Natural History Museum Library
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L $ H'ys'£>.3.
Abhandlungen
des
zoologisch - mineralogischen Vereines
in
Regensburg.
ZEHRTE S HEFT.
Die Jura- Ablagerungen zwischen Regensburg
und Passau.
Von
Ludwig von Ammon.
Von der philosophischen Facultcit der Universität München
gekrönte Preisschrift.
München, 1875.
Akademische Buchdruckerei von F. Straub.
-hi-
4
Abhandlungen
des
zoologisch - mineralogischen Vereines
in
Reg-ensburg-,
Z* E HKT E 3 IPI E E T.
München, 1875.
Akademische Buchdruckerei von F. Straub*
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Zu beziehen durch THEODOR ACKERMANN S Buchhandlung.
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DIE
JURA-ABLAGERUNGEN
ZWISCHEN REGENSBIRG UND PASSAH.
EINE MONOGRAPHIE
DES NIEDERBAYERISCHEN JURABEZIRKES
MIT DEM KEILBERGER JURA
UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG SEINER
BEZIEHUNGEN ZUM
PRANKENJURA.
VON DER PHILOSOPHISCHEN FACULTÄT DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
GEKRÖNTE PREISSCHRIFT.
VON
LUDWIG ton AMMON
Assistent lei der f/eolog. Landesaufnahme in Bayern. I
Mit vier UtJi . ßuaritafeln und einer lith . Profiltodelle.
.
Vorrede.
Von der Münchener philosophischen Fakultät (IT. Sektion)
wurde im Sommer 1873 als Preisfrage ,,die geologische
und paläontologische Untersuchung der Juraablagerungen
zwischen Regensburg und Passau“ aufgestellt.
Indem ich in Folgendem eine Lösung derselben ver-
sucht habe, führe ich die Resultate auf, welche ich im
Herbste 1873 durch Beobachtung im Felde an den betreffen-
den Lokalitäten und im darauffolgenden Winter durch
Verarbeitung des mitgebrachten Materials gewonnen habe.
Der Umstand, dass die zur Beschreibung gelangten
Jura-Sedimente einerseits in literarischer Beziehung nicht
genug erschöpft waren, andrerseits wegen ihrer eigen thiim-
lichen Ausbildung und des Reichthums an organischen
Ueberresten eine gewiss nicht zu unterschätzende Bedeutung
besitzen, gab mir die Hoffnung, dass es nicht unerwünscht
sein dürfte, eine vom geologischen wie paläontologischen
Standpunkt aus detaillirtere Monographie derselben zu
geben.
Dieser Aufgabe möglichst gerecht zu werden, erstrebt
der Inhalt vorliegender Publikation. Mögen etwaige
Versehen darin mit Nachsicht beurtheilt werden!
A
IV
Bevor ich aber folgende Zeilen der Öeffentlichkeit
übergebe, erfülle ich mit Freuden die angenehme Pflicht,
jenen Herren , welche mir bei der Behandlung obigen
Themas dienlich waren , meinen verbindlichsten Dank zu
sagen.
Vor Allem fühle ich mich gedrungen, meinen hoch-
verehrten Lehrern, Herrn Oberbergrath und Professor
Dr. C. W. G (im bei und Herrn Professor und Conservator
Dr. K. A. Zittel, welche durch Rath wie durch Unter-
suchungsmaterial auf das Wesentlichste meine Bestrebungen
förderten , mit den wärmsten Gefühlen meinen innigsten
und aufrichtigsten Dank auszusprechen.
Sodann bin ich Herrn Bezirksarzt Dr. Egger in
o o
Passau, welcher mit grosser Bereitwilligkeit mir die Durch-
sicht seiner reichen Privatsammlung gestattete, und Herrn
Ilofrath und Direktor Ritter Dr. Fr. von Hauer in
Wien, welchem ich eine Suite Ortenburger Versteinerungen
zur Bestimmung verdanke, tief verpflichtet.
Herrn Dr. Herrich-Schäffer, Vorstand des zool.
min. Vereins zu Regensburg, und Herrn Lycealprofessor
Dr. Singer daselbst, welche mir gleichfalls Versteinerungen
aus dem Untersuchungsgebiet anvertraut batten, sowie
Herrn Ingenieur I. Micheler, von dem ich manche schätz-
bare Bemerkung über die Regensburger Juraformation
erhielt, erstatte ich hiermit ebenfalls meinen gebührendsten
Dank. Zuletzt schulde ich noch meinem Freunde, Herrn
Regierungs- Accessisten von E n h u b e r , dessen künstleri-
sches Talent einen Theil der landschaftlichen Darstellungen
ausschmücken half, meinen herzlichsten Dank.
München, im Herbste 1 87 4.
Ludwig von Ammon.
Inhalts -Uebersicht,
Seite
Einleitung V— X
Uebersicht über die geschichtliche Entwicklung der geogn.
Kenntniss von d. niederb. Juraablagerungen 1—6
I. Abschnitt: Der Keilberg bei Regensburg 7—61
A. Allgemeiner The il 8—25
Ueberblick S. 8 — 10. Keilstein 10—12. Scliwabel-
weiser Berge 13 — 19. Nördliche und nordwestl.
Ausläufer (Irlbacher und Thannhofer Gegend) S. 19-20.
Westliche Ausläufer (Wuzlhofen, Salem) S. 20 — 21.
Nördliche Anschlüsse am Keilberg (Abbachhof,
Regenstauf) 21—23
Westliche Anschlüsse (Kelheim, Abensberg) .... 23 — 25
B. Beschreibung der Formationsglieder . . 25 — 56
a- Liasformation 25 — 36
Liasprofil, unterer Lias — Liassandstein . . . . 25 — 29
Mittlerer Lias — Rotheisenerz 29 — 33
Oberer Lias — Posidonomyenschiefer und Jurensis-
mergel ...» 33—36
b. Brauner Jura, Dogger 37—42
Unterer Dogger — Eisensandstein ...... 37 — 39
Mittlerer und oberer Dogger — Variansschichten
u. Macrocephalusoolith 39—42
c. Weisser Jura, Malm 42—56
Unterer w. Jura
Transversariusschichten — Glaukoolith , Planulaten-
thone und Mergelschiefer 43 — 47
Bimammatusschichten — Graukalk 47—48
Mittlerer w. Jura
Tenuilobatusschichten — Splitterkalk 48—50
Pseudomutabilisschichten — Hornsteinkalk . . . 50 — 53
Oberer w. Jura.
Dolomit, plumper Felsenkalk und Plattenkalk . . 53—56
C. Hauptübersicht über die Keilberger Jura-
formation und Petrefakten verzeichniss . 56— 61
II. Abschnitt. Das Juravorkommen bei Münster unfern Straubing 62 — 73
Allgemeines 62 - 65 Brauner Jura 65 — 68
Weisser Jura (Transversarius- (S. 68 — 71) u. Bimam-
matusschichten (71 — 72) 6S--73
III. Abschnitt. Das Juravorkommen bei Flintsbach 74 — 76
IV. Abschnitt. Die Juraablagerungen zwischen Vilshofen und Passau 77 — 134
A. Strati graphisches Verhalten nach den ei n-
zelnen Fundplätzen 77 — 99
Allgemeiner Ueberblick 77—81
A*
VI
Seite
Juravorkommen an der Blümelmühle 82—83
„ bei Dinglreuth 83—85
„ bei Zeitlarn 85—86
„ am Maierhof 86—87
„ bei Söldenau 88—92
„ bei Obernöd , beim Aichberger,
Lippert , bei Marterberg u. am
Bruckbäcliel 92 — 93
„ beim Kalkberger unweit Voglarn . 93 — 97
,, bei Fürstenzell 97—99
B. Beschreibung der einzelnen Formations-
glieder 99—134
a. Brauner Jura, Dogger 99 — 110
Unterste Juraglieder, Eisensandstein 99 — 101
Gelbe späthige Doggerkalke, Zeitlarnerschichten . 101 — 110
b. Weisser Jura (Malm) 110 — 134
Dinglreuther (Biarmatus-) Schichten ..... 110 — 115
(Biarmatusbank v. Dinglreuth 110 — 113, Oolith-
schicht von Voglarn 113 — 115).
Voglarner (Transversarius-) Schichten .... 115 — 117
Ortenburger (Bimammatus-) Schichten — Kiesel-
nierenkalk . 117 — 128
Söldenauer (Tenuilobatus-) Schichten — geschich-
teter Kalk 128 — 133
Dolomit 183-134
Vergleichung der niederbayerischen Juraab-
lagerungen mit andern Distrikten .... 134 — 138
Vergleichung der niederbayerischen Juraab-
lagerungen mit dem Frankenj ura 138—148
Allgemeine Resultate 148 — 153
Haupteintheilung des niederbayerischen Jura und Ver-
zeichniss aller daraus stammenden Versteinerungen . . 154 — 162
Paläontologischer Theil 162 — 197
(Nautilus franconicus 163 — 165; Amaltheus cordatus 165; Phylloceras
tortisulcatum 165; Oppelia oculata 166; Oppelia Anar 166—167;
Stephanoceras subcontractum 168; Peltoceras Arduennense 168 169;
Perisphinctes 169—173; Perisphinctes Martelli 173 — 174; Perisphinctes
cbloroolithicus 174 — 175; Perisphinctes plicatilis 175— 177; Perisphinctes
Rhodanicus 177—178; Perisphinctes convolutus impressae 178; Peris-
phinctes colubrinus 179 — 180; Perisphinctes Eggeri 180 — 181; Peris-
phinctes progeron 181— 182 ; Perisphinctes subcrinus 183—184; Actaeonina
Ratisbonensis 184; Pleurotomaria conoidea und PI. con. var. bistriata
185 — 187; Lima scaberrima 187; Lima aequilatera 188; Avicula
(Monotis) Gümbeli; Myoconcha Helmerseniana 189; Cardinia attenuata
189-190; Terebratula subbavarica 190 — 191; Terbratula Stockari 191;
Waldheimia Möschi 191 — 192; Waldheimia subrugata 192 — 193; Rhyncho-
nella acuta 193; Rhynchonella Fischeri 193 — 195; Rhynchonella Visulica,
Arolica, lacunosa und lacunosa var. Cracoviensis 195 — 197).
Einleitung.
Begrenzung des Gebietes. Einteilung des Stoffes.
Was vorerst die Abgrenzung des Gebietes betrifft, in
welches die in das Bereich der Untersuchung gezogenen
jurassischen Sedimente fallen, so liegt im Allgemeinen die
richtige Bezeichnung dafür schon in der gewählten Auf-
schrift (dem Wortlaut der Preisaufgabe zufolge): ,,Die
Juraablagerungen zwischen Regensburg und Passau11.
Es finden sich die hiezu gehörigen Gebilde ungefähr
in der Nähe jener Linie, die man sich durch beide Städte
gezogen denken kann. Davon südlich und östlich treten
nur noch Sedimente jüngeren Charakters auf, nördlich
aber am linken Donauufer beginnt sogleich der Stock des
ostbayerischen Urgebirges, wodurch ohnehin die Annahme
von jurassischen Absätzen weiter nach dieser Himmels-
gegend hin ausgeschlossen bleibt.
Während also nach diesen Richtungen die Begrenzung
keinem Zweifel unterliegt, so bedarf dieselbe im Westen
bei Regensburg der näheren Fixirung. Denn hier ist durch
den Umstand, dass der unweit der Stadt, östlich davon,
gelegene Keilberg jedenfalls blos als direkter Ausläufer der
sich weiter nach Westen und Nordwesten ausbreitenden
Juragebirgsmassen erscheint, die naturgemässe Frage ge-
VIII
geben, wie weit nach dieser Seite der Verfasser die Grenze
des Untersuchungsgebietes ausgedehnt hat? Die Beant-
wortung dafür mag in Folgendem enthalten sein: Von
den Regensburger Juragebilden konnte sowohl dem ein-
fachen und genauen Wortlaut der Aufgabe nach, als natür-
licher Verhältnisse halber nur der erwähnte östlich der
Stadt gelegene Keilberg in der weiter unten angegebenen
Ausdehnung berücksichtigt werden. Derselbe gibt allein
in der ganzen Umgegend eine vollständige Entwicklung
der drei Juraabtheilungen und ist durch die Wasserfurche
des Regens, womit wir die westlichste Grenze unseres Ge-
bietes bezeichnen wollen, geschieden von jenen übrigen der
Regensburger Gegend zukommenden Juragesteinen, wie sie
sich in mächtiger Entwicklung west- und nordwestwärts
auf weite Flächenräume verbreiten.
Es sind dies die als Dolomite, plumpe Felsenkalke,
Dieeraskalke , Sternkorallenkalke, Plattenkalke mit ihren
Hauptcharakteren bereits in unserer Literatur verzeichneten
Gebilde. Allerdings wäre eine genaue Detailerforschung
in stratigraphischer, besonders aber in paläontologischer
Beziehung auch hier erwünscht ; aber bei der Mächtigkeit
und Ausdehnung, die sie besitzen, ^ürde der karge Zeit-
raum von ein paar Monaten ein tieferes Studium keines-
falls gestattet haben. Letzteres wäre nur dann erfolgreich,
wenn man sich über die Einschlüsse, wie sie jeder einzelnen
Schicht eigen sind, genau Rechenschaft geben könnte.
Ihre Herbeischaffung, minutiöse Sichtung und Bestimmung
hätte jedoch die für diese Arbeit ausgesetzte Frist weit
überschritten.
Andererseits musste der Keilberg mit seinen For-
mationsgliedern näher betrachtet werden, weil er gewisser-
massen den Schlüssel für das Verständniss der nächstge-
legenen östlichen Juraparthieen (z. B. Münster bei
Straubing) gibt
IX
Aus dem bisher Gesagten gebt deshalb deutlich her-
vor, dass die vorliegende Publikation ihrem Inhalte nach
auch den Titel hätte führen können : Die Juraabsätze
entlang des südlichen Randes des ost bayeri-
schen Grenzgebirges.
Die in Betracht kommenden Juraparthieen vertheilen
sich nun von West nach Ost gerechnet so , dass wir zu
Anfang den bereits genannten, noch in der Oberpfalz gele-
genen Keil b erg bei Regensburg zu berücksichtigen haben,
dann in Niederbayern vorerst zwei isolirte Parthieen,
nämlich bei M ii n s t e r und F 1 i n t s b a c h und zuletzt die
durch Nachbarschaft und Charakter wieder mehr unter-
einander verwandten Absätze zwischen Yilshofen und
P a s s a u.
Diese Jurabildungen in Niederbayern zeichnen sich
durch besondere Eigenartigkeit dem Frankenjura gegenüber
aus, mit dessen östlichstem Ausläufer, dem Keilberge, sie
übrigens früher jedenfalls in Zusammenhang gestanden
haben. Wir können deshalb bei Beschreibung dieser Sedi-
mente als von einem n i e d er b a y e r i s c he n J u r a be z i r ke
sprechen und haben in Folgendem diese Bezeichnung für
die östlich des Keilberges gelegenen Juragebilde, die sämmt-
licli der Donau benachbart liegen, gebraucht.
Jene Jurakalke, welche im westlichen Theile des
niederbayerischen Kreises auftreten (Kelheim, Abensberg)
und in direkter Verbindung mit dem Frankenjura (wie der
Keilberg) stehen, sind davon ausgeschlossen.
Mit der eben dargelegten Verthei lung der Juravor-
kommnisse geht der Gang der vorliegenden Arbeit parallel.
Wir sind demzufolge genöthigt, vier Abschnitte (S. 7 — 134)
zu unterscheiden, welche die Ueberschriften führen :
1. Der Keilberg bei Regens bürg.
O O o
2. Das Juravorko m m e n b e i M ü n s t e r u n f e r n
S t r a u b i n g.
X
3. Das Juravorkommen bei Flintsbach un-
weit Os ter h of en.
4. Die Juraablagerungen zwischen V i 1 s -
hofen und Pas sau.
Jedes dieser vier Hauptkapitel soll nun wieder, wo es
thunlich ist, vorerst nach den oro- und stratigraphischen
Momenten erörtert werden , um hernach die Beschreibung
sämmtlicher bei den betreffenden Lokalitäten sich vor-
findenden Formationsabtheilungen folgen zu lassen.
Ferner wurde versucht, eine Vergleichung mit
anderen Juradistrikten (134 — 138), speciell mit dem
Frankenjura (S. 138 - 168) vorzunehmen. Hierauf wurden
die allgemeinen Resultate übersichtlich zusammengestellt
(S. 148 — 153). Zuletzt ist gewissermassen als Anhang
noch ein paläontologischer Theil (S. 162 — 197) bei-
gefügt , worin die einer besonderen Aufzählung werthen
oder neuen Petrefakte aufgeführt sind.
Zu bemerken ist noch, dass bei Benennung der
Ammoneen auf die neue von den Herren Suess, Waagen
und Zittel angebahnte Nomenklatur Rücksicht genommen ist.
Ferner darf erwähnt werden, dass die bei den For-
mationen angegebenen Versteinerungen vom Verfasser
selbst , ausser bei gegenteiliger Angabe , an Ort und
Stelle gesammelt worden sind.
TT ebersicht
über die geschichtliche Entwicklung der geognostischen
Kenntniss von den niederbayerischen Juraablagerungen
und dem Keilberge.
Es dürfte gewiss nicht mit Unrecht geboten sein, am
Anfänge unserer Monographie des niederbayerischen und
Keilberger Jura die auf diese Sedimentärgebilde bezügliche
Literatur nach ihrer chronologischen Reihenfolge kurz zu
veranschaulichen. Vor jedem Einzelabschnitt sind dann die
auf den speciellen Inhalt desselben sich beziehenden Litera-
turquellen noch einmal abgekürzt angeführt.
Verhältnissmässig am reichhaltigsten ist, wie durch
seine auffällige Lage nicht anders zu erwarten, der Keil-
berg von den früheren Geognosten bedacht worden, während
die übrigen, im Allgemeinen den Haupt -Verkehrswegen
ferner gerückteren Parthieen in Niederbayern erst ziemlich
spät in das Bereich geognostischer Untersuchungen ge-
zogen worden waren. Nur des ausgedehnten Steinbruchs
bei Flintsbach wurde schon seit älterer Zeit als Kalkbruch
Erwähnung gethan, was seinen Grund in der praktischen
Bedeutsamkeit dieses Platzes für die fast kalkfreie Um-
gebung hatte. Die Ablagerungen zwischen Vilshofen und
Passau in der Ortenburger Gegend (im sogenannten Neu-
burger Walde) erfuhren lange Zeit nicht die Würdigung,
die sie verdienten, und von der Lokalität Münster bei
1
2
Straubing, die wir in Folgendem als reichen Versteinerungs-
fundplatz kennen lernen werden, ist auch bis zum Neuesten
nichts weiter bekannt gewesen . als dass dort überhaupt
weisser Jura und Dogger ansteht.
Ueberblicken wir nun kurz die bisherigen Ergebnisse
jener Geologen und Naturforscher, die sich um die Kennt-
niss unserer östlichen Juradepots verdient gemacht haben.
Schon 1792 hat der Vater der bayerischen Geognosie
M. Flurl in seinem Werke: „Beschreibung der Ge-
birge von Bayern und der oberen Pfalz. München“
Seite 225 — 228, den Flintsbacher Kalk mit seinen Hornsteinen
erwähnt, die nach ihm entstanden sind „durch das Ein-
fliessen der thonigen Kieselmasse von aussen in die Höhl-
ungen des Kalksteines.“ Auch gibt er an (loco citato S. 331),
dass bei Regensburg auf dem Granit „die Gebirge von
dichtem Kalkstein“ liegen.
1820 war es J. F. WEISS, welcher in „Südbayern’s
Oberfläche nach ihrer äusseren Gestalt“ wie-
derum der „Juraflötzbildung bei Flintsbach“ (S. 289) ge-
denkt; ferner erfahren wir durch ihn (S. 147), dass „zwischen
Regensburg und Donauwörth (soll wohl heissen Donaustauf)
bei Schwabelweiss die Kalkformation mit einem steil ab-
gerissenen Berge an der Donau endet“.
Im Jahre 1829 hat Ami Boue in seinem „geognosti-
schen Gemälde von Deutschland“ zum erstenmale
in der Regensburger Gegend den Liassandstein (1. c. S. 254)
nachgewiesen.
Während aber diese angegebenen Daten nur aphoristi-
scher Natur waren, erschien im Jahre 18b8 in Dr. Fürn-
rohr’s „Natur historische Topographie von Re-
gensburg“ I. Band 3. Theil, bearbeitet von von Voith,
von dem letztgenannten Autor die erste und ausführliche
Monographie der Regensburger geognostischen Verhältnisse.
Bezüglich des Keilberges weist er auf die Liasformation am
3
Tegernheimer Keller hin. die aber „nirgends tiefer als bis
auf die Belemnitenschicht des Liasschiefers entblösst ist“
(1. c. S. 69 ff.), unterscheidet dichten Jurakalk und Dolomit,
sowie bereits Spuren von Solenhofener Schieferplatten an
den Schwabelweisser Bergen und lenkt die Aufmerksam-
keit zuletzt auf das „oolithische Eisenerz mit Terebratula
vicinalis var. cornuta und Pecten textoriusP Eine Be-
sprechung und rühmende Erwähnung dieses Werkes findet
man in den gelehrten Anzeigen der k. bayer. Akademie
der Wissenschaften Nr. 225 vom Jahre 1841 von Prof.
Wagner.
1839 gibt Dr. Waltl in der „Beschreibung der
eisenhaltigen Mineralquelle und Badeanstalt
Kellberg nächst Passaa’1 die ersten literarischen
Notizen über die Juraabsätze bei Ortenburg in Niederbayern,
obwohl übrigens schon früher, nämlich 1830 in GoldfüSS
„Petrefacta German i a e“ der Gegend von Passau als
Fundplatz einer jurassischen Scyphie gedacht ist. Waltl
citirt in dem genannten Schriftchen (S. 75) , sowie später
in einem Programm, Jahresbericht des kgl. Lyceums
und Gymnasiums von Passau 1852/53 (S. 15), bei
Fürstenzell und bei Söldenau einen weissen Kalk mit Am -
monites polygyratus und unterscheidet ihn von dem „här-
teren und compakteren Kalk bei Flintsbach. u Ausserdem
sind von ihm noch kurze Andeutungen vorhanden „über
die Erdformation in Niederbayern“ in verschiedenen Jahr-
gängen vom zool. min. Corresp. -Blatt zu Regensburg.
1841 gelangte A. von Klipstein auf einer Reise nach
den Alpen durch einen Theil des Frankenjura bis zur
„Granitgrenze“ (Keilberg) und theilte die Juraschichten da-
selbst in Portlandkalk (weissen Jura) und Marlysandstein
(Lias) ein. Siehe v. Klipstein’s Beiträge zur geolo-
gischen Kenntniss der ö s 1 1 i ch e n A 1 p en. Giessen
1843. S. 16 u. 17.
1*
4
1 849 beschrieb Beyrich in seinen „Erläuterungen
zur geognost. Karte von Regensburg“, Zeit-
schrift der deutsch, geolog. Gesellschaft I S. 44
das Vorkommen von Eisenerz am Keilberg als dem mitt-
leren Lias angehörig und entschied sich beim Sandstein vor
Tegernheim für braunen Jura.
Im Jahre 1851 geschah des niederbayerischen Jura
wiederholt einer Erwähnung in L. Winebergers: „Ver-
such einer geog nostischen Beschreibung des
bayerischen Waldgebirges und Neuburgerwal-
des“. Als Aufschlussstellen sind bereits Fürstenzell, Kalk-
berger- und Aichbergerbruch , Söldenau , Flintsbach und
Pfaffmünster bei Straubing angegeben. Die Parthie bei Pfaff-
münster wird als ein „verlorner Posten vom Regensburger
Juragebiet und verschieden vom Söldenauer Kalk“ be-
trachtet. Letzterer schliesst nach ihm ein: ,, Ammonites
polygyratus , A. polyplocus, Terebratula biplicata , T. con-
cinna, Nautilus aganiticusy Pholodomya paucicostata.“
Die ausführlicheren Untersuchungen der Ortenburger
Verhältnisse aber verdanken wir erst Dr. Egger, welcher
Jahre lang in Ortenburg als Arzt thätig, durch die wissen-
schaftliche Ausbeute der Jura- , Kreide- und Tertiär-Sedi-
mente der dortigen Gegend sich für die genauere Kennt
niss derselben grosse Verdienste erworben hat. Als Frucht
seiner Studien erschien im I. Jahresbericht des natur-
historischen Vereins zu Passau für das Jahr 1857 ein
längerer Aufsatz: „Der Jurakalk bei Ortenburg und
seine Versteinerungen“, worin die gesammten Ueber-
reste nach der ihm zu Gebote gestandenen Literatur ange-
führt werden. Hauptsächlich vom petrographischen Stand-
punkt aus wurde eine Eintheilung der Ortenburger Jura-
formation in Crinoideenkalk und Oolithschicht für den
braunen , in Kieselnierenkalk und geschichteten Kalk für
den weissen Jura vorgenommen.
5
Die geognostische Untersuchung des Königreiches
Bayern, geleitet vom Oberbergrath Dr. Gümbel, erweiterte
nun die Kenntniss unserer jurassischen Bildungen auf das
W esentlichste.
Dieser unermüdliche Forscher gab bereits im Jahre
1854 im Correspondenzblatt des zoolog. mineral. Vereines
zu Regensburg (S. 26 ff.) eine „Uebersicht der geo-
gnostischen Verhältnisse der Oberpfalz“, worin
weitere Details für die Keilberger Verhältnisse (Keilberger
Sandstein, Eisenoolith, Graukalk, Fleckenkalk) enthalten
sind; desgleichen auch in der für den Frankenjura und
seine speciellere Gliederung fundamentalen Publikation :
C. W. Gümbel, die geognostischen Verhältnisse der
fränkischen Alb in Riehl’s Bavaria III. Band
IX. Buch (Liasprofil, wohlgeschichtete graue Kalke, horn-
sleinführende Schwammkalke, Dolomit).
Im Jahre 1868 führte derselbe Gelehrte in seinem
Pracht - Werke : ,,Das ostbayerische Grenzgebirge“
Gotha (S. 688 u. 689) die niederbayerischen Juraablagerungen
in einer auf neueren Principien fussenden Eintheilung vom
Dolomit bis zum ,,Lias“ kurz an, mit Aufzählung aller
der durch die Aufnahme bekannt gewordenen Juraplätze.
In dem gleichen Werk wird auch nochmals auf den Keil-
berg verwiesen und auf die Juravorkommnisse bei Münster
und Flintsbach hingedeutet.
Schon einige Zeit vorher hatte Oppel auf Grund
einiger ihm zugesandten Ammoniten von Voglarn und
Söldenau die Transversariusstufe am ersteren und die
Tenuilobatusschichten am letzteren Orte vermuthet; ver-
gleiche: Oppel-Waagen, über die Zone des Ammonites
transversa ri us 1866 (S. 236) in Beneke’s geognost.
paläontol. Beiträgen II. Heft S. 207.
1871 erschien von Braunschweiger, Professor am Real-
gymnasium in Regensburg, ein populär gehaltenes kleines
6
Lesebuch: Die praktisch wichtigsten Mineralien
und Gebirgsarten der Oberpfalz, Stadtamhof, worin
gleichfalls die wichtigsten Vorkommnisse am Keilberg kurz
berührt werden (S. 34).
Im Jahre 1872 endlich hat der Verfasser selbst in
einem kleinen Aufsatz: Beitrag zur Regensburger
Juraformation im Correspondenzblatt des zool. mineral.
Vereins zu Regensburg 1872, nachdem er in den oberen
Doggerlagen am Keilberg neue Aufschlüsse gefunden,
darüber einige kurze Notizen gegeben.
7
I. Abschnitt.
Der Keilberg bei Regensburg.
Literatur :
1792. M. Flurl. Beschreibg. d. Gebirge von Bayern und der oberen
Pfalz. S. 381.
1820. J. T. Weiss. Südbayerns Oberfläche nach ihrer äussern Ge-
stalt. S. 147.
1829. A. Boue. Geognost. Gemälde von Deutschland. S. 256.
1838. Fürnrohr. Naturhistor. Topographie von Regensburg, I. Band.
з. Theil, bearb. von Voith. S. 269 ff.
1843. A. von Klipstein. Beiträge zur geologischen Kenntniss der
östlichen Alpen. S. 16 u. 17.
1849. Be y rieh. Erläuterungen zur geogn. Karte um Regensburg.
Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. I. S. 44.
1854. C. W. Gümbel. Uebersicht über die geognost. Verhältnisse
der Oberpfalz. Zool min. Corr.-Blatt von Regensburg 1854 S. 26 ff.
1864. C. W. Gümbel. Die geogn. Verhältn. der fränk. Alb. Separat-
abdruck. S. 64.
1868. C. W. Gümbel. Geognost. Beschreibg. des ostbayr. Grenzgeb.
S. 690 u. 691.
1871. J. W. Braun Schweiger. Die praktisch wichtigst. Mineralien
и. Gebirgsarten der Oberpfalz. S. 34.
1872. L. von Ammon. Ein Beitrag zur Regensbgr. Juraform. Zool.
miner. Corresp.-Blatt v. Regensbg. S. 138.
8
A. Allgemeiner Theil.
Der Keilberg bei Regensburg (östlich der Stadt,
s/4 Stunden davon entfernt, am linken Donau ufer gelegen)
wird von den letzten grösseren Ausläufern (in SO Richtung)
des fränkischen Jurazuges gebildet, welcher hier unmittel-
bar an den Rand des ostbayerischen Waldgebirges stösst.
Sein höchster Punkt liegt 412 Fuss über der Donau,
welche unweit seines Fusses vorbeifliesst. Sämmtliche
Sedimentär schichten , die hauptsächlich ausser jurassi-
schen Absätzen- auch noch solche des Keupers und des
Rothliegenden in sich begreifen, fallen vom Urgebirgsrande
in einer sattelförmigen Biegung mit einer Hauptneigung
nach West in der Art weg, dass dem Grundgebirge zu-
nächst die älteren Formationen angelagert sind, während
gegen die Stadt zu mit leichter Abdachung die höheren
d. h. jüngeren Sekundärbildungen folgen. Die westliche
Fallrichtung wird dadurch modificirt, dass gegen die Donau-
thalung eine Neigung nach SW ausgeprägt ist, wTährend
nach der andern Seite hin, am nördlichen Theile des Keil-
berges, eine rein westliche oder nordwestliche vorherrscht.
Wir unterscheiden zunächst den eigentlichen Keilberg
oder Keilstein d. i. den gegen Regensburg vorspringenden
Theil der ganzen Juraablagerung ; parallel dem Donauufer
schliessen sich in südöstlicher Verlängerung daran die
steilen Abhänge der Sch wabelweiser Berge, die ihre
jetzige Gestalt (die zackigen Formen) theilweise den
Erosionswirkungen der Donaufluthen zu verdanken haben,
von denen sie ehemals, einen klippenförmigen Uferrand
bildend, bespült worden sind. Westlich und nördlich
jedoch lösen sich die Jurafelsmassen allmählich in ein
coupirtes Hügelterrain, in ihren Niederungen durch Neu-
bildungen unterbrochen, auf: nördlich über Brandlberg
9
(Glashütte), Tannhof, Grünthal bis Irlbach, um hier
ziemlich steil unter die aufliegenden Novärgebilde einzu-
schiessen , westlich über Wuzelhofen und Salem, um
dort von der Regenthalung wiederum in zahlreichen Auf-
schlüssen blossgelegt zu werden.
So bekommen wir als Ausdehnung der in Betracht
gezogenen Juraparthieen ungefähr ein Quadrat, das durch
die beiden östlichen Endpunkte Tegernheim (SO) und
Irlbach (NO) und andererseits durch den Lauf der beiden
Flüsse, der Donau und des Regens, mit ihrer Ver-
einigung in der südwestlichen Ecke bestimmt ist.
Eine geognostische Karte über dieses Gebiet zu geben,
dürfte überflüssig erscheinen, da dasselbe bereits auf das Blatt
Regensburg (vom ostbayer. Grenzgebirge der geognost.
Karte von Bayern), ausgeführt und colorirt von Oberberg-
rath Dr. Gümbel (Gotha 18G8), fällt und zwar deckt es
davon die nach der üblichen Bezeichnungsweise der Steuer-
katasterblätter durch XLIII. — XLV. , 18 u. 19 gekenn-
zeichneten Parthieen (Massstab 1 : 100,000). Ferner existirt
noch eine Lokalkarte : Regensburg mit Umgebung von
Oberlieutenant Geyer, colorirt von Ingenieur Micheler,
in einem grösseren Massstab nämlich 1 : 25,000, woselbst
die Hauptformationsglieder ebenfalls angegeben sind. Es
wäre deshalb blos übrig geblieben, die minutiöseren Unter-
stufen auf einer Karte mit ziemlich grossem Massstab zu
verzeichnen; doch da nur einige wenige Formationsglieder
zur grösseren Geltung gelangt sind, andrerseits die er-
wähnte Gümbel’ sehe Karte bereits mit der bestmöglich-
sten Detailirung, die für diesen Massstab überhaupt in
Anwendung kommen kann, ausgestattet ist, konnte füglich
davon Umgang genommen werden.
Denken wir uns mitten durch den Keilberg einen
Durchschnitt, so bekommen wir von der Lagerung der
I ormationen ein Profil , wie es unterhalb der diesem
10
Schriftchen angehefteten Uebersichtstabelle in schemati-
scher Weise dargelegt ist. Die Erklärung ist der Figur
beigefügt.
Weitaus der grösste Theil des Keilsteines wie
auch der Schwabelweiser Berge besteht aus plumpem
Felsenkalk. Es ist dies auf der Zeichnung allerdings
weniger ausgedrückt, da der Schnitt mehr durch die Mitte
des Berges geführt wurde, woselbst auch brauner Jura
und Lias, welche sich gegen den Band zu allmählig aus-
keilen , ziemlich mächtig sind. Benannter Kalk wird
wegen seiner Reinheit zum Kalkbrennen sehr geschätzt
und es sind deshalb zu seiner Gewinnung bedeutende
Steinbrüche zunächst der Station Walhallastrasse an der
südwestlichen Bergesecke angelegt. Diese der Stadt zu-
gekehrte Ecke bringt das Bild im oberen Theile der tab. IV.
zur Ansicht ; da wo dasselbe rechts mit dem Steilabfall
der Felsen endet, dehnen sich im Anschluss daran, aber
rechtwinklig auf die Längsrichtung der abgezeichneten
Parthie, die Schwabelweiser Gehänge aus. Ihre Perspective
ist nicht mehr in das Auge des Beobachters gelangt,
welcher bei der Aufnahme unmittelbar beim Stationsge-
bäude seinen Posten gefasst hatte. Im Vordergründe ge-
wahrt man die Kalkwerke der Gebr. Wetzler, deren Bedarf aus
diesen Brüchen gedeckt wird. Nach links dachen sich die
Felsen gegen Brandlberg zu etwas ab.
Die Klüfte und Spalten des Kalkes sind mit sandigem
Conglomerat und Thon ausgefüllt, von der ersten Ueber-
fluthung durch das Kreidemeer herrührend (Schatzfels-
schichten Gümbel’s, untercenoman); grössere Kreide-
oder Procänablagerungen finden sich ferner am Plateau
als Grünsandstein (cenoman, Schichten mit Pecten asper )
ausgebreitet. Ausserdem liegen auf der Höhe des Berges
unweit des Zachkellers an einigen Stellen viele Hornstein-
knollen von braungelber Farbe in den Feldern zerstreut.
11
Sie sind voller Steinkerne; aber ihre Undeutlichkeit liess
bisher Zweifel über das wahre Alter derselben. Da ich
neuerdings in einem solchen Hornsteinstück Exogyra
cölumba, dann Ostrea diluviana , Terebratella cf. striatula
erkennen konnte, ferner an einem andern Orte, näm-
lich oberhalb Salem , dicht über dem Jurakalk dieselben
Hornsteine in einem Sandstein mit quarzigem Bindemittel
als erste Bank des Grünsandes gesehen habe, so ist damit
erwiesen , dass sie in keiner Beziehung zum Jura mehr
stehen.
An einigen Punkten am Plateau wie in der Nähe von
Braudlberg erscheinen auch plattige Kalke, die wir wohl
nicht anders als die Aequivalente der Solenhofener Schiefer zu
betrachten haben.
Weiter oben beim Dorfe Keilberg streicht der braune
Jura und der Lias zu Tag. Der zum ersteren gehörige
gelbbraune Sandstein ist leicht der Verwitterung zugäng-
lich, während die harten, quarzigen Liassandsteinlagen, von
Giimbel Keilbergsandstein*) genannt, einen guten Bau-
stein liefern und zu diesem Zweck auch oberhalb des
Dorfes in kleinen Brüchen ausgebeutet werden. Die
Schichtenlagen schiessen darin nach SW Stunde 16 mit
einer Neigung von 20° ein.
Da schon seit mehreren Jahren auf den Kaolingehalt
des in der Tiefe ruhenden Keupersandsteines Bergbau ge-
trieben wird, so musste zu diesem Zwecke der ganze Lias
durchteuft werden und ich kann hier ein Profil desselben
aus dem Schachte des Herrn Ingenieur Micheler, das er
mir freundlichst zur Verfügung mitgetheilt hat, beisetzen:
*) C. W. Gümbel: Uebersicht der geogn. Verhältn. der Ober-
pfalz. Korresp.-Blatt des zool. min. Vereines zu Regensburg 1854 S. 27.
12
Profil No. 1.
a. Gelber Thon 9'
b. Sandiger Mergel .... - 5'
c. Grauer thoniger Schiefer 24'
d. Gelber schiefriger Thon 6'
e. Rotheisenerz
^ f Grobkörniger Sandstein
l Bunt gefärbter feinkörniger Sandstein . . 35'
g. Bunter Thon 42'
h. Bunter sandiger Thon 8'
i. Gelber Sandstein 3'
k. Kaolinhaltiger weisser Sandstein 41 J/2 '
Rother Thon.
Kaolinhaltiger Sandstein.
Bunter Thon.
Grobkörniger harter Sandstein.
Wechsel yon Sandstein und buntem Thon.
Dieses Profil ist sehr interessant sowohl in Bezug auf
Vertheilung der Keuperlagen , als hauptsächlich dadurch,
dass es den völligen Ueberblick über den Lias der Regens-
burger Gegend, der uns in analoger Weise im Irlbaelier
Profil vor Augen tritt, gestattet. Die Lage c. besteht aus
Posidonomyenschiefern, die hier zumeist grau oder schwarz
entwickelt sind (bei Irlbach von heller Farbe), im Hangen-
den (b.) mit einem hellen, etwas sandigen Mergel (Jurensis-
mergel). d. und e. gehört zum mittleren Lias, dessen
rother , thoniger Eisenoolith , nebenher gewonnen , als
Farbmittel Anwendung gefunden hat. f. vertritt in seinem
obersten nur wenig mächtigen Theil die Arkuatenbänke,
in seiner Hauptmasse als buntgefärbter, fester Sandstein
die Angulatusregion des unteren Lias. Yon g. abwärts
liegt nur noch mehr Keuper, dessen abbauwürdiges Kaolin-
flötz in k. sich befindet.
13
Schwabelweiser Berge heissen die steilen Abhänge
des Keilberges, die sich längs der Donau bis zum soge-
nannten Tegernheimer Keller erstrecken. Sie werden
übrigens vom Flusse nicht unmittelbar berührt, sondern
sind von diesem durch einen kleinen, von fruchtbaren
Novärgebilden (Löss) bedeckten Strich Ackerlandes getrennt.
Auch sie bestehen zum überwiegendsten Thell aus plumpem
Felsenkalk, der in zackigen, pittoresken Formen kühn aus
der Flussebene sich erhebt und dadurch jedem Walhalla-
besucher, dessen Weg gewöhnlich hier vorbeiführt, einen
hübschen landschaftlichen Anblick gewährt. Auf diesen
Gehängen, die gegen Süd geneigt sind, schliesst zugleich
ein reges organisches Leben, wofür der kalkige und sonnige
Boden besonders günstig wirken mag, ab, um einer ein-
tönigen Urgebirgsflora und -fauna schon von dem benach-
barten Berge an Platz zu machen. Die Botaniker und
Entomologen unserer Gegend wussten deshalb schon in
früherer Zeit diese Plätze wegen der Reichhaltigkeit und
mannigfachen Eigen thümlichkeit der Vegetation und ihrer
Bewohner genugsam zu schätzen *).
Verfolgt man die Felsen bis zum Tegernheimer Keller,
so stösst man eine kleine Viertelstunde vor letzterem am
sogen, „grossen Felsen“ bereits auf den Dolomit, der aller-
dings gerade hier wegen seiner geringen Mächtigkeit leicht
übersehen werden kann , und nun folgt entlang des Berg-
gehänges ein Gesammtprofil durch den ganzen weissen
*) So wachsen z. B. folgende interessante Pflanzen am steinigen
Abfall der Schwabelweiser Berge : Turritis glabra, Biscutella laevigata,
Viola arenaria , Alsine Jacquinii, Malca moscliata , Dictamnus Fraxi-
nella, Cytisus capitatus, Trifolium alpestre, Libanotis montana , Crepis
praemorea , Hieracium Nestleri, Valeriana officinalis var. y angusti-
folia, Orobanche arenaria , Thesium montanum, Mercurialis uvataf
Allium fallax, Stipa pennata, Polypodium calcareum .
14
Jura bis zum Eisensandstein des Doggers. Zwar ist es
nicht besonders lehrreich , weil vortheilhafte Aufschlüsse
fehlen; doch gewährt es den Haupt -Ueberblick über die
hiesigen Juraverhältnisse. Sehr schön kann man an den
vorderen Parthieen den Abfall der Schichten vom Urgebirg
weg beobachten. Diese charakteristische Endigung der
Jurafelsen an der Urgebirgsecke bei Tegernheim bringt
das etwas schematisirte Bild im untern Theile der Tafel iV.
zur Anschauung. Hier bedeutet a. den erwähnten „grossen
Felsen“ (plumper Felsenkalk). Sein unmittelbar Liegendes
(b.) besteht ans Dolomit. An der Felsbildung betheiligen
sich ferner noch hornsteinreiche , geschichtete Schwamm-
kalke (c.); diese sind ziemlich mächtig und besitzen eine
starke Neigung (mit 25° fallen sie nach SW Stunde 15 ein).
Trotzdem, dass sie vielerlei organische Reste einschliessen,
gelingt es selten, etwas Genügendes zu finden. Auch der
links von d. gezeichnete Steinbruch gehört noch in die
Region dieser Scyphienkalke. Unter diesem Schichten-
complex deuten dünngeschichtete, hellklingende Kalksteine
mit ihren Einschlüssen auf die Tenuilobatusstufe ; ihr Ge-
stein zerfallt leicht und bildet schüttige Haufen (d.), nach
unten zu wird es mergelig und geht endlich in graue,
undeutlich oolithische, mergelige Kalkschiefer über, welche
durch ihre Versteinerungen (wie Oppelia tricristata) auf
den Horizont des Peltoceras bimammatum hinweisen (e.).
Ein kleiner Steinbruch am mittleren Berggehäng unweit
des Kellers selbst zeigt einen ruppigen grauen Kalk in
seinen unteren Lagen — bereits der Vertreter der Transver-
sariuszone. Nur wenige Schritte davon beginnt der unter-
gelagerte braune Jura , welcher hauptsächlich als Eisen-
sandstein entwickelt ist ; er macht sich durch seine braune
Farbe , selbst auf dem bebauten Lande leicht kenntlich.
Auf ihm befindet sich ein kleines Hopfenfeldchen zum Be-
weise, dass seine an thonigem Bindemittel reicheren Lagen
15
für die Cultur nicht ungünstig verwittern. In den Sand-
steinbrüchen (f.) dicht vor dem Keller (auf dem Bild hinter
den Bäumen versteckt) zeigeu die Schichten eine Neigung
von nur mehr 9° und fallen SW Stunde 15 ein.
Damit haben wir zugleich den Abschluss des Berges
nach dieser Seite erreicht ; eine kleine Thalung trennt
diese Gebilde vom gegenüberliegenden Granitfels.
Wenden wir uns in dieser Thalung ein kleines
Stückchen nach aufwärts , so gelangen wir bald an eine
Schlucht, die sich bis zur Höhe des Keilberges hinauf
zieht und deshalb einige Wichtigkeit besitzt, weil sie ge-
nauere Einzelheiten bezüglich des Doggers und besonders
der Grenzregion zwischen diesem und dem weissen Jura
aufgedeckt hat. Besagte Schlucht nimmt ihren oberen
Anfang am südöstlichen Ende des Dorfes Keilberg (unter-
halb des sogenannten Summa - Schachtes) und verdankt
ihre jetzige Gestalt den Gewitterstürmen der letzverflossenen
Sommer. Die entblössten Schichtenlagen sind wegen der
unmittelbaren Nähe des Urgebirges vielfach verworfen und
gefaltet. Folgendes Profil konnte ich von oben nach
unten aufnehmen:
Profil No. 2.
Bedeckung: Vegeta tionsdecke, darunter folgen:
1) Graue Kalke mit Harpoceras Maran-
tianum.
2) Dünngeschichtete, grünlichgraue, undeut-
lich oolithische Kalkmergel mit Pho-
lodomya acuminata, Lima scaberrima
und vielen Asteriasplättchen Niveau der
Waldh. impressa.
3) Gelbgraue, ruppige Kalkbänke mit
thonigen , dünnen Lagen wechselnd.
Oppelia callicera.
Trans-
versar
Schicht.
16
Trans-
versal*.
Schicht.
Glau-
koolith.
Callovien.
Varians-
Schicht.
(Bath.)
4) Grauer, oolith. Mergelthon, durch Man-
gandendriten schwarz gefleckt , erfüllt
mit Perisphinctes chlor oolithicus und
Martelli, Aspidoceras Oegir und Belem-
nites unicanaliculatus . Ungefähr 3 m-
mächtig.
°
5) Graue Kalkbank mit gröberen Brocken
von unreinem , thonigem Brauneisen-
stein. 0,25 m- mächtig.
6) Bräunliche Kalkbank, ebenfalls mit un-
reinem Eisenerz , aber ausserdem mit
dunkeln Glaukonitkörnerchen erfüllt.
Oppelia oculata , Bhynchonella Arolica.
0,25 m- mächtig.
7) Gelbbraune, mergelige Kalke, ausge-
zeichnet oolithisch — Eisenoolith. Petre-
< fakten mit schillerndem Glanz. Ste-
phanoceras macrocephalum , St. tumidum ;
Amaltheus polygonius. 0,45 m- mächtig.
8) Sandige braungelbe Thone mit dunklen
oolith. Kalkknauern. Oppelia aspidoides,
Stephanoceras subcontr actum, Bhyncho-
nella varians , Östren, Knorri.
Als Unterlage folgt nun durch eine seitliche Ver-
werfung nochmals der unterste weisse Jura, dann wieder
der oberste braune (Callovien) , welcher Schichtenwechsel
sich noch ein paar Mal wiederholt , bis endlich , schon
ziemlich dem unteren Ende der Schlucht nahe, der Dogger als
9) Eisensandstein eine grössere Mächtigkeit
erlangt. Seine einzelnen Lagen sind
sehr stark wellen- und sattelförmig ge-
bogen, darunter folgt wenig mächtig ein
Mur-
chisonae-
Stufe.
17
10) Schwarzer und dunkelgrauer Thon mit
viel Schwefelkiesknollen ohne Ver-
steinerungen.
11) Sandige Mergel mit Harpoceras Aalense,
H. Thouarcense und Helemnites Thou-
arcensis.
12) Harter grauer, bituminöser Mergelkalk
mit Lytoceras jurense , Harpoceras
radians , Belemnites irregularis und
tripartitus , Eine ziemliche Strecke lang
entblösst , wahrscheinlich fallen diese
Schichten der Richtung des Wasserrisses
analog.
13) Hellgraue weiche Schiefer.
14) Oolithisches Rotheisenerz.
15) Bantgefärbter, feinkörniger Sandstein.
Unterlage: Kaolinhaltiger Keupersandstein.
Die Lagen 13, 14 sowie der Keupersandstein schauen
mit ihren Schichtenköpfen nur in kleinen Schnippchen
am Ausgang der Schlucht hervor ; ihnen benachbart ist
ein tertiärer Thon abgesetzt.
Hiermit haben wir zugleich das südliche Ende des
Keilberger Liaszuges überhaupt erreicht, welcher bei Irlbaeh
aus der Tiefe sich erhebt und über das Grünthaler Plateau
und die Keilberger Höhe bis zu dieser Schlucht sich er-
streckt.
Wir schreiten nun zu den nördlichen und nord-
westlichen Ausläufern des Keilberges vor. Diese Gegend
bietet aber mit Ausnahme des bedeutsamen Irlbacher
Liasprofiles wenig des Interessanten; sie ist charakterisirt
als ein Hügelterrain, unterbrochen durch kleinere Aus-
2
Jurensis-
Mergel.
Opalinus-
Thon. |
Posidonien- 1
Schiefer. )
Mittl. Lias.
Unter. Lias.
18
waschungsthäler. Nach der Urgebirgsseite hin trifft man
analog dem früheren Verhalten wiederum die älteren
Glieder des Juragebirges an , während dessen höhere und
höchste Stufen den übrigen, grösseren Theil zusammen-
setzen und dadurch, dass theils genügende Aufschlusspunkte
fehlen , theils organische Reste zu den Seltenheiten ge-
hören , den geologischen Charakter dieser Strecke zu
einem sehr monotonen stempeln. Der Felsenkalk, manchmal
dolomitisch, zeigt hie und da die in Franken so häufigen
Erdfallen, durch Auswaschung des in der Tiefe liegenden
Kalkes und Nachstürzen vom daraufliegenden Erdreich
entstanden. Er bildet den Untergrund zu einem nicht
gerade sehr reichen Waldboden (Nadelholz). Zu einer
grösseren Verbreitung gelangen ferner noch die hornstein-
reichen mit undeutlichen Schwammformen erfüllten Kalke,
welche bereits einen tieferen Horizont als die plumpen
Felsenkalke einnehmen. Sie sind zumeist geschichtet,
scheinen aber, wenn dieses Merkmal sich verwischt, nach
oben hin mit den letzteren zu verfliessen.
Einigermassen bemerkenswerth ist das Thal, das vom
Orte Brandlberg (oder Glashütte) bis Grünthal sich
hinzieht; wenn man es verfolgt, so passirt man wie an
den Schwabelweiser Bergen das ganze Juraprofil von den
plumpen Felsenkalken bis zum Eisensandstein und Lias.
Allerdings sind manche Formationsglieder, besonders die
des unteren weissen Jura nur undeutlich zu erkennen.
Am dankbarsten sind die Gehänge, bevor man Grünthal
erreicht, besonders (von der Brandlberger Seite her) an
der linken Thalseite. Schüttiges Kalkgestein mit Oppelia
tenuilobata, Perisphinctes pölyplocus, stephanoides , Avicula
similis verräth hierdurch den mittleren weissen Jura ;
diesen Schichten sind jene erwähnten Hornsteinkalke auf-
gelagert und am Plateau in einem kleinen Steinbruch
gut aufgeschlossen. Ohne Mühe kann man darin ihre aus-
19
geprägte Schichtung beobachten. Der untere weisse Jura
ist, da seine mehr thonigen Lagen für die Vegetation
günstiger verwittern, durch bebautes Culturland dem Auge
entzogen. Mächtig breitet sich nun wieder der Eisensand-
stein aus, dessen eisenreichste Lagen dicht vor Grünthal
unmittelbar an dem dahin führenden Strässchen angebrochen
sind. Vor der Ortschaft Irlbach endlich gelangen wir
zu grossen Sandsteinbrüchen , deren Bruchgestein von
milder Farbe und feinem Korn als zu feinen Bauzwecken
tauglich sehr geschätzt wird. Da die brauchbaren Lagen
in die Tiefe einschiessen , musste das Hangende derselben
durchschnitten werden, und in dem dadurch begründeten
Gesammtliasprofil , das leicht mit einem Blicke übersehen
werden kann, liegt die geologische Wichtigkeit dieser
Brüche ; das Nähere hierüber folgt bei der Formations-
beschreibung (S. 26). Die Schichten fallen bei Irlbach nach
NW ziemlich stark unter 26° in Stunde 92/s ein.
Der Hügel oberhalb Irlbach, die direkte Fortsetzung
dieser Gebilde nach oben, enthält an seiner Basis ebenfalls
Steinbrüche, die aber den gleichfalls nützlichen Sandstein
des untern braunen Jura ausbeuten ; über letzteren liegen
undeutliche Spuren der Eisenoolithe und auf der Höhe im
Wäldchen heben sich die grauen Kalke des unteren weissen
Jura heraus.
Von Irlbach dehnen sich, parallel dem Wenzenbach
an dessen linker Seite, die oberen Jurakalke bis Thannhof
und W uzelhofen aus; entlang dieser Strecke, am nörd-
lichsten Rand unseres Gebietes, herrschen, durch viele kleine
Aufbruchsstellen sichtbar, wiederum die Hornsteinkalke vor.
In einem Wäldchen nächst dem Weiler Thannhof
unweit Wuzelhofen finden sich Blöcke von einem weissen
quarzitischen Sandstein zerstreut, während die nähere Um-
gebung blos oberen weissen Jura aufweist. Die Frage, ob
dieser Sandstein wirklich daselbst an steht oder nicht, lässt
2*
20
sich aus den vereinzelten Trümmern bei Mangel näherer
Aufdeckung nicht so leicht entscheiden. Doch glaube ich
nicht, ersteres annehmen zu können , sondern halte dieses
Vorkommen wegen der petrographischen Uebereinstimmung
mit dem Irlbacher Sandstein von sekundärer Art, wonach
wir darin nur Liasreste, welche von diluvialen oder noch
neueren Fluthen leicht hergeschwemmt werden konnten,
zu erblicken hätten. Damit wäre jeder Gedanke an andere
Formationen, speciell an tertiären Sandstein ausgeschlossen.
Im Westen verbinden die Jurahügel bei Harthof
und Wuzelhofen den Keilberger Malm mit den gleichfalls
aus plumpen Felsenkalk bestehenden felsigen Entblössungen
am Regenufer bei Salem. Dicht hinter diesem Pfarr-
dorfe finden sich im Gestein viele Rutschflächen, sowie
als Ausfüllung der Klüfte sehr schön die pflanzenführenden
Thone der von Gümbel benannten Schutzfelsschichten
(unter cenoman). Neben dem Salerner Sommerkeller nimmt
der, Kalkstein viel Hornstein auf, zugleich mit besser an-
gedeuteter Schichtung und nähert sich dadurch der nächst
tieferen Stufe, die auch unweit davon hinter Wuzelhofen
zu dominiren beginnt. Hier aber haben wir es , was die
unmittelbare Nachbarschaft neben typischem plumpem Felsen-
kalk beweist, bloss mit einer lokalen Modifikation des
letzteren zu thun.
Bei Gallinghofen und Zeitlarn sind es wieder
nur die eintönigen, fast versteinerungsleeren Felsenkalke,
die, an ihrer unteren Grenze dolomitisch werdend , den
weissen Jura allein repräsentiren, während dünngeschichtete
plattige Kalke zweifelsohne vom Niveau der unteren Solen-
hofener Schiefer etwas südlicher davon zum Schlüsse noch
zu verzeichnen wären. Sie stehen nämlich beim Kreuz
auf der Höhe vor Wuzelhofen und an der Fahrstrasse, die
von dieser Ortschaft nach Salem führt, an. Am Kreuz
zeigen diese, übrigens fast keine organischen Reste ent-
21
haltenden Plattenkalke ein schwaches Ein fallen nach SO
(Stunde 10 unter 5°). Die eigentlichen Sternkorallen-
kalke, sowie typische Prosoponkalke kommen am linken
Regenufer noch nicht vor.
Obwohl wir den nördlichen Abschluss für unser Ge-
biet bei Irlbach fanden, erübrigt doch noch mehrere dem
Keilberg nördlich sich anschliessende Juraparthieen kurz
zu erwähnen. Einige abgerissene Jurainseln nämlich un-
weit des Hölzelhofes , am Abbachhof und am Postholz
leiten zu einer grösseren Ablagerung vor Regenstauf über,
| von wo aus sich der östliche Rand des Frankenjura weiter
! nach Norden über Hagenau, Leonberg und die Maxhütte
in die Burgiengenfelder Gegend zieht. * Hier gelangen
jurassische Bildungen wiederum zur grösseren Verbreitung
und sind hauptsächlich durch die Thalung der Naab sehr
vortheilhaft erschlossen.
Bei Abbachhof befinden sich die Schichten in
übergekippter Lage ; denn den klotzigen Hornsteinkalken
ist älterer Weissjurakalk aufgesetzt. Am Postholz
sind nur geringe Reste von Jurakalk sichtbar; indess
fehlt hier auch der Dolomit nicht.
Ein schönes Profil jedoch bietet der Steinbruch vor
Re gen stauf. Wir führen es hier an, um den bereits
vorhandenen Unterschied gegenüber dem Keilberger Jura
zu zeigen. Die einzelnen Lagen fallen gleichfalls in um-
gestürzter Stellung vom direkt anstossenden Urgebirg weg.
Von oben nach unten können wir unterscheiden:
1) Eisensandstein.
2) Eiseuoolith, undeutlich. Stark zu braungelbem
Thon mit Mergelknollen verwittert.
3) Dunkelgrüne, glaukonitreiche Bank (0,1 m) erfüllt
mit JBelemnites Calloviensis. Bereits Ornaten thon.
22
4) Bräunlicher Mergelthon (Ornatenthon) mit festeren
Kalkmergelausscheidungen (0,7 m ).
5) Knollige harte Kalkmergelbank , wahrscheinlich
Biarmatusmveau. 0, 1 8 m-
6) Grünliche, durch Glaukonit gefärbte Mergelbank
mit Perisphinctes chlor oolithicus. Glaukoolith.
7) Kalk und Mergelkalk der Transversariusstufe (circa
4- 5rah
8) Blendendweisser, muschligbrechender Kalk mit grauen
Hornsteinen. Werkkalk. Stufe des Peltoceras
bimammatum (circa 20 m).
9) Grünlichgrauer Kalk, auf den Ablösungsflächen mit
grünlichem Mergelbeschlag. Perisphinctes colubrinus,
Ostrea Quenstedti, Collyrites carinata. Gehört schon
wie der folgende
10) Graue Mergelkalk mit Ver steiner ungsr ei chthum
( Oppelia Holbeini , Aspidoceras Altenense , circum-
s pinosum, Perisphinctes platynotus , polyplocus u. s. w.)
zu den Tenuilobatenschichten, welche noch in einer
Mächtigkeit von 5 ra- anstehen.
Soweit der Steinbruch. Der übrige Theil letztge-
nannter Schichten, sowie die jüngern Juraglieder sind an
der gegen den Regen zu folgenden Abdachung nicht mehr
günstig aufgeschlossen. Doch erkennt man an herum-
liegenden Blöcken noch dolomitische Gesteine.
Trotz der geringen Entfernung hat im Vergleich zum
Keilberger Malm bereits ein merklicher Unterschied Platz
gegriffen. Der am letztgenannten Berge kaum typisch
nachweisbare Werkkalk ist bei Regenstauf mächtig ent-
wickelt und noch dazu mit vielen Hornsteinknollen ver-
sehen , obwohl Kieselausscheidungen diesem Niveau sonst
fremd sind. Die Basis der Tenuilobatenschichten ferner
weist bereits ganz denselben Charakter auf, der ihr durch
das ganze fränkische Gebiet eigen bleibt. Am Keilberg
23
selbst konnten diese gewöhnlich stark mergeligen Lagen
noch nicht nachgewiesen werden. Doch dürfte vielleicht
hieran der Mangel an günstigen Aufschlüssen Schuld sein.
Denn jene splittrig-brechenden Kalke mit Avicula similis,
die wir in Folgendem der Tenuilobatusstufe zuschreiben,
stellen die Oberregion derselben vor.
Soweit die allgemeineren geognostischen Verhältnisse am Keilberg;
möge noch ein flüchtiger Blick auf die Anschlüsse im Westen ge-
stattet sein.
Jenseits des Regens sind, wie in der Einleitung bereits bemerkt
wurde, blos die höchsten Weissjurastufen entwickelt; sie bilden die
Basis für ausgedehnte Absätze der Procän- oder Kreideformation. Doch
ist im Allgemeinen ihre Aufdeckung nur eine stellenweise, und nur den
Flussläufen im jetzigen Donauthal nebst Seitenthälern ist es zu danken,
dass jene mit ihrer Durchbrechung durch das Juragestein dieses dem
Auge sichtbar gemacht haben. In der Nähe Regensburg’s herrscht im
Donauthal selbst (Paffenstein, Schwalbennest, Jrating,
Abbach) der plumpe Felsenkalk, im Naab- und Laberthal der
Dolomit vor. Sternkorallen- und Plattenkalke erreichen ihr Maximum
in der Kel heim er Gegend, wo bei Oberau die luckigen weissen
Kalke ausser vielen Anthozoen Bhabdocidaris mitrata , Diplocidaris
gigantea, alternans, Acrocidaris nobilis , Cidaris marginata , C. glandi-
fera, Diceras bavaricum , speciosum, Münsteri , Nerinea subscalaris,
carpathica u. s. w. einscliliessen. Einige Lagen des plumpen Felsen-
kalks bestehen fast ganz aus Fragmenten von Echinodermen (Stacheln
von Hemicidaris, Acrocidaris, Cidaris , Pentacrinus Sigmaringensis ),
so auf der Höhe oberhalb Nittendorf. In Pointen und Ja che n-
hausen brechen bekanntlich Kalkschiefer mit einer Fauna, die der
berühmten Solenhofener an Reichhaltigkeit kaum nachsteht. Eine durch-
greifende stratigraphisch paläontologische Kenntniss dieser hochjurassi-
schen Bildungen kann aber nur dnrch längere Detailstudien erzielt
werden; blos ein Bruchstück zu geben, würde der Mühe nicht genug
lohnen.
Einige Hinweise bezüglich der Auflagerung von den plattigen
Kalken dürften vielleicht noch vorzubringen sein. Bei Kager unfern
24
Regensburg stehen helle Plattenkalke an, worin sich nicht sehr selten
Venus suevica findet. Bei Ebenwies liegen in den grossen Stein-
brüchen an der Naab zu oberst die deutlichst ausgesprochenen Platten-
kalke, allmählig gehen sie nach unten in weniger dünngeschichtete mit
mehreren Lagen von Hornstein wechselnd über, bis eine 1,3 m- dicke
grünlichgraue Dolomitbank mit einer untergelagerten röthlichweissen
Kalkplatte von 0,35 m- dieselben vom Hauptbruchsgestein trennt, welches
bis zum Boden noch gegen 10 m- mächtig ansteht. Dieses ist ein klein-
späthiger, weisser, bald mehr bald weniger gut geschichteter Kalk und
führt Oppelia steraspis, Magila suprajurensis nebst überaus vielen
Pollicipes- Resten (Quenstedt’s Petrefaktenkunde 2. Aufl. t. 27 f. 14, 15 ;
sie könnten daher am passendsten Pollicipes Quenstedti genannt
werden). Auch Sternkorallen kommen darin vor. Die Unterlage ist
Dolomit. Bei K e lh e i m win ze r wechseln bekanntlich (G ü m b el ostbayr.
Grenzgeb. S. 694) Sternkorallenkalke mit Prosopon rostratum , P.
aculeatum , Acropeltis aequitnberculata , Echinus granulosus, Bhyn-
chonella Astieriana , Exogyra aff. spiralis , Isoarca und vielen Anthozoen
mit typischen Plattenkalken , welche ihrerseits ausser andern (bes
Fisch-Resten) Magila suprajurensis und Bhynchonella Astieriana ein-
schliessen. So in den südwestlichsten Brüchen ; in den grossen Platten-
brüchen nächst Kelheimwinzer liegt der Complex der Plattenkalke mit
reicher Fauna (Fische, Krebse, Insekten u. s. w.) auf einem blendend-
weissen, versteinerungsarmen, nicht dünngeschichteten Kalkstein, welcher
dem der Lage d. des folgenden Olfenstätter Profiles zum Verwechseln
ähnlich sieht. In der Abensberger Umgegend zeigt sich im Wäld-
chen bei Offenstätten folgendes Profil von oben nach unten:
a. Dünnplattige Kalkschiefer mit Fischresten.
b. Dichter klotziger Kalk mit Sternkorallen und Terebratulina
substriata, Bhynchonella Astieriana.
c. In fünf ungleichen Bänken abgesonderter, circa l1/*“- mächtiger
weisser Kalkstein.
d. Kleinspäthiger weisser Kalkstein; ist bergfeucht leicht zu be-
arbeiten, im lufttrockenen Zustand aber härter und beim Darauf-
schlagen klingend. Mit 2 Hornsteinlagen; 2,3 m- mächtig.
Pleuromya donacina , Bhabdocidaris mitrata , Bhynchonella
Astieriana , Sepienschulpen und grosse Planulaten.
e. Derselbe Kalk bis Ende des Aufschlusses noch 1,5 m- mächtig.
Schliesst mit einer Hornsteinlage nach unten ab; die weitere
Unterlage ist nicht mehr aufgedeckt.
25
Ara sogen. Sünderbuckel bei Abensberg bilden aber typische
Plattenkalke das unmittelbar Hangende von einer Scyphienfacies der
klotzigen Felsenkalke mit Terebratula insignis , Rhynch. Astieriana ,
Waldheimia trigonella, Ostrea pulligera, Cnemidium astrophorum,
Scyphici intermedia , glomerata. Unweit davon im Eichstätter Bruch
sind grobbankige Plattenkalke (Prosoponkalke Gümbel’s) mit Magila
suprajurensis , Naticci gigas anstehend. Dicht an der Stadt an der
Abens (Bad wiese) liegt ein schönes Korallenriff erfüllt von Thecos-
milia äichotoma, Calamopliyllia Stokesi, Montlivaultia. Iiaimei , Cardita
tstragona , Diceras biosgelegt, während an den nah gelegenen Auf-
brüchen am neuen Bahnhof typischer Felsenkalk ohne Korallen mit
Tercbratiüa insignis , T. immanis , Terebratülina substriata , Ostrea
dextrorsum , gregaria , Fecten dentatus u. s. w. gewonnen wird. Im
benachbarten Sandharlanden trifft man dagegen theils auf Kclheimer
Marmorkalke mit Terebr. insignis rar. strictiva Quenst., theils auf
deutlich ausgebildete weisse Oolithe mit viel Nerineen und Krinoideen-
resten. Nach oben sind dieselben unregelmässig von einer mächtigen
Korallen bank begrenzt.
Es soll durch diese Anführung einiger Lokalverhältnisse aus dem
benachbarten Gebiete nur auf die Thatsache hingewiesen werden , wie
sehr petrographische Verschiedenheiten und Faciesunterschiede in diesen
höchsten Regionen herrschen und dadurch bei ungenügender Kenntniss
ihrer Einschüsse die Eintheilung der Schlussbildungen unseres Malm’s,
sowie deren Vergleichung mit Parallelbildungen anderer Juradistrikte
bedeutend erschweren.
B. Beschreibung der Formationsglieder am Keilberg.
ftasformatioiu
Unter den mächtig anfliegenden jüngeren Juragliedern
ist der Lias oder schwarze Jura, welcher in der Regens-
burger Gegend einzig und allein am Keilberg vorkommt,
als schmales Band hart am Rande des Urgebirges , nur
durch nicht besonders mächtige Streifen von Keuper und
26
Rothliegenden davon getrennt, entwickelt und zwar zieht
er sich von Irlbach, wo er sich aus den Alluvionen steil
erhebt, über die Keilberger Höhe bis Tegernheim, um von
da unter dem Schutte der Donauebene zu versinken.
Nur die beiden Endpunkte sind für geologische Be-
trachtungen erspriesslich, besonders der nördlich gelegene,
wo in den zwischen Grünthal und Irlbach betriebenen
Steinbrüchen das Gesammtprofil des Lias klar dargelegt
ist. Man erkennt von oben an folgende Lagen :
Profil No. 3.
Bedeckung : Abraum.
1) Röthlichbrauner Mergelthon voller Quarzkörner mit
JBelemnites tripartitus und irregularis. Grenz-
bank des Jurensismergels. Nicht besonders
mächtig.
2) circa 7 m- Blätterige, helle, nur streifenweise dunkler
gefärbte , weiche Schiefer mit Harpoceras
Lytliense , H. complanatum, H. bifrons , Ino-
ceramus dubius. Posidonomyenschiefer.
3) 0,03 m- Rotheisenkruste erfüllt mit Belemnitenresten.
4) 0,25m Gelblichbrauner Thon mit Brauneisenschnüren.
Amaltheus spinatus , Belemnites paxillosus.
Spinatusschichten.
5) 0,10m- Oolithisches Rotheisenflötzchen.
6) 0,40 m- Wie No. 4.
7) 0,65 ra- Hauptflötz vom oolithischen Rotheisen mit
Rhynchonella acuta, Rh. serr ata, Rh. amal-
thei, Spiriferina rostrata, Pecten aequivalvis,
liasinus. Amaltheenschichten.,
8) 0,10 ra- gelb und rother, weisslich punktirter, eisen-
reicher Thon.
27
9) 0,98 ra- grobkörniger, locker gebundener, durch
Manganschnüre schwarz gefleckter Sandstein
mit einer Brauneisenkruste. Arkuatensand-
stein.
10) Ueber 7m- mächtiger, kieseliger, weisser oder bunter
(roth und gelb) Sandstein von sehr feinem
Korne. Angulatensandstein.
Diesen Lagerungsverhältnissen entspricht in analoger
Weise das Liasprofil aus dem Keilberger Schachte (S.
Seite 12).
In früherer Zeit hatte schon 1 843 von Klipstein
in seinen Beiträgen zur geologischen Kenntniss der öst-
lichen Alpen S. 17 ein Profil dieser Keilberger Liasgebilde
gegeben. Wir führen es wegen seiner historischen Be-
deutung gleichfalls an. Nach ihm folgt von unten nach
oben :
1) Quarziger, durch Eisen mannichfach gefärbter, zum
Theil in abwechselnder Farbe gestreifter Sandstein.
Marlysandstein.
2) Rother Eisenoolith , sehr ungleich im Korn , von
Stecknadelkopf bis Haselnussgrösse, im Eisengehalt
von 12 — 13 °/o wechselnd; 3—4' mächtig und eine
Menge zum Theil vortrefflich erhaltener Ver-
steinerungen umschliessend.
3) Sandiger Mergel , durch Zurückgedrängtsein des
Mergels zu Mergelsandstein übergehend. Von
mannigfacher gelber und brauner Farbe; 5 — 6
Lachter mächtig.
Hievon entspricht No 1 dem Angulatensandstein,
No. 2 den Lagen No. 5—8 (Amaltheenschichten), und
No. 3 den Lagen 1 — 4 unseres Profiles (Spinatus-,
Posidonomyenschichten und Jurensismergel).
28
Unterer Lias.
Ist durch 2 Lagen (No. 9 und 10 obigen Profiles)
vertreten; hievon repräsentirt No. 10, unmittelbar auf
dem Keupersandstein gelagert, den Angulatensandstein
und No. 9 die Region der Gryphaea arcuata.
Der Angulatensaiidstein, von Gümbel *) mit Rücksicht-
nahme auf dieses Vorkommen Keilbergsandstein
genannt, besteht aus feinen Quarzkörnerchen, ver-
kittet durch ein gleichfalls quarzitisches Bindemittel, was
sich manchmal bis fast zum reinen Quarzit steigern kann
(Keilberger Höhe). Die Farbe ist weiss (Irlbach) oder
gelb, roth (Keilberger Höhe). Häufig erscheinen einzelne
Lagen bunt (d h. gelb und roth) gestreift oder gefleckt.
Nicht selten gewahrt man zu Irlbach an der Oberfläche
des Gesteines dünne, schillernde Häutchen von Eisenoxyd.
Zuweilen lassen sich an den Ablösungsflächen Abdrücke
von Leistennetzen erkennen.
In den reineren Varietäten wie in den Irlbacher
Brüchen giebt dieser Sandstein ein treffliches Material für
Kunstbauten ab.
Sehr versteinerungsarm; nur ein einziges Mal wurde
Aegoceras angulatum Schloth. gefunden (Gümbel).
Die Stufe des Arietites Bucklandi (Gryphaeensand) ist
bloss in einer 1 m- hohen, grobsandigen Lage ohne Ver-
steinerungen enthalten. Für diese Gleichstellung spricht
ausser der Lagerung hauptsächlich der petrographische
Charakter dieser Schicht (No. 9 des Profiles), denn durch
das ganze Franken sind die Arietenbänke oder (wie sie
*) Uebersicht der geognost. Verhältnisse der Oberpfalz, Karrespbl.
des zoqI. prfiner, Vereines zu Begensbprg 1854 S. 26«,
29
nach einem andern Leitfossil, der Gryphaea arcuata , auch
genannt werden) Gryphäenlager durch das Auftreten von
groben Quarzkörnern (entweder als lockerer Sandstein oder
mittelst Kalk verbunden) leicht gekennzeichnet.
Häufig kommen darin Manganerzausscheidungeil vor
(Keilberg).
Von den Zonen des A . obtusus , oxynotus und raricostatus
konnte bis jetzt nichts mit Sicherheit nachgewiesen werden.
Mittlerer Lias.
Hierher gehören die Lagen No. 3 bis incl. 8 des
obenstehenden Profiles.
Zwar kaum anderthalb Meter mächtig, ist der mittlere
Lias am Keilberge dennoch petrographisch wie paläontolo-
gisch in hohem Grade interessant. Es können mit Leichtig-
keit 2 Abtheilungen unterschieden werden , eine tiefere
(Rotheisenerz) als Stufe des Amaltheus margaritatus und
eine höhere (gelbe thonige Schiefer) als Stufe des Amaltheus
spinatus.
Stufe des Amalthens margaritatus. Rotheisenerz.
Das. Eisenerz ist als rother Oolith oder Rotheisenerde
ausgebildet und enthält ausser dem Eisenoxyd , welches
sich bisweilen als fast reiner Rotheisenstein ausgeschieden
hat, und Eisenoxydhydrat noch thonige Beimengungen.
Sehr fein dazwischen vertheilt erscheint ein weisses,
kaolinartiges Steinmarkmineral, wasserhaltig und in conc.
Schwefelsäure zersetzbar; es hat ausser kieselsaurer Thon-
erde einen geringen Gehalt an Kali. Häufig findet man
dem Rotheisen Gyps in undeutlich krystallinischen Massen
oder ganz kleinen Kryställchen beigemengt ; seltner kommen
zuweilen grössere Krystalle davon vor. Ich besitze sogar
einen solchen von 30 mm- Länge mit der Ausbildung von
co oo. oo P. — P. Indess scheint dieses Auftreten von
schwefelsaurem Kalk bloss durch Infiltration beduugen
zu sein.
Die Niederschläge müssen in dieser Rotheisenlage zu
äusserst feiner Vertheilung gelangt sein. Es geht diess
schon daraus hervor, dass ein Handstück mit Wasser über-
gossen diesem schnell eine lebhaft rothe Färbung ertlieilt,
welche eine grosse Haftbarkeit besitzt.
Die Vererzung hat ihren Einfluss auch auf die Ver-
steinerungen geäussert. Wir sehen z. B., dass einige der
Belemnitenscheiden, statt aus radialfasrigem , bituminösem
Kalkspath zu bestehen, in strahligen Hämatit umge-
wandelt sind. In einer nicht minder auffälligen Weise
sind kleine Cidaritenstacheln erhalten , welche mittelst
Schlämmen neben vielen ebenfalls sehr kleinen Gastropoden-
steinkernen leicht zu bekommen sind. Bei ihnen vermisst
man die sonst gewöhnlich vorhandene späthige Calcitmasse
gänzlich. Dafür zeigen diese Stacheln in ihrem gleichfalls
aus Eisenoxyd bestehenden Gerüste die
ursprüngliche Aneinanderlagerung der festeren Theile vom
Hautskelett noch fast so deutlich, wie man dies an recenten
Cidaritenstacheln oder andern Perisomtheilen von Echino-
dermen nachweisen kann. *)
In nachfolgender Liste ist die Paläofauna aus dem Eisenerz
von Irlbach und dem Keilberg zusammengestellt. Einen
Theil der aufgeführten Petrefakte habe ich der Güte des Herrn
®) Ein Dünnschliff eines solchen kleinen Cidaritenstachels vom
Keilberger Rotheisenerz bot unter dem Microscope fast das gleiche Bild
wie in Gegenbauer’s: Grundzüge der vergleichenden Anatomie
2. Auflage S. 309 f. 75. dar.
31
Lycealprofessor’s Dr. Singer in Regensburg, welcher sie
mir aus der kgl. Lycealsammlung daselbst bereitwilligst
zur Bestimmung überlassen hatte, zu verdanken.
Belemnites breviformis Ziet.
„ paxillosus Schloth.
„ lagenaeformis Ziet.
Chemnitzia undulata d’Orb.
(= Scalaria liasica Quenst.)
Turritella Zieteni Quenst.
Trochus bilineatus Quenst.
Actaeonina Ratisbonensis n. sp.
Modiola subpulchra Goldf.
Astarte amalthei Qu.
Inoceramus substriatus Goldf.
Limea acuticosta Goldf. sp.
Pecten aequivalvis S o w.
„ acuticosta Roem.
„ liasinus Ny st.
„ priscus Schloth.
Plicatula spinosa Sow.
Cardinia attenuata Stuchbury sp.
Waldheimia cornuta Sow sp.
„ subnumismalis Dav. sp.
,, subovoides Roem. sp.
Rhynchonella acuta Sow. sp.
,, tetraedra Sow. sp.
,, serrata Sow. sp.
„ quinqueplicata Ziet. sp.
„ amalthei Qu. sp.
„ amalthei curviceps Qu. sp.
Spiriferina rostrata Schloth. sp.
,, Münster i Dav.
Cidaris amalthei Qu.
32
Es ist nach diesem Verzeichniss kein Zweifel über das
genauere Alter des Eisenoolithes möglich. Derselbe ver-
tritt demnach am Keilberg die Amaltheenthone oder -mergel
vom übrigen Franken, obwohl der Amaltheus margaritatus
M o n t f. selbst noch nicht aufgefunden worden ist.
Stufe des Amaltlieus spinatus.
Zwischen dem ersten und zweiten, übrigens nur sehr
wenig mächtigen Rotheisenflötz, ferner dem letzteren auf-
gelagert finden sich gelbe, thonige und mit vielen Braun-
eisenschnüren durchzogene Schiefer Sie schliessen sich
paläontologisch eng an die Oolithe an ; das häufige Auf-
treten des A. spinatus , der dem Rotheisenerz fehlt, ver-
bunden mit der petrographischen Verschiedenheit trennen
sie aber als Vertreter des eigentlichen Horizontes mit
A. spinatus davon ab.
Diese Lagen , wozu wir auch die oberen Rotheisen-
bänkchen zu rechnen haben, schliessen ein :
Belemnites breviformis Ziet.
Amaltheus spinatus Brug.
(= Ammonites costatus Rein.)
Limea acuticosta Goldf.
Plicatula spinosa Sow.
Pecten aequivalvis Sow.
Avicula Sinemuriensis d’Orb.
Eine ähnliche, wenn auch nicht vollkommen überein-
stimmende petrographische Ausbildung, wie sie den beiden
Stufen des mittleren Keilberger Lias zukommt, besitzen
die gleichaltrigen Bildungen im benachbarten Bodenwöhrer
Becken, wo ihr Eisenreichthum Veranlassung zu ausge-
dehntem Bergbau giebt. Auch hier ist das Erz oolithisch,
aber statt des Rotheisensteines herrschen Brauneisensteine
neben Putzen von Spatheisenstein und Magneteisenerz vor.
38
In paläontologischer Hinsiclit lässt sich jedoch eine völlige
Identität nachweisen , denn auch zu Bodenwöhr gehören
Rhynch. acuta , serrata , tetraedra u. s. w. zu den be-
zeichnendsten Einschlüssen.
Zieht man die Fauna unseres mittleren Lias mit den
Parallelfaunen anderer Juradistrikte in Vergleich , so fällt
vor Allem ihre Aehnlichkeit mit solchen einiger englischer
und französischer Lokalitäten , wie bei Ilminster und in
der Normandie (besonders Fontaine-Etoupfour, Dep. Calvados)
auf, wo noch dazu der ganze mittlere Lias gleichfalls auf
einige Fuss reduzirt ist. Hauptsächlich sind für die soeben
erwähnten Fundplätze jene oben angeführten Brachiopoden
(Rhynchonella acuta , Rh. tetraedra, Rh. serrata , Spirif.
Münsteri, Waidheim, cornuta) charakteristisch. Doch steht,
was die analoge Ausbildung der Mittelliasfauna mit dem
nordwestlichen Rande des französich englischen Jurabecken
betrifft, Regensburg nicht vereinzelt da, denn wir treffen
im Gegensatz zu Schwaben auch noch in Franken , be-
sonders im südwestlichen Theile desselben (wie in der
Gegend am Hahnenkamm) in dieser Beziehung die gleichen
Verhältnisse an. Es kann dies nur zum Schlüsse führen,
dass in beiden Gebietstheilen zur damaligen Zeit gleiche
Lebensbedingungen vorhanden gewesen waren , welche die
parallele Formenentwicklung gestatteten.
Oberer Lias.
Posidonomyenscliiefer.
Eine an 7m- mächtige Schichtenreihe von blättrigen
Schiefern gehört der Stufe der Posidonomya JBronni zu.
Diese Schiefer, immer nur weich und nie zu härterer Con-
sistenz gelangend, sind theils dunkelgrau bis schwarz und
dann stark mit den Zersetzungsprodukten von eingemengten
3
34
kleinen Schwefelkiespartikelchen durchdrungen. Einige
Zeit an der Luft gelegen, zerfallen sie bald unter voraus-
gegangener Efflorescenzbildung (Keilberger Schacht).
Theils sind es aber hellgraue bis fast weisse, aus feinst
geschlämmtem Thonmaterial gebildete Schiefer, in welcher
Ausbildung sie uns im Hohlweg am Tegernheimer
Keller und besonders in den Ir Ibach er Steinbrüchen
vor Augen treten. Seltner begegnet man in letzteren den
dunkleren, bituminösen Lagen.
Hie und da findet man Kohlenputzen, welche deut-
liche Ueberreste von Stengel- oder andern Pflanzen theilen
darstellen. Diese Liaskohle tritt jedoch nur vereinzelt
und praktisch unbrauchbar auf, lässt daher keinesfalls
auf ausgiebigere Kohlenerfunde hoffen.
Was die Einschlüsse betrifft, so stammen aus den
weissen Irlbacher Schiefern:
Harpoceras Lythense Quenst . *)
Harpoceras complanatum d' Orb.
„ elegans Sow.
„ bifrons Brug.
Aptychen sp.
Inoceramus dubius Soiv.
Dapedius cf. punctatus Ag. {Schuppen).
Belonostomus acutus Ag.
Cupressites liasinus Kurr.
Faserhoh (Quenst edt' s Jura t . 39 f. 5).
Araucarien, Zamiten und Fucoideen-Beste.
*) Ich habe die durch die neuere Ammonitennomenklatur benöthigte
und fast hinter jedem Autornamen zu setzende Bezeichnung ,,sp“ der
Einfachheit halber, und weil ohnedem selbstverständlich, weggelassen.
35
Die schwarzen Schiefer vom Keilberger Schachte be-
sitzen im Wesentlichen dieselbe Fauna.
Einige Lagen sind mit den angeführten falciferen
Ammoniten vollständig erfüllt; in gleicher Häufigkeit ist
auch stets der Inocer. dubius vorhanden. Posidonomya
Bronni scheint dagegen selten zu sein , da ich noch kein
typisches Exemplar davon besitze; doch gibt sie Gümbel
vom Keilberge an.
Was den Erhaltungszustand der Versteinerungen be-
trifft, so ist derselbe wegen Verdrückung meist ein
schlechter; doch bilden einige Pflanzen hievon eine Aus-
nahme. So konnte ich an den kleinen Blättchen von
Gupressites liasimis unter dem Mikroscope sogar noch
die zellige Struktur nach weisen. Höchst wahrscheinlich
dürfte man in den weichen Irlbacher Schiefern, wenn eine
grössere Parthie derselben der Untersuchung zugänglicher
gemacht ist, nicht umsonst nach Insekten -Ueberresten
suchen *).
Jurensismergel.
Bei Irlbach ist dem weissen Schiefer eine röthliche
bis gelbbraune , harte Mergelbank voller Quarzkörner auf-
gelagert, worin sich Belemnites irregularis und tripartitus
in Menge findet; im Keilberger Schachte dagegen
bedeckt den Posidonomyenschiefer ein hellgrauer Mergel-
kalk mit Harpoceras Aalense und Belemnites irregularis.
In besserer Ausbildung gelang mir die obersten Lias-
bänke in jener Schlucht nachzuweisen , welche von der
Keilberger Höhe nach Tegernheim sich herabzieht (Vergl.
*) Es ist mir auch unterdessen geglückt, Flügeldecken von Käfern,
zur Familie der Buprestiden gehörig (aber zu keiner Speciesbestimmung
tauglich), nachzuweisen.
3*
86
Profil No. 2). Hier bilden hellgraue bis braune , sehr
harte, beim Daraufschlagen bituminös riechende Mergelkalke
von einigen Fuss Mächtigkeit das Hangende der eben-
falls daselbst entblössten hellen Posidonomyenschichten ;
nach oben gehen sie allmählig in sandige , gelbe , leicht
verwitternde Mergelschiefer über. Dieselben strotzen von
Belemniten, aber auch die harten Mergel sind durchaus
nicht arm an Fossilien, nur hält es schwer bei dem zähen
Stein etwas Gutes herauszuschlagen. Es stammen aus
diesen bituminösen Mergelkalken:
Lytoceras jurense Ziet.
Harpoceras radians Bein. sp.
Stephanoceras crassum Young und JBird.
Belemnites tripartitus Schloth.
,, irregidaris Schloth.
Nucida jurensis Quen st.
Inoceramus cinctus Groldf.
In den gelben sandigen Schiefern haben sich gefunden :
Harpoceras Aalense Ziet.
„ Thouarcense d’ Orb.
Belemnites Thouarcensis Oppel.
,, irregularis Schloth.
, , tripartitus Schloth.
Die harten Mergel enthalten zuweilen in kleinen
Drusen Kalkspath mit der Ausbildung von — 2 R., auf-
sitzend auf einem älteren, braunen, Mg und Fe enthalten-
den Kalkcarbonat.
In der genannten Tegernheimer Schlucht kann der
Jurensismergel eben wegen seines sandigen Aussehens bei
oberflächlicher Betrachtung leicht mit verwitterten Lagen
von Eisensandstein (braun. Jura) verwechselt werden.
37
frnunei* Sura (Pogger).
Der braune Jura schliesst sich eng dem Verlaufe des
Lias an, gewinnt aber durch die mächtige Entwicklung
seines unteren, sandigen Gliedes eine ausgedehntere Ver-
breitung als dieser. Auch er beginnt bei Irlbach und
zieht sich hernach über den Keilberggipfel herüber, um
beim Tegernheimer Keller wieder rasch abzubrechen.
Ausser am Keilberge findet sich in der übrigen
Regensburger Gegend kein brauner Jura mehr.
Unterer Dogger. Eisensandstein.
Nur an einer einzigen Stelle, in der schon öfters er-
wähnten Tegernheimer Schlucht, ist eine Lage
blossgelegt, die nach den obwaltenden stratigraphischen
Verhältnissen keine andere Deutung zulässt, als sie für
den Vertreter des
Opalinusthon es
zu nehmen. Es ist ein dunkler, fast schwarzer, kalkreicher
Thon, durch und durch mit Schwefelkies und seinen Ver-
witterungsprodukten imprägnirt. Versteinerungen haben
sich darin bis jetzt noch nicht gezeigt ; die Mächtigkeit
beträgt nur wenige Fuss. Er bildet an dieser Stelle das
Liegende von dem in unserem Gebiete mit grosser Mächtig-
keit auftretenden
Eisensandstein, Stufe des Harpoceras
Murchisonae.
Dieser, ein gelber bis rother, locker gebundener Sand-
stein von nicht sehr grobem Korn , aber auch niemals so
feinkörnig wie der Liassandstein werdend , ist durch
38
mehrere Steinbrüche aufgeschlossen. Er bedeckt, indem
er gegenüber den schwach vertretenen übrigen Abtheilungen
den braunen Jura fast allein zur Geltung bringt, einen
viel grösseren Flächenraum als der schwarze Jura.
Die Quarzkörner werden durch ein Bindemittel von
thonigem Eisenoxydhydrat zusammengehalten, zuweilen er-
scheinen ziemlich lockere, bindemittelarme Zwischenlagen,
welche zur Sandgewinnung benutzt werden. Die unteren
Lagen sind oft von hellerer Grundfarbe und bekommen
durch zerstreute graue Thonflasern ein getigertes Ansehen
(Tegernheimer Keller). Der Eisengehalt hat sich
öfters in dünnen Lagen oder Krusten eoncentrirt oder
durchzieht als unreiner Brauneisenstein das Gestein (be-
sonders schön zunächst der Strasse vor Grünthal zu
sehen) , selten steigert er sich bis zum typischen Eisen-
oolith , welcher in Franken in dieser Region als häufig
abbauwürdiges Flötz getroffen wird.
Für Bauzwecke ist der Sandstein des Doggers weniger
gut brauchbar als der feinere Liassandstein, doch kommen
einige festere Bänke vor und dieselben werden im Stein-
bruche oberhalb Irlbach mit gutem Erfolg ausgebeutet.
Hier lassen sich folgende Schichtenlagen unterscheiden.
Profil No. 4.
Bedeckung : Culturland.
1) Intensiv gelbbrauner sehr gelockerter Sandstein.
2) 1,35 m* Ebenfalls tief gelbbrauner Sandstein, aber
von fester Consistenz.
3) 0,11 m- Gelbbrauner mit viel Brauneisenkörnerchen
untermischter Sandstein.
4) 1,5 m- Weisslicher thoniger Sandstein bis sandiger
Thon mit mehreren Brauneisenkrusten.
39
5) 9 m bis Ende des Bruches. Für Bauzwecke brauch-
barer gelblichweisser Sandstein von mittlerem
Korn.
Unterlage : verdeckt.
Yon organischen Einschlüssen ist von Giimbel bei
Tegernheim der Pecten pumilus Lam. ( — Pecten personatus
Ziet.) nachgewiesen worden. Ich kann daraus nur noch
den Inoceramus polyplocus Roem. von Irlbach anführen.
Auch auf der Keilberger Höhe, wo ein Theil des
Dorfes Keilberg auf ihm ruhtr streicht der Eisensandstein
zu Tage aus.
Mittlerer und oberer Dogger.
Yariansthone und Macrocephalusoolitli.
Die oberen Parthieen des Unteroolithes, die Sowerbyi — ,
Humphresianus- und Parkin soni-Schichten finden sich in
keinem der Aufschlüsse blosgelegt; jedenfalls sind ihre
Aeqnivalente auch am Keilberg vorhanden , doch dürfte
ihre Mächtigkeit eine nur relativ geringe sein. Die
Oolithe des Callovien’s dagegen mit einer untergelagerten
Parallele der Bathformation stehen am oberen Ende der
genannten Tegernheimer Schlucht an, auf welch’
interessantes Vorkommen ich schon früher*) die Aufmerk-
samkeit zu lenken suchte.
Die Schichten mit Rhynchonella varians,
die Vertreter des im anglogallischen Jurabecken so mächtigen
Bathonien , sind als sandiger, gelber Thon ausgebildet;
aus dieser lehmartigen Hauptmasse heben sich einige
dunkelgraue Kalkknollen , welche die für den mittleren
*) Korrespondenzblatt des zool. miner. Vereines zu Regensburg
1872 S. 138. *
40
und oberen Dogger bei uns so charakteristische Oolith-
strnktur nicht verleugnen, heraus. In denselben hat sich
vornehmlich ein Reichthum an Brachiopoden (hauptsächlich
Rhynchonella varians) angehänft.
Diese Zufuhr reichlicherer Mengen von Sand und
Thon in dieser sonst gewöhnlich als kalkiger Eisenoolith
entwickelten Zone ist dem Einfluss des benachbarten Urge-
birges zuzuschreiben.
Die organ. Ueberreste sind, mit Ausnahme jener aus
den kalkigen Knollen , fast alle zerdrückt oder sonst be-
schädigt, woran an dem benannten Fundplatz die durch
spätere Dislokationen bewirkten, erheblichen Verdrückungen
und Faltungen der Schichtenlagen Schuld tragen. Doch
konnte ich folgende Gattungen und Species' deutlich be-
stimmen :
Oppelia aspidoides Opp.
Perisphinctes arbustigerus d’Orb.
Stephanoceras subcontractum Morr. u. Lyc.
Belemnites Beyrichi Opp.
,, subhastatus Ziet
Panopaea Jurassi Ag. sp.
Ceromya concentrica Morr u. Lyc.
Pholodomya Murchisoni Goldf.
Ostrea Knorri Ziet.
Waldheimia subbucculenta Dew. u. Chap.
„ obovata Sow sp.
„ cf. lagenalis Scliloth. sp.
Terebratula sphaeroidalis Sow.
„ Fleischen Opp.
,, Württembergica Opp.
Rhynchonella varians Schloth. sp.
Pentacrinus pentagonalis Goldf.
Collyrites sp.
P^anzenreste (Kohlenputzen).
41
Calloyien.
Stufe des Stephanoceras macrocephalum.
Die hierher gehörigen Bänke besitzen, wie die soeben
beschriebene Lage , eine nur geringe Mächtigkeit (circa
*/ 2 Meter) und sind dieser unmittelbar aufgelagert.
Der gelbe Mergelkalk, reich an Versteinerungen, um-
schliesst zahlreiche und deutlich sichtbare gelbbraune
Brauneisenoolithkörner. Charakteristisch ist das farben-
spielende Schillern der Schalenreste. Trotzdem dass es im
Gestein an Bruchstücken von Fossilien wimmelt, sind gut
erhaltene Stücke schwer zu bekommen; ohnehin ist die
Aufdeckung selbst an der bestentblössten Stelle (Schlucht)
für eine genügende paläontologische Ausbeute zu gering.
Mir gelang es nur, folgende Species herauszuschlagen :
Stephanoceras macrocephalum Schloth.
„ tumidum Rein sp.
Perisphinctes funatus 0 p p.
,, curvicosta Opp.
Amaltheus polygonius Ziet.
Belemnites subhastatus Ziet.
Pleurotomaria Palemon d’Orb.
,, subreticulata d’Orb.
Rhynchonella Kurri Opp.
,, Steinbeisii Quenst. sp.
Dieser Macrocephalusoolitli mit Perispli. funatus er-
weist sich auch an der Donauleite vor Tegernheim
anstehend.
Eine besondere Ausscheidung des oberen Callovien
als Ornatenthon (Stufe des Perisph. anceps und Peltoc.
athleta) existirt nicht ; die gut sichtbare Grenze gegen den
weissen Jura, der direkt dem Macrocephalusoolitli aufge-
setzt ist, würde diese Region, wenn sie in unserem Gebiet
gut diffevenzirt vorkärne, gewiss gezeigt haben. Dagegen
42
scheint allerdings ein Theil ihrer Fauna mit den Oolithen
verschwommen zu sein (vergl. das Auftreten des AmaltJi.
polygonius mit Steph. macroceph.) — eine Erscheinung,
die, wie wir weiter unten sehen werden, sich im Osten in
ausgebildeterem Masse wiederholt so zwar, dass selbst die
Fossile der beiden Callovienstufen sich mit solchen aus
tieferen Niveau’s vermengen.
Bereits an den nächst nördlicheu Doggervorkommnissen
(Regenstauf, Burglengenfelder Gegend) ist dieser Ornaten-
thon mit massenhaftem Auftreten von Belemn. Calloviensis
Opp., ferner Stephanoc. coronatum Brug. entwickelt. Im
Uebrigen schliesst sich der braune Jura noch enger als
der Lias an die benachbarten Ausläufer des fränkisch.
Juradistriktes an. So entspricht beispielsweise das von
Gümbel*) angeführte Profil von Gross Saltendorf bei
Burglengenfeld grösstentheils ähnlichen Verhältnissen wie
in den Keilberger Aufschlüssen.
Peißer Sara (Palm).
Der weisse Jura, vorwiegend in seinen höheren Gliedern
entwickelt, überragt an Mächtigkeit und Verbreitung
am Keilberge sämmtliche andere Sekundärformationen und
betheiligt sich namentlich an der Felsbildung als fast
alleiniger Faktor derselben.
Was seine systematische Eintheilung betrifft, so wurde
das bekannte Schema von Oppel und Waagen, inso-
weit es Anwendung finden konnte, zu Grunde gelegt.
*) Gümbel: Die geognost. Verhältnisse der fränkisch. Alb.
Separatabdruck S. 49.
43
Gümbel’s Gliederung des weissen Jura*), damit nicht
in Widerspruch stehend, sondern jenes vielmehr ergänzend
und vervollkommnend, ist für den Gesammtbau der fränki-
schen Alb berechnet und deshalb konnte es bei unserm
im Gegensatz hiezu nur verkümmert erscheinenden Keil-
berger Malm in seinen einzelnen Details weniger zur
Benutzung gelangen.
a. Stufe des Peltoceras **) traiisversariiim.
Glaukoolith und Planulatenthoue.
Glaukoolith.
Um die Grenze des weissen Jura gegen den braunen
in unserem Gebiete zu studiren, darüber giebt das Profil
No. 2 den besten Aufschluss.
Der weisse Jura beginnt mit zwei, im Vergleich zu
den aufliegenden Lagen noch etwas dunkler gefärbten
Bänken (Schlucht), jede zu 2,5 m- dick, deren petro-
graphischer Charakter bei oberflächlicher Betrachtung nicht
viel vom Liegenden (Callovien) abzuweichen scheint; denn
noch herrscht in ihnen eine bräunliche Färbung vor.
Die Ursache davon liegt in dem Ueberhandnehmen von
unreinem Brauneisenerz in kleinen knolligen Putzen, welche
die sonst grauen Kalke durchziehen (besonders in der
oberen Bank deutlich), während die eigentlich oolithische
Struktur, wie sie die Unterlage so typisch zeigt, ganz
verschwindet oder sehr zurücktritt.
*) Gümbel: Die geogn. Verhältn. der fränk. Alb. Einleitung
zu Riehl’s Bavaria III. Band. Separatabdruck S. 51.
**) Ueber Peltoceras Waagen siehe Records of the geolog.
survey of India 1872 B. IY. S 91.
44
Charakteristisch aber ist besonders der Umstand, dass
das Gestein der unteren Bank in seiner gelbbräunlichen,
mergeligen Kalkmasse viele dunkelgrüne , fast schwarze
Glaukonitkörner (am besten nach dem Auflösen in ver-
dünnter Salzsäure als grünlicher Rückstand zu be-
merken) umsckliesst. Wir stehen deshalb nicht an , diese
Lage mit dem zuerst von Gümbel*) als erstes Glied des
fränkischen weissen Jura nachgewiesenen Grünoolithkalk,
einem gelblich oder graulichweissen harten Kalkmergel
voll duuklem grünem Glaukonit, zu identifiziren.
Eben diese Analogie sowie die organ. Einschlüsse:
Perispindes chlor oolithicus G ü m b. , Oppelia oculata B e a n ,
0. semiplana Opp., Bhijnchonella Arolica Opp., Pholodomya
cingulata Ag. gestatten kein tieferes Alter als den Anfang
der Transversariusstufe anzunehmen.
Die Bemerkung Waagen’s**) in seinem Jura, dass
die Biarmatusregion ,,in der Gegend von Regensburg etc.“
als „ziemlich petrefaktenreiche Eisenoolithe“ vorhanden
wäre, scheint sich auf ein nördlich von Regensburg ent-
fernteres Vorkommen zu beziehen, insofern nicht ein
Irrthum mit den Eisenoolithen des obersten braunen Jura
vorliegt.
Wir weisen auch einstweilen darauf hin , dass diese
Glaukoolithbank noch weiter östlich bis in die Gegend von
Passau, die Basis für die kalkigen Gebilde der Transver-
sariusstufe bildend, erkannt werden konnte.
Die obere zweite Bank ist petrographisch noch näher
mit dem typischen Weissjuragestein verwaudt, dadurch,
dass die Brauneisenputzen in einer Grundmasse von grau-
*) G üm bei 1. c. S. 55.
**) Waagen der Jura u, s. w. S. 133.
45
lichweissem Kalke liegen, der für sieb genommen vom
aufliegenden Kalkstein sich nicht unterscheidet. Auch
paläontologisch schliesst sie sich eng an ihr Hangendes an.
Planulatenthone und Mergelschiefer.
Auf diese beiden, so eben erwähnten Bänke folgt, wie
in der Tegernheim er Schlucht zu erkennen ist, ein
grauer, mergeliger Thon, erfüllt mit den so bestimmt aus-
geprägten Perisphinkten oder Planulaten der Transver-
sariusschichten. Der Mergelthon besitzt eine grünlich-
oder gelbgraue Farbe , ist stark mit Mangandendriten
schwarz gefleckt und durch viele kleine Kalkkörner
oolithisch. Nach jedem stärkeren Regenerguss werden
frische Ammoniten herausgespült ; aber immer sind es
wieder die alten Species. Ich habe bis jetzt folgende
Fossile aus dieser Lage, worin sich an der oberen und
unteren Grenze festere kalkige Bänke von ruppigem Aus-
sehen ausgeschieden haben, erhalten können :
Perisphinctes chloroolithicus Gümb.
,, Martelli Opp.
,, plicatilis S o w.
Aspidoceras Oegir Opp.
Oppelia callicera Opp.
Harpoceras Arolicum Opp.
„ stenorhynchum Opp.
Belemnites unicanaliculatus Ziet.
„ Argovianus Mayer.
Pecten subpunctatus Goldf.
Plicatula sp.
Rhynchonella Yisulica Opp.
Holectypus sp.
Siphonocoelia cylindrica Goldf. sp.
Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.
46
Gegen oben gewinnen geschichtete, ruppige, gelb-
graue Kalke die Oberhand; sie besitzen keine besondere
Mächtigkeit und geben allmählig in grünlichgraue, dünnge-
schichtete Mergelkalke mit etwas veränderter Fauna über;
dazwischen liegen dünne, thonige Schichten voll undeut-
licher Fukoideenreste. Wahrscheinlich haben wir in diesen
das Analogon der schwäbischen Fukoideenbank vor uns.
Die im schwäbischen und dem sich daran schliessen-
den südwestlichen fränkischen Jura so charakteristische
Waldheimia impressa ist in unserem Gebiet wie überhaupt
am ganzen östlichen und nördlichen Jurarand von Franken
nicht vorhanden ; ihr Lager vertreten am Keilberg (ober-
stes Ende der Schlucht) eben die genannten diinnge-
schieferten Mergelkalke voll kleiner Plättchen von See-
sternen ( Asterias (Goniaster) impressae Quenstedt). Ihr
petrographischer Unterschied gegenüber der Unterlage ist
darin fixirt, dass die Kalke im Liegenden nicht so diinn-
geschichtet sind und eine mehr gelbgraue Farbennüance
besitzen, während die in Rede stehenden Mergel mehr in’s
Grünlichgraue spielen.
Ihre Einschlüsse entsprechen den übrigen Begleitern
der W. impressa vollkommen:
Harpoceras hispidum Opp.
Perisphinctes sp.
Belemnites unicanaliculatus Ziet.
Plicatula impressae Quenst.
Lima scaberrima n. sp. (tab. II. fig. 7).
Pinna radiata Münst.
Pholodomya acuminata H a r t m.
Rhynchonella spinulosa Opp.
Holectypus punctulatus Des.
Asterias (Goniaster) impressae Quenst.
(= Astropecten jurensis Goldf. sp. pars.)
47
An einem andern Punkt als dem bezeickneten (An-
fang der Tegernheimer Schlucht) ist die Trans versari us-
stufe nicht mehr in gut erkennbarem Zustand aufgedeckt.
b. Stufe des Peltoceras bimammatum.
Graukalk.
Mergelige , undeutlich oolithische, mehr oder weniger
dichte, wohlgeschichtete Kalke; nicht bedeutend mächtig.
Ihre Farbe ist meist hellgrau (Tegernheimer Donau-
leite, Irlbacher Höhe); hie und da kommen Schwefel-
kiesknollen darin zerstreut vor.
Was die Fossile betrifft , so konnte ich von einem
kleinen Aufbruch am mittleren Gehäng vor Tegernheim
nur Folgendes gewinnen :
Harpoceras Marantianum d’Orb.
Oppelia tricristata Opp.
„ Lochensis Opp.
Perisphinctes sp.
Pholodomya acuminata Hartm.
Plicatula impressae Quenst.
Doch ist durch die angeführten Cephalopoden das
Niveau als das des Peltoc. bimammatum mit Sicherheit
erwiesen.
Genannte Zone gewinnt im Regensburger Gebiet keine
grosse Bedeutung gegenüber der ansehnlichen Entwicklung
in Franken und Schwaben. Hier sind es die sog. wohl-
geschichteten Kalke ( ß . Quenstedt’s) oder der Werkkalk
Gümbel’s, wovon das weisse, muschlig brechende, leicht
klüftige Gestein in unzähligen Steinbrüchen erschlossen ist
und daher den Hauptbedarf für Kalkstein deckt. Bereits
48
bei Regenstauf stellt dieser Werkkalk (liier ausnab msweise
mit Hornstein versehen) mit einer Mächtigkeit von
20 Metern an.
Dass wie erwähnt die Stufe mit Peltoc. bimam. am
Keilberg eine nur untergeordnete Rolle einnimmt , ist um
so auffälliger, als sie nach Osten im niederbayerischen
Jurabezirke an Mächtigkeit , wie auch wegen ihrer etwas
fremdartigen Ausbildung , an Interesse in hohem Grade
gewinnt.
c. Stufe der Oppelia tenuilobata
Splitterkalke.
Die durch das häufige Auftreten der Oppelia tenui-
lobata bezeichnete Schichten reihe mit ihrem charakteristi-
schen Ammonitenreichthum dient auch in unserm Terri-
torium am besten zur Orientirung in der sonst monotonen
Ausbildungsart des weissen Jura. Die dazu gehörigen
Kalke am Keilberg erlangen im Vergleich mit den bisher
betrachteten wieder eine grössere Mächtigkeit und sind
charakterisirt durch ihre gelblichweisse Färbung (immer
heller als die tieferen Weissjuralagen) und ihre leichte
Klüftbarkeit , weshalb die Gehänge der Hügel, an denen
sie auftreten, mit beilförmigen Stücken ganz übersät sind.
Siehe bei d. im unteren Theile der Tafel IV.
Der Kalkstein selbst hat , besonders in den mittleren
und oberen Lagen, ein dichtes Gefüge und klingt etwas
beim Anschlägen, während die unteren Bänke mergeliger
werden.
Bei näherer Untersuchung zeigt sich auch hier , aber
undeutlicher als bei den bisher betrachteten Kalken ein
erkennbares oolithisches Gefüge. Häufig kommen Stylo-
lithen vor.
49-
Hierher zu rechnende Schichten stehen zu Tage an
den Gehängen der Schwabelweis er Berge vor Tegern-
heim (T. in folgender Liste), ferner an den Hügeln zu
beiden Seiten des Brandl berg-Griinthaler Weges vor
dem letzteren Ort (als G. im folgenden Verzeichniss aufge-
führt), und durch einen kleinen Steinbruch aufgedeckt an
der Ecke, wo von dieser Strasse aus der Weg nach dem
Dorfe Keilberg hinaufführt ; ferner noch, aber undeutlich,
auf der Höhe oberhalb Irlbach gegen Wutzelhofen zu.
Petrefakte sind nicht selten, aber zu ihrer ausgedehnteren
Gewinnung mangeln grössere Aufschlüsse , woran der ge-
ringe technische Werth des klüftigen Kalksteines Schuld
trägt ; doch konnte ich Folgendes sammeln :
Perisphinctes polyplocus Rein. sp. T. G.
., Lothari Opp. G.
„ virgulatus Quenst. G.
„ stephanoides Opp. T.
Oppelia tenuilobata Opp. G.
Aspidoceras iphicerum Opp.
(= A. longispinum (Sow.) de Loriol) G.
Verschiedene kleinere und undeutl. Flexuosen und
Lingulaten T. G.
Belemnites unicanaliculatus Ziet. T. G.
Pleurotomaria clathrata Münst. T. G.
Astarte supracorallina d’Orb. T. G.
Avicula (Monotis) similis Goldf. sp. T. G.
Pecten cornutus Quenst. T. G.
Pholodomya acuminata Hartm. T. G.
Neaera sp. G.
Terebratulina Quenstedti Suess G.
Megerlea Friesenensis Schrüf. sp. T. G.
Terebratula bisuffarcinata Schloth. G.
Cidaris spinosa Ag. G.
Collyrites carina ta Leske sp. G.
4
50
Diese paläontologischen Daten weisen analog dem
Verhalten in der fränkischen Alb theils auf die mittlere,
hauptsächlich aber auf die obere Abtheilung der Stufe mit
Opp. tenuilobata (Region der Avicula similis). Die untere
Abtheilung davon ist durch ganz Franken als versteinerungs-
reicher Mergel entwickelt, welcher, immer thoniger als
seine hangenden Lagen, ausser Andern vorzugsweise
Perispinctes platynotus , P. coluhrinus , Ostrea Quenstedti
in grossen Exemplaren einschliesst (Region des Perisphinctes
platynotus). Schon die nächst N. gelegenen Juraanschlüsse
bei Regenstauf und Leonberg geben hievon Beispiele.
Höchst wahrscheinlich dürfte diese letztgenannte Region am
Keilberg auch vorhanden sein, obwohl sie aufzufinden mir
noch nicht geglückt ist , woran der Umstand Schuld sein
mag , dass günstige Entblössungen auf der Grenze der
Bimainmatus- und Tenuilobatusschichten mangeln.
d. Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. *)
Hornsteinkalke.
Die Tenuilobatusstufe wird von einem mächtigen
(circa 30 — 40 m) Schichtencomplex bedeckt, bestehend aus
dichten gelbweissen, oft gelbbraun gefleckten, meist etwas
plattig-klüftigen Kalken voller Hornsteinknollen. Letztere
*) Nach den neuesten Untersuchungen de Loriol’s 1873 (Mono-
graphie paleont. et geolog. de Boulogne s. Mer in den Memoires de la
societe de physique de Geneve XXIII. 2. 1874) ist die von d’Orbigny
als mutabilis Sow. abgebildete und von andern Juraliteraten unter
diesem Namen aberkannte Ammonitenform nicht mit der eigentlichen
S o w e r by ’ sehen Art identisch, wesswegen er für erstere eine neue
Bezeichnung nämlich pseudomutabilis vorschlägt.
51
sind meist hell gefärbt im Gegensatz zu jenen aus dem
später zu beschreibenden unteren Kiesel nierenkalk der
Ortenburger Gegend und besitzen manchmal um ihren
harten Kern eine erdige Umhüllung von weisser Kieselerde.
Ein ferneres Hauptmerkmal dieser Schichtenreihe besteht
in dem Reichthum an allerdings meist undeutlich in-
dividualisirten Schwämmen.
Im niederbayrischen Jurabezirk kommt , wie soeben
erwähnt, ebenfalls ein schwamm reicher Kieselnierenkalk in
ziemlicher Verbreitung vor; ausser der verschiedenartigen
Färbung der Kieselausscheidungen ist sein petrographischer
Unterschied von dem hier in Rede stehenden schon im
Handstück zu erkennen, denn der Regensburger ist immer
gelblich weiss , während jener von der Ortenburger Um-
gebung ein fast reines Weiss zeigt. Im Steinbruch oder
sonst anstehend besehen, erkennt man an ersterem eine
mehr oder minder ausgeprägte, aber immer noch deutliche
Schichtung, die bei diesem gewöhnlich kaum angedeutet
ist oder zuweilen ganz erlischt.
Die Unterscheidungsmerkmale gegenüber den bei
Regensburg aufliegenden (oder durch den relativ wenig
mächtigen Dolomit davon getrennten) plumpen Felsen-
kalken, mit welchen die Hornsteinkalke grössere Verbreitung
und Antheilnehmung an der Felsbildung gemeinsam haben,
sind bei typischer Ausbildungsweise beider Glieder eben-
falls leicht zu fixiren ; denn den erstgenannten mangelt
jegliche Schichtung sowie der Reichthum an Hornsteinen,
obwohl kleine Bänkchen hievon hie und da darin auftreten.
Auch ist der Felsenkalk weisslicher und von dichterem
Gefüge.
Die Hornsteinkalke treten in starkgeneigter Lage,
unter dem Dolomit und den plumpen Felsenkalken gelagert,
4*
/
52
an den Schwabelweiser Bergen*) auf; ferner finden
sie sich mit schön sichtbarer Auflagerung auf den schuftigen
Tenuilobatuskalken, am halben Wege zwischen Brandlberg
und Grünthal, wo sie anf der Höhe durch Steinbrüche
ausgebeutet werden ; endlich zieht sich längs des ganzen
Strässchen’s von Tr Ibach nach Wuzelhofen durch zahl-
reiche kleine Aufbruchsstellen aufgedeckt, ein ähnliches,
leider versteinerungsleeres Gestein bis nach Salem fort,
das in die Kategorie dieser Gebilde fällt.
Es scheint übrigens als ob die Hornsteine unseres
Gebietes nicht immer eine scharfe Grenze gegen ihr
Hangendes besitzen und eine ähnliche Ausbildung sich
nicht bloss auf die eigentliche Region mit Perisph.
pseudomutab. erstreckt. Dass wir diesen Kalken das Niveau
des Per. pseudomutabilis (Loriol früher mutabili s d’Orb.,
Waagen u. s. w.) zuschreiben, dafür haben wir allerdings
keine direkten paläontol. Beweise , aber abgesehen , dass
auch die Einschlüsse nicht positiv dagegen sprechen, lassen
ihre Lagerungsverhältnisse wohl keine andere Deutung zu ;
ferner besitzen wir einen weiteren Anhaltspunkt hiefür in
der zweifellosen Analogie derselben mit den normalen
Scyphienkalken Gümbel’s, welche durch das ganze fränki-
sche Gebiet als Hangendes der Tenuilobatenschiehten und
Unterlage des Dolomits sich hindurchziehen; denn in
diesen Schwammlagen, womit petrographisch die Keilberger
Hornstein kalke vollständig stimmen, kommt der Perisph.
pseudomutabilis de Loriol, wenn auch nicht häufig, aber
doch vor.
Petrefakte sind nicht gut zu bekommen , obwohl
stellenweise das Gestein durchaus nicht arm daran ist ;
der beste Fundplatz dafür befindet sich an den Tegern-
*) Siebe bei c. im unteren Bilde der Tafel IV.
53
keim er Bergen nah der Höhe in einem kleinen Kessel-
tkälchen *). Davon sind zu verzeichnen :
Oppelia Strombecki Opp.
Haploceras sp.
Belemnites unicanaliculatus Ziet.
Ter ebratula bisuffar cinata S c h 1 o t h. (besonders gross).
Rhynclionella lacunosa var. mnltiplicata Q.uenst.
Pecten subtextorius Goldf.
Ostrea gregaria Sow.
Astropecten sp.
Cidaris perlata Quenst.
,, Blumenbachii Goldf.
Ceriopora (Neuropora) angulosa Goldf.
Siphonocoelia cylindrica Goldf.
Casearia artieulata Goldf. sp.
Cupulichonia Schlotheimii Münst. sp.
Serpnla sp.
e. Stufe des Frank endolomites, der plumpen Felseukalke und der
Plattenkalke.
Oestlich von Regensburg gelangen von diesen höchsten
Repräsentanten unseres weissen Jura hauptsächlich die
weissen Felsenkalke als Zug der Sch w abelweiser Ge-
hänge zur Ausbreitung. Die volle Entwicklung dieser
höheren Regionen entfaltet sich jedoch erst im benach-
barten westlichen Gebiet (Kelheim) ; da ohnedem ihre Absätze
am Keilberg nur wenig organische Reste enthalten, so ist
nicht viel Bemerkenswerthes darüber vorzubringen.
* In dem Wäldchen , das sich rechts von c. auf unserem Bilde
(unterer Theil von tab. IY.) vpm PJateau etwas herabzjieht.
54
Der Dolo mit,
in der relativ geringen Mächtigkeit von circa 7 m- vor
Tegernheim am sog. grossen Felsen auftretend, besitzt
dieselben Eigenschaften wie der fränkische. An dem be-
nannten Punkt ist er besonders miirb und zerbröckelt
als Folge der zerstörenden Einflüsse chemisch und
mechanisch wirkender Kräfte, die ihn an diesem den
Atmosphärilien sehr ausgesetzten Platze vorzüglich treffen
mussten.
Der plumpe Felsenkalk,
dicht bis feinzuckerkörnig, gelblichweiss und ohne alle
Schichtung, liefert, da er fast aus reinem kohlensauren
Kalk besteht, aus den Brüchen dicht an der Station
Walhallastrasse (siehe Bild*) im oberen Theile der
tab. IV.) einen gesuchten Bruchstein , der für weithin
das Material zum Kalkbrennen abgiebt und in dieser Be-
ziehung nicht minder geschätzt ist als der Kelheimer
luckige Sternkorallenkalk für Bauzwecke.
In den Drusen des Gesteines hat sich häufig Kalk-
spath meist mit dem vorherrschenden Rhomboeder von
— V2 R- ausgebildet; an der Walhallastrasse kommt iiber-
diess auf Klüften ein sehr schöner Kalkspath von brauner
Farbe (nelkenbraun, wird durch Erhitzen grau) vor ; die
spiesigen Krystalle sind büschelweise gruppirt und erweisen
sich an ihrem freien Ende als Rhomboeder von — 2 R. ;
selten findet er sich sogar krummschalig abgesondert.
* Sämmtliche Felsparthieen auf besagtem Bilde gehören dem
plumpen Felsenkalke an. Nur am Plateau wird letzterer von Grünsand-
stein überdeckt. Die Zeichnung konnte leider nur im Winter, noch
dazu bei hohem Schneefall, aufgenommen werden.
55
Wie bereits erwähnt, umschliesst der Kalkstein jenen
Versteinerungsreichthum , wie er z. B. in der Kelheimer
Gebend anftritt, noch nicht. Ich kenne mit Bestimmtheit
daraus vom Keilberge nur Terebratula insignis Ziet.,
Megerlea pectunculoides Schloth. sp. , Pecten subspinosus
Goldf., Pecten globosus Quenst., Avicula (Monotis)
Guembeli nov. sp. (Tab. II. fig. 6). Dazu kamen neuer-
dings noch : Rhynchonella Astierianci d ’ 0 r b. ( — Eh.
speciosa Miinst. sp.), Rhyncli. trilobata Ziet. sp., Terebra-
tnlina substriata Schlot h. sp. Apiocrinus mespiliformis
Schloth., Por ostoma sp.
Die Sternkorallenfacies fehlt am Keilberg, dagegen
sind vorhanden die
Plattenkalke.
Gelblichweisse , dichte Kalkschiefer ; dünngeschichtet
aber von viel weniger feinem Korne als die Solenhofener
Schiefer. Deutliche Versteinerungen konnten darin noch
nicht nachgewiesen werden. Die Ablösungsflächen zeigen
hie und da undeutliche Wülste (ob organischen Ursprungs?).
Besagte Kalke stehen am Kreuz bei Wuzelhofen und
nahe dabei an der Salerner Strasse, ferner vor dem
Brandlhof und auf der vorderen Keilberger Höhe an.
Aus dem bisher Betrachteten geht hervor, dass auch
der weisse Jura am Keilberge, wo er in der fränkischen
Facie^ zum letztenmale in grösserer Mächtigkeit und Aus-
dehnung anftritt, im wesentlichen den gleichen Charakter
wie im übrigen Franken darbietet, nur sind seine unteren
Glieder zu keiner besonderen Entwicklung gelangt. Daraus
ist zu folgern, dass das Jurameer zur Zeit, als anderswo
die wohlgeschichteten Kalke zum Absatz gelangten, am
Rande des ostbayerisch - böhmischen Massiv’s ein relativ
seichtes war. Das Vorherrschen von thonigen oder
56
mergeligen Absätzen und die in Verbindung damit stehende
dunklere Färbung hat seinen Grund in der wegen der
Ufern ähe vermehrten Einschwemmung thoniger Massen.
Anders verhält es sich in den höheren Stufen, wo vielleicht
durch besser hergestellte Communikation der Gewässer die
Absätze weniger den lokalen Einflüssen ihres benachbarten
Gebietes preisgegeben waren.
Verzeichniss der
in den Juraschichten des Keilberges bei Regensburg
gefundenen Versteinerungen.
Die Buchstaben der einzelnen Rubriken beziehen sich
auf die Formationsglieder (hiebei wurde eine ähnliche
praktische Bezeichnungsweise gewählt, wie sie bereits
G ü m b e 1 in seiner grossen geognostischen Karte von
Bayern angewendet hat) ; ihre Bedeutung erhellt aus
folgender
Hauptübersicht über die Hellberger Juraformation:
j 5 Plumper Felsenkalk, Dolomit .... Oberer (weisser) Jura.
j4 Hornsteinkalk, Stufe des Perisphinctes
pseudomutabilis
j 3 Splitterkalk , Stufe der Oppelia tenui-
lobata
Mittlerer Jura.
j * Graukaik, Stufe des Peltoceras bimam-
matum
j ib Mergelschiefer, obere Region des Pelto-
ceras transversarium
j ia Pianulatenmergel |
Grünoolith
J untere Region des
Peltoceras transversarium ....
d3b Eisenoolith, Stufe des Stephanoceras 1
macrocephalum /
Unterer Jura.
Oberer Dogger.
57
dsa
d 2
di
1 3a
Variansschlchten, Stufe der ßhynchonella 1 Mittlerer Dogger.
varians (Bath.) '
(Sowerbyi— Parkinsonischichten nicht
aufgedeckt).
Eisensandstein, Stufe des Harpoceras
Mürchisonae
Opalinusthon, Stufe des Harpoceras
opalinum
Jurensismergel , Stufe des Lytoceras
jurense . .
Posidonomyenschiefer, Stufe der Posido-
nomya Bronni
j> Unterer Dogger.
I2 Rotheisenoolith, Stufe des Amaltheus
spinatus und inargaritatus . . .
(Obtusus — Davoeischichten fehlen),
li Gryphaeensandstein, Stufe des Arietites
Bucklandi
li Angulatensandstein (Keilbergsandstein),
Stufe des Aegoceras angulatum . .
Mittlerer Lias.
Unterer Lias.
CÖ
CO
CO
CM
*
r^o
.0
CM
CO
r““<
•1 — 5
*r'»
•r—S
* r— }
0 1 — 5
S. Fische
Belonostomus acutus Ag
1
Dapedius cf. punctatus A g. ...
1
II. Insecten.
Flügeldecken von Käfern (Bupres-
tiden)
1
Hl. Cephalopoden.
Belemnites brevifonnis Ziet. . .
1
„ paxillosus Schloth . . .
1
» lagenaeformis Ziet. . . .
„ tripartitus Schloth. . .
1
1
» irregularis Schloth. . .
1
» Thouarcensis Oppel. . .
» Beyrichi Oppel
1
1
» subhastatus Ziet
» hastatus Blainv. .....
1
1
1
» Argovianus Mayer ...
.
1
» unicanaliculatus Ziet. . .
1
1
1
1
1
58
Aegoceras angulatum S c h 1 o t li
Araalthens spinatus Brug. . .
„ polygonius Ziet
Harpoceras complanatura (d’Orb.
Bru
„ Lythense Quenst
„ elegans Ziet.
„ bifrons Brug
„ Aalense Ziet
„ Thouarcense d’Orb..
„ radians Rein. sp. . .
„ hispidnra 0 p p
„ canaliculatum v. Buch
„ Marantianum d’Orb.
„ Arolicum 0 p p
„ stenorhynchuin 0 p p.
Lytoceras jurense Ziet. ...
Haploceras Lochense Oppel.
Oppelia aspidoides Opp. . . .
„ oculata Be an
„ semiplana Opp. . . .
„ callicera Opp
„ tricristata Opp. . . .
„ tenuilobafca Opp. . .
„ Strorabecki Opp. . .
Stephanoceras subcontractum
Morris u. Lycett
„ macrocephalum S ch lo th
„ tumidum Rein. sp. . .
„ crassum Young u. Bir d
Perisphinctes arbustigerus d’Orb
„ funatus Opp
„ curvicosta Opp. ...
„ plicatilis S o w
„ chloroolithicus Gümb.
„ Martelli Opp
„ virgulatus Quenst. . .
„ polyplocus Rein. sp. .
„ Lothari Opp
„ polygyratus Rein. sp. .
Aspidoceras iphicerum Opp. . .
„ Oegir Opp. .
IV. Gastropoden.
Actaeonina Ratisbonensis n. sp. .
Cheranitzia undulata d’Orb. . .
(=Scalaria liasica Qu e n st.)
-
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59
Turritella Zieteni Quenst. . . .
Trochus bilineatus Quenst. .
Pleurotomaria Palemon d ’ 0 r b.
„ subreticulata d’Orb. . .
„ clathrata M ü n s t
V. Bivalven.
Pliolodomya Murchisoni G o 1 d f.
„ cingulata A g. .
„ acuminata Hartm. . . .
Ceromya concentrica Mor r. u.
Ly c
Panopaea Jurassi Ag
Neaera sp
Cardinia attenuata Stuchburysp.
Nucula jurensis Quenst
Astarte amalthei Quenst. . . .
„ supracorallina d’Orb . .
(—minima Goldf.)
Pinna radiata Goldf.
Modiola subpulchra d’Orb. sp. .
Lima scaberrima n. sp
. » sp
Limea acuticosta Goldf.
Posidonomya Bronni V o 1 1 z . . .
Avicula Sinemuriensis d’Orb. .
„ similis Goldf. sp . . . .
(^Monotis lacunosae Quenst.)
Avicula Guembeli n. sp
Inoceramus substriatus Goldf. .
„ cinctus Goldf.
„ dubius Sow
» polyplocus Roem
Pecten aequivalvis Sow
„ acuticosta Roem
„ priscus Schloth
* liasinus Ny st
» pumilus Lam
„ subpunctatus Münst. . .
» cornutus Quenst
* subtextorius Goldf ...
», subspinosus Münst. . . .
* globosus Quenst
Plicatula spinosa Sow
» impressae Quenst . .
» sp.
60
Ostrea Knorri Ziet
„ gregaria Sow
VI. Brachiopoden.
Terebratula Württembergica 0 p p.
„ Fleischen Opp
„ sphaeroidalis Sow. . .
„ bisuffavcinata Schloth. .
„ insignis Ziet
Waldheimia cornuta Sow. sp. . .
„ subnumismalis Davids, sp. .
„ subbucculentaDew. u.Ohap.
„ subovoides Roem. sp. . . .
„ cf. lagenalis Sch 1 oth. sp. .
„ obovata Sow. sp
Rhynchonella acuta b o w. sp . .
„ tetraedra Sow. sp
„ quinqueplicata Ziet. sp.
„ serrata Sow. sp. . . . . .
„ amaltliei Quenst. sp. . .
„ „ curviceps Quenst. sp.
„ varians Schloth
„ Kurri Op pel
„ Steinbeisii Quenst. . . .
„ Arolica Op pel
„ Yisulica Opp.
„ spinulosa Opp
„ lacunosa Schloth. . . .
„ lacunosa var. multiplicata
Quenst.
„ Astieriana d’Orb
„ trilobata Ziet. sp
Terebratulina Quenstedti Suess.
„ substriata Schloth.. . .
MegerleaFriesenensis Schrüfer sp.
„ pectunculoides Schloth sp.
Spiriferina Münsteri Dav. . .
„ rostrata Schloth
VII. Echinodermen.
Cidaris araalthei Quenst. . .
„ spinosa A g
„ Blumenbachi Goldf
„ perlata Quenst. . . .
Collyrites sp
„ carinata Leske sp. .
Holectypus cf. orificiatus Des.
[
Holectypus pnnctulatus Des. . . I 1
Pentacrinus pentagonalis Goldf. 1
Apiocrinusmespiliformis Scliloth. .
Asterias (Goniaster) impressae
Quenst. sp 1
VIII. Bryozoen.
Neuropora angulosa Goldf. sp
IX. Amorphozoen.
Cribroscypliia obliqua Goldf. sp. . ..... 1
Siphonocoeliacylindrica Goldf. sp. i 1 .
Casearia articulata Goldf. sp. . . .
CupulichoniaSchlotheimii Münst.
sp- |
Porostorna sp . . .
Viele andere undeutliche j
Schwämme. .........
X. Pflanzen.
Cupressites liasinus Kurr I
Fucoideen und Zamitenspecies . . .1
62
II. Abschnitt.
Das
Juravorkomiiien bei Münster unfern Straubing.
Literatur :
1851. Wineberger. Versuch einer geognostisch. Beschreibung des
bayr. Waldgebirges u. s. w. S. 81.
1864. C. W. Gümbel. Die geogn. Verhält, d. flänk. Alb. S. 18
und S. 50.
1868. C. W. Gümbel. Geogn. Beschreibg. d. ostbayr. Grenzgeb.
S. 690.
Von Regensburg gegen Osten gewendet treffen wir
beim Pfarrdorf Münster oder Pfaffmünster
(2 */ 2 Stunden in nördlicher Richtung von Straubing ent-
fernt) zum erstenmale wieder Jurasedimente, allerdings von
nur geringer Ausdehnung an, und zwar fallen die hier in
Betracht kommenden Parthieen auf das Blatt Cham
(XXX IX., 32) der geognostischen Karte von Bayern, color.
von Oberbergrath Gümbel.
Der etwas abseits der Hauptverkehrsstrassen gelegenen
Lokalität ist es wahrscheinlich zuzuschreiben , dass in
unserer Literatur über dieses Juravorkommen bisher nur
wenige Bemerkungen, die sich auf den allgemeinen Hinweis
auf Juragestein (weisser Jura und Doggeroolith) beziehen,
enthalten sind.
63
Gleichfalls wie beim Keilberge am Rande des Urge-
birges gelegen und von diesem abfallend, tritt hier der
Jura felsbildend in zwei Partbieen auf, welche als Vor-
sprünge in die Donauhochebene hinausragen. Vor dem
Dorfe M. setzt er einen Hügel, den sogen. Bucbberg,
welcher am weitesten in die Ebene vorstebt, zusammen
und seitwärts, gegen den Ort Bogen zu, erbebt er sieb zu
einem steileren Rücken, an dessen Aufbau sieb ausserdem
noch die Kreide betbeiligt bat.
Für das Verständniss der einzelnen Schichtenlagen ist
der Bucbberg ungleich wichtiger als die letztere Parthie,
der sog. Helmberg, weshalb wir den schematischen Durch-
schnitt des ersteren Hügels beisetzen. Vergleiche das
,, Juraprofil bei Münster“ unterhalb der diesem Schriftchen
beigefügten ,, schematisch. Uebersichtstabelle u. s. w.u
Der weisse Jura wird am Buchberg vorzüglich
durch die Stufe des Peltoceras transversarium (i.) re-
präsentirt. Die dazu gehörigen Lagen sind durch einige
kleinere Steinbrüche erschlossen und haben sich in
paläontologischer Beziehung sehr ergiebig erwiesen. Dieser
Zone sind gelblich weisse Kalke mit Kieselknollen (J.) auf-
gelagert, welche mit ihrer felsigen Stirn gegen die Donau-
thalung zugewendet den vordersten Theil des Hügels ein-
nehmen ; ihnen ist an der Basis des letzteren ein Absatz
von fruchtbarem Löss (1.) aufgesetzt.
Einige Aufschürfungen gleich unterhalb einer kleinen
Kapelle auf der gegen das Dorf zugeneigten Seite des
Hügels bekunden den obersten braunen Jura (Eisenoolith
des Callovien’s, oberer Theil von d.). Der untere Theil
von d. wird von einem gelben Gestein voller Crinoideen-
reste gebildet, das in seinen untern Lagen allmählig sandig
wird und zuletzt in wirklichen Eisensandstein verläuft.
Endlich gleich vor den ersten Häusern konnte ich , uner-
wartet genug, noch typischen Keuper (Kp.) als Kaolin-
64
Sandstein und bunten Letten in einem frisch gegrabenen
Brunnenschächte nachweisen. Eine durch neueste Sedi-
mente ausgefüllte kleine Yerebnung des Terrains, worauf
das Dorf selbst steht , trennt diesen Hügel vom nachbar-
lichen Gneissfelsen (Gn.) (Winzergneiss Gümbel).
Die Schichtenlagen fallen stark nach SW. Stunde
1 2 2/3 mit 20° ein; diese Messung wurde in den Auf-
schlüssen am westlichen Theile des Hügels ausgeführt , an
dessen östlichem Ende ist die Neigung noch viel stärker.
Hoher als der Buchberg und in seinem geotektonischen
Bau verwickelter ist der seitwärts vom Buchberg zwischen
den Einöden Wolfsdrtissl, Helm berg und Wieden-
hof gelegene H e 1 m b e r g. Hier sind die Schichten theils
bis zu einer fast senkrechten Stellung aufgerichtet, theils
zeigen sie sogar eine erhebliche Faltung. An dem dem
Orte zunächst gelegenen Theile liegt auf dem jurassischen
Gestein ein kleines Kreidefleckchen , fast von derselben
Farbe, nur etwas graulicher, als der weisse Jura, dann
folgt bis über die Mitte des Berges Jura, neben welchem
gelagert Absätze der Kreide (Plänermergel, Neigung: SW.
Stunde 13 mit 45°) die Östliche Hälfte davon fast allein
ausmachen. Nur am äussersten, gegen Bogen zu gelegenen
Ende ragt wieder ein kleines Jurastückchen hervor zum
Beweise , wie gross die Schichtenstörungen gewesen sein
müssen, da sie die Juraparthieen zerrissen und die aufge-
lagerte Kreide in die muldenartige Vertiefung hineinge-
schoben haben.
Hauptsächlich ist auch am Helmberge die schwamm-
führende Transversariusstufe aufgeschlossen, deren Ver-
steinerungen, vornehmlich viele Scyphien, die schüttigen
Gehänge bedecken. Gut ist ferner noch, ungefähr in der
Mitte am Berge, der braune Macrocephalusoolith zu er-
kennen.
65
Da durchgehende Aufschlüsse mangeln , ist es nicht
möglich , ein Profil , das sämmtliehe vorhandene Lagen
mit ihren Einschlüssen aufzählen ^könnte, zu fertigeu, wohl
aber kann mit Sicherheit folgendes allgemeine Bild der
hiesigen Juraverhältnisse gegeben werden :
1. Kieselnierenkalk.
2. Geschichteter Kalk mit Bhynchonella lacunosa ,
Bhabdocidaris caprimontana
3. Wechsel von geschichteten , dichteren Kalkbänken
mit weicheren, locker gebundenen Lagen. Ver-
steinerungen die der Transversariusstufe. Zu unterst
ein lockerer Kalkmergel erfüllt mit Perisphinctes
Martelli, P. cMoroolithicus, Oppelia Anar, 0. callicera ,
vielen Scyphien.
4. Grenzschicht gegen das Gallo vien. Grauer Kalk
mit Brauneisenputzen; entspricht der Lage 5 im
Profil Ko. 2. Wahrscheinlich fehlt auch die
Glaukonitbank nicht.
5. Eisen oolith mit Stephanoceras macrocephalum,
Perisphinctes funatus u. s. w.
6. Gelber mit weissen Crinoideenstielen durchzogener
mergeliger Kalkstein.
7. Eisensandstein.
Lias ?
8. Kaolinhaltiger weisser Keupersandstein.
9. Rothe und grüne Keuperletten.
Wir schreiten nun zur Betrachtung der einzelnen
Glieder mit ihren Einschlüssen vor.
Das Vorkommen von Lias ist zweifelhaft, zwar am
Ende nicht unwahrscheinlich, weil auch der Keuper nach-
gewiesen werden konnte, aber jedenfalls würden etwa
hierher zu rechnende Gebilde, deren Bestätigung die Be-
deckung der betreffenden Stelle mit Culturland verbietet,
eine fast verschwindend geringe Mächtigkeit besitzen.
o
66
Brauner Jura, Dogger.
Der Eisensandstein, Stufe des Harpocercis Murchisonae,
zeichnet sich dadurch aus, dass die Quarzkörner durch ein
kalkigmergeliges Bindemittel zusammengefügt sind. Der
Eisengehalt hat sich in verzweigten , braunen Adern con-
centrirt, die dem Gestein ein streifiges Ansehen verleihen.
Gar nicht mächtig. Wichtiger ist der aufliegende:
Gelbe Mergelkalk (Crinoideenkalk), welcher bisher bloss
aus der Ortenburger Gegend bekannt war. Seine gelbe
Farbe, unterbrochen durch die weissen, späthigen Crinoideen-
fragmente kennzeichnen ihn leicht. Er stimmt nach seinen
petrographischen Eigenschaften mit dem später zu er-
wähnenden gelben, späthigen Doggerkalk (Crinoideenkalk)
von Zeitlarn bei Ortenburg vollständig überein. Unter
dem Mikroscope in Dünnschliffen erkennt man viele
Bryozoen und Foraminiferen. Wegen Mangel an genügen-
dem Aufschluss konnten leider keine Versteinerungen
daraus beigeschafft werden.
Nach oben hin ist der Uebergang zu den folgenden
Oolithen durch ein braunes , mergeliges Kalkgestein voll
kleiner Kalkspathkryställchen vermittelt, bis zuletzt durch
das Ueberhandnehmen der oolithischen Struktur daraus der
Eisenoolith (Callovien) entsteht. Braungelber, zuweilen
in der Grundmasse ganz heller, mergeliger Kalk mit vielen
gelbbraunen, deutlich sichtbaren Brauneisenoolithkörnerchen.
Ich habe folgende Fossilien daraus gewinnen können:
Stephanoceras macrocephalum S c h 1 o t h.
„ tumidum Rein. sp.
Perisphinctes funatus Op p e 1.
,, curvicosta Opp.
Chemnitzia lineata Sow. sp.
Natica Crythea d ’ 0 r b.
67
Pecten demissus Be an.
„ spatbulatus Roem. (Laube*).
,, Rypheus d’Orb.
,, fibrosus Sow.
Rhynchonella spathica Deslongcb.
„ cf. obsoleta Dav.
Opis similis S o w. sp.
Lima gibbosa Sow.
Lima sp. (aff. semicircularis Goldf.)
Collyrites ovalis Cotteau (Leske sp.)
Undeutliche Scyphien.
Ausserdem kommen noch Bruchstücke eines riesigen
Trichiten (vergl. Quenstedt**) und Laube ***) vor.
Ein Blick auf dieses Verzeichniss wird genügen, um
dem Gestein das Alter des unteren Callovien (Macro-
cephalusregion) zuzuschreiben. Auch in petrographischer
Beziehung ähnelt es dem Regensburger Macrocephalusoolith ;
doch fehlen die farbenspielenden Schalenreste. Ueberdiess
mangelt gleichwie am Keilberg der eigentliche Ornatenthon.
Andrerseits deuten aber einige Fossile wie Lima gibbosa,
Opis similis das Heraufsteigen von sonst gewöhnlich etwas
tieferen Formen an und dadurch sehen wir bereits den
Anfang einer Zusammenziehung der Faunen mehrerer
Doggerstufen zu einer gemacht, wie es sich beim noch
weiter östlich gelegenen gelben Doggerkalk der Ortenburger
Gegend in ausgeprägterem Masse wiederholt. Dieser
letztere repräsentirt nämlich die Verbindung vom Unter-
oolith bis Callovien mit Vorherrschung letzterer Zone und
*) Laube: Die Bivalven des braunen Jura von Balin. Denk-
schriften der Wienet Akadem. Band 27.
**) Der Jura S. 4B8. t. 59 f. 12.
***) loco citato S. 19.
5*
68
zeigt in seiner Fauna eine merkwürdige Uebereinstimmnng
mit dem braunen Jura der Krakauer Gegend (Balin) , bei
welchem eine solche Concentrirung ebenfalls ausgesprochen
ist. Im auffallenden Einklang damit steht ferner, dass die
von hier aufgeführten Fossile auch in jenem weit ent-
fernten Gebiete zu den verbreitetsten Species zählen und
dass beispielsweise Handstücke der genannten Gesteine von
Münster und Balin petrographisch kaum zu unter-
scheiden sind.
Weisser Jura, Malm.
Stufe des Peltoceras transversarium, Mergelkalk.
Weisse bis hellgraue, dichte Kalkbänke in Wechsel-
lagerung mit locker gebundenen ruppigen Kalkmergellagen.
Kieselerde hat sich nie in gröberen Massen als Flintkugeln
oder Hornstein ausgeschieden, sondern nur zuweilen in den
Yersteiner ungen concentrirt , ohne dass aber letztere eiue
vollständige Verkieselung erlitten hätten.
Nicht aufgeschlossen, aber durch herumliegende Bruch-
stücke angedeutet, ist die Grenzlage gegen den braunen
Jura und zwar ganz vom Keilberger Typus (als obere
Bank des Glaukoolithes siehe Profil Nr. 2 Lage 5) vor-
handen ; wahrscheinlich fehlt auch die untere , glaukonit-
reiche Bank nicht.
Eine der untersten Bänke des weissen Jura besteht
aus einer lockergebundenen Kalkmergelschicht voller
Scyphien und Planulaten (hauptsächlich Perisphinctes
Martelli und chloroolithicus) ; sehr häufig kommt ferner
darin Oppelia Anar in einer kleinen Form*(tab. I., fig. 3)
vor. Diese Lage ist besonders vortheilhaft in einem kleinen
Bruche zunächst dem Kapellchen (vergl. das Profil) auf
69
der Höhe des Buchberges erschlossen ; hier gewahrt man
zugleich schön polirte Rutschflächen am Gestein.
Aus den dichteren Kalklagen sind die Versteinerungen
nicht gar leicht herauszuschlagen, während sie sich aus
den lockeren Schichten mit geringer Mühe, oft nicht ein-
mal mit Beihülfe des Hammers, gewinnen lassen.
Ich habe im Ganzen folgende Gattungen und Species
gefunden
Amaltheus alternans v. Buch.
Harpoceras canaliculatum Münst.
,, Arolicum Oppel.
„ stenorhynchum Opp.
Haploceras Erato d’Orb.
Oppelia subclausa Opp.
,, polita Opp.
„ semiplana Opp.
„ Bruckneri Opp.
„ Gessneri Opp.
,, Anar Opp. (tab. I. fig. 3).
,, callicera Opp.
Phylloceras Manfredi Opp.
Perisphinctes chloroolithicus Gtimb.
,, Mart'elli Opp.
„ plicatilis S o w. (d’Orb.) (nicht
typisch !)
,, convolutus impressae Quenst.
,, Rhodanicus Dumort.
Nautilus cf. franconicus Opp.
Belemnites unicanaliculatus Ziet.
Belemnites sp. (Quenstedt’s Jura t. 73 f. 28).
Aptychen, diverse.
Pecten cornutus Quenst.
Hinnites velatus Goldf. sp.
Ostrea sp. (aff. gregaria S o w.)
Plicatula sp. (Quenstedt’s Jura t. 78 f. 5).
Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h.
,, Birmensdorfeusis Es eher (selten und
nicht typisch).
Rhynchonella Arolica Opp.
,, strioplicata Quenst. sp.
„ striocincta Quenst. sp.
Proboscina sp.
Cidaris coronata Goldf.
,, propinqua M ü n s t.
,, Hugii Des.
Rhabdocidaris cylindrica Quenst. sp.
(= Rhabdocid. caprimontana de L o r i o 1 pars).
Balanocrinus subteres Goldf. sp.
Pentacrinus cingulatus Miinst.
Eugeniacrinus cariophyllatus Goldf.
„ Hoferi Goldf.
„ nutans Goldf.
„ compressus Goldf.
Serpula spirolinites M ü n s t.
„ pentagonalis Goldf.
,, prolifera Goldf.
„ flaccida Goldf.
Yerrucospongia verrucosa Goldf. sp.
Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.
„ Baugieri d ’ 0 r b. sp.
„ reticulata Goldf. sp.
„ cf. psilopora Goldf. sp.
Chenendroscyphia porata Quenst. sp.
„ reticulata M ü n s t. sp.
Gonioscyphia texturata Goldf. sp.
„ texata Goldf. sp.
71
Gonioscyphia cancellata Goldf. sp.
,, paradoxa Münst. sp.
Cnemidium stellatum Goldf.
,, lopas Quenst. sp.
Spongites cf. vagans Quenst.
Siphonocoelia cylindrica Goldf. sp.
Hippalimus marginatus d’Orb.
Porostoma marginatum (Goldf. sp. pars) From.
,, Lochense Quenst sp.
Sphenodus longidens Ag.
Gegen oben verändert sich dieser Schichtencomplex
bei gleichbleibender petrographischer Ausbildung etwas in
paläontologischer Beziehung ; die charakteristischen Planu-
latenformen wie z. B. P. Martelli u. s. w. verschwinden,
während zugleich die ächte Rhynchonella lacunosa häufiger
sich einstellt.
Durch die angeführten Fossile ist es zur Genüge er-
wiesen, dass wir bei Münster die Transversariusstufe als
ausgeprägte Scyphienfacies entwickelt haben , wofür wir
ein deckendes Analogon in dem bekannten Birmensdorf
des Aargauer Jura besitzen.
Stufe des Pelloceras bimammatum. Kieselnierenkalk.
Hier zum erstenmale begegnen wir im unteren (weissen)
Jura dem häufigeren Auftreten von Kieselknollen im Kalke,
eine Erscheinung, welche uns, je weiter wir gegen Osten
vorschreiten, in desto ausgeprägterem Masse entgegen tritt.
Am vorderen Theile des Buchberges, am besten in
dessen westlichen Aufschlüssen aufgedeckt, streicht nämlich
ein Kieselnierenkalk mit noch deutlich erkennbarer
Schichtung zu Tage, welcher als ein gelblichweisser, undeut-
lich oolithischer, dichter, mit grauen Hornsteinknollen ver-
sehener Kalkstein die gleichen Eigenschaften wie der
72
Flintsbacher Bruchkalk zeigt. Diese Analogie mit dem in
Folgendem näher zu beschreibenden Flintsbacher und
ferner dem Ortenburger Kieselnierenkalk, welch’ letzterer
nach seinen Einschlüssen gewiss noch zum unteren weissen
Jura zu rechnen ist, in Verbindung damit, dass man. die
direkte Auflagerung auf den Transversariusschichten be-
obachten kann, macht es unwahrscheinlich, höhere Jura-
stufen wie z. B. den oberen Hornsteinkalk bei Regensburg
damit zu vergleichen.
Von Versteinerungen sind daraus nur zu erwähnen:
JRhynchonella lacunosa , Terebratula bisuff circinata , Ostrca
colubrina, Bhabdocidaris caprimontana , Belemnites unicanali-
culatus und undeutliche Planulaten.
Die Bedeutung dieser letztbesprochenen Lokalität erweist
sich nach mehreren Richtungen hin als eine namhafte.
Fiir’s Erste ist schon eine Seyphienfacies in der
Transversariusstufe mit solch einem Reichthum an
organischen Resten bei uns in Bayern eine nicht gewöhn-
liche Erscheinung. *)
Dann verdient die intermediäre Ausbildungs-
weise der Münsterischen Juraschichten Beachtung, welche
die Juraabsätze von Regensburg mit denen der Ortenburger
Gegend gewissermassen vermitteln [Anfang der Kiesel-
nierenkalke, Entwicklung des mittleren und oberen Dogger
als Macrocephalusoolith einerseits (Regensburg) und
Crinoideenkalk (Ortenburg) andrerseits].
*) Ueberdiess, wenn auch in Franken die Schwammfacies sich
zweifellos auf die Transversariusschichten erstreckt , so greift sie doch,
wenigstens in typischer Ausbildung, nicht mehr in die unteren Lagen
derselben, wie bei Münster, hinab.
73
Auf die Parallele mit den Baliner Oolithen wurde
schon oben verwiesen; in gleicher Weise trifft man auch
auf verwandtschaftliche Andeutungen mit den Transversar-
schichten im südwestlichen Polen; ich möchte deshalb nur
an die beiderseitigen Vorkommnisse von Perisphinctes
Ehodanicus *) und hauptsächlich der kleinen Form der
Oppelia Anar in dieser Häufigkeit erinnern.
Als eine besonders merkwürdige Eigen thümlichkeit
von Münster ist endlich noch das Anstehen des
Keupers zu bemerken , was die bisher angenommene
Endigung des Keupers in der fränkischen Facies an der
Urgebirgsecke bei Regensburg (Tegernheim) selbstredend
ausschliesst.
*) Im Münchner paläont. Museum liegen mehrere Exemplare von
Per. Pliodanicus aus dem Krakauer Gebiet.
74
III. Abschnitt.
Das Jiiravorkonuncn bei Flintsbarh.
Literatur :
1792. Flur). Beschreibung der Gebirge von Bayern und der oberen
Pfalz. S. 225.
1820. W e i s s. Südbayerns Oberfläche. S. 289.
1839. Waltl. Beschreibung der eisenli. Mineralquelle und Badeanstalt
Kellberg. S. 75.
1851. Win eb erg er. Versuch einer geognost. Beschreibung des bayr.
Waldgebirges. S. 81.
1864. Gümbel. Die geognost. Verhältnisse d. fränk. Alb. S. 68.
1868. G ümb e 1. Geogn. Beschreibung des ostbayr. Grenzgebirges. S. 695.
Zunächst dem Dorfe Flintsbach unfern Hengers-
berg, zwei Stunden in nördlicher Richtung von Osterhofen
entfernt, findet sich in einer Ecke gleichfalls (wie bei
den bisher betrachteten Plätzen) am Urgebirgsrande
weisser Jura anstehend. Der Kalkstein , welcher in zwei
Brüchen (Sonnleitner- und Einmüllerbruch) ausgebeutet
wird, lehnt sich eine Viertelstunde bergaufwärts einem
Granithügel an ; seine Schichtenlagen fallen mit starker
Neigung vom alten Gebirge ab.
Mehrere Etagen sind nicht zu unterscheiden. Das
Bruchgestein, der Kieselnierenkalk , stellt einen dichten,
gelblichen , manchmal undeutlich oolithischen Kalk mit
75
vielen eingeschlossenen Hornsteinen vor. Letztere besitzen
aber hier nicht die dunkle Farbe , wie in den gleich-
alterigen Ortenburger Schichten, sondern sind viel heller,
gewöhnlich weissl ich grau ; sie liegen theils zerstreut im
Kalke , theils bilden sie förmliche , zusammenhängende
Lagen, wie z. B. im Sonnleitner Bruch (siehe bei c. der
Fig. 1 auf tab. III.).
Da wo grössere Spalten in den weissen Jurafelsen
einragen , zeigen sich dieselben mit cretacischen (unter-
cenomanen) Absätzen erfüllt ; diese Kluftausfüllungen sind
sehr hübsch im Einmüllersbruch als violetter Thon mit
vielen kleinen Kohlenputzen und im Sonnleitner Bruch
als Sandstein (Schutzfelssandstein Gümbel’s) erschlossen.
Die Figur 1 der tab III. gibt bei a. die Ausfüllung einer
solchen Kluft mit dem weisslichen , locker gebundenen
Sandstein unserer tiefsten Procän- oder Kreideschichten zur
Ansicht.
Daneben , etwas rechts davon sieht man eine weite,
cylindrische Aushöhlung, welche durch die Steinbruchs-
arbeit mitten durchschnitten wurde. Solche Produkte der
Auswaschung durch Wasser, von den Arbeitern ,, Brunnen“
genannt, bilden im Flintsbacher Kalkstein keine unge-
wöhnliche Erscheinung*); sie sind mit sandigem Lehm
voller Feldspath- und Glimmerpartikelchen, sowie mit
Hornsteinknollen erfüllt — ein Detritus, der seinen Absatz
wahrscheinlich tertiären Fluthen verdankt.
Der Flintsbacher Kalk gehört jedenfalls zum
gleichen geologischen Horizont, zu welchem auch der Orten-
burger Kieselnierenkalk gerechnet werden muss. Ver-
*) Vergl. übrigens den Aufsatz von Nöggerath über geologische
Orgeln und natürliche Schächte im Neuen Jahrbuch für Mineral. 1845.
S. 511. ff.
76
steiuerungen kommen zwar, ausser undeutlichen Schwämmen
sowie der Bhynchonella lacunosa nebst Varietäten, ziemlich
selten vor, doch erwiesen sich die gefundenen mit denen,
welche der genannte Ortenburger Kalk als am häufigsten
einschliesst , übereinstimmend. Mit Sicherheit stammen
nämlich aus den Flintsbacher Brüchen : Bhynchonella
lacunosa , Bhynchonella lacunosa var. Gracoviensis , Terehratula
Kurri (= T. reticulata al. auctorum), Waldheimia trigonella ,
Cidaris coronata , Siphonocoelia cylindrica.
Die praktische Bedeutung dieses Platzes als des ein-
zigen, ergiebigen Kalkfundortes in weiter Umgegend ist
eine grosse.
77
!V. Abschnitt.
Die
Jiiraablagcniugcn zwischen YilsliolVn und Passau.
Literatur:
1839. Waltl. Beschreibung der eisenhalt. Mineralquelle und Bade-
anstalt Keilberg. S. 225.
1851. Wineberger. Versuch einer geognost. Beschreibg des bayr.
Waldgeb. u. Neuburger Waldes. S. 81.
1853. Waltl. Passau und seine Umgebung. Schulprogramm des kgl.
Lyceum’s zu Passau.
1857. Egger. Der Jurakalk bei Örtenburg und seine Versteinerungen.
I. Jahresber. des naturhistor. Vereines zu Passau.
1864. Gümbel. Die geognost. Verhältn. d. fränk. Alb S. 50 u. 65.
1866. Oppel und Waagen. Ueber die Zone des Ammonites trans-
versarius. Separatabdruck S. 32.
1868. Gümbel. Geognost. Beschreibung des ostbayerisch. Grenz-
gebirges. S. 691, 695 und 696.
A. Stratigraphisches Verhalten nach den einzelnen
Fundplätzen.
Allgemeiner Ileberblidi.
Das Auftreten von Juragebilden östlich von Regen s-
bürg war bisher nur als ein fleckweises am liuken Donau-
nfer bei Münster und Flintsbach zu beobachten. Zwischen
Vilshofen und Passau aber gewinnen jurassische Absätze
78
am rechten Donauufer in dem sog. Neuburger Walde
d. h. jenem Theile des bayerischen Waldes, der zwischen der
Donau und dem Inn, der Wolfach und der Rott liegt,
grössere Verbreitung.
Wir haben in diesem Gebiete ein coupirtes Terrain
vor uns , dessen Fundamente aus Gneiss (Dichroitgneiss)
und Granit (Lagergranit) bestehen. Besagte, der hercyni-
sehen (jüngeren) Gneissformation Gümbel’s angehörige
Urgebirgsgebilde waren dereinst auch von dem Jurameere,
späterhin vorzüglich von neueren Fluthen bespült und
zwar hauptsächlich da, wo die Gneisshiigel sich gegen die
Ebene hin verflachen. Aeltere Flötzbildungen als Jura-
schichten konnten bis jetzt noch nicht mit Sicherheit nach-
gewiesen werden. So kommt es, dass wir hier unmittelbar
neben den ältesten Gesteinen Niederschläge von jurassischem
Typus, die eine ziemliche Ausdehnung besitzen und eine
reiche Paläofauna einschliessen, antreffen.
Allein trotz dieser ihrer Ausdehnung und trotzdem,
dass mehrere und zwar mächtige Abtheilungen unter-
schieden werden können, darf man an keinen terassen-
förmigen Aufbau oder plateauführenden Höhenzug wie in
Franken denken. Im Gegentheil der niederbayerische Jura
hat auf den landschaftlichen Charakter der Gegend
durchaus keinen Einfluss und man bemerkt, meist nicht
einmal durch eine etwas grössere Erhebung vom Thalrande
gekennzeichnet , die zerstreuten Juraablagerungen nur da,
wo durch spätere Abwaschung die neueren Ueberdeckungen
ganz oder theilweise weggespült wurden. Letztere be-
stehen zum grösseren Theil aus dem mitteltertiären
(miocaenen), grünen Sand vom Niveau der Ostrea crassissima
und des Pecten Solarium, Unter seiner mächtigen Decke
ruhen gewiss noch beträchtliche Juramassen in der Tiefe.
Wir begegnen deswegen den einzelnen Vorkommnissen
immer am Rande von Flüsschen oder Bächen, deren
79
erodirende Wirkung ursprünglich den Kalkstein sichtbar
gemacht haben mag, der dann später durch Menschenhände
behufs seiner Gewinnung besser aufgeschlossen wurde.
Es sind 14 Punkte zu verzeichnen, an welchen Jura-
schichten anstehen, nämlich (ungefähr der Reihe nach von
West nach Ost):
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
au der Blümelmühle
bei Dinglreuth . . .
bei Zeitlarn . . . .
am Maierhof .
bei Söldenau .
bei Obernöd .
längs der Strasse
zwischen Vilshofen und
Ortenburg (entlang des
Wolfachthales).
[ beim Aichberger (im Hatten-
{ hammerthälchen) an zwei
\ Stellen
beim Lippertbauern
unfern Marterberg ....
am Bruckbächel unweit
Marterberg
am Kalkbergerhof bei Voglarn
bei Spirkenöd \
an der Obermühle bei \
Scheuereck I
unweit Hausbach.
unweit Fürsteuzell.
Diese Juraparthieen fallen sämmtlich auf das Blatt
Passau der geognost. Karte Bayern’s von Oberbergrath
Dr. Giimbel und zwar in die mit XX. — XXIV., 52 — 56
bezeichneten Theile desselben. Da also dieses Gebiet be-
reits in geognostischer Hinsicht colorirt ist, überdiess das
(trotz seiner Ausdehnung) nur vereinzelte, punkt- oder
streifenförmige Auftreten des niederbayerischen Jura sich
zu keiner besonderen kartographischen Darstellung eignet,
haben wir es unterlassen , ein geognostisches Kärtchen
dieses Jurabezirkes beizufügen.
80
Die wichtigstem Aufschlüsse, worunter namentlich die
von Söldenau und Maierhof, verdanken wir dem Laufe der
Wolfach ; denn nur zwischen den letztgenannten beiden
Orten finden sich zusammenhängendere Parthieen , welche
sich zu einem schmalen Zuge längs dieses Flüsschens
gestalten.
Ein übereinstimmendes Hauptstreichen und Fallen der
Schichten an den verschiedenen Stellen kann ebensowenig
als ein jetzt noch direkt sichtbarer Zusammenhang unter
ihnen nachgewiesen werden, bloss an dem Wolfacher Zuge
bemerkt man eine Hauptneigung nach SO.
Die Unterlage der Juragebilde darf man mit ziemlicher
Sicherheit als Gneiss annehmen, wie es der Voglarner
(Kalkberger) Steinbruch wirklich gezeigt hat , bei den
anderen Vorkommnissen aber aus der Nachbarschaft mit
anstehendem Gneiss leicht zu schliessen ist.
Eng mit dem Jura scheint das Auftreten der Kreide
verbunden zu sein, denn an mehreren der oben genannten
Plätze, nämlich am Maierhof (Buchleitner Bauern) , Aich-
berger, Marterberg und Voglarn erweisen sich Procän-
oder Kreidemergel als das Hangende desselben.
In folgendem Sammelprofil ist nun die Ausbildung
des niederbayr. Jura übersichtlich zusammengestellt und
zugleich die Vertheilung der einzelnen Juraglieder auf die
verschiedenen Fundplätze berücksichtigt. Wir können von
oben nach unten folgende Schichtencomplexe unterscheiden:
Wenig mächtig Dolomit, nur bei Söldenau.
circa 18m Stufe der Oppelia tenuilobata, Sölde-
nauer Schichten. Geschichteter gelblich-
weisser Kalk. Nur bei Söldenau.
Sehr mächtig. Stufe des Peltoceras bimammatum,
Ortenburger Schichten. Kieselnieren-
kalk ; weisser Kalkstein mit dunklen
81
Feuersteinen. An sannn fliehen oben ge-
nannten Lokalitäten mit Ausnahme von
Dinglreuth und Zeitlar n.
Einige Meter. Stufe des Peltocöras transver-
sa ri um, Voglarn er Schichten.
Geschichtete, grauliche Kalke, oben dolo-
mitisch. Blümelmühle, Dinglreuth, Voglarn.
Die unterste Bank dieser Stufe ist die
0,3 m- mächtige, glaukonitführende Grenzlage,
der G r ü n o o 1 i t h. Y oglarn , Dinglreuth.
0,1— 0,2 m- Stufe des Aspidoceras biarmatum,
Dinglr eut her Schichten. Oolithi-
scher Mergelkalk mit braunen Thoneisen-
steinputzen und grünlichen Glaukonit-
flasern. Voglarn, Dinglreuth.
3m- Gelber, späthiger Dogger kn lk,
Zeitlar ner Schichten. (Crinoideen-
kalk.) Mittlerer und oberer Dogger.
Dinglreuth, Zeitlarn und Voglarn.
Wenig mächtig. Eisen Sandstein, unterer brauner Jura.
Voglarn.
Nähere Details, besonders bezüglich der organischen
Einschlüsse und ihres Vorkommens nach den einzelnen
Lagen bietet die schematische Uebersichtstabelle , welche
diesem Werkchen beigeheftet ist.
In folgenden Zeilen soll nun versucht werden, zuerst
die erwähnungswertheren Lokalitäten nach ihren strati-
graphischen Eigentümlichkeiten kurz zu schildern , um
hernach etwas näher auf die einzelnen Formationsab-
theilungen mit ihren Versteinerungen einzugehen.
Beginnen wir zunächst mit den Ablagerungen längs
der Vilshofener — Ortenburger Landstrasse.
6
82
Juravorkommen an der Blümelmühle.
Ganz in der Nähe von Vilshofen an der Ortenburger
Strasse findet sich oberhalb der Blümelmühle an der
Wolfach ein Aufschluss von unterem weissen Jura, der
Messmerbruch genannt , in dem folgende Lagen von
oben nach unten biosgelegt sind:
Profil No. 5.
1) circa 2m- Mit vielen Kieselknollen erfüllter, gelb-
licher Kalkstein.
2) 0,75 m- Gelber, etwas dolomitisch aussehender Kalk-
stein , an seiner oberen Grenze mit Kiesel-
knollen.
3) 0,1 m- Dünngeschichteter Kalkmergel.
4) 1,4 m- Dichter mit zucker körnigen , dolomitischen
Schnüren versehener Kalkstein voller nuss-
grosser weisser Kalkspathmandeln ; in den
Hohlräumen hat sich Glaukonit concentrirt.
5) 0,85 m- Grauer, durch zersetzten Eisenkies schwarz
fleckiger Kalkstein ; sein dichtes Gefüge ist
durch kleinkörnigen, späthigen, dolomitischen
Kalk unterbrochen. An der oberen Grenze
ist diese Bank röthlich gefärbt.
6) Unterlage: Nicht weiter aufgeschlossener, petro-
graphisch der letzten Lage gleicher Kalkstein.
Hievon gehören No. 1 und 2 mit Bestimmtheit zum
Kieselnierenkalk, während die Bänke von No. 3 (incl.)
abwärts den Transversariusschichten zuzurechnen sind.
Diess wird zwar nicht direkt durch organische Ueberreste
(Petrefakten sind fast keine darin) bewiesen, aber die letzt-
genannten Lagen besitzen eine mit gewissen Voglarner
Kalken, die unzweifelhaft jener Zone zuzuschreiben sind,
übereinstimmende Ausbildung.
83
Die Schichten fallen hier nach NO in Stunde 2 mit
einer Neigung von fast 10° ein.
Ausser dem Messmerbruch findet sich an der gegen-
überliegenden Seite der Strasse noch Weissjn ragestein von
demselben Charakter wie im oberen Theile dieses Bruches
aufgedeckt. Am unmittelbar sich anschliessenden Hammer-
berg wurde in früherer Zeit ebenfalls Kalkstein gebrochen,
aber jetzt ist daselbst Alles überdeckt und durch stark
wuchernde Vegetation dem Auge entzogen. Die übrige
Umgebung besteht nur aus Gneiss und neuesten Sedimen-
tärgebilden.
Das Jurameer, welchem wir die Niederschläge im
Neuburger Walde verdanken, scheint hier seine nördlichste
Grenze gehabt zu haben ; denn wir treffen nach dieser
Richtung jenseits der Donauthalung überhanpt keine
mesozoischen Formationsglieder mehr an.
Juravorkommen bei Dinglreuth.
Gegenüber der zwischen der^ Blümelmühle und dem
Dorfe Zeit] arn gelegenen Ziegelhütte befindet sich an der
westlichen Seite der Strasse und durch einen kleinen Hügel
etwas verdeckt ein unscheinbarer alter Bruch von nur
geringer Dimension, der Föckererbruch genannt, der
dadurch an Interesse gewinnt, dass er hauptsächlich die
Grenzschichten zwischen Malm und Dogger gut aufge-
schlossen enthält. Ich konnte folgendes Profil aufnehmen :
Profil No. 6.
Bedeckung: Vegetationsdecke.
1) Gelblicher, ruppiger Kalkstein der Transversarius-
schichten.
2) Graue Mergelthone, undeutlich oolithisch.
3) 0,30 m- Dichter, weisslicher Kalkstein.
4) 0,35 m- Graulicher Kalk mit unreineu Brauneisen-
knollen, Glaukonitkörnern und vielen kleinen
6*
84
Quarzkrystallen. Scyphienlager. Entspricht
den Lagen No. 5 und 6 des Yoglarner
Profiles.
5) 0,1 — 0,2 m- Oolitfiiscfier Mergelkalk mit braunen,
mergeligen Knollen und zerstreuten Glan-
koni tputzen. Nautilus Arcluennensis , Oppelia
oculata , Amaltheus cordatus. Entspricht der
Lage No. 4 im Yoglarner Profil.
6) 0,1 m‘ Gelblicher Ooolith an der oberen Grenze mit
sehr viel Versteinerungen : Harpoceras Brighti,
Stephanoceras macrocephalum , Perisphinctes
funatus , P. Moorei, Nautilus Calloviensis ,
Aviciüa Münsteri. Nach unten zu wird die
oolithische (durch Brauneisenkörner bedingte)
Struktur undeutlicher und das Gestein geht
in einen gelben , späthigen Kalk mit vielen
kleinen Crinoideenstielen über, woraus auch die
Unterlage besteht (bis Ende des Bruches noch mit 0,55 m-
aufgeschlossen). Zugleich nimmt der Kalk
viele Quarzkörner auf. Aus noch etwas
grösserer Tiefe (jetzt verschüttet) wurde vor
nicht langer Zeit ein Gestein heraufgeschafft,
das im Allgemeinen dem letztgenannten gleich
kommt, aber wregen noch nicht eiugetretener
Oxydation der darin vertheilten Eisensalze
statt gelb, bläulich gefärbt ist.
Der Dinglreuther Aufschluss stellt jedenfalls die ge-
rade Fortsetzung des Blümelmühler Profiles nach unten dar.
Die Lagen 1 — 4 sind noch der Transversariusregion
einzuverleiben, welche mit ihrer Grenzbank, der Glaukonit-
lage (4), sowie der dunklen, oolithischen , bereits zur Zone
des Aspidoc. biarmatum gehörigen Mergelschicht im Liegen-
den (5) den Doggerkalken (vereinigter mittlerer Dogger
bis Callovien, No. 6 abwärts) unmittelbar aufgelagert ist.
So, wie ich eben geschildert habe, zeigte sich mir der
Aufschluss bei meinem ersten Besuche. Als ich nach einem
halben Jahre den Bruch wieder betrat, war jene Seite, welche
damals das erwähnte Profil gab, durch Beschütt theilweise
verdeckt, dafür aber am benachbarten nördlichen Flanken-
theil ein überaus lohnender, neuer Aufbruch geschaffen.
Um den unterliegenden gelben Doggerkalk (wahrscheinlich
als Strassenmaterial) zu gewinnen , mussten die Arbeiter
zuerst die krümeligen unteren Transversariusbänke mit
ihrer Basis entfernen , wodurch die Lage 5 des obigen
Pronies in sehr günstiger Weise erschlossen wurde. Dieselbe,
hier weniger verwittert als an der Stelle, die zum ge-
nannten Profile diente, zeigte sich als aus einem grauer,
oolithischen (eisenoolith.) Kalkmergel bestehend. Dieser
wird von vielen, kleinen, thonigen Brauneisenknollen und
einer fettigen, grünen, glaukonitartigen Substanz durch-
setzt. Das Gestein strotzt von Versteinerungen , wovon
die Cephalopoden ( Amaltheus cordatas * Peltoceras
Arduenncnse , P. torosum, Aspidoceras perarmatam) nebst
einigen interessanten Brachiopoden ( Waldheimia subrugata ,
Bhynchonella Fischen) mit voller Sicherheit auf die früher
blos vermuthete Biarmatusstufe hinweisen.
Die Schichten lassen im Föckerer Bruch ein östliches
Einschiessen mit einer Neigung von über 15° erkennen.
Juravorkommen bei Z e i 1 1 a r n.
Am Dorfe Zeitlar n (gleichfalls an der Vilshofen-
Ortenburger Landstrasse gelegen) hat die Wolfach da, wo
heutzutage eine kleine Brücke über dieselbe führt, an ihrem
rechten Ufer den braunen Jura in Form der gelben,
späthigen Kalke voller Crinoideenreste an einem räumlich
sehr beschränkten Punkte aufgedeckt.
Nichtsdestoweniger genügte ehedem die kleine Ent-
Ö o o
blössung, um ein hübsches Material an Versteinerungen zu
86
sammeln. Zugleich ist der genannte gelbe Doggerkalk hier
am typischsten entwickelt; leider ist jetzt der Platz stark
überwachsen und dadurch theilweise der Beobachtung ent-
zogen.
Das Einfallen der Lagen beträgt 20° Stunde 62/3 öst-
lich (nach Oberbergrath Gümbel, ich selbst konnte eine
direkte Messung nicht mehr vornehmen).
Juravorkommen am Maierhof.
Immer noch, wie bisher, die Vilshofen - Ortenburger
Strasse verfolgend, gelangt man südlich von Zeitlarn bald
in das Gebiet des Granites, der als das herrschende Gestein
entlang der Wolfach bis zu den Maierhöfen sich erstreckt.
Zwischen diesen und dem Orte Söldenau erscheinen wiederum
Jurakalke und zwar bilden sie am rechten Wolfachufer
einen längeren, zusammenhängenden Zug.
Die am Maierhof in Betracht kommenden Parthieen
bestehen bloss aus dem Kieselnierenkalk und sind in zwei
grösseren Brüchen aufgeschlossen, wovon der eine, der
Dötterbruch, noch nördlich des kleinen Schuf baches
liegt, der andere, grössere sich aber dicht an den Maier-
höfen selbst befindet.
Der dem Dötter gehörige Steinbruch hat sich von
unserm ganzen Gebiete am ergiebigsten an Versteinerungen
aus jenem Kalke gezeigt. Es konnten ferner daselbst
folgende , wenig geneigte Lagen , sämmtlich eben diesem
Kieselnierenkalk augehörig, unterschieden werden :
Profil No. 7.
Bedeckung : Tertiärer Sand mit Pecten Solarium.
1,5 m* Sehr zerklüfteter, mit vielen unregelmässig
zerstreuten Feuersteinknollen erfüllter Kalk-
#
stein.
2,3 m- \
j gm. r Dichtere Lagen desselben weissen Kalkes,
gegen oben zu mit lagerartig aneinander ge-
häuften Feuersteinen.
87
lm- ]
^ rm. ? Ebenfalls dichter, weisser Kalkstein mit etwas
* weniger gehäuften Feuersteinen und vielen
Versteinerungen : Terebratula bisuffarcinata ,
Terebratula subbavarica , Bhynchonella lacunosa ,
Gidaris flograna , C. vallata und viele Scyphien.
Unterlage: Derselbe Kalkstein, nicht weiter aufgedeckt.
Südlich vom Bächlein und von der nach Holzkirchen
führenden Strasse liegt der grosse Steinbruch am Maier-
hof, dessen Bruchkalk gleichfalls , wie erwähnt , dem
Kieselnierenkalk (Ortenburger Schichten) zuzurechnen ist.
Besonders hervorzuhebende Lagen sind aber nicht zu
unterscheiden; auch die Einschlüsse (Terebr. bisuffarc
Bhynchonella lacunosa , Bhynch. lacun. var. Cracoviensis ,
Bhynch. senticosa , Asterias spongiosa) sind spärlicher
vertheilt.
Zu dem blendendweissen Kalkstein bildet der grüne
Tertiärsand, welcher in einer mächtigen, senkrecht in die
Höhe starrenden Wand dem ersteren aufliegt, mit seinen
reichen Muschelbänken einen seltsamen Contrast.
Der erste Eindruck dieses petrographisch den höheren
weissen Juraregionen so ähnlichen Kalkes ist ein ent-
schieden ungünstiger für die Annahme von unterem weissen
Jura (Oxfordien) , welche Meinung durch die nicht selten
vorkommende trilobatenähnliche (manchmal sogar zur
Astieriana hinüberspielende) Varietät der Bhynchon. lacunosa
eine Stütze zu finden scheint. Aber abgesehen davon,
dass diese Brachiopode eben keine wirkliche trilobata ist,
spricht in Verbindung mit den übrigen, später im Detail
anzuführenden Petrefakten der Umstand, dass ein mit dem
Maierhofer völlig identischer Kieselnierenkalk das Liegende
des geschichteten Kalkes mit Oppelia tenuilobata bei
Söldenau bildet, mit Bestimmtheit gegen obige Ansicht. Wir
werden übrigens später darüber noch eingehender sprechen.
88
Juravorkommen bei Sölden au.
Vom Maierhof setzt sich, wie bereits erwähnt, unter
der Tertiärdecke ein Zug jurassischer Gesteine bis nach
Söldenau unfern Orten bürg fort. Aufschlüsse sind
durch eine Reihe von Steinbrüchen geboten (der Reihe
nach, vom Maierhof aus gezählt, haben sie die Bezeichnung
des Wengbauern-, Schmidt-, Wagner- und Ziegler-Bruches
erhalten) , deren Ausbeute einen wohlgeschichteten , in
ungefähr 16 einzelnen Lagen entwickelten Kalkstein er-
zielt, welcher schon seit längerer Zeit wegen der Brauch-
barkeit des Materials und seiner beträchtlichen Mächtigkeit
zur Kalkgewinnung benützt wird.
Beim Wengbauern und im Zieglerbruch findet sich
als Tiefstes der Kieselnierenkalk anstehend, ohne dass aber
letzterer eine grössere Ausdehnung gewinnt; das Haupt-
bruchgestein ist vielmehr eben jener wohlgeschichtete,
gelblichweisse Kalkstein , der nach seinen Einschlüssen
unzweifelhaft die Stufe der Oppelia tenuilobata repräsentirt.
Im Wagnerbruch war früher als Hangendes der
Dolomit darüber gelagert (G ti m b e 1) ; als ich diese Brüche
besuchte, war dieses interessante Vorkommen leider nicht
mehr sichtbar, wahrscheinlich sind diese Bänke theiis wegge-
brochen, theils vom herabfallenden Schutt bedeckt worden.
Doch erwiesen sich die noch sichtbaren, obersten Kalklagen,
welche aber in ihrem Aussehen nicht mehr zu jenem wirk-
lichen Dolomit, von dem mir noch Proben Vorlagen,
stimmten, gleichfalls ziemlich magnesiahaltig.
In den Klüften und Sprüngen des Gesteines hat sich
ein mulmiger Brauneisenstein abgesetzt. Nimmt man mit
Salpetersäure den Eisengehalt weg, so besteht der Rück-
stand aus lauter dünnen Blättern von Kieselerde unter-
mengt mit einer schwarzen, kohligen Substanz. Die Ent-
89
Stellung dieser unreinen Brauneisenerde dürfte als eine
Folge der Durchsickerung des klüftigen Kalkes mit eisen-
haltigem Wasser zu erklären sein.
Die Bedeckung mit tertiärem Sand ist hier nicht sehr
mächtig. Hat man gerade Gelegenheit, die Brüche dann
zu besuchen , wenn die Arbeiter die Sanddecke entfernt
haben, so wird man leicht an der jeweilig obersten Jura-
kalkplatte den alten Meeresboden des Miocänmeeres erkennen.
Der Kalk ist nämlich an seiner oberen Grenze mit einer
Anzahl von Bohrlöchern versehen , die theils mit dem
Steinkern der Muschel, theils mit Sand und Schalenresten
erfüllt sind.
Die Schichtenlagen zeigen im Zieglerbruch ein Ein-
schiessen in Stunde 7 Vs mit 15° SO., ebenso im Wengbauer-
bruch.
Was die Reihenfolge der einzelnen Lagen betrifft, so
habe ich folgendes Profil im Schmidt- und Wagnerbruch
aufnehmen können:
Profil No. 7.
Bedeckung: Tertiärer Sand, darunter grauer Dolomit.
1) 0,6 — 1 m- Gelbe dolomitische Kalklage. Versteinerungen
sparsam, meist Belemniten.
2) 1,25 m* Ebenfalls gelber, noch kohlensaure Magnesia
haltiger Kalk, zerklüftet und in mehreren
kleineren Bänken abgesondert. Perisphinctes
Bolandi.
3) 0,55 m- Gelblichweisser , dichter Kalkstein mit vielen
Versteinerungen. Rostellarici bieärinata,
Terebratulina Quenstedti , Perisphinctes Gün-
ther i ü. s. w.
4) 0,09 m- Dünngeschieferter, gelblichweisser, mergeliger
Kalk mit algenähnlichen Concretionen und
Holectypus corallinus.
90
5) 2 m* Dichter, feinkrystallinischer Kalk mit Rhabdo-
cidaris- Stacheln .
6) 0,86 m- Dichter weisser Kalkstein mit Terebratula
bisuffarcinata , Pachyclypus semiglobus, Lima
aequilatera , Trochus jurensis und Gasteropoden-
St einkernen.
7) lm-1
om | Weisser Kalkstein mit wenig gut erhaltenen
^ Ueberresten.
No. 5 — 8 heissen bei den Arbeitern der „weisse Stein“.
9) 1,6 m- Weisser, feinkrystallinischer Kalk mit wenig
Versteinerungen. Ostrea gregaria. Der ,,hoh’
weisse Stein“ der Arbeiter.
10) 0,04 m- Weisse, dünngeschieferte Mergel.
11) 0,6 m- Dichter, graulichweisser Kalkstein mit theil-
weise ver kiesten Petrefakten ; ,, halb weisser
Stein“ der Arbeiter.
12) 0,55 m- Gelber, mergeliger, mehr oder weniger fester
Kalk , erfüllt , was besonders auf den Kluft-
flächen schön zu sehen ist, mit Fiicoides cf.
Hechinensis.
13) 0,45 — 0,5 m- Gelber bis röthlichgelber wenig compakter
Kalk, tripelähnlich ohne Fossile.
No. 12 u. 13. heissen der ,,rothe Stein“.
14) 0,04 m* Dünngeschieferter , lockerer Mergelkalk wie
No. 10 mit kleinen Echinodermen (Holectypus
corallinus und orificiatus).
15) 1,05 “■ Gelblich weisser Kalkstein, klüftet sich leicht,
daher von den Steinbrechern der ,,schalernde“
(abschälende wegen seiner JUüftbarkeit) Stein
genannt.
91
16) 0,045 m- Diinngeschieferter Mergelkalk mit kleinen
Astarten und Algenabdrücken.
17) \
18) J
l,5m In zwei Bänken gesonderter, gelblich weisser,
dichter Kalk mit Belemnit.
und inflaten Ammoniten.
unicanaliculatus
19) Im Schmidtbruch momentan unterste, fast ganz vom
Schutt bedeckte Kalkbank, graulichweiss mit
vielen Versteinerungen. Darunter liegen, vom
Beschütt (von den Arbeitern ,, Abkoth“ genannt)
überdeckt , noch einige Lagen, deren untere
Grenzbänke wegen des darin angehäuften
Reich thums an organischen Ueberresten von den
Arbeitern den Namen ,, Muschelstein“ be-
kommen haben. Dieser Muschelstein, welcher
in einen oberen graulichweissen und einen
unteren, lockeren, weissen, grünlich punktirten
Kalk zerfällt, steht jetzt nur in einem ver-
lassenen kleinen Bruch neben dem eigent-
lichen Wengbruch und im Zieglerbruch, wo-
selbst er noch zur Kalkgewinnung benutzt
wird, an. Hier konnte ich folgende Schichten-
vertheilung, gleichsam die untere Fortsetzung
des obigen Profiles, beobachten:
Bedeckung: Kalkstein, wie oben.
1,6 m- gelblichweisser Kalkstein.
0,7 m. graulichweisser Kalk mit einer thonigen Lage
voller fukoideenartiger , undeutlicher Reste.
Entspricht wahrscheinlich No. 19 des vorigen
Profiles. ©
20) 0,58 m- Graulichweisser , dichter Kalkstein mit einer
sehr reichen Cephalopodenfauna : Aspidoceras
Altenense, A. circumspinosum, A. iphicerum , Peri-
sphinctes Güntheri , Per. Achilles , Per. pohj -
92
gyratus , Oppelia Holbeini , ausserdem Ostrea
Quenstedti, Inoceramuslaevigatus, Gervülia sp.,
Geromya orbiculciris.
21) 0,8 m- Weisser, grünlich punktirter Kalk, reich an
kleinen Scypkien. Dysaster granulosus.
22) 1 m- Weisslicker mit grünlichen Schnüren durch-
zogner Kalk, eine reiche Fauna einschliessend.
PerispMnctes colubrlmis , Iihynchonella trilo-
boicles , Ctenostrea rudis , Pecten cornutus,
vereinzelte Schwämme und viele Kerne von
Myen ( Panopaea tellwa, Geromya orbicidaris) .
23) 1,40 m- Weisser, kleinspäthiger Kalk mit zwei Lagen
von dunklen Feuersteinen.
Unterlage: Derselbe Kalk mit zerstreuten Feuerstein-
knollen. Gehört wie No. 23 bereits zum
Kieselnierenkalk (ßimammatusschichten).
Die Juraüblagerungen bei Obernöd, beim Aich-
berger, im Hattenham mer thälchen , beim Lippert,
bei Marterberg und am Bruckbächel daselbst.
Yon all diesen Fundplätzen, welche in der Gegend
zwischen Holzkirchen und Hausbach nördlich von
Ortenburg zerstreut liegen, ist nicht viel oder eigentlich
fast nichts weiteres zu berichten, ausser dass eben wirk-
liche Juraschichten daselbst anstehen oder als solche einst
erkannt werden konnten; denn an mehreren der aufge-
zählten Punkte wie z. B. beim Aich b erg er, beim Lippert
sind die in früherer Zeit behufs Gewinnung des Kalkes
gemachten Aufschürfungen gänzlich verfallen und mit stark
wuchernder Vegetation bedeckt, so dass solche Plätze,
ausser man ist von gut unterrichteten Leuten geführt,
jetzt gar nicht mehr aufzufinden sind. So auch im
Hattenhammerthälchen und bei Marterberg.
93
Die beste Entblössung dürfte vielleicht noch das
Thal eben zwischen Untern öd und Obernöd an einer
unweit der letzteren Ortschaft gelegenen Stelle, wo unter-
halb des Nohholzes eine Quelle am Waldrand entspringt,
bieten ; von hier aus ziehen sich Weissjuraschichten, aller-
dings wieder verdeckt, in westlicher Richtung einige Zeit
lang fort. Auch am Nohholz wurde ehedem Kalkstein ge-
brocken , wie ein alter verlassener Kaikofen dicht bei
Obernöd beweist.
An sämmtlichen benannten Plätzen besteht das Jurage-
stein aus dem Kieselnierenkalk (Ortenburger Schichten),
nur bei Marterberg war früher nach Gümbels*) Angabe
noch die Unterlage davon sichtbar. In geologischer Be-
ziehung ist diese Lokalität übrigens weniger wegen des
Jurakalkes als der darauf liegenden Procän- oder Kreide-
gebilde (Marterbergschichten Giimbel ’s **) wichtig, indem
sie eine der jüngsten (untersenon) und zugleich reichsten
Faunen in dei; mittelbayerischen Kreideprovinz aufweist.
Leider sind die Gruben, die in diesem grauen, sandigen
Kreidemergel angelegt waren, fast gänzlich verfallen.
Juravorkommen am Kalk berge bei Voglarn.
Zwischen Marterberg und Voglarn nördlich von Orten-
bürg wird unterhalb des Gehöftes vom Kalkberger
Bauern Jurakalk in einem grossen Steinbruch gewonnen ;
doch ist dieses Vorkommen wieder das einzige auf stunden-
weite Entfernung
Der Kalkbergerbruch hat uns nicht allein den weissen
Jura deutlich in mehreren Stufen, sondern auch den braunen
Jura erschlossen; ferner erhöht sich das Interesse für
*) Geogn. Beschreibung des ostbayr. Grenzgebirges S. 695.
**■) 1. c. S. 723.
94
diesen Platz noch dadurch, dass die Lagerung in abnormer
Weise ausgebildet ist. Diese stratigraphischen Verhältnisse
fanden bereits von Egger*) und später vonGümbel**)
ihre Würdigung und es existirt von den beiden Forschern
je eine Abbildung des Steinbruches , welche sich auf die
vordere NO Seite desselben bezieht. Hier, nämlich gegen-
über vom Kalkofen, bot sich früher eine Ueberkippung
seltener Art dem Auge dar. Man konnte deutlich zwei zu
einander synklin geneigte Flügeltheile unterscheiden, wo-
von ein jeder in seinen tieferen Lagen aus weissem , in
seinen höheren aber aus braunem Jura (gelber Doggerkalk)
bestand. In der Mitte zwischen beiden hob sich ans ange-
häuftem Schutte noch anstehender Gneiss hervor.
Von diesem, wie von dem einen (dem linken vom
Beschauer aus gerechnet) übergekippten Flügeltheile ist
jetzt nichts mehr zu sehen. Letzterer wurde wahrschein-
lich, um mehr Raum zu gewinnen, unterdess abgebrochen.
Ausserdem ist jene Schutthalde zwischen den beiden
Schichtenflügeln vollständig überwachsen und mit neuem
Geröll bedeckt worden, wodurch einige merkwürdige Vor-
kommnisse dem Blicke entzogen wurden. Doch kann man
noch deutlich den vorspringenden rechten Flügeltheil ge-
wahren, welcher von oben nach unten folgendes Profil zeigt :
Profil No. 8.
Bedeckung: Vegetationsboden.
1) Röthlicher Sandstein, wahrscheinlich den
Brauner Eisensandstein des Doggers vorstellend.
Jura. 2) Ockerige , braungelbe stark abfärbende
Lage.
*) Egger. Der Jurakalk von Ortenburg. I. Jahresber. des naturinst.
Vereines zu Passau S. 381
**) Gümbel. Geogn. Beschreibg. des ostbayr. Grenzgeb. S. 695.
Brauner
Jura.
3) 2,2 m- Gelber, späthiger, feinoolithischer
Kalk mit Krinoideenresten, Stepha-
noceras macroceplialum , Avicula
Mim st er i, Opis similis, Lima
gibbosa , Myoconcha crassa , Tham-
nastraea u. s. w. (Crinoideenkalk
Egger ’s und Gümbel’s).
' 4)
5)
Biarmatus-
stufe (No. 4)
und <
Glaukonit-
bank.
0,15 m- Brauner, oolithischer Kalkmergel.
0,1 m- Bräunliche, etwas heller als No. 4
gefärbte, kleinknollige Schicht mit
viel Glaukonit. Beide Lagen (4 u. 5)
sind ziemlich petrefaktenreich :
Helemnites hastatus , Harpoceras
Henrici , Perisphinctes cf. plicatilis,
Plicatula impressae , Macrodon
aemulum, Scyphien u. viele undeut-
liche Gasteropodenkerne.
0,2 m- Dichter, weisslicher Kalkstein, eben-
falls noch mit Glaukonitputzen.
Transver-
sariusstufe.
7) 0,75 m- Graulich weisser Kalkstein, durch
gelbliche Streifen unterbrochen.
Harpoceras Arolicum.
8) Unterlage: Hellerer Kalk, hie und da
grünlich punktirt. Y erstein er ungen
die der Transversariusstufe. Ohne
Feuersteine.
Durch eine Schutthalde getrennt,
folgt rechter Hand davon der
Bimam-
matusstufe.
9. Kieselnierenkalk. Grauweisser Kalk mit
viel Feuersteinknollen. HhyncJion.
lacunosa.
Diess sind die Verhältnisse, wie sie sich an den an-
stehenden Gesteinen zunächst des Kalkofens ergeben; ein
96
enger, von hohen Schutthalden umgebener Weg führt von
da in den eigentlichen Steinbruch, als dessen Haupthruch-
gestein der Kieselnierenkalk zur Verwendung kommt.
Seine Lagen zeigen sich, wie nicht leicht sonstwo zu be-
obachten, der Kreuz und Quere nach zerklüftet und weisen
an vielerlei Stellen Gleit- und Rutschflächen auf. Dennoch
kann ein übereinstimmendes Fallen (NO Stunde l8/s~) mit
einer sehr starken Neigung (80° — 90°) constatirt werden.
Allein dabei ist zu beachten , dass wir es hier mit
iiberworfener Schichtenstellung zu thun haben; denn auf
der einen Seite (der linken vom Eingänge aus gerechnet)
des Bruches findet sich dem Kieselnierenkalk noch die
Stufe des Pelioceras transversarium als graulichweisser Kalk
mit vielen grünen Flecken (einschliessend Perisphinctes
plicatilis , Per. Martelli, Harpoceras Arolicum, Terebratula
Stochari u. s. w.) aufgelagert , und andrerseits schiesst
unter dem Jurakalke, ebenfalls steil verstürzt (mit der-
selben Fallrichtung versehen, wie die Juralagen im Stein-
bruch selbst), ein Kreidemergel ein. Um diess sehen zu
können , muss man den Bruch verlassen und rechts vom
Strässchen , das zum Hof des Kalkberger Bauern auf die
Hohe hinauf führt, die steile und ungebahnte Böschung
hinabsteigen , wo dann der Plänermergel in jäher Ent-
blössung zum Vorschein kommt.
Es unterliegt demnach keinem Zweifel, dass nicht
allein die kleine Parthie am Kalkofen, sondern sämmtliche
im Kalkberger Bruch anstehende Sedimentärschichten eine
Ueberkippung erfahren haben.
Diese beträchtliche Lagerungsstörung kann somit nur
nach Absatz der Kreide erfolgt sein ; die speciellen
Ursachen hierfür sind aus der Umgebung nicht leicht zu
entnehmen. Doch dürften dieselben wahrscheinlich auf
ursprüngliche Auswaschung der Unterlage jener Sediment-
gebilde und nachfolgender Ueberstürzung der letzteren
97
zurückzuführen sein. Denn dass diese Störung nur eine
lokale war, dafür spricht der Umstand, dass in nur ge-
ringer Entfernung davon am Thalrand des Bächleins bei
Untervoglarn die Kreideseliichten in fast horizontaler Lage
sich befinden.
Was das Auftreten der Transversariusstufe beim Kalk-
berger betrifft, so hatte schon 0 p p e 1 Gelegenheit, mehrere
ihr zugehörige Ammoniten von diesem Platze untersuchen
zu können. Da er nur von dem Vorkommen eines mit
Feuersteinknollen versehenen Kalkes daselbst wusste, brachte
er irrthümlich jene Erfunde mit dem Kieselnierenkalk in
Verbindung und führte dieselben als aus dem letzteren
stammend auf..*)
Ich habe jedoch an Ort und Stelle mit Sicherheit
wahrnehmen können , dass die Versteinerungen erstge-
nannter Stufe sich nur auf ein grüngeflecktes, dichtes
Kalkgestein ohne Kieselknollen beschränken, welches, wie
bereits erwähnt, bloss die eine Seite des Bruches einnimmt
und sich somit deutlich vom Schichtenkomplex des eigent-
lichen Kieselnierenkalkes abhebt.
Auch seine Angabe**), dass Voglarn zu den Fund-
stellen einer rein ausgebildeten Cephalopodenfacies der
Transversariusschichten gehöre , kann durch die nicht
seltenen Funde von Scyphien nicht mehr streng aufrecht
erhalten werden.
Juravorkommen bei Fürstenzell.
Als die letzten und zugleich am weitesten südlich ge-
legen en Fundstellen vom niederbayerischen Jura haben wir
*) Opp el- Wa agen : Ueber die Zone des Ammon, transvers.
Beneke’s geogn. palaeont. Beiträge I., 2. S. 236.
**) loc. citat. S. 222.
7
98
endlich noch die Ablagerungen bei Fürstenzell, 2 */* Stunden
S. von Passau entfernt, zu verzeichnen.
Es ist wieder nur der Kieselnierenkalk, der zu Tage
tritt und zwar an zwei Punkten.
Einmal zunächst der Oberin üble an der Fürstenzeller-
Strasse, wo zwei kleine Brüche in ihm angelegt sind ; in
dem grösseren davon , dem nach Scheuereck gehörigen
Uettlbruch, lassen sich unter einer 6ra- mächtigen Sand-
decke (miocaen) fünf Bänke je zu 0,7 m- mit einer schwachen
Schichtenneigung (5°) nach Norden erkennen.
Ferner im Thälchen zwischen Scheuereck und
Spirkenöd an einem Bächlein unterhalb des letztge-
nannten Gehöftes. Die Bedeckung wird ebenfalls durch
tertiären Sand gebildet und nirgends zeigt sich die Grenze
desselben gegen den Jura mit den vielen Bohrmuschel-
löchern in letzterem schöner wie hier , weshalb wir die
Abbildung eines kleinen Aufschlusses von da, welcher diese
Verhältnisse gut vor Augen führt, beisetzen (tab. III.
%• 2).
Zu gleicher Zeit gibt diese Skizze überhaupt ein Bild
vom gewöhnlichen Auftreten der Juragesteine in unserem
Bezirke. Eine meist mit dichter Vegetation bedeckte
hügelförmige Erhöhung des Terrains , welche in ihrem
unteren Theile aus Juraschichten besteht, lässt schon
äusserlich ihr Vorkommen vermutken. Auf letzteren
breitet sich eine muschelreiche tertiäre Ablagerung aus,
und verbirgt dieselben einer direkten Beobachtung , wenn
nicht durch Gewässer eine geringe Entblössung verursacht
wurde. Selbst die grössten Aufschlüsse, wie die von
Söldenau, verhalten sich diesem allgemeinen Plane analog,
nur gehen sie mehr in die Tiefe und der Kalkstein wird
vertikal nach unten so weit herausgebrochen , bis das in
grösserer Menge sich ansammelnde Wasser der ferneren
Arbeit eine Grenze setzt.
99
In unserem speciellen Fall , wo allerdings der Jura-
kalk nur die dürftigste Aufdeckung erfahren hat, stellt b.
den grünen, miocänen Sand, von vielen zerbrochenen
Schalenresten, Fischzähnen u. dg] . erfüllt, dar; a. ist
gelblicher, jüngerer Sand mit starkem Thongehalt und d.
der Kieselnierenkalk. An seiner Grenze gegen das Tertiär
sind in einer 0,5 m- mächtigen Lage die Kieselausscheidungen
sehr bedeutend gehäuft, wie sie der unterliegende vielfach
zerklüftete Kalk nicht in dem Maasse aufweist. Unmittelbar
unter dem Sand liegt eine Kruste von kieseligem Braun-
eisenstein auf dem Kalke (c.), wovon sich direkt die Bohr-
löcher , gleichfalls mit einer dünnen , kieselsäurehaltigen
Brauneisenlage und hie und da noch mit dem Steinkern
der Muschel versehen , in das unterliegende Gestein , den
alten Meeresboden der Miooäniiberfluthung, hineinziehen.
B. Beschreibung der einzelnen Formationsglieder.
Prauner Bitra (Pocket*).
Unterste Juraglieder. Eisensaudstein.
Den Reigen der jurassischen Gebilde im niederbayeri-
schen Jurabezirke eröffnet nicht die Liasformation, die wir
übrigens schon bei Münster vermisst haben; diejenigen
unbestrittenen Juraglieder nämlich, die als die ältesten
erkannt werden konnten , gehören unzweifelhaft dem
Dogger an.
Ein analoges Verhalten zeigt sich bekanntlich auch
in dem Krakauer (Galizien, siidwestl. Polen) und baltischen
Jura-Distrikte.
7
100
Bevor wir zur Beschreibung der einzelnen Formations-
abtheilungen übergeben , müssen wir noch eines eigen-
tümlichen, liasähnlichen Gesteines von Yoglarn kurz
Erwähnung thun. Dasselbe stammt aus der Schutthalde
jener oben geschilderten Ueherkippung am Kalkofen hei
Yoglarn, ist jedoch jetzt daselbst nicht mehr sichtbar.
Als grünlichbrauner mit vielen Eisenoolithkörnercheu
durchsetzter Mergel ähnelt es sehr gewissen Liasschichten
vom Bodenwöhrer Becken, so dass man vom petrographi-
schen Standpunkt aus leicht auf das gleiche Alter schlossen
möchte. Hiefiir ist in den dortigen Lagerungsverhältnissen
auch kein Gegenbeweis zu finden, da die fragliche Lage
am genannten Platze über den Dogger aus dem Beschütt
hervorgestanden hat, also bei normalem Bestände diesen
unterlagert hätte. Aber abgesehen davon, dass an be-
sagter Stelle über den deutlich erkennbaren Schichtenlagen
der bunte Wirrwarr von allerlei Gesteinsarten, halb ver-
hüllt mit zufälligem Schutt, den Gedanken einer sekundären
Lagerstätte nicht ausschliesst , widerspricht der Annahme
für Lias der cretacische Charakter eines aus diesem grau-
braunen Oolith stammenden Ammoniten, welcher im
A. varians einen seiner nächsten Verwandten besitzt.
Für die untersten Lagen unserer Jurabildungen ist
kein anderer Aufschluss mehr vorhanden , als der soeben
berührte übergekippte Flügeltheil im Kalkbergerbruch bei
Yoglarn. (Vergl. Profil 8).
Hier bestehen die hängendsten Bänke aus einem
lockeren, hellbräunlichen Sandstein von nicht zu
grobem Korn. Die Quarzkörnerchen werden durch ein
schwaches, etwas eisenschüssiges Bindemittel zusammenge-
halten. Kleine schwarze Pünktchen finden sich dazwischen
zerstreut vor. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit darf man
benannten Sandstein zum Eisen Sandstein (Stufe des
101
Harpoceras Murchisonac) stellen, obwohl organische Reste
darin fehlen.
Ein sehr gering mächtiger Streifen von mulmigem
Brauneisenstein scheidet denselben von den folgenden gelbeh
Kalken.
Gelbe spätliige Doggerkalke.
^eiilonicr Sdjtdjtm.
Wir gelangen nun zur Untersuchung eines sehr wichtigen
Gliedes in der niederbayer. Juraprovinz ; es ist diess das-
jenige Braunjuragestein, welches bisher von Egger und
Gümbel als Crinoideenkalk der Ortenburger Gegend be-
zeichnet worden war.
Darunter sind späthige, mehr oder minder oolithische,
gelbe, von vielen feinen Crinoideenstielen durchzogene
Kalke, die mit thonigen Bestand theilen verunreinigt sind,
zu verstehen.
Der in Säure nicht lösliche (thonige) Rückstand be-
trägt 14 °/o. Ferner kann man Spuren von Magnesia nach-
weisen. Die gelbe Farbe dieser Schichten rührt vom bei-
gemengten Eisenoxydhydrat her.
Die oolithische Struktur verleugnet sich nie vollständig;
zwar ist dieselbe meist nur untergeordnet entwickelt, scheint
aber am stärksten an der oberen Grenze zu herrschen, ohne
dass man jedoch, darauf fussend, eine bestimmte Bank von
den unteren Lagen abtrennen könnte. Im Gegentheil
weisen diese gelben Kalke in vertikaler Richtung eine
strenge Continuität auf ; sie stimmen ferner , obwohl an
jedem einzelnen Fundpunkte mit einer etwas anderen
Schattirung versehen, im Allgemeinen immer überein, so-
wohl im äusseren Habitus als in der Fauna.
102
Das typische Zeitlarner Vorkommen begreift einen
intensiv gelben bis braungelben, etwas tbonigen Kalkstein
in sieb , aus welcher Hauptmasse sich die zarten Durch-
schnitte der glänzend weissen Crinoideenglieder sehr hübsch
herausheben (von den dortigen Landleuten wird deshalb
dieser Kalkstein ,,Flinserlnsteinu genannt).
Auf’s Genaueste stimmt damit der gelbe Doggerkalk
(Crinoideenkalk) von Münster bei Straubing (s. Seite 66)
überein, welcher in Handstücken vom Zeitlarner nicht zu
unterscheiden ist.
Der hierher gehörige Kalkstein von Voglarn ist
weniger mit thonigen Bestandlheilen verunreinigt, daher
etwas lichter gefärbt und compakter ; er bekommt beim
Poliren ein marmorartiges Aussehen.
Das Dinglreuther Gestein endlich besitzt eine dunklere
Färbung und zeigt am besten die oolithiscke Struktur,
welche hier übrigens in den unteren Lagen schwächer
wird, während zugleich jene rein gelbe Farbe, wie sie bei
den bisher besprochenen Plätzen ausgebildet ist, die Ober-
hand gewinnt. Aus der Tiefe des kleinen Dinglreuther
Bruches ist ferner ein gewiss noch hierher zu rechnendes
Gestein herausgesehafft worden , das bereits Quarzkörner
aufgenommen hat, ausserdem in frischem Zustand bläulich
gefärbt erscheint. Letzteres rührt jedenfalls von einem
Eisenoxydulsalz her ; denn gar bald sieht man die Ränder
des einige Zeit der Luft ausgesetzten Gesteines sich gelb
färben in Folge der Oxydatiou in die Eisenoxyd Verbindung.
Unter dem Microscope ergibt die Untersuchung der
Dünnschliffe zahlreiche, helle , meist mit der Zwillings-
streifung versehene Kalkspath-Individuen, zwischen welchen
viele organische Reste , wie Foraminiferen (hauptsächlich
im Voglarner Gestein), Bryozoen und am häufigsten Echi-
nodermenbruchstücke liegen. Auf diese organischen Theile
concentrirt oder zwischen denselben und den Calcit-
lOo
kryställchen vertheilt finden sicli die thonigen und eisen-
reichen Bestandteile vor.
Die Mächtigkeit ist im Ganzen nur gering. Der
alleinige Platz, wo sie sichtbar ist (2,2 m), befindet sich im
Kalkbergerbruche bei Voglarn.
Der Name Criuoideenkalk für die in Rede stehen-
den Gebilde wurde zuerst von Egger *) 1857 gegeben und
später von Giimbel**) angenommen. Allein, wenn auch
viele dünne Crinoideenglieder in der Kalkmasse zerstreut
sind, so gelangen dieselben doch nicht zu einem dominiren-
den Gesteinsbestandtheil und man darf durchaus nicht an
eine mit grossen Stielen versehene Crinoidenbreccie denken.
Andrerseits wird dieselbe Bezeichnung auf mehrere teil-
weise ebenfalls dem Dogger zugehörige Gesteine aus dem
alpinen Gebiete angewendet. Da diese letzteren unserem
Crinoideenkalk räumlich nicht so entfernt stehen und man
am Ende durch die gleichlautenden Namen verführt , au
eine direkte Verbindung beider übrigens ganz verschieden
charakterisirten Ablagerungen denken könnte, mag es
vielleicht zweckmässig erscheinen, den Namen Crinoideen-
kalk für die niederbayerischen Doggerabsätze zu verlassen
und dafür einfach gelbe, späthige Doggerkalke, be-
ziehungsweise Doggeroolithe zu setzen oder die Lokal-
bezeichnungsweise, Zeitlarner Schichten, der Kürze
halber zu gebrauchen.
Was nun ihre Fauna betrifft, so deutet dieselbe auf
oberes und unteres Callovien nebst Bathonien mit An-
kläugen aus dem oberen Unteroolith. Wie sich im Ge-
stein in vertikaler Richtung keine petrographische Differenz
ergeben hat, so ist man auch nicht im Staude, bestimmte
*) I. Jahresbericht d. naturhistor. Vereines zu Passau S. 41.
**) Güirjbel. Das ostbayer. Grenzgeb. S. 695.
104
paläontologische Zonen darin zu unterscheiden, welche ge-
wisse, auch in stratigraphischer Beziehung scharf fixirte,
Niveau’s vertreten würden. Wohl mag es sein, dass sich
gegen die obere Grenze die Callovienpetrefakte häufen, aber
immerhin sind sie nicht rein ansgeschieden , wie diess bei
dem folgenden Yer zeichniss aus den Dinglreuther Oolitli-
kalken hervorgeht , wo ich dicht unter dem weissen Jura
vorliegende Versteinerungen herausschlagen konnte:
Stephanoceras macrocephalum Scliloth.
,, Herveyi Sow.
Perisphinctes funatus Opp.
,, Moorei Opp.
,, aurigerus Opp.
,, curvicosta Opp.
,, Orion Opp.
Harpoceras punctatum Stahl.
,, Brighti Pratt.
Cosmoceras Jason Rein. sp.
Nautilus Calloviensis Opp.
Trochus bijugatus Quenst.
Goniomya Y scripta Sow. sp.
Myoconcha crassa Sow.
Corbis Madridi d’Arch. sp.
Inoceramus sp.
Gervillia acuta Sow.
Avicula Miinsteri Bronn.
Hinnites abjectus Phi 11. sp.
Pecten Rypheus d’Orb.
„ fibrosus Sow.
,, spathulatus Roem.
Terebratula zur Gruppe der perovalis gehörig.
Rhynchonella Morieri Dav.
,, cf. subtetraedra Dav.
Berenicea diluviaua Lam. sp.
105
Diese aufgezählten Fossilreste stammen alle ans unge-
fähr einer Horizontalen; den tieferen Lagen ist leider
daselbst nicht gut beizukommen. Die beiden anderen
Aufschlussstellen bei Zeitlarn und Voglarn sind jetzt keine
brauchbaren Fundplätze in paläontol. Hinsicht mehr und
so kommt es, dass ich selbst nicht konstatiren konnte, ob
eine Fauna wie diese beigefügte sich auch bis zur unteren
Grenze der ganzen Ablagerung erstreckt oder ob in den
letzteren Regionen mehr die Vertreter des Bathonien und
des Unteroolithes vorherrschen oder ob schliesslich der
Reich thum an Versteinerungen sich bloss am oberen Theile
concentrirt hat. Doch das sind am Ende Fragen, die bei
unserem relativ nur gering mächtigen Gestein nicht die
Bedeutung in Anspruch nehmen können , wie sie unter
sonst ähnlichen Umständen bei einem Schichtencomplex
von beträchtlicher Höhe gewürdigt zu werden verdienten.
Genügen wird es vielleicht , wenn ich im Allgemeinen in
folgender Liste die Erfunde aus den gelben Oolithkalken
von Zeitlarn (Z.) und Voglarn (Kalkberger Bruch, V.)
beisetze. Dieselben wurden hauptsächlich in früherer Zeit
von Herrn Dr. Egger in Ortenburg (jetzt in Passau),
welcher sie mir in freundlichster Weise zur nochmaligen
Durchbestimmung *) vorwies, gesammelt.
Stephanoceras macrocephalum Schloth. V. Z.
Perisphinctes funatus 0 p p. Z. V.
Ostrea Amor d’Orb. V.
Pecten spathulatus Roem. (Laube) Z.
,, demissus Be an Z. V.
*) Hiebei wurden namentlich die beiden Publikationen von Laube:
Die Bivalven (beziehungsw. die Gasteropoden) des braunen Jura von
Balin (Denkschriften der math. phys. Classe der Wiener Akademie
Band 27 und 28) benutzt.
Pecten Rypheus d’Orb. Z. V.
,, fibrosus S o w. Z. Y.
„ vagans S o w. Y.
,, vimineus S o w. Z.
,, textorins Quenstedt (Jura t. G7 f. 5) Z.
Limea duplieata Münst. Z.
Lima semicircularis Goldf. Y.
,, gibbosa Sow. Y.
Hinnites abjectus Phill. sp. Z.
Tricbites sp. (Quenst, Jura t. 59 f. 12) Y.
Avicula Müusteri Bronn. Y. Z.
Modiola gibbosa Sow. Z.
,, imbricata Sow. Z.
Myoconcha crassa S o w. Y.
Corbis Madridi d’Arch. sp. Z.
,, obovata Laube Z.
Opis- similis Sow. sp. Z. Y.
Astarte modiolaris Lara. Z.
ef. Jsocardia cordata Buckm. Z.
Pliolodomya crassa Ag. Y.
Chemnitzia lineata Sow. Z.
Trochus Niortensis d’Orb. Z.
Chrysostoma papilla Heb. et Desion geh. Z.
Pleurotomaria conoidea De sh. Z.
„ Agathis Deslong Z.
Terebratula intennedia Sow. Z.
Rhynchonella Morieri Dav. Y.
,, minuta Buvign. Z.
,, cf. Fürstenbergensis Quenst. sp. Z.
Holectypus depressus Leske sp. (Desor.) Y.
Pentacrinus nodosus Quenst. Z.
Millericrinus wahrscheinl. rotiformis d’Orb. Z.
„ aff. echinatus Goldf. sp. Z.
Apiokrinitenkronen. Y,
107
Diverse Crinoideen stiele V. Z.
Rbabdocidaris sp. *) V.
Pustulopora straminea Phil. sp. Z.
(= P. Quenstedti Waagen.)
Thamnastraea Defranciana Mich. sp. V.
Montlivanltia sp. Z.
Serpula sp. Z.
Verschiedene undeutliche Scyphien u. Anthozoeu V. Z.
Wahrscheinlich entstammt diesem Kalke auch die
Scyphia cariosa M ü n s t. in G o 1 d f u s s Petref. german.
t. 2. f. 16, welche in der Beschreibung als aus einem
eisenschüssigen Kalk in der Gegend von Passau ange-
führt ist.
Wir linden also , wenn wir die Gesammtfauna der
o Lokalitäten übersehen, einmal Formen (wenn .auch nicht
sehr viele) des Unteroolithes vorhanden. Davon sind es
zumeist solche, die, obwohl gewöhnlich im Unteroolith vor-
kommend, in einigen Distrikten sich auch in etwas höhere
Regionen hinaufziehen. Ferner und zwar in der Ueberzahl
sind Arten aus dem Bathonien und besonders aus dem
Callovien vertreten. Berücksichtigen wir vorzugsweise die
Cephalopoden zur genaueren Altersbestimmung, so müssen
wir zu dem Schlüsse kommen, dass die gelben, nieder-
bayerischen Dogge roolit he in ihrer Fauna,
eine Vereinigung der sonst auf mehrere be-
stimmte Niveau’ s vertheilten Einzelfaunen
des braunen Jura dar stellen, dass aber
hiebei die Formen des Callovien prävaliren.
Sieht man sich nach einem analogen Verhalten in
andern Gebieten um, so findet man im fränkischen Jurazug,
*) confer Laube: Di§ Echhiodeimen des braunen Jura voa
Ralin fab. II. f. 7 a. und b,
108
als dessen östliche Fortsetzung ruan die niederbayerisclien
Juravorkommnisse und zwar gewiss nicht mit Unrecht
auffassen kaun, allerdings auch eine gewisse Concentrirung
einzelner Doggerschichten. Eine petrographisch ähnliche
Entwicklung besteht nämlich vom oberen Unteroolith bis
zum oberen Callovien (d. h. exclus. des weichen, grauen
Ornatenthones), aber immerhin hebt sich das untere Callo-
vien mit Sicherheit hervor gegenüber den etwas mehr ver-
schwommenen (paläontologisch jedoch noch trennbaren)
Bath- und Parkinsonistufen.
Zu einer überraschenden Ueber ein Stimmung in der
Fauna, mit welcher auch eine petrographische Aehnlichkeit
im Gestein parallel läuft , gelangt man aber, wenn man
die räumlich viel weiter entfernten Doggerablagerungen
im Krakauer Jurabezirk (Galizien, südwestl. Polen) mit in
Betracht zieht. Dort ist bekanntlich der braune Jura
ausser einer tieferen lockeren Sandsteinschicht mit Inoce-
ramus polyplocus , auf welcher man im Hangenden häufig
noch eine eisenreiche Thonbank voll Perisphinctes Par-
Jcinsoni erkennen kann, durch eine 2 — 4 Fuss mächtige
Oolithbank vertreten, deren Einschlüsse, von den öster-
reichischen Geologen auf das Genaueste studirt, ebenfalls
auf eine Vereinigung von mehreren Doggerstufen unter
Vorwaltung des Callovien*) hinweisen. Fast alle nun in
obigem Verzeichnisse aufgeführteu Fossile haben auch in
diesen Krakauer oder (nach dem Hauptfundplatz be-
nannt) Baliner Oolithen ihr Lager ; nur ist diese
letztere Fauna wegen der grossartigen Ausbeute natürlich
viel reichhaltiger. Eine Species sogar aus unseren
*) Vergleiche übrigens Neumayr die Cephalopodenfauna der
Oolithe von Balin bei Krakau (Abhandlungen der k. k. geol. Rcichs-
anstalt V. Heft 2) ; ferner die beiden oben citirten Publikationen von
Laube.
109
Doggerkalken nämlich Corbis obovata war bisher nur
aus dem Baliner Oolith bekannt.
Tn Anbetracht dieser Identität in der Fauna sowie
der ähnlichen Ausbildung in petrographischer Beziehung,
ferner der gleichfalls geringen Mächtigkeit des Lagers
und bei keiner durchgreifenden Verschiedenheit der übrigen
Juraglieder, ist demnach sehr der Vermuthung Raum ge-
geben, dass einerseits die niederbayerischen Doggeroolith-
kalke, andrerseits jene Baliner Oolithe nicht nur unter
gleichen Bedingungen sich abgesetzt haben , sondern dass
sie auch Niederschläge von zusammenhängenden Meeres-
gebieten gewesen sein mochten. Eine ungünstige Terrain-
figuration , wie z. B. ein querlaufender Urgebirgswall ist
in den zwischenliegenden Territorien nicht vorhanden und
widerspricht deshalb dieser Annahme nicht.
Wir geben zum Schlüsse noch eine Uebersicht , wo-
nach die aus unseren Doggerkalken gefundenen organischen
Ueberreste sich auf die in den sonstigen Jurabezirken ein-
gehaltenen Etagen vertheilen:
Dem Unteroolith Englands und Frankreichs ge-
hören an: Trochus Niortensis , Pleurotomaria Agathis ,
Thamnastraeci Defranciana.
Im Unteroolith und im Bathonien Englands
und Frankreichs, sowie ferner im braunen Jura y und ö
Schwabens kommen vor : Avicula Münsteri, Pccten demissus,
vimineus, Himites abjcctus, Lima gibbosa, Mgoconcha crassa ,
Goniomya V scripta , Opis similis , Astarte modiolaris ,
Trickites sp P entacrinus nodosus , Pustulopora straminea.
Der Bathformation sind vorzüglich eigen : Peris-
pTiinctes Moorei , aarigeras, Pecten vagans , Modiola imbri-
cata, Gorbis Madridi , Gervillia acuta , Pccten Pypheus ,
Terebratula intermedia , Rhynchonella Morieri
Im Callovien und Bathonien Englands und
Frankreichs, sowie im braunen Jura e (pars) Schwabens
110
finden sich: Pccten fibrosus , Limea duplicata , Modiola
gibbosa, Holectypus depressus.
Für das Callovien sind charakteristisch: Stephano -
ceras macrocephalum , Herveyi, Perisphinctes funatus , curvi-
costa , Orion, Harpoceras Brighti , punctatnm , Cosmoceras
Jason, Ostrea Amor, Pecten spathidatus, tcxtorias Qnenst ,
Chrgsostoma papilla , Millericrinus rotiformis , Trochus
bijugatus, Phynchoneüa minuta.
Eine grössere vertikale Verbreitung endlich besitzen
Plenrotomaria conoidea (Unter oolith bis Callovien) und
Chemnitzia lineata (Unteroolith bis Oxfordien).
|Ueif]cr 3ura (Pnlm).
Stufe des Aspidoceras biarmatum.
Pinglreutfier jBdjidjtett.
a. Biarmatusbank von Dinglreuth.
Die durch Aspidoceras biarmatum charakterisirte,
unterste Malmstufe ist im niederbayerischen Territorium
an zwei Stellen, nämlich bei Dinglreuth und an der
Voglarner Ueberkippung, aufgedeckt.
Was die Lager ungsverhältnisse an der ersterwähnten
Lokalität betrifft, so verweisen wir auf das Profil No. 6
S. 83.
Eine nur gering mächtige Kalkmergelbank repräsenfirt
daselbst die genannte Zone. Das Gestein ist etwas oolithisch ;
doch sind die Eisenoolithkörnerchen weit spärlicher darin
vertheilt als in den untergelagerten gelben Doggerkalken.
Ausserdem wird es von mehr oder weniger grossen, braunen,
kuolligen Parthieen, aus tbonigem und unreinem Braun-
eisenstein bestehend, durchzogen und ist durch, eine fettig
anzufühlende, glaukonitartige Substanz grün geflasert.
111
Folgende schöne Paläofauna gelang mir daraus zu
gewinnen :
Belemnites hastatus B 1 a i n v.
Nautilus Arduennensis d’Orb.
Amaltheus cordatus S o w.
Aspidoceras perarmatum S o vv.
Peltoceras Arduennense d’Orb.
,, torosum Oppel.
Perisphinctes plicatilis S o w (d ’ 0 r b).
Harpoceras cf. Rauracum Mayer.
Oppelia oculata Phi 11. (?)
Nerita (Pileopsis) jurensis Itoem.
Pleurotomaria Münsteri Roem.
„ conoidea Desh. var. bistriata mihi.
„ sp.
Isoarcä sp.
Lima subantiquata Roem.
,, notata Goldf.
Hinnites velatus Goldf. sp.
Rbynchonella Fischeri (R o u i 1 1.) E. D e s 1 o n g c h.
,, minuta Buvign.
Waldheimia subrugata Eud. Deslongch.
Asterias impressae Quenst.
Crinoideenstiele.
Von diesen aufgefiihrten Fossilien sind einige in
reicher Individuenzahl vorhanden, so hauptsächlich Bhyn-
chonella Fisclieri und Pleurotomaria conoidea var . bistriata.
Nerita jurensis sowie Hinnites velatus kommen ebenfalls
häufig vor. Unter den Cephalopoden bilden Amaltheus
cordatus , Peltoc. Arduennense und Perispli. plicatilis neben
Pelemn hastatus die gewöhnlichsten Erscheinungen.
Die Art und Weise, wie die Biarmatusschichten in der
Orteuburger Gegend vertreten sind, findet kein deckendes
112
Analogon im fränkischen Gebiet. Aequivalente dafür
werden allerdings beschrieben (barte Geodenlager mit
grauem Thon, vergl. Waagen: der Jura in Franken,
Schwaben u. s. w\ S. 132). Ihr Auftreten kann aber nur
an vereinzelten Punkten beobachtet werden; ausserdem
bieten sie bei Weitem nicht die Fülle von organischen
Resten, wie es hier der Fall ist, dar.
Während also in Franken eine einigermassen ge-
nügende Entwicklung dieser Lagen einer nur lokalen Aus-
bildung zuzuschreiben ist und deshalb bei der Gliederung
der genannte Horizont fast ganz vernachlässigt werden
darf, können wir mit vollem Rechte die Aufrechthaltung
der Biarmatuszone für unser Gebiet beanspruchen.
Es verdient vielleicht hervorgehoben zu werden, dass
die Dinglreuther Schichten die einzigen unseres Jura-
bezirkes sind , welche eine grössere Anzahl von Fossilien
mit den nordwestdeutschen Jurabildungen gemeinsam haben.
Speciell ist diess mit den sog. Heersumer Schichten , den
äquivalenten Bildungen unserer Biannatus- und Transver-
sariusstufe der Fall. In diesen finden sich folgende, im
obigen oder im kommenden Voglarner Verzeichniss ent-
haltene, Versteinerungen: Belemn. hastatus, Amaltheus
coräatus , Aspidoceras perarmatum , Peltoceras Arduennense ,
Peltoc. torosum (= Ammon, caprinus Quenst. Ceph. t. 16 f. 5,
Amm. ? atldeta Brauns*), PerispJiinctes plicatilis ,
Harpoceras Henri ci , Pleurotomaria Münsteri , Chemnitzia
lineata, Lima subantiqaata.
Nerita ( Pileopsis ) jurensis dagegen wird aus dem
nordwestdeutschen Kimmeridgien angegeben.
Die Mehrzahl obiger Formen ist für die obere sog.
gelbe thonige Facies der Ornatenthone (Mösch**) im
*) Brauns. Der noi\lwestdeutsclie Jura III. S. 158 unten.
**) Mösch. Geologische Beschreib^, des Aargaucr Jura S. 119.
113
Aargauer Jura der Schweiz bezeichnend. Letztere dürften
deshalb in ihrem oberen Theile die gleichalterige Parallele
mit unserem Dinglreutlier Vorkommen bilden.
Wir gelangen nun zum Nachweis des gleichen Hori-
zontes bei Voglarn ; hier ist die Biarmatusregion in der
zuerst von Egger*) benannten, aber von ihm noch zum
braunen Jura gezogenen
b. Oolithschicht von Voglarn
enthalten. Der unterste weisse Jura wird nämlich im
Kalkbergerbruche (Voglarner Ueberkippung) durch
einen grünlichbraunen Oolith gebildet, der allmählich durch
Zunahme festerer kalkiger Ausscheidungen in den weissen
Kalkstein übergeht.
Die Grund masse von dieser Oolithschicht besteht aus
einem grünlichgrauen, nicht harten Kalkmergel, welchem
Eisenoolithkörnerchen (besonders an der unteren Grenze)
mit viel Glaukonit beigemengt sind. Dadurch ist eine so
dunkle Färbung bedingt , dass man beim ersten Anblick
sich schwer zur Annahme von weissem Jura entschliessen
kann. Für die Einverleibung in letzteren sprechen jedoch
mit Sicherheit die paläontologischen Anhaltspunkte.
Petrographisch kann man in der ganzen kaum einen
halben Meter mächtigen Lage noch zwei Abtheilungen
unterscheiden, wrie das Profil No. 8 lehrt, nämlich eine
untere, reichlicher mit Eisenoolithkörnern imprägnirte,
dunklere Parthie (0,15 m) und eine obere, durch das Ein-
lagern von kleinen, festen Kalkknollen dichter gewordene
(0,1 ra). Noch schärfer ist eine hellere, aber immer noch
Glaukonit in Putzen enthaltende Bank geschieden , bis
endlich der compakte Kalk selbst beginnt.
*) I. Jahresbericht des naturli. Ver. in Passau S. 34 und 41.
8
114
Unter der Oolithschicht begreifen wir also die Bänke
No. 4 und 5 des Voglarner Profiles; in paläontologischer
Beziehung lassen die daraus gewonnenen Reste keine
recht deutliche Verschiedenheit der zwei Lagen erkennen.
Versteinerungen sind zwar nicht selten, aber ihr Er-
haltungszustand ist ein sehr ungünstiger. Ferner ist es
wegen der bröcklichten Gesteinsmasse, selbst beim Sammeln
an Ort und Stelle, kaum möglich, die aus dem Oolith
leicht herausfallenden Fossile nach den beiden genannten
Lagen zu trennen. Was sich bisher aus der Voglarner
Oolithschicht ergeben hat, ist Folgendes :
Belemnites hastatus B 1 a i n v.
Harpoceras Henrici d ’ 0 r b.
,, Arolicum 0 p p.
Oppelia cf. callicera Opp.
,, cf. oculata Beau (denticulata Z i e t ?)
Amaltheus Lamberti Sow. (nach Giimbel).
Perisphinctes plicatilis auctor.
„ eonvolutus impressae Quenst.
Nautilus cf. Arduennensis d ’ 0 r b.
Terebratula bisuffarcinata Schlot h.
Ostrea cf. rastellaris G o 1 d f.
Pecten sp.
Plicatula subserrata impressae Quenst (sehr schön
und gross !)
Macrodon aemulum Phill. sp.
Natica Crythea d 1 0 r b.
Chemnitzia lineata S o w. sp.
Pleurotomaria Münsteri Roem.
Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.
cf. Cnemidium lamellosum Goldf.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir es hier in der
oberen Lage mit dem Analogon der fränkischen Grün-
115
oolithbank zu thun haben, während die tiefere Lage nach
dem von Giimbel angegebenen A. Lamberti die Stufe des
Aspid. biarmatum vertritt, also mit No. 5 des Profiles
Dinglreuth identisch ist.
Stufe des Peltoceras transversarium.
JÜoglanter Bdjidjten.
Die Grünoolithlage, von deren Vorkommen bei Voglarn
wir soeben berichtet haben , bildet die erste Bank des
Schichtencomplexes mit Peltoceras transversarium . Darauf
folgen noch dichte Kalke, die nach ihren Einschlüssen
gleichfalls zu derselben Zone gerechnet werden müssen.
Die hier in Betracht kommenden sind deutlich geschichtete,
dichte, weissliche bis graue Kalksteine, hie und da durch-
zogen von dunkleren Schnüren eines mergeligen Kalkes ;
oder das Gestein stellt ein Gemenge von dichtem Kalk
und zuckerkörnigem, dolomitischem Kalk vor.
So besonders an der Blümelmühle ausgebildet.
Ferner besitzt hier der Kalk noch ein schwarzfleckiges
Aussehen, das von zersetztem Eisenkies, welcher sich manch-
mal noch in frischen Anflügen auf den Bruchflächen findet,
herrührt.
Das Auftreten grösserer Mengen von Magnesia in so
tiefen Regionen dürfte nicht uninteressant erscheinen.
An eine Verwechslung mit den hochgelagerten, wirklichen
Dolomiten ist nicht zu denken.
Das Voglarner Gestein dieser Stufe, welche sich hier am
besten entwickelt zeigt, ist hauptsächlich durch viele grüne
Flecken und Punkte, die den sonst graulichweissen Kalk
durchziehen, charakterisirt ; dieselben rühren von fein ver-
theiltem Glaukonit her, ohne dass dieser, wie in der eigent-
lichen Glaukonitlage , sich zu wirklichen Körnern und
8*
116
Putzen concentrirt hatte. Diese grüngewässerte Färbung
gibt im Kalkbergerbruche leicht den Unterschied gegenüber
dem benachbarten Kieselnierenkalk ab. Ausserdem fehlen
Feuersteine den besagten Kalken gänzlich.
Bei Dinglreuth schliesst sich die Ausbildung im
wesentlichen an das Erwähnte an. Hier folgt auf den
braun und grün gefleckten Kalkmergel der Biarmatusstufe
eine 0,3 m- mächtige Kalkbank voller unreiner Brauneisen-
schnüre und Knollen, der Repräsentant von No. 5 und 6
im Voglarner Profil (S. 94); noch besser stimmt die Ver-
gleichung, wenigstens in petrographischer Beziehung, mit
der gleichfalls an Brauneisenbrocken reichen Lage No. 5
des Profiles No. 2.
Wir finden hier zugleich eine ausgebildete Scyphien-
facies entwickelt; denn die angewitterten Wände sind
besät mit Verrucospongi a verrucosa , V. uvaeformis, Cribro-
scyphia obliqua , G reticulata , Gonioscyphia texturata ,
Cnemidium sp. u. s. w.
Dieser Kalk, bräunlichgrau und Spuren von Magnesia
enthaltend, umschliesst nur wenig oder fast keine Glaukonit-
körner. Merkwürdig ist, dass viele kleine, auf beiden
Seiten ausgebildete (+ R. — R. ooP), weisse bis farblose
Quarzkrystalle darin zerstreut liegen. Sie können am
Besten nach dem Auflösen des Gesteines in Säure wahrge-
nommen werden. Daneben kommen etwas grössere, büschel-
förmig gruppirte Krystalle vor, welche mit einer dünnen,
spiegelnden Eisenoxydschicht an ihrer Oberfläche ver-
sehen sind.
Als Hangendes liegt auf dieser eisenreichen Scypliien-
bank ein Mergelthon mit ruppigen Kalklagen ( Harpoceras
Arolicum , H. canaliculatum, PerispJi. convolutas impresscie
Quenst.); er ist nicht sehr unähnlich der Lage 4 vom
Profil No. 2 , nur etwas kalkiger und fester. Etwas
höher stellen sich dann massigere Bänke ein. Die unvor-
117
theilhafte Sehichtenstellung an diesem Aufschluss lässt
keine nähere Besichtigung zu ; eine günstige paläontologi-
sche Ausbeute ist demnach hier nicht möglich. Der Bliimel-
mühler Kalk ist fast ganz versteinerungsleer und nur der
Voglarner Bruch erweist sich hierin als lohnender.
Vom letzteren Fundort stammen:
Aspidoceras Oegir Opp.
Harpoceras Arolicum Opp.
,, canaliculatum M ü n s t.
Haploceras Erato d ’ 0 r b.
Perisphinctes plicatilis Sow.
,, AJ artelli Opp.
Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h.
,, Stockari Mösch.
Balanoerinus subteres G o 1 d f sp.
Eugeniacrinus caryophyllatus Goldf.
Sphenodus longidens Ag.
Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.
Stufe des Peltoceras biinammatum Kieselnierenkalk.
©ilntburQer Srijidjtfn.
Das verbreitetste Juragestein innerhalb unseres nieder-
bayerischen Gaues besteht aus einem durch den Einschluss
vieler dunkler Kieselknollen Charakter isirten , fast unge-
schichteten, weissen Kalk vom Alter der Scyphienfacies
mit Peltoceras biinammatum.
Der Kalkstein besitzt eine meist rein weisse Farbe
(Maierhof, Fürstenzell) und ist hiedurch von dem immer
mit etwas gelberer Tinte schattirten Söldenauer geschichteten
Kalk auch im Handstück leicht zu unterscheiden. Seltner
kommt er graulichweiss (Voglarn) vor. Seiu Gefüge ist
dicht oder seltner versteckt krystallinisch, Mehr oder
118
weniger , im Allgemeinen jedoch nicht besonders hart.
Einige Lagen werden sogar kreideartig weich (Maierhof).
Der gleickalterige Flintsbacher Kalkstein ist gelblicher
und härter.
Im Gegensatz zum Söldenauer jüngeren Kalke kann
man ihn als fast ungesehichtet aufführen. Dadurch, dass
er nämlich in gröberen Bänken abgesondert ist , wird die
Schichtung undeutlich und verschwindet öfters ganz; dass
aber eine solche wirklich vorhanden ist, erkennt man ohne
Schwierigkeit an mehreren Stellen, so z. B. im Dötterbruch
(S. Profil No. 7) und bei Fürstenzell. Dies gibt auf der
anderen Seite den Unterschied von dem völlig unge-
schichteten plumpen Felsenkalk der südlichen Ausläufer des
Frankenjuras ab.
Die Kieselausscheidungen bestehen aus dunkelbraunen
bis schwarzen, muschlig brechenden Feuersteinen (im Flints-
bacher Kalk sind sie etwas heller) von kugeliger Gestalt
bis zu den bizarrsten Formen übergehend. Sie enthalten
häufig Reste von Versteinerungen und sind zumeist mit
einer weissen Hülle von zerreiblicher Kieselerde umgeben.
Hie und da birgt die Flintmasse mitten in ihrem Innern
kleine Kalkspathkrystalle. Das dunkle Aussehen dieser
Flintkugeln in Verbindung mit der schwach ausgeprägten
Schichtung bietet einen Hauptunterschied gegenüber dem
oberen Kieselnierenkalk (Hornsteinkalk vom Alter des
Perisph. pseiidomutabilis bei Regensburg, ausserdem durch
ganz Franken als normaler Scyphienkalk entwickelt) dar.
Doch hat sich die Kieselsäure nicht allein als Flint aus-
geschieden. Im Dötterbruch sind ausser diesen in grosser
Menge vorhandenen Feuersteinen auch noch splittrig
brechende Hornsteine nicht selten und zuweilen begegnet
man in Drusen, unmittelbar neben Kalkspath sitzend,
zierlichen, fast vollständig ausgebildeten Bergkryställchen.
Im Uebrigen gehören kleine Drusenräume, deren Wände
119
mit Kalkspathkrystallen ausgekleidet sind, hier zu den
Seltenheiten, während sie in anderen Kalken, wie z. B. im
Regensburger plumpen Felsenkalk, ein häufiges Vorkommen
bilden.
Von den Spongien , an denen das Gestein sehr reich
ist (leider verbietet der Erhaltungszustand in den meisten
Fällen eine sichere Bestimmung) haben manche eine Ver-
kieselung erfahren. Doch darf man daraus, dass die Kiesel-
säure sich hie und da Scj^phien zum Absatz wählte, nicht,
Avie es z. B. für die Feuersteine der Kreide öfters ange-
wendet ■ Avurde, sehliessen, dass alle Feuersteine einst
Amorphozoen geAvesen Avaren , die dann ihre organische
Struktur bis zur Unkenntlichkeit verloren hätten. Die
Mehrzahl der Schwämme ist ohnedem verkalkt. Wohl aber
mag es sein, dass die ursprünglich schleimige oder gallert-
artige Kieselerde bei ihrem Niederschlag sich öfters um
organische Substanzen herum concentrirt hat , Avie man
ausserdem aus der nicht seltnen Anhäufung organischer
Reste in den Flintkugeln entnehmen kann.
Dieser Kieselnierenkalk oder , wie man ihn wegen
seines hauptsächlichen Auftretens in der Ortenburger Um-
gegend auch nennen könnte, Ortenburger Kalk findet
sich an mehreren zerstreuten Plätzen anstehend. Die
besten Aufschlüsse Averden an den Maierhöfen (Maier-
hof- und Dötterbruch unweit Ortenburg), bei Voglarn
(Kalkbergerbruch) und vielleicht noch bei Fürstenzell
(an der Obermühl und unterhalb des Spirkenöder) getroffen.
Bei den anderen vereinzelten Vorkommnissen lässt sich
meist nur eine schwache Entblössung wahrnehmen, so
unfern M a r t e r b e r g, am Br uckbächel, beim Aich-
berger, beim Lippert (Hausbacher Gegend), nächst
Obern öd, an der Blümelmühle (unweit Vilsliofen)
und zu tiefst in den Sölde nauer Brüchen unfern
Ortenburg),
120
Was die Erhaltungsweise der Versteinerungen betrifft,
so erscheinen dieselben meist verkalkt, theilweise auch
verkieselt und bieten, die Schwämme ausgenommen, keine
die Bestimmung erschwerende Veränderung ihrer Theile
dar. Sie besitzen übrigens keine allzugrosse Häufigkeit,
wie man aus der Reichhaltigkeit der folgenden Tabelle
schliessen könnte. Im best aufgedeckten Bruche am Maier-
hof selbst sind sie sogar nur spärlich durch das Gestein
vertheilt, wogegen der auf dem Kalk liegende Tertiärsand
mit seinen reichen Muschellagen einen scharfen Contrast
bildet. Der nahgelegene Dötterbruch macht hievon eine
erfreuliche Ausnahme.
Die Gesammtfauna *) der Ortenburger Kieselnieren-
kalke dürfte in folgendem Register in annähernder Voll-
zähligkeit wiedergegeben sein. Die beigesetzten Buchstaben
beziehen sich auf die Fundplätze (Ml = Maierhof mit
Dötterbruch, V. = Kalkbergerbruch bei Voglarn, F. =
Fürsten zell, Ma. = Marterberg, A. = Aichberger, 0. =
Obernöd, B. == Bliimelmühle).
Amaltheus cordatus v. Buch. M.
Harpoceras Marantiauum d’Orb. M.
„ trimarginatum Opp. M.
Oppelia cf. trachinota Opp. M.
,, fllexuosa auetor. M.
Perisphinctes zur Gruppe des Perisph. stephanoides
' 0 p p. gehörig. M.
*) Die aufgeführten Versteinerungen sind zum grossen Theile von
mir selbst an Ort und Stelle gesammelt. Was mir am vollständigen
Verzeichniss abging, konnte ich aus der Privatsammlung des Herrn
Bezirksarzt Dr. Egger nachtragen, welcher, jetzt in Passau, früher in
Ortenburg thätig, seit Jahren seine Mussestunden der Pflege der Wissen-
schaften gewidmet hat. Mit Zuvorkommenheit überliess er mir sein
reiches Material zur Besichtigung. Seiner freundlichen Güte bin ich
den wärmsten Dank schuldig,
121
Perisphinctes sp. (cf. striolaris Ziet.) M.
Peltoceras Frikense Mösch. M.
Belemnites unicanaliculatus Ziet. An allen Fund-
plätzen.
Troehus speciosus Münst. F.
Isoarca transversa Miinst. sp. M.
,, texata Münst. sp. M.
Pinna radiata Goldf. M. Y.
Myoconcha Helmerseuiana d’Orb. M.
Lima Quenstedti Mösch. F,
Lima sp. M.
Modiola tenuistriata Goldf. M.
Macrodon aemulum Phi 11. sp. M. F.
Astarte sp. M.
Hinnites velatus Goldf. sp. M. V. F.
Pecten subtextorius Münst. M. Y. F. A. Ma.
,, subspinosus Münst. M.
„ cardinafcus Quenst. M. Y.
„ subfibrosus d’Orb. F.
Ostrea rastellaris Goldf. M. V.
Exogyra subnodosa Münst. Y.
Gryphaea sp. B.
Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h. (besonders
stimmt die Form in Quenstedt’s
Jura tab. 79 f. 17). An allen Fundplätzen.
,, subbavarica n. sp. M. Y.
„ Kurri Oppel. M.
( = Ter. reticnlata Quenst.)
Waldheimia pseudolagenalis Mösch. M. Y.
„ trigonella Scliloth. sp. M. Y.
(= Terebratella Fleuriausa d’Orb.)
„ Möschi Mayer M. Y.
Terebratella loricata Scliloth. sp. M. Y. F.
Megerlea pectiniculus Schlofb, sp. M. V.
Megerlea Friesenensis Schrüfer sp. V.
fthynclionella lacunosa Scllloth. sp. (besonders
mit Quenst. Brachiopoden t. 39
f. 78 stimmend). An allen Fundplätzen.
„ lacunosa var. Cracoviensis Quenst.
m. v. f.
,, strioplicata Quenst. sp. M. V.
,, strioeincta Quenst. sp. M. V.
„ senticosa Schlotb. sp. M. Y. F.
Cidaris Blumenbaclii M linst. M. 0.
,, cervicalis Ag. M.
,, filograna Ag. M.
,, coronata Goldf. An allen Fundplätzen.
,, vallata Quenst. M.
,, spinosa Ag. M. F.
Rhabdocidaris caprimontana Des. M.
,, nobilis Münst. sp. M.
Pseudodiadema Loehense Quenst. sp. M.
Asterias (Astropecten) spongiosa Quenst. M.
Spbaerites punctatus Goldf. sp. M.
,, tabulatus Goldf. sp. M.
Pentacrinus cingulatus Goldf. M.
Millericrinus Milleri Goldf. sp. M.
Apiokrinitenglieder Quenst. (Jura t. 81 f. 23).
Ceriopora striata Goldf. M. Y.
Neuropora cf. angulosa Goldf. sp. M. A.
Berenicea orbiculata Goldf. sp. M.
Stomatopora dichotoma Goldf. sp. M.
Serpula Deshayesi Münst. M.
,, convoluta Münst. M.
,, subflaccida Et all. M.
,, filaria Goldf. M.
Yerrucospongia gregaria Quenst. sp. M.
Coscinopora (?) texturafca var. patelliformis Goldf.
sp. M,
123
Cribroscyphia polyommata Goldf. sp. M.
Cnemisendea costata Goldf. sp. Y.
Cnemidium Golafussi Quenst. F.
Parendea floriceps Etall. M.
Porostoma impressum Goldf. sp. M.
Prosopon simplex Quenst. V.
Krebsscbeeren (Orhomalus Etall.) M.
Zu bemerken ist noch, dass Egger einen Hemicidaris
crenularis (von Bronn bestimmt), den ich aber durch
Autopsie nicht kenne, als aus diesen Schichten stammend
angibt.
Ein kurzer Blick auf obiges Yerzeichniss wird ge-
nügen, um in der Mehrzahl der Formen solche wiederzu-
erkennen, wie sie Quenstedt in seinem Jura aus dem
weissen Gamma (Lochen, Böllart) abbildet Es sind meist
Repräsentanten der Schwammfacies des mittleren und
unteren weissen Jura Nach Waagen gehört der Schwamm-
kalk an der Lochen (siehe: der Jura in Franken, Schwaben
u. s. w. S. 162 ff.), wenigstens dem grösseren Theil nach,
zum Horizont des Peltoc. bimammatum , welcher gewöhnlich
durch wohlgeschichtete Kalke (w. J. ß Quenstedt1 s)
vertreten wird. Auch Quenstedt setzt in seinem neuesten
Werke (Petrefaktenkunde Deutschlands III. die Echinodermen)
das von ihm früher dieser Lokalität zugesprochene Alter
bedeutend herunter (sogar bis in’s Alpha , wonach die
hauptsächlichsten Lochenversteinerungen aus ,,colonisirtem
au wären).
Die fränkische Parallele zum genannten schwäbischen
Fundplatz bildet ein Theil der Streitberger Schwammkalke,
deren genauere Altersbestimmung wir den Untersuchungen
vorzugsweise von Gümbel, ferner von Waagen ver-
danken. Yiele ihrer Einschlüsse lassen sich unter den
oben angeführten Fossilien gleichfalls naehweisen.
124
Sehen wir nun etwas näher zu, ob unsere Orten-
burger Schichten mit. diesen Schwammlagen zur gleich-
alter igen Periode gehören.
Die entscheidendsten Richter zur richtigen Fixirung
der einzelnen Unterabtheilungen im weissen Jura sind be-
kannterweise die Cephalopoden. Allein gerade an solchen
ist der Kieselnierenkalk von Niederbayern ziemlich arm.
Doch sprechen die wenigen Ammoniten , die mir daraus
vorliegen, nicht zu Ungunsten der Annahme, dass hier die
obere Stufe des unteren Malmes vorliegt. Sicher be-
stimmbar war nämlich ein typischer Canaliculat ( Harp .
Marantianum*) = Ammon, canaliculatus albus Quenstedt’s
Jura t. 74 f. 5), sowie ein Trimarginat ; dazu kommen
einige Flexuosen (theils mit der Miinst er’ sehen Species
übereinstimmend , theils mit Opp. trachinota 0 p p e 1 ver-
wandt), ferner Pdtoceras FriJcense**) Mösch (wird von
Mösch***) sogar aus den Birmensdorfer Schichten, also
noch tiefer aufgeführt) und Amaltheus alternans. V om letzteren
wissen wir, dass er durch drei Horizonte (Transvers.-,
Bimammat.- und Tenuilob. -Stufe) hindurchgeht und sich
hiebei vorzugsweise an die Scyphienlagen hält. Er ist
deshalb zur Sicherstellung des Lagers nicht zu verwertlien.
Ueberdiess kommt eine höchst nahestehende, wenn nicht
identische Form A. Beaugrandi Sauvage f) im französi-
schen Virgulien vor.
*) Harpoc. Marantianum bildet ein Leitfossil der Bimammatus-
stufe.
**) Ein sehr nahestehender Ammonit ist Pdtoceras reversum
Leckenby. Quarterly Journal 1859 S. 9 t. 1 f. 2
***) Casimir Mösch: Der Aargauer Jura. Beiträge zur geolo-
gischen Karte der Schweiz IV. S. 292, tab. I. f. 2.
f) Sauvage et Rigaux 1871. Journal de Conchyliologie
t. XIX. p. 369 und t. XX., 165 p. 16 f. 6. Ausserdem in de Loriol’s
Monographie paleont. et geol. de Boulogne s. Mer (Mem. de la societe
de physique de Geneve XXIII. 2. 1874 S. 283 mit Abbildung),
125
Die Lagerungsverhältnisse an den meisten der oben
bezeichneten Lokalitäten um Ortenburg herum sind der
Art beschaffen , dass eine andere Juralage als eben der
Kieselnierenkalk gar nicht aufgedeckt ist. Deshalb kann
man beim ersten Anblick der durch die belle, weisse Farbe
und den Mangel an deutlich ausgesprochener Schichtung
gekennzeichneten, feuersteinreichen Kalke leicht in Zweifel
über ihr wahres Alter kommen und sich zuletzt die Frage
stellen, ob überhaupt bei den in Rede stehenden Schichten
ein Niveau unterhalb der Zone mit Oppclia tenuilobata
vorliegt, oder ob dieselben zum oberen weissen Jura zu
stellen sind , mit dem sie petrograpliisch so viel gemein
haben?
Diese letztere Ansicht scheint noch dadurch bestärkt
zu werden, dass gegenüber den verhältnissmässig seltneren
sicher führenden Fossilien sehr verbreitet eine Rhynchonellci
ähnlich der trilobata , die bekanntlich ein Leitpetrefakt
für die höheren Regionen im weissen Jura abgibt, vor-
kommt. Es ist dies nämlich die in obigem Yerzeichniss
als JRhynch. lacunosa var. Cracoviensis angegebene Brachio-
pode, deren Unterschiede von der ächten trilobata wir
näher im paläontologischen Theile besprechen werden.
Was sonst noch von den organischen Einschlüssen au
höhere Etagen erinnert , wäre Waldheimia trigonella *)
( Terebratella Fleuriausa anderer Autoren), Millericrinus
Milleri , Cidaris Plumenbachii (C. Parandieri) und (von
Dr. Egger angegeben) Hemicidaris cremdaris , die aller-
dings in Franken und Schwaben in den oberen, klotzigen
Felsenkalken (Nattheim, Kelheim) heimisch sind. Allein
* Wird übrigens auch aus dem nordwestdeutschen Corallenoolith
(Goslar), welcher unter den Kimmeridgebildungen liegt, beschrieben
(Zeitschrift d. deutsch, geol. Gesellschaft XXVI., 217). Vergl. ferner
Dr. Brauns: Der Jura in Nord Westdeutschland III. Theil S. 306,
126
auch diese Formen können in tieferen Horizonten erscheinen
und sind deshalb nicht absolut beweisend für den oberen
Malm; denn Mösch*) gibt sie sämmtlich aus seinen
Crenularisschichten (terrain a cliailles pars) an , welche
auch unter den Tenuilobatenschichten (Badenerschichten
der Schweiz) liegen.
Wir haben sonach, auf paläon tologische Ergeb-
nisse gestützt, keinen nothwendigen Grund, oberen weissen
Jura anzunehmen. Fast alles Uebrige stimmt nämlich, wie
bereits erwähnt, mit Funden aus den schwäbischen und
fränkischen Schwammlagen von Lochen und Streitberg
(Bimammatusstufe des unteren weissen Jura) überein, so
hauptsächlich : Amaltheus alternans , Uarpoceras Maran-
tianum, trimarginatum , Isoarca transversa , Hinnites vclatus ,
Pecten cardinatus , Terebratiüa bisuffarcinata , T. Kurri ,
Terebratella loricata, Megerlea pectunculus, M. Friesenensis,
Bhynchonclla lacunosa , P. strioplicata , E. striocincta ,
E. senticosa , Cidaris coronata , C. valtata , C. fdograna,
C. spinosa, Bhabdocidaris nobilis, Pseudodiadema Lochcnse,
Asterias spongiosa, Sphaerites punctatus , S. tabulatus ,
Pentacrinus cingidatus , Ceriopora striata, Berenicea orbi-
cidata , Stomatoporcc dichotoma , Verrucospongia gregaria,
Coscinopora texturata var. patelliformis , Cribroscgphia
polyommata) Porostoma Impressum, Prosopon simplex.
Vollends aber entscheidend für das richtige Alter der
Ortenburger Schichten sind zuletzt noch die strati-
graphischen Verhältnisse an den wenigen Punkten, wo
das Hangende oder Liegende derselben noch von Schichten-
lagen jurassischen Charakters gebildet wird. Denn wir
finden einerseits bei der Blümelmühle diese Kieselnieren-
kalke direkt den Transversariuskalken aufgelagert und bei
o o
;) loc. citat. S. 156 —101 .
127
Voglarn (wegen der Ueberkippung) diesen direkt, unterge-
lagert, andrerseits bilden sie in den tiefsten Tbeilen der
Söldenauer Brüche (siehe Profi] 7) die Unterlage des ge-
schichteten Kalkes mit Oppelia tenuilobata. Nun könnte
höchstens noch eingewendet werden, an den beiden ersten
Stellen seien zwischen der Ablagerungszeit der Transversarius-
schicliten als unterer und der des Kieselnierenkalkes als
oberer weisser Jura keine weiteren Zwischenglieder zum
Absatz gelangt, und was das Söldenauer Vorkommen beträfe,
so wäre vielleicht der Gedanke an eine Ueberkippung, wie es
bei Voglarn wirklich der Fall ist, nicht ausgeschlossen. Aber
abgesehen davon, dass ersteres schon an und für sich un-
wahrscheinlich erscheint, ist letzteres schlechterdings un-
möglich , da auf dem Söldenauer Kalk noch der Dolomit
als Repräsentant der fränkischen Dolomite ruht, der ja bei
einer Ueberstürzung zu unterst liegen müsste.
Oppel bezeichnete den Kieselnierenkalk in seiner letzten
Arbeit über die Zone des Ammonites trcinsversarius geradezu
als zu dieser Region gehörig. Schon bei Gelegenheit der
Beschreibung des Voglarner Bruches wurde darauf hinge-
wiesen, dass die ihn zu dieser Annahme bestimmenden
Versteinerungen eben nicht dem Kieselnierenkalk sondern
den nächst tieferen Schichten entstammen.
Gemäss dieser angeführten Gründe sind wir
demnach zur Ueberzeugung gelangt, dass die
Ortenburger Schichten als weisse Scy phienkalke ,
petrographisch hauptsächlich durch das häufige
Vorkommen von dunklen Feuersteinen charakter-
isirt, wegen ihrer Lage zwischen den Stufen des
Teltoc. trän sv er scir imn und der Oppelia tenuilo-
bata das Niveau der Schichten mit P elto eeras
bimamm atuni darstellen, womit ihre Fauna in
keinem Widerspruche steht.
Was die auswärtigen Parallelbildungen betrifft, so
scheinen im schlesisch-polnischen Jura ebenfalls Kieselnieren-
128
kalke, die lieben einer petrograph. Aehnlicbkeit auch eine
zeitliche Aequivalenz mit unserem Ortenburger Kalk aufzu-
weisen haben, vorhanden zu sein. Wir werden darauf
noch näher zurückkommen.
In der Schweiz (Kanton Aargau) bieten die Crenularis-
schichten mit ihren unmittelbar anf- und unterliegenden
Kalken , in Nordwestdeutschland die Florigemmaschichten
(der Corallenoolith) die wahrscheinlichsten zeitlichen
Parallelen.
Bezüglich Schwabens und Frankens ist bei normalen
Verhältnissen der Schichtencomplex des Peltoc. bimammatum
als wohlgeschichteter, weisser Kalk entwickelt. Für Franken
hat Oberbergrath Gümbel die wegen der Brauchbarkeit des-
selben sehr zutreffende Bezeichnung Werkkalk in die
Wissenschaft eingeführt. Nur selten schliesst dieser Horn-
steine (Regenstauf uud Grosssaltendorf am östl. Jurarand)
ein. Oefters keilen sich die Kalkbänke horizontal in
klotzige Kalke aus, um einer Schwammfacies, die übrigens
auch häufig ihr Hangendes und ihre Basis mit ergreift
(Streitberg), Platz zu machen.
Stufe (1er Oppelia tenuilobata. Geschichteter Kalk.
Sölbenoucr &djtd)ten.
Nur an einem einzigen Orte innerhalb unseres ganzen
Gebietes, nämlich bei Sold enau unfern Ortenburg, treffen
wir auf diese Stufe. Hier ist sie aber mächtig und in
ihrer ganzen Vollständigkeit entwickelt.
Das Profil No. 7 (S. 89) gibt sämmtliche Lagen von
der unteren Greuze gegen den Kieselnierenkalk bis hinauf
zum Dolomit nach ihren petrographischen und paläontologi-
schen Eigen thiimlichkeiten und erspart uns deshalb eine
nochmalige genauere Auseinandersetzung der stratigraphi-
schen Verhältnisse. Graphisch wurde es in der dieser
Schrift beigefügten Profiltafel zu versinnlichen gesucht.
129
Jede einzelne Bank ist hier nach dem Verhältnis ihrer
Mächtigkeit und mit Berücksichtigung ihrer Einschlüsse
aufgeführt.
Der Kalkstein ist im Allgemeinen immer etwas gelb-
licher oder grauer gefärbt als der Kieselnierenkalk und
nur die Lagen No. 6—9 besitzen fast dasselbe helle und
weisse Aussehen, wie es diesem gewöhnlich zukommt. Die
untern Lagen haben eine etwas dunklere Farbe und sind
reicher an thonigen Verunreinigungen ; es war bei ihrem
Absatz die Einschwemmung vom Land her eine vermehrtere
als später. In Uebereinstimmung damit steht in paläon-
tologischer Beziehung das Auftreten von schlammliebenden
Myen darin.
Die drei obersten Bänke haben eine gelbere Farbe und
sind etwas magnesiahaltig; es kann dies nicht sehr auf-
fällig erscheinen, denn erst spät, nachdem schon die Haupt-
masse des Kalkes niedergefallen war, kamen die Magnesia-,
sowie die Eisenoxydulsalze, durch deren Oxydation die
gelbe Färbung zu erklären ist, zur Abscheidung.
Kieselausscheidungen fehlen ganz, daher dieser Kalk-
stein zum Brennen viel mehr geschätzt wird, als der seiner
Unterlage.
Folgende Versteinerungen stammen aus den Söklenauer
Schichten :
Amaltheus alternans Buch.
Aspidoceras longispinum Sow. (= A. iphicerum
0 p p.)
,, acanthicum Opp.
,, Altenense d’Orb.
circumspinosum Que n s t.
,, idem cum Aptycho.
,, Rüpellense d 1 0 r b.
„ binodum Opp.
9
Oppelia tenuilobata Opp.
„ Frotbo Opp.
„ Strombecki Opp.
,, Holbeini Opp.
,, canalifera Opp.
,, litocera Opp.
ITaploceras falcula Q u e n s t.
Perisphinctes Achilles d’Orb.
,, polygyratus Q n e n s t.
„ Eggeri n, sp.
,, progeron n. sp.
,, colubrinus Rein. sp.
,, Güntheri Opp.
,, involntus Qnenst.
,, suberinus n. sp.
,, Rolandi Opp.
,, trimerns Opp.
,, lepidulus Opp.
,, polyplocus Rein. sp.
,, platynotus Rein sp.
Phylloceras tortisulcatum d’Orb.
Nautilus franconicus Opp.
Belemnites unicanaliculatus Z i e t.
Pleurotomaria suprajurensis Roem.
Trocbus speciosus Münst.
Rostellaria bicarinata Münst.
Natica cf. Dejanira d’Orb.
Viele andere Steinkerne von Gasteropoden.
Panopaea (PJeuromya) tellina (Ag. sp.) Opp.
Ceromya orbicularis Roem.
,, obovata Roem.
( = Isocardia striata d ’ 0 r b.)
Goniomya ornata Münst. sp.
Pbolodomya parcicosta Ag.
131
Pbolodomya canaliculata Roem.
Area cf. texata G o 1 d f.
,, concinna Goldf. (Quenst. Jura S. 631).
Inoceramus laevigatus M ii n s t.
Ctenostrea (Lima) rudis S o w. sp.
Lima Quenstedti Mösch.
,, aequilatera Buv.
Pecten coruutus Quenst.
,, subfibrosus d’Orb.
,, subspinosus Schloth.
Avicula (Monotis) similis Münst. sp.
Ostrea gregaria Sow.
,, duriuscula ? Be an.
,, Quenstedti Mösch.
( — 0. Roemeri Quenstedt = Posidonia
gigantea Münst.)
Exogyra subnodosa Münst.
Astarte sp.
Gervillia sp.
Terebratula bisuifarcinata S c b 1 o t h.
Waldheimia Möschi Mayer (dicke Varietät).
Terebratulina Quenstedti S u e s s.
(— T. substriata y Quenst.)
Rhynchonella triloboides Quenst. sp.
Pacbyclypus semiglobus Des.
Holectypus corallinus d’Orb.
,, orificiatus Des.
Dysaster granulosus Goldf. sp.
Gyrodus umbilicus Ag.
Saurier zahn.
Scyphien diverse.
Fucoides sp. (cf. Hechinensis Quenst.)
Diese Einschlüsse vertheilen sich vertikal folgen der-
massen :
9 *
132
Oberste Lagen: Gelbe, etwas dolomitische Kalke.
Wenig Versteinerungen. Belemnites unicanaliculatus,
Perisph. Bolandi.
Obere Lagen: Gelblichweisse Kalke. Bostellaria
bicarinata, Perisphinctes Günther i, P. involutus, Oppelia
tenuiloibata , 0. Frotho , Avicula similis, Terebratulina
Quenstedti.
Mittlere Lagen: Der obere Theil davon bestellt
ans weissen, der untere ans gelblichweissen Kalken. Trochus
speciosus, Gasteropodenkerne, Perisphinctes progeron (nach
dem Aussehen seines Gesteines wurde die Zugehörigkeit zu
den mittleren Lagen erkannt) , Terebratula bisuffarcinata,
Pachyclypus semiglobus, Pecten subfibrosus, Lima aequilatera,
Ostrea gregaria , Pholodomya parcicosta.
Untere Lagen: Muschelstein, hellgrauer Kalk.
Nautilus franconicus , Perisphinctes Achilles , P. polygyratus,
Oppelia Utocera, 0. Holbeini , Aspidoceras Altenense, A.
eircumspinosum , A i phicer um , Perisphinctes platynotus ,
Inoceramus laevigatus, Ostrea Quenstedti (Boemeri), Exo-
gyra subnoclosa, Gervillia sp., Pecten cornutus , Area
concinna, Panopaea tellina , Ceromya orbicularis.
Unterste Lagen: Grünlichgrauer Mergelkalk.
Perisphinctes colubrinus, Panopaea tellina , Ceromya obovata ,
C. orbicularis , Lima Quenstedti , Ctenostrea rudis , Pecten
subspinosus , P. cornutus, Bhynchonella triloboides , Dysaster
granulosus und undeutliche Scyphien.
Ueberall, wo die grösseren Kalkbänke durch mergelige,
dünne Schiefer, deren Dicke öfters nur wenige Millimeter
beträgt, getrennt sind, erscheinen in diesen sehr häufig
kleine Echiniden , meist der Holectypus corallinus , sowie
kleine Astarten.
Bemerkenswerth ist ferner, dass eine Lage (No. 12
des Profiles No. 7) erfüllt ist von einem aus dem organischen
Reiche stammenden, aber mit undeutlicher Struktur ver-
sehenen Körper , ähnlich dem Fucoicles ( Nidliporites )
Hechinensis Quenst. Auf der Profiltafel ist diese Bank
deshalb als Fukoideenbauk bezeichnet. Ausserdem finden
sich noch grössere, dem cretacischen Cylindrites spongio\des
Göpp. verwandte Formen vor, welche hie und da die
Kluftflächen mit hirschgeweihartigen Wülsten überziehen.
Die Ammoniten halten sich vorzugsweise in den
unteren und untersten Parthieen vom Sölden auer Kalke
concentrirt; die mittleren sind davon fast ganz leer. Das
massenhafte Auftreten m diesen tieferen Lagen dürfte
jedenfalls dem Umstand zuzuschreiben sein , dass ihre
Schalen hierher zusammengeschwemmt worden sind. Dies
geht schon aus der Seltenheit der Aptychenfunde hervor ;
denn nach dem Tode des Ammonitenthieres mussten diese
so innig mit dem lebenden Organismus verbundenen Theile,
sobald die Gehäuse einige Zeit den Wellen preisgegeben
waren, aus letzteren herausfallen. Das häufige Vorkommen
von Myen, welche bekanntlich als schlammliebende Mollusken
selten sich in grösserer Individuenzahl neben vielen Oephalo-
podenresten finden, in jenen ammonitenreichen Bänken be-
stätigt obige Vermuthung nur noch mehr.
In der Vertheilung der Petrefakten scheinen die
analogen Verhältnisse, wie in den fränkischen Tenuilobaten-
schichten obzu walten. Wir werden darauf später noch
einmal zurückkommen.
Stufe des Dolomites.
Auf den geschichteten Kalk von Söldenau folgt nach
oben noch der Dolomit. Diese Auflagerung kann übrigens
nicht mehr deutlich gesehen werden, denn die hierher ge-
hörigen Lagen, einstens im Wagnerbruch anstehend, sind
tlieils weggebrochen, theils vom überhängenden Tertiärschutt
bedeckt worden.
134
Das Gestein ist von grünlichgrauer Farbe, weit dunkler
als das seiner Unterlage ; es besitzt ferner kein dichtes
oder festes Gefüge, sondern zeigt sich sehr mürb und ver-
wittert. Die chemische Analyse liess einen bedeutenden
Gehalt an Magnesia erkennen.
Paläontologisch ist nicht viel zu finden ; die wenigen
Versteinerungen bestehen aus undeutlichen Steinkernen,
wovon am besten noch die Abdrücke des Pecten subarmatus
M linst, erkennbar sind. Das Uebrige beschränkt sich
auf einige glatte Pecten (vielleicht cornutus), Belemniten-
alveolen und verdrückte Ammoniten (cf. Oppelia steraspis).
Vergleichung der niederbayerischen Juraablagerungen
mit andern Distrikten.
Schon oben bei der Beschreibung der gelben Doggerkalke ist
jener merkwürdigen Beziehungen gedacht worden , die zwischen den
niederbayerischen Doggerablagerungen und denen andrer Gebiete vor-
nehmlich in nordöstlicher Richtung hin bestehen. Wir werden versuchen,
eine ähnliche Vergleichung auch bezüglich des weissen Jura durchzu-
führen. Insonderheit wurde damals auf die Uebereinstimmung der
Doggerablagerungen einerseits unseres Gebietes, andrerseits der Gegend
im südwestlichen Polen (Regierungsbezirk Krakau,
Galizien) hingewiesen. Für den oberen (d. h. weissen) Jura kann man
von vornherein bei einer solchen Entfernung die gleichen Verhältnisse
nicht erwarten. Sind doch schon in Schwaben und Franken zwischen
nahgelegenen, gleichalterigen Malmschichten oft grosse Faciesunterschiede
vorhanden. Um so mehr darf man sich wundern , wenn wir dennoch
auf analoge Bildungen, die in der That zu existiren scheinen, stossen.
Zeus ebne r *) gibt aus dem südwestlichen Polen als unterstes
Glied des weissen Juras einen Kalkmergel voller Chloritkörner mit viel
Belemniten an — vielleicht das Aequivalent unseres Grünoolithes.
*) Die Gruppen und Abtheilungen des polnischen Jura. Zeitschrift
der deutsch, geolog. Gesellschaft 1869 S. 784.
135
Gppel*) führt aus diesem Gebiete die Transversariusschichten , die
auch in der niederbayerischen Provinz als Scyphienfacies vertreten sind,
als schwammreiche Kalke auf; es sind dies die Schichten mit Ammon, cordatus
nach Römer. **) Die in der Münchener paläontologischen Sammlung
gelegenen und von da stammenden Einschlüsse schliessen sich unseren
Paralielvorkommnissen, selbst denen noch von Münster bei Straubing in
ihrem Gesammthabitus merkwürdig an.
lieber die speciellere Ausbildung des unteren weissen Jura weichen'
aber die angeführten Geologen unter einander selbst ab, aber darin
kommen alle überein , als leicht erkenntliches Schichtensystem einen
weissen Kalkstein voller Feuerstein- oder Hornsteinknollen mit Rhynclio-
nella trilolata (Kalkstein mit Rhynclion. lacunosa und trilobata
Zenschner) auszuzeichnen. Auch H a u e r in seiner geologischen Ueber-
sichtskarte über die österreichische Monarchie ***) führt als wohlunter-
scheidbares Glied einen ,, oberen weissen Jurakalkstein mit Feuersteinen“
an. Als jüngste Stufe der dortigen Juraformation wird ferner ein
weisser, theilweise kieseliger Kalkstein mit Rhynch. Astieriana (Roemer)
oder inconstans (Hauer) und Cidaris florigemma (Z e us ch n e r) an-
gegeben.
Jene Kalke mit Rhynclion. trilobata auctor. (weisser Jura y und d,
Facies des terrain ä chailles Zeuschner, oberer Felsenkalk Börner)
dürften nur einer Parallele zu unserm Kieselnierenkalk entsprechen, in
welchem auch eine trilobatenähnliche Form ein häufiges Vorkommen
bildet (und zwar ist diese polnische nach der Abbildung in Quenstedt’s
Brachiopoden t. 40 f. 43, wo sie auf der Tafel als Rhynch. lacunosa
Gracoviensis benannt ist, identisch mit unserer). Die Petrefakten, welche
Zeuschner f) weiter daraus angibt, stimmen fast sämmtlich mit
denen aus den Ortenburger Schichten überein. Auch seine Erwähnung,
dass die Schichtung nicht mehr gut wahrneh*nbar sei, trifft gleichfalls bei
den letzteren zu. Oppelft) lässt diese Kalke mit Kieselausscheidungen
bei Krakau als unmittelbare Auflagerung der Transversariusstufe nach
oben folgen; das Gleiche sehen wir von den feuersteinreichen Kalken
der Passauer Gegend.
*) Oppel- Waagen. Ueber die Zone des Ammon, transvers.
Benecke’s geog. pal. Beitr. II. Heft S. 229.
**} Geologie von Oberschlesien S. 241.
***) Blatt III. Westkarpathen. Text,
f) 1. c. S. 787.
ft) 1. c. S. 230.
Eine fernere Uebereinstimmung beider Jurabezirke liegt noch darin,
dass in Niederbayern wie im Krakauer Jura der Lias gänzlich fehlt.
Das bei Söldenau aber sehr mächtige Schichtensystem der Opp. tenuilo-
bata mit seinem charakteristischen Ammonitenreichthum scheint in jenen
Territorien, wenigstens in dieser Ausbildung, zu fehlen. Hierin, wie im
Auftreten des Dolomites, liegt nun eine Analogie andrerseits mit
dem Frankenjura, womit allerdings auch die allgemeine Gliederung
-des weissen Jura im Einklang steht und mit dem der einstige Zusammen-
hang schon durch die vermittelnden Zwischenposten bei Flintsbach und
Münster bis zum Keilberge angedeutet ist. Gleichwohl gibt allein
schon die petrographische wie auch theilweise paläontologische Ver-
schiedenheit der Bimammatusstufe , die in Franken und Schwaben nie-
mals als blendendweisser Kalk voll dunkler Kieselkonkretionen auftritt,
genügende Anhaltspunkte, um die allenfalsige Behauptung zu widerlegen,
dass zwischen dem niederbayerisclien und fränkischen Jura eine voll-
kommene Uebereinstimmung sich nachweisen lasse.
Werfen wir zum Schlüsse noch einen Blick auf die Parallelbildungen
andrer Juradistrikte.
Was den Aargau er Jura der Schweiz betrifft, so haben wir be-
reits früher darauf hingewiesen, dass unsre Dinglreuther Schichten ihrer
Fauna nach in der gelben thonigen Facies der Ornatentlione (Mösch)
daselbst enthalten sind. Die Scyphienkalke von Münster und Voglarn
vertreten unbedingt die Birmensdorfer , die Ortenburger Kieselnieren-
kalke, wenigstens in der Hauptsache, die Crenularis- und die Söldenauer
Tenuilobatenkalke die Badener Schichten.
Hinsichtlich des englisch-französich-nordwestdeutschen Juragebietes
sind direkte Vergleichungen durch die grössere Verschiedenheit in Ge-
stein und Fauna ungleich schwieriger. Doch dürften, was Nordwest-
deutschland betrifft, die Perarmaten- oder Heersumer Schichten den
Dinglreuther und Voglarner (Biarmatus- und Transversariusstufe) , die
Florigemmaschichten oder der Corallenoolith den Ortenburger (Bimam-
matusstufe) und die unteren Kimmeridge - Bildungen den Söldenauer
Schichten (Tenuilobatusstufe) entsprechen.
Hievon besitzt nur der Complex der Perarmatenschichten eine
grössere paläontol. Verwandtschaft mit unsern Bildungen , von welchen
in dieser Beziehung der Dinglreuther Mergelkalk mit ersteren am meisten
correspondirt. Näheres hierüber vergleiche Seite 112. Was sonst an
Versteinerungen in beiden Juragebieten vorkommt, lässt sich ohne grosse
Mühe aufzählen (von den Muscheln z. B. nur einige- Myen (wie
137
Phölodomya pcmcicosta, Pli. cctnaliculata, Panopaea tellina, Ceromya
orbicularis) , ferner Ctenostrea (Lima) rudis , Ostrea rastellaris , 0.
gregaria, Pecten subßbr.osus und Astarte supracordllina*). Interessant
ist ausserdem das beiderseitige Erscheinen der Waldheimia trigonella,
welche bis vor nicht langer Zeit nur aus hochgelegenen schwäbisch-
fränkischen Jurabildungen (Nattheim, Kelheim, sogen. Epsilon) bekannt
war. Mösch hat sie später aus seinen Crenularisschichten erwähnt,
in welchen sie sich mit Cidari-s florigemma, Hemicidaris crenularis,
Peltoceras bimanwiatum u. s. w. findet , also wie in den Ortenburger
Schichten unzweifelhaft auch in einem relativ tiefen Niveau auftreten
kann. Struckmann hat neuerdings **) eben wegen ihres Vorkommens
in Schwaben und im Corallenoolith Goslars ***) vermuthet , dass der
letztere und der weisse Jura Epsilon Süddeutschlands einer geologi-
schen Altersperiode angehöre. Durch das Angeführte aber ist ersichtlich,
dass das Auftreten der genannten Terebratel an kein bestimmtes Niveau
geknüpft ist. Ueberdiess müsste nach dieser Annahme in Hannover die
Parallele unsrer Biarmatus- und Transversariushorizonte (Alpha) [denn
mit diesen sind jedenfalls die Heersumer Schichten gleichzeitige Gebilde]
unmittelbar überdeckt sein von der Parallele zum Epsilon Schwabens
oder den plumpen Felsen- und Korallenkalken. Demnach wären daselbst
die zwischenliegenden mächtigen Schichtencomplexe der Bimammatus-
(Beta), Tenuilobatus- (Gamma) und normalen Scyphien-Kalke * (Delta)
sowie ein Theil des Dolomites gar nicht durch gleichaltrige Bildungen
repräsentirt. Deshalb glauben wir, dass der Korallenoolith, wenigstens
in seinem unterem Theile, eher den Crenularisschichten, dem Ortenburger
Kieselnieren- oder anderwärts geschichteten Kalk (Werkkalk) d. h. der
Stufe des Peltoc. bimammatum entspricht , und dass vom Lager der
Terebratula humeralis aufwärts, hauptsächlich im unteren Kimmerigdien,
das zeitliche Aequivalent der Tenuilobatusschichten zu suchen ist (einige
Pelecypoden, darunter auch Astarte supracorallina , sind den letzteren
wie dem ersteren gemeinsam). Damit stimmt ferner überein, dass das
Hauptleitfossil, nach welchem das mittlere Kimmeridgien den Namen
*) Am Keilberg (wie in Franken) in den Tenuilobätenschichten
nicht selten ; in Niederbayern selbst habe ich sie, obwohl ihr Vorkommen
in den Söldenauer Schichten sehr wahrscheinlich ist, noch nicht nach-
weisen können.
**) Zeitschrift d. deutsch, geol. Gesellscli. XXVI. S. 219.
***) Eine Abbildung u. Beschreibung der nordwestdeutschen W. trigon.
gibt Brauns. Vergl. „Der obere Jura im nordwestl. Deutschland
S. 366 tab. III. f. 10 -15.
138
Ptcroceras-Schichten bekommen hat, in unseren Dolomiten, die Waagen*)
mit den unterliegenden klotzigen Scyphienkalken darnach als Zone des
Vteroccrci Oceani und des Ammon, mutabilis aufführt, wiedergefunden
wird, und deshalb jene Dolomite mit den mittleren Kimmeridge-Bildungen
am wahrscheinlichsten zu parallelisiren sind. Erst darauf folgt dann
einerseits oberes Kimmeridgien, andererseits das Niveau von Söfflingen
( Exogyrci virgulci) und Solenhofen (Oppelia lithographica , steraspis
unteres Tithon in der alpinen Facies).
Nach der oben bei der Formationsbeschreibung ausgeführten De-
taillirung wird es endlich der Bemerkung kaum bedürfen, dass mit den
Juraschichten der nördlichen Alpenkette jede und alle Analogie
fehlt, obwohl wegen der nicht sehr beträchtlichen Entfernung alpiner
Absätze vom niederbayerischen Jurabezirk eine Untersuchung nach dieser
Art allerdings a priori Beachtung verdient.
Vergleichung der niederbayerischen Juraablagerungen
mit dem Frankenjura.
Da der fränkische Jura dem niederbayerischen am meisten benachbart
liegt, dürfte es zweckmässig erscheinen, einen etwas ausführlicheren
Vergleich zwischen beiden durchzuführen
Dem braunen Jura Frankens, den wir als bekannt voraussetzend
nicht weiter in seiner einzelnen Gliederung specialisiren wollen, steht
der nisderbayerische sehr einfach gegenüber.
Von dem gelben, späthigen Doggerkalke, welcher nämlich mit dem
Eisensandstein den gesammten Dogger repräsentirt , ist schon oben bei
seiner Beschreibung als Concentrationstypus mehrerer Doggerfaunen
ausführlich berichtet worden. Wir sahen , dass derselbe in seiner Aus-
bildung so vereinzelt dasteht, dass wir dafür nur ein einziges, aber
deckendes Analogon (im Baliner Oolith) finden konnten.
In Franken schliessen sich allerdings auch die Zonen vom oberen
Unter oolith bis incl. unteren Callovien unter sich gegenüber ihrem
Hangenden und Liegenden zusammen und bilden im Allgemeinen ge-
*) Dr. W. Waagen. Versuch einer allgemeinen Classifikation
der Schichten des oberen Jura. S. 16.
139
liommen ein petrographisches Ganze — den Eisenoolith. Doch sind hei
diesem paläontologische Abstufungen, von denen jede noch eine gewisse
petrographische Nuance besitzt, wohl zu unterscheiden.
Am durchgreifendsten ist die Verschiedenheit in der oberen Callo-
vienlage, im Ornatenthon (Stufe des Pcrisphinctes anceps und Peltoceras
athleta). Durch ganz Franken zieht sich dieser Horizont als einer der
wohlunterscheidbarsten hindurch; wegen der thonigen Beschaffenheit
seiner Schichten lässt er sich an dem constant wiederkehrenden Plateau
unterhalb des ersten Steilrandes vom weissen Jura leicht verfolgen.
Nichts davon bemerkt man im niederbayerischen Jura. Die charakteristi-
schen Versteinerungen sind vorhanden, aber sie finden sich mit solchen
von tieferen Niveaus zn einer Fauna vereinigt.
Gehen wir zum weissen Jura über.
Die genaueste Eintheilung des fränkischen Malmes mit Berück-
sichtigung aller vorkommenden Fälle gibt die Gümbel’sche Publikation:
Die geognost. Verhältnisse der fränk. Alb. *) Dieselbe steht auch mit
der Klassifikation 0 p p e 1’ s **) vom untern und mittleren weissen
Jura, welche nach den bekannten drei Ammoniten ( Peltoc . transvcrsarium,
Peltoc. bimammatum , Oppelia tenuilobata) durchgeführt ist und im
Allgemeinen mit Quenstedt’s weissem a, ß und y correspondirt, im
Einklänge.
Oppel’s Transversariuszone bildet den oberen Theil seiner anf'äng-
lich ***) aufgestellten Schichten des Ammon, biarmatus; in seinen
späteren Veröffentlichungen trennte er den unteren The.il derselben
d. h. die Lagen , welche ausser dem namengebenden Ammoniten noch
durch Am. cordatus bezeichnet sind, als Biarmatuszone im engeren
Sinne ab; ferner f) brachte er die Transversariusschichten in zwei Unter-
abtheilungen.
Späterhin fügte Waagen ff) als Hangendes der Tenuilobatus-
stufe die Zone des Pterocera Oceani und des Ammon, mutabilis fff),
worunter er die Dolomite und klotzigen Scyphienkalke begriff', dazu.
*) Einleitung zu Riehl’s Bavaria III. Buch IX. Band.
**) Paläontolog. Mittheilungen II. Band S. 163-188.
***) Die Juraformation S. 616.
f) Ueber die Zone des Ammon, transversarius S. 219 (Separat-
abdruck S. 15).
ff) Versuch einer allgemein. Classifikation der Schichten des oberen
Jura S. 16.
fff] Vergleiche die Anmerkung auf Seite 50.
140
Nach oben folgt weiter noch das Niveau von Solenhofen (Region der
Acanthoteuthis speciosa (Waagen) und der Oppelia Uthographica ) .
In anderen Juradistrikten schliesst die Juraformation mit der noch
höheren Portlandstufe sammt den Purbeckschichten (englich-französisch-
nordwestdeutscher Jura) und dem oberen Tithon (alpine Facies) ab.
Wir müssen hier verzichten, die erwähnte ausführlichere Gliederung
von Gümbel nach ihrem vollen Umfang zu wiederholen und beschränken
uns, da der niederbayerische dura mit dem Dolomit nach oben ab-
schliesst, nur darauf, die von diesem abwärts gelagerten fränkischen
Jurastufen in gedrängter Kürze zu überblicken.
Gemäss der berührten Eintheilungsprincipien legen wir folgendes
allgemeine Hauptschema, wie wir es nach eigener Anschauung bestätigt
gefunden haben, zu Grunde.
Oberer w. Jura :
Stufe der Oppclia lithographica. Plattenkalke.
Stufe des Pteroceras Oceani. Dolomit.
Mittlerer w. Jura :
Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. Normaler Schwammkalk.
Stufe der Oppelia tenuilobata. Oberer Mergelkalk.
Unterer w. Jura:
Stufe des Peltoceras bimammatum. Werkkalk.
Stufe des Peltoceras transversarium. j ^n^erei Meigelkalk mit dei
i (rlaukoolithbank.
Stufe des Aspidoceras biarmatum. Mergel mit Geodenlager.
Wir finden diese Abtheilungen auf doppelte Art entwickelt, einmal
als normale, kalkigmergelige, meist wohlgeschichtete Facies und ferner
als klotzige oder undeutlich geschichtete Schwammkalke *). Nur in
einer Region, nämlich in der unterhalb des Dolomites, bilden Schwamm-
lager auch bei normalen Verhältnissen die gewöhnliche Erscheinung.
Im oberen w. Jura herrschen statt der Schwämme Korallen vor.
Eine solche Schwamm- oder Scyphienfacies kann eine Zone ganz
oder theilweise erfüllen. So ist beispielsweise bei Würgau (Bamberger
Gegend) das ganze Niveau vom Peltoc. bimammatum , von den Tenuilo-
bateDschiehten aber nur der unterste Theil derselben hiedurch vertreten.
An der Grenze, wo sich die massigeren Scyphienbänke in den geschich-
teten Kalk auskeilen , ist natürlich ein mannigfacher Wechsel beider
Ausbildungsweisen zu beobachten ; in diesem Falle zeigt der letztere ein
*) Vergl. Gümbel, die Streitberger Schwammlager (Württemb.
naturw. Jahresln, 1862 S. 192 ff.).
141
erhöhtes oolithisches Gepräge. Wo Schwammlager in einer der unteren
Stufen vollständig zur Herrschaft gelangt sind, greifen sie nicht selten
auch auf die nächst höheren oder tieferen Lagen über, wofür z. B. die
Schwammfelsen bei 'Schloss Niesten und an einigen Punkten um Streit-
berg in Oberfranken sprechende Zeugnisse liefern. Dort reichen sie
nämlich vom Dolomit bis in die unteren Regionen des weissen Jura
hinab. Wegen ihres äusserlich gleichen Aussehens wird an solchen
Plätzen die speciellere Gliederung des weissen Jura sehr erschwert und
kann nur durch genaue Untersuchung der Einschlüsse , vorzüglich der
Cephalopoden , mit Erfolg entschieden werden (denn bezüglich der
Brachiopoden und Echinodermen begegnen einem , wenigstens in den
häufigeren Funden aus den verschiedenalterigen Scyphienkalken so ziem-
lich die gleichen Formen).
Was die Stufe des Aspid. biarmatum (Stufe des Amalth.
cordatus) betrifft, so steht ihrer dürftigen Entwicklung in Franken, dem-
zufolge sie als blosser Anhang der Transversariusschichten abgehandelt
werden kann (Gümbel hat sie daher gar nicht besonders ausgeschieden)
sehr im Gegensatz zu den, wenn auch allerdings nicht mächtigen aber
paläontologisch reichhaltigen Biarmatusschichten von Dinglreuth. Siehe
das Nähere S. 111.
Hier aus grauem Mergelkalk voll unreiner Brauneisenputzen und
Glaukonitflasern bestehend, ist sie dort im fränkischen Bezirk als harte
Geodenlage , umgeben von graulichem Thon oder als ockrige^* gelber,
etwas Glaukonit enthaltender Mergel ausgeschieden. Waagen führt
aus dieser Lage von ganz Bayern nicht mehr als Peltoc. Arduennense,
Aspid. biarmatum , Asp. perarmatum, Amaltheus Lamberti und Belern-
nites hastatus auf.
Die Stufe des Peltoceras trans versarium zerfällt in zwei
Regionen, in eine untere, das eigentliche Lager des Pelt. transversarium ,
und in eine obere, durch Waldheimia impressa charakterisirte , Ab-
theilung; erstere begreift einen mergeligen Kalk, letztere meist einen
Mergel bis Mergelthon (Impressathon) in sich.
Was die leitenden Einschlüsse dieser Schichten anlangt, so besitzen
wir darüber eine Monographie von 0 p p e 1 *).
Bekannt ist, dass die untersten Lagen aus einer oder wenigen
Bänken von gelblichen Mergelkalk voller Glaukonitkörnerchen bestehen
— der Glaukoolith oder die Grünoolithbank Gümbel’s. Wir sahen
*) Benecke’s geognost. paläont. Beiträge IT. Heft,
142
oben, dass wir die direkten Aequivalente dafür auch in unserem Gebiete
besitzen. Das unmittelbar Hangende davon, noch zur engeren Region
des Pelt. transv. gehörig, konnten wir bei Yoglarn und Dinglreuth und
besonders bei Münster als ausgesprochenen Scyphienkalk beobachten.
Hauptsächlich beim letzteren Fundplatz ist die direkte Analogie mit
dem berühmten Birmensdorf der Schweiz ausser allem Zweifel. Eine
mit den genannten Birmensdorfer Schichten sich vollkommen deckende
Ausbildung (ausgeprägte Schwammfacies in den untersten Transversarius-
bänken) glaube ich in Franken nicht nachweisen zu können. Zwar
stellen sich schon im tiefsten weissen Jura zuweilen vereinzelte Schwämme
ein (vornehmlich am Ostrand: Regensburg, Amberg, Auerbach), aber
in grösserer Häufigkeit treten sie gewöhnlich erst in der Oberregion
(Niveau der Waldli. impressa) in Form von krümeligen, mergeligen bis
thonigen Schwammlagen, welche allmählich mit den nächst höheren
Schichten verschmelzen, auf. Wir verdanken Gümbel *) zuerst den
Nachweis der tiefen Stellung dieser letzteren , welche von ihm untere
Streitberger Schichten genannt wurden, da sie am typischsten im Schauer-
graben bei Streitberg anstehen. Waldli. impressa kommt allerdings
darin nicht vor. Dieselbe ist aber auch in den schwammfreien Schichten
nur im südwestlichen Theile des Frankenjura, wo die letzten Ausläufer
des schwäbischen Impressathones enden , vorhanden ; gleichwohl darf
man gewiss noch das unmittelbar Liegende vom Werkkalk als zu ihrem
Niveau gehörig betrachten, auch wenn dasselbe im nördlichen und öst-
lichen Franken statt thonig nur merglig oder kalkig entwickelt ist.
So auch in Niederbayern, wo sogar einzelne dolomitische Lagen (Blümel-
mühle) diesen Horizont vertreten.
Stufe des Peltoc. bimammatum. In der normalen Ausbildung
durch das ganze fränkische Gebiet als Werkkalk, ein in wohlgeschichteten,
weissen Bänken abgesonderter, sich muschlig brechender Kalkstein ent-
wickelt. Charakterisirt ist derselbe hauptsächlich durch Peltoc. bimam-
matum, Harpoceras Marantianum, H. canaliculatum , Oppelia semi-
falcata, 0. Hauffiana, Perisphinctes Streichensis , P. Tiziani. Peltoc.
bimammatum ist keine sehr grosse Seltenheit, wenigstens wird es viel
häufiger gefunden, als das die unterliegende Etage bezeichnende Pelt.
transversarium.
Die Scyphienfacies dieser Stufe tritt an mehreren Plätzen auf, so
gehört hieher ein Theil der Schwammkalke von Streitberg, Würgau,
im Pegnitzthale u. s. w.
') 1. c. S. 195.
143
Den normalen Werkkalk vermissen wir im Oldenburger Revier ;
dagegen repräsentirt gleichfalls ein Scyphienkalk diesen Horizont. Der-
selbe weist in paläontol. Beziehung viele gleiche Arten mit dem fränki-
schen (S. Seite 126) auf, besitzt aber dennoch mehrere eigenthümliche
Formen, die jenem fremd sind. Wir erwähnen nur : Peltoceras Frikense,
Myoconcha Helmer seniana, Macrodon aemulum , Pecten subfibrosus,
Ostrea rastellaris , Terebratula subbavarica , Waldheimia trigonclla ,
J&kynchonella lacunosa var. Cracoviensis, Cidaris cervicalis, Hemicidaris
crenularis.
Damit correspondirt die petrographische Beschaffenheit. Als einen
fast rein weissen , oft so gut wie nicht geschichteten, mit schwarzen
Feuersteinen versehenen Kalk haben wir den fränkischen nie kennen
gelernt. Hornsteine, aber von weisslich grauer Farbe, kommen, wenn
auch sehr selten , vor (Regenstauf, Würgau), aber niemals erinnern sie
an jene dunkle Flinte , die denen der norddeutschen Kreide ähneln.
Ferner besitzt der fränkische Scyphienkalk eine ruppige, klotzige bis
krümelig und bröcklichte Beschaffenheit und eine immer ins schmutzig-
graue spielende Farbe statt des weissen, dichten bis mulmig kreidigen
Anssehens vom niederbayerischen Kieselnierenkalk.
Wie wir in unserem Bezirke keine Gliederung innerhalb des Niveaus
von Peltoceras bimammatum feststellen konnten, so ist dies wohl auch
in Franken nicht leicht möglich. Nur in der Facies der wohlgeschich-
teten Kalke lässt sich in deren Oberregion unterhalb der Tenuilobaten-
schichten an manchen Punkten ein gewisser Complex von sehr leicht
klüftbaren, dünnbankigen Kalken abscheiden, welche wie es scheint in
den Einschlüssen bereits eine gewisse Hinneigung ( Oppelia litocera,
0. modestiformis) an die hangenden Lagen zu erkennen geben
Stufe der Oppelia tenuilobata. Im Gegensatz zum Werkkalk
zeigt der hierher gehörige Schichtencomplex einen grösseren Thongehalt
(daher oberer Mergelkalk). Derselbe kann sich bis zum grauen thonigen
Mergel (Nordrand der Alb) steigern, während er am Westrand (wie in
der Erlanger Gegend) fast ganz zurücktritt. Die Cephalopodenfauna
dieser Schichten führten Oppel *) und Waagen**) bereits in langen
Verzeichnissen auf. Davon verdienen als am meisten leitend folgende
Ammoniten hervorgehoben zu werden : Oppelia tenuilobata, 0. Frotho,
0. canalifera , 0. Gümbeli , 0. Holbeini, 0. Strombeclci, Aspidoceras
*) Paläont. Mittheilungen II. Band.
**) Der Jura in Franken, Schwaben u. d. Schweiz S. 1 96 ff.
144
Altenense , A. circumspinosum , iphiccrum ( ~ longispinum) , Pm-
sphinctes involntus , P. platynotus, P. Gcilar , P. stephanoides , P.
polyplocus.
Die ersten Schichtenlagen, unmittelbar auf dem Werkkalk gelegen,
heben sich gegenüber ihren hangenden Bänken dadurch heraus, dass
ihnen fast immer ein weniger dichtes Gefüge als den letzteren zukommt.
Sie sind mergeliger als diese und besitzen deshalb eine dunklere
Färbung, welche häufig durch die spärliche Einmengung eines glaukonit-
artigen Minerales eine etwas ins grünliche spielende Nüance bekommt, *)
oder sie stellen einen nur locker gebundenen , gelblichweissen Mergel-
kalk vor, aus welchem sich unschwer die Einschlüsse lierauslösen
lassen (Nordrand).
Ein häufiges und charakteristisches Vorkommen in diesen unteren
Bänken bildet der Perisphinctes platynotus. Man kann demnach die
Unterregion der Tenuilobatusstufe als Region des Perisphinctes
platynotus bezeichnen. Perispli. Galar , P. colubrinus, kleine Echiniden
(Collyrites) in grösserer Zahl und grosse Exemplare von Ostrea Qaen-
stedti sind seine Begleiter.
Eine andere Region scheidet sich an der oberen Grenze unter den
klotzigen, normalen Schwammkalken aus, indem hier eine Pelecypode,
die Avicula (Monotis) similis M ün st. (Goldf.) sp. (Avic. simüis Oppel **)
== Monotis lacunoscie Quenstedt) in grosser Häufigkeit auftritt, welche
Beobachtung man durch die gesammte fränkische Alb verfolgen kann.
Nur an ihrer Nordspitze, wo die Schichten fast ganz thonig werden, ist
genannte Muschel selten, verschwindet aber auch hier nicht vollständig
(Weismain). Sie hält sich dabei an keine einzelne Bank, sondern er-
füllt eine ganze Schichtenreihe mit ihren Schalen. Gemeinschaftlich
*) Eine Verwechslung mit der Grünoolithlage kann nicht stattfinden,
da letztere auch petiographisch als harter, gelblicher Mergelkalk und
durch die Menge der eingeschlossenen Glaukonitkörner unterschieden ist.
**) Oppel führt sie in seinen paläontol. Mittheilungen sogar aus
den Tenuilobatenschichten von Crussol (dep. Ardeche) an. Waagen
erwähnt diese Muschel, welche wie nicht leicht eine andere als sicheres
Leitpetrefakt Beachtung verdient, in seinem Jura nur gelegentlich bei
einigen Petrefakten Verzeichnissen. Dagegen lässt Quenstedt (Jura
S. 680) im oberen Theile seines y eine Bank ganz mit ihren Schalen
erfüllt sein. Gümbel zählt sie ferner aus den Tenuilobatenschichten
(Württemb. naturw. Jahresh. 1862 S. 202 und 206) auf. Auch die Ge-
brüder Würtenberger (Verhdlgn. der naturw. Ver. zu Karlsruhe II.
1866 S. 44) erkannten ihre Bedeutung und benannten eine ganze
Schichtengruppe nach ihr.
145
mit ihr (hauptsächlich im untern Theile dieser engeren Schichtenreihe)
liegt Oppelia tenuilobata in besonderer Häufigkeit neben der gleichfalls
nicht seltenen Oppelia dentata. Wir fassen daher die Oberregion der
Tenuilohatusschichten als Kegion der Avicula (Monotis) similis
und der Hauptentwicklung der Oppelien vom Typus der
tenuilobata (0. tenuilobata , 0. Frotho, 0. Weinlandi , ferner 0.
canalifera) zusammen.
Die in der Mitte gelegenen Kalke und Kalkmergel haben sich bis
jetzt durch keine besonderen paläontologischen Merkmale weiterhin ge-
kennzeichnet; nur die Planulaten vom Typus des polyplocus scheinen
innerhalb dieses Niveaus ihre grösste Entfaltung gehabt zu haben, so
dass wir, um die Dreitheilung zu* vervollständigen, die Mittelregion
einstweilen als Region der Hauptentwicklung der polyploken
Perisphinkten aufführen können.
Nach diesen Auseinandersetzungen erscheint in Franken der ganze
Schichtencomplex der Oppelia tenuilobata , welcher von den obersten
Bänken des Werkkalkes bis zum Beginn der grobbankigen Seyphienkalke
sich erstreckt, folgendermassen gegliedert: *)
Stufe des
Perisph. pseudomut abilis. Schwammkalk.
Region der Avicula ( Monot.) similis
und der Hauptentwicklung der Tenuilo-
Stufe der baten.
Region der Hauptentwicklung der Poly-
Oppelia tenuilobata. ploken.
Region des Perisphinctes platynotus.
Stufe des Peltoc. bimammatum. Werkkalk.
*) Dass eine ähnliche Gliederung der Stufe mit Opp. tenuilob. auch
für weitere Strecken Anwendung findet , lässt sich aus den Unter-
suchungen der Gebrüder Würtenberger (Der weisse Jura im Klettgau
und angrenzenden Randengebirg, Yerhdlgn. d. natw. Ver. zu Karlsruhe
II., 1866) im Klettgauer Jura entnehmen. Dieselben vermochten näm-
lich über der Hauptabtheilung der Tenuilobatenschichten (Schwarzbach
Schichten oder Schichten des Ammon, platynotus und polyplocus) noch
durch Avicula (Monotis) similis besonders charakterisirte Schichten
(Sch. mit Mon. similis) auszuzeichnen.
10
146
Was die Vertheilung der Vertreter des Genus Aspidoceras (die
früheren Inflaten) betrifft, so sind davon A. Altenense, A. circum-
spinosum in den unteren, die Formen aus der Verwandtschaft des A.
longispinum (A. iphicerum Opp.) und A. acantliicum in den oberen
Lagen am häufigsten.
Betrachten wir die Tenuilobatusschichten in Niederbayern , wo sie
als geschichtete Kalke bei Söldenau entwickelt sind , so stimmen die
dortigen Verhältnisse im Allgemeinen mit den fränkischen überein. Es
haben sich uns bei der erwähnten Lokalität in den tieferen Lagen
(grauer Kalk und grünlichgrauer Mergelkalk) gleichfalls Ferisph.
platynotus, ferner Aspid. Altenense, A. circumspinosum , Ostrea
Quenstedti u. s. w. gezeigt, während wir in den oberen Oppelia tenuilob .,
0. Frotho , Avicula similis *) constatiren konnten. Wir halten deshalb
auch hier jene obige Eintheilung fest. Näheres ergibt sich noch aus
dem Vergleich der auf S. 132 angegebenen Vertheilung der Einschlüsse.
Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. Zwischen den
Schichten, welche durch Avicula similis und Oppelia tenuilobata
eharakterisirt sind., und dem Dolomit findet sich durch die ganze frän-
kische Alb hindurch ein Complex von klotzigen, seltner bröcklichten
Schwaramkalken gelagert, welche öfters durch grobbankige, oolithische,
splittrig brechende Kalke vertreten werden. Im Handstück sind sie
ihrer Unterlage gegenüber durch das eigentümlich unregelmässig
oolithische Gefüge leicht zu erkennen. Sehr häufig schliessen sie Horn-
steine ein.
Gümbel, **) welcher ihrer natürlichen Ausbildung gemäss hiebei
eine obere Region als grobklotzige Schwammkalke und eine untere als
bröcklichte Schwammkalke oder gelbe Schichtkalke unterschied, hat
zuerst ihre hohe Bedeutung am Aufbau des Frankenjura nachgewiesen
und gezeigt, dass mit ihnen der zweite Steilrand innerhalb des weissen
Jura (den ersten bildet der Werkkalk) beginnt. Er schied sie zugleich
als besonderes Stockwerk gegenüber den Tenuilobatenschichten und ihren
hangenden Lagen, dem Dolomit, ab.
Stehen uns demnach petrographische und stratigraphische Momente
hinreichend zu Gebote , um mit den fraglichen Kalken eine neue Stufe
beginnen zu lassen, so begegnen wir vom paläontologischen Standpunkt
aus mehreren Schwierigkeiten. Einestheils sind hervorragend charak-
*J Avicula similis ist übrigens bei Söldenau nicht häufig.
**) Die geognost. Verhältnisse der fränkisch. Alb.
147
teristische Formen sehr selten (denn das, was häufig gefunden wird,
besteht in den gewöhnlichen Begleitern der Scyphienfacies , so haupt-
sächlich Rhynch. lacunosa) , andererseits besitzen wir, wenigstens in
der Unterregion, eine sichtliche Hinneigung zur Fauna der Unterlage
wiez. B. Opp. tenuilob., Opp. dentata, Aspidoc. cf. acanthicum. Dagegen
erscheinen hier zum erstenmale die Perisphinkten aus der Gruppe des
pseudomutabilis mit dieser Art selbst, ferner P. decipiens. Ersterer
Umstand mag Schuld sein, dass besagter Schichtencomplex von einigen
Autoren direkt mit seiner Unterlage vereinigt worden ist. So rechnete
Waagen im Jura Frankens u. s w. einen Theil der hierher gehörigen
Schwammkalke noch zu den Tenuilobatusschichten , riss aber davon die
grobklotzigen Scyphienkalke ab und stellte sie anfänglich mit dem
Dolomit und verschiedenen noch höheren Malmparthieen zu seiner Zone
des Amm. steraspis. Diese Trennung der klotzigen Kalke von den
andern Schwammlagern, welche mit ersteren gewiss in innigem Zu-
sammenhang stehen, dürfte jedoch kaum den natürlichen Verhältnissen
entsprechend sein. Später fasste er jene grossklotzigen Kalke mit dem
Dolomit als Zone des Pterocera Oceani und des A. mutabilis zusammen.
Wir nach unserer Auffassung können uns nur den Darlegungen
Gümbels anschliessen und betrachten demzufolge die in Rede stehenden,
petrographisch so wohl begrenzten Kalke als gut unterscheidbare. Stufe,
welche nach dem theil weisen Vorgänge Waagen’s durch Per. pseudo-
mutabilis einstweilen genügend bezeichnet sein mag.
Der Dolomit wenigstens in seiner Hauptmasse bildet im Vergleich
zu diesen eine gesonderte Abtheilung, die eben sowohl petrographisch
sehr prägnant bestimmt ist, als gleichfalls durch das ganze Gebiet ver-
folgt werden kann. Durch den Einschluss von Pteroceras Oceani
dürfte vielleicht eine weitere paläontologische Stufe gegeben sein.
Durch das Vorkommen von Per. pseudomutab. , P. decipiens in
obigen Schwammkalken ist zugleich die Parallelisirung mit den
Kimmeridgebildungen anderer Juradistrikte erwiesen. Als Vertreter der
unteren Lagen der letzteren glauben wir schliesslich noch die Tenuilo-
batenschichten betrachten zu dürfen.
Im niederbayerischen Jura finden wir den Söldenauer Schichten
keine Kalke, die mit den so eben besprochenen zu parallelisiren wären,
aufgelagert, was um so auffallender erscheint, als dieselben noch vom
Dolomit bedeckt werden. Es kann dies vielleicht durch die Annahme
zu erklären sein , dass hier dolomitische Lagen , wie es auch zuweilen
in Franken vorzukommen scheint, etwas tiefer als gewöhnlich Platz
greifen.
10*
148
Da bei Passau die Juraformation mit dem Dolomit abschliesst,
haben wir deshalb die oberjurassischen Bildungen für das fränkische Ge-
biet nicht weiter berücksichtigt. Nur der Vollständigkeit halber wollen
wir hier noch erwähnen, dass im nördlichen Theile des Frankenjura auf
dem Dolomit an mehreren Stellen grobbankige Plattenkalke mit Magila
suprajurensis folgen, während im Süden complicirtere Verhältnisse über-
hand nehmen und dadurch den Wechsel von jenen verschiedenen Aus-
bildungsweisen entstehen lassen, die wir am Ende der allgemeinen
Uebersicht vom Keilberge in kurzem Fluge überblickt haben.
Allgemeine Resultate.
In Folgendem fassen wir die wichtigsten allgemeineren
Gesichtspunkte, die sich aus dem bereits Dargelegten er-
geben haben, unter theilweiser Recapitulation einiger schon
erwähnter Thatsachen kurz zusammen.
1) Die Absätze jurassischen Charakters,
wie sie sich als südöstliche Fortsetzung des
fränkischen Jurazuges ergeben, hören nicht am
Keilberge bei Regensburg auf. Es müssen sich
vielmehr unter dem Schutte der Donauebene
längs des südlichen Randes vom bayerischen
Waldgebirge (ostbäye rischen Grenzgebirge)
noch ausgedehnte Juraparthieen fortsetzen.
Dies lässt sich aus den Aufschlüssen von Jura-
schichten entnehmen, die bei Münster unfern
Straubing, dann bei Flints bach unfern Oster-
hofen und endlich in grösserem Maasse in der
Gegend zwischen Yilshofen und Passau sicht-
bar sind.
Parallel damit endigt auch der Keuper in seiner
fränkischen Facies an der Urgebirgsecke von Tegern-
heim bei Regensburg noch nicht, sondern zieht sich
149
ebenfalls weiter östlich fort, wie sein Vorkommen bei
Münster beweist. Doch scheinen seine Lagen eine all-
mähliche Auskeilung weiterhin nach Osten erfahren zu
haben , da im Passauer Gebiete keine Sedimentärgebilde
mit Sicherheit ihm zugeschriebeu werden können.
2) Diese Juraablagerungen in Niederbayern
sind durchaus nicht mit den räumlich ziemlich
genäherten alpinen Jurabildungen verwandt,
sondern sch Hessen sich im Allgemeinen an die
fränkischen an.
3) Die in Rede stehenden Gebilde tragen
wegen des nahegelegenen Ufers zumeist einen
litoralen oder sonst vom benachbarten kry-
stallinischen Massiv beeinflussten Charakter
an sich.
Wir erinnern in dieser Beziehung an die Liasabsätze
bei Irlbach, wo kalkige Niederschläge fast ganz fehlen.
Fast in sämmtlichen Stufen haben wir ferner einen
mehr oder minder grossen Reichthum an Schwämmen zu
verzeichnen gehabt. Der Kieselnieren kalk und die Trans-
versariusschichten treten in der ausgesprochensten Weise
als Scyphienfacies auf, aber selbst in der Tenuilobatusstufe,
sowie im braunen Jura fehlen diese Amorphozoeen nicht.
Dieser Umstand ist gleichfalls dem Einflüsse der nahen
Küste zuzuschreiben. *)
4) Je weiter wir nach Osten von Regensburg
gegen Passau zuvorschreiten, desto mehr greift
eine von dem rein fränkischen Typus ab-
weichende Ausbildung Platz.
*) Vergleiche H. G. Bronn: Die Klassen und Ordnungen des
Thierreiches I. Band, die Amorphozoen. Hier heisst es Seite 23: Die
Seeschwämme halten sich im Ganzen lieber und in grösserer Anzahl an
der felsigen Küste, in steinigen Buchten und endlich etwa auf Untiefen,
als auf dem Grunde des hohen Meeres auf.
150
Die Stufe des Peltoceras bimammatum ist z. ß. bei
Regensburg noch als woblgescbichteter, grauer Mergelkalk
entwickelt ; schon bei Münster stellen sich dafür kiesel-
knollenreiche Gesteine ein , die erst in der Ortenburger
Gegend jene für dieses Gebiet so charakteristische und in
Franken nicht gekannte Entfaltung, wie wir sie oben des
Breiten geschildert haben, bekommen.
Ein weiteres Beispiel bietet der mittlere und obere
braune Jura. Bei Regensburg noch deutlich gegliedert,
zeigt er bei Münster , welche Lokalität so zu sagen die
Eigenschaft eines intermediären Gliedes vollführt, in seinen
obersten Bänken noch den Regensburger Macrocephalus-
oolith , in den tieferen aber bereits die für die Passauer
Gegend so typischen gelben, mit weissen Crinoideenresten
versehenen Kalke, die daselbst in dieser Ausbildung allein
den gesammten Dogger mit Ausnahme des Eisensandsteines
beherrschen.
5) Eine Conformität der aufgedeckten Schichten-
lagen in Bezug auf gleiche oder annähernd über-
einstimmende JNeigung gegen den Horizont, so
dass ein gemeinsames Hauptstreichen nachweisbar
wäre, ist nicht zu constatiren.
Dagegen hat sich in all den Aufschlüssen, wobei die
Juraschichten den Ausläufern des primitiven Gebirges auf-
oder anliegen (so z. B. bei Münster oder Flintsbach), keine
horizontale Lagerung ergeben , sondern ausser häufigen
anderen Schichtenstörungen meist ein deutliches Fallen vom
Urgebirge weg. Dies lässt den Schluss gerechtfertigt er-
scheinen, dass erst nach Absatz der jurassischen
und, wie theilweise auch aus der hie und da darüber
liegenden Kreide zu entnehmen ist, cretacischen
Depots der Ur gebi r gsstock eine Hebung er-
fahren hat.
151
6) Die nieder bayerischen Jur aablager ungen
geben wegen ihrer Verwandtschaft theils mit
dem fränkischen, theils mit dem polnisch-
galizischen Jura genügende Anhaltspunkte zu
dem Schlüsse, dass die einstigen Meere beider
Verbreitungsbezirke um den U rgebirgs stock von
Böhmen und Mähren herum zusammengehangen
haben.
Diese Ansicht wurde schon von Neumayr*) und
Römer**) vermuthet; wir glauben durch den Nachweis
der petrographischen und paläontologischen Aehnlichkeit,
ja oft Uebereinstimmung der Gesteine jener weit nordöstlich
gelegenen Depots mit unsern niederbayerischen die festere
Begründung hiefür gegeben zu haben.
Ueber den Verbindungsweg dieser letzteren mit dem
Frankenjura kann kein Zweifel bestehen. Bezüglich der
anderen Richtung muss der Zusammenhang von Passau aus
östlich bis Linz und Wien und dann nordöstlich entlang
des östlichen Randes des böhmisch-mährischen Gebirges
gesucht werden. Allerdings liegt zwischen Passau und
Krakau eine weite Länderstrecke ; allein kein geotektoni-
sches Hinderniss, wie ein quer dazwischen laufender kry-
stallinischer Gebirgszug, der eine Communikation verboten
hätte, spricht zu Ungunsten obiger Annahme. Wir finden
im Gegen theile merkwürdiger Weise in Niederösterreich
und Mähren einige kleinere Juraparthieen zerstreut, so
z. B. bei Ernstbrunn nördlich von Wien, bei
*) Die Cephalopodenfauna der Oolithe von Balin bei Krakau. Ab-
handlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt zu Wien. Band V., 2. S. 51.
**) Geologie von Oberschlesien S. 275.
152
Olomuczan *) in Mähren, in der Umgegend von Brünn
n. s. w. und diese haben nach übereinstimmenden Beob-
achtungen einiger österreichischer Geologen keine Ver-
wiandsehaft zu dem nachbarlich so nahgerückten mediter-
ranen Klippenkalk der Karpathen, sondern ihre Einschlüsse
entsprechen den Yer steinerungen des fränkisch- schwäbischen
Malmes. Diese isolirten Jurainseln geben also für den
Verbindungsweg gewissermassen die Fingerzeige, da sie
deutlich den mitteleuropäischen Charakter , wie auch der
Krakauer Jura, besitzen. Bekanntlich gibt es nämlich, wie
dies besonders von Neumayr**) betont wurde, in den
europäischen Juraablageruugen drei grosse Provinzen:
Die russische, die mediterrane, wozu die Ablagerungen in
Spanien, Italien, den Alpen, Karpathen und im Balkan-
gebirge gehören , und die mitteleuropäische , welcher der
übrige Theil zufällt.
Neumayr ***) gibt auch eine Erklärung der Ver-
schiedenheit in der Fauna vom mediterranen Jura gegen-
über dem mitteleuropäischen, indem er eine durch südliche
Strömungen bedingte Temperaturverschiedenheit in den
*) Bei Olomuczan sind wenigstens zwei Lagen zu unterscheiden,
die untere davon schliesst die Versteinerungen der Trans versariusstufe
ein ; aus der oberen , zwar sandigen, aber mit viel Feuersteinen ver-
sehenen citirt Reu ss (Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt B. V. S, 690):
Cidaris coronata, Diadema subangulare , Hemicidaris crenularis,
Pentacrinus cingulatus , Millericrinus mespiliformis (?), Ehynchonella
lacunosa, Rh. trilobata, Terebratida bicandliculata, Terebratella loricata ,
Ostrea hastellata, Belemnües hastatus. Aus den unteren Schichten
wird von ihm besonders Ostrea subserrata angegeben. Welche Ueber-
einstimmung in paläontologischer Beziehung mit unseren Bildungen!
**) Ausser and. Orten: lieber Juraprovinzen. Verhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt 1872 S. 54.
***) Der penninische Klippenzug. Jahrbuch der k. k. geolog.
Reichsanstalt 1871. S. 524 u. 525.
153
Gewässern des ersteren Jurabezirkes annimmt. Dieser
Temperaturunterschied habe dann einen gewissen Einfluss
auf die Bewohner des Meeres geäussert und lasse das Vor-
herrschen gewisser Formen in dem einen und ihr Aus-
bleiben in dem andern Distrikte erklären.
In ähnlicher Weise kann nach unserer Ansicht eine
entgegengesetzte Strömung in den benachbarten Meeres-
theilen (beide, der mediterrane, wie der mitteleuropäische
Jura stossen in jener Gegend nach Neumayr fast auf-
einander) stattgefunden haben , ja musste es sogar nach
physikalischen Gründen bei Aufrechthaltung der ersteren
Annahme. Diese Strömung, von Norden herkommend, lässt
sich nun weiter bis um das böhmisch-mährische krystaliini-
sche Massiv herum fortgesetzt denken, und ihrem Einflüsse
dürfte es zuzuschreiben sein, dass die in Niederbayern auf-
tretenden jurassischen Bildungen sich vom Gepräge der
reinen fränkischen Facies einigermassen entfernen.
Verzeichnis
der gesammten ans den niederbayerischen Jnra-
ablagerungen *) **) (zwischen Regensburg und Passau)
bis jetzt bekannten Versteinerungen.
In nachstehendem Verzeichniss vertreten die einzelnen
Rubriken die Formationsabtheilungen. Nach den früheren
Principien wurde folgende Gliederung zu Grunde gelegt:
*) 1. c. 522.
**) Diejenigen, nur aus den obersten Malmgliedern bestehenden, Jura-
parthieen im niederbayerischen Kreise, welche die unmittelbare Fort-
setzung des Frankenjura bilden (Kelheimer, Abensberger Gegend), sind
ausgeschlossen.
154
Haupteintlieilung des niederbayerischen Jura.
j 5 Dolomit
Ob w. J u r a.
(Kimm er i dg i en.)
'j*
js
Schichten des Perisph. pseudomutabilis '
(normaler Schwammkalk in Franken).
Noch nicht mit Sicherheit nachge-
wiesen
Geschichteter Kalk von Söldenau. Stufe
der Oppelia tenuilobata. Söldenauer
Schichten
Mittlerer w. Jura.
(Kimmeridgien )
J2 Kieselnierenkalk von Flintsbach und der '
Ortenburger Gegend. Stufe des
Peltoceras bimammatum (Scyphien-
facies). Ortenburger Schichten . .
j i Gesch. graue Kalke und Scyphienkalke
von Voglarn, Dinglreuth undMünster.
Stufe des Peltoceras transversarium.
Voglarner Sch. Die unterste Bank
davon, der Grünoolith, bildet mit
den Biarmatusschichten im Kalk-
berger Bruch die
j i 0 Oolithschicht von Yoglarn
j i * Ool. Mergelkalk von Dinglreuth. Stufe
des Aspidoceras biarmatum. Dingl-
reuther Schichten
Unterer w. Jura.
(Oxfor dien.)
d* Eisenoolith von Münster. Stufe
Stephanoceras macrocephalum
Oberer Dogger.
(Callovien.)
d Gelbe späthige Doggerkalke und Oolithe
von Zeitlarn, Dinglreuth und Vog-
larn. Zeitlarner Schichten . . .
Oberer u. mittlerer
Dogger.
(Callovien [incl.]
bis Unteroolith.)
Eisensandstein. Stufe des Harpoceras \ Un t erer D o g g er.
Murchisonae / (Unteroolith.)
155
Die in den Rubriken stehenden Buchstaben beziehen
sich auf die Fundplätze. Es bedeutet nämlich :
A ;= Aichberger, B = Blümelmühle, D — Dinglreuth,
F — Fürstenzell, Fl — Flintsbach, M — Maierhof,
Ma — Marterberg, Mü = Münster, 0 = Obernöd,
S = Söldenau, Y m Yoglarn (Kalkbergerbruch),
Z — Zeitlarn.
Ti
#•
*
•r-5
O
i-i
•' — *
•r— 5
09
•r-j
•' — 5
1. Reptilien.
Saurierhnochen
.
S
Saurierzahn (Ichtyosaurus) ....
.
.
s
II. Fische.
Sphenodus longidens Ag
V
Gyrodus umbilicus Ag
.
.
s
III. Krebse.
Prosopon simplex Quenst. ...
V
Orkomalus sp
M
IV. Würmer.
Serpula flaccida Goldf.
Mü
„ filaria Goldf.
.
M
„ convoluta Münst
M
„ pentagonalis Goldf. . .
Mü
„ prolifera Goldf.
Mü
„ spirolinites Goldf. ...
Mü
„ Deshayesi Münst. ...
M
„ subflaccida Eta 11
M
V. Cephalopoden.
Belemnites unicanaliculatus Ziet.
Mü V
MYF
s
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BA
„ hastatus Blainv. .....
D
Y
Nautilus Franconicus Opp
.
Mü?
s
„ Arduennensis d’Orb. . .
D
V
„ Calloviensis Opp
D
Amaltbeus Lamberti Sow
Y
„ alternans v. Buch
Mü
#
s
„ cordatus Sow
D
Harpoceras Brighti Pratt. ...
D
156
Ilarpoceras punctatum St all 1..
„ parallelum Rein. sp. ?
„ cf. Rauracum Mayer. .
„ Henrici d’Orb
„ canaliculatum M ü n s t .
„ Marantianum d’Orb. .
„ hispidnrn 0 p p
„ Arolicum 0 p p
„ stenorhynchum 0 p p. •
„ trimarginatnm 0 p p. .
Haploceras falcnla Quenst. . .
„ Erato d’Orb
Oppelia oculata d’Orb
„ subclausa Opp. ....
„ polita Opp
„ callicera Opp.
„ ^ cf. trachinota Opp. . .
„ ' semiplana Opp
,, Gessneri Opp
„ Bruckneri Opp.. . . .
„ Anar Opp
„ flexuosa auctor
„ litocera Opp
„ Strombecki Opp. ...
„ Holbeini Opp
„ tenuilobata Opp....
„ Frotho Opp .
„ canalifera Opp
„ cf. steraspis Opp. . . .
Cosmoceras Jason Rein. sp. . .
Stephanoceras macrocephalum
Schloth
„ Herveyi S o
„ tumidutn Rein. sp. . .
Perisphinctes Moorei Opp. . . .
„ aurigerus Opp
„ curvicosta Opp. . . . .
„ funatns Opp
„ Orion Opp
„ plicatilis Sow. (d’Orb.)
„ chloroolithicus Gümb.
„ Martelli Opp. .....
„ Rhodanicus Duraort. .
„ convolutus impressae
Q uenst
„ colubrinus Rein. sp. .
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157
Perisphinctes polygyratus
Rein
sp
„ Achilles d’Orb. .
„ progeron n. sp. . .
» ßggeri n. sp. . . .
„ cf. striolaris Z i e t,
„ cf. stephanoides Opp
„ Rolandi Opp
trimerus Opp. ...
„ lepidulus Opp. . . .
„ involutus Quenst. .
„ suberinus n. sp. . . .
„ polyplocus Rein, sp
„ Güntheri Opp. . . .
„ platynotus Rein. sp.
Peltoceras Frikense Mösch.
„ Arduennense d’Orb.
„ torosnm Opp
Aspidoceras acanthicum Opp
„ longispinum S o w .
(=i A. iphicermn und hoplisnn
Opp el)
„ Altenense d’Orb.
„ circumspinosum Que.ns
„ binodum Opp. ...
„ Rüppelense d’Orb..
„ Oegir Opp. .... .
„ perarmatum Sow. .
Phylloceras Manfredi Opp..
„ tortisulcatum d’Orb
Aptychi laeves
lamellosi
VI. Gastropoden.
Cheranitzia lineata Sow. sp,
Natica Crythea d’Orb. . .
„ cf. Dejanira d’Orb.
Trochus speciosns Münst. .
„ Niortensis d’Orb. .
„ bijugatus Q u e n s t. .
Pleurotomaria conoidea D e s h a y e s.
„ conoidea var. bistriata
„ Agathis D e s 1 . . . .
„ Münsteri Roem. . . .
„ suprajnrensis Roem..
CbrysostomapapillaHeb. et. Desl.
Mü
Mü
D
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I M
M
V
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mz wzncnmmm mm mm mm mm
158
Bostellaria bicarinata Münst. .
Nerita (Pileopsis) jurensis ßoem.
VII. Bivalven.
Panopaea (Pleuromya) tellina A g
Ceromya obovata Poem. . .
„ orbicularis ßoem. . . .
Pholodomya canalicnlata ßoem.
„ parcicosta A g
„ crassa Ag
Goniomya Y scripta S o w. sp. .
„ ornata Münst. sp. . . .
Opis similis S o w. sp. .....
Astarte sp.
„ modiolaris L am
Cardium sp
Corbis Madridi d’Arch. sp. .
„ obovata Laube
Isoarca transversa Münst. . .
„ texata Münst
„ sp. (cf. striatissima Quenst.'
Area concinna G o 1 d f. (Quenst.
Maciodon aemulum Phill. sp.
Myoconcha crassa S o vv
„ Helmerseniana d’Orb..
Modiola gibbosa Sow
„ imbricata Sow
„ tenuistriata Goldf. . .
Pinna radiata Goldf..
Avicula Münsteri Bronn. . . .
„ (Monotis) similis Müns t. sp
Gervillia acuta Sow
„ n. sp
Trichites sp. .
Inoceramus laevigatus Münst.
Plicatula subserrata impressae
Quenst
» sp. ,
Hinnites abjectus Phill. sp. . .
„ velatus Goldf. sp. . . .
Pecten demissus Bean
„ textorius Quenstedt .
„ spathulatusßoem. (Läube)
„ Rypheus d’Orb
*
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VPM (
wmmmm
159
Pecten fibrosus Sow. . . .
„ vagans Sow
„ vimineus Sow
„ cornutus Quenst. .
„ subtextorius Münst.
ZV
D
y
z
Mü
„ subspinosus Münst. . . .
„ subfibrosus d’Orb . . . .
„ snbarmatus Münst. . . .
„ carclinatus Quenst . . .
Lima semicircularis Goldf. . . .
„ gibbosa Sow . . .
„ Quenstedti Mösch
„ notata Goldf
„ aequilatera Buvign . . .
„ subantiquata Roem
Limea duplicata Münst
Ctenostrea rudis S o w. sp . . . .
Ostrea Amor d’Orb
„ rastellaris Goldf
„ gregaria Sow
„ Quenstedti Mösch . . . .
(=n 0. Roemeri Quenstedt.)
„ ? duriuscula Phill. sp. . .
Exogyra subnodosa Münst. . . .
Gryphaea sp
VIII. Brachiopoden.
Terebratula intermedia Sow. . .
„ bisulfarcinata Ziet. . . .
„ Birmensdorfensis E s c h e r.
„ subbavarica n. sp
„ Kurri Opp. ( = reticulata
Quenst.).
„ Stockari Mösch
Waldheimia subrugata E u d. D e s-
1 ongch.
„ pseudolagenalis Mösch.
„ Möschi Mayer
,, trigonella Scliloth. sp.
(=: Terebratella Fleuriausa
d’Orb.)
Terebratulina Quenstedti Suess.
Terebratella loricata S c h 1 o th. sp.
Megerlea pectunculus Schloth sp.
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Megerlea Friesenensis Sch ruf. sp.
Rhynchonella lacunosa Schloth.
sp.
„ lacunosa var. Cracoviensis
Q u en st.
„ Arolica Oppel
„ strioplicata Quenst. sp.
„ striocincta Quenst. sp. .
„ triloboides Quenst. sp .
„ senticosa Schloth. sp. .
„ spathica Desl
„ Morieri D a v
„ cf. subtetraedra Dav. . .
„ cf. obsoleta Dav
„ minuta Buvign :
„ Fischeri (R o u i 1 1 e r)
E. Deslongch.
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IX. Radialen.
Cidaris coronata G o 1 d f
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„ propinqua A g .
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„ Hugii Des
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„ filograna Ag
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„ cervicalis Ag. . . . . . . .
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„ vallata Quenst
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„ spinosa Münst
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„ Blumenbachi Münst. .
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Hemicidaris crenularis Lam. sp.
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Rhabdocidaris sp
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„ nobilis Münst. sp. ...
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„ cylindrica Quenst. ...
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„ caprimontana Des
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Pseudodiadema Lochense Quenst.
sp.
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Pachyclypus semiglobus Des. . .
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Holectypus corallinus d’ Orb. . .
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„ orificiatus Des
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„ depressus Leske. sp. . .
Dysaster granulosus Goldf. . . .
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Collyrites ovalis Leske sp. . . .
„ carinata Leske sp. . . .
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Pentacrinus nodosus Quenst. . . !
„ cingulatus Münst. . . . |
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161
Millericrinus rotiformis d’Orb. .
„ cf. echinatus Goldf. sp
„ Milleri Goldf. sp
Apiocrinitent heile . . .
Balanocrinus subteres G o 1 d f. sp.
Eugeniacrinus caryopliyllatus
Goldf.
„ Hoferi Goldf.
„ nutans Goldf.
„ compressus Goldf.. . . .
Asterias (Goniaster) impressae
Q u e n s t.
„ (Astropecten) spongiosa
Quenst.
Sphaerites punctatus Goldf. sp.
„ tabulatus Goldf. sp. . .
X. Bryozoßn.
Ceriopora striata Goldf. . . . . .
Neuropora cf. angulosa Goldf. sp.
Berenicea orbiculata Goldf. sp
„ diluviana Lam. sp . . .
Stomatopora dichotoma Goldf sp.
Pustulopora straminea Phi 11. sp.
(== Pustulopora Quenstedti
Waagen)
Proboscina sp . . .
XI. AnthozoSn.
Thainnastraea Defranciana Mich.
sp.
Montlivaultia sp
✓
XII. Amorphozoen.
Scypbia cariosa Goldf
Siphonocoelia cylindrica G old f. sp.
Hippalimus marginatus d’Orb. .
Verrucospongia verrucosa Goldf.
sp.
„ gregaria Quenst. sp. . .
Cribroseyphia Baugieri d’Orb. .
Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.
„ reticulata Goldf. sp. . .
„ polyommata Goldf. sp.
„ (?) cf. psilopora Gol d f. sp.
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162
Chenendroscypliia reticulata
Münst. sp.
„ porata Quenst. sp. . . .
Gonioscyphia texturata Goldf. sp.
„ cancellata Quenst. sp. .
„ paradoxa Münst. sp. . .
Coscinopora texturata var. patelli-
formis Goldf. sp.
Cnemiseudea costata Goldf. sp.
Cnemidium lopas Quenst. . . .
„ stellatum Goldf. . . . .
„ Goldfussi Quenst.. . . .
Cupulichonia patella Goldf.. . .
Parendea floriceps Etall
Porostoma impressum Goldf. sp.
„ Lochense Quenst. sp. . .
„ marginatum (Goldf. sp.)
Fromentel.
Undeutliche Scyphien
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18
Paläontologischer Tlieil.
Nachstehende paläontologische Notizen verfolgen nicht
den Zweck, eine kritische Uebersicht aller aus unserem
Gebiete stammenden Versteinerungen zu geben. Der grösste
Theil davon findet sich ohnehin, aus anderen Jurabezirken
bereits bekannt, mehrfach beschrieben und abgebildet in
der Literatur vor. Ueberdies wurden jene Formen, welche
in der Auffassung allenfallsige Zweifel zuliessen, schon im
Texte durch die in Klammern beigefügten Citate, hinweisend
auf Abbildungen, verständlicher zu machen gesucht.
Dagegen erscheint es nothwendig, über mehrere Fossile,
die sich durch interessante Eigen thümlichkeiten auszeichnen,
einige kurze Bemerkungen zu geben. Ferner hat sich eine
geringe Anzahl neuer, noch unbeschriebener Arten ergeben,
deren Erklärung gleichfalls in folgenden Daten versucht
werden soll :
16 3
Nautilus franconicus Oppel.
Tab. I. f. 1.
1845. Nautilus aganiticas Q uenstedt (non Schloth.). Cephalopoden,
S. 58 t. 2, f. 6.
1865. „ franconicus Oppel. Tithonische Etage. Zeitschrift
der deutsch, geol. Gesellschaft XVI S. 546.
1868. „ „ Zittel. Cephalopoden der Stramberger
Schichten, S. 48.
Im geschichteten Kalk von Söldenau kommen neben
kleineren, typischen Exemplaren von Nautilus franconicus ,
(N. aganiticus Schloth. einiger Autoren) noch grössere
Steinkerne mit ziemlich erhaltener Wohnkammer vor,
deren Externseite, beiderseits mit einer randlichen Kante
versehen, bis zu 60 mm breit wird. Die Versuchung, darin
wegen dieser grossen Breite der Externfläche und der
ziemlich ausgeprägten Kanten eine neue Art zu erblicken,
liegt nahe. Gleichwohl stellen diese Formen, von welchen
identische Exemplare aus den gleichalterigen Schichten von
Franken im Münchener paläontologischen Museum liegen,
gewiss nur die älteren Stadien jener kleineren vor.
Aber in anderer Beziehung erwiesen sich die Söl-
denauer Exemplare als interessant, indem sie nämlich den
Verlauf des Eindruckes vom sogenannten annulus oder
Haftring in einer Weise zeigen, wie es bisher von fossilen
Cephalopoden-Schalen noch nicht bekannt gewesen zu sein
scheint*). Waagen, der diese Erscheinung in Ver-
bindung mit den Haftmuskeln am Nautilus pompilius
unserer Jetztwelt näher studirte**), führt schon einige
*) Soeben finde ich in dem neuen Werke: „Die Gebirge um Hall-
stadt I. Theil“ von Dr. E. v. Mojsisovics bei einigen Nautileen aus
der alpinen Trias gleichfalls die Eindrücke des Haftringes angegeben.
**) Ueber die Ansatzstelle der Haftmuskeln beim Nautilus und den
Ammoniden. Dunker’s Palaeontographica XVII. S. 185.
11*
164
Analoga davon bei Versteinerungen auf' und zwar waren
es mehrere Ammoniten aus dem lithographischen Schiefer
(1. c. tab. XI. f. 4), bei welchen er eine eigenthümliche, ge-
schwungene Linie (wurde bereits von Oppel in seinen
paläontol. Mittheilungen gezeichnet) am hinteren Ende der
Wohnkammer mit den Spuren des annulus verglich.
Die mir vorliegenden fossilen Gehäuse zeigen gleich-
falls an dem hinteren Theile der Wohnkammer oberhalb
der Loben eine mit letzteren nicht parallele Linie, die in
ihrem Verlaufe eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der
von Waagen an der Schale des recenten JV. Pompilms
(loc. cit. t. XI. f. 2) nachgewiesenen Furche jenes sog.
annulus oder Haftringes bietet.
Diese Linie (vergleiche die dunklere oberhalb der
scharf markirten ersten Kammerscheidewand gezogene Linie
auf der Abbildung) erhebt sich vom Nabel aus aufwärts,
setzt dann unter einem wenig gekrümmten Bogen bis über
die Mitte der Wohnkammer weg und fällt von hier wieder
tiefer in die Kammer zurück, um nahe an der ersten
Kammerwand vorbei über die Extern seite fortzulaufen.
Unterhalb dieser schärfer gezogenen Linie des Haft-
ringes lassen sich bei dem zur Abbildung gelangten Exem-
plare in fragmentärer Weise die Umrisse der Ansatzstelle
des Haftmuskels selbst, allerdings nur sehr schwach ange-
deutet, finden (Vergl. Waagen 1. c. t. XL. f. 2 bei J M.).
Ihre ungefähre Umgränzung soll die zweite hellere Linie
(s. Bild) in ihrem unteren Theile veranschaulichen. Die-
selbe darf jedoch im Gegensatz zu der ersten deutlich be-
obachteten nur als eine problematische gelten.
Da wo die letztere über jene erstere hinausgreift und
sich hakenförmig nach vorne wendet, liess sich in dieser
Richtung bei einem zweiten Exemplare eine wieder deut-
licher erkennbare rätkselhafte Furche wahrnehmen , deren
165
Vorhandensein wir hiemifc einfach constatiren , ohne nach
dieser einmaligen Beobachtung eine Erklärung dafür ver-
suchen zu wollen.
Da der oben geschilderte Eindruck des annulus nach
Waagen (1. c. S. 189) sogar an den Gehäusen des recenten
Vertreters der Nautileen. nur in seltneren Fällen mit ge-
nügender Schärfe erkannt werden kann, dürfte sein Nach-
weis an fossilen Ueberresten nicht uninteressant erscheinen.
Die besprochenen Stücke gehören der Sammlung des
zoologisch-mineralogischen Vereines in Iiegensburg an.
Auialtheus cordatus Sowerby.
1813. Ammomtes cordatus Sowerby. Mineralconck. t. 17. f. 2—4.
(Ausser andern Orten)
Kommt in typischen, trefflich erhaltenen Exemplaren
als charakteristische und zugleich häufige Versteinerung in
dem unrein oolithischen , grün geflaserten Kalkmergel auf
der Greuze zwischen Dogger und Malm (Biarmatusstufe)
von Dinglreuth bei Vilshofen vor. Aus dem Frankenjura,
welchem der Am. Lamberti nach Gümbel und Waagen
nicht fehlt, kenne ich diese Species mit Sicherheit noch
nicht.
Pliylloceras tortisulcatum d ’ 0 r b i g n y.
A. a. 0.
1840. Ammonites tortisulcatus d’Orbigny. Cephalop. cret. (paleont.
fran?.) p. 163 t. 51 f. 4—6.
1870. Phylloceras tortisulcatum Zittel. Untertithon p. 41 tab. 1 f. 16.
Bei der Seltenheit der Phylloceraten im mittleren und
oberen weissen Jura ist es interessant, ihr Vorkommen
auch in unserem Bezirke constatiren zu können. Eiu
typisches Exemplar von Phyll. tortisulcatum , welches ich
der Freundlichkeit Herrn D,r. Egger’ s in Fassau ver-
166
danke, liegt mir zur Bestimmung vor. Es stammt aus den
Tenuilobatenschichten von Söldenau.
Oppelia oculata Beau.
1829. Ammonites oculatus Bean. Phillips: Geology of Yorkshire II.
tab. 5 f. 16.
Eine in der untersten Bank des weissen Jura von der
Tegernheimer Schlucht am Keilberge gefundene Form, die
in der Mitte zwischen der Opp . denticulata des braunen
und den Flexuosen des Malms steht, kommt der citirten
Abbildung von Phillips so weit nahe, dass ihr jener Name
direkt übertragen werden konnte.
Auf der Mitte der Siphonalseite bemerkt man deutlich
eine Zähnelung. Die Rippen , welche vom Nabel aus-
strahlen und gegen den Rand der Externseite hin in ver-
mehrter Anzahl auftreten, sind nicht scharf ausgeprägt.
Der Querschnitt ist dicker als bei 0. denticulata.
Was oben von Dinglreuth und Voglarn gleichfalls
aus der Basis des weissen Jura als Opp. oculata ? (< denti-
culata?) aufgeführt wurde, erlitt wegen des schlechten
Erhaltungszustandes nur eine approximative Bestimmung.
Oppelia Anar Oppel.
Tab. I. fig. 8.
1863. Ammonites Anar Oppel. Paläontologische Mittheilungen p 207.
t. 55 f. 1.
1871. Oppelia Anar Neumayr. Die Vertretung d. Oxfordgruppe im
östl. Theil d. mediter. Provinz. Jahrbuch der
k. k. geol. Reichsanst. 1871 S. 366 t. 18 f. 5.
In den lockeren Transversariuskalken von Münster
bei Straubing liegt äusserst häufig ein kleiner Ammonit,
welcher mit den Beschreibungen von Oppel und Neu-
mayer über die Opp. Anar im Wesentlichen überein-
stimmt ; nur ist die Grössendifferenz ziemlich bedeutend,
167
Der Durchmesser beträgt nämlich bei den Münster’schen
Exemplaren nicht viel mehr als 20 mm- Ausserdem zeigen
diese letzteren eine etwas grössere Anzahl von Knoten an
den Marginalkanten der Externseite. Demnach dürften
diese Unterschiede nicht genügen, um eine besondere Art
darin zu erblicken.
Die Rippen der Flankentheile stehen an der Naht
weniger gedrängt und verlaufen unter häufig eiutretender
Spaltung mit leichter Biegung nach dem Rand der Extern-
seite. Hier erheben sie sich an dem zur Wohnkammer
gehörigen Theile des Gehäuses, indem sie sich etwas ver-
dickt nach vorn biegen, zu einer schwach kielförmigen Er-
höhung. Gegen die inneren Windungen (Luftkammern)
hin löst sich dieses kielartige Band in kleine Knötchen
auf, die durch sehr feine Streifchen mit kleinen, zarten
Marginalknötchen, womit an den Marginalkanten die
Rippen der Flankentheile endigen, in Verbindung stehen.
Diese Verschiedenheit in der Verzierung der Wohn-
und Luftkammern wurde zuerst von Neumayr (1. c.)
betont. Bei unseren Steinkernen treten die letztgenannten
Merkmale wegen des schlechten Erhaltungszustandes nur
wenig hervor. Deshalb wurden auch jene zarten Knötchen,
welche nur an wenigen Exemplaren deutlich sichtbar sind,
auf der Zeichnung nicht mehr berücksichtigt.
Damit vollkommen identische Formen liegen im
Münchener paläontologischen Museum aus dem Krakauer
Gebiete vor, wo Opp. Anar überhaupt häufig vorkommt. In
westlicheren Gegenden bildet dieselbe dagegen eine viel spär-
lichere Erscheinung. Ferner wird die nämliche Species
von Neumayr ans deni mediterranen Oxford (J, c.)
angegeben,
168
Steplianoceras subcontractum Morris and Lycett.
1851. Ammonites subcontractus Morris and Lycett. A monog. of
the mollusc. from the Great Oolith I.
tab. II. fig. 1.
Mehrere Exemplare aus den gelben, sandigen Tkonen
mit Bhynchonella varians vom Keilberge bei Regensburg
stimmen sehr gut mit der citirten Abbildung. Die an
einem Individuum beobachteten Loben bieten fast das gleiche
Aussehen dar wie die vonQuenstedt an seinem Ammon,
anceps ornati (Cephalopod. t. 14 f. 5 = Steph. coronatum
Brug.) gezeichnete Lobenlinie.
An dem genannten Platze (Seite 16 Lage 8) ist diese
Art gar nicht selten.
Peltoceras *) Ardueimense d’Orbigny.
1847. Ammonites Arduenncnsis d’Orbigny. Pal. frang. terr. jur.
Cephal. t. 185 fig. 4.
1870. Ammonites Arduennensis Ferd. Poem er. Geologie von Ober*
Schlesien S. 243 t. 22 fig. 1 u. 2.
In wohlerhaltenen und typischen Exemplaren nicht
selten in der Biarmatusbank von Dinglreuth.
Daneben kommt etwas seltner eine kleinere Varietät
vor, welche, durch zahlreichere, etwas oberhalb der Nabel-
gegend sich theilende Rippen charakterisirt, bereits den
Uebergang zu Peltoceras spissum Oppel (Oppel- Waagen:
Ueber die Zone des Ammon, transversarius, Separatabd.
S. 13 [217]) bildet.
*) Ueber die Gattung Peltoceras Waagen vergleiche Records of
the geolog. survey of India 1872 Band IV. S. 91. Weitere Bemerkungen
darüber finden sich in dem jüngst erschienenen 6. Hefte vom 5. Bande
der Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien 1873 : Die
Fauna der Schichten mit Aspidoc. acanthicum von Dr. Neumayr S. 188.
169
Das ebenfalls in dem soeben citirten Werk (S. 13)
benannte Peltoc. torosum Oppel (— Ammon, caprinus
Quenstedt Cephal. tab. 16 f. 5) findet sich auch mit
Pelt. Ard. bei Dinglreuth vor,
Per isphinctes Waagen
Bekanntlich entwickelt sich die Gattung Perisphinctes (frühere
Familie der Planulaten) im weissen Jura zu einer äusserst vielfältigen
Formenmenge. Ihre Vertreter liegen deshalb bei Bestimmung von
Malmversteinerungen meist am zahlreichsten vor; bilden aber nicht
immer die angenehmsten Untersuchungsobjekte. Die Gattung, obwohl
so ziemlich den übrigen gegenüber abgeschlossen, verhält sich nämlich
in ihren Arten desto unbegrenzter. Wenn man die mannigfache Varia-
bilität der einzelnen Typen sowie die Schwierigkeit einer präcisen
Definition der charakteristischen Merkmale bedenkt und ferner beachtet, wie
selten vollständig ausgewachsene Exemplare, die ein von den Jugend-
individuen oft beträchtlich verschiedenes Aussehen besitzen, Vorkommen,
dann darf man sich nicht wundern, dass auch in der Nomenklatur sich
wesentliche Verschiedenheiten bei den einzelnen Autoren ergeben haben.
Während manche auf relativ wenig Artennamen die einzelnen Formen-
typen vertheilen , begegnen wir auf der anderen Seite einer grossen
Zahl besonders in neuerer Zeit aufgetauchter Speciesnamen, durch
welche sich der , welcher sich mit dem Studium der Perisphinkten
näher befassen muss, mit Mühe hindurchwindet.
Der Verfasser, als er zum erstenmale den Blick über das bunte
Formenchaos schweifen liess, musste nun an sich selbst die Frage richten,
ob er durch Aufstellung neuer Namen die ohnehin stark angeschwollene
Namenzahl noch vermehren solle? Oder, sollte er die von
einigen neueren Autoren gewonnenen Resultate vernachlässigen und
der leichteren und bequemeren Handhabung zu Liebe die auf Grund
feinerer Unterschiede enger gefassten Arten erweitern, d. h. nur wenig
Speciesnamen gebrauchen? Oder sollte er schliesslich, um sich die
lästige Namengeberei überhaupt vom Halse zu schaffen, mit den dunklen
Collektivnamen eines planulatus, biplex, plicatilis allein sich begnügen?
Das letztere schien ihm dem klaren Entwicklungsgänge der wissen-
schaftlichen Forschung am meisten im Wege zu liegen. Nicht viel
besser gefiel ihm der zweite Fall, das Concentriren auf wenige Typen,
wozu ihm, wenn es ja späterhin bei vielleicht geänderter Anschauung
des Speciesbegriffeg nothwendig werden sollte, wenigstens jetzt noch
170
nickt die Zeit hiefür gekommen zu sein schien. So blieb ihm nichts
übrig, als jene Formen, die sich von den bisher beschriebenen Arten
als wirklich verschieden ergeben haben, auch als solche zu erklären und
sie unter neuen Speciesbezeichnungen anzuführen.
Von diesen Gesichtspunkten aus geleitet hat er bei dieser Arbeit
als einer Monographie in geognost. und paläontol. Beziehung die dem
untersuchten Gebiet zukommenden, noch nicht gekannten oder be-
nannten Arten zu beschreiben versucht. Zu gleicher Zeit wurden auch
einige ältere, schwerer zu definirende Formen etwas ausführlicher be-
rücksichtigt.
Die aus dem niederbayr. Doggeroolith stammenden
Perispbinktenspecies sind nur wenig an Zahl und ge-
hören meist unbestrittenen Arten an.
Dagegen liegen die Perisphinkten oder Planulaten aus
dem weissen Jura zahlreicher vor. Was sich davon in
Niederbayern und am Keilberge gefunden hat, ist in fol-
gendem Verzeichuiss zusammengestellt. Die beigefügten
Citate , die auf Abbildungen hinweisen , sollen erhellen,
was bei der Formationsbeschreibung unter den jeweilig
angebrachten Namen verstanden worden ist.
Der leichteren Uebersicht halber wurden die ver-
wandten Formen in natürliche Gruppen zusammengefasst *).
Hiemit wollen wir aber keine allgemeine Eintheilung der
Planulaten des weissen Jura versuchen ; denn dazu würde
ohnehin das Material unseres eng begränzten Gebietes bei
Weitem nicht genügen.
o ö
1. Biplexgruppe, Gerade oder schwach gebogene
Rippen spalten sich, relativ erst spät, in zwei, seltner drei
über die Externseite laufende Aeste. Das Auge gewinnt
*) Mit Freuden erkläre ich bei dieser Gelegenheit, dass mir Herr
von Sutner, welcher sich seit längerer Zeit mit dem Ordnen der
Planulaten im hiesigen paläon fcolog. Museum beschäftigt, bei der allge-
meinen Orientirung derselben hülfreich an die Hand gegangen ist. Ich
bin ihm meinen aufrichtigen Bank hiefür schuldig.
171
von allen Perisphinkten bei dieser Abtheilung am meisten
den Eindruck des Regelmässigen. Siphonallobus nach den
Beobachtungen Herrn v. Sutner’s gewöhnlich tiefer oder
so tief als der erste Laterallobus (tab. II. fig. 3). Der
Nahtlobus hängt ebenfalls tief herab , ist gut entwickelt
und steht sehr schräg. Der zweite Lateral tritt meist
etwas mehr zurück ; wenigstens ist er nicht so gut als
bei den Polyploken ausgebildet.
Aus der Transversariusstufe :
Perisphinctes Martelli Oppel. Paläont. Mittheilungen
S. 247.
,, chlor oolithicus Gümbel. Geogn. Verh. d.
fränk. Alb. S. 55.
„ plicatilis Sowerbj. S o w. Miner, concb.
pl. 166 d’Orbigny Paleon. franc.
terr. jurass. t. 192 f. 1, 2, 3.
,, Phodanicus Dumortier. Sur quelques
gisem. de l’Oxford. inf. de TArdeche.
S. 62. t. 3 f. 9, 10.
Aus der Tenuilobatusstufe : *)
Perisphinctes colubrinus R e i n e c k e sp. Maris protog.
Nautik et Argon f. 72. Quenstedt
Cephalopoden t. 12 f. 10. Zittel
Untertithon t. 9 f. 6 t. 10 f. 4 — 6.
2. Polygyraten gruppe. Rippen unregelmässiger,
spalten sich häufig in mehr als 2 Aeste. Siphonallobus
reicht gewöhnlich nicht so tief herab, als der erste Lateral-
lobns. Nahtlobus ebenfalls schräg stehend.
*) In den Bimammatusschichten (Werkkalk) Frankens und Schwabens
ist diese Gruppe hauptsächlich durch Perisph. Tiziani Oppel (Pal.
Mittheilgn. S. 246. Quenstedt Cephal. t. 12 f. 11) und P. biplex
Jjifurcatus Quenstedt (Ju,ra t. 74 f. 2) y er treten.
172
Aus der Transversariusstufe gehört wahrscheinlich
hierher (wenigstens ein Theil der so bezeichneten Formen) :
Perisphinctes convolutus impressae Quenstedt. Jura
t. 73 f. 14 - 16.
Aus der Tenuilobatusstufe :
Perisphinctes polygyratus E e i n e c k e sp. Maris protogaei
Nautil. et Arg. f. 45 und 46.
Quenstedt Ceph. t. 12 f. 3.
„ Achilles d’Orbigny. Paleont. frauQ. terr.
jur. t 206.
,, Eggert nov. sp. (tab. TI. fig. 2).
,, progeron nov. sp. (tab. I. fig. 2 a., b.). *)
3. P o 1 y p 1 o k e ngr up p e. Meist flache Formen, bei
welchen die nach vorn gebogenen Rippen eine mehrfache
Theilung erfahren. Häufig ist bei den sekundären Aesten
die direkte Verbindung mit der Hauptrippe nicht mehr
sichtbar. Der zweite Laterallobus ist gut entwickelt,
während der Nahtlobus nur wenig herabhängt (von
Sutner).
Aus der Tenuilobatusstufe:
Perisphinctes polgplocus Rein ecke sp. 1. c. f. 13 u. 14.
Quenstedt’s Jura t. 25 f. 5.
Cephalop. t. 12 f. 2 und 5.
Zittel. Aus der Urzeit f 121.
,, Lothari Oppel Paläont. Mittheilgn. t. 67 f. 1.
„ G-uentheri Oppel 1. c. t. 66 f. 1.
„ lepidulus Oppel 1. c. t. 67 fig. 4.
Vielleicht gehört hierher noch der in mehreren
Schichtenlagen des w. Jura sich findende
Perisphinctes virgulatus Quenst. Jura t. 74 f. 4.
*) An diesen schliesst sich der in den oberen Lagen des Franken-
jura nicht seltene Pcrisph, Ulmensis Oppel Pal. Mittb. t, 74 f. 1-4 an.
173
4. Die Gruppe des P. trimerus und involutus
schliesst sich an die vorige an. Meist comprimirte, mehr
oder weniger involute Formen. Dickere Rippen umgeben
die Naht.
Aus der Tenuilobatusstufe :
PerispJiinctes trimerus Oppel 1. c. t. 66 fig. 2.
,, Bolandi Oppel 1. c. t. 67 f. 3.
„ * steplianoides Oppel 1. c. t 66 f. 5.
,, involutus Quenstedt Cephalopoden 1. 12 f. 9.
,, suberinus nov. sp. (tab. II. fig. a , b., c.).
5. Isolirt steht der Perisphinctes platynotus
Rein ecke sp. (1. c. fig. 41 — A. Beinechianus Quen-
s t e d t. Handbuch d. Petrefaktenkunde II. Aufl. t. 38 f. 7 u. 8)
mit knieförmiger Biegung des Gehäuses. *)
Von der Gruppe des Per. mutabilis 8ow. konnten
wir keine Vertreter in unserem Gebiete bis jetzt auffinden.
Gleich im untersten weissen Jura treffen wir auf zwei
nahestehende Formen, welche, da sie wegen des gemeinsamen
Lagers leicht verwechselt werden können, eine nähere Be-
sprechung verdienen. Es ist dies der Per. Martelli und
Per. chlor oolithicus. Sie bilden die Hauptvertreter der
Biplexgruppe in der Transversariuszone und sehliessen sich
nach Neumayr der Formenreihe des Perisph. procerus
Seebach aus dem braunen Jura an.
Perisphinctes Martelli Oppel.
1842. Ämmonites plicatilis d’Orbigny (pars). Paleon. franc. terr.
jurass. p. 569 t. 191 (von tab.' 192b
1858. „ biplex impressae Quenstedt. Jura p. 579 t. 73
f 18 (non biplex cc Quenstedt. Ceplia-
lopoden p. 182 t. 12 f. 7).
*) Aus den fränkisch. Tenuilobatenschiehten schliesst sich diesem
noch der Per Galar Oppel (1 c. t. .67 f. 5) an.
174
1863. „ Martelli Öppel. Paläontol. Mittheilgn. S. 247.
1866. „ „ Oppel. Oppel - Waagen. Ueber die Zone
des Am. transuers. S. 285.
1874. ,, pliciiiiiis Brauns (pars). Der obere Jura im nord-
westl. Deutsclil. S. 160.
Gehäuse scheibenförmig, ziemlich weit genabelt.. Zahl-
reiche, gerade, in der Nähe der Ventralseite gespaltene
Rippen bedecken die flachen Seiten. Gewöhnlich korrespon-
diren die Rippen auf beiden Seiten nicht mit einander, so
dass die von einer Rippe abgehenden zwei Aeste, nachdem
sie über die Siphonalseite gelaufen sind, je einen Ast von
zwei benachbarten Rippen der nächsten Seite ausmachen
(Zickzacklinie von Buch, vergleiche Q ue ns t e d t ’ s
Cephalopoden S. 162). Die in der Jugend und im mittleren
Alter gedrängt stehenden Rippen entfernen sich bei den
älteren Exemplaren unter knotiger Anschwellung von ein-
ander. Querschnitt im ausgewachsenen Zustand ziemlich
quadratisch, bei jugendlichen Individuen aber ein längliches
Viereck bildend und bei ganz* jungen sogar rundlich.
Nabelkante scharf; unterhalb derselben sind die Windungen
etwas nach oben (einwärts) eingedrückt.
Das Gehäuse wird sehr gross, bis zu 400 mm- Durch-
messer; bei einem Durchmesser von 70 mm- tretfen 60 oder
noch etwas mehr Rippen auf einen Umgang. Die Nabel-
weite beträgt in diesem Falle 30 mm-
Vorkommen: Sehr häufig in den Transversarius-
schichten der verschiedensten Gegenden. Aus unserem Ge-
biete liegen mehrfache Exemplare vom Keilberge (S. 45)
und von Münster (S. 69) vor.
Perisphinctes ehloroolitbicus Giimbel.
1864. Ammonites chloroolithicus Gümbel. Geogn. Verhältn. d. frank.
Alb in Riehl’s Bavaria Bd. III.
Buch IX. Separatabdruck S. 55
1866. ,, „ Oppel- Wa agen. Ueber die Zone
des Ammon, transvers. S 285.
175
Gehäuse scheibenförmig, weit genabelt, flach. Die an
Zahl der vorhergehenden Species etwas nachstehenden
Kippen, welche sich ebenfalls nahe der Siphonalseite spalten,
verbleiben länger in ihrer gegenseitigen Stellung, daher
Bruchstücke von den vorderen Kammern älterer Individuen
eine grössere Anzahl davon als bei P. Martelli aufweisen
können. Die erwähnten „Zickzacklinien“ scheinen hier
seltner zu sein, doch kommen sie vor. Der Querschnitt,
besonders bei ausgewachsenen Exemplaren deutlich zu
sehen, bildet ein länglich gezogenes Trapez, dessen kürzere
Seite an der Externseite liegt.
Nabelkante rundlich. Die Umgänge umfassen sich
etwas weniger als bei voriger Art. Einen weiteren Unter-
schied von letzterer bietet die weniger rasche und deshalb
gleichmässigere Windungszunahme.
Bei 85 mra- Durchmesser zählen sich 50 Kippen auf
einem Umgang, die Nabel weite ist hierbei 40 mm-
Das Gehäuse kann gleichfalls sehr gross werden.
Vorkommen: Wie P. Martelli sehr häufig in den
Transversariuslagen am Keilberg bei Regensburg und bei
Münster unfern Straubing. Sonst noch in der Grünoolith-
b'ank durch ganz Franken sehr verbreitet.
Als den soeben beschriebenen Species sehr verwandt,
ja in der Mitte zwischen beiden stehend, schliesst sich an :
Perisphinctes plicatilis Sowerby.
1817. Ammonites plicatilis Sowerby. Mineral Conchology t. 166.
1842. „ „ fl’Orbigny. Paleont. frane, terr. jurass.
t. 192 f. 1, 2. 8 (von t. 191).
Mag auch der Name fül* gar Vielerlei gebraucht
worden sein , immerhin gibt die deutliche Abbildung bei
d ’ 0 r b i g n y genug Anhaltspunkte , um diesen Species-
Namen aufrecht halten zu lassen.
176
Nach der d’Orbigny’schen Zeichnung aufgefasst,
kommen aber von dieser im französischen wie norddeutschen
Oxford, wie es scheint, so häufigen Art nur wenige und
nicht einmal typische Formen in den Trans versar.-Schichten
von Münster und Voglarn vor. Nur aus der Dinglreuther
Biarmatusbank stimmen einige Exemplare mit oben citirter
Abbildung (besonders der fig. 3) gut überein.
Bei der Häufigkeit und Bedeutung der erst ange-
führten beiden Arten dürfte es vielleicht seine Berechtigung
haben , auf ihre Unterscheidungsmerkmale untereinander
und von P. plicatilis (Sow.) d’Orb. noch einmal kurz
hinzuweisen.
Alle drei Species sind evolut ; P. chlor oolithicas zeigt
dies am meisten , P. Martelli am wenigsten , P. plicatilis
steht in der Mitte oder nähert sich darin dem letzteren.
Die Windungen, welche im Allgemeinen langsam und
regelmässig anwachsen , nehmen bei P. Martelli etwas
rascher in Höhe und Breite zu (vergl. Quenstedt’s Jura
t. 73 f. 18); letzterer zeigt ferner statt einer runden
Nabelkante, wie bei P. chlorool ., eine etwas geschärfte und
unterhalb dieser Nabelkante sind die Umgänge bei ihm
nach oben etwas eingedrückt.
Auch am Querschnitt lassen sich feinere Unterschiede
wahrnehmen. Bei P. Martelli ist derselbe mehr quadratisch,
bei P. chlor, bildet er ein trapezförmiges Oval mit der
breiten Seite an der Nabelgegend ; P. plicatilis zeigt ein
etwas mehr gerundetes Oval.
Endlich können noch bezüglich der Rippen Ver-
schiedenheiten erwähnt werden. P. plicatilis und P. Mar-
telli besitzen mehr Rippen als P. chlorool. , doch bleiben
dieselben bei letzterer Species im ausgewachsenen Zustand
näher beisammen. Bei P. Martelli rücken sie auf den
vorderen Kammern weiter von einander weg (bei P plicat.
177
scheinen sie sich nicht soweit zu entfernen) und schwellen
knotig an*
P. plicatilis findet sich in unserem Gebiete, wie be-
reits bemerkt, nur bei Dinglreuth typisch (d’Orb. 1. c.
t. 192 f. 3); diese von da vorliegenden Exemplare (jüngere
und mittlere Stadien) lassen sich aber von den bei uns
etwas höher gelegenen beiden andern Arten , selbst bei
gleicher Grösse wohl unterscheiden. Ich kann daher die
Ansicht derer nicht theilen, welche im P. Martelli Oppel
nur die erwachsene Form von P. plicatilis erkennen wollen.
Mit genügender Schärfe lässt sich von den bisher
besprochenen Perisphinkten die Reihe der als colubrinus
(Rein.) Quenst. citirten Formen (vergl. D. Brauns der
obere Jura im nordwesth Deutschland S. 160), welche eben-
falls zur grossen Biplexgruppe gehören , trennen. Was
schliesslich P. polygyratus Rein., Quenst. oder die als
Polygyraten im engeren Sinn bezeichnete Formenreihe be-
trifft, so bilden dieselben eine durch Ausbildung der Rippen
und Loben für sich bestehende, von den Biplices gesonderte
Gruppe.
Als Begleiter oben aufgefuhrter Arten kommen eben-
falls nicht selten noch zwei, übrigens leicht unterscheidbare
Perisphinkten vor, nämlich der P. Rhodanicus D u m o r t.
und der sogen. P. convolutus impressae Quenstedt.
Perisphinctes Rhodanicus Dumortier.
1871. Ammonites Rhodanicus Eugene Dumortier. Sur quelques
gisements de l’Oxfordien inferieur de
l’Ardeche. S. 62 tab. III. f. 9 und 10.
Gehört zur Biplexgruppe. Leicht kenntlich durch
seine sehr zahlreichen , etwas nach vorn geschwungenen
Rippen und durch die comprimirtere Form.
Vorkommen: In den Trans versariusschiehten von
Münster bei Straubing, ferner in den gleichen Schichten
12
178
des Krakauer Gebietes, im unteren Oxford des Dep Ardeche
(Chäteaubourg) u. Dep. Isere (Trept) und nach Neumayr
(„Die Vertretung der Oxfordgruppe im östlichen Theil der
medit. Provinz“, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1871
Erklärung der Tafel XVIII.) wahrscheinlich auch im medi-
terranen Oxford vom Banat und von Mähren (Cze-
techowitz).
Perisphinctes conyolutus inipressae Quenstedt.
1849. Ammonites convolutus itnpressae Quenstedt. Cephalopoden S. 169.
1858. „ „ „ Quenst. Jura S. 578 t. 73
f. 14-16.
„ plicatilis pars mancher Autoren.
Durch die meist nur kleine, nicht flache, sondern ge-
drungene Form, mit mehreren tiefen Einschnürungen ver-
sehen, charakterisirt. Auch grössere hierher zu rechnende
Exemplare unterscheiden sich durch ihre globosere Gestalt
von den bisher betrachteten Perisphinkten.
Dieser dem sulciferus Oppel nahestehende Ammonit
mag unter der angeführten Benennung, welche ihm Quen-
stedt gab, einstweilen am ersten erkannt werden. Seine
Stellung ist nämlich noch unsicher. Während manche der
unter dieser Bezeichnung laufenden Formen vielleicht nur
junge Individuen von Perisphinkten aus der Verwandt-
schaft des P. plicatilis darstellen , entwickeln sich andere
zu dickeren Gehäusen, die in die Gruppe der Polygyraten
gehören.
Vorkommen: Transversariuslagen von Münster und
Voglarn. Sonst noch sehr verbreitet. Aehnliche Formen
gehen übrigens auch in höhere Weissjuraschichten hinauf
(Würgau).
179
Perispliinctes colubrinus Rein ecke sp.
1818. Nautilus colubrinus Rein ecke. Maris protogaei Nautilos et
Argonautas etc. f. 72.
1847. Ammonites colubrinus Quenstedt. Cephalopod. t. 17 f. 10.
1870. Perispliinctes colubrinus Zittel. Untertithon p. 107 t. 9 f. 6.
t, 10 f. 4-6.
Die mir aus dem niederbayr. Jurabezirk (Söldenau)
vorliegenden Exemplare besitzen folgende Eigenschaften.
Gehäuse scheibenförmig, selten über 80 mm- im Durch-
messer haltend. Nabel weit und schwach vertieft. Um-
gänge wenig umfassend , seitlich etwas abgeplattet , im
Querschnitt immer höher als breit. Externseite gerundet
und mit einer deutlich erkennbaren Medianfurche versehen.
Die Rippen stehen gerade und theilen sich nahe am Extern-
rande in 2 , hie und da in 3 über die Siphonalseite weg-
laufende Aeste. Andeutungen von parabolischen Knoten
sind bei einigen Exemplaren vorhanden, anderen fehlen
sie gänzlich. Auf einen Umgang fallen circa 40 Rippen.
Einschnürungen , oft bis zu 4 auf einer Windung , sind
nicht selten. Die Wohnkammer scheint nicht ganz einen
Umgang einzunehmen.
Die Loben (tab. II. fig 3, Originalexemplar in der
Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien) zeigen
den Charakter der Biplexgruppe. Der Siphonallobus geht
ziemlich tief herab. Die Verzweigung ist übrigens nicht
besonders complicirt.
Dimensionsverhältnisse: Gesammtdurchmesser
75 mm\; Höhe des letzten Umganges über der Naht 20 mm-;
Nabelweite 40 mm- ; Dicke des letzten Umganges bis zu 20 mm-
Bemerkungen. Von P. biplex bifurcatus Q u e n s t.
(Ceph.tab. 12 f. 11) dadurch unterschieden, dass dieser weniger
evolut ist und regelmässigere Rippen besitzt, deren Zwischen-
räume jedoch gegen die Wohnkammer zu etwas sich erweitern.
Auch fehlt die Medianfurche an der Siphonalseite. Ebenso
12*
180
fehlt dieselbe bei P. Tiziani Oppel, welcher mit dem
letztgenannten im Werkkalk nicht selten gefunden wird,
von diesem aber durch die gerundeteren Umgänge sich
abhebt.
Reinecke (1. c.) bildet von P. colubrinus die grob-,
Quen stedt (1. c.) die feinrippige Varietät ab. Unsere
Exemplare halten die Mitte zwischen beiden ; in der Spaltung
und Vertheilung der Rippen sind sie übrigens ziemlichen
Unregelmässigkeiten ausgesetzt. Mögen sie dadurch etwas
an die Polygy raten erinnern, so spricht doch ihr Total-
charakter, sowie die Lobenzeichnung für ihre Zugehörig-
keit zur Biplexgruppe.
Vorkommen. Aus dem geschichteten Kalke von
Söldenau. Von den übrigen Perisphinkten der dortigen
Tenuilobatusschichten leicht zu trennen durch die Median-
furche der Siphonalseite , die geraden Rippen und noch
dadurch, dass P. colubrinus daselbst nur in der ersten,
weicheren , grünlichen Bank des Schichtencomplexes mit
Opp. tenuilobata , hier aber in ziemlicher Häufigkeit
auftritt.
In Franken wird er gleichfalls gewöhnlich in den
unteren Schichtenlagen der Tenuilobatusstnfe gefunden.
Ausserdem geht er bis in’s Tithon hinauf.
Perisphinctes Eggeri nov. sp.
Tab. II. fi g. 2.
Flach, scheibenförmig, weit genabelt, mit zahlreichen
(bis fast 50 auf einen Umgang) Rippen versehen ; dieselben
sind leicht nach vorn geschwungen , an der Naht etwas
schärfer markirt und theilen sich erst ziemlich spät in
2 bis 3 Aestchen. Zwischen je einem Paar von letzteren
drängen sich von der Externseite her neue kleinere Rippchen
entgegen. Seiten abgeplattet , Siphonalseite gerundet.
Loben eng aufeinander sitzend , ziemlich zerschlitzt.
Siphonallobus nicht so tief als der erste Lateral.
181
D imensionsverhältniss e. Durchmesser (excl.
der Wohnkammer) 130 mm ; Nabelweite 50mm>; Höhe des
letzten Umganges am Anfang der Wohnkammer von der
Naht aus 45 ram- , Dicke desselben etwas über 30 mm-
Bemerkungen. Gehört zu den Polygyraten. Von
P. polygyratus (Reinecke 1. c. f. 45, Quenstedt Cephah
t. 12 f. 3) selbst ist diese Species unterschieden durch
flachere Seiten, zahlreichere und regelmässigere Rippen und
eine etwas grössere Involubität, ferner ist die Zunahme in
die Höhe rascher als bei jenem. Von dem folgenden P.
progeron und von P. geron Zittel (die Fauna der älteren
Cephalopodenführ. Tithonbilgn. t. 35 f. 3 a. — c.) unter-
scheidet P. Eggeri sich hauptsächlich durch weniger und
weiter auseinander stehende Rippen, die sich später als bei
P. progeron spalten, und grössere Abplattung der Seiten.
Zu Ehren des Herrn Bezirksarzt Dr. Egger in Passau
benannt.
Das Originalexemplar liegt in der Sammlung der k. k.
geolog. Reichsanstalt zu Wien. *)
Vorkommen. Söldenauer Schichten. Ausserdem in
den gleichaltrigen Kalken Frankens von Gräfenberg und
Weismain (Sammlung d. geogn. Bureau’s in München) und
der Thalmässinger Gegend (palaeont. Museum in München).
Perisphinctes progeron nov. sp.
Tab. I. fig. 2. a. u. b.
Gehäuse flach, scheibenförmig mit gerundet dreiseitiger
Externfläche. Die Dicke der Umgänge nimmt gegen die
Naht hin zu. Die flachen Seiten fallen mit gerundeter
*) Durch die Güte des Herrn Hofratli und Direktor Ritter Franz
von Hauer lag mir aus benannter Sammlung eine Suite Söldenauer
Ammoniten zur Benützung vor. Ich erlaube mir, demselben bei dieser
Gelegenheit meinen tiefgefühltesten Dank autszusprechen,
182
Nabelkante ab. Die Windungen umfassen sieb gegenseitig
in ziemlicher Tiefe. Die Oberfläche der Schale ist mit
dicht gedrängten, etwas nach vorn gebogenen Rippen be-
setzt; an der Naht sind dieselben ziemlich breit und spalten
sich oberhalb der Mitte der Seiten in 2 bis 3 ununter-
brochen über die Siphonalseite laufende Zweigrippen. Die
Loben haben im Allgemeinen Aehnlichkeit mit denen von
Per. geron Zittel; doch sind sie leider nicht sehr deutlich
sichtbar.
Dimensionsverhältnisse: Mit Ausschluss der Wohn-
kammer, die vielleicht einen Umgang betragen mag, misst
der Durchmesser 135 mm , die Nabelweite 50 mm- ; Höhe
des Umganges der Wohnkammer 47 mm*, dieselbe in der
Windungsebene 35 mm*
Bemerkungen. Diese schöne Species ist nah
verwandt mit Perisph. geron Zittel (die Fauna der
älteren Cephalopoden führenden Tithonbildungen S. 230 t. 35
f. 3 a. — c.), unterscheidet sich aber von diesem dadurch,
dass längs der Naht breitere und weniger zahlreiche Rippen
vorhanden sind und dass der Querschnitt der Windungen
nicht so hoch und gegen die Naht hin merklich breiter ist.
Auch Perisphinctes Ulmensis Oppel (Pal. Mittheilgn.
t. 74 f. 1 — 4) aus dem obersten weissen Jura Frankens
(Solenhofen) steht ihm nahe , lässt sich aber davon wohl
unterscheiden.
Das Exemplar, nach welchem die Abbildung gefertigt
wurde , liegt in der Sammlung der k. k. geolog. Reichs-
anstalt zu Wien.
Vorkommen: Söldenauer Schichten. Einen hier-
her gehörigen Planulaten fand ich ferner bei Theuern
unfern Amberg (untere Tenuilob. -Schichten).
183
Ferispkinctes suberimis nov. sp.
Tab. «II. fig. I. a, b., c.
Gehäuse scheibenförmig , sehr flach , stellt im Allge-
meinen einen grossen evoluten Per , invölatus vor. Die
Seiten haben ihren grössten Quer - Durchmesser nahe der
Naht und verschmälern sich mit einer leichten Depression
gegen die gerundete Siphonalseite hin. Vom Nabel strahlen
gröbere, aber nicht scharfe, nur in den inner n Windungen
besser markirte Rippen aus, wovon auf einen Umgang über
20 kommen und welche sich , auf den Seiten fast völlig
verschwindend, in mehrere sehr schwache über die Extern-
fläche hinwegziehende Rippchen spalten. Dieselben sind so
wenig ausgeprägt, dass der ganze Ammonit mit Ausnahme
der Nabelgegend fast glatt erscheint. Die Wohnkammer
nimmt einen Umgang ein ; ihr vorderes Ende verlässt
etwas die regelmässige Spirale und verengt sich zugleich
ein klein wenig.
Die Lobenzeichnung (auf tab. II. bei 1 c. , soweit sie
am vorliegenden Exemplar erhalten war, dargestellt),
welche von Per. involutus abweicht, lässt sich mit der des
Perisph. Erinus d ’ 0 r b i g n j vergleichen ; doch ist sie
weniger zerschlitzt und ihre einzelnen Theile sind derber
als bei letzterer. Auch gelangt der Sekundärlobus zwischen
dem 2. Lateral und dem ersten Auxiliarlobus zu einer
grösseren Selbständigkeit als bei P. Erinus.
Dimensionsverhältnisse: Durchmesser 180 mm*;
Nabelweite 70 mm-; Höhe des letzten Umgauges an seiner
höchsten Stelle 70ram-; Dicke desselben 38mm<
Bemerkungen. Diese Species, welche eine grosse
Verwandtschaft mit dem bereits genannten Perisphinctes
Erinus d’Orbigny (Paleont. fran£. terr. jurass. p. 549
t. 212 und Hector t. 215) aus deili
jneridgien bekundet, darf doch mit
französischen Kim-
diesem nicht vereinigt
184
werden. Der Unterschied liegt darin, dass Per. suberinus
comprimirtere Seiten, etwas stärkere Evolubilität, und eine
grössere Anzahl der vom Nabel ausstrahlenden Rippen be-
sitzt; ferner verliert er bei gleicher Grösse viel früher
die Berippung. Ohnedem gehören vollständig überein-
stimmende Ammonitenformen, welche beiden Juragebieten
(dem französischen und dem süddeutschen) eigen sind,
zu den Seltenheiten.
Das Originalexemplar (auf der Abbildung um die
Hälfte verkleinert) befindet sich in der Sammlung der k. k.
geolog. Reichsanstalt zu Wien.
Vorkommen. Tenuilobatusschichten von Söldenau.
Actaeonina Ratisbonensis nov. sp.
Das zierliche , sehr kleine (blos 2 1) mm grosse) Ge-
häuse gehört zu den mit Längsstreifen versehenen Actäo-
ninen und gleicht in der äusseren Gestalt , Mundöffnung
u. s. w. der Actaeonina (Tornatella) Aviothensis Buvignier
(Statistique geologique etc. dn depart. de la Meuse t. 23
f. 32, 33), unterscheidet sich aber hievon wie von der
verwandten Actaeon. (Orthostoma) fontis Dumortier*)
(Etndes paleont. sur les depöts jurassiques du bassin du
Rhone. 3 partie. Lias moyen S. 221 pl. XXVII. f. 15)
aus dem mittleren Lias hauptsächlich dadurch , dass von
den Längsstreifen zwei, welche zunächst der Naht gelegen
sind, besonders gut sichtbar sind, während die übrigen
weit schwächer auftreten und auf der Mitte jeden Um-
gangs sogar verschwinden.
*) Dumortier weist übrigens aus dem nämlichen Horizont noch
auf 2 Actaeoninen hin 1. c. S. 221 : „Je connais encore dans la zone
ä Pecten aequivalvis deux orthostoma tres petits et trop peu sürs pour
etre determines, peutetre appartiennent ils tous deiix ä la meme espece
(0. fontisU
185
Vorkommen.. Im Rotheisenoolith des mittleren
Lias (mit Pecten aequivalvis zusammen) vom Keilberg bei
Regensburg. Selten.
Pleurotomaria conoidea Deshayes.
a. a. 0.
1818. Trochns elongatus Sowerby. Miner. Conchol. p. 181 t. 193
f. 2—4.
1831.
1837.
1848.
1867.
1869.
Pleurotomaria conoidea Deshayes. Descr. de. coquill. caract.
d. terr. t. IY. f. 4.
„ conoidea Bronn. Lethaea geoguostica t. XXL
f. 1-4 p. 302.
„ mutabilis Deslongchamps. Pleurotomaires.
Mern. Loc., Linneene d Normandie p. 104.
„ conoidea Laube. Die Gasteropoden des braunen
Jura von Balin. S. 16.
„ elongata D. Brauns. Der mittlere Jura in
nordwestl. Deutschland 8. 186.
Findet sich im gelben Doggeroolith von Zeitlarn
ziemlich selten.
Dagegen ist im Dinglreuther Bruch auf’ der Grenze
zwischen dem weissen und braunen Jura (Biarmatusbank)
in Gesellschaft mit Amaltli. cordatus, Peltoc . Arduennense ,
Aspid. perarmahim eine Pleurotomarie sehr häufig, wovon
die kegelförmige Gestalt mit geraden oder schwach konkaven
Seiten, der mit Knoten versehene Kiel am unteren Umfang
jeder Windung, das diesem Kiele nahegerückte Band, sowie
die Ornamentik (feine Längsstreifen und nur am oberen
Theil jeder Windung ausgeprägte Querstreifung) ihre Zu-
gehörigkeit zur Formengruppe der Pleurot. conoidea ausser
allen Zweifel stellen. Wir bezeichnen sie als
Pleurotomaria conoidea var. bistriata (tab. II. fig. 8).
und beschränken uns auf folgende
kurze Charakteristik
derselben ;
186
Die Höhe unserer Varietät beträgt 35 — 40 mm* Der
Spiralwinkel misst gegen 50 mm> ; doch kommen spitzere
und stumpfere Individuen vor. Basis schwach konkav, auf
ihrer ganzen Fläche mit feiner regelmässiger Spiralstreifung
bedeckt, die durch Zuwachsstreifen unterbrochen ist. Eine
geringe Einsenkung bezeichnet die Nabelstelle. Der Mund-
rand konnte leider an keinem Exemplare blosgelegt werden.»
Was die Verzierung betrifft, so sind ausser den zahl-
reichen, feinen Längsstreifen noch schief nach rückwärts
gerichtete Querstreifen, welche aber blos am oberen Theil
jeder Windung sichtbar sind, vorhanden. Die Dinglreuther
Exemplare zeigen diese Qnerstreifung auf doppelte Art.
Zwischen den schärfer markirten, gröberen Querstreifen,
welche für die Gruppe der PI. conoidea so charakteristisch
sind, bemerkt man nämlich noch feinere (gewöhnl. 2), die
oft nur mit der Lupe deutlich erkannt werden können.
Der hervorspringende Kiel besitzt Knoten ; dieselben stehen
in einer Entfernung von 1 mra- von einander.
Das Band liegt dem Kiele genähert, ist aber von ihm
durch einige Längsstreifen (ihre Zahl schwankt von 2 — 5)
getrennt; an seiner oberen und unteren Grenze ist es
durch je einen Längsstreifen begränzt, der gegenüber den
übrigen, welche gleichmässig über jede Windung verlaufen,
etwas stärker hervortritt; die halbmondförmigen Zuwachs-
linien werden ebenfalls durch Spiralstreifen, von denen
der mittelste sich wieder etwas mehr gegenüber den
andern heraushebt, durchschnitten.
Auf tab. II. fig. 8 ist ein Theil der Windung dreimal
vergrössert dargestellt.
Pleurotom. conoidea, welche in Frankreich vom Bajocien
bis Oxfordien vorkommt, repräsentirt den Typus eines
Formenkreises, der zahlreichen Variationen unterworfen ist.
Deshalb Hessen auch die einzelnen Autoren diesen Species-
187
n amen zwischen mehr oder weniger weit ausgedehnten
Grenzen schwanken. So führt d’Orbigny eine grössere
Anzahl ans dem Formenkreise der genannten Pleurotomarie
als selbständige Arten an, welche andere wie Des-
longchamps oder Laube unter einer Species begreifen.
Unseren Formen steht- die var. elonyata Deslong-
champs (1. c. tab. X fig. 15) am nächsten. Auch Pleuroto-
maria culminata Heb. et Deslongch. (memoir. sur les
fossiles de Montreuil- Bellay t. IV. f. 5 u. t. V. f. 1) ent-
fernt sich, wenigstens dem Aeusseren nach (sie besitzt an
der Innenlippe einen Zahn), nicht bedeutend, ohne aber
vollkommen damit zu stimmen.
Lima scaberrima nov. sp.
Tab. II. fig. 7.
Die über 20 mm- grosse Schale ist schief eirund, ziem-
lich gewölbt, gleichseitig, vorn gerade abgestutzt. Ohren
schwach vorstehend. Am Steinkern sieht man vom Wirbel
circa 30 scharfe , glatte , durch etwas weniger breite
Zwischenräume getrennte Rippen ausstrahlen. Wo die
Schale selbst noch erhalten ist, erscheinen die Rippen
schärfer und, was besonders charakteristisch ist, sägefÖrmig
geknotet. Letzteres Merkmal theilt die Muschel mit der
Lima scabrosa Münster (Goldfuss Petrefacta Germaniae
t. CIL f. 8) aus den Hornsteinknollen des mittleren weisseil
Jura von Amberg ; sie ist aber von dieser verschieden
durch die etwas mehr gleichmässige Ausbildung aller Rippen,
sowie hauptsächlich dadurch , dass dieselben in weit ge-
ringerer Anzahl vorhanden sind.
Vorkommen: In den mergeligen , grauen Kalk-
schiefern der obersten Transversariu^schichten vom Keil-
berge bei Regensburg.
188
Lima aequilatera B u v i g n i e r.
1852. Lima aequilatera Buvignier. Statistique geol etc. du depart.
de la Meuse t. XVIII. f. 14—16.
Limen von gleichmässigen, nicht besonders gewölbten
Schalen mit rundlichem Umrisse und wenig markirten,
breiten Rippen, welche durch sehr schmale, öfters punktirt
erscheinende Zwischenfurchen getrennt werden, kommen in
den Söldenauer Brüchen nicht gar selten vor ; sie theilen
alle Hauptcharaktere mit der benannten Species , so dass
dieselben unbedenklich mit letzterer identificirt werden
können.
V or kommen : Tenuilobatusstufe zu Söldenau, ausser-
dem im Astartien des Dep. Meuse.
Avieula (Monotis) Gümbeli nov. sp.
Tab. II. fig. 6.
Flache, 25 mm- lange Schale, mit groben An wachsstreifen
und verhältnissmässig starken Radialrippen versehen.
Letztere springen da, wo sie über erstere hinweglaufen, als
stumpfe Knoten hervor. Auf der hinteren Flügelseite sind
die Radialstreifen in grösserer Anzahl und etwas feiner
vorhanden, während sie am übrigen Schalentheile gröber
und in massigen Abständen von einander getrennt sind.
Dazwischen schieben sich gegen den unteren Schalenrand
hin durch dichotome Verzweigung kleinere Radialrippchen
ein. Schlosslinie ziemlich gerade.
Diese Art schliesst sich an die für die oberen Tenui-
lobatusschichten so bezeichnende Avieula (Monotis) similis
Münster sp. (Goldfuss Petref. German, t CXX. f. 9 =
Monotis lacunosae Quenstedt Jura t. 78 f. 6, Avieula
similis Oppel, Monotis similis Wür tenberger) an,
verdient aber gewiss, davon abgetrennt zu werden. Die
Unterschiede lassen sich leicht festhalten, Di v Avie. similis
189
hat viel mehr und näher an einander stehende, feinere
Radialrippen , während Av. Giinibeli deren weit weniger
und durch die rauhen Anwachsstreifen grob gekörnelte
besitzt.
Zu Ehren des Herrn Oberbergrath Dr. Gümbel
benannt.
Vorkommen: Im plumpen Felsenkalk am Keilberg
bei Regensburg. Damit identische Exemplare liegen in
der Sammlung des Münchener geognost. Bureaus aus den
grobbankigen Plattenkalken (Prosoponkalken) von Weiden-
sees in Oberfranken.
Myoconclia Helmerseniana d’Orbigny.
1 845 . Myoconclia Helmerseniana d’Orbigny. Vernenil, Murchison
und Keyserling Russia and the Ural
mountains II. Palaeontology t. 39
%. 19-21.
Ein Exemplar vom Maierhof stimmt mit dieser der
bekannten Myoconclia crassa S o w. des braunen Jura ähn-
lichen Muschel überein.
Vorkommen: In den Ortenburger Schichten;
ausserdem im unteren Oxford von Orenburg (siidl. Ural).
Cardinia attemiata Stutchbury sp.
Taf I. fig. 5.
1842. Pachyodon attenuatus Stutchbury. Annals and Magazine of
natural history Vol. VIII. S. 485 t. X.
f. 13 u. 14.
1858. Thalassites — Quenstedt. Jura S. 191.
Stutchbury gibt folgende Charakteristik von dieser
Species :
Shell cuneiform; transverse diameter twice its height;
posterior end strongly attenuated ; lunule small
but deep; transverse diameter 2,8, height 1,4,
thickness 0,7.
190
Einige aus dem mittleren Lias vom Keilberg mir vor-
liegende Cardinien stimmen mit dieser Beschreibung und
der citirten Abbildung überein , nur zeigen sie die Ver-
schmälerung am hinteren Ende nicht so bedeutend ausge-
prägt. Es sind zierliche Muscheln von querverlängertem
Umriss; der Wirbel befindet sich noch im ersten Drittheile.
Anwachsstreifeu treten mehr oder weniger hervor. Die
Länge beträgt 42 mm- , die Höhe 25 mm- Der obere Rand
neigt sich vom Wirbel nach hinten anfangs in einer ge-
raden Linie abwärts und biegt dann mit einem stumpfen
Winkel von circa 155° (an dieser Stelle ist das Stück der
Stutchbury’schen Abbildung verletzt) bis zum Unterrande
fort. Letzterer ist convex gekrümmt und verschmälert
sich gegen das Ende mit einer leichten Einsenkung. Vom
Wirbel bis zur hinteren Ecke des Unterrandes läuft eine
stumpfe kielartige Erhöhung über die ziemlich gewölbte
Schale. Das Schloss konnte an keinem der untersuchten
Exemplare (Sammlung des kgl. Lyceums in Regensburg)
blosgelegt werden.
Vorkommen: Im mittleren Lias (Rotheisenoolitli)
vom Keilberge bei Regensburg, und Cheltenham in England.
Oberbergrath G ü m b el führt diese Art ferner aus den mittleren
Liasschichten von Bubach in der Oberpfalz an.
Terebratula subbavarica nov sp.
Tab. I. fig. 4 a , b. u. c.
Schöne, leicht zu erkennende, bauchige Art von oval
fünfseitigem Umriss; so dick oder noch dicker als breit,
aber immer länger. Die kleine Schale ist weniger gewölbt
als die andere, bei welcher die Wölbung besonders an
ihrem oberen Theil stark hervorspringt. Schnabel kräftig,
meist bis zur kleinen Schale eingebogen und mit einem
ziemlich grossen , runden Loche versehen. Die grösste
Breite befindet sich oberhalb der Schalenmitte, von wo
191
ans die Form sich gegen den geraden Stirnrand etwas zu-
spitzt. Schlosskante der kleinen Schale fast gerade. An
den beiden Stirnecken, von welchen sich je eine stumpfe,
kurze Leiste zur kleinen Klappe hinaufzieht, bemerkt man
Andeutungen von schwachen Falten.
Bemerkungen : Mit dieser Species ist ziemlich ver-
wandt die Terebratula elliptoides Mösch (Beiträge zur
geolog. Karte der Schweiz. 4. Liefg. Geolog. Beschreibg.
des Aargauer Jura S. 313 t. VT. f. 7), von welcher
T. subbavarica durch den fast geraden Schlossrand, durch
die weniger gewölbte kleine Schale, den mehr liber-
gebogenen Schnabel sowie dadurch, dass sie ihre grösste
Breite oberhalb der Mitte besitzt, ab weicht. Weiter ent-
fernt steht Terebratula JBourgueti Etallon (Lethaea
Bruntrutana t. XLT. f. 7), mit welcher eine Verwechslung
durch den Mangel des Uebergreifens der grossen Schale in
die kleine, durch stumpfere Stirnkanten u. s. w. vorge-
beugt ist.
Vorkommen: Nicht selten in den Ortenburger
Schichten (Kieselnierenkalk) vom Maierhof und Voglarn.
Terebratula Stockari Mösch.
18G7. Terebratula Stockari Mösch. Geol. Beschreibung des Aargauer
Jura S. 312 t. VI. f. 6 a.-c.
Eine mit der citirten Abbildung gut stimmende Brachio-
pode habe ich in den Transversariuskalken zu Voglarn bei
Ortenborg gefunden.
Waldheimia Mösch i Mayer.
18G7. Terebratula ( Waldheimia) Möschi Mayer. Mösch: Geol. Be-
schreibung des Aargauer Jura S. 314
t. VI. f. 4 a.-f.
Waldheimia Möschi besitzt ei
und Vertikale Verbreitung innerhalb
le grosse horizontale
des weissen Jura der
192
Schweiz und ist nach Mösch (1. c.) vielfachen Variationen
unterworfen. Aus unserem Bezirke liegen mir mehrere
typische Exemplare von ihr aus dem Ortenburger Kiesel-
nierenkalke vor. Ausserdem stammt aus den Söldenauer
Schichten eine dicke, aufgeschwollene Varietät davon, bei
welcher Höhe, Breite und Dicke sich so ziemlich das
Gleichgewicht halten. Die grösste Breite und Dicke be-
findet sich hier oberhalb der Schalenmitte, von wo aus die
Klappen sich stark gegen den mit deutlichen Ecken ver-
sehenen Stirnrand zuschärfen. Quenstedt bildet aus dem
weissen e von Ehingen eine Form als Terebr. indentata
var. (Jura t. 91 f. 12) ab, die dieser nahe steht.
Aus Franken ist die Waldh. Möschi hauptsächlich von
Amberg (gelbe Hornsteine) bekannt.
Waldheimia subrugata E. Eudes. -Deslongchamps.
1856. Terebratula ornithocepliala E. Deslongchamps Bull, de la
Soc Linn. de Normandie I. pag. 98.
1859. „ subrugata E. Deslongchamps Bulletin de la Soc.
Linn. de Norm. t. IV. pl. II. fig. 7.
1859. ,, (Waldlieimia) subrugata E. Deslongchamps
Memoire sur les brachiopodes de
Kellow rock. Mem. de la soc.
Linneenne de Norm, tome XI. p. 88
tab. V. f. 5.
1871. „ „ subrugata Eug. Dumortier. Sur
quelq. gisements de l’oxfordien in-
ferieur de fArdeche S. 48 tab II.
fig. 1 — 6.
Diese zur Gruppe der Waldh. ornitliocephala gehörige
Terebratel bildet ein etwas zusammengedrücktes , länglich
fünfseitiges Oval und ist von allen andern verwandten
Brachiopoden leicht dadurch zu unterscheiden, dass mehr
oder weniger deutlich erkennbare, zahlreiche, oft lamellen-
artig markirte Streifen, die den Zn wachsstreifen parallel
193
laufen , (lignes rugueuses concentriques Dumortier)
auf der Schalen ober fläche zu bemerken sind.
Grössere Schale in der Mittellinie gewölbt, sonst beide
Klappen regelmässig convex. Schnabelkanten scharf. Schale
punktirt.
Vorkommen: Diese schöne Species wurde bisher
aus dem französischen Callovien (Montreuil Bellay) und
Oxfordien (St. Etienne de Boulogne, La Clapouze) be-
schrieben. Einige Stücke aus der Biarmatusbank von
Dinglreuth beweisen, dass sie auch unserem Gebiete nicht
fremd ist.
Rhynchonella acuta Sowerby sp.
1816. Terebratula acuta Sowerby. Mineral conchology t. 150 f. 1, 2.
Ausser andern Orten:
1867. T er. acuta Qu en st edt. Handbuch d. Petrefaktenkunde 2. Auflage
S. 540 t. 46 f. 15.
1870. „ „ Quenstedt. Brachiopoden S. 46 t. 37 f. 150 -153.
Typisch aber nicht häufig kommt diese zierliche Form
in den Rotheisenoolithen (Stufe des Amaltheus margaritatus)
auf der Keilberger Höhe und bei Irlbach vor. Sie tritt
dort in Gesellschaft mit folgenden schönen, besonders für
das französisch-englische Liasien bezeichnenden Brachiopo-
den auf : Waldheimia cornuta , Waldh. suhmmismalis ,
Bhgnch. serrata, Rh. tetraedra , Spiriferina Münsteri , deren
vorliegende Exemplare mit den Abbildungen in Davidson’s :
„a monograph of british oolitic and liassic Brachiopoda“
gleichfalls vollständig stimmen.
Rhynchonella Fischeri (Ro ui Iler
longchamps.
a. a. 0.
1847. (1843).
E. Eudes-Des-
Rhynchonella Fischeri R o u i 1 1 e
imperiale
Moscou 1(349 t. XX4, I. S. 3
tab. J.
Bulletin de la Societe
des naturalistes de
13
194
1859. Rhynchonella Fischeri Eudes Deslongchamps. Mein.
sur les Brachiop. du Kelloway-rock
in den Memoires de la soc. Linneen.
de Normandie, tome XI. S. 52 pl. VI.
f. 8-18.
Als Rhynch. Fischeri wurde von Ro ui 11 er ursprüng-
lich eine Brachiopode aus dem Moskauer Jura bezeichnet,
später übertrug Eud. Deslongchamps den gleichen
Namen auf eine im französ. Callovien sehr verbreitete, der
Rh. quadriplicata Ziet sp., ferner der Rhynch. Ehingensis
Quenstedt sp. und Kurri Oppel nahestehende Form,
indem er die Rhynch. quadriplicata d’Orbigny (Pro-
drome 12, 235) oder Rh. Orbignyana Oppel (Juraform.
S. 577) mit der Eouil ler1 sehen Species identiiieirte.
Unsere Exemplare, welche mit den Abbildungen von
Deslongchamps weit mehr als mit den russischen
stimmen , sind mehr oder weniger unsymmetrisch , mit
scharfen Rippen von schwankender Anzahl (häufig circa 15)
versehen und zeigen an der Stirn eiuen nicht sehr tief
eingesenkten Sinus der grossen Klappe. Sie treten dadurch
der Rhynch. oxyoptycha (Fischer) Dumortier (Du m. :
sur quelques gisem. de l’oxfordien infer. de l’Ardeche
S. 33 tab. I. f. 21—25) nahe, lassen sich aber mit der
Originalabbildung der Rh. oxyoptycha Fischer 1843
(Bulletin de la societe imperiale des Naturalistes de Moscou
1843 S. 118 tab. IY. f. 10 u. 11) nicht als identisch ver-
gleichen.
V o r k o m m e n : Rh. Fischeri E u d. D e sl o n g c h . findet
sich als charakteristische Species im französ. Callovien,
kommt aber noch im Oxfordien (la Clapouze) und mit
Waldheimia impresso (Dives) vor.
Nach Mösch liegt sie im Kanton Aargau mit Reit.
Arduennense , P. athleta , Amalth. cordatus, Cosm. Jason ,
Per. Martelli in der ,, gelben thonigen Facies des oberen
195
Calloviens“. Im niederbayr. Jura erscheint sie in grosser
Häufigkeit mit Amalth . cordatus , Pelt. Arduennense, P.
torosum, Waldh subrugata zusammen in der braun und
grün gefleckten Kalkmergellage (Biarmatusbank) von Dingl-
reuth.
Rhynclionella lacunosa Schlot he im sp.
1813. Terebratulites lacimosus Schlot heim in Leonhard’s Taschen-
buch für die ge s. Miner. VII., 1 ; tab. I.
fig. 2.
Rhynclionella ( Terebr .) lacunosa multorum auctt.
' Kommt in unserem Gebiete in verschiedenen Schichten-
lagen des weissen Jura und in verschiedenen Abänder-
ungen vor.
Schon im untersten w. Jura treffen wir auf zwei der
Rh. lacunosa noch verwandte Arten, wovon die eine die
Rhynclionella Visulica (Oppel- Waagen: über die Zone
des Ammon, transvers. S. 295) in den Trans versariuslagen
vom Keilberge bei Regensburg sich nachweisen liess (die
Bestimmung geschah nach den im Münchener paläoutologi-
schen Museum liegenden Originalexemplaren von Trzebinia
aus dem Krakauer Jura). Die andere Species, die
Rhynclionella Arolica Oppel (1. c. S. 294 und Cas.
Mösch: der Aargauer Jura S. 310 t. VI. fig. 9), fand sich
in den gleichen Schichten am benannten Platze; dieselbe
tritt auch im gleichaltrigen Scyphienkalk von Münster bei
Straubing auf.
Am Wichtigsten ist das Vorkommen der Lacunosen
in den Ortenburger Schichten (Kieseilnierenkalk). Hier ist
Rhynchon. lacunosa var. inultiplicata Quenstedt (Jura
78 f. 16), die auch bei Regensburg (Keilberg) aber in
einem höheren Niveau angetroffen wird, keine seltne Er-
scheinung. Am häufigsten zeigt sich jedoch in diesen
niederbayerischeii Kieselnierenkalkeu eine andere Form,
3*
196
welche durch den verlängerten Mittellappen an der Stirn
und durch das beginnende Hinaufschlagen vom Sinus der
grossen Klappe eine gewisse Hinneigung zur Rhynch. trilo-
bata nicht verleugnet.
Ich heisse sie
Rhynchonella lacunosa var. Cracoviensis, tab. II. fig. 4 u. 5,
da sie mit der von Quenstedt gegebenen Abbildung seiner
Terebratula lacunosa var. Cracoviensis Brachiopoden t. 40
f. 43 (im Texte als T. trilobata var. Cracov. aufgeführt)
aus dem südwestl. Polen (Podgorze bei Krakau) überein-
stimmt.
Diese letztere Rhynchonelle scheint bisher meist als
Rhynch. trilobata angegeben worden zu sein.
Allein bei unseren Formen, die sich auch mit den im
Münchener paläontol. Museum liegenden polnischen Exem-
plaren gut vergleichen lassen , kann man ohne grosse
Schwierigkeit die Uebergänge zur eigentlichen lacunosa
(und zwar zu jener Gruppe derselben, welche dichotomirende
Rippen besitzt) verfolgen, andrerseits sind sie unbedingt
von der typischen Rhynch. trilobata Zietensp. (Münst.)
(v. Zieten. Die Versteinerungen Württembergs t. 43 f. 3,
a. a. 0. Quenstedt Jura t. 90, f. 35 u. 36) des oberen
weissen Jura (bekanntlich hier ein Leitfossil) verschieden.
Die niederbayerischen Exemplare besitzen nämlich sehr
häufig dichotomirende Rippen, und bei keiner derselben
hebt sich der Sinus zu einer solchen Höhe, wie bei der
echten trilobata hinauf, von welcher sie ferner noch durch
die meist grössere Rippenzahl und dadurch, dass sie einen
kürzeren und gedrungeneren Umriss haben , abweichen,
während letztere schlanker und spitziger ist.
In mancher Beziehung tritt unsere Varietät der Rh.
Astieriana etwas näher, so zeigt sie manchmal, aber nicht
immer , eine Neigung zur Asymmetrie (tab. II. fig. 4 ist
197
eines der am meisten asymmetrischen Exemplare abgebildet) ;
ferner erscheinen hie und da (gewöhnlich nur schwach
angedeutet) Schnabelkanten. Dennoch steht Rh. A stier.
(wenigstens die in unserem obersten Malm (Kelheim) vor-
kommende = Rh. speciosa Münst. sp.) schon wegen
ihrer in so hohem Grade ausgebildeten Asymmetrie für eine
Vereinigung noch viel zu entfernt und es lassen sich beide,
die letztere wie unsere niederbayrische, keineswegs ver-
wechseln.
Ein Exemplar von Rhynch. lacunosa var. Cracov., das
als typisch genommen werden kann , weist bezügl. der
Dimensionsverhältuisse in der Länge 38 mm-, in der Breite
41 mra-, in der Dicke 30 mm- auf.
Vorkommen: Diese Varietät ist wie bereits er-
wähnt, sehr häufig in den Orten burger schichten und im
Flintsbacher Kalkstein. Dieselbe Form scheint auch weit
verbreitet im weissen Jura vom siidwestl. Polen (Krakauer
Gebiet) aufzutreten. Dort erscheint sie gleichfalls in
einem mit dunklen Feuersteinen versehenen weissen Kalk,
der nach Oppel der Transversariusstufe aufgelagert ist.
Uebrigens wird aus diesem Territorium auch die Rhynch.
Astieriana, aber aus einem höheren Kalke, als den soeben
gedachten, angegeben.
Berichtigung :
Auf Seite 25 Zeile 9 v. 0. sind die aufgeführten Korallennamen zu
verbessern in: Thecosmilia trieft otoma, Calamophyllia dispntaftilis
(Becker, Palaeontograph. XXL 1875 S. 151), Muntlivaultici obconica.
S. 42 Zeile 5 v. 0. lies Maasse statt Masse.
Erklärung der Tafeln 1— IV.
(Sämmtliche Versteinerungen sind ausser bei gegentheiliger Angabe in wirklicher
Grösse gezeichnet.)
Tab. I.
Fig. 1. Nautilus franconicus Oppel. Oberhalb der ersten Lobenlinie
kann man deutlich den Verlauf der Linie vom Eindruck des
Haftringes (annulus) erkennen. Aus den Schichten der
Oppelia tenuilobata von Söldenau bei Ortenburg S. 163.
2 a und b. Perisphinctes progeron v. Ammon. Aus den Schichten
der Opp. tenuilobata von Söldenau S. 181.
„ 3. Oppelia Anar Oppel. Aus den Schichten des Peltoceras
transversarium von Münster bei Straubing S. 166.
„ 4 a., b u. c Terebratula subbavarica v. Ammon. Kieselnieren-
kalk , Stufe des Peltoc. bimammat.um von Mairhof bei
Ortenburg S. 190.
„ 5. Cardinia attenuata Stutehbury sp. Rotheisenoolith . mittl,
Lias vom Keilberge bei Regensburg S. 189.
Tab. II.
Fig. 1 a.-^c. Perisphinctes suberinus v. Ammon. Zur Hälfte ver-
kleinert; 1 c. stellt die Lobenlinie, soweit sie erhalten war,
in wirkl. Grösse vor. Aus den Schichten der Opp. tenuilob.
von Söldenau S. 183.
„ 2. Perisphinctes Eggeri v. Ammon. Aus den Schichten der
Opp tenuilobata von Söldenau S. 180.
„ 3. Lobenlinie von Perisphinctes colubrinus Rein. sp. Aus den
Schichten der Oppelia tenuilobata von Söldenau S. 179.
„ 4 u. 5. Phynchonella lacunosa var. (Iracoviensis (Quenst.)
v. Ammon. Kieselnierenkalk von Ortenburg S. 196,
200
Fig. 6. Avicula (Monotis) Guembeli v. Ammon. Mit beigefügter Ver
grösserung eines kleinen Theiles der Schale. Plumper Felsen-
kalk vom Keilberge b. Regensburg S. 188.
„ 7. Lima scaberrima v. Ammon. Daneben ein Theil der Schale
vergrössert. Aus den obersten Transversariuslagen vom
Keilberge S. 183.
„ 8. Pleurotomaria conoidea (Deshayes) var. bistriata mihi .
Dreifache Vergrösserung eines Theiles einer Windung Aus
der Biarmatusbank von Dinglreuth S. 185.
Tab. III.
1. Sonnleitner Bruch im Kieselnieren kalk bei F li n t s b ac h. Näheres S. 74.
2. Juraaufschluss unfern Fürstenzell bei Passau. Kieselnierenkalk
mit darüberliegendem Tertiärsand. Näheres S. ‘98.
Tab. IV.
Ansichten vom Keilberg bei Regensburg.
Im oberen Theil der Tafel ist die südwestliche Ecke des
Keilberges mit den grossen Kalksteinbrüchen (plumper Felsen-
kalk) der Gebr. Wetzler wieder gegeben. S. 10. Wo rechts die
Felsmassen steil abfallen, liegt senkrecht darauf, in der Verlängerung
nach hinten, die auf
dem unteren Theil der Tafel IV. gezeichnete Parthieen, welche die
charakteristische Juraendigung an der Urgeb irgsecke bei
Tegernheim zur Darstellung bringt. S. 14
a. ist plumper Felsenkalk, b. Dolomit, c. Hornsteinkalk (Stufe
des Perisph. pseudomutabilis , d. Splitterkalk (Stufe der Oppelia
tenuilobata, e. kleiner Aufschluss im Werkkalk (Stufe des Peltoc.
bimammatum). Die tieferen Lagen sind bis zum Eisensandstein
(Steinbrüche bei f.) überdeckt. Der nächste Berg rechts besteht
bereits aus Granit.
rpi
TaU.
Tab. IH.
Schlotterbeck .
TcLt):I.
f. Sch lottert eck.
Brüimer&C?. Hoflith. MüncUi.
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