Salzsäure  gekocht,  wodurch  nahezu  die  Hälfte  der 
Trockensubstanz  in  Lösung  ging.  Der  ungelöst  bleibende  Teil 
wurde  nach  dem  Trocknen  im  Soxhlet-Apparat  mit  Toluol  ausge¬ 
zogen.  Herr  Prof.  Holde,  der  freundlichst  2  Proben  desselben 

l)  Kraemer  und  Spilker,  Das  Wachs  der  Bacillariaceen  und  sein  Zusammen¬ 
hang  mit  dem  Erdöl  (Ber.  Deutsche  ehern.  Ges,  1899,  S.  2944). 


Das  Sapropel. 


109 


Materiales  für  mich  untersuchte,  fand  in  der  aschenfreien  Trocken¬ 
substanz  5,12  und  5,78  pCt,  und  zwar  wurden  von  diesem  als 
Extraktionsmittel  nach  einander  benutzt  Petroläther,  Benzol  und 
Toluol.  Die  extrahierten  Stoffe  waren  »wachsartig«  grün,  gelb¬ 
braun,  braun  und  schwarzbraun  und  rochen  z.  T.  »schwach  bitu¬ 
minös«.  Der  Sapropelit  von  Maracaibo  (Venezuela)  enthielt  3,42 
in  derselben  Weise  extrahierte  geruchlose  Stoffe  von  ebenfalls 
wachsartiger  Beschaffenheit,  bräunlichgelber  und  brauner  Farbe. 
Torfproben,  die  ich  dem  Genannten  zum  Vergleich  mitgab,  er¬ 
gaben  nach  derselben  Untersuchungs-Methode,  und  zwar  sehr 
reifer,  alter  Flachmoortorf  von  Aussee  2,58  pCt.  wachsartige,  hei  1- 
und  dunkelbraune,  »sehr  schwach  faulig  riechenden«  Stoffe,  Dop- 
plerit  von  Aussee  0,25  pCt.  fettartige  und  wachsartige,  grünlich¬ 
gelbe  und  gelblichbraune,  geruchlose  Stoffe  und  ein  jüngerer 
Sphagnetum-Torf  aus  dem  Kehdinger  Moor  bei  Stade  2,88  pCt. 
wachsartige  und  kolophoniumartige  spröde,  braungelbe,  braune  und 
schwarzbraune,  schwach  faulig  riechende  und  geruchlose  Stoffe. 

Es  ist  bei  solchen  Vergleichen  nicht  zu  vergessen,  daß  die 
richtigen  relativen  Zahlen  nur  gefunden  werden,  wenn  man  unge¬ 
fähr  gleichalte  Materialien  vergleicht,  denn  gewisse  Fette,  auch 
Wachse  und  insbesondere  Harze  reichern  sich  im  Verlaufe  der 
Zersetzung  organischer  Substanzen  an,  andererseits  muß  auch  das 
ungefähr  gleiche  durch  die  Zeit  gegebene  Zersetzungsstadium  vor¬ 
liegen.  Im  Vergleich  zu  anderen  Zersetzungen  organischer  Sub¬ 
stanz  im  gewöhnlichen  feuchten  Zustande  zersetzt  sich  nach 
Hübner1)  von  dem  Fett  nur  eine  sehr  geringe  Menge,  in  sehr 
nassem  Boden  konnte  er  keine  Zersetzung  beobachten :  hier  ver¬ 
hindert  die  mangelnde  Durchlüftung  eine  Fettoxydation.  Es  ist 
aber  zu  beachten,  daß  die  Fette,  die  in  den  echten  Wasserorganismen 
vorhanden  sind  resp.  diejenigen  der  Organismen,  die  wesentlich 
als  Urmaterial  des  Sapropels  in  Betracht  kommen,  nach  dieser 
Richtung  noch  nicht  untersucht  sind.  Instruktiv  ist  hierzu  immer¬ 
hin  die  Tatsache,  daß  in  einem  Material,  das  auf  der  Grenze  steht, 

0  Rubner,  Über  Spaltung  und  Zersetzung  von  Fetten  und  Fettsäuren  im 
Boden  und  in  Nährflüssigkeiten  (Archiv  für  Hygiene,  Bd.  XXXVIII,  S.  67). 


110 


Das  Sapropel. 


zwischen  einem  ganz  reinen  Akaustobiolith,  das  soll  heißen  einem 
Biolith,  der  gar  keine  brennbaren  C-haltigen  organischen  Bestand¬ 
teile  mehr  enthält,  und  einem  solchen,  der  noch  geringe  Quan¬ 
titäten  davon  besitzt,  nämlich  in  dem  Globigerinen-Schlamm  ozea¬ 
nischer  Tiefen  durch  Gümbel1)  wesentlich  »eine  Art  Fett«  als  Re¬ 
siduum  der  brennbaren  organischen  Substanz  nachgewiesen  worden 
ist.  Es  trat  in  Gestalt  von  blendend  weißen  Knöllchen  auf,  war 
durch  kochenden  Alkohol  herauszuziehen  und  schied  sich  beim 
Erkalten  oder  Vermengen  mit  Wasser  wieder  aus.  Gümrel 
•schätzte  den  Anteil  in  seinem  Fall  auf  0,1  pCt.  des  Globigerinen- 
Schlamms,  dieser  bei  100°  getrocknet.  Im  ganzen  erhielt  er  in 
diesem  Zustande  6  pCt.  organische  Betandteile  und  Wasser.  »Be¬ 
sonders  reiche  ausgesuchte  Stücke  enthielten  5,7  pCt.  der  Fett¬ 
substanz«  2). 

Wenn  man  das  Gesagte  berücksichtigt,  ist  es  klar,  daß  sich 
ein  ganz  falsches  Bild  ergeben  muß,  wenn  man  etwa  einen  alten 
Torf  mit  einem  jungen  Sapropelit  vergleicht.  Als  Beispiel  sei  nur 
angeführt,  daß  ein  reifer  (alter)  Sphagnetum-Torf  des  Kehdinger 
Moors  (»älterer  Moostorf«)  nach  einer  Untersuchung  von  H  errn 
Prof.  Holde  7,67  pCt.  Extrakt! v-Stoffe  ergab.  Es  muß  übrigens 
bei  diesen  Untersuchungen  stets  dahin  gestellt  bleiben,  inwieweit 
es  sich  außer  Fetten  und  Wachsen  auch  um  Harze  handelt,  daher 

’)  Gümbel,  Die  miüeralogiseh-geologische  Beschaffenheit  der  auf  der  For¬ 
schungsreise  S.  M.  S.  >■  Gazelle«  gesammelten  Meeresgrund-Ablagerungen.  (Die 
Forschungsreise  S.  M.  S.  «Gazelle«  in  den  Jahren  1874  bis  1876,  herausgegeben 
von  dem  Hydrographischen  Amt  der  Admiralität.  II.  Teil.  Berlin  1888,  S.  73 
bis  74,  auch  S.  75  unten.) 

2)  Als  ich  meine  Abhandlung  über  die  Urmaterialien  der  Petrolea  schrieb, 
war  es  mir  entgangen,  daß  Gümbel  auf  Grund  der  oben  mitgeteilten  Tatsache  zu 
der  Ansicht  gelangte  (1.  c.  S.  74):  »Es  wird  daraus  für  die  in  vielen  Meeresabla¬ 
gerungen  ans  älteren  geologischen  Zeiten  vorkommenden  bituminös-fettigen 
Beimengungen  und  vielleicht  auch  für  das  Petroleumvorkommen  in  Fällen,  in 
denen  tierische  oder  pflanzliche  Einschlüsse  sich  nicht  deutlich  erkennen  lassen 
oder  bemerkbar  machen,  eine  befriedigende  Erklärung  abgeleitet  werden  dürfen«. 
Freilich  hat  auch  er  das  rezente  massenhafte  Vorhandensein  von  Sapropel-Erden 
mit  ganz  wesentlich  größerem  Gebalt  an  brennbarem  Material  übersehen  Es 
ist  immerhin  bemerkenswert,  daß  Gümbel  schon  die  »Fett «-Quantität  des  Glo- 
bigerinenschlammes  für  ausreichend  hielt,  das  viele  Petroleum  zu  erklären. 


Das  Sapropel. 


111 


vorsichtig  nur  von  »Extraktiv-Stoffen«  die  Rede  war1).  Die  Be¬ 
merkung  von  Prof*.  Holde,  daß  ein  Teil  dieses  Sphagnetum-Torfs 
kolophoniumartig  spröde  ist,  macht  den  Gedanken  rege,  daß 
aus  Sphagnetum  -Torf  vielleicht  fossil  ein  Liptobiolith  werden  könnte. 
Hiermit  stimmt  auch  eine  Bemerkung  von  Herrn  Prof.  Dr.  H.  TiiOMS 
überein,  der  mir  freundlichst  mit  demselben  prinzipiellen  Resultat 
einen  anderen  alten  Hochmoortorf  untersucht  hat,  und  der  hinzu- 
fügt;  es  handelt  sich  in  dem  Extraktiv-Stoff  seines  Hochmoortorfs 
(von  Dalle  in  der  Lüneburger  Haide)  um  ein  » mon  tanwachs  «- 
ähnliches  Produkt,  und  das  ist  ein  aus  einem  tertiären  Lipto¬ 
biolith,  nämlich  aus  Pyropissit  oder  aus  einer  mehr  oder  minder 
pyropissitischen  Kohle  gewonnenes  Produkt,  das  E.  v.  Boyen  aus 
dem  genannten,  in  der  Technik  als  Schwelkohle  bezeichneten 
Material  durch  Extraktion  mit  Benzin  gewann2).  Auch  Herr  Dr. 
A.  Böhm,  der  älteren  Sphagnetum-Torf  des  Kehdinger  Moores 
untersuchte  und  mit  Aethyläther  5,10  pCt,  extrahierte,  sagt  von 
diesem  Extraktionsprodukt  in  prinzipieller  Übereinstimmung  mit 
den  beiden  vorgenannten  Herren,  dieses  Produkt  sei  eine  »feste 
dunkelbraune  wachs-harzähnliche  Masse  von  leichter  Sprödig¬ 
keit«,  die  beim  Erhitzen  einen  wachsig-teerigen  Geruch  habe; 

')  Es  sei  die  Gelegenheit  benutzt,  Definitionen  von  Fett,  Wachs  und  Harz 
zu  geben,  die  ich  Herrn  Prof.  Holde  verdanke:  Er  schreibt:  »Fette  sind  in 
Wasser  nicht  lösliche  Verbindungen  von  Glycerin  (dreiwertiger  Fettalkohol)  mit 
höheren  Fettsäuren,  Wachse  Verbindungen  von  einwertigen  Fettalkoholen  (Aethyl- 
alkohol,  Myricilalkobol  usw.)  oder  einwertige  aromatische  Alkohole  (Cholesterin, 
Isocholesterin)  mit  höherer  Fettsäure  Je  nachdem  in  den  Fetten  und  Wachsen 
flüssige  oder  feste  Säuren  vorwiegen,  gibt  es  flüssige  und  feste  Fette  und  Wachse, 
also  auch  Fette  von  äußerlich  wachsartiger  und  Wachse  von  äußerlich  fettartiger 
Beschaffenheit,  also  flüssige  Wachse.  Als  Nebenbestandteile  finden  sich  in  Fetten 
und  Wachsen  freie  Fettsäure,  Kohlenwasserstoffe,  Farbstoffe  etc.  Einzelne  Fette 
z.  B.  Butter,  Kokosfett  etc.  enthalten  auch  Glycerin,  flüchtige  Fettsäuren,  aber 
nur  in  kleineren  Mengen.  Die  Harze  enthalten  in  erster  Linie,  so  weit  es  sich 
um  Fichtenharz  etc.  handelt,  feste  hochmolekülare  Säuren,  auch  Kohlenwasser¬ 
stoffe,  Superoxyde  ctc.;  sie  sind  im  allgemeinen  spröde.  Es  finden  sich  aber  auch 
fett-  und  wachsartige  chemische  Verbindungen  und  auch  noch  Verbindungen 
anderen  chemischen  Charakters  in  ihnen,  so  daß  sie  nicht  leicht  einheitlich  zu 
definieren  sind«. 

2j  Näheres  über  Montanwachs  vergl.  in  E.  Elidmann,  »Die  Chemie  der 
Braunkohle«.  Halle  a.  S.,  1907,  S.  78. 


112 


Das  Sapropel. 


und  dabei  ist  zu  beachten,  daß  alle  drei  unabhängig  und  unbe¬ 
einflußt  von  einander  gearbeitet  haben.  Dazu  kommt  nun  noch 
eine  wichtige  Mitteilung  von  V.  Zailer  und  L.  WiLK1),  die  bei 
3  Sphagnum- Aorten  0,93,  sodann  1,27  und  2,13  pCt.  durch  Äther 
aus  der  Trockensubstanz  extrahierbare  Stoffe  angeben,  jedoch  als 
alkohollöslich  resp.  angeben  2,58,  sodann  3,87  und  4,37  pCt.  Be¬ 
rücksichtigt  man,  daß  durch  Äther  extrahirt  werden  »der  Haupt¬ 
sache  nach  ätherische  und  fette  Öle,  Fette  (Wachs)  und  ein  Teil 
der  Harze,  sowie  geringe  Mengen  von  Chlorophyll  und  Alkaloide, 
die  bei  Anwesenheit  von  Fett  zum  Teil  ausgezogen  werden  und 
andere  in  Spuren  vorhandene  Substanzen  wie  flüchtige  Säuren, 
Aldehyde  und  Ester  enthalten,  während  die  alkohollöslichen  Sub¬ 
stanzen  größtenteils  aus  Harzen,  Gerbsäuren,  Bitterstoffen,  Alka¬ 
loiden,  Glykogen  und  Farbstoffen  bestehen«  (1.  c.  S.  77),  so  weist 
auch  dies  darauf  hin,  daß  die  wesentlich  aus  Sphagnum  hervor¬ 
gehenden  Torfe  trotz  der  großen  Mengen  Extraktivstoffe,  die  sie 
enthalten,  diesbezüglich  nicht  mit  den  Sapropelen  zusammen¬ 
geworfen  werden  können,  sondern  zu  den  Liptobiolithen  tendieren. 

Übrigens  ist  auch  darauf  hinzuweisen,  daß  bei  dem  Extraktions¬ 
verfahren  die  strukturelle  Beschaffenheit  des  zu  untersuchenden 
Materials  offenbar  eine  beträchtliche  Rolle  spielt.  Bei  dem  einen 
Stoff’  wird  man  viele  Tage,  ja  Wochen  gebrauchen,  um  die  ge¬ 
samte  extraktionsfähige  Substanz  zu  erhalten,  bei  einem  anderen 
Stoffe  jedoch  können  unter  Umständen  ein  paar  Stunden  dazu  hin¬ 
reichen.  Herr  Dr.  A.  Böhm  von  der  KM.  Geolog.  Landesanstalt 

O  Ä  * 

in  Berlin  hat  nach  dieser  Richtung  für  mich  freund  liehst  sorgsame 
Untersuchungen  angestellt.  Ein  Sapropelton,  dessen  Inneres  auch 
nach  Pulverisierung  für  die  Extraktionsmittel  schwer  zugänglich 
ist,  verlangt  für  die  Extraktion  sehr  viel  Zeit,  Sphagnum  jedoch 
ist  durch  seinen  histologischen  Bau  dazu  prädestiniert,  die  lösungs¬ 
fähigen  Substanzen  relativ  schnell  herzugeben.  Wir  haben  es,  wie 
wir  sahen,  bei  dieser  Gattung  mit  einem  Gewebe  der  Blätter  und 
Stammrinde  zu  tun,  das  nach  außen  durch  recht  große  Löcher 

l)  Zailer  u.  Wilk,  Einfl.  der  PÜanzenkonstituenten  auf  die  pliys  und  cliem. 
Eigensch.  des  Torfes.  1907,  S.  76,  77. 


Das  Sapropel. 


113 


kommuniziert,  die  im  Leben  das  atmosphärische  Wasser  aufnehmen 
(vergl.  vorn  S.  39  und  Fig.  1),  bei  der  Extraktion  aber  der  Ex¬ 
traktionsflüssigkeit  bequemsten  Zugang  zu  den  Zellen  mit  den 
lösenden  Stoffen  gestatten.  Werden  doch  diese  Zellen  vermöge  des 
erwähnten  besonderen  Baues  dann  von  den  Lösungsmitteln  um¬ 
spült.  Es  ist  demnach  einzusehen,  daß  die  Anwendung  der  Zeit¬ 
räume  für  die  Extraktion  bei  heterogenen  Materialien,  die  ver¬ 
glichen  werden  sollen,  verschiedene  sein  müssen,  und  es  ein  Trug¬ 
schluß  wäre,  zu  glauben,  daß  nur  dann  exakte  Zahlen  zu  gewinnen 
seien,  wenn  mit  der  Anwendung  gleicher  Lösungsmittel  nun  auch 
gleiche  Zeiten  zugrunde  gelegt  werden. 

Wie  beim  Sphagnetum-Torf  ist  es  auch  mit  unseren  übrigen 
echten  Torfen:  die  Extraktivstoffe  sind  hier  nur  zum  Teil  Fette 
und  Wachse,  bei  den  Sapropelen  aber  über  wiegen  die  Fette  und 
Wachse.  Aber  wenn  auch  weitere  Analysen  diesen  Unterschied 
mehr  verwischen  sollten,  so  ist  doch  hervorzuheben,  daß  die¬ 
jenigen  Zersetzungsprodukte  der  Fette,  Proteine  usw.,  die  in  dem 
Sapropel  verbleiben,  diesem  offenbar  zum  großen  Teil  seine  Eigen¬ 
tümlichkeit  verleihen.  Was  diese  Zersetzungsprcdukte  chemisch 
sind,  wissen  wir  noch  nicht.  Offenbar  verhalten  sie  sich  gegen¬ 
über  den  Fettlösungsmitteln  nicht  wie  Fette.  Wir  befinden  uns 
hier  in  der  gleichen  Lage  wie  mit  den  wesentlich  Kohlenhydrate 
enthaltenden  Humus  bildenden  Pflanzen.  Auch  hier  zersetzt  sich 
z.  B.  die  Cellulose,  die  dann  aber  nicht  mehr  als  Cellulose  nach¬ 
zuweisen  ist,  ebenso  wfie  die  Fette  der  Sapropel-Urmaterialien  als 
solche  nur  noch  zum  Teil  in  den  Sapropel-Gesteinen  vorhanden 
sind.  Die  zurückbleibenden  Zersetzungsprodukte  der  Cellulose  etc. 
einerseits  und  der  Fette  etc.  andererseits  bedingen  aber  den  Cha¬ 
rakter  und  zwar  einerseits  der  Humus-Gesteine,  andererseits  der 
Sapropele  wesentlich  mit.  Man  darf  von  vornherein  nicht  er¬ 
warten,  in  den  Kaustobiolithen  die  chemischen  Verbindungen  der 
lebenden  Organismen  wiederzufinden1),  wenn  auch  die  stabileren 
unter  ihnen  sich  am  längsten  erhalten  werden.  Die  Fette  der  Sa- 

])  Vergl.  Potonie,  Die  Entstehung  der  Steinkohle.  4.  Aull.  Berlin  1!X)7. 
S.  43-44. 


Neue  Folge.  Heft  55. 


114 


Das  Sapropel- 


propel  bildenden  Organismen  gehören  aber  unter  den  Fetten  viel¬ 
leicht  zu  den  leichter  zersetzlichen  Kurz,  hier  findet  der  Chemiker 
noch  sehr  viel  zu  tun. 

Nun  ist  aber  in  der  Fettfrage  noch  ein  sehr  wesentlicher 
Punkt  zu  beachten.  Es  ist  nämlich  zu  erwägen,  inwieweit  die 
Fette  des  entstehenden  Sapropels  verseift  werden,  also  in  dem 
fertigen  Sapropel  als  Seifen  vorhanden  sind.  Auf  S.  11  wurde 
darauf  hingewiesen,  daß  in  einem  Specialfall  bei  Fleisch,  das  an¬ 
genäherten  Fäulnisbedingungen  unterworfen  wurde,  eine  Zunahme 
um  100  pCt.  des  Gehaltes  an  Fettsäure,  zum  größten  Teil  verseift 
gebunden,  zu  beobachten  war.  Gleiche  Verhältnisse  sind  bei  der 
Entstehung  von  Sapropel  anzunehmen.  Die  große  Verbreitung  des 
Kalkcarbonats  insbesondere  lenkt  das  Augenmerk  auf  die  Entste¬ 
hung  von  Kalksalzen  (Kalkseifen).  A.  Künkler  und  H.  Schwed- 
helm  sagen  z.  B.1):  Das  Kalkcarbonat  »reagiert  schon  bei  nor¬ 
malen  Druck-  und  Temperaturverhältnissen,  besonders  bei  An¬ 
wesenheit  von  Wasser,  unter  CO2-  Entwicklung  auf  flüssige  Fett¬ 
stoffe  und  zwar  energisch  auf  Fettsäuren,  langsam  auf  Glyceride 
unter  Emulsionsbiidung.  Es  bilden  sich  die  Kalksalze«.  In 
einer  Anmerkung  hierzu  wird  hinzugefügt:  »ebenso  verseifen 
doppeltkohlensaure  Alkalien,  sämtliche  kohlensaure  Erdalkalien 
und  Aluminiumhydroxyd.«  Es  gibt  übrigens  auch  Eisenseife. 
Es  ist  nun  darauf  zu  achten,  daß  Kalkseifen  etc.  sich  nicht 
in  den  üblichen  Fett- Lösungsmitteln  lösen,  daß  also  das  ur¬ 
sprüngliche  Vorhandensein  reichlicher  Fettmengen  sich  dann  auf 
diesem  Wege  nicht  nachweisen  läßt.  Die  Eigenschaften  der 
Seifen,  beim  Erhitzen  besonders  viel  brennbares  Gas  zu  liefern, 
drücken  aber  diesbezüglich  den  Materialien  denselben  Stempel 
auf  als  seien  unverbundene  Fette  vorhanden.  In  Kalkseife  etc. 
läßt  sich  die  Fettsäure  freimachen  durch  Zusatz  von  HCl,  so 
daß  Chlorcalcium  etc.  entsteht,  Auswaschen  des  überschüssigen 
HCl,  durch  d  as  Filtrieren  und  Untersuchen  des  Restes  auf  Fett- 

0  Künkler  und  Schwedhelm,  Uber  das  Verhalten  der  Fette  und  fetten  Öle 
zu  kohlensaurem  Kalk  (Seifensieder-Zeitung  und  Revue  über  die  Harz-,  Fett-  und 
Ölindustrie.  Augsburg  lt>08) 


Das  Sapropel. 


115 


säure  mit  den  üblichen  Fett- Lösungsmitteln.  Herr  Dr.  Böhm  ist 
damit  beschäftigt,  den  tertiären  Sapropelton  von  Messel  in  dieser 
Weise  zu  untersuchen  und  hat  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Ge¬ 
sagten  in  der  Tat  nach  dem  Behandeln  mit  HCl,  in  der  theore¬ 
tischen  Annahme,  damit  eventuell  verseifte  Fettsäuren  extraktions¬ 
fähig  zu  machen,  eine  wesentliche  Erhöhung  der  Extractiv-Stoffe 
beobachtet.  Es  ist  dabei  aber  zu  berücksichtigen,  daß  zunächst 
noch  tagelang  eine  Extraction  mit  Chloroform  weitergeführt  wurde, 
die  noch  beträchtliche  Mengen  unverseifter  Extractivstoffe  ergab; 
erst  danach  wurde  mit  HCl  aufgeschlossen.  Bis  jetzt  hat  er  auf 
diese  Weise  in  dem  Sapropelton  von  Messel  ca.  10  pCt.  Extrac¬ 
tivstoffe  in  der  wasser-  und  aschenfreien  Substanz  gefunden.  Man 
vergleiche  damit  die  in  der  Anmerkung  S.  104  angegebene  Zahl 
2,73;  hierzu  kommen  ca.  5  pCt.  Chloroformextrakt  und  ca.  2,3  pCt. 
Produkte  nach  dem  Behandeln  mit  HCl,  was  etwa  ca.  10  pCt. 
ergibt.  —  Über  die  Fortführung  der  Untersuchungen  zur  Ent¬ 
scheidung  der  im  Vorausgehenden  aufgeworfenen  Fragen  chemi¬ 
scher  Natur  wird  der  Genannte  seinerzeit  berichten. 

Das  reichere  Vorhandensein  von  Proteinen  in  den 
Organismen,  die  die  Urmaterialien  des  Sapropcls  sind,  kommt,  wie 
aus  mehreren  Angaben  im  Vorausgehenden  ersichtlich  ist,  ebenfalls 
in  Frage,  weshalb  wir  besonders  in  den  Tabellen  S.  105  die  Pro¬ 
teine  mitberücksichtigt  haben.  Bei  der  Anreicherung  von  fettartigen 
Stoffen  oder  Fett-Derivaten  in  dem  Sapropel  spielen  u.  a.  auch 
die  Proteine  eine  Rolle,  denn  bei  ihrer  Zersetzung  entstehen  — 
wie  schon  im  Kapitel  »Zersetzungsprozesse«  S.  11  erwähnt  und 
worauf  soeben  S.  114  noch  einmal  aufmerksam  gemacht  wurde 
—  erhebliche  Mengen  von  Fettsäuren 1).  Eine  hierher  gehörige 
interessante  Beobachtung  hat  A.  Seligo  gemacht.  In  dem  Barle- 
witzer  See2)  waren  im  harten  und  langen  Winter  189G — 1897  fast 
alle  in  ihn  hineingesetzten  Fische  erstickt.  »Die  toten  Aale  — 
sagt  er  nun  —  hielten  sich  noch  bis  in  den  Sommer  1897  hinein 

1)  Vergl.  auch  C.  Neuberg,  Die  Entstehung  des  Erdöles  (Akad.  d.  Wiss., 
Berlin  1907). 

2)  Seeigo,  Untersuchungen  in  den  Stuhmer  Seen.  Dauzig  1900.  S.  1. 


3* 


116 


Das  Sapropel. 


kaum  verändert.  Die  Reste  fanden  sich  noch  bis  zum  Herbst  1898, 
aber  in  auffallend  veränderter  Form.  Alle  stark  knochenhaltmen 
Teile,  Kopf,  Flossen,  Schwanzende,  waren  verschwunden,  die 
Knochensubstanz  der  Wirbelsäule  ausgelaugt,  auch  die  Eingeweide 
fehlten,  nur  der  Rumpf  war  übrig  geblieben.  Die  Haut  war 
panzerartig  erhärtet  mit  unregelmäßigen  Erhöhungen,  wie  wenn 
sie  geschmolzen  und  unregelmäßig  wieder  erstarrt  wäre.  Die 
Substanz  desFleisches  war  schneeweiß  und  sehr  bröcke¬ 
lig«.  Es  handelte  sich  um  entstandenes  Leichenfett. 

Im  Gegensatz  zu  den  hauptsächlichsten  Urmaterialien  der  Sa- 
propele  sind  die  Hauptmaterialien,  die  die  höheren  (zu  den  Pterido- 
phyten  und  Siphonogamen  gehörigen)  Wasserpflanzen  und  die 
Sumpfpflanzen  zusammensetzen,  also  insbesondere  diejenigen  Pflan¬ 
zen,  die  an  Örtlichkeiten  wachsen  können,  die  dem  Vertorfungs¬ 
prozeß  günstig  sind,  Kohlenhydrate  wie  bei  den  ausschließlichen 
Landpflanzen.  Diese  sind  denn  auch  erst  die  richtigen  Humus¬ 
bildner.  Es  ist  hervorzuheben,  daß  diese  höheren  Pflanzen  und 
der  Torf  eine  beträchtliche  Quantität  Pentosane  enthalten,  d.  h. 
relativ  widerstandsfähige  Kohlenhydrate  von  der  Formel  C5H8O4. 
Bei  Calluna  vulgaris  fand  H.  v.  Feilitzen1)  in  der  aschen- 
freien  Trockensubstanz  15,36  pCt.  davon,  bei  Sphagnum  cuspi- 
clatuni  14,7 2),  in  Hochmoortorf  2,65 — 12,75  pCt.  Im  reinen  Sa¬ 
propel  hingegen  tritt  ebenso  wie  in  den  typischen  Urmaterialien 
desselben  der  Pentosan-Gehalt  mehr  zurück.  Herr  Prof.  Dr.  11. 
Thoms,  dem  ich  zur  Untersuchung  eine  Probe  Sapropel  von  Lud¬ 
wigshof  in  Pommern  zustellte,  fand  in  der  aschenfreien  Trocken¬ 
substanz  6,56  pCt.  Pentosane.  Es  ist  bei  Beurteilung  dieser  Zahl 
darauf  zu  achten,  daß  es  sich  um  ein  junges  Sapropel  handelt,  da 
in  den  älteren  Kaustobiolithen  der  Gehalt  an  Pentosanen  durch 
ihre  Zersetzung  abnimmt3). 

Auch  die  bloße  Verschwelung,  von  Sapropel  einerseits  und 


')  Feilitzen,  Über  die  Zusammensetzung  des  Torfes  etc.  Göttingen  1897. 

3)  Weitere  Beispiele  in  der  von  Fu.  Czapek  »Biochemie  der  Pflanzen« 
(Jena  1905)  I,  S.  543  gegebenen  Zusammenstellung. 

3)  v.  Feilitzen  und  Tolless,  Uber  den  Gehalt  des  Torfes  an  Pentosan  und 
anderen  Kohlenhydraten  (Journal  f.  Landw.  1898,  Bd.  46). 


Das  Sapropel. 


117 


Torf  andererseits  gibt  zu  erkennen,  daß  beide  recht  verschie¬ 
den  sind. 

Bei  einer  Verschwelung  (trocknen  Destillation)  lufttrocknen 
Materiales  ergab  sich  in  einer  Sap ropel- Probe  (25  Gramm)  von 
Ludwigshof  (siidl.  des  Stettiner  TIaffs)  in  Pommern: 

21,05  pCt.  Ölteer,  25,15  pCt.  Koks,  53,80  pCt.  H20  und  Gase1). 


Prof.  C.  Engler  in  Karlsruhe  (Baden)  hatte  in  einer  anderen 
Probe  gleichen  Herkommens  gefunden  (veröffentlicht  in  Potonie 
1905,  S.  347): 

30,8  pCt.  Ölteer,  33,3  pCt.  Koks,  35,8  pCt.  H20  und  Gase. 


Ein  in  gleicher  Weise  für  mich  von  Hrn.  Bergingenieur  JöS. 
Kern  unter  Leitung  des  Vorstehers  des  Laboratoriums  für  Boden- 
Untersuchungen  der  Kgl.  Geolog.  Landesanstalt  in  Berlin,  Herrn 
Dr.  Robert  Gans,  untersuchtes  Sapropel  von  Liebemühl  in  Ost¬ 
preußen  ergab : 

28,13  pCt.  Ölteer,  29,97  pCt.  Koks,  23,97  pCt.  H2Q,  18,35  pCt.  Gase. 


Zur  richtigen  Würdigung  der  sich  aus  diesen  Tatsachen  er¬ 
gebenden  Eigenheiten  des  Sapropels  gegenüber  dem  Humus  seien 
zum  Vergleich  die  Resultate  mitgeteilt,  die  sich  aus  gleicher  Be¬ 
handlung  von  Moortorf  ergeben. 


Ein  von  mir  untersuchter  Torf  von  Purpesseln  in  Ostpreu  ßen 
ergab : 

4,46  pCt.  Teer,  40,03  pCt.  Koks,  55,51  pCt.  H20  und  Gase. 

Herr  Prof.  C.  Engler  hat  freund  liehst  eine  andere  Probe 
desselben  Vorkommens  untersucht  und  gefunden: 

11,0  pCt.  Teer,  33,8  pCt.  Koks,  29,8  pCt.  H20  und  25,4  pCt.  Gase. 

Eine  von  Hrn.  Kern  wie  oben  untersuchte  Torf-Probe  von 
Liebemühl  ergab: 

10,58  pCt.  Teer,  43,88  pCt.  Koks,  15,90  pCt.  H20  u.  29,64  pCt.  Gase. 

E.  und  K.  Birnbaum  (1880,  S.  243)  bieten  nach  verschiedenen 
Beobachtern  eine  Tabelle,  ans  der  sich  eine  vollkommene  Uber- 


')  Asche  und  anorganische  Sedimente  also  hier  und  in  den  folgenden  Ana¬ 
lysen  abgerechnet. 


118  Das  Sapropel. 

ei u Stimmung  der  Resultate  mit  den  unsrigen  ergibt.  Lufttrockne 
Torfe  enthalten  danach: 


1,46  1 

18,97  1 

21,19  \ 

11,11 

bis  > 

Teer,  bis  ; 

Koks,  bis  > 

H20,  bis 

9,08  ) 

42,5  ) 

58,03  ) 

57,75 

Es  sind  bei  Untersuchungen  vorstehender  Art  streng  typische 
Sapropele  von  typischen  Moortorfen  zu  unterscheiden.  In  der 
Literatur  gehen  als  Torfe  auch  Streifen-  und  Sumpf-Torfe,  also 
reichlich  Sapropel-  (resp.  Saprokoll-)  haltige  Torfe,  ja  sehr  oft 
auch  reinere  Sapropele  oder  Saprokolle.  Ubergangsbildungen  von 
Sapropel  zu  Torf  (Saprokoll-Torfe,  S.  33)  und  von  Torf  zu  Lipto- 
biolithen,  also  mit  hervorragenderem  Gehalt  an  harzigen  und 
wachsigen  Teilen  zeigen  natürlich  auch  hinsichtlich  der  oben  an- 
gegebenen  Charakteristika  Übergänge. 

Dementsprechend  schreibt  mir  denn  auch  Herr  Prof.  C.  Engler: 
»Mit  Ihrer  Unterscheidung  zwischen  Torf  und  Sapropel  bin  ich 
prinzipiell  vollkommen  einverstanden.  In  der  Tat  wird  ein  Rest 
mit  viel  Fett  resp.  Fettwachs  wie  im  Sapropel  stets  eine  höhere 
Teerausbeute  ergeben  müssen  als  im  wirklichen  Torf.  Es  wird 
aber  doch  auch  daran  zu  denken  sein,  daß  sich  unter  besonderen 
Verhältnissen,  also  ausnahmsweise  auch  in  einem  Torf,  die  Fette 
bezw.  Wachse  und  Harze  so  anreichern  können,  daß  höhere  Teer¬ 
ausbeuten  resultieren.  Auch  hierbei  können  aber  die  Grenzen 
übereinander  greifen,  gerade  wie  etwa  der  Kohlenstoffgelialt  der 
Steinkohlen,  Braunkohlen  und  des  Torfes.« 

Bei  den  oben  ausgeführten  Experimenten  ist  ferner  zu  beachten, 
daß  natürlich  die  »Menge  der  einzelnen  Substanzen  verschieden 
ist  je  nach  der  Art  der  Destillation  und  nach  der  Beschaffenheit 
des  Rohmaterials.  Erhitzt  man  den  Torf  langsam,  beginnt  man  die 
Destillation  bei  Rotglut  und  bewirkt  die  weitere  Erwärmung  durch 
sehr  allmählich  gesteigerte  Heizung,  so  erhält  man  viel  Teer  und 
eine  lockere  Kohle;  wird  dagegen  die  Erhitzung  des  Torfes  rasch 
vorgenommen  und  von  Anfang  an  bei  hoher  Temperatur  durch¬ 
geführt,  so  gewinnt  man  neben  guter  kompakter  Kohle  sehr  viele 
gasförmige  Zersetzungsprodukte«  (E.  u.  K.  Birnbaum,  1880,  S.  242). 


Das  Sapropel. 


119 


Will  man  daher  vergleichbare  Zahlen  erhalten,  so  müssen  die 
Torf-  und  Sapropel-Proben  unter  denselben  Bedingungen  ver¬ 
schwelt  werden  1). 

Die  sich  aus  den  einfachen  Versuchen  ergebenden  Unterschiede 
sind  durch  Gegenüberstellung  im  Folgenden  hervorgehoben: 


Sapropel. 

1.  Das  Destillationsprodukt 
ist  ein  Ölteer  (es  sieht  aus  wie 
dickflüssiges  Petroleum).  Bei 
guter  Kühlung  der  Vorlage  (ich 
selbst  hatte  nur  eine  Vorprobe  mit 
unvollkommenen  Einrichtungen 
gemacht)  ergibt  das  Sapropel 
über  Y4  seines  Gewichtes  Ölteer. 

2.  Es  bleibt  Ys  bis  1/^  der 
Substanz  als  Koks  zurück. 

3.  Das  H2O  reagiert  al¬ 
kalisch. 

4.  Die  sich  entwickelnden 
Gase  sind  gut  und  andauernd 
brennbar. 


Moortorf. 

1.  Das  Destillationsprodukt 
(Teer)  besitzt  nicht  ölige  Kon¬ 
sistenz;  es  macht  nur  rund  Y20 
und  noch  weniger  vom  Gewicht 
des  verbrauchten  Torfes  aus. 


2.  Es  bleibt  fast  Y«s  der  Sub-» 
stanz  als  Koks  zurück. 

3.  Das  H20  reagiert  meist 
sauer. 

4.  Die  sich  entwickelnden 
Gase  sind  schlecht  und  mit 
Unterbrechungen  brennbar. 

o 


In  gleicher  übersichtlicher  Zusammenstellung  der  Unterschiede 

o  O 

zwischen  Sapropel  und  Moortorf  sei  das  vorher  Gesagte  im  Fol¬ 
genden  rekapituliert  mit  Hinzufügung  noch  anderer  bemerkens¬ 


werter  Eigentümlichkeiten : 

O 

Sapropel. 

5.  Das  Urmaterial  besteht 
wesentlich  aus  echten  Wasser¬ 
organismen  ,  besonders  kommt 
das  (Micro-)  Plankton  in  Betracht. 


Moortorf. 

5.  Das  Urmaterial  besteht 
wesentlich  aus  Landpflanzen,  be¬ 
sonders  kommen  die  »Sumpf¬ 
pflanzen«  in  Betracht. 


’)  Yergl.  z.  B.  diesbezüglich  auch  E.  Börnstein,  Über  die  Zersetzung  fester 
Heizstoffe  bei  langsam  gesteigerter  Temperatur.  (Journal  für  Gasbeleuchtung  u. 
Wasserversorgung,  Karlsruhe  1906\ 


120 


Das  Sapropel. 


Sapropel. 

6.  Dementsprechend  ist  das 
A  usgangsmaterial  reicher  an 

o  o 

Fetten  und  Wachsen,  so  daß 
der  resultierende  Kaustobiolith 
dadurch  in  seinen  Eigenschaften 
wesentlich  beeinflußt  wird. 

7.  Harze  fehlend  oder  sehr 
stark  zurücktretend. 

.  8.  Es  findet  wesentlich  ein 

Bituminierungs-Prozeß  statt. 

9.  Demgemäß  reichert  sich 
H  an. 

10.  Dementsprechend  C  - 
ärmer. 

11.  Reicher  an  Proteinen, 

12.  also  auch  reicher  an  N. 

13.  Das  Urmaterial  ist  ärmer 
an  Kohlenhydraten. 


14.  H  umussäuren  fehlen,  da¬ 
her  keine  Schwarzwässer  er¬ 
zeugend. 

O 

15.  Deshalb  wird  Eisen,  das 
in  Sapropel  getan  wird  —  wegen 
der  Reduktionsvorgänge  in  dem 
letzteren  —  konserviert  und, 
wenn  es  rostig  war,  durch  Des¬ 
oxydation  wieder  blank  (vergl. 

S.  15). 

16.  Sapropel  ist  eine  breiig¬ 
fließende,  gallertig  -  schlammige 
Masse,  während  es 


Moortorf. 

6.  Dementsprechend  ist  das 
Ausgangsmaterial  ärmer  an 

o  O 

Fetten. 


7.  Harze  und  harzartige 
Stoffe  reichlich  vorhanden. 

8.  Es  findet  wesentlich  ein 
Inkohlungs-Prozeß  statt. 

9.  Demgemäß  tritt  ein  be¬ 
merkenswerter  Verlust  von  H 
ein. 

10.  Dementsprechend  C- 
r  ei  eher. 

11.  Ärmer  an  Proteinen, 

12.  also  auch  ärmer  an  N. 

13.  Das  Urmaterial  ist  rei¬ 
cher  an  Kohlenhydraten,  wodurch 
der  resultierende  Kaustobiolith 
in  seinen  Eigenschaften  wesent¬ 
lich  beeinflußt  wird. 

14.  Humussäuren  vorhanden, 
daher  Schwarzwässer  erzeugend. 

15.  Deshalb  wird  Eisen,  das 
in  Moortorf  getan  wird  —  trotz 
der  Reduktionsvorgänge  in  dem 
letzteren  —  zerfressen  (vergl. 
S.  15). 

16.  Moortorf  ist  im  allge¬ 
meinen  eine  zusammenhaltende, 
schneidbare  Masse, 


Moortorf. 


Sapropel. 

17.  lufttrocken  ungemein 
hart  ist. 


17  lufttrocken  ist  er  leicht 
oder  leichter  brechbar  (wird  aber 
um  so  fester  und  härter,  je  mehr 
Sapropel  in  ihm  vorhanden  ist). 


Es  wurde  in  der  zweiten  Spalte  der  Moortorf  als  Vergleich 
herangezogen,  weil  dieser  die  verbreitetste,  jedenfalls  an  Quanti¬ 
tät  hervorragendste  Humusart  ist,  jedoch  gilt  das  für  diesen  Ge¬ 
sagte  in  den  wesentlichen  Punkten,  jedenfalls  für  die  meisten 
Unterschiede,  auch  für  die  anderen  Humusarten,  z.  B.  vom 
TrOckentorf,  der  sich  im  allgemeinen  sogar  noch  weit  auffälliger 
als  der  Moortorf  vom  Sapropel  unterscheidet. 

Bezüglich  der  unter  5 — 15  erwähnten  Unterschiede  sei  noch¬ 
mals  ausdrücklich  in  einem  zusammenfassenden  Satze  hervorge- 
hoben,  daß  die  bei  der  Vertorfung  und  die  bei  der  unter 
Wasser  stattfindenden  bloßen  Fäulnis  entstehenden 
Produkte  in  ihren  chemischen  Eigentümlichkeiten  nicht 
allein  von  der  Verschiedenheit  der  Prozesse  abhängig 
sind,  sondern,  was  wesentlicher  ist,  von  der  ur¬ 
sprünglichen  (chemischen)  Beschaffenheit  der  Orga¬ 
nist  e  n. 

Zu  16  und  17  wird  noch  Näheres  weiter  hinten  gesagt. 

Wir  sehen  aus  alledem,  daß  eine  systematische  Scheidung 
der  Humus-Gesteine  und  Sapropel- Gesteine  geboten  ist,  und  dies 
zeigt  sich  noch  weiter  und  eindringlicher,  wenn  auch  die  fossilen 
Kaustobiolithe  in  Rücksicht  gezogen  werden. 

Was-  nun  die  Trennung  der  genannten  Kaustobiolithe  von  den 
Liptobiolithen  angeht,  so  kann  ich  mich  ganz  kurz  fassen,  denn 
hier  hat  die  bisherige  Wissenschaft  schon  lange  vorbereitet:  einen 
Kaustobiolith,  wie  z.  B.  den  Bernstein,  hat  man  stets  in  einer  be¬ 
sonderen  Klasse  behandelt,  jedenfalls  nicht  zu  den  Humus-Gesteinen 
gerechnet,  z.  B.  nicht  in  die  engere  Gruppe  gestellt,  in  die  die 
Steinkohle  gehört.  Anders  ist  es  aber  hinsichtlich  derjenigen 
»Kohlen«,  die  Sapropelite  sind,  wie  die  Cannel-  und  Boghead- 
Kohlen,  die  man  in  unseren  besten  Mineralogien  bei  den 


122 


Das  Sapropel. 


Harzen  untergebracht  findet,  so  bei  Naumann-Zirkel1)  und  zwar 
deshalb,  weil  die  Bogbead kohle  »mehr  H  als  O«  enthält.  Ebenso 
ist  es  bei  F.  Klockmann,  wo  sogar  der  Dopplerit,  das  reinste  Hu¬ 
mus-Gestein,  das  wir  überhaupt  besitzen,  bei  den  Harzen  figuriert2). 
Nun  haben  in  der  Tat  —  wenn  auch  nicht  die  Humus-Gesteine  — 
aber  doch  die  Sapropel- Gesteine  eine  größere  chemische  Hin¬ 
neigung  zu  den  Liptobiolithen,  und  es  ist  hier  deshalb  die  Grenze 
in  chemischer  Hinsicht  schwankender  als  zwischen  den  Humus- 
Gesteinen  und  den  Liptobiolithen.  Es  wird  in  einigen  Fällen  noch  der 
‘Streit  intensiver  möglich  sein,  ob  man  gewisse  Kaustobiolithe  zu 
den  Sapropeliten  oder  zu  den  Liptobiolithen  stellen  will.  Deshalb 
bin  ich  bis  auf  Weiteres  geneigt,  hier  ganz  besonders  die  Herkunft 
der  Urmaterialien  mitsprechen  zu  lassen.  Kommen  sie  von  Land¬ 
pflanzen,  wie  die  Erlenpollen- Ansammlungen  (Fimmenit)  oder  wie  die 
Sporen  beim  Tasmanit  des  Palaeozoicums,  bei  dem  es  sich  um  eine 
Ablagerung  von  Pteridopliyten-Sporen  handelt,  so  stelle  ich  diese 
Gesteine  zu  den  Liptobiolithen,  weil  die  wesentlichen  Sapropelit- 
Urmaterialien  eclite  Wasserorganismen  sind,  und  zwar  geschieht 
dies  trotz  des  oft  sehr  hohen  »Fett«-Gehaltes  der  Pollen  und 
Sporen,  der  eben  den  wesentlich  aus  ihnen  hervorgegangenen 
Kaustobiolithen  ein  Gepräge  aufdrückt,  das  ihre  Trennung  von 
den  Humus- Gesteinen  verlangt.  Es  bleibt  da  nur  zu  ent¬ 
scheiden  übrig,  ob  man  nun  solche,  in  ihren  Urmaterialien  stark 
»fett« -haltigen  Sonderbildungen  zu  den  Sapropeliten  oder  zu  den 
Liptobiolithen  stellen  soll,  und  ich  lasse  hier,  wie  gesagt,  die  Her¬ 
kunft  von  Landpflanzeu  den  Ausschlag  geben. 

Kurz  und  bündig:  Bieten  auch  die  Liptobiolitlie  in  ihren 
chemischen  Äußerungen  so  viel  Übereinstimmendes  mit  Sapropel- 
Gesteinen,  daß  man  sie  diesbezüglich  vielleicht  zusammentun 
könnte,  so  empfiehlt  sich  doch  wegen  der  sehr  verschiedenen  Ge¬ 
nesis  ihrer  Urmaterialien  ihre  Trennung.  Überdies  sind  gewisse 
Endprodukte  als  Mineralien  oder  Gesteine  so  verschieden  —  wie 

0  Naumann,  Elemente  der  Mineralogie.  15.  Aufl.  von  Zirkel,  Leipzig 
1907.  S.  787. 

2)  Klockmann,  Lehrbuch  der  Mineralogie.  4.  Aufl.  Stuttgart  1907.  S.  592. 


Das  Sapropel. 


123 


z.  B.  einerseits  der  Liptobiolith  Bernstein  und  andererseits  die 
Sapropelite  Cannelkohle,  Sapropel  usw.  —  daß  hier  unbedingt 
eine  scharfe  systematische  Trennung  erforderlich  ist. 

Pollen  und  Sporen,  besonders  erstere,  sind  übrigens  in  so 
gut  wie  allen  Sapropeliten  vorhanden.  Außer  den  im  Wasser 
lebenden  Wesen  pflegt  überhaupt  das  Sapropel  auch  Reste  von 
Landbewohnern  zu  enthalten,  die  in  das  Wasser  geraten  sind, 
wie  Laubblätter  von  Bäumen,  Früchte,  wie  Haselnüsse  usw.;  be¬ 
sonders  bemerkenswert  sind  nun  eben  in  dieser  Beziehung  die  oft 
sehr  zahlreichen  Pollen-  und  Sporen-Masseu  (siehe  Pollen- Wasser¬ 
blüte).  Alle  Übergänge  vom  autochthonen  Faulschlamm  bis  zum 
Drifthumus,  d.  h.  bis  zu  dem  vollständig  durch  Drift  zusammen¬ 
gebrachten  Material,  können  beobachtet  werden. 

Liegen  an  einem  Wasser,  das  die  Bedingungen  für  die  Ent¬ 
stehung  von  Faulschlamm  erfüllt,  Humuslager,  z.  B.  Torfmoore, 
so  können  Teile  davon  als  »Schlämmtorf«  hinzugeführt  werden, 
die  sich  dann  mit  dem  Faulschlamm  vermischen. 

Auch  Schwarzwasser-Niederschläge  können  das  sich  absetzende 
organische  Material  vermehren  helfen  (Näheres  unter  Dopplerit- 
Sapropel),  und  ferner  enthält  der  Faulschlamm  —  wie  wir  sahen 
—  naturgemäß  oft  mancherlei  unorganisches  Material,  wie  Kalk, 
Ton  und  Sand  als  Übergangsbildungen  zu  den  Faulschlamm¬ 
kalken,  Faulschlammtonen  usw.  (s.  dort). 

Als  Beispiel  eines  reinen  Sapropels  sei  hier  dasjenige  vorge¬ 
führt,  das  sich  am  Boden  eines  ursprünglichen  Sees  (des  »Ahl- 
becker  Seegrundes«)  bei  Ludwigshof  bei  Ueckermünde  am  Stettiner 
Haff  vorgefundeu  hat,  dessen  stark  vorgeschrittene  Verlandung 
durch  Ablassen  von  Wasser  noch  weiter  gefördert  wurde.  Unter 
einer  Torfdecke,  die  jetzt  die  ursprüngliche  Wasserfläche  ein¬ 
nimmt,  steht  dort  eine  mächtige  Schicht  von  Faulschlamm  an,  die 
au  einer  Stelle  bei  einer  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Dr.  C.  Goebel 
unternommenen  Peilung  die  in  dem  folgenden  Profil  angegebene 
Mächtigkeit  aufwies: 

Verlanduno;storf . 30  cm 

Faulschlamm . ca.  5,50  m 

Kalk-Faulschlamm . mehrere  Meter. 


124 


Das  Sapropel. 


Mikrophotogram  in  einer  Fiachmoortorfprobe  von  dem  bei  Triangel 
in  der  Lüneburger  Heide  aufgeschlossenen  Torfprofil. 

Der  reife  Torf,  dem  das  Präparat  entnommen  wurde,  stammt  aus  dem  untersten 
Teil  des  Torflagers.  Rechts  geht  ein  Epidermisfetzen  einer  Monocotyledone 

(Graminee?)  schräg  durch  das  Bild. 

Während  Torf  im  mikroskopischen  Bilde  —  soweit  die  figu¬ 
rierten  Bestandteile  überhaupt  noch  bestimmbar  sind  —  diese 
naturgemäß  vorwiegend  oder  ausschließlich  als  von  pflanzlicher 


Dieser  Faulschlamm  ist  graubraun,  von  dickbreiiger  Konsi¬ 
stenz  und  fühlt  sich  fettig-schlickig  an.  Lufttrocken  wird  er 
außerordentlich  hart.  In  Wasser  weicht  er  dann  allmählich,  aber 
ohne  die  frühere  Schlammbeschaffenheit  auch  nur  annähernd  wieder 
zu  gewinnen,  wieder  etwas  auf,  indem  er  höchstens  einen  festeren 
S ap rokoll-Z us tan d  a n  n  i m m t. 

Figur  13. 


Das  Sapropel. 


125 


Herkunft  abstammend  erkennen  läßt,  Fig.  13,  zeigt  Sapropel, 
Fig.  14  und  15,  unter  dem  Mikroskop  vorwiegend  figurierte  Reste 
von  echten  Wasserorganismen;  in  dem  Sapropel  von  Ludwigshof 
z.  B.  sind  vorhanden  sehr  viele  tierische  Reste,  wie  Häute,  die 
von  kleinen  Crustaceen  stammen,  ferner  sonstige  figurierte  Chitin- 
reste  solcher  Tiere,  wie  Gliedmaßen  und  dergleichen  und  auch 


Figur  14, 


Sapropel,  75  x  vergrößert,  aus  dem  Ahlbecker  Seegrund 
bei  Ludwigshof  in  Pommern. 

Rechts  ein  Kopfstück  einer  Bosmina  (B.  longirostris  oder  coreyoni ?),  ferner  Panzer¬ 
reste  von  Cladoceren  usw.,  Cauda  von  Lynceus  sp.?  —  Pmws-Pollen  und  dicht 

dabei  Pediastrum.  Melosira.  Usw. 

(Freund liehst  aufgenommen  von  Herrn  Rich.  Volk.) 

(Das  Bild  wurde  aus  den  Mikrophotogrammen  zweier  verschiedener  Präparate 
kombiniert;  die  Grenzlinie  beider  ist  rechts  sichtbar.) 

etwas  Spongillen-Nadeln,  von  Pflanzenresten  sind  Algen  bemerkens¬ 
wert,  und  zwar  viele  Fadenalgenstücke  ( Oscillaria  u.  dergh),  sehr 
viel  Pediastrum  (P.  duplex  und  bory  anuni ),  wenig  Diatomeen 
( Melosira  usw.),  ferner  durch  Nahedrift  hiuzugekommene  Pollen 


126 


Das  Sapropel. 


von  Pinus  silvestris  und  Betula ,  Epidermisfetzen  höherer  Pflanzen, 
eventuell  von  Wasserpflanzen  und  endlich  mit  bloßem  Auge  er¬ 
kennbare  Stengel-  und  Wurzelteile.  Der  Kalkgehalt  ist  gering 
und  wohl  durch  Wasserpflanzen  niedergeschlagen,  sonst  sind  noch 
Sand-  (Quarz-)  Partikel,  die  wohl  wie  die  Pollen  ebenfalls  vom 
Winde  in  das  ursprüngliche  Wasserbecken  getrieben  worden  sind1). 


Figur  15. 


Sapropel,  stärker  vergrößert  als  das  Präparat  Fig.  14, 
ebenfalls  vom  Ahlbecker  Seegrund  bei  Ludwigshof  in  Pommern. 

Mit  2  Exemplaren  von  Pediaslruin ,  Diatomeen  (z.  B.  links  oben), 
einem  Pollenkorn  von  Pinus  sifvestris  (oben)  usw. 

(Freundlichst  aufgenommen  von  Herrn  Dr.  Stange.) 

(Das  Bild  wurde  aus  den  Mikrophotogrammen  zweier  verschiedener  Präparate 
kombiniert;  die  Grenzlinie  beider  ist  links  sichtbar.) 

Wir  haben  übersichtlich  in  den  untersuchten  Proben  des  Faul¬ 
schlammes  im  Wesentlichen: 


')  Ich  habe  absichtlich  das  obige  Beispiel  gewählt,  weil  G.  Krämer  und 
A.  Spilker  (Das  Wachs  der  Bacillariaceen  und  sein  Zusammenhang  mit  dem 


Das  Sapropel. 


127 


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Schalen  von  Arcella 
Spongillen-Nadeln  (selir  wenig) 
Crnstaceen-Reste  (sehr  viele) 
Fischreste(Skelettteile  u. Schuppen)  (wenig) 
Amorphes  Material,  wohl  besonders  viele 
tierische  Exkremente  und  homogen 
zersetztes  Pflanzenmaterial  (sehr  viel) 
Kalk:  phytogenen  und  zoogenen  Ursprungs 
(wenig) 

!  Fadenalgen  (viele) 

P ediastrum  (viel) 
Diatomeen  (weniger) 
Gewebe-Fetzen  und  Teile  höherer  Wasser- 
und  Land-Pflanzen,  wie  Farnspreu¬ 
schuppen  u.  dergl. 

Pöms-Pollen  (viel) 

Betula- Pollen  (weniger) 

Sand  (sehr  wenig) 


Tier- 

Reste 


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Im  Prinzip  sind  unsere  kontinentalen  Faulschlamme  immer 
so  zusammengesetzt,  wie  der  von  Ludwigshof;  es  können  einmal 
die  Tierreste  mehr  zurücktreten,  andere  Pflanzenreste  hinzu¬ 
kommen,  andere  fehlen,  aber  immer  stammen  die  Reste  von  Or¬ 
ganismen,  die  vorwiegend  im  stillen  oder  stilleren  Wasser  leben. 
Auch  dort,  wo  Zuflüsse  stattfinden,  nicht  stark  genug,  um  die 

Erdöl,  ßer.  d.  D.  ehern.  Ges.  1899,  S.  2942)  von  dem  Material  sagen:  »Man 
hat  es  offenbar  im  See  von  Ludwigshof  mit  einem  großen  Leichen  fei d  von 
Bacillariaceen  zu  tun«,  und  auf  dieser  Auffassung  fußend  nun  die  chemischen 
Produkte,  die  sie  aus  dem  Material  gewonnen  haben,  auf  Diatomeen  (Bacillaria¬ 
ceen)  zurückführen.  Obiger  Untersuchung  habe  ich  absichtlich  eine  große  Probe 
von  1j 2  Kilo  zugrunde  gelegt,  die  ich  Herrn  Prof.  Krämer  selbst  verdanke. 
Übrigens  geht  schon  aus  den  von  ihm  1.  c.  auf  S.  2943  abgebildeten  figurierten 
Bestandteilen  des  Materials  hervor,  daß  es  sich  nicht  um  ein  Diatomeen  Lager 
handelt.  Ich  selbst  kenne  das  Vorkommen  von  Ludwigshof  durch  wiederholten 
Besuch  genau  und  habe  dann  noch  viele  Kontrolluntersuchungen  mit  anderem 
Material  des  Sapropel-Lagers  angestellt.  Der  Biontologe  sieht  dem  Material  sofort 
ohne  Weiteres  an,  daß  Diatomeen-Pelit  nicht  vorliegt,  aber  in  der  Literatur  spielt 
das  angebliche  »Bacillarien-Lager«  von  Ludwigshof  immer  noch  seine  Rolle. 


128 


Das  Sapropel. 


Gezeichnet  von  Dr.  AY.  Goth  an. 

Figurierte  Bestandteile  aus  dem  Faulschlamm  des  Ahlbecker  Seegrundes 

in  220  :  1  der  natürlichen  Größe. 


H  =  Kügelchen  aus  Schwefeleisen 
B  =  Diatomee  ( Gymbella ) 

Ms  u.  Mg  =  Diatomeen  (Melosira,  s  = 
Schalen-Ansicht,  g  =  Gürtel- An¬ 
sich  t) 

P  =  Pediastrum 
0  =  Oscillaria ? 

X  =  Pilzspore? 

M  =  Macrosporen-Exospor? 


Po  =  Pinus- Pollen 
C  =  Cony/tfS- Pol  len 
A  =  M//u/s-Pollen 
Be  =  Betula-P  o\\en 
Bo  =  Bosmina-  Antenne 
Dp  =  Daphniden-Haut. 

Cr  =  Abdomen-Fetzen  einer  Crustacee 
I  =  Crustaceen-Gliedmaßen-Stück 
Z  =  Ei  einer  Wasserwanze  ?  *) 


Das  Sapropel. 


129 


Sapropelbildung  zurückzuhalten,  aber  doch  so,  daß  eine  allochthone 
Sedimentierung  statthat,  so  daß  vorwiegend  sandige  und  tonige 
Sapropel-Erden  entstehen,  ist  die  generelle  Zusammensetzung  des 
Sapropels  in  solchen  Sapropeliten  die  gleiche:  immer  ist  zu  beob¬ 
achten,  welche  hervorragende,  ja  erste  Holle  die  Plank¬ 
ton-Organismen  als  Urmaterialien  spielen.  So  enthält 
der  Neuwarper  See  bis  zu  seiner  Mündung  in  das  Stettiner  Haff 
überall  einen  Sapropel  enthaltenden  Schlamm,  eine  Sapropel- 
Erde,  in  einer  Mächtigkeit  von  mehreren  Metern.  Nach  Angabe 
der  Fischer  würde  der  Schlamm  bis  12  m  mächtig  sein.  Eine 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  hinsichtlich  der  organischen 
Bestandteile  eine  im  Wesentlichen  vollkommene  Übereinstimmung 
mit  dem  Schlamm  des  Ahlbecker  Seegrundes.  Ebenso  der  Schlamm 
aus  dem  Kleinen  Mtitzelburger  See  usw. 

Im  Sommer  ist  der  ganze  Neuwarper  See  dermaßen  mit 
Wasserpflanzen  bedeckt,  daß  er  von  weitem  einer  Wiese  gleicht. 
Der  Wind  treibt  gelegentlich  das  Wasser  so  weit  aus,  daß  Sapro- 
pelit-Bänke  zutage  treten:  schon  so  weit  ist  diese  Bucht  durch 
Sapropelit  verlandet.  Untersuchte  Proben  ergaben : 

Spongillen-Nadeln  \ 

Mollusken-Beste  f  0 

\  lier-Keste 

Crustaeeen-Reste  (sehr  viele)  ( 

Fisch-Reste  / 

*)  (Arun.  zu  S.  128)  ln  früheren  Veröffentlichungen  hatte  ich  (vergl.  z.  B.  Potoxie, 
Die  Entstehung  der  Steinkohle.  4.  Aufl.  Berlin  1907,  S.9,  Fig.  3)  das  Gebilde  Z  nach 
freundlicher  Bestimmung  von  Herrn  Realschuldirektor  Breddin  in  Oscherslebeu  als 
Ei  von  Corixa  angegeben.  Der  Genannte  schreibt  mir  aber  jetzt  (unterm  27.  XI. 
1907):  »Das  dargestellte  Objekt  gleicht  in  der  Form  und  auch  in  der  Verkapse¬ 
lung  (der  darin  liegende  Teil  ist  der  abgesprengte  Deckel)  auf  den  ersten  Blick 
dem  Ei  einer  Corixa.  Es  war  mir  aber  entgangen  und  ich  habe  erst  jetzt  aus 
der  Figur  entnommen,  daß  das  Gebilde  nur  etwa  ßö  mm  lang  ist.  Da  kann  es 
natürlich  nicht  das  Ei  einer  Corixa  sein.  Wohl  aber  —  und  ich  möchte  im  Hin¬ 
blick  der  oben  erwähnten  Übereinstimmung  meine  Vermutung  in  dieser  Form 
aufrecht  erhalten  —  könnte  es  ein  Ei  von  der  Corixa  nächststehenden  Gattung 
Micronecta  Kirk.  ( Sigara  auct.)  seiD,  deren  bei  uns  vorkommende  Arten  die  Länge 
von  l'USVi  mm  erreichen,  so  daß  das  Ei  die  angegebenen  Maße  haben  dürfte. 
Die  Micronecta  leben  bei  uns  in  Schwärmen  in  seichtem  Wasser,  z.  B.  in  den 
Altwässern  der  Elbe  bei  Magdeburg.« 


Neue  Folge.  Heft  55. 


9 


130 


Das  Sapropel. 


Amorphes  Material  )  Tierisch,  u.  pflauzl. 
Kalk  )  Ursprungs 


/  Fadenalgen 

j  Pediastrum 

Algen  11.  a. 

V  Diatomeen  (viel) 
Gewebe-Fetzen 
Pollen 

Sand  (mehr  oder  minder) 


Seen ed es m us  quadricauda 


Pflauzen- 

Reste 


Der  Sapropelit  des  Kleinen  Mützelburger  Sees  enthielt  be¬ 
sonders  Crustaceen-Reste,  amorphes  Material,  Algen  (Fadenalgen, 
Pediastrum ,  Diatomeen,  Pollen  von  Pinus  silvestris )  usw. ,  kurz, 
man  sieht,  die  generelle  Zusammensetzung  dieser  Sapropelite  ist 
durchweg  dieselbe. 

Auch  die  Sapropelite  aus  der  Umgegend  Berlins,  die  ich  be¬ 
obachtet  habe,  so  aus  dem  Rummelsburger  See  (einer  Bucht  der 
Spree),  der  Havel  zwischen  Tegel  und  Potsdam,  der  Seen  des 
Grunewaldes,  des  ehemaligen  Bäketals  in  Gr.  Lichterfelde  usw. 
zeigten  nur  untergeordnete  lokale  Verschiedenheiten.  Unter  den 
noch  vertretenen  figurierten  Bestandteilen  spielen  meist  Crustaceen, 
Algen,  und  unter  diesen  Diatomeen,  Pollenkörner  u.  dergl.  die 
hervorragendste  Rolle. 

Ein  Sapropelit  vom  Ufer  des  Gr.  Aweyder  Sees  (vergl.  das 
Profil  S.  132)  in  Ostpreußen  enthielt: 

Amorphes  Material  (sehr  viel) 

Crustaceen-Reste 

Chroococcaceen  und  andere  Algen  (sehr  viele) 
Pilzhyphen 

Gewebe-Fetzen  höherer  Pflanzen 

Sporen  von  Bryophyten  und  Pteridophyten 

Pollen  von  Pinus  und  Betula 

usw. 

Solche  Fälle  habe  ich  in  großer  Zahl  untersucht,  und  zwar 
immer  aus  Seen  und  ruhigen  Buchten  oder  doch  nur  sehr  lang- 

O  ij 

sam  bewegten  Wassern. 


Das  Sapropel. 


131 


Zum  Vergleich  der  herangezogenen  norddeutschen  Vorkommen 
seien  —  um  die  generelle  Übereinstimmung  zu  kennzeichnen  — 
noch  die  figurierten  Bestandteile  in  dem  Sapropelit  eines  weit 
abgelegenen  Gewässers,  des  Obersees  bei  Reval,  nach  Guido 
Schneider  (1.  c.  p.  35/36)  vorgeführt. 

Er  giebt  von  Organismen  und  ihren  Teilen  an:  »Panzer  von 
Rotatorien«.  Crustaceen :  »Schalen  und  Ephippien  von  Cladoceren, 
namentlich  charakteristisch  Schnäbel  von  Bosmina  coregoni.  Zer¬ 
krümelte,  auch  mehr  oder  weniger  ganze  Schalen  von  Anodonta 
variabilis.  Feine  Substanz  von  schwarzbrauner  Farbe,  die  zum 
größten  Teil  wohl  aus  den  abgestorbenen  Zellen  der  die  Wasser¬ 
blüte  bildenden  Algen  ( Clatlirocystis  aeruginosa ,  Microeystis-  und 
Anabaena-\vte\i)  besteht.  » Pediastrum  und  Reste  anderer  Algen 
in  großer  Menge.«  Teile  von  Hypnum  und  Sphagnum.  Phane- 
rogainenreste,  hauptsächlich  von  Gramineen,  auch  größere  Stücke 
von  Arundo  phragmites ,  Graphephorum  arundinaceum,  Scirpus -  und 
Carex- Arten.  Pollen  von  Picea  eoccelsa. 

Man  bemerkt  bald,  daß  es  in  erster  Linie  für  die  Entste¬ 
hung  von  reinem  und  reinerem  Faulschlamm  auf  Gewässer  an- 
kommt,  die  keine  wesentlichen  Zuflüsse  haben,  die  ruhige  Ver¬ 
hältnisse  mit  mehr  stagnierendem  Wasser  bieten. 


Das  diluviale  Saprokoll  von  Klinge  bei  Cottbus  z.  B.  ist  eben¬ 
falls  in  einem  alten  See  entstanden.  Wir  haben  dort  das  Profil: 


usw. 

A 


5.  0,5- 

—0,75  m 

Torf, 

4. 

0,50  » 

Saprokoll, 

3. 

0,20  » 

kalkige  Schicht, 

2. 

bis  4  » 

Ton, 

1. 

1  » 

Kies  ü 

Nicht  nur  dieses  Profil  weist  aus  dem  angegebenen  Grunde 
auf  stagnierendes,  jedenfalls  sehr  ruhiges  Wasser,  sondern  auch 
die  in  den  Schichten  4  und  5  des  Profiles  aufgefundenen  Pflan- 


h  Yergl.  Näheres  bei  Nehring,  Wirbeltier-Reste  von  Klinge.  1895.  S.  184. 

9* 


132 


Das  Sapropel. 


zenreste,  wovon  ich  mich  an  Ort  und  Stelle  überzeugen  konnte. 
Sie  sind  von  C.  A.  Weber1)  genauer  bestimmt  worden;  insbe¬ 
sondere  sprechen  hier  die  weiße  und  gelbe  Seerose,  die  sowohl 
im  Saprokoll  als  auch  in  dem  alten  Torf  darüber  Vorkommen,  für 
ruhiges  Wasser. 

Bei  Orlowen  in  Ostpreußen  zeigt  das  aus  einem  verlandeten 
See  hervorgegangene  Flachmoor  östlich  des  Widminner  Sees  am 
Südrande  des  Messtisch-Blattes  zu  oberst: 

4.  1,50  m  Torf,  dann 
3.  0,50  »  Saprokoll,  dann 

2.  0,60  »  Saprokoll -Kalk  (graue  Seekreide),  und  als  ur¬ 
sprünglichen  Seegrund 
1.  1,40  »  kalkigen  Sand. 


Das  Westufer  des  Gr.  Aweyder-Sees,  südlich  von  Pruschniowen, 
Kreis  Sensburg  in  Ostpreußen,  zeigt  das  folgende  Profil: 

3.  1,40  m  Torf, 

2.  eine  dünne  Lage  Saprokoll, 

1.  1,60  m  Wiesenkalk2). 


Solche  Beispiele  könnten  gewaltig  vermehrt  werden. 

Die  vielfach  gute  Erhaltung  der  Sapropel-Konstituenten ,  die 
so  oft  noch  eine  weitgehende  Bestimmung  zuläßt  —  vergleiche 
auch  das  S.  143/144  bei  »Algentorf«  Gesagte  —  zeigt,  daß. in  diesen 
Fällen  in  der  Tat  die  Fäulnis  in  unserem  Sinne  die  Hauptrolle 
gespielt  hat.  Das  geht  auch  daraus  hervor,  daß  gewisse  der  in 
Rede  stehenden  Bildungen  an  der  Luft  die  Farbe  wechseln  als 

o 

Anzeichen  dafür,  daß  durch  den  nunmehrigen  Zutritt  von  Sauer¬ 
stoff  ein  Oxydationsprozeß  eingeleitet  wird. 

Besonders  gut  erhalten  sind  von  figurierten  Bestandteilen  die- 
jenigen,  die  noch  frisch  oder  verhältnismäßig  frisch  in  den  Schlamm 
geraten  sind,  wie  das  gerade  bei  Algen  und  Pollenkörnern  leicht 
vorkommt.  Die  Teile  jedoch  ,  die  sich  vor  ihrer  Ablagerung  län- 


J)  Weber,  Über  die  diluviale  Vegetation  von  Klinge  (Beiblatt  zu  Engler’s 
botan.  Jahrbüchern.  Leipzig  1893). 

2)  Diese  beiden  letzten  Beispiele  verdanke  ich  Herrn  Landesgeologen  Dr. 
F.  Kaunhowen. 


Das  Sapropel. 


133 


ger  schwimmend  oder  schwebend  im  Wasser  aufgehalten  haben, 
ebenso  wie  die  sehr  labilen  Bestandteile  (Proteine  u.  dergl.)  sowie 
die  Exkremente  werden  vorwiegend  die  nicht  mehr  figurierten 
Massen  im  Faulschlamm  bilden:  sie  können  überwiegen,  und 
jedenfalls  geht  aus  dieser  Überlegung  hervor,  daß  ein  sehr 
algenreicher  Faulschlamm  nicht  ohne  Weiteres  in  dem  Sinne  als 
Algen-Sapropel  bezeichnet  werden  darf,  daß  die  Algen  die  Haupt¬ 
lieferanten  waren.  Die  figurierten  Konstituenten  sind  nur  in 
der  bereits  homogen  zersetzten  Hauptmasse  gewissermaßen  ein¬ 
gelegt  wie  ein  zu  konservierendes  mikroskopisches  Präparat  in 
Glycerin,  Spiritus  oder  dergl.;  es  ist  denn  danach  weiter  kein 
Wunder,  daß  Hoppe-Seyler  bei  der  Untersuchung  alkoholischer 
Auszüge  von  Faulschlamm  mit  dem  Spektroskop  den  Absorp¬ 
tionsstreifen  des  Chlorophylls  zwischen  den  Linien  B  und  C 
beobachtet  hat,  »so  daß  der  Farbstoff  sich  verhielt  wie  frisch  aus 
lebenden  Pflanzen  aufgelöstes  Chlorophyll,  nicht  wie  das  Chloro- 
phyllan  oder  aus  zersetzten  Pflanzen  ausgezogener  Farbstoff« 1). 
Wie  schon  PIampus  von  Post  (1864,  S.  16)  zeigte,  geben  Sa- 
propelite  rot-fluorescierende  alkoholische  Lösungen,  woraus  schon 
auf  Chlorophyll- Gehalt  zu  schließen  ist.  Übrigens  kann  man  ge¬ 
legentlich  in  sehr  alten  Sapropeliten  noch  Chlorophyllkörper  unter 
dem  Mikroskop  beobachten.  Schon  Senebier  hat  1782  gezeigt, 
daß  Chlorophylllösungen,  die  in  undurchsichtigen  Gefäßen  der 
Wirkung  des  Sonnenlichtes  preisgegeben  waren,  ihre  ursprüngliche 
Farbe  beibehielten2).  Wenn  also  durch  reichlichen  gleichzeitigen 
Planktonregen  auf  den  Boden  des  Gewässers  die  unterste  Lage 
des  Planktons  schnell  bedeckt  und  vom  Licht  abgeschnitten  wird, 
so  haben  wir  das  Experiment  Senebier’ s  durch  die  Natur  ver¬ 
wirklicht,  und  es  ist  das  Vorkommen  von  Chlorophyll  in  Sapro¬ 
peliten  sonach  leicht  erklärlich8). 

Es  müssen  bei  der  Bildung  des  Faulschlammes  aseptische 

’)  Nack  Früh,  Krit.  Beit,  zur  Kenntnis  des  Torfes.  1885.  S.  703,  und 
Moore  der  Schweiz.  1904.  S.  173. 

2)  Vergl.  L.  March lrwski,  Die  Chemie  des  Chlorophylls.  1895.  S.  6, 

3)  Vergl.  über  Chlorophyll  auch  vorn  S.  18. 


134 


Das  Sapropel. 


Substanzen  entstehen  (er  reagiert  in  frischem  Zustande  alkalisch). 
Ich  habe  —  vergl.  auch  S.  13  u.  14  —  jahrelang  Faulschlammpro¬ 
ben  in  nur  oberflächlich  verschlossenen  Gefäßen  für  meine  Unter¬ 
suchungen  auf  bewahrt,  ohne  daß  bis  jetzt  eine  Veränderung  der¬ 
selben  (eine  weitere  Zersetzung)  zu  bemerken  gewesen  wäre. 

Gewiß  kann  bei  großer  Produktion  an  organischem  Material 
auch  in  einem  Wasser,  das  reichlich  Sauerstoff  enthält,  einmal 
ein  Sapropel-Lager  entstehen,  das  dann  auch  durch  Verwesungs¬ 
und  Vermoderungs- Erscheinungen  —  soweit  diese  unter  Wasser 
stattfinden  können  —  bemerkenswerter  angegriffen  ist. 

Je  nach  dem  Fehlen  von  Sauerstoff-Zuführung  oder  dem  Vor¬ 
handensein  einer  solchen,  werden  sich  die  Lager  verschieden  ver¬ 
halten. 

Im  Einzelfalle  wird  es  oft  unmöglich  sein,  eine  Trennung 
vorzunehmen,  ja,  ausgeschlossen  ist  sie,  wenn  beide  Prozesse  ziem¬ 
lich  gleichmäßig  Platz  gegriffen  haben.  Dauernd  erhaltungsfähig 
ist  aber  ein  Sapropelit  nur,  der  von  vornherein  oder  doch  rechtzei¬ 
tig  in  die  Bedingungen  gerät,  die  vorwiegend  einen  Fäulnisprozeß 
zulassen,  da  andernfalls  alles  durch  Verwesung  beseitigt  wird. 

In  frischem  Zustande  ist  der  Faulschlamm  leicht  als  solcher 
zu  erkennen ;  in  richtig  (der  Natur  entsprechend)  besetzten  und 
behandelten  Aquarien  (deren  verdunstendes  Wasser  man  ersetzt, 
ohne  aber  das  Wasser  zu  wechseln),  kann  man  ihn  entstehen  sehen. 
Er  ist  eine  leicht  fließende,  schlammige,  gallertig-breiige  Masse. 
Th.  Fontane  sagt  sehr  gut:  er  sei  so  weich,  »wie  ein  mit  Hilfe 
von  Reagentien  eben  gefällter  Niederschlag«  1). 

Im  älteren  Zustande,  namentlich  wenn  der  Faulschlamm  sich 
schon  lange  unter  einer  Sediment-  oder  Moor-Bedeckung  befindet, 
nimmt  er  Eigenschaften  an,  die  seine  Erkennung  für  denjenigen,  der 
ihn  nicht  schon  vorher  kennt  und  nicht  untersucht,  durchaus  nicht 
ohne  Weiteres  zulassen,  und  er  hat  denn  auch  in  dieser  subfossilen 
und  in  fossiler  Form  zu  Irrtümern  Veranlassung  gegeben.  Ins- 
besondere  ist  darauf  hinzuweisen,  daß  Faulschlamm  und  Saprope- 

*)  Fontank,  Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg,  4.  Teil.  Spreeland: 
Die  wendische  Spree  (S.  85  der  mir  vorliegenden  4.  Aufl.  Berlin  1899.) 


Das  Sapropel. 


135 


lite  überhaupt  schon  unter  gelindem  Druck  eine  Schieferung  an- 
nehmen,  so  der  vorn  beschriebene  Faulschlamm  des  Ahlbecker 
Seegrundes,  der  unter  dem  Druck,  den  stellenweise  der  wenig 
mächtige  Verlandungstorf  und  eine  geringe  Sand  Beschüttung  aus¬ 
übte,  dort  zu  einem  festgallertigen  Gestein  geworden  ist,  das  ge¬ 
trocknet  Schieferung  zeigt.  Älteres,  fest-gallertig  gewordenes  Sa¬ 
propel  nenne  ich  Sa  pro  ko  11  (Faulgallerte);  wenn  sich  in  dem 
Gestein  sehr  zahlreiche  Skeletteile,  z.  B.  Diatomeenpanzer,  befinden, 
wird  jedoch  die  gallertige  Konsistenz  von  vorn  herein  naturgemäß 
sehr  wesentlich  herabgemindert.  Schieferung  ist  überall  zu  beob- 
achten  wo  Sapropel  durch  Verlandung  des  Wassers,  in  dem  es  ent¬ 
stand,  unter  Torf  usw.  gerät,  d.  h.  wo  es  zu  Saprokoll  geworden 
ist,  z.  B.  auch  bei  dem  in  starker  Verlandung  begriffenen  See  bei 
Liebemühl.  Im  offenen  Wasser  dieses  Sees,  Fig.  9  S.  68  befindet 
sich  Sapropel,  also  ein  halbflüssiger  Brei,  unter  den  mächtigeren 
Torflagern  am  Rande  des  ursprünglichen  Sees  aber  fest-gallertiges 
Saprokoll.  Eben  dasselbe  ist  sehr  oft  zu  beobachten,  nämlich 
immer  dort,  wo  ein  ruhiges  Wasser  durch  Moorbildung  im  Er¬ 
löschen  (in  Verlandung)  begriffen  ist.  Ein  hervorragendes  Beispiel 
bietet  das  große  Schussenrieder  Moor  in  Wüittemberg  mit  seinem 
noch  un verlandeten  Wasserrest,  dem  Federsee  (genannt  nach  dem 
»Federgras«  wie  dort  Eriopliovum  heißt).  Dieser  enthält  schönes 
reines  Sapropel,  und  unter  dem  Torf  findet  man  beim  Graben  Sa¬ 
prokoll.  Bei  einer  für  mich  freundlichst  Ende  August  1906  durch 
Herrn  Forstamtmaun  Dr.  K.Raü  veranlaßten  Aufgrabung,  einige  km 
von  der  jetzt  noch  übrigen  Wasserfläche  entfernt,  fand  sich  das  Profil : 
4.  Torf  (früher  ca.  3  m,  jetzt  zum  Teil  abgetragen), 

3.  Dopplerit-Saprokoll  (schwarz)  40  cm, 

2.  Saprokoll  (grau)  20  cm, 

1.  Saprokoll-Kalk  ca.  25  cm. 

In  frischem  Zustande  ist  Sapropel,  je  nach  den  wesentlichen 
Konstituenten  und  den  Beimengungen,  gelb,  grau,  braun  bis  schwarz 
mit  mehr  oder  minder  grünem  Farbenton;  es  ist  dickflüssig  bis 
gallertig -schlickig,  an  einer  hineingestoßenen  Stange  bleibt  es 
—  wenn  es  nicht  gerade  sehr  flüssig  ist  —  in  mehr  oder  minder 


136 


Das  Sapropel. 


dicker  Lage  kleben.  Wo  es  sich  um  mächtigere  Schichten  han¬ 
delt,  ist  die  oberste  Lage  mehr  flüssig,  darunter  durch  den  Druck 
und  geringeren  Wasserreichtum  fester-elastisch ;  wo  es  unter  hin¬ 
reichend  mächtigem  Verlandungstorf  oder  sonst  unter  Bedeckung 
liegt,  wird  das  Sapropel,  wie  gesagt,  fest -gallertig,  in  allen  Über¬ 
gängen  bis  zur  Breiform  vorkommend.  In  dieser  festen  Form 
(Saprokoll)  läßt  es  sich  wie  fester  (Hart-)  Käse  in  Stücke  schneiden. 


Die  gallertige  Konsistenz  in  Verbindung  mit  der  wasserhal¬ 
tenden  Kraft  des  reinen  Faulschlamms  und  der  Sapropelite  über¬ 
haupt  machen  sie  zu  einem  ausweichenden,  schwankenden,  ge¬ 
fährlichen  Boden,  der  der  Bautechnik  große  Schwierigkeiten  bringt, 
wie  das  z.  B.  in  und  bei  Berlin  und  beim  Bau  des  Teltow-Kanals 
usw.  genugsam  unangenehm  in  die  Erscheinung  getreten  ist.  Sa- 
propelit  und  Torf  verhalten  sich  als  Baugrund  sehr  verschieden. 
Oft  genug  ist  ersterer  verkannt  und  für  Torf  gehalten  worden; 
die  Folge  dieser  Verwechslung  ist  für  die  Kostenanschläge  oft 
verhängnisvoll  gewesen  (wie  beim  Bau  der  Teltow-Kanal-Strecke 
durch  Groß-Lichterfelde).  Wo  die  Natur  des  Sapropelits  richtig 
erkannt  wird,  hilft  man  sich,  wo  augängig,  dadurch,  daß  das 
Material  durch  ein  anderes,  haltbareres  weggedrückt  wird.  Es 
weicht  bei  seiner  breiigen  Beschaffenheit  aufgeschüttetem  Sande, 
Fig.  17,  leicht  aus,  wie  wir  das  an  dem  künstlichen  Sanddamm 
links  auf  unserem  Bilde  sehen,  der  rechts  im  Wasser  eine  große 
Sapropelit-Insel  hervorgepreßt  hat,  obwohl  die  anorganisch-mine¬ 
ralischen  Drift-Bestandteile  in  diesem  Fall  weit  überwiegen.  Gewiß 
wird  durch  natürliche  Vorgänge  gelegentlich  dieselbe  Erscheinung 

o  o  o  o  o 


eintreten,  wie  sie  unsere  Abbildung  in  dem  Havelwasser  östlich 
des  Picheiswerders  (der  den  Hintergrund  des  Bildes  einnimmt) 
veranschaulicht.  So  mag  die  bald  wieder  verschwundene  »Pfingst- 
insel«  im  Havelwasser  westlich  des  Picheiswerders  auf  natürlichem 
Wege  entstanden  sein.  Diese  neue  Insel  entstand  vor  etwas  mehr 
als  100  Jahren,  am  17.  Mai  1807.  Den  Namen  gab  man  der  Insel, 
weil  sich  der  Vorgang  gerade  in  der  Pfingstnacht  ereignete.  Auf 
welcher  Stelle  des  Havelstroms  damals  eventuell  ein  Druck  aus¬ 
geübt  wurde,  um  bei  Picheiswerder  die  Schlamminsel  emporzu- 


Das  Sapropel. 


137 


treiben,  hat  sich  infolge  der  unruhigen  Zeiten  nicht  feststellen  lassen. 
Die  französischen  Offiziere,  die  damals  zur  Besatzung  Spandaus 
gehörten,  schrieben  —  erzählt  man  sich  —  an  ihre  Angehörigen, 
daß  sich  bei  Berlin  mitten  im  Flusse  ein  Erdbeben  ereignet  habe. 

Lufttrocken  werden  Sapropel  und  Saprokoll  sehr  hart;  beim 
gewaltsamen  Zerschlagen  bricht  das  erhärtete  Gestein,  insbeson¬ 
dere  das  Saprokoll  muschelig.  Gesagt  wurde  ferner  schon,  daß  die 
meisten  Saprokolle  beim  Trocknen  durch  mehr  oder  minder  deut- 


Figur  17. 


Durch  den  künstlichen  Sanddamm  links 
aus  dem  Wasserspiegel  emporgepreßter  Sapropelit  im  Stößensee 
(Bucht  der  Havel  südlich  Spandau). 

Die  Sauddammschüttung  erfolgte  zur  Gewinnung  eines  festen  Untergrundes 
für  den  Bau  der  Überführung  der  Döberitzer  Heerstraße. 

(Frühjahr  1907.) 

liehe  Aufblätterung  Schieferung  zeigen.  Sapropele  und  Sapro¬ 
kolle  werden,  nachdem  sie  einmal  lufttrocken  (hart)  gewesen  sind, 
nicht  wieder  schlammig-breiig,  sondern  höchstens  schwach  gallertig. 
Lufttrocken  gewordener  Faulschlamm  vom  Ahlbecker  Seegrund 
(Pommern),  den  ich  mehrere  Jahre  lang  unter  Wasser  gelassen 
habe,  wurde  nicht  wieder  breiig,  sondern  nur  weicher,  behielt 
aber  seine  Form,  ein  Zeichen,  daß  mit  dem  Trocknen  eine  che- 


138 


Das  Sapropel. 


mische  Veränderung  vor  sich  gehen  muß,  wie  das  von  Torfen  her 
bekannt  ist,  die,  einmal  trocken  geworden,  nicht  wieder  die  ur¬ 
sprüngliche  Weichheit  annehmen,  da  Humusstoffe  durch  Trocknen 
unlöslich  werden.  Der  wieder  erweichte  Faulschlamm  (vom  Ahl- 
becker  Seegrund)  brach  leicht,  wie  eine  ziemlich  feste,  aber 
bergfeuchte  Erde.  Die  Bruchfläche  erschien  dann  rauh.  Der  Zu¬ 
sammenhalt  war  aber,  trotzdem  die  Probe  jahrelang  im  Wasser 
gelegen  hatte,  doch  so  groß  geblieben,  daß  ein  ähnlich  der  Bran¬ 
dung  bewegtes  Wasser  die  Probe  bequem  in  Geröllform  hätte 
bringen  können,  sie  also  gewiß  nicht  sofort  in  lauter  Partikelchen 
zerlegt  hätte.  Das  Alter  der  Gesteine  spielt  hierbei  eine  wesent¬ 
liche  Holle.  Der  nachträglich  wieder  aufgeweichte  Faulschlamm 
hatte  ganz  die  Konsistenz  des  »Töck«  (vergl.  unter  Sapropel- 
Erden),  der  heute,  unter  Meereswasser  lagernd,  in  schönen  Geröll¬ 
formen  auf  Helgoland  ausgeworfen  wird.  Unsere  Figur  12  S.  89 
zeigt  rechts  unten  ein  flaches,  von  Bohrmuscheln  durchlöchertes 
Geröll  von  Töck. 

Frische  Faulschlamme,  die  ich  daraufhin  (mit  Lackmuspapier) 
untersuchen  konnte,  reagierten  alkalisch.  Mit  Alkalien  (Kali  oder 
Ammoniak)  tritt  bei  gewissen  Sorten  in  der  Lösung  keine  Braun¬ 
färbung  auf;  bei  anderen  —  sobald  höhere  Pflanzen  und  Schwarz¬ 
wässer  Beiträge  geliefert  haben  —  ist  schwache  Bräunung  zu  be¬ 
merken,  bei  wieder  anderen  eine  stärkere,  während  bei  den  echten 
Torfen  die  Braunfärbung  (durch  »Humussäuren«)  stets  charakte¬ 
ristisch  ist.  Sapropele  oder  Saprokolle,  mit  Alkohol  behandelt, 
geben  eine  rot  fluorescierende  Lösung,  auf  Grund  des  Gehaltes 
an  Chlorophyll  (vergl.  S.  133),  das  mit  Alkohol  eine  solche  Lö¬ 
sung  ergibt. 

Unter  dem  Mikroskop  ist  zunächst  die  amorphe,  meist  wolkige 
Grundsubstanz  zu  unterscheiden,  von  den  vollständiger  zersetzten 
organischen  Teilen  und  den  tierischen  Exkrementen  herrührend; 
in  dieser  eingebettet  finden  sich  noch  figuriert  erhaltene,  tierische 
und  pflanzliche  Teile  von  Organismen,  die  wesentlich  durch  aqua- 
tische  Autochthonie  hineiugelangt  sind,  aber  auch  Drift-Bestand¬ 
teile,  insbesondere  solche  der  Nahedrift,  fehlen  niemals,  ebenso 


Das  Sapropel. 


139 


wenig,  wenn  auch  oft  nur  äußerst  geringfügig,  durch  Wind  oder 
auch  durch  Driftung  hineingelangtes  mineralisches  Material.  Bei 
stärkerem  Mineralgehalt  erhalten  wir  Übergangsbildungen  1.  zu 
Kalk-Faulschlamm,  wenn  dieser  in  frischem  Zustande  noch  die 
gallertige  Beschaffenheit  des  Faulschlammes  hat,  oder  bei  stärke¬ 
rem  Kalkgehalt  zu  Faulschlamm-Kalk,  2.  zu  Ton-Faulschlannn 
oder  Faulschlamm-Ton  und  3.  bei  wesentlichem  Sandgehalt  zu 
Sand-Faulschlamm  oder  Faulschlamm- Sand,  der  bei  weitem  nicht 
die  feste  Konsistenz  gewinnt,  sondern  bei  höherem  Sandgehalt 
leicht  zerbrechlich  ist 

Die  ordentlich  gefaulte  Masse  hüllt  die  schneller  niedersinkenden 
Teile  ein,  die  so  dem  wenigen  Sauerstoff,  der  eventuell  am  Grunde 
des  Wassers  vorhanden  ist,  ganz  entzogen  werden.  Dadurch 
zeigen  sich  gewisse  figurierte  Bestandteile,  sogar  ganze  Organis¬ 
men,  so  oft  noch  in  trefflicher,  dauernder  Erhaltung.  Es  wurde 
diesbezüglich  ja  schon  darauf  hingewiesen,  daß  sich  sogar  das 
Chlorophyll  im  Faulschlamm  erhalten  kann. 

Von  den  Landtorfen  unterscheiden  sich  die  Faulschlamme 
auch  durch  die  stark  hervortretenden  tierischen  Teile,  da  tierisches 
Leben  in  den  Wassern,  die  Faulschlamm  besitzen,  sehr  viel  stärker 
entwickelt  ist,  als  auf  dem  Lande,  und  hier  insbesondere  die 
Moore  arm  an  Tieren  sind. 

Getrocknet  brennen  Sapropel  und  Saprokoll  mit  leuchtender 
Flamme  (ähnlich  der  reinen  Cannelkohle,  die  ein  fossiler  Sapropelit 
ist),  sie  produzieren  also  eine  Menge  brennbarer  Gase,  was  durch 
einen  Destillationsversuch  im  Reagenzglas  oder  Platintiegel  mit 
durchlochtein  Deckel  leicht  zu  beobachten  ist. 


Zum  Schluß  ist  noch  einiges  über  eine  besondere  Form  des 
Sapropels  zu  sagen,  nämlich  über  sein  Vorkommen  auf  dem 
Trockenen  als  Teppich. 

Sapropel-Teppiche,  Fig.  18,  entstehen  auf  unseren  Wiesen, 
Torflagern  und  feuchten  Stellen,  besonders  nach  dem  Zurückweichen 
vonUberschwemmungswasser,  aus  den  Organismen  (besonders  Faden- 


140 


Das  Sapropel. 


algen)  des  Wassers,  die  Zurückbleiben;  und  zwar  können  sich  diese 
Organismen  im  Überschwemmungswasser  erst  entwickeln,  oder  sie 
werden  von  demselben  schon  mitgebracht.  Gelegentlich  sind  Sa- 
propel-Teppiche  aucli  auf  Hoclimooren  zu  .beobachten  (vergl.  auch 
Früh,  1904,  S.  191);  in  diesen  Fällen  handelt  es  sich  dann  aber 
natürlich  um  die  spärlichen  Rückstände  eines  aquatischen  Lebens 
aus  meteorischen  Wassern.  Ordentlich  gesehen  habe  ich  übrigens 
Sapropel-Teppiche  dort  —  aber  immer  nur  dünnere  Lagen  —  nur  auf 
toten  Hochmooren.  Hierbei  meine  ich  aber  nur  diejenigen,  deren 
Oberkante  zu  hoch  liegt,  um  Überschwemmuugswasser  empfangen 
zu  können;  kommen  sie  periodisch  mit  diesem  in  Berührung,  so 
wird  der  Charakter  als  Hochmoor  verlöscht,  wenu  nicht  etwa  nur 
ein  minz  nahrungsschwaches  Wasser  in  Betracht  kommt.  Bei  dem 
geringen  Plankton-  usw.  Leben  in  den  nur  wenige  mineralische 
Nahrung  enthaltenden  Wässern  der  Hoclimoore  sind  eben  hier 
Sapropel-Teppiche  nur  eine  untergeordnete  Erscheinung.  Ehren- 
berg  berichtete:  Eine  »Papier-  und  Watte-ähnliclie  Substanz«  war 
im  August  und  September  1736  in  Schlesien  nach  einer  großen 
Oder-Überschwemmung  auf  den  tiefen  Wiesen  und  Feldern  zurück¬ 
geblieben.  Sie  bestand  wesentlich  aus  Fadenalgen,  Diatomeen 
und  anderen  Algen.  Auch  sonst  ist  in  der  Litteratur  wiederholt 
auf  Sapropel-Teppiche  aufmerksam  gemacht  worden,  z.  B.  von 
Kirchner1)  und  S.  Stockmayer2). 

Handelt  es  sich  um  dünne  Lagen,  daun  bleichen  sie  an  der  Luft 
ganz  aus,  bei  dickerer  Lage  aber  nur  oberflächlich,  während  die 
darunter  liegende  Partie  sich  gewöhnlich  nicht  oder  kaum  zersetzt, 
sich  demnach  wie  ein  Sapropel  bildendes  Material  verhält,  das  von 
vornherein  gut  abgeschlossen  wird.  Wenn  also  auch  dünnere 
Sapropel-Teppiche  nur  die  einfach  getrockneten  Organismenleichen 
sind,  so  befinden  sich  dickere  von  vornherein  in  dem  Zustande, 
den  auch  die  Sapropel  bildenden  Materialien  einnehmen;  findet  eine 
nachträgliche  Abschließung  durch  Bedeckung  statt,  so  wird  Sa- 

9  Kirchner,  Algen  flora  von  Schlesien  1878,  S.  5. 

2)  Stock mayer,  Die  Bildung  des  Metcorpapiers.  (Verhau dl.  d.  K.  K.  zool.- 
botan.  Ges.  in  Wien.  Jahrg.  1893.  43.  Bd.  Wien  1894,  S.  28 — 30t) 


Das  Sapropel. 


141 


prokoll  aus  dem  Teppich.  Der  von  Stockmayer  beschriebene 
Sapropel-Teppich  aus  dem  Inundationsgebiet  der  Donau  bei  Wien 
bestand  wesentlich  aus  der  gewöhnlich  marinen  öscillariaeee  Micro- 
coleus  chthonoplastes  und  der  Nostocacee  Calotlirix  parietina.  Meist 
sind  es  —  das  Folgende  nach  Stockmayer  —  Confervaceen,  wie 
Claäopliora  fracta,  Rhizoclonium  riparium  und  Conferva  bombycina , 
die  Sapropel-Teppiche  bilden,  während  die  Zygnemaceen  ( Zygnema , 
Spirogyra  und  besonders  Mougeoiia )  sich  leicht  schneller  zersetzten; 

Figur  18. 


Sapropelteppich  zwischen  einem  Röhricht  in  einer  Vertiefung 
auf  einer  Salzwiese  bei  Thießow  (Mönchgut)  auf  Rügen. 

(Nach  einer  Photographie,  freundlichst  für  mich  angefertigt 
von  Herrn  Rud.  Langenberg  in  Ilmenau  in  Thüringen.) 

diese  bilden  dafür  gern  auf  dem  Wasser  ausgebreitete  Algen¬ 
watten.  Algenteppiche  bilden  sich  auch  dort,  wo  ein  Boden 
sehr  naß  ist.  Der  von  dem  Genannten  bei  Wien  beobachtete 
Aigen-Teppich  entstand  Mitte  Februar  auf  nassem  Boden  in 
6  Tagen  als  dünne,  blaugrüne  Haut,  die  nach  weiteren  8  Tagen 
dick  und  mehr  lederD  geworden  war.  Am  15.  März  war  die 

O  o 

Haut  im  ganzen  wenig  geändert,  vielfach  von  Moos  durchwachsen. 


142  Das  Sapropel. 

Ähnliches  habe  ich  an  einer  nassen  Sandfläche  der  Knrischen 
Nehrung  beobachtet. 

Gegen  den  Ausdruck  Sapropel-Teppich  läßt  sich  einwenden, 
daß  soeben  abgestorbene  Organismen  noch  kein  Sapropel  seien; 
dem  ist  aber  entgegen  zu  halten,  daß  eine  scharfe  Trennung 
zwischen  dem  endgültigen  Sapropel-Zustand  und  dem  Zustand  des 
eben  abgestorbenen  Materials  wegen  des  sehr  allmählichen  Über¬ 
ganges  nicht  gut  durchgeführt  werden  kann,  resp.  ein  Bedürfnis 
für  eine  genaue  Scheidung  vor  der  Hand  sich  noch  ebenso  wenig 
dringend  fühlbar  gemacht  hat  und  diese  auch  ebenso  wenig  leicht 
möglich  ist,  wie  beim  Torf.  Wie  wir  hier  unreifen,  halbreifen  und 
reifen  Torf  unterscheiden  müssen,  so  wird  man  bis  anf  weiteres, 
wo  nötig,  auch  beim  Sapropel  von  unreifem,  halbreifem  und 
reifem  Sapropel  resp.  Saprokoll  sprechen.  Unreifer  Torf, 
z.  B.  aus  Sphagnum  oder  Hypnum ,  unterscheidet  sich  in  seinen 
chemischen  Eigenschaften  noch  kaum  von  eben  abgestorbenem 
Moos-Pflanzen  material;  entsprechend  ist  es  beim  Sapropel. 

Synonyme  zu  Sapropel-Teppich  sind  u.  a. :  Algenhaut, 
Algenpapier,  Bl  ahm  (ein  Ausdruck,  den  ich  von  den  Mönch- 
gutern  auf  Rügen  hörte1)),  Diatomeenpapier,  wenn  Diatomeen 
in  den  Sapropel-Teppichen  vorherrschen,  Fluß  haut,  Flußpapier, 
II  aut  (im  Memel- Delta  z.  B.  sagt  man  einfach:  die  von  dem  Über¬ 
schwemmungswasser  gebildete  oder  zuriickgelasseue  »Haut«  erstickt 
das  Gras),  Meteorpapier  (Ehrenberg  1841,  S.  225 — 227),  Oder¬ 
haut  (Oder-Gebiet),  Wasserwatte  (hörte  ich  bei  Haffstrom,  einem 
Dorf  am  Frischen  Haff,  sagen,  womit  auch  die  auf  dem  Wasser 
schwimmenden  Algenwatten  gemeint  sind),  Wiesenleder,  Wie¬ 
senpapier,  Wiesentuch,  papier  d’algues  der  Franzosen, 
Ängsgyttja  und  Pappersgyttj a  der  Schweden. 

l)  Geschrieben  habe  ich  das  Wort  nirgends  gefunden.  Herr  Prof.  Dr.  Her¬ 
mann  Engelmann  in  Groß-Lichterfelde  teilt  mir  bezüglich  Blahm  das  Folgende 
mit:  »Blahm  geht  ohne  Zweifel  auf  slavische  Wurzel  plawati  schwimmen, 
schweben  zurück.  In  den  besseren  russischen  Wörterbüchern  findet  sich  Blalmi 
entsprechend:  n./iaHiia  =  plawnja  erklärt  als  »schwebender  mit  Röhricht  bestan¬ 
dener  Boden«.  Das  Wort  hat  auf  niederdeutschem  Boden  die  erste  Lautver¬ 
schiebung  mitgemacht,  so  daß  p  zu  b  geworden  ist.« 


Termini  für  Sapropelite. 


143 


Termini  für  Sapropelite,  besonders  für  reines 
und  reineres  Sapropel  und  Saprokolb 


Die  vielen  volkstümlichen  Namen,  die  das  Sapropel  und  das 
Saprokoll,  sowie  die  rezenten  Sapropel-Gesteine  überhaupt  nament¬ 
lich  in  Norddeutschland  erhalten  haben,  zeigen  schon,  daß  es  sich 
hier  um  sehr  häufige  Bildungen  handelt.  Daß  von  diesen  Namen 
so  viele  in  die  Literatur  übergegangen  sind,  aber  wissenschaftlich 
allgemein  angewendete  Termini  fehlen,  erläutert  die  Unsicherheit, 
in  der  viele  Autoren  befangen  gewesen  sind;  oft  beziehen  sich  die 
Namen  auf  Besonderheiten  dieser  Gesteine,  die  wir  teils  schon 
kennen  gelernt  haben,  teils  kennen  lernen  werden,  indem  wir  diese 
Termini  in  alphabetischer  Ordnung  vorführen. 

Wohlbemerkt:  es  handelt  sich  in  der  folgenden  Liste  nicht 
allein  um  die  reinen  und  reineren  Sapropele  und  Saprokolle,  son¬ 
dern  auch  um  Sapropelite  mit  starken  Beimengungen  besonders 
anorganischer  Mineralien.  Weiteres  findet  sich  dann  noch  in  den 
folgenden  Kapiteln:  Sapropel  und  Calciumcarbonat,  Sapropel  und 
Siliciumdioxyd,  Sapropel  und  Eisen-Verbindungen  und  endlich 
Sapropel- Erd  en. 

Adamisclie  Erde  (terra  adamica):  »Der  Rückstand  von  ver¬ 
westen  Leichen,  der  Schlamm  von  verfaulten  Stoffen  im 
Wasser«  (Heyse's  Fremdwörterbuch,  13.  Aufl.,  Hannover  1865, 
S.  14/15).  Nach  Nemnichs  Allgem.  Polyglotten-Lexikon  I,  1793, 
S.  70  versteht  man  unter  adamitischer  Erde  auch  noch  andere 
»Erdarten«.  Adamisclie  Erde  soll  heißen  die  Erde,  aus  der  der 
erste  Mensch  geschaffen  wurde.  (Vergl.  hierzu  die  Ansicht  des 
Aristoteles:  Entstehung  von  Fröschen  etc.  aus  Schlamm.) 

Als  Algeiltorf  hat  namentlich  Früh1)  solches  Saprokoll  be¬ 
zeichnet,  das  sich  durch  reichliches  Vorhandensein  von  Algen  aus¬ 
zeichnet,  die  übrigens  meist  vorhanden  sind.  »Es  gibt  —  sagt 
Früh  —  einen  eigentlichen  Algentorf,  gebildet  aus  niederen,  eine 
Gallerthülle  absonderuden  Formen.  Das  ist  der  einzige  gallert¬ 
artige  und  —  nach  dem  Trocknen  —  mit  Wasser  wieder  die 


*)  Früh,  Torf  und  Dopplerit  1883,  S.  24  und  vorher  und  1885,  S.  710,711. 


144 


Termini  für  Sapropelite. 


frühere  Beschaffenheit  annehmende  Torf'1).«  In  der  Tat  nimmt 
ein  vorher  lufttrocken,  also  hart  gewordenes  Saprokoll,  das  hin¬ 
reichend  viele  Gallertalgen  enthält,  wie  wir  schon  sagten,  in  Wasser 
getan  wieder  etwas  gallertige  Konsistenz  an,  indem  er  jedenfalls 
so  weich  wird,  daß  er  sich  wie  Hartkäse  schneiden  läßt. 

Es  ist  bemerkenswert,  daß  Algen-Gallerte  unter  Luftabschluß 
so  lange  ihre  Eigenschaften,  insbesondere  die  hervorragende  Quell¬ 
barkeit,  bewahrt.  Die  oft  treffliche  Erhaltung  der  Algen  auch  in 
recht  alten  Sapropeliten  ist  recht  auffällig,  wenn  man  bedenkt,  daß 
*  abgestorbene  Algen  sonst  in  reines  Wasser  gebracht,  schnell,  durch 
viele  Bakterien  angegriffen,  vollständig  zugrunde  gehen2).  Diese 
Tatsache  —  auch  in  älteren  und  alten  Torfen  finden  sich  schön 
erhaltene  Algen  —  weist  darauf  hin,  daß  im  Sapropel  bei  der 
dichten  Lagerung  der  sich  zersetzenden  Stoffe  der  bakterienfreie 
Zersetzungsprozeß  (die  Selbstzersetzung)  die  Hauptrolle  spielt.  Es 
braucht  kaum  besonders  hervorgehoben  zu  werden,  daß  die  Be¬ 
zeichnung  des  Gesteins  als  »Torf«  nach  unseren  jetzigen  Be¬ 
griffsbestimmungen  unzulässig  ist;  wollen  wir  das  Material  beson¬ 
ders  benennen,  so  muß  es  Algen -Saprokoll  heißen. 

Amorpher  Torf  (dänisch  amorf  Törv)  heißt  das  Saprokoll 
bei  Vaupell3),  und  in  der  Tat  sieht  Saprokoll  makroskopisch 
betrachtet  amorph  aus,  als  wenn  es  aus  einer  ganz  homogenen 
Masse  bestände;  diesbezüglich  erinnert  es  gauz  an  manche  Matt¬ 
kohlen  (Sapanthrakone)  des  Kaeno-,  Meso-  und  des  Paläozoikums. 

Baggertorf  ist  zwar  ein  Ausdruck,  der  sich  'nur  auf  die  Me¬ 
thode  der  Gewinnung  bezieht,  da  aber  gerade  rezenter  Faulschlamm 
meist  gebaggert  oder  gedretscht  werden  muß,  ist  es  besonders  oft 
dieser,  der  unter  dem  Namen  Baggertorf  geht  (Senft,  Die  Humus* 
etc.  Bildungen  1862,  S.  129).  Er  wird,  wie  viele  echte  Torfe,  um 
ihn  zu  verbrennen,  geknetet  und  gepreßt,  daher  auch  er  Streich  - 
torf  heißt.  In  Schonen  heißt  er  Klapptorf  (  Klappe  rtorf). 

>)  1.  c.  1883,  S.  40. 

2)  Früh,  1.  c.  1883,  S.  40. 

s)  Vaupell,  De  nordsjaellandske  Skovmoser,  Kopenhagen  1851,  S.  1(J — 18, 
nach  Fischer -Benzon,  1891,  S.  39. 


Termini  für  Sapropelite. 


145 


Senft  fügt  bei  der  Besprechung  dieser  »Torfe«  hinzu:  »Wird  in 
der  Neuzeit  am  meisten  zur  Bereitung  von  Paraffin  verwendet«, 
was  schon  darauf  hinweist,  daß  unter  diesem  Namen  vielfach 
Sapropel  gemeint  ist. 

Blättertorf  findet  man  hier  und  da  Saprokoll  oder  Dopplerit- 
Saprokoll  genannt,  wenn  diese  lufttrocken  auffällig  aufblättern. 
Der  Ausdruck  ist  sehr  schlecht,  da  man  auch  Laubblatt-Ansamm¬ 
lungen,  die  vertorft  sind,  Blättertorf  nennt. 

Braune  Leber  wird  das  Saprokoll  (die  meisten  Namen  be¬ 
ziehen  sich  ja  auf  den  subfossilen  oder,  wenn  mau  lieber  will, 
fossilen  Zustand  des  Gesteins)  in  der  Provinz  Schleswig- Holstein 
genannt1)  wegen  des  oft  mehr  oder  minder  leberfarbenen  Aus¬ 
sehens. 

Brennbare  Leber  =  Lebertorf. 

Chitin- Gytt  ja  oder  -Gytje  ist  ein  Chitin -Sapropel  oder  Sapro- 
pelit.  Der  Ausdruck  wird  benutzt,  wenn  man  einen  hervorragen¬ 
den  Chitingehalt  besonders  hervorheben  will  (vergl.  z.  B.  Wesen¬ 
berg-Lund,  1901). 

Conferventorf :  Saprokoll  mit  vielen  Conferven  oder  fast  ganz 
aus  ihnen  bestehend. 

Cyanopliyceen- Gytje  (Wesenberg -Lund  1901).  Sapropelit 
mit  vielen  Cyanophyceen. 

Daulebm  ist  eine  westfälische  Bezeichnung  für  Saprokoll2), 
wegen  der  oft  lehmgelblich-grauen  Farbe. 

o  ö  O 

Dopplerit-Saprokoll  und  Dopplerit-Sapropel.  Die  letztgenannte 
Bezeichnung  wurde  von  mir  zuerst  gebraucht  in  »Zur  Frage  nach 
den  Ur- Materialien  der  Petrolea,  1905,  S.  354,  die  erstgenannte 
in  Klass.  und  Term,  der  rezenten  brennbaren  Biolithe«  1906,  S.  26. 
Diese  Gesteine  bestehen  aus  Sapropel  mit  reichlichem  Humussäure- 
Zusatz,  auch  Schwemmtorf  und  Schlämmtorf,  letzterer  herstammend 
von  dem  am  Ufer  vorhandenen  Torf,  ersterer  entstanden  aus  der 

!)  Nach  L.  Meyn,  Amtlicher  Bericht  über  die  XI.  Versammlung  deutscher 
Land-  und  Forstwirte  zu  Kiel.  Altona  1848,  S.  586. 

2)  C.  A.  Weber,  Vegetation  zweier  Moore  bei  Sassenberg  in  Westfalen. 
1897,  S.  315. 


Neue  Folge.  Heft  55. 


10 


146 


Termini  für  Sapropelite. 


Anschwemmung  von  höheren  Wasser-  und  Sumpf-Pflanzen-Teilen. 
Dopplerit-Sapropel  frißt  daher  z.  B.  Eisen-Blechbüchsen  durch,  in 
denen  das  Material  frisch  aufbewahrt  wird,  was  reines  Sapropel 
nicht  tut.  In  Zweifelsfällen  leicht  von  letzterem  durch  die  sehr 
starke  Bräunung  der  Flüssigkeit  nach  Behandlung  mit  Ammoniak 
zu  erkennen.  Dopplerit-Sapropel  oder  —  wenn  die  Sapropel- 
Bestandteile  zurücktreten  und  die  anderen  Bestandteile  überwiegen 
—  Sapropel-Torfe  geben  gern  den  Boden  für  die  Entwicklung  von 
Röhricht-Beständen  ab,  so  daß  in  Profilen  dann  darauf  folgt  Röh¬ 
richt-Torf.  —  Es  sei  rekapituliert:  Die  hier  erwähnten  Gesteine 
enthalten  neben  Sapropel-Bestandteilen  auch  Torf-Bestandteile;  sie 
gehören  also  zu  den  Torf-Sa propelen  resp.  bei  vorwiegendem 
Torf  Sapropel-Torfen.  —  Vergl.  auch  unter  Dy. 

Dy  (schwedisch)  heißt  einfach  Schlamm  und  wurde  namentlich 
von  v.  Post  in  die  Literatur  eingeführt;  es  ist  wesentlich  Dopp¬ 
lerit-Sapropel,  also  entstanden  wesentlich  durch  eine  Vermischung 
von  Sapropel  mit  Humussäuren,  die  aus  einem  in  der  Nähe  oder 
aus  einem  darüber  befindlichen  Sumpftorf  stammen  können.  Da 
niedergeschlagene  Humussäuren,  die  ein  fest- gallertiges,  dunkel¬ 
braun-schwarzes  Gestein  liefern,  als  Mineral  den  Namen  Dopp- 
lerit  führen,  kann  das  Gestein  daher  bequem  als  Dopplerit- 
Sapropel  bezeichnet  werden  oder,  wenn  es  feste  Gallertkonsistenz 
gewonnen  hat,  als  Dopplerit-Saprokoll.  Häufig  sind  dem 
Gestein  Driftbestandteile  beigemengt,  und  zwar  Schlämmtorf-  oder 
Schwemmtorf  bestandteile,  d.h.  transportierte  Torfteilchen  oder  Reste 
von  Bäumen,  Sträuchern  usw.  oder  von  höheren  Wasserpflanzen. 

Da  die  eingeschwemmten  Bestandteile  besonders  an  den  Ufern 
eingelagert  sind,  so  unterscheidet  man  auch  einen  Uferdy  (v.  Post, 
schwedisch  Stranddy)  von  dem  reineren  Dy,  der  so  nur  in  etwas 
tieferem  und  offenem  Wasser  vorkommt,  dem  Seedy  (v.  Post, 
schwedisch  Sjödy).  Nicht  nur  Wässer  mit  Ufern  aus  Torf  wer¬ 
den  aus  dem  Torf  Humussäuren  aufnehmen,  die  sich  dann  am 
Grunde  niederschlagen  und  hier  mit  dem  Faulschlammgestein  resp. 
reinen  Faulschlamm  vermischen,  sondern  auch  dort,  wo  reichlich 
höhere  Schwimmpflanzen  (Stratiotes,  Potamogeton ,  Nymphaeaceeu, 


Termini  für  Sapropelite. 


147 


Polygonum  amphibium ,  Myriophyllum ,  Batrachium  usw.)  vorhanden 
sind,  die  daher  v.  Post  besonders  Dy -bildend  nennt,  ist  Veran¬ 
lassung  gegeben  zur  Entstehung  von  Humussäure  und  damit  von 
Dy.  Dementsprechend  sind  die  etwa  bis  nur  5  m  tiefen  Sapropel 
bildenden  Gewässer  besonders  geeignet  zur  Dy-Bildung,  weil  ge¬ 
rade  diese  (vergl.  vorn,  S.  97)  den  höheren  Wasserpflanzen  geeig¬ 
netste  Bedingungen  bieten,  insbesondere  wird  das  unmittelbar  unter 
dem  die  Verlandung  einleitenden  Sumpftorf  befindliche  Sapropel 
mit  Humussäure  versetzt  sein  können;  man  findet  denn  auch  nicht 
selten  das  Profil: 

Sumpftorf 

Dopplerit-Sapropel  resp.  -Saprokoll 

Sapropel  resp.  Saprokoll. 

Ist  genügend  Eisen  und  Kalk  vorhanden,  so  wird  es  sich  in 
den  doppleritischen  Beimengungen  um  Kalk-  oder  Eisen-Humate 
handeln.  Ist  das  Material  nicht  mehr  schlammig,  befindet  es  sich  also 
im  subfossilen  Zustande,  so  sprechen  die  Autoren  von  Torfdy  oder 
Dytorf.  Diese  Ausdrücke  sind  aus  zwei  Gründen  zu  verwerfen: 
1.  Handelt  es  sich  nicht  um  Torf,  nur  gewisse  Bestandteile  des 
Materials  sind  Torf  in  dem  engeren,  allein  annehmbaren  Sinne, 
und  2.  ist  »Dy«  bei  seiner  bloßen  Bedeutung  »Schlamm«  nur  eine 
Zustandsbezeichnung. 

Dygyttja  ist  ein  besonders  viele  mineralische  (anorganische) 
Bestandteile  wie  Sand  und  dergl.  enthaltender  Dy. 

Dytorf  siehe  Dy. 

Eisen  -  Sapropelit  siehe  Kapitel  »Sapropel  und  Eisenverbin¬ 
dungen«. 

Faulgallerte  =  deutsche  Bezeichnung  für  Saprokoll,  wie  sie 
von  der  Königl.  Preuß.  Geolog.  Landesanstalt  neben  Saprokoll  ge¬ 
wünscht  wurde. 

Den  Ausdruck  Faulschlamm  für  das  Sapropel  habe  ich  zu¬ 
erst  in  der  Notiz  »Eine  rezente  organogene  Schlammbildung  des 
Cannelkohlen-Typus«  1904,  S.  406,  gebraucht.  —  Faultorf  nannte 
ich,  ohne  eine  Definition  gegeben  zu  haben  (im  Programm  der 

10* 


148  Termini  für  Sapropelite. 

Königl.  Bergakademie  zu  Berlin  für  1903/1904,  S.  50),  ursprüng¬ 
lich  Saprokoll.  —  Die  Bezeichnung  »Fauler  See«,  die  öfter  wie¬ 
derkehrt,  so  für  einen  bereits  vollständig  verlandeten,  also  früheren 
See  bei  Ziesar  in  der  Provinz  Sachsen,  ferner  für  Seen  südöstlich 
Spandau  und  bei  Lychen  in  der  Provinz  Brandenburg,  einem  See 
südlich  des  Stettiner  Haffs  in  Pommern,  einem  anderen  bei  Gran¬ 
see,  einem  weiteren  bei  Königl.  Rehwalde,  NO.  Briesen  usw.,  be¬ 
zieht  sich  vielleicht  zuweilen  auf  ihren  Gehalt  an  Sapropeliten  resp. 
au  Sapropel  bildenden  Organismen  in  warmen  Sommerzeiten;  jeden¬ 
falls  sind  die  genannten  und  andere  »Faule  Seen«  mehr  oder  minder 
mit  Sapropelit  erfüllte  und  vertorfte  noch  offene  oder  bereits  er¬ 
loschene  Wasserstellen.  In  anderen  Fällen  —  wie  in  dem  Alt¬ 
wasser  »Faule  Spree«  östlich  Spandau  —  bezieht  sich  der  Name 
wohl  nur  auf  das  Auf  hören  der  fließenden  Bewegung  des  betreffenden 
Wassers,  wodurch  dann  allerdings  solche  abgeschnittenen  Flußteile 
ebenfalls  leicht  zu  vertorfenden  Sapropelit- Gewässern  werden.  — 
Im  übrigen  siehe  Sapropel.  —  (»Fauls  chie  fer«  hat  mit  dem 
Sapropelgehalt  eines  Schiefers  nichts  zu  tun;  so  heißt  nämlich  ein 
bröckeliger,  daher  leicht  wasserdurchlässiger  und  infolgedessen  für 
die  Forstkultur  schlechter,  trockener  Boden  bei  den  Forstleuten  im 
nördlichen  Sauerlande.) 

Der  Fetttorf  G.  Andersson's  2)  ist  wohl  zum  Teil  wenigstens 
Saprokoll. 

Flieh storf  wird  nach  einer  mir  gemachten  mündlichen  Mittei¬ 
lung  des  Herrn  Professors  Conwentz  in  Westpreußen  volkstüm¬ 
lich  für  Saprokoll  gebraucht  resp.  für  einen  stark  saprokollhaltigen 
Sapropelit.  (Bei  seiner  Farbe  wird  hier  und  da  —  z.  B.  in  der 
Gegend  von  Triangel  in  der  Lüneburger  Heide  —  auch  der  unreife 
Sphagnetum-Torf  Fuchstorf  genannt.) 

Gein,  wie  es  Senft  (1862,  S.  23)  beschreibt,  ist  Dopplerit- 
Sapropel. 

Grüner  Torf  ist  z.  B.  die  Bezeichnung  für  das  Saprokoll,  das 
den  am  Rande  des  Schwarzen  Sees  bei  Liebemühl  bei  Osterode 
in  Westpreußen  vorhandenen  Moortorf  unterlagert. 

9  Andersson,  Studier  öfver  Finlands  Torfmossar.  Bull.  Com.  geologique 
de  Finlande.  Helsingfors  1898,  p.  33. 


Termini  für  Sapropelite. 


149 


Gyttja  (auch  Gytja  geschrieben)  ist  eine  schwedische  Bezeich¬ 
nung  für  Schlamm  (dänisch  Gy  tje).  H.  v.  Post1)  hat  Sapropelit  als 
Gyttja  beschrieben,  und  dieser  Ausdruck  ist  seitdem  auch  bei  uns 
sehr  gebräuchlich  geworden.  Der  genannte  Autor  bezeichnet  die 
Farbe  als  grau  oder  graulich  bis  hellbraun.  Nach  ihm  wäre  die 
Hauptmasse  der  Gyttja  Kot  von  Wassertieren.  Wie  wir,  so  haben 
auch  die  Schweden  noch  eine  Reihe  von  weiteren  Namen  für 
die  Sapropelite,  so  Bundmög,  Fede,  Fedtmög2);  immer 
handelt  es  sich  entweder  um  Synonyme  oder  um  mehr  oder 
minder  voneinander  abweichende  Variationen  in  der  Zusammen¬ 
setzung  und  Beschaffenheit  der  Faulschlamm-Bildungen.  Wie 
wir  sehen,  ist  es  der  vorwiegend  zoogene  Schlamm,  den  v.  Post 
im  Sinne  hat,  und  manche  Autoren  sind  ihm  genau  seiner  De¬ 
finition  gemäß  gefolgt  und  haben  nur  diesen  als  Gyttja  be¬ 
zeichnet,  so  Nathorst3)  und  z.  B.  auch  Diederighs4),  der  stets 
Gyttja  von  Lebertorf  (s.  hierhinter)  unterscheidet.  Die  Mehr¬ 
zahl  der  Autoren  versteht  aber  jetzt  unter  Gyttja  jeden  Sapro¬ 
pelit  mit  keinen,  wenig,  meist  aber  vielen  anorganischen  Drift¬ 
bestandteilen.  Auch  dann,  wenn  diese  Begriffserweiterung  nicht 
stattgefunden  hätte,  würde  doch  der  Terminus  Gyttja  —  dann 
aber  allgemein  für  Sapropelit,  nicht  aber  speziell  nur  für  Sapropel 
—  hier  auszumerzen  sein,  da  er  in  der  Volkssprache,  wie  gesagt, 
weiter  nichts  als  Schlamm  bedeutet.  Es  ist  aber  noch  weiter  zu 
bemerken,  daß  manche  schwedischen  Autoren  —  gemäß  der  letzt¬ 
erwähnten  Bedeutung  —  u.  a.  Diatomeenpelit  auch  zu  den  Gytjen 
rechnen  und  die  zoogene,  wesentlich  aus  Molluskenschalen  gebildete 
Seekreide  als  Snäck  gy  ttja  (dän.  Snäckgytje)  bezeichnen  usw. 
Übrigens  enthält  die  von  Post  als  Beispiel  analysierte  Gyttjaprobe 
56,79  pCt.  Sand  und  Ton,  und  dementsprechend  ist  es  immer  mehr 

1)  Ramann,  Die  v.  Post’ sehen  Arbeiten  über  Schlamm,  Moor,  Torf  und  Hu¬ 
mus  (Thiel’s  Landw.  Jahrbücher,  Berlin  1888). 

2)  Post- Ramann,  1.  c.  1888,  S.  410. 

3)  Nathorst,  Über  den  gegenwärtigen  Standpunkt  unserer  Kenntnis  von  dem 
Vorkommen  fossiler  Glazialpflanzen.  Stockholm  1892. 

4)  Dikderichs,  Über  die  fossile  Flora  der  mecklenburgischen  Torfmoore, 
Güstrow  1894,  S.  10  u.  a. 


150 


Termini  für  Sapropelite. 


Gewohnheit  geworden,  die  mit  vielen  anorganischen  Mineralteilen 
versetzten  Sapropelgesteiue  Gytjen  zu  nennen,  so  daß  man  oft  in 
Profilen  »Gyttja«  und  »Lebertorf«  angegeben  findet,  letzterer  dann 
als  reineres  oder  reines  Saprokoll  oder  Doppleritsaprokoll  unter¬ 
schieden.  Eine  treffliche  Illustration  zu  dem  heutigen  allgemeinen 
Gebrauch  des  Wortes  Gyttja  gibt  die  Definition  dieses  Terminus 
bei  C.  WESENBERG-Lund 1).  Er  schreibt:  »I  only  apply  the  term 
to  those  particular  mudformations  of  coprogen  nature,  which  occur 
at  the  bottom  of  pure,  limpid  waters  and  which  commonly  contain 
•  a  considerable  amount  of  clay  and  lime  (20,  30pÜt.),  and  only  a 
slight  amount  of  indigested  material.«  Ja,  er  fügt  ausdrücklich  noch 
hinzu:  die  »pond-gytje«  (=  T e i chg y  tj  e)  »must  be  excluded«; 
hiermit  meint  Verfasser  offenbar  in  diesem  Falle  reines  Sapropel  resp. 
Saprokoll.  Noch  weiter  geht  Ramann2).  Er  sagt:  »Der  Gehalt  an 
organischen  Stoffen  ist  in  der  Gytje  gering  bis  mäßig  und  über¬ 
steigt  selten  25  pCt.«  Das  würde  danach  heißen,  die  Verwirrung  in 
der  Terminologie  unseres  Gegenstandes  weiter  unterstützen,  wenn 
man  den  Terminus  Gytje  für  Sapropel  benutzen  wollte.  Nach 
dem  heutigen  gewöhnlichen  Gebrauch  des  Wortes  Gytje  enthält 
diese  Sapropel,  wie  Meerwasser  Salz  enthält,  deshalb  ist  aber  das 
Meerwasser  kein  Salz  und  die  Gytje  kein  Sapropel.  Daß  Ra¬ 
mann3)  Gytje  und  Sapropel  für  Synonym  hält,  zeigt,  daß  er  meine 
vorausgehenden  Äußerungen  zum  Gegenstände  leider  gar  nicht 
oder  nicht  hinreichend  berücksichtigt  hat;  als  Beweis  dafür  ist  zu 
erwähnen,  daß  er  hinzufügt,  die  Bezeichnung  Sapropel  sei  »sehr 
unglücklich  gewählt,  da  in  ausgesprochenen  Gytjeablagerungen 
Fäulnisvorgänge  so  sehr  zurücktreten,  daß  auch  leicht  zersetzliche 
Körper  wie  Chlorophyll  sehr  lange  erhalten  bleiben«.  Diese  Eigen¬ 
schaft  der  Sapropelite  hatte  ich  gerade  selbst  vor  der  Veröffent¬ 
lichung  Ramanns  im  Anschluß  an  Früh  besonders  betont  als 

1)  Wesenberg,  Summary  of  studies  upon  lake-lime  etc.  in  danish  lakes.  Copen- 
hagen  1901,  S.  161. 

2)  Ramann,  Einteilung  und  Benennung  der  Schlammablagerungen  (Deutsch. 
Geol.  Ges.,  Monatsber.)  1906,  S.  180. 

» 

3)  Ramann,  Vorschläge  für  Einteilung  und  Benennung  der  Humusstoffe. 
(Zeitschr.  für  Forst-  und  Jagdwesen)  1906,  S.  637,  Anm. 


Termini  für  Sapropelite. 


151 


charakteristisch  für  die  »Fäulnisprozesse«  der  in  Rede  stehenden 
Gesteine.  Ramann  aber  definiert  stillschweigend  offenbar  den  Be¬ 
griff  Fänlnisprozeß  ganz  anders  als  ich  ihn  ausdrücklich  vorher 
für  meine  Zwecke  im  Anschluß  an  Liebig  angenommen  und  ein¬ 
gehend  auseinandergesetzt  hatte.  Nun  kommt  aber  drittens  noch 
hinzu,  daß  Ramann  in  den  beiden  oben  zitierten  Schriften  (es 
kann  sich  also  nicht  gut  um  ein  Versehen  oder  Druckfehler  han¬ 
deln)  von  den  »Gytjestoffen«  (das  ist  also  nach  Ramann  =  Sa- 
propel)  sagt,  sie  seien  »meist  feinfaserige  Körper«.  Nun  ist  aber 
Sapropel  alles  andere  eher  als  faserig:  im  Gegenteil  gerade  die 
auch  von  Früh1)  mit  Recht  betonte  amorphe  Beschaffenheit  ist 
charakteristisch,  und  gerade  dieses  dem  echten,  eigentlichen  Torf 
gegenüber  so  auffallende  Merkmal  hat  ja  dem  Sapropel  resp.  Sa- 
prokoll  den  Namen  »amorpher  Torf«  (vergl.  vorn  S.  144)  einge¬ 
tragen.  Daher  ist  ja  auch  Saprokoll  von  einigen  Autoren  (z.  B. 
Kossmann)  mit  Dopplerit  verwechselt  worden  oder  mit  Dopplerit 
verglichen  worden  (vergl.  hinten  unter  »Phytocollit«).  Ramann  ist 
in  seiner  Synonymsetzung  von  Sapropel  und  Gytje  von  C.  Wesen- 
BERG-Lund  beeinflußt  worden,  der2)  zunächst  ebenfalls  auf  dem¬ 
selben  Standpunkt  steht,  so  daß  der  Verdacht  gerechtfertigt  ist, 
daß  auch  dieser  auf  dem  Gebiet  sonst  so  bewanderte  Autor  wirk¬ 
liches  Sapropel  gar  nicht  kennt3).  So  kommt  es  denn,  daß 
Wesenberg  (Prometheus  1905,  S.  561  ff.)  auch  die  wenig  Sa¬ 
propel  enthaltenden  Schlicke  als  Gytjen  bezeichnet,  z.  B.  als  »ma¬ 
rine  Strand  gytje  « ,  die  aber  von  reinem  Sapropel  ganz  und  gar 
verschieden  sind.  Andererseits  wurde  auch  Sapropel  noch  als 
Gytje  von  den  Skandinaviern  bezeichnet,  wie  z.  B.  von  E.  J.  Miche- 
let4),  der  eine  »Badegytje«  vom  norwegischen  Badeort  Modum 

9  Früh,  Moore  der  Schweiz  1904,  S.  210,  und  in  früheren  Veröffentlichungen. 

2)  WESENBERG-Lund,  Über  Süßwasserplankton  (Prometheus  1906),  S.  803. 

3)  Ich  habe  aber  Herrn  Prof.  Ramann  auf  seinen  Wunsch  nach  der  Ver¬ 
öffentlichung  seiner  beiden  obigen  Schriften  eine  größere  Probe  von  echtem  Sa¬ 
propel  gesandt,  so  daß  nun  hoffentlich  die  wünschenswerte  Einigung  erzielt 
werden  wird. 

4)  Michelet,  Archiv  for  Mathematik  og  Naturvidenskap,  Bd.  27,  Kristiania 
1906. 


152 


Termini  für  Sapropelite. 


angibt  mit  nur  4,44  pCt.  »Asche«.  Es  ist  ein  ganz  unhaltbarer  Zu¬ 
stand,  so  verschiedene  Dinge  als  Gytje  zu  bezeichnen,  ohne  wei¬ 
tere  terminologische  Klassifizierung.  Was  ist  z.  B.  in  dem  von 
Andersson  (1893,  S.  55)  angegebenen  Profil: 

Strandgrus,  ^ 

Torf, 

Gyttja, 

Torf, 

Gyttja, 

Mergel 

das,  was  in  demselben  als  »Gyttja«  bezeichnet  wird?  Ist  es  Sa- 
prokoll  oder  Dopplerit-Saprokoll  oder  ein  wesentlich  mit  anorga¬ 
nischem  Sediment  (Sand,  Ton)  vermischter  Sapropelit  oder  Kalk- 
Saprokoll  usw.  ?  Kurz,  die  Angabe  Gyttja  genügt  auch  dann 
nicht,  wenn  wir  deu  Ausdruck  nicht  ganz  allgemein  als  Schlamm 
verstehen,  sondern  so,  wie  er  jetzt  üblicherweise  in  der  Literatur 
gebraucht  wird.  Wenn  man  nach  diesem  Üblichen  geht,  hätte 
ich  den  Terminus  Gyttja  bei  Sapropelerden  abhandeln  müssen;  da  er 
jedoch,  wie  wir  sahen,  auch  für  reines  Sapropel  benutzt  wird,  ist  er 
schon  hier  vorgeführt  worden,  um  so  mehr,  als  es  gut  ist,  über  diesen 
vielverwendeten  Namen  von  vornherein  orientiert  zu  sein.  Es  sei 
deshalb  auch  gleich  hier  erwähnt,  daß  die  »  Gyttj  a  « -Arten  nach 
dem  Ort  ihrer  Entstehung  von  den  Schweden  (s.  besonders  Ham- 
pus  von  Post)  unterschieden  werden  in  Sj  ögyt  tj  a  (See  schlämm), 
Strandgyttja(Uferschlamm),Damgyttja  (Teichschlamm), 
Flodgyttja  (Flußschlamm),  Källgyttja  (Quellschlamm) 
u.  a.  Dem  Sötvatten sgy ttj a  (Süßwasserschlamm)  setzen 
die  Schweden  die  Hafsgyttja  oder  Salvattensgyttja  (Meer¬ 
schlamm  oder  Salzwasserschlamm)  entgegen  (Sveriges  geol. 
Undersökning  1902).  Usw. 

Abgesehen  von  den  angegebenen  Gründen,  die  unvermeidlich 
dazu  drängen,  den  Ausdruck  Gyttja  für  etwas  anderes  außer 
Schlamm  in  der  volkstümlichen  Bedeutung  abzulehnen,  ist  noch 


Termini  für  Sapropelite. 


153 


hervorzuheben,  daß  die  Geologen  und  Bergleute,  die  nun  genötigt 
sind,  die  rezenten  Gesteine  mit  den  fossilen  zu  vergleichen,  mit 
dem  Ausdruck  Gyttja  nichts  anfangen  können:  die  Unterschiede  der 
fossilen  »Gytjen«  sind  ebenso  wie  die  der  rezenten  zu  große,  als 
daß  nicht  das  Bedürfnis  vorhanden  wäre,  enger  zu  klassifizieren, 
z.  B.  in  Cannelkohle,  bituminöse  Tone  oder  Tonschiefer  (Sapro- 
pelittone),  bituminöse  Kalke  (Sapropelitkalke)  usw. 

Infraaquatisclier  Torf,  s.  in  Bd.  II  die  Liste  der  Ausdrücke 
für  Flachmoorbildungen. 

Kalkgyttja  oder  -gytje  s.  im  Kapitel  »Sapropel  und  Calcium¬ 
carbonat«. 

KalkfaulscMamm  oder  -sapropel  resp.  Kalkfaulgallerte  oder 
-saprokoll  etc.  (wie  vorher). 

Klapptorf  s.  Baggertorf. 

Der  Klibberigte  Darg  Eiselen’s  1802,  S.  30  ist  zum  Teil  Sa¬ 
prokoll  resp.  Doppleritsaprokoll. 

Leber  s.  Lebertorf. 

Lebermudde  sagt  C.  A.  Weber  neuerdings  (20.  Oktober  1905, 
S.  1651)  für  Lebertorf,  woraus  man  schließen  möchte,  daß  auch 
er  nunmehr  anerkennt,  daß  es  unzweckmäßig  ist,  Sapropelite  als 
»Torfe«  zu  bezeichnen,  was  mich  ja  eben  nach  mehrjähriger 
Überlegung  veranlaßt  hatte,  schon  lange  vorher  für  das  in  Rede 
stehende  Material  im  Schlammzustand  (Sapropel,  Faulschlamm)  und 
für  das  subfossile,  festgallertige  Material  Saprokoll  (Faulgallerte) 
einzuführen.  Vergl.  hierzu  auch  unter  »Gyttja«,  ein  Ausdruck, 
den  Ramann  an  Stelle  von  Faulschlamm  wünscht,  ferner  unter 
Leberschlamm  (hierhinter)  und  »schwarzer  Schlamm«  (unter  Sapro¬ 
pel  und  Eisenverbindungen),  den  Stahl  irrtümlich  für  Sapropel 
nimmt,  und  endlich  unter  »limnischer  Torf«,  wie  Früh  für  Sapropel 
sagen  möchte.  Weber  gebraucht  den  Ausdruck  Lebermudde  sowohl 
für  Sapropel  wie  Saprokoll,  wesentlich  für  letzteres,  wie  überhaupt 
zwischen  Sapropel  und  Saprokoll  nicht  unterschieden  worden  ist. 
Es  muß  aber  unterschieden  werden  das  Material  im  Schlamm¬ 
zustand  (Sapropel),  gallertig  (Saprokoll)  und  fest  (wie  Saprodil 
=  reines  Dysodil  und  Sapanthrakon  =  reine  Cannelkohle). 


154 


Termini  für  Sapropelite. 


Sonst  wäre  Cannelkohle  auch  Lebermudde.  Es  ist  bei  den  Autoren 
der  Mangel  zu  verspüren,  daß  sie  die  korrespondierenden  fossilen 
Kaustobiolithe  nicht  kennen  resp.  übersehen,  ihre  Nomenklatur 
also  zu  beschränkt  ist,  keine  Rücksicht  nimmt  auf  das,  was  aus 
den  rezenten  Gesteinen  schließlich  wird,  und  inwieweit  die 
fossilen  eine  terminologische  Scheidung  verlangen,  die  auf  die 
rezenten  Kaustobiolithe  klärend  zurückwirkt.  Es  muß  eben  nach 
Möglichkeit  Alles  berücksichtigt  werden.  In  einer  Darstellung 
der  Genesis  der  fossilen  Kaustobiolithe  mit  Rücksicht  also  auf 
*  die  rezenten,  die  ich  seit  Jahren  unter  der  Feder  habe,  wird  das 
klarer  hervortreten  als  in  der  vorliegenden  Zusammenstellung,  die 
nur  ganz  gelegentlich  einmal  auf  die  Fossilien  eingeht. 

Leberschlamm  ist  ein  neu  auftretender  Terminus  und  zwar 
bei  E.  Ramann1)  als  Synonym  zu  Lebertorf  (s.  dort).  Der 
Lebertorf  ist  aber  Saprokoll  oder  doch  ein  saprokollähnlicher 
Sapropelit,  aber  kein  Schlamm;  ebensowenig  wie  der  jurassische 
Posidonomyen-Schiefer  ein  Schlamm  ist:  dieser  Sapropelit  ist  ein 
Schlamm  gewesen,  ebenso  wie  der  Lebertorf,  d.  h.  wie  Saprokoll 
resp.  Dopplerit-Saprokoll.  Über  den  Ausdruck  Leberschlamm 
wäre  sonst  dasselbe  zu  sagen  wie  vorher  über  Lebermudde. 
Auch  Ramann  hat  nun  wohl  infolge  der  Aufstellung  meiner 
Termini  Sapropel,  Saprokoll  und  dergl.  die  Empfindung  gehabt, 
daß  die  Bezeichnung  Lebertorf  besser  zu  vermeiden  ist  und  sagt 
nun  Leber  sch  lamm.  Es  ist  bedauerlich,  daß  die  Synonymie  nun 
gleich  wieder  so  belastet  worden  ist. 

Lebertorf  ist  eine  Volksbezeichnung,  die  in  der  Literatur 
schon  bei  Eiselen  1802  vorkommt2).  Seit  R.  Caspary's  Be¬ 
schreibung  des  Materials  aus  dem  Liegenden  des  Torflagers  von 
Purpesseln  bei  Gumbinnen3)  ist  der  Ausdruck  in  der  Literatur 
häufiger  geworden.  Er  beschreibt  das  von  ihm  so  bezeichnete 

*)  Ramann,  Einleitung  und  Benennung  der  Schlammablagerungen  (D.  Geol. 
Ges.,  Monatsber.  1906)  S.  183. 

2)  Eiselen,  Handbuch  zur  näheren  Kenntnis  des  Torfwesens,  1802,  S.  29. 

3)  Caspary,  Lebertorf  von  Purpesseln.  (Schriften  der  Königl.  physikalisch¬ 
ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg.  11.  Jahrgang  1870.  Königsberg  1871, 
Sitzungsbericht  S.  22—24.) 


Termini  für  Sapropelite. 


155 


Saprokoll  makroskopisch  als  grünbraun,  dick  und  gleichartig,  sehr 
elastisch1),  mit  grobmuscheligem  Bruch.  Beim  Eintrocknen  wird 
es  blättrig  (ist  also  dann  schon  vorher  durch  den  Druck  der 
hangenden  Massen  geschiefert  worden)  oder  es  bleibt  gleichmäßig 
dicht  und  wird  grauschwarz.  Unter  dem  Mikroskop  bemerkt  man 
—  wie  das  für  Sapropel-Gesteine  typisch,  ist  —  Wassertierreste 
(Crustaceen- Hautstücke),  Pollen  (von  Pinus  silvestris ),  Algen  (Cos- 
marium)  usw.  Der  Lebertorf  hat  —  wie  überhaupt  die  in  Rede 
stehenden  Bildungen  —  »ganz  vorzügliche  Heizkraft  und  hinterläßt 
wenig  Asche«.  Lebertorf  ist  demnach  in  diesem  Falle  subfossiler, 
nicht  mehr  schlammiger,  sondern  bereits  fester  (fest-gallertig)  gewor¬ 
dener  Faulschlamm :  eben  typisches  Saprokoll.  Ich  habe  die  klas¬ 
sische  Fundstelle  bei  Purpesseln  besucht.  In  seinen  oberen  Partieen 
enthält  das  dortige  Saprokoll  —  die  Arbeiter  nannten  das  Material 
einfach  Leber  —  viele  Rhizome  und  Wurzeln  als  Anzeichen 
dafür,  daß  die  oberste  Schicht  der  Boden  der  Vegetation  war,  die 
die  jetzt  vollständig  vollzogene  Verlandung  besorgt  hat.  Der 
Lebertorf  von  Purpesseln  enthält  Humussäuren,  die  ihm  aus  den 
vertorfenden  Verlandern  beigemengt  wurden;  es  handelt  sich  also 
streng  genommen,  insbesondere  in  den  oberen  Partieen,  um  ein 
Dopplerit-Saprokoll.  Überhaupt  geht  unter  Lebertorf  zweierlei: 
das  reinere  Saprokoll  und  Dopplerit-Saprokoll.  Der  Terminus 
Lebertorf  ist  überdies  auch  deshalb  unhaltbar,  weil  »Torf«  zweck¬ 
mäßig  für  Humusgesteine  zu  reservieren  ist. 

Als  Limnischen  Torf  bezeichnet  Früh  (Moore  der  Schweiz 
1904,  S.  188  und  203)  das  Sapropel  und  Saprokoll,  aber  auch 
Schwemm-  und  Schlämmtorf  ist  natürlich  dem  Sinne  nach  »limni- 
scher  Torf«.  Der  Ausdruck  ist  also  nur  z.  T.  ein  Synonym  zu 
Sapropel  resp.  Saprokoll,  die  überdies  keine  »Torfe«  sind. 

Meergeil  heißt  das  Saprokoll  oder  Dopplerit-Saprokoll  nach 
Fleischer2)  im  Wesergebiet. 

!)  Ramann  sagt,  der  Lebertorf  sei  »knetbar  und  elastisch«:  das  sind  inso¬ 
fern  Widersprüche,  als  ein  Stoff  innerhalb  seiner  Elastizitätsgrenze  nicht  knetbar 
sein  kann. 

j-  2)  Fleischer,  in  Yogler’s  Grundlehren  der  Kulturtechnik.  I,  1903,  S.  95. 


156 


Termini  für  Sapropelite. 


Meer-Lebertorf  nennt  C.  A.  Weber  (Über  Litorina-  und 
Prälitorinabildungen  der  Kieler  Föhrde  1904,  S.  4  und  23)  marines 
Saprokoll.  Das  von  dem  Autor  beschriebene  Material  aus  der 
Kieler  Föhrde  ist  lehmgelb  »ohne  Spur  von  Schichtung«.  Beim 
Trocknen  dunkelte  die  Masse  stark  und  wurde  endlich  schwarz¬ 
grau;  sie  wurde  dabei  »hornartig  und  nahm  ein  scherbig-blättriges 
Gefüge«  an.  Die  getrocknete  Masse,  in  destilliertes  oder  Salz¬ 
wasser  getan,  erweichte,  gewann  aber  weder  den  ursprünglichen 
Rauminhalt,  noch  die  ursprüngliche  Konsistenz,  noch  nahm  es 
•  die  frühere  Farbe  wieder  an.  Durch  die  noch  figuriert  erhaltenen 
Konstituenten  ergibt  sich  dieses  Saprokoll  als  im  Salzwasser  ent¬ 
standen. 

Ich  selbst  habe  eine  Probe  von  Saprokoll-Kalk  aus  einer 
Bohrung  nördlich  Ellerbeck  (Bohrung  57  im  Kieler  Hafen)  unter¬ 
suchen  können.  Das  Profil  war 

4.  0— -9,8  m  Schlick  mit  Meeres-Conchylien. 

3.  9,8—11  »  Moortorf. 

2.  11  — 12,1  »  Saprokoll-Kalk. 

1.  12,1  — 13,2  »  Kiesiger  Sand. 

Eine  Probe  der  Schicht  2.  enthielt  an  organischen  Resten 
u.  a.  viele  Diatomeen,  und  zwar  sowohl  marine  wie  Süßwasser¬ 
arten,  Desmidiaceen,  Spongillen-Nadeln,  einige  Moosblätter  (wie 
Sphagnum ),  Pollen  von  Ainus. 

Das  Wort  Mod.de  gebraucht  u.  a.  Reinke  (1903,  S.  372  und 
380)  für  den  organischen  Detritus  im  Meere;  er  schreibt  mir,  daß 
dies  wohl  das  hochdeutsche  Wort  des  plattdeutschen  Mudd  oder 
Mäd  sei.  Bei  Kiel  »sagen  die  Leute  zum  Meeresschlamm 
Mudd«.  In  Ostpreußen  (z.  B.  von  Fischern  des  Ilgen-Sees  unweit 
Liebemühl)  hörte  ich  für  schlammige  Sapropelite  Modd  oder 
Mott  sagen.  Siehe  auch  unter  Mudde  S.  159.  Es  war  mir  vor¬ 
geschlagen  worden,  für  Faulschlamm  das  englische  Wort  für  Modde 
=  Schlamm,  uämlich  »mud«  zu  benutzen;  allein  Herr  Professor 
E.  Philippi  schreibt  mir  hierzu  das  Folgende,  aus  dem  erhellt, 
daß  mit  dieser  Bezeichnung  etwas  ganz  anderes  gemeint  ist. 
»Murray  und  Renard  (Deep  Sea  Deposits,  Challenger  Report) 


Termini  für  Sapropelite.  157 

verstehen  unter  »Mud«  die  terrigenen,  schlammigen  Absätze  der 
Tiefsee,  d.  h.  diejenigen  Tiefseeablagerungen,  welche  ihr  Material 
größtenteils  vom  Lande  beziehen.  Sie  unterscheiden  einen  blauen, 
roten,  grünen,  vulkanischen  und  Korallen-»Mud«.  Der  Gehalt 
an  organischer  Substanz  ist  in  allen  »Muds«  nach  den  vorliegenden 
Analysen  gering,  aber  beträchtlicher  als  in  den  landfernen  Tiefsee¬ 
ablagerungen.  Man  übersetzt  »Mud«  wohl  am  besten  mit  Schlick, 
da  sich  die  Zusammensetzung,  besonders  die  des  am  meisten  ver¬ 
breiteten  blauen  »Muds«,  der  des  Schlicks  unserer  Wattenmeere 
nähert.«  —  Herr  Lehrer  Müller  in  Schmalkalden  teilt  mir  noch 
freundlichst  mit,  daß  das  Wort  Mud  auch  in  der  deutschen 
Sprache  vorkommt  und  zwar  im  Nassauischen  der  Umgegend  von 
Frankfurt  für  den  feinen  Bodensatz,  der  sich  in  der  Kaffeetasse 
bildet,  wenn  der  Kaffee  durch  ein  nicht  genügend  feines  Sieb 
gegossen  worden  ist.  —  Vergl.  auch  Mudde. 

Das  Wort  Modder  kommt  schon  bei  J.  H.  Degner  (1760, 
S.  31)  vor.  Außer  dem  Folgenden  vergl.  über  Modder  auch  das 
bei  den  Synonymen  im  Kapitel  Sapropel  und  Calciumcarbonat 
Gesagte.  —  Modder  nennen  besonders  die  Bewohner  der  Provinz 
Brandenburg  jeden  Schlamm,  wie  den  schmutzigen  Schlamm  der 
Spree  und  dergl.,  und  daher  ist  auch  der  reine  Faulschlamm 
»Modder«.  Dementsprechend  nennt  z.  B.  Joh.  Frenzel1)  einen 
schwarzen  Sapropelit  des  Müggelsees  bei  Berlin  Modder,  und  der 
Kleine  und  der  Große  Modder -See  bei  Köris  bei  Halbe  haben 
ihre  Namen  von  einer  Sapropel-Erde  (einem  Sapropel-Sand),  die 
diese  Wässer  stark  erfüllt.  Ich  kann  es  mir  nicht  versagen,  die 
Worte  Theodor  Fontane’s  hierherzusetzen,  die  sich  (an  der  schon 
S.  134  zitierten  Stelle)  auf  eine  Befahrung  dieser  Seen  beziehen. 
»Das  Wasser  in  diesen  Becken  —  sagt  er  —  stand  nur  etwa 
fußhoch  über  einem  aus  gelbgrünen  Pflanzenstoffen  bestehenden 
Untergrund,  der  so  weich  war,  wie  ein  mit  Hilfe  von  Reagentien 
eben  gefällter  Niederschlag.  Unser  Schiff  durchscknitt  diese  reiz¬ 
losen,  aber  für  die  Wissenschaft  der  Torf-  und  Moorbildungen 

*)  Frenzel,  Die  Diatomeen  und  ihr  Schicksal.  Naturw.  Wochenschrift 
vom  4.  IV.  1897,  S.  160  Anm. 


158 


Termini  für  Sapropelite. 

vielleicht  nicht  unwichtigen  Wassertümpel)  die  vor  uns,  un- 
aufgerüttelt,  in  smaragdner  Klarheit,  hinter  uns  in  graugelber 
Trübe,  wie  ein  Quirlbrei  von  Lehm  und  Humus  lagen«. 

Moor  werden  oft  organische  Teile  enthaltende  Schlamme 
genannt,  so  also  auch  Sapropelite,  unter  diesen  gelegentlich  sogar 
der  Faulkalk.  Wie  Meer  ein  Gelände  mit  Wasser  ist,  so  ist 
Moor  (Meer  und  Moor  hängen  übrigens  etymologisch  zusammen) 
ein  Gelände  mit  Humus  und  zwar  mit  Torf.  Wie  ein  Meerbad, 
ein  Seebad,  ein  Bad  im  Meere  ist,  so  wäre  ein  Moorbad  ein  Bad 
*  in  einem  Moor.  Die  Mediziner  sagen  für  Moortorf  etc.  freilich 
abgekürzt  oder  in  übertragenem  Sinne  einfach  Moor  und  dem- 
entsprechend  Moorbad  für  ein  Bad  in  Torf  oder  in  gewissen 
Schlammen;  dieser  Gebrauch  wird  auch  kaum  zu  beseitigen  sein. 
Für  rein  wissenschaftliche  Dinge  ist  aber  die  genaue  logische 
Scheidung  einerseits  von  Moor  als  Gelände  und  andererseits  von 
Torf  usw.  als  Gestein  streng  zu  handhaben.  —  Die  »Moorlake« 
bei  Potsdam  (eine  Bucht  der  Havel)  führt  gewiß  ihren  Namen 
von  ihrer  Bodenbeschaffenheit;  wir  finden  dort  einen  Schlämmtorf- 
Bestandteile  enthaltenden  Sapropelit. 

Moorboden  ist  die  Übersetzung,  die  Ramann  1888,  S.  411 
für  Dy  gebraucht  hat.  Es  braucht  kaum  gesagt  zu  werden,  daß 
heute  das  Wort  Moorboden  nicht  mehr  für  ein  Gestein  benutzt 
werden  darf,  ebensowenig  wie  etwa  Sandboden. 

Moorschlamm  nennt  Rämann- Post  (1888,  S.  409)  Gyttja,  wenn 
Sand,  Ton  usw.  eingeschlämmt  ist.  E.  Geinitz  (Seen,  Moore  usw. 
Mecklenburgs  1886)  nennt  die  Sapropelite  der  Mecklenburger 
Seen  Moorschlamm  und  Conwentz  z.  B.  das  Sapropel  des  Okunek- 
Sees  bei  Briesen  moorigen  Schlamm  (die  Gefährdung  der  Flora 
der  Moore,  Prometheus  1901/02).  Bei  anderen  Autoren  ist  Moor¬ 
schlamm  schlammiger,  breiiger  Moortorf.  Also  wieder  einmal  ein 
Terminus  Norddeutschlands,  der  in  höchst  verschiedenem  Sinne  ge¬ 
braucht  wird.  Vergl.  auch  unter  Myrdynd. 

Mott  (Femininum)  heißt  bei  den  Fischern  am  Kurischen  Haff 
der  Sapropelit  dieses  Haffs.  So  lesen  wir  bei  B.  Benecke  (Fische, 
Fischerei  und  Fischzucht.  Königsberg  i.  Pr.  1881,  S.  344):  »Es 


Termini  für  Sapropelite. 


159 


darf  nur  auf  der  Tiefe  des  Haffes,  in  dem  Strom  oder  der  Mott 
mit  dem  Herbstgarn  gefischt  werden,  ohne  die  Schaareu  und  flachen 
Stellen  zu  berühren.«  Das  Wort  Mott  kommt  auch  für  andere 
Kaustobiolithe  und  auch  für  Straßenkot  vor  und  zwar  als  Mascu- 
linum  oder  als  Neutrum. 

Mudde  (Fern.).  —  Muddebildun  gen  nennt  C.  A.  Weber 
(Augstumalmoor  1902,  p.  227,  u.  Darst.  der  Moor-Vers.  Stat.  auf 
der  Ausst.  für  Moorkultur  1904,  S.  6,  7  und  14)  sowohl  unsere 
Sapropelite  (inklusive  der  Sapropel-Kalke  =  Kalkmudde  usw.) 
als  auch  das,  was  wir  als  Schlämm-  und  Schwemmtorf  (»Mudd  e- 
torf«)  scheiden;  auch  Sapropel  mit  Schwemmtorf-Bestandteilen 
nennt  Weber  (20.  Oktober  1905,  S.  1651  —  52)  Muddetorf.  Sa¬ 
propel,  Schlämmtorf  usw.  kommen  aber  in  der  Natur  vergleichs¬ 
weise  rein  und  in  hinreichend  auffälligen  Ablagerungen  vor,  um 
ihre  Unterscheidung  zu  verlangen.  Der  Faulschlamm  besitzt  sehr 
oft  Schlämmtorf-Bestandteile.  —  In  seiner  letzten  Äußerung  drückt 
sich  der  Genannte1)  so  aus:  »Es  sind  jene  zerteiltpflanzlichen, 
limnischen  Torfarten,  die  man  bei  uns  als  Mud  den  (Sing,  die 
Mudde),  bei  den  Skandinaviern  als  Gyttja  und  Dy  bezeichnet,  und 
deren  besondere  Form  Lebermudde  (Lebertorf),  Torf- 
mud  de,  Kalkmudde,  Ton  mudde,  Schnecken  mudde  usw. 
heißen.« 

Myrdynd  (d.  h.  übersetzt  Moorschlamm)  ist  (z.  B.  bei 
G.  Andersson  1903)  Dopplerit-Sapropel. 

Panzers chlamin  wurde  neuerdings  das  Sapropel  des  Ahlbecker 
Seegrundes  bei  Ludwigshof  bei  Eggesin  in  Pommern  genannt  als 
Reklamename  für  seine  medizinische  Benutzung  (Schlammpackun¬ 
gen),  in  der  fälschlichen  Annahme,  daß  dieser  Schlamm  zu  %  aus 
Panzerresten  von  Diatomeen  bestehe. 

Papiergyttja  (z.  B.  bei  Andersson,  1.  c.  Helsingfors  1898, 
S.  185).  Nach  dem  Trocknen  blättrig  zerfallende  Gyttja.  Siehe 
auch  unter  Lebertorf. 


*)  Weber,  Aufbau  und  Vegetation  der  Moore  Norddeutschlands. 
4.  Zusammenkunft  freie  Vereinigung  System.  Botan.  Pflanzengeogr. 
1907,  S.  21. 


Bericht 

Leipzig 


160 


Termini  für  Sapropelite. 

\ 

Papierlehm  ist  ein  Sapropel-Gestein  von  Saprokoll-Beschaffen- 
heit,  das  Wittrock  unter  dem  angegebenen  Namen  beschreibt 
(Botan.  Centralbl.  XXIX,  1887,  S.  222 — 223),  den  er  aber  viel¬ 
leicht  irgendwo  schon  vorgefunden  hat.  Unter  Torf  von  0,4  bis 
1  m  Mächtigkeit  gibt  er  ein  Lager  von  0,2  — 0,6  m  Mächtigkeit  von 
»Papierlehm«  an,  das  von  figurierten  Bestandteilen  enthielt  wesent¬ 
lich  Vaucheria ,  deren  Zellwände  noch  schöne  Cellulose -Reaktion 
mit  Chlorzinkjod  zeigten,  ferner  Diatomeen,  Mycelfädeu  eines  auf 
Vaucheria  schmarotzenden  Pilzes  und  endlich  Reste  phanerogamer 
*  Wasserpflanzen.  —  Ob  es  sich  wesentlich  um  eine  Humus- Erde 
handelt  oder  um  ein  Saprokoll  ist  nicht  klar. 

Pflanz enpelit  findet  sich  bei  E.  Geinitz,  1906,  S.  9,  der  an¬ 
gibt,  daß  es  sich  um  ein  schiefriges  Material  mit  Spongillennadeln 
usw.  handelt,  also  offenbar  um  ein  lufttrocknes  Saprokoll. 

Die  Phyto collite  von  H.  C.  Lewis  (On  a  new  substance  re- 
sembliug  Dopplerite  from  a  peat  bog  at  Scranton.  Amer.  Philos. 
Soc.  1881)  sind  Saprokoll  resp.  Saprokoll-Gesteine. 

Saprokoll  (Faulgallerte)  (soll  als  Neutrum  gebraucht  werden; 
früher  von  mir  Saprocoll  geschrieben)  ist  älteres,  fest-gallertig  ge¬ 
wordenes  Sapropel,  es  sei  denn,  daß  sich  in  dem  Gestein  sehr 
zahlreiche  Skelettteile,  z.  B.  Diatomeen-Panzer,  befinden,  wodurch 
die  gallertige  Konsistenz  naturgemäß  zurücktritt  oder  fast  ganz  oder 
ganz  herabgemindert  werden  kann.  —  Wie  lange  Saprokoll  oder 
eine  Übergangsbildung  zu  Sapropel  schon  bekannt  ist  und  von 
guten  Beobachtern  von  dem  echten  Torf  unterschieden  wurde, 
dafür  mag  das  Folgende  zeugen,  das  ich  aus  Keferstein  (1826, 
S.  37/38)  entnehme:  Binge  (Beiträge  zur  Naturkunde  und  Ökono¬ 
mie.  Altona  1817,  S.  17)  beschreibt  2  ost-holsteinische  Torflager, 
die  auf  »einer  breiartigen  Leimmasse«  ruhen;  »dieser  Torf  er¬ 
scheint  frisch  als  ein  gewöhnlich  schwärzlicher  Torf,  mit  vegetabi¬ 
lischen  Resten,  beim  Trocknen  zerspaltet  er  sich  in  starke  Blätter, 
die  das  Ansehen  von  Schuhsohlen  haben;  ganz  ausgetrocknet 
werden  diese  Blätter  so  dünn  als  feines  Schreibpapier  und  kräuseln 
sich  in  stark  gebogene  Wellenlinien ;  manche  Stücke  nehmen  beim 
Austrocknen  eine  leberbraune  Farbe  an  und  gleichen  dann  voll- 


Termini  für  Sapropelite. 


101 


kommen  einer  dickschaligen  Kiefernrinde«.  An  einigen  Stellen 
beobachtete  Binge  viele  Muschelgehäuse,  auch  Braunmoostorf.  Das 
Lager  ist  von  feinkörnigem  Mergel  bedeckt. 

Saprokoll-Erdeil  resp.  Sapropel-Erden  sind  die  reich  mit 
anorganischen  Sedimenten  versehenen  Sapropelite.  Schon  manches 
der  in  dieser  Übersicht  der  Termini  für  Sapropel  und  Saprokoll 
Vorgeführte  gehört  besser  zu  den  Sapropel-Erden;  bei  dem  allmäh¬ 
lichen  Übergang,  und  weil  vielfach  die  Autoren  Sapropel  resp. 
Saprokoll  einerseits  und  Sapropel-Erden  andererseits  nicht  unter¬ 
schieden  haben,  wurde  jedoch  schon  hier  auch  auf  Gesteine,  die 
zu  den  Sapropel-Erden  gehören,  Bezug  genommen.  Im  Übrigen 
vergl.  das  Kapitel  Sapropel-Erden,  wo  sich  noch  weitere  Termi¬ 
nologie  vorfindet. 

Sapropel  (Faulschlamm)  kommt  zuerst  vor  in  meiner  Notiz 
»Über  Faulschlamm -(Sapropel-) Gesteine«  (Sitzungsber.  d.  Ges. 
naturf.  Freunde  1904). 

Es  soll  nur  dann  von  Sapropel  gesprochen  werden,  wenn  der 
organogene  Schlamm  noch  wirklich  oxydierbare  (brennbare)  kohlen¬ 
stoffhaltige  Teile  enthält;  sind  diese  bereits  ganz  oder  fast  ganz 
oxydiert,  so  können  zwar  immer  noch  wesentlich  organogene  Be¬ 
standteile  Zurückbleiben,  z.  B.  beim  Diatomeenpelit  die  Schalen 
der  Organismen,  aber  dieser  Rest  ist  kein  Sapropel  mehr,  sondern 
tritt  zu  den  Akaustobiolithen  über.  Zum  Begriff  Sapropel  gehört, 
daß  (freilich  nie  fehlend)  nur  ganz  untergeordnet  fremde,  nicht 
organische  Bestandteile  vorhanden  sind.  Einige  Autoren  haben 
oder  hatten  zunächst  noch  irrtümlich  auch  die  mit  reichlich  anor- 
ganischen  Sedimenten  vermengten  Bildungen,  die  Sapropel-Erden, 
zum  Sapropel  selbst  gerechnet  und  dadurch  in  ihren  Schlußfolge¬ 
rungen  mehr  oder  minder  fehlgegriffen.  Yergl.  diesbezüglich  das 
unter  Gyttja  und  Lebermudde  Gesagte;  auch  bei  H.  Monke  und 
F.  Beyschlag1)  werden  z.  B.  beide  in  ihren  typischen  Ausbildungen 
so  sehr  verschiedenen  Gesteins-Kategorien  noch  durcheinander  ge¬ 
bracht. 

9  Monke  und  Beyschlag,  Über  das  Vorkommen  des  Erdöls.  Zeitschr.  f. 
prakt.  Geologie,  Berlin  1905,  S.  9  u.  10  des  Separats. 


Neue  Folge.  Heft  55. 


11 


102 


Termini  für  Sapropelite. 


Sapropelite  sind  alle  rezenten,  auch  fossilen  Gesteine  (Schlamme 
bis  feste  Gesteine)  von  Pelit-Natur,  die  wesentliche  Eigenschaften 
durch  einen  Sapropel-Gehalt  gewinnen.  Bei  dem  ganz  unter¬ 
geordneten  Vorkommen  von  Sapropsammiten  wird  man  für  recente 
oder  fossile  Sapropel  enthaltende  Gesteine,  sofern  der  Gehalt 
an  diesem  Material  bemerkenswerter  ist,  generell  den  Ausdruck 
Sapropelit  gebrauchen  können.  Er  ist  besonders  insofern  becpiem, 
als  er  über  die  schlammige,  gallertige  oder  feste  Beschaffen¬ 
heit,  dementsprechend  auch  über  das  geologische  Alter  eines  Ge¬ 
steins  nichts  aussagt.  Bezeichnungen  wie  Kalk-,  Eisen-,  Dia¬ 
tomeen-  etc.  Sapropelit  usw.  sind  daher  sehr  geeignet,  wenn 
man  kein  Gewicht  darauf  legt,  ob  das  Gestein  sich  noch  im  schlam¬ 
migen  oder  gallertigen  oder  schon  im  festen,  harten  Zustand  vor 
findet.  Der  Ausdruck  Sapropelit-Kalk  z.  B.  deckt  die  recenten 
noch  schlammigen  Sapropel-Kalke  bis  zu  denjenigen  »bituminösen« 
Kalken  aller  geologischen  Formationen,  soweit  das  in  ihm  vor¬ 
handene  kaustobiolithische  Material  genetisch  Sapropel  ist  (vergl. 
S.  32  u.  60). 

Sapropsammite  vergl.  im  Kapitel  »Sapropel  und  Silicium¬ 
dioxyd«. 

Schief ertorf  oder  Torfschiefer  heißt  Saprokoll  besonders 
gern  dann,  wenn  es  lufttrocken  blättrig  ist  oder  überhaupt 
eine  deutliche  Schichtung  zeigt.  Im  werdenden  Zustande  ist  bei 
dem  Faulschlamme  irgend  eine  Schichtung  und  Schieferung  natur¬ 
gemäß  nicht  zu  beobachten,  da  es  sich  um  einen  mehr  oder  minder 
leicht  fließenden  Brei  handelt.  Die  entstehende  Blättrigkeit  ist  also 
in  erster  Lin  ie  keine  Folge  des  allmählichen  Absatzes  der  abge¬ 
storbenen  Organismen  und  ihrer  Reste.  Vielmehr  kommt  die  Blät- 
trigkeit  erst  durch  Druck  zu  Stande,  sei  es  bei  mächtigerer  An¬ 
häufung  des  Materiales  durch  Druck  desselben  auf  seine  tiefsten 
Lagen,  sei  es  durch  Überlagerung  mit  anderem  Gestein  wie  Torf, 
Sand  u.  dergl.  Der  Ahlbecker  Seegrund  bei  Ludwigshof  südlich  des 
Stettiner  Haffs  ist  ursprünglich  ein  See.  Dort  wo  der  Faulschlamm 
des  Seegrundes  durch  Verlandungstorf  und  eine  Sandbeschüttung 
bedeckt  wird,  ist  er  —  wie  schon  früher  gesagt  —  geschiefert, 
obwohl  er  noch  sehr  weich  ist,  während  der  Schlamm  sonst  ein- 


Termini  für  Sapropelite. 


163 

fach  breiig  ist  und  von  irgend  einer  Schichtung  keine  Spur 
aufweist.  Solche  Beobachtungen  widersprechen  der  Annahme 
FrÜh’s  (1.  c.  1885,  S.  710),  daß  die  Blättrigkeit  »eine  innere 
strukturelle  Ursache  habe«.  Gelegentlich  kann  wohl  eine  reiche 
Zufuhr  von  Nahedrift  der  Sand-  und  Ton-Einführung  die  »Blättrig¬ 
keit«  unterstützen;  sie  ist  aber  ursprünglich  im  Faulschlamm  selbst 
nicht  vorhanden.  Torfschiefer1)  brennt  mit  stark  leuchtender  und 
anhaltender  Flamme  wie  eben  die  echten  reinen  Sapropele  und  die 
sapropelhaltigeren  Sapropelite  überhaupt  alle. 

Schlamm  übersetzt  Hamann  (1888,  S.  406)  das  bei  v.  Post 
als  Gyttja  (s.  dort)  bezeichnete  Material.  Neuerdings  hat  der  erst¬ 
genannte  Autor  eine  »Einteilung  und  Benennung  der  Schlamm¬ 
ablagerungen«  geboten  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geolog.  Ges.  1906, 
S.  174 — 183).  Die  »Schlammablagerungen«  teilt  er  nun  aber  in 
2  Gruppen,  nämlich  in  »Schlamm«  und  »Schlick«,  erstere  Be¬ 
zeichnung  für  die  unter  Süßwasser  entstandenen,  letztere  für  die 
unter  Salzwasser  entstandenen  Bildungen.  Das  ist  gewiß  nicht 
glücklich,  denn  auch  Schlick  ist  —  wie  er  selbst  ganz  richtig  sagt  — 
(vergl.  auch  sein  Selbstreferat  im  Geologischen  Zentralblatt)  schlam¬ 
mig.  Man  kommt  eben  über  den  volkstümlichen  Sinn  von  Schlamm 
nicht  hinaus,  da  man  ihn  zu  oft  gebraucht  und  kein  anderes  Wort 
dafür  hat,  auch  wohl  vergeblich  gegen  den  Begriff  des  Schlammes 
im  gewöhnlichen  Sinne  kämpfen  würde:  man  müßte  dafür  ein 
anderes  Wort  vorschlagen  ,  das  aber  sicher  nicht  auf  Annahme 
würde  rechnen  können.  Allgemein  (volkstümlich)  bereits  benutzte 
Worte  muß  man  auch,  wenn  man  einmal  eine  bestimmte  Sprache 
anwendet,  in  der  Wissenschaft  weiter  so  benutzen,  höchstens 
kann  man  die  Worte  genauer  definieren,  aber  man  darf  sie  in 

O  7 

ihrem  Sinne  nicht  zu  sehr  verschieben,  wenn  man  Verwirrung 
vermeiden  will.  Wenn  der  genannte  Autor  früher,  d.  h.  in  der 
Übersetzung  der  PoST’schen  Schrift  den  Ausdruck  Schlamm  für 
Gyttja  benutzte,  so  ist  dagegen  nichts  einzu wenden,  da  Post 
selbst  kein  anderes  Wort  als  Gyttja,  d.  h.  eben  Schlamm, 
hatte;  damals  war  die  Anwendung  des  Wortes  auch  auf  das  Sa- 


’)  Vergl.  z.  B.  Früh,  1885,  S.  709. 


11* 


164 


Termini  für  Sapropelite. 


propel  eine  Verlegenheits-Bezeichnung.  Nachdem  wir  nun  aber 
über  das  Material  jetzt  besser  unterrichtet  sind  und  wir  wissen, 
daß  es  sich  um  einen  Schlamm  besonderer  Art  handelt,  für  den 
ein  sonst  passender,  nicht  mißverständlicher  Terminus  nicht  vor¬ 
handen  ist,  ist  die  Benutzung  der  Termini  Faulschlamm  resp.  Sa- 
propel  gegeben. 

Ramann  s  Einteilung  ist  folgende: 

»I.  Unter  Salz  wasser:  Schlick. 

a)  Ablagerungen  der  Tiefsee:  Roter  Tiefsee¬ 
schlick  (bisher  roter  Ton);  Radiolarienschlick ;  Di¬ 
atomeenschlick;  Globigerinenschlick;  Pteropoden- 
schlick ;  Laterit  sch  lick  (bisher  Rotschlamm);  Schlick 
des  Schwarzen  Meeres. 

b)  Flachsee  und  Küste:  Blauschlick  (bisher  Blau¬ 
schlamm);  Grünschlick  (bisher  Grünschlamm);  Wat¬ 
ten  sch  lick  (Ablagerung  der  Nordseeküste);  See¬ 
schlick  (Ablagerung  brackischer  Meerbusen  und  Flu߬ 
mündungen)  und  dessen  Schwefeleisen  enthaltende 
Abart  =  Pulvererde.  Mangroveschlick. 

c)  Schlick  der  Salzseen. 

II.  Unter  Süßwasser:  Schlamm. 

1.  Vorherrschend  zugeführtes  Material:  Flu߬ 
schlamm  ;  Pollenschlamm. 

2.  Ausgefälltes  Material:  Kalkcarbonat  (Seekreide; 
Wiesenkalk;  Uferkreide);  Eisenverbindungen  (Eisen¬ 
oxydhydrat  ;  Schwefeleisen). 

3.  Tier-  und  Pflanzenreste,  Tierkot;  Diatomeen¬ 
schlamm. 

Als  wichtigste  Untergruppen  werden  unterschieden  Gytje 
(Teich  sch  lamm),  vorherrschend  feinfaserige,  strukturlose,  graue 
bis  bräunliche  Massen:  vorwiegend  durch  Bakterien  veränderter 
Tierkot.  —  Mud  de  (C.  Weber)  vorherrschend  strukturlose,  gal¬ 
lertartig  aufgelockerte  hell-  bis  dunkelbraune,  an  der  Luft  rasch 
dunklere  Färbung  annehmende  liumose  Massen  (Dy  bei  v.  Post). 
—  Teichschlamm  ist  die  Schlammform  der  keine  gelöste  organische 


Termini  für  Sapropelite. 


165 


Substanz  enthaltenden  Gewässer,  Mudde  die  vorherrschende  Schlamm¬ 
ablagerung  der  Schwarzwässer.« 

Die  in  dieser  Tabelle  unter  II,  3  aufgeführte  kaustobiolithi- 
sche  Schlammgruppe  enthält  also  als  wichtigste  Untergruppen  nach 
dem  Genannten  »Gytje  (Teichschlamm)«  und  »Mudde«.  Es  mag 
ja  sein,  daß  es  für  die  Bedürfnisse  des  praktischen  Bodenkundigen 
deshalb  wenig  auf  eine  genauere,  durchsichtigere,  wissenschaftliche 
Behandlung  und  Benennung  der  Schlamme  ankommt,  weil  sie 
landwirtschaftlich  gegenüber  den  anderen  Bodenarten  nur  ganz 
untergeordnet  in  Frage  kommen,  und  darin  dürfte  sich  wohl  auch 
das  derzeitig  noch  geringere  Verständnis  für  den  Gegenstand  er¬ 
klären.  Wer  aber  in  der  Lage  ist,  die  fossilen  Bildungen  mit  in 
Rücksicht  ziehen  zu  können  und  zu  müssen  und  damit  eine  weitere 
Einsicht  in  den  Gegenstand  hat,  sieht  bald  die  Unmöglichkeit 
einer  so  beschränkenden,  wenig  durchgreifenden  und  auch  nicht 
ganz  klaren  Nomenklatur  ein,  wie  sie  noch  immer  von  einigen 
Seiten  durch  unangebrachtes  und  auch  der  Wissenschaft  nicht  nütz¬ 
lich  es  Festhalten  an  einmal  Gesagtem  benutzt  wird.  Wer  sach¬ 
verständig  auch  die  fossilen  Schlamme  in  Einteilungen  wie  die 
IiAMANN  sche  als  Probe  ihrer  Haltbarkeit  unterzubringen  sucht,  der 
gerät  sofort  in  Kollision.  Was  ist  nach  Obigem  z.  B.  Cannelkohle 
und  was  Pseudocannelkohle?  Nach  der  eben  gegebenen  Einteilung 
ließe  sich  die  erstere  nur  als  fossiler  »Teichschlamm«  angeben,  nur 
daß  sie  überwiegend  gar  nicht  in  »Teichen«  entstanden  ist.  Es 
gibt  eben  in  der  RAMANN’schen  Einteilung  keine  Rubrik  für  solche 
wichtigen  fossilen  Kaustobiolithe.  Übrigens  wäre  der  Sapropelit 
des  Kurischen  Haffs  hinsichtlich  des  in  ihm  vorhandenen  Sapropels 
danach  auch  »Teichschlamm«.  In  logischer  Weiterbildung  einer 
solchen  Nomenklatur  wäre  dann  das  Sapropel  des  Wattenmeeres 
»Teichschlick«,  also  Sapropel-Ton  des  Wattenmeeres  wäre  Teich¬ 
schlick-Ton  (!),  denn  das  Pendant  von  Schlamm  —  im  Süßwasser 
—  soll  ja  Schlick  —  im  Salzwasser  —  sein.  Finden  wir  also 
Sapropel-Material  im  Salz wasser,  so  wäre  das  danach  Teich¬ 
schlick,  entsprechend  Teichschlamm  im  Süßwasser.  Von  den 
fossilen  Kaustobiolithen  wissen  wir  zum  Teil  gar  nicht,  ob  es  sich 
um  einen  Schlamm  oder  einen  Schlick  im  Sinne  Ramann’s  bnn- 


166 


Termini  für  Sapropelite. 


delte.  Wo  gehören  aber  nun  die  vielen  Sapropelite  des  Brack¬ 
wassers  hin?  —  Wir  geraten  also  damit  vollständig  in  die  Brüche, 
d.  h.  diese  wissenschaftlich  überwundenen  Einteilungen  sind  und 
bleiben  ein  unhaltbarer  Zustand,  sobald  man  das  gesamte  in 
Betracht  kommende  Gebiet  in  Rücksicht  zieht,  abgesehen 
davon,  daß  eine  weitergehende  Vertiefung,  auch  schon  bloß  in  die 
rezenten  Sapropelite,  die  Unzweckmäßigkeit  der  alten  Termini  auf¬ 
deckt.  —  Ich  habe  die  von  Ramann  gegenwärtig  bis  auf  Weiteres 
gewünschte  Terminologie  so  ausführlich  behandelt,  weil  gerade  er 
einer  der  heute  angesehensten  Bodenkundigen  ist  und  daher  natur¬ 
gemäß  auch  eine  weitgehende  Einwirkung  auf  den  Gegenstand 
auszuüben  in  der  Lage  ist.  Demnach  ist  auch  ein  besonderes 
Eingehen  auf  seine  Ansichten  bezüglich  der  Schlammformen  an¬ 
gebracht,  um  genauer  meinen  gegensätzlichen  Standpunkt  kenn¬ 
zeichnen  zu  können. 

Schlammmull.  Wollny  (1897)  hatte  die  Vorstellung,  daß  im 
Wasser  aus  den  sapropelbildenden  Organismen  Parallelen  zu  den 
außerhalb  des  offenen  Wassers  vorhandenen  Humusbildungen  vor¬ 
handen  sein  müßten.  Wie  er  nun  hier  in  der  üblichen  Weise 
unterschied  in  »Mull«  (das  ist  jetzt  unser  Moder),  »Rohhumus« 
(das  ist  bei  uns  Trockentorf)  und  »Torf«  (also  Moortorf  oder  Torf 
im  engeren  Sinne),  so  unterschied  er  dementsprechend  Schlamm¬ 
mull,  Schlamm-Rohhumus  und  Schlamm-Torf.  —  Schlammmull 
geht  danach  —  nach  W.  (1897,  S.  196)  —  in  sauerstoffreichen 
Gewässern  aus  den  Resten  von  Wasserpflanzen,  Tieren  und  ihrem 
Kot  hervor;  er  ist  grau-  oder  grünbraun,  sehr  feinkörnig  und  ge¬ 
wöhnlich  mit  unorganischen  Beimengungen  versehen.  W.,  der 
also  meinte,  daß  es  sich  um  ein  wie  Moder  leicht  zersetzliches 
Material  handelt,  setzt  synonym  hierzu  den  Schlamm  Ramann's 
(=  Post’s  Gyttja).  —  Bei  seinem  Schlamm-Rohhumus  legt 
W.  (1897,  S.  196  und  202)  hinsichtlich  der  beigemengten  orga¬ 
nischen  Teile  den  Nachdruck  darauf,  daß  diese  durch  Drift  hinein¬ 
gelangt  sind.  Schlicke,  bei  denen  wesentlich  letzteres  der  Fall 
ist,  sind  natürlich  vorhanden,  es  handelt  sich  aber  im  allgemeinen 
um  Sapropel-Schlick,  um  eine  Sapropel-Erde.  —  Der  Schlamm- 
torf  Senft’s  (Humus-,  Marsch-  und  Limonit-Bild,  1862,  S.  120  und 


Termini  für  Sapropelite. 


167 


129),  von  dem  dieser  bemerkenswerter  Weise  sagt,  daß  er  wie  bitu¬ 
minöser  Tonschlamm  aussehe,  ist  ein  Saprokoll.  Wollny  bringt 
den  Schlammtorf  (1897,  S.  214)  in  Gegensatz  zu  seinem  Schlamm¬ 
mull.  Der  erstere  entstehe  in  sauerstoffarmen  Gewässern  aus  den 
Resten  von  Wasserpflanzen,  Tieren  und  ihrem  Kot;  er  ist  rot¬ 
braun  oder  braunschwarz.  Auch  Fleischer1)  unterscheidet 
zweierlei  und  zwar  »Lebertorf«  und  »Schlammtorf«;  er  sagt  von 
letzterem,  daß  er  beim  Trocknen  sehr  hart  wird  und  dann  Wasser 
kaum  noch  aufnimmt.  Auch  früher  ist  der  Ausdruck  Schlamm¬ 
torf  oft  für  Saprokolle  gebraucht  worden  (vergl.  Keferstein, 
1826,  S.  32,  39  und  64,  Wiegmann,  1837,  S.  13).  Auch  Früh 
(1904,  S.  210)  wendet  noch  den  Ausdruck  Schlammtorf  als  Syno¬ 
nym  für  »Lebertorf«  an. 

Schlamm-Rohlmmus  s.  Schlamm- Mull. 

Schlamm-Torf  s.  Schlamm-Mull. 

Schlick  ist  einerseits  ein  Verlegenheitsausdruck  der  Technik 
für  echtes  Sapropel2),  da  jedoch  andererseits  richtiger  Schlick 
—  nämlich  abgesetzte  feinste  Trübe  (wesentlich  aus  Ton)  aus 
Fluß-  und  besonders  Meer- Wasser  —  ebenfalls  technische  Ver¬ 
wendung  —  und  zwar  als  Düngemittel  —  findet,  kann,  um  Irrtti- 
inern  zu  begegnen,  das  Sapropel  auch  von  der  Technik  nicht  mehr 
als  Schlick  bezeichnet  werden.  —  Vergl.  auch  unter  »Schlamm«* 

Schn  ecken  gytje  oder  -gyttja  s.  Gyttja. 

Schwarzer  Moder  und  schwarzer  Schlamm  ist  meist  durch 
Gehalt  an  Einfach -Schwefeleisen  schwarzfarbig.  Näheres  über 
denselben  im  Kapitel  über  Sapropel  und  Eisenverbindungen. 

Seedy  (=  Sjödy  von  Post)  s.  Dy. 

Seemoor  ist  Ramann’s  (1888,  S.  412)  Übersetzung  für  PoSTs 
Seedy.  Vergl.  unter  Moor. 

Slläckgyttja  (Schneckengyttja)  s.  unter  Gyttja. 

Strandmoor  ist  Ramann’s  (1888,  S.  412)  Übersetzung  für 
PoSTs  Uferdy.  Wir  werden  das  Wort  Strandmoor  für  Moore 
reservieren,  die  am  Strande  liegen. 

9  Fleischer,  1.  c.  1903,  S.  95. 

2)  Vergl.  Poto  NIE,  Eine  rezente  Schlamm-Bildung  des  Cannelkohlen-Typus 
1904,  S.  406. 


168 


Termini  für  Sapropelite. 


Tangsaprokoll  (=  »Tangtorf«)  entsteht  aus  Stranddrift  vod 
Tangen  (Fucaceen  und  Laminariaceen),  die  durch  Bedeckung  durch 
Sediment  sich  erhält.  Es  bedarf  dieses  Gestein  übrigens  hinsicht¬ 
lich  seiner  Eigenschaften  noch  der  näheren  Untersuchung.  Herr 
Kustos  Prof.  Dr.  P.  Kuckuck  von  der  Kgl.  Biologischen  Anstalt 
auf  Helgoland  übersandte  mir  ein  Stückchen  von  älterem  Tang- 
Saprokoll,  der  beim  Bau  der  neuen  Landungsbrücke  in  dicken 
Lagen  freigelegt  wurde;  das  Material  sieht  äußerlich  durchaus  wie 
ein  Saprokoll  aus,  ist  in  lufttrockenem  Zustande  sehr  hart  und 
blättert  auf. 

Der  Tiefenschlanim  Passarge’s  (1902,  S.  93  und  96)  ist  wesent¬ 
lich  Faulschlamm,  der  die  tiefsten  Stellen  der  von  Passarge  unter¬ 
suchten  Seen  bedeckt. 

Torfdy  s.  Dy. 

Torfgyttja  (v.  Post)  ist  subfossile  Gyttja,  wie  sie  sich  im 
Liegenden  von  lacustren  Torfmooren  findet. 

Torfleber  —  Lebertorf;  Torfleber  heißt  aber  auch  der 
Dopplerit. 

Torfschiefer *)  s.  Schiefertorf. 

Uferdy  (=  Stranddy  v.  Post’s)  s.  Dy. 

Weißer  Torf  heißt  das  Saprokoll  gelegentlich  dort,  wo  es 
durch  helle  Farbe  besonders  auffallend  in  Gegensatz  tritt  zu  da¬ 
rüber  liegendem,  schwarzem  Verlandungstorf,  so  nach  Mitteilung 
des  Herrn  Rektors  Heym  in  einem  Torfmoor  bei  Rehden  bei 
Briesen  in  Westpreußen.  (Auch  unreifer  und  halbreifer  Sphagne- 
tum-Torf  heißt  weißer  Torf  oder  Weißtorf.) 

Wienerde  ist  ein  Ausdruck,  den  ich  von  Herrn  Direktor 
Rotbarth  jun.  in  Triangel  hörte,  für  den  Sapropelit,  der  stellen¬ 
weise  an  der  Basis  des  dortigen  großen  Torflagers  vorkommt. 

So  hätten  wir  denn  für  die  rezenten  und  subfossilen  Sapro¬ 
pelite  wahrlich  Namen  genug  zur  Verfügung,  und  es  sind  deren 
noch  viel  mehr,  wie  wir  bei  der  Besprechung  der  weiterhinten  be¬ 
sonders  herauszuhebenden  Sapropel-Erden  sehen  werden.  Diese 
Fülle  verwirrt  aber  mehr  denjenigen,  der  sich  nicht  selbst  fach- 


*)  15.  Geinitz  nach  Früh,  1883,  S.  21. 


Sapropel  mit  reichen  akaustobiolithischen  Zutaten. 


169 


männiseh  mit  dem  Gegenstand  beschäftigt,  als  daß  sie  fördernd 
wirkte.  Ebenso  ist  es  bei  den  weiter  hinten  behandelten  Sapropel- 
Erden. 

Sapropel  mit  reichen  akaustobiolithischen  Zutaten 

und  Sapropel-Erden. 

Unter  den  Sapropeliten  mit  reichen  akaustobiolithischen  Zu¬ 
taten  sind  in  erster  Linie  zu  nennen  der  Sapropelit-Kalk  oder 
Kalk-Sapropelit,  unter  den  Sapropelführenden  Gesteinen  mit  reich¬ 
lichem  anorganischem  Sediment,  d.  h.  unter  den  Sapropel-Erden 
(vergl.  vorn  S.  34)  sind  besonders  hervorzuheben  der  sehr  häufige 
Sapropel-Ton  (ein  Sapropelit)  und  der  seltenere  Sapropel-Sand 
(Sapropsammit). 

Synonyme  zu  den  hier  zu  behandelnden  Gesteinen  wurden 
schon  unter  Sapropel  S.  143  ff  angegeben  (vergl.  dort  z.  B.  unter 
Gyttja,  Moorschlamm  usw.);  weitere  Synonyme  finden  sich  in  den 
4  folgenden  Kapiteln,  welche  die  Sapropelite  (und  Sapropsammite) 
behandeln,  sofern  Kalk,  Kieselsäure,  Eisen,  Ton  usw.  in  ihnen 
eine  besondere  Rolle  spielen.  Auch  war  es  zum  besseren  Ver¬ 
ständnis  gegeben,  im  Folgenden  auf  einige  Akaustobiolithe  und 
ihre  Namen  einzugehen,  weil  oft  genug  auf  die  brennbaren  Be¬ 
standteile  keine  Rücksicht  genommen  worden  ist  und  so  Kausto- 
und  Akaustobiolithe  zusammengeworfen  worden  sind.  So  bei 
den  Sapropelit-Kalken ,  den  Diatomeen-Peliten  usw.  Gewisse 
Akaustobiolithe  nennen  die  Engländer  Ooze,  nämlich  die  organo- 
genen  küstenfernen  Tiefseebildungen;  sie  sprechen  danach  von 
Pteropoden- ,  Globigerinen-,  Diatomeen-,  Radiolarien-Ooze.  Al. 
Agassiz  unterschied  slab  als  biogenes,  im  Gegensatz  zu  silt  als 
terrigenes,  schlammig-schlickiges  Material. 

Sapropel  und  Calciumcarbonat. 

Die  meisten  Seen  Norddeutschlands  enthalten  nährstoffreiches, 
insbesondere  kalkhaltiges  Wasser;  so  besetzen  denn  kalkliebende 
Pflanzen  und  Tiere  (von  diesen  besonders  Mollusken)  die  geeigneten 


170 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Stellen  des  Wassers,  von  ersteren  unter  den  Algen  gern  Charaeeen 
und  höher  organisierte  Wasserpflanzen  (Laichkräuter  [Potaviogeton - 
Arten],  Hydrocharis  usw.),  die  sich  mit  Kalk  inkrustieren.  Nach 
Siegfried  Passarge1)  enthalten  Chara  in  lufttrockenem  Zustande 
65 — 70  pCt.,  Stratiotes ,  Myriopliyllum,  Ceratophyllum  rund  60  pCt., 
Eiodea  rund  50  —  55  pCt.  Calciumcarbonat  oder  nach  Fried.  Georg 
Kohl2)  in  der  Asche  Chara  foetida  05  —  96  pCt.,  die  Alge  Cla- 
dophora  glomerata  59  pCt.,  Nuphar  luteum  42  pCt.  und  Eiodea 
35—53  pCt. 

Es  wird  gewöhnlich  angenommen,  daß  die  in  Rede  stehenden 
Wasserpflanzen  die  Fähigkeit  hätten,  aus  dem  im  Wasser  enthal¬ 
tenen  Calciumbicarbonat  ihr  zur  Assimilation  nötiges  Kohlendioxyd 
aufzunehmen,  wobei  sich  dann  Calciumcarbonat  auf  der  Pflanze 
absetzen  kann,  denn  in  CO‘2-freiem  H2O  löst  sich  CaC03  durch¬ 
aus  nicht.  Kohl  macht  jedoch  darauf  aufmerksam  (1.  c.  1889, 
S.  102),  daß  wenn  diese  Anschauung  richtig  und  dieser  Prozeß 
die  alleinige  Ursache  der  Kalkablagerung  auf  Wasserpflanzen 
wäre,  so  müßten  notwendigerweise  alle  in  kalkreichen  Gewässern 
lebenden  Gewächse  Kalküberzüge  besitzen,  was  nicht  der  Fall  ist 
(z.  B.  nicht  bei  Zygnema ,  Spirogyra  usw.).  Immerhin  ließe  sich 
denken,  daß  eben  gewisse  Arten  die  Fähigkeit  hätten,  in  der  an¬ 
gegebenen  Weise  CO2  dem  Calciumbicarbonat  zu  entreißen,  andere 
nicht.  Die  absterbenden  Organismen  und  auch  schon  die  als 
Kalkregen  abfallenden  Inkrustationen  der  lebenden  erzeugen  daher 
auf  dem  Boden  des  Sees  sehr  kalkreiche  Schichten,  die  sich  zu¬ 
nächst  durch  ihre  Leichtigkeit  und  geringe  Bindigkeit  auszeichnen 

')  Passarge,  Die  Kalkschlammablagerungen  in  den  Seen  von  Lychen,  Ucker¬ 
mark.  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landesanstalt  und  Bergakademie  für 
1901,  Bd.  XXII,  Heft  1,  Berlin  1902,  S.  110.  —  Von  den  Schriften,  die  sich 
mit  der  Genesis  der  organogenen  Kalkschichten  der  in  Rede  stehenden  Art  be¬ 
schäftigen,  sei  zuni  Studium  auch  empfohlen: 

C.  WESENBERG-Lund,  Studier  over  Sokalk,  Bönnemalen  og  Sögytje  i  danske 
Indsöer.  (Meddelelser  fra  dansk  geologisk  Forening  No.  7,  p.  1 — 180.)  Kopen¬ 
hagen  1901.  Ein  gutes  ausführliches  Resume  von  Dr.  Wolfe  befindet  sich  in 
Jusx’s  Botanischem  Jahresbericht,  Paläontologie,  Arbeiten  für  1902,  S.  775 — 776. 

2)  Kohl,  Anatom. -phjsiol.  Untersuchungen  der  Kalksalze  und  Kieselsäure 
in  der  Pflanze,  Marburg  1889,  S.  10, 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


171 


und  gelegentlich  bei  Vor  wiegen  von  Characeen  als  bröckliger 
Characeenkalk  und  feinerer  Phanerogamenkalk  unterschieden  werden 
können.  Je  nach  den  Beimengungen  kann  der  Kalk  dunkelgrau 
bis  hellgrau  oder  durch  Eisenoxydhydrat  gelblich  gefärbt  sein. 
Wenn  die  Kalkabseheidung  durch  Pflanzen  oder  Tiere  sehr  be¬ 
trächtlich  war  und  die  organische  Substanz  vollkommen  verwest 
ist  oder  doch  sehr  zurücktritt,  kann  der  Kalk  schließlich  so  rein 
werden,  daß  nur  weiße  Kalkschichten  erhalten  bleiben,  die  unter 
dem  Namen  Seekreide  (nach  der  Bedeckung  durch  Torf  als 
Moor  kr  ei  de)  bekannt  sind.  Manche  unserer  Seen  haben  dann 
einen  schneeweißen  Untergrund  und  davon  ihren  Namen,  wie  u  a. 
der  »Weiße  See«  östlich  von  Buckow  bei  Strausberg  in  der  Pro¬ 
vinz  Brandenburg  danach  benannt  ist1).  Kalksapropelite  ent¬ 
stehen  mit  Rücksicht  darauf,  daß  die  kalkreichen  Wasser  einem 
zahlreichen  und  üppigen  organischen  Leben  sehr  günstige  Bedin¬ 
gungen  bieten,  verhältnismäßig  schnell.  Nach  Maßgabe  der  Kalk¬ 
entnahme  aus  dem  Wasser  und  der  Auslaugung  der  Umgebung 
des  Sees  wird  der  Kalkgehalt  des  Wassers  naturgemäß  allmählich 
geringer,  so  daß  im  Verhältnis  zu  der  Kalkproduktion  durch  die 
Pflanzen  (oder  Tiere)  immer  und  immer  mehr  organische  Sub¬ 
stanz  zusammen  mit  dem  Kalk  zur  Ablagerung  gelangt.  In  diesem 
Falle  erhalten  wir  ein  von  dem  vorigen  durch  den  stärkeren  Sa- 
propelgehalt  abweichenden  Sapropelit  und  zwar  bei  geringerem 
Sapropelgehalt  einen  Sapropelkalk  (Faulschlammkalk,  kurz 
[incl.  Faulgallertekalk]  =  Faulkalk),  bei  stärkerem  ein  Kalk- 
sapropel.  Schließlich  wird  nur  noch  —  wieder  in  langsamem 
Übergang  durch  allmähliches,  vollständiges  Verschwinden  des  Kal¬ 
kes  —  reines  Sapropel  abgelagert2),  falls  nicht  schon  vorher  die 
Verlandung  eingetreten  ist. 

')  Natürlich  können  sich  älmliche  Namen  auch  auf  genetisch  nicht  zu  den 
Akaustobiolithen  gehörige  Kalkablagerungen  beziehen,  so  auf  das  Vorhandensein 
ron  Quellkalksinter,  wie  die  Namen  »Kalkbach«  und  »Kalkholz«  bei  Mühlen¬ 
kamp  (Kreis  Bublitz)  in  Pommern,  wo  diese  Sinter  6  m  mächtige  Ablagerungen 
in  einer  Ausdehnung  von  1,5  km  bilden;  wahrscheinlich  hängt  damit  auch  der 
Name  »Kalkhorst«  (ein  Buchenwald)  bei  Altstrelitz  zusammen. 

2)  Ein  weiteres  Eindringen  in  den  Gegenstand  wird  erst  zeigen,  in  wieweit 
eine  bestimmtere  Definition  der  oben  genannten  Sapropelite  zweckmäßig  sein  wird. 


172 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Es  sei  nochmals  betont,  daß  diese  Folge  nur  da  möglich  ist. 
wo  das  Wasser  aus  den  angegebenen  Gründen  bis  zum  Verlust 
oder  zur  wesentlichen  Herabminderung  des  Kalkes  immer  kalk¬ 
ärmer  wird,  und  das  ist  gewöhnlich  in  Seen  der  Fall.  Es  muß 
aber  gleich  hinzugefügt  werden,  daß  in  Seen  usw.  je  nach  den 
Bedingungen  gleichzeitig  an  der  einen  Stelle  kalkreiche,  an 
anderen  kalkarmere  und  auch  Ablagerungen  mit  sehr  geringem 
Kalkgehalt  entstehen  können *).  Insbesondere  ist  hervorzuheben, 
daß  unsere  wesentlichen  Kalkbild'ner,  die  Charaarten  und  Muscheln 
und  Schnecken  gern  die  weniger  tiefen  Randpartieen  der  Wässer 
bewohnen  und  dort  kalkreiche  Ablagerungen  bilden,  die  tieferen 
Stellen  derselben  Wasser  aber  kalkarmen  Faulschlamm  besitzen 
können,  ganz  entsprechend  dem  Kalkabscheidungsvermögen  der 
Organismen,  und  da  diese  in  verschiedenen  Tiefen  leben,  so  unter¬ 
scheidet  sich  auch  die  Beschaffenheit  verschieden  tief  gelegener 
Bodenstrecken  tieferer  Seen  namentlich  hinsichtlich  ihres  Kalkge¬ 
haltes  unter  Umständen  sehr  wesentlich.  Demgemäß  entsprechen 
in  den  Seen  bis  32  m  Tiefe,  die  Passarge  (1.  c.)  untersuchte,  die 
verschiedenen  Schlammformen  eines  und  desselben  Sees  den  ver¬ 
schiedenen  den  Boden  bewohnenden  Lebewesengemeinschaften.  Der 
Pflanzenrasen  zerfällt  hier  in  drei  Typen:  1.  in  den  reinen  Chara- 
rasen,  2.  den  gemischten  Rasen  aus  Chara ,  Elodea ,  Potamogeton, 
Ceratophyllum ,  Myriophyllum ,  Stratiotes  und  3.  den  Vaucheria- 
Rasen.  Die  Schlammarten  sind  nun  den  verschiedenen  Pflanzen¬ 
rasen  entsprechend:  1.  »t/mm-Schlamm«,  2.  »gemischter  Schlamm«, 
3.  » Vaucheria- Schlamm«  und  4.  »Tiefenschlamm«,  letzterer  in 
Tiefen  über  7  m.  Der  Charaschlamm  hatte  70—80  pCt.,  gemisch¬ 
ter  Schlamm  50 — 60  pCt.  Calciumcarbonat.  Vaucheria  scheidet 
keinen  Kalk  ab.  Ihr  Schlamm  enthält  daher  nur  wechselnde 
Mengen  Kalk,  der  an  Conchylienschalen  gebunden  ist.  Der  Tie¬ 
fenschlamm  ist,  wie  Passarge  sagt,  ein  Produkt  von  zusammen¬ 
geschwemmtem  Detritus  von  Tieren  und  Pflanzen,  Fischkot  und 
Planktontieren.  Daher  hat  er  auch  sehr  wechselnde  Kalkmengen 
(16—50  pCt.).  Die  Bildung  von  Seekalk  ist  demnach  nicht  allein 

’)  Siehe  auch  WESENBERG-Lund  und  Passarge,  1.  c. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


173 


abhängig  von  der  Höhe  des  Kalkgehaltes  des  Wassers;  eine  gleich¬ 
mäßige  Ablagerung  von  Seekalk  ist  nur  da  zu  erwarten,  wo  sich 
die  Wassertiefe  in  gleichen  Zahlen  bewegt,  und  selbst  dann  sind 
Unterschiede  vorhanden,  je  nach  den  Stellen,  wo  Wasser  ein-  und 
ausfließt  usw. 

Dort,  wo  die  Bedingungen  zur  Entstehung  von  Seekalk  und 
von  Faulschlamm  vorhanden  sind  oder  die  Möglichkeit  eines  stän¬ 
digen  Zuflusses  von  kalkhaltigem  Wasser  gegeben  ist,  wird  natür¬ 
lich  kein  reiner  Faulschlamm,  sondern  wesentlich  Kalkfaulschlamm 
oder  Faulschlammkalk  gebildet,  und  das  ist  in  den  Buchten  resp. 
überhaupt  an  den  weniger  bewegten  Stellen  solcher  Bäche  und 
Flüsse  möglich,  die  mehr  als  eine  durch  Wasserverbindungen  an¬ 
einander  gereihte  Seenkette  erscheinen,  wo  also  ständig  gelöster 
Kalk  hinzugeführt  wird,  der  durch  Aufnahme  und  Niederschlag 
seitens  der  Pflanzen  und  Tiere  bei  dem  schließlichen  Niedersinken 
zur  Ruhe  gelangt.  Solche  Verhältnisse  herrschten  vielfach  in  der 
Provinz  Brandenburg,  z.  B.  im  alten  Berliner  Haupttal,  dem  bei 
seinem  geringen  Gefälle  (das  zwischen  Cöpenick  und  Spandau, 
in  Luftlinie  eine  Strecke  von  ca.  27  km,  nur  ca.  2  m  beträgt)  von 
dem  langsam  fließenden,  kalkigen  Wasser  feine  Sande  zugeführt 
wurden,  das  aber  in  Buchten  und  sonst  an  ruhigeren  Stellen  viele 
Gelegenheiten  zur  Entstehung  eines  Sapropelits  bot,  der  dann  ein 
Sapropelkalk  war,  der  sich  vielfach  in  diesem  Tal,  so  auch  in 
Berlin  selbst  im  jetzigen  Untergründe  unter  Torf  vorfindet  (vergl. 
über  diesen  Faulkalk  unter  Diatomeen-Sapropel-Kalk).  Fr.  Kaun- 
howen  gibt  über  das  Vorkommen  an1): 

»Das  Hauptverbreitungsgebiet  des  Torfes  und  Faulschlamm¬ 
kalkes  in  Berlin  liegt  zu  beiden  Seiten  der  Spree  und  ihrer  jetzt 
schon  meist  beseitigten  Arme,  wo  sie  nicht  selten  bis  10  m  und 
mehr  Gesamtmächtigkeit  erreichen ;  ferner  sind  das  Panketal  und 
die  das  Teltowplateau  durchziehenden  Rinnen  reich  daran.  Der 
südliche  Teil  von  Berlin  enthält  ausgedehnte  und  teilweise  mäch- 
tige  Ablagerungen  von  Torf  und  Faulschlammkalk  in  einem  Ge¬ 
biet,  das  sich  aus  der  Gegend  des  Hafen-  und  Askanischen  Platzes 


b  Kaunhowen  in  der  Festschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure.  Berlin,  190G. 


174 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


über  den  Belleallianceplatz,  die  Puttkaraer-,  Bessel-,  Hollmannstraße, 
an  der  Jerusalemer  Kirche  vorbei  bis  zur  Neuen  Grünstraße  aus¬ 
dehnt  und  ebenfalls  auf  einen  uralten  Flußarm  in  dieser  Gebend 
hindeutet.  Ohne  Pfahlroste  ist  hier  kein  Bau  zu  errichten.«1) 

!)  Berlins  Häuser  sind  in  diesem  Sinne  zum  Teil  sehr  kostspielige  »Pfahl¬ 
bauten«',  auf  eingerammten  Pfählen  zur  Schaffung  eines  festen  Untergundes  er¬ 
baut.  Bekanntlich  ist  das  heutige  Berlin  aus  ursprünglich  2  gleichalten  Gemein¬ 
den,  (Alt-)  Berlin  und  Kölln,  hervorgegangen,  und  beide  Namen  weisen  mit 
großer  Wahrscheinlichkeit  auf  Geländeformen,  die  der  Sapropelbildung  günstig 
.  sind.  Herr  Geheimer  Oberverwaltungs-Gerichtsrat  Immanuil  Hoffmans  schreibt 
mir  diesbezüglich  auf  meine  Anfrage :  »Bei  der  Erklärung  des  Wortes  B  erli  n  dürfte 
davon  auszugehen  sein,  daß  dieses  Wort  nicht  bloß  zur  Bezeichnung  von  Städten, 
sondern  auch  von  Seen  und  Plätzen  gebraucht  wird.  Es  gibt  bei  Wittstock  zwei 
Seen,  welche  der  große  und  der  kleine  Berlin  heißen,  in  Halle  zwei  Plätze,  die  diese 
Namen  führen  (vergl.  Dr.  Killisch,  Berlin,  der  Name  der  deutschen  Kaiserstadt,  S.  8 
und  9).  Auch  wird  daher  Berlin  in  alten  Urkunden  öfters  »der  Berlin«  genannt 
(1392  wird  geschrieben  »An  die  vier  Gewerke  und  die  ganze  Gemeinheit  tu  dem 
Berlin«).  Ich  bin  deshalb  auf  den  Gedanken  gekommen,  daß  der  Name  Berlin 
mit  dem  Namen  Warbelin  oder  Werbellin  identisch  und  aus  diesem  Namen 
durch  Metathesis  entstanden  sein  könnte.  Bekannt  ist  ja  der  Werbellinsee  und 
das  an  diesem  See  liegende  Dorf  gleichen  Namens  und  die  durch  den  Sieg  des 
Großen  Kurfürsten  über  die  Schweden  berühmt  gewordene  Stadt  Fehrbellin,  die 
noch  im  Jahre  1217  urkundlich  Warbelin  heißt.  (Bf.rgau,  Bau-  und  Kunstdenk¬ 
mäler  der  Provinz  Brandenburg  —  Artikel  Fehrbellin.)  Daß  nun  Werbelin  oder 
Warbelin  mit  dem  wendischen  Wort  für  die  Weide  ( salix ),  das  wrba  heißt  (der 
zwischen  w  und  r  liegende  Vokal  schwankt  zwischen  a  und  e  und  hat  überdies 
ein  leises  j  vor  sich,  weshalb  das  Wort  auch  oft  wjerba  oder  wjarba  geschrie¬ 
ben  wird)  zusammenhängt,  ist  wohl  als  sicher  anzunehmen.  Im  Alt-Wendischen 
wird  wjerb(o)liny  jasor  der  Weidensee,  wjerblina  wass  das  Weidendorf,  wjerblino 
mesto  der  Weidenplatz  geheißen  haben,  und  wie  wir  im  Deutschen  statt  Liuden- 
dorf  oder  Lindenau  einfach  Linden  (bei  Hannover)  und  statt  Eichenplatz  einfach 
Eiche  (in  Niederbarnim)  oder  Eich  (Luxemburg  und  Hessen)  und  statt  Weiden¬ 
dorf  Weiden  (Bayern)  sagen,  so  ließ  wohl  auch  der  Wende  jasor  (See),  wass 
(Dorf)  oder  mesto  (Platz)  fort  und  brauchte  einfach  wrblin  (wjerblin)  (Werbelin), 
um  einen  mit  Weidenbäumen  bepflanzten  und  umpflanzten  (oder  bestandenen.  —  P.'' 
Ort  (Gau,  See,  Niederlassung  usw.)  zu  bezeichnen.  Daß  nun  aber  aus  dem  wendischen 
Wrblin  sehr  leicht  Berlin  im  deutschen  Munde  werden  konnte,  dafür  sprechen 
viele  Analogien.  Wie  aus  dem  mons  Vosegus  die  Vogesen  wurden,  so  konnte,  aus 
dem  wrblin  das  bequemer  zu  sprechende  Berlin  werden.  Wurde  doch  aus  dem 
serba  (reka)  —  dem  sorbischen  Fluß  —  durch  Metathesis  (Sbr(e)a,  unsere 
Spree.  Der  Sorbenfluß  hieß  die  Spree,  weil  das  Volk,  welches  der  Deutsche 
die  Wenden  nannte  und  heute  noch  nennt,  sich  selbst  die  Sorben  nannte  und 
heute  noch  nennt.  (Der  wendische  Titel  des  Lausitzisch-We ndi sehen  Wör¬ 
terbuches  von  Pfuht.  lautet  Serbski  Slownik).  Für  diese  Ableitung  des  Namens 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


17b 


Paul  Range  hat  ein  bestimmtes  Vorkommen  in  einer  Notiz 
näher  beschrieben 1).  Das  Profil  des  Untergrundes  des  Patholo¬ 
gischen  Instituts  der  Charite  in  Berlin  wies  danach  über  alluvi- 
& 

alem  Sapropel-Sand  ein  4  — 14  m  mächtiges  Faulkalk-Lager  auf, 
darüber  Torf.  »Es  hat  also  hier  in  alluvialer  Zeit  ein  tiefes  See¬ 
becken  bestanden,  wahrscheinlich  als  ruhige  Seitenbucht  der  Spree, 
etwa  wie  jetzt  der  Wannsee  südwestlich  Berlin.  Nach  und  nach 
wurde  das  Becken  von  Faulkalk  erfüllt,  verlandete  schließlich  und 
wurde  von  einem  Bruch wald  überwachsen.« 

Heute  kann  man  die  Bildung  solcher  Lager  verfolgen  an  be- 
sonders  ruhigen  Stellen  der  Havel  und  des  Havelgebietes.  Das 
ist  z.  B.  der  Fall  im  Sacrower  See,  im  Heiligen  See  und  im 
Griebnitz-See  bei  Potsdam,  während  die  ruhigeren  Stellen  der 
Havel,  soweit  ich  sie  zwischen  Spandau  und  Potsdam  abgedretscht 
habe,  so  die  Scharfe  Lanke,  die  Gargen-Lanke,  die  Klare  Lanke, 
der  Wannsee,  die  Strecke  westlich  der  Pfaueninsel,  Moorlake,  der 
Schwielow-See,  weniger  kalkreichen  Faulschlamm,  mehr  oder 
minder  stark  vermischt  mit  tonigen  und  sandigen  Teilen,  auf¬ 
wiesen. 

Wenn  solche  Strecken  mehr  oder  minder  noch  durch  Torf¬ 
bildung  verlanden,  wie  das  bei  dem  in  die  Havel  einmündenden 
Bäketal  der  Fall  ist,  das  zum  größten  Teil  von  dem  jetzigen  Teltow¬ 
kanal  benutzt  wird,  so  haben  wir,  wie  die  Aufschlüsse  zeigten,  die 

Berlin  aus  Wrblin  spricht  aber  auch  noch  der  Umstand,  daß  das  Ländchen 
Bellin  —  sein  Hauptort  ist  Fehrbellin,  weshalb  der  Name  dieser  Stadt  auch  als 
»Fähre  im  Lande  Bellin«  erklärt  worden  ist  —  noch  heute  seinem  Namen  Ehre 
machen  würde  durch  die  Fülle  seiner  Weidenbäume,  wenn  auch  »Bellin«  nur 
eine  Zurechtmachung  des  wendischen  Wortes  wrblin  wäre.  Endlich  sei  darauf 
hingewiesen,  daß  die  heutigen  Wenden  unsere  und  ihre  Hauptstadt  nicht  Berlin, 
sondern  Barlin  nennen.  Ist  also  die  Deutung  »Weiden«  richtig,  dann  träte  hier 
wieder,  wie  in  dem  für  Fehrbellin  bezeugten  »Warbelin«  das  a  in  wrba  (wjarba) 
hervor.  —  Da  Kölln,  wie  wohl  jetzt  allgemein  anerkannt  ist,  nichts  anderes  als 
»Pfahlbau«  bedeutet  (Kollna  heißt  noch  heute  jedes  Haus  im  Spreewald,  da  es 
auf  Pfählen  steht  (kol  der  Pfahl,  kolk  Pfählchen,  Schandpfahl  am  alten  Berliner 
Rathause),  so  wird  Berlin  seinen  Namen  vielleicht  schon  von  den  im  Spreetal 
sich  in  der  Urzeit  ansiedelnden  wendischen  Pfahlbauern  erhalten  haben.« 

b  Range,  Der  Untergrund  des  Pathologischen  Instituts  der  Königlichen 
Charite  zu  Berlin.  (Jahrb.  d.  Kgl.  Geolog.  Landesanstalt  für  1907,  S.  457 — 461.) 


176 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


der  Kanalbau  so  schön  gewährte  (z.  B.  ca.  300  m  nordöstlich  des 
durch  den  Kanal  vernichteten  Teltower  Sees),  das  folgende  Profil: 

3.  Sumpf-Torf, 

2.  Faul-Kalk,  stellenweise  bis  über  8  m  mächtig, 

1.  Ton  und  Feinsand, 

oder  an  einer  anderen  Stelle  (weiter  nördlich  der  vorigen): 

3.  Sumpf-Torf, 

2.  Faul-Kalk  und  Faulschlamm-Ton, 

1.  Moor-Kreide. 

Alte,  jetzt  verlandete  Teiche,  die  vom  Teltowkanal  durch¬ 
schnitten  wurden  (so  z.  B.  in  Steglitz  westlich  der  Siemensbrücke), 
ergaben  generell  wiederholt  das  Profil 

5.  Torf, 

4.  Saprokoll, 

3.  Kalk-Sapropel, 

2.  Sapropel-Kalk, 

1.  Sand. 

Bohrungen  auf  dem  jetzigen  Witzlebensplatz  am  Lietzensee 
in  Charlottenburg  ergaben  das  Profil: 

(4.  Aufgefüllter  Boden  bis  5  m), 

3.  Torf  bis  3,60  m  mächtig, 

2.  Sapropel-Kalk  bis  3,20  m  mächtig,  , 

1.  Sand. 

Ein  weiteres  Beispiel  —  wenn  wir  Berlin  und  Umgebung  ver¬ 
lassen  —  ergab  sich  z.  B.  im  Kieler  Hafen  nördlich  von  Ellerbek 
durch  Bohrungen,  wo  sich  fand: 

5.  Hafen- Wasser, 

(  4.  Schlick  mit  Meeres-Mollusken-Schalen, 

Alluvial  3.  Torf  über  1  m  mächtig, 

v  2.  Faulkalk  (mit  vielen  Diatomeen)  über  1  m  mächtig, 


Diluvial  1.  Kies-Sand. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


177 


Noch  ein  Beispiel  sei  erwähnt:  der  wiederholt  schon  ge¬ 
nannte  Ahlbecker  Seegrund  südlich  des  Stettiner  Haffs,  wo,  wie 
wir  schon  sahen,  stellenweise  vorhanden  ist: 

4.  Torf, 

3.  Faulschlamm  (mehrere  Meter  mächtig), 

2.  Faulschlamm-Kalk  resp.  Kalk-Faulschlamm  (mehrere 
Meter  mächtig), 

1.  Sand. 

Die  in  Rede  stehenden  Kalkgesteine  sind  sehr  verbreitet;  es 
sei  nur  auf  die  »Kalakari-Kalke«  Süd-Afrikas  hingewiesen,  die  — 
um  ihre  Genesis  zu  verstehen  —  Passarge1)  zu  dem  Studium  der 
bei  uns  heimischen  Seekalke  geführt  haben. 

In  Deutschland  haben  die  See-  und  Moor -Kalke  bei  ihrer 
Häufigkeit  verschiedene  Namen  erhalten,  die  im  folgenden  vorge¬ 
führt  werden  und  zwar  inkl.  der  Synonyme  für  diejenigen  Kalk¬ 
gesteine  (See-  oder  Moorkreide),  die  bei  einer  genetischen  Grund¬ 
lage  der  Betrachtung  den  Sapropeliten  nahestehen,  also  einschlie߬ 
lich  der  akaustobiolitischen  Kalke. 

Alm  (Sendtner  1854,  S.  123,  meint,  daß  dieser  Volksaus¬ 
druck  vielleicht  aus  dem  Lateinischen  alba  terra  entstanden  sei) 
heißt  in  Südbayern  die  Wiesen-  oder  Moorkreide  (vergl.  hinten 
S. 181/182)  und  der  Faulschlamm-Kalk  (S.  179).  Es  geht  aus  der 
Beschreibung  Sendtner’s  (1.  c.,  S.  123 — 124)  hervor,  daß  dort 
meist  Faulschlamm-Kalk  vorliegt.  Dieser  Autor  hat  die  Genesis 
der  in  »Südbayern  weit  verbreiteten  Bildung«  allerdings  falsch 
aufgefaßt,  indem  er  den  Alm  für  eine  Kalkbildung  hält,  die  von 
Quellen  ausgeschieden  sei,  also  für  Kalksinter,  den  die  Süddeutschen 
übrigens  unter  Alm  einbeziehen,  so  daß  besser  zu  sagen  ist,  daß 
sie  früher  den  prinzipiellen  Unterschied  der  beiden  in  Frage  kom¬ 
menden  Kalk-Gesteine  nicht  erkannt  haben.  Dieselbe  Anschauung 
findet  sich  bei  Gümbel  (Geologie  von  Bayern  II.  1894,  S.  269 
und  308)  vertreten.  Er  sagt  (S.  308):  Alm  entsteht  »durch  Aus- 

l)  Vergl.  Passarge,  Die  klimatischen  Verhältnisse  Süd -Afrikas  seit  dem 
mittleren  Mesozoicam.  (Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde,  Berlin  1904,  S.  183  ff.) 


Neue  Folge.  Heft  55. 


12 


178 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Scheidung  von  anfänglich  amorphem,  mit  organischen  Substanzen 
verbundenem,  breiigem  Kalkschlamm  aus  Quellen  oder  auch  aus 
dem  kalkigen  Grundwasser.«  Auch  aus  dieser  Bemerkung  geht 
hervor,  daß  Faulkalk  gemeint  ist.  Auch  C.  A.  Wiesner1)  —  um 
noch  einen  weiteren  Autor  zu  zitieren  —  wirft  beides,  den 
organogenen  Kalk  und  den  Kalksinter,  zusammen,  indem  er  u.  a. 
(S.  5  (23)  und  S.  6  (24))  den  Alm  und  den  »white  clay  of 
bottom«,  der  den  Untergrund  des  »großen  schrecklichen  Sumpfes« 
(the  great  dismal  swamp)  der  atlantischen  Ebene  des  mittleren 
Nord- Amerika  bildet,  einen  Tuff  nennt.  Dieser  white  clay  besteht 
aber  aus  phytogenem  und  zoogenem  Kalk;  er  enthält  (außer  Dia¬ 
tomeen  usw.)  u.  a.  Characeen  und  Conchylien.  Den  Alm  beschreibt 
Wiesner  als  breiig,  organische  Substanz  enthaltend,  mit  Spon- 
gillen-Nadeln  usw.  Übrigens  sind  diejenigen  Autoren,  die  sich 
eingehender  mit  den  rezenten,  organogenen  Süßwasser-Kalken  be¬ 
schäftigt  haben,  nicht  zweifelhaft,  daß  Alm  genetisch  ein  Seekreide- 
Gestein  ist  (vergl.  z.  B.  Passarge,  S.  80). 

Bacillarien-Kalk-Faulschlamm  oder  B.-Faulsclilannn-Kalk.  Siehe 
unter  Diatomeen-Faulschlamm-Kalk  und  »Modder«. 

Bergmilcli  (Fischerström  1784,  S.  257  nach  Keferstein 
1826,  S.  59). 

Blake  und  Bleke  (Fischerström  1.  c.),  schwedisch,  =  See¬ 
kreide. 

Cliara-  (resp.  Cliaraceeil-)  Kalk  heißt  unser  organogener  Kalk, 

wenn  wesentlich  aus  einem  Charetum  hervorgegangen. 

_  '  — 

Diatomeen-  (Bacillarien-)  Faulschlamm-  (oder  Sapropel-)  Kalk. 

Besonders  häufig  ist  u.  a.  in  der  Mark  Brandenburg2)  ein  Gestein, 
das  in  seiner  Eigenart  am  schnellsten  durch  den  Namen  Diato- 
m  een- Sapropel -Kalk  charakterisiert  wird,  also  ein  Sapropel-Kalk 
oder  Kalk-Sapropel,  der  viele  Diatomeen  enthält  oder  wo  doch  unter 
den  noch  figuriert  erhaltenen  organischen  Resten  die  Diatomeen-Scha- 
len  besonders  auffällig  sind.  Es  ist  dies  die  namentlich  durch  Ehren- 

Ö  Wiesner,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Seekreiden  und  des  kalkigen  Teich¬ 
schlamms  der  jetzigen  und  früheren  geologischen  Perioden.  Yerhandl.  der 
physikal.-medizin.  Gesellschaft  zu  Würzburg.  1893. 

2)  Potonie,  Kalkgytje  aus  dem  Bäketal,  1903. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


179 


BERG  so  bekannt  gewordene,  jetzt  gewöhnlich  »  B  erliner  Diato- 
meen-Erde«  genannte  Bildung,  die  dieser  Autor  selbst  noch  zu 
seiner  »Infusorien-Erde«  rechnete,  die  aber  in  Wirklichkeit 
wesentlich  ein  Sapropel-Kalk  mit  vielen  Diatomeen  ist.  Der 
Modder  der  Berliner  (vergl.  S.  157,  173  und  1801))  ist  bei  dem 
häufigen  Vorkommen  dieser  Bildung  im  Untergründe  Berlins  daher 
meist  das  in  Rede  stehende  Faulschlamm-Gestein.  Die  Dänen 
nennen  es  Kieselag  (Forchammer  und  Steenstrup  1842,  vergl. 
Ramann-Post  S.  416);  auch  diatomeenreiche  »Kalk-Gy  tj  en « 
gehören  hierher.  Was  ich  selbst  aus  Berlin  gesehen  habe 
(alte  und  neue  Proben  aus  hunderten  von  Bohrungen  und  Auf¬ 
schlüssen  von  der  Charite  bis  zur  Museumsinsel,  hier  die  neuen 
Bohrproben  des  Terrains,  auf  dem  jetzt  das  Kaiser  Friedrich- 
Museum  steht,  und  von  anderen  Stellen),  war  kein  Diatomeen- 
Pelit,  sondern  eben  Sapropel-Kalk,  der  sich  stellenweise  bei  An¬ 
reicherung  von  Diatomeen  allenfalls  als  Diatomeen-Sapropel-Kalk 
bestimmen  läßt.  Interessant  ist  die  Angabe  Lossen  V2),  der  darauf 
aufmerksam  macht,  daß  dieser  Schlamm  entzündliches  Grubengas 
enthält.  Man  kann  es  in  recenten  Sapropelen  besonders  leicht 
und  reichlich  fast  stets  beobachten.  Daß  zu  dem  hier  beschrie¬ 
benen  Gestein  als  wesentliche  Zutaten  Ton-  und  Feinsand-Sedi¬ 
mente  hinzukommen  können,  sei  der  Vollständigkeit  halber  noch 
erwähnt. 

Erdkalk  (v.  Klöden,  10.  Stück,  1837,  S.  9)  =  Moorkalk. 
Faulschlamm-Kalk  (gekürzt  inkl.  Faulgallertekalk  =  Faulkalk) 
oder  bei  vorherrschendem  Sapropelgehalt  Kalk -Faulschlamm  (ge¬ 
bildet  entsprechend  z.  B.  den  beiden  Ausdrücken  Ton-Mergel  und 
Mergel-Ton)  s.  unter  Sapropel-Kalk. 

Der  gemischte  Schlamm  Passarge's  (1902,  S.  96,  auch  S.  92) 
ist  im  Wesentlichen  Kalk-Faulschlamm;  sein  VaucherHa-  Sch  lamm 
ebenfalls,  nur  daß  hier  Vaucheria- Arten  die  Haupt-Sapropelbildner 
sind,  wie  in  anderen  Fällen  Diatomeen  überwiegen  können. 

*)  Lossen,  General- Bericht  über  die  im  Aufträge  des  Magistrats  der  Königl. 
Haupt-  und  Residenzstadt  Berlin  ausgeführte  Geologische  Untersuchung  des 
städtischen  Weichbildes.  Berlin  1879,  S.  1039  und  1041. 

2)  Lossen,  1.  c.,  Berlin  1879,  S.  1042. 


12* 


180 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Graue  und  weiße  Leber  ist  in  Schleswig-Holstein  (Fischer- 
Benzon  1891,  S.  37)  ein  Sapropel-Kalk  bis  Moorkreide.  Über 
»Leber«  vergl.  im  Kapitel  über  die  reinen  Sapropele,  S.  154/155. 

Gytja  (Gyttja)  siehe  S.  149. 

Humoser  Süßwasserkalk  ist  ein  schlechter  Ausdruck,  da  die 
Beimengung  nicht  Humus  ist;  freilich  wurden  aber  früher  und 
werden  noch  jetzt  ohne  Unterschied  die-  meisten  brennbar-organo- 
genen  Reste  des  Bodens  Humus  genannt. 

Kalkbrei,  Lorenz  1858,  S.  31  und  41. 

Kalk-Faulschlamm  resp.  -Faulgallerte  s.  unter  Sapropel-Kalk. 

Kalk-Gyttja  ist  ein  öfter  gebrauchter  Ausdruck  für  ein  phy- 
togen-zoogenes  Faulschlamm-Gestein,  das  sehr  reich  an  Kalk  ist. 
Siehe  Näheres  unter  Sapropel-Kalk. 

Kalkmudde  (Weber  1904,  S.  6)  ist  Faulschlammkalk.  Mudde 
s.  S.  159. 

Kalk-Sapropel  resp.  -Saprokoll  s.  unter  Sapropel-Kalk. 

Limuocalcit  ist  identisch  mit  Seekalk  der  Süßwässer,  also 
Süßwasserkalk. 

Mergel-Sapropel  (oder  Sapropel-Mergel)  oder  -Saprokoll  siehe 
Kapitel  Sapropel-Erden,  S.  232. 

Mergeltorf  oder  Torfmergel  ist  gelegentlich  ebenfalls  hierher 
gehörig  (in  anderen  Fällen  handelt  es  sich  jedoch  (vergl.  Ramann 
1905,  S.  181)  sinnentsprechend  um  einen  Halbtorf  mit  hohem 
Kalkgehalt). 

Modder  der  Berliner  nennt  Lossen  (1879,  S.  1039)  das,  was 
ich  als  Sapropel-Kalk  bezeichne,  oder  —  da  in  dem  Berliner 
Modder  besonders  viele  Diatomeen-Schalen  sind  —  genauer  Di- 
atomeen-Sapropel-Kalk  genannt  werden  kann;  es  ist  das  die  so¬ 
genannte  Berliner  Infusorien-  oder  Diatomeen-Erde.  Wie  schon 
S.  179  erwähnt,  heißt  sonst  beim  Berliner  usw.  jeder  Schlamm 
Modder,  aber  unter  diesen  ist  der  genannte  im  Untergründe  Berlins 
besonders  verbreitet.  Übrigens  ist  auch  das  Gestein,  das  Julius 
Schumann  1857  als  »Königsberger  Infusorienlager«  beschreibt, 
ebenfalls  kein  Diatomeenpelit,  sondern  ein  etwas  reichlich  Diato¬ 
meen  führender  Sapropelit.  Da  der  Sapropel-Kalk  oft  auffallend 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


181 


hell  ist,  hört  man  ihn  denn  auch  besonders  charakterisieren  als 
Weißen  Modder,  im  Gegensatz  zu  schwarz  oder  dunkel  ge¬ 
färbtem  Schlamm  (also  auch  Sapropeliten),  der  dann  Schwarzer 
Modder  z.  B.  in  der  Gegend  von  Buckow  bei  Straußberg,  (d.  h. 
in  der  »Märkischen  Schweiz«)  heißt. 

Molluskeil-Kalk  (Schnecken-Mergel  =  Snäck-Gyttja 
der  Schweden),  wenn  das  Gestein  vorwiegend  aus  Mollusken- 
Schalen  entstanden  ist. 

Moorkalk  ist  Seekalk  oder  irgend  einer  von  den  genannten 
Kalk-Sapropeliten,  sofern  er  nach  der  Verlandung  des  Wassers 
durch  Moorbildung  sieb  unter  Torf  gelagert  vorfindet  in  allen 
Übergängen  von  Kalk-Sapropel  bis  zu  reinem,  schneeweißem  Kalk 
(Kreide).  In  dem  letztgenannten  Falle  wollen  wir  den  Moorkalk  als 

Moorkreide  unterscheiden. 

Moor-Mergel  ist  bei  manchen  Autoren  Faulschlamm-Kalk  oder 
Kalk-Faulschlamm  mit  tonigen  Beimengungen  (Schlick-Beimengung). 
Nach  Hrn.  Geh.  Bergrat  F.  Wahnschaffe  wird  jedoch  auf  den 
Karten  der  Königl,  Preuß.  Geolog.  Landesanstalt  unter  Moor- 
Mergel  ein  sandiger  Humus  (unsere  Moorerde,  S.  46)  verstanden, 
der  nachträglich  durch  Überrieselung  mit  kalkhaltigen  Wässern 
oder  durch  Auflösung  der  reichlich  vorhandenen  Mollusken- 

Schalen  einen  mehr  oder  minder  hohen  Gehalt  an  Kalkkarbonat 

* 

erlangt  hat. 

Muschelkalk  heißt  Sapropel-Kalk  resp.  Moor-  oder  Seekalk 
gelegentlich  bei  der  Landbevölkerung.  (Vergl.  Jentzsch  1892, 
S.  229.) 

PhacotllS  -  Kalk.  In  dem  graublauen  Süßwasserkalk  von 
Hollerup  in  Dänemark,  sagt  G.  Lagerheim  (Untersuchungen  über 
fossile  Algen  1902,  S.  498),  kommen  P/mcoto-Schalen  so  massen¬ 
haft  vor,  daß  der  Kalk  zum  großen  Teil  daraus  besteht  und  zweck¬ 
mäßig  als  Phacotus- Kalk  bezeichnet  werden  kann.  Als  dieses  Se¬ 
diment  abgesetzt  wurde,  muß  das  Wasser  von  den  zahllosen, 
herumschwimmenden  Phacotus- Zellen  grün  gefärbt  gewesen  sein. 

Die  Polleu-gytje  Steusloff’s  (Torf-  und  Wiesenkalk- Ablage¬ 
rungen  im  Kederang-  und  Moorsee-Becken  1905,  S.  39)  ist,  wie  mir 


182 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Hr.  Steusloff  unterm  11.  September  1905  auf  meine  Anfrage  mit¬ 
teilt  »ein  Wiesenkalk  mit  ca.  60  pCt.  CaCOg,  dessen  organischer 
Teil  fast  nur  aus  Pollenkörnern  besteht.  Sonst  unterscheidet  er  sich 
von  dem  Wiesenkalk  aus  anderen  Tiefen  desselben  Lagers  nicht, 
ist  also  kein  Pollentorf  (Fimmenit).  Den  Namen  wählte  ich  in 
Anlehnung  an  Wesenberg-Lund’s  Diatomeen-,  Cyanophyceen-  und 
Chitin-gytje  (Summary  of  studies  upon  lake-lime,  pea-ore  and  lake- 
gytje  in  Danish  lakes.  Copenhagen  1901),  wenn  man  allerdings 
den  Pollen  auch  nicht  direkt  zum  Plankton  rechnen  kann.«  Es 
handelt  sich  also  durchaus  nicht  um  Fimmenit,  wie  man  aus  dem 
Namen  Pollen- Gytje  schließen  möchte,  sondern  um  Sapropel- 
Kalk,  denn  unter  den  noch  figuriert  erhaltenen  organischen  Bestand¬ 
teilen  sind  nur  die  Pollenkörner  besonders  auffällig.  Der  Name  ist 
also  nicht  geeignet. 

Sapropel-  und  Saprokoll-Kalk  (Faulschlamm-  und  Faulgallert- 
Kalk)  resp.  Kalk-Sapropel  und  -Saprokoll  (Kalk-Faulschlamm  und 
-Faulgallert)  sind  sehr  häufig  und  bilden  unter  Umständen  mäch¬ 
tige  Lager.  Bei  einigermaßen  unter  dem  Mikroskop  auffälligem 
Vorhandensein  von  Diatomeen  sind  diese  Gesteine  oft  für  Diatomeen- 
Pelit  angesehen  worden  (Näheres  S.  178/179).  Der  Sapropel-  Kalk 
ist  an  Ort  und  Stelle  breiig  (schlammig),  er  wird  bei  Wasserver¬ 
lust  zunächst  gallertig,  in  welcher  Form  er  subfossil  als  Sapro¬ 
koll-Kalk  häufig  ist;  er  ist  lufttrocken  ein  poröses,  leichtes 
und  meist  leicht  brechbares  Gestein,  das  bei  hohem  Kalkgehalt 
sich  der  See-  und  Moorkreide  nähernd  schmutzig-weiß,  mehr  oder 
minder  grau,  bei  Eisenoxydhydrat-Beimengung  gelblich  oder  auch 
— -  wenn  durch  Humus  usw.  beeinflußt  —  schwarz  gefärbt  ist.  — 
Kalk-Sapropel  hingegen  ist,  wegen  des  hohen  Sapropel-Gehaltes, 
lufttrocken  sehr  hart. 

Schnecken -Kalk,  -Mergel  etc.,  s.  Mollusken-Kalk. 

Seekalk  ist  dasselbe  wie  Moorkalk,  so  lange  das  Material  noch 
den  Boden  unverlandeter  Wässer  bildet.  Den  schneeweißen,  sa- 
propelfreien  oder  fast  sapropelfreien  Seekalk  wollen  wir 

Seekreide  nennen,  sei  es,  daß  in  diesem  Falle  von  vornherein 
durch  reiches  Vorhandensein  von  Kalkwasser  wesentlich  Kalk  ab¬ 
geschieden  wurde,  sei  es,  daß  die  Sapropel-Substanzen  Gelegenheit 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


183 


hatten,  der  vollständigen  Zersetzung  anheim  zu  fallen.  Seekalk 
bildet  sich  übrigens  —  wie  aus  früher  Gesagtem  hervorgeht  — 
natürlich  nicht  blos  in  Seen. 

Seemergel  =  vorwiegend  Seekreide. 

Weiße  Leber,  s.  graue  Leber. 

Weißer  Modder,  s.  unter  Modder. 

Weißer  Sohlton  (nämlich  »white  clay  of  bottorn«)  wird  der 
Moorkalk  des  Great  dismal-swamp  genannt. 

Weißsand  (Gümbel,  Geologie  von  Bayern  II,  1894,  S.  365) 
ist  ein  Synonym  für  Alm. 

Wiesenkalk  und  -kreide.  Synonyme  zu  Moorkalk  resp.  Moor¬ 
kreide. 

Wiesenmergel  desgl. 

Die  meisten  dieser  Termini  beziehen  sich  auf  Saprokoll- 
Kalk,  oder  bei  stärkerem  Sapropel-Gehalt  auf  Kalk-Saprokoll. 
Beide  haben  etwa  die  Konsistenz  von  festerem  Quark.  Auch  bei 
reichlicherem  Sapropel-Gehalt  kann  lufttrockener  Sapropel-Kalk 
sehr  hell  oder  fast  bis  ganz  weiß  sein.  Will  man  sich  nun  schnell 
und  bequem  orientieren,  ob  man  es  wirklich  mit  Kalk-Sapropel 
oder  Sapropel-Kalk  zu  tun  hat  oder  aber  mit  reinem  Kalk,  so 
empfiehlt  es  sich  —  wenn  man  nicht  eine  mikroskopische  Unter¬ 
suchung  vorzieht  — -  das  Material  unter  Luftabschluß  zu  erhitzen, 
wobei  die  Sapropel-BestandteiJe  als  Destillations-Rückstand  Kohle 
zurücklassen,  die  die  Gesteine  schwarz  färbt,  während  der  reine 
und  reinere  Kalk  (See-  und  Moorkreide  in  unserem  Sinne)  weiß 
bleibt,  höchstens  (bei  sehr  geringem  Sapropel-Gehalt)  hellgrau 
wird.1) 

Letzteres  ist  sogar  bei  der  Rügener  Kreide  der  Kreideforma¬ 
tion  der  Fall!  —  Um  sich  zu  vergewissern,  daß  es  sich  wirklich 
in  der  schwarzfärbenden  Substanz  um  Kohle  handelt,  wird  man 

9  Ich  nehme  für  dieses  einfache  Experiment  einen  mit  Porzellandeckel  be¬ 
deckten  kleinen  Platintiegel,  der  durch  einen  Bunsenbrenner  erhitzt  wird.  Dies 
gestattet  auch  ein  approximatives  Urteil  über  den  Gehalt  an  brennbaren  Destil¬ 
lations-Produkten  zu  gewinnen,  die  in  Gasform  zwischen  Deckel  und  Tiegelrand, 
resp.  bei  zentral  durchlöchertem  Deckel  aus  dem  Loch  entweichend,  dort  ver¬ 
brennen. 


184 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


zur  Kontrolle  eine  bei  Luftabschluß  geglühte  Probe  nachträglich 
bei  Luft-Gegenwart  glühen,  wobei  durch  Verbrennung  der  Kohle 
wiederum  Aufhellung  stattfinden  muß.  Kommt  nämlich  FeS2 
(Zweifach-Schwefeleisen,  Schwefelkies)  in  Sapropeliten  vor,  so  er¬ 
gibt  sich  nach  dem  Glühen  ebenfalls  Schwarzfärbung  durch  Bil¬ 
dung  von  FeS  (Einfach-Schwefeleisen).  Um  nun  in  solchen  Fällen 
zu  sehen,  ob  außerdem  nun  noch  Kohle  entstanden  ist,  wird  man 
das  FeS  durch  Behandlung  mit  HCl  verwandeln  in  das  in  Lösung 
hellgrüne  FeCl2  (Ferrochlorid);  es  entwickelt  sich  H2S,  das  sich 
durch  den  Geruch  bemerklich  macht.  Bleibt  danach  die  Probe 
doch  noch  schwarz,  so  ist  Kohle  vorhanden  und  man  wird  dies 
ebenfalls  durch  Verbrennen  bei  Luft-Gegenwart  kontrollieren.  Da 
es  nun  aber  auch  Humus-Gesteine  und  Liptobiolithe  gibt,  die  beim 
Glühen  unter  Luftabschluß  dunkel  bis  schwarz  werden,  nämlich 
dann ,  wenn  helle  Humusstoffe  oder  harzige  etc.  Stoffe  in  dem 
Gestein  vorhanden  sind,  so  ist  es  in  den  Fällen,  in  denen  es  zweifel¬ 
haft  ist,  ob  man  es  mit  einem  Sapropelit  zu  tun  hat,  die  mikrosko¬ 
pische  Untersuchung  nicht  zu  umgehen. 

Je  nachdem  in  dem  Material  von  Pflanzen  oder  von  Tieren 
gebildeter  Kalk  vorwaltet,  wird  man  phytogenen  oder  zoogenen 
Kalk  oder  Sapropel-Kalk  usw.  unterscheiden.  Charac#en-Kalk- 
Reste  z.  B.  können  Seekreide  fast  ganz  ausschließlich  zusammen¬ 
setzen  und  ihm  einen  besondern  Charakter  verleihen  (Characeen- 
Kalk),  der  sich  von  dem  derjenigen  Seekreiden  unterscheidet,  die 
vorwiegend  aus  Molluskenschalen  (M oll  u ske  n- K  alk)  bestehen. 
Da  die  Kalk-Skelette  in  den  See-  und  Moor-Kreiden  oder  Kalk- 
Sapropeliten  jedoch  meist  so  zerfallen,  daß  sie  nicht  mehr  zu  er¬ 
kennen  sind,  ist  es  nicht  immer  festzustellen,  ob  der  Kalk  wesent¬ 
lich  phytogener  oder  zoogener  Herkunft  ist.  Gewöhnlich  handelt  es 
sich  um  phytogen-zoogene  Kalke  wie  in  den  folgenden  Beispielen. 

Die  noch  figuriert  erhaltenen,  bestimmbaren  Bestandteile  eines 
bestimmten  Falles  von  Sapropelkalk  unter  Flachmoortorf,  ca.  300  in 
NO.  des  Teltower  Sees  (H.  Potonie  leg.  1903)  waren1): 

9  Bei  der  Bestimmung  der  Reste  hat  mich  Hr.  Prof.  Dr.  Marsson  freund- 
lichst  unterstützt.  Potonie,  Über  Kalkgytje  aus  dem  Bäkethal  in  Engler’s  Bot. 
Jahrbüchern,  Beiblatt,  Leipzig  1903,  S.  79. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


185 


Pflanzliche  Reste: 

Gewebefetzen  höherer  Pflanzen  (z.  B.  u.  a.  ein  Fetzen  einer 
Coniferen-Hydrostereide,  Lemna ,  Epidermis  und  Wurzeln), 
viele  Pollenkörner  von  Pinus  silvestris , 

Farn-  und  andere  Sporen, 

Moosreste, 

Pediastrum  boryanum  var.  longicorne  u.  var.  granulatum , 
Fadenalgenstücke  (wie  Cladophora  und  Vaucheria ), 
sehr  viele  Diatomeen-Arten *). 

Tierische  Reste: 

Schnecken  und  insbesondere  ihre  Deckel, 
Chitinpanzerstücke  von  kleinen  Crustaceen  und  Insekten, 
Schnabelstücke  von  Bosmina  ( longirostrisf ), 

Insektenlarven  und  Insekteneier, 

Eihüllen  von  Rotatorien, 

Spongillennadel, 

Cryp  to  difflugia . 

Das  ganze  noch  bestimmbare  Material  ist  in  einer  gallertigen 
Grundsubstanz  eingebettet,  herstammend  aus  verfaulten  Teilen  der 
Organismen  und  gewiß  -auch  Tierkot.  Außerdem  viel  CaCOg  vor¬ 
handen. 

In  einer  anderen  Probe  eisenhaltigen  Sapropel-Kalkes  unter 
Torf  (darunter  Sand)  von  Beelitzhof  bei  Wannsee  (Havelgebiet)  be¬ 
stimmte  Hr.  Prof.  Marsson  freundliehst: 

Pflanzliche  Reste: 

viele  Diatomeen:  Cymbella  cistula ,  Navicula  viridis  und 
major ,  Navicula  inflata ,  Cymatopleura  vo/öa-Fragmente, 
Synedra  uhia- Fragmente,  Epithemia- Fragmente,  Melosira 
tenuis- Fragmente,  S tephanodiscus  sp.,  Encyoneum  ventri- 
cosum , 

viel  Pinus- Pollen, 

Pediastrum  boryanum  var.  longicorne , 

pflanzlicher  Detritus. 

Eine  Liste  der  Diatomeen-Arten  findet  sich  weiter  hinten  im  Abschnitt 
Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


186 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


Tierische  Reste: 

Euglypha  alveolata ,  einzeln, 

Hüllen  von  Rotatorien-Eiern, 

Hüllen  von  Insektenlarven,  nicht  selten, 
viele  Chitinpanzerstücke  von  Crustaceen,  besonders  Daph- 
niden:  Chydorus  sp.,  Alona  sp.,  Daphnia  sp., 
Gerüstnadeln  von  Spongillen. 

Im  Übrigen  wie  vorher,  dazu  noch  reicherer  Eisengehalt. 

Der  ebenfalls  ziemlich  eisenhaltige  Sapropel-Kalk  von  dem 
S.  176  angegebenen  Profil  in  Charlottenburg  (Witzlebenplatz) 
zeigte  von  organischen  figurirt  erhaltenen  Teilen: 

Pfl  anzen-Reste: 

Diatomeen,  sehr  spärlich, 

Microcystis , 

Nymphaeaceeen-Innenhaare, 

Betulaceen-Pollen, 

Einus  silvestris- Pollen  und  Spiral-Hydroide  wohl  von  der¬ 
selben  Spezies, 

unbestimmte  Gewebefetzen  usw. 

Tierische  Reste: 

Gastropoden-Schalen, 

Insekten-Beinreste, 

Eier  von  Wasserwanzen. 

Ferner: 

Schwarze  Pyrit-Kügelchen,  massenhaft. 

Ein  von  Prof.  Jentzsch  1905  mitgebrachter  Sapropel-Kalk 
von  Gosslershausen  in  Westpreußen  (Grenze  Hohenkirch-Bruzwa) 
wies  auf: 

P  fl  anzen-Reste: 

Viele  Kleinalgen,  wie  Palmelia ,  Microcystis ,  Scenedesmus , 
Cosmarium ,  Pediastrum , 

Leptothrix-  Fäden, 

Farnsporangium-Ring, 

Pmws-Pollen  (viel),  Betulaceen-Pollen, 

Nymphaea- Gewebereste  und  andere. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


187 


Tierische  Reste:  • 

Crustaceen-Häute  und  -Gliedmaßen, 

Eier  von  einer  Wasserwanze,  wie  Fig.  16  z. 

Ferner: 

Pyrit-Kügelchen  (wenig). 

Diese  Beispiele  mögen  genügen,  um  zu  zeigen,  daß  ein  prin- 
cipieller  Unterschied  hinsichtlich  der  noch  figuriert  vorhandenen 
Bestandteile  zwischen  reinem  Sapropel  und  Sapropel-Kalk  etc.  nicht 
besteht. 

Im  Gegensatz  zu  den  Pflanzen-  und  Tier-Kalken  stehen 
die  ohne  Unterstützung  von  Organismen  gefällten  Kalkniederschlä¬ 
ge,  nämlich  die  Kalksinter. 

Kalksinter  (oder  leider  dann  oft  Kalktuff  genannt,  wenn 
das  Material  mehr  porös,  locker  ist1),  Travertin,  lapis 
tiburtinus  —  Tiber-Gestein  etc.)  ist  ein  Kalkabsatz  in  meist 
reinerer  Form  aus  solchen  Kohlendioxyd-Quellen,  die  reich  an  ge¬ 
löstem  Calciuinbicarbonat  sind.  Aus  dem  Quellwasser  wird  an  alle  im 
Wasser  befindlichen  Gegenstände  (Steine  usw.)  CaCOs  niederge¬ 
schlagen,  da  das  Wasser  an  der  Luft  das  Kohlendioxyd  leicht  abgibt, 
wodurch  die  Lösungsfähigkeit  für  Calciumcarbonat  aufhört.  Daß 
solcher  Kalk  natürlich  auch  an  Pflanzen,  die  in  dem  von  der  Quelle 
gespeisten  Wasser  leben  und  zwar  (vergl.  S.  170)  dann  besonders 
reichlich  niederschlagen  wird,  ist  natürlich,  macht  aber  diese  Kalk¬ 
sinter  noch  nicht  zu  echten  ausschließlichen  Pflanzenkalken.  Aber  es 
gibt  danach  selbstredend  Übergänge  zwischen  dem  meist  festen,  nur 
zuweilen  lockeren,  aber  doch  immer  mehr  oder  minder  als  Krusten- 
Absätze  erscheinenden  Kalksintern  und  den  mehr  erdigen  Pflanzen¬ 
kalken,  die  lufttrocken  bei  uns  gewöhnlich  stauben.  Gewisse  Pflan¬ 
zenkalke  (Algenkalke)  des  Meeres  sind  hingegen  gewöhnlich  so 

1)  Se  nft,  1861,  S.  266,  unterscheidet  die  an  der  Oberfläche  der  Erde  ent¬ 
stehenden  Kalk- Ausscheidungen  als  Kalktuff  von  den  im  Innern  der  Erde  (in 
Höhlen  usw.)  gebildeten  als  Kalksinter.  Andere  — -  wie  Walther  —  wollen  für 
obige  Gesteine  nur  von  Kalksinter  gesprochen  wissen,  da  es  sich  nicht  um  (vul¬ 
kanischen)  Tuff  handele.  In  der  Tat  ist  Kalktuff  nur  im  übertragenen  Sinne 
Tuff,  diesem  nur  in  der  lockeren  Beschaffenheit  gleichend. 


188 


Sapropel  und  Calciumcarbonat. 


fest  wie  Korallenkalke,  so  die  Lithothamnion- Kalke.  Die  beiden 
Gesteins- Arten  sind  aber  in  ihrer  so  überwiegend  häufig  typischen 
Entwicklung  durchaus  zu  trennen. 

Ob  manche  Kalksinter  in  der  Tat  —  wie  angenommen  wird 
—  nur  durch  Vermittlung  von  Pflanzen  entstehen  oder  nicht 
auch  gebildet  würden,  wenn  die  die  Bildung  freilich  unter¬ 
stützenden  Pflanzen  nicht  da  wären,  wäre  doch  noch  näher  zu 
untersuchen.  Eine  sehr  kalkreiche  Quelle  muß,  sollte  man  den¬ 
ken,  an  das  Freie  kommend,  aus  rein  chemischen  Gründen  Kalk 
absetzen.  Ferd.  Cohn  meint1),  daß  es  wesentlich  Schizophyceen 
(Phycochromaceen,  Cyanophyceen)  seien,  die  durch  krystallinische 
Ausfällungen  im  Innern  ihrer  Gallerte  die  Travertine  erzeugten. 
Bei  den  im  Anio  liegenden  Blättern,  Stengel- Teilen  und  dergl., 
die  mit  einer  Kalkkruste  überzogen  sind,  ist  diese  Kruste  freilich 
von  solchen  niedersten  Algen  bedeckt2).  Auch  in  den  warmen 
Quellen  von  Karlsbad  hat  der  Genannte3)  beobachtet,  daß  Kalk¬ 
sinter  gleich  dem ,  aus  welchem  die  ganze  Sprudeldecke  besteht, 
innerhalb  der  lebendigen  Decke  blaugrüner  Schizophyceen  abge¬ 
schieden  wird.  Ähnliches  konnte  dann  noch  vielfach  anderweitig 
konstatiert  werden,  so  an  den  Sinterterrassen  der  Mammut  Springs 
(von  78°  C.)  im  Yellowstone-Park,  Colorado4).  Cohn  sagt,  daß 
es  sich  offenbar  um  ein  Speicherungsvermögen  gewisser  Algenarten 
in  ihren  Gallert -Scheiden  handelt,  wie  es  auch  den  kalkabschei- 
denden  Tieren  (Mollusken,  Echinodermen,  Polypen,  Foraminiferen 
usw.)  zukommt. 

Die  erwähnten  Kalksinter  sind  freilich  niemals  oder  doch  nicht 
irgend  wie  bemerkenswerte  sapropelhaltige  Gesteine. 

Fossil,  d.  h.  in  den  vordiluvialen  Formationen  sind  bekannt¬ 
lich  organogene  Kalke  sehr  häufig,  aber  ebenso  häufig  sind  fossile 

b  Cohn,  70.  Jahresber.  der  Schles.  Gesellsch.  für  vaterländische  Kultur 
Breslau  1893,  S.  77 — 79. 

2)  Yergl.  auch  Cohn,  Jahrb.  für  Mineralogie  1863. 

3)  Cohn,  Uber  die  Algen  des  Karlsbader  Sprudels  mit  Rücksicht  auf  die 
Bildung  des  Sprudelsinters,  1862. 

4)  W.  H.  Weed,  Formation  of  travertine  aud  siliceous  sinter  by  the  Vege¬ 
tation  of  hot  springs.  U.  S.  Geol.  Surv.  Report  1887/88.  Washington  1891. 


Sapropel  und  Calciumcarbonat.  189 

Sapropel-Kalke:  es  sind  dies  die  so  sehr  häufigen  »bituminösen 
Kalke«. 

Die  Kalke,  ob  rezent  oder  fossil,  sind  —  wenn  sie  überhaupt 
kaustobiolithisches  Material  führen  —  ganz  vorwiegend  Sapropelit- 
Kalke,  während  Humus- Substanzen  sich  in  Kalk  weit  schlechter 
konservieren.  Diesbezüglich  mache  ich  auf  eine  Mitteilung  Kefer- 
STEIn’s  (1826,  S.  66)  aufmerksam,  der  schon  schreibt:  »Hr.  Ab- 
beston  zeigte  (Ann.  philos.  Aug.  1819),  daß  Kalk  die  Fäulnis 
der  animalischen  Substanz  in  eben  dem  Maße  verhindere,  als  er, 
den  Vegetabilien  zugesetzt,  die  Zerstörung  desselben  befördere; 
er  vergrub  Fleisch  mit  Kalk  umgeben  und  nach  5  Monaten  war 
es  noch  ganz  unverdorben;  Vegetabilien  auf  gleiche  Art  behandelt, 
zeigten  sich  in  der  gleichen  Zeit  vollkommen  zerstört.«  Wir 
wissen,  daß  dort,  wo  sich  »Humussäuren«  bilden,  diese  bei  hinrei¬ 
chend  vorhandenem  Kalk  »Kalkhumat«  bilden;  dieses  zerfällt  aber 
relativ  leicht  wieder,  doch  so,  daß  zwar  auf  der  einen  Seite  wieder 
Calciumcarbonat  entsteht,  das  dann  von  neuem  Humussäure  bildet, 
auf  der  anderen  Seite  jedoch  entstehen  sich  meist  verflüchtigen¬ 
de  Gase.  Die  vollkommene  Oxydation  von  Humussubstanzen  wird 

• 

also  durch  Kalk  beschleunigt1),  wie  das  von  der  Kalkdüngung 
von  Humusböden  her  bekannt  ist,  während  bei  den  für  das  Sapropel 
wesentlichen  Bestandteilen,  wenn  der  Kalk  auf  ihre  Zersetzung  über¬ 
haupt  einen  Einfluß  übt,  dieser  jedenfalls  kaum  gegenüber  demjeni¬ 
gen  *auf  Humussubstanzen  in  Rechnung  kommt.  Es  scheint  rich¬ 
tig,  daß  CaCOs  (von  Ca(OH)2  sehe  ich  ab,  da  er  in  der  freien 
Natur  nicht  in  Betracht  kommt)  auf  die  wesentlichen  Urmateria- 
lien  von  Sapropel  (Proteine,  Fett)  konservierend  wirkt.  Ich  habe 
in  Reagenzgläsern  Sapropel-Kalk-Pulver  und  Wasser  1.  mit  rohem 
Rindfleisch,  2.  mit  Rinderfett,  3.  mit  frischen  Tfr/aaWAws-Blättern, 
4.  mit  frischem  Moor -Torf  zusammengetan,  einige  Jahre  stehen 
lassen  (nur  gelegentlich  H20  nachgefüllt)  und  glaube  bemerkt  zu 
haben,  daß  die  Humus^esteine  in  der  Tat  sich  schneller  zersetzen. 
Die  Experimente  müßten  aber  genauer  wiederholt  werden. 


b  Vergl.  B.  WoLLNy,  Die  Zersetzung.  Heidelberg  1897,  S.  130  ff. 


190 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Es  würde  daraus  folgen,  daß  in  einem  Kalk-Sapropelit,  der 
sich  unter  Zersetzungs-Bedingungen  befindet,  die  Humus-Bestand¬ 
teile  schneller  verschwinden  als  die  Sapropel- Beimengung. 

Sapropel  und  Silioiumdioxyd. 

Die  wesentlich  Siliciumdioxyd  führenden  Sapropelite  sind  in 
2  Gruppen  zu  scheiden. 

1.  Sapropelite  mit  organogenem  Siliciumdioxyd.  Unter  ihnen 
sind  die  Di  atomee  n-Pelite  die  wichtigsten  für  uns,  weil  sie  es 
unter  den  Kieselskelettablagerungen  sind,  die  noch  besonders  viel 
brennbare  organische  Substanz  enthalten.  —  Diatomeen-Sa- 
propel  nennen  wir  einen  Diatomeen  -  Pelit  mit  reichlicheren 
brennbaren  Teilen.  Der  Ausdruck  Diatomeen- Saprokoll  ver¬ 
steht  sich  nach  dem  Gesagten  ohne  Weiteres. 

2.  Sapropelite  mit  anorganogenem  Siliciumdioxyd.  Diese  sind 
solche,  die  durch  Drift  oder  Wind  beigemengten  Quarzsand  ent¬ 
halten;  hier  haben  wir  also  Sapropel-  (Saprokoll-)Sand  (wenn 
der  Sand  gröber:  Sapropsammit)  u.  dergl. 

1.  Der  Diatomeen-Pelit. 

Neben  den  Pflanzen,  die  große  Mengen  von  Kalk  zu  ihrem 
Skelettbau  verwenden,  gibt  es  auch  solche,  die  dazu  lösliches  Si¬ 
liciumdioxyd  benutzen  und  bei  reichem  Vorhandensein  im  Saprope- 
lit  diesem  dadurch  besondere  Eigentümlichkeiten  verleihen.  In 
erster  Linie  kommen  hier  die  Kieselalgen  in  Betracht,  deren 
Kieselskelettanhäufungen  den  Characeen-  und  Algenkalken  über¬ 
haupt  entsprechend  nun  sehr  kieselreiche  Ablagerungen  von  »Di¬ 
atomeen-Pelit«  zu  bilden  vermögen. 

Es  gibt  Plankton-  und  Schlamm-Diatomeen,  auf  Wasser¬ 
pflanzen  befestigte  oder  zu  Kolonieen  vereinigte,  angewachsene  Di¬ 
atomeen,  und  unter  diesen  sind  es  die  Plankton-Diatomeen,  die 
ordentliche,  oft  recht  mächtige  Ablagerungen  erzeugen. 

Die  Bezeichnung  der  in  Rede  stehenden  Kieselalgen  als 
Diatomeen  ist  am  gebräuchlichsten,  obwohl  die  Kieselalgen  schon 
1817  von  Nitzsch  als  Bacillarien  bezeichnet  worden  sind,  während 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


191 


der  Name  Diatomee  erst  1824  von  Agardh  gegeben  wurde1). 
Ich  schließe  mich  trotz  der  Priorität,  die  der  Name  Bacillarie  hat, 
dem  Gebrauch  Diatomeen  zu  sagen  an,  weil  das  Wort  Bacillaria 
nicht  nur  dem  Sinne  nach,  sondern  auch  lautlich  dasselbe  bedeutet 
wie  Bacterie  (vulgo  Bacillus );  die  Diatomeen  besitzen  ja  aber  nur  zum 
Teil  die  Form  von  Stäben  (bacilli,  bacilla,  sing,  bacillus,  bacillum). 
Insbesondere  dem  Mediziner  bezw.  Bakteriologen  kann  die  nament¬ 
liche  starke  Übereinstimmung  für  diese  beiden  so  heterogenen 
Organismengruppen  nicht  genehm  sein,  so  finden  wir  denn  auch 
z.  B.  bei  B.  Proskauer,  der  sich  mit  dem  Diatomeengehalt  eines 
Bodenuntergrundes  beschäftigt,  die  Diatomeen  als  »sogenannte  Ba- 
cillarien«  bezeichnet2). 

In  Meeresbildungen  würden  außer  Diatomeen  auch  die  tieri¬ 
schen  Kieselskelettbesitzer,  die  Radiolarien,  in  Betracht  kommen. 
Und  wie  es  Diatomeenlager  gibt,  so  gibt  es  auch  solche,  denen 


0  Nach  einer  brieflichen  Mitteilung  von  Herrn  Prof.  Dr.  Otto  Müller  in 
Tempelhof  bei  Berlin.  Er  schreibt  mir  unterm  1.  II.  1904:  »Der  Name  »Ba- 
cillariaceen«  ist  der  richtige,  und  ich  habe  mich  desselben  bei  allen  meinen  Ar¬ 
beiten  bedient,  wenn  auch  der  Ausdruck  »Diatomaceen«  weitaus  gebräuchlicher, 
insbesondere  im  Auslande,  ist.  —  Die  Gründe  sind  in  E.  Pfitzer,  Bau  und  Ent¬ 
wicklung  der  Bacillariaceen,  S.  5  ff.  ausführlich  entwickelt.  Gmelin  gab  1788 
dem  Vibrio  paxillifer  den  Namen  » Bacillaria  paradoxa «  und  stellte  damit  die 
erste  Bacillariaceengattung  auf.  Die  Gattung  » Diatoma «  wurde  erst  1805  von 
de  Candolle  gebildet.  Nitzsch  nannte  1817  die  ganze  Gruppe  »Bacillarien« 
und  Bory  de  St.  Vincent  1822  richtiger  »Bacillariees«.  Erst  1824  bildete 
Agardh  den  Namen  »Diatomeen«.  Ehrenberg  hielt  mit  Recht  stets  an  der  Be¬ 
zeichnung  »Bacillarien«  fest.  Auch  Kützing’s  Hauptwerk  führt  den  Titel:  Die 
kieselschaligen  Bacillarien  oder  Diatomeen.  Der  Familienname  Bacillarien 
stammt  also  1817  von  Nitzsch  her,  während  Agardh  erst  1824  den  Namen 
Diatomeen  gebrauchte.  Die  Ableitung  von  der  Gattung  Diatoma  besteht  zudem, 
wie  der  Gattungsname  selbst,  zu  Unrecht,  da  Loureiro  1790  eine  Myrtacee  als 
Diatoma  brachiata  bezeichnete.  de  Candolle  unterdrückte  später  den  Namen 
und  änderte  ihn  zu  Gunsten  seiner  Gattung  Diatoma  in  Petalotoma.  —  So  liegt 
die  Sache;  das  hinderte  aber  nicht  die  weitaus  größere  Verbreitung  der  Namen 
Diatomeen  bezw.  Diatomaceen.  —  Richtig  müßte  es  heißen:  Bacillariaceen-Erde, 
allerdings  ein  sehr  langes  Wort.« 

2)  Proskauer,  Über  die  hygienische  und  bautechnische  Untersuchung  des 
Bodens  auf  dem  Grundstücke  der  Charite  und  des  sogenannten  »Alten  Charite¬ 
kirchhofes«,  S.  8.  (Zeitschrift  für  Hygiene  und  Infektionskrankheiten  von  Koch 
und  Flügge,  11.  Bd.,  Leipzig  1892.) 


192 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


viele  Radiolarienschalen  beigemengt  sind,  natürlich  sind  auch  aus 
beiden  Kieselskelett-Elementen  gemischte  Ablagerungen  bekannt. 

Ich  selbst  konnte  eine  von  der  Valdivia-Expedition  mitge¬ 
brachten  Probe  untersuchen.  Sie  stammte  aus  5508  m  Meeres¬ 
tiefe,  aufgeholt  aus  590  1?2'  südlicher  Breite  und  47°  38,3'  östlicher 
Länge,  und  glich  einem  reinen  Diatomeen-Pelit  mit  nur  noch 
Spuren  organischer  brennbarer  Substanz.  Die  mehr  oder  minder 
diatomeenreichen  Diatomeen-Schlamme  der  Tiefsee  gehören  der 
kalten  Region  (der  Arktis  und  Antarktis)  an,  nur  ausnahms¬ 
weise  kommen  sie  auch  in  der  tropischen  Meeresregion  vor  wie1) 
im  Perustrom  nahe  am  Äquator  (nach  Alex.  Agassiz)  und  öst¬ 
lich  von  den  Philippinen  (nach  Flint).  Es  steht  das  in  einem 
Gegensatz  zu  der  Verbreitung  des  Radiolarienschlammes  (eines 
roten  Tones  mit  vielen  Skelettresten  von  Kieselorganismen,  be¬ 
sonders  von  Radiolarien,  aber  auch  von  Diatomeen  und  Kiesel- 
spongien,  deren  Nadeln  sich  in  dem  Schlamm  finden),  der  in  ge¬ 
ringerer  Verbreitung  nur  in  tropischen  Regionen  zu  Hause  ist. 

Die  Diatomeen  lieben  in  der  Tat  im  allgemeinen  klares  und 
kühles  Wasser,  weshalb  ein  solches  Wasser  ein  besonders  reiches 
Diatomeenleben  aufweist,  wie  dies  z.  B.  beim  Traunsee  der  Fall 
ist,  in  welchem  unter  dem  Plankton  den  Diatomeen  nach  K.  von 
Keissler  die  Hauptrolle  zufällt.  Jedoch  bedürfen  die  Arten,  die 
in  dem  genannten  See  mit  relativ  niedriger  Mitteltemperatur  Vor¬ 
kommen,  der  Sommertemperatur,  um  sich  massenhaft  zu  entwickeln. 
Asterionelia  formosa  var.  subtilis  ist  dort  durch  lange  Zeit  hin¬ 
durch  führend,  so  daß  dort  Reinkulturen  davon  vorhanden  sind2). 
Kalkliebende  Organismen  gedeihen  im  Gegensatz  zu  den  Diato¬ 
meen  in  den  kälteren  Gewässern  weniger  gut,  dem  entspricht 
dann  auch  die  gewaltige  Verbreitung  des  Globigerinenschlammes, 
besonders  in  den  tropischen  und  subtropischen  Meeresregionen. 

Ist  wenig  oder  kein  Kalk  in  Lösung,  so  wird  auch  aus 
diesem  Grunde  das  Diatomeen-Plankton  reichlicher  sein.  Je  ge¬ 
ringer  der  Kalkgehalt,  um  so  zahlreicher  sind  die  Diatomeen3). 

9  Vergl.  Krümmel,  Ozeanographie  1907,  S.  205. 

3)  Keissler,  Phytoplankton  des  Traunsees,  1907. 

3)  S.  diesbezüglich  auch  Tolf,  Sv.  Tidskrift  1902,  p.  283. 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


193 


Dies  ist  der  Fall  in  Gegenden  mit  ausgelaugten  Böden,  oder  wo 
von  vornherein  kein  oder  zu  wenig  Kalk  vorhanden  ist.  In  diesem 
Falle  ist  die  Lösungsfähigkeit  des  Wassers  für  Siliciumdioxyd 
größer.  So  fand  sich  in  einem  Fall  nach  einer  Analyse  von 
Wein  *) 

in  1  1  Flachmoorwasser  102  mg  CaCOß  und  1,6  mg  Si02, 
in  1  1  Hochmoorwasser  jedoch  kein  CaCOß,  aber  10,18  mg  SiCV 

Dem  entspricht  die  Angabe  S.  Passarge  s  bei  Besprechung 
der  in  allen  Wüsten  häufigen  Kieselsäurebildungen* 2),  indem  er  als 
Vorbedingung  für  ihre  Entstehung  auf  die  Anreicherung  von 
Salzen,  namentlich  kohlensauren  Alkalien  (doch  auch  Chlornatrium 
kommt  in  Betracht)  hinweist,  die  Siliciumdioxyd  stark  lösen,  so¬ 
bald  sie  selbst  bei  Beginn  nasser  Perioden  in  Lösung  geraten. 
Diese  Lösungen  fällen  bei  der  Verdunstung  des  Wassers  Opal 
und  Chalcedon  aus  und  »kiesein«  lockere  Gesteine  (Sand)  ein. 

Daher  finden  wir  Diatomeenlager,  rezent  und  fossil,  z.  B. 
häufig  in  der  Lüneburger  Heide  und  auf  Böden  bezw.  in  Medien 
mit  eruptiven  Silikatgesteinen,  wie  im  Cantal  (Frankreich)3),  im 
trachy tischen  Gebiet  vom  Monte  Amiata  (Italien)4),  im  südöstlichen 
Teil  der  Pinal  County  (Arizona),  wo  ein  sehr  mächtiges  Lager 
von  Diatomeenschalen,  vermischt  mit  äolischer,  vulkanischer  Asche 
vorkommt  als  Ausfüllung  eines  ehemaligen  Sees  5). 

Im  Gegensatz  zum  Kalk  sind  eisenhaltige  Wässer  für  die 
Entstehung  von  Diatomeen-Lagern  nicht  störend:  in  der  Lüne¬ 
burger  Heide  sind  die  Diatomeen-Pelit-Lager  in  Sande  eingelagert, 
die  stark  durch  Eisenoxyd hydrat  gelb  gefärbt  sind.  Am  Monte 
Amiata  kommen  sie  zusammen  mit  Eisenocker  (»Bol«)  vor.  Das 
ist  überhaupt  oft  der  Fall,  so  z.  B.  auch  bei  dem  diluvialen  Di- 

9  Mitgeteilt  in  Reindl,  Die  schwarzen  Flüsse  Südamerikas,  München  1903, 
S.  96. 

2)  Passarge,  Kalahari,  Berlin  1904. 

3)  Heribaud,  Les  Diatomees  fossiles  d’Auvergne  (Paris  1903  und  vorher). 

4)  B.  Lotti,  Kieselgur  und  Farberden  in  dem  trachytischen  Gebiet  vom 
Monte  Amiata.  (Zeitschr.  prakt.  Geologie,  Berlin  1904,  S.  209  ff.) 

5)  W.  P.  Blake,  Diatom-earth  in  Arizona  (Americ.  Jnst.  Mining  Engrs. 
Trans.  1903,  p.  38—45). 


Neue  Folge.  Heft  55. 


13 


194 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


atomeenlager  bei  Klieken  zwischen  Roslau  und  Coswig  (Anhalt)1). 
Ja  diese  Erscheinung  ist  so  allgemein,  daß  sich  sogar  in  einem 
sehr  viele  Diatomeen  in  25  Arten  enthaltenden  Staub,  der  bei 
Camberwell  und  St.  Kilda  in  Australien  durch  Regen  niederge¬ 
schlagen  wurde,  —  nach  der  Mitteilung  von  F.  Chapman  und 
H.  J.  Grayson2)  —  auch  reichlich  Limonit  vorfand,  daher  der 
Name  »roter  Regen«.  Diese  Bestandteile  kamen  wahrschein¬ 
lich  aus  den  Gebieten  nördlich  und  westlich  von  Melbourne 
her,  von  wo  sie  während  der  abnormen  Trockenzeit  von  den 
Rändern  der  Sümpfe  und  Salzseen  weggefegt  worden  waren. 

Nach  alledem  ist  es  erklärlich,  daß  Diatomeen-Lager  im 
Meerwasser,  wie  schon  gesagt,  in  den  kalten  Regionen  vorhanden 
sind,  wo  sie  sich  durch  einfaches  Niedersinken  der  absterbenden 
Planktonindividuen  bilden.  Besondere  Bedingungen  kommen  unter 
Umständen  hinzu.  So  treten  nach  H.  Lohmann3)  in  gewissen 
Meeressedimenten  (im  »roten  Ton«  und  im  »blauen  Mud«)  im 
Atlantischen  Ozean  zwischen  den  Azoren  und  New  York  fast 
immer  gewisse  große  Diatomeen,  Koscinodisken,  auf  und  zwar  an 
einzelnen  Stellen  in  so  großer  Menge,  daß  jedes  mikroskopische 
Präparat  des  Schlammes  zahlreiche  Exemplare  enthält.  Der  Kos- 
cinodiskus  ist  Coscmodiscus  radiatus  Ehrbg.,  eine  sehr  verbreitete, 
aber  vor  allem  in  den  nordischen  und  arktischen  Küstengebieten 
häufig  vorkommende  Art.  Da  nun  die  koscinodiskusreichen  Se¬ 
dimente  in  dem  Gebiete  liegen,  wo  das  kalte  Labradorstromwasser 
mit  dem  warmem  Golfstromwasser  zusammentrifft,  so  wird  hier 
wahrscheinlich  ein  unausgesetztes  massenhaftes  Absterben  der 
Diatomeen  erfolgen,  und  da  die  zarten  Skelette  der  Thalassiosiren, 
Skeletonemen  und  von  Chaetoceras ,  sowie  die  meisten  übrigen  echt 
pelagischen  Diatomeen  schnell  aufgelöst  werden,  bleiben  in  den 
Ablagerungen  nur  die  dickschaligen  Koscinodisken  übrig. 

Diatomeen-Ablagerungen  im  Meerwasser  mögen  auch  dadurch 

b  Vergl.  K.  Ströse,  Das  Bacillarienlager  bei  Klieken  in  Anhalt  (Dessau 
1884)  und  Mitteilung  über  das  Diatomeenlager  bei  Klieken  (Dessau,  Schulpro¬ 
gramm,  1891). 

2)  Chapman  und  Grayson,  Victorian  Naturalist  vom  Juni  1903. 

3)  Lohmann,  Sitzungsber.  d.  Kgl.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  vom  30.  April  1903. 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


195 


entstehen  können,  daß  durch  ständigen  Transport  von  Plankton- 
Arten  in  Strömungen  aus  Wassern  bestimmter  Salzkonzentration 
in  Gewässer  mit  wesentlich  anderer  Konzentration,  die  dem  Leben 
dieser  Arten  ungünstig  sind,  ein  stetiges  massenhaftes  Absterben 
und  daher  Ablagern  von  Schalen  bedingt  wird.  H.  Reichelt 
präzisiert  das  genauer  in  der  folgenden  Weise1):  »Die  Pflanzen¬ 
zellen  sind  (nach  den  Untersuchungen  von  Hugo  de  Vries)  für 
Änderungen  im  Salzgehalt  ihrer  Umgebung  wegen  der  dadurch 
bedingten  Veränderung  der  in  ihnen  herrschenden  Druckverhält¬ 
nisse  empfindlich,  und  es  können  infolgedessen  diese  Druckver¬ 
hältnisse  durch  Änderungen  im  Salzgehalt  der  umgebenden  Flüssig¬ 
keit  gemessen  werden.  Lebende  Bacillarienzellen,  in  denen  durch¬ 
schnittlich  ein  Druck  von  4  —  5  Atmosphären  vorhanden  ist,  sind 
es  in  hohem  Grade.  Werden  Süßwasserbacillarien  in  Salz wasser 
gebracht,  so  zieht  sich  der  Protoplasmainhalt  zusammen.  Umge¬ 
kehrt  tritt  beim  Eindringen  von  Diatomeen  aus  Wasser  von  hohem 
Salzgehalt  in  solches  von  niederem  eine  Ausdehnung  des  Plasina- 
körpers  bis  zur  Sprengung  der  Zellhaut  ein.  Aus  dieser  Ursache 
findet  an  den  Mündungen  der  Flüsse  und  überall,  wo  sich  Fluß- 
und  Meerwasser  mischt,  fortwährend  ein  massenhaftes  Absterben 
von  Bacillarien  statt,  und  die  nun  zu  Boden  sinkenden,  verkiesel- 
ten  Schalen  tragen  an  geeigneten  Stellen  zur  Bildung  von  Schlick¬ 
ablagerungen  bei.« 

Von  Übergangs-Bildungen  des  Diatomeen-Pelits  zu  anderen 
Gesteinen  ist  besonders  der  S.  178/179  beschriebene  Diatomeen- 
Sapropel-Kalk  hervorzuheben.  Bei  der  Tatsache,  daß  die  Saprope- 
lite  bisher  nicht  genügend  untersucht  und  klassifiziert  wurden,  ist 
es  Gewohnheit  geworden,  auch  solche  Gesteine,  sofern  sie  auch  nur 
einige  Diatomeen  in  jedem  Präparat  aufweisen,  insbesondere  Sa- 

t 

propel-Kalk,  bei  uns  auch  gleich  als  Diatomeen-Pelit  u.  dergl.  zu 
bezeichnen.  Der  längstwährende  Irrtum  dieser  Art  ist  auf 
Ch.  G.  Ehrenberg  zurückzuführen,  der  seinerzeit  einen  etwas 
stärker  Diatomeen  führenden  Sapropel-Kalk  Berlins  »Infusorien- 

!)  Reichest  in  F.  Schicht,  Das  Wasser  und  seine  Sedimente  im  Flutgebiet 
der  Elbe.  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt  für  1904,  S.  455 — 456. 


13* 


196 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Diatomeen  =  Pelit, 

300  x  vergrößert,  von  Ober  =  Ohe  in  der  Lüneburger  Heide. 

(Freuudlickst  für  mich  aufgenommen  von  Herrn  Richard  Volk.) 

dann  zur  Folge,  daß  verkehrte  Theorien  zuwege  kommen,  wie  die¬ 
jenige  von  der  Herkunft  des  Petroleums  wesentlich  von  Diato- 
meen-Lagern.  Vielfach  ist  Diatomeen-Pelit  nur  ein  Verlegenheits¬ 
ausdruck  geworden,  weil  die  Autoren  das  Gestein  sonst  nicht  zu 
bestimmen  verstehen.  Die  Diatomeen  sind  unter  dem  Mikroskop 
dermaßen  auffällige  und  als  Diatomeen  so  leicht  zu  bestimmende 
Organismen,  ihre  Erkennung  ist  so  leicht,  daß  ihr  bloßes  Vor- 


Erde«  nannte  ebenso  wie  die  reinen  Diatomeen-Pelite,  und  Krä¬ 
mer  nennt  aus  demselben  Grunde  —  wie  wir  S.  126  (Anmer¬ 
kung)  sahen  —  ein  ganz  typisches,  sehr  gemischt  zusammen¬ 
gesetztes,  auch  Diatomeen  enthaltendes  Sapropel  ein  »Leichen¬ 
feld  von  Bacillariaceen« ,  indem  er  freilich  vieles  als  dieser  Fa¬ 
milie  zugehörig  angesehen  hat,  was  nicht  dahin  gehört;  das  hat 


Figur  19. 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


197 


bandensein  nur  zu  oft  für  die  Autoren  genügend  war,  um  ein 
Gestein  als  Diatomeen-Pelit  anzusprechen.  Was  müßte  man  dann 
aber  nicht  dazu  rechnen?  Wo  kommen  nicht  Diatomeen  vor? 
Vom  Winde  transportiert,  findet  man  sie  oft  im  Staub,  in  Exkre¬ 
menten  von  Wasservögeln,  die  sie  mit  der  Nahrung  aufnehmen, 
so  im  Guano  sind  sie  sehr  häufig  usw.  Deshalb,  weil  Meerwasser 
Kochsalz  enthält,  ist  es  doch  noch  kein  Kochsalz;  wenn  ich  dem¬ 
entsprechend  in  einem  Gestein  eine  Anzahl  Diatomeen  finde,  darf 
ich  doch  nicht  ohne  Weiteres  dieses  Gestein  als  Diatomeen-Pelit 
ansprechen!  Diatomeen-Pelit  darf  in  Zukunft  nur  ein  Gestein  mit 
so  vorwiegendem  Diatomeen-Gehalt  genannt  werden,  daß  es  tech¬ 
nisch  als  »Kieselgur«  verwertbar  ist,  Fig.  19,  ebenso  wie  man  z.B.  von 
Steinkohle  nur  dann  spricht,  wenn  das  Gestein  als  gutes  Brenn¬ 
material  brauchbar  ist  und  man  dementsprechend  einen  nur  etwas 
kohligen  Schiefer  nicht  als  Steinkohle  bezeichnet. 

Um  eine  Vorstellung  davon  zu  geben,  wie  viele  Diatomeen- 
Arten  zusammen  leben  und  sich  dementsprechend  in  Diatomeen 
führenden  Sapropeliten  vorfinden  können,  sei  eine  Liste  von  Arten 
geboten,  die  Herr  Prof.  Dr.  Otto  Müller  in  einem  kleinen  Pröbchen 
Diatomeen-Sapropel-Kalk,  den  ich  in  8  m  Tiefe  unter  Torf  beim 
Bau  des  Teltowkanals  bei  Gr.-Lichterfelde  nordöstlich  des  Teltower 
Sees  vorfand,  freundlichst  für  mich  bestimmt  hat.  Dieses  berg¬ 
feucht  nur  wenige  Zentimeter  große  Pröbchen  enthielt: 

cd  o 

Amphora  ovalis  Kütz. 

»  ovalis  var.  affinis  —  A.  affinis  Kütz. 

»  ovalis  var.  Pediculus  =  A.  Pediculus  Kütz. 

Cocconeis  Pediculus  Ehr. 

»  Placentula  var.  lineatci  Cl 

Cyclotella  comta  (Ehr.)  Kütz. 

»  comta  var.  radiosa  Grün. 

»  Kützingiana  Chauv. 

»  Meneghiniana  Kütz. 

Cymatopleura  elliptica  (Breb.)  W.  Sm. 

»  Solea  (Breb.)  W.  Sm. 

»  Solea  var.  n. 

Cymbella  affinis  Kütz. 


198 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Cymbella  amp)hicephala  Naeg. 

»  Cistula  Hempr. 

»  cuspidata  Kütz. 

»  cymbiformis  Ehr. 

»  Ehrenbergii  Kütz. 

»  Ehrenbergii  var.  delecta  Cl.  —  C.  delecta  A.  S. 

»  helvetica  Kütz. 

»  lanceolata  Ehr. 

»  leptoceros  (Ehr.)  Grün. 

»  maculata  (Kütz.)  —  C.  Cistula  var.  maculata  Cl. 

»  parva  W.  Sm. 

»  aequalis  W.  Sm.  =  C.  obtusa  Greg. 

»  aequalis  var.  subaequalis  Cl. 

Epithemia  Argus  (Ehr.)  Kütz. 

»  turgida  (Ehr.)  Kütz. 

»  Zebra  (Ehr.)  Kütz. 

»  »  var.  proboscidea  Grün. 

Eunotia  gracilis  (Ehr.)  Rbh.  nee.  W.  Sm. 

»  pectinalis  var.  stricta  Rbh. 

Fragilaria  construens  var.  venter  Grün. 

Gomphonema  acuminatum.  Forma  Brebissonii  Cl.  =  G.  Bre¬ 
bissonii  Kütz. 

Gomphonema  acuminatum  var.  intermedia  —  G.  ac.  v.  elon- 
gata  W.  Sm. 

Gomphonema  constrictum  Ehr. 

»  constrictum  var.  subcapitata  Grün. 

»  intricatum  Kütz. 

»  parvulum  Kütz.  =  G.  Lagenula  Kütz. 

»  subclavatum  var.  Mustela  Cl.  =  G.  Mustela  Ehr. 

»  subclavatum  var.  montana  Cl.  =  G.  montanum 

var.  suecica  Grün. 

Naviculae: 

Anomoeoneis  sphaerophora  Kütz. 

Coloneis  Silicula y  genuina  Cl.  —  Nav.  limosa  Donk. 

?>  Silicula  var.  alpina  Cl.  =  Nav .  Silicula  Grün. 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


199 


» 


» 


» 


Navicula  anglica  Ralfs 

gastrum  (Ehr.)  Donk. 
oblong a  KÜTZ 
oblonga  Kütz.  var. 

Piacentula  Ehr.  \  Uneolatae  Cl. 

radiosa  var.  tenella  Breb.  i 

radiosct  var.  acuta  Grün. 

Reinhardtii  Grün. 

rostellata  Kütz. 

Tuscula  (Ehr.)  Grün. 

cuspidata  Kütz.  Orthostichae  Cl. 

Pupula  Kütz.  Mesoleiae  Cl. 

BacHlum  Ehr.  )  ^ 

f  naciUares  EL. 

Pseudobaciüum  Grün.  \ 

Neidium  bisulcata  Lgst. 

amphigomphus  Ehr. 

affine  var.  amphirhynchus  Ehr.  =  Nav.  amphirhynchus 
»  Iridis  Ehr.  =  Nav.  firma  Kütz. 

Pinnularia  major  Kürz. 

»  nobilis  (Ehr.) 'Kütz. 


» 


» 


» 


» 


» 

» 


»  viridis  Kütz. 

»  microstauron  Ehr.  =  P.  Brebissonii  Kütz 

»  stauroptera  Grün. 

\ 

»  stauroptera  var.  in te rrup tct'N L . 

Stauroneis  P/wenicenteron  Ehr. 

Pleurosigma  attenuatum  (Kütz.)  W.  Sm. 


Nitzschia  sigmoidea  (Ehr  )  Sm. 

»  recta  Hantzsch. 
Rhopalodia  gibba  (Kütz.)  O.  M. 
Synedra  capitata  Ehr. 

»  Ulna  var.  splenclens 
Surirella  constricta  Ehr. 

»  biseriata  Breb 
»  elegans  Ehr. 


200 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Melosira  grenuiata  var.  ambigua  Grün. 

»  granulata  (Ehr.)  Ralfs. 

»  granulata ,  forma  australiensis  var.  procera 

»  granulata  var.  jonensis ,  forma  procera 

»  tenuissima  Grün. 

Herr  Dr.  Otto  Müller  berichtet  hierzu  unterm  5.  Septem¬ 
ber  1903: 

»Die  gestellte  Frage:  ob  die  in  der  Schlammprobe  vorkom¬ 
menden  Arten  alle  zu  der  jetzigen  Flora  der  Provinz  Brandenburg 
gehören,  bezw.  ob  wesentliche  Abweichungen  gegenüber  der  heu¬ 
tigen  erkennbar  sind,  vermag  ich  nicht  mit  genügender  Sicherheit 
zu  beantworten.  Die  Diatomeen -Flora  der  Provinz  Brandenburg 
ist  bisher  nicht  systematisch  bearbeitet  worden;  die  Aufgabe  wird 
die  unlängst  gebildete  Kommission  für  die  Kryptogamen-Flora  von 
Brandenburg  erst  im  Laufe  mehrerer  Jahre  lösen.  Ich  bin  daher 
auf  meine  beschränkte  Kenntnis  dieser  Flora  angewiesen. 

Dagegen  kann  ich  aussagen,  daß  alle  in  der  Liste  aufgeführ¬ 
ten  Arten  zu  den  heute  lebenden  gehören  und  daß  die  Mehrzahl 
derselben  mir  auch  aus  der  Provinz  Brandenburg  bekannt  sind. 
Wesentliche  Abweichungen  hinsichtlich  der  Gestalt  oder  der  Größe 
sind  nicht  aufgefallen;  doch  kommen  Formen  von  Cymatopleura 
Solea  vor,  welche  vielleicht  als  neue  Varietät  aufzufassen  wären. 

Von  besonderem  Interesse  dagegen  ist  das  häufigere  Vor¬ 
kommen  der  Surirella  constricta  Ehr.  Ehrenberg  fand  diese 

Art  in  der  Berliner  Diatomeen-Erde x)  und  bildete  sie  in  der  Mi- 

•• 

krogeologie  Tab.  XIV.,  Fig.  37  ab.  A.  Grunow  (Osterr.  Diät. 
1862.  Erste  Folge  S.  451)  suchte  sie  daselbst  vergebens  und  auch 
ich  habe  sie  in  Proben  aus  der  Karlstraße  nicht  aufgefunden;  sie 
scheint  daher  in  der  Berliner  Diatomeen-Erde  selten  zu  sein.  Nach 
der  allein  vorliegenden  Abbildung  Ehrenbergs  blieb  die  Art 
zweifelhaft.  Grunow  hielt  die  im  fossilen  Depot  von  Benis  Lake, 
White  Mountains  U.  S.  vorkommende  Form  mit  S.  constricta  Ehr. 
identisch  und  bestimmte  ferner  eine  im  Brasso-Flusse  bei  Santos 

*)  Ist,  wie  das  Material  von  Gr.  Lichterfelde,  das  Herr  Prof.  0.  Müller  unter¬ 
sucht  hat,  ein  Sapropel-Kalk,  aber  kein  Diatomeen-Pelit  (vergl.  S.  178/179).  —  P, 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


201 


in  Brasilien  lebende  Form  als  Varietät.  Stärker  abweichende  Va¬ 
rietäten  fand  ich  lebend  im  Nyassa-  und  Malomba-See  in  Süd- 
Ost- Afrika.  —  Eine  kurze  Form  aus  der  Erde  von  Klieken  bildet 
Stroese  (Bacillarienlager  bei  Klieken,  Tab.  I,  Fig.  26)  ab.  Diese 
und  die  Formen  von  Benis  Lake  stimmen  in  der  Tat  mit  den  in 
der  Teltower  Probe  vorhandenen,  mannigfach  variierenden,  Formen 
überein.  —  Lebend  wird  Surirella  constricta  Ehr.  von  Racibors- 
ki  und  Gutwinski  aus  der  Tatra  zitiert;  ob  es  sich  hier  um  die 
EHRENBERG’sche  Art  handelt  oder  um  Surirella  linearis  var.  con¬ 
stricta  W.  Sm.,  ist  mir  zweifelhaft.  Vielleicht  aber  gehört  diese 
letztere,  von  W.  Smith  (British  Diatomaceae,  Bd.  I,  Tab.  VIII, 
Fig.  58  a)  abgebildete  Art  richtiger  zu  Surirella  constricta  Ehr., 
und  dann  würde  sie  nach  A.  Grunow  nicht  selten  in  Alpenbächen 
und  Alpenseen  Vorkommen.  Ich  kenne  S.  linearis  var.  constricta 
leider  nicht  aus  eigner  Anschauung.  —  Daß  Surirella  constricta 
Ehr.  jetzt  noch  lebend  in  der  Provinz  Brandenburg  angetroffen 
werden  wird,  ist  zwar  nicht  ausgeschlossen,  aber  nicht  wahrschein¬ 
lich.« 

Bezüglich  der  im  Folgenden  vorgeführten  Synonyme  ist  zu 
bemerken,  daß  sie  sowohl  Diatomeen-Sapropel  und  Diatomeen-Sa- 
prokoll  umfassen,  als  auch  diejenigen  Diatomeen-Pelite,  die  brenn¬ 
bare  organische  Materialien  nicht  mehr  enthalten.  Diese  Syno¬ 
nyme  sind: 

Algenmehl  (Steinvorth  1864,  S.  22). 
Bacillarien(Badllariaceen)-Er(le. 

Bergmehl. 

Diatomeen-  (oder  Diatomaceen)-Erde. 

Diatomeen- Schiefer.  Die  Diatomeen-Pelite  entstehen  durch 
Sedimentierung,  wodurch  von  vorn  herein  eine  Schichtung  der 
Lager  angestrebt  ist.  Durch  nachträglichen  Druck  resultiert  eine 
senkrecht  zur  Druckrichtung  orientierte  Schieferung. 

Diatomeeil-Sclilamm  wird  meist  für  Tiefsee-Diatomeen  führen¬ 
de  Ablagerungen  gesagt.  Der  reinere  D.-Schl.  ist  Diatomeen- 
Pelit.  Ramann  möchte  für  diesen,  sofern  er  dem  Meere  entstammt, 
einführen  (vergl.  S.  164): 


202 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Diatomeeu-Schlick. 

Diatomeen-Torf.  Sogenannt  von  Früh,  wenn  noch  brennbare 
Bestandteile  in  dem  Gestein  vorhanden  sind.  Ein  von  dem  ge¬ 
nannten  Autor  (Üb.  Torf  u.  Dopplerit,  Zürich  1883,  S.  21)  unter¬ 
suchter  »Diatomeen-Torf«  enthielt  mindestens  90  pCt.  Diatomeen, 
im  Übrigen  sogen.  »Humus«  und  Chitin. 

Fossiles  Mehl,  nämlich  farina  fossile  sagt  man  in  Italien. 

Inflisorien-Erde  (auch  lnfusorien-Kieselerde  und  In- 
fusorien-Mehl  genannt)  Ehrenbergs,  der  die  Diatomeen  für 
Tiere  (Infusorien)  hielt.  Seine  Berliner  Infusorien -Erde  ist  aber 
kein  Diatomeen-Pelit  (s.  S.  178/179). 

Kieselgur  (gewöhnlich  Kieselguhr  geschrieben,  gur  stammt 
aber  von  gären). 

Kieselmehl. 

Kieseltllff,  der  ein  vom  Wasser,  nicht  durch  Vermittelung 
von  Organismen  abgeschiedener  Kieselsinter  ist,  ein  Ausdruck,  der 
aber  leider  auch  gelegentlich  für  Diatomeen-Pelit  Verwendung 
findet,  die  doch  keine  »Tuffe«  oder  besser  Sinter  sind. 

Modder  der  Berliner.  Siehe  S.  157  u.  180. 

Polierschiefer  der  Technik. 

Raudanit,  benannt  von  Salvetat  nach  der  Örtlichkeit  Randan 
in  Frankreich. 

Saug  -  Kieselschiefer  und  Saug-Sehiefer  ist  ein  von  Opal¬ 
masse  durchdrungenes  Diatomeen-Gestein,  das  lufttrocken  begierig 
Wasser  einsaugt.  Bei  der  leichten  Löslichkeit  der  Diatomeen- 
Schalen  bildet  sich  beim  Wiederniederschlagen  des  Materiales 
Opal  (Hornstein),  sodaß  schließlich  auch  in  Schichten,  die  viele 
Diatomeen  enthalten,  Opalknollen  (Hornsteinknollen,  Menilite)  ent¬ 
stehen,  wie  im  »Menilit- Schiefer«  des  Tertiärs.  In  der  unteren 
Partie  eines  Diatomeen-Lagers  vom  Monte  Amiata  in  Italien  traf 
B.  Lotti  (Zeitschr.  f.  Prakt.  Geol.  vom  Juli  1904,  S.  209)  hie 
und  da  gelatinöse,  leicht  an  der  Luft  erhärtende  Kieselsäure  und 
in  den  mit  den  Lagern  verbundenen  Eisen-  (Ocker-)  Schichten, 
die  Diatomeen- Schalen  enthalten,  »Halbopalplättchen«  (S.  1.  c. 
211),  offenbar  aus  den  aufgelösten  Schalen  herstammend. 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


203 


Schwimm-Kiesel  ist  ein  Name,  der  sich  auf  die  Schwimm¬ 
fähigkeit  von  lufttrockenem  und  dann  viel  Luft  enthaltenden  Dia- 
tomeen-Pelit  bezieht. 

Terra  silicea  ist  eine  Bezeichnung,  die  man  neben  Kieselgur 
gelegentlich  im  Handel  findet  und  zwar  die  gebrannte  als  terra 
silicea  calcinata. 

Tripel,  Tripelscliiefer  (frz.  Tripoli,  lat.  lapis  Tripolis  und 
terra  tripolitana)  sind  von  der  Technik  häufig  benutzte  Bezeich¬ 
nungen.  Ich  gebe  in  Klammern  die  lateinischen  Ausdrücke  mit 
an,  um  auf  die  Etymologie  des  Wortes  Tripel  aufmerksam  zu 
machen. 

Nicht  zu  den  Synonymen  von  Diatomen-Pelit  gehören,  obwohl 
es  dem  Wortsinne  nach  so  sein  müßte,  außer  Ehrenberg’s  Ber¬ 
liner  Infusorienerde,  die  —  ich  habe  sehr  viele  Proben  unter¬ 
sucht  —  generell  durchaus  kein  Diatomeen-Pelit  ist,  ferner  der 
Kieselag  der  Dänen  (Forchhammer  und  Steenstrup,  1842), 
die  Diatomeen-Gytj  e  Wesenberg- Lund’s  u.  a.  Diese  sind 
Sapropel-Kalke  oder  Kalk-Sapropele  mit  besonders  vielen  Diato- 
meen-Schalen,  die  aber  in  kaum  irgend  einem  Sapropelit  fehlen. 

Mit  dieser  Aufzählung  ist  schon  auf  eine  Anzahl  Merkmale 

i 

des  reinen  Diatomeen-Pelits  hingewiesen. 

Diatomeen-Pelit  kann  schneeweiß  sein  und  bildet  einen  äußerst 

t 

feinen  aber  scharfen  Staub.  Es  ist  aber  zu  beachten,  daß  solcher  Dia¬ 
tomeen-Pelit  nur  da  möglich  ist,  wo  nachträglich  oder  bald  nach  oder 
während  der  Bildung  derselben  eine  Verwesung  der  verbrennlichen 
kohlenstoff-haltigen  Bestandteile  möglich  war.  Es  kann  demnach 
von  vornherein  Diatomeen-Pelit  an  Stellen  unter  Wasser  entstehen, 
die  wegen  größerer  Sauerstoff-Zufuhr  für  die  Bildung  von  Faul¬ 
schlamm  ungünstig  sind.  Meist  allerdings  findet  erst  nachträglich 
eine  Verwesung  resp.  Auslaugung  statt,  die  dann  die  Kieselpanzer 
zurückläßt.  So  beobachtete  ich  in  einer  Kieselgurgrube  der  Lü¬ 
neburger  Heide  das  Fig.  20  wiedergegebene  Profil,  das  einen  durch 
Aufpressung  hervorgebrachten  Sattel  von  Diatomeen-Pelit  zeigt. 
Ganz  unabhängig  von  den  die  Schichtung  des  Diatomeen-Pelits  an¬ 
zeigenden  Linien  sind  nun  die  tieferen  und  höheren  Lagen  in  diesem 
Profil  so  verschieden  stark  ausgelaugt,  daß  die  oberste  Partie 


204 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


schneeweiß,  die  mittelste  Partie  dunkelgrau  und  die  stärkste,  un¬ 
terste  Partie  noch  durchaus  typische  Faulschlamm-Farbe  besitzt, 
in  diesem  Falle  dunkelgrünlich-braun.  Im  Kieselgur-Betrieb  wird 
danach  weiße,  graue  und  grüne  Kieselgur  unterschieden. 
Die  beiden  letztgenannten  Sorten  müssen  denn  auch,  um  eine 
handelsfähige  Waare  zu  liefern,  vorher  gebrannt  werden,  und  es 
ist  meist  derartig  reichliche  organische  Substanz  darin,  daß  dieser 
Diatomeen-Pelit,  nachdem  er  lufttrocken  geworden  ist,  in  Form 
von  Meilern  zusammengepackt,  weißbrennt  (»calciniert«).  Der  sich 
dabei  entwickelnde  brenzliche  Geruch  ist  bei  richtigem  Wind  kilo- 

Figur  20. 


Profil  durch  ein  aufgesatteltes  Diatomeenpelit  =  Lager  bei  Ober  =  Ohe 

in  der  Lüneburger  Heide. 

1  =  Geschiebesand,  2  =  weißer,  3  =  grauer,  4  =  grüner  Diatomeenpelit. 

meterweit  zu  verspüren.  Es  ist  unter  diesen  Umständen  nicht 
wunderbar,  wenn  Diatomeen-Sapropel  (graue  und  grüne  Kieselgur) 
als  Isoliermasse,  etwa  für  Dampf-  und  Warmwasser-Heizrohre  be¬ 
nutzt,  bevor  sie  »calciniert«  (gebrannt)  wurde,  gelegentlich  Brände 
zu  erzeugen  im  Stande  sind,  wie  das  z.  B.  in  Hamburg  manchmal 
vorgekommen  ist.  Es  darf  für  solche  Zwecke  eben  nur  gebrannte 
Kieselgur  benutzt  werden. 

Von  figurierten  Bestandteilen  fand  ich  im  Diatomeen-Pelit 
von  Ober-Ohe  in  der  Lüneburger  Heide: 

Diatomeen  (zahllos), 

Sporen  (wohl  von  Pteridophyten), 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


205 


Pinus- Pollen  (viel),  einzelne  Hydrostereiden  und  Holz  von 
P.  silvestris  und  Zapfen  dieser  Spezies,  sowie  von  Picea  excelsa , 
Ainus-,  Betula -,  Corylus-B ollen, 

Calluna-B  o\\en  (jedenfalls  Ericaceenpollen,  viel), 

Gewebefetzen  höherer  Pflanzen,  Holz  von  Pinus  silvestris  usw., 
Laubblätter  und  andere  Reste  höherer  Pflanzen, 

Haare  von? 

Fischreste  und  Fische, 

Schwarze  Pyritkügelchen, 

Organische,  brennbare  Grundsubstanz  (viel). 

Die  Diatomeen-  (auch  Radiolarien-  usw.)  Schalen  bestehen 
wie  der  Opal  aus  SiC^-f-aq.  Diese  Verbindung  ist  sehr  viel 
leichter  löslich  und  angreifbar  als  Quarz  (Si  O2).  Beim  Diato- 
meen-Lager  von  Klieken  findet  man  stellenweise  nach  StröSE 
(1884,  S.  5)  »meist  talergroße  Stücke  amorpher,  fester  Kieselerde, 
wahrscheinlich  durch  Lösung  von  Bacillarienerde  entstanden«. 
Dementsprechend  sind  in  rezenten  Vorkommen  (am  Boden  von  Ge¬ 
wässern)  und  diluvialen  Ablagerungen  oft  angegriffene  (korrodierte) 
Diatomeen-Schalen  zu  finden,  und  auf  den  Boden  sehr  tiefer  Ge¬ 
wässer  gelangen  aus  den  oberen  Regionen  des  Wassers  oft  nur 
wenige  oder  keine  Schalen  hinab,  da  sie  unterwegs  beim  Niedersinken 
gern  in  Lösung  übergehen.  Daher  ist  auch  anzunehmen,  daß  die 
fossilen  und  subfossilen  Diatomeen-Lager  in  seichten  Gewässern  ent¬ 
standen  sind,  entsprechend  den  heutigen  Verhältnissen,  wie  wir  sie 
z.  B.  in  Buchten  der  Ostee  (Häfen)  beobachten  können. 

Spongillennadeln  (ebenfalls  SiOg-f-aq)  bilden  nur  ganz  ge¬ 
legentlich  so  reine  Anhäufungen  wie  die  Kieselschalen  von  Dia¬ 
tomeen  in  den  Diatomeen-Peliten.  Aus  einer  Bohrung  beim 
Bahnhof  Bellevue  in  Berlin  habe  ich  eine  Sapropelitprobe  untersucht, 
die  aus  dem  Liegenden  eines  Torflagers  stammte,  die  von  figu¬ 
rierten  Bestandteilen  fast  nur  Spongillennadeln  in  sehr  großer 
Zahl  aufwies. 

Sind  die  Diatomeen-Pelite  in  lufttrockenem  Zustand  erdige 
(mehr  oder  minder  staubende)  Gesteine,  abgesehen  von  den  Fällen 
wie  beim  Saugschiefer  und  ähnlichen,  so  gibt  es  doch  auch  durch 


206 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


Vermittelung  von  Pflanzen  abgeschiedenes  Siliciumdioxyd-Gestein, 
das  von  vornherein  oder  sehr  schnell  steinfeste  Konsistenz  ge¬ 
winnt.  Nach  Weed  nämlich  (1.  c.  1891)  u.  a.  können  sich  —  ähn¬ 
lich  wie  das  beim  Kalksinter  der  Fall  ist  (vergl.  S.  187)  —  durch 
Vermittlung  von  Schizophyceen  Kieselgallerte  ausscheiden,  die 
mächtige  Kieselsinter-Ablagerungen  erzeugen. 

2.  Der  Sapropel-  (Saprokoll-)  Sand  (Faulschlamm- 

[Faulgallerte-]  Saud) 

ist  im  Schlammzustande  wie  auch  Sapropel-reichere  Sapropel- 
Tone  und  überhaupt  ordentliche  Sapropelerden  makroskopisch  von 
Sapropel  oft  nicht  zu  unterscheiden ;  er  kann  flüssig-gallertig  sein, 
da  der  Sand  —  meist  Feinsand  —  im  Sapropel  suspendiert  ist 
wegen  der  äußerst  wasserreichen  Beschaffenheit  der  gallertigen 
Grundsubstanz  des  Sapropels.  Älteres  Material  kann  ganz  wie 
reines  Saprokoll  aussehen.  Lufttrocken  —  oder  wenn  er  in  der 
Natur  den  Schlammzustand  verlassen  hat  (z.  B.  in  Profilen)  — 
sieht  er  aber  wTie  Sand,  gewöhnlich  Feinsand,  aus  und  ist  hell, 
gewöhnlich  hellgrau  bis  dunkelgrau.  Besonders,  wenn  es  sich  um 
Feinsand  handelt,  ist  der  Sapropelsand  im  lufttrockenen  Zustande 
locker,  porös,  zuweilen  so  stark  porös,  daß  man  einen  stark  aus¬ 
gelaugten  Feinsand  oder  einen  Diatomeen-Pelit  vor  sich  zu  haben 
glaubt.  Beim  Erhitzen  unter  Luftabschluß  wird  er  durch  den 
Destillationsrückstand  schwarz.  Eine  vorherige  mikroskopische 
Untersuchung  ergibt  natürlich  figurierte  Sapropelbestandteile  (z.  B. 
u.  a.  auch  Diatomeen,  wodurch  eine  Verwechslung  mit  Diatomeen- 
Pelit  erst  recht  möglich  ist).  Die  lockere  Beschaffenheit  des  nicht 
mehr  im  Schlammzustande  befindlichen  Sapropelsandes  bedingt 
die  leichte,  vollständige  Zersetzung  der  Sapropelbestandteile.  Die 
alten  Sapropelsande  zeigen  also  nach  dem  Gesagten  lufttrocken 
nichts  von  der  Festigkeit  des  lufttrocknen  Sapropels,  sondern  zer¬ 
fallen  sehr  leicht.  Sapropelsand  kommt  z.  B.  im  Wattenmeer,  den 
Hafis  (im  Kurischen  Haff),  im  Havelgebiet  usw.  vor. 

In  dem  schon  S.  176  erwähnten  Profil  eines  verlandeten  Teiches 
westlich  der  Siemensbrücke  in  Steglitz  bei  Berlin  kam  an  der  Basis 
auch  eine  Schicht  Sapropelsand  vor,  der  sich  an  der  ausgetrock- 


Sapropel  und  Siliciumdioxyd. 


207 


neten  Profilfläche  wie  ein  helles  Band  von  lockerem  Feinsand  stark 
von  den  dunklen,  an  Sapropel  reicheren  Sapropeliten  abhob,  die 
dieses  Band  unten  und  oben  begleiteten.  Beim  Glühen  unter  O- Ab¬ 
schluß  wurde  dieser  Sand  ganz  schwarz.  Unter  dem  Mikroskop 
zeigten  sich  sehr  viele,  sehr  feine  Sandpartikel,  ferner  Diatomeen, 
teils  noch  mit  Chlorophyllinhalt,  Spongillennadeln,  viele  teils  noch 
grüne  Algen-  undPflanzenfetzchen,  eine  Schmetterlingsschuppe  usw. 

Bei  dem  Glühen  unter  Luftabschluß,  wie  das  S.  183/184  unter 
»Sapropel  und  Calciumcarbonat«  bereits  geschildert  wurde,  gibt  sich 
der  Sapropelgehalt  durch  die  hellleuchtende,  entweichende  Gasmenge 
zu  erkennen,  die  geringer  oder  größer  ist,  und  dadurch  einen  Wink 
über  die  Höhe  des  Sapropelgehaltes  abgibt;  die  Schwarzfärbung 
des  Rückstandes  ist  dabei  charakteristisch,  auch  wenn  nur  wenig 
Sapropel  im  Gestein  vorhanden  war,  zuweilen  so  wenig,  daß  man 
das  Vorhandensein  überhaupt  nicht  ohne  weiteres  vermuten  konnte. 
A-ndererseits  überschätzt  man  —  wie  gesagt  —  bei  frischen  (noch 
schlammigen)  Sapropeliten  das  Quantum  an  vorhandenem  Sapropel 
sehr  leicht.  Will  man  darüber  schnell  —  insbesondere  schon  im 
Felde  —  ein  Bild  gewinnen  und  die  Sapropelite  bestimmen,  so 
ist  es  zweckmäßig,  eine  Streichprobe  zu  machen,  indem  ein 
Pröbchen  mit  dem  Messer  —  so  viel  auf  seine  Spitze  geht  —  auf 
Papier  abgestrichen  wird.  Solche  Proben  sind  eingefaltet  bequem 
transportabel  und  werden  dann  offen  hingelegt.  So  trocknen  sie 
schnell  genug  und  zeigen  dann  bequem,  um  was  es  sich  handelt. 
Als  Sapropel  wird  man  das  Material  bestimmen,  wenn  es  zu  einem 
harten,  zerspringenden  Hornhäutchen  zusammentrocknet.  Die 
einzelnen  Teilchen  bleiben,  zwischen  den  Fingern  gerieben,  ganz 
oder  zerspringen  wie  zarte  Schüppchen  aus  Horn  oder  aus  ge¬ 
trockneter  Gelatine  oder  getrocknetem  Leim.  Je  nach  dem  stär- 
keren  Zusatz  von  Kalk,  Ton  oder  Sand  sind  die  Proben  mehr 
oder  minder  leicht  zerreibbar  oder  nähern  sich  der  hornigen  Be¬ 
schaffenheit.  Meist  sieht  man  bei  größerem  Kalk-,  Ton-  und 
Sandgehalt  den  wie  angegeben  behandelten  Proben  ohne  Weiteres 
an,  ob  es  sich  um  Sapropel-Kalk,  -Ton  oder  -Sand  handelt,  über¬ 
dies  steht  ja  zur  Prüfung  des  Kalkgehaltes  Säure  zur  Verfügung. 
Während  naß  gewesener,  als  Streichprobe  behandelter  Sand  nach 


208 


Sapropel  und  Eisen-Verbindungen. 


dem  Trocknen  von  dem  Papier  ohne  Weiteres  herabrieselt  oder 
durch  nur  sehr  geringe  Nachhilfe  sich  lockert,  klebt  der  Sapropel- 
Sand  dem  Papier  mehr  oder  minder  an,  und  auch  die  einzelnen 
Sandkörnchen  bleiben  in  besserem  Zusammenhänge. 

Sapropel-  und  Eisen-  (auch  Mangan-)  Verbindungen. 

1.  Sapropelite  mit  reduzierten  Eisenverbin düngen. 

Viele  Sapropel-Erden  sind  ausgezeichnet  durch  einen  mehr 
*  oder  minder  hervorragenden  Eisengehalt,  insbesondere  findet  man 
unter  den  Sapropel-Schlicken  von  Meeresküsten,  aber  auch  des 
Kontinents,  wo  hinreichende  Ruhe  vorhanden  ist  zum  Absatz  von 
Feinsediment,  also  auch  von  Sapropel,  schwarz  oder  schwarzdunkel¬ 
blau  gefärbte  Schlamme,  deren  Färbung  meist  auf  dem  Vorhandensein 
von  intensiv  schwarz  färbenden,  nicht  oxydierten  Eisenverbindun¬ 
gen  (besonders  FeS,  Ferrosulfid,  Einfach-Schwefeleisen)  beruht, 
entstanden  durch  die  stark  reduzierenden  Eigenschaften  des  Sa- 
propels,  das  z.  B.  auch  im  Kupferschiefer  den  Kupferkies,  das 
Buntkupfererz  und  andere  reduzierte  Mineralien  geschaffen  hat. 
Inwieweit  bei  dieser  Reduktion  die  von  W.  M.  Beijerinck1)  auf¬ 
gefundene  Bakterie  Spirillum  desulfuricans  eine  Rolle  spielt,  d.  h. 
event.  mehr  oder  minder  notwendig  ist  für  diesen  Prozeß,  ist  für 
uns  weniger  wichtig;  uns  ist  die  Hauptsache,  daß  unter  den  an¬ 
gegebenen  Bedingungen  die  Reduktion  zu  FeS  stattfindet. 

An  der  Luft  hellen  sich  die  »schwarzen  Schlamme«  oft 
mehr  oder  minder  auffällig  stark  durch  Oxydation  auf,  da  ans 
FeS  an  feuchter  Luft  Ferrosulfat  wird,  weshalb  denn  auch  oft  zu 
beobachten  ist,  daß  die  oberflächliche  Schicht  einer  schwarzen  Sa- 
propel-Erde  in  einem  See  wesentlich  heller  sein  kann  als  der 
übrige  Schlamm.  Sehr  auffällig  beobachtete  ich  dies  u.  a.  im 
Illgensee  in  der  Kgl.  Forst  Liebemühl  in  Ostpreußen,  der  mit 
einem  eisenhaltigen,  mehrere  m  mächtigen  Sapropel-Kalk  erfüllt 
ist,  der  oben  hell,  darunter  dunkler  ist.  Noch  viel  auffälliger 
ist  es  mit  dem  schwarzen  Schlamm  aus  dem  Toten  Meer,  den  mir 

l)  Beijerinck,  Über  Spirillum  desulfuricans  als  Ursache  von  Sulfatreduktion 
(Zentralbl.  f.  Bakteriol.  1896). 


Sapropel  und  Eisenverbind  ungen. 


209 


Herr  Dr.  Werner  Magnus  mitbrachte,  ebenso  mit  demjenigen 
des  Schwarzen  Meeres  usw.  usw.  Im  Gegensatz  zu  dieser  auf¬ 
fälligen  schnellen  Aufhellung  der  schwarzen  Eisen-Sapropelite 
steht  z.  B.  Dopplerit-Sapropel,  das  nachdunkelt,  schwarz  wird,  eben¬ 
so  wie  überhaupt  Sapropele,  die  mehr  oder  minder  stark  miPHu- 
mussäuren  oder  überhaupt  mit  Torfsubstanzen  versetzt  sind.  Das 
Sapropel  aus  dem  Schwarzen  See  bei  Liebemühl  in  Westpreußen 
z.  B.  hat  sich  aus  diesem  Grunde  in  den  Glasbüchsen,  in  denen 
ich  es  seit  mehreren  Jahren  auf  bewahre,  in  seinen  oberen,  der 
Luft  ausgesetzten  Partieen  geschwärzt.  Es  kann  daher  Vorkommen, 
daß  Ferrosulfid  enthaltende  Schlamme  sich  nicht  auf  hellen,  wenn 
nämlich  gleichzeitig  reichlicher  Humus  beigemengt  ist,  und  daß 
sie  auch  keinen  H2S  Geruch  besitzen,  dann  ist  der  Nachweis  von 
Ferrosulfid  durch  Beifügung  von  Salzsäure  sofort  zu  erbringen 
durch  die  Entwicklung  von  H2S: 

2  HCl  4-  FeS  =  FeCl2  -j-  H2S 

Salzsäure  -4-  Ferrosulfid  =  Ferrochlorid -p  Schwefelwasserstoff. 

FeS  hat  die  Tendenz  in  FeS2  (Eisendisulfid,  Pyrit)  überzu¬ 
gehen  unter  der  Voraussetzung  bleibenden  Luftabschlusses.  Bake- 
nell  beobachtete1)  an  Mäusen,  die  er  in  FeS04- Lösung  aufbe¬ 
wahrte,  Kryställchen  von  FeS2.  Der  Schwefel  stammt  1.  aus  den 
Organismen,  2.  aus  den  Salzen  des  Wassers. 

Zu  1:  Beim  Zusammentun  von  Ferrihydroxyd  (oder  Ferrosulfat) 
mit  faulenden  schwefelhaltigen  Organismen  oder  ihren  Teilen  (z. 
B.  Fleisch)  kann  man  die  Entstehung  von  Schwefeleisenverbin¬ 
dungen  leicht  beobachten,  wodurch  die  Masse  dann  naturgemäß 
die  schwarze  Farbe  des  Einfach-Schwefeleisens  (das  zunächst  ent¬ 
steht)  annimmt.  Ich  habe  solche  Experimente  wiederholt  in  Rea¬ 
genzgläsern  gemacht. 

Zu  2:  Bekanntlich  enthält  das  Meerwasser  reichlich  Sul¬ 
fate,  außerordentlich  viel  mehr  als  Süßwasser.  Die  Möglichkeit 
H2S  zu  bilden ,  das  zunächst  entsteht,  ist  daher  im  Meer-  oder 
Brackwasser  sehr  viel  größer.  H2S  wird  dann  aber  bei  Vorhan¬ 
densein  von  Fe- Verbindungen  zunächst  zu  FeS.  Ist  nicht  hin- 


')  Nack  Fuchs,  Die  künstlich  dargestellten  Mineralien.  S.  55. 

Neue  Folge.  Heft  55. 


14 


210 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


reichend  Fe  vorhanden,  so  riecht  der  Schlamm  resp.  das  Wasser 
nach  H2S  und  hier  ist  daran  zu  erinnern,  daß  das  Meerwasser 
relativ  wenig  Eisen- Verbindungen  enthält.  Danach  ist  es  klar, 
daß  gerade  die  Schlamme  ruhigerer  Salz  Wasserstellen  besonders 
prädestiniert  sind  stark  nach  H2S  zu  riechen.  Sehr  instruktiv  ist 
für  das  Angegebene,  daß  die  an  ruhigen  Stellen  in  der  Ostsee 
und  ihren  Salzwasser  enthaltenden  Buchten  vorhandenen  Saprope- 
] ite  stark  nach  H2S  stinken,  während  der  Sapropelit  z.  B.  des 
.  Kurischen  Haffs,  das  Süßwasser  führt,  keinen  irgendwie  auffälligen 
Geruch  von  sich  gibt. 

Synonyme.  —  Schwarze  Schlamme,  namentlich  aus  Tei¬ 
chen  und  Seen  russischer  Salzsteppen  wrerden  als  »sch  warze  Heil- 

•  •• 

schlämme«  der  Mediziner  zum  Baden  benutzt.  Ähnliches  Ma¬ 
terial  im  Schlamm  -  Zustande  resp.  subfossil  heißt  in  den  Marsch¬ 
ländereien  auch  Pulvererde.  Von  Warming  !)  wird  der  schwarze 
Schlamm  organischer  Schlick  (sehr  mißverständlich!),  von 
H.  A.  Meyer  und  K.  Möbius1 2)  auch  schwarzer  Moder  genannt, 
C.  A.  Weber3)  sagt  zu  dem  Schlamm  der  Kieler  Föhrde,  den  auch 
M.  und  M.  im  Auge  haben,  schlammige  Moor  er  de  und  schlam¬ 
miger  Moorsand.  Otto  Krümmel  nennt4)  speziell  den  schwar¬ 
zen  eisenhaltigen  Schlamm  des  Schwarzen  Meeres  Schwefel  ei¬ 
senschlick.  Usw. 

Ein  mäßigerer  Gehalt  an  FeS  bedingt  eine  mehr  blaue  Farbe, 
wie  sie  der  unter  dem  Namen  Blauschlamm  (blauer  Schlamm, 
blauer  Schlick)  bekannte,  sehr  verbreitete,  schwach  Sapropel- 
und  FeS -haltige  Meeresboden  der  Flachsee  zeigt5).  Die  oberste 
Lage  des  Blauschlammes  ist  rot  bis  braun  durch  Oxydation,  die 
am  Meeresgründe  durch  das  sich  fortbewegende  Wasser  durch- 

1)  Warming,  Ökologische  Pflanzengeographie.  2.  Aufl.  1902,  S.  147. 

2)  Meyer  und  Möbius,  Fauna  der  Kieler  Bucht,  T.  Bd.,  Leipzig  18G5,  S.  XIV. 

3)  Weber,  Uber  Litorina-  und  Prälitorinabildungen  der  Kieler  Föhrde  (Engler’s 
Botan.  Jahrbücher,  Leipzig  1904,  S.  3,  4  und  23). 

4)  Krümmel,  Ozeanographie  1907,  S.  178. 

5)  Die  Farbe  des  in  der  Literatur  als  Rotschlamni  (roter  Schlamm) 
aufgeführten  Materiales,  ist  —  abgesehen  von  dem  Rotschlamm  der  Tiefsee, 
vergl.  S.  164  —  bedingt  durch  Vorhandensein  von  roten  Bakterien  ( Pseudomonas 
( Chromatium )  Okenii  und  vinosn )  in  Süß-  und  Brackwasser  und  zwischen  sieh 
zersetzenden  Tangen. 


Sapropel  und  Eisen  Verbindungen. 


211 


gängig  die  Reduktion  überwiegt.  Gelegentlich  ist  an  Stelle  des 
Blauschlammes  ein  fast  schwarzer  (eisenhaltiger)  Schlamm  vorhan¬ 
den  wie  nach  K.  Natterer1)  vor  Akka  an  der  Küste  von  Palästina. 
»Die  Dicke  der  hellen  Schlammschicht  war  in  den  verschiedenen 
Teilen  des  östlichen  Mittelmeeres  verschieden  groß,  manchmal 
betrug  sie  nur  wenige  Millimeter.«  »In  der  Regel  brachten  jedoch 
sowohl  das  Lot  als  auch  das  beiläufig  0,25  m  in  den  Grundschlamm 
eindringende  Schleppnetz  nur  hellen  Schlamm  herauf,  d.  h.  es 
ist  in  der  Regel  dem  freibeweglichen,  sauerstoffreichen  Meerwasser 
Gelegenheit  geboten,  bis  zu  dieser  Tiefe  in  den  Schlamm  einzu¬ 
sinken  und  die  Bildung  dunkelgefärbter  organischer  Substanzen 
oder  gar  von  Schwefeleisen  zu  verhindern.«  (1.  c.  S.  24 — 25). 

Schwarze  Eisen-Schlamme  kommen  in  Norddeutschland  und 
sonst  sehr  häufig  vor.  Sie  sind  insbesondere  vorhanden  an  ruhi¬ 
geren  Ufern  und  Mündungs-Stellen  von  Flüssen,  wo  das  abgelagerte 
feine  Ton-,  Sand-  und  Mergel -Material  Sapropel  bildende  Orga¬ 
nismen  (insbesondere  Plankton)  einzubetten  in  der  Lage  ist.  Die 
Salzseen  der  abflußlosen  Gebiete,  enthalten  besonders  auffällig 
schwarze  Schlamme2).  —  Dort,  wo  namentlich  in  Küsten-Gegen- 
'den  des  Meeres  ruhigere  Verhältnisse  walten,  wie  in  Wattenmeer- 
Gebieten  —  z.  B.  im  Königshafen  an  der  N.-Spitze  von  Sylt,  wo 
der  schwarze  Schlamm  stellenweis  wieder  von  Sand  bedeckt  wurde, 
wird  solcher  Schlamm  abgesetzt,  auch  unter  Umständen  da,  wo 
man  es  nicht  vermuten  sollte.  So  hatte  ich  gehört,  daß  S.O.  der 
Insel  Amrum  sich  Schlamm  finden  sollte,  der  verrostete  eiserne 
Gegenstände  wieder  blank  machte.  Danach  mußte  sich  dort  ein 
Schlamm  finden,  der  durch  die  sich  zersetzenden  Organismen  re¬ 
duzierende  Eigenschaften  besitzt,  ln  der  Tat  ist  dieser  Schlamm 
vorhanden,  der  durch  Ferrosulfid -Gehalt  schwarz  gefärbt  ist  und 
sich  am  Sauerstoff’  der  Luft  schnell  auf  hellt:  ein  Hinweis  darauf, 
daß  die  viel  besprochenen  schwarzen  Schlamme  des  Schwarzen 

!)  Natterer,  Über  chemisch-geologische  Arbeiten  der  »Pola«-Expedition 
(VII.  Intern.  Geogr.  Kongreß.  Berlin  1899.  »Auszug  von  Vorträgen«)  S.  25. 

2)  Vergl.  z.  B.  Ferdinand  Ludwig,  Chemische  Untersuchung  einiger  Mine¬ 
ral-Seen  ostsibirischer  Steppen.  Zeitschr.  für  praktische  Geologie.  Berlin  1903, 

S.  401  ff. 


14* 


212 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


Meeres  durchaus  nichts  Besonderes  sind,  sondern  an  geeigneten 
Stellen  wohl  aller  Meere  eine  häufige  Erscheinung  sind.  Überall 
wo  eisenhaltige  Wässer  unter  genügendem  Luftabschluß  mit  sich 
zersetzenden  organischen  Bestandteilen  vorhanden  sind,  kann  man 
Schwarzfärbung  und  schnelle  Aufhellung  an  der  Luft  beobachten, 
sogar  an  vielen  Stellen  am  Strande  unter  der  oberen  Sand- 
decke  ist  diese  Erscheinung  oft  zu  beobachten.  Ein  Nachgraben 
ergibt  hier  überraschend  häufig  schwarze  oder  schwarzblaue,  sich 
.schnell  aufhellende  Sande.  Für  die  Bildung  stärker  Faulschlamm 
enthaltende  Böden  ist  das  Wattenmeer  im  allgemeinen  durch  die 
Ebbe-  und  Flut -Erscheinung  zu  bewegt.  Die  Stelle  bei  Amrum 
ist  recht  interessant,  da  sie  zeigt,  daß  auch  unter  oder  in  nächster 
Nähe  von  recht  stark  bewegtem  Wasser  noch  Bedingungen 
vorhanden  sein  können,  die  die  längere  Erhaltung  von  Faulschlamm 
begünstigen.  Bei  Amrum  handelt  es  sich  um  den  Schutz,  den 
eine  Sandbank  gewährt.  Als  weiteres  Beispiel  sei  auf  den  schwar¬ 
zen  Schlamm  des  Zicker  Sees  (einer  Ostseebucht)  auf  Rügen 
hingewiesen.  Auch  der  schwarze  Schlamm  des  Schwarzen  Meeres 
gehört  —  wie  gesagt  —  hierher  und  ist  nichts  Besonderes. 
Durch  freundliche  Übersendung  von  Proben  aus  dem  Schwarzen 
M  eer,  die  ich  Herrn  Nik.  AndrüSSOW  verdanke,  und  einer  Probe 
aus  der  Region  des  Kaspischen  Meeres,  die  ich  Herrn  A.  F. 
Stahl  verdanke,  wurde  ich  in  die  Lage  versetzt,  diese  schwarzen 
Schlamme  mit  solchen  aus  kontinentalen  Gewässern  und  von  der 
Meeresküste  Norddeutschlands  zu  vergleichen. 

Der  schwarze  Schlamm  vom  Schwarzen  Meer  sowohl  als  auch 
z.  B.  der  vom  Zicker  See,  ebenso  der  von  der  Kieler  Föhrde  u.  a. 
riechen  wegen  der  sich  in  ihnen  abspielenden  Reduktions- Vor¬ 
gänge  bei  reichlich  außer  in  den  Organismen  besonders  in  den 
Sulfat- Salzen  des  Wassers  vorhandenem  Schwefel  nach  H2S ;  sie 
hellen  sich  an  der  Luft  schnell  und  beträchtlich  auf  und  werden 
hellgrau.  Das  mir  zur  Verfügung  stehende  Material  des  Schwarzen 
Meeres  (Dredge  VIII  aus  387  Faden  Tiefe)  von  geringem  spezifi¬ 
schen  Gewicht,  zerging  in  Wasser  getan  sofort.  Es  bestand  aus 
sehr  feinem  anorganischen  Sediment  (viel  feiner  als  eine  Probe  aus 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


213 


200  Faden  Tiefe),  dessen  Bestandteile  kleiner  waren  als  die  reich¬ 
lich  beigemengten  noch  figurierten  organischen  Teile.  Die  sehr 
ähnliche  Probe  aus  200  Faden  Tiefe  (Station  34)  enthielt  in  dem 
Mineralschlamm  eingebettet  verschiedene  Diatomeen  -  Arten  und 
andere  Reste  von  Plankton-  usw.  Organismen  z.  T.  mit  schwarzen 
Inhaltskörnern,  die  Pyrit  waren ;  überhaupt  waren  solche  schwarzen 
Kügelchen  auch  außerhalb  der  Organismen  sehr  häufig.  Pyrit 
fehlt  in  den  schwarzen  Schlammen  neben  FeS  fast  niemals  und  ist 
in  Sapropeliten  überhaupt  häufig,  in  denen  oft  mikroskopisch 
kleine  Kugeln  von  Pyrit  zu  beobachten  sind,  die  dann  leicht  Spo¬ 
ren  oder  ähnliche  Objekte  vortäuschen :  hielten  doch  früher  eini¬ 
ge  Zoologen  solche  Kügelchen,  die  in  faulenden  Foraminiferen 
auffällig  sind,  für  »Keimkugeln«  dieser  Kalkschalentiere,  bis  dann 
L.  Rhumbler  definitiv  die  Pyritnatur  dieser  Gebilde  nach  wies1). 
Auch  im  Lumen  abgestorbener  Pflanzenzellen  (z.  B.  auch  in  Dia¬ 
tomeen)  können  die  schwarzen  Kügelchen  gelegentlich  beobachtet 
werden2).  Neuerdings  hat  W.  Deecke3)  aus  dem  ältesten  Tertiär 
(Unter-Eozän)  aus  FeS2  bestehende  Kieskerne  von  Diatomeen  be¬ 
kannt  gemacht,  als  vollständige  Ausfüllungen  der  Diatomeen- Kiesel- 
-  schalen,  die  aber  selbst  vollständig  verschwunden  (gelöst)  waren. 

c 

Prinzipiell  stimmt  auch  der  mir  vorliegende  schwarze  Schlamm 
vom  Tschale  Deria  nördl.  vom  Kaspischen  Meer  mit  dem  des 
Schwarzen  Meeres  überein.  Er  ist  sehr  feinsandig,  hellt  sich  an 
der  Luft  auch  im  feuchten  Zustande  schnell  auf,  indem  er  grau 
wird;  er  riecht  nach  H2S  und  enthält  Diatomeen,  viele  andere 
organische  Reste,  auch  Pollenkörner  und  ebenfalls  wieder  viele 
Pyrit- Kügelchen.  Aus  der  Gegend  des  Toten  Meeres  hat  mir 
Herr  Dr.  Werner  Magnus  freundlichst  Schlamm  mitgebracht. 
Er  schreibt  mir: 

h  Rhumbler,  Eisenkiesablagerungen  im  verwesenden  Weichkörper  von  Fo¬ 
raminiferen,  die  sogenannten  Keimkugeln  Max  Schültze’s  u.  a.  (Nachrichten  von 
derfKönigl.  Gesellsch.  der  Wiss.  und  der  Universität  zu  Göttingen,  Göttingen  1 81)2, 
S.  419—428). 

2)  Siehe  u.  a.  auch  Steusloff  1905. 

3)  Deecke,  Diät omeenkieskerne  im  paleozänen  Tone  Greifswalds.  (Monats¬ 
berichte  der  Deutschen  geologischen  Gesellschaft  1907.  Protokoll  S.  254 —255.) 


214 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


»An  der  rechten  Seite  der  Mündung  des  Jordan  in  das  tote 
Meer  befinden  sich  in  etwa  1  km  Entfernung  von  der  Mündung 
und  etwa  200  m  vom  Ufer  des  toten  Meeres  eine  Reihe  brackiger 

D 

Tümpel,  an  deren  Rand  teilweise  nur  schwer  heranzukommen  war, 
da  der  Boden  schlammig  ist.  Diese  Zone  kann  überschwemmt 
werden,  wie  sich  aus  zahlreichen  Reisebeschreibungen  ergibt,  eben¬ 
so  aus  dem  gänzlichen  Vegetationsmangel  an  diesen  Stellen.  Das 
Ufer  des  toten  Meeres  selbst  ist  hier  mit  Kieseln  bedeckt.  Der 
Grund  dieser  Tümpel  sieht  weißlich  oder  schwärzlich  aus  oder  auch 
*  grünlich,  nämlich  wenn  sich,  wie  häufig,  eine  starke  Cyanophyceen- 
flora  vorfindet. 

Die  Probe  ist  aus  etwa  ^2  m  Tiefe  an  einer  mehr  weißlichen 
Stelle  entnommen.  Sie  enthielt  bei  mikroskopischer  Untersuchung 
am  nächsten  Tage  lebende  Diatomeen,  Cyanophyceen  und  Spi¬ 
rillen  (wohl  schwefelhaltig?).  Geruch  war  salzig  brackig,  nicht 
oder  kaum  nach  Schwefelwasserstoff  riechend.  Schwefelhaltige 

o 

Quellen  befinden  sich,  soweit  zu  ermitteln,  nicht  in  der  Nähe. 

Standort:  Nahe  dem  »Badeplatz«  am  toten  Meer.  25.  4.  1905.« 

Die  mir  übergebene  Probe  war  ganz  schwarz,  hellte  sich  an 
der  Luft  in  der  üblichen  Weise  stark  auf  und  roch  stark  nach 
H2S.  Es  fanden  sich  von  organischen  Resten  viele  Diatomeen 
usw.  und  wiederum  die  schwarzen  Kügelchen. 

Den  Schlamm  vom  Zicker  See  hat  Herr  Dr.  Gans  freund- 
lichst  auf  seinen  Eisengehalt  untersucht  und  in  getrocknetem  Zu¬ 
stande  ungefähr  1,8  pCt.  Eisenoxydul  gefunden  und  zwar  in  Ver¬ 
bindung  mit  S,  d.  h.  ca.  2,2  pCt.  H2S.  Der  Schlamm  ist  stark 
sandig,  enthält  viele  Diatomeen-Arten,  Desmidiaceen  (Cosmarium) , 
Pediastrum ,  Betulaceen-  und  Pmws-Pollen,  unbestimmbare  Pflanzen- 
und  Tier-Reste,  Spongillennadeln,  Crustaceen-Reste  u.  dergl. 

Lebedinzeff  hat1)  das  Vorkommen  von  H2S  in  tieferen 
Schichten  von  Seen  als  regelmäßige  Erscheinung  betont  und 
Seligo  bestätigt2),  daß  er  selbst  in  verhältnismäßig  planktonreichen 

1)  Lebedinzeff,  G-asumtausch  in  abgeschlossenen  Wasserbecken  und  seine 
Bedeutung  für  die  Fischzucht.  Berichte  der  Fischzuchtanstalt  zu  Nikolk  1904. 
Russisch  mit  deutschem  Resume. 

2)  Seligo,  Hydrobiologische  Untersuchungen,  II  und  III.  Danzig  1907. 


Sapropel  und  Eisenverbin  düngen. 


215 


kleinen  Seen  H2S  in  den  tieferen  Schichten  nachweisen  konnte. 
Ich  selbst  finde  H2S  auch  in  großen  Seen  und  auch  in  offenen, 
aber  stagnierenden  bis  halb  stagnierenden  Gewässern  mit  Sapro- 
pelitboden.  »Die  Planktontiere  —  sagt  Seligo,  1.  c.  S.  4  — 
scheinen  gegen  einen  gewissen  H2S-Gehalt  nicht  besonders  empfind¬ 
lich  zu  sein,  wenn  gleichzeitig  genügender  Sauerstoff  vorhanden 
ist.«  Im  schwarzen  Schlamm  des  Zicker  Sees  auf  Rügen,  der 
stark  nach  H2S  riecht,  leben  übrigens  u.  a.  viele  Aale. 

Der  Sapropel- Gehalt  der  in  Rede  stehenden  schwarzen 
Schlamme  schwankt  natürlich  in  allen  Grenzen,  eine  lufttrockene 
Probe  solchen  Schlammes  von  der  Gargen-Lanke  bei  Schildhorn 
(Havel)  von  22  g  Gewicht  verlor  durch  Glühen  9  g  Substanz,  so 
daß  hier  auf  jeden  Fall  über  die  Hälfte,  vielleicht  2/ß  anorganisches 
(sedimentäres  und  äolisches)  Material  darunter  ist.  Der  schwarze 
Schlamm  des  Neuwarper  Sees  (Bucht  des  Stettiner  Hafis1))  verlor 
durch  Glühen  einer  lufttrocknen  Probe  von  49  g  Gewicht  17  g, 
södaß  32  g  übrig  blieben  usw. 

Stahl  sagt2),  daß  er  den  Faulschlamm  oder  das  Sapropel  in 
seinen  »früheren  Artikeln  als  schwarzen  Schlamm  bezeichnet«  habe. 
Der  Schwarze  Schlamm  ist  aber  —  wie  aus  dem  Mitgeteilten  her- 
Vorgeht  —  kein  Sapropel,  sondern  enthält  nur  mehr  oder  minder 
große  Quantitäten  davon.  Mit  demselben  Rechte  könnte  man 
sagen,  gewisse  helle  schlammige  Ton- Absätze,  das  sind  gewisse 
»Schlicke«  (nämlich  die  Sapropel-Tone)  seien  Faulschlamm  oder 
ein  Sand,  der  wenige  Prozent  Humus  enthält,  sei  Humus. 

2.  Oxydierte  Eisen-  (und  Mangan-)  Verbindungen. 

Handelt  es  sich  in  den  schwarzen,  eisenhaltigen  Schlammen 
um  reduzierte  Eisenverbindungen,  bedingt  durch  sich  zersetzende, 
organische  Stoffe,  so  werden  andererseits  auch  vollständig  oxydierte 

9  Ich  habe  früher  einmal  (Eine  rezente  organogene  Schlammbildung  des 
Cannelkohlen -Typus.  Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt  für  1903, 
Berlin  1904,  S.  407)  diesen  Schlamm  vor  seiner  näheren  Untersuchung  einfach 
als  Faulschlamm  bezeichnet,  jedoch  handelt  es  sich,  wie  man  oben  sieht,  um 
eine  Sapropel-Erde. 

•’)  A.  F.  Stahl,  Einige  Bemerkungen  zu  Potonie’s:  Zur  Frage  nach  den 
Urmaterialien  der  Petrolea.  Chemiker-Zeitung  1903,  30,  Nr.  3. 


216 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


Eisenverbindungen  geschaffen,  aber  in  diesem  Falle  durch  noch 
lebende  Organismen. 

Eisenoxyd  ist  in  der  Natur  in  vielen  festen  Verbindungen 
(Ferri- Verbindungen)  vorhanden;  es  wird  durch  sich  zersetzende 
organische  Teile  reduziert  zu  Ferro-  (Eisenoxydul)-Verbindungen 
und  geht  in  dieser  Form  leicht  in  Kohlendioxyd  (oder  organische 
Säuren)  enthaltendem  Wasser  in  Lösung.  Noch  leichter  freilich  wird 
das  Calciumcarbonat  gelöst,  und  in  der  Regel  erst,  nachdem  dieses 
wesentlich  entfernt  ist,  geht  das  Ferrocarbonat  in  Lösung. 

Nächst  Calcium-  und  Siliciumverbindungen  sind  also 
Eisen  Verbindungen  die  wesentlichsten,  die  in  den  natürlichen 
kohlendioxydhaltigen  Süßwässern  gelöst  sind.  Wie  nun  gelöste 
Calcium-  und  Siliciumverbindungen  durch  die  Tätigkeit  der  Pflanzen 
und  Tiere  wieder  zum  Niederschlag  gebracht  werden  können,  so 
auch  die  gelösten  Eisenverbindungen,  und  auch  hier  resultieren 
nicht  selten  aus  dieser  Tätigkeit  Eisenerzlager,  wie  in  den  ersten 
Fällen  Kalk-  und  Kiesellager. 

In  näherer  Ausführung  des  Gesagten  das  Folgende: 

Die  Lösungen  von  Calcium-  und  Eisenverbindungen  verhalten 
sich  in  der  Natur  sehr  ähnlich.  In  kohlendioxydhaltigem  Wasser 
—  das  besonders  bei  dem  überall  durch  die  Zersetzung  der  Or- 
ganismen  entstehenden  Kohlendioxyd  so  gut  wie  überall  verbreitet 
ist  —  löst  sich  Calciumcarbonat,  indem  es  zu  Calciumbicarbonat 
wird,  aus  welcher  Form  es  dann  von  Pflanzen  und  Tieren  wieder 
zum  Niederschlag  gebracht,  wie  wir  gesehen  haben,  zu  organo- 
genen  Kalklagern  Veranlassung  gibt.  Dementsprechend  finden 
wir  auch  Ferrobicarbonat  in  den  natürlichen  Wässern  sehr  ver¬ 
breitet;  sind  doch  zur  Enteisenung  vieler  Wässer,  die  nutzbar  ge¬ 
macht  werden  sollen,  besondere  und  kostspielige  Einrichtungen 
vonnöten.  Ferner  sei  an  die  dicken,  verstopfenden  Eisenrost¬ 
krusten  erinnert,  die  hier  und  da  in  Wasserleitungsröhren  ent¬ 
stehen  und  ferner  an  den  der  Technik  so  lästigen  »Kesselstein«, 
der  beim  Sieden  des  Wassers  in  den  Dampfkesseln  nach  dem 
Entweichen  von  Kohlendioxyd  entsteht,  indem  dann  insbesondere 
Calciumcarbonat,  aber  auch  Ferrocarbonat  und  Eisenoxyd  als  feste 
Masse  sich  ausscheidet. 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


217 


Besonders  sind  es  die  in  Zersetzung  begriffenen  organischen 
Substanzen,  die  das  häufige  Eisenoxyd  zu  Oxydul  reduzieren.  Das 
gleichzeitig  entstehende  Kohlendioxyd  macht  Ferrocarbonat  daraus, 
das  von  dem  kohlendioxydhaltigen  Wasser  zu  Ferrobicarbonat  ge¬ 
löst  wird.  Daß  trotz  des  überall  reichlich  in  der  Natur  vorhan¬ 
denen  Eisens,  dort  wo  auch  viel  Kalk  vorkommt,  dieser  letztere 
als  Wiederablagerung  in  größerer  Menge  auftritt  als  Eisen  Verbin¬ 
dungen,  hat  seinen  Grund  in  der  Tatsache,  daß  in  der  Regel  zu¬ 
nächst  wesentlich  Calciumbicarbonat  in  Lösung  übergeht  und  erst 
nach  seiner  Auflösung  das  Ferrocarbonat  »durch  Auflösung«  als 
Ferrobicarbonat  »in  Bewegung  kommt«  (A.  Orth1)).  Es  ist  das 
das  ÜRTH’sche  sog.  »Gesetz  des  Kalkes  und  Eisens«. 

Darauf  beruht  z.  B.  die  Enteisenung  des  Wassers  durch  Zusatz 
von  Ca(OH)2  oder  CaC03,  denn  wo  die  üblichen  Eisenverbindungen 
in  Wasser  gelöst  sind  und  die  Lösung  auf  Kalk  trifft,  wird 
dieser  gelöst  und  die  Eisen  Verbindung  als  Ferrihydroxyd  gefällt; 
man  kann  daher  in  Ferrihydroxyd  metamorphosierte  Mollusken¬ 
schalen  finden2),  und  der  von  Hans  Hess  y.  Wichdorff  be¬ 
schriebene  Fall  Ȇber  einige  in  Raseneisenerz  umgewandelte  fossile 
Hirschgeweihe  aus  einem  Raseneisensteinlager  der  Provinz  Posen« 
(Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt,  Berlin  1907, 
S.  544  ff.)  gehört  ebenfalls  hierher. 

Es  ist  bei  diesem  Verhalten  der  löslichen  Kalk-  und  Eisen- 
Verbindungen  zu  einander  begreiflich,  daß  es  Flachmoore  mit  viel 
Eisenmineral  gibt  (Eisenmoore)  und  dann  wenig  anderen,  ins¬ 
besondere  Kalk-Mineralien,  sowie  umgekehrt  andere  mit  großem 
Kalk-  und  dann  geringem  Eisengehalt  (Kalkmoore  im  engeren, 
eigentlichen  Sinne).  J.  M.  van  Bemmelen  z.  B.  gibt3)  in  der 
Asche  des  Sumpftorfes  (der  Dargschicht)  des  Drenther  Moores 
einen  hohen  Gehalt  an  Eisenoxyd  und  nur  eine  minimale  Quanti- 

9  Orth,  Kalk-  und  Mergel-Düngung.  Berlin  1896,  S.  44. 

2)  C.  WnsENBERG-Lund,  Summary  of  studies  upon  lake-lime,  pea-ore  and 
l'ake-gytje  in  danish  lakes.  Meddelelser  fra  dansk  geologisk  forening.  Kopen¬ 
hagen  1901,  p.  159,  Kap.  II. 

3)  van  Bemmelen,  Über  das  Vorkommen,  die  Zusammensetzung  und  die 
Bildung  von  Eisenanhäufungen  in  und  unter  Mooren.  Zeitschrift  für  anorgani¬ 
sche  Chemie.  22.  Bd.  Hamburg  und  Leipzig  l90ü,  S.  350. 


218 


Sapropel  und  Eisen  Verbindungen. 


tät  anderer  mineralischer  Bestandteile  an.  Flachmoore  in  Ländern, 
deren  Boden  ein  vorgeschrittenes  Auslaugungsstadium  zeigt,  der 
also  kalkarm  ist,  wie  der  Boden  der  Lüneburger  Heide,  sind  über¬ 
haupt  besonders  reich  an  Eisenerzen. 

Daß  die  Organismen  Eisenverbindungen  nur  mehr  unterge¬ 
ordnet  als  Skelettmaterial  benutzen  und  überhaupt  weniger  oft  Ge¬ 
legenheit  haben,  Eisenverbindungen  zum  Niederschlag  zu  bringen, 
hängt  offenbar  mit  dem  genannten  Orth  sehen  »Gesetz«  zusammen. 
Enthält  doch  das  Meerwasser,  dem  namentlich  an  den  Küsten 
durch  die  Flüsse  reichlich  Calciumbicarbonat  zugeführt  wird,  da¬ 
her  nur  Spuren  von  Eisen  Verbindungen.  Wo  aber  vorwiegend 
eisenhaltige  W7ässer  vorhanden  sind,  da  sehen  wir  auch  Nieder¬ 
schläge  von  Eisen  Verbindungen  durch  Vermittlung  der  Organismen 
eintreten.  Es  sind  Pilze  (Bakterien),  Algen  und  gewisse  Tiere 
(Flagellaten)  diesbezüglich  besonders  hervorzuheben,  aber  auch 
höhere  Pflanzen  verstehen  Eisenverbindungen  niederzuschlagen,  und 
zwar  sind  es  naturgemäß  wie  beim  Kalk  wiederum  Wasserpflanzen, 
die  hier  in  erster  Reihe  stehen *). 

Unter  den  Bakterien  sind  zu  nennen  die  fadenförmigen, 
großen  Arten  Ch l amy do thrix  (Leptothrix)  ochraceci  (Kützing)  Mi- 
gula,  Ch la my d o tlirix  ( Grallionelia )  ferruginea  (Ehrenberg)  Migula *  2 3), 
Cladothrix  dichotoma  Cohn,  der  »Brunnenfaden«  Crenothrix  poly- 
spora  Cohn,  Clonothrix  fusca  Schorler  und  Spirophyllum  ferne-  . 
gineum  Ellis,  die  durch  Oxydation  von  gelösten  Ferroverbindungen 
Ferrihydroxyd  (Eisenocker)  zur  Ablagerung  bringen.  Diese  Eigen¬ 
schaft  hat  ihnen  den  Namen  Eisenbakterien  eingetragen4).  In  den 
geeigneten  Wässern  treten  oft  mächtige,  rostfarbene  Schleimmassen 
auf,  bei  deren  mikroskopischer  Untersuchung  solche  Eisenbakterien 

0  Verg].  besonders  H.  Molisch,  Die  Pflanze  in  ihren  Beziehungen  zum 
Eisen,  1S92. 

2)  Migula  hält  Leptothrix  ochracea  und  GallioneUa  ferruginea  neuerdings 
für  ein  und  dieselbe  Art. 

3)  Wegen  der  letztgenannten  Spezies  vergl.  David  Ellis,  A  contribution  to 
our  knowledge  of  the  thread-bacteria.  Zentralbl.  für  Bakteriologie.  2.  Abt. 
Jena,  18.  Okt.  1907,  S.  502  ff. 

4)  s.  Winogradsky,  Uber  Eisenbakterien.  Bot.  Ztg.  Leipzig  1888.  S.  261 
bis  270. 


Sapropel  und  Eisen  Verbindungen. 


219 


Eisenocker  mit  Chlamydothrix  (Leptothrix)  ochracea 
aus  einem  schwach  fließenden  Wasser  bei  Bispingen 
in  der  Lüneburger  Heide  (leg.  1905). 

Stark  vergrößert. 

(Das  Mikrophotogramm  hat  Herr  Dr.  Stange  in  Leipzig 
freundlichst  für  mich  angefertigt.) 

hängt.  Ohne  Zufuhr  von  Eisenoxydul  wachsen  die  Fäden  z.  B.  von 
Leptothrix  ochracea  nicht.  Die  Zellen  oxydieren  also  die  Eisenver¬ 
bindungen  vollständig,  dann  scheiden  sie  sie  aus.  Zur  künstlichen 
Erzeugung  von  Ferrihydroxyd  durch  Bakterien  nahm  Wino- 


massenhaft  sichtbar  werden,  Fig.  21,  und  auch  mit  bloßen  Augen 
kann  man  in  eisenhaltigen  Wässern  die  schwach  milchigweißen 
Kolonien  der  Bakterien  als  große,  wolkig-schleimige  Massen  be¬ 
obachten.  Winogradsky  hat  nachgewiesen,  daß  nur  dann  eine 
Eisenausscheidung  erfolgt,  wenn  es  sich  um  lebende  Bakterien 
handelt,  mit  deren  Lebensvorgängen  die  Ausscheidung  zusammen- 

Figur  21. 


220 


Sapropel  und  Eisen  Verbindungen. 


GRADSKY  ein  Glasgefäß,  in  das  er  maceriertes,  in  sehr  viel  Wasser 
ausgekochtes  Heu  tat,  dem  er  frisch  gefälltes  Ferrihydroxyd  und 
Brunnenwasser  hinzufügte.  Durch  die  Zersetzung  des  Heus  traten 
nun  Kohlendioxydbläschen  auf  und  das  Ferrihydroxyd  wurde  in¬ 
folge  der  sich  zersetzenden  Pflanzenmasse  zu  Ferrohydroxyd  redu¬ 
ziert;  dieses  konnte  nun  in  dem  Kohlendioxyd wasser  als  Ferrobi- 
carbonat  gelöst  werden  und  alsbald  traten  im  Wasser  rostfarbene 
Flöckchen  auf,  die  fast  ganz  aus  Eisenbakterien  bestanden.  Übri- 
gens  läßt  sich  das  Experiment  bequemer  machen,  indem  man  ein- 
* fach  eine  sehr  schwache  Ferrosulfat-Lösung  (kaum  1  :  5000)  be¬ 
reitet,  in  die  man  vielleicht  ein  Steinchen  legt.  Enthielt  das 
Wasser  Keime,  z.  B.  von  Crenothrix  polyspora,  so  wird  das 
Steinchen  bald  Rasen  dieser  Art  aufweisen  und  das  Wasser  durch 
Ferrihydroxyd-Bildung  getrübt  werden.  Auf  diese  Weise  kann  man 
Crenothrix- Keime  im  Wasser  nachweisen  *),  die  zum  Auswachsen 
gebracht  werden,  wenn  eisenhaltige  Flüssigkeit  geboten  wird. 
Auch  in  diesem  Falle  findet  eine  Oxydation  des  Ferrosulfats  statt. 

B.  Schorler* 2)  beschreibt  Wasserleitungsröhren  der  Stadt 
Dresden  von  10  cm  lichter  Weite,  die  durch  Rostbildung  außer¬ 
ordentlich  bis  zur  stellenweis  vollständigen  Verstopfung  verringert 
war.  Es  zeigte  sich,  daß  G-allionella  die  Ablagerung  veranlaßt 
hatte.  Trotzdem  konnte  man  in  den  festgewordenen  Partien  des 
Ferrihydroxyds  selbst  keine  Spuren  von  Gallionella  wahrnehmen, 
da  molekulare  Umlagerungen  in  dem  Rost  vor  sich  gehen,  die  zu 
einer  Krystallisation  führen  und  dadurch  die  Bakterienfäden  zum 
Verschwinden  bringen.  Es  erklärt  sich  dadurch,  warum  in  solchen 
natürlichen,  festen  Eisenerzen,  deren  Entstehung  durch  Vermitt¬ 
lung  von  Bakterien  anzunehmen  am  nächsten  liegt,  doch  Reste 
dieser  Organismen  sich  nur  selten  finden.  Auch  der  Kalk  hat  die 
Neigung,  leicht  krystallinisch  zu  werden,  und  die  figurierten  orga¬ 
nischen  Bestandteile  werden  dann  ebenfalls  meist  ganz  vernichtet 
oder  doch  nicht  mehr  konstatierbar.  Es  muß  noch  hinzugefügt 
werden,  daß  das  Dresdener  Leitungswasser  nur  0,20 — 0,30  mg 

0  0.  Rössler,  Deutsche  MediziE.  WockeQSchr.  1906,  Nr.  40. 

2j  Schorler,  Die  Rostbildung  in  Wasserleitungsröhren.  Zentralbl.  für  Bak¬ 
teriologie.  Jena,  21.  Dez.  1905,  S.  564 — 568. 


Sapropel  und  Eisen  vorhin  düngen. 


221 


Eisen  pro  Liter  enthält,  und  dieser  geringe  Gehalt  hat  doch  hin¬ 
gereicht,  die  Röhren  in  30  Jahren  mit  einer  3  cm  dicken  Rost- 
Schicht  auszutapezieren.  Aber  die  Rostablagerungen  —  sagt 
SCHORLER  —  »würden  ohne  die  Gallionella  nicht  möglich  sein«. 
Der  Genannte  hat  denn  auch  gezeigt,  daß  das  Eisen  nicht  den 
Röhren  entnommen  war,  sondern  diese,  selbst  wo  sie  die  dicksten 
Rostkrusten  hatten,  noch  ganz  unversehrt  waren. 

Unter  den  Algen  findet  eine  Einlagerung  bei  gewissen  Arten 
auch  in  den  Membranen  statt,  und  auch  im  Zehinhalt  kann  Eisen 
und  zwar  dann  in  der  Form  von  Ferrohydroxyd  und  Ferro-Ferri- 
Hydroxyd  aufgenommen  werden.  Bei  gewissen  Conferva-  (Psicho- 
hornium ),  Oedogonium-  und  Cladophora- Arten  können  gelbliche  bis 
rostrote  Körnchen  oder  Brocken  von  Ferrihydroxyd  stellenweise  um 
die  Fäden  eine  ziemlich  dicke  Kruste  bilden  (Molisch,  1892,  S.  12). 
Die  Fäden  von  Cladophora  aegagropila  z.  B.,  die  in  Alpenseen  in 
Seeball  ähnlichen  Hohlformen1)  von  durchschnittlich  Faustgröße 
auftritt,  erscheinen  nahezu  alle  mit  einem  Überzug  von  Ferrihy¬ 
droxyd  mit  etwas  Beimengung  von  Ferrohydroxyd  versehen,  Ver¬ 
bindungen,  die  bald  inselartig,  bald  in  dünner  oder  dickerer 
Schicht  als  geschlossene  Kruste  die  Fäden  bedecken,  und  auch  die 
Zellhaut  selbst  erscheint  bei  vielen  Fäden  auf  kurze  Strecken  hin 
von  diesen  Eisenverbindungen  durch  und  durch  imprägniert 

(Molisch  1892,  S.  14). 

Von  Desmidiaceen  sind  u.  a.  nach  Georg  Klebs2)  Closte- 
rium- Arten  zu  nennen,  bei  denen  die  Zellhaut  Eisenoxyd  speichert, 
so  daß  man  nach  dem  Glühen  Eisenoxydskelette  erhalten  kann. 

Das  Eisen  muß  in  den  Verband  der  Zellhautmicellen  selbst 
aufgenommen  sein,  da  sich  die  Zellen  dabei  fortpflanzen  und 
leben,  ln  der  Gallerte  jedoch  ist  kein  Ferrihydroxyd  vorhanden, 
höchstens  aus  dem  Wasser  niedergeschlagenes.  Lange  im  Dunkeln 

<D  O  O 

gehalten,  nimmt  die  Wand  der  Closterien  Schwarzfärbung  an  noch 

')  Uber  Seebälle,  vergl.  in  Bd.  II  des  vorliegenden  Werkes. 

2)  Klebs,  Über  die  Organisation  der  Gallerte  bei  einigen  Algen  und  E'la- 
gellaten.  (Untersuchungen  aus  dem  botanischen  Institut  zu  Tübingen.  Herausg. 
v.  Pfeffer,  II.  Bd.,  Leipzig  1 88ß  —  1 888,  S.  333 — 418,  Taf.  III  und  IV.)  Vergl. 
besonders  S.  383  —  385. 


222 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


während  des  Lebens:  augenscheinlich  hat  sich  Schwefeleisen  ge¬ 
bildet.  Durch  wenig  Schwefelwasserstoflwasser  kann  man  die  Er¬ 
scheinung  erzeugen.  Im  Licht  findet  Zersetzung  des  Schwefel¬ 
eisens  statt,  und  die  Zelle  kann  sich  dabei  lebend  erhalten. 

Gewisse  Diatomeen  wären  ebenfalls  zu  nennen,  da  unter 
ihnen  solche  vorhanden  sind,  die  außer  Siliciumdioxyd  in  ihrem 
Panzer  auch  Eisenoxyd  besitzen. 

Wie  sich  die  kalkniederschlagenden  Pflanzenarten  in  einem 
und  demselben  Wasser  verschieden  verhalten,  indem  die  einen 
viel,  die  anderen  weniger  und  endlich  wieder  andere  gar  keinen 
Kalk  niederschlagen,  so  ist  es  auch  mit  den  Eisenorganismen,  mit 
deren  Natur  es  also  ebenso  wie  bei  den  Kalkpflanzen  zusammen¬ 
hängt,  Eisenverbindungen  niederzuschlagen.  Algen,  die  sich  ganz 
mit  Kalkcarbonat  beschlagen,  zeigen  häufig  auch  Krusten  von 
Ferrihydroxyd,  während  umgekehrt  die  Algen,  denen  das  Ver¬ 
mögen  der  Kalkanlagerung  abgeht,  auch  kein  Ferrihydroxyd  anzu¬ 
nehmen  pflegen.  Es  gibt  aber  viele  Kalkalgen,  die  kein  Ferrihy¬ 
droxyd  annehmen  (Molisch  1892,  S.  15  und  16). 

Unter  den  Tieren  sind  eine  Anzahl  Protozoen  als  Ferri- 
hyd  roxyd  speichernde  Organismen  beachtenswert.  So  sagtBüTSCHLi1) : 
»Im  allgemeinen  scheint  ein  Gehalt  an  Eisenoxyd  überhaupt  für 
das  Schalenzement  mannigfacher  Sandrhizopoden  charakteristisch 
zu  sein«,  so  daß  rote  bis  braune  Färbung  von  Sandschalen  ge¬ 
wisser  Rhizopoden,  die  z.  B.  »8,9  pCt.  Eisenoxyd«  enthalten  können, 
charakteristisch  ist. 

Aus  der  Familie  der  Flagellaten  seien  unter  den  Proto¬ 
zoen  genannt  Anthophysa  vegetans ,  deren  Stil,  der  den  Tierkolonien 
gemeinsam  ist,  durch  Einlagerung  von  Ferrihydroxyd  eine  auf¬ 
fällige  Färbung  erhält,  ferner  die  Gattungen  Trachelomonas  und 
Chlamydobiepharis ,  Fig.22;  die  Ferrihydroxydpanzer  bestehen  wie  die 
der  Diatomeen  im  übrigen  aus  Opal  (wasserhaltigem  Siliciumdioxyd2). 

J)  Bütschli,  » Protozoa «  in  Bronn’s  Klassen  und  Ordnungen  des  Tierreichs, 
1880-82,  S.  32,  s.  auch  II.  Abt.  1883—87,  S.  688. 

2)  Es  sei  schon  liier  nebenbei  erwähnt,  daß  die  Bakterien  (nach  Molisch 
1892)  und  Anthophysa  (Oskar  Adlkk  1903,  S.  218)  auch  Manganverbindungen 
zu  speichern  verstehen.  Vergl.  auch  S.  230  u.  ff. 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


223 


Von  Moosen  sei  auf  die  im  Wasser  lebende  Fontinalis  an- 
tipyretica  hingewiesen.  Unter  dem  Mikroskop  erscheinen  die  Zell¬ 
häute  älterer  Blätter  infolge  ihres  Ferrihydroxydgehaltes  schwach 
hellbräunlich.  Bei  Font,  squamosa  kommen  dünne  Decken  Ferri- 
hydroxyd  auf  den  Blättern  vor  usw.  (Molisch  1892,  S.  30 — 36). 

Von  noch  höheren  Wasserpflanzen  ist  Trapa  natans  her¬ 
vorzuheben.  Die  etwa  1  mm  dicke,  dunkle  Fruchtschale  dieser 
Spezies  »stellt  vielleicht  das  eisenreichste  Gewebe  dar,  das  es 
überhaupt  gibt«.  »Die  Asche  derselben  enthält  (nach  E.  Wolff, 
1871)  etwa  68  pCt.  Eisenoxyd!«  und  der  Prozentgehalt  in  der 
Asche  der  Vegetationsorgane  erreicht  die  abnorme  Höhe  von 
23—29  pCt.  (Molisch  1892,  S.  39). 

Figur  22. 


Schale  einer  Chlamydoblepharis, 
durch  Eisenoxyd  tiefbraun  gefärbt. 

Stark  vergrößert.  —  Nach  France. 

Daß  Ferrocarbonat  in  Lösung  haltende,  sehr  kohlendioxyd¬ 
reiche  Quellen,  wenn  sie  an  die  Luft  kommend,  dort  Gelegenheit 
haben,  viel  Kohlendioxyd  abzugeben,  infolgedessen  beträchtlichere 
Lager  von  Eisenverbindungen,  Eisensinter  (Quel  1  [eisen] er z), 
veranlassen,  daß  ferner  im  Wasser  gelöste,  noch  oxydierbare 
Eisenverbindungen  auch  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  reichlich 
oxydiert  werden,  und  so  Niederschläge  erzeugt  werden,  ist  selbst¬ 
verständlich:  die  jedem  bekannten,  in  allen  Farben  schillernden 
Häutchen  von  vollständig  oxydierten  Eisenverbindungen  auf  der 
Oberfläche  eisenhaltiger  Wässer  erinnern  immer  wieder  daran; 
allein  in  große  n  Qu  antitäten  kommen  solche  Niederschläge  be- 


224 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


sonders  leicht  durch  die  angedeutete  Vermittlung  von  Organismen 
zustande,  und  die  in  den  Flachmooren  vorhandenen  Eisenerze  von 
der  Zusammensetzung  des  Brauneisensteins,  Brauneisenerzes  (2  Fe203, 
3H20),  verdanken  vielfach  organischer  Tätigkeit  ihren  Ursprung. 
Diese  Eisenerze  sind  bei  ihrer  Häufigkeit  unter  verschiedenen 
Namen  bekannt. 

1.  Limonite. 

Limonit  ist  ein  gern  benutzter  wissenschaftlicher  Name  (vom 
griechischen  leimon,  die  Wiese,  daher  Limonit  die  Übersetzung 
*  von  Wiesenerz),  der  zweckmässig  für  solche  wesentlich  durch 
Mithilfe  von  Bakterien  etc.  entstandene  Brauneisenerze  reser- 
virt  wird.  Limonit  tritt  in  Knollen,  in  Klumpen,  in  Lagen, 
dicht f  und  fest  oder  porös,  schwammig  und  durchlöchert  auf;  er 
ist  rostfarben  bis  pechglänzend.  Der  Ausdruck  Limonit  wird  auch 
auf  die  hinten  zu»  beschreibenden  Seeerze  angewendet;  wir  wollen 
ihn  jedoch  hier  nur  sinngemäß  gebrauchen.  —  Klump  heißt  das 
Gestein,  wenn  es  von  Klumpenform  ist.  —  Modereisen  ist 
wesentlich  sogenanntes  Eisenhumat.  (Bemmelen  1900,  S.  339). 
»Lösungen  von  Humussubstanzen  können  FeO  und  Fe203  in 
kolloidaler  Lösung  enthalten.  Wenn  sich  eine  Verbindung  von 
Humussubstanzen  mit  FeO  oder  Fe203  daraus  abscheidet,  so  ist 
dies  keine  chemische,  sondern  eine  Absorptionsverbindung  im  Gel¬ 
zustande.«  —  Morasterz  oder  Schlammerz  ist  das  Produkt  in 
noch  schlammigem  Zustande.  —  M 00 re is e n erz  ,  Rasenerz, 
Raseneisenerz,  Rasen  eisen  stein,  Wiesenerz  heißt  es,  wenn 
es  verfestigt  ist.  —  Sumpferz  und  Sumpf  eisen  sind  weitere 
Namen.  —  Top  hu  s  Tubalcaini  ist  eine  von  Linne  gegebene 
Bezeichnung  vom  neulateinischen  Toplius,  das  ist  ein  trockenes, 
brüchiges,  geschwulstartiges  Gebilde,  und  Thubalcai'n,  dem 
»ersten  Schmied«,  der  nach  der  Sage  schon  Eisen  aus  Limonit 
dargestellt  haben  soll  (vergl.  1.  Buch  Mose  4,  22). 

Übrigens  kommt  gelegentlich  »ein  an  Eisenoxyd  reicher, 
rotbrauner  Schlamm  nebst  ebensolchen  erzartigen  Plattenstücken« 
auch  am  Meeresgründe  vor,  wie  das  mit  den  obigen  Worten 
K.  Natterer  (1.  c.  S.  27)  von  einer  tieferen  Stelle  im  Roten 
Meer  angibt. 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


22  5 


2.  See-Eisenerze. 

Die  See-Eisenerze,  kurz  gewöhnlich  See-Erze  genannt,  be¬ 
dürfen  einer  besonderen  Besprechung.  See-Eisenerz  tritt  am  Boden 
offener  Wässer  auf.  Es  findet  sich  nur  in  einer  bestimmten  Tie- 


Figur  23. 


See  =  Eisenerz,  Molluskenschalen 

und  deren  Trümmer  vom  Boden  des  Madüsees  bei  Seelow  in  Pommern. 

Natürliche  Größe.  —  Nach  W.  Weltner. 

fenzone  (1  m  und  weniger)  der  Gewässer,  nämlich  in  denjenigen, 
die  den  Eisenverbindungen  niederschlagenden  Organismen  die 
besten  Lebensbedingungen  bieten.  Die  See-Erze  sehen  gewöhn- 

Neue  Folge,  Heft  55.  15 


226 


Sapropel  und  Eisen  Verbindungen. 


lieh  wie  mehr  oder  minder  kugelige  Konkretionen  aus  (Fig.  23), 
und  es  ist  anzunehmen,  daß  bei  der  Entstehung  der  in  Rede  ste¬ 
henden  Bildungen  —  wie  die  oft  konzentrisch  lagenweise  Schich¬ 
tung  zu  erkennen  gibt  —  auch  durch  chemische  Attraktion  ohne 
Mitwirkung  der  Organismen  Niederschlag  erfolgt,  so  daß  die  See- 
Erze  in  der  Tat  mehr  oder  minder  als  Konkretionen,  als  Oolithe 
anzusehen  sind,  deren  erste  Veranlassung  jedoch  die  Fähigkeit  von 
Organismen  ist,  Eisenverbindungen  zu  speichern,  wodurch  zunächst 
.  ein  Attraktionszentrum  geschaffen  ward. 

Auch  hinsichtlich  der  Geröllform  (ohne  daß  die  in  Rede  stehen¬ 
den  Bildungen  Gerolle  wären1),  besteht  zwischen  Kalk  und  Eisen 
eine  Parallele.  Wie  namentlich  die  Gallertscheiden  von  Leptothrix 
Ferrihydroxyd  speichern,  so  speichern  gallertige  Scheiden  von 
Algen  Kalkcarbonat.  Es  können  dabei  »erbsen-  bis  kartoffelgroße, 
isoliert  auf  dem  Grunde  in  20 — 30  cm  Tiefe  liegende«  Kalk¬ 
knollen2)  zustande  kommen,  die  hohl  sind. 

Es  sei  vorbeugend  bemerkt,  daß  jedoch  nun  nicht  etwa  gesagt 
sein  soll,  daß  alle  Kalk-  und  Eisenkonkretionen  in  ihren  ersten 
Stadien  organischem  Leben  die  Anregung  zur  Entstehung  ver- 
danken.  Es  gibt  Eisen-  und  Kalkkonkretionen,  die  auf  reine  che¬ 
mische  Konzentrationsvorgänge  zurückzuführen  sind.  »Im  fossilen 
Nilschlamm  (am  Blauen  Fluß)  sind  eine  Menge  Kalkknollen  von 
Erbsengroße  bis  Kubikfuß  verstreut,  die  ohne  Zweifel  Ausschei¬ 
dungen  der  im  Schlamm  verteilten  Kalksalze  sind3)«.  Und  wenn 
man  in  diesem  Fall  auch  zweifelhaft  sein  kann,  ob  diese  Knollen 
nicht  vielleicht  durch  die  Lebenstätigkeit  von  Organismen  ver¬ 
anlaßt  sind,  so  ist  dies  doch  in  anderen  Beispielen  sicher  nicht  der 
Fall,  so  bei  den  als  Osteocollen  (Beinbruchstein)  bekannten  Kalk- 
concretionen4)  und  anderen. 

*)  Diese  Bemerkung,  weil  W.  Weltner  (Uber  den  Tiefenschlamm,  das  See- 
Erz  und  über  Kalksteinablagerungen  im  Madüsee  1905,  S.  288)  die  Kugel-  und 

Knollenform  seiner  See-Erze  durch  fortwährende  rollende  Hin-  und  Herbewegung 
erklären  möchte;  hat  doch  auch  schon  Gümbel  für  die  Manganknollen  der  Tief¬ 
see  eine  Bewegung  durch  aufsteigeude  Quellen  angenommen. 

3)  Schröter,  in  »Moore  der  Schweiz«,  1904,  S.  34. 

3)  Walther,  Lithogenesis,  1894,  S.  704,  der  Ressegger  als  Gewährsmann  zitiert. 

4)  Potonie,  Lehrbuch  der  Pfiauzenpaläontologie.  Berlin  1897,  p.  5  u.  47. 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


227 


See-Erze  werden  namentlich  in  Schweden  zur  Verhüttung  ge¬ 
baggert;  innerhalb  15 — 30  Jahren  hat  eine  hinreichende  Neubil¬ 
dung  stattgefunden,  um  das  Baggerverfahren  an  derselben  Stelle 
wieder  lohnend  zu  machen.  Wo  ich  selbst  in  der  Provinz  Bran¬ 
denburg  See-Erze  (von  mehr  oder  minder  Kugelform)  aufgeholt 
habe,  handelte  es  sich  stets  um  (wenn  auch  schwach)  fließendes 
Wasser,  so  daß  ein  Ersatz,  eine  stete  Zuführung  von  eisenhaltigem 
Wasser  stattfand.  Auch  in  Schweden  handelt  es  sich  übrigens 
um  fließendes  Wasser. 

Je  nach  der  Form  der  See-Eisenerz-Scheingerölle  (Konkreti¬ 
onen)  spricht  man  von  Münzerz,  von  Münzenform,  Pfennig-, 
Linsenerz,  Kugelerz,  Klettenerz,  Pulvererz  auch  Schie߬ 
pulvererz  von  der  Form  eines  groben  Pulvers,  Bohnenerz  von 
Bohnenform  u.  dergl.  Im  Innern  sind  auch  die  See-Erze  gern 
hohl  oder  von  lockerer  Beschaffenheit. 

Ossian  AsCHAN1)  stellt  sich  die  Entstehung  von  See-Eisenerz 
so  vor,  daß  die  Humussäuren  in  Gewässern  sich  mit  Fernver¬ 
bindungen  in  denselben  zu  löslichem  Ferrohumat  verbinden. 
Auch  wenn  durch  wasserlöslichen  Sauerstoff  Ferrihumat  entsteht, 
kann  dieses  unter  Umständen  in  Lösung  bleiben.  A.  meint 
nun,  daß  »allem  Anschein  nach  die  Ferro-  und  Ferrihumate  .  .  .  . 
gewissen  Mikroorganismen  zur  Nahrung«  dienten;  sie  werden  von 
denselben,  unter  gleichzeitiger  Abscheidung  des  Eisens  als  wasser¬ 
haltiges  Eisenoxyd  in  einfache  Bestandteile  zerlegt«.  Der  in  allen 
untersuchten  finnländischen  Seeerzen  (bezw.  Sumpferzen)  vorfind- 
liche  organische  Kohlenstoff  ist  in  Form  von  Testierenden  Humus¬ 
stoffen  vorhanden,  die  ohne  Schwierigkeit  nachweisbar  sind.  Da¬ 
durch  wird  die  Mitwirkung  der  Letzteren  bei  der  Bildung  der 
Erze  unzweideutig  indiziert.«  Hierzu  ist  zu  bemerken,  daß  Ferro- 
oder  Ferrihumat  durchaus  nicht  nötig  sind,  wie  u.  a.  das  vorn  S.  220 
angegebene  Experiment  mit  Ferrosulfat  nachweist;  vielmehr  han¬ 
delt  es  sich  offenbar  in  den  von  den  Eisenorganismen  bewirkten 
Oxydationen  bei  Eisenverbindungen  um  einen  Prozeß  zur  Gewin- 

b  Aschan,  Die  Bedeutung  der  wasserlöslichen  Humusstoffe  (Humussole) 
für  die  Bildung  der  See-  und  Sumpferze  (Zeitschr.  für  prakt.  Geol.  Berlin  1907, 
S.  56  ff. 


15* 


228 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


nung  von  Lebensenergie:  um  eine  Atmung.  Wenigstens  ist  es  so 
bei  den  Bakterien  und  es  bedarf  daher  der  Untersuchung,  inwie¬ 
weit  dasselbe  bei  den  anderen  Eisenorganismen  der  Fall  sein  könnte. 
D  er  Atmungsprozeß  beruht  stets  —  gegenüber  dem  Assimilations¬ 
prozeß  der  Pflanzen,  der  sauerstoffreiche  Verbindungen  in  O-är- 
mere  Pflanzensubstanz  überführt  —  in  Oxydations- Vorgängen,  sei  es, 
daß  dabei  —  wie  das  meist  der  Fall  ist  —  organische  C- Verbin¬ 
dungen  verbrannt  werden,  sei  es,  daß  —  wie  bei  gewissen  Bak¬ 
terien  —  andere  Substanzen  zur  Verbrennung  gelangen.  So  oxy¬ 
dieren  die  Schwefelbakterien  den  Schwefelwasserstoff'  zu  Schwefel 
und  diesen  zu  Schwefelsäure1);  die  Nitritbakterien  bilden  aus  Am¬ 
moniak  und  Amiden  salpetrige  Säure,  die  Nitratbakterien  hieraus 
Salpetersäure.  Die  Eiseubakterien  verbrennen  Eisenoxydulverbin- 
dungen  zu  Eisenoxyd.  Wieder  andere  verbrauchen  CH4  oder  noch 
andere  H,  kurz  stets  noch  oxydierbare  (unverbrannte)  Stoffe. 

Die  rezenten  Brauneisenerze  (Limonite  und  See-Erze)  sind  — 
wie  wir  sahen  —  im  Wesentlichen  aus  Oxydatiousprozessen  her¬ 
vorgegangen,  seis  durch  direkte  Oxydation,  seis  durch  Vermitt¬ 
lung  lebender  Organismen.  Aber  auch  die  in  Gegenwart  abge- 
storbener  organischer  Teile,  d.  h.  von  Humus  oder  Sapropel,  vor¬ 
kommenden  Prozesse  der  Reduktion  von  Eisenverbindungen  sind 
für  uns  beachtenswert;  die  Reduktionen  werden  insbesondere  durch 
faulende  organische  Reste  oder  Organismen  bedingt.  So  sehen 
wir  Eisenoxydul- Verbindungen  entstehen,  z.  B.  das  an  der  Luft 
leicht  zu  Ferrihydroxyd  sich  umsetzende  Ferrocarbonat  (Eisenspat, 
von  holländischen  Torfbauern  [vgl.  Bemmelen  1900,  S.  352]  am 

9  Die  Tatsache  des  Vorhandenseins  von  Schwefelorganismen«  hat  die  Mei¬ 
nung  bedingt,  daß  gewisse  Schwefelvorkommen  einer  Organismen-Tätigkeit  den 
Ursprung  verdankten.  Allein  es  ist  nicht  recht  ersichtlich,  wie  man  sich  das 
vorzustellen  hätte.  Der  Schwefel  wird  von  den  Organismen,  wie  oben  gesagt, 
verbrannt,  nicht  aber  etwa  als  Ausscheidungsprodukt  gebildet  und  als  solches 
dauernd  erhalten.  Die  Schwefelbakterien,  besonders  Beggiatoa ,  gebrauchen  H-.S 
zu  ihrem  Leben  und  dieser  gibt  bei  Vorhandensein  von  0  so  wie  so  leicht  S  ab 
durch  Bildung  von  HaO.  Immerhin  bedürfte  der  Gegenstand,  inwieweit  gewisse 
Bakterien  etwa  die  Ablagerungen  von  S  unterstützen  könnten  wie  die  Eisen¬ 
bakterien  Ferrihydroxyd  noch  der  näheren  Untersuchung.  Eine  gute  Zusammen¬ 
stellung  über  die  Tätigkeit  der  Schwefelbakterien  findet  sich  in  Ludwig  Josts 
Buch  »Vorlesungen  über  Pflanzenphysiologie«  (Jena,  2.  Auf!.,  1908  S.  258  fl). 


Sapropel  und  Eisenverbindungen. 


229 


Drenther  Moor  weiße  Torfsubstanz  [Witte  Klien]  genannt) 
bleibt  erhalten  oder  entsteht  auch  erst  aus  Ferrihydroxyd  durch 
Reduktion  in  Gegenwart  des  von  dem  faulenden  Medium  gebilde¬ 
ten  Kohlendioxyds,  und  das  Vorkommen  von  Ferrophosphat 
(V  i  vianit),  das  an  der  Luft  durch  Oxydation  blau  werdend  zu 
Ferriphosphat  (Blaueisenerde)  wird,  spricht  dieselbe  Sprache. 
Die  Phosphorsäure  des  Vivianits  stammt  von  Tieren  her,  die  im 
Moor  oder  in  dem  Sapropelit  bildenden  Wasser  gelebt  haben, 
woher  denn  auch  tierische  Einschlüsse  gelegentlich  Vivianit-Be- 
kleidungen  zeigen. 

Alle  diese  Eisenverbindungen  in  Mooren,  die  in  konkretionären 
Formen,  in  Nestern  und  Lagern  Vorkommen,  können  mehr  oder 
minder  auffällige  Tonbeimengungen  aufweisen1),  womit  darauf 
hingewiesen  wird,  daß  das  Eisen  durch  Wasserläufe,  die  auch 
Tontrübe  mitbracbten,  in  die  Moore  eingefuhrt  worden  ist,  be¬ 
ziehungsweise,  daß  lösliche  Tonerde,  die  fast  in  jedem  Wasser  — 
wenn  auch  nur  in  Spuren  —  vorhanden  ist,  zusammen  mit  dem 
Eisen  gefällt  worden  ist. 

Es  wurde  schon  angedeutet,  daß  in  vielen  Fällen  durch  die 
Tätigkeit  der  lebenden  Organismen  offenbar  nur  die  Anregung 
zum  Ausfällen  des  Eisens  gegeben  ist,  daß  in  anderen  Fällen 
diese  sehr  leichte  Ausfällung  auch  in  anderer  Weise  geschieht. 
Diesbezüglich  sei  die  Tatsache  herausgegriffen,  daß  z.  B.  abge¬ 
storbene  Wurzeln  in  dicke  tonhaltige  Eisenerzzylinder  eingebettet 
auftreten  können,  wobei  aber  diese  Wurzeln  wesentlich  nur  die 
Attraktionspunkte  für  den  Niederschlag  gewesen  sind,  wie  es  jeder 
andere  heterogene  Bestandteil  in  einer  homogenen  Masse  wie  Ton, 
Sand  oder  dgl.  sein  kann2).  Höchstens  mögen  Rednktionsprozesse, 
eingeleitet  durch  die  sich  zersetzenden  Wurzeln,  im  ersten  Stadium 
mitspielen.  Solche  Ton-Eisen-Hosen  kommen  in  den  verschieden¬ 
sten  Formationen  vor;  sie  sind  konkretionäre  Bildungen.  Lebende 
Wurzeln  bedingen  umgekehrt  —  da  die  Pflanzen  das  Eisen  ge¬ 
brauchen  —  eine  Enteisenung  des  Bodens  (Daubree,  Comp.  rend. 

b  Vgl.  z.  B.  Sitenski  1891,  S.  217. 

')  H.  Potonie,  Lekrb.  der  Pflanzenpaläontologie  1899,  S.  5  und  47. 


230 


Mangan. 


Paris  XX,  p.  1777);  solche  Wurzeln  »entfärben«  daher  in  ihrer 
Nähe  auf  einige  Zentimeter  einen  eisenhaltigen  Boden. 

3.  Mangan. 

Wiederholt  ist  auch  eine  Speicherung  der  dem  Ferrihydroxyd 
entsprechenden  Mang  an  Verbindung  durch  Organismen  beobachtet 
worden,  wo  Mangan  eben  zur  Verfügung  steht  (vgl.  z.  B.  Molisch 
1892,  S.  72).  Es  spielt  dann  dieselbe  Rolle  wie  sonst  das  Eisen. 
—  In  1800 — 5000  und  mehr  Metern  Meerestiefe  finden  sich  auf 
•  dem  Meeresboden  Mangan-Eisenkonkretionen :  die  konzentrische 
Schichtung  (vgl.  z.  B.  die  Abbildungen  bei  John  Murray  und 
A.  F.  Renard1)  beweißt,  daß  es  sich  um  Bildungen  handelt  wie 
die  See-Erze,  und  die  Annahme  liegt  nahe,  daß  auch  zur  Bildung 
der  Mangankonkretionen  organisches  Leben  den  Anstoß  gegeben 
haben  dürfte. 

Man  könnte,  wenn  man  die  Genesis  in  der  Bezeichnung  zum 
Ausdruck  bringen  will,  unterscheiden  Eisen-Limonite  von 
Mangan-Liinoniten  (Man ganwiesen erz,  Mangansumpf- 
erz)  im  Gegensatz  zu  den  Eisen-Seeerzen,  die  etwas  Mangan  ent¬ 
halten,  durch  die  Manganeisen-Seeerze  mit  z.  B.2)  27,06  pCt. 
Fe20g  und  23,60  pCt.  MnÜ2  bis  zu  den  Mang  an -Seeerzen. 

Nach  der  Zusammenstellung  von  Bergeat  kommen  Mangan- 
Limonite  vor  nach  Strishow  im  Bogoslowskischen  Bergrevier  im 
Ural  in  quartären  Sanden,  auch  in  Deutschland  hier  und  da,  z.  B. 
in  Sand  und  Ton  eingebettet  ein  5  —  7  m  mächtiges  Lager  zu 
Oberrosbach  bei  Homburg  v.  d.  Höhe.  Nach  Katzer  kommt  im 
Überschwemmungsgebiet  des  Amazonenstroms  Manganerz  (Psilo- 
melan  M11O2)  vor  von  schaliger  Struktur,  das  nach  dem  Genannten 
entstanden  wäre  aus  Mangancarbonat-Lösungen  infolge  einer  Oxy¬ 
dation  unter  Verdrängung  des  Kohlendioxyds.  Solche  schalig 
struierten  Psilomelan-Platten  sind  mir  auch  aus  Überschwemmungs- 

9  Murray  u.  Renard,  Report  on  deep-sea  deposits.  Report  scient.  results 
Challenger.  London  1891,  Taf.  II,  III,  IV.  —  Ich  selbst  habe  Abbildungen  ge¬ 
boten  in  der  »Naturwissenschaftlichen  Wochenschrift«  Jena  1906,  p.  411  u.  412. 

2)  Nach  Schwager,  vergl.  Bergeat,  Die  Erzlagerstätten.  Unter  Zugrunde¬ 
legung  der  von  Alfred  Wilhelm  Stelzner  Unterlassenen  Vorlesungsmanuskripte 
lind  Aufzeichnungen.  I,  Hälfte.  Leipzig  1904,  S.  262 — 264. 


Mangan. 


231 


gebieten  Norddeutschlands  gelegentlich  —  und  zwar  jedesmal  mit 
der  Frage,  ob  es  sich  um  fossiles  Holz  handle  —  vorgelegt  worden. 
Die  einzelnen  Schalen  wurden  daher  für  Jahresringe  gehalten. 
Sind  solche  Manganstücke  angewittert,  so  treten  die  Schalen  noch 
auffälliger  in  die  Erscheinung,  indem  dann  ausgewitterte  Partien 
mit  stehen  gebliebenen,  senkrecht  zu  den  Begrenzungsflächen  der 
Schalen  gerichteten,  abwechseln,  so  daß  man  etwa  glauben  könnte, 
die  ausgewitterten  Partien  entsprächen  dem  leichter  zerstörbaren 
Gewebe,  etwa  den  Markstrahlen.  Ein  Stück,  das  mir  vorliegt, 
stammt  vom  Ufer  des  Schiefen  Sees  bei  Samotschin  (Prov.  Posen) 
und  wurde  dort  ca.  x/2  m  tief  in  »Moorerde«  gefunden.  J.  H.  L. 
Vogt1)  gibt  das  Vorkommen  von  Mangan-Limonit,  auch  verge¬ 
sellschaftet  mit  Eisen-Limonit  in  Ockerform  als  unmittelbares 
Liegendes  von  norwegischen  Torflagern  an.  Dieser  Mangan-Li¬ 
monit  ist  sehr  locker  (»Manganocker«),  frisch  sehr  H20-haltig  und 
zerfällt  lufttrocken  größtenteils  zu  Pulver. 

Auch  sonst  (in  Nord-Amerika  z.  B.)  sind  Mangan-Limonite 
nichts  Seltenes.  Inwieweit  bei  solchen  Mangan-Limoniten  auch  Or¬ 
ganismen  wie  beim  Eisen  eine  hervorragende  Rolle  spielen  können, 
wäre  noch  näher  zu  untersuchen.  Tatsache  ist  jedenfalls,  daß  Or¬ 
ganismen  auch  Manganihydroxyd  niederzuschlagen  fähig  sind,  wie 
z.  B.  nach  O.  Adler2)  die  S.  222  schon  genannte  Protozoe  Antliophysa 
vegetans .  Eisenschlamme  sind  durch  ihre  gelbrote  Färbung  sehr 
auffällig;  die  entsprechenden  Mangan  schlämme  aber  sind  schwarz 
und  können  daher  leicht  übersehen  werden,  wenn  man  nicht  sein 
besonderes  Augenmerk  darauf  richtet.  Es  ist  bemerkenswert,  daß 
nahe  bei  einander  in  ein  und  demselben  Wasser,  z.  B.  in  nur 
200  m  Entfernung  von  einander ,  an  der  einen  Stelle  Mangansee- 
erz  (z.  B.  mit  u.  a.  36,10  pCt.  Mn02  und  25,83  pCt.  Fe2Og),  an 
der  anderen  Eisenerz  (z.  B.  mit  u.  a.  3,28  pCt.  Mn02  und  69,47  pC. 
Fe2Og)  entstehen  kann3).  Das  regt  den  Gedanken  an,  ob  nicht 

0  Vogt,  Uber  Manganwiesenerz  und  über  das  Verhältnis  zwischen  Eisen 
und  Mangan  in  den  Seen  und  Wiesenerzen.  (Praktische  Geologie.  Berlin  190b 
S.  217  ff.) 

2)  1.  c.  1903,  S.  217. 

3)  Vogt  (1.  c.  S.  226 — 227)  hält  diese  Niederschläge  für  rein  chemische  Pro¬ 
zesse, 


232 


Sapropel-Erden. 


hier  verschiedenartige  Organismen  in  dem  einen  Falle  vorwiegend 
Mn-,  in  dem  anderen  vorwiegend  die  Fe-Verbindung  zum  Nieder¬ 
schlag  gebracht  haben. 

Es  ist  zu  beachten,  daß  auch  dann,  wenn  die  Organismen 
nicht  tätig  wTären,  freilich  das  Eisen  und  Mangan  wieder  nieder¬ 
geschlagen  wrerden  würden,  aber  die  Anreicher  u  ng  an  bestimmten 
Örtlichkeiten  wird  durch  die  Organismen  befördert,  während  an¬ 
dernfalls  eine  gleichmäßigere^  Verteilung  der  niedergeschlagenen 
Erze  statthaben  würde. 

Wie  »Eisenpflanzen«  besonders  unter  den  Wasser-  und  Sumpf¬ 
pflanzen  verbreiteter  sind,  so  ist  es  nach  J.  Gossl1)  auch  mit  den 
»Manganpflanzen«. 

Sumpf-  und  Wasserpflanzen  speichern  allgemein  mehr  Mangan 
als  Bodenpflanzen,  von  denen  aber  gewisse  Arten  ebenfalls  viel 
Mn  aufnehmen  können,  wenn  es  ihnen  geboten  wird.  So  enhielt 
Carcx  hirta ,  das  auf  einem  längere  Zeit  im  Freien  lagernden  Haufen 
von  Mangansehwarz  wuchs,  nach  H.  Syoboda2)  in  der  Asche 
7,91  pCt.  Mnß04  neben  nur  2,31  pCt.  F ^  O3  -f-  AI2O3  usw.,  jedoch 
läßt  sich  —  soweit  die  Versuche  reichen3)  —  das  Fe  bei  höheren 
Pflanzen  nicht  durch  Mn  ersetzen ,  wenn  sie  auch  Mn  willig  auf¬ 
nehmen. 


Sapropel-Erden. 

Sapropel-Erden4)  sind  Sapropelite  mit  reichem  Ton-  oder 
Mergelzusatz  oder  Feinsandzusatz,  andererseits  Sap ro  psammite, 
d.  h.  also  Sapropel-Gesteine  mit  reichem  Zusatz  gröberen  Sandes. 
Im  Schlammzustande  sind  sie  oft  so  Sapropel-ähnlich,  daß  sie  sich 
nur  unter  dem  Mikroskop  zu  erkennen  geben;  lufttrocken  hingegen 
sind  sie  andererseits  oft  wieder  nicht  von  sapropellosen  Tonen, 
Sanden  oder  Mergeln  zu  unterscheiden.  Oft  ist  hierbei  die  wesent- 


*)  Gössl,  Über  das  Vorkommen  des  MaDgans  in  den  Pflanzen  (Beih.  z.  B. 
Centralbl.  1904,  S.  119—132). 

2)  Svoboda,  Uber  abnorm  hohen  Mangangehalt  einer  P  Ü  an  ze  nasche.  Ca- 
rinthia  II.  Mitteil.  d.  naturhist.  Landesmuseums  f.  Kärnten  1902,  S.  192 — 194. 

3)  Vergl.  G.  Spampani,  Le  StazioDi  Speriment.  Agrar  Ital.  Bd.  XIX,  1890, 
S.  1—33. 

4)  Vergl.  hierzu  das  Seitenstück  Humuserden  im  II.  Bande. 


Sapropel-Erden. 


233 


liehe,  starke  Aufhellung  bemerkenswert,  namentlich  wenn  der 
Schlamm  Einfach-Schwefeleisen  (FeS)  enthielt  (vergl.  S.  208). 
Reine  Sapropelite  dunkeln  im  Gegensatz  hierzu  oft  nach.  Kurz 
gesagt  sind  also  die  Sapropel-Erden  diejenigen  Sapropel-Gesteine, 
die  einen  reicheren  oder  reichen  Gehalt  an  herzugedrifteten  anorga¬ 
nischen  Mineralteilen  besitzen. 

Handelte  es  sich  bei  der  Genesis  der  Sapropel-Kalke,  des  Diato- 
meenpelits  und  der  reinen  Sapropele  um  autochthone  Sedimentierung 
(aquatische  Autochthonie),  so  sind  die  Sapropel-Tone  und  -Sande 
wesentlich  durch  allochthone  Sedimentierung  —  nämlich  hinsichtlich 
der  Ton-  und  Sand-Bestandteile —  zuwege  gekommen.  Für  eine  rein 
wissenschaftliche  Auseinandersetzung,  wie  die  vorliegende,  ist  es  nicht 
von  Belang,  genau  festzusetzen,  wieviel  Gewichtsbestandteile  von 
den  autochthonen  Sedimenten  einerseits  und  wie  viele  von  den 
allochthonen  andererseits  vorhanden  sein  müssen,  um  schon  oder 
noch  von  Sapropel  schlechtweg  oder  Sapropel-Tonen  oder  -Sanden 
sprechen  zu  dürfen,  kurz  von  Sapropel  einerseits  oder  Sapropel- 
Erden  andererseits.  Beide  Gesteins-Arten  gehen  natürlich  ganz 
allmählich  ineinander  über  und  die  beiden  Extreme  nennen  wir 
eben  Sapropel  einerseits  und  Sapropel-Ton  resp.  -Sand  oder  Sa- 
propel-Ton-Sand  andererseits.  Das  Bedürfnis  einer  genauen  Fixie¬ 
rung  von  Grenzen,  bis  wohin  die  einen  und  bis  wohin  die  anderen 
dieser  Gesteine  zu  rechnen  sind,  mag  für  die  Praxis  von  Belang 
sein,  für  unsere  theoretische  Auseinandersetzung  sind  über  das 
Gesagte  hinausgehende  beschränkende  Definitionen  nicht  notwendig, 
wenigstens  gibt  die  wissenschaftliche  oder  kulturtechnische  Praxis 
vor  der  Hand  noch  keinen  Wink,  wohin  die  Grenzen  aus  Zweck- 
mäßigkeitsgründen  zu  legen  wären.  Einen  Sapropel-Sand  würde 
ich  aber  z.  B.  jedenfalls  jedes  Sapropel-Gestein  nennen,  das  luft¬ 
trocken  wie  Sand  aussieht,  mag  es  noch  so  sehr  im  Schlammzu¬ 
stande  reines  Sapropel  Vortäuschen. 

Wie  man  frische  Sapropel-Erden  im  Felde  schnell  erkennen 
und  bestimmen  kann,  wurde  S.  207  beim  Sapropel-Sand  angegeben. 

Im  Zusammenhang  mit  dem  Gegenstand  der  vorausgehenden 
Kapitel  wurden  nämlich  von  Sapropel-Erden  bereits  der  Sapropel- 
Sand  besprochen,  und  diejenigen,  die  durch  FeS  dunkelblau- 


234 


Sapropel-Erden. 


schwarz  gefärbt  sind,  die  »schwarzen  Schlamme«,  ferner  mußte 
schon  wiederholt  auf  sie  Bezug  genommen  werden,  insbesondere 
in  dem  Kapitel  Sapropel,  wo  u.  a.  auf  die  Gytjen  aufmerksam 
gemacht  wurde  (S.  149),  worunter  nach  heutigem  gewöhnlichen 
Gebrauch  vorwiegend  die  Sapropel-Erden  verstanden  werden. 

Es  bleibt  aber  noch  insbesondere  der  außerordentlich  häufige 
Sapropel-Ton  zu  besprechen. 

Sapropel-  resp.  Saprokoll-Ton  (Faulschlamm-  resp. 
Faulgallerte-Ton,  für  beide  kurz  Faul  ton)  sieht  meist  aus  wie 
Ton,  da  die  Sapropel-Bestandteile  nicht  oder  kaum  färben;  jedoch 
ist  der  Sapropel-Ton  von  sehr  weich  (halbflüssiger)  schlammiger, 
gallertiger  Konsistenz.  Derzeitig  werden  sowohl  der  Sapropel-Ton 
wie  der  kein  Sapropel  enthaltende  Ton  beide  zusammengeworfen 
und  meist  als  Schlick  bezeichnet.  Beim  Erhitzen  unter  Luftab¬ 
schluß  wird  der  Sapropel-Ton  aber  durch  den  Destillations-Rück¬ 
stand  (Kohlenstoff)  des  Sapropels  schwarz,  wodurch  das  Gestein  als 
Sapropel-Ton  leicht  von  bloßem  Ton  unterschieden  werden  kann. 
Wenn  man  ganz  sicher  gehen  will,  wird  man  eine  mikroskopische 
Untersuchung  vorangehen  lassen.  Je  nach  dem  geringeren  oder 
höheren  Tongehalt  gewinnen  die  Sapropel-Tone  die  von  dem  luft¬ 
trocknen  Sapropel  her  bekannte  hohe  Festigkeit  oder  sie  zerfließen 
in  Wasser  getan  wie  Ton. 

Sapropel-Ton  kann  sich  bilden,  wo  ein  reiches  Leben,  nament¬ 
lich  von  Planktonorganismen  mit  Sedimeutierung  von  feinstem  Ton- 
Material  einhergeht  wie  etwa  an  besonders  ruhigen  Stellen  watten¬ 
meerähnlicher  Gebiete,  sogar  an  Stellen,  wo  unter  anderen  Um¬ 
ständen  die  abgestorbenen  Organismen  sonst  der  vollständigen  Zer¬ 
setzung,  der  Verwesung,  anheimfallen  würden.  Die  Gleichzeitigkeit 
der  Sedimentierung  absterbender  und  abgestorbener  Organismen 
mit  feiner  Ton-Trübe  bedingt  eine  Einbettung  ersterer  und  dadurch 
einen  Abschluß  des  Sapropel  bildenden  Materials  durch  den  Ton. 
Gerade  die  so  entstehenden  Sapropelite  sind  dann  gern  diejenigen, 
die  makroskopisch  durchaus  nicht  den  Eindruck  machen,  als  ent¬ 
hielten  sie  überhaupt  Sapropel,  da  bei  dem  sofortigen  Einschluß 
des  Ur-Materiales  wie  in  Konservenbüchsen  die  Zersetzung  wohl 
nur  äußerst  langsam  vor  sich  geht.  Sehr  auffällig  ist  es  dann, 


Sapropel-Erden. 


235 


wenn  solche  durchaus  wie  reine,  etwa  eiseugefärbte  Tone  aus¬ 
sehenden  Sapropelite  beim  Glühen  einen  unter  Umständen  sehr 
großen  Gasgehalt  entwickeln  und  der  Rückstand  kohlschwarz  wird. 

Ein  subfossiler,  schwach  sapropelhaltiger  Sapropel-Ton  aus 
dem  Berliner  Alluvium  (Alte  Jakobstraße  40/41)  enthielt  von 
figurierten  Teilen  Diatomeen,  sehr  viele  Spongillennadeln  und 
Kleinhäcksel  (Mikrohäcksel)  von  stark  ramponierten  Gewebefetzen 
höherer  Pflanzen.  Beim  Glühen  unter  O-Abschluß  wird  das  ton¬ 
eisenfarbige  Material  schwarz.  Außer  sehr  vielem  Ton  ist  etwas 
Feinsand  vorhanden  und  Ferrihydroxyd. 

Im  Flötzgebirge  aller  geologischen  Formationen  sind  fossile 
Sapropel-Erden  außerordentlich  häufig  und  unter  den  Namen  bi¬ 
tuminöse  Tone,  Tonschiefer,  Schiefertone  usw.  bekannt. 
Ein  sehr  schöner,  mioeäner  Sapropel-Ton  (ein  bituminöser  Ton), 
der  makroskopisch  durchaus  wie  ein  durch  Eisenoxyd  gefärbter, 
sonst  reiner  Ton  aussieht  — ,  obwohl  er  bei  nicht  ganz  100°  getrocknet 
nach  freundlicher  Untersuchung  von  Herrn  Bergingenieur  J.  Kern 
15,30  pCt.  brennbare  organische  Substanz  enthält,  —  kommt  z.  B.  bei 
Königsberg  bei  Eger  in  Nordböhmen  vor.  Der  mikroskopische  Be¬ 
fund,  das  Schwarzwerden  nach  dem  Erhitzen  und  der  erstaunlich 
große  Gehalt  an  brennbarem  Gas  geben  leicht  Auskunft  über  die 
wahre  Natur  dieses  Gesteins. 

Zu  den  Synonymen  zu  rezenten  Sapropel-Erden  gehört 
vielleicht  die  Bergpech  erde  von  Cancrin’s  (1789,  S.  70), 
ferner  das  neuerdings  von  Ramann  (Einteilung  1900,  S.  182)  für 
Sapropel-Ton  geschaffene  Synonym  Ton-Gytje. 

Des  weiteren  ist  hier  zu  nennen  der  Töck  (zum  Teil).  Töck 
ist  eine  (friesische)  Lokalbezeichnung  von  Helgoland.  Wie  mir 
Eingeborene  mitteilten  und  auch  Dames  erfahren  hat1),  versteht 
man  unter  Töck  sowohl  das  Material,  aus  dem  die  tonigen  (hellen) 
Lagen  der  unteren  Kreideformation,  als  auch  einen  (dunklen) 
festen  Sapropel-Ton,  der  sich  im  und  am  Nordhafen  jetzt  ca.  5  m 
unter  dem  mittleren  Wasserspiegel  befindet  und  oft  in  größeren 
und  kleineren  Brocken  an  den  Strand  geworfen  wird.  Ich  habe 


9  D4MES,  Über  die  Gliederung  der  Flözformation  Helgolands  1893,  S.  620. 


236 


Sapropel-Erden. 


Proben  nicht  nur  vom  Grunde  anfgeholt,  sondern  auch  viele 
Stücke  am  Strande,  namentlich  der  Düne,  aber  auch  der  Haupt¬ 
insel  gesammelt,  besonders  zwischen  dem  Tang,  der  ihn  als  Unter¬ 
lage  benutzt  und  emporgezogen  hat.  Dieser  Töck  hat  offenbar 
diluviales  Alter,  vielleicht  postglaziales x).  Er  ist  eine  Süßwasser¬ 
bildung  mit  Landpflanzen  und  -Resten;  Mollusken  hat  schon  Ad. 
LäSARD  nachgewiesen* 2).  Eine  größere  Anzahl  hineingedrifteter 
Landpflanzen  hat  Hallier  bekannt  gemacht3).  Es  handelt  sich 
aber  trotzdem  nicht  um  einen  Schwemmtorf,  sondern  um  eine 
Sapropel-Erde  mit  Nahedriftmaterialien:  Laubblättern  von  Bäumen, 
wie  Eichen  ( Quercus ;),  Eicheln,  Walnußresten  ( Juglans ),  Hain¬ 
buchenfrüchten  (i Carpinus  Betulus)  usw.,  auch  ein  Blatt  von  Ilex 
aquifolium  wurde  neuerdings  (von  Inspektor  LÜHRS  auf  Helgo¬ 
land)  gefunden,  daneben  aber  sind  —  wie  gesagt  —  Süßwasser- 
Mollusken  usw.  vorhanden. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand  ich  ziemlich 
viele  Gesteinssplitter,  von  tierischen  Resten  zahllose  Spongillen- 
nadeln  und  Reste  kleiner  Süßwasser-Crustaceen,  von  pflanzlichen 
Resten  wenig  Diatomeen,  Pollen  von  Pinus ,  Corylus  und  Ainus , 
Sporen  usw.  Der  Töck  ist  lufttrocken  hart  und  zähe  und  sieht 
daun  braunkohlenartig  aus;  er  weicht  in  Wasser  nicht  wiederauf, 
wenu  er  auch  unter  Wasser  weich  ist,  sonst  hätte  er  sich  ja  auch 
im  Meereswasser,  unter  das  er  gesunken  ist,  nicht  erhalten  können. 
Die  liegende  Partie  des  Lagers  ist  heller  und  etwas  kalkreicher.  Der 
Sapropel-Töck  (im  Gegensatz  zu  dem  Kreide -Töck)  ist  vielfach 
von  Bohrmuscheln  durchlöchert  worden.  Vergl.  unsere  Fig.  12  rechts 
unten  auf  S.  89.  —  Denselben  Töck  (ob  von  Helgoland  hingedriftet 
durch  Vermittlungaufsitzender  Tange?)fand  ich  in  einigen  Rollstücken 
an  der  Südküste  von  Föhr.  Der  mikroskopische  Befund  ergab  große 

Vergl.  W.  Wolff,  Einige  geologische  Beobachtungen  auf  Helgoland. 
(Zeitschr.  der  Deutschen  Geol.  Ges.,  Berlin  1903,  Dezember-Protokoll.) 

2)  Lasard,  Neue  Beiträge  zur  Geologie  Helgolands.  Zeitschr.  der  Deutschen 
Geol.  Gesellsch.,  21.  Bd.,  Berlin  1869,  S.  581— 586. 

3)  Hallier,  Helgoland.  Erschienen  vor  1869  (dieselbe  Ausgabe  wiederholt, 
zuletzt  1892  mit  verändertem  Titelblatt  ausgegeben),  S.  79  ff.  und  312  ff.  Er 
hielt  den  Töck  für  eine  aus  einem  Waldmoor  hervorgegangene  Tertiär-Braunkohle- 


Sapropel -Erden. 


237 


Übereinstimmung  mit  dem  diluvialen  Helgoländer Töck,  esfandensich 
nämlich  Spongillennadeln,  Crustaceen-Reste  ( Bosmina ),  Pediastrum , 
Diatomeen,  Teleutosporen,  Sphagnum-JSiiktteT  und  Epidermis-Fetzen 
höherer  Pflanzen.  Auf  der  Westküste  der  Kurischen  Nehrung 
und  zwar  zwischen  Rossitten  und  Sarkau  fand  ich  Gerolle  eines 
Sapropelit-Tones,  die  dem  Helgoländer  Töck  sehr  gleichen,  und 
die  von  den  unter  das  Meerwasser  geratenen  Landstrecken  stammen 
ebenso  wie  die  dort  häufigen  Land-Torf-Gerölle ;  wie  denn  natur¬ 
gemäß  überhaupt  dort,  wo  Torfgerölle  vorhanden  sind,  gelegentlich 
auch  Sapropelit-Gerölle  Vorkommen:  eine  besondere  Ausnahmeer¬ 
seheinung  bildet  sonach  der  Helgoländer  Sapropel-Töck  nicht. 

Eine  zu  den  Sapropel-Erden  gehörige  Bildung  des  hohen  Nordens 
ist  der  Kryokonit  (vom  griechischen  (kryos  =  Frost,  Kälte  und 
konis  =  Staub).  Er  ist  das  früher  von  Nordenskjöld  für  vul¬ 
kanischen  Aschenstaub  oder  für  Meteorstaub  gehaltene  Material, 
das  sich  auf  der  Oberfläche  des  grönländischen  Inlandeises  findet. 
Ich  hatte  Gelegenheit,  einige  Proben  hinsichtlich  der  organischen 
Bestandteile  zu  untersuchen ])-  Diese  Proben  bestanden  wesent¬ 
lich  aus  tonigen,  aber  auch  sandigen  Partikeln,  die  als  Staub  zu¬ 
geführt  wurden.  Dieser  enthält  etwa  fi  pCt.  organische  Bestand¬ 
teile.  Von  noch  Struktur  zeigendem  Material  fanden  sich  als 
Hauptteile:  Algen,  unter  diesen  auch  Diatomeen,  ferner  Tiere,  wie 
u.  a.  Bärentierchen  (Tardigraden)  usw.;  als  Staub  hineingeraten: 
ein  Fetzchen  einer  phanerogamen  Pflanze  und  die  Schuppe  eines 
Schmetterlingsflügels.  Wir  haben  also  hier  eine  mit  Sapropel 
vermischte  äolische  Bildung,  die  in  Wasserstellen  des  Eises  ent¬ 
stand. 

In  unseren  Seen,  die  keine  Zuflüsse  haben,  bringt  der  Staub 
ebenfalls  einen  verunreinigten  Sapropelit  hervor;  man  darf  also 
nicht  immer  ohne  Weiteres  aus  dem  Vorhandensein  von  Ton  und 
Sand  im  Faulschlamm  darauf  schließen,  daß  ein  Zufluß  vorhanden 
gewesen  sei,  abgesehen  von  Einschwemmungen,  die  durch  Regen- 

b  Meine  Mitteilung  darüber  befindet  sich  in  dem  Grönland-Werk  von 
Erich  v.  Drygalski,  1897.  —  Siehe  auch  meine  Notiz  in  der  Naturwissenschaft¬ 
lichen  Wochenschrift,  Berlin  den  10.  1Y.  1898,  S.  173.  —  Vergl.  ferner  auch  die 
Zusammenfassung  in  Zirkels  Lehrb.  der  Petrographie  III,  2.  Aufl.,  1894,  S.  782. 


Sapropel-Erden. 


238 

wasser  erfolgen.  Da  Kryokonit  alle  Staubmassen  heißen,  die  sich 
auf  dem  grönländischen  Inlandeise  befinden,  enthalten  wohl  nicht 
alle  Proben  Sapropel-Bestandteile.  —  (Gelegentlich  wird  in  über¬ 
tragenem  Sinne  auch  der  Humusstaub  als  Kryokonit  bezeichnet, 
der  sich  auf  Eisfeldern  der  Alpen  als  Anflug  vorfindet).  Wie 
beim  Sapropel-Teppich  (S.  142)  kann  man  auch  beim  Kryokonit 
und  überhaupt  bei  allen  eben  erst  im  Entstehen  begriffenen  Sa- 
propei-Gesteinen  den  Einwand  erheben,  es  sei  die  organische  Bei¬ 
mischung  des  Kryokonits  noch  kein  Sapropel,  sondern  erst  dann, 
wenn  es  einen  Zersetzungsprozeß  durchgemacht  habe.  Darauf  wäre 
dasselbe  zu  erwidern  wie  das  schon  am  angeführten  Orte  Gesagte. 


Register. 


Seite 

A 

Aale  in  schwarzem  Schlamm  .  .  215 


Abramis  brama . 63 

Ackerboden . 45 

Acroperus . 95 

adamische  Erde . 143 

Adipocire . 11 

Akaustobiolithe .  1 

alba  terra . 177 

Aldrovandia . 77 

Algen . 94,  155 

Algenhaut . 142 

Algenkalk . 187 

Algenmehl . 201 

Algenpapier . 142 

Algensaprokoll . 144 

Algentorf . 143 

Algenwasserblüte  .  .  .  .  .  82,  85 

Algenwatte . 87,  88 

Algenwatte  (Abb.) . 87 

alkohollösliche  Substanzen  .  .  .  112 

allochthone  Sedimentierung  .  28,  62 

allochthone  Torfe . 43 

Allochthonie  .  .  - . 28 

Alm . 177 

Ainus  .  .  14,  95,  128,  156,  205,  236 

Ainus  glutinosa . 37,  49 

Alona  .  .  .  w . 95,  186 

Alopecurus  agrestis . 106 

Alpenmoder . 44 

Altwässer . 69 

Amblystegium  giganteum  ....  77 

amorf  Törv . 144 

amorpher  Torf . 144,  151 


Seite 

Anabaena  . . ;  93,  131 

Anabaena  flos  aquae  ....  86,  87 

Anabaena  Hussalii . 86 

Anabaena  thermalis . 76 

Anabaena  variabilis . 86 

Andromeda  calyculata  .  .  38,  39,  51 

Andromeda  calyculata  (Abb.)  .  .  52 

Ängsgyttja . 142 

anmoorig . .  .  36 

Anodonta  variabilis . 131 

Anstau . 73 

Anthophysa  vegetans  .  .  .  222,  231 

Aplianizomenon  flos  aquae  ...  81 

Aphanocapsa . 93 

Aphanothece . 93 

Aposepsie .  5 

aquatische  Autochthonie  .  .  27,  62 

Arcella . 95,  127 

Arcella  vulgaris . 63 

Aroideen .  8 

Arundo  phragmites  43,  49,  52,  54,  97,  131 
Arundo  phragmites  (Hochmoorrand¬ 
zone;  Abb.) . 53 

Aster  ionella . 81,  100,  102 

Asterionella  formosa . 192 

ätherlösliche  Substanzen  .  .  .  112 

Attheya . 100 

Auftrieb . 78 

ausgefault . 13 

autochthone  Sedimentation  .  .  27,  62 

Autochthonie . 27 

Autochthonie,  aquatische  .  .  27,  62 

Autochtonie,  terrestrische  .  .  27,  62 

Azolla . 77 


240 


Register. 


Seite 

Seite 

B 

Blauschlick  .... 

.  ...  164 

Bacillaria . 

191 

Bleicherde  .... 

.  .  .  .  46 

Bacillariaceen  ....  94, 

127, 

191 

Bleichsand  .... 

....  46 

Bacillariaceen  (-arien)-  Erde  . 

201 

bleke . 

.  ...  178 

Baciliaria  paradora  .  .  .  . 

191 

Blindsee . 

....  62 

Bacillarienfaulschlammkalk 

178 

Blutalge  . 

.  .  .  .  82 

Bacillarienkalkfaulschlamm 

178 

bodeneigen  .... 

.  .  .  .  27 

Bacillus  calfactor . 

7 

bodenfremd  .... 

....  28 

Bacillus  coli  foenicola  .  .  . 

7 

Boghoadkohle  .  .  . 

.  .  .  .  33 

Badegytje . 

151 

Bohnenerz  .... 

227 

Baggertorf . 

144 

Bol . 

.  ...  193 

Bakterien . 

76 

,  94 

Bosmina  .  .  95,  125 

,  1 28,  1S5,  237 

Ballons . 

90 

Bosmina  coregoni  .  . 

.  ...  131 

Bärentierclien . 

237 

Butrgococcus  .  .  . 

....  94 

Batrachium . 

76, 

147 

Botrgococcus  Braunii  . 

....  86 

Beggiatoa . 

76, 

228 

ßrachgonus  .... 

....  100 

Beinbruchstein  ...... 

226 

Brauneisenerz  .  .  . 

.  .  224,  228 

Benthos . 

r-i  r 

i  0 

Braune  Leber  .  . 

....  145 

Bergmehl . 

201 

Braun heu  . 

5 

Bergmilch . 

178 

Braunkohle  .  .  .  . 

.  .  .  23,  236 

Bergpech  erde . 

235 

Braunkohlenlager  .  . 

....  38 

Berlin,  Etymologie  .  .  .  . 

. 

174 

brennbare  Leber  . 

....  145 

Berliner  Diatomeenerde  .  . 

. 

179 

Brennheu . 

.  .  .  .  5 

Berliner  Infusorienerde  .  34, 

195, 

203 

Bröckeltorf  .... 

....  44 

Bernstein . . 

47 

Brunnenfaden  .  .  . 

....  218 

Besenheide  .  . 

54 

Bryophyten  .... 

....  94 

Betula  .  95,  126-128,  130, 

186, 

205 

Bryophyten  sporen  . 

....  130 

Betula  pubescens . 

38,  51 

Bult . 

....  23 

Bidens  cernuus . 

49 

Buntmog . 

....  149 

Binnenhochmoor-Typus  . 

• 

41 

Burguuderblut  .  ,  . 

....  S2 

Biolith . 

1 

Birkenmoor . 

38 

1  C 

Bitumen . 

19 

Calluna . 

....  205 

Bituminierung . 

19 

Calluna  vulgaris 

.  41,  54,  116 

bituminöser  Kalk  34,  61,  153, 

162, 

189 

Calothrix  parietina 

.  ...  141 

bituminöser  Mergel 

• 

61 

Cannelkolde  .... 

.  33,  139,  153 

bituminöser  Schieferton  (Touschie- 

Carex . 

....  131 

fer,  Ton)  .  .  .  .  35,  Gl, 

153, 

235 

Car  ex  birta  .... 

.  .  .  232 

Blahm . 

142 

Carices . 

....  38 

blake . 

178 

Carpinus  Betulus  . 

....  236 

Blättertorf . 

145 

Caulerpa . 

....  75 

Blaueisenerde . 

229 

Centropijxis  .... 

....  95 

blaue  Mud . 

194 

Ceratium  hirundinella  . 

....  81 

blauer  Schlamm . 

210 

Ceratiuni  volans 

....  84 

blauer  Schlick  ...... 

210 

Ceratophgllum  . 

.  77,  170,  172 

Blauschlamm  .... 

i  64, 

210 

Ctnodaphnia 

....  95 

Register. 


241 


Seite 


Chaetoceras . 194 

Chara . 170,  172 

Characeen  .  .  75,  76,  95,  170,  178 

Characeenkalk . 184 

Chara  foetida . 170 

Charakalk  (Cliaraceenkalk)  .  .  .  178 

Charales . 94 

Cbararasen . .  172 

Charaschlamm . 172 

Chitingyttja . 145 

Cliitinteile . 95 

Chironomus . 63 

Chlamydoblepliaris . 222 

»  (-schale,  mikroskop. 

Bild) . 223 


Chlamydothrix  ferruginea  .  .  .  218 

Chlamydothrix  ochracea  .  .  .  .  216 

Chlamydothrix  ochracea  mit  Ferri- 
hydroxyd  (Mikrophotogr.)  .  .  219 


Chlorophyceen . 75 

Chlorophyll . 18,  133 

Chlorophyllan . 133 

Chlorophyllkörper . 133 


Chromatium  Okenii . 210 

»  vinosa  .  210 

Ckroococcaceen  .  .  .83,  93,  100,  130 


Chroococcaceen-See  ....  99,  100 

Chrysomonadinen . 94 

Chydorus . 100,  186 

Cladium  mariscus . 69,  70 

Cladoceren . 125,  131 

Cladophora .  98,  185,  221 

»  aegagropila  .  .  .  .  221 

Cladopkoraceen . 94 

Cladophora  fracta . 141 


Cladophora  glomerata  .  .  .  .  170 

Cladothrix  dichotoma . 218 

Clathrocystis  aeruginosa  .  94,  100,  131 

Clovotlirix  fusca . 218 

Clo steriuin .  94,  100,  221 


Coelastrum . 94 

Coelosphaerium  Kützingianum  .  .  86 

Colpomenia  sinuosa . 90 

Conferva .  94,  221 

Conferva  bombycina . 141 

Confervaceen . 141 

Neue  Folge.  Heft  55. 


Seite 

Conferventorf . 145 


Conjugaten . 77 

Copal . 47 

Corixa . 129 


Corylus  .  .  .  14,  95,  128,  205,  236 

Coscinodiscus  radiatus  ....  194 

Cosmarium  .  94,  100,  155,  186,  214 

Crenotlirix  polyspora  .  .  .  218,  220 

Crustaceen  95,  127,  128,  129  ff.,  155, 

185—187,  236,  237 


Cryptodifflugia . 185 

Cryptomonas . 81 

Cyanophyceen . 102,  188 

Cyanophyceengytje . 145 

Oymatopleura  solea . 200 

Cymbella . 128 

Cyperaceen . 95 

D 

Damgyttja . 152 

Daphnia . 95,  186 

Daphniden  . . 128,  186 

Darg . 217 

Daulehm . 145 

Denhardtit . 47 

Desmidiaceen  81,92, 94, 100, 156,214,221 

Desmidium . 94 

Diatoma . 191 

Diatoma  brachiata . 191 

Diatomaceen ........  191 

Diatomaceen  (-meen)  -Erde  .  .  201 


Diatomeen  18,  75,  82,  83,  88,  94,  98, 
100,  102,  106,  127,  128,  130,  156, 

160,  237 

Diatomeen  und  Eisen  ....  222 

Diatomeen,  ihr  Vorkommen  .  .  192 

Diatomeen  artenlisten  .  185,  197 — 200 

Diatomeenfaulschlammkalk .  ,  .  178 


Diatomeengytje . 203 

Diatomeenkiessteinkerne.  .  .  .  213 

Diatomeenooze . 169 

Diatomeenpapier . 142 


Diatomeenpelit  .  33,  61,  94,  108,  190 
Diatomeenpelit  (Mikrophotogr.)  .  196 

Diatomeenpelitprofil  bei  Ober-Ohe 
mit  Auslaugungserscheinungen 

(Abb.) . 204 

16 


242 


Register. 


Seite 

Seite 

Diatomeensaprokoll  . 

.  .  33, 

190 

Enaliden . 

75 

Diatomeensapropel  .  . 

.  .  33, 

190 

Eremakausis  ..... 

4 

Diatomeensapropelit  .  . 

.  .  61, 

162 

Erdkalk . 

179 

Diatomeensapropelkalk  . 

.  178, 

195 

Ericaceen . 

Diatomeenschiefer  .  .  . 

201 

Ericaceenpollen .... 

205 

Diatomeenschlamm  .  . 

.  164, 

201 

Eriophorurn . 

135 

Diatomeenschlick  .  .  . 

.  164, 

202 

Eilenmoor . 

38 

Diatomeentorf  .... 

202 

Erlensumpfmoor  (Abb.)  . 

• 

•  • 

50 

Dicotyledonen  .... 

95 

Euastrum . 

.  94, 

100 

Dictyosphaerium  pulchellum 

•  •  • 

100 

Eudorina . 

81 

Difflugia . 

.  .  63 

,  95 

Euglypha  alveolata  .  . 

• 

. 

186 

Dinobryon . 

.  .  99, 

100 

Dinobryonsee  .... 

.  .  99, 

100 

F 

Dopplerit . 

23,  4-2, 

168 

Fadenalgen . 

139- 

-140 

Doppleritsaprokoll  .  . 

33,  145, 

146 

falsche  Wasserblüte  .  . 

• 

•  • 

90 

Doppleritsapropel  .  .  . 

33,  145, 

146 

farina  fossile  .... 

202 

Doryleimus  stoynalis  .  . 

•  •  • 

63 

F  arnreste . 

1 85, 

186 

Drift . 

28 

Faule  See . 

14S 

Driftholztorf . 

43 

Faulgallerte  .  .  .  33, 

135, 

147, 

160 

Drifthumus . 

123 

Faulgallerteton  .... 

234 

Dy . 

.  146, 

164 

Faul  gallertekalk  .  .  . 

• 

179, 

182 

Dygyttja . 

147 

Faulgal  lert  (e)  sand 

• 

. 

206 

Dysodil  - . 

33,  104, 

153 

Faulkalk . 

171, 

179 

Dytorf . 

147 

Fäulnis . 

.3,  9,  21 

Fäulnis  i.  e.  S.  ... 

12 

E 

Faulschiefer . 

148 

Echinodermen  .... 

188 

Faulschlamm  13,  59,  90, 

91, 

101, 

147 

Eichenmoor . 

38 

161 

Eisenbakterien  .... 

218 

Faulschlammerden  .  . 

• 

• 

91 

Eisenkonkretionen .  .  . 

226 

Faulschlammgesteine  . 

• 

•  • 

91 

Eisenlimonit  ..... 

230 

Faulschlammkalk  .  .  . 

• 

171, 

182 

Eisenmoor . 

.  .  37, 

217 

Faulschlammkalk  Berlins 

• 

,  , 

173 

Eisenocker . 

193 

Faulschlammsand  .  .  . 

206 

Eisenorganismen  .  . 

227 

Faulschlammsee  .  . 

66 

Eisenort . 

46 

Faulschlamm  ton 

234 

Eisenorterde . 

46 

Faulton . 

234 

Eisenortstein  .... 

46 

Faultorf . 

147 

Eisenpflanzen  .... 

232 

Fede . 

149 

Eisensapropelit  .... 

.  147, 

162 

Fe  der  gras . 

135 

Eisenseeerz  . 

230 

Fedtmög  " . 

149 

Eisensinter . 

223 

Ferrosulfid . 

96 

Eisenspat . 

228 

Ferndrift . 

28 

Eisenverbindungen,  oxydierte  .  . 

215 

F  ett . 

111 

Eisenverbindung,  reduzierte  —  in 

Fettsubstanzen  bei  Sapropelbild- 

Sapropeliten  .... 

208 

nern . 

.  .  101ff 

Elodea . 

.  170, 

172 

Fetttorf . 

148 

Register.  243 


Seite 

Seite 

Fiehtelit . 

.  .  47 

graue  Leber  .... 

180 

Fichtenmoor  .  . 

.  .  38 

graue  Seekreide  .  . 

132 

Fimmenit . 

.  47,  122 

Grubengas  .... 

.  .  .  23, 

179 

Fische  .  .  63,  67,  95, 

127, 

129,  205 

Grünalgen  .... 

76 

Flachmoor . 

.  .  36 

Grüner  Torf  .  .  . 

148 

Flachmoorsumpf  .  .  . 

.  .  37 

Grünschlamm  . 

164 

Flachmoortorf  (Mikrophotogr.)  .  124 

Grünschlick  .... 

164 

Flachmoorwald  .  .  .  . 

.  .  37 

Gymnospermen .  . 

95 

Flachmoorwiese  .  .  . 

.  .  37 

Gytje . 

.  149,  164, 

234 

Flagellaten . 

218,  222 

GytjestofFe  .... 

151 

fleurs  d’eau  .  .  .  .  . 

.  .  82 

Gyttja  (Gytja)  .  .  . 

.  .  149, 

153 

Flodgyttja . 

.  .  152 

Motz  (Flöz) . 

.  .  28 

H 

Flötzdrift . 

.  .  28 

Häckseltorf  .... 

43 

Flußhaut . 

.  .  142 

Haernatococcus  pluvialis 

.  .  .  79 

82 

Flußpapier . 

.  .  142 

Haff  ...... 

72 

Flußschlamm  .  .  .  . 

• 

152,  164 

Haff  blüte ..... 

82 

Fontinalis . 

.  75,  76,  97 

Haff  gyttja  .... 

152 

Fontinalis  antipyretica 

• 

.  .  223 

halbreifer  Torf  . 

42 

»  squamosa 

■ 

.  .  223 

Harz . 

111 

Foraminiferen  .  .  . 

.  .  188 

Harzkohle  .... 

47 

fossiles  Mehl  .  . 

.  .  202 

Harztorf . 

47 

Fucaceen  . 

.  .  168 

Haut . 

142 

Fuchstorf . 

.  .  148 

Heidemoor  .... 

39 

Heleoplankton  .  . 

100 

G 

Ilippuris . 

98 

Gallert . 

.  .  95 

Hochmoor  .... 

38 

Gallionel/a  ferruginea  .  . 

a 

218,  -220 

Hochmoor  (Abb.)  . 

55 

Gastropoden . 

.  .  186 

Hochmoorteiche  (Abb.) 

•  •  •  • 

56 

Gein . . 

.  .  148 

Hornstein  .... 

202 

gemischter  Rasen  .  .  . 

.  .  172 

Ilottonia  palustris  . 

77 

gemischter  Schlamm  .  . 

• 

172,  179 

llumipelit  .... 

61 

Glanzkohlen . 

.  .  42 

Humipsammit  .  . 

61 

Globigerinenooze  .  . 

.  .  169 

humoser  Süß  wasserkalk 

•  •  •  • 

180 

Globigerinensehlamm 

66, 

110.  192 

Humus . 

...  2 1 

,  41 

Globigerinen  sch  lick  .  . 

# 

.  .  1 64 

1  lumusbildungen  .  . 

•  • 

2 

Gloeocapsa . 

.  .  93 

Hummeisenorterde 

• 

46 

Gloeothece . 

.  .  93 

llumuseisenortstein 

•  •  •  • 

46 

Gloeotrichia . 

.  .  93 

Humuserden. 

45 

Gloeotricliia  echinulata 

• 

.  .  86 

Humusformen  . 

42 

Glyceria  aquatica  .  .  . 

.  .  70 

11  umusgesteine  . 

36 

Glyceria  flu  i  tan*  .  .  . 

Hu  musorterde  . 

46 

Golenkinia 

.  .  81 

Humusortstein  . 

46 

Golenkinia  racliata 

. 

.  .  100 

Humussäuren 

•  •  •  « 

42 

Gramineen 

.  .  95 

Humusstaub  .... 

Grapliephorum  eirund inaceum 

.  .  131 

Humusstoffe  .... 

42 

16* 


244 


Register. 


Seite 


Hyalotheca . 

94 

Hydro  charis . 

170 

Hydrocharis  morsus  ranae 

•  • 

• 

77 

Hydrocharitaceen  . 

•  • 

75 

76 

Hydrochariten  .... 

77 

Hydrodictyaceen  .  . 

94 

Hypheothrix . 

76 

Hypnaceen  .  .  .  .  . 

94 

Hypnum . 

76, 

131, 

142 

Hypnum  aduncuvn  .  .  . 

104 

I 

Ilex  aquifolium  .... 

236 

infraaquatischer  Torf 

•  0 

• 

153 

Infusorien . 

96 

Infusorienerde  .  .  34, 

179,- 

195, 

202 

Infusorienkieselerde  .  . 

,  . 

202 

Infusorienlager  .... 

180 

Tnfusorienmehl  .... 

202 

Inkohlung . 

19 

Insekten . 

95, 

185, 

186 

Insektenlarven  .... 

63 

Iris  pseudacorus  .  .  . 

51 

Isoetaceen  .  .  . 

76 

J 

Juglans . 

236 

Juniperus . 

95 

K 

Kalaharikalke  .  .  .  . 

177 

Kalk,  bituminöser  .  .  . 

■ 

34 

,  61 

Kalkbrei . 

180 

Kalkfaulgallerte  .  .  . 

153, 

180, 

182 

Kalkfaulschlamm  .  .  . 

91, 

153, 

182 

Kalkgyttja  f-gytje)  .  . 

153, 

179, 

180 

Kalkkonkretionen  .  .  . 

226 

Kalkmoor . 

37 

64, 

217 

Kalkmudde  .... 

159, 

180 

Kalksaprokoll  .  .  34, 

153, 

180, 

182 

Kalksapropel  ..  .  34, 

153, 

171, 

182 

Kalksapropelit  .  .  .  . 

61, 

162, 

169 

Kalk  sinter . 

187 

Kalktuff  ...... 

187 

Källgyttja  .  .  .  .  . 

152 

Kaustobiolitli .  I 


Seite 

Kaustobiolithe,  ibre  Genesis  .  .  27 
Kaustobiolithe,  Übersicht  ...  31 


Kieselag .  179,  203 

Kieselguhr . 202 

Kieselgur .  197,  202 

Kieselgur,  graue,  grüne,  weiße  .  204 

Kieselmehl . 202 

Kieselscheibchen . 96 

Kieseltuff . 202 

Klappertorf . .  .  144 

Klapptorf . 144,  153 

Kleinhäcksel . 235 

Klettenerz . 227 

Klibberigte  Darg . 153 

Klump . 224 

Kohlenhydratalgen . 107 

Kölln,  Etymologie . 175 

Korallenkalke . 1S8 

Koscinodisken . 194 

Krebschen . 63,  79 

Kreide . 181 

Kreide  der  Kreideformation  .  .  183 

Kreidetöck . 236 

Krüppelkiefer . 54 

Kryokonit . 237 

Kngelerz . 227 

Küstenhochmoortypus  ....  41 

L 

Lagune . 72 

Laichkräuter . 178 

Laminariaceen . 168 

lapis  tiburtinus . 187 

lapis  Tripolis . 203 

Lateritschlick . 164 

Laubtorf . 44 

Laubwehen . 44 

lebende  Moore . 36 

Leber .  145,  153,  155 

Lebermudde . 153,  159 

Leberschlamm . 154 

Lebertorf.  .  .  .  154,  159,  167,  168 


Leduin  palustre .  38,  39,  51 

Ledum  palustre  (Abb.)  ....  52 


Leichen  fett . 1 1 

Leichenwachs . 


Register.  245 


Seite 

Seite 

Lemna . 

.  95,  185 

Meergeil . 

155 

Lemna  minor  .... 

.  .  77 

Meerkrankheit  .  .  . 

83 

Lemna  trisulca  .... 

.  .  77 

Meerlebertorf  .  .  . 

156 

Leptothrix  .  .  .  .76, 

94, 

186,  226 

Meermoor  .... 

64 

Leptotlirix  ochracea  . 

• 

.  .  218 

Meerschlamm  .  .  . 

152 

Leptotlirix  ochracea  (Mikrophot.).  219 

'  Melosira . 

80,  81,  125, 

128 

Lesquereusia . 

.  .  95 

Menilit . 

...  34, 

202 

Liman . 

.  .  72 

Menilitschiefer  .  .  . 

...  34, 

202 

Limnäen . 

.  .  76 

Menyanthes  .  .  .  . 

95 

limnischer  Torf  .  .  . 

• 

153,  155 

Mergel,  bituminöser  . 

61 

Limnocalcit . 

.  .  180 

Mergelsaprokoll  .  . 

180 

Limnoplankton  .... 

.  .  100 

Mergelsapropel  .  .  . 

180 

limonata . 

.  .  83 

Mergeltorf  .  .  .  . 

180 

Limonit . 

.  .  224 

Meteorpapier  .  .  . 

142 

Linsenerz . 

.  .  227 

Methan,  kaustobiolithisches  .  . 

1 

Liptobiolith  ....  2, 

47, 

111,  121 

Microcoleus  chthonoplastes  .  .  . 

141 

Lithothamnion-Ka\ke  . 

. 

.  .  188 

Microcystis  .... 

93,  99,  131, 

186 

Lynceus  . 

Microcystis  flos  aquae 

.  82,  94, 

103 

Lynceus  affinis  .... 

.  .  63 

Micronecta  .... 

129 

Lynghya . 

.  .  76 

Mikrohäcksel 

235 

Mikroplankton  .  .  . 

77 

M 

mineralisiert .... 

13 

Mäd . 

.  .  156 

Modd . 

156 

Magnocariceten  .... 

.  .  38 

Modde . 

156 

Makroplankton  .... 

.  .  77 

Modder . 

.  156,  179, 

180 

malattia  del  mare  .  . 

.  .  83 

Moder . 

•  21,  44, 

166 

Mangan . 

.  .  230 

Modereisen  .... 

224 

Manganeisenseeerz  .  . 

• 

.  .  230 

Modererde  .... 

46 

Manganeisenkonkretionen 

• 

.  .  230 

Mollusken  .  . 

129,  188, 

236 

Manganlimonit  .... 

.  .  230 

Molluskenkalk  .  .  . 

.  .  181, 

184 

Mangan  ocker  .... 

.  .  231 

Monocotyledonen  .  . 

95 

Manganpflanzen  .  .  . 

.  .  232 

Montanwachs  .  .  . 

111 

Manganseeerz  .... 

.  .  230 

Moor . 

...  36,  63 

Mangansmnpferz  .  .  . 

.  .  230 

Moor  (als  Gestein) 

•  i  »  • 

158 

Manganverbindungen,  oxydierte  .  215 

Moorausbrüche  .  . 

.  .  .  28,  44 

Manganwiesenerz  .  .  . 

.  .  230 

Moorboden  .... 

158 

Mangrovensümpfe  . 

.  .  70 

Mooreisenerz  .  .  . 

224 

Mangroveschlick  .  .  . 

.  .  164 

Moorerde  v  .  .  .  . 

46 

mare  sporco . 

.  .  83 

mooriger  Schlamm 

•  •  •  • 

158 

marine  Strand  gytje  .  . 

• 

.  .  151 

Moorkalk . 

...  34, 

181 

Marsilia . 

.  .  76 

Moorkreide  .... 

.  .  171, 

181 

masse  glutinöse  .  . 

.  .  83 

Moormergel  .... 

181 

Mastigophoren  .... 

.  .  96 

Moorschlamm  .  .  . 

.  .  158, 

159 

Mattkohle . 

.  .  33 

Moortorf . 

.  .  .  42, 

166 

Medusenplage  .... 

.  .  84 

Moortorf  (Unterschied 

von  Sa- 

Meeresverschleimung  .  . 

• 

.  .  83  1 

propel) . 

119 

246 


Register. 


Moortorfmoder  . 

Seite 

44 

Moose  und  Eisen 

223 

Moosreste  .  . 

185 

Morast  .  .  . 

64 

Morasterz  .  . 

224 

Mott  .... 

.  .  156, 

158 

Mougeotia 

•  • 

.  77,  94, 

141 

mud  .... 

156 

Mudd  .... 

156 

Mudde  .  .  . 

.  .  159, 

164 

Muddebildungen 

• 

•  •  •  • 

159 

Muddetorf  .  . 

159 

Mud-gruben  .  . 

73 

mud-holes  .  . 

73 

mud-lumps  .  . 

23 

Mull  .... 

166 

Mullerde  .  . 

Mullerdeboden  . 

45 

Mulllehm  .  .  . 

45 

Mullsand  .  .  . 

45 

Münzerz  .  .  . 

227 

Murgänge  .  . 

28 

Muschelgehäuseteile  . 

•  •  •  • 

95 

Muschelkalk  .  . 

181 

Myrdynd  .  .  . 

159 

Myrica  gale  . 

38 

Myriophyllum 

• 

.  147,  170, 

172 

Nahedrift .  .  . 

N 

28 

Najas  .... 

97 

Nauplius  .  .  . 

81 

Nekton  .  .  . 

• 

•  •  •  • 

77 

Nereiden  . 

75 

Nitratbakterien  . 

228 

Nitritbakterien  . 

228 

Nodularia  spumigera  . 

•  •  •  • 

86 

Nostocaceen  .  . 

93 

Nuphar  luteum  , 

•  • 

•  •  •  • 

170 

Nymphaea  .  . 

95 

Nymphaeaceen  . 

•  • 

.  76,  97, 

146 

Nymphaeaceen-  Innenhare  u.  a. 
-Reste . 

186 

Oderhaut  . 

0 

142 

Oedogonium  . 

•  • 

.  94,  98, 

221 

Seite 

Ölalgen . 101  ff 

Öldiatomee  • . 102 

Ölteer . 12 

Ooze . 169 

Opal . 202 

Ophiocytium  . . .  .  94 

organischer  Schlick . 210 

Orterde . 46 

ORTH’sche  Gesetz  des  Kalkes  und 
Eisens  .........  217 

Oscillaria  .  .  .  76,  93,  98,  125,  128 

Oscillariaceen  .......  76 

Osci/latoria  Agardhii . S6 

Oscillatoria  liinosa . 88 

Oscillatoria  prolificci . 86 

Oscillatoria  rubescens  ....  82,  86 

Osteocollen . 226 

Ozokerit . 29 

P 

Palmella . 186 

paludi  dolci . 72 

paludi  salzi . 72 

Pandorina . 94 

Panzerschlamm . 159 

papier  d’algues . 142 

Papiergyttja . 159 

Papierlehm . 160 

Pappersgyttja . 142 

Parvocariceten . 38 

Pedalion  mirum . 100 

Pediastrum  85,  94,  100,  125  -  128,  180A5 

186,  214,  237 

Pediastrum  boryanum . 185 

Pelit . 32,  60 

Pentosane . 116 

Peridineen . 83 

Peridinium . 83 

Pttalotoma . 191 

Petroleum . 29,  196 

Pfennigerz . 227 

Pflanzenkalke . 187 

Pflanzenpelit  i . 160 

Phacotus . 181 

|  Phacotus- Kalk . 181 

Phacotus  lenticularis . 94 


Register. 

247 

Seite 

Seite 

photische  Region  .  . 

....  97 

Psilomelan  .... 

230 

Phragmites  communis  . 

....  43 

Pteridophyten  .  . 

94 

Pliragmites-  Torf  .  . 

....  43 

Pteridophytensporen  . 

.  130, 

204 

Phragmitetum-Torf  . 

....  43 

Pteropodenooze  .  . 

•  •  • 

169 

Phycochromaceen  . 

....  188 

Pteropodenschlick .  . 

•  •  • 

164 

Phytocollit  .  .  .  . 

....  160 

Pulvererde  .... 

.  164, 

210 

phytogener  Kalk  .  . 

....  184 

Pulvererz  .... 

227 

Phytoplankton  .  .  . 

...  77,  91 

Putrefactio  .... 

9 

Picea  excelsa  .  38, 

52,  95,  131,  205 

Pyritkonkretionen  .  . 

•  •  • 

96 

Pilularia . 

....  76 

Pyropissit  .... 

.  .  47, 

111 

Pilze . 

...  94,  168 

Pinus  .  .  .  125—128,  130,  214,  236 

Q 

Pinus  silvestris  38,  51, 

54,  95,  130,  155, 

Quadrula . 

95 

185,  186,  205 

Quelleisenerz  .  .  . 

223 

Plagiostoma  Lemani  . 

....  63 

Quellerz . 

223 

Plankton . 

...  77,  78 

Quellschlamm  .  .  . 

152 

Plankton,  nereitisches 

....  77 

Quercus . 

236 

Plankton,  ozeanisches 

....  77 

Quercus  pedunculata  . 

• 

•  •  • 

38 

Pleurotaenium  .  .  . 

....  94 

Pleuston . 

....  76 

R 

Podostemonaceen  .  . 

....  75 

Rädertiere  .... 

100 

Polierschiefer  .  .  . 

....  202 

Radiolarienooze  .  . 

169 

Pollen . 

.  .  .  .  95 

Radiolarienschlick  .  . 

164 

Pollengytje  .  .  .  . 

....  181 

Randanit . 

202 

Pollenschlamm  .  .  . 

....  164 

Raseneisenerz  .  .  . 

224 

Pollenwasserblüte  .  . 

....  90 

Raseneisenstein  .  .  . 

224 

Poiycystis . 

....  93 

Rasen  erz . 

224 

Poiycystis  aeruginosa  . 

.  .  .  81,  86 

Regen  würmer  .  .  . 

101 

Poiycystis  flos  aquae  . 

.  .  82,  86,  94 

reifer  Torf  .... 

42 

Poycystis  prasina  .  . 

....  86 

Resinittorf  .... 

47 

Polygonum  amphibium 

....  147 

Rhaphidium  polymorph  um 

•  •  • 

100 

Polypen . 

....  188 

Rhizoclonium  riparium 

• 

c  •  • 

141 

Polytriclium  strictum  . 

....  41 

Rhizopoden  .... 

• 

63,  95, 

222 

Pondgytje  .  .  .  . 

....  150 

Rhizosolenia  .... 

100 

Posidonomyenschiefer 

.  35,  61,  154 

Rhync/iospora  alba 

• 

•  •  • 

38 

Potamogeton  ...  97,  146,  170,  172 

Rieda . 

77 

Potamogetonaceen .  . 

...  75,  76 

Rieselkohle  .... 

44 

Proteine . 

Rivularia . 

93 

Protococcaceen  .  .  . 

...  94,  100 

Röhrichttorf .... 

146 

Protozoen  und  Eisen  . 

....  222 

Rohhumus  .... 

166 

Psammit . 

....  60 

Rohtorf . 

42 

Pseudo- Algenwasserblüte  ...  87 

Rotatorien  .... 

• 

131,  185, 

186 

Pseudocannel  kohle 

....  33 

roter  Schlamm  .  .  . 

210 

Pseudomonas  Okenii  . 

....  210 

rote  Seeblüte  .  .  . 

82 

Pseudomonas  vinosa  . 

....  210 

roter  Tiefseeschlick  . 

• 

•  •  • 

164 

Psichohornium  .  .  . 

....  221 

roter  Ton  .... 

.  164, 

194 

248 


Register. 


Seite 

|  • 

Seite 

Rotschlamm  . 

•  •  • 

164, 

210 

:  Sapropelitbank,  emporgepreßt 

Rülle . 

54 

(Abb.) . 

137 

Rülle  im  Hochmoor 

(Abb.) 

•  • 

57 

Sapropelitbank  mit  Sumpfpfl 

an- 

Ruppia  .... 

.  75,  98 

zenbestand  (Abb.)  .  . 

70 

Rutschungen  .  . 

28 

Sapropelitbank  (Abb.)  . 

. 

• 

48 

Sapropelite,  Synonyme  . 

. 

.  143  ff 

S 

Sapropelitkalk  .  .  . 

153, 

162, 

169 

Salix  .  .  •  .  . 

174 

Sapropelitsee  .  .  .  . 

67 

Salvattensgyttja 

152 

Sapropelitsumpf  .  .  . 

• 

3f 

>,  64 

Salvinia  .... 

77 

Sapropelit-Ton  .  .  .  . 

153 

.  Salzseen  .... 

72 

Sapropelkalk  .  .  .  . 

34, 

171, 

195 

Salzsümpfe  .  .  . 

72 

Sapropelmergel  .  .  . 

180 

Salzwasserschlamm 

152 

Sapropelsand  35,  169, 

190, 

206, 

233 

Salzwassersümpfe  . 

70 

Sapropelschlick  .  .  . 

166 

Saudrhizopoden 

222 

Sapropelsee  (Abb.)  .  . 

• 

• 

68 

Sapanthrakon  .  . 

.  33, 

153 

Sapropelteppich  .  .  . 

139 

Saprocoll  .... 

160 

Sapropelteppich  (Abb.)  . 

• 

• 

141 

Saprodil  .... 

153 

Sapropeltöck  .  .  .  . 

236 

Saprokoll  .  .  . 

.  .  33, 

135, 

160 

Sapropelton . 

34, 

169, 

234 

Saprokoll-  und  Sapropelkalk 

182 

Sapropeltorf . 

33, 

146 

Saprokoll,  unreifes,  halbreifes  und 

Saprophyten . 

76 

reifes  .... 

142 

Sapropsammit  .  .  .  32, 

61, 

190, 

232 

Saprokollerde  .  . 

.  34, 

161 

Saugkieselschiefer  .  .  . 

202 

Saprokollkalk  .  . 

34 

Saugschiefer . 

202 

Saprokollmergel 

180 

Scenedesmus . 

94, 

100, 

186 

Saprokollsand  .  . 

190,  208 

Scenedesmus  quadricauda 

• 

. 

130 

Saprokollton  .  . 

234 

Scheingerölle  .... 

227 

Saprokolltorf  .  . 

33 

Schelf . 

74 

Saprol . 

2 

Scheuchzeria  palustris 

• 

38 

Sapropel  13,  21,  32, 

59  ff,  90,  91,  101, 

Schiefertone,  bituminöse 

•  • 

35 

,  61 

161 

Schiefertorf . 

162 

Sapropel  (Mikrophotogramme) 

125, 

126, 

Schießpulvererz  .  .  . 

227 

12S 

Schizocerca  diversicornis 

•  • 

• 

100 

Sapropel  und  Calciumcarbonat  . 

169 

Schizomyceten  .... 

94 

Sapropel  und  Eisen- 

(auch  Man- 

Schizophyceen  .... 

75, 

93, 

1S8 

gan-)  Verbindunge 

n  .  . 

•  • 

208 

Schizophyceen- Vereine  . 

•  • 

• 

76 

Sapropel-  und  Siliciumdioxyd 

• 

190 

schlagende  Wetter  .  . 

•  • 

• 

23 

Sapropel,  unreifes,  halbreifes 

und 

Schlamm . 

63, 

163 

reifes  .... 

142 

Schlammbewohner 

•  • 

• 

63 

Sapropel  (Unterschied  von  Moor- 

Schlammerz . 

224 

torf)  .... 

119 

schlammige  Moorerde 

•  • 

• 

210 

Sapropelbildungen 

• 

2 

59 

schlammige  Moorsand  . 

•  • 

. 

210 

Sapropelerde  .  . 

.34,  91, 

169, 

232 

Schlammmoder  .... 

44 

Sapropelgeröll  .  . 

62 

Schlammmull  .... 

166 

Sapropelgestein .  . 

.  .  .  32,  60 

91 

Schlammrohhumus  .  . 

•  • 

• 

166 

Sapropelit  ... 

.  .  32 

60, 

162 

Schlammtorf  .... 

166 

Register. 


249 


Seite 


Seite 


Sclilämmtorf  .  .  44, 

123,  145, 

146 

Seeschlick  ...... 

164 

Sch  lamm  wärmer  .  .  . 

63 

Selbstentzündung  .  .  .  ’ 

5 

Schlick  .71,  157,  163, 

164,  167, 

234 

Selbsterhitzung . 

Schlipfe . 

28 

Selbstzersetzung  .... 

.  12. 

24 

Schnecken . 

185 

semiautochthon . 

•  • 

91 

Schneckengehäuseteile  . 

•  •  • 

95 

Senecio  paluster  .... 

•  • 

70 

Schneckenmergel  .  .  . 

1S1 

Sigara . 

•  • 

129 

Schneckenmudde  .  .  . 

159 

Silt . 

•  • 

169 

schwarzer  Heilschlamm  . 

•  •  • 

210 

Sinura  Uvella . 

99 

schwarzer  Modder 

•  •  • 

181 

Sjödy . 

146 

schwarzer  Moder  .  .  . 

.  167, 

210 

Sjögyttja . 

152 

Schwarzerdeboden  .  . 

•  •  • 

46 

Skeletonemen . 

194 

schwarzer  Schlamm  .  . 

153,  167, 

208 

Slab . 

• 

169 

schwarzer  Schlamm  des  schwarzen 

Snäckgyttja  (-gytje)  .  .  . 

149, 

181 

Meeres . 

212 

Sohlband . 

•  • 

47 

Schwarzwasser  .  .  .  . 

42 

Soog . 

73 

Schwebeorganismen  .  . 

.  .  77 

,  78 

Sötvattensgyttja  .... 

•  * 

152 

Schwefel . 

228 

Sparganium . 

76 

Schwefel,  kaustobiolithischer  .  . 

1 

Specktorf  . 

42 

Schwefelbakterien  .  .  . 

.  .  76, 

228 

Sphaerella  pluvialis  .  .  . 

•  • 

82 

Schwefel  eisen-Schlick 

•  •  • 

210 

Sphagnetum-Moor .... 

39 

Schwefelregen  .  .  .  . 

90 

Sphagnetumtorf  .... 

110, 

168 

Schwemmmoder  .  .  . 

•  •  • 

44 

Sphagnum  39,  40,  53,  54,  76,  77, 

94, 

Schwemmtorf  .  .  .  . 

43,  145, 

146 

112,  131,  142, 

156, 

237 

Schwimmflora  .  .  .  . 

76 

Sphagnum  (Abbildung  zur  Histo- 

Schwimmkiesel  . 

203 

logie) . 

40 

Schwingmoor  .  .  .  . 

37 

Sphagnum  cuspidatum  .  . 

.  40, 

116 

Scirpus . 

131 

Sphagnum  cymbifolium  .  . 

•  • 

40 

Scirpus  lacustris  .  .  . 

97 

Spirillum  desulfuricans  .  . 

•  • 

208 

Sedimentation,  autochtho 

ne  .  27 

,  62 

Spirogyra  77,  92,  94,  98,  104 

,  141,  170 

Sedimentierung,  allochthone  .  28,  62 

Spirophyllum  ferrugineum  . 

•  • 

218 

See  i.  e.  Sinne  . 

62 

Spongilla  .  .  127,  156,  160, 

185, 

186 

Seeblüte  . 

82 

Spongillennadeln  .  95,  129, 

205, 

237 

Seedy  ....... 

.  146, 

167 

Staurastrum . 

.  94, 

100 

Seeeisenerz . 

225 

Steinkohlenlager  .... 

38 

Seeeisenerz  mit  Molluskenschalen 

Stephano  discus . 

81 

auf  Seegrund  (Abb.)  . 

•  •  • 

225 

Stranddrift . 

28 

Seeerz . •  . 

225 

Stranddy . 

146 

Seegras  . 

75 

Strandgyttja . 

152 

v  Seekalk . 

.  .  34, 

182 

Strandmoor . 

167 

Seekreide . 

164,  171, 

182 

Stratiotes  . . 146, 

170, 

172 

Seemergel  .  .  .  . 

•  •  • 

183 

Stratiotes  aloides  .... 

.  70 

,  77 

Seemoor  . 

167 

Streichprobe  zur  Bestimmung 

von 

Seenplankton  .  .  .  . 

*  3  t 

100 

Sapropeliten . 

207 

Seerose  .  .  . 

132 

Streichtorf . 

144 

Seeschlamm  . 

152 

Streifenkohle . 

33 

250 


Register. 


Seite 

Seite 

Streifentorf  ...... 

.  .  33 

Tonschiefer,  bituminöser 

•  «  3d 

,  61 

Streu . 

.  .  42 

Tophus  . 

224 

Streudecke . 

.  .  42 

Tophus  Tubalcaini  .  . 

•  •  • 

224 

Sumpf . 

.  32,  63 

Torf . 

21,  42, 

166 

Sumpfeisen . 

.  .  224 

Torf,  unreifer,  halbreifer  und  reifer 

142 

Sumpferz . 

.  .  224 

Torfdy . 

147 

Sumpfmoor . 

.  35,  64 

Torfgyttja . 

168 

Sumpftorf . 

.  .  33 

Torfleber . 

168 

Surirella  constricta 

.  .  200 

Torfmergel . 

180 

Surirella  linearis  .... 

.  .  201 

Torfmudde . 

159 

Süßwasserkalk . 

.  .  180 

Torfmull . . 

.  .  17 

,  26 

Süßwasserschlamm  .  .  . 

.  .  152 

Torfsaprokoll  .... 

33 

Torfsapropel  .... 

.  .  33, 

146 

T 

Torfschiefer . 

162 

taches  d’huile . 

.  .  103 

Torfstreu  . 

17 

Tang  als  Transportmittel  . 

.  .  88 

Torfsumpf . 

64 

Tang  mit  anhaftenden  Gerollen 

tote  Moore . 

.  .  36. 

101 

(Abb.) . 

.  .  89 

Traehelomonas  .... 

222 

Tangsaprokoll . 

.  .  168 

Trapa  natans  .... 

223 

Tangtorf . 

.  .  168 

Travertin . 

187 

Tardigraden . 

.  .  95 

Trichodesmium  erythraeum 

•  •  • 

82 

Tasmanit . 

.  47,  122 

Trichodesmium  lacustre  . 

•  •  • 

86 

Teer . 

.  .  12 

Trichodesmium  Tliiebauti 

•  •  • 

82 

Teich . 

.  .  62 

Trift . 

28 

Teichgytje . 

.  .  150 

Tripel . 

203 

Teichplankton . 

.  .  100 

Tripelschiefer  .... 

203 

Teichschlamm . 

152,  164 

tripoli . 

203 

Teichschlick . 

.  .  165 

Trockenlaubtorf  .  .  . 

44 

Teichschlickton . 

.  .  165 

Trockentorf  . 

.  .  42, 

166 

Teleutosporen . 

.  .  237 

trophogene  Region  .  . 

•  •  • 

97 

terra  adamica . 

.  .  143 

Tubalcain . 

224 

terra  silicea . 

.  .  203 

Tubifex  rivulorum .  .  . 

63 

terra  silicea  calcinata  .  . 

.  .  203 

T  ümpel . 

62 

terra  tripolitana  .... 

.  .  203 

Typha  . 

68 

terrestrische  Autochthonie  . 

.  27,  62 

Typha  (Abb.)  .  .  .  . 

68 

Tetraeclron . 

.  .  94 

Tetrasporaceen . 

.  .  94 

U 

Thalassiosiren  ..... 

.  .  194 

Uferdrift . 

28 

Tibergestein . 

.  .  187 

Uferdy . 

.  146, 

167 

Tiefenschlamm . 

168,  172 

Uferkreide . 

164 

Tierkalke . 

.  .  187 

Uferschlamm  .... 

152 

Töck . 

138,  235 

unreifer  Torf  .... 

42 

Töck  (Abb.:  Fig.  12  rechts  unten)  89 

Urtica  dioeca  .... 

51 

Tongytje . 

Urtica  dioeca  (Abb.)  .  . 

•  •  • 

50 

Tonmudde . 

.  .  159 

Utricularia . 

77 

Tonsapropelit . 

.  .  61 

Register. 


251 


valli . 

. 72 

Vaucheria  94,  98, 

160,  172,  179,  185 

Vaucheria-H&seTi 

Vaucheria- Schlamm 

.  .  .  172,  179 

Velella . 

. 84 

Verkohlung  .  .  . 

.  19 

Vermoderung  .  . 

.  .  .  .3,  5,  21 

Verschwelung  .  . 

. 12 

Verschwemmung  . 

. 28 

Vertorfung  .  .  . 

.  .  3,  9,  21,  23 

Verwesung  .  .  . 

...  .3,  4,  21 

Verwitterung 

.  3 

Vibrio  paxillifer 

. 191 

Victoria  regia  .  . 

.  8 

Vie . 

. 64 

Vivianit  .... 

....  96,  229 

Vögel . 

. 63 

Volvocaceen  .  .  . 

.....  94 

Volvox  .... 

Wachs  .  . 

Waldboden  . 
Wasserblüte . 
Wasserlaubtorf 
Wasserwanze 
Wasser  watte 
water  bloom 
Watten  .  . 

Wattenmeer  . 
Wattenschlick 
Wehen  .  . 

Weide .  .  . 
Weiher  .  . 


. 111 

. 45 

. 82 

. 44 

95,  128,  186,  187 

. 142 

. 82 

. 71 

. 71 

. 164 

. 28 

. 174 

. 62 


Seite 


weiße  Leber  .  .  . 

....  180 

weißer  Modder .  .  . 

....  181 

weißer  See  .... 

....  171 

weißer  Soolton  .  .  . 

....  183 

weißer  Torf  .... 

....  168 

weiße  Torfsubstanz  . 

....  229 

Weißsand  .... 

....  183 

Weißtorf . 

....  168 

white  clay  of  bottom 

.  .  178,  183 

Wienerde . 

....  168 

Wiesenerz  .... 

....  224 

Wiesenformen  , 

....  37 

Wiesenkalk  .... 

.  34,  164,  183 

Wiesenkreide 

....  183 

Wiesenleder  .... 

....  142 

Wiesenmergel  .  .  . 

....  183 

Wiesenpapier  .  .  . 

....  142 

Wiesentuch  .... 

....  142 

Windstau  .... 

....  73 

witte  Klien  .  .  .  . 

....  229 

W  ürmer . 

....  63 

X 

Xanthidium  .... 

....  94 

Z 

Zannichellia  .... 

....  75 

Zerfall . 

....  3 

Zersetzung  .... 

....  3 

zoogener  Kalk  .  .  . 

....  184 

Zooplankton  .... 

...  77,  92 

Zostera . 

....  75 

Zwischenmoor  .  .  . 

....  38 

Zwischenmoor  (Abb.)  ....  52 

Zygnema  ....  77,  92,  141,  170 

Zygnemaceen . 94,  141 


23  OCX  1909 


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Buchdruckerei  A.  W.  Schade,  Berlin  N.,  Schulzendorfer  Straße  26. 


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