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Full text of "Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins (früher Zoologisch-Mineralogischen Vereins) in Regensburg"

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Abhandlungen 

des 

zoologisch  - mineralogischen  Vereines 


in 

Regensburg. 


ZEHRTE  S HEFT. 

Die  Jura- Ablagerungen  zwischen  Regensburg 
und  Passau. 

Von 

Ludwig  von  Ammon. 


Von  der  philosophischen  Facultcit  der  Universität  München 
gekrönte  Preisschrift. 


München,  1875. 

Akademische  Buchdruckerei  von  F.  Straub. 

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4 


Abhandlungen 


des 


zoologisch  - mineralogischen  Vereines 

in 


Reg-ensburg-, 


Z*  E HKT  E 3 IPI  E E T. 


München,  1875. 

Akademische  Buchdruckerei  von  F.  Straub* 

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Zu  beziehen  durch  THEODOR  ACKERMANN  S Buchhandlung. 


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DIE 


JURA-ABLAGERUNGEN 

ZWISCHEN  REGENSBIRG  UND  PASSAH. 


EINE  MONOGRAPHIE 

DES  NIEDERBAYERISCHEN  JURABEZIRKES 

MIT  DEM  KEILBERGER  JURA 

UNTER  BESONDERER  BERÜCKSICHTIGUNG  SEINER 
BEZIEHUNGEN  ZUM 

PRANKENJURA. 


VON  DER  PHILOSOPHISCHEN  FACULTÄT  DER  UNIVERSITÄT  MÜNCHEN 
GEKRÖNTE  PREISSCHRIFT. 


VON 


LUDWIG  ton  AMMON 

Assistent  lei  der  f/eolog.  Landesaufnahme  in  Bayern.  I 


Mit  vier  UtJi . ßuaritafeln  und  einer  lith . Profiltodelle. 


. 


Vorrede. 


Von  der  Münchener  philosophischen  Fakultät  (IT.  Sektion) 
wurde  im  Sommer  1873  als  Preisfrage  ,,die  geologische 
und  paläontologische  Untersuchung  der  Juraablagerungen 
zwischen  Regensburg  und  Passau“  aufgestellt. 

Indem  ich  in  Folgendem  eine  Lösung  derselben  ver- 
sucht habe,  führe  ich  die  Resultate  auf,  welche  ich  im 
Herbste  1873  durch  Beobachtung  im  Felde  an  den  betreffen- 
den Lokalitäten  und  im  darauffolgenden  Winter  durch 
Verarbeitung  des  mitgebrachten  Materials  gewonnen  habe. 

Der  Umstand,  dass  die  zur  Beschreibung  gelangten 
Jura-Sedimente  einerseits  in  literarischer  Beziehung  nicht 
genug  erschöpft  waren,  andrerseits  wegen  ihrer  eigen thiim- 
lichen  Ausbildung  und  des  Reichthums  an  organischen 
Ueberresten  eine  gewiss  nicht  zu  unterschätzende  Bedeutung 
besitzen,  gab  mir  die  Hoffnung,  dass  es  nicht  unerwünscht 
sein  dürfte,  eine  vom  geologischen  wie  paläontologischen 
Standpunkt  aus  detaillirtere  Monographie  derselben  zu 
geben. 

Dieser  Aufgabe  möglichst  gerecht  zu  werden,  erstrebt 
der  Inhalt  vorliegender  Publikation.  Mögen  etwaige 
Versehen  darin  mit  Nachsicht  beurtheilt  werden! 


A 


IV 


Bevor  ich  aber  folgende  Zeilen  der  Öeffentlichkeit 
übergebe,  erfülle  ich  mit  Freuden  die  angenehme  Pflicht, 
jenen  Herren , welche  mir  bei  der  Behandlung  obigen 
Themas  dienlich  waren , meinen  verbindlichsten  Dank  zu 
sagen. 

Vor  Allem  fühle  ich  mich  gedrungen,  meinen  hoch- 
verehrten Lehrern,  Herrn  Oberbergrath  und  Professor 
Dr.  C.  W.  G (im bei  und  Herrn  Professor  und  Conservator 
Dr.  K.  A.  Zittel,  welche  durch  Rath  wie  durch  Unter- 
suchungsmaterial auf  das  Wesentlichste  meine  Bestrebungen 
förderten , mit  den  wärmsten  Gefühlen  meinen  innigsten 
und  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen. 

Sodann  bin  ich  Herrn  Bezirksarzt  Dr.  Egger  in 

o o 

Passau,  welcher  mit  grosser  Bereitwilligkeit  mir  die  Durch- 
sicht seiner  reichen  Privatsammlung  gestattete,  und  Herrn 
Ilofrath  und  Direktor  Ritter  Dr.  Fr.  von  Hauer  in 
Wien,  welchem  ich  eine  Suite  Ortenburger  Versteinerungen 
zur  Bestimmung  verdanke,  tief  verpflichtet. 

Herrn  Dr.  Herrich-Schäffer,  Vorstand  des  zool. 
min.  Vereins  zu  Regensburg,  und  Herrn  Lycealprofessor 
Dr.  Singer  daselbst,  welche  mir  gleichfalls  Versteinerungen 
aus  dem  Untersuchungsgebiet  anvertraut  batten,  sowie 
Herrn  Ingenieur  I.  Micheler,  von  dem  ich  manche  schätz- 
bare Bemerkung  über  die  Regensburger  Juraformation 
erhielt,  erstatte  ich  hiermit  ebenfalls  meinen  gebührendsten 
Dank.  Zuletzt  schulde  ich  noch  meinem  Freunde,  Herrn 
Regierungs- Accessisten  von  E n h u b e r , dessen  künstleri- 
sches Talent  einen  Theil  der  landschaftlichen  Darstellungen 
ausschmücken  half,  meinen  herzlichsten  Dank. 

München,  im  Herbste  1 87 4. 


Ludwig  von  Ammon. 


Inhalts -Uebersicht, 


Seite 

Einleitung V— X 

Uebersicht  über  die  geschichtliche  Entwicklung  der  geogn. 

Kenntniss  von  d.  niederb.  Juraablagerungen 1—6 

I.  Abschnitt:  Der  Keilberg  bei  Regensburg 7—61 

A.  Allgemeiner  The il 8—25 


Ueberblick  S.  8 — 10.  Keilstein  10—12.  Scliwabel- 
weiser  Berge  13  — 19.  Nördliche  und  nordwestl. 
Ausläufer  (Irlbacher  und  Thannhofer  Gegend)  S.  19-20. 
Westliche  Ausläufer  (Wuzlhofen,  Salem)  S.  20 — 21. 
Nördliche  Anschlüsse  am  Keilberg  (Abbachhof, 


Regenstauf) 21—23 

Westliche  Anschlüsse  (Kelheim,  Abensberg)  ....  23  — 25 

B.  Beschreibung  der  Formationsglieder  . . 25  — 56 

a-  Liasformation 25 — 36 

Liasprofil,  unterer  Lias  — Liassandstein  . . . . 25 — 29 

Mittlerer  Lias  — Rotheisenerz 29 — 33 

Oberer  Lias  — Posidonomyenschiefer  und  Jurensis- 
mergel  ...» 33—36 

b.  Brauner  Jura,  Dogger 37—42 

Unterer  Dogger  — Eisensandstein  ......  37  — 39 

Mittlerer  und  oberer  Dogger  — Variansschichten 

u.  Macrocephalusoolith 39—42 

c.  Weisser  Jura,  Malm 42—56 

Unterer  w.  Jura 

Transversariusschichten  — Glaukoolith , Planulaten- 

thone  und  Mergelschiefer 43  — 47 

Bimammatusschichten  — Graukalk 47—48 

Mittlerer  w.  Jura 

Tenuilobatusschichten  — Splitterkalk 48—50 

Pseudomutabilisschichten  — Hornsteinkalk  . . . 50 — 53 

Oberer  w.  Jura. 

Dolomit,  plumper  Felsenkalk  und  Plattenkalk  . . 53—56 

C.  Hauptübersicht  über  die  Keilberger  Jura- 
formation und  Petrefakten verzeichniss  . 56— 61 

II.  Abschnitt.  Das  Juravorkommen  bei  Münster  unfern  Straubing  62 — 73 

Allgemeines  62  - 65  Brauner  Jura 65 — 68 

Weisser  Jura  (Transversarius-  (S.  68 — 71)  u.  Bimam- 
matusschichten (71 — 72) 6S--73 

III.  Abschnitt.  Das  Juravorkommen  bei  Flintsbach 74 — 76 

IV.  Abschnitt.  Die  Juraablagerungen  zwischen  Vilshofen  und  Passau  77  — 134 

A.  Strati  graphisches  Verhalten  nach  den  ei  n- 

zelnen  Fundplätzen 77 — 99 

Allgemeiner  Ueberblick 77—81 


A* 


VI 


Seite 

Juravorkommen  an  der  Blümelmühle 82—83 

„ bei  Dinglreuth 83—85 

„ bei  Zeitlarn 85—86 

„ am  Maierhof 86—87 

„ bei  Söldenau 88—92 

„ bei  Obernöd , beim  Aichberger, 

Lippert , bei  Marterberg  u.  am 

Bruckbäcliel 92 — 93 

„ beim  Kalkberger  unweit  Voglarn  . 93 — 97 

,,  bei  Fürstenzell 97—99 

B.  Beschreibung  der  einzelnen  Formations- 
glieder   99—134 

a.  Brauner  Jura,  Dogger 99 — 110 

Unterste  Juraglieder,  Eisensandstein 99 — 101 

Gelbe  späthige  Doggerkalke,  Zeitlarnerschichten  . 101  — 110 

b.  Weisser  Jura  (Malm) 110  — 134 

Dinglreuther  (Biarmatus-)  Schichten  .....  110 — 115 

(Biarmatusbank  v.  Dinglreuth  110 — 113,  Oolith- 
schicht  von  Voglarn  113 — 115). 

Voglarner  (Transversarius-)  Schichten  ....  115 — 117 
Ortenburger  (Bimammatus-)  Schichten  — Kiesel- 
nierenkalk . 117  — 128 

Söldenauer  (Tenuilobatus-)  Schichten  — geschich- 
teter Kalk 128 — 133 

Dolomit 183-134 

Vergleichung  der  niederbayerischen  Juraab- 
lagerungen mit  andern  Distrikten  ....  134 — 138 

Vergleichung  der  niederbayerischen  Juraab- 
lagerungen mit  dem  Frankenj  ura  138—148 

Allgemeine  Resultate 148  — 153 

Haupteintheilung  des  niederbayerischen  Jura  und  Ver- 
zeichniss aller  daraus  stammenden  Versteinerungen  . . 154  — 162 

Paläontologischer  Theil 162 — 197 


(Nautilus  franconicus  163 — 165;  Amaltheus  cordatus  165;  Phylloceras 
tortisulcatum  165;  Oppelia  oculata  166;  Oppelia  Anar  166—167; 
Stephanoceras  subcontractum  168;  Peltoceras  Arduennense  168  169; 

Perisphinctes  169—173;  Perisphinctes  Martelli  173 — 174;  Perisphinctes 
cbloroolithicus  174 — 175;  Perisphinctes  plicatilis  175— 177;  Perisphinctes 
Rhodanicus  177—178;  Perisphinctes  convolutus  impressae  178;  Peris- 
phinctes colubrinus  179  — 180;  Perisphinctes  Eggeri  180 — 181;  Peris- 
phinctes progeron  181— 182 ; Perisphinctes subcrinus  183—184;  Actaeonina 
Ratisbonensis  184;  Pleurotomaria  conoidea  und  PI.  con.  var.  bistriata 
185  — 187;  Lima  scaberrima  187;  Lima  aequilatera  188;  Avicula 
(Monotis)  Gümbeli;  Myoconcha  Helmerseniana  189;  Cardinia  attenuata 
189-190;  Terebratula  subbavarica  190  — 191;  Terbratula  Stockari  191; 
Waldheimia  Möschi  191  — 192;  Waldheimia  subrugata  192  — 193;  Rhyncho- 
nella  acuta  193;  Rhynchonella  Fischeri  193 — 195;  Rhynchonella  Visulica, 
Arolica,  lacunosa  und  lacunosa  var.  Cracoviensis  195 — 197). 


Einleitung. 


Begrenzung  des  Gebietes.  Einteilung  des  Stoffes. 

Was  vorerst  die  Abgrenzung  des  Gebietes  betrifft,  in 
welches  die  in  das  Bereich  der  Untersuchung  gezogenen 
jurassischen  Sedimente  fallen,  so  liegt  im  Allgemeinen  die 
richtige  Bezeichnung  dafür  schon  in  der  gewählten  Auf- 
schrift (dem  Wortlaut  der  Preisaufgabe  zufolge):  ,,Die 
Juraablagerungen  zwischen  Regensburg  und  Passau11. 

Es  finden  sich  die  hiezu  gehörigen  Gebilde  ungefähr 
in  der  Nähe  jener  Linie,  die  man  sich  durch  beide  Städte 
gezogen  denken  kann.  Davon  südlich  und  östlich  treten 
nur  noch  Sedimente  jüngeren  Charakters  auf,  nördlich 
aber  am  linken  Donauufer  beginnt  sogleich  der  Stock  des 
ostbayerischen  Urgebirges,  wodurch  ohnehin  die  Annahme 
von  jurassischen  Absätzen  weiter  nach  dieser  Himmels- 
gegend hin  ausgeschlossen  bleibt. 

Während  also  nach  diesen  Richtungen  die  Begrenzung 
keinem  Zweifel  unterliegt,  so  bedarf  dieselbe  im  Westen 
bei  Regensburg  der  näheren  Fixirung.  Denn  hier  ist  durch 
den  Umstand,  dass  der  unweit  der  Stadt,  östlich  davon, 
gelegene  Keilberg  jedenfalls  blos  als  direkter  Ausläufer  der 
sich  weiter  nach  Westen  und  Nordwesten  ausbreitenden 
Juragebirgsmassen  erscheint,  die  naturgemässe  Frage  ge- 


VIII 


geben,  wie  weit  nach  dieser  Seite  der  Verfasser  die  Grenze 
des  Untersuchungsgebietes  ausgedehnt  hat?  Die  Beant- 
wortung dafür  mag  in  Folgendem  enthalten  sein:  Von 
den  Regensburger  Juragebilden  konnte  sowohl  dem  ein- 
fachen und  genauen  Wortlaut  der  Aufgabe  nach,  als  natür- 
licher Verhältnisse  halber  nur  der  erwähnte  östlich  der 
Stadt  gelegene  Keilberg  in  der  weiter  unten  angegebenen 
Ausdehnung  berücksichtigt  werden.  Derselbe  gibt  allein 
in  der  ganzen  Umgegend  eine  vollständige  Entwicklung 
der  drei  Juraabtheilungen  und  ist  durch  die  Wasserfurche 
des  Regens,  womit  wir  die  westlichste  Grenze  unseres  Ge- 
bietes bezeichnen  wollen,  geschieden  von  jenen  übrigen  der 
Regensburger  Gegend  zukommenden  Juragesteinen,  wie  sie 
sich  in  mächtiger  Entwicklung  west-  und  nordwestwärts 
auf  weite  Flächenräume  verbreiten. 

Es  sind  dies  die  als  Dolomite,  plumpe  Felsenkalke, 
Dieeraskalke , Sternkorallenkalke,  Plattenkalke  mit  ihren 
Hauptcharakteren  bereits  in  unserer  Literatur  verzeichneten 
Gebilde.  Allerdings  wäre  eine  genaue  Detailerforschung 
in  stratigraphischer,  besonders  aber  in  paläontologischer 
Beziehung  auch  hier  erwünscht ; aber  bei  der  Mächtigkeit 
und  Ausdehnung,  die  sie  besitzen,  ^ürde  der  karge  Zeit- 
raum von  ein  paar  Monaten  ein  tieferes  Studium  keines- 
falls gestattet  haben.  Letzteres  wäre  nur  dann  erfolgreich, 
wenn  man  sich  über  die  Einschlüsse,  wie  sie  jeder  einzelnen 
Schicht  eigen  sind,  genau  Rechenschaft  geben  könnte. 
Ihre  Herbeischaffung,  minutiöse  Sichtung  und  Bestimmung 
hätte  jedoch  die  für  diese  Arbeit  ausgesetzte  Frist  weit 
überschritten. 

Andererseits  musste  der  Keilberg  mit  seinen  For- 
mationsgliedern näher  betrachtet  werden,  weil  er  gewisser- 
massen  den  Schlüssel  für  das  Verständniss  der  nächstge- 
legenen  östlichen  Juraparthieen  (z.  B.  Münster  bei 
Straubing)  gibt 


IX 

Aus  dem  bisher  Gesagten  gebt  deshalb  deutlich  her- 
vor, dass  die  vorliegende  Publikation  ihrem  Inhalte  nach 
auch  den  Titel  hätte  führen  können : Die  Juraabsätze 
entlang  des  südlichen  Randes  des  ost bayeri- 
schen Grenzgebirges. 

Die  in  Betracht  kommenden  Juraparthieen  vertheilen 
sich  nun  von  West  nach  Ost  gerechnet  so , dass  wir  zu 
Anfang  den  bereits  genannten,  noch  in  der  Oberpfalz  gele- 
genen Keil  b erg  bei  Regensburg  zu  berücksichtigen  haben, 
dann  in  Niederbayern  vorerst  zwei  isolirte  Parthieen, 
nämlich  bei  M ii  n s t e r und  F 1 i n t s b a c h und  zuletzt  die 
durch  Nachbarschaft  und  Charakter  wieder  mehr  unter- 
einander verwandten  Absätze  zwischen  Yilshofen  und 
P a s s a u. 

Diese  Jurabildungen  in  Niederbayern  zeichnen  sich 
durch  besondere  Eigenartigkeit  dem  Frankenjura  gegenüber 
aus,  mit  dessen  östlichstem  Ausläufer,  dem  Keilberge,  sie 
übrigens  früher  jedenfalls  in  Zusammenhang  gestanden 
haben.  Wir  können  deshalb  bei  Beschreibung  dieser  Sedi- 
mente als  von  einem  n i e d er  b a y e r i s c he n J u r a be  z i r ke 
sprechen  und  haben  in  Folgendem  diese  Bezeichnung  für 
die  östlich  des  Keilberges  gelegenen  Juragebilde,  die  sämmt- 
licli  der  Donau  benachbart  liegen,  gebraucht. 

Jene  Jurakalke,  welche  im  westlichen  Theile  des 
niederbayerischen  Kreises  auftreten  (Kelheim,  Abensberg) 
und  in  direkter  Verbindung  mit  dem  Frankenjura  (wie  der 
Keilberg)  stehen,  sind  davon  ausgeschlossen. 

Mit  der  eben  dargelegten  Verthei lung  der  Juravor- 
kommnisse geht  der  Gang  der  vorliegenden  Arbeit  parallel. 
Wir  sind  demzufolge  genöthigt,  vier  Abschnitte  (S.  7 — 134) 
zu  unterscheiden,  welche  die  Ueberschriften  führen : 

1.  Der  Keilberg  bei  Regens  bürg. 

O O o 

2.  Das  Juravorko m m e n b e i M ü n s t e r u n f e r n 
S t r a u b i n g. 


X 


3.  Das  Juravorkommen  bei  Flintsbach  un- 
weit Os  ter  h of  en. 

4.  Die  Juraablagerungen  zwischen  V i 1 s - 
hofen  und  Pas  sau. 

Jedes  dieser  vier  Hauptkapitel  soll  nun  wieder,  wo  es 
thunlich  ist,  vorerst  nach  den  oro-  und  stratigraphischen 
Momenten  erörtert  werden , um  hernach  die  Beschreibung 
sämmtlicher  bei  den  betreffenden  Lokalitäten  sich  vor- 
findenden Formationsabtheilungen  folgen  zu  lassen. 

Ferner  wurde  versucht,  eine  Vergleichung  mit 
anderen  Juradistrikten  (134 — 138),  speciell  mit  dem 
Frankenjura  (S.  138  - 168)  vorzunehmen.  Hierauf  wurden 
die  allgemeinen  Resultate  übersichtlich  zusammengestellt 
(S.  148  — 153).  Zuletzt  ist  gewissermassen  als  Anhang 
noch  ein  paläontologischer  Theil  (S.  162 — 197)  bei- 
gefügt , worin  die  einer  besonderen  Aufzählung  werthen 
oder  neuen  Petrefakte  aufgeführt  sind. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  bei  Benennung  der 
Ammoneen  auf  die  neue  von  den  Herren  Suess,  Waagen 
und  Zittel  angebahnte  Nomenklatur  Rücksicht  genommen  ist. 

Ferner  darf  erwähnt  werden,  dass  die  bei  den  For- 
mationen angegebenen  Versteinerungen  vom  Verfasser 
selbst , ausser  bei  gegenteiliger  Angabe , an  Ort  und 
Stelle  gesammelt  worden  sind. 


TT  ebersicht 

über  die  geschichtliche  Entwicklung  der  geognostischen 
Kenntniss  von  den  niederbayerischen  Juraablagerungen 
und  dem  Keilberge. 

Es  dürfte  gewiss  nicht  mit  Unrecht  geboten  sein,  am 
Anfänge  unserer  Monographie  des  niederbayerischen  und 
Keilberger  Jura  die  auf  diese  Sedimentärgebilde  bezügliche 
Literatur  nach  ihrer  chronologischen  Reihenfolge  kurz  zu 
veranschaulichen.  Vor  jedem  Einzelabschnitt  sind  dann  die 
auf  den  speciellen  Inhalt  desselben  sich  beziehenden  Litera- 
turquellen noch  einmal  abgekürzt  angeführt. 

Verhältnissmässig  am  reichhaltigsten  ist,  wie  durch 
seine  auffällige  Lage  nicht  anders  zu  erwarten,  der  Keil- 
berg von  den  früheren  Geognosten  bedacht  worden,  während 
die  übrigen,  im  Allgemeinen  den  Haupt -Verkehrswegen 
ferner  gerückteren  Parthieen  in  Niederbayern  erst  ziemlich 
spät  in  das  Bereich  geognostischer  Untersuchungen  ge- 
zogen worden  waren.  Nur  des  ausgedehnten  Steinbruchs 
bei  Flintsbach  wurde  schon  seit  älterer  Zeit  als  Kalkbruch 
Erwähnung  gethan,  was  seinen  Grund  in  der  praktischen 
Bedeutsamkeit  dieses  Platzes  für  die  fast  kalkfreie  Um- 
gebung hatte.  Die  Ablagerungen  zwischen  Vilshofen  und 
Passau  in  der  Ortenburger  Gegend  (im  sogenannten  Neu- 
burger Walde)  erfuhren  lange  Zeit  nicht  die  Würdigung, 
die  sie  verdienten,  und  von  der  Lokalität  Münster  bei 

1 


2 


Straubing,  die  wir  in  Folgendem  als  reichen  Versteinerungs- 
fundplatz kennen  lernen  werden,  ist  auch  bis  zum  Neuesten 
nichts  weiter  bekannt  gewesen . als  dass  dort  überhaupt 
weisser  Jura  und  Dogger  ansteht. 

Ueberblicken  wir  nun  kurz  die  bisherigen  Ergebnisse 
jener  Geologen  und  Naturforscher,  die  sich  um  die  Kennt- 
niss  unserer  östlichen  Juradepots  verdient  gemacht  haben. 

Schon  1792  hat  der  Vater  der  bayerischen  Geognosie 
M.  Flurl  in  seinem  Werke:  „Beschreibung  der  Ge- 
birge von  Bayern  und  der  oberen  Pfalz.  München“ 
Seite  225 — 228,  den  Flintsbacher  Kalk  mit  seinen  Hornsteinen 
erwähnt,  die  nach  ihm  entstanden  sind  „durch  das  Ein- 
fliessen  der  thonigen  Kieselmasse  von  aussen  in  die  Höhl- 
ungen des  Kalksteines.“  Auch  gibt  er  an  (loco  citato  S.  331), 
dass  bei  Regensburg  auf  dem  Granit  „die  Gebirge  von 
dichtem  Kalkstein“  liegen. 

1820  war  es  J.  F.  WEISS,  welcher  in  „Südbayern’s 
Oberfläche  nach  ihrer  äusseren  Gestalt“  wie- 
derum der  „Juraflötzbildung  bei  Flintsbach“  (S.  289)  ge- 
denkt; ferner  erfahren  wir  durch  ihn  (S.  147),  dass  „zwischen 
Regensburg  und  Donauwörth  (soll  wohl  heissen  Donaustauf) 
bei  Schwabelweiss  die  Kalkformation  mit  einem  steil  ab- 
gerissenen Berge  an  der  Donau  endet“. 

Im  Jahre  1829  hat  Ami  Boue  in  seinem  „geognosti- 
schen  Gemälde  von  Deutschland“  zum  erstenmale 
in  der  Regensburger  Gegend  den  Liassandstein  (1.  c.  S.  254) 
nachgewiesen. 

Während  aber  diese  angegebenen  Daten  nur  aphoristi- 
scher Natur  waren,  erschien  im  Jahre  18b8  in  Dr.  Fürn- 
rohr’s  „Natur historische  Topographie  von  Re- 
gensburg“ I.  Band  3.  Theil,  bearbeitet  von  von  Voith, 
von  dem  letztgenannten  Autor  die  erste  und  ausführliche 
Monographie  der  Regensburger  geognostischen  Verhältnisse. 
Bezüglich  des  Keilberges  weist  er  auf  die  Liasformation  am 


3 


Tegernheimer  Keller  hin.  die  aber  „nirgends  tiefer  als  bis 
auf  die  Belemnitenschicht  des  Liasschiefers  entblösst  ist“ 
(1.  c.  S.  69  ff.),  unterscheidet  dichten  Jurakalk  und  Dolomit, 
sowie  bereits  Spuren  von  Solenhofener  Schieferplatten  an 
den  Schwabelweisser  Bergen  und  lenkt  die  Aufmerksam- 
keit zuletzt  auf  das  „oolithische  Eisenerz  mit  Terebratula 
vicinalis  var.  cornuta  und  Pecten  textoriusP  Eine  Be- 
sprechung und  rühmende  Erwähnung  dieses  Werkes  findet 
man  in  den  gelehrten  Anzeigen  der  k.  bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften  Nr.  225  vom  Jahre  1841  von  Prof. 
Wagner. 

1839  gibt  Dr.  Waltl  in  der  „Beschreibung  der 
eisenhaltigen  Mineralquelle  und  Badeanstalt 
Kellberg  nächst  Passaa’1  die  ersten  literarischen 
Notizen  über  die  Juraabsätze  bei  Ortenburg  in  Niederbayern, 
obwohl  übrigens  schon  früher,  nämlich  1830  in  GoldfüSS 
„Petrefacta  German  i a e“  der  Gegend  von  Passau  als 
Fundplatz  einer  jurassischen  Scyphie  gedacht  ist.  Waltl 
citirt  in  dem  genannten  Schriftchen  (S.  75) , sowie  später 
in  einem  Programm,  Jahresbericht  des  kgl.  Lyceums 
und  Gymnasiums  von  Passau  1852/53  (S.  15),  bei 
Fürstenzell  und  bei  Söldenau  einen  weissen  Kalk  mit  Am - 
monites  polygyratus  und  unterscheidet  ihn  von  dem  „här- 
teren und  compakteren  Kalk  bei  Flintsbach. u Ausserdem 
sind  von  ihm  noch  kurze  Andeutungen  vorhanden  „über 
die  Erdformation  in  Niederbayern“  in  verschiedenen  Jahr- 
gängen vom  zool.  min.  Corresp. -Blatt  zu  Regensburg. 

1841  gelangte  A.  von  Klipstein  auf  einer  Reise  nach 
den  Alpen  durch  einen  Theil  des  Frankenjura  bis  zur 
„Granitgrenze“  (Keilberg)  und  theilte  die  Juraschichten  da- 
selbst in  Portlandkalk  (weissen  Jura)  und  Marlysandstein 
(Lias)  ein.  Siehe  v.  Klipstein’s  Beiträge  zur  geolo- 
gischen Kenntniss  der  ö s 1 1 i ch  e n A 1 p en.  Giessen 
1843.  S.  16  u.  17. 

1* 


4 


1 849  beschrieb  Beyrich  in  seinen  „Erläuterungen 
zur  geognost.  Karte  von  Regensburg“,  Zeit- 
schrift der  deutsch,  geolog.  Gesellschaft  I S.  44 
das  Vorkommen  von  Eisenerz  am  Keilberg  als  dem  mitt- 
leren Lias  angehörig  und  entschied  sich  beim  Sandstein  vor 
Tegernheim  für  braunen  Jura. 

Im  Jahre  1851  geschah  des  niederbayerischen  Jura 
wiederholt  einer  Erwähnung  in  L.  Winebergers:  „Ver- 
such einer  geog nostischen  Beschreibung  des 
bayerischen  Waldgebirges  und  Neuburgerwal- 
des“. Als  Aufschlussstellen  sind  bereits  Fürstenzell,  Kalk- 
berger- und  Aichbergerbruch , Söldenau , Flintsbach  und 
Pfaffmünster  bei  Straubing  angegeben.  Die  Parthie  bei  Pfaff- 
münster  wird  als  ein  „verlorner  Posten  vom  Regensburger 
Juragebiet  und  verschieden  vom  Söldenauer  Kalk“  be- 
trachtet. Letzterer  schliesst  nach  ihm  ein:  ,, Ammonites 
polygyratus , A.  polyplocus,  Terebratula  biplicata , T.  con- 
cinna,  Nautilus  aganiticusy  Pholodomya  paucicostata.“ 

Die  ausführlicheren  Untersuchungen  der  Ortenburger 
Verhältnisse  aber  verdanken  wir  erst  Dr.  Egger,  welcher 
Jahre  lang  in  Ortenburg  als  Arzt  thätig,  durch  die  wissen- 
schaftliche Ausbeute  der  Jura- , Kreide-  und  Tertiär-Sedi- 
mente der  dortigen  Gegend  sich  für  die  genauere  Kennt 
niss  derselben  grosse  Verdienste  erworben  hat.  Als  Frucht 
seiner  Studien  erschien  im  I.  Jahresbericht  des  natur- 
historischen Vereins  zu  Passau  für  das  Jahr  1857  ein 
längerer  Aufsatz:  „Der  Jurakalk  bei  Ortenburg  und 
seine  Versteinerungen“,  worin  die  gesammten  Ueber- 
reste  nach  der  ihm  zu  Gebote  gestandenen  Literatur  ange- 
führt werden.  Hauptsächlich  vom  petrographischen  Stand- 
punkt aus  wurde  eine  Eintheilung  der  Ortenburger  Jura- 
formation in  Crinoideenkalk  und  Oolithschicht  für  den 
braunen , in  Kieselnierenkalk  und  geschichteten  Kalk  für 
den  weissen  Jura  vorgenommen. 


5 


Die  geognostische  Untersuchung  des  Königreiches 
Bayern,  geleitet  vom  Oberbergrath  Dr.  Gümbel,  erweiterte 
nun  die  Kenntniss  unserer  jurassischen  Bildungen  auf  das 
W esentlichste. 

Dieser  unermüdliche  Forscher  gab  bereits  im  Jahre 
1854  im  Correspondenzblatt  des  zoolog.  mineral.  Vereines 
zu  Regensburg  (S.  26  ff.)  eine  „Uebersicht  der  geo- 
gnostischen  Verhältnisse  der  Oberpfalz“,  worin 
weitere  Details  für  die  Keilberger  Verhältnisse  (Keilberger 
Sandstein,  Eisenoolith,  Graukalk,  Fleckenkalk)  enthalten 
sind;  desgleichen  auch  in  der  für  den  Frankenjura  und 
seine  speciellere  Gliederung  fundamentalen  Publikation : 
C.  W.  Gümbel,  die  geognostischen  Verhältnisse  der 
fränkischen  Alb  in  Riehl’s  Bavaria  III.  Band 
IX.  Buch  (Liasprofil,  wohlgeschichtete  graue  Kalke,  horn- 
sleinführende Schwammkalke,  Dolomit). 

Im  Jahre  1868  führte  derselbe  Gelehrte  in  seinem 
Pracht  - Werke : ,,Das  ostbayerische  Grenzgebirge“ 
Gotha  (S.  688  u.  689)  die  niederbayerischen  Juraablagerungen 
in  einer  auf  neueren  Principien  fussenden  Eintheilung  vom 
Dolomit  bis  zum  ,,Lias“  kurz  an,  mit  Aufzählung  aller 
der  durch  die  Aufnahme  bekannt  gewordenen  Juraplätze. 
In  dem  gleichen  Werk  wird  auch  nochmals  auf  den  Keil- 
berg verwiesen  und  auf  die  Juravorkommnisse  bei  Münster 
und  Flintsbach  hingedeutet. 

Schon  einige  Zeit  vorher  hatte  Oppel  auf  Grund 
einiger  ihm  zugesandten  Ammoniten  von  Voglarn  und 
Söldenau  die  Transversariusstufe  am  ersteren  und  die 
Tenuilobatusschichten  am  letzteren  Orte  vermuthet;  ver- 
gleiche: Oppel-Waagen,  über  die  Zone  des  Ammonites 
transversa ri us  1866  (S.  236)  in  Beneke’s  geognost. 
paläontol.  Beiträgen  II.  Heft  S.  207. 

1871  erschien  von  Braunschweiger,  Professor  am  Real- 
gymnasium in  Regensburg,  ein  populär  gehaltenes  kleines 


6 


Lesebuch:  Die  praktisch  wichtigsten  Mineralien 
und  Gebirgsarten  der  Oberpfalz,  Stadtamhof,  worin 
gleichfalls  die  wichtigsten  Vorkommnisse  am  Keilberg  kurz 
berührt  werden  (S.  34). 

Im  Jahre  1872  endlich  hat  der  Verfasser  selbst  in 
einem  kleinen  Aufsatz:  Beitrag  zur  Regensburger 
Juraformation  im  Correspondenzblatt  des  zool.  mineral. 
Vereins  zu  Regensburg  1872,  nachdem  er  in  den  oberen 
Doggerlagen  am  Keilberg  neue  Aufschlüsse  gefunden, 
darüber  einige  kurze  Notizen  gegeben. 


7 


I.  Abschnitt. 

Der  Keilberg  bei  Regensburg. 


Literatur : 

1792.  M.  Flurl.  Beschreibg.  d.  Gebirge  von  Bayern  und  der  oberen 
Pfalz.  S.  381. 

1820.  J.  T.  Weiss.  Südbayerns  Oberfläche  nach  ihrer  äussern  Ge- 
stalt. S.  147. 

1829.  A.  Boue.  Geognost.  Gemälde  von  Deutschland.  S.  256. 

1838.  Fürnrohr.  Naturhistor.  Topographie  von  Regensburg,  I.  Band. 

з.  Theil,  bearb.  von  Voith.  S.  269  ff. 

1843.  A.  von  Klipstein.  Beiträge  zur  geologischen  Kenntniss  der 
östlichen  Alpen.  S.  16  u.  17. 

1849.  Be y rieh.  Erläuterungen  zur  geogn.  Karte  um  Regensburg. 

Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  I.  S.  44. 

1854.  C.  W.  Gümbel.  Uebersicht  über  die  geognost.  Verhältnisse 
der  Oberpfalz.  Zool  min.  Corr.-Blatt  von  Regensburg  1854  S.  26  ff. 
1864.  C.  W.  Gümbel.  Die  geogn.  Verhältn.  der  fränk.  Alb.  Separat- 
abdruck. S.  64. 

1868.  C.  W.  Gümbel.  Geognost.  Beschreibg.  des  ostbayr.  Grenzgeb. 
S.  690  u.  691. 

1871.  J.  W.  Braun  Schweiger.  Die  praktisch  wichtigst.  Mineralien 

и.  Gebirgsarten  der  Oberpfalz.  S.  34. 

1872.  L.  von  Ammon.  Ein  Beitrag  zur  Regensbgr.  Juraform.  Zool. 
miner.  Corresp.-Blatt  v.  Regensbg.  S.  138. 


8 


A.  Allgemeiner  Theil. 

Der  Keilberg  bei  Regensburg  (östlich  der  Stadt, 
s/4  Stunden  davon  entfernt,  am  linken  Donau ufer  gelegen) 
wird  von  den  letzten  grösseren  Ausläufern  (in  SO  Richtung) 
des  fränkischen  Jurazuges  gebildet,  welcher  hier  unmittel- 
bar an  den  Rand  des  ostbayerischen  Waldgebirges  stösst. 
Sein  höchster  Punkt  liegt  412  Fuss  über  der  Donau, 
welche  unweit  seines  Fusses  vorbeifliesst.  Sämmtliche 
Sedimentär  schichten , die  hauptsächlich  ausser  jurassi- 
schen Absätzen-  auch  noch  solche  des  Keupers  und  des 
Rothliegenden  in  sich  begreifen,  fallen  vom  Urgebirgsrande 
in  einer  sattelförmigen  Biegung  mit  einer  Hauptneigung 
nach  West  in  der  Art  weg,  dass  dem  Grundgebirge  zu- 
nächst die  älteren  Formationen  angelagert  sind,  während 
gegen  die  Stadt  zu  mit  leichter  Abdachung  die  höheren 
d.  h.  jüngeren  Sekundärbildungen  folgen.  Die  westliche 
Fallrichtung  wird  dadurch  modificirt,  dass  gegen  die  Donau- 
thalung  eine  Neigung  nach  SW  ausgeprägt  ist,  wTährend 
nach  der  andern  Seite  hin,  am  nördlichen  Theile  des  Keil- 
berges, eine  rein  westliche  oder  nordwestliche  vorherrscht. 

Wir  unterscheiden  zunächst  den  eigentlichen  Keilberg 
oder  Keilstein  d.  i.  den  gegen  Regensburg  vorspringenden 
Theil  der  ganzen  Juraablagerung ; parallel  dem  Donauufer 
schliessen  sich  in  südöstlicher  Verlängerung  daran  die 
steilen  Abhänge  der  Sch wabelweiser  Berge,  die  ihre 
jetzige  Gestalt  (die  zackigen  Formen)  theilweise  den 
Erosionswirkungen  der  Donaufluthen  zu  verdanken  haben, 
von  denen  sie  ehemals,  einen  klippenförmigen  Uferrand 
bildend,  bespült  worden  sind.  Westlich  und  nördlich 
jedoch  lösen  sich  die  Jurafelsmassen  allmählich  in  ein 
coupirtes  Hügelterrain,  in  ihren  Niederungen  durch  Neu- 
bildungen unterbrochen,  auf:  nördlich  über  Brandlberg 


9 


(Glashütte),  Tannhof,  Grünthal  bis  Irlbach,  um  hier 
ziemlich  steil  unter  die  aufliegenden  Novärgebilde  einzu- 
schiessen , westlich  über  Wuzelhofen  und  Salem,  um 
dort  von  der  Regenthalung  wiederum  in  zahlreichen  Auf- 
schlüssen blossgelegt  zu  werden. 

So  bekommen  wir  als  Ausdehnung  der  in  Betracht 
gezogenen  Juraparthieen  ungefähr  ein  Quadrat,  das  durch 
die  beiden  östlichen  Endpunkte  Tegernheim  (SO)  und 
Irlbach  (NO)  und  andererseits  durch  den  Lauf  der  beiden 
Flüsse,  der  Donau  und  des  Regens,  mit  ihrer  Ver- 
einigung in  der  südwestlichen  Ecke  bestimmt  ist. 

Eine  geognostische  Karte  über  dieses  Gebiet  zu  geben, 
dürfte  überflüssig  erscheinen,  da  dasselbe  bereits  auf  das  Blatt 
Regensburg  (vom  ostbayer.  Grenzgebirge  der  geognost. 
Karte  von  Bayern),  ausgeführt  und  colorirt  von  Oberberg- 
rath Dr.  Gümbel  (Gotha  18G8),  fällt  und  zwar  deckt  es 
davon  die  nach  der  üblichen  Bezeichnungsweise  der  Steuer- 
katasterblätter durch  XLIII. — XLV. , 18  u.  19  gekenn- 

zeichneten Parthieen  (Massstab  1 : 100,000).  Ferner  existirt 
noch  eine  Lokalkarte : Regensburg  mit  Umgebung  von 
Oberlieutenant  Geyer,  colorirt  von  Ingenieur  Micheler, 
in  einem  grösseren  Massstab  nämlich  1 : 25,000,  woselbst 
die  Hauptformationsglieder  ebenfalls  angegeben  sind.  Es 
wäre  deshalb  blos  übrig  geblieben,  die  minutiöseren  Unter- 
stufen auf  einer  Karte  mit  ziemlich  grossem  Massstab  zu 
verzeichnen;  doch  da  nur  einige  wenige  Formationsglieder 
zur  grösseren  Geltung  gelangt  sind,  andrerseits  die  er- 
wähnte Gümbel’  sehe  Karte  bereits  mit  der  bestmöglich- 
sten Detailirung,  die  für  diesen  Massstab  überhaupt  in 
Anwendung  kommen  kann,  ausgestattet  ist,  konnte  füglich 
davon  Umgang  genommen  werden. 

Denken  wir  uns  mitten  durch  den  Keilberg  einen 
Durchschnitt,  so  bekommen  wir  von  der  Lagerung  der 
I ormationen  ein  Profil , wie  es  unterhalb  der  diesem 


10 


Schriftchen  angehefteten  Uebersichtstabelle  in  schemati- 
scher Weise  dargelegt  ist.  Die  Erklärung  ist  der  Figur 
beigefügt. 

Weitaus  der  grösste  Theil  des  Keilsteines  wie 
auch  der  Schwabelweiser  Berge  besteht  aus  plumpem 
Felsenkalk.  Es  ist  dies  auf  der  Zeichnung  allerdings 
weniger  ausgedrückt,  da  der  Schnitt  mehr  durch  die  Mitte 
des  Berges  geführt  wurde,  woselbst  auch  brauner  Jura 
und  Lias,  welche  sich  gegen  den  Band  zu  allmählig  aus- 
keilen , ziemlich  mächtig  sind.  Benannter  Kalk  wird 
wegen  seiner  Reinheit  zum  Kalkbrennen  sehr  geschätzt 
und  es  sind  deshalb  zu  seiner  Gewinnung  bedeutende 
Steinbrüche  zunächst  der  Station  Walhallastrasse  an  der 
südwestlichen  Bergesecke  angelegt.  Diese  der  Stadt  zu- 
gekehrte Ecke  bringt  das  Bild  im  oberen  Theile  der  tab.  IV. 
zur  Ansicht ; da  wo  dasselbe  rechts  mit  dem  Steilabfall 
der  Felsen  endet,  dehnen  sich  im  Anschluss  daran,  aber 
rechtwinklig  auf  die  Längsrichtung  der  abgezeichneten 
Parthie,  die  Schwabelweiser  Gehänge  aus.  Ihre  Perspective 
ist  nicht  mehr  in  das  Auge  des  Beobachters  gelangt, 
welcher  bei  der  Aufnahme  unmittelbar  beim  Stationsge- 
bäude seinen  Posten  gefasst  hatte.  Im  Vordergründe  ge- 
wahrt man  die  Kalkwerke  der  Gebr.  Wetzler,  deren  Bedarf  aus 
diesen  Brüchen  gedeckt  wird.  Nach  links  dachen  sich  die 
Felsen  gegen  Brandlberg  zu  etwas  ab. 

Die  Klüfte  und  Spalten  des  Kalkes  sind  mit  sandigem 
Conglomerat  und  Thon  ausgefüllt,  von  der  ersten  Ueber- 
fluthung  durch  das  Kreidemeer  herrührend  (Schatzfels- 
schichten Gümbel’s,  untercenoman);  grössere  Kreide- 
oder Procänablagerungen  finden  sich  ferner  am  Plateau 
als  Grünsandstein  (cenoman,  Schichten  mit  Pecten  asper ) 
ausgebreitet.  Ausserdem  liegen  auf  der  Höhe  des  Berges 
unweit  des  Zachkellers  an  einigen  Stellen  viele  Hornstein- 
knollen von  braungelber  Farbe  in  den  Feldern  zerstreut. 


11 


Sie  sind  voller  Steinkerne;  aber  ihre  Undeutlichkeit  liess 
bisher  Zweifel  über  das  wahre  Alter  derselben.  Da  ich 
neuerdings  in  einem  solchen  Hornsteinstück  Exogyra 
cölumba,  dann  Ostrea  diluviana , Terebratella  cf.  striatula 
erkennen  konnte,  ferner  an  einem  andern  Orte,  näm- 
lich oberhalb  Salem , dicht  über  dem  Jurakalk  dieselben 
Hornsteine  in  einem  Sandstein  mit  quarzigem  Bindemittel 
als  erste  Bank  des  Grünsandes  gesehen  habe,  so  ist  damit 
erwiesen , dass  sie  in  keiner  Beziehung  zum  Jura  mehr 
stehen. 

An  einigen  Punkten  am  Plateau  wie  in  der  Nähe  von 
Braudlberg  erscheinen  auch  plattige  Kalke,  die  wir  wohl 
nicht  anders  als  die  Aequivalente  der  Solenhofener  Schiefer  zu 
betrachten  haben. 

Weiter  oben  beim  Dorfe  Keilberg  streicht  der  braune 
Jura  und  der  Lias  zu  Tag.  Der  zum  ersteren  gehörige 
gelbbraune  Sandstein  ist  leicht  der  Verwitterung  zugäng- 
lich, während  die  harten,  quarzigen  Liassandsteinlagen,  von 
Giimbel  Keilbergsandstein*)  genannt,  einen  guten  Bau- 
stein liefern  und  zu  diesem  Zweck  auch  oberhalb  des 
Dorfes  in  kleinen  Brüchen  ausgebeutet  werden.  Die 
Schichtenlagen  schiessen  darin  nach  SW  Stunde  16  mit 
einer  Neigung  von  20°  ein. 

Da  schon  seit  mehreren  Jahren  auf  den  Kaolingehalt 
des  in  der  Tiefe  ruhenden  Keupersandsteines  Bergbau  ge- 
trieben wird,  so  musste  zu  diesem  Zwecke  der  ganze  Lias 
durchteuft  werden  und  ich  kann  hier  ein  Profil  desselben 
aus  dem  Schachte  des  Herrn  Ingenieur  Micheler,  das  er 
mir  freundlichst  zur  Verfügung  mitgetheilt  hat,  beisetzen: 


*)  C.  W.  Gümbel:  Uebersicht  der  geogn.  Verhältn.  der  Ober- 
pfalz. Korresp.-Blatt  des  zool.  min.  Vereines  zu  Regensburg  1854  S.  27. 


12 


Profil  No.  1. 

a.  Gelber  Thon 9' 

b.  Sandiger  Mergel  ....  - 5' 

c.  Grauer  thoniger  Schiefer 24' 

d.  Gelber  schiefriger  Thon 6' 

e.  Rotheisenerz 

^ f Grobkörniger  Sandstein 

l Bunt  gefärbter  feinkörniger  Sandstein  . . 35' 

g.  Bunter  Thon 42' 

h.  Bunter  sandiger  Thon 8' 

i.  Gelber  Sandstein 3' 

k.  Kaolinhaltiger  weisser  Sandstein 41  J/2 ' 

Rother  Thon. 

Kaolinhaltiger  Sandstein. 

Bunter  Thon. 

Grobkörniger  harter  Sandstein. 


Wechsel  yon  Sandstein  und  buntem  Thon. 

Dieses  Profil  ist  sehr  interessant  sowohl  in  Bezug  auf 
Vertheilung  der  Keuperlagen , als  hauptsächlich  dadurch, 
dass  es  den  völligen  Ueberblick  über  den  Lias  der  Regens- 
burger Gegend,  der  uns  in  analoger  Weise  im  Irlbaelier 
Profil  vor  Augen  tritt,  gestattet.  Die  Lage  c.  besteht  aus 
Posidonomyenschiefern,  die  hier  zumeist  grau  oder  schwarz 
entwickelt  sind  (bei  Irlbach  von  heller  Farbe),  im  Hangen- 
den (b.)  mit  einem  hellen,  etwas  sandigen  Mergel  (Jurensis- 
mergel).  d.  und  e.  gehört  zum  mittleren  Lias,  dessen 
rother , thoniger  Eisenoolith , nebenher  gewonnen , als 
Farbmittel  Anwendung  gefunden  hat.  f.  vertritt  in  seinem 
obersten  nur  wenig  mächtigen  Theil  die  Arkuatenbänke, 
in  seiner  Hauptmasse  als  buntgefärbter,  fester  Sandstein 
die  Angulatusregion  des  unteren  Lias.  Yon  g.  abwärts 
liegt  nur  noch  mehr  Keuper,  dessen  abbauwürdiges  Kaolin- 
flötz  in  k.  sich  befindet. 


13 


Schwabelweiser  Berge  heissen  die  steilen  Abhänge 
des  Keilberges,  die  sich  längs  der  Donau  bis  zum  soge- 
nannten Tegernheimer  Keller  erstrecken.  Sie  werden 
übrigens  vom  Flusse  nicht  unmittelbar  berührt,  sondern 
sind  von  diesem  durch  einen  kleinen,  von  fruchtbaren 
Novärgebilden  (Löss)  bedeckten  Strich  Ackerlandes  getrennt. 
Auch  sie  bestehen  zum  überwiegendsten  Thell  aus  plumpem 
Felsenkalk,  der  in  zackigen,  pittoresken  Formen  kühn  aus 
der  Flussebene  sich  erhebt  und  dadurch  jedem  Walhalla- 
besucher, dessen  Weg  gewöhnlich  hier  vorbeiführt,  einen 
hübschen  landschaftlichen  Anblick  gewährt.  Auf  diesen 
Gehängen,  die  gegen  Süd  geneigt  sind,  schliesst  zugleich 
ein  reges  organisches  Leben,  wofür  der  kalkige  und  sonnige 
Boden  besonders  günstig  wirken  mag,  ab,  um  einer  ein- 
tönigen Urgebirgsflora  und  -fauna  schon  von  dem  benach- 
barten Berge  an  Platz  zu  machen.  Die  Botaniker  und 
Entomologen  unserer  Gegend  wussten  deshalb  schon  in 
früherer  Zeit  diese  Plätze  wegen  der  Reichhaltigkeit  und 
mannigfachen  Eigen thümlichkeit  der  Vegetation  und  ihrer 
Bewohner  genugsam  zu  schätzen  *). 

Verfolgt  man  die  Felsen  bis  zum  Tegernheimer  Keller, 
so  stösst  man  eine  kleine  Viertelstunde  vor  letzterem  am 
sogen,  „grossen  Felsen“  bereits  auf  den  Dolomit,  der  aller- 
dings gerade  hier  wegen  seiner  geringen  Mächtigkeit  leicht 
übersehen  werden  kann , und  nun  folgt  entlang  des  Berg- 
gehänges ein  Gesammtprofil  durch  den  ganzen  weissen 


*)  So  wachsen  z.  B.  folgende  interessante  Pflanzen  am  steinigen 
Abfall  der  Schwabelweiser  Berge : Turritis  glabra,  Biscutella  laevigata, 
Viola  arenaria , Alsine  Jacquinii,  Malca  moscliata , Dictamnus  Fraxi- 
nella,  Cytisus  capitatus,  Trifolium  alpestre,  Libanotis  montana , Crepis 
praemorea , Hieracium  Nestleri,  Valeriana  officinalis  var.  y angusti- 
folia,  Orobanche  arenaria , Thesium  montanum,  Mercurialis  uvataf 
Allium  fallax,  Stipa  pennata,  Polypodium  calcareum . 


14 


Jura  bis  zum  Eisensandstein  des  Doggers.  Zwar  ist  es 
nicht  besonders  lehrreich , weil  vortheilhafte  Aufschlüsse 
fehlen;  doch  gewährt  es  den  Haupt -Ueberblick  über  die 
hiesigen  Juraverhältnisse.  Sehr  schön  kann  man  an  den 
vorderen  Parthieen  den  Abfall  der  Schichten  vom  Urgebirg 
weg  beobachten.  Diese  charakteristische  Endigung  der 
Jurafelsen  an  der  Urgebirgsecke  bei  Tegernheim  bringt 
das  etwas  schematisirte  Bild  im  untern  Theile  der  Tafel  iV. 
zur  Anschauung.  Hier  bedeutet  a.  den  erwähnten  „grossen 
Felsen“  (plumper  Felsenkalk).  Sein  unmittelbar  Liegendes 
(b.)  besteht  ans  Dolomit.  An  der  Felsbildung  betheiligen 
sich  ferner  noch  hornsteinreiche , geschichtete  Schwamm- 
kalke (c.);  diese  sind  ziemlich  mächtig  und  besitzen  eine 
starke  Neigung  (mit  25°  fallen  sie  nach  SW  Stunde  15  ein). 
Trotzdem,  dass  sie  vielerlei  organische  Reste  einschliessen, 
gelingt  es  selten,  etwas  Genügendes  zu  finden.  Auch  der 
links  von  d.  gezeichnete  Steinbruch  gehört  noch  in  die 
Region  dieser  Scyphienkalke.  Unter  diesem  Schichten- 
complex  deuten  dünngeschichtete,  hellklingende  Kalksteine 
mit  ihren  Einschlüssen  auf  die  Tenuilobatusstufe ; ihr  Ge- 
stein zerfallt  leicht  und  bildet  schüttige  Haufen  (d.),  nach 
unten  zu  wird  es  mergelig  und  geht  endlich  in  graue, 
undeutlich  oolithische,  mergelige  Kalkschiefer  über,  welche 
durch  ihre  Versteinerungen  (wie  Oppelia  tricristata)  auf 
den  Horizont  des  Peltoceras  bimammatum  hinweisen  (e.). 
Ein  kleiner  Steinbruch  am  mittleren  Berggehäng  unweit 
des  Kellers  selbst  zeigt  einen  ruppigen  grauen  Kalk  in 
seinen  unteren  Lagen  — bereits  der  Vertreter  der  Transver- 
sariuszone.  Nur  wenige  Schritte  davon  beginnt  der  unter- 
gelagerte braune  Jura , welcher  hauptsächlich  als  Eisen- 
sandstein entwickelt  ist ; er  macht  sich  durch  seine  braune 
Farbe , selbst  auf  dem  bebauten  Lande  leicht  kenntlich. 
Auf  ihm  befindet  sich  ein  kleines  Hopfenfeldchen  zum  Be- 
weise, dass  seine  an  thonigem  Bindemittel  reicheren  Lagen 


15 


für  die  Cultur  nicht  ungünstig  verwittern.  In  den  Sand- 
steinbrüchen (f.)  dicht  vor  dem  Keller  (auf  dem  Bild  hinter 
den  Bäumen  versteckt)  zeigeu  die  Schichten  eine  Neigung 
von  nur  mehr  9°  und  fallen  SW  Stunde  15  ein. 


Damit  haben  wir  zugleich  den  Abschluss  des  Berges 
nach  dieser  Seite  erreicht ; eine  kleine  Thalung  trennt 
diese  Gebilde  vom  gegenüberliegenden  Granitfels. 

Wenden  wir  uns  in  dieser  Thalung  ein  kleines 
Stückchen  nach  aufwärts , so  gelangen  wir  bald  an  eine 
Schlucht,  die  sich  bis  zur  Höhe  des  Keilberges  hinauf 
zieht  und  deshalb  einige  Wichtigkeit  besitzt,  weil  sie  ge- 
nauere Einzelheiten  bezüglich  des  Doggers  und  besonders 
der  Grenzregion  zwischen  diesem  und  dem  weissen  Jura 
aufgedeckt  hat.  Besagte  Schlucht  nimmt  ihren  oberen 
Anfang  am  südöstlichen  Ende  des  Dorfes  Keilberg  (unter- 
halb des  sogenannten  Summa  - Schachtes)  und  verdankt 
ihre  jetzige  Gestalt  den  Gewitterstürmen  der  letzverflossenen 
Sommer.  Die  entblössten  Schichtenlagen  sind  wegen  der 
unmittelbaren  Nähe  des  Urgebirges  vielfach  verworfen  und 
gefaltet.  Folgendes  Profil  konnte  ich  von  oben  nach 
unten  aufnehmen: 

Profil  No.  2. 


Bedeckung:  Vegeta tionsdecke,  darunter  folgen: 

1)  Graue  Kalke  mit  Harpoceras  Maran- 
tianum. 

2)  Dünngeschichtete,  grünlichgraue,  undeut- 
lich oolithische  Kalkmergel  mit  Pho- 
lodomya  acuminata,  Lima  scaberrima 
und  vielen  Asteriasplättchen  Niveau  der 
Waldh.  impressa. 

3)  Gelbgraue,  ruppige  Kalkbänke  mit 
thonigen , dünnen  Lagen  wechselnd. 
Oppelia  callicera. 


Trans- 


versar 


Schicht. 


16 


Trans- 

versal*. 

Schicht. 


Glau- 

koolith. 


Callovien. 


Varians- 

Schicht. 

(Bath.) 


4)  Grauer,  oolith.  Mergelthon,  durch  Man- 

gandendriten  schwarz  gefleckt , erfüllt 

mit  Perisphinctes  chlor  oolithicus  und 

Martelli,  Aspidoceras  Oegir  und  Belem- 

nites  unicanaliculatus . Ungefähr  3 m- 

mächtig. 

° 

5)  Graue  Kalkbank  mit  gröberen  Brocken 
von  unreinem , thonigem  Brauneisen- 
stein. 0,25  m-  mächtig. 

6)  Bräunliche  Kalkbank,  ebenfalls  mit  un- 
reinem Eisenerz , aber  ausserdem  mit 
dunkeln  Glaukonitkörnerchen  erfüllt. 
Oppelia  oculata , Bhynchonella  Arolica. 
0,25  m-  mächtig. 

7)  Gelbbraune,  mergelige  Kalke,  ausge- 
zeichnet oolithisch  — Eisenoolith.  Petre- 

< fakten  mit  schillerndem  Glanz.  Ste- 
phanoceras  macrocephalum , St.  tumidum ; 
Amaltheus  polygonius.  0,45  m-  mächtig. 

8)  Sandige  braungelbe  Thone  mit  dunklen 
oolith.  Kalkknauern.  Oppelia  aspidoides, 
Stephanoceras  subcontr actum,  Bhyncho- 
nella  varians , Östren,  Knorri. 


Als  Unterlage  folgt  nun  durch  eine  seitliche  Ver- 
werfung nochmals  der  unterste  weisse  Jura,  dann  wieder 
der  oberste  braune  (Callovien) , welcher  Schichtenwechsel 
sich  noch  ein  paar  Mal  wiederholt , bis  endlich , schon 
ziemlich  dem  unteren  Ende  der  Schlucht  nahe,  der  Dogger  als 

9)  Eisensandstein  eine  grössere  Mächtigkeit 
erlangt.  Seine  einzelnen  Lagen  sind 
sehr  stark  wellen-  und  sattelförmig  ge- 
bogen, darunter  folgt  wenig  mächtig  ein 


Mur- 

chisonae- 

Stufe. 


17 


10)  Schwarzer  und  dunkelgrauer  Thon  mit 
viel  Schwefelkiesknollen  ohne  Ver- 
steinerungen. 

11)  Sandige  Mergel  mit  Harpoceras  Aalense, 
H.  Thouarcense  und  Helemnites  Thou- 
arcensis. 

12)  Harter  grauer,  bituminöser  Mergelkalk 
mit  Lytoceras  jurense , Harpoceras 
radians , Belemnites  irregularis  und 
tripartitus , Eine  ziemliche  Strecke  lang 
entblösst , wahrscheinlich  fallen  diese 
Schichten  der  Richtung  des  Wasserrisses 
analog. 

13)  Hellgraue  weiche  Schiefer. 

14)  Oolithisches  Rotheisenerz. 

15)  Bantgefärbter,  feinkörniger  Sandstein. 

Unterlage:  Kaolinhaltiger  Keupersandstein. 

Die  Lagen  13,  14  sowie  der  Keupersandstein  schauen 
mit  ihren  Schichtenköpfen  nur  in  kleinen  Schnippchen 
am  Ausgang  der  Schlucht  hervor ; ihnen  benachbart  ist 
ein  tertiärer  Thon  abgesetzt. 

Hiermit  haben  wir  zugleich  das  südliche  Ende  des 
Keilberger  Liaszuges  überhaupt  erreicht,  welcher  bei  Irlbaeh 
aus  der  Tiefe  sich  erhebt  und  über  das  Grünthaler  Plateau 
und  die  Keilberger  Höhe  bis  zu  dieser  Schlucht  sich  er- 
streckt. 

Wir  schreiten  nun  zu  den  nördlichen  und  nord- 
westlichen Ausläufern  des  Keilberges  vor.  Diese  Gegend 
bietet  aber  mit  Ausnahme  des  bedeutsamen  Irlbacher 
Liasprofiles  wenig  des  Interessanten;  sie  ist  charakterisirt 
als  ein  Hügelterrain,  unterbrochen  durch  kleinere  Aus- 

2 


Jurensis- 

Mergel. 


Opalinus- 
Thon.  | 


Posidonien-  1 
Schiefer.  ) 


Mittl.  Lias. 
Unter.  Lias. 


18 


waschungsthäler.  Nach  der  Urgebirgsseite  hin  trifft  man 
analog  dem  früheren  Verhalten  wiederum  die  älteren 
Glieder  des  Juragebirges  an , während  dessen  höhere  und 
höchste  Stufen  den  übrigen,  grösseren  Theil  zusammen- 
setzen und  dadurch,  dass  theils  genügende  Aufschlusspunkte 
fehlen , theils  organische  Reste  zu  den  Seltenheiten  ge- 
hören , den  geologischen  Charakter  dieser  Strecke  zu 
einem  sehr  monotonen  stempeln.  Der  Felsenkalk,  manchmal 
dolomitisch,  zeigt  hie  und  da  die  in  Franken  so  häufigen 
Erdfallen,  durch  Auswaschung  des  in  der  Tiefe  liegenden 
Kalkes  und  Nachstürzen  vom  daraufliegenden  Erdreich 
entstanden.  Er  bildet  den  Untergrund  zu  einem  nicht 
gerade  sehr  reichen  Waldboden  (Nadelholz).  Zu  einer 
grösseren  Verbreitung  gelangen  ferner  noch  die  hornstein- 
reichen mit  undeutlichen  Schwammformen  erfüllten  Kalke, 
welche  bereits  einen  tieferen  Horizont  als  die  plumpen 
Felsenkalke  einnehmen.  Sie  sind  zumeist  geschichtet, 
scheinen  aber,  wenn  dieses  Merkmal  sich  verwischt,  nach 
oben  hin  mit  den  letzteren  zu  verfliessen. 

Einigermassen  bemerkenswerth  ist  das  Thal,  das  vom 
Orte  Brandlberg  (oder  Glashütte)  bis  Grünthal  sich 
hinzieht;  wenn  man  es  verfolgt,  so  passirt  man  wie  an 
den  Schwabelweiser  Bergen  das  ganze  Juraprofil  von  den 
plumpen  Felsenkalken  bis  zum  Eisensandstein  und  Lias. 
Allerdings  sind  manche  Formationsglieder,  besonders  die 
des  unteren  weissen  Jura  nur  undeutlich  zu  erkennen. 
Am  dankbarsten  sind  die  Gehänge,  bevor  man  Grünthal 
erreicht,  besonders  (von  der  Brandlberger  Seite  her)  an 
der  linken  Thalseite.  Schüttiges  Kalkgestein  mit  Oppelia 
tenuilobata,  Perisphinctes  pölyplocus,  stephanoides , Avicula 
similis  verräth  hierdurch  den  mittleren  weissen  Jura ; 
diesen  Schichten  sind  jene  erwähnten  Hornsteinkalke  auf- 
gelagert und  am  Plateau  in  einem  kleinen  Steinbruch 
gut  aufgeschlossen.  Ohne  Mühe  kann  man  darin  ihre  aus- 


19 


geprägte  Schichtung  beobachten.  Der  untere  weisse  Jura 
ist,  da  seine  mehr  thonigen  Lagen  für  die  Vegetation 
günstiger  verwittern,  durch  bebautes  Culturland  dem  Auge 
entzogen.  Mächtig  breitet  sich  nun  wieder  der  Eisensand- 
stein aus,  dessen  eisenreichste  Lagen  dicht  vor  Grünthal 
unmittelbar  an  dem  dahin  führenden  Strässchen  angebrochen 
sind.  Vor  der  Ortschaft  Irlbach  endlich  gelangen  wir 
zu  grossen  Sandsteinbrüchen , deren  Bruchgestein  von 
milder  Farbe  und  feinem  Korn  als  zu  feinen  Bauzwecken 
tauglich  sehr  geschätzt  wird.  Da  die  brauchbaren  Lagen 
in  die  Tiefe  einschiessen , musste  das  Hangende  derselben 
durchschnitten  werden,  und  in  dem  dadurch  begründeten 
Gesammtliasprofil , das  leicht  mit  einem  Blicke  übersehen 
werden  kann,  liegt  die  geologische  Wichtigkeit  dieser 
Brüche ; das  Nähere  hierüber  folgt  bei  der  Formations- 
beschreibung (S.  26).  Die  Schichten  fallen  bei  Irlbach  nach 
NW  ziemlich  stark  unter  26°  in  Stunde  92/s  ein. 

Der  Hügel  oberhalb  Irlbach,  die  direkte  Fortsetzung 
dieser  Gebilde  nach  oben,  enthält  an  seiner  Basis  ebenfalls 
Steinbrüche,  die  aber  den  gleichfalls  nützlichen  Sandstein 
des  untern  braunen  Jura  ausbeuten ; über  letzteren  liegen 
undeutliche  Spuren  der  Eisenoolithe  und  auf  der  Höhe  im 
Wäldchen  heben  sich  die  grauen  Kalke  des  unteren  weissen 
Jura  heraus. 

Von  Irlbach  dehnen  sich,  parallel  dem  Wenzenbach 
an  dessen  linker  Seite,  die  oberen  Jurakalke  bis  Thannhof 
und  W uzelhofen  aus;  entlang  dieser  Strecke,  am  nörd- 
lichsten Rand  unseres  Gebietes,  herrschen,  durch  viele  kleine 
Aufbruchsstellen  sichtbar,  wiederum  die  Hornsteinkalke  vor. 

In  einem  Wäldchen  nächst  dem  Weiler  Thannhof 
unweit  Wuzelhofen  finden  sich  Blöcke  von  einem  weissen 
quarzitischen  Sandstein  zerstreut,  während  die  nähere  Um- 
gebung blos  oberen  weissen  Jura  aufweist.  Die  Frage,  ob 
dieser  Sandstein  wirklich  daselbst  an  steht  oder  nicht,  lässt 

2* 


20 


sich  aus  den  vereinzelten  Trümmern  bei  Mangel  näherer 
Aufdeckung  nicht  so  leicht  entscheiden.  Doch  glaube  ich 
nicht,  ersteres  annehmen  zu  können , sondern  halte  dieses 
Vorkommen  wegen  der  petrographischen  Uebereinstimmung 
mit  dem  Irlbacher  Sandstein  von  sekundärer  Art,  wonach 
wir  darin  nur  Liasreste,  welche  von  diluvialen  oder  noch 
neueren  Fluthen  leicht  hergeschwemmt  werden  konnten, 
zu  erblicken  hätten.  Damit  wäre  jeder  Gedanke  an  andere 
Formationen,  speciell  an  tertiären  Sandstein  ausgeschlossen. 

Im  Westen  verbinden  die  Jurahügel  bei  Harthof 
und  Wuzelhofen  den  Keilberger  Malm  mit  den  gleichfalls 
aus  plumpen  Felsenkalk  bestehenden  felsigen  Entblössungen 
am  Regenufer  bei  Salem.  Dicht  hinter  diesem  Pfarr- 
dorfe  finden  sich  im  Gestein  viele  Rutschflächen,  sowie 
als  Ausfüllung  der  Klüfte  sehr  schön  die  pflanzenführenden 
Thone  der  von  Gümbel  benannten  Schutzfelsschichten 
(unter cenoman).  Neben  dem  Salerner  Sommerkeller  nimmt 
der,  Kalkstein  viel  Hornstein  auf,  zugleich  mit  besser  an- 
gedeuteter Schichtung  und  nähert  sich  dadurch  der  nächst 
tieferen  Stufe,  die  auch  unweit  davon  hinter  Wuzelhofen 
zu  dominiren  beginnt.  Hier  aber  haben  wir  es , was  die 
unmittelbare  Nachbarschaft  neben  typischem  plumpem  Felsen- 
kalk beweist,  bloss  mit  einer  lokalen  Modifikation  des 
letzteren  zu  thun. 

Bei  Gallinghofen  und  Zeitlarn  sind  es  wieder 
nur  die  eintönigen,  fast  versteinerungsleeren  Felsenkalke, 
die,  an  ihrer  unteren  Grenze  dolomitisch  werdend , den 
weissen  Jura  allein  repräsentiren,  während  dünngeschichtete 
plattige  Kalke  zweifelsohne  vom  Niveau  der  unteren  Solen- 
hofener  Schiefer  etwas  südlicher  davon  zum  Schlüsse  noch 
zu  verzeichnen  wären.  Sie  stehen  nämlich  beim  Kreuz 
auf  der  Höhe  vor  Wuzelhofen  und  an  der  Fahrstrasse,  die 
von  dieser  Ortschaft  nach  Salem  führt,  an.  Am  Kreuz 
zeigen  diese,  übrigens  fast  keine  organischen  Reste  ent- 


21 


haltenden  Plattenkalke  ein  schwaches  Ein  fallen  nach  SO 
(Stunde  10  unter  5°).  Die  eigentlichen  Sternkorallen- 
kalke, sowie  typische  Prosoponkalke  kommen  am  linken 
Regenufer  noch  nicht  vor. 


Obwohl  wir  den  nördlichen  Abschluss  für  unser  Ge- 
biet bei  Irlbach  fanden,  erübrigt  doch  noch  mehrere  dem 
Keilberg  nördlich  sich  anschliessende  Juraparthieen  kurz 
zu  erwähnen.  Einige  abgerissene  Jurainseln  nämlich  un- 
weit des  Hölzelhofes , am  Abbachhof  und  am  Postholz 
leiten  zu  einer  grösseren  Ablagerung  vor  Regenstauf  über, 

| von  wo  aus  sich  der  östliche  Rand  des  Frankenjura  weiter 
! nach  Norden  über  Hagenau,  Leonberg  und  die  Maxhütte 
in  die  Burgiengenfelder  Gegend  zieht.  * Hier  gelangen 
jurassische  Bildungen  wiederum  zur  grösseren  Verbreitung 
und  sind  hauptsächlich  durch  die  Thalung  der  Naab  sehr 
vortheilhaft  erschlossen. 

Bei  Abbachhof  befinden  sich  die  Schichten  in 
übergekippter  Lage ; denn  den  klotzigen  Hornsteinkalken 
ist  älterer  Weissjurakalk  aufgesetzt.  Am  Postholz 
sind  nur  geringe  Reste  von  Jurakalk  sichtbar;  indess 
fehlt  hier  auch  der  Dolomit  nicht. 

Ein  schönes  Profil  jedoch  bietet  der  Steinbruch  vor 
Re  gen  stauf.  Wir  führen  es  hier  an,  um  den  bereits 
vorhandenen  Unterschied  gegenüber  dem  Keilberger  Jura 
zu  zeigen.  Die  einzelnen  Lagen  fallen  gleichfalls  in  um- 
gestürzter Stellung  vom  direkt  anstossenden  Urgebirg  weg. 
Von  oben  nach  unten  können  wir  unterscheiden: 

1)  Eisensandstein. 

2)  Eiseuoolith,  undeutlich.  Stark  zu  braungelbem 
Thon  mit  Mergelknollen  verwittert. 

3)  Dunkelgrüne,  glaukonitreiche  Bank  (0,1 m)  erfüllt 
mit  JBelemnites  Calloviensis.  Bereits  Ornaten thon. 


22 


4)  Bräunlicher  Mergelthon  (Ornatenthon)  mit  festeren 
Kalkmergelausscheidungen  (0,7  m ). 

5)  Knollige  harte  Kalkmergelbank , wahrscheinlich 
Biarmatusmveau.  0, 1 8 m- 

6)  Grünliche,  durch  Glaukonit  gefärbte  Mergelbank 
mit  Perisphinctes  chlor oolithicus.  Glaukoolith. 

7)  Kalk  und  Mergelkalk  der  Transversariusstufe  (circa 
4-  5rah 

8)  Blendendweisser,  muschligbrechender  Kalk  mit  grauen 
Hornsteinen.  Werkkalk.  Stufe  des  Peltoceras 
bimammatum  (circa  20 m). 

9)  Grünlichgrauer  Kalk,  auf  den  Ablösungsflächen  mit 
grünlichem  Mergelbeschlag.  Perisphinctes  colubrinus, 
Ostrea  Quenstedti,  Collyrites  carinata.  Gehört  schon 
wie  der  folgende 

10)  Graue  Mergelkalk  mit  Ver steiner ungsr ei chthum 
( Oppelia  Holbeini , Aspidoceras  Altenense , circum- 
s pinosum,  Perisphinctes  platynotus , polyplocus  u.  s.  w.) 
zu  den  Tenuilobatenschichten,  welche  noch  in  einer 
Mächtigkeit  von  5 ra-  anstehen. 

Soweit  der  Steinbruch.  Der  übrige  Theil  letztge- 
nannter Schichten,  sowie  die  jüngern  Juraglieder  sind  an 
der  gegen  den  Regen  zu  folgenden  Abdachung  nicht  mehr 
günstig  aufgeschlossen.  Doch  erkennt  man  an  herum- 
liegenden Blöcken  noch  dolomitische  Gesteine. 

Trotz  der  geringen  Entfernung  hat  im  Vergleich  zum 
Keilberger  Malm  bereits  ein  merklicher  Unterschied  Platz 
gegriffen.  Der  am  letztgenannten  Berge  kaum  typisch 
nachweisbare  Werkkalk  ist  bei  Regenstauf  mächtig  ent- 
wickelt und  noch  dazu  mit  vielen  Hornsteinknollen  ver- 
sehen , obwohl  Kieselausscheidungen  diesem  Niveau  sonst 
fremd  sind.  Die  Basis  der  Tenuilobatenschichten  ferner 
weist  bereits  ganz  denselben  Charakter  auf,  der  ihr  durch 
das  ganze  fränkische  Gebiet  eigen  bleibt.  Am  Keilberg 


23 


selbst  konnten  diese  gewöhnlich  stark  mergeligen  Lagen 
noch  nicht  nachgewiesen  werden.  Doch  dürfte  vielleicht 
hieran  der  Mangel  an  günstigen  Aufschlüssen  Schuld  sein. 
Denn  jene  splittrig-brechenden  Kalke  mit  Avicula  similis, 
die  wir  in  Folgendem  der  Tenuilobatusstufe  zuschreiben, 
stellen  die  Oberregion  derselben  vor. 


Soweit  die  allgemeineren  geognostischen  Verhältnisse  am  Keilberg; 
möge  noch  ein  flüchtiger  Blick  auf  die  Anschlüsse  im  Westen  ge- 
stattet sein. 

Jenseits  des  Regens  sind,  wie  in  der  Einleitung  bereits  bemerkt 
wurde,  blos  die  höchsten  Weissjurastufen  entwickelt;  sie  bilden  die 
Basis  für  ausgedehnte  Absätze  der  Procän-  oder  Kreideformation.  Doch 
ist  im  Allgemeinen  ihre  Aufdeckung  nur  eine  stellenweise,  und  nur  den 
Flussläufen  im  jetzigen  Donauthal  nebst  Seitenthälern  ist  es  zu  danken, 
dass  jene  mit  ihrer  Durchbrechung  durch  das  Juragestein  dieses  dem 
Auge  sichtbar  gemacht  haben.  In  der  Nähe  Regensburg’s  herrscht  im 
Donauthal  selbst  (Paffenstein,  Schwalbennest,  Jrating, 
Abbach)  der  plumpe  Felsenkalk,  im  Naab-  und  Laberthal  der 
Dolomit  vor.  Sternkorallen-  und  Plattenkalke  erreichen  ihr  Maximum 
in  der  Kel  heim  er  Gegend,  wo  bei  Oberau  die  luckigen  weissen 
Kalke  ausser  vielen  Anthozoen  Bhabdocidaris  mitrata , Diplocidaris 
gigantea,  alternans,  Acrocidaris  nobilis , Cidaris  marginata , C.  glandi- 
fera,  Diceras  bavaricum , speciosum,  Münsteri , Nerinea  subscalaris, 
carpathica  u.  s.  w.  einscliliessen.  Einige  Lagen  des  plumpen  Felsen- 
kalks bestehen  fast  ganz  aus  Fragmenten  von  Echinodermen  (Stacheln 
von  Hemicidaris,  Acrocidaris,  Cidaris , Pentacrinus  Sigmaringensis ), 
so  auf  der  Höhe  oberhalb  Nittendorf.  In  Pointen  und  Ja  che n- 
hausen  brechen  bekanntlich  Kalkschiefer  mit  einer  Fauna,  die  der 
berühmten  Solenhofener  an  Reichhaltigkeit  kaum  nachsteht.  Eine  durch- 
greifende stratigraphisch  paläontologische  Kenntniss  dieser  hochjurassi- 
schen Bildungen  kann  aber  nur  dnrch  längere  Detailstudien  erzielt 
werden;  blos  ein  Bruchstück  zu  geben,  würde  der  Mühe  nicht  genug 
lohnen. 

Einige  Hinweise  bezüglich  der  Auflagerung  von  den  plattigen 
Kalken  dürften  vielleicht  noch  vorzubringen  sein.  Bei  Kager  unfern 


24 


Regensburg  stehen  helle  Plattenkalke  an,  worin  sich  nicht  sehr  selten 
Venus  suevica  findet.  Bei  Ebenwies  liegen  in  den  grossen  Stein- 
brüchen an  der  Naab  zu  oberst  die  deutlichst  ausgesprochenen  Platten- 
kalke, allmählig  gehen  sie  nach  unten  in  weniger  dünngeschichtete  mit 
mehreren  Lagen  von  Hornstein  wechselnd  über,  bis  eine  1,3 m-  dicke 
grünlichgraue  Dolomitbank  mit  einer  untergelagerten  röthlichweissen 
Kalkplatte  von  0,35  m-  dieselben  vom  Hauptbruchsgestein  trennt,  welches 
bis  zum  Boden  noch  gegen  10 m-  mächtig  ansteht.  Dieses  ist  ein  klein- 
späthiger,  weisser,  bald  mehr  bald  weniger  gut  geschichteter  Kalk  und 
führt  Oppelia  steraspis,  Magila  suprajurensis  nebst  überaus  vielen 
Pollicipes- Resten  (Quenstedt’s  Petrefaktenkunde  2.  Aufl. t.  27  f.  14,  15 ; 
sie  könnten  daher  am  passendsten  Pollicipes  Quenstedti  genannt 
werden).  Auch  Sternkorallen  kommen  darin  vor.  Die  Unterlage  ist 
Dolomit.  Bei  K e lh  e i m win ze r wechseln  bekanntlich  (G ü m b el  ostbayr. 
Grenzgeb.  S.  694)  Sternkorallenkalke  mit  Prosopon  rostratum , P. 
aculeatum , Acropeltis  aequitnberculata , Echinus  granulosus,  Bhyn- 
chonella  Astieriana , Exogyra  aff.  spiralis , Isoarca  und  vielen  Anthozoen 
mit  typischen  Plattenkalken , welche  ihrerseits  ausser  andern  (bes 
Fisch-Resten)  Magila  suprajurensis  und  Bhynchonella  Astieriana  ein- 
schliessen.  So  in  den  südwestlichsten  Brüchen ; in  den  grossen  Platten- 
brüchen nächst  Kelheimwinzer  liegt  der  Complex  der  Plattenkalke  mit 
reicher  Fauna  (Fische,  Krebse,  Insekten  u.  s.  w.)  auf  einem  blendend- 
weissen,  versteinerungsarmen,  nicht  dünngeschichteten  Kalkstein,  welcher 
dem  der  Lage  d.  des  folgenden  Olfenstätter  Profiles  zum  Verwechseln 
ähnlich  sieht.  In  der  Abensberger  Umgegend  zeigt  sich  im  Wäld- 
chen bei  Offenstätten  folgendes  Profil  von  oben  nach  unten: 

a.  Dünnplattige  Kalkschiefer  mit  Fischresten. 

b.  Dichter  klotziger  Kalk  mit  Sternkorallen  und  Terebratulina 
substriata,  Bhynchonella  Astieriana. 

c.  In  fünf  ungleichen  Bänken  abgesonderter,  circa  l1/*“-  mächtiger 
weisser  Kalkstein. 

d.  Kleinspäthiger  weisser  Kalkstein;  ist  bergfeucht  leicht  zu  be- 
arbeiten, im  lufttrockenen  Zustand  aber  härter  und  beim  Darauf- 
schlagen klingend.  Mit  2 Hornsteinlagen;  2,3  m-  mächtig. 
Pleuromya  donacina , Bhabdocidaris  mitrata , Bhynchonella 
Astieriana , Sepienschulpen  und  grosse  Planulaten. 

e.  Derselbe  Kalk  bis  Ende  des  Aufschlusses  noch  1,5  m-  mächtig. 
Schliesst  mit  einer  Hornsteinlage  nach  unten  ab;  die  weitere 
Unterlage  ist  nicht  mehr  aufgedeckt. 


25 


Ara  sogen.  Sünderbuckel  bei  Abensberg  bilden  aber  typische 
Plattenkalke  das  unmittelbar  Hangende  von  einer  Scyphienfacies  der 
klotzigen  Felsenkalke  mit  Terebratula  insignis , Rhynch.  Astieriana , 
Waldheimia  trigonella,  Ostrea  pulligera,  Cnemidium  astrophorum, 
Scyphici  intermedia , glomerata.  Unweit  davon  im  Eichstätter  Bruch 
sind  grobbankige  Plattenkalke  (Prosoponkalke  Gümbel’s)  mit  Magila 
suprajurensis , Naticci  gigas  anstehend.  Dicht  an  der  Stadt  an  der 
Abens  (Bad wiese)  liegt  ein  schönes  Korallenriff  erfüllt  von  Thecos- 
milia  äichotoma,  Calamopliyllia  Stokesi,  Montlivaultia.  Iiaimei , Cardita 
tstragona , Diceras  biosgelegt,  während  an  den  nah  gelegenen  Auf- 
brüchen am  neuen  Bahnhof  typischer  Felsenkalk  ohne  Korallen  mit 
Tercbratiüa  insignis , T.  immanis , Terebratülina  substriata , Ostrea 
dextrorsum , gregaria , Fecten  dentatus  u.  s.  w.  gewonnen  wird.  Im 
benachbarten  Sandharlanden  trifft  man  dagegen  theils  auf  Kclheimer 
Marmorkalke  mit  Terebr.  insignis  rar.  strictiva  Quenst.,  theils  auf 
deutlich  ausgebildete  weisse  Oolithe  mit  viel  Nerineen  und  Krinoideen- 
resten.  Nach  oben  sind  dieselben  unregelmässig  von  einer  mächtigen 
Korallen  bank  begrenzt. 

Es  soll  durch  diese  Anführung  einiger  Lokalverhältnisse  aus  dem 
benachbarten  Gebiete  nur  auf  die  Thatsache  hingewiesen  werden , wie 
sehr  petrographische  Verschiedenheiten  und  Faciesunterschiede  in  diesen 
höchsten  Regionen  herrschen  und  dadurch  bei  ungenügender  Kenntniss 
ihrer  Einschüsse  die  Eintheilung  der  Schlussbildungen  unseres  Malm’s, 
sowie  deren  Vergleichung  mit  Parallelbildungen  anderer  Juradistrikte 
bedeutend  erschweren. 


B.  Beschreibung  der  Formationsglieder  am  Keilberg. 


ftasformatioiu 

Unter  den  mächtig  anfliegenden  jüngeren  Juragliedern 
ist  der  Lias  oder  schwarze  Jura,  welcher  in  der  Regens- 
burger Gegend  einzig  und  allein  am  Keilberg  vorkommt, 
als  schmales  Band  hart  am  Rande  des  Urgebirges , nur 
durch  nicht  besonders  mächtige  Streifen  von  Keuper  und 


26 


Rothliegenden  davon  getrennt,  entwickelt  und  zwar  zieht 
er  sich  von  Irlbach,  wo  er  sich  aus  den  Alluvionen  steil 
erhebt,  über  die  Keilberger  Höhe  bis  Tegernheim,  um  von 
da  unter  dem  Schutte  der  Donauebene  zu  versinken. 

Nur  die  beiden  Endpunkte  sind  für  geologische  Be- 
trachtungen erspriesslich,  besonders  der  nördlich  gelegene, 
wo  in  den  zwischen  Grünthal  und  Irlbach  betriebenen 
Steinbrüchen  das  Gesammtprofil  des  Lias  klar  dargelegt 
ist.  Man  erkennt  von  oben  an  folgende  Lagen : 

Profil  No.  3. 

Bedeckung : Abraum. 

1)  Röthlichbrauner  Mergelthon  voller  Quarzkörner  mit 

JBelemnites  tripartitus  und  irregularis.  Grenz- 
bank des  Jurensismergels.  Nicht  besonders 
mächtig. 

2)  circa  7 m-  Blätterige,  helle,  nur  streifenweise  dunkler 

gefärbte , weiche  Schiefer  mit  Harpoceras 
Lytliense , H.  complanatum,  H.  bifrons , Ino- 
ceramus  dubius.  Posidonomyenschiefer. 

3)  0,03 m-  Rotheisenkruste  erfüllt  mit  Belemnitenresten. 

4)  0,25m  Gelblichbrauner  Thon  mit  Brauneisenschnüren. 

Amaltheus  spinatus , Belemnites  paxillosus. 
Spinatusschichten. 

5)  0,10m-  Oolithisches  Rotheisenflötzchen. 

6)  0,40 m-  Wie  No.  4. 

7)  0,65 ra-  Hauptflötz  vom  oolithischen  Rotheisen  mit 

Rhynchonella  acuta,  Rh.  serr ata,  Rh.  amal- 
thei,  Spiriferina  rostrata,  Pecten  aequivalvis, 
liasinus.  Amaltheenschichten., 

8)  0,10 ra-  gelb  und  rother,  weisslich  punktirter,  eisen- 

reicher Thon. 


27 


9)  0,98  ra-  grobkörniger,  locker  gebundener,  durch 
Manganschnüre  schwarz  gefleckter  Sandstein 
mit  einer  Brauneisenkruste.  Arkuatensand- 
stein. 

10)  Ueber  7m-  mächtiger,  kieseliger,  weisser  oder  bunter 
(roth  und  gelb)  Sandstein  von  sehr  feinem 
Korne.  Angulatensandstein. 

Diesen  Lagerungsverhältnissen  entspricht  in  analoger 
Weise  das  Liasprofil  aus  dem  Keilberger  Schachte  (S. 
Seite  12). 

In  früherer  Zeit  hatte  schon  1 843  von  Klipstein 
in  seinen  Beiträgen  zur  geologischen  Kenntniss  der  öst- 
lichen Alpen  S.  17  ein  Profil  dieser  Keilberger  Liasgebilde 
gegeben.  Wir  führen  es  wegen  seiner  historischen  Be- 
deutung gleichfalls  an.  Nach  ihm  folgt  von  unten  nach 
oben : 

1)  Quarziger,  durch  Eisen  mannichfach  gefärbter,  zum 
Theil  in  abwechselnder  Farbe  gestreifter  Sandstein. 
Marlysandstein. 

2)  Rother  Eisenoolith , sehr  ungleich  im  Korn , von 
Stecknadelkopf  bis  Haselnussgrösse,  im  Eisengehalt 
von  12  — 13  °/o  wechselnd;  3—4'  mächtig  und  eine 
Menge  zum  Theil  vortrefflich  erhaltener  Ver- 
steinerungen umschliessend. 

3)  Sandiger  Mergel , durch  Zurückgedrängtsein  des 
Mergels  zu  Mergelsandstein  übergehend.  Von 
mannigfacher  gelber  und  brauner  Farbe;  5 — 6 
Lachter  mächtig. 

Hievon  entspricht  No  1 dem  Angulatensandstein, 
No.  2 den  Lagen  No.  5—8  (Amaltheenschichten),  und 
No.  3 den  Lagen  1 — 4 unseres  Profiles  (Spinatus-, 
Posidonomyenschichten  und  Jurensismergel). 


28 


Unterer  Lias. 

Ist  durch  2 Lagen  (No.  9 und  10  obigen  Profiles) 
vertreten;  hievon  repräsentirt  No.  10,  unmittelbar  auf 
dem  Keupersandstein  gelagert,  den  Angulatensandstein 
und  No.  9 die  Region  der  Gryphaea  arcuata. 

Der  Angulatensaiidstein,  von  Gümbel  *)  mit  Rücksicht- 
nahme auf  dieses  Vorkommen  Keilbergsandstein 
genannt,  besteht  aus  feinen  Quarzkörnerchen,  ver- 
kittet durch  ein  gleichfalls  quarzitisches  Bindemittel,  was 
sich  manchmal  bis  fast  zum  reinen  Quarzit  steigern  kann 
(Keilberger  Höhe).  Die  Farbe  ist  weiss  (Irlbach)  oder 
gelb,  roth  (Keilberger  Höhe).  Häufig  erscheinen  einzelne 
Lagen  bunt  (d  h.  gelb  und  roth)  gestreift  oder  gefleckt. 
Nicht  selten  gewahrt  man  zu  Irlbach  an  der  Oberfläche 
des  Gesteines  dünne,  schillernde  Häutchen  von  Eisenoxyd. 
Zuweilen  lassen  sich  an  den  Ablösungsflächen  Abdrücke 
von  Leistennetzen  erkennen. 

In  den  reineren  Varietäten  wie  in  den  Irlbacher 
Brüchen  giebt  dieser  Sandstein  ein  treffliches  Material  für 
Kunstbauten  ab. 

Sehr  versteinerungsarm;  nur  ein  einziges  Mal  wurde 
Aegoceras  angulatum  Schloth.  gefunden  (Gümbel). 

Die  Stufe  des  Arietites  Bucklandi  (Gryphaeensand)  ist 
bloss  in  einer  1 m-  hohen,  grobsandigen  Lage  ohne  Ver- 
steinerungen enthalten.  Für  diese  Gleichstellung  spricht 
ausser  der  Lagerung  hauptsächlich  der  petrographische 
Charakter  dieser  Schicht  (No.  9 des  Profiles),  denn  durch 
das  ganze  Franken  sind  die  Arietenbänke  oder  (wie  sie 


*)  Uebersicht  der  geognost.  Verhältnisse  der  Oberpfalz,  Karrespbl. 
des  zoqI.  prfiner,  Vereines  zu  Begensbprg  1854  S.  26«, 


29 


nach  einem  andern  Leitfossil,  der  Gryphaea  arcuata , auch 
genannt  werden)  Gryphäenlager  durch  das  Auftreten  von 
groben  Quarzkörnern  (entweder  als  lockerer  Sandstein  oder 
mittelst  Kalk  verbunden)  leicht  gekennzeichnet. 

Häufig  kommen  darin  Manganerzausscheidungeil  vor 
(Keilberg). 

Von  den  Zonen  des  A . obtusus , oxynotus  und  raricostatus 
konnte  bis  jetzt  nichts  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden. 


Mittlerer  Lias. 

Hierher  gehören  die  Lagen  No.  3 bis  incl.  8 des 
obenstehenden  Profiles. 

Zwar  kaum  anderthalb  Meter  mächtig,  ist  der  mittlere 
Lias  am  Keilberge  dennoch  petrographisch  wie  paläontolo- 
gisch  in  hohem  Grade  interessant.  Es  können  mit  Leichtig- 
keit 2 Abtheilungen  unterschieden  werden , eine  tiefere 
(Rotheisenerz)  als  Stufe  des  Amaltheus  margaritatus  und 
eine  höhere  (gelbe  thonige  Schiefer)  als  Stufe  des  Amaltheus 
spinatus. 

Stufe  des  Amalthens  margaritatus.  Rotheisenerz. 

Das.  Eisenerz  ist  als  rother  Oolith  oder  Rotheisenerde 
ausgebildet  und  enthält  ausser  dem  Eisenoxyd , welches 
sich  bisweilen  als  fast  reiner  Rotheisenstein  ausgeschieden 
hat,  und  Eisenoxydhydrat  noch  thonige  Beimengungen. 

Sehr  fein  dazwischen  vertheilt  erscheint  ein  weisses, 
kaolinartiges  Steinmarkmineral,  wasserhaltig  und  in  conc. 
Schwefelsäure  zersetzbar;  es  hat  ausser  kieselsaurer  Thon- 
erde einen  geringen  Gehalt  an  Kali.  Häufig  findet  man 
dem  Rotheisen  Gyps  in  undeutlich  krystallinischen  Massen 
oder  ganz  kleinen  Kryställchen  beigemengt ; seltner  kommen 
zuweilen  grössere  Krystalle  davon  vor.  Ich  besitze  sogar 


einen  solchen  von  30 mm-  Länge  mit  der  Ausbildung  von 
co  oo.  oo  P.  — P.  Indess  scheint  dieses  Auftreten  von 
schwefelsaurem  Kalk  bloss  durch  Infiltration  beduugen 
zu  sein. 

Die  Niederschläge  müssen  in  dieser  Rotheisenlage  zu 
äusserst  feiner  Vertheilung  gelangt  sein.  Es  geht  diess 
schon  daraus  hervor,  dass  ein  Handstück  mit  Wasser  über- 
gossen diesem  schnell  eine  lebhaft  rothe  Färbung  ertlieilt, 
welche  eine  grosse  Haftbarkeit  besitzt. 

Die  Vererzung  hat  ihren  Einfluss  auch  auf  die  Ver- 
steinerungen geäussert.  Wir  sehen  z.  B.,  dass  einige  der 
Belemnitenscheiden,  statt  aus  radialfasrigem , bituminösem 
Kalkspath  zu  bestehen,  in  strahligen  Hämatit  umge- 
wandelt sind.  In  einer  nicht  minder  auffälligen  Weise 
sind  kleine  Cidaritenstacheln  erhalten , welche  mittelst 
Schlämmen  neben  vielen  ebenfalls  sehr  kleinen  Gastropoden- 
steinkernen  leicht  zu  bekommen  sind.  Bei  ihnen  vermisst 
man  die  sonst  gewöhnlich  vorhandene  späthige  Calcitmasse 
gänzlich.  Dafür  zeigen  diese  Stacheln  in  ihrem  gleichfalls 
aus  Eisenoxyd  bestehenden  Gerüste  die 
ursprüngliche  Aneinanderlagerung  der  festeren  Theile  vom 
Hautskelett  noch  fast  so  deutlich,  wie  man  dies  an  recenten 
Cidaritenstacheln  oder  andern  Perisomtheilen  von  Echino- 
dermen  nachweisen  kann.  *) 

In  nachfolgender  Liste  ist  die  Paläofauna  aus  dem  Eisenerz 
von  Irlbach  und  dem  Keilberg  zusammengestellt.  Einen 
Theil  der  aufgeführten  Petrefakte  habe  ich  der  Güte  des  Herrn 


®)  Ein  Dünnschliff  eines  solchen  kleinen  Cidaritenstachels  vom 
Keilberger  Rotheisenerz  bot  unter  dem  Microscope  fast  das  gleiche  Bild 
wie  in  Gegenbauer’s:  Grundzüge  der  vergleichenden  Anatomie 
2.  Auflage  S.  309  f.  75.  dar. 


31 


Lycealprofessor’s  Dr.  Singer  in  Regensburg,  welcher  sie 
mir  aus  der  kgl.  Lycealsammlung  daselbst  bereitwilligst 
zur  Bestimmung  überlassen  hatte,  zu  verdanken. 

Belemnites  breviformis  Ziet. 

„ paxillosus  Schloth. 

„ lagenaeformis  Ziet. 

Chemnitzia  undulata  d’Orb. 

(=  Scalaria  liasica  Quenst.) 

Turritella  Zieteni  Quenst. 

Trochus  bilineatus  Quenst. 

Actaeonina  Ratisbonensis  n.  sp. 

Modiola  subpulchra  Goldf. 

Astarte  amalthei  Qu. 

Inoceramus  substriatus  Goldf. 

Limea  acuticosta  Goldf.  sp. 

Pecten  aequivalvis  S o w. 

„ acuticosta  Roem. 

„ liasinus  Ny  st. 

„ priscus  Schloth. 

Plicatula  spinosa  Sow. 

Cardinia  attenuata  Stuchbury  sp. 

Waldheimia  cornuta  Sow  sp. 

„ subnumismalis  Dav.  sp. 

,,  subovoides  Roem.  sp. 

Rhynchonella  acuta  Sow.  sp. 

,,  tetraedra  Sow.  sp. 

,,  serrata  Sow.  sp. 

„ quinqueplicata  Ziet.  sp. 

„ amalthei  Qu.  sp. 

„ amalthei  curviceps  Qu.  sp. 

Spiriferina  rostrata  Schloth.  sp. 

,,  Münster i Dav. 

Cidaris  amalthei  Qu. 


32 


Es  ist  nach  diesem  Verzeichniss  kein  Zweifel  über  das 
genauere  Alter  des  Eisenoolithes  möglich.  Derselbe  ver- 
tritt demnach  am  Keilberg  die  Amaltheenthone  oder  -mergel 
vom  übrigen  Franken,  obwohl  der  Amaltheus  margaritatus 
M o n t f.  selbst  noch  nicht  aufgefunden  worden  ist. 

Stufe  des  Amaltlieus  spinatus. 

Zwischen  dem  ersten  und  zweiten,  übrigens  nur  sehr 
wenig  mächtigen  Rotheisenflötz,  ferner  dem  letzteren  auf- 
gelagert finden  sich  gelbe,  thonige  und  mit  vielen  Braun- 
eisenschnüren durchzogene  Schiefer  Sie  schliessen  sich 
paläontologisch  eng  an  die  Oolithe  an  ; das  häufige  Auf- 
treten des  A.  spinatus , der  dem  Rotheisenerz  fehlt,  ver- 
bunden mit  der  petrographischen  Verschiedenheit  trennen 
sie  aber  als  Vertreter  des  eigentlichen  Horizontes  mit 
A.  spinatus  davon  ab. 

Diese  Lagen , wozu  wir  auch  die  oberen  Rotheisen- 
bänkchen  zu  rechnen  haben,  schliessen  ein : 

Belemnites  breviformis  Ziet. 

Amaltheus  spinatus  Brug. 

(=  Ammonites  costatus  Rein.) 

Limea  acuticosta  Goldf. 

Plicatula  spinosa  Sow. 

Pecten  aequivalvis  Sow. 

Avicula  Sinemuriensis  d’Orb. 

Eine  ähnliche,  wenn  auch  nicht  vollkommen  überein- 
stimmende petrographische  Ausbildung,  wie  sie  den  beiden 
Stufen  des  mittleren  Keilberger  Lias  zukommt,  besitzen 
die  gleichaltrigen  Bildungen  im  benachbarten  Bodenwöhrer 
Becken,  wo  ihr  Eisenreichthum  Veranlassung  zu  ausge- 
dehntem Bergbau  giebt.  Auch  hier  ist  das  Erz  oolithisch, 
aber  statt  des  Rotheisensteines  herrschen  Brauneisensteine 
neben  Putzen  von  Spatheisenstein  und  Magneteisenerz  vor. 


38 


In  paläontologischer  Hinsiclit  lässt  sich  jedoch  eine  völlige 
Identität  nachweisen , denn  auch  zu  Bodenwöhr  gehören 
Rhynch.  acuta , serrata , tetraedra  u.  s.  w.  zu  den  be- 
zeichnendsten Einschlüssen. 

Zieht  man  die  Fauna  unseres  mittleren  Lias  mit  den 
Parallelfaunen  anderer  Juradistrikte  in  Vergleich , so  fällt 
vor  Allem  ihre  Aehnlichkeit  mit  solchen  einiger  englischer 
und  französischer  Lokalitäten , wie  bei  Ilminster  und  in 
der  Normandie  (besonders  Fontaine-Etoupfour,  Dep.  Calvados) 
auf,  wo  noch  dazu  der  ganze  mittlere  Lias  gleichfalls  auf 
einige  Fuss  reduzirt  ist.  Hauptsächlich  sind  für  die  soeben 
erwähnten  Fundplätze  jene  oben  angeführten  Brachiopoden 
(Rhynchonella  acuta , Rh.  tetraedra,  Rh.  serrata , Spirif. 
Münsteri,  Waidheim,  cornuta)  charakteristisch.  Doch  steht, 
was  die  analoge  Ausbildung  der  Mittelliasfauna  mit  dem 
nordwestlichen  Rande  des  französich  englischen  Jurabecken 
betrifft,  Regensburg  nicht  vereinzelt  da,  denn  wir  treffen 
im  Gegensatz  zu  Schwaben  auch  noch  in  Franken , be- 
sonders im  südwestlichen  Theile  desselben  (wie  in  der 
Gegend  am  Hahnenkamm)  in  dieser  Beziehung  die  gleichen 
Verhältnisse  an.  Es  kann  dies  nur  zum  Schlüsse  führen, 
dass  in  beiden  Gebietstheilen  zur  damaligen  Zeit  gleiche 
Lebensbedingungen  vorhanden  gewesen  waren , welche  die 
parallele  Formenentwicklung  gestatteten. 


Oberer  Lias. 

Posidonomyenscliiefer. 

Eine  an  7m-  mächtige  Schichtenreihe  von  blättrigen 
Schiefern  gehört  der  Stufe  der  Posidonomya  JBronni  zu. 
Diese  Schiefer,  immer  nur  weich  und  nie  zu  härterer  Con- 
sistenz  gelangend,  sind  theils  dunkelgrau  bis  schwarz  und 
dann  stark  mit  den  Zersetzungsprodukten  von  eingemengten 

3 


34 


kleinen  Schwefelkiespartikelchen  durchdrungen.  Einige 
Zeit  an  der  Luft  gelegen,  zerfallen  sie  bald  unter  voraus- 
gegangener Efflorescenzbildung  (Keilberger  Schacht). 
Theils  sind  es  aber  hellgraue  bis  fast  weisse,  aus  feinst 
geschlämmtem  Thonmaterial  gebildete  Schiefer,  in  welcher 
Ausbildung  sie  uns  im  Hohlweg  am  Tegernheimer 
Keller  und  besonders  in  den  Ir  Ibach  er  Steinbrüchen 
vor  Augen  treten.  Seltner  begegnet  man  in  letzteren  den 
dunkleren,  bituminösen  Lagen. 

Hie  und  da  findet  man  Kohlenputzen,  welche  deut- 
liche Ueberreste  von  Stengel-  oder  andern  Pflanzen theilen 
darstellen.  Diese  Liaskohle  tritt  jedoch  nur  vereinzelt 
und  praktisch  unbrauchbar  auf,  lässt  daher  keinesfalls 
auf  ausgiebigere  Kohlenerfunde  hoffen. 

Was  die  Einschlüsse  betrifft,  so  stammen  aus  den 
weissen  Irlbacher  Schiefern: 

Harpoceras  Lythense  Quenst . *) 

Harpoceras  complanatum  d'  Orb. 

„ elegans  Sow. 

„ bifrons  Brug. 

Aptychen  sp. 

Inoceramus  dubius  Soiv. 

Dapedius  cf.  punctatus  Ag.  {Schuppen). 

Belonostomus  acutus  Ag. 

Cupressites  liasinus  Kurr. 

Faserhoh  (Quenst edt' s Jura  t . 39  f.  5). 

Araucarien,  Zamiten  und  Fucoideen-Beste. 


*)  Ich  habe  die  durch  die  neuere  Ammonitennomenklatur  benöthigte 
und  fast  hinter  jedem  Autornamen  zu  setzende  Bezeichnung  ,,sp“  der 
Einfachheit  halber,  und  weil  ohnedem  selbstverständlich,  weggelassen. 


35 


Die  schwarzen  Schiefer  vom  Keilberger  Schachte  be- 
sitzen im  Wesentlichen  dieselbe  Fauna. 

Einige  Lagen  sind  mit  den  angeführten  falciferen 
Ammoniten  vollständig  erfüllt;  in  gleicher  Häufigkeit  ist 
auch  stets  der  Inocer.  dubius  vorhanden.  Posidonomya 
Bronni  scheint  dagegen  selten  zu  sein , da  ich  noch  kein 
typisches  Exemplar  davon  besitze;  doch  gibt  sie  Gümbel 
vom  Keilberge  an. 

Was  den  Erhaltungszustand  der  Versteinerungen  be- 
trifft, so  ist  derselbe  wegen  Verdrückung  meist  ein 
schlechter;  doch  bilden  einige  Pflanzen  hievon  eine  Aus- 
nahme. So  konnte  ich  an  den  kleinen  Blättchen  von 
Gupressites  liasimis  unter  dem  Mikroscope  sogar  noch 
die  zellige  Struktur  nach  weisen.  Höchst  wahrscheinlich 
dürfte  man  in  den  weichen  Irlbacher  Schiefern,  wenn  eine 
grössere  Parthie  derselben  der  Untersuchung  zugänglicher 
gemacht  ist,  nicht  umsonst  nach  Insekten -Ueberresten 
suchen  *). 

Jurensismergel. 

Bei  Irlbach  ist  dem  weissen  Schiefer  eine  röthliche 
bis  gelbbraune , harte  Mergelbank  voller  Quarzkörner  auf- 
gelagert, worin  sich  Belemnites  irregularis  und  tripartitus 
in  Menge  findet;  im  Keilberger  Schachte  dagegen 
bedeckt  den  Posidonomyenschiefer  ein  hellgrauer  Mergel- 
kalk mit  Harpoceras  Aalense  und  Belemnites  irregularis. 

In  besserer  Ausbildung  gelang  mir  die  obersten  Lias- 
bänke in  jener  Schlucht  nachzuweisen , welche  von  der 
Keilberger  Höhe  nach  Tegernheim  sich  herabzieht  (Vergl. 


*)  Es  ist  mir  auch  unterdessen  geglückt,  Flügeldecken  von  Käfern, 
zur  Familie  der  Buprestiden  gehörig  (aber  zu  keiner  Speciesbestimmung 
tauglich),  nachzuweisen. 

3* 


86 

Profil  No.  2).  Hier  bilden  hellgraue  bis  braune , sehr 
harte,  beim  Daraufschlagen  bituminös  riechende  Mergelkalke 
von  einigen  Fuss  Mächtigkeit  das  Hangende  der  eben- 
falls daselbst  entblössten  hellen  Posidonomyenschichten ; 
nach  oben  gehen  sie  allmählig  in  sandige , gelbe , leicht 
verwitternde  Mergelschiefer  über.  Dieselben  strotzen  von 
Belemniten,  aber  auch  die  harten  Mergel  sind  durchaus 
nicht  arm  an  Fossilien,  nur  hält  es  schwer  bei  dem  zähen 
Stein  etwas  Gutes  herauszuschlagen.  Es  stammen  aus 
diesen  bituminösen  Mergelkalken: 

Lytoceras  jurense  Ziet. 

Harpoceras  radians  Bein.  sp. 

Stephanoceras  crassum  Young  und  JBird. 

Belemnites  tripartitus  Schloth. 

,,  irregidaris  Schloth. 

Nucida  jurensis  Quen  st. 

Inoceramus  cinctus  Groldf. 

In  den  gelben  sandigen  Schiefern  haben  sich  gefunden : 

Harpoceras  Aalense  Ziet. 

„ Thouarcense  d’  Orb. 

Belemnites  Thouarcensis  Oppel. 

,,  irregularis  Schloth. 

, , tripartitus  Schloth. 

Die  harten  Mergel  enthalten  zuweilen  in  kleinen 
Drusen  Kalkspath  mit  der  Ausbildung  von  — 2 R.,  auf- 
sitzend auf  einem  älteren,  braunen,  Mg  und  Fe  enthalten- 
den Kalkcarbonat. 

In  der  genannten  Tegernheimer  Schlucht  kann  der 
Jurensismergel  eben  wegen  seines  sandigen  Aussehens  bei 
oberflächlicher  Betrachtung  leicht  mit  verwitterten  Lagen 
von  Eisensandstein  (braun.  Jura)  verwechselt  werden. 


37 


frnunei*  Sura  (Pogger). 

Der  braune  Jura  schliesst  sich  eng  dem  Verlaufe  des 
Lias  an,  gewinnt  aber  durch  die  mächtige  Entwicklung 
seines  unteren,  sandigen  Gliedes  eine  ausgedehntere  Ver- 
breitung als  dieser.  Auch  er  beginnt  bei  Irlbach  und 
zieht  sich  hernach  über  den  Keilberggipfel  herüber,  um 
beim  Tegernheimer  Keller  wieder  rasch  abzubrechen. 

Ausser  am  Keilberge  findet  sich  in  der  übrigen 
Regensburger  Gegend  kein  brauner  Jura  mehr. 


Unterer  Dogger.  Eisensandstein. 

Nur  an  einer  einzigen  Stelle,  in  der  schon  öfters  er- 
wähnten Tegernheimer  Schlucht,  ist  eine  Lage 
blossgelegt,  die  nach  den  obwaltenden  stratigraphischen 
Verhältnissen  keine  andere  Deutung  zulässt,  als  sie  für 
den  Vertreter  des 

Opalinusthon  es 

zu  nehmen.  Es  ist  ein  dunkler,  fast  schwarzer,  kalkreicher 
Thon,  durch  und  durch  mit  Schwefelkies  und  seinen  Ver- 
witterungsprodukten imprägnirt.  Versteinerungen  haben 
sich  darin  bis  jetzt  noch  nicht  gezeigt ; die  Mächtigkeit 
beträgt  nur  wenige  Fuss.  Er  bildet  an  dieser  Stelle  das 
Liegende  von  dem  in  unserem  Gebiete  mit  grosser  Mächtig- 
keit auftretenden 

Eisensandstein,  Stufe  des  Harpoceras 
Murchisonae. 

Dieser,  ein  gelber  bis  rother,  locker  gebundener  Sand- 
stein von  nicht  sehr  grobem  Korn  , aber  auch  niemals  so 
feinkörnig  wie  der  Liassandstein  werdend , ist  durch 


38 


mehrere  Steinbrüche  aufgeschlossen.  Er  bedeckt,  indem 
er  gegenüber  den  schwach  vertretenen  übrigen  Abtheilungen 
den  braunen  Jura  fast  allein  zur  Geltung  bringt,  einen 
viel  grösseren  Flächenraum  als  der  schwarze  Jura. 

Die  Quarzkörner  werden  durch  ein  Bindemittel  von 
thonigem  Eisenoxydhydrat  zusammengehalten,  zuweilen  er- 
scheinen ziemlich  lockere,  bindemittelarme  Zwischenlagen, 
welche  zur  Sandgewinnung  benutzt  werden.  Die  unteren 
Lagen  sind  oft  von  hellerer  Grundfarbe  und  bekommen 
durch  zerstreute  graue  Thonflasern  ein  getigertes  Ansehen 
(Tegernheimer  Keller).  Der  Eisengehalt  hat  sich 
öfters  in  dünnen  Lagen  oder  Krusten  eoncentrirt  oder 
durchzieht  als  unreiner  Brauneisenstein  das  Gestein  (be- 
sonders schön  zunächst  der  Strasse  vor  Grünthal  zu 
sehen) , selten  steigert  er  sich  bis  zum  typischen  Eisen- 
oolith , welcher  in  Franken  in  dieser  Region  als  häufig 
abbauwürdiges  Flötz  getroffen  wird. 

Für  Bauzwecke  ist  der  Sandstein  des  Doggers  weniger 
gut  brauchbar  als  der  feinere  Liassandstein,  doch  kommen 
einige  festere  Bänke  vor  und  dieselben  werden  im  Stein- 
bruche oberhalb  Irlbach  mit  gutem  Erfolg  ausgebeutet. 
Hier  lassen  sich  folgende  Schichtenlagen  unterscheiden. 

Profil  No.  4. 

Bedeckung : Culturland. 

1)  Intensiv  gelbbrauner  sehr  gelockerter  Sandstein. 

2)  1,35 m*  Ebenfalls  tief  gelbbrauner  Sandstein,  aber 

von  fester  Consistenz. 

3)  0,11 m-  Gelbbrauner  mit  viel  Brauneisenkörnerchen 

untermischter  Sandstein. 

4)  1,5 m-  Weisslicher  thoniger  Sandstein  bis  sandiger 

Thon  mit  mehreren  Brauneisenkrusten. 


39 


5)  9 m bis  Ende  des  Bruches.  Für  Bauzwecke  brauch- 
barer gelblichweisser  Sandstein  von  mittlerem 
Korn. 

Unterlage : verdeckt. 

Yon  organischen  Einschlüssen  ist  von  Giimbel  bei 
Tegernheim  der  Pecten  pumilus  Lam.  ( — Pecten  personatus 
Ziet.)  nachgewiesen  worden.  Ich  kann  daraus  nur  noch 
den  Inoceramus  polyplocus  Roem.  von  Irlbach  anführen. 

Auch  auf  der  Keilberger  Höhe,  wo  ein  Theil  des 
Dorfes  Keilberg  auf  ihm  ruhtr  streicht  der  Eisensandstein 
zu  Tage  aus. 


Mittlerer  und  oberer  Dogger. 

Yariansthone  und  Macrocephalusoolitli. 

Die  oberen  Parthieen  des  Unteroolithes,  die  Sowerbyi  — , 
Humphresianus-  und  Parkin soni-Schichten  finden  sich  in 
keinem  der  Aufschlüsse  blosgelegt;  jedenfalls  sind  ihre 
Aeqnivalente  auch  am  Keilberg  vorhanden , doch  dürfte 
ihre  Mächtigkeit  eine  nur  relativ  geringe  sein.  Die 
Oolithe  des  Callovien’s  dagegen  mit  einer  untergelagerten 
Parallele  der  Bathformation  stehen  am  oberen  Ende  der 
genannten  Tegernheimer  Schlucht  an,  auf  welch’ 
interessantes  Vorkommen  ich  schon  früher*)  die  Aufmerk- 
samkeit zu  lenken  suchte. 

Die  Schichten  mit  Rhynchonella  varians, 

die  Vertreter  des  im  anglogallischen  Jurabecken  so  mächtigen 
Bathonien , sind  als  sandiger,  gelber  Thon  ausgebildet; 
aus  dieser  lehmartigen  Hauptmasse  heben  sich  einige 
dunkelgraue  Kalkknollen , welche  die  für  den  mittleren 


*)  Korrespondenzblatt  des  zool.  miner.  Vereines  zu  Regensburg 
1872  S.  138.  * 


40 


und  oberen  Dogger  bei  uns  so  charakteristische  Oolith- 
strnktur  nicht  verleugnen,  heraus.  In  denselben  hat  sich 
vornehmlich  ein  Reichthum  an  Brachiopoden  (hauptsächlich 
Rhynchonella  varians)  angehänft. 

Diese  Zufuhr  reichlicherer  Mengen  von  Sand  und 
Thon  in  dieser  sonst  gewöhnlich  als  kalkiger  Eisenoolith 
entwickelten  Zone  ist  dem  Einfluss  des  benachbarten  Urge- 
birges  zuzuschreiben. 

Die  organ.  Ueberreste  sind,  mit  Ausnahme  jener  aus 
den  kalkigen  Knollen , fast  alle  zerdrückt  oder  sonst  be- 
schädigt, woran  an  dem  benannten  Fundplatz  die  durch 
spätere  Dislokationen  bewirkten,  erheblichen  Verdrückungen 
und  Faltungen  der  Schichtenlagen  Schuld  tragen.  Doch 
konnte  ich  folgende  Gattungen  und  Species'  deutlich  be- 
stimmen : 

Oppelia  aspidoides  Opp. 

Perisphinctes  arbustigerus  d’Orb. 

Stephanoceras  subcontractum  Morr.  u.  Lyc. 

Belemnites  Beyrichi  Opp. 

,,  subhastatus  Ziet 

Panopaea  Jurassi  Ag.  sp. 

Ceromya  concentrica  Morr  u.  Lyc. 

Pholodomya  Murchisoni  Goldf. 

Ostrea  Knorri  Ziet. 

Waldheimia  subbucculenta  Dew.  u.  Chap. 

„ obovata  Sow  sp. 

„ cf.  lagenalis  Scliloth.  sp. 

Terebratula  sphaeroidalis  Sow. 

„ Fleischen  Opp. 

,,  Württembergica  Opp. 

Rhynchonella  varians  Schloth.  sp. 

Pentacrinus  pentagonalis  Goldf. 

Collyrites  sp. 

P^anzenreste  (Kohlenputzen). 


41 


Calloyien. 

Stufe  des  Stephanoceras  macrocephalum. 

Die  hierher  gehörigen  Bänke  besitzen,  wie  die  soeben 
beschriebene  Lage , eine  nur  geringe  Mächtigkeit  (circa 
*/ 2 Meter)  und  sind  dieser  unmittelbar  aufgelagert. 

Der  gelbe  Mergelkalk,  reich  an  Versteinerungen,  um- 
schliesst  zahlreiche  und  deutlich  sichtbare  gelbbraune 
Brauneisenoolithkörner.  Charakteristisch  ist  das  farben- 
spielende Schillern  der  Schalenreste.  Trotzdem  dass  es  im 
Gestein  an  Bruchstücken  von  Fossilien  wimmelt,  sind  gut 
erhaltene  Stücke  schwer  zu  bekommen;  ohnehin  ist  die 
Aufdeckung  selbst  an  der  bestentblössten  Stelle  (Schlucht) 
für  eine  genügende  paläontologische  Ausbeute  zu  gering. 
Mir  gelang  es  nur,  folgende  Species  herauszuschlagen : 

Stephanoceras  macrocephalum  Schloth. 

„ tumidum  Rein  sp. 

Perisphinctes  funatus  0 p p. 

,,  curvicosta  Opp. 

Amaltheus  polygonius  Ziet. 

Belemnites  subhastatus  Ziet. 

Pleurotomaria  Palemon  d’Orb. 

,,  subreticulata  d’Orb. 

Rhynchonella  Kurri  Opp. 

,,  Steinbeisii  Quenst.  sp. 

Dieser  Macrocephalusoolitli  mit  Perispli.  funatus  er- 
weist sich  auch  an  der  Donauleite  vor  Tegernheim 

anstehend. 

Eine  besondere  Ausscheidung  des  oberen  Callovien 
als  Ornatenthon  (Stufe  des  Perisph.  anceps  und  Peltoc. 
athleta)  existirt  nicht ; die  gut  sichtbare  Grenze  gegen  den 
weissen  Jura,  der  direkt  dem  Macrocephalusoolitli  aufge- 
setzt ist,  würde  diese  Region,  wenn  sie  in  unserem  Gebiet 
gut  diffevenzirt  vorkärne,  gewiss  gezeigt  haben.  Dagegen 


42 


scheint  allerdings  ein  Theil  ihrer  Fauna  mit  den  Oolithen 
verschwommen  zu  sein  (vergl.  das  Auftreten  des  AmaltJi. 
polygonius  mit  Steph.  macroceph.)  — eine  Erscheinung, 
die,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  sich  im  Osten  in 
ausgebildeterem  Masse  wiederholt  so  zwar,  dass  selbst  die 
Fossile  der  beiden  Callovienstufen  sich  mit  solchen  aus 
tieferen  Niveau’s  vermengen. 

Bereits  an  den  nächst  nördlicheu  Doggervorkommnissen 
(Regenstauf,  Burglengenfelder  Gegend)  ist  dieser  Ornaten- 
thon  mit  massenhaftem  Auftreten  von  Belemn.  Calloviensis 
Opp.,  ferner  Stephanoc.  coronatum  Brug.  entwickelt.  Im 
Uebrigen  schliesst  sich  der  braune  Jura  noch  enger  als 
der  Lias  an  die  benachbarten  Ausläufer  des  fränkisch. 
Juradistriktes  an.  So  entspricht  beispielsweise  das  von 
Gümbel*)  angeführte  Profil  von  Gross  Saltendorf  bei 
Burglengenfeld  grösstentheils  ähnlichen  Verhältnissen  wie 
in  den  Keilberger  Aufschlüssen. 


Peißer  Sara  (Palm). 

Der  weisse  Jura,  vorwiegend  in  seinen  höheren  Gliedern 
entwickelt,  überragt  an  Mächtigkeit  und  Verbreitung 
am  Keilberge  sämmtliche  andere  Sekundärformationen  und 
betheiligt  sich  namentlich  an  der  Felsbildung  als  fast 
alleiniger  Faktor  derselben. 

Was  seine  systematische  Eintheilung  betrifft,  so  wurde 
das  bekannte  Schema  von  Oppel  und  Waagen,  inso- 
weit es  Anwendung  finden  konnte,  zu  Grunde  gelegt. 


*)  Gümbel:  Die  geognost.  Verhältnisse  der  fränkisch.  Alb. 
Separatabdruck  S.  49. 


43 


Gümbel’s  Gliederung  des  weissen  Jura*),  damit  nicht 
in  Widerspruch  stehend,  sondern  jenes  vielmehr  ergänzend 
und  vervollkommnend,  ist  für  den  Gesammtbau  der  fränki- 
schen Alb  berechnet  und  deshalb  konnte  es  bei  unserm 
im  Gegensatz  hiezu  nur  verkümmert  erscheinenden  Keil- 
berger Malm  in  seinen  einzelnen  Details  weniger  zur 
Benutzung  gelangen. 


a.  Stufe  des  Peltoceras  **)  traiisversariiim. 

Glaukoolith  und  Planulatenthoue. 

Glaukoolith. 

Um  die  Grenze  des  weissen  Jura  gegen  den  braunen 
in  unserem  Gebiete  zu  studiren,  darüber  giebt  das  Profil 
No.  2 den  besten  Aufschluss. 

Der  weisse  Jura  beginnt  mit  zwei,  im  Vergleich  zu 
den  aufliegenden  Lagen  noch  etwas  dunkler  gefärbten 
Bänken  (Schlucht),  jede  zu  2,5 m-  dick,  deren  petro- 
graphischer  Charakter  bei  oberflächlicher  Betrachtung  nicht 
viel  vom  Liegenden  (Callovien)  abzuweichen  scheint;  denn 
noch  herrscht  in  ihnen  eine  bräunliche  Färbung  vor. 
Die  Ursache  davon  liegt  in  dem  Ueberhandnehmen  von 
unreinem  Brauneisenerz  in  kleinen  knolligen  Putzen,  welche 
die  sonst  grauen  Kalke  durchziehen  (besonders  in  der 
oberen  Bank  deutlich),  während  die  eigentlich  oolithische 
Struktur,  wie  sie  die  Unterlage  so  typisch  zeigt,  ganz 
verschwindet  oder  sehr  zurücktritt. 


*)  Gümbel:  Die  geogn.  Verhältn.  der  fränk.  Alb.  Einleitung 
zu  Riehl’s  Bavaria  III.  Band.  Separatabdruck  S.  51. 

**)  Ueber  Peltoceras  Waagen  siehe  Records  of  the  geolog. 
survey  of  India  1872  B.  IY.  S 91. 


44 


Charakteristisch  aber  ist  besonders  der  Umstand,  dass 
das  Gestein  der  unteren  Bank  in  seiner  gelbbräunlichen, 
mergeligen  Kalkmasse  viele  dunkelgrüne , fast  schwarze 
Glaukonitkörner  (am  besten  nach  dem  Auflösen  in  ver- 
dünnter Salzsäure  als  grünlicher  Rückstand  zu  be- 
merken) umsckliesst.  Wir  stehen  deshalb  nicht  an , diese 
Lage  mit  dem  zuerst  von  Gümbel*)  als  erstes  Glied  des 
fränkischen  weissen  Jura  nachgewiesenen  Grünoolithkalk, 
einem  gelblich  oder  graulichweissen  harten  Kalkmergel 
voll  duuklem  grünem  Glaukonit,  zu  identifiziren. 

Eben  diese  Analogie  sowie  die  organ.  Einschlüsse: 
Perispindes  chlor oolithicus  G ü m b. , Oppelia  oculata  B e a n , 
0.  semiplana  Opp.,  Bhijnchonella  Arolica  Opp.,  Pholodomya 
cingulata  Ag.  gestatten  kein  tieferes  Alter  als  den  Anfang 
der  Transversariusstufe  anzunehmen. 

Die  Bemerkung  Waagen’s**)  in  seinem  Jura,  dass 
die  Biarmatusregion  ,,in  der  Gegend  von  Regensburg  etc.“ 
als  „ziemlich  petrefaktenreiche  Eisenoolithe“  vorhanden 
wäre,  scheint  sich  auf  ein  nördlich  von  Regensburg  ent- 
fernteres Vorkommen  zu  beziehen,  insofern  nicht  ein 
Irrthum  mit  den  Eisenoolithen  des  obersten  braunen  Jura 
vorliegt. 

Wir  weisen  auch  einstweilen  darauf  hin , dass  diese 
Glaukoolithbank  noch  weiter  östlich  bis  in  die  Gegend  von 
Passau,  die  Basis  für  die  kalkigen  Gebilde  der  Transver- 
sariusstufe bildend,  erkannt  werden  konnte. 

Die  obere  zweite  Bank  ist  petrographisch  noch  näher 
mit  dem  typischen  Weissjuragestein  verwaudt,  dadurch, 
dass  die  Brauneisenputzen  in  einer  Grundmasse  von  grau- 


*)  G üm  bei  1.  c.  S.  55. 

**)  Waagen  der  Jura  u,  s.  w.  S.  133. 


45 


lichweissem  Kalke  liegen,  der  für  sieb  genommen  vom 
aufliegenden  Kalkstein  sich  nicht  unterscheidet.  Auch 
paläontologisch  schliesst  sie  sich  eng  an  ihr  Hangendes  an. 

Planulatenthone  und  Mergelschiefer. 

Auf  diese  beiden,  so  eben  erwähnten  Bänke  folgt,  wie 
in  der  Tegernheim  er  Schlucht  zu  erkennen  ist,  ein 
grauer,  mergeliger  Thon,  erfüllt  mit  den  so  bestimmt  aus- 
geprägten Perisphinkten  oder  Planulaten  der  Transver- 
sariusschichten.  Der  Mergelthon  besitzt  eine  grünlich- 
oder  gelbgraue  Farbe , ist  stark  mit  Mangandendriten 
schwarz  gefleckt  und  durch  viele  kleine  Kalkkörner 
oolithisch.  Nach  jedem  stärkeren  Regenerguss  werden 
frische  Ammoniten  herausgespült ; aber  immer  sind  es 
wieder  die  alten  Species.  Ich  habe  bis  jetzt  folgende 
Fossile  aus  dieser  Lage,  worin  sich  an  der  oberen  und 
unteren  Grenze  festere  kalkige  Bänke  von  ruppigem  Aus- 
sehen ausgeschieden  haben,  erhalten  können : 

Perisphinctes  chloroolithicus  Gümb. 

,,  Martelli  Opp. 

,,  plicatilis  S o w. 

Aspidoceras  Oegir  Opp. 

Oppelia  callicera  Opp. 

Harpoceras  Arolicum  Opp. 

„ stenorhynchum  Opp. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet. 

„ Argovianus  Mayer. 

Pecten  subpunctatus  Goldf. 

Plicatula  sp. 

Rhynchonella  Yisulica  Opp. 

Holectypus  sp. 

Siphonocoelia  cylindrica  Goldf.  sp. 

Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  sp. 


46 


Gegen  oben  gewinnen  geschichtete,  ruppige,  gelb- 
graue Kalke  die  Oberhand;  sie  besitzen  keine  besondere 
Mächtigkeit  und  geben  allmählig  in  grünlichgraue,  dünnge- 
schichtete Mergelkalke  mit  etwas  veränderter  Fauna  über; 
dazwischen  liegen  dünne,  thonige  Schichten  voll  undeut- 
licher Fukoideenreste.  Wahrscheinlich  haben  wir  in  diesen 
das  Analogon  der  schwäbischen  Fukoideenbank  vor  uns. 

Die  im  schwäbischen  und  dem  sich  daran  schliessen- 
den  südwestlichen  fränkischen  Jura  so  charakteristische 
Waldheimia  impressa  ist  in  unserem  Gebiet  wie  überhaupt 
am  ganzen  östlichen  und  nördlichen  Jurarand  von  Franken 
nicht  vorhanden ; ihr  Lager  vertreten  am  Keilberg  (ober- 
stes Ende  der  Schlucht)  eben  die  genannten  diinnge- 
schieferten  Mergelkalke  voll  kleiner  Plättchen  von  See- 
sternen ( Asterias  (Goniaster)  impressae  Quenstedt).  Ihr 
petrographischer  Unterschied  gegenüber  der  Unterlage  ist 
darin  fixirt,  dass  die  Kalke  im  Liegenden  nicht  so  diinn- 
geschichtet  sind  und  eine  mehr  gelbgraue  Farbennüance 
besitzen,  während  die  in  Rede  stehenden  Mergel  mehr  in’s 
Grünlichgraue  spielen. 

Ihre  Einschlüsse  entsprechen  den  übrigen  Begleitern 
der  W.  impressa  vollkommen: 

Harpoceras  hispidum  Opp. 

Perisphinctes  sp. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet. 

Plicatula  impressae  Quenst. 

Lima  scaberrima  n.  sp.  (tab.  II.  fig.  7). 

Pinna  radiata  Münst. 

Pholodomya  acuminata  H a r t m. 

Rhynchonella  spinulosa  Opp. 

Holectypus  punctulatus  Des. 

Asterias  (Goniaster)  impressae  Quenst. 

(=  Astropecten  jurensis  Goldf.  sp.  pars.) 


47 


An  einem  andern  Punkt  als  dem  bezeickneten  (An- 
fang der  Tegernheimer  Schlucht)  ist  die  Trans versari us- 
stufe  nicht  mehr  in  gut  erkennbarem  Zustand  aufgedeckt. 


b.  Stufe  des  Peltoceras  bimammatum. 

Graukalk. 

Mergelige , undeutlich  oolithische,  mehr  oder  weniger 
dichte,  wohlgeschichtete  Kalke;  nicht  bedeutend  mächtig. 
Ihre  Farbe  ist  meist  hellgrau  (Tegernheimer  Donau- 
leite, Irlbacher  Höhe);  hie  und  da  kommen  Schwefel- 
kiesknollen darin  zerstreut  vor. 

Was  die  Fossile  betrifft  , so  konnte  ich  von  einem 
kleinen  Aufbruch  am  mittleren  Gehäng  vor  Tegernheim 
nur  Folgendes  gewinnen : 

Harpoceras  Marantianum  d’Orb. 

Oppelia  tricristata  Opp. 

„ Lochensis  Opp. 

Perisphinctes  sp. 

Pholodomya  acuminata  Hartm. 

Plicatula  impressae  Quenst. 

Doch  ist  durch  die  angeführten  Cephalopoden  das 
Niveau  als  das  des  Peltoc.  bimammatum  mit  Sicherheit 
erwiesen. 

Genannte  Zone  gewinnt  im  Regensburger  Gebiet  keine 
grosse  Bedeutung  gegenüber  der  ansehnlichen  Entwicklung 
in  Franken  und  Schwaben.  Hier  sind  es  die  sog.  wohl- 
geschichteten Kalke  ( ß . Quenstedt’s)  oder  der  Werkkalk 
Gümbel’s,  wovon  das  weisse,  muschlig  brechende,  leicht 
klüftige  Gestein  in  unzähligen  Steinbrüchen  erschlossen  ist 
und  daher  den  Hauptbedarf  für  Kalkstein  deckt.  Bereits 


48 


bei  Regenstauf  stellt  dieser  Werkkalk  (liier  ausnab msweise 
mit  Hornstein  versehen)  mit  einer  Mächtigkeit  von 
20  Metern  an. 

Dass  wie  erwähnt  die  Stufe  mit  Peltoc.  bimam.  am 
Keilberg  eine  nur  untergeordnete  Rolle  einnimmt , ist  um 
so  auffälliger,  als  sie  nach  Osten  im  niederbayerischen 
Jurabezirke  an  Mächtigkeit , wie  auch  wegen  ihrer  etwas 
fremdartigen  Ausbildung , an  Interesse  in  hohem  Grade 
gewinnt. 


c.  Stufe  der  Oppelia  tenuilobata 
Splitterkalke. 

Die  durch  das  häufige  Auftreten  der  Oppelia  tenui- 
lobata bezeichnete  Schichten  reihe  mit  ihrem  charakteristi- 
schen Ammonitenreichthum  dient  auch  in  unserm  Terri- 
torium am  besten  zur  Orientirung  in  der  sonst  monotonen 
Ausbildungsart  des  weissen  Jura.  Die  dazu  gehörigen 
Kalke  am  Keilberg  erlangen  im  Vergleich  mit  den  bisher 
betrachteten  wieder  eine  grössere  Mächtigkeit  und  sind 
charakterisirt  durch  ihre  gelblichweisse  Färbung  (immer 
heller  als  die  tieferen  Weissjuralagen)  und  ihre  leichte 
Klüftbarkeit , weshalb  die  Gehänge  der  Hügel,  an  denen 
sie  auftreten,  mit  beilförmigen  Stücken  ganz  übersät  sind. 
Siehe  bei  d.  im  unteren  Theile  der  Tafel  IV. 

Der  Kalkstein  selbst  hat , besonders  in  den  mittleren 
und  oberen  Lagen,  ein  dichtes  Gefüge  und  klingt  etwas 
beim  Anschlägen,  während  die  unteren  Bänke  mergeliger 
werden. 

Bei  näherer  Untersuchung  zeigt  sich  auch  hier , aber 
undeutlicher  als  bei  den  bisher  betrachteten  Kalken  ein 
erkennbares  oolithisches  Gefüge.  Häufig  kommen  Stylo- 
lithen  vor. 


49- 


Hierher  zu  rechnende  Schichten  stehen  zu  Tage  an 
den  Gehängen  der  Schwabelweis  er  Berge  vor  Tegern- 
heim (T.  in  folgender  Liste),  ferner  an  den  Hügeln  zu 
beiden  Seiten  des  Brandl berg-Griinthaler  Weges  vor 
dem  letzteren  Ort  (als  G.  im  folgenden  Verzeichniss  aufge- 
führt), und  durch  einen  kleinen  Steinbruch  aufgedeckt  an 
der  Ecke,  wo  von  dieser  Strasse  aus  der  Weg  nach  dem 
Dorfe  Keilberg  hinaufführt ; ferner  noch,  aber  undeutlich, 
auf  der  Höhe  oberhalb  Irlbach  gegen  Wutzelhofen  zu. 
Petrefakte  sind  nicht  selten,  aber  zu  ihrer  ausgedehnteren 
Gewinnung  mangeln  grössere  Aufschlüsse , woran  der  ge- 
ringe technische  Werth  des  klüftigen  Kalksteines  Schuld 
trägt ; doch  konnte  ich  Folgendes  sammeln : 

Perisphinctes  polyplocus  Rein.  sp.  T.  G. 

.,  Lothari  Opp.  G. 

„ virgulatus  Quenst.  G. 

„ stephanoides  Opp.  T. 

Oppelia  tenuilobata  Opp.  G. 

Aspidoceras  iphicerum  Opp. 

(=  A.  longispinum  (Sow.)  de  Loriol)  G. 

Verschiedene  kleinere  und  undeutl.  Flexuosen  und 
Lingulaten  T.  G. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet.  T.  G. 

Pleurotomaria  clathrata  Münst.  T.  G. 

Astarte  supracorallina  d’Orb.  T.  G. 

Avicula  (Monotis)  similis  Goldf.  sp.  T.  G. 

Pecten  cornutus  Quenst.  T.  G. 

Pholodomya  acuminata  Hartm.  T.  G. 

Neaera  sp.  G. 

Terebratulina  Quenstedti  Suess  G. 

Megerlea  Friesenensis  Schrüf.  sp.  T.  G. 

Terebratula  bisuffarcinata  Schloth.  G. 

Cidaris  spinosa  Ag.  G. 

Collyrites  carina ta  Leske  sp.  G. 


4 


50 


Diese  paläontologischen  Daten  weisen  analog  dem 
Verhalten  in  der  fränkischen  Alb  theils  auf  die  mittlere, 
hauptsächlich  aber  auf  die  obere  Abtheilung  der  Stufe  mit 
Opp.  tenuilobata  (Region  der  Avicula  similis).  Die  untere 
Abtheilung  davon  ist  durch  ganz  Franken  als  versteinerungs- 
reicher Mergel  entwickelt,  welcher,  immer  thoniger  als 
seine  hangenden  Lagen,  ausser  Andern  vorzugsweise 
Perispinctes  platynotus , P.  coluhrinus , Ostrea  Quenstedti 
in  grossen  Exemplaren  einschliesst  (Region  des  Perisphinctes 
platynotus).  Schon  die  nächst  N.  gelegenen  Juraanschlüsse 
bei  Regenstauf  und  Leonberg  geben  hievon  Beispiele. 
Höchst  wahrscheinlich  dürfte  diese  letztgenannte  Region  am 
Keilberg  auch  vorhanden  sein,  obwohl  sie  aufzufinden  mir 
noch  nicht  geglückt  ist , woran  der  Umstand  Schuld  sein 
mag , dass  günstige  Entblössungen  auf  der  Grenze  der 
Bimainmatus-  und  Tenuilobatusschichten  mangeln. 


d.  Stufe  des  Perisphinctes  pseudomutabilis.  *) 
Hornsteinkalke. 

Die  Tenuilobatusstufe  wird  von  einem  mächtigen 
(circa  30 — 40 m)  Schichtencomplex  bedeckt,  bestehend  aus 
dichten  gelbweissen,  oft  gelbbraun  gefleckten,  meist  etwas 
plattig-klüftigen  Kalken  voller  Hornsteinknollen.  Letztere 


*)  Nach  den  neuesten  Untersuchungen  de  Loriol’s  1873  (Mono- 
graphie paleont.  et  geolog.  de  Boulogne  s.  Mer  in  den  Memoires  de  la 
societe  de  physique  de  Geneve  XXIII.  2.  1874)  ist  die  von  d’Orbigny 
als  mutabilis  Sow.  abgebildete  und  von  andern  Juraliteraten  unter 
diesem  Namen  aberkannte  Ammonitenform  nicht  mit  der  eigentlichen 
S o w e r by  ’ sehen  Art  identisch,  wesswegen  er  für  erstere  eine  neue 
Bezeichnung  nämlich  pseudomutabilis  vorschlägt. 


51 


sind  meist  hell  gefärbt  im  Gegensatz  zu  jenen  aus  dem 
später  zu  beschreibenden  unteren  Kiesel nierenkalk  der 
Ortenburger  Gegend  und  besitzen  manchmal  um  ihren 
harten  Kern  eine  erdige  Umhüllung  von  weisser  Kieselerde. 
Ein  ferneres  Hauptmerkmal  dieser  Schichtenreihe  besteht 
in  dem  Reichthum  an  allerdings  meist  undeutlich  in- 
dividualisirten  Schwämmen. 

Im  niederbayrischen  Jurabezirk  kommt , wie  soeben 
erwähnt,  ebenfalls  ein  schwamm  reicher  Kieselnierenkalk  in 
ziemlicher  Verbreitung  vor;  ausser  der  verschiedenartigen 
Färbung  der  Kieselausscheidungen  ist  sein  petrographischer 
Unterschied  von  dem  hier  in  Rede  stehenden  schon  im 
Handstück  zu  erkennen,  denn  der  Regensburger  ist  immer 
gelblich weiss , während  jener  von  der  Ortenburger  Um- 
gebung ein  fast  reines  Weiss  zeigt.  Im  Steinbruch  oder 
sonst  anstehend  besehen,  erkennt  man  an  ersterem  eine 
mehr  oder  minder  ausgeprägte,  aber  immer  noch  deutliche 
Schichtung,  die  bei  diesem  gewöhnlich  kaum  angedeutet 
ist  oder  zuweilen  ganz  erlischt. 

Die  Unterscheidungsmerkmale  gegenüber  den  bei 
Regensburg  aufliegenden  (oder  durch  den  relativ  wenig 
mächtigen  Dolomit  davon  getrennten)  plumpen  Felsen- 
kalken, mit  welchen  die  Hornsteinkalke  grössere  Verbreitung 
und  Antheilnehmung  an  der  Felsbildung  gemeinsam  haben, 
sind  bei  typischer  Ausbildungsweise  beider  Glieder  eben- 
falls leicht  zu  fixiren ; denn  den  erstgenannten  mangelt 
jegliche  Schichtung  sowie  der  Reichthum  an  Hornsteinen, 
obwohl  kleine  Bänkchen  hievon  hie  und  da  darin  auftreten. 
Auch  ist  der  Felsenkalk  weisslicher  und  von  dichterem 
Gefüge. 

Die  Hornsteinkalke  treten  in  starkgeneigter  Lage, 
unter  dem  Dolomit  und  den  plumpen  Felsenkalken  gelagert, 

4* 


/ 


52 

an  den  Schwabelweiser  Bergen*)  auf;  ferner  finden 
sie  sich  mit  schön  sichtbarer  Auflagerung  auf  den  schuftigen 
Tenuilobatuskalken,  am  halben  Wege  zwischen  Brandlberg 
und  Grünthal,  wo  sie  anf  der  Höhe  durch  Steinbrüche 
ausgebeutet  werden ; endlich  zieht  sich  längs  des  ganzen 
Strässchen’s  von  Tr  Ibach  nach  Wuzelhofen  durch  zahl- 
reiche kleine  Aufbruchsstellen  aufgedeckt,  ein  ähnliches, 
leider  versteinerungsleeres  Gestein  bis  nach  Salem  fort, 
das  in  die  Kategorie  dieser  Gebilde  fällt. 

Es  scheint  übrigens  als  ob  die  Hornsteine  unseres 
Gebietes  nicht  immer  eine  scharfe  Grenze  gegen  ihr 
Hangendes  besitzen  und  eine  ähnliche  Ausbildung  sich 
nicht  bloss  auf  die  eigentliche  Region  mit  Perisph. 
pseudomutab.  erstreckt.  Dass  wir  diesen  Kalken  das  Niveau 
des  Per.  pseudomutabilis  (Loriol  früher  mutabili s d’Orb., 
Waagen  u.  s.  w.)  zuschreiben,  dafür  haben  wir  allerdings 
keine  direkten  paläontol.  Beweise , aber  abgesehen , dass 
auch  die  Einschlüsse  nicht  positiv  dagegen  sprechen,  lassen 
ihre  Lagerungsverhältnisse  wohl  keine  andere  Deutung  zu ; 
ferner  besitzen  wir  einen  weiteren  Anhaltspunkt  hiefür  in 
der  zweifellosen  Analogie  derselben  mit  den  normalen 
Scyphienkalken  Gümbel’s,  welche  durch  das  ganze  fränki- 
sche Gebiet  als  Hangendes  der  Tenuilobatenschiehten  und 
Unterlage  des  Dolomits  sich  hindurchziehen;  denn  in 
diesen  Schwammlagen,  womit  petrographisch  die  Keilberger 
Hornstein  kalke  vollständig  stimmen,  kommt  der  Perisph. 
pseudomutabilis  de  Loriol,  wenn  auch  nicht  häufig,  aber 
doch  vor. 

Petrefakte  sind  nicht  gut  zu  bekommen , obwohl 
stellenweise  das  Gestein  durchaus  nicht  arm  daran  ist ; 
der  beste  Fundplatz  dafür  befindet  sich  an  den  Tegern- 


*)  Siebe  bei  c.  im  unteren  Bilde  der  Tafel  IV. 


53 


keim  er  Bergen  nah  der  Höhe  in  einem  kleinen  Kessel- 
tkälchen  *).  Davon  sind  zu  verzeichnen : 

Oppelia  Strombecki  Opp. 

Haploceras  sp. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet. 

Ter  ebratula  bisuffar  cinata  S c h 1 o t h.  (besonders  gross). 
Rhynclionella  lacunosa  var.  mnltiplicata  Q.uenst. 
Pecten  subtextorius  Goldf. 

Ostrea  gregaria  Sow. 

Astropecten  sp. 

Cidaris  perlata  Quenst. 

,,  Blumenbachii  Goldf. 

Ceriopora  (Neuropora)  angulosa  Goldf. 
Siphonocoelia  cylindrica  Goldf. 

Casearia  artieulata  Goldf.  sp. 

Cupulichonia  Schlotheimii  Münst.  sp. 

Serpnla  sp. 


e.  Stufe  des  Frank endolomites,  der  plumpen  Felseukalke  und  der 
Plattenkalke. 

Oestlich  von  Regensburg  gelangen  von  diesen  höchsten 
Repräsentanten  unseres  weissen  Jura  hauptsächlich  die 
weissen  Felsenkalke  als  Zug  der  Sch w abelweiser  Ge- 
hänge zur  Ausbreitung.  Die  volle  Entwicklung  dieser 
höheren  Regionen  entfaltet  sich  jedoch  erst  im  benach- 
barten westlichen  Gebiet  (Kelheim) ; da  ohnedem  ihre  Absätze 
am  Keilberg  nur  wenig  organische  Reste  enthalten,  so  ist 
nicht  viel  Bemerkenswerthes  darüber  vorzubringen. 


* In  dem  Wäldchen , das  sich  rechts  von  c.  auf  unserem  Bilde 
(unterer  Theil  von  tab.  IY.)  vpm  PJateau  etwas  herabzjieht. 


54 


Der  Dolo  mit, 

in  der  relativ  geringen  Mächtigkeit  von  circa  7 m-  vor 
Tegernheim  am  sog.  grossen  Felsen  auftretend,  besitzt 
dieselben  Eigenschaften  wie  der  fränkische.  An  dem  be- 
nannten Punkt  ist  er  besonders  miirb  und  zerbröckelt 
als  Folge  der  zerstörenden  Einflüsse  chemisch  und 
mechanisch  wirkender  Kräfte,  die  ihn  an  diesem  den 
Atmosphärilien  sehr  ausgesetzten  Platze  vorzüglich  treffen 
mussten. 


Der  plumpe  Felsenkalk, 

dicht  bis  feinzuckerkörnig,  gelblichweiss  und  ohne  alle 
Schichtung,  liefert,  da  er  fast  aus  reinem  kohlensauren 
Kalk  besteht,  aus  den  Brüchen  dicht  an  der  Station 
Walhallastrasse  (siehe  Bild*)  im  oberen  Theile  der 
tab.  IV.)  einen  gesuchten  Bruchstein , der  für  weithin 
das  Material  zum  Kalkbrennen  abgiebt  und  in  dieser  Be- 
ziehung nicht  minder  geschätzt  ist  als  der  Kelheimer 
luckige  Sternkorallenkalk  für  Bauzwecke. 

In  den  Drusen  des  Gesteines  hat  sich  häufig  Kalk- 
spath  meist  mit  dem  vorherrschenden  Rhomboeder  von 
— V2  R-  ausgebildet;  an  der  Walhallastrasse  kommt  iiber- 
diess  auf  Klüften  ein  sehr  schöner  Kalkspath  von  brauner 
Farbe  (nelkenbraun,  wird  durch  Erhitzen  grau)  vor ; die 
spiesigen  Krystalle  sind  büschelweise  gruppirt  und  erweisen 
sich  an  ihrem  freien  Ende  als  Rhomboeder  von  — 2 R. ; 
selten  findet  er  sich  sogar  krummschalig  abgesondert. 


* Sämmtliche  Felsparthieen  auf  besagtem  Bilde  gehören  dem 
plumpen  Felsenkalke  an.  Nur  am  Plateau  wird  letzterer  von  Grünsand- 
stein überdeckt.  Die  Zeichnung  konnte  leider  nur  im  Winter,  noch 
dazu  bei  hohem  Schneefall,  aufgenommen  werden. 


55 


Wie  bereits  erwähnt,  umschliesst  der  Kalkstein  jenen 
Versteinerungsreichthum , wie  er  z.  B.  in  der  Kelheimer 
Gebend  anftritt,  noch  nicht.  Ich  kenne  mit  Bestimmtheit 
daraus  vom  Keilberge  nur  Terebratula  insignis  Ziet., 
Megerlea  pectunculoides  Schloth.  sp. , Pecten  subspinosus 
Goldf.,  Pecten  globosus  Quenst.,  Avicula  (Monotis) 
Guembeli  nov.  sp.  (Tab.  II.  fig.  6).  Dazu  kamen  neuer- 
dings noch : Rhynchonella  Astierianci  d ’ 0 r b.  ( — Eh. 
speciosa  Miinst.  sp.),  Rhyncli.  trilobata  Ziet.  sp.,  Terebra- 
tnlina  substriata  Schlot h.  sp.  Apiocrinus  mespiliformis 
Schloth.,  Por ostoma  sp. 

Die  Sternkorallenfacies  fehlt  am  Keilberg,  dagegen 
sind  vorhanden  die 

Plattenkalke. 

Gelblichweisse , dichte  Kalkschiefer ; dünngeschichtet 
aber  von  viel  weniger  feinem  Korne  als  die  Solenhofener 
Schiefer.  Deutliche  Versteinerungen  konnten  darin  noch 
nicht  nachgewiesen  werden.  Die  Ablösungsflächen  zeigen 
hie  und  da  undeutliche  Wülste  (ob  organischen  Ursprungs?). 
Besagte  Kalke  stehen  am  Kreuz  bei  Wuzelhofen  und 
nahe  dabei  an  der  Salerner  Strasse,  ferner  vor  dem 
Brandlhof  und  auf  der  vorderen  Keilberger  Höhe  an. 


Aus  dem  bisher  Betrachteten  geht  hervor,  dass  auch 
der  weisse  Jura  am  Keilberge,  wo  er  in  der  fränkischen 
Facie^  zum  letztenmale  in  grösserer  Mächtigkeit  und  Aus- 
dehnung anftritt,  im  wesentlichen  den  gleichen  Charakter 
wie  im  übrigen  Franken  darbietet,  nur  sind  seine  unteren 
Glieder  zu  keiner  besonderen  Entwicklung  gelangt.  Daraus 
ist  zu  folgern,  dass  das  Jurameer  zur  Zeit,  als  anderswo 
die  wohlgeschichteten  Kalke  zum  Absatz  gelangten,  am 
Rande  des  ostbayerisch  - böhmischen  Massiv’s  ein  relativ 
seichtes  war.  Das  Vorherrschen  von  thonigen  oder 


56 


mergeligen  Absätzen  und  die  in  Verbindung  damit  stehende 
dunklere  Färbung  hat  seinen  Grund  in  der  wegen  der 
Ufern ähe  vermehrten  Einschwemmung  thoniger  Massen. 
Anders  verhält  es  sich  in  den  höheren  Stufen,  wo  vielleicht 
durch  besser  hergestellte  Communikation  der  Gewässer  die 
Absätze  weniger  den  lokalen  Einflüssen  ihres  benachbarten 
Gebietes  preisgegeben  waren. 


Verzeichniss  der 

in  den  Juraschichten  des  Keilberges  bei  Regensburg 
gefundenen  Versteinerungen. 

Die  Buchstaben  der  einzelnen  Rubriken  beziehen  sich 
auf  die  Formationsglieder  (hiebei  wurde  eine  ähnliche 
praktische  Bezeichnungsweise  gewählt,  wie  sie  bereits 
G ü m b e 1 in  seiner  grossen  geognostischen  Karte  von 
Bayern  angewendet  hat)  ; ihre  Bedeutung  erhellt  aus 
folgender 


Hauptübersicht  über  die  Hellberger  Juraformation: 

j 5 Plumper  Felsenkalk,  Dolomit  ....  Oberer  (weisser)  Jura. 

j4  Hornsteinkalk,  Stufe  des  Perisphinctes 

pseudomutabilis 

j 3 Splitterkalk , Stufe  der  Oppelia  tenui- 


lobata 


Mittlerer  Jura. 


j * Graukaik,  Stufe  des  Peltoceras  bimam- 

matum  

j ib  Mergelschiefer,  obere  Region  des  Pelto- 
ceras transversarium 

j ia  Pianulatenmergel  | 


Grünoolith 


J untere  Region  des 


Peltoceras  transversarium  .... 

d3b  Eisenoolith,  Stufe  des  Stephanoceras  1 
macrocephalum / 


Unterer  Jura. 


Oberer  Dogger. 


57 


dsa 


d 2 


di 


1 3a 


Variansschlchten,  Stufe  der  ßhynchonella  1 Mittlerer  Dogger. 

varians  (Bath.) ' 

(Sowerbyi— Parkinsonischichten  nicht 
aufgedeckt). 

Eisensandstein,  Stufe  des  Harpoceras 
Mürchisonae 

Opalinusthon,  Stufe  des  Harpoceras 
opalinum 

Jurensismergel , Stufe  des  Lytoceras 
jurense . . 

Posidonomyenschiefer,  Stufe  der  Posido- 
nomya  Bronni 


j>  Unterer  Dogger. 


I2  Rotheisenoolith,  Stufe  des  Amaltheus 
spinatus  und  inargaritatus  . . . 

(Obtusus — Davoeischichten  fehlen), 
li  Gryphaeensandstein,  Stufe  des  Arietites 

Bucklandi 

li  Angulatensandstein  (Keilbergsandstein), 
Stufe  des  Aegoceras  angulatum  . . 


Mittlerer  Lias. 


Unterer  Lias. 


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CM 

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0 1 — 5 

S.  Fische 

Belonostomus  acutus  Ag 

1 

Dapedius  cf.  punctatus  A g.  ... 

1 

II.  Insecten. 

Flügeldecken  von  Käfern  (Bupres- 

tiden) 

1 

Hl.  Cephalopoden. 

Belemnites  brevifonnis  Ziet.  . . 

1 

„ paxillosus  Schloth  . . . 

1 

» lagenaeformis  Ziet.  . . . 

„ tripartitus  Schloth.  . . 

1 

1 

» irregularis  Schloth.  . . 

1 

» Thouarcensis  Oppel.  . . 

» Beyrichi  Oppel 

1 

1 

» subhastatus  Ziet 

» hastatus  Blainv.  ..... 

1 

1 

1 

» Argovianus  Mayer  ... 

. 

1 

» unicanaliculatus  Ziet.  . . 

1 

1 

1 

1 

1 

58 


Aegoceras  angulatum  S c h 1 o t li 
Araalthens  spinatus  Brug.  . . 

„ polygonius  Ziet 

Harpoceras  complanatura  (d’Orb. 

Bru 

„ Lythense  Quenst 

„ elegans  Ziet. 

„ bifrons  Brug 

„ Aalense  Ziet 

„ Thouarcense  d’Orb.. 

„ radians  Rein.  sp.  . . 

„ hispidnra  0 p p 

„ canaliculatum  v.  Buch 

„ Marantianum  d’Orb. 

„ Arolicum  0 p p 

„ stenorhynchuin  0 p p. 

Lytoceras  jurense  Ziet.  ... 
Haploceras  Lochense  Oppel. 
Oppelia  aspidoides  Opp.  . . . 

„ oculata  Be  an 

„ semiplana  Opp.  . . . 

„ callicera  Opp 

„ tricristata  Opp.  . . . 

„ tenuilobafca  Opp.  . . 

„ Strorabecki  Opp.  . . 

Stephanoceras  subcontractum 

Morris  u.  Lycett 
„ macrocephalum  S ch lo  th 

„ tumidum  Rein.  sp.  . . 

„ crassum  Young  u.  Bir  d 

Perisphinctes  arbustigerus  d’Orb 

„ funatus  Opp 

„ curvicosta  Opp.  ... 

„ plicatilis  S o w 

„ chloroolithicus  Gümb. 

„ Martelli  Opp 

„ virgulatus  Quenst.  . . 

„ polyplocus  Rein.  sp.  . 

„ Lothari  Opp 

„ polygyratus  Rein.  sp. . 

Aspidoceras  iphicerum  Opp.  . . 

„ Oegir  Opp.  . 


IV.  Gastropoden. 

Actaeonina  Ratisbonensis  n.  sp.  . 
Cheranitzia  undulata  d’Orb.  . . 
(=Scalaria  liasica  Qu e n st.) 


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1 

• 1 

| 

. 1 

59 


Turritella  Zieteni  Quenst.  . . . 
Trochus  bilineatus  Quenst.  . 
Pleurotomaria  Palemon  d ’ 0 r b. 
„ subreticulata  d’Orb.  . . 
„ clathrata  M ü n s t 

V.  Bivalven. 

Pliolodomya  Murchisoni  G o 1 d f. 

„ cingulata  A g. . 

„ acuminata  Hartm.  . . . 
Ceromya  concentrica  Mor r.  u. 

Ly  c 

Panopaea  Jurassi  Ag 

Neaera  sp 

Cardinia  attenuata  Stuchburysp. 

Nucula  jurensis  Quenst 

Astarte  amalthei  Quenst.  . . . 
„ supracorallina  d’Orb  . . 
(—minima  Goldf.) 

Pinna  radiata  Goldf. 

Modiola  subpulchra  d’Orb.  sp.  . 

Lima  scaberrima  n.  sp 

. » sp 

Limea  acuticosta  Goldf. 

Posidonomya  Bronni  V o 1 1 z . . . 
Avicula  Sinemuriensis  d’Orb.  . 
„ similis  Goldf.  sp  . . . . 
(^Monotis  lacunosae  Quenst.) 

Avicula  Guembeli  n.  sp 

Inoceramus  substriatus  Goldf.  . 

„ cinctus  Goldf. 

„ dubius  Sow 

» polyplocus  Roem 

Pecten  aequivalvis  Sow 

„ acuticosta  Roem 

„ priscus  Schloth 

* liasinus  Ny  st 

» pumilus  Lam 

„ subpunctatus  Münst.  . . 
» cornutus  Quenst 

* subtextorius  Goldf  ... 
»,  subspinosus  Münst.  . . . 

* globosus  Quenst 

Plicatula  spinosa  Sow 

» impressae  Quenst  . . 
» sp. 


60 


Ostrea  Knorri  Ziet 

„ gregaria  Sow 

VI.  Brachiopoden. 

Terebratula  Württembergica  0 p p. 

„ Fleischen  Opp 

„ sphaeroidalis  Sow.  . . 

„ bisuffavcinata  Schloth. . 

„ insignis  Ziet 

Waldheimia  cornuta  Sow.  sp.  . . 

„ subnumismalis  Davids,  sp. . 

„ subbucculentaDew.  u.Ohap. 
„ subovoides  Roem.  sp.  . . . 
„ cf.  lagenalis  Sch  1 oth.  sp.  . 

„ obovata  Sow.  sp 

Rhynchonella  acuta  b o w.  sp  . . 

„ tetraedra  Sow.  sp 

„ quinqueplicata  Ziet.  sp. 

„ serrata  Sow.  sp.  . . . . . 

„ amaltliei  Quenst.  sp. . . 

„ „ curviceps  Quenst.  sp. 

„ varians  Schloth 

„ Kurri  Op  pel 

„ Steinbeisii  Quenst.  . . . 

„ Arolica  Op  pel 

„ Yisulica  Opp. 

„ spinulosa  Opp 

„ lacunosa  Schloth.  . . . 

„ lacunosa  var.  multiplicata 

Quenst. 

„ Astieriana  d’Orb 

„ trilobata  Ziet.  sp 

Terebratulina  Quenstedti  Suess. 

„ substriata  Schloth..  . . 

MegerleaFriesenensis  Schrüfer  sp. 

„ pectunculoides  Schloth  sp. 
Spiriferina  Münsteri  Dav.  . . 

„ rostrata  Schloth 


VII.  Echinodermen. 

Cidaris  araalthei  Quenst.  . . 

„ spinosa  A g 

„ Blumenbachi  Goldf 
„ perlata  Quenst.  . . . 

Collyrites  sp 

„ carinata  Leske  sp.  . 

Holectypus  cf.  orificiatus  Des. 


[ 

Holectypus  pnnctulatus  Des.  . . I 1 

Pentacrinus  pentagonalis  Goldf. 1 

Apiocrinusmespiliformis  Scliloth.  . 

Asterias  (Goniaster)  impressae 

Quenst.  sp 1 

VIII.  Bryozoen. 

Neuropora  angulosa  Goldf.  sp 

IX.  Amorphozoen. 

Cribroscypliia  obliqua  Goldf.  sp.  . .....  1 

Siphonocoeliacylindrica  Goldf.  sp.  i 1 . 

Casearia  articulata  Goldf.  sp.  . . . 

CupulichoniaSchlotheimii  Münst. 

sp-  | 

Porostorna  sp . . . 

Viele  andere  undeutliche  j 

Schwämme.  ......... 

X.  Pflanzen. 

Cupressites  liasinus  Kurr I 

Fucoideen  und  Zamitenspecies  . . .1 


62 


II.  Abschnitt. 

Das 

Juravorkomiiien  bei  Münster  unfern  Straubing. 


Literatur : 

1851.  Wineberger.  Versuch  einer  geognostisch.  Beschreibung  des 
bayr.  Waldgebirges  u.  s.  w.  S.  81. 

1864.  C.  W.  Gümbel.  Die  geogn.  Verhält,  d.  flänk.  Alb.  S.  18 
und  S.  50. 

1868.  C.  W.  Gümbel.  Geogn.  Beschreibg.  d.  ostbayr.  Grenzgeb. 
S.  690. 


Von  Regensburg  gegen  Osten  gewendet  treffen  wir 
beim  Pfarrdorf  Münster  oder  Pfaffmünster 
(2  */ 2 Stunden  in  nördlicher  Richtung  von  Straubing  ent- 
fernt) zum  erstenmale  wieder  Jurasedimente,  allerdings  von 
nur  geringer  Ausdehnung  an,  und  zwar  fallen  die  hier  in 
Betracht  kommenden  Parthieen  auf  das  Blatt  Cham 
(XXX IX.,  32)  der  geognostischen  Karte  von  Bayern,  color. 
von  Oberbergrath  Gümbel. 

Der  etwas  abseits  der  Hauptverkehrsstrassen  gelegenen 
Lokalität  ist  es  wahrscheinlich  zuzuschreiben , dass  in 
unserer  Literatur  über  dieses  Juravorkommen  bisher  nur 
wenige  Bemerkungen,  die  sich  auf  den  allgemeinen  Hinweis 
auf  Juragestein  (weisser  Jura  und  Doggeroolith)  beziehen, 
enthalten  sind. 


63 


Gleichfalls  wie  beim  Keilberge  am  Rande  des  Urge- 
birges  gelegen  und  von  diesem  abfallend,  tritt  hier  der 
Jura  felsbildend  in  zwei  Partbieen  auf,  welche  als  Vor- 
sprünge in  die  Donauhochebene  hinausragen.  Vor  dem 
Dorfe  M.  setzt  er  einen  Hügel,  den  sogen.  Bucbberg, 
welcher  am  weitesten  in  die  Ebene  vorstebt,  zusammen 
und  seitwärts,  gegen  den  Ort  Bogen  zu,  erbebt  er  sieb  zu 
einem  steileren  Rücken,  an  dessen  Aufbau  sieb  ausserdem 
noch  die  Kreide  betbeiligt  bat. 

Für  das  Verständniss  der  einzelnen  Schichtenlagen  ist 
der  Bucbberg  ungleich  wichtiger  als  die  letztere  Parthie, 
der  sog.  Helmberg,  weshalb  wir  den  schematischen  Durch- 
schnitt des  ersteren  Hügels  beisetzen.  Vergleiche  das 
,, Juraprofil  bei  Münster“  unterhalb  der  diesem  Schriftchen 
beigefügten  ,, schematisch.  Uebersichtstabelle  u.  s.  w.u 

Der  weisse  Jura  wird  am  Buchberg  vorzüglich 
durch  die  Stufe  des  Peltoceras  transversarium  (i.)  re- 
präsentirt.  Die  dazu  gehörigen  Lagen  sind  durch  einige 
kleinere  Steinbrüche  erschlossen  und  haben  sich  in 
paläontologischer  Beziehung  sehr  ergiebig  erwiesen.  Dieser 
Zone  sind  gelblich  weisse  Kalke  mit  Kieselknollen  (J.)  auf- 
gelagert, welche  mit  ihrer  felsigen  Stirn  gegen  die  Donau- 
thalung  zugewendet  den  vordersten  Theil  des  Hügels  ein- 
nehmen ; ihnen  ist  an  der  Basis  des  letzteren  ein  Absatz 
von  fruchtbarem  Löss  (1.)  aufgesetzt. 

Einige  Aufschürfungen  gleich  unterhalb  einer  kleinen 
Kapelle  auf  der  gegen  das  Dorf  zugeneigten  Seite  des 
Hügels  bekunden  den  obersten  braunen  Jura  (Eisenoolith 
des  Callovien’s,  oberer  Theil  von  d.).  Der  untere  Theil 
von  d.  wird  von  einem  gelben  Gestein  voller  Crinoideen- 
reste  gebildet,  das  in  seinen  untern  Lagen  allmählig  sandig 
wird  und  zuletzt  in  wirklichen  Eisensandstein  verläuft. 
Endlich  gleich  vor  den  ersten  Häusern  konnte  ich , uner- 
wartet genug,  noch  typischen  Keuper  (Kp.)  als  Kaolin- 


64 


Sandstein  und  bunten  Letten  in  einem  frisch  gegrabenen 
Brunnenschächte  nachweisen.  Eine  durch  neueste  Sedi- 
mente ausgefüllte  kleine  Yerebnung  des  Terrains,  worauf 
das  Dorf  selbst  steht , trennt  diesen  Hügel  vom  nachbar- 
lichen Gneissfelsen  (Gn.)  (Winzergneiss  Gümbel). 

Die  Schichtenlagen  fallen  stark  nach  SW.  Stunde 
1 2 2/3  mit  20°  ein;  diese  Messung  wurde  in  den  Auf- 
schlüssen am  westlichen  Theile  des  Hügels  ausgeführt , an 
dessen  östlichem  Ende  ist  die  Neigung  noch  viel  stärker. 

Hoher  als  der  Buchberg  und  in  seinem  geotektonischen 
Bau  verwickelter  ist  der  seitwärts  vom  Buchberg  zwischen 
den  Einöden  Wolfsdrtissl,  Helm  berg  und  Wieden- 
hof gelegene  H e 1 m b e r g.  Hier  sind  die  Schichten  theils 
bis  zu  einer  fast  senkrechten  Stellung  aufgerichtet,  theils 
zeigen  sie  sogar  eine  erhebliche  Faltung.  An  dem  dem 
Orte  zunächst  gelegenen  Theile  liegt  auf  dem  jurassischen 
Gestein  ein  kleines  Kreidefleckchen , fast  von  derselben 
Farbe,  nur  etwas  graulicher,  als  der  weisse  Jura,  dann 
folgt  bis  über  die  Mitte  des  Berges  Jura,  neben  welchem 
gelagert  Absätze  der  Kreide  (Plänermergel,  Neigung:  SW. 
Stunde  13  mit  45°)  die  Östliche  Hälfte  davon  fast  allein 
ausmachen.  Nur  am  äussersten,  gegen  Bogen  zu  gelegenen 
Ende  ragt  wieder  ein  kleines  Jurastückchen  hervor  zum 
Beweise , wie  gross  die  Schichtenstörungen  gewesen  sein 
müssen,  da  sie  die  Juraparthieen  zerrissen  und  die  aufge- 
lagerte Kreide  in  die  muldenartige  Vertiefung  hineinge- 
schoben haben. 

Hauptsächlich  ist  auch  am  Helmberge  die  schwamm- 
führende Transversariusstufe  aufgeschlossen,  deren  Ver- 
steinerungen, vornehmlich  viele  Scyphien,  die  schüttigen 
Gehänge  bedecken.  Gut  ist  ferner  noch,  ungefähr  in  der 
Mitte  am  Berge,  der  braune  Macrocephalusoolith  zu  er- 
kennen. 


65 


Da  durchgehende  Aufschlüsse  mangeln , ist  es  nicht 
möglich , ein  Profil , das  sämmtliehe  vorhandene  Lagen 
mit  ihren  Einschlüssen  aufzählen  ^könnte,  zu  fertigeu,  wohl 
aber  kann  mit  Sicherheit  folgendes  allgemeine  Bild  der 
hiesigen  Juraverhältnisse  gegeben  werden : 

1.  Kieselnierenkalk. 

2.  Geschichteter  Kalk  mit  Bhynchonella  lacunosa , 
Bhabdocidaris  caprimontana 

3.  Wechsel  von  geschichteten , dichteren  Kalkbänken 
mit  weicheren,  locker  gebundenen  Lagen.  Ver- 
steinerungen die  der  Transversariusstufe.  Zu  unterst 
ein  lockerer  Kalkmergel  erfüllt  mit  Perisphinctes 
Martelli,  P.  cMoroolithicus,  Oppelia  Anar,  0.  callicera , 
vielen  Scyphien. 

4.  Grenzschicht  gegen  das  Gallo vien.  Grauer  Kalk 

mit  Brauneisenputzen;  entspricht  der  Lage  5 im 
Profil  Ko.  2.  Wahrscheinlich  fehlt  auch  die 
Glaukonitbank  nicht. 

5.  Eisen oolith  mit  Stephanoceras  macrocephalum, 

Perisphinctes  funatus  u.  s.  w. 

6.  Gelber  mit  weissen  Crinoideenstielen  durchzogener 
mergeliger  Kalkstein. 

7.  Eisensandstein. 

Lias  ? 

8.  Kaolinhaltiger  weisser  Keupersandstein. 

9.  Rothe  und  grüne  Keuperletten. 

Wir  schreiten  nun  zur  Betrachtung  der  einzelnen 
Glieder  mit  ihren  Einschlüssen  vor. 

Das  Vorkommen  von  Lias  ist  zweifelhaft,  zwar  am 
Ende  nicht  unwahrscheinlich,  weil  auch  der  Keuper  nach- 
gewiesen werden  konnte,  aber  jedenfalls  würden  etwa 
hierher  zu  rechnende  Gebilde,  deren  Bestätigung  die  Be- 
deckung der  betreffenden  Stelle  mit  Culturland  verbietet, 
eine  fast  verschwindend  geringe  Mächtigkeit  besitzen. 


o 


66 


Brauner  Jura,  Dogger. 

Der  Eisensandstein,  Stufe  des  Harpocercis  Murchisonae, 
zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  die  Quarzkörner  durch  ein 
kalkigmergeliges  Bindemittel  zusammengefügt  sind.  Der 
Eisengehalt  hat  sich  in  verzweigten , braunen  Adern  con- 
centrirt,  die  dem  Gestein  ein  streifiges  Ansehen  verleihen. 
Gar  nicht  mächtig.  Wichtiger  ist  der  aufliegende: 

Gelbe  Mergelkalk  (Crinoideenkalk),  welcher  bisher  bloss 
aus  der  Ortenburger  Gegend  bekannt  war.  Seine  gelbe 
Farbe,  unterbrochen  durch  die  weissen,  späthigen  Crinoideen- 
fragmente  kennzeichnen  ihn  leicht.  Er  stimmt  nach  seinen 
petrographischen  Eigenschaften  mit  dem  später  zu  er- 
wähnenden gelben,  späthigen  Doggerkalk  (Crinoideenkalk) 
von  Zeitlarn  bei  Ortenburg  vollständig  überein.  Unter 
dem  Mikroscope  in  Dünnschliffen  erkennt  man  viele 
Bryozoen  und  Foraminiferen.  Wegen  Mangel  an  genügen- 
dem Aufschluss  konnten  leider  keine  Versteinerungen 
daraus  beigeschafft  werden. 

Nach  oben  hin  ist  der  Uebergang  zu  den  folgenden 
Oolithen  durch  ein  braunes , mergeliges  Kalkgestein  voll 
kleiner  Kalkspathkryställchen  vermittelt,  bis  zuletzt  durch 
das  Ueberhandnehmen  der  oolithischen  Struktur  daraus  der 

Eisenoolith  (Callovien)  entsteht.  Braungelber,  zuweilen 
in  der  Grundmasse  ganz  heller,  mergeliger  Kalk  mit  vielen 
gelbbraunen,  deutlich  sichtbaren  Brauneisenoolithkörnerchen. 

Ich  habe  folgende  Fossilien  daraus  gewinnen  können: 

Stephanoceras  macrocephalum  S c h 1 o t h. 

„ tumidum  Rein.  sp. 

Perisphinctes  funatus  Op  p e 1. 

,,  curvicosta  Opp. 

Chemnitzia  lineata  Sow.  sp. 

Natica  Crythea  d ’ 0 r b. 


67 


Pecten  demissus  Be  an. 

„ spatbulatus  Roem.  (Laube*). 

,,  Rypheus  d’Orb. 

,,  fibrosus  Sow. 

Rhynchonella  spathica  Deslongcb. 

„ cf.  obsoleta  Dav. 

Opis  similis  S o w.  sp. 

Lima  gibbosa  Sow. 

Lima  sp.  (aff.  semicircularis  Goldf.) 

Collyrites  ovalis  Cotteau  (Leske  sp.) 

Undeutliche  Scyphien. 

Ausserdem  kommen  noch  Bruchstücke  eines  riesigen 
Trichiten  (vergl.  Quenstedt**)  und  Laube ***)  vor. 

Ein  Blick  auf  dieses  Verzeichniss  wird  genügen,  um 
dem  Gestein  das  Alter  des  unteren  Callovien  (Macro- 
cephalusregion)  zuzuschreiben.  Auch  in  petrographischer 
Beziehung  ähnelt  es  dem  Regensburger  Macrocephalusoolith ; 
doch  fehlen  die  farbenspielenden  Schalenreste.  Ueberdiess 
mangelt  gleichwie  am  Keilberg  der  eigentliche  Ornatenthon. 

Andrerseits  deuten  aber  einige  Fossile  wie  Lima  gibbosa, 
Opis  similis  das  Heraufsteigen  von  sonst  gewöhnlich  etwas 
tieferen  Formen  an  und  dadurch  sehen  wir  bereits  den 
Anfang  einer  Zusammenziehung  der  Faunen  mehrerer 
Doggerstufen  zu  einer  gemacht,  wie  es  sich  beim  noch 
weiter  östlich  gelegenen  gelben  Doggerkalk  der  Ortenburger 
Gegend  in  ausgeprägterem  Masse  wiederholt.  Dieser 
letztere  repräsentirt  nämlich  die  Verbindung  vom  Unter- 
oolith  bis  Callovien  mit  Vorherrschung  letzterer  Zone  und 


*)  Laube:  Die  Bivalven  des  braunen  Jura  von  Balin.  Denk- 
schriften der  Wienet  Akadem.  Band  27. 

**)  Der  Jura  S.  4B8.  t.  59  f.  12. 

***)  loco  citato  S.  19. 


5* 


68 


zeigt  in  seiner  Fauna  eine  merkwürdige  Uebereinstimmnng 
mit  dem  braunen  Jura  der  Krakauer  Gegend  (Balin) , bei 
welchem  eine  solche  Concentrirung  ebenfalls  ausgesprochen 
ist.  Im  auffallenden  Einklang  damit  steht  ferner,  dass  die 
von  hier  aufgeführten  Fossile  auch  in  jenem  weit  ent- 
fernten Gebiete  zu  den  verbreitetsten  Species  zählen  und 
dass  beispielsweise  Handstücke  der  genannten  Gesteine  von 
Münster  und  Balin  petrographisch  kaum  zu  unter- 
scheiden sind. 


Weisser  Jura,  Malm. 

Stufe  des  Peltoceras  transversarium,  Mergelkalk. 

Weisse  bis  hellgraue,  dichte  Kalkbänke  in  Wechsel- 
lagerung mit  locker  gebundenen  ruppigen  Kalkmergellagen. 
Kieselerde  hat  sich  nie  in  gröberen  Massen  als  Flintkugeln 
oder  Hornstein  ausgeschieden,  sondern  nur  zuweilen  in  den 
Yersteiner ungen  concentrirt , ohne  dass  aber  letztere  eiue 
vollständige  Verkieselung  erlitten  hätten. 

Nicht  aufgeschlossen,  aber  durch  herumliegende  Bruch- 
stücke angedeutet,  ist  die  Grenzlage  gegen  den  braunen 
Jura  und  zwar  ganz  vom  Keilberger  Typus  (als  obere 
Bank  des  Glaukoolithes  siehe  Profil  Nr.  2 Lage  5)  vor- 
handen ; wahrscheinlich  fehlt  auch  die  untere , glaukonit- 
reiche Bank  nicht. 

Eine  der  untersten  Bänke  des  weissen  Jura  besteht 
aus  einer  lockergebundenen  Kalkmergelschicht  voller 
Scyphien  und  Planulaten  (hauptsächlich  Perisphinctes 
Martelli  und  chloroolithicus) ; sehr  häufig  kommt  ferner 
darin  Oppelia  Anar  in  einer  kleinen  Form*(tab.  I.,  fig.  3) 
vor.  Diese  Lage  ist  besonders  vortheilhaft  in  einem  kleinen 
Bruche  zunächst  dem  Kapellchen  (vergl.  das  Profil)  auf 


69 


der  Höhe  des  Buchberges  erschlossen ; hier  gewahrt  man 
zugleich  schön  polirte  Rutschflächen  am  Gestein. 

Aus  den  dichteren  Kalklagen  sind  die  Versteinerungen 
nicht  gar  leicht  herauszuschlagen,  während  sie  sich  aus 
den  lockeren  Schichten  mit  geringer  Mühe,  oft  nicht  ein- 
mal mit  Beihülfe  des  Hammers,  gewinnen  lassen. 

Ich  habe  im  Ganzen  folgende  Gattungen  und  Species 


gefunden 


Amaltheus  alternans  v.  Buch. 

Harpoceras  canaliculatum  Münst. 

,,  Arolicum  Oppel. 

„ stenorhynchum  Opp. 

Haploceras  Erato  d’Orb. 

Oppelia  subclausa  Opp. 

,,  polita  Opp. 

„ semiplana  Opp. 

„ Bruckneri  Opp. 

„ Gessneri  Opp. 

,,  Anar  Opp.  (tab.  I.  fig.  3). 

,,  callicera  Opp. 

Phylloceras  Manfredi  Opp. 

Perisphinctes  chloroolithicus  Gtimb. 

,,  Mart'elli  Opp. 

„ plicatilis  S o w.  (d’Orb.)  (nicht 

typisch !) 

,,  convolutus  impressae  Quenst. 

,,  Rhodanicus  Dumort. 

Nautilus  cf.  franconicus  Opp. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet. 

Belemnites  sp.  (Quenstedt’s  Jura  t.  73  f.  28). 
Aptychen,  diverse. 

Pecten  cornutus  Quenst. 

Hinnites  velatus  Goldf.  sp. 


Ostrea  sp.  (aff.  gregaria  S o w.) 

Plicatula  sp.  (Quenstedt’s  Jura  t.  78  f.  5). 
Terebratula  bisuffarcinata  S c h 1 o t h. 

,,  Birmensdorfeusis  Es  eher  (selten  und 

nicht  typisch). 

Rhynchonella  Arolica  Opp. 

,,  strioplicata  Quenst.  sp. 

„ striocincta  Quenst.  sp. 

Proboscina  sp. 

Cidaris  coronata  Goldf. 

,,  propinqua  M ü n s t. 

,,  Hugii  Des. 

Rhabdocidaris  cylindrica  Quenst.  sp. 

(=  Rhabdocid.  caprimontana  de  L o r i o 1 pars). 
Balanocrinus  subteres  Goldf.  sp. 

Pentacrinus  cingulatus  Miinst. 

Eugeniacrinus  cariophyllatus  Goldf. 

„ Hoferi  Goldf. 

„ nutans  Goldf. 

„ compressus  Goldf. 

Serpula  spirolinites  M ü n s t. 

„ pentagonalis  Goldf. 

,,  prolifera  Goldf. 

„ flaccida  Goldf. 

Yerrucospongia  verrucosa  Goldf.  sp. 
Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  sp. 

„ Baugieri  d ’ 0 r b.  sp. 

„ reticulata  Goldf.  sp. 

„ cf.  psilopora  Goldf.  sp. 

Chenendroscyphia  porata  Quenst.  sp. 

„ reticulata  M ü n s t.  sp. 

Gonioscyphia  texturata  Goldf.  sp. 

„ texata  Goldf.  sp. 


71 


Gonioscyphia  cancellata  Goldf.  sp. 

,,  paradoxa  Münst.  sp. 

Cnemidium  stellatum  Goldf. 

,,  lopas  Quenst.  sp. 

Spongites  cf.  vagans  Quenst. 

Siphonocoelia  cylindrica  Goldf.  sp. 

Hippalimus  marginatus  d’Orb. 

Porostoma  marginatum  (Goldf.  sp.  pars)  From. 
,,  Lochense  Quenst  sp. 

Sphenodus  longidens  Ag. 

Gegen  oben  verändert  sich  dieser  Schichtencomplex 
bei  gleichbleibender  petrographischer  Ausbildung  etwas  in 
paläontologischer  Beziehung ; die  charakteristischen  Planu- 
latenformen  wie  z.  B.  P.  Martelli  u.  s.  w.  verschwinden, 
während  zugleich  die  ächte  Rhynchonella  lacunosa  häufiger 
sich  einstellt. 

Durch  die  angeführten  Fossile  ist  es  zur  Genüge  er- 
wiesen, dass  wir  bei  Münster  die  Transversariusstufe  als 
ausgeprägte  Scyphienfacies  entwickelt  haben , wofür  wir 
ein  deckendes  Analogon  in  dem  bekannten  Birmensdorf 
des  Aargauer  Jura  besitzen. 

Stufe  des  Pelloceras  bimammatum.  Kieselnierenkalk. 

Hier  zum  erstenmale  begegnen  wir  im  unteren  (weissen) 
Jura  dem  häufigeren  Auftreten  von  Kieselknollen  im  Kalke, 
eine  Erscheinung,  welche  uns,  je  weiter  wir  gegen  Osten 
vorschreiten,  in  desto  ausgeprägterem  Masse  entgegen  tritt. 

Am  vorderen  Theile  des  Buchberges,  am  besten  in 
dessen  westlichen  Aufschlüssen  aufgedeckt,  streicht  nämlich 
ein  Kieselnierenkalk  mit  noch  deutlich  erkennbarer 
Schichtung  zu  Tage,  welcher  als  ein  gelblichweisser,  undeut- 
lich oolithischer,  dichter,  mit  grauen  Hornsteinknollen  ver- 
sehener Kalkstein  die  gleichen  Eigenschaften  wie  der 


72 


Flintsbacher  Bruchkalk  zeigt.  Diese  Analogie  mit  dem  in 
Folgendem  näher  zu  beschreibenden  Flintsbacher  und 
ferner  dem  Ortenburger  Kieselnierenkalk,  welch’  letzterer 
nach  seinen  Einschlüssen  gewiss  noch  zum  unteren  weissen 
Jura  zu  rechnen  ist,  in  Verbindung  damit,  dass  man. die 
direkte  Auflagerung  auf  den  Transversariusschichten  be- 
obachten kann,  macht  es  unwahrscheinlich,  höhere  Jura- 
stufen wie  z.  B.  den  oberen  Hornsteinkalk  bei  Regensburg 
damit  zu  vergleichen. 

Von  Versteinerungen  sind  daraus  nur  zu  erwähnen: 
JRhynchonella  lacunosa , Terebratula  bisuff circinata , Ostrca 
colubrina,  Bhabdocidaris  caprimontana , Belemnites  unicanali- 
culatus  und  undeutliche  Planulaten. 


Die  Bedeutung  dieser  letztbesprochenen  Lokalität  erweist 
sich  nach  mehreren  Richtungen  hin  als  eine  namhafte. 
Fiir’s  Erste  ist  schon  eine  Seyphienfacies  in  der 
Transversariusstufe  mit  solch  einem  Reichthum  an 
organischen  Resten  bei  uns  in  Bayern  eine  nicht  gewöhn- 
liche Erscheinung.  *) 

Dann  verdient  die  intermediäre  Ausbildungs- 
weise der  Münsterischen  Juraschichten  Beachtung,  welche 
die  Juraabsätze  von  Regensburg  mit  denen  der  Ortenburger 
Gegend  gewissermassen  vermitteln  [Anfang  der  Kiesel- 
nierenkalke, Entwicklung  des  mittleren  und  oberen  Dogger 
als  Macrocephalusoolith  einerseits  (Regensburg)  und 
Crinoideenkalk  (Ortenburg)  andrerseits]. 


*)  Ueberdiess,  wenn  auch  in  Franken  die  Schwammfacies  sich 
zweifellos  auf  die  Transversariusschichten  erstreckt , so  greift  sie  doch, 
wenigstens  in  typischer  Ausbildung,  nicht  mehr  in  die  unteren  Lagen 
derselben,  wie  bei  Münster,  hinab. 


73 


Auf  die  Parallele  mit  den  Baliner  Oolithen  wurde 
schon  oben  verwiesen;  in  gleicher  Weise  trifft  man  auch 
auf  verwandtschaftliche  Andeutungen  mit  den  Transversar- 
schichten  im  südwestlichen  Polen;  ich  möchte  deshalb  nur 
an  die  beiderseitigen  Vorkommnisse  von  Perisphinctes 
Ehodanicus  *)  und  hauptsächlich  der  kleinen  Form  der 
Oppelia  Anar  in  dieser  Häufigkeit  erinnern. 

Als  eine  besonders  merkwürdige  Eigen thümlichkeit 
von  Münster  ist  endlich  noch  das  Anstehen  des 
Keupers  zu  bemerken , was  die  bisher  angenommene 
Endigung  des  Keupers  in  der  fränkischen  Facies  an  der 
Urgebirgsecke  bei  Regensburg  (Tegernheim)  selbstredend 
ausschliesst. 


*)  Im  Münchner  paläont.  Museum  liegen  mehrere  Exemplare  von 
Per.  Pliodanicus  aus  dem  Krakauer  Gebiet. 


74 


III.  Abschnitt. 

Das  Jiiravorkonuncn  bei  Flintsbarh. 

Literatur : 

1792.  Flur).  Beschreibung  der  Gebirge  von  Bayern  und  der  oberen 
Pfalz.  S.  225. 

1820.  W e i s s.  Südbayerns  Oberfläche.  S.  289. 

1839.  Waltl.  Beschreibung  der  eisenli.  Mineralquelle  und  Badeanstalt 
Kellberg.  S.  75. 

1851.  Win  eb  erg  er.  Versuch  einer  geognost.  Beschreibung  des  bayr. 
Waldgebirges.  S.  81. 

1864.  Gümbel.  Die  geognost.  Verhältnisse  d.  fränk.  Alb.  S.  68. 
1868.  G ümb  e 1.  Geogn.  Beschreibung  des  ostbayr.  Grenzgebirges.  S.  695. 


Zunächst  dem  Dorfe  Flintsbach  unfern  Hengers- 
berg,  zwei  Stunden  in  nördlicher  Richtung  von  Osterhofen 
entfernt,  findet  sich  in  einer  Ecke  gleichfalls  (wie  bei 
den  bisher  betrachteten  Plätzen)  am  Urgebirgsrande 
weisser  Jura  anstehend.  Der  Kalkstein  , welcher  in  zwei 
Brüchen  (Sonnleitner-  und  Einmüllerbruch)  ausgebeutet 
wird,  lehnt  sich  eine  Viertelstunde  bergaufwärts  einem 
Granithügel  an ; seine  Schichtenlagen  fallen  mit  starker 
Neigung  vom  alten  Gebirge  ab. 

Mehrere  Etagen  sind  nicht  zu  unterscheiden.  Das 
Bruchgestein,  der  Kieselnierenkalk , stellt  einen  dichten, 
gelblichen , manchmal  undeutlich  oolithischen  Kalk  mit 


75 


vielen  eingeschlossenen  Hornsteinen  vor.  Letztere  besitzen 
aber  hier  nicht  die  dunkle  Farbe , wie  in  den  gleich- 
alterigen  Ortenburger  Schichten,  sondern  sind  viel  heller, 
gewöhnlich  weissl  ich  grau ; sie  liegen  theils  zerstreut  im 
Kalke , theils  bilden  sie  förmliche , zusammenhängende 
Lagen,  wie  z.  B.  im  Sonnleitner  Bruch  (siehe  bei  c.  der 
Fig.  1 auf  tab.  III.). 

Da  wo  grössere  Spalten  in  den  weissen  Jurafelsen 
einragen , zeigen  sich  dieselben  mit  cretacischen  (unter- 
cenomanen)  Absätzen  erfüllt ; diese  Kluftausfüllungen  sind 
sehr  hübsch  im  Einmüllersbruch  als  violetter  Thon  mit 
vielen  kleinen  Kohlenputzen  und  im  Sonnleitner  Bruch 
als  Sandstein  (Schutzfelssandstein  Gümbel’s)  erschlossen. 
Die  Figur  1 der  tab  III.  gibt  bei  a.  die  Ausfüllung  einer 
solchen  Kluft  mit  dem  weisslichen , locker  gebundenen 
Sandstein  unserer  tiefsten  Procän-  oder  Kreideschichten  zur 
Ansicht. 

Daneben , etwas  rechts  davon  sieht  man  eine  weite, 
cylindrische  Aushöhlung,  welche  durch  die  Steinbruchs- 
arbeit mitten  durchschnitten  wurde.  Solche  Produkte  der 
Auswaschung  durch  Wasser,  von  den  Arbeitern  ,, Brunnen“ 
genannt,  bilden  im  Flintsbacher  Kalkstein  keine  unge- 
wöhnliche Erscheinung*);  sie  sind  mit  sandigem  Lehm 
voller  Feldspath-  und  Glimmerpartikelchen,  sowie  mit 

Hornsteinknollen  erfüllt  — ein  Detritus,  der  seinen  Absatz 
wahrscheinlich  tertiären  Fluthen  verdankt. 

Der  Flintsbacher  Kalk  gehört  jedenfalls  zum 

gleichen  geologischen  Horizont,  zu  welchem  auch  der  Orten- 
burger Kieselnierenkalk  gerechnet  werden  muss.  Ver- 


*)  Vergl.  übrigens  den  Aufsatz  von  Nöggerath  über  geologische 
Orgeln  und  natürliche  Schächte  im  Neuen  Jahrbuch  für  Mineral.  1845. 


S.  511.  ff. 


76 


steiuerungen  kommen  zwar,  ausser  undeutlichen  Schwämmen 
sowie  der  Bhynchonella  lacunosa  nebst  Varietäten,  ziemlich 
selten  vor,  doch  erwiesen  sich  die  gefundenen  mit  denen, 
welche  der  genannte  Ortenburger  Kalk  als  am  häufigsten 
einschliesst , übereinstimmend.  Mit  Sicherheit  stammen 
nämlich  aus  den  Flintsbacher  Brüchen : Bhynchonella 
lacunosa , Bhynchonella  lacunosa  var.  Gracoviensis , Terehratula 
Kurri  (=  T.  reticulata  al.  auctorum),  Waldheimia  trigonella , 
Cidaris  coronata , Siphonocoelia  cylindrica. 

Die  praktische  Bedeutung  dieses  Platzes  als  des  ein- 
zigen, ergiebigen  Kalkfundortes  in  weiter  Umgegend  ist 
eine  grosse. 


77 


!V.  Abschnitt. 

Die 

Jiiraablagcniugcn  zwischen  YilsliolVn  und  Passau. 


Literatur: 

1839.  Waltl.  Beschreibung  der  eisenhalt.  Mineralquelle  und  Bade- 
anstalt Keilberg.  S.  225. 

1851.  Wineberger.  Versuch  einer  geognost.  Beschreibg  des  bayr. 

Waldgeb.  u.  Neuburger  Waldes.  S.  81. 

1853.  Waltl.  Passau  und  seine  Umgebung.  Schulprogramm  des  kgl. 
Lyceum’s  zu  Passau. 

1857.  Egger.  Der  Jurakalk  bei  Örtenburg  und  seine  Versteinerungen. 

I.  Jahresber.  des  naturhistor.  Vereines  zu  Passau. 

1864.  Gümbel.  Die  geognost.  Verhältn.  d.  fränk.  Alb  S.  50  u.  65. 
1866.  Oppel  und  Waagen.  Ueber  die  Zone  des  Ammonites  trans- 
versarius.  Separatabdruck  S.  32. 

1868.  Gümbel.  Geognost.  Beschreibung  des  ostbayerisch.  Grenz- 
gebirges. S.  691,  695  und  696. 


A.  Stratigraphisches  Verhalten  nach  den  einzelnen 
Fundplätzen. 

Allgemeiner  Ileberblidi. 

Das  Auftreten  von  Juragebilden  östlich  von  Regen  s- 
bürg  war  bisher  nur  als  ein  fleckweises  am  liuken  Donau- 
nfer  bei  Münster  und  Flintsbach  zu  beobachten.  Zwischen 
Vilshofen  und  Passau  aber  gewinnen  jurassische  Absätze 


78 


am  rechten  Donauufer  in  dem  sog.  Neuburger  Walde 
d.  h.  jenem  Theile  des  bayerischen  Waldes,  der  zwischen  der 
Donau  und  dem  Inn,  der  Wolfach  und  der  Rott  liegt, 
grössere  Verbreitung. 

Wir  haben  in  diesem  Gebiete  ein  coupirtes  Terrain 
vor  uns , dessen  Fundamente  aus  Gneiss  (Dichroitgneiss) 
und  Granit  (Lagergranit)  bestehen.  Besagte,  der  hercyni- 
sehen  (jüngeren)  Gneissformation  Gümbel’s  angehörige 
Urgebirgsgebilde  waren  dereinst  auch  von  dem  Jurameere, 
späterhin  vorzüglich  von  neueren  Fluthen  bespült  und 
zwar  hauptsächlich  da,  wo  die  Gneisshiigel  sich  gegen  die 
Ebene  hin  verflachen.  Aeltere  Flötzbildungen  als  Jura- 
schichten konnten  bis  jetzt  noch  nicht  mit  Sicherheit  nach- 
gewiesen werden.  So  kommt  es,  dass  wir  hier  unmittelbar 
neben  den  ältesten  Gesteinen  Niederschläge  von  jurassischem 
Typus,  die  eine  ziemliche  Ausdehnung  besitzen  und  eine 
reiche  Paläofauna  einschliessen,  antreffen. 

Allein  trotz  dieser  ihrer  Ausdehnung  und  trotzdem, 
dass  mehrere  und  zwar  mächtige  Abtheilungen  unter- 
schieden werden  können,  darf  man  an  keinen  terassen- 
förmigen  Aufbau  oder  plateauführenden  Höhenzug  wie  in 
Franken  denken.  Im  Gegentheil  der  niederbayerische  Jura 
hat  auf  den  landschaftlichen  Charakter  der  Gegend 
durchaus  keinen  Einfluss  und  man  bemerkt,  meist  nicht 
einmal  durch  eine  etwas  grössere  Erhebung  vom  Thalrande 
gekennzeichnet , die  zerstreuten  Juraablagerungen  nur  da, 
wo  durch  spätere  Abwaschung  die  neueren  Ueberdeckungen 
ganz  oder  theilweise  weggespült  wurden.  Letztere  be- 
stehen zum  grösseren  Theil  aus  dem  mitteltertiären 
(miocaenen),  grünen  Sand  vom  Niveau  der  Ostrea  crassissima 
und  des  Pecten  Solarium,  Unter  seiner  mächtigen  Decke 
ruhen  gewiss  noch  beträchtliche  Juramassen  in  der  Tiefe. 

Wir  begegnen  deswegen  den  einzelnen  Vorkommnissen 
immer  am  Rande  von  Flüsschen  oder  Bächen,  deren 


79 


erodirende  Wirkung  ursprünglich  den  Kalkstein  sichtbar 
gemacht  haben  mag,  der  dann  später  durch  Menschenhände 
behufs  seiner  Gewinnung  besser  aufgeschlossen  wurde. 

Es  sind  14  Punkte  zu  verzeichnen,  an  welchen  Jura- 
schichten anstehen,  nämlich  (ungefähr  der  Reihe  nach  von 
West  nach  Ost): 


1. 


2. 

3. 


4. 


5. 

6. 

7. 

8. 

9. 


10. 

11. 

12. 

13. 


14. 


au  der  Blümelmühle 
bei  Dinglreuth  . . . 

bei  Zeitlarn  . . . . 

am  Maierhof  . 
bei  Söldenau  . 
bei  Obernöd  . 


längs  der  Strasse 
zwischen  Vilshofen  und 
Ortenburg  (entlang  des 
Wolfachthales). 


[ beim  Aichberger  (im  Hatten- 
{ hammerthälchen)  an  zwei 

\ Stellen 

beim  Lippertbauern 
unfern  Marterberg  .... 
am  Bruckbächel  unweit 

Marterberg 

am  Kalkbergerhof  bei  Voglarn 

bei  Spirkenöd \ 

an  der  Obermühle  bei  \ 
Scheuereck I 


unweit  Hausbach. 


unweit  Fürsteuzell. 


Diese  Juraparthieen  fallen  sämmtlich  auf  das  Blatt 
Passau  der  geognost.  Karte  Bayern’s  von  Oberbergrath 
Dr.  Giimbel  und  zwar  in  die  mit  XX. — XXIV.,  52  — 56 
bezeichneten  Theile  desselben.  Da  also  dieses  Gebiet  be- 
reits in  geognostischer  Hinsicht  colorirt  ist,  überdiess  das 
(trotz  seiner  Ausdehnung)  nur  vereinzelte,  punkt-  oder 
streifenförmige  Auftreten  des  niederbayerischen  Jura  sich 
zu  keiner  besonderen  kartographischen  Darstellung  eignet, 
haben  wir  es  unterlassen , ein  geognostisches  Kärtchen 
dieses  Jurabezirkes  beizufügen. 


80 


Die  wichtigstem  Aufschlüsse,  worunter  namentlich  die 
von  Söldenau  und  Maierhof,  verdanken  wir  dem  Laufe  der 
Wolfach  ; denn  nur  zwischen  den  letztgenannten  beiden 
Orten  finden  sich  zusammenhängendere  Parthieen , welche 
sich  zu  einem  schmalen  Zuge  längs  dieses  Flüsschens 
gestalten. 

Ein  übereinstimmendes  Hauptstreichen  und  Fallen  der 
Schichten  an  den  verschiedenen  Stellen  kann  ebensowenig 
als  ein  jetzt  noch  direkt  sichtbarer  Zusammenhang  unter 
ihnen  nachgewiesen  werden,  bloss  an  dem  Wolfacher  Zuge 
bemerkt  man  eine  Hauptneigung  nach  SO. 

Die  Unterlage  der  Juragebilde  darf  man  mit  ziemlicher 
Sicherheit  als  Gneiss  annehmen,  wie  es  der  Voglarner 
(Kalkberger)  Steinbruch  wirklich  gezeigt  hat , bei  den 
anderen  Vorkommnissen  aber  aus  der  Nachbarschaft  mit 
anstehendem  Gneiss  leicht  zu  schliessen  ist. 

Eng  mit  dem  Jura  scheint  das  Auftreten  der  Kreide 
verbunden  zu  sein,  denn  an  mehreren  der  oben  genannten 
Plätze,  nämlich  am  Maierhof  (Buchleitner  Bauern) , Aich- 
berger,  Marterberg  und  Voglarn  erweisen  sich  Procän- 
oder  Kreidemergel  als  das  Hangende  desselben. 

In  folgendem  Sammelprofil  ist  nun  die  Ausbildung 
des  niederbayr.  Jura  übersichtlich  zusammengestellt  und 
zugleich  die  Vertheilung  der  einzelnen  Juraglieder  auf  die 
verschiedenen  Fundplätze  berücksichtigt.  Wir  können  von 
oben  nach  unten  folgende  Schichtencomplexe  unterscheiden: 

Wenig  mächtig  Dolomit,  nur  bei  Söldenau. 

circa  18m  Stufe  der  Oppelia  tenuilobata,  Sölde- 
nauer  Schichten.  Geschichteter  gelblich- 
weisser  Kalk.  Nur  bei  Söldenau. 

Sehr  mächtig.  Stufe  des  Peltoceras  bimammatum, 
Ortenburger  Schichten.  Kieselnieren- 
kalk ; weisser  Kalkstein  mit  dunklen 


81 


Feuersteinen.  An  sannn  fliehen  oben  ge- 
nannten  Lokalitäten  mit  Ausnahme  von 
Dinglreuth  und  Zeitlar n. 

Einige  Meter.  Stufe  des  Peltocöras  transver- 
sa ri  um,  Voglarn  er  Schichten. 
Geschichtete,  grauliche  Kalke,  oben  dolo- 
mitisch. Blümelmühle,  Dinglreuth,  Voglarn. 

Die  unterste  Bank  dieser  Stufe  ist  die 
0,3 m-  mächtige,  glaukonitführende  Grenzlage, 
der  G r ü n o o 1 i t h.  Y oglarn , Dinglreuth. 


0,1— 0,2 m-  Stufe  des  Aspidoceras  biarmatum, 
Dinglr  eut  her  Schichten.  Oolithi- 
scher  Mergelkalk  mit  braunen  Thoneisen- 
steinputzen und  grünlichen  Glaukonit- 
flasern. Voglarn,  Dinglreuth. 

3m-  Gelber,  späthiger  Dogger  kn  lk, 
Zeitlar ner  Schichten.  (Crinoideen- 
kalk.)  Mittlerer  und  oberer  Dogger. 
Dinglreuth,  Zeitlarn  und  Voglarn. 

Wenig  mächtig.  Eisen  Sandstein,  unterer  brauner  Jura. 
Voglarn. 

Nähere  Details,  besonders  bezüglich  der  organischen 
Einschlüsse  und  ihres  Vorkommens  nach  den  einzelnen 
Lagen  bietet  die  schematische  Uebersichtstabelle , welche 
diesem  Werkchen  beigeheftet  ist. 

In  folgenden  Zeilen  soll  nun  versucht  werden,  zuerst 
die  erwähnungswertheren  Lokalitäten  nach  ihren  strati- 
graphischen Eigentümlichkeiten  kurz  zu  schildern , um 
hernach  etwas  näher  auf  die  einzelnen  Formationsab- 
theilungen mit  ihren  Versteinerungen  einzugehen. 

Beginnen  wir  zunächst  mit  den  Ablagerungen  längs 
der  Vilshofener  — Ortenburger  Landstrasse. 


6 


82 


Juravorkommen  an  der  Blümelmühle. 

Ganz  in  der  Nähe  von  Vilshofen  an  der  Ortenburger 
Strasse  findet  sich  oberhalb  der  Blümelmühle  an  der 
Wolfach  ein  Aufschluss  von  unterem  weissen  Jura,  der 
Messmerbruch  genannt , in  dem  folgende  Lagen  von 
oben  nach  unten  biosgelegt  sind: 

Profil  No.  5. 

1)  circa  2m-  Mit  vielen  Kieselknollen  erfüllter,  gelb- 

licher Kalkstein. 

2)  0,75 m-  Gelber,  etwas  dolomitisch  aussehender  Kalk- 

stein , an  seiner  oberen  Grenze  mit  Kiesel- 
knollen. 

3)  0,1  m-  Dünngeschichteter  Kalkmergel. 

4)  1,4 m-  Dichter  mit  zucker körnigen , dolomitischen 

Schnüren  versehener  Kalkstein  voller  nuss- 
grosser weisser  Kalkspathmandeln ; in  den 
Hohlräumen  hat  sich  Glaukonit  concentrirt. 

5)  0,85 m-  Grauer,  durch  zersetzten  Eisenkies  schwarz 

fleckiger  Kalkstein ; sein  dichtes  Gefüge  ist 
durch  kleinkörnigen,  späthigen,  dolomitischen 
Kalk  unterbrochen.  An  der  oberen  Grenze 
ist  diese  Bank  röthlich  gefärbt. 

6)  Unterlage:  Nicht  weiter  aufgeschlossener,  petro- 

graphisch  der  letzten  Lage  gleicher  Kalkstein. 

Hievon  gehören  No.  1 und  2 mit  Bestimmtheit  zum 
Kieselnierenkalk,  während  die  Bänke  von  No.  3 (incl.) 
abwärts  den  Transversariusschichten  zuzurechnen  sind. 
Diess  wird  zwar  nicht  direkt  durch  organische  Ueberreste 
(Petrefakten  sind  fast  keine  darin)  bewiesen,  aber  die  letzt- 
genannten Lagen  besitzen  eine  mit  gewissen  Voglarner 
Kalken,  die  unzweifelhaft  jener  Zone  zuzuschreiben  sind, 
übereinstimmende  Ausbildung. 


83 


Die  Schichten  fallen  hier  nach  NO  in  Stunde  2 mit 
einer  Neigung  von  fast  10°  ein. 

Ausser  dem  Messmerbruch  findet  sich  an  der  gegen- 
überliegenden Seite  der  Strasse  noch  Weissjn ragestein  von 
demselben  Charakter  wie  im  oberen  Theile  dieses  Bruches 
aufgedeckt.  Am  unmittelbar  sich  anschliessenden  Hammer- 
berg wurde  in  früherer  Zeit  ebenfalls  Kalkstein  gebrochen, 
aber  jetzt  ist  daselbst  Alles  überdeckt  und  durch  stark 
wuchernde  Vegetation  dem  Auge  entzogen.  Die  übrige 
Umgebung  besteht  nur  aus  Gneiss  und  neuesten  Sedimen- 
tärgebilden. 

Das  Jurameer,  welchem  wir  die  Niederschläge  im 
Neuburger  Walde  verdanken,  scheint  hier  seine  nördlichste 
Grenze  gehabt  zu  haben ; denn  wir  treffen  nach  dieser 
Richtung  jenseits  der  Donauthalung  überhanpt  keine 
mesozoischen  Formationsglieder  mehr  an. 

Juravorkommen  bei  Dinglreuth. 

Gegenüber  der  zwischen  der^  Blümelmühle  und  dem 
Dorfe  Zeit] arn  gelegenen  Ziegelhütte  befindet  sich  an  der 
westlichen  Seite  der  Strasse  und  durch  einen  kleinen  Hügel 
etwas  verdeckt  ein  unscheinbarer  alter  Bruch  von  nur 
geringer  Dimension,  der  Föckererbruch  genannt,  der 
dadurch  an  Interesse  gewinnt,  dass  er  hauptsächlich  die 
Grenzschichten  zwischen  Malm  und  Dogger  gut  aufge- 
schlossen enthält.  Ich  konnte  folgendes  Profil  aufnehmen : 

Profil  No.  6. 

Bedeckung:  Vegetationsdecke. 

1)  Gelblicher,  ruppiger  Kalkstein  der  Transversarius- 

schichten. 

2)  Graue  Mergelthone,  undeutlich  oolithisch. 

3)  0,30 m-  Dichter,  weisslicher  Kalkstein. 

4)  0,35 m-  Graulicher  Kalk  mit  unreineu  Brauneisen- 

knollen, Glaukonitkörnern  und  vielen  kleinen 

6* 


84 


Quarzkrystallen.  Scyphienlager.  Entspricht 
den  Lagen  No.  5 und  6 des  Yoglarner 
Profiles. 

5)  0,1 — 0,2 m-  Oolitfiiscfier  Mergelkalk  mit  braunen, 

mergeligen  Knollen  und  zerstreuten  Glan- 
koni tputzen.  Nautilus  Arcluennensis , Oppelia 
oculata , Amaltheus  cordatus.  Entspricht  der 
Lage  No.  4 im  Yoglarner  Profil. 

6)  0,1  m‘  Gelblicher  Ooolith  an  der  oberen  Grenze  mit 

sehr  viel  Versteinerungen  : Harpoceras  Brighti, 
Stephanoceras  macrocephalum , Perisphinctes 
funatus , P.  Moorei,  Nautilus  Calloviensis , 
Aviciüa  Münsteri.  Nach  unten  zu  wird  die 
oolithische  (durch  Brauneisenkörner  bedingte) 
Struktur  undeutlicher  und  das  Gestein  geht 
in  einen  gelben , späthigen  Kalk  mit  vielen 
kleinen  Crinoideenstielen  über,  woraus  auch  die 

Unterlage  besteht  (bis  Ende  des  Bruches  noch  mit  0,55  m- 
aufgeschlossen).  Zugleich  nimmt  der  Kalk 
viele  Quarzkörner  auf.  Aus  noch  etwas 
grösserer  Tiefe  (jetzt  verschüttet)  wurde  vor 
nicht  langer  Zeit  ein  Gestein  heraufgeschafft, 
das  im  Allgemeinen  dem  letztgenannten  gleich 
kommt,  aber  wregen  noch  nicht  eiugetretener 
Oxydation  der  darin  vertheilten  Eisensalze 
statt  gelb,  bläulich  gefärbt  ist. 

Der  Dinglreuther  Aufschluss  stellt  jedenfalls  die  ge- 
rade Fortsetzung  des  Blümelmühler  Profiles  nach  unten  dar. 

Die  Lagen  1 — 4 sind  noch  der  Transversariusregion 
einzuverleiben,  welche  mit  ihrer  Grenzbank,  der  Glaukonit- 
lage (4),  sowie  der  dunklen,  oolithischen , bereits  zur  Zone 
des  Aspidoc.  biarmatum  gehörigen  Mergelschicht  im  Liegen- 
den (5)  den  Doggerkalken  (vereinigter  mittlerer  Dogger 
bis  Callovien,  No.  6 abwärts)  unmittelbar  aufgelagert  ist. 


So,  wie  ich  eben  geschildert  habe,  zeigte  sich  mir  der 
Aufschluss  bei  meinem  ersten  Besuche.  Als  ich  nach  einem 
halben  Jahre  den  Bruch  wieder  betrat,  war  jene  Seite,  welche 
damals  das  erwähnte  Profil  gab,  durch  Beschütt  theilweise 
verdeckt,  dafür  aber  am  benachbarten  nördlichen  Flanken- 
theil  ein  überaus  lohnender,  neuer  Aufbruch  geschaffen. 
Um  den  unterliegenden  gelben  Doggerkalk  (wahrscheinlich 
als  Strassenmaterial)  zu  gewinnen , mussten  die  Arbeiter 
zuerst  die  krümeligen  unteren  Transversariusbänke  mit 
ihrer  Basis  entfernen , wodurch  die  Lage  5 des  obigen 
Pronies  in  sehr  günstiger  Weise  erschlossen  wurde.  Dieselbe, 
hier  weniger  verwittert  als  an  der  Stelle,  die  zum  ge- 
nannten Profile  diente,  zeigte  sich  als  aus  einem  grauer, 
oolithischen  (eisenoolith.)  Kalkmergel  bestehend.  Dieser 
wird  von  vielen,  kleinen,  thonigen  Brauneisenknollen  und 
einer  fettigen,  grünen,  glaukonitartigen  Substanz  durch- 
setzt. Das  Gestein  strotzt  von  Versteinerungen , wovon 
die  Cephalopoden  ( Amaltheus  cordatas  * Peltoceras 
Arduenncnse , P.  torosum,  Aspidoceras  perarmatam)  nebst 
einigen  interessanten  Brachiopoden  ( Waldheimia  subrugata , 
Bhynchonella  Fischen)  mit  voller  Sicherheit  auf  die  früher 
blos  vermuthete  Biarmatusstufe  hinweisen. 

Die  Schichten  lassen  im  Föckerer  Bruch  ein  östliches 
Einschiessen  mit  einer  Neigung  von  über  15°  erkennen. 

Juravorkommen  bei  Z e i 1 1 a r n. 

Am  Dorfe  Zeitlar n (gleichfalls  an  der  Vilshofen- 
Ortenburger  Landstrasse  gelegen)  hat  die  Wolfach  da,  wo 
heutzutage  eine  kleine  Brücke  über  dieselbe  führt,  an  ihrem 
rechten  Ufer  den  braunen  Jura  in  Form  der  gelben, 
späthigen  Kalke  voller  Crinoideenreste  an  einem  räumlich 
sehr  beschränkten  Punkte  aufgedeckt. 

Nichtsdestoweniger  genügte  ehedem  die  kleine  Ent- 

Ö o o 

blössung,  um  ein  hübsches  Material  an  Versteinerungen  zu 


86 


sammeln.  Zugleich  ist  der  genannte  gelbe  Doggerkalk  hier 
am  typischsten  entwickelt;  leider  ist  jetzt  der  Platz  stark 
überwachsen  und  dadurch  theilweise  der  Beobachtung  ent- 
zogen. 

Das  Einfallen  der  Lagen  beträgt  20°  Stunde  62/3  öst- 
lich (nach  Oberbergrath  Gümbel,  ich  selbst  konnte  eine 
direkte  Messung  nicht  mehr  vornehmen). 

Juravorkommen  am  Maierhof. 

Immer  noch,  wie  bisher,  die  Vilshofen  - Ortenburger 
Strasse  verfolgend,  gelangt  man  südlich  von  Zeitlarn  bald 
in  das  Gebiet  des  Granites,  der  als  das  herrschende  Gestein 
entlang  der  Wolfach  bis  zu  den  Maierhöfen  sich  erstreckt. 
Zwischen  diesen  und  dem  Orte  Söldenau  erscheinen  wiederum 
Jurakalke  und  zwar  bilden  sie  am  rechten  Wolfachufer 
einen  längeren,  zusammenhängenden  Zug. 

Die  am  Maierhof  in  Betracht  kommenden  Parthieen 
bestehen  bloss  aus  dem  Kieselnierenkalk  und  sind  in  zwei 
grösseren  Brüchen  aufgeschlossen,  wovon  der  eine,  der 
Dötterbruch,  noch  nördlich  des  kleinen  Schuf baches 
liegt,  der  andere,  grössere  sich  aber  dicht  an  den  Maier- 
höfen selbst  befindet. 

Der  dem  Dötter  gehörige  Steinbruch  hat  sich  von 
unserm  ganzen  Gebiete  am  ergiebigsten  an  Versteinerungen 
aus  jenem  Kalke  gezeigt.  Es  konnten  ferner  daselbst 
folgende , wenig  geneigte  Lagen , sämmtlich  eben  diesem 
Kieselnierenkalk  augehörig,  unterschieden  werden : 

Profil  No.  7. 

Bedeckung : Tertiärer  Sand  mit  Pecten  Solarium. 

1,5 m*  Sehr  zerklüfteter,  mit  vielen  unregelmässig 
zerstreuten  Feuersteinknollen  erfüllter  Kalk- 

# 

stein. 

2,3  m-  \ 

j gm.  r Dichtere  Lagen  desselben  weissen  Kalkes, 
gegen  oben  zu  mit  lagerartig  aneinander  ge- 
häuften Feuersteinen. 


87 


lm-  ] 

^ rm.  ? Ebenfalls  dichter,  weisser  Kalkstein  mit  etwas 

* weniger  gehäuften  Feuersteinen  und  vielen 
Versteinerungen  : Terebratula  bisuffarcinata , 
Terebratula  subbavarica , Bhynchonella  lacunosa , 
Gidaris  flograna , C.  vallata  und  viele  Scyphien. 

Unterlage:  Derselbe  Kalkstein,  nicht  weiter  aufgedeckt. 

Südlich  vom  Bächlein  und  von  der  nach  Holzkirchen 
führenden  Strasse  liegt  der  grosse  Steinbruch  am  Maier- 
hof, dessen  Bruchkalk  gleichfalls , wie  erwähnt , dem 
Kieselnierenkalk  (Ortenburger  Schichten)  zuzurechnen  ist. 
Besonders  hervorzuhebende  Lagen  sind  aber  nicht  zu 
unterscheiden;  auch  die  Einschlüsse  (Terebr.  bisuffarc 
Bhynchonella  lacunosa , Bhynch.  lacun.  var.  Cracoviensis , 
Bhynch.  senticosa , Asterias  spongiosa)  sind  spärlicher 
vertheilt. 

Zu  dem  blendendweissen  Kalkstein  bildet  der  grüne 
Tertiärsand,  welcher  in  einer  mächtigen,  senkrecht  in  die 
Höhe  starrenden  Wand  dem  ersteren  aufliegt,  mit  seinen 
reichen  Muschelbänken  einen  seltsamen  Contrast. 

Der  erste  Eindruck  dieses  petrographisch  den  höheren 
weissen  Juraregionen  so  ähnlichen  Kalkes  ist  ein  ent- 
schieden ungünstiger  für  die  Annahme  von  unterem  weissen 
Jura  (Oxfordien) , welche  Meinung  durch  die  nicht  selten 
vorkommende  trilobatenähnliche  (manchmal  sogar  zur 
Astieriana  hinüberspielende)  Varietät  der  Bhynchon.  lacunosa 
eine  Stütze  zu  finden  scheint.  Aber  abgesehen  davon, 
dass  diese  Brachiopode  eben  keine  wirkliche  trilobata  ist, 
spricht  in  Verbindung  mit  den  übrigen,  später  im  Detail 
anzuführenden  Petrefakten  der  Umstand,  dass  ein  mit  dem 
Maierhofer  völlig  identischer  Kieselnierenkalk  das  Liegende 
des  geschichteten  Kalkes  mit  Oppelia  tenuilobata  bei 
Söldenau  bildet,  mit  Bestimmtheit  gegen  obige  Ansicht.  Wir 
werden  übrigens  später  darüber  noch  eingehender  sprechen. 


88 


Juravorkommen  bei  Sölden  au. 

Vom  Maierhof  setzt  sich,  wie  bereits  erwähnt,  unter 
der  Tertiärdecke  ein  Zug  jurassischer  Gesteine  bis  nach 
Söldenau  unfern  Orten  bürg  fort.  Aufschlüsse  sind 
durch  eine  Reihe  von  Steinbrüchen  geboten  (der  Reihe 
nach,  vom  Maierhof  aus  gezählt,  haben  sie  die  Bezeichnung 
des  Wengbauern-,  Schmidt-,  Wagner-  und  Ziegler-Bruches 
erhalten) , deren  Ausbeute  einen  wohlgeschichteten , in 
ungefähr  16  einzelnen  Lagen  entwickelten  Kalkstein  er- 
zielt, welcher  schon  seit  längerer  Zeit  wegen  der  Brauch- 
barkeit des  Materials  und  seiner  beträchtlichen  Mächtigkeit 
zur  Kalkgewinnung  benützt  wird. 

Beim  Wengbauern  und  im  Zieglerbruch  findet  sich 
als  Tiefstes  der  Kieselnierenkalk  anstehend,  ohne  dass  aber 
letzterer  eine  grössere  Ausdehnung  gewinnt;  das  Haupt- 
bruchgestein ist  vielmehr  eben  jener  wohlgeschichtete, 
gelblichweisse  Kalkstein , der  nach  seinen  Einschlüssen 
unzweifelhaft  die  Stufe  der  Oppelia  tenuilobata  repräsentirt. 

Im  Wagnerbruch  war  früher  als  Hangendes  der 
Dolomit  darüber  gelagert  (G  ti  m b e 1) ; als  ich  diese  Brüche 
besuchte,  war  dieses  interessante  Vorkommen  leider  nicht 
mehr  sichtbar,  wahrscheinlich  sind  diese  Bänke  theiis  wegge- 
brochen, theils  vom  herabfallenden  Schutt  bedeckt  worden. 
Doch  erwiesen  sich  die  noch  sichtbaren,  obersten  Kalklagen, 
welche  aber  in  ihrem  Aussehen  nicht  mehr  zu  jenem  wirk- 
lichen Dolomit,  von  dem  mir  noch  Proben  Vorlagen, 
stimmten,  gleichfalls  ziemlich  magnesiahaltig. 

In  den  Klüften  und  Sprüngen  des  Gesteines  hat  sich 
ein  mulmiger  Brauneisenstein  abgesetzt.  Nimmt  man  mit 
Salpetersäure  den  Eisengehalt  weg,  so  besteht  der  Rück- 
stand aus  lauter  dünnen  Blättern  von  Kieselerde  unter- 
mengt mit  einer  schwarzen,  kohligen  Substanz.  Die  Ent- 


89 


Stellung  dieser  unreinen  Brauneisenerde  dürfte  als  eine 
Folge  der  Durchsickerung  des  klüftigen  Kalkes  mit  eisen- 
haltigem Wasser  zu  erklären  sein. 

Die  Bedeckung  mit  tertiärem  Sand  ist  hier  nicht  sehr 
mächtig.  Hat  man  gerade  Gelegenheit,  die  Brüche  dann 
zu  besuchen , wenn  die  Arbeiter  die  Sanddecke  entfernt 
haben,  so  wird  man  leicht  an  der  jeweilig  obersten  Jura- 
kalkplatte den  alten  Meeresboden  des  Miocänmeeres  erkennen. 
Der  Kalk  ist  nämlich  an  seiner  oberen  Grenze  mit  einer 
Anzahl  von  Bohrlöchern  versehen , die  theils  mit  dem 
Steinkern  der  Muschel,  theils  mit  Sand  und  Schalenresten 
erfüllt  sind. 

Die  Schichtenlagen  zeigen  im  Zieglerbruch  ein  Ein- 
schiessen in  Stunde  7 Vs  mit  15°  SO.,  ebenso  im  Wengbauer- 
bruch. 

Was  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Lagen  betrifft,  so 
habe  ich  folgendes  Profil  im  Schmidt-  und  Wagnerbruch 
aufnehmen  können: 

Profil  No.  7. 

Bedeckung:  Tertiärer  Sand,  darunter  grauer  Dolomit. 

1)  0,6 — 1 m-  Gelbe  dolomitische  Kalklage.  Versteinerungen 

sparsam,  meist  Belemniten. 

2)  1,25 m*  Ebenfalls  gelber,  noch  kohlensaure  Magnesia 

haltiger  Kalk,  zerklüftet  und  in  mehreren 
kleineren  Bänken  abgesondert.  Perisphinctes 
Bolandi. 

3)  0,55 m-  Gelblichweisser , dichter  Kalkstein  mit  vielen 

Versteinerungen.  Rostellarici  bieärinata, 
Terebratulina  Quenstedti , Perisphinctes  Gün- 
ther i ü.  s.  w. 

4)  0,09  m-  Dünngeschieferter,  gelblichweisser,  mergeliger 

Kalk  mit  algenähnlichen  Concretionen  und 
Holectypus  corallinus. 


90 


5)  2 m*  Dichter,  feinkrystallinischer  Kalk  mit  Rhabdo- 

cidaris- Stacheln . 

6)  0,86 m-  Dichter  weisser  Kalkstein  mit  Terebratula 

bisuffarcinata , Pachyclypus  semiglobus,  Lima 
aequilatera , Trochus  jurensis  und  Gasteropoden- 
St  einkernen. 

7)  lm-1 

om  | Weisser  Kalkstein  mit  wenig  gut  erhaltenen 
^ Ueberresten. 

No.  5 — 8 heissen  bei  den  Arbeitern  der  „weisse  Stein“. 

9)  1,6 m-  Weisser,  feinkrystallinischer  Kalk  mit  wenig 

Versteinerungen.  Ostrea  gregaria.  Der  ,,hoh’ 
weisse  Stein“  der  Arbeiter. 

10)  0,04  m-  Weisse,  dünngeschieferte  Mergel. 

11)  0,6 m-  Dichter,  graulichweisser  Kalkstein  mit  theil- 

weise  ver  kiesten  Petrefakten  ; ,, halb  weisser 

Stein“  der  Arbeiter. 

12)  0,55 m-  Gelber,  mergeliger,  mehr  oder  weniger  fester 

Kalk , erfüllt , was  besonders  auf  den  Kluft- 
flächen schön  zu  sehen  ist,  mit  Fiicoides  cf. 
Hechinensis. 

13)  0,45 — 0,5  m-  Gelber  bis  röthlichgelber  wenig  compakter 

Kalk,  tripelähnlich  ohne  Fossile. 

No.  12  u.  13.  heissen  der  ,,rothe  Stein“. 

14)  0,04 m*  Dünngeschieferter , lockerer  Mergelkalk  wie 

No.  10  mit  kleinen  Echinodermen  (Holectypus 
corallinus  und  orificiatus). 

15)  1,05  “■  Gelblich  weisser  Kalkstein,  klüftet  sich  leicht, 

daher  von  den  Steinbrechern  der  ,,schalernde“ 
(abschälende  wegen  seiner  JUüftbarkeit)  Stein 
genannt. 


91 


16)  0,045 m-  Diinngeschieferter  Mergelkalk  mit  kleinen 
Astarten  und  Algenabdrücken. 


17)  \ 

18)  J 


l,5m  In  zwei  Bänken  gesonderter,  gelblich weisser, 


dichter  Kalk  mit  Belemnit. 
und  inflaten  Ammoniten. 


unicanaliculatus 


19)  Im  Schmidtbruch  momentan  unterste,  fast  ganz  vom 

Schutt  bedeckte  Kalkbank,  graulichweiss  mit 
vielen  Versteinerungen.  Darunter  liegen,  vom 
Beschütt  (von  den  Arbeitern  ,,  Abkoth“  genannt) 
überdeckt  , noch  einige  Lagen,  deren  untere 
Grenzbänke  wegen  des  darin  angehäuften 
Reich thums  an  organischen  Ueberresten  von  den 
Arbeitern  den  Namen  ,, Muschelstein“  be- 
kommen haben.  Dieser  Muschelstein,  welcher 
in  einen  oberen  graulichweissen  und  einen 
unteren,  lockeren,  weissen,  grünlich  punktirten 
Kalk  zerfällt,  steht  jetzt  nur  in  einem  ver- 
lassenen kleinen  Bruch  neben  dem  eigent- 
lichen Wengbruch  und  im  Zieglerbruch,  wo- 
selbst er  noch  zur  Kalkgewinnung  benutzt 
wird,  an.  Hier  konnte  ich  folgende  Schichten- 
vertheilung,  gleichsam  die  untere  Fortsetzung 
des  obigen  Profiles,  beobachten: 

Bedeckung:  Kalkstein,  wie  oben. 

1,6 m-  gelblichweisser  Kalkstein. 

0,7  m.  graulichweisser  Kalk  mit  einer  thonigen  Lage 
voller  fukoideenartiger , undeutlicher  Reste. 
Entspricht  wahrscheinlich  No.  19  des  vorigen 
Profiles.  © 

20)  0,58 m-  Graulichweisser , dichter  Kalkstein  mit  einer 

sehr  reichen  Cephalopodenfauna : Aspidoceras 
Altenense,  A.  circumspinosum,  A.  iphicerum , Peri- 
sphinctes  Güntheri , Per.  Achilles , Per.  pohj - 


92 


gyratus , Oppelia  Holbeini , ausserdem  Ostrea 
Quenstedti,  Inoceramuslaevigatus,  Gervülia  sp., 
Geromya  orbiculciris. 

21)  0,8 m-  Weisser,  grünlich  punktirter  Kalk,  reich  an 

kleinen  Scypkien.  Dysaster  granulosus. 

22)  1 m-  Weisslicker  mit  grünlichen  Schnüren  durch- 

zogner  Kalk,  eine  reiche  Fauna  einschliessend. 
PerispMnctes  colubrlmis , Iihynchonella  trilo- 
boicles , Ctenostrea  rudis , Pecten  cornutus, 
vereinzelte  Schwämme  und  viele  Kerne  von 
Myen  ( Panopaea  tellwa,  Geromya  orbicidaris) . 

23)  1,40 m-  Weisser,  kleinspäthiger  Kalk  mit  zwei  Lagen 

von  dunklen  Feuersteinen. 

Unterlage:  Derselbe  Kalk  mit  zerstreuten  Feuerstein- 
knollen.  Gehört  wie  No.  23  bereits  zum 
Kieselnierenkalk  (ßimammatusschichten). 

Die  Juraüblagerungen  bei  Obernöd,  beim  Aich- 
berger,  im  Hattenham mer thälchen , beim  Lippert, 
bei  Marterberg  und  am  Bruckbächel  daselbst. 

Yon  all  diesen  Fundplätzen,  welche  in  der  Gegend 
zwischen  Holzkirchen  und  Hausbach  nördlich  von 
Ortenburg  zerstreut  liegen,  ist  nicht  viel  oder  eigentlich 
fast  nichts  weiteres  zu  berichten,  ausser  dass  eben  wirk- 
liche Juraschichten  daselbst  anstehen  oder  als  solche  einst 
erkannt  werden  konnten;  denn  an  mehreren  der  aufge- 
zählten Punkte  wie  z.  B.  beim  Aich  b erg  er,  beim  Lippert 
sind  die  in  früherer  Zeit  behufs  Gewinnung  des  Kalkes 
gemachten  Aufschürfungen  gänzlich  verfallen  und  mit  stark 
wuchernder  Vegetation  bedeckt,  so  dass  solche  Plätze, 
ausser  man  ist  von  gut  unterrichteten  Leuten  geführt, 
jetzt  gar  nicht  mehr  aufzufinden  sind.  So  auch  im 
Hattenhammerthälchen  und  bei  Marterberg. 


93 


Die  beste  Entblössung  dürfte  vielleicht  noch  das 
Thal  eben  zwischen  Untern  öd  und  Obernöd  an  einer 
unweit  der  letzteren  Ortschaft  gelegenen  Stelle,  wo  unter- 
halb des  Nohholzes  eine  Quelle  am  Waldrand  entspringt, 
bieten  ; von  hier  aus  ziehen  sich  Weissjuraschichten,  aller- 
dings wieder  verdeckt,  in  westlicher  Richtung  einige  Zeit 
lang  fort.  Auch  am  Nohholz  wurde  ehedem  Kalkstein  ge- 
brocken , wie  ein  alter  verlassener  Kaikofen  dicht  bei 
Obernöd  beweist. 

An  sämmtlichen  benannten  Plätzen  besteht  das  Jurage- 
stein aus  dem  Kieselnierenkalk  (Ortenburger  Schichten), 
nur  bei  Marterberg  war  früher  nach  Gümbels*)  Angabe 
noch  die  Unterlage  davon  sichtbar.  In  geologischer  Be- 
ziehung ist  diese  Lokalität  übrigens  weniger  wegen  des 
Jurakalkes  als  der  darauf  liegenden  Procän-  oder  Kreide- 
gebilde (Marterbergschichten  Giimbel  ’s  **)  wichtig,  indem 
sie  eine  der  jüngsten  (untersenon)  und  zugleich  reichsten 
Faunen  in  dei;  mittelbayerischen  Kreideprovinz  aufweist. 
Leider  sind  die  Gruben,  die  in  diesem  grauen,  sandigen 
Kreidemergel  angelegt  waren,  fast  gänzlich  verfallen. 

Juravorkommen  am  Kalk  berge  bei  Voglarn. 

Zwischen  Marterberg  und  Voglarn  nördlich  von  Orten- 
bürg  wird  unterhalb  des  Gehöftes  vom  Kalkberger 
Bauern  Jurakalk  in  einem  grossen  Steinbruch  gewonnen ; 
doch  ist  dieses  Vorkommen  wieder  das  einzige  auf  stunden- 
weite Entfernung 

Der  Kalkbergerbruch  hat  uns  nicht  allein  den  weissen 
Jura  deutlich  in  mehreren  Stufen,  sondern  auch  den  braunen 
Jura  erschlossen;  ferner  erhöht  sich  das  Interesse  für 


*)  Geogn.  Beschreibung  des  ostbayr.  Grenzgebirges  S.  695. 

**■)  1.  c.  S.  723. 


94 


diesen  Platz  noch  dadurch,  dass  die  Lagerung  in  abnormer 
Weise  ausgebildet  ist.  Diese  stratigraphischen  Verhältnisse 
fanden  bereits  von  Egger*)  und  später  vonGümbel**) 
ihre  Würdigung  und  es  existirt  von  den  beiden  Forschern 
je  eine  Abbildung  des  Steinbruches , welche  sich  auf  die 
vordere  NO  Seite  desselben  bezieht.  Hier,  nämlich  gegen- 
über vom  Kalkofen,  bot  sich  früher  eine  Ueberkippung 
seltener  Art  dem  Auge  dar.  Man  konnte  deutlich  zwei  zu 
einander  synklin  geneigte  Flügeltheile  unterscheiden,  wo- 
von ein  jeder  in  seinen  tieferen  Lagen  aus  weissem , in 
seinen  höheren  aber  aus  braunem  Jura  (gelber  Doggerkalk) 
bestand.  In  der  Mitte  zwischen  beiden  hob  sich  ans  ange- 
häuftem Schutte  noch  anstehender  Gneiss  hervor. 

Von  diesem,  wie  von  dem  einen  (dem  linken  vom 
Beschauer  aus  gerechnet)  übergekippten  Flügeltheile  ist 
jetzt  nichts  mehr  zu  sehen.  Letzterer  wurde  wahrschein- 
lich, um  mehr  Raum  zu  gewinnen,  unterdess  abgebrochen. 

Ausserdem  ist  jene  Schutthalde  zwischen  den  beiden 
Schichtenflügeln  vollständig  überwachsen  und  mit  neuem 
Geröll  bedeckt  worden,  wodurch  einige  merkwürdige  Vor- 
kommnisse dem  Blicke  entzogen  wurden.  Doch  kann  man 
noch  deutlich  den  vorspringenden  rechten  Flügeltheil  ge- 
wahren, welcher  von  oben  nach  unten  folgendes  Profil  zeigt : 

Profil  No.  8. 

Bedeckung:  Vegetationsboden. 

1)  Röthlicher  Sandstein,  wahrscheinlich  den 
Brauner  Eisensandstein  des  Doggers  vorstellend. 

Jura.  2)  Ockerige , braungelbe  stark  abfärbende 

Lage. 


*)  Egger.  Der  Jurakalk  von  Ortenburg.  I.  Jahresber.  des  naturinst. 
Vereines  zu  Passau  S.  381 

**)  Gümbel.  Geogn.  Beschreibg.  des  ostbayr.  Grenzgeb.  S.  695. 


Brauner 

Jura. 


3)  2,2 m-  Gelber,  späthiger,  feinoolithischer 

Kalk  mit  Krinoideenresten,  Stepha- 
noceras  macroceplialum , Avicula 
Mim  st  er  i,  Opis  similis,  Lima 

gibbosa , Myoconcha  crassa , Tham- 
nastraea  u.  s.  w.  (Crinoideenkalk 
Egger ’s  und  Gümbel’s). 


' 4) 
5) 


Biarmatus- 
stufe  (No.  4) 
und  < 
Glaukonit- 
bank. 


0,15 m-  Brauner,  oolithischer  Kalkmergel. 

0,1  m-  Bräunliche,  etwas  heller  als  No.  4 
gefärbte,  kleinknollige  Schicht  mit 
viel  Glaukonit.  Beide  Lagen  (4  u.  5) 
sind  ziemlich  petrefaktenreich  : 
Helemnites  hastatus , Harpoceras 
Henrici , Perisphinctes  cf.  plicatilis, 
Plicatula  impressae , Macrodon 
aemulum,  Scyphien  u.  viele  undeut- 
liche Gasteropodenkerne. 

0,2  m-  Dichter,  weisslicher  Kalkstein,  eben- 
falls noch  mit  Glaukonitputzen. 


Transver- 

sariusstufe. 


7)  0,75 m-  Graulich weisser  Kalkstein,  durch 

gelbliche  Streifen  unterbrochen. 
Harpoceras  Arolicum. 

8)  Unterlage:  Hellerer  Kalk,  hie  und  da 

grünlich  punktirt.  Y erstein  er  ungen 
die  der  Transversariusstufe.  Ohne 
Feuersteine. 

Durch  eine  Schutthalde  getrennt, 
folgt  rechter  Hand  davon  der 


Bimam- 

matusstufe. 


9.  Kieselnierenkalk.  Grauweisser  Kalk  mit 
viel  Feuersteinknollen.  HhyncJion. 
lacunosa. 


Diess  sind  die  Verhältnisse,  wie  sie  sich  an  den  an- 
stehenden Gesteinen  zunächst  des  Kalkofens  ergeben;  ein 


96 


enger,  von  hohen  Schutthalden  umgebener  Weg  führt  von 
da  in  den  eigentlichen  Steinbruch,  als  dessen  Haupthruch- 
gestein  der  Kieselnierenkalk  zur  Verwendung  kommt. 
Seine  Lagen  zeigen  sich,  wie  nicht  leicht  sonstwo  zu  be- 
obachten, der  Kreuz  und  Quere  nach  zerklüftet  und  weisen 
an  vielerlei  Stellen  Gleit-  und  Rutschflächen  auf.  Dennoch 
kann  ein  übereinstimmendes  Fallen  (NO  Stunde  l8/s~)  mit 
einer  sehr  starken  Neigung  (80° — 90°)  constatirt  werden. 

Allein  dabei  ist  zu  beachten , dass  wir  es  hier  mit 
iiberworfener  Schichtenstellung  zu  thun  haben;  denn  auf 
der  einen  Seite  (der  linken  vom  Eingänge  aus  gerechnet) 
des  Bruches  findet  sich  dem  Kieselnierenkalk  noch  die 
Stufe  des  Pelioceras  transversarium  als  graulichweisser  Kalk 
mit  vielen  grünen  Flecken  (einschliessend  Perisphinctes 
plicatilis , Per.  Martelli,  Harpoceras  Arolicum,  Terebratula 
Stochari  u.  s.  w.)  aufgelagert , und  andrerseits  schiesst 
unter  dem  Jurakalke,  ebenfalls  steil  verstürzt  (mit  der- 
selben Fallrichtung  versehen,  wie  die  Juralagen  im  Stein- 
bruch selbst),  ein  Kreidemergel  ein.  Um  diess  sehen  zu 
können , muss  man  den  Bruch  verlassen  und  rechts  vom 
Strässchen , das  zum  Hof  des  Kalkberger  Bauern  auf  die 
Hohe  hinauf  führt,  die  steile  und  ungebahnte  Böschung 
hinabsteigen , wo  dann  der  Plänermergel  in  jäher  Ent- 
blössung  zum  Vorschein  kommt. 

Es  unterliegt  demnach  keinem  Zweifel,  dass  nicht 
allein  die  kleine  Parthie  am  Kalkofen,  sondern  sämmtliche 
im  Kalkberger  Bruch  anstehende  Sedimentärschichten  eine 
Ueberkippung  erfahren  haben. 

Diese  beträchtliche  Lagerungsstörung  kann  somit  nur 
nach  Absatz  der  Kreide  erfolgt  sein ; die  speciellen 
Ursachen  hierfür  sind  aus  der  Umgebung  nicht  leicht  zu 
entnehmen.  Doch  dürften  dieselben  wahrscheinlich  auf 
ursprüngliche  Auswaschung  der  Unterlage  jener  Sediment- 
gebilde und  nachfolgender  Ueberstürzung  der  letzteren 


97 


zurückzuführen  sein.  Denn  dass  diese  Störung  nur  eine 
lokale  war,  dafür  spricht  der  Umstand,  dass  in  nur  ge- 
ringer Entfernung  davon  am  Thalrand  des  Bächleins  bei 
Untervoglarn  die  Kreideseliichten  in  fast  horizontaler  Lage 
sich  befinden. 

Was  das  Auftreten  der  Transversariusstufe  beim  Kalk- 
berger betrifft,  so  hatte  schon  0 p p e 1 Gelegenheit,  mehrere 
ihr  zugehörige  Ammoniten  von  diesem  Platze  untersuchen 
zu  können.  Da  er  nur  von  dem  Vorkommen  eines  mit 
Feuersteinknollen  versehenen  Kalkes  daselbst  wusste,  brachte 
er  irrthümlich  jene  Erfunde  mit  dem  Kieselnierenkalk  in 
Verbindung  und  führte  dieselben  als  aus  dem  letzteren 
stammend  auf..*) 

Ich  habe  jedoch  an  Ort  und  Stelle  mit  Sicherheit 
wahrnehmen  können , dass  die  Versteinerungen  erstge- 
nannter Stufe  sich  nur  auf  ein  grüngeflecktes,  dichtes 
Kalkgestein  ohne  Kieselknollen  beschränken,  welches,  wie 
bereits  erwähnt,  bloss  die  eine  Seite  des  Bruches  einnimmt 
und  sich  somit  deutlich  vom  Schichtenkomplex  des  eigent- 
lichen Kieselnierenkalkes  abhebt. 

Auch  seine  Angabe**),  dass  Voglarn  zu  den  Fund- 
stellen einer  rein  ausgebildeten  Cephalopodenfacies  der 
Transversariusschichten  gehöre , kann  durch  die  nicht 
seltenen  Funde  von  Scyphien  nicht  mehr  streng  aufrecht 
erhalten  werden. 

Juravorkommen  bei  Fürstenzell. 

Als  die  letzten  und  zugleich  am  weitesten  südlich  ge- 
legen en  Fundstellen  vom  niederbayerischen  Jura  haben  wir 


*)  Opp el- Wa agen : Ueber  die  Zone  des  Ammon,  transvers. 
Beneke’s  geogn.  palaeont.  Beiträge  I.,  2.  S.  236. 

**)  loc.  citat.  S.  222. 


7 


98 


endlich  noch  die  Ablagerungen  bei  Fürstenzell,  2 */*  Stunden 
S.  von  Passau  entfernt,  zu  verzeichnen. 

Es  ist  wieder  nur  der  Kieselnierenkalk,  der  zu  Tage 
tritt  und  zwar  an  zwei  Punkten. 

Einmal  zunächst  der  Oberin  üble  an  der  Fürstenzeller- 
Strasse,  wo  zwei  kleine  Brüche  in  ihm  angelegt  sind ; in 
dem  grösseren  davon , dem  nach  Scheuereck  gehörigen 
Uettlbruch,  lassen  sich  unter  einer  6ra-  mächtigen  Sand- 
decke (miocaen)  fünf  Bänke  je  zu  0,7  m-  mit  einer  schwachen 
Schichtenneigung  (5°)  nach  Norden  erkennen. 

Ferner  im  Thälchen  zwischen  Scheuereck  und 
Spirkenöd  an  einem  Bächlein  unterhalb  des  letztge- 
nannten Gehöftes.  Die  Bedeckung  wird  ebenfalls  durch 
tertiären  Sand  gebildet  und  nirgends  zeigt  sich  die  Grenze 
desselben  gegen  den  Jura  mit  den  vielen  Bohrmuschel- 
löchern in  letzterem  schöner  wie  hier , weshalb  wir  die 
Abbildung  eines  kleinen  Aufschlusses  von  da,  welcher  diese 
Verhältnisse  gut  vor  Augen  führt,  beisetzen  (tab.  III. 
%•  2). 

Zu  gleicher  Zeit  gibt  diese  Skizze  überhaupt  ein  Bild 
vom  gewöhnlichen  Auftreten  der  Juragesteine  in  unserem 
Bezirke.  Eine  meist  mit  dichter  Vegetation  bedeckte 
hügelförmige  Erhöhung  des  Terrains , welche  in  ihrem 
unteren  Theile  aus  Juraschichten  besteht,  lässt  schon 
äusserlich  ihr  Vorkommen  vermutken.  Auf  letzteren 
breitet  sich  eine  muschelreiche  tertiäre  Ablagerung  aus, 
und  verbirgt  dieselben  einer  direkten  Beobachtung , wenn 
nicht  durch  Gewässer  eine  geringe  Entblössung  verursacht 
wurde.  Selbst  die  grössten  Aufschlüsse,  wie  die  von 
Söldenau,  verhalten  sich  diesem  allgemeinen  Plane  analog, 
nur  gehen  sie  mehr  in  die  Tiefe  und  der  Kalkstein  wird 
vertikal  nach  unten  so  weit  herausgebrochen , bis  das  in 
grösserer  Menge  sich  ansammelnde  Wasser  der  ferneren 
Arbeit  eine  Grenze  setzt. 


99 


In  unserem  speciellen  Fall , wo  allerdings  der  Jura- 
kalk nur  die  dürftigste  Aufdeckung  erfahren  hat,  stellt  b. 
den  grünen,  miocänen  Sand,  von  vielen  zerbrochenen 
Schalenresten,  Fischzähnen  u.  dg] . erfüllt,  dar;  a.  ist 
gelblicher,  jüngerer  Sand  mit  starkem  Thongehalt  und  d. 
der  Kieselnierenkalk.  An  seiner  Grenze  gegen  das  Tertiär 
sind  in  einer  0,5  m-  mächtigen  Lage  die  Kieselausscheidungen 
sehr  bedeutend  gehäuft,  wie  sie  der  unterliegende  vielfach 
zerklüftete  Kalk  nicht  in  dem  Maasse  aufweist.  Unmittelbar 
unter  dem  Sand  liegt  eine  Kruste  von  kieseligem  Braun- 
eisenstein auf  dem  Kalke  (c.),  wovon  sich  direkt  die  Bohr- 
löcher , gleichfalls  mit  einer  dünnen , kieselsäurehaltigen 
Brauneisenlage  und  hie  und  da  noch  mit  dem  Steinkern 
der  Muschel  versehen , in  das  unterliegende  Gestein , den 
alten  Meeresboden  der  Miooäniiberfluthung,  hineinziehen. 


B.  Beschreibung  der  einzelnen  Formationsglieder. 


Prauner  Bitra  (Pocket*). 

Unterste  Juraglieder.  Eisensaudstein. 

Den  Reigen  der  jurassischen  Gebilde  im  niederbayeri- 
schen Jurabezirke  eröffnet  nicht  die  Liasformation,  die  wir 
übrigens  schon  bei  Münster  vermisst  haben;  diejenigen 
unbestrittenen  Juraglieder  nämlich,  die  als  die  ältesten 
erkannt  werden  konnten , gehören  unzweifelhaft  dem 
Dogger  an. 

Ein  analoges  Verhalten  zeigt  sich  bekanntlich  auch 
in  dem  Krakauer  (Galizien,  siidwestl.  Polen)  und  baltischen 
Jura-Distrikte. 


7 


100 


Bevor  wir  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Formations- 
abtheilungen übergeben , müssen  wir  noch  eines  eigen- 
tümlichen, liasähnlichen  Gesteines  von  Yoglarn  kurz 
Erwähnung  thun.  Dasselbe  stammt  aus  der  Schutthalde 
jener  oben  geschilderten  Ueherkippung  am  Kalkofen  hei 
Yoglarn,  ist  jedoch  jetzt  daselbst  nicht  mehr  sichtbar. 
Als  grünlichbrauner  mit  vielen  Eisenoolithkörnercheu 
durchsetzter  Mergel  ähnelt  es  sehr  gewissen  Liasschichten 
vom  Bodenwöhrer  Becken,  so  dass  man  vom  petrographi- 
schen  Standpunkt  aus  leicht  auf  das  gleiche  Alter  schlossen 
möchte.  Hiefiir  ist  in  den  dortigen  Lagerungsverhältnissen 
auch  kein  Gegenbeweis  zu  finden,  da  die  fragliche  Lage 
am  genannten  Platze  über  den  Dogger  aus  dem  Beschütt 
hervorgestanden  hat,  also  bei  normalem  Bestände  diesen 
unterlagert  hätte.  Aber  abgesehen  davon,  dass  an  be- 
sagter Stelle  über  den  deutlich  erkennbaren  Schichtenlagen 
der  bunte  Wirrwarr  von  allerlei  Gesteinsarten,  halb  ver- 
hüllt mit  zufälligem  Schutt,  den  Gedanken  einer  sekundären 
Lagerstätte  nicht  ausschliesst , widerspricht  der  Annahme 
für  Lias  der  cretacische  Charakter  eines  aus  diesem  grau- 
braunen Oolith  stammenden  Ammoniten,  welcher  im 
A.  varians  einen  seiner  nächsten  Verwandten  besitzt. 

Für  die  untersten  Lagen  unserer  Jurabildungen  ist 
kein  anderer  Aufschluss  mehr  vorhanden , als  der  soeben 
berührte  übergekippte  Flügeltheil  im  Kalkbergerbruch  bei 
Yoglarn.  (Vergl.  Profil  8). 

Hier  bestehen  die  hängendsten  Bänke  aus  einem 
lockeren,  hellbräunlichen  Sandstein  von  nicht  zu 
grobem  Korn.  Die  Quarzkörnerchen  werden  durch  ein 
schwaches,  etwas  eisenschüssiges  Bindemittel  zusammenge- 
halten. Kleine  schwarze  Pünktchen  finden  sich  dazwischen 
zerstreut  vor.  Mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  darf  man 
benannten  Sandstein  zum  Eisen  Sandstein  (Stufe  des 


101 


Harpoceras  Murchisonac)  stellen,  obwohl  organische  Reste 
darin  fehlen. 

Ein  sehr  gering  mächtiger  Streifen  von  mulmigem 
Brauneisenstein  scheidet  denselben  von  den  folgenden  gelbeh 
Kalken. 


Gelbe  spätliige  Doggerkalke. 

^eiilonicr  Sdjtdjtm. 

Wir  gelangen  nun  zur  Untersuchung  eines  sehr  wichtigen 
Gliedes  in  der  niederbayer.  Juraprovinz ; es  ist  diess  das- 
jenige Braunjuragestein,  welches  bisher  von  Egger  und 
Gümbel  als  Crinoideenkalk  der  Ortenburger  Gegend  be- 
zeichnet worden  war. 

Darunter  sind  späthige,  mehr  oder  minder  oolithische, 
gelbe,  von  vielen  feinen  Crinoideenstielen  durchzogene 
Kalke,  die  mit  thonigen  Bestand theilen  verunreinigt  sind, 
zu  verstehen. 

Der  in  Säure  nicht  lösliche  (thonige)  Rückstand  be- 
trägt 14  °/o.  Ferner  kann  man  Spuren  von  Magnesia  nach- 
weisen.  Die  gelbe  Farbe  dieser  Schichten  rührt  vom  bei- 
gemengten Eisenoxydhydrat  her. 

Die  oolithische  Struktur  verleugnet  sich  nie  vollständig; 
zwar  ist  dieselbe  meist  nur  untergeordnet  entwickelt,  scheint 
aber  am  stärksten  an  der  oberen  Grenze  zu  herrschen,  ohne 
dass  man  jedoch,  darauf  fussend,  eine  bestimmte  Bank  von 
den  unteren  Lagen  abtrennen  könnte.  Im  Gegentheil 
weisen  diese  gelben  Kalke  in  vertikaler  Richtung  eine 
strenge  Continuität  auf ; sie  stimmen  ferner , obwohl  an 
jedem  einzelnen  Fundpunkte  mit  einer  etwas  anderen 
Schattirung  versehen,  im  Allgemeinen  immer  überein,  so- 
wohl im  äusseren  Habitus  als  in  der  Fauna. 


102 


Das  typische  Zeitlarner  Vorkommen  begreift  einen 
intensiv  gelben  bis  braungelben,  etwas  tbonigen  Kalkstein 
in  sieb , aus  welcher  Hauptmasse  sich  die  zarten  Durch- 
schnitte der  glänzend  weissen  Crinoideenglieder  sehr  hübsch 
herausheben  (von  den  dortigen  Landleuten  wird  deshalb 
dieser  Kalkstein  ,,Flinserlnsteinu  genannt). 

Auf’s  Genaueste  stimmt  damit  der  gelbe  Doggerkalk 
(Crinoideenkalk)  von  Münster  bei  Straubing  (s.  Seite  66) 
überein,  welcher  in  Handstücken  vom  Zeitlarner  nicht  zu 
unterscheiden  ist. 

Der  hierher  gehörige  Kalkstein  von  Voglarn  ist 
weniger  mit  thonigen  Bestandlheilen  verunreinigt,  daher 
etwas  lichter  gefärbt  und  compakter ; er  bekommt  beim 
Poliren  ein  marmorartiges  Aussehen. 

Das  Dinglreuther  Gestein  endlich  besitzt  eine  dunklere 
Färbung  und  zeigt  am  besten  die  oolithiscke  Struktur, 
welche  hier  übrigens  in  den  unteren  Lagen  schwächer 
wird,  während  zugleich  jene  rein  gelbe  Farbe,  wie  sie  bei 
den  bisher  besprochenen  Plätzen  ausgebildet  ist,  die  Ober- 
hand gewinnt.  Aus  der  Tiefe  des  kleinen  Dinglreuther 
Bruches  ist  ferner  ein  gewiss  noch  hierher  zu  rechnendes 
Gestein  herausgesehafft  worden , das  bereits  Quarzkörner 
aufgenommen  hat,  ausserdem  in  frischem  Zustand  bläulich 
gefärbt  erscheint.  Letzteres  rührt  jedenfalls  von  einem 
Eisenoxydulsalz  her ; denn  gar  bald  sieht  man  die  Ränder 
des  einige  Zeit  der  Luft  ausgesetzten  Gesteines  sich  gelb 
färben  in  Folge  der  Oxydatiou  in  die  Eisenoxyd  Verbindung. 

Unter  dem  Microscope  ergibt  die  Untersuchung  der 
Dünnschliffe  zahlreiche,  helle , meist  mit  der  Zwillings- 
streifung versehene  Kalkspath-Individuen,  zwischen  welchen 
viele  organische  Reste , wie  Foraminiferen  (hauptsächlich 
im  Voglarner  Gestein),  Bryozoen  und  am  häufigsten  Echi- 
nodermenbruchstücke  liegen.  Auf  diese  organischen  Theile 
concentrirt  oder  zwischen  denselben  und  den  Calcit- 


lOo 


kryställchen  vertheilt  finden  sicli  die  thonigen  und  eisen- 
reichen Bestandteile  vor. 

Die  Mächtigkeit  ist  im  Ganzen  nur  gering.  Der 
alleinige  Platz,  wo  sie  sichtbar  ist  (2,2  m),  befindet  sich  im 
Kalkbergerbruche  bei  Voglarn. 

Der  Name  Criuoideenkalk  für  die  in  Rede  stehen- 
den Gebilde  wurde  zuerst  von  Egger  *)  1857  gegeben  und 
später  von  Giimbel**)  angenommen.  Allein,  wenn  auch 
viele  dünne  Crinoideenglieder  in  der  Kalkmasse  zerstreut 
sind,  so  gelangen  dieselben  doch  nicht  zu  einem  dominiren- 
den  Gesteinsbestandtheil  und  man  darf  durchaus  nicht  an 
eine  mit  grossen  Stielen  versehene  Crinoidenbreccie  denken. 
Andrerseits  wird  dieselbe  Bezeichnung  auf  mehrere  teil- 
weise ebenfalls  dem  Dogger  zugehörige  Gesteine  aus  dem 
alpinen  Gebiete  angewendet.  Da  diese  letzteren  unserem 
Crinoideenkalk  räumlich  nicht  so  entfernt  stehen  und  man 
am  Ende  durch  die  gleichlautenden  Namen  verführt  , au 
eine  direkte  Verbindung  beider  übrigens  ganz  verschieden 
charakterisirten  Ablagerungen  denken  könnte,  mag  es 
vielleicht  zweckmässig  erscheinen,  den  Namen  Crinoideen- 
kalk für  die  niederbayerischen  Doggerabsätze  zu  verlassen 
und  dafür  einfach  gelbe,  späthige  Doggerkalke,  be- 
ziehungsweise Doggeroolithe  zu  setzen  oder  die  Lokal- 
bezeichnungsweise, Zeitlarner  Schichten,  der  Kürze 
halber  zu  gebrauchen. 

Was  nun  ihre  Fauna  betrifft,  so  deutet  dieselbe  auf 
oberes  und  unteres  Callovien  nebst  Bathonien  mit  An- 
kläugen  aus  dem  oberen  Unteroolith.  Wie  sich  im  Ge- 
stein in  vertikaler  Richtung  keine  petrographische  Differenz 
ergeben  hat,  so  ist  man  auch  nicht  im  Staude,  bestimmte 


*)  I.  Jahresbericht  d.  naturhistor.  Vereines  zu  Passau  S.  41. 

**)  Güirjbel.  Das  ostbayer.  Grenzgeb.  S.  695. 


104 


paläontologische  Zonen  darin  zu  unterscheiden,  welche  ge- 
wisse, auch  in  stratigraphischer  Beziehung  scharf  fixirte, 
Niveau’s  vertreten  würden.  Wohl  mag  es  sein,  dass  sich 
gegen  die  obere  Grenze  die  Callovienpetrefakte  häufen,  aber 
immerhin  sind  sie  nicht  rein  ansgeschieden , wie  diess  bei 
dem  folgenden  Yer zeichniss  aus  den  Dinglreuther  Oolitli- 
kalken  hervorgeht , wo  ich  dicht  unter  dem  weissen  Jura 
vorliegende  Versteinerungen  herausschlagen  konnte: 

Stephanoceras  macrocephalum  Scliloth. 

,,  Herveyi  Sow. 

Perisphinctes  funatus  Opp. 

,,  Moorei  Opp. 

,,  aurigerus  Opp. 

,,  curvicosta  Opp. 

,,  Orion  Opp. 

Harpoceras  punctatum  Stahl. 

,,  Brighti  Pratt. 

Cosmoceras  Jason  Rein.  sp. 

Nautilus  Calloviensis  Opp. 

Trochus  bijugatus  Quenst. 

Goniomya  Y scripta  Sow.  sp. 

Myoconcha  crassa  Sow. 

Corbis  Madridi  d’Arch.  sp. 

Inoceramus  sp. 

Gervillia  acuta  Sow. 

Avicula  Miinsteri  Bronn. 

Hinnites  abjectus  Phi  11.  sp. 

Pecten  Rypheus  d’Orb. 

„ fibrosus  Sow. 

,,  spathulatus  Roem. 

Terebratula  zur  Gruppe  der  perovalis  gehörig. 

Rhynchonella  Morieri  Dav. 

,,  cf.  subtetraedra  Dav. 

Berenicea  diluviaua  Lam.  sp. 


105 


Diese  aufgezählten  Fossilreste  stammen  alle  ans  unge- 
fähr einer  Horizontalen;  den  tieferen  Lagen  ist  leider 
daselbst  nicht  gut  beizukommen.  Die  beiden  anderen 
Aufschlussstellen  bei  Zeitlarn  und  Voglarn  sind  jetzt  keine 
brauchbaren  Fundplätze  in  paläontol.  Hinsicht  mehr  und 
so  kommt  es,  dass  ich  selbst  nicht  konstatiren  konnte,  ob 
eine  Fauna  wie  diese  beigefügte  sich  auch  bis  zur  unteren 
Grenze  der  ganzen  Ablagerung  erstreckt  oder  ob  in  den 
letzteren  Regionen  mehr  die  Vertreter  des  Bathonien  und 
des  Unteroolithes  vorherrschen  oder  ob  schliesslich  der 
Reich thum  an  Versteinerungen  sich  bloss  am  oberen  Theile 
concentrirt  hat.  Doch  das  sind  am  Ende  Fragen,  die  bei 
unserem  relativ  nur  gering  mächtigen  Gestein  nicht  die 
Bedeutung  in  Anspruch  nehmen  können , wie  sie  unter 
sonst  ähnlichen  Umständen  bei  einem  Schichtencomplex 
von  beträchtlicher  Höhe  gewürdigt  zu  werden  verdienten. 
Genügen  wird  es  vielleicht , wenn  ich  im  Allgemeinen  in 
folgender  Liste  die  Erfunde  aus  den  gelben  Oolithkalken 
von  Zeitlarn  (Z.)  und  Voglarn  (Kalkberger  Bruch,  V.) 
beisetze.  Dieselben  wurden  hauptsächlich  in  früherer  Zeit 
von  Herrn  Dr.  Egger  in  Ortenburg  (jetzt  in  Passau), 
welcher  sie  mir  in  freundlichster  Weise  zur  nochmaligen 
Durchbestimmung  *)  vorwies,  gesammelt. 

Stephanoceras  macrocephalum  Schloth.  V.  Z. 

Perisphinctes  funatus  0 p p.  Z.  V. 

Ostrea  Amor  d’Orb.  V. 

Pecten  spathulatus  Roem.  (Laube)  Z. 

,,  demissus  Be  an  Z.  V. 


*)  Hiebei  wurden  namentlich  die  beiden  Publikationen  von  Laube: 
Die  Bivalven  (beziehungsw.  die  Gasteropoden)  des  braunen  Jura  von 
Balin  (Denkschriften  der  math.  phys.  Classe  der  Wiener  Akademie 
Band  27  und  28)  benutzt. 


Pecten  Rypheus  d’Orb.  Z.  V. 

,,  fibrosus  S o w.  Z.  Y. 

„ vagans  S o w.  Y. 

,,  vimineus  S o w.  Z. 

,,  textorins  Quenstedt  (Jura  t.  G7  f.  5)  Z. 
Limea  duplieata  Münst.  Z. 

Lima  semicircularis  Goldf.  Y. 

,,  gibbosa  Sow.  Y. 

Hinnites  abjectus  Phill.  sp.  Z. 

Tricbites  sp.  (Quenst,  Jura  t.  59  f.  12)  Y. 
Avicula  Müusteri  Bronn.  Y.  Z. 

Modiola  gibbosa  Sow.  Z. 

,,  imbricata  Sow.  Z. 

Myoconcha  crassa  S o w.  Y. 

Corbis  Madridi  d’Arch.  sp.  Z. 

,,  obovata  Laube  Z. 

Opis-  similis  Sow.  sp.  Z.  Y. 

Astarte  modiolaris  Lara.  Z. 
ef.  Jsocardia  cordata  Buckm.  Z. 

Pliolodomya  crassa  Ag.  Y. 

Chemnitzia  lineata  Sow.  Z. 

Trochus  Niortensis  d’Orb.  Z. 

Chrysostoma  papilla  Heb.  et  Desion  geh.  Z. 
Pleurotomaria  conoidea  De  sh.  Z. 

„ Agathis  Deslong  Z. 

Terebratula  intennedia  Sow.  Z. 

Rhynchonella  Morieri  Dav.  Y. 

,,  minuta  Buvign.  Z. 

,,  cf.  Fürstenbergensis  Quenst.  sp.  Z. 

Holectypus  depressus  Leske  sp.  (Desor.)  Y. 
Pentacrinus  nodosus  Quenst.  Z. 

Millericrinus  wahrscheinl.  rotiformis  d’Orb.  Z. 

„ aff.  echinatus  Goldf.  sp.  Z. 

Apiokrinitenkronen.  Y, 


107 


Diverse  Crinoideen stiele  V.  Z. 

Rbabdocidaris  sp.  *)  V. 

Pustulopora  straminea  Phil.  sp.  Z. 

(=  P.  Quenstedti  Waagen.) 

Thamnastraea  Defranciana  Mich.  sp.  V. 

Montlivanltia  sp.  Z. 

Serpula  sp.  Z. 

Verschiedene  undeutliche  Scyphien  u.  Anthozoeu  V.  Z. 

Wahrscheinlich  entstammt  diesem  Kalke  auch  die 
Scyphia  cariosa  M ü n s t.  in  G o 1 d f u s s Petref.  german. 
t.  2.  f.  16,  welche  in  der  Beschreibung  als  aus  einem 
eisenschüssigen  Kalk  in  der  Gegend  von  Passau  ange- 
führt ist. 

Wir  linden  also , wenn  wir  die  Gesammtfauna  der 
o Lokalitäten  übersehen,  einmal  Formen  (wenn  .auch  nicht 
sehr  viele)  des  Unteroolithes  vorhanden.  Davon  sind  es 
zumeist  solche,  die,  obwohl  gewöhnlich  im  Unteroolith  vor- 
kommend, in  einigen  Distrikten  sich  auch  in  etwas  höhere 
Regionen  hinaufziehen.  Ferner  und  zwar  in  der  Ueberzahl 
sind  Arten  aus  dem  Bathonien  und  besonders  aus  dem 
Callovien  vertreten.  Berücksichtigen  wir  vorzugsweise  die 
Cephalopoden  zur  genaueren  Altersbestimmung,  so  müssen 
wir  zu  dem  Schlüsse  kommen,  dass  die  gelben,  nieder- 
bayerischen Dogge  roolit  he  in  ihrer  Fauna, 
eine  Vereinigung  der  sonst  auf  mehrere  be- 
stimmte Niveau’ s vertheilten  Einzelfaunen 
des  braunen  Jura  dar  stellen,  dass  aber 
hiebei  die  Formen  des  Callovien  prävaliren. 

Sieht  man  sich  nach  einem  analogen  Verhalten  in 
andern  Gebieten  um,  so  findet  man  im  fränkischen  Jurazug, 


*)  confer  Laube:  Di§  Echhiodeimen  des  braunen  Jura  voa 
Ralin  fab.  II.  f.  7 a.  und  b, 


108 


als  dessen  östliche  Fortsetzung  ruan  die  niederbayerisclien 
Juravorkommnisse  und  zwar  gewiss  nicht  mit  Unrecht 
auffassen  kaun,  allerdings  auch  eine  gewisse  Concentrirung 
einzelner  Doggerschichten.  Eine  petrographisch  ähnliche 
Entwicklung  besteht  nämlich  vom  oberen  Unteroolith  bis 
zum  oberen  Callovien  (d.  h.  exclus.  des  weichen,  grauen 
Ornatenthones),  aber  immerhin  hebt  sich  das  untere  Callo- 
vien mit  Sicherheit  hervor  gegenüber  den  etwas  mehr  ver- 
schwommenen (paläontologisch  jedoch  noch  trennbaren) 
Bath-  und  Parkinsonistufen. 

Zu  einer  überraschenden  Ueber  ein  Stimmung  in  der 
Fauna,  mit  welcher  auch  eine  petrographische  Aehnlichkeit 
im  Gestein  parallel  läuft , gelangt  man  aber,  wenn  man 
die  räumlich  viel  weiter  entfernten  Doggerablagerungen 
im  Krakauer  Jurabezirk  (Galizien,  südwestl.  Polen)  mit  in 
Betracht  zieht.  Dort  ist  bekanntlich  der  braune  Jura 
ausser  einer  tieferen  lockeren  Sandsteinschicht  mit  Inoce- 
ramus  polyplocus , auf  welcher  man  im  Hangenden  häufig 
noch  eine  eisenreiche  Thonbank  voll  Perisphinctes  Par- 
Jcinsoni  erkennen  kann,  durch  eine  2 — 4 Fuss  mächtige 
Oolithbank  vertreten,  deren  Einschlüsse,  von  den  öster- 
reichischen Geologen  auf  das  Genaueste  studirt,  ebenfalls 
auf  eine  Vereinigung  von  mehreren  Doggerstufen  unter 
Vorwaltung  des  Callovien*)  hinweisen.  Fast  alle  nun  in 
obigem  Verzeichnisse  aufgeführteu  Fossile  haben  auch  in 
diesen  Krakauer  oder  (nach  dem  Hauptfundplatz  be- 
nannt) Baliner  Oolithen  ihr  Lager ; nur  ist  diese 
letztere  Fauna  wegen  der  grossartigen  Ausbeute  natürlich 
viel  reichhaltiger.  Eine  Species  sogar  aus  unseren 


*)  Vergleiche  übrigens  Neumayr  die  Cephalopodenfauna  der 
Oolithe  von  Balin  bei  Krakau  (Abhandlungen  der  k.  k.  geol.  Rcichs- 
anstalt  V.  Heft  2) ; ferner  die  beiden  oben  citirten  Publikationen  von 
Laube. 


109 


Doggerkalken  nämlich  Corbis  obovata  war  bisher  nur 
aus  dem  Baliner  Oolith  bekannt. 

Tn  Anbetracht  dieser  Identität  in  der  Fauna  sowie 
der  ähnlichen  Ausbildung  in  petrographischer  Beziehung, 
ferner  der  gleichfalls  geringen  Mächtigkeit  des  Lagers 
und  bei  keiner  durchgreifenden  Verschiedenheit  der  übrigen 
Juraglieder,  ist  demnach  sehr  der  Vermuthung  Raum  ge- 
geben, dass  einerseits  die  niederbayerischen  Doggeroolith- 
kalke,  andrerseits  jene  Baliner  Oolithe  nicht  nur  unter 
gleichen  Bedingungen  sich  abgesetzt  haben , sondern  dass 
sie  auch  Niederschläge  von  zusammenhängenden  Meeres- 
gebieten gewesen  sein  mochten.  Eine  ungünstige  Terrain- 
figuration , wie  z.  B.  ein  querlaufender  Urgebirgswall  ist 
in  den  zwischenliegenden  Territorien  nicht  vorhanden  und 
widerspricht  deshalb  dieser  Annahme  nicht. 

Wir  geben  zum  Schlüsse  noch  eine  Uebersicht , wo- 
nach die  aus  unseren  Doggerkalken  gefundenen  organischen 
Ueberreste  sich  auf  die  in  den  sonstigen  Jurabezirken  ein- 
gehaltenen Etagen  vertheilen: 

Dem  Unteroolith  Englands  und  Frankreichs  ge- 
hören  an:  Trochus  Niortensis , Pleurotomaria  Agathis , 
Thamnastraeci  Defranciana. 

Im  Unteroolith  und  im  Bathonien  Englands 
und  Frankreichs,  sowie  ferner  im  braunen  Jura  y und  ö 
Schwabens  kommen  vor  : Avicula  Münsteri,  Pccten  demissus, 
vimineus,  Himites  abjcctus,  Lima  gibbosa,  Mgoconcha  crassa , 
Goniomya  V scripta , Opis  similis , Astarte  modiolaris , 
Trickites  sp P entacrinus  nodosus , Pustulopora  straminea. 

Der  Bathformation  sind  vorzüglich  eigen : Peris- 
pTiinctes  Moorei , aarigeras,  Pecten  vagans , Modiola  imbri- 
cata,  Gorbis  Madridi , Gervillia  acuta , Pccten  Pypheus , 
Terebratula  intermedia , Rhynchonella  Morieri 

Im  Callovien  und  Bathonien  Englands  und 
Frankreichs,  sowie  im  braunen  Jura  e (pars)  Schwabens 


110 


finden  sich:  Pccten  fibrosus , Limea  duplicata , Modiola 
gibbosa,  Holectypus  depressus. 

Für  das  Callovien  sind  charakteristisch:  Stephano  - 
ceras  macrocephalum , Herveyi,  Perisphinctes  funatus , curvi- 
costa , Orion,  Harpoceras  Brighti , punctatnm , Cosmoceras 
Jason,  Ostrea  Amor,  Pecten  spathidatus,  tcxtorias  Qnenst , 
Chrgsostoma  papilla , Millericrinus  rotiformis , Trochus 
bijugatus,  Phynchoneüa  minuta. 

Eine  grössere  vertikale  Verbreitung  endlich  besitzen 
Plenrotomaria  conoidea  (Unter oolith  bis  Callovien)  und 
Chemnitzia  lineata  (Unteroolith  bis  Oxfordien). 


|Ueif]cr  3ura  (Pnlm). 

Stufe  des  Aspidoceras  biarmatum. 

Pinglreutfier  jBdjidjtett. 

a.  Biarmatusbank  von  Dinglreuth. 

Die  durch  Aspidoceras  biarmatum  charakterisirte, 
unterste  Malmstufe  ist  im  niederbayerischen  Territorium 
an  zwei  Stellen,  nämlich  bei  Dinglreuth  und  an  der 
Voglarner  Ueberkippung,  aufgedeckt. 

Was  die  Lager ungsverhältnisse  an  der  ersterwähnten 
Lokalität  betrifft,  so  verweisen  wir  auf  das  Profil  No.  6 
S.  83. 

Eine  nur  gering  mächtige  Kalkmergelbank  repräsenfirt 
daselbst  die  genannte  Zone.  Das  Gestein  ist  etwas  oolithisch  ; 
doch  sind  die  Eisenoolithkörnerchen  weit  spärlicher  darin 
vertheilt  als  in  den  untergelagerten  gelben  Doggerkalken. 
Ausserdem  wird  es  von  mehr  oder  weniger  grossen,  braunen, 
kuolligen  Parthieen,  aus  tbonigem  und  unreinem  Braun- 
eisenstein bestehend,  durchzogen  und  ist  durch,  eine  fettig 
anzufühlende,  glaukonitartige  Substanz  grün  geflasert. 


111 


Folgende  schöne  Paläofauna  gelang  mir  daraus  zu 
gewinnen : 

Belemnites  hastatus  B 1 a i n v. 

Nautilus  Arduennensis  d’Orb. 

Amaltheus  cordatus  S o w. 

Aspidoceras  perarmatum  S o vv. 

Peltoceras  Arduennense  d’Orb. 

,,  torosum  Oppel. 

Perisphinctes  plicatilis  S o w (d  ’ 0 r b). 

Harpoceras  cf.  Rauracum  Mayer. 

Oppelia  oculata  Phi  11.  (?) 

Nerita  (Pileopsis)  jurensis  Itoem. 

Pleurotomaria  Münsteri  Roem. 

„ conoidea  Desh.  var.  bistriata  mihi. 

„ sp. 

Isoarcä  sp. 

Lima  subantiquata  Roem. 

,,  notata  Goldf. 

Hinnites  velatus  Goldf.  sp. 

Rbynchonella  Fischeri  (R  o u i 1 1.)  E.  D e s 1 o n g c h. 
,,  minuta  Buvign. 

Waldheimia  subrugata  Eud.  Deslongch. 

Asterias  impressae  Quenst. 

Crinoideenstiele. 

Von  diesen  aufgefiihrten  Fossilien  sind  einige  in 
reicher  Individuenzahl  vorhanden,  so  hauptsächlich  Bhyn- 
chonella  Fisclieri  und  Pleurotomaria  conoidea  var . bistriata. 
Nerita  jurensis  sowie  Hinnites  velatus  kommen  ebenfalls 
häufig  vor.  Unter  den  Cephalopoden  bilden  Amaltheus 

cordatus , Peltoc.  Arduennense  und  Perispli.  plicatilis  neben 
Pelemn  hastatus  die  gewöhnlichsten  Erscheinungen. 

Die  Art  und  Weise,  wie  die  Biarmatusschichten  in  der 
Orteuburger  Gegend  vertreten  sind,  findet  kein  deckendes 


112 


Analogon  im  fränkischen  Gebiet.  Aequivalente  dafür 
werden  allerdings  beschrieben  (barte  Geodenlager  mit 
grauem  Thon,  vergl.  Waagen:  der  Jura  in  Franken, 
Schwaben  u.  s.  w\  S.  132).  Ihr  Auftreten  kann  aber  nur 
an  vereinzelten  Punkten  beobachtet  werden;  ausserdem 
bieten  sie  bei  Weitem  nicht  die  Fülle  von  organischen 
Resten,  wie  es  hier  der  Fall  ist,  dar. 

Während  also  in  Franken  eine  einigermassen  ge- 
nügende  Entwicklung  dieser  Lagen  einer  nur  lokalen  Aus- 
bildung zuzuschreiben  ist  und  deshalb  bei  der  Gliederung 
der  genannte  Horizont  fast  ganz  vernachlässigt  werden 
darf,  können  wir  mit  vollem  Rechte  die  Aufrechthaltung 
der  Biarmatuszone  für  unser  Gebiet  beanspruchen. 

Es  verdient  vielleicht  hervorgehoben  zu  werden,  dass 
die  Dinglreuther  Schichten  die  einzigen  unseres  Jura- 
bezirkes sind , welche  eine  grössere  Anzahl  von  Fossilien 
mit  den  nordwestdeutschen  Jurabildungen  gemeinsam  haben. 
Speciell  ist  diess  mit  den  sog.  Heersumer  Schichten , den 
äquivalenten  Bildungen  unserer  Biannatus-  und  Transver- 
sariusstufe  der  Fall.  In  diesen  finden  sich  folgende,  im 
obigen  oder  im  kommenden  Voglarner  Verzeichniss  ent- 
haltene, Versteinerungen:  Belemn.  hastatus,  Amaltheus 
coräatus , Aspidoceras  perarmatum , Peltoceras  Arduennense , 
Peltoc.  torosum  (=  Ammon,  caprinus  Quenst.  Ceph.  t.  16  f.  5, 
Amm.  ? atldeta  Brauns*),  PerispJiinctes  plicatilis , 
Harpoceras  Henri ci , Pleurotomaria  Münsteri , Chemnitzia 
lineata,  Lima  subantiqaata. 

Nerita  ( Pileopsis ) jurensis  dagegen  wird  aus  dem 
nordwestdeutschen  Kimmeridgien  angegeben. 

Die  Mehrzahl  obiger  Formen  ist  für  die  obere  sog. 
gelbe  thonige  Facies  der  Ornatenthone  (Mösch**)  im 


*)  Brauns.  Der  noi\lwestdeutsclie  Jura  III.  S.  158  unten. 

**)  Mösch.  Geologische  Beschreib^,  des  Aargaucr  Jura  S.  119. 


113 


Aargauer  Jura  der  Schweiz  bezeichnend.  Letztere  dürften 
deshalb  in  ihrem  oberen  Theile  die  gleichalterige  Parallele 
mit  unserem  Dinglreutlier  Vorkommen  bilden. 

Wir  gelangen  nun  zum  Nachweis  des  gleichen  Hori- 
zontes bei  Voglarn ; hier  ist  die  Biarmatusregion  in  der 
zuerst  von  Egger*)  benannten,  aber  von  ihm  noch  zum 
braunen  Jura  gezogenen 

b.  Oolithschicht  von  Voglarn 

enthalten.  Der  unterste  weisse  Jura  wird  nämlich  im 
Kalkbergerbruche  (Voglarner  Ueberkippung)  durch 
einen  grünlichbraunen  Oolith  gebildet,  der  allmählich  durch 
Zunahme  festerer  kalkiger  Ausscheidungen  in  den  weissen 
Kalkstein  übergeht. 

Die  Grund masse  von  dieser  Oolithschicht  besteht  aus 
einem  grünlichgrauen,  nicht  harten  Kalkmergel,  welchem 
Eisenoolithkörnerchen  (besonders  an  der  unteren  Grenze) 
mit  viel  Glaukonit  beigemengt  sind.  Dadurch  ist  eine  so 
dunkle  Färbung  bedingt , dass  man  beim  ersten  Anblick 
sich  schwer  zur  Annahme  von  weissem  Jura  entschliessen 
kann.  Für  die  Einverleibung  in  letzteren  sprechen  jedoch 
mit  Sicherheit  die  paläontologischen  Anhaltspunkte. 

Petrographisch  kann  man  in  der  ganzen  kaum  einen 
halben  Meter  mächtigen  Lage  noch  zwei  Abtheilungen 
unterscheiden,  wrie  das  Profil  No.  8 lehrt,  nämlich  eine 
untere,  reichlicher  mit  Eisenoolithkörnern  imprägnirte, 
dunklere  Parthie  (0,15 m)  und  eine  obere,  durch  das  Ein- 
lagern von  kleinen,  festen  Kalkknollen  dichter  gewordene 
(0,1  ra).  Noch  schärfer  ist  eine  hellere,  aber  immer  noch 
Glaukonit  in  Putzen  enthaltende  Bank  geschieden , bis 
endlich  der  compakte  Kalk  selbst  beginnt. 


*)  I.  Jahresbericht  des  naturli.  Ver.  in  Passau  S.  34  und  41. 

8 


114 


Unter  der  Oolithschicht  begreifen  wir  also  die  Bänke 
No.  4 und  5 des  Voglarner  Profiles;  in  paläontologischer 
Beziehung  lassen  die  daraus  gewonnenen  Reste  keine 
recht  deutliche  Verschiedenheit  der  zwei  Lagen  erkennen. 
Versteinerungen  sind  zwar  nicht  selten,  aber  ihr  Er- 
haltungszustand ist  ein  sehr  ungünstiger.  Ferner  ist  es 
wegen  der  bröcklichten  Gesteinsmasse,  selbst  beim  Sammeln 
an  Ort  und  Stelle,  kaum  möglich,  die  aus  dem  Oolith 
leicht  herausfallenden  Fossile  nach  den  beiden  genannten 
Lagen  zu  trennen.  Was  sich  bisher  aus  der  Voglarner 
Oolithschicht  ergeben  hat,  ist  Folgendes : 

Belemnites  hastatus  B 1 a i n v. 

Harpoceras  Henrici  d ’ 0 r b. 

,,  Arolicum  0 p p. 

Oppelia  cf.  callicera  Opp. 

,,  cf.  oculata  Beau  (denticulata  Z i e t ?) 

Amaltheus  Lamberti  Sow.  (nach  Giimbel). 

Perisphinctes  plicatilis  auctor. 

„ eonvolutus  impressae  Quenst. 

Nautilus  cf.  Arduennensis  d ’ 0 r b. 

Terebratula  bisuffarcinata  Schlot h. 

Ostrea  cf.  rastellaris  G o 1 d f. 

Pecten  sp. 

Plicatula  subserrata  impressae  Quenst  (sehr  schön 

und  gross !) 

Macrodon  aemulum  Phill.  sp. 

Natica  Crythea  d 1 0 r b. 

Chemnitzia  lineata  S o w.  sp. 

Pleurotomaria  Münsteri  Roem. 

Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  sp. 

cf.  Cnemidium  lamellosum  Goldf. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  wir  es  hier  in  der 
oberen  Lage  mit  dem  Analogon  der  fränkischen  Grün- 


115 


oolithbank  zu  thun  haben,  während  die  tiefere  Lage  nach 
dem  von  Giimbel  angegebenen  A.  Lamberti  die  Stufe  des 
Aspid.  biarmatum  vertritt,  also  mit  No.  5 des  Profiles 
Dinglreuth  identisch  ist. 


Stufe  des  Peltoceras  transversarium. 

JÜoglanter  Bdjidjten. 

Die  Grünoolithlage,  von  deren  Vorkommen  bei  Voglarn 
wir  soeben  berichtet  haben , bildet  die  erste  Bank  des 
Schichtencomplexes  mit  Peltoceras  transversarium . Darauf 
folgen  noch  dichte  Kalke,  die  nach  ihren  Einschlüssen 
gleichfalls  zu  derselben  Zone  gerechnet  werden  müssen. 
Die  hier  in  Betracht  kommenden  sind  deutlich  geschichtete, 
dichte,  weissliche  bis  graue  Kalksteine,  hie  und  da  durch- 
zogen von  dunkleren  Schnüren  eines  mergeligen  Kalkes ; 
oder  das  Gestein  stellt  ein  Gemenge  von  dichtem  Kalk 
und  zuckerkörnigem,  dolomitischem  Kalk  vor. 

So  besonders  an  der  Blümelmühle  ausgebildet. 
Ferner  besitzt  hier  der  Kalk  noch  ein  schwarzfleckiges 
Aussehen,  das  von  zersetztem  Eisenkies,  welcher  sich  manch- 
mal noch  in  frischen  Anflügen  auf  den  Bruchflächen  findet, 
herrührt. 

Das  Auftreten  grösserer  Mengen  von  Magnesia  in  so 
tiefen  Regionen  dürfte  nicht  uninteressant  erscheinen. 
An  eine  Verwechslung  mit  den  hochgelagerten,  wirklichen 
Dolomiten  ist  nicht  zu  denken. 

Das  Voglarner  Gestein  dieser  Stufe,  welche  sich  hier  am 
besten  entwickelt  zeigt,  ist  hauptsächlich  durch  viele  grüne 
Flecken  und  Punkte,  die  den  sonst  graulichweissen  Kalk 
durchziehen,  charakterisirt ; dieselben  rühren  von  fein  ver- 
theiltem  Glaukonit  her,  ohne  dass  dieser,  wie  in  der  eigent- 
lichen Glaukonitlage , sich  zu  wirklichen  Körnern  und 

8* 


116 


Putzen  concentrirt  hatte.  Diese  grüngewässerte  Färbung 
gibt  im  Kalkbergerbruche  leicht  den  Unterschied  gegenüber 
dem  benachbarten  Kieselnierenkalk  ab.  Ausserdem  fehlen 
Feuersteine  den  besagten  Kalken  gänzlich. 

Bei  Dinglreuth  schliesst  sich  die  Ausbildung  im 
wesentlichen  an  das  Erwähnte  an.  Hier  folgt  auf  den 
braun  und  grün  gefleckten  Kalkmergel  der  Biarmatusstufe 
eine  0,3  m-  mächtige  Kalkbank  voller  unreiner  Brauneisen- 
schnüre und  Knollen,  der  Repräsentant  von  No.  5 und  6 
im  Voglarner  Profil  (S.  94);  noch  besser  stimmt  die  Ver- 
gleichung, wenigstens  in  petrographischer  Beziehung,  mit 
der  gleichfalls  an  Brauneisenbrocken  reichen  Lage  No.  5 
des  Profiles  No.  2. 

Wir  finden  hier  zugleich  eine  ausgebildete  Scyphien- 
facies  entwickelt;  denn  die  angewitterten  Wände  sind 
besät  mit  Verrucospongi a verrucosa , V.  uvaeformis,  Cribro- 
scyphia  obliqua , G reticulata , Gonioscyphia  texturata , 
Cnemidium  sp.  u.  s.  w. 

Dieser  Kalk,  bräunlichgrau  und  Spuren  von  Magnesia 
enthaltend,  umschliesst  nur  wenig  oder  fast  keine  Glaukonit- 
körner. Merkwürdig  ist,  dass  viele  kleine,  auf  beiden 
Seiten  ausgebildete  (+ R.  — R.  ooP),  weisse  bis  farblose 
Quarzkrystalle  darin  zerstreut  liegen.  Sie  können  am 
Besten  nach  dem  Auflösen  des  Gesteines  in  Säure  wahrge- 
nommen werden.  Daneben  kommen  etwas  grössere,  büschel- 
förmig gruppirte  Krystalle  vor,  welche  mit  einer  dünnen, 
spiegelnden  Eisenoxydschicht  an  ihrer  Oberfläche  ver- 
sehen sind. 

Als  Hangendes  liegt  auf  dieser  eisenreichen  Scypliien- 
bank  ein  Mergelthon  mit  ruppigen  Kalklagen  ( Harpoceras 
Arolicum , H.  canaliculatum,  PerispJi.  convolutas  impresscie 
Quenst.);  er  ist  nicht  sehr  unähnlich  der  Lage  4 vom 
Profil  No.  2 , nur  etwas  kalkiger  und  fester.  Etwas 
höher  stellen  sich  dann  massigere  Bänke  ein.  Die  unvor- 


117 


theilhafte  Sehichtenstellung  an  diesem  Aufschluss  lässt 
keine  nähere  Besichtigung  zu ; eine  günstige  paläontologi- 
sche  Ausbeute  ist  demnach  hier  nicht  möglich.  Der  Bliimel- 
mühler  Kalk  ist  fast  ganz  versteinerungsleer  und  nur  der 
Voglarner  Bruch  erweist  sich  hierin  als  lohnender. 

Vom  letzteren  Fundort  stammen: 

Aspidoceras  Oegir  Opp. 

Harpoceras  Arolicum  Opp. 

,,  canaliculatum  M ü n s t. 

Haploceras  Erato  d ’ 0 r b. 

Perisphinctes  plicatilis  Sow. 

,,  AJ artelli  Opp. 

Terebratula  bisuffarcinata  S c h 1 o t h. 

,,  Stockari  Mösch. 

Balanoerinus  subteres  G o 1 d f sp. 

Eugeniacrinus  caryophyllatus  Goldf. 

Sphenodus  longidens  Ag. 

Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  sp. 


Stufe  des  Peltoceras  biinammatum  Kieselnierenkalk. 
©ilntburQer  Srijidjtfn. 

Das  verbreitetste  Juragestein  innerhalb  unseres  nieder- 
bayerischen Gaues  besteht  aus  einem  durch  den  Einschluss 
vieler  dunkler  Kieselknollen  Charakter isirten , fast  unge- 
schichteten, weissen  Kalk  vom  Alter  der  Scyphienfacies 
mit  Peltoceras  biinammatum. 

Der  Kalkstein  besitzt  eine  meist  rein  weisse  Farbe 
(Maierhof,  Fürstenzell)  und  ist  hiedurch  von  dem  immer 
mit  etwas  gelberer  Tinte  schattirten  Söldenauer  geschichteten 
Kalk  auch  im  Handstück  leicht  zu  unterscheiden.  Seltner 
kommt  er  graulichweiss  (Voglarn)  vor.  Seiu  Gefüge  ist 
dicht  oder  seltner  versteckt  krystallinisch,  Mehr  oder 


118 


weniger , im  Allgemeinen  jedoch  nicht  besonders  hart. 
Einige  Lagen  werden  sogar  kreideartig  weich  (Maierhof). 

Der  gleickalterige  Flintsbacher  Kalkstein  ist  gelblicher 
und  härter. 

Im  Gegensatz  zum  Söldenauer  jüngeren  Kalke  kann 
man  ihn  als  fast  ungesehichtet  aufführen.  Dadurch,  dass 
er  nämlich  in  gröberen  Bänken  abgesondert  ist  , wird  die 
Schichtung  undeutlich  und  verschwindet  öfters  ganz;  dass 
aber  eine  solche  wirklich  vorhanden  ist,  erkennt  man  ohne 
Schwierigkeit  an  mehreren  Stellen,  so  z.  B.  im  Dötterbruch 
(S.  Profil  No.  7)  und  bei  Fürstenzell.  Dies  gibt  auf  der 
anderen  Seite  den  Unterschied  von  dem  völlig  unge- 
schichteten plumpen  Felsenkalk  der  südlichen  Ausläufer  des 
Frankenjuras  ab. 

Die  Kieselausscheidungen  bestehen  aus  dunkelbraunen 
bis  schwarzen,  muschlig  brechenden  Feuersteinen  (im  Flints- 
bacher Kalk  sind  sie  etwas  heller)  von  kugeliger  Gestalt 
bis  zu  den  bizarrsten  Formen  übergehend.  Sie  enthalten 
häufig  Reste  von  Versteinerungen  und  sind  zumeist  mit 
einer  weissen  Hülle  von  zerreiblicher  Kieselerde  umgeben. 
Hie  und  da  birgt  die  Flintmasse  mitten  in  ihrem  Innern 
kleine  Kalkspathkrystalle.  Das  dunkle  Aussehen  dieser 
Flintkugeln  in  Verbindung  mit  der  schwach  ausgeprägten 
Schichtung  bietet  einen  Hauptunterschied  gegenüber  dem 
oberen  Kieselnierenkalk  (Hornsteinkalk  vom  Alter  des 
Perisph.  pseiidomutabilis  bei  Regensburg,  ausserdem  durch 
ganz  Franken  als  normaler  Scyphienkalk  entwickelt)  dar. 
Doch  hat  sich  die  Kieselsäure  nicht  allein  als  Flint  aus- 
geschieden. Im  Dötterbruch  sind  ausser  diesen  in  grosser 
Menge  vorhandenen  Feuersteinen  auch  noch  splittrig 
brechende  Hornsteine  nicht  selten  und  zuweilen  begegnet 
man  in  Drusen,  unmittelbar  neben  Kalkspath  sitzend, 
zierlichen,  fast  vollständig  ausgebildeten  Bergkryställchen. 
Im  Uebrigen  gehören  kleine  Drusenräume,  deren  Wände 


119 


mit  Kalkspathkrystallen  ausgekleidet  sind,  hier  zu  den 
Seltenheiten,  während  sie  in  anderen  Kalken,  wie  z.  B.  im 
Regensburger  plumpen  Felsenkalk,  ein  häufiges  Vorkommen 
bilden. 

Von  den  Spongien , an  denen  das  Gestein  sehr  reich 
ist  (leider  verbietet  der  Erhaltungszustand  in  den  meisten 
Fällen  eine  sichere  Bestimmung)  haben  manche  eine  Ver- 
kieselung erfahren.  Doch  darf  man  daraus,  dass  die  Kiesel- 
säure sich  hie  und  da  Scj^phien  zum  Absatz  wählte,  nicht, 
Avie  es  z.  B.  für  die  Feuersteine  der  Kreide  öfters  ange- 
wendet ■ Avurde,  sehliessen,  dass  alle  Feuersteine  einst 
Amorphozoen  geAvesen  Avaren , die  dann  ihre  organische 
Struktur  bis  zur  Unkenntlichkeit  verloren  hätten.  Die 
Mehrzahl  der  Schwämme  ist  ohnedem  verkalkt.  Wohl  aber 
mag  es  sein,  dass  die  ursprünglich  schleimige  oder  gallert- 
artige Kieselerde  bei  ihrem  Niederschlag  sich  öfters  um 
organische  Substanzen  herum  concentrirt  hat , Avie  man 
ausserdem  aus  der  nicht  seltnen  Anhäufung  organischer 
Reste  in  den  Flintkugeln  entnehmen  kann. 

Dieser  Kieselnierenkalk  oder , wie  man  ihn  wegen 
seines  hauptsächlichen  Auftretens  in  der  Ortenburger  Um- 
gegend auch  nennen  könnte,  Ortenburger  Kalk  findet 
sich  an  mehreren  zerstreuten  Plätzen  anstehend.  Die 
besten  Aufschlüsse  Averden  an  den  Maierhöfen  (Maier- 
hof- und  Dötterbruch  unweit  Ortenburg),  bei  Voglarn 
(Kalkbergerbruch)  und  vielleicht  noch  bei  Fürstenzell 
(an  der  Obermühl  und  unterhalb  des  Spirkenöder)  getroffen. 
Bei  den  anderen  vereinzelten  Vorkommnissen  lässt  sich 
meist  nur  eine  schwache  Entblössung  wahrnehmen,  so 
unfern  M a r t e r b e r g,  am  Br  uckbächel,  beim  Aich- 
berger,  beim  Lippert  (Hausbacher  Gegend),  nächst 
Obern  öd,  an  der  Blümelmühle  (unweit  Vilsliofen) 
und  zu  tiefst  in  den  Sölde nauer  Brüchen  unfern 
Ortenburg), 


120 


Was  die  Erhaltungsweise  der  Versteinerungen  betrifft, 
so  erscheinen  dieselben  meist  verkalkt,  theilweise  auch 
verkieselt  und  bieten,  die  Schwämme  ausgenommen,  keine 
die  Bestimmung  erschwerende  Veränderung  ihrer  Theile 
dar.  Sie  besitzen  übrigens  keine  allzugrosse  Häufigkeit, 
wie  man  aus  der  Reichhaltigkeit  der  folgenden  Tabelle 
schliessen  könnte.  Im  best  aufgedeckten  Bruche  am  Maier- 
hof selbst  sind  sie  sogar  nur  spärlich  durch  das  Gestein 
vertheilt,  wogegen  der  auf  dem  Kalk  liegende  Tertiärsand 
mit  seinen  reichen  Muschellagen  einen  scharfen  Contrast 
bildet.  Der  nahgelegene  Dötterbruch  macht  hievon  eine 

erfreuliche  Ausnahme. 

Die  Gesammtfauna  *)  der  Ortenburger  Kieselnieren- 
kalke dürfte  in  folgendem  Register  in  annähernder  Voll- 
zähligkeit wiedergegeben  sein.  Die  beigesetzten  Buchstaben 
beziehen  sich  auf  die  Fundplätze  (Ml  = Maierhof  mit 
Dötterbruch,  V.  = Kalkbergerbruch  bei  Voglarn,  F.  = 
Fürsten  zell,  Ma.  = Marterberg,  A.  = Aichberger,  0.  = 
Obernöd,  B.  ==  Bliimelmühle). 

Amaltheus  cordatus  v.  Buch.  M. 

Harpoceras  Marantiauum  d’Orb.  M. 

„ trimarginatum  Opp.  M. 

Oppelia  cf.  trachinota  Opp.  M. 

,,  fllexuosa  auetor.  M. 

Perisphinctes  zur  Gruppe  des  Perisph.  stephanoides 

' 0 p p.  gehörig.  M. 


*)  Die  aufgeführten  Versteinerungen  sind  zum  grossen  Theile  von 
mir  selbst  an  Ort  und  Stelle  gesammelt.  Was  mir  am  vollständigen 
Verzeichniss  abging,  konnte  ich  aus  der  Privatsammlung  des  Herrn 
Bezirksarzt  Dr.  Egger  nachtragen,  welcher,  jetzt  in  Passau,  früher  in 
Ortenburg  thätig,  seit  Jahren  seine  Mussestunden  der  Pflege  der  Wissen- 
schaften gewidmet  hat.  Mit  Zuvorkommenheit  überliess  er  mir  sein 
reiches  Material  zur  Besichtigung.  Seiner  freundlichen  Güte  bin  ich 
den  wärmsten  Dank  schuldig, 


121 


Perisphinctes  sp.  (cf.  striolaris  Ziet.)  M. 
Peltoceras  Frikense  Mösch.  M. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet.  An  allen  Fund- 

plätzen. 

Troehus  speciosus  Münst.  F. 

Isoarca  transversa  Miinst.  sp.  M. 

,,  texata  Münst.  sp.  M. 

Pinna  radiata  Goldf.  M.  Y. 

Myoconcha  Helmerseuiana  d’Orb.  M. 

Lima  Quenstedti  Mösch.  F, 

Lima  sp.  M. 

Modiola  tenuistriata  Goldf.  M. 

Macrodon  aemulum  Phi  11.  sp.  M.  F. 

Astarte  sp.  M. 

Hinnites  velatus  Goldf.  sp.  M.  V.  F. 

Pecten  subtextorius  Münst.  M.  Y.  F.  A.  Ma. 

,,  subspinosus  Münst.  M. 

„ cardinafcus  Quenst.  M.  Y. 

„ subfibrosus  d’Orb.  F. 

Ostrea  rastellaris  Goldf.  M.  V. 

Exogyra  subnodosa  Münst.  Y. 

Gryphaea  sp.  B. 

Terebratula  bisuffarcinata  S c h 1 o t h.  (besonders 
stimmt  die  Form  in  Quenstedt’s 
Jura  tab.  79  f.  17).  An  allen  Fundplätzen. 
,,  subbavarica  n.  sp.  M.  Y. 

„ Kurri  Oppel.  M. 

( = Ter.  reticnlata  Quenst.) 
Waldheimia  pseudolagenalis  Mösch.  M.  Y. 

„ trigonella  Scliloth.  sp.  M.  Y. 

(=  Terebratella  Fleuriausa  d’Orb.) 

„ Möschi  Mayer  M.  Y. 

Terebratella  loricata  Scliloth.  sp.  M.  Y.  F. 
Megerlea  pectiniculus  Schlofb,  sp.  M.  V. 


Megerlea  Friesenensis  Schrüfer  sp.  V. 
fthynclionella  lacunosa  Scllloth.  sp.  (besonders 
mit  Quenst.  Brachiopoden  t.  39 
f.  78  stimmend).  An  allen  Fundplätzen. 
„ lacunosa  var.  Cracoviensis  Quenst. 

m.  v.  f. 

,,  strioplicata  Quenst.  sp.  M.  V. 

,,  strioeincta  Quenst.  sp.  M.  V. 

„ senticosa  Schlotb.  sp.  M.  Y.  F. 

Cidaris  Blumenbaclii  M linst.  M.  0. 

,,  cervicalis  Ag.  M. 

,,  filograna  Ag.  M. 

,,  coronata  Goldf.  An  allen  Fundplätzen. 

,,  vallata  Quenst.  M. 

,,  spinosa  Ag.  M.  F. 

Rhabdocidaris  caprimontana  Des.  M. 

,,  nobilis  Münst.  sp.  M. 

Pseudodiadema  Loehense  Quenst.  sp.  M. 

Asterias  (Astropecten)  spongiosa  Quenst.  M. 
Spbaerites  punctatus  Goldf.  sp.  M. 

,,  tabulatus  Goldf.  sp.  M. 

Pentacrinus  cingulatus  Goldf.  M. 

Millericrinus  Milleri  Goldf.  sp.  M. 
Apiokrinitenglieder  Quenst.  (Jura  t.  81  f.  23). 
Ceriopora  striata  Goldf.  M.  Y. 

Neuropora  cf.  angulosa  Goldf.  sp.  M.  A. 
Berenicea  orbiculata  Goldf.  sp.  M. 

Stomatopora  dichotoma  Goldf.  sp.  M. 

Serpula  Deshayesi  Münst.  M. 

,,  convoluta  Münst.  M. 

,,  subflaccida  Et  all.  M. 

,,  filaria  Goldf.  M. 

Yerrucospongia  gregaria  Quenst.  sp.  M. 
Coscinopora  (?)  texturafca  var.  patelliformis  Goldf. 

sp.  M, 


123 


Cribroscyphia  polyommata  Goldf.  sp.  M. 

Cnemisendea  costata  Goldf.  sp.  Y. 

Cnemidium  Golafussi  Quenst.  F. 

Parendea  floriceps  Etall.  M. 

Porostoma  impressum  Goldf.  sp.  M. 

Prosopon  simplex  Quenst.  V. 

Krebsscbeeren  (Orhomalus  Etall.)  M. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  Egger  einen  Hemicidaris 
crenularis  (von  Bronn  bestimmt),  den  ich  aber  durch 
Autopsie  nicht  kenne,  als  aus  diesen  Schichten  stammend 
angibt. 

Ein  kurzer  Blick  auf  obiges  Yerzeichniss  wird  ge- 
nügen, um  in  der  Mehrzahl  der  Formen  solche  wiederzu- 
erkennen, wie  sie  Quenstedt  in  seinem  Jura  aus  dem 
weissen  Gamma  (Lochen,  Böllart)  abbildet  Es  sind  meist 
Repräsentanten  der  Schwammfacies  des  mittleren  und 
unteren  weissen  Jura  Nach  Waagen  gehört  der  Schwamm- 
kalk an  der  Lochen  (siehe:  der  Jura  in  Franken,  Schwaben 
u.  s.  w.  S.  162  ff.),  wenigstens  dem  grösseren  Theil  nach, 
zum  Horizont  des  Peltoc.  bimammatum , welcher  gewöhnlich 
durch  wohlgeschichtete  Kalke  (w.  J.  ß Quenstedt1  s) 
vertreten  wird.  Auch  Quenstedt  setzt  in  seinem  neuesten 
Werke  (Petrefaktenkunde  Deutschlands  III.  die  Echinodermen) 
das  von  ihm  früher  dieser  Lokalität  zugesprochene  Alter 
bedeutend  herunter  (sogar  bis  in’s  Alpha , wonach  die 
hauptsächlichsten  Lochenversteinerungen  aus  ,,colonisirtem 
au  wären). 

Die  fränkische  Parallele  zum  genannten  schwäbischen 
Fundplatz  bildet  ein  Theil  der  Streitberger  Schwammkalke, 
deren  genauere  Altersbestimmung  wir  den  Untersuchungen 
vorzugsweise  von  Gümbel,  ferner  von  Waagen  ver- 
danken. Yiele  ihrer  Einschlüsse  lassen  sich  unter  den 
oben  angeführten  Fossilien  gleichfalls  naehweisen. 


124 


Sehen  wir  nun  etwas  näher  zu,  ob  unsere  Orten- 
burger  Schichten  mit.  diesen  Schwammlagen  zur  gleich- 
alter igen  Periode  gehören. 

Die  entscheidendsten  Richter  zur  richtigen  Fixirung 
der  einzelnen  Unterabtheilungen  im  weissen  Jura  sind  be- 
kannterweise die  Cephalopoden.  Allein  gerade  an  solchen 
ist  der  Kieselnierenkalk  von  Niederbayern  ziemlich  arm. 
Doch  sprechen  die  wenigen  Ammoniten  , die  mir  daraus 
vorliegen,  nicht  zu  Ungunsten  der  Annahme,  dass  hier  die 
obere  Stufe  des  unteren  Malmes  vorliegt.  Sicher  be- 
stimmbar war  nämlich  ein  typischer  Canaliculat  ( Harp . 
Marantianum*)  = Ammon,  canaliculatus  albus  Quenstedt’s 
Jura  t.  74  f.  5),  sowie  ein  Trimarginat ; dazu  kommen 
einige  Flexuosen  (theils  mit  der  Miinst er’ sehen  Species 
übereinstimmend , theils  mit  Opp.  trachinota  0 p p e 1 ver- 
wandt), ferner  Pdtoceras  FriJcense**)  Mösch  (wird  von 
Mösch***)  sogar  aus  den  Birmensdorfer  Schichten,  also 
noch  tiefer  aufgeführt)  und  Amaltheus  alternans.  V om  letzteren 
wissen  wir,  dass  er  durch  drei  Horizonte  (Transvers.-, 
Bimammat.-  und  Tenuilob. -Stufe)  hindurchgeht  und  sich 
hiebei  vorzugsweise  an  die  Scyphienlagen  hält.  Er  ist 
deshalb  zur  Sicherstellung  des  Lagers  nicht  zu  verwertlien. 
Ueberdiess  kommt  eine  höchst  nahestehende,  wenn  nicht 
identische  Form  A.  Beaugrandi  Sauvage  f)  im  französi- 
schen Virgulien  vor. 

*)  Harpoc.  Marantianum  bildet  ein  Leitfossil  der  Bimammatus- 
stufe. 

**)  Ein  sehr  nahestehender  Ammonit  ist  Pdtoceras  reversum 
Leckenby.  Quarterly  Journal  1859  S.  9 t.  1 f.  2 

***)  Casimir  Mösch:  Der  Aargauer  Jura.  Beiträge  zur  geolo- 
gischen Karte  der  Schweiz  IV.  S.  292,  tab.  I.  f.  2. 

f)  Sauvage  et  Rigaux  1871.  Journal  de  Conchyliologie 
t.  XIX.  p.  369  und  t.  XX.,  165  p.  16  f.  6.  Ausserdem  in  de  Loriol’s 
Monographie  paleont.  et  geol.  de  Boulogne  s.  Mer  (Mem.  de  la  societe 
de  physique  de  Geneve  XXIII.  2.  1874  S.  283  mit  Abbildung), 


125 


Die  Lagerungsverhältnisse  an  den  meisten  der  oben 
bezeichneten  Lokalitäten  um  Ortenburg  herum  sind  der 
Art  beschaffen , dass  eine  andere  Juralage  als  eben  der 
Kieselnierenkalk  gar  nicht  aufgedeckt  ist.  Deshalb  kann 
man  beim  ersten  Anblick  der  durch  die  belle,  weisse  Farbe 
und  den  Mangel  an  deutlich  ausgesprochener  Schichtung 
gekennzeichneten,  feuersteinreichen  Kalke  leicht  in  Zweifel 
über  ihr  wahres  Alter  kommen  und  sich  zuletzt  die  Frage 
stellen,  ob  überhaupt  bei  den  in  Rede  stehenden  Schichten 
ein  Niveau  unterhalb  der  Zone  mit  Oppclia  tenuilobata 
vorliegt,  oder  ob  dieselben  zum  oberen  weissen  Jura  zu 
stellen  sind , mit  dem  sie  petrograpliisch  so  viel  gemein 
haben? 

Diese  letztere  Ansicht  scheint  noch  dadurch  bestärkt 
zu  werden,  dass  gegenüber  den  verhältnissmässig  seltneren 
sicher  führenden  Fossilien  sehr  verbreitet  eine  Rhynchonellci 
ähnlich  der  trilobata , die  bekanntlich  ein  Leitpetrefakt 
für  die  höheren  Regionen  im  weissen  Jura  abgibt,  vor- 
kommt. Es  ist  dies  nämlich  die  in  obigem  Yerzeichniss 
als  JRhynch.  lacunosa  var.  Cracoviensis  angegebene  Brachio- 
pode,  deren  Unterschiede  von  der  ächten  trilobata  wir 
näher  im  paläontologischen  Theile  besprechen  werden. 
Was  sonst  noch  von  den  organischen  Einschlüssen  au 
höhere  Etagen  erinnert , wäre  Waldheimia  trigonella  *) 
( Terebratella  Fleuriausa  anderer  Autoren),  Millericrinus 
Milleri , Cidaris  Plumenbachii  (C.  Parandieri)  und  (von 
Dr.  Egger  angegeben)  Hemicidaris  cremdaris , die  aller- 
dings in  Franken  und  Schwaben  in  den  oberen,  klotzigen 
Felsenkalken  (Nattheim,  Kelheim)  heimisch  sind.  Allein 

* Wird  übrigens  auch  aus  dem  nordwestdeutschen  Corallenoolith 
(Goslar),  welcher  unter  den  Kimmeridgebildungen  liegt,  beschrieben 
(Zeitschrift  d.  deutsch,  geol.  Gesellschaft  XXVI.,  217).  Vergl.  ferner 
Dr.  Brauns:  Der  Jura  in  Nord  Westdeutschland  III.  Theil  S.  306, 


126 


auch  diese  Formen  können  in  tieferen  Horizonten  erscheinen 
und  sind  deshalb  nicht  absolut  beweisend  für  den  oberen 
Malm;  denn  Mösch*)  gibt  sie  sämmtlich  aus  seinen 
Crenularisschichten  (terrain  a cliailles  pars)  an , welche 
auch  unter  den  Tenuilobatenschichten  (Badenerschichten 
der  Schweiz)  liegen. 

Wir  haben  sonach,  auf  paläon tologische  Ergeb- 
nisse gestützt,  keinen  nothwendigen  Grund,  oberen  weissen 
Jura  anzunehmen.  Fast  alles  Uebrige  stimmt  nämlich,  wie 
bereits  erwähnt,  mit  Funden  aus  den  schwäbischen  und 
fränkischen  Schwammlagen  von  Lochen  und  Streitberg 
(Bimammatusstufe  des  unteren  weissen  Jura)  überein,  so 
hauptsächlich : Amaltheus  alternans , Uarpoceras  Maran- 
tianum,  trimarginatum , Isoarca  transversa , Hinnites  vclatus , 
Pecten  cardinatus , Terebratiüa  bisuffarcinata , T.  Kurri , 
Terebratella  loricata,  Megerlea  pectunculus,  M.  Friesenensis, 
Bhynchonclla  lacunosa , P.  strioplicata , E.  striocincta , 
E.  senticosa , Cidaris  coronata , C.  valtata , C.  fdograna, 
C.  spinosa,  Bhabdocidaris  nobilis,  Pseudodiadema  Lochcnse, 
Asterias  spongiosa,  Sphaerites  punctatus , S.  tabulatus , 
Pentacrinus  cingidatus , Ceriopora  striata,  Berenicea  orbi- 
cidata , Stomatoporcc  dichotoma , Verrucospongia  gregaria, 
Coscinopora  texturata  var.  patelliformis , Cribroscgphia 
polyommata)  Porostoma  Impressum,  Prosopon  simplex. 

Vollends  aber  entscheidend  für  das  richtige  Alter  der 
Ortenburger  Schichten  sind  zuletzt  noch  die  strati- 
graphischen Verhältnisse  an  den  wenigen  Punkten,  wo 
das  Hangende  oder  Liegende  derselben  noch  von  Schichten- 
lagen jurassischen  Charakters  gebildet  wird.  Denn  wir 
finden  einerseits  bei  der  Blümelmühle  diese  Kieselnieren- 
kalke direkt  den  Transversariuskalken  aufgelagert  und  bei 

o o 


;)  loc.  citat.  S.  156  —101 . 


127 


Voglarn  (wegen  der  Ueberkippung)  diesen  direkt,  unterge- 
lagert,  andrerseits  bilden  sie  in  den  tiefsten  Tbeilen  der 
Söldenauer  Brüche  (siehe  Profi]  7)  die  Unterlage  des  ge- 
schichteten Kalkes  mit  Oppelia  tenuilobata.  Nun  könnte 
höchstens  noch  eingewendet  werden,  an  den  beiden  ersten 
Stellen  seien  zwischen  der  Ablagerungszeit  der  Transversarius- 
schicliten  als  unterer  und  der  des  Kieselnierenkalkes  als 
oberer  weisser  Jura  keine  weiteren  Zwischenglieder  zum 
Absatz  gelangt,  und  was  das  Söldenauer  Vorkommen  beträfe, 
so  wäre  vielleicht  der  Gedanke  an  eine  Ueberkippung,  wie  es 
bei  Voglarn  wirklich  der  Fall  ist,  nicht  ausgeschlossen.  Aber 
abgesehen  davon,  dass  ersteres  schon  an  und  für  sich  un- 
wahrscheinlich erscheint,  ist  letzteres  schlechterdings  un- 
möglich , da  auf  dem  Söldenauer  Kalk  noch  der  Dolomit 
als  Repräsentant  der  fränkischen  Dolomite  ruht,  der  ja  bei 
einer  Ueberstürzung  zu  unterst  liegen  müsste. 

Oppel  bezeichnete  den  Kieselnierenkalk  in  seiner  letzten 
Arbeit  über  die  Zone  des  Ammonites  trcinsversarius  geradezu 
als  zu  dieser  Region  gehörig.  Schon  bei  Gelegenheit  der 
Beschreibung  des  Voglarner  Bruches  wurde  darauf  hinge- 
wiesen, dass  die  ihn  zu  dieser  Annahme  bestimmenden 
Versteinerungen  eben  nicht  dem  Kieselnierenkalk  sondern 
den  nächst  tieferen  Schichten  entstammen. 

Gemäss  dieser  angeführten  Gründe  sind  wir 
demnach  zur  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die 
Ortenburger  Schichten  als  weisse  Scy  phienkalke , 
petrographisch  hauptsächlich  durch  das  häufige 
Vorkommen  von  dunklen  Feuersteinen  charakter- 
isirt,  wegen  ihrer  Lage  zwischen  den  Stufen  des 
Teltoc.  trän sv er scir imn  und  der  Oppelia  tenuilo- 
bata das  Niveau  der  Schichten  mit  P elto  eeras 
bimamm  atuni  darstellen,  womit  ihre  Fauna  in 
keinem  Widerspruche  steht. 

Was  die  auswärtigen  Parallelbildungen  betrifft,  so 
scheinen  im  schlesisch-polnischen  Jura  ebenfalls  Kieselnieren- 


128 


kalke,  die  lieben  einer  petrograph.  Aehnlicbkeit  auch  eine 
zeitliche  Aequivalenz  mit  unserem  Ortenburger  Kalk  aufzu- 
weisen haben,  vorhanden  zu  sein.  Wir  werden  darauf 
noch  näher  zurückkommen. 

In  der  Schweiz  (Kanton  Aargau)  bieten  die  Crenularis- 
schichten  mit  ihren  unmittelbar  anf-  und  unterliegenden 
Kalken , in  Nordwestdeutschland  die  Florigemmaschichten 
(der  Corallenoolith)  die  wahrscheinlichsten  zeitlichen 
Parallelen. 

Bezüglich  Schwabens  und  Frankens  ist  bei  normalen 
Verhältnissen  der  Schichtencomplex  des  Peltoc.  bimammatum 
als  wohlgeschichteter,  weisser  Kalk  entwickelt.  Für  Franken 
hat  Oberbergrath  Gümbel  die  wegen  der  Brauchbarkeit  des- 
selben sehr  zutreffende  Bezeichnung  Werkkalk  in  die 
Wissenschaft  eingeführt.  Nur  selten  schliesst  dieser  Horn- 
steine (Regenstauf  uud  Grosssaltendorf  am  östl.  Jurarand) 
ein.  Oefters  keilen  sich  die  Kalkbänke  horizontal  in 
klotzige  Kalke  aus,  um  einer  Schwammfacies,  die  übrigens 
auch  häufig  ihr  Hangendes  und  ihre  Basis  mit  ergreift 
(Streitberg),  Platz  zu  machen. 


Stufe  (1er  Oppelia  tenuilobata.  Geschichteter  Kalk. 

Sölbenoucr  &djtd)ten. 

Nur  an  einem  einzigen  Orte  innerhalb  unseres  ganzen 
Gebietes,  nämlich  bei  Sold enau  unfern  Ortenburg,  treffen 
wir  auf  diese  Stufe.  Hier  ist  sie  aber  mächtig  und  in 
ihrer  ganzen  Vollständigkeit  entwickelt. 

Das  Profil  No.  7 (S.  89)  gibt  sämmtliche  Lagen  von 
der  unteren  Greuze  gegen  den  Kieselnierenkalk  bis  hinauf 
zum  Dolomit  nach  ihren  petrographischen  und  paläontologi- 
schen  Eigen thiimlichkeiten  und  erspart  uns  deshalb  eine 
nochmalige  genauere  Auseinandersetzung  der  stratigraphi- 
schen Verhältnisse.  Graphisch  wurde  es  in  der  dieser 
Schrift  beigefügten  Profiltafel  zu  versinnlichen  gesucht. 


129 


Jede  einzelne  Bank  ist  hier  nach  dem  Verhältnis  ihrer 
Mächtigkeit  und  mit  Berücksichtigung  ihrer  Einschlüsse 
aufgeführt. 

Der  Kalkstein  ist  im  Allgemeinen  immer  etwas  gelb- 
licher oder  grauer  gefärbt  als  der  Kieselnierenkalk  und 
nur  die  Lagen  No.  6—9  besitzen  fast  dasselbe  helle  und 
weisse  Aussehen,  wie  es  diesem  gewöhnlich  zukommt.  Die 
untern  Lagen  haben  eine  etwas  dunklere  Farbe  und  sind 
reicher  an  thonigen  Verunreinigungen  ; es  war  bei  ihrem 
Absatz  die  Einschwemmung  vom  Land  her  eine  vermehrtere 
als  später.  In  Uebereinstimmung  damit  steht  in  paläon- 
tologischer  Beziehung  das  Auftreten  von  schlammliebenden 
Myen  darin. 

Die  drei  obersten  Bänke  haben  eine  gelbere  Farbe  und 
sind  etwas  magnesiahaltig;  es  kann  dies  nicht  sehr  auf- 
fällig erscheinen,  denn  erst  spät,  nachdem  schon  die  Haupt- 
masse des  Kalkes  niedergefallen  war,  kamen  die  Magnesia-, 
sowie  die  Eisenoxydulsalze,  durch  deren  Oxydation  die 
gelbe  Färbung  zu  erklären  ist,  zur  Abscheidung. 

Kieselausscheidungen  fehlen  ganz,  daher  dieser  Kalk- 
stein zum  Brennen  viel  mehr  geschätzt  wird,  als  der  seiner 
Unterlage. 

Folgende  Versteinerungen  stammen  aus  den  Söklenauer 
Schichten : 


Amaltheus  alternans  Buch. 

Aspidoceras  longispinum  Sow.  (=  A.  iphicerum 

0 p p.) 

,,  acanthicum  Opp. 

,,  Altenense  d’Orb. 

circumspinosum  Que n s t. 

,,  idem  cum  Aptycho. 

,,  Rüpellense  d 1 0 r b. 

„ binodum  Opp. 


9 


Oppelia  tenuilobata  Opp. 

„ Frotbo  Opp. 

„ Strombecki  Opp. 

,,  Holbeini  Opp. 

,,  canalifera  Opp. 

,,  litocera  Opp. 

ITaploceras  falcula  Q u e n s t. 

Perisphinctes  Achilles  d’Orb. 

,,  polygyratus  Q n e n s t. 

„ Eggeri  n,  sp. 

,,  progeron  n.  sp. 

,,  colubrinus  Rein.  sp. 

,,  Güntheri  Opp. 

,,  involntus  Qnenst. 

,,  suberinus  n.  sp. 

,,  Rolandi  Opp. 

,,  trimerns  Opp. 

,,  lepidulus  Opp. 

,,  polyplocus  Rein.  sp. 

,,  platynotus  Rein  sp. 

Phylloceras  tortisulcatum  d’Orb. 

Nautilus  franconicus  Opp. 

Belemnites  unicanaliculatus  Z i e t. 
Pleurotomaria  suprajurensis  Roem. 

Trocbus  speciosus  Münst. 

Rostellaria  bicarinata  Münst. 

Natica  cf.  Dejanira  d’Orb. 

Viele  andere  Steinkerne  von  Gasteropoden. 
Panopaea  (PJeuromya)  tellina  (Ag.  sp.)  Opp. 
Ceromya  orbicularis  Roem. 

,,  obovata  Roem. 

( = Isocardia  striata  d ’ 0 r b.) 
Goniomya  ornata  Münst.  sp. 

Pbolodomya  parcicosta  Ag. 


131 

Pbolodomya  canaliculata  Roem. 

Area  cf.  texata  G o 1 d f. 

,,  concinna  Goldf.  (Quenst.  Jura  S.  631). 
Inoceramus  laevigatus  M ii  n s t. 

Ctenostrea  (Lima)  rudis  S o w.  sp. 

Lima  Quenstedti  Mösch. 

,,  aequilatera  Buv. 

Pecten  coruutus  Quenst. 

,,  subfibrosus  d’Orb. 

,,  subspinosus  Schloth. 

Avicula  (Monotis)  similis  Münst.  sp. 

Ostrea  gregaria  Sow. 

,,  duriuscula  ? Be  an. 

,,  Quenstedti  Mösch. 

( — 0.  Roemeri  Quenstedt  = Posidonia 
gigantea  Münst.) 

Exogyra  subnodosa  Münst. 

Astarte  sp. 

Gervillia  sp. 

Terebratula  bisuifarcinata  S c b 1 o t h. 

Waldheimia  Möschi  Mayer  (dicke  Varietät). 
Terebratulina  Quenstedti  S u e s s. 

(—  T.  substriata  y Quenst.) 
Rhynchonella  triloboides  Quenst.  sp. 

Pacbyclypus  semiglobus  Des. 

Holectypus  corallinus  d’Orb. 

,,  orificiatus  Des. 

Dysaster  granulosus  Goldf.  sp. 

Gyrodus  umbilicus  Ag. 

Saurier  zahn. 

Scyphien  diverse. 

Fucoides  sp.  (cf.  Hechinensis  Quenst.) 

Diese  Einschlüsse  vertheilen  sich  vertikal  folgen  der- 
massen : 

9 * 


132 


Oberste  Lagen:  Gelbe,  etwas  dolomitische  Kalke. 
Wenig  Versteinerungen.  Belemnites  unicanaliculatus, 
Perisph.  Bolandi. 

Obere  Lagen:  Gelblichweisse  Kalke.  Bostellaria 
bicarinata,  Perisphinctes  Günther  i,  P.  involutus,  Oppelia 
tenuiloibata , 0.  Frotho , Avicula  similis,  Terebratulina 

Quenstedti. 

Mittlere  Lagen:  Der  obere  Theil  davon  bestellt 
ans  weissen,  der  untere  ans  gelblichweissen  Kalken.  Trochus 
speciosus,  Gasteropodenkerne,  Perisphinctes  progeron  (nach 
dem  Aussehen  seines  Gesteines  wurde  die  Zugehörigkeit  zu 
den  mittleren  Lagen  erkannt) , Terebratula  bisuffarcinata, 
Pachyclypus  semiglobus,  Pecten  subfibrosus,  Lima  aequilatera, 
Ostrea  gregaria , Pholodomya  parcicosta. 

Untere  Lagen:  Muschelstein,  hellgrauer  Kalk. 
Nautilus  franconicus , Perisphinctes  Achilles , P.  polygyratus, 
Oppelia  Utocera,  0.  Holbeini , Aspidoceras  Altenense,  A. 
eircumspinosum , A i phicer um , Perisphinctes  platynotus , 
Inoceramus  laevigatus,  Ostrea  Quenstedti  (Boemeri),  Exo- 
gyra  subnoclosa,  Gervillia  sp.,  Pecten  cornutus , Area 
concinna,  Panopaea  tellina , Ceromya  orbicularis. 

Unterste  Lagen:  Grünlichgrauer  Mergelkalk. 
Perisphinctes  colubrinus,  Panopaea  tellina , Ceromya  obovata , 
C.  orbicularis , Lima  Quenstedti , Ctenostrea  rudis , Pecten 
subspinosus , P.  cornutus,  Bhynchonella  triloboides , Dysaster 
granulosus  und  undeutliche  Scyphien. 

Ueberall,  wo  die  grösseren  Kalkbänke  durch  mergelige, 
dünne  Schiefer,  deren  Dicke  öfters  nur  wenige  Millimeter 
beträgt,  getrennt  sind,  erscheinen  in  diesen  sehr  häufig 
kleine  Echiniden , meist  der  Holectypus  corallinus , sowie 
kleine  Astarten. 

Bemerkenswerth  ist  ferner,  dass  eine  Lage  (No.  12 
des  Profiles  No.  7)  erfüllt  ist  von  einem  aus  dem  organischen 
Reiche  stammenden,  aber  mit  undeutlicher  Struktur  ver- 


sehenen  Körper , ähnlich  dem  Fucoicles  ( Nidliporites ) 
Hechinensis  Quenst.  Auf  der  Profiltafel  ist  diese  Bank 
deshalb  als  Fukoideenbauk  bezeichnet.  Ausserdem  finden 
sich  noch  grössere,  dem  cretacischen  Cylindrites  spongio\des 
Göpp.  verwandte  Formen  vor,  welche  hie  und  da  die 
Kluftflächen  mit  hirschgeweihartigen  Wülsten  überziehen. 

Die  Ammoniten  halten  sich  vorzugsweise  in  den 
unteren  und  untersten  Parthieen  vom  Sölden auer  Kalke 
concentrirt;  die  mittleren  sind  davon  fast  ganz  leer.  Das 
massenhafte  Auftreten  m diesen  tieferen  Lagen  dürfte 
jedenfalls  dem  Umstand  zuzuschreiben  sein , dass  ihre 
Schalen  hierher  zusammengeschwemmt  worden  sind.  Dies 
geht  schon  aus  der  Seltenheit  der  Aptychenfunde  hervor ; 
denn  nach  dem  Tode  des  Ammonitenthieres  mussten  diese 
so  innig  mit  dem  lebenden  Organismus  verbundenen  Theile, 
sobald  die  Gehäuse  einige  Zeit  den  Wellen  preisgegeben 
waren,  aus  letzteren  herausfallen.  Das  häufige  Vorkommen 
von  Myen,  welche  bekanntlich  als  schlammliebende  Mollusken 
selten  sich  in  grösserer  Individuenzahl  neben  vielen  Oephalo- 
podenresten  finden,  in  jenen  ammonitenreichen  Bänken  be- 
stätigt obige  Vermuthung  nur  noch  mehr. 

In  der  Vertheilung  der  Petrefakten  scheinen  die 
analogen  Verhältnisse,  wie  in  den  fränkischen  Tenuilobaten- 
schichten  obzu walten.  Wir  werden  darauf  später  noch 
einmal  zurückkommen. 


Stufe  des  Dolomites. 

Auf  den  geschichteten  Kalk  von  Söldenau  folgt  nach 
oben  noch  der  Dolomit.  Diese  Auflagerung  kann  übrigens 
nicht  mehr  deutlich  gesehen  werden,  denn  die  hierher  ge- 
hörigen Lagen,  einstens  im  Wagnerbruch  anstehend,  sind 
tlieils  weggebrochen,  theils  vom  überhängenden  Tertiärschutt 
bedeckt  worden. 


134 


Das  Gestein  ist  von  grünlichgrauer  Farbe,  weit  dunkler 
als  das  seiner  Unterlage ; es  besitzt  ferner  kein  dichtes 
oder  festes  Gefüge,  sondern  zeigt  sich  sehr  mürb  und  ver- 
wittert. Die  chemische  Analyse  liess  einen  bedeutenden 
Gehalt  an  Magnesia  erkennen. 

Paläontologisch  ist  nicht  viel  zu  finden ; die  wenigen 
Versteinerungen  bestehen  aus  undeutlichen  Steinkernen, 
wovon  am  besten  noch  die  Abdrücke  des  Pecten  subarmatus 
M linst,  erkennbar  sind.  Das  Uebrige  beschränkt  sich 
auf  einige  glatte  Pecten  (vielleicht  cornutus),  Belemniten- 
alveolen  und  verdrückte  Ammoniten  (cf.  Oppelia  steraspis). 


Vergleichung  der  niederbayerischen  Juraablagerungen 
mit  andern  Distrikten. 

Schon  oben  bei  der  Beschreibung  der  gelben  Doggerkalke  ist 
jener  merkwürdigen  Beziehungen  gedacht  worden , die  zwischen  den 
niederbayerischen  Doggerablagerungen  und  denen  andrer  Gebiete  vor- 
nehmlich in  nordöstlicher  Richtung  hin  bestehen.  Wir  werden  versuchen, 
eine  ähnliche  Vergleichung  auch  bezüglich  des  weissen  Jura  durchzu- 
führen. Insonderheit  wurde  damals  auf  die  Uebereinstimmung  der 
Doggerablagerungen  einerseits  unseres  Gebietes,  andrerseits  der  Gegend 
im  südwestlichen  Polen  (Regierungsbezirk  Krakau, 
Galizien)  hingewiesen.  Für  den  oberen  (d.  h.  weissen)  Jura  kann  man 
von  vornherein  bei  einer  solchen  Entfernung  die  gleichen  Verhältnisse 
nicht  erwarten.  Sind  doch  schon  in  Schwaben  und  Franken  zwischen 
nahgelegenen,  gleichalterigen  Malmschichten  oft  grosse  Faciesunterschiede 
vorhanden.  Um  so  mehr  darf  man  sich  wundern , wenn  wir  dennoch 
auf  analoge  Bildungen,  die  in  der  That  zu  existiren  scheinen,  stossen. 

Zeus  ebne r *)  gibt  aus  dem  südwestlichen  Polen  als  unterstes 
Glied  des  weissen  Juras  einen  Kalkmergel  voller  Chloritkörner  mit  viel 
Belemniten  an  — vielleicht  das  Aequivalent  unseres  Grünoolithes. 


*)  Die  Gruppen  und  Abtheilungen  des  polnischen  Jura.  Zeitschrift 
der  deutsch,  geolog.  Gesellschaft  1869  S.  784. 


135 


Gppel*)  führt  aus  diesem  Gebiete  die  Transversariusschichten , die 
auch  in  der  niederbayerischen  Provinz  als  Scyphienfacies  vertreten  sind, 
als  schwammreiche  Kalke  auf;  es  sind  dies  die  Schichten  mit  Ammon,  cordatus 
nach  Römer.  **)  Die  in  der  Münchener  paläontologischen  Sammlung 
gelegenen  und  von  da  stammenden  Einschlüsse  schliessen  sich  unseren 
Paralielvorkommnissen,  selbst  denen  noch  von  Münster  bei  Straubing  in 
ihrem  Gesammthabitus  merkwürdig  an. 

lieber  die  speciellere  Ausbildung  des  unteren  weissen  Jura  weichen' 
aber  die  angeführten  Geologen  unter  einander  selbst  ab,  aber  darin 
kommen  alle  überein , als  leicht  erkenntliches  Schichtensystem  einen 
weissen  Kalkstein  voller  Feuerstein-  oder  Hornsteinknollen  mit  Rhynclio- 
nella  trilolata  (Kalkstein  mit  Rhynclion.  lacunosa  und  trilobata 
Zenschner)  auszuzeichnen.  Auch  H a u e r in  seiner  geologischen  Ueber- 
sichtskarte  über  die  österreichische  Monarchie  ***)  führt  als  wohlunter- 
scheidbares Glied  einen  ,, oberen  weissen  Jurakalkstein  mit  Feuersteinen“ 
an.  Als  jüngste  Stufe  der  dortigen  Juraformation  wird  ferner  ein 
weisser,  theilweise  kieseliger  Kalkstein  mit  Rhynch.  Astieriana  (Roemer) 
oder  inconstans  (Hauer)  und  Cidaris  florigemma  (Z e us ch n e r)  an- 
gegeben. 

Jene  Kalke  mit  Rhynclion.  trilobata  auctor.  (weisser  Jura  y und  d, 
Facies  des  terrain  ä chailles  Zeuschner,  oberer  Felsenkalk  Börner) 
dürften  nur  einer  Parallele  zu  unserm  Kieselnierenkalk  entsprechen,  in 
welchem  auch  eine  trilobatenähnliche  Form  ein  häufiges  Vorkommen 
bildet  (und  zwar  ist  diese  polnische  nach  der  Abbildung  in  Quenstedt’s 
Brachiopoden  t.  40  f.  43,  wo  sie  auf  der  Tafel  als  Rhynch.  lacunosa 
Gracoviensis  benannt  ist,  identisch  mit  unserer).  Die  Petrefakten,  welche 
Zeuschner  f)  weiter  daraus  angibt,  stimmen  fast  sämmtlich  mit 
denen  aus  den  Ortenburger  Schichten  überein.  Auch  seine  Erwähnung, 
dass  die  Schichtung  nicht  mehr  gut  wahrneh*nbar  sei,  trifft  gleichfalls  bei 
den  letzteren  zu.  Oppelft)  lässt  diese  Kalke  mit  Kieselausscheidungen 
bei  Krakau  als  unmittelbare  Auflagerung  der  Transversariusstufe  nach 
oben  folgen;  das  Gleiche  sehen  wir  von  den  feuersteinreichen  Kalken 
der  Passauer  Gegend. 


*)  Oppel- Waagen.  Ueber  die  Zone  des  Ammon,  transvers. 
Benecke’s  geog.  pal.  Beitr.  II.  Heft  S.  229. 

**}  Geologie  von  Oberschlesien  S.  241. 

***)  Blatt  III.  Westkarpathen.  Text, 

f)  1.  c.  S.  787. 

ft)  1.  c.  S.  230. 


Eine  fernere  Uebereinstimmung  beider  Jurabezirke  liegt  noch  darin, 
dass  in  Niederbayern  wie  im  Krakauer  Jura  der  Lias  gänzlich  fehlt. 

Das  bei  Söldenau  aber  sehr  mächtige  Schichtensystem  der  Opp.  tenuilo- 
bata  mit  seinem  charakteristischen  Ammonitenreichthum  scheint  in  jenen 
Territorien,  wenigstens  in  dieser  Ausbildung,  zu  fehlen.  Hierin,  wie  im 
Auftreten  des  Dolomites,  liegt  nun  eine  Analogie  andrerseits  mit 
dem  Frankenjura,  womit  allerdings  auch  die  allgemeine  Gliederung 
-des  weissen  Jura  im  Einklang  steht  und  mit  dem  der  einstige  Zusammen- 
hang schon  durch  die  vermittelnden  Zwischenposten  bei  Flintsbach  und 
Münster  bis  zum  Keilberge  angedeutet  ist.  Gleichwohl  gibt  allein 
schon  die  petrographische  wie  auch  theilweise  paläontologische  Ver- 
schiedenheit der  Bimammatusstufe  , die  in  Franken  und  Schwaben  nie- 
mals als  blendendweisser  Kalk  voll  dunkler  Kieselkonkretionen  auftritt, 
genügende  Anhaltspunkte,  um  die  allenfalsige  Behauptung  zu  widerlegen, 
dass  zwischen  dem  niederbayerisclien  und  fränkischen  Jura  eine  voll- 
kommene Uebereinstimmung  sich  nachweisen  lasse. 

Werfen  wir  zum  Schlüsse  noch  einen  Blick  auf  die  Parallelbildungen 
andrer  Juradistrikte. 

Was  den  Aargau  er  Jura  der  Schweiz  betrifft,  so  haben  wir  be- 
reits früher  darauf  hingewiesen,  dass  unsre  Dinglreuther  Schichten  ihrer 
Fauna  nach  in  der  gelben  thonigen  Facies  der  Ornatentlione  (Mösch) 
daselbst  enthalten  sind.  Die  Scyphienkalke  von  Münster  und  Voglarn 
vertreten  unbedingt  die  Birmensdorfer , die  Ortenburger  Kieselnieren- 
kalke, wenigstens  in  der  Hauptsache,  die  Crenularis-  und  die  Söldenauer 
Tenuilobatenkalke  die  Badener  Schichten. 

Hinsichtlich  des  englisch-französich-nordwestdeutschen  Juragebietes 
sind  direkte  Vergleichungen  durch  die  grössere  Verschiedenheit  in  Ge- 
stein und  Fauna  ungleich  schwieriger.  Doch  dürften,  was  Nordwest- 
deutschland betrifft,  die  Perarmaten-  oder  Heersumer  Schichten  den 
Dinglreuther  und  Voglarner  (Biarmatus-  und  Transversariusstufe) , die 
Florigemmaschichten  oder  der  Corallenoolith  den  Ortenburger  (Bimam- 
matusstufe) und  die  unteren  Kimmeridge  - Bildungen  den  Söldenauer 
Schichten  (Tenuilobatusstufe)  entsprechen. 

Hievon  besitzt  nur  der  Complex  der  Perarmatenschichten  eine 
grössere  paläontol.  Verwandtschaft  mit  unsern  Bildungen , von  welchen 
in  dieser  Beziehung  der  Dinglreuther  Mergelkalk  mit  ersteren  am  meisten 
correspondirt.  Näheres  hierüber  vergleiche  Seite  112.  Was  sonst  an 
Versteinerungen  in  beiden  Juragebieten  vorkommt,  lässt  sich  ohne  grosse 
Mühe  aufzählen  (von  den  Muscheln  z.  B.  nur  einige-  Myen  (wie 


137 


Phölodomya  pcmcicosta,  Pli.  cctnaliculata,  Panopaea  tellina,  Ceromya 
orbicularis) , ferner  Ctenostrea  (Lima)  rudis , Ostrea  rastellaris , 0. 
gregaria,  Pecten  subßbr.osus  und  Astarte  supracordllina*).  Interessant 
ist  ausserdem  das  beiderseitige  Erscheinen  der  Waldheimia  trigonella, 
welche  bis  vor  nicht  langer  Zeit  nur  aus  hochgelegenen  schwäbisch- 
fränkischen Jurabildungen  (Nattheim,  Kelheim,  sogen.  Epsilon)  bekannt 
war.  Mösch  hat  sie  später  aus  seinen  Crenularisschichten  erwähnt, 
in  welchen  sie  sich  mit  Cidari-s  florigemma,  Hemicidaris  crenularis, 
Peltoceras  bimanwiatum  u.  s.  w.  findet , also  wie  in  den  Ortenburger 
Schichten  unzweifelhaft  auch  in  einem  relativ  tiefen  Niveau  auftreten 
kann.  Struckmann  hat  neuerdings  **)  eben  wegen  ihres  Vorkommens 
in  Schwaben  und  im  Corallenoolith  Goslars  ***)  vermuthet , dass  der 
letztere  und  der  weisse  Jura  Epsilon  Süddeutschlands  einer  geologi- 
schen Altersperiode  angehöre.  Durch  das  Angeführte  aber  ist  ersichtlich, 
dass  das  Auftreten  der  genannten  Terebratel  an  kein  bestimmtes  Niveau 
geknüpft  ist.  Ueberdiess  müsste  nach  dieser  Annahme  in  Hannover  die 
Parallele  unsrer  Biarmatus-  und  Transversariushorizonte  (Alpha)  [denn 
mit  diesen  sind  jedenfalls  die  Heersumer  Schichten  gleichzeitige  Gebilde] 
unmittelbar  überdeckt  sein  von  der  Parallele  zum  Epsilon  Schwabens 
oder  den  plumpen  Felsen-  und  Korallenkalken.  Demnach  wären  daselbst 
die  zwischenliegenden  mächtigen  Schichtencomplexe  der  Bimammatus- 
(Beta),  Tenuilobatus-  (Gamma)  und  normalen  Scyphien-Kalke  * (Delta) 
sowie  ein  Theil  des  Dolomites  gar  nicht  durch  gleichaltrige  Bildungen 
repräsentirt.  Deshalb  glauben  wir,  dass  der  Korallenoolith,  wenigstens 
in  seinem  unterem  Theile,  eher  den  Crenularisschichten,  dem  Ortenburger 
Kieselnieren-  oder  anderwärts  geschichteten  Kalk  (Werkkalk)  d.  h.  der 
Stufe  des  Peltoc.  bimammatum  entspricht , und  dass  vom  Lager  der 
Terebratula  humeralis  aufwärts,  hauptsächlich  im  unteren  Kimmerigdien, 
das  zeitliche  Aequivalent  der  Tenuilobatusschichten  zu  suchen  ist  (einige 
Pelecypoden,  darunter  auch  Astarte  supracorallina , sind  den  letzteren 
wie  dem  ersteren  gemeinsam).  Damit  stimmt  ferner  überein,  dass  das 
Hauptleitfossil,  nach  welchem  das  mittlere  Kimmeridgien  den  Namen 


*)  Am  Keilberg  (wie  in  Franken)  in  den  Tenuilobätenschichten 
nicht  selten ; in  Niederbayern  selbst  habe  ich  sie,  obwohl  ihr  Vorkommen 
in  den  Söldenauer  Schichten  sehr  wahrscheinlich  ist,  noch  nicht  nach- 
weisen  können. 

**)  Zeitschrift  d.  deutsch,  geol.  Gesellscli.  XXVI.  S.  219. 

***)  Eine  Abbildung  u.  Beschreibung  der  nordwestdeutschen  W.  trigon. 
gibt  Brauns.  Vergl.  „Der  obere  Jura  im  nordwestl.  Deutschland 
S.  366  tab.  III.  f.  10  -15. 


138 


Ptcroceras-Schichten  bekommen  hat,  in  unseren  Dolomiten,  die  Waagen*) 
mit  den  unterliegenden  klotzigen  Scyphienkalken  darnach  als  Zone  des 
Vteroccrci  Oceani  und  des  Ammon,  mutabilis  aufführt,  wiedergefunden 
wird,  und  deshalb  jene  Dolomite  mit  den  mittleren  Kimmeridge-Bildungen 
am  wahrscheinlichsten  zu  parallelisiren  sind.  Erst  darauf  folgt  dann 
einerseits  oberes  Kimmeridgien,  andererseits  das  Niveau  von  Söfflingen 
( Exogyrci  virgulci)  und  Solenhofen  (Oppelia  lithographica , steraspis 
unteres  Tithon  in  der  alpinen  Facies). 

Nach  der  oben  bei  der  Formationsbeschreibung  ausgeführten  De- 
taillirung  wird  es  endlich  der  Bemerkung  kaum  bedürfen,  dass  mit  den 
Juraschichten  der  nördlichen  Alpenkette  jede  und  alle  Analogie 
fehlt,  obwohl  wegen  der  nicht  sehr  beträchtlichen  Entfernung  alpiner 
Absätze  vom  niederbayerischen  Jurabezirk  eine  Untersuchung  nach  dieser 
Art  allerdings  a priori  Beachtung  verdient. 


Vergleichung  der  niederbayerischen  Juraablagerungen 
mit  dem  Frankenjura. 

Da  der  fränkische  Jura  dem  niederbayerischen  am  meisten  benachbart 
liegt,  dürfte  es  zweckmässig  erscheinen,  einen  etwas  ausführlicheren 
Vergleich  zwischen  beiden  durchzuführen 

Dem  braunen  Jura  Frankens,  den  wir  als  bekannt  voraussetzend 
nicht  weiter  in  seiner  einzelnen  Gliederung  specialisiren  wollen,  steht 
der  nisderbayerische  sehr  einfach  gegenüber. 

Von  dem  gelben,  späthigen  Doggerkalke,  welcher  nämlich  mit  dem 
Eisensandstein  den  gesammten  Dogger  repräsentirt , ist  schon  oben  bei 
seiner  Beschreibung  als  Concentrationstypus  mehrerer  Doggerfaunen 
ausführlich  berichtet  worden.  Wir  sahen , dass  derselbe  in  seiner  Aus- 
bildung so  vereinzelt  dasteht,  dass  wir  dafür  nur  ein  einziges,  aber 
deckendes  Analogon  (im  Baliner  Oolith)  finden  konnten. 

In  Franken  schliessen  sich  allerdings  auch  die  Zonen  vom  oberen 
Unter  oolith  bis  incl.  unteren  Callovien  unter  sich  gegenüber  ihrem 
Hangenden  und  Liegenden  zusammen  und  bilden  im  Allgemeinen  ge- 


*)  Dr.  W.  Waagen.  Versuch  einer  allgemeinen  Classifikation 
der  Schichten  des  oberen  Jura.  S.  16. 


139 


liommen  ein  petrographisches  Ganze  — den  Eisenoolith.  Doch  sind  hei 
diesem  paläontologische  Abstufungen,  von  denen  jede  noch  eine  gewisse 
petrographische  Nuance  besitzt,  wohl  zu  unterscheiden. 

Am  durchgreifendsten  ist  die  Verschiedenheit  in  der  oberen  Callo- 
vienlage,  im  Ornatenthon  (Stufe  des  Pcrisphinctes  anceps  und  Peltoceras 
athleta).  Durch  ganz  Franken  zieht  sich  dieser  Horizont  als  einer  der 
wohlunterscheidbarsten  hindurch;  wegen  der  thonigen  Beschaffenheit 
seiner  Schichten  lässt  er  sich  an  dem  constant  wiederkehrenden  Plateau 
unterhalb  des  ersten  Steilrandes  vom  weissen  Jura  leicht  verfolgen. 
Nichts  davon  bemerkt  man  im  niederbayerischen  Jura.  Die  charakteristi- 
schen Versteinerungen  sind  vorhanden,  aber  sie  finden  sich  mit  solchen 
von  tieferen  Niveaus  zn  einer  Fauna  vereinigt. 

Gehen  wir  zum  weissen  Jura  über. 

Die  genaueste  Eintheilung  des  fränkischen  Malmes  mit  Berück- 
sichtigung aller  vorkommenden  Fälle  gibt  die  Gümbel’sche Publikation: 
Die  geognost.  Verhältnisse  der  fränk.  Alb.  *)  Dieselbe  steht  auch  mit 
der  Klassifikation  0 p p e 1’  s **)  vom  untern  und  mittleren  weissen 
Jura,  welche  nach  den  bekannten  drei  Ammoniten  ( Peltoc . transvcrsarium, 
Peltoc.  bimammatum , Oppelia  tenuilobata)  durchgeführt  ist  und  im 
Allgemeinen  mit  Quenstedt’s  weissem  a,  ß und  y correspondirt,  im 
Einklänge. 

Oppel’s  Transversariuszone  bildet  den  oberen  Theil  seiner  anf'äng- 
lich  ***)  aufgestellten  Schichten  des  Ammon,  biarmatus;  in  seinen 
späteren  Veröffentlichungen  trennte  er  den  unteren  The.il  derselben 
d.  h.  die  Lagen , welche  ausser  dem  namengebenden  Ammoniten  noch 
durch  Am.  cordatus  bezeichnet  sind,  als  Biarmatuszone  im  engeren 
Sinne  ab;  ferner  f)  brachte  er  die  Transversariusschichten  in  zwei  Unter- 
abtheilungen. 

Späterhin  fügte  Waagen  ff)  als  Hangendes  der  Tenuilobatus- 
stufe  die  Zone  des  Pterocera  Oceani  und  des  Ammon,  mutabilis  fff), 
worunter  er  die  Dolomite  und  klotzigen  Scyphienkalke  begriff',  dazu. 


*)  Einleitung  zu  Riehl’s  Bavaria  III.  Buch  IX.  Band. 

**)  Paläontolog.  Mittheilungen  II.  Band  S.  163-188. 

***)  Die  Juraformation  S.  616. 

f)  Ueber  die  Zone  des  Ammon,  transversarius  S.  219  (Separat- 
abdruck S.  15). 

ff)  Versuch  einer  allgemein.  Classifikation  der  Schichten  des  oberen 
Jura  S.  16. 

fff]  Vergleiche  die  Anmerkung  auf  Seite  50. 


140 


Nach  oben  folgt  weiter  noch  das  Niveau  von  Solenhofen  (Region  der 
Acanthoteuthis  speciosa  (Waagen)  und  der  Oppelia  Uthographica ) . 
In  anderen  Juradistrikten  schliesst  die  Juraformation  mit  der  noch 
höheren  Portlandstufe  sammt  den  Purbeckschichten  (englich-französisch- 
nordwestdeutscher  Jura)  und  dem  oberen  Tithon  (alpine  Facies)  ab. 

Wir  müssen  hier  verzichten,  die  erwähnte  ausführlichere  Gliederung 
von  Gümbel  nach  ihrem  vollen  Umfang  zu  wiederholen  und  beschränken 
uns,  da  der  niederbayerische  dura  mit  dem  Dolomit  nach  oben  ab- 
schliesst,  nur  darauf,  die  von  diesem  abwärts  gelagerten  fränkischen 
Jurastufen  in  gedrängter  Kürze  zu  überblicken. 

Gemäss  der  berührten  Eintheilungsprincipien  legen  wir  folgendes 
allgemeine  Hauptschema,  wie  wir  es  nach  eigener  Anschauung  bestätigt 
gefunden  haben,  zu  Grunde. 

Oberer  w.  Jura  : 

Stufe  der  Oppclia  lithographica.  Plattenkalke. 

Stufe  des  Pteroceras  Oceani.  Dolomit. 

Mittlerer  w.  Jura  : 

Stufe  des  Perisphinctes  pseudomutabilis.  Normaler  Schwammkalk. 
Stufe  der  Oppelia  tenuilobata.  Oberer  Mergelkalk. 

Unterer  w.  Jura: 

Stufe  des  Peltoceras  bimammatum.  Werkkalk. 

Stufe  des  Peltoceras  transversarium.  j ^n^erei  Meigelkalk  mit  dei 

i (rlaukoolithbank. 

Stufe  des  Aspidoceras  biarmatum.  Mergel  mit  Geodenlager. 

Wir  finden  diese  Abtheilungen  auf  doppelte  Art  entwickelt,  einmal 
als  normale,  kalkigmergelige,  meist  wohlgeschichtete  Facies  und  ferner 
als  klotzige  oder  undeutlich  geschichtete  Schwammkalke  *).  Nur  in 
einer  Region,  nämlich  in  der  unterhalb  des  Dolomites,  bilden  Schwamm- 
lager auch  bei  normalen  Verhältnissen  die  gewöhnliche  Erscheinung. 
Im  oberen  w.  Jura  herrschen  statt  der  Schwämme  Korallen  vor. 

Eine  solche  Schwamm-  oder  Scyphienfacies  kann  eine  Zone  ganz 
oder  theilweise  erfüllen.  So  ist  beispielsweise  bei  Würgau  (Bamberger 
Gegend)  das  ganze  Niveau  vom  Peltoc.  bimammatum , von  den  Tenuilo- 
bateDschiehten  aber  nur  der  unterste  Theil  derselben  hiedurch  vertreten. 
An  der  Grenze,  wo  sich  die  massigeren  Scyphienbänke  in  den  geschich- 
teten Kalk  auskeilen , ist  natürlich  ein  mannigfacher  Wechsel  beider 
Ausbildungsweisen  zu  beobachten ; in  diesem  Falle  zeigt  der  letztere  ein 


*)  Vergl.  Gümbel,  die  Streitberger  Schwammlager  (Württemb. 
naturw.  Jahresln,  1862  S.  192  ff.). 


141 


erhöhtes  oolithisches  Gepräge.  Wo  Schwammlager  in  einer  der  unteren 
Stufen  vollständig  zur  Herrschaft  gelangt  sind,  greifen  sie  nicht  selten 
auch  auf  die  nächst  höheren  oder  tieferen  Lagen  über,  wofür  z.  B.  die 
Schwammfelsen  bei  'Schloss  Niesten  und  an  einigen  Punkten  um  Streit- 
berg in  Oberfranken  sprechende  Zeugnisse  liefern.  Dort  reichen  sie 
nämlich  vom  Dolomit  bis  in  die  unteren  Regionen  des  weissen  Jura 
hinab.  Wegen  ihres  äusserlich  gleichen  Aussehens  wird  an  solchen 
Plätzen  die  speciellere  Gliederung  des  weissen  Jura  sehr  erschwert  und 
kann  nur  durch  genaue  Untersuchung  der  Einschlüsse , vorzüglich  der 
Cephalopoden , mit  Erfolg  entschieden  werden  (denn  bezüglich  der 
Brachiopoden  und  Echinodermen  begegnen  einem , wenigstens  in  den 
häufigeren  Funden  aus  den  verschiedenalterigen  Scyphienkalken  so  ziem- 
lich die  gleichen  Formen). 

Was  die  Stufe  des  Aspid.  biarmatum  (Stufe  des  Amalth. 
cordatus)  betrifft,  so  steht  ihrer  dürftigen  Entwicklung  in  Franken,  dem- 
zufolge sie  als  blosser  Anhang  der  Transversariusschichten  abgehandelt 
werden  kann  (Gümbel  hat  sie  daher  gar  nicht  besonders  ausgeschieden) 
sehr  im  Gegensatz  zu  den,  wenn  auch  allerdings  nicht  mächtigen  aber 
paläontologisch  reichhaltigen  Biarmatusschichten  von  Dinglreuth.  Siehe 
das  Nähere  S.  111. 

Hier  aus  grauem  Mergelkalk  voll  unreiner  Brauneisenputzen  und 
Glaukonitflasern  bestehend,  ist  sie  dort  im  fränkischen  Bezirk  als  harte 
Geodenlage , umgeben  von  graulichem  Thon  oder  als  ockrige^*  gelber, 
etwas  Glaukonit  enthaltender  Mergel  ausgeschieden.  Waagen  führt 
aus  dieser  Lage  von  ganz  Bayern  nicht  mehr  als  Peltoc.  Arduennense, 
Aspid.  biarmatum , Asp.  perarmatum,  Amaltheus  Lamberti  und  Belern- 
nites  hastatus  auf. 

Die  Stufe  des  Peltoceras  trans versarium  zerfällt  in  zwei 
Regionen,  in  eine  untere,  das  eigentliche  Lager  des  Pelt.  transversarium , 
und  in  eine  obere,  durch  Waldheimia  impressa  charakterisirte , Ab- 
theilung; erstere  begreift  einen  mergeligen  Kalk,  letztere  meist  einen 
Mergel  bis  Mergelthon  (Impressathon)  in  sich. 

Was  die  leitenden  Einschlüsse  dieser  Schichten  anlangt,  so  besitzen 
wir  darüber  eine  Monographie  von  0 p p e 1 *). 

Bekannt  ist,  dass  die  untersten  Lagen  aus  einer  oder  wenigen 
Bänken  von  gelblichen  Mergelkalk  voller  Glaukonitkörnerchen  bestehen 
— der  Glaukoolith  oder  die  Grünoolithbank  Gümbel’s.  Wir  sahen 


*)  Benecke’s  geognost.  paläont.  Beiträge  IT.  Heft, 


142 


oben,  dass  wir  die  direkten  Aequivalente  dafür  auch  in  unserem  Gebiete 
besitzen.  Das  unmittelbar  Hangende  davon,  noch  zur  engeren  Region 
des  Pelt.  transv.  gehörig,  konnten  wir  bei  Yoglarn  und  Dinglreuth  und 
besonders  bei  Münster  als  ausgesprochenen  Scyphienkalk  beobachten. 
Hauptsächlich  beim  letzteren  Fundplatz  ist  die  direkte  Analogie  mit 
dem  berühmten  Birmensdorf  der  Schweiz  ausser  allem  Zweifel.  Eine 
mit  den  genannten  Birmensdorfer  Schichten  sich  vollkommen  deckende 
Ausbildung  (ausgeprägte  Schwammfacies  in  den  untersten  Transversarius- 
bänken)  glaube  ich  in  Franken  nicht  nachweisen  zu  können.  Zwar 
stellen  sich  schon  im  tiefsten  weissen  Jura  zuweilen  vereinzelte  Schwämme 
ein  (vornehmlich  am  Ostrand:  Regensburg,  Amberg,  Auerbach),  aber 
in  grösserer  Häufigkeit  treten  sie  gewöhnlich  erst  in  der  Oberregion 
(Niveau  der  Waldli.  impressa)  in  Form  von  krümeligen,  mergeligen  bis 
thonigen  Schwammlagen,  welche  allmählich  mit  den  nächst  höheren 
Schichten  verschmelzen,  auf.  Wir  verdanken  Gümbel  *)  zuerst  den 
Nachweis  der  tiefen  Stellung  dieser  letzteren , welche  von  ihm  untere 
Streitberger  Schichten  genannt  wurden,  da  sie  am  typischsten  im  Schauer- 
graben bei  Streitberg  anstehen.  Waldli.  impressa  kommt  allerdings 
darin  nicht  vor.  Dieselbe  ist  aber  auch  in  den  schwammfreien  Schichten 
nur  im  südwestlichen  Theile  des  Frankenjura,  wo  die  letzten  Ausläufer 
des  schwäbischen  Impressathones  enden , vorhanden ; gleichwohl  darf 
man  gewiss  noch  das  unmittelbar  Liegende  vom  Werkkalk  als  zu  ihrem 
Niveau  gehörig  betrachten,  auch  wenn  dasselbe  im  nördlichen  und  öst- 
lichen Franken  statt  thonig  nur  merglig  oder  kalkig  entwickelt  ist. 
So  auch  in  Niederbayern,  wo  sogar  einzelne  dolomitische  Lagen  (Blümel- 
mühle)  diesen  Horizont  vertreten. 

Stufe  des  Peltoc.  bimammatum.  In  der  normalen  Ausbildung 
durch  das  ganze  fränkische  Gebiet  als  Werkkalk,  ein  in  wohlgeschichteten, 
weissen  Bänken  abgesonderter,  sich  muschlig  brechender  Kalkstein  ent- 
wickelt. Charakterisirt  ist  derselbe  hauptsächlich  durch  Peltoc.  bimam- 
matum, Harpoceras  Marantianum,  H.  canaliculatum , Oppelia  semi- 
falcata,  0.  Hauffiana,  Perisphinctes  Streichensis , P.  Tiziani.  Peltoc. 
bimammatum  ist  keine  sehr  grosse  Seltenheit,  wenigstens  wird  es  viel 
häufiger  gefunden,  als  das  die  unterliegende  Etage  bezeichnende  Pelt. 
transversarium. 

Die  Scyphienfacies  dieser  Stufe  tritt  an  mehreren  Plätzen  auf,  so 
gehört  hieher  ein  Theil  der  Schwammkalke  von  Streitberg,  Würgau, 
im  Pegnitzthale  u.  s.  w. 


')  1.  c.  S.  195. 


143 


Den  normalen  Werkkalk  vermissen  wir  im  Oldenburger  Revier ; 
dagegen  repräsentirt  gleichfalls  ein  Scyphienkalk  diesen  Horizont.  Der- 
selbe weist  in  paläontol.  Beziehung  viele  gleiche  Arten  mit  dem  fränki- 
schen (S.  Seite  126)  auf,  besitzt  aber  dennoch  mehrere  eigenthümliche 
Formen,  die  jenem  fremd  sind.  Wir  erwähnen  nur : Peltoceras  Frikense, 
Myoconcha  Helmer seniana,  Macrodon  aemulum , Pecten  subfibrosus, 
Ostrea  rastellaris , Terebratula  subbavarica , Waldheimia  trigonclla , 
J&kynchonella  lacunosa  var.  Cracoviensis,  Cidaris  cervicalis,  Hemicidaris 
crenularis. 

Damit  correspondirt  die  petrographische  Beschaffenheit.  Als  einen 
fast  rein  weissen , oft  so  gut  wie  nicht  geschichteten,  mit  schwarzen 
Feuersteinen  versehenen  Kalk  haben  wir  den  fränkischen  nie  kennen 
gelernt.  Hornsteine,  aber  von  weisslich  grauer  Farbe,  kommen,  wenn 
auch  sehr  selten , vor  (Regenstauf,  Würgau),  aber  niemals  erinnern  sie 
an  jene  dunkle  Flinte , die  denen  der  norddeutschen  Kreide  ähneln. 
Ferner  besitzt  der  fränkische  Scyphienkalk  eine  ruppige,  klotzige  bis 
krümelig  und  bröcklichte  Beschaffenheit  und  eine  immer  ins  schmutzig- 
graue spielende  Farbe  statt  des  weissen,  dichten  bis  mulmig  kreidigen 
Anssehens  vom  niederbayerischen  Kieselnierenkalk. 

Wie  wir  in  unserem  Bezirke  keine  Gliederung  innerhalb  des  Niveaus 
von  Peltoceras  bimammatum  feststellen  konnten,  so  ist  dies  wohl  auch 
in  Franken  nicht  leicht  möglich.  Nur  in  der  Facies  der  wohlgeschich- 
teten Kalke  lässt  sich  in  deren  Oberregion  unterhalb  der  Tenuilobaten- 
schichten  an  manchen  Punkten  ein  gewisser  Complex  von  sehr  leicht 
klüftbaren,  dünnbankigen  Kalken  abscheiden,  welche  wie  es  scheint  in 
den  Einschlüssen  bereits  eine  gewisse  Hinneigung  ( Oppelia  litocera, 
0.  modestiformis)  an  die  hangenden  Lagen  zu  erkennen  geben 

Stufe  der  Oppelia  tenuilobata.  Im  Gegensatz  zum  Werkkalk 
zeigt  der  hierher  gehörige  Schichtencomplex  einen  grösseren  Thongehalt 
(daher  oberer  Mergelkalk).  Derselbe  kann  sich  bis  zum  grauen  thonigen 
Mergel  (Nordrand  der  Alb)  steigern,  während  er  am  Westrand  (wie  in 
der  Erlanger  Gegend)  fast  ganz  zurücktritt.  Die  Cephalopodenfauna 
dieser  Schichten  führten  Oppel  *)  und  Waagen**)  bereits  in  langen 
Verzeichnissen  auf.  Davon  verdienen  als  am  meisten  leitend  folgende 
Ammoniten  hervorgehoben  zu  werden : Oppelia  tenuilobata,  0.  Frotho, 
0.  canalifera , 0.  Gümbeli , 0.  Holbeini,  0.  Strombeclci,  Aspidoceras 


*)  Paläont.  Mittheilungen  II.  Band. 

**)  Der  Jura  in  Franken,  Schwaben  u.  d.  Schweiz  S.  1 96  ff. 


144 


Altenense , A.  circumspinosum , iphiccrum  ( ~ longispinum) , Pm- 
sphinctes  involntus , P.  platynotus,  P.  Gcilar , P.  stephanoides , P. 
polyplocus. 

Die  ersten  Schichtenlagen,  unmittelbar  auf  dem  Werkkalk  gelegen, 
heben  sich  gegenüber  ihren  hangenden  Bänken  dadurch  heraus,  dass 
ihnen  fast  immer  ein  weniger  dichtes  Gefüge  als  den  letzteren  zukommt. 
Sie  sind  mergeliger  als  diese  und  besitzen  deshalb  eine  dunklere 
Färbung,  welche  häufig  durch  die  spärliche  Einmengung  eines  glaukonit- 
artigen Minerales  eine  etwas  ins  grünliche  spielende  Nüance  bekommt,  *) 
oder  sie  stellen  einen  nur  locker  gebundenen , gelblichweissen  Mergel- 
kalk vor,  aus  welchem  sich  unschwer  die  Einschlüsse  lierauslösen 
lassen  (Nordrand). 

Ein  häufiges  und  charakteristisches  Vorkommen  in  diesen  unteren 
Bänken  bildet  der  Perisphinctes  platynotus.  Man  kann  demnach  die 
Unterregion  der  Tenuilobatusstufe  als  Region  des  Perisphinctes 
platynotus  bezeichnen.  Perispli.  Galar , P.  colubrinus,  kleine  Echiniden 
(Collyrites)  in  grösserer  Zahl  und  grosse  Exemplare  von  Ostrea  Qaen- 
stedti  sind  seine  Begleiter. 

Eine  andere  Region  scheidet  sich  an  der  oberen  Grenze  unter  den 
klotzigen,  normalen  Schwammkalken  aus,  indem  hier  eine  Pelecypode, 
die  Avicula  (Monotis)  similis  M ün  st.  (Goldf.)  sp.  (Avic.  simüis  Oppel  **) 
==  Monotis  lacunoscie  Quenstedt)  in  grosser  Häufigkeit  auftritt,  welche 
Beobachtung  man  durch  die  gesammte  fränkische  Alb  verfolgen  kann. 
Nur  an  ihrer  Nordspitze,  wo  die  Schichten  fast  ganz  thonig  werden,  ist 
genannte  Muschel  selten,  verschwindet  aber  auch  hier  nicht  vollständig 
(Weismain).  Sie  hält  sich  dabei  an  keine  einzelne  Bank,  sondern  er- 
füllt eine  ganze  Schichtenreihe  mit  ihren  Schalen.  Gemeinschaftlich 


*)  Eine  Verwechslung  mit  der  Grünoolithlage  kann  nicht  stattfinden, 
da  letztere  auch  petiographisch  als  harter,  gelblicher  Mergelkalk  und 
durch  die  Menge  der  eingeschlossenen  Glaukonitkörner  unterschieden  ist. 

**)  Oppel  führt  sie  in  seinen  paläontol.  Mittheilungen  sogar  aus 
den  Tenuilobatenschichten  von  Crussol  (dep.  Ardeche)  an.  Waagen 
erwähnt  diese  Muschel,  welche  wie  nicht  leicht  eine  andere  als  sicheres 
Leitpetrefakt  Beachtung  verdient,  in  seinem  Jura  nur  gelegentlich  bei 
einigen  Petrefakten Verzeichnissen.  Dagegen  lässt  Quenstedt  (Jura 
S.  680)  im  oberen  Theile  seines  y eine  Bank  ganz  mit  ihren  Schalen 
erfüllt  sein.  Gümbel  zählt  sie  ferner  aus  den  Tenuilobatenschichten 
(Württemb.  naturw.  Jahresh.  1862  S.  202  und  206)  auf.  Auch  die  Ge- 
brüder Würtenberger  (Verhdlgn.  der  naturw.  Ver.  zu  Karlsruhe  II. 
1866  S.  44)  erkannten  ihre  Bedeutung  und  benannten  eine  ganze 
Schichtengruppe  nach  ihr. 


145 


mit  ihr  (hauptsächlich  im  untern  Theile  dieser  engeren  Schichtenreihe) 
liegt  Oppelia  tenuilobata  in  besonderer  Häufigkeit  neben  der  gleichfalls 
nicht  seltenen  Oppelia  dentata.  Wir  fassen  daher  die  Oberregion  der 
Tenuilohatusschichten  als  Kegion  der  Avicula  (Monotis)  similis 
und  der  Hauptentwicklung  der  Oppelien  vom  Typus  der 
tenuilobata  (0.  tenuilobata , 0.  Frotho,  0.  Weinlandi , ferner  0. 
canalifera)  zusammen. 

Die  in  der  Mitte  gelegenen  Kalke  und  Kalkmergel  haben  sich  bis 
jetzt  durch  keine  besonderen  paläontologischen  Merkmale  weiterhin  ge- 
kennzeichnet; nur  die  Planulaten  vom  Typus  des  polyplocus  scheinen 
innerhalb  dieses  Niveaus  ihre  grösste  Entfaltung  gehabt  zu  haben,  so 
dass  wir,  um  die  Dreitheilung  zu*  vervollständigen,  die  Mittelregion 
einstweilen  als  Region  der  Hauptentwicklung  der  polyploken 
Perisphinkten  aufführen  können. 

Nach  diesen  Auseinandersetzungen  erscheint  in  Franken  der  ganze 
Schichtencomplex  der  Oppelia  tenuilobata , welcher  von  den  obersten 
Bänken  des  Werkkalkes  bis  zum  Beginn  der  grobbankigen  Seyphienkalke 
sich  erstreckt,  folgendermassen  gegliedert:  *) 

Stufe  des 

Perisph.  pseudomut abilis.  Schwammkalk. 

Region  der  Avicula  ( Monot.)  similis 

und  der  Hauptentwicklung  der  Tenuilo- 
Stufe  der  baten. 

Region  der  Hauptentwicklung  der  Poly- 
Oppelia  tenuilobata.  ploken. 

Region  des  Perisphinctes  platynotus. 
Stufe  des  Peltoc.  bimammatum.  Werkkalk. 


*)  Dass  eine  ähnliche  Gliederung  der  Stufe  mit  Opp.  tenuilob.  auch 
für  weitere  Strecken  Anwendung  findet , lässt  sich  aus  den  Unter- 
suchungen der  Gebrüder  Würtenberger  (Der  weisse  Jura  im  Klettgau 
und  angrenzenden  Randengebirg,  Yerhdlgn.  d.  natw.  Ver.  zu  Karlsruhe 
II.,  1866)  im  Klettgauer  Jura  entnehmen.  Dieselben  vermochten  näm- 
lich über  der  Hauptabtheilung  der  Tenuilobatenschichten  (Schwarzbach 
Schichten  oder  Schichten  des  Ammon,  platynotus  und  polyplocus)  noch 
durch  Avicula  (Monotis)  similis  besonders  charakterisirte  Schichten 
(Sch.  mit  Mon.  similis)  auszuzeichnen. 


10 


146 


Was  die  Vertheilung  der  Vertreter  des  Genus  Aspidoceras  (die 
früheren  Inflaten)  betrifft,  so  sind  davon  A.  Altenense,  A.  circum- 
spinosum  in  den  unteren,  die  Formen  aus  der  Verwandtschaft  des  A. 
longispinum  (A.  iphicerum  Opp.)  und  A.  acantliicum  in  den  oberen 
Lagen  am  häufigsten. 

Betrachten  wir  die  Tenuilobatusschichten  in  Niederbayern , wo  sie 
als  geschichtete  Kalke  bei  Söldenau  entwickelt  sind  , so  stimmen  die 
dortigen  Verhältnisse  im  Allgemeinen  mit  den  fränkischen  überein.  Es 
haben  sich  uns  bei  der  erwähnten  Lokalität  in  den  tieferen  Lagen 
(grauer  Kalk  und  grünlichgrauer  Mergelkalk)  gleichfalls  Ferisph. 
platynotus,  ferner  Aspid.  Altenense,  A.  circumspinosum , Ostrea 
Quenstedti  u.  s.  w.  gezeigt,  während  wir  in  den  oberen  Oppelia  tenuilob ., 
0.  Frotho , Avicula  similis  *)  constatiren  konnten.  Wir  halten  deshalb 
auch  hier  jene  obige  Eintheilung  fest.  Näheres  ergibt  sich  noch  aus 
dem  Vergleich  der  auf  S.  132  angegebenen  Vertheilung  der  Einschlüsse. 

Stufe  des  Perisphinctes  pseudomutabilis.  Zwischen  den 
Schichten,  welche  durch  Avicula  similis  und  Oppelia  tenuilobata 
eharakterisirt  sind.,  und  dem  Dolomit  findet  sich  durch  die  ganze  frän- 
kische Alb  hindurch  ein  Complex  von  klotzigen,  seltner  bröcklichten 
Schwaramkalken  gelagert,  welche  öfters  durch  grobbankige,  oolithische, 
splittrig  brechende  Kalke  vertreten  werden.  Im  Handstück  sind  sie 
ihrer  Unterlage  gegenüber  durch  das  eigentümlich  unregelmässig 
oolithische  Gefüge  leicht  zu  erkennen.  Sehr  häufig  schliessen  sie  Horn- 
steine ein. 

Gümbel,  **)  welcher  ihrer  natürlichen  Ausbildung  gemäss  hiebei 
eine  obere  Region  als  grobklotzige  Schwammkalke  und  eine  untere  als 
bröcklichte  Schwammkalke  oder  gelbe  Schichtkalke  unterschied,  hat 
zuerst  ihre  hohe  Bedeutung  am  Aufbau  des  Frankenjura  nachgewiesen 
und  gezeigt,  dass  mit  ihnen  der  zweite  Steilrand  innerhalb  des  weissen 
Jura  (den  ersten  bildet  der  Werkkalk)  beginnt.  Er  schied  sie  zugleich 
als  besonderes  Stockwerk  gegenüber  den  Tenuilobatenschichten  und  ihren 
hangenden  Lagen,  dem  Dolomit,  ab. 

Stehen  uns  demnach  petrographische  und  stratigraphische  Momente 
hinreichend  zu  Gebote , um  mit  den  fraglichen  Kalken  eine  neue  Stufe 
beginnen  zu  lassen,  so  begegnen  wir  vom  paläontologischen  Standpunkt 
aus  mehreren  Schwierigkeiten.  Einestheils  sind  hervorragend  charak- 


*J  Avicula  similis  ist  übrigens  bei  Söldenau  nicht  häufig. 

**)  Die  geognost.  Verhältnisse  der  fränkisch.  Alb. 


147 


teristische  Formen  sehr  selten  (denn  das,  was  häufig  gefunden  wird, 
besteht  in  den  gewöhnlichen  Begleitern  der  Scyphienfacies , so  haupt- 
sächlich Rhynch.  lacunosa) , andererseits  besitzen  wir,  wenigstens  in 
der  Unterregion,  eine  sichtliche  Hinneigung  zur  Fauna  der  Unterlage 
wiez.  B.  Opp.  tenuilob.,  Opp.  dentata,  Aspidoc.  cf.  acanthicum.  Dagegen 
erscheinen  hier  zum  erstenmale  die  Perisphinkten  aus  der  Gruppe  des 
pseudomutabilis  mit  dieser  Art  selbst,  ferner  P.  decipiens.  Ersterer 
Umstand  mag  Schuld  sein,  dass  besagter  Schichtencomplex  von  einigen 
Autoren  direkt  mit  seiner  Unterlage  vereinigt  worden  ist.  So  rechnete 
Waagen  im  Jura  Frankens  u.  s w.  einen  Theil  der  hierher  gehörigen 
Schwammkalke  noch  zu  den  Tenuilobatusschichten , riss  aber  davon  die 
grobklotzigen  Scyphienkalke  ab  und  stellte  sie  anfänglich  mit  dem 
Dolomit  und  verschiedenen  noch  höheren  Malmparthieen  zu  seiner  Zone 
des  Amm.  steraspis.  Diese  Trennung  der  klotzigen  Kalke  von  den 
andern  Schwammlagern,  welche  mit  ersteren  gewiss  in  innigem  Zu- 
sammenhang stehen,  dürfte  jedoch  kaum  den  natürlichen  Verhältnissen 
entsprechend  sein.  Später  fasste  er  jene  grossklotzigen  Kalke  mit  dem 
Dolomit  als  Zone  des  Pterocera  Oceani  und  des  A.  mutabilis  zusammen. 

Wir  nach  unserer  Auffassung  können  uns  nur  den  Darlegungen 
Gümbels  anschliessen  und  betrachten  demzufolge  die  in  Rede  stehenden, 
petrographisch  so  wohl  begrenzten  Kalke  als  gut  unterscheidbare. Stufe, 
welche  nach  dem  theil  weisen  Vorgänge  Waagen’s  durch  Per.  pseudo- 
mutabilis einstweilen  genügend  bezeichnet  sein  mag. 

Der  Dolomit  wenigstens  in  seiner  Hauptmasse  bildet  im  Vergleich 
zu  diesen  eine  gesonderte  Abtheilung,  die  eben  sowohl  petrographisch 
sehr  prägnant  bestimmt  ist,  als  gleichfalls  durch  das  ganze  Gebiet  ver- 
folgt werden  kann.  Durch  den  Einschluss  von  Pteroceras  Oceani 
dürfte  vielleicht  eine  weitere  paläontologische  Stufe  gegeben  sein. 

Durch  das  Vorkommen  von  Per.  pseudomutab. , P.  decipiens  in 
obigen  Schwammkalken  ist  zugleich  die  Parallelisirung  mit  den 
Kimmeridgebildungen  anderer  Juradistrikte  erwiesen.  Als  Vertreter  der 
unteren  Lagen  der  letzteren  glauben  wir  schliesslich  noch  die  Tenuilo- 
batenschichten  betrachten  zu  dürfen. 

Im  niederbayerischen  Jura  finden  wir  den  Söldenauer  Schichten 
keine  Kalke,  die  mit  den  so  eben  besprochenen  zu  parallelisiren  wären, 
aufgelagert,  was  um  so  auffallender  erscheint,  als  dieselben  noch  vom 
Dolomit  bedeckt  werden.  Es  kann  dies  vielleicht  durch  die  Annahme 
zu  erklären  sein , dass  hier  dolomitische  Lagen , wie  es  auch  zuweilen 
in  Franken  vorzukommen  scheint,  etwas  tiefer  als  gewöhnlich  Platz 
greifen. 


10* 


148 


Da  bei  Passau  die  Juraformation  mit  dem  Dolomit  abschliesst, 
haben  wir  deshalb  die  oberjurassischen  Bildungen  für  das  fränkische  Ge- 
biet nicht  weiter  berücksichtigt.  Nur  der  Vollständigkeit  halber  wollen 
wir  hier  noch  erwähnen,  dass  im  nördlichen  Theile  des  Frankenjura  auf 
dem  Dolomit  an  mehreren  Stellen  grobbankige  Plattenkalke  mit  Magila 
suprajurensis  folgen,  während  im  Süden  complicirtere  Verhältnisse  über- 
hand nehmen  und  dadurch  den  Wechsel  von  jenen  verschiedenen  Aus- 
bildungsweisen entstehen  lassen,  die  wir  am  Ende  der  allgemeinen 
Uebersicht  vom  Keilberge  in  kurzem  Fluge  überblickt  haben. 


Allgemeine  Resultate. 

In  Folgendem  fassen  wir  die  wichtigsten  allgemeineren 
Gesichtspunkte,  die  sich  aus  dem  bereits  Dargelegten  er- 
geben haben,  unter  theilweiser  Recapitulation  einiger  schon 
erwähnter  Thatsachen  kurz  zusammen. 

1)  Die  Absätze  jurassischen  Charakters, 
wie  sie  sich  als  südöstliche  Fortsetzung  des 
fränkischen  Jurazuges  ergeben,  hören  nicht  am 
Keilberge  bei  Regensburg  auf.  Es  müssen  sich 
vielmehr  unter  dem  Schutte  der  Donauebene 
längs  des  südlichen  Randes  vom  bayerischen 
Waldgebirge  (ostbäye  rischen  Grenzgebirge) 
noch  ausgedehnte  Juraparthieen  fortsetzen. 
Dies  lässt  sich  aus  den  Aufschlüssen  von  Jura- 
schichten entnehmen,  die  bei  Münster  unfern 
Straubing,  dann  bei  Flints bach  unfern  Oster- 
hofen und  endlich  in  grösserem  Maasse  in  der 
Gegend  zwischen  Yilshofen  und  Passau  sicht- 
bar sind. 

Parallel  damit  endigt  auch  der  Keuper  in  seiner 
fränkischen  Facies  an  der  Urgebirgsecke  von  Tegern- 
heim bei  Regensburg  noch  nicht,  sondern  zieht  sich 


149 


ebenfalls  weiter  östlich  fort,  wie  sein  Vorkommen  bei 
Münster  beweist.  Doch  scheinen  seine  Lagen  eine  all- 
mähliche Auskeilung  weiterhin  nach  Osten  erfahren  zu 
haben , da  im  Passauer  Gebiete  keine  Sedimentärgebilde 
mit  Sicherheit  ihm  zugeschriebeu  werden  können. 

2)  Diese  Juraablagerungen  in  Niederbayern 
sind  durchaus  nicht  mit  den  räumlich  ziemlich 
genäherten  alpinen  Jurabildungen  verwandt, 
sondern  sch  Hessen  sich  im  Allgemeinen  an  die 
fränkischen  an. 

3)  Die  in  Rede  stehenden  Gebilde  tragen 
wegen  des  nahegelegenen  Ufers  zumeist  einen 
litoralen  oder  sonst  vom  benachbarten  kry- 
stallinischen  Massiv  beeinflussten  Charakter 
an  sich. 

Wir  erinnern  in  dieser  Beziehung  an  die  Liasabsätze 
bei  Irlbach,  wo  kalkige  Niederschläge  fast  ganz  fehlen. 

Fast  in  sämmtlichen  Stufen  haben  wir  ferner  einen 
mehr  oder  minder  grossen  Reichthum  an  Schwämmen  zu 
verzeichnen  gehabt.  Der  Kieselnieren  kalk  und  die  Trans- 
versariusschichten  treten  in  der  ausgesprochensten  Weise 
als  Scyphienfacies  auf,  aber  selbst  in  der  Tenuilobatusstufe, 
sowie  im  braunen  Jura  fehlen  diese  Amorphozoeen  nicht. 
Dieser  Umstand  ist  gleichfalls  dem  Einflüsse  der  nahen 
Küste  zuzuschreiben.  *) 

4)  Je  weiter  wir  nach  Osten  von  Regensburg 
gegen  Passau  zuvorschreiten,  desto  mehr  greift 
eine  von  dem  rein  fränkischen  Typus  ab- 
weichende Ausbildung  Platz. 


*)  Vergleiche  H.  G.  Bronn:  Die  Klassen  und  Ordnungen  des 
Thierreiches  I.  Band,  die  Amorphozoen.  Hier  heisst  es  Seite  23:  Die 
Seeschwämme  halten  sich  im  Ganzen  lieber  und  in  grösserer  Anzahl  an 
der  felsigen  Küste,  in  steinigen  Buchten  und  endlich  etwa  auf  Untiefen, 
als  auf  dem  Grunde  des  hohen  Meeres  auf. 


150 


Die  Stufe  des  Peltoceras  bimammatum  ist  z.  ß.  bei 
Regensburg  noch  als  woblgescbichteter,  grauer  Mergelkalk 
entwickelt ; schon  bei  Münster  stellen  sich  dafür  kiesel- 
knollenreiche Gesteine  ein , die  erst  in  der  Ortenburger 
Gegend  jene  für  dieses  Gebiet  so  charakteristische  und  in 
Franken  nicht  gekannte  Entfaltung,  wie  wir  sie  oben  des 
Breiten  geschildert  haben,  bekommen. 

Ein  weiteres  Beispiel  bietet  der  mittlere  und  obere 
braune  Jura.  Bei  Regensburg  noch  deutlich  gegliedert, 
zeigt  er  bei  Münster , welche  Lokalität  so  zu  sagen  die 
Eigenschaft  eines  intermediären  Gliedes  vollführt,  in  seinen 
obersten  Bänken  noch  den  Regensburger  Macrocephalus- 
oolith , in  den  tieferen  aber  bereits  die  für  die  Passauer 
Gegend  so  typischen  gelben,  mit  weissen  Crinoideenresten 
versehenen  Kalke,  die  daselbst  in  dieser  Ausbildung  allein 
den  gesammten  Dogger  mit  Ausnahme  des  Eisensandsteines 
beherrschen. 

5)  Eine  Conformität  der  aufgedeckten  Schichten- 
lagen in  Bezug  auf  gleiche  oder  annähernd  über- 
einstimmende JNeigung  gegen  den  Horizont,  so 
dass  ein  gemeinsames  Hauptstreichen  nachweisbar 
wäre,  ist  nicht  zu  constatiren. 

Dagegen  hat  sich  in  all  den  Aufschlüssen,  wobei  die 
Juraschichten  den  Ausläufern  des  primitiven  Gebirges  auf- 
oder  anliegen  (so  z.  B.  bei  Münster  oder  Flintsbach),  keine 
horizontale  Lagerung  ergeben , sondern  ausser  häufigen 
anderen  Schichtenstörungen  meist  ein  deutliches  Fallen  vom 
Urgebirge  weg.  Dies  lässt  den  Schluss  gerechtfertigt  er- 
scheinen, dass  erst  nach  Absatz  der  jurassischen 
und,  wie  theilweise  auch  aus  der  hie  und  da  darüber 
liegenden  Kreide  zu  entnehmen  ist,  cretacischen 
Depots  der  Ur gebi  r gsstock  eine  Hebung  er- 
fahren hat. 


151 


6)  Die  nieder  bayerischen  Jur  aablager  ungen 
geben  wegen  ihrer  Verwandtschaft  theils  mit 
dem  fränkischen,  theils  mit  dem  polnisch- 
galizischen  Jura  genügende  Anhaltspunkte  zu 
dem  Schlüsse,  dass  die  einstigen  Meere  beider 
Verbreitungsbezirke  um  den  U rgebirgs stock  von 
Böhmen  und  Mähren  herum  zusammengehangen 
haben. 

Diese  Ansicht  wurde  schon  von  Neumayr*)  und 
Römer**)  vermuthet;  wir  glauben  durch  den  Nachweis 
der  petrographischen  und  paläontologischen  Aehnlichkeit, 
ja  oft  Uebereinstimmung  der  Gesteine  jener  weit  nordöstlich 
gelegenen  Depots  mit  unsern  niederbayerischen  die  festere 
Begründung  hiefür  gegeben  zu  haben. 

Ueber  den  Verbindungsweg  dieser  letzteren  mit  dem 
Frankenjura  kann  kein  Zweifel  bestehen.  Bezüglich  der 
anderen  Richtung  muss  der  Zusammenhang  von  Passau  aus 
östlich  bis  Linz  und  Wien  und  dann  nordöstlich  entlang 
des  östlichen  Randes  des  böhmisch-mährischen  Gebirges 
gesucht  werden.  Allerdings  liegt  zwischen  Passau  und 
Krakau  eine  weite  Länderstrecke ; allein  kein  geotektoni- 
sches  Hinderniss,  wie  ein  quer  dazwischen  laufender  kry- 
stallinischer  Gebirgszug,  der  eine  Communikation  verboten 
hätte,  spricht  zu  Ungunsten  obiger  Annahme.  Wir  finden 
im  Gegen theile  merkwürdiger  Weise  in  Niederösterreich 
und  Mähren  einige  kleinere  Juraparthieen  zerstreut,  so 
z.  B.  bei  Ernstbrunn  nördlich  von  Wien,  bei 


*)  Die  Cephalopodenfauna  der  Oolithe  von  Balin  bei  Krakau.  Ab- 
handlungen der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  zu  Wien.  Band  V.,  2.  S.  51. 

**)  Geologie  von  Oberschlesien  S.  275. 


152 


Olomuczan  *)  in  Mähren,  in  der  Umgegend  von  Brünn 
n.  s.  w.  und  diese  haben  nach  übereinstimmenden  Beob- 
achtungen einiger  österreichischer  Geologen  keine  Ver- 
wiandsehaft  zu  dem  nachbarlich  so  nahgerückten  mediter- 
ranen Klippenkalk  der  Karpathen,  sondern  ihre  Einschlüsse 
entsprechen  den  Yer steinerungen  des  fränkisch- schwäbischen 
Malmes.  Diese  isolirten  Jurainseln  geben  also  für  den 
Verbindungsweg  gewissermassen  die  Fingerzeige,  da  sie 
deutlich  den  mitteleuropäischen  Charakter , wie  auch  der 
Krakauer  Jura,  besitzen.  Bekanntlich  gibt  es  nämlich,  wie 
dies  besonders  von  Neumayr**)  betont  wurde,  in  den 
europäischen  Juraablageruugen  drei  grosse  Provinzen: 
Die  russische,  die  mediterrane,  wozu  die  Ablagerungen  in 
Spanien,  Italien,  den  Alpen,  Karpathen  und  im  Balkan- 
gebirge gehören , und  die  mitteleuropäische , welcher  der 
übrige  Theil  zufällt. 

Neumayr  ***)  gibt  auch  eine  Erklärung  der  Ver- 
schiedenheit in  der  Fauna  vom  mediterranen  Jura  gegen- 
über dem  mitteleuropäischen,  indem  er  eine  durch  südliche 
Strömungen  bedingte  Temperaturverschiedenheit  in  den 


*)  Bei  Olomuczan  sind  wenigstens  zwei  Lagen  zu  unterscheiden, 
die  untere  davon  schliesst  die  Versteinerungen  der  Trans versariusstufe 
ein ; aus  der  oberen , zwar  sandigen,  aber  mit  viel  Feuersteinen  ver- 
sehenen citirt  Reu ss  (Jahrbuch  d.  k.  k.  geol.  Reichsanstalt  B.  V.  S,  690): 
Cidaris  coronata,  Diadema  subangulare , Hemicidaris  crenularis, 
Pentacrinus  cingulatus , Millericrinus  mespiliformis  (?),  Ehynchonella 
lacunosa,  Rh.  trilobata,  Terebratida  bicandliculata,  Terebratella  loricata , 
Ostrea  hastellata,  Belemnües  hastatus.  Aus  den  unteren  Schichten 
wird  von  ihm  besonders  Ostrea  subserrata  angegeben.  Welche  Ueber- 
einstimmung  in  paläontologischer  Beziehung  mit  unseren  Bildungen! 

**)  Ausser  and.  Orten:  lieber  Juraprovinzen.  Verhandlungen  der 
k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1872  S.  54. 

***)  Der  penninische  Klippenzug.  Jahrbuch  der  k.  k.  geolog. 
Reichsanstalt  1871.  S.  524  u.  525. 


153 


Gewässern  des  ersteren  Jurabezirkes  annimmt.  Dieser 
Temperaturunterschied  habe  dann  einen  gewissen  Einfluss 
auf  die  Bewohner  des  Meeres  geäussert  und  lasse  das  Vor- 
herrschen gewisser  Formen  in  dem  einen  und  ihr  Aus- 
bleiben in  dem  andern  Distrikte  erklären. 

In  ähnlicher  Weise  kann  nach  unserer  Ansicht  eine 
entgegengesetzte  Strömung  in  den  benachbarten  Meeres- 
theilen  (beide,  der  mediterrane,  wie  der  mitteleuropäische 
Jura  stossen  in  jener  Gegend  nach  Neumayr  fast  auf- 
einander) stattgefunden  haben , ja  musste  es  sogar  nach 
physikalischen  Gründen  bei  Aufrechthaltung  der  ersteren 
Annahme.  Diese  Strömung,  von  Norden  herkommend,  lässt 
sich  nun  weiter  bis  um  das  böhmisch-mährische  krystaliini- 
sche  Massiv  herum  fortgesetzt  denken,  und  ihrem  Einflüsse 
dürfte  es  zuzuschreiben  sein,  dass  die  in  Niederbayern  auf- 
tretenden jurassischen  Bildungen  sich  vom  Gepräge  der 
reinen  fränkischen  Facies  einigermassen  entfernen. 


Verzeichnis 

der  gesammten  ans  den  niederbayerischen  Jnra- 
ablagerungen *)  **)  (zwischen  Regensburg  und  Passau) 
bis  jetzt  bekannten  Versteinerungen. 

In  nachstehendem  Verzeichniss  vertreten  die  einzelnen 
Rubriken  die  Formationsabtheilungen.  Nach  den  früheren 
Principien  wurde  folgende  Gliederung  zu  Grunde  gelegt: 


*)  1.  c.  522. 

**)  Diejenigen,  nur  aus  den  obersten  Malmgliedern  bestehenden,  Jura- 
parthieen  im  niederbayerischen  Kreise,  welche  die  unmittelbare  Fort- 
setzung des  Frankenjura  bilden  (Kelheimer,  Abensberger  Gegend),  sind 
ausgeschlossen. 


154 


Haupteintlieilung  des  niederbayerischen  Jura. 


j 5 Dolomit 


Ob  w.  J u r a. 
(Kimm er i dg i en.) 


'j* 


js 


Schichten  des  Perisph.  pseudomutabilis  ' 
(normaler  Schwammkalk  in  Franken). 
Noch  nicht  mit  Sicherheit  nachge- 
wiesen   

Geschichteter  Kalk  von  Söldenau.  Stufe 
der  Oppelia  tenuilobata.  Söldenauer 
Schichten 


Mittlerer  w.  Jura. 
(Kimmeridgien  ) 


J2  Kieselnierenkalk  von  Flintsbach  und  der  ' 
Ortenburger  Gegend.  Stufe  des 
Peltoceras  bimammatum  (Scyphien- 
facies).  Ortenburger  Schichten  . . 

j i Gesch.  graue  Kalke  und  Scyphienkalke 
von  Voglarn,  Dinglreuth  undMünster. 
Stufe  des  Peltoceras  transversarium. 
Voglarner  Sch.  Die  unterste  Bank 
davon,  der  Grünoolith,  bildet  mit 
den  Biarmatusschichten  im  Kalk- 
berger Bruch  die 

j i 0 Oolithschicht  von  Yoglarn 

j i * Ool.  Mergelkalk  von  Dinglreuth.  Stufe 
des  Aspidoceras  biarmatum.  Dingl- 
reuther  Schichten 


Unterer  w.  Jura. 


(Oxfor  dien.) 


d*  Eisenoolith  von  Münster.  Stufe 
Stephanoceras  macrocephalum 


Oberer  Dogger. 
(Callovien.) 


d Gelbe  späthige  Doggerkalke  und  Oolithe 

von  Zeitlarn,  Dinglreuth  und  Vog- 
larn. Zeitlarner  Schichten  . . . 


Oberer  u.  mittlerer 
Dogger. 

(Callovien  [incl.] 
bis  Unteroolith.) 


Eisensandstein.  Stufe  des  Harpoceras  \ Un t erer  D o g g er. 
Murchisonae / (Unteroolith.) 


155 


Die  in  den  Rubriken  stehenden  Buchstaben  beziehen 
sich  auf  die  Fundplätze.  Es  bedeutet  nämlich  : 

A ;=  Aichberger,  B = Blümelmühle,  D — Dinglreuth, 
F — Fürstenzell,  Fl  — Flintsbach,  M — Maierhof, 
Ma  — Marterberg,  Mü  = Münster,  0 = Obernöd, 
S = Söldenau,  Y m Yoglarn  (Kalkbergerbruch), 
Z — Zeitlarn. 


Ti 

#• 

* 

•r-5 

O 

i-i 

•' — * 

•r— 5 

09 

•r-j 

•' — 5 

1.  Reptilien. 

Saurierhnochen 

. 

S 

Saurierzahn  (Ichtyosaurus)  .... 

. 

. 

s 

II.  Fische. 

Sphenodus  longidens  Ag 

V 

Gyrodus  umbilicus  Ag 

. 

. 

s 

III.  Krebse. 

Prosopon  simplex  Quenst.  ... 

V 

Orkomalus  sp 

M 

IV.  Würmer. 

Serpula  flaccida  Goldf. 

Mü 

„ filaria  Goldf. 

. 

M 

„ convoluta  Münst 

M 

„ pentagonalis  Goldf.  . . 

Mü 

„ prolifera  Goldf. 

Mü 

„ spirolinites  Goldf.  ... 

Mü 

„ Deshayesi  Münst.  ... 

M 

„ subflaccida  Eta  11 

M 

V.  Cephalopoden. 

Belemnites  unicanaliculatus  Ziet. 

Mü  V 

MYF 

s 

s 

BA 

„ hastatus  Blainv.  ..... 

D 

Y 

Nautilus  Franconicus  Opp 

. 

Mü? 

s 

„ Arduennensis  d’Orb.  . . 

D 

V 

„ Calloviensis  Opp 

D 

Amaltbeus  Lamberti  Sow 

Y 

„ alternans  v.  Buch 

Mü 

# 

s 

„ cordatus  Sow 

D 

Harpoceras  Brighti  Pratt.  ... 

D 

156 


Ilarpoceras  punctatum  St  all  1.. 

„ parallelum  Rein.  sp.  ? 

„ cf.  Rauracum  Mayer.  . 

„ Henrici  d’Orb 

„ canaliculatum  M ü n s t . 

„ Marantianum  d’Orb.  . 

„ hispidnrn  0 p p 

„ Arolicum  0 p p 

„ stenorhynchum  0 p p.  • 

„ trimarginatnm  0 p p.  . 

Haploceras  falcnla  Quenst.  . . 

„ Erato  d’Orb 

Oppelia  oculata  d’Orb 

„ subclausa  Opp.  .... 

„ polita  Opp 

„ callicera  Opp. 

„ ^ cf.  trachinota  Opp.  . . 

„ ' semiplana  Opp 

,,  Gessneri  Opp 

„ Bruckneri  Opp..  . . . 

„ Anar  Opp 

„ flexuosa  auctor 

„ litocera  Opp 

„ Strombecki  Opp.  ... 

„ Holbeini  Opp 

„ tenuilobata  Opp.... 

„ Frotho  Opp . 

„ canalifera  Opp 

„ cf.  steraspis  Opp.  . . . 

Cosmoceras  Jason  Rein.  sp.  . . 
Stephanoceras  macrocephalum 

Schloth 


„ Herveyi  S o 

„ tumidutn  Rein.  sp.  . . 

Perisphinctes  Moorei  Opp.  . . . 

„ aurigerus  Opp 

„ curvicosta  Opp.  . . . . 

„ funatns  Opp 

„ Orion  Opp 

„ plicatilis  Sow.  (d’Orb.) 
„ chloroolithicus  Gümb. 

„ Martelli  Opp.  ..... 

„ Rhodanicus  Duraort.  . 

„ convolutus  impressae 

Q uenst 

„ colubrinus  Rein.  sp.  . 


^ • 

* 

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Mü  V 

Mü 

V 

D Mü 

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UlZfjUh  mm  w 


157 


Perisphinctes  polygyratus 


Rein 

sp 


„ Achilles  d’Orb.  . 

„ progeron  n.  sp.  . . 

» ßggeri  n.  sp.  . . . 

„ cf.  striolaris  Z i e t, 

„ cf.  stephanoides  Opp 

„ Rolandi  Opp 

trimerus  Opp.  ... 

„ lepidulus  Opp.  . . . 

„ involutus  Quenst.  . 

„ suberinus  n.  sp. . . . 

„ polyplocus  Rein,  sp 

„ Güntheri  Opp.  . . . 

„ platynotus  Rein.  sp. 

Peltoceras  Frikense  Mösch. 

„ Arduennense  d’Orb. 

„ torosnm  Opp 

Aspidoceras  acanthicum  Opp 
„ longispinum  S o w . 

(=i  A.  iphicermn  und  hoplisnn 
Opp  el) 

„ Altenense  d’Orb. 

„ circumspinosum  Que.ns 
„ binodum  Opp.  ... 

„ Rüppelense  d’Orb.. 

„ Oegir  Opp.  ....  . 

„ perarmatum  Sow.  . 

Phylloceras  Manfredi  Opp.. 

„ tortisulcatum  d’Orb 

Aptychi  laeves 

lamellosi 


VI.  Gastropoden. 

Cheranitzia  lineata  Sow.  sp, 
Natica  Crythea  d’Orb.  . . 

„ cf.  Dejanira  d’Orb. 
Trochus  speciosns  Münst.  . 

„ Niortensis  d’Orb.  . 

„ bijugatus  Q u e n s t. . 
Pleurotomaria  conoidea  D e s h a y e s. 
„ conoidea  var.  bistriata 
„ Agathis  D e s 1 . . . . 

„ Münsteri  Roem.  . . . 

„ suprajnrensis  Roem.. 

CbrysostomapapillaHeb.  et.  Desl. 


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158 


Bostellaria  bicarinata  Münst.  . 
Nerita  (Pileopsis)  jurensis  ßoem. 

VII.  Bivalven. 

Panopaea  (Pleuromya)  tellina  A g 
Ceromya  obovata  Poem.  . . 

„ orbicularis  ßoem.  . . . 
Pholodomya  canalicnlata  ßoem. 

„ parcicosta  A g 

„ crassa  Ag 

Goniomya  Y scripta  S o w.  sp.  . 

„ ornata  Münst.  sp. . . . 
Opis  similis  S o w.  sp.  ..... 

Astarte  sp.  

„ modiolaris  L am 

Cardium  sp 

Corbis  Madridi  d’Arch.  sp.  . 

„ obovata  Laube 

Isoarca  transversa  Münst.  . . 

„ texata  Münst 

„ sp.  (cf.  striatissima  Quenst.' 
Area  concinna  G o 1 d f.  (Quenst. 
Maciodon  aemulum  Phill.  sp. 

Myoconcha  crassa  S o vv 

„ Helmerseniana  d’Orb.. 

Modiola  gibbosa  Sow 

„ imbricata  Sow 

„ tenuistriata  Goldf.  . . 

Pinna  radiata  Goldf.. 

Avicula  Münsteri  Bronn.  . . . 

„ (Monotis)  similis  Müns  t.  sp 

Gervillia  acuta  Sow 

„ n.  sp 

Trichites  sp.  . 

Inoceramus  laevigatus  Münst. 
Plicatula  subserrata  impressae 
Quenst 

» sp.  , 

Hinnites  abjectus  Phill.  sp. . . 

„ velatus  Goldf.  sp. . . . 

Pecten  demissus  Bean 

„ textorius  Quenstedt  . 

„ spathulatusßoem.  (Läube) 
„ Rypheus  d’Orb 


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159 


Pecten  fibrosus  Sow.  . . . 

„ vagans  Sow 

„ vimineus  Sow 

„ cornutus  Quenst.  . 
„ subtextorius  Münst. 


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„ subspinosus  Münst.  . . . 
„ subfibrosus  d’Orb  . . . . 
„ snbarmatus  Münst.  . . . 
„ carclinatus  Quenst  . . . 

Lima  semicircularis  Goldf.  . . . 

„ gibbosa  Sow . . . 

„ Quenstedti  Mösch 

„ notata  Goldf 

„ aequilatera  Buvign  . . . 
„ subantiquata  Roem 

Limea  duplicata  Münst 

Ctenostrea  rudis  S o w.  sp  . . . . 

Ostrea  Amor  d’Orb 

„ rastellaris  Goldf 

„ gregaria  Sow 

„ Quenstedti  Mösch  . . . . 

(=n  0.  Roemeri  Quenstedt.) 
„ ? duriuscula  Phill.  sp.  . . 

Exogyra  subnodosa  Münst.  . . . 

Gryphaea  sp 

VIII.  Brachiopoden. 

Terebratula  intermedia  Sow.  . . 
„ bisulfarcinata  Ziet.  . . . 


„ Birmensdorfensis  E s c h e r. 

„ subbavarica  n.  sp 

„ Kurri  Opp.  ( = reticulata 

Quenst.). 

„ Stockari  Mösch 

Waldheimia  subrugata  E u d.  D e s- 
1 ongch. 

„ pseudolagenalis  Mösch. 

„ Möschi  Mayer 

,,  trigonella  Scliloth.  sp. 

(=:  Terebratella  Fleuriausa 
d’Orb.) 

Terebratulina  Quenstedti  Suess. 
Terebratella  loricata  S c h 1 o th.  sp. 
Megerlea pectunculus  Schloth  sp. 


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Megerlea  Friesenensis  Sch  ruf.  sp. 
Rhynchonella  lacunosa  Schloth. 

sp. 

„ lacunosa  var.  Cracoviensis 

Q u en  st. 

„ Arolica  Oppel 

„ strioplicata  Quenst.  sp. 

„ striocincta  Quenst.  sp.  . 

„ triloboides  Quenst.  sp  . 

„ senticosa  Schloth.  sp.  . 

„ spathica  Desl 

„ Morieri  D a v 

„ cf.  subtetraedra  Dav.  . . 

„ cf.  obsoleta  Dav 

„ minuta  Buvign : 

„ Fischeri  (R  o u i 1 1 e r) 

E.  Deslongch. 


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IX.  Radialen. 

Cidaris  coronata  G o 1 d f 

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„ propinqua  A g . 

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„ Hugii  Des 

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„ filograna  Ag 

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„ cervicalis  Ag. . . . . . . . 

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„ vallata  Quenst 

M 

„ spinosa  Münst 

F 

„ Blumenbachi  Münst.  . 

. 

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Hemicidaris  crenularis  Lam.  sp. 

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Rhabdocidaris  sp 

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„ nobilis  Münst.  sp.  ... 

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„ caprimontana  Des 

. 

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Pseudodiadema  Lochense  Quenst. 

sp. 

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Pachyclypus  semiglobus  Des.  . . 

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Holectypus  corallinus  d’ Orb.  . . 

. 

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„ orificiatus  Des 

• 

„ depressus  Leske.  sp.  . . 
Dysaster  granulosus  Goldf.  . . . 

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Collyrites  ovalis  Leske  sp.  . . . 

„ carinata  Leske  sp.  . . . 

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Pentacrinus  nodosus  Quenst.  . . ! 
„ cingulatus  Münst.  . . . | 

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161 


Millericrinus  rotiformis  d’Orb.  . 
„ cf.  echinatus  Goldf.  sp 

„ Milleri  Goldf.  sp 

Apiocrinitent heile . . . 

Balanocrinus  subteres  G o 1 d f.  sp. 
Eugeniacrinus  caryopliyllatus 

Goldf. 

„ Hoferi  Goldf. 

„ nutans  Goldf. 

„ compressus  Goldf..  . . . 
Asterias  (Goniaster)  impressae 

Q u e n s t. 

„ (Astropecten)  spongiosa 

Quenst. 

Sphaerites  punctatus  Goldf.  sp. 
„ tabulatus  Goldf.  sp.  . . 

X.  Bryozoßn. 

Ceriopora  striata  Goldf.  . . . . . 
Neuropora  cf.  angulosa  Goldf.  sp. 
Berenicea  orbiculata  Goldf.  sp 
„ diluviana  Lam.  sp  . . . 
Stomatopora  dichotoma  Goldf  sp. 
Pustulopora  straminea  Phi  11.  sp. 
(==  Pustulopora  Quenstedti 
Waagen) 

Proboscina  sp . . . 

XI.  AnthozoSn. 

Thainnastraea  Defranciana  Mich. 

sp. 

Montlivaultia  sp 

✓ 

XII.  Amorphozoen. 

Scypbia  cariosa  Goldf 

Siphonocoelia  cylindrica  G old  f.  sp. 
Hippalimus  marginatus  d’Orb.  . 
Verrucospongia  verrucosa  Goldf. 

sp. 

„ gregaria  Quenst.  sp.  . . 
Cribroseyphia  Baugieri  d’Orb.  . 
Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  sp. 

„ reticulata  Goldf.  sp.  . . 
„ polyommata  Goldf.  sp. 
„ (?)  cf.  psilopora  Gol d f. sp. 


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162 


Chenendroscypliia  reticulata 

Münst.  sp. 
„ porata  Quenst.  sp.  . . . 
Gonioscyphia  texturata  Goldf.  sp. 
„ cancellata  Quenst.  sp.  . 

„ paradoxa  Münst.  sp.  . . 

Coscinopora  texturata  var.  patelli- 
formis  Goldf.  sp. 
Cnemiseudea  costata  Goldf.  sp. 
Cnemidium  lopas  Quenst.  . . . 
„ stellatum  Goldf.  . . . . 

„ Goldfussi  Quenst..  . . . 

Cupulichonia  patella  Goldf..  . . 

Parendea  floriceps  Etall 

Porostoma  impressum  Goldf.  sp. 
„ Lochense  Quenst.  sp. . . 

„ marginatum  (Goldf.  sp.) 

Fromentel. 
Undeutliche  Scyphien 


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18 

Paläontologischer  Tlieil. 

Nachstehende  paläontologische  Notizen  verfolgen  nicht 
den  Zweck,  eine  kritische  Uebersicht  aller  aus  unserem 
Gebiete  stammenden  Versteinerungen  zu  geben.  Der  grösste 
Theil  davon  findet  sich  ohnehin,  aus  anderen  Jurabezirken 
bereits  bekannt,  mehrfach  beschrieben  und  abgebildet  in 
der  Literatur  vor.  Ueberdies  wurden  jene  Formen,  welche 
in  der  Auffassung  allenfallsige  Zweifel  zuliessen,  schon  im 
Texte  durch  die  in  Klammern  beigefügten  Citate,  hinweisend 
auf  Abbildungen,  verständlicher  zu  machen  gesucht. 

Dagegen  erscheint  es  nothwendig,  über  mehrere  Fossile, 
die  sich  durch  interessante  Eigen thümlichkeiten  auszeichnen, 
einige  kurze  Bemerkungen  zu  geben.  Ferner  hat  sich  eine 
geringe  Anzahl  neuer,  noch  unbeschriebener  Arten  ergeben, 
deren  Erklärung  gleichfalls  in  folgenden  Daten  versucht 
werden  soll : 


16  3 


Nautilus  franconicus  Oppel. 

Tab.  I.  f.  1. 

1845.  Nautilus  aganiticas  Q uenstedt  (non  Schloth.).  Cephalopoden, 

S.  58  t.  2,  f.  6. 

1865.  „ franconicus  Oppel.  Tithonische  Etage.  Zeitschrift 

der  deutsch,  geol.  Gesellschaft  XVI  S.  546. 
1868.  „ „ Zittel.  Cephalopoden  der  Stramberger 

Schichten,  S.  48. 

Im  geschichteten  Kalk  von  Söldenau  kommen  neben 
kleineren,  typischen  Exemplaren  von  Nautilus  franconicus , 
(N.  aganiticus  Schloth.  einiger  Autoren)  noch  grössere 
Steinkerne  mit  ziemlich  erhaltener  Wohnkammer  vor, 
deren  Externseite,  beiderseits  mit  einer  randlichen  Kante 
versehen,  bis  zu  60 mm  breit  wird.  Die  Versuchung,  darin 
wegen  dieser  grossen  Breite  der  Externfläche  und  der 
ziemlich  ausgeprägten  Kanten  eine  neue  Art  zu  erblicken, 
liegt  nahe.  Gleichwohl  stellen  diese  Formen,  von  welchen 
identische  Exemplare  aus  den  gleichalterigen  Schichten  von 
Franken  im  Münchener  paläontologischen  Museum  liegen, 
gewiss  nur  die  älteren  Stadien  jener  kleineren  vor. 

Aber  in  anderer  Beziehung  erwiesen  sich  die  Söl- 
denauer  Exemplare  als  interessant,  indem  sie  nämlich  den 
Verlauf  des  Eindruckes  vom  sogenannten  annulus  oder 
Haftring  in  einer  Weise  zeigen,  wie  es  bisher  von  fossilen 
Cephalopoden-Schalen  noch  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein 
scheint*).  Waagen,  der  diese  Erscheinung  in  Ver- 
bindung mit  den  Haftmuskeln  am  Nautilus  pompilius 
unserer  Jetztwelt  näher  studirte**),  führt  schon  einige 


*)  Soeben  finde  ich  in  dem  neuen  Werke:  „Die  Gebirge  um  Hall- 
stadt I.  Theil“  von  Dr.  E.  v.  Mojsisovics  bei  einigen  Nautileen  aus 
der  alpinen  Trias  gleichfalls  die  Eindrücke  des  Haftringes  angegeben. 

**)  Ueber  die  Ansatzstelle  der  Haftmuskeln  beim  Nautilus  und  den 
Ammoniden.  Dunker’s  Palaeontographica  XVII.  S.  185. 

11* 


164 


Analoga  davon  bei  Versteinerungen  auf'  und  zwar  waren 
es  mehrere  Ammoniten  aus  dem  lithographischen  Schiefer 
(1.  c.  tab.  XI.  f.  4),  bei  welchen  er  eine  eigenthümliche,  ge- 
schwungene Linie  (wurde  bereits  von  Oppel  in  seinen 
paläontol.  Mittheilungen  gezeichnet)  am  hinteren  Ende  der 
Wohnkammer  mit  den  Spuren  des  annulus  verglich. 

Die  mir  vorliegenden  fossilen  Gehäuse  zeigen  gleich- 
falls an  dem  hinteren  Theile  der  Wohnkammer  oberhalb 
der  Loben  eine  mit  letzteren  nicht  parallele  Linie,  die  in 
ihrem  Verlaufe  eine  unverkennbare  Aehnlichkeit  mit  der 
von  Waagen  an  der  Schale  des  recenten  JV.  Pompilms 
(loc.  cit.  t.  XI.  f.  2)  nachgewiesenen  Furche  jenes  sog. 
annulus  oder  Haftringes  bietet. 

Diese  Linie  (vergleiche  die  dunklere  oberhalb  der 
scharf  markirten  ersten  Kammerscheidewand  gezogene  Linie 
auf  der  Abbildung)  erhebt  sich  vom  Nabel  aus  aufwärts, 
setzt  dann  unter  einem  wenig  gekrümmten  Bogen  bis  über 
die  Mitte  der  Wohnkammer  weg  und  fällt  von  hier  wieder 
tiefer  in  die  Kammer  zurück,  um  nahe  an  der  ersten 
Kammerwand  vorbei  über  die  Extern seite  fortzulaufen. 

Unterhalb  dieser  schärfer  gezogenen  Linie  des  Haft- 
ringes lassen  sich  bei  dem  zur  Abbildung  gelangten  Exem- 
plare in  fragmentärer  Weise  die  Umrisse  der  Ansatzstelle 
des  Haftmuskels  selbst,  allerdings  nur  sehr  schwach  ange- 
deutet, finden  (Vergl.  Waagen  1.  c.  t.  XL.  f.  2 bei  J M.). 
Ihre  ungefähre  Umgränzung  soll  die  zweite  hellere  Linie 
(s.  Bild)  in  ihrem  unteren  Theile  veranschaulichen.  Die- 
selbe darf  jedoch  im  Gegensatz  zu  der  ersten  deutlich  be- 
obachteten nur  als  eine  problematische  gelten. 

Da  wo  die  letztere  über  jene  erstere  hinausgreift  und 
sich  hakenförmig  nach  vorne  wendet,  liess  sich  in  dieser 
Richtung  bei  einem  zweiten  Exemplare  eine  wieder  deut- 
licher erkennbare  rätkselhafte  Furche  wahrnehmen , deren 


165 


Vorhandensein  wir  hiemifc  einfach  constatiren , ohne  nach 
dieser  einmaligen  Beobachtung  eine  Erklärung  dafür  ver- 
suchen zu  wollen. 

Da  der  oben  geschilderte  Eindruck  des  annulus  nach 
Waagen  (1.  c.  S.  189)  sogar  an  den  Gehäusen  des  recenten 
Vertreters  der  Nautileen.  nur  in  seltneren  Fällen  mit  ge- 
nügender Schärfe  erkannt  werden  kann,  dürfte  sein  Nach- 
weis an  fossilen  Ueberresten  nicht  uninteressant  erscheinen. 

Die  besprochenen  Stücke  gehören  der  Sammlung  des 
zoologisch-mineralogischen  Vereines  in  Iiegensburg  an. 

Auialtheus  cordatus  Sowerby. 

1813.  Ammomtes  cordatus  Sowerby.  Mineralconck.  t.  17.  f.  2—4. 

(Ausser  andern  Orten) 

Kommt  in  typischen,  trefflich  erhaltenen  Exemplaren 
als  charakteristische  und  zugleich  häufige  Versteinerung  in 
dem  unrein  oolithischen , grün  geflaserten  Kalkmergel  auf 
der  Greuze  zwischen  Dogger  und  Malm  (Biarmatusstufe) 
von  Dinglreuth  bei  Vilshofen  vor.  Aus  dem  Frankenjura, 
welchem  der  Am.  Lamberti  nach  Gümbel  und  Waagen 
nicht  fehlt,  kenne  ich  diese  Species  mit  Sicherheit  noch 
nicht. 


Pliylloceras  tortisulcatum  d ’ 0 r b i g n y. 

A.  a.  0. 

1840.  Ammonites  tortisulcatus  d’Orbigny.  Cephalop.  cret.  (paleont. 

fran?.)  p.  163  t.  51  f.  4—6. 

1870.  Phylloceras  tortisulcatum  Zittel.  Untertithon  p.  41  tab.  1 f.  16. 

Bei  der  Seltenheit  der  Phylloceraten  im  mittleren  und 
oberen  weissen  Jura  ist  es  interessant,  ihr  Vorkommen 
auch  in  unserem  Bezirke  constatiren  zu  können.  Eiu 
typisches  Exemplar  von  Phyll.  tortisulcatum , welches  ich 
der  Freundlichkeit  Herrn  D,r.  Egger’ s in  Fassau  ver- 


166 


danke,  liegt  mir  zur  Bestimmung  vor.  Es  stammt  aus  den 
Tenuilobatenschichten  von  Söldenau. 

Oppelia  oculata  Beau. 

1829.  Ammonites  oculatus  Bean.  Phillips:  Geology  of  Yorkshire  II. 

tab.  5 f.  16. 

Eine  in  der  untersten  Bank  des  weissen  Jura  von  der 
Tegernheimer  Schlucht  am  Keilberge  gefundene  Form,  die 
in  der  Mitte  zwischen  der  Opp . denticulata  des  braunen 
und  den  Flexuosen  des  Malms  steht,  kommt  der  citirten 
Abbildung  von  Phillips  so  weit  nahe,  dass  ihr  jener  Name 
direkt  übertragen  werden  konnte. 

Auf  der  Mitte  der  Siphonalseite  bemerkt  man  deutlich 
eine  Zähnelung.  Die  Rippen , welche  vom  Nabel  aus- 
strahlen und  gegen  den  Rand  der  Externseite  hin  in  ver- 
mehrter Anzahl  auftreten,  sind  nicht  scharf  ausgeprägt. 
Der  Querschnitt  ist  dicker  als  bei  0.  denticulata. 

Was  oben  von  Dinglreuth  und  Voglarn  gleichfalls 
aus  der  Basis  des  weissen  Jura  als  Opp.  oculata  ? (< denti- 
culata?)  aufgeführt  wurde,  erlitt  wegen  des  schlechten 
Erhaltungszustandes  nur  eine  approximative  Bestimmung. 

Oppelia  Anar  Oppel. 

Tab.  I.  fig.  8. 

1863.  Ammonites  Anar  Oppel.  Paläontologische  Mittheilungen  p 207. 
t.  55  f.  1. 

1871.  Oppelia  Anar  Neumayr.  Die  Vertretung  d.  Oxfordgruppe  im 
östl.  Theil  d.  mediter.  Provinz.  Jahrbuch  der 
k.  k.  geol.  Reichsanst.  1871  S.  366  t.  18  f.  5. 

In  den  lockeren  Transversariuskalken  von  Münster 
bei  Straubing  liegt  äusserst  häufig  ein  kleiner  Ammonit, 
welcher  mit  den  Beschreibungen  von  Oppel  und  Neu- 
mayer  über  die  Opp.  Anar  im  Wesentlichen  überein- 
stimmt ; nur  ist  die  Grössendifferenz  ziemlich  bedeutend, 


167 


Der  Durchmesser  beträgt  nämlich  bei  den  Münster’schen 
Exemplaren  nicht  viel  mehr  als  20 mm-  Ausserdem  zeigen 
diese  letzteren  eine  etwas  grössere  Anzahl  von  Knoten  an 
den  Marginalkanten  der  Externseite.  Demnach  dürften 
diese  Unterschiede  nicht  genügen,  um  eine  besondere  Art 
darin  zu  erblicken. 

Die  Rippen  der  Flankentheile  stehen  an  der  Naht 
weniger  gedrängt  und  verlaufen  unter  häufig  eiutretender 
Spaltung  mit  leichter  Biegung  nach  dem  Rand  der  Extern- 
seite. Hier  erheben  sie  sich  an  dem  zur  Wohnkammer 
gehörigen  Theile  des  Gehäuses,  indem  sie  sich  etwas  ver- 
dickt nach  vorn  biegen,  zu  einer  schwach  kielförmigen  Er- 
höhung. Gegen  die  inneren  Windungen  (Luftkammern) 
hin  löst  sich  dieses  kielartige  Band  in  kleine  Knötchen 
auf,  die  durch  sehr  feine  Streifchen  mit  kleinen,  zarten 
Marginalknötchen,  womit  an  den  Marginalkanten  die 
Rippen  der  Flankentheile  endigen,  in  Verbindung  stehen. 

Diese  Verschiedenheit  in  der  Verzierung  der  Wohn- 
und  Luftkammern  wurde  zuerst  von  Neumayr  (1.  c.) 
betont.  Bei  unseren  Steinkernen  treten  die  letztgenannten 
Merkmale  wegen  des  schlechten  Erhaltungszustandes  nur 
wenig  hervor.  Deshalb  wurden  auch  jene  zarten  Knötchen, 
welche  nur  an  wenigen  Exemplaren  deutlich  sichtbar  sind, 
auf  der  Zeichnung  nicht  mehr  berücksichtigt. 

Damit  vollkommen  identische  Formen  liegen  im 
Münchener  paläontologischen  Museum  aus  dem  Krakauer 
Gebiete  vor,  wo  Opp.  Anar  überhaupt  häufig  vorkommt.  In 
westlicheren  Gegenden  bildet  dieselbe  dagegen  eine  viel  spär- 
lichere Erscheinung.  Ferner  wird  die  nämliche  Species 
von  Neumayr  ans  deni  mediterranen  Oxford  (J,  c.) 
angegeben, 


168 


Steplianoceras  subcontractum  Morris  and  Lycett. 

1851.  Ammonites  subcontractus  Morris  and  Lycett.  A monog.  of 

the  mollusc.  from  the  Great  Oolith  I. 
tab.  II.  fig.  1. 

Mehrere  Exemplare  aus  den  gelben,  sandigen  Tkonen 
mit  Bhynchonella  varians  vom  Keilberge  bei  Regensburg 
stimmen  sehr  gut  mit  der  citirten  Abbildung.  Die  an 
einem  Individuum  beobachteten  Loben  bieten  fast  das  gleiche 
Aussehen  dar  wie  die  vonQuenstedt  an  seinem  Ammon, 
anceps  ornati  (Cephalopod.  t.  14  f.  5 = Steph.  coronatum 
Brug.)  gezeichnete  Lobenlinie. 

An  dem  genannten  Platze  (Seite  16  Lage  8)  ist  diese 
Art  gar  nicht  selten. 

Peltoceras  *)  Ardueimense  d’Orbigny. 

1847.  Ammonites  Arduenncnsis  d’Orbigny.  Pal.  frang.  terr.  jur. 

Cephal.  t.  185  fig.  4. 

1870.  Ammonites  Arduennensis  Ferd.  Poem  er.  Geologie  von  Ober* 

Schlesien  S.  243  t.  22  fig.  1 u.  2. 

In  wohlerhaltenen  und  typischen  Exemplaren  nicht 
selten  in  der  Biarmatusbank  von  Dinglreuth. 

Daneben  kommt  etwas  seltner  eine  kleinere  Varietät 
vor,  welche,  durch  zahlreichere,  etwas  oberhalb  der  Nabel- 
gegend sich  theilende  Rippen  charakterisirt,  bereits  den 
Uebergang  zu  Peltoceras  spissum  Oppel  (Oppel- Waagen: 
Ueber  die  Zone  des  Ammon,  transversarius,  Separatabd. 
S.  13  [217])  bildet. 


*)  Ueber  die  Gattung  Peltoceras  Waagen  vergleiche  Records  of 
the  geolog.  survey  of  India  1872  Band  IV.  S.  91.  Weitere  Bemerkungen 
darüber  finden  sich  in  dem  jüngst  erschienenen  6.  Hefte  vom  5.  Bande 
der  Abhandlungen  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt,  Wien  1873 : Die 
Fauna  der  Schichten  mit  Aspidoc.  acanthicum  von  Dr.  Neumayr  S.  188. 


169 


Das  ebenfalls  in  dem  soeben  citirten  Werk  (S.  13) 
benannte  Peltoc.  torosum  Oppel  (—  Ammon,  caprinus 
Quenstedt  Cephal.  tab.  16  f.  5)  findet  sich  auch  mit 
Pelt.  Ard.  bei  Dinglreuth  vor, 

Per isphinctes  Waagen 

Bekanntlich  entwickelt  sich  die  Gattung  Perisphinctes  (frühere 
Familie  der  Planulaten)  im  weissen  Jura  zu  einer  äusserst  vielfältigen 
Formenmenge.  Ihre  Vertreter  liegen  deshalb  bei  Bestimmung  von 
Malmversteinerungen  meist  am  zahlreichsten  vor;  bilden  aber  nicht 
immer  die  angenehmsten  Untersuchungsobjekte.  Die  Gattung,  obwohl 
so  ziemlich  den  übrigen  gegenüber  abgeschlossen,  verhält  sich  nämlich 
in  ihren  Arten  desto  unbegrenzter.  Wenn  man  die  mannigfache  Varia- 
bilität der  einzelnen  Typen  sowie  die  Schwierigkeit  einer  präcisen 
Definition  der  charakteristischen  Merkmale  bedenkt  und  ferner  beachtet,  wie 
selten  vollständig  ausgewachsene  Exemplare,  die  ein  von  den  Jugend- 
individuen oft  beträchtlich  verschiedenes  Aussehen  besitzen,  Vorkommen, 
dann  darf  man  sich  nicht  wundern,  dass  auch  in  der  Nomenklatur  sich 
wesentliche  Verschiedenheiten  bei  den  einzelnen  Autoren  ergeben  haben. 
Während  manche  auf  relativ  wenig  Artennamen  die  einzelnen  Formen- 
typen vertheilen , begegnen  wir  auf  der  anderen  Seite  einer  grossen 
Zahl  besonders  in  neuerer  Zeit  aufgetauchter  Speciesnamen,  durch 
welche  sich  der , welcher  sich  mit  dem  Studium  der  Perisphinkten 
näher  befassen  muss,  mit  Mühe  hindurchwindet. 

Der  Verfasser,  als  er  zum  erstenmale  den  Blick  über  das  bunte 
Formenchaos  schweifen  liess,  musste  nun  an  sich  selbst  die  Frage  richten, 
ob  er  durch  Aufstellung  neuer  Namen  die  ohnehin  stark  angeschwollene 
Namenzahl  noch  vermehren  solle?  Oder,  sollte  er  die  von 
einigen  neueren  Autoren  gewonnenen  Resultate  vernachlässigen  und 
der  leichteren  und  bequemeren  Handhabung  zu  Liebe  die  auf  Grund 
feinerer  Unterschiede  enger  gefassten  Arten  erweitern,  d.  h.  nur  wenig 
Speciesnamen  gebrauchen?  Oder  sollte  er  schliesslich,  um  sich  die 
lästige  Namengeberei  überhaupt  vom  Halse  zu  schaffen,  mit  den  dunklen 
Collektivnamen  eines  planulatus,  biplex,  plicatilis  allein  sich  begnügen? 

Das  letztere  schien  ihm  dem  klaren  Entwicklungsgänge  der  wissen- 
schaftlichen Forschung  am  meisten  im  Wege  zu  liegen.  Nicht  viel 
besser  gefiel  ihm  der  zweite  Fall,  das  Concentriren  auf  wenige  Typen, 
wozu  ihm,  wenn  es  ja  späterhin  bei  vielleicht  geänderter  Anschauung 
des  Speciesbegriffeg  nothwendig  werden  sollte,  wenigstens  jetzt  noch 


170 


nickt  die  Zeit  hiefür  gekommen  zu  sein  schien.  So  blieb  ihm  nichts 
übrig,  als  jene  Formen,  die  sich  von  den  bisher  beschriebenen  Arten 
als  wirklich  verschieden  ergeben  haben,  auch  als  solche  zu  erklären  und 
sie  unter  neuen  Speciesbezeichnungen  anzuführen. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  geleitet  hat  er  bei  dieser  Arbeit 
als  einer  Monographie  in  geognost.  und  paläontol.  Beziehung  die  dem 
untersuchten  Gebiet  zukommenden,  noch  nicht  gekannten  oder  be- 
nannten Arten  zu  beschreiben  versucht.  Zu  gleicher  Zeit  wurden  auch 
einige  ältere,  schwerer  zu  definirende  Formen  etwas  ausführlicher  be- 
rücksichtigt. 

Die  aus  dem  niederbayr.  Doggeroolith  stammenden 
Perispbinktenspecies  sind  nur  wenig  an  Zahl  und  ge- 
hören meist  unbestrittenen  Arten  an. 

Dagegen  liegen  die  Perisphinkten  oder  Planulaten  aus 
dem  weissen  Jura  zahlreicher  vor.  Was  sich  davon  in 
Niederbayern  und  am  Keilberge  gefunden  hat,  ist  in  fol- 
gendem Verzeichuiss  zusammengestellt.  Die  beigefügten 
Citate , die  auf  Abbildungen  hinweisen , sollen  erhellen, 
was  bei  der  Formationsbeschreibung  unter  den  jeweilig 
angebrachten  Namen  verstanden  worden  ist. 

Der  leichteren  Uebersicht  halber  wurden  die  ver- 
wandten Formen  in  natürliche  Gruppen  zusammengefasst  *). 
Hiemit  wollen  wir  aber  keine  allgemeine  Eintheilung  der 
Planulaten  des  weissen  Jura  versuchen ; denn  dazu  würde 
ohnehin  das  Material  unseres  eng  begränzten  Gebietes  bei 
Weitem  nicht  genügen. 

o ö 

1.  Biplexgruppe,  Gerade  oder  schwach  gebogene 
Rippen  spalten  sich,  relativ  erst  spät,  in  zwei,  seltner  drei 
über  die  Externseite  laufende  Aeste.  Das  Auge  gewinnt 


*)  Mit  Freuden  erkläre  ich  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  mir  Herr 
von  Sutner,  welcher  sich  seit  längerer  Zeit  mit  dem  Ordnen  der 
Planulaten  im  hiesigen  paläon fcolog.  Museum  beschäftigt,  bei  der  allge- 
meinen Orientirung  derselben  hülfreich  an  die  Hand  gegangen  ist.  Ich 
bin  ihm  meinen  aufrichtigen  Bank  hiefür  schuldig. 


171 


von  allen  Perisphinkten  bei  dieser  Abtheilung  am  meisten 
den  Eindruck  des  Regelmässigen.  Siphonallobus  nach  den 
Beobachtungen  Herrn  v.  Sutner’s  gewöhnlich  tiefer  oder 
so  tief  als  der  erste  Laterallobus  (tab.  II.  fig.  3).  Der 
Nahtlobus  hängt  ebenfalls  tief  herab , ist  gut  entwickelt 
und  steht  sehr  schräg.  Der  zweite  Lateral  tritt  meist 
etwas  mehr  zurück ; wenigstens  ist  er  nicht  so  gut  als 
bei  den  Polyploken  ausgebildet. 

Aus  der  Transversariusstufe : 

Perisphinctes  Martelli  Oppel.  Paläont.  Mittheilungen 
S.  247. 

,,  chlor oolithicus  Gümbel.  Geogn.  Verh.  d. 
fränk.  Alb.  S.  55. 

„ plicatilis  Sowerbj.  S o w.  Miner,  concb. 

pl.  166  d’Orbigny  Paleon.  franc. 
terr.  jurass.  t.  192  f.  1,  2,  3. 

,,  Phodanicus  Dumortier.  Sur  quelques 
gisem.  de  l’Oxford.  inf.  de  TArdeche. 
S.  62.  t.  3 f.  9,  10. 

Aus  der  Tenuilobatusstufe : *) 

Perisphinctes  colubrinus  R e i n e c k e sp.  Maris  protog. 

Nautik  et  Argon  f.  72.  Quenstedt 
Cephalopoden  t.  12  f.  10.  Zittel 
Untertithon  t.  9 f.  6 t.  10  f.  4 — 6. 

2.  Polygyraten gruppe.  Rippen  unregelmässiger, 
spalten  sich  häufig  in  mehr  als  2 Aeste.  Siphonallobus 
reicht  gewöhnlich  nicht  so  tief  herab,  als  der  erste  Lateral- 
lobns.  Nahtlobus  ebenfalls  schräg  stehend. 


*)  In  den  Bimammatusschichten  (Werkkalk)  Frankens  und  Schwabens 
ist  diese  Gruppe  hauptsächlich  durch  Perisph.  Tiziani  Oppel  (Pal. 
Mittheilgn.  S.  246.  Quenstedt  Cephal.  t.  12  f.  11)  und  P.  biplex 
Jjifurcatus  Quenstedt  (Ju,ra  t.  74  f.  2)  y er  treten. 


172 


Aus  der  Transversariusstufe  gehört  wahrscheinlich 
hierher  (wenigstens  ein  Theil  der  so  bezeichneten  Formen) : 

Perisphinctes  convolutus  impressae  Quenstedt.  Jura 

t.  73  f.  14  - 16. 

Aus  der  Tenuilobatusstufe : 

Perisphinctes  polygyratus  E e i n e c k e sp.  Maris  protogaei 

Nautil.  et  Arg.  f.  45  und  46. 
Quenstedt  Ceph.  t.  12  f.  3. 
„ Achilles  d’Orbigny.  Paleont.  frauQ.  terr. 
jur.  t 206. 

,,  Eggert  nov.  sp.  (tab.  TI.  fig.  2). 

,,  progeron  nov.  sp.  (tab.  I.  fig.  2 a.,  b.).  *) 

3.  P o 1 y p 1 o k e ngr  up  p e.  Meist  flache  Formen,  bei 
welchen  die  nach  vorn  gebogenen  Rippen  eine  mehrfache 
Theilung  erfahren.  Häufig  ist  bei  den  sekundären  Aesten 
die  direkte  Verbindung  mit  der  Hauptrippe  nicht  mehr 
sichtbar.  Der  zweite  Laterallobus  ist  gut  entwickelt, 
während  der  Nahtlobus  nur  wenig  herabhängt  (von 
Sutner). 

Aus  der  Tenuilobatusstufe: 

Perisphinctes  polgplocus  Rein  ecke  sp.  1.  c.  f.  13  u.  14. 

Quenstedt’s  Jura  t.  25  f.  5. 
Cephalop.  t.  12  f.  2 und  5. 
Zittel.  Aus  der  Urzeit  f 121. 
,,  Lothari  Oppel  Paläont.  Mittheilgn.  t.  67  f.  1. 
„ G-uentheri  Oppel  1.  c.  t.  66  f.  1. 

„ lepidulus  Oppel  1.  c.  t.  67  fig.  4. 

Vielleicht  gehört  hierher  noch  der  in  mehreren 
Schichtenlagen  des  w.  Jura  sich  findende 

Perisphinctes  virgulatus  Quenst.  Jura  t.  74  f.  4. 


*)  An  diesen  schliesst  sich  der  in  den  oberen  Lagen  des  Franken- 
jura nicht  seltene  Pcrisph,  Ulmensis  Oppel  Pal.  Mittb.  t,  74  f.  1-4  an. 


173 


4.  Die  Gruppe  des  P.  trimerus  und  involutus 
schliesst  sich  an  die  vorige  an.  Meist  comprimirte,  mehr 
oder  weniger  involute  Formen.  Dickere  Rippen  umgeben 
die  Naht. 

Aus  der  Tenuilobatusstufe : 

PerispJiinctes  trimerus  Oppel  1.  c.  t.  66  fig.  2. 

,,  Bolandi  Oppel  1.  c.  t.  67  f.  3. 

„ * steplianoides  Oppel  1.  c.  t 66  f.  5. 

,,  involutus  Quenstedt  Cephalopoden  1. 12  f.  9. 
,,  suberinus  nov.  sp.  (tab.  II.  fig.  a , b.,  c.). 

5.  Isolirt  steht  der  Perisphinctes  platynotus 
Rein  ecke  sp.  (1.  c.  fig.  41  — A.  Beinechianus  Quen- 
s t e d t.  Handbuch  d.  Petrefaktenkunde  II.  Aufl.  t.  38  f.  7 u.  8) 
mit  knieförmiger  Biegung  des  Gehäuses.  *) 

Von  der  Gruppe  des  Per.  mutabilis  8ow.  konnten 
wir  keine  Vertreter  in  unserem  Gebiete  bis  jetzt  auffinden. 

Gleich  im  untersten  weissen  Jura  treffen  wir  auf  zwei 
nahestehende  Formen,  welche,  da  sie  wegen  des  gemeinsamen 
Lagers  leicht  verwechselt  werden  können,  eine  nähere  Be- 
sprechung verdienen.  Es  ist  dies  der  Per.  Martelli  und 
Per.  chlor oolithicus.  Sie  bilden  die  Hauptvertreter  der 
Biplexgruppe  in  der  Transversariuszone  und  sehliessen  sich 
nach  Neumayr  der  Formenreihe  des  Perisph.  procerus 
Seebach  aus  dem  braunen  Jura  an. 

Perisphinctes  Martelli  Oppel. 

1842.  Ämmonites  plicatilis  d’Orbigny  (pars).  Paleon.  franc.  terr. 

jurass.  p.  569  t.  191  (von  tab.' 192b 
1858.  „ biplex  impressae  Quenstedt.  Jura  p.  579  t.  73 

f 18  (non  biplex  cc  Quenstedt.  Ceplia- 
lopoden  p.  182  t.  12  f.  7). 


*)  Aus  den  fränkisch.  Tenuilobatenschiehten  schliesst  sich  diesem 
noch  der  Per  Galar  Oppel  (1  c.  t.  .67  f.  5)  an. 


174 


1863.  „ Martelli  Öppel.  Paläontol.  Mittheilgn.  S.  247. 

1866.  „ „ Oppel.  Oppel  - Waagen.  Ueber  die  Zone 

des  Am.  transuers.  S.  285. 

1874.  ,,  pliciiiiiis  Brauns  (pars).  Der  obere  Jura  im  nord- 

westl.  Deutsclil.  S.  160. 

Gehäuse  scheibenförmig,  ziemlich  weit  genabelt..  Zahl- 
reiche, gerade,  in  der  Nähe  der  Ventralseite  gespaltene 
Rippen  bedecken  die  flachen  Seiten.  Gewöhnlich  korrespon- 
diren  die  Rippen  auf  beiden  Seiten  nicht  mit  einander,  so 
dass  die  von  einer  Rippe  abgehenden  zwei  Aeste,  nachdem 
sie  über  die  Siphonalseite  gelaufen  sind,  je  einen  Ast  von 
zwei  benachbarten  Rippen  der  nächsten  Seite  ausmachen 
(Zickzacklinie  von  Buch,  vergleiche  Q ue  ns  t e d t ’ s 
Cephalopoden  S.  162).  Die  in  der  Jugend  und  im  mittleren 
Alter  gedrängt  stehenden  Rippen  entfernen  sich  bei  den 
älteren  Exemplaren  unter  knotiger  Anschwellung  von  ein- 
ander. Querschnitt  im  ausgewachsenen  Zustand  ziemlich 
quadratisch,  bei  jugendlichen  Individuen  aber  ein  längliches 
Viereck  bildend  und  bei  ganz*  jungen  sogar  rundlich. 
Nabelkante  scharf;  unterhalb  derselben  sind  die  Windungen 
etwas  nach  oben  (einwärts)  eingedrückt. 

Das  Gehäuse  wird  sehr  gross,  bis  zu  400  mm-  Durch- 
messer; bei  einem  Durchmesser  von  70 mm-  tretfen  60  oder 
noch  etwas  mehr  Rippen  auf  einen  Umgang.  Die  Nabel- 
weite beträgt  in  diesem  Falle  30  mm- 

Vorkommen:  Sehr  häufig  in  den  Transversarius- 
schichten  der  verschiedensten  Gegenden.  Aus  unserem  Ge- 
biete liegen  mehrfache  Exemplare  vom  Keilberge  (S.  45) 
und  von  Münster  (S.  69)  vor. 

Perisphinctes  ehloroolitbicus  Giimbel. 

1864.  Ammonites  chloroolithicus  Gümbel.  Geogn.  Verhältn.  d.  frank. 

Alb  in  Riehl’s  Bavaria  Bd.  III. 
Buch  IX.  Separatabdruck  S.  55 

1866.  ,,  „ Oppel- Wa  agen.  Ueber  die  Zone 

des  Ammon,  transvers.  S 285. 


175 


Gehäuse  scheibenförmig,  weit  genabelt,  flach.  Die  an 
Zahl  der  vorhergehenden  Species  etwas  nachstehenden 
Kippen,  welche  sich  ebenfalls  nahe  der  Siphonalseite  spalten, 
verbleiben  länger  in  ihrer  gegenseitigen  Stellung,  daher 
Bruchstücke  von  den  vorderen  Kammern  älterer  Individuen 
eine  grössere  Anzahl  davon  als  bei  P.  Martelli  aufweisen 
können.  Die  erwähnten  „Zickzacklinien“  scheinen  hier 
seltner  zu  sein,  doch  kommen  sie  vor.  Der  Querschnitt, 
besonders  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  deutlich  zu 
sehen,  bildet  ein  länglich  gezogenes  Trapez,  dessen  kürzere 
Seite  an  der  Externseite  liegt. 

Nabelkante  rundlich.  Die  Umgänge  umfassen  sich 
etwas  weniger  als  bei  voriger  Art.  Einen  weiteren  Unter- 
schied von  letzterer  bietet  die  weniger  rasche  und  deshalb 
gleichmässigere  Windungszunahme. 

Bei  85 mra-  Durchmesser  zählen  sich  50  Kippen  auf 
einem  Umgang,  die  Nabel  weite  ist  hierbei  40 mm- 

Das  Gehäuse  kann  gleichfalls  sehr  gross  werden. 

Vorkommen:  Wie  P.  Martelli  sehr  häufig  in  den 
Transversariuslagen  am  Keilberg  bei  Regensburg  und  bei 
Münster  unfern  Straubing.  Sonst  noch  in  der  Grünoolith- 
b'ank  durch  ganz  Franken  sehr  verbreitet. 

Als  den  soeben  beschriebenen  Species  sehr  verwandt, 
ja  in  der  Mitte  zwischen  beiden  stehend,  schliesst  sich  an  : 

Perisphinctes  plicatilis  Sowerby. 

1817.  Ammonites  plicatilis  Sowerby.  Mineral  Conchology  t.  166. 
1842.  „ „ fl’Orbigny.  Paleont.  frane,  terr.  jurass. 

t.  192  f.  1,  2.  8 (von  t.  191). 

Mag  auch  der  Name  fül*  gar  Vielerlei  gebraucht 
worden  sein , immerhin  gibt  die  deutliche  Abbildung  bei 
d ’ 0 r b i g n y genug  Anhaltspunkte , um  diesen  Species- 
Namen  aufrecht  halten  zu  lassen. 


176 


Nach  der  d’Orbigny’schen  Zeichnung  aufgefasst, 
kommen  aber  von  dieser  im  französischen  wie  norddeutschen 
Oxford,  wie  es  scheint,  so  häufigen  Art  nur  wenige  und 
nicht  einmal  typische  Formen  in  den  Trans versar.-Schichten 
von  Münster  und  Voglarn  vor.  Nur  aus  der  Dinglreuther 
Biarmatusbank  stimmen  einige  Exemplare  mit  oben  citirter 
Abbildung  (besonders  der  fig.  3)  gut  überein. 

Bei  der  Häufigkeit  und  Bedeutung  der  erst  ange- 
führten beiden  Arten  dürfte  es  vielleicht  seine  Berechtigung 
haben , auf  ihre  Unterscheidungsmerkmale  untereinander 
und  von  P.  plicatilis  (Sow.)  d’Orb.  noch  einmal  kurz 
hinzuweisen. 

Alle  drei  Species  sind  evolut ; P.  chlor  oolithicas  zeigt 
dies  am  meisten , P.  Martelli  am  wenigsten , P.  plicatilis 
steht  in  der  Mitte  oder  nähert  sich  darin  dem  letzteren. 

Die  Windungen,  welche  im  Allgemeinen  langsam  und 
regelmässig  anwachsen , nehmen  bei  P.  Martelli  etwas 
rascher  in  Höhe  und  Breite  zu  (vergl.  Quenstedt’s  Jura 
t.  73  f.  18);  letzterer  zeigt  ferner  statt  einer  runden 
Nabelkante,  wie  bei  P.  chlorool .,  eine  etwas  geschärfte  und 
unterhalb  dieser  Nabelkante  sind  die  Umgänge  bei  ihm 
nach  oben  etwas  eingedrückt. 

Auch  am  Querschnitt  lassen  sich  feinere  Unterschiede 
wahrnehmen.  Bei  P.  Martelli  ist  derselbe  mehr  quadratisch, 
bei  P.  chlor,  bildet  er  ein  trapezförmiges  Oval  mit  der 
breiten  Seite  an  der  Nabelgegend ; P.  plicatilis  zeigt  ein 
etwas  mehr  gerundetes  Oval. 

Endlich  können  noch  bezüglich  der  Rippen  Ver- 
schiedenheiten erwähnt  werden.  P.  plicatilis  und  P.  Mar- 
telli besitzen  mehr  Rippen  als  P.  chlorool. , doch  bleiben 
dieselben  bei  letzterer  Species  im  ausgewachsenen  Zustand 
näher  beisammen.  Bei  P.  Martelli  rücken  sie  auf  den 
vorderen  Kammern  weiter  von  einander  weg  (bei  P plicat. 


177 


scheinen  sie  sich  nicht  soweit  zu  entfernen)  und  schwellen 
knotig  an* 

P.  plicatilis  findet  sich  in  unserem  Gebiete,  wie  be- 
reits bemerkt,  nur  bei  Dinglreuth  typisch  (d’Orb.  1.  c. 
t.  192  f.  3);  diese  von  da  vorliegenden  Exemplare  (jüngere 
und  mittlere  Stadien)  lassen  sich  aber  von  den  bei  uns 
etwas  höher  gelegenen  beiden  andern  Arten , selbst  bei 
gleicher  Grösse  wohl  unterscheiden.  Ich  kann  daher  die 
Ansicht  derer  nicht  theilen,  welche  im  P.  Martelli  Oppel 
nur  die  erwachsene  Form  von  P.  plicatilis  erkennen  wollen. 

Mit  genügender  Schärfe  lässt  sich  von  den  bisher 
besprochenen  Perisphinkten  die  Reihe  der  als  colubrinus 
(Rein.)  Quenst.  citirten  Formen  (vergl.  D.  Brauns  der 
obere  Jura  im  nordwesth  Deutschland  S.  160),  welche  eben- 
falls zur  grossen  Biplexgruppe  gehören , trennen.  Was 
schliesslich  P.  polygyratus  Rein.,  Quenst.  oder  die  als 
Polygyraten  im  engeren  Sinn  bezeichnete  Formenreihe  be- 
trifft, so  bilden  dieselben  eine  durch  Ausbildung  der  Rippen 
und  Loben  für  sich  bestehende,  von  den  Biplices  gesonderte 
Gruppe. 

Als  Begleiter  oben  aufgefuhrter  Arten  kommen  eben- 
falls nicht  selten  noch  zwei,  übrigens  leicht  unterscheidbare 
Perisphinkten  vor,  nämlich  der  P.  Rhodanicus  D u m o r t. 
und  der  sogen.  P.  convolutus  impressae  Quenstedt. 

Perisphinctes  Rhodanicus  Dumortier. 

1871.  Ammonites  Rhodanicus  Eugene  Dumortier.  Sur  quelques 

gisements  de  l’Oxfordien  inferieur  de 
l’Ardeche.  S.  62  tab.  III.  f.  9 und  10. 

Gehört  zur  Biplexgruppe.  Leicht  kenntlich  durch 
seine  sehr  zahlreichen , etwas  nach  vorn  geschwungenen 
Rippen  und  durch  die  comprimirtere  Form. 

Vorkommen:  In  den  Trans  versariusschiehten  von 

Münster  bei  Straubing,  ferner  in  den  gleichen  Schichten 

12 


178 


des  Krakauer  Gebietes,  im  unteren  Oxford  des  Dep  Ardeche 
(Chäteaubourg)  u.  Dep.  Isere  (Trept)  und  nach  Neumayr 
(„Die  Vertretung  der  Oxfordgruppe  im  östlichen  Theil  der 
medit.  Provinz“,  Jahrbuch  der  k.  k.  geol.  Reichsanst.  1871 
Erklärung  der  Tafel  XVIII.)  wahrscheinlich  auch  im  medi- 
terranen Oxford  vom  Banat  und  von  Mähren  (Cze- 
techowitz). 

Perisphinctes  conyolutus  inipressae  Quenstedt. 

1849.  Ammonites convolutus itnpressae  Quenstedt.  Cephalopoden  S.  169. 
1858.  „ „ „ Quenst.  Jura  S.  578  t.  73 

f.  14-16. 

„ plicatilis  pars  mancher  Autoren. 

Durch  die  meist  nur  kleine,  nicht  flache,  sondern  ge- 
drungene Form,  mit  mehreren  tiefen  Einschnürungen  ver- 
sehen, charakterisirt.  Auch  grössere  hierher  zu  rechnende 
Exemplare  unterscheiden  sich  durch  ihre  globosere  Gestalt 
von  den  bisher  betrachteten  Perisphinkten. 

Dieser  dem  sulciferus  Oppel  nahestehende  Ammonit 
mag  unter  der  angeführten  Benennung,  welche  ihm  Quen- 
stedt gab,  einstweilen  am  ersten  erkannt  werden.  Seine 
Stellung  ist  nämlich  noch  unsicher.  Während  manche  der 
unter  dieser  Bezeichnung  laufenden  Formen  vielleicht  nur 
junge  Individuen  von  Perisphinkten  aus  der  Verwandt- 
schaft des  P.  plicatilis  darstellen , entwickeln  sich  andere 
zu  dickeren  Gehäusen,  die  in  die  Gruppe  der  Polygyraten 
gehören. 

Vorkommen:  Transversariuslagen  von  Münster  und 
Voglarn.  Sonst  noch  sehr  verbreitet.  Aehnliche  Formen 
gehen  übrigens  auch  in  höhere  Weissjuraschichten  hinauf 
(Würgau). 


179 


Perispliinctes  colubrinus  Rein  ecke  sp. 

1818.  Nautilus  colubrinus  Rein  ecke.  Maris  protogaei  Nautilos  et 

Argonautas  etc.  f.  72. 

1847.  Ammonites  colubrinus  Quenstedt.  Cephalopod.  t.  17  f.  10. 
1870.  Perispliinctes  colubrinus  Zittel.  Untertithon  p.  107  t.  9 f.  6. 

t,  10  f.  4-6. 

Die  mir  aus  dem  niederbayr.  Jurabezirk  (Söldenau) 
vorliegenden  Exemplare  besitzen  folgende  Eigenschaften. 

Gehäuse  scheibenförmig,  selten  über  80 mm-  im  Durch- 
messer haltend.  Nabel  weit  und  schwach  vertieft.  Um- 
gänge wenig  umfassend , seitlich  etwas  abgeplattet , im 
Querschnitt  immer  höher  als  breit.  Externseite  gerundet 
und  mit  einer  deutlich  erkennbaren  Medianfurche  versehen. 
Die  Rippen  stehen  gerade  und  theilen  sich  nahe  am  Extern- 
rande in  2 , hie  und  da  in  3 über  die  Siphonalseite  weg- 
laufende Aeste.  Andeutungen  von  parabolischen  Knoten 
sind  bei  einigen  Exemplaren  vorhanden,  anderen  fehlen 
sie  gänzlich.  Auf  einen  Umgang  fallen  circa  40  Rippen. 
Einschnürungen , oft  bis  zu  4 auf  einer  Windung , sind 
nicht  selten.  Die  Wohnkammer  scheint  nicht  ganz  einen 
Umgang  einzunehmen. 

Die  Loben  (tab.  II.  fig  3,  Originalexemplar  in  der 
Sammlung  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  in  Wien)  zeigen 
den  Charakter  der  Biplexgruppe.  Der  Siphonallobus  geht 
ziemlich  tief  herab.  Die  Verzweigung  ist  übrigens  nicht 
besonders  complicirt. 

Dimensionsverhältnisse:  Gesammtdurchmesser 

75  mm\;  Höhe  des  letzten  Umganges  über  der  Naht  20  mm-; 
Nabelweite  40  mm- ; Dicke  des  letzten  Umganges  bis  zu  20  mm- 
Bemerkungen.  Von  P.  biplex  bifurcatus  Q u e n s t. 
(Ceph.tab.  12  f.  11)  dadurch  unterschieden,  dass  dieser  weniger 
evolut  ist  und  regelmässigere  Rippen  besitzt,  deren  Zwischen- 
räume jedoch  gegen  die  Wohnkammer  zu  etwas  sich  erweitern. 
Auch  fehlt  die  Medianfurche  an  der  Siphonalseite.  Ebenso 

12* 


180 


fehlt  dieselbe  bei  P.  Tiziani  Oppel,  welcher  mit  dem 
letztgenannten  im  Werkkalk  nicht  selten  gefunden  wird, 
von  diesem  aber  durch  die  gerundeteren  Umgänge  sich 
abhebt. 

Reinecke  (1.  c.)  bildet  von  P.  colubrinus  die  grob-, 
Quen stedt  (1.  c.)  die  feinrippige  Varietät  ab.  Unsere 
Exemplare  halten  die  Mitte  zwischen  beiden  ; in  der  Spaltung 
und  Vertheilung  der  Rippen  sind  sie  übrigens  ziemlichen 
Unregelmässigkeiten  ausgesetzt.  Mögen  sie  dadurch  etwas 
an  die  Polygy raten  erinnern,  so  spricht  doch  ihr  Total- 
charakter, sowie  die  Lobenzeichnung  für  ihre  Zugehörig- 
keit zur  Biplexgruppe. 

Vorkommen.  Aus  dem  geschichteten  Kalke  von 
Söldenau.  Von  den  übrigen  Perisphinkten  der  dortigen 
Tenuilobatusschichten  leicht  zu  trennen  durch  die  Median- 
furche der  Siphonalseite , die  geraden  Rippen  und  noch 
dadurch,  dass  P.  colubrinus  daselbst  nur  in  der  ersten, 
weicheren , grünlichen  Bank  des  Schichtencomplexes  mit 
Opp.  tenuilobata , hier  aber  in  ziemlicher  Häufigkeit 
auftritt. 

In  Franken  wird  er  gleichfalls  gewöhnlich  in  den 
unteren  Schichtenlagen  der  Tenuilobatusstnfe  gefunden. 
Ausserdem  geht  er  bis  in’s  Tithon  hinauf. 

Perisphinctes  Eggeri  nov.  sp. 

Tab.  II.  fi g.  2. 

Flach,  scheibenförmig,  weit  genabelt,  mit  zahlreichen 
(bis  fast  50  auf  einen  Umgang)  Rippen  versehen ; dieselben 
sind  leicht  nach  vorn  geschwungen , an  der  Naht  etwas 
schärfer  markirt  und  theilen  sich  erst  ziemlich  spät  in 
2 bis  3 Aestchen.  Zwischen  je  einem  Paar  von  letzteren 
drängen  sich  von  der  Externseite  her  neue  kleinere  Rippchen 
entgegen.  Seiten  abgeplattet , Siphonalseite  gerundet. 
Loben  eng  aufeinander  sitzend , ziemlich  zerschlitzt. 
Siphonallobus  nicht  so  tief  als  der  erste  Lateral. 


181 


D imensionsverhältniss  e.  Durchmesser  (excl. 
der  Wohnkammer)  130  mm  ; Nabelweite  50mm>;  Höhe  des 
letzten  Umganges  am  Anfang  der  Wohnkammer  von  der 
Naht  aus  45  ram- , Dicke  desselben  etwas  über  30  mm- 

Bemerkungen.  Gehört  zu  den  Polygyraten.  Von 
P.  polygyratus  (Reinecke  1.  c.  f.  45,  Quenstedt  Cephah 
t.  12  f.  3)  selbst  ist  diese  Species  unterschieden  durch 
flachere  Seiten,  zahlreichere  und  regelmässigere  Rippen  und 
eine  etwas  grössere  Involubität,  ferner  ist  die  Zunahme  in 
die  Höhe  rascher  als  bei  jenem.  Von  dem  folgenden  P. 
progeron  und  von  P.  geron  Zittel  (die  Fauna  der  älteren 
Cephalopodenführ.  Tithonbilgn.  t.  35  f.  3 a. — c.)  unter- 
scheidet  P.  Eggeri  sich  hauptsächlich  durch  weniger  und 
weiter  auseinander  stehende  Rippen,  die  sich  später  als  bei 
P.  progeron  spalten,  und  grössere  Abplattung  der  Seiten. 
Zu  Ehren  des  Herrn  Bezirksarzt  Dr.  Egger  in  Passau 
benannt. 

Das  Originalexemplar  liegt  in  der  Sammlung  der  k.  k. 
geolog.  Reichsanstalt  zu  Wien.  *) 

Vorkommen.  Söldenauer  Schichten.  Ausserdem  in 
den  gleichaltrigen  Kalken  Frankens  von  Gräfenberg  und 
Weismain  (Sammlung  d.  geogn.  Bureau’s  in  München)  und 
der  Thalmässinger  Gegend  (palaeont.  Museum  in  München). 

Perisphinctes  progeron  nov.  sp. 

Tab.  I.  fig.  2.  a.  u.  b. 

Gehäuse  flach,  scheibenförmig  mit  gerundet  dreiseitiger 
Externfläche.  Die  Dicke  der  Umgänge  nimmt  gegen  die 
Naht  hin  zu.  Die  flachen  Seiten  fallen  mit  gerundeter 


*)  Durch  die  Güte  des  Herrn  Hofratli  und  Direktor  Ritter  Franz 
von  Hauer  lag  mir  aus  benannter  Sammlung  eine  Suite  Söldenauer 
Ammoniten  zur  Benützung  vor.  Ich  erlaube  mir,  demselben  bei  dieser 
Gelegenheit  meinen  tiefgefühltesten  Dank  autszusprechen, 


182 


Nabelkante  ab.  Die  Windungen  umfassen  sieb  gegenseitig 
in  ziemlicher  Tiefe.  Die  Oberfläche  der  Schale  ist  mit 
dicht  gedrängten,  etwas  nach  vorn  gebogenen  Rippen  be- 
setzt; an  der  Naht  sind  dieselben  ziemlich  breit  und  spalten 
sich  oberhalb  der  Mitte  der  Seiten  in  2 bis  3 ununter- 
brochen über  die  Siphonalseite  laufende  Zweigrippen.  Die 
Loben  haben  im  Allgemeinen  Aehnlichkeit  mit  denen  von 
Per.  geron  Zittel;  doch  sind  sie  leider  nicht  sehr  deutlich 
sichtbar. 

Dimensionsverhältnisse:  Mit  Ausschluss  der  Wohn- 
kammer,  die  vielleicht  einen  Umgang  betragen  mag,  misst 
der  Durchmesser  135  mm  , die  Nabelweite  50  mm- ; Höhe 
des  Umganges  der  Wohnkammer  47  mm*,  dieselbe  in  der 
Windungsebene  35  mm* 

Bemerkungen.  Diese  schöne  Species  ist  nah 
verwandt  mit  Perisph.  geron  Zittel  (die  Fauna  der 
älteren  Cephalopoden  führenden  Tithonbildungen  S.  230  t.  35 
f.  3 a. — c.),  unterscheidet  sich  aber  von  diesem  dadurch, 
dass  längs  der  Naht  breitere  und  weniger  zahlreiche  Rippen 
vorhanden  sind  und  dass  der  Querschnitt  der  Windungen 
nicht  so  hoch  und  gegen  die  Naht  hin  merklich  breiter  ist. 

Auch  Perisphinctes  Ulmensis  Oppel  (Pal.  Mittheilgn. 
t.  74  f.  1 — 4)  aus  dem  obersten  weissen  Jura  Frankens 
(Solenhofen)  steht  ihm  nahe , lässt  sich  aber  davon  wohl 
unterscheiden. 

Das  Exemplar,  nach  welchem  die  Abbildung  gefertigt 
wurde , liegt  in  der  Sammlung  der  k.  k.  geolog.  Reichs- 
anstalt zu  Wien. 

Vorkommen:  Söldenauer  Schichten.  Einen  hier- 
her gehörigen  Planulaten  fand  ich  ferner  bei  Theuern 
unfern  Amberg  (untere  Tenuilob. -Schichten). 


183 


Ferispkinctes  suberimis  nov.  sp. 

Tab. «II.  fig.  I.  a,  b.,  c. 

Gehäuse  scheibenförmig , sehr  flach , stellt  im  Allge- 
meinen einen  grossen  evoluten  Per , invölatus  vor.  Die 
Seiten  haben  ihren  grössten  Quer  - Durchmesser  nahe  der 
Naht  und  verschmälern  sich  mit  einer  leichten  Depression 
gegen  die  gerundete  Siphonalseite  hin.  Vom  Nabel  strahlen 
gröbere,  aber  nicht  scharfe,  nur  in  den  inner n Windungen 
besser  markirte  Rippen  aus,  wovon  auf  einen  Umgang  über 
20  kommen  und  welche  sich , auf  den  Seiten  fast  völlig 
verschwindend,  in  mehrere  sehr  schwache  über  die  Extern- 
fläche hinwegziehende  Rippchen  spalten.  Dieselben  sind  so 
wenig  ausgeprägt,  dass  der  ganze  Ammonit  mit  Ausnahme 
der  Nabelgegend  fast  glatt  erscheint.  Die  Wohnkammer 
nimmt  einen  Umgang  ein ; ihr  vorderes  Ende  verlässt 
etwas  die  regelmässige  Spirale  und  verengt  sich  zugleich 
ein  klein  wenig. 

Die  Lobenzeichnung  (auf  tab.  II.  bei  1 c. , soweit  sie 
am  vorliegenden  Exemplar  erhalten  war,  dargestellt), 
welche  von  Per.  involutus  abweicht,  lässt  sich  mit  der  des 
Perisph.  Erinus  d ’ 0 r b i g n j vergleichen  ; doch  ist  sie 
weniger  zerschlitzt  und  ihre  einzelnen  Theile  sind  derber 
als  bei  letzterer.  Auch  gelangt  der  Sekundärlobus  zwischen 
dem  2.  Lateral  und  dem  ersten  Auxiliarlobus  zu  einer 
grösseren  Selbständigkeit  als  bei  P.  Erinus. 


Dimensionsverhältnisse:  Durchmesser  180 mm*; 

Nabelweite  70  mm-;  Höhe  des  letzten  Umgauges  an  seiner 
höchsten  Stelle  70ram-;  Dicke  desselben  38mm< 


Bemerkungen.  Diese  Species,  welche  eine  grosse 
Verwandtschaft  mit  dem  bereits  genannten  Perisphinctes 
Erinus  d’Orbigny  (Paleont.  fran£.  terr.  jurass.  p.  549 
t.  212  und  Hector  t.  215)  aus  deili 
jneridgien  bekundet,  darf  doch  mit 


französischen  Kim- 
diesem  nicht  vereinigt 


184 


werden.  Der  Unterschied  liegt  darin,  dass  Per.  suberinus 
comprimirtere  Seiten,  etwas  stärkere  Evolubilität,  und  eine 
grössere  Anzahl  der  vom  Nabel  ausstrahlenden  Rippen  be- 
sitzt; ferner  verliert  er  bei  gleicher  Grösse  viel  früher 
die  Berippung.  Ohnedem  gehören  vollständig  überein- 
stimmende Ammonitenformen,  welche  beiden  Juragebieten 
(dem  französischen  und  dem  süddeutschen)  eigen  sind, 
zu  den  Seltenheiten. 

Das  Originalexemplar  (auf  der  Abbildung  um  die 
Hälfte  verkleinert)  befindet  sich  in  der  Sammlung  der  k.  k. 
geolog.  Reichsanstalt  zu  Wien. 

Vorkommen.  Tenuilobatusschichten  von  Söldenau. 

Actaeonina  Ratisbonensis  nov.  sp. 

Das  zierliche , sehr  kleine  (blos  2 1) mm  grosse)  Ge- 
häuse gehört  zu  den  mit  Längsstreifen  versehenen  Actäo- 
ninen und  gleicht  in  der  äusseren  Gestalt , Mundöffnung 
u.  s.  w.  der  Actaeonina  (Tornatella)  Aviothensis  Buvignier 
(Statistique  geologique  etc.  dn  depart.  de  la  Meuse  t.  23 
f.  32,  33),  unterscheidet  sich  aber  hievon  wie  von  der 
verwandten  Actaeon.  (Orthostoma)  fontis  Dumortier*) 
(Etndes  paleont.  sur  les  depöts  jurassiques  du  bassin  du 
Rhone.  3 partie.  Lias  moyen  S.  221  pl.  XXVII.  f.  15) 
aus  dem  mittleren  Lias  hauptsächlich  dadurch , dass  von 
den  Längsstreifen  zwei,  welche  zunächst  der  Naht  gelegen 
sind,  besonders  gut  sichtbar  sind,  während  die  übrigen 
weit  schwächer  auftreten  und  auf  der  Mitte  jeden  Um- 
gangs sogar  verschwinden. 


*)  Dumortier  weist  übrigens  aus  dem  nämlichen  Horizont  noch 
auf  2 Actaeoninen  hin  1.  c.  S.  221  : „Je  connais  encore  dans  la  zone 
ä Pecten  aequivalvis  deux  orthostoma  tres  petits  et  trop  peu  sürs  pour 
etre  determines,  peutetre  appartiennent  ils  tous  deiix  ä la  meme  espece 
(0.  fontisU 


185 


Vorkommen..  Im  Rotheisenoolith  des  mittleren 
Lias  (mit  Pecten  aequivalvis  zusammen)  vom  Keilberg  bei 
Regensburg.  Selten. 

Pleurotomaria  conoidea  Deshayes. 


a.  a.  0. 

1818.  Trochns  elongatus  Sowerby.  Miner.  Conchol.  p.  181  t.  193 
f.  2—4. 


1831. 


1837. 

1848. 

1867. 

1869. 


Pleurotomaria  conoidea  Deshayes.  Descr.  de.  coquill.  caract. 
d.  terr.  t.  IY.  f.  4. 

„ conoidea  Bronn.  Lethaea  geoguostica  t.  XXL 

f.  1-4  p.  302. 

„ mutabilis  Deslongchamps.  Pleurotomaires. 

Mern.  Loc.,  Linneene  d Normandie  p.  104. 

„ conoidea  Laube.  Die  Gasteropoden  des  braunen 

Jura  von  Balin.  S.  16. 

„ elongata  D.  Brauns.  Der  mittlere  Jura  in 

nordwestl.  Deutschland  8.  186. 


Findet  sich  im  gelben  Doggeroolith  von  Zeitlarn 
ziemlich  selten. 


Dagegen  ist  im  Dinglreuther  Bruch  auf’  der  Grenze 
zwischen  dem  weissen  und  braunen  Jura  (Biarmatusbank) 
in  Gesellschaft  mit  Amaltli.  cordatus,  Peltoc . Arduennense , 
Aspid.  perarmahim  eine  Pleurotomarie  sehr  häufig,  wovon 
die  kegelförmige  Gestalt  mit  geraden  oder  schwach  konkaven 
Seiten,  der  mit  Knoten  versehene  Kiel  am  unteren  Umfang 
jeder  Windung,  das  diesem  Kiele  nahegerückte  Band,  sowie 
die  Ornamentik  (feine  Längsstreifen  und  nur  am  oberen 
Theil  jeder  Windung  ausgeprägte  Querstreifung)  ihre  Zu- 
gehörigkeit zur  Formengruppe  der  Pleurot.  conoidea  ausser 
allen  Zweifel  stellen.  Wir  bezeichnen  sie  als 

Pleurotomaria  conoidea  var.  bistriata  (tab.  II.  fig.  8). 


und  beschränken  uns  auf  folgende 


kurze  Charakteristik 


derselben ; 


186 


Die  Höhe  unserer  Varietät  beträgt  35 — 40 mm*  Der 
Spiralwinkel  misst  gegen  50  mm> ; doch  kommen  spitzere 
und  stumpfere  Individuen  vor.  Basis  schwach  konkav,  auf 
ihrer  ganzen  Fläche  mit  feiner  regelmässiger  Spiralstreifung 
bedeckt,  die  durch  Zuwachsstreifen  unterbrochen  ist.  Eine 
geringe  Einsenkung  bezeichnet  die  Nabelstelle.  Der  Mund- 
rand konnte  leider  an  keinem  Exemplare  blosgelegt  werden.» 

Was  die  Verzierung  betrifft,  so  sind  ausser  den  zahl- 
reichen, feinen  Längsstreifen  noch  schief  nach  rückwärts 
gerichtete  Querstreifen,  welche  aber  blos  am  oberen  Theil 
jeder  Windung  sichtbar  sind,  vorhanden.  Die  Dinglreuther 
Exemplare  zeigen  diese  Qnerstreifung  auf  doppelte  Art. 
Zwischen  den  schärfer  markirten,  gröberen  Querstreifen, 
welche  für  die  Gruppe  der  PI.  conoidea  so  charakteristisch 
sind,  bemerkt  man  nämlich  noch  feinere  (gewöhnl.  2),  die 
oft  nur  mit  der  Lupe  deutlich  erkannt  werden  können. 
Der  hervorspringende  Kiel  besitzt  Knoten ; dieselben  stehen 
in  einer  Entfernung  von  1 mra-  von  einander. 

Das  Band  liegt  dem  Kiele  genähert,  ist  aber  von  ihm 
durch  einige  Längsstreifen  (ihre  Zahl  schwankt  von  2 — 5) 
getrennt;  an  seiner  oberen  und  unteren  Grenze  ist  es 
durch  je  einen  Längsstreifen  begränzt,  der  gegenüber  den 
übrigen,  welche  gleichmässig  über  jede  Windung  verlaufen, 
etwas  stärker  hervortritt;  die  halbmondförmigen  Zuwachs- 
linien werden  ebenfalls  durch  Spiralstreifen,  von  denen 
der  mittelste  sich  wieder  etwas  mehr  gegenüber  den 
andern  heraushebt,  durchschnitten. 

Auf  tab.  II.  fig.  8 ist  ein  Theil  der  Windung  dreimal 
vergrössert  dargestellt. 

Pleurotom.  conoidea,  welche  in  Frankreich  vom  Bajocien 
bis  Oxfordien  vorkommt,  repräsentirt  den  Typus  eines 
Formenkreises,  der  zahlreichen  Variationen  unterworfen  ist. 
Deshalb  Hessen  auch  die  einzelnen  Autoren  diesen  Species- 


187 


n amen  zwischen  mehr  oder  weniger  weit  ausgedehnten 
Grenzen  schwanken.  So  führt  d’Orbigny  eine  grössere 
Anzahl  ans  dem  Formenkreise  der  genannten  Pleurotomarie 
als  selbständige  Arten  an,  welche  andere  wie  Des- 
longchamps  oder  Laube  unter  einer  Species  begreifen. 

Unseren  Formen  steht-  die  var.  elonyata  Deslong- 
champs  (1.  c.  tab.  X fig.  15)  am  nächsten.  Auch  Pleuroto- 
maria  culminata  Heb.  et  Deslongch.  (memoir.  sur  les 
fossiles  de  Montreuil-  Bellay  t.  IV.  f.  5 u.  t.  V.  f.  1)  ent- 
fernt sich,  wenigstens  dem  Aeusseren  nach  (sie  besitzt  an 
der  Innenlippe  einen  Zahn),  nicht  bedeutend,  ohne  aber 
vollkommen  damit  zu  stimmen. 

Lima  scaberrima  nov.  sp. 

Tab.  II.  fig.  7. 

Die  über  20 mm-  grosse  Schale  ist  schief  eirund,  ziem- 
lich gewölbt,  gleichseitig,  vorn  gerade  abgestutzt.  Ohren 
schwach  vorstehend.  Am  Steinkern  sieht  man  vom  Wirbel 
circa  30  scharfe , glatte , durch  etwas  weniger  breite 
Zwischenräume  getrennte  Rippen  ausstrahlen.  Wo  die 
Schale  selbst  noch  erhalten  ist,  erscheinen  die  Rippen 
schärfer  und,  was  besonders  charakteristisch  ist,  sägefÖrmig 
geknotet.  Letzteres  Merkmal  theilt  die  Muschel  mit  der 
Lima  scabrosa  Münster  (Goldfuss  Petrefacta  Germaniae 
t.  CIL  f.  8)  aus  den  Hornsteinknollen  des  mittleren  weisseil 
Jura  von  Amberg ; sie  ist  aber  von  dieser  verschieden 
durch  die  etwas  mehr  gleichmässige  Ausbildung  aller  Rippen, 
sowie  hauptsächlich  dadurch , dass  dieselben  in  weit  ge- 
ringerer Anzahl  vorhanden  sind. 

Vorkommen:  In  den  mergeligen , grauen  Kalk- 
schiefern der  obersten  Transversariu^schichten  vom  Keil- 
berge bei  Regensburg. 


188 


Lima  aequilatera  B u v i g n i e r. 

1852.  Lima  aequilatera  Buvignier.  Statistique  geol  etc.  du  depart. 

de  la  Meuse  t.  XVIII.  f.  14—16. 

Limen  von  gleichmässigen,  nicht  besonders  gewölbten 
Schalen  mit  rundlichem  Umrisse  und  wenig  markirten, 
breiten  Rippen,  welche  durch  sehr  schmale,  öfters  punktirt 
erscheinende  Zwischenfurchen  getrennt  werden,  kommen  in 
den  Söldenauer  Brüchen  nicht  gar  selten  vor ; sie  theilen 
alle  Hauptcharaktere  mit  der  benannten  Species , so  dass 
dieselben  unbedenklich  mit  letzterer  identificirt  werden 
können. 

V or  kommen  : Tenuilobatusstufe  zu  Söldenau,  ausser- 
dem im  Astartien  des  Dep.  Meuse. 

Avieula  (Monotis)  Gümbeli  nov.  sp. 

Tab.  II.  fig.  6. 

Flache,  25  mm-  lange  Schale,  mit  groben  An  wachsstreifen 
und  verhältnissmässig  starken  Radialrippen  versehen. 
Letztere  springen  da,  wo  sie  über  erstere  hinweglaufen,  als 
stumpfe  Knoten  hervor.  Auf  der  hinteren  Flügelseite  sind 
die  Radialstreifen  in  grösserer  Anzahl  und  etwas  feiner 
vorhanden,  während  sie  am  übrigen  Schalentheile  gröber 
und  in  massigen  Abständen  von  einander  getrennt  sind. 
Dazwischen  schieben  sich  gegen  den  unteren  Schalenrand 
hin  durch  dichotome  Verzweigung  kleinere  Radialrippchen 
ein.  Schlosslinie  ziemlich  gerade. 

Diese  Art  schliesst  sich  an  die  für  die  oberen  Tenui- 
lobatusschichten  so  bezeichnende  Avieula  (Monotis)  similis 
Münster  sp.  (Goldfuss  Petref.  German,  t CXX.  f.  9 = 
Monotis  lacunosae  Quenstedt  Jura  t.  78  f.  6,  Avieula 
similis  Oppel,  Monotis  similis  Wür tenberger)  an, 
verdient  aber  gewiss,  davon  abgetrennt  zu  werden.  Die 
Unterschiede  lassen  sich  leicht  festhalten,  Di v Avie.  similis 


189 


hat  viel  mehr  und  näher  an  einander  stehende,  feinere 
Radialrippen , während  Av.  Giinibeli  deren  weit  weniger 
und  durch  die  rauhen  Anwachsstreifen  grob  gekörnelte 
besitzt. 

Zu  Ehren  des  Herrn  Oberbergrath  Dr.  Gümbel 
benannt. 

Vorkommen:  Im  plumpen  Felsenkalk  am  Keilberg 
bei  Regensburg.  Damit  identische  Exemplare  liegen  in 
der  Sammlung  des  Münchener  geognost.  Bureaus  aus  den 
grobbankigen  Plattenkalken  (Prosoponkalken)  von  Weiden- 
sees in  Oberfranken. 

Myoconclia  Helmerseniana  d’Orbigny. 

1 845 . Myoconclia  Helmerseniana  d’Orbigny.  Vernenil,  Murchison 

und  Keyserling  Russia  and  the  Ural 
mountains  II.  Palaeontology  t.  39 
%.  19-21. 

Ein  Exemplar  vom  Maierhof  stimmt  mit  dieser  der 
bekannten  Myoconclia  crassa  S o w.  des  braunen  Jura  ähn- 
lichen Muschel  überein. 

Vorkommen:  In  den  Ortenburger  Schichten; 

ausserdem  im  unteren  Oxford  von  Orenburg  (siidl.  Ural). 

Cardinia  attemiata  Stutchbury  sp. 

Taf  I.  fig.  5. 

1842.  Pachyodon  attenuatus  Stutchbury.  Annals  and  Magazine  of 

natural  history  Vol.  VIII.  S.  485  t.  X. 
f.  13  u.  14. 

1858.  Thalassites  — Quenstedt.  Jura  S.  191. 

Stutchbury  gibt  folgende  Charakteristik  von  dieser 
Species : 

Shell  cuneiform;  transverse  diameter  twice  its  height; 
posterior  end  strongly  attenuated ; lunule  small 
but  deep;  transverse  diameter  2,8,  height  1,4, 
thickness  0,7. 


190 


Einige  aus  dem  mittleren  Lias  vom  Keilberg  mir  vor- 
liegende Cardinien  stimmen  mit  dieser  Beschreibung  und 
der  citirten  Abbildung  überein , nur  zeigen  sie  die  Ver- 
schmälerung am  hinteren  Ende  nicht  so  bedeutend  ausge- 
prägt. Es  sind  zierliche  Muscheln  von  querverlängertem 
Umriss;  der  Wirbel  befindet  sich  noch  im  ersten  Drittheile. 
Anwachsstreifeu  treten  mehr  oder  weniger  hervor.  Die 
Länge  beträgt  42  mm- , die  Höhe  25  mm-  Der  obere  Rand 
neigt  sich  vom  Wirbel  nach  hinten  anfangs  in  einer  ge- 
raden Linie  abwärts  und  biegt  dann  mit  einem  stumpfen 
Winkel  von  circa  155°  (an  dieser  Stelle  ist  das  Stück  der 
Stutchbury’schen  Abbildung  verletzt)  bis  zum  Unterrande 
fort.  Letzterer  ist  convex  gekrümmt  und  verschmälert 
sich  gegen  das  Ende  mit  einer  leichten  Einsenkung.  Vom 
Wirbel  bis  zur  hinteren  Ecke  des  Unterrandes  läuft  eine 
stumpfe  kielartige  Erhöhung  über  die  ziemlich  gewölbte 
Schale.  Das  Schloss  konnte  an  keinem  der  untersuchten 
Exemplare  (Sammlung  des  kgl.  Lyceums  in  Regensburg) 
blosgelegt  werden. 

Vorkommen:  Im  mittleren  Lias  (Rotheisenoolitli) 
vom  Keilberge  bei  Regensburg,  und  Cheltenham  in  England. 
Oberbergrath  G ü m b el  führt  diese  Art  ferner  aus  den  mittleren 
Liasschichten  von  Bubach  in  der  Oberpfalz  an. 

Terebratula  subbavarica  nov  sp. 

Tab.  I.  fig.  4 a , b.  u.  c. 

Schöne,  leicht  zu  erkennende,  bauchige  Art  von  oval 
fünfseitigem  Umriss;  so  dick  oder  noch  dicker  als  breit, 
aber  immer  länger.  Die  kleine  Schale  ist  weniger  gewölbt 
als  die  andere,  bei  welcher  die  Wölbung  besonders  an 
ihrem  oberen  Theil  stark  hervorspringt.  Schnabel  kräftig, 
meist  bis  zur  kleinen  Schale  eingebogen  und  mit  einem 
ziemlich  grossen , runden  Loche  versehen.  Die  grösste 
Breite  befindet  sich  oberhalb  der  Schalenmitte,  von  wo 


191 


ans  die  Form  sich  gegen  den  geraden  Stirnrand  etwas  zu- 
spitzt.  Schlosskante  der  kleinen  Schale  fast  gerade.  An 
den  beiden  Stirnecken,  von  welchen  sich  je  eine  stumpfe, 
kurze  Leiste  zur  kleinen  Klappe  hinaufzieht,  bemerkt  man 
Andeutungen  von  schwachen  Falten. 

Bemerkungen : Mit  dieser  Species  ist  ziemlich  ver- 
wandt die  Terebratula  elliptoides  Mösch  (Beiträge  zur 
geolog.  Karte  der  Schweiz.  4.  Liefg.  Geolog.  Beschreibg. 
des  Aargauer  Jura  S.  313  t.  VT.  f.  7),  von  welcher 
T.  subbavarica  durch  den  fast  geraden  Schlossrand,  durch 
die  weniger  gewölbte  kleine  Schale,  den  mehr  liber- 
gebogenen  Schnabel  sowie  dadurch,  dass  sie  ihre  grösste 
Breite  oberhalb  der  Mitte  besitzt,  ab  weicht.  Weiter  ent- 
fernt steht  Terebratula  JBourgueti  Etallon  (Lethaea 
Bruntrutana  t.  XLT.  f.  7),  mit  welcher  eine  Verwechslung 
durch  den  Mangel  des  Uebergreifens  der  grossen  Schale  in 
die  kleine,  durch  stumpfere  Stirnkanten  u.  s.  w.  vorge- 
beugt ist. 

Vorkommen:  Nicht  selten  in  den  Ortenburger 

Schichten  (Kieselnierenkalk)  vom  Maierhof  und  Voglarn. 


Terebratula  Stockari  Mösch. 


18G7.  Terebratula  Stockari  Mösch.  Geol.  Beschreibung  des  Aargauer 

Jura  S.  312  t.  VI.  f.  6 a.-c. 


Eine  mit  der  citirten  Abbildung  gut  stimmende  Brachio- 
pode  habe  ich  in  den  Transversariuskalken  zu  Voglarn  bei 
Ortenborg  gefunden. 

Waldheimia  Mösch i Mayer. 


18G7.  Terebratula  ( Waldheimia)  Möschi  Mayer.  Mösch:  Geol.  Be- 
schreibung des  Aargauer  Jura  S.  314 
t.  VI.  f.  4 a.-f. 


Waldheimia  Möschi  besitzt  ei 
und  Vertikale  Verbreitung  innerhalb 


le  grosse  horizontale 
des  weissen  Jura  der 


192 


Schweiz  und  ist  nach  Mösch  (1.  c.)  vielfachen  Variationen 
unterworfen.  Aus  unserem  Bezirke  liegen  mir  mehrere 
typische  Exemplare  von  ihr  aus  dem  Ortenburger  Kiesel- 
nierenkalke  vor.  Ausserdem  stammt  aus  den  Söldenauer 
Schichten  eine  dicke,  aufgeschwollene  Varietät  davon,  bei 
welcher  Höhe,  Breite  und  Dicke  sich  so  ziemlich  das 
Gleichgewicht  halten.  Die  grösste  Breite  und  Dicke  be- 
findet sich  hier  oberhalb  der  Schalenmitte,  von  wo  aus  die 
Klappen  sich  stark  gegen  den  mit  deutlichen  Ecken  ver- 
sehenen Stirnrand  zuschärfen.  Quenstedt  bildet  aus  dem 
weissen  e von  Ehingen  eine  Form  als  Terebr.  indentata 
var.  (Jura  t.  91  f.  12)  ab,  die  dieser  nahe  steht. 

Aus  Franken  ist  die  Waldh.  Möschi  hauptsächlich  von 
Amberg  (gelbe  Hornsteine)  bekannt. 

Waldheimia  subrugata  E.  Eudes. -Deslongchamps. 

1856.  Terebratula  ornithocepliala  E.  Deslongchamps  Bull,  de  la 

Soc  Linn.  de  Normandie  I.  pag.  98. 
1859.  „ subrugata  E.  Deslongchamps  Bulletin  de  la  Soc. 

Linn.  de  Norm.  t.  IV.  pl.  II.  fig.  7. 
1859.  ,,  (Waldlieimia)  subrugata  E.  Deslongchamps 

Memoire  sur  les  brachiopodes  de 
Kellow  rock.  Mem.  de  la  soc. 
Linneenne  de  Norm,  tome  XI.  p.  88 
tab.  V.  f.  5. 

1871.  „ „ subrugata  Eug.  Dumortier.  Sur 

quelq.  gisements  de  l’oxfordien  in- 
ferieur  de  fArdeche  S.  48  tab  II. 
fig.  1 — 6. 

Diese  zur  Gruppe  der  Waldh.  ornitliocephala  gehörige 
Terebratel  bildet  ein  etwas  zusammengedrücktes , länglich 
fünfseitiges  Oval  und  ist  von  allen  andern  verwandten 
Brachiopoden  leicht  dadurch  zu  unterscheiden,  dass  mehr 
oder  weniger  deutlich  erkennbare,  zahlreiche,  oft  lamellen- 
artig markirte  Streifen,  die  den  Zn  wachsstreifen  parallel 


193 


laufen , (lignes  rugueuses  concentriques  Dumortier) 
auf  der  Schalen  ober  fläche  zu  bemerken  sind. 

Grössere  Schale  in  der  Mittellinie  gewölbt,  sonst  beide 
Klappen  regelmässig  convex.  Schnabelkanten  scharf.  Schale 
punktirt. 

Vorkommen:  Diese  schöne  Species  wurde  bisher 
aus  dem  französischen  Callovien  (Montreuil  Bellay)  und 
Oxfordien  (St.  Etienne  de  Boulogne,  La  Clapouze)  be- 
schrieben. Einige  Stücke  aus  der  Biarmatusbank  von 
Dinglreuth  beweisen,  dass  sie  auch  unserem  Gebiete  nicht 
fremd  ist. 

Rhynchonella  acuta  Sowerby  sp. 

1816.  Terebratula  acuta  Sowerby.  Mineral  conchology  t.  150  f.  1,  2. 

Ausser  andern  Orten: 

1867.  T er.  acuta  Qu en st edt.  Handbuch  d.  Petrefaktenkunde  2.  Auflage 
S.  540  t.  46  f.  15. 

1870.  „ „ Quenstedt.  Brachiopoden  S.  46  t.  37  f.  150  -153. 

Typisch  aber  nicht  häufig  kommt  diese  zierliche  Form 
in  den  Rotheisenoolithen  (Stufe  des  Amaltheus  margaritatus) 
auf  der  Keilberger  Höhe  und  bei  Irlbach  vor.  Sie  tritt 
dort  in  Gesellschaft  mit  folgenden  schönen,  besonders  für 
das  französisch-englische  Liasien  bezeichnenden  Brachiopo- 
den auf : Waldheimia  cornuta , Waldh.  suhmmismalis , 
Bhgnch.  serrata,  Rh.  tetraedra , Spiriferina  Münsteri , deren 
vorliegende  Exemplare  mit  den  Abbildungen  in  Davidson’s : 
„a  monograph  of  british  oolitic  and  liassic  Brachiopoda“ 
gleichfalls  vollständig  stimmen. 


Rhynchonella  Fischeri  (Ro ui  Iler 
longchamps. 

a.  a.  0. 

1847.  (1843). 


E.  Eudes-Des- 


Rhynchonella  Fischeri  R o u i 1 1 e 
imperiale 

Moscou  1(349  t.  XX4,  I.  S.  3 
tab.  J. 


Bulletin  de  la  Societe 
des  naturalistes  de 


13 


194 


1859.  Rhynchonella  Fischeri  Eudes  Deslongchamps.  Mein. 

sur  les  Brachiop.  du  Kelloway-rock 
in  den  Memoires  de  la  soc.  Linneen. 
de  Normandie,  tome  XI.  S.  52  pl.  VI. 
f.  8-18. 

Als  Rhynch.  Fischeri  wurde  von  Ro ui  11  er  ursprüng- 
lich eine  Brachiopode  aus  dem  Moskauer  Jura  bezeichnet, 
später  übertrug  Eud.  Deslongchamps  den  gleichen 
Namen  auf  eine  im  französ.  Callovien  sehr  verbreitete,  der 
Rh.  quadriplicata  Ziet  sp.,  ferner  der  Rhynch.  Ehingensis 
Quenstedt  sp.  und  Kurri  Oppel  nahestehende  Form, 
indem  er  die  Rhynch.  quadriplicata  d’Orbigny  (Pro- 
drome 12,  235)  oder  Rh.  Orbignyana  Oppel  (Juraform. 
S.  577)  mit  der  Eouil ler1  sehen  Species  identiiieirte. 

Unsere  Exemplare,  welche  mit  den  Abbildungen  von 
Deslongchamps  weit  mehr  als  mit  den  russischen 
stimmen , sind  mehr  oder  weniger  unsymmetrisch , mit 
scharfen  Rippen  von  schwankender  Anzahl  (häufig  circa  15) 
versehen  und  zeigen  an  der  Stirn  eiuen  nicht  sehr  tief 
eingesenkten  Sinus  der  grossen  Klappe.  Sie  treten  dadurch 
der  Rhynch.  oxyoptycha  (Fischer)  Dumortier  (Du m. : 
sur  quelques  gisem.  de  l’oxfordien  infer.  de  l’Ardeche 
S.  33  tab.  I.  f.  21—25)  nahe,  lassen  sich  aber  mit  der 
Originalabbildung  der  Rh.  oxyoptycha  Fischer  1843 
(Bulletin  de  la  societe  imperiale  des  Naturalistes  de  Moscou 
1843  S.  118  tab.  IY.  f.  10  u.  11)  nicht  als  identisch  ver- 
gleichen. 

V o r k o m m e n : Rh.  Fischeri  E u d.  D e sl  o n g c h . findet 
sich  als  charakteristische  Species  im  französ.  Callovien, 
kommt  aber  noch  im  Oxfordien  (la  Clapouze)  und  mit 
Waldheimia  impresso  (Dives)  vor. 

Nach  Mösch  liegt  sie  im  Kanton  Aargau  mit  Reit. 
Arduennense , P.  athleta , Amalth.  cordatus,  Cosm.  Jason , 
Per.  Martelli  in  der  ,, gelben  thonigen  Facies  des  oberen 


195 


Calloviens“.  Im  niederbayr.  Jura  erscheint  sie  in  grosser 
Häufigkeit  mit  Amalth . cordatus , Pelt.  Arduennense,  P. 
torosum,  Waldh  subrugata  zusammen  in  der  braun  und 
grün  gefleckten  Kalkmergellage  (Biarmatusbank)  von  Dingl- 
reuth. 


Rhynclionella  lacunosa  Schlot  he  im  sp. 

1813.  Terebratulites  lacimosus  Schlot  heim  in  Leonhard’s  Taschen- 
buch für  die  ge s.  Miner.  VII.,  1 ; tab.  I. 
fig.  2. 

Rhynclionella  ( Terebr .)  lacunosa  multorum  auctt. 

' Kommt  in  unserem  Gebiete  in  verschiedenen  Schichten- 
lagen des  weissen  Jura  und  in  verschiedenen  Abänder- 
ungen vor. 

Schon  im  untersten  w.  Jura  treffen  wir  auf  zwei  der 
Rh.  lacunosa  noch  verwandte  Arten,  wovon  die  eine  die 

Rhynclionella  Visulica  (Oppel- Waagen:  über  die  Zone 
des  Ammon,  transvers.  S.  295)  in  den  Trans  versariuslagen 
vom  Keilberge  bei  Regensburg  sich  nachweisen  liess  (die 
Bestimmung  geschah  nach  den  im  Münchener  paläoutologi- 
schen  Museum  liegenden  Originalexemplaren  von  Trzebinia 
aus  dem  Krakauer  Jura).  Die  andere  Species,  die 

Rhynclionella  Arolica  Oppel  (1.  c.  S.  294  und  Cas. 
Mösch:  der  Aargauer  Jura  S.  310  t.  VI.  fig.  9),  fand  sich 
in  den  gleichen  Schichten  am  benannten  Platze;  dieselbe 
tritt  auch  im  gleichaltrigen  Scyphienkalk  von  Münster  bei 
Straubing  auf. 

Am  Wichtigsten  ist  das  Vorkommen  der  Lacunosen 
in  den  Ortenburger  Schichten  (Kieseilnierenkalk).  Hier  ist 

Rhynchon.  lacunosa  var.  inultiplicata  Quenstedt  (Jura 
78  f.  16),  die  auch  bei  Regensburg  (Keilberg)  aber  in 
einem  höheren  Niveau  angetroffen  wird,  keine  seltne  Er- 
scheinung. Am  häufigsten  zeigt  sich  jedoch  in  diesen 
niederbayerischeii  Kieselnierenkalkeu  eine  andere  Form, 


3* 


196 


welche  durch  den  verlängerten  Mittellappen  an  der  Stirn 
und  durch  das  beginnende  Hinaufschlagen  vom  Sinus  der 
grossen  Klappe  eine  gewisse  Hinneigung  zur  Rhynch.  trilo- 
bata nicht  verleugnet. 

Ich  heisse  sie 

Rhynchonella  lacunosa  var.  Cracoviensis,  tab.  II.  fig.  4 u.  5, 
da  sie  mit  der  von  Quenstedt  gegebenen  Abbildung  seiner 
Terebratula  lacunosa  var.  Cracoviensis  Brachiopoden  t.  40 
f.  43  (im  Texte  als  T.  trilobata  var.  Cracov.  aufgeführt) 
aus  dem  südwestl.  Polen  (Podgorze  bei  Krakau)  überein- 
stimmt. 

Diese  letztere  Rhynchonelle  scheint  bisher  meist  als 
Rhynch.  trilobata  angegeben  worden  zu  sein. 

Allein  bei  unseren  Formen,  die  sich  auch  mit  den  im 
Münchener  paläontol.  Museum  liegenden  polnischen  Exem- 
plaren gut  vergleichen  lassen , kann  man  ohne  grosse 
Schwierigkeit  die  Uebergänge  zur  eigentlichen  lacunosa 
(und  zwar  zu  jener  Gruppe  derselben,  welche  dichotomirende 
Rippen  besitzt)  verfolgen,  andrerseits  sind  sie  unbedingt 
von  der  typischen  Rhynch.  trilobata  Zietensp.  (Münst.) 
(v.  Zieten.  Die  Versteinerungen  Württembergs  t.  43  f.  3, 
a.  a.  0.  Quenstedt  Jura  t.  90,  f.  35  u.  36)  des  oberen 
weissen  Jura  (bekanntlich  hier  ein  Leitfossil)  verschieden. 
Die  niederbayerischen  Exemplare  besitzen  nämlich  sehr 
häufig  dichotomirende  Rippen,  und  bei  keiner  derselben 
hebt  sich  der  Sinus  zu  einer  solchen  Höhe,  wie  bei  der 
echten  trilobata  hinauf,  von  welcher  sie  ferner  noch  durch 
die  meist  grössere  Rippenzahl  und  dadurch,  dass  sie  einen 
kürzeren  und  gedrungeneren  Umriss  haben , abweichen, 
während  letztere  schlanker  und  spitziger  ist. 

In  mancher  Beziehung  tritt  unsere  Varietät  der  Rh. 
Astieriana  etwas  näher,  so  zeigt  sie  manchmal,  aber  nicht 
immer , eine  Neigung  zur  Asymmetrie  (tab.  II.  fig.  4 ist 


197 


eines  der  am  meisten  asymmetrischen  Exemplare  abgebildet) ; 
ferner  erscheinen  hie  und  da  (gewöhnlich  nur  schwach 
angedeutet)  Schnabelkanten.  Dennoch  steht  Rh.  A stier. 
(wenigstens  die  in  unserem  obersten  Malm  (Kelheim)  vor- 
kommende = Rh.  speciosa  Münst.  sp.)  schon  wegen 
ihrer  in  so  hohem  Grade  ausgebildeten  Asymmetrie  für  eine 
Vereinigung  noch  viel  zu  entfernt  und  es  lassen  sich  beide, 
die  letztere  wie  unsere  niederbayrische,  keineswegs  ver- 
wechseln. 

Ein  Exemplar  von  Rhynch.  lacunosa  var.  Cracov.,  das 
als  typisch  genommen  werden  kann , weist  bezügl.  der 
Dimensionsverhältuisse  in  der  Länge  38  mm-,  in  der  Breite 
41  mra-,  in  der  Dicke  30  mm-  auf. 

Vorkommen:  Diese  Varietät  ist  wie  bereits  er- 

wähnt, sehr  häufig  in  den  Orten  burger  schichten  und  im 
Flintsbacher  Kalkstein.  Dieselbe  Form  scheint  auch  weit 
verbreitet  im  weissen  Jura  vom  siidwestl.  Polen  (Krakauer 
Gebiet)  aufzutreten.  Dort  erscheint  sie  gleichfalls  in 
einem  mit  dunklen  Feuersteinen  versehenen  weissen  Kalk, 
der  nach  Oppel  der  Transversariusstufe  aufgelagert  ist. 
Uebrigens  wird  aus  diesem  Territorium  auch  die  Rhynch. 
Astieriana,  aber  aus  einem  höheren  Kalke,  als  den  soeben 
gedachten,  angegeben. 


Berichtigung : 


Auf  Seite  25  Zeile  9 v.  0.  sind  die  aufgeführten  Korallennamen  zu 
verbessern  in:  Thecosmilia  trieft otoma,  Calamophyllia  dispntaftilis 
(Becker,  Palaeontograph.  XXL  1875  S.  151),  Muntlivaultici  obconica. 
S.  42  Zeile  5 v.  0.  lies  Maasse  statt  Masse. 


Erklärung  der  Tafeln  1— IV. 

(Sämmtliche  Versteinerungen  sind  ausser  bei  gegentheiliger  Angabe  in  wirklicher 
Grösse  gezeichnet.) 

Tab.  I. 

Fig.  1.  Nautilus  franconicus  Oppel.  Oberhalb  der  ersten  Lobenlinie 
kann  man  deutlich  den  Verlauf  der  Linie  vom  Eindruck  des 
Haftringes  (annulus)  erkennen.  Aus  den  Schichten  der 
Oppelia  tenuilobata  von  Söldenau  bei  Ortenburg  S.  163. 

2 a und  b.  Perisphinctes  progeron  v.  Ammon.  Aus  den  Schichten 
der  Opp.  tenuilobata  von  Söldenau  S.  181. 

„ 3.  Oppelia  Anar  Oppel.  Aus  den  Schichten  des  Peltoceras 

transversarium  von  Münster  bei  Straubing  S.  166. 

„ 4 a.,  b u.  c Terebratula  subbavarica  v.  Ammon.  Kieselnieren- 

kalk , Stufe  des  Peltoc.  bimammat.um  von  Mairhof  bei 
Ortenburg  S.  190. 

„ 5.  Cardinia  attenuata  Stutehbury  sp.  Rotheisenoolith . mittl, 

Lias  vom  Keilberge  bei  Regensburg  S.  189. 

Tab.  II. 

Fig.  1 a.-^c.  Perisphinctes  suberinus  v.  Ammon.  Zur  Hälfte  ver- 
kleinert; 1 c.  stellt  die  Lobenlinie,  soweit  sie  erhalten  war, 
in  wirkl.  Grösse  vor.  Aus  den  Schichten  der  Opp.  tenuilob. 
von  Söldenau  S.  183. 

„ 2.  Perisphinctes  Eggeri  v.  Ammon.  Aus  den  Schichten  der 

Opp  tenuilobata  von  Söldenau  S.  180. 

„ 3.  Lobenlinie  von  Perisphinctes  colubrinus  Rein.  sp.  Aus  den 

Schichten  der  Oppelia  tenuilobata  von  Söldenau  S.  179. 

„ 4 u.  5.  Phynchonella  lacunosa  var.  (Iracoviensis  (Quenst.) 

v.  Ammon.  Kieselnierenkalk  von  Ortenburg  S.  196, 


200 


Fig.  6.  Avicula  (Monotis)  Guembeli  v.  Ammon.  Mit  beigefügter  Ver 
grösserung  eines  kleinen  Theiles  der  Schale.  Plumper  Felsen- 
kalk vom  Keilberge  b.  Regensburg  S.  188. 

„ 7.  Lima  scaberrima  v.  Ammon.  Daneben  ein  Theil  der  Schale 

vergrössert.  Aus  den  obersten  Transversariuslagen  vom 
Keilberge  S.  183. 

„ 8.  Pleurotomaria  conoidea  (Deshayes)  var.  bistriata  mihi . 

Dreifache  Vergrösserung  eines  Theiles  einer  Windung  Aus 
der  Biarmatusbank  von  Dinglreuth  S.  185. 

Tab.  III. 

1.  Sonnleitner  Bruch  im  Kieselnieren  kalk  bei  F li  n t s b ac  h.  Näheres  S.  74. 

2.  Juraaufschluss  unfern  Fürstenzell  bei  Passau.  Kieselnierenkalk 

mit  darüberliegendem  Tertiärsand.  Näheres  S.  ‘98. 

Tab.  IV. 

Ansichten  vom  Keilberg  bei  Regensburg. 

Im  oberen  Theil  der  Tafel  ist  die  südwestliche  Ecke  des 
Keilberges  mit  den  grossen  Kalksteinbrüchen  (plumper  Felsen- 
kalk) der  Gebr.  Wetzler  wieder  gegeben.  S.  10.  Wo  rechts  die 
Felsmassen  steil  abfallen,  liegt  senkrecht  darauf,  in  der  Verlängerung 
nach  hinten,  die  auf 

dem  unteren  Theil  der  Tafel  IV.  gezeichnete  Parthieen,  welche  die 
charakteristische  Juraendigung  an  der  Urgeb irgsecke  bei 
Tegernheim  zur  Darstellung  bringt.  S.  14 
a.  ist  plumper  Felsenkalk,  b.  Dolomit,  c.  Hornsteinkalk  (Stufe 
des  Perisph.  pseudomutabilis , d.  Splitterkalk  (Stufe  der  Oppelia 
tenuilobata,  e.  kleiner  Aufschluss  im  Werkkalk  (Stufe  des  Peltoc. 
bimammatum).  Die  tieferen  Lagen  sind  bis  zum  Eisensandstein 
(Steinbrüche  bei  f.)  überdeckt.  Der  nächste  Berg  rechts  besteht 
bereits  aus  Granit. 


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TaU. 


Tab.  IH. 


Schlotterbeck . 


TcLt):I. 


f.  Sch  lottert  eck. 


Brüimer&C?.  Hoflith.  MüncUi. 


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