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Abhandlungen
herausgegeben
Naturwissenschaftlichen Verein
BREMEN.
XIV. Band
mit 5 Tafeln und 13 Abbildungen im Texte.
LIBRARY
NEW YORK
BOTANICAL
GARDEN.
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BREMEN.
C. Ed. Müller’s Verlagsbuchhandlung.
1898.
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Inhalt.
Erstes Heft. Ausgegeben im April 1896.
G. Hartlaub: Ein Beitrag zur Geschichte der ausgestorbenen Vögel
der Neuzeit sowie derjenigen, deren Fortbestehen bedroht erscheint
A. Radcliffe Grote A. N.: List of North American Eupterotidae
Ptilodontidae, Thyatiridae, Apatelidae and Agrotidae. (Mit 1 Ab-
bildung im Texte.) ; Mr
F. Priess: Die Gestaltung der NER De BikaaBleben. (Mit
8 Abbildungen im Texte.) . a :
L. Häpke: Über Blitze und Blitzableiter. (Ait 2 en im Texte .)
Dr. Grosse: Die Erfindung der Dezimalbrüche .
Zweites Heft. Ausgegeben im April 1897.
_W. 0. Focke: Ein Frühlingsbesuch auf Norderney
Dr. Röll, Darmstadt: Übersicht über die im Jahre 1888 von mir in
den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika gesammelten Laub-
moose, Torfmoose und Lebermoose
W. Müller-Erzbach: Über die Eachiung von Token
Franz Buchenau: Eine grüne Rose von 6mm Grösse
W. 0. Focke: Bemerkungen über die Arten von Agrimonia
C. F. Wiepken: Dritter Nachtrag zu dem Verzeichnis der bis jetzt
im Herzogtum Oldenburg gefundenen Käferarten
E. Lemmermann: Beitrag zur Algenflora von Schlesien. (Mit Tafel I.)
Osten: Seltenheit der Verbena-Bastarde in Argentinien .
C. A. Poppe und C. Schäffer: Die Collembola der Umgegend von
Bremen . en A
H. Christ, Basel: Hemerocallis flava-citrina n. hybrid. [lies: Hem.
flava-Middendorffii n. hybrid. u. vergl. S. 494.) (Mit Tafel II. u. III.)
W. ©. Focke: Bemerkungen über Hemerocallis-Bastarde {
W. 0. Focke: Rubus euprepes n. spec.
W. 0. Focke: Rückschlag bei einer Eootanaie
W. ©. Focke: Johann Friedrich Trentepohl
Franz Buchenau: Zur Biographie von Otto Wilhelm Heinrie h Koc h
F. Koenike: Zur Systematik der Gattung Eylais Latr, (Mit 6 Ab-
bildungen im Texte.) . .
W. 0. Focke: Eine neue siert aus cc FR
Seite
Seite
177
Wo
5
’ u 2:5
W. 0. Focke: Neue Beobachtungen über NE und $e
sterilität . . . . A =
C. A. Weber: Über die Vegetation 2 zweier Mae bei Busch in
Westfalen . F I:
C. A. Weber: Ein or zur Fnge er dan eis dr Föhre
und Fichte in Nordwestdeutschland während der Neuzeit . .
W. O0. Focke: Galinsoga als Arzneikraut
Dr. Carl Ochsenius: Pertroleum und ee im Bereich de
Karpathen .
Franz Buchenau: Nakır wissenschaftlich-geographische a über
das nordwestliche Deutschland . . . . De a ME REEE 1 A „i
Drittes Heft. Ausgegeben im April 1898.
G. Hartlaub: Ein dritter Beitrag zur Omithologie Chinas. (Mit
LBLOL IN) 2 ee A
L: Häpke: Über Tiefbohrankehi CHEN über ee TIefbohrne
auf dem Bremer Schlachthofe. (Mit 1 Abbildung im . ., Od
L. Häpke: Ein merkwürdiger Eibenbaum . > 399
J. Martin: Diluvialstudien. V. Starings Di im Trade ‘
der Glacialtheorie . h > AUs
J. Martin: Diluvialstudien. VI. Dee BR a Pe 427
L. Häpke: Das grosse Meteor am ersten Weihnachtstage 1897 . . . 464
R. Coesfeld: Beiträge zur Verbreitung der Thysanopteren 469
©. A. Weber: Untersuchung der Moor- ünd einiger anderen Schicht-
proben aus dem Bohrloch des Bremer Schlachthofes. (Mit 1 Ab- ]
bildung im Texte) . . . at 475
H. Sandstede: Beiträge zu einer erh AR nord west er
Tieflandes. (Dritter Nachtrag.) . . „a A
H. Christ, Basel: Hemerocallis flava = Middendorfäi ı n. He Ge
RER der Tafeln zu S. 258) . ... +; 494
Fr. Müller, Varel: Die Moosflora der Inseln Weliraiie | Tue .
E. Lemmermann: Algologische Beiträge (Mit Tafel V):
IV. Süsswasseralgen der Insel Wangerooge N
V. Oedogonium Boscii (Le Cl.) Breb, var. notabile noy. var.. .
©, Nöldeke: Das Vorkommen der Eibe im nordwestlichen Deutschland
Franz Buchenau: Naturwissenschaftlich-geographische Literatur über
das nordwestliche Deutschland . . . . .
Anhang: Jahresbericht für das Jahr 1896—1897.
Jahresbericht für das Jahr 1897—1898,
Ein Beitrag
zur Geschichte der ausgestorbenen Vögel der Neuzeit
sowie derjenigen
deren Fortbestehen bedroht erscheint. LIB
4 Von Dr. G. Hartlaub. be
f Es ist eine längst bekannte und allseitig gewürdigte That-
sache, dass die stetig anwachsende Zahl der Bevölkerung, verbunden
I
mit den sich daran knüpfenden und immer mehr ausdehnenden Kul-
turäusserungen verändernd einwirken auf den ruhigen Bestand des
Vogellebens. Diese Wahrnehmung berührt Urältestes. „Dn moment —
sagt in seinem grossen Werke über die fossilen Vögel Frankreichs
Alphonse Milne Edwards — que !’'homme s’est montr& ä la surface
du globe, il parait avoir exerc& une influence considerable sur les
conditions d’ existence des animaux et particulierement des Vertebrös
terrestres“. Und dann heisst es in speeieller Anwendung auf die
Vögel weiter: En effet, les oiseaux qui par un vol rapide ne peuvent
se soustraire & leur poursuite sont destinees a disparaitre töt ou
tard de la surface du globe et nous n’avons dejäa que trop d’ exemples
de ce genre a enregistrer“ ohne Zweifel denkt der französische Ge-
_ lehrte mit diesen Worten in erster Linie an die ausgestorbenen Vögel
Neuseelands und Lemuriens, also die Moa-Typen, die Aepyornis,
die Dronte, den Solitär und noch andere ihnen verwandte plumpe,
_ flugunfähige und mehr oder weniger widerstandslose Gestalten. Eine
reiche und sehr interessante Litteratur hat sich dieses Themas in
Wort und Bild bemächtigt. Zum Teil sind es Prachtwerke, zum
Teil Schriften mehr populärer Art. Von letzteren verweisen wir auf
- die sehr brauchbare Arbeit von F. C. Noll: „Die Veränderung in
& der Vogelwelt im Laufe der Zeit: Frankfurt a. M. 1889“. So-
dann aber auf die vorzüglichen Artikel von Prof. A. Newton in der
- „Eneyelopedia Britanniea Ornithology“ p. 732 und in „A Dietionary
of Birds p. 215 Extermination“ (1893). Und endlich auf die sehr
5 reichhaltige Arbeit von F. A. Lukas „Animals recently exstinet
> or threatened with extermination, as represented in the eolleetions
„ of the U. St. National Museum, Washington 1891. Nur 6 Arten
_, zwar, diese aber in eminent gründlicher Weise, behandelt die inter-
Mai 1595. XIV, 1
. TEEEDEEGEWEE TEN DR
2
essante Schrift von A. Milne Edwards und M. E. Oustalet: Notice sur
quelques especes d’oiseaux actuellement eteintes que se trouvent
reprösentees dans les colleetions du Museum d’Histoire naturelle.
Paris 1893. Kleinerer und mehr vereinzelter Beiträge zu der uns
beschäftigenden Frage wird im speeiellen Teil gedacht werden. Her-
vorragendes leisteten auf diesem Gebiete die nordamerikanischen
Ornithologen. Die nachstehende auf Vollständigkeit verziehtende
Zusammenstellung beschränkt sich auf erloschene oder dem Erlöschen
nahe Vögel innerhalb der Erinnerung oder Erfahrung Jetztlebender.
Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich im folgenden um
aussereuropäische Vögel und insbesondere um die Einflüsse und
Kräfte, welehe ihnen gegenüber die europäische Civilisation' entfesselt
und wirksam gemacht hat. Unter diesen mag in erster Linie das
Feuer genannt werden. In allen Gegenden und zu allen Zeiten —
schreibt Alfred Newton — ist es bei Kolonisten üblich gewesen,
die Wälder um ihre Ansiedelung herum in Brand zu setzen, zum
Teil um den Boden für künftige Erndten ergiebig zu machen, zum
anderen auch, um die Salubrität der Station zu heben. Wie unheil-
voll aber solehe Wald- und Buschbrände auf die einheimische Tier-
welt wirken mussten, namentlich auf kleineren Inseln, zeigen zahl-
reiche Beispiele. Für Buller, einen der besten Kenner der Vögel
Neuseelands ist Feuer der wichtigste Factor in den Überlieferungen
vom Untergange der Moa’s (Dinornis). „They were destroyed whole-
sale by setting the grass and scrub in fire“. Eine Ansicht, welche
z. B. die Neeropole erloschener Vögel in Glenmark Swamp, wo
Rev. W. Colenso deren fossile Reste bei Tausenden gelagert sah, zu
bestätigen scheint. Das Aussterben der Wachtel auf Neuseeland darf
man in erster Linie dem Abbrennen der Tussoc-Gebüsche zuschreiben.
Reischeck, der östreichische Forscher, der dem fortschreitenden Hin-
schwinden der Avifauna Neuseelands die grösste Aufmerksamkeit
widmet, stellt unter den in Frage kommenden Ursachen Wald-
brände voran. Auch auf den Sandwichsinseln, „the Paradise of the
Pacific“ haben solehe beigetragen zu der immer merklicher und
rascher sich vollziehenden Verkleinerung der Waldgebiete. Die Haupt-
schuld aber an dieser „Disforestation“ scheinen die zahllosen
Heerden verwilderten Rindviehs zu tragen, welche den Wald bis in
seiner tiefsten Tiefe und nach allen Richtungen hin durchstreifen.
Keiner hat dies drastischer und überzeugender geschildert als Scott
Wilson. (Ibis 1890, p. 170). Geschieht nicht bald Einhalt „the
forest of Hawai will, at no distant period, be a matter of history.“
*) In der reichen Moa-Litteratur, die wir hier nur streifen, begegnet
man sehr verschiedenen, ja sich schnurstracks entgegenstehenden Ansichten.
Wenn Hector es durchaus nicht für unmöglich hält, dass eine kleine Moa-art
noch existiere, etwa in den Wildnissen der Westküste der Nordinsel, so glaubt
dagegen E. Tregear nachweisen zu können, dass das/Wort Moa eine alte poly-
nesische Bezeichnungfür den Haushahn sei, keineswegs aber für die Dinornis-arten,
für welche bei den Maori keine bestimmte Bezeichnung vorkomme. Es sei
daher sehr unwahrscheinlich, dass die alten Maori’s die Riesenvögel noch ge-
kannt hätten, deren Aussterben jedenfalls viel weiter zurückdatiert werden
müsse, als dies bisher geschehen! (Transact. N. Zeal. Institut. 1892 p. 413—26).
3
Aber der Notruf der englischen Ornithologen scheint nicht ganz un-
gehört zu verhallen. Denn schon haben verschiedene Grundbesitzer
angefangen, ihre Waldbestände einzufergen. Und weiter erschallen
gegen die Einführung fremder Vögel immer lebhaftere Proteste.
Haben sich doch z. B. in den waldigen Schluchten Oahu’s, früher
der Aufenthalt schöner und seltener einheimischer Arten, diese ver-
drängend Mynah’s, Sperlinge und Singaportauben festgesetzt.
E Und wie erst steht es in diesem Punkte auf Neuseeland!
Überall am Waldsaum ertönt ganz vorherrschend der Gesang eng-
lischer Vögel! Man begegnet dem Sperling inmitten der rauchenden
Geysir’s Weirakei’s wie auf den kahlen Höhen von Owhaoko. Finsch
traf ihn massenhaft im Phormium tenax Gebüsch, auf der Höhe
von Burke’s Pass (2500) wie auf den nackten Klippen der West-
küste der Nordinsel usw. Er begegnete von introdueirten europäischen
Arten unserer Goldammer, der Feldlerche, dem Staar, der Amsel*),
dem Stieglitz, (diesen in der Alpenregion des Mount Cook) und der
Saatkrähe. Die Amerikaner verwünschen, beiläufig bemerkt, den Tag,
an welchem das erste Sperlingspaar an ihren Küsten ausgeschifft
wurde. Vonder zur Landplage gewordenen Vermehrung dieses Vogels
über weite Gebiete hin zeugt das kartographisch illustrierte Buch
von Hart Merriam: „The Sparrow“ usw. Einstimmig protestiert die
Überzeugung Sachverständiger gegen die Einführung fremder Vögel
als „Displaeing the indigenous species, and at any rate adding by
their competition another factor to the hundred in question,. Um
auf Neuseeland zurückzukommen, so haben sich Buller, Potts, Hutton,
Reischeck und Andere, wie z. B. ganz kürzlich noch W. W. Smith
eingehend mit dem augenfällig drohenden Hinschwinden der ein-
heimischen Vögel beschäftigt. Seine „Notes on certain species of
New Zealand birds“ betitelte Arbeit im „Ibis“ von 1893 zählt zu
‚dem Besten, das über dieses Thema gelesen zu haben, wir uns er-
innern. Als besonders unheilvoll betont er die Zahmheit der indi-
genen Arten und die bequeme Zugänglichkeit ihrer Nester. Buller
schreibt neben den allmählig eingetretenen Veränderungen in den
natürlichen Bedingungen der eingeführten Ratte (Mus decumanus)
„this cosmopolitan pest“ die Hauptschuld zu. Und man ist sehr
geneigt, ihm beizustimmen, wenn man gewisse haarsträubende
Details erfährt. Reischeck fand in einem frischen Tui-Neste
(Prosthemadera) junge Ratten! Er sah die Ratten schaarenweise
Schneefelder der südlichen Alpen überschreiten. Er traf Ratten in
.den entlegensten Urwäldern, wo sie dem zu nächtlicher Ruhe Ge-
lagerten die Schuhe am Leibe benagten und ihm Haare ausrauften!
Den an versteckten Campirplätzen sorgfältig verwahrten Proviant
hatten sie bald genug entdeckt und verschmaust, so dass Reischeck
‚dann gewöhnlich einen Tag hungern musste, ehe er zu seinem
Hauptecamp zurückgelangen konnte. Nicht immer gelang es, die
=) Über unsere Amsel auf Neuseeland vergl. das vortreffliche kleine
Werk von T. H. Potts: „Out In The Open“ Christchurch 1882, 5. 294: The
‚Blackbird.
Lt?
Bau.
+
geschossenen oder abgebälgten Vögel, sowie deren Eier, vor
‚ diesem gefrässigen Raubzeug zu sichern. Man kann ohne Über-
treibung sagen, dass nur die Vögel, welche an für die Ratte
unerreichbaren Stellen nisten, auf Neuseeland Aussicht haben, ihre
Brut aufzubringen. Aber auch die Ratte hat daselbst ihre Feinde.
Der seltener gewordene neuseeländische Pieper (Anthus novae Ze-
landiae), der im Grase und im Farnkrautgebüsch nistet, hat sich,
wo ein schöner Raubvogel (Circus Gouldi), sie unter scharfer Con-
trole hält, seit Kurzem wieder ansehnlich vermehrt”). Und auf der
Südinsel soll die Ratte durch die Woodhen (Oeydromus) aus den
grossen Fagus-Waldungen nahezu ausgerottet sein. F. T. L. Travers.
Über die Katze als den gefährlichsten Feind unserer einhei-
‚mischen Kleinvögel verbreitet sich ein Aufsatz in der „Schwalbe“.
Jahrg. XVI. von G. Langer, in welchem wir aber die nötigen Detail-
angaben vermissen. In dem sich in der Vogelwelt Neuseelands zur
Zeit abspielenden Drama, scheint die Rolle, welche die Katze ver-
tritt, wenigstens keine hervorragende zu sein. Unheilvoller war
dieselbe an andern Orten. Die einzige auf Sunday-Island der Ker-
madec-Gruppe vorkommende Papageien-Art (Cyanorhamphus cyanurus)
wurde daselbst durch verwilderte Katzen ausgerottet. Auf den
Chatham-Inseln droht einer seltenen Ralle (Cabalus modestus) der
Untergang durch eingeführte Katzen. H. Wright beklagt, dass auf
Little-Barrier-island, einem der Schutzgebiete für die indigenen Vögel
Neuseelands, und z. B. dem letzten Zufluchtsaufenthalt von Pogo-
nornis eineta Katzen noch immer häufig seien. Ibis 1893, p. 283).
Zu den als vogelfeindlich verrufenen Vierfüsslern zählt vieler
Orten auch das Schwein. Doch hat es uns nicht gelingen wollen,
viel thatsächliche Angaben von Gewicht darüber zu ermitteln. Auf
der Sandwich-Insel Lanai sind es die massenhaft vorhandenen Zie-
gen, welche die dort ansässigen Vögel mit rapidem Erlöschen be-
drohen. Dass auf Neuseeland den aus England eingeführten Wieseln
und Frettchen manche Kleinvögelbrut zum Opfer fällt, wird nament-
lich von Lord Onslow betont und ist gewiss sehr glaublich.
Die Maori’s beschuldigen die aus Europa eingeführten und in
den Waldungen Neuseelands sehr verbreitet gewordenen Honigbienen,
dass sie die honigfressenden Vögel von den Blüthen hinwegscheuchten
und dadurch dieselben praktisch aushungerten. Aber dagegen wird
mit Recht eingewandt, dass auch die Vögel, die sich nieht von
Honig nährten, seltener wurden sowie, dass fast sämtliche honig-
fressenden Arten zugleich Insekten vertilgten. „It appears to me, meint
Buller, that the Honey-bee theory is quite insufficient to meet
the case“.
*, Zu den sehr wenigen einheimischen Vögeln, die sich auf Neuseeland
mit der fortschreitenden Besiedelung ansehnlich vermehrt haben, gehört
Rallus philippensis. Vor 20 Jahren noch sehr selten, ist diese Ralle jetzt
ein gemeiner Vogel, namentlich in den kultivierten Distrikten. Dasselbe gilt
von Haleyon vagans, der in steigender Anzahl Gärten und Plantagen belebt.
Auch W. W. Smith bestätigt das Wiederanwachsen einzelner Arten. Ibis
1893, p. 509—21.
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5
Von schwerwiegender Bedeutung für unser Thema war und ist
noch der ruchlose Bedarf an Vogelfedern und ganzen Vogelhäuten
zu Zier- und Putzzwecken. Wir erinnern zunächst an den altbe-
kannten und neuerlich wieder von Seott Wilson eingehender behan-
delten Verbraueh von den hochgelben Federn des „Mamo“ (Dre-
panis paeifiea) und der scharlachroten Vestiaria coceinea zur
Anfertigung der Fürstenmäntel auf den Sandwichinseln”). Ein
Verbrauch, der den Manıo an den Rand des Erlöschens gebracht,
wenn nicht schon ganz aus der Reihe der Lebenden getilgt hat.
Wir erfahren z. B., dass die Herstellung des grossen gelben Kriegs-
kostüms von König Kameameha I sich durch die Regierungszeit
von 8 Monarchen fortgesetzt hat, dass Tausende von Vögeln dazu
erforderlich waren und dass ein eigens auf den Fang des Mamo
(mittelst Leimruten) eingeübtes Corps am Hofe beschäftigt war.
Dass der „Scarlett ereeper“* (Vest. coccinea), der die roten
Federn liefern musste, kaum merklich berührt wurde in seinem
Fortbestande, ist wohl nur dadurch erklärlich, dass der Mamo immer
eine seltenere lokal beschränkte Art, die rote Vestiaria aber ein
über den ganzen Archipel in grosser Anzahl verbreiteter Vogel war.
Zu den ansehnlichsten und interessantesten Vögelformen Neu-
seelands zählt die schon durch die totale Verschiedenheit der Schnabel-
form bei den Geschlechtern in der Reihe der Vögel als einzig da-
stehende Huia (Heteralocha Gouldi). Sehr beliebt im Naturalienhandel
und immer hoch im Preise, wird die Huia auch von den Einge-
bornen ihrer Schwanzfedern halber eifrigst nachgesucht. Wir lesen
bei Buller mit wie ominösem Erfolge: Dass also ein Trupp von
9 Eingebornen für einen Monat auszog, um das Waldgebiet zwischen
der Mahawata-gorge und Akitio auf Huias abzusuchen. Von dieser
Gesellschaft wurden denn nicht weniger wie 646 Bälge heimgebracht !
Drei andere Eingeborne erlangten eine grosse Anzahl um Tarakirai
auf der Südwestseite des Weirarapa-see’s. Und dabei hat bis jetzt
die Huia den Kampf ums Dasein rühmlich bestanden.
Der Schaden, welcher in jüngster Zeit die perverse Tyrannei
der Mode den Vögeln und insbesondere den Passeres gebracht hat,
ist so notorischh dass es genügen wird, einer einzigen von
A. Lukas erwähnten Thatsache zu gedenken, dass nämlich auf einer
im Jahre 1887 in London abgehaltenen Auktion nicht weniger wie
6000 Paradiesvögel, 5000 Lady Jmpeyfasanen, 360 000 assortirte
indische Bälge und 400000 Colibri’s zur Versteigerung kamen;
sowie, dass ein einziger ihm bekannter Händler in demselben Jahr
2 Millionen Bälge verkaufte, natürlich alle zur Anfertigung von
Damenputz.
Aufden schonungslos brutalen Vertilgungsprozess, der sich zur
Zeit bei gewissen Grallatorengruppen Florida’s und der Küsten längs
‚des Golf von Mexico vollzieht, namentlich bei den verschiedenen
Schmuck- und Edelreihern wird diese Arbeit zurückkommen.
Aber damit ist das Kapitel von den Ursachen der grossen Ab-
*) Vergl. Mac Farlane. Ibis 1887, p. 213.
6
nahme vieler Vögel keineswegs erschöpft. Dass auf Neuseeland
die grosse Waldtaube, der introdueirte Fasan und die Wildenten,
alle sehr geschätzt ihres Wohlgeschmacks wegen, in raschem Tempo
zurückgehen, ist wohl einzig und allein dem „Wholesale-Slaughter*
zuzuschreiben, bei welchem die Europäer die Eingebornen womöglich
noch übertreffen. Hinzukommt bei den Enten*) die immer mehr
an Ausdehnung gewinnenden Entwässerungsoperationen der Landwirte.
Auf den Seychellen sind 2 interessante Papageien, Coracopsis
Barkleyi und Palaeornis Wardi sehr stark im Rückgang begriffen,
weil man sie als schädlich den Maispflanzungen schonungslos tödtet.
Vergessen wir ferner nicht, dass die Furchtlosigkeit oder Zu-
traulichkeit der Vögel an beschränkteren schon seit lange unbewohnt
gebliebenen Lokalitäten schwerlich beiträgt zur Sicherung ihres Fort-
bestehens. Thatsächliche Beobachtungen bestätigen dies. Cheeseman
konnte auf Mackauley-Island der Kermadec-Gruppe über 2 der dort
lebenden auf dem Rasen spazierenden Papageien (Uyanorhamphus
eyanurus) seinen Hut stülpen wie über Schmetterlinge: Tr. & Proc. New
Zeal. Inst. vol. XXIII, p. 218 (1891). Die kleine 640 engl. Meilen
südlich von Neuseeland gelegene, isolirte und nur mit Gras be-
wachsene Felseninsel Antipodes-Island wird merkwürdiger Weise
von 2 Papageien bewohnt: Cyanorhamphus Hochstetteri, Reisch.
und ©. unieolor**). Von letzterem beriehtet Capt. Fairchild: these
birds were found frequenting the grass-tussocks and were easely
run down and caught by the hand: 1. e. vol. XXIV., p.64. J. Wal-
ker berichtet zuerst von dem Vogelleben auf Adele-Island: The
tameness or indifference of the birds was surprising: Ibis 1892,
p. 258. Wenn, wie sehr wahrscheinlich auf Boninsima der grosse
prachtvoll rot gefärbte Kernbeisser Chaunoproctus papa ausgestorben
ist, so liegt die Ursache davon wohl zumeist in der unglaublichen
Zutraulichkeit oder Dummheit dieses Vogels, von welcher Kittlitz
berichtet und die soweit ging, dass derselbe schwer zu bewegen
war, seinen Standort zu verändern. Ebenso konnte der „Bonin-
Island Bulbul“* (Hypsipetes sqamiceps) daselbst mit der Hand ge-
griffen werden. Von Copsychus seychellarum, der „Pie chanteuse“
der Seychellen, einen Vogel der stark im Abnehmen ist, schreibt
Edward Newton: Zutraulicher sah ieh nie einen Vogel; ganz nahe
herankommend und auf einem Baumast niedersitzend, konnte man
ihn mit Stöcken todtschlagen. Ja sie dringt furchtlos in die Wohn-
ungen ein. Ähnliches berichtet Bory de St. Vincent von einer
Hypsipetes-art auf Bourbon. Er sah, wie beim zweiten Schuss ein-
zelne dieser „Merles“ fielen, nachdem sie sich beim ersten nicht
von der Stelle gerührt hatten. E. Newton will bemerkt haben, dass
sich auf Mauritius die kleineren Vögel, z. B. Hypsipetes und
Oxynotus wieder vermehrten, wo es gelungen war, einen den Nest-
vögeln und Eiern derselben gierig nachstellenden Affen (Macacus
*) Dr. Finsch schreibt uns, dass Hymenolaimus sehr zahm, Casarca
variegata dagegen sehr scheu sei.
**) Schön in der Bremer Sammlung.
-
5
7
'radiatus) zu vertilgen. Noch sei von Beispielen erwähnt, dass die
eircumpolare Elfenbeinmöve (Pagophila nivea) auf Südgeorgien äusserst
zutraulich war. „Diese Vögel, so schreibt Dr. H. Will, kannten
keine Menschenfurcht. Sie liessen sich ruhig mit der Hand fangen“.
Was uns zuerst Darwin von der wunderbaren Zahmheit der
Vögel auf den Galapagos berichtet hat, ist von späteren Durchforsehern
dieser äquatorialen 600 Seemeilen von der Westküste Amerikas
entfernten Inselgruppe in interessantester Weise bestätigt worden.
Hören wir als von neustem Datum, wie sich Dr. Georg Baur*) in
der Münchener Allgem. Zeitung von 1892 vernehmen lässt. Was
z. B. dieser Reisende von der Zahmheit der Bussarde (Buteo
galopagoensis) berichtet, klingt unglaublich. „Sie sitzen in kleinen
Gesellschaften auf den Büschen und bleiben ruhig sitzen, wenn man
sich ihnen nähert; sie sehen einen nur erstaunt an, als wollten sie
sagen: wer bist du denn und was willst du hier?“ — Kleinere
Vögel setzten sich gern auf den Gewehrlauf. Dass auf den un-
bewohnt gebliebenen Inseln dieser Gruppe die Vögel mit der Zeit
nicht scheuer geworden sind, begreift sich. Wie aber soll man sich’s
erklären, dass auf Chatham, der einzigen bewohnten Galapagos-insel,
wo seit 10 Jahren eine blühende Kolonie besteht, die Zahmheit der
Vögel keine Abschwächung erfahren hat? „Warum waren —
so schreibt uns dagegen Dr. Finsch — die Vögel so scheu in der
einsamen Ode der Tundra Westsibiriens, im Urwalde Neuguinea’s
wo ich den ersten Schuss abfeuerte, und auf den Atollen? Gewiss,
in der Regel ist der Vogel scheu, ob er schon Menschen kennen
lernte oder nicht. Aber gerade hier bleibt so manche Thatsache
noch ungenügend aufgehellt. So z. B., dass die Elster, bekanntlich
bei uns ein äusserst scheuer Vogel in Ostfinmarken, also nördlich
vom Polarkreise zahm genannt werden kann, ebenso der nicht minder
scheue Kolkrabe auf manchen Gebieten Russlands, wo dies z. B.
Finsch auf seiner Reise von Nischney-Nowgorod nach dem Ural
beobachtete.
‚Bei Aufzählung der der Abnahme so vieler Vögel zu Grunde
liegenden Ursachen darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass gelegent-
lich atmosphärische Ereignisse höchst unheilvoll eingreifen in das
friedliche Vogelleben eines Gebietes. Nur ein Beispiel. Dieser Win-
ter — so schreibt Randal von Tempsky hat einer ausserordentlichen
Menge von einheimischen Vögeln den Tod gebracht (Kula auf der
Sandwichinsel Maui), Lang anhaltendes Trockenwetter war von
sehr heftigen Windstössen begleitet. Ich fand viele Bergvögel auf
dem Sande am Meeresufer, also der denkbar ungünstigsten Lage
für solehe. Eingeborne und Katzen fingen deren in Menge. Noch
ein solcher Winter und ich zweifle, dass überhaupt noch ein ein-
heimischer Vogel im Kula-distrikt übrig sein wird. Und Mrs. Franeis
Sinclair teilte Scott Wilson mit, dass sie nach stürmischem Wetter
*) Der neueste und sehr wichtige Beitrag zur Litteratur über die
Galapagos ist eine Aıbeit von Robert Ridgway über die von Dr. G. Baur und
C. F. Adams dort gesammelten Vögel: Proceed. U. St. Nat. Mus. vol. XVII,
p. 357—370: 22 neue Arten: (1894).
$
>)
grosse Mengen des Scarlett Creeper (Vestiaria coceinea) auf der
gänzlich entwaldeten Insel Niihaa antraf, an deren unwirtliche Küsten
sie von dem benachbarten Kauai durch Stürme verschlagen waren.
Ein Canal von 18 Meilen Weite trennt die beiden Inseln (Seott
Wilson Av. Hawaienses part Il).
Sind nun die hier genannten und zum Teil eingehend erör-
terten Ursachen ausreichend, um alle Fälle und Thatsachen auf dem
Gebiete des Erlöschens oder des drohenden Unterganges so mancher
Arten auf eine durchaus befriedigende Weise zu erklären? Buller
(Neuseeland) antwortet darauf mit den Worten: „doubtless there
are agencies at work, of which at present we have no Knowledge“,
Er denkt dabei beispielsweise und in erster Linie an das hübsche
Whitchead genannte Vögelchen Neuseelands (Certhiparus albieillus),
welches vormals „the commonest denizen of our woods“ jetzt dicht
vor dem Aussterben steht*). Es ist ausserordentlich schwer, irgend
einen bestimmten Grund zu entdecken für das geradezu unheimlich
rasche Hinschwinden dieser Art. Ganz ähnlich steht es um den
Korimoko oder Glockenvogel (Anthornis melanura). „Doubtless it
is only a question of few years and the sweet notes of this native
songster will cease te be heard in the grove“. Uber den Korimoko
lesen wir das Beste bei Reischeck: Schwalbe Jahrg. XV., p. 17. Er
schliesst mit den Worten: Schon an vielen Stellen, wo er früher
heimisch war, vermissen die Kolonisten mit schmerzlichem Bedauern
das frohe Rufen, das harmonische Morgenlied ihres Bell-bird! möge
es nicht ganz verschwinden, möchten doch die Wälder Neuseelands
nicht nm eine ihrer schönsten Zierden ärmer werden!
Es dürfte nieht überflüssig sein, der nun folgenden Aufzählung
der einzelnen für exstinet oder für dem Erlöschen nahe zu erach-
tenden Arten die Bemerkung vorauszuschicken, dass es nieht immer
leicht ist, mit absoluter Sicherheit in dieser Frage zu entscheiden.
Bei den enormen Schwierigkeiten verschiedener Art, welche der
beobachtende Sammler auf manchen Gebieten zu überwinden hat,
kann es sich gar wohl ereignen, dass ihm trotz mühsamsten Suchens
Seltenes entgeht. „No words of mine can convey an idea of the
diffieulty and danger of eolleeting in the mountains of Lanai“ schreibt
Seott Wilson. Der Mamo (Drepanis pacifica) galt lange für aus-
gestorben und jetzt ist durch Palmer das Gegenteil bewiesen. Ge-
rade auf den Sandwichinseln bleibt noch vieles künftiger Aufhellung
anheimgestellt und man darf mit gespannter Erwartung den Auf-
schlüssen entgegensehen, welche der dritte Teil von Walter von
Rothschild’s prachtvollem Werke „Avifauna of Laysan“ ete. ete. zu
bringen verspricht. Der schon erwähnte Cyanorhamphus unicolor,
ein Papagei unbekannten Herkommens war seit 1831 verschwunden
und ist erst kürzlich auf Antipodes-Island wieder aufgefunden worden.
Und der dunklen Papageien sind noch mehr. Seit Latham ist von
*) Dagegen schreibt J. ©. M’Lean, der Whitehead sei zur Zeit nicht
ie in einem bestimmten Teil der Nordinsel: ÖOrnith. Notes from N. Zeal.
bis 1892,
mr
ee
9
<Cyanorhamphus ulietanus nichts mehr gehört worden und ob C.
erythronotus, der 1844 zuletzt auf Tahiti erlangt wurde, noch
existiert, ist ungewiss. Ein anderer Papagei, Polytelis Alexandrae,
in keiner europäischen Sammlung, seit seiner Bekanntmachung durch
Gould, vor etwa: 50 Jahren vollständig in Vergessenheit geraten,
ist jetzt von „Charlotte Waters in Südaustralien wieder zum Vor-
schein gekommen. (Ibis 1891, p. 298).
Sodann sind in unserem Catalogue raisonn& diejenigen Arten
nicht einbegriffen, welche nur lokal exstinet geworden sind. Auch
.davon einige Beispiele. Der Lämmergeier ist bekanntlich aus der
Schweiz und aus Tyrol vollständig verschwunden, hat aber auf
verschiedenen anderen Gebieten Europas (z. B. in Bulgarien) und
Africas ein ungeschwächtes Fortbestehen. Seit etwa 100 Jahren
war der Auerhahn in Grosbritannien als vollständig erloschen zu
betrachten. In Schottland ist es gelungen ihn wieder heimisch zu
machen. (Vergl. „Harvie Brown“ The Capereaileie in Secottland“
Edinb. 1879). Auch die grosse Trappe (Otis tarda), ein Vogel der
früher auf den Ebenen Grossbritanniens von East Lothian bis Dorset
keine Seltenheit war, ist seit etwa der Mitte der dreissiger Jahre
ganz ausgestorben. Näheres bringt A. Newton Diet. of Birds, p. 62.
Das schöne Franeolinhuhn, früher in Sieilien, Sardinien, Malta,
Griechenland und namentlich in Spanien („muy abondante en la
Dehesa“) weit entfernt von selten, hat aus bisher unbekannten
Gründen aufgehört der europäischen Ornis anzugehören. Im Süden
Cyperns zählt dagegen der Vogel zu den mehr gewöhnlichen Er-
scheinungen: Vergl. Lord Lilford Ibis 1862, p. 352. Ein schöner
Sturmvogel des Antillenmeers, der Diablotin (Aestrelata haesitata)
ist auf Dominica, wo er brütete, durch Einführung von Opossums
(Didelphis canerivora) ausgerottet. Aestr. jamaicensis bedroht das-
selbe Geschick: Vergl. A. Newton Diet. of Birds, p. 709 und 727.
— Nesospiza Acunhae, eine scharf lokalisierte Finkenform, ist auf
Tristan d’Acunha selbst erloschen, existiert aber noch auf dem benach-
barten Inaccessible Island: Vergl. Zool. Challeng. Birds p. 112. —
Der hübsche nordamerikanische Fink, Spiza americana, der früher
‘ein regelmässiger Sommerbesucher im Distrikt von Columbia war,
wird daselbst seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Vergl. Proceed.
U. St. Nat. Mus. XIII, p. 174. — Cyanorhamphus eyanurus, ein
Papagei der Kermadee-Gruppe ist auf Sunday Island ganz ausgerottet
und zwar durch verwilderte Katzen. — Nesomimus, eine eigentümliche
den Galapagos mit vielen Arten exclusiv angehörige Drosselform ist
‚auf Charles-Island exstinet geworden. — Der „Cateau noir“ (Coracopsis
Barkleyi) lebt nur noch auf der Seychelleninsel Praslin. Auf
Marianne ist dieser Papagei erloschen. Das auf die Nordinsel Neu-
seeland beschränkte Kehlchen: Miro australis ist auf dem Festlande
bereits erloschen: Reisch. „Schwalbe“ Jahrg. XVI.
1. Arten, deren Fortbestehen bedroht erscheint.
Tympanuehus cupido (L.)
Tetrao eupido, L. — Cupidonia cupido, Baird B. N. Am., p. 628.
10
— Ridew. Man. N. Am. B., 203 (1887). — Charl. Bendire Life Hist.
N. Am. B. p. 93 (1893). — Catal. Brit. Mus. B. XXII, p. 77.
Früher heimisch auf verschiedenen Örtlichkeiten des östlichen
Massachusetts, im Südl. Conneetieut, Long-Island, New Yersey und
Pensylvanien, wohl auch in den Mittelstaaten ist die „Heath-hen“,
ein hübsches Waldhuhn, jetzt streng beschränkt auf die kleine Insel
Martha’s Vineyard, Massachusetts. In den Eichenwaldungen dieser
Insel halten sich einige hundert Stück „strietly protected“.
I884 konnte Elliot Coues (Key to N. Am. 5. P- 583) noch
schreiben: oceurs sparingly in isolate localities in Newyork, New
Yersey, Longisland, Nantucket, Martha’s Vineyard. Aber schon 1887
heisst es bei Ridgway: now apparently exstinet except on Martha’s
Vineyard, and there in danger of extermination.
Diese Gefahr des Erlöschens dürfte aber zunächst abgewendet
sein. Wenigstens scheint das hervorzugehen aus Ch. Bendire’s
oft eitierten Life Histories of N. Am. Birds, wo eingehend und sehr
interessant die an Ort und Stelle angestellten Nachforschungen
William Brewster’s über dieses Waldhuhn in seiner Existenz auf
Martha’s Vineyard mitgeteilt werden. Das Gebiet, welches sie auf
dieser an sich nur kleinen Insel bewohnen, ist ein sehr beschränktes.
Was die Heath-hen numerisch so redueirt und ihr Fortbestehen
ernsthaft gefährdet hat, darüber vermisse ich irgend welchen Nach-
weis bei den amerikanischen Autoren. Also wohl allein Nach-
stellungen des Menschen!
Conurus carolinensis (L.)
Psittacus carolinensis, L. — Baird B. of N. Am., p. 67. —
Finsch Papag. I, p. 478. — Coues Key to N. Am. Birds, p. 496.
— Ridgw. Man. N. B. N. Am., p. 270.— Conuropsis carolinensis,
Salvad. Cat. Brit. Mus. B. vol. XX, p. 203.
Das nahe bevorstehende Erlöschen des schönen Carolina-
Papageien, des einzigen Papageien der Vereinigten Staaten Nord-
amerikas ist schon daram in ungewöhnlichem Maasse geeignet, unsere
Teilnahme zu fesseln, als, wie es scheint, die mörderische Hand des
Menschen die Ursache dieses Erlöschens ist.
Wenn wir vielleicht Deutschland und England ausnehmen
wollen, wüsste ich kein Land der Welt, wo ornithologisches Forschen
schwunghafter betrieben wird, was also auch ornithologisch gründ-
licher bekannt ist als Nordamerika. Da ist esin der That kaum denk-
bar, dass ein halbwegs interessantes Vorkommnis auf diesem Gebiet
unbemerkt und unregistriert bleiben sollte. So ist denn auch die seit
| längerer Zeit sich langsam aberstetig vollziehende Abnahmedes Carolina-
| Papageien, sein Hingedrängtwerden nach Florida und den südlichen
Indianergebieten der Gegenstand aufmerksamster Beachtung seitens
der amerikanischen Ornithologen geworden. Zwei vortreffliche Ar-
£ beiten im „Auk“ geben Zeugnis von dieser Thätigkeit: Amos W.,
Butler: Notes on the range and habits of the Carolina Parrakeet
vol. IX., p. 49 (1892) und Edwin M. Hasbrouck: The Carolina
Ber
2
Kr
A 11
Parrakeet vol. VIII, p. 369 (1891). Beide Forscher gehen von der
Überzeugung aus, dass es mit dem Carolina-Papageien rasch zu
Ende gehen werde und beide meinen an zuverlässig thatsächlichem
Material betreffend die Geschichte desselben sammeln und zusammen-
stellen zu sollen, was zur Zeit noch zu beschaffen war. Hören wir
einige Stimmen: Fred. Lukas: „Will be probably exstirpated by
visitors in Florida.“ — Rob. Ridgway: (Man. of N. A. B. 1887,
p- 270): „now nearly exterminated and existing only in compa-
ratively restrieted and isolated loealities in the lower Missisippi Valley
and the Golf of Mexico.“ — Amos Butler: „perhaps a small area
in the Interior of some of the Golfstates may still be oceupied
by them. It is but natural to think, that the exstinetion of these
birds is but a question of a few years“. —
Der Karolina-Papagei, so schreibt Amos Butler, zählte vordem
zu den characteristischen Vögeln Indianas. Zur Zeit seiner grössten
Verbreitung daselbst, also innerhalb historischer Zeiten, reichte seine
Verbreitung von Newyork, Pensylvanien und Maryland bis nach
Kansas, Nebraska und wohl gar bis Colorado. Und Hasbrouck hat
ermittelt, dass dieser Papagei von den 44 Staaten und 5 Territorien
des vereinigten Gebietes in mindestens 22 Staaten und auf einem
Territorium heimisch gewesen ist. Und zwar in nicht geringer An-
zahl. So z. B. traf 1841 Prof. John Collett auf einer Reise in
Indiana im hohlen Stamm einer 4 Fuss im Durchmesser starken
Sycomore Hunderte dieser Vögel dicht zusammengepackt in halbtor-
pidem Zustande überwinternd.
Bei einer Fülle interessanter Notizen aus dem Leben und der
Geschichte des Carolina-Papageien weiss Hasbrouck als Ursache
seines Niedergangs nur anzugeben: „the ruthless and wanton
destruction wielded by the hand of man.“
Ein sehr schönes Exemplar in der Bremer Sammlung.
Campephilus prineipalis (L.)
Brit. Mus. Catal. of Birds vol. XVII, p. 460. — B. of N.
Amer. by Spencer F. Baird etz., p. 81. — E.M. Hasbrouck: The
rn state of the Ivorybilled Woodpecker: „The Auk“ 1891,
p- 174.
Der „Jvory-Bill“, ein sehr schöner grosser Specht, gehört
zu der kleinen Anzahl nordamerikanischer Vögel, die der sich
immer weiter ausdehnenden Kultur zum Opfer zu fallen drohen. In
einer höchst interessanten Abhandlung hat Herr Edwin M. Has-
brouck das bei dem Jvory-Bill auf diesen Vorgang bezügliche
zusammengestellt und chartographisch illustriert. Vor 1860 er-
streckte sich die Verbreitung dieser Art von Fort Macon (Nord-
carolina) längs der Küste westlich bis zum Brazos-river in Texas
und nach dem Innern zu über eine Distanz von etwa 75 Meilen
im Missisippithal bis nach West- und Centralmissouri, Südillinois,
Indiana und Westkentucki: Zwischen 1861 und 1880 verschwindet
dieselbe aus Indiana, Illinois und Nordearolina und zwischen 1880 und
1890 trifft man den Vogel nur noch in den die südatlantischen und
F 12
Golfstaaten begränzenden dichtesten und zum Teil ganz unzugäng-
lichen Sumpfwaldungen (swampy fastnesses) an, wo sein Fortbestehen
allerdings zunächst gesichert erscheint. Bezüglich der Ursachen
des so auffälligen Rückgangs dieses Spechts heisst es bei Hasbrouck
nur: „savage liberty is a pre-requisite of its existance and its home
is the debth of the woods remotest from the activities of eivilised men,“
Schön in der Bremer Sammlung.
Pseudogryphus ealifornianus (Shaw).
Ridgwsy Hist. North. Amer. Birds IIL., 1894, p. 338. — Lichtenst.
Abhandl. Berl. Acad. Wissensch. Physic.-math. Klak. 1838, p. 417,
c, fig. bon.
Dass dieser prachtvolle dem Condor an Grösse nur wenig nach-
stehende Raubvogel — seine Flügel klaftern über 13 Fuss — seinem
Erlöschen entgegen geht, wird von den amerikanischen Autoren ein-
stimmig zugegeben. Allerdings konnte Coues in seinem Buche „Key
to American Birds“ p. 558 (1884) noch schreiben: „Paeifie
eoastregion. common“. Aber schon wenige Jahre später heisst es bei
Ridgway Man. of Am. Birds p. 220: Now much reduced in numbers
and exstinet in many localities, where formerly abundant. — Und
A. Lukas Rep. of the Nation. Mus. 1888—89 p. 639: The Cali-
fornian Vulture is now extremely rare. The few taken of late years
eame from Southern California, which now seems to be the chief
habitat of this Vulture.“
Die beste neuere Zusammenstellung von Originalnotizen über
diesen Geier bei Charles Bendire „Life Histories of N. Amer. Birds
with speeial reference to their breeding habits etz. Smithsonian
Institution. United States Nat. Mus. Special Bulletin Nr. 1
(Washington 1892. Gr. 3.) p. 157.
Im „Auk“ von 1893 p. 300 berichtet ein Herr R. H. Lawrence
über 2 Exemplare von Pseudogryphus, deren eines bei Rincon, Süd-
ealifornien, geschossen, das andere lebend erlangt wurde in den Hügel-
ketten, welche die Distrikte von Los Angeles und Ventura trennen.
Von noch anderen Vorkommnissen dieses Vogels in Los Angeles
wird berichtet. Im „Auk“ von 1894, p. 76, meldet derselbe Beob-
achter, er habe im Sept. 1893 in der Bergkette San Gabriel den
ealifornischen Geier gesehen und angeschossen.
Ein Herr Parkhurst bezeugt, dass in der schwer zugänglichen
Felsenwildnis um Monterey dieser grosse Raubvogel noch ziemlich
oft angetroffen werde. In der Umgebung von Santa Barbara scheine
es fast, als nehme die im Hinschwinden begriffene Art wieder zu —
damit würde eine besonders merkwürdige Notiz neuesten Datums
stimmen, welche ein in S. Diego ansässiger Farmer, Herr F. Stephens,
bringt: The Auk 1895, p. 31. Diesem Manne war das Unerhörte
beschieden, am 10. Oct. 1894 nahe dem äussersten Ende der Sierra
Nevada nicht weniger wie 26 dieser Riesenvögel gleichzeitig über
sich in der Luft zu erblicken.
Über die Ursachen, welche die Fortexistenz des californischen
Geiers bedrohte, bestehen bei den amerikanischen Autoren keine
Zweifel. Die mit Strychnin stark vergifteten Tierleichen, welche
sr
13
zum Schutz der cattle ranches gegen Wölfe und Coyoten ausgelegt
wurden, sind von dem Geier begierig nachgesucht worden. Auch
der Mensch scheint dabei nicht ganz frei von Schuld auszugehen,
denn von den mexikanischen Goldgräbern in Untercalifornien heisst
es, dass sie dem Vogel eifrigst nachstellen, um die Schwungfedern
zur Aufnahme von Goldstaub zu benutzen.
Exemplare in Leyden, Paris, London, Berlin usw. Es hat uns
nicht gelingen wollen, der Bremer Sammlung den stattlichen Vogel
zu verschaffen, obwohl an dem guten Willen unserer amerikanischen
Collegen nicht zu zweifeln war.
Apteryx (Sh.).
Gern erinnern wir uns des Tages, an welchem wir vor länger
als 50 Jahren von London nach Liverpool und von da, ein Ein-
führungsschreiben von Leadbeater, dem bekannten Händler, in der
Tasche nach Knowsley-Park fuhren, um das in der berühmten Samm-
lung von Lord Derby befindliche, 1813 von Shaw beschriebene
Original-Exemplar von Apterix australis zu sehen und — zu be-
fühlen! Ein Exemplar, das bekanntlich sehr lange ein Unieum
geblieben ist. Heutzutage liegt das allerdings anders. Baron
Walter Rothschild besitzt in seinem Museum in Tring mehrere
Hundert Schnepfenstrausse von allen Arten und in allen Alters-
stufen und wir glauben annehmen zu dürfen, dass die Gesamtzahl
der in Sammlungen conservierten Exemplare 500 übersteigt.
Aus der ziemlich reichen Litteratur über Apteryx sei hier
nur auf den instructiven Artikel in A. Newton’s „Diet. of Birds“
p. 494 hingewiesen; sodann aber auf den interessanten Aufsatz
A. Reischeck’s in der „Schwalbe“ Jahrg. XIV p. 161 betitelt: Das
ehemalige Jagdwild der Maori’s. „Der Kiwi“ — heisst es da —
gehört jenen Tieren an, „die in ganz kurzer Zeit nicht mehr der
lebenden Fauna angehören werden.“ Reischeck meint, schon in
wenigen Decennien könne es aus sein mit ihm. An die Stelle seiner
früheren Feinde, der Maori’s, die den Vogel bei Tagesanbruch mit
Hunden jagten, die darauf abgerichtet waren, die Schlafhöhlen des
Kiwi aufzuspüren, sind jetzt eingeführte Frettchen, Wiesel und
Hermeline getreten, Raubtiere, die namentlich den Tagschläfern in
hohem Grade gefährlich sind. Reischeck erfuhr brieflich, dass diese
Tiere durch schneebedeckte Gebirge nicht abgehalten wurden von
ihrem Vordringen nach der Westküste, dem einzigen Teile des
Landes, wo die seltneren Vertreter der indigenen Tierwelt noch
anzutreffen sind.
Armer Kiwi! Dein letztes Stündchen scheint nicht mehr fern
zu sein!
In der Bremer Sammlung sind die Schnepfenstrausse schön ver-
treten durch mehrere Arten und durch Individuen auf verschiedenen
Altersstufen.
Sceloglaux albifacies (Grey).
Zool. Erebus & Terror. Birds, p. 2. — Sceloglaux albifacies,
Kaup. 1848. — Finsch Cab. I. F. 0.1872, p. 94 und 1874, p. 177.
ü
14
— Sharpe Vog. Ereb. and Terr. sec. edit. Birds. p. 23, pl. 1. —
Buller B. N. Z. p. 21, pl. 2, Fig. . — Cat. Birds. Brit. Mus.
vol. II. p. 147.
Diese merkwürdige mit vollem Recht generisch isolierte Eule
ist auf Neuseeland so selten geworden, dass Stimmen laut werden,
es sei ihr Aussterben nahe bevorstehend. Hören wir Herrn W. W.
Smith: Seit 3 Jahren habe ich gelegentlich die Kalksteinfelsen von
Albury aufgesucht, um Exemplare dieser Eule zu erlangen, aber
umsonst. Diese Felsen waren früher ein Lieblingsaufenthalt der-
selben. Nach der zur Vertilgung der Kaninchen erfolgten Einführung
der Frettchen verschwanden im Laufe weniger Jahre auch die
Sceloglaux. Noch hört man von Zeit zu Zeit ihr seltsames Lachen
in den Kakahu-Felsen. 14 Meilen von Albury oder auch wohl in
dem Geklüft des Opihithals und auch in den Felsen des Cluthathals
in Otago soll sie noch vorkommen. (Ibis 1893, p. 511.)
Auf den Chatham-Inseln, wo Skelettteile gefunden wurden,
jedenfalls ganz exstinet,
Die Gründe des Aussterbens dieser Eule entziehen sich unserer
Einsicht. Dass sie das Opfer fortgesetzter Verfolgung geworden sein
sollte, ist gewiss nicht anzunehmen und in ihren Lebensbedingungen
haben sich keine nachweisbaren Veränderungen vollzogen. Aber
— meint Buller — die Thatsache, dass unmittelbar nach dem Er-
löschen der einheimischen Ratte (Kore-maori) das beinahe schon
vollständige Verschwinden dieser Eule erfolgt ist, rechtfertigt den
Schluss, dass der eine Teil die Hauptstütze des andern war.
Eine vortreffliche Abbildung dieser Eule nach dem Leben bei
Dawson Rowley Ornith. Misc. part II.
Turnagra tanagra (Schleg.)
Schlegel Nederl. Tijdschr. Dierk. II. p. 190 (1865). — Turnagra
Hectori, Bull. Ibis 1869, p. 39. — Buller, Birds of N. Zeal. p. 135,
pl. 14. — Td. Mon. B. of N. Zeal. p. 25, pl. 11. — Catal. B.
Brit. Mus. vol. VII, p. 5.
„Diese Art kann als ausgestorben betrachtet werden.“ Buller
erlangte 1851 ein Exemplar im Kaipara-Distrikt der Nordinsel
Neuseelands. 1884 verzeichnet ein Herr Field noch drei Exemplare.
%s wäre immerhin möglich, dass sich die letzten Überlebenden von
Turnagra tanagra noch finden in dem Mangamahu und Turakino-
Gebirge oder am Fusse des Mount Ruapehu. Es verdient besonders
bemerkt zu werden, dass der ausgezeichnete östreichische Forscher
und Sammler Andreas Reischeck die Nordinsel 1886 und 1888 nach
allen Richtungen und auf das sorgfältigste nach diesem Vogel durch-
suchte, aber ohne irgend welchen Erfolg.
Die Art ist erloschen, seitdem die Katzen auf der Nordinsel
verwilderten.
Museen von Leiden, Cambridge.
Was die zweite Art dieser interessanten Timeliinen-Form be-
trifft, so schreibt uns Alfred Newton vom 13. Mai 1892: I am
afraid it is true, that Turnagra no longer exists, At least that is
15
what all the New Zealand authorities say. — Dies ist nun ohne
Zweifel irrtümlich, denn hören wir A. Reischeck, der in der
„Schwalbe“ Jahrg. XVI, p. 195, reizend über den Pio-Pio der Maori
(T. erassirostris) berichtet, so ergiebt sich, dass zwar dieser Vogel
schon jetzt zu den seltensten zählt, aber in den entlegenen Urwäldern,
die nie oder doch nur äusserst selten ein menschlicher Fuss betritt,
ganz einzeln noch angetroffen wird.
Der Pio-Pio gehört ausschliesslich der Südinsel Neuseeland’s
an. Als Lokalitäten nennt Reischeck den Brunersee im Westen, die
Waldung am Fusse des Mount Alexander, dann Chalky-Sound, die
Gebirgsthäler um Dusky-Bay, Milford-Sound, Jackson-Bay, Ida-See,
Blue River, an dessen Ufern der Vogel noch am häufigsten vorkommt.
Von Turnagra erassirostris besitzt die Bremer Sammlung 2 sehr
schöne Exemplare.
Cabalus sylvestris (Sel.)*)
Ocydromus sylvestris, Selat. Proceed. Z. S. 1869, p. 472,
pl. XXXV. — Dr. G. Bennett ]. c. p. 471. — Sharpe Ibis 1893,
p. 262.
Die „Woodhen“ von Lord Howe’s Island gehört zu den Vögeln,
deren Tage gezählt sind. Notizen über die sehr eigentümliche
Lebensweise dieser Ralle verdanken wir zuerst Herrn R. D. Fitzgerald:
Proc. Z. S. 1869, p. 471. Derselbe beschreibt, wie der Vogel den
Nachstellungen überaus leicht und fast widerstandslos zum Opfer
*) Anlässlich der merkwürdigen Rolle, welche die Ralliden in der
ornithischen Ökonomie der Erde spielen, sei hier eine briefliche Auslassung
Professor Alfred Newtons in Cambridge mitgeteilt, die allgemein interessieren
dürfte. „You may depend upon it — so schreibt mir Newton — that the
Rallidde are a very old invention. For many a long period they have been
flitting about the world. When they alight on a spot promovable to their
existance, they colonize and (naturally) differentiate according the conditions,
in which they find themselves. I say nothing here of the need of individuals
of cach sex living on a distant island, for that will oceurr to everyone. But
be sure, that next to the human race the Rallidae are the most successfull
founders of colonies.“
Newton beruft sich mit diesen Worten auf die Thatsache, dass es so
viele Inseln und Inselchen giebt, unter ihnen die isoliertesten und entiegensten,
auf welchen sich ein Mitglied dieser Familie zu dauerndem Verbleib an-
gesiedelt hat, um nach einigen Generationen in irgend einer Form Differenzierung
zu erfahren. Im Sinne einer solchen würden wir also z. B. unser Teichhuhn
(Gallinala chloropus) als dieancestrale Stammform von Selater’s Gallinula nesiotis
von Tristan d’Acunha zu betrachten haben und ebenso die kürzlich entdeckte
durch Differenzierung flugunfähig gewordene G. Comeri (Porphyriornis) von
Gough-Island (200 Miles S. W. vom Cap und südlich von Tristan d’Acunha).
Vergl. Allen Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 10 p. 57 (1892).
Viele Ralliden sind im Stande, weite Distanzen zurückzulegen. So hat
z. B. unsere Wiesenschnarre (Crex pratensis) ihren Weg gefunden nach Bermuda,
Long Island und Grönland; ja einer Angabe von A. I. North (Recorde Austr.
Mus. II. p. 82) zufolge ist ein Exemplar dieser Ralle bei Sydney und ein
anderes bei Randwick inN. S. Wales erlegt worden. Sodann unsere Wasser-
ralle (Rallus aquaticus) in Island, wo diese Art („owing to the hot springs“)
ansässig geworden ist usw. Es liessen sich ähnliche Fälle noch verschiedene
anführen.
en u Do
a DEE
16
falle. „They are becoming very scarce and will no doubt be soon
exstinet.“
1889 bestätigt Herr E. Etheridge (The Birds of Lord Howe’s
Island in der Brochüre: Lord Howe's Island, its Zoology Geology and
physie. charaeters in „The Austral. Mus. Sydney 1839. Mem. Nr. 2.),
dass die Woodhen „unless protected“ sehr bald das Geschick von
Notornis alba teilen werde. Zur Zeit sei der Vogel beschränkt auf
das äusserste Südende der Insel (Erskine Valley) und auf die Flächen
um den seebespülten Fuss von Mount Gower. An der raschen Ab-
nahme derselben trügen die zahlreich verwilderten Hauskatzen wohl
die Hauptschuld: Ibis 1890, p. 114.
Lord Howe’s Island liegt lat. 31° 39‘ und long. 159 O0. Die
Insel hat 16 Meilen im Umfang. 1869 waren nur 35 Einwohner.
Der Boden ist sehr fruchtbar, die Vegetation äusserst üppig. Schweine
und Ziegen durchstreifen vollständig verwildert die Insel.
Es bleibe nieht unerwähnt, dass auch das Nest der Woodhen
auf der Lord Howe’s Insel gefunden wurde: A. I. North Records of
Austral. Mus. vol. 1. Nr. 1. (Sydney 1890.)
Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass das typische Exemplar
zu Selater’s Beschreibung sich in der Bremer Sammlung befindet. Es
trägt die Bezeichnung: Colleeted by R. D. Fitzgerald Juni 1869.
Certhiparus albieillus, Less.
Catal. Birds Brit. Mus. vol. VIII, p. 75. — Clitonyx albicapillus,
Buller Birds of N. Z. pl. XII, fig. I. 110. — Zd, ed, I, p. 53
to Fig. ont. — Hutton Catal. B. of N. Z, p. 9. — J. R. Gray
Voy. Ereb. & Terr. Birds, p. 6, pl. 5, Fig. 2. — M’Clean Ibis
1832, p. 251.
Der „Whitehead“ ist ein meisenartiges auf die Nordinsel Neu-
seelands beschränktes Vögelchen von speeifisch neuseeländischem
Gepräge. Vormals sehr häufig, ist die Art wie es scheint in rapi-
dem Schwinden begriffen und bereits den kostbaren lokalen Selten-
heiten beizuzählen. Buller hat Ausdrücke wie „wonderfully rapid
exstinetion“ und „almost total disappearance“, wenn er von diesem
Vogel spricht. Er betont wiederholt, wie schwer es sei, den in Rede
stehenden Vorgang genügend zu erklären. Weder die Ratte noch die
Biene können in diesem Falle beschuldigt werden. Im Übrigen stehen
die Dinge nicht ganz so tragisch, als wie er sie darstellt. Auf
der Hanturu-Insel, wo um die Mitte der 60er Jahre Hutton den
Whitehead noch häufig antraf, ist die Art allerdings nach Reischeck
sehr selten geworden. Aber im „Ibis“ von 1892 lesen wir eine
tröstlich Jautende Notiz von J. C. M’Lean. In demselben Distrikt
der Nordinsel, wo auch Miro australis, der bereits stark reducierte
und in seinem Fortbestande wenig gesicherte „Wood Robin“, der
Colonisten bis jetzt nicht gerade selten ist, begegnete des öfteren
M’Lean dem Whitehead in kleinen Flügen von 8—12 Individuen.
Der Vogel frequentierte mit Vorliebe die dichten Manuca-Gebüsche
(Leptospermum scoparium).
17
Sphenöacus rufescens (Buller.)
Buller, Ibis 1869, p. 38. — F. W. Hutton Ibis 1872, p. 244.
— Bull. Man. B. of New Zeal., p. 18. pl. 10, Fig. 2. — Brit.
Mus. Catal. VII., p. 98.
Das typische Exemplar dieses zu der Familie der Lusciniaden
zählenden Vogels wurde auf der kleinen der Chatham-Gruppe zu-
gehörigen Felseninsel Mangare, welcher derselbe ausschliesslich
angehört zu haben scheint, durch einen Steinwurf erlegt. Capt.
Hutton konnte sieh daselbst noch mehrere Exemplare verschaffen.
Seit der Colonisation der Chatham-Inseln durch Europäer und
Maori’s hat sich die Vögelzahl daselbst in trauriger Weise ver-
mindert. In einer interessanten Arbeit „A list of the Birds, inha-
biting the Chatham-Islands Ibis 1893, p. 524 heisst es: This Bird
has, I fear, become exstinet on thegroup.“ Und dann weiter: Die Ein-
führung von Hunden, Katzen und Schweinen, sowie die unablässigen
Nachstellungen der Einwohner nach Vögeln jeglicher Art haben
herbeigeführt und führen noch herbei „the slow but certain exter-
mination of all the original landbirds“. Das sehr anschauliche Bild,
welches Dr. G@. Dieffenbach von den Chatham-Inseln entwirft, findet
sich reprodueiert bei Findley South-Pacif. Oe. Direct., p. 312.
Beide Geschlechter im Britischen Museum. Sonst wohl nur
in sehr wenigen Sammlungen.
Cyanorhamphus subflavescens (Salvad.)
Parrot from Lord Howe’s Island, Phill. Bot. Bay, p. 225. —
Salvad. Ann. Mag. N. H. 1891, p. 68. — St. Brit. Mus. Catal.
vol. XX., p. 585. — A. J. North Proc. Linn. Soc. N.S. Wales,
VIIL p. 417.
Diese zur Gruppe Cyanorhomphus novae Zelandiae zählende
Art von Lord Howe’s Island existiert nur in den beide Geschlechter
repräsentierenden 2 Exemplaren im Britischen Museum, wie solche
Salvadori gut beschrieben hat. 1. e. Eine vortreflliche Abbildung
macht die Artselbständigkeit noch kenntlicher. Ganz neuerdings
bestätigt Alfred J. North das Erloschensein dieses Papageien auf
Lord Howe’s Island. Auf Norfolk Island scheint diese Form noch
- fortzubestehen: C. Cooki, G. R. Gray.
Diduneulus strigirostris (Jard.)
Gnathodon strigirostris, Jard. Ann. and Magaz. N. H. XVI,
p. 175, pl. 9. — Didunculus strigirostris, Peale Un. St. Expl.
Exped. Birds, p. 209 pl. 60. — Catal. B. Brit. Mus. XXI, p. 526.
(Synon.!) -— F. C. Noll, Veränd. Vogelwelt im Laufe der Zeiten,
p. 134, v. Fig.
Wir mögen es uns nicht versagen an dieser Stelle des Manumea
zu gedenken, jener höchst aberranten Taube, welche, den Samoa-
inseln Upolu, Sawai und Tutuila ausschliesslich angehörend, zur
Zeit zwar den in ihrer Existenz schwer bedrohten Arten nicht bei-
zuzählen ist, um die es aber einige Jahre zurück bedenklich genug
estanden hat. „Natural selection seems now operating for the
preservation of this once almost exstinet Bird“.
Mai 1895. AIV, 2
18
Es hört zu den grössten Ausnahmen, schreibt Fr. A. Lukas
(Anim. recently exstinct ete., Rep. of the Nat. Mus. 1891, p. 612),
dass ein Tier gleichsam durch Erfahrung klug geworden, durch
Anderung seiner Lebensweise dem Untergange entgeht. Die zahn-
schnäbliche oder Manumea-Taube lebte und nistete ursprünglich
am Boden und die Folge davon war, dass dieselbe den zahllos ver-
wilderten Katzen willkommene Beute wurde und zwar bis zur Ge-
fahr gänzlicher Vertilgung. Jetzt hat sich der Vogel daselbst, in
Sicherheit zu nisten und zu brüten, hohen dichtbelaubten Bäumen
zugewandt. Und von Stund ab datiert sein allmähliches Wieder-
zunehmen.
Näheres darüber bei S. J. Whitmee: List of Samoa-Birds and
Notes on their Habits: Ibis 1875, p. 436 and Proceed. Zool. Soc.
1874, p. 183.
Welpole, Steir, Beunett und noch andere lieferten Beiträge zur
Biologie des Manumea. Die Verfasser des Buches „South See Bubbles“
belehren uns „that during a recent war parties were driven into out-
of-the way places and rookeries of these birds were discovered“.
Ganz hübsch Zusammengestelltes über die Lebensweise dieser
Taube bei Dr. H. Dorner: Nachricht aus dem Zoolog. Garten in
Hamburg, p. 97—107.
Alt und Jünger in der Bremer Sammlung.
Aechmorhynchus ceancellatus (Gm.)
Barred Phalarope, Lath. Gen. Syn. III, p. 274. — Tringa
cancellata, Gm: L. Syst. Nat. I, p. 675. — G. R. Gray Cat. B.
Isl. Pacif., p. 5l. — Tringa parvirostris, J. Peale, Un. St. Expl.
Exped. vol. VIII, p. 235, pl. 66, Fig. 2. — Aechmorhynchus
parvirostris, Coues Birds of the N. W., p. 506. — Phegornis
cancellatus, Seeb. Charadr., p. 451, pl. XVII. — A. Newton Diet.
of. B., p. 712.
Zwei oder drei Exemplare in der Sammlung der Smithsonian
Institution in Washington sind alles, was von diesem Vogel bekannt
ist und was A. Newton’s Ansicht zu rechtfertigen scheint „there
is good reason to fear, that the species may be exstinet“.
Der ersten Beschreibung Latham’s lag ein auf Cooks dritter
Reise auf Christmas Island (1°%45‘ N. Br. und 177032' O. L.) erlangtes
Exemplar in Sir Jos. Bank’s Sammlung zum Grunde. Über die
auf den Paumotu-Inseln Honden-Island und Raraka, von welcher
nur die letztere bewohnt ist, gesammelten Exemplare der U. St.
Expl. Exped. vergl. Elliot Coues I, e. Da Peale diesen Vogel 1839
auf den beiden genannten Inseln der Paumotugruppe in grosser
Menge antraf, diese Inseln aber, soviel uns bekannt, späterer Durch-
forschung vorenthalten blieben, so wäre es immerhin möglich, dass
Aechmorhynchus noch unter den Lebenden weilte. Dr. Elliott Coues
nennt den Vogel „remarkably interesting“. Dr. O. Finsch, der die Typen
Peale’s in Washington eingehend untersuchen konnte, bezeichnet die
Schwingen als sehr weich. Dies ist nicht unwichtig; denn es könnte
zur Begründung der Ansicht dienen, dass die in der zweiten Hälfte
des August auf den genannten Paumotuinseln von Peale „Tringen“ |
|
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3
i
&
19
nicht auf der Wanderschaft begriffen waren, deren Urheimat und
Brutstation ein irgendwo im hohen Norden, sondern sedentär-ein-
heimische. Dass diese kleinen weichbeschwingten Grallatoren die
enorme Distanz von ihrem hochnordischen Heim bis zum Aequator
und wieder zurück als instinetives Lebensmotiv zurücklegen sollten,
ist nicht wahrscheinlich. Auch ist schwer verständlich, dass nicht
einer der zahlreiehen Forschungsreisenden auf den circumpolaren
Gebieten dem hier in Rede stehenden Vogel begegnet sein sollte.
Die drei genannten Inseln sind richtige Atolle, aber Atolle mit
Vegetation. AufHonden-Island „stunted trees and serubs“, Pandanus,
Boerhaavia, Pisonia ete.e Auf Raraka niedrige Waldung; Cocos-
palmen. Auf Christmas-Island: zerstreutes Gebüsch mit niedrigen
Bäumen und Cocospalmen. Nur Raraka ist bewohnt.
Prosobonia und Aechmorhynchus wiederzuentdecken, bleibt eine
sehr lohnende Aufgabe. Unmöglich ist hier nichts. Wer hätte ge-
gedacht, dass nach 50 Jahren des Verschwundenseins Pluvianellus
wieder auftauchen würde!
Drepanis pacifica (Gm.)
Great hook-billed Creeper, Lath. — v. Pelzeln, Ibis 1873,
p. 21. — Scott Wilson Aves Hawaiens, part 1. Fig. bon. —
Fr. Lucas Animals recently exstinet etc. Rep. Nat. Mus. 1888/89,
p. 627. — A. Newton, „Nature“ 1892, p. 469. — W. v. Rothsch.
Avif. Laysan part III.
Zu den interessantesten Vogelgestalten der so ureigentümlichen
Fauna der Sandwichinseln zählt der „Mamo“. Noch vor sehr kurzer
Zeit wäre man durchaus berechtigt gewesen zu schreiben: zählte.
Denn nachdem es schliesslich auch der Findigkeit Scott Wilson’s
nicht gelungen war, irgend welche Lebenszeichen des Mamo an Ort
und Stelle zu erlangen, waren A. Newton, Fred. A. Lukas und
andere durchaus berechtigt, denselben für exstinet zu halten. Be-
weise vom Gegenteil sind neuerlichst von Herrn Palmer, dem Collector
Walter v. Rothsehild’s erbracht worden, welcher auf Hawai aus
einem Pärchen dieses Vogels, das Männchen herabschoss, während
der andere in die Waldung entkam. Die Annahme, dieser andere
sei der letzte seines Geschlechts gewesen, ist doch reichlich pessi-
mistisch. Jedenfalls zählt der Mamo zu den allerseltensten Vögeln.
Die in Museen ceonservierten Exemplare dürften sich auf
nicht mehr als ein Dutzend belaufen. Die beiden in Wien befind-
‚lichen stammen von Cooks letzter Reise her und sind die Typen
Latham’s. Honolulu, Paris, Leiden, Cambridge, Tring. Über das Exem-
plar in Leiden fehlt jede nähere Auskunft.
Die rapide Abnahme um nicht zu sagen das bevorstehende
Erlöschen dieser Art erklärt sich am einfachsten aus der früheren
Beliebtheit der prachtvollen gelben Federn zu Schmuck- und Be-
kleidungszwecken. Scott Wilson verdient darüber im Einzelnen
nachgelesen zu werden. Der demnächst erscheinende dritte Teil
von W. v. Rothschild’s „Avifanua of Laysan“ wird neben einer
zweifelsohne vortrefflichen Abbildung des merkwürdigen Vogels
2”
20 ;
auch interessantes Detail über denselben nach den Beobachtungen
Palmer’s bringen.
Die „United States Exploring Expedition“ verzeichnet diesen
Vogel als den waldigen Distrikten der Insel Kauai angehörig.
Ciridops anna (Dole).
Fringilla anna, Sanford B. Dole, Hawaian Almanac 1879 p.
Boston Soc. of N. Hist. Proceed. XII, p. 294—309. — Ibis 1880,
p. 241. — Ciridops anna, Wilh. A Newton „Natur“ 1892, p. 469.
— Wils. & Evans „Aves Hawaienses,‘“ part 4 — Ibis 1871,
p. 959.
Auf Hawai beschränkt ist dieser durch seine bunte Färbung
sehr ausgezeichnete Fink entweder bereits ausgestorben oder jeden-
falls dieht davor. Die beiden einzigen in Europa befindlichen Exem-
plare befinden sich im Besitz des Herrn Walter vön Rothschild in
Tring. Das eine derselben wurde auf Hawai von Herrn Scott Wilson
erlangt, das andere ebendaselbst durch Herrn Palmer. Alles Be-
mühens ungeachtet konnte man weiterer Exemplare nicht habhaft
werden. „It was a truly native species“.
Palaeornis exsul (A. Newton).
A. Newton Ibis 1872, p. 33. — Id. Proc. Zo .l. Soc. 1875,
p. 42 pl. 7 (Fig. opt.) — Id. Ibis 1876, p. 288. — Oustal. Bull.
Soc. Philom. de Paris 1878, p. 166. — Brit. Mus. Catal. B.,
vol. XX, p. 459. — Hartl. Vög. Madag., XXIV und 225.
Dieser seltsam bleich schimmelgrünlich gefärbte Papagei war
auf die Insel Rodriguez beschränkt und ist sehr wahrscheinlich zur
Zeit schon ausgestorben. („where most likely by this time it is
exstinet“). Die beiden von Newton beschriebenen, in Cambridge
conservierten Exemplare sind bis jetzt die einzig bekannten. Herr
J. Caldwell, der vor einigen Jahren die Insel besuchte, will noch
mehrere Exemplare dieses Papageien gesehen haben, konnte aber
keines derselben habhaft werden. Endlich sah auch Herr Henry
M. Slater, der Verfasser der kleinen Schrift „The Island of
Rodriguez and its Fauna“: The Naturalist vol. 7, p. 25, ein solches.
Die kleine durch Francois Le Guat’s unsterblichen Bericht so
interessant gewordene Insel Rodriguez von vulkanischer Formation
ist 10 Seemeilen lang und 6 Seemeilen breit und liegt östlich von
Mauritius unter 190 14 S. Br. und 630 11 0.L. Nur der südwest-
liche Teil derselben ist bewaldet — „the old forest only existing
in the deeper gorges“ — und hat Palmen (Latania, Areca), und
nur hier lebte oder lebt noch Palaeornis exsul. Im Übrigen bedeckt
Graswuchs den Boden mit parkartig eingestreuten Bäumen und Ge-
büsch. Die Bezeichnung „un paradis terrestre“, welche Le Guat,
der dort von 1691—1693 lebte, der Insel beilegt, ist heute für die-
selbe nicht mehr zutreffend. Was den Untergang der so merk-
würdigen einheimischen Tierwelt herbeigeführt hat, lesen wir an-
ziehend geschildert bei A. Milne-Edwards: Ann. and Mag. of N. H.
21
1875, p. 438. Der Prozess des Erlöschens scheint seinen Höhepunkt
zwischen 1750 und 1760 erreicht zu haben. Die Hauptursache
dieses Vorgangs haben wir wohl darin zu suchen, dass Rodriguez
von den Seefahrern nach Indien im 17. Jahrhundert als „a sort of
provisioning store“ betrachtet wurde. Warum sich aber in unseren
Tagen ein Vogel wie Palaeormis exsul auf der sehr schwach bevöl-
kerten und von Reisenden selten besuchten Insel inmitten seines
eigentlichen milieu nicht hat halten können, bleibt zunächst uner-
_ klärt. Es giebt in der That einzelne Fälle auf diesem Gebiet, die
uns den Glauben an die Wirksamkeit von Einflüssen und Kräften
aufnötigen, für welche uns die tiefere Einsicht und der richtige
Maasstab fehlen.
Man vergl. über Rodriguez a. G. Findley Ind. Oe. Direct.,
p. 474.
2. Als ausgestorben dürfen gelten:
Alca impennis (L.).
Bei einer Aufzählung der in neuerer Zeit erloschenen Vogel-
arten wird man schon darum dem grossen Alk die erste Stelle an-
zuweisen haben, weil kein Vogel nach seinem Aussterben die all-
gemeine Aufmerksamkeit in höherem Grade auf sich gezogen hat,
als eben dieser und weil auch für die geringsten von ihm übrig
gebliebenen Reste kolossale Preise bezahlt werden.
Es existiert bekanntlich über den grossen Alk eine umfangreiche
Litteratur, die an Auskunft über seine Vergangenheit kaum zu
wünschen übrig lässt. Diejenigen, die etwa beim Anblick des pracht-
vollen Exemplars in der Bremer Sammlung näheres über den
interessanten Vogel zu erfahren wünschen sollten, verweisen wir
zunächst auf die beiden ausgezeichneten Arbeiten des Professor
Wilhelm Blasius in Cabanis Journ. für Ornith. 1884, p. 168 und
im dritten Jahresbericht des Vereins für Naturwiss. zu Braunschweig,
S. 89—115. Hier nur noch weniges:
Es war im Jahre 1844, als die beiden letzten wissenschaftlich
beglaubigten Stücke von Alca impennis auf Eldey, einem schwer
zugänglichen Felseneiland der Gruppe Fuglaskör im Südwesten von
Island erlangt wurden. Die Herkunft des 1844 von dem Naturalien-
händler Salmin in Hamburg um 120 Mk. erstandenen Exemplars
der Bremer Sammlung ist nicht genügend aufgehellt. Blasius möchte
als höchst wahrscheinlich annehmen, dass dasselbe einer von den
drei Bälgen ist, die nach Wolley’s und Newton’s Nachforschungen
_ als vorletzte Vorkommnisse im Jahre 1840 oder 1841 auf Eldey-rock
erbeutet worden sind. Über den Verbleib des zweiten Exemplars,
welches 1844 Salmin in Bremen um den Preis von nur 30 Thalern
käuflich ausgestellt hatte, sicheres zu ermitteln, ist mir nicht gelungen.
Die wichtigsten Beiträge zu der Alca impennis - Litteratur
neuester Zeit lieferten Prof. Alfred Newton: Eneyelop. Brit. Ornith.
‚pP. 764 und „A Dietonary of Birds“ p. 303. Newton widerlegt hier
die weitverbreitete Ansicht, dass der grosse Alk (Gare-fowl) ein
Bewohner hoher nördlicher Breiten gewesen sei. Nicht ein einziges
a be EL en = 0 on El na el m 0 a
u A Zn I ih
22
Exemplar ist als innerhalb des Polarkreises beobachtet mit Sicher-
heit nachgewiesen. — Sodann Symington Grieve: Recent Information
about the Great Auk or Gare-Fowl. Edinb. 1888. Sehr interessant
und eine reiche Fundgrube von überraschendem Material. — Und
endlich Frederie Lucas: Explorations in Newfoundland and Labrador
in 1887, made in connection with the eruise of the U. St. Fish
commission schooner Grampus“ und „The Expedition to the Funk
Island with observations upon the History and Anatomy of the
Great Auk: Rep. Unit. St. Nation. Mus. 1887—88, p. 493.“ Was
in diesen beiden Schriften von der Geschichte des Grossen Alk
in Amerika berichtet wird, klingt so wunderbar, dass man der
Versuchung einer ausführlichen Wiedergabe nur schwer widersteht.
Dieselbe beginnt mit dem Jahre 1534, in welehem Jacques Cartier
von St. Malo auf Funk Island landete, und gleichzeitig mit der
schonungslosen Vertilgung von Tausenden von Grossen Alken zum
Zweck der Verproviantierung von Fischerfahrzeugen, insbesondere
französischen. „Every ship did powder and salt 5 to 6 barrels.“
Der Schauplatz dieser sich alljährlich wiederholenden Metzeleien ist
Funk Island, ein isolierter Felsen nahe der Küste von Neufundland.
Die Expedition des Grampus dahin verfolgte in erster Linie den
(glänzend erreichten!) Zweck, Knochen des Gare-fowl zu sammeln.
Für das Erlöschen des vjelgenannten Vogels in Amerika wird das
Jahr 1840 angenommen und da um diese Zeit amerikanische
Ornithologie noch in ihrer Kindheit war, so stehen wir vor der pein-
lichen Thatsache, dass „out of the millions (?) that were slain“ auch
nicht ein einziges Exemplar des Grossen Alk konserviert worden ist!
Noch einer ganz kürzlich entdeckten Notiz mit Figur über den
Grossen Alk auf der Bank von Neufundland sei hier gedacht: in
John Seller’s „English Pilot“ London fol. 1728: The Zoolog. XVIII,
p. 142.
An der Hoffnung, als könnte sich Aleca impennis doch noch in
irgend einem versteckten Schlupfwinkel der nordamerikanischen Ost-
küste, wenn auch nur in wenigen Stücken, erhalten haben, hält wohl
keiner mehr fest. Wenn A. Newton noch 1865 schreiben konnte:
„Ihe only place where may possibly linger the last of the American
Gare-fowls is the Virgin Rocks near the edge of and midway on the
N. W. side of the Greatbank, of the coast of Newfoundland,“ so hat
Lucas darauf nur das eine zu erwidern: „that the Virgin Rocks
lie three and one half fathoms under water“. — —
Zum Schluss ein Wort vom Ei des Grossen Alken. Den
grössten Schatz von diesem kostbaren Artikel besass der kürzlich
verstorbene Herr Rob. Champley in Searborough, nämlich 9 Eier!
Bei Symington Grieve kann man amusant geschildert lesen, wie er
dazu gekommen. Die Geschichte vom Ei zu Pavia liest sich wie
ein Roman. Am 2. Februar d. J. erstand in Stevens Auetion Rooms
in London Sir Vauneey Harpur-Örewe ein schönes Alea impennis-Ei
um den Preis von 300 Guineen! Das ebenso schöne Ei in Olden-
burg soll aus dem Nachlass des Dr. Graba in Kiel für wenig mehr
als einen Thaler angekauft sein!
23
Die Pariser Sammlung besitzt drei Eier. Näheres darüber
sowie über ein gut erhaltenes Exemplar des alten Vogels daselbst
und ein vollständiges Skelett vergl. A. Milne Edword u. E. Oustalet:
Notice sur quelques especes d’oisseaux actuellement teintes ete.
Paris 1893, p. 56.
Camptolaimus labradorus (Gm.)
Wilh. Am. Orn. VIII, 1814, 91 pl. 49. — Audub. B. Am. 1843,
I. 400. — Spencer F. Baird, S. Cassin and George N. Lawrence
The Birds of N. Am. (1860) p. 803. — Fred. A. Lucas Anim.
recently exst: Rep. Nat. Mus. 1888/89, p. 636. — A. Newton
Eneyelop. Brit. Ornith. p. 735. — Dawson Rowley Ornith. Miscell.
1877. part. VI p. 221 e. fig. opt. — Oustal. Notice sur quelques
esp. d’oiseaux actuell. Eteintes etc. p. 5l pl. 4 opt.
William Dutcher „The Labrador Duck. A revised list of
the exstant specimens in N. A. with some historical notes: Auk
1891, p. 301—316. (pl. 2). — Id „The Labrador -duck. With
additional data respecting exstant specimens.. Auk. 1894,
p. 4—12. — Andrew Downs: The Pied or Labr. Duck: Proc. and
Transaet. Nov. Scot. Inst. of. Nat. Sc. 1886, p. 326.
Nächst dem grossen Alk hat kein ausgestorbener Vogel der
Neuzeit so eingehendes und so vielseitiges Studium erfahren, als die
Labradoreiderente. Die Arbeiten W. Dutcher’s darüber sind
geradezu mustergültig.
Es scheint wohl, als sei die Labradorente zu keiner Zeit ein
häufiger Vogel gewesen. Aber man konnte ihn doch vor 40 Jahren,
wie der Nestor amerikanischer Ornithologen, George W. Lawrence,
schreibt, sich leicht verschaffen. Ja, diese Ente war in Fulton Market
keine Seltenheit. „No one anticipated that they might become
exstinet and if they have, the cause thereof is a problem most
desirable to solve.*“ Audubon bestätigt, dass diese Ente auf den
Märkten von Newyork und Baltimore etwas ganz gewöhnliches war.
Als sich aber das Interesse für Ornithologie mehrte, die Zahl der
Sammler und der Sammlungen grösser wurde, stellte es sich nur
zu bald heraus, dass die Labradorente eine extreme Seltenheit war.
Im Winter erstreckte sich die Verbreitung dieser Ente bis an die
Küsten von New Jersey und Cheasepeak Bay; ihr Sommer- und
Brutquartier war das südliche Labrador (Audubon). Oder, wie
Newton es umschreibt: „Im Sommer traf man sie häufig um die
- Mündung des St. Lawrence und an den Küsten Labradors. Der
Winter zog sie an die Küsten von Nova Scotia, New Brunswick,
New England.“ Dutcher hält es jedoch für sehr möglich, dass das
eigentliche Standquartier dieser Art ein hochnördliches war.
Bezüglich der Ursache des Aussterbens dieser prachtvollen Ente
äussern sich die amerikanischen Autoren mit unsicherer Zurück-
haltung. Newton’s Ansicht, dass das Wegnehmen der Eier in der
Brutzeit daran Schuld sei, will man nieht recht gelten lassen, obgleich
auch Lukas an das Eier-Wegnehmen seitens der Indianer erinnern
_ zu sollen glaubt. Die Labradorente war ein sehr scheuer Vogel,
_ ein guter Flieger, brütete in verhältnismässig schwach frequentierten
Lokalitäten des Nordens und erfuhr nur geringe Nachstellung ihres
u 24
wenig wohlschmeckenden Fleisches wegen. Also wie gesagt „we
can speculate as to the cause of its disappearance, but we have no
facts to warrant a conclusion“.,
Das letzte mit aller Sicherheit nachgewiesene Vorkommen der |
Labradorente fällt in das Jahr 1871. Darüber ist von Dutcher mit |
den nötigen Einzelheiten berichtet worden: Auk 1894, p. 5.
Die erste Aufzählung der inSammlungen conservierten Exemplare
dieses Vogels finden wir in G@. Dawson Rowley’s „Ornithologieal
Miscellany,“ eine wesentlich vollständigere und kritisch revidierte
aber bei William Dutcher „Auk“ 1891, p. 203. Von den 38 auf-
gezählten Exemplaren wird über die Geschichte jedes einzelnen ein-
gehend berichtet. Bezüglich der amerikanischen verweise ich auf
Dutcher |. e. In Europa ist es mir gelungen, die folgenden nach-
zuweisen:
Berlin . I (Salmin).
Par . '. 1 5 (Hyde de Neuville).
Brit. Mus. 28 2.
Liverpool . 35 P undö jur.
Cambridge 148;
Leiden . 2& #9 (Prinz v. Neuwied).
Can. Tristram 1 5 (früher Wedderburne).
Tring 1 5 jur.
Brüssel. 15 ad.
St. Petersburg 1 5 ad. (Salmin).
Coll. Heine 1 (defekt).
Dresden’: .;;.. „ +..51..0 dee und. Gl Ara
Der Direktor des Wiener Hofmuseums, Dr. v. Lorenz, schreibt
uns, dass zur Zeit kein Ex. der Labradorente in Wien vorhanden,
dass aber in den Katalogen zwei dergleichen verzeichnet seien, eins
1830 von Baron Lederer und eins 1846 von Brandt in Hamburg
gekauft.
j Zu diesen 16 europäischen kommen 28 (oder 29) amerikanische.
Über das Ex. in Dresden vergl. B. Meyer „Auk“ 1892, p. 389.
Reichenbach liess dasselbe abbilden für seine „Natatores“.
Viel interessantes Detail bei Dutcher.
Phalaerocorax perspieillatus (Pall).
Pall. Zoogr. Ross. Asiat. II. p. 305. Gould Zool. Sulf. p. 49,
pl. XXXII. — L. Stejneger Proc. U. St. Nat. Mus. 1883, p. 65. —
Id. Ornith. Expl. Comm. Isl. p. 180. — Brandt Icon. Av. Rossic,
pl. v. Fig. 4 (nie publieirt). — „Contrib. to the Hist. of Pallas’
Cormorant by L. Stejneger and Fred. Lukas.“ Proc U. St. Nat.
Mus. XII p. 83—94. — Fr. Lukas Anim. recently exstinet etc.
etc. p. 641. (Report of the Nation. Museum 1888).
Als Steller 1741 als Schiffbrüchiger die Beringsinseln betrat,
war der Brillencormoran daselbst in sehr grosser Menge „frequentissimi*
ansässig. „Magno naufragis solatio fuere.*“ Die Art ist daselbst
zur Zeit vollständig ausgerottet und überhaupt nicht mehr vorhanden.
Leonhard Stejneger verdanken wir die letzten Aufschlüsse über die-
selbe. Die Eingebornen erinnerten sich der Zeit sehr wohl, wo
}
186)
or
‚dieser stattliche Vogel noch häufig auf den Felsen war und nament-
lich auf dem weit hinausliegenden Inselehen Ay-kamen. Etwa
30 Jahre zurück seien die letzten gesehen worden. Als Ursache
gaben sie an, dass der äusserst stupide, 12 bis 14 Pfund schwere
Vogel, massenhaft zu Nahrungszwecken getötet sei. Das Fleisch sei
sehr wohlschmeckend gewesen und während des langen Winters, wo
anderes frisches Fleisch schwer zu beschaffen war, war das Fleisch
dieser Scharbe die bevorzugte Kost.
Mit Recht weist Stejneger auf die Möglichkeit hin, dass vul-
kanische Eruptionen eine Rolle in diesem Drama gespielt haben.
Auch ist in Betracht zu ziehen, dass der Brilleneormoran zwar nicht
wie der grosse Alk impennis war, dass aber doch dessen Flügel
unverhältnismässig kurz waren.
Sonderbares wird berichtet von einer andern die Berings- und
die Kupferinseln bewohnenden Kormoranart: Phalacroeorex
pelagicus Pall. (Stejneg. Orn. Expl. Comm. Isl. p. 190): von 1876
„Their endless myriads were real landmarks, which could be relied
upon even in foggy weather.“ Dann aber gingen im Winter von
1876—77 viele Tausende dieser Art zu Grunde, anscheinend an
einer epidemischen Erkrankung. Grosse Massen toter Vögel be-
deekten den Strand rings um die Inseln und die hungrigen Steinfüchse
wollten die Körper nicht fressen. — Jetzt ist der „Uril“ wieder
numerisch stark im Wachsen begriffen und die Eingebornen sind
nicht länger in Sorge, dass derselbe das Schicksal des Brillen-
eormorans teilen möchte.
In der Petersburger Sammlung stehen 2 schöne Exemplare
dieser erloschenen Art. Sodann 1 Ex. in Leiden (abgeb. Schleg.
Dierent. p. 281) und 1 solches im Britisch. Museum.
Nestor norfoleiensis (v. Pelz.)
Long-billed Parrakert, Lath. Gen. Hist. II. p. 171. — v. Pelzeln
Sitz. Ber. N. Acad. Wiss. Wien. Band XLI, p. 319 ce. fig. rostr. —
Salvad. Cat. B. Brit. Mus. vol. XX., p. 16.— v. Pelz. und von
Lorenz Ann. K. Nat. Hofmuseums, 1888, p. 39.
Von dieser grossen auf der Norfolkinsel heimisch gewesenen
und schon der Schnabelbildung halber höchst merkwürdigen Papageien-
art ist auch nicht der geringste Rest auf unsere Zeit gekommen.
Latham sah und beschrieb noch ein Exemplar im Besitz von
„Governor Hunter.“ v. Pelzeln aber entdeckte im Nachlass des
Reisenden und berühmten Botanikers Ferdinand Lukas Bauer die
augenscheinlich lebensgrosse mit „Norfolk-Island Juli 19, 1805“
signierte Zeichnung eines mit Nestor productus nahe verwandten
Papageien. v. Pelzeln beschreibt denselben ausführlich I. e. p. 323.
Das ist alles, was wir von diesem Papagei wissen. Die
Norfolk-Insel erhebt sich mit einer üppigen Vegetation von Araucaria,
Palmen, baumartigen Heiden usw. bis zu 1050' Höhe. 1798
wird sie „a perfect image of Paradise“ genannt. Die Bevölkerungs-
zahl ist eine sehr wechselnde, immer aber nur niedrige gewesen.
Findley South. Paeifie Oe. Directory p. 517: „a beaatiful Island.“
96 ” k
Nestor produetus (Gould.)
Wilson’s Parrakeet, Latb. Gen. Hist. II, 170. — Gould. Birds
of Austr. V., pl. 6. — Catal. B. Brit. Mus. vol. XX, p. 7. — V.
Pelzeln: Zur Örnithol. der Insel Norfolk. Ditz. Ber. d. K. Akad.
Wiss. Wien. Band. XTIIL., p. 319 ce. Fig. rostri A. Newton Eneyelop.
Brit. Orn., p. 735. *)
An dem Erlöschen dieses Papageien, der auf der kleinen zur
Norfolkgruppe zählende Insel Philip-Island und sehr wahrscheinlich
auch auf der Norfolkinsel selbst lebt, ist nicht zu zweifeln. Aber
derselbe hat Nestor norfoleiemis lange überlebt. Ein letztes lebendes
Exemplar konnte man 1851 in London sehen.
Philip-Island ist eine etwa 5 [_]Meilen grosse dicht bewaldete
Insel mit steilen Gehängen und durchfurecht von tiefeingeschnittenen
Schluchten. Nach Anderson waren diese Papageien so wenig scheu,
dass man sie leicht in Schlingen fangen konnte.
Es mögen 15—20 Exemplare dieses Vogels noch in Samm-
lungen existieren: Brit. Museum, Leyden, Berlin, Frankfurt, Florenz,
Göttingen, Kiel, Prag, Turin. Nicht in Tring. Auch das Ei ist
bekannt: Lay. Ibis 1884, p. 123.
Coturnix novae Zelandiae (Q. & Gaim.)
Quoy et Gaim. Astrol. Vog. Z00l. I., p. 242, Fig. 1. — Buller Man.
B. of New Zeal., p. 43, pl. XIX. — Hutton Ibis 1870, p. 398. —
Ball. Hist. B. of N. Z. 1882) I. p. 225, pl. XXIII. — Brit. Mus.
Catal. vol. XXI, p. 245. — Finsch Cab. J. F. O., 1867, p. 534.
(Ausführl. Beschr. nach Ex. von Hokitika an der Westküste der
Südinsel durch Haast.)
Über das allmähliche Verschwinden der neuseeländischen
Wachtel auf beiden Inseln Neuseelands kann man viel Einzelnes
bei Buller lesen. 1873 konnte Dr. Haast noch an Finsch schreiben:
„leh kenne nur zwei Plätze, einen an der Westküste und eine kleine
Insel im Tasmanflusse, welche die Wachtel noch beherbergen. Doch
soll sie sich in Otago und Nelson noch an einzelnen Stellen
finden“. — Aber Sir Walter Buller nennt dieselbe 1892 „undoubtedly
exstinet“. (Notes and Observ. on New Zealand birds: Transaet
N. Z. Instit. XXIV., p. 64).
Herr W. W. Smith schreibt (Ibis 1893, p. 514): Die Ebenen
von Canterbury waren „billowy bays of grass“ bewohnt von der
einheimischen Wachtel. Die reichen Waldungen, welche die Flächen
und die niedrigen Gebirgsausläufer bekleideten, standen in ihrer
ganzen natürlichen Frische und waren belebt von Massen einhei-
mischer Vögel. In wenigen Jahren waren dann wiederholt zerstörende
Grasbrände über die Ebenen und den niederen Busch hingegangen
und damit war's um die Wachteln geschehen. Auch Potts erkennt
darin eine Hauptursache des Verschwindens dieser Art. Aber Dr.
Finsch, welchen das Studium der Avifauna Neuseelands speciell
beschäftigt hat, möchte auch dem Rindvieh und den Schafen wenig-
Über die Papageien Neuseelands viel Interessantes bei T. H. Potts:
„Out In The Open“ p. 176. Insbesondere über den Kea (or Sheeps Killer)-
Nestor notabilis p. 154 mit einer schr drastischen Abbildung.
27
stens einen Teil der Schuld beimessen, den grössten aber dem Men-
schen; dem Jäger, der hier kein anderes Federwild vorfand, als
Wachteln.
Der Vogel war früher häufig genug. Zwanzig Paare und mehr
als Ausbeute eines Jagdtages war nichts Ungewöhnliches. Und
jetzt —? Hutton schrieb 1869 an Finsch, ein Männchen sei bei
Whau in Auckland geschossen und Potts („Out in the open“
Christschurch 1882): Of the Quail (Cot. novae Zelandiae) it may be
said, that nearly all over New Zealand the name alone remains.
Where the bird still exist sit would be most indiscereet to diselose
for the behoof of colleetors“.
Es bleibt zunächst unerklärt, warum unter denselben Verhält-
nissen die verwandten eingeführten Arten, also Coturnix peecto-
ralis, Synoicus australis und Turnix varius vortrefflich gedeihen.
Die Zahl der in Museen noch ceonservierten Exemplare der
neuseeländischen Wachtel ist nicht gross. In Neuseeland notierte
Finsch: 1 Pärchen in Dunedin (Otago Mus.), 1 Paar und 2 Junge
in Christehureh (Canterb. Mus.), 1 Ex. in Auckland. In Europa:
2 Stück in Paris, 5 im Britischen Museum, 1 Ex. in Mailand
durch Turati, 1 Ex. in Cambridge. Auch im Tring-Museum :
Beide Geschlechter, alt und jung.
Notornis alba (White.)
Fulica alba, White Journ. Voy. N.-S.-Wales 1790, p. 258. —
Gallinula alba, Lath. — O. Salvin Note on the Fulica alba of
White: Ibis 1873, p. 295, pl. X (nach einem color. Bilde des
Exemplar; in Wien). — A. von Petzeln:, Typen der ornithol.
Sammlung des k. k. naturg. Hofmuseums: Annalen des k. k.
Nat. Hofmus., Band II, p. 57 (1887). — Id. On the Birds in the
Imp. Coll. of Vienna obtained from the Leverian Museum. Ibis
1873, p. 44. — A. Newton Ibis 1866, p. 159. — G. Hill Lord
Howe’s Island: Ibis 1871, p. 443. (Sydney 1870). — Etheridge,
On the Birds of Lord Howe’s Island: Ibis 1890, p. 114. — Dawson
Rowley Ornith. Miscell., p. 33—48.
Nur zwei noch vorhandene Exemplare bezeugen die frühere
Existenz dieses merkwürdigen Vogels: eines aus dem Leverian
Museum stammend, in Wien und ein zweites aus Bullock’s Museum
im Derby-Museum zu Liverpool. (A. Newton.) Bei E. Hill heisst
es: „Mention is made of a white bird like a Guinea - Fowl,
which, if not exstinet, seems on a fair way to become it“ und bei
Etheridge: the exstinet Notornis alba was not heard of.
Prof. Rich. Owen in seiner Abhandlung „On the sternum of
Notornis ete., Proceed. Z. S. 1882, p. 689 schreibt: Der Vogel er-
scheine ihm wie eine Varietät von Notornis Mantelli; it is at least
a species of the same genus; und dann weiter: But no „Redbill“ or
Takah& has since rewarded a naturalist’s quest in Lord Howe's or
Norfolk-Island. — G. Beunett sagt in einem Briefe über Lord
Howe’s Island (Proceed. Z. S. 1869, p. 471), die „White Gallinula,,
von Norfolk und Lord Howe’s Island sei nunmehr exstinet. Uber
das frühere Vorkommen dieser Art auf Norfolk Island vergl. A.
28
von Pelzeln „Uber die Ornithologie von Norfolk-Island: Sitzungsber,
kais. Akad. Wiss. in Wien, vol. 61, p. 319 und Ibis 1860, p. 421.
Also kein Zweifel mehr an dem Erloschensein dieses schon
durch ihre Färbung so höchst anormalen Rallidee Lord Howe’s-
Island ist eine kleine dicht bewaldete bis zu 863 Met. Höhe an-
steigende Insel im neuseeländiscen Meer, die seit 1840 nicht ganz
unbewohnt ist.
Cabalus Dieffenbachii (Buller.)
Eine schöne Ralle, die auf Wharekauri, der grössten Insel der
der Neuseeland-region angehörigen Chatham-Gruppe (44° S. B. und
176° 30' W. L.) lebte, ist mit voller Sicherheit als exstinet an-
zunehmen. Vor etwa 50 Jahren erlangte Dr. Dieffenbach ein ein-
ziges, ohne Zweifel das letzte Stück dieser Art. (Brit. Mus.) Er
berichtet darüber in einer der Royal Geograph. Society mitgeteilten
Arbeit über die Chatham-Inseln: Journ. R. Geogr. Soc. 1841,
p. 195. Vergebens war der neueste Erforscher dieser Gruppe, Herr
H. 0. Forbes bemüht, ©. Dieffenbachii wieder aufzufinden. Sein
Bemühen konnte nur feststellen, dass die Art zu existieren auf-
gehört hat. Kein Zweifel, dass die Einführung von Hunden und
Katzen die Ursache davon ist.
Vergl. H. O. Forbes „A list of the Birds inhabiting the
Chatham-Island“: Ibis 1893, p. 521.
Also, wie gesagt, das einzig bekannte Exemplar dieser (von
Cabalus modestus gründlich verschiedenen) Art steht im Britischen
Museum. Im Tring-Museum befinden sich nur Skeletteile ete.
derselben.
Dromains ater (Vieill.)
Das Nachstehende entnehmen wir grösstenteils einer interessanten
Arbeit der Herren Milne Edwards und @. Oustalet: Notice sur quelques
especes d’oiseaux actuellement “teintes ete. Paris 1893, p. 62.
Zu Ende Dezember 1802 landeten die Corvetten „Le Geographe*
und „Le Naturaliste“ unter Führung des Admirals Baudin auf der
Isle des Kangourous im Süden von Neuseeland: 1350 38' O. L. und
330 43° N. Br. Während eines zweimonatlichen Aufenthaltes auf
derselben hatten die Naturforscher der Expedition die beste Gele-
genheit zu zoologischen Forschungen. Die Känguru-Insel, die Flin-
ders 1892 entdeckt und die Baudin Isle Deer&s getauft hatte, war
unbewohnt. Aber man traf daselbst ausser zahlreichen Kängurus
einen kleinen dunklen Emu „en troupes nombreuses“, von welchem
drei Exemplare, wie es scheint, lebend nach Frankreich gebracht
werden konnten,
Was von diesen drei Exemplaren auf uns gekommen ist, ist
ein gut erhaltenes ausgestopftes Exemplar des alten Vogels und ein
vollständiges Skelett, beide in der Sammlung des Jardin des Plantes,
von Oustalet ausführlich beschrieben und durch eine schöne Abbil-
dung illustriert.
PURTETDRT ET
29
Mit Sicherheit ist anzunehmen, dass die ziemlich mittelmässige
Abbildung die sich in Vieillot’s Galerie des Oiseaux, pl. 222 findet,
nach demselben Emu von der Insel Deer&s angefertigt wurde. Vieillot
scheint denselben irrtümlich für den jüngeren Vogel der gewöhn-
lichen Art Dromaius novae Hollandiae, gehalten zu haben.
Da man später diesen Vogel weder auf der Känguru-Insel (Isle
Deerös) noch auf irgend einer anderen unfern der Küste Australiens
gelegenen Insel wieder angetroffen hat, so scheint derselbe voll-
ständig exstinct zu sein. Die Känguru-Insel ist 85 englische Meilen
lang und 30 engl. Meilen breit, niedrig und baumlos, nur mit serub
bewachsen, die Ufer steil abfallend. Mathew Flinders nennt die
Insel (1801) dicht bewaldet. Auch er gedenkt der zahlreichen Emu’s.
Die erste Besiedelung fällt in das Jahr 1836. Ursprünglich Robben-
schläger, haben sich die Kolonisten später auf Ackerbau und Vieh-
zucht gelegt. Die Ausrottung der Känguru’s und der Emu’s wird
sich rasch genug vollzogen haben. Den Zeitpunkt des Erlöschens
der letzteren näher festzustellen, hat uns nicht gelingen wollen. Es
wird auch kaum möglich sein, so wünschenswert dies auch wäre,
über das Wie und Wodurch des genannten Vorgangs näheres in
Erfahrung zu bringen.
Moho apicalis (Gould.)
Yellow tuftel Bea-cater, Dix. Voy. pl. 19, p. 357 (1789) —
Gould Proc. Z. S. 1800, p. 381. — Catal. Brit Mus. vol. IX. p.
285. — Wilson & Evans Av. Hawaienses, part. V. pl. 7.
Dixou erhielt diese interessante Art auf der Sandwichinsel
Owyhee und Gould bemerkt ausdrücklich, dass die beiden jetzt im
Britischen Museum befindlichen Originale seiner Beschreibung auch
daher stammen.
Die besten Kenner der Ornithologie der Sandwichinseln, so
z. B. Walter v. Rothschild halten diesen Vogel für ausgestorben,
da es keinem der späteren Sammler hat gelingen wollen, denselben
wieder aufzufinden. Ausser den beiden von Gould herstammenden
Exemplaren (6 u. 2) im britischen Museum besitzt dasselbe noch
ein drittes durch Capt. Lord Byron. Nicht in Tıing. Der dritte
Teil von W. v. Rothschild erwähntem Werk wird indessen doch eine
Abbildung dieses Vogels bringen.
In der Bremer Sammlung stehen 2 schöne Exemplare von
Moho nobilis.
Hemignathus ellisianus (Gray.)
H. obscurus, Licht. Abhand. Berl. Acad. Wissensch. 1838, p.
440, pl. V. Fig. 1. — Hemign. Lichtensteini, Wilss. Ann. Mag.
N. H. ser. b. vol IV. p. 401. (nach dem Ex. von Oahu im Ber-
liner Mus.) — Rothsch. Avif. of Laysan p. 87. pl. — Wils. &
Evans Aves Hawaienses part V. pl. 2.
Von dieser allem Anschein nach vollständig erloschenen Art
konnte sich Deppe 1838 mehrere Exemplare aus dem Innern von
Oahu verschaffen. Weder Palmer, noch Perkins noch Wilson ist es
en
30
gelungen, dieselbe wieder aufzufinden. Dennoch meint Palmer, das
Sammeln in dem Felsgeklüft und den undurchdringlichen Wald-
diekichten von Oahu so schwierig sei, dass ihn die Möglichkeit des
dennoch Wiederauftauchens dieses Vogels nicht ausgeschlossen er-
scheine.
Also nur in Berlin?
Heterorhynchus lueidus (Licht.)
Lichtenst. Abhand. d. Kön. Acad. d. Wissensch. 1838, p. 451,
pl. V.— H. olivaceus, Lafrea, Mag. de Zool. 1839, pl. X. —
Rothsch. Avifauna of Laysan p. 105. — Uatal. Birds Brit. Mus.
X.» 5.
Bei Deppe’s Besuch auf Oahu im Januar 1838 war diese Art
in den Bananenpflanzungen der Insel sehr häufig. Palmer hörte,
dieselbe sei gerade über Honolulu keine Seltenheit gewesen. Keinen
neueren Sammler ist es geglückt, dieselbe wieder aufzufinden und
man kann das „evidenty exstinet* des Herrn v’ Rothschild einfach
unterschreiben.
Altes Männchen: Paris.
Altes Weibehen und jüngeres Männchen: Frankf. a. M.
Jüngeres Männchen: Leiden.
Weibchen? Cambridge.
Weibchen: Brit. Museum.
Beide Geschlechter: Berlin.
Dazu kommen noch einige Exemplare in Amerika.
Beschreibung und Synonymie sehr gut bei Prevost & Desmurs:
Voy. Venus, p. 192. — Vollständiger noch bei W. v. Rothsch. 1. e.
Chaetoptila"angustipluma (Peale.)
Entomyza ARENetipLUn, Titian Peale Unit. Stat. Expl. Exped.
vol. VII +n. 337,501 ze Fig. 2. — Hartl. Arch. für Naturg.
Jahrg. XVIII. Band ı 108. — W. v. Rothschild Bull. Brit.
Orn. Club Mai 16/94: Chastoptile,
Das typische Exemplar der „United States Exploring Expe-
dition“, Entomyza angustipluma T. Peale’s, in Philadelphia, wo
Selater es sah, ist seit der Entdeckung desselben im Jahre 1850
ein vereinzeltes geblieben. Erst jetzt ist es dem Reisenden Walter
von Rothschild’s, Herrn Palmer gelungen noch einige Exemplare des
merkwürdigen Vogels auf Hawai zu erlangen. In der Sitzung des
Britisch Ornithologist’s Club vom 16. Mai d. J. sind dieselben vor-
gezeigt worden. Nach den Erfahrungen Palmer’s ist Ch. angustipluma
für exstinet zu halten.
In Europa nur im Tring-Museum.
In den Brit. Mus. Catalogues (Birds) fehlt dieser Vogel ganz.
Etwas sehr ungewöhnliches in diesem grossartigen Werke!
Pennula sandwichensis (Gm.)
Sandwich Rail, Lath. Gen. Syn. III 1 p. 236. — Id. Gen.
Hist. IX. p. 381. — Crex sandwichensis, Schleg. Mus. P. B. Ralli
sl
p. 25. — Hartl. „Vier seltene Rallen“ Abhandl. Naturwiss. Vereins
zu Bremen. Band 12, p. 307. (Genaue Beschreibung und Maasse.)
Das einzige zur Zeit noch vorhandene Exemplar dieses aus-
gestorbenen Vogels stammt von Cook’s dritter Reise her und be-
findet sich im holländischen Reichsmuseum zu Leiden. Dasselbe ist
vortrefflich erhalten.
Pennula sandwichenis blieb bis jetzt unabgebildet. Der dem-
nächst erscheinende dritte Teil von W. von Rothschilds grossem
Prachtwerk über die Vögel der „Hawaian Posessions“ wird eine von
der Meisterhand Keuleman’s gemalte Abbildung dieser Art bringen.
Pennula ecaudata (King.)
„A rail with very shoat wings and no tail, which on that
account we named „Rallus ecandatus“: James King in Cook
Voy. to the Pacific Ocean, underlaken etc. London 1784, vol. III
p. 119. — Pennula Millsi, Sandford B. Dole List of Birds of the
Hawaian Islands in Hawaian Alman. for 1879, p. 14 und Ibis
1880, p. 240. — Hartl. „Vier seltne Rallen“ Abhandl. Naturw.
Ver. zu Bremen, Band 12, p. 395.
Wir danken es der freundschaftlichen Teilnahme Prof. Alfred
Newton’s, dass wir ein schönes Ex. dieser kleinen flugunfähigen
Ralle aus dem Zool. Museum in Cambridge untersuchen und be-
schreiben konnten.
Die Ansichten der englischen Autoren schwanken bezüglich
dieser Art zwischen „nearly exstinet“ und „exstinet“. Der letzteren
Ansicht ist Walter von Rothschild. Derselbe konnte ermitteln, dass
ausser einem Ex. in Honolulu und dem Ex. in Cambridge, eines in
Mexico und 2 in Tring conserviert werden: Ibis 1893, p. 253.
Eine gute Abbildung in Wilson & Evans Aves Hawaienses
part. V. (Ex. Cambr.)
Prosobonia leucoptera (Gm.)
White winged Sandpiper Lath. — Gen. Hist. of Birds vol. IX,
p. 296, pl. CLIII. — Tringa pyrhetraea, Forst. ed. Lichtenst.
p. 118. — Westerm. Bydrag. tot de Dierk. I ce. fig. opt. —
Prosobania leucoptera (Bonap.) Schleg. Mus. des P. B. Scolop.
p. 18. — Schleg. Handleid. Av. t.7, fig. 89. — Phegornis
leucopterus, Seeb. Char. p. 452, pl. XVII.
Von diesem sehr schwer zu klassifizierenden Vogel existiert
bekanntlich nur das eine glücklicherweise sehr wohlerhaltene Exemplar
der Leidener Sammlung. Dasselbe stammt ohne Zweifel von Cooks
zweiter Reise her und steht in dem von Lichtenstein edirten M S
der beiden Forster eingehend beschrieben: Habitat in Otaheite ad
rivulos. Teetec appellatur. Man kanr nun mit demselben Recht an-
nehmen, der Vogel, von dem seit 1772 auch nieht die geringste
Notiz zu unserer Kenntnis gelangte, sei exstinet als man zu der
Hoffnung berechtigt ist, derselbe könne dennoch vielleicht in Gott
weiss welchen geheimen Schlupfwinkeln der Insel Otaheite oder
Eimeo fortexistieren. Die lebensgrosse Abbildung in Schlegel's
„Bydr. tot de Dierkunde“ ist sehr gut.
32
Wir halten Prosobonia für das kostbarste Stück der an Kost-
barkeiten so überreichen Sammlung in Leiden.
Mascarinus Duboisi (Forbes.)
Psittacus mascarinus, Briss. Ornith. IV p. 315. — Mascarinus
mascarinus, Salvad. Brit. Mus. Catal. vol. XX p. 421.
Über diesen Papageien ist sehr viel geschrieben worden. Wir
beschränken uns hier auf das wichtigste und verweisen auf die vor-
treffliche Arbeit von A. Milne Edwards und E. Oustalet: Notice sur
quelques especes d’oiseaux actuellement &teintes ete. Paris 1893,
p- 7. Die Synonymie ziemlich vollständig bei Salvadori l. ec, Das
(Geschichtliche bei A. Milne Edwards und Oustalet ]. e.
Der Mascarinpapagei lebte auf der Insel Bourbon (Reunion)
und nur da allein. Das angebliche Habitat Madagascar ist jeden-
falls unwahrscheinlich. Nur zwei Exemplare sind zur Zeit noch
Zeugen der einstigen Existenz dieses merkwürdigen Papageien: eines
in der Pariser Sammlung (leidlich gut erhalten) und eines zum Teil
albinistisch verfärbtes in Wien, aus dem Museum Leverianum stammend.
Um das Jahr 1834 lebte noch in der Menagerie des Königs von
Baiern ein Exemplar dieses Papageien, welches uns durch eine gute
Abbildung bei Hahn Ornith. Atlas Taf. 39 erinnerlich bleiben wird,
sehr wahrscheinlich das letzte, das in Europa gelebt hat „s’ il n’etait
pas le dernier survivant de son espece,*
Wir stehen vor der empörenden Thatsache, dass dieses unschätz-
bare Exemplar hat spurlos verschwinden können.
Es hat also diese Art wohl bis in den Anfang dieses Jahr-
hunderts hinein auf der Insel Bourbon gelebt. Auf Mauritius ver-
trat sie eine nahe verwandte Form, der weit früher erloschene
Lophopsittacus mauritianus. Diese letztere Art ist gemeint unter dem
„Perroquet gris“ welchen der anonyme Verfasser der „Relation du
second voyage des Hollandois aux Indes orientales“ 1598 in Menge
auf Mauritius antraf.
Eine vollendet gute Abbildung in dem oben eitierten Werk der
Herrn Milne Edwards und Oustalet.
Alectroenas nitidissima (Lesp.)
Pigeon Hollandais, Sonnerat Voy. aux Indes orient. et ä la
Chine etc. Paris 1782. vol. II. p. 175 c. Fig. — La Colombe
herissce, Milne Edwards & Oustal. Not. sur quelq. Esp. d’oiseaux
actuellem. &teintes etc. Paris 1893, p. 40.
Die letztgenannte vortreffliche Abhandlung bringt volle Aus-
kunft über diese merkwürdige, durch die Bildung ihrer Halsfedern
wie durch ihre Färbung gleich fremdartig charakterisierte Taube:
Geschichte, Synonymie und Beschreibung. Es existieren von
ihr zur Zeit noch drei Exemplare: eines in Paris von Sonnerat’s
Reise herstammend, also sehr alt; ein zweites im Museum von
Fort Louis auf der Insel Mauritius aus der alten Sammlung des
Doctor S. Desjardins, der längere Zeit zu Flacq auf der genannten
33
Insel gelebt hatte; und ein drittes sehr schön erhaltenes aus der
Collection Dufresne stammendes im Museum of Science and Arts in
Edinburg. An dieses letztere, etikettirt „The Hackled Pigeon“
knüpfen sich interessante Bemerkungen des Prof. Alfred Newton:
Proceed. Zool. Soe. Lond. 1879, p. 2.
Alectroenas nitidissima lebte ausschliesslich auf Mauritius
(Isle de France). Sie figuriert erkennbar in den Berichten von Reisenden
des 17. und 18. Jahrhunderts. So z. B. bei Bernardin de Saint
* Pierre. Sie scheint um 1769, wo dieser auf Isle de France lebte,
daselbst häufig gewesen zu sein. Noch 1790 war diese Taube in
vollem Bestehen. Aber das Exemplar, welches 1826 ein Herr M.
E. Geoffroi auf La Savane erlegte, ist möglicherweise das letzte seiner
Art gewesen. Denn alle späteren Nachforschungen nach diesem
prachtvollen Vogel haben zu nichts geführt.
In den Gesteinschiehten der Insel, welche zahlreiche Reste
anderer ausgestorbener Vögel geliefert haben, findet sich nicht die
geringste Spur von der Colombe herissee.
Als Ursache des Erlöschens dieser Art lässt sich kaum andres
ermitteln, als dass dieselbe ihres wohlschmeckenden Fleisches halber
der Gegenstand eifrigster Nachstellung war.
Fregilupus varius (Bodd.)
La Huppe noire et blanche da Cap de bonne Esperance, Buff.
Hist. nat. VI. p. 463. — G. Hartlaub: Die Vögel Madag. und der
benachb. Inselgr. p. 203. (Synonymie!)
In erster Linie möchten wir auf die nahezu erschöpfende und
vortrefliche Abhandlung verweisen, welche A. Milne-Edwards und
E. Oustalet über diesen ausgestorbenen Vogel veröffentlicht haben:
Not. sur quelg. Especes actuellem. &teintes ete. Paris 1893 p. 21—40.
Die eigentliche und wahrscheinlich exclusive Heimat von
Fregilupus varius war also die Insel Bourbon. Von dort aus hatte
aber, wie es scheint, die Art nach Mauritius übersiedelt und dort
eine Art Kolonie gegründet. Wenigstens will ein Herr Autard dort
noch vor 1837 auf La Savane „Des troupes considerables“ gesehen
haben. Des Vorkommens auf Bourbon geschieht mehrfach in alten
- Reisewerken Erwähnung, so z. B. in der „Voyage fait par le sieur
- D. B. (da Bois) aux isles Dauphine ou Madagascar et Bourbon ou
Mascarene ete. 1667 —172.
Das Todesjahr von Fregilupus varius ist nicht mit Sicherheit
festzustellen. Es wird sich dabei um die erste Hälfte der 40ger Jahre
handeln. Der niederländische Forschungsreisende Francois Pollen
war bemüht, näheres über den auf Bourbon anscheinend bereits er-
oschenen Vogel zu erkunden. Viele Einwohner erinnerten sich der
Zeit, da die „Huppe“ noch häufig gewesen und „glaubwürdige“
Personen behaupteten sogar, der Vogel müsse in den waldigen
Mai 1895. Heft XIV, 3
*
’
34
Distrikten des Innern der Insel um St. Joseph noch existieren. Auch
äusserte sich dieser Naturforscher brieflich gegen Milne-Edwards dahin,
dass Fregilapus noch nicht als ganz erloschen betrachtet werden dürfe.
Wenn es sich um die Ursachen des leider zweifellosen Unter-
ganges der „Huppe“ handelt, ist jedenfalls in Rechnung zu ziehen,
dass man den überaus stupiden Vogel leicht mit Knütteln tot-
schlagen konnte. Öustalet scheint hier nicht geneigt, den allerdings
massenhaft vorhandenen und mit Recht gefürchteten Ratten die
Hauptschuld beizumessen, da diese die in Baumhöhlen befindlichen
Nester schwerlich erreichen konnten. Er möchte am liebsten an-
nehmen, dass die Kolonisten diese Vögel mühelos vertilgten, weil
dieselben den Pflanzungen Schaden zufügten, zugleich auch ihres
wohlschmeckenden Fleisches halber.
Wir sind eifrig bemüht gewesen zu ermitteln, wie viele Exem-
plare der „Huppe“ noch in Sammlungen konserviert werden. Die
Gesamtzahl derselben wird 14 nicht überschreiten: 4 Exemplare
sind in Paris, davon 2 in Weingeist; 1 im Museum zu Port Louis
auf Mauritius, 1 in der Sammlung des Baron de Selys Longehamp
in Lüttich, 1 in Stockholm 1833 von Florent Prevost in Paris ge-
kauft; 1 in Leyden; 1 im Britischen Museum aus der Sammlung
Rioeour; 1 in Pisa; 1 in Florenz; 1 in Turin; 1 in Genua; 1 in
Caen, (fide Prof. Deslongehamp) und 2 („dit-on“) in Troyes —?;
Über die aus ein und derselben Quelle stammenden, durch
einen corsischen Priester Namens Lombardi aus Bourbon nach Italien
gebrachten und an den Professor Paolo Savi in Pisa gelangten
italienischen Exemplare des Fregilupus besitzen wir eine ausführliche
Untersuchung durch den Grafen Tommaso Salvadori: Atti della reale
Academia della Seienze di Torino vol. XI. p. 481.
Die schöne lebensgrosse Abbildnng des ansehnlichen Vogels
bei Milne-Edwards & Oustalet l. e. ist nach dem prachtvollen Ex.
in der Pariser Sammlung (durch de Nivoy) angefertigt.
Gestattet das Vorstehende irgend welche sichere Voraussage?
mit anderen Worten: ist für die schliessliche Erhaltung der Arten,
velche von uns als schwer bedroht in ihrem Fortbestehen bezeichnet
den, noch Günstiges zu hoffen? Man müsste diese Frage in
Anbetracht der erörterten Verhältnisse unbedingt verneinen, wenn
nicht, was uns über die Manumeataube der Navigatorinseln, sowie
über die Groundlark Neuseelands berichtet wird, den bedrohten Arten
gewisse Chancen, Möglichkeiten offen liesse. Freilich aber nur Mög-
lichkeiten. Didunculus, durch die Nachstellung massenhaft ver-
wilderter Katzen schon aufs tiefste reduciert, entgeht dem gänzlichen
Erlöschen dadurch, dass er sein Brutgeschäft vom Erdboden auf
Bäume verlegt! und Anthus novae Zelandiae ist wieder im Zunehmen
begriffen, weil, wo er im offenen Grase oder im niedrigen Farnkraut
nistet, „the Harrier (Circus Gouldi) keeps the rat well under
eontrol“,. — —
35
Bekanntlich ist in einigen wenigen Fällen spät zwar aber
vielleicht noch rechtzeitig die Regierung zu dem Entschluss erwacht,
zum Schutz der so augenfällig dahinschwindenden einheimischen
Vogelwelt energische Schritte zu thun. Dies gilt namentlich für
Neuseeland. Spezielleres über dieses Kapitel z. B. bei T. H. Potts,
der in seinem hübschen Buche „Out in the Open“ p. 24 nach-
zuweisen sucht, dass die Kulturarbeiten der Maoris den einheimischen
Vögeln viel weniger schaden als die der Europäer und der uns dann
von den erfolgreichen Anstrengungen der „General Assembly“ zu
deren Schutz berichtet. 1862 erschien durch dieselbe „The Birds
Proteetion Act“ und 1864: „The Wild Birds Protection Act“. Ein
grosser Schritt weiter in dieser Richtung war es dann aber, als auf
spezielle Anregung des früheren Gouvernör’s Lord Onslow zwei
durch ihre natürliche Beschaffenheit dazu besonders geeignete Inseln,
die Hauturu- oder Little Barrier-Insel im Norden und Resolution-
Island im Süden, den indigenen Vögeln als reservierte Schutzgebiete
überlassen wurden. Man vergleiche darüber H. Wright im Ibis 1895,
p. 283 und über die letztere Insel insbesondere T. H. Potts 1. e.
p- 35: it is out of the traet of settlements at present, visited but now
and then by a band of wandering sealers. It might be proclaimed
as a park or domain where animals should not be molested under
any pretence whatever; in fact it should truly be a camp of refuge“.
— Was bis jetzt über den Erfolg dieser Massregel verlautet, klingt
ermutigend. Weder Schweine noch Weka’s (Ocydromus) bedrohen
hier das Brutgeschäft. Und ebenso fehlen Bienen, die den ein-
heimischen Vögeln gegenüber in entschieden bösem Geruch stehen.
Nur an Katzen fehlt es nicht auf der Hauturu-Insel, aber wir lesen
von auf deren Vertilgung gesetzten Preisen. Auch der östreichische
Forscher Andreas Reischeck hat, sehr neuseelandkundig, dieses Kapitel
vom Schutz der einheimischen Vögel mit Wärme aufgenommen und
seine Abhandlung: „Ein Schongebiet für Neuseelands Vögel“
(Schwalbe 1893, p. 23) erweckt unsere lebhafte Teilnahme. Grosse
Erfolge hat er bis jetzt nicht zu verzeichnen. Aber jedenfalls ge-
schah und geschieht hier wirksames. Leider sind der analogen Fälle
nur wenige. In seinem so interessanten Artikel über den Lyre-Bird
(Menura) spricht A. Newton die Hoffnung aus, dass man diesen
ausserordentlichen Vogel, „the nearly sole survivor apparently of
a very ancient race of beeings“ nicht aussterben lassen werde. Und
in der That bleibt man, so scheint es, dem gegenüber nicht ganz
passiv. (Dietion. of Birds p. 523.)
Es mag an dieser Stelle erwähnt werden, dass auf allen von
Frankreich occeupierten Inseln der Freundschaftsgruppe, also in erster
Linie auf Tahiti, die Jagd auf Vögel verboten ist. Ein Verbot,
welches ohne Zweifel in direktem Zusammenhange steht mit der
neuerlich von Garrett (lourn. Mus. Godeffr. XII, p. 133) bestätigten
Höchst Anziehendes über Menura bietet der Aufsatz „A week in the
wilds of Gippsland „Lyre-bird Shooting“ in „Nests and Eggs of Australian
Birds etc.“ by A. S. Campbell. Melbourne 1883, p. XIV,
9%
7)
36
Thatsache, dass dort verschiedene Arten einheimischer Vögel ganz
ausgestorben sind. Dies gilt für den reizendsten Vogel der Gruppe,
den kleinen blauen Papageien (Coriphilus tritianus) nach Garrett bis
jetzt nur von den Inseln Huaheine, Raiatea und Tahea, während die
Art auf Tahiti, Borabora, Maitea, Moorea und der Paumotu-Insel
Niau oder Greig-Island noch fortbesteht. Mit Coriphilus dryas der
Marquesas scheint es zu Ende zu gehen. Garrett traf 1876 diesen
Papageien dort nieht mehr an. (Vergl. Proceed. Z. G. 1877, p. 476).
Ob auf Neucaledonien etwas wie Vogelschutz existiert, wissen wir
nicht. Im Interesse von Rhinochetus, dem „Kagu“ wäre es zu
wünschen.
Wie sich übrigens selbst eine durch ungewöhnliche Schönheit
der Färbung ausgezeichnete Art auf der kleinsten Insel erhalten
kann, falls solche einsam gelegen und unbewohnt, das zeigt wohl
am schlagendsten der Papagei Coriphilus Kuhli. Es sind zwei sehr
kleine aber allerdings mit Vegetation bekleidete Atolle der Palmyra-
Gruppe, die Inseln Fanning und Washington (oder Newyork), auf
welchen ©. Kuhli beschränkt lebt. Beide sind unbewohnt und werden
nur gelegentlich von Partien besucht, die dort Cocosöl auspressen.
Die Insel Fanning liegt 2° 40' N. Br. und 159° 20' W. L. Die
Insel Washington liegt 4° 41' N. Br. und 160° 18' W. L. Die
Entfernung zwischen beiden beträgt 77 Seemeilen. Vergl. T. H.
Streets „Account of the N. H. of the Fanning Group of Island“:
U. St. Amer. Natur. XI., p. 66 und Proc. Z. G. 1876, p. 421. Auf
Fanning Island, nach dem Entdecker so benannt, wurde, so scheint
es, seit 1798 erst wieder 1882 von 8. N. Arundel gesammelt:
H. B. Tristram Ibis 1883, p. 46. Der schöne Papagei wird auf den
beiden genannten Inseln als „not uncommon“ bezeichnet.
Ob man es als Naturgesetz anerkennen soll, „that expiring
races of animals linger longest and find their last refuge on seagirt
islands of limited extent“ bleibt für uns eine offene Frage. Aber
das kann dem Leser schwerlich entgangen sein, dass es fast aus-
schliesslich gewisse Inseln und Insel- Komplexe*) sind, wo sich der
*, Noch immer bleibt eine grössere Anzahl von Inseln über, deren
Avifauna kennen zu lernen man wünschen möchte. Und mit besonderer Genug-
thuung begrüsst man jeden Fortschritt auf so interessantem Gebiete. Als
solchen betrachten wir die Forschungen, welche ganz kürzlich von Dr. W. L.
Abbott in der Inselwelt der madagascarischen oder lemurischen Subregion an-
gestellt worden sind. Zum ersten mal wird uns etwas ausgiebiger Kunde von
den Vögeln der prachtvoll bewaldeten Aldabra-Gruppe, namentlich auch von
Assumption-Island, das bis jetzt ebensowenig eines Ornithologen Fuss betrat
wie die beiden Glorioso-Inselchen (110 24' S. Br. und 470 24' O. L.), die
gänzlich unbewohnt und genügend mit Unterholz und Gebüsch bekleidet sind,
um eine eigene Zosterops-Art zu beherbergen. Ein ausführlicher Bericht über
die Sammlungen des Dr. Abbott, der auch die ornithologisch so gut wie un-
bekannten Amiranten in sich begreifen wird, ist im Druck nahezu vollendet.
Zunächst verweisen wir auf R. Ridgway U. St. Nat. Mus. vol. XVIL., p. 311.
Zu den ornithologisch interessanten Lokalitäten nenesten Datums zählt
auch die einsam-wüste Felseninsel Diego Ramirez oder Gough’s Island (14° 19'
S. Br. und 10° 0° 39" W,. L.) welche, obgleich nur bekleidet mit Moos und
wenigen verkrüppelten Bäumen einem durch Differenzierung flugunfähig ge-
wordenem Teichhuhn (Porphyriornis Comeri) zum Aufenthalt dient.
n
}
E:
37
Prozess des lirlöschens der einheimischen Vogelwelt in rascherem oder
langsamerem Tempo zu vollziehen droht, also zunächst Neuseeland, die
Hawaigruppe, die Maskarenen und Seychellen, sodann sehr wahrschein-
lich auch die Boningruppe. Dass in der interessanten und trotz gewisser
amerikanischer Züge so ganz und gar eigentümlichen, uns durch
Darwin zuerst erschlossenen Avifauna der vulkanischen Galapagos-
Inseln bis jetzt keine Lücken, ja kaum erhebliche Veränderungen*)
bemerklich geworden sind, ist merkwürdig genug und wird selbst
dadurch nicht genügend erklärt, dass mit Ausnahme von Chatham,
wo eine kleine Kolonie sich zu halten sucht, diese zum Teil grossen
Inseln — Albemarle ist 72 Seemeilen lang — bis zur Stunde un-
bewohnt blieben. Denn häufige Besuche von Whalern und Orchilla-
sammlern, die sich meistens das ebenso bequeme wie rohe Vergnügen
machen, der kleinen Landvögel so viele sie können zu töten, haben
zur ‘Folge gehabt, dass Katzen und Ratten dort längst heimisch ge-
worden sind. Was das aber bedeutet für die ornithische Ökonomie,
ist im Vorstehenden genügend betont worden. Schon 1868 schreibt
Dr. Habel (Newyork) „at the spring I saw a wild cat come down
to drink* und 1875 beobachtete Dr. Theodor Wolf**) auf Chatham
und Charles (Floreana) häufig verwilderte Katzen, grosse, schöne,
rein schwarze Tiere, die sich in dem rauhesten Lavageklüft nahe
dem Meere aufhalten. Auch Alexander Agassiz***) nennt Katzen
unter den verwilderten Haustieren des Archipels. Dass die Ratte
„sich daselbst nur zu sehr vermehrt hat“ bezeugt allein Dr. Wolf.
Dass aber weder die wiederholten Versuche zu kolonisieren, noch
das häufige Anlegen von Schiffen, noch die massenhaft- verwilderten
Haustiere aller Art die wundersame Zahmheit der Landvögely) auch
nur im geringsten beeinflusst haben, das zu betonen hat keiner der
Galapagos - Reisenden vergessen. „Nur sehr langsam — schreibt
Wolf 1875 — gewöhnen sich die Vögel daran, den Menschen instinkt-
*) Wenn Robert Ridgway am Schluss seiner vortrefflichen Bearbeitung
der von den Gelehrten der „Albatross-Expedition“ auf den Galapapos-Inseln
gesammelten Vögel (Proc. U. St. Nation. Mus. vol. XII) schreibt: „Many
changes in the Birdfauna of these islands have doubtless been wrought by
the haud of man, through destruction of birds for food and disturbance by the
introduction of domestie animals etc.“, so entbehrt dieses „doubtless“ bisher
jeder Begründung durch thatsächliche Beobachtung. Dass aber die von Ridgway
anticipierten „Veränderungen“ schliesslich nicht ausbleiben werden, wenn der
kultivierende Mensch sich erst viel weiter ausgebreitet haben wird über den
Archipel der Schildkröten-Inseln, das ist allerdings zweifellos gewiss.
**) „Ein Besuch der Galapapos-Inseln“ Heidelberg 1379 in „Vorträgen
für das deutsche Volk etc.“
***) Von dieser ausserordentlichen Erscheinung war bereits die Rede auf
S. 4. Wir mögen es uns aber nicht versagen hier wiederzugeben, was Alexander
Agassiz von der Albatross-Expedition (1891) berichtet: they did not seem in the
least affected by owr presence, and while we halted, some of them rested on
the shoulders and hats of some members of the party. On all sides finches and
thrushes paid no attention to us and a number could readely have been caught
with a butterfiynet or even a hat“.
+) „Gener. Sketch. of the Exped. of the „Albatross“: Cambridge U. St.
Am. 1892, p. 50: The Galapagos-Island. (Bullet. Mus. Compar. Zool. Harwood
Coll. vol. XXIII.)
38
mässig zu fürchten und zu fliehen, aber noch langsamer scheinen sie
den erblich gewordenen Instinkt wieder zu verlieren. Auf Floreana
und Chatham werden die Vögel seit Jahrhunderten von Menschen
viel verfolgt und doch sind sie noch nicht klüger geworden, während
die Seevögel noch gerade so scheu sind wie ihre von der Küste
eingewanderten Vorfahren. Und so bleiben sie scheu auch auf den
Inseln des Archipels, wo sie nie zuvor einen Menschen gesehen haben“.
Die grossen Kontinente liefern zu dem uns beschäftigenden Thema
nur sehr vereinzelte Beiträge. Ehe der letzte Ploceide Afrikas sein Leben
ausgehaucht haben wird, dürfte immerhin noch einige Zeit vergehen.
Dass sich aber bei den sich progressiv verändernden kulturellen
und eivilisatorischen Einflüssen, wie solche jetzt von allen Seiten
her in den dunkeln Weltteil Lieht zu tragen forciert werden, Ver-
schiebungen in der Ornis desselben vollziehen müssen, kann keinem
Zweifel unterliegen. Die capische Vogelwelt, wie Levaillant und
Lichtenstein solche kannten, dürfte in ihrer Iutegrität schwerlich
noch existieren.*) 2
Das asiatische Festland blieb bis jetzt von Ahnlichem voll-
ständig unberührt. Dasselbe kommt eigentlich für unser Thema
garnicht in Frage. Wir wüssten nicht von einer einzigen Vogelart
zu melden, deren Fortbestehen bedroht erschiene. Was aber die
Papualänder, also Neuguinea und dessen Inselwelt betrifft, so bleibt
es gewiss merkwürdig, dass nachdem seine Paradiesvögel durch Jahr-
hunderte hindurch ein schwunghaft betriebener Exportartikel gewesen
sind, keine Erschöpfung in demselben bemerklich wird. Tausende
und aber Tausende dieser prachtvollen bizarr-vielgestaltigen Vögel sind
ausgeführt worden, seitdem als der erste Maximilianus Transylvanus*)
*) Bei Schlussfolgerungen auf diesem Gebiete ist übrigens Vorsicht
dringend geboten. Nichts lag z. B. anscheinend näher als die Annahme, dass
auf der riesigen Tiefebene von Batavia, wo Canalisation, Anlage von Culturen,
Strassen, Dämme, Eisenbahnen die gewaltigsten Veränderungen in den Terrain-
verhältnissen zur Folge gehabt haben, die Ornis nicht wohl dieselbe geblieben sein
konnte, welche sie zur Zeit Boje’s uud Horsfield’s gewesen war. Aber von
hochkompetenter Seite lautet, was wir erfalıren, dahin, dass von ausgedehnten
Sümpfen und Jungle-Beständen immerhin noch soviel übrig geblieben ist, dass
die ältere Vogelwelt weder verdrängt noch zur Anpassung an neue Verhältnisse
gezwungen zu werden braucht. „Selbst Verschiebungen, ro schreibt unser
Gewährsmann, Herr J. Büttikofer, können nur ganz lokaler und beschränkter
Art sein“. Dass also z. B. an Stellen, wo die Cultur sich ein Stück Sumpf
oder Wildnis erobert hat, gewisse Arten von Feld- und Campongbewohnern ihren
Einzug gehalten haben, während frühere Inhaber, namentlich Sumpfvögel sich
zurückziehen mussten. Büttikofer glaubt nicht, dass auch nur eine einzige Art,
die früher die Batavia-Niederung bewohnte, heute daselbst nicht mehr anzutreffen
sei oder auch nur seltener geworden sein sollte.
*) De Moluceis insulis itemque aliis pluribus mirandis, quae novissima
Castellanorum navigatio Seren. Imper, Caroli V. auspiciis suscepta, nuper invenit:
Maximilianus Transylvanıs ad rever. Oardinalem Salzburgensem epistola lectu
erquam jucunda. 12 mo. Coloniae M. D. XXIIL., mense Januario. (29 Seiten.)
Die sehr selten kleine Schrift befindet sich in der Göttinger Bibliothek. Eine
gute englische Übersetzung in: Lord Stanley of Alderley. The first voyage
round the word by Magellan ete, London 1878, p. 179. Sowie in „Henry
Stevens“ Johann Schöner etc. ed. by C. H. Coote, London 1888.
39
ein junger Mann, der um die Zeit der Ankunft der Überlebenden
von Magellan’s Weltumsegelung als Sekretär Kaiser Karl’s V, am
spanischen Hofe verweilte, in einem Brief an den Kardinal von
Salzburg über die avicula dei (Mamuco-diata) pulcherrima, sancta, in
paradiso orta etc. berichtete und ihm eins von den fünf mitgebrachten
Exemplaren schickte „quod ejus raritate et pulchritudine delectetur“
— Pigafetta ist etwas später. Vergl. darüber A. Newton Diet. of
Birds, p. 37. Es wäre übrigens durchaus nicht undenkbar, dass
schon weit früher Paradiesvögel durch östliche Händler nach Europa
gelangt wären.
Das grosse Festland Australien „das Land der Encalypten
und der Känguru’s“ will uns gewissen Möglichkeiten gegenüber in
dem Bestande seiner so interessanten und eigenartigen Vogelwelt
darum nicht genügend gesichert erscheinen, weil das wasserlose
wüstenartig sterile Innere den vor der Kultur zurückweichenden
Arten der Küstengebiete die nötige Sicherheit der Zuflucht nicht
gewährt. So z. B. scheint man für den Leierschwanz (Menura) zu
fürchten. In dem schon erwähnten reizenden Buche von A. 8.
Campbell: Nests and Eggs of Australien Birds (Melbourne 1883)
heisst es auf S. V.: „shortly it will only be found in the fastnesses
of the Gippsland Monntains, except owr legislature intervenes“.
Und etwas später lesen wir, dass der „governor of council‘“ den
Leierschwanz wenigstens doch dem Jagdgesetz unterstellt hat. Auch
der Emu scheint, soll er nicht vieler Orten eingehen, gesetzlichen
Schutzes dringend zu bedürfen.
Amerika hat grosse und schwere Verluste zu verzeichnen in
den Annalen seiner Ornithologie. Auf der nördlichen Hälfte des
Weltteils vollziehen sich unter unseren Augen verderbliche Vor-
gänge, die unsere Beachtung um so mehr verdienen, als es kaum
möglich zu sein scheint, ihnen zu steuern. Uber Camptolaimus
labradorus, Tympanuchus cupido, Conurus carolinensis und Picus
prineipalis wurde eingehend berichtet. Aber wo blieben die Millionen-
flüge, ‚the untold millions‘“ der Wandertaube! Wenige Jahre haben
genügt, die Art aufs tiefste zu reduzieren. Und was verlautet über
das Engros-Einfangen dieser Taube mit Netzen genügt nicht halb zur
Beantwortung dieser Frage. Auch A. Newton in seinem Dictionary
of Birds entzieht sich dem Versuch einer Erklärung.
„Ihe present condition of some of the Bird Rookeries (Brut-
colonien) of the Gulf Coast of Florida by W. E. Scott betitelt sich
eine sehr bemerkenswerte grössere Arbeit! in der Zeitschrift „The
Auk“ von 1887. Ein mehrwöchentlicher Ausflug ‚to investigate
matters ornithological“ führt zu den verhängnisvollsten Resultaten.
Anlässlich einer vormals blühenden jetzt total ruinierten Kolonie von
Ardea rufescens lesen wir „I do not know of a more horrible and
brutal exhibition of wanton destruction then that I witnessed here‘
Hunderte alter Vögel lagen da erschlagen, Tausende von Eiern zer-
brochen! Mehr als 50 Händler in den Städten Florida’s vertrieben
Vogelfedern zu dekorativen Zwecken, wobei zumeist die verschiedenen
Reiherarten gesucht werden. Man lese aufmerksam bei Scott, in
welchem Umfange dieses schändliche Gewerbe betrieben wird und
man wird den sicheren Eindruck gewinnen, dass es sich für die
stattlichen Ardeiden und Seeschwalben Florida’s um „Sein oder
Nichtsein“ handelt. — An dieser Stelle mag denn noch erinnert
werden an das rätselhafte Verschwinden zweier Audubon’scher Arten.
Von dessen Regulus Cüvieri (1 Ex. am Schuylkilltluss in Pensylvanien)
und dessen Sylvicola carbonata (2 Ex. 1811 in Kentucky) ist seit
den genannten Daten keine weitere Kunde auf uns gekommen. Alles
Forschen nach ihnen war vergeblich.
Etwas älteren Datums sind gewisse zuverlässig beglaubigte
Vorgänge, deren Schauplatz Westindien ist und die wir in der Haupt-
sache den oben zitierten Arbeiten A. Newton’s entnehmen. (Man
vergl. Eneyel. Brit. Ornith. p. 733 und Dietion. of Birds p, 219)
Man braucht nur, schreibt dieser, die frühesten Reisen nach den
Antillen und selbst die innerhalb der letzten hundert Jahre aus-
geführten zu lesen, um zu gewahren, dass auf denselben viele Vögel
angetroffen wurden, die zur Zeit nicht mehr existieren. Ledru
(Voy. aux iles de Teneriffe ete. II. p. 29) giebt ein Verzeichnis
der Vögel, welchen er auf den Inseln St. Thomas und St. Croix
begegnete. Von den vierzehn Arten die er nennt, sind 8 total ver-
schwunden. Eine der überlebenden, ein Papagei (Conurus xantho-
laemus) lebt jetzt beschränkt auf eine isolierte Hügelspitze und ist
so selten, dass die Einwohner von seiner Existenz nichts wussten.
Newton betrachtet diesen Vogel als „verging upon exstinetion“. Auf
den Inseln Gouadeloupe und Martinique waren früher nach Gujon
(Compt, rend. LXIII. p. 589) 6 verschiedene Papageien anzutreffen,
die zur Zeit sämtlich als erloschen zu betrachten sind. Ob Ara
trieolor, ein Papagei von dem vor Jahren Gundlach eine Anzahl in
den südeubanischen Sümpfen erlegte, dort jetzt noch existiert, darf
bezweifelt werden. Und ebenso unwahrscheinlich ist es, dass die
„Mackaw’s“, die nach Gosse und March früher in Jamaika nicht
selten waren, noch jetzt daselbst leben sollten. Seit 25—30 Jahren
hat nichts von ihnen verlautet. Es ist uns aufgefallen, dass Charles
B. Cory in seiner sehr fleissigen Arbeit über die Vögel Westindiens
(„Auk“ 1886) 15 Papageiarten als zur Zeit lebend aufzählt, ohne
auch nur bei einer derselben der Gefahr des Erlöschens zu gedenken. *)
Was Öentral- und Südamerika betrifft, so ist uns kein Fall
bekannt geworden, der von irgend welcher Bedeutung für die uns
beschäftigende Frage wäre. Dass bei der andauernden Manie
für Zierfedern Prachtvögel wie der Quesalt und die verwandten
Pharomachrusarten anscheinend keine Abnahme zeigen, ist merk-
würdig genug.
Und Europa? nun, kein aufmerksamer Freund der einheimischen
Ornis wird sich der Wahrnehmung verschliessen können, dass die
Umgestaltung des Terrains im Laufe der Zeit, also Veränderungen
in den Kulturverhältnissen und den Bedingungen des Milieu nicht
nur Verschiebungen des Vogelbestandes sondern auch häufig eine
40
*) Bei dieser Arbeit sind die Inseln Tobago und Trinidad nicht einbegriffen.
Zac ud
F 41
Abnahme desselben herbeigeführt haben. „Es ist eine traurige
Thatsache — schreibt ein Beobachter in der „Schwalbe“ von 1892
— dass seit einigen Jahren die ostfriesische Küste immer ärmer
wird an Sumpfvögeln“ — Wir verweisen beispielsweise auf @.
v. Bekessi „Einiges über den Schutz und die Abnahme unserer
Kleinvögel“ Schwalbe 1892, p. 140. Sodann auf A. v. Homeyer
„Neuvorpommern und Rügen vor 50 Jahren und jetzt“ in Ormnith.
Monatsber. 1893, p. 8. Ferner auf B. Altum „Der Vogelschutz“
„Schwalbe“ Jahrg. XIV. p. 155. Und in der That sind neuerdings
vereinte Kräfte thätig und eifrig darauf bedacht, dem bedrohten
Vogel Schutz und damit uns die Beruhigung unseres ornithologischen
Gewissens zu sichern. In K. Th. Liebe’s Schriften findet dieses
Kapitel eingehende Berücksichtigung: Leopold. Heft XXIX. (M.
Fürbringer Verz. d. Schrift. Liebes). Wir zitieren noch Rep. from
the Select Comm. on Wild Birds Proteetion ete. (House of Commons)
1873 App. p. 188—193. Es berührt wohlthuend zu lesen, was
Dr. O. Finsch (Reise nach Westsibirien p. 39) von dem Vogelschutz
und der vogelfreundlichen Toleranz erzählt, von welcher er in den
Dörfern zwischen Perm und Kasan Zeuge war. Für die Staare sei
dort z. B. viel besser gesorgt als in Deutschland und die auf den
Bäumen um die Kirche herum selten fehlenden störend-geräusch-
vollen Brütkolonien der Saatkrähe erfreuten sich der liebevollsten
Duldung.
Dennoch fehlt es nicht ganz an unliebsamen Vorkommnissen-
So z. B. wird man mit vieler Teilnahme lesen, was in der „Zeit’
schrift für Fischerei und deren Hülfswissenschaften 1894“ Heft 1
Dr. O0. Finsch über den Wasserstaar, den wildeinsamen Liebling
aller vaterländischen Vogelfreunde mitteilt. Dass also durch ein
denkbar unsinniges Vorgehen der badischen Behörden ein Preis auf
die Erlegung eines solchen als eines die Fischzucht schädigenden
Vogels gesetzt wurde. Infolge dessen seien dann im Laufe eines
Jahres 632 Stück eingeliefert worden; nun, die Bewilligung von
Prämien aus Staatsmitteln für die Erlegung von Wasseramseln ist
rückgängig gemacht worden. Dass aber Cinelus auch anderer Orten
wie z. B. im Riesengebirge in rascher Abnahme begriffen ist, davon
konnte sich Finsch kürzlich selbst überzeugen. Schade um den
reizenden Vogel: Wir denken gern zurück an einen herrlichen
Julimorgen, wo wir — es war auf einer Fussreise mit Alfred Brehm
— an dem kleinen Hochsee inmitten des Adersbacher-Felsen den
Wasserschwätzer brütend antrafen: doch weiter.
Aus einer Note von W. E. Clarke „On the perseeution of the
great Skua (Lestris catarrhactes)“ erfahren wir, dass auf den Färoer
die grosse Raubmöve als Brutvogel zu verschwinden droht, Die
Foula-Kolonie, die grösste in Europa, hat durch das unkontrolierte
Wegnehmen der Eier am schwersten gelitten: Ann. Scott. Nat. H.
1894, p. 8.
In Italien scheint für unsere daselbst so lange schonungslos
verfolgten Lieblinge eine neue und bessere Aera kaum noch mehr
als in votis zu sein. „Ebensowenig wie die Blumen, schrieb 1864
TR ren,
42 ä
Vietor Hehn, haben in den Augen des Italieners die Vögel im Himmel
oder auf den Zweigen ein Recht auf Dasein. Er schiesst sie ohne
Erbarmen weg oder fängt sie in Netzen oder Fallstrieken ab, sie
mögen so schön singen wie sie wollen, rupft und brät sie, sie mögen
auf der Schüssel nicht grösser erscheinen als Nüsse und verzehrt
sie behaglich mit knirschenden Zähnen“. — Unauslöschlich hat sich
unserem Gedächtnis ein Schauspiel eingeprägt, dessen der gefühl-
volle Ornitholog im Frühsommer 1869 allmorgentlich froh werden
konnte. Auf einem Vietualienstande unweit des „Falcone“ lagen
ganze Haufen kleiner Grallatoren und Singvögel, zumeist Ammern,
aufgeschichtet und neben etlichen Stachelschweinen aus der Campagna
baumelten festonartig arrangirt Ohr- und Schleiereulen. *)
Zur Zeit steht es, wie uns Graf Tommaso Salvadori aus Turin
schreibt etwa so: Es bestehen in Italien allerdings Schutzmassregeln
für die Vögel im allgemeinen, keine aber für die Kleinvögel ins-
besondere: So dass während der Jagdzeit ein Jeder nach Belieben
schiessen darf, was immer ihm vor den Lauf seines Gewehres kommt.
Ausgenommen ist dabei natürlich Privatbesitz, wo nur der Eigen-
tümer dazu berechtigt ist. Die Jagdzeit dauert in Jtalien von Mitte
August bis Ende Dezember. Wasservögel dürfen bis zum 15. März
geschossen werden. Wachteln in Süd- und Mittelitalien vom 15. April
bis zum 20. Mai. Im allgemeinen steht fest, dass Prohibitiv-Gesetze
in Norditalien ziemlich gewissenhaft befolgt werden, dass es aber in
Süditalien noch an Allem und Jedem darauf bezüglichen fehlt.
Salvadori scheint übrigens wenig Vertrauen zu setzen in die
Wirksamkeit von Massregeln zum Schutz und zur Hebung des
Bestandes der Vögel in einem Lande, wo das rapide Dahinschwinden
des Waldes vor der stetig fortschreitenden Agrikultur deren eigent-
lichster Feind ist.
Es lag in der Absicht dieser Zusammenstellung thatsächlichen
Materials einem zwar sehr interessanten aber keineswegs allgemein
bekannten und noch weniger erschöpften Thema ein vermehrtes
Mass von Teilnahme zuzuwenden. Das Schlussergebnis unserer
Betrachtungen ist wie schon bemerkt kein günstiges. Ebensowenig
wie es möglich sein wird, der sich fortschreitend ausdehnenden, das
Leben des Vogels in seinem angeborenen Element störenden, behin-
dernden und einschränkenden Kultur Einhalt zu gebieten, ebenso-
*) Wir können nicht umhin aufmerksam zu machen auf den kürzlich
erschienenen dritten Jahresbericht des „Deutschen Bundes zur Bekämpfung des
Vogelmassenmordes für Modezwecke“ (Wiesbaden 1895). Dieser Verein zählt
mehrere tausend Mitglieder. In einem einleitenden Vorwort schildert die „A.
Engel“ unterzeichnete Verfasserin im Tone gerechten Unwillens und edler
Entrüstung den empörenden Unfug, dessen sich der Italiener, der ärmste wie
der reichste, den kleinen Vögeln gegenüber schuldig macht. Wenn der Ingrimm
die Schreiberin bisweilen zu etwas starken Ausdrücken verleitet, so erscheint
uns doch, was sie an Beispielen und Beweisen vorbringt, durchaus glaubwürdig.
Im Übrigen konnte als unausbleiblich notwendig nach so schwindelhafter Über- |
treibung die Reaktion nicht ausbleiben und es scheint sich, wenn wir recht |
unterrichtet sind, denn auch wirklich in der Verwendung von Vogelhäuten und
Vogelfedern zu Modezwecken eine hocherfreuliche Abnahme zu vollziehen.
43
wenig werden alle Schutz- und Schonungsmassregeln, sollten sie auch
noch so geschiekt und konsequent ausgeführt sein, es verhindern
können, dass nicht schliesslich viele Arten von dem sie zur Zeit nur
erst bedrohenden Verhängnis ereilt werden. Dass einige wenige
sehr bemerkenswerte Ausnahmen vorkommen von dem, was die
Regel zu sein scheint, ist im Vorstehenden nach Gebühr gewürdigt
worden. Möchte doch das gute Beispiel von Anpassung und Selbst-
hülfe, welches mit so glänzendem Erfolge Diduneulus gegeben hat,
mehr und mehr Nachahmer finden.
List of North American
Enpterotidae, Piilodontae, Thyatiridae, Apatelidae and Agrolidae,
By
A. Radeliffe Grote A. M.
Preface.
The family name Agrotidae is proposed instead of the usual
term Noctuidae, since the generie title Noctua is preoccupied.
The subfamilies Catocalinae and Deltoidinae are not given. No
thorough rearrangement has been possible from want of material,
above all in the absence of a knowledge of the earlier stages. The
present List aims to give the proper application of the oldest generic
names and to fix the exact types. It also correets Mr. J. B. Smith’s
Catalogue of 1893 in detail and rejects the incorreet names „Feltia
subgothica“, and „Mamestra cristifera* proposed by this writer.
The name „Feltia“ was improperly described and is in any event
a synomym, while the species itself is not identieal with the
European Agrotis subgothiea of Haworth; our species should
be known as Agrotis(Agronoma) jaculifera Guende. Mr. Smith’s
compilation chiefly differs from my earlier works in the restitution
of additional names irrecognisably founded by Mr. Walker, based on
a comparison of „types“ in the eolleetion of the British Museum
after the material had been rearranged by Mr. Butler. I have shown,
Can. Ent. XXVI, 143, the absolute proof, that the speeimen originally
described by Walker as „Aecronyeta cristifera* is not the
specimen now shown as Walker’s type. Not only does Walker’s text
positively eontradiet the reference, but my notes, written while the
original speecimen was in place, cover Walker’s text as far as they
g0. The speeimen now shown as Walker’s „type“, is, on the other
hand, to a certainty, the „type“ of Mr. Walkers „Mamestra
brassicae“, a species not oeeurring in North America, but formerly
taken into our lists on the strength of this erroneous identification
of our Mamestra lubens with the European form, to which it bears
a casual resemblance. Since a considerable number of Walker’s
„types“ had been originally examined by me and his names so far
restored, my references having been generally confirmed by Mr, Smith,
45
I have here adöpted as correct almost all the fresh references. For
what is needed is agreement and a clear synonymy, although the
application of any of Mr. Walker’s names to our species is very
rarely warranted by the description published. Where the text,
however, distinetly contradiets the „types“ now exhibited, the latter
should be rejected as spurious, since a speecifie title is founded in
literature, not, as Mr. Smith would have us believe, in a labelled
specimen. There is room for error occasioned by the shifting of
the original material by Mr. Butler; consult alsoMr. Tutt’s observations,
Can. Ent. XXVI, 228. When Icommenced work in 1862, not a dozen
species of Owlet Moths were named in any colleetion, publie or
private, in North America. Twenty years later, in 1882, I issued
a list of over 1400 names, most of which had been identified by
me, many figured and nearly half originally deseribed. For the present
arrangement of the Ptilodontidae lam indebted to the able work
of Neumoegen and Dyar. I add this note to my finished manuseript
February 7%, 1895, expressing at the same time my thanks to
Mr. D. Alfken of the Bremen Museum for his kind assistance. I
am indebted to the kindness of Mr. Harrison G. Dyar for notes on
two speeies of which my original descriptions were lost. For the
superfamily Noctuina of Dyar I propose the term Agrotina.
Fam. Eupterotidae.
— Eupterotae Hübn. 1818.
Subfam. Apatelodinae N. & D. 1894.
Gen. Apatelodes Pack. 1864.
Type: A torrefacta.
1. torrefacta Abb. & Sm. Canada to Gulf States.
var. floridana Hy. Ed.
2. angelica Grt. Canada to Gulf States.
hyalinopuncta Pack.
var. indistineta Hy. Ed.
Fam. Ptilodontidae.
— Ptilodontes Hübn. 1806.
— Notodontidae Auet.
Family type: Ptilodon camelina L.
Subfam. Ptilodontinae.
— Notodontinae N. & D. 1894.
Gen. Notodonta Ochs. 1810.
— Peridea Steph. 1828.
1. elegans Streek. Canada; Northern States; Rocky Mts.
var. grisea Streck.
notaria Hy. Ed.
2. stragula Grt. Atlantie States to Rocky Mts.; California.
var. manitou N. & D.
var. pacifica Behr.
10
oO 0%
46
. georgica H.-Sch. Atlantie States to Rocky Mts.
var. tortuosa Tepp.
Gen. Nadata Walk 1855.
= || Alastor Bdv. 1869.
Type: N. gibbosa.
. gibbosa Abb. & Sm. Canada to Gulf; Rocky Mts.; California.
var. doubledayi Pack.
var. rubripennis N. & D.
var. oregonensis Butl.
var. behrensii Hy. Ed.
Gen. Hyparpax Hübn. 1824.
Type: H. aurora.
‚„aurora Abb. & Sm. Middle States to Gulf.
rosea Walk. (Sangata).
venusta Walk. (Dryocampa).
. venus Neum. Colorado.
. perophoroides Streck. (Cosmia.) Florida.
aurostriata Graef.
var. tyria Sloss.
an 2 aurora A. & S.?
Gen. Symmerista Hübn. 1818.
— Edema Walk. 1855.
. albifrons Abb. & Sm. Canada, southward.
. albicosta Hübn. Canada, southward.
. packardii Morr. Texas.
Gen. Nerice Walk. 1855.
Type: N. bidentata.
‚ bidentata Walk. Eastern to Middle States.
Gen. Cerura Schrank 1802.
Andria Hübn. 1806.
Harpyia Ochs. 1810.
Pania Dalm. 1823.
Dieranura Bdw. 1829.
2. multiscripta Riley. Middle and Western States.
3. seitiscripta Walk. Western and Southern States.
eandida Lintn.
14. oceidentalis Lintn. Canada, southward.
. scolopendrina Bdv. Canada, southward.
aquilonaris Lintn.
var. albicoma Streck.
‚ modesta Hudson. Eastern and Middle States.
. borealis Guerin. Canada, southward.
. einerea Walk. Canada to California.
var. einereoides Dyar.
var. placida Dyar.
var. nivea Neum.
paradoxa Dyar.
meridionalis Dyar.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
47
Gen. Melalopha Hübn. 1806.
Type: M. curtula.
—= lchthyura Hübn. 1818.
—= Clostera Steph. 1828.
albosigma Fitch. Canada; Atlantic States to Rocky Mts.
var. specifica Dyar.
alethe Neum.& Dyar. California.
brucei Hy. Ed. Northern Atlantic States to Rocky Mts.
multnoma Dyar. Pacifie Northwest.
apicalis Walk. Canada to California.
vau Fitch.
indentata Pack.
ornata G. & R.
incarcerata Bdv.
var. astoriae Hy. Ed.
var. bifiria Hy. Ed.
inclusa Hübn. Canada to Florida.
americana Harris.
var. inversa Pack.
palla French.
var. jocosa Hy. Ed.
strigosa Grote. Eastern States.
luculenta Hy. Ed. Western States.
inornata Neum. Southwestern States to Mexico.
Gen. Gluphisia Bdv. 1829.
Type: G. crenata.
septentrionalis Walk. Canada to Pacific Northwest.
clandestina Walk.
trilineata Pack.
var. ridenda Hy. Ed.
var. quinquelinea Dyar.
formosa Hy. Ed. Middle States to Mexico.
albofascia Hy. Ed. Utah to Southern California.
wrightii Hy. Ed. |
var. rupta Hy. Ed.
Gen. Eumelia Neum. 1893.
Type: E. danbyi.
lintneri Grote. Northern States.
severa Hy. Ed. Eastern States to California.
var. danbyi Neum.
var. avimacula Huds.
var. slossonii Pack.
Gen. Pheosia Hübn. 1818.
Type: P. dictaea.
— Leiocampa Steph. 1828.
dimidiata H.-S. Canada south and west to California.
rimosa Pack.
ealifornica Stretch.
34.
a7.
. angulosa Abb. & Sm. Middle and Southern States.
39.
48
portlandia Hy. Ed. Paeifie Northwest.
descherei Neum.
Gen. Chatfieldia Grt. 1895.
Type: C. basitriens,.
. simplaria Graef. Northern States.
36.
basitriens Walk. Northern States.
Gen. Lophodonta Pack. 1864.
Type; L. ferruginea.
ferruginea Pack. Northern States
Gen. Ptilodon Hübn. 1806.
Type: P. camelina.
—= Lophopteryx Steph. 1828.
capucina Linn. Europe; Atlantie States.
camelina L.
americana Harvey.
Gen. Datana Walk. 1855.
Type: D. ministra.
40. angusi G. & R. Atlantie States westward.
41. ministra Drury. Atlantic States westward.
42. californica Riley. California.
43. drexelii Hy. Ed. Northern States.
44. major G. & R. Middle and Southern States.
45. palmii Beutn. Atlantie States westward.
46. tloridana Graef. Middle and Southern States.
47. modesta Beutn. Florida.
48. perspieua G. & R. Atlantie States west to Montana.
49. robusta Streck. Texas.
50. integerrimaG. & R. Atlantic States westward.
51. econtracta Walk. Atlantic States westward.
Gen. Eunystalea Grt. 1895.
Type: E. indiana.
52. indiana Grote. Florida.
Subfam. Heterocampinae N. & D. 1894.
(ren. Ianassa Walk. 1855.
Type: I. lignieolor.
— Xylinodes Pack. 1864.
— Phya Druce 1887.
53. lignieolor Walk. Atlantie States.
virgata Pack.
ligenigera Walk.
54. coloradensis Hy. Ed. Colorado.
(ren. Dasylophia Pack. 1864.
Type: D. anguina.
55. anguina Abb. & Sm. Eastern States to Florida.
cueullifera H.-S.
punetata Walk.
cana Walk.
var, puntagorda Sloss.
49
56
62.
63.
64.
65.
66.
67.
thyatiroides Walk. Canada; Northern States.
interna Pack.
tripartita Walk.
signata Walk.
Gen. Schizura Doubld. 1841.
Type: S. ipomoeae.
— Ü0edemasia Pack 1864.
— Coelodasys Pack. 1864.
— Hatima Walk. 1865.
. eoneinna Abb. & Sm. Canada; Atlantie States to California.
‘ semirufescens Walk. (Edema.)
salieis Hy. Ed. (Heterocampa.)
riversii Behr. (Dryocampa.)
. nitida Pack. Atlantie States.
badia Pack. (Oedemasia.)
significata Walk. (Heterocampa.)
. eximia Grt. Northern States; Pacific Northwest.
var. perangulata Hy. Ed. Colorado; Utah.
. leptinoides Grt. Eastern and Middle States.
mustelina Pack. (Cecrita.)
. unieornis Abb. & Sm. Canada; Atlantie States to California.
edmandsii Pack. (Coelodasys.)
humilis Walk. (Edema.)
conspecta Hy. Ed. (Heterocampa.)
ipomoeae Doubld. Atlantie States; Pacifie Northwest.
biguttatus Pack. (Coelodasys.)
confusa Walk. (Drymonia.)
ducens Walk. (Heterocampa.)
corticea Walk. (Heterocampa.)
compta Walk. (Heterocampa.)
nigrosignata Walk. (Heterocampa.)
var. einereofrons Pack. (Coelodasys.)
ustipennis Walk.
telifer Grt. Southern States.
var. praec. ?
apicalis G. & R. Northern States.
Gen. Euhyparpax Beutn. 1893.
Type: E. rosea.
rosea Beutn. Colorado.
Gen. Heterocampa Doubld. 1841.
Type: H. astarte.
astarte Doubld. Florida.
varia Walk.
menas Harris. (Stauro pus.)
umbrata Walk. Atlantie States.
semiplaga Walk.
pulverea G. & R. (Heterocampa.)
athereo Harris. (Stauropus.)
Mai 1895. XIV, 4.
68.
69.
70.
11.
72.
73.
74.
75.
76.
18,
78.
79.
50
chapmani Grt. Florida.
lunata Hy. Ed. Colorado to Mexico.
plumosa Hy. Ed. (Lophodonta.)
dardania Druce. (Heterocampa.)
obliqua Pack. Atlantie States.
var. trouvelotii Pack.
brunnea G. &R.
subrotata Harvey. Southern States.
celtiphaga Harv.
belfragei Grt. Texas.
Gen. Lochmaeus Doubld. 1841.
Type: L. manteo.
— Tadana Walk. 1855.
manteo Doubld. Atlantie States.
cinerascens Walk. (Tadana.)
subalbicans Grt. (Heterocampa.)
Gen. Ceerita Walk. 1855.
Type: C. guttivitta.
guttivitta Walk. Atlantic States.
albiplaga Walk.
mucorea H.-S. (Drymonia.)
harrisii Pack. (Coelodasys.)
indeterminata Walk. (Drymonia.)
biundata Walk. Atlantie States.
olivatus Pack. (Lochmaeus.)
viridescens Walk. (Stauropus.)
mollis Walk. (Heterocampa.)
Gen. Seirodonta G. & R. 1868.
Type: S. bilineata.
bilineata Pack. Atlantic States.
turbida Walk. (Heterocampa.)
associata Walk. (Edema.)
ulmi Harris. (Notodonta.)
Gen. Misogada Walk. 1865.
Type: M. sobria.
einerea Pack. “ Atlantie States.
unicolor Pack. (Lochmaeus.)
marina Pack. (Lochmaeus.)
sobria Walk. (Misogada.)
Gen. Litodonta Harvey 1876.
Type: L. hydromeli.
hydromeli Harvey. Texas.
var. fusca Harvey.
Gen. Maerurocampa Dyar 1893.
Type; M. marthesia.
marthesia Cram, Atlantie States,
tessella Pack. (Lochmaeus.)
turbida Walk. (Gerura.)
elongata G.& R. (Heterocampa.)
51
Gen. Ellida Grote 1876.
Type: E. gelida.
80. caniplaga Walk.*) Canada; Northern States,
transversata Walk. (Edema.)
gelida Grt. (Ellida.)
Fam. Thyatiridae.
Grote, Proc. Am. Phil. Soe., XXI, 1883.
Family type: Thyatira batis L.
= || Cymatophorina H.-S.
Gen. Habrosyne Hübn. 1818.
Type: H. derasa.
= Gonophora Bruand.
1. seripta Gosse. Canada; Atlantic States westtoColorado.
abrasa Gn.
2. chatfieldii Grt. Alaska; Pacifie Coast.
derasa ur. Ed.
Gen. Pseudothyatira Grt. 1864.
Type: P. eymatophoroides.
3. eymatophoroides Gn. Canada; Atlantic States to New Mexico.
var. expultrix Grt.
Gen. Euthyatira Sm. 1891.
Type: E. pudens.
4. pudens Gn. Canada; Labrador; Atlantie States.
var. anticostiensis Grt.
Gen. Persiscota Grt. 1895.
Type: P. lorata.
. lorata Grt. Washington.
. semieirceularis Grt. Washington.
. candida Sm. „Florida“.
Gen. Bombyeia Hübn. 1818.
Type: B. or.
— || Cymatophora Auct.
8. improvisa Hy. Ed. Washington.
9. tearlei Hy. Ed. „California“.
a Korsı!
*) The species deseribed by Hy. Edwards as Stretchia plusiiformis,
I have originally referred to the Agrotid genus Perigrapha. In their
synonymic revision of bombyeine Moths, Neumoegen & Dyar credit Hy.
dwards, exclusive of varieties, with 33 species against 38 synonyms; Walker
with 35 species against 54 synonyms; Packard with 34 species against 32
synonyms; Grote (incl. G. & R.) with 72 species against 29 synonyms. The
Americans had a more ideal motive for their work, since, according to Smith,
Walker received a shilling a piece for his deseriptions, the Latin thrown
in, but the synonyms paid for in specie as good species. For a list of
the North American Platypterygidae, Saturniidae, Hemileucidae,
Citheroniidae, Cossidae and Hepialidae consult also Grote, Proc. Am.
Phil. Soc. Phil. 1874.
4*
ovV-
52
Fam. Apatelidae.
Family type: Apatela aceris L.
— Bombyeoidae Bdv.
— Acronyetidae Bdv.
— Apatelidae Harris.
Gen. Leptina Gn. 1857.
Type: L. dormitans.
. ophthalmica Gn. Eastern States southwardly.
. australis Grt. Southern States.
. dormitans Gn. Canada southwardly.
var. latebricola Grt.
. doubledayi Gn. Canada southwardly.
Gn. Raphia Hbn. 1818,
Type: R. hybris.
. abrupta Grt. Canada to Texas; Colorado.
. frater Grt. Canada to Texas; Colorado.
personata Walk. (Saligena.)
var. coloradensis Put. Cr.
pallula Hy. Ed.
Gen. Demas Steph. 1829.
Type: D. coryli.
. propinquilinea Grt. Canada southwardly.
flavicornis Sm.
Gen. Panthea Hbn. 1818.
Type: P. eoenobita.
— Audela Walk. 1861.
— Platycerura Pack. 1864.
. acronyetoides Walk. Canada southwardly.
leucomelana Morr.
. fureilla Pack. Canada southwardly.
. gigantea French. Colorado; Texas.
. palata Grt. Colorado; Arizona.
(Gen. Charadra Walk. 1865.
Type: ©. contigua.
. deridens Gn. Canada to Texas.
eireulifera Walk. (Acronycta.)
contigua Walk. (Charadra.)
. dispulsa Morr. Texas.
Gen. Feralia Grt. 1874.
Type: F. jocosa.
. Jocosa Gn. Canada southwardly.
. major Sm. Eastern and Middle States.
Gen. Arthrochlora Grt. 1875.
Type: A. februalis.
‚ februalis Grt. California.
Gen. Momaphana Grt. 1874.
Type: M. eomstocki.
59
17. comstocki Grt. Canada southwardly.
Gen. Diphthera Hbn. 1806.
Type: D. orion (= aprilina 4 Hbn.).
18. fallax H.-8. Canada to Texas,
Gen. Arsilonche Led. 1857.
Type: A. albovenosa.
—= Ablepharon Grt. 1873.
19. henriei Grt, Canada to California,
albovenosa H Morr.
var. evanidum Grt.
aberr. fumosum Morr.
an spec. europ.?
Gen. Merolonche Grt. 1882.
Type: M. spinea.
20. spinea Grt. California.
21. lupini Grt. California.
Gen. Apatela Hb. 1806.*)
= Acronycta Auct.
Type: N. aceris L.
Subgen. Triaena Hübn. 1818.
Type: A. psi.
22. oeeidentalis G. & R. Can. to Southern States.
psi = Gn.
23. morula G. & R. Can. to Southern States.
ulmi Harr. Corr.
24. lobeliae Gn. Can. to Texas.
25. hasta Gn. Can. to Middle States.
26. telum Gn. „Am. Sept.“
27. furcifera Gn. Middle to Southern States.
28. thoraeica Grt. Colorado; New Mexico.
29. dentata Grt. Can.; Eastern and Northern States.
30. grisea WIk. Can. to Southern States.
pudorata Morr.
31. tritona Hbn. Canada to Fla.; west to Colorado.
32. betulae Riley. Middle States.
*) I have shown that Apatela Hb. Tent. 1806, is the oldest generic
title for any member of the present group, Buffalo Check List, 36, 1876.
I also show that the term Acronicta must be credited to Ochsenheimer 4,
62, 1816, and that it is restricted by Hübner, Verz., 1816 (1818) to two
European species of which I selected leporina as type, List Noct. N. Am.
Bull. Buffalo Soc. 7, 1874. In various papers on the North American Dagger
Moths (consult in particular Can. Ent. XVII, 94) I have given the various
generic titles, with their types, to be employed in a breaking up of the group,
| for wbich the collective term Apatela must be used. There remains to be
- studied the application of generie titles recently proposed by Dr. Chapman
in England.
an,
54 "r |
33. innotata Guen. Can. to Middle States. |
var. graefii Grt.
34. falcata Grt. Illinois.
35. parallela Grt. Colorado; Texas.
36. albarufa Grt. Can. to Southern States; New Mexico.
walkeri And.
37. paupercula Grt. Texas.
38. vinnula Grt. Canada to Texas.
39. quadrata Grt. Kansas; Missouri.
40. harveyana Grt. Eastern and Middle States.
41. radeliffei Harvey. Eastern and Middle States.
Subgen. Acronieta Ochs. 1816.
Type: A. leporina.
42. spinigera Gn. „New York“.
43. tota Grt. Texas.
44. felina Grt. California.
45. lepuseulina Gn. Hudson’s Bay to Middle States; Mo.
populi Riley.
var. sancta Hy. Ed.
46. vulpina Grt. Eastern and Middle States.
47. acericola Gn. „Georgia“.
aceris Ab. & Sm.
48. hastulifera Ab.& Sm. „Georgia“.
49. americana Harr. Can. to Southern States.
hastulifera Gn.
var. obscura Hy. Ed.
50. dactylina Grt. Can. south to Va., west to Colorado.
51. insita WIk. Can. to Middle States.
Subgen. Apatela Hübn. 1806.
Type: A. auricoma.
52. impressa WIk. Can. to Fla.; H. Bay; Colorado.
fasciata WIk.
brumosa "Mor.
verrillii G. & R.
53. distans Grt. Canada.
54. rubrieoma Gn. Can. to Southern States.
55. luteicoma G. & R. Can. to Middle States; Minn,; Oregon.
56. subochrea Grt. Can. to Middle States.
?’ impleta WIk.
57. perdita Grt. California.
58. afflieta Grt. Canada to Texas.
59. noetivaga Grt. Can. to So.States; New. Mexico; Oregon.
60. brumosa Gn.
longa Gn.
persuasaHarv.Southern States.
61. superans Gn. Can. to Middle States.
55
62. eonnecta Grt. Can. to Middle States.
Subgen. Jocheaera Hübn. 1818.
Type: A. alni.
63. funeralis G. & R. Eastern and Middle States.
americana K Harr. larva (1869).
Subgen. Lepitoreuma Grt. 1873,
Type: A. ovata.
64. ovata Grt. New York to Texas.
65. modica WIk.
var. exilis Grt.*)
66. inereta Morr. Middle States; New Mexico.
67. hamamelis Gn. Can. to Texas.
var. clarescens Gn.
68. haesitata Grt. Canada to Texas.
69. pruni Harris. Can. to Southern States.
elarescens” Grt. in eoll.
70. retardata WIk. Can. to Middle States.
dissecta G. & R.
Subgen. Aretomyeis Hubn. 1818.
Type: A. euphrasiae.
71. sperata Grt. Eastern and Middle States, west to Colorado.
Subgen. Mastiphanes Grt. 1882,
Type: A. xyliniformis.
72. edolata Grt. Arizona; Colorado.
73. extricata Grt. Texas.
74. pallidieoma Grt. Can., southwardly; Kansas.
75. xyliniformis Gn. New York to Texas; Missouri.
76. lithospila Grt. Eastern and Middle States.
77. salieis Harris,”*) (larva only) „Massachusetts“.
_ *) Butler says, Ent. Am. III, 36: „I anı very doubtful about the
identity of exilis and modica; it is possible they are distinet and, in any
case, they represent two well marked types of one species“. Reason enough
for Smith to make exilis a simple synonym of modica! The type of the
latter escaped my notice in the B. Mus. coll. I believe the synonymy here
adopted from Butler and Smith for brumosa Gn. to be quite doubtful.
**) American lepidopterists have come to no final identification of the
two species of Apatela firured by Abbot. The figures of the moths seem too
vague for positive identification, but those of the larvae should be positively
recognizable. Harris, apparently from the larva, considers Abbot’s aceris
tobe americana. Guende, who does not know Harris, describes imagos of
americana asAbbot’s hastulifera. I have sugested that, since the figure
of the larva of aceris resembles the larva of americana, and the moth of
hastulifera rather resembles the moth of americana, Abbot’s figures
of the larvae may have been transposed. See Bull. B.S. N. S. II, 154.
Smith’s citations I do not quite understand, since Guende’s and Walker’s
hastulifera is americana: he makes the two distin et and gives habitats
for both. Until Southern larvae are positively identified from Abbot’s figures
and the imagos reared from them, we shall have no certainty as to the
relation of the Southern forms with each other and with Harris’s americana.
As to Walker’s so-called deseriptions of Acronyctae, all gray Noctuids
56 En
Gen. Eulonche Grt.*) 1873.
Type: E. oblinita.
78. oblinita A. &S. Canada to Floida.
79. lanceolaria Grt. Eastern States.
80. insolita Grt. Middle States.
Fam. Agrotidae.
Family type: Agrotis segetum L.
— || Noetuidae Auct,
Trib. Jaspidiini.
Gen. Harrisimemna Grt. 1873.
Type: H. sexguttata.
1. trisignata WIk. Canada to Texas.
sexguttata Harr. Corr.
Gen. Cerma Hb. 1818.
Type: ©. cora.
2. cora Hb. Canada to Georgia.
festa Gn.
3. olivacea Sm. Colorado; California.
Gen. Polygrammate Hb. 1818.
Type; P. hebraieum Hb.
4. hebraicum Hb. Eastern States to Texas.
Gen. Microcoelia Gn.
Type: M. fragilis Gn.
5. fragilis Gn. Canada, southwardly.
speetans WIk.
6. diphteroides Gn. Canada, southwardly.
var. obliterata Grt.
Gen. Jaspidia Hübn.**) 1806.
Bryophila Tr. 1825; Euthales Hb. Verz. 1816—1818.
Type: J. spoliatrieula.
were as likely to be referred here by him as not. All cats were grey to him
in the dark entresol of the British Museum where he did his work. So we
find Charadra deridens, Agrotis speciosa, Mamestra adjuncta,
Xylomyges cruecialis, Polia contacta and Polia (?) cristifera
among his species of Acronyeta! According to Butler and Smith Walker
had also dragged Mamestra lubens in the meshes of his Acronycta net,
but here I have proven Butler and Smith to be in error; consult Can. Ent.
XXVL, 141. Also in this connection Tutt, id. 226. Finally interruptaGn,,
based ona figure, is to be totally rejected as it cannot ever be identified with
certainty and beyond cavil. Harrissimemna probably belongs to the Apatelidae.
*) See Grt. Bull. B. S. N. S. [., 81. Whatever fate classificators finally
accord to the other divisions of the genus Apatela proposed by me, I believe
the Be group, characterized by the elongate and pointed wings and sunken
head of the imago and which is without European representative, will be
finally held of generic value.
*) The following is the generie synonymy:
1806. Hb. Tent.: Spoliatricula (algae) only species and therefore type.
1816. Ochs. 4, 63: Adopts Poeeilia Schr. for glandifera and
eight other species ineluding Hübner’s type and cites
Hübner’s name as synonymous.
na it) ze
97
7. lepidula Grt. Can. southwardly, west to Colorado.
8. corticosa Gn. „Am. Sept.“
9. viridata Harvey. California.
10.”teratophora H.-S. Canada to Texas.
inscripta WIk.
ll. nana Hb. „Georgia“
Gen. Cyathissa Grt. 1881.
Type €. percara.
12. percara Morr. Florida; Texas; Colorado.
Gen. Chytonix Grt. 1874.
Type: €. iaspis.
13. palliatrieula Gn. Canada, southwardly.
iaspis Gn.
14. sensilis Grt. Eastern and Middle States.
Trib. Agrotini.
Gen. Agrotis*) Hbn. 1806 (in sensu Led.).
Type: A. segetum.
—Georyx Hbn. 1818.
Subgen. Lampra Hbn. 1818.
Type: A. fimbria.
= Rhynchagrotis Sm. 1890.
1874. Grote 6{h Peab. Rep., 24, states, on Treitschke’s authority, that
Poeecilia is preoceupied (Tr. 5, 1, 57) for a genus of
fishes and adopts Jaspidia over the later Bryophila
Tr., proposed in consequence.
The name „Jaspidea“ is afterwards misapplied by Boisduval to the
European celsia, which latter is the sole species and therefore type of
Diacope Hbn. Verz. 204. See Grote, Check List, II., 36, 1876.
*) The following is the bibliography of Agrotis:
1806. Hübn., Tent. : segetum (segetis) only species and
therefore type.
1816. Ochs., 4, 66: reetangula and 42 other species, amoug them
Hübner’s type. The name is afterwards erroneously
eredited to Ochsenheimer or to Treitschke and even Boisduval.
1874. Grote, List Noct. 9 : takes segetum as type and credits
the name, as Ochsenheimer does, to Hübner.
In the Verzeichniss Hübner divides the species under a variety of
generic titles, some of which are here used for the subgenera. I do not
admit the generic value of Smith’s divisions for the reason that the characters
are too slight, the European species are not compared, while little attention
is paid by this author to the generic terms already existing. | keep Lederer’s
classification as it is most important that our species should be compared
with the European. I do not agree with all of Smith’s arrangement, but, in
recognition of his valuable work in the Revision, I retain generally his generic
names and the sequence of the species, which latter is, in part, that indicated
in my former Lists. In a paper on the genus Agrotis Can. Ent. XV., 5l
et seq., 1883, I say: „The genus Agrotis should first be divided by the
separation of the forms with non spinose fore tibiae, then the other characters
here discussed should be used“. Smith says, Revision, p. 8,: „Primarily the
species divide into two series upon the armature of the anterior tibiae. In
the first series the member is not at all <pinose, in the second the member
is spinose, the armature is variable“ This is only afrestatement of my
original jfrecommendation. As a matter of fact, throughout, Smith merely
applies rigorousiy the structural characters pointed out by me long before,
58
15. gilvipennis Grt. Labr.; Anticosti; Eastern States to
North. N. Y.
chardin vi Morr.
16. rufipectus Morr. Eastern and Middle States to Colorado.
17. brunneicollis Grt. Can.; Eastern and Middle StatestoColorado.
18. minimalis Grt. Eastern States west to Colorado.
19. eupida Grt. Canada; Atlantie States to New Nexieo.
velata WIk.
anchocelioides + Sm.
-I
var. brunneipennis Grt.
20. placida Grt. Canada; Atlantic States to New Mexico.
21. variata Grt. Col.; Arizona; Nev.; California.
varix Grt.
var. orbis Grt.
22. alternata Grt. Can. south to Va.; west to Colorado.
23. belfragei Sm. Texas.
24. trigona Sm California; Colorado: Kansas.
eupidissima EN Sm.
25. bimarginalis Grt. New Mexico.
26. vittifrons Grt. Colorado.
27. inelegans Sm. California.
28. mirabilis Grt. Col.: New. Mexico; Arizona.
29. carissimaHarvey.California.
30. observabilis @rt. California.
exsertistigma Morr. in part? coll. Tepper.
exsertistigma Sm.
31. formalis Grt. Oregon; California; Brit. Col.
var, facula Grt.
var. insularis Grt.
var. emarginata Grt.
32. eostata Grt. California; Vancouver.
binominalis Sm.
33. Jaetula Grt. Washington; Oregon; California.
distracta Sm.
34. discoidalis Grt. Nevada; Oregon.
and which I lacked time and material to ascertain in the case of each species.
In this same paper Isay: „Subdivisions of the genus can be undertaken
when the form of the genitalia is studied. This character, taken in connection
with the antennal structure, will give us subgenera and assist in the
identification of our numerous species.“ This is precisely what Smith gives
us after a lapse of seven years and without making proper mention of my
initiatory work. He follows my lead as if I had not pointed out the way.
With regard toRlhhynchagrotis it is apparently synonymous with Lampra,
covering Speyer's first section of Triphaena. We have but one yellow
winged species, gilvipennis: whereas in Europe are two or three others
besides the type, which is fimbria, the sole species cited in the Verzeichniss.
59
35. cupidissima Grt. California.
36. crenulata Sm. California; Utah; Oregon.
37. confusa Sm.*) Washington.
S. g. Aplecta Gn. 1852.
— Adelphagrotis Sm. 1890.
Type: N. prasina Fab.
38. stellaris Grt. Nevada; Washington.
39. indeterminata WIk. California; Washington.
innotabilis Grt.
var. washingtonensis Grt.
40. quarta Grit. California.
41. prasina Fabr. Canada to Colorado; Europe.
herbida Hüb.
herbacea Gn.
Subgen. Platagrotis Sm. 1890.
Type: A. speciosa.
42. speciosa Hb. Can.; White Mts.; North. New York;
Labr.; Europe.
*) The mistakes made by Mr. Smith in this section of the genus are
gross and unparalleled. Of A. costata he remarks: The type is a very poor
specimen without a head. Mr. Smith omits to cite my Plate 4, fig. 5 upon
which I photograph the type with a head. In the course of years it may
have fallen off. Had Smith examined this Plate he never would have redescribed
the species one might think. In his Revision p. 38, Smith also overlooks my
Plate. These Plates are very good and cost me much trouble, time and money,
and were issued with the entire original edition of the Bulletin. He next
unites three of my species cupidissima, laetula and orbis, and in order to
give colour to hisaction, invents the story that I had confounded distinct species
in my characterizations — one with open the other with closed orbicular. Any
one will find that I always described the same three species, using the same
specimens and never altering my determinations of my types. That I had
misidentified, (?)some specimens in coll. Neumoegen gave Smith the excuse for
his mistakes, but not for the statement made by him, Rey. p. 25. These
misidentifications should not have been brought into literature, the determinations
being tentative and made without my having been able to compare my types.
Under the name exsertistiema Morrison returned me specimens, my figure
12, Pl. #4 Bull. Buff. Soc., V. 3, belonging to a different species from the
specimen in coll. Tepper (my observabilis) declared to be the „type“ on
insuffieient grounds by Smith. Morrison received all his material of
exsertistigma from me and credits me; this material sho.ld have been all
returned to me. His so-called preliminary descriptions in Bost. Proc. should have
no standing, because absolutely insuffieient for the purpose of identifying the
species, all of which except exsertistigma and tenuicula have been
subsequently recognisably described by Morrison or myself. Consequently the
speeimen in coll. Tepper cannot be held the true „type“ and is probably a
subsequent „type“ of Morrison’s who, in other cases (e. g. scropulana etc.),
made apparently false or subsequent „types“. If it was a true „type“ it
should have been returned to tine with the rest of my material and as it is clear
in any case, that Morrison mixed two species under this name, observabilis
must hold for one of them; exsertistigma should be wholly rejected but,
if it is to be kept, it belongs to the insect flgurel by me Plate IV, fig. 12
loc. eit., described on page 70. As I am not sure that this species Is
confusa Sm., unknown to me, I do not restore the name. See Smith Cat.,
p. 55, where he says my specimens labeled exsertistigma are formalis.
See also Smith cat. 86 with regard to Morrison’s „liberal* manner in marking types.
43.
44.
45.
46.
61.
%
60
perquiritata Morr. (Polia.)
baileyana Grt. (Agrotis.)
mixta WIk. (Aeronycta.)
var. arctica Zett.
pressa Grt. Can.; Eastern and Middle States.
eondita Gn. Can.; Eastern and Middle States.
trabalis Grt.
sincera H.-S. „Labrador.“
imperita Hb. Labr.; mountains of Eastern and
Middle States.
comparata Moeschl.
saxigena Morr.
diseitineta WIk (Bryophila.)
Subgen. Euretagrotis Sm. 1890.
Type: N. sigmoides Gn.
. sigmoides Gn. Can.; Eastern and Middle States.
. perattenta Grt. Can.; Maine to Texas.
. attenta Grt. Can., to Middle States.
Subgen. Abagrotis Sm. 1890.
. erratica Sm. California.
Subeen. Matuta Grt. 1874.
Type: M. catherina.
. elimata Gn. Can. to Southern States.
dilueida Morr.
. badieollis Grt. Canada to Southern States.
. janualis Grt. Middle and Southern States.
. opacifrons Grt. Can. to Middle States.
. tenebrifera W1k.*) Can. to Middle States.
catherina Grt. (Matuta.)
manifestolabes Morr. (Agrotis.)
Subgen. Pachnobia Gn.**) 1852.
Type: P. carnea.
. monochromatea Morr. Massachusetts.
. manifesta Morr. Middle States.
. littoralis Pack. Labrador; Col.; Montana.
var, pectinata Grt.
ferruginoides Sm.
. haesitans WIk. Rocky Mountains.
. salicarum WIk. Hudson’s Bay; Can.; Eastern States.
orilliana Grt. (Pachnobia.)
elaviformis Morr. (Agrotis.)
okakensis Pack. Labrador; Mt. Washington.
) Wik., 33, 727: Smith’s reference is incorreet. Norman’s type of
catherina is in B. Mus.; I saw it there.
**) In my Buffalo Check List, 1875, p. 7, I referred Pachnobia as
a subgenus to the Agrotis series. This reference, rather than that to the
Orthosia group, is followed by Smith. I had but very small material to
examine.
Fishii seems very distinet from the carnea group and 1] did
not recognize the relationship.
Er I
61
62. carnea Thunb. Labr.; Mt. Washington; Europe.
seropulana Morr. (in part.)
var. cinerea Stgr.
63. wockei Moeschl. Labrador; Mt. Washington.
seropulana Morr. (in coll Tepper).
64. cinerascens Sm. California.
65. elevata Sm, Colorado.
66. fishii Grt. Maine.
s. g. Setagrotis Sm. 1890.
67. planifrons Sm. N. W. British Columbia.
68. congrua Sm. Oregon.
69. vernilis Grt. Col.; Nevada; California.
70. infimatis Grt. Washington; California.
Subgen. Agrotis Hubn. 1806.
Type: A. segetum.
71. badinodis Grt. Canada to Texas.
72. violaris G. & R. Middle States.
73. dapsilis Grt. Florida.
74. aurulenta Sm. Col.; Arizona; Nebraska.
75. ypsilon Rott. Can.; U. S.; Europe.
suffusa S. V.
telifera Harr.
76. geniculata G. & R. Canada to Middle States.
77. ingeniculata Sm. Colorado.
78. bollii Grt. Texas.
79. hero Morr. „Massachusetts“.
Subgen. Eurois Hübn.*) 1818.
Type: E. oceulta L.
80. oceulta L. Can.; Middle States; Colorado.
81. praefixa Morr. Rocky Mountains.
82. astrieta Morr. Can.; Middle States; Colorado.
Subgen. Peridroma Hübn. 1818.
Type: P. saueia Hb.
— Aniela Grt. 1874.
Type: A. ineivis Gn.
83. grandipennis Grt. New Mexico.
84. saucia Hbn. Can.; to So. Am.; Europe.
inermis Harr.
ortonii Pack.
var. margaritosa Haw.
85. rudens Harvey. Texas.
86. pellueidulis Grt. Texas; Colorado.
87. ineivis Gn. Mass. to Texas.
alabamae Grt.
88. tenuescens Sm. Nebraska,
*) In my List, Bull. B.S.N.S, May, i874, p. 12,Itook oceulta as the
type of Eurois Hübn. Verz. I consider oceulta and saucia to represent
distinet structural or subgeneric sections of Agrotis. Mr. Tutt, British
Noctuae, IL, 8, says that saucia is the type of Peridroma Hb.
Zu
89. simplaria Morr. Texas.
simplieius Morr.
90. digna. Morr. Texas.
nigrovittata Grt. |
Subgen. Amathes*) Hb. 1818.
— ÖOchropleura Hb. 1818.
— Ühersotis Boisd.
Type: N. baja Fabr.
91. baja Fabr. Can.; United States; Europe.
92, normaniana Grt. Can.:; Middle States.
triangulum | Auct.
obtusa Spey.
93. bicarnea Gn. Can.; U. S. east of Rocky Mts.
plagiata WIk.
94. treatii Grt. Massachusetts.
95. conchis Grt. Colorado; New Mexico.
96. e-nigrum L. North America; Europe.
97. hospitalis Grt. Northern New York.
98. jucunda WIk. Can.; Eastern and Middle States.
conflua | Grt.
perconflua Grt.
99. esurialis Grt. Washington.
100. phyllophora Grt. Can. to Middle States.
dahlii + Beth. et Morr. i. l.; id Gn.?
101. rubifera Grt. Can. to Middle States.
rubi} Grt.
102. rosaria Grt. Col.; Brit. Col.; California. |
103. oblata Morr. Antieosti; N. New York; Nevada; Cal. |
hilliana Harvey.
104. rava H.-S. Labrador; Nova Seotia.
dissona } Pack.
umbrata Pack.
105. fennica Tausch. Alaska; Can.; Northern N. Y.; Siberia;
Amur.
intractata WIk. (Hadena.)
106. plecta L. North America; ee
107. eollaris G.&R. Can.; Eastern and Middle States.
108. juneta Grt. Nova Seotia.
*) The term Noctua, used by Authors for this section, is, ag I understand
the matter, proeccupied in the Birds and, according to the rules cannot he
used a second time in zooloey. Amathes contains litura and baja; the
former is an Orthosia. It has priority by a page over Ochropleura,
which contains plecta and musiva, two European species apparently
in structure with baja,
E
f
;
109. haruspiea Grt.*) Can.; U. S. east of Rocky Mts.
augurGn.
unimacula || Morr.
grandis Spey.
110. sierrae Harvey. Colorado; California.
111. clemens Sm. California.
112. elandestina Harv. Can.; Northern States.
unicolor WIk. (Mamestra.)
nigriceps WIk. (Mamestra.)
113. havilae Grt. Colorado; California.
114. subporphyrea WIk. „Georgia“.
115. piseipellis Grt. Colorado; Nevada; Arizona,
116. atrifrons Grt. Colorado; Arizona; New Mexico.
117. tepperi Sm. Montana.
118. lubrieans Gn. Canada to Texas; New Mexico.
associans WIk. (Mamestra.)
illapsa WIk. (Graphiphora.)
var. beata Grt.
119. vocalis Grt. Colorado; Nevada; New Mexico.
var. invenusta Grt.
120. pallidicollis Grt. California.
cinereocollis || Grt.
121. pyrophiloides Harvey. California.
s. g. Chorizagrotis Sm. 1890.
Type: C. auxiliaris.
122. auxiliaris Grt. Colorado; Texas; Utah; California;
Nebraska.
123. introferens Grt. Col.; Texas; Arizona; California;
Kansas.
124. sorror Sm. Montana; Texas.
125. agrestis Grt. Colorado; Texas; Nebraska; New
Mexico; Cal.
mercenaria Grt.
126. inconeinna Harvey. Col.; Texas; Arizona.
127. immixta Grt. Texas.
128. balinitis Grt. Colorado; British Columbia.
129. terrealis Grt. New Mexico.
Subgen. Ogygia**) Hbn. 1818.
*) Mr. Smith finds a sole decisive character to separate this from the
European augur inthe shape of the genitalia. I am afraid this character may
prove illusive when sufficient material is examined. The immature stages must
be also compared. Whether the American form (separated from the Old World
form according to my theory by the Glacial Epoch) has acquired constant
aud special characters is not ascertained beyond all doubt.
**) Hbn. Verz. 225. A mixed genus. but including signifera and
another European species, apparently certainly congeneric with our American
forms; the others belong to named genera. I take therefore signifera as type.
Ogygia must therefore replace Rhizagrotis, though perhaps not so appropriate
and certainly not so well described.
64
Type: A. signifera.
— Rhizagrotis Sm. 1890.
130. abnormis Sm. California.
131. proclivis Sm. Arizona.
132. acelivis Morr. Colorado; Texas; Arizona.
opaca Harv.
133. nanalis Grt. Nevada.
134. albicosta Sm. Colorado; New Mexico.
135. apicalis Grt. Colorado; New Mexico.
136. lagena Grt. Arizona; Utah; Nevada; California.
137. albalis Grt Nevada; Colorado.
138. eloanthoides@rt.*) Colorado.
Subgen. Agronoma Hb.**) 1818.
Type: A. valligera (vestigialis).
— Feltia WIk. Sm. 1890.
139. olivia Morr. Utah.
140. longidens Sm. New Mexico.
*) Judging from figures, my cloanthoides resembles the European
signifera. Smith in the Revision unites albalis and cloanthoides; in
the Synonymic Catalogue he considers them good varieties „atleast“. I should
think so. The two are distinct species. Albalis has a white bloom over
the primaries; cloanthoides is smooth, sordid white, with brownish cloantha
like markings, the type and sole specimen I saw is in coll. Graef from Colorado,
If the „shabby specimen in coll. Bailey“ is wrongly labelted albalis and is
really cloanthoides (which I am doubtful about) then somebody ought to
take the label off and ticket the specimen correetly. My memory is that there
were two good types of albalis in coll. British Museum from my collection.
**, If any one had mentioned to Mr. Walker at the time that, in
deseribing his Feltia ducens, he was simply redescribing Agrotis
Jaculifera Gn., he would most probably have been tbankful for the information
and dropped his Ms. into the waste paper basket where it properly belonged.
Reason enough for Mr. Smith to adopt this name without a word of censure
in the Revision. Walker’s diagnosis gives no characteristie marks and if there
ever was a genus „founded in ignorance* then it is Feltia. But Mr. Smith
keeps this censure for my genus Öarneades, for which I give the essential
character, the clypeal tuberele, which Iam the first to discover in Agrotis,
and this merely because I did not refer to it all the species with this
character, but only moerens and eitrieolor. When he was writing his
Revision, Smith knew that, when I found the tubercle, I had no longer my
collection and had no time to carry out my observations. The European type
of Agronoma seems certainly to be vestigialis. I kept the American forms
together in myLists. Smith erroneously eites „jaculifera var. Gn.“, to his
subgothica, which is really jaculifera type, presumably to establish his
incorrect synonymy. As a result of Smith’s eflorts Mr. Slingerland is now
calling our common Agrotis jaculifera, „Feltia subgothica“!(a speeifie
name which, according to Mr. Tutt,belongs to theEnglish tritiei)and our common
Agrotistricosa, „Feltia jaculifera“! And this confusion is carried
into economic literature and is the result of that action I have always deplored,
the use of new names of disputable correctness in popular literature designed
for the practical or farming interest. Iadvise Mr. Slingerland to use the names
here 1 Ber and which have only been changed by me in the rejection of
subgothica and the substitution of its synonym jaculifera as given in
my Lists.
65
141. jaculifera Gn. (type and fig.) North America.
subgothica Auct. nec Haw.
ducens WIk. (Feltia.)
142. trieosa Lint. North America.
jaculifera 7 Sm.
jaculifera var. A., Gn.
143. herilis Grt. North America.
jaculifera var. B. Gn.
herelis Sm.
144. pectinicornis Sm. Texas.
145. evanidalis Grt. California.
146. ecircumdata Grt. New Mexico.
147. gladiaria Morr. United States; east of Rocky Mts;
Canada.
morrisoniana Riley.
148. venerabilis Wlk. Can.; United States.
149. gravis Grt. California.
var. vapularis Grt.
150. vancouverensis@rt. Vancouver; California; Oregon.
hortulana Morr.
agilis Grt.
151. semielarata Grt. Washington.
152. aeneipennis Grt. California.
153. elodiana Grt. Washington.
var. praec ?
154. volubilis Harvey. Can.; California; Northern U. S.
var. stigmosa Morr.
155. annexa Treits. Eastern States to Texas; California.
decernens WIk,
156. malefida Gn. Middle States to Texas; California.
Subgen. Porosagrotis Sm. 1890.
157. muraenulaG.&R. Can.; U. S. generally.
vetusta || WIk.
158. eatenula Grt. Montana; Colorado.
159. satiens Sm. B. Columbia; Colorado.
160. mimallonis Grt. Can.; Montana; Col.; Middle and
Eastern States.
rufipennis Grt.
161. fusca Bdv. Labrador; Rocky Mts.
septentrionalis Moeschl.
patula WIk.
162. tripars WIk. Middle States.
worthingtoni Grt.
163. rileyana Morr. Middle to Southern States; New Mexico;
Colorado.
Mai 1895. XIV,5
66
164. texana Grt.*) Texas.
165. orthogonia Morr. Col.; N. Mex.; Arizona; Utah.
166. daedalus Sm. Colorado.
167. dollii Grt. Arizona. |
168. milleri Grt. Sierra Nevada, California.
169. pluralis Grt. Nevada; Colorado.
Subgen. Carneades Grt.**)
Type: ©. moerens.
170, wilsoni Grt. California; Colorado.
var. specialis Grt. (red form.)
var. aequalis Harv. (olive fuscous form.)
171. lacunosa Grt. California.
172. reeula Harvey. Colorado; Oregon.
173. eieatricosa G. & R. Colorado.
174, neomexicana Sm. New Mexico.
175. quadridentata@.&R.Colorado; Oregon.
176. niveilinea G. & R. Arizona; N. Mex.; Col.; Texas.
177. insertana Sm. Brit. Columbia.
178. brevipennis Sm. California; Nevada; Colorado.
179. oblongostigma Sm. Montana; Colorado.
180. plagigera Morr. New York, west to Nevada.
181. olivalis Grt. Colorado; Utah.
182. ridingsiana Grt. Colorado; N. Mexico; Arizona.
183. flavidens Sm. Col.; N. Mexico; Arizona.
184. flavicollis Sm. Col.; Montana; Arizona.
185. bicollaris Grt. California; Nevada; Arizona.
186. brocha Morr. Colorado to Nebraska.
bochus Morr.
? fureifera WIk.
? transversa WIk.
187. sponsa Sm. Washington.
188. cogitans Sm. California; Colorado.
189. hollemani Grt. California; Arizona; Colorado.
190. atristrigata Sm. British Columbia.
191. bielavis Grt. Arizona,
192. perpolita Morr. New York to Colorado.
193. fumalis Grt. Eastern and Middle States; Canada. |
permunda Morr.
194. perfusca Grt. California; Colorado; Arizona.
195. punctigera Wlk. Vaucouver; Nevada; Arizona.
pastoralis Grt.
196. finis Sm. Montana.
197. velleripennis Grt. Can.; Middle States to Colorado.
*) The Arizona material in coll. Neumoegen, referred by me in „Papilio“
with some doubt to this species, do es not belong here according to Smith, who
found my types of texana in Philadelphia. The latter were collected
I believe by er in Texas with the type of Ciris Wilsoni Grote.
**) This section is characterized by the mucronate elypeus and probably
several European species belong here when the material is fully compared.
67
198. atomaris Sm. California; Colorado.
199. gagates Grt. California; Colorado.
200. eitrieolor Grt. Col.; Utah; New Mexico; Arizona.
201. misturata Sm. Colorado.
202. moerens Grt. Arizona.
203. dolis Grt.*) Colorado.
204. scandens Riley.**) Can.; U. S. east of Rocky Mts.
var. fulminans Grt.
205. detesta Sm. Colorado.
ehoris 7 Sm.
206. remota Sm. California; Colorado.
207. pitychrous Grt. New York westward; Canada.
personata Morr.
? detersa WIk.
208. infracta Morr. Colorado; Texas.
209. luteola Sm. Arizona.
210. serricornis Sm. So. California.
211. tetrica Sm. Texas; Nevada.
212. bostoniensis Grt. Can.; Middle & Eastern States.
213. ceaenis Grt. Colorado; New Mexico.
muscosa Grt.
214. medialis Sm. Texas; Colorado.
215. feniseca Harvey. California.
216. extranea Sm. Montana.
217, trifasciata Sm. Oregon.
218. bifasciata Sm. Arizona.
219. comosa Morr.”*) Colorado.
220. sculptilis Harvey. Texas; New Mexico.
xyliniformis Sm.
221. messoria Harris. United States and Canada.
„spissa Gn.
repentis G.&R. Gn. Ms.
cochrani Riley.
222. pleuritica Grt. Canada; Northern States.
223. drewseni Staud. Greenland.
224. choris Harvey. Nevada.
225. perturbata Sm. Colorado.
*) Said by Butler and Smith to resemble greatly the European
birivia. Smith’s amiable suggestion as to Chera shows that he never
looked up the genus in the Verzeichniss. j
**) ] never saw any resemblance between scandens and either
muraentla or messoria. I originally determined scandens for Riley as
new. I simply say that Harris description of messoria agrees better with
scandens than with the species we call messoria on the faith of a
speeimen in Boston Mus. Harr. coll. The reference to muraenula was
caused by an error in a label in Buff. Mus. as I explained at the time. The
var. fulminans Grt., occured on Asclepias flowers near Buffaio and has
the fore wings shot with a pretty shade of red. See Papilio, I., 126.
*#+*) The determination of the speeimen in my coll. came from Morrison,
as I recollect.
5*
68
226. rubefactalis Grt. Washington; Colorado.
227. fauna Morr. California.
228. brunneigera Grt. California; Col.; Louisiana.
229. conjuncta Sm. New Mexico; Colorado.
230. incallida Sm. California.
231. lutulenta Sm. California; Colorado.
232. annulipes Sm. Oregon.
233. pedalis Sm. Colorado.
234. lineifrons Sm. Colorado.
235. teleboa Sm. New Mexico; Colorado.
236. murdocki Sm. Utah; Oregon; Colorado.
237. quinquelinea Sm. California.
238. friabilis Grt. Can.; Northern States to California.
239. fuseigera Grt. California; Colorado.
240. orbieularis Sm. Nevada.
241. mieronyx Grt. California.
242. intrita Morr. Cal.; Vancouver: Arizona.
243. mollis WIk. Northern States: Colorado.
fernaldi Morr.
244. opipara Morr.*) Labrador; Mt. Washington.
islandica " Moeschl.
labradoriensis Staud.
245. tristieula Morr. Maine.
246. munis Grt. Colorado; New Mexico, Nevada.
sublatis Grt.
247. dissona Moeschl. Labrador.
raval Pack.
248. vetusta WIk. California; Washington; Vaucouver.
euroides Grt.
perpura Morr.
249. alticola Sm. California; Colorado.
250. infausta WIk. Vancouver; New Mexico.
rufula Sm.
251. basiflava Sm. Colorado; B. Columbia.
252. satis Harvey.**) California; Montana.
253. rena Sm. California.
254. insulsa WIk. Can.; west to California.
insignata WIk. (Agrotis.)
expulsa WIk. (Mamestra.)
declarata WIk. (Mamestra.)
*) The earliest recognition of this species as distinet from islandica,
with which Moeschler had confounded it, and since Moeschler, is in my Check
List, 1882, 25. See also late papers in Canadian Entomologist, 16, 82,
**, The species here fallowing belong probably all to my subgenus
Pleonectopoda of which Lewisii is type. They must be compared with
the European species. Itis probable that they will show some common structural
modification which would authorize the retention of this or an earlier term.
259.
256.
257.
258.
259.
260.
261.
262.
263.
264.
265.
266.
267.
268.
269.
270.
271.
272.
273.
274,
275.
276.
ALT.
278.
279.
280.
281.
69
var. decolor Morr.
var. campestris Grt.
vertiealis Grt. Colorado; Montana.
tessellata Harris. Can.; United States generally.
? perlentans WIk.
var. atropurpurea Grt.
albipennis Grt. Can.; United States west to New Mexico.
2 nigripennis Grt.
speetanda Sm. California.
pallipennis Sm. Colorado; B. Columbia.
basalis Grt. Colorado.
solitaria Sm. Labrador.
nostra Sm. California.
ochrogaster Guen. Can.; U. S. west to Colorado.
var. illata WIk.
cinereomacula Morr.
turris Grt.
var. gularis Grt.
idahoensis Grt. Idaho; Colorado: Nevada.
furtiva Sm, California; Colorado.
furtivus Sm.
westermanniStaud.Labrador; Greenland.
obeliscoides Guen. U. S.; west to Colorado.
sexatilis Grt.*) U. S.; west to Colorado.
perexcellens Grt. Colorado; California; Vancouver.
excellens || Grt.
infelix Sm.
islandiea Staud. leeland.
lewisi Grt. Colorado.
colata Grt. Oregon; California.
versipellis Grt. Can.; west to California.
? divergens WIk.
redimicula Morr. Can.; west to Colorado.
strigilis Grt. Vaucouver.
fusimacula Sm. New Mexico.
atrifera Grt. Maine; Colorado; California.
tesselloides Grt. Cal.; Arizona; Nev.; Colorado.
Gen. Richia Grt, 1887.
Type: R. chortalis.
chortalis Harvey. Texas; Arizona; N. Mexico.
aratrix Harvey. Texas; Arizona; N. Mexico.
an dim. var. pr.?
parentalis Grt. Colorado; New Mexico.
var. decipiens Grit.
*) My type or types of sexatilis are in B. Museum. Sexatilis is
larger and brighter colored than what is generally called obeliscoides. See
Smith’s remarks, Cat., 105. from which it seems possible there are two species
passing under obeliscoides.
70
282. distichoides Grt. New Mexico.
Gen. Anytus Grt. 1873.
Type: A. sculptus.
283. sculptus Grt. Canada to Colorado.
? privatus WIk. (Polia.)
var. planus Grt.
Gen. Eucoptoenemis Grt.
Type: E. fimbriaris,
284. fimbriaris Gn. North Am.; Massachusetts.
obvia WIk. (Graphiphora.)
var, sordida Grt.*)
Gen. Agrotiphila Grt. 1875.
Type: A. montana.
285. alaskae Grt. Alaska.
286. staudingeri Moeschl. Labrador; Mt. Washington; Montana.
montana Morr.
287. colorado Sm. Colorado.
288. rigida Sm.**) Colorado.
Trib. Psaphidiini.
= Dieopinae Grt. 1883.
Gen. Psaphidia WIk. 1865.
— Dieopis Grt. 1874.
Type: P. resumens.
289. resumens WIk. Canada; Eastern and Middle States.
muralis Grt.
var. viridescens WIk.
290. grotei Morr. Eastern to Southern States.
291. electilis Morr.***) Pennsylvania.
292. thaxteriana Grt. Massachusetts to Texas.
Gen. Eutolype Grt. 1874,
Type: E. rolandi.
293. bombyeiformis Sm. Mass.; Missouri.
an electilis?
294. depilis Grt. New York; Ohio; Texas.
295. rolandi Grt. Mass. to Missouri; Texas.
vernalis Morr,
*, I have not seen Guenee’'s type. From Smith’s remarks I think it not
impossible that I have mistaken Guenee’s species (as also Morrison) and that
I may have had Worthingtoni before me. Types of what I call fimbriaris
and its variety sordida have been sent to the National Museum, Washington,
**) | am the first to show the relation of the genus Agrotiphila to
the Heliothini, and to suggest that, from their spinose tibiae and other
structural features, we may regard the two tribes as naturally allied. The
Agrotini may be taken out of their present position and be placed between
the Orthosini and Heliothini, to which they are apparently nearest
related. This is more in accordance with Guen6e’s arrangement than Lederer’s.
See my different papers in Oanadian Entomologist.
***) The type is or was in coll. Tepper. I believe Smith may have
redescribed the species as Eutolype bombyeiformis.
71
296. damalis Grt. California.
Gen. Copipanolis Grt. 1874.
Type: C. eubilis.
297. borealis Sm. Minnesota.
298. eubilis Grt. Mass.; Michegan.
299. fasciata Sm. Missouri; Texas.
300. stigma Sm. Florida.
Trib. Hadenini.
Gen. Copimamestra *) Grt. 1883.
Type: C. brassicae L.
301. occidentis Grt. New Mexico.
302. eurialis Sm. Eastern States.
Gen. Admetovis Grt. 1873.
Type: A. oxymorus.
303. oxymorus Grt. California; Colorado,
(Gen. Mamestra Ochs 1816.
Type: M. pisi L.
304. discalis Grt. Colorado; California; New Mexico.
305. rogenhoferi Moeschl. Labrador.
306. nimbosa Gn. Canada; west to Colorado.
307. imbrifera Gn. Canada; west to Colorado.
308. purpurissata Grt. Canada west to Utah.
var. juncimacula Sm. (Hadena.)
309. insolens Grt. California.
ö arietis Grt.
earina Morr.
310. leucogramma Grt. California.
311. lepidula Sm. Texas.
312. determinata Sm. Colorado.
313. meditata Grt. Canada to So. States; Kansas.
314. lustralis Grt. Canada to So. States; Colorado.
315. detracta WIk. Canada to So. States; New Mexico.
claviplena Grt.
316. gnata Grt. Arizona; New Mexico.
317. distineta Hübn. Can. to Texas; west to Colorado.
vitis French.
P 318. erotchii Grt. Colorado; Oregon; California.
var. fusculenta Sm.
319. farnhami Grt. Colorado.
320. liquida Grt. Washington; Oregon; Colorado.
*) Barathra Hübn. Verz. 218, is a mixed genus consisting of brassicae
and albicolon. Smith’s assertion that brassicae is the type, is thns
perfeetly unwarranted. Under the rules I was perfectly free to take either of
the species as the type of my new genus founded on structural characters.
Albicolon, as I now learn, is not a typical Mamestra, nor strietly congeneric
with pisi. The term Barathra mnst be kept open for the type of albicolon,
The first species cited under a generic term is not to be held the type in the
absence of express statement. In certain eireumstances in the Verzeichniss Hübner
seems o.ıly to know the first species ceited by figure, e. g. Xanthopastis.
72
321. capsularis Gn. Middle and So. States west to Colo.
? propulsa WIk.*)
322. vittula Grt. New Mexico.
323. prodeniformis Sm. Arizona; N. Mexico.
324. atlantica Grt. Can. to Virginia; Western States.
w-latinum | Gn.
discolor Spey.
an dissimilis?
325. radix WIk. Canada to California.
dimmocki Grt.
desperata Sm.
326. canadensis Sm. New Brunswick.
327. nevadae Grt. California.
328. subjunceta G. & R. Can. to Virginia; west to N. Mexico.
329. grandis Boisd. Greenland to Penn.; west to Colo.
libera WIk. (Xylophasia.)
330. invalida Sm. California; Oregon; Colorado.
331. trifolii Rott. Europe and N. America.
var. albifusa WIk. (Hadena.)
glaucovaria WIk. (Apamea.)
major Spey.
332. oregonica Grt. Oregon.
333. u-seripta Sm. California; Colorado.
334. rosea Harvey. Can. to Va.; west to Colorado.
335. congermana Morr. Can. to Va.; west to Colorado.
336. pieta Harris **) Can. to Virginia; west to Colorado.
exusta Gn. (Ceramica.)
contraria WIk. (Mythimna.)
337. rubefaeta Morr. Can.; Northern and Middle States.
338. Jubens Grt. Can.; Eastern and Middle States; Colo.
rufula || Morr.
eristifera H Butl. nee. WIk.
brassicae T WIk.
+ D
339. assimilis Morr. Öan.; Northern States.
var. pulverulenta Sm.
*) Mr. Walker had placed a specimen of capsularis above his printed
label of Raphia propulsa, as we saw it there in 1867. His description
does not apply, however, and he may have really described another species.
What this was, or whether the supposition is correct, is perfectly useless
to enquire. How Mr. Smith “ever persuaded himself that Mamestra
purpurissata could be referred to Hadena is one of those mysteries that
will probably never find a solution“, Proc. Nat. Mus. XIL., 463.
**+) This is the type ofGuende’s genus Ceramica. Althourh the insect
has a slight thoracic paler eresting, yet the habitus and untufted abdomen, cut
of wing and markings are unlike Mamestra and show a resemblance to
Graphiphora (Taeniocampa), to which the larva seems also allied,
73
340. latex Gn. Can.; Middle States.
demissa WIk.*)
341. passa Morr. California’
342. adjuneta Boisd. Can.; Atlantic States west to Minn.
343. variolata Sm. Washington.
344. glaciata Grt. Arizona; Colorado.
345. minorata Sm. California; Colorado.
346. defessa Grt. California.
347. chartaria Grt. California; Colorado.
348. brachiolum Harvey. Texas; Arizona.
349. beanii Grt. Illinois; Texas: Colorado.
350. legitima Grt. Can.; Atlantie States west to Oregon.
351. lilacina Harvey. Can.; Atlantic States westto N.Mexieo.
352. rugosa Morr. Maine.
353. noverca Grt. California; Colorado; Arizona,
354. goodelli Grt. Canada; west to Nebraska.
355. quadrata Sm. California.
356. obscura Sm. Western States.
357. ectypa Morr. Middle States.
358. renigera Steph. Can. to So. States; Colorado.
herbimaeula Gn.
infeeta WIk.
359. strieta WIk. California; Oregon; Vancouver.
ferrea Grt.
var. einnabarina Grt.
360. ferrealis Grt. Montana.
361. spieulosa Grt. Arizona.
362. eircumeineta Sm. California.
363. olivacea Morr. Atlantie to Paeifie.
var. obscurior Sm.
364. comis Grt.**) Vancouver.
365. rectilinea Sm. New York; Colorado; California.
366. vau-media Sm. Colorado.
*) According to Smith: „The types of both names are in the British
Museum and have been correctly applied to the same species.“ There is nothing
like the power of expressing oneself correctly.
**) Smith says: „The type of comis is a very bright, strongly marked
specimen, like typical olivacea, but so spread that the insect appears more
plump, shorter winged and differently marked“, Proc. N.M. XIV., 255. Smith
cites there, and copies Cat. 125, the Geol. Sarvey; but I described the species
in Buffalo Bull., IIl., 85. I knew ollivacea well; in fact I originally indicated
it as new for Mr. Morrison. Comis is altogether handsomer and brighter
coloured. „Rich brownish black. Tegulae basal and subterminal spaces whitish,
of various shades, slightly olive or lilac. Median space rich brown with the
small oval reniform greenish white; the smaller orbicular is »bliqne black ringed,
a very little paler than the wing. Head collar and thorax blackish; collar with
a black line; the white tegulae also with an inner live, ete. l. c. I submit this
description will not apply “to typical olivacea“. It may be « variety; I hope
some conscientious observer will look into the matter. How the setting of
the specimen could make it look „more plump, shorter winged and differently
marked“ is, I confess, to me a „mystery“.
u .
74
367. incurva Sm. Colorado; Arizona; New Mexico.
368. marinitineta Harvey. Texas.
369. laudabilis Gn. Middle to So. States; Colorado;
California.
indicans WIk. (Hapalia.)
strigicollis Wallgr. (Hecatera.)
370. alboguttata Grt. New Mexico; Oregon; California.
371. cuneata Grt. New York; Oregon; California.
372. sutrina Grt. Colorado. ;
373. lorea Gn. Canada, southwardly.
ligata WIk. (Hydroecia.)
dodgei Morr.*)
374. quadrannulata Morr. Nebraska; Texas; Colorado.
375. erecta WIk. Texas.
constipata WIk. (? Perigea.)
innexa Grt. (Perigrapha.)
376. longielava Sm. Colorado.
377. vieina Grt. Maine to Texas; California.
teligera Morr,
var. acutipennis Grt.
378. anguina Grt. Maine to Illinois; Colorado.
379. pensilis Grt. Texas; California; Vancouver.
380. impolita Morr. „Canada“.
Gen. Hadena Schrank. 1802,
Type: H. eueubali.
— Dianthoeeia Boisd. 1829.
381. subdita Moeschl. „Labrador“.
Gen. Seotogramma Sm. 1887.
Type: S. phoca.
382. submarina Grt. Arizona; Montana; Oregon.
383. phoca Moeschl. Labrador; Colorado.
promulsa Morr.
384. perplexa Sm. Colorado,
385. ineoneinna Sm. Colorado.
356. umbrosa Sm. Arizona; Colorado.
387, stretehii Hy. Ed. Colorado Desert.
Gen. Ulolonche Sm. 1887.
Type: U. niveiguttata.
388, niveiguttata Grt. California; Arizona.
389. faseciata Sm. New Mexico,
390, disticha Morr. Texas: Colorado.
391. modesta Morr. Can.: Eastern and Middle States.
*) I am persistently eredited by Smith with this synonym; since I knew
Guende's lorea as far back as 1862, it seems incredible to me that I should
have redescribed it. I cannot refer, however, now to the seventh Volume of
the Can, Ent. p. 90, where I believe Morrison must have described the
species,
75
392. orbiculata Sm. Colorado.
Gen. Cladocera Rbr. 1839.
Type: C. optabilis.
393. niveivenosa Grt.*) Montana; Colorado.
Gen. Apamea Ochs.**) 1816.
| Type: A. testacea.
394. stipata Morr. Maine to Colorado.
395. passer Guen. Canada to Colorado; Oregon.
viralis Grt.
loculata Morr.
var. conspicua Morr.
396. burgessi Morr. Mass. to Arizona.
discors Grt.
397. longula Grt. New Mexico; Nevada; Washington.
Gen. Xylena Hubn.“**) 1806.
Type: X. lithoxylea.
— Xylophasia Steph. 1829.
398. remissa Hübn. Eastern to Southern States.
indoecilis WIk.
399. separans Grt. New York to Wisconsin.
dueta Smith.
400. suffusca Morr. Canada to Texas.
illata} Grt.
401. apamiformis Gn. Canada to Colorado.
contenta WIk. (Hadena.)
*) Referred by Smith to Hadena Auct. where it cannot remain on
account of the smooth untufted linear body. The eyes are naked and the
ornamentation is like Agrotis where I first referred the species from a single
female specimen which I was obliged to return. I could not at the time
elearly make out the structure of the folded legs, which I now beliere were
unarmed. I consider the moth as the American Western representative of the
European C. optabilis, and think that the male will be found to have plumose
autennae.
**) See Grote, Bull. Buff. S. N. S. 54, 1874. This genus is often credited
to Treitschke, but it is founded in Ochsenheimer 4, 75. Under Lederer's
restriction one species originally included viz: testacea, becomes the type of
Apamea Ochs, in sensu Led., Staud. Cat. 98. I do not know the type of
Luperina Boisd. 1829, but none of Boisduyal’s original species of Luperina
are included by Lederer or Staudinger under this name. Lederer’s genus must
be known, except Haworthii, as LedereriaGrt. 1374. So far as I am able
to judge, our N. American species are congenerie with testacea, for instance
burgessi (— discors). I proposed at one time to take nictitans as
the type of Apamea; but Lederer’s prior action seems to fix testacea as
the type. I have been at some pains to fix the types and the correct generic
synonymy in the Noctuidae and this work has been here and there adopted but
largely disregarded by Smith who seems to go upon the principle that priority
has its chief value when the British Museum coll. and Lists can be used to
destroy one of my names and that the researches of otlıer writers than himself
can be disregarded at his pleasure.
***) See Grote Buff. Check List, 37, 1876. Also Tr. V., 107, 1825. In
the absence ot material Smith’s extension of the genus is here followed.
‘
a
LE ; 2
“in
76
402. vultuosa Grt. Canada to N. York; west to Illionis.
403. exornata Moeschl. Labrador; Colorado.
4()4. morna Streck. Colorado.
405. hulstii Grt. Colorado.
406. finitima Gn. Canada to N. York; west to Oregon.
407. lateritia Hfn. Europe; North America.
obliviosa WIk. (Mamestra.)
molochina Hbn.
408. insignataW1k.(1860). Canada to California.
cogitata Sm.
409. dubitans WIk. Canada to Middle States.
insignata WIk. (1857, Apam ea.)
sputatrix Grt.
410. plutonia Grt. Maine; Wisconsin.
411. alticola Sm. Colorado.
412. ducta Grt. Canada; New York; Washington.
413. impulsa Grt. Canada to Texas.
var. mixta Grt.
414. devastatrix Brace. Canada; United States.
devastator Brace. (Phalaena.)
ordinaria WIk. (Mamestra.)
contenta WIk. (Mamestra.)
marshallana Westw. (Agrotis.)
415. exulis Lef. Labrador; Greenland; leeland.
gelata Lef. (Hadena.)
groenlandica Zett. (Hadena.)
marmorata Zett. (Hadena.)
difflua Gey. (Exarnis.)
gelida Gn. (Crymodes.) ‚
poli Gn. (Urymodes.)
borea Gn. (Urymodes.)
416. sommeri Let. Labrador; Greenland; Iceland.
417, aretica Bdv. Canada to New Mexico; Colorado.
amputatrix Fitch (Hadena.)
amica " Harris. (Hadena.)
418. albina Grt. California.
419. pluviosa WIk. California; Vancouver.
castanea Grt.
eymosa Grt.
420. oceidens Grt. Nevada; Colorado; California,
421. perpensa Grt. Arizona; New Mexico.
422. eueulliiformis Grt. California.
423. verbascoides Gn. Canada to Middle States.
24. nigrior Sm. Maine.
425. eariosa Gn. Maine to Texas.
426. idonea Grt. Maine to Texas.
427. vulgaris G. & R. Canada to Middle States.
428. cristata Grit. New York (Buffalo).
429.
450.
431.
432.
433.
434.
435.
436.
437.
438.
439.
440.
441.
442.
443.
444.
445.
446.
447.
448.
449.
450.
451.
452.
453.
454.
455.
456.
457.
458.
459.
460.
461.
462.
77
antennata Sm. California.
releeina Morr. Texas; Colorado.
einefacta Grt. Washington; Calif.; Colorado.
centralis Sm. California.
auranticolor Grt. Col.; Arizona; Nebraska; Oregon.
lignicolor Gn. Canada to Arizona.
lignicolora Gn.
var. quaesita Grt.
genialis Grt. California.
inordinata Morr. Maine to Colorado.
semilunata Grt. Washington; Colorado.
Gen. Helioscota Grt. 1895.
Type: H. miselioides.
—= Hade nal Auct, nec. Schrank.
evelina French. California; Colorado.
bridghami G. & R. Canada; Eastern States.
violacea Grt. California; Colorado.
transfrons Neum. British Columbia.
leucoscelis Grt. Canada; Eastern States to Colorado.
fibulata Morr.
claudens WIk. Newfoundland; Eastern States.
hillii Grt.
adnixa Grt. Nevada.
paviae Behr. California.
inconspicua Sm. List 2034.
binotata WIk. California; Vaucouver.
eurvata Grt.
extersa WIk.
genetrix Grt. Nevada; Colorado.
characta Grt. Nevada; Arizona.
fumosa Grt. Colorado; Washington.
indireeta Grt. California; Utah; Colorado.
divesta Grt. California; Colorado; Vancouver.
tusa Grt. California.
tonsa Grt. Nevada.
semicana WIk. Wisconsin to Colorado.
latireptana WIk. (Erastria ?)
modiola Grt. (Hadena.)
fractilinea Grt. Canada; New York to Colorado.
vulgivaga Morr.
misera Grt. New York; Illinois; Wisconsin.
egens WIk. Hudson’s Bay; Colorado.
minuscula Morr. Canada; Eastern States,
an Dyschorista ?
marina Grt. California.
miselioides Gn. Canada to Texas.
chlorostigmaHarvey. Texas; Illinois.
smaragdina Neum. Arizona.
78
463. mactata Gn. Canada to Colorado.
464. turbulenta Hübn. New York to Southern States.
arcuata WIk. (Xylophasia.)
465. modiea Gn. Canada to Colorado.
subcedens WIk.
466. hausta Grt. Maine to New Mexico.
467. eylindrica Grt. Nevada.
an Hadenella ? teste Sm.
468. patina Harvey. Southern States.
469. diversieolor Morr. Eastern and Middle States.
470. tortilis Grt. Washington.
471. chryseleetra Grt.*) Colorado.
? benigna Hy. Ed.
Gen. Hillia Grt.
Type: H. senescens.
472. cerasis H.-S. Canada; Northern New York;
Northern Europe.
var. senescens Grt. (gray form.)
var. vigilans Grt. (dark or reddish form.)
var. erdmani Moeschl. (intermediate form.)
473. diseinigra WIk. „Hudson’s Bay Territory“.
474. algens Grt. Eastern States; Colorado.
Gen. Achatia Hbn. 1806.
Type: A. atriplieis.
— Trachea Hbn. 1818.
475. delicata Grt. Canada southwardly.
var. interna Grt.
Gen. Pseudanarta Hy. Ed. Grt. in litt.
Type: Anarta crocea Hy. Ed.
476. flava Grt. Br. Columbia; Oregon; Colorado.
var. crocea Hy. Ed.
*) I have taken for the type of this genus an ordinary form commonly
oceurring for purposes of comparison. The species here included are those
placed by Smith in Hadena, with the remark that they probably belong
to more than one generie type. They are in fact my former genus Hadena,
minus the species separated by Smith under Xylophasia. The type of
Hadena Schrank is, asI have ascertained, the European eucubali, a form
with hairy eyes and referred by Boisduval to Dianthoecia. In no event
can the term Hadena be applied correctly to any of the species of
Hadena in sensu Led. Our species need revision. Those agreeing with
X. lithoxylea must be separated under Xylena. Those agreeing with
OÖ. strigilis must be separated under Oligia (= Miana Steph). There
remains a residue for which I have proposed the term Helioscota. The
type of Celaena is Haworthii, a species included under Luperina
Led., but which is not Luperina of Boisduval. The genera Hillia and
Achatia, placed here by Smith, are out of place, but the object of this
List is not to revise the sequence of the species or genera. The American
genus Pseudanarta is close to Helioscota. The name was proposed
by me in letters to Hy. Edwards, then in San Franeisco, for his Anarta
erocea, a form which is at least a good variety of my previously described
Hadena flava. 1 have not seen his paper quoted by Smith, Pros, Ac.
Sci. Cal., 6, 133, 1875.
479.
480.
481.
482.
483.
484.
485.
486.
487.
488.
489.
490.
491.
492.
493.
494.
495.
47T.
478.
79
singula Grt. Texas; Colorado; Arizona,
flavidens Grit. Colorado; New Mexico.
Gen. Oligia Hübn. 1818.
Type: ©. strigilis.
= Miana Steph. 1829.
festivoides Gn. Canada to Florida and Texas,
varia WIk. (Erastria.)
chalcedonia Hbn. Canada to Texas; New Mexico.
arna Gn. (Celaena.)
vineta WIk. (Miana.)
irresoluta WIk. (Gelaena?)
var. traeta Grt.
versicolor Grt. Canada; Northern Atlantic States.
exesa Gn. Florida.
floridiana WIk. (Hadena.)
fuseimacula Grt. Florida; Texas.
grata Hübn. Southern States,
rasilis Morr. (Hadena)
nueicolora Gn. Florida; Texas.
unisignata WIk. (Laphigma.)
paginata Morr. (Hadena.)
var. clara Harvey (Caradrina.)
Gen. Perigea Guen. 1852.
Type: P. xanthioides.
xanthioides Gn. Canada to Florida.
var. enixa Grt. (pale form.)
iole Grt. Florida.
vecors Gn. Middle States southwardly.
remissa Wlk. (Apamea.)
luxa Grt. (Perigea.)
epopea Uram. Gulf States; along the coast to Maine.
infelix Gn. (Perigea.)
palpalis WIk. (Condica.)
confederata Grt. (Hadena)
claufacta WIk. Eastern to Southern States.
commoda WIk. (Xylina.)
fabrefaeta Morr. (Segetia.)
punctifera WIk. „United States“; St. Domingo.
falsa Grt. California.
albolabes Grt. Arizona; Colorado; New Mexico.
loculosa Grt. Arizona; New Mexico.
alfkenii Grt.*) Western States.
perplexa Grt. in lists.
*) Perigea alfkenii sp. nov. I male, 2 female. Male antennae
- shortly pectinate, female simple. Shape and aspect of P. pulverulenta,
- Smith, but paler and much less distinetly marked. Wings of a fleshy brown,
- all the marks very obseure and hardly legible. $. t. line most distinet, pale,
- irregularly and rather angularly waved. Reniform dark, a pale line inwardly,
- outwardly a pale patch which abuts against the obscure pale s. t. line.
u" large, slightly oval, pale; it and the minute claviform outlined
80
496. niveirena Harvey. Vancouver.
497. pulverulenta Sm. Colorado.
498. fasciata Hy. Ed. Colorado Desert.
499. dileeta Hy. Ed. „Arizona“.
500. continens Hy. Ed. „Arizona“.
501. mersa Morr. „California“,
502. proxima Morr. „Texas“.
Dipterygia Steph. 1829.
Type: D. pinastri.
503. scabriuseula Linn. North America and Europe.
pinastri Linn.
Hyppa Dup. 1844.
Type: H. rectilinea.
504. xylinoides Gn. Canada to Southern States.
rectilinea Wk.
econtraria WIk.
ancocisconensis Morr.
Valeria Steph. 1829.
Type: V. oleagina.
505. opina Grt. California.
Calophasia Steph. 1829.
506. strigata Sm. Colorado.
Homohadena Grt. 1873.
Type: H. badistriga.
507. incomitata Harvey. Texas.
508. inconstans Grt. Arizona.
509. figurata Harvey. California; Nevada; Colorado.
510. chorda Grt. California; Colorado.
511. epipaschia Grt. Kansas; New Mexico.
512. vulnerea Grt. Arizona.
513. deserta Sm. Colorado Desert.
5l4. induta Harvey. Texas.
515. kappa Grt.*) Western States southwardly.
retroversa Morr.
?’ infixa WIk.
516. badistriga Grt. Canada to Colorado.
Adita Grt. 1874.
Type: A. ehionanthi.
narrowly and faintly in black. Other lines scarcely indicated. Veins
subterminally blackish and a series of dusky shades along costa indicating
the terminations of all the lines. Secondaries whitish, shading to brown
along the outer margin. Types coll. Neumoegen. This species is the
P. perplexa Grt. of former lists. I name the species for my kind friend
Mr. D. Alfken of the Bremen Museum the well known apidologist. I change
the unpublished name as it is also otherwise used in the family.
*, Smith says that „it would not have been possible to identify Walker’s
Xylophasia infixa from the description and without seeing the type.“
Hence | refuse to adopt Walker's name, as the „description“ and not the „type“,
anthorizes tle name. The „type“ is not beyond doubt.
517.
518.
519.
520.
521.
522.
523.
524.
525.
526.
527.
528.
529.
980.
531.
932.
533.
534.
535.
536.
537.
938.
539.
540.
541.
542.
543.
544.
545.
546.
547,
548,
949.
550.
551.
chionanthi Abb. Sm. Can.; Middle to Southern States,
sl
Gen. Oncoenemis Led. 1857,
Type: ©. confusa.
— Metahadena Morr. 1875.
hayesi Grt.
dayi Grt.
mirifiealis Grt.
faseciatus Sm.
tenuifaseia Sm.
atrifaseiata Morr.
viriditineta Sm.
terminalis Sm.
levis Grt.
simplex Sm.
augustus Harvey.
iricolor Sm.
saundersiana Grt.
behrensi Grt.
pernotata Grt.
glennyi Grt.
homogena Grt.
extremis Sm.
oceata Grt.
meadiana Morr.
fortis Grt.
vorax Behrens.
var. pieina Grt.
chandleri Grt.
riparia Morr.
colorado Sm.
major Grt.
eurviecollis Grt.
var. aqualis Grt.
eibalis Grt.
gracillima Grt.
atricollaris Harvey.
griseicollis Grt.
oblita Grt.
Colorado; California: Br. Columbia.
Colorado.
Nevada; California.
California; Colorado.
Colorado.
Eastern States; N. York.
Canada; Brit. Columbia.
Colorado.
Arizona; Colorado.
Utah.
Texas; Colorado.
Colorado.
Canada to Texas.
California.
Arizona.
Colorado.
Colorado.
Columbia.
California; Colorado; Texas.
„Arizona“.
California; Nevada.
Colorado.
Eastern and Middle States.
Colorado.
California; Arizona; Colorado.
Colorado.
Arizona.
Colorado; Texas.
Arizona.
Nevada.
Gen. Aporaphyla Guen. 1841.
yosemitae Grt.
California.
Gen. Macronoctua Grt. 1874.
Type: M. onusta.
onusta Grt.
Eastern States; Middle States to lowa.
Gen. Hadenella Grt. 1883.
Type: H. pergentilis.
pergentilis Grt.
Washington; Colorado; Wyoming.
Gen. Trichopolia Grt. 1883.
Type: T. dentatella.
dentatella Grt.
Mai 18095.
Arizona.
Be a a FE 1 Fr a tn 5 Be 4 Fe 4 2
552. ptilodonta Grt. Arizona.
Gen. Pachypolia Grt. 1874.
Type: P. atricornis.
553. atrieornis Grt. Illinois.
Gen. Platypolia Grt. 1895.
Type: P. acutissima.
554. acutissima Grt. Canada; Nova Seotia.
555. medialis Grt. Canada; Middle States.
556. capax G. & R. Canada to Colorado.
557. speeiosa Morr. „Massachusetts“,
558. confragosa Morr. „Canada“.
559. illocata WIk. Canada to Colorado.
stigmata Grote.
560. illepida Grt.*) New Mexico; Nevada; Colorado.
Gen. Andropolia Grt. 1895.
Type: A. theodori.
561. theodori Grt. Colorado; Nevada; California.
var. epichysis Grt.
562. aedon Grt. Colorado; Nevada; Washington.
563. olorina Grt. California; Colorado.
Gen. Polia Hübn. Tent. 1806.
Type: P. flavieineta.
— Xanthopastis Hb. Verz. exel. timais.
564. pallifera Grt. Illinois.
565. contacta WIk. Hudsons Bay; Northern N. Y.
aspera Morr.
diffusilis Harv.
566. eristifera WIk.**) „Hudson’s Bay Territory“.
567. pulverulenta Sm. Colorado.
Gen. Fishia Grt. 1877.
Type: F. enthea.
*) Smith says that my type of Hadena diversilineata is a
patched speeimen of illepida. The description is totally different, therefore
the wings must helong to some other species, at least the patches. In this
case it is an absurdity to call the species by a name based on a patched |
epecimen, because the insect must be recognised by the description, which
in this case is impossible.. The description of H. diversilineata must be |
eancelled and the name dropped. I remember I was very doubtful about the
insect; I was pressed for a report on the specimens, which I had to return
at once and have always had on it my mind that I ought to examine the type
over again.
**, Theidentification by Butler and Smith ofthis species with Mamestra
lubens is contradieted by the description, andmy own direct observation of
the type; it is probably the result of a transposition of the specimen. The
specimen of M. lubens which now figures as the “type“ of cristifera is most
probably, almost certainly, the one determined by Walker, C, B. M. 9, 230,
“W. Orilla, Canada, from Mr. Bush’s collection“, as Mam. brassicae. The
erroneus determination of lubens as brassicae came to me, either from
London, Canada, or direct. I never compared the two nor did I originally
determine lubens as brassicae. The name in American collections was
the result of Walker’s original mistaken determination of lubens a8
brassicae. See Morris’ Catalogue. Neither Butler or Smith mention
brassicae Walk. from North America.
’ . Bra!
568. enthea Grt. Maine.
Gen. Actinotia Hübn. 1816.
Type: A. perspieillaris.
569. ramosula Guen. Canada to So. States.
570. stewarti Grt. California.
Gen. Lussa Grt. 1883.
Type: L. nigroguttata.
571. nigroguttata Grt. Florida.
572. inflexa Morr. „Florida“.
Gen. Laphygma Guen. 1852.
Type: L. exigua.
573. frugiperda Ab.& Sm. Canada to West Indies.
macra Gn.
signifera WIk.
plagiata WIk.
autumnalis Riley.
var. fulvosa Riley.
var. obseura Riley.
574. flavimaculataHarvey.Hawai; California; Colorado.
Gen. Prodenia Gn. 1852.
Type: P. retina.
575. eridania Cram. Southern States.
phytolaccae A.&S.
derupta Morr. (Actinotia.)
nigrofaseiata Hulst.*) (Leucania.)
576. commelinae Ab.&Sm. Canada to So. States,
? androgena (ram.
577. ornithogalli Gn. Canada to So. States; California.
commelinae "Riley.
lineatella Harvey.
578. eudiopta Gn. Canada to So. States; California.
commelinae "Riley.
flavimedia Harvey.
an ö spec. praec.?
*) Smith says: The names above given apply to our own fauna only;
the insect has been further redeseribed by Walker as Xylina inquieta,
Prodenia strigifera, and Leucania externa, and by Mr. Butler as
Prodenia ignobilis. Mr. Hulst’s synonym is very characteristic. Smith’s
reference, Cat. 168, that in Can. Ent. VIII, 189, I regarded flavimaculata
as—frugiperda, is incorrect. I there, from two examples, regarded it ns
an “extreme variety“, which is a different thing. And in my Revised List
I say that I have been wrong I believe in this reference and that it may
resemble the European exigua. ] left it in the genus where Dr. Harvey
placed it, although I had referred it in 1875 to Laphygma. Certain European
writers do not consider Laphygma exigua as generically distinet from
the species of Caradrina,. ] have had no opportunity of examining the
European species and the relationship of the genera is not known to me.
6*
>
579.
580.
581.
582.
989.
584.
585.
590,
591.
54
praefica Grt. California.
Gen. Dargida WIk. 1856.
—= FEupsephopaectes Grt. 1873.
procineta Grt. California; Oregon; Colorado.
Gen. Conservula Grt. 1875.
Type: C. anadonta.
anadonta Gn. Canada to Middle States.
Gen. Trigonophora Hübn. 1818.
Type: T. flammea.
perieulosa Gn. Canada to Colorado.
var. v-brunneum Grt.
Gen. Brotolomia, Led. 1859.
Type: B. meticulosa.
= Mesolomia Sm. 1893,*)
iris Gn. Canada to Middle States.
Gen. Euplexia Steph. 1829.
Type: E. lucipara.
lueipara Linn. North America and Europe.
Gen. Nephelodes Guen. 1852.
Type: N. minians.
minians Gn. Canada to Colorado.
expansa WIk.
sobria WIk.
var. violans Gn.
subdolens WIk.
Gen. Tricholita Grt. 1875.
Type: T. signata.
. signata WIk. Canada to New Mexico.
semiaperta Morr.
. fistula Harvey. California; Arizona; Colorado.
. Inconspicua Grt. Arizona.
Gen. Helotropha Led. 1857.
Type: H. leucostigma (fibrosa).
‚ reniformis Grt. Canada to Middle States.
var. atra Grt.
an spec. europ.?
Gen. Gortyna Ochs. 1816.
Type: G. micacea. (Hübn. restr.)
— Hpydroeeia Gn. 1837.
lunata Sm. California.
u-album Guen. Middle States to Minnesota.
purpuripennis Grt.
baliola Morr.
*) Smith says “our species is probably (?) as distinet generically from
the European form as any others in this series“ etc. Now the “others“ are
referred as agreeing generically! Üonservula with entire fringes is
simply an extra American form not belonging to the special series:
Trigonophora. Brotolomia, Euplexia. There seems no reason and
certainly Smith gives nothing that can be called one for his new term.
592. velata WIk. Canada to Middle and Eastern States.
seraG.&R.
593. juvenilis Grt. Colorado; Kansas.
594. nietitans Linn. N. America and Europe.
americana Spey.
var. erythrostigma Haw.
var. lucens Freyer.
595. erepta Grt. Kansas.
596. immanis Gn. Can.; Eastern States to California.
var. obligua Harvey.
597. stramentosa Gn. Middle States.
598. inquaesita @G. & R. Can.; Eastern and Middle States.
599. cerina Grt. Eastern and Middle States.
600. impecuniosa Grt. Eastern and Middle States.
601, cataphracta Grt. Can.; Eastern and Middle States.
602. purpurifascia G@. & R. Canada to Colorado.
603. rutila Gn. Canada to Colorado.
leucostigma || Harr.
604. harrisii Grt. Eastern States.
605. speciosissima G. & R. Eastern States.
606. marginidens Guen. Can.; Eastern & Middle States.
var. limpida Gn.
607. cerussata Grt. Eastern and Middle States.
608. appassionataHarvey. Canada.
609. nitela Gn. Canada to Georgia.
var. nebris Gn.
610. necopina Grt. New York.
611. serrata Grt. Colorado.
Gen. Ochria Hübn. 1818.
Type: 0. flavago.
—= Gortyna Led. nec Ochs.
612. sauzalitae Grt. California.
613. buffaloensis Grt. New York.
Gen. Achatodes Guen. 1852.
Type: A. sandix.
614. zeae Harris. Canada to Colorado.
sandix Gn.
Gen. Xanthopastis Hübn. 1818.
Type: X. timais (Berg restr.)
—= Philochrysa Grt. 1863.
615. timais Cram. Florida; Atlantic coast, migratory.
regnatrix Grt. (Philochrysa.)
Gen. Euglyphia Hübn. 1818.
Type: E. elegans.
—= Noropsis Guen. 1852.
616.
620.
621.
622.
623.
624.
625.
626.
627.
628.
629.
630,
631.
632.
86
hieroglyphica Cram. Texas; Florida.
festiva Fabr. (Bomby x.)
elegans Hbn. (Euglyphia.)
fastuosa Gn. (Noropsis.)
Trib. Bellurini.
— Arzaminae Grt. 1883.
Gen. Bellura WIk. 1865.
Type: B. gortynoides.
— Arzama Walk. 1865.
. gortynoides WIk. Canada to Southern States.
densa WIk. (Arzama.)
vulnifica Grt. (Arzama.)
var. melanopyga Grt.
. diffusa Grt. Canada: Maine.
Gen. Sphida Grt. 1878,
Type: S. obliquata.
. obliqua WIk. Canada to Southern States.
obliquata @.&R. (Arzama)
Trib. Nonagriini.
— Nonagriadae Harris.
Gen. Nonagria Ochs. 1816.
Type: N. typhae.
permagna Grt. Florida.
laeta Morr. an spec. Am.?
subflava Grt. Maine to Illinois.
oblonga Grt. Maine.
subearnea Kell. Buffalo, N. Y.
inquinata Guen. „New York“,
Gen. Fota Grt. 1882.
Type: F. armata.
armata Grt. Arizona.
minorata Grt. Arizona.
Gen. Senta Steph. 1829.
Type: S. maritima.
defecta Grt. Eastern and Middle States.
enervata Gn. Florida.
fodiens Gn.
(Gen. Platysenta Grt. 1874.
Type: P. atriciliata.
videns Gn. Canada to Southern States.
indigens WIk. (Nonagria?)
atrieiliata Grt. (Platysenta.)
meskei Spey. (Caradrina.)
nucicolora + Sm. (Monodes H 2.
angustiorata Grt. Colorado.
Gen. Tapinostola Led. 1857,
orientalis Grt. Maine; Buffalo, N. Y.
633. variana Morr. „Detroit, Mich.“
Trib. Heliophilini.
Gen. Ommatostola Grt. 1873.
Type: ©. lintneri.
634. lintneri Grt. New York; New Jersey.
Gen. Heliophila Hübn. Tent. 1806.
— Leucania Ochs. 1816.
Type: H. pallens L.
635. pallens Linn. North America; Europe.
636. oxygala Grt Colorado.
637. praegraeilis Grt.*) Colorado; Idaho; New Mexico.
638. bicolorata Grt. Colorado; Arizona; New Mexico.
639. patricia Grt. Colorado; New Mexico.
640. pertracta Morr. „Pennsylvania“.
641. rubripennis G.& R. Texas.
642. rufostriga Pack. „Labrador“.
643. albilinea Hübn. Canada to Southern States.
diffusa WIk. (Leucania.)
moderata WIk.
harveyi Grt.
644. ligata Grt. Texas; Colorado; Florida.
645. dia Grt. California.
646. extineta Gn. Maine to Texas.
linita Gn.
seirpicola Gn.
amygdalina Harv.
647. multilinea WIk. Can. to Middle States.
lapidaria Grt.
648. phragmatidicola Gn. Can. to Southern States.
649. texana Morr. „Texas“.
650. juneicola Gn. Southern States.
adjuta Grt.
651. fareta Grt. California.
652. insueta Gn. Canada to Colorado.
var. adonea Grt.
653. commoides G.n. Canada to So. States; New Mexico.
654. flabilis Grt. Long Island, New York.
655. rimosa Grt. Maine.
656. unipuncta Haw. Canada to Texas, west to Rocky Mts.
extranea Gn.
657. subpunectata Harvey. Texas.
658. pilipalpis Grt. Florida.
659. pseudargyria Gn. Canada to Texas, west to Rocky Mts.
var. obusta Gn.
var. ceallida Grt.
*) The specimen marked “gracillima, type“, in Mus. Comp. Zool is
the identical type of this species. The name was changed in press. I regard
the species as distinet from bicolorata. I adopt Smith’s reterences of
Guenee’s species, though their correetness is not beyond reasonable doubt.
660.
661.
662.
663.
664.
665.
666.
667.
668.
669.
670.
671.
\ Te
:
|
ebriosa Gn. „Am. Sept.“ an spec. Am.?
Gen. Zosteropoda Grt. 1874.
Type: Z. hirtipes.
hirtipes Grt. California.
Gen. Ufeus Grt. 1873.
Type: U. satyrieus,
sagittarius Grt. California.
plicatus Grt. Canada to California.
unieolor Grt. Illinois; Colorado.
satyrieus Grt. Canada to Middle States.
Gen. Pteroseia Morr. 1874.
Type: P. atrata.
atrata Morr. Mt. Washington, N. H.
Trib. Seoleeocampini.
— Seolecoeampinae Grt. 1883.
Gen. Seolecocampa Gn. 1852.
Type: S. ligni.
liburna Geyer. Canada to Florida, west to Rocky Mts.
ligni Gn.
Gen. Eucalyptera Morr. 1857.
Type: E. bipuncta.
obseura Grt. Arizona.
bipuneta Morr. Mass. to Florida.
Gen. Doryodes Gn. 1857.
Type: D. acutaria.
bistrialis Geyer. Canada to Southern States.
acutaria H.-S. (Ligia.)
divisa Wlk. (Thermma.)
promptella Wlk. (Tunza.)
spadaria Gn. „Florida“.
Gen. Phiprosopus Grt. 1872.
— Sudariophora Zell. 1872.
72. eallitrichoides Grt. New York to Texas.
673.
674.
nasutaria Zell.
Gen. Amolita Grt. 1874.
Type: A. fessa.
fessa Grt. Eastern to So. States; Colorado.
Gen. Cilla Grt. 1880.
Type: ©. distema.
distema Grit. Texas.
Trib. Balsini.
Gen. Balsa WIk. 1860.
Type: B. obliquifera.
— Nolaphana Grt. 1873.
5. malana Fiteh. Canada to Southern States.
obliquifera WIK.
| 676,
2 677.
678.
679.
680.
681.
682.
683.
684.
685.
686.
637.
688.
689.
6.
691.
692.
693.
694.
695.
89
triquetrana Fitch. „New York“.
labecula Grt. New York to Texas.
Subgen. Gargaza WIk.
— Asisyra Grt.
Type: B. tristigella.
tristrigella WIk. Eastern States to Texas.
zelleri Grt. (Nolaphana.)
malana FZell. (N ola.)
Trib. Caradrinini.
Gen. Catabena WIk. 1865.
Type: C. lineolata.
—= Adipsophanes Grt. 1873.
lineolata WIk. Canada to California.
miscellus Grt.
terminella Grt. Texas.
Gen. Crambodes Gn. 1852.
Type: €. talidiformis.
—= (Carvanca WIik. 1856.
talidiformis Gn. Canada to Colorado.
conjugens WIk.
Gen. Fotella Grt. 1882.
Type: F. notalis.
notalis Grt. Arizona.
Gen. Caradrina Ochs. 1816.
Type: C. respersa.
miranda Grt. New York to California.
meralis Morr. Canada to New Mexico.
bilunata Grt.
tarda Gn. „North America“.
derosa Morr. „New Jersey“.
multifera WIk. Canada; Middle States to Illinois.
fidicularia Morr.
subaquila Harvey. Texas.
conviva Harvey. Texas.
fragosa Grt. Arizona.
extimia WIk. Colorado to California.
ceivica Grt.
Gen. Pyrophila Hübn. 1806.
Type: P. pyramidea.
— Amphipyra Ochs. 1816.
tragopoginis Linn. North America and Europe.
repressus Grt.
glabella Morr. Middle States to California.
triquetra Grt. Arizona.
pyramidoides Gn. Can.; Atlantie States to Colorado.
var. inornata Grt.
ab. conspersa Riley.
Gen. Anorthodes Sm. 1891.
ı Sa
ne Ye La >
PEST ET LH UE
696. prima Sm. Ohio; Southern States.
an Car. tarda Gn.?
Trib. Orthosiini Grt. 1890.
— Taeniocampinae et Orthosiinae Grt. 1883,
Gen. Orthodes Gn. 1852.
Type: ©. infirma.
697. erenulata But. Canada to Texas. -
infirma var. A. Gn.
infirma } Sm. Proc. N. M. XII, 471.
698. eynica Gn. Canada to Colorado.
candens Gn.
tecta WIk.
699. enervis Gn.*) Canada, southwardly.
vecors Gn.
nimia Gn.
togata WIk. (also velata and prodeuns WIk.)
var. nitens Grt.
aberr. griseocineta Harvey.
700. virgula Grt. Arizona; Colorado.
701. irrorata Sm. Washington; Br. Columbia.
702. puerilis Grt. California.
Gen. Himella Grt. 1874.
Type: H. fidelis.
703. eontrahens WIk. Canada to New Mexico.
thecata Morr.
704. intraetata Morr. Mass.; New York; Illinois.
fidelis Grt.
(ren. Croeigrapha Grt. 1875.
Type: C. normani.
705. normani Grt. Canada to Middle States.
Gen. Graphiphora**) Hübn. 1806.
Type: G. gothica.
— Taeniocampa Gn. 1839.
706. furfurata Grt. Atlantie States to California.
707. peredia Grt. Eastern States.
*) According to the custom now prevalent in Europe changes in name
proposed by the Author in the same work must be respected. All changes
proposed by (Guende in his third Volume should be followed. Indeed there
is no reason why they should not, since the duplication of specific names is
a manifest evil.
**) The use of Graphiphora for Agrotid forms is due to Öchsen-
heimer’s misapplication of Hübner’s term, Sch. Eur. 4, 68, 1816. Nearly every
species of Ochsenheimer's genus Graphiphora, is an Agrotis in sensu
Lederer. Öchsenheimer's genus Agrotis contains Hübner’s type of that
genus, but also a nnmber of species quite unrelated in structure. Ochsen-
heimer refers Hübner's type of Graphiphora to Episema, p. 65, and
eites also Hiübner’s collective term in brackets. This irregular course has
caused all the confusion in European literature in the use of these terms.
9
708. perbrunnea Grt. California.
709. uniformis Sm. Arizona.
710. palilis Harvey. Texas.
711. trifascia Sm. Colorado.
712. earminata Sm. Colorado.
713. eolumbia Sm. Br. Columbia.
714. eulea Gn. Canada to Arizona.
modifieca Morr.
var. consopita Grt.
715. rufula Grt. California; Colorado.
716. perforata Grt. Arizona.
718. oviduca Gn. Canada to Florida.
capsella Grt.
var. orobia Harvey.
718. utahensis Sm. Utah.
719. eurtica Sm. California.
720. ineineta Morr. Eastern States to Colorado.
721. suffusa Sm. Colorado; Arizona.
722. obtusa Sm. Arizona.
723. pectinata Sm. California.
724. annulimacula Sm. Texas.
725. addenda Sm. California.
726. terminata Sm. So. California.
727. subfuseula Grt. Oregon; Montana.
728. arthrolita Harvey. California.
729. agrotiformis Grt. Colorado.
730. pacifica Harvey. Colorado; California.
731. alia Gn. Canada to Southern States.
instabilis H Fitch.
inseiens WIk.
var. hibisci Gn.
eonfluens Morr.
732. rubrescens WIk. Canada; Eastern States.
venata Sm.
733. subterminata Sm. Eastern and Middle States.
734. garmani Grt. Illinois; Jowa.
735. praeses Grt. California.
736. planalis Grt. New Mexico,
737. revieta Morr. „Illinois“.
738. styracis Gn. „Georgia“.
Gen. Acerra Grt.*) 1874.
Type: A. normalis,
*) In reply to Smith Cat. 207, I would state that Stretchia is
almost certainly later of issue than Acerra, Sept. 1874. To the best of my
belief Edwards’ paper was not really issued before 1875. Then, that
I consider S. plusiiformis, with its pectinate antennae, as generically
distinet from normalis, with its simple antennae. A structural difference
between Stretchia plusiiformis and Perigrapha I have not been
able to verify.
92 ki:
739. normalis Grt. California.
740. inferior Sm. California.
741. murieina Grt. Oregon.
742. behrensiana Grt. California.
743. variabilis Sm.*) Colorado.
744. pulchella Harvey. California.
745. erythrolita Grt. California.
746. ıransparens Grt. Washington.
Gen. Perigrapha Led. 1857.
—= Stretchia Hy. Ed. 1874?
747. plusiiformis Hy. Ed. Nevada; Colorado.
748. prima Sm. California.
Gen. Perigonica Sm. 1890.
749. angulata Sm. California.
750. fulminans Sm. Colorado.
Gen. Trichoelea Grt. 1883.
Type: T. decepta.
‘51. decepta Grt. Arizona.
752. edwardsii Sm. California.
753. antica Sm. California.
754. postica Sm. Colorado.
(en. Triehocosmia Grt. 1883.
Type: T. inornata.
755. inornata Grt. Arizona,
(Gen. Trichorthosia Grt. 1833.
Type: T. parallela.
756. parallela Grt. New Mexico.
Gen. Metalepsis Grt. 1875.
Type: M. cornuta.
757. cornuta Grt. California; Washington.
Gen. Pseudoglaea Grt. 1876.
Type: P. blanda.
758. blanda Grt. Colorado; Texas; California.
var. taedata Grt.
var. decepta Grt.
Gen. Pseudorthosia Grt. 1874.
Type: P. variabilis.
759. variabilis Grt. Colorado; California.
(ren. Choephora G. & R. 1368.
Type: ©. fungorum.
760. fungorum G. & R. Eastern and Middle States.
Gen. Zotheca Grt. 1874.
Type: Z. tranquilla.
*) The persistent duplication of specific titles in the Agrotidae by
Mr. Smith is a source of confusion and a positive detriment to the science.
Even names which I am the first to use in the family are duplicated by him.
The rule of Guende that no two species should bear the same title is
commendable. Such duplication occurs only in my writings accidentally
and I have always tried to avoid it.
2 ur BE
93
761. tranquilla Grt. California.
sambuci Behr.
var. viridula Grt.
Gen. Cosmia Hbn. 1806.
; Type: C. affinis.
762. orina Gn. Canada to Texas; California.
var. calami Harvey,
? canescens Behr.
Gen. Ipimorpha Hbn. 1818.
Type: S. subtusa.
—= Plastenis Boisd.
763. pleonectusa Grt. Eastern and MiddleStates toColorado.
aequilinea Sm.
764. subvexa Grt.”) Texas.
Gen. Trileuca Grt. 1883.
Type: T. buxea. (Sm. restr.)
765. buxea Grt. Texas.
766. dentalis Sm. Texas.
767. gulnare Streck. Pennsylvania; Illinois.
Gen. Atethmia Hbn.**) 1818.
Type: A. subusta.
767. subusta Hbn. Florida; Texas; Mexico southwardly.
769. inusta Gn. Same localities.
an spec. dist.?
770. rectifascia Grt. Middle and Southern States.
Gen. Cea Grt. 1883.
771. immaculata Grt. Arizona.
*) My type should be in Brit. Mus.; I am in some doubt that it repre-
sents a species really distinet from the preceding. From an examination
of the type specimen of Mesogona intexta Harvey, I came to the
eonclusion that the example had been remounted and that it was of European
origin, referable to M. oxalina Hbn.
**) The type of Atethmia Verz. 238, is wrongly taken by me in 1874
as xerampelina. Guense makes this in 1852 the type of Cirroedia. Hence
Atethmia must be retained for subusta and our N. American species. Our
North American Eucirroedia pampina seems to me generically distinct from
the European Cirroedia xerampelina by the more robust form and the
shape of external margin of primaries, The type of Cosmia is C. affinis
Hbn. Tent. 1806. Ochsenheimer includes six dissonant species under Gosmia
in 1816, eiting Hübner for the name. Henceforth the name becomes mis-
applied for the structural type paleacea. Whether our North American
species C. orina is congeneric with Cosmia affinis, I cannot now decide;
it seems to me not. Calymnia Hbn. Verz. 1818, appears to me a synonym
of Cosmia Hbn. 1806. With the type of Cosmia (affinis) Hübner includes
trapezina, apparently a congeneric species. Paleacea is sole species
therefore type of Enargia. Hübner, in the Verzeichniss, divides the species
referred by ÖOchsenheimer to Cosmia, under the genera E nargia (pale-
acea), Calymnia (trapezina, affinis, this latter the true type of Gosmia)
and Eustegnia (diffinis, pyralina). With regard to Cosmia peropho-
roides Strecker, cited here by Smith, it is either the Notodontid Hyparpax
aurora or.a closely related species of Hyparpax; see my Ill. Essay 45, 1882,
Gen. Enargia Hbn. 1818.
Type: E. paleacea.
772. paleacea Esp. Europe and North America.
discolor WIk. (Mythimna.)
infumata Grt.
Gen. Cleoceris Boisd. 1829.
Type: €. viminalis.
773. onychina Gn. „North America“.
774. elda French. California.
775. rectifasecia Sm. California.
776. eurvifascia Sm. California.
Gen. Anchocelis Gn. 1839.
777. digitalis Grt. Eastern and Middle States.
Gen. Dyschorista Led.*) 1857.
Type: D. suspecta.
778. diseivaria WIk. Canada to Middle States.
gentilis Grt.
var. perbellis Grt.
(ren. Orthosia Ochs. 1816.
Type: O. lota.
779. purpura Grt. California.
var. crispa Harvey.
780. deeipiens Grt. Indiana.
781. ralla G. & R. Eastern and Middle States.
782. bieolorago Gn. Canada to Middle States.
typ. form ferruginoides Gn.
var, bieolorago Gn.
spurcata Walk.
783. euroa G. & R. Canada to Colorado.
puta G. & R. (nom. rej. auct.)
784. inops Grt. Maine.
785. hamifera Grt. California.
786. aurantiago Gn. Eastern to Southern States.
illiterata Grt. (Pyrrhia.)
differta Morr. (Orthosia.)
illinoisensis Fr. (Heliothis.)
787. amerieana Morr. „New York“,
788. posticata Harvey. Texas.
789. eitima Grt. Arizona.
790. eonradi Grt. Eastern and Middle States.
791. helva Grt. Canada to Colorado,
792. lutosa Andrews. Canada to Middle States.
193. belangeri Morr. „Canada“,
794. immaculata Morr. „Nevada“.
| Parastichtis Hübn. 1818 is a mixed genus; it includes the type of
Dyschorista, but whether it should be restrieted to this type I cannot quite
satisfactorily ascertain. I leave however our American species as refe
Morrison as the safest course,
by. +7%
795. chloropha Hbn. „Georgia“,
Gen. Homoglaea Morr. 1875.
Type: H. hireina.
796. hireina Morr. Canada to Middle and Western States.
797. earnosa Grt. Eastern and Middle States.
Gen. Glaea Hbn. Tent. 1806.
= Cerastis Ochs. 1816.
Type: G. vaceinii.
—; »Orrhodia Hbn; 1818.
798. viatica Grt. Canada to Southern States,
799. inulta Grt. Canada to Southern States,
800. olivata Harvey. California.
801. signata French.*) Middle and Western States.
an anchocelioides Gn.?
802. sericea Morr.”*) (Unidentified.)
803. ealiforniea Sm. California.
Gen. Epiglaea Grt. 1878.
Type: E. apiata.
804. pastillicans Morr. Eastern to Middle States.
805. tremula Harvey. Texas.
806. venustula Grt. Eastern to Southern States.
sericea H Auct.
807. apiata Grt. Eastern to Middle States.
808. decliva Grt. Canada to Southern States.
Gen. Xanthia Hbn. Tent. 1806.
Type: X. fulvago (cerago).
809. flavago Fabr. North America and Europe.
togata Esp.
silago Hbn.
*) This species I had identified with Guen£e’s Cerastis, of which genus
it has the stractural characters. Mr. Smith found a specimen of Agrotis
cupida bearing the label in coll. Brit. Mus., but Guen6e’s type must be
examined in coll. Oberthür before one can credit such a mistake on Guende’s
part. Mr. Smith says that Guenöe’s description would be distinetly applicable
were the generic reference correct.
**, The identification of this name with my Epiglaea venustula
came to me from Albany collectors. From Morrison’s description I have shown
the absolute impossibility that Morrison could have had my venustula before
him. The markings described make it probable that the inseet described as
sericea is not a Glaea at alle Where Morrison’s type is I know not, nor
do I remember I ever saw it. Mr. Smith’s references probably all belong to
venustula which he identifies as sericea. I regard Orrhodia as a synonym of
Glaea and all the species here cited as congeneric with the European, Stand,
Cat. 118. I distinetly oppose Mr. Smith’s opinion that the Tentamen must be
rejected. Unless we admit it there is no authority for a number of names now
in use,
EEE VW u SE a EI
FE
96
Gen. Jodia Hbn. 1818.
Type: J. eroceago.
—= Hoporina Boisd.
810. rufago Hbn. Canada to Southern States.
honesta WIk.
Gen. Eueirroedia Grt. 1875.
Type: E. pampina.
811. pampina Gn. Canada to Virginia; Western States.
Gen. Scoliopteryx Germ. 1812.
Type: S. libatrix.
812. libatrix Linn. North America and Europe.
Gen. Seopelosoma Curtis 1838.
Type: S. satellitia.
= Dichagramma Grt. 1864.
813. moffatiana Grt. Canada to Southern States.
814. indirecta WIk. Canada to Southern States.
graefiana Grt.
815. pettiti Grt. Canada to Middle States.
816. ceromatica Grt. Canada to Middle States.
817. tristigmata Grt. Canada to Middle States
818. walkeri Grt. Canada to Texas.
819. sidus Gn. Canada to Texas.
vinulenta Grt.
820. morrisoni Grt. Canada to Middle States.
821. devia Grt. Canada to Middle States.
Gen. Litholomia Grt. 1875.
Type: L. napaea.
822. napaea Morr. Canada to California.
823. dunbari Harvey. Vancouver.
Gen. Lithophane*) Hübn. 1818.
Type: L. socia (petrificata).
— Xylina Auet. nee Xylina Hübn.
824. disposita Morr. Canada to Middle States.
825. hemina Grt. Eastern and Middle States.
826. petulea Grt. Canada to Middle States.
signosa Re Sm.
827. signosa WIk. Canada to Colorado.
innominata Sm.
828. patefacta WIk. Canada.
829. ferrealis Grt. Canada to Middle States.
830. gausapata Grt. California.
831. bethunei G. & R. Canada to Middle States.
832. oriunda Grt. Canada; Illinois; Wisconsin.
833. semiusta Grt. Canada to Middle States.
*) For my argument as to the correct name for this genus and for the
synonymy of the species see my paper in Canadian Entomologist 79, 1894,
97
834. contenta Grt. California.
835. fagina Morr. Eastern and Middle States.
836. oregonensis Harvey. Oregon; California; Colorado.
837. georgii Grt. Canada to Colorado.
838. antennata Walk. Canada to Nebraska.
cinerea Riley.
839. latiecinerea Grt. Canada to Western States.
840. grotei Riley. Canada to Western States.
|| einerosa Grt.
841. unimoda Lintn. Canada to Middle States.
842. tepida Grt. Canada to Middle States.
843. baileyi Grt. Middle States.
844. querquera Grt. Middle to Western States.
845. viridipallens Grt. Eastern and Middle States.
846. lepida Lintn. Canada to Middle States.
847. thaxteri Grt. Canada to Middle States.
848. pexata Grt. Canada to Washington.
var. washingtonia Grt.
Gen. Euharveya Grt. 1894.
Type: E. carbonaria.
849. carbonaria Harvey. California; Colorado.
Gen. Pleroma Sm. 1891.
Type: P. obliquata.
850. conserta Grt. Washington.
851. obliquata Sm. California; Colorado.
an spec. praec.?
Gen. Lathosea Grt. 1881.
Type: L. pulla.
852. pullata Grt. Oregon; Colorado.
pulla Grt. (nom. rej. auct.)
Gen. Lithomia Hbn. 1818.
Type: L. solidaginis.
853. germana Morr. Canada to Middle States.
an solidaginis?
Gen. Calocampa Steph. 1829.
Type: C. vetusta.
. 854. nupera Lintn. Canada to Nebraska.
an vetusta?
855. eineritia Grt. Canada to California; Oregon.
var. thoracica Put.-Cr.
856. brucei Sm. Colorado; Rocky Mts.
857. curvimacula Morr. Canada to Oregon,
Mai 1895. XIV, 7
Gen. Morrisonia Grt. 1874.
Type: M. evicta.
858. evieta Grt.*) Canada to Middle States.
var. vomerina Grt.
seetilis } Sm.
859. peracuta Morr. California (?).
860. infidelis Grt. Michigan.
861. mucens Hbn. Middle States to Texas.
spoliata Wlk. (Xylina.)
P sectilis Gn. (Xylophasia.)
862. rileyana Sm. Missouri; Texas.
863. bisulea Grt. Arizona.
864. confusa Hbn. Canada to Texas; California.
infruetuosa WIk. (Xylina.)
multifaria Wlk. (Xylina.).
Gen. Xylomiges Gn. 1852.
Type: X. conspieillaris.
865. hiemalis Grt. California.
ealifornica Behr.
866. peritalis Sm. Colorado; Oregon.
867. simplex WIk. California; Vancouver.
crucialis Harvey.
868. eurialis Grt. California.
869. dolosa Grt. Colorado; Maine; Mts. New Hamp-
shire and New York.
870. rubrica Harvey. California; Oregon.
871. perlubens Grt. Colorado; Oregon; California.
subapicalis Sm.
872. ochracea Riley. California.
873. patalis Grt. Vancouver; California.
fleteheri Grt.
874. tabulata Grt.**) New York.
*) Mr. Butler refers the poor specimen labelled sectilis Gn., in coll.
B. Mus. to mucens. Mr. Smith says it is a “poor specimen of the normal
form of evieta and that it would have been utterly impossible to recognize
the species from tke description alone”. To this I say that there is no proof
that this “poor speeimen” was Guende’s “type” and that, taking Mr. Smith’s
assertion as true, the name sectilis has only one leg to stand on viz: the
labelled speecimen in Brit. Mus., seeing that names must depend upon des-
eriptions not upon speeimens produced as “types”. Mr. Smith seems to believe
that specimens shown him as “types” are always genuine and thenceforth
writes about them as replacing all other evidence, or as if he had been present
when the author drew up his description.
**) Thetwo genera Morrisonia and Xylomiges have hairy eyes and
might be both placed among the hairy-eyed ÖOrthosians where I placed the
first in my an: of 1890. But why they are placed by Mr. Smith be-
tween the naked eyed genera Lithophane and Odlodsrminm is “a a.
Since Mr. Smith has shown the two to be more nearly related than I knew
and has correeted my reference of three species of the former genus, I allow
both to stand here together and elose the Orthosian series which stands in
need of a full comparison with the European generic types.
875.
876.
Su.
878.
879.
880.
881.
882.
883.
884.
885.
886.
887.
888.
889.
890.
891.
892.
833.
894.
89.
896.
99
Tribe Cleophanini.
Gen. Cleophana Bdv. 1832.
eulepis Grt. Oregon; California.
antipoda Streck. Colorado; Arizona.
Tribe Cueulliini.
Gen. Cueullia Schrank 1802.
Type: C. verbasci.
convexipennis G.&R. Canada to Middle States.
montanae Grt. Colorado; Montana.
similaris Sm. Colorado.
obseurior Sm. Colorado.
asteroides Guen. Canada to Nebraska.
postera Guen. Eastern to Middle States.
florea Guen. Eastern and Middle States.
laetifica Lintn. Texas; Arizona.
erta Grt.
hartmanni Fr.
speyeri Lintn. Canada to Nebraska.
dorsalis Sm. Colorado.
intermedia Speyer. Canada to Southern States.
umbratica Gn.
einderella Sm. Colorado.
bistriga Sm. Colorado.
serraticornis Lintn. California.
matricariae Behr.
Trib. Euteliini.
Gen. Eutelia Hübn. 1818.
Type: E. adulatrix.
— Eurhipia Boisd.
— Ripogenus Grt.
pulcherrima Grt. Middle States.
dentifera WIk.
Gen. Marasmalus Grt. 1882.
Type: M. ventilator.
ventilator Grt. Canada to Texas.
infieitus WIk. Canada to Texas.
histrio Grt.
Gen. Paeetes Hbn. 1818.
— Ingura Gn. 1852.
Type: P. pygmaea.
abrostoloides Gn. Canada to Southern States.
producta WIk. k
delineata Gn. Canada to Southern States.
declinata Grt. Californa; Colorado.
100 RER
897. pygmaea Hbn.*) Southern States; New Mexico.
fuscescens WIk.
abrostella WIk.
praepilata Grt.
898. flabella Grt. Kansas.
899. oeulatrix Gn. Canada to Southern States.
Trib. Anomiini.
Gen. Anomis Hbn. 1818.
Type: A. erosa.
900. erosa Hbn. Eastern to Southern States.
901. exacta Hbn. Southern States.
texana Riley.
902. luridula Gn. Gulf States; West Indies.
derogata WIk.
903. eonducta WIk. Texas; Mexico southwardly.
hostia Harv.
Gen. Aletia Hbn. 1818.
Type: A. argillacea.
904. argillacea Hbn.*) South Am.; West Ind.; Migratory
to Canada.
xylina Say. (Noctua.)
grandipuncta Gn. (Anomis.)
bipunetina Gn. (Anomis.)
Gen. Pteraetholix Grote 1873.
Type: P. bullula.
905. bullula Grt. Southern States.
*, A renewed study of Hübner’s figure makes it certain that the insect
is an Ingura; and so highly probable that it is intended for my praepilata
that I venture to resture tlıe name.
**), The so-called “Cotton Worm“, which destroys the foliage of the
Cotton Plant. In 1874 I read an original paper before the American Asso-
eiation in which I showed that the inseet is migratory, does not belong
properly to the North American Fauna, but comes to us every year from the
south. It obtained an extensive field for existence within the political limits
of the United States with the cultivation of eotton in the Southern States at
the close of the last century, previous to which it had devasted the plan-
tations in Martinique. I showed that it was winter-killed over most of the
North American territory over which it flies and suggested for the Department
of Agriculture the ascertaining of the zone of permanent occupation, if such
zone exists with us. This may roughly correspond with the tropical region
of Le Conte’s faunal map. No alternative food plant for the Cotton worm
in the North or South is yet discovered. Mr. C. V. Riley first treated the
insect as indigenous (Missouri Reports); next be improperly critiecized my
observations; now he seems to claim them as his own. The sight of an
Alabama plantation full of the diselosing chrysalids of the first brood, sud-
denly in three or four days free from the moths which had all wandered
northward, confirmed me in my theory. See Proc. Am. Ass. 1874: State
Reports of Alabama; Ill. Essay pp. 18 et seq.; Verhandl. Gesell. Nat. Aerzte,
Bremen, 1890. The North American Fauna consist of three elements,
descendants from a preglacial eireumpolar fauna, an indigenous survival, a
ei immigration from tropical America which in part has secured a foot
hold.
EEE De
Pr
101
Gen. Amyna Gn. 1852.
= Chytoryza Grt. 1876.
906. orbiea Morr. Southern States to Kansas.
tecta Grt.
Tribe Litoprosopini.
Gen. Litoprosopus Grt.*) 1369.
Type: L. futilis.
907. futilis G. & R. Florida; Georgia.
Tribe Plusiini.
Gen. Nipista Walk 1857.
Type: N. tigris Butl. restr. 1892.
— Plagiola Grt. 1890.
908. tigris Gn. Southern States.
lineata WIk.
Gen. Ogdoconta Butl. 1891.
Type: O. einereola.
909. einereola Gn. Canada to Texas.
atomaria Walk. (Miana.)
910. earneola Sm. New Mexico.
Gen. Deva WIk. 1857.
Type: D. purpurigera.
911. purpurigera Wlk. Canada to New Mexico.
912. morigera Hy. Ed. Colorado.
913. palligera Grt. California; Colorada.
Gen. Behrensia Grt. 1875.
Type: B. conchiformis.
914. eonchiformis Grt. California; Oregon.
Gen. Abrostola Ochs. 1816.
— Habrostola Sodoft.
Type: A. urticae.
915. ovalis Gn. Canada to Middle States.
916. urentis Gn. Canado to Middle States.
Gen. Plusia Hübn.**) 1806.
Type: P. chrysitis.
*, To this genus belong the closely allied L. confligens WIk., from
Central America aud L. hatuey Poey, from Cuba.
**) The earliest mention of Plusia may be by Fabricius in his Systema
Glossatorum, a work I have not seen and which is said to be “unpublished”.
But Ochsenheimer, in 1816, cannot be credited with the term, because in
his work 4,89, he distincetly credits Hübner (Tentamen, 1806), and Hübner
fixes the generic type. Here the Tentamen again lifts us out of all diffieulty
and silences dispute. With our 3 N. Am. species here referred to the sub-
genus Plusia, the European Chrysitis, Zosimi and CGhryson appear
to agree structurally,. The other European groups do not appear to have
been compared accurately with the American and, until that is done, the
names in the Verzeichniss cannot be correctly applied to our species.
Euchalcia Hübn., is a name for an European group seemingly not American.
I arrange our species therefore under Autographa Hübn., with the type
gamma, represented with us and from which he dissonant American groups
must be separated by iuture systematists.
91T.
918.
919.
920.
921.
922.
923.
924.
925.
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936.
937.
938.
939.
940,
941.
942.
943.
102
S. g. Plusia Hübn.
— Agrapha Hübn. 1818.
Type: P. chrysitis.
aerea Hübn. Canada to Texas; Colorado.
aereoides Grt. Canada to Texas; Colorado.
balluca Geyer. Canada to Middle States.
S. g. Autographa Hübn. 1818.
Type: P. gamma L.
metallica Grt. California (Mendoeino).
eontexta Grt. Canada to Middle States.
putnami Grt. Canada to Colorada.
venusta WIk. Canada to Middle States.
striatella Grt.
formosa Grt. Eastern and Middle States.
thyatiroides Gn. Canada to Middle States.
mappa G. & R. Canada; Mt.Washington; NorthStates.
bimaculata Steph. Canada southwardly.
u-brevis Gn.
biloba Steph. Canadasouthwardly;California;Texas.
verruca Fabr. Eastern States to South America.
omega Hbn.
omieron Hbn.
?omieron Linn.
?questionis Tr.
rogationis Gn. New York to South America.
hamifera WIk.
dyaus Grt.
eulta Lint. „New York“,
laticlavia/} Sm.
preeationis Gn. Canada southwardly.
egena Gn. Florida (Indian River).
labrosa Grt. California.
flagellum WIk. Hudson’s Bay to Eastern States.
monodon Grt.
pseudogamma Grt. Nova Scotia.
ou Gn. Middle and So. States; California.
var. ealifornica Spey.
var. russea Hy. Ed.
fratella Grt. Texas; So. States.
pedalis Grt. Kansas.
ni Hübn. Europe and North Ameria.
brassicae Riley.
echinocystis Behr.
oxygramma Geyer. Southern States.
scapularis Hy. Ed. Washington.
lenzi French. „California“,
103
944. u-aureum Gn. Labrador; Greenland; Canada.
groenlandica Stand.
945. mortuorum Gn. Canada to Middle States.
946. oetoseripta Grt. Canada; Anticosti to Middle States,
947, faleigera Kirby. „Nova Seotia“.
948. reetangula Kirby. „Canada“.
949. vaceinii Hy. Ed. Nova Seotia; Mts. in Northern States.
an faleigera?
950. selecta WIk. Hudson’s Bay to Middle States;
Colorado.
viridisignata Grf.
951. angulidens Sm. Colorado.
952. celsa Hy. Ed. Oregon.
953. epigaea Grt. Eastern and Middle States; Colorado.
954. surena Grt. Maine.
955. basigera WIk. Middle and Southern States.
laticlavia Morr.
956. ampla WIk. Hudson’s Bay to Middle States.
957. simplex Gn. Hudson’s Bay to New Mexico.
958. pasiphaeia Grt. California.
959. diasema Bdv. Labrador; Lapland; Colorado.
960. parilis Hbn. Labrador; Lapland.
961. snowi Hy. Ed. New Mexico; Colorado.
962. sackeni Grt. Colorado.
963. ? alterna Streck. „Colorado“.
964. ? corrusca Streck. „Colorado“.
965. ? accurata Hy. Ed. „Washington“.
Gen. Syngrapha Hbn.*) 1818.
Type: S. devergens.
—= Caloplusia Sm. 1893.
966. hohenwarthiHohenw. White Mts.; Labrador; Colorado;
Europe.
divergens Fabr.
967. devergens Hbn. Colorado; Labrador; Europe.
968. alticola WIk. Colorado; Rocky Mts.
ignea Grt.
Trib. Calpini.
— Calpidae Bdv.
*) Hübner proposes this term for the yellow winged Plusias and in-
cludes under it Ain and the two first here eited. Ain seems to be a normal
Plusia allied to P. sackeni. Therefore Hübner’s term must be used for the
other species which Mr. Smith first shows to possess distinet structural features.
The name is generally incorreetly eited “Hochenwarth” instead of “Hohen-
warth”. That Mr. Smith in his “researches among the ancients” pulls up at
Staudinger is, perhaps, excusable. I have never seen the type of alticola
Wik. The type of ignea, to the best of my recollection, should still be in
Philadelphia. Walker’s description is not very clear and it may be he des-
cribes a different species. I do not remember at the moment where my
material of ignea now in Brit. Mus. came from.
104
Gen. Calpe Tr.*) 1825.
Type: C. capucina.
. eanadensis Bethune. Canada to Middle States.
purpurascens WIk.
sobria WIk.
Gen. @onodonta Hbn. 1818.
670. unica Neum. Florida (Indian River).
Gen. Plusiodonta Gn. 1852.
Type: P. compressipalpis.
971. eompressipalpis Gn. Canada to Southern States.
insignis WIk.
Gen. Hypsoropha Hbn. 1818.
Type: H. monilis.
“DD
er)
Ne)
972. monilis Fabr. Southern States to Kansas,
973. hormos Hbn. Middle States to Texas.
Gen. Hemiceras Gn. 1852.
974. cadmia Gn. „Middle and Southern States“.
obliquilinea WIk.
Trib. Stiriini.
Gen. Basilodes Gn. 1852.
Type: B. pepita.
975. pepita Gn. Southern States to Colorado.
976. chrysopis Grt. Arizona; Colorado; New Mexico.
977. territans Hy. Ed. Arizona.
978. howardi Hy. Ed. Arizona.
379. arizona French. Arizona.
980. mirabilis Neum. Arizona.
Gen. Stiria Grt. 1874.
Type: S. rugifrons.
981. rugifrons Grt. Kansas; Colorado.
982. sulphurea Neum. Arizona.
983. nanata Neum. New Mexico.
Gen. Stibadium Grt. 1874.
Type: S. spumosum.
984. spumosum Grt. Middle States to Colorado.
985. aureolum Hy. Rd. Arizona.
986. euriosum Neum. Arizona.
987. navium Harvey. Texas.
Gen. Plagiomimieus Grt. 1873.
Type: P. pityochromus.
— Polenta Morr. 1875.
988. ptyochromus Grt. Middle, Southern and Western States.
media Morr.
*) According to Treitschke, Calyptra Ochs. 1816, is taken in the
Mollusca. Hübner refers the species in 1816 (1818) to Gonodonta with four
other, probably dissonant species, one of which must be taken as the type
of Gonodonta.
u
;
105
989. triplagiatus Sm. New Mexico.
990. tepperi Morr. Texas; Colorado.
richi Grt.
991. expallidus Grt. Montana; Colorado.
992. viridifera Grt.*) Arizona.
Gen. Fala Grt. 1875.
Type: F. ptycophora.
993. ptycophora Grt. California.
Gen. Acopa Harvey 1874.
Type: A. carina.
994. carina Harvey. Texas.
995. perpallida Grt. Kansas.
996. incana Hy. Ed. Arizona.
997. pacifica Hy. Ed. „Arizona“.
Gen. Neumoegenia Grt. 1882.
Type: N. poetica.
998. poetica Grt. Arizona; Oregon.
Trib. Heliothini.
Gen. Antaplaga Grt. 1877.
Type: A. dimidiata.
—= Eulithosia Hy. Ed. 1884.
999. dimidiata Grt. Colorado.
1000. biundulalis Zell. Texas.
1001. composita Hy. Ed. Arizona.
1002. thoraeica Hy. Ed. Arizona.
1003. sexseriata Grt. Arizona.
Gen. Grotella Harvey 1374.
Type: G. septempunctata.
1004. septempunctata Harvey. Texas; Colorado.
1005. dis**) Grt. New Mexico; Arizona.
Gen. Pippona Harvey 1875.
Type: P. bimatris.
1006. bimatris Harvey. Texas.
Gen. Bessula Grt. 1881.
Type: B. luxa.
1007. luxa Grt. New Mexico; Colorado.
Gen. Oxyenemis Grt. 1882.
Type: O. advena.
1008. advena Grt. Arizona.
*) This is one of a few instances where, describing from a single type,
and without the opportunity at the moment for a proper mieroscopical study,
I have been misled by the habitual appearance of the species. Another is
my Agrotis planalis which, according to Smith, is a Graphiphora
(Taeniocampa). A third is my Eustrotia mitographa, referred by
Smith to Bomolocha.
**) Galli se omnes ab Dite patre prognatos praedicant, et seq. De bell.
gall. VI, 18. The derivation of the name from “gloomy Dis” is obscured in
E writing the syllable with small initial letter.
SET
un as;
106
Gen. Nyeterophaeta Sm.') 1882.
Type: N. magdalena.
— Epinyctis Grt. 1882.
1009. luna Morr. Dakota; Montana; Colorado.
magdalena Hulst Sm.
notatella Grt.
Gen. Copablepharon Harvey 1878.
Type: C. absidum.
1010. absidum Harvey. California; Oregon; Colorado.
grandis Streck.
1011. subflavidens Grt. Montana.
1012. longipenne Grt. Montana.
1013. album Harvey. Oregon; Colorado; Montana.
Gen. Aedophron Led. 1857.
Type: A. rhodites.
— Thyreion Sm. 1891.
1014. pallens Tepp. So. California.
1015. snowi Grt. Kansas.
1016. rosea Sm. Colorado.
Gen. Chloridea Westw. 1841.
Type: C. rhexiae.
1017. virescens Fabr. Canada to California; Southern States.
rhexiae Abb. & Sm.
spectanda Strk.
? subflexa Gn.
Gen. Heliochilus Grt. 1865.
Type: H. paradoxus.
1018. paradoxus Grt. Southern States; Colorado.
1019. albidentina WIk. „Florida“.
Gen. Heliothis Hbn. 1806.
Type: H. dipsacea.
1020. armiger Hbn. North America; Europe.
var. umbrosus Grt.
*) “Closely allied to Cueullia which it very much resembles
superficially ete.; it agrees in many respects with Cleophana and should
stand between that genus and Cueullia”, Smith Brook. Bull. 45. This genus
was deseribed by me, almost at the same time as one of the white Heliothinae
where Smith now places the inseet. Smith’s course with regard to this
Noctuid affords a striking eommentary upon the opening phrase of his
Synopsis of the Heliothinae: “Under the term Heliothinae are grouped
a number of genera etc. having a certain facies which enables the student
to determine almost at a glance the species of the group”, Trans. Am. Ent.
Soc. 1882. — The statement that I described this species from the Neumoegen
colleetion is incorreet. My type was purchased by me from the last Montana
eolleetion of Morrison and was unset. I could not then suspect it to be that
author's Cucullia luna.
1021.
1022.
1023.
1024.
1025.
1026.
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1028.
1029.
1030.
1031.
1032.
1033.
1034.
107
phlogophagus 6. &R. Canada; U. S. generally.
. +oa
dipsaceus , Sm.
var. interjacens Grt.
var. luteitinetus Grt.
maritima} Sm.
seutosus Fabr. North America; Europe.
nuchalis Grt.
suavis Hy. Ed. „New Mexico“,
Gen. Pyrrhia Hübn.*) 1818.
Type: P. umbra (rutilago).
umbra Hufn. Eastern North America; Europe.
exprimens Walk. Eastern North America.
angulata Grt.
stilla Grt. Colorado; New Mexico; Western
States.
Gen. Cirrhophanus Grt. 1872.
Type: C. triangulifer.
triangulifer Grt. Middle States to Kansas.
pretiosa Morr.
duplieatus Sm. Colorado.
Gen. Chamaeclea Grt. 1883.
Type: C. pernana.
pernana Grt. Arizona.
Gen. Derrima WIk. 1857.
Type: D. stellata.
= Philomma Grt. 1864.
henrietta Grt. Eastern and Middle States.
stellata WIk. an var.?
Gen. Alaria Westw. 1841.
Type: A. gaurae.
gaurae Abb. & Sm. Canada; U. S. east of Rocky Mts.
Gen. Rhodophora Guen. 1852.
Type: R. florida.
florida Gn. Canada; U. S. east of Rocky Mts.
Gen. Oxylos Grt. 1875.
Type: O. eitrinellus.
eitrinellus G.& R. Texas; Colorado.
Gen. Rhodosea Grt. 1883.
Type: R. julia.
julia Grt. New Mexico; Arizona.
*, Smith quotes Verz. 262, instead of 232; in fact his Catalogue contains
a number of errors of eitation which I have no space here to fully point out.
In Smith’s Revision of the Heliothinae he refused to consider the genus
as distinet from Heliothis. Afterwards “as his ideas of types and other
matters changed” he removed it bodily from tbe Heliothinae to the
Orthosians.
1035.
1036.
1037.
1038.
1039.
1040.
1041.
1042.
1043.
1044.
1045.
1046,
1047,
1048.
1049,
1050.
1051.
1052.
1053.
1054.
1055.
108
Gen. Rhododipsa Grt. 1877.
Type: R. volupia.
volupia Fitch. Colorado; Texas.
miniana Grt. New Mexico.
Gen. Trioenemis Grt. 1881.
Type: T. saporis.
saporis Grt. Colorado; Washington; California.
Gen. Pseudacontia Sm. 1882.
Type: P. erustaria.
crustaria Morr. Nebraska; Colorado.
Gen. Graeperia Grt. 1895.
= || Heliodora Neum. 1891.
Type: G. magnifica.
magnifica Neum. Texas.
Gen. Euleueyptera Grt. 1865.
Type: E. eumatilis.
eumatilis Grt. Colorado; New Mexico.
sulmala Strk.
tenuescens Grt. Arizona.
Gen. Trieopis Grt. 1874.
Type: T. chrysellus.
chrysellus Grt. Texas; Colorado; New Mexico.
hulstia Tepp. Texas; Colorado.
aleucis Harvey. Texas.
Gen. Sehinia Hübn. 1818.
Type: S. gracilenta.
—= Tamila Gn. 1852.
Type: S. nundina.
= Lygranthoecia G.&R. 1870,
Type: S. marginata.
velaris Grt. California.
ochreifascia Sm.
biundulata Sm. „Colorado“.
sexplagiata Sm. „Colorado“,
trifascia Hbn. Atlantic States to Colorado.
lineata WIk.
gracilenta Hbn. Southern States.
oleagina Morr.
imperspicua Streck.
simplex Sm. „Colorado“,
arefacta Hy. Ed. Florida.
unimacula Sm. „Colorado“,
obliqua Sm. Arizona.
bifaseia Hbn. Southern States to Colorado.
nundina Drury. Middle to Southern States.
nigrirena Haw.
109
1056. parmeliana Hy. Ed. „Maryland“,
1057. acutilinea Grt. Colorado; Utah; Nevada.
var. separata Grt.
1058. balba Grt. Arizona.
separata_} Sm.
1059. eoereita Grt. Arizona.
1060. walsinghami Hy. Ed. Oregon.
separata_ Sm.
1061. brucei Sm. Colorado.
1062. Iynx Gn. Eastern to Southern States.
1063. roseitineta Harvey. Texas; Colorado.
exaltata Hy. Ed.
1064. saturata Grt. Eastern States to Florida; California.
rubiginosa Strk.
1065. diffusa Sm. Colorado.
1066. sordida Sm. Southern States.
1067. tertia Grt. Texas.
1068. lanul Streck. Texas.
1069. jaguarina Gn. Southern States to Colorado,
1070. areifera Gn.*) Eastern to Southern States.
var. spraguei Grt. 52
dim. form 2 areifera Gn.
1071. petulans Hy. Ed. Florida,
1072. erenilinea Sm. Texas.
1073. packardii Grt. Texas; Arizona; Colorado.
nobilis Grt.
var. mortua Grt.
1074. bicuspida Sm. Southern Texas.
1075. thoreaui G. & R. Middle to Southern States.
1076. marginata Haw. Middle to Southern States.
rivulosa Gn. (Anthoeecia.)
divergens Wlk. (Microphysa.)
contracta Wlk. (Microphysa).
designata Wlk. (Euelidia.)
1077. digitalis Sm. Texas.
1078. constrieta Hy. Ed. North Carolina.
1079. tubereulum Hbn. Middle to Southern States.
dorsilutea WIk.
1080. brevis Grt. Middle States to New Mexico.
var. atrites Grt.
1081. septentrionalis WIk. „Illinois“.
1082. coneinna Sm. Texas.
*) I figure in 1863 both sexes of Spraguei, with yellow secondaries.
Therefore I cannot account for Smith’s statement that the differences are sexual.
I have never seen a male arcifera with black hind wings. If such exist, then
the chances are that the two names refer to distinet species. The fore wings
of both forms are quite similar.
110 & TE |
1083. errans Sm. Arizona.
1084. inclara Streck. „Texas“,
1085. meskeana Grt. Texas; Florida.
fastidiosa Streck.
var. rufimedia Grt.
1086. limbalis Grt. Kansas.
1087. ultima Streck. „Texas“
1088. siren Streck. „Texas“.
1089. nubila Streck. „Texas“,
1090. albafascia Sm. „Utan®
(ren. Canidia Grt. 1890.
Type: C. seissa.
1091. seissa Grt. Florida.
Gen. Eupanychis Grt. 1890.
Type: E. spinosae..
1092. spinosae Gn. Canada; Eastern and Middle States.
hirtella@.& R.
Gen. Porrima Grt.*) 1877
Type: P. sanguinea.
1093. sanguinea Geyer. Southern States.
carmosina Neum.
1094. gloriosa Streck. Texas.
sanguinea) Neum.
1095. regia Streck. Kansas; Texas; Colorado.
Gen. Trichosellus Grt. 1890.
Type: T. cupes.
1096. eupes Grt. Texas; Colorado; California.
erotehii Hy. Ed.
(ren. Dasypoudea Sm. 1883.
Type: D. lucens.
1097. lucens Morr. Montana; Colorado; New Mexico.
*) On page 274 Mr. Smith eites “Oria Hbn. Verz. 238” as a generic
synonym of Schinia. This seems incorreet. Oria Hbn. Verz. is erected solely
for musculosa. It is the misapplication of Hübner’s term by Geyer which is
probably intended. The correct eitation is “Oria Hbn. Verz. 240, No. 2388”,
Hübner himself indexes the species wrongly as 2368. I am not insisting here
upon the validity of the genera erected by me at the expense of Schinia
(Lygranthoecia) but I cite them for the purpose of keeping the application of |
the terms clear.As long before urged by me, the proper classification can only
be accomplished when the armature of all the species has been minutely studied.
Mr. Smith says that I have erected some of these genera on characters pointed
out by himself. If so, it were a very modest return for the mass of information
taken by him without proper credit from my writings. I have been unable to
certainly identify a single Heliothid from Smith's figures or descriptions in
Am. Ent. Soe.; I think the author of these figures, and the Plate in the
Brooklyn Soc. Proc illustrating Mr. Hulst’s synonym, should have refrained from
a criticism of any of my figures in the Ill, Essay. These latter figures and
the Plate issued by me at the same time in Papilio, II, seem simply the best
illustrations of North American Noetuidae yet issued. They ought to be;
they cost me £ 50.
111
var, luxuriosa Grt.
1098. meadii Grt. Montana; Colorado.
Gen. Pseudanthoecia Sm. 1883.
Type: P. tumida.
1099. tumida Grt. Colorado.
Gen. Stylopoda Sm. 1891.
Type: S. cephalica.
1100. cephalica Sm. California.
Gen. Copanarta Grote 1395.
Type: C. aurea.
1101. aurea Grt. Southern Texas; Mexico.
1102. faleata Neum. “ Arizona”,
1103. aterrima Grt. California.
Gen. Ineita Grt.*) 1895.
Type: I. aurantiaca.
1104. aurantiaca Hy. Ed. California.
Gen. Euros Hy. Ed. 1881.
Type: E. proprius.
1105. proprius Hy. Ed. California.
Gen. Pseudotamila Sm. 1883.
Type: P. vanella.
1106. vanella Grt. Nevada; California.
1107. perminuta Hy. Ed. California.
Gen. Dysocnemis Grt. 1890.
Type: M. belladonna.
1108. belladonna Hy. Ed. Utah.
Gen. Melaporphyria Grt. 1874.
ype: M. immortua.
1109. immortua Grt. Eastern States to Colorado.
1110. prorupta Grt. California; Oregon.
venusta Hy. Ed.
Gen. Melicleptria”*) Hbn. 1818.
Type: M. cardui (Grt. restr.)
— Adonisea Grt. 1875.
Type: M. pulchripennis.
1111. celeris Grt. California.
*) At Mr. Edwards request I examined the type of this species in his
collection. As the result I stated to him that it was undescribed and seemed
the type of a new genus allied to Melicleptria. I have since examined an
extra American species which recalled our insect. Mr. Edwards seems to have
thought it not sufficiently distinet from Annaphila, without having examined
it properly I think. Mr. Smith says it is not an Annaphila but a Heliothid.
According to my view Annaphila is (from the constrieted eyes) to be regarded
as one uf the lower Heliothini.
**) In 1874, Bull. Buf. Soc. I., 116, I took this generic title with the type
M. cardui, for our congeneric Am, species, and this course is followed by Smith.
See also Bull. Buf. Soc. II., 220. Hübner’s is a mixed genus, but, so for as I
112 in es ;
1112. pulchripennis Grt. California; Colorado.
1113. graefiana Tepper. California.
1114. villosa Grt. Colorado; California.
pauxillus Grt.
1115. persimilis Grt. Colorado; California.
1116. sueta Grt. Colorado; California.
var. ealiforniensis Grt.
1117. honesta Grt, Oregon.
1118. vaceiniae Hy. Ed. California.
1119. oregona Hy. Ed. Colorado; Nevada; Oregon.
ononis' Sm.
+
-H
1120. septentrionalis Hy. Ed. „Hudson Bay Territory“.
an ononis?
Gen. Heliolonche Grt. 1873.
Type: H. modicella.
1121. modicella Grt. Colorado; California.
Gen. Heliosea*) Grt. 1875.
Type: H. pietipennis.
1122. pietipennis Grt. California.
Gen. Heliophana Grt. 1875.
Type: H. mitis.
1123. mitis Grt. Alabama; Texas.
obliquata Sm.
understand the matter, contains only typical Heliothis and the cardui type,
However I do not know No, 2577, and Smith seems to consider ononis as
belonging to Melaporphyria, a genus I would restriet to immortua. The
type of Anthoecia Gn. is also cardui. If Melicleptria cannot hold, besides
Guenee’s term, the genus Adonisea with the type pulchripennis must be
considered. The future monographist of our Heliothinae must go carefully
to work. If I have made too many genera for him, I have at least given the
types of each and the matter must be deeided when all the material is got
together. My material was never sufficient.
*) Mr. Smith deseribes the fragmentary condition of the type in Brit.
Mus. and delightfully remarks that “whether it was in that condition when the
fierure was made I can not say of course”. No one calls upon him for his
opinion, but if he were honest he must say that the specimen was surely broken
after being figured, perhaps, as often happens, through the carelessness of the
artist. I never saw my pretty type broken and am glad I have been spared
the sight. The plates of my Essay were finished after I left London. Smith’s
object is to cast a reflection upon the condition of some of my types by way
of an offset to Morrison’s and Walker’s. The fact is, and my descriptions prove
it, that my types were nearly all excellent when I described them. Frail insects,
like Eustrotia malaca, will break after 25 years readily on being subjected
to what Smith calls “the vieissitudes of the voyage” and manipulation in the
British Museum. The types of this and B. mitographa, collected by myself,
were absolutely perfect at first, in 1872. In fact I remember only two cases
of indifferent types, Agrotis dapsilis and Hadena diversilineata; the
latter name I have cancelled as the specimen turns out to have been “patched” by
some enterprising collector. The type of the former was brought by my friend
Dr. Thaxter from Florida. It will be a labour of love for Smith to make this
out and if he takes only a tenth part of the trouble he has bestowed upon
Walker’s miserable specimens and worse descriptions he will succeed. If he
cannot I will help him.
1124. amaryllis Sm. California.
1125. bina Guen. Middle States to Nebraska.
Br Gen. Xanthothrix Hy. Ed. 1878 (?)
A Type: X. ranunculi.
Br 1126. ranunculi Hy. Ed. California.
% Gen. Euedwardsia Grt. 1882.
R Type: E. neumoegeni.
2 1127. neumoegeni Hy. Ed. California.
E Gen. Axenus Grt. 1873.
Type: A. arvalis.
1128. arvalis Grt. Colorado; California.
ochraceus Hy. Ed.
amplus Hy. Ed.
Gen. Heliaca H. S. 1853.
Type: H. tenebrata.
1129. diminutiva Grt. California; Nevada; Colorado.
1130. fasciata Hy. Ed. Colorado.
1131. dubitans Tepper. Nevada.
1132. nexilis Morr. Colorado; California.
| elaborata Hy. Ed.
Gen. Anarta Ochs. 1816.
E Type: A. myrtilli.
ö 1133. acadieusis*) Beth. Nova Scotia.
i an myrtilli?
1134. luteola G. & R. Labrador to Colorado.
an cordigera?
1135. melaleuca Thunb. Labrador.
| bieycla Pack.
1136. melanopa Thunb. Labrador; Mt.Washington; Rocky Mts.
nigrolunata Pack.
1137. quadrilunata Grt. Colorado.
1138. schoenherri Zett. Labrador; Greenland; Capland.
leucoecycla Staud.
1139. richardsoni Curtis. Labrador; Lapland.
algida Lef.
septentrionis WIk.
1140. secedens WIk. „Hudson’s Bay Territory“.
1141. impingens WIk. Colorado; „Rocky Mts.*
nivaria Grt.
ceurta Morr.
purpura Morr.
*) Mr. Smith says he is not satisfied that this is the same with the
- European myrtilli; but he seems quite satisfied that luteola is the same
as cordigera. The fact is, that in both cases the identity is more than
Be beble; but, since in neither case have the European and American examples
_ been carefully compared, both American names may for the moment be retained
_ and with equal rieht. In my catalogue of 1874 I make the American names
synonpyms and very probably correetly (p. 31). We left tlıe type of luteola
n coll. Am. Ent. Soc. in 1865, as I recollect. The originals of our Plates were
. believe perhaps usually left in Philadelphia.
Mai 1895. XIV, 8
ua a Se en
+
1144. kelloggi Hy. Ed. „California“.
1145. zetterstedtii Staud. Labrador; Lapland.
1146. quieta Hbn. Arctie Coast.
constrieta WIkK.
rigida WIk.
1147. funebris Hbn. „Labrador“.
1148. mimula Grt. New Mexico.
1149. mimuli Behr. „California“.
Gen. Annaphila Grt. 1873.
Type: A. diva.
1150. diva Grt. California.
1151. casta Hy. Ed. Oregon.
1152. superba Hy. Ed. California.
1153. divinula Grt. California.
1154. germana Hy. Ed. California.
1155. decia Grt. California.
amicula Hy. Ed.
1156. depieta Grt. California.
1157. salieis Hy. Ed. California (Sierra Nevada).
arvalis Hy. Ed. (nom. rej. auct.)
1158. mera Harvey. California.
1159. immerens Harvey. California. |
1163. assimilis Grt. California.
Tribe Acontiini.
— Aecontiinae Grt. 1883.
Gen. Tarache Hübn.*) 1818.
Type: T. aprieca.
1164. flavipennis Grt. Oregon; California.
1165. aprica Hbn. Southern and Western States.
var. biplaga Gn.
1166. abdominalis Grt. Texas to Kansas.
1167. expolita Grt. Arizona.
1168. lanceolata Grt. Texas.
1169. angustipennis Grt. Texas to California; New Mexico.
1170. sutrix Grt. Colorado; Nevada; New Mexico.
1171. tenuicola Morr. Texas.
1172. erastrioides Gn. Canada to Middle States.
*) In the Verzeichniss Hübner restriets Ochsenheimer’s Genus Acontia
to tbe type malvae. Xanthodes Gn. is a synonym of Acontia Ochs,
under this restriction.
. danistica Grt.
. pustulata Hy. Ed. Arizona.
. domina Hy. Ed. California.
‘
114
. membranosa Morr. „White Mts.“
. Japponiea Thunb. Greenland; Labrador.
amissa Lef.
Nevada; California.
Gen. Triehotarache Grt. 1875.
Type: T. assimilis.
e
’
1173. candefaeta Hbn. Canada; South and West.
debilis WIk.
1174. arizonae Hy. Ed. „Arizona“,
1175. sedata Hy Ed. „Arizona“,
1176. elegantula Harvey. Arizona; Nevada; Colorado.
semiopaca Grt.
seminivealis Hulst.
1177. binocula Grt. Arizona; Texas.
var. virginalis Grt.
1178. eretata G. & R. Texas; Colorado.
1179. laetipennis Harvey. Texas.
1180. deleeta WIk., Middle to Southern States.
metallica Grt.
1181. terminimaculata Grt. Eastern and Middle States.
Gen. Chamyris Gn. 1852.
Type: C. cerintha.
1182. cerintha Treits. Canada to Southern States.
Tribe Cerathosiini.
Gen. Cerathosia Sm. 1887.”)
Type: C. trieolor.
1183. trieolor Sm. Texas.
Tribe Eustrotiini.
Gen. Azenia Grt. 1882.
Type: A. implora.
1184. implora Grt. Arizona.
1185. edentata Grt. Arizona.
Gen. Escaria Grt. 1882.
Type: E. clauda.
1186. elauda Grt. Arizona.
Gen. Fruva Grt. 1877.
Type: F. faseiatella.
1187. faseiatella Grt. Southern and Western States.
var. obsoleta Grt.
1188. acerba Hy. Ed. „California“.
1189. modesta Hy. Ed. ‚Nevada‘.
*) Letters from a fellow-student inform me thatin my Tarache angusti-
pennis from Colorado the costal vein is united to the subeostal on hindwings
as far as in the magority of Arctians. This distinetion between Arctiidae
and Agrotidae will probably then not hold; it may be the weightiest
distinetion will be offered in larval structure. I have long been of opinion
that angustipennis and probably another of my species were not congeneric
with aprica and the majority of our forms of Tarache. For anguetipennis
I propose the genus Therasea, differing from Cerathosia in frontal structure,
but otherwise seemingly related. From the utter want of material to carry
out these studies, I leave the type in Tarache where it will be naturally
looked for. According to Dr. Packard’s studies on the larva, Cerathosia
belongs to this family and neither to the Aretiinae or my subfamily
Cydosiinae, to which latter group Mr. Smith has more recently referred
it after my correcetion of his original observations on the structure of the moth.
8’
Bl A
116
0° «
. apicella Grt. Southern States.
truncatella Zell.
accepta Hy. Ed.
1191. parvula WIk. Arizona.
georgica Grt.
1192. deleta Hy. Ed. Nevada; Hudson’s Bay Terr.
Gen. Kanthoptera Gn. 1852.
Type: X. nigrofimbria.
1193. nigrofimbria Gn. "Eastern States to Texas.
1194. clausula Grt. Arizona,
1195. semiflava Gn. Southern States.
i Gen. Spragueia Grt. 1875.
Type: S. leo.
1196. leo Gn. Southern States.
{ onagrus_ H.-8.
1197. onagrus Gn. Florida; Texas.
1198. magnifica Grt. Arizona.
1199. plumbifimbriata &rt. Texas.
1200. obatra Morr. „Southern States“.
1201. dama Guen. Southern States; Cuba.
1202. transmutata Wlk. Florida; St. Domingo.
pardalis Grt.
1203. funeralis Grt. Arizona.
1204. sordida Grt. Texas.
1205. guttata Grt. Texas.
1206. tortrieina Zell. Southern States to Kansas.
inorata Grt.
Gen. Exyra Grt. 1875.
Type: E. semierocea.
1207. semierocea Gn. Middle to Southern States.
1208. ridingsii Riley. Southern States.
i nigrocaput Morr.
1209. fax Grt. Southern States.
1210. rolandiana Grt. Canada; Bastern to Middle States.
Gen. Prothymia Hbn. 1818.
. rhodarialis WIk. Canada; Eastern to Soniler States.
coceineifascia Grt.
. semipurpurea Wlk. Canada; Eastern to Southern Stalenan
confinisalis WIk.
rosalba Grt,
. plana Grt. Arizona.
. orgyiae Grt. Texas.
var. subolivacea Harvey.
Gen. Metathorasa Moore 1881.
. argentilinea Wlk. Middle to Southern States.
. monetifera Gn. Canada to Southern States.
En}
5 ah Pr;
17
Gen. Euherrichia Grt. 1882. Sm. restr,
Type: E. mollissima.
—= Haploolophus Butl. 1891.
1217. mollissima Gn. Canada to Southern States.
1218. granitosa Gn. Southern States.
1219. cervina Hy. Ed. California; Colorado.
Gen. Callopistria Hbn. 1818.
Type: E. pteridis.
—= Eriopus Auct.
1220. floridensis Gn. „Florida“.
1221. strena Grt.*) Florida.
Gen. Lithacodia Hbn. 1818.
Type: L. bellicula.
1222. bellieula Hbn. Canada to Southern States.
semichalcea WIk.
Gen. Eustrotia Hbn. 1818.
Type: E. uncea.
— Erastria || Ochs. 1816.
1223. malaca Grt. Middle States.
1224. albidula Gn. Canada to Southern States.
intraetabilis WIk.
1225. seeta Grt. Massachusetts.
1226. flaviguttata Grt. Texas.
1227. coneinnimacula Gn. Canada to Texas.
var. parvimacula Grt.
1228. synochitis G. & R. Canada to Texas.
1229. olivula Gn. „North America“.
1230. musta G. & R. Eastern to Southern States.
1231. muscosula Gn. Canada to Middle States.
*) Callopistria strena Grote. 1 male 2 females. Male antennae thickened
on one side (the top) near the base, the rest slender (half gone), densely
ciliate below, of female, simple. Vein 7 from and of accessory cell, 8—9 on
a stalk, 10 from top of accessory cell, 11 from discal cell; on secondaries,
5 nearer 4 than 6. Aspect of C. obscura, Butl. from Japan (but this has
male antennae simple). Primaries with outer margin angled at vein 4;
brown with a purplish and slightly bronzy tint; reniform and orbicular
obsolete, just faintly indicated by whitish outline, the orbieular obliquely
produced and compressed. Between them a brown costal patch, rounded and
bordered by a narrow white line, the patch broad on costa, reaching median
vein. It corresponds to the same mark in obscura, but is sharply defined.
A brown subapical patch, relieved by the white subterminal line, which is
produced outward to the margin on vein 4, again retracted below, irregularly
waved, obscure, more or less distinetly bordered by brown within. Space
before subterminal line paler more purplish. A very narrow white (terminal ?)
line, which leaves the margin for an arc above and below end of vein 4.
T. p. line dark brown, geminate, sliehtly irregularly waved, not very sharply
defined. T. a. line strougly arcuated outward so as to reach origin of vein 2,
its upper half lost, whitish, geminate. A short sub-basal pale line enclosing
a dark brown basal space. Secondaries whitish, brown outwardly. Type
coll. Neumoegen. Descriptions of this and P. perplexa Grt. were lost in
1882 and are now published from notes kindly sent me by Mr. Dyar.
Bau
1232.
1233.
1234.
1235.
1236.
1237.
1238.
1239.
1240.
1241.
1242.
1243.
1244.
1245.
1246.
1247.
1248.
1249.
1250.
1251.
1252.
1253.
1254.
1255.
1256.
eaduca Grt.
retis Grt.
distineta Grt.
propera Grt.
apicosa Haworth.
nigritula Gn.
undulifera WIk.
carneola G@n.
biplaga WIk.
dividua Grt.
aeria Grt.
ineludens WIk.
norma Morr.
penita Morr.
mariae Grt.
118
Canada to Middle States.
Pennsylvania.
Arizona.
Arizona.
Canada to Cuba.
Canada to Southern States.
Texas.
Western to Southern States.
Canada, southwardly.
Gen. Thalpochares Led. 1853.
— Anthophila || Hbn. 1806.
aetheria Grt.
Florida.
Gen. Eumestleta Butl. 1892.
Type: E. flammieineta.
flammieineta WIk.
patula Morr.
patruelis Grt.
carmelita Morr.
Texas; St. Domingo.
Texas; California.
mundula Zell. Texas.
orba Grt. Alabama.
fortunata Grt. Arizona.
perita Grt. Arizona.
Gen. Galgula Gn. 1852.
Type: G. hepara.
hepara Gn. Canada to Texas.
subpartita Gn. Canada to Texas.
partita Gn. (nom. rej. auct.)
vesca Morr.
Gen. Tripudia
Grt. 1877.
Type: T. quadrifera.
flavofaseiata Grt.
Southern States; Colorado.
versutus Hy. Ed.
quadrifera Zell.
opipara Hy. Ed.
limbata Hy. Ed.
basieinerea Grt.
lixiva Grt.
Gen. Gyros Hy. Ed. 1881.
Type: @. muirii.
muirii Hy. Ed.
Mexico; Texas; Missouri.
Texas.
Mexico; Texas.
Arizona.
Arizona.
California.
|
119
Gen. Metoponia Dup. 1844.
1257. obtusa H.-S. Middle States to Texas.
obtusula Zell.
1258. perflava Harvey. Texas.
1259. macula Sm. New Mexico.
Tribe Hyblaeini.
Gen. Hyblaea Fabr. 1793.
— Aenigma Strecker 1876.
1260. puera Cram. Texas; Florida; West Indies.
saga Fab.
mirificum Strecker.
apricans Bdv.
Mamestra and Dianthoeeia.
In his “letter of transmittal”, appended to the “Revision”
Mr. €. V. Riley embraces the opportunity for making the unealled
for and unwarranted statement that “the genus Mamestra is one
of the largest and best characterized genera of the Noctuidae’”;
at the same time that Mr. Smith, just above the Iıne, flatly contradiets
such a statement by correctly saying that it is diffieult to distinguish
Mamestra from certain hairy-eyed Orthosian genera by separate
deseription. In fact, in locating certain species on single or not
always fresh examples, I have felt quite uncertain. And certain
species placed here by me, and afterwards by Smith, will probably
be removed when the larvae are known and compared; e.g. picta,
lorea ete. Mr. Smith’s “Revision” which I follow here, because I
have no material, takes no cognizance of Dianthoeecia, a genus
which is recognised in Europe on account of peeuliarities in the
immature stages. I have given a list of the Am. species probably
to be referred here, Bremen Check List, 13, 1590. Because I found
the ovipositor an uncertain character and, in the absence of the
female, this genus is always uncertain in the moth stage, Mr. Smith
would apparently drop the generic term Dianthoecia. I think this
should not be done. If cucubali is a Mamestra then the present
genus would have to be called Hadena. Mr. Smith’s Revision of
Mamestra must be revised. I have left here the single species
subdita, unknown to me, in Hadena (= Dianthoecia) merely
to place the genus, but probably most of the species eited by me
in the Bremen Check List, 1890, under Dianthoecia must be also
placed here under Hadena Schrank.
Xylena cariosa Guen.
The speeimen in the British Museum eited by Smith is evidently
wrongly labelled, since it does not agree with Guende's deseription
as cited by me, Bull. U. S. G. S. VI., 266, 1831, a paper which
has perhaps not received Mr. Smith’s full attention, since it is not
quoted for my synonymical references of Morrison’s preliminary
deseriptions of Agrotis in several instances. Mr. Smith’s classification
de a a u n %
120
in the Catalogue, is evidently copied from mine in Am. Phil. Soe.
Trans., June, 1833, where I propose the three families Thyatiridae,
Noetuidae, Brephidae, the name Thyatiridae I believe originally,
and this copy is made without a proper acknowledgment of the
source. The sequence in the “Catalogue” is for the most part my
own. The “Catalogue” itself, so far as it is Mr. Smith’s work, is
less the result of a fresh investigation into the synonymy, than that
of a comparison with labelled speeimens in the British Museum and
other eolleetions. Borne upon the bubble of assumption, Mr. Smith
passes lightly over the serious work of investigating in every case
the authentieity of these labels. Since I wrote, much fresh western
material has been received in Washington which has been apparently
earefully identified by Mr. Smith in general, to whose “Catalogue”
I am indebted for the enlarged localities.
Sphida obliqua Walk.
The aquatic habits and structure of the larvae of this tribe
are deseribed by Comstock, Papilio, I., 148, 1881. For papers on
other larvae with aquatic habits, consult Packard, Am. Nat. 824,
Aug. 1884, and W. Müller: Ueber einige im Wasser lebende
Schmetterlingsraupen Brasiliens. The present tribe are the only
known Owlet Moths with aquatie habit as larvae, and are peculiarly
Ameriean. I have shown that they are related as moths to the
Nonagrians. | have myself seen none of the larvae, which must
have apparently acquired the deseribed structure of the spiracles by
subsequent adaptation to a life in the element in which they are
now so much at home as to remain voluntarily immersed for the
space of half an hour. The earliest Inseeta were doubtless gill-
breathing, losing the gills in exchange for the tracheal system.
Existing Inseeta must then possess their structural modifieations
enabling them to exist in water, through a gradual process of renewed
adaptation.
Cerathosia and Cydosia.
I cannot ecompare Cydosia at the moment; it may belong here,
in which case the name of the group may be changed. The present
genus is in no case an Aretian; the only other possibility seems to
me that both genera are Agaristidae. No Arctian and no Lithosian
has such a structure of the head parts; thus Cerathosia is not
excluded from the Lithosians alone by the presence of ocelli, as in-
correctly stated by Mr. Smith, but by the structure of the elypeus
also. In strueture Cerathosia should not be compared with Lithosia,
but somewhat in form and colour. The dotted wings probably led
Mr. Smith to place it “next to Utetheisa”’. Mr. Smith’s statement
that in no Noetuid the eostal arises from the subeostal, appears to
be “founded in ignorance” of the venation of the family (see Grote,
Bremen Check List, 40, 1890). I think then my original paper
(Ent. Am. IV., 121, 1888) fally justiied by the faets and that
Mr. Smith’s somewhat hysterical reply, kindly printed on the back
_ of my paper by Mr. Hulst, will remain as a permanent record of
the futility of Mr. Smith’s opinions, which Mr. Hulst, and quite
- naturally, eonsiders to be of the “highest value”. The enlarged figure
here given of the neuration of Cerathosia is from a dry preparation
(Dimmock’s method). Six examples do not apparently vary in the
slightest.
A 40 9 g
Postscript.
Note on the Thyatiridae ete.
Y Mr. Dyar writes, that: “Bombyeia candida of Smith must be
_ removed from Bombyeia because vein 6 arises below the apex of cell. The
_ wings are ratber narrow and the maculation also suggests Euthyatira,
- although the accessory cell is not long, not reaching over !/, lengtlı 10 apex”.
— Thus it would fall into Thyatira in the synopsis; but Mr. Dyar would prefer
_ to accommodate this form in order to associate it with semicircularis
under Euthyatira. In his published paper Mr. Dyar refers botlı lorata
and semicircularis to Euthyatira; thus all the three species placed here
under Persiscota are refered by Mr. Dyar to Euthyatira, and the new
term appears superfluous. It seems to me however certain, that my Persiscota
semicircularis, if not my lorata, is structurally and generically different
from Euthyatira pudens. I therefore do not change my determination,
because very little material in the group has been yet examined; of the three
species of Persiscota only the single types appear to be known, the larvae
are of course undiscovered.. The term Persiscota will surely become
available for one or more of the three species, but it is possible with another
type than that here indicated by me. I am very glad so good an authority
as Mr. Dyar follows my restitution of Habrosyne, a genus structurally
related to Pseudothyatira Grote. Mr. Dyar writes me also, under May 6,
that Melalopha and Datana may prove to belong to the Eupterotidae,
If Datana, then I would include Phalera: I have suggested as probable that
both genera have a common preglacial ancestor, the slightly differentiated
species in both genera may have originated in postglacial time. Finally I
mention that I originally, in 1864, described Apatelodes angelica under
Parathyris, and it seems possibly nearer the South American P. cedonulli,
in shape and structure of primary, than itisto Apatelodes torrefacta.
I cannot say, in default of material, but we may leave this and other questions
relating to the Eupterotidae to Mr. Wm. Schaus, who will soon give us
further information from his studies of the group.
Heliophila.
The type of obusta, is darker than my var. callida, Grt. Ess. 40,
and I have never seen such a specimen in Am. collections. It is not true,
therefore, that it is “just exactly” my variety, Sm. Cat. 190. The usual red
variety should therefore be labelled eallida in colleetions, until the exact
equivalent of obusta is turned up and the matter settled. In Can.
Eut. XIII, 15, I say that I believe under this name Guenee has described a
red form of pseudargyria, but, after seeing the type in Brit. Mus., I made
the note that it was darker and more intensely coloured than the ordinary
speeimens in coll. which I subsequently named callida.
The following synonymical study will show that I am correct in using
the generic title Tarache:
Acontia Ochs. 1816, 4 91. A. malvae, aprica, caloris,
titania, solaris, luctuosa. Hübner, Verz. 257, restriets it to malvae,
which thus becomes the type and Xanthodes Guen., proposed for the
same type, must fall. No American species described. Tarache Hübn.
1818 (18227), Verz. 261; Hübner proposes the name for caloris, solaris,
aprica, opalinaandan undescribed species. Grote, 1874, takes aprica
as type. For this genus the term Acontia is incorreetly used by Authors.
Mr. Smith, Cat. 309, remarks “Eustrotia Hbn., bears date the same
year (as Erastria) but was certainly not published until 1818 at least”. I
do not know if the above statement was intended to be original. Erastria
Ochs. falls, not because younger tham Eustrotia, but because Erastria
is preoceupied by Hübner in 1806 for a genus of Geometridae, as I have
repeatedly shown for this twenty years past. It is in the same case with
Cymatophora.
Baileya Grt. I propose this term for Leptina Guen. preoccupied.
Named for the late Dr. Jas. S. Bailey.
Euglyphia Hübn. Verz. 203: This term is already used by Hübner
himself, Verz. 190, Euglyphis. Retain Noropsis here for hieroglyphica, and
refer Euglyphia to the synonyay. b
Alabama Grt.: Type: A. argillacea Hübn. Since argillacea is not
ineluded in the genus Aletia in the Verzeichniss, it must have been published
in the Zutraege after this signature of the Verzeichniss was printed; therefore
a new term for the Cotton worm is necessary, since it diflers generically from
any of the species of Aletia of the Verzeichniss, Mr. Hulst at least will not
object to the name Alabama; it is an Indian word and means: Here we rest.
a 1 SE 2 a 2
Generic Index.
Abagrotis s. g. 60
Abrostola. 101
Acerra. 91
Achatia. 78
Achatodes. 85
Acontia. 114, 122
Acopa. 105
Acronicta s. g. 54
Aecronyeta. 53
Actinotia. 83
Adelphagrotis. 59
Adipsophanes. 89
Adita. 80
Admetovis. 71
Adonisea. 111
Aedophron. 106
Aenigma. 119
Agronoma s. g. 64
Agrapha. 102
Agrotiphila. 70
Agrotis. 57, 61
Agrotis s. g.
Alabama. 122
Alaria. 107
Alastor. 46
Aletia. 100, 122
Amathes s. g. 62
Amolita. 88
Amphipyra. 89
Amyna. 101
Anarta. 113
Anchocelis. 94
Andria. 46
Andropolia. 82
Anicla. 61
Annaphila. 114
Anomis. 100
Anorthodes. 89
Antaplaga. 105
Anthophila. 118
Anytus. 70
Apamea. 75
Apatela. 53
Apatelodes. 45
Aplecta s. g. 59
Aporophyla. 81, 127
Aretomyseis s. g. 55, 127
Arsilonche. 53
Arthrochlora. 52
Arzama. 86
Asisyra. 89
Atethmia. 93
Audela. 52
Autographa s. g. 102
Axenus. 113
Azenia. 115
Baileya. 122
Balsa. 88
Basilodes. 104
Behrensia. 101
Bellura. 86
Bessula. 105
Bombyeia. 51
Brotolomia. 84
Bryophila. 56
Callopistria. 117
Calocampa. 97
Calophasia. 80
Calpe. 104
Caloplnsia. 103
Calyptra. 104
Canidia. 110
Caradrina. 89
Carneades s. g. 66
Carvanca. 89
Catabena. 89
Cea. 93
Ceerita. 50
Cerastis. 95
Cerathosia. 115, 120
Cerma. 56
Cerura. 46
Chamaeelea. 107
Chamyris. 115
Charadra. 52
Chatfieldia. 48
Chera. 67
Chersotis. 62
Chloridea. 106
Choephora. 92
Chorizagrotis s.
Chytonix. 57
Chytoryza. 101
Cilla. 88
Cirrhophanus. 107
Cladocera. 75
Cleoceris. 94
Cleophana. 99
Clostera. 47
Coelodasys. 49
Conservula. 84
Copablepharon. 106
Copanarta. 111
Copimamestra. 71
Copipanolis. 7]
Cosmia. 93
Crambodes.
Croeigrapha. 90
Cueullia. 99
Cyathissa. 57
Cymatophora. 51
Dargida. 84
Dasylophia. 48
Dasypoudea. 110
Datana. 48
Demas 52
Derrima. 107
Deva. 101
Dichagramma. 96
Dieopis. 70
Diphthera. 53
Dipterygia. 80
Doryodes. 88
vyscuurista. 94
Dysoenemis. 111
Edema. 46
Ellida. 51
Enargia. 94
»'
Epiglaea. 95
Epinyetis. 106
Erastria. 117
Eriopus. 117
Escaria. 115
Eucalyptera. 88
Eucirroedia. 96
Eueoptoenemis. 70
Euedwardsia. 113
Euglyphia. 85, 12
Euharveya. 97
Euherrichia. 117
Euhyparpax. 49
Euleucyptera. 108
Eulithosia. 105
Eulonche. 56
Eumelia. 47
Eumestleta.
Eunystalea. 48
Eupanychis. 110
Euplexia. 84
Euretagrotis s. g. 60
Eurhipia. 99
Eurois s. g. 61
Euros. 111
Eusephopaectes. 84
Eustrotia. 117
Eutelia. 99
Eutlyatira. 51
Eutolype. 70
Exyra. 116
Fala. 105
Feltia. 64
Feralia. 52
Fishia. 82
Fota. 86
Fotella. 89
Fruva. 115
Galgula. 118
Gargaza s. g. 89
Georyx. 57
Glaea. 95
Gluphisia. 47
Gonodonta. 104
Gonophora. 51
Gortyna. 84
(rraeperia. 108
4 Graphiphora. 90
Grotella. 105
Gyros. 118
Habrostola. 101
Habrosyne. 51
Hadena. 74
Hadena. 77
Hadenella. 81
Haploolophus.
Harrisimemna. 56
Harpyia. 46
Hatima. 49
Heliaca.
Heliochilus. 106
Heliodora. 108
Heliolonehe. 112
- Heliophana. 112
Heliophila. 87
Helioseota. 77
Heliosea. 112
Heliothis. 106
Helotropha. 84
Hemiceras. 104
Heterocampa. 49
Hillia. 78
Himella. 90
Homoglaea. 95
Homohadena. 80
Hoporina. 96
Hyblaea. 119
Hydroecia. 84
Hyparpax. 46
Hyppa. 80
Hypsoropha. 104
Janassa. 48
Ichthyura. 47
Ineita. 111
Ingura. 99
Ipimorpha. 93
Jaspidia. 56
Jocheaera s. g.
Jodia. 96
Lampra s. g. 57
Laphygma. 83
Lathosea. 97
Leiocampa. 47
’ Lepitoreuma s. g. 55
Leptina. 52, 122
Leucania. 87
Lithaeodia. 117
Litholomia. 96
Lithomia. 97
Lithophane. 96
Litodonta. 50
Litoprosopus. 101
Lochmaeus. 50
Lophodonta. 48
Lophopteryx. 48
Lussa. 83
Lygranthoecia. 108
Macronoetua. 81
Macrurocampa. 50
Mamestra. 71
Marasmalus. 99
Mastiphanes s. g. 55
Matuta s. g. 60
Melalopha. 47
Melaporphyria. 111
Melieleptria. 111
Merolonche. 53
Mesolomia. 84
Metahadena. 81
Metalepsis. 92
Metathorasa. 116
Metoponia. 119
Miana. 79
Mierocoelia. 56
Misogada. 50
Momaphana 52
Monodes. 86, 127
Morrisonia. 98
Nadata. 46
Nephelodes. 84
Neumoegenia. 105
Nerice. 46
Nipista. 101
Nolaphana. 88
Nonagria. 86
Noropsis. 85, 122
Notodonta. 45
Nycterophaeta. 106
Ochria, 35
Ochropleura. 62
Oedemasia. 4)
Ogdoeconta. 101
Ogygia s. g. 63
Oligia. 79
Ommatostola. 87
Öneoenemis 81
Orrhodia. 95
ÖOrthodes. 90
Orthosia. 94
Oxyenemis. 105
Oxylos. 107
Pachnobia s. g. 60
Pachypolia. 82
Paectes. 99
Pania. 46
Panthea. 52
Peridea. 45
Peridroma s. g. 61
Perigea. 79
Perigonica. 92
Perigrapha. 51, 92
Persiscota. 51, 121
Pharetra s. g.
Pheosia. 47
Philochrysa. 85
Phiprosopus. 88
Phya. 48
Pippona. 105
Plagiola.
Plagiomimieus. 104
Plastenis. 93
Platagrotis s. g. 59
Platycerura. 52
Platypolia. 82
Platysenta. 86
Pleoneetopoda s. g. 68
Pleroma. 97
Plusia. 101
Plusiodonta. 104
Polenta. 104
Polia. 82
Polygrammate. 56
Porosagrotis 8. g. 65
Porrima. 110
Prodenia. 83
Prothymia. 116
Psaphidia. 70
Pseudacontia. 108
Pseudanarta. 78
Pseudanthoeeia. 111
Pseudoglaea. 92
Pseudorthosia. 92
Pseudotamila. 111
Pseudothyatira. 51
Pteraetholix. 100
Pteroseia. 88
Ptilodon. 48
Pyrophila. 89
Pyrrhia. 107
Raphia. 52
Rhizagrotis. 64
Rhododipsa. 108
Rhodophora. 107
Rhodosea. 107
Rhynehagrotis. 57
Richia. 69
Ripogenus. 99
Schinia. 108
Schizura. 49
Scoleeocampa. 88
Scoliopteryx. 96
Scopelosoma. 96
Scotogramma. 74
Seirodonta. 50
Senta. 86
Setagrotis s. g. 61
Sphida. 86
Spragueia. 116 |
Stibadium. 104 |
Stiria. 104
Stylopoda. 111
Stretehia. 51
Sudariophora. 88
Symmerista. 46
Syngrapha. 103
Tadana. 50
Taeniocampa, 90
Tamila. 108
Tapinostola. 86
Tarache. 114
Thalpochares. 118
Therasea.
Thyreion. 106
Trachea. 78
Triaena s. g. 53
Triehoclea. 92
Ba un 0
an
Triehoeosmia. 92 | Valeria. SO
i nen 84 | Xanthia. 95
ee En Xanthodes. 114, 122
Er en Xanthopastis. 85
richorthosia. 92 7 A
3 Xanthoptera. 116
Triehosellus. 110 Xanthethrix. 113
| Trigonophora. 84 Yelsuzsun.
Trileuea. 93 Ser)
lleuc Xylina. 96
Trieopis. 108 lies 48
- Trioenemis. 108 | Xylomiges 98
X ges,
Tripudia. 118 Xylophasia. 75
Ufeus. 88 | Zosteropoda. 88
Ulolonche. 74 | Zotheca. 92
Errata and Addenda.
In the title for „Ptilodontae“ read „Ptilodontidae“.
(Fam. Apatelidae.)
No. 47, following: insert. „Subgen. MegacronietaGrt. Type: A.americana“,
No. 51, following: for „Apatela“ read „Pharetra“; for „1806“,
read „1818“.
No. 70, following: for „Arctomycis“ read „Arctomyseis“,
(Fam. Agrotidae.)
No. 41!/,: add, under this number, „apposita Grt.“
No. 79!/g: add. „vetusta Walk. West Canada (Bethune).“
No. 86: for „pellucidulis* read „pellueidalis“.
No. 100: add „var. eriensis Grt.“
No. 112: for „Harv.“ read „Harr.“
No. 158!/,: add, under this number, „obesula Sm.“
No. 176: for „G. & R.“ read „Grt.‘“ as authority.
"No. 177: for „insertana“ read „insertans“.
No. 248: restore „euroides Grt.‘“ for the species. There is an Agrotis
vetusta Walk. unidentified, for which the title vetusta must be left.
No. 256: add „maizi Fitch.“* as a synonym.
No. 2781/,: add, under this number, „silens Grt.*
No. 357: add „bella Grt.“ as a synonym.
No. 367!/,: add. under this number, „4-lineata Grt.“
No. 369: add „var. illaudabilis Grt.“
No. 413: for „Grt.‘“ read „Gn.‘“ as authority to impulsa.
No. 480: record arna as var. (Arna has concolorous costa. To tracta
belong all examples having „thorax and basal and costal region of primaries
luteous“ Sm. Ent. Am. V., 148; Grt. Bull. U. S. Geol. S. VI., 262. In the
Verzeichniss, 213 (not „404“ as cited by Smith 1. c.), Hübner omits chalcedonia,
to include it under Trigonophora, 217, which has another type. I have taken
strigilis as type of Oligia. If the N. Am. species here cited, Nos. 479 to 485,
which have been carefully described by Smith 1. e., differ, the term Monodes
} Guen. may be applied to them. I donbtfully considered OÖ. paginata to be
Monodes nucicolora Guen. In reply to this Mr. Smith made my genus Platysenta
& synonym of Monodes, without scruple, Phil. List 46. However in the
Cat. 184, this error is correeted and Mr. Smith adopts also my suggestion as to
paginata. From „recollection“, American species like fractilinea agree better
with strigilis than the forms we both arrange under Oligia).
For: „Aporaphila‘“ read „Aporophila‘. {
Rz
un: Dun
m,
No. 485: for „nucicolora“ read „nucicolor“. ee
For 2 second copy of the „Historical Sketch‘, Salem, 1875, I am in
debted to the renewed kindness of the author. The date given by me in this
List (1806) for the Tentamen. agrees with that given by Mr. Scudder. But
the date (1518) adopted here for the Verzeichniss, while suffieient to establish
priority for Ochsenheimer’s fourth Volume, is presumably only correet for the
first five signatures (1816—18). From Mr. Scudder’s researches we may possibly
give 1822 as the date by which the first twenty signatures were issued, the .
entire work being completed by 1827. I am not aware that even the latter
date would disturb any names adopted here, while the Noetuids, being coneluded
on page 282, would fall within the first eiehteen signatures, which were
probably printed before the autumn of 1825, Hist. Sketch, 97. Hübner omits
to eite argillacea under Aletia, p. 239; the latter term is used in the Ver-
zeichniss for aberrant species of Heliophila. On page 243 Hübner gives mucens
without eitation, hence the signature must have been issued before the species
appeared in the Zutraege, while confusa is similarly treated on the same page.
Mr. Smith dates the first species „1825“, Cat. 231, and the last „1823“, Cat. 232,
although both, according to Mr. Smith, were issued in the same „Hundred“,
The interesting details as to the „systematic work“ of Mr. Smith (Preface 14, 1. c.)
which „necessitated a card catalogue“, will not impose upon any one using his
work, which as to the sequence of the species is a copy of my Lists, except
where the genera have been „revised“ by Mr. Smith or Mr. Hulst; while the
very numerous mistakes in the eitations, but a small part of which I have had
space to notice here, suggest that the „card system“ was either not understood
by Mr. Smith or that it leaves too great a „margin for error“ to be a really
valuable invention.
Certain synonyms (e. g. of messoria) are here omitted, as well as a
few doubtful names. C. decora Morr. is a synonym of Trichosea cavillator
Walk., with a wrong locality. Where I have omitted to designate the generic
type I have not ascertained it. To secure uniformity in nomenclature, the
generie types here designated should be accepted, unless it can be plainly shown
that in special cases I have made a wrong application of the generic term,
nn nn nn an anan anna
PERLE
Die Gestaltung der Auffangespitze
bei Blitzableitern.
Von F. Priess.
Während die Wissenschaft von der Elektrizität, ihrer Erzeugung,
Weiterleitung und vielfachen Verwendbarkeit für unsere heutigen
Lebensanforderungen in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte
gemacht hat, stehen wir der ältesten, dem Menschen bekannten elek-
trischen Erscheinung, dem Blitzschlage eigentlich noch ziemlich ratlos
gegenüber; und die Massregeln, die man trifft, um ihn von den durch
Menschenhand geschaffenen Werken abzuwehren, zeugen davon, dass
man sich über die Weise, wie dies zu geschehen hat, noch nicht
völlig klar ist. Allgemein werden die Blitzableiter heute, damit sie
eine gute Ausstrahlung der Elektrizität zulassen, mit möglichst
gegen Oxydierung gesicherten, in scharfe Spitzen auslaufenden oberen
Endigungen versehen, während einerseits feststeht, dass der erste
einschlagende Blitz die Spitze schmelzt und sie halbkuglig abrundet,
und während andererseits einer etwaigen Oxydschicht wegen ihrer
geringen Stärke ein schädlicher Einfluss nicht eingeräumt, dagegen
behauptet wird, dass die durch eine einzelne oder wenige scharfe
Spitzen bewirkte Ausstrahlung für die Zurückhaltung der gewaltigen
Kräfte eines Blitzschlages garnicht in Betracht kommt. Ferner
führt man die Ableitung an Auffangestangen hoch in der Annahme,
dass Gegenstände, welche innerhalb des sogenannten ein- oder zwei-
fachen Schutzkegels der Spitze eines guten Blitzableiters liegen, gegen
den Blitzschlag geschützt sind, und doch weisen die photographischen
Momentaufnahmen von Blitzen nach, dass diese sich gerade häufig
unmittelbar über der Erde unter einen spitzen Winkel vielfach ver-
ästeln, und die Beobachtungen am Kölner Dom*) zeigen, dass Gebäude
und andere Blitzableiter, die in dem Schautzkreise der Auffangspitzen
der Domtürme liegen, vom Blitze mehrfach getroffen sind. Schliesslich
kommt bei vielen Blitzschlägen die Erscheinung vor, dass der Blitz
vom Ableiter, der ihm einen viel bequemeren Weg zum Grund-
wasser bieten würde, abspringt, durch die Luft und andere schlechte
Leiter fährt und so scheinbar dem Gesetze widerspricht, dass er dem
*) Centralblatt der Bauverwaltung 1892, Seite 287.
Oktober 1895. xıv. 9
DET RB EEE DO 70
ef‘
130
Wege folgen müsse, auf dem die Summe der elektrischen Widerstände
für ihn ein Minimum ist. Eine ausreichende Erklärung hierfür ist
noch nicht gefunden. Dabei ist jetzt durch die Statistik festgestellt,
dass während der letzten dreissig Jahre die durch Blitze verursachten
Schäden in Deutschland um das dreifache zugenommen haben*),
während die Anzahl der durchschnittlich alljährlich vorkommenden
Gewitter sich nicht vermehrt hat, wohl aber jährlich viele neue
Blitzableitungsanlagen entstanden sind. Auch hierfür ist eine all-
gemein anerkannte Erklärung noch nicht gegeben, da die früher
zuweilen aufgestellte Behauptung, die zunehmende Entwaldung oder
den Mehrverbrauch von Metallen im Bauwesen für die Zunahme
der Blitzgefahr verantwortlich zu machen, in neuerer Zeit wieder von
vielen Seiten nicht anerkannt wird.
Bei diesem Stande der behandelten Frage sei der Versuch
gestattet, dieselbe von einem neuen Gesichtspunkte aus zu betrachten
und die Aufmerksamkeit vorzugsweise auf den bisher verhältnis-
mässig am meisten vernachlässigten Teil der Blitzableiteranlage, auf
die Auffangspitzen zu richten.
Es handelt sich bei einer Ableitungsanlage darum, dem Blitze
einen möglichst bequemen Weg von der Gewitterwolke bis zum
Grundwasser zu bahnen, wobei es zunächst gleichgültig ist, ob der
Blitz von der Wolke zur Erde niederfährt oder die umgekehrte
Richtung einschlägt, oder schliesslich ob die elektrische Ausgleichung
in der Mitte zwischen Himmel und Erde stattfindet. Nachdem man
sich nun im Verlaufe der letzten Jahrzehnte dazu entschlossen hat,
bei den Blitzableitern die eigentliche Ableitung oder die Luftleitung
aus einem Drahte oder Kabel von Kupfer, einem unserer besten
Leiter, herzustellen, hat man erfahrungsgemäss ermittelt, dass für
den Kupferdraht ein Durchmesser von 8— 10 mm genügt, um den ge-
waltigen elektrischen Strom des Blitzes aufzunehmen und weiter zu
leiten. Bei der Überführung des Blitzes vom Kupferdraht in den
recht schlechten Leiter, in die Erde, liess man sich führen von den
Erfahrungen, welche man bei der Ableitung der überschüssigen
Elektrizität von Telegraphenapparaten gemacht hatte, d. h. man
schloss den Kupferdraht an eine in die Erde gesenkte Metallplatte,
welche gewöhnlich mindestens eine Grösse von 1 qm hat, an und
sah sorgfältig darauf, die Platte so tief einzusenken, dass die schlecht
leitende Erde in dieser Tiefe einen ausreichenden Zusatz von dem
besser leitenden Wasser hatte, wenn es nicht möglich war, mit der
Platte das Wasser in einem Brunnen oder im Grundwasser gänzlich
zu erreichen. Mit anderen Worten, man bemass hier den Querschnitt
der überleitenden Fläche, wenn man ihn auch nicht genau berechnen
konnte, nach der Leitungsfähigkeit des schlechteren Leiters.
Wie steht es aber mit der Überleitung des Blitzes vom Kupfer-
draht in die Luft? Hier soll der Blitz durch eine Spitze gehen, sei
es nun, dass man nur die scharfe obere Endigung des Ableiters
in Betracht zieht oder die ganze Spitze von vergoldetem Kupfer
*), Centralblatt der Bauverwaltung 1891, Seite 412,
131
‘oder Platin, wie man sie häufig aufschraubt. Warum wird hier nicht
die Grösse der Überleitungsfläche nach der Leitungsfähigkeit des
schlechteren Leiters, also der Luft bestimmt? Ist doch die Luft,
selbst wenn sie mit Feuchtigkeit gefüllt ist, ein so schlechter Leiter,
‚dass sie meist als Nichtleiter bezeichnet wird. Auf jeden Fali leitet
selbst feuchte Luft noch immer schlechter als die trockenste Erde,
denn durch die erstere kann man vermittels ungeschützter Metall-
‚drähte die Elektrizität hindurchleiten, während dieselbe bei Einbettung
der Drähte in die Erde sich doch sofort verteilen würde. Wenn der Blitz
durch die für ihn bestimmte Auffangspitze von möglichst oxydfreiem
Metalle, welche bei den gebräuchlichen Ausführungen etwa 15 cm
Höhe oder höchstens 100 gem = 0,01 qm Oberfläche besitzt, hindurch
gehen sollte, so müsste er doch vorher die Luftschieht durchdringen,
welche die Metallspitze von allen Seiten umgiebt, sich ihr gänzlich
‚anschmiegt, und eben auch nicht mehr Fläche besitzt, als die Spitze
selbst. Dieser Querschnitt von 0,01 qm eines so schlechten Leiters,
wie die Luft es ist, erscheint aber für den Blitz viel zu gering, wie
ein Vergleich mit dem Wasser oder feuchter Erde zeigt. Nimmt
man für den Ubergang des Blitzes in die letzteren Stoffe eine
Kupferplatte von 1 qm Grösse als notwendig an, die, da beide
‘Seiten in Betracht kommen, 2 qm Überleitungsfläche zeigt, so muss
man für die Luft sehr viel mehr Auffangfläche verlangen und zwar
muss bei einem vollkommenen Blitzableiter diese Fläche oberhalb
.des Gebäudes liegen, sie darf sich nicht dadurch ergeben, dass man
die gesamten Berührungsflächen der Luft mit der Auffangspitze
und der Luftleitung bis zur Erdoberfläche addirt und so die nötige
Auffangfläche nachweist. Denn einzelne Blitze bilden sich auch in
geringer Höhe über dem Erdboden*) und das für Wärme, Licht und
andere Naturkräfte geltende Gesetz, dass deren Wirkung nach dem
‘Quadrat der Entfernung abnimmt, gilt bekanntlich auch für die
‚elektrische Anziehung und Abstossung. Ich möchte hier gleich darauf
hinweisen, dass es selbstverständlich nicht nötig ist, die erforderliche
Fläche in der Form der Platte zu geben, wie bei der Erde, sondern
alles Metall, welches sich über Dach erhebt, kommt hier in Betracht,
also Schmuckendigungen, Fahnenstangen von Metall, Eisengitter als
Firstkrönungen, Blechverzierungen an Graten und Firsten, metallene
Figuren, Knäufe, Kreuze als Turmendigungen, schliesslich metallene
Dächer und Hauptgesimsabdeckungen. Fasst man daher die neu-
zeitlichen Gebäude in Betracht, so wird bei den meisten der mit
Blitzableitung versehenen Gebäuden, da sämtliche Abwieklungen der
von der Luft berührten, über Dach gelegenen Flächen in Betracht
kommen, und da die erwähnten Metallgegenstände schon seit längerer
Zeit an die Blitzableitung angeschlossen zu werden pflegen, die
Forderung nach recht viel Auffangfläche meistens bereits erfüllt sein.
Aber es giebt doch auch solehe Blitzableiteranlagen, bei denen nur
sehr wenig Auffangfläche vorhanden zu sein pflegt, z. B. an Kirch-
*) Sogar in einer Höhe von weniger als 100 m. Nach Meydenbaner,
-Centralblatt der Bauverwaltung, Jahrgang 1881, S. 277.
132
türmen mit massivem Helm von Ziegel- oder Haustein, an Fabrik-
schornsteinen und ähnlichen Anlagen.
i Bevor das Verhalten des Blitzes bei derartigen, mit zu wenig
Überleitungsfläche versehenen Anlagen untersucht wird, bedarf noch
eine andere Frage, die mit derjenigen nach der Leitungsfähigkeit
der Luft im engsten Zusammenhange steht, einiger Klärung, es ist
die Frage nach dem Querschnitt oder dem Durchmesser, welchen der
Blitz bei seinem gewaltigen Sprunge durch die Luft annimmt. Diese
Frage habe ich nirgends beantwortet gefunden und doch würde deren
Lösung einen Fingerzeig dafür geben, wie gross das Mindestmass
der Auffangfläche eines Blitzableiters zu bemessen ist.
Ich muss die Lösung dieser Frage daher hier selbst versuchen.
Fragt man einen gänzlich Unbefangenen, wie ich dies vielfach
versucht habe, so wird derselbe den Durchmesser des Funkens beim
Blitze auf 1—5 cm angeben. Auf diese Schätzung dürfte eben so
wenig zu geben sein, als auf die der Mondscheibe durch einen
derartigen Beobachter. Während der eine die Grösse eines Tellers
angiebt, schätzt der andere den Mond für so gross wie einen Tisch
und derjenige, welcher ihn weit am Horizont neben einem Hause
aufgehen sieht, hält den Mond für fast eben so gross wie letzteres.
So geringen Wert diese Angaben auch haben, so kann man
doch aus ihnen lernen, dass stets zu niedrig geschätzt wird, weil
der Unbefangene die ihm unbekannte Entfernung des Mondes nicht
in Betracht zieht. Ebenso geht es bei der Schätzung der Grösse
der Sonne, der Sterne und anderer Himmelskörper, ja selbst bei
einem Turmknauf beginnt schon die zu geringe Abschätzung. Bei
den Angaben über den Durchmesser eines Blitzes dürfte es sich
ähnlich verhalten. Man schätzt hier so, als ob der Blitz in der Ebene
des Gegenstandes läge, hinter dem er verschwindet, also nach dem
nächsten Dachfirst, einer nahe gelegenen Baumkrone usw., während
der Blitz in Wirklichkeit mehrere tausend Meter oder gar meilenweit
entfernt ist. Wer den Blitz ganz nahe gesehen hat, spricht schon
eher von mächtigen Fenersäulen, z. B. wurden bei einem Blitze, der
in ein Haus in Hamburg einschlug, die im Keller befindlichen
Personen nach ihrer Angabe vollständig in Feuer eingehüllt*). Eine
*, Vergl. Die Blitzgefahr, herausgegeben im Auftrage des elektro-
technischen Vereins v. Fr. Neesen. Berlin, München, Heft 2,1891. Seite 25, II 35,
Der Unterzeichnete hatte im Jahre 1889 oder 1890 einmal Gelegenheit,
einen Kugelblitz zu beobachten, welcher bekanntlich sich häufig langsam bewegt.
Die Schnelligkeit desselben war zwar nicht so gering, wie die eines Fuss-
gängers (wie zuweilen beobachtet ist), wohl aber fuhr die Feuerkugel etwa
mit der Geschwindigkeit des Schwalbenfluges in gestreckter Schraubenlinie an
dem Kupferdach des neuen Turmhelmes des Domes zu Paderborn entlang und
zersprang dann krachend. Da ich von meinem gewohnten Platz am Arbeits-
tische die Kugel sah, während ich in der vorhergehenden Zeit die Arbeiter an
demselben Turmneubau beschäftigt gesehen hatte, so glaube ich, dass meine
Schätzung des Durchmessers der Kugel auf 1,5—2,0 m annähernd richtig sein wird.
Vergl. auch A. Meydenbaner, Centralblatt der Bauverwaltung 1881.
S. 278 „Ich habe die Beobachtung gemacht, dass bei einem Gewitter häufig
Blitze gleich dicken Feuersäulen ihren Ausgangspunkt in den Wolken, weit
unter 100 m vom Boden hatten“.
ie ag
133
‘bessere Schätzung als durch das Auge wird schon durch photographische
Blitzaufnahmen ermöglicht, indem hier die Entfernung eher beurteilt
und der Durchmesser mit bekannten Gegenständen verglichen
werden kann.
So ist der Verfasser zu obenstehenden Betrachtungen im
Wesentlichen angeregt durch die photographische Wiedergabe eines
einschlagenden Blitzes in einer illustrierten Zeitschrift, bei welcher
Wiedergabe nicht nur der Verlauf des Blitzes, sondern, was selten
der Fall ist, auch der getroffene Gegenstand, ein vielgeschossiges,
grossstädtisches Mietshaus, zu sehen war. Nach dem Vergleich mit
bekannten Abmessungen eines derartigen Hauses, Schornsteinen,
Fenstern usw. liess sich der Durchmesser des Blitzes auf mindestens
11/, m schätzen, wie dies auch in dem die Darstellung begleitendem
Texte geschehen war. Trotz allen Suchens ist es mir leider nicht
gelungen, diese vor mehreren Jahren gesehene Abbildung wieder auf-
zufinden oder eine andere Aufnahme eines einschlagenden Blitzes,
bei welcher der getroffene Gegenstand deutlich zu sehen wäre, zu
erhalten. Die Figur Nr. 1”) giebt daher nur einen schwachen
Ersatz für das erwähnte fehlendeBild. Hier ist ein Blitz verhältnismässig
ee
FU
Figur 1.
:aus der Nähe aufgenommen. Wenn er auch wohl noch ein bedeutendes
Stück hinter dem Dachreiter niederfährt, der andernfalls wohl
*) Die vorliegende Blitzaufnahme ist von dem Photographen Selinger,
früber in Olmütz, jetzt in Wien wohnhaft, angefertigt,
134
mindestens einen Nebenstrahl des Blitzes abbekommen hätte, so
zeigt sich sein Durchmesser auf der Platte doch annähernd eben so
gross wie die unter dem Kreuze des Türmchens befindliche Kugel,
welcher man nach ähnlichen Ausführungen doch wohl mindestens
einen Durchmesser von 35 em zuschreiben darf. Ebenso erscheint
der Stiel unter Kugel und Knauf, der mit Metallbekleidung kaum
unter 15 em. stark sein dürlte, auf dem Bilde etwa in ein Drittel
der Stärke des Blitzes. Da der Blitz nun wie gesagt, voraussichtlich
in weiterer Ferne hinter dem Türmchen niederfährt, so beträgt sein
Durchmesser ein unbestimmtes Vielfaches von 35 em.
Bei genauerem Hinsehen entdeckt man noch, dass der hell-
leuchtende Hauptstrahl von einem schwachen Schimmer begleitet
ist, dessen Durchmesser über doppelt so gross ist, wie die Breite
des unteren senkrechten Teiles des Türmehens. Ob dieser Schimmer
nur von einem Lichtschein in der dunstigen Atmosphäre bezw. von
irgend einer Spiegelung am photographischen Apparate herrührt, oder
ob er einen schwächeren elektrischen Strom darstellt, der den Blitz
begleitet, soll hier nicht untersucht werden. Bei anderen Aufnahmen
von Blitzen, die allerdings nicht aus solcher Nähe genommen waren,
habe ich einen derartigen Schimmer nicht bemerkt.
Das Verfahren, den Durchmesser des Blitzes nach Lichtbild-
aufnahmen zu bestimmen, müsste sich, während oben nur eine un-
gewisse Schätzung gegeben ist, mit Hülfe eines einfachen Messbild-
verfahrens in folgender Weise sehr vervollkommnen lassen.
Man braucht nur einen Blitz photographisch aufzunehmen,
dessen Entfernung (E) in bekannter Weise mit ausreichender Ge-
nauigkeit nach dem Auszählen des Zeitunterschiedes zwischen Blitz
und Donner bestimmt wird. Ferner nimmt man einen deutlich
sichtbaren Massstab in genau auszumessender Entfernung (e) auf
(z. B. eine Nivellierlatte in 20 m Entfernung). Gelingt es einem
wicht, das Bild des Massstabes zusammen mit dem Bilde des Blitzes
zu erhalten,, da letzteres nur bei Dunkelheit genommen werden
kann, so steht Niehts im Wege, den Massstab am folgenden Tage
aufzunehmen, und zwar entweder mit der Stellung des Apparates
an demselben Orte, um die Sache noch überzeugender zu machen,
oder auch an einem anderen Platze, ja sogar mit anderer Einstellung
der matten Scheibe gegen das Objektiv, da diese Anderung gar nicht
oder nur in nicht merkbarer Weise das Bild des Massstabes vergrössern
oder verkleinern wird*). Darauf greift man auf dem photographierten
Massstabe die Länge (a) ab, welche dem Durchmesser des Blitzes
auf dem Bilde entspricht und hat nun, da wegen desselben Seh-
winkels zwei ähnliche gleiehschenklige Dreiecke mit demselben
(Seh)- Winkel an der Spitze vorliegen, die Gleichung x:a=E:e,
woraus sich der Durchmesser des Blitzes x = u ergiebt.
Ein ähnliches Verfahren kann man schätzungsweise auch mit
dem blossen Auge betreiben, und wenn es mir einmal gelungen
*) Ich schliesse hier allerdings nur nach einem Apparat, den ich gesehen
habe. Vielleicht hat nicht jeder Apparat in demselben Masse dieselbe Eigenschaft.
135
ist, einen Blitz bei hellem Wetter und in grösserer Entfernung,
d. h. ungeblendet zu beobachten, so hat mich der Vergleich und die
Berechnung immer zu noch grösseren Durchmessern geführt, als in
der obenerwähnten, illustrierten Zeitschrift angegeben war.
Ich glaube daher aus dem Öbrigen folgern zu dürfen, dass
der Blitz in der Luft, dem schlechten Leitungsvermögen derselben ent-
sprechend, einen weit grösseren Durchmesser besitzt, als man gewöhn-
lich annimmt, z. B. 1!/, m.*)
Fragt man sich nun, welche Erscheinungen sich zeigen werden,
wenn eine derartige Feuersäule auf einen Blitzableiter niederschmettert,
der nur aus einem 8—10 mm. dicken, an einem 50 mm starken
Eisenrohr als Auffangestange befestigten Kupferdrahte besteht: Der
Blitz wird der mächtigen Anziehung, welche die gute Leitung auf
ihn ausübt, folgen, aber er kann in den Leiter nur so weit ein-
dringen, als Überleitungsfläche vorhanden ist, ein Teil des Blitzes
wird daher neben dem Ableiter als Lichterscheinung sichtbar dahin
laufen,**) solange bis er an eine Stelle kommt, wo gute Leiter
mit ausreichenden Flächen möglichst nahe liegen z. B. wo die
Leitung um ein weit vorspringendes Hauptgesims herumbiegt, und
der Blitz jetzt scheinbar auf ein gegenüberliegendes Regenrohr, einen
Brunnen mit Pumpe, vorhandene Gas- und Wasserleitungsrohre,
aufgestapelte Eisenmassen usw. überspringt. Ich sage scheinbar,
denn es wird sich immer nur um den Teil des Blitzes handeln, der
keinen Eintritt in die Ableitung gefunden hat, und von diesem
erzählt dann der Beobachter. Der andere in den Blitzableiter auf-
genommene Teil wird dagegen, vorausgesetzt, dass die Erdleitung
gut ist, nicht abspringen, sondern vielmehr unbemerkt und ohne
Schaden seinen Weg in die Erde nehmen. Es wäre ein Widerspruch
gegen die im Übrigen für die Influenzelektrizität ermittelten Gesetze,
wenn der vom Ableitungsdraht bereits aufgenommene Teil des Blitzes
nun die gute Leitung verschmähen und lieber durch entgegenstehende
Nichtleiter hindurchschlagen, als einem Bogen oder selbst einer
schärferen Knickung des Drahtes folgen wollte. Auf letzterem Wege
ist die Summe der entgegenstehenden, elektrischen Widerstände
sicher geringer, als auf dem ersteren***), Die Voraussetzung, dass
*) Selbstredend wird es nach der vorhandenen Spannung und der Ent-
fernung zwischen Wolke und Erde Blitze von sehr verschiedenen Durchmessern
geben, auch wird derselbe Blitz verschiedene Durchmesser annehmen, Je
nachdem er besser leitende Luft d. h. feuchte und verdünnte oder schlechter
leitende trockene bezw. einem höheren Luftdruck ausgesetzte Luftschichten
durchschläst.
**) Von dem Dahinlaufen des Blitzes an dem Blitzableiter findet man
häufig berichtet. Es kann dies wohl nur durch den Mangel an Fläche ver-
anlasst werden, denn wenn der Querschnitt des Drahtes für den Blitz nicht
genügte, so würde nach bekannten Erfahrungen der Draht durchschmolzen werden.
***) Sehr viele Beschreibungen des sonderbaren Verlaufes von Blitz-
schlägen dürften so ihre einfache Erklärung finden, z. B die in der oben
genannten Schrift „Die Blitzgefahr“ gegebenen mit Ausnahme des Blitzes am
Ansgariiturm zu Bremen, dessen Verlauf jedoch entweder durch die vorhandene
schlechte Erdleitung oder durch den sogenannten Rückschlag, wie bei ‚dem,
daselbst folgenden Fall, der Michaeliskirche zu Hamburg, zu erklären sein dürfte.
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Ä
der Blitz nur nach Massgabe der an der Auffangspitze bezw. andem
Drahte ihm dargebotenen Fläche, in diesen hineingelangen könne,
wird dann um so zutreflender sein, wenn der Blitz, wie die neue
Wissenschaft annimmt*), sich dadurch bildet, dass die Luft zwischen
Erde und Wolke beim Gewitter zonenweise mit verschiedener, sich
gegenseitig abstossender Elektrizität geladen ist, sodass die elektrische
Entladung auf dem ganzen Wege des Blitzes immer nur von Teilchen
zu Teilchen (also von Scheibe zu Scheibe) stattfindet und der Blitz
in seiner Gesamtheit nur als die Summe (besser wohl noch als
das Integral) einer hintereinander liegenden Reihe von Teilent-
ladungen zu betrachten ist.
Hierbei kann, wenn der Blitz am Ableiter angelangt ist, immer
nur derjenige Teil innerhalb einer Scheibe der Luft in den Draht
abfliessen, welcher mit ihm in unmittelbarer Berührung steht, während
die am Rande liegenden Teile des Blitzes durch die mittleren Teile
desselben hieran gehindert werden.
Ob diese Theorie ganz zutrifft oder sich der Wirklichkeit nur
nähert, will ich dahingestellt sein lassen, um einige Beispiele aus
der Wirklichkeit zu geben, welche für die Wichtigkeit einer richtigen
Auffangung des Blitzes sprechen. Zunächst hat man beim Kölner
Dome, an dem früher schon eine umfangreiche Blitzableitung vor-
handen war, die Beobachtung gemacht, dass in den Jahren bis 1889
die Türme durchschnittlich vier- bis fünfmal jährlich vom Blitze
getroffen wurden**). In dem angeführten Jahre wurde darauf die
Anzahl der Auffang- bezw. Ausgleichspitzen verdoppelt, und das
Ergebnis war, dass in den zwei folgenden Jahren, bis 1892, aus
welchem Jahre diese Mitteilung stammt, der Blitz nur einmal die
Spitze des Südturmes getroffen hat. Ergänzungen der angeführten
Mitteilung, die sich sowohl über den Umfang der Ableitungsanlage
näher verbreiten, als auch die neueren Beobachtungen nachtragen,
würden sehr erwünscht sein.
Ferner ist es allgemein bekannt, dass der Blitz kaum jemals
in Eisenbahnzüge einschlägt. Mir ist sogar kein einziger derartiger
Fall zu Ohren gekommen, während ein Zug doch, mit seinen Eisen-
massen auf hohem Viadukt ein Thal durchquerend oder als einziger
höherer Gegenstand ein Steppe durchbrausend eine mächtige Anziehung
für den Blitz bilden müsste. Die anziehenden KEisenmassen dürften
aber durch ihre grossen Flächen den Blitz derartig auseiranderziehen
und zerteilen, dass die elektrische Ausgleichung unbemerkt und un-
schädlich vor sich geht.
Dasselbe dürfte der Fall sein, wenn ein Gewitter quer auf
einen Strom zuzieht und nicht über denselben hinüber geht, wie
dies häufig beobachtet ist. Auch hier ist anzunehmen, dass das
Wasser als guter Leiter, der mit grosser Fläche zu Tage liegt, einen
Ausgleich herbeiführt, weleherdiebekannten elektrischen Erscheinungen
*) Vergl. Meier’s Konversationslexikon 1890. Bd. VII, S. 307.
**) Centralbl. d. Bauverw. 1892, 5. 287.
> Zu
nicht aufkommen lässt*). Wie wichtig bei der Influenzelektrizität
-das Vorhandensein der erforderlichen Fläche ist, hat man schon
längst beim Experimentieren erkannt und bemerkt, dass man bei der
Elektrisirmaschine grössere und längere Funken erhält, wenn man
sich dem Konduktor mit einem Ableiter nähert, der eine grössere
Kugel als Endigung zeigt.
Würde man hier, um den Vergleich mit der Gewitterwolke
und dem Blitzableiter weiterzuführen, dem Konduktor einen zuge-
‚spitzten Draht dünnster Abmessung nähern, so wird man sehen,
dass das Überspringen des Funkens dann noch viel schwerer erfolgt,
wie bei den kleinsten Kugeln**).
Ebenso hat man beim Telegraphenblitzableiter erkannt, dass,
selbst wenn der Blitz auch nur die dünnste Luftschieht durchschlagen
soll, er hierfür einen viel grösseren Querschnitt beansprucht, als den
des Leitungsdrahtes. Damit der Blitz nieht zu den Apparaten
gelangt, wird deren Anschluss an die Aussenleitung nur durch einen
ganz dünnen Draht hergestellt, (vergl. Figur 2) der zwar den
Apparat und Batterie. Telegraphendraht.
[o) Adunnnnssensnuussuseunennnneensenuennunen>
Dünner Kupferdraht.
Schnitt durch die Platten
(vergrössert).
Erd- platte.
Figur 2.
Schematische Darstellung eines Telegraphen -Blitzableiters.
arbeitenden, galvanischen Strom durchlässt, jedoch beim Eintritt des
Blitzes sofort schmilzt. Um den einschlagenden Blitz nun schadlos
abzuleiten, ist die Aussenleitung vor dem Anschluss des dünnen
Drahtes in die Erde geleitet, diese Leitung aber durchschnitten, um
den galvanischen Strom nicht abzuleiten, während der Blitz die
Schnittstelle überspringen muss. An dieser endigt sowohl die Aussen-
wie die Erdleitung an etwa 12/15 em grossen Messingplatten, welche
*) Es wird jedoch ausdrücklich bemerkt, dass hier nicht behauptet ist,
dass ein jedes Gewitter vor einem Strome Halt machen müsse.
*) Es empfiehlt sich, diesen Versuch im Dunkeln oder vielmehr bei
rotem Lichte zu machen und ihn photographisch aufzunehmen. Dann wird
man auch beobachten können, ob der elektrische Funke nur durch die Spitze
des Drahtes geht, oder ob er nicht viel mehr seiner Grösse entsprechend ein
längeres Stück der Drahtoberfläche zum Übergang in denselben sich aussucht,
“wie dies oben für den Blitz im Grossen geschildert ist.
Ze
138
bis auf den Bruchteil eines Millimeters einander genähert sind, um
die vom Blitz zu durchschlagende Luftschicht möglichst dünn zu
machen. Die Platten sind an den gegenüberliegenden Flächen
gezähnt, um diese möglichst zu vergrössern. Bei den meisten
in Telegraphenleitungen einschlagenden Blitzen werden eine ganze
Reihe von Drähten getroffen werden, welche wieder den Schlag
nach beiden Stationen hin verteilen, sodass schliesslich für jeden
einschlagenden Blitz eine nicht unbedeutende Fläche behufs Über-
leitung in die Erde zur Verfügung stehen wird.
Wenn in dem Vorstehendem Gewicht darauf gelegt ist, dass
bei Blitzableitungen über den zu schützenden Gegenständen grosse
Metallflächen zur Auffangung und Weiterleitung des Blitzes vor-
handen sind, so soll andererseits die Wichtigkeit von Spitzen und
Kanten durchaus nicht in Abrede gestellt werden, denn es ist durch
Versuche dargethan, dass die Elektrizität aus Spitzen leichter aus-
strömt, und die Ansicht ist daher gerechtfertigt, dass sich ein
Blitzschlag durch eine derartige Ausgleichung wohl verhindern lässt.
Nur geht nach Duprez zu wenig ausgleichende Elektrizität durch
eine einzelne Spitze, als dass hiervon einer so gewaltigen Naturkraft
gegenüber, wie der Blitz es ist, ein Erfolg zu erwarten wäre.”)
Man mache also anstatt Einer, Dutzende oder Hunderte von
Spitzen und Viollet-le-Duc**) giebt unter den Worten Epi, Beffroi,
Breteche, Croix, Fleche, Crete, die schönsten Beispiele, wie diese
Aufgabe künstlerisch zu lösen ist.
Das Türmcehen des ehemaligen Heiligengeist-Hospitales in
Lüneburg***) giebt gleichfalls ein Beispiel. Dasselbe ist an seinen
6 Kanten mit je etwa 16 sehr einfachen, aber gut wirkenden
Kantenblättern der hier folgenden Form (Figur 3) verziert, ‚von
Aus Kupferblech geschnittenes Kantenblatt vom
Heiligengeist-Hospital zu Lüneburg.
*) Meyer a. a. O. S. 309. N : b F ’
*") Vjollet-le-Due, Dietionnaire raisonne de l’architecture francaise,
Paris 1875.
***) Oentralblatt der Bauverwaltung. Jahrg. 1892. S. 342.
a, Ar Fe "4 “
139
_ denen jedes 30 Spitzen hat. Zu diesen 6.16.30—=2880 Spitzen
tritt wohl fast noch die doppelte Anzahl von Spitzen an den
Giebelblumen und deren Stielen, sowie an der ehemals reicher
verzierten Spitze hinzu. Im Verhältnis zu den bei Viollet-le- Due
gegebenen Turmspitzen ist aber diese immer noch einfach zu
nennen. Es erscheint daher alles, was das Architekten Herz bis
dahin schon erfreute und was er gerne an Metallzierrat und Auf-
sätzen an hervorragenden Spitzen verwandte, so recht geeignet, um
die obere Endigung eines Blitzableiters zu bilden. Auf First- und
Gratverzierungen ist oben bereits hingewiesen. Dass alle derartigen
Spitzen, auch die nach unten gerichteten für die Ausgleichung der
Elektrizität in Wirksamkeit treten, scheint mir aus einer beim
Mailänder Dom gemachten Beobachtung hervorzugehen. Dort ist
der über dem Vierungsgewölbe aufsteigende Haupt- und Treppen-
turm durch eine Bronzefigur in mehrfacher Lebensgrösse gekrönt.
Diese, die Metallleitern, welche in den Dachflächen dieses Turmes
liegen und die morgensternartigen Spitzen von 8 Fialen, welche
etwa 20 m unter der krönenden Figur den Treppenturm umgeben,
sind an die Blitzableitung angeschlossen, ebenso die Metallwaffen
und die vielspitzigen Friedenspalmen, welche den Krieger- und
Engelsfiguren in die Hand gegeben sind, die als Fialenkrönungen
in grosser Anzahl den Dom bewachen. Obgleich nun also sehr
viele Spitzen vorhanden sind, zeigen die eisernen, vergoldeten
Morgensterne, welche man ganz aus der Nähe betrachten kann,
dass die Vergoldung an sämtlichen, auch an den nach unten
gerichteten Spitzen auf etwa 1 cm Länge verschwunden ist, was
kaum anders als durch elektrische Ausstrahlung zu erklären sein dürfte.
Die hoch über das marmorne Domdach aufragenden Fialen
sind in der Luft durch die Ableitungsdrähte miteinander verbunden,
sodass bei diesem Bauwerk in Bezug auf Grösse der Auffangflächen
wie auf Anzahl der Ausgleichspitzen wohl alles Notwendige gethan
ist, ohne den künstlerischen Eindruck zu stören. Ahnliches würde
von den vielen alten Domen und Glockentürmen in Venedig, Pisa,
Rom usw. zu berichten sein, wenn dies hier nicht zu weit führen würde.
Weniger schön ist dieselbe Aufgabe erfüllt am sogenannten
roten Turm auf dem Marktplatz zu Halle a. S. Dieser bietet zu-
nächst in seinem Kupferdach mit grossem Turmknopf die aus-
reichende Fläche für die Blitzableitung. Der Turmknopf ist aber
dann, offenbar in der Absicht eine lebhafte, elektrische Ausgleichung
_ herbeizuführen, auf seiner Oberseite, wie ein Igel mit Metallstacheln
bespickt, was in seiner Wirkung auf elektrische Ausgleichung ganz
gut sein mag, das Auge aber weniger befriedigt.
Nachdem im Vorstehendem ältere Gebäude mehrfach Erwähnung
gefunden haben, dürfte eine kleine Abschweifung auf das geschicht-
liche Gebiet und vorzugsweise in das Mittelalter hier am Platze sein,
um, mit besonderer Berücksichtigung der Auffangspitzen, zu sehen,
was in früheren Jahrhunderten inbezug auf Blitzableitung geleistet
worden ist. Früher hatte man nur eine dunkle Kunde davon, dass
im Mittelalter ein gewisser Zusammenhang zwischen der leitenden
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u elle a ie un © 1 0 römn,z 30
140°
Kraft der Metalle und dem Blitze erkannt war. Diese Kunde
gewinnt an Bedeutung, seitdem durch Dümichen und Brugsch fest-
gestellt ist, dass schon im alten Agypten Blitzableiter vorhanden
waren. Diese Forscher*) haben an den Tempeln von Edfu, Dendrah
und Medinet-Abu Inschriften eutdeckt, welche aussagen, dass daselbst
teils am Gebäude, teils freistehend kupferbeschlagene Holzmasten
mit vergoldeten Spitzen errichtet waren, zu dem Zwecke „das Un-
gewitter zu brechen aus der Höhe“. Die Inschrift am Tempel zu
Dendrah giebt noch an, dass diese Masten vom Ramses III. (1300 v. Chr.)
errichtet waren. „Durch die Auffindung dieser Inschriften erhalten
die bisher nicht besonders gewürdigten Nachrichten, dass die griechischen
und römischen Priester es verstanden hätten, den Blitz vom Himmel
herabzulocken, und dass mehrere Priester und Könige dabei vom Blitze
erschlagen seien, neues Interesse“.
Aber auch die Meister des Mittelalters scheinen dem Verfasser
dieses eine Art des Blitzschutzes bei ihren Gebäuden angewandt
zu haben, worauf derselbe schon bei Beschreibung des Johannis-
kirehtarmes in Lüneburg**) hinwies. Dieser Hinweis fiel damals
allerdings auf Veranlassung de: Schriftleitung der unten genannten
Zeitschrift fort, welche die betreffenden Betrachtungen nicht für zu-
treffend hielt. Ich möchte dieselben aber hier wiederholen.
Es war mir bei diesem annähernd dem Jahre 1410 ent-
stammenden, wie bei manchem anderen, mittelalterlichen, von Viollet-
le-Due beschriebenen Bauwerke aufgefallen, dass die Verwendung
des Eisens bei Herstellung der mittelalterlichen Dachstühle und
Kirehturmhelme annähernd ganz ausgeschlossen ist”). Es führt
dies vielfach zu recht schwerfälligen Ausführungen über die man
umsomehr erstaunen muss, weil die Kunst, das Eisen zu schmieden,
damals auf voller Höhe stand und weil im Ubrigen die mittel-
alterlichen Meister stets mit den geringsten und einfachsten Mitteln
ihren Zweck zu erreichen wussten. Ich schob dies schon damals
darauf, dass die Erbauer dieser alten Denkmäler die Beobachtung
gemacht hatten, dass der Blitz gerade an den Stellen zündet, wo
er aus Holz in Eisen übergeht und dass sie aus diesem Grunde
von der Verwendung von Eisen zu Bolzen, Stossklammern, Laschen
usw. in den Dachstühlen absahen. Inzwischen habe ich selbst an
einem Holzturm die Erfahrung gemacht, dass in der That das
Eisen an derartig vereinzelten Stellen in einem Dachstuhl schädlich
wirkt. Der Kirchturm des Dorfes Parlin im Kreise Naugard ist
*, Meyer a. a. 0. 1890 Bd. III, S. 37.
**, Zeitschrift für Bauwesen 1893 Seite 565.
***) Viollet-le-Due a. a. O. Rd. III, S. 280. „Le fer n’ötant pas employe
dans les charpentes anciennes.“ Ebendaselbst unter dem Worte Clef eine der
erwähnten, schwerfälligen Ausführungen. Bei dem Lüneburger Turm ist
Eisen nur für die Nägel der Kupferbedachung und eiomal als Band um den
Stoss des Kaiserstieles verwendet. An beiden Stellen dürfte nach der Lage
des Eisens, einmal als Teil der Metalleindeckung. dann als Band von gerin er
Höhe, welches sich um das durchlaufende Eichenholz herumziebt, ein Schaden
nicht zu erwarten sein.
141
auf Feldsteinfundamenten gänzlich als Eichenholzgerüst errichtet,
das unten mit Brettern verschalt, oben mit Holzsehindeln bekleidet
ist. Metall war nur für die Spitze mit Knauf und Hahn verwendet,
ferner war in Höhe des Dachansatzes eine eiserne Uhrwelle von
einer früher daselbst angebrachten Uhr vorhanden, und es hingen
2 Gloeken im Turm. Als im vorigen Herbste der Blitz in den
Turm einschlug, waren seine Spuren nur dadurch nachzuweisen,
dass er beim Übergang von der eisernen, mit vier angeschmiedeten
längeren Lappen versehenen Helmstange auf das Holz, den Kaiser-
stiel an dieser Stelle gebrochen und gedreht, sowie die Sparren und
die Holzschindeln beschädigt hatte. Ferner hatte der Blitz an der
Stelle, wo er auf die alte Uhrwelle auf- bezw. von derselben ab-
sprang an verschiedenen Orten gezündet. Da das Feuer sofort ge-
löscht wurde, liess sich dies später noch mit ausreichender Sicher-
heit feststellen. Auch in der Umgebung der Glocken schien der
Blitz gezündet zu haben. Wo dagegen kein Metall im Turme vor-
handen war, waren auch Spuren des Blitzes nicht nachzuweisen,
sodass hier offenbar das Eichenholz an Stielen, Streben, Sparren
und Bekleidung zu seiner Weiterleitung genügte.”)
Ich glaube daher, dass die mittelalterlichen Meister, welche
ohne Kenntnis unserer heutigen Gesetze der Statik, die statisch
vollendetsten Gebäude und Gewölbe ausführten, ebenfalls ohne genaue
Kenntnis von der Elektrizität vielfach richtige Massnahmen getroffen
haben, um ihre Gebäude vor Blitzschlag zu schützen. Andernfalls
wären uns nicht so viele mittelalterliche Gebäude und Türme, die
an ausgesetzter Stelle stehen, so lange erhalten worden, bis sie erst
in neuerer Zeit mit Blitzableitern, welche der heutigen Wissenschaft
entsprechen, ausgestattet wurden. Das Verfahren bestand darin,
dass das Metall in kleineren zusammenhanglosen Stücken bei den
Holzverbänden vermieden wurde. War dann der Blitz durch die
grossen Flächen der Helmstange mit Bleiummantelung oder durch
die Metalldeckung des Daches schadlos auf das Holz, für welches
wohl in den meisten Fällen das gutleitende Eichenholz gewählt
war, übergegangen, so konnte derselbe durch dieses, da der Gesamt-
querschnitt ein sehr grosser und mithin für den Blitz ausreichender
war, schadlos auf das Mauerwerk, das bei noch schlechterer Leitungs-
fähigkeit einen entsprechenden noch grösseren Querschnitt besitzt,
übergeleitet werden und von dort in das Grundwasser abgehen. Hier-
bei ist es wohl selten zu wirklichen Blitzschlägen gekommen, da
auf die ausgleichende Wirkung grosser Metallflächen, die noch dazu
meistens mit den vielen erwähnten Spitzen und Zacken besetzt
waren, oben bereits hingewiesen ist.
*) An den Stellen, wo der Blitz vom Holze aus auf ein an- oder nahe-
liegendes Stück Eisen, von geringeren Abmessungen als auf den besseren
Leiter übergeht, muss er sich innerhalb des Holzes nach diesem besseren
Leiter hin naturgemäss zusammenziehen. Bei dem Zusammenziehen des
elektrischen Stromes auf einen geringeren Querschnitt im Holze wird der
Blitz aber zunächst zerstörende, und bei noch weiterem Zusammenziehen
zündende Wirkungen hervorrufen.
5
142
Mit anderen Worten die Auffange- bezw. Ausgleichsvorrichtung
erscheint bei den mittelalterlichen Bauten vielfach so ausgezeichnet,
dass dafür die Weiterleitung bis zur Erde, wenn sonst die Umstände -
günstig waren, schon entsprechend schlechter sein konnte, ohne dass
Schaden entstand. Verfasser ist natürlich weit entfernt, für heutige
Ableitungen ein ähnliches Vernachlässigen der Weiterleitung zu
empfehlen, es sollte nur versucht werden, die Bewahrung dieser
Gebäude vor Blitzschlag zu erklären, um wiederholt auf den hohen
Wert einer guten Auffangung und Ausgleichung hinzuweisen.*)
Kommt man nun schliesslich zur Betrachtung der Form des
Blitzableiters, wie sie nach den teilweise von Deutschen gemachten
Entdeckungen des vorigen Jahrhunderts festgestellt und wie sie seit
Franklin’s Zeit bis weit in unser Jahrhundert hinein üblich war,
so finde ich noch in einem Buch vom Jahre 1861**) für die Blitz-
ableitung Quadrateisen von 20 mm Seite empfohlen, während die
Auffangstange in 3—5 auseinander gebogene Arme endigen soll.
Ausserdem sind mir aus eigener Anschauung noch viele alte Blitz-
ableiter bekannt, welche aus etwa 2 mm starken und 70 mm breiten
Kupferstreifen bestanden. Welche Mängel diese älteren Blitzableiter
auch gehabt haben mögen, die zu ihrer Abänderung in die heutige
Form führten, so genügten sie den oben aufgestellten Forderungen
nach Flächen und Spitzen immerhin mehr als die heutigen. Die
Leitung ohne die Auffangestange würde, wenn man nur 20 m als
auf einem Dache vorhanden annimmt, schon gegen 1!/, qm Auf-
fangfläche ergeben, welche, wenn sie auch nicht gerade an der besten
Stelle liegt, doch immerhin oberhalb des Gebäudes vorhanden ist.***)
Sollten daher die obenentwickelten Grundsätze richtig sein, so
muss man die neue Form des Blitzableiters inbezug auf Auffangung
und Ausgleichung als eine Verschlechterung betrachten, und wenn,
wie vorstehend erwähnt ist, die ältere Form bis in die sechziger
Jahre noch Gültigkeit hatte, die Statistik dagegen nachweist, dass
in Deutschland trotz aller Vermehrung der Blitzableiter die durch
Blitzschlag angerichteten Schäden sich in den letzten dreissig
*), Die eänzliche Vermeidung des Eisens bei den Dachstühlen scheint
mir nach einigen Beispielen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts vielleicht
noch weiter zu gehen. Interessant ist auch das Schloss zu Celle (etwa um 1600),
welches in flacher Gegend auf einem ziemlich hohen llügel gelegen, mit
seinen Türmen einen guten Anziehunpgspunkt für den Blitz bilden müsste.
Dasselbe ist in seinen alten Teilen gut erhalten, seit Menschengedenken nicht
vom Blitz getroffen und noch heute nicht mit einer Blitzableitung ausgestattet.
Dafür sind verschiedene der grossen, runden KEcktürme des Schlosses mit
Metalldeckungen versehen, welche sich teilweise an der Spitze der Kuppeln
zu Kreuzblumen zusammenziehen, die reich mit ausgleichenden Zacken aus-
gestattet sind. Mächtige ’Ableitungsröhren für das Regenwasser vermögen
dann noch einen etwaigen Blitz in das Grundwasser des umgebenden Schloss-
grabens zu leiten.
**) K. Koppe, Anfangsgründe der Physik. Essen 1861.
"+, Das 20 mm starke, geviertförmige Eisen ergiebt für 1 cm Länge
8 gem Fläche, und der 70 mm breite K ıstreifen, selbst, wenn man die
Unterseite nicht berücksichtigt 7,4 gem, der S m starke Kupferdraht dagegen
nur 2,5 gem. Die Gesamtflächen stehen hierzu im Verhältnis.
143
Jahren, also ungefähr von demselben Zeitpunkt an, verdreifacht
haben,*) so drängt sich einem die Mutmassung auf, ob nicht die
veränderte Form der Blitzableiter mit der Vermehrung der Schäden
in einem ursächlichen Zusammenhange steht. Und in der That
scheint mir, da andere Gründe für die Vermehrung der Blitzgefahr
eine allseitige Anerkennung nicht gefunden haben, dieser Verdacht
nicht von der Hand zu weisen zu sein.
In dem ersten Teile dieses Aufsatzes ist versucht worden, die
Art und Weise zu ergründen, wie ein Blitzschlag sich verhält, wenn
er eine Ableitung trifft, an dieser jedoch nicht die nötige Fläche
findet, dann an ihr entlang läuft und teilweise abspringt. Jetzt
ist aber durchaus nicht gesagt, dass der Blitz zur Entwicklung oder
die elektrische Spannung zur Auslösung kommt. Im Gegenteil
die Versuche am Konduktor einer Elektrisiermaschine haben erwiesen,
dass desto schwerer der Funke überspringt, je kleiner die mit der
Erde in leitende Verbindung gesetzte Kugel ist, die man dem Kon-
duktor nähert. Nimmt man anstatt der kleinen Kugel nur einen
zugespitzten Draht dünnster Abmessungen, wie oben schon erwähnt
ist, so wird die Auslösung erst recht nicht stattfinden. Sie wird
erst dann statthaben, wenn man den Draht dem Konduktor sehr viel
mehr nähert oder dem Konduktor bedeutend mehr Elektrizität zuführt.
Diese Betrachtung auf Wolke und Blitzableiter übertragen,
lehrt, dass ein Blitzableiter, der nicht die erforderliche Fläche zeigt,
erst dann den Blitz auslösen wird, wenn dieser eine sehr hohe
Spannung erreicht hat. Unter Umständen wird er ihn auch über-
haupt nicht auslösen und dies erscheint gerade als der schlimmste
Fall. Denn dann thut derjenige, welcher den Blitzableiter der
Wolke entgegenstreckt nichts anderes, als dass er der Wolke einen
Pol entgegenhält, der sich mit der einen Elektrizität scharf ladet
und durch elektrische Verteilung sich gegenüber wieder eine be-
sonders scharfe Spannung in der Wolke veranlasst. Diese Spannung
erzeugt wieder eine Anhäufung der entgegengesetzten Elektrizität
in anderen Teilen der Wolke und erstreckt ihre unheilvollen Wirkungen
unter Umständen auch dureh weitere Verteilung auf die Nachbar-
wolken. Aus diesen oder aus entfernteren Teilen der ersten Wolke
können dann Blitzschläge erfolgen, welche nicht auf den Blitzableiter,
sondern auf andere Gegenstände, die günstigere Bedingungen für
die Auslösung darbieten, niederfahren. Die geringe Ausgleichung,
welche durch die eine Blitzableiterspitze veranlasst wird, kommt
hierbei nach Duprez, als verschwindend gegen die Kraft des Blitzes,
garnicht in Betracht.
Es erscheint daher möglich, dass gerade durch das Vorhanden-
sein von Blitzableitern, welehe nicht die nötige Fläche bieten, die
Schäden vermehrt worden sind, sei es, dass dadurch die Entstehung
der Blitze gefördert und die Spannung derselben verschärft wird
oder dass die Ableitung einen mehr oder minder grossen Teil des
Blitzes abspringen lässt.
*) Holtz. Über die Zunahme der Blitzgefahr. Greifswald 1880.
"2
144
Die richtige Ausführung eines Blitzableiters und insbesondere
die ausreichende Bemessung der, den Blitz auffangenden Flächen
hat demnach eine sehr hohe Bedeutung nicht allein für den Besitzer
eines mit einer Ableitungsanlage versehenen Hauses, sondern fast
noch mehr für seine Nachbarn, wobei ländliche Kreise nach den
bisherigen Erfahrungen noch vielmehr in Betracht kommen, als
städtische.
Wenn daher früher wohl einmal die Forderung aufgestellt ist,
der Staat möge darauf hinwirken, dass allmählich sämtliche Gebäude
mit Blitzableitern versehen werden, weil die Kosten hierfür schliess-
lich geringer werden müssten, als die Summe der durch Blitzschäden
jährlich veranlassten Ausgaben, so erscheint mir dagegen die Forde-
rung gerechtfertigt, dass der Staat die Ausführung falscher, mit zu
wenig Auffangfläche ausgestatteter Ableitungsanlagen verhindert und
die Umänderung der bestehenden fehlerhaften Ausführungen veranlasst.
UÜberwacht doch der Staat im übrigen die Ausführung gewerb-
licher und ähnlicher Anlagen, welche geeignet sind, die Umwohnenden
unter Umstäuden zu schädigen, wie z. B. die Anlegung von Dampf-
kesseln, sowie die Erriehtung von Fabriken, und handelt es sich
doch bei der Frage der Blitzableitung um eine Angelegenheit von
hoher Bedeutung, da alljährlich im Deutschen Reiche durchschnittlich
2—300 Menschen vom Blitze getroffen werden, während der an
Gebäuden durch Blitzschlag angerichtete Schaden in derselben Zeit
sich etwa auf 8 Millionen Mark beläuft.
Der Verfasser hofft durch die vorstehenden Betrachtungen mit
dazu beigetragen zu haben, dass künftig die Ausführung der Blitz-
ableiter in einer mehr den Naturgesetzen angepassten und daher
wirksameren und für das Allgemeinwohl dienlicheren Weise geschieht.
Dann wird auch bei dem Publikum wie bei Fachleuten das Vertrauen
zu den Blitzableitungsanlagen, welches jetzt schon ziemlich stark
erschüttert ist, wiederkehren und die richtig ausgeführten Anlagen
werden sich mehren, um als abwehrender Schild gegen die verderb-
lichen Wirkungen der ungebändigten Naturkraft zu dienen.
Naugard, im Juli 1895.
Über Blitze und Blitzableiter,
Von Dr. L. Häpke.
Die majestätische Erscheinung des Gewitters, die unsere vor-
nehmsten Sinne, Gesicht und Gehör, ergreift, birgt noch viel Rätsel-
haftes. Jeder Blitz ist verschieden, keiner gleicht dem andern. Für
das so einfache Schutzmittel, den Blitzableiter, ist daher noch immer
nicht die rechte Form gefunden trotz zahlreicher Gutachten von
berühmten Akademien und bedeutenden Physikern. Die Berliner
Akademie der Wissenschaften gab im Jahre 1880 ihre Verhandlungen
über die Anlage von Blitzableitungen in einem Sonderabdrucke her-
aus, mit den Gutachten von Helmholtz, Kirchhoff und Siemens.
Gegen diese Gutachten wurden von den Professoren Karsten und
Ries Einwendungen erhoben, die aber von den erstgenannten Herren
widerlegt wurden. Einige Jahre später beiraute der elektrotechnische
Verein zu Berlin einen Ausschuss mitder Herausgabe zweier Broschüren,
von denen die erstere 1886 erschien und Mitteilungen und Ratschläge
betreffend die Anlage von Blitzableitern enthielt, während die zweite,
1891 erschienene Schrift den Einfluss der Gas- und Wasserleitungen
auf die Blitzgefahr erörterte. In Frankreich haben die von der Pariser
Akademie niedergesetzten Kommissionen seit Anfang dieses Jahr-
hunderts mehrfach über die beste Art der Blitzableiter beraten und
die für alle Staatsgebäude vorgeschriebene Normelform wiederholt
abgeändert. Das Berliner Gutachten sagt: „Weil wir bisher keine
ausreichende Kenntnis von der Quantität und Spannung der durch
die Blitze abfliessenden Elektrizitätsmengen haben, werden absolut
gültige Bestimmungen über die beste Blitzableiter-Anlage auch kaum
zu treffen sein. Doch liegt die wissenschaftliche Grundlage der
Blitzableiter- Konstruktion klar vor Augen, und es wäre durchaus
unberechtigt, auf den notorischen Schutz dureh Blitzableiter zu ver-
zichten, weil noch Zweifel über die besten Konstruktions - Details
herrschen.“*)
Je genauer wir die Eigenschaften des Blitzes kennen, desto
besser wird die Form des Ableiters sich herstellen lassen und ein
um so geeigneteres Schutzmittel abgeben. In den zahlreichen Schriften
über Gewitter und Gewitterwirkungen finden sich zwar ausführliche
Darstellungen über die Arten, Dauer, Länge und Zahl der Blitze,
immer aber fehlen Angaben über den Durchmesser der Blitzstrahlen.
In dem vorstehenden Aufsatze des Herrn Bauinspektor F. Priess ist
”) Gutachten vom 5. August 1880, auf Veranlassung des Unterrichts-
Ministeriums von einer Kommission der Berliner Akademie erstattet.
Oktober 1895. XIV. 10
146 |
diese Frage meines Wissens zum erstenmale erörtert; mit ihrer
Beantwortung ist die Form der Auffangestangen nicht unwesentlich
verbunden. Die Länge der Blitze ist naturgemäss sehr veränderlich.
Einige, auffällig lange Ziekzackblitze sind von Petit, de l’Isle, Weissen-
born, d’Abbadie und anderen nach verschiedenen Methoden bestimmt
und 7 bis 15 Kilometer lang befunden worden. Im Saalthal
bei Jena sah ich horizontale Blitze, die vom Abhange am Forst über
das ganze Thal hinweg nach den gegenüberliegenden Kernbergen
zuckten und auch eine Länge von 5 bis 8 Kilometern hatten.
Dagegen habe ich bei niedrig schwebenden Wolken manche Blitz-
längen auf weniger als 0,25 Kilometer geschätzt. Ungleich schwieriger
ist es dagegen, den Querdurchmesser der Blitze zu bestimmen; ver-
schiedene Personen, die ich darum befragte, schienen davon über-
rascht zu sein, da sie an diese Frage niemals gedacht hatten. Dem-
gemäss fielen die Antworten auch ausserordentlich verschieden aus,
indem man den Durchmesser des Blitzstrahles auf 1,5 em bis auf
einen Meter taxiertee Auf meine Bitte um weitere Begründung
dieser Schätzungen wurde in einigen Fällen auf die Breite der
Schmetterstreifen bei den von Blitzen getroffenen Bäumen hingewiesen,
die bei Eichen, Pappeln und Tannen ja nicht selten sind; danach
wurde ein Querschnitt von 7,5 bis zu 25 em angenommen. Aller-
dings ist ausser der herausgepflügten Furche im Splint oft noch der
Stamm durch den Blitzschlag bis zur Hälfte und darüber von der
Rinde entblösst, was jedoch durch die Verdampfung der Feuchtigkeit
im Cambiumgewebe bewirkt sein kann. Vielleicht ist die Entrindung
auch durch einen schwächeren Strom hervorgebracht, der mit dem
Hauptstrahl parallel läuft, wie dies auf den Blitzphotographien zu
sehen ist. Bei allen Schätzungen, die in anderen Fällen auf grössere
Durchmesser hinaus gingen, spielten die Reflexionen der Beobachter
bereits eine Rolle, indem auf die bedeutende Entfernung der Blitze
oder auch auf Vergleichsobjekte von den befragten Personen hin-
gewiesen wurde. Erst zahlreiche Messungen, die wohl am besten
mit Hilfe photographischer Aufnahmen Erfolg versprachen, werden
in dieser Frage Aufklärung schaffen.“) Bislang kann ausser den
genannten, unsicheren Schätzungen nur die Wirkung der Blitzschläge
über ihren Querschnitt Aufschluss geben, wozu ich folgende ver-
bürgte Fälle ausgewählt habe.
Herr Professor Buchenau beschrieb 1867 einen Blitzschlag in
Kropps Holz zu Oberneuland, der gleichzeitig vier Eichen traf. Die
spiralige Furche im Splint der am stärksten getroffenen Eiche war
nur 3 em breit, aber der Entrindungsstreifen nahm fünf Sechstel
des Stammumfanges ein. Einen noch gewaltigeren Schlag erwähnt
*) Nach Niederschrift dieses Manuskripts lese ich in der Naturwissen-
schaftlichen Wochenschrift vom Anfang Oktober d. J. folgende Mitteilung:
Professor Alexander Me. Adie in Wasliington gedenkt jeden einzelnen Blitz
in der blitzreichsten Gegend der Stadt von drei verschiedenen, 2 bis 4 Kilo-
meter entfernten Punkten photograpbisch aufzunehmen, um eine Grundlage j
photogrammetischer Berechnungen über Längs- und Querdimensionen des
Blitzes und seiner Verzweigungen zu erhalten.
Pe air
147
Reimarus in seiner Schrift vom Blitze, Hamburg 1778, S. 227,
wonach der Blitz in einem Gehölz bei Nienburg gleichzeitig das
Forsthaus und sieben Eichbäume traf. — Herr Ober-Forstmeister
Feye in Detmold giebt seit dem Jahre 1874 eine Statistik über die
in den Lippischen Oberförstereien beobachteten Gewitter und Blitz-
‚schläge heraus, die zur Aufklärung so mancher Fragen bereits ein
sehr wertvolles Material geliefert haben. Im Jahrgang 1886 wird
ein Fall beschrieben, wie am 11. Juni nachmittags der Blitz in
einem 50 Hektar grossen, auf Saudboden steckenden Kiefernbestande
in der Oberförsterei Berlebeck gleichzeitig 14 Kiefern traf. Solche
Wirkungen eines einzigen Blitzschlages lassen sich nur durch viel-
fache Verästelung des Hauptstrahls erklären, wie sie in den seit
1883 zuerst durch R. Haensel in Reichenberg bekannt gewordenen
Blitzphotographien anschaulich gemacht ist.
In anderen Fällen bleibt uns nur die Annahme, dass ein einziger,
‚gewaltiger Strahl die Zerstörung hervorrief. Im Museum zu Detmold
findet sich ein Eichenstamm von etwa 6,5 m Höhe und 55 em Durch-
messer, dessen Holz mit gigantischer Gewalt völlig entrindet und
spiralig zersplittert ist, so dass er durch eiserne Bänder zusammen-
gehalten werden muss. Dieser Stamm wurde bei Remmighausen am
6. Juli 1867 durch einen langsam niedersinkenden Kugelblitz zer-
schmettert. In der Lippischen Forststatistik für 1894 wird berichtet,
dass der Blitz die Krone einer kräftigen Eiche traf und den Stamm
fast vollständig zerschmetterte. Die Gewalt des elektrischen Strahls
war so gross, dass Ride und Holzteile noch auf 20 m Entfernung
vom Stamme aufeefunden wurden. Und alles in dem Bruchteil einer
‘ Sekunde! Derartige Fälle liessen sich noch mehr anführen.
Welche ungeheure Kraft ein Blitzstrahl zu entwickeln vermag,
davon gab Professor Hoppe im Beiblatt des Archivs für Post und
Telegraphie. 1894, No. 14 Belege. Bei einem über Clausthal sich
entladenden Gewitter schlug der Blitz in ein Wohnhaus und traf
auch eine hölzerne Säule, in deren Kopf zwei Drahtnägel von 4 mm
Dieke abgeschmolzen wurden. Bei keinem Schmiedefeuer liess sich
‚eine ähnliche Schmelzung hervorrufen und erst der Firma Siemens
und Halske gelang dieselbe, als sie eine Stromstärke von 200 Ampere
und 20000 Volt Spannung anwandte. Für die Wirkung des Blitzes
in der Zeit von einer Sekunde. ergiebt dies eine Leistung von ca.
5000 Pferdestärken. Bei Annahme einer Blitzdauer von !/,, Sekunde
würde sich diese Kraft auf das Zehnfache erhöhen.
Dieselbe Quelle berichtet von einem Blitze, der am 4. August 1594
bei Schieder beobachtet wurde. Dieser zertrümmerte zwei Stangen
der Telegraphenleitung, beschädigte acht weitere Stangen und riss
von zwei Chausseepappeln die Rinde ab. Die Wirkungen dieses
Blitzschlags machten sieh nicht allein durch Beschädigung der Appa-
rate in den Telegraphenstationen Schieder und Schwalenberg, sondern
sogar in dem 15 Kilometer entfernten Rischenau bemerkbar. Neben
dem Hauptstrom sind hier Zweigströme thätig gewesen, aber damit
reicht man zur Erklärung der Fernwirkung noch nicht aus. Es
- müssen hier dureh statische oder dynamische Induktion elektrische
10°
148
Spannungen hervorgerufen sein, die der Blitzschlag erst in grosser
Entfernung zum plötzlichen Ausgleich brachte. Ahnlich verhält es
sich mit dem sogenannten Rückschlag, der bei Gewitterentladungen
oft die wunderbarsten Zerstörungen anrichtet. Solehe Wirkungen
dürften z. B. einen Fall erklären, der zu Schenkowa in Russland
sich ereignete. Dort wurde ein Arbeiter, der an den Telegraphen-
drähten beschäftigt war, bei klarem, fast wolkenlosem Himmel vom
Blitz erschlagen; der Körper hatte 19 Brandstellen. In Wladimir,
107 Werst entfernt, war zur selben Zeit ein heftiges Gewitter aus-
gebrochen, von dessen Blitzwirkung der an den Drähten hantierende
Arbeiter getroffen sein muss. Professor Reimann erwähnt in dem
1888 erschienenen Programm des Gymnasiums zu Hirschberg einen
auffälligen Massenmord, den der Blitz in einem hundertundzehn-
jährigen Fiehten-Hochbestande des Brückenberger Reviers angerichtet
hatte. Der Blitz hatte einen 38 m hohen Baum getroffen, an dessen
Stamm ein 2 cm, breiter Riss herabging. Von diesem ging der
Strahl längs der Äste auf 72 starke Stämme über, an denen man
den Gang der Strahlen verfolgen konnte. Nach 14 Tagen waren
die getroffenen Fichten vertroeknet und mussten gefällt werden.
Welch gewaltigen Querschnitt ein Blitz haben kann, mag noch
folgendes Beispiel darthun. Im Sommer 1864 hatte das 18. Missouri-
Regiment während des nordamerikanischen Krieges sein Lager auf
einem Hügel aufgeschlagen, der die Ebene von Atalanta beherrschte.
Es brach ein heftiges Gewitter aus, und plötzlich fuhr ein Blitz-
strahl, einer ungeheuren Feuersäule vergleichbar, auf diesen Hügel
herab, warf sämtliche Mannschaften zu Boden und tötete eine Anzahl
Pferde. Man fand 18 Soldaten tot und viele der übrigen gelähmt
oder verwundet. Von zwei Gewehrpyramiden entluden sich die
Läufe, deren Geschosse noch drei Soldaten töteten.
Die Gewitter folgen mit Vorliebe gewissen Zugstrassen, die
von der geographischen Beschaffenheit der Erdoberfläche abhängig
sind. Ihre Verteilung ist daher schon in der norddeutschen Ebene
sehr ungleich, wo doch nur Hügel, Flussläufe, Thaleinschnitte, Wälder,
menschliche Ansiedelungen oder dergleichen den Zug der Gewitter
bestimmen. Die zerstörenden Wirkungen der Blitzschläge hängen
dagegen hauptsächlich von der Bodenbeschaffenheit ab, wie ich dies
in den „Beiträgen zur Physiographie der Gewitter“, die als
Programm der Realschule in der Altstadt Ostern 1881 erschienen,
zuerst nachgewiesen habe. Die oben erwähnte Gewitterstatistik, die
Herr Oberforstmeister Feye alljährlich im Beiblatt zur Lippischen
Zeitung herausgiebt, wird seit dem Jahre 1874 von den neun Ober-
förstereien des zweiundzwanzig Quadratmeilen grossen Fürstentums
Lippe-Detmold sorgfältig aufgenommen. Die Waldungen bedecken
28 Prozent des Areals. Das 185180 Hektar grosse fiskalische Forst-
revier des Landes enthält folgende Bodenarten nach Prozenten ihrer
Fläche: 570, Kalk und Keupermergel,
17,4°/, Thonboden,
130/, Sandboden und
12,60/, Lehmboden.
149
Die Gewitter-Statistik des Jahres 1891 ergab,
dass 24 Blitzschläge auf Lehmboden oder 60%),
13 hr „ Sand oder 32,90%/,,
2 „ Thon oder 50,
1 Blitzschlag „ Kalk oder 2,5%),
stattgefunden hatten. Die geologischen und phy Skälikhen Verhält-
nisse des Untergrundes verdienen daher bei Anlagen von Blitzableitern
besondere Berücksichtigung, denn das Ziel des Wetterstrahls ist stets
die feuchte Erde oder das Grundwasser. Aber auch für Versicherungs-
gesellschaften sind die Consequenzen, die aus der Bodenbeschaffenheit
folgen, von Wichtigkeit.
Von obigen vierzig Blitzschlägen waren vierzig Waldbäume
getroffen worden; unter ihnen waren
25 Eichen oder auf 79 ha ein getroffener Baum,
7 Kiefern » » 154 2) » b) »
RHRIchtens WM NH, 5 n
2 Buchen „ 6300
” ” ”
Die übrigen zwanzig Jahrgänge zeigen "ähnliche Verhältnisse,
von denen ich die ersten acht in dem genannten Programm erörtert
habe. Die angezogenen Stichproben aus dem vielseitigen Material
der Blitzschlagstatistik über die Lippischen Forsten mögen genügen
auf deren Bedeutung hinzuweisen. Wünschenswert wär eine Be-
stätigung dieser Beobachtungen und Folgerungen auch aus anderen
Forstgebieten Deutschlands.
Die Eiche, die am besten auf Lehmboden oder auf sandigem
Lehm gedeiht, ist von allen Waldbäumen der Blitzgefahr am meisten
ausgesetzt. Der trockene Kalkboden wird von der Buche bevorzugt,
die daher auch die geringste Anziehungsfähigkeit für den Blitz besitzt.
Wahrscheinlich spielt nun auch die Leitungsfähigkeit und der Saft-
reichtum der Bäume eine Rolle bei der auffallenden Bevorzugung
der Eiche, indem das Eichenholz den Blitz besser leitet als das der
Buche. Indessen kann dieser Einfluss nicht allzugross sein, da der
Blitz im Jahre 1891 nur viermal durch grüne Aste, aber zehnmal
durch trockene Äste angezogen wurde, während er in den übrigen
26 Fällen auf den Stamm fiel. Andere Jahrgänge zeigen eine noch
grössere Bevorzugung vertrockneter Äste oder Stämme. Dass der
Saftgehalt der Bäume keine so bedeutende Rolle spielt, wie manche
Autoren annehmen, lässt sich auch schon durch den Hinweis auf
die vielen Blitzschläge in Flaggenstangen überzeugend darthun. —
Im Jahre 1888 wurden an Buchen, die 70°/, der gesamten Bestands-
fläche ausmachen, gar keine Beschädigungen wahrgenommen, während
sieben Eichen getroffen wurden, die nur 11°/, des Bestandes ein-
nehmen. Im Durchschnitt aller Beobachtungsjahre ist die Blitzgefahr
für die Eiche mehr wie hundertmal grösser als für die Buche.
Zahlreiche Beispiele lassen sich anführen, dass Schäfer mit ihren
Herden, Arbeiter und andere Personen unter Eichbäumen, die sie
zum Schutz vor dem Unwetter aufsuchten, vom Blitz erschlagen
wurden, während mir kein einziger Unfall bekannt geworden ist,
der sich unter einer Buche ereignet hätte.
150
Im dichten Bestande sind die Waldbäume am wenigsten der
Blitzgefahr ausgesetzt. Das Verhältnis der einzelnstehenden und der
Randbäume zu der gauzen Anzahl der geschlossen stehenden Bäume
des Waldes ist sehr gering; es wurden nämlich nach Feye’s Statistik
1891: 5 einzelnstehende Bäume, 6 Randbäume, 8 lichtstehende und
nur 21 geschlossen stehende Bäume vom Blitz getroffen. Von den
1893 getroffenen 7 Bäume waren 2 Randbäume, 3 lichtstehende und
nur 2 geschlossen stehende. Dasselbe Verhältnis treffen wir bei
den Bauwerken, eine Thatsache, auf die schon Arago aufmerksam
machte. Gesondert liegende Gebäude, Fabriken und Gehöfte, oder
die an den linden einer Strasse befindlichen Häuser sind am meisten
der Gefahr ausgesetzt vom Blitz getroffen zu werden. Am 13. Juli 1881
traf der Blitz das Eekhaus Lützowerstrasse 70 und 71, am 12. Juli 1885
das Eckhaus Bornstrasse 38a in Bremen. Auch an der Remberti-
strasse wurde das letzte von einer Reihe gleich hoher dreistöckiger
Gebäude getroffen. Nur im ersten Falle zündete der Blitz, in den
beiden anderen Fällen traten kalte Schläge auf. Den grössten
Prozentsatz an Blitzschäden haben die Landgemeinden aufzuweisen.
Nach Holtz werden jährlich im Durchschnitt von einer Million
Gebäuden 188 vom Blitz getroffen. Aus der Brandstatistik des
Königreichs Preussen ergiebt sich, dass von diesen beschädigten
oder abgebrannten Häusern nur 13 Prozent auf die Städte, dagegen
87 Prozent auf Dörfer und Gutsbezirke entfallen, deren Gebäudezahl
allerdings auch grösser ist.
Nachdem seit etwa 40 Jahren die Gefährlichkeit der elektrischen
Erscheinungen sich fast ununterbrochen auf mehr als das Dreifache
gesteigert hatte, ist nach dem Jahre 1889 in manchen Gegenden ein
Rückgang beobachtet worden, der z. B. im Königreich Sachsen ein
beträchtlicher war. Die Gesamtzahl der Blitzschläge in Sachsen be-
trug laut Zusammenstellung der königlichen Brandversicherungs-
kammer für 1889 und die folgenden 4 Jahre: 551, 423, 311, 280
und 233; hier verhält sich die erste Ziffer zur letzten wie 100: 42,
Als zündende Schläge sind 114, 105, 78, 85 und 68, als kalte
Schläge 437, 318, 233, 195 und 165 anzuführen; mithin fand eine
fast regelmässige Abnahme statt. Die meisten zündenden Blitzschläge
— 178 gingen im Dresdener, die wenigsten — 67 im Leipziger
Kreise nieder. In den Städten des Landes zündeten während der
fünf Jahre 40 Blitze, auf den Dörfern dagegen 411, d. h. 9 resp.
91 Prozent. Zieht man aber die Anzahl der Gebäude mit in Rechnung,
so ergiebt sich, dass während der genannten fünf Jahre in den
Städten von 100 niedergegangenen, kalten sowohl als zündenden
Schlägen ungefähr 13, auf den Dörfern 27 zu Brandschäden geführt
haben. Während im Jahre 1894 die Zahl der Gewitter und Blitz-
schäden in Sachsen wieder etwas gestiegen ist, wurde für Dresden
die auffällige Erscheinung konstatiert, dass seit einer Reihe von
Jahren die Mehrzahl der drohenden Gewitter seitwärts vorüberzieht.
Die Summe der Gewitter „über der Stadt“ hat sich von 1881 bis
1894 fast regelmässig so vermindert, dass sie im letzten Jahre nur
noch den dritten Teil betrug. Ähnliche Ablenkung und Abschwächung,
N | 151
wenn auch nicht im gleichen Masse, hat man in Bremen beobachtet
eine Thatsache, die in beiden Städten — von anderen Orten liegen
mir keine Beobachtungen vor — wahrscheinlich durch das aus-
gebreitete Telegraphen- und Telephonnetz herbeigeführt ist. Derartige
Anlagen vermindern die Blitzgefahr, da sie mit guten, unter
beständiger, sachkundiger Kontrolle stehenden Blitzableitern versehen
sind und ausserdem die Wolkenelektrizität zur allmählichen Ent-
ladung bringen.
Im Jahre 1760 erhielt Europa den ersten Blitzableiter, und
zwar auf dem Leuchtturm Eddystone bei Plymouth, nachdem der
frühere Turm infolge eines Blitzschlages abgebrannt war. 1769 bekam
Hamburg die erste Schutzvorrichtung, die Reimarus auf dem Jakobi-
turme errichtete. 1771 folgte der Ansgariiturm zu Bremen und
1783 das Rathaus daselbst, auf dem der Schmiedemeister Gerhard
Rabba den „Gewitterableiter“ anbrachte. Seit dieser Zeit von mehr
als hundert Jahren haben sich an den Grundstücken und Gebäuden
tiefgreifende Umwälzungen vollzogen, welche die früher ausreichenden
Schutzmittel beeinträchtigen, ja deren Wirksamkeit aufheben. Seit-
dem durch die Weserkorrektion das Regime des Flusses ein ganz
anderes geworden ist, hat sich in Bremen der Stand des Grund-
wassers in Stadt und Gebiet geändert, so dass manche Brunnen
troeken wurden. Die Leistungsfähigkeit der Blitzableiter wurde
dadurch geschwächt ebenso wie durch Einführung von Central-
heizungen und durch Anlage von Gas- und Wasserleitungen. Die ge-
waltigen Rohrnetze der letzteren haben infolge ihrer ausgedehnten
Berührungsfläche mit dem Erdboden und wegen ihres Aufsteigens
in den Häusern nach den elektrischen Gesetzen eine grosse Bedeutung.
Befindet sich eine elektrisch geladene Wolke über einem Gebäude,
so müssen sich die Rohrleitungen in einem Zustande hoher elek-
trischer Spannung befinden, weshalb das Eintreten einer Blitz-
entladung nach dem Rohrnetz hin eher zu erwarten ist als nach
irgend einem anderen Punkte des Hauses. Ist der Schutzapparat
an die Rohrleitung angeschlossen, so kann sich der Blitz ohne jede
schädliche Wirkung entladen. Ist aber kein Anschluss da, so springt
der Blitz leicht von dem Ableiter auf die Rohrleitung über.
Der Anschluss der Blitzableiter an die Gas- und Wasserleitungen
hat in den letzten Jahren die beteiligten Kreise vielfach beschäftigt,
indem die Leiter dieser Anstalten glaubten, den Anschluss im Inter-
esse des Betriebes nicht empfehlen zu können. Der elektrotechnische
Verein in Berlin setzte daher einen Untersuchungsausschuss ein,
dem die bedeutendsten Physiker, wie Helmholtz, Werner v. Siemens,
G. Karsten, v. Betzold, Toepler, Holtz, Neesen und Leonhard Weber
angehörten. Diese Kommission wiesauf@rund eines reichen statistischen
Materials in einer 1891 erschienenen Denkschrift nach, dass der
Anschluss der Blitzableiter an die Gas- und Wasserleitungen nicht
nur keine Gefahr bringe, sondern unbedingt notwendig sei. In Brüssel
hatte man schon vor längerer Zeit gestattet, dass der Blitzableiter
des berühmten Rathauses, auf das 1863 der Blitz gefallen war, an
diese Leitungen angeschlossen werde. Um den Anschluss stets
a _
152 . Re
kontrollieren zu können, ist derselbe dort in eine ausgemauerte kleine
Kammer verlegt, in die ein Arbeiter eintreten kann.*) Der Magistrat
der Stadt Hannover ist unter anderen diesem Beispiel gefolgt und
hat durch eine Verordnung vom August 1892 den Anschluss der
Blitzableiter an die Wasserleitung bedingungsweise und gegen eine
jährliche Gebühr gestattet. In den letzten Jahren ist Bremen glück-
licherweise von zündenden Blitzschlägen fast ganz verschont geblieben;
dagegen kamen in unserer Umgegend häufig Brände durch Einschlagen
des Blitzes vor, die aber fast regelmässig nur,@ebäude mit weicher
Bedachung trafen.
Bis in die neueste Zeit sind an vielen Orten schwere Unfälle
dadurch entstanden, dass man in unverantwortlicher Weise hervor-
ragende Gebäude ohne Schutz gegen Blitzgefahren liess. Ein solches
Beispiel liefert der Brand des Proviantmagazins zu Rathenow, das am
3. August 1891, nachmittags 3'/, Uhr von einem Blitze getroffen
wurde. Dasselbe war vor 100 Jahren auf einer Havelinsel erbaut
und enthielt gegen 30000 Ztr. Vorräte an Heu, Stroh, Hafer und
Konserven für das dritte Armeekorps. Den schadhaft gewordenen
Blitzableiter des fünfhundert Fuss langen, mehrstöckigen Gebäudes,
welches zwei Höfe umschloss, hatte man einige Jahre zuvor entfernt,
ohne ihn durch einen neuen zu ersetzen. Der Brand konnte trotz
des energischen Angriffs der Feuerwehren erst nach mehreren Tagen
gelöscht werden; der Schaden, den der Fiskus erlitt, belief sich nach
ungefährer Schätzung auf anderthalb Millionen Mark.
Wie viele herrliche Bauten des Mittelalters und der Renaissance-
Zeit sind ein Raub der Flammen geworden, weil ein Blitzableiter
fehlte! Auch heute noch findet man tausende von öffentlichen Bau-
werken und hervorragenden Privatgebäuden ohne denselben, trotzdem
die Blitzgefahr in den letzten dreissig Jahren vielerorts um das
doppelte, stellenweise um das dreifache gestiegen ist. Es liessen
sich mehrere Beispiele anführen, dass ein Gebäude erst zweimal beim
Gewitter abbrennen musste, ehe sich der Eigentümer zur Anlage eines
Blitzableiters entschloss. Davon nur ein Beispiel. Am 25. Juni 1882
und am 11. Juni 1886 wurde die Kirche zu Kollinghorst südöstlich
von Leer vom Blitze getroffen und jedesmal schwer beschädigt. Da
ein Blitzableiter fehlte, so fuhr der Blitz am 24. Mai 1891 wieder
in den Kirchturm, zersplitterte die Balken und riss Löcher in die
westliche Mauer; auch wurden die Orgelpfeifen beschädigt. Hoffent-
lich ist jetzt das Gotteshaus mit einem Blitzableiter versehen. Nach-
ahmenswert ist daher eine Verordnung der Fürstlich Lippischen
Regierung, die allen Kirchenvorständen des Landes vorschrieb, bis
zum 1. Januar 1892 die Türme mit Blitzableitern zu versehen. Aber
auch hier gehorchte man mehr der Not als dem eigenen Triebe,
denn die durch den Wetterstrahl angerichteten Schäden hatten der
*, Urbanitzky’s Schrift: „Die Elektrizität des Himmels und der Erde*
giebt eine Beschreibung und Zeichnung der Blitzableiter-Anlage des Rathauses
zu Brüssel, sowie die Verbindung dieser Anlage mit der Gas- und Wasser-
leitung. Die Anschlüsse an beide Rohrleitungen haben dadurch 435 954 Quadrat-
meter Berührungsfläche mit der Erde erhalten.
Landesbrandkasse alljährlich grosse Summen gekostet, die gar nicht
im Verhältnis standen zu den mässigen Ausgaben für die einfache
Sehutzvorrichtung. Ebenso verständig hat die Mühlenversicherungs-
gesellschaft für Ostfriesland gehandelt, indem sie das Aufriehten von
Ableitern dadurch erleichterte, dass sie den Mitgliedern die halben
‚Kosten derselben ersetzte. In den früheren Jahren waren Dreiviertel
aller Brandschäden der dortigen Windmühlen durch Blitzschlag ver-
ursacht. Die 225 versicherten Mühlen mit Blitzableitern zu ver-
sehen, erforderte nur ein geringes mehr, als die Summe, welche die
Soeietät allein in fünf Jahren für Blitzschäden zu bezahlen hatte. —
In der Nacht vom 19. Mai des Jahres 1893 schlug der Blitz in
das Haus des Gutsbesitzers Meyer zur Kuhlen im Kirchspiel Stuhr,
hart an der bremischen Grenze; dasselbe hatte keinen Blitzableiter.
Der Strahl durchdrang das Mauerwerk des westlichen Giebels und
traf auf der Bodenkammer ein zweiläufiges Jagdgewehr, dass mit
einem dieken Futterale umgeben war. Die Stelle des Laufes, wo
der Blitz hinfiel, wurde angeschmolzen, die Umhüllung zerrissen und
der Holzkolben zersplitter. Der Boden unter dem wewehr wurde
zerstört; darauf fuhr der Strahl an den Drähten entlang, welche
zum Festhalten des Rohrverputzes dienen, und bezeichnete seinen
Weg durch mannigfache Beschädigungen der Deeke und Wände des
Obergeschosses. Die auf dem unteren Korridor versammelten Familien-
‚glieder sahen schliesslich eine mächtige Feuerkugel von der Decke
herabfallen, die mit furchtbarem Knall explodierte, wobei sich das
Haus mit sogenannten Schwefeldämpfen (Stickstofftetroxyd) füllte.
Da die Bewohner in ihrem Schreeken glaubten, dass das Haus brenne,
flüchteten sie ins Freie, kehrten aber bald zurück, weil der Blitz
niehts Entzündbares angetroffen hatte. Zu derselben Zeit wurde
dagegen zu Bloeken in einer Stunde Entfernung ein Bauernhaus
-eingeäschert, wobei die Bewohner nur das nackte Leben retteten,
und mehrere Tiere in den Flammen umkamen.
Als Franklin im Jahre 1749 in seinen Briefen über die Elek-
trizität den ersten Vorschlag zur Ableitung des Blitzes machte, nahm
er an, dass die Spitzen der Auffangestangen die Elektrizität den
Gewitterwolken ohne Schlag zu entziehen vermöchten. Dieser An-
sicht folgten bis in die Mitte unseres Jahrhunderts viele Physiker,
-die wie Hemmer meinten, dass die spitzen Stangen einen stillen
„Abfluss des Blitzstoffs“ bewirkten. Noch Biot glaubte, dass die
Wolken durch die Spitzen still entladen würden, und nur in seltenen
Fällen ein wirklicher Blitz zustande komme. Gehler war wohl der
erste, der den Einfluss der zugespitzten Stangen auf die Wetter-
wolke bezweifelte. Allerdings können zahlreiche Spitzen nützlich
einwirken; wäre ihre Wirkung aber merklich, so müsste man die-
selben bei nächtlichen Gewittern oft leuchtend sehen, was doch
ausserordentlich selten wahrgenommen wird. Trotz heissen Bemühens
- habe ich ein Leuchten im Dunkeln oder ein St. Elmsfeuer am Blitz-
ableiter des nahen Rembertiturms, der von meinem Fenster aus sicht-
‘bar ist, niemals sehen können.
Die Form der Auffangstangen hat vielfache Abänderungen er-
153
154
fahren. Die französische Akademie schrieb nach dem Gutachten
von Gay Lussac als Regel vor, dass der Blitzableiter einen Umkreis
beschütze, dessen Radius doppelt so gross sei, als die Höhe desselben.
Als aber hier und da Beschädigungen innerhalb dieses Schutzkreises
vorkamen, so wurde der Radius desselben auf das Anderthalbfache
der Höhe des Blitzableiters und später sogar auf die einfache Höhe
desselben herabgesetzt. Auffällig waren die Veränderungen an den
Auffangstangen, die ich bei meinem letzten Aufenthalte in Paris
während der zweiten Hälfte des Juli d. J. wahrgenommen habe.
Auf den Staatsgebäuden: dem Louvre, dem Luxembourg, dem Industrie-
und Justizpalast, dem Invalidenhause ete. waren die Auffangstangen
fast um das doppelte gegen früher (1867) verlängert, indem man
sie von 21/, bis 3l1/, m auf 5 bis 7 m Höhe und darüber gebracht
hatte. Die über den Weinkellern des grossen Weinlagers sich er-
hebenden niedrigen Schuppen, in denen bis zu einer Million Hekto-
liter Wein steuerfrei lagern, sind durch viele, dichtstehende Blitz-
ableiter von 3—4 m Länge geschützt. Diese mächtigen Auffang-
stangen, die bei ihrer bedeutenden Höhe auch einen grossen Quer-
schnitt besitzen, müssen den heftigsten Stürmen Widerstand leisten
können und haben daher den Nachteil, dass sie sich schwer befestigen
lassen. Interessant waren die Blitzschutzvorrichtungen des Eiffel-
turms, eines der grossartigsten Werke der Ingenieurkunst, den ich
mittelst des Ascenseurs zweimal bestiegen habe. Bei einer Höhe
von 300 m besteht er fast ausschliesslich aus Eisen, das ein Gewicht
von 7 Millionen Kilo besitzt. Ein auf diese gewaltige Bisenmasse
fallender Blitz würde auch ohne Ableiter in das Grundwasser gelangen,
da im Turm nur wenige brennbare Stoffe vorhanden sind. An manchen
Tagen finden sich aber tausende von Besuchern ein (am 10. Juni 1889
bestiegen 23202 Personen den Turm), zu deren Schutz neun Blitz-
ableiter aufgerichtet sind. Von der obersten Gallerie, die 350 qm
gross ist, stehen nach jeder der vier Seiten zwei Blitzableiter in
Form mächtiger Eisenstangen von 3,5 m Länge ausserhalb des
Geländers schräg nach aussen gerichtet, deren Enden in ein Büschel
mit sieben Spitzen auslaufen. In der Mitte der Plattform erhebt
sich die meteorologische Station, über die der 9. Ableiter emporragt,
der zugleich als Fahnenstange dient. Die von den Blitzableitern
aufgenommene atmosphärische Elektrizität wird durch acht Leitungs-
röhren, von denen zwei in jedem der vier Pfeiler liegen und einen
Durehmesser von 0,50 m haben, in das 18 m unter dem Niveau
befindliche Grundwasser der nahen Seine geführt. Die Vorschriften
stammen von dem Physiker Mascart, der mit den Büschelspitzen
sich dem System Melsens genähert hat. Melsens legt auf die Höhe
der Auffangestangen, deren Länge nur 0,5 bis höchstens 2 m beträgt,
keinen Wert, sieht dagegen den Schutz in einer grossen Anzahl
von Spitzen, deren Büschel er durch viele dünnere Stränge der Luft-
leitung auf allen Seiten des Gebäudes mit der Erdleitung verbindet,
oder wo nur irgend thunlich, an die Gas- und Wasserleitung an-
schliesst. Sämtliche hervorragende Eeken und Gesimse sind durch
Fangstangen gegen den Blitz bewaffnet, unter sich und mit der
Erdleitung etc. verbunden. Sein System, welches das zu schützende
Haus gleichsam mit einem Käfig aus metallenen Drähten umgiebt,
ist am Rathaus und mehreren Palästen zu Brüssel ausgeführt, hat
aber meines Wissens in Deutschland keine Nachfolge gefunden.
Derartige Blitzableiter mit Spitzen in Büschelform sah ich auf der
Fahrt durch Belgien auch auf den Telegraphenpfählen längs der
Eisenbahn zwischen Namur und Lüttich angebracht, woraus folgt,
dass dort an den Stangen und Apparaten mannigfache Zerstörungen
durch den Blitz vorgekommen sein müssen. Derartige Linienblitz-
ableiter sind gewiss überall da angebracht, wo die Leitungen von
Blitzschlägen besonders zu leiden haben.
Ausserordentlich zahlreich sind die Patente, die in den ver-
schiedenen Ländern für neue Konstruktionen von Blitzableitern oder
Teilen derselben bewilligt sind. Von der grossen Mannigfaltigkeit
unserer heutigen Blitzschutzvorrichtungen, denen bereits Ehrendiplome,
goldene oder silberne Medaillen zuerkannt waren, gab die elektrische
Ausstellung zu Frankfurt a. M., die ich Ende Mai 1891 besuchte,
ein anschauliches Bild. Neben der Erdleitung hat man den Spitzen
der Auffangstangen eine besondere Sorgfalt zugewandt. In ihrer
einfachsten Form zeigt sie nur eine Zuspitzung der Fangstangen
aus verzinktem Eisen, die nach dem von Helmholtz, Kirchhoff und
Siemens verfassten Gutachten der Berliner Akademie vom 5. August 1880
auch völlig ausreicht. Die Vergoldung der Spitzen ist nutzlos, da
der erste Blitzschlag das Gold verdampft. Vielfach hat man wegen
des hohen Leitungsvermögens des Kupfers einen kupfernen Kegel
auf die Fangstange geschraubt oder auch hart damit verlötet und
ebenfalls vergoldet. Da der niederfahrende Blitz die Luft vor sich
her verdichtet, so entsteht ein Luftprojektil, dem manche Spitzen
bei s. g. kalten Schlägen zum Opfer gefallen sind. Die vergoldete
Spitze des früheren Domturms in Bremen, die einen hohlen Körper
von Kupfer in Form eines Speers von 24 em Länge bildete, wurde
im Sommer 1861 herabgerissen, und das Gold teilweise verdampft.
Am 5. Mai 1881 traf der Blitz den Ableiter auf Ulrichs Schiffswerft
zu Vegesack, jetzt dem Bremer Vulkan gehörig, riss den hohlen
Kupferkonus auf, schwärzte ihn und bog ihn rechtwinklig um. Eine
Anzahl von solchen zerstörten und meist hohlen Kupferkegeln war
auf der Frankfurter Ausstellung instruktiv ausgelegt. Weitere Bei-
spiele von der unglaublichen mechanischen Gewalt des Blitzes giebt
es in Menge. Bei grösserem Luxus, wie das Berliner Gutachten“)
sagt, hat man die eiserne Spitze der Auffangestange mit einem
Platinmantel versehen oder dem kupfernen Kegelstumpf eine Platin-
spitze oder einen Silberkegel aufgelötet. Indessen sind auch dann
Beschädigungen nicht ausgeblieben, selbst wenn alle diese Teile
massiv angefertigt waren.
*) Verhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften. Berlin 1880,
Seite 27. „Die Anlagekosten lassen sich bedeutend vermindern, wenn man den
herkömmlichen aber nicht notwendigen Luxus kupferner Leitungen, kost-
spieliger Spitzen etc. vermeidet.“
156 - &
An der zugespitzten Auffangstange, die z. B. schon Wilson
und de Luc wegen ihrer zu geringen Oberfläche verwarfen, hat man
mannigfaltig gekünstelt, ist aber zur Begründung neuer Formen über
theoretische Versuche mit der Elektrisiermaschine niemals hinaus-
gekommen. Sicher ist unser heutiges System von Blitzableitern
verbesserungsfähig, wie dies der Aufsatz des Herrn Bauinspektor
Priess in unseren Abhandlungen, sowie auch Lodge in mehreren
Artikeln der englischen Zeitschrift „Nature“ nachgewiesen hat.
Nachstehend mache ich auf die neuesten Blitzableiteranlagen
aufmerksam, die auf drei Gebäuden des Bremer Staates von dem
Elektrotechniker Herrn Biermann nach allen Regeln der Spezial-
technik ausgeführt wurden: dem Gerichtsgebäude, dem städtischen
Museum und der neuen Stadtbibliothek. Bei dem Gerichtsgebäude,
welches am 1. Oktober d. J. eingeweiht und bezogen wurde, sind
keine Kosten gespart, um sowohl die grösste Sicherheit gegen Blitz-
schaden zu erzielen als auch den ästhetischen Rücksichten gerecht
zu werden. Der Güte der bauleitenden Architekten, Herren Klingen-
berg und Weber verdanke ich die nachfolgenden Mitteilungen und
Skizzen. Für die über 5000 qm grosse Dachfläche des Gerichts-
gebäudes, die mit Kupfer abgedeckt ist, sind 23 Auffangstangen
errichtet, von denen 18 leicht sichtbare mit Büschelspitzen und fünf
mehr verdeckte mit einfachen Spitzen versehen sind.
Wie Figur 1 zeigt, trägt die hohle, eiserne Auffangstange oben
einen 10 em im Durchschnitt haltenden ellipsoidischen Knauf, von
\\| /
SW
j
Figur 1.
dem drei ca. 20 em lange und 16 mm starke Büschelspitzen schräg
aufwärts streben, die in einem massiven Platinkegel von 25 mm
Länge endigen. Der äusserst solide gearbeitete Knauf ist mit den
,
157
vergoldeten Spitzen von Kupfer, mit dem Kupferkabel hart verlötet
und durch ein enges Schraubengewinde mit der 3,5 m langen Fang-
stange verbunden. Letztere hat näher dem Dache noch eine grosse
Hohlkugel und Verzierungen, welche die Spitzenwirkung verstärken.
Der Blitzableiter auf der Turmspitze (Figur 2) trägt die Fahnen-
Berbakiher: U
—Mekiet
Figur 2.
stange, in deren hohlem Innern die Flaggenleine sich bewegt; nach
der neuesten Konstruktion befinden sich innerbalb des grossen, durch-
löcherten, kupfernen Knopfes die drei Auffangspitzen, von denen das
Kupferkabel nach aussen herabläuft. Dieses ca. 1000 m lange
Kupferkabel ist auf 5 em hohen Trägern über sämtliche Dachfirste
geführt und besitzt zehn Erdleitungen, die den Blitzstrahl zum Grund-
wasser führen. Dasselbe wurde durch Bohrungen von 10,8 m bis
reichlich 12 m in genügender Menge aufgefunden. Der Widerstand
der Erdleitung betrug bei wiederholten Messungen höchstens 1 Ohm
(d. i. der Widerstand, den eine Quecksilbersäule von 106 em Länge und
l qmm. Querschnitt bei 0°C dem elektrischen Strom darbietet).
Jede Erdleitung besteht aus drei durchlöcherten, einen Meter langen
Kupferröhren, die in einem eingerammten Eisenrohr von 42 mm
Weite versenkt und mit der Seilleitung hart verlötet sind.
Auserdem führen mächtige, kupferne Abfallröhren das Regen-
wasser dem unterirdischen Kanalsystem zu. Ein Anschluss an das
Netz der Gas- und Wasserleitungsröhren ist jedoch nicht
hergestellt. Die Kupferseile, die von den Auffangspitzen nach der
Erde führen, sind zwölfdrähtig von je 2 mm Stärke des Drahtes;
die Seile, welche die Auffangstangen verbinden, sind gleichfalls
zwölfdrähtig von 1,9 mm Stärke; letztere wiegen mindestens 330 Gramm
per Meter. Die Kabel, die den Kontouren der Gesimsausladungen
angepasst sind, bestehen aus reinem Kupfer, dessen Leitungsfähigkeit
158
970/, beträgt. Die Stützen zur Befestigung derselben sind gleich-
falls aus Kupfer und mittelst Schrauben oder Nieten an den hoch-
stehenden Falzen der Dacheindeckung befestigt. — Das 3 Stockwerk
hohe städtische Museum hat wegen der vielen vorspringenden Ecken
und hervorragenden Steingesimse und Krönungen 31 einfache Auf-
fangstangen von 4 bis 4,5 m Länge mit gleichem Kegelstumpf von
solidem Kupfer und aufgesetztem Platinkonus erhalten Dieselbe
Konstruktion zeigen auch die auf der neuen Stadtbibliothek befind-
lichen zwölf Anffangstangen.
Die sachgemässe Anlage eines Blitzableiters erfordert eine ein-
gehende Überlegung aller Verhältnisse und Umstände. Wenn sich
diese ändern, z. B. durch Lockerung des Materials, Entwässerungs-
anlagen, Einführung von Gas- und Wasserleitungen, so kann ein
früher tadelloser Blitzableiter nach und nach seine Zuverlässigkeit
einbüssen. Will man sicher sein, dass der an einem Gebäude an-
gebrachte Schutzapparat wirksam ist, so muss er von Zeit zu Zeit
nachgesehen und geprüft werden. Dies geschieht mit Hülfe des
galvanischen Stroms und eines Galvanometers. Schaltet man in den
Stromkreis eines galvanischen Elements den Blitzableiter ein, so
muss das gleichfalls eingeschaltete Galvanometer einen Ausschlag
geben. Erhält man keinen Ausschlag, so ist der Stromkreis an
irgend einer Stelle unterbrochen. Unter den verschiedenen Prüfungs-
apparaten ist der von Wheatstone angegebene und von Kohlrausch,
Weinhold und anderen verbesserte Messapparat einer der vorzüg-
lichsten. Mittelst dieses Apparats, den unter anderen auch die
Firma Hässler & Süss in Freiberg anfertigt, kann unter Zuhilfe-
nahme eines Telephons sowohl der Widerstand des oberirdischen
Systems als auch der der Erdleitung gemessen werden. Ersterer
darf nur den Bruchteil eines Ohms, letzterer höchstens 20 Ohm
betragen. Aber auch diese Prüfung reicht noch nicht aus; es muss
vielmehr auch eine genaue Besichtigung der ganzen Anlage damit
verbunden werden.
Blitzanzeigeapparate, die angeben, ob der Ableiter von einem
Blitze getroffen ist, sind in den letzten Jahren ebenfalls von ver-
schiedenen Firmen, wie Siemens & Halske, Hässler & Süss, Hoyer
& Glahn hergestellt worden. Der Anzeigeapparat der letztgenannten
Firma in Schönebeck a. d. Elbe besteht aus einem Eiseneylinder, _
um den ein dieker Kupferdraht von der Leitungsfähigkeit des Blitz-
ableiters spiralig gewiekelt ist. Über der oberen Stirnfläche des
Cylinders ist eine Magnetnadel angebracht, die sich um eine horizontale
Achse dreht. Der Apparat darf, um nicht durch den Blitzschlag
beschädigt zu werden, nur als Nebenschliessung in den Blitzableiter
eingeschaltet sein. Nach jedem einschlagenden Blitz wird der Nord-
oder Südpol des Magneten an die Stirnfläche des Cylinders gerissen,
die ihn festhält, bis der Apparat nachgesehen, und die Nadel wieder
in ihre Gleichgewichtslage gebracht ist. Zahlreiche Gutachten und
Zeugnisse beweisen, dass diese Vorrichtung allseitige Anerkennung
gefunden hat. In Bremen ist dieselbe an vier Blitzableitern der
Korfl’schen Petroleum Raffinerie, ferner an den beiden Domstürmen,
159
dem Rembertiturme, dem Schornsteine der elektrischen Centrale, so-
wie an verschiedenen Privathäusern angebracht. Erst kürzlich ist
mir der Blitzanzeiger von Heller nach dem Patente des Professors
Zielinski zu Händen gekommen, der weit einfacher ist und an der
Hauptleitung leicht befestigt werden kann. Ob derselbe ebenso sicher
funktioniert wie der erstgenannte, darüber habe ich noch keine Er-
fahrung sammeln können.
Wenn trotz des vorhandenen Blitzableiters dennoch Fälle vor-
kommen, dass der Blitz in das Haus einschlägt, so wird das Ver-
trauen des Publikums zu diesem Schutzmittel nicht wenig erschüt-
tert. Denn noch heute gilt der Ausspruch von Reimarus, der
bereits 1778 schrieb: Wenn einmal an einem Gebäude, welches mit
einer Blitzableitung versehen ist, ein Wetterstrahl hinabführe und
auch nur einen Haken ausrisse oder ein paar Steine vom Pflaster
absprengte, so würde es mehr Gerede verursachen, als wenn
hundert Wetterschläge, die keine Ableitung finden, Häuser und
Kirchen zerschmettern und entzünden oder Pulvertürme in die Luft
sprengen.“ Untersucht man diese allerdings nur seltenen Fälle
genauer, so findet man meistens, dass der Blitzableiter nicht sach-
verständig angelegt oder schadhaft geworden war, oder auch nach-
träglich eingerichtete Anlagen von Gas- und Wasserleitungen ete.
die Leitungsfähigkeit desselben beeinträchtigten. Durchgehend waren
die Beschädigungen nur sehr gering, und selbst nieht einwurfsfreie
Blitzableiter haben genützt. Da die nachstehenden drei Fälle zur
Beurteilung von Blitzableiter-Anlagen lehrreich sind, dürften sie
eine eingehendere Darstellung rechtfertigen. Die beiden ersten
habe ich bereits in der „Weserzeitung“ veröffentlicht, von der sie
auch in die meteorologische Zeitschrift übergegangen sind. Der
letzte und schwerste Fall ist erst im Laufe dieses Sommers ein-
getreten.
Der Blitableiter am Turm der Rembertikirche zu Bremen wurde
in kurzen Zwischenräumen dreimal von Blitzen getroffen, die immer
an derselben Stelle zur Gasleitung übersprangen. Am 3. Mai 1385,
nachmittags gegen 2 Uhr fuhr der Blitz in etwa 9 m Höhe über
dem Erdboden von der aus einem starken Kupferkabel bestehenden
Luftleitung nach dem Gasarme in der Kirche, wobei er das ausser-
ordentlich dieke Mauerwerk des Turmes durchbrach und einige Stein-
trümmer auf die Empore schleuderte. Mehrere Jahre hindurch war
eine Stelle der äusseren Mauer noch von dem verdampften Kupfer
grün gefärbt. Es wurde darauf die Metallplatte der Erdleitung tiefer
gelegt, damit sie in 4—5 m Tiefe das Grundwasser erreiche. Bei
dem infolge der Weserkorrektion so sehr gesunkenem Stande des
letzteren nahm indessen die Erdleitung einen grossen Ausbreitungs-
- widerstand an, und der Blitzstrahl fuhr im August 1892 wieder zur
Gasleitung in der Kirche. Nachdem am 9. Juli 1594, nachmittags
71/, Uhr, abermals ein Abspringen stattgefunden hatte, beschlossen
die Bauherren auf den Rat Sachverständiger, den Anschluss an das
Rohrnetz der Gasleitung bewirken zu lassen, der denn auch bald
ausgeführt wurde. Wenn die Beschädigungen in der Kirche jedes-
160
mal auch nur sehr unbedeutend waren, so beweisen diese Fälle
doch die geringe Leitungsfähigkeit des Ableiters, der von dem ge-
waltigen Rohrnetze der Gasleitung majorisiert wurde.
Besonders merk würdig istder Blitzschlag, dersicham 10. Aug. 1894
in der Petroleumraffinerie des Herrn Korff ereignete. Die zahlreichen
Bauwerke dieses grossen Etablissements erstrecken sich am nörd-
lichen Ende der Stadt zwischen der Weser und dem Freihafen und
sind durch Schienengeleise untereinander, sowie mit dem ganzen
Eisenbahnnetze verbunden. Auf dem Fabrikareal sind nicht weniger
als 34 Blitzableiter angebracht, von denen vier mit dem neuesten
Kontrollapparate ausgerüstet sind. Die Eisenmasse jedes der grossen
Petroleumreservoire von 19 m Durchmesser und 10 m Höhe ist mit
vier Blitzableitern versehen, die in der Erde unter sich verbunden
und auch dem Rohrnetze der Wasserleitung angeschlossen sind.
Selbst der Lagerplatz der zahlreichen Barrel ist von drei hohen
Ableiterstangen umgeben. Die eisernen, mit einem Dome versehenen
Tankwagen, von denen die Raffinerie eine grosse Anzahl besitzt,
fassen etwa 15000 Liter Petroleum oder Benzin. Ein solcher auf
Schienen stehender Cisternenwagen sollte am genannten Tage mittels
einer hochliegenden Rohrleitung mit Benzin gefüllt werden, als gegen
1 Uhr nachmittags ein Gewitter über die Weser heranzog. Bei
mässigem Südwestwinde und einer Temperatur von 18° C. zeigte
das Barometer 757 mm. Der Wagen war etwa halb gefüllt, als
ein Blitz herniederfuhr, dem sofort der Donner folgte. Unmittelbar
darauf schoss aus dem Wagen eine 3—4 m hohe Flamme, die jedoch
von den herbeigeeilten Arbeitern durch Schliessen des Wagens rasch
erstiekt wurde. Damit war jeder Schaden beseitigt.
Wie war es aber möglich, dass inmitten dieser vielen Blitz-
ableiter der Blitz dennoch einschlagen konnte? Nach Besichtigung
der ganzen Anlage und Befragen des Arbeiters Quernheim, der gerade
mit der Füllung des Wagens beschäftigt war und alles aus nächster
Nähe beobachtet hatte, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass
der Wagen nicht direkt vom Blitze getroffen ist, sondern dass sich
die Benzindämpfe durch Überspringen eines elektrischen Funkens
entzündeten, sei es von einem Seitenstrahl oder durch den sogenannten
Rücksehlag. Dieser Funke konnte dadurch entstehen, dass zwischen
Rohrleitung und Wagen kein vollständiger Kontakt vorhanden war.
Im übrigen liess sich aueh nicht die geringste Spur einer Beschädigung
oder Schmelzstelle entdecken, die ein direktes Einschlagen angedeutet
hätte. Die Fangstangen hatten den Schlag durch Ausströmen des
elektrischer Fluidums unzweifelhaft gemildert, so dass die Bleisiche-
rungen der naheliegenden elektrischen Kabel nicht einmal geschmolzen
waren. Als zwei Jahre zuvor ein Blitzableiter der Fabrik einen ungleich
heftigeren Wetterstrahl auffing, wurde der in die Hauptleitung ein-
geschaltete Kontrollapparat von Kupfer und Eisen sogar zerstört. —
In der Folge dürfte das Füllen der Cisternenwagen bei herannahen-
dem Gewitter einzustellen sein, auch zur grösseren Sicherheit ein
völliger metallischer Kontakt des Wagens mit der Rohrleitung und
den Schienen sich empfehlen.
161
Noch weit merkwürdiger ist der Blitzschlag in einen Harburger
Petroleumtank, über den ich durch die Güte einiger Bremer Herren, die
gleich nach der Katastrophe die noch rauchenden Trümmer besich-
tigten, Mitteilungen erhalten habe. Von den verschiedenen Dar-
stellungen in den Tagesblättern schliesse ich mich im folgenden
durchweg dem im „Hamburgischen Correspondenten“ erstatteten
Bericht des Herrn Kommerzienrats Wilh. A. Riedemann an, der im
Petroleumfache die grösste Sachkunde besitzt. Nur über die Art
der Entzündung durch den Blitz und die Verhütung ähnlicher Blitz-
schäden werdeich eineabweichende Ansichtbegründen. Am31. Mai 1895
gegen 5 Uhr 50 Min. nachmittags wurde der Tank No. 3 der
Bremen Trading Co. in Harburg durch Blitzschlag entzündet, wobei
sich das Feuer über alle Teile der Anlage verbreitete und dieselbe
vollständig einäscherte. Der durch diesen Blitz angerichtete Schaden
wurde auf ungefähr zwei Millionen Mark berechnet. Die Anlage
an der Kaje unweit der Süderelbe bestand aus vier in einer Reihe
stehenden Tanks, die durch einen Erdwall von ca. 2 m Höhe ein-
geschlossen waren. Die Tanks hatten eine Höhe von 8,54 m und
einen Durchmesser von 21,35 m, so dass jeder Tank eine Capaeität
von 60000 Zentner oder etwa 16000 Fass Petroleum besass. An
den durch den Wall abgegrenzten Platz schloss sich ein grosser
Schuppen mit Pappdach und einer Mauerdicke von einem Stein, in
welchem alle Arbeiten des Geschäftsbetriebes wie Reparieren, Leimen,
Streichen und Abfüllen der Fässer ete. vorgenommen wurden. Vor
dem Schuppen standen das Maschinenhaus und Komptor. Neben
und vor diesen Gebäulichkeiten lagen etwa 40000 in Stapeln auf-
gebaute leere Fässer.
Zur Zeit des Brandes waren die Tanks No. 1 und No. 2
(nächst dem steinernen Schuppen) voll amerikanischen Standard
white. Tank No. 3 war etwa 3m hoch mit amerikanischem Water
white und No. 4 etwa 4m hoch mit russischem Ol gefüllt. Ausser-
dem waren etwa 3000 gefüllte Barrels, zum grössten Teil in Schuppen
liegend, vorhanden, so dass laut zollamtlicher Mitteilung rund 6!/, Mill.
Kilo Petroleum auf dem Platze lagen.
Nach sorgfältiger Information war laut übereinstimmender
Aussage der Augenzeugen bei der Entstehung des Brandes der Her-
gang der, dass in demselben Augenblick, als der Blitz in den
Tank Nr. 3 schlug, die Decke des Tanks unter furehtbarem Knall
gehoben und etwa 30 m weit fortgeschleudert wurde. Sofort stand
auch das im Tank befindliche Öl in Flammen. Fast augenblicklich
übertrug sich das Feuer auf die 3 übrigen Tanks, indem ebenfalls
bei jedem die Decke unter lautem Knall abgeschleudert wurde. Hier
stimmt der gedruckte Bericht nieht mit den mündlichen Berichten
und Photographien überein, die im grossen Massstabe gleich nach
dem Brande von den Trümmern aufgenommen wurden. Darnach
zeigten die oberen Decken aller vier Tanks ein verschiedenes Ver-
halten. Die Decke des Tanks No. 3 lag den Meereswellen vergleich-
bar, gänzlich verbogen auf dem Boden desselben. Vom Tank No. 1
war der vierte Teil der Decke weggerissen und der Rest hing in
Oktober 1895. IV Ei
162
Fetzen herab; bei No. 2 fehlte die Deeke ganz. Die Decken rissen
einige Platten aus den oberen Ringen der Seitenwände mit sich fort,
so dass bei den vollständig gefüllten Tanks Nr. 1 und 2 ein Teil
des Inhalts sich brennend in die Umwallung ergoss. Das Feuer
ergriff dann auch den Schuppen und die Stapel leerer Fässer.
Zur Zeit der Entstehung des Brandes waren in dem Schuppen
etwa 18 Arbeiter beschäftigt, welche, als ihnen zugerufen wurde die
Tanks brennten, das Gebäude verliessen. Als sie sich entfernt hatten,
standen bereits alle vier Tanks in Flammen. Der Lagermeister ging
dann noch wiederholt zurück und öffnete auch die Ventile und Ab-
lasshähne des Dampfkessels. Die Beamten der Gesellschaft und der
Zollbehörde hatten noch Zeit genug, alle Bücher zu retten. Ein
Teil der im Schuppen liegenden gefüllten Fässer wurde noch während
des Brandes herausgeschafft, wie auch 1000—2000 leere Fässer
gerettet werden konnten.
Das Petroleum in den Tanks brannte mit grosser Heftigkeit
unter starkem Qualmen. Die Flammen erreichten oft eine beträcht-
liche Höhe, da unverbrannt entwichene Gase erst in einer Höhe von
10 m und einzeln selbst 15 m über dem Feuerherd entzündet wurden.
Dabei zeigte es sich, dass eine durch nichts durchbrochene Erd-
umwallung eine positive Sicherheit gegen die weitere Ausbreitung
des brennenden Öls bietet.
Im vorliegenden Falle bestand bei dieser Umwallung der Mangel,
dass man durch dieselbe einen Abfluss für das Regenwasser gelegt
und diesen nach innen mit einem Holzverschluss versehen hatte.
Der Holzverschluss verbrannte, und so gelangte ein kleiner Teil des
übergeflossenen Petroleums durch den Abfluss in einen vor der Um-
wallung sich hinziehenden Graben, wo er ruhig verbrannte. Es
hat sich ferner gezeigt, dass die Annahme, im Falle eines
Brandes von Tanks würden diese bersten und ihren Inhalt
verlieren, nieht richtig ist. Keiner der 4 Tanks ist geborsten,
sondern jeder ist ruhig in sich ausgebrannt. Sobald ein leer gebrannter
Ring weissglühend geworden, schmolz er ab (?) und brach herunter.
Bis zum Niveau des Öls jedoch blieben alle Wände vollständig intakt,
so dass nach dem Brande die unteren 2—3 Ringe noch fast ohne
Beschädigung standen.
Ebensowenig wie hier bei dem Brennen des Öls von Flug-
feuer irgend welcher Art die Rede sein konnte, war dies beim
Brennen der leeren Fässer der Fall. Dieselben waren in Stapeln,
etwa 20 Lagen hoch aufgebaut und brannten, entgegen der früheren
Meinung mancher, ohne zu platzen, und ohne dass der Stapel aus-
einandergerollt wäre, ebenso ruhig ab, wie das ein grosser Holz-
stapel gethan haben würde.
Jeder Tank hatte vier von sachkundiger Hand ordnungsmässig
angebrachte Blitzableiter, die sich in gutem Zustande befunden
haben sollen und in der Erdleitung nur einen geringen Widerstand
besassen. In jeder der bombierten (gewölbten) Oberfläche der Tanks ,
befand sich ein kreisförmiges Mannloch von etwa 50 em Durch-
163
‚messer, das den überschüssigen Gasen den Abzug gestattete, und
wodurch man erforderlichenfalls in das Innere des Tanks gelangen
konnte. Dieses Mannloch stand während des Gewitters offen; ausser-
dem sollen noch mehrere s. g. Peilöffnungen von 20 em Durchmesser
an jedem Tank vorhanden gewesen sein. Es herrschte am 30. Mai
d, J. die hohe Temperatur von nahezu 27°C., die sich am 31. Mai,
dem Tage des Brandes auf 28 bis 29° im Schatten steigerte. Da
die mächtigen eisernen Behälter während der ganzen Tage den heissen
Sonnenstrahlen ausgesetzt waren, so musste die Erwärmung und
Spannung der Gase einen sehr hohen Grad erreichen, namentlich im
Tank No. 3, der ungefähr nur zu einem Drittel gefüllt war. Hier
sammelte sich die grösste Menge des ausserordentlich explosiven
Gemisches von verdampftem Petroleumgas und Luft an. Dasselbe
entwich zwar durch die in der Decke befindliche Öffnung, blieb aber
bei der vorhandenen absoluten Windstille über dem Mannloch stehen
und bildete eine gasige Masse von beträchtlicher Höhe.
Trotz der nahestehenden vier Blitzableiter fuhr der Blitz
in das durch Diffusion hoch emporgestiegene Gasgemisch des ge-
nannten Tanks und entzündete dasselbe. Explosion und Zer-
sprengen des Deckels war das Werk eines Augenblicks. In
gleicher Weise wiederholte sich der Vorgang bei den drei anderen
Tanks der Reihe nach in den nächsten Augenblicken durch
Entzündung und Explosion der Mannlochgase. Eine in der Nähe
wohnende Frau wurde durch den gewaltigen Luftdruck zu Boden
geworfen und einem Manne der obere Teil seines neuen Stroh-
hutes abgerissen. Die Gewitterwolke schien an der Stelle wie fest-
gebannt, denn Augenzeugen berichteten, dass immer von neuem
Blitze in die schwarzen Rauchwolken schlugen. Den Höhepunkt
erreichte der Brand erst nach mehreren Stunden, indem die Tank-
wände in der Weissgluthitze sich wie Wachs verbogen und zusammen-
stürzten, wobei eine ungeheure Feuersäule turmhoch zum Himmel
emporschoss. 15 Spritzen, darunter eine Dampfspritze aus Hamburg
waren auf der Brandstätte thätig.
Infolge Zusammenwirkens verschiedener Umstände war diese
Katastrophe unvermeidlich geworden. Auch ein „Davysches Gitter“
hätte den ins Innere des Tanks zum flüssigen Petroleum dringenden
Blitzstrahl, wie Herr Riedemann meint, nicht aufgehalten. Wenn
eine Flamme anfänglich auch nicht durch ein Drahtgitter schlägt,
so geschieht dieses doch sofort, wenn dasselbe glühend wird. Noch
viel weniger kehrt ein Blitz vor einem Drahtnetze um. Wie leicht
die Dämpfe der Mineralöle durch den Blitz sich entzünden, sehen
wir auch beim Brande des Korff’schen Tankwagens. Vielleicht hat
auch der Blitzableiter den Hauptstrahl aufgefangen, und einer der
vielen Seitenstrahlen, wie sie jede Blitzphotographie zeigt, genügte,
das äusserst explosive Gemisch über und unter dem Deckel des
Tanks zu entzünden. Die ältesten Gasmotoren, wie sie z. B. von
Lenoir in den sechziger Jahren konstruiert wurden, gründeten den
Betrieb auf Explosion des mit Luft gemischten Leuchtgases mittelst
‘des elektrischen Funkens aus einigen schwachen galvanischen Ele-
menten. 11%
164
Zur Sicherung der Petroleumtanks gegen Blitzgefahr sind folgende
Vorschriften und Massregeln bereits mehrfach in Anwendung gekommen.
1. Das Mannloch ist stets geschlossen zu halten und nur in
Ausnahme-Fällen bei gewitterfreier Luft zu öffnen.
2. Den Dunstlöchern zum Abziehen der Gase ist zum Schutz
gegen Regen eine dachförmige Haube aufgesetzt. Die unter
derselben befindliche ca. 20 em weite eylindrische Öffnung
ist mit zwei Drahtnetzen versehen, die einen Abstand von
15 bis 20 cm von einander haben.
Andere Vorschläge verlangen statt der bisherigen 3 bis 4 m
hohen Blitzableiter auf den Tanks solche von 8 bis 10 m, die unter
einander durch Kupferdrähte verbunden sind, also eine Kombination
der langen französischen Form mit der Drahtleitung des Melsensschen
Systems. Wegen des schwierigen Anbringens so hoher Stangen auf
den Reservoiren wären einige neben denselben stehende Masten mit
Blitzableitern, wie sie bei Pulvermagazinen gebräuchlich sind, vor-
zuziehen. Offenbar will man dadurch den Blitz von dem Einschlagen
in die gasige Atmosphäre über den Tanks abhalten und die Seiten-
entladungen abfangen. Der sichere Schutz gegen die Blitzgefahr ist
keineswegs eine so leichte Sache, wie man bisher angenommen hat,
da die Zahl der zündenden Blitzschläge sich in der neueren Zeit
trotz der Blitzableiter stark vermehrte.
Meines Wissens ist die Temperatur eines Blitzes niemals genauer
bestimmt worden, wenn auch bekannt ist, dass er Metalldrähte in
Dampf verwandelt oder eine Platinspitze schmilzt. Leonhard Weber
berichtet z. B. von einem Blitzschlag, der die Kirche zu Hattstedt
bei Husum traf, dass die Platinspitze bis auf einen stumpfen Kegei
abgeschmolzen wurde, dessen obere Platte 7” mm Durchmesser hatte.
Daraus würde schon eine Hitze von ungefähr 2000° C zu folgern
sein. Eine annähernde Schätzung würde ein Vergleich mit der
Temperatur des elektrischen Flammenbogens ergeben, die von Violle
durch wiederholte Versuche zu 3600° gefunden wurde. Diese Zahl
stimmt genau mit der von Wilson und Gray gefundenen überein,
die sie noch dazu nach einer anderen Methode ermittelt hatten.
Ich bin daher geneigt dem elektrischen Strahl des Blitzes eine
Temperatur von mindestens 3000° zuzuschreiben.
Die starke Vermehrung der Blitzgefahr hat bewirkt, dass in
den letzten fünfzehn Jahren auch die Litteratur über diesen Gegen-
stand bedeutend angewachsen ist. Nachstehend gebe ich eine chrono-
logische Zusammenstellung der wichtigsten Schriften und Aufsätze,
die in diesem Zeitraum erschienen sind.
l. Holtz, Dr.W. Theorie, Anlage und Prüfung der Blitzableiter
nach teilweise neuen Grundsätzen im Anschluss an die
neuesten Erfahrungen. Greifswald 1878. Bamberg. |
2. Holtz, Dr. W. Über die Zunahme der Blitzgefahr und ihre
vermutlichen Ursachen in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Greifswald 1880. Kunike,
f a 165
10.
Ile
12.
13.
14.
15.
16.
ri.
18.
19.
Karsten, Prof. Dr. G. Gemeinfassliche Bemerkungen über
die Elektrizität des Gewitters und die Wirkung der Blitz-
ableiter. 3. Aufl. Kiel 1880. Schmidt und Klauning.
Verhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften
über die Anlage von Blitzableitungen. Berlin 1880. Ferd.
Dümmler.
Häpke, Dr. L. Beiträge zur Physiographie der Gewitter.
Programm der Realschule in der Altstadt zu Bremen. 1881.
Gutachten der Königl. Sächsischen technischen Deputation
vom 5. Januar 1832 den Anschluss von Blitzableitern an
städtische Gas- und Wasserleitungen betreffend.
. Dieselbe Deputation. Gemeinfassliche Belehrung über die
zweckmässige Anlage von Blitzableitern. Dresden 1884.
ReportLightning-rod conference. With a Code of Rules
for the Erection of Lightning Conductors and various
Appendices. Edited by the secretary G. S. Symons. London
and Newyork 1882.
Mix und Genest. Der Blitzableiter, seine Wirkung, Not-
wendigkeit und Einrichtung. Berlin 1884.
Weber, Prof. Dr. Leonhard. Berichte über Blitzableiter in
der Provinz Schleswig-Holstein. Kiel. Universitäts-Buch-
handlung.
Assmann, Dr. Rich. Die Gewitter in Mitteldeutschland.
Halle. Tausch und Gerosse. 1885.
Die Blitzgefahr. No. 1. Mitteilungen und Ratschläge
betreffend die Anlage von Blitzableitern für Gebäude. Her-
ausgegeben im Auftrage des elektrotechnischen Vereins von
Leonhard Weber. Berlin 1886.
Die Blitzgefahr. No. 2. Einfluss der Gas- und Wasser-
leitungen auf die Blitzgefahr. Herausgegeben ete. von Fr.
Neesen. Berlin 1891.
Melsens, Paratonnerres, Notes et Commentaires. Bruxelles
Hayez 1887.
Meidinger, Prof. Dr. Über Blitzableiter. Karlsruhe 1888.
Urbanitzky, Dr. Alfred Ritter von. Die Elektrieität des
Himmels und der Erde. Wien. A. Hartlebens Verlag 1888.
Derselbe Blitz und Blitzschutzvorrichtungen. Wien.
Hartleben.
Waltenhofen, Dr. A. von. Über Blitzableiter. Vorschriften
für deren Anlage nebst einem Anhange mit Erläuterungen
zu denselben. Braunschweig. Vieweg.
Häpke, Dr. L. Merkwürdige Blitzschläge. Abhandlungen
des Naturwissenschaftl. Vereins zu Bremen. Band Äl,
S. 295—323. C. Ed. Müller. 1889.
uf e: or
20. Haselar u. er Anleitar
er! ableitern. Freiberg i. S. tverla
. Blenck, E. Geh. Ober-Reg. -Rat, Dir. us Kgl. Stati
Bureans. Über die Zunahme der Blitzgefahr und die Ein
wirkung des Blitzes auf den menschlichen Kör Es
einem Vortrage in „Himmel und Erde.“ Oktober a
. Precht, Dr. J. Über Blitze und ER RR In
derselben Zeitschrift. Januar 1895. Be;
167
Nachschrift.
Nach erfolgter Drucklegung dieses Aufsatzes ersehe ich zu
meiner Freude, dass die so notwendige Festsetzung einer Normal-
form für Blitzableiter von autoritativer Seite bereits in Angriff ge-
nommen ist. Herr Staatssekretär von Stephan hat in der Sitzung
des elektrotechnischen Vereins zu Berlin vom 23. Oktober d. J.
mitgeteilt, dass einer Kommission von sechs Mitgliedern des Vereins
der Auftrag übertragen ist, eine Anleitung zur Herstellung
von Blitzableitern auszuarbeiten. Ein Entwurf dazu ist bereits
von dem Ingenieur Herrn Uppenborn in München hergestellt.
Für die Ablenkung drohender Gewitter und Verminderung der
Blitzgefahr durch die Telegraphen- und Telephonnetze grosser Städte,
giebt die Rede des Ehrenpräsidenten des genannten Vereins ebenfalls
erfreulichen Aufschluss. „In 1200 Orten mit und ohne Stadt-Fern-
sprecheinrichtungen sind genaue Aufzeichnungen über das Vorkommen,
den Verlauf und die Wirkungen der Gewitter eingerichtet, wonach
die Drahtnetze der Fernsprechanlagen nicht allein die Gefahren für
die Gebäude, über welchen sie ausgebreitet sind, nicht erhöhen,
sondern im Gegenteil diesen einen wesentlichen Schutz gegen Blitz-
gefahr gewähren. Bemerkenswert ist, dass unter 95 vom Blitz
beschädigten Häusern sich kein einziges mit Rohrständern für Fern-
sprechleitungen befunden hat und dass bei zehn Blitzschlägen, die
solche Stützpunkte unmittelbar getroffen haben, die atmosphärische
Elektrieität durch die Blitzableiter zur Erde geführt worden ist,
ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen“.
Te ee
Zur Erfindung der Dezimalbrüche.
Von Dr. Grosse.
In der Stadtbibliothek zu Bremen befindet sich ein stattlicher
Quartband mit teilweise beschriebenem Papier, dessen Blätter zum
grössten Teil durchschossen sind von bedruckten Oktavseiten. Erstere
bilden die Aufzeichnungen eines Schülers des Bremer „Gymnasium
illustre* vom Jahre 1669, letztere die von dem Lehrer (Gerhard
Meier, Lector et Rector) zugrunde gelegten Lehrbücher, die etwa zwanzig
Jahre älter sind. Auf dem ersten beschriebenem Blatt findet sich
oben folgende Notiz: Sethus vir pius Enoso filio nato Scholam insti-
tuit, mathematicas artes invenit et ad posteritatem propagavit. Jon-
ston. comp. histor. univers. part. 1. lib. 1. class. 1. Darunter:
Hujus libri dominus est
Friderieus Wolpmann
Sancta Trias, Pater et Fili, et quoque Spiritus alme
Auxilium Audiis fer, precor, usque meis.
Collegium hoc Mathematicum
Praeside Gerhardo Meiers, Lt. et Rectore Gymnasii
inchoatum est A. 1669. d. 27 Oetober
finitum A. 1670. d. 17 September,
Habitum diebus Martis, Mereurrii, Ve
neris et Saturni, horis a X. ad XI.
Bremae.
Den Inhalt dieses „Kollegheftes“ bilden acht Vorlesungen, deren
jeder also in etwa 24 Stunden muss erledigt worden sein. Es sind
folgende:
l. Tilem. de Neufville Arithmeticae Libri II. Br. 1649.
3A. SFR Ars Geometriea. Br. 1668.
Canon Triangulorum in gradibus. Br. 1668.
Compendium doctrinae sphaericae. Br. 1666.
Einleitung zur Festungsbau-Kunst. Br. 1670.
Praecepta Geographica (Manuskript).
Compendium Opticum. Br. 1665.
De Horologiis Seiatherieis planis (Manuskript.) |
zansPpen
%
169
In den folgenden Zeilen zoll uns zunächst besonders die erste
Vorlesung beschäftigen. Ihr ist ein Lehrbuch zu Grunde gelegt,
dessen vollständiger Titel lautet:
Arithmeticae
Lib. II.
Quorum prior de numeris abstractis, posterior de coneretis, inter
quos Logistica sexagenaria decimalis, agit.
Accedit
Appendix
de facili potestatum genesi atque analysi, una cum tabulis men-
surarum asque monetarum
In usum studiosae juventutis conscripti
a
Tilemanno de Neufoille,
Med. Doct. ac Mathes. in illustri Schola Bremensi P. P.
Bremae
Typis Bertholdi de Villiers ibidem Scholae Typographi
M. DC. XLIX. 1649.
Der Name des Verfassers war mir bekannt aus den „Biographischen
Skizzen verstorbener Bremischer Ärzte und Naturforscher“, welche
als Festgabe für die 22. Versammlung Deutscher Naturforscher und
Arzte vom Arztlichen Vereine in Bremen 1844 dargeboten sind.
Auf Seite 71—79 findet sich dort die Biographie von Gerhard de
Neufville, dem Vater unseres Tilemann. Gerhard (1590 bis 1648)
war der Sohn eines angesehenen Bürgers zu Wesel, dessen Gattin
Dorothea Mercator, die Tochter des berühmten Kosmographen war,
der (1512—1594) bekanntlich in Repelmorda an der Schelde geboren.
Von einer persönlichen Einwirkung des berühmten Mannes auf den
Enkel kann wohl kaum die Rede sein, da dieser beim Tode Mercators
erst vier Jahre alt war. Jedoch ist ein Einfluss von Mercators Familie
auf ihn gewiss und nach vollendeten Studien in Leiden wurde
Gerhard im achtzehnten Lebensjahre (1609) Magister philosophiae.
Nach verschiedenen Studien und Reisen wurde er Professor extra-
ordinarius in Heidelberg, 1611 ordinarius für Physik und Mathematik
in Bremen, wo er bis 1644 lehrte. Sein ältester Sohn Tilemann,
geb. 1615, Dr. med., wurde mit neun und zwanzig Jahren sein Nach-
folger und nach seinem Tode auch Canonieus. Er starb bereits im
Jahre 1652, Der Vater hatte unter anderem herausgegeben: Theoria
et practica arithmetica methodice disposita, exemplis et demon-
strationibus firmata. Brem. 1622. 8. In diesem Lehrbuche findet
sich nichts Bemerkenswertes, es seien denn die besonders hohen und
niedrigen Einheiten bei der Logistica sexagenaria. So finden sich
daselbst folgende Multiplikationsaufgaben:
' m von v vi
Motus diurnus solis dies 59 8 19 49 51 36 1x o_
rn 5 (6=360.)
)
ı rm % vi
ix o ' „
1591545040: 38. 18 54 0
Ebenso: 1x ' m
a NER TOR
ix o r [77
Kr:
j 7) se onrer W
ID 33° 5
ix '
12624 21 50 48
2.36 Ber
2x 1x o W
[23 re rt
a 34 27:52: 381 8
Eine Andeutung über die Logistica decimalis fehlt gänzlich.
Der Sohn Tilemann kommt in der Einleitung zu seiner Arithmetica
zurück auf das Lehrbuch des Vaters, von dem er viel übernommen
habe: demnach habe er mancherlei Gründe für die Herausgabe dieses
BSIIEHOR ») „. 7.50% Tertio multa et quidem haud exegui momenti
plurimos sieco pede praeterire non fui inscius, qualis inter alia
laudabilis illa et utilis logistiea decimalis, quam multi Mathe-
matici summopere extollunt. Multorum etiam authorum prolixitas
in rebus, tribus, uti diei solet, verbis absolvi possibilibus, me
non latebat, quales sunt regulae ad multiplicationem et divisionem
in logistica sexagenaria multiplices, quae tamen ex unica linea
quari demonstrari atque doceri possunt. Der dritte und bedeutende
Grund für die Nenbearbeitung ist also, dass die wichtige Dezimal-
rechnung in seines Vaters Lehrbuche fehlte. Er findet es merk-
würdig, dass diese in so manchen Werken mit drei Worten abgethan
werde, in denen die Regeln der Sexagesimalrechnung ausführlich
gegeben sind — um so mehr, da beide Rechnungsarten aus einem
Gesichtspunkt betrachtet und gelehrt werden können.
Nach Cantor’s „Geschichte der Mathematik“ treten drei Bewerber
als Erfinder der Dezimalbrüche auf. Zunächst Simon Stevin aus
Brugghe in Holland. Dieser schrieb unter anderem in vlämischer
Sprache: De Thiende, Leerende door onghehoorde lichticheyt alle
rekeninghen onder den Menschen, noodigh vallende afveerdighen door
heele ghetallen, sonder gebrokenen. Door Simon Stevin van Brugghe.
Teu Goode. (Pieter Rammaseyn,„).* Bereits 1585 ist es in französischer
Übersetzung vorhanden: „La Dime enseignant facilement expedier
par nombres entiers sans "Tompurs tous comptes se rencontrant aux
affaires des Hommes. Stevin machte alle praktischen Berufsstände
auf die Vorteile der Dezimalrechnung aufmerksam und verlangt
entsprechende Einteilung der Masse, Münzen und Gewichte. Er
leitet die neue Rechnung ab durch Betrachtung der Stellenzahl in
der Schreibweise unserer Zahlen, deren nächste immer den zehn-
fachen Wert der vorigen habe. (Vorn ist damals bei den Zahlen
immer das, was wir jetzt hinten nennen nnd umgekehrt. Sollte
darin nicht der Grund dafür zu suchen sein, dass es so lange dauern
*) Anmerk.: Ein Abdruck dieser seltenen Abhandlung in vlämischer
Sprache findet sich in der Stadtbibliothek als Anhang der Neper’schen „Telkonst“.
! PR. De En
i 171
konnte bis zur Erfindung der Dezimalbrüche?) Die Schreibweise
0 AM) (@
ist bei Stevin anfangs: 3(0) 2(1) 7(2) später 3 > 7 für 3; 27!
Der zweite Bewerber ist Jost Bürgy, (ein Schweizer von Geburt)
der Hofuhrmacher des verdienten Landgrafen Wilhelm IV., der zuerst
eine den Einern zugekehrte Halbklammer (unser Komma) benutzt.
Er hat aber seine Erfindung nicht genügend bekannt gemacht,
worüber Kepler, von dem wir darüber erfahren, recht ärgerlich war.
Der dritte ist Johann Hartmann Beyer. Er veröffentlicht 1603 eine
Logistica decimalis und erzählt, dass der Gebrauch der Astronomen
Bruchteile eines Grades mit 60-teiligen Skrupeln zu messen, ihn
auf den Gedanken der neuen Brüche gebracht hätte.
Es erscheint nach diesem Allem nicht unwahrscheinlich, dass
Neufville der Jüngere, nachdem er anderswoher wahrscheinlich von
der Dezimalbruchrechnung und ihren Vorteilen Kenntnis erhalten hat,
selbständig in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts die Wurzeln
dieser Rechnungsweise bei den Römern gesucht und gefunden hat.
Seine Ausführungen werden dann Veranlassung gewesen sein, dass
in dem Lehrbuche der Geometrie von 1668, welches unseren Vor-
lesungen zu Grunde gelegen hat, nicht nur die Zehnteilung der
Ruthe, sondern auch die weitere des Fusses und der Fingerbreite
den Römern (veteribus) ohne weiteres zugeschrieben wird. Es kann
auch wohl ausser Frage gestellt werden, dass die Dezimalbruch-
rechnung, die heutzutage fast allen unseren Rechnungen zu Grunde
liegt, früher zur Anwendung und Ausbildung gekommen wäre,
wenn das praktische Rechnen noch Gemeingut des Volkes gewesen
wäre. Es blieb aber bis in das vorige Jahrhundert hinein ein Mittel
in den Händen Weniger, die von Beruf Rechenmeister waren und
ein Interesse daran haben mussten, dass die Kunst, deren Ausübung
ihnen Amt und Brod gewährte, nicht zu sehr Gemeingut aller würde.
Wie langsam übrigens auch hier in Bremen die Wissenschaft
damals der Führung grosser Geister folgte, ist daraus zu ersehen,
dass zwar in unseren Vorlesungen zwar der von Praetorius (Richter)
1596 erfundene Messtisch erwähnt wird, nicht aber die Logarithmen er-
wähnt werden, die bereits 1614 von dem Engländer Neper erfunden waren.
Auch huldigt man hier in Bremen damals, wie aus verschiedenen älteren
bremensischen Drucksachen hervorzugehen scheint, nicht dem reinen
Copernikanischen System, soudern dem von Tycho de Brahe, welches
zwischen dem Ptolemäischen und dem Kopernikanischen Systeme ver-
mittelte, indem es annahm, dass zwar die übrigen Planeten sich in
Kreisen um die Sonne, diese aber, wie auch der Mond um die Erde
sich bewege. In der Vorlesung über Optik ist es besonders auffallend,
dass das Brechungsgesetz von Snellius, welches doch von dem
bereits 1626 verstorbenen berühmten Leydener Willebrord Snellius
lange vorher gefunden war, nicht erwähnt wird. Die Ergebnisse
der Newtonschen Versuche, die Zerlegung des weissen Lichtes, die
so umgestaltend auf die ganze Optik wirkten, nicht anzutreffen,
dürfen wir uns freilich nicht wundern, da Newton 1669, 26 Jahre
alt, in Cambridge Professor wurde, und erst 1671 die ersten Ver-
172
öffentlichungen über Optik vorlegte. Auch wollen wir uns nicht
wundern, wenn eine ganze Vorlesung der Theorie der Sonnenuhren
gewidmet ist, da die Konstruktion der Taschenuhren und Zimmer-
uhren wohl noch auf einer sehr niedrigen Stufe stand. Das Horo-
logium oseillatorium von Huyghens, durch welches der Regulator ein-
geführt wurde erscheint erst 1693; bis dahin mussten die Horologia
sciotherica (Sonnenuhren) aushelfen, die wir jetzt nur noch vereinzelt
an unseren alten Gebäuden antreffen,
Dieser doppelte Umstand der gleichen Bezeichnung (Logistiea
deeimalis) und Ableitung (minutiae oder scrupula der Astronomen)
lässt mich vermuten, dass für Tilemann de Neufville Beyer die
Quelle gewesen ist oder wenigstens ein Lehrbuch, welches aus Beyer
geschöpft hatte. Neufville eigentümlich scheint aber folgende
Betrachtungsweise gewesen zu sein, die wir mit seinen Worten wieder-
geben werden. Der Logistica sexagenaria der Astronomen giebt er
das Beiwort physica, der Logistica decimalis das Beiwort geometrica:
quae circa numerum coneretum geometricum versatur. Objeetum
hujus logisticae est numerus geometrice denominatus; scil. perticae,
pedes, digiti, grana. Perteia est virga oblonga ad dimensionem
geometricam adhiberi solita certae alicujus magnitudinis. Non inepte
integrum nominari potest. Nota. Veteres Romani, quos sequor,
perticam dividebant in 10 partes aequales, in gratiam caleuli faci-
lioris. Unde et ipsi mensores a Romansis decempedatores appella-
bantur. Hodie pro regionibus diversae occurrunt perticae, quae
tamen nomen a divisionis numero sortiuntur; ut decempeda, sedecem-
peda ete. Pes est deeima pars perticae, uti digitus deeima pars
pedis et granum decima pars digiti.
In den Philippischen Reden des Cicero findet sich dreimal der
Ausdruck decempetator, der also damals im Lagerleben gebräuchlich
zu sein scheint. Cantor hält denselben nach brieflicher Mitteilung
für einen altitalischen. Die Einteilung des pes geschah thatsächlich
In sedeeim digiti (4 digiti = 1 palmus). Grana kommen als Teile
von digiti, soweit ich erfahren konnte, nicht vor. Die weitere Ein-
teilung ist also eine ad hoc gemachte Fiction des Neufville. Als
Rechnungsbeispiele wählt Neufville sehr ungeschickt solche, die sich
mit gewöhnlichen Brüchen besser lösen lassen. Bei der Divisions-
aufgabe: E 28 Pythagorae diseipulis 11/, (soll heissen der 1!/,te Teil)
in mathematicis se exerbebant ....... Hier berechnet er ihre
Anzahl RR Mn 21 integra
durch Division, statt 28.?/,—21 zu nehmen. Das kann uns jedoch
nieht Wunder nehmen angesichts der Thatsache, dass das bürgerliche
Rechnen damals bei den Gebildeten auf einer sehr niedrigen Stufe
stand. Die Bezeichnung der Stelle ist bei Neufville nicht ganz
gleichmässig. Bisweilen macht er nur hinter den Ganzen ein Komma,
bisweilen aber auch hinter den Zehnteln u. s. f£ Die Stellenzahl
wird stets dadurch ausgedrückt, dass vor der Zahl, der Wert der
niedrigsten Einheit durch Striche angezeigt wird. Das gestaltet dann
allerdings die Multiplikation und Division besonders einfach.
=
2
vr.
173
Dass diese Zurückführung der Dezimalbruchrechnung Eingang
gefunden hat, beweist das zweite Buch der Sammlung: Ars Geo-
metrica in gratiam suorum Auditorum conscripta a Jä F. M.P.P.
Anno 1668. Der Druckort ist nicht zu ersehen. Der zweite Teil
dieser Geometrie handelt De Logistica Geometrica und beginnt:
Solent geometrae agrorumque mensores mensuras suas in certas
quasdam partes dividere easque minimas, ut exacta et exquisita
eonstet mensuratio. Cum autem, uti supra dietum (im ersten Teile)
angulos per arcus cireulorum in 360 partes quas gradus vocant,
divisorum mersurent, sequuntur porro in divisione gradum in parti-
culas minimas Astronomos; et in quolibet gradu 60 minuta consti-
tuunt. In hune modum et cum veteribus perticas in decem pedes,
pedes iterum singulos in decem digitos, hosque iterum singulos in
decem grana dividemus. Apud nonnullos quidem in usu est, perticam
in 12,14 vel 16 pedes, hosque singulos iterum in totidem digitos
hosque iterum singulos in decem grana dividemus. Apud nonnullos
quidem in usu est, perticam in 12,14 vel 16 pedes, hosque singulos
iterum in totidem digitos et hos rursus in totidem grana dividere.
Perticae gradusque integra dieuntur, partes horum minutiae; integra
notantur Zyphra (o) : partes vero in quas integrum dividitur, virgulä
unica (1), partium harum partes duabus virgulis (11). In der Vor-
lesung sind daneben Bemerkungen gemacht über die Bremer Masse.
Hie Bremae obtinet in terris sativis pertica sedieim pedum auf
dem Saat- und Kohl-Lande. In pascuis et fossis et aggeribus den
Deichen und Dammen obtinent viginti pedes. Es werden dann
wieder die Regeln für die Grundrechnungen angegeben, wobei die
o ’ [2
Schreibeweise ist: 14:0:3. In einem besonderen Kapitel wird
empfohlen bei Rechnungen mit 12, 14, 15 und 18teiligen Einheiten
zunächst immer erst in zehnteiligen Einheiten zu rechnen und dann
erst zu verwandeln, wie wir es heut etwa noch mit den englischen
Münzen Schilling und Pence thun.
Wir lassen dahingestellt, ob Neufville in seiner Ableitung der
Dezimalbrüche selbstständig gewesen ist, ob er also keine der
Schriften von Stevin, Burgi oder Beyer gekannt hat. Die Zurück-
führung auf die Römer, die in ihren Längenmassen eine dezimale
Teilung gehabt haben sollen, ist jedenfalls in der Geschichte der
Mathematik bisher nicht bekannt. Da sich jedoch keine Belege
dafür bringen lassen, dass die Römer ausser der Ruthe auch den
Fuss und die Fingerbreite in zehn Teile geteilt haben, noch weniger
aber dafür, dass sie eine Art Dezimalrechnung mit abstrakten Zahlen
gekannt haben, so ist der Versuch Neufvilles als misslungen anzu-
sehen. Die Dezimalbrüche sind erfunden und bewusst als praktische
Rechnungsart empfohlen zuerst am Ende des sechszehnten Jahr-
hunderts. Das ist und bleibt freilich eine wunderbare Erscheinung
angesichts der Thatsache, dass fast alle Völker, besonders aber die
alten Kulturvölker sich der Zehn als Einheit ihres Zahlsystems
bedient haben. Schon der berühmte Aristoteles, der Lehrer des
grossen Alexander, wirft die Frage auf, woher das komme, und
174
findet den Grund wohl ganz richtig in der Zehnzahl der Finger.
Die Babylonier freilich kamen auf eigentümliche Weise zur Grund-
zahl 60. Sie beschäftigten sich bekanntlich viel mit Astronomie
und da sie ein Jahr zu 360 Tagen rechneten, so war es natürlich,
dass sie den Kreis der Sonnenbahn, die Ekliptik, in 360 Grade
teilten. Jeden Tag durchlief die Sonne einen Grad dieses Kreises.
Aus der Mathematik aber wussten sie, dass der Radius sich sechs-
mal als Sehne in den Kreis legen lasse und so erhielten sie sechs
Sextanten zu je 600%. Die Eigenschaft dieser Zahl, sich durch 2,
3, 4, 5, 10, 12, 15, 20, 30 teilen zu lassen, war nun wohl der
Grund, dass sie sie als Einheit zu Grunde legten und so teilten sie
den Grad weiter in 60 Minuten, jede zu 60 Sekunden u. s. f£ Es
sind aber von alten Baudenkmälern sichere Beweise, dass sie auf
Grund dieser Einteilung ein Bruchsystem ausbildeten, ganz ähnlich
unserem Dezimalbruchsystem. Man hat es ein Sexagesimalbruch-
system genannt. Die Nenner 60, 3600 u. s. f. werden dabei nicht
hingeschrieben und die Zähler durch Punkte von den vorhergehenden
höheren Einheiten getrennt. Um so wunderbarer ist es, lass die
Erfindung der Dezimalbrüche, die doch hierin bereits ein Analogon
hatte, so viele Jahrhunderte hat auf sich warten lassen. Wie schon
angedeutet, möchte ich den Grund besonders darin suchen, dass die
Einerzahl stets als vordere, die höheren Stellen als hintere "bezeichnet
wurden. Da konnte man nicht so leicht darauf kommen, die vordere
wieder in 10 Einheiten zu teilen und dieses Verfahren noch weiter
nach vorn fortzusetzen. Sobald die Dezimalbrüche erfunden sind,
scheint auch die höchste Stelle als die vordere bezeichnet zu sein.
Jedenfalls hat Neufville den Zusammenhang zwischen der Sexagesimal-
bruchrechnung der Babylonier, die er Logistica physieca nennt und
der neuen Dezimalbruchrechnung (Logistica geometrica), die er gern
den Römern zuschreiben möchte, klar erkannt, und insofern ist sein
Buch von Interesse.
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Druckfehler und Verbesserungen.
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Seite 41, Zeile 14 von oben: für Liebes setze Liebe’s.
a — 5
Ein Frühlingsbesuch auf Norderney.
Von W. ©. Focke.
Im Mai 1895 hielt ich mich einige Tage (vom 11.—13.) auf
der Insel Norderney auf. Diese Gelegenheit benutzte ich, um mir
deren Frühlingsflora anzusehen. Auf meinen Spazierwegen erfreute
ich mich meistens der Begleitung der Herren Rud. Bielefeld (Norderney)
und Fr. Sundermann (Norden).
Unter den wirklich einheimischen höheren Pflanzen fand ich
nur bei zwei Arten, nämlich Eriophorum angustifolium und Empetrum
nigrum, die Blütezeit völlig beendet. Nahezu abgeblüht war auch
Salix repens, deren Kapseln hie und da schon die Samenwolle aus-
streuten, doch sah man an andern Stellen, besonders an Nordhängen
und an halb verschütteten Sträuchern noch zerstreute Blütenkätzchen.
Von den charakteristischen Arten der Seeküste war noch keine
einzige Art weiter als bis zur Mitte der Blütezeit entwickelt.
Im Dezember 1894 hat eine Sturmflut die Aussendünen des
Nordstrandes der Insel und die daselbst errichteten Schutzwerke
erheblich beschädigt. Überall an den Stranddünen, selbst in dem
öden äussersten Osten, war man eifrig mit dem Anpflanzen von Helm
(Ammophila) beschäftigt. Wenn man als Botaniker das übliche Ver-
fahren bei diesen Pflanzungen betrachtet, kann man nicht umhin,
sich die Frage vorzulegen, ob sich nicht ein besseres und zweck-
mässigeres Vorgehen denken liesse. Der Helm wächst überall nur
in lockeren Hörsten, während ein anderes Gras der Aussendünen,
nämlich die Strandgerste, Hordeum (Elymus) maritimum, auch blauer
Helm genannt, unter Umständen in festen geschlossenen Rasen mit
diehtem Wurzelgeflechte vorkommt. Offenbar müssen solche Rasen
dem Wellenschlage länger widerstehen als die lockeren Helmbestände.
Die Rasen der Strandgerste bilden sich da, wo dieselben gedüngt
werden, während der gewöhnliche Helm nur geringe Düngung erträgt.
Man sollte denken, dass man auf Norderney, welches Dungstoffe im
Überfluss produziert, bei gleichem Kostenaufwande durch Strandgersten-
pflanzungen, die im Winter und Frühjahr gedüngt werden müssten,
mehr erreichen würde als durch die üblichen Helmpflanzungen.
Oktober 1896. XIV, 12
178
Bei Betrachtung der Vegetation einer jeden unserer kleinen
Nordseeinseln muss man zwei Florengebiete streng gesondert be-
trachten. Die Ortschaften und ihre unmittelbare Umgebung, die
Kulturwiesen und bebauten Ländereien, die Wegränder, die An-
pflanzungen von Buschwerk und Gehölz u.s. w. sind grossenteils von
Pflanzen besiedelt, welche den Inseln nieht ursprünglich angehören.
Sie sind zum Teil absichtlich, häufiger unabsichtlich, durch Menschen-
hand eingeschleppt, zum Teil haben sie sich durch natürliche Ver-
breitungsmittel (Wind, Vögel) an durch Menschen geschaffenen
Standorten eingefunden. Es sind dies Arten, die auf den Dünen,
in den Dünenthälern und am Wattstrande nicht die Bedingungen zu
ihrem Gedeihen finden konnten. Unter den eingeschleppten und
eingebürgerten Pflanzen, die ich auf Norderney gesehen habe, er-
wähne ich:
Tarawacum vulgare Schrnk. massenhaft auf Kulturwiesen und im
Dorfe. — In den wilden Dünen kommt die Pflanze nur sehr
zerstreut und vereinzelt vor.
T. laevigatum D.C. (T. erythrospermum Autor.) stellenweise in den
Dünen am westlichen und nordwestlichen Strande nahe dem
Dorfe.
Lithospermum arvense L. eingeschleppt bei der Windmühle.
Cardamine pratensis L. Kulturwiesen, Grasplätze im Dorfe.
Alliaria offieinalis D.C. Umgebungen des Dorfes.
Stellaria Holostea L. in den ältesten Gebüschpflanzungen im Westen
der Insel, nur an einer Stelle gesehen und mutmasslich erst
neuerdings eingewandert.
Cerastium arvense L. im Südosten des Dorfes in der Nähe der Schanze.
Geum urbanum L. häufig in den älteren Gebüschanlagen.
In den wilden Dünenthälern im Osten der Insel finden sich
die Spuren von mancherlei Aussaat- und Anpflanzungs-Versuchen.
Gut gediehen ist Hippophaös rhamnoides, die Sträucher standen zur
Zeit meines Besuches gerade in voller Blüte. An einer Stelle be-
merkte ich niedrige Büsche von Salixw daphnoides; ferner hat man
auf eine besondere Empfehlung hin ein Fleckehen mit Lathyrus
silvestris bepflanzt und zwar mit einer angeblich für Dünenboden
besonders geeigneten Varietät. Die Pflanzen waren im Mai noch
zu wenig entwickelt, um über ihr Fortkommen zu urteilen, doch ist
es höchst unwahrscheinlich, dass sie irgend welche Vorzüge vor
L. maritimus besitzen, einer den Küstendünen in ausgezeichneter
Weise angepassten Art.
Für den Naturforscher hat die ursprüngliche Vegetation
der wilden Dünen und Dünenthäler sowie des Wattstrandes selbst-
verständlich die grösste Anziehungskraft. Man kann nicht erwarten,
unter den wirklich einheimischen Blütenpflanzen von Norderney eine
Art zu finden, deren Vorkommen noch nicht bekannt ist. Auf
einer Düne des äussersten Ostens (Lütje Eiland) beobachteten Herr
Bielefeld und ich Polypodium vulgare und Silene otites, zwei Arten,
die bisher nur aus dem westlichen Teile von Norderney bekannt
179
waren. Von wenig verbreiteten Arten haben wir u. a. Zycopodium
<lavatum und Orchis latifolia wieder angetroffen. Tarazacum vulgare
fand sich, wie erwähnt, in den wilden Dünen nur vereinzelt: ent-
schieden häufiger war Senecio vulgaris. Auch Draba verna kommt
nur spärlich vor, wächst aber mehr gesellig. Die beiden Cochlearien,
C. Anglica und C. Danica, wachsen zwar beide am Wattstrande,
aber standörtlich getrennt. ©. Anglica tritt in einer zwergigen
Form auf, die wenig Ähnlichkeit hat mit den üppigen Pflanzen, wie
sie an den Flussmündungen auf dem Festlande gefunden werden:
übrigens wächst ©. Anglica auf Norderney am Rande der kleinen
Wasserrinnen und Wattflüsschen, an der Aussenkante des Grünlandes,
und beim Dorfe an künstlichen Gräben. €. Danica dagegen bevorzugt
die Ameisenhaufen sowie kleine Sandhäufehen am Binnenrande des
ebenen Grünlandes. — Von ©. Anglica fand ich ein Exemplar mit
blass rosafarbenen Blumenblättern. — Unter den Armerien, welche
das Grünland des Wattes in reicher Fülle schmückten, waren die
stärker behaarten, der echten A. maritima ähnlichen Exemplare
selten. Die herrschende Form war eine niedrige und kleine A,
elongata, kaum zu unterscheiden von der A. Halleri Wallr., welche
die Harzflüsse begleitet.
Besondere Aufmerksamkeit wendete ich dem Cerastium tetran-
drum Curt. zu. Diese Art wächst fast ausschliesslich an Stellen,
die hin und wieder von Hochfluten erreicht werden und nur eine
lockere, nicht rasige Vegetation besitzen. Im Osten von Norderney
findet sie sich am Rande der Dünenthäler und längs der Hochflut-
rinnsale; im Norden wächst sie an den Abhängen der Vordünen und
in deren Thälern, am Aussenfusse der hohen Dünenkette. Sie ist fast
immer mit ©. semidecandrum vergesellschaftet, welches jedoch auch
im Innern der Insel allgemein verbreitet ist. Mitunter wächst auch
C. triviale in der Nähe, welches sich indessen auch in mehr rasigen
geschlossenen Pflanzenbeständen zu erhalten vermag. Sowohl €,
tetrandrum als auch Ü. semidecandrum waren in der Regel vollständig
von Sandkörnern überzogen, wodurch die Untersuchung der Pflanzen
manchmal erschwert wurde. Am Abend, bei geschlossenen Blüten,
fand ich zwischen den beiden Cerastium einige Exemplare, welche
mir Mittelformen zu sein schienen. Als ich aber am nächsten Vor-
mittage den nämlichen Standort wieder aufsuchte, habe ich trotz
stundenlanger eifriger Nachforschungen kein einziges zweifelhaftes
oder intermediäres oder mutmasslich hybrides Exemplar unter vielen
tausenden auffinden können. In der Grösse halten die offenen Blumen
von (. tetrandrum die Mitte zwischen denen des €. triviale und des
C. semidecandrum, die tiefe Teilung der Blumenblätter ist ein sehr
auffallendes Merkmal, welches sie von Ü. semidecandrum unter-
scheidet. Fast alle Exemplare von (. semidecandrum hatten bereits
viele reife Früchte, die meisten auch schon entleerte Fruchtkapseln;
die Blütezeit der Art nahte ihrem Ende. €, tetrandrum dagegen
stand im Anfang der Vollblüte; an den frischen Pflanzen sah ich
keine einzige reife Frucht, dagegen sind an den mitgenommenen
Exemplaren beim Trocknen einige Kapseln aufgesprungen.
12*
180
Herr Dr. Behrens hat die Meinung ausgesprochen, €. tetrandrum
sei eine durch Fliegen gezüchtete, der Cochlearia Danica habituell
genäherte Tochterart des Ü. semidecandrum. In der Studierstube
hat dieser Gedanke in der That etwas Bestechendes; dagegen zeigt
die Beobachtung in der freien Natur die vollständige Unhaltbarkeit
der Hypothese. Man wird übrigens schon bei theoretischer Erwägung
der Sachlage den Fliegen kaum zutrauen, dass sie, wenn auch un-
bewusst, bis 5 zählen oder 4 und 5 unterscheiden können. That-
sächlich ist zunächst zu bemerken, dass auf Norderney Cerastium
tetrandrum ziemlich selten in Gesellschaft der Cochlearia Danica
anzutreffen und ausserdem weit häufiger als diese ist. Dies mag
sich an andern Orten anders verhalten. Sodann ist in Wirklichkeit
das (er. tetrandrum der Üochlearia keineswegs ähnlicher als das
C. semidecandrum, mag man nun die Gesamttracht der Pflanzen oder
die Blumen vergleichen. Die Blumen stehen bei Cochlearia am Ende
des traubigen Blütenstandes gehäuft, bei den Cerastien stehen sie
einzeln, und zwar bei €. tetrandrum noch lockerer und mehr von
einander entfernt als bei ©. semidecandrum. Betrachtet man aber
die Einzelblumen, so erscheinen die von Cochlearia vierstrahlig, die
von (er. semidecandrum fünfstrahlig, die von Cer. tetrandrum acht-
strahlig, weil bei dieser letzten Art die Blumenblätter tief geteilt
sind. In keiner Beziehung, etwa die Grösse ausgenommen, ist die
tetrandrum-Blüte der Cochlearia ähnlicher. — Tetramerie findet sich
übrigens häufig bei den Alsineen, sei es als Rückschlag, sei es als
unverändertes altes Erbteil.
Beim Durchwandern der bewachsenen Dünen und Dünenthäler
auf Norderney fiel mir das Überwiegen der roten und blauen
Blumenfarben ausserordentlich auf. Viola tricolor, V. canina und
Vieia angustifolia waren um Mitte Mai die häufigsten und an-
schaulichsten Blumen. An den Südhängen zeigte sich allerdings
schon hier und da der gelbe Lotus in Blüte, der gegen Ende des
Monats ohne Zweifel das Übergewicht über alle anderen Blumen
erlangen wird. Zog man auch die kleinen, wenig augenfälligen
Blumen in Betracht, so traten die weissen Cerastien und Draben
zurück gegen die blaue Myosotis hispida, das rötliche Vaceinium
uliginosum und die purpurne Vieia lathyroides. Die schönste Blume
von allen war die purpurne Orchis latifolia, die jedoch, als Seltenheit
auf Norderney, ausser Betracht bleiben mag. Auf dem Wattstrande
sah man gar kein Gelb, es sei denn, dass man den bräunlichgelben
Grenzstreifen von Blysmus rufus dahin rechnen will; die spärlichen
weissen (ochlearien verschwanden unter der Fülle der in voller
Blüte stehenden rosenroten Armerien.
In auffallendem Gegensatze zu diesem Vorherrschen der roten
und blauen Blumenfarben in den wilden Teilen von Norderney steht
der Anblick der Kulturwiesen. Das Grün derselben verschwindet
häufig fast unter der Überfülle der präc htig gelben Tarawacum-Blüten,
während an andern Stellen die fast weisse Cardamine pratensis vor-
herrscht. In demselben gelben und weissen Gewande erscheinen
um dieselbe Jahreszeit die Marschwiesen der Festlandsküste, wo
181
stellenweise auch die gelbe Caltha und die weisse Bellis in be-
merkenswerter Weise hervortreten. Nach blauen oder roten Blumen
muss man dort aber aufmerksam suchen.
Lässt sich eine Ursache dafür auffinden, dass die Blumen auf
Norderney im ersten Frühjahre überwiegend blau oder rot sind? Die
Biologen werden vermutlich mit der Erklärung bei der Hand sein,
dass zu einer Jahreszeit, in der blütenbesuchende Insekten
selten seien, die Farben der bestäubungsbedürftigen Blumen besonders
auffällig und anziehend sein müssten. Tarawacum zeichnet sich
durch ein leuchtendes Gelb aus und lockt in der That zahlreiche
Insekten an; bei den blauen und roten Fiola- und Freia-Arten von
Norderney habe ich aber nahezu vergebens auf Insektenbesuche ge-
wartet. Bombus terrestris sah ich verschiedentlich, aber nur einmal
bei regelmässiger Arbeit an Viola tircolor. Ebenso wie ich es in
der Umgegend von Bremen gewohnt bin, gelang es mir auf Norderney
nur an einer Stelle, wo Viola tricolor sehr zahlreich vorkam, jene
Hummelart daran zu finden. An zerstreut wachsenden Exemplaren
der Pflanze habe ich auch bei Bremen sehr selten Insektenbesuche
beobachtet. Ausserdem sah ich Bombus terrestris einmal an Lotus
und mehrmals an Salöx repens. Nur wenige Tagfalter (Weisslinge)
habe ich auf Norderney gesehen, konnte aber keine Blumenbesuche
derselben wahrnehmen. Von allen Pflanzenarten, die ich im Mai in
den Dünen Norderneys blühend gesehen habe, konnte ich nur bei
einer einzigen reichlichen Insektenbesuch beobachten, und zwar bei
Salix repens, welche, wie erwähnt, nur noch spärlich blühte. Was
die Insekten — vorzüglich kleine Hymenopteren — heranlockte,
kann nur die gute Ausbeute gewesen sein, denn jene letzten Weiden-
blüten waren so unscheinbar wie möglich.
Blütenbesuchende Insekten habe ich überhaupt nur in recht
beschränkter Zahl gesehen, dagegen konnte von Insektenarmut im
allgemeinen keine Rede sein. Beim Wandern durch hohes Gestrüpp
scheuchte man oft grosse Schwärme von Fliegen und Motten auf.
In früheren Jahren habe ich auch zu anderen Jahreszeiten auf den
ostfriesischen Inseln verhältnismässig wenig blütenbesuchende Insekten
gesehen, möchte mich jedoch dagegen verwahren, dass ich irgend
welche von den phantastischen Schlussfolgerungen und Ansichten
teile, welche einige Naturforscher aus der „Insektenarmut“ der Inseln
herleiten zu können glauben. Noch haltloser sind die Vorstellungen,
welche von einigen Seiten an die „Isolierung“ der Inseln und ihre
Inselnatur geknüpft werden; das schmale Wattenmeer ist wohl ein
Verbreitungshindernis für manche Tiere, aber nicht für Pflanzenarten,
welche flache, zerrissene und schnellen topographischen Veränderungen
unterworfene Küsten bewohnen. Unsere ostfriesische Inselflora ist
ein Glied der europäischen nordatlantischen Sandküstenflora, welche
sich — mit einigen Unterbrechungen durch Felsküsten — von Skagen
bis an den Fuss der Pyrenäen ausbreitet.
182
Nachschrift.
Im Jahre 1896 brachte ich einige Tage in der zweiten Hälfte
des Juni auf Norderney zu. Damals war der gelbe Lotus unbedingt
die vorherrschende blühende Pflanze der Dünen. An einzelnen Stelien
machten sich Hörste von Epilobium angustifolium oder Vicia eracca
durch ihre lebhaften Farben weithin bemerklich, während alle andern
rötlichen oder blauen Blumen (Orchis, Erica, Veronica) sich nur
eingesprengt oder in zerstreuten Exemplaren zeigten. An einer
Stelle, wo auf einer Fläche von mehreren Ar Grösse ZLycopodium
elavatum die vorherrschende Art war, fand ich L. selago eingesprengt;
im äussersten Osten der Insel beobachtete ich Silene otites (s. oben)
in ansehnlicher Verbreitung. Fern vom Dorfe sah ich in einem
Dünenthale ein kleines buschiges Bäumchen des Gartenapfels (Pirus
malus dasyphylla),; vor vielen Jahren fand ich einen solchen Apfel
an anderer Stelle.
er
Übersicht
über die im Jahre 1883 von mir in den Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika gesammelten
Laubmoose, 'Torfmoose und Lebermoose.
Von Dr. Röll in Darmstadt.
Im Jahre 1588 unternahm ich auf Veranlassung meines Freundes,
des Rittergutsbesitzers Dr. Dieck in Zöschen bei Merseburg, in Be-
gleitung der Herren C. Purpus in Quincy (Illinois) und M. Riss in
Manitoba (Canada) eine wissenschaftliche Forschungsreise durch
Nord-Amerika. Herr Dr. Dieck, Besitzer des berühmten National-
Arboretums in Zöschen bei Merseburg, hat selbst verschiedene grössere
naturwissenschaftliche Forschungsreisen unternommen und erst vor
einigen Jahren im westlichen Kaukasus Acer Trautvetteri, Rhodo-
dendron Ungeri und Smirnowi, Quercus Djimilensis (die Kastanien-Eiche
Kochs), Orphanidesia und etwa 70 Rosen für seine Baumschulen
selbst gesammelt und wie früher, so auch kürzlich wieder reiche
Beute an Phanerogamen und Üryptogamen von Spanien heimgebracht.
Botanische Reisende, die er nach verschiedenen Ländern der ge-
mässigten Zone sendet, schaffen ihm ein grosses Material für seine
wissenschaftlichen und praktisch-botanischen Zwecke herbei. Unsere
Forsehungsreise im Jahre 1888 erstreckte sich längs der Northern
Paeific-Bahn bis zum stillen Ocean und zur Insel Vancouver.
Ich war Mitglied der Expedition von Mai bis September und machte
im September noch einen Ausflug in den Yellowstone National-
park, und im Oktober und November in die Staaten Wisconsin
und Indiana. Den grössten Teil des Winters verlebte ich in Chicago,
mit dem Ordnen meiner Sammlungen beschäftigt.
Die gesammelten Moose sind von mehreren Bryologen bearbeitet
worden. Es untersuchte
Herr Professor Dr. Barnes in Madison, Wise. in Nord-Amerika,
die Andreaeaceen, Weisiaceen, Leucobryeen, Fissidentaceen, Ceratodont-
aceen, Eustichiaceen;
Herr Professor Dr. Brotherus in Helsingfors in Finnland die
Pottiaceen, Splachnaceen, Funariaceen, Bryaceen, Polytrichaceen;
184
Herr Dr. Karl Müller in Halle a. d. Saale die Grimmiaceen;
Herr Dr. Venturi in Trient die Orthotrichaceen ;
Herr Jules Cardot in Stenay in Frankreich in Gemeinschaft
mit Herrn F. Renauld in Monaco die /Zeurocorpeen: Fontinalaceen,
Neckeraceen, Fabroniaceen, Leskeaceen, Hypnaceen;
Herr F. Stephani in Leipzig die Lebermoose;
ich selbst bearbeitete die Torfmoose (Sphagna).
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen habe ich im botanischen
Centralblatt von Uhlworm und Kohl 1890, Nr. 51 und 1891, Nr. 21
und 22, sowie in der Hedwigia 1893, Band XXXII, Heft 4, 5 und 6,
mitgeteilt. In einem Nachtrag dazu im 35. Band der Hedwigia 1896
sind die von Herrn Dr. Kindberg in Linköping in Schweden bei
Durchsicht meines Herbars und die von Herrn Renauld gemachten
neuen Entdeckungen veröffentlicht.
Es befinden sich unter den Laubmoosen 36 neue Arten, 9 neue
Unterarten und 26 neue Varietäten, unter den Torfmoosen 27 neue
Varietäten und unter den Lebermoosen 2 neue Arten.
lch reiste am 7. April nach Newyork und von hier über
Philadelphia und Pittsburg nach Chicago. Hier traf ich mit
einem meiner Begleiter, Herrn Purpus, zusammen. Wir machten
die nötigen Einkäufe und Vorbereitungen zu unserer Reise und traten
dieselbe am 7. Mai an. Zunächst besuchten wir den Botaniker
Professor Barnes in Madison in Wisconsin, der uns manch freund-
lichen Rat erteilte, und vereinigten uns in St. Paul am Mississippi
mit dem dritten Mitglied der Expedition, Herrn Riss aus Manitoba.
Die Direktion der Northern Pacifie-Bahn hatte die Freundlichkeit,
uns Karten der Strecke, sowie Empfehlungsbriefe an ihre Beamten
zu geben und unsere Forschungen in zuvorkommendster Weise zu
unterstützen. Besonders erwies uns auch Herr Gotthold von Boden-
stedt, Beamter der Bahn in St. Paul, manche für die Reise nutzbare
Gefälligkeit.
Am 9. Mai besuchten wir die Wasserfälle von Minnehaha
bei Minneapolis am Mississippi. Die Vegetation war noch sehr
zurück, die Temperatur am Mittag kaum 8° C. Ich sammelte an
Stämmen und Wurzeln von Tilia americana und Juglans cinerea
Anomodon rostratus Sch. und A. obtusifolius Br. u. Sch., zwei im
Osten Nord-Amerikas verbreitete Moose, und an den Kalkfelsen des
Wasserfalls Hymenostylium eurvirostre Ldbg., Amblystegium varıum
Hdw., Eurhynchium praelongum L., eine Wasserform von Brachy-
thecium acuminatum Pal. und die Form prolüra von Hypnum filieinum L.
Nachdem wir die Prairien von Dacota vom Mississippi bis zum
Missouri durchfahren hatten, machten wir am 10. Mai in Bismarck
am Missouri, der Hauptstadt von Dacota, Halt. Die Moosvegetation
auf der kahlen, sandigen Prairie war eine sehr ärmliche. Am Ufer
des Missouri sammelte ich Pohlia carnea Ldbg. und eine Form von
Leskea polycarpa Ehrh.
Wir fuhren von hier durch die abenteuerlichen Thon- und
Lehmhügel der Bad Lands von Dacota und durch das Yellowstone-
thal in Montana nach den Rocky Mountains und durch den
er
j 185
3600 Fuss langen Bozeman-Tunnel ins obere Missourithal und hielten
am i2. Mai in Helena, der Hauptstadt von Montana, Rast. In der
Umgebung der Stadt war die Ausbeute, besonders an dem 4500 Fuss
hohen, mit Abies Douglasii bewaldeten Thonschieferfelsen des Helenen-
bergs, eine reiche. Hier fand ich zwei neue Arten, Barbula pseudo
aciphylla Kindb. und Orthotrichum Schlotthaueri Vent., das von
Venturi meinem Schwager in Chicago zu Ehren benannt wurde, der
sich um die Expedition grosse Verdienste erworben und sich später
im Nationalpark selbst am Botanisieren beteiligt hat; ferner eine
neue Unterart Encalypta exstinetoria Swartz, subsp. tenella Kindb.
und eine neue Varietät von Hypnum Heujleri Jur., die Renauld und
Cardot zu Ehren des hochverdienten Direktors der Northern Paeifie-
Bahn var. Villardi Ren. u. Card. nannten. Ausserdem sammelte ich
bei Helena Distichum inelinatum Br. u. Sch., Barbula subgracilis
C. M. u. Kindb., Barbula brachyangia C. M u. Kindb., Barbula
rubella Mitt., Grimmia calyptrata Hook., Orthotrichum Halli Sull. u.
Lesqu., Encalypta rhabdophora Schwgr., Timmia bavarica Hess.,
Brachythecium collinum Schleich., Amblysteg. adnatum Hdw., Hypnum
Heujleri Jur. u. A. Da der grosse Mullan-Tunnel eingestürzt war,
so fuhren wir über die Passhöhe der Rocky Mountains, 5700 Fuss
hoch, nach Garrison und Deer Lodge im Staate Montana.
In Deer Lodge blieb Herr Riss zurück, um einen Teil der
Rocky Mountains zu durchforschen, während ieh mit Herm Purpus
am 15. Mai nach Westen reiste. Bei Garrison (Montana) sammelte
ich auf einer aus Thonschiefer bestehenden kahlen Anhöhe die bereits
bei Helena gefundenen Arten Orthotrichum Schlotthaueri Vent., @rimmia
calyptrata Hook., Brachythecium collinum Schleich. und Hypnum Heujleri
Jur. und ausserdem noch Barbula montana Esenb., megalocarpa Kindb.,
ruraliformis Besch., Grimmia anodon Br. eur., tenerrima Ren. u. Card.
und Bryum occidentale Sull.
Der vorgeschrittenen Jahreszeit wegen fuhren wir ohne Auf-
enthalt durch Montana und am Clark Fork in Idaho vorbei über
den Kolumbiastrom und über das Kaskadengebirge nach dem stillen
Ocean und zwar nach der im Staate Washington gelegenen Stadt
Tacoma. Von hier begaben wir uns am 20. Mai zu Schiff durch
den reizenden Puget Sound nach Seattle. Ich botanisierte auf der
waldigen Höhe gegen den Union Lake und fand dort auf Waldboden
die neue Art Brachythecium Vilardi Ren. u. Card. Ausserdem
sammelte ich daselbst Dieranum Howellü Ren. u. Card. var. trachy-
neuron Kindb., Dieranum fuscescens Turn. var. faleifolium Braith.,
Dicranum strietum Schleich., Philonotis seriata Mitt., Bryum euspidatum
Br. eur., Mnium Menziesii C. M., Neckera Douglasii Hook., (laopodium
erispifolium Hook., Camptotheeium Nuttalii Wils., Brachythecium
asperrimum Mitt., Isothecium Brewerianum Lesqu., Eurhynehium
oregonum Sull., Hypnum plumifer Mitt. u. A.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Vietoria, der reizend
am felsigen Strand gelegenen Hauptstadt der Insel Vancouver, wo
wir vom 22. bis 28. Mai bei herrlichem Wetter reiche Ausbeute an
Pflanzen und Insekten machten. Der aus Pinus contorta, Pseudotsuga
186
Douglasii und Quereus Garryana bestehende Urwald, die Felsen am
Strande und im Innern der Insel zeigen eine reiche und üppige Moos-
flora. Unter den von mir bei Vietoria auf Vancouver gesammelten Moosen
fanden sich folgende neue Arten, Unterarten und Varitäten: Dieranum
Roellii (Barn.) Kindb. auf Sumpfwiesen, Timmiella Vancouveriensis
Broth. auf humoser Erde, Racomitrium speciosum C. M. an sonnigen
Felsen, Guembelia erassinervia ©. M. desgl., @rimmia tortifolia Kindb.
var. calvescens Kindb. desgl., Orthotrichum pulchellum Sm. var. leucodon
Vent. an Bäumen bei Esquimault, Philonotis acutiflora Kindb., Fonti-
nalis antipyretica L. var. rigens Ren. u. Card. in Waldsümpfen,
Isotheeium obtusatulum Kindb. an Felsen, Brachythec. Roellü Ren. u.
Card. auf einer Mauer, Hypnum polygamum Sch. var. longinerve
Ren. u. Card., in Waldsümpfen, Hypnum aduncum Hdw. var. flexile
Ren. desgl. — Ausserdem sammelte ich: Dieranum Howellü Ren. u.
Card. subsp. angustifolium Kindb., Dier. subpalustre C. M. u. Kindb.,
Dier. Drummondiü GC. M., Dier. undulifolium C. M. u. Kindb., Dier.
strietum Schleich., Fissidens limbatus Sull., Barbula chrysopoda C. M.
u. K., Barb. eircinatula C. M. u. K., Barb. tortellifolia C. M. u. K.,
Tortula princeps De Not., Mülleri Bruch., pulvinata Jur. var. lato-
exeisa ©. M. u. K., Grimmia aquatica C. M., Braunia_ californica
Lesqu. mit schönen Früchten, Amphoridium lapponieum Sch.,
Mougeotüi Sch., Orthotrich. papilosum Hpe., Bartramia Menziesii Turn.,
Bryum Atwateriae (©. M., Bryum torquescens Br. u. Sch., Bryum
Donnii Grev., Bryum cuspidatum Br. Eur., Mnium venustum Mitt.
mit prachtvollen, reichlichen Früchten, Mnium Menziesü C. M.,
Timmia austriaca Hdw., Fontinalis antipyr. var. gigantea Sull., Font.
Kindbergii Ren. u. Card., Dichelyma wuncinatum Mitt., Neckera
Douglasii Hook., Menziesii Hook., Alsia californica Sull., Antitrichia
californica Sull., Camptotheeium aureum Lag., ©. Nuttalii Wils.,
arenarium Lesqu., Brachythee. asperrimum Mitt., Seleropodium Macouniü
Kindb., Isothecium myosuroides L. var. spieuliferum Mitt. und var.
stoloniferum 0. M., Isothee. Brewerianum Lesqu, Eurhynechium
oregonum Sull., Eurhyneh. Sullivanti Spruce, Hypnum subimponens
Lesqu. var. eristula Kindb., Hypn. eapillifolium Warnst. var, Lind-
bergii Sanio, Hypn. uncinatum Hdw. var. plumulosum Sch., (symme-
tricum ken. u. Card.), H. plumifer Mitt. u. A.
Wir fuhren nun zurück nach Tacoma, wo wir am 28. und
29. Mai blieben und die Bekanntschaft zweier Deutschen machten,
des Herrn Apotheker Dünkel und des Herrn Dr. Funke, die uns
beide in unseren Bestrebungen freundlichst unterstützten. Daher
nahmen wir Gelegenheit, später auf der Rückreise von Easton in den
Kaskaden nach der Küste, vom 1. bis 5. Juli nochmals in Tacoma
zu verweilen und machten, teilweise unter Führung des Herrn
Dr. Funke, mehrere Ausflüge in die Umgegend von Tacoma.
Tacoma liegt am Ende des Puget Sound, eines wunderschönen
vom stillen Ocean gebildeten Meerbusens. Nach Süd und West
grenzt die terrassenförmig ansteigende Stadt an den Urwald, aus
dem im Süden einige Gebirgsbäche nach der nahen Küste eilen.
Der Urwald, hauptsächlich aus Pseudotsuga Douglasii und Quercus
187
Garryana gebildet, sowie die Felsen und Schluchten der Umgegend,
unter anderen die sogenannte Wolfsschlucht, boten eine reiche
Moosbeute.
Als neu fanden sich hier: die schon bei Victoria von mir ge-
sammelte var. leucodon Vent. des Orthotrichum pulchellum Bruch.,
das schon bei Seattle gesammelte Brachythee. Villardi Ren. u. Card.
und ausser diesen Dichodontium subflavescens Kindb. und Brachythee.
pseudo-Starkii hen. u. Card. an feuchten schattigen Felsen einer
Waldsehlucht.
Ferner sammelte ich bei Tacoma: Tortula princeps De Not.,
Mülleri Bruch, Bryum cuspidatum Br. Eur., Mnium Menziesii C. M.,
Fontinalis Howellii Ren. u. Card., Neckera Douglasü Hook., Menziesii
Hook., Alsia abietina Sull., Antitrichia californica Sull., Camptothee.
Nuttalii Lesqu., Brachythee. Bolanderi Lesqu., asperrimum Mitt.,
Isothecium myosuroides var. spiculiferum Mitt., Brewerianum Lesqu.,
Eurhymch. calophyllum Sull., oregonum Sull., Plagiothee. undulatum
L., Hypnum plumifer Mitt. und von Lebermoosen u. A. Anthoceros
stomatifer Aust. und Mastigobryum deflezum var. proliferum, ferner
in einem Waldsumpf die Torfmoose Sphagnum subsecundum Nees
var. majus m. in mehreren Formen, Sphagn. contortum Schltz. var.
squarrosulum Grav. und Sphagn. glaucum Kling. var. imbricatum m.
Am 30. Mai fuhren wir von Tacoma durch den unterdessen
vollendeten Stampede-Tunnel auf die Ostseite des Kaskadengebirges
nach Ellensburgh. Hier fand ich am 31. Mai am Ufer eines
Flüsschens ein neues Bryum in schönen, reichfruchtenden Rasen, das
von Philibert in Paris Aryum Roellii genannt und in der Revue
bryologique 1890, S. 56 beschrieben worden ist.
Am 1. Juni schlugen wir unser Zelt am Tanum Creek, einem
Nebenfluss des Yakima, zwischen dem Kaskadengebirge und dem
Mt. Stuart in der Nähe von Thorp unweit Ellensburgh (Wash.) auf
und blieben hier bis zum 4. Juni. Unser Zeltplatz lag etwa 1500 Fuss
hoch in einer kahlen, bergigen Gegend. Auf Steinen im Tanıum
Creek fand ich die beiden neuen Arten Grimmia einclidodontea C. M.
und Orthotrichum curyphyllum Vent.; ferner auf sonnigen Felsen
gegen den Mt. Stuart: Orthotrichum Roelli Vent., Orthotr. rhabdo-
phorum Vent. und Orthotr. stenocarpum Vent. — Ausserdem sammelte
ich in der Umgegend: Barbula brachyangia C. M. u. Kindb., Tortula
megalocarpa 6. M. u. Kindb., Tortula ruraliformis Besch., Grimmia
conferta Funk, leucophaea Grev., montana Br. u. Seh., Orthotrichum
laevigatum Sch., Bryum cuspidatum Br. Eur.,, Br. Mühlenbeckü Br.
u. Sch., Amblystegium riparium L. var. trichopodium, Scleropodium
obtusifolium Hook., Hypnum molle Dicks u. A.
Wir nahmen dann einen vierzehntägigen Aufenthalt vom 5. bis
19. Juni bei der Station Easton (Wash.), die in etwa 2000 Fuss
Höhe am Osthang des Kaskadengebirges mitten im Urwald am
Yakimafluss liegt, und mieteten uns zu diesem Zweck in einem
Brettergasthaus ein. Easton liegt 3 geogr. Meilen vom Kamm des Ge-
birges entfernt und ist nach allen Seiten von dichtbewaldeten Bergen
188
umgeben, die zum grössten Teil aus Melaphyr bestehen und sich
bis zur Höhe von 6000 Fuss erheben. Die Berge sind hauptsächlich
mit Pseudotsuga Douglasi, Thuja gigantea, Tsuga Mertensiana und
Abies monticula bewaldet. Zahlreiche Gebirgsbäche eilen dem Yakima-
flusse zu, und an einzelnen Stellen am Fluss und im Wald treten
ziemlich schroffe Felsen auf Die Station war daher für die Moos-
forschung sehr günstig, und ich konnte oft das gesammelte Material
kaum bewältigen. Das Vorzimmer des Gasthauses war mit ganzen
Stössen von getroekneten und zum Trocknen eingelegten Moosen
besetzt. Die Bretter zum Bedecken derselben hatte ich mir selbst
zureehtgesägt. Zum Pressen dienten Steine und halbgefüllte Kartoffel-
säcke. Wenn die Moose bei Regenwetter gesammelt und daher feucht
waren, heizte ich den kleinen eisernen Ofen und trocknete sie, indem
ich stundenlang die einzelnen Lagen abwechselnd auf den Ofen und
auf den Bretterboden legte. Da die Abende kühl und nebelig waren,
so benutzten am Abend die Holzfäller der Umgegend die Gelegenheit,
sich zu wärmen, setzten sich um den Ofen, sahen meiner Arbeit zu
und legten oft selbst helfende Hand an.
An neuen Arten und Varitäten fand ich um Easton das bereits bei
Thorp erwähnte Orthotrichum stenocarpum Vent. an sonnigen Felsen,
Dieranum perichaetiale Kindb. an sumpfigen Stellen, Dier. scoparium
Hdw. subsp. involutum Kindb., Dier. palustre La Pyl. var. Schlotthaueri
Barnes an Waldbächen, Tetraphis pellueida Hdw. var. obtusifolia
Kindb., Barbula submegalocarpa Kindb. auf Waldboden, Bryum
alpinum L. subsp. appressum Kindb., Bryum lueidum Britt. (Mnium
Roellii Broth.), Pseudoleskea stenophylla Ren. u. Card. an Felsen,
Camptothecium dolosum Ren. u Card. und Brachythecium albicans
var. oceidentale Ren. u. Card. auf Waldboden. Neu für Amerika ist
ausserdem Plagiothee. silesiacum Sel., das ich an einigen Baum-
stümpfen aufland. Bryum lueidum Britt, welches ich zuerst am
Indianerpfad bei Easton und dann an mehreren Stellen um Easton
und Weston, sowie am Mt. Hood sammelte, wurde im folgenden
Jahr auch von Mrs. Elisabeth Britton, Botanikerin am Columbia-
College in Newyork, am Pend’Oreille Lake in Idaho in den Rocky
Mountains aufgefunden und im Bull. of the Torrey Bot. Club vol,
XVII 2, 1890 als Bryum lueidum Britt. beschrieben und zwar vor
der Veröffentlichung der Diagnose von Brotherus, sodass dem Namen
Pryum lueidum Britt, die Priorität zukommt. Wegen der eigentümlichen
Gattungscharaktere dieses Mooses schlägt Kindberg in Revue bryo-
logique 1896, No, 2 vor, dasselbe mit Bryum (Mnrum) simplex Kindb.
zur Gattung Roellia zu vereinigen.
Ausserdem sammelte ich in der Umgebung von Easton:
Dichodontium pellueidum var. flavescens Husn,., Dieranum Starkei Web.
u. M., strietum Schleich., Barbula sinuosa (Wils.) Braith., Tortula
princeps De Not., T. megalocarpa Kindb., Scouleria aquatica Hook.,
Grimmia conferta Fk., torguata Hornsch., Racomitrium affıne Lindb.,
Amphorid. lapponicum Sch , Encalypta rhabdophora Sch., E. Macounit
Aust., Bartramia Menziesii Turn, Funaria convoluta Hpe., Bryum
Atwaterike C. M., cuspidatum Br. eur, Mühlenbeckii Br. u. Sch.,
189
Mnium venustum Mitt., Menziesii C. M., Timmia austriaca Hdw.,
Pogonat. alpinum L., Fontinalis Neo-Mexicana Sull. u. Lesqu. und
var. columbica Ren. u. Card., Fontinalis Kindbergii Ren. u. Card,
Neckera Menziesii Hook., Pseudoleskea atrovirens Dieks. var. fila-
mentosa Boulay, Ps. rigescens Wils., Heteroclad. aberrans Ren. u. Card.,
Claopodium erispifolium Hook., Homalothecium nevadense Lesqu. et var.
subulatum Ren. u. Card., Camptothecium Nuttalüi Wils., Brachythecium
declivum Mitt., oedipodium Mitt., Scleropodium obtusifolium Hook., Iso-
thecium myosuroides var. stoloniferum C. M., Eurhynchium strigosum
Hoff. var. Barnesi Ren. u. Card., und var. fallax Ren. u. Card. und
var. diversifolium Lindbg., Eurhynchium oregonum Sull., Thamnium
Leibergii Britt., Plagiothecium nitidulum Wahl., piliferum Sw., Ambly-
stegium Sprucei B. S., Hypnum subimponens Lesqu., robustum Hook.
u. A. Unter den gesammelten Lebermoosen befinden sich: Diplophyllum
taxifolium Dum., Plagiochila asplen. var. subintegra Steph., Sarcos-
cyphus emarginatus Ehrh., Scapania Bolanderi Aust.
Von Easton aus unternahmen wir am 5. Juni einen Ausflug
nach dem 3 engl. Meilen nördlich, 3000 Fuss hoch in der roman-
tischen Einsamkeit des Urwaldes gelegenen Kahchess Lake. Hier
sammelte ich bei 14 stündigem Botanisieren die schon bei Raston
aufgefundenen neuen Moose Nnium lucidum Britt., Pseudoleskea
stenophylla Ren. u. Card. und Brachythec. albicans var. occidentale
Ren. u. Card.; ausserdem eine Anzahl auch schon bei Easton ge-
sammelter Arten, z. B. Dieranum strictum Schleich., Scouleria
aquatica Hook., Grimmia torquata Hornsch., Racomitr. patens Hüb.,
Pohlia eruda Lindbg., Bryum euspidatum Br. Eur., Mnium Menziesii
C. M., Timmia austriaca Hdw., Fontinalis Kindbergü Ren. u. Card.,
Neckera Menziesii Hook., Heteroclad. aberrans Ren. u. Card., (laopo-
dium erispifol. Hook., Homalothec. nevadense Lesqu., Brachythee.
oedipodium Mitt., Eurhyneh. strigosum Hoffm. var. Barnesi und fallax,
Amblysteg. serpens f. longiseta. Ausserdem sammelte ich am Kahchess
Lake noch Dieranum leucobasis C. M. u. Kindb., Barbula elata Dur.
et Mont., Tortula laevipila f. brevipila, Racomitrium mieropus Kindb.
(später auch von Macoun in Nord-Am. gefunden), Eurhynch. sub-
strigosum Kindb., ebenfalls später von Macoun gesammelt, Brachythee.
declivum Mitt., Plagiothec. denticul. var. microcarpum Ren. u. Card.,
Hypnum eircinale Hook.
Am 11. und 12. Juni hielten wir uns in einem Blockhaus
an dem etwa 7 engl. Meilen nordwestlich von Easton im Gebirge
gelegenen Kitchelos Lake auf. Der See liegt etwa in 4000 Fuss
Höhe in einem engen, waldigen Gebirgsthal zwischen hohen, zum
Teil schneebedeekten Bergen. Seine Ufer sind von schönen Fels-
gruppen bekränzt. Als neu fand ich hier ausser der schon bei
Easton und am Kahchess Lake gesammelten Pseudoleskea stenophylla
Ren. u. Card. ein Lebermoos: Madotheca Roellii Steph. Ausserdem
sammelte ich neben anderen schon bei Easton und am Kahchess
Lake aufgefundenen Moosen Pteryginandrum nliforme var. heterop-
terum, Hypnum uncinatum Hdw. var. plumulosum Sch. (Hypnum
symmetricum Ren. u. Card.), H, hamulosum B. S. u. A.
190
Am 15. und 16. Juni unternahm ich zur Auskundschaftung
eines neuen Standquartiers einen Ausflug nach dem etwa 7 engl.
Meilen östlich von Easton gelegenen Bergwerk Roslyn. Man fährt
auf der Hauptstrecke der Bahn nach dem Indianerlager Clealum und
von hier mit der Zweigbahn nach dem aus lauter einfachen Holz-
häusern bestehenden Städtchen Roslvn. An den Sandsteinfelsen bei
Roslyn fand ich ausser dem bereits bei Thorp und Easton gesammelten
Orthotrich. stenocarpum Vent. die beiden neuen Arten Tortula pseudo-
aciphylla Kindb. und Tortula Dieckii Broth., letztere von Brotherus
zu Ehren meines Freundes, des Rittergutsbesitzers Dr. Dieck be-
nannt, der die Expedition ausgerüstet hatte. Ausserdem fand ich
an den Sandsteinfelsen noch Darbula vinealis Brid., @rimmia tor-
quata Hornsch. und trichophylla Grev. und Bryum eirrhatum Hoppe
u. H. An sumpfigen Stellen jenseit Roslyn sammelte ich Bryum
bimum Schreb., Fontinalis Kindbergii Ren. u. Card., Hypnum jluitans
var. capillifolium Warnst. (Hypn. capillifol. Warnst. var. Lindbergüi
Sanio).
Vom 19. bis 25. Juni kampierten wir in unserem Zelt, das
uns ein Trapper mit Hülfe seines Pferdes an den Fuss eines Kas-
kadenberges zwischen dem Kahchess Lake und dem Clealum Lake
geschafft hatte und das wir dann, als das Pferd in der Wildnis nicht
weiter fürbass kommen konnte, während des nächsten Tages mit
vieler Mühe an den Hang des Berges schleppten. Ich habe diesen
Berg später in Petermanns Mitteilungen 1889, Heft 9, als Mt. Rigi
beschrieben. Vom Zeltplatz aus, der in der Höhe von 1800 m auf
einem mit (Ceanothiusgebüsch bewachsenen, von hohen Douglastannen
umgebenen Abhang lag, bestiegen wir mehrere Male den aus drei
nebeneinanderliegenden Terrassen fast bis zur Schneegrenze sich
erhebenden Berg, bewunderten die prachtvolle Aussicht auf den
Mt. Stuart, den Mt. Tacoma und die Bergkette der Kaskaden und
machten reiche Beute an Pflanzen und Insekten. Der Berg besteht
aus elaphyr, und auf der unbewaldeten Höhe befinden sich an
mehreren Stellen steile Felsen.
Ich fand hier die neuen Arten Ulota megalospora Vent. an
Waldbäumen, Orthotrichum stenocarpum Vent. an Felsen und Bryum
lueidum Britt. auf Waldboden, von denen die beiden letzten schon
von mir erwähnt sind. Ausserdem sammelte ich die schon zum
Teil bei Easton oder am Kahchess und Kitchelos Lake aufgefundenen
Arten: Andreaea petrophila Ehrh., Dieranum Starkei W. u. M.,
Grimmia conferta Yk., Racomitr, patens Hüb., Bryum Mühlenbecküi
Br. u. Sch., Pseudoleskea rigescens Wils., Brachythecium oedopodium
Mitt, Eurhynchium strigosum var. Barnesi Ren. u. Card. und var.
diversifolium Ldbg. Ausserdem: Cynodontium virens Wahlb. var.
serratum Br. u. Sch., Dieranum Mühlenbeckii Br. u. Sch., Dier,
erispulum ©. M. u. Kindb., Dier, leucobasis C. M. u. Kindb. (1890
auch von Maeoun in Nord-Amerika gefunden), Barbula megalocarpa
Kindb., Philonotis Mühlenbergii Brid., Pohlia longieolla Ldbg., Fon-
tinalis Neo-Mexicanı Sull. u. Lesqu., Brachytheeium erythrorhizon
C. M. (neu für Amerika) und Brachythee, collinum Sehl.
191
Als nach der verabredeten Zeit der Trapper nicht kam, um
uns abzuholen, und unsere Lebensmittel zu Ende gingen, machte ich
mich, während mein Begleiter zurückblieb, auf, um in dem acht
Stunden entfernten Easton Hülfe zu holen und gelangte dank dem
schönen, sonnigen Wetter, zwar erhitzt und ermattet und mit zer-
rissenen Kleidern, aber doch ohne Unfall am Nachmittag dort an.
Der Wirt, der uns an demselben Tage mit zwei Pferden abholen
wollte, hatte unser Zelt nicht gefunden. Daher erbot ich mich, ihn
selbst dorthin zu führen. Er bestand aber darauf, am nächsten
Morgen nochmals allein mit seinen beiden Pferden auszuziehen. Ieh
zeichnete ihm eine Karte der Gegend, und als ich in der Frühe des
nächsten Morgens aufstand, war er längst über die Berge und brachte
gegen 9 Uhr abends meinen Begleiter, das Zelt und unsere Samm-
lungen wohlbehalten zurück.
Einige Tage später verliessen wir Easton, um unsere Wan-
derungen nunmehr auf der Westseite der Kaskaden fortzusetzen.
Wir fuhren am 28. Juni durch den Stampedetunnel zunächst nach
der am Ausgang desselben gelegenen Station Weston (Wash.), die
wie Easton etwa 2000 Fuss hoch mitten im Urwald liegt und durch
die feuchten Seewinde begünstigt eine viel üppigere Flora zeigt, als
Easton. Ein sanfter Lufthauch von der Pacifie-Küste heisst den
Wanderer, der vom Gebirge herabsteigt, hier willkommen im Lande,
wo Milch und Honig fliesst und die süssen Früchte und die herrlichen
Trauben des Westens reifen. Niemals ist mir in Nord-Amerika der
Unterschied des Klimas und der Vegetation auffallender erschienen,
als auf dieser Fahrt, die uns fast plötzlich von dem rauhen,
trockenen Osthang des Kaskadengebirges in den milden Westen
führte. Leider hielten wir uns nur einen Tag in Weston auf und
konnten unsere Wanderung daher nur bis zu dem kleinen Badeort
Hot Springs ausdehnen. Es gelang uns aber, neben einem Ge-
birgsbach ziemlich tief in den Urwald bei Weston einzudringen,
sodass ich eine verhältnismässig gute Moosausbeute machen konnte,
obgleich ich ausser den beiden schon bei Easton aufgefundenen neuen
Moosen Ulota megolaspora Vent. an Waldbäumen und Bryum lucidum
Britt. auf Waldboden keine neue Art entdeckte. Von anderen schon
am ÖOsthang der Kaskaden von mir gesammelten Arten fand ich
auch bei Weston: Dieranum fuscescens Turn., Barbula sinuosa (Wils.)
Braith., @rimmia torquata Horn., Mnium spinulosum Br. eur., Menziesn
C.M., Timmia austriaca Hdw., Fontinalis Neo-mexicana Sull. u. Lesqu.
(mit prachtvollen Früchten), Neckera Menziesii Hook., Heterocladium
heteropterum Spr., aberrans Ren. u. Card., Brachythecium oedipodium
Nutt., Seleropodium obtusifolium Hook., Isotheeium spieuliferum Mitt.,
Eurhyneh. strigosum var. Barnesi Ren. u. Card. und var. fallas
Ren. u. Card., Eurhynch. oregonum Sull., Plagiothee. silesiacum Sel.,
Hypnum plumifer Mitt., Hylocomium robustum Hook. Am Westhang
der Kaskaden bei Weston sammelte ich ausserdem die bei Easton
nicht aufgefundenen Moose: Tortula princeps De Not., Racomitrium
aciculare Brid., Amphorid. Mougeotiüi Sch., Orthotrich. columbieum Mitt.,
rupestre Schleich., Neckera Douglasii Hook., Antitrichia eurtipendula
192
var. gigantea Sull., Claopodium erispifolium Hook. f. gracilescens,
Thamnium Bigelowii Sull., Plagiothee. undulatum L. und die beiden
Lebermoose Madotheca navieularis L. und Scapania Bolanderi Aust.
Von Weston führt die Bahn an den reizenden Ufern des Green
River hinab, um jenseits der romantisch gelegenen Station Eagle
gorge bei Enumelaw aus dem Gebirge in die weite Ebene hinaus-
zutreten. In Enumclaw (Wash.), einer kleinen von Weston etwa
10 geogr. Meilen westlich liegenden Ansiedlung, schlugen wir vom
29. Juni bis 12. Juli in einem Brettergasthaus unser Hauptquartier
auf. Wir machten zunächst vom 1.—5. Juli einen Ausflug nach
Tacoma und kehrten dann nach Enumelaw zurück.
Die Umgebung von Enumelaw ist ziemlich eben und wechselt
zwischen Farmen, Sumpf und Urwald ab. Dieser besteht haupt-
sächlich aus Pseudotsuga Douglasii, Pinus ponderosa, Thuja gigantea
und (uercus Garryana. Zwischen Gebirg und Thal in einer Höhe
von 600—700 Fuss gelegen, war Enumclaw ein für unsere natur-
wissenschaftlichen Beobachtungen um so zwecekmässigerer Aufent-
haltsort, als ich in der Umgegend eine grosse Anzahl von Formen
und Formenreihen verschiedener Torfmoose sammeln konnte. Vom
Windhauch des kaum 20 geogr. Meilen entfernten Oceans durchfeuchtet,
zeigen diese Moore eine ebenso üppige Vegetation, wie die sie um-
gebenden Wälder, in denen Riesenstämme der Douglastanne von 3 m
Durchmesser und 100 m Höhe keine Seltenheit sind.
Unser achttägiger Aufenthalt in Enumelaw brachte uns mit
den Farmern der Umgegend in mehrfache Berührung. Sie erwiesen
uns manche Gefälligkeit und gestatteten uns gern, auf ihrem Be-
sitztum, in ihren Wäldern und auf ihren Sumpfwiesen nach Belieben
naturwissenschaftliche Forsehungen zu betreiben; Herr Tenzler, ein
deutscher Ansiedler, beherbergte uns mit liebenswürdiger Gastlichkeit
mehrere Tage in seinem Blockhaus im Urwald. Er und sein Freund
und Farmnachbar Dexter führten mich in ein Torfmoor der Umgegend
und beteiligten sieh selbst am Botanisieren. Leider verlor ich auf
einem Streifzug durch den Urwald eines meiner Moosnetze mit der
Beute eines ganzen Tages, und obgleich ich alle Farmer der Nach-
barschaft für das Wiederfinden desselben interessierte, blieb es mit
seinem Inhalt auf immer verloren.
Trotzdem steht meine Moosbeute von Enumelaw der von
‘aston nicht nach.
Ich fand folgende neue Arten und Varitäten: Darbula sub-
eylindrica Broth. an Felsen des Mt. Boldy, Racomitrium heterostichon
Brid. var. mieropordes Kindb., desgl., Orthotrichum Lyellii var. strietum
Vent., Orthotr. papillosum Hpe. var. minor Vent. an Waldbäumen,
Ulota megalospor« Vent. an Baumästen (auch bei Weston), Fontinalis
antipyretica L. var. rigens Ren. u. Card. in Waldsümpfen (auch bei
Victoria, Vane.), Raphidostegium Roellii Ren. u. Card. an Baum-
stämmen, (amptotheeium lutescens Huds. var. occidentale Ren. u. Card.
an Felsen, und eine grössere Anzahl neuer Torfmoosvaritäten: Sphag-
num fuscum Kling. var. robustum m., var. densum m., var. stellaris
m,, var. flaccidum m., var. gracile m., Sphagnum acutifolium Ehrh.
193
var. Villardi m., var. coloratum m., Sphagnum subsecundum Nees
var. robustum m. Ausserdem sammelte ich bei Enumelaw: Diera-
nella Schreberi Sch. var. lenta Limpr., Barbula robustifolia C. M. u.
Kindb., Barb. vinealis Brid., Tortula princeps De Not., Mülleri Bruch.,
Braunia californica Lesqu., Ptychomitrium Gardneri C. M., Ortho-
trich. columbicum C. M., papillosum Hpe., speciosum Nees. f. aquatica,
Amphoridium californicum Lesqu. u. James, Tetraplodon mmnioides
Br. u. Sch., Philonotis Macounii Lesqu., Bryum Atwateriae C. M.,
pseudotrigu. var. gracilescens, Mnium venustum Mitt., Menziesii C. M.,
Catharinea Selwyni Aust., Fontinalis Neo-Mexicana Sull. u. Lesqu.
f. robustior, Neckera Douglasii Hook., Menziesii Hook., Heterocladium
Vancowveriense Kindb., aberrans Ren. u. Card., Camptothee. Nuttali
Wils., Brachythee. asperrimum Mitt., Seleropodium illecebrum Schw.,
obtusifolium Hook., Isothecium Brewerianum Lesqu., Eurhynch. orego-
num Sull., Hypnum eireinale Hook., subimponens Lesqu. var. eristula
Kindb., Limnobion ochraceum Turn. var. flaccidum Milde, Hylocomium
triquetrum L. var. californicum Ren. u. Card.
Unter den von mir bei Enumelaw gesammelten Lebermoosen
befinden sich: Cephalozia connivens Dum., Jungermannia Taylori Hook.,
Madotheca navieularis L., Scapania Bolanderi Aust. Von den bei
Enumelaw gesammelten Torfmoosen sind ausserdem noch bemerkens-
wert: Sphagnum fuscum Kling. in verschiedenen Formen, Sphagn.
acutifolium Ehrh. var. gracile m., var. speciosum W. in vielen Formen,
Sphagn. recurvum Pal. var. gracile Grav., var. squarrosulum m., Sphagn.
teres Ang. var. compactum W., var. strietum Card., var. densum m., var.
subteres Braith., Sphagn. squarrosum Pers. var. densum m., Sphagn.
subsecundum Nees. var. teres m., var. majus m., var. Roederi m.,
var. intermedium W., Sphagn. contortum Sch. var. compaetum W.,
Sphagn. glaucum Kling. var. brachyeladum m., var. laxıum m., Sphagn.
cymbifolium Hdw. var. compactum Schl. u. W., var. imbricatum m.,
var. brachycladum W., var. laxum W.
Wir fuhren nun am 13. Juli von Enumelaw über Tacoma
nach Kalama am Columbia-Strom und auf diesem zu Schiff am
14. Juli nach Astoria an der Mündung des Columbia. Die Stadt
liegt ähnlich wie Victoria, Seattle und Tacoma am felsigen und
waldreichen Strand des Meeres, an dem sie terrassenförmig ansteigt.
Wir waren hier am 14. und 15. Juli. Auf der Stromfahrt fand
ich zwischen Kalama und Astoria an den Holzpfählen der Landungs-
brücke der Station Cap Horn bei Westport ein neues Moos, Fon-
tinalıs mollis C. M. Bei Astoria sammelte ich ausserdem noch die
neuen Arten Tortula Astoriensis Broth., Pohlia longibracteata Broth.
auf thoniger Erde, Bryum squarrosum Kindb. auf Waldboden und
Hypnum Dieckü Ren. u. Card. auf Baumrinde. In die Umgegend
führen drei Wege, einer nach Osten auf die Landzunge der Cathlamet
Bay, wo ich Bryum squarrosum Kindb. fand, ein zweiter nach Westen
am Ufer des Columbia hin nach Smiths Point, wo Tortula astoriensis
und Pohlia longibracteata stehen, und einer nach Südwest über eine
bewaldete Anhöhe nach der Youngs Bay, der mich zu Hypnum
Diecküi führte.
November 1896. XIV, 13
194
Ausserdem sammelte ich noch bei Astoria: Dieranum undu-
lifolium C. M. u. Kindb., Fissidens limbatus Sull., Scouleria aquatica
Hook., Orthotrich. rieulare Turn, Mnium Menziesü C. M. f. graeilis,
Oligotrichum aligerum Mitt., Pogonatum alpinum L., Neckera Douglasii
Hook., Menziesii Hook., Antitrichia eurtipendula var. gigantea Sull.,
Claopodium erispifolium Hook., Sceleropodium obtusirolium Hook.,
caespitosum Wils., /sotheeium myosuroides var. stoloniferum C. M., var.
Cardoti Kindb., Eurhuneh. oregonum Sull., Thamnium Bigelowii Sull.,
Amblysteg. orthocladon Beauv., Hypnum uncinatum Hdw. var. plumu-
losum Sch., Hulocomium robustum Hook. Unter den gesammelten
Lebermoosen befanden sich Frullania Nisqualensis Sull. und Scapania
Bolanderi Austin. .
Am 16. Juli fuhren wir zu Schiff zurück nach Kalama und
von hier mit der Bahn nach Portland. Dort besuchte ich den be-
rühmten Botaniker Professor Dr. Bolander, der mich sehr freundlich
aufnahm, mir manchen botanischen Rat erteilte, uns in den schönen
Park von Portland führte und uns einen längeren Aufenthalt am
Mt. Hood empfahl. Wir reisten daher am 18. Juli nach der Station
Hood River, an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den
Columbia gelegen, indem wir am romantischen Ufer des Columbia
zwischen Felsen hindurch und an zahlreichen Inseln und Strom-
schnellen vorüberfuhren. Wir liessen unser Gepäck in Hood River
zurück und wanderten, mit den nötigsten Gerätschaften versehen,
zwei Tage lang durch Prairien, Flüsse und Wälder bei 98° F. (370 C.)
den Mt. Hood hinan bis in die Nähe der Schneegrenze, wo ein
Farmer drei Zelte aufgeschlagen hatte, von denen wir eines für die
Zeit vom 21. bis 26. Juli mieteten. Wir durchsuchten die Gebirgs-
thäler und Höhen und führten am 24. Juli von morgens 1/,5 Uhr
bis nachmittags 5 Uhr ohne Führer eine Besteigung des etwa
12000 Fuss hohen schönen Kaskadenberges aus. Wir fanden nahe der
Bergspitze in einer Höhe von 11000 Fuss mitten im Eis eine Stelle
von der Grösse eines Wohnzimmers mit frischem Grün bedeckt,
das von den heissen Wasserdämpfen, die zahlreichen kleinen
Kratern der Umgebung entströmten, erwärmt wurde. Die Krater
waren mit einer schleimigen Alge ausgekleidet, während der Boden
mit zwergigen, kompakten Exemplaren von Barbula artocarpa Lesqu.,
Leptotrichum homomallum, Ceratodon purpurens, Grimmia incurva
Schwg., Racomitrium canescens, Pohlia eruda und Webera nutans be-
deckt war. Beim Abstieg kamen wir beide zu Fall, suchten ver-
geblich mit unseren Alpenstöcken die windschnelle Fahrt aufzuhalten
und hatten unsere Rettung nur einem Steinfeld zu verdanken, auf
das wir mit grosser Gewalt auffuhren.
In den vier Tagen unseres Zeltaufenthalts am Mt. Hood sam-
melte ich an neuen Arten wnd Varietäten das schon von mir bei
‘aston und Weston aufgefundene Bryum lueidum Britt. an einem
Gletscherbach, ferner Dieranoweisia Roellii Kindb. an Felsen nahe
der Schneegrenze, Dieranum Starkii W. u.M. var. pygmaum Kindb.
an Felsen, Polytrichum serangulare Fl. var. nivale Kindb., Neckera
Menziesii Hook. var. limnobioides Ren. u. Card., Camptothec. lutescens
195
var. occidentale Ren. u. Card. f. alpina, Brachythec. rejlexum St. var.
paeificum Ren. u. Card. an Bäumen, Brachythee. pseudoerythrorhizon
Kindb. und das neue Lebermoos Marchantia oregonensis Steph. an
einem Gletscherbach.
Ausserdem sammelte ich am Mt. Hood: Andreaea Macouni
Kindb., Dieranella subulata Seh., Dieranum fulvellum Sm., strietum
Schl., Fissidens rufulus Br. u. Sch., grandifrons Brid., Barbula
laeviuscula Kindb., Mülleri Bruch., Grimmia conferta Fk., montana
Br. u. Sch., Racomitr. afpine Lindb., Orthotrich. rivulare Turn.,
Bartramia Menziesii Turn., Pohlia commutata Ldbg., eueullata Schwer.
gracilis Ldbg., longicolla Ldbg., Ludwigii Sch., albicans Sch. var.
sparsa Hpe., Pryum cuspidatum Br. Eur., Mühlenbeckii Br. u. Sch.,
Mnium Menziesii 6. M., Oligotrichum aligerum Mitt., Polytrichadelphus
Lyallii Mitt., Antitrichia californica Sull., Pseudoleskea rigescens Wils.,
Brachythee. collinum Sehl., intricatum Hdw., Scleropodium obtusifolium
Hook., Thamnium Bigelowii Sull., Hypnum plumifer Mitt., Limnobion
viridulum Hartm. (neu für das Festland von Nord-America), Limn.
ochraceum Turn. f. tenuwis et var. Hlaccidum Milde, Hylocomium robustum
Hook. und neben anderen Lebermoosen auch Scapania irrigua Spr.
und Sarcoscyphus ustulatus Spr.
Am 25. Juli traten wir, wie Pferde bepackt, den Rückweg
an, schliefen auf einem Heuhaufen im Freien und gelangten am
Abend des 26. nach Hood River zurück. Dort fand ich am 29. am
Ufer des Columbia an Weidenstrünken neben Leskea polycarpa var,
paludosa und Barbula latifolia Br. noch die neue Myrinia Dieckii
Ren. u. Card. und an den Felsen am Ufer Barbula elata Dur. u.
Mont. f. minor und Eurhynch. Stokısii Turn. f. aquatica.
Wir sagten dem schönen Kaskadengebirge Lebewohl und fuhren
an den Stromschnellen und Felsen des Columbia vorüber und durch
die weite Sandebene seines Mittellaufs nach Spokane Falls und
von hier in die Rocky Mountains.
Am 1. August hielten wir in Sand Point am Pend d’Oreille
Lake im Staate Idaho an und blieben hier drei Tage. Da der
sandige Strand wenig Moosvegetation zeigte und ich mich hier be-
sonders der Jagd auf Wasservögel widmete, so blieb die Moosbeute
eine verhältnismässig geringe. Doch fand ich am Ufer des Sees,
der 2000 Fuss hoch liegt, zwei neue Varitäten, Hypnum Wilsoni
Sch. var. occidentale Ren. u. Card. und Hypnum aduncum Hdw. var.
‚Rliforme hen. u. Card. (f. tenuis Ren.) und ausserdem Bryum eus-
pidatum Br. eur., Fontinalis tenella Card., Brachythee. laetum Brid.,
Hypnum jluwtans L. var. capillifolium Warnst. (H. capillifolium
Warnst. var. Lindbergii Sanio), Hypnum Patientiae Ldbg. var.
demissum Sch.
Am 4. August fuhren wir, nachdem Herr Riss aus den Rocky
Mountains zu uns gekommen war, über Rathdrum, wo ich im
Vorübergehen Fontinalis Neo-Mexicana Sull. u. Lesqu. var. columbica
Card. sammelte, nach der in einem Seitenthal der Rocky Mountains
gelegenen alten Minenstadt Coer d’Alene in Idaho, wo wir bis zum
8. August weilten.
13*
196
Die Umgebung des Städtchens ist malerisch. Aus dem etwa
3000 Fuss hoch gelegenen See steigen schroffe, teils kahle, teils
bewaldete Berge empor, die reiche Moosbeute gaben; am anderen
Ufer des Sees breitet sich diehter Urwald aus, in den ich über die
rauchenden Trümmer eines vom Feuer zerstörten Teils ziemlich tief
eindringen konnte,
An neuen Arten und Varitäten fand ich: Dieranum palustre
La Pvl. var. Sehlotthaueri Barn., das ich auch schon bei Easton ge-
sammelt hatte, am Seeufer; und Grimmia tenella C. Müll. auf sonnigen
Glimmerschiefer-Felsen am See.
Ausserdem sammelte ich in der Umgegend von Coer d’Alene:
Dieranum Howellii Ren. u. Card., Dier. subpalustre C. M. u. Kindb.,
Barbula brachyangia C. M. u. Kindb., Grimmia montana B. u. Sch.
ovata W. u. M. var. graeilis C. M.? Amphoridium lapponicum Seh.,
Orthotrich. teranum Sull., Encalypta Macounii Aust., Bartramia
Menziesii Turn., Mnium venustum Mitt., Fontinalis Kindbergi Ren.
u. Card., Dichelyma uneinatum Mitt. et var. eylindricarpum Card.,
Neckera Menziesii Hook., Antitrichia californica Sull., Claopodium
erispifol. Hook., Camptothee. aeneum Mitt., Brachythee. idahense Ren.
u. Card. f. stenocarpa Ren. u. Card., Seleropodium caespitosum Wils.,
Eurhyneh. strigosum var. fallax Ren. u. Card., Hypnum subimponens
Lesqu., ypn. Patientiae Ldbg. var. demissum Sch.
Wir fuhren in der Nacht vom 8. zum 9. August wieder an
den Pend d’Oreille-See zurück und blieben einige Stunden in
Heron in Montana, einer Bahnstation, die an der Grenze von Idaho
am romantischen Clarkfluss in den Rocky Mountains 2300 Fuss
hoch liegt.
Hier fand ich das früher schon bei Helena und Garisson auf-
gefundene neue Orthotrich. Schlotthaueri Vent. an den Felsen des
Clark-Flusses und sammelte ausserdem Trichodon eylindrieus Sch.,
Scouleria aquatıca Hook., Timmia austriaca Hdw., Neckera Menziesii
Hook., Pseudoleskea atrovirens Diceks. var. ‚lamentosa Boulay, (lao-
podıum erispifolium Hook.
Wir fuhren dann flussaufwärts bis zur Mündung des Jocko
River in den Flathead River und schlugen bei der unweit Missoula
gelegenen Station Ravalli in Montana in einer Indianer-Reservation
am Ufer des Jocko bei 2500 Fuss Höhe unser Zelt auf. Hier
blieben wir vom 9. bis 22. August. Da wir das für uns nach
Coer d’Alene gesandte Geld nieht beizutreiben vermochten, so waren
wir bald von allen Mitteln entblösst und mussten uns von Jagd und
Fischfang und von halbreifen Vogelkirschen und Faulbaumbeeren
kümmerlich ernähren. Zudem wimmelte es von Mosquitos und
Klapperschlangen in der Umgebung, sodass unsere Lage keine an-
genehme war. Die Indianer waren freundlich und erlaubten uns in
ihrem Revier zu fischen und zu jagen; ihr Häuptling Macdonald,
ein Halbindianer, zeigte sich uns besonders gefällig.
Ravalli ist von kahlen Hügeln umgeben, die nur eine geringe
Moosflora aufweisen. Auch die Ufer des Jocko-Flusses sind wenig
ergiebig. Viel bedeutender und reicher ist die Moosflora einige
197
Meilen nördlich von der Station, an den sogenannten Missions Ranges,
einer Kette der Rocky Mountains, bei der Indianer-Mission St. Ignatius.
Dorthin unternahm ich am 21. August von früh 5 bis abends 7 Uhr
einen Ausflug mit Herrn Riss und machte an dem einen Tag bessere
Beute, als in Ravalli während der zwei Wochen.
Als neu fand ich hier das bereits bei Helena, Garisson und
Heron gefundene Orthotrich. Schlotthaueri Vent. und Drachythee.
albicans var. occidentale Ren. u. Card., das ich auch bei Easton in
den Kaskaden gesammelt hatte.
Ausserdem sammelte ich im Missionsgebirge: Dieranum strietum
Schleich., Distichium inclinatum Ehrh., Barbula me jalocarpa Kindb.,
Grimmia leucophaea Grev., Ulota Hutchinsiae Sch., Orthotrich. Ohioense
Sull., Philonotis Mühlenbergüi Brid., Brypum cuspidat. Br. eur., Neckera
Menziesii Hook., Brachythee. laetum Brid., Burhymeh. strigosum var.
JFallax Ren. u. Card., Amblysteg. compactum C. M., Hypnum hispidulum
Brid., Hypn. ochraceum Turn. var. flaccidum Milde, Hypn. aduncum
Hdw. f. jalcata Ren.
Um Ravalli sammelte ich Barbula rubella Mitt, Barb. elata
Dur. u. Mont., Philonotis Mühlenbergüüi Brid., Fontinalis Neo-mexicana
Sull. u. Lesqu., (amptothecium aeneum Mitt., Seleropodium obtusifolium
Hook., Hypnum hispidulum Brid., Hypn Bergenense Aust., Hypn.
symmetricum Ren.u.Card., Hypn. aduncum Hdw. var. polycarpum Bland.
Ich hatte zu Beginn unserer Expedition mit meinem Schwager
in Chicago eine Reise durch den Yellowstone Nationol-Park ver-
abredet und verabschiedete mich daher Ende August von meinen
Begleitern, die einen Ausflug ins Missionsgebirge unternahmen und
später wieder nach Westen reisten. Ich begab mich am 22. August
nach Deer Lodge in Montana, wo ich vom 23. bis 29. August
als Gast des mit Herrn Dr. Dieck befreundeten Herden- und Minen-
besitzers Herrn Kohrs weilte. Deer Lodge liegt in den Rocky
Mountains in einer Höhe von 4000 Fuss auf kahler Hochebene,
welche für meine Moosforschungen nicht günstig war.
Ich fand um Deer Lodge eine neue Varietät: //ypnum Wilsoni
Sch. var. occidentale Ren. u Card. Ausserdem sammelte ich: Pottia
Heimii Fürnr., Desmatodon cernuus Br. u. Sch., Bryum turbinatum
Schwgr., Mnium serratum Brid., Fontinalis hypnoides Hart., Amblysteg.
Juratzkanum Sch., varium Hdw., subeompaetum C. M. u. Kindb,.,
Hypnum aduncum var. gracile Sch., var. Kneifni Sch., var. attenuatum
Boulay und var. intermedium Bıy. eur.
Am 29. August reiste ich nach Livingstone, wo ich mit
meinem Schwager und seiner Tochter zusammentraf. Von hier aus
fuhren wir nach Cinnaber und machten vom 1. bis 6. September
eine Wagenfahrt durch den National-Park, zuerst an die Mam-
mouth Hot Springs, wo hundert heisse Quellen Tag und Nacht
bemüht sind, die abenteuerlichsten Gestaltungen und wunderbarsten
Terrassen durch Ausscheidung von Kalksinter zu bilden: dann durch
das Thal des Gardiner Flusses und durchs goldene Thor auf die
Hochebene, die in einer durchschnittlichen Höhe von 7000 Fuss den
eigentlichen National-Park bildet. Die Hochebene ist meist kahl;
198
nur in den Flussthälern wachsen Gräser und dünne Wälder von
Pinus ponderosa. Im Norris Geysir Bassin und Lower Geysir
Bassin, wo Geysire, Farbentöpfe, Schwefelhügel und Biberdämme
die Aufmerksamkeit der Reisenden erregen, finden sich nur wenig
Moose, unter ihnen Racomitr. lanuginosum, Thuidium Blandowii und
Grimmia montana. Etwas reicher an Moosen ist das Upper Geysir
Bassin, in dem zahlreiche Geysire periodisch springen, unter ihnen
der Old Faithful, der alle 50 Minuten eine Wassersäule von 150 Fuss
Höhe in die Lüfte sendet. Am moosreichsten erwies sich das Grand
Cannon des Yellowstone-Flusses, wo wir vorzüglich am Upper-Fall
reiche Beute machten.
Dieselbe ergab drei neue Arten: Barbula submegalocarpa Kindb.
an Felsen, Scouleria catilliformis C. M. auf Steinen im Wasser eines
Seitenthälchens am Yellowstone-Fluss in der Nähe des Upper-Fall-
Hotels, Orthotrich. praemorsum Vent. an Felsen des Yellowstone-
Thals: sowie zwei neue Unterarten: Grimmia tortifolia Kindb. subsp.
pellueida Kindb. an sonnigen Felsen und Amdlysteg. Schlotthauert
Ren. u. Card. an feuchten Felsen daselbst; ferner zwei neue Varie-
täten: Dieranum Roellii (Barn.) Kindb. var. Schlotthaueri (Barn.)
Kindb. und Hypnum aduncum Hdw. var. Roellii Ren.
Ausserdem sammelten wir im National-Park: Dieran. Mühlen-
beckii Br. u. Sch., @rimmia conferta Fk., torquata Hornseh. efr.
(die Frucht war bis dahin unbekannt), Amphorid. lapponicum Sch.,
Orthotrich. laevigatum Sch., pallens Br. var. parvum Hdw., eziguum
Sull., Douglasii Duby, Külliasi C. M. (bisher nur aus Grönland be-
kannt), urnigerum Myr., Philonotis Mühlenbergii Brid., Pohlia longieolla
Ldbg., Bryum eirrhatum Hoppe, cuspidatum Br. Eur. Mühlenbeckit
Br. u. Sch., subrotundum Brid., Timmia austriaca Hdw., Fontinalis
hyymoides Hartn., Dichelyma uneinatum Mitt., P’seudoleskea atrovirens
Dicks. var. brachyeladum B. S., rigescens Ren. u. Card., Brachythee.
laetum Brid., eollinum Sehl., oedipodium Mitt., Hypmum pseudostrami-
neum Ö. M., Heujleri Jur.’f. gracilis.
Am Beaver Lake in der Nähe des Obsidian Cliffs fand ich bei
7000 Fuss Höhe auf einer Lehmschicht über dem vulkanischen Tuff
in waldloser Gegend, nur von Weidengebüsch umgeben, ein kleines
Torfmooslager mit mehren Formen von Sphagnum jimbriatum Wils.
var, densum m., var. tenue Grav., var, gracılescens m., var. flagelliforme
W.; sie waren gefroren und thauten erst am Mittag auf.
Wir fuhren am 6. September nach Cinnaber und Livingstone
zurück und von hier durch die Staaten Montana, Dacota und Minnesota
nach Minneapolis. Am 11. September reisten wir von St. Paul
nach Chicago, wo ich die Kisten der unterwegs gemachten Samm-
Jungen vollzählig vorfand und an das Ordnen des Materials gehen,
auch noch mehrere botanische Ausflüge unternehmen konnte.
Die Umgegend von Chieago ist flach, kahl und arm an Moosen.
Nur auf der Nordseite bei Graceland, Argyle, Edgewater und im
Sehützenpark breitet sich etwas Laubwald aus. Auf den Ausflügen,
die ich mit meinem Schwager, meinem Bruder und ihren Familien
in die Umgegend unternahm, sammelten wir die neue Unterart
199
Weisia viridula Hdw. subsp. longirostris Kindb. auf Erde bei Waukegan
am Michigan-See, sowie die folgenden drei neuen Varietäten: Diera-
num scoparium Hdw. var. eurydictyon Kindb. an sandigen feuchten
Stellen bei Graceland und Edgewater in der Nähe des Michigan-Sees,
Orthotrichum speciosum Nees var. Roellii Vent. an Felsen bei Argyle
und Anomodon attenuatus Hdw. var. brevifolius Ren. u. Card. im
Laubwald bei Argyle.
Ausserdem sammelten wir in der Umgegend von Chicago:
Pleuridium Bolanderi C. M., Tortella caespitosa Limpr., Orthotrich.
rupestre Schleich., Philonotis caespitosa Wils., Bryum cuspidatum Br.
eur., pendulum Hornsch., Bryum ontariense Kindb., Catharinea
angustata Brid., Polytrichum ohioense Ren. u. Card., Thelia asprella
Sull. var. ZLescurii Sull., Anomodon rostratus Hdw., obtusifolius
P. B., Pylaisia intricata Hdw., Platygyrium repens Brid., Cylindrothee.
cladorrhizans Hdw., seductriw Hdw., Climacium americanum Brid.,
Brachythec. acuminatum P. B., Br. digastrum C. M. u. Kindb. (auch
1889 von Macoun in Nord-Amer. gefunden), Rhynchosteg. serrulatum
Hdw., Amblysteg. hygrophilum Sch., variım Hdw., Kochii B. S.,
Hypnum hispidulum Brid., imponens Hdw., pratense Koch.
Von Chicago aus unternahm ich vom 28. Septbr. bis 2. Oktbr.
und vom 29. Novbr. bis 2. Dezbr. Jagdausflige an die Südseite
des Michigan-Sees, an den Calumet-Fluss bei Lake Station,
Liverpool und Hobart im Staate Indiana. Einige bewaldete
Höhenzüge erheben sich aus dem sumpfigen Flussthal und bergen
eine ziemlich reiche Moosvegetation. Quercus rubra, coccinea, bicolor,
palustris, nigra sind hier die hauptsächlichsten Waldbäume.
Ich fand hier die neuen Varietäten: Anmomodon attenuatus Hdw.
var. brevifolius Ren. u. Card. an Eichenstämmen (auch bei Chicago),
Brachythecium laetum Brid. var. fallaw Ren. u. Card., var. Roelli
Ren. u. Card., var. pseudo-acuminatum Ren. u. Card. auf Waldboden
an Baumwurzeln, Hypnum Haldanianum Grev. var. Roellii Ren. u.
Card. an Baumstrünken am Calumet-Fluss und Hypn. aduncum Hdw.
var. jlevile Ren. am Calumet River.
Ausserdem sammelte ich: Dieranum jlagellare Hdw., Dier.
canadense Kindb. (Macoun 1889), Dier. majus Turn., Leptotrich.
tortile var. pusillum Sch., Philonotis caespitosa Wils., Bryum ventri-
cosum Dicks., Bryum ontariense Kindb, Aulacomnium heterostichum
Br. eur., (atharinea angustata Brid., Thelia asprella Sull., Pylaisia
intricata Hdw., subdentieulata Sch., Uylindrothee. eladorrhizans Hdw.,
seductrie Hdw., Climacium americanum Brid. et var. Kindbergii Ren.
u. Card., Brachythec. acuminatum P. B. et var. gracilescens, Isotheeium
myosuroides var. stoloniferum C. M., Rhynchosteg. serrulatum Hdw.,
Amblysteg. hygrophilum Sch., Hypnum hispidulum Brid., Elodium
paludosum Sull,
Unter den bei Lake Station gesammelten Torfmoosen fand ich
folgende neue Varietäten: Sphagnum fuscum Kling. var. filiforme m.,
Sph. acutifolium Ehrh. var. Schlotthaueri m. Sph. recurrum Pal. var.
Indianensis m., Sph. subsecundum var. Indianensis m. Sph. contortum
Schltz. var. Lindbergii m.
200
Ausserdem sammelte ich dort noch: Sphagnum plumulosum m.,
var. luridum Hüb. et f. dimorpha, Sph. recurvum var. majus Ang.
var. gracile Grav., Sph. laricinum Spr. var. falcatum Schl., Sph.
subsecundum Nees. var. majus m. in mehreren Formen, Sph. medium
Limpr. var. brachyeladum m., var. lavum m., Sph. glaucum Kling.
var. globiceps Schl., Sph. cymbifolium Hdw. var. fuscescens W.
Am Calumet-Fluss bei Hobart sammelte ich: Sphagnum Schimperi
m. var. deflewxum m., Sph. subsecundum Nees. var. strictum m., Sph.
glaucum Kling. var. rigidum m., Sph. papillosum Ldbg. var. brachy-
cladum Schl.
Vom 7. bis 17. November unternahm ich noch einen
botanischen Ausflug nach Wisconsin.
Bei Milwauki sammelte ich in einem sumpfigen Wäldehen
von Larix amerieana: Dieranum Schraderi Schwgr. und Cutharinea
angustata Brid. und die neue var. Sphagnum Wilsoni m. var. quinque-
farium m. in mehreren Formen.
In Princeton bei Fond ou Lac in Wisconsin blieb ich vom
12. bis 15. November und konnte hier durch die freundliche
Unterstützung des Herrn Pfarrers Hoyer, der mich in seinem Wagen
ausfuhr, reiche Beute an Moosen machen. Die Gegend ist flach bis
auf einzelne grosse Indianer-Grabstätten (Indian Mounds) und wenige
bewaldete Hügel. Die Laubwälder bestehen hauptsächlich aus Quereus
rubra, eoccinea, alba, macrocarpa, imbricaria; die Nadelwälder aus
Pinus Banksiana, rvesinosa, Strobus, Abies alba, nigra, Canadensis.
Sümpfe und Teiche finden sich zahlreich. An ihren Ufern wachsen Abies
balsamea, Lari.x americana, Thuja oceidentalis, Taxodium distichum,
Juniperus Sabina, Myrica Gale und verschiedene Weiden; zuweilen
auch die insektenfressende Sarracenica purpurea. Ich durehsuchte
die Sümpfe und Teiche mit langen Gummistiefeln, was bei der dem
Gefrierpunkt nahen Temperatur nicht gerade angenehm war. In
einem Nadelwaldsumpf konnte ich ein grosses Torfmooslager botanisch
ausbeuten. Dagegen hatte ich am schönen Green Lake leider zu
wenig Zeit zu einer gründlichen Durchsuchung; doch gelang es mir,
während der Pfarrer im nahen Dorf Konfirmationsstunde hielt, eine
gute Zahl verschiedener Torfmoosformen aus dem im nachbarlichen
Eichenwald gelegenen See zu sammeln, deren Präparation mich bis
lange nach Mitternacht im kalten Gasthofszimmer beschäftigte.
Ich fand bei Princeton auf Waldboden die neue Unterart
Brachythee. acuminatum (Pal.) subsp. stenocarpa (Ren. u. Card.) Kindb.,
und in einem Sumpf die bereits von mir bei Sand Point am Pend
d’Oreille-See neu aufgefundene Varietät liforme Ren. u. Card. des
Hypnum aduncum Hdw.
Ausserdem sammelte ich: Dieranum Schraderi Schwgr., Barbula
sparsidens Ö. M. u. Kindb., Grimmia depilata Kindb., Meesia trichoides
Spruce, Bryum cuspidatum Br. Bur., pseudotriguetrum var. gracilescens,
Anomodon rostratus Hdw., Uylindrothee. eladorrhizans Hdw., seduetrix
Hdw., Thuidium gracile B. S., Blandowi W. u. M., Brachythee.
laetum Brid., «cuminatum P. B., Novae anglica Sull. u. Lesqu.,
Eurhyneh. strigosum Hoff, var. diversifolium Ldbg., Rhynchosteg.
201
serrulatum Hdw., Amblysteg. Sprucei B. S., hygrophilum Sch., varium
Hdw., Hypnum hispidulum Brid., bergenense Aust., polygamum Sch.
f. divisa, H. aduncum Hdw. var. gracilescens Schl., H. Sendtneri
Sch., Patientiae Lindb. f. robusta, pratense Koch, Haldanianum Grev.
Unter den Torfmoosen von Princeton fanden sich folgende neue
Varietäten: Sphagnum Wilsoni m. var. quwinquefarium m. in vielen
verschiedenen Formen, Sph. acutifolium Ehrh. var. fuscum m. Sph.
recurvum Pal. var. rigidulum m., Sph. subsecundum Nees. var.
Dieckii m., Sph. medium Lpr. var. gracile m.
Ausserdem sammelte ich noch bei Princeton: Sphagnum aeuti-
folium Ehrh. var. elegans Braith., Sph. recurvum Pal. var. gracile
Grav., Sph. subsecundum Nees. var. molle W. var., natans Schl.,
Sph. medium Lpr. var. compactum Schl. u. W., var. brachycladum m.
var. lazum m., Sph. glaucum Kling. var. contortum m., var. imbri-
catum m., var. laxum m., var. squarrosulum Nees., var. Roellü Schl.
var. platyphyllum m., Sph. eymbijolium Hdw., var. compactum Schl.
u. W., var. laxum
Unter diesen Torfmoosen ist besonders eine Form von SpA.
Wilsoni interessant, welche sich im ganzen Seegebiet häufig findet
und die ich ihrer fünfreihigen Astblätter wegen var. quinquerarium
genannt habe. Sie hat viel Ahnlichkeit mit dem von Russow auf-
gestellten Sph. Warnstorfi. Eine andere interessante Form von
Sph. Wilsoni, var. tenellum, habe ich f. fusca genannt. Sie ist dem
Sph. fuscum ähnlich und hat auch die Farbe desselben, aber die
Stengelrinde und einzelne Astchen zeigen eine rote Farbe.
Im Schneegestöber fuhr mich der Pfarrer am 15. November
nach Montello. Von hier reiste ich weiter nach Kilborn, das
romantisch am Wiseonsin River liegt, dessen Sandsteinfelsen unter
dem Namen Dalles of Wisconsin bekannt sind und besonders in
der Nähe von Kilborn in den abenteuerlichsten Gestalten erscheinen.
Da der Fluss zum Teil gefroren und der Dampferverkehr eingestellt
war, bewog ich einen Schiffer, mich im Kahn an die Felsen und
Schluchten zu fahren. In einer Felsenhöhle zündete mein Ruderer
ein Feuer an und wärmte sich, während ich in der nahen Schlucht
die gefrorenen Moose sammelte, unter ihnen die schon von mir bei
Chicago, Ill. und Hobart, Ind. gesammelte neue Varietät brevifolium
Ren. u. Card. von Anomodon attenuatus Hdw., ausserdem Fissidens
subbasilaris Hdw., Eustichia norvegica C. M., Grimmia leucophaea
Grev., Philonotis marchica Brid., Catharinea angustata Brid., Pogonatum
alpinum L., Pylaisia pseudo-platygyrium Kindb., Brachythee. laetum
Brid., Rhynchosteg. geophilum Aust., Hypnum Haldanianum Grev.
Am Morgen des 17. November war es so kalt, dass ich
meinen botanischen Ausflug beendigen musste. Ich kehrte über
Madison, wo ich Professor Barnes besuchte, nach Chicago zurück.
Am 6. Februar 1889 reiste ich von Chicago nach dem
Niagara, wo ich bei einer Kälte von —20° C, auf Botanisieren
verzichten musste und nur einige Frucht-Exemplare von G@ymno-
stomum curvirostre Hdw. in der Nähe des Wasserfalls sammelte.
Dagegen konnte ich noch vom 9. bis 12. Februar in New Durham
202
in New Jersey bei New York als Gast des Kunstgärtners Herrn
Mosenthin unter dessen Führung einige Torfmoore besuchen und
Dieranum miquelonense Ren. u. Card., Dier. canadense Kindb., Mnium
decurrens ©. M. u. Kindb. und die neue Varietät Arhynchostegium
serrulatum Hdw. var. eriense Kindb. sowie eine Anzahl gefrorener
Torfmoose sammeln, darunter die neuen Varietäten:
Sphagnum subsecundum Nees. var. latifolium m., Sph. glaueum
Kling. var. tenue m. und var. Schliephackeanum m. und ausserdem
Sphagnum jimbriatum Wils. var. submersum m. in mehreren Formen,
Sph. obtusum W. var. larieinum m. in mehreren Formen, SpA. teres
Ang. var. submersum W. in mehreren Formen, Sph. subsecundum
Nees. var. Roederi m., Sph. medium Lpr. var. immersum Schl., Sph.
glaueum Kling. var. compactum m., var. rigidum m., var. platy-
phyllum m.
Am 13° Februar 1889 fuhr ich mit dem Lloyddampfer
„Lahn“ nach Bremerhaven, wo ich am 22. Februar ankam und
den ganzen Tag mit der Zollbehörde wegen Einlass meiner Samm-
lungen zu unterhandeln hatte. Nachdem die Kisten mehrere Male
geöffnet und begutachtet waren, konnte ich dieselben endlich mit
Hülfe eines sachverständigen Kollegen aus ihrer Haft befreien und
dem Ausrüster der Expedition, meinem Freunde Dr. Dieck in
Zöschen bei Merseburg, überbringen.
Systematische Übersicht.
A. Laubmoose.
Ordo I. Schizocarpae.
Trib. Andreaeaceae.
Andreaea petrophila Ehrh., Wash.
A. Macouni Kindb., Oreg.
Ordo II. Cleistocarpae.
Trib. Bruchiaceae.
Pleuridium Bolanderi C. M., lin.
Ordo III. Stegocarpae.
Trib. Weisiaceae.
Hymenostylium curvirostre Lindb., Minn.
Weisia viridula Hdw,, Wise,
subsp. longirostris Kindb., Illin.
Dieranoweisia eirrhata Lindb., Vanc., Wash., Oreg.
D. Roelli Kindb., Oreg.
Cynodontium polycarpum Sch., Vanc., Wash., Id., Wyom.
Dichodontium pellueidum Sch., Wash.
var, flavescens Husn., Wash.
203
D. subflavescens Kindb., Wash.
Oncophorus virens Brid., Wash.
var. serratus Br. u. Sch., Wash.
Dieranella Schreberi Sch , Wash.
var. lenta Limp., Wash.
D. rufescens Sch., Wash., Oreg.
D. rubra Huds. (D. varia Sch.), Mont., Illin.
D. secunda Lindb. (D. subulata Sch.), Oreg.
D. heteromalla Sch., Vane., Oreg., Wash., Wise., Illin., Ind.
Diceranum fulvellum Sm., Oreg.
. hyperboreum Sm., Oreg.
. Starkii W. u. M., Wash.
var. pygmäum Kindb., Oreg.
. Bergeri Bland. (D. Schraderi Sch.), Wise.
. Bonjeani De Not. (D. palustre La Pyl.), Wyom., Wise.
. subpalustre C. M. u. Kindb., Vane., Id.
. undulifolium C. M. u. Kindb., Vanc., Oreg.
. Roellii Kindb. (D. Bonjeani var. Roellii Barn.), Vanc.
var. Schlotthaueri (Barn.) Kindb. (D. Bonjeani var. Schlotthaueri
Barn.), Id., Wyom.
D. Howellii Ren. u. Card., Wash., Id.
var. trachyneuron Kindb., Wash.
subsp. angustifolium Kindb. (D. angustifol. Kindb.), Vanc.
. leucobasis C. M. u. Kindb., Wash.
. scoparium Hdw., Wash.
subsp. involutum Kindb., Wash.
var. curvulum Brid., Oreg., Wash.
var. eurydietyon Kindb. (D. Bonjeani var. alatum Barn.), lllin.
. hyalinum Kindb., Wyom.
canadense Kindb., Ind.
. Drummondiü C. M., Vanc.
. perichaetiale Kindb., Wash.
erispulum C. M. u. Kindb., Wash., Wyom.
majus Turn., Ind.
. Juscescens Turn., Wash., Oreg.
var. jaleifolium Braith, Wash.
. Mühlenbeckü Br. u. Sch., Wyom.
. flagellare Hdw., Ind.
. strictum Schl., Vane., Wash., Oreg., Mont.
DS
SS te
She)
SISISEBSTSISISISISIS
Trib. Leucobryaceae.
Leucobryum glaucum Sch., Wise., Ind.
Trib. Fissidentaceae.
Fissidens rufulus Br. u. Sch., Oreg.
F. limbatus Sull., Vane., Oreg.
F. subbasilaris Hdw., Wise.
F. adianthoides Hdw., Wash., Mont., Wise.
F. grandifrons Brid., Oreg.
204
Trib. Ceratodonteae.
Ceratodon purpureus Brid., Wash., Oreg., Id., Wyom., Illin.,
Trichodon ceylindricus Sch., Mont.
Ditrichum (Leptotrichum) tortile Hp.
var. pusillum Hdw , Ind.
D. homomallum Hpe., Wash., Oreg.
D. pallidum Hpe., Wise., Illin., Ind.
D. flexicaule Horn., Mont.
Distichium inclinatum Br. u. Sch., Mont., Wyom.
Trib. Eustichiaceae.
Eustichia Norvegica Müll., Wise.
Trib. Pottiaceae.
Timmiella Vancouveriensis Broth., Vane.
Desmatodon cernuus Br. u. Sch., Mont.
Pottia Heimii Turn., Mont.
Ind.
Trichostomum rubellum Hoffm. (Barbula rubella Mitt.), Mont.
Barbula unguiculata Hdw., Minn., Wise., Illin., Ind.
B. convoluta Hdw., Wise.
B. chrysopoda 6. M. u. Kindb., Vance.
B. artocarpa Lesqu., Oreg.
B. subgraeilis C. M. u. Kindb., Mont.
B. sparsidens C. M. u. Kindb., Wise.
B. rigidula Sch., Mont.
3. Jallax Hdw., Oreg., Wash., Mont., Id.
B. elata Dur. u. Mont., Oreg., Mont.
B. robustifolia C. M. u. Kindb., Wash.
B. sinuosa Braith., Wash.
B. vinealis Brid., Wash.
B. eircinatula C. M. u. Kindb., Vanc.
B. tortellifolia C. M. u. Kindb., Vance.
B. subeylindrica Broth., Wash.
B. (Tortella) caespitosa Schwg., Ilin.
B. (Tortula) Dieckii Broth., Wash.
3. (T.) astoriensis Broth.
B. (T.) princeps De Not. (T. Mülleri Br. u. Sch.), Vane.,
B. (T.) brachyangia C. M. u. Kindb., Wash., Id., Mont.
B. (T.) laeviuscula Kindb., Oreg.
B. (T.) montana Nees. (T. intermedia Brid.), Wash., Mont.
B. (T.) pulvinata Jur.
var. lato-exeisa C. M. u. Kindb., Vane.
DL T. ) pseudo- -aciphylla Kindb., W ash , Mont.
B. (T.) ruralis ],., Mont.
B. CT.) megalocarpa Kindb., Wash., Mont.
B. (T.) submegalocarpa Kindb., W ash,, Wyom.
B. (T.) laevipila Schwg., W ash.
B. (T.) latifolia Bruch. (T, mutica Ldbg.), Oreg.
217.) subulata L., Mont.
Wash.
205
Trib. Grimmiaceae.
Scouleria aquatica Hook., Oreg., Wash., Mont.
S. catilliformis C. M., Wyom.
Schistidium apocarpum Hdw., Wash., Mont.
var. rivularis B. S., Wyom.
Sch. confertum Fk., Oreg., Wash., Wyom.
Grimmia anodon Br. eur., Mont.
@. aquatica ©. M., Vane.
@. tortifolia Kindb.
subsp. calvescens Kindb., Vanc.
subsp. pellueida Kindb., Wyom.
. pulvinata Hdw., Oreg., Wash.
. trichophylla Grev., Vanc., Oreg., Wash., Id.
. torguata Horn., Wash., Wyom.
ovata W. u. M., Wyom.
var. gracilis C. M., Id.
leucophaea Grev., Oreg., Wash., Mont., Wise.
depilata Kindb., Wise.
tenerrima Ren. u. Card., Mont.
incurva Schwg., Oreg.
calyptrata Hook., Mont.
montana Br. u. Sch., Oreg., Wash., Id, Wyom.
tenella C. M., Id.
cinclidodontea C. M., Wash.
crassinervia GC. M., Vanc.
acomitrium speciosum C. M., Vanc.
. patens Hüb., Oreg., Wash, Id.
. micropus Kindb., Wash.
ajjine Ldbg., Oreg., Wash.
aciculare Brid., Wash., Id., Wyom.
. heterostichum Brid., Vanc., Wash., Oreg., Id.
var. micropoides Kindb., Wash.
. canescens Brid., Vanc., Wash., Oreg.
var. ericoides Br. u. Sch., Wash., Oreg.
R. lanuginosum Brid., Wyom.
Hedwigia ciliata Ehrh., Vane., Id., Mont., Wise.
Braunia californica Lesque., Vanc., Wash., Oreg.
Trib. Orthotricheae.
Ptychomitrium Gardneri Lesqu., Wash.
Amphoridium lapponicum Sch, Vanc., Wash, Id., Wyom.
A. Mougeotü Sch., Vanc., Wash.
A. californieum Lesqu., Wash.
Ulota Hutchinsiae Sch., Mont.
U. crispa Brid., Wash.
U. megalospora Vent. (U. subulifolia C. M. u. Kindb.), Wash.
Orthotrichum stenocarpum \ent., Wash.
O. Roellii Vent., Wash.
O. Schlotthaueri Vent., Mont.
VARAAARAER ARRAN
Sn BIS
206 |
O. euryphyllum Vent., Wash.
O. praemorsum Vent., Wyom.
O. rhabdophorum Vent., Wash.
O. rupestre Schl., Wash., Id., Wyom., lllin.
O. Douglasii Duby, Wyom.
O. Killiasii C. M, Wyom.
O. exiguum Sull., Wyom.
O. texanum Sull., Id.
©. Hailii Sull. u. Lesqu., Mont.
O, rivulare Turn., Oreg.
0. ohioense Sull. u. Lesqu., Mont.
O. pallens Bruch.
var. parvum Hdw., Wyom.
O. glabrum (Ren. u. Card.) Vent. (0. columbieum Mitt.), Wash.
O. pulchellum Smith
var, leucodon Vent., Vanc., Wash.
O. urnigerum Myr., Wyom.
O. laevigatum Zett, Wash.
O. affine Sch., Vane., Oreg., Wash.
0, speciosum Nees., Vane., Wash., Mont.
var Roelli Vent., lllin.
O. leiocarpum Br. u. Sch., Wash.
©. papillosum Hp., Vanc., Wash.
f. minor Vent., Wash.
©. Lyellii Hook.
subsp. strietum Vent., Oreg., Wash.
0. obtusifolium Drum, Wash.
Encalypta vulgaris Hdw., Mont.
E. exstinetoria Swartz.
subsp. tenella Kindb., Mont.
E. rhabdocarpa Schwg., Wash., Mont.
E. ciliata Hdw, Wash., Mont.
E. Macouni Aust., Wash., Id.
Trib. Tetraphidaceae.
Tetraphis pelluceida Hdw., Wash.
var. obtusifolia Kindb., Wash.
Trib. Splachnaceae.
Tetraplodon mnioides Br. eur., Wash.
Trib. Funariaceae.
Physcomitrium pyriforme Brid., Illin.
Funaria hygrometrica Sibth., Wash., Oreg., Id., Wyom., Ind., Illin.
F. convoluta Hpe., Wash.
Trib. Bryaceae.
Leptobryum pyriforme Wils., Wash., Oreg., Id., Wyom., Illin,
Pohlia (Webera) albicans Lindb., Wash., Oreg., Id., Ind.
subsp. sparsa Hp., Oreg., Wyom.
u u iD ID
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sy yrhn SIE
ssssasT FIabs
207
longibracteata Broth., Oreg.
commutata Lindb., Oreg.
Ludwigii (Sch.), Oreg.
graceilis Lindb., Oreg.
annotina Lindb., Wash., Oreg.
carnea Lindb., Dacota.
nutans Lindb., Vane., Wash., Oreg., Wyom., Wise.
cucullata Schwg., Oreg.
cruda Lindb., Wash., Oreg., Wyom.
f. gracilis Oreg.
longieollis Lindb., Wash., Oreg., Wyom.
ryum Roelli Philib., Wash.
pendulum Sch., Wyom., Illin.
cirratum Lindb., Wash., Wyom.
. affine Lindb. (B. cuspidatum Sch.). Vane., Wash., Oreg., Mont.,
Id Wise, Ilin.
bimum Schreb., Wash., Id., Illin.
pallescens Schl., Wash.
subrotundum Brid., Wyom.
caespiticum L., Vanc., Wash., Oreg., Wyom., Id., Mont., Minn.,
Ind., Illin.
argenteum L., Illin., Ind.
Mühlenbecki Br. eur., Wash., Oreg., Wyom.
alpinum L.
subsp. appressum Kindb., Wash.
Atıateriae C. M., Vanc., Wash.
. pallens Sw., Or., Wyom.
Dwvalii Voit., Wash.
turbinatum Schwg., Wyom., Mont.
speudotriquetrum Schwg., Vanc., Wash., Wyom., Mont., Ind.
var. gracilescens Sch., Wash., Wyom., Wise.
capillare L., Vane., Wash., Oreg., Id., Mont., Wyom., Illin.
. oceidentale Sull., Mont.
oreganum Sull., Wyom.
. torquescens Br. u. Sch., Vane.
. squarrosum Kindb., Oreg.
Doni Grev., Vanc.
. ontariense Kindb., Illin., Ind.
Mnium lucidum Britt. (Mn. Roellii Broth.), Oreg., Wash.
M.
M.
cuspidatum Hdw., Illin., Wise.
venustum Mitt., Vanc., Wash., Id.
M. medium Brg. eur., Vanc., Wash., Oreg., Id.
M. affine Bland., Wash., Wyom., Illin.
M. insigne Mitt., Vance., Wash.
M.
M
M
M,
serratum Schrad., Mont., Wyom., Illin.
. spinulosum Brg. eur., Wash.
. punctatum L., Viect., Oreg., Wash.
. Menziesii 6. M. (Leucolepis acanthoneura Lindb.), Vanc., Oreg.,
Wash.
FRE trichoides S M. uliginosa Hdw.), Wise. A
Aulacomnium Ze Schwg., Vane., Oreg., Wash., Mont, Ind.
4. palustre Schwg., Wash., Id., Wyom., Wise,, Ind.
A. heterostichum Br. eur.,
Bartramia ithyphylla Brid., Oreg., Wash., Wyom.
B. erispa Sw., Wash., Id.
var. pomijormis "Lindb., Wise,
B. Menziesii Turn., Vane., Öreg., Wash., Id.
Philonotis Mühlenbergii Brid., Wash, Wyom., Mont.
P. Macouni Lesqu, Wash.
P. jontana Brid., Wash., Oreg., Mont., Wyom.
P. marchica Brid., Wyom,, Wise.
P. acutizlora Kindb,, Vane.
er glahriuscula Kindb., Wyom.
P. eäspitosa Wils., Ilin., Ind.
P. seriata Mitt., Wash.
Timmia austriaca Hdw., Vane., Wash., Mont., Wyom.
T. bavarica Hessl., Mont.
Trib. Polytrichaceae.
Catharinea undulata W. M., Wash., Oreg.
C. angustata Brid., Wise., Illin., Ind.
C. Seliryni Aust., Wash.
Oligotrichum aligerum Mitt., Oreg.
Polytrichadelphus Lyallii Mitt, Oreg.
Pogonatum alpinum L., Wash., Oreg., Wise.
Polytrichum commune ve Wash, Ilin., Ind.
P. juniperinum Willd., Vane., Wash. Oreg., Id., Mont., Wise., Ind.
P. strietum Banks., Wyom.
P. piliferum Schreb,, Vane., Wash., Id., Wyom., Wise.
F. formosum Hdw., Wash.
P. okioense Ren. u. Card., Illin.
P. serangulare Fl.
var. nirale Kindb., Oreg.
Ordo IV. Pleurocarpae.
Trib. Fontinalaceae.
Fontinalis antipyretica L., Wyom.
var. giganteı Sull., Vanc.
var. rigens Ren. u. Card., Vanc., Wash.
F. neomericana Sull. u. Lesqu., Wash., Mont.
var. columbica Card, Wash., Id.
F. Kindbergii Ren. u. Card., Vane., Wash., Id.
F. Honellii Ren. u. Card., Wash.
4 ee C M., Wash.
. hypnoides Be; Wyom., Mont.
F. tenella Card.,
Dichelyma nn Mitt., Vanc., Wyom., Id.
var. cylindricarpum ÜCard., 1d.
g
ey ,
u
209
Trib. Neekeraceae.
2 Na & Monciesii Hook, Vane., Wash. Oreg, Id, Mont
var. limnobioides Ren. u. Card., Oreg.
V. Douglasii Hook., Vane., Wash,, Oreg.
FE ealifornica Sull,, Vane.
4. abietina Sull., Wash.
Antitrichia curtipendula Brid., Vane., Wash.
var. gigantea Sull., Vanc,, W ash, Oreg.
4. californica Sull., Vane. WW ash., Oreg. ® Id.
Trib. Leskeaceae.
Thelia asprella Sull., Ind., Ilin.
var. Lesceurü Sull., Ilin.
Leskea polycarpa Ehrh., Dacota, Minn., Illin.
var. paludosa Sch., Oreg., Id.
Myrinia (2) Diecki Ren. u. Card., Oreg.
Anomodon rostratus Hdw., Minn., Wise., Illin., Ind.
4A. attenatus Hdw.
var. drevifolius Ren. u. Card., Wise., Illin., Ind.
4. obtusirolius B. S., Minn., Illin.
Pseudoleskea atroeirens Dieks., Wash., Oreg., Wyom., Mont.
var. brachyelada B. S., Wyom.
var. lamentosa Boul., Wash., Oreg., Mont.
subsp. rigescens Lindb. (Hypn. radicosum Mitt), Wash., Oreg.,
Wyom.
P. stenophylla Ren. u. Card., Wash.
Heterocladium heteropterum Spr, Wash., Oreg.
H. dimorphum Brid., Wash., Id.
H. vancouveriense (T Aridium vanc. Kindb.), Wash.
H. aberrans Ren. u. Card., Wash.
Thuidium minutulum Haw., Ind.
T. graeile B. S., Wise.
T. recognitum Hdw., Mont, Wise, Ilin.. Ind.
_T. delicatulum Lindb., Wise., Ind.
T. Blandowü W. u. M. W ash., Wyom,, Wise.
T. elodioides Ren. u. Card., Ind.
Ülaopodium erispifolium Hook , Wash., Oreg., Id., Mont.
Trib. Hypnaceae.
Elodium paludosum Sull., Ind.
Pterigimandrum filiforme Hdw., Id, Wyom., Mont.
| var, Aeteropterum Sch., Wash.
Platygyrium repens Brid., Wise, Ind.
Pylaisia intricata Hdw., lin., Ind.
B 2 subdentieulata Sch., Ind.
ss eiessuriun Kindb,, Wise,
indrotkecium cladorrkizans. Hdw., Wise, Illin., Ind.
ee eerie Hdw., Wise, Hlin., Ind.
. Climae
_ Dese 1896, .
Br.
u dendroides W. u. M., Wash., Id, Wyom., Wise.
210
C. americanum Brid., Nlin., Ind.
var, Kindbergiüi Ren. u. Card., Ind.
Homalotheeium nevadense Lesqu., Wash.
var. subulatum Ren. u. Card. (Hypnum Brittoni Mitt.), Wash.
Camptotheeium lutescens Huds., Vanc., Wash., Oreg.
var. oceidentale Ren. u. Card., Wash.
C. aöneum Mitt., Id., Mont.
subsp. dolosum Ren. u. Card., Wash.
. aureum Lag., Vanc.
. Nuttallii Wils., Vanc., Wash.
‚ nitens Schreb., Wise.
. arenarium Lesqu., Vanc.
. megaptilum Sull., Oreg.
Brachytheeium laetum Brid., Wash., Wyom., Minn., Wis., Illin., Ind.
var. fallax Ren. u. Card., Ind.
var. Roellii Ren. u. Card., Ind.
var, pseudo-acuminatum Ren. u. Card., Ind.
var. digastrum C. M. u. Kindb., Illin.
B. acuminatum Pal., Minn., Wise., Ind.
f. stenocarpum Ren. u. Card. (subsp. stenoc. Kindb.), Wise.
B. albicans Neck., Vane., Wash., Oreg., Id., Wyom.
var, occidentale Ren. u Card., Wash., Mont.
B. salebrosum Hoffm., Vane., Wash., Id., Mont., Illin., Ind.
subsp. Mildeanum Seh., Wise., Illin., Ind.
B. idahense Ren. u. Card. f. stenocarpa Id.
B. erythrorhizon C. Müll., Wash.
B. collinum Schl., Wash., Oreg., Wyom., Mont.
B. Bolanderi Lesqu., Wash.
B. Novae-Angliae Sull. u. Lesqu., Wise.
B. rivulare Bruch., Vane., Wash., Oreg., Id., Wyom., Mont., Wise.
B. asperrimum Mitt., Vanc., Wash.
B. velutinum L., Wash., Oreg., Id.
var, deelivum Mitt., Wash.
var, intricatum Hdw., Wash.
var, pseudo-erythrorhizon Kindb., Oreg.
B. refleeum Stark., Wash.
var, pacificum Ren. u. Card., Oreg.
B. Starkii Brid.
subsp. oedopodium Mitt., Wash.
B. rutabulum L.., Vane,, Wash., Oreg., ld., Mont., Illin.
B. Villardi Ren. u. Card., Wash.
B. plumosum Sw., Mont., Wise.
B. Roellii Ren. u. Card., Vance. |
B. pseudo-Starkii Ren. u. Card., Wash.
Scleropodium illecebrum Schw., Wash.
subsp. obtusifolium Hook., Wash., Oreg., Mont.
S, caespitosum Wils., Vane., Oreg., Id.
S. Macounii Kindb., Vanc.
AASSn
PAR D
| | 311
Isothecium myosuroides L., Vanc., Wash., Oreg.
H
var. spieuliferum Mitt., Vane., Wash.
var. stoloniferum 6. M. (H. stolonifer. Hook.), Vanc., Wash.
Oreg., Ind.
var. Cardoti (Isothee. Cordoti Kindb.), Oreg.
Brewerianum Lesqu., Vane., Wash,
’
Eurhynchium strigosum Hoffom., Wash., Oreg., Id., Wyom., Mont.
var. substrigosum Kindb., Wash.
var. Barnesi Ren. u. Card., Wash.
var. fallar Ren. u. Card., Wash., Id., Mont.
var. diversifolium Lindb., Wash., Wise,
. eolpophyllum Sull., Wash.
. praelongum L., Minn., Illin., Ind.
. Sullivantii Spruce, Vane.
. Stokesii Turn., Vane., Wash., Oreg.
f. oquatico Oreg.
E. oregonum Sull., Vane., Wash., Oreg.
Rophidostegium Roellii Ren. u. Card., Wash.
Rhynchostegium geophilum Aust., Wise.
R.
R.
serrulotum Hdw., Wise., Illin., Ind.
rusciforme Weis, Wise.
f. obtusifolium Oreg.
Thomnium Leibergüi Britt., Wash.
m.
Bigelowii Sull., Wash., Oreg.
Plogiothecium nitidulum Wahl., Wash.
7.
R
7.
Pr
12
4
elegans Hook , Vane., Wash., Oreg.
silesiacum Sel., Wash.
pihiferum Sw., Wash.
dentieulotum L., Wash., Oreg.
var. majus Boul., Wash., Id.
var. mierocarpum Ren. u. Card., Wash.
silvaticum L., Ilin., Ind.
var. Sullivantiae Sch. (Plag. Roesei B. S.), Wash.
undulatum L., Wash., Oreg.
Amblystegium Sprucei B. S., Wash., Wise.
A.
Kuhbh oh
serpens L., Vanc., Wash., Oreg., Id., Wyom., Mont.
subsp. hygrophilum Sch., Wise., Illin., Ind.
subsp. Juratzkanum Sch., Mont.
subsp. Schlotthaueri Ren. u. Card., Wyom.
. carvum Hdw., Wash., Id., Mont., Wyom., Minn., Wise,, Illin., Ind.
subsp. orthocladum Pal., Oreg.
compaetum Ü. M., Mont.
. subeompactum C. M. u. Kinb., Mont.
. irriguum Hook u. Wils., Mont.
. odnatum Hdw., Mont.
. riporium L., Vane., Wash., Id., Mont., Illin., Ind.
var. longifolium Sch., Vanc., Wash.
subsp. Kochii B. S., Illin., Ind.
212
| Hypnum hispidulum Brid., Mont., Wise., Illin., Ind.
sonkyllum Brid., Wise., Illin., Ind.
subsp. Zergenense Aust., Mont., Wise.
H. stellatum Schreb., Mont., lllin.
H, polygamum Sch., Wash., Wise.
var. longinerve Ren. u. Card., Vanc.
var. fallaciosum Jur. (H. fallav Jur.), Wyom.
H. uncinatum Hdw., Wash., Oreg., Wyom., Mont.
var. plumosum Sch., Wyom.
subsp. symmetricum Ren. u. Card.
var. plumulosum Seh., Vane, Wash., Oreg., Mont.
IH. aduncum Hdw., Wash., Id., Wyom., Mont., Wise., Illin., Ind.
var. aquaticum Sanio, Mont.
var. gracilescens Sch., Wyom., Mont., Wise.
var. tenue Sch., Wash., Wyom., Wise.
var, jiliforme Ren. u. Card., Id.
var. Kneifri Sch., Wash., Wyom., Mont., Wise., Illin., Ind.
var, polycarpum Bland., Mont.
var. intermedium Br. Eur., Mont., Wash.
var. Äoellii Ren., Wyom.
var, flexile Ren., Vane, Ind.
var, pseudostramineum C. M., Wyom.
var. attenuatum Boul., Mont.
var. pungens Ü©. M., Wyom.
H. Sendtneri Sch., Wise.
H. Wilsoni Sch.
var, oceidentale Ren. u. Card., Mont., Id.
H. jluitans L., Wash., Id., Wyom., Mont., Illin., Ind.
var. capillifolium (H. capill. Warnst.), Vanc., Wash., Id.
var, aleifolium Ren., Wyom.
H, filieinum L., Wash., Wyom., Mont., Minn.
H, hamulosum B. S., Wash.
H. eircinale Hook., Wash,
H. plumifer Mitt. (Il. subimponens Lesqu.?), Vanc., Wash., Oreg., Id.
H, subimponens Lesqu.
var, eristula Kindb., Vanc,
H. imponens Hedw., Illin.
H, Heujleri Jur., Wyom., Mont.
var, Villardi Ren. u. Card., Mont,
H. patientiae Lindb. (IH. arcuatum Lindb.), Mont., Wise., Ind.
| var, demissum Sch., Id.
. pratense Koch, Ind., Illin., Wise.
. Dieckiüi Ren. u. Card., Oreg.
‚ Haldani Grev., Wise,
var, Roellii Ren. u. Card., Ind.
molle Dicks., Oreg.
viridulum Hartm., Oreg.
N:
213
ochraceum Turn., Wash., Oreg., Wyom., Wise.
f. tenuis Oreg.
var. fHaccidum Milde, Wash., Oreg., Mont.
H. cordifolium Hdw., Wash.
H. giganteum Sch., Vane., Wash, Mont.
NH.
H.
cuspidatum L., Wash., Wyom., Wise., Illin.
Schreberi Willd., Wash., Wise.
Hylocomium splendens Hdw., Wash.
H.
loreum L., Wash.
H. triquetrum L., Vanc., Wash., Wise.
var. cabifornicum Ren. u. Card, Wash.
H. robustum Hook., Wash., Oreg.
Sph
Sph
Sph.
Sph.
Sph.
Sph.
Sph
B. Sphagna.
agnum Wilsoni Röll.
var. quwinquefarium Röll, Wise.
. fuscum Kling.
var. robustum Röll, Wash.
var. densum Röll, Wash.
var. stellaris Röll, Wash.
var. laccrdum Röll, Wash.
var. ‚nliforme Röll, Ind.
var. gracile Röll, Wash.
plumulosum Röll.
var. luridum Hueb., Ind.
acutifolium Ehrh.
var. juscum Röll, Wise.
var. Schlo’thaueri Röll, Ind.
var. Villardi Röll, Wash.
var. coloratum Röll, Wash.
var. elegans Braith., Wise.
var. speciosum Warnst., Wash., Ind., New Jersey.
var. gracile höll, Wash.
Russowii Röll.
var. larıum Röll, Wash.
var. jallax Röll, Wash.
Girgensohnii Russ.
var. submersum Röll, Wash.
var. albescens Röll, Wash.
var. molle Grav., Wash.
var. dejlexum Schl., Wash.
. Jimbriatum Wils.
var. densum Röll, Wyom.
var. submersum Röll, New Jersey.
var, gracilescens Röll, Wyom.
var. flagelliforme W., Wyom.
var. tenue Grav., Wyom.
Sph.
Sph.
S7 h.
Sph.
Sph.
Sph.
Sph.
S; ıh.
recurvum. Pal.
var. Indianense Röll, Ind. |
var. squarrosulum Röll, Wash. So
var, pulchrum Lindb., Wash.
var. majus Ang., Wash.
var. gracile Grav., Wise, Wash., New Jersey.
var, rigidulum Röll, Wise.
teres Ang.
var, compactum W., Wash.
var. strictum Card., Wash.
var. densum Röll, Wash.
var. tenellum Röll, Wash.
var. subteres Braith., Wash.
var. submersum W., New Jersey.
squarrosu m Pers .
var. densum Röll, Wash.
var. imbricatum Sch , Wash.
var. elegans Röll, Wash.
var. robustum Röll, Wash.
var. molle Röll, Wash.
var. immersum Beckm., Wash.
larietum Spr.
var, falcatum Schl., Ind.
subsecundum Nees.
rar. strietum Röll, Ind.
var. Indianense Röll, Ind.
var. molle W., Wise.
var. teres Röll, Wash.
var. intermedium W., Wash.
var. majus Röll, Ind., Wash.
var, robustum Röll, Wash.
var. Röderi Röll, New Jersey.
var. latifolium höll, New Jersey.
var, natans Schl., Wise.
var. Dieckii Röll, Wise,
contortum Sehltz.
var, compactum W. Wash.
var, squarrosulum (rrav., Wash.
var. Lindbergii Röll, Ind.
medium Limp.
var. congestum Schl. u. W., Wash.
var. graeile Röll, Wise.
var, brachyeladum Röll, Ind., Wise,
var, immersum Schl., New Jersey.
var. /aeum Röll, Wise., Ind.
glaucum Kling.
var. congestum Röll, New Jersey, Wash.
var. tenue Röll, New Jersey.
215
var. contortum Röll, Wise.
var. rigidum Röll, Ind., New Jersey.
var. brachyeladum Röll, Wash.
var. lawum Röll, Ind., Wise.
var. sgarrosulum Nees., Wise., Ind.
var. globiceps Schl., Ind.
var. Schliephackeanum Röll, New Jersey, Wise.
Sph. eymbifolium Hdw.
var. compactum Schl. u. W., Wash., Wise,
var. imbricatum Röll, Wash.
var. brachycladum W., Wash.
var. lawum W., Wash., Wise.
var. fuscescens W., Ind.
Sph. papillosum Ldbg.
var. brachycladum Schl., Ind.
var. patens Schl., Wise.
C. Hepaticae.
Riccia jluitans L., Ind.
Riceiocarpus natans Corda, Wash.
Fegatella conica Raddi, Minn.
Marchantia polymorpha L., Wash., Wise., Illin., Ind.
M. Oregonensis Steph., Oreg.
Metzgeria conjugata Lindb., Wash.
Blepharozia ciliaris Dum., Wash., Wise., Ind.
Cephalozia connivens Dum., Wash.
C. bieuspidata Dum., Oreg., Wyom.
Bazzania triangularis Schleich., Wash.
var. prolifera Wash.
Scapania nemorosa Dum., Wash.
S. irrigua Dum.
var. prolifera Oreg.
S. Polanderi Aust., Wash., Oreg.
Diplophyllum tawifolium Dum., Wash.
Lophoeolea bidentata Dum., Wash.
L. heterophylla Dum., Illin., Ind.
Chiloscyphus polyanthus Corda, Wash., Oreg., Id., Wyom., Mont.
Marsupella emarginata Dum., Wash.
M. ustulata Spruce, Oreg.
Nardia cerenulata Sm., Wash.
Anthelia julaceı Dum., Oreg.
Jungermannia tersa Nees., Wyom.
J. attenuata Lindenb., Wash.
J. Iycopodioides Wallr., Wash., Wyom.
J. Taylori Hook., Wash.
J. ventricosa Dicks., Wash.
216
Liochlaena lanceolata Nees., Wash.
Plagiochila asplenioides Dum., Mont.
var. subintegra Wash.
Frullania Nisquallensis Sull., Oreg.
Radula complanata Dum., Wise.
Madotheca platyphylla Dum., Wash., Oreg., Wise., Ind.
M. riveularis Nees., Vanc.
M. navicularis L. u. L., Vanc., Wash.
M. Roellii Steph., Wash.
Anthoceros stomatifer Aust., Wash.
Über die Beobachtung von Irrlichtern.
Von W. Müller-Erzbach.
2
Während einerseits die Irrlichter für ein Produkt des Aber-
glaubens gelten und mit gewöhnlichen Spukerscheinungen auf einer
Linie stehen, werden andererseits und nicht weniger von unzweifelhaft
urteilsfähiger Seite ohne allen Vorbehalt unbedingte Zeugnisse für
ihr Vorkommen abgelegt. Die sich entgegenstehenden Meinungen
treten meist nur in kleineren Mitteilungen in der Form von Zeitungs-
artikeln an die Öffentlichkeit, aber der Streit nimmt kein Ende und
wird bis in die jüngste Zeit fortgesetzt. Diese Sachlage veranlasste
mich, den Thatbestand’ von neuem zu sichten und zu prüfen, was
für Wahrheit und was für Dichtung spricht. Ausserdem bemühte
ich mich um weitere Beobachtungen aus der letzten Zeit und ich
ersuchte die Leser der Weser-Zeitung Nr. 17529 unter einer ähn-
lichen Darstellung der Sachlage, wie sie nachstehend gegeben ist,
um Mitteilungen darüber, falls sie über eigene Wahrnehmungen
berichten könnten. Für Bremen hat nämlich die Frage noch ein
besonderes Interesse, weil die Moorgegenden aus unserer nächsten
Umgebung dabei eine gewisse Rolle spielen und weil kein Geringerer
als Bessel für das Vorkommen von Irrlichtern im Amte Lilienthal
als Zeuge auftritt.
Hören wir ihn zunächst selbst. Poggendorff, der Herausgeber
der Annalen für Physik und Chemie, wollte geäussertem Zweifel
gegenüber die Frage über die Irrlichter weiter aufklären und hatte
allgemein zu Berichten aufgefordert. Darauf schreibt nun Bessel
unter dem 25. Mai 1838°). ... . „Diese Erscheinung (d. h. von
Irrlichtern) habe ich am 2. Dezember 1807, früh morgens, in einer
völlig trüben und windstillen Nacht, in welcher von Zeit zu Zeit
ein schwacher Regen fiel, wahrgenommen. Sie bestand aus zahlreichen
Flämmehen, welche über einem, an vielen Stellen mit stehendem
Wasser bedeckten Grund entstanden und, nachdem sie einige Zeit
geleuchtet hatten, wieder verschwanden. Die Farbe dieser Flämmchen
war etwas bläulich, ähnlich der Farbe des verbrennenden Wasser-
stoffgases. Ihre Lichtstärke muss unbeträchtlich gewesen sein, da
ich nicht bemerken konnte, dass der Grund, über welchem die
Flämmchen brannten, eine merkliche Helligkeit verbreitete.“
*) Poggdff. Ann. 44, S. 366.
218
Über die Entfernung, in welcher die Flämmehen erschienen,
weiss Bessel wegen der Dunkelheit der Nacht nieht ganz bestinmte
Angaben zu machen, von einigen grösseren hatte er den Eindruck,
dass sie etwa 15 Schritte von ihm abstanden. Ebenso vorsichtig
äussert er sich über die Zahl und Brenndauer der Flämmchen,
annähernd giebt er für die Brenndauer den Anhalt von !/, Minute
und für die zugleich sichtbaren Flämmcehen die Zahl von einigen
Hunderten. Oft blieben die Flämmehen in unveränderter Stellung,
olt wurden sie gruppenweise seitwärts getrieben, sodass ein Begleiter
Bessel’s sie mit einer Schar wandernder Vögel verglich. Bessel fuhr
während seiner Beobachtung in einem Kahne anf der Wörpe nord-
östlich von Lilienthal. Er sah die Flämmcehen niemals anf dem
hohen Moor, sondern nur in den abgegrabenen Stellen, welche vielfach
mit Wasser bedeckt waren. Die Ruderer des Kahns, auf welchem
sich Bessel befand, hatten den Fluss oft und meist bei Nacht befahren.
Sie waren von der Erscheinung durchaus nicht überrascht und
betrachteten sie als etwas Gewöhnliches.
Bessel hält durch seine Wahrnehmung die Frage nach der
Existenz der Irrlichter für unzweifelhaft gelöst und bejaht, und die
eingehende wie vorsichtige Schilderung aller Einzelheiten geben dem
Zeugnisse des Beobachters, trotz seiner Jugend — er war 23 Jahre
alt — grosse Glaubwürdigkeit. Dagegen muss es befremden, dass
Nachforschungen, die in jüngster Zeit in der Umgegend von Wörpedorf
und dem Teufelsmoor angestellt sind, keinerlei Bekanntschaft der
dortigen Bevölkerung mit der Erscheinung der Irrlichter ergeben
haben. Das ist aber nach H. Steinvorth der Fall. Derselbe hat
in einer unlängst erschienenen Schrift”) ein sorgsam gesammeltes
und im nachstehenden Bericht viel benutztes Material über Irrlicht-
Beobachtungen vorgelegt. Er hat sich persönlich in Wörpedorf
und Umgegend vielfach erkundigt, aber keinen Menschen angetroffen,
der selbst Irrlichter gesehen haben wollte. Nur ein älterer Bauer,
der allgemein für zuverlässig galt, erwähnte, dass sein Vater (ein
Zeitgenosse Bessel’s) behauptet hätte, Irrlichter im Moor gesehen
zu haben. Nach seiner Darstellung ursprünglich vorwiegend geneigt,
das Vorkommen von Irrlichtern in Abrede zu stellen, steht Steinvorth
auch zuletzt nur auf dem Standpunkte des non liquet, und er
verlangt geren seine Zweifel weitere Beweise. Er nimmt jedoch in
seiner Darstellung einen durchaus sachlichen Standpunkt ein und
hat nichts weggelassen, was seiner Meinung entgegensteht, sodass
man aus den Beiträgen ein genaues Bild der Sachlage gewinnt.
Fast alle Irrlichter, von denen in Nordeuropa berichtet wird,
haben moorigen Sumpfboden oder vereinzelt auch Kirchhöfe zur
Heimstätte. Sie werden meist ähnlich wie von Bessel als vorwiegend
kleine, zuweilen als bewegliche Flämmehen geschildert, die bald
hier, bald dort erscheinen und wieder verschwinden, auch in einigen
Fällen den Eindruck machen, als würden sie vom Luftzuge bewegt.
*, Beiträge zur Frage nach den Irrlichtern von H, Steinvorth. Lüneburg .
1895. H. König.
219
Warme Nächte des Nachsommers werden vorwiegend als Beobachtungs-
zeit angegeben, doch sind sie auch, wie von Bessel, im Winter
gesehen. Im letzteren Falle ist wegen der Jahreszeit die mehrfach
versuchte Zurückführung der Erscheinung auf Leuchtkäfer aus-
geschlossen, da umherfliegende Leuchtkäfer und jedenfalls scharen-
weise umherfliegende im Dezember nicht vorkommen. Poggendorff
erhielt auf seine Aufforderung zu Berichten über beobachtete Irrlichter
eine weitere Zuschrift von Halle, die zwei Beobachtungen von
Irrliehtern dureh einen Studenten Vogel*) enthält. Die erste, in der
Nähe von Kamenz an einem dunkeln regnerischen Septemberabend
des Jahres 1849, wurde von Vogel in Gemeinschaft mit zwei
Freunden desselben angestellt. Sie sahen in geringer Entfernung
von ihrem Wege Teiche mit sumpfigen Ufern, an denen sich eine
Menge kleiner Flämmcehen von etwa einem Zoll Höhe zeigte. Sie
erloschen bald und wurden häufig durch andere an derselben Stelle
erscheinende ersetzt Mit verbrennendem Phosphorwasserstoff hatten
sie gar keine Ähnlichkeit, was auch von anderen Fällen bestätigt
wird. Namentlich sind niemals die weissen Dampfringe bemerkt,
welche beim Verbrennen des Phosphorwasserstoffs zurückbleiben.
Alle Bewohner von Kamenz, die darum befragt waren, hatten Vogel und
seinen Begleitern bestimmt erklärt, dass dıe Flämmcehen an der
bezeichneten Stelle eine oft gesehene und bekannte Erscheinung
wären. Ahnliches hatte Vogel später vor dem Tauechaer Thore bei
Leipzig an einem kälteren und helleren Novemberabend wahrgenommen,
nur zeigten sich hier die Flämmchen in geringerer Zahl und
ungleich seltener.
Der Professor der Physik Knorr**) aus Kiew beschreibt eine
Irrlichterscheinung, die er von seiner Studentenzeit her aus seiner
Heimat Herzberg an der Elster in lebhafter Erinnerung hatte. Aus
einem dunkeln Wald heraustretend waren ihm auf sumpfigen Wiesen
einige Lichter aufgefallen, die er zunächst für Laternen hielt, aber
später für Irrlichter, wie sie ihm sein Vater früher gezeigt hatte.
Der Versuch, nahe heranzugehen, scheiterte an der Beweglichkeit
des Untergrundes und der Tiefe des Sumpfes, doch konnte Knorr
später einem besonders hell leuchtenden Lichte durch Kriechen auf
dem Boden sich soweit nähern, dass sich das den Lichtschein ver-
deckende Schilf mit dem Stock teilweise niederziehen liess und der
obere Teil des Lichtes frei wurde. Die Farbe desselben erschien
im Innern schwach gelb, nach aussen violett. Knorr giebt die
verhältnismässig beträchtliche Höhe von 5 Zoll, eine Breite von
nahezu 1!/, Zoll für das annähernd eylinderförmige Licht an. Er
schlug mit dem Stock durch dasselbe hindurch, ohne eine weitere
Veränderung als schwaches Aufzucken zu bewirken. Der Messing-
beschlag des Stockes wurde einmal über eine Viertelstunde in dem
Lichte gelassen, aber er liess keinerlei Erwärmung bemerken. Knorr
war früher wiederholt an dunkelen Abendstunden allein und in
*) Poggdff. Ann. 82, S. 593.
**) Poggdff. Ann. 89, S. 620 v. J. 1853.
220
Gesellschaft an demselben Sumpfe vorbeigekommen, ohne etwas
von Irrlichtern bemerkt zu haben, und er berichtet 27 Jahre später,
dass er trotz aller Aufmerksamkeit und trotz häufiger nächtlicher
Wanderungen niemals wieder ein Irrlicht geseben hätte, sie
müssten also nur sehr selten vorkommen. Neben den älteren
finden wir auch zahlreiche Zeugnisse aus der jüngsten Zeit,
die für die Annahme von Irrlichtern sich aussprechen. Sie rühren
auffallender Weise wie die früheren der Mehrzahl nach von
jungen Beobachtern her, aber es werden daneben doch auch
Zeugen aus reiferem Alter angeführt. Arzte, Prediger, Lehrer,
Gutsbesitzer und ebenso die sehr sachlich und glaubhaft berichtende
Frau eines Gutsbesitzers stimmen im Allgemeinen in der Beschreibung
der Erscheinung ziemlich vollständig überein, nur wird von einigen
angegeben, dass sie grössere und schnell verschwindende Flammen
gesehen hätten Frau Saracin*) erwähnt, dass sie auf ihrem Gute
in Posen mit ihrem Vater auf einem Spaziergang verspätet in voller
Dunkelheit über einer Moorwiese ein helles grosses Licht bemerkt
hätte, dass nach kurzer Zeit verschwunden wäre. Ihr Vater hätte
es für ein Irrlicht erklärt und bald nachher hätten sie in grösserer
Höhe an der Seite eines fast grundlosen Moors mehrere vereinzelte
Flämmchen wahrgenommen, die minutenlang geleuchtet hätten. Dass
die Lichtstärke unserer Erscheinung zuweilen beträchtlicher ist, geht
aus der Mitteilung des mit derselben vertrauten Pastors Handtmann**)
in Seedorf hervor. Er nennt Leute aus den verschiedensten Berufs-
arten, die die Wahrnehmung von Irrliehtern bezeugen und behauptet,
dass in der Umgegend von Potsdam von vielen Landeskundigen
Irrlichter ohne weiteres von phosphorescierenden Insekten und von
faulem Holze (Olm) unterschieden würden. Handtmann nun erzählt,
dass er an einem schwülen Sommerabende des Jahres 1874 in
seinem Wagen an der Krümmung seines Weges vor einem Sumpfe
mit so hellen Flammen zusammengetroffen wäre, dass sein Kutscher
bestürzt angehalten hätte. Erst allmälich liess er sich von der
Ungefährlichkeit der Liehter überzeugen und fuhr weiter.
Der hauptsächlichste Einwand gegen die Annahme von Irrlichtern
beruht unzweifelhaft darauf, dass viele aufmerksame Beobachter, die
nach ihrem Wohnort und Beruf Gelegenheit finden müssten, die
Erscheinung wahrzunehmen, thatsächlich solche Beobachtungen nieht
gemacht haben. Die Erscheinung ist daher jedenfalls selten, und
es ist leicht möglich, dass, wie behauptet wird, die fortschreitende
Kultur dureh Drainage und Verdrängung des Sumpfes die Entstehung |
von Irrlichtern erschwert. Ein merkwürdiges Beispiel dieser Art
wird aus der Umgegend von Sülze bei Celle erzählt. In der ganzen
Gegend hört man zahlreiche Berichte von Irrlichtern. Viele Bewohner
von Sülze haben sie bis über 1870 hinaus häufig aus dem stark
versumpften Mühlenteiche aufsteigen sehen. Nachher wurde der Teich
unter gleichzeitiger Reinigung kleiner gemacht und seitdem ist kein
Irrlieht wieder dort wahrgenommen,
*) Schreiben an H. Steinvorth.
**) Schreiben an die Naturhist. Ges. in Hannover.
cu
221
Während vielfach der Sommer als beste Beobachtungszeit für
Irrlichter bezeichnet wird, hat sie der Pfarrer Heller*) in Beerbach
bei Nürnberg wiederholt vorzugsweise im Dezember abends zwischen
8 und 11 Uhr gesehen. Wegen ihrer geringen Lichtstärke ist die
Erscheinung allgemein nur in der Nacht bemerkt, doch wird in einem
einzigen Falle von @=sflammen berichtet, die am hellen Tage sichtbar
gewesen sein sollen. Ein als zuverlässig bekannter Beobachter,
Dresler aus Löwenberg in Schlesien, erzählt, dass der dortige
Brettschneideteich seinen Zufluss aus einem wasserreichen Sumpf-
gebüsch erhielt, in welchem häufig Irrlichter gesehen wären. Der
Teich, die Begräbnisstätte aller überflüssigen Katzen und Hunde,
nahm ausserdem die Abgänge abgewässerter Tierhäute auf, sodass
sich sein Boden eft mit dickem tiefschwarzem Schlamm bedeckte,
den man durch das häufig recht klare Wasser deutlich erkennen
konnte. An der Oberfläche des Teiches sonderten sich dann im
Sommer handgrosse blasig aufgetriebene Algenmassen von grüngelber
Farbe ab. An einem besonders heissen Nachmittag bei vollem
Sonnenschein bemerkte nun Dresler, dass eine jener Blasenmassen
unter Ausstossen einer gelbblauen Flamme zerplatzte. Er glaubte
zuerst sich zu täuschen, aber eine bald nachher folgende Wiederholung
derselben Erscheinung bewies das Gegenteil. In den nächsten
Jahren ist sie dann regelmässig beobachtet, einmal sogar besonders
wirkungsvoll, als gegen fünf solcher Blasengruppen gleichzeitig
aufflammten. Wiederum einige Jahre später war der Teich verändert
und die Erscheinung nicht mehr wahrzunehmen. (Steinvorth S. 55.)
Vereinzelt mag die im Elmsfeuer sich vollziehende elektrische
Lichtausstrahlung für ein Irrlicht gehalten sein, der Unterschied
aber zwischen dieser Entladung und der gewöhnlichen Schilderung
der Irrlichter ist unverkennbar. Bei einem genau beschriebenen
Elmsfeuer (Steinvorth S. 53) zeigten sich einem Reiter auf einem
Moore in der Nähe des Steinhuder Meeres ausser glänzendem Licht
an den Ohren, der Nase, der Mähne und den Hufen des Pferdes
viele ziemlich hell leuchtende Scheiben verschiedener Grösse an der
Oberfläche des Moores. Das Pferd scheute und wurde erst hinter
einem Gebüsch beruhigt. Es fiel dann Regen mit Schnee und alles
Licht erlosch. Später in den 70er Jahren ist fast an derselben
Stelle derselbe Vorgang noch einmal beobachtet, sodass über den
abweichenden Charakter des Elmsfeuers kein Zweifel bleibt, wie wir
ausserdem noch weiter unten bestätigt finden.
- In seltenen Fällen findet sich unter den Beschreibungen der
Irrlichter die Angabe, dass ein grösseres Licht den Eindruck macht,
als ob es sich bewegte. Da sich unter den Gewährsmännern dafür
selbst der vorsichtige Ornithologe v. Homeyer befindet, so kann man
diese Angaben nicht völlig unbeachtet lassen, so unglaublich sie
auch zunächst klingen mögen. Nach einer Beschreibung in der
Natur Nr. 6 vom Jahre 1882 sah Homeyer mit zwei Begleitern
an einem warmen Juliabend gegen 10 Uhr zur Seite der Strasse
*) Poggdff. Ann. 101, S. 158 v. J. 1857.
222
ein helles Licht wie einen feurig roten Ball, das erst näher kam,
sich dann wieder entfernte und in der Nähe eines Moores stillstand.
Das Annähern und Entfernen wiederholte sich, ohne dass es gelungen
wäre, auf mehr als 200 Schritte nahe zu kommen. Zur besseren
Beobachtung trennte sich noch Homeyer von seinen Begleitern, aber
ohne weiteren Erfolg. Das Licht wurde etwa 2 Stunden lang
verfolgt und schien zuletzt wieder ganz ruhig über einem Moore
zu stehen. Eine Täuschung etwa durch eine entfernte Laterne war
demnach unmöglich. Ahnlich bewegliche Irrlichter beschreibt der
Naturforscher Kirchner aus Kaplitz in Böhmen. Er sah sie drei
Jahre nacheinander wiederholt im Herbst und hatte den Eindruck,
als wenn sie an den vor ihm liegenden Sumpfwiesen entlang fort-
gewirbelt würden. Einmal geriet er bei ihrer Verfolgung in den
Sumpf, wo er mehrere unmittelbar neben sich sah, sie bewegten
sich auf und nieder. An einem anderen Abend zeigte er seinem
Kutscher ein solches Irrlicht, und dieser, damit bekannt, brachte es
durch Peitschenschläge deutlich in Rotation. Eine solehe Rotation kann
man ohne weiteres zugeben, aber die Fortbewegung sehe ich nach
allen mir bekannten Beschreibungen als eine Täuschung an, die
dadureh entsteht, dass die aus einiger Entfernung gesehenen Irrlichter
an der einen Stelle verschwinden und an einer anderen wieder zum
Vorschein kommen.
Auch aus Südeuropa wie aus anderen warmen Ländern wird
über leuchtende Gase oder Dämpfe berichtet, doch werden dabei
mehr grössere zusammenhängende heisse Gasmassen als kleine kalte
Flämmchen genannt. Muschenbroek’s Naturphilosophie von 1726
erwähnt schon, dass die an sich an Sümpfen und Düngerhaufen
nicht seltenen Irrlichter bei Bologna in jeder dunklen Nacht das
ganze Jahr hindurch sichtbar würden. Das ist zwar Übertreibung,
aber nicht völlige Erfindung, wie der Bericht Filopanti’s in den
Annalen der Physik vom Jahre 1841 bezeugt. Filopanti war eines
Abends von glaubwürdiger Seite auf ein vor Bologna gesehenes auf-
fälliges Irrlicht aufmerksam gemacht. Er brachte dann, dasselbe
zu beobachten, mehrere Nächte vergebens an den als günstig
bezeichneten Stellen, besonders in der Nähe der Kirchhöfe zu.
Ohne sich durch die Erfolglosigkeit abschrecken zu lassen, setzte
er seine Bemühungen fort und hat schliesslich, nach seinem Bericht,
thatsächlich in drei verschiedenen Nächten Irrlichter wahrgenommen.
Eins derselben, das zu einer von Filopanti beabsichtigten Be-
stätigung durch fremde Zeugen Gelegenheit bot, zeigte sich in
der Nähe einer Hanfröste, wo es früher bereits wiederholt gesehen
sein sollte. Filopanti befand sich im Hause des Besitzers der
Röste, eines Bauern, der ihn mit andern Bauern beobachten wollte.
Gegen 11 Uhr zeigte sich ein deutliches Licht und Filopanti lief
mit einem langen Stock, an dem etwas Werg befestigt war, auf
dasselbe zu. In der Nähe bemerkte er über der etwa !/,, m breiten
Flamme einen schwachen Rauch aber keinen Phosphorgeruch. Die
Flamme entfernte sich von ihm und erhob sich dabei. Doch konnte
er sie mit seinem langen Stock noch erreichen und das Werg
223
entzünden, wie er durch die Bauern sich bezeugen liess. Das wäre
also etwas von den durch Knorr beschriebenen kalten Flämmchen
und von den meisten Irrlichtern völlig verschiedenes. Tschudi
sah an einem regnerischen Dezemberabend über einem Sumpfe
Brasiliens ein grosses rotgelbes, einer Pechfackel ähnliches Irrlicht
und daneben viele kleinere, die bald erloschen und bald neu
auftauchten. Die Erscheinung war an derselben Stelle öfter ge-
sehen und dauerte etwas über 1/, Stunde, sie ist also in den
Tropen ebenfalls bekannt. In Übereinstimmung damit erwähnt sie
A. v. Humboldt als in Cumana in der Form von grösseren Flammen
wohlbekannt. Sie wären im Dunkel der Nacht weithin sichtbar
aber nicht imstande dürres Gras zu entzünden, also darin unseren
Irrliehtern völlig gleich.
Mooriger Sumpfboden ist für dieselben zwar die bevorzugte
aber nicht die ausschliessliche Heimstätte. So beschreibt Trommsdorff
in den Berichten der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften
vom Jahre 1854 eine Beobachtung, die im Jahre 1842 zwischen
Wölfis und Ohrdruff gemacht ist. Frau Trommsdorff und ihre
Freundin, waren nach eingetretener Dunkelheit und nachdem sich
ein Gewitter entladen hatte, bei mässig warmer und ruhiger Luft
von Wölfis abgefahren, aber die Dunkelheit hatte bald derart zu-
genommen, dass der in der Gegend unbekannte Kutscher den ein-
geschlagenen Weg verlor. Da zeigte sich plötzlich in einiger
Entfernung aufblitzendes Licht wie die Funken von angeschlagenem
Feuerstahl, und man fuhr darauf zu, um sich nach dem Wege zu
erkundigen. Bei der Annäherung aber wurden die Funken zu
Flammen, die in der Luft schwebten. Es waren Irrlichter, die in
ganz geringem Abstande beobachtet werden konnten. Wie die
spätere Untersuchung der verhältnismässig kleinen Bodenfläche, über
der sie gesehen wurden, ergab, war der Untergrund nass und schwer,
doch nicht sumpfig, Keine der Flammen wurde unten auf der
Erde sichtbar, sondern erst in der Höhe von mindestens 1/, Meter
über dem Boden. Sie stiegen geräuschlos auf, waren mehrere
Sekunden lang sichtbar, verschwanden ohne Rauch zu hinterlassen
und wurden durch andere ersetzt. In Ohrdruff wie in der Umgegend
wollte kein Mensch je Irrwische gesehen haben, ein Zeichen, dass
sie dort sehr selten vorkommen.
In kälteren Gegenden*) werden Irrlichter gar nicht wahr-
genommen. Wenigstens versicherte der bekannte schwedische
Physiker Arrhenius, dass in Schweden die Irrlichter nur durch die
Litteratur vom Ausland her bekannt wären, von keinem seiner
Landsleute hätte er jemals etwas von einer eigenen Beobachtung
darüber gehört. Aus der Phantasie entstehen sie also nicht ohne
weiteres, ein Grund mehr, an ihr Vorkommen in Deutschland zu glauben.
Uberhaupt erschien es mir nachgerade den zahlreichen und
von glaubwürdigen Personen so bestimmt abgegebenen Zeugnissen
*) Das vulkanische Island, in welchem eine besondere Bezeichnung
für Irrlicht vorkommt, bildet vielleicht eine Ausnahme.
bi
gegenüber schwierig und fast unmöglich, den Standpunkt der un-
bedingten Verneinung festzuhalten. Mag man die Möglichkeit von
Täuschungen noch so sehr betonen, so ist doch andererseits zu
beachten, dass es sich um leicht wahrnehmbare Lichteffekte handelt,
und dass ‘die Beobachtungen zum grossen Teil offenbar völlig un-
befangen oder in einigen Fällen sogar mit anfänglichem starken
Zweifel an dem Gesehenen angestellt sind. Daher gewann bei mir
die Annahme, dass leuchtende Gase in der Natur vorkommen, alle
Wahrscheinlichkeit für sich. Alle Bedenken aber, die noch übrig
blieben, und die besonders von dem Fehlen späterer Bestätigungen
der Beobachtängen Bessels an der Wörpe herrührten, konnte ich
auf Grund von neuen und durchaus glaubhaften Zeugnissen aus der
Nähe Bremens leicht und völlig aufgeben.
Auf meine in der Weser-Zeitung ausgesprochene Bitte um
weitere \Mitteilangen erhielt ich zunächst von (©, Messer einen
wertvollen Bericht über eine Beobachtung in Mitteldeutschland, der
die Schwierigkeit häufiger Wahrnehmung selbst unter günstigen
Verhältnissen deutlich erkennen lässt. Messer hat im Thale der
Unstrut bei Gross-Vargula, in der Nähe von Langensalza, mehrmals
Irrlichter gesehen. Das Erscheinen derselben war seit mehreren
Jahren bekannt geworden, uud so ging man am Abend oft hinaus,
sie anfzusuchen. Sie zeigten sich nur am rechten Ufer der Unstrut,
und wurden von unserem Gewährsmann wiederholt im Oktober und
November 1858 wie im Sommer 1859 in den Stunden bis 11 Uhr
abends wahrgenommen. Doch waren sie selbst bei nasser Witterung,
die am günstigsten sein sollte, nicht irgend regelmässig an sich
folgenden Abenden anzutreffen, aber doch häufig genug, um immer
wieder zu neuen Versuchen dazu zu veranlassen, Die Erscheinung
bestand in kleineren leuchtenden Luftmassen nach Art einer Flamme,
die nach kurzer Zeit erloschh um durch eine andere an anderer
Stelle ersetzt zu werden. Dieses Spiel, das leicht mit einem
Wandern der Flamme verwechselt werden kann, setzte sich zuweilen
eine halbe Stunde lang fort. Dann blieben die Flammen ganz aus
oder sie erschienen nach längerer Unterbrechung von neuem,
Gewöhnlich bemerkte man nur eine Flamme und mehr als drei
wurden gleichzeitig niemals gesehen.
In der näheren Umgebung von Bremen sind nach vielfachen
Berichten, namentlich im Grossherzogtum Oldenburg Irrlicht-
erscheinungen (gleunige Keerls) keine Seltenheit. Besonders sind
die Moorgegenden südlieh vom Jadebusen und westlich von der
Weser dadurch ausgezeichnet. So erwähnt Wellmann im Olden-
burgischen Schulblatt 8, dass in der Nähe von Strückhausen noch
nach 1850 Irrlichter allgemein als häufig sichtbare Erscheinungen
angesehen wurden und dass erst die fortschreitenden Entwässerungen
sie seltener gemacht haben. Er selbst habe sie mehrmals und ein-
mal unter solchen Umständen gesehen, die jeden Zweifel beseitigten.
Ein Hausgenosse weckte ihn in einer Winternacht des Jahres 1855,
um ihn auf nahe Irrlichter aufmerksam zu machen. Zunächst sah
er nun etwa zehn Schritte von seinem Hause ein ziemlich helles
224
225
Lieht und nachher oft zehn oder mehr solcher Lichter, die in der
Nähe und hinter einem mit aufthauendem Eise bedeckten Graben
sichtbar wurden und wieder verschwanden. Ob einige sich un-
mittelbar über dem Wasser befanden, war wegen des regnerischen
und windigen Wetters nicht genau festzustellen. Die Kinder und
Pensionäre im Wellmann’schen Hause waren zur Beobachtung der
interessanten Erscheinung aus nächster Nähe zeitig herbeigerufen,
und sie alle haben dem Spiele der Flämmehen längere Zeit zu-
gesehen, sodass bei so viel Augen allerdings die Möglichkeit einer
Täuschung ausgeschlossen erscheint.
Auch ein zweiter Bericht aus Oldenburg, von Brakenhoff aus
Westerstede, ist so anschaulich und wegen der Gunst der Umstände
so beweiskräftig, dass er bei der anerkannten Zuverlässigkeit des
Verfassers allein schon entscheiden könnte. Brakenhoff ging in der
ersten Hälfte der fünfziger Jahre am 10. Mai in später Abendstunde,
von vier Personen begleitet, unter kundiger Führung über den Weg
von Kötermoor nach Neustadt im Kirchspiel Strückhausen. Dieser
Weg führte über ein Hochmoor, welches teilweise zum Torfstechen
benutzt wurde und wegen völlig fehlender Abwässerung an mehreren
Stellen sehr sumpfig war. Die Luft des schwülen und heissen
Tages wurde erst am Nachmittag durch ein schweres Gewitter mit
heftigem Regen etwas abgekühlt. Heftige Gewitterschauer dauerten
auch fort bis in die Nacht hinein und machten es so stockfinster,
dass weder Weg noch Steg zu erkennen war. Der Führer konnte
sich nieht mehr zurechtfinden und die Reisegesellschaft irrte zwei
Stunden lang umher, während einzelne Mitglieder derselben oft tief
in das aufgeweichte Moor hineinsanken. Plötzlich wurde in einiger
Entfernung eine Lichterscheinung sichtbar, die jedoch völlig erlosch,
bevor man ihr nahe gekommen war. Dann aber erschienen in un-
mittelbarer Nähe der nächtlichen Wanderer unten am Boden wohl
an zehn bis zwölf Stellen Lichtflämmehen nach Art von Kerzen-
flammen, die sich an der Spitze bewegen. Eine Flamme, die B.
greifen wollte, erlosch ihm unter den Händen. Wie Lei anderen
Beschreibungen ist auch hier ausdrücklich hervorgehoben, dass weder
Geruch noch Wärme noch irgend ein Geräusch beim Verschwinden
der Flammen zu bemerken war. Besonders wichtig wird
Brakenhoff’s Beobachtung ausserdem dadurch, dass er
bald nachher in derselben Nacht St. Elmsfeuer wahr-
genommen hat und dabei den Unterschied zwischen beiden
Erscheinungen leicht erkennen konnte. An einer Stelle, wo
man die unter dem Moor lagernde fruchtbare Kleierde losgegraben
hatte, wurden die fünf Wanderer nämlich durch die Entdeckung
überrascht, dass sich an deu Endspitzen ihrer Schirme, wenn diese
in die Höhe gehoben wurden, mattleuchtende Flämmchen zeigten,
die beim Aufsetzen der Schirme auf die Erde durch ähnliches
Glimmlicht an den Spitzen der Schirmrippen ersetzt wurden. Selbst
an den Hüten war das Glimmlicht oft deutlich zu sehen. Brakenhoff
schliesst seine Mitteilungen an mich mit den Worten: Ob meine
Darstellung Ihren Zwecken entspricht, weiss ich nicht, das aber
Januar 1897. XIV, 15
226
‘darf ich versichern, dass sie auf strenger Wahrheit beruht. Zugleich
beruft er sich auf einen in Schwei wohnenden Genossen jener
Wanderung, der zweifellos nur übereinstimmende Aussagen machen
würde. Brakenhoft's Angaben machen demnach in jeder Beziehung
den Eindruck unbedingter Zuverlässigkeit.
©. W. Schultze in Vegesack hat nicht nur selbst eine Irrlieht-
erscheinung genau betrachtet und beschrieben, sondern er war
ausserdem eifrig bemüht, den aus der Umgegend von Vegesack
stammenden Angaben darüber nachzuforschen. Doch fanden sie nur
dann weitere Beachtung, wenn sie seiner sorgfältigen Kritik ein-
wurfsfrei standhielten. Für nicht weiter verbürgt hält er deshalb
die Behauptung von dem Vorkommen von Irrlichtern zwischen dem
Schönebecker Schloss und dem Iken’schen Landhause. Auf der
Krudop’sehen Wiese nahe an der Leuchtenburger Chaussee in der
Gemeinde Holthorst sind dagegen nach Schultze von verschiedenen
Beobachtern Irrlichter gesehen und ziemlich übereinstimmend
beschrieben. Der Landwirt H. Krudop giebt an, dass er schon
seinen Vater, wie die Nachbarn von den Irrlichtern auf der ge-
nannten Wiese habe erzählen hören. Er selbst habe sie 1884 oder
1885 zuletzt, vorher wiederholt gesehen. Gewöhnlich war es nur
eine Flamme von gelblicher Farbe, ein einziges Mal waren zwei
zugleich sichtbar. Sie stiegen von dem moorigen Wiesengrund auf
und waren in einer Höhe von etwa mehr als einem Meter ver-
schwunden. In den sich anschliessenden Leuchtenburger Thalwiesen
sind nach Krudop niemals Irrlichter beobachtet. Nachdem zu der
genannten Zeit ein Teil seiner Wiese abgetragen und mit Buschwerk be-
pflanzt war, ist auch dort die lirscheinung nicht wieder wahrgenommen.
Im Thale der Schönebeeker Aue behauptet der Gastwirt Wöbbecke,
soweit er sich erinnert 1893, am Abend eines warmen aber gewitter-
freien Sommertages nach 11 Uhr am Krumpel ein gelblich weisses
Licht gesehen za haben. Ohne zunächst an ein Irrlicht zu denken
hätte er sich gewundert, dass sich Jemand so spät noch etwas auf
den Wiesen zu schaffen machte. Als aber das wenig helle Licht
sich hin und her bewegte (durch Erlöschen und Auftauchen an einer
anderen Stelle), da wäre es ihm klar geworden, dass er Irrlichter
vor sich sähe. Zu Hause angelangt hätte er sich auf eine Bank
gesetzt, von der man weit in das Auethal hineinsehen kann, und
die Erscheinung noch einige Zeit weiter beobachtet.
Die schon erwähnte eigene Wahrnehmung von Schultze erfolgte
auf einer Bootfahrt, die derselbe 1882 im Alter von 35 Jahren mit
einem Freunde zusammen von Geestemünde aus unternahm, um
mit Benutzung der Geeste und des Hadeler Kanals nach der Elbe
zu kommen. Am 2. September fuhren sie mittags von Geeste-
münde mit auflaufender Flut ab und fanden in der oberen Geeste
so hohen Wasserstand, dass das umliegende Land überschwemmt
war und der Flusslauf nur an dem aus der Wasserfläche hervor-
ragenden Uferschilfe erkannt werden konnte. Mehrere heftige
‘Gewitter wurden der Fahrt ungünstig und nur mit Mühe war bei
der eingetretenen starken Dunkelheit der Eingang in den Geeste-
227
kanal zu erkennen. Gelegentlich aufleuchtende Blitze machten dann
anfangs die Böschungen des Kanals noch etwas besser sichtbar,
aber nachher wurde die Finsternis fast undurchdringlich, sodass sich
das Boot bei anhaltend schwüler Luft nur langsam vorwärts bringen
liess. In dieser Lage zeigten sich nun an beiden Ufern des Kanals
einzelne Flämmchen, die jedoch vorzugsweise nur am östlichem, dem
Boote näheren Ufer beobachtet werden konnten. Sie erschienen
etwa fingerlang in der Höhe des Wasserspiegels oder ein wenig
höher, was sich in der Dunkelheit nicht bestimmter ermitteln liess.
In der Form glichen sie der Flamme eines brennenden und wage-
recht oder etwas schräg gehaltenen Streichholzes, nur waren sie
grösser und ungleich lichtschwächer. Ihr gelbliches Licht genügte
indessen, um das Boot ohne Beihilfe des Riemens, der vorher dazu
benutzt war, auf eine Strecke von 1!/, bis 1 Kilometer vom Ufer
freizuhalten. Wegen heftigen Regens wurde dann unter einer Kanal-
brücke Schutz gesucht, und nachher war von den Flammen nichts
mehr zu sehen. Dieselben müssen vereinzelt in längeren Pausen
aufgestiegen sein, denn sie wurden unregelmässig in Abständen von
etwa zwei bis vier oder mehr Bootslängen sichtbar. Die Entfernung
der Beobachter vom Uferrande, also auch von den Flammen betrug
kaum 4 m, und es war deutlich zu erkennen, dass sie jedesmal von
unten nach oben erloschen, nachdem sie vielleicht !/, Minute
geleuchtet hatten. Schultze, sehr vorsichtig und zuverlässig in
seinen Angaben, weiss sich eines Geräusches durch das Aufleuchten
jedenfalls nicht bestimmt zu erinnern. Er hatte damals die Zweifel
an der Existenz der Irrlichter nicht gekannt, aber sie waren ihm
doch so auffällig gewesen, dass er sich nach jener Zeit, also nach
1882, andauernd bemüht hat, sie noch einmal zu sehen, aber ver-
gebens, sie sind eben selten.
Gegenüber dem gelegentlich von dem Botaniker v. Fischer-
Beuzen gemachten Einwurfe, dass bei den Irrlicht-Wahrnehmungen
die alkoholisch überhitzte Phantasie eine Rolle spielen könnte, mag
für die Beobachtung von Schultze noch besonders darauf hingewiesen
sein, dass in diesem Falle eine derartige Annahme ganz ausgeschlossen
bleibt, denn das einzige Getränk, über welches die beiden Freunde
auf der Fahrt bis Bederkesa verfügten, bestand in einer Flasche
Lesumer Quellwassers. Die Zeugnisse für das Vorkommen der
Irrliehter sind demnach vielfach so einwandfrei und zugleich so
zahlreich, dass keinerlei Zweifel daran mehr berechtigt erscheint.
Bessels Angabe wurde in allen Hauptpunkten bestätigt.
Fragt man sich aber, was sind die leuchtenden Gase und wie
entstehen sie, so muss man rückhaltslos zugeben, dass eine irgend
befriedigende Antwort auf diese Frage bis heute nicht gefunden ist.
Bessel fordert das wissenschaftliche Bremen auf, durch Exkursionen
nach dem Moore das Wesen und die Ursache der Irrliehter zu er-
forschen. Das nächste dazu wäre das Aufsammeln der das Licht
ausstrahlenden Gase, aber bei der Seltenheit der Erscheinung und
ihrer leichten Veränderlichkeit ist wenig Aussicht vorhanden, dass
rechtzeitig Gasbehälter zur Stelle wären. Die erste Möglichkeit,
15*
228
den Thatbestand genauer festzustellen, könnte sich noch dem Amateur-
photographen bieten, der mit seinem Apparate Wald und Feld
durchstreif, um sich von allem Sehenswürdigen ein unbedingt
naturtreues Bild zu verschaffen.
Da Phosphorwasserstoff als ein an der Luft von selbst ent-
zündliches Gas uns bekannt ist, so war es natürlich, dass man bei
den Irrlichtern zunächst an dieses Gas dachte. Aber sein Verbrennen
mit knoblauchartigem Geruch und unter Bildung von weissen
leuchtenden Dämpfen ist von der Beschreibung fast aller Irrliehter
so abweichend, dass man die gewöhnliche Ursache derselben im
Phosphorwasserstoff nicht suchen darf. Nun hat zwar Hirzel den
Nachweis geführt, dass schon eine geringe Beimengung von Phosphor-
wasserstoff zur Sumpfluft diese zum Leuchten bringt, aber es gehört
Phosphorwasserstoff dazu, und dessen Entstehen ist eben schwer
begreiflich.” Tapeiner hat durch Zusatz von Schlamm oder durch
Impfen einer einprozentigen Fleischextraktlösung für sich und der
mit künstlicher Nährflüssigkeit versetzten Lösung ganz verschieden-
artig zusammengesetzte Gemenge von Wasserstoff, Sumpfgas und
Kohlensäure hervorgerufen. Phosphorwasserstoff war nicht darunter,
und es war ein voreiliger und durchaus unberechtigter Schluss, dass
man mit den Schlammbacillen je nach der Nährflüssigkeit alle
möglichen Arten von Sumpfluft und auch selbstleuchtende erzeugen
könnte, mit anderen Worten, dass man dem Irrlichtbaeillus auf der
Spur wäre. Dazu gehörte, erst einen Baeillus aufzufinden, der
etwa die vielverbreitete Phosphorsäure in Phosphorwasserstoff über-
führen könnte. Bis heute ist ein soleher Baeillus nieht bekannt,
und so fehlt uns überhaupt jeder nähere Anhalt für die Erklärung,
wie die brennbare Sumpfluft von selbst entzündet oder zum Leuchten
gebracht werden kann. Dass diese Erklärung bisher vergebens
gesucht wurde, beweist jedoch ihre Unmöglichkeit keineswegs. Wir
sehen also in dem Irrlicht phosphorescierende Luft, weshalb sie
phosphoreseiert, ob durch Beimengung von Phosphorwasserstoff oder
von anderen Gasen, das wissen wir nicht. Das auffallende Auf-
leuchten der grösseren Flammen in weiterem Abstande vom Erdboden
ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass zunächst die bei aller
Sumpfluft mit aufsteigenden und dem Leuchten hinderliche Kohlen-
säure wegen ihres hohen spezifischen Gewichts und der langsamen
Diffassion teilweise unten sich ausscheidet, mehr lässt sich heute
begründet nicht aussagen. Versuche mit Sumpfluft unter Zugabe
der verschiedensten fremden Gase sind vermutlich am ersten geeignet,
weitere Aufklärung zu bringen.
Wie in den einzelnen Berichten meist schon angegeben ist,
werden die Irrlichter entweder als kleine Flammen und oft nicht
höher als diejenige einer Kerze beschrieben oder man bezeichnet sie
als flammenartig oder in anderer Form glühende Luftmassen von
viel grösserem Umfang. Im ersten Falle hat man sie wiederholt
doch nieht immer ziemlich oder sogar recht zahlreich gesehen, im
letzten Falle waren sie stets vereinzelt.
229
Ob die verschiedenen in Deutschland für die Erscheinung
gebräuchlichen Bezeichnungen: Irrwisch, Lüchtemänniken, feuriges
Männlein, feuriger Mann, gleuniger Keerl mit ihrer Grösse oder
Form zusammenhängen, konnte in keinem Falle bestimmt ermittelt
werden und lässt sich deshalb nicht entscheiden.
Te
Eine grüne Rose von 6 mm Grösse.
Beschrieben von Franz Buchenau.
Bildungsabweichungen von Rosen sind schon ausserordentlich
hänfig beschrieben worden. Man wolle darüber die treffliche Zu-
sammenstellung in Penzigs Pflanzen-Teratologie, 1890, I, p. 436 —444,
welche in gedrängter Form acht Druckseiten füllt, vergleichen. Es
ist daher gewiss nicht zweckmässig, die botanische Literatur noch
mit Beschreibung der häufigeren Missbildungen (Vergrünungen, Ver-
laubungen, Durchwachsungen u. s. w.) zu beschweren. Die in den
folgenden Zeilen geschilderte Abnormität ist aber so ausserordentlicher
Art, dass ich glaube, ihre Schilderung nicht unterdrücken zu sollen.
Am 16. Dezember 1895 schickte mir der mir befreundete Berliner
Bankier, Herr Albert Cohn, aus Hamburg einen etwa 20 em langen
Rosenzweig, welcher von einer hochstämmigen gefüllten Theerose her-
rührte. Derselbe war längere Zeit in feuchtem Sande kultiviert worden
und hatte einige Seitenknospen kümmerlich entwickelt. Einer dieser
Seitentriebe besass im Ganzen 15 mm Länge und wurde durch eine
kleine grünliche Rose abgeschlossen. Der Trieb trug oberhalb der
beiden seitlichen Vorblätter sechs diehtgedrängte Niederblätter, von
welehen noch die drei obersten von 4,7 und 8 mm Länge erhalten waren;
sie waren als braune, schmallanzettliche Schuppen ausgebildet, jedoch
hatten das fünfte und sechste oben sehr deutliche, grüne, krautige
Ränder, welche am sechsten schon eine wirkliche kleine Blattfläche
bildeten. Nun folgte ein 6 mm langer zylindrischer Stiel von
bräunlich-grüner Farbe und dann die endständige kleine Rose.
An dieser Blüte fehlte die Cupula durchaus; alle Blütenblätter
entsprangen also unmittelbar auf dem Blütenstiele, bezw. der Blüten-
achse. Die Blattorgane begannen mit dem Kelche, welcher aus fünf
fast völlig gleichen, 2,5 bis 3 mm langen, eiföürmigen, am Rande
230
kurz aber dicht wollig-behaarten Kelchblättern bestand; ein Blatt
fiel nach unten. Innerhalb dieses Kreises stand links neben dem’
untersten Blatte ein sechstes Kelchblatt von 6 mm Länge, lanzettlich
geformt, ganzrandig, auch noch von derber Textur und am Rande
wollhaarig, aber doch schon zarter, als die anderen Kelchblätter und
deutlich fiedernervig. Nun folgten zwölf, gut ausgebildete, kreis-
oder kreisnierenförmige Kronblätter von 5 bis 7 mm Länge, zart-
häutig, glänzend, von blassgrüner Farbe und strahlig-netziger Nervatur;
die äusseren waren noch am Rande behaart, die inneren auch hier
kahl. Wohlgeruch liess sich nicht bemerken. Die Kronblätter
bildeten drei ziemlich regelmässige Kreise. Es folgten dann noch
ein paar mehr oder weniger verschrumpfte Kronblätter und ein
Mittelgebilde zwischen Kronblatt und Staubblatt, jedoch ohne aus-
gebildeten Pollen. Hierauf folgten fünf deutliche Carpellblätier, jedoch
offen (wie bei der bekannten abnormen Himbeere) und ohne Eianlagen.
Endlich stand im Centrum die noch ganz kleine, aber bereits an-
gefaulte Anlage einer zweiten Blüte, welche deutlich erkennen liess,
dass die kleine Rose den Versuch gemacht hatte, eine Durchwachsung,
einen sog. Rosenkönig, zu bilden.
Er
Bemerkungen über die Arten von Agrimonia.
Von W. ©. Focke.
In jeder Landesflora finden sich sowohl Gruppen nahe ver-
wandter Pflanzenarten als auch systematisch isolierte Typen. In
manchen Gattungen zeigen die Arten eine Neigung, gesellig zu
wachsen, in andern kommen sie fast überall vereinzelt, d. h. nicht
begleitet von nahe verwandten Arten, vor. Nach der chorologischen
Verteilung ihrer Arten kann man die Gattungen, oder auch engere
oder weitere systematische Formenkreise, in verschiedene Reihen
ordnen. Die Familie der Aosaceen liefert manche Beispiele von
Gattungen und Untergattungen, deren Arten in auffälliger Weise
verteilt sind. So ist die artenreiche Gattung Chijortia auf ein enges
Wohngebiet in Südafrika beschränkt. Ahnlich verhalten sich Polylepis
und Cercocarpus, die freilich nicht so zahlreiche Arten umfassen, in
Amerika. Acaena und Alchimilla sind zwar weiter verbreitet, doch
finden sich die meisten Arten derselben auf beschränkte Gebiete
Südamerikas zusammengedrängt. Gesellig wachsen ferner zahlreiche
Arten oder „Gruppen von Arten niederen Ranges“ aus den Gattungen
Rosa, Rubus und Potentilla.
In auffallendem Gegensatze zu diesem Verhalten pflegen in
andern durchaus natürlichen Gattungen oder Untergattungen die
Arten vereinzelt und geographisch gesondert aufzutreten. Von @eum,
Fragaria, Sorbus, Pirus (Pirophorum), Malus und Agrimonia besitzt
jede besondere Gegend etwa zwei oder drei Arten, oft nur eine einzige.
In vielen Fällen sind die geographisch gesonderten Arten so nahe
verwandt, dass ihre Unterscheidung beträchtliche Schwierigkeiten
macht, so z. B. ist die Systematik von Fragaria, Sorbus und Agri-
monia in vieler Beziehung unklar und verworren.
Nachdem ich die Gattung Rubus nach vielen verschiedenen
Gesichtspunkten untersucht hatte, schien es mir nützlich, zur Ver-
gleichung sowohl ähnliche als auch abweichende Verhältnisse in
andern Gattungen genauer kennen zu lernen. In Bezug auf die
Verteilung nahe unter einander verwandter Arten ist insbesondere
Agrimonia bemerkenswert.
Die Gattung Agrimonia besitzt eine weite Verbreitung durch
die nördliche gemässigte Zone und tritt auch zerstreut in Gebirgs_
ländern der Tropen sowie in der südlichen gemässigten Zone auf
232
Ihre Arten sind sämtlich unter einander sehr nahe verwandt, sodass
man vielfach geneigt war, ihnen nur den Wert von Unterarten
zuzugestehen. Die Endglieder der Reihe, z. B. A. repens, A. parviflora
und A. viseidula, sind aber doch allzu verschieden, um sie in eine
einzige polymorphe Art zusammenfassen zu können.
Westeuropa besitzt zwei oder drei Arten von Agrimonia, nämlich
ausser A. Kupatoria L. und A. odorata Ait. angeblich auch A. repens L.,
die nach Boissier in Spanien vorkommt. Ausserdem gehört sie dem
südöstlichen Europa und dem Orient an, während eine vierte Art,
A. pilosa Ledeb., das östliche Mitteleuropa, vorzüglich das mittlere
Russland, bewohnt. Wenig bekannt ist eine fünfte Art, die orientalische
A. sororia Fisch. et Mey.
Ostasien besitzt mindestens zwei eigentümliche Arten, A. veseidula
Bunge und A. Blumei G@. Don. Ausserdem soll dort die A. pilosa
vorkommen. Die Angabe, dass auch A. Eupatoria in Ostasien wächst,
dürfte auf Verwechselung beruhen. Aus Nordamerika sind drei
Arten bekannt, von denen eine, A. striata Mchx., ein sehr grosses
Verbreitungsgebiet zu besitzen scheint. 4. parvizlora Ait. gehört
dem Osten Amerikas an; am wenigsten bekannt ist die 4. incisa
Torr. et Gray.
Die nördliche gemässigte Zone besitzt somit zehn bekannte Arten.
Viel unklarer ist die Systematik derjenigen Agrımonien, welche
in den subtropischen und tropischen Bergländern wachsen. Die
A. Nepalensis D. Don des Himalaya wird von Hooker zweifelnd zu
A. Eupatoria gezogen. Ceylon besitzt eine eigene Art, A. Zeylanica
Moon; die javanische A. Javanica Jungh. (A. swaveolens Blume)
soll mit der südjapanischen A. Blumei übereinstimmen, nach Anderen
mit A. Nepalensis.
Im tropischen Mexiko und Mittelamerika wachsen angeblich
drei Arten, von welchen zwei mit den nordamerikanischen Arten
A. parvijlora und A. striata übereinzustimmen scheinen. Die dritte
Art wird neu sein, doch fragt es sich, ob das bis jetzt zugängliche
Material zu einer Beschreibung genügt.
Aus der südlichen gemässigten Zone sind zwei Arten beschrieben,
nämlich A. bracteosa E. Mey. aus Südafrika und 4A. hirsuta Bongard
aus Südbrasilien. Diese letzte Art scheint bis Argentinien ver-
breitet zu sein.
Den zehn Arten der nördlichen gemässigten Zone treten somit
noch sechs ungenügend bekannte Arten aus den Tropen, Südafrika
und Südamerika hinzu. Endlich finden sich zwei, vielleicht noch
mehr, Arten unbekannter Herkunft in europäischen Gärten; auch
giebt es eine Anzahl veröffentlichter Beschreibungen, mit denen vor-
läufig nichts anzufangen ist. 3
Bei der grossen habituellen Ahnlichkeit sämtlicher Agrömonien
unter einander hat man nach bestimmten Merkmalen gesucht, welche
geeignet sind, die einzelnen Arten zu unterscheiden. Besonders wert-
volle Kennzeichen bietet die Frucht, d. h. die Cupula zur Fruchtzeit.
Die einseitige Wertschätzung eines einzelnen Merkmals führt jedoch
in der Systematik regelmässig zu Missgriffen, d. h. zu naturwidrigen
233
Trennungen und Zusammenstellungen. Das ist auch bei Agrimonia
der Fall gewesen; es mag daher hier auf einige sonstige bemerkens-
werte Unterschiede aufmerksam gemacht werden, die freilich nur
zum Teil an gewöhnlichen Herbarexemplaren wahrnehmbar sind.
An den Keimpflanzen von Agrimonia ist das erste Laubblatt
breit herzförmig und grob gezähnt. Die Zahl der Zähne beträgt bei
A. striata durchschnittlich 7, bei den andern Arten meist 11—15.
Die Stengel der Keimpflanzen verlängern sich bei manchen
Arten rasch, namentlich bei A. odorata, A. repens und A. striata.
Bei A. viscidula und A. Blumei bleiben sie kurz, die Internodien
sind gestaucht, die Blätter stehen fast rosettig. Junge Pflanzen
vieler Arten sind einander am Ende des ersten Sommers viel weniger
‘ähnlich, als die erwachsenen Exemplare.
Der primäre Stengel stirbt bei den meisten Arten im Winter
oder zu Anfang des Frühjahrs ab; schon gegen Ende des ersten
Sommers entwickelt sich an seinem Grunde die Knospe, welche den
nächstjährigen in der Regel zur Blüte gelangenden Stengel liefert.
Bei einzelnen Arten, insbesondere bei A. Blumei und 4A. parviflora,
bildet der primäre Stengel jedoch eine Endknospe, welche sich im
zweiten Jahre weiter entwickelt und bei gutem Gedeihen den ersten
Blütenstand liefert. Da die Blüten traubig stehen, sind die Arten
mit Endknospe zweiachsig, diejenigen mit Grundknospe dreiachsig. —
Es kommen übrigens individuelle, durch stärkere oder schwächere
Ernährung bedingte Abweichungen von dem beschriebenen Ver-
halten vor.
Dureh knollig verdiekte Wurzelfasern weicht A. parviflora von
den übrigen Arten ab.
Die Verzweigung kräftiger blühender Stengel ist bei den
einzelnen Arten verschieden. Bei A. striata sind die Aste sehr lang
und stehen ungewöhnlich weit ab, so dass der Gesamtblütenstand
auffallend sparrig erscheint.
Die Nebenblätter sind im allgemeinen gross und breit, besonders
bei A. repens und A. striata; viel kleiner sind sie bei A. pilosa.
Die Blättehen sind bei einigen Arten genähert, sodass sie sich
oft berühren oder mit den Rändern decken. Es ist dies namentlich
bei A. repens der Fall. Dagegen sind sie bei A. viscidula auffallend
weit von einander entfernt. — Das Endblättehen ist bei einigen
Arten, namentlich bei A. repens und A. pilosa, am Grunde keilig
und ganzrandig. Bei andern Arten setzt sich die Zahnung nicht
nur regelmässig bis zum Grunde fort, sondern geht mitunter in der
Weise auf das Stielcehen über, dass an demselben einzelne Zähne in
Gestalt von selbständigen eingeschobenen Blättehen erscheinen; be-
sonders auffallend ist dies bei A. viscidula. — Das Stielchen des
Endblättehens ist bei den einzelnen Arten mehr oder minder aus-
gebildet. — Die Breite der Blättchen ist erheblich verschieden, ändert
jedoch bei einigen Arten innerhalb ziemlich weiter Grenzen ab.
In der Bezahnung der eingeschobenen Blättchen finden sich
ziemlich auffallende Verschiedenheiten, z. B. zwischen 4A. viseidula
und A. odorata einerseits, A. pilosa und A. striata andererseits.
234
Die Blütentrauben sind bei A. repens und A. viscidula gedrungener,
bei A. striata loekerer als bei den meisten Arten. — Die Blüten-
knospen sind bei manchen Arten sehr stumpf, namentlich bei 4.
Eupatoria und A. odorata. Dagegen sind sie bei A. striata eiförmig
und mehr gespitzt.
Dureh grosse Blüten zeichnet sich A. repens aus, während
A. visceidula und A. parvirlora auffallend kleine Blüten besitzen.
Auch die Früchte sind bei A. repens gross, bei A. parvijlora klein.
Die Zahl und Anordnung der Staubblätter ist manchmal bei
den einzelnen Blüten des nämlichen Exemplars verschieden.
Auf eine Anzahl anderer Merkmale, die in den vorhandenen
Beschreibungen bereits mehr oder weniger Berücksichtigung gefunden
haben, will ich hier nicht näher eingehen. Es kam mir vorzüglich
darauf an, zu zeigen, dass die Agrimonien lebend, namentlich wenn
man ihre Entwickelung verfolgen kann, viel besser von einander zu
unterscheiden sind, als man bei Vergleichung von Herbarexemplaren
annimmt. Die Kultur dieser Pflanzen im Garten ist im allgemeinen
sehr einfach, sodass wahrscheinlich auch die tropischen Arten höchstens
einigen Winterschutz erfordern werden. Nur A. parvijlora ist bei mir
bisher jedesmal verkümmert:; ihre Lebensbedingungen müssen von
denen der andern Arten verschieden sein. Gern würde ich Boden-
impfung versuchen. 4
Um einen vollständigeren Überblick über die Gattung zu er-
halten, würden mir keimfähige Früchte zweifelhafter und wenig
bekannter Agrimonien sehr willkommen sein; ich nenne nur die
spanische „A. repens“, die dalmatinische „A. humilis Wallr.“, die
kalifornische „A. Eupatoria“, die A. sororia, A. incisa, A. Nepalensis,
sowie sämtliche Arten der Tropen und der südlichen Halbkugel. —
(etrocknete Exemplare sind zur vorläufigen Orientierung immerhin
von Wert.
Dritter Nachtrag
zu dem
Systematischen Verzeichnis der bis jetzt
im Herzogtum Oldenburg gefundenen Käferarten.
Von C. F. Wiepken.
Abhandlungen des Naturw. Ver. zu Bremen, Bd. VIII, S. 39—101.
Infolge meines hohen Alters und meiner zunehmenden Kränk-
lichkeit muss ich leider jetzt meinen Ruhestand faktisch antreten,
weshalb dies mein letzter Nachtrag ist. Herr Dr. med. Röben, der
die Forschungen im Herzogtum fortsetzen will, wird hoffentlich noch
weitere Nachträge folgen lassen. Herr Oberlehrer Rautterberg in
Hildesheim, welcher früher in Wilhelmshaven war, hat die Käfer,
die er im nördlichen Herzogtum gesammelt, dem grossherzoglichen
Museum gütigst überlassen. Die Marsch muss noch gründlich durch-
forscht werden, und unter den Käfern, namentlich den Wasserkäfern,
werden sich noch manche finden, die uns noch unbekannt sind.
Carabidae.
Dromius Bonelli.
D. angustus Brulle. Südholz. Unter Kiefernrinde. Selten.
Bradycellus Erichson.
B. placidus Gyll. Upjever, Apen. An Wasserlachen. Oktober, Mai.
Chlaenius Bonelli.
C. vestitus Payk. Am Ufer des Nordloher Kanals unter Torf.
Selten. Juli.
Amara Bonelli.
A. famelica Zimmerm. Augustfehn. In Sandgruben. Selten. Mai.
H.
H.
L.
Th.
Ch.
236
Dytiseidae.
Haliplus Latreille.
lineatocollis Marsh. Neuende, Mariensiel. In Marschgräben. Häufig.
. apicalis Thoms. Bant. In Gräben. Selten.
Hydroporus Clairville.
paralelogrammus Ahrens. Bant. In Marschgräben. Nicht selten.
Liopterus Aube.
‚. agilis F. Bant. In Gräben. Nicht selten.
Agabus Leach.
. affinis Payk. Bant. In Gräben. Nicht häufig. September.
Hydrophilidae.
Laeceobius Erichson.
scutellaris Motsch. Bei Wilhelmshaven. In Marschgräben.
var. atratus Rottenb. Bant. In Gräben.
Staphylinidae.
Thiasophila Erichson.
angulata Erichs. Südholz. In Haufen von Formica rufa. Nicht
selten. April.
Oxeypoda Mannerheim.
. eurieulina Erichs. Wangerooge. Selten. August.
. Jormiceticola Maerkel. Südholz. In Haufen von Formica rufa.
Nicht selten. April.
Homalota Mannerheim.
. anceps Erichs. Südholz. In Haufen von Formica rufa. Selten.
April.
. erilis Eriehs. Südholz. Unter Formica rufa. Selten. April.
Xantholinus Serville.
. atratus Heer. Südholz. Unter Formica rufa. Selten.. April.
Stenus Latreille.
. Alum Eriehs. Südholz. In Waldgräben geketschert. Selten. April.
Pselaphidae.
Bryaxis Leach.
. haematica Reichemb. Bei Wilhelmshaven. Am Deich geketschert.
Silphidae.
Choleva Latreille.
longula Hellw. Bei Wilhelmshaven. Am Deich.
237
Liodes Latreille.
L. parvula Sahlb. Bei Wilhelmshaven. Am Deich geketschert.
Nitidulidae.
Brachypterus Kugelann.
B. glaber Newm. (pubescens Er). Jeverland.
Epuraea Erichson.
E. variegata Hrbst. Jeverland.
Meligethes Stephens.
M. aeneus F. var. coeruleus Steph. Jeverland. Auf Blüten. Juli.
M. denticulatus Heer. Südholz. Auf blühender Spiraea ulmaria.
Nicht selten. August.
Oryptophagidae.
Atomaria Stephens.
4A. fuseipes Gyll. Jeverland.
A. mesomelas Herbst. Geketschert.
Ephistemus Stephens.
E. globulus Waltl. Jeverland.
Latrididae.
Latridius Herbst.
L. lardarius De Deer. Bei Wilhelmshaven. Geketschert.
Buprestidae.
Melanophila Eschscholtz.
M. appendiculata F. (acuminata de Geer). Bant. Geketschert.
Anthaxia Eschscholtz.
A. quadripunctata L. Bant. Geketschert.
Elateridae.
Agriotes Eschscholtz.
A. sputator L. Marsch bei Wilhelmshaven. Geketschert.
Malacodermidae.
Telephorus Schaeffer.
T. fuseicornis Oliv. Varel. Auf Sträuchern. Juni.
T. haemorrhoidalis F. Bant. Geketschert. Juni.
T. testaceus L. var. pallipes Steph. Varel. Auf Sträuchern. Juni.
Ch.
Ph.
Pt.
a,
M.
B.
nu
238
Charopus Erichson.
Navipes Payk. Bei Wilhelmshaven. Geketschert.
Phloeophilus Stephens.
Edwardsi Steph. Südholz. An Fichten, auch im Wurmmehl
hohler Eichen. Selten. April, Juni.
Ptinidae.
Ptinus Linne.
dubius Sturm. Südholz. An Kiefern. Selten. April.
Melandryidae.
Anisoxya Mulsant.
fuscula Dlig. Augustfehn. In Pilzen. Selten. Juni.
Mordellidae.
Mordellistena Costa.
abdominalis F. Elmendorf. Auf Doldenblüten. Selten. Juni.
Anaspis Geoffroy.
Amelanopa Forst. (maculata Fourer). Aus einer alten Eiche ge-
zogen. Augustfehn. Selten. Oktober.
runlabris Gyll. Augustfehn. Auf Spiräenblüten. Häufig. Juni.
. trifasciata Chevr. Neuenburger Holz. Auf Weissdornblüten.
Häufig. Juni.
Cureulionidae.
Phyllobius Germar.
. pomaceus Gyll. Augustfehn. Auf Gesträuch. Selten. Juni.
Hypera Germar.
. postica Gyll. Apen. Unter Anspuhlicht. Selten. Oktober.
. variabilis Herbst. Vareler Mühlenteich. Nicht selten.
Dorytomus Stephens.
. peetoralis Pz. var. melanophthalmus Payk. Upjever.
. Schönherri Faust. Upjever.
Bagous Schoenherr.
biimpressus Fährs. Bei Wilhelmshaven. Auf feuchten Marsch-
wiesen geketschert.
Apion Herbst.
. atomarium Kirby. Eversten. (Geketschert.
. penetrans Germ. Wangerooge. In den Dünen geketschert. Nicht
selten. August.
Magdalis Germar.
M. barbieornis Latr. Augustfehn. Aus dürren Obstbaumzweigen
gezogen. Selten. Mai.
239
. Anthonomus Germar.
4A. sorbi Germ. Upjever, Dreibergen. Auf Weissdorn und Eberesche.
Häufig. Mai, Juli.
Örchestes Illiger.
O. avellanae Donov. Upjever. Auf Sträuchern. Nieht häufig.
Gymnetron Schoenherr.
@. villosulum Gyll. Neuende. An einem Graben geketschert
Miarus Stephens.
M. campanulae L. Südholz. Geketschert. Nicht selten. Juni.
Ceutorrhynchus Germar.
C. signatus Gyll. Südholz. Geketschert. Selten. Mai.
Phytobius Schoenherr.
Ph. quadritubereulatus F. Jever. Geketschert.
Scolytidae.
Dendroctonus Erichson.
D. micans Kugel. Hengstforde. In einer Sandgrube. Selten. Juni.
Xyleborus Eichhoff.
X. monographus F. 2 Torsholt. Aus Eichenrinde gezogen. Selten. Mai.
Chrysomelidae.
Donaecia Fabrieius.
D. cerassipes F. Dreibergen. Auf Nymphaea alba L. Selten.
D. vulgaris Zschach (typhae Ahrens). Augustfehn. Auf T'ypha
latifolia L. Selten. Juni.
Haemonia Latreille,
H. zosterae F. var. Curtisi Lac. Bei Wilhelmshaven. An Wasser-
pflanzen. Selten. Juni.
Cryptocephalus Geoffroy.
Cr. pusillus F. Ocholt. Auf Weiden. Selten. Juni.
Melasoma Stephens.
M. euprea F. Zwischenahn. Auf Bruchweiden. Selten. Juni.
Chrysomela Linne£.
Chr. brunsvicensis Grav. (duplicata Zenk.) Barneführer Holz. Nicht
häufig. Juni.
Chr. purpurascens Germ. Apen. Im angetriebenen Schilf. Selten.
Oktober.
Crioceris Geoffroy.
Cr. lilii Seop. (merdigera F.) Auf Lilien. Häufig. Mai.
Longitarsus Latreille.
L. luridus Scop. Augustfehn. Auf Wiesen. Häufig. Mai, Oktober.
240
Aphtona Chevrolat.
A. lutescens Gyll. Augustfehn. Unter angetriebenen Pflanzen. Häufig.
Juni, September, Oktober.
Phyllotreta Foudras.
Ph. aenea Allard. Augustfehn. Geketschert. Selten. August.
Erotylidae.
Daene Latreille.
D. runfrons F. Augustfehn. An Baumpilzen. Selten. Mai.
Berichtigung.
Im ersten Nachtrag, Seite 353, ist Longitarsus ‚[abdominalis
Duft. zu streichen.
Im zweiten Nachtrag, Seite 59, lies statt Dr. med. Köben —
Dr. med. Röben.
Seite 69 ist Longitarsus brunueus Duft. zu streichen.
unnnnannnnnannnnn nn
Beitrag zur Algenflora von Schlesien.
Von E. Lemmermann in Bremen.
(Hierzu Tafel I.)
Nachstehende Arbeit bildet in gewisser Hinsicht eine Fortsetzung
meiner in den Forschungsberichten der Biologischen Station in
Plön*) veröffentlichten Abhandlung „Zur Algenflora des Riesen-
gebirges“. Betreffs der allgemeinen Thatsachen kann ich daher
im grossen und ganzen auf die in jener Arbeit enthaltenen Be-
merkungen verweisen.”*) Wenn auch nicht alle in dem folgenden
Verzeichnisse enthaltenen Algen im Riesengebirge selbst gesammelt
wurden, sondern vielmehr aus den verschiedensten Gegenden Schlesiens
stammen, so gehört doch ein ziemlicher Teil derselben der eigentlichen
Gebirgsregion an. Von diesen gilt im allgemeinen dasselbe, was
ich schon in der früheren Arbeit besonders betont habe. Ich will
jedoch nunmehr versuchen, im Einzelnen noch auf einige, wie mir
scheint bemerkenswerte Erscheinungen hinzuweisen, welche ich den
Alsologen zur weiteren Prüfung angelegentlichst empfehlen möchte.
Von allen Algengruppen sind zweifelsohne die Desmidiaceen im
Riesengebirge am stärksten vertreten; sie überwiegen an vielen Stellen
alle anderen Algen nahezu vollständig und zwar nicht nur in Bezug
auf die Zahl der Arten, sondern auch in Bezug auf die Menge der
Individuen. Am auflälligsten tritt diese Thatsache in den Tümpeln
und Wässerchen der Weisswasserwiese und der angrenzenden Gebiete
hervor. Manche derselben enthalten fast ausschliesslich Desmidiaceen,
eine Erscheinung, auf welche ich in der oben eitierten Schrift gleich-
falls aufmerksam gemacht habe. Es scheint das reichliche Vor-
kommen dieser Algen nicht bloss auf das Riesengebirge beschränkt
zu sein, sondern auch für andere Gebirge zu gelten. Aus der aus-
gezeichneten Arbeit von Prof. W. Schmidle „Beiträge zur alpinen
Algenflora“ ***) geht beispielsweise hervor, dass auch in den Oetzthaler
*, Teil IV, pag. 88—133.
**) Siehe auch die gleichzeitig erschienene Arbeit v. B. Schröder: „Die
Algenflora der Hochgebirgsregion des Riesengebirges“. Schles. Ges. f. vaterl,
Kultur 1895.
*»*) Öesterr. bot. Zeitschr. 1895.
Januar 1897. XIV, 16
En
242
Alpen die Desmidiaceen sehr reichlich vertreten sind; von allen
anderen Algengruppen werden in der Arbeit verhältnismässig nur
wenig Arten und Varietäten aufgezählt. Ahnliches dürfte sich auch
für andere Gebirge nachweisen lassen.*) Der Grund dafür wird
ohne Zweifel in der reichen Entwicklung der Sphagnum-Rasen in
den Tümpeln der Gebirgsgegenden zu suchen sein. Wieweit auch
andere Verhältnisse, wie Temperatur und Beschaffenheit des Wassers,
Bodenverhältnisse ete. dabei in Betracht kommen, ist vor der Hand
noch nicht bekannt. Auch die durch die Sphagnum-Rasen bewirkte
Beschattung scheint nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung der
Desmidiaceen zu sein. Ich konnte wenigstens bei meinen vorjährigen
Kulturen, welche Material aus einem Tümpel auf dem Kamme ent-
hielten,**) die Thatsache konstatieren, dass diejenigen, welche sehr
gedämpftes Licht erhielten,***) wesentlich besser gediehen als die,
welche unmittelbar vor einem nach Osten gelegenen Fenster standen, T)
obgleich sonst allen möglichst gleiche Bedingungen geboten wurden. ff)
Im allgemeinen würde es jedoch ein durchaus verfehltes Unternehmen
sein, die besonders üppige Entwicklung der Desmidiaceen in den
oben erwähnten Tümpeln auf eine einzige Ursache zurückführen zu
wollen; sicherlich kommen dabei eine ganze Reihe verschiedener
Faktoren in Betracht. Bislang ist uns freilich aus der algologischen
Literatur nur sehr wenig über diese Verhältnisse bekannt. Es
dürfte daher ein verdienstvolles, wenn auch sehr mühseliges Unter-
nehmen sein, an der Hand systematisch durchgeführter Versuche
die genauen Lebensbedingungen der Desmidiaceen zu erforschen. Wir
würden dadureh sicherlich auch einen viel tieferen Einblick in die
eigentümlichen Variabilitätsverhältnisse dieser Algengruppe gewinnen.
Schon aus diesem Grunde wäre eine solche Untersuchung von hohem
Interesse.
Viele der im Gebirge vorkommenden Desmidiaceen zeichnen
sich besonders dadurch aus, dass ihre Membranen durch Stacheln,
Höckerchen, Warzen ete. in der eigenartigsten Weise verziert sind.
Ich erinnere z. B. an Ilyalotheca dissiliens (Smith) Breb. var.
punctata Lemm., Staurastrum hystriw Ralfs, St. pileolatum Breb.,
St. pileolatum Breb. var. eristatum Lütkemüller, St. muricatum Breb.,
St. spinosum (Breb.) Ralfs u. a. m. Das gilt nicht nur für das
Riesengebirge, sondern vielleicht in weit grösserem Masse auch für
andere Gebirge, wie ein Blick auf die Tafeln zeigt, welche den
*) Siehe auch die Arbeiten von Heimerl und Lütkemüller.
”*, Dasselbe verdankte ich der Güte des Herrn Dr. OÖ. Zacharias.
+) Dieselben standen im Schatten grosser Kulturgefässe, deren Wände
dicht mit Algen bewachsen waren.
7) Gegen die unmittelbare Einwirkung der Morgensonne suchte ich sie
durch Papier möglichst zu schützen.
-f) Alle Kulturen waren in Gefüssen von derselben Grösse und Be-
schaffenheit; auch war das zugesetzte Wasser von vollständig gleicher
Beschaffenheit.
243
Arbeiten von W.Schmidle,*) Heimerl,**) Lütkemüller***) u.a. bei-
gegeben sind. Dass ähnliche Erscheinungen auch bei den Desmidiaceen
der Ebene vorkommen, ist mir freilich wohl bekannt; doch will es
mir fast scheinen, als seien die Verzierungen der Zellmembranen bei
den Gebirgsalgen besonders schön und mannigfaltig ausgeprägt.
Nächst den Desmidiaceen treten auch die Bacillariaceen an
manchen Stellen in beträchtlichen Mengen auf. Ich behalte mir vor,
in einer späteren Arbeit genauere Einzelheiten darüber zu ver-
öffentlichen. Auch die Protococcoideen sind hier und da in grösserer
Artenzahl vorhanden. Dagegen sind manche Gattungen der Fadenalgen
(im weitesten Sinne) nur sehr spärlich vertreten; ich denke dabei vor-
nehmlich an Coleochaete, Bulbochaete, Oedogonium und Vaucheria.
Zu den eigentlichen Charakteralgen des Riesengebirges
möchte ich unter anderen folgende rechnen: //ydrurus foetidus (V auch.)
Kirchner, Stephanosphaera plwvialis Cohn, Sphaerella plwvialis (Flot.)
Wittr., Dieranochaete reniformis Hieron., Chlorochytrium Archerianum
Hieron., T'rentepohlia Jolithus (L.) Wallr., Synechococeus major Schröter,
ferner manche Arten der Gattungen ZDemanea, Gloeocapsa und
Chroococcus, sowie endlich vielleicht auch die in meiner früheren
Arbeit neu beschriebenen Arten und Varietäten.
Durch die vom Gebirge herabströmenden Wässerchen werden
sicherlich eine ganze Anzahl verschiedener Algenformen in die tiefer
gelegenen Regionen der Vorberge, ja unter Umständen selbst in die
Thäler geführt werden. Finden sie dort die geeigneten Lebens-
bedingungen, so bleiben sie erhalten und vermehren sich reichlich.
Es ist daher kaum zu verwundern, wenn wir in den kleinen und
kleinsten Wasseradern, Tümpeln und Teichen, welche durch vom
Gebirge herabströmende Bäche gespeist werden, dieselben oder ähn-
liche Algenformen finden, welche wir auf dem Gebirge antrafen.
Eine detaillierte Darstellung dieser Verhältnisse wage ich vorläufig
nicht zu geben, dazu ist das durchgesehene Material doch noch nicht
umfangreich genug.
Wie ich schon anfangs erwähnte, stammen die in dem folgen
den Verzeichnisse enthaltenen Algen teils aus dem Riesengebirge, teils
aus der Ebene. Besonders reiche Ausbeute lieferten die Proben von
folgenden Standorten: 1) Graben am Galgenberge bei Arnsdorf.
2) Teich bei Hartau (Harte Vorwerk) zwischen Ruhberg und Stein-
seiffen.. 3) Ausstich an der Bahn nach Hundsfeld gegenüber Sängers-
lust in Carlowitz bei Breslau.
Sämtliche Algen wurden von Herrn Prof. Dr. G. Hieronymus
in Berlin in den Jahren 1884—1891 gesammelt. Für die ausser-
ordentliche Liebenswürdigkeit, mit welcher Herr Professor Dr. G.
Hieronymus mir einen grossen Teil der gesammelten Arten sowie
seine Zettelbank über schlesische Algen zur Verfügung stellte, spreche
ich ihm auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aus.
*) „Beiträge zur alpinen Algenflora“. Oesterr. bot. Zeitschr. 1595.
**) „Desmidiaceae alpinae“. Verhandl. d. zo0l.-bot. Ges. i. Wien 1891.
’e*) „Desmidiacen aus der Umgebung des Attersees in Oberösterreich“,
Verhandl. d. zool.-bot. Ges. i. Wien 1892,
16*
244
Von den 178 Arten und Varietäten des Verzeichnisses sind
6 meines Wissens noch nicht beschrieben; ich habe sie folgender-
massen bezeichnet: 1) Desmidium Swartzii Ag. var. silesiacum.
2) D. quadrangulare Kütz. var. silesiacum. 3) Phormidium Hieronymi.
4) Anabaenallieronymi. 5) A. affinis. 6) Microspora fontinalis (Berk.)
De Toni var. crassa.
Neu für Schlesien sind 43 Spezies*), nämlich: 1) Synura
uvella Ehrenb. 2) Epipyxis Utrieulus Ehrenb. 3) Coleochaete scutata
Breb. 4) AMicrospora fontinalis (Berk.) De Toni. 5) Trentepohlia
aurea (L.) Mart. var. tomentosa Kütz. 6) Ühlorogonium euchlorum
Ehrenb. 7) Pediastrum Boryanum (Turp.) Menegh. var. longicorne
Reinsch. 8) P. angulosum (Ehrenb.) Menegh. var. araneosum Racib.
9) Tetraödron minimum (A. Br.) Hansg. 10) Characium minutum
A. Br. var. disculiferum Wittr. 11) Ch. Hookeri (Reinsch) Hansg.
12) Ch. Debaryanum (Reinsch) De Toni. 13) Phyllobium dimorphum
Klebs. 14) Ph. incertum Klebs. 15) Centrosphaera Faccicolae Borzi.
16) Palmella papillosa Kütz. 17) Trochiseia pachyderma (Reinsch)
Hansg. 15) Tr. acieulifera (Lagerh.) Hansg. 19) Euglena sanguinea
Ehrenb. 20) Trachelomonas hispida Stein. 21) Desmidium Swartzü
Ag. var. silesiacum nob. 22) D. quadrangulare Kütz. var. silesiacum
nob. 23) Mesotaenium Braunü De Bary var. minus De Bary.
24) Closterium lanceolatum Kütz. 25) Pleurotaenium truncatum
(Breb.) Näg. 26) Cosmarium incertum Schmidle. 27) Cosmarium
margaritiferum (Turp.) Menegh. var. incisum Kirchner f. majuscula
Hieron. 28) Cosmarium suborbiceulare Wood. 29) ©. Holmiense
Lund. var. minus Hansg. 30) Micrasterias brachyptera Lund.
31) M. rotata (Grev.) Ralfs var. pulchra Lemm. 32) M. rotata
(Grev.) Ralfs var. evolut« Turner. 33) Coccochloris Trentepohlii
(Grun.) Richter. 34) Gloeocapsa squamulosa Kütz. 35) Chroococeus
aurantio-fuscus (Kütz.) Rabenh. 36) Phormidium Hieronymi nob.
37) Calothrix Fusca (Kütz.) Bornet et Flahault. 38) Scytonema
eineinnatum (Kütz.) Thuret. 39) Nostoc piseinale Kütz. 40) Ana-
baena variabilis Kütz. 41) A. Hieronymi nob. 42) A. affinis nob.
43) Microspora fontinalis (Berk.) De Toni var. erassa nob.
Möge vorliegende Arbeit zu weiteren Studien auf diesem Ge-
biete Anregung geben!
I. Klasse. Rhodophyceae.
l. Fam. Lemaneacene.
Gatt. Lemanea Bory.
l. 2. torulosa (Roth) Sirodot. Fundort: Unterhalb der Forst-
bauden im Langwasser, 27, Juni 1887**); Petzkretscham im Bach
an Steinen, 20. September 1883.
*) Ich habe sie im Verzeichnisse mit einem Stern bezeichnet.
**), Hier fand Herr Prof Dr. G. Hieronymus auch eine Chantransienform,
welche wohl in den Entwicklungsgang der dort wachsenden Lemanea gehört,
Vergleiche darüber auch die jüngst erschienene Arbeit von Dr. F. Brand:
„Fortpflanzung und Regeneration von Lemanea fluviatilis*, Ber. d. Deutsch.
Bot. Ges. 1896, Heft 5, p. 185—194.
F
245
2. Fam. Batrachospermaceae.
Gatt. Batrachospernum Roth.
2. B. moniliforme (Roth) Ag. Fundort: Ober-Schmiedeberg,
August 1884 (eine äusserst robuste Form); am Hainbach zwischen
den beiden Mühlen; bei den Baberhäusern; Pohlom (Kreis Rybnik);
Biesnitzer Thal bei Görlitz.
Gatt. Chantransia Fr.
3. Ch. chalybea Fr. Fundort: An Steinen in einem Bache im
Walde zwischen Hartau (Harte Vorwerk) und Arnsdorfbei Schmiedeberg.
II. Klasse. Phaeophyceae.
1. Ord. Syngeneticae.
1. Fam. Chrysomonadina.
Gatt. Synerypta Ehrenb.
4. 8. volvox Ehrenb. Fundort: Teiche bei Schmiedeberg,
Buchwald, Hartau, Quirl, Arnsdorf.
Gatt. Synura Ehrenb.
5.” $. uvella Ehrenb. Fundort: Altwassertümpel der Lomnitz
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Gatt. Epipyxis Ehrenb.
6.” E. Utrieulus Ehrenb. Fundort: Im August 1887 sehr
häufig auf Fadenalgen in einem Graben am grossen Teich im Park
von Buchwald bei Schmiedeberg.
2. Fam. Peridinidae.
Gatt. Peridinium Ehrenb.
7. P. tabulatum Ehrenb. Fundort: Graben am Galgenberge
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Anhang.
Gatt. Chlamydomyxa Archer.
8. Chl. labyrinthuloides Archer. Fundort: Quelle unterhalb
der Friesensteine auf dem Landshuter Kamm; an einer quelligen
Stelle zwischen der Tannenbaude und den Forstbauden, da wo der
Weg von Buschvorwerk mündet; in der Nähe der Annakapelle und
Bronsdorf; zwischen Hain und den Baberhäusern; an den Wegen
von Hinter-Saalberg nach der Spindler- und Petersbaude in der
oberen Fichtenregion; in den Moortümpeln der Aupa- und Weiss-
wasserquellgegend zwischen den Davidsbauden und der Petersbaude;
zahlreich in einem Graben am Wege zwischen Hampel- und Schlingel-
baude; in der Nähe der Brücke über die Lomnitz; Moortümpel der
Seefelder bei Reinerz.
246
III. Klasse Chlorophyceae.
1. Ord. Confervoideae.
1. Fam. Coleochaetaceae.
Gatt. Coleochaete Breb.
9* (, scutata Breb. Fundort: Sternteich bei Görlitz.
2, Fam. Ulvaceae.
Gatt. Prasiola Ag.
10. P. erispa (Lightf.) Ag. Fundort: Forstbauden, Grenz-
bauden, in der Nähe der Häuser; Bergschmiede; Schmiedeberg.
3. Fam. Ulotrichiaceae.
1. Unterf. Ulotricheae.
Gatt. Hormidium Kütz.
11. H. murale (Lyngb.) Kütz. Fundort: Feuchte Felswand
unter der Burg Kynast.
Gatt. Hormiscia Fries.
12. H. subtilis (Kütz.) De Toni. Fundort: Masselwitz bei
Breslau.
13. I. Hieronymi Lemm.*) Fundort: Teich bei Harte Vor-
werk, zwischen Ruhberg und Steinseiffen. 21. Juli 1884 (selten!).
2. Unterf. Chaetophoreae.
Gatt. Chaetophora Schrank.
14. Ch. pisiformis (Roth) Ag. Fundort: In Gräben um Busch-
wald und Lomnitz (Kreis Hirschberg).
15. Ch. elegans (Roth) Ag. Fundort: Mahlen bei Breslau.
16. Ch. Cornu Damae (Roth) Ag. var. genwina De Toni. Fund-
ort: Graben am Galgenberge bei Arnsdorf. 2I. Juli 1884.
17. Ch. Cornu Damae (Roth) Ag. var. clavata (Horn.) Kütz.
Fundort: In den Mergelgruben an der Lohe bei Peterwitz bei
Strehlau.
Gatt. Draparnaldia Bory.
18. D. plumosa (Vauch.) Ag. Fundort: Abfluss eines Teiches
von Mahlen bei Breslau. 22. April 1887; Pohlom (Kreis Rybnik).
3. Unterf. Confervene.
Gatt. Conferva L.
19. ©, bombyeina (Ag.) Lagerh. Fundort: Graben zwischen
Bahnhof Mittel-Zillerthal und Ameisenberg. 31. Juli 1884; Teich
bei Harte Vorwerk, zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
20. €. bombyeina (Ag.) Lagerh. var. minor Wille. Fundort:
Altwassertümpel der Lomnitz bei Arnsdorf. 21. Juli 1884.
*, „Zur Algentlora des Riesengebirges“. Forschungsber. d. Biol, Stat.
in Plön. 4. Teil.
247
Gatt. Mierospora Thur.
21. M. amoena (Kütz.) Rabenh. Fundort: Schmiedeberg, an
der Schneekoppe in einem Bach. 10. Juni 1884; Schmiedeberg, in
einem Bach am Fusswege nach der Buche.
22.* M. fontinalis (Berk.) De Toni var. erassa var. nov. Cellulae
20,5—27,5 » crassae. Membrana cellularum eire. 2—3 p. crassa.
Fundort: Teich zwischen Krietern und Gräbschen bei Breslau,
4. November 1887.
4. Fam. Chroolepidaceae.
Gatt. Trentepohlia Mart.
23.* T. aurea (L.) Mart. var. tomentosa Kütz. Fundort: Felsen
unterhalb der Opfersteine bei Agnetendorf. 26. Mai 1890.
5. Fam. Cladophoraceae.
Gatt. Cladophora Kütz.
24. Cl. fracta (Dillw.) Kütz. Fundort: Podiebrad bei Strehlau.
6. Oktober 1888.
25. Cl. glomerata (L.) Kütz. forma. „Hauptäste bis 135 » dick,
Zweige 54—81 a“. Fundort: Bach unterhalb der alten Schweizerei
bei Fürstenstein in Schlesien. 4. Mai 1887.
2. Ord. Siphoneae.
1. Fam. Vaucheriaceae.
Gatt. Vaucheria D. C.
26. V. sessilis (Vauch.) D. C. Fundort: Graben zwischen
Bahnhof Mittel-Zillerthal und Ameisenberg. 31. Juli 1884.
3. Ord. Protococeoideae.
1. Fam. Volvocaceae.
I. Unterf. Volvoceae.
Gatt. Pandorina Bory.
27. P. Morum (Müll.) Bory. Fundort: Teich bei Podiebrad
bei Strehlau. 6. Oktober 1888; in Pfützen im Dorf Rathen bei
Deutsch-Lissa, Ende April 1887.
Gatt. Stephanosphaera Cohn.
28. St. plwvialis Cohn. Fundort: Auf der Heuscheuer, auch
in der Höhlung einer Sandsteinplatte in der Nähe des Gasthofes;
auf dem mittleren Friesenstein auf dem Landshuter Kamm mit
Sphaerella pluvialis (Flot.) Wittr.; auf einem der Korallensteine; auf
dem Öpfersteine bei Agnetendorf (ganz rein; das Wasser grün färbend!)
in einer ausgehöhlten Granitplatte an einem Feldwege oberhalb des
Schiesshauses bei Schmiedeberg, in geringer Zahl mit Sphaerella
plwwialis (Flot.) Wittr.
248
Gatt. Gonium Müll.
29. @. sociale (Dujard.) Warm. Herr Prof. Dr. G. Hieronymus
berichtet folgendes darüber: „Von dieser Art erhielt ich im Herbst
1886 eine Reinkultur in einer Flasche, welche zufällig mit Breslauer
Leitungswasser stehen geblieben war. Unter den das Wasser zum
Teil grün färbenden zahlreichen vierzelligen Familien befanden sich
weder 16zellige Täfelchen von Gonium pectorale Müll., noch sonst
eine andere FVolvocinee, nur ein Scenedesmus und eine Navwieula
fanden sich nach einiger Zeit ein. Zu gleicher Zeit hatte ich in
einer anderen Flasche Gonium pectorale Müll. in Kultur. Nach
mehrmonatlicher Züchtung beider Arten kamen dieselben vermutlich
infolge des Eintretens von Frostwetter (die Flaschen wurden in
Doppelfenstern aufbewahrt) zur Ruhe, indem sich die Zellen am
Grunde der Flaschen festsetzten. Als ich im Frühjahr 1887 beide
Kulturen untersuchte, konnte ich einen Unterschied der heran-
gewachsenen Ruhezellen beider Arten feststellen. Während nämlich
die Ruhezelleu von Gonium pectorale Müll. auch völlig erwachsen
stets eine vollkommen glatte Membran zeigen, besitzen die älteren
Ruhezellen von Gonium Tetras A. Br. an der Aussenseite der Zell-
membran kleine, wenig vortretende, schuppenförmige Höcker. Der
Inhalt der erwachsenen Ruhezellen von Gonium Tetras A. Br. ist
auch meist gelblich gefärbt, bisweilen ganz orangefarben. Ihr Durch-
messer ist etwas kleiner als bei der der Ruhezellen von Gonium
pectorale Müll. und beträgt etwa 10—13 », während die grünbleibenden
erwachsenen Dauerzellen von Gonium pectorale Müll. bis 16 x Durch-
messer erreichen. (Über die weiteren Unterschiede der beiden Arten
vergl. W. Migula; „Beiträge zur Kenntnis des @onium pectorale* im
Bot. Centralbl. Bd. XLIV 1890).*
2. Unterf. Haematococcenae.
Gatt. Chlorogonium Ehrenb.
30.* Chl. euchlorum Ehrenb. Fundort: Häufig in Tümpeln
und Regenwasseransammlungen, bisweilen mit Sphaerella pluwialis
(Flot.) Wittr., bei Schmiedeberg; in den Schalen vor dem Mausoleum
im Park von Buseliwald bei Schmiedeberg.
Gatt. Pteromonas Seligo.
31. Pt. alata Cohn. Fundort: In Pfützen im Dorf Rathen
bei Deutsch-Lissa, Ende April 1887 mit Pandorina Morum (Müll.?)
Bory, das Wasser grün färbend.
Gatt. Sphaerella Sommerf.
32. Sph. pluwialis (Flot.) Wittr. Fundort: In einer aus-
gehöhlten Steinplatte auf dem mittleren Friesensteine auf dem
Landshuter Kamm (mit Stephanosphaera pluvialis Cohn); in einem
ausgehöhlten Steine oberhalb des Schiesshauses bei Schmiedeberg;
in Vasen auf Balkonen eines alten Hauses in Schmiedeberg; in den
Schalen vor dem Mausoleum im Park von Buschwald bei Schmiede-
berg (mit CUhlorogonium euchlorum Ehrenb.).
249
2. Fam. Palmellaceae.
1. Unterf. Coenobieae.
Gatt. Hydrodietyon Roth.
33. H. retieulatum (L.) Lagerheim. Fundort: Schlossgraben
in Buschwald bei Schmiedeberg, 16. Juli 1884; in Teichen der Park-
anlagen beim Bahnhofe in Schmiedeberg, 10. August 1887.
Gatt. Scenedesmus Meyen.
34. Se. quadricauda (Turp.) Breb. Fundort: Graben bei
Erdmannsdorf, 22. Juli 1884; Teich bei Harte Vorwerk, zwischen
Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Schmiedeberg, Buschwald
und sonst in der Gegend häufig.
35. Se. obliguus (Turp.) Kütz. Fundort: Kulturtopf mit
Riesengebirgs-Torfmoosen. Aufgetragen Oktober 1888; Schmiedeberg.
36. Se. costatus Schmidle var. sudeticus Lemm.*) Fundort: Teich
bei Harte Vorwerk, zwischen Ruhberg und Steinseiften, 21. Juli 1884
Gatt. Coelastrum Näg.
37. ©. sphaericum Näg. Fundort: Moorige Stellen am Teiche
bei Hartau bei Schmiedeberg.
Gatt. Pediastrum Meyen.
38. P. Boryanum (Turp.) Menegh. var. granulatum (Kütz.)
A. Br. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und
Steinseiffen, 21 Juli 1884; Graben bei der dürren Fichte bei Erd-
mannsdorf, 22. Juli 1884; moorige Stellen am Teiche in Hartau
bei Schmiedeberg; Teich in Podiebrad bei Strehlau, 6. Oktober 1888.
39.” P. Boryanum (Turp.) Menegh. var. longicorne Reinsch.
Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Stein-
seiffen, 21. Juli 1884.
40.* P. angulosum (Ehrenb.) Menegh. var. araneosum Racib.
Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Stein-
seiffen, 21. Juli 1884.
41. P. Tetras (Ehrenb.) Ralfs.. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
2. Unterf. Pseudocoenobieae.
Gatt. Sciadium A. Br.
42. Sc. Arbuscula A. Br. Fundort: Wasserlachen am Damm
zwischen den Waschteichen und der alten Oder bei Breslau und
Scheitnig.
3. Unterf. Eremobieae.
Gatt. Ophiocytium Näg.
43. 0. majus Näg. Fundort: Graben am Galgenberge bei
Arnsdort, 21. Juli 1884.
44. 0. parvulum (Perty) A. Br. Fundort: Kunigundens
Waschbecken auf dem Kynast.
| 45. O. cochleare (Eichw.) A. Br. Fundort: Graben am Galgen-
berge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
*) Forschungsber. der Biol. Stat. in Plön, Teil IV, pag. 108.
250
Gatt. Raphidium Kütz.
46. R. polymorphum Fresen. Fundort: Graben am Galgen-
berge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884; aus einem Kulturtopf, welcher
am 20. Mai 1889 bei Strehlau am Galgenberge in Wasserlachen
gesammelten Schlamm enthielt. Aufgetragen am 28. August 1889,
Gatt. Tetraödron Kütz.
47.* T. minimum (A. Br.) Hansg. Fundort: Teich bei
Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Eremosphaera De Bary.
48. E. viridis De Bary. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Carlowitz bei
Breslau.
Gatt. Characium A. Br.
49.* Ch. minutum A. Br. var, diseuliferum Wittr. Fundort:
Kleiner Teich zwischen Carlowitz und Wilhelmsruh bei Breslau.
50.* Ch. Hookeri (Reinsch) Hansg. Fundort: 1885 und 1886
in einem Graben an der Bleiche in der Nähe des Bahnhofs bei
Schmiedeberg, zahlreich auf CUyelops spee.
51.* Ch. Debaryanum (Reinsch) De Toni. Fundort: Teiche
bei Schmiedeberg und Hartau (Harte Vorwerk) bei Schmiedeberg
auf Uyelops spec.
52. Ch. Eremosphaerae Hieron. Fundort: Moorige Ufer eines
Teiches bei Hartau (Harte Vorwerk) bei Schmiedeberg auf Yremosphaera
viridis De Bary.
53. Ch. acuminatum A. Br. Fundort: Umgegend von Schmiedeberg.
Gatt. Phyllobium Klebs.
54.* Ph. dimorphum Klebs. Fundort: Altwässer der Oder
hinter Pöpelwitz bei Breslau (in den Blättern von Zysimachia Nummu-
laria L.); Teich zwischen Kosel und Pilsnitz bei Breslau; Wiesen
bei Margareth bei Breslau (in Blättern von Glyceria fluitans R. Br.)
55.* Ph. incertum Klebs. Fundort: Kleiner Tümpel bei einer
alten Ziegelei zwischen der alten Oder und den Waschteichen bei
Scheitnig und Breslau (endophytisch in Blättern verschiedener Gräser,
besonders Glyceria Jluitans R. Br., in den Blättern von Alisma
Plantago L., den Stengeln von Juneus ete.).
Gatt. Chlorochytrium Cohn.
56. hl, Lemnae Cohn. Fundort: Zwischen Kosel und Pilsnitz,
bei Masselwitz und bei Krietem und Kleinberg bei Breslau, 4. No-
vember 1887,
57. hl. rubrum Sehröter, Fundort: Oderwiesen zwischen
Pöpelwitz und Kosel bei Breslau; Ausstiche zwischen der Hunds-
felder Strasse und der Eisenbahn, Sängerslust (Carlowitz) gegenüber.
58. Chl. Archerianum Hieron. Fundort: Moortümpel der See-
felder bei Reinerz.
251
Gatt. Centrosphaera Borzi.
59.” ©. Faccicolae Borzi. Fundort: Tümpel an der Kunstrasse
dicht hinter Kleinburg bei Breslau, an Holz und Umbelliferenstengeln ;
feuchte Felswand am Kynast und in der Nähe des hohlen Steines
bei Giersdorf.
4. Unterf. Tetrasporeae.
Gatt. Schizochlamys A. Br.
60. Sch. gelatinosa A. Br. Fundort: Teiche um Schmiedeberg,
Quirl und Buschwald.
Gatt. Tetraspora Link.
61. T. gelatinosa (Vauch.) Desv. Fundort: Graben am alten
Passwege oberhalb der grossen Buche bei Schmiedeberg, 13. August
1887; Strassengraben oberhalb der Buche bei Schmiedeberg, 12. Sept.
1887; Graben bei Masselwitz bei Breslau; Quelle bei Rybnik.
5. Unterf. Nephrocytieae.
Gatt. Oocystis Näg.
62. ©. Nägeli A. Br. Fundort: Graben zwischen der Bleiche
und den Kramsta’schen Anlagen bei Schmiedeberg.
6. Unterf. Palmelleae.
Gatt. Gloeocystis Näg.
63. @l. vesiculosa Näg. Fundort: Sandboden gegenüber Sängers-
lust bei Carlowitz an der Strasse von Breslau nach Hundsfeld, auf
Moosen, besonders Polytrichen im Herbst ausgedehnte schlüpfrige
Überzüge bildend; feuchte Felswand unter der Burg Kynast.
Gatt. Urococeus Hass.
64. U. insignis Hass. Fundort: Eingang des Rotwasserthales
bei der Waldmühle in Hintersaalberg; am Hainfall; in der Aus-
höhlung eines sogenannten Opfersteines im Dorfe Hain; in der Nähe
der Korallensteine; bei Grossers Villa in Hohenwiese bei Schmiede-
berg; am Eingang des Kochelthales unterhalb Schreiberau; an
feuchten Felsen zwischen Spindelmühl und der Mädelstegbaude auf
dem rechten Elbufer im oberen Eulengrunde.
Herr Prof. Dr. G. Hieronymus bemerkt dazu: „Der Urococcus
der Weisswasser- und Aupaquellgegend scheint mir verschieden
(vermutlich = U. Hookerianus Rabenh. non Hass.). Gewisse
Urococeus-Formen werden sicher von Feridineen-Ruhezellen gebildet.
Auch Chlamydomyxa labyrinthuloides Arch. bildet Urococeus-Formen,
die manchmal von Urococcus insignis Hass. nicht zu unterscheiden
sind. Ich halte Urococeus insignis für eine Peridinee, welche die
Fähigkeit, Schwärmzellen zu bilden, verloren hat.*)
*) Siehe auch die Arbeit von Prof. Dr. G. Hieronymus: „Über einige
Algen des Riesengebirges“. Jahresber. der Schles. Ges, f. vaterl. Kultur 1837.
952
Gatt. Botryococeus Kütz.
65. B. Braunii Kütz. Fundort: In Teichen bei Hartau bei
Schmiedeberg, bei Buchwald, Fischbach und Schildau.
Gatt. Palmella Lyngb.
66*, P. papillosa Kütz. Fundort: Graben vor Ruhberg bei
Schmiedeberg, 12. September 1887.
Gatt. Pleurococeus Menegh.
67. Pl. miniatus (Kütz.) Näg. Fundort: Alte Mauern in
Nimptsch in Schlesien.
Gatt. Stichococeus Näg.
68. St. bacillaris Näg. Fundort: Kunigundens Waschbecken
auf Burg Kynast, 15. September 1887.
Gatt. Trochiseia Kütz.
69.* T. pachyderma (Reinsch) Hansg. Fundort: Kleiner
Teich bei Klein-Masselwitz bei Breslau.
70.* T. aciculifera (Lagerh.) Hansg. Fundort: Feuchte Felsen
am Eingang der Kochelsehlucht bei Schreiberhau.
Gatt. Dieranochaete Hieron.
71. D. reniformis Hieron. Fundort: Landshuter Kamm; bei
der „Ausspannung“ an der alten Passstrrasse oberhalb der grossen
Buche bei Schmiedeberg; am Mittelberge zwischen der schwarzen
Koppe und dem Tafelstein; an einer Quelle am Wege von Jannowitz
nach dem Bolzenschloss; am Wege von der Tannenbaude nach den
Forstbauden und oberhalb der Tannenbaude; am Wege zwischen
Bronsdorf und der Annakapelle; am Wege von Hintersaalberg nach
der Petersbaude und am Wege nach der Spindlerbaude; in der oberen
Fichtenregion zwischen der Petersbaude und der Davidsbaude; am
Wege von der Thumpsahütte nach dem Mittagsstein, in der oberen
Fichtenregion; in einer Quelle am Wolsfberge oberhalb Kaltwasser
im Eulengebirge (auf Moosen, besonders Sphagnum, Holzstückchen,
Uyperaceenblättern ete.).
7. Unterf. Euglenidae,
Gatt. Euglena KEhrenb.
72* E. sangwinea Whrenb. Fundort: „Erschien in grossen
Massen im Jahre 1886 in einer fast ganz roten Form als roter
Überzug auf dem Schlamme eines abgelassenen Fischteiches in den
von Kramsta’schen Parkanlagen beim Bahnhof bei Schmiedeberg.
Als Wasserblüte beobachtete ich die grüne Form mit einigen, zum
Teil rot gefärbten Individuen untermischt, im Frühjahre 1889 in
einer Wasserlache in einem alten Steinbruch am Galgenberge bei
Strehlau.
Gatt. Phacus Nitzsch.
73. Ph. pleuronecetes Duj. Fundort: Arnsberg bei Schmiede-
berg, in einer Pfütze auf einer Wiese in der Nähe eines Stalles.
2. August 1887.
253
Gatt. Trachelomonas Ehrenb.*)
74. Tr. volvocina Ehrenb. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben am
Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884; in einem Steintrog bei
den drei Häusern in Schmiedeberg, 3. Juli 1887.
75.“ Tr. hispida Stein. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
4. Ord. Conjugatae.
l. Fam. Zygnemaceae.
Gatt. Zygnema Ag.
76. Z. stellinum (Vauch) Ag. Fundort: Tschansch bei Breslau.
Gatt. Spirogyra Link.
77. Sp. porticalis (Müll.) Cleve. Fundort: Teich bei Hartau
bei Schmiedeberg, 28. Juli 1884; kleiner Teich bei Birkvorwerk bei
Schmiedeberg, 8. Juni 1887.
78. Sp. decimina (Müll.) Kütz. Fundort: Teich in den Park-
anlagen beim Bahnhofe bei Schmiedeberg, 16. Juni 1887.
79. Sp. erassa Kütz. Fundort: Eisteich der Frieseberg-
Brauerei zwischen Krietern und Gräbschen bei Breslau.
2. Fam. Desmidiaceae.
1. Unterf. Eudesmidieae.
Gatt. Desmidium Ag.
80. D. Swartzü Ag. Fundort: Graben am Galgenberge bei
Arnsdorf, 21. Juli 1884; Gräben und moorige Stellen bei Schmiede-
berg, Hartau, Buchwald, Lomnitz im Kreise Hirschberg häufig.
81.* D. Swartzii Ag. var. silesiacum var. nov. (Fig. 1a und b).
Cellulae eire. 40 » latae et 12 x longae. Membrana cellularam
subtiliter punetata. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen
Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
82." D. quadrangulare Kütz. var, silesiaeum var. nov.
(Fig. 2a und b). Cellulae cire. 56 » latae et 19 » longae. Mem-
brana cellularum subtiliter punctata. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Hyalotheca Ehrenb.
83. H. dissilicus (Smith) Breb. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben
bei Erdmannsdorf, 22. Juli 1884; Graben am Walde westlich Hartau
(Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli 1884; Graben zwischen
den von Kramsta’schen Anlagen und der Bleiche in Schmiedeberg,
-8. August 1884.
*) Diese Gattung habe ich in dem 4. Bd. d. Forschungsber. d. Biol.
Stat. in Plön irrtümlich zu den Chrysomonaden gestellt. Vergl. darüber auch
die Fussnote in meiner Arbeit: „Die Planktonalgen des Müggelsees bei Berlin“,
Zeitschr. für Fischerei und deren Hilfswissenschaften. 1896.
254
84. H. mucosa (Mert.) Ehrenb. Fundort: Graben am Galgen-
berge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
2. Unterf. Didymioidene.
Gatt. Spirotaenia Breb.
85. Sp. condensata Breb. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Mesotaenium Näg.
86. M. mierococcum (Kütz.) Kirch. Fundort: Auf Moos bei
der Villa Grosser in Hohenwiese bei Schmiedeberg, 18. Sept. 1887;
oberhalb Krummhübel in der Nähe der aus den Teichen kommenden
Lomnitz: im oberen Eulengrunde; unterhalb der Forstbauden.
87.* M. Braunii de Bary var. minus De Bary. Fundort:
Feuchter Felsen am Eingange des Kochelthales bei Schreiberhau.
88. M. violascens De Bary. Fundort: In der Nähe der Korallen-
steine im Riesengebirge, 31. Juli 1889; feuchte Felsen am linken
Elbufer zwischen Spindelmühl und der Mädelstegbaude; unterhalb
der Forstbauden in einer flachen Steinschüssel.
Gatt. Cylindroeystis Menegh.
89. U. Brebissonii Menegh. Fundort: Altwassertümpel der
Lomnitz bei Arnsdorf, 21. Juli 1884; in Lachen auf dem Kamm-
wege der hohen Eule mit Staurastrum muricatum Breb. den Grund
grün färbend.
Gatt. Closterium Nitzsch.
30. Cl. acerosum (Sehrank) Ehrenb. Fundort: Altwasser-
tümpel der Lomnitz bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
91.* Cl. lanceolatum Kütz. Fundort: Erlenbusch um Pohlom
(Kreis Rybnik) in Oberschlesien.
92. Cl. striolatum Ehrenb. Fundort: Teich bei Harte Vor-
werk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Quelle auf
torfigen Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) Steinseiffen,
22. Juli 1884; Graben am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
93. (1. Lunula (Müll.) Nitzsch. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben
am Walde westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen,
22. Juli 1884; Graben am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
94, Cl. intermedium Ralfs. Fundort: Gräben und Torfstiche
zwischen Buchwald und Lomnitz (Kreis Hirschberg).
95. Cl. Dianae Ehrenb. Fundort: Graben am Galgenberge
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Gatt. Penium Breb.
96. P. Digitus (Ehrenb.) Breb. Fundort: Graben am Galgen-
berge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
97. P. lamellosum Breb. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Tetmemorus Ralfs.
98. T. granulatus (Breb.) Ralfs. Fundort: Quelle auf torfigen
Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli 1884.
J
255
Gatt. Disphinetium Näg.
99. D. Palangula (Breb.) Hansg. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Pleurotaenium Näg.
100. Pl. Trabecula (Ehrenb.) Näg. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
101.* Pl. truncatum (Breb.) Näg. Fundort: Teich bei Harte _
Vorwerk zwisehen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben
am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
102. Pl. nodulosum (Breb.) De Bary. Fundort: Gräben und
Moortümpel zwischen Buchwald und Lomnitz (Kreis Hirschberg).
Gatt. Pleurotaeniopsis Lund.
103. Pl. Ralfsii (Breb.) Lund. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben
am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Gatt. Xanthidium Ehrenb.
104. X. antilopaeum (Breb.) Kütz. Fundort: Graben am
Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Gatt. Cosmarium Corda.
105. ©. bioculatum (Breb.) var. cerenulatum Näg. Fundort:
Feuchte Felswände im Melzergrunde und im Fichtigthal in Klein-
Aupa.
106.* €. incertum Schmidle.”) Fundort: Graben bei Erdmanns-
dorf, 22. Juli 1884.
107. ©. Naegelianum Breb. Fundort: Nadimatz-Teich bei
Proskau und Hammerteich bei Tillowitz.
108. ©. holmiense Lund var. minus Hansg. Fundort: Feuchte
Steinwand dicht unter Burg Kynast, 15. September 1887.
109. ©. venustum (Breb.) Arch. Fundort: Ausstich links an
der Bahn nach Hundsfeld; Sängerslust gegenüber bei Carlowitz bei
Breslau.
110. ©. pyramidatum Breb. Fundort: Quelle auf torfigen
Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli
1884; Graben am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
111. ©. margaritiferum (Turp.) Menegh. Fundort: Teich
bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
112.* €. margaritiferum (Turp.) Menegh. var. ineisum Kirchner
f. majuscula Hieron. „Cellulae 82—90 y longae et 60—70 y. latae;
isthmus 20—24 x latus“. Fundort: Moorige Ufer des Teiches in
Hartau bei Schmiedeberg.
113. ©. Botrytis (Bory) Menegh. Fundort: Altwassertümpel
der Lomnitz bei Arnsdorf, 21. Juli 1884; Quelle auf torfigen Wiesen
westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli 1884;
Teich bei Podiebrad bei Strehlau, 6. Oktober 1888.
*) Weitere Beiträge zur Algenflora der Rheinebene und des Schwarz-
waldes. Hedwigia 1895 t. I fig 8.
256
114.* €. suborbieulare Wood. Fundort: Feuchte Steinwand
unter Burg Kynast, 15. September 1887; Ausstich links von der
Bahn nach Hundsfeld gegenüber Sängerslust in Carlowitz bei Breslau,
Oktober 1881.
115. ©. caelatum Ralfs. Fundort: Graben am Galgenberge
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884; feuchter Stein im Hainwasser in der
Nähe von Rübezahlstanzplatz in Hain, 6. August 1889.
Gatt. Arthrodesmus Ehrenb.
116. A. Ineus (Breb.) Hass. Fundort: Graben am Galgen-
berge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
Gatt. Euastrum Ehrenb.
117. E. verrucosum Ehrenb. Fundort: Teich bei Harte Vor-
werk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; moorige
Ufer des Teiches in Hartau bei Schmiedeberg.
118. E. dinale (Turp.) Ralfs,. Fundort: Teich bei Harte Vor-
werk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Graben am
Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
119. E. oblongum (Grev.) Ralfs. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Quelle
auf torfigen Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen,
22. Juli 1884; Graben am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
120. E. Didelta (Turp.) Ralfs. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
121. E. ansatum Ralfs. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
122. E. elegans (Breb.) Kütz. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Quelle
auf torfigen Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen,
22. Juli 1884.
Gatt. Micrasterias Ag.
123. M. OUrux-melitensis (Ehrenb.) Ralfs. Cellulae 101 y longae
et 104 p latae, isthmus 16 p. latus. (Fig. 4.) Fundort: Teich bei
Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
124. M. truncata (Corda) Breb. Fundort: Quelle auf torfigen
Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli
1884.
125.* M. brachyptera Lund. Üellulae 198 p longae et 169 x
latae. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und
Steinseiffen 21. Juli 1884.
126. M. rotata (Grey.) Ralfs. Fundort: Gräben und Torf-
sümpfe zwischen Buchwald und Lomnitz (Kreis Hirschberg); Teich
bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
127.* M. rotata (Grev.) Ralfs. var. pulchra Lemm.’) Fund-
ort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen,
21. Juli 1884.
*) Az eiter Beitrag zur Algentlora des Plöner Seengebietes“. Forschungs-
bericht d. Biol, Stat. in P,ön. 4. Teil.
Dar
257
128.* M. rotata (Grev.) Ralfs var. evoluta Turner.*) Fundort:
Quelle auf torfigen Wiesen westlich Hartau (Harte Vorwerk) bei
Sfeinseiffen, 22. Juli 1884. _
Neben der typischen Form fand ich auch einzelne Exemplare,
welche anstatt der spitzen Zähnchen am Mittellappen nur papillen-
artige Vorsprünge besassen (siehe tab. nostra Fig. 3). Ich halte
dieselben für jüngere Entwicklungsstadien von M. rotata (Grev.)
Ralfs var. evoluta Turner.
129. M. denticulata (Breb.) Ralfs. Fundort: Teich bei Harte
Vorwerk zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Moor-
tümpel bei Lomnitz (Kreis Hirschberg).
130. M. denticulata (Breb.) Ralfs. var. notata Nordst.**) Cellulae
214 y latae et 240 » longae. Fundort: Graben am Galgenberge
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
131. M. fimbriata Ralfs. Fundort: Moortümpel an den Teichen
in Hartau bei Schmiedeberg.
132. M. apieulata (Ehrenb.) Menegh. Fundort: Moorige
Stellen am Teiche in Hartau bei Schmiedeberg.
Gatt. Staurastrum Meyen.
133. St. muticum Breb. Fundort: Moorige Stellen am Teiche
in Hartau bei Schmiedeberg.
134. St. muricatum Breb. Fundort: Vertiefungen auf dem
Kammwege der hohen Eule; Graben in der Nähe der Korallensteine;
Ausstich an der Bahn nach Hundsfeld gegenüber Sängerslust in
Carlowitz bei Breslau. Oktober 1881.
135. St. punetulatum Breb. Fundort: Graben am Galgenberge
bei Arnsdorf, 21. Juli 1884.
136. St. fureigerum Breb. Fundort: Graben bei Erdmanns-
dorf, 22. Juli 1884; Graben am Galgenberge bei Arnsdorf, 21. Juli
1884.
IV. Klasse. Phycochromaceae.
1. Ord. Coccogoneae.
1. Fam. Chroococcaceae.
Gatt. Aphanothece Näg.
137. A. Castagnei (Breb.) Rabenh. Fundort: Prudelberg bei
Stonsdorf bei Hirschberg, an einem überhängenden Felsen, 8. Aug.
1889; Tümpel gegenüber Sängerslust an der Strasse nach Hunds-
feld, Herbst 1888 (aufgetragen 24. Juni 1889 in Breslau); feuchter
Stein am Hainwasser in der Nähe von Rübezahls Tanzplatz in Hain,
6. August 1889; Teich in Hartau bei Schmiedeberg.
*) W. B. Turner: „Algae aquae duleis Indiae Orientalis“ K. Svensk.
Vet. Akad. Handl. Bd. 25.
**) Diese Alge ist übrigens schon im Jahre 1854 von O. Bulnheim
zusammen mit Docidium nodulosum Ralfs bei Lüppe bei Bautzen gesammelt
worden, wie ich bei der Durchsicht des Rabenhorst’schen Exsikkats No. 405
zufällig gesehen habe.
Januar 1897. XIV, 17
258
Gatt. Synechococeus Näg.
138. S. aeruginosus Näg. Fundort: Felsen im Gebüsch unter-
halb der ÖOpfersteine bei Agnetendorf; an Felsen in der Nähe des
hohlen Steines bei Giersdorf.
Gatt. Glaueoeystis Itzigs.
139. @. Nostochinearum Itzigs.*) Fundort: Quellige Stellen
zwischen den Tannen und den Forstbauden und zwischen dem
Hemmerich und den goldenen Schüsselsteinen bei Schmiedeberg;
quellige Stellen am Wege von Bronsdorf nach der Annakapelle; am
Wege von der Josephinenhütte nach dem Zackenfall.
Gatt. Coecochloris Sprengel.
140.* ©. Trentepohlii (Grun.) Richt. Fundort: Parkteiche in
Erdmannsdorf, 27. August 1887 (hier alljährlich eine reichliche
Wasserblüte bildend).
Gatt. Coelosphaerium Näg.
©. Nargelianum Unger.**) Teich bei Harte Vorwerk zwischen
Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Polyeystis Kütz.
142. P. ichthyoblabe (Breb.) Kütz. Fundort: Grosser Teich
im Park von Buchwald bei Schmiedeberg.
143. P. aeruginosa Kütz. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884.
Gatt. Gloeocapsa (Kütz.) Näg.
144. @l. Magma (Breb.) Kütz. var pellueida Näg. Fundort:
An einem überhängenden Felsen unterhalb der Opfersteine bei
Agnetendorf mit Nostoce macrosporum Menegh.; an einem über-
hängenden Felsen auf dem Prudelberge bei Stonsdorf.
145. @l. haematodes Kütz. Fundort: In den Mergelgruben
von Peterwitz bei Strehlau auf und innerhalb von knolligen, bis
über nussgrossen Kalkglomeraten, die frei in zeitweise Wasser
führenden Ausstichen liegen, August 1891: an überrieselten Felsen
im Fiehtigthal in Klein-Aupa; im oberen Bulengrunde.
146.” Gl. squamulosa Breb. Fundort: An einem beschatteten
Felsen im Gebüsch unterhalb der Opfersteine bei Agnetendorf.
Gatt. Chroococeus Näg.
147. Chr. turgidus (Kütz.) Näg. Fundort: Feuchte Felswand
am Prudelberge bei Stonsdorf, 22. Juli 1884: Peterwitzer Mergel-
grube bei Strehlau, August 1891; Ausstich links von der Bahn
*) Uber den genaueren Bau dieser Alge vergl. die Arbeit von Herrn
Prof, Dr. G. Hieronymus: „Beiträge zur Morphologie und nn der Algen.
I. Glaucoeystis Nostochinearen Itzigs“. Beiträge z. Biol. d. Pfl., Bd. V, Heft 3,
p. 461 ff.
**) Leitgeb.: „Uber Coelosphaerium Naegelianum Unger“. Mitt. d.
Ver, f. Steiermark Bd. II, Heft 1, pag. 72 ff. — E. Lemmermann: „Zweiter
Beitrag zur Algenflora des Plöner Seengebietes“. Forschungsber. d. Biol.
Stat. in Plön IV, Teil, pag. 176 ff,
259
nach Hundsfeld auf Carlowitzer Terrain (sparsam); kurz vor der
Schottwitzer Zuckerfabrik bei Breslau; moorige Stellen am Teiche
bei Hartau bei Schmiedeberg.
148. Ch. tenax Hieron. Fundort: Feuchte Felswände am
Eingange der Kochelschlucht bei Schreiberhau.
149.* Ch. aurantio-fuscus (Kütz.) Rabenh. Fundort: Feuchter
Stein am Hainwasser in der Nähe von Rübezahls Tanzplatz in Hain,
6. August 1889.
150. Chr. pallidus Näg. Fundort: Prudelberg bei Stonsdorf,
August 1889 und 1891.
151. Chr. cohaerens (Breb.) Näg. Fundort: Feuchte Stein-
wand unter Burg Kynast, 15. September 1887; in der Nähe des
hohlen Steines bei Giersdorf; in einem Warmhause des Breslauer
botanischen Gartens die Wände überziehend; an feuchten Felsen im
Fiehtigthale in Klein-Aupa.
152. Ohr. rufescens (Breb.) Näg. Fundort: An einem über-
rieselten Felsen im Fichtigthal in Klein-Aupa (selten); zahlreich an
einem überhängenden Felsen am Prudelberge bei Stonsdorf und
unterhalb der Opfersteine bei Agnetendorf.
2. Ord. Hormogoneae.
1. Unterord. Homocysteae.
1. Fam. Osecillariaceae.
Sect. 1. Vaginarieae.
Gatt. Schizothrix Kütz.
153. Sch. Mülleri Näg. Fundort: Ausstich an der Bahn nach
Hundsfeld, Sängerslust gegenüber in Carlowitz bei Breslau, Oktober
1891.
Sect. 2. Lyngbyeae.,
Gatt. Symploca Kütz.
154. S. Flotowiana Kütz. Fundort: Auf Moos an Waldwegen
im Baechlethal bei Hain; ebenso an Waldwegen oberhalb Saalberg.
Gatt. Phormidium Kütz.
155. Ph. obscurum Kütz. Fundort: Auf dem flachen Dache
eines Hauses in Schmiedeberg in Schlesien, August 1887.
156.* Ph. Hieronymi spec. nov. (Fig. 5—7). Triehomata eire.
7 p. crassa, laxe spiralia vel passim recta, apice paullum attenuata,
vaginata. Vagina hyalina, eire. 8$—10 p erassa. Articuli brevissimi,
eire. 1,5—2 p longi. Cellula apiealis rotundata. Fundort: An
überrieselten Felsen in einem Steinbruch bei Gross-Wilkau bei
Nimptsch in Schlesien, 2. Oktober 1891.
Gatt. Oseillatoria Vauch.
157. O. tenuis Ag. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk zwischen
Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Peterwitz bei Strehlau,
20. Mai 1889; feuchter Felsen am Eingange der Kochelschlucht bei
Schreiberhau, 5. August 1889.
Mr
260
158. O. amoena Gomont. Fundort: Graben am Walde westlich
Hartau (Harte Vorwerk) bei Steinseiffen, 22. Juli 1884; Hainfall,
9. August 1884.
Gatt. Arthrospira Stitzenberger.
159. A. Jenneri Stitzenberger. Fundort: Teiche in den von
Kramsta’schen Anlagen in Schmiedeberg und im Park von Buchwald,
früher im sogenannten Parkteiche in der Nähe des Gärtnerhauses
im städtischen Park in Görlitz.
2. Unterord. Heterocysteae.
1. Fam. Rivulariaceae.
Gatt. Gloeotrichia J. Ag.
160. @. natans (Hedw.) Rabenh. var angulosa (Rabenh.) Kirch.
Fundort: Pohlom, in einem Sumpfloche am Goy (Kreis Rybnik).
Gatt. Calothrix Ag.
161.* ©. fusca (Kütz.) Bornet et Flahault. Fundort: Aus-
stich links von der Bahn nach Hundsfeld, gegenüber Sängerslust
in Carlowitz bei Breslau, Oktober 1891.
2. Fam. Sirosiphoniaceae.
Gatt. Stigonema Ag.
162. St. minutum (Ag.) Hass. Fundort: An einem feuchten
Felsen auf dem Prudelberge bei Stonsdorf (Kreis Hirschberg).
163. St. mamillosum Ag. Fundort: An überrieselten Fels-
platten in der Melzergrube und im Riesengrunde unterhalb des
Schneegrabens dichte Rasen bildend, 25. Mai 1890; an einem der
Dreisteine.
164. St. ocellatum (Dillw.) Thuret. var. Braunii (Kütz.) Hieron.
f. alpestris Hieron. Fundort: In der Aushöhlung eines sogenannten
Öpfersteines im Dorfe Hain an Moosen.
165. St. hormoides (Kütz.) Hansg. Fundort: Am oberen
Stolleneingang des alten Bergwerks beim Granitfelsen am Eulen-
grunde, Oktober 1891.
3. Fam. Sceytonemaceae.
Gatt. Seytonema Ag.
166.* Se. eineinnatum (Kütz.) Thuret. Fundort: Masselwitz
bei Breslau.
Gatt. Tolypothrix Kütz.
167. T. distorta Kütz. Fundort: Tümpel zwischen Carlowitz
und Wilhelmsruh bei Breslau, Oktober 1891; an feuchten Felsen
am Eingang der Kochelschlucht bei Schreiberhau, 5. August 1889.
168. T. pygmaca Kütz. Fundort: Teich bei Harte Vorwerk
zwischen Ruhberg und Steinseiffen, 21. Juli 1884; Ausstich Sängers-
lust gegenüber bei Carlowitz bei Breslau, Oktober 1891; Peterwitz
bei Strehlau, 20. Mai 1889,
261
4. Fam. Nostocaceae.
Gatt. Nostoe Vauch.
169.* N. piscinale Kütz. Fundort: In einem Teiche bei Klein-
Masselwitz bei Breslau.
170. N. commune Vauch. Fundort: In austrocknenden Mergel-
gruben an der Lohe bei Peterwitz bei Strehlau.
171. N. sphaericum Vauch. Fundort: In allen Formen zahl-
reich an Moos im Ausstich links von der Bahn nach Hundsfeld, kurz
vor der Schottwitzer Zuckerfabrik in Carlowitz; Bischwitz bei Breslau,
Oktober 1891.
172. N. macrosporum Menegh. Fundort: Auf einem über-
hängenden Felsen unterhalb der Opfersteine bei Agnetendorf, 26. Mai
1890; an feuchten Felsen auf dem Prudelberge bei Stonsdorf.
173. N. microscopium Carmichael. Fundort: An Felsen in
der Nähe des hohlen Steines bei Giersdorf; am Prudelberge bei
Stonsdorf; Gross-Landau bei Strehlau.
174. N. verrucosum Vauch. Fundort: An Steinen in einem
Graben bei Station Kunzedorf.
Gatt. Anabaena Bory.
Seet. 1. Triehormus (Allman) Ralfs.
175.* 4A. variabilis Kütz. Fundort: Teich in Podiebrad bei
Strehlau, 6. Oktober 1888.
Sect. 2. Dolichospermum Thwaites.
176.“ A. Hieronymi spec. nov. (Fig. $S—11). Stratum gelati-
nosum, aerugineum. Trichomata recta vel leviter curvata, evaginata.
Cellulae vegetativae ellipticae, 3—4 p latae et 5—8 y longae.
Heterocystae oblongae, utrinque truncatae, 2,5—4,5 y. latae et 9—10 y.
longae. Sporae a heterocystis remotae, subcylindrieae, rotundatae,
2—4 seriatae, eirc. 5—S p. latae et 20—36 p. longae. Episporium
hyalinum. Contentus cellularum corpuseulis rubris sive „Gasvakuolen“
non impletus. Fundort: Graben oberhalb der Korallensteine bei
Agnetendorf, 31. Juli 1889.
Diese meines Wissens nach noch nicht beschriebene neue
Spezies nähert sich A. laxa A. Br., unterscheidet sich aber davon
durch das Fehlen der Gallertscheide, durch die Gestalt der vegetativen
Zellen und durch die Grössenverhältnisse. Auch die Heteroeysten
sind bei den beiden Arten durchaus verschieden. Dieselben sind bei
A. lawa A. Br. vollkommen kugelrund, bei A. Hieronymi dagegen
oblong und an den Seiten gerade abgestutzt. Diese Merkmale dürften
genügen, um das Aufstellen einer neuen Art, welche ich zu Ehren
des Sammlers, des Herrn Prof. Dr. G. Hieronymus in Berlin,
A. Hieronymi benenne, vollkommen zu rechtfertigen.
177” A. affinis spec. nov. (Fig. 12, 13, 16, 17). Stratum
gelatinosum, aerugineum, libere natans. Trichomata recta vel flexuosa,
vaginata. Vagina hyalina, eire. 21 x lata. Cellulae vegetativae
globosae vel subglobosae, eire. 7 p. crassae. Heterocystae globosae,
7,5—8 y. crassae. Sporae a heteroeystis remotae, primum subglobosae,
262
deinde subeylindricae, 9,5—12 y latae et 20—26 ». longae. Contentus
cellularum corpuseulis rubris sive „Gasvakuolen“ impletus. Fundort:
Tümpel bei Schaffgotsch’s Garten bei Breslau, 19. September 1888.
Das Exsikkat trug die Bezeichnung „A. laxa A. Br.?“ Eine
genaue Untersuchung lehrte jedoch, dass die mir vorliegenden Exem-
plare in manchen Punkten erheblich von den über A. laxa A. Br.
bekannten Angaben*) abwichen. Es war mir daher besonders wert-
voll, die im Königl. bot. Museum in Berlin befindlichen Original-
exemplare A. Brauns vergleichen zu können. Auf meine Bitte
sandte mir Herr Prof. Dr. G. Hieronymus das gesamte Material
von A. lava A. Br, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen
besonderen Dank ausspreche. Durch die genaue Untersuchung und
Vergleichung beider Formen wurde es mir zur Gewissheit, dass ich
es in der That mit zwei deutlich unterscheidbaren Spezies zu thun
hatte. Schon in den Grössenverhältnissen weichen beide Arten er-
heblich voneinander ab. Man vergleiche z. B. einmal die Figuren
14 und 15 mit Figur 16. Alle sind bei derselben Vergrösserung
gezeichnet; erstere stellen Sporen von A. Zara A. Br. und letztere
eine solche von A. affinis dar. Auch die Gestalt der Sporen weist
einen Unterschied auf. Solch’ leicht gekrümmte Formen (Fig. 15),
wie ich sie bei A. lZawa A. Br. wiederholt gesehen habe, kommen
bei 1. ayjinis überhaupt nicht vor. Ferner besitzen die Zellen von
A. affinis jene roten Körperehen (Gasvakuolen), welche für die
wasserblütebildenden Anabaenen ganz besonders charakteristisch sind ;
bei A. /awa habe ich dagegen von diesen Gebilden keine Spur ge-
sehen. Die Angaben A. Braun’s im Herbarium des Königl. bot.
Museums zu Berlin lassen keinen Zweifel darüber, dass auch die
lebenden Zellen von A. lava A. Br. keine roten Körperchen besessen
haben. A. Braun bemerkt nämlich folgendes: „Vereinzelte oder
zu mehreren parallel beisammenliegende Fäden von gelbgrüner
Farbe ...... Die sterilen Zellen sehr zart, bleich, mehr ins
spangrünliche, die fertilen mit starker Haut, walzenförmig, etwas
entfernt körnig, durchscheinend gelbgrün ... .“ Ich glaube nicht,
dass einem so scharfen Beobachter, wie es A. Braun doch in der
That war, die auffälligen Gasvakuolen entgangen wären. Auch ist
nicht anzunehmen, dass die Gasvakuolen etwa durch das Trocknen
der Algenmassen zerstört wurden, da sie sich doch bei anderen
Formen, wie A. Flos-aquae Breb. u. a. bei derselben Behandlungsweise
mehr oder weniger vollkommen erhalten haben. A. lawa A. Br. und
A. affinis gehören demnach zwei physiologisch verschiedenen Gruppen
an und s.nd schon aus diesem Grunde als zwei gesonderte Spezies
aufzufassen.
Sect. 3. Sphaerozyga (Ag.) Wittr.
178. A. oseillarioides Bory. Fundort: Masselwitz bei Breslau.
Bremen, den 15. Oktober 1896.
*) Rabenhorst, Flora Europaea Algarum Il pag. 193 et 194 — Bornet
et Flahault: „Revision des Nostocacdes heterocystees“. Ann. d. sc. nat.
ser. 7 tome 7 pag. 235.
263
Erklärung der Abbildungen. (Tafel I).
Sämtliche Figuren sind mit Hülfe des kleinen Seibert’schen Zeichen-
apparates nach einem Seibert’schen Mikroskope entworfen.
Fig. 1a und b. Desmidium Swartzü Ag. var. silesiacum nob. 1: 305.
Fig. 2a und b. Desmidium quadrangulare Kütz. var. silesiacum nob. 1: 305.
Fig. 3. Jüngere Halbzelle von Micrasterias rotata (Grev.) Ralfs var,
evoluta Turner? 1:508.
Fig. 4. Micrasterias Crux-Melitensis (Ehrenb.) Ralfs. 1: 305.
Fig. 5—7. Phormidium Hieronymi nob. Fig.5 und 6 — 1:7
1: 505.
Fig. 8—11. a Hieronymi nob. Fig. S-10 —1:450; Fig. 11 —1:750.
Fig. 12 und 13. A. affinis nob. Fig. 12 — 1:305; Fig, 13. — 727610:
Fig. 14 und 15. Sporen von A. laxa A. Br. 1:750.
Fig. 16 und 17. A. affinis nob. 1:750.
TIL NLNNN
Seltenheit der Verbena-Bastarde in Argentinien.
Aus einem Briefe des Herrn Cornelius Osten an Prof. Dr. Buchenau.
Buenos-Ayres, 2. August 1895.
Schon seit Jahren ist mir die Seltenheit von wilden
Bastarden der Gattung Verbena aufgefallen, die in einer grossen
Anzahl von Arten hier im Lande vorkommt, und deren künstliche
Bastarde doch drüben in allen Gärten verbreitet sind. Namentlich
V. chamaedryfolia, teucrioides und erinoides wachsen an den meisten
Standorten zusammen und durcheinander, und wäre doch nichts
natürlicher als anzunehmen, dass Pflanzen einer Gattung, welche
künstlich so leicht gekreuzt werden können, auch in der Natur
häufig Bastarde bilden. Doch scheint dem nicht so zu sein. Ob-
wohl ich in den letzten Jahren auf meinen Reisen speziell darauf
geachtet habe, so ist mir bis jetzt doch nnr eine unzweifelhafte
Kreuzung zwischen chamaedryfolia und erinoides vorgekommen, eine
einzelne Pflanze zwischen den Stammeltern, die in den Merkmalen
genau zwischen ihnen steht. Formen zwischen chamaedryfolia und
teuerioides finden sich etwas häufiger, stehen aber im Allgemeinen
der letzteren sehr nahe, und ist mir die Bastardnatur der Pflanzen
nicht so sicher, da das Hauptmerkmal, die ins rötliche ziehende
Blütenfarbe (teuerioides rein weiss) doch nicht absolut massgebend
ist. Die übrigen Charaktere sind zu unsicher; vielleicht ist die
drüsige Behaarung nicht ganz so dicht als bei teucrioides.
Die Collembola der Umgegend von Bremen.
Von S. A. Poppe und C. Schäffer.
Vorbemerkung.
Mit dem Folgenden legen wir ein Verzeichnis der Collembola-
Arten vor, welche Herr A. Poppe im Laufe von etwa zwölf Jahren
hauptsächlich in der Umgegend von Vegesack und Bremen gesammelt
hat. Auch die Bearbeitung des reichen, mit freundlicher Unter-
stützung des Herrn Lehrer F. Borcherding in Vegesack zusammen-
gebrachten Materiales hat der Genannte vor einer Reihe von Jahren
bereits in Angriff genommen. Allein sein Gesundheitszustand hat
ihn verhindert, die Bestimmung vollständig durchzuführen. So kam
es, dass derselbe, um das Gesammelte für die Wissenschaft nutzbar
zu machen, die endgültige Bearbeitung, insbesondere die Beschreibung
der neuen Formen, im vorigen Jahre dem Unterzeichneten übertrug.
Ich war damals gerade mit der Bearbeitung eines ähnlichen haupt-
sächlich in der Umgegend von Hamburg und Kiel gesammelten
Materials beschäftigt. Durch den unerwarteten grossen Zuwachs an
Material sowie dadurch, dass später Herr Prof. Schneider in
Blasewitz mir seine Borkumer Sammlung zur Bestimmung überliess
und endlich das Kieler und Berliner Museum das dort vorhandene
Material herliehen, war es mir nun möglich, im verflossenen Herbst
unter dem Titel „Die Collembola der Umgebung von Hamburg und
benachbarter Gebiete“ (in: Mitt. aus d. Naturhist. Mus., Beiheft zum
Jahrb. d. Hamb. Wiss. Anstalten XIII) eine Arbeit zu veröffentlichen,
welche vielleicht einer Collembola-Fauna von Nordwest-Deutschland
nahekommt. Wenn auch in jener Arbeit das Material des Herrn
Poppe bereits Berücksichtigung gefunden hat, auch die neuen Arten
der Sammlung (3) beschrieben und abgebildet sind, so erschien es
uns doch wünschenswert, ein Verzeichnis der speziell in der Um-
gegend von Bremen gefundenen Arten zu liefern, um vor allem
genauer als es am angeführten Orte geschehen ist, von den Fund-
orten für die einzelnen Arten Rechenschaft zu geben. In Er-
mangelung einer anderen geeigneten Gelegenheit zur Veröffentlichung
sind schliesslich auch noch einige Funde mit erwähnt, welche Herr
Poppe bei Nassau gemacht hat, sowie mehrere Juister Funde,
welche wir dem Sammeleifer des Herrn Lehrer O. Leege auf Juist
verdanken. C. Schäffer.
266
I. Familie: Aphoruridae A. D. Mac. G.
Neanura A. D. Mac. G. (= Anura Gerv.).
1. N. muscorum Templeton. Überall gemein unter Borke,
sowie unter Holz und Laub am Waldboden. Vegesack, unter Kiefern.
Fuchsberg in Schönebeck. Holthorst. Brundorf, unter Kiefern.
Neuenburger Urwald.
Aphorura A. D. Mac. G. (= Lipura Burm.).
2. A. armata Tullb. Unter abgefallenem Laube im Walde in
Kuhstedt bei Osterholz, Mai 1885.
Anurophorus Nie.
3. A. larieis‘ Nie. Überall gemein unter Baumrinde. Vegesack,
unter Apfelborke, Februar 1885. Schönebeck, unter Eichenborke,
Februar, April und Mai 1885. Hasbruch. In Nassau 1889 unter
Platanenborke gesammelt.
II. Familie: Poduridae Tloemoesvary.
Xenylla Tullb.
4. X, maritima Tullb.*) Unter Weidenborke an der Aue in
Vegesack. Unter Hollunderborke in Bröcken bei Vegesack, März 1890.
An Linden in Schwachhausen (Bremen).
Podura L.
5. P. aquatica L. Auf stehendem Wasser. Bremen: Bürgerpark,
Torfkanal. Grambke. Vegesack. Borchshöhe.
Achorutes Templ., Schaeffer. **)
6. A. armatus Nie. Häufig, meist in grossen Mengen auf-
tretend. In der Umgegend Vegesacks vorzugsweise in Pilzen in den
Monaten August, September und Oktober. Auch im Neuenburger
Urwald, Oktober 1885. In Brundorf bei Vegesack fand sich im
April 1885 unter Kiefern ein Individuum, das mit A. armatus genau
übereinstimmt; es fehlt ihm aber jede Andeutung von Analdornen.
Da weitere Exemplare von dieser Beschaffenheit nicht gefunden
wurden, so wird man die Erscheinung wohl vorläufig als Abnormität
auffassen müssen.
7. A. wiatieus (L.) Tullb. Viele Exemplare im Oktober 1883
auf einer Lache bei Dangast, ferner bei St. Magnus.
8. A. schneideri Schaefer. Diese Art ist nach Exemplaren,
die Herr Prof. Schneider auf Borkum sammelte, aufgestellt (l. e.
ag. 173, Fig. 49). Sie wurde im März und April 1891 von Herrn
rer Ö. Leege auch auf Juist gesammelt.
*) Die Charaktere dieser Art sowie der X. kumicola (0. Fabr.) Tullb.
sind eingehend erörtert in: Schaeffer, ©., Die Collembola der Umgebung von
Hamburg und benachbarter Gebiete. Mit 4 Taf, In: Jahrb. d. Hamburgischen
Wiss, Anstalten XIII, 1896, pag. 169—170,
**) Über die Abgrenzung der Gattung Achorutes vergleiche man in der
vorstehend eitierten Arbeit pag. 164 ff,
267
9. A. purpurascens Lubb. In Vegesack, Schönebeck Juli 1885.
Im Neueuburger Urwald Oktober 1885, unter abgefallenen Blättern.
Auch bei Nassau 1889 gesammelt.
Schoettella Schaeffer.
Diese (l. e. pag. 175) begründete Gattung hat folgende Charaktere:
„Hinterleibsende nicht gezähnt. Analdornen O oder 2. Untere Klaue
fehlend. Springgabel nicht bis zum Ventraltubus reichend. Postan-
tennalorgan mit mehr als fünf, annähernd gleich grossen Höckern,
kreisförmig (immer?). 16 Ocellen.“
Die Gründe für die Abtrennung dieser Gattung von der Gattung
Achorutes sind 1. ec. pag. 164 ff. dargelegt.
10. S. parvula Schaeffer. Die ]. e. pag. 176, Fig. 35, 36 ge-
gebene Beschreibung dieser neuen Art lautet: „Grau, mit violetten
Flecken. Behaarung kurz. Klaue ohne Zahn. Unteres Ende der
Tibia mit einer sehr langen, aber nicht deutlich keuligen Borste.
Dentes mehr als doppelt so lang als die Mucrones, etwa so lang
wie das Manubrium. Muerones rinnenförmig, spitz, gerade, ohne
eigentliche Lamellenbildung. Postantennalorgan mit 7 Höckern.
Länge 1 mm.“
Im September 1885 auf den Auewiesen bei Vegesack in zwei
Exemplaren gefunden.
11. S. poppei Schaeffer. Diese neue Art ist (l. e. pag. 176—177,
Fig. 63, 64, 36) folgendermassen charakterisiert: „Von breiter Körper-
gestalt. Dunkelviolett. Behaarung kurz und spärlich. Klaue ohne
Zahn. Springgabel kurz und dick, besonders Dentes und Mucrones.
Mucrones convergent. Postantennalorgan mit etwa 16 seitlich sehr
stark abgeplatteten Höckern. Körper und Oberseite der Dentes mit
auffallend grossen Hautkörnern. Länge 1,5 mm.“
An dem einzigen vorliegenden etwas beschädigten Exemplare
konnte der Bau der Mucrones nicht deutlich erkannt werden, doch
scheinen dieselben Lamellen zu besitzen. Die Tibien scheinen keine
Keulenhaare zu tragen. Sehr charakteristisch ist aber das Postan-
tennalorgan und aus diesem Grunde ist trotz des etwas mangelhaften
Materials die Publikation der Art erfolgt. Sie wnrde von Herrn
F. Borcherding im Mai 1895 im Walde bei Kuhstedt bei Osterholz
unter abgefallenem Laube gesammelt.
Il. Familie: Entomobryidae Toemoesvary.
Isotoma Bourl.
12. I. schoetti D. T.*) Wahrscheinlich gehört zu dieser Art
ein schlecht erhaltenes Exemplar ohne nähere Fundortsangabe.
*) Die Art ist von Schoett 1893 unter dem Namen 7. kitoralis beschrieben.
Da dieser Name aber schon 1890 durch Moniez vergeben war, so hat der
Autor in seiner Arbeit: „North Amerikan Apterygogenea“ (in: Proc. Cal. Acad.
Sc. 2. Ser., Vol. VI 1896) den Namen durch ]. laeustris ersetzt. Er hat dabei
übersehen, dass schon Dalla Torre 1895 in: „Die Gattungen und Arten der
Apterygogenea“ (46. Progr. d. k. k. Staats-Gymnasiums in Innsbruck) die
Art umgetauft hatte,
268
13. 7. quadrioculata Tullb. Im Februar 1885 in einem Exemplar
in Schönebeck gesammelt.
14. I. jimetaria (L.) Tullb. Sehr viele Individuen im April 1885
an einem Blumentopf im Zimmer in Vegesack gesammelt.
15. I. viridis Bourl. Sowohl die sehr gemeine Hauptform als
auch die var. riparia Nie. wurden mehrfach gefunden. In Vegesack
im Garten-und auf den Auewiesen. Grohn. Hammersbeck. Löhn-
horst. Oberneuland. Auf Juist sammelte Herr Lehrer ©. Leege
im März 1891 beide Formen.
16. J. palustris Müller. Die am Rücken mit blauschwarzer
oder violetter Mittellängsbinde versehene Hauptform wurde, über-
gehend in die var. pallida Schaeffer (ohne Längsbinde), vielfach in
Vegesack im Garten (August 1885) und auf den Auewiesen, in
Schönebeck im November 1884 an Flechten, im Bremer Bürgerpark
und in Barenwinkel gesammelt. — Ein Exemplar der var. prasina
Reuter fand sich im August 1885 in Schönebeck. — Diese Art
wurde von Herrn ©. Leege auf Juist gefunden.
17. T. violacea Tullb. Diese Art wurde im März 1885 in Löhn-
horst und im April 1890 in Schönebeck unter Kiefernborke beobachtet.
Schoett giebt an, dass die Tiere dieser Art an der Innenseite
der oberen Klaue keinen Zahn tragen, während die vorliegenden
Exemplare ein allerdings nur sehr kleines Zähnchen aufweisen.
(ef. Schaeffler 1. e. pag. 187— 188.)
18. /. dentieulata Schaeffer. Diese der I. reuteri Schoett nahe-
stehende Art ist nach Tieren, welche bei Hamburg gesammelt waren
(l.e. pag 189, Fig. 95, 96), folgendermassen charakterisiert: „Schwarz-
violett, junge Exemplare braun. Ausser der kurzen Behaarung finden
sich am Abdomen abstehende, am hinteren Ende des Abdomens
deutlich gefiederte Borsten. Abd. III etwa so lang wie Abd. IV.
Antennen etwas länger als der Kopf. Ant. I am kürzesten, Ill länger,
Il noch länger, IV am längsten. Furca an Abd. V befestigt. Dentes
etwa 2!/,mal so lang wie das Manubrium. Mucrones ausser dem
Apicalzahn mit 2 nebeneinander stehenden dorsalen und einem kleinen
ventralen Zahn. Tibien mit 3 Keulenhaaren. Obere Klaue mit sehr
kleinem, untere Klaue mit grossem Innenzahn. 16 Ocellen, die
Proximalocellen kleiner als die anderen Ocellen. Postantennalorgan
annähernd elliptisch, etwas unregelmässig (wie bei /. palustris), seine
Länge gleich etwa 11/, Ocellenbreiten. Länge bis 1,5 mm.“
(refunden in Vegesack unter abgefallenen Blättern im Garten,
Februar 1885. In Schönebeck im Dezember 1884, Februar 1885
und April 1890 unter Kiefernborke. Junge Exemplare im März 1890
in Bröcken unter Hollunderborke. Drei junge Individuum wurden
von Herrn ©. Leege auf Juist gesammelt.
Orchesella Templ.
19. 0. eineta (L.) Lubb. Eine überall unter Steinen, ab-
gefallenem Laube und Baumrinde gemeine Art. Vegesack, im Garten
und auf den Auewiesen. Schönebeck, Löhnhorst. Blumenthal.
Öberneuland. Rotenburg. Hasbruch. Helgoland, August 1885.
269
20. O. bifasciata Nie. Von Herrn F. Borcherding im Mai 1885
unter abgefallenem Laube im Walde bei Kuhstedt gesammelt. Wollah.
21. O. rufescens Lubb. Viele Exemplare dieser Art im
Augnst 1885 in Holthorst, die meisten der var. pallida Reuter an-
gehörend, viele aber in die Hauptform sowie in die var. melanocephala
Nie. übergehend. In Oldenburg wurde diese Art im Oktober 1885
im Neuenburger Urwald, die var. pallida Reuter im Hasbruch ge-
funden. Die var. melanocephala Nie. fand sich auch in Vollers Busch
bei Vegesack im Mai 1890.
22. O. villosa (Geoffr.) Lubb. Meistens unter Steinen; alle
Funde sind jedoch arm an Individuen. Bremer Bürgerpark. Vege-
sack, November 1884, September 1892. Grohn, Mai 1885. Schöne-
beck, April 1886. Löhnhorst, März 1885. Hammersbeck, April 1885.
Entomobrya Rondani.
23. E. orcheselloides Schaeffer. In den „Collembola der Um-
gebung von Hamburg“ pag. 196—197 ist diese Art folgendermassen
beschrieben: „Antennen etwa so lang wie der Körper.“) Ant. I mit
undeutlich abgegliedertem, kurzem Basalring, die ganze Antenne
auf einem kurzen Basalkegel befestigt. Ant. I so lang wie II, III
etwas kürzer, IV 1!/, bis 2mal so lang wie Ill. Abd. IV 7 bis
8mal so lang wie Abd. III. Furca sehr lang, fast bis zum Kopf
reichend (Fig. 5). Dens etwas länger als das Manubrium. Mucro
mit zwei Zähnen und einem Basaldorn (Fig. 114). Obere Klaue
innen dreizähnig. Untere Klaue aussen mit einem Zahn (Fig. 113).
16 Ocellen; die beiden Proximalocellen jederseits sehr klein (Fig. 115).
Mesonotum kaum über den Kopfhinterrand vorragend. — Grundfarbe
gelblich, Zeichnung braun oder schwarzbraun. Kopf am Vorderrand
und je ein Streifen von den Augen bis zum Kophinterrand braun.
Kopf oben in der Mitte mit ankerförmigem Fleck. Th. II bis
Abd. III mit paarigen Dorsalflecken, welche sich meistens zu zwei
Längsbinden zusammenschliessen. Abd. IV mit zwei grossen lang-
gestreckten Dorsalflecken, welche vorn meistens durch eine schmale
Querbinde verbunden sind. Hinterrand von Abd. IV schwarz, mit
zwei nach vorn vorragenden dreieckigen Flecken, welche mit den
Dorsalfleeken von Abd. IV in Verbindung treten können. Abd. V
am Hinterrand mit einem grossen Fleck; Abd. VI ohne Fleck. —
An beiden Seiten des Körpers im Anschluss an die Längsstreifen
des Kopfes hinter den Augen eine Reihe von Lateralflecken, welche
zu je einer Längsbinde verschmelzen können. — Antennen gelblich,
Basalring dunkel, die Enden der Glieder bisweilen etwas gebräunt.
“ Ant. I beiderseits manchmal mit dunklen Längsstreifen. Beine gelblich,
Femora manchmal am Ende braun und an den Seiten mit dunklen
Längsstreifen. — Kopf, Thorax und vordere Hälfte des Abdomen am
Rücken mit bewimperten Keulenborsten, welche auf der zweiten
Hälfte des Abdomen etwas kürzeren, starken, bewimperten, nicht
*) Antennen häufig unvollständig ausgebildet, z. B. dreigliedrig, dann
kürzer als der Körper.
270
keuligen Borsten Platz machen. Ant. I, II, III mit sehr langen,
schlanken, fein bewinperten Borsten, ebenso die Beine. Länge bis
31/, mm.
Die Zeichnung dieser Art ist variabel. Die Querbinde auf
Abd. IV kann fehlen, überhaupt können sämtliche Binden sich in
Flecken auflösen. Einzelne Exemplare sind fast zeichnungslos.. Nur
der Fleck auf Abd. V bleibt fast immer gross.“
Die Art ist im August 1885 in Schönebeck und im Oktober 1885
im Neuenburger Urwald beobachtet. Auch in Leuchtenburg.
24. E. marginata Tullb. In Schwachhausen bei Bremen zwischen
Flechten an Linden.
25. E. corticalis Nie. In der Umgegend Vegesacks unter Borke
gemein: Bröcken, im März 1890 an Hollunder. Schönebeck, unter
Kiefernborke. Krudops Busch unter Eichenborke. Holthorst, unter
Eschenborke.
26. E. arborea Tullb. An Linden in Schwachhausen bei Bremen,
in Vegesack an einem Apfelbaum beobachtet.
27. E. multifaseiata Tullb. Diese Art ist in Hastedt bei Bremen
unter Pappelborke, in Jürgens Holz in Oberneuland, in Vegesack im
April 1885 unter Steinen und im September auf den Auewiesen
gesammelt. Auf Juist fand sie Herr O. Leege.
28. E. nivalis (L.). Die Hauptform ist überall gemein und
kommt oft zusammen mit den Varietäten pallida Schaeffer, maculata
Schaeffer und immaculata Schaeffer vor. Vegesack, an einem Apfel-
baum. Bröcken, an Hollunder. Schönebeck, im Februar und Oktober
auf Fichten, unter Bichenborke und unter Steinen. Hammersbeck,
Mai 1890 unter Steinen. Holthorst im Mai und August 1885. Im
Bremer Bürgerpark.
29. E. muscorum Tullb. (nee Nie.). Die Hauptform wurde in
Vegesack im Februar und September im Garten, im Mai 1885 in
Grohn unter Steinen, im April 1885 in Brundorf unter Kiefern, in
Hammersbeck unter Steinen gefunden.
30. E. lanuginosa Nie. Von Herrn Lehrer O. Leege auf Juist
gesammelt.
31. E. pulchella Ridley. Das einzige vorliegende Exemplar
konnte mit kidleys Originalbeschreibung nicht verglichen werden,
doch stimmt dasselbe gut mit der Beschreibung und Abbildung
überein, welche Brook in seiner „Revision of the genus Entomobrya“
nach Ridleyschen Exemplaren gegeben hat. Brook fasst die Form
als eine Varietät von E. multifaseiata Tullb. auf. Die Thatsache
jedoch, dass, wenigstens in der Rückenmitte, das ganze dritte Thoracal-
segment dunkel gefärbt ist, überhaupt die starke Verbreiterung der
Querbinden, welche bei E, multifasciata sonst nie die Breite der
Dorsalflecken erreichen, scheint die Ridleysche Form doch bis jetzt
ziemlich deutlich von der Tullbergschen zu trennen. Es kommt noch
hinzu, dass das erste Abdominalsegment ganz ohne Zeichnung ist.
Das vorliegende Exemplar wurde in Vegesack im Garten gefangen.
Templetonia Lubb.
32. T. nitida Templ. In Vegesack im Garten.
271
Cyphoderus Nice.
33. C. albinos Nie. In Vegesack und Hammersbeck unter Steinen.
Lepidoeyrtus Bourl.
34. L. lanuginosus (Gmel.) Tullb. Diese Art wurde häufig
auf Wiesen, unter Steinen und Kiefern gefunden in Vegesack (Aue-
wiesen), Schönebeck, Löhnhorst (Kiefern), Wollah, Hammersbeck und
im Neuenburger Urwald.
35. L. cyaneus Tullb. In Vegesack, Schönebeck, Hammersbeck
und im Neuenburger Urwald.
‚Sira Lubb.*)
36. S. buski Lubb. Uber die Variabilität dieser Art vergleiche
man die ceitierte Arbeit über die Collembola der Umgebung von
Hamburg pag. 203—204. In Vegesack wurde sie im Garten unter
Steinen, im Februar 1885 und im September 1885 auf den Aue-
wiesen gefangen; ferner im Bremer Bürgerpark an Eichen und in
Hastedt unter Borke.
Tomocerus Nie.
37. T. plumbeus (L.) Tullb. Gemein. Vegesack. Schönebeck.
Holthorst. Wollah. Hammersbeck. Bürgerpark. Oberneuland.
38. T. vulgaris Tullb. Unter Steinen, abgefallenen Blättern
und an Baumrinde. Vegesack, im Garten. Hammersbeck ete. Auch
in Nassau beobachtet.
39. T. Havescens Tullb. Gemein, an Borke und Holz oder ab-
gefallenem Laube im Walde. Schönebeck, Eichenborke. Krudops Busch
im Moos. Löhnhorst. Holthorst. Neuenburger Urwald. Hasbruch.
40. T. tridentiferus Tullb. Im Mai 1885 in Holthorst an Borke,
August 1885 in Schönebeck.
IV. Familie: Sminthuridae Tullb.
Papirius Lubb.
41. P. fuscus (Luec.) Lubb. Im Jütpohl in Schönebeck im
August 1885 und in Löhnhorst unter Kiefern.
42. P. ornatus Lubb. Im Februar 1885 in Schönebeck, März 1885
in Löhnhorst, April 1885 im Fredeholz.
43. P.minutus (O. Fabr.). Vegesack im September 1892, Holthorst
im Mai 1885 unter Borke. Im Neuenburger Urwald im Oktober 1885.
Sminthurus Latr.
44. S. fuscus (L.). Häufig. In Gärten Vegesacks. An Buchen
der Gehölze in Schönebeck, St. Magnus, Leuchtenburg, Wollah.
Einmal unter Dachziegeln in Schönebeck. Oberneuland. Neuen-
burger Urwald. Auch in Nassau gesammelt.
45. S. viridis (L.). Die „Hauptform“ scheint bei uns zu fehlen,
dagegen ist die var. cinereoviridis Tullb. in Vegesack im Rasen, in
Grohn unter Steinen, in Schönebeck, in Hammersbeck und im Neuen-
burger Urwald gefunden. Auch die var. nigromaculata Tullb. kommt
in Vegesack vor.
*) Die bei Hamburg einmal beobachtete $. niyromaculata Lubb. ist bis
jetzt bei Bremen nicht gefunden, Exemplare derselben wurden aber 1889 in
Nassau unter Platanenborke gesammelt.
272
46. S. aquaticus Bourl. Diese interessante Art wurde im
September 1885 an einem kleinen Teich eines an der Bremerstrasse
in Vegesack gelegenen Gartens gesammelt.
47. S. penieillifer Schaeffer. Diese Art ist in „Die Collembola
der Umgebung von Hamburg“ pag. 211, Fig. 7, 117—119 neu auf-
gestellt. Die dort gegebene Beschreibung lautet: „Grundfarbe gelblich.
Abdomen oben mit zwei breiten, blauschwarzen Längsflecken. Seiten
des Abdomen mit je einer blauschwarzen Längsbinde. Diese blau-
schwarze Farbe breitet sich auch über das ganze kleine Abdominal-
segment aus. Auf dem Thorax bildet eine verwaschen graublaue
Sprenkelung an der Insertion der Beine eine Fortsetzung der Seiten-
binden des Abdomen. Beine, Manubrium, Dens und medianer Teil
des Mucro graublau. Zwischen den Antennen ein blauschwarzer
Fleck. Ocellen auf schwarzem Fleck. Antennen hell violett,
wenigstens Ant. II, III und IV. — Antennen viel länger als der
Kopf. Ant. IV geringelt, aus etwa sieben Ringen bestehend. Obere
Klaue schmal, ohne Zahn, anscheinend ohne Tunica. Untere Klaue
in einen pinselförmig zerschlitzten Fortsatz auslaufend, welcher das
Ende der oberen Klaue weit überragt. Keulenhaare fehlen den
Tibien. Die Dentes sind etwa dreimal so lang wie die Mucrones.
Muero breit lanzettlich, mit hyalinen Rändern; der dorsale Rand
breit, mit etwa 11—12 deutlichen Rippen, der ventrale schmal mit
undeutlichen Rippen. Länge °/, mm.
Infolge der Beschaffenheit der Mucrones steht die Art S. aquaticus
und S. malmgrenii nahe. Doch steht die Breite des Mucro in der Mitte
zwischen der Breite bei den eben genannten Arten. Unterschieden
ist S. penieillifer von jenen aber besonders durch die Ringelung von
Ant. IV, die Gestaltung der unteren Klaue und die Zeichnung.“
Diese Art wurde zusammen mit der vorigen gefunden.
48. S. lubbocki Tullb. (= 8. poppei Reuter).*) In St. Magnus,
Löhnhorst und Blumenthal unter abgefallenem Laube.
49. S. bilineatus Bourl. In Blüten von Pedieularis silvatica
auf Borchshöhe bei Vegesack.
50. 8. quadrilineatus Tullb. Diese Art wurde in Vegesack im
August 1885 und September 1892 im Garten sowie im September 1885
auf den Auewiesen gefangen. Zwei der Exemplare des letztgenannten
Fundorts gehören zu der var. ochropus Reuter.
51. S. luteus Lubb. Diese häufige Art wurde im Juni 1884
im Bremer Bürgerpark und bei Rotenburg beobachtet, im Mai 1886
auf einer feuchten Wiese in Schönebeck sowie in Friedrichsdorf bei
Vegesack in Spartium- und Bohnenblüten gefunden.
52. 8. pallipes Lubb. Zwei Exemplare an Eichen, Juni 1884,
im Bremer Bürgerpark.
*) Cf, OÖ. M, Reuter: Sminthurus Poppei n. sp. In: Abh. d. Nat. Vereins
Bremen, Bd. IX, Heft 2, 1885, pag. 214.
NND
Hemerocallis Havo-eitrina n. hybrid.
Von H. Christ, Basel.
(Mit Tafel II u. II.)
1. Hemerocallis flava. planta laxe caespitosa, scapis haud numerosis.
scapo i metr. longo.
foliis anguste linearibus simplieiter earinato-plicatis.
inflorescentia dichotomo-cymosa, ramis elongatis.
bracteis subulato-lanceolatis.
tubo corollae lineari, sepalis fere aequilongo.
peduneulo corollae fere longitudine tubi.
eorolla eitrina.
2. Hemerocallis Middendorffii. planta dense caespitosa, scapis
numerosis.
scapo !/, metr. longo.
foliis latioribus carinato-plieatis, versus marginem iterum plicatulis.
inflorescentia abbreviata, capitata.
bracteis late ovatis amplectentibus.
tubo corollae ovali, sepalis multoties breviori.
peduneulo corollae brevissimo.
sepalis aureis, externis latere exteriore lateritiis.
3. Hemerocallis flavo-Middendorffii. planta laxe caespitosa, scapis
paucis.
scapo !/, metr. longo.
foliis latioribus carinato-plicatis,versusmarginem iterum plicatulis.
inflorescentia dichotomo-cymosa, ramis elongatis.
bracteis ovatis.
tubo corollae lineari, sepalis triplo breviori.
pedunculo corollae fere longitudine tubi.
corolla eitrina, sepalis externis latere exteriore lateritiis.
Diese schöne Pflanze entstand in meinem Garten bei Liestal,
wo ich beide Stammarten kultiviere. Blatt, Korollenfarbe, Bracteen
und kurze Blütenstiele sind annähernd die der Middendorffi, während
Inflorescenz und Länge des Tubus mit ava ziemlich übereinstimmen.
Sehr auffallend und disharmonisch erscheint die langgestreekte gabelig
diehotome Inflorescenz bei dem kurzen Scapus, und unterscheidet den
Bastard auf den ersten Blick von der lava wie auch von der Midden-
dorffii, der er in den aussen rostrot angehauchten Blüten gleicht.
Basel, 9. Juni 1896.
Januar 1897. XIV, 18
274
Bemerkungen über Hemerocallis-Bastarde.
Von W. O©. Focke.
Der obigen Beschreibung, die mir nebst der Tafel von Herrn
Dr. Christ gütigst zur Veröffentlichung übersandt wurde, möchte
ich noch einige Angaben über sonstige Mischlinge von Hemerocallis
hinzufügen. Die Arten dieser Gattung sind namentlich von Rev.
G. Yeld zu Clifton bei York vielfach gekreuzt worden. Aus seinen
Versuchen sind verschiedene Hybride hervorgegangen, unter andern
auch eine „Apricot“ genannte Form, welche mutmasslich eine H.
Hava 2 X Middendorjjii S ist. Ihre Blütenfarbe soll dunkler als die
der H. Yulva sein; auch war Yeld zweifelhaft, ob sie nicht väter-
licherseits von I. fulva (statt von H. Middendorfni) abstamme, Mir
sind alle Versuche, die H. fulva mit H. Hava und verwandten Arten
zu kreuzen, fehlgeschlagen, so dass ich eine derartige Entstehungs-
weise für wenig wahrscheinlich halte. Bei der grossen Verschiedenheit
von H. fulva und H, Middendorfni sollte man erwarten, dass sich
aus den Eigenschaften des Mischlings leicht erkennen lassen würde,
von welcher dieser beiden Arten er stammt. Es scheint indessen
nach der Beschreibung, als ob „Apricot“ fast nur durch die Blüten-
farbe von der mütterlichen Stammart //. Hava abwiche. Es würde,
wenn dies der Fall ist, vielleicht gar keine wirkliche Hybridisation
stattgefunden haben. Eine zweite ähnliche Form hat Yeld „Estmere“
genannt. Dagegen stammt Yelds „Sunset“ von IH. flava und
H. „Sieboldi“*, unter welchem Namen H. Dwumortieri Morr. zu
verstehen ist, die sich nur durch die kurze Röhre des Perigons von
H. Middendorfjii unterscheidet. Vergl. Gard. Chroniele 1893, XIII
p. 394, p. 743. H. aurantiaca Baker scheint eine echte, von diesen
Hybriden verschiedene Art zu sein.
Auch ich habe, vorzüglich in den Jahren 1887—1890, einige
Kreuzungen zwischen Femerocallis-Arten ausgeführt. Meine Sämlinge
sind meistens zu Grunde gegangen, als ich meine Pflanzen mehrere
Jahre nacheinander von einem Garten in den andern versetzen musste.
Nur eine //. Hlava 2 > minor 9 habe ich behalten. Dieser Mischling
ist zur Blüte gelangt und stellt eine Mittelbildung zwischen den
Stammarten dar, die sich vorzüglich durch die Grössenverhältnisse
unterscheiden.
Rubus euprepes n. spec.
Von W. ©. Focke.
Turiones arcuato-prostrati angulati glabriusculi aculeis subae-
qualibus reclinatis vel leviter falcatis, setis glandulisque stipitatis
raris muniti. Folia ternata et subquinata; petioli pilosi aculeis
faleatis armati; stipulae petiolares anguste lineari-lanceolatae pilosae
glanduloso-eiliatae; foliola sat magna petiolulata utrinque viridia
brevitergue sericeo-pilosa, irregulariter et apicem versus duplicato-
serrata; terminale e basi cordata obovatum vel ellipticum breviter
acuminatum. Rami florentes pedunculique tomentoso-hirti parce
aculeati glandulis pilos non superantibus obsiti. Inflorescentiae
ramuli inferiores distantes axillares racemoso-paueiflori, superiores
pauci conferti plerumque uniflori. Flores mediocres; sepala longe
mucronata in flore reflexa peduneulo breviora, petala elliptica rosea,
stamina stylos superantia; germina parce pilosa. — Legi ad rivulos
Liguriae prope Pegli.
Diese Pflanze sammelte ich an verschiedenen Stellen in kleinen
waldigen Schluchten des ligurischen Apennin oberhalb Pegli in etwa
400 m Meereshöhe.
Es ist mir nicht möglich gewesen, diese Brombeere mit einer
beschriebenen Art zu identifizieren, doch hat sie offenbar Ähnlichkeit
mit R. eruentatus P. J.M. Sie ist aber kahler, die Blätter sind in
Gestalt und Serratur verschieden, die Blütenstände einfacher gebaut,
die Blüten blasser gefärbt; überhaupt zeigt sich in keinem Organe
wirkliche Übereinstimmung. Während R. ceruentatus manche Be-
ziehungen zu R. vestitus zeigt und dem R. obscurus sehr nahe steht,
ist bei R. euprepes keine nähere Verwandtschaft mit dieser Formen-
reihe nachweisbar, er findet vielmehr seine natürliche Stellung neben
R. rosaceus und R. Lejeunei. Wenn sich herausstellen sollte, dass
R. euprepes eine namhafte Verbreitung besitzt, so würde er als Glied
der Rosaceus-Gruppe seinen richtigen Platz finden. R. erwentatus
lässt sich als ein Zwischenglied auffassen, welches die Vestiti, ins-
besondere den R. obscurus, mit R. euprepes verknüpft.
nnnnnnnn nn nn nn nnnnn
15*
Rückschlag bei einer Hortensie.
Von W. O0. Focke.
Die Saxifragaceen-Gattung Hydrangea besitzt strahlig-sym-
metrische Zwitterblüten. Ausser denselben sind bei einigen Arten,
insbesondere auch bei F. opuloides C. Koch, abweichend gebaute,
beträchtlich grössere geschlechtslose Blüten (Schmuekblüten) vor-
handen, welche vorzüglich als Randblüten der ebensträussigen In-
floresecenzen auftreten. Von der genannten Art giebt es eine kultivierte
Abänderung, bei welcher sämtliche oder doch fast sämtliche Zwitter-
blüten durch die erwähnten Schmuckblüten ersetzt sind. Diese
Abänderung ist unter dem Namen „Hortensie* bekannt und wird
bei uns vorzüglich als Kübelpflanze gezogen. Die „Hortensie* ver-
hält sich zur Stammform, wie der „Schneeball* unserer Gärten zu
dem wilden Viburnum opulus L.
Im Jahre 1891 setzte ich eine blühende Hortensie aus dem
Topfe ins freie Land. Die Pflanze ist bei uns nicht vollständig
winterhart: trotz Laubbedeekung fror sie in den folgenden strengen
Wintern fast bis zum Boden zurück und kam im Sommer nicht zur
Blüte. Dagegen litt sie in dem milden Winter 1895/96 sehr wenig
und entwickelte nun im nächsten Sommer eine Anzahl Blütenstände,
die jedoch nicht mehr der Garten-Hortensie, sondern der wilden
Stammform glichen. Jeder Blütenstand war zusammengesetzt aus
zahlreichen zwittrigen und wenigen grossen randständigen geschlechts-
losen Blüten.
Bei gepfropften Gartenpflanzen, bei denen man eine ent-
sprechende Veränderung beobachtet, ist der Sachverhalt in einfacher
Weise zu erklären. Man sieht häufig, dass das Edelreis abstirbt
und dass die abweichenden Triebe dem Wildlinge entstammen. Für
die Hortensien würde eine solche Erklärung nicht zutreffen, denn
dieselben werden nieht durch Pfropfen, sondern durch Stecklinge
vermehrt. Es hat daher bei meiner Pflanze eine wirkliche Um-
wandlung der Kulturform in die ursprüngliche wilde Form statt-
gefunden.
Hin und wieder habe ich solche „wilde“ Hortensien auch in
Kübeln gesehen. Vielleicht treten Rückschläge gar nicht selten auf,
werden aber von den Gärtnern ausgemerzt oder wenigstens nicht
fortgepflanzt.
III .y NIS
Johann Friedrich Trentepohl.
Von W. ©. Focke.
In diesen Abhandlungen sind biographische Mitteilungen über
zahlreiche Naturforscher gegeben worden, welche im nordwestlichen
Deutschland gelebt und gewirkt haben. Man wird daher hier nach
Auskunft über die einzelnen Persönlichkeiten suchen, so dass es
wünschenswert ist, die wichtigsten Lebensdaten über nordwestdeutsche
Naturforscher in diesen Blättern auch dann niederzulegen, wenn der
Stoff für eine ausführliche Biographie fehlt. Uber den Botaniker
Joh. Friedr. Trentepohl enthält die Vorrede in „Trentepohls Olden-
burgische Flora bearbeitet von Karl Hagena“ (Oldenburg 1839)
einige nähere Mitteilungen. Die folgenden Angaben sind grossenteils
daraus entlehnt, aber dürch einige anderen Quellen entnommene
Zusätze vervollständigt. Erwähnt wurde Trentepohl bereits in diesen
Abhandl. XI, S. 13.
Johann Friedrich Trentepohl, Sohn eines Kammer-
Kassierers, wurde geboren zu Oldenburg i. Gr. am 17. Februar 1748
und erhielt in dieser Stadt seine Schulbildung. Nachdem er in
Leipzig Theologie studiert hatte, wirkte er in verschiedenen olden-
burgischen Ortschaften als Hauslehrer (zu Dötlingen und Roden-
kirchen), in späteren Jahren als Pastor (1781—89 zu Eckwarden,
seit November 1789 zu Oldenbrok). Er starb zu Oldenbrok am
16. März (bestattet am 25. März) 1806. Zu Dötlingen erhielt er
die erste Anleitung zur Beschäftigung mit der Botanik durch den
Pastor Roth, in dessen Hause er dort lebte; nach mehreren Jahren,
als er bereits selbst Pastor in Eckwarden war, wurde er durch dessen
Sohn, den Dr. med. Albr. Wilh. Roth in Vegesack, zu ernsten
botanischen Studien angeregt. Er sammelte zunächst die höheren
Gewächse seiner Heimat, und unternahm, um dieselben möglichst
vollständig kennen zu lernen, häufige Wanderungen durch das olden-
burger Land. In späteren Jahren wandte er sich, unter Roths und
Mertens’ Einfluss, vorzugsweise der Untersuchung der Algen zu.
Seine 1805 gemachte Entdeckung der Schwärmsporenbildung bei
Vaucheria, über die er in Roths Botan. Bemerk. und Berichtig.
S. 180 ff. berichtete, ist von bahnbrechender Bedeutung gewesen,
wurde jedoch erst nach Dezennien in vollem Umfange gewürdigt.
Sein handschriftliches Verzeichnis der oldenburgischen Blütenpflanzen
wurde lange nach seinem Tode dureh Karl Hagena bearbeitet und
1839 als „Trentepohls Oldenburgische Flora“ herausgegeben.
Verschiedene Botaniker, nämlich Hoffmann, Roth, v. Martius
und Böckeler, haben den Namen T'rentepohlia in die Wissenschaft
einzuführen vorgeschlagen, doch hat nur die v. Martius’sche Algen-
Gattung Anerkennung gefunden. Trentepohlia v. Mart. ist nahe ver-
wandt mit Chroolepus und wird von vielen Schriftstellern damit
vereinigt.
Te
Zur Biographie von Otto Wilhelm Heinrich Koch.
(Vergleiche diese Abhandlungen, 1888, X, p. 45—60.)
In Otto Penzigs Pflanzen-Teratologie (einem grossartigen Denk-
male deutschen Fleisses) wird im 1. Bande (1890) auf p. 82 dem
hier in Bremen am Neujahrstage 1887 verstorbenen Dr. Heinrich
Koch eine wissenschaftliche Arbeit zugeschrieben, welche ich in
meiner Biographie Koch’s und dem derselben angehängten Verzeich-
nisse seiner Schriften nicht erwähnt habe (worauf Herr Dr. Georg
Bitter mich zuerst aufmerksam machte). Es ist dies:
I. Über einige Monstrositäten der Anemonen (Flora 1832, XV,
p. 535).
Es liegt aber hier ein Irrtum von Penzig vor. Der Aufsatz
in der Flora behandelt Monstrositäten von “nemone Pulsatilla, welche
Herr Dr. 0. Richter eingesandt hatte und ist unterzeichnet: „Er-
langen. Dr. Koch“. Er ist unzweifelhaft von dem grossen Floristen
Wilh. Dan. Jos. Koch (dem Verfasser von „Koch’s Synopsis“) ver-
fasst, welcher seit 1824 in Erlangen forschte und lehrte. Unser
Heinrich Koch aus Jever erwarb den Doktorgrad erst 1838 in
Giessen. Im Jahre 1832 beendigte er sein Studium in Göttingen
und siedelte um Ostern als Hauslehrer nach Wienhausen bei Celle
über. Niemand würde damals (im Jahre 1832) daran gedacht haben,
dem unbekannten jungen Mann Pflanzen-Missbildungen zur Bearbeitung
zu übersenden.
Um späteren Irrtümern vorzubeugen wird es nicht überflüssig
sein, diese Berichtigung zu veröffentlichen.
Fr. Buchenau.
Zur Systematik der Gattung Eylais Lair.
(Vorläufige Mitteilung.)
Von F. Koenike.
Ein reiches einschlägiges Material von Madagaskar und der
Insel Aldabra im indischen Ocean, das ich dem Forschungsreisenden
Herrn Dr. A. Voeltzkow verdanke, regte mich zu eingehender
Untersuchung desselben in systematischer Hinsicht an, und ich ge-
langte wider Erwarten — wir waren bisher gewohnt, alle Eylais-
Individuen, woher sie auch stammten, auf eine einzige Species, auf
Eylais extendens (0. F. Müller) zurückzuführen — zu dem Ergebnis,
dass genanntes Material drei neue gut zu begründende Arten enthält.
Dieser Umstand veranlasste mich, in erster Linie mein vor einem
Jahre auf Seeland in Müller’s Fauna Frederiksdalina erbeutetes
Material zu mustern; ich sehe mich genötigt, auch dabei drei Species
zu unterscheiden. Selbstredend unterzog ich nun alle früher von
mir veröffentlichten Funde bezüglich Kylais extendens einer Nachprüfung,
soweit das noch vorhandene Material solches ermöglichte. Das Er-
gebnis dieser Revision erhellt aus Nachstehendem. Sämtliche Formen
mögen hier in Kürze gekennzeichnet werden und zwar nach Maxillar-
organ, Mandibeln, Palpen und Augen, die sichere Unterscheidungs-
merkmale darbieten.
In meinem vor Jahresfrist erschienenen Aufsatze über
„Holsteinische Hydrachniden“*) erlaubte ich mir die Aufmerksamkeit
der Hydrachnologen auf eine von mir mit Erfolg angewandte
Konservierungsflüssigkeit zu lenken (p. 209), wies aber auch zu-
gleich darauf hin, dass dieselbe bezüglich Eylais weniger befriedige.
Ich bin nunmehr in der Lage, auch für diese Gattung ein passendes
Medium zu empfehlen, bestehend aus
1 Vol. Thymol (in abs. Alkohol aufgelöst)
1 Vol. 2°/,igem Eisessig
2 Vol. abs. Alkohol
4 Vol. dest. Wasser.
In bezeichneter Flüssigkeit bewahrte ich mehrere Eylais-
Exemplare seit dem 6. Juni 1882 auf und bei der Besichtigung im
*, F. Koenike, Holsteinische Hydrachniden. Forschungsber. aus der
Biol. Stat. zu Plön. 4. Teil 1895, p. 207—247, mit 1 Taf.
280
Oktober v. J., also nach Verlauf von mehr denn 14 Jahren, erwiesen
sie sich, abgesehen von dem Verlust der Farbe, als auffallend gut
erhalten. Bei geringer Aufhellung und völliger Streckung der Glied-
massen befanden sich sämtliche Exemplare in einem Zustande, der
im Vergleich zu frischem Material bei der Untersuchung gewisse
Vorteile bot. Ich machte bisher noch keine Erfahrungen darüber,
wie sich andere in meiner Citronensäure-Flüssigkeit brauchbar kon-
servierende Arten in dem hier bekannt gegebenen Medium verhalten;
wäre der Erfolg ebenso befriedigend wie bezüglich Eylais, so dürfte
es sich der Einfachheit halber empfehlen, die Thymol-Flüssigkeit
ausschliesslich zu verwenden. |
-
Eylais extendens (0. F. Müller).
Das Maxillarorgan ist breit und sehr kräftig; seine vier Fort-
sätze sind auffallend kurz und gedrungen, noch kürzer als Öroneberg
sie in Fig. 3 auf Tafel I seiner leider zu wenig gekannten (weil in
russischer Sprache erschienen) Abhandlung über den Bau von Eylais
extendens zur Anschauung bringt.*) Die vordern Maxillarfortsätze sind
ungemein weit nach vorn gerückt, stark schaufelartig verbreitert und
in der Stellung den Grabfüssen eines Maulwurfs gleichend. ‘Der
Vorderrand des Maxillarorgans zeigt einen winkligen Ausschnitt.
Die Maxillarplatte weist nur hinten auf kurzer Strecke keine grosse
Poren auf. Der nach hinten zu sich stark verbreiternde Pharynx ist
in der Mittellinie mit breiter Leiste der Maxillarplatte angewachsen.
Die Luftsäcke ragen hinten nicht über den Pharynx hinaus.
Die Mandibel ist sehr kurz und kräftig; ihr Grundglied ver-
schmälert sich nach hinten zu und besitzt auf der Beugeseite eine
zurücktretende Hinterrandsecke, die mit einem breiten, nicht spitzen
Stigmenhöcker versehen ist. Einen gleich geformten Chitinzapfen
nimmt man an der etwas vortretenden Gegenecke wahr.
Der Maxillartaster ist kurz und gedrungen und sein fünftes
Glied stumpf endigend. Das vorletzte Segment besitzt am Grunde
eine starke Einschnürung. Das dritte Glied zeigt am distalen Ende
einwärts einen kräftigen Vorsprung, der mit zahlreichen kurzen
Dolehborsten ausgestattet ist, die teilweise eine äusserst schwache
Fiederung aufweisen. Das vierte Glied hat auf der Beugeseite zwei
Längsreihen Borsten; die innere Reihe besteht aus 5 kurzen Degen-
und 4 kräftigen Fiederborsten; von den letzteren befinden sich 3 am
distalen Gliedende neben einander; die äussere Reihe enthält 6 etwas
längere Degenborsten.
Die Brücke zwischen den beiden Augenkapseln ist kurz und
ihre Breite gleich einem Drittel der Kapsellänge; ihr Vorderrand
besitzt keine vorspringende Höcker, Der vorn abgerundete Muskel-
zapfen auf der Unterseite der Brücke ist nach vorn gerichtet, doch
*) A. Croneberg, Über den Bau von Eylais extendens nebst Be-
merkungen über verwandte Formen. Denkschriften der Ges, der Freunde
der Natur etc. in Moskau. 29. Bd., 2. Lieferung, 1878, Taf, I-II.
281
nicht über den Vorderrand vorstehend. Die hintere Augenlinse zeigt
eine lang-ellipsoidische Gestalt; die vordere ist gross und gestielt.
Fundort. Wenn ich diese Art auf Hydrachna extendens O. F.
Müll. beziehe, so geschieht das aus dem Grunde, weil sie von den
drei auf Seeland durch mich angetroffenen Eylais-Formen die häufigste
ist; auch scheint dieselbe, wie ein Vergleich der nachstehend ver-
zeichneten Fundstätten mit denen der nachfolgenden Species ergiebt,
die verbreitetste Eylais-Art zu sein. In Bremens Umgebung sehr
verbreitet und häufig. Dümmersee. Meerdorf unweit Peine. Holstein:
Lebrader Teich, Neumünster (Tümpel hinter dem Tivoli und hinter
Westfal’s Fabrik), gr. Plöner See (Helloch). Durch Dr. Zacharias
sind folgende Plätze bekannt geworden: Gelnhausen (Springbrunnen-
bassin der Villa Schöfter), Köskauer See, Espenkruger See bei
Danzig. Finnland (vergl. Koenike, Verzeichn. finuländ. Hydrachniden).
Schweiz, gesammelt durch Dr. Th. Steck bei Koppigen und im
Moosseedorfsee bei Bern.
Eylais setosa n. sp.
Das Maxillarorgan zeigt einschliesslich seiner vier Fortsätze
einen wesentlich schwächeren Bau als dasjenige der Kylais extendens.
Die vorderen Fortsätze sind weiter nach hinten gerückt und bedeutend
länger, bis zum Grunde der hinteren Fortsätze sich erstreckend.
Das Vorderende des Maxillarorgans besitzt keinen winkligen Ausschnitt,
sondern erscheint wie abgeschnitten. Die Maxillarplatte ist hinter
der Mundpartie nur zur Hälfte grossporig. Der Pharynx zeigt in
seiner ganzen Ausdehnung annähernd die gleiche Breite. Die Luft-
säcke ragen ein wenig über das Hinterende des Pharynx hinaus.
Die Mandibel verschmälert sich merklich nach dem flach ab-
gerundeten Hinterende des Grundgliedes zu. Der Stigmenhöcker an
der Hinterrandsecke der Beugeseite ist abgerundet und auffallend
breit. Die Streckseite besitzt vorn eine vortretende stumpfe Ecke.
Der Maxillartaster hat eine wesentlich schlankere Gestalt als der
der E. extendens. Der Vorsprung des dritten Segmentes tritt nur
wenig vor, und sein Borstenbesatz ist geringer an Zahl, aber bedeutender
an Länge; sämtliche Borsten sind deutlich gefiedert. Die innere
Längsreihe des vierten Palpengliedes enthält eine grössere Anzahl —
etwa 20 — kurze und dichtstehende Degenborsten, von denen die
meisten, besonders die am distalen Gliedende, kräftig gefiedert sind; die
äussere Reihe besteht aus 6 etwas längeren ungefiederten Degenborsten.
Der reiche Haarbesatz des vorletzten Palpengliedes liegt der Benennung
zu Grunde.
Die Augenbrücke weist eine ansehnliche Breite auf, In der
Mitte des Vorderrandes derselben steht der Muskelzapfen etwas vor.
Seitlich des letzteren bemerkt man einen kleinen Höcker mit je
einem Haar. Das vordere Augenlinsenpaar ist ungewöhnlich klein.
Fundort: Seeland, häufig. Bremen. Aus Böhmen wurde mir
die Art durch Herrn K. Thon (Schlan) zugesandt.
282
Eylais Mülleri*) n. sp.
Das Maxillarorgan ist minder kräftig als bei E. ertendens; die
4 Fortsätze desselben sind dünner, das vordere Paar weiter nach
hinten gerückt und nennenswert länger, fast bis zur Spitze der
hintern Fortsätze reichend.. Am Vorderende des Maxillarorgans be-
merkt man gleichfalls einen winkligen Ausschnitt. Die Maxillar-
platte hat wie die der E. ertendens nur hinten auf kurzer Strecke
keine grosse Poren. Die Mundpartie ist kleiner als bei genannter Art.
Das Hinterende des Pharynx zeigt eine auffallend geringe Breite
im Vergleich zu dem der Vergleichsart. Die Luftsäcke sind mässig
stark, in ihrem Hinterende verdiekt und reichen bis zum Hinterende
des Pharynx. Das Grundglied der Mandibel ist, von der Seite
gesehen, in eine Spitze ausgezogen; an dieser bemerkt man einen
dünnen und zugespitzten, nach der Streckseite gerichteten Zapfen;
jene trägt in der Mitte eine vorspringende Ecke, und dieser gegen-
über befindet sich auf der Beugeseite ein kleiner abgerundeter
Stigmenhöcker.
Der Maxillartaster ist länger als der der #. extendens und das
freie Palpenende spitzer. Das dritte Glied besitzt einwärts am distalen
Ende einen starken Vorsprung, der zahlreiche Dolchborsten trägt,
die mit einer reicheren Fiederung als bei der Vergleichsart aus-
gestattet sind. Die innere der beiden Längsreihen des vierten
Gliedes zählt 5 kurze Degenborsten und etwa 9 noch kürzere stark
gefiederte Borsten, welch letztere gedrängt am distalen Gliedende
stehen; die äussere Reihe umfasst 6 etwas längere Degenborsten.
Die Augenkapseln sind weiter auseinander gerückt als bei
E. ertendens. Die Brücke hat die gleiche Breite. Am Vorderrande
der letzteren befindet sich ein vorstehender spitzer Muskelzapfen
und zu beiden Seiten desselben je ein massiger Höcker mit langer
Borste. Die Augenlinsen sind von mittlerer Grösse.
Fundort: Seeland, selten. Holstein, Vierersee (in meinen
„Holstein. Hydrachn.“ als X. extendens aufgeführt). Borkum, gesammelt
von Prof. ©. Schneider.
Eylais hamata n. sp.
(Fig. 1 auf p. 295.)
Das Maxillarorgan ist ausserordentlich breit: bei einem 4,7 mm
langen ? vorn 0,5 mm. Die hintern Maxillarfortsätze (Fig. Ip) sind
von derselben Stärke wie bei KW. ertendens. Das vordere Fortsatz-
paar (Fig. IP) ist weiter nach hinten gerückt, länger und dünner
als bei genannter Art. Das Vorderende des Maxillarorgans erweist
sich als schwach ausgerandet. Die Mundpartie hat eine ungewöhnliche
Grösse; die Mundkrause bildet eine querliegende Ellipse (Fig. Ik).
Die Maxillarplatte hinter der Mundpartie (Fig. Imp) zeigt eine
merkliche Verkürzung, weshalb der Pharynx (Fig. Iph) ungemein
weit vorsteht. Letzterer verbreitert sich nach hinten zu bedeutend
*) Ich widme diese Art dem um die Kenntnis der Hydrachniden hoch
verdienten Naturforscher Otto Friedr. Müller.
283
und trägt auf dem Rande jederseits einen hakigen Muskelzapfen
(Fig. 1z), der Anlass zur Artbezeichrung wurde. Die Luftsäcke
sind kürzer als der Pharynx.
Das Grundglied der Mandibel ist hinten flach abgerundet. An
der zurücktretenden Hinterrandsecke der Beugeseite gewahrt man
einen hohen und ziemlich spitzen Stigmenhöcker. Die Gegenecke
besitzt einen kleinen Chitinzapfen. Die Streckseite ist vorn ohne
vortretende Ecke.
Der Maxillartaster hat an seinem ziemlich spitzen freien Ende
einen Besatz von ungewöhnlich kurzen, wie abgebrochen erscheinenden
Borsten. Das dritte Glied ist mit einem unbedeutenden Vorsprung
versehen, der nicht sehr zahlreiche, teilweise grob gefiederte und
recht kräftige Borsten trägt. Die innere Längsreihe des vorletzten
Segmentes besteht aus zahlreichen gefiederten und ungefiederten
Borsten. Die äussere Reihe enthält 5 schwache, nicht gefiederte
Degenborsten.
Die Augenkapseln sind kurz (0,224 mm bei einem 4,7 mm
grossen 2) und durch eine Brücke verbunden, die wie bei einer nach-
stehend beschriebenen afrikanischen Eylais-Form — E. megalostoma
n. sp. — ungemein lang ist: 0,25 mm.
Fundort. Bremen, Stadtwerder. Borkum, gesammelt durch
Prof. O. Schneider. Schlesien, Sumpf bei Lauterbach, gesammelt
dureh den Ichthyologen K. Knauthe. Palästina, Sümpfe von Ain-el-
Mousaieh, nordwestlich vom See Merom (Bahr el Hüle), gesammelt
durch Prof. Th. Barrois. Das eine mir von letzterer Fundstätte gegen-
wärtig zur Verfügung stehende Imago zeigt eine weit geringere
Borstenausstattung des vierten Palpen-Segmentes, doch scheint das
darauf zurückgeführt werden zu müssen, dass dieselbe infolge mangel-
hafter Konservierung eingebüsst worden ist. Anfangs wurde diese
Art von mir auf E. extendens bezogen.*)
Eylais undulosa n. sp.
(Fig. 2 auf p. 295).
Diese Art steht der £. Mülleri mihi am nächsten. Das Maxillar-
organ kommt demjenigen dieser Species fast gleich, doch ist das
vordere Fortsatzpaar merklich weiter nach vorn gerückt und kürzer,
etwa wie bei E. huamata mihi (Fig. IP) hinten nur unwesentlich
verbreitert. Das andere Fortsatzpaar ist kräftiger als das der
E. Mülleri. Das Vorderende des Maxillarorgans hat keinen winkligen
Ausschnitt, sondern eine Ausbuchtung. Die Mundpartie zeigt die
Grösse derjenigen der E. extendens; der gefranste Mundring (Mund-
krause) ist nicht völlig kreisrund, sondern vorn an drei Stellen
stumpfeckig. Auf der Maxillarplatte bemerkt man nur unmittelbar
hinter der Mundpartie auf kurzer Strecke grosse Poren, etwa wie
*) F. Koenike, Liste recueillies par le docteur Th. Barrois en Palestine,
en Syrie et en Egypte avec la description de quelques esp&ces nouvelles,
Revue biologique de France 1895. T. VII, p. 139—148, Pl. VII,
284
bei Fig. 3 auf Taf. I der oben angeführten Croneberg’schen Mono-
graphie. Der Pharynx hat, von oben gesehen, eine Gestalt wie bei
E. Mülleri, ragt aber weniger über die Maxillarplatte hinaus. Die
Luftsäcke reichen bis zum Hinterrande des Pharynx.
Das Hinterende des Mandibelpaars ist, von der Streckseite aus
gesehen, breit abgerundet und zwar in stärkerem Masse als bei
Fig. 6 auf Taf. I der Croneberg’schen Abhandlung. Auch bei Seiten-
ansicht erscheint das bezeichnete Gliedende breit abgerundet, mit
etwas vortretender Ecke an der Streckseite. Die gegenüberliegende
Ecke tritt stark zurück und trägt einen kleinen rundlichen Stigmen-
höcker. Auf der Streckseite besitzt das Mandibelpaar zwei Öffnungen,
von denen die hintere der vorderen an Grösse kaum nachsteht.
Das dritte Glied des Maxillartasters hat einen starken Vor-
sprung auf der Beugeseite, mit zahlreichen ungefiederten Dolchborsten.
Die innere der beiden Borstenreihen des vorletzten Palpengliedes
enthält drei glatte kurze Degenborsten, von welchen die vordere
derselben mit vielen kürzeren Fiederborsten umgeben ist. Die äussere
Reihe zählt 6 Degen- und 2 kürzere Fiederborsten, welch letztere
zwischen den zwei vordersten Degenborsten stehen. Das Palpenende
ist nicht dicker als bei &. Müller:.
Die Augenbrücke ist kaum nennenswert breiter, als bei E.
evtendens. Ihr Vorderrand hat ein wellenförmiges Aussehen, aber
keinen hervorragenden Muskelzapfen. Die Linse des Vorderauges
ist gestielt und die des Hinterauges lang-ellipsoidisch (Fig. 2).
Fundort. Walkenried im Harz. Die Art wurde in meinem
„Verzeichnis von im Harz gesammelten Hydraehniden“ als E. autendens
bezeichnet.
Eylais infundibulifera n. sp.
(Fig. 3 u. 4 auf p. 295).
Am Vorderende des Maxillarorgans bemerkt man eine Aus-
buchtung, und die Vorderrandsecken sind breit abgerundet. Die
Mundpartie zeigt eine kreisrunde Gestalt und eine bedeutendere
Grösse als bei E. extendens. Die Maxillarplatte hat hinter der
Mundpartie zur Hälfte grosse Poren. Die vorderen Maxillarfortsätze
sind weit nach hinten gerückt und von mässiger Länge, bei weitem
nieht bis zum Grunde der hintern Fortsätze reichend; ihr hinteres
Ende ist, von oben gesehen, verbreitert. Die hinteren Maxillarfort-
sätze sind ziemlich kräftig und einwärts gebogen. Der Pharynx
hat hinten nur geringe Breite und ragt über das zweite Maxillar-
fortsatz-Paar hinaus. Die Luftsäcke erreichen das Hinterende des
Pharynx nicht, sind, von oben gesehen, sehr schmal und im Hinter-
ende kaum merklich verdickt.
Die Mandibel hat im Grundgliede eine bedeutende Breite;
jenes schliesst hinten in gerader Linie ab. An der Hinterrandsecke
der Streckseite desselben befindet sich ein kleiner Chitinzapfen und
an der Gegenecke ein langer spitzer Stigmenhöcker, dessen Spitze
ein wenig vorwärts gerichtet ist.
285
Der Maxillartaster ist recht kräftig und seine Spitze dick, nach
der Beugeseite umgebogen. Das dritte Glied hat eine ausserordentliche
Dicke und keinen Vorsprung auf der Beugeseite; an der Stelle, wo
andere Arten einen solchen besitzen, stehen zahlreiche kurze Dolch-
borsten, die teilweise mit sehr schwacher Fiederung ausgestattet
sind. Die Innenreihe des vierten Gliedes ist beinahe ebenso borsten-
reich wie bei E. setosa mihi; die meisten dieser Borsten sind deutlich
gefiedert. Die Aussenreihe enthält 9 kurze ungefiederte Degenborsten.
Die Augenbrücke ist recht kurz und breit. Am Vorderrande
derselben gewahrt man einen kräftigen dem Muskelansatze dienenden
Vorsprung (Fig. 3).
Das äussere Geschlechtsorgan des Männchens weicht durch
das Vorhandensein von zwei umfangreichen, stark ehitinösen und
fein porösen Platten ab, die zu einem Trichter mit einander ver-
schmolzen sind, an dessen Spitze die ungewöhnlich kurze Genital-
öffnung liegt. Diese ist beiderseits mit meist dieken Borsten dicht
besetzt (Fig. 4).
Fundort. Juist, in meiner „Hydrachniden-Fauna von Juist“
als W. extendens aufgeführt. Espenkruger See bei Danzig, gesammelt
von Dr. O. Zacharias.
Eylais mutila n. sp.
(Fig. 5 auf p. 295).
Das Maxillarorgan zeigt in der vorderen Hälfte eine auffallend
starke Verbreiterung (Fig. 5). Sein Vorderende besitzt eine schwache
Ausbuechtung und breit abgerundete Ecken. Die Mundpartie hat
mittlere Grösse und eine kreisrunde Gestalt. Die Maxillarplatte
hinter der Mundpartie ist zu zwei Dritteln grossporig. Die vorderen
Maxillarfortsätze sind weit nach hinten gerückt und verkümmert
(Fig. 5P), welch letzteres Merkmal der Benennuug zu Grunde liegt.
Die hinteren Maxillarfortsätze (Fig. 5p) haben eine gleiche Stärke
wie die der &. extendens. Der Pharynx ist im ganzen schmal und
in der Mitte breiter als hinten (Fig. 5ph). Die Luftsäcke (Fig. 51s)
erreichen bei weitem das Hinterende des Pharynx nicht, sind nur recht
schmal und hinten aufwärts gekrümmt und kaum merklich verdickt.
Das Mandibel-Grundglied ist hinten äusserst breit und ab-
gerundet. Im übrigen kann ich keine Angaben über das Mandibel-
paar machen, da mir dasselbe bei dem Versuch des Exstirpierens
zerbrach.
Der Maxillartaster ist schlank und seine Endigung ziemlich
spitz und nach der Beugeseite ein wenig umgebogen, Der Besatz
der Palpenspitze besteht aus verhältnismässig langen und dünnen
Borsten. Das dritte Glied kennzeichnet sich durch eine auffallende
Länge und durch das Fehlen eines Vorsprunges auf der Beugeseite;
die Stelle dieses Vorsprunges ist durch zahlreiche Dolehborsten
markiert, die meist mit deutlicher Fiederung ausgestattet sind und
sich fast bis zum proximalen Gliedende erstrecken. Die Innenreihe
Ei
286 }
des vorletzten Tastergliedes enthält äusserst zahlreiche, sehr gedrängt
stehende Borsten mit vielfach deutlicher Fiederung. Die Aussen-
reihe zählt 9 ungefiederte Säbelborsten in Begleitung grob gefiederter
Dolchborsten.
Die Augenbrücke ist schmal und von ansehnlicher Länge: bei
einem 3,6 mm grossen Imago 0,16 mm. Die Augenpigmentkörper
haben gleiche Grösse. Die hintere Augenlinse ist ellipsoidisch und
ungemein lang.
Fundort. Borkum, von Prof. O. Schneider in einem Imago
gesammelt. Gremsmühlen in Holstein, in meinen „Holstein. Hydrach-
niden“ als E. ewtendens aufgeführt.
Eylais disereta n. sp.
(Fig. 6 auf p. 295).
Diese Form ähnelt im Maxillarorgan am meisten der Kylais
ınfundibulifera mihi. Dasselbe ist am Vorderende schwach aus-
gerandet und an den Vorderrandsecken abgerundet. Die Mundpartie
zeigt eine kreisrunde Gestalt und mittlere Grösse. Die Maxillarplatte
besitzt nur am Hinterrande in einem schmalen Streifen keine grossen
Poren; in der vorderen Hälfte sind die letzteren von besonderer Grösse.
Das erste Paar der Maxillarfortsätze ist merklich kürzer als bei
E. infundibulifera und am Hinterende nicht verbreitert. Die andern
Maxillarfortsätze sind lang und am freien Ende auf- und einwärts
gebogen. Der Pharynx ragt nur um ein Geringes über die hinteren
Maxillarfortsätze hinaus, ist in seinem Ende nur schwach chitinisiert
und nicht breiter als in der Mitte. Die Luftsäcke sind sehr dünn,
am Hinterende kaum merklich verdiekt und erreichen den Hinterrand
der Pharynx nicht.
Das Mandibelpaar zeigt bei Ansicht von der Streekseite eine
nach rückwärts erfolgende starke Verjüngung. Es besitzt auf
genannter Seite nur eine grössere Öffnung unmittelbar hinter den
Vordergliedern. Das Hinterende des Grundgliedes ist breit abgerundet.
An der abgeflachten Hinterrandsecke der Beugeseite befindet sich
ein kleiner stumpfer Stigmenhöcker. Auf der Streckseite des Grund-
gliedes gewahrt man nahe dem Vorderende eine tiefe Ausbuehtung.
Das dritte Glied des Maxillartasters ähnelt in der Borsten-
ausstattung am meisten demjenigen der W. setosa mihi, Die Borsten
sind ebenso deutlich gefiedert, doch im Ganzen etwas länger. Die
innere Borstenreihe des vierten Gliedes besteht aus 8 Säbelborsten
in Begleitung von mindestens der gleichen Zahl kürzerer Fieder-
borsten. Die äussere Reihe enthält 7 längere Degenborsten.
Die beiden Augenkapseln sind durch eine kurze und breite
Brücke mit einander verbunden, die dadurch eine eigenartige Gestalt
aufweist, dass sie über den Vorderrand der Kapseln hinausragt
(Fig. 6), doch in geringerem Grade, als das bei #. infundibulifera |
mihi der Fall ist. Der hintere Pigmentkörper hat eine weit geringere |
Grösse, als der vordere, doch ist nicht ausgeschlossen, dass die
Zeichnung in diesem Punkte der Wirklichkeit nicht entspricht, da
mir nur ein einziges dürftig erhaltenes Weibchen zur Verfügung steht.
287
Fundort. Schlesien, Giersdorfer Teich, gesammelt von Dr. O.
Zacharias und früher von mir als E. extendens bestimmt.
Eylais tantilla n. sp.
Dies ist die kleinste unter den von mir beobachteten europäischen
Eylais-Speeies, was im Namen Ausdruck gefunden hat; das adulte
Weibehen misst kaum 1 mm in der Länge.
Das Maxillarorgan hat am Vorderende eine schwache Aus-
buchtung. Die Vorderrandsecken sind nicht abgerundet. Ausserhalb
der letzteren lassen sich, von unten gesehen, die Palpeneinlenkungs-
stellen zu einem guten Teile erkennen; der Aussenrand derselben
erscheint bei bezeichneter Ansicht als Zapfen. Die kreisrunde
Mundpartie hat eine verhältnismässig beträchtliche Grösse: 0,16 mm
im Durchmesser bei 0,27 mm Länge der gauzen Maxillarplatte.
Die Längenausdehnung der letzteren ist im Verhältnis nicht grösser
als bei X. hamata mihi (Fig. 1). Grossporig ist nur ein schmaler
Ring um die Mundpartie. Die vorderen Maxillarfortsätze erinnern
nach Länge und Stellung an diejenigen der E. exwtendens, doch mangelt
denselben die schaufelartige Verbreiterung des freien Endes; sie
sind vielmehr daselbst auffallend dünn. Die hinteren Maxillarfort-
sätze sind lang, aufwärts gerichtet, und das freie Ende einwärts
gekrümmt. Der Pharynx ragt weit über das zweite Maxillarfortsatz-
Paar hinaus und hat einen elliptischen Umriss. Die Luftsäcke sind
länger als der Pharynx, von ansehnlicher Höhe und Breite und in
ihrer hinteren Hälfte schwach aufwärts gebogen.
Das Mandibelpaar besitzt auf der Streckseite zwei hinter ein-
ander! befindliche grosse Öffnungen, von welchen die zweite lang-
elliptisch ist und die erste, unmittelbar hinter den Vordergliedern
gelegene, die bei den meisten Arten beobachtete Gestalt hat. Das
Mandibelpaar hat, von oben gesehen, ein ziemlich breites Hinterende;
bei Seitenansicht erweist sich letzteres als breit abgerundet. Der
Stigmenhöcker befindet sich an üblicher Stelle und ist breit.
Der Maxillartaster entspricht in seiner Gestalt demjenigen der
E. extendens; sein drittes Glied hat einen kräftigen Vorsprung, das
vierte Glied am Grunde eine starke Einschnürung und das Endglied
eine stumpfe Spitze. Der Vorsprung des dritten Segmentes ist mit
nicht zahlreichen, kurzen und recht kräftigen Borsten ausgestattet;
nur bei einer dieser Borsten erkannte ich eine undeutliche Fiederung.
Die innere Reihe des vorletzten Gliedes besteht aus vier kräftigen
Degenborsten und schliesst am distalen Ende mit mehreren kürzeren
Fiederborsten ab. Die äussere Reihe enthält nur vier starke Degen-
borsten.
Die Augenkapseln zeigen den gleichen gegenseitigen Abstand
wie diejenigen der F. undulosa (Fig. 2). Auch die Augenbrücke
hat annähernd die gleiche Breite; ihr Hinterrand ist stark bauchig
vorgebogen und der Vorderrand in charakteristischer Weise ungemein
tief, bis über die Mitte der Brücke hinaus gespalten. Ein niedriger
Muskelzapfen median nahe am Hinterrande der Brücke ist abwärts
gerichtet.
288
Fundort. Die Art wurde von dem Ichthyologen K. Knauthe
in einem Sumpfe — bis 1800 Karpfenteich — bei Schlaupitz in
Schlesien erbeutet.
Eylais falcata n. sp.
Das Maxillarorgan ist vorn ausgerandet. Die Mundpartie hat
eine kreisrunde Gestalt und nur geringe Grösse. Hinter derselben
ist die Maxillarplatte mässig verkürzt und an den Seiten stark aus-
geschweift; diese Ausbuchtung erscheint noch tiefer durch die langen
seitlich abstehenden Maxillarfortsätze. Die letzteren erweisen sich
bei Seitenlage als dünn und stark aufwärts gebogen. Die vorderen
Maxillarfortsätze sind von mässiger Länge und Breite und ihr hinteres
freies Ende nur schwach verdickt. Der Pharynx ist in seiner ganzen
Länge von gleicher Breite und hinten weit über die Maxillarplatte
hinausgreifend. In der Seitenansicht ergeben sich die Luftsäcke als
sehr breit und stark sichelförmig aufwärts gekrümmt, welch letzteres
Merkmal der Benennung zu Grunde liegt. Von oben gesehen sind
dieselben gleichfalls kräftig und das ein wenig über den Pharynx
hinausragende Ende stark schaufelartig verbreitert.
Das schwer zu exstirpierende Mandibelpaar hat ein am Vorder-
ende breites Grundglied, während dasselbe sich nach rückwärts
bedeutend verschmälert. Die Hinterrandsecke der Streckseite steht
etwas vor. An der stark zurücktretenden Gegenecke befindet sich
der am Grunde recht breite Stigmenhöcker.,
Der kurze und kräftige Maxillartaster besitzt am dritten Gliede
einen kräftigen Vorsprung mit vielen dicht stehenden, meist ungemein
kurzen und dicken Dolehborsten, an denen man keine Fiederung
wahrnimmt. Die innere Reihe des vierten Gliedes besteht aus drei
kurzen Degenborsten und wenigen am distalen Gliedende befindlichen
gefiederten Dolehborsten. Die äussere Reihe enthält vier kräftige
Degenborsten. Die Tasterendigung ist ziemlich spitz.
Die Augenkapsel hat bei auffallender Kürze besonders vorn
eine beträchtliche Breite. Ihr Vorderrand fällt nach innen zu merklich
ab. Der Durchbruch auf der Unterseite der Kapsel hat nur geringen
Umfang und ist rings herum durch einen sehr kräftigen Wulst ein-
gefasst. Eine schmale Brücke verbindet die beiden nahe an einander
gerückten Kapseln etwa in der Mitte. Die hintere Augenlinse ist wie
in der Regel von ellipsoidischer Gestalt, doch kürzer als gewöhnlich,
Fundort. Pond a Dechenes und Ridean in Canada, gesammelt
von Dr. Tyrrell in Ottawa und von mir anfangs auf E. extendens
bezogen.
‘ylais desecta n. Sp.
Diese Art steht der F. undulosa mihi am nächsten. Leider
verfüge ich nur über fünf schlecht konservierte Weibchen, denen die
Maxillartaster fehlen.
Das Vorderende des Maxillarorgans ist nicht ausgerandet,
sondern erscheint wie abgeschnitten, welches Merkmal zur Art-
bezeichnung diente. Die Mundpartie ist weit nach vorn gerückt
289
und in ihrem Aussenrande kreisrund, während die Mundkrause die
Form einer Ellipse zeigt, deren Längsachse die Medianlinie des
Organs schneidet. Die Grossporigkeit der Maxillarplatte reicht
median fast bis zum Hinterrande derselben, während die Seitenränder
in ansehnlicher Breite bis nahezu an die Mundpartie kleinporig
sind. Die vordern Maxillarfortsätze stehen weit zurück und reichen
bis zum Hinterrande der Maxillarplatte. Ihr Hinterende ist, von
oben gesehen, mässig stark, hingegen bei Seitenansicht schaufelartig
verbreitert. Die hinteren Maxillarfortsätze sind lang und aufwärts
gerichtet; ihr freies Ende ist gekniet und ein wenig verstärkt. Die
Luftsäcke erreichen den Hinterrand des Pharynx, sind kräftig und
ihr Hinterende stark verdiekt und schwach aufwärts gebogen. Die
Höhe der Luftsäcke ist bedeutend. Der Pharynx weist nach hinten
zu eine geringe Verbreiterung auf. Der den meisten Arten eigene
Querbogen im Endteile ist nur schwach chitinisiert.
Auf der Streckseite des Mandibelpaars gewahrt man zwei
hinter einander befindliche kleine Öffnungen, von denen die unmittelbar
hinter den Krallengliedern gelegene viereckig und an beiden Enden
gleich breit ist. Das proximale Ende des Mandibelpaars zeigt, von
oben und von der Seite gesehen, eine breite Abrundung. Bei letzterer
Ansicht erkennt man am Hinterende der vorderen Mandibelaröffnung
einen vorspringenden Zapfen. Nach dem proximalen Ende zu
verschmälert sich die Mandibel wie in den meisten Fällen und trägt
an der Hinterrandsecke der Beugeseite einen winzigen und ziemlich
spitzen Stigmenhöcker.
Die Augen gleichen hinsichtlich der Länge und Breite der
Brücke, des welligen Vorderrandes der letzteren und der Gestalt
der Kapseln denen der E. undulosa mihi (Fig. 2), doch stehen die
beiden Borsten auf der Brücke bedeutend weiter auseinander; ausser-
dem ist die vordere Linse kürzer und ungestielt, während die hintere
ellipsoide Linse eine bedeutendere Breite aufweist. Der Durchbruch
auf der Unterseite der Kapsel verläuft bogenförmig von dem innern
Vorderende nach dem hintern Aussenende und schliesst bei parallelen
Seitenwänden hinten eckig ab.
Fundort. Pond at Dechenes in Canada, gesammelt von
Dr. Tyrrell in Ottawa.
Eylais triangulifera n. sp.
Der Vorderrand des Maxillartasters ist tief winklig aus-
geschnitten. Die Mundpartie zeigt eine mässige Grösse und im
Aussenrande eine kreisförmige Gestalt, während die Mundkrause wie bei
E. desecta mihi eine querliegende Ellipse ist. Die lange Maxillarplatte
weist nur in einer schmalen Zone um die Mundpartie herum Gross-
porigkeit auf. Die vorderen Fortsätze reichen bis an den Hinterrand
der Maxillarplatte und sind am freien Ende mässig verdickt. Das
dünne hintere Fortsatzpaar ist schräg rück- und aufwärts gerichtet
und am freien Ende kräftig gekniet. Die Luftsäcke ragen über den
Pharynx hinaus, sind von ansehnlicher Breite und mässiger Höhe
r 1897. XIV, 19
290
und bis auf ihr äusseres Ende, das schwach aufwärts gebogen ist,
vollkommen gerade. Der in den Seitenrändern sehr hohe Pharynx
verbreitert sich bis an den chitinösen Querbogen im hinteren Teile;
jener ist nur linienartig schmal und bildet mit dem Hinterende in
seinem Umriss ein gleichschenkliges Dreieck, was zu obiger Be-
nennung Veranlassung gab.
Die Hinterrandsecke der Beugeseite des Mandibel-Grundgliedes
ist stark abgeflacht, während die Gegenecke deutlich vortritt, wo-
dureh das Grundglied hinten in eine Spitze zu enden scheint. Der
Stigmenhöcker ist niedrig, breit und ohne Spitze. Der vordere
Seitenrand der Streekseite des Grundgliedes hat keine Ausbuchtung,
sondern verläuft geradlinig.
Der Maxillartaster erweist sich als äusserst schlank, namentlich
infolge des dünnen am proximalen Ende auffallend stark eingeschnürten
vorletzten Gliedes: das Endglied ist lang und verhältnismässig recht
dick. Das dritte Glied zeigt am Grunde eine ungewöhnlich geringe
Dieke und auf der Beugeseite an gewöhnlicher Stelle einen äusserst
kräftigen Vorsprung mit nicht sehr zahlreichen kurzen und ungefiederten
Dolehborsten. Die beiden Längsreihen des vorletzten Gliedes bestehen
aus je fünf halblangen ungefiederten Säbel- bezw. Degenborsten.
In den Augen ähnelt die hier zu kennzeichnende Art der
E. Müälleri mihi, nur sind bei jener die Kapseln näher beisammen.
An dem Vorderrande der Augenbrücke tritt jederseits gleichfalls ein
allerdings minder kräftiger Höcker auf, doch fehlt zwischen diesen
beiden Höckern ein vorspringender Muskelzapfen. Die vordere
Augenlinse ist merklich grösser, als die der Vergleichsart.
Fundort. Canada, Pond at Dechenes, gesammelt von Dr.
J. B. Tyrrell.
Eylais Voeltzkowi*) n. Sp.
Das schmale Maxillarorgan ist vorn schwach ausgerandet. Die
kreisrunde Mundpartie zeigt nur geringe Grösse. Die Maxillarplatte
besitzt eine normale Länge und hat nur um die Mundpartie einen
schmalen Saum grosser Poren. Die vordern Maxillarfortsätze sind
halblang, weit nach hinten gerückt, von geringer Stärke, nach rück-
wärts und ein wenig nach aussen gerichtet und das hintere Ende
etwas verdiekt und einwärts gebogen. Das andere Fortsatzpaar ist
nach hinten und nur schwach aufwärts gerichtet; ihr äusseres Ende
zeigt eine geringe Verdiekung. Die Luftsäcke ragen nicht über den
Pharynx hinaus und sind nur von geringer Breite, doch von bedeutender
Höhe; ihr freies Ende besitzt eine geringe Biegung nach oben. Der
Pharynx verbreitert sich nach hinten zu um ein Geringes. Der vor
dem abgerundeten Hinterende befindliche Chitinbogen ist nicht kräftig
entwickelt.
*) Ich widme diese Art Herrn Dr. A. Voeltzkow für seine Verdienste
um die Hydrachnidenkunde Madagaskar's.
291
Das Mandibelpaar besitzt auf der Streckseite des Grundgliedes
zwei Öffnungen, von denen die vordere die gewöhnliche Form auf-
weist; die hintere ist sehr klein, länglich rund und schmal. Bei
Seitenansicht erweist sich die Hinterrandsecke an der Beugeseite
des Grundgliedes als etwas abgeflacht mit einem niedrigen, ziemlich
breiten Stigmenhöcker. An der mehr vortretenden Gegenecke steht
ein spitzer Chitinzapfen.
Der Maxillartaster hat ein am Grunde auf der Beugeseite stark
eingeschnürtes viertes Glied, das nur dürftig behaart ist, denn die
innere Längsreihe enthält nur zwei kurze und die äussere vier lange
Degenborsten. Das dritte Glied besitzt einen nicht grossen Vorsprung
mit weniger meist ungefiederten Dolehborsten. Das Palpenende ist
stumpf und mit verhältnismässig langen Borsten ausgestattet.
Die Augen sind dadurch charakteristisch, dass der Abstand
der Kapseln äusserst gering ist. Die Brücke kommt in der Breite
etwa einem Drittel der Kapsellänge gleich; ihr Vorderrand hat in
der Mitte einen Spalt, der indes minder tief ist als derjenige der
E. tanlilla mihi. Der Durchbruch der Kapsel auf der Unterseite
erfolgt von der Mitte der äusseren Längsseite quer hinüber, sich
allmählich erweiternd. Die Augenlinsen sind ungewöhnlich gross.
Fundort. Madagaskar, Reissee bei Mojanga, gesammelt von
Dr. A. Voeltzkow im Mai 1892.
Eylais megalostoma n. Sp.
Der Vorderrand des Maxillarorgans ist fast gerade, nur unmerklich
ausgebuchtet. Die Mundpartie hat eine bedeutende Grösse: bei
einem 0,48 mm langen männlichen Maxillarorgan beträgt der Durch-
messer des äusseren kreisrunden Ringes 0,224 mm. Die Mund-
krause bildet eine querliegende Ellipse. Die Maxillarplatte erscheint
infolge der ungemein grossen Mundpartie hinter der letzteren ver-
kürzt; sie ist in ihrer ganzen Ausdehnung grossporig. Die vorderen
Maxillarfortsätze sind weit nach hinten gerückt und reichen etwa
bis zum Grunde der hinteren Fortsätze; sie besitzen mittlere Stärke
mit etwas verdiektem und einwärts gebogenem Hinterende. Die
andern Fortsätze sind schräg nach hinten und aufwärts gestreckt
und haben gleichfalls ein etwas verdicktes freies Ende. Die ein
wenig überstehenden Luftsäcke sind in ihrem mittleren Teile stark
seitlich zusammengedrückt, dagegen an den Enden, besonders hinten,
merklich verdiekt und hier lang aufwärts gekrümmt, wenn auch
nicht in dem Umfange wie bei E. falcata mihi. Der Pharynx ist
in der Mitte reichlich so breit wie hinten in der Gegend des kräftigen
Chitinbogens; das Stück des Pharynx hinter letzterem ist breit ab-
gerundet und ziemlich lang.
Das Grundglied der Mandibel ist gedrungen und läuft hinten
in eine abgerundete Spitze aus, d. i. die stark vortretende Hinter-
randsecke der Streckseite, während die Gegenecke erheblich abgeflacht
ist. An dieser gewahrt man einen nach vorn umgebogenen und
spitzen Stigmenhöcker.
19%
292
Der Maxillartaster unterscheidet sich nur unwesentlich von dem
der E. oxtendens, doch ist er kürzer und gedrungener und seine
Endigung nennenswert stumpfer. Das dritte Glied hat keinen
Vorsprung; an der Stelle, wo die Vergleichsart einen solchen besitzt,
stehen Dolehborsten, welche geringer an Zahl und merklich kürzer
als bei der genannten Art sind. Das vorletzte Glied ist am Grunde
nur wenig eingeschnürt; seine innere Borstenreihe besteht etwa aus
zwölf Stück, welche zum Teil, insbesondere die am distalen Glied-
ende gehäuft stehenden, gefiedert sind. Die äussere Reihe zählt vier
halblange Degenborsten und ebenso viel kurze, vorn dicht beisammen
befindliche Fiederborsten.
Die beiden Augenkapseln sind wie bei &. hamata mihi durch
eine ungewöhnlich lange und schmale Brücke mit einander verbunden.
Fundort. Aldabra (Insel im indischen Ocean), gesammelt von
Dr. A. Voeltzkow.
Eylais degenerata n. sp.
Der Vorderrand des Maxillarorgans besitzt einen annähernd
rechtwinkligen Ausschnitt mit seitlich anliegendem Wulste. Ausser-
halb des letzteren erscheint je ein spitzer Fortsatz, d. i. der Seiten-
rand der Mundrinne. Die Mundpartie ist wie bei E. Voeltzkowi
mihi von auffallender Grösse. Der äussere Ring derselben, in welchen
der erwähnte Ausschnitt des Maxillarvorderrandes eingreift, hat, von
dem Ausschnitt abgesehen, eine kreisrunde Gestalt, während die
Mundkrause eine querliegende Ellipse bildet. Abweichend von allen
mir bekannt gewordenen Eylais-Formen setzt sich die Maxillarplatte
hinter der Mundpartie nicht fort; vielmehr tritt daselbst unmittelbar
der Pharynx zu Tage; auf Grund dieses Merkmals erfolgte die obige
Benennung. Die vordern Maxillarfortsätze sind weit nach hinten
gerückt, am Grunde nach unten hin stark flächig erweitert und
reichen in ihren äusseren Enden nahezu bis zum Hinterrande des
Pharynx. Die hinteren Maxillarfortsätze erweisen sich am Grunde
als dem Pharynx angewachsen und in ihrem freien Ende als hakig
aufwärts gebogen. Die Luftsäcke zeigen eine bedeutende Dieke und
vor allem eine ansehnliche Länge, indem sie um ein erhebliches
Stück über den Pharynx hinausragen; ihr äusseres Ende zeigt nur
eine unwesentliche Krümmung. Der Pharynx hat, von unten gesehen,
eine ballonartige Gestalt, entbehrt im hinteren Teile die bogenförmige
Chitinverdiekung und ist erheblich niedriger als bei X. Voeltzkowi mihi.
Das Mandibel-Grundglied ist am Hinterende flach abgerundet.
Der Stigmenhöcker an der Hinterrandsecke der Beugeseite besitzt
eino breite massige und abgerundete Gestalt. Die Klaue des Vorder-
gliedes ist verhältnismässig lang und wenig gekrümmt.
Der Maxillartaster weist eine minder schlanke Gestalt auf als
der der £. extendens. Das Palpenende ist in einem Grade zugespitzt,
wie ich das bei keiner andern Species beobachtet habe. Das dritte
Palpensegment besitzt einen Vorsprung mit ungewöhnlich langen
und meist deutlich gefiederten Borsten, Die innere Borstenreihe des
vierten Gliedes enthält acht Stück, von denen fünf am distalen
293
Gliedende stehen und gefiedert sind. Die äussere Reihe zählt vier
etwas längere Säbelborsten in Begleitung von etwa der doppelten
Anzahl kurzer Fiederborsten.
Die Augenkapseln sind durch eine kurze und schmale Brücke
mit einander verbunden. Am Vorderrande derselben in dem Winkel
zwischen Brücke und Kapsel steht je ein kräftiger Höcker mit feiner
Borste, und am Hinterrande bemerkt man in der Mitte einen kurzen
starken Zapfen.
Fundort. Dies scheint die in Afrika verbreitetste und häufigste
Eylais-Species zu sein, denn sie wurde von Dr. A. Voeltzkow bei
Mojanga, Amparangidro (Reissee) und Morondava auf Madagaskar
teilweise in zahlreichen Individuen erbeutet. Ausserdem fand sie
Dr. F. Stuhlmann bei Quilimane in Deutsch-Ostafrika und in einem
Tümpel des Nildeltas bei Cairo. Ich habe mich nämlich überzeugt,
dass die früher von mir als E. extendens bestimmte Wassermilbe von
den letztgenannten Fundstätten mit der hier beschriebenen Art
identifiziert werden muss.
Eylais erenoeula n. sp.
Gleich E. tartilla mihi gehört diese Art zu den Zwergen unter
den Kylais-Formen; das ausgewachsene Weibchen misst nur 1 mm
in der Länge. Leider steht mir für die Beschreibung nur ein einziges,
dazu noch mangelhaft konserviertes weibliches Exemplar zur
Verfügung. Doch lässt sich namentlich auf Grund eines recht
charakteristischen Merkmals der Augen eine besondere Art begründen.
Das Maxillarorgan ist am Vorderrande tief winklig ausgeschnitten.
Die Mundpartie zeigt mittlere Grösse. Der äussere Rand bildet
einen vorn an der Ausbuchtung endigenden offenen Ring, der vorn
eine grössere Breite als hinten besitzt. Auch die Mundkrause ist
vorn etwas breiter als hinten. Die Maxillarplatte hat nur um die
Mundpartie einen schmalen Saum grosser Poren. Hinten besitzt die
Platte, wie die Seitenansicht zeigt, einen Randwulst. Die vorderen
Maxillarfortsätze reichen nur bis zur Mitte der Seitenbucht der
Maxillarplatte und sind mit ihrem dünnen Ende schwach aufwärts
gebogen. Die Luftsäcke haben ein aufwärts geknietes freies Ende
und sind kürzer als der Pharynx. Der letztere nimmt nach hinten
nur wenig an Breite zu. Im hinteren Teil befindet sich ein schmaler
Chitinbogen; auch der nicht breitbogige Hinterrand des hier verhältnis-
mässig recht hohen Pharynx ist stark chitinisiert.
Wie bei manchen Zylais-Formen, so lassen sich bei der hier
beschriebenen die Mandibeln nur schwer exstirpieren, und es ist
mir infolgedessen nicht gelungen, dieselben unbeschädigt zu entfernen.
Es lassen sich daher nur unvollständige Angaben darüber machen.
Das Grundglied verschmälert sich nach rückwärts und schliesst hier
in flacher Rundung ab. Die Hinterrandsecke der Beugeseite ist mit
einem grossen und spitzen Stigmenhöcker versehen.
Die Maxillartaster habe ich nur in zwei und drei Grundgliedern
gesehen, und diese scheinen bezüglich der Borstenausstattung stark
beschädigt zu sein.
Fat.
ö
’ ü
&
Die Augenkapseln machen beim ersten Anblick den Eindruck,
als bildeten sie zusammen ein einziges Chitinschild, da dieselben
äusserst nahe an einander gerückt und vermittelst einer breiten
Brücke mit einander verbunden sind, hinten einen sehr schmalen
Spalt lassend, der Anlass zur Benennung der Art gab. Am Vorder-
rande der Brücke stehen zwei hervorragende Haarhöcker, die zwischen
sich nur einen spaltartigen Abstand haben. Das zuverlässigste
Kennzeichen der Art besteht darin, dass die Augenkapseln einen
Durchbruch besitzen, der die ganze Unterseite umfasst, was ich bei
keiner andern mir bekannt gewordenen Art beobachtet habe. Die
Augenlinsen sind mässig gross, die vorderen kurz-eirund und die
hinteren wie gewöhnlich ellipsoidisch.
Fundort. Diese Art fand sich unter dem mir von Herrn
Professor K. Kraepelin zwecks Untersuchung nochmals freundlichst
zur Verfügung gestellten Stuhlmann’schen Material aus Quilimane
(Deutsch-Ostafrika).
294
Bremen, den 16. November 1896.
295
Figuren-Erklärung.
Fig. 1. Eylais hamata n. sp. Maxillarorgan von unten gesehen. mt —
Taster-Einlenkungsstelle, os —= Mundöffnung, k— Mundkrause, mp — Maxillar-
platte, P — vorderer Maxillarfortsatz. ph —= Pharynx, z — hakiger Zapfen
auf dem Rande des Pharynx. Vergr. 39:1.
Fig. 2. Eylais undulosa n. sp. Augen. Vergr. 85:1.
Fig. 3. Eylais infundibulifera n. sp. J. Augen. Vergr. 70:1.
Fig. 4. Eylais infundibulifera n. sp. Äusseres männliches Genitalorgan.
Vergr. 48:1.
Fig. 5. Eylais mutila n. sp. Maxillarorgan von oben gesehen. mt —
Taster-Einlenkungsstelle, os — Mundöffnung, ls — Luftsack, P —= vorderer
Maxillarfortsatz, p — hinterer Maxillarfortsatz, ph — Pharynx. Vergr. 42:1.
Fig. 6. Eylais discreta n. sp. Augen. Vergr. 76:1.
Eine neue Rubus-Art aus China.
Von W. ©. Focke.
Rubus modestus n. Sp.
Planta suffruticosa, pro more generis sat tenera, debilis; caules
sublignosi, tenues, teretes, inermes, verosimile biennes, altero anno
ramulis lateralibus paueifloris muniti. Folia ternata; stipulae minutae
filiformes; petioli elongati, parce et minute aculeolati; foliola omnia
sessilia rhombeo-oblonga vel rhombeo-lanceolata, grosse et inaequaliter
duplieato-serrata, utrinque viridia, glabra vel subtus in nervis puberula.
Peduneuli cum eupula glanduloso-setosi; sepala lanceolata; petala
anzusta.
Hab. in Chinae prov. Szechuan (Dr. A. Henry; A. G. Pratt).
Vidi speeimina in hb. Kew.
Ditfert a AR. simpliei, eui foliis simillimus, eaule bienni, foliolis
terminalibus sessilibus, peduneulis longioribus. Cupula in R. simpliei
saepe aculeolata, sed non glandulosa.
Unter den Aubus-Arten mit zweijährigen Stengeln eine der
zartesten und schwächsten. Stämmchen verholzt, rundlich, wehrlos,
anscheinend ziemlich aufrecht. Blütenzweigze, wie bei R. J/daeus,
seitlich aus den Achseln der vorjährigen Blätter, etwa 3—5. Laub-
blätter und 2—3 Blüten tragend. Blätter der Zweige dreizählig, mit
kleinen fädlichen Nebenblättern; Blattstiele ziemlich lang, mit ver-
einzelten sehr kleinen, krummen Stachelchen. Blättchen alle ungestielt,
rhombisch-länglich bis rhombisch-lanzettig, stets nach dem Grunde
zu verschmälert, grob- und ungleich- doppelt-gesägt, beiderseits grün,
kahl oder unterseits auf den Nerven behaart. Blütenstiele etwa
2 em lang, nebst der Cupula Drüsenborsten führend. Kelchblätter
lanzettig; Blumenblätter schmal.
In der Traeht, namentlich in der Blattform, an R. sömplex
erinnernd, mit dem die hier beschriebene Art in Kew vereinigt
worden ist. A. simpler unterscheidet sich dureh einfache unverzweigte
einjährige Blütentriebe, gestielte Endblättehen, kürzere Blütenstiele,
so wie durch die oft kleinstachelige aber drüsenlose Cupula.
Von Dr. A. Henry und von A. G. Pratt in der chinesischen
Provinz Szechuan gesammelt,
Neue Beobachtungen über Artenkreuzung
und Selbststerilität.
Von W. ©. Focke.
1. Über einige Bastarde von Rosa rugosa Thbg.
Für Kreuzungsversuche bietet R. rugosa Thbg. vor den meisten
Gattungsgenossen zwei schätzbare Vorteile: erstens werden ihre
Blüten durch Pollen vieler fremden Arten leichter als durch eigenen
befruchtet, und zweitens keimen ihre Früchte ungemein schnell und
sicher. Durch absichtliche Bestäubung erzeugte ich Hybride der
R. rugosa mittels Pollen von R. blanda, R. cinnamomea, R. acicularis
R. Beggeriana, R. Carolina, R. sericca, R. Gallica und R. multijlora.
Einige Kreuzungsversuche blieben erfolglos, namentlich alle mit R.
rubiginosa, R. canina und verwandten europäischen Arten angestellten.
Wahrscheinlich wird man eher zum Ziele gelangen, wenn man die
Blüten dieser Arten mit Pollen von R. rugosa bestäubt, doch scheinen
auch diese Kreuzungen nicht leicht zu gelingen.
Zufällig entstandene Bastarde der AR. rugosa sind bereits in
grosser Menge gefunden worden, über absichtlich erzeugte ist nicht
viel bekannt.
Die Hybriden der R. rugosa mit R. blanda, R. cinnamomea,
R. acicularis und R. Beggeriana wachsen schnell und kräftig heran;
dagegen bleibt die R. rugosa X Carolina schwächlich und kommt
sehr langsam fort. Meine Keimpflanzen von R. rugosa X multiflora
und R. rugosa X sericca sahen in den ersten Wochen sehr frisch aus,
aber dann verkümmerten die meisten von ihnen. Von R. rugosa X
multijlora habe ich nur ein einziges Exemplar behalten, welches
indessen allmählich ziemlich kräftig geworden ist, viel stärker als
R. rugosa X Carolina. Meine Pflanzen von R. rugosa X sericea
und von R. rugosa X Gallica sind noch jung.
Die Erzeugung von Hybriden der R. rugosa mit R. ferruginea
Vill. und R. mierophylla Roxb. ist mir noch nicht gelungen; die
erste Verbindung hat Dr. Dieck, die zweite Graf Solms-Laubach
gewonnen; auch findet sich dieselbe, wir mir Ör&epin mitteilt, in
Kew. Ferner erwähnt Crepin brieflich Hybride der R. rugosa mit
R. nitida (Baron St. Paul), R. macrophylla (Kew) und R. Wichu-
raiona (Arnold Arbor.).
Uber meine eigenen Hybriden habe ich folgendes zu bemerken:
Rosa rugosa Thbg. 2 X blanda Ait. d. Schon die Keim-
pflanzen glichen der R. blanda viel mehr als der R. rugosa. Die
erwachsenen Pflanzen ähneln einer ungemein kräftigen und hoch-
wüchsigen R. blanda mit grossen Blättern und grossen Blüten. Die
298
Äste, namentlich auch die Blütenzweige, die bei R. blanda fast
wehrlos sind, besitzen eine dichte Bewehrung von ungleichen Nadel-
stacheln mit eingemischten Stieldrüsen. Nebenblätter breit. Die
Pflanzen vermehren sich, gleich R. blanda, sehr stark durch Sprossen
aus weithin kriechenden Wurzeln. Die Blätter sind zwar etwas
derber als die von R. Ölanda, erinnern jedoch keineswegs an die
starren dieken oberseits etwas glänzenden Blätter der R. rugosa.
Blattspindel und Blattunterflächen kurz filzig. Pollen arm an woll-
gebildeten Körnern.
Blühte bei mir zuerst 1890, später in einigen Jahren sehr
reichlich. Obgleich ich verschiedene Sämlingsstöcke in verschiedenen
Bodenarten kultivierte, habe ich nie eine reife Frucht erhalten.
R. rugosa Thbg. 2 X cinnamomea L. Jg. Der vorigen
hybriden Verbindung ähnlich, insbesondere in der nämlichen Weise
ausserordentlich dieht ungleiehbewehrt mit eingemischten Stieldrüsen.
Blättchen derber und kleiner, denen der R. rugosa ähnlicher, die
älteren oberseits dunkelgrün und selbst etwas glänzend; Sägezähne
gleichmässiger und weniger tief. Nebenblätter der blühenden Zweige
sehr breit. Blüten nicht viel grösser als die der R. ceinnamomea,
lebhaft purpurn. Pollen ziemlich arm an wohlgebildeten Körnern.
Früchte in der Form intermediär zwischen denen der Stammarten.
Nach brieflicher Mitteilung von Crepin der R. Kamtschatica
Vent. sehr ähnlich. Die von mir als R. Kamtschatica kultivierte
Pflanze hat Borsten und Stacheln von ziemlich gleicher Grösse, aber
nicht die ungleiche Bewehrung des Bastards. Blüten und Früchte
sehr ähnlich.
R. rugosa Thbg. 2 X aeicularis Lindl. 9. Der vorigen
Verbindung sehr ähnlich, hat aber noch nicht geblüht.
R. rugosa Thbg. 2 X Beggeriana Schrenk 9. Bewehrung
derjenigen der vorigen Hybriden ähnlich, aber die Stieldrüsen viel
spärlicher. Blätter meist mit 9 oder 11 Blättchen, während bei
den andern Hybriden nur 7 oder 9 vorhanden sind. Blättchen kleiner
und mehr von einander entfernt. Blüten klein, hellrosa, — Hat
erst in den letzten 2 Jahren geblüht, aber keine Frucht gebracht.
Pollenkörner alle unvollkommen entwickelt.
R. rugosa Thbg. 2 X Carolina L. 9. Blieb in den drei
ersten Jahren klein und sehwächlich. Wenig bewehrt.
R. rugosa Thbg. ? X multiflora Thbg. d. Wächst langsam
und zeigt bis jetzt keine Neigung zum Klettern. Durch die namentlich
an den frischen Grundtrieben tief gefransten Nebenblätter leicht als
Abkömmling der R. multislora zu erkennen. Übrigens der R. rugosa X
Beggeriana und R. rugosa X einnamomea ähnlich, aber bei gleichem
Alter kaum halb so hoch.
Bis jetzt der R. dwara Sieb. vollständig gleichend.
2. Hybride Potentillen.
Potentilla fragariastrum Ehrh. 2 X mierantha Ram. d.
Einige Sämlinge dieser Verbindung erhielt ich durch Castration und
künstliche Bestäubung. Blühte zuerst 1895.
299
Kriechende Stengel vorhanden, wurzelnd, wie bei P. fragariastrum.
Laubfärbung fast so dunkel wie bei P. micrantha. Zahl der Blatt-
zähne intermediär, bei meinen Exemplaren von P. fragariastrum am
Mittelblättchen jederseits 4—6, bei P. micrantha 10—12, beim Bastard
6—8. Blütenstengel meist mit einem dreizähligen, seltener mit
einem ungeteilten Blatte. Blüten denen von P. mierantha ähnlich,
doch etwas mehr offen. Cupula aussen schwach braunrötlich an-
gelaufen, Kelehblätter innen braunrötlich, beim Trocknen dunkler.
Diseus wie bei beiden Stammarten gelb. Aussenkelchblätter fast so
lang wie die Kelehblätter. Staubblätter fast aufrecht, nicht zusammen-
neigend, die episepalen durch grössere Zwischenräume von den
übrigen getrennt. Staubfäden breiter als bei P. fragariastrum, nach
unten zu zerstreut behaart. Antheren fast nur verkümmerte kleine
und ungleiche Pollenkörner enthaltend. Fruchtansatz mangelhaft;
ob die Pflanzen bereits vollkommene Früchte erzeugt haben, kann
ich nicht angeben.
Nach der Beschreibung genau mit P. spuria Kern. überein-
stimmend, dieu. a. in Kerners Pflanzenleben II, S. 554 besprochen wird.
P. bifureca L. 2 X multifida L. J. Aus Samen von P.
bifurca L., die ich aus dem Berliner Botanischen Garten erhalten
hatte, gingen vor einigen Jahren in meinem Gärtchen Pflanzen her-
vor, welehe einander vollständig gleich waren, aber keine Ahnlichkeit
mit P. bifurca besassen. Später wiederholte ich den Versuch noch
einmal, anscheinend mit demselben Erfolge, doch konnte ich wegen
Mangel an Platz die erhaltenen Sämlinge nicht aufziehen. Wie ich
mich bei einem Besuche des Berliner Gartens überzeugte, war dort
die echte und richtig etikettierte P. bifurca vorhanden. Unter diesen
Umständen lag die Vermutung nahe, dass meine Pflanzen Mischlinge
von P. bifurca seien; wenn dies der Fall war, konnten sie nur
durch Pollen von P. multifida L. erzeugt sein. Sie waren in jeder
Beziehung viel grösser und stärker als P. multisida; im Pollen
fanden sich nur spärliche normale Körner, der Fruchtansatz war
mindestens mangelhaft.
Herr Hans Siegfried, dem ich ein Exemplar meines mut-
masslichen Bastards ohne nähere Mitteilung einsandte, erklärte den-
selben für P. ornithopoda Tausch —= P. multipida var. latiloba Lehm.
Diese Bestimmung halte ich für vollständig richtig, bin aber der
Ansicht, dass die Pflanze thatsächlich eine P. bifurca X multinda ist.
Die P. ornithopoda Tausch ist hinlänglich bekannt, so dass eine
Beschreibung hier wohl nicht erforderlich ist.
Mitteilungen über Hybride von Pirus und Mespilus s. unten
unter 4, S. 302—304.
3. Hybride von Tragopogon porrifolium L.
Trag. pratense L. X porrifolium L. In Abh. Nat. Ver.
Brem., XI, S. 415—419 habe ich ausführlich über diese hybride
Verbindung berichtet. Zweifelhaft ist nur geblieben, ob dieselbe
mütterlicher Seits stets von Tr. pratense abstammt oder ob auch
300
Tr. porrifolium mütterliche Stammart sein kann. Meine Versuche,
sie aus Samen von Tr. porrifolium zu erhalten, sind misslungen,
so dass ich diese Entstehungsweise mindestens für viel schwieriger
halte, als die umgekehrte. Es sind jedoch zahlreichere Erfahrungen
erforderlich, bevor man berechtigt ist, die Erzeugung aus Samen
von Tr. porrifolium für unmöglich zu erklären.
Über die Nachkommenschaft des Bastards Tr. X hybridum L.,
hat bisher nur Koelreuter berichtet, der die aus Linn@’s Samen
hervorgegangenen Pflanzen sah, aber nach falschen vorgefassten
Meinungen beurteilte. Ich habe die Früchte vielfach und durch
mehrere Generationen ausgesäet: es erschienen allmählich immer mehr
Exemplare, welche ziemlich zahlreiche Früchte lieferten, während
andere steril blieben. Im allgemeinen war die Nachkommenschaft des
Bastards beständig, verlor aber den hohen kräftigen Wuchs der
Hybriden erster Generation. In der Blütenfärbung zeigte sich manchmal
etwas mehr Gelb als bei diesen, doch waren die Schwankungen nicht
besonders auffallend. Nach diesen Erfahrungen zweifle ich nicht,
dass ich sehr leicht eine samenbeständige und ziemlich fruchtbare
Mittelart (Blendort) herangezogen haben würde, wenn mir für meine
Versuche etwas mehr Land zur Verfügung gestanden hätte.
In der Nachbarschaft des Tr. X Aybridum kultivierte ich
während längerer Zeit Tr. orientale L., eine dem Tr. pratense nalıe
verwandte Art. In zwei verschiedenen Jahren erhielt ich aus Früchten
des Tr. X hybridum je ein Exemplar eines neuen Mischlings:
Tr. X hybridum 2 X orientale L. 9. Diese Pflanzen waren
viel grösser und kräftiger, als die aus derselben Aussaat erhaltenen.
Exemplare des Tr. X hybridum, ihre Blumen waren blassgelb, die
randständigen unterseits (aussen) braun gestreift. Blütenstiel unter-
halb des Köpfchens stark verdickt, durch welches Merkmal die
Pflanzen sich leicht von Tr. pratense und Tr. orientale unterschieden.
Unfruchtbar.
Tr. orientale L.2 X porrifolium L. d. Kräftige Pflanzen;
Blütenstiel unterhalb des Köpfehens wenig verdiekt: Blütenköpfe
gross, viel länger geöffnet (Merkmal von Tr. orientale!) als bei
Tr. hybridum und dessen Stammarten; Blumen viel blasser als die
des Tr. X hybridum, die Zungen der äusseren hellbräunlich-violett,
fast lilla, an der Spitze mit gelblichem Schein, die inneren Zungen
gelb. Nur an einem Exemplare war ein Teil der inneren Zungen-
blüten bräunlich, an einem andern überwog das Gelb auch an den
äusseren Zungenblüten. Alle meine Exemplare blieben unfruchtbar.
Die Bastardverbindungen des Tr. porrifolium mit Tr. pratense und
mit Tr. orientale sind viel augenfälliger von einander verschieden
als die beiden reinen Arten. Die Färbung der Blüten von Tr.
pratense X porrifolium habe ich mit der des Geranium phacum
verglichen (Abh. Nat. Ver. Brem., XI, S. 417); die Färbung von
Tr. orientale X porrirolium erinnert mehr an die des Geranium
pratense, ist aber blasser, so dass man auch Syringa Persica zum
Vergleiche heranziehen könnte.
301
Tr. dubium Vill.2 X porrifolium L. 3. Stengelblätter am
Grunde etwa 3 em breit, die schmale Spitze sehr lang. Blüten-
stiel unter dem Köpfchen keulig, flaumig. Blütenköpfe ziemlich
klein, die äusseren Blüten etwas kürzer als die Hüllblätter, aussen
bräunlich-gelb, nach vorn zu gelblich-lilla, die inneren Blüten braun-
purpurn. Pollen anscheinend fast normal, einige Körner kleiner als
die übrigen. Früchte ziemlich zahlreich entwickelt, verhältnismässig
klein, kaum so gross wie die des T’r. pratense; Stiel der gelblich-
grauen Federkrone viel kürzer als die Frucht.
An der Stelle, an welcher Früchte von Tr. porrifolium, dessen
Blüten ich mit Pollen von Tr. dubium bestäubt hatte, ausgesäet
waren, ging mir eine dem Tr. dubium 2 X porrifolium S ähnliche
Pflanze auf, welehe aber nicht sicher von Formen des Tr. X hybridum
zu unterscheiden war. Da Früchte dieser letzten Pflanze zugeflogen
sein könnten, möchte ich die Erzeugung des Bastards aus Samen-
pflanzen des Tr. porrifolium noch zweifelhaft lassen.
Das Tr. majus Jaeq. trenns man neuerdings in zwei Formen
die sich eigentlich nur durch die Grössenverhältnisse unterscheiden;
die kleinere Form wird Tr. dubium genannt.
4. Über Unfruchtbarkeit bei Bestäubung
mit eigenem Pollen.
In den Abh. Nat. Ver. Brem. XII, S. 409 und S. 495 habe
ich einige Mitteilungen über zwittrige Pflanzen, welche nur bei
Bestäubung mit Pollen eines andern Stockes Früchte bringen, zu-
sammengestellt. Die bereits bekannten Erfahrungen konnte ich durch
einige neue Beobachtungen von Fritz Müller an südbrasilianischen
Pflanzen sowie durch die Ergebnisse eigener Versuche und Wahr-
nehmungen vervollständigen. Einige Zusätze zu jenen Mitteilungen
werden von Interesse sein.
Zunächst habe ich einige a. a. O. XII, S. 415 gemachte An-
gaben nach später gemachten - Erfahrungen zu berichtigen. Von
isolierter Ulmaria vestita (Wall.) habe ich neuerdings viele keim-
fähige Samen erhalten, so dass ich die Pflanze nicht mehr als steril
mit eigenem Pollen betrachten kann. Ferner habe ich an jener
Stelle angeführt, dass Rosa setigera Mchx. und R. Beggeriana Schrenk
bei Isolierung nur spärlich Früchte ansetzen. Inzwischen habe ich
an isolierten Stöcken beider Arten Früchte gesehen, aus denen ich
junge Pflanzen erzogen habe, die nicht vom Arttypus abwichen.
Meine R. setigera brachte neuerdings sehr zahlreiche Früchte. Von
R. Beggeriana Schrenk habe ich solche seltener erhalten; eine dieser
Art ähnliche Rose, die Cr&epin nach getrockneten Zweigen nur für
eine Varietät hält, hat bei mir noch nie eine Frucht angesetzt.
Ausser dieser Pflanze ist R. rugosa Thbg. die einzige Rosenart, von
welcher ich bisher nur nach Fremdbestäubung Fruchtansatz beobachtete.
Alle meine andern (nicht hybriden) kultivierten Rosen sind bei
Selbstbestäubung fruchtbar. Ob R. rugosa unter besonders günstigen
302 P
Verhältnissen leichter mit eigenem Pollen Früchte ansetzt, vermag
ich nieht bestimmt zu behaupten, doch ist dies anscheinend der Fall.
Zur Vervollständigung meiner früheren Angaben möchte ich
noch einige Beobachtungen mitteilen, die freilich zum Teil noch
weiterer Bestätigung bedürfen.
Arsculus. Die Arten der Untergattung Pavia sind, gleich unserer
Rosskastanie, andromonöeisch, d. h. ihre Blütenstände enthalten
sowohl männliche als zwittrige Blüten. Die Bestäubung wird durch
verhältnismässig grosse Insekten, insbesondere Hummeln, vermittelt.
Soviel ich gesehen habe, bringen isolierte Bäume der Untergattung
Pavia selten Früchte. Es scheint mir dies darauf zu deuten, dass
die Pawien im allgemeinen Fremdbestäubung erfordern. Einzelne
Früchte isolierter Bäume können durch fremden Pollen, der von
Hummeln aus ziemlicher Entfernung übertragen sein mag, erzeugt sein.
Vitis. Manche Arten dieser Gattung sind androdiöcisch, d. h.
sie treten in zwei geschlechtlichen Formen auf, von denen die eine
zwittrige, die andere rein männliche Blüten hervorbringt. Bei unserm
echten Weinstock, Vitis vinifera L., ist die zwittrige Form an sich
vollkommen fruchtbar, bei Vitis cordifolia Mehx. setzt sie jedoch nur
spärlich Früchte an. Zu guter Fruchtbildung ist Pollen der männlichen
Form erforderlich. Diese Art ist somit nahezu zweihäusig.
unus (Chamaecerasus) incana Stev. habe ich auf verschiedenen
Bodenarten etwa 10 Jahre lang kultiviert, ohne je eine Frucht zu
erhalten. 1896 blühte in meinem Garten zum ersten Male eine
andere Chamaecerasus-Art, die ich unter dem Namen Pr. Jacquemonti
Hook.f. bekommen hatte. Durch Übertragung ihres Pollens auf
Pr. incana erhielt ieh von dieser eine Anzahl Früchte. Durch
Pollen von Pr. (Spiraeopsis) pumila und Pr. (Chamaeamygdalus) nana
(L.) sollen in Gärten Bastarde von Pr. incana entstanden sein.
Ausser Pr. incana und der schon Abh. Nat. Ver. Brem. XII,
S, 415 erwähnten Pr. Lusitanica scheinen auch manche andere Prunus-
Arten ohne Fremdbestäubung selten Früchte anzusetzen. Als solche
Arten, bei denen der eigene Pollen wenig wirksam zu sein scheint,
nenne ich: Pr. pumila, Pr, nana, Pr. (Mahaleb) Pennsilvanica L.,
Pr. (Cerasus) pendula Maxm., Pr. (Prunocerasus) maritima Wngnhm.
und wahrscheinlich manche andere; selbst Pr. cerasifera Ehrh. scheint
isoliert ziemlich unfruchtbar zu sein.
Pirus. Weitere Aussaaten der Samen von P, salieifolia L.
haben stets das nämliche Ergebnis geliefert; vergl. a. a. ©. S. 415.
Einige Exemplare von P. salieifolia 2X communis Sg werden von
Jahr zu Jahr der P. amygdaliformis Vill. ähnlicher, haben aber noch
nicht geblüht.
Die aus Samen von P. amygdaliformis Vill. erzogenen Pflanzen
nähern sich durch ihre Blattgestalt so sehr der P. communis L.,
dass ich ihre Erzeugung durch Pollen dieser Art für zweifellos halte.
Dass auch P. communis L. unbedingt Fremdbestäubung erfordert,
haben neuere Untersuchungen mit voller Sicherheit festgestellt. Die
ersten Beobachtungen über Kreuzbefruchtung von Birnen wurden
durch Rev. George Swayne in Hort. Trans. V, p. 208 veröffentlicht.
303
Er beobachtete, das ein Baum von Gansell’s Bergamotte unfruchtbar
war oder doch nur verkümmerte samenlose Früchte trug. Infolge
von Kreuzbefruchtung durch Übertragung des Blütenstaubes einer
Butterbirne brachte jener Baum vollkommene Früchte. Nach den
neuerdings in Amerika angestellten Versuchen ist dies Verhalten
von Birnen nieht etwa eine Ausnahme, sondern die Regel. Näheres
findet sieh in der Arbeit von Merton B. Waite: „The pollination
of pear flowers“* (Washington 1895) in U. S. Departm. of agricult.
Div. of veg. pathology, Bull. ne. 5. Aus Waite’s umfassenden
Untersuchungen ergiebt sich, dass die Birnen im allgemeinen nur bei
Fremdbestäubung vollkommene Früchte bilden und dass Bestäubung
mit Pollen eines andern Baumes der nämlichen Sorte nicht wirk-
samer ist als reine Selbstbestäubung. Dies Verhalten stimmt ganz
mit den Ergebnissen meiner Versuche bei Zilium und Hemerocallis
überein. Allerdings giebt es einige Birnensorten, welche bei Aus-
schluss fremden Pollens auch nach Selbstbestäubung Früchte bringen,
doch pflegen solehe Früchte keine Samen zu enthalten; auch weichen
sie in ihrer äusseren Gestalt stets auffallend von den für die Sorte
charakteristischen Früchten ab. Die normale Befruchtung erfolgt
auch bei denjenigen Sorten, welche mit eigenem Pollen fruchtbar
sind, regelmässig durch Fremdbestäubung. Auf die Fähigkeit mit
eigenem Pollen Früchte zu bringen, sind standörtliche und klimatische
Verhältnisse so wie der Ernährungszustand des einzelnen Baumes
von Einfluss. Auch diese Erfahrung entspricht den bei andern
Gewächsen gemachten Beobachtungen, vergl. darüber meine Be-
merkungen Abh. Nat. Ver. Brem. XII, S. 410—412, sowie S. 415
bei Hemerocallis flava.
Pirus malus L. Es war schon nach früheren Beobachtungen
wahrscheinlich, dass auch der Apfel zu gutem Fruchtansatze Fremd-
bestäubung erfordere. In der oben erwähnten Arbeit von Merton
B. Waite finden sich darüber nähere Mitteilungen, aus denen hervor-
geht, dass die Apfel nur ausnahmsweise bei Selbstbestäubung Früchte
tragen. Die von mir Abh. Nat. Ver. Brem. 1V, S. 556 beschriebenen
samenlosen „quittenähnlichen Apfel“ waren vielleicht nur durch
Eigenbestäubung entstanden.
Auch bei andern Arten der Untergattung Malus scheint Fremd-
bestäubung die Regel zu bilden. Es erklärt sich daraus auch die
Entstehung zahlreicher Hybriden in europäischen, ostasiatischen und
amerikanischen Gärten, in denen man die Samen von vereinzelt
zwischen Kulturäpfeln angepflanzten Wildapfelbäumen aussäete.
Pirus (Malus) rivularis Dougl. scheint auch bei Selbstbestäubung
fruchtbar zu sein, wenigstens bringt bei mir ein ziemlich gut isolierter
junger Baum regelmässig einige Früchte, aus welchen ich Sämlinge
erzogen habe, an denen bisher keine Merkmale hybrider Entstehung
warzunehmen waren. Bestäubung durch ein anderes Exemplar der
nämlichen Art kann wohl als ausgeschlossen gelten.
Uydonia (Chaenomeles) Japonica Pers. ist andromonöeisch.
Bestäubungen von Zwitterblüten mit Pollen der männlichen Blüten
desselben Stockes sind mir bisher stets fehlgeschlagen, während die
304
Anwendung von Pollen eines andern Stockes derselben Art (oder
auch der (. alpina Maxm.) erfolgreich war. An einzeln stehenden
träuchern sah ich nur vereinzelte, an gesellig wachsenden oft zahl-
reiche Früchte.
Cydonia vulgaris Pers. Isolierte Sträucher bringen oft reichlich °
Frucht. Auch Waite bestätigt die Fruchtbarkeit der Quitten bei
Selbstbestäubung. Grosse Früchte enthalten manchmal nur taube,
Kerne.
Meine Sämlinge von Mespilus (Crataegus) nigra Willd. zeigen,
wie ich a. a. O. S. 415 erwähnt habe, sämtlich den Einfluss von
M. monogyna Ehrh., haben sich aber in sehr ungleicher Weise ent-
wickelt. Mehrere Exemplare wachsen ungemein langsam und sind
sehr klein geblieben. Eins dagegen, welches zwischen den andern
steht, und zwar dasjenige, welches der M. nigra am ähnlichsten
geblieben ist, ist ungemein rasch und kräftig herangewachsen. Es
hat 1896 zum ersten Male reich geblüht. Blüten mit 2—4, meistens
mit 3 Carpellen, sämtlich unfruchtbar.
Potentilla bifurca L. Die oben S. 299 angeführten Beobachtungen
führen zu der Vermutung, dass die genannte Art mit eigenen
Pollen unfruchtbar ist.
Kerria Japonica DC. soll, wie ich Abh. Nat. Ver. Brem. XII,
S. 344 erwähnt habe, in Centralchina saftige essbare Früchte bringen.
während man in Europa überhaupt selten Früchte von dieser Pflanze
erhält, und dann nur völlig trockene. Herr Professor Manabu
Miyoshi hat mir nun aus Tokio Früchte geschickt, welche voll-
ständig meinen europäischen gleichen. Man wird daher die chinesische
Pilanze wegen ihrer himbeerartigen saftigen gelben essbaren Früchte
für eine von K. Japonica verschiedene Art oder wenigstens Unterart
halten müssen, die man etwa Kerria sapida nennen kann. Diese
K. sapida könnte sich zur A. Japonica ähnlich verhalten wie die
Pfirsich zur Mandel. — Wenn die japanischen Früchte bei mir
keimen, so wird sich Gelegenheit zur Prüfung der a. a. O. S. 415
ausgesprochenen Vermutung über die Selbststerilität von Kerria bieten.
Bei Pflanzen, welche sowohl kleistogame als chasmogame Blüten
bringen, pflegen die kleistogamen immer, die chasmogamen jedoch
nur nach Fremdbestäubung fruchtbar zu sein. Kleistogam erzeugte
Sämlinge verhalten sich wie vegetative Sprösslinge des Mutterstockes.
Wenn in einer Gegend nur kleistogam erzeugte Exemplare einer
bestimmten Pflanzenart vorkommen, werden die chasmogamen Blüten
derselben niemals Frucht bringen (Oryza elandestina, Viola-Arten).
Acorus calamus L. bringt in Europa keine Früchte. Vielleicht
liegt dies nur an der Unmöglichkeit, hier Blütenstaub eines fremden
Stockes (von anderer „Paarkernbrut“, s. Abh. Nat. Ver. Brem. XI,
S. 414) zu empfangen.
.unannnn
1
Über die Vegetation zweier Moore bei Sassenberg
in Westfalen.
Ein Beitrag zur Kenntnis der Moore Nordwestdeutschlands.
Von Dr. C. A. Weber.
Es steht zu vermuten, dass die Moore, die sich in der Nähe
der Grenze befinden, die das skandinavische Landeis in Norddeutsch-
land zur Zeit seiner grössten Ausdehnung erreicht hat, den weitesten
Aufschluss über die Entwickelungsgeschichte, die die Vegetation seit
jener Zeit in unserm Lande erfahren hat, zu geben vermögen.
Aus diesem Grunde folgte ich gern der Aufforderung eines
Freundes, des Herrn Öberförsters Dr. Storp, ein in dieser Region
liegendes Torfmoor, das er nach praktischen Gesichtspunkten für die
Zwecke der Kultivierung untersucht hatte, auch hinsichtlich der
Vegetation zu untersuchen, aus der es entstanden ist. Es ist dies
das Füchtorfer Moor (auch Torf-Venn oder Füchtorfer Venn genannt),
das nicht weit von Sassenberg, im Kreise Warendorf, von Münster
ungefähr 29 km östlich liegt. Bei dem nur kurzen Besuche untersuchte
ich gleichzeitig das dem Füchtorfer benachbarte Moor In de Kellers.
Die Untersuchung führte ich in der Weise aus, dass ich mich
zunächst auf dem Felde über die Lagerungsverhältnisse zu unter-
richten suchte, wobei die wahrgenommenen Pflanzenreste etikettiert
und aufbewahrt und sämtliche Beobachtungen sofort niedergeschrieben
wurden. Sodann wurden in passend gewählten, senkrechten Abständen
Proben der einzelnen Schichten von 0,5—1 cdm Grösse genommen,
in festes Pergamentpapier gewickelt und mit einer dauerhaften
Etikette versehen. Diese Proben dienten im frischen Zustande*)
*, Am zweckmässigsten untersucht man den zu schlämmenden Torf ganz
frisch. Man kann ihn allerdings in gut schliessenden Gefässen auch jahre-
lang, ohne dass er sich wesentlich verändert, aufbewahren, nachdem man
ihn mit etwas Schwefelkohlenstoff desinficiert hat, so dass er darnach
wie ganz frischer Torf geschlämmt werden kann. Trocken gewordenen
Torf vermochte ich mehrfach wieder in leidlich schlämmfähigen Zustand zu
versetzen. indem ich ihn längere Zeit in reinem Wasser kochte und dann
mehrere Tage in Ammoniakwasser legte. Sobald er dadurch ganz erweicht
war, wurde er wie frischer Torf mit Salpetersäure behandelt. — Auch ein-
getrocknete Früchte und Samen aus dem Torfe nehmen nach längerer oder
kürzerer Einwirkung von zweiprozentigem Ammoniakwasser in der Regel
wieder ihre normale Gestalt und Grösse an. Getrocknetes vertorftes Erlen-
holz vermochte ich aber auf diese Weise nicht dahin zu bringen, sein
ursprüngliches Volumen wieder anzunehmen.
März 1897. XIV, 20
306
zur weitern Untersuchung im Laboratorium, wobei ich mich des
Schlämmverfahrens bediente, das von Herrn Prof. Nathorst und
Herrn Dr. G. Andersson im Reichsmuseum zu Stockholm für der-
artige Untersuchungen ausgearbeitet ist.“) Ich habe dieses Verfahren
in Stockholm selber kennen gelernt und fühle mich verpflichtet, beiden
genannten Herren für ihre liebenswürdige Bereitwilligkeit, mir ihre
Erfahrungen zugängig zu machen, hier meinen herzlichen Dank
auszusprechen. Auch dem Königl. Preussischen Ministerim für Land-
wirtschaft, das rir für die Reise nach Stockholm und einen mehr-
wöchigen Aufenthalt daselbst eine Unterstützung gewährt hat, sage
ich dafür meinen ehrerbietigsten Dank.
Nach dem Verfahren der genannten Forscher wird der etwas
zerkleinerte Torf mit einem Gemisch von etwa 3 Teilen Wasser und
1 Teile starker Salpetersäure übergossen, so dass er ganz von der
Flüssigkeit bedeckt ist. Nachdem er 12—16 Stunden der Einwirkung
der Säure ausgesetzt war, kommt er in den Schlämmapparat. Als
solchen benutze ich den von der königlichen Porzellanfabrik in Berlin
gelieferten Dekantiertopf (Muster No. 6314). Zur’ Aufnahme des
Torfes dient eine sogenannte Fliegenglocke aus Drahtgeflecht, die
mit der Mündung nach oben in den Schlämmtopf gehängt ist. Durch
Schläuche, die über entsprechend gebogene und mit durchbohrten
Korken in den Seitentuben des Topfes festgehaltene Bleiröhren
gezogen sind, wird nun ein starker Strom aus der Wasserleitung von
unten und von der Seite her gegen den in der Drahtglocke befindlichen
Torf geleitet, während das durch den obersten Seitentubus des Topfes
abfliessende Wasser ein vorgelegtes engeres Drahtnetz durchläuft.
Nach kurzer Zeit findet man feinere Pflanzenteile, insbesondere
kleinere Samen, die in dem Torfe enthalten waren, in der Vorlage,
während gröbere Teile in der Glocke zurückbleiben.
Man breitet nun den Inhalt der Glocke wie den der Vorlage
in kleinern Portionen auf einem flachen, mit Wasser gefüllten
Teller aus, durchmustert ihn teils mit blossem Auge, teils mit einer
grossen, schwach vergrössernden Lupe, nimmt die bemerkten Pflanzen-
teile mit Hilfe von Marderhaarpinseln heraus und sortiert sie in
Tuschnäpfen.
Nachdem diese Teile identifieiert sind, bewahre ich sie in einem
Gemenge von ungefähr 4 Teilen Wasser, 1 Teile Glycerin und etwas
Karbolsäure in kleinen Gläschen auf.
Eine sorgfältig angefertigte Mischprobe des zu schlämmenden
und mit Salpetersäure behandelten Torfes diente mir zu der nur
ausnalımsweise unterlassenen mikroskopischen Untersuchung. Für
die Zählung von Pollenkörnern wendete ich dasselbe Verfahren an,
das ich früher kurz beschrieben habe.**)
*) Herr Dr, Andersson hat in den folgenden Schriften über das Ver-
fahren berichtet: Om metoden für växtpaleontologiska undersökningar af
torfmossar. Geol. Fören. i Stockholm Förhandl. Bd. 14. H. 2, 1892. — Om
metoden för botanisk undersökning af olika torfslag. — Svenska Mosskultur-
föreningens tidskr. 1893. — Om konservering af kvartära växtlämningar.
Geol. Fören i Stockh. Förhandl. Bd. 18. H. 6. 1896.
**, Abh. d. Naturw. Ver. z. Bremen, 1896, Bd. XIII, Seite 428 unten.
307
Grössere Holzreste, die sich in dem Torfe fanden, nahm ich
gewöhnlich vor der Behandlung mit Salpetersäure heraus, um sie
dureh die anatomische Untersuchung ihres Baues zu bestimmen.
I. Das Füchtorfer Moor.
Die Diluviallandschaft am nordöstlichen Rande des münsterschen
Kreidebeckens lässt breitere oder schmälere Rücken erkennen, die
im allgemeinen mit dem Teutoburger Walde parallel verlaufen und
offenbar durch entsprechende Faltungen des die Quartärbildungen
unterteufenden Kreidegebirges bedingt sind.
Auch das Füchtorfer Moor liegt in einer solchen durch die
Bodenfaltung entstandenen flachen Thalrinne, deren Richtung nahezu
west-östlich ist. Ihr Grund wird selbst wieder von einer ungleich
hohen schwachen Längsfalte durchzogen, die von dem Moore über-
wachsen ist.
Das nördliche Ufer des Thales steigt hoch zu dem Diluvial-
rücken empor, der es von dem Thale der Bever, eines rechten
Nebenflusses der Ems, scheidet, während das südliche Ufer ein
schmaler und flacher, dünenartiger Höhenzug bildet, der das Füchtorfer
Moor von dem Moore In de Kellers trennt.
Alle diese Höhen und Thäler bedeckt ein geschiebefreier Quarz-
sand, der an einigen Aufschlüssen diskordante Parallelstruktur zeigte.
Die grösste Mächtigkeit scheint er in der Umgebung des Moores in
dem erwähnten dünenartigen Höhenzuge zu erlangen. In der Tiefe
geht er in Geschiebesand über.
Das Füchtorfer Moor erfüllt die Thalrinne in einer Länge von
etwa 5,5 km und einer Breite von etwa 0,5—1,2 km mit einer
Gesamtoberfläche von 330 ha.
Den östlichen Teil des Moores durchschneidet der Arenbach,
den westlichen berührt der Speckenbach, beide ergiessen sich in
ungefähr nordsüdlicher Richtung, indem sie den südlichen Grenzwall
des Thales durchbrechen, in die Hessel, einen rechten Nebenfluss
der Ems.
Nach den von Herrn Dr. Storp ausgeführten Vermessungen
ist die ursprüngliche Oberfläche des Moores nicht horizontal, sondern
stellt eine von Nord nach Süd geneigte Ebene mit gleichzeitiger
Senkung von Osten nach Westen dar. Im allgemeinen liegt der
Nordrand des Moores etwa 2 m höher als der Südrand, an einigen
Stellen aber ist er, bei einer Entfernung der beiden Ränder von rund
1000 m, um mehr als 3 m und selbst um 3,5 m höher.
Da das Moor seit sehr langer Zeit zur Torfgewinnung dient,
so ist ein grosser Teil der ursprünglichen Oberfläche nicht mehr
vorhanden, sondern auf ausgedehnten Strecken, so weit es das ein-
dringende Wasser gestattete, abgegraben. Doch findet man noch
genug stehen gebliebene Bänke und nicht abgegrabene Strecken, an
denen sich die Beschaffenheit der obern Lage beobachten lässt.
Die gegenwärtige Vegetation der Oberfläche wird überwiegend
von Gramineen und Cyperaceen gebildet. Trocknere Stellen bedeckt
20*
308
ein als Mähewiese oder Weide dienendes Grasland, in dem Holeus
lanatus und Aira caespitosa vorherrschen, — auf den Torfbänken
wird es meist ersetzt durch den Bestand der Festuca ovina — nässere
überzieht eine überwiegend von Carex panicea und Agrostis canina
gebildete Grasflur. Torflöcher und Gräben erfüllt der Bestand der
Flaschensegge (Carer rostrata) oder zuweilen ein dichter und tiefer
aus Philonotis Fontana, Gymnocybe palustris, Bryum pseudotriquetrum,
Hypmum Iycopodioides und andern Moosen gebildeter Teppich. Im
Wasser machte sich namentlich Menyanthes trifoliata, Batrachium
aquatile, Potamogeton lucens und P. rutila bemerklich. — Nur ganz
vereinzelt sieht man auf dem Moore eine oft nur strauchartige Erle,
Birke, Eiche oder Föhre. —
Will man ein vollständiges Bild der Entwickelungsgeschichte
eines Moores gewinnen, so ist es erforderlich, an der Stelle, wo es
am mächtigsten ist, mit der Untersuchung zu beginnen.
Die grösste Mächtigkeit des Füchtorfer Moores beträgt etwa
3,5 m. Leider war bei meinen Bemühungen in dieser, bisher nirgends
erschlossenen Tiefe den Untergrund zu erreichen, der Andrang des
Wassers so rasch und so stark, dass ich davon abstehen und mich
mit der Untersuchung der obern 2 m begnügen musste.
Ein derart ungefähr in der Mitte des Lagers genommenes
Profil zeigte von oben nach unten ern dee Bild:
4) Humoser Auftrag . + 0,01—0,05 m
3) Aschenschicht mit Kohlen von Erlenholz . 0,03—0,05 „
2) Sumpftorf, die obersten 1—2 cm verkohlt . 0,80
1) Bruchwaldtorf erschlossen bis . . NE 1.0072
an der tiefsten Stelle von einigen 1-3 em
mächtigen Sandbänken durchzogen.
1. Der Bruchwaldtorf.
Der Bruchwaldtorf besteht aus zahlreichen Stämmen und
Wurzeln von Holzgewächsen, unter denen die Schwarzerle (Alnus
glutinosa) vorherrscht, Dazwischen füllt alle Lücken ein schwarz-
brauner diehter Torf, in dem die Desorganisation der Pflanzenteile
z. T. so weit vor sich gegangen ist, dass man solche erst nach
dem Ausschlämmen zu erkennen vermag. Besonders zeigt sich
dies in der Nähe der Oberkante der Schicht, wo das torfige Material
aus einem reinen Waldmoder besteht, der sich nach dem Trocknen
leicht zerbröckeln und in Wasser wieder nahezu aufweichen lässt.
Er muss daher, bevor er vertorfte, lange Zeit der Einwirkung der
Luft ausgesetzt gewesen sein, worauf auch eine hier gefundene
Haselnuss hinweist, die dieselben Verwitterungsspuren zeigt, wie
solche Nüsse immer zeigen, wenn sie jahrelang im Waldmoder der
Lufteinwirkung ausgesetzt sind. Die tiefern Lagen der Schicht
deuten dagegen durch das Auftreten von Sumpfgewächsen nässere
Verhältnisse an.
An manchen Stellen zeigt sich der Bruchwaldtorf durch zahl-
reiche zwischengelagerte Sandschwaden geradezu gebändert oder
309
gebankt. Der Sand zeigt dieselbe Beschaffenheit wie der der Thal-
gehänge und ist zweifelsohne ehedem durch Regengüsse von dem
nördlichen Hange her eingeschwemmt worden.
Die beobachteten Pflanzenreste, soweit ich sie zu identificieren
vermochte, sind folgende: :
1. Pinus silvestris. Pollen, in ausserordentlicher Menge, selbst die
der Erle an Zahl übertreffend. In allen Lagen der Schicht.
2. Picea excelsa. Pollen, spärlich aber mit grösster Regelmässigkeit
in fast allen mikroskopischen Präparaten, die aus verschiedenen
Lagen dieser Schicht angefertigt wurden, getroffen.
3. Alnus glutinosa. Zapfenspindeln und Nüsschen mehrfach, Pollen
sehr reichlich, Stammholz, Zweige, Wurzeln, meist berindet,
in Menge. DBorkenstücke, Mykorrhizen. — Ein berindetes
Stammstück mit Spechthieben.
4. Betula ef. pubescens. Mehrere sehr kleine Nüsschen ohne Saum.
Pollen in der untern Lage sehr zahlreich, oben spärlicher.
Stück eines 25 cm starken Stammes oder Astes, ohne Borke.
Einige berindete Wurzeln.
5. Quercus sp. Pollen sehr spärlich. — Herr Dr. Storp hat bei
einer frühern Gelegenheit auch Holz der Eiche bemerkt.
6. Corylus avellana f. oblonga. Eine Nuss, ziemlich verwittert.
Holz eines kräftigen berindeten Stammes oder Astes. Eine
4 cm starke, berindete Wurzel.
7. Salix sp. Stück eines Stammes oder Astes von 2 dm Durch-
messer mit der ziemlich stark verwitterten Rinde bekleidet.
8. Tilia sp. Pollenkörner, sehr regelmässig aber nur in mässiger
Zahl durch die ganze Schicht verbreitet.
9. Rubus idaeus. 1 Steinkern.
10. „sp. oder Rosa sp. Ein ziemlich kleiner, hakenförmig
gekrümmter, von der Seite zusammengedrückter Stachel.
11. Menyanthes trifoliata. Ein Same.
12. Carex remota. 1 Balgfrucht.
13. „ riparia. 4 Balgfrüchte mit etwas beschädigten Schnäbeln.
14, „ef. rostrata. 1 Balg ohne Nuss.
15. ,„ sp. 2 gleichseitig dreikantige Nüsse.
16. Typha sp. Vereinzelte Pollentetraden.
17. Polystichum thelypteris. Rhizome, meist in Menge, vereinzelte
Blattvoluten, Sporangien und Sporen meist zahlreich.
18. Sphagnum sp. Sporen vereinzelt.
19. Hypnum sp. Vereinzelte Zweige mit Blattresten.
20. Eurhynchium Stokesü Schimp. 2 beblätterte Zweige.
21. er speciosum Wilden. Ein beblätterter Zweig.
2. Der Sumpftorf.
Der Bruchwaldtorf geht ziemlich rasch in den Sumpftorf über,
der in seiner tiefern Lage nur einige Holzreste enthält. Solche
traten erst reichlicher in der Nähe seiner Oberkante in Gestalt
dünner Zweigbruchstücke wieder auf. Der Torf dieser Schicht ist
sehr dicht, schwarzbraun, im trockenen Zustande fast schwarz, sehr
310
hart und auch nach wochenlangem Liegen im Wasser nicht wieder
vollkommen aufzuweichen. Er umschliesst zahlreiche Epidermisreste
von Sumpfgewächsen, wodurch er faserig erscheint. Überhaupt zeigen
die Pflanzenreste den Erhaltungszustand, den sie unter Wasser an-
zunehmen pflegen. Nur in der Nähe der Oberkante hat durch die
Einwirkung der Luft, die durch die Trockenlegung des Moores seit
langer Zeit stattgefunden hat, eine nachträgliche stärkere Des-
organisation der zartern Pflanzenteile stattgefunden.
Der Torf ist hauptsächlich aus den Resten der Flaschensegge
(Carex rostrata), des. Bitterklees (Menyanthes trifoliata) und des
Sumpffarnes (Polystichum thelypteris) hervorgegangen. In der tiefsten
Lage ist auch die weisse Seerose (Nymphaea alba) und die Sumpf-
simse (Scirpus paluster) stark an der Bildung beteiligt.
Es wurden die Reste der nachstehenden Pflanzen identifieiert:
l. Carer rostrata. Sehr zahlreiche Balgfrüchte, Bälge und balglose
Nüsse. Zahllose Reste der Epidermis der Rhizome, Halme
und Niederblätter.
2. Caror sp. 5 flache Nüsschen in verschiedenen Lagen der Schicht.
3. Seirpus paluster, Zahlreiche Früchtchen, nur in der tiefsten
Lage der Schicht bemerkt.
4. Sparganium simplex. 4 Steinkerne in verschiedenen Lagen.
5. 5 cf. minimum. 3 Steinkerne, vielleicht nur sehr
kleine Kerne der vorigen Art.
6b. Ranunceulus jlammula. 14 Früchtchen, nur in der obern Lage
der Schicht.
7. R. lingua. 9 ganze und 1 halbes Früchtchen, in der tiefsten Lage.
8. Nymphaea alba. Zahlreiche, meist sehr kleine Samen in der
tiefsten Lage. Oberhalb der Mitte der Schicht nur noch vereinzelt.
9. Comarum palustre. 2 Früchtchen in der tiefsten Lage.
10. Huydrocotyle vulgaris. 3 Fruchthälften in verschieden tiefen Lagen.
Il. (Teuta wirosa. 4 Fruchthälften in der tiefsten Lage.
12. Menyanthes trifoliata. Samen in unzähliger Menge, häufige
Keste der Niederblätter. In allen Lagen.
13. Tilia sp. Pollen, spärlich aber gleichmässig durch die ganze
Schicht verteilt.
14, „Iinus glutinosa. Berindete Zweige von höchstens Fingerdicke,
nach oben häufiger. Pollen sehr zahlreich, nach oben abnehmend.
15. Betula pubescens. Sehr kleine Nüsse, z. T. mit gut erhaltenen
Flügeln. Pollen in mässiger Zahl.
16. Quereus sp. Pollen, ziemlich reichlich durch die Schicht verteilt,
oben viel spärlicher als unten.
17. Taurus baccata,. Pollen, in der mittlern Lage der Schicht mehr-
fach getroffen.
18. Pinus silvestris. Pollen sehr zahlreich, nach oben abnehmend.
19. Picea ercelsa. Vereinzelte Pollen, durch die ganze Schicht
gleichmässig verteilt.
20. Polystichum thelypteris. Rhizome und Blattvoluten, Sporangien
und Sporen in manchen Lagen sehr reichlich.
all
21. Sphagnum cymbifolium. Vereinzelte Blätter und ein Stück eines
Stämmchens, in der untern Hälfte der Schicht.
22. Sphagnum ef. acutifolium. Blattreste in der verkohlten Ober-
kante und dicht darunter ziemlich zahlreich.
23. Hypmum Iycopodioides. Die obern Teile zweier Stämmchen,
in der tiefsten Lage.
24, Hypnum giganteum. Mehrere beblätterte Zweige und Zweig-
bruchstücke in der Mitte der Schicht.
25. Uromyces sp. Eine einzellige, grosse, verkehrt-ei-kegelförmige,
glatte Teleutospore, vermutlich U. Junei Tul.
Es ergiebt sich aus diesen Befunden, dass das Füchtorfer Moor,
so weit der Aufschluss reicht, aus einem Erlenbruche hervorgegangen
ist, in dem aber die Feuchtigkeitsverhältnisse wechselten.
Es liegt kein ausreichender Grund vor, den Wechsel der
Feuchtigkeit auf klimatische Ursachen zurückzuführen. Er scheint
sich auch nicht gleichmässig über das ganze Moor zu erstrecken,
sondern nur örtlich stattgefunden zu haben. Es liegt daher näher,
den Grund der Erscheinung darin zu suchen, dass ein das Moor
durchfliessender Bach oder der Ablauf einer Quelle, sei es durch Wind-
brüche oder duch Biber, örtlich aufgestaut oder genötigt wurde,
sich ein anderes Bett zu suchen.
Aus der Vegetation, der das Moor seine Entstehung verdankt,
erklärt sich auch die schiefe Lage der Oberfläche, das Hinansteigen
des Moores an dem nördlichen Thalhange. Dieser muss zu Beginn
der Moorbildung durch das Austreten von Schichtwasser sehr quellig
gewesen sein, so dass sich darauf ein Erlenwald ansiedeln konnte.
Auch jetzt noch bemerkt man, dass das Wasser in diesem Teile
des Moores lebhaft hervorquillt, sobald man den Torfboden bis zum
Sande abgräbt.*)
e *) Ursprünglich horizontal gelagert sind nur infraaquatische Moore —
Sumpfmoore — nach der vollendeten Ausfüllung des Wasserbeckens, in dem
sie entstanden. Bevor die Ausfüllung vollendet ist, zeigt der Teil ihrer
Oberfläche, der unter Wasser liegt, Gefälle nach der Mitte des Beckens.
Erlenmoore oder Bruchmoore, die man als halb supraaquatisch betrachten
muss, zeigen häufig von vornherein eine geneigte Oberfläche, die auch später
nicht ausgeglichen wird. Die supraaquatischen Torfmoosmoore nehmen immer
sehr bald eine gwölbte Gestalt an. Die ebenfalls supraaquatischen Heidetorf-
bildungen schmiegen sich immer genau den Unebenheiten der Unterlage an.
Aber es giebt auch Abweichungen von der horizontalen Oberfläche,
die nicht durch die das Moor erzeugende Vegetation bedingt sind, sondern
durch sekundäre Einflüsse. Als solche kommen hauptsächlich in Betracht:
1) Die Senkung der Oberfläche des Gewässers in und an dem sich das Moor
gebildet hatte. 2) das Austrocknen eines in einer Mulde ursprünglich horizontal
gelagerten Moores, wobei sich, unter Voraussetzung eines überall gleich starken
procentischen Zusammensinkens der Torfmasse, an den Orten der grössten
Mächtigkeit des Moores die Oberfläche am tiefsten unter die ursprüngliche
Horizontale senkt. 3) Das Herstellen von Torflöchern in dem mittlern Teile
des Moores, wobei der Druck der stehengebliebenen Teile die tiefsten schlammigen
Schichten des Moores in die Löcher bis zu deren völligen Ausfüllung treibt,
was eine entsprechende Senkung der ganzen Oberfläche zur Folge hat.
4) Ein Aufstauchen der Moorränder durch ausgedehnte Rutschungen der Ufer.
Welche dieser möglichen Ursachen in einem bestimmten Falle zutreffen,
muss durch eine eingehende Untersuchung namentlich der Vegetation, woraus
das Moor entstanden ist entschieden werden.
312
Unter den Pflanzen, deren Reste sien in dem Moore fanden,
beanspruchen ein besonderes Interesse die Föhre, die Fichte und
die Linde. Alle drei wurden nur aus Blütenstaubkörnern nach-
gewiesen.
Blütenstaubkörner anemophiler Gewächse können nun allerdings
aus meilenweiter Entfernnng durch den Wind herbeigetrieben werden.
Aber die Linde ist kein windblütiger Baum. Ihre Pollenkörner
müssen daher mit den abgefallenen Blütenteilen herbeigelangt sein, und
diese, die sich nach dem Verblühen zu filzigen Massen zusammenballen,
welche der Wind eine Strecke weit am Boden vor sich hertreibt, können
unmöglich ihren Ursprung in allzuweiter Entfernung gehabt haben.
Wahrscheinlich standen die erzeugenden Bäume am Rande der
moorigen Niederung, einem Standorte, den die wild wachsende
Tilia parvifolia mit Vorliebe wählt.
Auch die Fichtenpollen, von denen man zugeben muss, dass
sie aus sehr weiter Entfernung herbeigeführt werden können, haben
sicher einen sehr nahen Ursprung gehabt. Darauf weist die grosse
Regelmässigkeit ihres Vorkommens in den verschiedensten Lagen
des ganzen Aufschlusses und ganz besonders der Umstand, dass
ich sie in dem benachbarten Moore In de Kellers trotz emsigen
Suchens nicht gefunden habe. Wenn sie der Wind aus weiter Ent-
fernung herbeigetrieben haben sollte, so ist nicht einzusehen, warum
sie nur auf dem einen Moore niederfielen, aber nicht (oder wenigstens
nicht so regelmässig und verhältnismässig so reichlich) auf einem
benachbarten. Jedenfalls hätte ich ihnen dann in der obersten Schicht
des Moores In de Kellers begegnen müssen, die mit der obersten
Lage des Füchtorfer Moores gleichen Alters ist.
Die Föhrenpollen endlich beweisen schon durch die ausser-
ordentliche Menge und die Regelmässigkeit ihres Vorkommens in
allen Teilen des Moores, dass ein ausgedehnter Föhrenwald seine
unmittelbare Umgebung bis in sehr späte Zeit hinein gebildet haben
muss. Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass in der Mundart
der Gegend die Föhre als Fichte bezeichnet wird und dass man
allen Anlass zu der Annahme hat, dass der Ort Füchtorf, der
schon im elften Jahrhunderte in dem Heberegister des Klosters
Freckenhorst*) genannt wird, seinen Namen nach den ihn ehemals
umgebenden wilden Föhrenwäldern trägt.
Dass in der That Föhren in verhältnismässig junger Zeit an
den Rändern des Moores gewachsen sind, beweisen Stämme, die
ich am südwestlichen Rande des Moores (auf dem Gebiete der
Gemeinde Gröblingen) an einer Stelle sah, wo man den ursprünglich
*), Die Heberegister des Klosters Freckenhorst nebst Stiftungsurkunde,
Pfründeordnung und Hofrecht, herausgegeben von Dr. Ernst Friedlaender,
Münster, 1572. — Das betreffende Heberegister ist nach dem Herausgeber
eine im elften Jahrhunderte verfasste Abschrift einer ältern, wahrscheinlich
dem zehnten Jahrhundert entstammenden, aber verloren gegangenen Hebe-
rolle (a. a. 0. S, 17 #). Der heutige Ortsname lautet dort Fiehttharpa.
(S, 27, Fussnote 24). Ein anderer, ebenso geschriebener Ort ist das heutige
Vechtrup, Kreis Telgte (S. 26, Fussnote 12).
313
kaum 0,5 m mächtigen Torf bis auf einen geringen Rest abgegraben
hatte. Der grösste dieser Föhrenstämme war bis zu einer Länge
von 6 m über der Wurzel erhalten und hatte einen Meter über
ihr 21 em Durchmesser. Sein Alter betrug ca. 60 Jahre. Er lag
so, dass der Wipfel nach Südost sah.
Der sandige Torf, der sich unter dem Stamme befand und von
dem ich eine Probe zur nähern Untersuchung mitnahm, war von
graubrauner Farbe. Er liess im frischen Zustande nur vereinzelte
Samen erkennen. Beim Ausschlämmen ergaben sich die Reste
folgender Pflanzen:
1. Pinus silvestris. Pollen in beträchtlicher Menge, aber in der
Zahl ungefähr denen gleiehkommend, die in der Mitte des
Lagers etwa 0,5 m unter der Oberkante festgestellt wurden.
2. Picea excelsa. Pollen, vereinzelt.
3. Betula cf. pubescens. 1 flügellose, kleine Nuss und ein Stück
eines Reises. Ziemlich zahlreiche Pollen.
4. Alnus glutinosa. Mehrere kleine halbvermoderte Holzstücke,
eines halb verkohlt. Pollen mehrfach.
5. Tilia sp. Pollen in mässiger Zahl.
6. Rubus idaeus. 2 Steinkerne.
7. Potentilla silvestris. Zahlreiche Früchtchen.
8. Hydrocotyle vulgaris. Frachthälften, ziemlich zahlreich.
9. Carew ef. rostrata. Eine beschädigte Balgfrucht und zwei balglose
Nüsse.
0. Carex sp. 2 sehr kleine, flache, balglose Nüsse.
1. Sphagnum eymbifolium Ehrh. Blatt- und Stengelreste in ausser-
ordentlicher Menge.
12. Hylocomium splendens. Ein aufsteigender junger Frühlingstrieb
mit gut erhaltenen Blättern und Paraphyllien.
Die Ähnliekeit dieser Vegetation mit der, die ich unmittelbar
unter der Aschenschicht des Profiles aus der Mitte des Lagers fand,
ist unverkennbar.
Hier wie dort zeigen sich Übergänge in ein Sphagnetum. Am
südwestlichen Rande des Moores befand sich damals auf dem schwach
gewellten Sandgrunde ein lichter Hain von Föhren, unter denen
sich hier und da ein aus Erlen und Himbeeren gebildetes Gebüsch
ausbreitete. Die nassen Schlenken erfüllte aber eine Torfmooswiese,
auf der ausser zerstreuten Seggen (und vielleicht einigen Gräsern)
Heidecker und Wassernabel gediehen. —
Dass die Pollenkörner der Führe, wie die aller andern Bäume
in der Nähe der Oberkante des Moores, wie wir sahen, an Zahl
stark abnahmen, ist vermutlich auf den Einfluss des Menschen
zurückzuführen, der zunächst den die Höhen bedeckenden Wald, wie
wir später finden werden, wahrscheinlich durch Feuer gelichtet hat.
Erst sehr spät scheint man auch den das Moor bedeckenden Bruch-
wald niedergelegt zu haben. Ob man auch hier das Feuer zu Hilfe
genommen hat, worauf die an der Oberkante stellenweise bemerkte
Aschenschicht hindeuten könnte, lasse ich dahin gestellt. Ich be-
314
merke nur, dass die in ihr gefundenen Kohlen nicht von vertorftem
Erlenholze herrühren, sondern von solchem, das verhältnismässig
kurz vor der Einwirkung des Feuers noch lebendig gewesen sein muss.
II. Das Moor In de Kellers.
Das Moor In de Kellers ist in einer ca. 41 ha grossen Mulde
entstanden, die man als eine südliche Ausbuchtung des Thales be-
trachten kann, in dem das Füchtorfer Moor liegt, von dem sie durch
den erwähnten dünenartigen Hügelzug abgeschnitten wurde.
Die geognostische und petrographische Beschaffenheit des Unter-
grundes und der Umgebung ist dieselbe wie beim Füchtorfer Moore.
Aber das Moor In de Kellers ist weit stärker durch menschlichen
Einfluss verändert worden, insofern als die ganze obere, als Brenntorf
dienliche Schicht bis auf einzelne stehen gebliebene kleine Bänke
abgetragen ist.
In dem Kessel sammelt sieh jetzt im Winter und zeitweilig
auch im Sommer das Wasser zu einem flachen Teiche, der aber in
troekener Zeit bis auf einzelne durch Menschenhand hergestellte
(Gruben gänzlich verschwindet.
Die Vegetation besteht in diesem tiefern Teile aus einem aus-
gedehnten Phragmitetum, das durch einen tiefen aus Hypnum scorpioides
gebildeten Moosteppich ausgezeichnet ist. Die dazwischen zerstreuten
tiefern Löcher und Gruben sind ganz dicht, mit einer auffallend
kleinblütigen Form von Nymphaea alba erfüllt. Unmittelbar an das
Phragmitetum schiesst sich der Bestand der Flaschensegge(Carexrostrata)
mit zerstreuten Horden von Juneus efusus, J.lamprocarpus, Rhymchospora
fusca, R. alba und Equisetum limosum ; darunter wächst meist ein dichter
Teppich von Hypnum euspidatum. Auf weiten Strecken nimmt dieser
Bestand die Gestalt einer frisch-grünen Wiese an, die fast ausschliesslich
von Rhynchospora fusca gebildet wird, zwischen der grössere und
kleinere Horden von AR. alba auftreten. Der Hypnumteppich wird
in dem Flaschenseggenbestande oft weithin durch einen dichten Wald
der zierlichen Stämmehen von Sphagnum recureum abgelöst, manchmal
auch durch grosse Polster von Polytrichum commune. Höher hinauf
an den kändern der Mulde geht dieser Bestand in ein typisches
Molinietum über, das ich durch unendliche Mengen von blühender
(rentiana pneumonanthe und Pinguieula vulgaris geschmückt fand. Der
Moosteppich wird hier stark vermindert und fast nur von Iypnum
purum, Sphagnum eymbifolium Ehrh. und Fissidens adianthoides
gebildet, bis er ganz vor der im dichten Schlusse wachsenden, einen
zühen, etwas holprigen Rasen bildenden Molinia coerulea ver-
schwindet. Allmählich mengt sich in den Bestand Gebüsch von
Saliz aurita und S. einerea, Dann erscheinen Erica tetraliwv und
Calluna vulgaris, bis der Übergang in die Heide vollzogen ist, die
in der Umgebung dieser beiden Moore alle Höhen sofern sie nicht
als Ackerland dienen, weit und breit überzieht, sich aber seit
dem Aufhören der ehedem ausgedelinten Schafhütung zum grossen
Teile durch Samenanflug in einen lichten Föhrenwald umgewandelt hat.
315
Auch die in dem Moore noch stehen gebliebenen Torfbänke
überzieht eine mit Brombeeren, Birken, Grauweiden, Haarbirken,
Faulbaum (Frangula alnus) u. s. w. gemengte Heidevegetation.
An der tiefsten Stelle des Moores stellte ich an einer dieser Torf-
bänke die Gesamtmächtigkeit von 1,25 m fest, und zwar liessen sich
hier wie an andern Stellen nur zwei Schichten unterscheiden nämlich:
2. Torfmoostorf 0,30—0,50 m
1. Lebertorf 0,30—0,90 „
Beide Schichten sind ziemlich scharf voneinander geschieden.
1. Der Lebertorf.
Der Lebertorf hat eine lehmgelblich-graue Farbe, die hier und da
inein dunkles Grau übergeht. Dieser Farbe verdankt er wohl die örtliche
Bezeichung Daulehm. Er zeigt eine lamellenartige, horizontale
Schichtung. Im frischen Zustande ist er elastisch, lässt sich aber
doch leicht zerbrechen. Die Bruchstücke sind an den Kanten schwach
durchscheinend. Beim Trocknen schwindet er auf !/, bis 1/,, seines
Volumens, er wird dabei hornartig hart. Der Bruch der trockenen
Masse ist uneben, stumpf, nicht muschelig, der Strieh graubraun,
zuweilen mit einem grünlichen Stiche, das Pulver blass-purpurn
gelblich bis grau-braun. Der alkoholische Extrakt des Pulvers ist
blass weingelb und zeigt keinerlei Fluorescenzerscheinung. Legt
man ganz trockene Stücke in reines Wasser, so nehmen sie nach
wenigen Tagen das frühere Volumen und die übrigen Eigenschaften
des frischen Materiales wieder an.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass in der Masse
sehr viel feine, eckige Quarzkörnchen enthalten sind, dass aber die
Hauptmasse aus den ungemein stark macerierten Resten von Pflanzen
besteht, zwischen denen sich Pollenkörner in namhafter Menge und
nicht selten Reste von Cladoceren finden. Uber den koprogenen
Ursprung dieser Schicht kann kein Zweifel bestehen.*)
An melıreren Stellen zeigt sich die Sandeinlagerung stärker,
auch trifft man dünne Sandbänkchen hier und da zwischengeschaltet.
Durch die mikroskopische Untersuchung und durch Aus-
schlämmen konnten die Reste folgender Gewächse in dieser Schicht
nachgewiesen werden.
1. Batrachium sp. Auffallend grosse Früchtchen, in allen Lagen der
Schicht reichlich.
2. Nymphaea alba. Bruchstücke der Samenschale, spärlich.
*) Unter Lebertorf verstehe ich einen koprogenen Sumpftorf, der
sehr häufig ein ubergangsglied zwischen den eigentlichen Torfschichten eines
Moores und den thonigen oder sandigen Ablagerungen, die sich darunter
finden, darstellt. Er ist dementsprechend gewöhnlich reichlich mit Sand
oder Thon vermengt. Ich hatte in Stockholm durch die Güte des Herrn
Professor Nathorst Gelegenheit mich an einigen Proben davon zu überzeugen,
dass diese Fassung des Begriffes Lebertorf sich vollständig mit derjenigen
der Gyttja der Schweden deckt. Im nordöstlichen Deutschland kommt diese
Torfart häufig vor. In Nordwestdeutschland ist sie ausser in dem interglacialen
Moore von Honerdingen meines Wissens noch nicht bekannt gewesen.
316
Menyanthes trifoliata. Ein halber Same dicht über der Unterkante.
Öyperaceenpollen in allen Lagen mehrfach.
Gramineenpollen ebenso.
Radicellen mit papillösen Ausstülpungen zahlreicher Epidermis-
zellen, einer Graminee oder Üyperacee angehörig, spärlich,
auch in der tiefsten Lage.
7. Typha sp. Pollentetraden, in allen Lagen ziemlich häufig.
8. Potamogeton peetinata. 2 Früchtchen und 2 Steinkerne im tiefsten
Teile der Schicht, wo auch sämtliche übrigen Reste dieser
Gattung gefunden wurden.
9. P. erispa. 2 Steinkerne.
10. P. pusilla. 1 Steinkern.
11. P. praelonga. 2 Früchte und 2 Steinkerne.
12. P. plantaginea. 5 zum Teil etwas beschädigte Früchte.
13. P. graminea. 6 Steinkerne.
14. Tilia sp. Pollen, nur im obern Teile der Schicht, da ziemlich
häufig.
15. Betula sp. Ein grosses Nüsschen mit Resten der Flügel, viel-
leicht von 3. verrucosa, in der obersten Lage. Pollen in allen
Lagen reichlich, an Zahl denen der Föhre meist wenig nachstehend.
16. Alnus glutinosa. Pollen, nur im obern Teile der Schicht und
auch da hinter denen der Birke und Föhre zurückstehend.
17. Quereus sp. Pollen, spärlich, nur im obern Teile bemerkt.
18. Pinus silvestris. Pollen, in allen Lagen der Schicht sehr reichlich,
an Zahl die aller andern Waldbäume übertreffend. Splitter
feuerverkohlten Holzes unten nur vereinzelt, nach oben hin
zahlreicher. Peridermschuppen in allen Lagen. — In der
tiefsten Lage Holzbrocken, die von dem Mycel eines Pilzes
(ef. Polyporus annosus Fr.) dicht durchzogen waren.
19. Folystichum thelypteris. Sporen, spärlich, auch im untersten Teile.
20. Sphagnum ef. cuspidatum. Blätter, im obern Teile spärlich, an
der Oberkante der Schicht reichlicher, unten nicht bemerkt.
Sporen ziemlich zahlreich, wohl derselben Art angehörig, in
denselben Lagen, wo sich die Blätter fanden.
. Sphagnum ef. eymbifolium. Ein Blattstück in der tiefsten Lage.
. Hypnum sp. Vereinzelte Reste ungerippter Blätter in der tiefsten
Lage, in der Gestalt denen von H. purum ähnlich.
23. Hypnum sp. Mehrere Stammbruchstücke mit Resten dicht
stehender stark und lang gerippter Blätter in der tiefsten Lage.
Auffallend ist es, dass sich in der tiefsten Lage der Schicht
nur Pollen der Föhre und der Birke fanden, während die der
Linde, Erle und Eiche erst weiter oben erscheinen.
nen mw
2. Torfmoostorf.
Der Moostorf ist, wie bereits erwähnt wurde, nur noch in
einzelnen kleinen Bänken erhalten geblieben, da man ihn in früherer
Zeit zur Gewinnung von Brennstoff abgegraben hat.
Die tiefste, wenige Öentimeter mächtige Lage dieses Torfes,
die den Übergang zu dem Lebertorfe bildet, enthielt in grosser Menge
317
die Reste einer Carex, zu deren nähern Bestimmung sich leider keine
Handhabe finden liess. Die gleichseitig dreikantigen Nüsse weisen
vielleicht auf Carex rostrata hin. Ausserdem fanden sich noch die
Früchte von Batrachium sp., von derselben Grösse wie im Lebertorf,
und in ausserordentlicher Menge winzige Kohlen von Föhrenholz.
Die Torfmoosreste, die hier bemerkt wurden, liessen wegen ihrer
schlechten Erhaltung nur erkennen, dass sie überwiegend einem
Sphagnum aus der Cuspidatum-Reihe angehören. Doch fanden sich
auch einzelne Reste von Sphagnum cymbifolium Ehrh.
Dagegen ist die über dieser dünnen Lage folgende Schicht
fast ausschliesslich aus Sphagnum cymbifolium Ehrh. gebildet, das
meist vorzüglich erhalten ist. Ausserdem fanden sich hier die Reste
folgender Gewächse:
1. Viola palustris. Mehrere Samen.
2. Potentilla silvestris. Früchtchen in ausserordentlicher Menge.
3. Comarum palustre. Samen, ziemlich zahlreich.
4. Hydrocotyle vulgaris. Zahlreiche Fruchthälften.
5. Mentha aquatica. 2 Nüsschen.
6. Lycopus europaeus. 1 Nüsschen.
7. Menyanthes trifoliata. 1 Same,
8. Rumex aquaticus. 1] Fruchtperigon.
9. Carex ef. rostrata. Zahlreiche Nüsse.
10. Cyperaceenpollen mehrfach.
11. Gramineenpollen mehrfach
12. Typha sp. Pollen, ziemlich reichlich.
13. Tilia sp. Pollen, ziemlich reichlich.
14. Betula ef. pubescens. Eine sehr kleine flügellose Nuss. Pollen
sehr zahlreich.
15. Alnus glutinosa. Pollen wenig zahlreich.
16. Quercus sp. Pollen ziemlich zahlreich.
17. Pinus silvestris. Pollen, sehr zahlreich. — Ganz und halb ver-
kohlte kleine Brocken und Splitter des Holzes durch die
ganze Schicht reichlich zerstreut.
18. Polystichum thelypteris. Vereinzelte Sporen.
19. Equisetum palustre. Vereinzelte Reste der Achsen und Blatt-
scheidenquirle.
20. E. limosum. Ebenso.
21. Uromyces sp. Eine langgestielte, grosse umgekehrt-ei-kegelförmige,
glatte Teleutospore. Vermutlich U. Junci.
Ich bemerke, dass von der Untersuchung die obern 5—10 em
der Schieht, die von den Wurzeln der jetzt darauf lebenden Pflanzen
durchzogen sind, ausgeschlossen blieben, dass die genommenen Proben
sofort in Papier geschlagen wurden, um nicht etwa mit recenten
Samen, die auf der Erde liegen mochten, in Berührung zu kommen,
und dass überdies vor der Untersuchung die äussere Rinde der Stücke
-ringsherum fortgeschnitten wurde, eine Vorsicht, die ich übrigens
auch bei allen andern untersuchten Torfproben anwandte.
Die hier gefundene Vegetation führt uns eine ausgedehnte
Torfmooswiese vor Augen, die sich von den Rändern des allmählich
318
mit Lebertorf und staubfeinem "Sande ausgefüllten Teiches, der
ursprünglich vorhanden gewesen war, nach der Mitte vorsechob und
die Verlandung vollendete. Zu Anfang herrschten in ihr vermutlich
Carex rostrata und Sphagnum recurvum, also ein Bestand ähnlich
dem, der sich jetzt wieder auf einem grossen Teile der Mulde an-
gesiedelt hat. Späterhin stellte sich Sphagnum cymbifolium ein,
begleitet von Hiola palustris, Potentilla silvestris, Comarum palustre,
d. h. den gewöhnlichen Begleitern der Molinia-Formation. Zu der
Entwicklung eines typischen Molinietums ist es aber offenbar nicht
gekommen, sondern der Bestand behielt überwiegend den Charakter
des Sphagnetums.
Der Wald, der das Moor umgab, bestand bis zu der Zeit, wo
dem Moorzuwachs durch menschliche Einwirkung ein Ende gemacht
wurde, überwiegend aus Föhren, wie nicht allein die zahlreichen
Pollen, sondern auch die Holzkohlensplitter lehren. Zugleich beweisen
die Kohlen, dass der Wald sehr häufig von Feuer heimgesucht wurde;
denn sie sind ohne Zweifel durch Flugfeuerfunken hierher gelangt,
die in dem nassen Moose erloschen. Sehr selten ist auch dieses
dadurch in Brand gesetzt, aber offenbar nur an ganz beschränkten
Stellen, wo ich einige verkohlte Reste des Sphagnum eymbifolium fand.
Allerdings werden Brände in Nadelholzwäldern sehr häufig
durch Blitzschläge hervorgerufen und wurden es, bevor noch an
menschliche Thätigkeit zu denken war.*) Allein die ausserordentliehe
Menge der Kohlen, ihr regelmässiges Auftreten sowohl in dem obern
Teile des Lebertorfes wie in dem Moostorfe und zwar in allen Lagen,
macht es zweifellos, dass es sich hier um Brände handelt, wie sie
bei Gegenwart einer diehten Bevölkerung in ausgedehnten Nadel-
wäldern, die noch nieht durch Forstgesetze geschützt sind, zufällig
oder absichtlich so häufig entstehen.
Erst nachdem durch das Niederlegen des Waldes sich der
Mangel an Brennstoff in den einzelnen Gemeinden bemerklich machte,
begann man, sich solchen durch das Abgraben der der Gemeinde
gehörigen Moore zu verschaffen. Ich vermute, dass dies hier nicht
früher als im 13. Jahrhundert geschah, eher vielleicht später,**) über-
lasse es aber lokalen Forsehern durch ein Studium der mittelalterlichen
Urkunden darüber Näheres zu ermitteln.
*, Vergl. „Uber die fossile Flora von Honerdingen“. Diese Abh.,
Bd. XIII, S. 448,
**, Während die Bewohner der Küstengebiete an der Nordsee, insbesondere
die Friesen, den Torf schon seit alter Zeit als Brennstoff verwendet haben
(Plinius Nat. Hist. I 16. e. 1), wozu sie die Waldarmut oder die Waldlosigkeit
ihres Landes frühzeitig nötigte, haben die tiefer im Binnenlande wohnenden
westelbischen Niedersachsen, soweit ich bisher zu erfahren vermochte, erst
im sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderte angefangen den Torf
allgemeiner zu graben, um ihn als Brennstoff zu benutzen, als nämlich auch
in diesen Gegenden die Entwaldung so weit vorgeschritten war, dass das
Brennholz knapp wurde. Es dürfte daher die Zerstörung der meisten Moore
in den binnenländischen Teilen des westelbischen Niedersachsens — die etwa
südlich von einer durch Verden a. d. Aller parallel mit der Nordsee gezogene
Linie liegen — erst um diese Zeit begonnen haben.
319
III. Geschichtliche Stellung der aufgeschlossenen Teile
der beiden Moore.
Nach den Beovachtungen skandinavischer Forscher, unter denen
in erster Linie Japetus Steenstrup, A. Blytt, A. G. Nathorst und
Gunnar Andersson zu nennen sind, lassen sich in der Besiedelung
der jütischen Halbinsel, Dänemarks und Skandinaviens durch die
Pflanzenwelt nach der Eiszeit fünf Stufen unterscheiden, die nach
charakteristischen Pflanzen einer jeden bezeichnet werden 1) als die
Dryasperiode, 2) die Birkenperiode, 3) die Föhrenperiode, 4) die
Eichenperiode, 5) die Buchenperiode, wobei in der letzgenannten die
Buche auf den Mooren meist durch ausgedehnte, bis in die Gegen-
wart reichende Erlenwälder ersetzt wird.*)
Da dieselbe Reihenfolge in umgekehrter Richtung wiederkehrt,
wenn man sich aus dem mittlern Europa nach der arktischen Zone
oder aus der Tiefebene in die Alpenregion begiebt, so ist sie offenbar
nicht allein ein Ausdruck der verschiedenen Geschwindigkeit, mit
der die entsprechenden Pflanzengesellschaften einwanderten, sondern
auch der Ausdruck der klimatischen Anderungen, welche nach der
Eiszeit stattfanden. Wir haben daher allen Grund zu der Vermutung,
dass in Norddeutschland bei der Besiedelung des vom Eise verlassenen
Bodens die Pflanzenwelt dieselbe Stufenfolge innehielt, und dürfen
hoffen, ihren Spuren in den nach der Eiszeit entstandenen Ablagerungen
zu begegnen, so weit als die betreffende Gegend dauernd oder doch
längere Zeit hindurch Land- und Süsswasserpflanzen zugängig
gewesen ist.
In der That hat von Fischer-Benzon diesen Nachweis für
Schleswig-Holstein durch seine Untersuchung der Moore dieser Provinz
erbracht“*). Auch in Mecklenburg scheinen nach Diedrichs”“*)
dieselben Verhältnisse obzuwalten.
Indessen bleibt diese Annahme für den grössten Teil Nord-
deutschlands so lange hypothetisch, bis sie durch eine ebenso weit
ausgedehnte und gründliche Untersuchung der pflanzenführenden
Quartärbildungen bestätigt ist, wie man solche namentlich in Schweden,
unterstützt durch ein ungemein reges Studium der quartären Ab-
lagerungen von Seiten der Geologen, seit mehr als zwei Jahrzehnten
ausgeführt hat.
Dass die Dryasperiode im östlichen Teile Norddeutschlands
bestanden hat, ist durch die Bemühungen von Nathorst mit Sicherheit
nachgewiesen.?) Für Nordwestdeutschland können wir wenigstens
*) Vergl. Gunnar Andersson: Die Geschichte der Vegetation Schwedens.
Englers Bot. Jahrb., XXII, H. 3, S. 448 ff.
**) Die Moore der Provinz Schleswig-Holstein. Abhandl. d. Naturw.
Vereins in Hamburg, Bd. XI, H. 3, 1891.
**) Über die fossile Flora der mecklenburgischen Torfmoose. Gekrönte
Preisschrift, Güstrow, 1894.
+) A. G. Nathorst: Den arktiska florans forna utbredning i länderna
öster och söder om Östersjön. Ymer 1891, S. 116 f. — Uber den gegenwärtigen
Standpunkt unserer Kenntnis von dem Vorkommen fossiler Glacialpflanzen,
Bihang till k. svenska Vet.-Akad. Handl. Bd. 17, Afd. III, No. 5, 1892.
— Die Entdeckung einer fossilen Glacialflora in Sachsen am äussersten Rande
320
nach den hier gemachten Renntierfunden*) ihr Vorkommen vermuten.
Wie es aber mit der Birken-, Föhren- und Eiehenperiode in diesem
Teile Deutschlands im allgemeinen bestellt ist, bleibt vorläufig noch
ungewiss,
Sehr wahrscheinlich gehört indessen die tiefste Lage des Moores
In de Kellers der Föhrenperiode an, während der obere bereits in
die Eichen- und z. T. sogar in dıe Erlen-Buchenperiode fällt. Dieser
letztgenannten Periode gehören auch die Torfmoosschicht des Moores
In de Kellers und sämtliche bisher erschlossene Schichten des
Füchtorfer Moores an.
In dieser Zeitbestimmung darf man sieh nicht dadurch irre-
führen lassen, dass während der ganzen Zeit der Moorbildung, so
weit als wir sie zu verfolgen vermochten, die Föhre der herrschende
Waldbaum in der Umgebung der beiden Moore war. Die Ursache
dafür ist darin zu suchen, dass die Föhre auf dem sehr armen
Sandboden auch in den der eigentlichen Föhrenperiode folgenden
Zeitaltern allen andern Waldbäumen gegenüber beständig im Vorteil
war und, wie man durch einen Blick auf die gegenwärtige Vegetation
der umgebenden Heiden sieht, es auch jetzt noch ist. Die Buche
ist wahrscheinlich niemals hier gediehen.
Auch dadurch darf man sich nicht irreleiten lassen, dass die der
Jüngern Erlenperiode angehörige Schicht in dem Füchtorfer Moore
mindestens 2 m diek ist, während die Gesamtmächtigkeit des
Moores In de Kellers nur 1,25 m beträgt. Es ist eben nicht zu
vergessen, dass der Zuwachs an organischer Masse nicht in allen
Mooren in derselben Zeit gleich gross ist, und dass besonders die
Lebertorfbildung am allerlangsamsten von Statten geht.
Zum Schlusse mag noch auf eine andere als die pflanzen-
geschichtliche Bedeutung solcher Untersuchungen wie der vorliegenden
hingewiesen werden. Sie werden nämlich bei weiterer Ausdehnung
und besonders dann, wenn dabei die von je einer bestimmten Pflanzen-
gemeinschaft erfüllten Schichten an verschiedenen Stellen derselben
Ablagerung eingehend studiert werden, zu der Entscheidung der
Frage beitragen, ob man die Pflanzengemeinschaften, die sich gegen-
wärtig in unserm Lande finden — natürlich sofern sich überhaupt
ihre Reste in Mooren, Wiesenkalken, Thonablagerungen, Tuffen oder
dergl. erhalten konnten — als primär zu bezeichnen berechtigt ist,**)
des nordischen Diluviums, Stockholm, Vetenskaps-Akad. Förhandlingar 1894.
No, 10, Fragan om istidens växtlighet i mellersta Europa. Ymer 1895,
H.1u, 2,
*) Struckmann: Über die bisher in der Provinz Hannover aufgefundenen
fossilen und subfossisen Reste quartärer Säugetiere 33 u. 34. Jahresber, d.
Naturhist. Gesellsch. in Hannover, 1884, unter No. 36. — Auch der Fund des
Moschusochsen (Ovibos moschatus), von dem Struckmann berichtet (ebenda
40 u. 41, Jahresber., 1542, 8, 55), würde auf die Dryasperiode in dem Gebiete
der mittlern Weser deuten, wenn man sicher wäre, dass sich die gefundenen
Reste an primärer Lagerstätte befanden.
”) Über die Bedeutung der Bezeichnung primärer und sekundärer
Formationen wolle man meinen Aufsatz Über die Zusammensetzung des
natürlichen Graslandes etc, in Schr. d. naturw. Vereins für Schleswig-
Holstein, 1892 Bd. IX, Heft 2, S. 212 nachlesen,
321
und welche Abänderungen sie unter dem Einflusse der Eingriffe
des Menschen erfahren haben. Schon jetzt lässt sich mit Sicherheit
erkennen, dass die Reste von Erlenbruchwäldern, die sich noch im
norddeutschen Tieflande hin und wieder sogar in beträchtlicher
Ausdehnung finden, den Charakter primärer Formationen tragen,
trotzdem es wohl keinen dieser Wälder giebt, in den nicht die
Kultur wiederholt und stark eingegriffen hätte.
Ganz dasselbe gilt von dem Flaschenseggenbestande, der uns
in dem Füchtorfer Moore als ein Glied des Erlenbruches begegnet
ist. Als solches erscheint er auch jetzt noch häufig; noch häufiger
aber umsäumt er ausserhalb der Bruchwälder Teiche und langsam
fliessende Gewässer oder erfüllt Wassertümpel oder nasse Wiesen,
wobei er meist regelmässig gemäht wird, ohne darum in der Regel
ein anderes Bild zu gewähren, als das uns in der obersten Schicht
des Füchtorfer Moores entgegengetretene.
Bremen, im Februar 1897.
Botanisches Laboratorium
der preuss. Moor-Versuchs-Station.
a
März 1897. XIV, 2
Ein Beitrag
zur Frage nach dem Endemismus der Föhre und
Fichte in Nordwestdeutschland während der Neuzeit.
Von Dr. C. A. Weber.
Bei einer Reise, die ich im Sommer 1896 durch den südlichen
und östlichen Teil der Lüneburger Heide machte, zeigte mir Herr
Forstmeister Lodemann in Medingen ein ihm gehöriges Schriftstück
das offenbar aus dem alten braunschweig-lüneburgischen Forstarchive
in Celle stammt. Es ist der Bericht, den ein Beamter im Februar
1677 über die Möglichkeit erstattet, von Hermannsburg Bau- und
Brennholz auf dem Wasserwege nach dem 23,5 km weiter südlich
liegenden Celle zu schaffen. Er macht gleichzeitig auch über die Art
des zu erlangenden Holzes nähere Angaben. Das Schriftstück, über
dessen Echtheit nieht der leiseste Zweifel besteht und dessen Abdruck
mir Herr Forstmeister Lodemann gütigst gestattet hat, lautet:
Hochedelgebohrner Hochedelgeitrenger Hochgebietender
Herr Oberforjtmeiiter.
Srofer patron.
Emw. HohEdl: Geftr: Befehl in gehorfambiter Folge, habe mid)
nad der Ambti Woigtey Harmenssburek verfüget, die alda vorhandenen
Waffer Ströhme und Bäche, welche zu anftellung einiger Flößen gebraucht
werden fünnen, in augenfchein genommen, da id) dan befunden, daß
Iftlih. Die Orke ein guht undt Schnell Wafjer, weldeß mehren:
theilß uf beyden Seiten hohe Ufern führet, daß darauf füglichen jo woll
langt alö furk Hol big Stedden wofelbften die Dre in die Aller
ihhiehet, undt benahe °/, Meile von Zelle belegen geflößet werden
fan, ei müfte aber zufoderft dieger Strohm an unterfhiedenen Obhrten
geräumet und der ringewacdlene Bulch außgehauen werden.
Bey diefem alfo genandten Strohm der Drbe ijt der Wäsener
Sunder benahe ein Schuß Weged belegen, welder mehrentheild in
Dannen Bauenhol& beftehet, undt alfo mit geringen Koften, daß Holk
ank Wafjer gefahren werden Fan.
2. Der Wäfener Bad) weldher oben Lutter Lohe, im Moraft im
Nottwäder*) genandt entipringet und oben Harmendburd in die Orbke
felt fan zur Keuer-sHolt Rlöhe, weiln er die Tiefe nämlichen hath, gleid)-
mäßig füglihen gebrauchet werden, ei muß aber zufoderjt diefer Bad)
von Yutterloh an, biß da derfelbe oben Harmendburgk in die Orße
*) Auf der Papen’schen Karte, Blatt 32, trägt diese Örtlichkeit den
Namen Nordwedel,
323
tridt, deß ringefallenen Holkes und zum Theil ringewachjenen Bujdh
vor deß halben außgeräumet werden, weldheß dem Vernehmen nad)
al eine Landtfolge fol zu verrichten jein.
Bey diefem dem Wäfener Bad) fein noch folgende Hölger belegen, alß,
der Haßell, bejtehet in vielen Dannen, Tuhren undt Birken Holb,
aud abjtendige Buchen, von weldhen allen zum Flöß Holte fan genommen
werden;
der SKreyenhoep beftehet in lauter Dannen und Fuhren, undt
befindet fi), daß viele derjelben abjtendig und nirgendt alf zum Teuer
Holt dihnlichen,
der DBreitehorn, beftehet in Eichen undt Birken Hole, von
welhen zum Flößen von beyden theilen fan genommen werden,
obige Hölßer fein von vorbejagten Wäfener Bad) uf eine halbe viertel,
1/,, au !/, Meile belegen, dahero der Fahden unter 10—12 mgr —
niht ang Wafjer wirdt gefahren werden Fönnen, weiln aber dieje
beyden jtröhme füglihen feine Tlößen gebrauchet, undt wegen der
Schnelligkeit deg Wafjerg die Flöken mit geringern Leuten verrichtet
werden fönnen, undt geringere Kojten verurjachet, welche Ew. Hochedel
u. Gejtr. unter dienjtl. Hinterbringen, undt diefen meinen begründeten
Bericht hiemit abjtatten follen, verbleibe
Ew. Hochedl. Geitreng.
Gehorjambiter Diener
Zelle, den 28. Fbris. undt
anno 1677 Knecht
Sohan Bajtian Ehrhardt.
Zunächst darf man wohl annehmen, dass die Beschaffung von
Bau- und Brennholz um die Zeit, in der dieser Bericht erstattet
wurde, in der nähern Umgebung von Celle schwierig geworden war,
so dass man sich im weitern Umkreise darnach umsehen musste,
was die Veranlassung zu dem Ehrhardt’schen Berichte gab.
Weiterhin beweist dieses Schriftstück, dass im Jahre 1677 in
der Umgegend von Hermannsburg „Fuhren“ und „Dannen“, also
Pinus silvestris und Picea excelsa in schlagbaren, teilweise mit Laub-
holz (Birken oder Buchen) gemischten Beständen vorkamen. In
dem Kreyenhoep war ein Teil der Föhren und Fichten bereits ab-
ständig, also jedenfalls über 150 Jahre alt. Es ergiebt sich daraus
gleichzeitig, dass der Bestand ungleichalterig, also aus natürlicher
Verjüngung hervorgegangen war.
Drittens ist zu schliessen, dass der obersten Forstbehörde in
Celle wenig über diese Wälder bekannt war, weil sie sonst nicht
einen Beamten dahin geschickt hätte, um ausser über die Abfuhr-
möglichkeit auch über die Art des zu erlangenden Holzes zu berichten.
Viertens folgt, dass der Name Fuhre nicht, wie Ernst H.
L. Krause annimmt,*) erst im 18. Jahrhundert in Nordwestdeutsch-
land eingeführt wurde, sondern schon in dem Jahrhundert vorher
da bekannt war.
*) Englers Bot. Jahrb., 11. Bd., 2. H., 1889, S. 132.
324
Fünftens ergiebt sich, dass das Vorkommen von Föhren und
Fiehten bei Hermannsburg nicht etwas Aussergewöhnliches für die
lüneburgischen Forsten gewesen sein kann, weil der Berichterstatter
dem sonst wohl irgendwie Ausdruck verliehen hätte. Vermutlich
sind beide Baumarten damals in den Wäldern des Fürstentums
öfters vorhanden gewesen.
Ganz sieher rühren die hier erwähnten Föhren- und Fichten-
bestände aus einer Zeit her, die älter ist als die, in der man zuerst
Nadelhölzer absichtlich in diesen Gegenden ansäete. Eine solche
Ansaat wurde zuerst im Herzogtume Braunschweig-Lüneburg-Dannen-
berg durch eine am 3. Januar 1654 unter der Regierung des Herzogs
August erlassene Forstordnung angeordnet, und unmittelbar darauf
wurden in der Göhrde, die um diese Zeit anscheinend nur Laubholz
(Eichen, Buchen, Hainbuchen, Birken, Espen und sonstige Weichhölzer)
trug, Fichten angesät.*) Möglichenfalls wurden ähnliche Versuche um
diese Zeit auch im Herzogtume Braunsehweig-Lüneburg-Celle gemacht.
Doch liegen mir darüber keine Nachrichten vor. Erst in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden hier wie überall im Gebiete
der jetzigen Provinz Hannover, ausgedehnte Aufforstungen mit Föhren
vorgenommen und zwar besonders infolge der Anregungen und durch
die Bemühungen des Oberjäger- und Forstmeisters von Langen, der
von 1735—1745 in dänischem Dienste gestanden, und sich während-
dessen in Norwegen aufgehalten hatte.”*)
Noch am Ende des vorigen Jahrhunderts müssen die Wälder
bei Hermannsburg deutliche Spuren des Aussehens gezeigt haben, wie
es der Ehrhardt’sche Bericht vom Jahre 1677 lehrt. U. F. C. Manecke,
der gründliche und zuverlässige Kenner des ehemaligen Fürstentums
Lüneburg, der seit 1769 eine auf sorgfältiger Beobachtung und auf
umfassendem Quellenstudium beruhende „Topographisch-historische
Beschreibung der Städte, Amter und adelichen Gerichte im Fürstenthum
Lüneburg“ verfasste, die im Jahre 1858 in Celle gedruckt worden
ist, berichtet über die Amtsvogtei Hermannsburg (Bd. II, S. 355):
„Die Forsten im Amte sind ansehnlich. Der Breitehorn, mit
Eichen, Tannen und Fuhren bestanden, ist gleich wie der Haassel,
mit Eichen, Büchen, Fuhren und Tannen bestanden, eine Inter-
essentenforst, woran alle pflichtige und freie Hausstellen in der
Amtsvoigtei, sowohl in Ansehung des Holzes als der Mast Teil
nehmen, Der Rehwinkelersunder mit Tannen, Fuhren, Eichen,
Büchen und Ellern bestanden, die Bätzlo mit Eichen, Biüchen,
Tannen und Fuhren bestanden, die Sandschellen, die Buchhorst,
) Lodemann: Geschichtliche, jagdliche und forstliche Nachrichten über
die Göhrde, Zweites Blatt des Hannoverschen Couriers vom 20. Aug. 1895.
(Morgenausgabe). Nach einer brieflichen Mitteilung des Königlichen Ober-
försters Herrn Heddenhausen ist die Föhre in der Öberförsterei Göhrde-Ost
erst um 1770 eingeführt. Manecke (a. a. O, Bd. II, $. 78) berichtet, dass
(etwa um 1800) die Göhrde „mit Eichen, Büchen, Hainbüchen, Tannen (d. h.,
Fichten), Fuhren, Espen und Birken bestanden“ war. Noch jetzt sind in
Göhrde-Ost die aus der ersten Anpflanzung entstandenen, also ungefähr
130jährigen Föhrenbestände vorhanden.
*), Briefliche Mitteilung des Herrn Forstmeister Lodemann.
325
mit Eichen und Büchen bestanden, die Stütlo, das Siedenholz mit
Eichen bestanden, der Weesensunder mit Büchen, Fuhren und
Tannen bestanden, die Landwehr, der Aalkenbusch, der Stellichte
mit Fuhren und Tannen bestanden, die Quelo, mit Eichen bestanden,
und das Grosse Süllholz mit Eichen bestanden. — — — Das
Gehege ein Tannengehölze gehört privativ an die Allodialhöfe derer
von Stafhorst zu Hermannsburg“.
Man sieht jedoch, dass seit 1677 im Breitenhorn Nadelholz an
die Stelle des Laubholzes getreten war, während sich im Hassel
und im Weesener Sunder teilweise das Umgekehrte vollzogen hatte,
beides gewiss infolge der seitdem geübten Forstwirtschaft.
Gegenwärtig scheinen sehr alte Nadelholzbestände in diesem
Gebiete zu fehlen, wenigstens wurde die Anfrage, die ich an sämtliche
königliche Oberförsterein richtete, denen Teile der ehemaligen Amts-
vogtei Hermannsburg unterstehen, ob sich mehr als hundertjährige,
aus natürlicher Verjüngung hervorgegangene Bestände von Föhren
oder Fichten dort fänden, durchweg verneint. Aber die waldbildenden
Bäume sind doch noch dieselben wie im 17. Jahrhundert.
Ich habe bereits bei einer andern Gelegenheit darauf aufmerksam
gemacht, dass sowohl an verschiedenen Stellen der Lüneburger Heide,
wie westlich von der Weser mehr als hundertjährige nieht aus
künstlicher Ansaat oder Pflanzung, sondern aus natürlicher Ver-
Jüngung älterer hervorgegangene Nadelholzbestände noch jetzt vor-
kommen oder noch bis vor kurzem vorkamen. Die Nachrichten
darüber verdanke ich den betreffenden königlichen Oberförstereien
(1894). Es mögen hier einige genauere Angaben darüber folgen.
Wo die Entstehung aus natürlicher Verjüngung nicht ganz sicher
ist, habe ich eine entsprechende Bemerkung zugefügt.
1. Oberförsterei Hannover. Kiefern und Fichten, über hundert-
jährig, auf kleinen Flächen, ohne nähere Angabe der Schutzbezirke.
Die Entstehung durch natürliche Verjüngung ist wahrscheinlich.
2. Oberförsterei Fuhrberg. Grössere Föhren- und Fichten-
bestände im Alter von 100—200 Jahren, im sogenannten Sprill-
gehege, Tiefebruch und auch im Ovelgönner Reviere.
3. Oberförsterei Walsrode. Ein etwa 120jähriger ausgedehnter
Bestand von Föhren und Fichten im Krelinger Bruche. Standort
von Taxus baccata.*)
4. Oberförsterei Wardböhmen. Mehr als hundertjährige Be-
stände von Föhren und Fichten in den fiskalischen Sehutzbezirken
Wardböhmen, Wense, Örbke und Fallingbostel.
5. Ober försterei Sprakensehl. „Circa 100jährige mit Laubholz
(Buche und Eiche) gemischte Föhren- und Fichtenbestände sind zur
Zeit nicht mehr vorhanden, wenigstens nur noch kleine Reste, wohl
aber in den letzten Jahren zum Abtrieb gebracht. Dieselben befinden
*) Weber: Über die fossile Flora von Honerdingen. Abh. d. Naturw.
Ver. Bremen, Bd. XIII, S. 460. — Conwentz. Über einen untergegangenen
Eibenhorst im Steller Moore bei Hannover. Ber. d. deutsch. Bot. Ges., 1895,
S. 401 ff.
326
bezw. befanden sich im Forstort Jafel bei Steinhorst auf anmoorigem,
mineralisch kräftigen, anlehmigen Sandboden“.*)
6. Oberförsterei Helmerkamp. Föhren und Fichten, mehr
als 100jährig. Ohne nähere Angabe des Schutzbezirkes.
7. Oberförsterei Langeloh bei Tostedt. Föhren und Fichten
80 bis 140jährig im Schutzbezirke Lohbergen.
8. Oberförsterei Syke. In den Schutzbezirken Syke und Wester-
mark, Jagen 5] und 88, zwei über 100 Jahre alte Föhrenbestände,
die wahrscheinlich aus natürlicher Verjüngung hervorgegangen sind.
Nachrichten darüber liegen aber in den Forstakten nicht vor.
9. Oberförsterei Harpstedt. Mehr als 100jährige Föhren-
bestände, aus natürlicher Verjüngung älterer Bestände hervorgegangen,
im Forstorte Hölscherholz bei Wildeshausen.
10. Oberförsterei Binnen. Föhrenbestände auf kleinern Flächen,
mehr als 100 jährig, wahrscheinlich aus natürlicher Verjüngung hervor-
gegangen. Ohne Angabe der Schutzbezirke.
Nach der vorhin mitgeteilten Nachricht über das Vorkommen
von Fiehten und Föhren in der alten Amtsvogtei Hermannsburg
im siebzehnten Jahrhunderte wird man eher als sonst geneigt sein,
auch die in den eben genannten Oberförstereien vorkommenden alten
Nadelholzbestände als Relicte aus jener Zeit anzusehen, die vor der
Einführung des Nadelholzes in die kunstmässige Forstwirtschaft
dieser Gegenden liegt.
Dazu kommen nun die Funde von Nadelhölzern in den Jüngsten
Schichten nordwestdeutscher Moore.
In dem Grossen Moore nördlich von Gifhorn fand ich
bereits im Jahre 1893 bei einer eingehenden Untersuchung, dass
Föhren in allen Schichten vorkommen und selbst in der allerjüngsten
Lage des obern Torfmoostorfes in Gestalt verkrüppelter Stämme ganz
dieht unter der Oberfläche auftreten, so dass die Föhren, die ver-
einzelt und in kleinen Beständen (z. B. in dem Düsternhoop) noch
jetzt auf dem Moore gedeihen, zumal auf dem Teile, der bis 1893
von der Kultur nicht berührt war und damals noch ganz den
Charakter eines weiten und wilden Sphagnetums trug, höchst wahr-
scheinlich die unmittelbaren Nachkommen jener seit den ältesten
Zeiten in dem Moore begrabenen Stämme darstellen. Es ist sicher,
dass der Beschreibung des Urzustandes, die der Amtmann von Uslar
im Jahre 1824 von dem damals bereits entwässerten und seiner
ursprünglichen Vegetation entkleideten Westerbecker Abschnitte
dieses Moores entwirft,**) die Verhältnisse zum Vorbilde gedient
haben, die der Verfasser auf dem noch nieht von der Kultur berührten
Teile des Moores fand. „In der Vorzeit“, sagt er, „ehe das Wester-
beeker Moor angebrochen war, mag diese Gegend sehr wüst gewesen
sein. Sümpfe, kleine Seen, Heide, Gestrüpp von Kiefern, Fichten
*) Briefliche Mitteilung des Herrn Königl. Oberförsters Modersohn.
*) Skizzirte Geschichte des Westerbecker Moores im Amte Gifhorn.
Von Herrn Amtmann von Uslar zu Gifhorn, Neues vaterländ. Archiv oder
Beitr. z. allseit. Kenntn. d. Kgr. Hannover. Lüneburg 1824. S, 40 ff.
327
und Birken, Preussel- und Moosbeeren werden nebst vielen Sumpf-
gewächsen die ganze Vegetation daselbst ausgemacht haben“.*)
Nach dieser Darstellung scheinen zu Anfang dieses Jahrhunderts
auch noch Fiehten auf dem Gifhorner Moore gelebt zu haben. Ich
selbst habe solehe nicht bemerkt. Indessen ist die Kultur seit von
Uslar’s Zeit tiefer in das Moor eingedrungen und hat vielleicht die
einst mehr auf die Randteile beschränkten Fichten vernichtet. Es
ist auch möglich, dass ich ihre Krüppel auf dem weiten unwegsamen
Moosmoore übersehen habe.
Sicher aber sind die Fichten wenigstens in früherer Zeit auf
dem Moore gewachsen und haben auch ihre Reste darin zurück-
gelassen. Auch von Uslar sind diese Reste nicht entgangen, wie
aus einer beiläufigen Bemerkung”*) hervorgeht. Ich selbst beobachtete
ausser dem Holze der Fichte auch ihre Pollen sehr reichlich in dem
Moore, und zwar die letztern kontinuierlich von dem ersten Erscheinen
dieser Art bis in die jüngste Lage des Torfes. Herr Oberförster
Dr. Storp hat in dem. Moore, wie er mir mitteilt, auch die Zapfen
gefunden. Durch eine genaue Untersuchung der einzelnenen Schichten
des Moores konnte ich feststellen, dass die Fichte beträchtlich
später als die Föhre, dieEiche und die Erle eingewandert ist.
Nach meiner Untersuchung der Moore bei Sassenberg in
Westfalen***) ist es sicher, dass die Föhre, und höchst wahrscheinlich
dass die Fichte während des Mittelalters, wenn nieht noch später,
dort wuchs.
Im Sommer 1896 besuchte ich unter der freundlichen Führung
des Herrn von Schrader auf Sunder, das in der Nähe dieses Ortes
(zwischen Celle und Walsrode) liegende Bannetzer Moor. Ich
fand darin einen viele Hektare grossen, zu Grunde gegangenen
Nadelwald, der von einer ganz schwachen Moorschicht kaum bedeckt
ist. Die genauere Untersuchung der meist sehr kräftigen Stubben
und Stämme lehrte, dass hier ein überwiegend aus Föhren mit einer
reichlichen Beimengung von Fichten bestehender Wald vorlag, der
wahrscheinlich durch eine Veränderung im Laufe der Meisse, die
das Moor im Nordwesten berührt, vor nicht zu langer Zeit zum Ab-
sterben gebracht ist.
Die von Conwentz”) in dem Alt-Warmbüchener Moore
bei Stelle unweit von Hannover bemerkten Föhren und Fichten
gehören zwar nach meinen am Orte gemachten Wahrnehmungen
einer weit fernern Vergangenheit an, als er anzunehmen scheint,
sie beweisen aber doch ebenfalls, dass die Fichte im nordwestlichen
Deutschland heimisch ist.
Dasselbe gilt von dem Fichtenfande in dem Moore des
Bremer Blocklandes, den ich Bd. XIII dieser Abhandlungen,
Seite 460 unten erwähnt habe.
EIER. a. Oi:
EA... 3.0.18, .46:
*=*#, S, dieses Heft d. Abhandl. d. Naturw. Vereins Bremen.
De, 2.0
328
Jüngern Alters sind zwar die Föhrenstämme, die sich in Gestalt
von Rundhölzern oder von der Länge nach gespaltenen Stämmen in
den Subkonstruktionen gewisser Bohlwege des Aschener Moores
bei Diepholz finden, deren Anlage man den Römern glaubt zuschreiben
zu dürfen, jedenfalls aber sind sie wesentlich älter als die Nadel-
hölzer in der Oberflächenschicht des Gifhorner Moores, des Füchtorfer
Moores, des Moores In de Kellers und des Bannetzer Moores. Indessen
hat H. Prejawa auch in einem mittelalterliehen Bohlwege des Aschener
Moores Föhrenhölzer neben Eichen- und Birkenhölzern bemerkt.*)
Nach alledem sehe ich mich zu dem Schlusse berechtigt:
Föhren und Fichten wuchsen spontan bis in die jüngste
Zeit hinein in einem grossen Teile des nordwestdeutschen
Tieflandes.
Wenn Ernst H. L. Krause durch das Studium von Urkunden
zu einer entgegengestzten Ansicht gelangt ist,**) so müssen diese
Urkunden gegenüber denen, auf die ich mich stütze, insbesondere
gegenüber den dureh die Moorfunde dargestellten, als lückenhaft gelten.
Es ist aber zuzugeben, dass die Waldverwüstung, die während
des Mittelalters in unserm Lande stattfand, den grössten Teil der
ursprünglichen Nadelholzbestände vernichtet hat.
Es ist selbst zuzugeben, dass die Verwüstung der Nadelwälder
hier und da mit einer gewissen Absichtlichkeit geführt wurde, da
sie ja keine Mast lieferten, ihr Holz überdies, so lange man sich
besonders das der Eiche ohne Schwierigkeit verschaffen konnte, zum
Bauen wie zum Brennen weniger geschätzt war, und man nach dem
Niederlegen des Nadelwaldes wenigstens auf Weide für die Schnucken
rechnen durfte. Es ist aber auch nicht zu vergessen, welcher Feuers-
gefahr Nadelwälder in einem dicht bevölkerten Lande ausgesetzt sind,
solange als sie nicht durch Gesetze und zahlreiche Aufsichtsbeamte
geschützt werden, so dass sie, bevor derartige Einrichtungen getroffen
sind, in einem solehen Lande auch durch zufällig entstehende Brände
stark vermindert werden müssen.*”*)
Alle diese Umstände dürften es verschuldet haben, dass sich
im spätern Mittelalter und bei dem Aufkommen einer geregelten
Forstwirtschaft nur noch einzelne Restbestände des Nadelholzes nebst
zerstreuten und auf den Moosmooren krüppelhaft wachsenden Föhren
und Fichten in Nordwestdeutschland vorfanden.
Die Ergebnisse der Bohlwegsuntersuchungen in dem Grenzmoor
zwischen Oldenburg und Preussen und in Wellinghausen im Kreise Sulingen.
Von Bauinspektor H, Prejawa. Sonder-Abdr. aus Bd. XXI der Mitteilungen
d. histor, Ver. zu Osnabrück, 1896, S. 26. Auch ich bin überzeugt, dass der
betreflende Bohlweg (No. IV) weit jünger ist, als dieden Römern zugeschriebenen.
"*) Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung der Kiefer in Norddeutschland.
Englers Bot. Jahrb., 11. Bd, 276, 1889, — Die Westgrenze der Kiefer auf
dem linken Elbufer. Ebenda, 183. Bd.. 3. u. 4. H., 1891. — Die Kiefer als
Wahrzeichen der brandenburgischen Hegemonie in Deutschland. Globus,
Bd. LXVII, No. 5.
"*), Vergl. E. H. IL. Krause. Neue Erklärung der schwankenden West-
grenze der mitteleuropäischen Nadelhölzer. Naturw. Wochenschr., VII. Bd.,
1892, No, 52,
329
Es darf nicht überraschen, dass solche zerstreuten und auf
entlegene Gegenden beschränkten Vorkommnisse in einem Zeitalter,
wo die städtische Bevölkerung, der wir die meisten Nachrichten
verdanken, sich kaum über die Grenzen ihres Weichbildes hinaus-
wagte, wo die grossen Moosmoore noch völlig unzugängliche und
semiedene Wildnisse waren, wo überhaupt von einer wissenschaftlichen
Betrachtung der Natur keine Rede war, in den schriftlichen Urkunden
nicht erwähnt werden.
Allerdings giebt Krause an, dass die Nadelhölzer auch in den
von ihm durchforschten Akten der mittelalterlichen Holzgerichte in
den linkselbischen Landschaften nicht erwähnt werden, dass anderer-
seits von den Wäldern häufig berichtet wird, dass sie Schweinemast
geben. Was den ersten Einwurf betrifft, so mag vielfach das Nadel-
holz da so spärlich vorhanden gewesen sein, dass die Gerichte selten
oder nie in die Lage gekommen sind, sich mit ihm zu beschäftigen,
zumal es vermutlich samt dem sicher vorhanden gewesenen aber meines
Wissens nicht genannten Wacholder den minderwertigen Hölzern
beigerechnet wurde. Daraus aber, dass die Wälder Mast lieferten,
braucht man noch nicht ohne Weiteres zu folgern, dass in ihnen
Nadelholz fehlte. Der Ehrhardt’sche Brief bezeugt ja, dass in den
Wäldern bei Hermannsburg ausser Mast gebenden Buchen Nadelholz
vorkam. Und das ist wahrscheinlich auch anderswo und öfters der
Fall gewesen, wobei voraussichtlich noch häufiger Eichenbestände
mit Nadelholz durchmischt waren. Manecke berichtet in der vorhin
angeführten Stelle dass sowohl der Breitehorn wie der Hassel ausser
Eichen und Buchen noch Fichten und Föhren enthielt, was nicht
hinderte, dass diese Wälder zur Mast dienten. Nach meinen bis-
herigen Beobachtungen der in den Mooren begrabenen Wälder zeigten
diese in Norddeutschland seltener einen reinen Bestand, sondern
gewöhnlich ein Gemenge verschiedener Baumarten, Laub- wie Nadel-
hölzer, wiewohl je nach den Feuchtigkeits- und Bodenverhältnissen
und nach dem Alter des Waldes bald die eine, bald die andere
Baumart vorherrschte, oder auch diese oder jene fehlte. Die Rein-
bestände sind gewöhnlich erst ein Erzeugnis der zielbewussten
Forstwirtschaft.
Dass bei der Anlage neuer Nadelholzwälder im siebzehnten
und achtzehnten Jahrhunderte die Saat dazu aus andern Gegenden
eingeführt wurde, kann ebensowenig als ein Beweis gegen meine
Ansicht geltend gemacht werden, als wenn man aus der Thatsache,
dass die Saat von P’hleum pratense zuerst aus Nordamerika und die
von Lolium perenne zuerst aus England für den Anbau eingeführt
wurde, schliessen wollte, diese Gräser wären vorher bei uns nicht
wildwachsend vorgekommen.
Noch weniger kann man dies daraus schliessen wollen, dass (ie
Einheimischen das Anbauverfahren erst von Fremden lernen mussten.
Bremen, im März 1897.
Botanisches Laboratorium der preuss. Moor-Versuchs-Station.
Galinsoga als Arzneikraut.
Von W. O. Focke.
Der französische Franziskanerpater Louis Feuill&e bereiste
während der Jahre 1707— 1712 einen grossen Teil des spanischen Süd-
amerika. Er war ein vielseitig, insbesondere auch naturwissenschaftlich
gebildeter Mann und gab nach seiner Rückkehr ein grösseres Werk:
„Journal des observations physiques, mathematiques et botaniques,
faites par l’ordre du Roy sur les cötes oceidentales de l’Amerique
meridionale“ heraus, dessen erste beiden Bände 1714 erschienen, während
der dritte und vierte 1725 nachfolgten. Eine deutsche Bearbeitung dieses
Werkes in zwei Bänden wurde 1756 und 1757 von Dr. @. L. Huth
unter dem Titel: „Beschreibung zur Arzeney dienlicher Pflanzen,
welche in den Reichen des mittägigen America, in Peru und Chily
vorzüglich in Gebrauch sind“ veröffentlicht. Es enthält diese Be-
arbeitung die Pflanzen-Abbildungen des Originals sowie Beschreibungen
von Pflanzen und Tieren, auch von einzelnen Missgeburten, Krank-
heiten und Fossilien, in deutscher Übersetzung. In dieser Huth’schen
Ausgabe — das französische Originalwerk liegt mir nicht vor —
ist in Bd. I auf Tafel XXXII die Galinsoga parviflora Cav. abgebildet;
die zugehörige Beschreibung findet sich auf S. 45 und 46. Feuillee
nennt die Pflanze: „Didens Mercurialisfolio, Jlore radiato“, was über-
setzt wird als: „Kunigundkraut mit Bingelkrautblättern, und strahlicher
Blume“. Es wird darüber bemerkt: „Sobald den Indianern etwas
im Munde fehlet, kauen sie ein wenig von dieser Pflanze, welche
sie JPaico-Jullo nennen, indem sie sich von selbiger nicht allein
gewisse Linderung, sondern völlige Genesung versprechen“ (S. 45).
Ferner heisst es: „Diese Pflanze habe ich im Königreich Peru
unter einer Polhöhe von 11 Grad 50 Minuten gefunden“ (S. 46).
Es wird dies etwas nördlich von Lima gewesen sein.
Die Blätter von Galinsoga besitzen keinerlei ausgezeichneten
Gesehmack:; ihr Saft bläut die Guajaktinktur, wenn auch nicht so
stark wie der einiger anderer Kompositen.
Es ist sehr wohl denkbar, dass guajakbläuender Saft vermöge
seiner Kigenschaft, Ozon zu übertragen, desinfizierende Wirkungen
auszuüben geeignet ist. Auch die Kräuter, aus denen man bei uns
in Europa „heilkräftige“ Säfte bereitet, pflegen die Guajaktinktur
stark zu bläuen. Extrakte solcher Kräuter sind selbstverständlich
unwirksam.
Petroleum und Mutterlaugen im Bereich
der Karpathen.
Von Dr. Carl Ochsenius.
*
Mein 1881 aufgestellter Satz,*) „Petroleum bildet sich aus
Leichen von vornehmlich marimen Organismen, die von Mutterlaugen
erst massig getötet und dann unter luftdichter Decke behandelt
wurden“ hat sich bekanntlich vollauf bestätigt.
Engler stellte 1889 ein petrolartiges Druckdestillat in grossem
Laboratoriumsmassstabe aus Thran bezw. Seetieren her, und
F. Heusslei' verwandelte 1896 dieses Destillat vermittelst Alaminium-
chlorids, das ein Mutterlaugensalzderivat und u. a. in Oelheim
ständiger Begleiter des Petroleums ist, in synthetisches Erdöl,
wenigstens der Hauptsache nach, wenn gleich nur in kleinem
Laboratoriumsmassstabe.
Als Ergebnisse gehen daraus hervor die beiden Sätze: 1) Fett-
substanzen, die massig unter luftdicht bleibender Einhüllung der
Zersetzung anheimfallen, hinterlassen Bitumen. (Bituminöse Süss-
wasserschiefer, bituminöse Kohlen u. s. w.). 2) Vorwiegend animalische
Fette, die massig unter luftdieht bleibender Einhüllung bituminisiert
werden, liefern bei entsprechender Mitwirkung von Mutterlaugen-
salzen Petroleum. (Lagerstätten von Erdöl, mit den aus ihm ent-
stehenden Oxydationsprodukten Asphalt, Ozokerit u. s. w.). Eine
Bestätigung dieser Thatsachen in natürlichem Massstabe liegt nun
vor in den Verhältnissen der Karpathen.
L. Strippelmann**) verzeichnet eine Karte derselben, auf der
man zwei rot kolorierte Ölzonen sieht, die, aus der Gegend von
Österreich-Schlesien abgehend, sich einerseits nördlich und östlich,
andererseits südlich und westlich annähernd gleichlaufend mit der
Riehtung der Karpathen erstrecken, so dass man die beiden mit dem
Wege von Seitendetachements vergleichen könnte, welche die Haupt-
masse der centralen Salzlager des Gebirges rechts und links bis
zur Moldau auf Kommando begleitet hätten.
Dass Hand in Hand mit den galizischen Ölzonen solche von
Solquellen gehen, die den Mutterlaugenresten der Steinsalzflötze
ihr Dasein verdanken, liegt in der Natur der Sache.
*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXIII, S. 510.
**) Petroleum-Industrie Osterreich-Deutschlands, S. 6.
332
Es genügt wohl der Hinweis auf die zahlreichen Jod- und
Bor-, Lithium- und Bittersalzwässer in den betreffenden Geländen*)
neben der Anführung eines trefflichen ältern Aufsatzes von A. Alth,**)
worin es heisst: „Es ist bekannt, dass der durch ganz Galizien
den nördlichen Fuss der Karpathen begleitende Solenzug auch in
die Bucovina fortsetzt. Da treten die Solquellen in drei parallelen
Zügen auf, die von NW. nach SO. laufen. Sie bilden die Fortsetzung
der galizischen Solen und beginnen für die Bucovina mit der
amtlichen Nummer 75. Der erste Zug allein weist 54 Quellen auf.
Das spec. (Gewicht aller schwankt zwischen 1,036 und 1,160.
(Ausser den amtlich bekannten Quellen giebt es höchstwahrscheinlich
noch viele, deren Solen die Bauern für sich benutzen, welehe aber
von ihnen sorgfältig geheim gehalten werden, weil das Bekannt-
werden einer solchen Quelle gleich die Verschliessung derselben
seitens der Finanzverwaltung zur Folge hat).
Die Solquelle No. 76, nördlich von Berhometh (westsüdwestlich
von Üzernowitz) ist die einzige, von der damals eine Analyse existierte.
Dieselbe ergab bei einem spec. Gewicht von 1,044 in einem Wiener
Pfund — 16 Unzen Sole 468,356 Gran feste Bestandteile, nämlich
NaCl 425,717 gran; MgÜCl, 4,379; MgBr, 0,029, MgJ, 0,013; MgSO,
18,575; NaSO, 10,882 u. s. w., also specifische Mutterlaugen, die
nicht von der Auslaugung der einfachen Steinsalzflötze, die ja keine
Magnesiaverbindungen bergen, direkt herrühren können.
Kali, das hier zu fehlen scheint, wird wohl in anderen Sol-
quellen vorhanden sein, wenigstens erscheint es als Chlorid und Sulfat
in der Bucowina’schen Quelle von Pojana Negri, deren Gehalt
Fr. Raspe***) nach Torosiewiez angiebt, wogegen die von Berhometh
in seinem Verzeichnis nicht vorhanden ist.
Wenn nun auch aus vorstehendem erhellt, dass es nicht pure
Lösungen von Chlornatrium der karpathischen Salzflötze waren, die
das organische Leben vernichteten, (einfach salziger Untergrund ist
gerade nicht so giftig, wohl aber sind so die Bittersalze, er kann
auf der überliegenden Dammerde kräftige Vegetation tragen, wie in
Siebenbürgen ersichtlich ist,7) wo s. Z. die Römer nur die wenig
mächtige Schotter- und Dammerdedecke entfernten, um an die in
sehr geringer Tiefe unter der Oberfläche anstehenden Salzlager zu
*) Fr. Raspe Heilquellen-Analysen 15884 — erwähnt 94 ungarische,
16 galizische und 10 siebenbürgische Mineralquellen. Offenbar giebts viel
mehr, weit über 100 allein in der Bucovina; bei Salzburg unweit Hermann-
stadt in Siebenbürgen enthalten sogar verschiedene Tümpel ‚Jodsalze.
"*) N. Jahrb, f. Min.. 1848, S. 526.
=) 1,0. 8, 863,
7) Bei Szovata in Siebenbürgen ziehen sich mehrere zusammenhängende
Salzberge meilenweit fort, sind aber bis auf einige entblösste Bergriffe mit
dichter Waldung bewachsen. Bei Paradj stehen steile schneeweisse Salzwände
von DU) m hoch an, zu Olahpintek, Billan, Szek, Homorod etc. sind die Salz-
berge mit sanftern Seitengehängen versehen und deshalb mit Vegetation
bekleidet, wie es auch dann der Fall ist, wenn der Salzstock die Oberfläche
des Bodens bildet, obgleich die ihn deckende Dammerde kaum einen Fuss
mächtig ist. So war's wenigstens (nach v. Fichtel in Karsten’s Salinenkunde
I, 505) vor etwa 100 Jahren und wird ähnlich bis heute geblieben sein.
333
gelangen, wie man heute noch an den wallartigen Halden erkennen
kann), so ist es doch wenigstens recht schwierig, zu unterscheiden,
welches der unzähligen Salzflötze durch Abstossung der über seinen
Deeken stehen gebliebenen Mutterlaugenreste die Zerstörung der
Organismen in den zunächst tiefer gelegenen Horizonten, welche das
Material für die Bituminisation lieferten, herbeiführte.
Günstiger für Beobachtungen liegt die Sache in Rumänien.
Da trifit man in der Moldau, im Anschluss an den Endpunkt
Stulpikani der Olzone der Bucovina auf die Erdölquellen von Bakau
(a. d. Bistritza) und südwestlich davon auf das Steinsalzlager von
Okna;*) nach Süden hin liegt der Erdöldistrikt von Buzau und nord-
westlich davon das Salzbett von Slanicu. Von da nach Westen um-
biegend, längs der Karpathen, stösst man auf das Salzflötz bei
Doftana mit der dazugehörigen südlich gelegenen Olregion Plojesti.
Hieran schliesst sich als Endpunkt Oknamare mit Salzwerken,
die die von Wieliezka an Grossartigkeit übertreffen sollen.”*) Ob
hierzu das Ölgebiet von Targovist westlich von Plojesti zu ziehen
ist, erscheint fraglich. Nun läuft eine Linie, welche die genannten
Salzvorkommen miteinander verbindet, annähernd parallel dem
Kamme der Karpathen, und eine solche, welche die Petroleumlager
verbindet, parallel der ersten Linie in etwa 30—40 km Entfernung.
Das heisst also: Zur Miocänzeit, als die Karpathen aufstiegen,
hatte die erste Küstenlinie Okna-Oknamare Buchten, denen eine
Barre vorgelagert war oder wurde; Steinsalzflötze setzten sich darin
ab, und über deren Anhydrit- und Salzthondecken stagnierten
Mutterlaugenreste. Bei Fortsetzung der Hebungen wurden die Salz-
flötze vom Meere abgeschnitten und neue Küstenregionen auf der
Linie... . Bakau-Targovist ..... . gebildet, an welcher sich eine
reiche Meeresfauna und -Flora entwickelte, wogegen die erste Linie
so armselig gewesen sein wird, wie die heutige Ostküste des Kaspi-
sees, an der die Ausflüsse der Mutterlaugen bei der Bildung von Stein-
salzlagern im Adschidarja, Karasu u. s. w. die benachbarten Meeres-
bewohner vertreiben. Ein oder einige der folgenden Aufwärts-
bewegungen des Geländes schütteten die Mutterlaugenreste von
*) S. Englischer Konsulatsbericht aus Bucarest vom Dezember 1896.
**, Ein Spezial-Berichterstatter der Kölnischen Zeitung schrieb (9.12. 81.)
über Okna Valcea: „Das hügelige Gelände von sandigem Thonmergel ver-
mischt mit Anhydrit und Sandstein, das den Fuss der Karpathen in deren
ganzer Ausdehnung an beiden Seiten umgiebt, birgt fabelhafte Schätze in
seinem Schoosse. Von Wieliczka an bis hinab zur Grenze zwischen der
grossen und kleinen Wallachei sprudelt der Boden von zahlreichen Naphta-
quellen; das weiche Gestein ist von mineralischen Ölen durchtränkt, und in
endlosen Ketten ziehen sich mächtige Stöcke Steinsalz wenige Meter unter
der Oberfläche hin. Einstweilen ist der grösste Teil dieser Schätze unberührt;
denn der rumänische Bauer hat wohl acht, nichts von Petroleumquellen zu
verraten, an denen er seine Reisigbündel befeuchtet, um seine Mamaliga,
seinen Milchmais, rascher zu kochen. Aber während Wieliczka durch viel-
fache Beschreibungen, sich der Phantasie jedes Gebildeten eingeprägt hat,
liegen die an Grösse und Bedeutung kaum hinter jenem zurückstehenden
Salzwerke Rumäniens bei den beiden Okna, Slaniecu, Bogdana (Doftana?) und
andern Orten fast noch ausserhalb der Kenntnis der civilisierten Welt.“
334
ihren Salzstätten, über denen sie bis dahin stehen geblieben waren,
ab und liess sie in tiefere Horizonte, wohl meist seewärts, laufen,
wo sie beim Erreichen der Küste die Kadaver der durch Bitter-
salze von ihnen vergifteten Wasserbewohner, das Material für Erd-
ölbildung, unter mitangebrachtem Schlamm luftdicht begruben.
Damit war die Hauptsache zu Ende.
Sehen wir uns nach den Spuren der Mutterlaugenreste in
Rumänien um, so sind auch die aufzufinden, wenngleich noch
nicht in dem Masse, wie ein geologisch gut darchforschtes Gebiet
aufweisen würde. In jedem neuern Konversationslexikon heisst es
bei Rumänien: „zahlreiche Mineralquellen“, aber Analysen sind selbst
in der Litteratur noch nicht in erwünschter Anzahl anzutreffen.
Nordnordwestlich von Bakau (a. d. Bistritza) sprudeln salinische
Gewässer bei Strunga, welche in 10000 Teilen 3,569 NaCl mit
2,870 NaSO, und 4,536 MgSO, neben Karbonaten enthalten.
Da kann man annehmen, dass die Nachfolger der ersten Mutter-
laugenergüsse, die den Massenmord an der jungen Küste zu verantworten
haben, über diese Stätte hinaus in das jüngst mit aber weniger hoch
gehobene Gelände liefen und da verblieben, ohne so grosses Unheil
wie ihre Vorgänger anrichten zu können.
Solquellen in der Nähe von Slanicu weisen 11,249 NaCl mit
7,3353 NaSO, neben Karbonaten auf. Doftana ist, wenn ich nicht
irre, Mineralbad. Eine Analyse der dortigen Quellen findet sich
jedoc h nicht bei Raspe unter den 8 (von 14 spärlichen), welche hier
in Betracht kommen.
Südlich (in mioeänischer Zeit seewärts) von Oknamare sind
noch keine Erdölquellen verzeichnet — die bei Targovist liegen fast
rein westlich davon — und ebensowenig Solquellen. Solche treten
jedoch rein nördlich von Oknamare an der Aluta in der Nähe von
Calimanesci und Cosia an die Oberfläche. Calimanesci weist 135,92
NaCl mit 19,06 MgCl, und 13,10 CaCl, neben etwas Kalkkarbonat
auf, Cosia enthält 51 ‚426 NaCl mit 7,324 MgCl, und 4,836 CaCl,
neben demselben Karbonat.
Wahrscheinlich sind damals die Mutterlaugenreste des Salz-
stockes von Oknamare nicht nach Süden (seewärts), sondern nach
Norden (landeinwärts) durchgebrochen und haben also auch kein
genügendes Material für massige Erdölbildung angetroffen
Aus vorstehendem erhellt gewiss deutlich genug der Zusammen-
hang zwischen dem salinischen Wesen der Mutterlaugensalze und
der Petroleumbildung in grösserm als Laboratoriumsmassstabe.
Marburg, den 12. Februar 1897.
Naturwissenschaftlich-geographische Literatur
über das nordwestliche Deutschland.
Zusammengestellt von Franz Buchenau.
(Fortsetzung. — Siehe Band XIII, pag. 493.)
Um Mitteilung der T.tel von hier nicht aufgezählten Arbeiten wird
freundlichst gebeten.
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Steinvorth, H. Die Stadt Lüneburg; Mitteilungen und Nachweise
für Einheimische und Fremde. Engels Buchhandlung; kl. 8°;
1877, 85 Seiten mit Plan.
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einer neuen Hydrachna-Species von Borkum und Norderney.
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der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der
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Altstadt im Jahre 1305. In: Bremisches Jahrbuch, 1896,
XVII, p. 1-32; mit einem Plane, (der Band wurde bereits zu
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(zeschichtsvereines als Festschrift übergeben).
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3. umgearbeitete Auflage. Leipzig. W. Engelmann, 1896;
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22*
340
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Zittel. Gerhard Rohlfs. In: Jahresbericht der geographischen Ge-
sellschaft zu München, 1896, XVI, p. 310—313.
Druckfehler.
Ihe auf S, 518 unten eitierte Stelle findet sich bei Plinius Nat. Hist.
10, 6, 2,
Ein dritter Beitrag zur Ornithologie Chinas.
Von Dr. @. Hartlaub.
(Hierzu Tafel IV.)
Am 26. März vorigen Jahres ist in Yokohama ein bremischer
Kaufmann verstorben, dessen Interessen und Bestrebungen weit hinaus-
gegangen sind über die Grenzen des Gewöhnlichen und der durch
wiederholte und sehr wertvolle Schenkungen seine Vaterstadt zu
grösstem Dank verpflichtet hat. Der viele Jahre in Shanghai an-
sässig gewesene Herr Gerhard Philipp Schmacker ist dem Leser
dieser Zeitschrift nicht unbekannt. In zwei Abhandlungen über
chinesische Vögel sind wir bemüht gewesen, dem Verdienste desselben
um unsere Kenntnis von den Vögeln des Reichs der Mitte gerecht
zu werden (1890 und 1892). Schmacker war ein leidenschaftlicher
Sammler. Im Laufe der Jahre war es ihm gelungen, nicht nur ein
reiches Material an Vögeln seiner Provinz zusammen zu bringen,
sondern auch mancher seltneren Art der entlegeneren Gebiete Chinas
habhaft zu werden. Nur der fernste Westen ist ihm stets verschlossen
geblieben. Die Bekanntschaft mit dem englischen Ormnithologen
F. W. Styan wurde Veranlassung, dass Schmacker diesem eine
kleinere Auswahl von Vögeln seiner Sammlung zu wissenschaftlicher
Verwertung anvertraute. Wir verweisen auf dessen Arbeiten im
„Ibis“. Was nun kürzlich als letztes Vermächtnis Schmackers an
Vögeln in unseren Besitz gelangt ist, steht zwar, weil viel schon
früher Geschicktes enthaltend, an wissenschaftlicher Bedeutung in
etwas zurück, bietet aber des Interessanten noch immer die Fülle
und ist für die hiesige Sammlung als wichtige und höchst will-
kommene Bereicherung zu verzeichnen. Die Zahl der von Herrn
Schmacker geschenkten und etwa 250 Arten vertretenden Bälge be-
trägt 750. Dieselben sind in der Regel vortrefflich präpariert. Jeder
Balg ist mit einer Etikette versehen, welche die Lokalität, das Datum
der Erlegung, die Farbe der Iris, das Geschlecht und die Masse am
frisch erlegten Vogel verzeichnet. Auf der Rückseite steht dann
noch Chinesisches zu lesen. Was nun das Wichtigste, die Lokalität
betrifft, so war dieselbe, flüchtig und undeutlich geschrieben, in sehr
vielen Fällen für uns unlesbar. In andern liess sich dieselbe mit
Zuhülfenahme einer Karte rekonstruieren, in noch andern waren an-
scheinend deutlicher geschriebene Namen auf keiner Karte zu finden.
So blieb denn Manches unentziffert und dieser Teil unserer Arbeit
war jedenfalls der wenigst angenehme.
Die grosse Mehrzahl der gesammelten Vögel stammt aus der
Umgegend von Shanghai, dem Wohnorte Schmackers. Stark vertreten
‚ September 1897. XIV, 23
342
ist Hainan, etwas schwächer Formosa. Landeinwärts am Yangtze-
Kiang*) ist Ninkuofu die am häufigsten genannte Lokalität. Aber
auch um Nankin wurde gesammelt. Dann in der Mündung des
Riesenflusses auf Silver-Island. Von Peking enthält die Sammlung
weniges, aber sehr Interessantes. Ebenso von dessen Hafen Tientsin.
Die Liu-kiu-Inseln, über welche wir im zweiten Kapitel des ersten
Bandes des Marchesa-Reisewerks reiche Belehrung finden und deren
Vogelwelt uns erst kürzlich durch eine ausführliche Arbeit Henry
Seebohms näher bekannt geworden ist, sind durch drei Arten ver-
treten. Dasselbe gilt von der noch sehr unvollständig durchforsehten
Provinz Yün-nan im Südwesten Chinas. Einige interessante Arten
von dort schiekte Herr A. Schomburg.
In unserm zweiten Beitrag zur Ornithologie Chinas von 1892
sind gewisse topographische Hauptzüge Formosas hervorgehoben
worden. Zur Vervollständigung des Bildes von der merkwürdigen,
nur zu einem Dritteil innerhalb der Tropen liegenden Insel sei hier
noch zweier Arbeiten gedacht, die, jede in ihrer Art, von grösstem
Interesse sind. Der englische Ornitholog John D. de La Touche be-
richtet im „Ibis“ von 1895 eingehend über seine im November 1893
und im Februar 1894 unternommenen Streifzüge im südlichen Teile
Formosas zu ornithologischen Zwecken. Er entwirft ein anschau-
liches Bild von der von ihm durchwanderten Landschaft und der
Örnitholog wird ihm dabei mit dem lebhaften Bedauern folgen, dass
seine Forschungsreisen, als deren Ausgangs- und Mittelpunkt wir
die alte Hauptstadt Süd-Formosas Teiwanfoo anzusehen haben, auf
ein verhältnismässig wenig ausgedehntes Gebiet beschränkt bleiben
mussten. Die zweite der erwähnten Arbeiten nimmt in ganz ver-
schiedener Weise aber in noch erhöhtem Masse unser Interesse in
Anspruch. In dem schon 1886 erschienenen, uns aber erst nach-
träglich bekannt gewordenen englischen Reisewerk „The Cruise of
the Marchesa“ ete. by F. H. H. Guillemard behandelt das erste
Kapitel des ersten Bandes Formosa. Vom Südkap der Insel aus
erstreckte sieh die Fahrt der „Marchesa“ längs der Ostküste hinauf
und um die Nordspitze herum bis nach der nahe einer Flussmündung
im Nordwesten gelerenen Ortschaft Tamsui.
Zum erstenmal wird uns hier die jedes Vergleichs spottende
Grossartigkeit der Felsenscenerie der Ostküste in Wort und Bild
anschaulich gemacht. Bis zu 5000 Fuss Höhe türmt sich nahezu
vertikal der Klippenwall auf, unterbrochen dureh unergründlieh tiefe
Schluchten. Die ungeheuren Felswände des Yosemitethals Califor-
niens „fade into nothingness“ gegenüber diesem „ehaotie jumble of
nature on a titanie style“. Aber wenngleich viele dieser grandiosen
Felsbildungen mit der undurehdringlichsten Tropenvegetation bekleidet
waren, schien doch das Tierleben nur sehr spärlich vertreten zu sein.
Bei einem Versuch, tiefer einzudringen in eine der düsteren Schluchten,
*) Der einzige Name, welchen die Chinesen des Innern dem blauen
Fluss geben, ist: Ta-Kiang. Den Namen Yangtze-Kiang trägt er nur
im Gebiete von Shanghai: A. David.
343
wurde nur ein einziger Vogel sichtbar. Die Gebirgskette, welche
sich längs der Mitte Formosas herabzieht, trägt mehrere Gipfel bis
über 12000 Fuss Höhe hinaus (Mount Sylvia, Mount Morrison).
Die ornithologische Ausbeute der „Marchesa“ war auf dem flachen
Terrain der Westküste erlangt und wie es scheint von nur geringer
Bedeutung. Kein Zweifel, dass unsere immerhin ziemlich reichhaltige
Kenntnis von den Vögeln Formosas noch keineswegs als erschöpft
zu betrachten ist.
Wenn uns einiges über Formosa nachzutragen nicht überflüssig
erschien, so gilt das in erhöhtem Masse von der ganz intertropisch
gelegenen Insel Hainan. Ein sehr gutes bei uns nur wenig bekannt
gewordenes Buch „Ling-Nam or Interior Views of Southern
China by B. C. Henry (London 1886) behandelt im 17. Kapitel
„Hainan or the Island of Palms“. Was uns R. Swinhoe, der
auf einer mehrtägigen Reise ins Innere Hainans bis zur Hauptstadt
Ling-Nam vordrang, von den landschaftlichen Zügen der Insel mit-
teilt, erscheint geringfügig gegenüber der reichen Fülle von Auskunft,
welche uns durch B. ©. Henry dargeboten wird. Durch ausgedehnte
Reisen bis in die entlegensten Distrikte des bis dahin ganz unbe-
kannten Innern vermochte sich derselbe ein allseitig anschauliches
Bild von Hainan zu schaffen. Und in der That macht uns sein Buch
mit einer der merkwürdigsten Inseln bekannt. Wir entlehnen dem-
selben einige Hauptzüge. Zunächst frappiert die ausserordentliche
Verschiedenheit der Scenerie auf verhältnismässig doch nur be-
schränktem Raum. Hier eine Fülle und Mannigfaltigkeit tropischen
Pflanzenwuchses in seiner üppigsten Entfaltung, Bambusbestärde bis
zu 100 Fuss Höhe, Banyanen von gigantischen Proportionen, hoch-
stämmiger Urwald, untermischt mit Baumfarn und breitblättrigen
Alpinien, undurchdringlich gemacht durch Schling- und Schmarotzer-
gewächse verschiedenster Art; dichtes Camelliengebüsch „mit Myri-
aden schneeweisser Blüten“, dann hohe Hecken von abenteuerlich
gegliedertem, prachtvoll blühendem Cactus — und dort ausgedehnte
Kornfelder und Reispflanzungen, dazwischen weite Strecken fetten
Weidegrundes („rolling pasture*). Und dann wieder Ströme und
Gebirgsbäche die Menge zwischen tief ausgewascheren Flussbetten
und steilen Felswänden, an welehen Chirita chinensis die reizendste
Blütenfülle entfaltet. Sodann in der mittleren Längsaxe der Insel
ein Gebirgszug mit Erhebungen bis zu 6000 Fuss Höhe, die stellen-
weise immergrüne Eichenwaldung bekleidet (Quercus najadarum).
Doch genug. Dass sich in einer so verschwenderisch ausgestatteten
Fülle natürlicher Vorzüge ein reiches und eigentümliches Vogelleben
entwickeln konnte, darf nicht Wunder nehmen. Wir kennen aber
dasselbe wohl erst zum Teil, wenn auch ohne Zweifel zum weitaus
grösseren. Henry beobachtete eine sehr grosse Kranichart, die noch
nie gesammelt wurde. Von dem Silberfasan Hainans kennen wir
nur das Weibchen. Wenn Henry von „Parroquets“ spricht, so ist
darunter sehr wahrscheinlich eine uns noch, unbekannte Psittacula
zu verstehen. Dass unser Autor nicht etwas mehr Ornitholog war,
23*
344
ist sehr zu bedauern. — Wir dürfen übrigens, was Hainan betrifft,
hoffen, dass unser in Hoihow ansässiger Landsmann, Herr August
Schomburg, dem wir schon viel Gutes verdanken, auch fernerhin für
die hiesige Sammlung thätig sein wird.
In unserem zweiten Bericht über chinesische Vögel von 1892
ist bereits darauf hingewiesen worden, dass die westlichsten an Tibet
grenzenden Teile Chinas („la Chine tibetaine*), also die Provinzen
Setehuan und Kansu, das Gebiet des Koko-Nor, sowie die von den
wilden ganz unabhängigen Mantze bewohnte Regentschaft Moupin,
die schon ihrer natürlichen Beschaffenheit wegen am schwierigsten
zu durchforschenden aber zoologisch bei weitem interessantesten seien.
Es wurde dabei mit gebührender Anerkennung der hervorragenden
Leistungen des französischen Lazaristen-Missionars Armand David*)
gedacht, jenes hochbegabten enthusiastischen Naturforschers, dessen
zehnmonatliches Ausdauern in einem der Hochthäler Moupins (2100 m)
dureh zahlreiche zoologische Entdeckungen ersten und allerersten
Ranges — wir erinnern nur an Rhinopithecus und an die an den
hochnordischen Schaafochsen zumeist erinnernde Antilopenform
Budoreas!! — belohnt wurde. Das weite zwischen den Arbeits-
feldern Przevalskys und A. Davids liegende, die Provinz Kansu
einschliessende Gebiet war bis dahin undurchforseht geblieben. Jetzt
sind wir durch den russischen Reisenden Beresowsky und seinen
Mitarbeiter Bianchi mit den Vögeln der genannten Provinz etwas
näher bekannt geworden. Carl Deditius hat uns deren Bericht durch
eine gute Übersetzung zugänglich gemacht: Cab. Journ. f. Orn. 1897,
p. 57. Przevalskys Route ging durch die nordwestliche Ecke Kansus,
A. David näherte sich jener Provinz von Osten her.
Wenn wir uns also jetzt als einigermassen gut unterrichtet
betrachten dürfen von den ornithischen Verhältnissen der chinesisch-
thibetanischen Grenzlandschaften, so bleibt doch zwischen diesen und
Lhassa noch genug des zu Entdeckenden über. Aber das steht
ausser allem Zweifel, dass für den Forscher, dem es dermaleinst
beschieden sein wird, von dieser Seite her in Thibet selbst einzu-
dringen, Schwierigkeiten allerschwerster Art zu überwinden sein
werden. Als es A. David gelungen war, die Spitze des nur eine
Tagereise von seiner Behausung entfernten etwa 5000 Meter hohen
Hong-chan-tie-Gebirges zu erklimmen, erblickte er im Norden und
im Südwesten seines Standpunktes Schneegipfel von einer solchen
Höhe, dass ihm dieser dagegen wie ein Hügel erschien. Wir würden
übrigens Jedem, der Lust verspüren sollte, das Abenteuer mit dem
östlichen Thibet zu bestehen, dringend raten, den fast schon in Ver-
gessenheit geratenen Reisebericht der Missionare Huc und Gabet
nicht ungelesen zu lassen. Beide waren kein Armand David aber —
sie waren in Lhassa!
*) Der liochinteressante Bericht des Abb& David über seine Reise von
Peking nach Moupin, seinen Aufenthalt daselbst usw, findet man in den
„Nonvelles Archives du Museum d’Histoire naturelle de Paris etz. tome VII,
Bullet. 7, p. 75. (1871.)
345
Wir haben zu dem auf S. 301 unseres zweiten Berichtes zu-
sammengestellten Schriftenverzeichnis über chinesische Ornithologie
das Nachstehende hinzuzufügen:
1. Henry Seebohm „On new or little known Birds from Southern
China“: Proc. Zool. Soc. 1890, p. 341.
2. „On Birds colleeted or observed in the vieinity of Foochow
and Swatow in South-Eastern China“ by John D. de La Touche:
Ibis 1892, p. 401 und 477.
3. „Notes on the Birds of the Loo-Choo Islands“ by H. See-
bohm: Ibis 1893, p. 47.
4. „On fife apparently new species of Birds from Hainan“ by
F. W. Styan: Ibis 1893, p. 54.
5. „On the Birds of Hainan“ by F. W. Styan: Ibis 1893, p. 424.
6. „Notes on the Ornithology of China“ by F. W. Styan:
Ibis 1894, p. 329.
7. On the Chinese species of the Genus Suthora“* by Henry
Seebohm: Ibis 1894, p. 338.
8. „On some new or little known Birds from Formosa“ by
Henry Seebohm.
9. „Notes on South Formosa and its Birds“ by John D. de
La Touche: Ibis 1895, p. 305— 338.
10. „On some. Chinese Species of the genus Aleippe* by
T. W. Styan: Ibis 1896, p. 309.
11. Additional Observations on the Birds of the provinze of
Fohkien“ by C. B. Rickett and J. D. de La Touche: Ibis 1896, p. 489.
12. „Die Vögel der westchinesischen Provinz Gan-su. Aus
dem russischen Originalwerk des Reisenden M. Beresowsky und
seines Mitarbeiters V. Bianchi. Ausgezogen und übersetzt von Carl
Deditius“: Cab. Journ. f. Ornith. 1897, p. 57.
13. „On a further Collection of Birds made by Mssrs. de La
Touche & Rickett, from N. W. Fohkien“ by Henry H. Slater:
Ibis 1897, 9.169.
Die sogenannten indochinesischen Territorien blieben in der
vorstehenden Aufzählung unberücksichtigt. Als wichtig für die
Ornithologie Chinas mag indessen noch auf eine Arbeit des Major
@. Rippon hingewiesen werden, der im „Ibis“ von 1896 und 1897 ein-
gehend berichtet über in der Umgegend von Kalaw gesammelte Vögel
der südlichen Shan-Staaten. Ebenso wichtig für dieselbe sind die
das chinesische Gebiet mehrfach streifenden ornithologischen Unter-
suchungen des Dr. Dybowsky in Ostsibirien: Cab. Journ. 1872 u. 1873.
hegelmässig eitiert werden im Nachstehenden nur zwei Werke:
1) „Les Oiseaux de la Chine“ par M. l’Abb&e Armand David et
M. E. Oustalet. avec un Atlas de 124 planches. Paris 1877. Und
2) das auf 25 Bände angewachsene und nahezu vollendete Werk
„Catalogues of the Birds of the British Museum“. Das erste dieser
beiden Werke ist ein in der die Vögel Chinas behandelnden Litteratur
weit hervorragendes und von uns seinem vollen Verdienst nach ge-
würdigtes. Das zweite ist wohl die grossartigste, wichtigste und
346
unentbehrlichste aller jemals erschienenen ornithologischen Publika-
tionen. Vollständigkeit anstrebend enthält dieses Werk gute Be-
schreibungen aller bekannten Vögelarten und dazu das kolossal
angewachsene litterarische Material. Was wir, als 1874 der erste
Band desselben erschien, als für kaum möglich, als den piis desideriis
beizuzählen erachteten: die gleichmässig durchgeführte Vollendung
dieses umfangreichen litterarischen Unternehmens ist Thatsache ge-
worden.
Nächst dem Britischen Museum, in dessen Besitz bekanntlich
die umfangreichen und wissenschaftlich unschätzbaren Sammlungen
Robert Swinhoes übergegangen sind, und nächst dem Museum der
Naturgeschichte im Jardin des Plantes zu Paris, welches die ornitho-
logische Ausbeute Armand Davids konserviert, dürfte die Bremer
Sammlung die an chinesischen Vögeln reichste sein. Ein letztes
Wort dankbarer Anerkennung gilt den Namen Schmacker, Schomburg
und Walte.
Passeres.
Turdinae.
1. Merula mandarina, Gould.
Dav. Oustal. „Ois. de la Chine* p. 148. — Seeb. Catal. Brit.
Mus. V, p. 258.
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Ein jüngeres Männchen
erscheint untenher auf fahlem Grunde schwarzgefleckt; Bauchmitte
nach hinten hin ungefleckt. Oberseite dunkel schwarzbräunlich.
Schnabel braun. Eine weitverbreitete in ganz China häufige Art.
2. Turdus musieus, L.
Dav. Oustal. p. 167. — Brit. Mus. Catal. V, p. 191.
Ein Sg’ ad. von Hainan. — In China nur lokal anzutreffen.
Pere A. David begegnete dieser Drossel auf seinen weiten Reisen nie.
3. Turdus hortulorum, Swinh.
Dav. Oustal. p. 151. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 267.
Zwei altausgefärbte Exemplare von Shanghai. Sedentär im
südlichsten China. Noch nicht abgebildet.
4. Turdus chrysolaus, Temm.
Dav. Oustäl. p. 152. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 273.
Beide Geschlechter alt von Takao (Formosa) und eine 9 ad.
von Shanghai.
5. Turdus cardis, Temm.
Dav. Oustal. p. 150. — Temm. u. Schleg. Fauna Japon. Av.
t. 29. — Seeb. Catal. Brit. Mus. V, p. 261.
Ein d' ad. von Hoihow (Hainan).
Das uns vorliegende schön präparierte Exemplar unterscheidet
sich von der eitierten Abbildung der Fauna Japonica dadurch, dass die
Farbe von Kehle und Brust nicht schwarz wie bei dieser, sondern
ein ziemlich reines schwach ins Bräunliche ziehendes Schiefergrau ist.
347
Innere Flügeldecken rein grau. Die Fleken des Abdomen erscheinen
kleiner als die auf jener Abbildung. Es wurde dieses Exemplar in
Leiden durch Herrn Dr. K. Büttikofer mit den Originalen der Fauna
Japonica verglichen.
6. Turdus fuseatus, Pall.
Dav. Oustal. p. 155. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 262.
Jg ad. und J' jun. von Shanghai. In ganz China häufig.
Auch in früheren Sendungen Schmackers.
‘. Turdus Naumanni, Temm.
Dav. Oustal. p. 153. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 264. —
Naum. Vög. D. t. 558.
Beide Geschlechter von Shanghai und Tientsin.
8. Turdus pallidus, Gm.
Dav. Oustal. p. 47. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 274. —
Fauna Japen. Av. t. 26.
Vier Exemplare. Beide Geschlechter alt von Shanghai.
9. Turdus obseurus, Gm.
Dav. Oust. p. 153. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 273. — Fauna
Japon. Av. t. XXVII.
Ein Exemplar von Shanghai.
10. Monticola solitaria, (Briss.).
Dav. Oustal. p. 161, pl. 41. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 318
M. eyanus solitaria.
Vier Exemplare. Alt und jung von Takao (Formosa). Sodann
ein g' jun. von Kelung (ib.).
11. Monticola gularis, Swinh.
Dav. Oustal. p. 163, pl. 42. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 326.
Eine seltnere Art, die der Bremer Sammlung fehlte. Nahezu
ausgefärbtes Männchen von Shanghai. Sehr beliebter Stubenvogel
um Peking. Die eitierte Abbildung ist gut.
Eine Beschreibung des uns vorliegenden Vogels dürfte am Platze
sein: Scheitel und Nacken hellblau und rötlich gemischt (die einzelnen
Federn rötlich mit blauem Spitzenfleck). Das Blau erstreckt sich
bis aufs Interscapulium. Rückenfedern schwarz, breit hellfahlrötlich
gerandet; Unterrücken und Bürzel rein rostrot; Flügeldeckfedern
schwärzlich, hellfahlrötlich gerandet; die letzten Tertiärschwingen
mit grossem weissen Fleck der Aussenfahne; Schwingen dunkelbraun,
etwas heller graulich gerandet; innere Flügeldecken hell fuchsgelb;
Unterseite feurig rotbraun; auf Brust, Kopf- und Halsseiten zeigen
die Federn sehr schmale hellere Säumung; die Kehle hinab zieht sich
ein hellerer fahler Streifen; Abdomen hell rostgelb, ebenso die unteren
Sehwanzdecken; Zügel feurig rotbraun; unter und hinter den Augen
kleine schwärzliche Fleekung; Schwanzfedern schwärzlich, blau über-
laufen mit feinem fahlen Endsaum; die Scapularen zeigen Blau;
Schnabel dunkel. Flügel 96 mm, Schwanz 65 mm, Lauf 22 mm.
348
12. Monticola eyanea, (L.).
Dav. Oustal. p. 163. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 316.
Ein jüngeres Männchen von Hoihow.
Timeliinae.
13. Copsychus saularis, (L.).
Dav. Oustal. p. 174. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 61.
Ein altausgefärbtes Exemplar ohne Angabe des Fundortes.
14. Kittacinela macroura, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 175. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 85.
Zwei g' ad. aus dem Innern Hainans.
15. Pomatorhinus musicus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 185. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 424. —
Styan Ibis 1893, p. 406.
Drei gleichgefärbte Exemplare. Beide Geschlechter von For-
mosa: Takao und Kelung. Sodann ein 3 ad. von Hoihow. Die
Hainanrasse ist etwas kleiner: die braunroten weissgesäumten Flecken
der Unterseite stehen etwas dichter. Das Weiss der Kehle erscheint
beschränkter. Die weisse Augenbrauenbinde sehr schmal. Flüg.
76 mm, Schwanz 82 mm, First 19 mm.
16. Trochalopteron einereiceps, Styan.
Styan Ibis 1887, p. 162, pl. 6.
Ein g ad. von „Hankow“ (?): Seltene noch wenig gesammelte
Art, deren Gebiet die westliche Provinz Yünnan zu sein scheint.
Die Abbildung im „Ibis“ verdient alles Lob. Doch ist der Total-
eindruck des uns vorliegenden Exemplares in etwas düsterer.
17. Trochalopteron canorum, (L.).
Dav. Oustal. p. 189, pl. 56. — Leurodiopteron hoamy: Brit.
Mus. Oatal. VII, p. 376.
Vier Exemplare aus dem Innern Hainans: „Lushan, Nodouha,
Leimumon“. In der Färbung der Geschlechter kaum Unterschiede. —
Allerlei biologische Notizen über diese in China weitverbreitete Art
bei Pere Armand David.
18. Trochalopteron taivanum, Swinh.
Dav. Oustal. p. 190. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 376.
Beide Geschlechter altausgefärbt von Takao (Formosa). Diese
Art ist auf Formosa beschränkt. Die Angabe „Shanghai“ in unserem
Beitrag z. OÖ. Chinas von 1892 dürfte auf einem Irrtum beruhen.
19. Dryonastes perspieillatus, (Gm.).
Gerrulax perspicilleatus, Dav. Oustal. p. 191, pl. 52. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. VII, p. 258.
Beide Geschlechter von Shanghai. Diese grosse Art ist auf
die südliche Hälfte Chinas beschränkt.
349
20. Dryonastes monachus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 493. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 457.
Zwei Prachtexemplare aus dem Innern Hainans. Eine der auf
diese Insel beschränkten Arten.
21. Dryonastes sannio, Swinh.
Dav. Oustal. p. 172. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 459. —
O0. Rippon Ibis 1896, p. 358.
Ein g' ad. von Yünnan: Herr A.Schomburg. Seltnere Artin China.
In den südlichen Shan-Staaten „very plentiful, tame and amusing“.
22. Garrulax Schmackeri, n. sp.
G. supra dilute ex olivaceo-rufescens; nucha et inter-
scapulio laetius rufis, fronte summo et plumulis supranasalibus
rufescente-pallidis; faseia supraciliari breviuseula lata pure alba,
altera per oculos dueta eineumseripte nigra; tertia infraoculari
bıevi alba; gutture pure albo, infra subrufescente; fascia pectorali
semilunari ad latera capitio usque producta nigra; abdomine
medio ex parte albo, lateribus late rufulis; subeaudalibus et
subalaribus fulvescentibus; rectricibus 4 intermediis dorso
concoloribus, lateralibus parte basali dorso concoloribus, medio
latissime nigris, parte apicali late et dilute fulvis; remigibus
omnibus pogonio interno nigricante-fuseis, externo dorso con-
coloribus; rostro fuscescente, apice pallidiore; pedibus pallide
fuscescentibus.
Ein altausgefärbtes Männchen aus dem Innern Hainans. Diese
wohl unzweifelhaft neue Art unterscheidet sich von dem nahe ver-
wandten G@. pectoralis der Himalaja-Gebiete wie folgt: Der Vogel
von Hainan ist wesentlich kleiner:
Ganze Länge 25 cm.
Flügel 107 mm (gegen 142 mm bei pect.)
Schwanzellar zu. (. 71.140: 2, "sans
First 24 ” ( ” 29 ” ” ” )
L a uf 3 8 ” ( ” 4 B ” ” ”
Das Farbenbild der Kopfseiten ist bei den beiden genannten
Arten ein sehr verschiedenes. Bei G. pectoralis (wir vergleichen
ein schön ausgefärbtes Exemplar aus Burmah) liegt zwischen der
weissen Augenbrauerbinde und der schmalen tiefschwarzen kurzen
Baıtbinde ein breites Feld mit grell markierter schwarz und weisser
Strichelung; bei G. Schmackeri folgt auf die breitere weisse
Augenbrauenbinde eine das Auge einschliessende ebenso breite
glänzend schwarze, begrenzt nach unten durch eine dritte weisse,
unterhalb welcher die kurze schwarze sich nicht ganz bis an den
Mundwinkel erstreckende Bartbinde liegt. Der sehr breite Spitzen-
teil der Schwanzfedern ist bei G. pectoralis weiss, mit schwach
fahlem Anflug auf der Aussenfahne, auf der Unterseite rein weiss
auf beiden Fahnen — bei G@. Schmackeri hellrostrot.
Der Aussenrand der Primärschwingen ist bei G. pectoralis
hellfahlweisslich, bei G. Schmackeri von der Farbe des Rückens,
also olivenbräunlich.
350
Dies mag zunächst genügen, @. Schmackeri als eigene Art
zu kennzeichnen. Die Vergleichung einer grösseren Anzahl von
Exemplaren aus Hainan bleibt natürlich sehr zu wünschen. Und
zwar um so mehr, als T. ©. Jerdon („The Birds of India vol. H,
p. 40) speciell von Garrulax pectoralis bemerkt „This species
varies a good deal (according to the locality) in the markings of the
earcoverts etc.“ Diese letztere weit über die gebirgigen Gebiete
Indiens verbreitete Art, ferner G. moniliger, Hodgs. aus Pegu,
Arracan, Burmah usw., sodann G. picticollis, Swinh. (Gould B.
of As. pt. NAVI) aus den chinesischen Provinzen Chekiang und
Fokien, und endlich unser G. Schmackeri bilden eine sehr natür-
liche Gruppe, zu welcher noch der etwas unsichere G. Mouhoti aus
Cambodia kommt.
23. Graminicola striata, Styan.
Styan Bull. Brit. Örn. Club. II, p. VI. — Id. Ibis 1893, p. 14 u.426
Ein schönes Exemplar aus dem Innern Hainans: „Leimamon“.
Man vergleiche über diese interessante Form Sharpe Brit. Mus.
Catal. VII. p. 273 e. fig. rostr. et cand. Man kannte bis vor kurzem
nur die eine Art Gr. bengalensis, Jerd. aus dem östlichen Bengalen.
24. Aleippe morissonia, Swinh.
Swinh. Ibis 1863, p. 296. — Dav. Oustal. p. 219. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. VII, p. 621. — Styan Ibis 1896, p. 310.
Drei gleichgefärbte Exemplare in beiden Geschlechtern von
Formosa und ein viertes in etwas kleineres von Hainan.
25. Suja erinigera, Hodgs.
Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 177. — Suja striata, Swinh.
Dav. Oustal. p. 218, pl. 18.
Ein g' ad. von „Kiukiang“. Die Abbildung in den „Ois. de
la Chine“ lässt zu wünschen übrig. Unser Exemplar zeigt die Brust
deutlich gestrichelt.
26. Cisticola schoenicola, Bp.
Dav. Oustal. p. 256. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 258. —
Ö, schoenicola brunneiceps, Seeb. Ibis 1887, p. 175.
Zwei g’ ad. von Shanghai und ein altausgefärbtes Pärchen von
den Liu-kiu (Low-chow) Inseln. Die „large eastern race“ Sharpes.
Verglichen mit einem schönen Exemplar unseres Binsensängers aus
Spanien ergeben sich sehr auffallende Unterschiede in der Färbung.
Diese sind von Seebohm, dem ein bedeutendes Vergleichsmaterial zur
Verfügung stand, sehr gut zusammengestellt worden l. e. Vergl.
auch: Finsch und Hartl., Ostafr. p. 229, wo über die Färbungs-
abweichungen bei dieser Art Bemerkenswertes verzeichnet steht.
Wir messen Flüg. 57 mm (gegen 48), Schwanz 53 mm (gegen 48),
First 10 mm (gegen 9).
27. Prinia inornata, Sykes.
Dav. Oustal. p. 257: Drymoepus extensicauda, Swinh. — Brit.
Mus. Catal. VII, p. 257.
Beide Geschlechter von Takao (Formosa) und Hainan. Über
35l
diese weitverbreitete indische Art hat Sharpe 1. e. viel Instruktives.
Zählt in der Südhälfte Chinas zu den sehr gewöhnlichen Vögeln.
Sharpe verzeichnet als Hauptrassen dieser Art die chinesische ex-
tensiecauda und die Blanfordi Pegus.
28. Burnesia sonitans, Swinh.
Prinia sonitans, Swinh. Ibis 1860, p. 50. — Dav. Oustal.
p. 262. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 205.
Zwei mit J' bezeichnete Exemplare aus dem Innern Hainans.
Sehr gute Beschreibung dieser Art bei Sharpe l.c. Die Beschreibung
in den „Ois. de la Chine“ ist nicht durchweg zutreffend. So z. B.
ist die Bezeichnung „front et jones d’un blanc pur“ geradezu un-
richtig.
Paradoxornithinae.
29. Paradoxornis Heudei, Gould.
Gould, Birds of Asia, pt. XXVI, fig. bon. — Dav. Oustal.
p. 224, pl. 63. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 497.
Drei Exemplare dieser ausgezeichneten in Sammlungen noch
sehr seltenen Art. Alle drei stammen aus der Umgebung von Nankin,
wo der französische Missionar Heude diese Art entdeckte. Eines
der Exemplare zeigt die dunkle nach hinten stark verlängerte Augen-
brauenbinde blasser und mehr rotbräunlich.
30. Suthora Webbiana, Grey.
Dav. Oustal. p. 208. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 491. —
Gould B. of As. pt. IV.
Mehrfach vertreten schon in den früheren Sendungen Schmackers.
Cinclinae.
3l. Cinelus Pallasii, Temm.
Dav. Oustal. p. 146. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 316. —
Gould Birds of As. pt. 34.
Ein g' ad. von Shanghai.
Henicurinae.
32. Henicurus sinensis, Gould.
Dav. Oustal. p. 295. — H. Leschenaulti: pl. 37. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. VII, p. 313.
Zwei J’ ad. von „Lushan“. Die Unterschiede der chinesischen
Form dieser Gattung von der nahe verwandten indischen Lesche-
naulti, Vieill. sind von Sharpe deutlich bezeichnet worden.
Sylviinae.
33. Pratincola maura, (Pall.).
Pr. indica Blyth bei Dav. Oustal. p. 167. — Gould Birds of
As. pt. XV, fig. ops. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 188.
Drei jüngere Vögel von Hoihow (Hainan). Und eine J ad.
von Shanghai. — Bekanntlich die Vertretung unserer Pr. rubicola
in Indien und dem äussersten Osten.
352
34. Xanthopygia fuliginosa, Vig.
Rhyacornis fuliginosa, Blanf. Journ. As. Soc. Beng. 1872,
p. 30—73. — Sharpe Brit. Mus Catal. IV, p. 233. — Dav. Oustal.
p. 171. — Hume und Henders. „Lahore to Yarkand“ pl. XV.
Vier Exemplare aus Südehina. Das ganze Jahr hindurch
£
häufig in den Gebirgsgebieten der Centralprovinzen.
35. Rutieilla aurorea, (Pall.).
Dav. Oustal. Ois. Chine p. 17%. — Fauna Japon. Av. pl. XXI. —
Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 345.
Ein altausgefärbtes Pärchen von Shanghäi.
36. Cyaneceula sueeica, (L.).
Dav. Oustal. p. 234. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V. 234: Erithacus
caeruleculus.
Ein S' jun. von Peking. Das Blaukehlehen Nordeuropas zählt
zu den über ganz China verbreiteten Arten.
37. Calliope eamtschatkensis, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 725. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 305.
Alt und jünger von Shanghai. Das jüngere Farbenkleid zeigt
die weisse Kehle hellrot gestippt und die Kopfzeichnung schwach
angedeutet.
38. Cettia eanturians, Swinh.
Homochlamys canturians bei Dav. Oustal. p. 243. — Seeb.
Brit. Mus. Catal. V, 141.
Ein J ad. von Takao. Das ganze Jahr hindurch nicht selten
auf der Südhälfte Chinas mit Inbegriff der Inseln Formosa und Hainan.
39. Acrocephalas orientalis, Schleg.
Temm. Schleg. Fauna Japon. Av. pi. XXB. — Calamodyta
orientalis: Dav. Oustal. p. 252. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 97,
Mehrere Exemplare aus der Umgegend von Peking, wo der
Vogel im Mai massenhaft brütet.
40. Cettia minuta, Swinh.
Arundinax minutus, Swinh. Ibis 1860, p. 52. — Homochlamys
minatus, Salvad. Dav. Oustal. p. 244 (partim).
Beide Geschlechter ausgefärbt von Takao und ein Weibchen
von Shanghai. Auch von Hainan.
41. Phyllopneuste borealis, Blas.
Dav. Oustal. p. 271. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 40.
Ein Pärchen von Shanghai. Im Frühling massenhaft auf dem
Zuge längs der Küsten Chinas.
42. Phyllopneuste supereiliosa, (Gm.).
Dav. Oustal. „Ois. de la Chine* p. 263. — Phpylloscopus
supereiliosus, Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 68.
Beide Geschlechter von Shanghai. Auch in den früheren
Sendungen Schmackers vertreten.
353
Parinae.
43. Parus minor, Temm.
Temm. Schleg. Fauna Japon. Av. pl. 33. — Gadow Brit. Mus.
Catal. VIII, p. 15. — Dav. Oustal. p. 278.
Zwei g' von Ninkuofu.
44. Parus venustulus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 281. — Gould. Birds of As. pt. XXIIL —
Gadow Brit. Mus. Catal. VIII. p. 23.
Ein g' ad. von „Kiu-Kiang“ (?) Seltnere Art. Nach Pere
Armand David bis jetzt nur gefunden in den „gorges que traverse
le fleuve bleu“. Swinhoes Exemplar stammte vom blauen Fluss
zwischen Kweifoo und Ichang. Eine reizende Meise.
45. Acredula glaucogularis, Gould.
Dav. Oustal. p. 202. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 65. —
M. Swinhoi, v. Pelzeln, Reise d. Novara, Vög. pl. III.
Alt in zwei Exemplaren von Shanghai. Und: „Ning to-tailu“ (?)
46. Aegithalus consobrinus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 202. — Seeb. Ibis 1879, p. 33: NB! — Gadow
Brit. Mus. Catal. VIII, p. 67 (Aeg. pendulinus).
Ein Exemplar von Nankin. Wir lassen der Ansicht Swinhoes
zunächst ihre Geltung, ohne doch von dem Spezieswert dieser Art
überzeugt zu sein. An der oben eitierten Stelle sucht Seebohm
nachzuweisen, dass Swinhoes A. consobrinus nur als Farbenkleid
des Weibehens oder eines jüngeren Männchens unserer europäischen
Beutelmeise aufzufassen sei, die bekanntlich zu viel Variation hin-
neige. Diese Ansicht acceptiert Hans Gadow, während Oustalet sehr
überzeugt der Anschauung Swinhoes zuneigt.
4%. Herpornis tyrannulus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 216. — Swinh. Ibis 1870, p. 347, pl. 10. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 637. — Cryptolopha bicolor,
Styan Ibis 1893, p. 55. — Rickett und de La Touche, Ibis 1396,
p. 490.
Zwei Exemplare von Hainan: „The Hummocks“. Die eitierte
Abbildung im „Ibis“ macht einen zu grossen Eindruck. Von Rickett
und de La Touche in der Provinz Fohkien nachgewiesen.
48. Leiothrix lutea, (Scop.).
Dav. Oustal. p. 214, pl. 67. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p.614.
Zwei schöne Exemplare von Südchina. Geht nördlich nicht
hinaus über die Becken des Yangtze-Kiang. A. David traf diese
reizende Art noch in der an Thibet grenzenden Hochlandschaft Moupin.
Sittinae.
49. Sitta sinensis, J. Verr.
J. Verreaux Nouv. Arch. du Mus. Bullet. VI, p. 34, VII, p. 34
und IX, pl. 4. — Dav. Oustal. p. 90. — Gadow Brit. Mus. Catal.
VIII, p. 347.
354
Zwei ganz gleichgefärbte Männchen von „Theochabien“ (?)
Aug. 18. In den zentralen Provinzen Chinas keine Seltenheit. —
Wir können der Ansicht Gadows und Anderer, welche diese kleine
chinesische Spechtmeise für gleichartig mit unserem Kleiber halten,
nicht beistimmen, und sind vielmehr einverstanden mit Jules Verreaux,
dessen bewährter ornithologischer Scharfblick die Artselbständigkeit
derselben richtig erkannt hat. Trotz der grossen Ähnlichkeit im
Colorit beider Arten macht die kleinere Sitta sinensis einen sehr
abweichenden Totaleindruck. Wir messen: First 14 mm (gegen
16°/,—17), Flüg. 74 mm (gegen 81), Schwanz 37 mm (gegen 42)
und Lauf 15 mm (gegen 18). Bei Sitta caesia ist nicht nur das
Kinn, sondern auch Kehle und Wangengegend weisslich. Bei Sitta
sinensis fängt die etwas düster rötliche Färbung der Unterseite
gleich unterhalb des Kinnwinkels an und erstreckt sich auch über
die Kopfseiten. Das bei Sitta caesia so feurige Rotbraun der
Hypochondrien erscheint bei S. sinensis kaum mehr als angedeutet.
Motacillinae.
50. Motacilla melenope, Pall.
Dav. Oustal. p. 301. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 497.
Beide Geschlechter alt von Shanghai und ein d' ad. von Hoihow.
5l. Motacilla borealis, Sundev.
Dav. Oustal. p. 303. — Sundev. Öfvers. Kongl. Veteusk. Förh.
1840, p. 43. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 522, pl. VII, fig. 1—3.
Ein g' ad. von Shanghai.
52. Motaeilla taivana, Swinh.
Dav. Oustal. p. 303. — Swinh. Proceed. Z. G. 1863, p. 43. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 514.
Ein g' ad. von Takao.
53. Motaeilla leucopsis, Gould.
Dav. Oustal. p. 208. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 482.
Beide Geschlechter alt von Shanghai. — Ein J' ad. von Hoihow.
54. Anthus Richardi, Vieill.
Corydalla Richardi, Dav. Oustal. p. 309. — Naum. t. 37,
Fig. 4. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 564.
Drei ausgefärbte Männchen im Herbstkleide von Hoihow.
55. Anthus cervinus, Pall.
Dav. Oustal. p. 306. — Gould, B. of As. pt. IV. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. X, p. 585.
‘in Jg ad. von Hoihow und ein Weibehen von Takao.
56. Anthus rosaceus, Hodgs.
Dav. Oustal. p. 308. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 589.
Zwei Männchen von Hoihow.
359
57. Anthus maculatus, Hodgs.
Dav. Oustal. p. 308 (A. agilis, Sw.). — Sharpe Brit. Mus.
Catal. X, p. 547.
Mehrtach von Shanghai.
58. Limonidromus indicus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 305. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 532.
Ein J' ad. von Ninkuofu.
Pyenonotinae.
59. Hypsipetes amaurotis, Less.
Dav. Oust. p. 135. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 42. —
„Fauna Japonica* Av. pl. 31B.
Beide Geschlechter alt von Shanghai.
60. Hypsipetes perniger, Swinh.
Dav. Oustal. p. 137. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 42. —
Swinh. Ibis 1870, t. IX, Fig. 2.
Zwei Exemplare von Hainan. Schon in unserem Beitrag von
1892 aufgeführt.
61. Hypsipetes leucocephalus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 136, pl. 14. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. #1.
Ein nicht völlig ausgefärbtes Exemplar von Shanghai: Brust
und Bauch braun mit weisser Längsfleckung; untere Schwanzdeck-
federn braun, weiss gerandet.
62. Spizixos semitorques, Swinh.
Der Oustal. p. 143, pl. 47. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI,
p- 170.
Ein g' ad. von „Kukiang“ und ein zweites von Shanghai.
Diese kontinentale Form vertritt bekanntlich auf den beiden grossen
südlichen Inseln Sp. einereicapillus, Swinh. Vergl. Beitr. ete.
von 1892.
Noch nicht abgebildet.
63. Hemixos castononotus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 143. — Swinh. Ibis 1870, p. 251, pl. 9, Fig. 1. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 51.
Zwei schöne Exemplare dieser auf Hainan beschränkten, in
Sammlungen noch sehr seltenen Art.
64. Pyenonotus hainanus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 141. — Swinh. Ibis 1870, p. 253. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. VI.
Zwei d' ad. von Hainan ohne nähere Angabe der Lokalität.
Swinhoe verzeichnet diese Art von Naschow-Island. Im Britischen
Museum steht sie (angeblich) aus Siam!
65. Pyenonotus sinensis, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 140. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 149.
356
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Auch auf Formosa.
Die Nordgrenze des Vorkommens dieser Art bildet das Becken des
Yangtze-Kiang.
66. Criniger pallidus, Swinh.
Swinh. Ibis 1870, p. 252. — Dav. Oustal. p. 138. — Pinaro-
eichla Schmackeri, Styan lbis 1893, p. 50. — Styan Ibis 1893,
p- 128!
Ein g' ad. aus dem Innern Hainans. Ein zweites Exemplar
aus Borneo! Bei diesem ist die Kehle weniger rein weiss, das Gelb
auf dem Abdomen schwächer markiert und die Masse sind etwas
geringer. Ornithologisch betrachtet ist dieser Vogel von indisch-
afrikanischem Gepräge eines der interessantesten Stücke der
Schmacker’schen Sammlungen.
67. Phyllornis lazulina, Swinh.
Dav. Oustal. p. 134. — Swinhoe Ibis 1870, p. 255. — Chlo-
ropsis lazulina, Sharpe Brit. Mus. Catal. VI, p. 29.
Ein schönes Pärchen von Hainan. In Sammlungen noch grosse
Seltenheit. Noch nicht abgebildet. Auf Hainan beschränkt.
Oriolinae.
68. Oriolus diffusus, Sharpe.
Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 310. — O. cochinchinensis,
Brit. bei Dav. Oustal. p. 132.
Vier Exemplar aus dem Innern Hainans. Zwei jüngere Vögel
zeigen etwas abweichende Färbung. Bei dem einen ist die Längs-
fleekenzeiehnung der Unterseite viel kräftiger, die einzelnen Schmitzen
also viel breiter als bei den anderen. Iris violett.
69. Oriolus xanthonotus, Horstf.
Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 313.
Ein 9 ad. von „Ratapole (??). Dieser Pirol wurde bis jetzt
an keiner Stelle für China verzeichnet. Es ist mir wahrscheinlich,
dass die fast unleserlich geschriebene Lokalität irgendwo auf Borneo
zu suchen ist.
Dicrurinae.
70. Chibia brevirostris, Cab.
Dav. Oustal. p. 110. — Sharpe Catal. Brit. Mus. III, p. 235. —
Hartl. Chin. Vög. Abh. Nat. Ver. Bremen, Bd. XI, Nr. 21.
Zwei schöne Exemplar von „Lushan“ (?). — Sharpe kann die
von Cabanis vertretene Abtrennung dieser Form von der indischen
Ch. hottentotta nicht billigen. Und allerdings sind die Unter-
scheidungsmerkmale wenig frappant.
71. Buchanga leucogenys, Walden.
Dav. Oustal. p. 108, pl. 77. — Sharpe Catal. Brit. Mus. III,
p. 251.
Ein altausgefärbtes Pärchen von Niukuofa. Iris rot.
357
72. Buchanga atra, (Herm.).
Dav. Oustal. p. 108. — Sharpe Catal. Brit. Mus. III, p. 246. —
Dierurus cathoecus, Swinh.
Beide Geschlechter alt von Hainan: Hoihow. Eine zweite
Lokalität unlesbar. Iris rot.
73. Buchanga Mouhoti, Walden.
Dav. Oustal. p. 109. — B. einerascens, Horsf. bei Sharpe Catal.
Brit. Mus. III, p. 250.
Zwei Exemplare von Hainan: Leimumon.
Campephaginae.
74. Graucalus rex pineti, Swinh.
Dav. Oustal. p. 102. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 35.
Zwei d' ad. von Hainan. Iris magenta. Das eine der beiden
Exemplare zeigt die Unterseite etwas dunkler, namentlich die Kehle.
‘5. Campephaga polioptera, Sharpe.
Catal. Brit. Mus. IV, p. 69, pl. I.
Eie altausgefärbtes Weibchen von Ninkuofu. Im Brit. Mus.
von Cochinchina. — Sharpes Beschreibung passt nicht völlig auf
das uns vorliegende Exemplar. Die beiden mittleren Steuerfedern
zeigen an der Spitze kein Weiss und die Worte „remainder of the
tailfeathers tipped with white, which tip inereases in extent towards
the outermost, where it is very broad“ sind auf unseren Vogel
nicht anwendbar, indem dieser die genannte Zunahme der weissen
Spitzenflecke nicht zeigt.
6. Campephaga saturata, Swinh.
Dav. Oustal. p. 103. — Swinh. Ibis 1870, p. 242. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. IV, p. 66.
Ein 3 ad. von Hainan.
7%. Campephaga melaschistos, Hodgs.
Dav. Oustal. p. 108. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 65.
Ein g' ad. von Shanghai.
Laniinae.
78. Lanius sphenocereus, Cab.
Dav. Oustal. p. 92. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 242.
Ein Jg ad. von Nanking. — Jedenfalls eine der grössten
Würgerarten.
79. Lanius schach, Osbeck.
N, Oustal. p. 95, pl. 75. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII,
p- 2061.
Ein g' ad. von Shanghai und 2 ad. von Takao.
80. Lanius superciliosus, Lath.
Dav. Oustal. p. 100. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 271.
Ein d ad. von Silver-Island.
Oktober 1897, XIV, 24
358
81. Lanius fuscatus, Less.
Dav. Oustal. p. 96. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 263. —
L. melanthes, Swinh.
Ein alter Vogel von Hainan. Ein eigentümlich dunkler Würger:
Obenher dunkelgrau, bräunlich gemischt; Unterseite kaum heller;
Stirn, Kopfseiten und Kehle dunkelbraun; ebenso Flügel und Schwanz.
Zählt zu den seltneren Arten.
s2. Lanius luzionensis, L.
Dav. Oustal. p. 99. — Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 271.
Ein altausgefärbtes Weibchen von Silver-Island. — Zwei
jüngere Vögel von Ningpo.
83. Lanius tigrinus, Drap.
Gadow Brit. Mus. Catal. VIII, p. 289. — L. Waldeni, Swinh.
Proc. Zool. Soc. 1870, p. 131.
Ein altausgefärbtes Männchen von „Lushan“ (Hainan). —
Fehlt bei Dav. Oustal. „Ois. de la Chine“.
s4. Tephrodornis pelvica, Hodgs.
Dav. Oustal. p. 101. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 276.
Alt und jünger von Hainan. In China ist diese Insel die
einzig festgestellte Lokalität für diesen Vogel des östlichen Himalaja.
s5. Perierocotus brevirostris, Vig.
Dav. Oustal. p. 104, pl. 73. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 79.
Eine d' ad. von Peking.
86. Pericrocotus eantonensis, Swinh.
Dav. Oustal. p. 167. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 84.
Zwei Stück von Ninkuofu. Der etwas jüngere Vogel ist heller,
unterher weisslicher, der Vorderkopf nur schwach ins Weissliche
ziehend: Unterrücken und Bürzel blassgelblich; die Kopfseitenzeich-
nung undeutlicher.
7. Perierocotus elegans, M’Clell.
Dav. Oustal. p. 106. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 106. —
P. fratereulus, Swinh. Ibis 1870, p. 244.
Die Bestimmung ist nicht absolut sicher. Keine der mir be-
kannten Beschreibungen passt ganz: die beiden mittleren Steuerfedern
sind ganz schwarz, die übrigen rot bis auf einen abgeschrägten
schwarzen Flecken an der Basis der Innenfahne. Beim Weibehen
dieselbe Zeichnung in Gelb. Ein mit g' bezeichneter jüngerer Vogel
ist unterher tief dottergelb; von der Stirn über die Augen hin orange;
die Oberseite ist graubräunlich; Bürzel und obere Schwanzdecken
orangegelblich; Schwingen erster Ordnung, die erste ausgenommen,
mit grossem tiefgelben Spiegelfleck. Ich messe: Flüg. 92 mm,
Schwanz 98 mm, First 11!/, mm.
359
Muscicapinae.
88. Museicapa griseistieta, Swinh.
Dav. Oustal. p. 122. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 153.
Ein J' ad. von „Chinkiang“ (?). Nicht abgebildet.
89. Museicapa albieilla, Pall.
Pall. Zoogr. Ross. Asiat. I, 462 e. Fig. bon. — Dav. Oustal.
p- 121. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 162.
Zwei Exemplare von Hoihow. Bei dem ausgefärbten Vogel
ist die Kehle mehr rötlichgelb, bei dem etwas jüngeren rein weiss.
90. Hemichelidon sibirica, (Gm.).
Butalis sibirica, Dav. Oustal. p. 122. — Sharpe Brit. Mus.
Catal. IV, p. 120.
Ein altausgefärbtes Männchen von Shanghai und ein solches
von Hoihow.
91. Muscicapula hyperythra, Blyth.
Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 206.
Ein g' ad. von „Makitsao“ (?). Nicht in den „Ois. de la Chine“.
92. Alseonax latirostris, Raffl.
Dav. Oustal. p. 123. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 127. —
Hume & Henders. „Lahore to Yarkand“, pl. V.
Ein J' ad. von Shanghai und 2 ad. von Ninkuofu.
93. Poliomyias Inteola, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 121. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 201
c. Fig. rostri. — Museicapa mugimaki, Temm. Schleg. Fauna
Jap. Av. XVIIB.
Ein g' ad. vou „Chinkiang“ (?) und #9 ad. von Shanghai.
Dieses letztere Exemplar zeigt einige Abweichung in der Färbung
und kein Weiss im Flügel.
94. Rutieilla aurorea, (Gm.). |
Dav. Oustal. p. 170, pl. 26. — Seeb. Brit. Mus. Catal. V, p. 345.
Ein Pärchen von Shanghai.
95. Notodela montium, Swinh.
Dav. Oustal. p. 238. — Sharpe Brit. Mus. Catal. VII, p. 24.
Ein altes Männchen und ein jüngerer Vogel von „Makitsao“ (?)
Formosa. Wir beschreiben den letzteren wie folgt: Obenher rot-
bräunlich, ziemlich dunkel; Unterseite heller bräunlich, Brust etwas
dunkler; Kehle und Bauchmitte weisslich; Schwanz einfärbig von
der Farbe des Rückens. — Noch nicht abgebildet.
96. Siphia pallidipes, Jerd.
Styan Ibis 1393, p. 430. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 414.
Zwei alte Männchen von Hainan: Leimumon und Nodouha.
Scheint als kleinere Rasse des kontinental-indischen Vogels aufzu-
fassen zu sein. Fehlt bei Dav. Oustal. „Ois. de la Chine“.
24*
360
97. Siphia Tickelliae, Blyth.
Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 447.
Drei Stück von Yünnan: Herr August Schomburg. Eines der
beiden Männchen zeigt auf der Scheitelmitte einige weisse Federn,
wahrscheinlich albinistischen Ursprungs, wie wir mit unserem Freunde,
Herrn J. Büttikofer, dem ausgezeichneten Forscher auf Borneo, an-
nehmen möchten. Sharpe beschreibt |. «. beide Geschlechter sehr gut.
Fehlt bei Dav. Oustal. „Ois. de la Chine*. — Noch nicht ab-
Berulpok: 98. Rhipidura albieollis, Vieill.
Brit. Mus. Catal. IV, p. 317. — Styan, Ibis 1893, p. 430.
Zwei g' ad. aus dem Innern Hainan: Nodouha, von ganz gleicher
Färbung. — Die erste Notiz vom Vorkommen der indisch-australischen
Gattung Rhipidura in China verdanken wir Styan, welcher Rh. albi-
eollis als der Ornis von Hainan zugehörig aufführt. Die Richtigkeit
der Bestimmung können wir nach Vergleich mit indischen Exem-
plaren nur bestätigen.
99. Culieipeta ceylonensis, Swinh.
Dav. Oustal. Ois. de la Chine, p. 369. — Sharpe Brit. Mus.
Catal. IV, p. 369. — C. einereocapilla, Swinh.
Ein Exemplar aus dem Yangtze-Kiang-Gebiet.
100. Niltava eyanomelaena, Temm.
Dav. Oustal. p. 156. — Cyanoptila cyanomelaena, Seeb. Proc.
Zool. Soc. 1890 p. 541. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 251:
Xanthopygia eyanomelaena.
Ein altausgefärbtes Pärchen von Shanghai.
101. Janthia eyanura, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 231, pl. 28. — Tarsiger eyanurus, Sharpe
Brit. Mus. Catal. IV, p. 255.
Beide Geschlechter alt von Shanghai.
102. Terpsiphone Incei, Gould.
Dav. Oustal. p. 112, pl. 2. — Gould, Birds of As. pt. IV. —
Sharpe Brit. Mes. Oatal. IV, p. 350.
jeide Geschlechter sehön von Ninkuofu. Ein etwas jüngerer
Vogel zeigt die mittleren Steuerfedern noch nicht genügend verlängert.
103. Hypothymis oceipitalis, Vig.
Dav. Oustal. p. 114. — Sharpe Brit. Mus. Catal. 1V, p. 274.
Schöne Exemplare von Formosa und Hainan.
104. Kanthopygia trieolor, Hartl.
Dav. Oustal. p. 118, pl. 80. — Sharpe Brit. Mus. Catal. IV, p. 250.
Alt und jünger in schönen Exemplaren von Ninkuofu.
Hirundininae.
105. Hirundo gutturalis, Siop.
Dav. Oust,. Ois. de la Chine, p. 124. — Sharpe Brit. Mus.
Cat. X, p. 134.
Beide Geschlechter alt von Shanghai.
361
106. Ceeropis nipalensis, Hodgs.
Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 160.
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Nicht in den „Ois. de
la Ohine. 197. Cotyle sinensis, Gr. & Hardw.
Dav. Oustal. p. 128. — Sharpe Brit. Mus. Catal. X, p. 104.
Beide Geschlechter alt von Takao (Formosa).
Cypselinae.
108. Cypselus pekinensis, Swinh.
Dav. Oustal. p. 68. — Hartert Brit. Mus. Catal. XVI, p. 444:
Micropus pekinensis.
Ein Exemplar von Peking. Grosse Art.
109. Cypselus subfurcatus, Blyth.
Dav. Oustal. p. 69. — Hartl. Beitr. 1892, p. 319. — Hartert
Brit. Mus. Catal. XVI, p. 456.
Beide Geschlechter alt von Takao. Auch auf Hainan.
Caprimulginae.
110. Caprimulgus jotaka, Temm.
Dav. Oustal. p. 67. — Hartert Brit. Mus. Catal. XVI, p. 552
Ein Z ad. von Ninkuofa.
Nectariniinae.
111. Aethopyga Christinae, Swinh.
Dav. Oustal. p. 81. — Shelley Monogr. p. 79, pl. 29, Fig. 1. —
Ibis 1870, pl. 1, Fig. opt. — Gadow Brit. Mus. Catal. 1X, p. 30.
Ein Z ad. von Hainan. Reizende Art, noch sehr selten in
En nlangen
12. Arachnechthra Rhizophorae, Swinh.
Dav. Oustal. p. 82. — Cinnyris Rhizophorae, Shelley Monogr.
p- 163, pl. 12. — Gadow Bıit. Mus. Catal. IX, p. 89.
Alt und jünger von Hainan. Ein jüngeres Männchen ist
unterher gelblich. Ein breiter Streifen metallischer Federn zieht
sich über die Mitte von Kehle und Brust herab.
113. Dieaeum cruentafum, (L.).
Dav. Oustal. p. 83. — Gadow Brit. Mus. Catal. X, p. 15.
Beide Geschlechter alt von Hainan. Bei einem mit Z be-
zeichneten obenher düster olive gefärbten Exemplar sind die oberen
Schwanzdecken schön rot. Unterseite hellfahl, die Seiten etwas
dunkler überlaufen. Untere Schwanzdecken hellfahl.
Zosteropinae.
114. Zosterops simplex, Swinh.
Dav. Oustal. p. 85. — Gadow Brit. Mus. Catal. IX, p. 166.
Zwei d ad. von Takao. Gadow betrachtet Z. simplex als
„a permanently greener form of the Indian Z. palpebrosa“. Wir
sind anderer Meinung.
362
115. Zosterops erythropleurus, Swinh.
Dav. Oustal. p. 85, pl. 12. — Gadow Brit. Mus. Catal. IX, p. 161.
Ein Z ad. von Peking.
Fringillinae.
116. Melophus melanieterus, Bp.
Dav. Oustal. p. 333. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 568.
Altes Männchen von Shanghai. Weitverbreitete Art. Im
Britischen Museum über 70 Exemplare aus den verschiedensten
Gegenden Indiens.
117. Eophona melanura, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 347, pl. 92. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 28.
Ein schönes Männchen von Shanghai.
118. Fringilla montifringilla, L.
Dav. Oustal. p. 333. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 178.
Beide Geschlechter von Shanghai. Unser Bergfink ist in der
kalten Jahreszeit sehr gemein in den mittleren und südlichen Pro-
vinzen Chinas. Eines der Exemplare zeigt eine bemerkenswerte
Abweichung in der Färbung: Scheitel und Hinterhals sind einfärbig
hellgrauweisslich. Eine vereinzelte schwarze Feder über dem rechten
Auge. Auch die Kopfseiten sind rein silbergrau.
119. Passer montanus, L.
Dav. Oustal. p. 340. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 301.
Beide Geschlechter von Shanghai.
120. Passer rutilans, Temm.
Dav. Oustal. p. 341. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 329.
Ein Exemplar mit unlesbarem Habitat.
121. Munia topela, Swinh.
Dav. Oustal. p. 343. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 351.
Beide Geschlechter alt und jünger von Formosa und Hainan.
Die Worte in der Beschreibung Sharpes „upper tailcoverts shaded
with pale strawyellow“ passen auf keines der uns vorliegenden
Exemplare. Ein jüngeres Männchen ist obenher hellbräunlich, unter-
her heller, Bauchmitte weisslich; Sehwingen und Steuerfedern hell-
bräunlich. Keine Spur von irgend welcher Zeichnung.
122. Munia formosana, Swinh.
Dav. Oustal. p. 242. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 338.
Beide Geschlechter alt von Formosa. Ein jüngeres Weibehen
zeigt auf der weisslichen Unterseite grosse eirecumseript rotbraune
Flecken.
123. Uroloncha acutiecauda, Hodgs.
Dav. Oustal. p. 343. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 356.
Beide Geschlechter alt ohne nähere Angabe des Fundortes.
363
124. Carpodacus erythrinus, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 350. — Sharpe Brit Mus. Catal. XII, p. 391.
Beide Geschlechter alt von Peking.
Emberizinae.
125. Emberiza fucata, Pall.
Dav. Oustal. p. 325. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 493. —
Fauna Japon. Av. pl. 57.
Alt und jünger von Silver-Island. Mai. Ein mit Z bezeichnetes
jüngeres Exemplar ähnelt sehr der Fig. 2 auf Tafel 57 der „Fauna
Japonica“. Also: Obenher auf fahlrötlichem Grunde schön schwarz
längsgefleckt; ein hellfahler Strich über dem Auge und ebensolche
Bartbinde; zwischen beiden ein roströtliches Feld; Zügel schwärzlich;
Flügeldeckfedern breit fahlrötlich gerandet, ebenso die letzten Schwin-
gen; Schwingen erster Ordnung hellbraun, die dritte vor der Spitze
ziemlich stark ausgebogen; innere Flügeldecken weiss; Unterseite hell
isabellfahl. Uber den obersten Teil der Brust zieht ein Kranz mässig
dicht gestellter schwarzer Längsschmitzen; Seiten mit einzelnen
schmalen dunklen Längsschmitzen; mittlere Steuerfedern dunkel-
braun, schmaler fahlgerandet; die seitlichen mit der ganzen breiten
Innenfahne rein weiss, die schmalen Aussenfahnen braun; die Steuer-
federn sind eigenartig zugespitzt. Oberkiefer dunkel, Mandibel
hellgelblieh mit dunklerer Spitze. Flüg. 68 mm, Schwanz 65 mm,
First 10 mm.
In dem Brit. Mus. Catal. ist dieses Farbenkleid nicht beschrieben.
Die Abbildung in der Zoogr. Ross. Asiat. ist zu grell gehalten.
Ein mit g bezeichnetes jüngeres Individuum der Schmacker’schen
Sammlung entspricht so ziemlich der Abbildung des Weibchens in
der „Fauna Japonica“.
126. Emberiza tristrami, Swinh.
Dav. Oustal. p. 326. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 545. —
Bolau: Cab. Journ. f. Ornith. 1881, p. 59.
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Febr. 23. Die Brüder
Dörries sammelten diese Ammer auf der Insel Askold.
127. Emberiza rustica, Pall.
Dav. Oustal. p. 324. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 491.
Männchen und Weibchen von Shanghai. März 4.
128. Emberiza aureola, Pall.
Dav. Oustal. p. 332. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 509.
Ein Pärchen von Ninkuofu. Mai.
129. Emberiza pusilla, Pall.
Dav. Oustal. p. 323. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 487. —
Ibis 1896, p. 360.
Ein g’ ad. von „Ichang“. Ein zweites von Peking. April 13.
Die Abbildung in Goulds „Birds of Asia“ ist viel zu elegant im
364
Kolorit. Die breite braunrote Randung der letzten Flügeldeckfedern
fehlt unserem Exemplare gänzlich. Die Figur bei Naumann t. 382
zeigt das Weiss der Unterseite zu rein. Dasselbe zieht entschieden -
ins Fahle. Brust und Oberbauch zeigen schwärzliche Längsfleckung.
Major G. Rippon erlangte diese Ammer in den südlichen Shan-
Staaten.
130. Emberiza passerina, Pall.
Dav. Oustal. Ois. de la Chine, p. 321. — Pall. Zoogr. Ross.
Asiat. II, p. 49. — E. polaris, Middend. — Schoeniclas Pallasii,
Swinh. Ibis 1876, p. 333. — Seeb. Ibis 1879, pl. 1, Fig. 1. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 485.
Beide Geschlechter alt von Tientsin. Nach Pere David im
Winter oft scharenweise im nördlichen China. In Sammlungen noch
selten.
131. Emberiza elegans, Temm.
Dav. Oustal. p. 322. — Fauna Japon. Av. pl. 55. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. XII, p. 497.
Ein altausgefärbtes 9 von Shanghai. (Oder ein jüngeres
Männchen?) Wir beschreiben den eigentümlich düster gefärbten
Vogel wie folgt: Obenher auf düster graulichem Grunde dunkelbraun
längsgefleekt; Scheitel noch dunkler, ungefleckt; breite Jange hellere
Augenbrauenbinde, darunter ein breites schwarzbraunes Feld. Unter-
seite dunkelgrau, Kehle ungefleckt, Kropfgegend mit undeutlich
dunkelrotbräunlicher Fleckung; Bauchmitte nahezu einfärbig; längs
der Seiten rotbraune Längsschmitzen; innere Flügeldecken hellgrau;
kleinere Flügeldeckfedern dunkelbraun, heller gerandet. Die ein,
farbig graue Kehle zeigt ziemlich scharfe Abgrenzung. Steuerfedern
dunkelbraun, die seitlichen auf der Unterseite breit weisslich ab-
geschrägt.
Bei richtigem Lichte erscheint die Kehle gelb überflogen
und ebenso die Augenbrauen. Ich messe Flüg. 70 mm, Schwanz
66 mm, First s mm. — In der „Fauna Japon.“ wird speciell hervor-
gehoben, dass die Färbung bei jüngeren Individuen heller sei!!
132. Emberiza castaneiceps, Moore.
Dav. Oustal. p. 318. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII, p. 544. —
Moore, Proceed. Z. S. 1855, p. 215. — Cab. Journ. 1897, p. 66.
Kin Pärchen von „Lushan“ (Yangtze-Kiang). Diese auch von
Sharpe als eigene Art anerkannte Ammer steht E. eioides zunächst.
Oustalet scheint sie als gleichartig mit «ioides zu betrachten.
Seebohm schlägt für diese Art die Subspeeiesbenennung E. eioides
Giglioli vor: Ibis 1879, p. 38. — Beresowsky beobachtete diese
Art in der westchinesischen Provinz Gan-su,
133. Emberiza pyrrhuloides, Pall.
Pall. Zoogr. Ross. As. II, p. 49. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XII,
p. 475: Pyrrhulorhyncha pyrrhuloides. — Gätke, Ibis 1879, p. 338.
Drei Exemplare von Nanking: ein J ad. Ein etwas jüngerer
Vogel. Fehlt bei Dav. Oustal. „Ois. de la Chine“. Zählt zu den
seltenen Vorkommnissen auf Helgoland.
ee
365
Alaudinae.
134. Alauda cantarella, Bp.
Dav. Oustal. p. 313. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 568
(als Synonym von A. arvensis).
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Swinhoe lässt diese
Lerche als eigene Art gelten.
Sturninae.
135. Poliopsar einerascens, Temm.
Dav. Oustal. p. 361. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 44. —
Fauna Japon. Av. pl. 45.
Mehrfach von Shanchai und Formosa.
136. Poliopsar sericeus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 362, pl. 87. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 44.
Eine £ ad. von Takao.
13%. Sturnia sinensis, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 362. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 68.
Beide Geschlechter alt von Hainan.
138. Acridotheres eristatellus, (L.).
Dav. Oustal. p. 364, pl. 86. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XIII, p. 86.
Beide Geschlechter von Takao und Shanghai.
Corvinae.
139. Corvus pastinator, Gould.
Dav. Oustal. p. 369. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 10
(Trypanocorax pastinator).
Ein prachtvolles Männchen von Shanghai. Der Purpurglanz
des ganzen Gefieders ist höchst charakteristisch.
140. Corvus torquatus, Less.
Dav. Oustal. p. 368. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 21.
Ein d' ad. von Shanghai. Sehr gross.
141. Corvus dauricus, Pall.
Dav. Oustal. p. 370. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 21.
Ein sehr grosses Männchen von Shanghai.
142. Uroeissa erythrorhyncha, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 375, dl. 85. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 71.
Beide Geschlechter alt von Lushan.
143. Cyanopica eyanea, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 374. pl. 84. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III,
p. 71. — Pall. Zoogr. Ross. As. t. XVI.
Beide Geschlechter von Shanghai.
366
144. Pica eaudata, L.
Dav. Oustal. p. 373. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 62
(Pica pieca). — Bolau: Cab. J. f. O. 1881, p. 57 und 1880, p. 124.
Ein $ von Hoihow. Insel Askold und Saifun-Gebiet: F. und
H. Dörries.
145. Garrulus sinensis, Gould.
Dav. Öustal. p. 378. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 101. —
G. ornatus, Swiuh.
Beide Geschlechter von Shanghai. Kein Unterschied in der
Färbung. E }
146. Dendroeitta sinensis, (Lath).
Dav. Oustal. p. 376, pl. 85. — Sharpe Brit. Mus. Catal. III, p. 81.
Zwei schöne Exemplare aus dem Innern Hainans. Beide be-
zeichnet mit 9. — Auch von Formosa. — Das eine Exemplar zeigt
den weissen Spiegelfleck des Flügels deutlich entwickelt. Bei dem
andern ist derselbe nur angedeutet. Noch nicht abgebildet.
Scansores.
147. Picus mandarinus, Malh.
Dav. Oustal. p. 47. — Hargitt Brit. Mus. Catal. XVII, p. 218:
Picus Cabanisi, Malh.
/wei J ad. und ein jüngerer Vogel. Inneres Hainan. Der
letztere zeigt den Scheitel rotgefleckt.
148. Geeinus Guerini, Malh.
Dav. Oustal. p. 52. — Hargitt Brit. Mus. Catal. XVII, p. 55
Beide Geschlechter von Shanghai.
149. Micropternus Holroydi, Swinh.
Swinh. Ibis 1870, p. 95. — Dav. Oustal. p. 52. — Hargitt
Brit. Mus. Catal. XVIII, p. 403.
Beide Geschleehter alt aus dem Innern Hainans.
150. Yyngipieus seintilliceps, Swinh,
Swinh. Ibis 1863, p. 99. — Dav. Oustal. p. 81, pl. 99 (9).
Hargitt Brit. Mus. Catal. XVII, p. 313. — Bolau: Cab. J. f.
1881, p. 60: NB!
Ein Pärchen alt von „Theochalin“ (?). Dieser hübsche kleine
Specht ist sedentär im nördlichen China. Die Brüder Dörries trafen
ihn auf der Insel Askold.
0.
151. Yyngipieus kaleensis, Swinh.
Swinh. Ibis 1863, p. 392. — Dav. Oustal. p. 52. — Hargitt
Brit. Mus. Öatal. XVII, p. 313. — Cab. Journ. 1897, p. 68:
Beresowsky.
Beide Geschlechter alt aus dem Innern Hainans. Sehr ähnlich
der vorigen Art, aber bestimmt verschieden. Die Längsflecke der
Unterseite sind bedeutend breiter. Der feurig rote Längsschmitz
zwischen dem Schwarz und Weiss der Hinterkopfseiten kennzeichnet
die Männchen beider Arten, sowie auch die noch dreier congenerischer,
— Beresowsky verzeichnet diesen Specht für das südwestliche Gan-su.
367
152. Megalaema faber, Swinh.
Dav. Oustal. p. 57. — Ibis 1870, pl. 4. — Cyanops faber,
Hargitt Brit. Mus. Catal. XIX, p. 75.
Ein g' ad. aus dem Innern Hainans.
Alcedininae,
153. Ceryle lagubris, Temm.
Dav. Oustal. p. 78, pl. 10. — Fauna Japon. Av. pl. 386. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. XVII, p. 115.
154. Ceryle rudis, (L.).
Dav. Oustal. p. 77. — Sharpe Brit. Mus. Catal. vol. XVII, p. 109.
Ein g ad. von Hainan: Leimumon.
155. Halcyon pileatus, (Bodd.).
Dav. Oustal. p. 75 — Sharpe Monogr. t. 62. — Sharpe Brit.
Mus. Catal. XVII, p. 229.
Drei Exemplare von Hoihow.
156. Haleyon smyrnensis, (L.).
Dav. Oustal. p. 76. — Sharpe Monogr. pl. 59. — Sharpe Brit.
Mus. Catal. vol. XVII, p. 222.
Ein 9' von Hoihow.
157. Alcedo bengalensis, Briss.
Dav. Oustal. p. 74. — Swinh. Ibis 1870, p. 92. — Sharpe Brit.
Mus. Catal. vol. XVII, p. 141 (A. ispida, L.).
Beide Geschlechter von Shanghai. Ein 3 ad. von Takao.
Coraciinae.
158. Eurystomus orientalis, L.
Dav. Oustal. p. 73. — Sharpe Brit. Mus. Catal. vol. XVII,
pl. II, Fig. 1.
Zwei g' ad. von Shanghai uud Hainan.
Upupinae.
159. Upupa ceylonensis, Reichb.
Dav. Oustal. p. 79. — O. Salvin, Brit. Mus. Catal. vol. XVI,
p. 10 (indica, Rchb.).
Ein 9 ad. aus dem Innern Hainans. Osbert Salvin verdient
über diesen indischen Wiedehopf 1. ec. nachgelesen zu werden. Er
führt Upupa indica und ceylonensis Reichb., Upupa nigripennis Horsf.
und Upupa longirostris Jerd. auf eine und dieselbe weitverbreitete
Art zurück.
Cuculinae.
160. Zanclostomus tristis, Less.
Dav. Oustal. p. 59. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 386:
Rhopodytes tristis.
Ein d' ad. von Hainan. In China ist diese indische Kuckucks-
form nur auf Hainan vertreten.
368
161. Eudynamis maculatas, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 60. — Shelley Brit. Mus. Cata!. XIX, p. 356.
Verschiedene Alters- und Farbeustufen von Hainan: Nodouha.
Iris rot.
62. Centropus sinensis, Steph.
Dav. Oustal. p. 58. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 343.
Beide Geschlechter alt und jünger von Hainan.
163. Centropus bengalensis, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 59. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 352.
Ein g' jun. von Formosa.
164. Coceystes coromandus, (L.).
Dav. Oustal. p. 63. — Shellev Brit. Mus. Catal. XIX, p. 214.
Zwei schöne Exemplare von Formosa.
165. Cuculus eanorus, L.
Dav. Oustal. p. 65. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 245. —
C. canorus indicus, Blyth. Hartl. Samml. chines Vög. 1890, p. 13.
Zwei Exemplare von „Silver Island“. Nach Pere A. David
ist unser Kuckuck in ganz China keine Seltenheit.
166. Cuculus hyperythrus, Gould.
Dav. Oustal. p. 64. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 237
Hierococeyx fugax, Horsf.).
Ein jüngerer Vogel von Shanghai.
16%. Cuculus mieropterus, Gould.
Dav. Oustal. p. 64. — Shelley Brit. Mus. Catal. p. 241. —
Hartl. Samml. chines. Vög. 1890, p. 13.
/wei Stück aus dem Innern Hainans und ein altausgefärbtes
Pärchen von Ninkuofu.
168. Cueulus Den: Lath.
Dav. Oustal. p. 66. — Shelley Brit. Mus. Catal. XIX, p. 255.
Ein jüngerer Vogel von Ahaneht Die ganze Unterseite ist
breit und dicht gebändert; Steuerfedern mit 4—5 weissen Tropfen-
lecken, welche der Schaft teilt; auf der mittleren sind diese Flecke
länglicher; alle sind an der Spitze weiss. Die Schwingen sind weiss
gebändert auf der Innenfahne. Schnabel viel kleiner als bei C.
micropterus. Bei diesem erscheint auch die Bänderung der
Schwingen viel breiter und fleckenartiger.
Die Bestimmung dieses Kuckucks lässt an Sicherheit zu
wünschen über.
Psittaci.
169. Palaeornis Lathami, Finsch.
Dav. Oustal. p. 2. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XX, p. 465.
Fünf Exemplare auf verschiedenen Farbenstufen aus Hainan.
Hartl. Beitr. Ornith. Chin. 1892, No. 322.
369
Rapaces.
170. Spilornis cheela, Francl.
Dav. Oustal. p. 21. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 289
(subspecies melanotis).
Ein J ad. von Hainan und 9 ad. von Formosa.
171. Astur eueuloides, Temm.
Dav. Oustal. p. 24. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 115.
Ein g' ad. von „Kouschifu* (?).
172. Falco tinnuneulus, L.
Dav. Ousta!, p. 56. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 424.
Ein Weibchen alt von Takao.
173. Falco aesalon, L.
Dav. Oustal. p. 34. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 406.
Ein schönes altes Männchen von „Foochow“. Sodann ver-
schiedene ältere und jüngere Vögel von Shanghai. Nach A. David
nur im Winter anzutreffen.
174. Circus aeruginosus, (L.).
Dav. Oustal. p. 30. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 69.
Alte Männchen von Nanking und von Hainan (Hoihow und
Leimumon).
175. Circus spilonotus, Kaup.
Dav. Oustal. p. 29. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 58.
Zwei altausgefärbte Männchen von Takao. Iris orange.
176. Circus macrourus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 28. — Sharpe Brit. Mus. Cat. p. 66.
Ein g' ad. von Hoihow.. Jüngerer Vogel ebendaher. Die dritte
Primärschwinge ist die längste.
177. Pandion haliaetos, (L).
Dav. Oustal. p. 14. — Sharpe Brit. Mus. Catal. I, p. 449.
Alt von Shanghai und jünger von Takao.
178. Milvus melanotis, Temm.
Dav. Ousta!. p. 16. — Sharpe Brit. Mus. Catal. p. 324.
Beide Geschlechter von Shanghai.
179. Bubo ignavus, Forst.
Dav. Oustal. p. 41. — Sharpe Brit. Mus. Catal. II, p. 14.
Ein 9 ad. von Shanghai. Armand David traf unseren Uhu
nistend in der Mongolai.
180. Otus brachyotus, Torst.
Dav. Oustal. p. 41. — Sharpe Brit. Mus. Catal. II, p. 234.
Exemplar von Shanghai und von „Grosse-Island“ im Yangtze-
Kiang.
310
181. Athene Whitelyi, Blyth.
Dav. Oustal. p. 38, pl. 4. — Sharpe Brit. Mus. Catal. II, p. 222.
Zwei Stück von Ningpo und ein g' ad. von Lushan (Yangtze-
Kiang).
182. Ninox scutellata, Raffe.
Dav. Oustal. p. 36. — N. japonica, Temm. Schleg. F. Japon.
Av. pl. 96. — Sharpe Brit. Mus. Catal. II, p. 156.
Ein Exemplar von Takao. Sehr instruktiv über diese weit-
verbreitete Art bei Sharpe |. e.
153. Scops elegans, ass.
Lempijius. elegans, Dav. Oustal. p. 42, pl. 5. — Sharpe Brit.
Mus. Catal. II, p. 87.
Ein Stück von Shanghai.
Columbae.
1854. Chaliophaps indica, (L.).
Dav. Oustal. p. 384. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 514.
Ein g' ad. von Hainan.
185. Osmotreron bieineta, Jerd.
Dav. Oustal. p. 380. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 57. —
OÖ. Domvillei, Swinh. Ibis 1870, p. 354.
Alt von Hainan. Salvadori, dem ein sehr grosses Vergleichs-
material zur Verfügung stand, hält im Widerspruche mit Swinhoe
diese Ösmotreron-Art Hainans für ganz gleichartig mit der kontinental-
indischen Form. Und wohl mit Recht.
186. Alsocomus puniceus, Tick.
Styan, Ibis 1893, p. 435. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 306.
Ein Exemplar ohne Angabe des Geschlechts von „Nang-fung“
(inneres Hainan). Nicht in den „Ois. de la Chine*.
157. Macropygia Swinhoi, Wardl. Ramsay.
Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 340. — Coceyzura minor,
Swinh. Dav. Oustal. p. 183. — M. tusalia var. minor, Swinh.
Ibis 1870, p. 355.
Zwei Exemplare aus Hainan. In China scheint diese Taube
auf Hainan beschränkt zu sein. Bei einem jüngeren Männchen ist
mit Ausnahme der Kehle und der hintersten Bauchgegend die ganze
Unterseite auf fahlem Grunde dieht schwarz gebändert.
158. Turtur rupiecola, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 386. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 385:
T. orientalis, Zath.
Beide Geschlechter schön von Hainan, Formosa und Ninkuofu.
189. Turtur chinensis, Scop.
Dav. Oustal. p. 386. — Salvad. Brit. Mus. Catal. XXI, p. 439.
Beide Geschlechter alt von Shanghai. Das schwarze weiss-
gefleckte Halbhalsbanud ist bei einem der beiden Exemplare sehr
37l
breit. Das Weinrötliche der Unterseite ist tief und gesättigt, also
nicht „rose vineux pale“, wie es in den „Ois. de la Chine“ heisst.
Die schwarzen Zügel sind weniger deutlich erkennbar.
Gallinae.
190. Crossoptilon mantschuricum, Swinh.
Dav. Oustal. p. 405, pl 100. — A. David Nouv. Arch. du Mus.
Bullet. VII, Catal. Nr. 349. —.D. G. Elliott Monogr. Phasian.
I. pl. 16. — Brit. Mus. Catal. XXII, p. 29.
Ein prachtvolles Exemplar dieser ausserordentlichen Fasanen-
form von Peking. Die Abbildung in den „Ois. de la Chine* ist
sehr gut. Dieselbe scheint in ihrem Fortbestehen schwer bedroht
zu sein. „Il ne tardera pas a disparaitre completement soit par
suite de la gu&re d’extermination qu’on lui fait, soit par la destruction
des for&ts qui lui servent de retraite“* (A. David). Zur Zeit noch
in geringer Anzahl beschränkt auf einige nördlich von Peking ge-
legene waldreiche Distrikte des Petschely.
191. Phasianus torquatus,*) L.
Dav. Oustal. p. 409. — Brit. Mus. Catal. XXII, p. 331.
Drei schöne Exemplare von Shanghai.
192. Gallus ferrugineus, Gm.
Dav. Oustal. p. 420. — Jerdon, Birds of India III, p. 536. —
Brit. Mus. Catal. XXII, p. 345.
Beide Geschlechter alt und jünger von Hainan.
193. Caccabis chucar, Gray.
Dav. Oustal. p. 395. — Swinh. Ibis 1875, p. 126. — Jerd.
B. of Ind. III, p. 564. — Ogilvie-Grant, Catal. Brit. Mus. XXII, p. 113.
Ein Pärchen von Hainan. Man kannte dieses Huhn des west-
lichen Himalaja bis jetzt nur aus den Gebirgen der Mongolei und
des nördlichen China. Sein Vorkommen im äussersten Süden des
himmlischen Reichs ist bemerkenswert. Trotz der sehr nahen Ver-
wandschaft mit C©. graeca sind die beiden Arten doch besser aus-
einander zu halten.
194. Bambusicola thoraeica, (Temm.).
Dav. Oustal. p. 393. — Arboricola Bambusac, Swinh. Ibis 1862,
p: 259. — Brit. Mus. Catal. XXII, p. 259.
Ein Z ad. von Ningpo. Nur südlich vom Yangtze-Kiang an-
zutreffen.
195. Bambusicola sonorivox, Gould.
Dav. Oustal. p. 394. — Gould „Birds of Asia“ pt. XVI —
Swinh. Ibis 1863, p. 399. — Brit. Mus. Catal. XXII, p. 260.
*), In einer kleinen, aber Interessantes enthaltenden Sendung des Herrn
A. Schomburg befand sich der Balg eines Weibehens des Hainan eigen-
tümlichen Silberfasans. Leider hatte derselbe durch Insektenfrass und Fäulnis
so sehr gelittten, dass von einer Beschreibung Abstand genommen werden
musste. Man darf gespannt darauf sein, die Gennaeus-Art Hainans kennen
zu lernen.
3712
Zwei der Grösse nach sehr verschiedene Exemplare: South
Cape of Formosa. Bei dem einen der beiden Exemplare ist die
Kehle weiss, bei dem anderen die Mitte herab lebhaft rostrot. Eine
der auf Formosa beschränkten Arten.
196. Coturnix communis, Bonnat.
Dav. Oustal. p. 297. — Fauna Japon. Av. pl. 61. — Coturnix
coturnix, Licht. Brit. Mus. Catal. XXII, p. 231: Ogilvie-Grant.
Ein Z ad. von Shanghai. Stimmt gut mit der Abbildung von
Coturnix japoniea t.e. A. David betont nachdrücklieh, dass ihm
Wachteln aus den verschiedensten Gebieten Chinas unserer euro-
päischen Art anzugehören schienen, dass von einer Trennung der
nördlichen Form (C. japonica) von einer südlichen also ganz abzu-
sehen sei. Ogilvie-Grant verdient sehr darüber ]. e. nachgelesen zu
werden.
197. Franeolinus sinensis, Briss.
Dav. Oustal. p. 400. — Brit. Mus. Catal. XXII, p. 136.
Ein altausgefärbtes Weibehen von Hoihow. Nur auf süd-
chinesisches Gebiet beschränkt.
Otides.
198. Otis tarda, L.
Dav. Oustal. p. 421.
Ein schönes altes Männchen unserer grossen Trappe von
Shanghai. Uberwintert auf den Ebenen Nord- und Central-Chinas.
Alljährlieh kommen einzelne Exemplare auf den Markt in Peking.
Herodiones.
199. Ardea cinerea, L.
Dav. Oustal. p. 437. — Hartl. Beitr. 1892, Nr. 128. — Schleg.
Mus. de P. B. Ard. p. 5.
Ein typisches Exemplar unseres grauen Reihers von Shanghai.
200. Herodias alba, (L.).
Dav. Oustal. p. 439. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 16.
Ein 2 ad. von Ninkuofu.
201. Herodias garzetta, (L.).
Dav. Oustal. p. 440. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 12.
Drei Stück von Silver-Island.
202. Herodias concolor, Bp.
Bonap. Consp. Gen. Av. II, p. 121. — Schleg. Mus. P. B. Ard.
p. 25 (A. jugularis).
Drei J ad. vom Südkap Formosas. Der über die Kehlmitte
herablaufende weisse Streifen ist bei zweien der uns vorliegenden
Exemplare nur angedeutet, bei einem dritten breit und deutlich.
203. Bubuleus coromandus, (Bodd.).
Dav. Oustal. p. 441. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 30.
Mehrfach von Takao und Shanghai.
375
204. Butorides javanicus, Horsf.
Dav. Oustal. p. 442. — Hartl. Beitr. 1892, Nr. 136. — Schleg.
Mus. P. B. Ard. p. 45.
Alt und jünger von Ninkuofu.
205. Ardeola prasinosceles, Swinh.
Dav. Oustal. p. 443.
Ein S' ad. aus Inner-Hainan. 2 ad. von Shanghai. Sodann
beide Geschlechter alt von Ninkuofu. Und jüngere Vögel von
Silver-Island.
206. Ardetta flavicollis, (Lath.).
Dav. Oustal. p. 446. — Swinh. Proceed. Zool. Soc. 1871,
p. 413. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 45.
Ein Pärchen von Ninkuofu. Und ein g' ad. von Shanghai.
20%. Nyeticorax griseus, (L.).
Dav. Oustal. p. 444. — Bonap. Censp. II, p. 140. — Schleg.
Mus. P. B. Ard. p. 45.
Ein J' ad. von Shanghai. Ein jüngeres Männchen unseres
Nachtreihers von Hoihow.
208. Botaurus stellaris, (L.).
Dav. Oustal. p. 446. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. #7.
Unsere Rohrdommel alt von Peking.
209. Ardetta einnamomea, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 447. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 40.
Alt und jung von Formosa („Makitsao“).
210. Gorsachius typus, Pucher.
Dav. Oustal. p. 444. — Ardea goisaki, Temm. Schleg. Fauna
Jap. Av. t. 35. — Schleg. Mus. P. B. Ard. p. 54.
Ein jüngerer Vogel aus Formosa. Über die sehr verwiekelte
Synonymie dieses Reihers vergl. Oust. Ois. de la Chine I. e.
211. Ardetta eurythma, Swinh.
Dav. Oustal. p. 447, pl. 119. — Hartl. Beitr. 1892, Nr. 132.
Ein jüngeres Weibehen von Takao.
212. Ardetta sinensis, Gm.
Dav. Oustal. p. 448. — Hartl. Beitr. 1892, Nr. 132. — Schleg.
Mus. P. B. Ard. p. 40.
Beide Geschlechter alt von Ninkuofu.
213. Tantalus leucocephalus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 452. — Swinh. Proceed. Zool. Soc. 1871, p. 411.
Beide Geschlechter alt von Hoihow.
214. Ibis nippon, Temm.
Dav. Oustal. p. 453, pl. 116. — Temm. u. Schleg. Fauna Jap.
Av. pl. 71. — Caban. Journ. 1897, p. 60. — Ibis sinensis, A. David.
Ein schlechtes durch Feuchtigkeitseinwirkung entfärbtes Exem-
plar von Shanghai. Beresowsky sammelte diesen Ibis in der west-
November 1897. XIV, 25
374
lichen Provinz Kan-su. Das von ihm mitgebrachte Material zeigt
deutlich, dass Ibis sinensis nur ein Sommerkleid von Nipponia
nippon ist.
215. Ibis melanocephala, Lath.
Dav. Oustal. p. 452. — Temm. Pe, col. 481.
Ein gJ' ad. von Hoihow.
Limicolae.
216. Squatarola helvetica, Briss.
Dav. Oustal. p. 424. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 132. —
Pluvialis varius: Schleg. Mus. P. B. Curs. p. 53.
Alt und jünger von Hoihow.
217. Charadrius fulvus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 424. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 195:
Ch. dominieus, St. Müll. — Pluvialis fulvus, Schleg. Mus. P. B,
Cars. p. 50.
Beide Geschlechter aus dem Innern Hainans und von Formosa:
Januar.
218. Ochthodromus mongolicus, (Pall).
Dav. Oustal. p. 427. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 223. —
Schleg. Mus. P. B. Curs. p. 41.
Ein J' ad. von Hoihow: Dez. 10.
219. Ochthodromus Geoffroyi, (Wagl.).
Dav. Oustal. p. 416. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 217.
— Schleg. Mus. P. B. Curs. p. 39.
Ein Stück alt von Hoihow: Dez. 11.
220. Aegialitis cantianus, (Lath.).
Dav. Oustal. p. 430. — A. alexandrinus, L. bei Sharpe
Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 275.
Ein g' ad. von Tientsin: März 20. — Ein jüngeres Männchen
von Shanghai: Dez. 23
221. Aegialitis minor, (Meyer).
Dav. Oustal. p. 249. — A. dubia Scop. bei Sharpe, Brit.
Mus. Catal. XXIV, p. 263.
Ein g' ad. von Shanghai: April. Ein altes Weibehen ebendaher.
Sodann ein jüngeres Männchen von Takao.
222. Haematopus oseulans, Swinh.
Dav. Oustal. p. 432. — Swinh. Ibis 1860, p. 63. — Sharpe
Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 111.
Zwei J' ad. von Shanghai.
223. Chettusia einerea, Blyth.
re
Dav. Oustal. p. 422. — Mierosarcops einereus, Sharpe Brit.
Mus. Catal. XX]V, p. 133.
Beide Geschlechter alt von Ninkuofu. — In der schönen Jahres-
zeit paarweise längs der Ufer des Yangtze-Kiang: A. David.
N
375
224. Vanellus eristatus, Wolf & Meyer.
Dav. Oustal. p. 422. — V. vanellus, L. Sharpe Brit. Mus.
Catal. XXIV, p. 166. — Schleg. Mus. P. B. Curs. p. 56.
Sehöne Pärehen unseres Kibitz von Tientsin und Shanghai.
Zur Winterszeit überall in China gemein.
225. Numenius phaeopus, L.
Dav. Oustal. p. 457. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 355.
— Schleg. Mus. de P. B. Scol. p 93.
Beide Geschlechter unseres Regenbrachvogels von Hoihow und
Takao.
226. Numenius variegatus, Scop.
Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 361.
Drei in ihrer Färbung wenig von einander abweichende Exem-
plare von Hoihow. Die schwieriger zu fassenden Unterschiede dieser
Art von der vorhergehenden sind gut klargestellt bei Sharpe 1. e.
Auch der sehr verwickelten Synonymie ist die nötige Kritik geworden.
227. Scolopax rustieula, L.
Dav. Oustal. p. 475. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 671. —
Schleg. Mus. P. B. Scol. p. 2.
Zwei d' ad. von Hainan. — Unsere grosse Waldschnepfe zählt
in China zu den seltneren Vorkommnissen.
228. Gallinago stenura, Kuhl.
Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 619. — Schleg. Mus. de
P. B. Scolop. p. 12.
Exemplare von Takao und Shanghai. — Viel gute Information
über diese Art bei Sharpe 1. ce.
229. Rhynchaea capensis, (L.).
Dav. Oustal. p. 486. — Rostratula capensis, Sharpe Brit. Mus.
Catal. XXIV, p. 683. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 16.
Ein 3 ad. von Hoihow.
230. Strepsilas interpres, (L.).
Dav. Oustal. p. 453. — Arenaria interpres, Vieill. Sharpe
Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 92. — Schleg. Mus. P. B. Cursor. p. 43.
Zwei jüngere Männchen unseres Steinwälzers von Hoihow.
Scheint in China in der Grösse stark zu variieren.
231. Calidris arenaria, (L.).
Dav. Oustal. p. 467. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 526.
— Schleg. Mus. P. B. Curs. p. 43.
Zwei J' ad. unseres Sanderling von Hoihow.
232. Limosa melanura, Leisl.
Dav. Oustal. p. 460: L. brevipes, Greg. — Limosa limosa bei
Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 381. — Schleg. Mus. P. B.
Scolop. p. 19 und 21.
Zwei Männchen unserer Uferschnepfe von Hoihow. — Schlegel
fasst diese Limose als eigene Art auf. Ebenso Bonaparte: L.
melanuroides.
376
233. Limosa Baueri, Naum.
Naum. Vög. Deutschl. VIII, p. 429. — Dav. Oustal. p. 459. —
L. uropygialis Gould bei Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 25. —
Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 377: als subsp. L. novae
Zelandiae.
Ein Exemplar von Hoihow: Febr. 3.
234. Totanus glottis, L.
Dav. Oustal. p. 462. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 481
Glottis nebularius. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 61.
Sechs Stück auf verschiedenen Färbungsstufen des Winter-
kleides: Takao und Hoihow: Febr. 3. — Jüngeres Männchen von
Shanghai: Aug.
235. Totanus stagnatilis, Bechst.
Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 462. — Naum. Vös.
Deutschl. t. 202, Fig. 1. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 68.
Beide Geschlechter von Shanghai und Hoihow: April 15.
236. Totanus fuseus, Briss.
Dav. Oustal. p. 464. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV,
409. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 64.
p.
Ein S' ad. von Shanghai.
237. Totanus glareola, (L.).
Dav. Oustal. p. 464. — Rhyacophilus glareola, Sharpe Brit.
Mus. Catal. XXIV, p. 491. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 71.
Von Shanghai und Ninkuofu.
238. Totanus ochropus, L.
Das. Oustal. p. 465. — Helodromas ochropus: Sharpe Brit.
Mus. Catal. XXIV, p. 437. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 70.
Ein Pärchen altausgefärbt von Takao.
239. Tringoides hypoleueus, (L.).
Dav. Oustal. p. 467. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV,
p. 456. — Achitis hypoleucus bei Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 80.
Ein Pärchen alt von Takao.
240. Tringa subarquata, Güld.
Dav. Oustal. p. 432. — Ancylochylus subarquatus, Sharpe
Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 586. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 31.
Ein Jg ad. von Hoihow.
241. Tringa erassirostris, Temm.
Temm. Schleg. Fauna Japan. Av. t. 64. — Sharpe Brit. Mus.
Catal. XXIV, p. 600. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 28.
Zwei alte Männchen von Hoihow: Dez. 16 und Nov. 24. Um
beide Zugzeiten an den Küsten Chinas gemein.
242. Tringa acuminata, Horsf.
Dav. Oustal. 2 470. — Heteropygia acuminata: Sharpe Brit.
Mus. Catal. XXIV, p. 566. — Schoenielus australis, Gould B. of
Austr. pl. 30. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 38.
Beide Geschlechter alt von Shanghai: April 15.
377
243. Tringa alpina, L.
Pelidna alpina, Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 602. —
Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. 32. (Grössere und kleinere Form.)
Ein sehr grosses Weibchen von Kukiang: Nov. Zwei J' ad.
von Hoihow: Dez. 11 und Jan. 15.
244. Tringa Temminkii, Leist.
Dav. Oustal. p. 473. — Limonites Temminkii, Sharpe Brit.
Mus. Cat. XXIV, p. 555. — Schleg. Mus. P. B. Scolop. p. #7.
Beide Geschlechter alt von Hoihow und Shanghai.
245. Eurinorhyzchus pygmaeus, (L.).
Dav. Oustal. p. 474. — Sharpe Brit. Mus. Catal. XXIV, p. 535.
— Styan Ibis 1894, p. 336. (Shanghay). — Hartl. Beitr. 1892,
p. 330. — Nordensk. Vegareise II, p. 45 c. Fig. bon.
Ein Exemplar von Hoihow: Jan. 15. Die Löffelschnepfe;
Platalea pygmaea Linnes von 1774, hat aufgehört, zu den ormi-
thologischen Seltenheiten ersten Ranges zu zählen. Denn wenngleich
die eigentlichen Wohnsitze dieses merkwürdigen kleinen Strandläufers,
seine Brutstätte, bis zur Stunde völlig unbekannt sind, so hat sich
doch die Zahl der Exemplare, welche inzwischen vereinzelt in Sibirien,
China, Japan und an verschiedenen Küstenpunkten Indiens erlangt
worden sind, erheblich vermehrt. Die jetzt in den Besitz des
Britischen Museums übergegangene Sammlung des verstorbenen
Henry Seebohm zählte deren nicht weniger als zwölf: Amurmündung,
Pegu, Tenasserim, Rangoon, Akyab, Vladivostock, Barrakouta Bay,
Hakodadi, Swatow, Shanghai, Hoihow werden z. B. als Fundorte
genannt. Herr August Schomburg versicherte uns bei seinem letzten
Besuche in Bremen, dass auf Hainan unter den ungeheuren Scharen
von Grallatoren, welche dort zu gewissen Zeiten die Küsten beleben,
das Vorkommen vereinzelter Eurinorhynchen nichts gerade Unge-
wöhnliches sei. Die interessanteste Begegnung mit diesem Vogel
wurde bekanntlich Nordenskiöld auf der Vega zu Teil, als im Früh-
jahr 1879 das nahe der Tschuktschen-Halbinsel überwinternde Schiff
von solchen Mengen der Löffelschnepfe umgeben war, dass sie einige-
mal auf dem Tische des Offiziersalons serviert wurde. — Exemplare
im braunen Sommerkleide bleiben ausserordentlich selten. Dass
Sharpe in seiner vortrefflichen Arbeit über die Limicolae im 24. Bande
der Vögelkataloge des Brittischen Museums die Löffelschnepfe im
Widerspruch mit Schlegel und Seebohm als eigene Gattung und
nicht als Tringa-Art behandelt, entspricht durchaus unserer An-
schauung und, wie es scheint, auch ganz neuerdings der Alfred
Newtons: Diet. of Birds, p. 813, ce. Fig. r.
Rallinae.
246. Hydrophasianus chirurgus, (Scop.).
Dav. Oustal. p, 483. — Schleg. Mus. P. B. Ralli, p. 71.
Ein Weibchen: Mai.
378
247. Gallierex einereus, (Gm.).
Dav. ÖOustal. p. 484. — Porzana cinerea bei Schleg. Mus. P.
P. Ralli, p. 32.
Beide Geschlechter von Hoihow.
248. Gallinula chloropus, L.
Dav. Oustal. p. 485. — Schleg. Mus. P. B. Ralli, p. 45.
Ein 9 ad. unseres Teichhühnchens von Silver-Island.
249. Erythra phoeniecura, (Jorst.).
Dav. Oustal. p. 486. — Schleg. Mus. P. B. Ralli, p. #1.
Ein 9’ ad. von Ninkuofu.
250. Hypotaenidia striata, (L.).
Dav. Oustal. p. 488. — Schleg. Mus. P. B. Ralli, p. 24.
Ein 9‘ ad. von Ninkuofu.
251. Rallina mandarina, Swinh.
Dav. Oustal. p. 488, pl. 123. — Swinh. Ann. and Mag. of
Nat. Hist. 1870, p. 173.
Ein Exemplar. Sehr schöne Art von Takao. Iris rot.
Anatidae.
252. Anser segetum, Gm.
Dav. Oustal. p. 494. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 112.
Ein S' ad. von Shanghai.
253. Nettapus coromandelicus, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 501. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 76.
Beide Geschlechter alt von Takao (Formosa) und Nodouha
(inneres Hainan).
254. Anas boschas, L.
Dav. Oustal. p. 495. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 40.
Ein Pärchen von Shanghai.
255. Dafila acuta, (L.).
Dav. Oustal. p. 498. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 37.
Ein # ad. von Tientsin.
256. Mareca penelope, (L.).
Dav. Oustal. p. 499. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 44.
Ein Weibchen von Shanghai: April 8.
257. Eunetta falcata, (Pall.).
Dav. Oustal. p. 50%. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 72.
Ein altes Weibehen von Shanghai. Zur Winterszeit ist diese
prachtvolle Ente in ganz China sehr gemein.
258. Clangula glaueion, (L.).
Dav. Oustal. p. 505. — Fuligula clangula bei Schleg. Mus.
P. B. Ans. p. 20.
Alt von Tientsin,
379
259. Fuligula marila, (L.).
Dav. Oustal. p. 507. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 26.
Ein J ad. von Shanghai.
260. Fuligula eristata, (L.).
Dav. Oustal. p. 508. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 28.
Exemplar von Shanghai und Ningpo.
261. Querquedula crecca, (L.).
Dav. Oustal. p. 502. — Schleg. Mus. P. P. Ans. p. 52.
Beide Geschlechter alt von Shanghai und Tientsin.
262. Querquedula eireia, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 502. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 29.
Ein J ad. von Ichang (Yangtze-Kiang) und ein av. Jun. von
Hoihow. Der jüngere Vogel ist eigentümlich gefärbt: Unterher ganz
hellrotbräunlich, undeutlich gefleckt; kurze Augenbrauenbinde hell-
fahl; Spiegelfleck bläulichgrau mit breiter weisser Binde. Oberseite
dunkelbraun, jede Feder blasser gerandet.
263. Chaulelasmus streperus, (L.).
Dav. Oustal. p. 499. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 48.
Ein Weibehen von Shanghai.
264. Mergus merganser, L.
Dav. Oustai. p. 510. — Schleg. Mus. P. B. Ans. p. 2.
Beide Geschlechter unseres grossen Sägetauchers alt von
Shanghai und Ningpo: Dez. 22.
Podicipinae.
265. Podiceps auritus, (L.).
Dav. Oustal. p. 513 (P. nigricollis, Bp.). — Schleg. Mus. P.
B. rerin. p. 40.
Ein Weibchen von Shanghai.
266. Podiceps minor, Lath.
Dav. Oustal. p. 512 (P. philippensis, Bonat.). — Schleg. Mus.
P. B. Urinat. p. #7.
Ein S' ad. Nanking. 2 ad. Takao. Ein jüngerer Vogel von
Shanghai.
Larinae.
26%. Larus eanus, L.
Dav. Oustal. p. 517. — Howard Saunders, Brit. Mus. Catal.
XXV, p. 277. — Schleg. Mus. P. B. Lari, p. 23.
Ein nicht völlig ausgefärbtes Weibchen von Tientsin.
268. Larus ridibundus, L.
Dav. Oustal. p. 520. — Howard Saunders, Brit. Mus. Catal.
XXV, p. 207. — Naum. V.D.t. p. 259. — Schleg. Mus. P. B.
Lari, p. 37.
Beide Geschlechter unserer Lachmöve von Tientsin, alt und
nicht ganz ausgefärbt. — Zwei jüngere Männchen von Hoihow.
350
269. Larus Saundersi, Swinh.
Dav. Oustal. p. 522. — Howard Saunders, Brit. Mus. Catal.
XXV, p. 183. — Swinh. Ibis 1860, p. 68. — Larus Schimperi,
Schleg. Mus. P. B. Lari, p. 40. — L. Kittlitzii, A. David.
Sehr ausgezeichnete auf China und Japan beschränkte Art.
Sterninae.
270. Sterna hybrida, Pall.
Dav. Oustal. p. 524. — Hydrochelidon hybrida, Pall. Howard
Saunders, Brit. Mus. Catal. XXV, p. 10.
Ein Jg ad. von Ninkuofu: Mai.
271. Sternula sinensis, (Gm.).
Dav. Oustal. p. 527. — Howard Saunders, Brit. Mus. Catal.
XV 23)
Ein g' ad. von Hoihow. Diese kleine Seeschwalbe ist der
Ersatz unserer Sterna minuta im äussersten Osten.
Pelecanidae.
272. Pelecanus philippensis, Briss.
Dav. Oustal. p. 531. — Schleg. Mus. P. B. Pelec. p. 35.
Ein alter Vogel von Hoihow.
273. Phalacrocorax carbo, (L.).
Dav. Oustal. p. 532. — Schleg. Mus. P. B. Peleec. p. 6.
Alt von Hoihow.
Procellaridae.
274. Diomedea albatrus, L.
Dav. Oustal. p. 516. — Ösbert Salvin, Brit. Mus. Catal. XXV,
p. 442.
Ein Exemplar von der Küste Chinas.
Alcidae.
275. Uria antiqua, Gm.
Uria seuicula, Pall. Zoogr. Ross. Asiat. vol. I, p. 367,
tab. LXXXV. — Schleg. Mus. P. B. Urin. p. 21. — Fauna Japon.
Av. pl. 80.
Ein noch nicht ausgefärbtes Exemplar nahe der Küste Chinas
geschossen.
Nachträgliches zu Garrulax Schmackeri.
(Vergl. hierzu die Abbildung auf Tafel IV.)
Die fünf bis jetzt bekannten Garrulaxarten der pectoralis-
Gruppe, drei indische und zwei chinesische, sind einander in der
Färbung so ähnlich, dass es schwer hält, die unterscheidenden
Merkmale scharf zu fassen. Und das um so mehr, als diese Form
nach dem übereinstimmenden Urteil aller Beobachter sehr zum
351
individuellen Variieren hinneigt. Dieses Variieren erstreckt sich
auf die Zeiehnung der Kopfseiten, auf die von nahezu rein weiss
bis zu lebhaft hell rostrot schwankende Färbung der Kehle und des
Endteils der Steuerfedern sowie auf die bald tiefschwarze, bald
braunschwarze, bald mit aschgrau gemischte Farbe der so charakte-
ristischen Brustbinde. Unsere neue Art ist die kleinste der Gruppe.
Etwas grösser ist der uns von Herrn Professor Reichenow durch ein
schönes Exemplar der Berliner Sammlung zur Vergleichung an-
vertraute Garrulax moniliger, unserm G. Schmackeri zunächst-
stehend. Wesentlich grösser sind die nahezu gleichgrossen G.
peetoralis, @. pieticollis und G@. Mouhoti. Hier die ver-
oleichenden Masse:
G.pectoralis G.Mouhoti G.pieticollis G.moniliger G.Schmackeri
Ganze Länge 320 mm 310 mm 320 mm 250 mm 260 mm
BR a 80. Ds 237 + ER 21 „
Schnabelbreite an der Basis 10 mm gegen 8.
Biigel? 1.02. 136 mm’ 125mm! 145 mm 125, 1107,
even 20 ELLTRRR! 2130X. 20.2.1268. ; 2
raten wide; A 40%. 4 20.5
G. Schmackeri unterscheidet sich im folgenden von G.
moniliger: 1) durch den kürzeren, abweichend geformten, an der
Basis wesentlich schmaleren Schnabel; 2) der Stirnrand zieht bei
G. Schmackeri deutlich ins hellfahl-rötliche, bei @. moniliger
ist er vom Olivenbraun des Scheitels; 3) Kehle und Kropfgegend
sind bei @. Schmackeri rein weiss, bei @. moniliger hellfahl-
rötlich; 4) das Schwarz der Brustbinde ist bei @G. Schmackeri ein
reines, tiefes, bei @. moniliger ein ins Braune ziehendes; 5) die
Beine und Füsse sind bei G. moniliger bedeutend kräftiger und
6) zeigen die Kopfseiten der beiden Arten ein sehr verschiedenes
Farbenbild. Bei G. Schmackeri breite, rein weisse, bis zum Hinter-
kopf verlängerte Augenbrauenbinde, dann eine bei den Zügeln an-
fangende breite, das Auge einschliessende, scharf begrenzte schwarze
Binde, darunter eine fleckenartig, kurze, breite, rein weisse Binde
und dann folgend die nicht bis zum Schnabel reichende schwarze
Binde, die sich beiderseits nach unten zu verbreiternd zur Brustbinde
vereinigt. Dagegen bei @. moniliger: die weisse Augenbrauenbinde
ist schmaler und, wie es scheint, noch etwas nach hinten zu ver-
längerter. Die breite schwarze, beiderseits beim Mundwinkel an-
fangende, das Auge einschliessende Binde vereinigt sich stark ver-
breitert zur Brustbinde. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass das
Braunrot des Hinterhalses, ein konstantes Merkmal bei den fünf
Arten der Gruppe, bei @. moniliger ein blasseres, weniger lebhaftes
ist. — Nur G. pectoralis zeigt den äusseren Schwingenrand
weisslich-fahl. Bei den übrigen Arten der Gruppe ist derselbe von
der Farbe des Rückens, nur etwas heller, also oliven-rötlich.
Auf verschiedenes Eigentümliche der hier in Rede stehenden
Garrulax-Gruppe ist man längst aufmerksam geworden. So z. B.
bemerkt Ernst Hartert, welcher G. pectoralis und G. moniliger
382
in Oberassam länger beobachten konnte, mit vollem Recht: es ist
höchst merkwürdig, dass diese beiden so sehr ähnlichen und fast
nur in der Grösse konstant verschiedenen Arten von allen Beobachtern
an derselben Lokalität zusammen angetroffen wurden. — Von der
auffallenden Neigung dieser Gruppe, in der Färbung zu variieren,
war bereits die Rede. Die solcher Variation am meisten und am
häufigsten ausgesetzten Teile sind, wie gesagt, der grosse Spitzenfleck
der Steuerfedern, die Kopfseiten (Oates) und die Brustbinde. „The
greater or less amount of black and grey in the necklace seems due
to individual variation rather then to sexual difference or age“ schreibt
Swinhoe bei G. pieticollis. — Bei Burmah-Exemplaren von G@.
moniliger traf Oates die Spitzenflecke der reetrices konstant bell-
fahlrötlich, bei solchen vom östlichen Himalaja konstant weiss!
Garrulax uropygialis Cab. (Ersch & Grub. Eneyelop. 1850,
p. 62, sp. 10) von Assam ist als eigene Art kaum zulässig: Jerd.
B. of Ind. II, p. 40.
Bei der sehr ausführlichen Beschreibung von G. Mouhoti von
Cambodia (Brit. Mus. Cat. VII, p. 444) ist versäumt worden, die
unterschiedlichen Merkmale dieser wohl nur im Britischen Museum
vertretenen Art von G. peetoralis und G. pieticollis genügend
scharf hervorzuheben. G. Mouhoti bleibt für uns zunächst dunkel.
Durch die uns zu grossem Dank verpflichtende Gefälligkeit
des Herrn Walter von Rothschild in Tring sind wir in den Stand
gesetzt worden, ein sehr schönes ältausgefärbtes weibliches Exemplar
des seltenen @. pieticollis mit unserem G. pectoralis vergleichen
zu können. Die Unterschiede in der Färbung sind auffällig genug,
verlieren aber im Hinblick auf das oben Gesagte sehr an Bedeutung.
Es sind die folgenden: das Farbenbild der Kopfseiten ist in der
Anlage bei beiden Arten dasselbe, erscheint aber ungleich lebhafter
und greller und schärfer kontrastiert bei @. pieticollis: so die rein
weisse derbe Strichelung auf dem tiefschwarzen Grunde der Backen-
färbung und ebenso das weit schärfer und eircumseripter gegen die
schmale rein weisse Augenbrauenbinde abgegrenzte, das Auge ein-
schliessende schwarze Feld. Und weiter: der Aussenrand der grossen
Schwingen ist bei @. pectoralis hellweisslichfahl, bei picti-
collis nur etwas blasser als die Farbe des Rückens. Kehle
und Kropfgegend sind rein weiss bei unserem G. peectoralis, hell-
fahlrötlich bei G. pietieollis. Dasselbe gilt von dem breiten
Spitzenteil der Steuerfedern. Das Schwarz der Brustbinde endlich
ist bei G. peectoralis ein tiefes, reines; bei G. pieticollis ist es
matter und zeigt grauliche Beimischung. Die Brustbinde erscheint
auf den Seiten viel breiter bei G. pietieollis.
Der Schnabel ist wesentlich kürzer bei @. pieticollis (25 mm
gegen 30). Auf der Gould’schen Abbildung ist dies sehr richtig
wiedergegeben. Auch die Flügellänge unterscheidet die beiden Arten:
145 mm bei pieticollis gegen 136 bei pectoralis. Die Füsse
erscheinen bei unserem Exemplar von G. peetoralis entschieden
stärker und die Klauen wesentlich länger als bei G. pieticollis.
383
So mag denn G. pietieollis zunächst als selbständige Art
Geltung behalten. Wir halten es aber für sehr möglich, dass der
Vergleich einer grösseren Anzahl indischer und chinesischer Vertreter
dieser Form eine dem entgegengesetzte Ansicht rechtfertigen könnte.
Zur Litteratur wäre als wichtig nachzutragen:
1. „Additional Observations on the Birds of the Province of
Fohkien* by C. B. Rickett and J. D. de La Touche. With Notes
by W. R. Ogilvie-Grant: Ibis 1897, p. 574.
2. „Die Vögel der westchinesischen Provinz Gan-su. Aus dem
russischen Originalwerke des Reisenden M. Beresowsky und seines
Mitarbeiters V. Bianchi ausgezogen und übersetzt von Karl Deditius“
Cab. Journ. f. Orn. 1897, p. 57.
5
Über Tiefbohrungen, insbesondere über
die Tiefbohrung auf dem Bremer Schlachthofe.
Von Dr. L. Häpke.
Das Auffinden der Bodenschätze, die in den letzten Jahrzehnten
der Erde entnommen wurden und den Reichtum der Völker so un-
ermesslich vermehrt haben, verdanken wir einem unscheinbaren
Instrument, dem Erdbohrer. Ohne diesen gäbe es keine Golderze
von Johannesburg und keine Diamanten von Kimberley, keine
Petroleumquellen von Pennsylvanien und Baku, keine neuen Stein-
kohlenfelder, die an manchen Stellen bis unter die Tiefe des Ozeans
hinabreichen, kein Kochsalz und keine Kalisalze von Stassfurt, keine
Kohlensäurequellen von Herste, Sondra, und Brohl, noch hundert
andere Dinge. Trotz dieser Aufzählung ist dennoch das Wichtigste
für das Leben und die Gesundheit der Menschen nicht erwähnt, das
an zahlreichen Orten durch den Erdbohrer erschlossen wurde, nämlich
reines, klares Wasser für die Bewohner der immer mehr anwachsenden
Städte. Dass gesundes Trink- und Gebrauchswasser wertvoller ist,
als alle Diamantgruben und Erzlager der Erde, hat Hamburg leider
überreichlich im Cholerajahre 1892 erfahren.
Gerade des Trinkwassers wegen begann man bekanntlich auf
dem wasserarmen Kalkboden der französischen Grafschaft Artois mit
Tiefbohrungen für Brunnenanlagen, die darum artesische genannt
wurden und schon im Jahre 1126 erwähnt werden. Lange vor
dieser Zeit haben jedoch schon die Chinesen Brunnen von grosser
Tiefe gebohrt, um Trinkwasser oder Soole zu erhalten, und noch
heute spricht man von einer chinesischen Methode des Seilbohrens,
die wir von diesem Volke übernommen haben.
Durch das Auffinden des Petroleums in den Vereinigten Staaten
im Jahre 1859 hat die Bohrtechnik einen ausserordentlichen Auf-
schwung genommen, indem dort 1895 6676 Brunnen gebohrt, 1896
sogar 7205 neue Bohrlöcher hinabgetrieben wurden. In vielen
anderen Ländern nahm man mit mehr oder weniger Glück ähnliche
Unternehmungen in Angriff. In der Umgebung des Harzes, Teuto-
burger Waldes und Deisters wachsen die Bohrtürme wie Pilze aus
der Erde, um Kalisalze, Steinsalz, Soolquellen oder gasförmige
Kohlensäure aufzufinden. Deutschland hat den Ruhm zu Paru-
schowitz bei Rybniek in Oberschlesien das tiefste Bohrloch der Erde
zu besitzen, das zu einer Tiefe von 2003 m hinabgedrungen ist
385
und mächtige Steinkohlenflötze durchteufte. Mehr als zwanzigmal
würde sich der Bremer Ansgariiturm, der nahe an 100 m hoch ist,
in eine solehe Tiefe hineinstellen lassen. Aber nicht allein den
praktischen Interessen des Bergbaus, Ackerbaus, der Gewerbe und
Industrie sowie der Wasserversorgung der Städte dient die Tief-
bohrung, sondern sie hat auch die Wissenschaft mächtig gefördert
und neue wichtige Zweige der Geologie und physikalischen Geo-
sraphie erschlossen. Doch erst allmählich fixierte sich für die
bereits lange geübte Methode der Begriff einer Tiefbohrung, denn
dieses Wort suchen wir in den Handbüchern und Zeitschriften der
Geologie bis zum Jahre 1881 vergeblich. Dann erschienen spezielle
Fachschriften wie die Werke von Serlo, Strippelmann ete., welche
die Bohrmethode verbesserten, die dann in der Praxis wieder die
Erfolge vermehrten. Das Handbuch der Tiefbohrkunde vom Ober-
bergrat Tecklenburg in Darmstadt, das von 1886 bis 1893 erschien,
umfasst nicht weniger als fünf Bände.
Wo eine Tiefbohrung in Angriff genommen ist, erhebt sich je
nach der beabsichtigten Tiefe ein starkes dreibeiniges Gerüst oder
ein 10 bis 20 sogar bis 25 m hoher Bohrturm aus Fachwerk. In
der Mitte desselben hängt der Erdbohrer an einem Drahtseil, das
über eine unter der Turmspitze befindliche Rolle geführt ist, wo-
durch der Apparat sich heben und senken lässt. Letzterer besteht
aus drei wesentlichen Stücken: 1. dem drehbaren Kopfstück, 2. dem
Gestänge, das aus soliden eisernen oder röhrenförmigen Teilen zu-
sammengesetzt ist und 3. aus dem eigentlichen Bohrer. Dieser ist
meisselförmig oder zylindrisch und löst durch stossende oder
drehende Bewegung das Erdreich oder Gestein los, dessen Trümmer
dann durch den sog. Löffel oder die Schlammbüchse aus der Tiefe
heraufgeholt und entfernt werden. Dieser meterlange zylindrische
Löffel ist unten mit einer Klappe versehen, die sich nach innen
öffnet, um das Bohrmehl aufzunehmen, aber sich schliesst, wenn
der Löffel empor gezogen wird. In festem Gebirge, besonders bei
Sand- und Kalksteinen oder Schiefern, bohrt man mit einem Stahl-
zylinder, dessen untere Kante mit einer Krone von schwarzen
Diamanten, dem sog. Carbon besetzt wird. Die so erhaltenen Bohr-
kerne werden abgebrochen und zu Tage gefördert. Da bei grossen
Tiefen das eiserne Gestänge mit dem Bohrer ein bedeutendes Gewicht
(bis 10000 kg) besitzt, so lässt sich dasselbe nur durch Maschinen-
kraft in Bewegung setzen, die durch Riemenübertragung eine
drehende oder durch Hebelkraft zu einer stossenden wird. Nach
diesem kombinierten System des Bergrats Köbrich, das stossendes
und drehendes Bohren mittelst einer Dampfmaschine gestattet, sind
in den letzten Jahren zahlreiche Bohrungen für Reehnung des
preussischen Staats, sowie auch in Österreich, ausgeführt worden.
Köbrichs Diamantbohrmaschine existierte bereits im Jahre 1896 in
dreissig Exemplaren.
Bei weniger hartem Gestein wendet man die Methode des
Bohrens durch Wasserspülung au, wozu zwei konzentrische Röhren
erforderlich sind. Das äussere weite Futterrohr enthält im Innern
386
ein zylindrisches Druckrohr, in welches mittelst einer Druckpumpe
ein Wasserstrom hineingetrieben wird. Der unten austretende
Strahl wühlt den gelockerten Erdboden weiter auf und reisst ihn
bis auf die gröbsten Teile durch den ringförmigen Zwischenraum
beider Röhren mit hinauf. In anderen Fällen lässt man das Druck-
wasser durch den Zwischenraum eintreten, das die Bohrtrümmer
dann durch das innere Spülrohr und seinen Schlauchansatz ab-
schwemmt. Das Einsenken des Futterrohrs wird durch Hin- und
Herdrehen des Rohrs um seine Längsachse bewirkt. Die einzelnen
Röhrenstücke werden beim tieferen Eindringen zusammengenietet,
die Teile des Spülrohrs aber, die 8 bis 10 oder 14 m Länge haben,
werden durch Schraubengewinde sorgfältig miteinander verbunden,
Noch andere Bohrmethoden wenden Freifallapparate an, wie solehe
von Kind, Fabian und Zobel hergestellt wurden. Dabei löst sich
der schwere Bohrer mit dem Untergestänge selbstthätig ab, zer-
trümmert beim Sturz in die Tiefe das Gestein und wird vom Öber-
gestänge mittelst einer sinnreich konstruierten Zange wieder herauf-
geholt. Derartige Freifallapparate werden beim chinesischen und
amerikanischen Seilbohren angewandt.
Um die Schwierigkeiten sowohl als auch die Erfolge solcher
Tiefbohrungen kennen zu lernen, werfen wir zunächst einen Rück-
bliek auf einige der älteren Unternehmungen und beginnen mit dem
artesischen Brunnen vor dem Schlachthofe zu Grenelle. Dies grosse
(Quartier von Paris am linken Seineufer litt Mangel an Wasser,
weshalb man 1833 mit dem Niederbringen eines Bohrlochs begann.
Die Arbeiten wurden von einer Kommission der Pariser Akademie
geleitet, der Arago, Elie de Beaumont und Poncelet angehörten.
Wiederholt zerbrach das Bohrgestänge mitsamt dem Löffel, zuletzt
in 460 m Tiefe und musste durch den Bohrmeissel zerpulvert und
zu Tage gefördert werden, eine Arbeit, die vierzehn Monate in An-
spruch nahm. Nach den Berichten von Arago*) gelang es erst nach
neunjähriger unsäglicher Anstrengung eine Wasserader in dem unteren
Grünsande 548 m tief aufzuschliessen, die in jeder Minute 2200
Liter Wasser lieferte, das bis 16 m über das Terrain emporstieg.
Die Kosten dieser Bohrung betrugen 362432 Frs, Jetzt steht
dieser Brunnen „Puits artösien“ als ein monumentales Bauwerk in-
mitten des Place Breteuil in gerader Linie vor dem Dom der
Invaliden. Der glückliche Erfolg führte dazu, am gegenüberliegenden
Ufer der Seine in der Vorstadt Passy nahe dem Gehölz von Bou-
Jogne einen Brunnen von 1 m Durchmesser niederzutreiben, der 1867
vollendet wurde und in mehr als 700 m Tiefe eine sehr ergiebige
Quelle erreichte. Uber die dauernde Benutzung derselben ist mir
jedoch nichts bekannt geworden.
In Deutschland war man inzwischen nieht zurückgeblieben.
In dem jetzigen Bade Oeynhausen unweit der westfälischen Pforte
wurde in 644 m Tiefe ein salziges Wasser erbohrt, das in jeder
*) Aragos sämtliche Werke übersetzt von Hankel: Die artesischen oder
gebohrten Brunnen, Band VI, S. 213 ft.
387
Minute 1680 Liter Soole lieferte. Das Bohrloch wurde in weit
kürzerer Frist als das zu Grenelle vollendet und verursachte nicht
die Hälfte der Kosten. Die Quelle tritt noch heute mit einem
Druck von 2 Atmosphären selbstthätig zu Tage, enthält 4%, Salze,
darunter 3,170/, NaCl und im Liter 1082 eem absorbierte Kohlen-
säure, Sie hat eine natürliche Wärme von 33°C. Das am 30. Juni
1845 eröffnete „königliche Sool- und Thermalbad“ verdankt dieser
Quelle seinen Weltruf und hatte im Jahre 1895 gegen 8000 Kur-
gäste, denen weit über 100000 Soolbäder verabreicht wurden.
Die Bohrversuche bei Heppens*), dem jetzigen Wilhelmshaven,
die das preussische Kriegs- und Marineministerium in den Jahren
1867 und i868 ausführen liess, beabsichtigten die Erbohrung einer
zur Versorgung von Stadt und Hafen hinreichenden Menge Trink-
wasser. Man hatte ohne besonderen Erfolg zuvor den „Quellen-
finder“ Abbe Richard aus Paris kommen lassen, damit er eine
günstige Ansatzstelle bezeichne. Hier wurden unter Leitung des
Oberberghauptmann von Krug durch den Bohrinspektor Zobel zwei
Bohrlöcher, 453 m von einander entfernt, niedergebracht. Die Bohr-
proben erhielt die königliche Bergakademie zu Berlin. Im Bohr-
loch I fand sich unter der Kleischicht ein 2'/, Fuss mächtiges Torf-
lager, darunter sandiger glimmeriger Thon und feiner Sand mit
Tellina baltica. Unter dem 37' (ca. 11 m) mächtigen Alluvium
traf man auf ein 121' (36 m) mächtiges Diluvium, das Feuersteine,
quarzitischen Sandstein, Bryozoen, Quarzkiesel, Feldspat, und Granit
enthielt. Nach einer Sandschicht von fast 10 m folgten wieder
nordische Geschiebe bis 158' (ca. 48 m). Darunter lagerten tertiäre
Thone und Sande mit vielen Glimmer, Quarzkieseln, Braunkohlen
und Sandsteinbroeken. Bei 248' erhielt man viel Magneteisen im
Sande, bei 518° vegetabilische Reste, bis bei 631!/,' (ca. 191 m) das
Bohren eingestellt wurde. Im Bohrloch II, das eine ganz ähnliche
Schichtenfolge ergab, wurden bei 8531/,' (ca. 256 m) artesische Wasser
angebohrt, deren Menge in 24 Stunden 785 Kubikfuss betrug. Eine
eingesetzte Pumpe förderte später in derselben Zeit 87000 Quart
Wasser. Dieses enthielt anfangs 0,25 °%/, NaCl und Spuren von KÜl,
MsCl, und Gips; nach und nach verringerten sich die gelösten Salze
und das Wasser wurde später trinkbar.
Seit dem Jahre 1866 begann man in Preussen systematisch
mit Tiefbohrungen**), um die Grundlage des Diluviums und Alluviums
sowie die tertiären Bildungen kennen zu lernen, die beinahe aus-
schliesslich in dem norddeutschen Flachlande zu Tage treten. Der
Staatshaushalt setzte dazu jährlich 15 000 Mark aus, eine verhältnis-
mässig geringe Summe, womit man praktisch und wissenschaftlich
*, Prof. Heinr. Eck in der Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft,
Band XXI, S. 458, Berlin 1869.
**) v. Huyssen, Oberberghauptmann in Halle, die bisherigen Ergebnisse
der vom preuss. Staate ausgeführten Tiefbohrungen im norddeutschen Flach-
lande und der bei diesen Arbeiten befolgte Plan. Neues Jahrbuch für Mine-
ralogie, 1882, II. Band, S. 37 ff. — Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft, 1880, Band XXXII, S. 612.
388
bedeutsame Ergebnisse erzielte. Über die wichtigsten berichte ich
in Kürze das Folgende:
1.
In Sperenberg, einige Meilen südlich von Berlin, fand man
unter 0,6 m Schutt 88 m Gips und Anhydrit, und nun folgte
reines Steinsalz, bis im Sommer 1871 in einer Gesamttiefe
von 1272 m die Arbeit abgebrochen wurde, ohne das Liegende
des Steinsalzes zu erreichen. Das Anstehen von Gips wurde
an mehreren Punkten Norddeutschlands Veranlassung, hier in
erster Linie weitere Bohrungen vorzunehmen.
Bei Segeberg in Holstein, wo seit langer Zeit ein Gipsbruch
in Betrieb ist, traf man in 150 m Tiefe in einem Bohrloche
Steinsalz, das nahe dabei durch einen anderen Versuch schon
bei 93 m aufgeschlossen wurde.
Bei Lieth, nördlich von Altona, ergab die bis 1270 m Tiefe
ausgeführte Bohrung ziegelroten Thon mit Linsen von Stein-
salz und Partien von Gips.
Bei Stade steht ebenfalls Gips an. Das angesetzte Bohrloch
durehteufte bis 593 m ebenfalls rote Thone mit Gips und
spärlichem Steinsalz. Es wurde eine Privatsaline angelegt,
da bereits in einer Tiefe von 340 m 261/, prozentige Soole
aufgefunden wurde, In Campe bei Stade erreichte man schon
bei 163 m gesättigte Soole.
In den Jahren 1880 bis 1886 drang man bei Schladebach in
der Nähe von Merseburg mittelst der Diamantbohrmaschine
von Köbrich bis zu einer Tiefe von 1716 m in die Erdkruste
ein. Die Temperatur des Wassers betrug bei dieser Tiefe
56,60%. Es wurden 23 m Sand und Thon, 142 m bunter Sand-
stein, 63 m Zechstein, 1303 m Rotliegendes und 118 m Devon-
schiefer durchsunken, wobei sish die Gesamtkosten auf
210000 Mark und für das laufende m auf 121,43 Mark
beliefen.”)
Das tiefste Bohrloch der Erde wurde durch Diamantbohrung
bei Paruschowitz in Oberschlesien vom 26. Januar 1892 bis
zum 17. Mai 1893, also in 399 Tagen hergestellt und er-
reichte, wie bereits erwähnt, eine Tiefe von 2003 m. Der
tägliche Bohrfortsehritt betrug 5,01 m. Durchsunken wurden
210 m Alluvium und Diluviuam und dann nur Steinkohlen-
formationen und zwar Kohlensandstein, Kohlenschiefer und
83 Steinkohlenflötze von teilweise grosser Mächtigkeit. Die
ördtemperatur wurde bei einer Tiefe von 1959 m zu 69,3
gefunden. Die Kosten betrugen nur 75225 Mark oder das
laufende m Bohrloch 37,55 Mark. Der Anfangsdurchmesser
war 32 em, der Enddurchmesser 7 em; letzterer ergab noch
Bohrkerne von 4,5 em Durchmesser. Das Gestänge aus Stahl-
röhren wog pro 100 laufende m ca. 800 kg, aus Mannes-
mannröhren ca. 700 bis 750 kg.*)
*) Oberbergrat Tecklenberg im Bericht des Öberrheinischen geolog.
Vereins 1896, 8. 23. Güa 1897, 8. 378 im Auszuge.
389
Durch zahlreiche Bohrversuche nach Aufschlüssen von Trink-
und Gebrauchswasser haben wir in den letzten Jahrzehnten von
manchen norddeutschen Städten schätzbare Kenntnisse über ihre
Bodenverhältnisse erlangt, z. B. von Berlin, Hamburg, Altona, Königs-
berg, Braunschweig, Emden, Cuxhaven u.s.w. Wenn man das
ausgezeichnete Modell des Untergrundes unserer Reichshauptstadt
betrachtet, das sich auf zahlreiche Bohrversuche stützt und im land-
wirtschaftliehen Museum zu Berlin ausgestellt ist, so kann man nur
wünschen, dass auch andere Grossstädte dieser Musterleistung in der
wissenschaftlichen Erforschung des Untergrundes nachstreben möchten.
In Hamburg und seinem Gebiet wurden in einem Zeitraum von vier
Jahren nicht weniger als 200 Tiefbohrungen ausgeführt, die auch in
erster Linie die Gewinnung von Quellwasser bezweckten. Unter
diesen erreichten die Bohrversuche in Harvestehude eine Tiefe von
146,7 m und am grünen Deich 172,5 m Tiefe. Die dortige Bau-
deputation üherlieferte sämtliche Proben der Tief- und Flachbohrungen
der mineralogischen Abteilung des Museums. Die Festschrift zur
49. Versammlung der Naturforscher und Arzte: „Hamburg in natur-
historischer und medizinischer Beziehung 1876* giebt über die
Scehichtenfolge der bedeutenderen Bohrungen S. 110 u. f. weitere
Aufschlüsse. Über die neueren Unternehmungen schreibt mir Hr.
Dr. €. Gottsche am 19. Februar 1897, dass in Hamburg und der
näheren Umgegend bis dahin ca. 900 Bohrungen ausgeführt wurden,
von denen etwa 50 über 150 m tief sind. Eine kritische Bearbeitung
des angesammelten gewaltigen Materials hatte noch nicht stattfinden
können. Ob man tiefere Schichten als das sandige Mioeän erreicht
hat, ist zweifelhaft.
Bereits im Jahre 1876 wurde in der Stadt Emden eine Tief-
bohrung mit gutem Erfolge ausgeführt. Über diese, sowie über die
in den letzten Jahren zur Anlage eines Wasserwerks ausgeführten
Bohrungen berichtet Baurat G. Voss im 79. Jahresbericht der Natur-
forschenden Gesellschaft daselbst für 1895 und teilt auch die Profile
der durchsunkenen Schichten auf zwei Tafeln mit. Diese Versuche
wurden an sechs verschiedenen Stellen nördlich von Emden vor-
genommen, erreichten aber nirgends das Diluvium, da die Tiefen
nur zwischen 41 und 66 m schwankten. Das Wasser der letzten
Bohrversuche erwies sich jedoch für den genannten Zweck als un-
brauchbar. — Über eine Bohrung im Neuenburger Urwalde, der zum
Oldenburger Amte Varel gehört, berichtet Direktor Martin in seinen
Diluvialstudien*), dass das Liegende eines schwarzen glimmerreichen
Thons, der dort „Schmink“ genannt wird, in 60 m Tiefe noch nicht
erreicht wurde.
Bei Anlage eines Brunnens zu Ebstorf traf man nach dem
Bohrregister bis zu einer Tiefe von 130 m einen ähnlichen dunkel-
grauen glimmerreichen Thon an, der mehr oder weniger Sand bei-
*) Diluvialstudien II von Dr. J. Martin, 1895. Vergleichende Unter-
suchungen über das Diluvium im Westen der Weser. Im X. und XI. Jahres-
bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück.
Dezember 1897. XIV, 26
390
gemengt enthielt. In der Gegend von Rotenburg fand man bei
Westerholz in solehem Thon zahlreiche Haifischzähne und einzelne
Wirbelknochen; auch bei Syke wurde in dem Thone auf der Ziegelei
von Hester im Sommer 1896 ein Haifischzahn angetroffen, der durch
die Zähnelung der Kanten charakterisiert ist.
In Bremen und seiner Umgebung sind bislang erst wenig
Tiefbohrungen vorgenommen worden, über die besonders Herr Dr.
W. 0. Focke in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen
Vereins*) und Herr Direktor Dr. Kurth in der Zeitschrift für
Hygiene**) berichtet haben. Die Ergebnisse der wichtigsten sind
im Folgenden zusammengestellt: Im Sommer 1881 unternahm die
Hemelinger Aktienbrauerei eine Tiefbohrung bis zu 230 m, um gutes
Wasser aufzufinden. Leider sind von diesem Unternehmen, wie von
manchen anderen, weder Proben noch Bohrregister vorhanden.
Dr. Focke, der auch erst kurz vor Beendigung der Arbeiten davon
erfuhr, berichtet, dass bei 180 m Tiefe ein Wasser von 1,023 sp. Gew.
aufgefunden wurde, das einem Gehalt von etwa 3°/, Kochsalz ent-
sprach. Schon damals kam man zu der Überzeugung, dass keine
Aussicht vorhanden sei, in grösserer Tiefe hier salzfreies Wasser
zu finden.
In dem Dorfe Blenhorst am linken Weserufer zwischen Nienburg
und Hoya wurde ein 182 Fuss (ca. 54 m) tiefes Bohrloch angelegt,
wobei man eine Salzquelle fand, die zur Begründung eines kleinen
Bades Anlass gab. Focke*”**) schreibt darüber: „Man traf beim
Bohren in der Tiefe vorzüglich einen dunklen glaukonitischen Mergel
an, von welchem sich übrigens an benachbarten Orten auch in dem
(reschiebelehm deutliche Spuren zeigen“.
Die grösste Tiefe erreichte eine im Jahre 1888 nördlich von
Bremen in der Stendorfer Feldmark, nahe bei Wollah, mittelst
Wasserspülung ausgeführte Bohrung, die bis 321,7 m hinabreichte.
Nach den von Fockey) mitgeteilten Aufzeichnungen des Bohr-
meisters fanden sich wechselnde Schiehten von Sand und Thon und
ein mit der Tiefe zunehmender Gehalt an Kochsalz. Glaukonitkörner
waren in diesem Sande nicht vorhanden, ebensowenig wie fossile
Tier- oder Pflanzenreste, so dass eine Altersbestimmung der durch-
sunkenen Schichten nicht möglich war. Das Liegende des Tertiärs
(Oligoeän?) wurde nicht erreicht.
Direktor Kurth giebt in der Tabelle I der obengenannten 1895
erschienenen Schrift eine Darstellung von 16 der wichtigsten bisher
bekannt gewordenen Tiefbohrungen im Bremer Gebiet. Auf
der Strafanstalt zu Oslebshausen erreichte einer der Bohrversuche
*) Band IV, 8, 297—336. Zur Kenntnis der Bodenverhältnisse im
niedersächsischen Schwemmlande, 1875; 1880 Band VII, S. 296; 1895 Band
XII, S. 829.
*") Band XIX, 1895. |
***+) Abhandl. des Nat. Ver, 1888; X, Band, S. 149.
7) Ibid. 1895; XIII. Band, S. 329,
391
eine Tiefe von 34 m, wobei man in 18 und 19 m Tiefe
nordische Geschiebe bis 40 em dick antraf. Die von Herrn
Remmer in dessen Brauerei am Buntenthorssteinweg unternommene
Bohrung, von der ich die Bohrproben besichtigt habe, erlangte eine
Tiefe von 46 m. In 21 und 22 m Tiefe traten hier kalkreiche
Thone mit Glaukonitkörnern auf, unter denen dann Feuersteine,
feiner Sand und Kies lagerten. Eine fast gleiche Schichtenfolge
ergab die Bohrung im Weserbett beim Bau der neuen Börsenbrücke
während des Jahres 1894. Die Sohle des Flussbetts lag dort 4 m
unter Bremer Null; Sand, schwarzer und grauer Thon wechselten
mit Geschieben bis 20 m Tiefe, wo ebenfalls eine kalkreiche Sehicht
auftrat.
Das merkwürdigste Ergebnis lieferte 1875 eine Tiefbohrung
in Steinförde am linken Allerufer zwischen Celle und Verden, wo
man wegen der seit alter Zeit betriebenen Theerquellen des nahen
Wietze auf Petroleum bohrte. Hier wurde, bei SO m Tiefe be-
ginnend, ein 300 m mächtiges Steinsalzlager aufgeschlossen, das
angeblich wegen der Privilegien der Saline zu Lüneburg bislang
nieht abgebaut werden konnte. Nach einem Besuche, den ich Ende
März 1897 nach Wietze-Steinförde unternahm, habe ich über die
dort angestellten Bohrungen in No. 31 der Zeitschrift „Glück auf“ *)
berichtet. Zwei Gesellschaften bohrten bei Wietze, eine dritte bei
dem nahen Dorfe Hornbostel auf Petroleum, während eine vierte
Gesellschaft (Andree, Mendel & Co. in London) auf Kalisalze bohrte.
Mit letzterem Unternehmen ist die Firma Landgraf in Naumburg
betraut, die im März bereits eine Tiefe von 350 m erreicht hatte.
Insgesamt waren in diesen ganz ebenen Feldmarken der Lüneburger
Heide bereits über SO Bohrlöcher niedergebracht.
Uber die neuesten Tiefbohrungen auf Kalisalze im Leinethale
und am Benther Berge bei Hannover hat Herr Professor Kloos in
der Festschrift der Technischen Hochschule berichtet, die zur
69. Naturforscher - Versammlung im September 1897 vom Braun-
schweigscheu Staatsministerium dargeboten wurde. Wir erhalten
darin interessante Aufschlüsse über die Natur und Gliederung der
Salzlagerstätten. Das Bohrloch der Gewerkschaft „Hohenzollern“
bei Klein Freden erreichte eine Tiefe von 1000 m; darunter fand
sich ein etwa 480 m mächtiges Lager von Steinsalz und Kalisalzen.
Bei Dehnsen wurde eine Tiefe von 919 m erreicht und ebenfalls
das Salzgebirge aufgeschlossen. Von den vier am Benther Berge
ausgeführten Bohrungen hatte die eine die Tiefe von 887 m, eine
andere 868 m Tiefe; zwei derselben erzielten allerdings in erheb-
licher Tiefe gute Aufschlüsse von vorwiegend sylvinitischen Kali-
salzen, die trotz kurzer Entfernung voneinander die eingelagerten
Salze in ganz verschiedenen Niveaus aufwiesen.
An einer anderen Stelle der Lüneburger Heide, in dem viel-
genannten Oelheim zwischen Peine und FEdemissen waren laut
*) Berg- und Hüttenmännische Wochenschrift, 33. Jahrg., 31. Juli 1897.
26*
392
Geschäftsbericht der vereinigten deutschen Petroleum -Werke bis
März 1897 95 Bohrungen ausgeführt, von denen die im letzten Jahre
erbokrten vier in einer Tiefe von 60—70 m Petroleum lieferten.
Die gesamte Produktion an Rohöl betrug dort im Jahre 1896
426694 kg. Das Bohrloch No. 91 erschloss mit dem Öl auch eine
ungewöhnlich starke Gasquelle, deren Mächtigkeit anfänglich das
Pumpen erschwerte. Noch nach sieben Monaten strömte das Gas
unvermindert stark aus und wurde durch eine Rohrleitung abge-
fangen und zu Beleuchtungszwecken auf dem Werk verwandt.
Die Tiefbohrung auf dem Bremer Schlachthofe.
Der Mangel an gutem Trink- und Gebrauchswasser auf dem
Bremer Schlachthofe gab der Verwaltung im Anfang des Jahres 1896
Anlass eine Quelle zu suchen und den Untergrund durch eine Tief-
bohrung aufzuschliessen. Der Verbrauch des Wassers beträgt dort
stündlich etwa 60 ebm, was bei einer durehschnittliehen Inanspruch-
nahme von 18 Stunden jetzt schon täglich mindestens 1000 ebm
ausmacht, während der Verbrauch noch im Wachsen ist. Abgesehen
davon, dass der Brunnen nicht ergiebig genug ist, um die erforder-
liche Menge zu liefern, ist das Wasser von so schlechter Beschaffen-
heit, dass es kaum zu gewöhnlichen Spülzwecken benutzt werden
kann. Von dem Untergrunde hat es moorige Bestandteile auf-
genommen und der Absatz des Eisenoekers verstopfte stellenweise
bis auf eine geringe Öffnung die Leitungsröhren. Eine von Herrn
(sewerberat Wegener zur Demonstration im Naturwissenschaftlichen
Verein übersandtes Röhrenstück zeigte, ebenso wie eine Wasserprobe,
diese Übelstände im schlimmsten Masse. Infolgedessen hat ein neuer
Anschluss an das städtische Wasserwerk hergestellt werden müssen,
um das für den Maschinen- und Schlachtbetrieb erforderliche Wasser
von diesem beziehen zu können. Wenn auch der alte Brunnen
soweit wie möglich für die Kondensation des Abdampfens der
Maschinen noch in Benutzung blieb, so erreichten die Kosten für
das Leitungswasser doch eine bedeutende Höhe. Zu dem relativ
hohen Preise des letzteren kommt noch hinzu, dass in der Kühl-
periode des Sommers die Temperatur desselben an heissen Tagen
auf 10 bis 20° steigt, wodurch wiederum ein Mehrverbrauch von
Wasser für die Kühlzwecke, also auch ein Mehrverbrauch von Koblen
hervorgerufen wurde. Die Deputation für den Schlachthof, aus deren
Bericht einige der vorstehenden Sätze entnommen sind, versuchte
nun tadelloses Wasser durch eine Tiefbohrung zu erhalten, die auf
der südwestlichen Ecke des Schlachthofs angelegt wurde, wo die
Schlachthofstrasse mit der Findorfstrasse zusammenstösst. Die Aus-
führung übernahm die Brunnenbauanstalt und Maschinenfabrik des
Herrn L. Otten hier, der bei Magdeburg und in Schlesien bereits
mehrere derartige Anlagen hergestellt hatte. Nach Aufstellung des
Gerüstes und der Geräte begann der Bohrmeister Rückel am 8. Febr.
1896 die Arbeit.
Das eiserne Futterrohr, dessen Teilstücke beim Eindringen in
die Tiefe aufeinander genietet wurden, hatte anfangs einen Durch-
393
messer von 600 mm; in grösserer Tiefe nahm dieser bis auf
350 mm ab. Durch Drehen der am Kopfe befindlichen Schrauben
drang das Rohr in die Tiefe. Der mittelst Wellrad und Drahtseil
auf und nieder bewegte schwere eiserne Bohrer diente zugleich als
Löffel, der das Bohrmehl entfernte. Bei grösserer Tiefe ging man
zur Wasserspülung über. Die schmiedeeisernen Röhren des dabei
eingeführten inneren Spülrohrs hatten bei einer Länge von 8 m
12 em Durchmesser und wurden durch Schrauben miteinander ver-
bunden. Eine Dampfmaschine trieb das Wasser des nahen Brunnens
mit einem Druck von vier Atmosphären zwischen beiden Röhren
hinab, das dann beim Aufsteigen durch das Spülrohr alle Bohr-
trümmer mit sich riss, die durch einen aufgesetzten Schlauch ab-
geschwemmt wurden. Dabei war der Kopf des Futterrohrs natürlich
durch einen Pressaufsatz geschlossen. Gegen Ende Oktober hatte
man nach Überwindung von mancherlei Schwierigkeiten eine Tiefe
von 142,7 m erreicht, ohne auf das Liegende des bereits über 57 m
mächtigen Thonlagers zu gelangen. Da das Wasser aber stets eisen-
haltig blieb und bei dem spezifischen Gewicht von 1,024 einen
Kochsalzgehalt von ca. 3,1°/, hatte, so wurde die Bohrung ab-
gebrochen.
Die 27 Proben der bei den Bohrarbeiten angetroffenen Erd-
schichten wurden in Kasten mit Fächern nach der Tiefe geordnet
aufbewahrt, für deren Richtigkeit und korrekte Ausführung man den
Bohrmeister zuvor beeidigt hatte. Das vorliegende Bohrregister be-
gnügt sich mit der Angabe der Mächtigkeit der durchsunkenen
Schiehten und mit der allgemein üblichen und ziemlich willkürlichen
Bezeichnung: „Sand, Moor, Thon“ und „Sand oder Thon mit Steinen,“
so dass nicht einmal Kalkmergel, Kreide, Feuersteine, Braunkohlen-
geschiebe, Findlinge ete. unterschieden wurden. Durch Herrn Senator
Wessels, Vorsitzer der Deputation für den Schlachthof, erfuhr ich
erst um Mitte Oktober von ‘dem Unternehmen, als bereits eine Tiefe
von über 120 m erreicht war. Von dieser Zeit an habe ich den
Bohrschmand häufig an Ort und Stelle untersucht und auch aus der
Tiefe von 142,7 m eine Wasserprobe erhalten.
Tiefbohrung auf dem Schlachthofe zu Bremen, ausgeführt
vom 8. Februar bis 30. Oktober 1896 von der Firma L. Otten.
Von 0 bis 0,5= 0,5 m Mutterboden.
DER 584=12,9 „Moor:
Ba er . — =4 Ehon.
4,4 24,3=19,9 „ Sand mit Braunkohlenbrocken.*)
24,3 27,6= 3,9 „ Thon, hellgrauer, Mergel mit Kreide-
konkretionen.
2,3355, ', Sand.
33,5 „ 34,2= 0,7 „ Sand, Steine.
34,2 „. 36,3—= 2,2 „ Thon, Steine.
*), Hier ist vielleicht eine nur schwach auftretende Schicht nordischer
Geschiebe, die man sonst regelmässig bei Bohrungen antraf, übersehen
worden.
394
Von 36,3 bis 37,2= 0,9 m Sand.
37,2 „ 45,7= 8,5 „ Thon, Steine.
45,7 „ 46,6 0,9 „ Sand. Das Wasserenthielt0,5°/, NaCl.
46.6 „.. 52,4== 5,8 „ Thon:
52,4 „ 61,7= 93 „ feiner Sand mit Thon.
61,7 „ 69,2 7,5 „ feiner Sand.
69.2, 70,4= 11,25 Do
70,4 „ 75,7= 5,3 „ Sand mit’ Thon.
75,7 „ 80,5= 5,2 „ Sand mit Thon und Steinen.
80,5:7,.: 81.8 18 Wan
81,8 „ 83,4= 1,6 „ Sand, Steine, Feuersteinsplitter mit
einigen fossilen Resten; 1,7 %/, NaCl.
83,4 „ . 87,7= 4,3, feiner Sand.
87,7 11, 92,5 5,1 EN
92,8 „ 94,6= 1,8 „ Thon, Moor mit Kies.
94,6 „ 95,3= 0,7 „ Thon mit glaukonitischem Kalkstein,
der gesprengt werden musste.
05,3.:507 GE TZEBSANFEEhoR:
98,7 „ 99,1= 0,4 „ Moor durch Spülung bis auf geringen
Rest ausgewaschen.
1 „ 105,4= 6,3 „ Thon mit Sand; 2,6%, NaCl.
105,4 „ 142,7=37,3 „ Thon mit einem Haifischzahn; 3,1%,
NaCl.
Das Bohrterrain gehörte in früherer Zeit zur Bürgerviehweide und
liegt 5,14 m über Null des Bremer Brückenpegels, der 2,84 m über
dem Amsterdamer Nullpunkt liegt. Nach dem Bohrregister fand
sich von O bis 0,5 m sandig lehmiger Mutterboden, der vom Flusse
aufgeschwemmt ist. Darunter folgte eine 2,9 m mächtige Moor-
schicht, die im Gebiete des Blocklandes zwischeu Weser und Wümme
weit verbreitet ist und stellenweis eine Mächtigkeit von 5 m besitzt.
Dieses Waldmoor besteht aus Schilf, Moos und Wurzelresten und enthält
auch an vielen anderen Orten unserer Niederung zahlreiche subfossile
Baumstämme, die bei Anlage der Teiche und Wasserzüge des nahen
Bürgerparks sowohl, als bei den Bauten in den Vorstädten Bremens
in grosser Anzahl zu Tage traten. Vorwiegend waren es mächtige
Kichenstämme, einzelne Erlen und einmal eine Kiefer (Föhre, Pinus
silvestris)’) Unter dem Moor folgte 1 m Thon von blauschwarzer
Farbe, der hier Dwa oder Dwo genannt wird, und 19,9 m feiner
Sand mit Braunkohlenbrocken und Glimmerblättehen. Der nun auf-
tretende hellgraue Mergel war 3,3 m mächtig, brauste stark mit
Salzsäure und enthielt grosse runde Sandkörner sowie Konkretionen
von weisser Kreide. Nach 5,9 m groben grauen Sanden und Kies
folgten in der Tiefe von 34,2 bis 45,7 m nordische Geschiebe in
einer Mächtigkeit von 11,5 m, sämtlich in wechselnde Schiehten
von Thon und groben Sanden eingebettet. Die Geschiebe waren ab-
geschliffen, fast rund und bestanden meistens aus Graniten, mehrfach
*) Die weitere Bestimmung der Pflanzenreste in diesen Toorfproben hat
Herr Dr. ©. Weber, Botaniker der hiesigen Moorversuchs-Station, gütigst
übernommen, und das Ergebnis wird später mitgeteilt werden.
395
mit eingesprengtem Olivin, ferner Porphyr, Quarzit, Hälleflinta und
seharfkantigen Feuersteinen. Wiederum wechselten Sand und Thone bis
75,7 m Tiefe; also haben wir hier ein 30 m mächtiges interglaeiales (?)
Lager. Der Thon brauste überall mit Säuren, enthielt Glimmer-
schüppehen und hatte stellenweis durch Druck eine schiefrige Struktur
angenommen. Darauf folgte von 75,7 bis 83,4 m eine zweite Lage
nordischer Geschiebe von kleineren Dimensionen, meist aus Grmneis,
Glimmerschiefer und Feuersteinen bestehend. Dies Moränenmaterial
hatte durch das Gletschereis eine bedeutende Aufbereitung erlitten
und war grösstenteils zu Schotter geworden. In dem darunter ab-
gelagerten sandigen Kies von 1,6 m Mächtigkeit fanden sich neben
vielen Feuersteinsplittern einige gut erhaltene Schalen von Schnecken
und Muscheln, die durch gütige Vermittelung des Herrn Geh. Ober-
bergrat Hauchecorne, Direktor der k. geologischen Landesanstalt
in Berlin, von dem Geologen Herrn Wolff bestimmt wurden:
1. Turritella turris Bast. 2. Voluta Bolli Koch. 3. ? Arca diluvii
Lam., ein Schalenrest mit breiten quergestreilten Rippen. 4. Limopsis
aurita Broce., eine zierliche vortreffliich erhaltene Schiefmuschel, die
auch in den Tertiärablagerungen bei Osnabrück, Freden und Diek-
holzen häufig auftritt. 5. ? Jsocardia cor Linn., zwei Schalenreste.
Sämtliche Fossilien gehören mit den weiter unten genannten
Haifischzähnen nach Herrn Wolff der Miocänzeit an. Von 92,8 bis
94,6 m weist das Bohrregister Thon und Moor nach. Diese 1,2 m
mächtige Schicht ist durch Humus allerdings schwarz gefärbt, sehr
fest und mit eingebackenem Kies durchsetzt, enthält aber keine
siehtbaren Pflanzenreste.
Die nun folgende Ablagerung reichte bis 95,3 m Tiefe und
bestand aus einem harten Gestein, das mit Dynamit gesprengt werden
musste. Es kam dadurch ein dunkelgrauer, ins grünliche spielender
Kalkstein zu Tage, der nach dem Behandeln mit Salzsäure winzige
schwarze oder dunkelgrüne Körner zurückliess, die fast ’/, der ganzen
Masse ausmachten und allen Angriffen von Säuren widerstanden.
In dem ebenfalls unlöslichen Schlamme von fein zerteilter Kieselerde,
den die Säure auch zurückliess, zeigten sich bei der mikroskopischen
Untersuchung schöne Spongillen. Zur sicheren Bestimmung sandte
ich auch dieses Gestein an Herrn Geh. Oberbergrat Hauchecorne, der
darin glaukonitischen Mergel des unteren Oligocän erkannte. Mit
dem Mergel wurden noch geringe Reste von versteinerten Bivalven zu
Tage gefördert, die sich schwer bestimmen liessen und mit den Kalk-
steingeschieben herangeschwemmt sind. Der Ursprung dieses Gesteins
dürfte in dem glaukonitischen Mergel zu: suchen sein, den die oben
erwähnte Bohrung in Blenhorst antraf, umsomehr als Glaukonit-
körner längs des ganzen linken Weserufers bis Syke im Sande
nesterweise zerstreut vorkommen. Letztere bestehen aus Eisensilikat,
dem Kali und Thonerde beigemengt sind und enthalten oft Phosphor-
säuie. Der nun folgende Thon war 3,4 m mächtig und lagerte auf
einer Schicht von Moor, das aus Moos und Wurzelresten bestand
und durch die bei dieser Tiefe angewandte Spülmethode ausge-
waschen und sehr gelockert worden war.
396
Nachdem noch in 99,1 bis 105,4 m Tiefe sandiger Thon dureh-
sunken war, traf man auf eine mehr als 37” m mächtige Schicht
eines dunkeln Thons, in dem sich feine Glimmerschüppchen und ein
kleiner Haifischzahn, Lamna oder Carcharias Sp., sowie ein durch den
Bohrer längsgespaltenes Bruchstück eines grösseren, von Carcharodon
megalodon Ag., vorfand. Die Ablagerung dieses schwarzen Thons
ist der Tertiärzeit zuzurechnen und wohl von gleichem Alter wie
der Thon von Rothenburg und Syke. Sämtliche Thone liefern den
zahlreichen Ziegeleien der Geest das Material und erwiesen sich
mehr oder weniger kalkhaltig, da sie fast alle mit Salzsäure brausten.
Aus sämtlichen Sandschichten, sowie auch aus den Moorproben
liessen sich mittelst eines Magneten Eisenteilchen ausziehen, die
meistens aus Titaneisen bestanden, in einzelnen Fällen aber unter
dem Mikroskop als Oktaeder erschienen und daher auf Magnet-
eisenstein hinwiesen.
Durch die Tiefbohrungen sind wir im Stande den allmähligen
Werdeprozess unseres Bodens seit dem Beginn der Quartärzeit zu
verfolgen. Da es sich aber am Schichten und Geschiebe an einem
Flusse oder einer Flussmündung handelt, so ist bei der Erklärung
grosse Vorsicht nötig und um so mehr, weil nur sehr wenig Auf-
schlusspunkte vorhanden, und fossile Reste von Pflanzen und Tieren
nur spärlich gefunden sind. Wir beginnen mit der untersten und
ältesten Schicht, dem weitverbreiteten dunklen glimmerhaltigen Thon
der Tertiärformation. Gegen den Schluss der Tertiärzeit befand
sich an der Unterweser ein weiter buchtenreicher Meerbusen, der
von der hohen Geest im Norden von Scharmbeck -Österholz, im
Süden von den Syker Höhen begrenzt wurde, aus dem der Weyher
Berg, wo der schwarze Thon zu Tage tritt, inselartig hervorragte.
Gefrässige Haie, nach ihrer Bezahnung weit grösser als die jetzt
lebenden, tummelten sieh hier im tiefen Wasser. Nachdem sie zu
Grunde gegangen waren, blieben die widerstandsfähigen Reste ihrer
Zähne und Wirbelknochen im Thonschlamme erhalten. In diesem
weit verbreiteten Thon fanden sich mehr als ein Dutzend Fundorte
von Bernstein, die ich in den Abh. des Nat. Ver., Band IV, 1875:
„Der Bernstein im nordwestlichen Deutschland“ beschrieben und
auf einer Karte zusammengestellt habe. Durch die nun folgende
Erhebung des Bodens verliefen sich allmählig die Gewässer, die in
langen Zeiträumen den Thon noch mit einer 6,3 m mächtigen Sand-
schicht, dem Präglacialsand, überlagert hatten. Für kurze Zeit
begann eine leichte Moorbildung aus Wurzelresten und Moosen, die
sich in süssem oder Brackwasser ablagerten. Die nun folgenden
Fluten der Weser schwemmten vom linken Ufer des Mittellaufs
glaukonitischen Mergel und Conechylienreste des unteren Oligocän
herab, wodurch aueh Thon und Sand mit Glaukonitkörnern hie und
da nesterweise durchsetzt wurden, nachdem das kalkige Binde-
mittel aufgelöst und teilweise fortgeschwemmt worden war. Eine
zweite Humusbildung folgte, deren Pflanzensubstanz fast ganz zer-
rieben und zerstört wurde, den beigemengten Thonschlamm aber
schwarz färbte.
IE RT
397
Nachdem die Gegend landfest geworden war, begann die erste
oder älteste Eiszeit die nordischen Geschiebe abzulagern, deren 5 m
mächtige Schieht weit mehr zertrümmert und zu Schotter, Kies,
Sand und Thon zerkleinert wurde als das 12 m dicke Moränen-
material des späteren Eisstroms. Darauf lagerten sich von 45,7
bis 75,7 m Tiefe (also 30 m mächtige) interglaciale Sande und Thone
ab, bis die zweite oder. jüngste Eiszeit anbrach und eine mehr als
12 m dieke Schicht von nordischen Geschieben und deren zerriebenen
Gemengteilen hier anhäuftee Genau so häufen noch heute die
Gletscher der Alpen den Moränenschutt an ihren Enden an. Diese
von den skandinavischen Gebirgen ausgehenden Eisströme hatten
eine Dieke von mehreren hundert Metern, die nach Annahme einiger
Geologen stellenweise sogar bis zu 1000 m mächtig gewesen sein soll.
Der Strudel des Wassers von dem abschmelzenden Gletscher wühlte im
sandigen Kiese weite Höhlungen aus, die später mit feinem Quarzsand
wieder ausgefüllt wurden. Diese sogenannten Riesenkessel wurden
in Dwoberg bei Delmenhorst und im Eisenbahneinschnitt der Ham-
. burger Bahn bei Sagehorn aufgefunden; der erstere von Herrn Direktor
Martin, der zweite von mir. Beide sind redende Zeugen von der
Thätigkeit des schmelzenden Gletscherwassers, das in die ausge-
waschenen Höhlungen des Bloeklehms feinen Quarzsand einschwemmte.
Profil der Gletscherwirkung an dem Eisenbahneinschnitt bei
Sagehorn im Frühjahr 1873, ein sogen. Riesenkessel.
a. Mit Heide bewachsenes Maifeld von grobem gelbbraunem Sande.
b. Sandiger Lehm mit erratischen Steinen, Blocklehm.
c. Feiner gelblicher Sand eingeschwemmt von ca. 60 cm Durchmesser.
Die engere Heimat unserer nordischen Findlinge ist erst durch
die Untersuchungen des Herrn Direktor Martin*) in Oldenburg bekannt
geworden. Demselben gelang es, zahlreiche Oldenburger Geschiebe
in dem geologischen Museum zu Stockholm mit schwedischen Vor-
kommnissen zu identifizieren. Bei einem Besuch des Oldenburger
Museums hatte ich Gelegenheit durch die Güte des genannten Herrn
die genaue Übereinstimmung der dortigen Exemplare mit den
schwedischen Proben von Granit, Gneis, Rappakiwi, Hälleflinta,
Bredvadporphyr ete. kennen zu lernen. Sämtliche Geschiebe dieser
*) Diluvialstudien I bis III. 1893 bis 1897, in den Jahresberichten des
Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück.
398
Art stammen aus den Gebirgen des mittleren Schweden, namentlich
aus den Provinzen Jemtland und Dalarne, während die Basalte aus
Schonen, die Feuerstein- und Kreideversteinerungen meist von Rügen
und den dänischen Inseln herrühren.
Zwischen beiden Eiszeiten trat eine Periode langsamer Senkung
ein und es war hier wieder Meeresboden vorhanden, der auch durch
eine Austernbank nachgewiesen wurde, die man 1873 beim Brunnen-
bau für den Lokomotivschuppen des früheren Köln-Mindener Bahnhofs
in ea. 30 m Tiefe auffand. Beim Verdunsten des Meerwassers blieb
das Kochsalz zurück, das noch jetzt in dem erbohrten Wasser sich
fand und mit zunehmender Tiefe an Salzgehalt zunahm.
Unter den postglacialen Schiehten unseres Bohrlochs ist besonders
ein 3 m mächtiges Lager von Kalkmergel mit Konkretionen von
Kreide hervorzuheben, das leider zu tief (24—27 m) liegt, um dies
Vorkommen für unseren an Kalk armen Ackerboden zu verwerten.
Der nun folgende Decksand von fast 20 m Mächtigkeit ist fein und
weiss und enthält abgerundete Geschiebe von Braunkohlen. Die aus
gleichem Niveau stammenden Braunkohlenbrocken des oben erwähnten
Brunnens wurden von Professor Kraus in Halle als dem Genus
Cupressinoxylon angehörig bestimmt. Durch diese Ablagerung von
Mergel, Thon und Quarzsand wurde der Boden in Verbindung mit
einer neuen Erhebung wieder landfest. Es entstand über dem
ganzen niederen Bremer Gebiet zwischen Weser und Wümme ein
ausgedehnter Hochwald; vorwiegend waren es Eichen, deren subfossile
Stämme beim Bau der Wasserhorster Ertwässerungsanstalt bis zu
einem Meter Durchmesser gefunden wurden. Dieses Waldmoor
erstreckt sich ferner durch den ganzen Bürgerpark bis in die Vor-
städte Bremens und verursachte die schwierigen Fundierungen beim
Bau des ehemaligen Paris-Hamburger und des jetzigen Central-
Bahnhofs, der elektrischen Centrale, des städtischen Museums und
der Stadtbibliothek. Andererseits ist der subfossile Wald die Ursache
des raschen Gedeihens unseres Bürgerparks.
Ähnliche Verhältnisse müssen auch im Mündungsgebiet der
Weser bei Bremerhaven obgewaltet haben. Beim Ausbaggern des
neuen Lloyddock an der Hafenerweiterung traf man im Sommer
1897 auf das Wurzelgeäst von Kiefern (Pinus silvestris), die nach
Angabe des Unternehmers J. H. Leymann wegen der festen Be-
wurzelung dort gewachsen sein müssen. Ein solcher Kieferstucken
von 60 em Durchmesser wurde aus 12 m Tiefe unter Null zu
Tage gefördert, der noch mit der gut erhaltenen Borke versehen war
und nach dem Trocknen als Kienholz vorzüglich brannte. Nur der
17 m tief gehende Greifbagger von 5000 kg Tragkraft war im
Stande, den Stucken zu heben, der von Herrn Leymann dem
städtischen Museum geschenkt wurde, Da die Kiefer nur auf
trocknem Sandboden gedeiht, so muss hier die Küste eine Senkung
von 15— 20 m erlitten haben. Selbst wenn die Senkung zur Diluvial-
zeit, also lange vor prähistorischen Zeiten, stattgefunden haben sollte,
so verdient die Frage des Senkens der Nordseeküste wegen der
Hafenanlagen in Bremerhaven und Geestemünde weitgehendste
399
Beachtung. Erst in den letzten Jahren sind auf der Geest in der
Umgegend Bremens erratische Gesteine mit Gletscherschliffen und
den charakteristischen Schrammen und Kritzen von den Herren
Direktor Maıtin, Dr. Weber und von mir aufgefunden worden, die
weitere Beweise von den Wirkungen der Eiszeit gegen die früher
herrschende Drifttheorie liefern und die Vergletscherung auch unseres
Nordwestens nicht mehr bezweifeln lassen.
Die hoch entwickelte Waldvegetation der Vorzeit beweist auch,
dass nach der Eiszeit bereits eine Ausgleichung der Temperatur
stattgefunden hatte, die von der unserer Tage nicht mehr verschieden
gewesen sein kann. Noch einmal trat dann eine Senkung des
Bodens ein. Das hereinflutende Wasser lockerte die Wurzeln der
Stämme, die von den Stürmen aus vorherrschend westlicher Richtung
meist mit der Krone nach Osten hin umgestürzt und vom Schlamme
der Weser begraben wurden. Uber den modernden Stämmen ent-
wiekelten Moose und andere Sumpfpflanzen eine üppige Vegetation,
die allmählig humifizierte und zu Moor sich umbildete, bis der
Mensch hier auftrat und durch Eindeichen der schrankenlosen
Thätigkeit der Gewässer ein Ende bereitete. Nur noch bei Deich-
brüchen, die aber immer seltener wurden, schlickte der „Mutterboden“
auf, der dann lange Jahrhunderte den Bürgern der Stadt als Vieh-
weide ein wertvolles Besitztum war.
Ein merkwürdiger Eibenbaum.
Auf einem Ausfluge, den ich in der Pfingstwoche 1892 durch
Butjadingen unternahm, kam ich über Tossens nach Ruhwarden, einem
der nördliehsten Dörfer der Halbinsel, das zum Kirchspiel Langwarden
gehört. Hier rankte an einem zweistöckigen Wohnhause die
italienische Waldrebe Clematis viticella empor, die durch ihre zahl-
reichen und prächtigen Blüten meine Aufmerksamkeit erregte. Bei
der Betrachtung traf mich der Besitzer des Hofes, Herr G. Bruncken,
und lud mich freundlichst ein, auch seinen stattlichen Eibenbaum,
Taxus baceata, hinter dem Hause zu besichtigen. Wegen der ausser-
ordentlichen Grösse und Schönheit dieses Exemplars teile ich die
nachstehenden Angaben des Herrn B. mit, der im Mai d. J. auch
einige blühende Zweige für das Herbar des städtischen Museums
einsandte.
5.
400
Nahe über dem Erdboden hat dieser Kibenbaum einen Stamm-
umfang von fast 2 m, und in einem Meter Höhe noch einen solchen
von 1,90 m. Bei einer Höhe von ca 12 m beträgt der Durchmesser
der symmetrisch ausgebildeten Krone 13—14 m. Der Baum blüht
im Mai: seine Früchte, die sogen. Beeren reifen mit scharlachroter
Farbe im Oktober und bedecken ihn „über und über“ fast jedes
Jahr. Sie haben einen süsslich schleimigen und faden Geschmack,
sind aber nicht giftig, wie man vielfach glaubt, denn sie werden von
den Hühnern des Hofes ohne Schaden gefressen.
Der Besitzer schätzt das Alter des Baumes auf 500 Jahre, da
das Gut seit mehr als hundert Jahren der Familie gehört, und nach
Aussage des Grossvaters die Eibe schon damals von fast gleicher
Grüsse wie heute gewesen ist. Bei langsamem Wachstum soll der
Taxusbaum unter allen europäischen Bäumen das höchste Alter,
nämlich bis zu 2000 Jahren erreichen, was von Exemplaren in Kent
und Schottland behauptet wird. Auf dem wurtartig erhöhten Hofe
steht der Baum im Schutze des Wohnhauses und der nahen Scheune.
Dahinter liegt nach Norden der tiefere Garten, in dem Herr B. vor
dreissig Jahren zwei weitere Taxusbäume aus Samen zog, die jetzt
etwa 4m hoch sind, aber noch nieht zur Blüte gelangten. Einigen
Schutz geniessen diese Anlagen durch den hohen Deich an der
Nordseeküste.
Da der Taxusbaum in Norddeutschland im Aussterben begriffen
ist und angepflanzt meist nur als Strauch vorkommt, so ist die
ausserordentliche Entwiekelung desselben in nächster Nähe der See
um so auflälliger. Der Kalkgehalt des Marschbodens dürfte dazu
beigetragen haben. Alte lebende Eibenhorste finden sieh nur sehr
selten, z. B. im Krelinger Bruche, südlich von Walsrode und bei
Treseburg im Bodethale. Dagegen hat Professor Conwentz in der
botanischen Zeitung subfossile Eibenstämme beschrieben, die im
Altenwarmbücher Moore unweit Stelle bei Burgdorf vorkommen.
Von diesen findet sich ein 1,25 m hoher Stubben im Bremer Museum,
dessen rotbraunes Holz ein zahlreiches, aber nur flaches Wurzel-
geflecht besitzt. Ebenso hat Dr. Weber Holzreste, Samen und Pollen-
körner der Eibe verschiedentlich im nordwestdeutschen Diluvium
nachgewiesen. Vielfache Orts- und Familiennamen auf „EKiben“
lautend oder damit zusammengesetzt, beweisen noch heute die
ehemalige weite Verbreitung dieser interessanten Baumart.
L. Häpke.
Diluvialsiudien.
Von J. Martin in Oldenburg.
V,‘) Staring’s Diluvialforschung im Lichte der Glacialtheorie.
Das Diluvium der Niederlande hat von Staring!) eine
Horizontalgliederung erfahren in dem Sinne, dass, je nachdem
das erratische Material südlichen oder nordischen oder beiderlei
Ursprungs ist, unterschieden wird zwischen einem „Rhein- und
Maasdiluvium“, einem „skandinavischen“ und einem „ge-
mengten Diluvium.‘“ Letzteres erstreckt sich nach Staring vom
Rhein bis zur Vecht, um weiter nördlich dem skandinavischen
Diluvium zu weichen, während südlich des Rheins das Rhein- und
Maasdiluvium an seine Stelle tritt.
Dieser Gliederungsversuch ist von seiten der neueren Forscher
vielen Anfechtungen ausgesetzt gewesen, welche im wesentlichen
alle darauf hinauslaufen, dass die Grenzen des gemengten Diluviums
weiter zu ziehen sein sollen, als Staring sie angiebt; denn wie
südliche Gesteine bis über die Vecht hinaus Verbreitung gefunden
haben, so sei auf der anderen Seite ebensowenig der Rhein als die
Südgrenze der skandinavischen Findlinge anzusehen.
In der That kann nicht geleugnet werden, dass auf petrographischer
Grundlage jene Dreigliederung weder für Holland, noch für das an-
grenzende Gebiet des nordwestdeutschen Diluviums durchführbar ist.
Aber dennoch wird selbst der entschiedenste Gegner der Staring’schen
Horizontalgliederung zugeben müssen, dass zwischen den nördlichsten
und südlichsten Teilen des niederländischen Diluviums scharf aus-
gesprochene Gegensätze bestehen, welche das Diluvium des Zwischen-
gebiets in sich vereinigt. Im Norden der Niederlande nämlich sind
es das Inlandeis und seine Schmelzwasser, im Süden dagegen die
von Süd herabkommenden Flüsse, welche die Oberflächenformen
schufen, während in der Zwischenzone augenscheinlich glaciale und
fluviatile Kräfte gemeinsam an der Gestaltung des Bodenreliefs sich
beteiligt haben.
Von diesem Gesichtspunkt lässt sich das Diluvium der Nieder-
lande mit Einschluss des nordwestdeutschen nach horizontaler
*, Diluvialstudien I-IV sind in dem IX., X., XI. und XII. Jahresbericht
des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück erschienen.
2 Vgl. das Litteraturverzeichnis am Ende dieser Abh. No, 23. p. 21—161,
402
Richtung hin in drei Gebiete scheiden, welche ich nach den Kräften,
denen die Öberflächenformen ihr Dasein zu danken haben, als
„glaciales“, „glacial- fluviatiles“ und „fluviatiles Diluvium“
bezeichne. In meiner Schrift, welche die Gliederung des Diluviums
im Westen der Weser behandelt, habe ich diese Dreiteilung eingehend
zu begründen gesucht und die Punkte hervorgehoben, worin sie sich
von der Staring’schen Horizontalgliederung unterscheidet;?) ich
glaube daher hier von einer nochmaligen Erörterung dieses Gegen-
standes absehen zu dürfen.
In vertikaler Richtung unterscheidet Staring?) in jeder der
genannten drei Abteilungen ein „grind-“ und ein „zanddiluvium“,
von denen jenes durch die Führung gröberen Gesteinsmaterials aus-
gezeichnet ist und für die ältere Bildung angesehen wird. Aus den
Schilderungen Staring’s ist unschwer zu entnehmen, dass sein Sand-
dilavium dort wenigstens, wo es sich am Fuss der aus Grand-
diluviam bestehenden Höhen ausbreitet, meinem „Schwemmsand“
gleichwertig ist, wie wir ebenso leicht in dem Granddiluvium, soweit
es der skandinavischen Abteilung angehört, das „Moränenglacial“
erkennen.
Älter als das skandinavische Granddiluvium ist nach Staring
der „potklei“,*) ein diluvialer, meist steinfreier Thon verschiedener,
grauer bis schwarzer Färbung, welcher im skandinavischen Diluviam
sehr allgemein das Liegende des Granddiluviums bildet?) und ohne
Bedenken den unteren Hvitäbildungen beigeordnet werden darf.
Betreffs des Alters des Rhein- und Maasdiluviums endlich neigt
Staring zu der Meinung, dass der Beginn ihrer Ablagerung noch vor
der Entstehung des potklei stattgehabt habe, „das Ende jedoch viel
später, erst zugleich mit dem Endigen der Ü berkunft des nordischen
Diluviums ‚“°) „sodass darin die Erklärung zu finden ist für die höchst
merkwürdige Art, wie der Grand und die Steine von beiderlei
Ursprung durcheinander gemengt liegen.“ 7)
Da also ausser den frühfluviatilen auch spätfluviatile Bildungen
im niederländischen Diluvium vorhanden sein sollen, so deekt sich
die Staring’sche Vertikalgliederung des Diluviums mit der meinigen ®)
ziemlich vollkommen. Jedoch kennt Staring keine Bildungen, welche
der sandigen Facies des Frühhvitäglacials als gleichwertig erachtet
werden dürfen.
Dass auch sie dem niederländischen Diluvium nicht fehlen, geht
aus den Untersuchungen späterer Forscher zweifellos hervor, und es
ist nicht unwahrscheinlich, dass in manchen Fällen das zu Tage
liegende „Sanddiluvium“, welches Staring durchweg für jünger hält
als das Granddiluvium, thatsächlich die ältere Formation darstellt.
Im Herzogtum Oldenburg habe ich nämlich die Wahrnehmung ge-
macht, dass die unteren Hvitäsande vielfach an der Oberflächen-
gestaltung in ausgedehntem Masse beteiligt sind, indem sie in Form
von Höhen die Grundmoräne durchragen; und wie diese hier zu
91%. II. p. 42-49. 928. p. 2%. 4) 28. p. 151. 5) 8. p. 60-61.
6 28. p. 151. 23. p.14. 99.Lp. 42. — Ins, p. 50.
403
Lande die Eigentümlichkeit hat, dass sie langgestreckte, wenn auch
nur niedrige Höhenzüge bildet, welche parallel zur Stromrichtung
des Inlandeises gestellt sind, so macht sich auch bei jenen „Durch-
ragungen“ unterer Hvitäsande die Tendenz geltend in gleichem Sinne,
wie die als „Geschiebeäsar“ zu bezeichnenden Höhenzüge des Sub-
glacials sich auszudehnen.
Solehe Durchragungen frühhvitäglacialer Sande mögen auch
jene Höhenrücken sein, welche Staring im Bereich des Hondsrug,
einer Geschiebeendmoräne, antraf und von denen er sagt: „Zudem
bestehen diese Drenthschen Rücken oder Wasserscheiden nicht alle
aus Diluvium mit Steinen und Grand, sondern grossenteils aus Sand-
diluvium allein, und vorsichtiger wird es daher sein, nicht zu fest
an diesen scheinbar in derselben Richtung und parallel zueinander
laufenden Rücken haften zu bleiben“.?)
Sonach würde das Sanddiluvium Starings nicht ausschliesslich
der spätdiluvialen Zeit angehören, sondern es würde neben der
jüngeren Stufe des Hvitäglacials auch die ältere ir diese Bezeichnung
mit eingeschlossen sein. —
Das skandinavische Granddiluvium wird von Staring als ein
einheitliches Glied aufgefasst, obschon man bei einem Moränenglacial
zwischen Sub- und Inglacial, der Grund- und Innenmoräne, zu unter-
scheiden hat. Thatsächlich sind beide Glieder im Herzogtum Olden-
burg und West-Hannover nachzuweisen, und wie ich glaube, sind sie
auch im Diluvium der Niederlande das eine, wie das andere vertreten.
Diese Meinungsverschiedenheit kann jedoch nicht überraschen;
sie erklärt sich daraus, dass im Herzogtum Oldenburg, wie auch im
westlichen Hannover das Inglacial von mir in mächtigen Ablagerungen
wohlgeschichteter geröllführender Sande angetroffen wurde, welche
sich mit grösster Schärfe von dem ungeschichteten subglacialen
Geschiebelehm absetzen, wogegen in den Niederlanden jenes Glied
auf eine nur dünne Decke beschränkt zu sein scheint, welche infolge
ihres häufigen Thongehalts, des Mangels einer Schiehtung und der
unvollkommenen Abrollung der Steine leicht mit einem verwitterten
Geschiebelehm zu verwechseln ist.
Die Glieder, in welche Staring das Diluvium der Niederlande
in vertikaler Richtung sondert, sind demnach den von mir unter-
schiedenen Stufen in folgender Weise zu parallelisieren:
A EE Späthvitäglaeial und
Paskklaviumı . .. -...... » ee
HE Seliun., ® z Inglacial
Scandinavisch grinddiluvium . . . Moränenglacial (Sehelacial
Bleu. Frühhvitäglaecial
Rijn- Be, und
Mascus a a! “ \ Frühfluviatil.
Einem Beobachter wie Staring konnte das gesetzmässige Streichen
der diluvialen Höhen seiner Heimat nicht verborgen bleiben. Er
erkannte, dass diese Eigentümlichkeit vorzugsweise dem steinführenden
9), 23. p. 27.
eo
404
Diluvium, dem ‚„grinddiluvium“ anhafte, dass dagegen die steinfreien
Sande des „zanddiluviums“, welche sich in der Umgebung jener
Höhen ausdehnen, im allgemeinen durch eine mehr ebene Öber-
flächenform charakterisiert seien.!%) Ohne auf die wenigen Sand-
rücken, welchen er im skandinavischen Diluviam begegnete, näher
einzugehen, verweilt Staring um so länger bei den Höhen des
Granddiluviums. Der ausführlichen Besprechung, welche er ihnen
zu teil werden lässt,1!) entnehme ich folgendes:
Nahe der hannoverschen Grenze befinden sich in der Provinz
Groningen!?) eine Anzahl Grandhügel, von denen Staring - sagt,
man solle fast geneigt sein, darin drei besondere, jede von Südosten
nach Nordwesten gerichtete Hügelrücken zu erblicken, einen von
Scheemda nach Winschoten, als zweiten den von ÖOnstwedde, wozu
vielleicht der Hasseberg gehöre, und endlich als dritten die Hügel-
reihe Schaapsberg-Ruitenbroek-Wesuwe.
Annähernd dieselbe Richtung stellt Staring bei dem Hondsrug
fest,13) welcher sich von der Stadt Groningen in südsüdöstlicher
Richtung in den östlichen Teil der Provinz Drenthe hineinerstreckt.
Aus dem Lauf der Bäche in Drenthe!*) welche sich nordwärts
in dem Peizerdiep vereinigen und südostwärts nach Koevorden laufen,
scheint es Staring hervorzugehen, dass der Hondsrug mit seiner
Fortsetzung in Ost-Drenthe in einigen weniger deutlich ausgeprägten,
jedoch in derselben Südost-Nordwest-Richtung streichenden Höhen-
rücken seine Wiederholung finde.
Völlig anders liegen die Verhältnisse weiter im Westen 15),
Ausser einer in Friesland belegenen Höhe, welche zwischen Driezum
und Rinsumageest in ost-westlicher Riehtung sich hinzieht, streichen
nach Staring im westlichen Teil des skandinavischen Diluviums
sämtliche Hügel mehr oder weniger von NÖ nach SW, doch sollen
sie gleichwohl so zu einander gestellt sein, dass sie sich zu Reihen
gruppieren lassen, deren jede ihre Längenausdehnung in nordwest-
südöstlicher Richtung habe.
Nordostwärts nämlich, bemerkt Staring,!%) vereinigen sich die
zahlreichen dem Hondsrug zunächst belegenen, in südwestlicher
Richtung streichenden Hügelrücken von Friesland, Groningen und
Drenthe zu einem hohen Landstrich, auf welchem man vielerorts
Steine, Grand und damit vermengten Lehm antreffe. Ganz un-
annehmbar sei daher die Ansicht nicht, dass diese Hochfläche einen
grossen, zusammenhängenden, nordwest-südöstlich gerichteten Diluvial-
rücken darstelle, welcher südwestlich streichende Ausläufer entsende,
Ebenso deuteten die Höhen von Gaasterland zusammen mit
derjenigen von Vollenhove*) die Nordwest-Südost-Riehtung an, wie
auch Texel im Verein mit Wieringen und Urk, obgleich diesen
Höhen und Inseln jeder für sich in mehr oder minder ausgesprochenem
Masse eine nordost-südwestliche Längenausdehnung eigen sei.) —
*) Es ist dies die unter dem Namen „de Voorst“ bekannte Höhe.
Lu 23. ), 24. 11) 23. )» 25—b6. 12 23. PB 25—%%6. 13 23. 12 26.
) ] )
“) 28. p. 27. 15) 23. p. 28. 16,28, p. 29. 17) 28, p. 30-81.
®
405
Während sonach im skandinavischem Diluvium !$) die Hügel-
gruppen im grossen ganzen von NW nach SO sich ausdehnen sollen,
streichen sie nach unserem Autor im gemengten Diluvium östlich
der Ijssel1?) in der Mehrzahl der Fälle in der Richtung N-S.
Abweichungen davon seien in der Gegend von Itterbeek, Markel
und Lochem zu finden.2) |
Der Lochemerberg nämlich und die Hügelgruppe von Markel
haben ihre Längenausdehnung in der Richtung NW-SO.2!) Betreffs
der Hügelgruppe von Itterbeek heisst es:??) „Südlich von Hardenberg
an dem Belt beginnend, breitet sich eine sehr weit ausgedehnte Ver-
kettung von Hügelrücken in südöstlicher Richtung aus bis in die Gegend
von Uelsen. Hier nimmt diese eine grosse Oberfläche ein und reicht
nordwärts bis an Wilsum vorbei. Bei Uelsen wendet sich die
Reihe südwärts und bis an Ootmarssum vorbei fort, wo sie in der
Bauernschaft Rentum unter den Diluvialsand einschiesst. Die Hügel
von Tubbergen und Herikhave kann man als eine kleine Kette be-
trachten, die parallel läuft mit der von Ootmarssum, zugleich aber
mit dieser verbunden ist.“
Die hier, wie bei dem südlichen Teil der Itterbeeker Hügel-
gruppe zu bemerkende Nord-Süd-Richtung, welche Staring, wie
gesagt, im östlichen Teil des gemengten Diluviums als die vor-
herrschende Streichrichtung der Hügelgruppen ansieht, findet er be-
sonders ausgeprägt bei der sich zwischen Oldenzaal und Enschede ?°)
hinziehenden Hügelkette, sowie bei den Hellendoornschen Bergen, mit
denen als nördlichster Ausläufer der Bestemerberg in Zusammenhang
gebracht wird.?*) Auch die Rijssenschen Höhen, der Vriesenberg,
der Herikerberg und die Steingründe des Mazerveld südwestlich
von Diepenheim sollen zusammen eine nord-südlich gerichtete Hügel-
reihe bilden.??)
Abgesehen von einigen mehr isoliert dastehenden Höhen, an denen
eine bestimmt ausgesprochene Längenausdehnung nicht immer wahr-
zunehmen ist, gedenkt Staring noch des Granddiluviums, welches
den ganzen östlichen Teil der ehemaligen Herrlichkeiten Boreulo
und Lichtenvoorde und einen benachbarten Strich von Münsterland
bedeckt.26) „Der Boden läuft hier in grossen Wellen auf und nieder,
erhebt sich nicht zu Hügeln, wie dies bei den bisher betrachteten
Abteilungen des Diluviums meistens der Fall ist, und verrät hierdurch
auf einer geringen Tiefe das Vorhandensein von Erdschichten, die
einer früheren Periode angehören,“ —
Die Eltenschen Höhen?”) in der Nähe des Rheins, welche in
ihrer Form zwar mehr mit den übrigen Hügeln der Zütphener Gegend
übereinstimmen sollen, jedoch nach Lage und Zusammensetzung weit
besser mit den Höhen der Veluwe zu vereinigen seien, streichen nach
Staring von NNO nach SSW.
Im östlichen Teil der Veluwe?®) haben die Hügel und Hügel-
reihen ihre Längenausdehnung von NO nach SW. Besonders deutlich
18) 28. p. 25—31. 19%) 28. p. 34-38, 2%) 23. p. 36. 21) 23. p. 35.
22,23. p. 4. 2) 23. p. 34. 24) 23. p. 35. 2) 23. p. 34. 29 23. p. 35—56.
27, 23. p: 38. 2°) 23. p. 40 u. 41.
Dezember 1897. XIV, 27
“ an
406
ist diese Streichrichtung bei den Wolbergen zum Ausdruck gelangt,
doch auch aus dem weiter südlich gelegenen Gebiet weiss Staring
eine grössere Zahl von Höhenrücken zu nennen, an denen eine
nordost-südwestliche Längenausdehnung entweder unmittelbar oder
aus dem Lauf der sie begleitenden Bäche zu erkennen sei.
In der westlichen Veluwe liegt zwischen Hardewijk und
Garderen,*?) sowie zwischen Lunteren und Bennekom ®°) je eine Hügel-
gruppe, von denen die erstere nur unbedeutend, letztere etwas mehr
von der Nord-Süd-Linie nach Osten hin abweicht.31)
Als ein geologisches Ganzes werden von Staring ferner die
Hügel der Zeisterheide und von Gooiland®?) aufgefasst, welche von
der Zuidersee nach de Grebbe am Rhein in der Weise sich hin-
erstrecken, dass sie zunächst in nordsüdlicher Richtung streichen,
sodann einen ziemlich unregelmässigen Verlauf nehmen, um schliesslich
in eine nordwest-südöstliche Streichrichtung überzugehen.
Weniger bestimmt findet Staring eine allgemeine Riehtung —
es sei denn die nordwest-südöstliche — bei den Hügelgruppen des
Rheindiluviams®?) ausgeprägt, während endlich bei denen des Maas-
diluviums®#) eine südwest-nordöstliche Orientierung der Längsaxen in
unverkennbarer Weise sich bemerkbar mache. —
Mit wenigen Ausnahmen haben nun nach jenem Forscher die
Hügelgruppen des „gemengten“ mit denen des „skandinavischen
Diluviums“ das gemein, dass die Höhen, aus denen sie zusammen-
gesetzt sind, eine nordost-südwestliche Längenausdehnung besitzen,
eine Richtung, die in vielen Fällen auch durch den Lauf der Bäche
angedeutet wird. [
Betreffs der vorwiegend N-S streichenden Gruppen im Osten
der Ijssel bemerkt Staring:°°)
„Aber ausser dieser allgemeinen Richtung besitzen die Hügel-
reihen eine sehr merkwürdige Übereinstimmung darin, dass sie alle
aus in die Länge gestreckten Rücken zusammengesetzt sind, die
seitlich aneinander schliessend mit ihren Längsaxen von Nordost
nach Südwest liegen. Bei einigen Reihen ist diese Form sehr deutlich
zu erkennen, bei anderen ist gerade das entgegengesetzte der Fall.
Die Rücken sind zuweilen sogar so unregelmässig, dass man sehr
bezweifeln muss, ob wirklich Gleichförmigkeit besteht. Bei der
keihe von Öldenzaal nach Enschede, und zwar vor allem bei den
Hügelrücken, welche in der Umgebung des erstgenannten Platzes
liegen, bei dem Lemelerberg und dem Luttenberg, den Hellen-
doornschen und den Haarler Höhen, sowie bei dem Lochemerberg
sind diese Rücken sehr in die Augen fallend, während um Uelsen
und Markel nur eine wirr durcheinander liegende Gruppe von Hügeln
zu sehen ist. Ebenso wie bei der vorigen Abteilung, der skandinavischen,
ist die eigenartige Form, welche hier ins Auge gefasst wird, wahr-
scheinlich verursacht dureh Ereignisse, welche stattgefunden haben,
nachdem die Bestandteile hierher überführt und abgelagert worden sind*.
”) 23. p. 40. 30) 23. p.44, 39) 23. p. 47. 9) 23, p. 45. 39) 28. p. 50.
%) 28. p. 52. 8) 28, p. 38,
Be"
Et
>
407
Die Höhenansammlung bei Elten, welche in nordnordost-südsüd-
westlieher Richtung sieh hinzieht, betrachtet Staring „als zwei
Hügelgruppen, die beide in gleicher Richtung, von NNO nach SSW
ausgestreckt, nebeneinander liegen“. 36)
Die als „Wolberge“ bezeichnete Hügelreihe im Westen der
Jjssel, deren Streichrichtung, wie schon erwähnt, eine nordost-
südwestliche ist, besteht nach Staring „aus einer Ansammlung von
Hügelrücken, die hie und da hohe, mehr isoliert stehende Gipfel
bilden .. .;“ „aber zugleich ist die allgemeine Form von neben-
einander in der angedeuteten Richtung laufenden Rücken nicht zu
verkennen.“ 37)
Weiter im Westen bei der nord-südlich streichenden Hügel-
gruppe Hardewijk-Garderen hält Staring es für schwer eine regel-
mässige Form zu erkennen, „es sei denn die von einigen fünf
nebeneinander, von NO nach SW ausgestreckt liegenden Hügelrücken.
Wenn man auf der Karte von zehn zu zehn Ellen die auf gleicher
Höhe liegenden Punkte durch Linien miteinander verbindet, würde
diese Form wahrscheinlich ins Auge fallen; ..... .*°®)
Ganz ähnlich liegen wiederum die Verhältnisse bei der Hügel-
gruppe Lunteren-Bennekom, welche als ganzes mit der soeben be-
sprochenen Gruppe annähernd überein streicht, deren Teile jedoch
vorwiegend von NO nach SW in die Länge gestreckt sind.?)
Was endlich die am weitesten westlich belegene Hügelgruppe
des gemengten Diluviums anlangt, so bemerkt Staring: „Hat nun diese
Zeister- und Gooiländische Hügelgruppe eine allgemeine Richtung,
die einigermassen von derjenigen abweicht, welche bei den anderen,
bisher betrachteten Gruppen wahrgenommen ist, so bieten gleichwohl
die Hügel im besonderen, woraus das ganze zusammengesetzt ist,
wieder die überall bemerkte nordost-südwestliche Richtung dar.“ #0)
„Dem ganzen gemengten Diluvium,“ sagt Staring zusammen-
fassend, „liegt demnach bei den Hügeln oder Rücken, woraus jede
Hügelgruppe zusammengesetzt ist, eine allgemeine Riehtung zu
Grunde. Oft ist sie wenig augenfällig, oder sogar sie besteht bestimmt
nicht; aber die vielen Beispiele, wo sie unzweifelhaft sicher gegenwärtig
ist und deutlich bemerkt werden kann, sind hinreichend, um uns zu
überzeugen, dass die Richtung von Nordost nach Südwest nicht aus
der Luft gegriffen ist. Sie ist um so merkwürdiger, als sie ebenfalls
bei dem skandinavischen Diluvium ... ... vorhanden ist und deshalb
mit grosser Wahrscheinlichkeit ein und derselben Ursache zugeschrieben
werden kann.“ #1)
Im „Rheindiluvium“ glaubt Staring ein in gleichem Sinne er-
folgendes Streichen bei den Höhen von Kleef und Nijmwegen
konstatieren zu können.*) Im übrigen aber ist hier, wie auch bei
dem Maasdiluvium von einer besonderen Streichrichtung der die
Hügelgruppen zusammensetzenden Teile nicht die Rede. —
26) 23. p. 38. 37) 23. p. 40. 38) 23. p. 40. 239) 23. p. 42 u. 12. p. 19.
40) 23. p. 45—46. 41) 23. p. 46—47. 42) 23. p. 50.
irkai
_
Der genetischen Frage sich zuwendend, bemerkt Staring im
Anschluss an die Hügelgruppen des skandinavischen Diluviums:
„Sind zwischen den verschiedenen Erhebungen oder zwischen
den einzelnen Hügeln oder zwischen den Hügelgruppen gegenseitige
Ähnlichkeiten in Form und Lage zu bemerken, so folgt daraus von
selbst, dass die Ursache, wodurch die Form und die Lage zu stande
gebracht sind, höchstwahrscheinlich für alle Hügel dieselbe gewesen
ist. Findet man auf verschiedenen Plätzen Hügelgruppen in Form
von lang ausgestreckten, untereinander parallelen, sämtlich von Nord-
west nach Südost laufenden Reihen, die jede für sich selbst wiederum
aus länglichen, nebeneinander liegenden, nordost-süd westlich gerichteten
Hügeln oder Rücken bestehen, die angedeutet werden durch die
Richtung der kleinen Wasserläufe, welche die Erhebungen voneinander
scheiden, dann darf man daraus den Schluss ziehen, dass ein und
dieselbe Entstehungsursache hierin zu erkennen ist. Es scheint nun,
dass man jene übereinstimmende Form wirklich nachweisen kann
bei der Abteilung des niederländischen Diluviums, welche hier bisher
beschrieben worden ist. Aber ist dies so, dann vereinigt sich dasselbe
dadurch aufs engste mit dem Diluvium, welches den Nordwesten
von Deutschland bedeckt; denn gerade diese Richtungen, zum
wenigsten die allgemeine ungefähr nordwest-südöstliche,*) sind den
Hügelreihen dieses Diluviums eigen... .*%)
„Diese allgemeine Richtung wird um so bemerkenswerter, wenn
man beachtet, dass die Sudeten in Schlesien, die Schichten aus der
Kreideformation der Lausitz längs der Elbe und der nordöstliche
Teil des Harzes, sowie der Teutoburger Wald mit seinen weit vor-
springenden Bentheimer Felsen auch dieselbe nordwestliche Richtung
andeuten.“*) Indem Staring sich betreffs der Frage der Gebirgs-
bildung zu der Hypothese von Elie de Beaumont bekennt, fährt
er fort: „Man darf annehmen, dass die Falten in der Erdrinde,
welche . . . in Mecklenburg und Holstein und vor allem in Hannover
an Secundärgesteinen zu erkennen sind, welche aus dem Diluvium
sich erheben, dass diese Falten, westwärts auch unter dem übrigen
Diluvium vorhanden, die Ursache gewesen sind, weshalb hier zu
Lande in unseren nördlichen Provinzen das Diluvium eine äusserliche
Form angenommen hat, welche mit der Richtung dieser Falten
übereinstimmt. Es fällt zwar sofort ins Auge, dass die allgemeine
Streckung der Reihen von Diluvialhügeln nieht vollkommen überein-
stimmt mit der westnordwestlichen des Teutoburgerwaldes ... . .;
aber man muss nicht vergessen, dass man es bei dem Diluvium
nieht mit den gehobenen Schichten selbst zu thun hat, sondern mit
Bodenarten, welche erst entstanden sind nach Ablauf oligocäner,
mioeäner und pliocäner Zeiträume, während welcher wahrscheinlich
Schichten abgelagert wurden, die unter unserem Diluvium liegen.
Es kann daher nicht Verwunderung erregen, dass die ursprüngliche
408
*) Im Text steht „nord“ statt „süd“. Derartige Flüchtigkeitsfehler
kommen bei Staring mehrfac h vor,
4) 28. p. 31. 4) 9. p. 32,
409
Richtung der Falten sich nicht vollkommen genau durch eine sehr
dicke Bekleidung von Lehm und Sandschichten hindurch an der
Oberfläche zu erkennen giebt.“ *°)
In analoger Weise soll im östlichen Teil von Mittelholland das
nordsüdliche Streichen der diluvialen Höhenrücken durch entsprechend
orientierte Falten der Erdrinde bedingt sein, auf deren Vorhandensein
das mehrfach beobachtete Anstehen von Gesteinen älterer Formationen
hindeute.*6) Das südwest-nordöstliche Streichen der Hügelgruppen
des Maasdiluviums wird mit dem gleich gerichteten Verlauf des
Rheinischen Schiefergebirges in Zusammenhang gebracht.) Für das
Zwischengebiet dagegen wird eine Erklärung der Strichrichtungen
nicht gegeben; Staring begnügt sich hier mit dem Hinweis, dass
zwischen den annähernd nord-südlich verlaufenden Höhenzügen der
westlichen Veluwe und dem nordwest-südöstlich gerichteten Teil der
Zeister-Gooiländischen Hügelgruppe insofern ein Zusammenhang be-
stehe, als hier ein allmähliges Umbiegen aus der Nord-Süd- in die
Nordwest-*)Südost-Linie wahrzunehmen sei, eine Erscheinung, die nieht
bedeutungslos zu erachten sein möge, da die letztere Richtung eben-
falls bei den Hügelgruppen des Rheindiluviums angetroffen wurde.*°) —
Bevor Staring die Ursache erörtert, weshalb die Diluvialhöhen
im besonderen — abweichend von den Hügelgruppen, welche aus
jenen sich zusammensetzen — ihre Längenausdehnung fast stets in
der Riehtung NO-SW haben, macht er den Versuch, die Heimat
der nordischen Gesteine zu ermitteln. #°)
Er erinnert daran, dass die schon früher von Keilhau und
Hörbije zwischen niederländischen und norwegischen Gesteinen an-
gestellten Vergleiche zu dem Ergebnis führten, dass kein einziges
Stück der Geschiebe den in Norwegen anstehenden Felsarten gliche.?®)
Er macht ferner auf das Überwiegen der Granite über die Gneisse
aufmerksam, woraus Hausmann mit Recht abgeleitet habe, dass der
Ursprung der Granite wie auch der plutonischen Gesteine höher
hinauf in Schweden gesucht werden müsse; denn stammten diese
Findlinge aus Schonen oder aus dem Süden von Norwegen, dann
würde sicherlich Gneiss unter ihnen vorherrschen, weil dieser in
Norwegen die Hauptfelsart sei und weil er im Süden von Schweden
die Grundlage des Silurs bilde und hier mehr entwickelt sei als die
plutonischen Gesteine.?!)
Bei einigen der fleischfarbigen Quarz- und Felsitporphyre,??)
welche durch das ganze niederländische Diluvium, mit Ausnahme
des Maasdiluviums, verbreitet seien, habe Hausmann die völlige Über-
einstimmung mit dem bekannten Porphyr von Elfdalen nachzuweisen
vermocht. Abgesehen von den Porphyren des Rheindiluviums, für welche
eine südliche Abstammung angenommen wird, ist daher Staring der
Ansicht, dass diese Gesteine zum Teil schwedischen Ursprungs seien.
Ausser diesen Porphyren und den Graniten werden ebenfalls
von Schweden hergeleitet die Diorite und Amphibolite, einige
*) Bei Staring steht verdruckt Südwest.
4) 23. p. 32—33. 4%)23.p.37. 47)23.p.52. #)23. p.47. 9) 23. p. 73-107.
50) 23, p. 102. 51) 23. p. 102. 5) 23. p. 104.
410
Varietäten des Syenits,??) Silurkalk,?*) sowie die weissen) und ein
Teil der roten56) Sandsteine, sämtlich Gesteine, welche mehr oder
weniger häufig im gemengten und vor allem im skandinavischen
Diluvium anzutreffen sind. Auch für die Basalte?”) müsse das
Ursprungsgebiet in Schweden gesucht werden, sofern sie dem skandina-
vischen Diluvium angehören; rheinische Abstammung dagegen wird
den Basalten des gemengten und des Rheindiluviums zugeschrieben.
Ferner zweifelt Staring nicht daran, dass der Magneteisensand von
Vollenhove®®) aus dem an Magneteisenerzen so reichen Schweden
herrühre. Was endlich die in grossen Mengen vorkommenden Feuer-
steine betrifft, so sollen sie nebst der höchst seltenen Kreide?) aus
der weissen Kreide stammen, welche „zwischen Schonen in Schweden
und dem Bergrücken auf dem linken Ufer der Elbe“ liege.60) —
Als Vertreter der Drifttheorie sucht Staring die Erscheinung,
dass die Hügelgruppen des niederländischen Diluviums den benach-
barten Gebirgen in ihrer Streichrichtung im allgemeinen wenigstens
annähernd gleichkommen, in der Weise zu erklären, „dass vielleicht
auf dem Meeresboden Untiefen bestanden, welche eine stärkere An-
häufung des Gebirgsschuttes, der durch das Treibeis angebracht wurde,
verursachten“.61) Während also die Streichrichtungen der Hügel-
gruppen mit den Falten der Erdrinde in Zusammenhang gebracht
wird, müsse die nordost-südwestliche Längenausdehnung der die
(sruppen zusammensetzenden Hügel wahrscheinlich einer anderen
Kraft zugeschrieben werden,®?) welche vermutlich sich erst bethätigt
habe, nachdem bereits die Bestandteile des Granddiluviums überführt
und abgelagert seien.‘®)
Wenn Staring das nordische Gesteinsmaterial seiner Heimat,
soweit er es zu identifizieren vermochte, auf Schweden und die
Ostsee glaubte zurückführen zu können, so ergab sich ihm daraus
eine Transportrichtung der Findlinge, welche auffällig mit jener
nordost-südwestlichen Streiehriehtung der niederländischen Diluvial-
höhen in Einklang steht. Staring bemerkt, dass die von NO nach
SW verlaufenden Hügel nach der Himmelsrichtung weisen, aus
welcher ein grosser Teil der diluvialen Ablagerungen hergekommen
sel, und so meint er: „Man sollte daher geneigt sein, diese letztere
Form derselben Kraft zuzuschreiben, welche das UÜberbringen zu
Wege gebracht hat, und von der man hier vorzugsweise die Wirkungen
während des letzten Abschnittes der diluvialen Zeit sieht, das ist
also während der Entstehung des Sanddiluviums“. 64)
Es ist Staring „nicht wohl möglich, eine andere Erklärung
für das Herwärtskommen der skandinavischen Gesteine zu finden,
als die Verfrachtung auf Treibeis über See*.6%) In welcher Weise
jedoch diese transportierende Kraft zugleich es bewerkstelligt habe,
das Granddiluviam in nordost-südwestlich streichende Höhen zu
zerlegen, darüber lässt Staring sich nicht weiter aus.
53) 23, p. 105. 51) 23. p.99. 5) 23. p. 100. 56) 23. p. 99. 57) 23. p. 104.
86) 28. p. 106. 9) 23. p. 91. ©) 28. p. 89. 61) 28. p. 160, 62) 28. p. 552
63, 23. p. 38. ©) 23. p. 159. 8) 23. p. 464.
411
Es verdient hier der Erwähnung, dass Staring die Höhen des
niederländischen Granddiluviums zu den Asar Schwedens in Beziehung
zu bringen sucht, indem er sagt: „In den mehr nördlich gelegenen
Ländern sind die Stellen, welehe Steine führen, mannigfaltiger und
enthalten mehr Grand und Steine. In Schweden bilden sie die be-
kannten Asar, lange, schmale, sich stundenweit hinziehende, mitunter
bis zu sechzig Ellen hohe Hügelreihen, die aus Sand bestehen, ver-
mengt mit einer grossen Menge von Grand, Steinen und grossen
Blöcken“. 66)
Da Staring die Streichrichtung dieser Höhenrücken unbeachtet
lässt, so ist es ihm offenbar unbekannt gewesen, dass die Asar
parallel zur Transportrichtung ihres Baumaterials gestellt sind. Es
muss dies einigermassen überraschen; denn so unklar auch noch zu
Starings Zeiten die Vorstellungen waren über die auch heutigentags
nieht völlig aufgeklärte Entstehung der Asar, so hatte man doch
schon die Wahrnehmung gemacht, dass ihre Längenausdehnung mit
dem Verlauf der Schrammen auf anstehendem Fels zusammenfällt.
Dass aber die Bildung dieser Schrammen jener transportierenden
Kraft beizumessen ist, darüber war auch Staring sich im klaren. 67)
Wichtig für meine ferneren Ausführungen ist auch die an die
oben eitierten Worte angeschlossene Bemerkung, dass entsprechend
den im nordamerikanischen Diluvium bestehenden Verhältnissen die
Form von Hügeln nur dort hervorzutreten scheine, wo das Diluvium
eine gewisse Mächtigkeit besitze; „besteht dieses nur aus einer
dünnen Lage, so hat es nicht mehr gethan, als die Niederungen des
unterlagernden Bodens anzufüllen, und es formt ebene oder sanft
wellige Flächen.“ 6°)
Nachdem die Inlandeistheorie über die Drifttheorie den Sieg
davongetragen hatte, ward auch der Frage, in welchen Ursachen die
Oberflächengestaltung des Diluviums begründet liege, eine neue Be-
leuchtung zu teil.
Es ist das Verdienst van Calker’s, als der erste das Vor-
handensein einer Endmoräne in den Niederlanden nachgewiesen zu
haben.6%) Seine Ansicht, dass der Hondsrug einen solehen Moränen-
rücken darstelle, wird ebenfalls von K. Martin verfochten. 70)
Die Untersuchungen, welche van Cappelle an den Grand-
höhen seiner Heimat anstellte, führten ihn zu der Ansicht, dass
deren Existenz auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sei. Teils
nämlich schreibt er die hügelige Oberflächenbeschaffenheit des Dilu-
viums Erhebungen des tertiären Untergrundes zu, vorwiegend jedoch
erblickt er in ihr die Ausserung solcher Kräfte, welche während der
Diluvialzeit selbst in die Erscheinung traten, indem er einige der
Höhenzüge für Aluviatilen, andere für glacialen, noch andere wiederum
für flaviatilen und glacialen Ursprungs hält.’!)
h &) 23. p.148. ©) 23. p. 151. 8) 23. p.148. ©) 1.p. 792. ?) 19. p. 35.
1) Vergl. u. a. 1%.
7
412
Welche Stellung ich selbst zu der berührten Frage einnehme,
habe ich bereits in meinen Diluvialstudien II und III dargelegt.
U. a. suchte ich aus den Streichrichtungen der Höhenzüge des
niederländischen Granddiluviums die Form des Eissaums in der
Weise zu rekonstruieren, dass ich diese Erhebungen teils für End-
moräne, teils für Asar in Anspruch nahm. Speziell habe ich den
Havelter-- und Bischopsberg, sowie die Gaasterländischen Höhen,
welche van Cappelle für Endmoränen hält, ‘?) für Geschiebeäsar er-
klärt, während ich die Lochemer Hügelgruppe in Übereinstimmung
mit van Cappelle‘®) für eine Bildung ansehe, die vor dem Eisrand
entstand, obschon ich seine Auflassung betreffs der Art und Weise,
wie dieser Entstehungsvorgang sich abgespielt hat, keineswegs zu
teilen vermag.
Indem ich hier von diesen Streitfragen Abstand nehme, will
ich zunächst zu entscheiden suchen, ob die zwischen NW-SO und
N-S sehwankenden Streichrichtungen, welche wir bei einer Anzahl der
niederländischen Hügelgruppen wahrnehmen, gemäss der Staring’schen
Auffassung auf Erhebungen des Untergrundes sieh zurückführen
lassen, oder ob sie besser diluvialen Kräften zugeschrieben werden.
Dass die erstere Annahme nicht ohne weiteres von der Hand
zu weisen ist, darauf habe ich schon bei früherer Gelegenheit hin-
gedeutet. In der Abhandlung „Das Haupteis ein baltischer Strom“ 7#)
gedachte ich nämlich des Falls, dass in dem südlichen der beiden
Höhenzüge von Bentheim, welcher sich zwischen den Bauern-
schaften Sieringshoek und Westenberg hinzieht, die Oberflächenform
des Granddiluviums durch den unterlagernden neocomen Sandstein
bedingt sei, und da weiter südlich und südwestlich nach Staring
ältere Formationen mehrfach zu Tage treten, so war mir dies Grund
genug, mit der Möglichkeit zu rechnen, dass die hügelige Form des
dortigen Diluviums ebenfalls der Staring’schen Theorie gemäss auf
Erhebungen des Untergrundes beruht.
Anders dagegen urteilte ich über die Höhenrücken, welche
weiter westlich und nördlich von Bentheim gelegen sind. Weil in
diesem ganzen Gebiet — allenfalls mit Ausnahme der Gegend von
Ootsmarssum — überall eine diluviale Decke von solcher Mächtigkeit
zur Entfaltung gelangt sei, dass das Bodenrelief jedenfalls nicht das
Spiegelbild unterlagernder Gebirge sein könne, so zog ich die einzig
zulässige Schlussfolgerung, es müsse die Oberflächengestaltung des
dortigen Diluviums als eine Eigentümlichkeit betrachtet werden,
welche diesem selbst anhafte; doch den Beweis, dass thatsächlich
jene Vorbedingung besteht, bin ich derzeit schuldig geblieben. Ihn
zu erbringen, sei daher meine nächste Aufgabe. —
In den Schriften der niederländischen Geologen finden wir die
Ergebnisse einer Reihe von Bohrversuchen verzeiehnet, von denen
hier einige Erwähnung finden mögen, damit wir uns von der Mächtigkeit
des Diluviums eine Vorstellung machen können.
2,8 u11. ?%)9. ?%) 17. IL p.88,
Be.
413
Sehon Staring weiss über mehrere solcher Bohrversuche zu
berichten.75) Einer derselben wurde bei Enschede, 6) also im Bereich
desjenigen Gebietes angestellt, wo das Diluvinm mehrfach von
älteren Sedimentärgesteinen durchragt wird. Bis zu der Tiefe von
20 Ellen*) ergab sich die Anwesenheit von Diluvium. „Von 20 bis
40 Ellen Tiefe fand man einen nicht kalkhaltigen Lehm mit Pyrit
und Braunkohlenkörnern, der zu dem in Twenthe allgemein ver-
breiteten tertiären Boden zu gehören scheint; aber darunter, und
zwar von 40—86 Ellen Tiefe scheint man den bunten Mergel der
Keuperformation angetroffen zu haben, welcher südlich von Enschede,
bei den Wassermühlen von Alstede an der Oberfläche liegt... . .“
Über ein 162 Ellen tiefes Bohrloch auf der Zeisterheide schreibt
Staring, dasselbe sei „aller Wahrscheinlichkeit nach nieht durch das
Diluvium hindurehgedrungen“.77)
Spätere Bohrungen, welche ebenfalls im Bereich des gemengten
Diluviums, und zwar ausserhalb des Durchragungsgebietes älterer
Formationen vorgenommen wurden, sind von Loire in eingehender -
Weise besprochen worden. Aber trotz der bedeutenden Tiefe, bis
zu welcher sie fortgeführt wurden, ist das Diluvium entweder
überhaupt nicht durchsunken worden, oder es geschah dies erst bei
solcher Tiefe, dass das Liegende des Diluviums unmöglich die Ober-
flächengestaltung in nennenswerter Weise beeinflusst haben kann.
Ich erinnere nur an die Tiefbohrung von Deventer,’®) wo bei 87,5 m
Tiefe noch nordisches Material angetroffen wurde, und ferner an die
Bohrungen im westlichen Teil von Mittelholland, welche allerdings
bei Goes bereits in der Tiefe von 29 m, jedoch bei Arnheim, Gorkum,
Utrecht und Diemerbrug erst bei 72, 126!/,, 151 und 190 m Tiefe
das Vorhandensein einer fossilführenden Schicht ergaben, die von
Lori& für Pliocän gehalten wird. 7?)
Derselbe Autor beschreibt aus dem „skandinavischen Diluvium“
eine bei Sneek in Friesland und fünf bei Assen in Drenthe angestellte
Tiefbohrungen, 8°) von denen diese zwischen 37,7 und 65,25 m Tiefe
schwanken, während das Bohrloch bei Sneek sogar 130,5 m tief ist.
Von der letzteren Lokalität ist bereits vordem ein anderes Bohrloch
von 126 m Tiefe durch van Cappelle untersucht worden,®!) aus
dessen Feder noch die Beschreibungen einer Anzahl von Bohrungen
vorliegen,®2) die teils im skandinavischen, teils in gemengten Diluvium
veranstaltet wurden. Endlich beansprucht unser Interesse in ganz
besonderem Masse die Mitteilung van Calker’s über eine Bohrung in
dem Groninger Hondsrug,°?) bei welcher die Tiefe von 62,50 m
erreicht wurde
Die Ergebnisse aller dieser letztgenannten Bohrungen stimmen
darin überein, dass in keinem Falle die Unterseite des Diluviums
erreicht wurde.
*, 1 Elle = 69 cm.
75) 28. p. 127 u.f. 7%) 23. p. 128. 7) 23. p. 129, °%) 15. p. 142.
©) 14.p.24. 9)1. Y)3u4 Y5ur 92
414
Nach Staring°*) findet man im skandinavischen Diluvium als
Liegendes der grandigen Stufe sehr allgemein einen steinfreien
Diluvialthon verschiedener Färbung. „In Groningen, wo er unter
dem Namen potklei allgemein bekannt ist, wurde in diesem Lehm
bis zu einer Tiefe von mindestens 25 Ellen gebohrt, ohne dass man
die Unterseite der Schicht erreicht hat. Bei Zuidbroek östlich von
Groningen beginnt er auf 5 Ellen unter der Oberfläche und endigt
25 Ellen tiefer noch nicht.“ 55)
Wenn nun das niederländische Diluvium eine solche Mächtigkeit
besitzt, dass es, wie bei Sneek, selbst bei 136 m Tiefe noch nicht
durchsunken wurde, und wenn speziell auch unter dem Hondsrug,
den Staring sich als die Fortsetzung des Teutoburger Waldes denkt,
das Diluvium zu bedeutender Entfaltung gelangt ist, so darf die
Staring’sche Hypothese jedenfalls für das Gros jener NW-SO bezw.
N-S streichenden Hügelgruppen als widerlegt erachtet werden, und
demgemäss sehen wir uns genötigt, die Ursachen der Oberflächen-
gestaltung unseres Diluviums in solchen Kräften zu suchen, welche
während der Diluvialperiode selbst die Herrschaft führten.
Schon Staring sehen wir geneigt, die Hügelform unter Umständen
als etwas dem Diluvium selbst eigentümliches zu betrachten, indem
ihm diese Form gerade dort hervorzutreten scheint, wo das Diluvium
eine gewisse Mächtigkeit besitzt; auch war er zu der zweifellos
richtigen Erkenntnis gelangt, dass die nordost-südwestliche Streich-
richtung, welche einer grossen Zahl der niederländischen Höhen eigen
ist, auf diejenige Kraft zurückzuführen sei, welche das nordische
Gesteinsmaterial herbeigeschafft hat.
Wenn wir die gegenseitige Anordnung der Höhenzüge des
Granddiluviums zusammen mit der nordöstlichen Herkunft der
nordischen Findlinge ins Auge fassen, so bemerken wir, dass die
Staring’schen „Gruppen“ im grossen ganzen mit ihren Längsaxen
senkrecht zur Transportrichtung der Geschiebe sich stellen, die
„Teile“ dagegen mit dieser genau zusammenfallen. Erweekt dies
schon den Gedanken an Endmoränen und Asar, so bestärkt uns
hierin die Form mancher jener „Gruppen“, welche in dem Verlauf
ihrer inneren Begrenzungslinie lebhaft an die vielfachen Aus-
buchtungen und Einkerbungen eines Eissaums erinnert. Berück-
sichtigen wir indessen die Art und Weise, wie das nordische und
das südliche Gesteinselement an dem Aufbau dieser Bodenerhebungen
beteiligt sind, so gelangen wir alsbald zu der Überzeugung, dass
manche derselben trotz ihrer endmoränen- oder äsartigen Form
nicht vom Eise, sondern von den aus dem Süden herabkommenden
Strömen abgelagert wurden, während andere freilich echt glaciale
Bildungen darstellen. Zum Unterschied von den echten Endmoränen
und Asar habe ieh daher für jene die Namen Pseudoendmoräne
und Pseudoüs in Vorschlag gebracht. #6)
Um nieht zu weit aus dem Rahmen dieser Abhandlung heraus-
zutreten, beschränke ich mich darauf, die Entstehung dieser eigen-
artigen Gebilde nur kurz anzudeuten,
9). p. 60-61. 8) 3, p. 60. ®) 17. III. p. 16.
Rn
415
Die Ursache zunächst, weshalb fluviatile Ablagerungen die
Form von Endmoränen erhalten konnten, erblicke ich darin, dass
der Eisrand zu Zeiten verschiedener Stillstandsperioden, während
die Schmelzwasser spärlich flossen, das rechte Ufer der südlichen
Ströme bildete, demzufolge diese ihre Schotter vor dem Eisrand nach
Art von Uferwällen anhäuften, in deren Verlauf, wie bei einer End-
moräne, die Form des Eissaums sich wiederspiegelt. Griff sodann
eine verstärkte Abschmelzung des Inlandeises Platz, so dass die
Schmelzwasser die Oberhand gewannen, so übten diese auf die vor
dem Eisrand abgelagerten Flusssedimente einen erodierenden Einfluss
aus, und zwar in der Weise, dass sie dieselben in Höhenrücken
zerlegten, welche entsprechend der Flussriehtung der Gletscherströme
zum Risrand eine im grossen ganzen senkrechte Stellung einnehmen
mussten.
In dem Gebiet zwischen Rhein und Vecht bestehen die Diluvial-
höhen fast ausschliesslich aus südlichem Gesteinsmaterial. Von den
bei Staring aufgeführten „Gruppen“ sind nach den Untersuchungen
späterer Forscher nur die Höhen von Markelo°”) und, wie es scheint,
auch die Hügel in der Gegend von Rijssen®S) glaciale Gepilde; alle
übrigen sind, soweit die bisherigen Beobachtungen gelehrt haben,
Auviatilen Ursprungs ;, abgesehen von einer etwaigen geringfügigen
Moränenbedeckung, welche meist auf die Ostseite der Höhenzüge
beschränkt ist.>°)
Ziehen wir die Karte zu Rate, so springt bei Betrachtung der
Hügel der Zeisterheide und des Gooilandes auf den ersten Blick die
endmoränenartige Form dieser Höhenansammlung in die Augen. An
dem Verlauf ihrer östlichen Begrenzungslinie erkennen wir, dass die
hier angehäuften Schotter an dem Fuss eines nach SW vorspringenden
bogenförmigen Ausläufers des Inlandeises abgelagert wurden, welcher
aus drei kleineren Bogenstücken sich zusammensetzte. Die so ent-
standene Pseudoendmoräne, welche sich von de Grebbe am Rhein
über Amersfoort bis nach der Zuider See verfolgen lässt, werde ich für
die Folge als „Amersfoort’sche Pseudoendmoräne“ bezeichnen.
Da die im grossen ganzen von SO nach NW sich hinziehende
Eiswand das rechte Ufer jenes gewaltigen Diluvialstromes bildete,
welcher an Stelle des heutigen Rheins und der Maas seine Fluten
über die zwischen dem Inlandeis und dem rheinischen Schiefergebirge
bestehende Niederung hinergoss, so ist es erklärlich, wenn die von
ihm hinterlassenen Inseln im „Rheindiluvium“ ihre Längenausdehnung
von SO nach NW haben, wie andererseits das nordost-südwestliche
Streichen der Höhen des „Maasdiluviums“ durch den gleichen Ver-
lauf der linken Uferlinie bedingt sein mag.
Zu diesem Diluvialstrom gesellten sich mit dem Eintritt einer
Periode intensiverer Abschmelzung die Wasser des Inlandeises, und
indem sie sich über den vor ihm angehäuften Uferwall, sowie über
nahbelegene Inseln hinergossen, zerlegten sie beide Bildungen teil-
weise in nordost-südwestlich streichende Höhen.
7) 20. *®) 15. p. 56. 8) Vergl. u. a. 12.
Erz 2.
L
416
Nachdem sich die Eiswand weiter nach Nordosten zurück-
gezogen hatte, und die Wassermassen des Diluvialstromes über das
vom Eis befreite Gebiet im Osten der Amersfoort’schen Pseudoend-
moräne sich ausbreiten konnten, erzeugten sie auch hier Inseln und
Uferwälle.
Die nieht sonderlich scharf nach Osten hin begrenzten Hügel-
gruppen, welche sich in nord-südlicher Richtung einerseits zwischen
Bennekom und Lunteren, andererseits zwischen Garderen und Harde-
wijk hinziehen, deren „Teile“ jedoch nordost-südwestliches Streichen
bekunden, deute ich als Inseln, welche in nächster Nähe des Eises
abgelagert wurden, so dass sie noch von den Schmelzwassern erreicht
und erodiert werden konnten.
Die östliche Veluwe mit ihren zahlreichen NO-SW gerichteten
Höhenzügen denke ich mir gleichzeitig mit den beiden NNO-SSW
streichenden Elten’schen Hügelrücken dadurch entstanden, dass
während einer längeren Periode des Stillstandes vor dem Eisrand die
Flüsse ihre Schotter zu einem breiteren, plateauartigen Gürtel an-
häuften, aus welchem die Schmelzwasser des Inlandeises jene
Pseudoäsar herausmodellierten.
Den weiter östlich gelegenen Lochemerberg kennzeichnet seine
nordwest-südöstliche Streichrichtung wiederum als eine Pseudoend-
moräne. Wegen der NO-SW gerichteten Längenausdehnung der
„leile“ könnte man geneigt sein, diese Hügelgruppe als eine Pseudo-
endmoräne aufzufassen, welche aus mehreren nebeneinander liegenden
Pseudoasar sich zusammensetzt; doch die geringe Längenausdehnung
der einzelnen Hügel lässt den äsartigen Charakter derselben nicht
klar genug hervortreten.
Dasselbe gilt von den „Teilen“ der von Nord nach Süd gerichteten
Hellendoorn’schen Hügelgruppe, deren Stellung als Pseudoendmoräne
mir dadurch gesichert erscheint, dass an ihr südliches Ende eine
echte Endmoräne, der Markelo’sche Höhenrücken, sich anschliesst.
Da nämlich dieser aus Geschiebelehm aufgebaut und mit seiner
Längsaxe senkrecht zur Transportrichtung der Geschiebe gestellt ist,
er also augenscheinlich als echte Endmoräne vor dem Eisrand ab-
gelagert wurde, so erhellt, dass das Inlandeis auf seinem Rückzuge
hier zeitweilig Halt gemacht hat, wodurch ebenfalls für die Bildung
einer Pseudoendmoräne die Möglichkeit gegeben war. Zudem lässt
die Hellendoorn’sche Pseudoendmoräne in Gemeinschaft mit der
Markelo’schen Geschiebeendmoräne dieselbe bogenförmige Gestalt des
Eissaums wiedererkennen, auf welche sowohl der Ostrand der Veluwe,
wie auch die Amerfoort'sche Pseudoendmoräne schliessen lässt.
Diese für den Saum eines Inlandeises eharakteristische Form
kommt noch besser zum Ausdruck, wenn wir die Höhen von Diepen-
heim und Neede, welche in der südöstlichen Verlängerung der
Markelo’schen Hügelansammlung gelegen sind, als die Fortsetzung
dieses Höhenzuges betrachten, anstatt mit Staring die Diepenheimer
Höhe mit dem Herikerberg, Vriezenberg und den Hügeln in der
Umgebung von Rijssen zu einer süd-nördlich gerichteten Hügelkette
zu vereinen.
417
Welche Stellung den auf der Linie Herike—Rijssen gelegenen
Höhen beizumessen ist, lässt sich z. Z. nieht entscheiden. Vielleicht
handelt es sich hier um eine hügelige Grundmoränenlandschaft, wie
man sie an der Innenseite einer Pseudoendmoräne naturgemäss
ebensogut erwarten darf, wie bei einer echten Endmoräne, an deren
Innenseite das Geschiebeglacial in höhengestaltender Oberflächenform
in weitester Verbreitung entwickelt zu sein pflegt.
In einer Einkerbung des Eisrandes ist augenscheinlich die
Hügelgruppe von Uelsen-Itterbeek entstanden; denn sie bildet ein
annähernd gleichschenkeliges Dreieck mit NW-SO gerichteter Basis.
Dass diese Pseudoendmoräne im Gegensatz zu den übrigen als „eine
wirr durcheinander liegende Gruppe von Hügeln“ uns entgegentritt,*)
kann nicht überraschen, da sie unter dem Einfluss verschieden ge-
richteter Schmelzwasserströme gestanden hat, welche dem Süd- und
dem Westrand zweier hier zusammenstossender Ausläufer des Inland-
eises entsprangen.
Die Hügelkette Tubbergen-Herikhave im Westen von Oot-
marssum, welche dem Südende der eben genannten „Uelsener Pseudo-
endmoräne“ parallel läuft, mag gleichzeitig mit dieser als eine
Reihe von Inseln abgelagert worden sein.
Zweifelhaft ist mir die Stellung der Hügelgruppen Oldenzaal-
Enschede und Eibergen-Aalten. Falls wir annehmen dürfen, dass
der Eisrand in diesen beiden Gebieten ähnlich wie zur Zeit der
Entstehung der Amersfoort’schen Pseudoendmoräne gestaltet war,
könnte man versucht sein, diese beiden Gruppen den Pseudoäsar
beizuordnen,°°) und betreffs der erstgenannten liesse sich zu Gunsten
dieser Auffassung noch geltend machen, dass in dem nach NO um-
biegenden Nordende die „Teile“ ebenfalls in der Richtung NO-SW
streichen. In der südlichen Hälfte dieses Höhenzuges ist indessen
Übereinstimmung im Streichen der „Gruppe“ und der „Teile“ nicht
zu bemerken.
Denselben Mangel sehen wir bei der Hügelansammlung Eibergen-
Aalten wiederkehren, die zudem kein zusammenhängendes Ganzes
bildet, sondern von zwei Flussläufen, Berkel und Slingerbeek, quer
durchschnitten wird. Wir thun daher vielleicht besser, diese Gruppen
zu dem Eisrand nieht in unmittelbare Beziehung zu bringen,
sondern anzunehmen, dass sie in einem gewissen Abstand von diesem
als Inseln entstanden sind.
Ob auch durch den Untergrund die dortige Bodengestaltung
beeinflusst worden ist, muss dahingestellt bleiben. Nach Staring
soll dieselbe bei der Gruppe Eibergen-Aalten derart sein, dass sie
zu solcher Annahme berechtigt; dagegen ist Lori& der Meinung, dass
*, Bei den Markelo’schen Höhen, welche diese Eigenschaft mit der
Uelsener Hügelgruppe gemein haben, lässt sich die Unregelmässigkeit im
Streichen der einzelnen Hügel ungezwungen darauf zurückzuführen, dass der
Geschiebelehm, woraus diese Endmoräne sich aufbaut, erodierenden Einflüssen
einen grösseren Widerstand entgegenzusetzen vermag, als die sandig-grandigen
Ablagerungen der Flüsse.
%) Vergl. 17. II. Taf. II.
418
ungeachtet des Vorkommens miocäner Schichten die Höhen selbst
aus Granddiluvium beständen.®!) Jedenfalls mahnt das Vorkommen
älterer Sedimente an oder nahe der Erdoberfläche, wie es hier und
auch bei Enschede beobachtet worden ist, sehr zur Vorsicht.
Hinsichtlich der Höhenzüge des „skandinavischen Grand-
diluviams* kann ich mieh kurz fassen. Wie die Wesuwegruppe
und der Hondsrug als Endmoränen, alle übrigen Höhenzüge aber
als Asar sich deuten lassen, habe ich anderenorts ausführlich genug
dargestellt, um diese Frage für mich wenigstens als erledigt be-
trachten zu dürfen.
Nur möchte ich noch das Augenmerk auf die von Staring
gemachte Wahrnehmung lenken, wonach die NO-SW streichenden
Hügelrücken von Friesland, Groningen und Drenthe im Westen des
Hondsrug die Ausläufer einer steinigen Hochfläche bilden. Dieselbe
Erscheinung sehen wir, wie die Staring’sche Karte zeigt, im kleinen
östlich des Hondsrug bei den Hügeln von Scheemda und Winschoten
sich wiederholen, wo ebenfalls die in südwestlicher Richtung
streichenden Höhen an ihren nordöstlichen Endpunkten miteinander
verschmelzen. j
Nach P. W. Strandmark sind die Asar des mittleren Schweden
an ihren nördlichen Enden, also dort, wo sie beginnen, unbedeutend,
so dass sie sich nur wenig oder garnicht aus der Moränenlandschaft
erheben.) Wenn nun in den Niederlanden gerade diejenigen
Höhenrücken, welche in der allgemeinen Stromrichtung des Inland-
eises sich ausdehnen, dasselbe Verhalten, wie jene Asar, an den
Tag legen, so erblicke ich hierin einen Beleg für die Richtigkeit
meiner Ansicht, dass die NO-SW streichenden Moränenrücken
Hollands als Asar aufgefasst werden müssen.
Wie, nach den Untersuehungen van Calker’s zu urteilen, der
Hondsrug eine Geschiebeendmoräne darstellt, so gehörem allem
Anschein nach auch jene Asar zur Kategorie der Geschiebeäsar,
sofern nicht „Einragungen“ einer der älteren Stufen des Diluviums
das Relief der Grundmoränenlandschaft beeinflusst haben.)
Selbst wenn keine andere Gründe vorlägen, welche die An-
wesenheit von Gerölläsar sowohl, wie von Geröllendmoränen un-
wahrscheinlich machten, so würde schon eine Bemerkung Staring’s
betreffs der Quellen uns vermuten lassen, dass die Oberflächenformen
des skandinavischen Granddiluviums nicht von dem Inglacial, sondern
von dem Subglacial gebildet werden.
Es ist dem Forscher nämlich in hohem Grade merkwürdig,
dass Quellen im skandinavischen Diluvium, wo doch zu deren Auf-
treten die regelmässigen Lehmbänke, wie man meinen solle, vielfach
Anlass geben müssten, selten, so nicht unbekannt seien, während
sie im gemengten Diluvium sehr allgemein vorkämen. %)
Falls nun die Moränenrücken der nördlichen Niederlande aus
den Geröllsanden des Inglacials aufgebaut wären, so würde meines
Erachtens die Seltenheit der Quellen im dortigen Diluvium nicht
9) 15. p. 49. ®) 24. p. 101. 9) 17. III, p. 25. 90) 28. p. 67.
419
verständlich sein, weil im Liegenden solcher Sande — wenn auch
nieht überall, so doch vielerorts — die Grundmoräne aufzutreten
pflegt, die meist von lehmiger Beschaffenheit ist und demnach zufolge
ihrer Undurchlässigkeit für Wasser der Quellbildung günstig sein
würde, wie dies beispielsweise bei dem Dammer Gerölläs in Olden-
burg beobachtet werden kann.
Nach K. Martin, dessen „unteres Diluvium“ der Grundmoräne
entspricht, während sein „mittleres“ und „oberes Diluvium“ zusammen
identisch sind mit der Innenmoräne,>5) sind die Quellen der Dammer
Berge „absteigende Schiehtquellen, welehe im Hangenden des
unteren Diluviums entspringen, nachdem sie durch die Sande des
mittleren und oberen Diluviums filtriert sind. Alle bedeutenden
Quellen der Dammer Berge entstehen auf dieselbe Weise, so dass
die Grenze zwischen unterem und mittlerem Diluvium als Wasser-
führende Schieht von grosser Bedeutung ist. Vielfach sind aus
diesem Grunde auch die betreffenden Lagen zum Zwecke der Wasser-
gewinnung angestochen worden.“ %)
Analog wie bei der Dammer Hügelgruppe liegen die Verhält-
nisse betreffs der Quellbildung bei den Pseudoendmoränen und -äsar
im mittleren Holland.
„Auf der Veluwe,“ schreibt Staring,?7) „ist die Meinung all-
gemein verbreitet, dass Quellen mit Lehmbettungen zusammenhängen,
und dass, wo keine gefunden werden, diese nicht fern zu suchen sind.“
Die starken und zahlreichen Quellen der Diluvialhügel von
Uelsen, Ootmarssum, Oldenzaal und Enschede führt Staring”) darauf
zurück, dass diese Höhen einen Kern von tertiären Lehm enthalten.
„Sonst aber ist es ganz anders. Wenn man auf den Hügeln
des gemengten Diluviums mittelst Brunnen Wasser zu erreichen
wünscht, muss man bis zur Tiefe der angrenzenden tieferen Gründe
hinabsteigen.*
Staring lässt hier eine Aufzählung von solchen tieferen Brunnen
folgen, deren Wasserstand in einigen Fällen augenscheinlich mit dem
der benachbarten Ströme im Zusammenhang steht.
„Dagegen findet man, mitunter in geringem Abstand von diesen
tiefen Brunnen, Quellen, die bis zu zwanzig Ellen Höhe über den
umliegenden Gründen und noch viel höher aus den Hügeln ent-
springen... ... Die Veluwe’schen Höhen besitzen einen grossen
Überfluss von Quellen an ihren östlichen Abhängen,“ ...
Nachdem Staring eine lange Reihe solcher Quellen namhaft
gemacht hat,?) knüpft er daran die Bemerkung :!°°)
„Als eine allgemeine Schlussfolgerung aus ihrer Lage scheint
man allein annehmen zu können, dass bei weitem die meisten
Quellen, die von Overijssel und dem Zütphen’schen bei Seite gelassen,
auf den östlichen Abhängen der Hügel entspringen. Wie dies nun
zusammenhängt mit der Zusammensetzung dieser Hügel, worin
sicher die Ursache zu finden ist, bleibt noch zu untersuchen.“
5) 17.I. %) 18. p. 321-822. 97) 23. p. 67. ®) 23. p. 68. 9) 23. p. 69.
10) 23. p. 70.
420
Diese Wahrnehmungen Staring’s lehren zweierlei. Zunächst
bestärken sie mich in meiner Vermutung, dass im „skandinavischen
Diluvium“ die Innenmoräne nur in geringer Mächtigkeit vertreten
sein kann, weil im entgegengesetzten Falle hier ein ähnlicher Quellen-
reichtum vorhanden sein müsste, wie in den Dammer Bergen.
Sodann bieten sie einen Fingerzeig, dass zwischen Vecht und
Rhein unter dem höhenbildenden Fluviatil ein Geschiebeglacial ver-
borgen liegt. Zwar mag hier die Quellbildung in vielen Fällen
darauf beruhen, dass den fluviatilen Sanden und Granden Lehm-
schichten eingelagert sind, welche gleichfalls fluviatilen Ursprungs
sind. Zu denken aber giebt die Erscheinung, dass die Quellen
namentlich dem Östabfall der Höhen entspringen. Staring weiss
hierfür keine Erklärung zu geben. Vom Standpunkt der Glaeial-
theorie jedoch hat sie nichts befremdliches; denn wie bei den echten
Endmoränen, so haben wir auch bei den Pseudoendmoränen das
Subglacial an der dem Eise zugekehrten Seite zu erwarten, und den
Öseillationen des Eisrandes ist es zuzuschreiben, wenn dieses Glied
in mehreren Lagen übereinander der spätdiluvialen Stufe des Fluviatils
eingeschaltet ist, um die Quellen in verschiedenster Höhe entspringen
zu lassen.
Wie der Geschiebelehm, so können auch untere Hvitäthone die
Entstehungsursache der Quellen sein. Die Anwesenheit eines an den
„potklei* erinnernden Thones im Liegenden des höhenbildenden
Fluviatils hat van Cappelle sowohl im westlichen Teil von Mittel-
holland, !°1) wie auch im Osten desselben nachzuweisen vermocht. 102)
Zu beachten ist namentlich, dass die von Staring für tertiär gehaltenen
Thone in Twente und im östlichen Gelderland nach den Untersuchungen
van Cappelle’s zum grössten Teil dem Diluvium angehören. Anstatt
aber diese Thonablagerungen für fluviatile Gebilde der frühdiluvialen
oder — wie van Cappelle sich ausdrückt — der „praeglacialen“ Zeit
zu halten, scheint es mir richtiger, sie dem Frühhvitäglacial einzuordnen.
Betreffs der Gründe, die mich zu dieser Auffassung veranlassen, verweise
ich auf meine „Vertikalgliederung des niederländischen Diluviums“,
%s könnte scheinen, dass ich der Staring’schen Abhandlung
dafür, dass sie doch unstreitig auf falscher Grundlage basiert, eine
zu ausführliche Behandlung habe zu teil werden lassen. Aber
gerade weil sie von einer irrigen Hypothese ausgeht, glaubte ich ihr
um so mehr Beachtung schenken zu müssen; denn den Gründen,
welche ich zu Gunsten der von mir verfochtenen Ansichten habe
geltend machen können, wird man um so grössere Beweiskraft bei-
messen dürfen, je deutlicher es sich zeigt, dass die Beobachtungen
eines Vertreters der Drifttheorie nicht nur vollkommen mit der
Inlandeistheorie in Einklang gebracht werden können, sondern dass
sie auch Staring selbst bereits zu Resultaten geführt haben, welche
in mehrfacher Hinsicht nur wenig von denen abweichen, welche von
mir auf Grund der Inlandeistheorie gewonnen wurden.
wi) 12. p. 16 u. 18, 19) 10,
421
Zudem verdienen die Staring’schen Untersuchungen über das
niederländische Diluvium schon ihrer .selbst wegen der Vergessenheit
entrissen zu werden; denn gar manches finden wir bereits in diesem
grundlegenden Werk enthalten, das späterhin erst von neuem hat
wieder erforscht werden müssen, weil man Staring nicht genügend
gewürdigt hat.
So hält Lorie sich für den Begründer der Vertikalgliederung
des niederländischen Diluviums, indem er der irrtümlichen Meinung
ist, es sei die Staring’sche Einteilung lediglich eine horizontale ;103)
und doch hat Staring auch über die Vertikalgliederung des Diluviums
in nicht misszuverstehender Weise sich geäussert.
Wenn Lori&!0#) dieses von oben nach unten in die Stufen sondert
Glaeiaal Ongelaagd Diluvium,
Glaciaal Gelaagd Diluvium,
Gelaagd Gemengd Diluvium,
Praeglaciaal Diluvium,
so ist neu an dieser Einteilung ausser der Nomenclatur, welche der
Inlandeistheorie angepasst ist, einzig und allein das Glied gemengter
Beschaffenheit, welches Lori& zwischen den Flusssedimenten und den
Ablagerungen der Gletscherströme einschaltet.
Überdies waren gemengte Bildungen auch Staring bekannt,
und, wie wir sahen, waren sie es, welche ihn den Schluss ziehen
liessen, dass die Ablagerung des Rhein- und Maasdiluviums nicht
. eher zum Abschluss gelangt sei, als die der skandinavischen Gesteine.
Während Lorie1%) theoretisch allerdings ein „Postglaciaal
Gelaagd Diluvium (Gemengd en Rijnsch)“ sich denken kann, der
Nachweis eines solchen ihm jedoch nicht geglückt ist, vertritt also
Staring bereits einen Standpunkt, zu dem auch ich mich, wenngleich
aus Gründen anderer Art, hingeleitet sehe, indem nach meiner
Überzeugung die Ablagerung fluviatiler Schotter auch dann noch
von statten ging, als das Eis bereits auf dem Rückzuge begriffen
war und die letzten der in ihm enthaltenen Schuttmassen ablud.
Betreffs der Entstehung der Sandebenen, welche an die Hügel
des Granddiluviums angrenzen, ist Staring der Meinung, dass ihr
Material aus den benachbarten Hügeln ausgeschwemmt sei, wogegen
Lorie106) in dem „Sanddiluvium“ ein Absatzprodukt des Rheins und der
Maas erbliekt. Die Untersuchungen Schroeder van der Kolk’s17)
haben ergeben, dass die Staring’sche Ansicht die richtige ist.
Ist sonach das „Sanddiluvium“ dort wenigstens, wo es den
Fuss der aus „Granddiluvium“ bestehenden Höhen bedeckt, identisch
mit meinem „Schwemmsand“, so liegt gleichwohl der Gedanke nahe,
dass nicht alles, was von Staring als Sanddiluvium kartiert worden
ist, der spätdiluvialen Zeit angehört, dass vielmehr ein Teil desselben
frühdiluvialen Alters ist; denn da das Moränenglaeial, welches im
nördlichen Holland in weitester Oberflächenverbreitung vorkommt,
keine ununterbrochene Schicht zu bilden pflegt, so muss im glaeialen
108) 13. p. 385. 10) 13. p. 422, 1%) 13. p. 422-423. 10) 15. p. 159.
107) 21 u. 22.
Januar 1898. XIV, 28
422
Diluvium überall dort, wo in der Geschiebedecke eine Lücke vor-
handen ist, das Frühhvitäglaeial zu Tage treten.
Der „potklei“, welcher nach Staring dem „skandinavischen
Granddiluvium“, meinem „Moränenglaeial“, im Alter voraufgeht, ist
ein „unterer Hvitäthon“. Sandablagerungen im Liegenden des
skandinavischen Granddiluviums sind Staring nicht bekannt, doch
ist nicht ausgeschlossen, dass jene Höhen, welche aus Sanddiluvium
bestehen, Durchragungen „unteren Hvitäsandes*“ repräsentieren,
Im übrigen unterscheidet sich die Staring’sche Vertikalgliederung
von der meinen nur noch darin, dass in ihr das skandinavische
Granddiluvium als ein einheitliches Glied aufgefasst wird, während
ich es in die beiden Stufen „Grund- und Innenmoräne“ glaube
trennen zu können. Letztere jedoch scheint in Holland so schwach
entwickelt zu sein, dass es erklärlich ist, wenn sie als selbst-
ständiges Glied von Staring, wie auch von seinen Nachfolgern nicht
erkannt worden ist.
Gegen die Staring’sche Horizontalgliederung lässt sich im
Prinzip nur einwenden, dass die Nomenelatur unzweckmässig gewählt
ist; denn das petrographische Moment, welches ihr zu Grunde ge-
legt ist, gestattet nicht die drei von Staring unterschiedenen Ab-
teilungen trotz ihrer unverkennbaren Eigentümlichkeiten gegeneinander
abzugrenzen, indem von diesem Gesichtspunkt nahezu das ganze
niederländische Diluvium als „gemengtes“ bezeichnet werden müsste.
Dagegen hoffe ich durch die Namen „glaciales, fluviatiles und glacial- _
fluviatiles Diluvium“ die Gegensätze, welche zwischen dem Diluvium
der nördlichen, südlichen und mittleren Niederlande bestehen, riehtig
zum Ausdruck gebracht zu haben. 108)
Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung dürfen wir den .
Rhein als Südgrenze des glacial-fuviatilen Diluviums beibehalten;
jedoch die Grenze gegen das glaciale Diluvium ist etwas über die
Vecht hinaus nach Norden zu verlegen, weil in Central-Drenthe
noch neben den glacialen Bildungen das Fluviatil an der Oberflächen-
gestaltung beteiligt ist.
Sehr zu beachten sind die Ausführungen Staring’s über die
Herkunft der nordischen Findlinge. Dass ich sie gelegentlich meiner
vergleichenden Geschiebeuntersuchungen!") unberücksichtigt gelassen
habe, geschah deshalb, weil Staring seine petrographischen Be-
schreibungen zu kurz gehalten hat, als dass man daraus entnehmen
könnte, welche Leitgesteine ihm vorgelegen haben. Wahrscheinlich
nur ist, dass einige jener fleischfarbenen Quarz- und Felsitporphyre,
die nach Hausmann z. T. mit Elfdalener Vorkommnissen überein-
stimmen sollen, identisch sind mit dem Rödö- und Bredvadporphyr,
da ich in der Staring’schen Sammlung je eins dieser Gesteine
(No. 14532 und No. 1956) angetroffen habe,
Lassen wir uns die Thatsache genügen, dass Staring Schweden
und die Ostsee als Heimat der nordischen Abkömmlinge zu ermitteln
vermochte, so sehen wir, dass er betreffs der Transportrichtung dieser
108) 17. III? p. 42—49, 19) 17, III!,
a
423
Gesteine zu einem Ergebnis gelangte, welches sich mit dem von mir
gewonnenen insoweit völlig deckt, als wir beide das nordische Gesteins-
material der Niederlande aus dem Nordosten herleiten.
Der von Erens gemachte Versuch, das Gros der südholländiscehen
Geschiebe von Norwegen herzuleiten, darf als völlig missglückt an-
gesehen werden. 110) Mit Recht weist schon Staring darauf hin, dass
der grosse Reichtum an Granitgeschieben gegenüber der Seltenheit
der Gneisse diese Annahme verbietet. Desgleichen lassen sich für
die von anderer Seitel!1) verfochtene Ansicht, dass ein grosser Teil
der niederländischen Findlinge den russischen Ostseeprovinzen und
Finnland entstamme, sichere Belege nicht beibringen.
Wie ich also über die Herkunft der Geschiebe mit Staring
einer Meinung bin, so pfliehte ich ihm des ferneren darin bei, dass
die nordost-südwestliche Streichrichtung, die wir bei den Diluvial-
höhen im Westen der Weser so oft wiederkehren sehen, wegen ihrer
Übereinstimmung mit der Transportricehtung unserer Findlinge der-
selben Kraft zugeschrieben werden muss, welche das Überbringen
der Gesteine bewerkstelligt hat.
Sodann hat Staring von allen Forschern zuerst die Wahr-
nehmung gemacht, dass ausser der nordost-südwestlichen Streich-
richtung der diluvialen Höhenrücken noch eine zweite besteht, welche
zu jener eine mehr oder weniger senkrechte Stellung einnimmt, “)
und endlich ist bereits von ihm auf die Ähnlichkeit hingewiesen
worden, welche zwischen unseren Grandrücken und den Asar
Schwedens besteht. Nur war es ihm unbekannt, dass die Asar mit
ihren Längsaxen parallel zur Transportrichtung der Geschiebe
orientiert sind; denn sonst hätte er speziell die nordost-südwestlich
streichenden Höhen des niederländischen Granddiluviums den Asar
zur Seite stellen müssen, weil ihm ja nicht entgangen ist, dass
NO-SW diejenige Richtung darstellt, in welcher die Gesteine von
Skandinavien nach den Niederlanden verschleppt worden sind.
Während Staring, auf dem Boden der Drifttheorie stehend,
mit der Kraft, welche die Zufuhr nordischen Gesteinsschuttes ver-
mittelte, nur die NO-SW-Richtung in Verbindung bringen konnte,
notgedrungen aber für jedes von dieser Linie abweichende Streichen
nach einer anderen Erklärung suchen musste, lässt sich vom Stand-
punkt der Inlandeistheorie nahezu bei sämtlichen Höhenrücken des
niederländischen Granddiluviums die Orientierung der Längsaxen
als Folge der reliefgestaltenden Einwirkung eines in südwestlicher
Richtung fliessenden Inlandeises betrachten, — sei es, dass die
Höhenzüge als echte Endmoränen und Asar vom Eis selbst ab-
gelagert wurden, oder sei es, dass sie vor dem Rand desselben von
*, Der Gedanke, dass die gaasterländischen Kliffs einen NW-S0
streichenden Höhenrücken darstellen, ist vor van Cappelle schon von Staring
ausgesprochen worden. Diese Hügel für eine Endmoräne anzusprechen !?) —
eine Auffassung übrigens, die ich ‚nicht teile, bedeutet also im Grunde
genommen weiter nichts als eine Übertragung der Staring’schen Ansicht auf
die Glacialtheorie.
210), 12. II, 9. A2 if. N 17. IE, p. 5. 12) 11.
424
den Flüssen als Inseln und Pseudoendmoränen aufgehäuft und vom
den Schmelzwassern zu Pseudoäsar erodiert wurden.
Meine Annahme, dass die fluviatilen Sedimente dieser Pseudo-
moränenrücken der spätdiluvialen Zeit angehören, steht mit Staring’s
Ansicht betreffs des Alters der Flussablagerungen nicht im Wider-
spruch. Da indessen in den Arbeiten anderer, wie namentlich van
Cappelle's und Lorie's diesen Bildungen ein „praeglaciales“ Alter
beigemessen wird, so will ich den Versuch machen, meinen mit
Staring geteilten Standpunkt ausführlicher zu begründen. Es sei
dies die Aufgabe des folgenden Teils meiner Diluvialstudien, „Pseudo-
endmoränen und Pseudoäsar“.
Oldenburg, im Februar 1897.
Litteratur.
l. Calker, F. J. P. van. — Diluviales aus der Gegend von Neu-
Amsterdam. — Z. d. D. g. G. 1885. p. 792.
2. Calker, F. J. P. van. — Mededeeling over eene boring in den
Groninger hondsrug en over Groninger Erratica. — Over-
gedrukt uit de Handelingen van het Vierde Nederlandsch
Natuur- en Geneeskundig Congres.
Cappelle, H. van. — Bijdrage tot de kennis van Frieslands
bodem. — Overgedr. uit het Tijdschr. v. h. Kon. Ned.
Aardr. Genootsch., Meer uitgebr. artikelen, jaarg. 1888.
Leiden 1888.
4. Cappelle, H. van. — Quelques considerations sur le quaternaire
ancien dans le nord des Pays-Bas. Extr. d. Bull. d. 1. soc.
belge d. g@ol. Tome II. 1888. Bruxelles 1888.
. Cappelle, H. van. — Geologische resultaten van eenige in
West-Drenthe en in het oostelijk deel van Overijssel ver-
riehte grondboringen. — Uitgegeven door de Koninklijke
Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Amster-
dam 1890.
6. Cappelle, H. van. — Sur les rapports du Diluvium entremel&
avec le Diluviam scandinave de Staring et sur un Diluvium
entrem&l@ dans la Drenthe eentrale (province de Hollande). —
Extr. d. Bull. d. l. soc. belge d. g@eol. Tome V. 1891.
Bruxelles 1891.
7, Cappelle, H. van. — Bijdrage tot de kennis van Frieslands
bodem, III. Eene diepe boring te Öosterlittens benevens
eenige algemeene beschouwingen over het diluvium van
Friesland. — Tijdschr. v.h. Kon. Ned. Aardr. Genootsch. 1892.
Leiden 1892.
8. Cappelle, H. van. — Het Diluvium van West-Drenthe. —
Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch. te Amsterdam,
(Tweede Sectie). Deel I. Nr. 2. Amsterdam 1892,
SV
>
on
Te
10.
u.
13.
14.
15.
16.
1:7:
425
. Cappelle, H. van. — Der Lochemerberg, ein Durchragungszug
im niederländischen Diluvium. — Meded. omtr. de geologie
van Nederland, verzameld door de comm. v. h. geol. onder-
zoek. Nr. 12. — Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch.
te Amsterdam. (Tweede Sectie). Deel III. Nr. 1. Amster-
dam 1893.
Cappelle, H. van. — Eenige mededeelingen over de glaciale
en praeglaciale vormingen in Twente en den oosthoek van
Gelderland. — Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Westensch.
te Amsterdam. (Tweede Sectie). Deel III. Nr. 9. Amster-
dam 1894.
Cappelle, H. van. — Diluvialstudien im Südwesten von Fries-
land. — Meded. omtr. de geologie van Nederland, verzameld
door de comm. v. h. geol. onderzoek. Nr. 18. — Verhande-
lingen d. Kon. Akad. v. Wetensch. te Amsterdam. (Tweede
Sectie). Deel IV. Nr. 3. Amsterdam 1895.
. Cappelle, H. van. — Bijdrage tot de kennis van het gemengde
diluvium. — Overgedr. uit het Tijdschr. v. h. Kon. Ned.
Aardr. Genootsch., jaarg. 1896. Leiden 1896.
Lorie, J. — Beschouwingen over het diluvium van Nederland. —
Tijdschr. v. h. Kon. Ned. Aardr. Genootsch., jaarg. 1887.
Leiden 1887.
Lori, J. — Wat eenige diepe putboringen ons geleerd hebben.
— Overgedr. uit het Tijdschr. v. h. Kon. Ned. Aardr.
Genootsch., jaarg. 1891. Leiden 1891.
Lori, J. — Contributions a la Geologie des Pays-Bas. II. II.
— Archives du musce Teyler. Serie Il. Vol. II. p. 1.
Haarlem 1892.
Lorie, J. — Grondboringen te Assen. — Meded. omtr. de geologie
van Nederland, verzameld door de comm. v. h. geol. onder-
zoek. Nr. 13. — Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch.
te Amsterdam. (Tweede Sectie). Deel Ill. Nr. 2. Amster-
dam 1893.
Martin, J. — Diluvialstudien.
I. Alter und Gliederung des Diluviums im Herzogtum
Oldenburg. —- Sep.-Abdr. aus dem IX. Jahresber. des Naturw.
Ver. zu Osnabrück. Osnabrück 1893.
II. Das Haupteis ein baltischer Strom. — Sep.-Abdr. aus dem
X. Jahresber. des Naturw. Ver. zu Osnabrück. Osnabrück 1894.
III. Vergleichende Untersuchungen über das Diluvium im
Westen der Weser.
1. Heimat der Geschiebe. — Sep.-Abdr. aus dem X.
Jahresber. des Naturw. Ver. zu Osnabrück. Osnabrück 1895.
2. Gliederung des Diluviums. — Sep.-Abdr. aus dem Äl.
Jahresber. des Naturw. Ver. zu Osnabrück. Osnabrück 1896.
3. Vertikalgliederung des niederländischen Diluviums.
Sep.-Abdr. aus dem XII. Jahresber. des Naturw. Ver. zu
Osnabrück. Osnabrück 1897.
18.
19.
20.
426
Martin, K. — Über das Vorkommen eines gemengten Diluviums
und anstehenden Tertiärgebirges in den Dammer Bergen, im
Süden Oldenburgs. — Abh. d. Naturw. Ver. zu Bremen. VII.
Bremen 1882.
Martin, K. — Het eiland Urk, benevens eenige algemeene
beschouwingen over de geologie van Nederland. — Overgedr.
uit het Tijdschr. v. h. Kon. Ned. Aardr. Genootsch. Versl.
en Aardr. Meded., jaarg. 1889. Leiden 1889.
Schroeder van der Kolk, J. L. ©. — Verslag eener proeve
van geologische karteering in de omstreken van Markelo,
in Juli en Augustus 1891 verricht. — Overgedr. uit d.
Versl. en Meded. d. Kon. Akad. v. Wetensch., Afd. Natuur-
kunde, 3% Reeks, Deel I\. Amsterdam 1891.
. Schroeder van der Kolk, J. L. ©. — Beitrag zur Kartirung
der quartären Sande. — N. Jahrb. f. Min. 1895. Bd. I.
p. 272. Stuttgart 1895.
Schroeder van der Kolk. — Bijdrage tot de kartering onzer
zandgronden (I). — Meded. omtr. de geologie van Nederland,
verzameld door de comm. v. h. geol. onderzoek. Nr. 19. —
Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch. te Amsterdam.
(Tweede Sectie). Deel IV. Nr. 4. Amsterdam 1895.
Staring, W.C. H. — De bodem van Nederland. II. Haarlem 1860.
Strandmark, P. W. — Om jökelelfvar och rullstensäsar. —
(Geol. Fören. Förhandl. Nr. 121. Bd. XI. H.2. Stockholm 1889.
Diluvialstudien.
Von J. Martin in Oldenburg.
VI. Pseudoendmoränen und Pseudoäsar.
Einleitung.
Als mir vor einigen Jahren während eines mehrwöchentlichen
Aufenthalts in Leiden Gelegenheit geboten war, mich mit der nieder-
ländischen Diluviallitteratur vertraut zu machen, fiel mir bei Be-
trachtung der Staring’schen „Geologische kaart van Nederland“ im
Streichen der aus „grintdiluvium“ bestehenden Diluvialrücken eine
unverkennbare Gesetzmässigkeit auf. Es wurde dadurch in mir der
Gedanke wachgerufen, dass diese Höhenzüge unter dem Einfluss des
Inlandeises entstanden seien, und diese Vermutung ward mir zur
Überzeugung, nachdem ich mich an der Hand der neueren Litteratur
sowohl, wie durch eigene Beobachtungen hatte vergewissern können,
dass der innere Bau der fraglichen Bodenerhebungen meiner Auf-
fassung nicht entgegenstehe.
Meine Abhandlung „Das Haupteis ein baltischer Strom“ !)
basiert auf der stillschweigenden Voraussetzung, dass die von mir
für Moränenrücken angesehenen Höhenzüge während des hückzuges
des Inlandeises entstanden seien, und indem dieselben auf Grund
ihrer Form und gegenseitigen Anordnung teils für Endmoränen,
teils für Asar in Anspruch genommen wurden, konnte aus ihrem
Streichen abgeleitet werden, dass das Inlandeis über Holland im
allgemeinen ebenso, wie dies für Oldenburg und das westliche
Hannover nachzuweisen war, in nordost-südwestlicher Richtung
sich fortbewegte.
Die wesentlich aus südlichem Material aufgebauten Höhenzüge
im Gebiet des glacial-fluviatilen Diluviums, welche ich in der eitierten
Schrift unter die Endmoränen und Asar mit einbegriffen habe, glaubte
ich späterhin?2) richtiger als Pseudoendmoränen und Pseudoäsar be-
zeichnen zu sollen, weil sie zwar wie Endmoränen und Asar zum
Eissaum orientiert sind, jedoch genetisch zu solchen echten Moränen-
rücken in keinerlei Beziehung stehen. Dies zu begründen und
zugleich die Frage zu lösen, wie denn diese eigenartigen Diluvial-
gebilde entstanden sind, soll hier meine Aufgabe sein.
26:17. 2&2).18:-: 15;
428
Ausichten van Cappelle’s über die Entstehung der Höhen
des Granddiluviums zwischen Veecht und Rhein.
Unter den niederländischen Geologen der Neuzeit ist es van
Cappelle, der sich mit der Entstehung der Diluvialhöhen seiner
Heimat am eingehendsten beschäftigt hat.
Während er in der Mehrzahl der Fälle in den Höhenrücken
des Granddiluviums Endmoränen erbliekt,®) urteilt er anders über
die Höhen in Twente und im östlichen Teil von Gelderland.®)
Da er das Liegende der Grundmoräne in der Umgegend von
Oldenzaal, Ootmarssum, Eibergen, Hengelo, Delden und Borne nirgends
in aufgerichteten Bänken auftreten sah, andererseits aber an ver-
schiedenen höher sowohl, wie tiefer gelegenen Punkten in geringer
Tiefe Tertiär sich habe nachweisen lassen, so müsse die hügelige
Beschaffenheit des dortigen Diluviums nicht etwa einer örtlichen
Aufriehtung der „praeglacialen“ Schichten, sondern Dislocationen
des unterlagernden Tertiärs zugeschrieben werden, so dass in
allgemeinen Zügen die Oberflächenform ein Spiegelbild von dem
Relief des tertiären Untergrundes darstelle. ?)
Betreffs des NW-SO streichenden Lochemerberges dagegen kann
van Cappelle die Staring’sche Ansicht, dass diese Hügelgruppe ihr
Dasein grösstenteils Falten des unterlagernden Tertiärgebirges zu
danken habe, bestimmt widerlegen, indem er an mehreren Aufschlüssen,
die bis zum Niveau des umliegenden Sanddiluviums hinabreichten,
die Wahrnehmung machte, dass der Kern dieser Hügel aus fluviatilen
Sand- und Geröllmassen besteht. ®)
In der Betitelung der Schrift „Der Lochemerberg, ein Durch-
ragungszug im Niederländischen Diluvinm“* ist bereits angedeutet,
dass van Cappelle diesen Ablagerungen ein praeglaciales Alter beimisst.
Er stimmt hierin mit der auch von Loir&’) verfochtenen
Ansicht überein, wonach ganz allgemein das fluviatile Granddiluvium
älter sein soll als das glaciale, und gründet, wie dieser, seine An-
schauung auf die Beobachtung, dass stellenweise die Grundmoräne
als Hangendes der Flussablagerungen angetroffen wird.
Andererseits hat van Cappelle ebenfalls die Existenz post-
glacialer Nuviatiler Schotter nachzuweisen versucht?) und hiermit
den Beweis für die Richtigkeit einer Ansicht erbracht, zu welcher
K. Martin lediglich auf Grund theoretischer Betrachtungen hin-
geleitet wurde.)
Nach den Darstellungen van Cappelle’s jedoch treten die post-
glacialen fAuviatilen Gebilde den praeglacialen gegenüber sehr in den
Hintergrund, und seiner Meinung sind die z. T. nicht unbedeutenden
Höhen, an denen das „gemengte* Diluvium so überaus reich ist, ım
wesentlichen aus praeglacialen Sehottern aufgebaut.
97. 96. 5) 6.p.8. 9%) 4. Anm.p.18, 915. 9 2.2.39. 9) 21. p. 36.
429
Entstanden denkt van Cappelle sich speziell den Lochemer-
berg!®) nach Art der sog. Durchragungszüge, welche H. Schröder
aus der Uckermark und Ostpreussen beschrieben hat.
Die Erscheinung, dass zwischen die vier Hügel, aus denen
dieser Höhenzug zusammengesetzt ist, sich der Geschiebelehm in ge-
ringerer oder grösserer Breite einschiebt, sowie gewisse orographische
Verhältnisse und der innere Bau der Sandhügel sind ihm „unwider-
legliche Belege“ für die Richtigkeit seiner Auffassung.
„Während der Lochemerberg nämlich von der Westseite gesehen
als ein hoher nahezu ununterbrochener Wall erscheint, sind von der
Seite des Berkelstromes aus die verschiedenen durchragenden Sand-
hügel leicht von dem Geschiebelehm zu unterscheiden, welcher die
Senken zwischen ihnen ausfüllt und eine so charakteristische Ober-
flächenform zeigt.
Schon aus der Topographie der Gegend muss man also schliessen,
dass Stauung und Aufpressung des Uutergrundes durch das Gletschereis
der Oberfläche ihre heutige Form gegeben haben.“ 11)
Zur weiteren Begründung wird der innere Bau an einigen
Profilen erläutert, aus denen hervorgeht, dass das Liegende des
Geschiebelehms vielfach Druckerscheinungen aufzuweisen hat, derart,
dass die Schichten gefaltet, steil aufgerichtet und selbst überkippt sind.
Nach van Cappelle’s Meinung sind diese Schichtenstörungen
„durch den einseitig lastenden Druck des Gletschereises zu stande
gekommen“. 1?)
Dass die Durchragungen in der Nähe Lochems aber nicht
immer Aufpressungen seien, zeige u. a. ein Einschnitt am nördlichen
Teil des Paaschberges, wo eine schöne Horizontalschichtung der
fluviatilen Schotter sich habe nachweisen lassen. !?)
In seinem weiteren Gedankengang vermag ich van Cappelle nur
mit Mühe zu folgen:
Auf Grund der erwähnten Schichtenstörungen erbliekt unser
Autor in der Lochemer Hügelgruppe eine Staumoräne, !#) doch soll
sie gleichwohl bereits vor dem Herannahen des Eises existiert haben,
und gerade ihre Anwesenheit soll die Ursache gewesen sein, dass
das Eis hier eine Zeit lang an demselben Ort verharrte und eine
Endmoräne bildete. 1°)
Für seine Auffassung, dass die Lochemer Hügelgruppe eine
Endmoräne sei, zieht van Cappelle u. a. ihre nordwest-südöstliche
Streichrichtung heran, bemerkt aber weiterhin, der Gletscher habe
beim Vorrücken nach einer Periode des Stillstandes die NW-SO
streichenden praeglacialen Sand- und Grandhügel passiert, ohne sie
zu zerstören und den Geschiebelehm abgesetzt, welcher im Unter-
grunde des westlichen Sandgebietes anzutreffen sei.1%) Obwohl man
demnach erwarten sollte, dass nach van Cappelle's Meinung die
Lochemer Hügelgruppe im Beginn der Vereisung zusammengestaucht
sei, so bekennt der Autor im Gegenteil sich zu der Ansicht, dass
0). 49.07 D4p1. %4p10. 194 p.14 ”)4 p.12
PY4.p. 13.
Bi
430
wie die Durchragungszüge und -zonen Norddeutschlands, so auch die
Lochemer Endmoräne beim Rückzuge und nicht beim Vorrücken des
Inlandeises gebildet wurde. 17)
Wie wir uns diesen Vorgang denken sollen, ersehe ich erst
aus der jüngsten Abhandlung van Cappelle’s, „Bijdrage tot de kennis
van het gemengde Diluvium“. Hiernach sollen die praeglacialen
Grandhügel, welche, ohne der Zerstörung anheimzufallen, vom Inlandeis
überschritten wurden, bei d-m allgemeinen Rückzuge der Eismassen
zu der Bildung einer Endmoräne Anlass dadurch gegeben haben,
dass der Eisrand im Gebiet dieser Hügel zum abermaligen Still-
stand gelangte. 1°)
Wenn nun aber die Lochemer Hügelgruppe bereits vorhanden
war, bevor das Inlandeis Mittelholland erreichte, so verstehe ich nicht,
wie man sie dann noch für eine Endmoräne erklären kann, und
ebensowenig vermag ich einzusehen, wie man zu Gunsten dieser
Hypothese die nordwest-südöstliche Streichrichtung geltend machen
kann, wenn diese der Hügelgruppe bereits vor der Vereisung
eigen war.
In einem Vortrag, welchen van Cappelle gelegentlich des
„Vierde Nederlandsch Natuur- en Geneeskundig Congres“ gehalten
hat, wird freilich gesagt, dass der Geschiebelehm, welcher im Osten
der Lochemer Berggruppe das Terrain gleichmässig überdecke, zwischen
dem Paasch- und dem Lochemerberg und zwischen dem Zwiepschen
und dem Kalenberg zu einem deutlichen Wall aufgestaut sei, welcher
an llöhe von den praeglacialen Hügeln wenig übertroffen werde. 1?)
Diese Worte erwecken den Anschein, dass die in dem Lochemer
Höhenzug vereinigten Hügel zweierlei Art seien, von denen die einen
aus praeglacialen Schottern bestehen, während die anderen aus
(Geschiebelehm zusammengesetzt sein sollen und sonach die eigentliche
Endmoräne ausmachen würden.
Allein in der Hauptabhandlung, welche van Cappelle über den
Lochemerberg hat erscheinen lassen, ist von einem endmoränen-
artigen Geschiebelehmwall nirgends die Rede. Eher scheint mir
aus dieser Schrift hervorzugehen, dass die Grundmoräne im Bereich
der fraglichen Hügelgruppe das gewöhnliche Mass der Mächtigkeit,
welches man bei ihr in den Niederlanden auch in völlig ebenen
Gebieten anzutreffen pflegt, nieht überschreitet.
Dass die aus praeglacialen Sanden und Granden zusammen-
gesetzten Hügel das Inlandeis zum zeitweiligen Stillstand und zur
Bildung einer Endmoräne veranlassten, dafür spricht nach van
Cappelle's Meinung ausser der nordwest-südöstlichen Streichriehtung
und des wallartigen Charakters des Höhenzuges auch die Block-
anhäufung, welche „auf den durchragenden Hügeln nieht ganz fehlt“.20)
Aber auch dies kann ich als beweisend nicht gelten lassen, weil
Blockablagerungen keineswegs ausschliesslich an Endmoränen ge-
bunden sind, sondern überall im Diluvium, u. a. auch im Bereich
der Asar vorkommen können.
MD&p 2 97,p 1.55 DEDIE
431
Dasselbe gilt von den Schichtenstörungen, derentwegen van
Cappelle den Lochemerberg zu der Kategorie der „Staumoränen“
stellt; äussert er sich doch selbst betreffs des zur Veluwe gehörigen
Wolberges, dass Druckwirkungen in Form von Aufrichtungen und
Faltungen der praeglacialen Schichten auch hier von ihm wahr-
genommen seien,2!) obwohl er für diesen Höhenzug keine andere
Erklärung zu geben weiss, „als dass das Gletschereis in diesem Teil
unseres Vaterlandes einer NO-SW gerichteten Reihe von Rhein-
grandhügeln hat vorbeigehen müssen“. ??)
Dem Zusatz, es schienen ihm die Druckwirkungen in dem
Wolberg seltener zu sein, als in den Hügelgruppen mit nordwest-
südöstlicher Längenausdehnung, ??) wird ausser dem Autor wohl
niemand besondere Bedeutung beilegen wollen. —
In der süd-nördlich streichenden Hellendoornschen Hügelgruppe
mutmasst van Cappelle die nördliche Fortsetzung der Lochemer
„Endmoräne“, indem diese voraussichtlich mittelst einer östlichen
Umbiegung mit jener in Zusammenhang gestanden habe.) Näher
untersucht jedoch hat er die Hellendoornschen Berge nicht. —
Wie der Lochemerberg, so werden von van Cappelle?°) auch
der Höhenzug, welcher von de Grebbe am Rhein in einer im
allgemeinen südost-nordwestlichen Richtung über Amersfoort sich
hinzieht, sowie die süd-nördlich streichenden Hügelansammlungen
zwischen Wageningen und Lunteren und zwischen Garderen und
Hardewijk für Endmoränen erklärt. *)
Anders wiederum urteilt van Cappelle über eine Hügelreihe,
welche von Vierhouten über den Liesberg auf Leuvenum zu läuft und
somit annähernd senkrecht zu der westlich gelegenen „Endmoräne“
Garderen-Hardewijk gestellt ist. Das nordische Element sei auf
diesen Hügeln so reich vertreten, dass es beinahe den dritten Teil
des hier aufgehäuften Materials ausmache, Da es nur in kleinen,
mehr oder minder gerollten Bruchstücken auftrete und in einer
deutlich geschichteten Bildung mit den Gesteinen südlichen Ursprungs
gemengt sei, so solle man angesichts der Streichrichtung dieser
Hügelreihe an einen As”**) denken können. ?”)
Allgemein erblickt van Cappelle in den Durchragungen Mittel-
hollands die stehen gebliebenen Bruchstücke eines alten Rheingrand-
deltas.2®) Dass er trotzdem einige derselben als Endmoränen
*) Beiläufig möchte ich bemerken, dass der endmoränenartige Habitus
des Amersfoort’schen Höhenzuges zuerst von mir erkannt worden ist; auch
habe ich betreffs der beiden Hügelansammlungen Wageningen-Lunteren und
Garderen-Hardewijk zum wenigsten die Möglichkeit ins Auge gefasst, dass
sie den Endmoränen beizuordnen seien.*) van Cappelle übergeht beides mit
‚Stillschweigen, obwohl ihm meine Abhandlung „Das Haupteis ein baltischer
Strom“ bekannt war.
**) van Cappelle gebraucht hier, wie auch einige Zeilen weiter, im
Singular statt „As“ die Pluralform „Asar“. An Stelle der letzteren Form
schreibt er „Asars“!
2)7,9.23. 97.p.4. 37.9.3 W)4pl. 9)7.p12uFf.
20,17. p. 57—58. 7) 7. p. 21-22. 2%) 7. p. 28.
= 432
beschreibt, muss daher nicht wenig überraschen. Wenn ich ihn
richtig verstanden habe, so würde seine Ansicht etwa in folgender
Weise zu formulieren sein:
Bevor das Inlandeis den mittleren Teil der Niederlande erreichte,
bestand dort ein aus fluviatilen Schottern aufgebautes Hügelland,
dessen Höhenzüge namentlich in zwei zu einander senkrechten
Richtungen, einer nordwest-südöstlichen und einer nordost-südwest-
lichen, ihre Längenausdehnung besassen. Über dieses Hügelland
schritt das Inlandeis fort, ohne die Höhen abzutragen. Als dann
späterhin das Eis sieh wieder zurückzuziehen begann, erlitt die Ab-
schmelzung mehrfach eine Unterbrechung, so dass der Eisrand
wiederholt zum Stillstand gelangte. Solch eine Stillstandsperiode
trat jedesmal dann ein, wenn der Eisrand am Nordostfuss einer der
nordwest-südöstlich streiehenden Höhenzüge angelangt war. Während
sonach auf der einen Seite eines solchen Höhenzuges das Land bereits
vom Inlandeis befreit war, lasteten auf der anderen Seite noch
ungeheure Eismassen. Dadurch wurde auf den vor dem Eisrand
liegenden Höhenzug ein einseitiger Druck ausgeübt, der sich darin
äusserte, dass die Schichten, aus denen die Hügel sich aufbauen,
in die Höhe gepresst wurden. —
Wenn also van Cappelle die fraglichen Höhenrücken, trotzdem
sie bereits in praeglacialer Zeit bestanden haben sollen, den End-
moränen, und zwar der Kategorie der Staumoränen beirechnet, so
thut er dies vielleicht in der Annahme, dass sie mit den Schichten-
störungen zugleich eine wesentliche Erhöhung erfahren haben;
bestimmt ausgesprochen hat er diesen Gedanken freilich nicht.
Die ganze Darstellung van Cappelle’s ist, wie wir sehen, unklar
und verworren. Sie enthält obendrein Widersprüche, Unwahr-
scheinlichkeiten und Irrtümer; auch kann man den Deutungen,
welche der Verfasser gewissen diluvialen Bildungen zukommen lässt,
nieht immer volles Vertrauen entgegenbringen.
Ist es schon bedenklich, auf Grund sekundärer, glacialer Er-
scheinungen einen praeglacialen Höhenzug für eine Endmoräne
erklären zu wollen, so ist es ein offenbarer Widerspruch, dieselbe
Erscheinung, derentwegen die Höhenzüge mit nordwest-südöstlicher
Streichriehtung als Staumoränen bezeichnet werden, bei dem nordost-
südwestlich streichenden Wolberg als etwas nebensächliches zu be-
handeln, weil letzterer seiner Stellung wegen, die er zu den vermeintlichen
Endmoränen einnimmt, dieser Moränenart sich nieht beiordnen lässt.
Ein Widerspruch ist es auch, wenn das nordwest-südöstliche Streichen
der Lochemer Hügelgruppe als eins der Beweissiomente zu Gunsten
der Endmoränentheorie herangezogen wird, obgleich diese Längs-
richtung bereits vor dem Herannahen des Eises dem Höhenzug
eigen gewesen sein soll.
Unwahrscheinlich ist die Annahme, es hätten die Bismassen
die praeglacialen Hügel überschritten, ohne einen zerstörenden Ein-
fluss auf sie auszuüben. Als nieht minder unwahrscheinlich des
ferneren muss es bezeichnet werden, dass die Höhenzüge des prae-
glacialen Rheingranddeltas gerade die Streichrichtungen aufzuweisen
433
hatten, welche einesteils der Form des Eissaums, anderenteils der
Stromriehtung des Eises entsprechen, und dass auf seinem Rückzuge
das Inlandeis” jedesmal just am Nordostfuss der nordwest-südöstlich
streichenden Höhenzüge Halt machte, um ihnen mittelst seines ein-
seitig lastenden Drucks den Stempel einer Staumoräne aufzuprägen.
Ein Irrtum ist es, zu glauben, dass die Anwesenheit grösserer
Blöcke auf den Höhen des Lochemerbergs diesen als Endmoräne
charakterisiere,*) ebenso wie es grundlos ist, andererseits aus der
Kleinheit der nordischen Gerölle, welche in der Hügelreihe Vierhouten-
Leuvenum auftreten, darauf schliessen zu wollen, dass hier ein As
vorliege.”“) Sodann scheint der Verfasser mir betreffs der „Durch-
ragungen“ Schröder’s in einem Irrtum befangen zu sein; denn aus
der Art und Weise, wie van Cappelle diese Höhenrücken mit dem
Lochemerberg in Parallele stellt, muss ich entnehmen, dass er die
Durchragungen Norddeutschlands sämtlich für Endmoränen hält,
obgleich er doch wenigstens mit der Möglichkeit hätte rechnen
sollen, dass auch Asar unter ihnen vertreten seien. ?2)
Wenig vertrauenerweckend endlich ist es, wenn van Cappelle
bei seinen Bohrversuchen „aus dem kratzenden Laut, welchen das
Eisen beim Herumdrehen hören liess, und aus dem beträchtlichen
dabei zu überwindenden Widerstand auf die Entwicklung der Grund-
moräne“ glaubt schliessen zu dürfen, 33) oder wenn er den „Geschiebe-
sand“ von dem „praeglacialen“ Sand „oft nur durch das rauhe
Anfühlen“ hat unterscheiden können und bei Festlegung der Grenze
zwischen diesen beiden Bildungen seine Zuflucht zu dem Pflanzen-
kleid nimmt. 3%)
Standpunkt des Autors.
Die Ursachen, welche das höhenartige Auftreten des fluviatilen
Granddiluviums zwischen Vecht und Rhein bedingen, sind, wie wir
sahen, nach van Cappelle’s Meinung im östlichen Teil von Mittel-
holland andere, als weiter im Westen. Während er sie hier in den
formgestaltenden Kräften der Diluvialzeit selbst sucht, wird dort das
Bodenrelief als ein Spiegelbild des tertiären Untergrundes angesehen,
dessen Unebenheiten von einer nur mässig starken Decke diluvialer
Sedimente überkleidet sein sollen.
*) D. Hummel schreibt, „dass auch die schönsten Gerölläsar mitunter
auf ihrem Rücken, oder eingeschlossen, grosse Steinblöcke tragen, sogar mit
wohlerhaltener Scharfkantigkeit“. 2) In gleichem Sinne äussert sich A. Erd-
mann.®0)
*) Nach OÖ. Gumälius kommen bei den Gerölläsar Strecken vor,
„welche fast ausschliesslich aus grossen Rollsteinen bestehen“, wie es andere
giebt, „welche aus staubfeinem Sand bestehen“.3'!) Die Grössenverhältnisse
des in den Gerölläsar enthaltenen Steinmaterials schwanken also in den
weitesten Grenzen. Zudem finden sich Gerölle, und zwar kleine sowohl, wie
grosse, nicht nur in den Gerölläsar, sondern auch in den Geröllendmoränen,
und endlich sind kleinere Gerölle in den hvitäglacialen Gliedern des Diluviums
nichts seltenes.
29) 13, p. 13. 2 8.2.9. 39)9,p. 21. %)16p.3. ®)4.p.1b.
4.2.6. — 7.p 7.
434
Wie ich aber im zweiten Teil meiner Diluvialstudien zeigte,
sind die Längsaxen der Höhenzüge des östlichen sowohl, wie des
westlichen Mittelhollands so orientiert, dass sich aus ihrer Lage die
Form, welehe der Eissaum während mehrerer aufeinander folgender
Rückzugsetappen besessen hat, wie aus dem Streichen von End-
moränen und Asar ableiten lässt, und aus diesem Grunde hatte ich
jene Höhenzüge auch diesen beiden Arten von Moränenrücken
zugeordnet. Zum Unterschied von den echten Endmoränen und
Asar, welche vom Eis selbst abgelagert sind, ziehe ich es jedoch jetzt
vor, sie Pseudoendmoränen und Pseudoäsar zu benennen, weil ihr
Material nicht vom Eis, sondern von den Flüssen abgelagert wurde,
und das Inlandeis nur insoweit an ihrer Bildung beteiligt war, als
es durch die Form seines Saumes und darch die Stromrichtung
seiner Schmelzwasser die Orientierung der Längsaxen der Höhen-
züge beeinflusste.
„Indem nämlich zu Zeiten, wo das auf dem Rückzug befindliche
Inlandeis vorübergehend zum Stillstand gelangt war, die Flüsse ihre
Schotter vor dem Eisrand nach Art von Uferwällen anhäuften, ent-
standen Höhenzüge, in deren Verlauf, wie bei einer Endmoräne die
Form des Eissaums sich wiederspiegelt. Dadurch aber, dass mit
dem Beginn einer jeden Rückzugsetappe die Schmelzwasser des
Inlandeises zu gewaltigen Strömen anschwollen, wurden von diesen
die während einer Stillstandsperiode vor dem Eisrand aufgehäuften
Sedimente in Höhenrücken zerlegt, welche zufolge der Flussriehtung
der Gletscherströme zu dem Eisrand eine mehr oder weniger senk-
rechte Stellung einnehmen“.
„Am auffallendsten kommt diese Erscheinung im östlichen Teil
der Veluwe zur Geltung, dessen äsartige Höhenrücken ich als die
Erosionsreste eines Schotterplateaus auffasse, welches die Flüsse
vor einem der bogenförmigen Ausläufer des Inlandeises am Schluss
der Eiszeit aufschütteten.“ f
Zur Begründung dieser Sätze, welche ich in meinen Diluvial-
studien II]? aufstellte,®’) empfiehlt es sich, an die Entstehungs-
geschichte des Emsbürener Höhenzuges anzuknüpfen.
Pseudoendmoränen.
Form und Streichrichtung des 14 km langen Diluvialrückens,
welcher, etwa 1 km südlich von Salzbergen beginnend, sich nord-
wärts über Emsbüren hinauserstreckt, ist diejenige einer Endmoräne,
wie sie ein in annähernd südwestlieher Riehtung fliessendes Inlandeis
ganz wohl hat hinterlassen können. Der Höhenzug bildet nämlich
einen mässig breiten Wall, der von seinem südlichen Endpunkt bis
ziemlich genau zur Mitte S300O—N 30° W streicht, hier jedoch
plötzlich in die Streichrichtung S 5000 —N 50° W übergeht, welehe
er bis zu seinem Nordende beibehält. Obwohl er somit an eine
Endmoräne erinnert, welche in der Einkerbung des Saumes eines in
35) 18, p. 14—15.
435
der Richtung N 5000 —S 50° W sich fortbewegeuden Inlandeises ab-
gelagert wurde, und obwohl sein nördlicher Endpunkt genau in der
Verlängeruug des ziemlich gleich streichenden Hondsrug, einer
unzweifelhaft echten Endmoräne, gelegen ist, so fand ich nichts-
destoweniger den Nattenberg bei Emsbüren nicht etwa aus nordischem,
sondern weitaus vorwiegend aus südlichem Gesteinsmaterial zusammen-
gesetzt. Den die Hauptmasse bildenden weissen Quarzen, sowie den
Lyditen und Sphaerosideriten gegenüber tritt das nordische Element
sehr in den Hintergrund, und nur ganz vereinzelt gelang es mir,
skandinavische Felsarten aufzufinden. Unter diesen war ein roter
cambrischer Sandstein mit gut erhaltener Schifflläche versehen, doch
entbehrte diese der Schrammung. —
Die nächst zu beantwortende Frage ist: Befinden sich die
fluviatilen Schotter des Nattenbergs an primärer, fluviatiler oder an
sekundärer, glacialer Lagerstätte?
Einen Fall, wo fluviatile Schotter an sekundärer, glacialer
Lagerstätte liegen, habe ich aus dem Herzogtum Oldenburg be-
schrieben.?%) In den Dammer Bergen nämlich finden wir südliche
Gesteine ebenfalls in grossen Mengen aufgehäuft; doch im Gegensatz
zum Nattenberg sind hier nordische Gesteine nicht minder häufig.
Zumal der rote cambrische Sandstein ist in ungeheuren Mengen
vertreten.
Aus diesem Zusammenvorkommen nordischen und südlichen
Materials in einer Bildung, die wir als ein in Asform auftretendes
Moränenglacial erkannten,?’) geht unzweideutig hervor, dass das
südliche Element an sekundärer, glacialer Lagerstätte sich befindet,
indem es von seiner primären, fluviatilen durch das Inlandeis ver-
schleppt wurde. —
Anders liegen die Verhältnisse am Nattenberg.
Dafür, dass nicht ein sekundärer, glacialer Transport der
Schotter von NO her stattgefunden hat, spricht zunächst der Um-
stand, dass in dem im Nordosten vorgelagerten Diluvium, welches
ich am Dortmund-Emskanal aufgeschlossen fand und auf der Strecke
von Hesselte bis Lingen untersucht habe, südliche Gesteine von mir
nicht angetroffen wurden; vielmehr trugen das dort entwickelte
Frühhvitäglacial und das ihm stellenweise aufgelagerte Subglacial
ein rein nordisches Gepräge zur Schau.
Dagegen ist im Nattenberg das nordische Element dem südlichen
gegenüber so überaus spärlich vertreten, dass allein schon dieserhalb
nicht anzunehmen ist, es wäre den daselbst angehäuften fluviatilen
Schottern eine durch das Inlandeis bewerkstelligte Umlagerung
widerfahren. Gleichwohl beweisen die wenigen Funde nordischer
Abkömmlinge, und zwar besonders das mit Schlifffläche versehene
Gestein, dass der Eisrand nicht fern gelegen haben kann.
Befinden sich aber die fluviatilen Schotter an primärer, fluviatiler
Lagerstätte, und lag der Eisrand zur Zeit ihrer Ablagerung in nächster
22), 18: p: 5-9 und pi 13, 3) 16, p. 17: u. £,
436
Nähe, so kann der Emsbürener Höhenzug seinen endmoränenartigen
Charakter nur auf dem Wege erhalten haben, dass die Flüsse ihre
Schotter unmittelbar vor dem Eisrand anhäuften, wobei vereinzelte
aus der Eiswand herausschmelzende Steine nordischer Abstammung
sich mit dem südlichen Material vermengten.
Wann nun aber ist diese Ablagerung erfolgt? Geschah sie
bereits, als das Eis im Vorrücken begriffen war, oder hat sie erst
während der Rückzugsperiode stattgehabt? —
Ein zuverlässiges Mittel, das Alter der fraglichen Ablagerung
festszutellen, glaube ich in dem Geschiebeinhalt der Grundmoräne
gefunden zu haben, welche sich am Nordfuss des Bentheimer Höhen-
zuges ausbreitet.
Bentheim liegt 13 km südwestlich von Emsbüren und ebensoweit
westlich von Salzbergen. Demnach müssen die Eismassen, welche
nach Bentheim gelangten, unbedingt die Linie, auf welcher der
Emsbürener Diluvialrücken gelegen ist, passiert haben, auch wenn
sie durch das Wesergebirge aus der nordost-südwestlichen Strom-
richtung stark nach Westen hin abgelenkt sein sollten. °®)
Falls nun der Höhenrücken Salzbergen-Emsbüren schon be-
standen hätte, bevor die Grundmoräne bei Bentheim abgelagert wurde,
so würden wir in dieser dieselben südlichen Gesteine wie dort zu
erwarten haben, während in Wirklichkeit ich kein einziges in ihr
nachzuweisen vermochte.
Der rein skandinavische Charakter der Bentheimer Grundmoräne
würde unter diesen Umständen nur dann verständlich sein, wenn
bereits in der Nähe der Ems das Inlandeis sein Transportvermögen
so weit eingebüsst hatte, dass es neues Material aus dem Unter-
grunde nieht mehr in sich aufzunehmen im stande war. Indessen
die gewaltigen Massen nordischer Gerölle, welehe in den Asar des
Hümmling®?) aufgehäuft sind und die Innenmoräne des Inlandeises
repräsentieren, legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, dass diesem hier
die Fähigkeit, Gesteinsschutt fortzuführen, noch in hohem Grade
eigen war, und machen es uns mithin sehr wahrscheinlich, dass das
Inlandeis auch zur Bildung von Lokalmoränen noch die nötige Kraft
besass. Und in der That habe ich südlich von Bentheim in der
Bauernschaft Sieringshoek das Vorkommen eines Moränenglacials
feststellen können, welches zahlreiche Bruchstücke des Bentheimer
neocomen Sandsteins enthält.
Ferner ist nach den Beobachtungen Hamm’s eine halbe Stunde
westlich von Osnabrück eine Grundmoräne entwickelt, deren Geschiebe
zu etwa dreiviertel Teilen einheimischen Ursprungs sind und z. T.
„höchst wahrscheinlich“ aus Schichten stammen, welche im westlichen
Teil der Weserkette, u. a. an der Schlepptruper Egge anstehen.)
Da nun Bentheim nicht weiter von dem Emsbürener Höhenzug
entfernt liegt, als Osnabrück von der Schlepptruper Egge, und da
ferner der Abstand von den äussersten Verbreitungsgrenzen des
Inlandeises in beiden Fällen nicht viel differiert haben kann, mithin
88) 17. p. 60-61. 3%) 17. p. 4 u, f. 40) 10. p. 629-631.
437
auch das Transportvermögen der Eismassen an beiden Punkten an-
nähernd das gleiche gewesen sein dürfte, so würden wir ebensogut,
wie bei Osnabrück Gesteine vom Westende des Wesergebirges an-
zutreffen sind, in der Bentheimer Grundmoräne das nordische Material
mit südlichem untermischt finden müssen, falls wirklich der Ems-
bürener Diluvialrücken eine Durchragung frühfluviatiler Schotter
darstellte.
Die vollkommene Verschiedenheit des Gesteinsinhaltes beider
Ablagerungen erweist daher die letztere Voraussetzung als unzulässig
und giebt zu erkennen, dass die Bildung des Emsbürener Höhenzuges
später erfolgt sein muss, als die der Grundmoräne bei Bentheim.
Die an ersterer Lokalität angehäuften fluviatilen Schotter können
daher nur vor dem Rande des auf dem Rückzuge befindlichen
Inlandeises abgelagert sein,
Die Entstehungsgeschichte des Emsbürener Höhenzuges ge-
staltet sich also folgendermassen:
Nachdem sich das Inlandeis bis zur Linie Salzbergen-Emsbüren
zurückgezogen hatte, gelangte es hier vorübergehend dadurch zum
Stillstand, dass Eiszufuhr und Abschmelzung sich das Gleichgewicht
hielten.
Während dieser Periode, da die Schmelzwasser des Inlandeises
stark reduziert waren, beherrschten statt ihrer die aus dem Süden
kommenden Flüsse das vom Eis befreite Gebiet, streuten über dieses
ihre Schottermassen aus und häuften dieselben namentlich dort an,
wo durch den Eisrand ihrer weiteren Ausbreitung ein Ziel gesetzt
war. Dadurch entstand hier eine Art Uferwall, welcher an dem
Verlauf seiner dem Inlandeis zugekehrten Begrenzungslinie die der-
malige Form des Eissaumes erkennen lässt, hierin also den echten
Endmoränen, zu deren Aufbau das Inlandeis selbst das Material
hergegeben hat, auf das täuschendste gleicht. —
In petrographischer Beziehung muss noch bemerkt werden,
dass eine solche Pseudoendmoräne ebenso, wie die echten Endmoränen,
„gemengter“ Beschaffenheit sein kann; denn wie. diese zwar im
wesentlichen aus nordischem Material sich aufbauen, daneben aber
auch südliche Gesteine führen können, welche sie einer älteren
fluviatilen Ablagerung entnommen haben, so bietet der Emsbürener
Diluvialrücken ein Beispiel, wo eine Pseudoendmoräne neben den
fluviatilen Schottern Gesteine nordischer Abstammung enthält.
Allgemein betrachtet kann die letztere Erscheinung entweder
dadurch zu stande gekommen sein, dass aus der Eiswand, an deren
Fuss die Flüsse ihre Schotter anhäuften, jene Steine einfach heraus-
schmolzen, oder sie ist in geringfügigen Oscillationen des Eisrandes
begründet, denen zufolge an ein und derselben Stelle abwechselnd
ein Fluviatil und ein Moränenglaecial sich herausbildeten.
Es bestehen also bei einer Pseudoendmoräne die beiden
Möglichkeiten, dass das nordische Material einerseits mit dem süd-
lichen direkt sich vermengt hat, andererseits aber an Schichten von
moränenartiger Beschaffenheit gebunden ist, die vornehmlich an der
Innenseite der Pseudoendmoräne anzutreffen sein werden.
Februar 1898, XIV, 29
i
438 u;
Der erstgenannte Fall liegt am Nattenberg bei Emsbüren vor.
Ob auch der zweite im Bereich des Emsbürener Höhenzugs besteht,
habe ich in der kurzen Zeit meines dortigen Aufenthalts nicht
ermitteln können.
Nach diesen Ausführungen würden wir streng genommen als
Übergangsformen zwischen Pseudo- und echten Endmoränen noch solehe
von gemischtem Typus einzuschalten haben. Aus praktischen
Gründen aber empfiehlt es sich, hiervon Abstand zu nehmen, weil
im allgemeinen innerhalb des glacial-Auviatilen Diluviums in voll-
kommen reiner Ausbildungsweise weder das eine noch das andere
Endglied anzutreffen sein wird. Und mag auch in diesem oder
jenem Aufschluss ein endmoränenartiger Höhenzug ein echt glaciales,
bezw. ein rein fluviatiles Gepräge aufweisen, so schliesst dies
nicht aus, dass er an anderen Stellen von gemischter Be-
schaffenheit ist.
Wollen wir daher von einer Klassifizierung der paralell zum
Eisrand sich stellenden Diluvialrücken nach der vorgeschlagenen
Riehtung überhaupt nicht absehen, so werden wir uns begnügen
müssen, nur zwischen Pseudo- und echten Endmoränen zu unter-
scheiden, je nachdem ihre Aufschüttung hauptsächlich von den
Flüssen oder von dem Inlandeis bewerkstelligt wurde.
Bei der ersteren Kategorie von Diluvialrücken jedoch dürfen wir
nicht, wie man leicht geneigt sein könnte, die einfache Entscheidung
uns genügen lassen, dass das südliche Material im. Vergleich zum
nordischen vorherrscht; denn trotz des Überwiegens fluviatiler Schotter
kann unter Umständen eine echt glaciale Bildung vorliegen. Ich
erinnere nur an die Dammer Berge, welche ungeachtet ihres grossen
Reichtums an südlichen Gesteinen für ein in Asform auftretendes
Moränenglacial erklärt werden mussten.
Während für diejenigen Höhenrücken, an deren Aufbau in
erster Linie nordisches Material beteiligt ist, von vorneherein ein
glacialer Ursprung anzunehmen ist, werden wir bei einem Diluvial-
rücken, welcher zumeist aus südlichen Gesteinen besteht, immer zu
prüfen haben, ob diese an ihrer ursprünglichen fluviatilen Lagerstätte
sich befinden, oder ob ihre Anwesenheit auf eine durch das Inlandeis
bewerkstelligte Verschleppung frühfluviatiler Ablagerungen zurück-
zuführen ist.
Halten wir weiter nach Westen hin Ausschau nach end-
moränenartigen Bildungen, so fällt uns zunächst die Uelsener Berg-
gruppe ins Auge, welche zum grössten Teil noch im Hannöverschen
liegt, mit ihrem Südende jedoch bereits auf holländisches Gebiet
übergreift, Diese Hügelansammlung bildet annähernd ein gleich-
schenkeliges, rechtwinkeliges Dreieck, dessen Basis von NW nach
SO orientiert ist. Von den Schenkeln nimmt der nord-südlich ge-
richtete einen ziemlich geradlinigen Verlauf, wogegen die vom
Scheitelpunkt von Ost nach West sich hinziehende Begrenzungslinie
ein Bogenstück darstellt, dessen konkave Seite nach Nord gekehrt ist.
mr 3
439
Im Gegensatz zu van Cappelle, welcher die Anwesenheit der
Uelsener Berggruppe auf Dislocationen des tertiären Untergrundes
zurückführt, halte ich diese im wesentlichen*) aus südlichem Gesteins-
material aufgebauten Hügel ebenfalls für eine Pseudoendmoräne,
trotzdem van Cappelle hier nahe der Erdoberfläche anstehendes Tertiär
angetroffen hat. Weit davon entfernt, bezweifeln zu wollen, dass der
Untergrund für die Oberflächengestaltung des Diluviums unter Um-
ständen bestimmend sein kann, habe ich vielmehr diesen Einfluss
in einem anderen Fall selbst zu begründen gesucht.*?) Die Uelsener
Berggruppe aber hat solehe Begrenzungslinien aufzuweisen, dass ihre
Ablagerung augenscheinlich in dem Winkel zwischen zwei nach SW
vorspringenden Ausläufern des Eisrandes von statten ging.
Wie man bei einer soleh ausgeprägten Endmoränenform aus
dem lokalen Auftreten einer älteren Formation schliessen kann, dass
in der diluvialen Hügellandschaft lediglich das Relief des Untergrundes
sich widerspiegele, ist mir unverständlich. Meines Erachtens beweist
das erwähnte Vorkommen von Tertiär weiter nichts, als dass ein
hügeliges Gelände der Bildung einer Pseudoendmoräne ebensowenig
entgegen ist, wie es bekanntlich auch der Ablagerung echter Moränen-
rücken kein Hindernis entgegensetzt.
Als Pseudoendmoränen deute ich ferner die in Overijssel ge-
legene Hellendoorn’sche Hügelgruppe mit ihrer nördlichen
Verlängerung, dem Bestemerberg, sowie den Lemeler- und
Luttenberg im Westen jener Gruppe und den Lochemerberg der
Grafschaft Zütphen.
Alle diese Höhen sind nach Lorie der Hauptsache nach aus
südlichem Gesteinsmaterial aufgebaut. *?)
Des Lochemerbergs, welcher am weitesten westlich gelegen
ist und in der Richtung NW-SO streicht, wurde bereits im vorher-
gehenden gedacht. Einige Punkte jedoch, welche für unsere weiteren
Betrachtungen von Belang sind, verdienen hier noch besonders
hervorgehoben zu werden.
Von der Westseite gesehen, erscheint der aus vier Hügeln sich
zusammensetzende Höhenzug als ein hoher, nahezu ununterbrochener
Wall,*+) der sich ziemlich steil aus einem wenig hügeligen Sand-
gebiet erhebt,*°) während er im Osten mit sanfter Böschung allmählich
in die sandige Vorebene übergeht.
In der Hauptsache besteht der Höhenzug aus Gesteinsfragmenten
südliehen Ursprungs. Doch ist die Ostabdachung im Gegensatz zum
Westabfall mit einer Geschiebelehmdecke überkleidet, aus welcher
nur die Gipfel jener vier Hügel hervorragen.*°) Da die Grundmoräne
hier den fluviatilen Schottern direkt auflagert, so tritt das nordische
*, Weisse Quarze sind nach Loire zwischen Ootmarssum und Uelsen
und über dies Dorf hinaus bis zur holländischen Grenze in der Nähe von
Hardenberg sehr zahlreich, *!)
41) 15. p. 62. %) 17. p. 38. 8%) 15. p. 52-59. 1) 4.p.7T. 9)4.p. 4.
574. Tat. 1.
99*
440
Element dem südlichen gegenüber sehr in den Hintergrund, so dass
nach einer von van Cappelle vorgenommenen Zählung der Gehalt an
skandinavischen Gesteinen nur 7°/, beträgt; ?7) stellenweise jedoch, wie
am östlichen Abhang des Zwiep’schen Berges, ist die Grundmoräne zum
wenigsten in ihren oberen Partien sehr reich an nordischem Material.#8)
Unter der Bezeichnung „Hellendoorn’sche Pseudoend-
moräne“ verstehe ich die ganze Hügelreihe, welche von Holten
aus nordwärts bis über Hellendoorn sich hinzieht.
In dem Eisenbahneinschnitt bei Nyverdaal bot sich mir
Gelegenheit, den inneren Bau dieses nord-südlich streichenden
Höhenzuges an einer Reihe frischer Profile zu studieren.
Das Material, welches den Kern desselben ausmacht und,
soweit ich gesehen habe, ausnahmslos südlichen Ursprungs ist,
zeigte sich nach der Korngrösse sortiert und zu discordant gelagerten
Bänken angeordnet, welche in der westlichen Hälfte des Einschnittes
sämtlich unter grösserem oder kleinerem Winkel nach West hin
einfielen, jenseits der Mitte jedoch z. T. auch schwach nach Ost
geneigt waren oder in horizontaler Lage sich befanden. Nahe der
Mitte des Einschnittes waren die unteren Schichten überkippt,
während die darüber liegenden Bänke in ungestörter Lagerung sich
befanden.
Am Ostabhang des Berges Noetselen bei Nyverdaal traf ich
als oberste Schicht eine bis zu 11/, m mächtige Steinbank an, welche
an ihrer Unterseite eine so unregelmässig verlaufende Begrenzungs-
linie aufwies, dass an Punkten, welche nur wenige Schritte von
einander entfernt Jagen, ihre Mächtigkeit um 1 m und mehr differierte.
Dies sowohl, wie der Mangel an einer Schichtung, die Beimengung
thoniger Bestandteile und die Führung von allerdings nur vereinzelten
nordischen Gesteinen, sind Eigenschaften, welche jene Oberflächen-
schieht als Grundmoräne charakterisieren.
Wie der Bestemerberg als die nördliche Fortsetzung der
Hellendoorn’sechen Pseudoendmoräne betrachtet werden kann, so
schliessen sich an ihr Südende die Markelo’schen Hügel an, welche
zusammen mit den Höhen von Diepenheim und Neede eine nord-
west-südöstlich verlaufende Hügelreihe bilden. Aber im Gegensatz
zu dem Bestemerberg,*?) dessen Gesteinsmaterial wie bei den Pseudo-
endmoränen vorwiegend südlichen Ursprungs ist, bestehen die Höhen
von Markelo nach Schroeder van der Kolk aus Geschiebe-
lelım,*) welcher fast gar keine rheinische, dagegen sehr zahlreiche
skandinavische Gesteine enthält,?®) und nach Lori& ist bei Diepenheim
nicht, wie die Staring’sche Karte angiebt, ein kleiner isolierter Hügel
von „gemengtem Diluvium“ vorhanden, sondern ein Ausläufer des
*) Da also der Markelo’sche Höhenrücken eine echte Endmoräne
darstellt, so liefert er den Beweis, dass das Inlandeis hier auf seinem Rück-
zuge vorübergehend zum Stillstand gelangte, infolgedessen die Bildung einer
Pseudoendmoräne ebenfalls ermöglicht war,
“4.2.6. 4) 4,p. 7-8. 4) 15. p. 59. °0) 28. p. 6; (vergl. auch
15. p. 53—54).
441
Markelo’schen Höhenrückens.5!) Welche Bildungen an der Zusammen-
setzung des Neede’schen Hügels®?) beteiligt sind, geht aus der Be-
schreibung Lori@s nicht klar hervor; doch dass ein diluviales Gebilde
hier vorliegt, scheint keinem Zweifel unterworfen zu sein.
Der westlich der Hellendoorn’schen Pseudoendmoräne gelegene
Luttenberg streicht, wie diese, nord-südlich, während die Längsaxe
des Lemelerbergs, welcher etwas weiter nach Norden zu, westlich
von der Verbindungslinie der Hellendoorn’schen Hügelgruppe und
des Bestemerbergs belegen ist, ein geringes nach Westen hin von der
Nord-Süd-Linie abweicht.
Alles in allem entspricht die Streichrichtung und die gegen-
seitige Anordnung der genannten Höhenzüge und Hügelreihen un-
verkennbar der Lage einer Endmoräne, welche vor einem nach SW
vorspringenden bogenförmigen Ausläufer des Inlandeises angehäuft
wurde. van Cappelle ist der Ansicht, es sei ursprünglich der
Lochemerberg mittelst einer östlichen Umbiegung mit dem Lehm-
rücken von Markelo verbunden gewesen, und es habe sich die End-
moräne über Hellendoorn nordwärts bis in das skandinavische
Diluvium Staring’s hinerstreckt,5®) doch soll jener Zusammenhang
später, und zwar teils während der Interglacialzeit, teils während
der Postglacialzeit unterbrochen worden sein.’+) Diese Annahme
kann möglicherweise zutreffend sein, indessen beweisen lässt sie sich
nicht. Mit Rücksicht auf die ebenfalls westliche Lage zu den Hellen-
doorn’schen Hügeln, welche wir beim Luttenberg wahrnehmen, halte
ich es für wahrscheinlicher, dass wie dieser, so auch der Lochemer-
berg bereits vor der Hellendoorn’schen Pseudoendmoräne entstanden ist.
Wenn wir den Lutten- und Lochemerberg als gleichzeitige
Bildungen auffassen, so würden demnach durch sie und die Hellen-
doorn’sche Pseudoendmoräne zwei Rückzugsetappen des Inlandeises
angedeutet sein. Weil aber der Luttenberg dem Nordende der
Hellendoorn’schen Hügelgruppe erheblich näher gelegen ist, als der
Lochemerberg dem südöstlichen Ausläufer derselben, und weil zwischen
dem Lochemer- und dem Neede’schen Berg die Staring’sche Karte
bei Geesteren noch einen isolierten, aus gemengtem Diluvium
bestehenden Hügel verzeichnet, der von dem Neede’schen Berg
annähernd gleich weit entfernt liegt, wie der Luttenberg von der
Hellendoorn’schen Pseudoendmoräne, so ist vielleicht der Luttenberg
mit der Höhe von Geesteren gleichalterig. Alsdann würde die Ent-
stehung des Luttenbergs in die Zeit fallen zwischen der Bildung des
Lochemerbergs und derjenigen der Hellendoorn’schen Hügel, und es
liessen sich mithin in diesem Gebiet im Rückzuge des Inlandeises
drei Prerioden des Stillstandes unterscheiden.
Als die am weitesten nach Westen vorgeschobene Pseudo-
endmoräne tritt uns der Höhenzug entgegen, welcher von de Grebbe
am Rhein in nordwestlicher Richtung über Amerongen, Maarn,
Amersfoort und Hilversum nach der Zuider See sich hinzieht. Der
51) 15.p. 53. 5%) 15. p. 51-52 u.p.56. W)4.p.1. 95.p 6.
442 \
endmoränenartige Charakter kommt hier besonders klar dadurch zum.
Ausdruck, dass in dem Verlauf der inneren Begrenzungslinie die
Form eines mit Ausbuchtungen versehenen Eissaums sich wider-
spiegelt.)
Die weitaus überwiegende Masse dieser Hügelkette, welche ich
als die Amersfoort'sche Pseudoendmoräne bezeichne, besteht
wiederum aus rheinischen Geröllen,*) die nach den ausführlichen
Schilderungen Lori@’s nach der Korngrösse sortiert, geschichtet und
zu discordant gelagerten Bänken angeordnet sind. Wo diese Schichten
von einer Grundmoräne überlagert werden, sind mehrfach Stauchungs-
erscheinungen in ihnen zu beobachten.?8®) Doch der horizontale Bau,
welchen van Cappelle hie und da selbst in der Nähe der Berg-
gipfel wahrnahm, lehrt ihn, „dass das gegenwärtige Relief sein
Entstehen auch hier nicht ausschliesslich einer Aufpressung dure
das Inlandeis zu danken hat“.®°)
An der inneren Abdachung der Amersfoort'schen Pseudoend-
moräne wurde von van Cappelle®P) an mehreren Stellen die Grund-
moräne als Hangendes der fluviatilen Schotter nachgewiesen.
Helland®!) fand nordisches Material bei Maarn in einer Tiefe
von 11 m unter der Erdoberfläche, woselbst es eine 1 m mächtige
Bank von grundmoränenartigem Habitus bilde. Nach der Be-
schreibung zu urteilen, trägt diese ein rein skandinavisches Gepräge
zur Schau, im Gegensatz zu jenem an der Erdoberfläche belegenen
Moränenglacial, welches zufolge seines Liegenden stark mit südlichen
Elementen durchsetzt ist.
Eine Grundmoräne, in welcher nach Lorie’s Ausspruch®?) das
skandinavische Diluviam so gut wie nur möglich entwickelt ist, hat
Nach van Cappelle®) ist auf dem Kamm des Amersfoort’schen
Höhenrückens nur südliches Material anzutreffen. Dagegen seien an den
Abhängen, zumal da, wo ein lehmiger Geschiebesand sich vorfinde, die Gesteine
nordischen Ursprungs bei weitem nicht so selten, wie dies früher angenommen
worden sei. van Cappelle verweist hier auf p. 58 des zweiten Teils meiner
Diluvialstudien. An der eitierten Stelle habe ich indessen keineswegs be-
hauptet, dass nordische Gesteine überall in dem Amersfoort’schen Höhenzug
zu den Seltenheiten gehörten, nur habe ich betont, dass sie in den „Geröll-
sanden“ recht selten seien. Wenn ich in den bei Amersfoort gelegenen
Kiesgruben vergeblich nach skandinavischem Material gesucht habe, so deckt
sich dies vollkommen mit der von van Cappelle gemachten Wahrnehmung,
da jene Gruben — wie ich allerdings nicht ausdrücklich hervorgehoben
habe — auf dem Kamm der dortigen Hügel sich befanden. Dagegen sagte
ich: „Wo skandinavische Gesteine in den Vordergrund treten, sind sie stets
einer Grundmoräne einverleibt; doch ist diese im Vergleich zu den Geröll-
massen von so geringer Mächtigkeit, dass sie für die Existenz der Höhenkette
an sich bedeutungslos ist“, Da der Geschiebesand nach dem eigenen Aus-
spruch van Cappelle’s selten eine grössere Mächtigkeit als 1 m erreicht, 8°)
und da jeder, der mit den Untersuchungen Lorie's vertraut ist, wissen muss,
dass die Grundinoräne im gemengten Diluvium die Abhänge der fluviatilen
Schotteransammlungen überkleidet, die Spitzen dieser Hügel dagegen freilässt,
so vermag ich nicht einzusehen, worin eine Abweichung zwischen van
Cappelle’s und meinen Aussagen besteht.
55) 17. Taf. II. 5%) 7.p. 13-14. 597. p. 15, 58) 15. p. 9-32, 597.p.16
6) %. p. 13—14. ©") 11. p. 66. %) 15. p. 26.
445
dieser Autor in einem Aufschluss zwischen den Eisenbahnstationen
de Bilt und Soest: wahrgenommen. Beachtung verdient hier besonders
der im Liegenden dieser Moräne befindliche Sand, welcher neben
kleineren Geröllen rheinischer Abstammung auch skandinavisches
Material führt. 6%)
Betreffs der beiden den Westrand der Veluwe bildenden Höhenzüge
Wageningen-Lunteren und Garderen-Hardewijk, die mit dem
Amersfoort’schen Höhenzug in Herkunft und Anordnung des Materials
vollkommen übereinstimmen,‘*) kann man im Zweifel sein, ob man
sie den Pseudoendmoränen oder den Pseudoäsar zuordnen soll; denn
obschon in beiden Fällen die uord-südliche Streichriehtung des Ganzen
zu Gunsten der ersteren Annahme spricht, so macht sich doch bei
den einzelnen Hügeln, aus denen die Gruppen zusammengesetzt sind,
eine nordost-südwestliche Längenausdehnung geltend, 65) wie wir sie
bei den Pseudoäsar im östliehen Teil der Veluwe wiederkehren sehen,
Dass van Cappelle die fraglichen Höhenzüge für Endmoränen
hält, wurde bereits gesagt. Besonderes Gewicht legt er zu Gunsten
dieser Auffassung wiederum auf die Schichtenstörungen in dem
für praeglacial gehaltenen Kern der Hügel, obwohl auch hier die
Schichten teilweise „noch den ursprünglichen horizontalen Bau be-
halten haben.“ 66)
Aus den vorstehenden kurzen Darstellungen entnehmen wir
zunächst, dass mit ganz geringen Ausnahmen das Material der end-
moränenartigen Höhenzüge südlich der Vecht rheinischen Ursprungs
ist; denn sahen wir auch hie und da nordische Gesteine in ihnen
auftreten, so ist doch das zahlreichere Vorkommen von solchen
überall an eine Schicht von grundmoränenartieer Beschaffenheit
gebunden, welche zufolge ihrer geringen Mächtigkeit für die Existenz
der fraglichen Höhenzüge gänzlich bedeutungslos ist.
Abgesehen von dem Neede’schen Berg, von dem sich z. Z.
nicht nıit Bestimmtheit sagen lässt, welcher Kategorie von Diluvial-
höhen er beizuordnen ist, führen nur die Höhen von Markelo und,
wie es scheint, auch der Hügel von Diepenheim fast ausschliesslich
skandinavische (Gesteine, und da diese einem Geschiebelehm ein-
gebettet sind, so haben wir hier — im einzeln betrachtet — in
beiden Fällen jene Hügelform vor uns, für welche ich die Benennung
Geschiebehügel in Vorschlag gebracht habe. Auf Grund ihrer
Stellung zu der Hellendoorn’sehen Pseudoendmoräne, in deren un-
mittelbaren Verlängerung diese Hügel gelegen sind, lassen sie sich
aber zusammen als Teile einer Geschiebeendmoräne deuten.
Es wiederholt sich hier demnach derselbe Fall, den wir bereits
kennen lernten, als die Steliung der Emsbürener Pseudoendmoräne
zu der unter dem Namen Hondsrug bekannten Geschiebeendmoräne
erörtert wurde, — der Fall, dass an der einen Stelle die Flüsse ihre
3) 15. p. 24-25. 9)7,p. 17-21. 8) 7. p. 19 u. 20. — 24. p. 40,
42 u.4. %7.p. 17.
U
444
Schotter vor dem Eisrand anhäuften, während zur selben Zeit an
anderer Stelle das Eis selbst eine Endmoräne schuf.
Dass die endmoränenartigen Ansammlungen fluviatiler Schotter
in der That unmittelbar von den Flüssen hinterlassen wurden, nicht
aber das glaciale Umlagerungsprodukt eines Fluviatils darstellen, dies
erhellt unzweideutig aus der Art und Weise, wie in ihnen die südlichen
und nordischen Gesteine zu einander verteilt sind. Wo letztere in
grösserer Zahl auftreten, da sind sie, wie gesagt, stets in einer
grundmoränenartigen Schicht von nur geringer Mächtigkeit enthalten,
während der eigentliche Kern bei all diesen Höhenzügen aus fluviatilen
Schottern sich zusammensetzt, denen höchstens ganz vereinzelt
Gesteine nordischer Herkunft beigemengt sind.
Eine solch scharfe Abgrenzung, wie sie sich hier zwischen den
nordischen und südlichen Gesteinen bemerkbar macht, lässt sich mit
einer echt glacialen Entstehungsweise der fraglichen Höhenrücken
nicht vereinbaren.
Angenommen nämlich, das Inlandeis hätte Gesteine südlicher
Abstammung von einer weiter im Nordosten gelegenen praeglacialen
Lagerstätte als Innenmoräne verschleppt und sie vor seinem Rande
in Form einer Geröllendmoräne angehäuft, so würde diese in ihrem
Kern nicht lediglich aus südlichem Material bestehen, sondern sie
müsste daneben auch skandinavische Gesteine führen, und dies in
einer ganz hervorragenden Weise, weil doch dem Inlandeis die
Fähigkeit beigemessen werden muss, die aus dem Norden herbei-
geschleppten Gesteinstrümmer noch weiterzuführen, solange es neues
Material aus dem Untergrunde in sich aufzunehmen vermag.
Die Höhenrücken des mittleren Hollands, welche sich
nach Art von Endmoränen parallel zum Eisrand stellen,
jedoch im Gegensatz zu diesen nicht aus nordischem,
sondern aus südlichem Material sich aufbauen, sind somit
keine echten Endmoränen, sondern müssen als Pseudo-
endmoränen gedeutet werden.
Die weitere Frage ist, ob wir dieselbe Zeit und Art der
sntstehung, wie für den Emsbürener Höhenzug, so auch für die
übrigen Pseudoendmoränen annehmen dürfen.
In der Thatsache, dass im Bereich des gemengten Diluviums
Staring’s das Vorkommen einer Grundmoräne im Hangenden der
fluviatilen Schotter an verschiedenen Punkten festgestellt worden ist,
erkannten wir den Grund, weshalb dem dortigen glaeialen Diluvium
seitens der niederländischen Geologen ganz allgemein ein jüngeres
Alter beigemessen wird, als den fluviatilen Ablagerungen.
Es ist ja riehtig, dass von zwei Schichten die zu oberst liegende
die jüngere Bildung ist, vorausgesetzt natürlich, dass keine Über-
kippung stattgefunden hat; aber es entbehrt jeglicher Berechtigung,
aus dem lokalen Vorkommen einer Grundmoräne im Hangenden der
fluviatilen Schotter für letztere kurzweg ein praeglaciales Alter ab-
leiten zu wollen. Geringfügige Oseillationen des auf dem Rückzuge
aa
445
befindlichen Eises sind vielmehr hinreichend, um ein solches Lagerungs-
verhältnis auch bei einem jüngeren Fluviatil herbeizuführen.
Um auf den speziellen Fall der Lochemer Pseudoendmoräne
zurückzukommen, so ist demnach der Geschiebelehm, welcher dieselbe
zum grossen Teil bedeckt, durchaus kein Beweis für die Richtigkeit der
von van Cappelle gezogenen Schlussfolgerung, dass der aus fluviatilen
Schottern aufgebaute Kern dieser Erhebung vor dem Herannahen
des Eises zur Ablagerung gelangt sei. Ich kann mich um so weniger
mit dieser Auffassung befreunden, als die der Abhandlung van Cappelle’s
beigefügte Karte zeigt, dass der Geschiebelehm vorwiegend nur an
dem Ostabfall des Höhenzuges zur Entwicklung gelangt ist. Er fehlt
beispielsweise gänzlich der westlichen Abdachung des Paaschberges,
obwohl er sich nach Osten von diesem Hügel weithin ausdehnt.
Ein solcher Gegensatz würde schwer zu verstehen sein, wollten
wir dem im Vorrücken begriftenen Inlandeis die Bildung dieser Grund-
moräne zuschreiben, während zur Erklärung ihrer Anwesenheit die
Annahme eines unbedeutenden erneuten Vorstosses des Inlandeises
hinreichend ist, wenn wir die Entstehung des Lochemerberges in
die Abschmelzungsperiode verlegen.
Bei den übrigen Pseudoendmoränen ist die Verbreitung der
Grundmoräne im Hangenden des fluviatilen Kerns noch zu wenig
erforscht, um eine Schlussfolgerung über das Alter jener Höhenrücken
zuzulassen; doch stehen die seitherigen Beobachtungen der Annahme
eines spätdiluvialen Alters insofern wenigstens nicht entgegen, als
die Punkte, wo die Grundmoräne im Bereich der Uelsener, Hellen-
doorn’schen und Amersfoort’schen Berggruppen bislang hat nach-
gewiesen werden können, an der Innenseite dieser Pseudoendmoränen
gelegen sind.
Einen sicheren Anhaltspunkt für die Altersbestimmung der
Uelsener Pseudoendmoräne gewährt uns indessen der Geschiebelehm
von Markelo und Rijssen.
Nach den Angaben Schroeder van der Kolk’s ist der Lehm
von Markelo sehr reich an skandinavischem Material, entbehrt
dagegen fast gänzlich rheinischer Gesteine.67) Desgleichen ist von
Lori& in dem Geschiebelehm, welcher südlich von Rijssen zwischen
dem Vriezenberg und dem Bovenberg ansteht, das Vorhandensein
einer grossen Menge nordischer Gesteine festgestellt worden, deren
mehrere namhaft gemacht werden, während von der Anwesenheit
südlicher Gesteine nichts verlautet. 6)
Wir sehen hier also beiderorts ebenso, wie bei Bentheim ein
Geschiebeglacial von skandinavischem Charakter im Südwesten einer
endmoränenartigen Bildung auftreten, an deren Aufbau fluviatile
Schotter den weitaus überwiegenden Anteil haben, eine Erscheinung,
die mit der Annahme eines frühdiluvialen Alters der betreffenden
Pseudoendmoräne nicht zu vereinbaren ist.
Ein Moränenglacial von ausgeprägt skandinavischem Charakter
fanden wir fernerhin im Bereich der Amersfoort’schen Pseudoendmoräne,
6) 23. p. 6. 8) 15. p. 56.
446
welche von allen fluviatilen Höhenrücken am weitesten westlich
gelegen ist, an zwei Stellen entwickelt, ein Beweis, dass das Grand-.
diluviam fluviatilen Ursprungs im Osten dieses Höhenzuges zum
mindesten überwiegenden Teils später als jene beiden Moränen-
ablagerungen entstanden ist; denn die fluviatilen Schotter sind hier
so dicht gesät, dass im Fall diese frühdiluvialen Alters wären, kein
Teil der Inlandeismassen dies Gebiet hätte passieren können, ohne
mit südlichem Gesteinsmaterial in Berührung za kommen.
Will man aber auch für die Pseudoendmoränen im Osten der
ljssel solche weit entlegene Vorkommnisse eines rein nordischen
Moränenglacials nicht als beweisend für ein spätdiluviales Alter
dieser Höhenzüge gelten lassen, so würde es doch bei der Annahme
eines frühdiluvialen Alters unbegreiflich sein, wenn diese Höhen-
rücken, obwohl sie der Bewegungsrichtung des Inlandeises direkt
entgegengestellt sind, von dem nivellierenden Einfluss des vor-
rückenden Eises so gänzlich unberührt geblieben sein sollten, dass
sie die ihnen eigenen scharf markierten Formen von frühdiluvialer
Zeit her bewahren konnten.
van Cappelle freilich, welcher die Durchragungen des mittleren
Hollands für frühfluviatile Gebilde hält, trägt kein Bedenken, betreffs
des Lochemerbergs den Ausspruch zu thun:
„lch muss also unter den verschiedenen Faktoren, durch deren
Kombination die jetzige Oberfläche entstand, der Umgestaltung der
gebildeten Terrainunterschiede unter dem Einflusse des vordringenden
Eises in diesem Gebiet einen geringen Einfluss zuschreiben.“ 6%)
Zur Erhärtung dieser Konsequenz, welche aus jener Alters-
bestimmung des höhenbildenden Fluviatils notgedrungen sich ergiebt,
beruft van Cappelle sich in einer späteren Publikation auf Unter-
suchungen, welche von T.C.Chamberlin an grönländischen Gletschern
vorgenommen wurden.) Danach biete der vor dem Gletscherrand
aufgehäufte Schutt dem weichen Eis einen solchen Widerstand, dass
jenem Forscher kein einziger Fall bekannt geworden sei, wo das
(Gletschereis Kraft genug besass, um seinen am Gletscherrande frei-
gewordenen Schutt in nennenswertem Masse vor sich herzuschieben.
Wo das Eis nach einer Stillstandsperiode sich wieder langsam aus-
breite, gehe es nach Öhamberlin eher über seine eigenen Sehuttmassen
hin, als dass es diese zerstöre.,
Wenn aber auch der Eisrand nicht die Kraft hat, die
vor ihm angehäuften Schuttmassen vor sich herzuschieben, so
schliesst dies noch keineswegs aus, dass ein Inlandeis bei weiterer
Ausbreitung nicht dennoch einen nivellierenden Einfluss auszuüben
vermöchte. Da es vielmehr ausser allem Zweifel steht, dass ein
Inlandeis die Fähigkeit besitzt, in einem gewissen Abstand von
seinem Rande Gesteinsmaterial aus dem Untergrunde in sich auf-
zunehmen, um es in seinen peripheren Teilen wieder abzulagern, so
ist es auch möglich, dass zu einer Zeit, als das Inlandeis sich bis
zu der Linie erstreckte, welche durch die Amersfoort’sche Pseudo-
®), 4.p.13. 9 7,p. 11—12,
447
endmoräne markiert ist, etwaige weiter im Osten bestehende prae-
glaciale Grandhügel abgetragen wurden, indem das Inlandeis den
losen Gesteinsschutt dieser Höhen als Innenmoräne verschleppte. —
Was die Art der Entstehung unserer Pseudoendmoränen an-
langt, so bleibt nur noch zu entscheiden, ob Ablagerung und Formung
gleichzeitig oder nacheinander erfolgten. In letzterem Falle müssten
wir uns zu der Aufpressungstheorie bekennen, welche van Cappelle
von Schröder übernommen hat, anderenfalls jedoch ist der von mir
aufgestellten U ferwalltheorie der Vorzug zu geben.
van Cappelle stützt seine Ansicht darauf, dass die Hügel-
gruppen, welche er für Endmoränen hält, in ihrem - inneren Bau
Eigentümlichkeiten zeigen, welche sehr an die Schröder’schen
Durcehragungszüge der Uckermark erinnern. Indessen dieser
Vergleich besagt sehr wenig; denn die Pseudoasar des mittleren
Hollands, deren Entstehung durch einseitig lastenden Druck schon
wegen ihrer senkrechten Stellung zum Eisrand nicht denkbar ist,
gleichen jenen Durchragungszügen in ihrem inneren Bau nicht minder.
Zudem ist es in hohem Grade unwahrscheinlich, dass die von
Schröder untersuchten Diluvialrücken einer durch den Eisrand
bewirkten Aufpressung ihr Dasein zu danken haben. Die Be-
schreibungen derselben stimmen nämlich genau mit denjenigen
überein, welche die schwedischen Geologen von den „rullstensäsar“
uns gegeben haben, und schon im ersten Teil meiner Diluvialstudien
habe ich daher darauf hingewiesen, dass jene vermeintlichen
Endmoränen als Gerölläsar gedeutet werden müssen,
welche bei einem abermaligen Vorrücken des Eises von
dessen Grundmoräne z. T. überkleidet wurden.”!)
Die Schichtenstörungen, welche van Cappelle in einigen seiner
„Staumoränen“ wahrgenommen hat, treten nicht allgemein genug
auf, um der Aufpressungstheorie eine wesentliche Stütze sein zu
können; sieht sich doch der Autor selbst zu dem Bingeständnis
genötigt, es lege der mehrfach von ihm beobachtete horizontale
Schichtenbau Zeugnis dafür ab, dass die Durchragungen nicht überall
durch Aufpressung erzeugt sein könnten. Aber auch ganz hiervon
abgesehen, muss die Beweiskraft der Schichtenstörungen uns schon
deshalb in einem recht zweifelhaften Licht erscheinen, weil sie auch
bei den NO-SW streichenden Wolbergen beobachtet wurden, die
nach van Cappelle’s eigener Meinung ohne Zuthun des Eises ent-
standen sind.
Wenn sie nun gar, wie ich an der Hellendoorn’schen Pseudo-
endmoräne zu beobachten Gelegenheit hatte, im Liegenden einer
ungestörten Schichtenfolge in die Erscheinung treten, so können sie
nur durch einen vorübergehenden Vorstoss des Eises bewirkt worden
sein, indem dieses bei seinem Vorrücken die vor seinem Rande auf-
gehäuften Schichten zusammenschob, sodann aber infolge erneuten
Rückzuges für die weitere Ablagerung von Schottermassen im
Hangenden der gestörten Schichten Raum schuf.
") 16. p. 39.
448
Das Auftreten der Grundmoräne, einmal im Innern der Amers-
foort’schen Pseudoendmoräne, andererseits im Hangenden derselben,
kann ebenfalls nicht anders, als durch Osecillationen des Eisrandes
erklärt werden, und wir werden daher nicht fehlgreifen, wenn wir
das Vorhandensein eines Geschiebeglacials am Nordostabfall der
Lochemer Berggruppe in analoger Weise einem letzten Vorstoss des
Eises zuschreiben, anstatt in seiner Anwesenheit einen Beleg für die
Aufpressungstheorie zu erblicken.
Zudem steht mit dieser letzteren Theorie die Thatsache in
Widerspruch, dass die Lochemer „Durchragung“ nach der Innenseite
weniger steil abfällt, als nach der Aussenseite. Bei einer durch
einseitig lastenden Druck entstandenen Bodenerhebung ist der steilere
Abfall an derjenigen Seite zu erwarten, welche der wirkenden Kraft
zugekehrt ist. Wenn nun, wie hier, das Gegenteil der Fall ist, so
dürfen wir diese Erscheinung allenfalls mit einem nivellierenden,
sicherlich aber nieht mit einem aufstauenden Einfluss des Eisrandes
in Zusammenhang bringen.*)
Erweist sich die Aufpressungstheorie nach van Cappelle’s
eigenem Zugeständnis betreffs der Lochemer und der Amersfoort’schen
„Endmoräne“, wie auch betreffs der ebenfalls für Endmoränen an-
gesehenen Höhenzüge Wageningen-Lunteren und Garderen-Hardewijk
so wenig ausreichend, dass wegen der stellenweis vorkommenden
Horizontalschiehtung diese „Durehragungen“ keineswegs immer als
Aufpressungen gedeutet werden dürfen, so kann sie noch weniger
auf die Uelsener Hügelgruppe in Anwendung gebracht werden,
weil hier der im Liegenden der Grundmoräne auftretende Lehm
nirgends in aufgerichteten Bänken angetroffen wurde. Wie wir
sahen, ist van Cappelle daher genötigt, das Vorhandensein dieser
Hügelgruppe mit Dislocationen des unterlagernden Tertiärs in Zu-
sammenhang zu bringen, anstatt in ihr eine vor dem Eisrand ent-
standene Bildung zu erblieken, als welche sie durch den Verlauf
ihrer Begrenzungslinien genügend gekennzeichnet ist.
Ebenso lässt uns die Aufpressungstheorie im Stich bei der
Hellendoorn’schen und bei der Lemeler Pseudoendmoräne; denn
letztere fällt, wie der Lochemerberg, im Westen steiler ab als im
Östen,‘®) und bei ersterer sehen wir die Schichten der Aussenseite
weit stärker geneigt als die der Innenseite, während bei einer Auf-
pressung die steilere Schichtenstellung ebenso wie der steilere Abfall
an der Innenseite des Moränenrückens sich vorfinden müsste,
*) Bei dem Havelter- uud Bischopsberg in West-Drenthe ist van Cappelle
„der viel steilere nördliche Abfall“ eins der Anzeichen, aus denen aufs
deutlichste hervorgehe, dass der Gletscher hier seine Unterlage in südlicher
Richtung zu einem Wall zusammengeschoben habe.) In widersprechender
Weise also wird hier der Steilabfall der Innenseite der vermeintlichen End-
moräne zu Gunsten der Aufpressungstheorie verwendet, wogegen bei der
Lochemer „Staumoräne“ die entgegengesetzten Abdachungsverhältnisse als
Beweismittel herangezogen werden.
)3,p. 15. ®) 15. p. 57.
En.
449
Wenn nun bei keiner der Pseudoendmoränen die Aufpressungs-
theorie sich bewährt hat, so besteht nur noch die eine Möglichkeit,
dass ihre Formung und Ablagerung gleichzeitig erfolgte, und da aus
den dargelegten Gründen der letztere Vorgang in die spätdiluviale
Zeit zu verlegen ist, so kanı meines Erachtens die Bildung der
Pseudoendmoränen nur in der Weise von statten gegangen sein, dass
während mehrerer aufeinander folgender Stillstandsperioden, durch
welche der Rückzug des Eises unterbrochen war, die aus dem Süden
kommenden Flüsse ihre Schottermassen vor dem Eisrand nach Art
von Uferwällen anhäuften.
Pseudoasar.
Die Eltener Berge und die Höhenrücken der östlichen Veluwe
sind, wie die Pseudoendmoränen, weitaus vorwiegend aus südlichem
Material aufgebaut, ’*) gleichen aber in ihrer mehr oder weniger
senkrechten Stellung zum Eissaum 5) den Asar, und da sie speziell
mit den Gerölläsar obendrein die gerollte Form der Steine, Sonderung
nach der Korngrösse und discordante Schichtung gemein haben,
so könnte dies auf eine gleiche Entstehung für beide Bildungen
schliessen lassen.
Indessen eine nähere Überlegung führt uns alsbald die Un-
haltbarkeit dieser Annahme vor Augen.
Obschon wir bei den Gerölläsar über den Entstehungsvorgang
noch sehr im unklaren sind, so darf doch als feststehend betrachtet
werden, dass die im Eise eingeschlossenen Schuttmassen das Material
zu ihrem Aufbau hergegeben haben. Wären also die aus fluviatilen
Sehottern bestehenden äsartigen Bildungen auf dieselbe Art entstanden,
wie die Gerölläsar, so würde dies voraussetzen, dass jene Schotter
zuvor Innenmoräne gewesen wären, und wir würden uns den Bildungs-
prozess der fraglichen Höhenrücken in der Weise zu denken haben,
dass ein in frühdiluvialer Zeit von den Flüssen herbeigeschafftes
Material von dem Inlandeis aufgenommen und parallel zu dessen
Bewegungsriehtung in die Länge gestrekt wurde, um beim Ab-
schmelzen des Eises in Form von Asar auf der Erdoberfläche
zurückzubleiben.
Dass ein Inlandeis befähigt ist, in einem gewissen Abstand
von seinem Rande Schuttmassen aus dem Untergrunde in sich auf-
zunehmen, wurde bereits gesagt. Da in Holland nahe den Grenzen
des Inlandeises noch äsähnliche Diluvialrücken vorkommen, die in
ihrer relativen Höhe kaum den bedeutendsten rullstensäsar Schwedens
nachstehen, so würde man auf ein hohes Transportvermögen der
randlichen Partieen des Inlandeises schliessen müssen, falls in jenen
Höhenzügen echte Gerölläsar vorlägen. Jedoch diese Schlussfolgerung
ist nicht statthaft; denn aus der Verteilung der Innenmoräne in
anderen Glacialgebieten?e) können wir entnehmen, dass zwar eine
gewisse Transportfähigkeit dem Eise überall eigen ist, aber wir
4) 15. p. 37—39 u. 45—48. 5) 24. p. 38 u. 40-43. 6) 16. p. 34—36.
450
sehen diese nach dem Rande des Eises hin mehr und mehr sich
verringern, so dass wir beispielsweise im russischen Glacialgebiet in
dessen peripheren Teilen statt der Gerölläsar, welche weiter hinauf
im Norden anzutreffen sind, eine Geröllsanddecke von nur mässiger
Stärke entwickelt finden. Demnach ist nicht anzunehmen, dass in
Holland die in nächster Nähe der Eisgrenze belegenen äsähnlichen
Bildungen,. an deren Aufbau im wesentlichen nur südliche Gesteine
beteiligt sind, ein in Form echter Gerölläsar umgelagertes Fluviatil
darstellen, sondern sie können nur als Pseudoäsar gedeutet werden.*)
Die nordost-südwestliche Orientierung der Längsaxe, welche
der Mehrzahl dieser Pseudoäsar eigen ist, kommt am besten bei
den Wolbergen zum Ausdruck, einer Hügelgruppe, die am Nordrand
der Veluwe zwischen Hattem und Soerel 17 km weit sich hinzieht
und in ihren höchsten Punkten mehr als 70 m über den Meeres-
spiegel sich erhebt. Wie schon erwähnt, soll nach van Cappelle für
diesen Höhenzug keine andere Erklärung möglich sein, als dass das
Inlandeis einer NO—SW gerichteten Reihe von Rheingrandhügeln
hat vorbeigehen müssen. Da wir aber dieselbe Streichrichtung
bei einer grossen Zahl der Höhenzüge in der östlichen Veluwe
wiederkehren sehen, so ist nicht gut anzunehmen, dass in dieser
gesetzmässigen Anordnung ein Spiel des Zufalls vorliegen sollte.
Vorausgesetzt die fraglichen Höhen seien entsprechend der
Ansicht van Cappelle’s frühdiluviale Rheininseln, so müsste ihre
Parallelstellung dadurch zu stande gekommen sein, dass sie parallel
zur damaligen Flussrichtung des Rheins in die Länge gestreckt wurden.
Da indessen der Eissaum in Holland im grossen ganzen von SO nach
NW sich ausgedehnt hat, und da die aus dem Süden kommenden
Wassermassen parallel zu der ihr rechtsseitiges Ufer darstellenden Eis-
wand geflossen sein müssen, so würden wir auf Grund der Hypothese
van Cappelle’s bei den Höhenrücken der Veluwe statt der nordost-
südwestlichen eine mehr oder weniger senkrecht hierzu gestellte
Längenausdehunng zu erwarten haben.
Suchen wir dagegen das Streichen jener Höhen mit derjenigen
Kraft in Verbindung zu bringen, welche — um mit Staring zu
reden — das Überbringen der nordischen Gesteine bewerkstelligt
hat,”®) so stehen uns zu seiner Erklärung mehrere Wege offen.
*) Ebensowenig wie man eine Ablagerung mit Überbleibseln von See-
organismen für eine Süsswasserbildung erklären könne, darf man nach van
Cappelle’s Meinung einen Höhenzug, der aus fluviatilen Sedimenten aufge-
baut ist, für einen As in Anspruch nehmen.””) Indessen dieser Vergleich hinkt
bedenklich; denn warum sollte nicht im allgemeinen eine Frühfluviatil
ebensogut das Material zur Bildung einer Lokalmoräne haben hergeben
können, wie jede andere Bodenart, über welche das Inlandeis sich fortschob ?
van Cnppelle hat nicht bedacht, dass zur Glacialzeit andere Kräfte wirkten,
als diejenigen, welche zur Bildung eines Süsswasser- oder Salzwassersediments
führen. Freilich ptlichte ich ihm darin bei, dass speziell in den Wolbergen,
auf die sich sein Ausspruch bezieht, ein echter As nicht vorliegt; nur be-
stimmen mich hierzu andere Gründe, und ferner glaube ich beweisen zu
können, dass die Entstehung dieses Höhenzuges in anderer Weise vor sich
gegangen ist, als van Cappelle annimmt.
7) 9. p. 33. 9) 24. p. 159.
451
In solchem Falle nämlich können die fraglichen Höhenzüge
als die Reste eines Schotterplateaus aufgefasst werden, welches einer
glaeialen Erosion ausgesetzt war. Bestand das Plateau schon vor
dem Herannahen des Eises, so können entweder dieses selbst oder
die ihm voraneilenden Gletscherströme die Erosion bewirkt haben.
Gehören dagegen die fluviatilen Schotter der Veluwe der spätdiluvialen
Zeit an, so dürfen für die Erklärung der nordost-südwestlichen
Längenausdehnung der dortigen Höhen nur die Schmelzwasser des
auf dem Rückzuge befindlichen Eises in Frage kommen. Ich gebe
dieser letzteren Auffassung den Vorzug aus dem schon mehrfach
betonten Grunde, weil weiter westlich bei Maarn und zwischen de
Bilt und Soest ein ausgeprägt nordisches Moränenglacial vorkommt,
dessen Bestehen mit einem frühdiluvialen Alter des im Osten vor-
gelagerten Fluviatils mir nicht vereinbar zu sein scheint.
Sahen wir, dass die Flüsse ihre Schotter vor dem Eisrand zu
wallartigen Höhenrücken aufzuschütten vermochten, so ist die
natürliche Folge, dass, je länger der Eisrand auf einer Linie ver-
harrte, um so mehr der Gürtel der sich vor ihm anhäufenden
Schottermassen an Breite zunahm und unter Umständen einen
plateauartigen Charakter annehmen Konnte.
Griff sodann eine Abschmelzung des Inlandeises Platz, so
mussten die Schmelzwasser ihren Abfluss über dieses Schotterplateau
nehmen und in dasselbe zufolge seines lockeren Gefüges tiefe
Erosionsthäler eingraben. Je reichlicher die Wassermassen flossen,
um so mehr verbreiterten sie ihre Betten, bis diese sich schliesslich
hie und da unter einander vereinigten, so dass nur noch inselweis
die Schotter aus den Wasserfluten hervorragten. Als Uberbleibsel
der Scheidewände benachbarter Flussläufe hatten diese Inseln zumeist
langgestreckte Formen aufzuweisen, oder es war ihnen eine reihen-
weise Gruppierung eigen, wobei die Längsaxen der Inseln und Insel-
reihen naturgemäss parallel zur Stromrichtung der Schmelzwasser
gerichtet waren. Da die Bildung des Sehotterplateaus von dem Eisrand
ausging, so musste seine Abdachungslinie sich senkrecht zum Eisrand
stellen, so dass der Abiluss der Schmelzwasser und mithin auch
die Orientierung der Längsaxen jener Inseln und Inselreihen in
gleichem Sinne erfolgte. Nachdem endlich die Wassermassen ab-
gelaufen waren, fand sich daher an Stelle des ehemaligen Plateaus
eine Hügellandschaft vor, deren langgestreckte Höhenrücken un(d
Hügelreihen mit den Asar, wenn auch nicht ganz so streng durch-
geführt, die senkrechte Stellung zum Eisrand gemein haben.*)
*) N.O. Holst beobachtete in Grönland Geröllbildungen, welche einseitig
erodiert waren, so dass sie auf der einen Seite eine äsartige Abdachung erhalten
hatten.?®) Auch hält er es nicht für unmöglich, dass bei den wenigen Höhen-
rücken, welche an die rullstensäsar Schwedens erinnern, die Asform auf eine
andere Ursache als bei diesen zurückzuführen sei, indem sie möglicherweise
einer späteren Erosion zugeschrieben werden müsse. ®)
2,12, p: 58. ®) 12. p: 60.
452
Sonach würden wir uns die Entstehung der Veluwe mit
ihren zahlreichen Pseudoäsar in folgender Weise zu denken haben:
Nachdem an der äussersten Verbreitungsgrenze des Inlandeises
die Flüsse ihre Schotter zu jenem Hügelzug angehäuft hatten,
welchen ich als die Amersfoort'sche Pseudoendmoräne bezeichnet habe,
zog sich das Eis bis zum Östrand der heutigen Veluwe zurück. Von
dem Moment an, wo dasselbe hier zum Stillstand gelangte, gewannen
die aus dem Süden kommenden Flüsse die Oberhand über die nun
spärlich fliessenden Gletscherbäche, häuften ihre Schottermassen vor
dem Eisrand auf und bedeckten mit ihnen allmählich fast das ganze
vom Eis befreite Gebiet. Mit dem Eintritt eines erneuten Rückzuges
des Eises jedoch schwollen die Gletscherbäche zu mächtigen Strömen
an, welche üsartige Höhenrücken aus den mehr oder weniger ebenen
Flussablagerungen herausmodellierten, indem sie das, was die Flüsse
geschaffen, zum grossen Teil wieder zerstörten.
Einer derartigen Entstehung der Veluwe reden mehrere An-
zeichen das Wort.
Hierher gehören zunächst ihre Abdachungsverhältnisse, die
derart sind, dass die Veluwe an ihrem Östrand ziemlich steil abfällt,
während sie nach Westen hin ganz allmählich sich verflacht.
Ein anderes wichtiges Moment ist in dem Verlauf des Ostrandes
der Veluwe uns geboten, indem wir in ihm die Bogenform wieder-
erkennen, welche für die innere Begrenzungslinie einer Pseudoend-
moräne nicht minder, wie für diejenige einer echten Endmoräne
charakteristisch ist. Hier in diesem speziellen Falle bemerken wir
obendrein, dass jene Form durchaus derjenigen entspricht, welche
der Eisrand während der nächstfolgenden Stillstandsperiode, nämlich
derzeit gehabt zu haben scheint, als die Hellendoorn’sche Pseudo-
endmoräne mit ihrer südöstlichen Fortsetzung, den Höhen. von
Markelo, Diepenheim und Neede, entstand.
Einen ferneren Beweis für die Richtigkeit meiner Auffassung
erblicke ieh in dem nicht sehr regelmässigen Streichen der einzelnen
Höhenrücken, aus denen die Veluwe sich zusammensetzt.
Zwar ist die NO-SW-Richtung, welche wir als die Stromriehtung
des Inlandeises erkannten, vorherrschend, jedoch kommt die senkrechte
Stellung zum Kisrand im allgemeinen nicht so deutlich zum Aus-
druck, wie bei den echten Asar,
Der Höhenrücken, an welchem die nordost-südwestliche Längen-
ausdehnung am besten in die Erscheinung tritt, die Wolberggruppe,
gerade er beginnt nicht allzufern von einer Stelle, wo die beiden
grossen, nach SW vorspringenden Ausläufer des Inlandeises zusammen-
gestossen sein müssen.®!) Da beide augenscheinlich annähernd die
Form eines viertel _Kreises gehabt haben, so würden wir hier
bei einem echten As eine nord-südliche, bezw. eine ost-westliche
Streichrichtung zu erwarten haben, je nachdem seine Bildung im
Bereich der nördlichen oder der südlichen jener beiden Ausbuchtungen
von statten ging.
°) 17, Taf. II.
”
Be
453
Ist sonach das Streichen der Wolberge mit einer echt glacialen
Entstehungsweise dieses Höhenzuges nicht vereinbar, so findet
dasselbe auf der anderen Seite ganz ungezwungen seine Erklärung,
wenn wir jene NO-SW-Richtung als die Resultante der Strom-
richtungen derjenigen Schmelzwasser betrachten, welche vom Südrand
der nördlichen und vom Westrand der südlichen Ausbnchtung ihren Aus-
gang nahmen, um sich in weiterem Abstand von der Einkerbung des Eis-
saumes zu einem nordost-südwestlich fliessenden Strom zu vereinigen.
Wenn es zutreffend ist, dass die nordost-südwestlich streichenden
Höhen der Veluwe aus der teilweisen Zerstörung einer plateauartigen
Pseudoendmoräne hervorgegangen sind, so ist zu erwarten, dass auch
die mehr wallartig gestalteten Pseudoendmoränen sich aus neben-
einander liegenden Hügeln zusammensetzen, deren Längsaxen mehr
oder weniger senkrecht stehen zu der Streichrichtung der Gesamtheit.
Bei Staring heisst es hinsichtlich dieses Punktes:32) „Dem
ganzen gemengten Diluvium, welches unter die elfte bis vierund-
zwanzigste Gruppe begriffen ist, liegt also eine allgemeine Richtung
zu Grunde bei den einzelnen Hügeln und Rücken, woraus jede
Hügelgruppe zusammengesetzt ist. Oft ist sie wenig in die Augen
fallend oder besteht sogar bestimmt nicht; aber die vielen Beispiele,
wo sie unzweifelhaft sicher anwesend ist und deutlich beobachtet
werden kann, sind hinreichend, um uns zu überzeugen, dass die
Richtung von NO nach SW nicht aus der Luft gegriffen ist. Sie
ist um so merkwürdiger, als sie ebenfalls bei dem skandinavischen
Diluvium, oder der ersten bis zehnten Abteilung, vorhanden ist und
deshalb mit grosser Wahrscheinlichkeit ein und derselben Ursache
zugeschrieben werden kann.“
Eine Ausnahme von dieser Regel, die jedoch leicht erklärlich
ist, bilden unter unseren Pseudoendmoränen nur die Uelsener Höhen,
welche nach Staring als „eine wirr durcheinander liegende Gruppe
von Hügeln“ anzusehen sind.#) Als ein Gebilde nämlich, welches
in dem Winkel zwischen zwei Ausläufern des Inlandeises entstanden
ist, war diese Pseudoendmoräne dem Einfluss von Schmelzwassern ver-
schiedener Stromrichtung ausgesetzt, so dass eine Zerlegung in Höhen-
rücken von übereinstimmender Streichrichtung nicht erfolgen konnte.*)
Bei dem Lemelerberg und dem Luttenberg, der Hellendoorn’schen
Pseudoendmoräne und dem Lochemerberg sind nach Staring’s Aus-
spruch die Höhenrücken mit nordost-südwestlicher Längenausdehnung
„sehr in die Augen fallend“,%) und ebenso „bieten die einzelnen
Hügel“ der Zeister und Gooiländ’sehen Gruppe, welche den nördlichen
Teil der Amersfoort’schen Pseudoendmoräne ausmachen, „wieder die
überall bemerkte nordost-südwestliche Richtung dar“.®5)
*) Wenn ich in scheinbarem Widerspruch hiermit das nordost-süd-
westliche Streichen der Wolberge gerade mit der Einkerbung des Eissaums
in Zusammenhang zu bringen suchte, so geschah dies unter der Voraus-
setzung, dass ihre Bildung nicht im innersten Winkel zwischen den beiden
Ausbuchtungen, sondern in einem gewissen Abstand hiervon stattgehabt habe,
82) 24. p. 46-47. ®3) 24. p. 38. 94) 24. p. 38. ©) 24. p. 46.
März 1898, XIV, 30
*
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454
Wie im übrigen bei dieser Pseudoendmoräne die Längsaxen
der einzelnen Hügel sich zur Längenausdehnung des Ganzen stellen,
geht aus der Staring’schen Beschreibung nicht klar hervor. Es
heisst hier nämlich: °®)
„Die Hügel bestehen von der Zuidersee nach de Vuursche aus
zwei nebeneinander von N nach S laufenden Hügelreihen. Von hier
bis Maarn ist, in den Soester- und Zeisterbergen, wenig allgemeine
Regelmässigkeit zu finden; aber von Maarn nach de Grebbe trifft
man sehr deutlich eine allgemeine Richtung an von NO nach SW.“
Da Staring hier zu Anfang von der Längenausdehnung des
Ganzen spricht, diese aber von Maarn ab bis nach de Grebbe im
grossen ganzen von NW nach SO geht, so soll es in der eben citierten
Stelle statt „von NO nach SW“ möglicherweise heissen „von NW
nach SO“. Liegt hier aber kein Druckfehler vor, sondern hat
Staring wirklich die Streichrichtung der einzelnen Hügel zwischen
Maarn und de Grebbe im Auge gehabt, so würden wir die NO-SW-
Richtung nur in der Umgebung von Amersfoort vermissen, d.h. an
einer Stelle, wo der Eisrand eine tiefere Einkerbung besass, und wo
daher das Fehlen einer nach bestimmter Richtung gehenden Längen-
ausdehnung der Teile in derselben Weise, wie bei der Uelsener
Endmoräne sich erklären würde.
Tritt bei den Pseudoendmoränen die erwartete Orien-
tierung der einzelnen Hügel senkrecht zum Eissaum im
allgemeinen überall mit grösserer oder geringerer Deutlichkeit hervor,
ausser an solchen Stellen, wo zwei grössere Ausbuchtungen des Kis-
saums zusammenstiessen, so bemerken wir andererseits, ebenfalls in
Übereinstimmung mit meiner Theorie, bei den Pseudoäsar eine
Parallelstellung der Teile zur Streichrichtung des Ganzen.
Die nordost-südwestlich streichende Wolberggruppe z. B.
„besteht aus einer Ansammlung von Hügelrücken, die hie und da
hohe, mehr isolierte Gipfel bilden, ....; aber zugleich ist die
allgemeine Form von nebeneinander in der angegebenen Richtung
laufenden Rücken nieht zu verkennen“, >”)
Die Höhen ferner, welche den KEltener Pseudoäs ausmachen,
„sind anzusehen als zwei Hügelgruppen, die beide in gleicher
Richtung, von NNO nach SSW ausgestreckt nebeneinander liegen “.3)
Nach Lage und Zusammensetzung ist diese Höhenansammlung
nach Staring mit der Veluwe zu vereinigen.®°) Vielleicht hat
zwischen beiden ursprünglich ein Zusammenhang bestanden, der erst
infolge der Erosion unterbrochen wurde. Möglich auch ist, dass die
isolierte Lage der Elten’sehen Höhen auf einer Einbuchtung des
Eisrandes beruht, wodurch die lokale Ansammlung fluviatiler Schotter
begünstigt wurde.
Über die Streichriehtung der Hügel in den übrigen Höhenzügen
des „gemengten* Diluviums, die ich als Pseudoäsar glaube deuten
zu können, hat Staring sich nieht näher geäussert. Nur noch
erwähnt er, dass innerhalb der Hügelreihe, welche zwischen Olden-
86) 24. p. 45. #7) 24. p. 40. 8%) 24. p. 38, 8) 24. p. 38.
455
zaal und Enschede sich hinerstreckt, besonders in der Umgebung
der erstgenannten Ortschaft die nordost-südwestliche Streichriehtung
bei den einzelnen Hügeln gut ausgeprägt sei.”) Da sich der
Höhenzug über Oldenzaal in nordöstlicher Richtung hinzieht, so steht
hier das Streichen der Hügel mit dem des Ganzen in Übereinstimmung,
so dass man jenen für einen Pseudoäs zu halten geneigt sein kann.
Ich muss indessen daran erinnern, dass die Stellung dieses Höhen-
zuges, und ebenso diejenige der Hügelansammlungen zwischen
Eibergen und Aalten unsicher ist aus Gründen, welche ich in
meiner vorigen Abhandlung bereits dargelegt habe.
Als zweifelhaft habe ich auch die Stellung der beiden Hügel-
gruppen bezeichnet, deren eine von der Linie Wageningen-Renkum
aus in nördlicher Richtung etwas über die Breite von Lunteren
hinaus verläuft, deren andere annähernd in gleicher Richtung zwischen
Garderen und Hardewijk sich hinzieht. — „Nach dieser Längen-
ausdehnung,“ schrieb ich, „könnte man geneigt sein, diese Hügel-
gruppen ähnlich den Hellendoorn’schen Bergen für Bruchstücke von
Endmoränen zu halten, wenn nicht bei einigen der Hügel, welche diese
Gruppen zusammensetzen, die Karte eine Längenausdehnung in
annähernd nordost-südwestlicher Richtung erkennen liesse. Angesichts
dieser Thatsache besteht daher die Möglichkeit, dass auf einer in
grösserem Masstabe angelegten Karte beide Gruppen — wie jener Hügel-
zug, welcher sich an das Nordende der Dammer Berge anschliesst —
sich in eine Anzahl nebeneinander liegender Asar auflösen.“ 91)
van Cappelle hat in seiner Abhandlung über das gemengte
Diluvium, worin er u. a. auch die hier erwähnten Hügelgruppen
bespricht, die letztere Möglichkeit gänzlich unberücksichtigt gelassen,
obwohl nach seiner eigenen Mitteilung die höchsten Bodenerhebungen
in der Hügelreihe Garderen-Hardewijk, wenn auch nieht immer, so
doch „meistens“ NO-SW gerichtete Rücken bilden?) ebenso, wie es
bei Staring betreffs der Hügelgruppe Wageningen-Lunteren heisst:
„Im ganzen betrachtet läuft sie nordsüdlich, ist aber wiederum
zusammengesetzt aus besonderen, nebeneinander liegenden und von
NO nach SW gerichteten Rücken“.?3)
Der endmoränenartige Charakter ist bei keiner dieser beiden
Hügelrücken so deutlich ausgeprägt, wie bei denjenigen Höhen-
zügen, welche als Pseudoendmoränen von mir beschrieben worden
sind; zumal hebt sich die östliche Begrenzungslinie nicht so scharf
gegen die Umgebung ab, als dass man daran die Form des Eissaums
wiedererkennen könnte.
Zwar hat van Cappelle im Hangenden der fluviatilen Schotter,
welche auch hier wiederum den eigentlichen Kern der Hügel bilden,
ein Moränenglacial angetroffen, aus welchem das fluviatile Glied
vielerorts hervorragt;?*) auch sind Schichtenstörungen des Fluviatils
von ihm beobachtet worden; — aber weder das eine noch das andere
ist ein Beweis, dass die Bildung der Höhenzüge unmittelbar vor
dem lisrand erfolgte, sondern beide Erscheinungen lassen sich auch
%) 24. p. 38. 9) 17. p. 57. 9%) 7.p9.%. ®) 24. p. 44. 9) 7. p. 18.
30*
456 £
so erklären, dass fernab von jenem ein spätdiluvialer Rheinarm in
seinem Bett Inseln erzeugte, welche bei einem erneuten Vorstoss
des Inlandeises Stauchungen ausgesetzt waren und hie und da von
einer Moräne bedeekt wurden. Die Schichtenstörungen sind umsomehr
belanglos, als die Flussablagerungen „teilweise noch ihren ursprüng-
lichen horizontalen Bau behalten haben.“ »)
Da Flussinseln parallel zur Stromrichtung des Flusses in die
Länge gestreckt zu sein pflegen, und da andererseits, wie gesagt, der
Verlauf der östlichen Begrenzungslinie in den beiden vorliegenden
Fällen keine Gewähr dafür bietet, dass dieselbe durch die Lage des Eis-
randes vorgezeichnet gewesen sei, so sehe ich die Höhenzüge
Wageningen-Lunteren und Garderen-Hardewijk für Rheininseln an,
welehe zu einer Zeit entstanden sind, als der Rand des abschmelzenden
Inlandeises bereits weiter im Osten lag, und die Wasser des Rheins
somit nach Norden hin abfliessen konnten. Und wie ich die Schichten-
störungen und die Anwesenheit des Moränenglacials auf einen erneuten
Vorstoss des Eises zurückführe, so ist die Streichrichtung der Teile
nach meiner Ansicht dadurch zustande gekommen, dass beim end-
gültigen Rückzug des Inlandeises die senkrecht zum Eisrand
fliessenden Schmelzwasser parallel zu ihrer Stromriehtung die Inseln
in eine Anzahl langgestreckter Höhenrücken zerlegten.
Die nordost-südwestlich streichenden Höhenrücken,
aus denen die Hügelgruppen Wageningen-Lunteren und
Garderen-Hardewijk zusammengesetzt sind, müssen dem-
nach als Pseudoäsar aufgefasst werden, welche aus der
teilweisen Zerstörung spätdiluvialer Rheininseln hervor-
gerangen sind.
Es erübrigt noch Stellung zu nehmen zu dem Höhenzug
Vierhouten-Leuvenum, den van Cappelle für einen As zu halten
geneigt ist. Die Gründe, welche der Autor zu Gunsten seiner
Auffassung heranzieht, sind ausser der nordost-südwestlichen Streich-
riehtung der Hügelreihe die Menge der in ihr enthaltenen nordischen
Gesteine, welche etwa den dritten Teil des dort angehäuften Materials
ausmachen, das Auftreten dieser Steine in kleinen, mehr oder minder
rerollten Bruchstücken und das Vermengtsein derselben mit Gesteinen
südlichen Ursprungs in einer deutlich geschichteten Bildung.) Aber
alles dies sind Erscheinungen, die wir auch bei einem Hvitäglacial-
fluviatil erwarten dürfen, und vergeblich suche ich in den Ausführungen
van Cappelle’s nach einem triftigen Grund, demzufolge man den frag-
lichen Höhenzug für einen eehten As erklären dürfte. Vielmehr glaube
ich, dass hier ebenso, wie in den übrigen NO-SW streichenden
Hügelrücken der Veluwe, ein Pseudoäs vorliegt als der Überrest
eines Sediments, welches in der Nähe des Eisrandes unter dem
wechselnden Einfluss der aus dem Süden kommenden Flüsse und
der Schmelzwasser des Inlandeises entstanden ist und von letzteren
senkrecht zum Eisrand erodiert wurde, als eine verstärkte Ab-
schmelzung den Rückzug des Inlandeises zur Folge hatte.
») 7.2.17, 9% p. 21
"457
Die Entstehung der Höhen im mittleren Holland, soweit sie
fluviatilen Ursprungs sind, hat sich, um es kurz zusammenzufassen,
in folgender Weise vollzogen:
Zu Zeiten, wo das auf dem Rückzuge befindliche In-
landeis vorübergehend zum Stillstand gekommen war,
breiteten mit Hülfe schuttbeladener Eisschollen*) die aus
dem Süden kommenden Wassermassen ihre Schotter über
das vom Inlandeis verlassene Gebiet aus, indem sie
dieselben teils inmitten ihres Flussbettes nach Art von
Inseln, vorwiegend aber unmittelbar vor dem Eisrand in
Form von Uferwällen anhäuften. Griff sodann von neuem
eine verstärkte Abschmelzung Platz, so dass die Flüsse
durch die Schmelzwasser zurückgedrängt wurden, so
erfuhren durch diese die in der Nähe des Eises befindlichen
Schotteransammlungen eine Zerlegung in Höhenrücken,
deren Längsaxen mehr oder weniger senkrecht zur Streich --
richtung des Ganzen orientiert sind.
Die Erscheinung, dass die Flüsse den grössten Teil ihrer
Schotter gerade vor dem Eisrand zu bald schmalen Wällen, bald
breiten Gürteln und selbst ausgedehnten Plateaus ablagerten, erkläre
ich mir aus der Massenanziehung des Inlandeises, welche bewirkte,
dass die von den Flüssen mitgeführten Eisschollen am Rande des
Inlandeises sich ansammelten, um hier beim Abschmelzen ihre
Schuttmassen abzuladen.
Inseln des Rhein- und Maasdiluviums.
Spiegelt sich in dem Verlauf soleher Uferwälle die Form des
Eissaums wider, so giebt sich in der Richtung der Längsaxen der
Inseln die Stromrichtung der Flüsse kund.
Da der Eisrand in Holland, wenn wir seine Ausbuchtungen
unberücksichtigt lassen, im grossen ganzen von SO nach NW sich
hinzog, so würden wir im Rheindiluvium Starings, welches ausserhalb
der Verbreitungsgrenzen des Inlandeises gelegen ist, eine südost-
nordwestliche Streichrichtung der Diluvialhöhen zu erwarten haben.
*) Gewaltige, dem rheinischen Schiefergebirge entstammende Blöcke,
die mitunter mehr als 1 cbm messen, „lassen“, wie es bei Penck heisst,
„durch ihre gelegentliche Schrammung ahnen, dass es Flüsse mit lebhaftem
Eisgang waren, welche die erwähnten Blöcke verfrachteten“.”)
Zu derselben Ansicht betreffs des Transportmittels südlicher Gesteins-
blöcke bekennt sich auch Lorie. Er schreibt: „De Exploitatiemaatschappij
heeft eene zandgraverij in de Mookerheide en daarin werd in 1884 en zeer
groot blok Grauwacke (15><10><7,5 d. M.), waarschijnlijk van de gebergten
aan den Rijn afkomstig, gevonden. De eenige wijze, waarop wij ons het
vervoer van een blok van dien omvang en uit die richting kunnen voorstellen
is, dat het bij lagen waterstand in eene groote ijsschol vastgevroren, bij het
rijjzen van het water is opgeheven en den strom is afgedreven. Ook kan er
sich grondijs aan vastgezet hebben, dat ten slotte genoeg in omvang toenam
om het blok te doen rijzen. Van en dergelijk vervoer van groote blokken,
scheepsankers enz., zijn in onzen tijd voorbeelden te over bekend.“®®)
9) 22. p. 454. ®) 14. p. 406407.
458
Ziehen wir Staring zu Rate, so ist in der That diese Streichriehtung
die einzige, welche einigermassen klar bei den Hügelgruppen des
„Rheindiluviums“ zum Ausdruck kommt. °”)
Wenn dementgegen im „Maasdiluvium“ die Hügelgruppen nach
Staring in nordost-südwestlicher Richtung streichen, 1%) so lässt sich
auch diese Erscheinung mit meiner Ansicht in Einklang bringen,
weil NO-SW die Streichrichtung des rheinischen Schiefergebirges,
des jenseitigen Ufers jenes gewaltigen Diluvialstroms darstellt,
welcher sich zur Eiszeit an Stelle der heutigen Flussläufe Rhein
und Maas ins Meer ergoss.
Eine Zerlegung der Inseln durch die Schmelzwasser des Inland-
eises kann ausserhalb dessen Verbreitungsgrenzen naturgemäss nur
in solehen Gebieten stattgefunden haben, denen der Eisrand nicht
allzu fern lag Thatsächlich ist diese Erscheinung von Staring auch
nur an zwei Stellen, die beide in nächster Nachbarschaft der Eis-
grenze belegen sind, nämlich bei Kleve und Nijmegen beobachtet
worden. 101)
Schluss.
Ist das höhenbildende Fluviatil des mittleren Hollands spät-
diluvialen Alters, so dürfen wir erwarten, hie und da in seinem
Liegenden das ein oder andere Glied des glacialen Diluvinms ent-
wickelt zu finden.
Für die Lehm- und Sandschiehten, welche bei Ootmarssum,
wie auch an anderen Lokalitäten im östlichen Mittelholland, das
Liegende des fluviatilen Granddilaviums bilden, habe ich bereits
früher wahrscheinlich zu machen gesucht, dass sie der unteren
Hvitäformation angehören, 1%) indem ich u. a. darauf hinwies, dass
namentlich der Glimmergehalt der lehmigen Schichten an die früh-
hvitäglaeialen Thone erinnere, welche wir im nördlichen Holland
unter dem Namen „potklei“,*) in Oldenburg als „Schmink“ haben
kennen lernen.
Im westlichen Mittelholland haben zwei Tiefbohrungen, welche
im Bereich des Wageningen’schen Bergs veranstaltet wurden, zu er-
wähnenswerten Resultaten geführt. Hier nämlich wurde einmal am
Nordabhang des Hügels bei einer Tiefe von 48 m unter fluviatilem
Sand und Grand die Anwesenheit eines T'hones festgestellt, von dem
van Öappelle sagt, er gleiche vollkommen dem humusreichen potklei
von Friesland und Överijssel.!%) In dem anderen Falle!%) wurde
am Fuss des Westabhanges auf einer Tiefe von ca. 30 m die
„unzweifelhafte Grundmoräne“ erbohrt als das Liegende eines Sandes,
der in verschiedenen Tiefen mit Grand untermiseht ist. Nach van
Cappelle’s Meinung soll dieser Grand von den Höhen abgespült sein,
*) Betrefls der Gründe, weshalb ich den „potklei“ nicht, wie van Cappelle,
für ein fluviatiles, sondern für ein hvitäglaciales Sediment halte, verweise ich
auf meine „Diluvialstudien“ -III3, p. 20-23,
%) 24. p. 50. 10) 24. p.52, 10) 24. p. 50, 1%) 19, p. 38-48, 10) 7. p. 18.
») 7, p. 19.
459
woraus abgeleitet wird, dass in späteren Zeiten das dortige Moränen-
terrain einer „grossen nivellierenden Wirkung“ ausgesetzt gewesen
sei. Man darf aus dieser Ausserung wohl entnehmen, dass der
Autor die in der Tiefe befindliche Grundmoräne für gleichaltrig hält
mit der Moränendecke, welche die Flanken des Wageningen’schen
„Durchragungszuges“ bekleidet. Indessen den Nachweis, dass diese
beiden Moränen untereinander zusammenhängen, hat van Cappelle
nicht erbracht, und angesichts der grossen Tiefenlage der einen
Moräne halte ich es für glaubwürdiger, dass diese im Gegensatz zu
der oberflächlich auftretenden Moräne älter ist als das Fluviatil der
benachbarten Höhe, und dass demgemäss ihre Fortsetzung im
Liegenden dieser Flussablagerung zu suchen ist.
Ich erinnere ferner an jene Moräne, welche Helland in der
Amersfoort’schen Pseudoendmoräne bei Maarn in 11 m Tiefe an-
traf.105) Sie liefert den Beweis, dass auch dieser an der Grenze
des Inlandeises belegene Höhenzug, für dessen Altersbestimmung
ein weiter im Westen befindliches Moränenglacial uns nicht zu
Gebote steht, ebenso wie die übrigen Pseudoendmoränen in spät-
diluvialer Zeit entstanden ist. Dass entsprechend dieser Auffassung
ebenfalls die Schmelzwasser des herannahenden Eises an der Bildung
des Untergrundes der Amersfoort’schen Pseudoendmoräne beteiligt
waren, darauf weisen die nordischen Gesteine hin, welche den
geschichteten Sanden im Liegenden der zwischen de Bilt und Soest
entwickelten Grundmoräne beigemengt sind. 106)
Eine ähnliche Bedeutung dürfen wir den silurischen Gesteinen
beimessen, welche nach K. Martin in dem Lochemerberg in Ge-
meinschaft mit Geschieben der Jura- und Kreideformation 5,75 m
tief unter der Oberfläche angetroffen wurden, 107) indem diese Funde
vermuten lassen, dass ein hvitäglacial-fluviatiles Glied unter dem
Fluviatil jener Höhe anwesend ist.
Tiefbohrungen bei Harskamp,!%) Zwolle, Zütphen und De-
venter1%) haben aus Tiefen bis zu annähernd 90 m skandinavisches
Material zu Tage gefördert. Wenn auch an diesen Stellen keine
Höhen vorhanden sind, die aus fluviatilem „Granddiluvium“ bestehen,
vielmehr dem „Sanddiluvium“ Staring’s die dortige Oberflächen-
gestaltung zufällt, so wird es doch durch die z. T. sehr bedeutende
Tiefenlage jener Funde in hohem Grade wahrscheinlich gemacht,
dass dieselben einer früheren Zeit entstammen, als die südlichen
Gesteine, welche wir in den Pseudoendmoränen und Pseudoäsar an-
gehäuft finden.
Als Anzeichen, dass unser Fluviatil von einem Geschiebelehm
unterlagert ist, lässt sich allenfalls auch der Quellenreichtum geltend
machen, weleher nach Staring!!0) namentlich den Ostabfall der
fluviatilen Höhen auszeichnet. Zwar mögen in manchen Fällen
undurchlässige Schichten anderer Art die Entstehungsursache der
Quellen sein; wo diese aber in grösserer Zahl den Höhen an der
15) 11. p. 66. 106) 15. p.24. 10) 20,p.25. W8, 7.p. 19. 10, 15. p. 142,
10) 24. p. 67— 70.
460
dem Eise zugekehrten Seite entspringen, da liegt der Gedanke nahe,
dass sie einer Einbettung von Geschiebelehm ihr Dasein zu danken
haben, weil wie bei den echten, so auch bei den Pseudoendmoränen
in erster Linie an deren Innenseite die Grundmoräne erwartet
werden darf.
In älınlicher Weise deutet der Diluvialsandstein von Maarn
darauf hin, dass an der Innenseite der Amersfoort’schen Pseudo-
endmoräne im Liegenden des Fluviatils ein Geschiebelehm ansteht.
Berendt und Meyn, welche jenes Gestein in einem Kisenbahn-
einschnitt bei Maarn beobachteten, senreiben hierzu:
„Dass in den Tiefen dieses Einschnittes, wo jetzt nur rhein-
ländischer Sand zu finden war, auch skandinavischer Sand angestochen
worden ist, ja, dass unter demselben sich eine undurchlässige Mergel-
bank befunden habe, davon trafen wir unter den umherliegenden
Steinen auf unumstössliche Beweise.
Sehr zahlreich lagen nämlich neben den anderen Steinen grosse
und kleine Schollen und Knollen des Diluvialsandsteins (früher
lokal Korallensandstein genannt), welcher sich in der Regel innerhalb
des Ausgehenden eines kalkhaltigen Sandlagers, wie es die skandi-
navischen Sande der mittleren Abteilung sind, bildet, falls solches
auf undurchlässigem Mergel liegt.“ 111)
Lassen wir es aber auch dahingestellt, ob die undurchlässige
Schicht, welche in dem vorliegenden Fall den Anstoss zu der Bildung
des Diluvialsandsteins gegeben hat, glacialen Ursprungs ist, immerhin
setzt das kalkige Bindemittel dieses Gesteins als dessen Hangenies
einen kalkhaltigen Sand voraus. Da nun der Sand, welchen Berendt
und Meyn in dem Einschnitt aufgeschlossen fanden, ein fluviatiles
Sediment (darstellt, dagegen „der Sand, in welchem der Diluvial-
sandstein sich bildete, ein deutlich skandinavischer“ ist, !12) so folgt,
dass dieser glaciale Sand dem fluviatilen im Alter vorangeht.
Ausser dem Diluvialsandstein fanden Berendt und Meyn in dem
Einschnitt eine Anzahl nordiseher Gesteine von mehr oder weniger
beträchtlichem Umfang.
„Nach allen vorhandenen Zeichen,“ bemerken die Autoren,
„mussten wir annehmen, dass alle grossen skandinavischen Blöcke
aus der Tiefe abstammten und entweder im tieferen Niveau eine
Beimischung des sonst durchaus rheinländischen feldspathfreien
Sandes und Grandes bildeten, oder noch wahrscheinlicher die Zubehör
einer lokalen von unten heraufreichenden Mergel- und Sandmasse,
welche bereits fortgeräumt war,“ 11%)
Die beiden Forscher betonen, dass unter all den grösseren
Blöcken, welche sie in dem Einschnitt von Maarn antrafen, ein
einziger Rheinlandblock, im übrigen nur skandinavische Gesteine
sich befunden hätten. 114) Dies macht sie geneigt, auch für das Gros
jener Blöcke, welche in der Nähe von Arnheim durch tiefe Erd-
arbeiten zu Tage gefördert sein sollten, 115) eine nordische Abstammung
11) 1. p. 306-307, 1) 1, p. 808, 1) 1. p, 805, 14) 1, p. 805.
15) 1. p. 806.
461
anzunehmen. Endlich gedenken sie der „Thatsache“, dass die Veluwe,
welche mehr als irgend ein anderer Teil von Holland zum Bau von
Steindenkmälern auf dominierenden Höhen einlade, solcher Stein-
setzungen ganz entbehre, während dieselben auf den niedrigen flachen
Heiden von Drenthe zahlreich seien und auch auf den niedrigeren
Höhen der östlichen Hälfte des „wirklich“ gemengten Diluviums
vorkämen — ein Umstand, der mit grosser Entschiedenheit dafür
spreche, dass das skandinavische Diluvium in Geldern durch rhein-
ländisches verschüttet und überdeckt worden sei, nachdem jenes bereits
vollständig abgesetzt war. 116)
Es liegt mir fern, den deutschen Forschern in allen Punkten
beipflichten zu wollen. Dass zum wenigsten das skandinavische
Diluvium noch nicht „vollständig“ zur Ablagerurg gelangt war, bevor
die Höhen des gemengten Diluviums von den Flüssen aufgeschüttet
wurden, dies erhellt aus der Moränenbedeckung des Fluviatils, welche
späterhin Lorie und van Cappelle mehrfach im Bereich des Amers-
foort’schen Höhenzuges, wie auch anderenorts nachzuweisen ver-
mochten. Andererseits aber kann ich ebensowenig Lorie 117)
unbedingt zustimmen, wenn er auf Grund solcher Wahrnehmungen
die Möglichkeit, dass ausserdem in den tieferen Lagen des südlichen
Diluviums Einschaltungen glacialer Gieder vorkommen, gänzlich
ausser Acht lässt.
Eingedenk der beiden Thatsachen, dass in der östlichen Hälfte
des Staring’schen gemengten Diluviums das Moränenglacial weit
mehr als in der Veluwe in die Erscheinung tritt, und dass dieses
„wirklich“ gemengte Diluvium ebensowenig wie das skandinavische
der megalithischen Denkmäler entbehrt, dürfen wir den Gedanken,
dass das Fehlen von Steindenkmälern auf den Höhen der Veluwe
jedenfalls die Mehrzahl der grösseren skandinavischen Blöcke in
der Tiefe vermuten lässt, nicht von der Hand weisen. Namentlich
auch berechtigen die Funde jenes Diluvialsandsteins zu dem Schluss,
dass hvitäglaciale Sedimente unter den fluviatilen verborgen liegen.
Weitere Anzeichen für das Vorkommen glacialer Ablagerungen
im Liegenden des höhenbildenden Fluviatils lassen sich meines
Wissens vorläufig nicht beibringen; doch liegt dieser Mangel in der
Natur der Sache begründet, weil wegen der Mächtigkeit der spät-
fluviatilen Bildungen das glaciale Diluvium, welches ich in ihrem
Liegenden vermute, schwer zugänglich ist. Die Zeit muss es lehren,
ob meine Voraussetzung sich bewahrheitet.
Oldenburg, im Februar 1897.
116) 1. p. 306. 117) Vergl. 14 u. 15.
Litteratur.
1. Berendt und Meyn. — Bericht über eine Reise nach Niederland,
im Interesse der Königlich Preussischen geologischen Landes-
anstalt. Z. d. D. g. G. 1874. p. 284.
1. Cappelle, H. van. — Geologische resultaten van eenige in
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richte grondboringen. Uitgegeven door de Koninklijke
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dam 1890.
3. Cappelle, H. van. — Het diluviam van West-Drenthe. Ver-
handelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch. te Amsterdam.
(Tweede Sectie). Deel I. Nr. 2. Amsterdam 1892,
4. Cappelle, H. van. — Der Lochemerberg, -ein Durchragungszug
im niederländischen Diluvium. Meded. omtr. de Geologie v.
Nederl. Nr. 12. Verh. d. Kon. Akad. v. Wetensch. te Amster-
dam. Tweede Sectie. Deel III. Nr. 1.
5. Cappelle, H. van. — De Nederlandsche eindmorainenrecks van
het oudste diluviale landijs. Overgedr. uit de Handelingen
van het Vierde Nederlandsch Natuur-en Geneeskundig Congres.
6. Cappelle, H. van. — Eenige mededeelingen over de glaciale
en praeglaciale vormingen in Twente en den oosthoek van
Gelderland. Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetensch.
te Amsterdam. Tweede Sectie. Deel Ill. Nr. 9. Amster-
dam 1894.
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diluviuam. Overgedr. uit het „Tijdschr. v. h. Kon. Nederl.
Aardrijkskundig Genootschap, Jaarg. 1896.* Leiden 1896.
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Aftr. ur Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar 1876.
Stockholm 1876.
10. Hamm, H. — Beobachtungen im Diluvium von Osnabrück.
2. d. D. g. G. 1882. p. 629.
ll. Helland, A. — Über die glacialen Bildungen der nord-
europäischen Ebene. Z. d. D. g. G. 1879. p. 63.
12. Holst, N. OÖ. — Berättelse om en är 1880 i geologisk syfte
företagen resa till Grönland. — Sver, Geol. Unders.
Ser. ©. Nr. 81. Stockholm 1886.
13. Hummel, D. — Om rullstensbildningar. Sver. Geol. Unders.
Ser. ©. Nr. 12. Aftr. ur Bihang till K. Svenska Vet.-Akad.
Handlingar 1874. Stockholm 1874.
e * „tn
14.
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Martin, J. — Diluvialstudien. III. Vergleichende Untersuchungen
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des Diluviums. Sep.-Abdr. aus d. XI. Jahresber. d. Naturw.
Ver. zu Osnabrück. Osnabrück 1896.
Martin, J. — Diluvialstudien. III. Vergleichende Untersuchungen
über das Diluvium im Westen der Weser. 3. Vertikal-
gliederung des niederländischen Diluviums. Sep.-Abdr. aus
dem XII. Jahresber. d. Naturw. Ver. zu Osnabrück. Osna-
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geschiebe, ihre Übereinstimmung, gemeinschaftliche Herkunft
und Petrefacten. — Leiden 1878.
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beschouwingen over de geologie van Nederland. — Overgedr.
uit het Tijdschr. v. h. Kon. Ned. Aardrijkskundig. Grenootsch.
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Leiden 1889.
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in Juli en Augustus 1891 verricht. Overgedr. uit de
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Afd. Natuurkunde, 3% Reeks, Deel I\. Amsterdam 1891.
Staring, W.C. H. — De bodem van Nederland. Il. Haarlem 1860.
Das erosse Meteor
am ersten Weihnachtstage 1897.
Von Dr. L. Häpke.
Von Herrn Admiralitätsrat Dr. Börgen, Direktor der Sternwarte
zu Wilhelmshaven, erhielt ich am Neujahrstage 1898 einen Zeitungs-
ausschnitt, der aus Scharmbeck vom 27. Dezember folgendes be-
richtete: „In südöstlicher Riehtang nahm man vorgestern Abend
(den 25. Dezember) etwa um 10 Uhr einen hellleuchtenden Feuer-
schein wahr, der sich in der Richtung nach Scharmbeckstotel bewegte.
Zwischen den beiden Ortschaften Huderbeck und Scharmbeckstotel
fiel mit krachendem, donnerähnlichem Getöse eine glühende Feuer-
masse auf die Chaussee hernieder. Zwei des Weges kommende Leute,
teils geblendet, teils aus Angst, rannten dem Orte Scharmbeckstotel
zu, um nicht in die Feuermasse hineinzugeraten. Kaum einige
hundert Schritt hinter ihnen war die glühende Masse aus der Luft
zur Erde niedergefallen. Sofort zurückkehrend wollte der eine von
den beiden den noch glimmenden Gegenstand erfassen, aber die enorme
Hitze desselben hielt ihn davon ab. “estern früh nach näherer
Rekognoszierung wurde an der Stelle der heruntergefallenen Masse
ein Meteorstein aufgefunden, der sich in der Wirtschaft von Fahl-
busch in Linteln befindet.“
Herr Professor Börgen ergänzte diese Nachricht brieflieh durch
nachstehende Beobachtungen, die zu gleicher Zeit am 25. Dezember
in Wilhelmshaven gemacht wurden. „Fünf meiner näheren Bekannten:
die Herren Intendanturrat Dembski, Assessor Freiwald, Auditeur
v. Thadden, Postkassierer Kühne und Stabsarzt Woyke befanden sich
um 10 Uhr abends auf dem Friedrich Wilhelmsplatz, den sie in
südöstlicher Richtung kreuzten, als ihre Aufmerksamkeit durch einen
plötzlich entstandenen hellen Schein auf den ganz sternenklaren
Himmel gelenkt wurde. Dies war um 10 Uhr 0 Min p. m. mittel-
europäischer Zeit, und zwar kann die Zeitangabe nicht um mehr
als ein bis zwei Minuten falsch sein, da die Herren kaum fünf
Minuten später mir die Mitteilung machten, dass sie ein sehr helles
Meteor sahen, welches sich senkrecht auf den Horizont zubewegte.
Die Bewegung war langsam; das Meteor, anfangs weiss-grünlich,
wurde zum Schluss dunkelrot und löste sich in einigem Abstande
vom Horizont in einzelne sprühende Teile auf, die noch etwas weiter
fielen und allmählich verlöschten,“
Y; ut
465
„Um die Bahn des Meteors zu bestimmen, — fährt Professor
Börgen fort — schrieb ich die Aussagen der Herren auf und
liess mir, so gut es möglich war, den Weg am Himmel zeigen.
Die folgenden Angaben dürften die Riehtung der Bahn ziemlich
genau wiedergeben. Danach würde sich das Meteor von halbwegs
zwischen 9 und y Aurigae bis halbwegs zwischen « Orionis und 7
Geminorum bewegt haben, oder von Rectascension 82°, Deklination
+ 329 nach Reetascension 91°, Deklination + 13°, Dieses kenn-
zeichnet nur im allgemeinen die Richtung der scheinbaren Bahn,
giebt aber nicht Anfangs- und Endpunkt derselben an, über welche
die Herren keine bestimmten Angaben machen konnten.‘“*)
Nach meinen am 2. Januar bei Scharmbeckstotel an Ort und
Stelle eingezogenen Erkundigungen war einer der beiden in der
Zeitungsnotiz genannten Beobachter der Tischler Gerhard Michaelis
aus Linteln bei Osterholz. Dieser befand sich am ersten Weihnachts-
tage um 10 Uhr abends auf dem Heimwege zum Elternhause, das
vier Kilometer vom Orte des Falls entfernt ist. Der erst am andern
Tage von ihm aufgelesene Stein, der sich im dortigen Wirtshause
befand, ist aber ein gewöhnlicher gelbbrauner Feuerstein mit musch-
ligem Bruch, der Glas schneidet und am Stahle Funken giebt. Ein
Meteorstein ist bislang nicht gefunden worden. Beim Aufschlagen
setzte sich seine planetarische Geschwindigkeit in Wärme um, wobei
die Trümmer glühend wurden und vielleicht ganz verbrannten, wenn
sie vorzugsweise aus Kohlenstoff bestanden. Der feste Kern des
Meteors war offenbar mit einer mächtigen Gashülle umgeben, die
beim Durcheilen der Atmosphäre aufflammte und von Wilhelms-
haven bis Scharmbeck und darüber hinaus den Horizont erleuchtete.
Auch andere Bewohner der Umgegend von Scharmbeckstotel hatten
das Aufleuchten am Himmel gesehen, weit mehr aber im grösseren
Umkreise, selbst in den Häusern den donnerähnlichen Knall ver-
nommen, der schon beim Zerspringen des Meteors in der Luft ent-
stand. Vielleicht gehen auch noch von anderen Beobachtern Mit-
teilungen über das seltene Phänomen ein.
Vorstehende Mitteilung, die ich der Redaktion der ,Weser-
Zeitung“ einsandte, erschien in der zweiten Morgenausgabe vom
4. Januar 1598. Zur weiteren Orientierung sei bemerkt, dass der
Flecken Scharmbeek ungefähr 18 Kilometer nördlich von Bremen
liegt und zum Kreise des nahgelegenen Osterholz gehört. Die Dörfer
Linteln und Scharmbeckstotel, wo ich die Nachforschungen anstellte,
erstrecken sich längs der nach Bremen führenden Chaussee einige
Kilometer südlich davon. Der zuletzt ausgesprochene Wunsch nach
weiteren Mitteilungen ist reichlich in Erfüllung gegangen. Das
„Bremer Tageblatt“, das schon am 3. Januar, nachmittags 6 Uhr
mir zuging, brachte folgende Notiz eines Bremer Beobachters:
*) Eine spätere genauere Ermittelung der Bahnrichtung nach den
Sternörtern ergab, dass das Meteor sich von Rectascension 84°. Dekl. + 33°
nach Rectascension 93°, Dekl. + 100 bewegt hat. Mit diesen Zahlen ergiebt
sich das Azimut des ersten Punktes — S. 52°, 7 O, dasjenige des zweiten
— 8, 470, 00, oder rund 8.0.
“.
466
„Es mochte ungefähr 10 Uhr abends sein, als wir uns am
ersten Weihnachtstage gerade im Bürgerpark auf dem Nachhause-
wege befanden. Bei der herrschenden Finsternis sahen wir uns
plötzlich wie mit einem Zauberschlage von einem hellstrahlenden
Lichtmeer übergossen, welches so intensiv wirkte, dass unsere Augen
vollständig geblendet waren. Gleichzeitig vernahmen wir ein an-
haltendes Sausen über unseren Köpfen. Bestürzt und verwirrt
wandten wir den Blick aufwärts und hatten einen Anblick, der
unsere Sinne gefangen nahm. Kine grosse, bläulich leuchtende, nach
allen Seiten Lieht ausstrahlende Kugel schoss am Himmel dahin
und war gefolgt von einem Schweif rotglühender Steine (?), die am
Ende kleiner wurden, und von denen der erste Faustgrösse hatte —
ein schaurig schöner Anblick.“ Weiter fügt das genannte Blatt
hinzu, dass diese seltsame Himmelserscheinung am Abend des ersten
Weihnachtstages auch nördlich von Bremen, in Ritterhude und
Magnus beobachtet wurde.
Herr Heinr. Wedemeyer, Kaufmann in Bremen, teilte am
Januar der „Weser-Zeitung‘“ mit, dass er das Meteor am 25. Dez.,
abends 9 Uhr 57 Min. von der Veranda seines Hauses am Philo-
sophenweg 6 gesehen habe. „Es bewegte sich in der angegebenen
südöstlichen Riehtung (nach Hemelingen zu) langsam senkreeht ohne
jedes Geräusch abwärts“. Dieser Angabe schloss sich Herr Elimar
Precht an, der mir brieflich mitteilte, dass eine ihm nahestehende
Person das fragliche Meteor vom Bahnsteig des Delmenhorster Bahn-
hofs aus in ziemlich südöstlicher Richtung gesehen habe. Als man
ihn selbst beim Heraustreten aus der Wartehalle auf die Erscheinung
aufmerksam machte, sei diese schon verschwunden gewesen.
Beiden Mitteilungen stehen in Bezug auf die Richtung des
Niederfallens des Meteors jedoch zwei übereinstimmende mündliche
Berichte gegenüber, die mir aus Horn bei Bremen und Kirchweyhe
bei Syke zu teil wurden. Danach hatten die Beobachter gesehen,
dass sich die Leuehtkugel in nördlicher Riehtung senkte. Ein
Niederfallen bei Hemelingen wäre unmöglich gewesen, da dieser
Ort fast in der Mitte zwischen Horn und Kirchweyhe südlich von
ersterem Dorfe liegt. Ferner ist auffällig, dass aus Hemelingen und
seiner stark bevölkerten Umgegend keine einzige Meldung von dem
Explodieren und Niederfallen eines Meteors gekommen ist.
Am 12, Januar erhielt ich noch von Herrn Prof. Börgen den
nachstehenden Bericht des „Hamburger Fremdenblattes“, den ihm
Dr. Flögel in Ahrensburg eingesandt hatte. „Aus Holm (Kreis
Pinneberg in Holstein) wird geschrieben: „„Ein prächtiges Natur-
schauspiel konnten wir am ersten Weihnachtstage abends um 10 Uhr
beobachten. Wir kamen von Wedel und waren gerade neben dem
ersten Hause in Holm angelangt, als plötzlich unsere nächste Um-
gebung zauberisch hell wie von einem starken elektrischen Licht
erleuchtet wurde. ... . Überrascht nnd unsicher, woher diese er-
staunliche Helligkeit stammte, gewahrten wir am südwestlichen
Himmel ein prachtvolles Meteor, das mit blendender Helligkeit dahin
zog. Es verschwand dann schnell und hinterliess einen kleinen
$ 467
Schweif von feuerfarbenen Funken.““ Aus Cuxhaven wurde nach
Dr. Flögels Angabe berichtet: „Ein hellstrahlendes Meteor beobachtete
man hier am Abend des ersten Feiertages in südlicher Richtung“.
Diese Mitteilungen können, wie Prof. Börgen bemerkt, nicht durch
die Scharmbecker Korrespondenz beeinflusst sein, da sie schon gleich
nach dem Feste erschienen sind.
Zufolge der Beobachtung aus Holm in Holstein bewegte sich
die Leuehtkugel in südwestlicher Richtung, nach der Cuxhavener
Meldung in südlicher Richtung. In Verbindung mit der Angabe von
Wilhelmshaven, wo man das Meteor gen Südosten ziehen sah, schliesst
Börgen, dass es in der Gegend von Scharmbeck niedergefallen sein
müsse. Hier traf ich verschiedene Bewohner der Dörfer Scharmbeck-
6%) Huderbeck, Vierhausen und Linteln noch bei meinem Besuche
am 2. Januar über das Phänomen in eifriger Erörterung. Der ge-
nannte Tischler Michaelis und der Wirt Jakobs hatten an diesem
Tage wie auch schon an den Festtagen vorher den Morgen mit
weiterem Suchen nach dem gefallenen Meteoriten vergeblich zu-
gebracht. — Nach den vorliegenden Berichten ist das Meteor in
westöstlicher Richtung von Wilhelmshaven bis Holm und in nord-
südlicher Riehtung von Cuxhaven bis Kirchweyhe beobachtet worden,
d. h. es war nach jeder Seite hin auf mehr als hundert Kilometer
Entfernung sichtbar.
In manchen Stücken hatte das Meteor vom ersten Weihnachts-
tage Ahnliehkeit mit der grossen Leuchtkugel, die am 4. März 1863
abends gegen 7 Uhr niederfiel und von Prof. Heis in Münster in
einer besonderen Broschüre beschrieben wurde. Nur war der Be-
obachtungskreis damals noch ungleich grösser, und die Sichtbarkeit
erstreckte sich bei einer Bahnrichtung von Nordost nach Südwest
über das nordwestliche Deutschland, Holland, Belgien, sogar bis zu
dem mittleren England. In Bremen erschien die Leuchtkugel von
der Grösse des Mondes, vergrösserte sich augenscheinlich nach den
zahlreichen von Heis gesammelten Beobachtungen, indem sie sich
der Erde näherte und unter donnerndem Gekrach in der Provinz
Brabant platzte, wo sie scheinbar die Grösse eines Wagenrades ge-
habt haben soll. Auch hier gelang es nicht die Trümmer aufzu-
finden, obgleich Prof. Heis in die Gegend des Falls gereist war,
und mit Hilfe der Einwohner tagelang nach denselben auf der Heide
und in den Kiefern Brabants suchte.
Interessant ist es zu sehen, wie ungeübte Beobachter bei so
seltenen Himmelserscheinungen ihrer Phantasie einen grossen Spiel-
raum einräumen. Davon nur einige Beispiele. Am Morgen des
5. März 1863 erzählten mir zwei ältere Schüler der Realschule, die
noch jetzt als angesehene Kaufleute in Bremen leben, sie hätten
diese grosse Leuchtkugel am Abend zuvor vom Eisenbahntunnel,
der nach der damaligen Bürgerweide führte, gesehen und glaubten,
dass sie in einer der nächsten Strassen der Vorstadt niedergefallen
sei. In Münster dagegen wollte man beobachtet haben, dass sie
hinter dem Dom herunter gefallen sei, während die Explosion doch
erst in Brabant, 270 Kilometer davon entfernt, stattfand. Andere
Beobachter dieser imposanten Schauspiele in den Himmelsräume
glaubten den Eindruck gehabt zu haben, als ob das Meteor siel
auf sie zu bewegte. Eine derartige Täuschung, die bei einer plötzlich
aufflammenden Lichterscheinung leicht eintritt, wiederholte sich auch
bei verschiedenen Zeugen, welche die bei Schermbeckstotel nieder-
gegangene Leuchtkugel gesehen hatten.
In dem 1883 erschienenen VIII. Bande der Abhandlungen
unseres Naturwissenschaftlichen Vereins habe ich die im nordwest-
lichen Deutschland bislang beobachteten elf Meteoriten und grossen e'
Feuerkugeln zusammengestellt. Als zwölfter Fall tritt der am
26. Mai 1886 bei Barntrup im Lippischen niedergegangene kleine
Meteorit hinzu, den das Museum zu Detmold aufbewahrt, und den
ich im XI. Bande der genannten Abhandlungen abgebildet und be
schrieben habe.
un nuwu
Beiträge zur Verbreitung der 'Thysanopteren.
Von Robert Coesfeld in Blumenthal.
Wohl keine Insekten-Ordnung ist in Deutschland in systematischer
Beziehung mehr vernachlässigt worden, wie die der Thysanopteren.
Allerdings stellten sich ihrer Bearbeitung bis vor einigen Jahren
grosse Schwierigkeiten in den Weg; denn abgesehen davon, dass
die Litteratur über die Thysanopteren überall zerstreut und teilweise
nur sehr schwer zugänglich war, herrschte auf diesem Gebiete eine
grosse Verwirrung. Eine Übersicht wurde durch unvollkommene
und deshalb unbrauchbare Diagnosen und durch immer erneute Be-
schreibung und Benennung schon bekannter Arten ausserordentlich
erschwert. Erst im Jahre 1895 erschien die wahrhaft opulent aus-
gestattete und in jeder Weise hervorragende Monographie der
Thysanopteren von H. Uzel.“) Wenn auch der allgemeine Teil in
böhmischer Sprache geschrieben ist, so sind diesem doch deutsche
Resum&s angefügt, dem systematischen Teile aber ist eine vollständige
deutsche Übersetzung beigegeben, und so wird auch dem der böhmischen
Sprache Unkundigen die Benutzung des Werkes ermöglicht.
Das System der Uzelschen Arbeit habe ich meiner Aufzählung
zu Grunde gelegt.
Beschrieben sind bis jetzt, soviel ich weiss, nicht ganz 120
europäische Arten. Zweifellose deutsche Fundorte sind noch sehr
wenig bekannt, auch in den neuen anatomisch-biologischen Werken
von Jordan**) und Bohls*“**) ist hierüber leider nur sehr wenig zu
finden; wir waren bisher beinahe ganz auf die Schrift von Uzel
angewiesen.
Feststehende Angaben über das Vorkommen von T'hysanopteren
in Deutschland werde ich bei den betreffenden Arten aufführen.
Wenn das folgende Verzeichnis auch nur einen bescheidenen
Anfang einer Zusammenstellung bildet, die speziell unseren Nord-
westen berücksichtigen soll, so glaube ich doch mit dem Ver-
öffentlichen nicht länger zögern zu sollen, weil hierdurch vielleicht
*) Uzel, Monographie der Thysanopteren, Königgrätz 1895. Selbstverlag
des Verfassers.
**) Jordan, Anatomie und Biologie der Physapoda, Zeitschrift f. wissen-
schaftliche Zoologie, 47 Bd., pag. 541—620, Leipzig.
***) Bohls, Die Mundwerkzeuge der Physopoden. Inaug. Dissertation,
Göttingen 1891.
März 1898. XIV, 31
.
470
die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf diese interessante Insekten-
ordnung gelenkt wird, und so mit der Zeit wenigstens unser
Nordwestdeutschland auch im Bezug auf die Thysanopteren so
durchforscht wird, wie es fast bei der ganzen übrigen Fauna und
Flora der Fall ist.
Die von mir aufgeführten Spezies sind von Herrn Dr. Uzel
in der liebenswürdigsten Weise einer Revision unterzogen. Die
Herren A. Poppe und F. Borcherding, sowie Herr Zülch, früher
hier in Blumenthal, unterstützten mich zuvorkommend mit Material,
wofür ich den Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten
Dank ausspreche.
Aeolothripidae.
Melanothrips fusca, Sulz. 2 9
Fundort: Helgoland; Blüten. Mai. (Uzel.)
Aeolothrips fasciata, L. 2 J
In den verschiedensten Blüten.
Fundorte unter anderen: Vegesack; Symphytum. Grohn:
Achillea. Lüssum; Avena. Harzburg; Senecio, Avena. Berlin.
(Uzel). Juli— August.
var. adusta, Uzel. 2 Uthlede; Ajuga. Mai.
Thripiden.
Chirothrips manicata, Halid. 2 9
Fundorte: Blumenthal; Lüssum; Avena. Hammersbeck; Caluna,
Bielefeld; Harzburg; Gras. Juni, August.
var. adusta, Uzel. 2 Harzburg; Gras. August.
var. nov. fusca. 2
Körperfarbe dunkelbraun, das erste Glied des Fühlers von der
Farbe des Körpers, das zweite heller, am Ende gelb, das dritte
gleichmässig gelb mit schwachem braunen Anflug, das vierte von
der Farbe des zweiten, jedoch am Ende nicht gelb, die übrigen
wieder dunkelbraun, der Stylus graubraun etwas durchscheinend.
Die Tarsen sind gelb, an den Seiten braun getrübt. Die Vorder-
beine sind noch mehr verdickt wie bei der typischen Form. Die
Vordertibien sind so breit wie lang, beinahe rhombisch geformt; im
oberen Drittel bräunlich, jedoch heller wie der Körper. Die unteren
zwei Drittel sind gelb, schwach getrübt. Die Farben der oberen
und unteren Partie gehen nicht allmählich in einander über, sondern
sind durch eine sehr dunkle braune Linie scharf getrennt. Diese
Trennungslinie, mithervorgerufen durch eine starke Runzel, liegt an
der breitesten Stelle der Vordertibien.
Grösse 1,3 mm.
Fundort: Bürgerpark Bremen; Sorbus. Juli (in 1 Exemplar).
Limothrips denticornis, Halid. 2
Fundorte: Schönebeck; Blumenthal; Secale, Gras. Harzburg;
Digitalis, Avena. Berlin; (Uzel) Juli— August.
471
Limothrips cerealium, Halid. 2 5
Diese Art kommt in Böhmen nicht vor, daher giebt Uzel nur
die kurzen und unvollkommenen Diagnosen Halidays im Wortlaut
wieder; ich füge deshalb eine ausführlichere Beschreibung bei.
Die Maxillartaster sind zweigliedrig. Beim Weibehen sind
Flügel und Ocellen vorhanden; die letzteren stehen in den Eeken
eines rechtwinklichen Dreiecks. Die Fühler sind acht-, der Stylus
zweigliedrig. Das erste Glied des Fühlers ist kurz, etwas breiter
als das zweite, dieses ist becherförmig, aber nicht unsymmetrisch
wie bei Limothrips denticornis. Das dritte Glied ist kurz gestielt,
über dem Stiel etwas verbreitert, ohne dreieckigen Fortsatz; jedoch
ist das dritte und vierte Glied nach aussen mit einem kurzen, glas-
hellen Stachel versehen. Die ersten beiden Glieder sind dunkelbraun
gefärbt, das dritte ist am hellsten, die übrigen werden nach dem
sechsten Gliede zu allmählich dunkler, dieses und der Stylus sind
schwarzbraun. Der Stylus ist kürzer wie das sechste Glied. Kopf
und Prothorax sind etwa gleich lang und dunkelbraun, das Abdomen
ist gelblich braun, am Ende schwarz. Das letzte Segment trägt
zwei starke dunkle Dornen. Die Beine sind braun; die Tibien
etwas heller, an den Seiten getrübt; die Tarsen gelblichweiss.
Die Vorderbeine sind schlanker wie bei L. denticornis. Die Ober-
flügel sind stark gelblick grau getrübt, vor dem Grunde heller; in
der zweiten Hälfte stehen drei Borsten, von denen die hinteren zwei
einander genähert sind. Die Unterflügel sind lichter.
Fundort: Vegesack; hinter Bildern. August. (Poppe.)
Auf Norderney fing ich an Solanumblättern im August ein
Weibchen, dessen Körperfarbe dunkelschwarzgrau war, nur. der
Thorax hatte einen gelblich bräunlichen Schimmer. Selbst Fühler
und Flügel waren schwärzlich getrübt, dagegen zeigten die Tarsen
und die Vordertibien ein reineres Gelb wie bei der oben beschriebenen
Form. Die Trübung an den Seiten der Vordertibien ist besonders
hervortretend.
Männchen von Limothrips cerealium habe ich leider nur
ein einziges Exemplar im Besitz. Der Körper ist kleiner und
schlanker wie beim Weibchen. Der Kopf ist dunkelbraun, der
übrige Körper lichter, das Abdomenende jedoch dunkel getrübt. Die
“Abdominalsegmente 3—7 sind mit je einer ovalen Vertiefung ver-
sehen, diejenige im 7. Segmente ist rundlicher und kleiner. Die
Fühler sind gedrungener wie beim Weibehen, das erste Glied ist
etwas durchscheinend, das zweite am dunkelsten. Flügel und
Ocellen fehlen.
Fundort: Schönebeck; Seeale. Juni.
Physopus vulgatissima, Halid. 2 J
nicht selten.
Fundorte: Blumenthaler Gehölz; Taraxacum. Uthlede; Ajuga.
Friedrichsdorf; Spartium. Bielefeld; Gentiana.. S in Menge in
Trifolium-Blüten auf der Blumenthaler Plate. Mai—Oktober.
31*
472
Physopus tenuicornis, Uzel. 2
Fundort: Harzburg; in einigen Exemplaren auf Avena ge- °
fangen. August.
Physopus atrata, Halid. 2 S'
Gemein in allerlei Blüten.
Fundorte unter anderen: Hohorst; Centaurea. Schönebeck;
Spartium. Aumund; Ornithopus. Beckedorf; Seleranthus (Poppe).
Vegesack; Gartenblumen. Grohn; Solanum. Berlin (Uzel). Juni
bis August.
var. adusta, Uzel. 2 Q'
Fundort: Hammersbeek; Caluna, Seleranthus, Erica. Juli.
Physopus phalerata, Halid. 2
Der Höcker neben dem Zahne auf dem Schienenende ist
grösser wie bei den Uzelschen Exemplaren.
Fundort: Friedrichsdorf; in zwei Exemplaren auf Spartium
gesammelt (Poppe). Juni.
Physopus pallipennis, Uzel. 2
Fundort: Helgoland; Hyoseiamus (Uzel).
Physopus primulae, Halid. 2 S'
nicht selten.
Fundorte: Blumenthaler Gehölz; Rasen, Taraxaecum. Uthlede;
Ajuga. Schönebeck; Primula (häufig). Harzburg; Digitalis, Urtica.
Bielefeld, Stadtwald; Neottia (in grosser Anzahl). Februar bis August.
var. adusta, Uzel. 2 Blumenthaler Gehölz; Rasen. Februar.
Physopus ulmifoliorum, Halid.
var. nov. gracilieornis. 2
Wie die typische Form, jedoch das sechste Antennenglied am
Grunde etwas verengt, sodass es mit dem vorhergehenden kein
Ganzes bildet.
Fundort: Blumenthaler Gehölz; Birkenlaub. Mai.
Oscythrips parviceps, Uzel. ?
Fundort: Hammersbeck; Caluna. August.
Anaphothrips virgo, Uzel. 2 |
Fundort: Harzburg; Avena. August.
form. macroptera. 7
Fundorte: Lüssum, Schönebeck, Harzburg; Avena. August.
Aptinothrips rufa, Gmel. 2
Fundorte: Friedrichsdorf; auf Spartium. Blumenthaler Gehölz;
Rasen. Juni.
var. connaticornis, Uzel.
Fundort: Uthlede; Rasen. Mai. Berlin (Uzel).
475
Heliothrips Haemorrhoidalis, Bouche.
Fundorte: Verschiedene Treibhäuser in Vegesack, Blumenthal;
Bielefeld; in den verschiedensten Entwicklungsstadien das ganze
Jahr hindurch.
var. abdominalis, Reut.
Fundort; Bielefeld; im Wohnzimmer auf Azalea. August.
Parthenothrips dracenae, Heeg. 2
Fundorte: Treibhaus- und Zimmerpflanzen in Vegesack, Bielefeld
ete. In allen Entwicklungsstadien auf derselben Pflanze. In den
Gewächshäusern des Göttinger Botanischen Gartens und in Hannov.
Münden (Jordan).
Thrips physopus, L. 2 &'
Fundort: Leuchtenburg; Taraxacum. Mai.
Thrips communis, Uzel. 2
Fundorte: Aumund; Ornithopus. Schönebeck; Secale. Blumen-
thaler Plate; Trifoliuma Helgoland (Uzel). Juni, August.
var. pulla. 2
Fundorte: Blumenthaler Plate; Grohn; Trifolium, Tanacetum.
August.
var. anullicornis. 2
Die Ringelung der Fühlerglieder ist nicht so scharf ausgebildet
wie bei den Uzelschen Exemplaren.
Fundort: Harzburg; Achillea. Juni.
Thrips sambuei, Heeg. 2
Fundort: Blumenthal, Apothekengarten; Sambucus. August.
Helgoland (Uzel).
Thrips salicaria, Uzel. 2
Fundorte: Blumenthaler Gehölz; Blätter von Sorbus. Vegesack;
Rumex. Norderney; Blätter von Solanum. Mai bis August.
Thrips adusta, Uzel. 2 S
Fundort: Blumenthaler Gehölz; Taraxacum. Mai.
Thrips flava, Schr. 2 &'
Gemein in den verschiedensten Blüten.
Bei einigen Exemplaren fand sich ein interessanter Fall von
Atavismus. Der eine Fühler war achtgliedrig, näherte sich also
der Gattung Physopus. |
Fundorte: z. B. Vegesack; Gartenblumen. Blumenthal; Tilia.
Schönebeck; Spartium. Beckedorf; Scleranthus. (Poppe.) Berlin.
(Uzel.) Harzburg; Tilia. Juni.
Thrips minutissima L.
var. nov. obscura. 2
Körperfarbe granbraun. Die drei ersten Glieder des Fühlers hell-,
die letzten dunkelgraubraun. Die Öberflügel gelblich, grau getrübt.
474
Beine graubraun, jedoch heller wie der Körper. Vorderschenkel in
der Mitte, die Tibien am Ende lichter. Tarsen gelblich, getrübt.
Fundort: St. Magnus; Sorbus. Mai.
Stenothrips graminum, Uzel. 2
Fundort: Harzburg; Avena. August.
Phloeothripidae.
Anthothrips statices, Halid. 2
Fundorte: Harzburg; Achillea. August. Berlin (Uzel). Mythen
b. Brunnen in der Schweiz; in der Höhe von 1700 Metern in
grosser Anzahl auf Hieracium.
Anthothrips aculeata, Fabr. 2 J'
? Fast überall, teilweise in grosser Anzahl vorkommend. d'
jedoch seltener.
Fundorte: Bremen, Bürgerpark; Fichten (Poppe). Blumenthal;
Sambucus, Rasen, Avena, Secale, Trifolium. Grohn; Scabiosa.,
Hasbruch; Eiehenlaub. Bielefeld; Rasen. Norderney; Solanum-Blätter.
Harzburg; Urtiea. Göttingen; Stachys (Bohls) etc.
Liothrips hradecensis, Uzel. 2
Von der bisher nur in einem Exemplar bekannten Art gelang
es mir zwei Individuen von Urtiea abzuketschern.
Fundort: Harzburg. August.
Untersuchung
der Moor- und einiger anderen Schichtproben
aus dem Bohrloche des Bremer Schlachthofes.
Von Dr.:.C. A. Weber.
Mit Abbildung.
Bei der Tiefbohrung auf dem Bremer Schlachthofe, über die
Herr Dr. Häpke in diesem Hefte Seite 392 berichtet hat, wurden
nach der Angabe des Bohrregisters an drei Stellen des Profiles
moorartige Bildungen getroffen, von denen mir Proben zur Unter-
suchung übergeben wurden. Sie sind im folgenden in derselben Weise
bezeichnet, wie Häpke auf Seite 394 und 395 mitgeteilt hat.
1. Moor von 0,5 bis 3,4 m unter Tag.
Die von 0,5 bis 3,4 m unter Tag reichende Schicht gehört dem
Moore an, das in einem grossen Teile der bremischen Niederung in
stark wechselnder Mächtigkeit angetroffen wird, und mit einer mehr
oder minder mächtigen Lage Weserschlicks überlagert ist. Es stellt,
soviel man bisher weiss, im wesentlichen ein Bruchmoor dar, das
hauptsächlich aus Erlen bestand, aber stellenweise reichlich Eichen,
Birken, spärlicher Föhren und vereinzelt Fichten enthielt. Auffallender-
weise ist das einzige Holz, das das bremische Museum authentisch
aus diesem Moore enthält, ein trefflich erhaltener Fichtenstamm. *)
Ein etwa 6,5 m langer und 1,5 m über der Wurzel ca. 35 em Durch-
messer haltender, schlanker und astreiner Eichenstamm, der aus
dem Moore herrührt, ist als Kuriosität im Bürgerparke auf der
kleinen Insel zwischen der Rieckmersbrücke und der Hoffmannsbrücke
mit dem Kopfende nach unten senkrecht eingegraben, so dass seine
flach ausstreichenden Wurzeln sich schirmartig in der Luft aus-
breiten. **)
*) Vergl. diese Abh. Bd. XIII, Seite 460, Fussnote.
** Aus den Feuerspuren, die man gelegentlich an Hölzern bemerkt
hat, die in dem Blocklandsmoore gefunden waren, kann man nicht, wie
geschehen ist, ohne weiteres auf die Gegenwart von Menschen in der Zeit,
als die untergegangenen Wälder lebten, schliessen. Vergl. diese Abh. Bd. XIII,
Seite 448, Fussnote. Wenn man auch bezweifeln mag, dass gesundes Laub-
holz durch Blitzschläge in Brand gesetzt wird, so kann solches doch in
gemischten Beständen von dem Feuer ergriffen werden, das sich durch Blitz-
schlag an dazwischen stehenden Nadelholzbäumen entzündete.
476
Die Probe aus dem Bohrloche auf dem Schlachthofe, die man
mir übergeben hatte, war völlig eingetrocknet. Sie liess zweierlei
Torfarten unterscheiden.
Die eine, in geringerer Menge vorhandene, war strukturlos, an
Farbe und Strich pechbraun, sehr hart und ziemlich fest, die Bruch-
flächen waren ziemlich glatt, aber glanzlos. Dieser Torf hielt kleine
Quarzkörner in mässiger Menge umschlossen, war sehr dieht und
sank im Wasser sofort unter. Auch nach mehrtägigem Liegen in
reinem Wasser quoll er nicht auf. Der alkoholische Auszug aus
dem trocknen Pulver war fast ganz farblos, ohne Fluorescenz. Von
Kalilauge wurde der Torf grösstenteils aufgelöst. Er verbrannte mit
leuchtender, etwas russender Flamme und hinterliess reichlich eine
lockere, gelbe Asche.
Ein derartiger Torf bildet gewöhnlich die tiefste Lage der
Bruchmoore. Man wird daher in der Annahme nicht fehl gehen,
dass auch hier Torf aus den tiefsten Teilen der durchsunkenen Moor-
schicht vorliegt, was anscheinend durch das Vorkommen von zer-
streuten Quarzkörnern im Innern unversehrter Stücke bestätigt wird.
Der Torf wurde, nachdem die Stücke ringsherum einige Milli-
meter tief abgeschabt waren, längere Zeit hindurch in verdünntes
Ammoniak gelegt und nach dem völligen Aufweichen mit Salpeter-
säure aufgehellt. Dann wurde eine Mischprobe mikroskopisch unter-
sucht, und der Rest geschlämmt.
Beim Schlämmen fand sich nur etwas Periderm von Betula alba.
Die mikroskopische Untersuchung ergab:
Picea excelsa Lk. Wenige Pollenkörner.
Pinus silvestris L. Pollenkörner, ziemlich spärlich.
Betula ef. alba. Pollen, mehrfach, häufig mit erhaltener Intine,
wodurch die Bestimmung gesichert werden konnte.
Alnus ef. glutinosa Gaertn. Pollen, zahlreich.
Quereus sp. Pollenkörner, ziemlich sparsam.
Tilia sp. Pollenkörner, sehr spärlich, aber in allen untersuchten
Präparaten in mehreren Exemplaren getroffen.
Bicornes. Pollen, ziemlich zahlreich. Die Pollenkörner aller hierher
gehörigen Familien (Firolaceen, Ericaceen, Rhodoraceen und
Vaceiniaceen) zeigen soviel Übereinstimmung miteinander, dass
es unmöglich erscheint, zumal bei fossilen Pollen, eine nähere
Unterscheidung zu treffen.
ef. Polystichum sp., kleine bilaterale Sporen mit glattem Ektospor.
Mehrfach.
Sphagnum sp. Sporen, sehr zahlreich.
Die grössere Menge der Bohrprobe zeigte einen dunkel- bis
hellbraunen Torf von kurzfaseriger Struktur und ziemlich lockerm
Gefüge. Die Hauptmasse davon bildeten dünne Wurzeln, und
dazwischen fanden sich ziemlich reichlich Holzreste. Sand war
nicht vorhanden,
Der Torf wurde in derselbeu Weise wie der vorige behandelt
und untersucht. Es fanden sich darin:
477
Pinus silvestris, L. Pollen, spärlich.
Salix sp. oder Populus sp. Einige Wurzel- oder Zweigstücke.
ef. Myrica Gale L. Sehr kleine Pollen mit drei stark vorspringenden
Schlauehpforten, aber mit zerstörter Intine. Ziemlich zahlreich.
Betula cf. alba. Peridermstücke und ziemlich spärlich Pollen mit
erhaltener Intine.
Alnus glutinosa Gaertn. Borke und Zweig- oder Wurzelstücke.
Pollenkörner sehr reichlich.
Quereus sp. Pollen, spärlich.
Corylus (Avellana L.). Wenige Pollen, gekennzeichnet durch die ge-
rundeten drei Eeken mit wenig oder nicht vorspringenden Schlauch-
pforten und starken, in Gestalt einer Halbkugel oder eines
abgestumpften Kegels in das Innere des Pollens ragenden Ver-
dickungen der Intine unter den Poren.
Tilia sp. Pollenkörner, sehr spärlich.
Batrachium sp. Zwei kleine Früchte.
Rubus ef. idaeus L. Ein Steinkern.
Rubus sp. Zwei, anderen Arten angehörende Steinkerne.
Menyanthes trifoliata L. Mehrere Samen.
Carex ef. elongata. Ein Balg mit dem Nüsschen.
Carex sp. Einige balglose Nüsschen.
cf. Polystichum Thelypteris Rtz. Kleine, bilaterale Sporen mit grubigem
Ektospor. Sehr zahlreich.
Sphagnum sp. Sehr grosse Sporen, zahlreich.
Einige zweizellige Flechten- oder Askomyeetensporen.
Ferner fanden sich Puppenhüllen von Dipteren und vereinzelte
Reste von Cladoceren. — Die Holz- und Borkenreste wurden durch
die Untersuchung ihres anatomischen Baues bestimmt.
Es erschien angemessen, auch die unter dem Torfe folgenden,
als postglacial angesprochenen Schichten auf etwaige Reste von
Pflanzen zu untersuchen.
Der Thon, der von 3,4 bis 4,4 m unter Tag erbohrt wurde,
war ungeschichtet, trocken von heller, gelblich-grauer Farbe. Er
hatte sich beim Trocknen in grosse unregelmässige, eckige Stücke
zerklüfte.. Er war von dünnen in derselben Richtung verlaufenden
Wurzeln durchsetzt, deren Substanz aber meist bis auf dürftige
Epidermisfetzen verschwunden. Dafür erfüllte die ehemaligen Wurzel-
röhren jetzt ein bräunlicher Eisenocker.
Der Thon, der mit Salzsäure nicht aufschäumte, wurde, nach-
dem er in Wasser völlig aufgeweicht war, durch mehrere Siebe von
verschiedener Maschenweite gespült.
Es zeigte sich darin eine ziemlich beträchtliche Menge von
Quarzsand, dessen Körnerdurchmesser meist zwischen 0,18 und
0,5 mm lag.
Es fanden sich an organischen Resten:
Pinnularia sp. Ganz vereinzelte Bruchstücke der Schalen.
Unbestimmbare Bruchstücke von Diatomeen, sehr spärlich.
Sphagnum sp. Mehrere kleine, nieht näher bestimmbare Blattfetzen.
478
Einmal ein winziger Brocken halb vermoderten Sphagnumtorfes.
Ein Bruchstück einer Tracheide von Koniferenholz, mit grossen,
kreisrunden, behöften Tüpfeln.
Sparganium ramosum Huds. Ein fast vollständig erhaltener und
ein stärker beschädigter Steinkern.
Wurzelzasern mit papillöser Epidermis, einer Öyperacee oder Graminee
angehörend, ziemlich zahlreich.
Wurzelzasern mit glatter Epidermis, zahlreich.
Quercus sp. Ein Pollenkorn.
?Carpinus Betulus L. Ein Kohlenstückchen, 2,5 mm lang, 2 mm
breit und 1,3 mm dick. Die Grösse und Gestalt der Mark-
strahlen (auf der 5 qmm grossen Tangentialfläche waren deren
vier siehtbar), die Grösse und Verteilung der Gefässe auf dem
(uerschnitte sprachen für die angegebene Holzart. Dagegen
glückte es nicht, für die sichere Bestimmung brauchbare
Schnitte zu erhalten.
Eine Fruchtklause einer Labiate, wahrscheinlich von Salvia sp.
Der obere Teil eines durch Feuer verkohlten Gramineenkornes. Siehe
Abbildung.
nn
Verkohltes Gramineenkorn aus dem Thone von 3,4 bis 4,4 m in dem Bohr-
loche des Bremer Schlachthofes.
A von der Furchenseite gesehen. B Seitenansicht, links die Furche.
Ü Querschnitt, f die Furche. Links im Innern eine durch die Verkohlung
entstandene kleine Höhle. Alle drei Abbildungen zehnmal vergrössert.
Das Stück ist 3,288 mm lang, 2,74 mm breit, 2,00 mm
diek und mit einer wenig tiefen Läng-furche versehen, die an
dem fast elliptischen Querschnitte als seitliche Ausrandung (f)
sichtbar ist.
Dass der distale, obere Teil des Kornes vorliegt, beweist
der Umstand, dass sich auf dem Rücken keine Spur des
Embryos auffinden liess. Der Rücken ist vielmehr bis zur
Spitze ganz glatt.
Die Spitze ist etwas beschädigt, jedoch nicht so stark, dass
nicht die Spur eines breiten, hehaarten Griffelpolsters, wie man
es auch bei verkohlten Weizen- oder Roggenkörnern noch
wahrnimmt, sichtbar sein könnte, Eine solche Spur fehlt gänzlich,
Die Grössenverhältnisse des Kornes dürften, auch wenn man
die Veränderungen berücksichtigt, welehe durch die Verkohlung
479
hervorgerufen wurden, dafür sprechen, dass es von einer ziemlich
grossfrüchtigen Art von Hordeum oder von Avena herrührt.
Übrigens lösen sich die Spelzen auch bei beschalten Gersten-
und Haferkörnern, wie ich durch Versuche fand, nach dem
Verkohlen leicht ab. Ihr Fehlen bei unserm Korne spricht
also nieht gegen die Bestimmung.
Das Kornbruchstück fand sich im Innern eines von mir
selbst auseinandergebrochenen Stückes der Bohrprobe, das, wie
man an dem Verlaufe der es durchziehenden Wurzelröhren
erkennen konnte, noch in demselben Zusammenhange war, den
es im Boden besessen hatte. Das Korn kann daher nicht
erst durch einen Zufall während des Bohrens oder nachher in
den Thon geraten sein.
Ein zweites, weit kleineres, ebenfalls durch Feuer verkohltes
und dadurch wohl stärker entstelltes Gramineenkorn habe ich
nicht irgendwie näher zu identificieren vermocht.
Ferner fanden sich in dem Thone der Probe mehrfach die
Kieselnadeln von Spongüla lacustris, meist zerbrochen, sowie einige
unbestimmbare Bruchstücke von Coleopterendecken und endlich eine
kleine eykloide Fischschuppe.
Der Thon war im allgemeinen nicht von dem in der ganzen
bremischen Niederung vorhandenen und, wie bemerkt, auch das
Bloeklandsmoor bedeckenden Weserschlicke zu unterscheiden.
Es handelt sich nach alledem bei dem Bloeklandsmoore vermutlich
um eines jener Moore, wie man sie in den Marschen, zumal in Thal-
erweiterungen und in dem Mündungsgebiete schliekreicher Flüsse
so häufig findet, Moore, die sich in den vom Flusse verlassenen
Windungen oder Armen gebildet haben. Sie wurden oft lange Zeit
hindurch gegen die regelmässigen Überflutungen mit schlickreichem
Wasser geschützt, sei es dadurch, dass sich an den Ufern des neuen
Laufes Dünen bildeten, oder dass sich seine Ufer durch stärkere
Schliekablagerung, die durch die da angesiedelte Vegetation besonders
begünstigt wurde, erhöhten.
Je nach der Tiefe, welche die alten Exkavationen hatten, und
nach dem Salzgehalte des in ihnen enthaltenen Wassers besiedelte
sie nun entweder ein hauptsächlich aus Schilf (Phragmites communis
Trin.) bestehendes Röhricht oder ein Erlenbruch und füllte sie mit
seinen abgestorbenen und vertorfenden Resten aus. Bei weiter vor-
geschrittener Verlandung konnten sich dem Erlenbestande auch
andere Baumarten mehr oder minder zahlreich beigesellen.
Hatte sich dann im Laufe der Zeit das neue Bett wieder
erhöht, so trat das Flusswasser hier und da wieder über die Ufer,
gelangte in die moorigen Niederungen und vernichtete deren Vegetation
durch starke Schlickauflagerungen.
Wahrscheinlich haben sich diese Vorgänge im nordwestlichen
Deutschland mit einer säkularen Senkung des Landes verbunden.*)
*) Die Sohle des alten Blocklandsmoores liegt im Niederblocklande im
allgemeinen etwa 4 bis 5 m unter Bremer Null, d. h. O bis 1 m über dem
480
Mit grösserer Sicherheit wird sich aber erst dann ein Urteil
über die Geschichte des Blocklandsmoores abgeben lassen, wenn sich
die Gelegenheit zu einer vollständigen Untersuchung seines Aufbaues
geboten haben wird.
Die Probe des Sandes, der im Liegenden des Thones von 4,4
bis 24,3 m unter Tag angetroffen wurde, enthielt keine Reste quartärer
Pflanzen, sondern nur abgerollte Brocken einer dichten Braunkohle.
Der unter ihm folgende „Thon, hellgrauer Mergel mit Kreide-
konkretionen,“ (von 24,3 bis 27,6 m u. T.) ist ungeschichtet, dicht
und hält in der thonig-mergeligen Grundmasse Sand und kleine
Steine, namentlich dunkle Feuersteine und Granitbrocken, nebst
grösseren und kleineren Brocken von Schreibkreide, deren Ecken und
Kanten abgestossen und gerundet sind, endlich isolierte Trümmer
von Kreidebryozoen in unregelmässiger Verteilung eingeschlossen.
Beim Schlämmen eines Teiles der Bohrprobe wurden weder Reste
quartärer Pflanzen noch Braunkohlen gefunden. Es liegt zweifellos
Grundmoränenmaterial vor; die Schicht ist also nicht als postglacial
zu betrachten.*)
2. Thon, Moor mit Kies von 92,8 bis 94,6 m unter Tag.
Die trockene Probe bestand aus einer harten, spröden und
homogenen, strukturlosen Grundmasse von schwarzer Farbe, die in
verschieden grosse, unregelmässige Stücke mit scharfen Ecken und
Kanten zerbröckelte. Die Oberfläche der Stücke hatte einen schwachen
Glanz. Feiner Sand und Grandkörner bis zu Haselnussgrösse, deren
Ecken und Kanten nur wenig gerundet waren, fanden sich unregel-
mässig in namhafter Menge eingeknetet, ebenso einige winzige
Trümmer von Bivalvenschalen.
In reinem Wasser erweichten die Stücke nach wenigen Minuten
und flossen zu einem Breie auseinander. Mit Salzsäure brauste die
‘“ Masse lebhaft auf. Beim Glühen verwandelten sich die Stücke ohne
Flammenentwickelung, und ohne ihr Volumen und ihre Gestalt
Stande der gewöhnlichen Ebbe der Nordsee. Einige der tiefsten Stellen des
Moores sollen sogar bis 2 m darunter hinabreichen.
Focke (Brem, Jahrb., 8. Bd. 1868, S. 166) schloss aus dieser Thatsache
auf eine sükulare Senkung von wenigstens 15 bis 20 Fuss (etwa 5 bis 7 m)
seit dem Beginne der Moorbildung. Ob das zutrifft, wird man jedoch erst
dann entscheiden können, wenn festgestellt ist, bis zu welcher Lage die
Bruchtorfschicht hinabreicht und ob nicht Torfschichten von anderer Ent-
stehungsart darunter oder darüber liegen.
Derselbe Forscher berichtet (a. a. O. 8. 173), dass sich die Oberfläche
des Blocklandes seit der ersten Eindeichung, die etwa um das Jalır 1300
stattgefunden haben soll, bis zur Gegenwart um mehrere Fuss gesenkt habe.
Diese Senkung ist nicht notwendig einem allgemeinen, säkularen Sinken des
ganzen Landes zuzuschreiben, sondern nach Analogie derselben Erscheinung
an anderen Orten wohl eher einerseits aus einer Verminderung der Mächtigkeit
des unterlagernden Moores zu erklären — einer Verminderung, die unter dem
Einflusse der Zersetzung der Moorsubstanz und unter dem Drucke der auf-
Ben Kleischicht statt hatte — andrerseits aus der allmählichen Erhöhung
er jetzigen Betten der Weser und der Wümme,
*) Häpke a, a. O, Seite 398.
481
wesentlich zu ändern, in eine gelbrote feste Masse, in der sich mit
Hilfe der Kobaltprobe reichlich Thon nachweisen liess.
Durch Schlämmen von etwa einem Kubikdecimeter wurde kein
einziger pflanzlicher Rest erhalten. Auch mit Hilfe des Mikroskopes
vermochte ich keine Spur von pflanzlichen Zellen oder überhaupt
von organisierten Gebilden in dem Materiale zu entdecken.
3. Moor, durch Spülung, bis auf geringen Rest ausgewaschen,
von 98,7 bis 99,1 m unter Tag.
Die durch Spülung gewonnene Bohrprobe stellte im trockenen
Zustande eine hellgraue Masse dar, die unregelmässig nester- und
streifenweise dunkler wurde. Die Grundmasse bestand aus thonigem
Sande mit Feuersteinbrocken und einzelnen kleinen Trümmern von
Bivalvenschalen. Beim Ubergiessen mit Salzsäure brauste sie
lebhaft auf.
Nach dem Aufweichen in Wasser liessen sich aus der Probe
einige kleine Stücke eines Torfes herauslösen, der ganz das Aussehen
und das Gefüge des kurzfaserigen Torfes aus 0,5 bis 3,4 m Tiefe
zeigte. Es fiel mir besonders auf, dass er keine Ähnlichkeit mit
den mir bisher bekannten alt- und mittelquartären Torfarten hatte.
Namentlich waren die eingeschlossenen Holzreste dikotyler Bäume,
obwohl sie stark ulmificiert waren, nicht flach gedrückt, und der
Torf nicht so zusammengedrückt, wie man bei der Überlagerung mit
mehr als 98 Metern anderer Gesteinsarten hätte erwarten sollen. —
Dass stark komprimierter diluvialer Bruchtorf durch Einwirkung
von Wasser so stark gelockert wird, wie es hier anscheinend der
Fall ist, entspricht wenigstens nicht meinen bisherigen Erfahrungen.
Doch will ich die Möglichkeit nicht in Abrede stellen.
Nach der Behandlung mit Ammoniak und Salpetersäure fanden
sich in den Torfstücken beim Schlämmen und bei der mikroskopischen
Untersuchung folgende Pflanzenreste:
Pinus silwestris L. Pollen, sehr spärlich.
Betula sp. Pollen, spärlich.
Almus glutinosa Gaertn. Einige ziemlich grosse und in ihrem innern
Bau vortrefflich erhaltene Borkenschuppen. — Pollenkörner
sehr zahlreich. — Einige Gefässglieder gehörten nach ihrer
Tüpfelung und der Art ihrer Perforation ebenfalls hierher.
Carex sp. Ein beschädigter Balg.
Scirpus sp. Ein Nüsschen.
Einige kleine Bruchstücke eines 2 bis 6 mm breiten Rhizomes, von
dem allein die Epidermis mit lang-linialischen Zellen, deren
mässig verdickte Wände sich als schwach gewellt erwiesen,
erhalten geblieben war. — Einige andere Epidermisfetzen hatten
breit-oblonoge Zellen mit nicht verdiekten, undeutlich undu-
lierten Membranen. Sie gehörten wahrscheinlich den Scheiden
von Niederblättern an. — Sicher gehörte keiner dieser Reste
zu Phragmites communis Trin., obwohl sie wahrscheinlich einer
Graminee oder Cyperacee zuzusprechen waren.
482
Rubus ef. idaeus L. Ein Steinkern.
ef. Polystichum sp. Sporen, sehr zahlreich.
Die Holzreste liessen nur erkennen, dass sie von irgend einem
Laubholze herrührten. Einmal wurde ein Bruchstück einer Nadel
von Spongilla sp. bemerkt.
Diese Funde würden etwa auf ein Erlenbruch schlieskäh lassen.
Da im Liegenden dieser moorigen Schicht, nachdem die
unmittelbar darunter folgenden 6,3 m von nicht näher definiertem
„Thon mit Sand“ durchsunken waren, bei 105,4 m ein sandiger
miocener Thon angetroffen wurde, während die haugenden Bildungen
der Quartärzeit angehören, so würde sie selbst entweder pliocänen
Alters sein oder aber, unter der Annahme dass etwa ursprünglich
im Liegenden vorhanden gewesene Glacialbildungen durch Erosion
zerstört seien, der frühesten Interglacialzeit zugerechnet werden
müssen.
Zu der Annahme, dass die Sande und Thone, die von 45,7 m
bis 75,7 m unter Tag wechsellagern und in ihrem Hangenden und
Liegenden von Grundmoränenmaterial eingeschlossen werden, inter-
glacial seien,*) liegt meines Erachtens kein zwingender Grund vor.
Sie können ebensogut einer Oseillation des Landeises ihre Ent-
stehung verdanken. Für eine solche Auffassung dürfte das Fehlen
jeder Spur von Pflanzen in den Bohrproben aus diesen Sanden und
Thonen sprechen, von denen ich reichliche Mengen durch Schlämmen
untersucht habe. Auch der hohe Gehalt aller Schichten an kohlen-
saurem Kalke, das Vorkommen von Kreidebryozoen in zweien der
Sande, woneben in dem einen kleine, eckige Stücke eines dichten,
dunklen Kalksteines auftraten, ist bei dem Fehlen von Resten
quartärer Konchylien ein beachtenswertes Moment.
Aus dem botanischen Laboratorium
der Moor-Versuchs-Station.
Häpke a. a. OÖ, Seite 395.
Beiträge zu einer Lichenenflora des nordwest-
deutschen Tieflandes.
(Dritter Nachtrag.)
Von Heinr. Sandstede.
Seit der Herausgabe des zweiten Nachtrags hat sich soviel
Material angehäuft, dass die Zusammenstellung eines weiteren
Nachtrags gerechtfertigt erscheint. Es sind mehrere neu aufgestellte
Speeies vertreten; der Autor, Herr Dr. William Nylander in Paris
hatte die Güte, mir die Beschreibungen zur Verfügung zu stellen.
Die Namen dieser Arten sind: ZLecidea illota, L. nigerrima,
L. pernigrans, L. postumans, L. promixta und L. Sandstedei Zw.,
Nylander. Von der Insel Juist habe ich im vorigen Sommer eine
auf Dachziegeln gefundene Lecides mitgebracht, die Nylander als
Lecidea mitescens benennt und beschreibt. Zwar gehört diese Art
wegen des Fundorts nicht in den Rahmen dieses Nachtrags, um aber
die Veröffentlichung nicht ungebührlich lange zu verzögern, erlaube
ich mir, die Diagnose anhangsweise mitzuteilen.
Auf zwei andere Species weise ich aus dem Grunde noch be-
sonders hin, weil sie in Deutschland bisher noch nicht gefunden
worden sind: Lecidea nigrogrises Nyl. und Verrucaria leptospora Nyl.
Zu der Übersicht der Flechten, die auf den erratischen Blöcken
und auf den daraus zusammengefügten Steindenkmälern vorkommen, *)
können folgende Arten hinzugefügt werden:
Lecanora haematomma Ach., Lecidea pelidna Ach., L. ocellata
Fik. var. cinerea Anzi, L. nigrogrisea Nyl., L. postumans Nyl., L.
Sandstedei Zw., Nyl., L. pernigrans Nyl., L. viridiatra Flk.
An der Unterseite eines Decksteines des Hünengrabes bei
Stüvemühle habe ich Leeidea egenula Nyl. und Verrucaria chlorotica
Ach. beobachtet. h
Lecanora einerea L.**) ist aus der Übersicht und für das Gebiet
vorläufig zu streichen, da die Exemplare von der Visbecker Braut
wegen ihrer Dürftigkeit nicht mit absoluter Gewissheit zu bestimmen
sind. Pertusaria corallina Ach.***) ist in P, dealbata Ach. zu
berichtigen. —
*) Bd. XII, p. 213 und Bd. XIII, p. 313 der Abh, Nat. Ver. Brem.
**) Bd. X, p. 462 und Bd. XII, p. 213 1. c.
**#) Bd. XII, p. 215 und 2281. c.
484 u
Im Sommer 1896 nahm ich Gelegenheit, die Granitflora der -
Brockenkuppe flüchtig zu studieren.
Es herrscht dort eine ganz andere Zusammensetzung der Arten,
wie auf unsern erratischen Granitblöcken, auf denen verschiedene
nordische Relikten vorkommen.*) Auf der Brockenkuppe herrschen
vor: Stereocaulon denudatum Flk., Platysma Fahlunense L., Parmelia
stygia L., P. lanata L., @yrophora eylindrica L, @. flocculosa Wulf.,
G.polyphylla L., Lecanora polytropa Ehrh., L. badia Ach., L. ventosa Ach.,
Pertusaria corallina Ach., Lecidea platycarpa Ach., L. confluens Ach.,
L. lacteı Flk., L. rivulosa Ach., L. tenebrosa Flot., L. atroalba Flot.,
L. colludens Nyl., L. alpieola Nyl., etc. —
Die in jüngster Zeit erschienene Arbeit Nylanders: „Les lichens
des environs de Paris“ nebst „Supplöment“ ete., 1897 dürfte mir
Veranlassung geben, in der Begrenzung, Gruppierung und Nomen-
elatur der Gattungen und Arten Veränderungen vorzunehmen; ich
nehme Abstand davon, weil solche Anderungen einstweilen nur
stören können und besser erst dann vorgenommen werden, wenn
nach Bekanntgebung der Flechten aus der Lüneburger Heide und
nach erweiterter und erneuerter Durchforschung der deutschen
Nordseeinseln ein gewisser Abschluss in der lichenologischen Er-
schliessung des nordwestdeutschen Gebietes erreicht ist.
Zwischenahn, Februar 1898.
Nachtrag Ill.
Leptogium lacerum Sw., Fr., Nyl. Syn. p. 122 (Stellung im System:
vor L. sinuatum).
Sphaerophoron coralloides Pers. Ust. Ann. p. 23 (nach S. compressus).
Baeomyces placophyllus Ach. Meth. p. 323 (nach D. rufus).
Stereocaulon paschale Fr.
’ertusaria dealbata (Ach.) Nyl. Flora 1880, p. 390; Scand., p. 180.
Lecidea latypiza Nyl., Pie. or. P- D1 > Flora 1881, P- 180 (stirps
L. parasemae).
L. nigrogrisea Nyl., Flora 1879, p. 357 (stirps Z. contiguae),
L. promizta Nyl. (stirps L. contiquae).
L. tenchbrosa Flot., Nyl. Pyr. or. p. 12 et 24 (stirps Z. intumescentis),
L. postumans Nyl. (stirps L. petraeae).
L.. «llota Nyl. (stirps L. petraeae).
L. nigerrina Nyl. (stirps L. spuriae).
L. Sandstedei Zw., Nyl. (stirps L. diseiformis).
L. pernigrans Nyl. (stirps L. disciformis).
L. viridiatra Flk., Nyl. Flora 1881, p. 533 (stirps L. geographicae).
Verrucaria aethiobola Wahlbg. Nyl. Pyrenoe., P- 25 (stirps V. rupestris).
V. olivacea Borr., Nyl., Flora 1868, p. 164 (stirps Porinula).
V. leptospora Nyl., Flora 1864, p. 487, 1868, p. 164.
UL
*), Bd. XII, p. 218 1. c.
485
Collema limosum Ach. Bei Varel*) an mehreren Stellen in der Marsch
(Dr. F. Müller).
Leptogium lacerum (Sw.) Im Baumweg zwischen Moos an einer
alten Eiche.
Calieium phaeocephalum Turn. An Scheunenständern aus Eichenholz
in Bookhorn bei Ganderkesee, desgl. in Husum bei Huntlosen.
€. stemoneum Ach. Auf trockenfaulem Holze im Innern eines hohlen
Carpinusstammes im Hasbruch.
€. roscidum Flk. An alten Eichen im Hasbruch.
C. pusillum Flk. Auf dem Holze alter entrindeter Eichen im
Hasbruch.
Sphaerophoron coralloides Pers. Auf einem erratischen Block im
Rosengarten (Reg.-Bez. Stade) am 29. März 1878 von C. T. Timm
gefunden (Bremer Herbar).
Baeomyces placophyllus Wahlbg. Fruchtend in der Heide östlich von
der Chaussee Ahlhorn-Schneiderkrug bei den neuen An-
pflanzungen auf freien Stellen zwischen dem Heidekraut,
Pestruper Heide, auf kahler Heide bei Damme östlich am
Mordkuhlenberg.
Stereocaulon condensatum Hffm. Fruchtend in der Heide an der
Chaussee Ahlhorn-Wildeshausen.
St. paschale L. In der Heide bei Dötlingen und Wildeshausen.
St. tomentosum Fr. Bei Appelbüttel (Reg.-Bez. Stade) auf Sand
(leg. C. T. Timm 1878, Bremer Herbar).
St. spissum Nyl. Ziegelei bei Wahrdamm unweit Bremen auf Dach-
ziegeln (Dr. G. Bitter); Hooksiel auf Dächern (Dr. H. Koch,
Bremer Herbar).
Cladonia aleicornis (Lghtf.). Bei Wildeshausen und Dötlingen.
C. pityrea (Flk.). Damme, Dötlingen, Wildeshausen, Ipweger Moor.
— hololepis Flk.; Nyl. Bei Damme am Fusse alter Birken.
C. polybotrya Nyl. An feuchten Stellen in der Ahlhorner Heide,
bei Dötlingen; bei Damme zusammen mit Baeomyces placophyllus.
C. degenerans Flik. Bookholtsberg bei Gruppenbühren.
C. incrassata Flk. Ipweger, Loyer und Öldenbrooker Moor an
Grabenwänden.
Ramalina pollinaria Ach. Steril an den Kirchen zu Schortens, Eck-
warden, Tossens, Langwarden, an der Pastorei beim Friesen-
kirchhof in Langwarden, an Oetkens Haus in Linswege. —
Kirche zu Nesse in Ostfriesland.
Cetraria islandica (L.) Ach. Steril an mehreren Stellen um Delmen-
horst uud Schönemoor (Dr. G. Bitter).
Evernia furfuracea (L) Fr. Eine stark zerschlitzte Form (f. erice-
torum Fr.), viel in der Pestruper Heide auf Heidekraut; steril.
Parmelia Mougeottii Schaer. Steril auf den Steindenkmälern in der
Thölstedter Heide, an der Landwehrbäke, bei Schohausen, Bad-
bergssand, am Wellohsberge bei Dötlingen, auf der Wittenhöhe
bei Döhlen ete.
*) Die angegebenen Fundorte sind, falls nichts anderes vermerkt ist,
im Herzogtum Oldenburg gelegen.
März 1898, XIV, 32
486
F. incurva (Pers.) Fr. Ein jugendliches Exemplar an einem Deck-
steine der Kellersteine in der Ahlhorner Heide.
P. tiliacea (Hffm.) Ach. Steril an Linden vor dem jüdischen Be-
gräbnisplatze bei Wildeshausen, an einer Buche in Bokern bei
Damme; an Eschen in Horn bei Bremen (Dr. G. Bitter).
P. revoluta Flk. An Linden an dem Kirchhofe in Wildeshausen; steril.
P. Borreri Turn. Steril an Linden in Collinghorst (Ostfriesland).
P. prolixa (Ach.) — *isidiotyla Nyl. Steindenkmäler an der Landwehr-
bäke, auf der Möhlenhöge bei Varnhorn, in der Thölstedter
Heide, Schmersteine, Holzhäuser und Pestruper Steine, Stein
des Riesen Och bei Ahlhorn, Steinsetzung auf dem Bökerberg
bei Steinfeld ete.
**P, sorediata (Ach.) Steindenkmäler in der Pestruper Heide, Thöl-
stedter Heide, erratische Blöcke auf der Wittenhöhe bei Döhlen;
steril.
Nephromium laevigatum Ach., Nyl. Steril an Krüppeleichen in der
Sager Heide.
Physcia pulverulenta (Schreb.) _—- "pityrea (Ach.) Nyl. Steril an
Linden in Detern, Eichen in Backemoor (Ostfriesland), €. ap.
an einer Pappel in Wahrdamm bei Bremen (Dr. G. Bitter).
Ph. stellaris (L.) Fr. — *tenella (Sceop.). Kirchhof in Altenhuntorf
auf Marmorplatten.
Ph. ceaesia (Hfim.). Daselbst auf gleichem Substrat.
Ph. obscura (Ehrh.) Fr. Marmorplatten auf dem Kirchhof in Alten-
huntorf.
Ph. lithotea Ach., Nyl. An der Südseite des Bahnhofsgebäudes in
Stickhausen (Ostfriesland).
Ph. adglutinata (Flk.). Spalierbäume am Wartturm in Stickhausen
(Ostfriesland) und an Linden auf dem Kirchhof in Detern
(Ostfriesland).
Umbilicaria pustulata (L.) Hffm. Spärlich auf dem Steindenkmal
an der Landwehrbäke; steril.
Lecanora scopularis Nyl. — *lobulata (Smf,) Nyl. Am Steindamm
bei den Molen in Wilhelmshaven.
L. murorum (Hffm.) Nyl. Kirchen in Collinghorst, Backemoor,
Detern (Ostfriesland). Kirchhofsmauer in Ramsloh.
— ymusilla (Mass.). Kirchen in Backemoor, Collinghorst (Ostfriesland).
Huntlosen. |
*L. tegularis (Ehrh.) Nyl. Auf Raseneisenstein der Kirche in Hunt-
losen.
L. sympagea (Ach.). Kirchen in Collinghorst, Backemoor, Detern,
Wartturm in Stiekhausen (Ostfriesland), Kirchen in Eck warden,
Tossens, Langwarden, Oldenbrok, Huntlosen, Hatten, Ramsloh,
Bokelesch; Kirchhofsmauer in Scharrel.
L. inerustans Ach., Nyl. Kirchen in Backemoor, Collinghorst (Ost-
friesland); Wieselstede, Hatten, Bokelesch.
L. ferruginea (luds.). Vor dem Hatter Holze an Buchen.
L. cerina (Ehrh.) Ach. — *chlorina (Fw.) Nyl. Auf Backstein der
Kirchhofsmauer in Ramsloh.
L.
Lk
Sn
SS
L.
487
. pyracea Ach., Nyl. Eisengitter auf den Kirchhöfen in Potshausen,
in Detern (Ostfriesland), Knäufe des eisernen Gitters um den
Kirchhof in Edewecht.
phlogina (Ach.) Nyl. Auf der schorfigen Rinde einer alten Weide
in Detern (Ostfriesland). — Die Fundortsangaben von Z. phlogina
auf Holz und Stein in Bd. XII der Abh. Nat. Ver. Brem.,
p. 225 sind wohl sämtlich auf Zecanora eitrina (Hffm.) über-
zuführen.
. laeiniosa (Duf.). Steril an Eichen auf dem Schulhofe in Backe-
moor (Ostfriesland) e. ap. an Obstbäumen in Oltmanns Garten
in Krögerdorf.
vitellina (Ehrh.) Ach. Auf mehreren Steindenkmälern: Pestruper
Heide, Holzhausen, an der Landwehrbäke ete,
. epiwantha (Ach) Nyl. Auf Zementmörtel auf der Schornstein-
plattform der Zwischenahner Brauerei; Backsteine der Kirchhofs-
mauer in Wiefelstede.
. atrocinerea (Deks.). Steril auf dem Hünengrabe in den herrschaft-
lichen Fuhrenkämpen zwischen Damme und Steinfeld.
. galactina Ach. Anflüge auf Walfischknochen an der Einfahrt
eines Gehöfts in Mürrwarden.
. coilocarpa (Ach.) Nyl. Holzwerk der Schleuse bei Dehland,
Birken bei Damme.
. chlarona Ach., Nyl. Im Park von Daren auf Aronia rotundifolia.
. albella (Pers.) Ach. An Krüppeleichen in der Sager Heide.
. glaucoma Ach. Backsteine der Kirchhofsmauer in Wiefelstede,
Steinwälle in Dötlingen, Steindenkmäler bei Schohausen, in
den herrschaftlichen Fuhrenkämpen bei Damme.
. Hageni Ach. Auf Dachziegeln in Zwischenahn und Edewecht.
. umbrina (Ehrh.) Nyl. An einer alten Weide in Detern (Ost-
friesland).
. prosechoides Nyl. Spärlich auf dem Steindamme am Strande in
Eekwarderhörne.
. sulphurea (Hffm.) Ach. Kirchen und Kirchhofsmauern in Olden-
brok, Huntlosen, Edewecht, Godensholt; Sandsteinplatten auf
dem Kirchhof in Oldenbrok, schön entwickelt.
. trabalis (Ach.) Nyl. Schön am Holze der Schleuse bei Dehland;
auf Granitfindlingen eines Schafstallfandaments bei Ahlhorn,
von den eichenen Ständern übergesiedelt.
. orosthea Ach. Erratische Blöcke auf der Wittenhöhe bei Döhlen,
Steindenkmäler in der Thölstedter Heide, an der Landwehrbäke,
in den Knokelsbergen an der Lethe, bei Schohausen, Dötlingen.
. glaucella (Fw.) Nyl. An Föhren in Daren.
. polytropa (Ehrh.) Schaer. var. illusoria Ach. (= campestris Schaer.).
Findlingsblöeke bei Ahlhorn, Döhlen, Steinsetzung in den
Knokelsbergen an der Lethe.
. Sambuei (Pers). An Sambucus im Dorfe Ahlhorn.
. atra (Huds.) Ach. Sehr schön an Steinwällen, aus Granit-
findlingen bestehend, in Dötlingen, Steindenkmäler in der
Pestruper Heide und an der Landwehrbäke.
DL
32
488
— grumosa Ach. Einmal mit Apotheeien an dem Steindenkmal
„Schmeersteine“ bei Varnhorn.
L. badia Ach. Steindenkmäler an der Landwehrbäke, bei Holzhausen,
Döhlen, Thölstedt.
L. nephaca (Smf.) Nyl. Sehr schön an dem Steindenkmal an der
Landwehrbäke; in einer polsterig-staubig aufgelösten Form
(efr. grumosa) an dem Denkmal auf der Möhlenhöge bei
Varnhorn.
L. haematomma Ach. Steril an einem Steindenkmal des Giersfeldes
und am „Visbecker Bräutigam“, Holzhauser Steine, Kirche zu
Huntlosen, an Grabsteinen aus Sandstein auf dem Kirchhof
zu Altenhuntorf; Kirchen in Backemoor und Collinghorst auf
Granit und Backstein (Ostfriesland), hierher auch die Angabe
an Backsteinmauern, Bd. XII, p. 227 der Abh. Nat. Ver. Brem.
(Als var. leiphaema Ach. betrachte ich nur die Rindenform;
diese aber auch e. ap. gefunden: Bd. X, p. 461 der Abh. Nat.
Ver. Brem.)
L. tartarea Ach. Auf Granit der Steindenkmäler an der Landwehr-
bäke, bei Holzhausen, Aschenbeck, Egypten bei Dötlingen,
„Schmeersteine* bei Varnhorn.
— variolosa Fw. Eichen im Hasbruch, Steindenk mal bei Schohausen.
I. caesiocinerea Nyl. Viel auf den Steindenkmälern bei Schoha usen,
an der Landwehrbäke, auf der Möhlenhöge bei Varnhorn,
„Schmeersteine“ bei Varnhorn, Badbergssand, am Wellohsberge
bei Dötlingen, Egypten bei Dötlingen, Döhlen, Steinsetzung
in den Knokelsbergen an der Lethe, „Stein des Riesen Och“
bei Ahlhorn.
— obscurata Fr., Nyl. Steindenkmäler an der Landwehrbäke und
bei Schohausen.
L. eineracea Nyl. An einer Lehmwand in Hatten zusammen mit
Lecanora simplex (Dav.).
L. simplex (Dav.). Steindenkmal an der Landwehrbäke, bei Holz-
hausen, Schohausen, „Kellersteine“ in der Ahlhorner Heide,
„Schmeersteine* bei Varnhorn, Steinwall bei der Schule in
Gruppenbühren, Lehmwand in Hatten, zusammen mit Leeidea
promixzta Nyl. im Flugsand auf dem Bookholtsberge bei
Gruppenbühren.
Pertusaria ceuthocarpa (Sm,). An Linden in Collinghorst (Ost-
friesland).
P. multipuncta (Turn.). An Sorbus, Betula, Carpinus im „Baum-
weg“ bei Lethe. ,
P. globulifera (Turn.). Fruchtend im Baumweg an Eichen.
P. dealbata (Ach.) Nyl. Steindenkmal in Dötlingen, ebenso in
Döhlen, „Visbecker Braut“; „Bülzenbett“ bei Sievern (Reg.-Bez.
Stade).
Thelotrema lepadinum Ach. An Abies canadensis im „Höntjebusch*
bei Gristede, im Hasbruch an Eichen, Buchen, Erlen, Hain-
buchen ete.
489 .
Leeidea lucida Ach. Steril an der Lehmwand der Bergfriede auf
L.
T
2.
JE
I
L.
L.
135
199
Hots Gehöft in Aschhausen, Scheunenwände in Husum bei
Huntlosen auf Holz, Schattenseite einiger Blöcke des Stein-
denkmals an der Landwehrbäke, der „Kellersteine“, des Denk-
mals im Garten des Müllers Stüve zu Stüvemühle.
. quernea Ach. Schön fruchtend an Carpinus im Baumweg.
. Lightfootüi (Sm.) Ach. Bei Oldenbrok an Eschen, vor dem
Wildenloh an Eichen.
. subduplex Nyl. An Hainbuchen und Eschen im „Baumweg“.
. meiocarpa Nyl. An Eschen im Hasbruch, an Eschen und Epheu
bei Halsbeck im „Brook“.
. tenebricosa (Ach.) Nyl. Zerstreut an Eschen im „Brook“ bei
Linswege und im „Brook“ bei Halsbeck.
. prasiniza Nyl. Am Fusse jüngerer Eichen im Wildenloh.
. rubicola (Crouan) Nyl. f. abieticola Nyl. Auf Nadeln und Zweigen
Junger Fichten im Wildenloh.
. tricolor With. An Eichen und Hainbuchen im Hasbruch.
. sabuletorum Flk. Am Fusse der Kirchhofsmauer in Nordloh auf
Backsteinen und über Moosen.
. chlorotica (Ach.) Nyl. An Ilex aquifolium einer Waldung („Lüers
Busch“) in Helle. (Arn. exs. 1661: Bacidia albescens Hepp.)
. egenula Nyl. An den inneren Seitenwänden des Steindenkmals
im Garten des Müllers Stüve zu Stüvemühle.
. pelidna Ach., Nyl. Auf Granit eines Schafstallfundaments bei
Ahlhorn, auf einem Granitblock der „Schmeersteine“ bei Varn-
horn, Steindenkmal bei Schohausen, Geröll in der Heide bei
Döhlen.
Juliginosa (Tayl.) Nyl. Viel auf Granit der Steinsetzung in den
Knokelsbergen an der Lethe; „Kellersteine“ in der Ahlhorner
Heide, Steindenkmal an der Landwehrbäke, spärlich auf den
„Schmeersteinen“ bei Varnhorn.
parasema Ach. Auf abgestorbenen Galläpfeln an Eichenzweigen
in Zwischenahn.
latypiza Nyl. Selten auf dem Steinwall (Granit) bei der Schule
in Gruppenbühren.
platycarpa Ach. Steindenkmal an der Landwehrbäke.
meiospora Nyl. Erratische Blöcke auf der Wittenhöhe bei Döhlen,
Steindenkmäler bei Schohausen, an der Landwehrbäke, „Schmeer-
steine“* bei Varnhorn.
crustulata Ach. Auf Urnenscherben im Flugsande in der Sager
Heide, auf Backsteinen der Schleuse bei Dehland.
nigrogrisea Nyl. Auf einem Granitblocke des Steindenkmals bei
Leitstade (Reg.-Bez. Lüneburg).
sorediza Nyl. Erratische Blöcke bei Döhlen.
lithephila Ach. Steindenkmäler an der Landwehrbäke, bei
Schohausen, am Wellohsberge bei Dötlingen, bei Döhlen, Holz-
hausen, „Schmeersteine“ bei Varnhorn, Steinsetzung am Böker-
berg bei Steinfeld. f. minuta Krplh. Auf Geröll in der Heide
bei Schohausen.
490 | |
l.. plana Lahm. Steindenkmal an der Landwehrbäke, Steinsetzung
am Bökerberg bei Steinfeld, Geröll in der Heide am Wellohs-
berge bei Dötlingen.
ı; promirta Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 18. 6. 1897.
„Thallus albus tenuis rimulosus aut evanescentes, K. et J. —;
apothecia nigra marginata aut demum convexa immarginata, intus
nigra (latit. 0,5— 0,6 millim.); sporae oblongae, long. O,009—O0,O1T,
crass. 35 — 45 millim., epithecium et hypothecium nigricantia,
paraphyses erassae apice incrassato nigricante (acido nitrico sub-
rosello). .J. gelatina hymenialis intensive coerulescens. Spermatia
bacillaria long, 0,007 millim. Affinis Lecideae diducenti Nyl.,
ed jam hypothecio differt, qguod totum nigricans (fuscum perithecio
nigro).“
Kleines Granitgeröll in der Sandwehe auf dem Bookholtsberg
bei Gruppenbühren, ebenso auf der Wittenhöhe bei Döhlen,
l.. Jumosa (Hfim.) Wahlbg. Auf fast allen Steindenkmälern,
z. B. bei Döhlen, Thölstedt, Schohausen, in der Pestruper
Heide, an der Landwehrbäke, auf der Möhlenhöge bei Varnhorn,
„Sechmeersteine“ bei Varnhorn, Stüvemühle, am Wellohsberge,
Steinsetzung genannt „ll Apostel“, in den Knokelsbergen an
der Lethe.
I. grisella Flk., Nyl. Ziegeldach der Kirche in Altenhuntorf, Stein-
wall bei der Schule in Gruppenbühren, Steindenkmal bei Döhlen,
in den herrschaftlichen Fuhrenkämpen bei Damme, zerstreute
Blöcke in der Heide bei Ahlhorn.
/,. riveulos« Ach. Auf dem Steindenkmal bei Schohausen sehr schön
und viel, Steindenkmal auf der Möhlenhöge bei Varnhorn, auf
einem Quarzblock auf der Wittenhöhe bei Döhlen.
I. tenebrosa Fw. Auf einem Deckstein des Steindenkmals „Keller-
steine“ in der Ahlhorner Heide.
I. distineta (Th. Fr.) Nyl. Auf Granitquadern der Kirche zu Hunt-
losen, Steindenkmäler bei Schohausen und in der Pestruper
Heide, Glaner Braut.
I... postumans Nyl. in lit. ad v. Zwaekh 1. VII. 1897,
„Ihallus nigricans wel cinerascenti nigricans, granulatus,
apothecia nigra parva planiuscula; sporae nigrieantes oblongae
Jseptatae, long. eirciter 0,016, crass. V,00S millim. epithecium
nıgricans, hypotheecium fuscum.
J. gelatina hymelialis coerulescens, dein fulvescens. Accedens
ad. IL. postumam.,* |
Auf Granitblöcken in den Knokelsbergen an der Lethe,
sogen. „ll Apostel“, Glaner Braut, Hünengrab in den Clöfer
Tannen bei Werpeloh am Hümmling, Steindenkmal und
erratische Blöcke auf der Wittenhöhe bei Döhlen.
L. lavata (Ach.) Nyl. Viel auf Geröll bei Döhlen, Dötlingen, auf
den Steindenkmälern zu Egypten bei Dötlingen, am Badbergs-
sand etc.
491
L. ilota Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 16. XI. 1897.
„Ihallus nigrieans determinatus rotundato-macularis. Sporae
sicut in L. lavata.*
Auf dem Ziegeldache des Luers’schen Hauses in Zwischenahn.
L. aethalea Ach. Steindenkmal an der Landwehrbäke, „Schmeer-
L.
k
L.
L.
Ä
Ä
127
steine“* bei Varnhorn.
ocellata Flk. var. einerea Anzi., Nyl. Erratische Blöcke auf der
Wittenhöhe bei Döhlen, Geröll auf zur Loye’s Wiese in Helle,
Steinwall (Granit) bei der Schule in Gruppenbühren.
nigerrima Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 18. VI. 1897.
„Ihallus niger tenuis areolato rimulosus, apothecia atra
minutula innata (latit. 0,1 millim.) impressula; sporae fuscae
1 septatae, long. O,0I4—17 crass. 0,006—7 millim., hypothecium
incolor (vel varians infra obsolete fuscescens).
J. gelatina hymenialis coerulescens, dein fulvorubescens.
Species distinctissima jam colore thalli nigerrima. Obiter visa
ob minutiens faciem habet fere Verrucariae eujusdam atratae.“
Auf Dachziegeln der beiden Ziegeleien an der Chaussee
Zwischenahn-Edewecht; ebenso Ziegelei Hosüne am Bahnhof
Huntlosen.
alboatra (Hffm.) — athroa Nyl. An Sambueus im Dorfe Ahlhorn.
canescens (Deks.) Ach. An fast allen älteren Dorfkirchen:
Collinghorst, Backemoor, Detern (Ostfriesland), Huntlosen, Eck-
warden, Tossens, Langwarden; Spalier am Wartturm in Stick-
hausen und Linden auf dem Kirchhof in Detern (Ostfriesland).
L. Sandstedei Zw., Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 1. VII. 1897.
E;
„Thallus nigrieans rugosus difjractus subverrucosis, apothecia
nigra marginata (latit. eirciter 0,5 millim.); sporae fuscae
I septatae, long. 0,010 —0,012, erass. 0,006— 7 millim., hypo-
theeium fuscum.
J. gelatina hymenialis intensive coerulescens.“
Auf erratischen Granitblöcken auf der Wittenhöhe bei Döhlen,
ebenso auf dem Hünengrabe daselbst, Steinsetzung, genannt
„ll Apostel“, in den Knokelsbergen an der Lethe, Stein-
denkmal in der Pestruper Heide; hierher auch ZL. badia Bd. X,
p- 470 der Abh. Nat. Ver. Brem.: auf einem Steindenkmal
des „Giersfeldes“ zwischen Ankum und Ueffeln (Reg.-Bez.
Osnabrück).
pernigrans Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 1. VII, 1897.
„Ihallus cinereus granulatus (K— J—); apotheeia nigra
conveziuscula (latit. fere 0,5 millim.); intus concoloria, sporae
Juscae I-septatae, long. 0,009—0,014, erass. 0,006—7 millim.,
hypothecium fuscum.
J. gelatina hymenialis intensive coerulescens. Forsan accedens
ad L. atroalbulam Nyl. Paris, p. 99.“
An einem Granitblock der „Glaner Braut“.
L. ostreata (Hffm.) Schaer. Auf dem Holze entrindeter alter Eichen
L.
im Hasbruch.
expansa Nyl. Auf Backsteintrümmern bei der Stüvemühle.
492
L. geographica (L.) Schaer. Backsteine der Kirchhofsmauer in
Wiefelstede, Kirchendach in Altenhuntorf, Granitquadern der
Kirche in Huntlosen.
L. viridiatra Flik. Selten auf Granit der „Glaner Braut“.
L. eitrinella Ach. An Erdwällen bei Huntlosen, Gruppenbühren,
Westerscheps.
Öpegrapha Iyncea (Sm.) Borr. An alten Eichen im Hasbruch, desgl.
im „Rehagen“ bei Gristede.
OÖ, zonata Kbr. An der Unterseite der Decksteine des Steindenk-
mals in Egypten bei Dötlingen; steril.
©, pulicaris (Hffm.) Nyl. Im Innern der Glockentürme zu Edewecht
und Altenhuntorf an dem eichenen Gebälk.
OÖ. Chevallieri Leht. An fast allen älteren Dorfkirchen: Huntlosen,
ÖOldenbrok, Ramsloh, Abbehausen, Tossens; an der Langwarder
Kirche und an der Pastorei beim Friesenkirchhof auf Basalt-
tufl, ebenso an der Kirche in Nesse (Ostfriesland); Wartturm
in Stiekhausen und Kirchen zu Backemoor und Collinghorst
(Ostfriesland) auf Granit, Mörtel und Backsteinen.
©, demutata Nyl. An einer Linde bei dem Harbers’schen Hause in
Gr. Sander (Ostfriesland).
O. einerea Chev. An Eschen im „Rottforde“ bei Linswege, Erlen
im „Rehagen“ bei Gristede, Hainbuchen im Hasbruch.
Arthonia lapidieola (Tayl.) Nyl. Auf Backsteinen der Schleuse bei
Dehland. 3
A. pruinosa Ach. Überzieht das Gebälk im Innern des Glockenturmes
in Edewecht, desgl. in Apen, Altenhuntorf und Wiefelstede,
an der Lehmwand der Bergfriede (altammersche Bauernburg)
auf Hots Gehöft in Aschhausen, Lehmwand in Husum bei
Huntlosen; steril viel auf Backsteinen der Kirche in Alten-
huntorf.
A. ruanidea Nyl. An jüngeren Eschen im Hasbruch.
Stigmatidium venosum (Sm.) Nyl. An Abies canadensis im Höntje-
busch bei Gristede.
Thelocarpon epilithellum Nyl. Geröllhaufen bei Bakenhus, Gem.
Grossenkneten, ebenso bei dem Steindenkmal zu Egypten bei
Dötlingen, Dossierung des Bahnkörpers in Kaihauserfeld.
Verrucaria fuscella Tarn., Nyl. An den Kirchen zu Nesse, Colling-
horst und Backemoor (Ostfriesland).
V. aethiobola Wahlbg. Auf überrieselten Kieseln im Bachbette bei
der Jagdhütte im Hasbruch.
V. chlorotica Ach. An den Seitenwänden im Innern des Stein-
denkmals im Garten bei der Stüvemühle.
V. olivacea Borr. An einer Buche im Hasbruch gefunden.
V. leptospora Nyl. An einer Buche im „Rehagen* bei Gristede
gefunden, an einem llexstamm in Aschhausen.
V. Laburni Light. Wipfelzweige der Eschen auf dem Kirchhofe in
Altenhuntorf,
V. fluetiyena Nyl., Flora 1875, p. 14 (sec. Nyl. in lit. ad v. Zwackh.
— Verrucaria Kelpii Kbr. Par. p. 387). Auf den Gehäusen
493
lebender und abgestorbener Schnecken (Zitorina litorea L.), an
dem Steinwall bei den Molen in Wilhelmshaven, ebenso bei
Eekwarderhörne und am Steinwall bei Norddeich (Ostfriesland),
hier auch in der Flutlinie auf den Sandsteirblöcken des
Steinwalls.
Melanotheca gelatinosa (Chev.). An Corylus im Rottforde bei Linswege.
Endococcus gemmijer (Tayl.). Steindenkmal bei Bakenhus, Gem.
Grossenkneten.
E. microstieticus (Leight.). Auf dem Thallus von ZLecidea aethalea
Ach. auf den „Kellersteinen“ in der Ahlhorner Heide.
Anhang.
Lecidea mitescens Nyl. in lit. ad v. Zwackh. 16. XII. 1897.
„Ihallus cinerascens verrucoso-granulosus K—; apothecia
testacea plana (latit. eirciter 0,5 millim.), margine subalbicante;
sporae Jusiformis I—3 septatae, long. 0,014—20, crass. 0,003
millim. Jodo gelatina hymenialis fulvescens; spermatia ut in
L. inundata Fr. Nyl. Lich. Paris, suppl. p. 6, filiformia
subrecta wel leviter arcuata. Gonidia parca in symgonidüs
glomerulosis.‘“ — „Au groupe de luteola.“ —
Insel Juist; auf Dachziegeln im Loog.
ATI NN
Hemerocallis lava x Middendorfli n. hybr.
Von H. Christ, Basel.
(Vergleiche oben, p. 273, wo die Ueberschrift in H. flava X
Middendorffii zu ändern ist.)
Erkärung der Tafeln.
ARHER UF
l. Habitusbild und Infloresceenz von H. Middendorfhi.
), do. do. H. flava X Middendorfhi,
6. do. do. H. tlava.
4. 5. Blatt von H. flava X Middendorfhi.
8. do. H. Middendorfhi,
7 do. H. tlava.
Dar TE
2. Intloreseenz von H. flava X Middendorffii.
3. Blüte derselben von vorn gesehen.
4. Blüte von H. flava.
Anmerkung. Diese Erklärung ist aus Versehen nicht gleich-
zeitig mit den im vorigen Heft bereits publizierten Tafeln erschienen
und wird hier nachgetragen.
Die Moostlora der Inseln Wangerooge und Juist.
Von Fr. Müller, Varel.
Aus dem Litteraturverzeichnis, das ich der Aufzählung der
Moose der ostfriesischen Inseln im I. Anhang von Buchenaus Flora
der ostfriesischen Inseln,*) 3. Auflage 1896, vorangestellt habe, geht
hervor, dass die Inseln Wangerooge und Juist bislang nicht in
gleicher Weise auf Moose durchsucht worden sind wie die übrigen
Inseln; die Zahl der von ihnen bekannten Arten ist, wie aus der
Aufzählung sich ergiebt, bedeutend geringer als bei den anderen
ostfriesischen Inseln. Es war daher, wie ich bereits früher**) aus-
gesprochen habe, wünschenswert, dass auch diese beiden Inseln
bryologisch weiter erschlossen würden. Ich habe nun Ende August
1896 Wangerooge und Mitte Juli 1897 Juist zu diesem Zwecke je
auf ein paar Tage besucht und namentlich für die letzte Insel, wie
es nicht anders zu erwarten war, eine Anzahl bisher von dort nicht
angegebener Arten feststellen können.
Dass ich dabei auf viele Arten stossen würde, die bislang von
keiner der ostfriesischen Inseln bekannt, war um so weniger anzu-
nehmen, als beide Inseln zu den kleineren gehören, und die Boden-
verhältnisse auf Wangerooge recht einfacher Art sind. Von Dünen-
thälern, die irgendwelche nennenswerte Ausbeute liefern könnten,
kann bei dieser Insel kaum die Rede sein; dagegen sind grosse
Flächen auf ihr mit Heide dicht bedeckt. Auf Juist sind das grosse
Dünenthal auf der Bill, die „Allee“, und fast alle Dünenthäler
westlich vom Dorfe mit Gräsern und dem Sanddorn derart bewachsen,
dass für Moose kaum Platz bleibt. Nur Hypnum polygamum, Knerffü,
cuspidatum und ähnlich wachsende Arten behaupten dort einstweilen
noch das Feld und bedecken an manchen Stellen rasenartig den
Boden; die Gräben in der- Nähe des Loog und die Polder auf der
Bill sind westlich vom Dorfe die Orte die den Bryologen am meisten
anziehen. Im Osten vom Dorfe liegen einige flache, feuchte Stellen,
die noch mehr oder weniger frei von Phanerogamen sind; an ihnen
finden sich in grossen Mengen Arten der Gattung Zryum, unter
denen besonders Br. pendulum, calophyllum und pseudotriquetrum
hervorragen. Für letztere beiden Arten ist auf Wangerooge kein
Platz, ebenso wie Epipactis palustris, von der Juist an jenen Orten
auffallend viel Exemplare hervorbringt, dort nicht vorkommt. Anderer-
seits hat Wangerooge viele Plätze, an denen Zycopodium inundatum
massenhaft auftritt; auf Juist war von dieser Pflanze nichts zu finden.
*) Leipzig. W. Engelmann.
**) Diese Abhandlungen Band XIII, Heft 3, p. 378.
496
Es ist bekannt, dass die feuchte, milde Luft, die auf den
Inseln während eines grossen Teiles des Jahres herrscht, einer
Anzahl Pflanzen auf dürrem, sandigen Boden unter freiem Himmel
die Lebensbedingungen gewährt, die sie auf dem Festlande auf
sumpfigen Wiesen oder im Schatten der Laubwälder finden. Ich
erinnere nur an Thuwidium Blandowü, eine Art, die auf dem Fest-
lande vereinzelt in tiefen Sümpfen zu finden ist; sie gedeiht auf
dem Ostende von Langeoog in einem trocknen Thälehen oben auf
den hohen Sanddünen und entwickelt dort auch Früchte. Einen
neuen Beleg für diese Thatsache lieferten mir Exemplare von
(limacium dendroides, das ich auf Wangerooge im Westen der Insel
an der Nordseite einer mässig hohen Düne an deren oberen Rande
im Rasen von Polytrichum fand. In der Nähe dieses Standortes
hatte sich auch ZLonicera Perielymenum angesiedelt.”)
Die Vermutung Eibens, dass Bryum calophyllum, das er für
die Inselflora zuerst auf Borkum nachgewiesen hat, auch auf Juist
vorkommen würde, habe ich bestätigen können. Allerdings war
diese ausgezeichnete Art nicht, wie E. annahm im Westen der Insel
zu finden. Dort sind die Ortlichkeiten diesem Moose nicht günstig;
ich fand es jedoch, gerade wie auch auf Baltrum, im Osten der
Insel an niedrig gelegenen Stellen, die im Winter und Frühjahr
offenbar unter Wasser stehen und die noch keine zusammenhängende
Vegetationsdecke tragen, Ganz ähnlich wie auf Baltrum werden
diese niedrigen Stellen massenhaft vom Sanddorn eingefasst und
durchsetzt; zwischen seinem noch locker wachsenden Gesträuch
sowohl, als an den freien Stellen bedecken den feuchtsandigen
Boden kleine Rasen von Lebermoosen. Unter ihnen fällt auf Juist
Moerckia hibernica auf, während Baltrum an ähnlichen Stellen
Preissia commutata beherbergt, nach der ich auf Juist vergeblich
gesucht habe. An einer solchen Niederung ziemlich weit im Osten
hatte sich Trichostomum tophaceum in diehten braunen Rasen, die
weithin auflielen, angesiedelt. Nicht weit davon, am Kalfamer, dehnt
sich an der Südseite der schmalen Insel eine grosse, etwas höher
gelegene sandige Fläche aus, über die sich bei hohen Fluten das
Wasser ergiesst; sie enthält eine Menge Trümmergesteine, die dem
Lichenologen eine gute Ausbeute gewähren. Dort lagen auf dem
dürren Sande grössere und kleinere Rasen von Barbula unguieulata,
dieht mit schwarzkörnigem Sande durchsetzt. Bislang habe ich
diese Art, die von Eiben auf Norderney zwischen Pflastersteinen
beobachtet ist, auf keiner anderen Insel angetroffen; auf dem Fest-
Jande ist sie häufig auf thonig-lehmigen Boden. Die Pflanzen machten
‚ Auf dem westlichen Teile von Juist gedeiht im dürren -Sande der
Dünen Rubus caesius var, dunensis vorzüglich, Mehrere Meter lange, dicht
dem Boden angedrückte Pflanzen, die am Südabhange der Dünen der Ein-
wirkung der Sonnenstrahlen besonders günstig ausgesetzt waren, hatten am
14. Juli bereits die Gipfelblüten der Blütenstände zur reifen, wohlschmeckenden
Frucht ausgebildet. Die Früchte werden dort, wie uns Herr Leege, unter
dessen kundiger Führung Herr Landstede und ich die Insel durchwanderten,
mitteilte, in grossen Mengen gesammelt und bilden einen beliebten Beisatz |
auf den Tafeln der dortigen Gasthäuser,
r
497
einen verkümmerten Eindruck; es ist mir nicht zweifelhaft, dass die
irgendwo fortgerissenen Rasen mit hohen Fluten dort angetrieben sind
und nun im dürren Sande ihr kümmerliches Dasein fristen.
Das Vorkommen von Fontinalis antipyretica auf Juist führt
bereits Eiben in seinem Aufsatze „die Laub- und Lebermoose Ost-
frieslands“*) an. Auf keiner der andern Inseln ist bislang dieses
wasserliebende Moos aufgefunden worden. Exemplare von der Insel,
die ich der Güte des Herrn Leege verdanke, weichen so sehr von
denen, die ich in Teichen und Gräben des Festlandes beobachtete, ab,
dass ich eine andere Art darin vermutete. Herr Kreistierarzt Ruthe-
Swinemünde, dem ich Material davon zusandte, hat indessen ihre
Zugehörigkeit zu F. antipyretica bestätigt. Die Inselpflanze ist
wesentlich zierlicher als die gewöhnliche Form des Festlandes, ihre
Blätter stehen ziemlich locker und sind im obern Teil der Aste
völlig ungekielt. Bei den von Limpricht in „Die Laubmoose
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz“ aufgeführten Formen
lässt sie sieh nicht unterbringen.
Von Moosen, die früher auf Wangerooge beobachtet sind, habe
ieh nieht auffinden können: Dieranoweisia eirrata, Polytrichum strietum,
Fylaisia polyantha, Isothecium myurum und Lophocolea (Jungermannia)
bidentata. Nicht bekannt von dieser Insel waren bisher die in der
nachfolgenden Aufzählung mit * bezeichneten Arten.
Für die Flora der ostfriesischen Inseln sind neu: Weisia
viridula von Wangerooge und Fissidens taxifolius, Didy-
modon (Trichostomum) tophaceus, Eurynchium striatum,
Calypogeia Trichomanis, Moerckia hibernecia von Juist.
Belegexemplare zu den Moosen von Wangerooge werden im
Herbarium des Grossherzoglichen Museums zu Oldenburg, solche von
Juist (auch von den andern ostfriesischen Inseln) im Central-
Herbarium der ostfriesischen Inseln des städtischen Museums zu
Bremen aufbewahrt.
Nachdem ich meine Beobachtungen niedergeschrieben, geht mir
von Herrn O. Leege-Juist, der zur Erforschung der Fauna und Flora
der Insel schon so vieles beigetragen hat, eine Sendung mit Moosen
zu, die er teilweise vor einigen Jahren, meist aber im Dezember 1897
auf der Insel gesammelt hat. Es sind nicht weniger als zehn Arten
dabei, die ich dort im Sommer 1897 nicht gesehen habe. In dem
folgenden Verzeichnisse der Moose von Juist sind sie mit auf-
genommen. Davon sind für die Flora der ostfriesischen Inseln neu:
Diceranum undulatum, Mnium puntatum und Hypnum
chrysophyllum.
Verzeichnis der Moose von Wangerooge.
A. Laubmoose,
1. *Archidium bryoides Bridel.e. Auf Wattweiden.
2. *Weisia viridula Hedw. An einem Erdwall nördlich vom
Triangulationspunkte.
*) Diese Abhandlungen Bd. IX, p. 439.
12.
13.
14.
1D.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
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+),
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2.
3.
B 498
Dieranum scoparium Hedw.
Tortula muralis Hedw. e. fr.
T. ruralis Ehrh. e. fr.
T. suhulata Hedw. e. fr.
Ceratoton purpurens Brid. e. fr.
Racomitrium canescens Brid. e. fr.
Orthotrichum afyıne Schrad. e. fr.
‚Oo. diaphanum Schrad. e. fr. f
"Leptobryum pyriforme Schimp. An der Grabenwand eines
Gartens nordwestlich vom Dorfe.
Webera nutans Hedw. Ci;
"Bryum argen teum I. Bei Rösings Hötel.
B. caespiticium 1i;
"B. lacustre Bland.
B. pendulum Schimp.
"B. pseudotriquetrum Schwgr.
"Mnium hornum L.
Polytrichum commune L.
P. Juniperinum Willd. e. fr.
P. piliferum Schreb.
. "Climacium dendroides Web. et Mohr.
Camptotheeium lutesceens Bryol. eur.
Brachytheeium albicans Bryol. eur.
"Eurhynchium Stokesii Bryol. eur. Beim Rettungsboothause.
Imblystegium serpens Bryol. eur.
“1. vadicale Bryol. eur. An Weidenstämmen der Gärten nord-
westlich vom Dorfe.
Hypnum cupressiforme L.
M. cuspidatum L.
H. purum L.
I, uneinatum Hedw. An feuchten Stellen in den Dünen nord-
westlich vom Triangulationspunkte.
Hylocomium splendens Bryol. eur.
H., squarrosum Bryol. eur,
IH. triguetrum Bryol. eur,
B. Lebermoose.
"Scapania irrigua Nees.
"Jungermannia bieuspidata L.
"J. erenulata Smith.
Pellia calyeina Nees, |
* Aneura multisida Du Mortier,
Verzeichnis der Moose von Juist.
A. Laubmoose.
}
Dieranella heteromalla Schimp. e. fr. Auf der Bill (Leege). t
Dieranum scoparium Hedw. Bill. Von Leege auch mit alten
Früchten gesammelt,
D, undulatum Ehrh. Bill (Leege).
{= PS Be =
20.
499
. Fissidens adiantoides Hedw. An einer mit Hippophaes über-
wachsenen Erdwand dem Loog gegenüber.
. Pottia Heimii Bryol. eur. e. fr. Grabenwände auf der Bill.
. Didymodon rubellus Bryol. eur. e. fr. Grabenwand beim Loog
und in einem Dünenthal von Hallohmsglopp.
. D. tophaceus Jur. An feuchten, flachen Stellen im Osten der
Insel.
. Tortula muralis Hedw. e. fr. Häuser beim Loog und bei der Kirche.
. T. ruralis Ehrh. e. fr.
. T. subulata Hedw. e. fr.
. Barbula unguieulata Hedw. Am Kalfamer.
. Ceratodon purpureus Brid. e. fr.
. Grimmia pulvinata Sm. e. fr. Dächer des Loog.
. Racomitrium canescens Brid. Bill.
. Orthotrichum diaphanum Schrad. e. fr. An einem Sambucusstamm
im Dorfe.
. Funaria hygrometrica Sibth. e. fr. Bill (Leege).
. Leptobryum pyriforme Schimp. e. fr. Grabenwände beim Loog.
. Bryum argenteum L. Bei der Kirche.
B. calophyllum R. Brown ce. fr. Hallohmsglopp.
B. capillare L. Bei der Kirche.
. inclinatum Bryol. eur. e. fr. Graben beim Loog; auch in
der Nähe des Dorfes.
. intermedium Brid. €. fr. In einem flachen Dünenthal im
Osten.
. pendulum Schimp. e. fr. Verbreitet in den flachen Thälern
im Osten der Insel.
. pseudotriguetrum Schwgr. An mooriger Wattwiese beim Loog.
. uliginosum Bryol. eur. e. fr. Graben beim Loog.
B
B
. B. pallens Swartz. Grabenwand auf der Bill.
B
B
B
. Mnium punctatum Hedw. An stark beschatteten Grabenwänden
im Loog (Leege).
. M. hornum L. Im westlichen Polder der Bill und an Graben-
wänden beim Loog; von Leege auch mit jungen Früchten
gesammelt.
. M. undulatum Weis. In einer Vertiefung zwischen den Dünen
etwa 200 m westlich vom Damenpfad.
. Aulacomnium palustre Schwgr. Bill (Leege).
. Catharinaea undulata Web. et Mohr. c. fr. Bill.
. Polytrichum commumne L. e. fr. Im Polder der Bill.
. F. juniperinum Will. Am Polderdeich der Bill. Von Leege
auch mit jungen Früchten gesammelt.
. P. piliferum Schreb. Im Polder der Bill (Leege).
. Fontinalis antipyretica L. Alte Bill; östlich von der grossen
Viehtränke in einem etwa 1 qm grossen Tümpel, der stark
‚vom Sanddorn überschattet ist und im Sommer nicht aus-
trocknet. Nur noch spärlich auf abgestorbenen Zweigen.
Durch die im Tümpel stark wuchernde Chara scheint die
Pflanze verdrängt zu werden (Leege).
500
36. Camptothecium lutescens Bryol. eur.
37. Brachythecium albicans Bryol. eur.
38. B. rutabulum Bryol. eur. e. fr. Graben beim Loog; auch sonst
verbreitet.
39. Eurhynehium Stokesii Bryol. eur. Grabenwände beim Loog und
auf der Bill.
40. E. striatum Bryol. eur. In einer Vertiefung zwischen den Dünen
etwa 200 m westlich vom Damenpfad.
41. Amblystegium riparium Bryol. eur. Loog.
42. A. serpens Bryol. eur e. fr. Brunnen im Loog.
43. Hypnum chrysophyllum Brid. Hallohmsglopp und Polderdeich
auf der Bill. Mit jungen Früchten (Leege).
44. H. cupressiforme m
45. H. cuspidatum L.
46. H. Huitans L. Grosse Viehtränke auf der Bill (Leege).
47. H. Kneijni Bryol. eur. Zwischen Loog und Bill.
48. H. polygamum Sehimp. In der „Allee“ auf der Bill.
49. H. purum L. In den Dünen beim Dorfe.
50. H. stellatum Schreb. Zwischen Loog und Bill.
51. HHylocomium splendens Bryol. eur. Bill.
52. H. squarrosum Bryol. eur.
53. H. triquetrum Bryol. eur.
B. Lebermoose.
l. Jungermannia bieuspidata L.
2. J. divaricata Nees. Bill.
3. Lophoeolea bidentata Nees. Bill; an der Nordseite des Polder-
deiches (Leege).
4. Calypogeia Trichomanis Corda. Bill.
5. Moerckia hibernica Gottsche. An feuchten, sandigen Stellen etwa
20 Min. östlich von der Kirche (Hallohmsglopp). Im
Dezember auch mit jungen Sporogonien von Leege gesammelt.
6. Pellia epiphylla Dill. An Grabenwänden beim Loog und auf der
Bill; im Dezember mit jungen Sporogonien.
7. Aneura multisida Du Mortier. Grabenwand beim Loog.
8. A. pinguis Du Mortier. Am Standorte der Moerckia.
Varel, im Januar 1898.
Nachtrag.
Zu Anfang Februar 1898 sandte mir Herr O. Leege wiederum
eine Anzahl Moose von Juist, die er am 2. Februar hauptsächlich
unter dem dichten Gestrüpp in der Allde auf der Bill gesammelt
hat. Darunter waren grosse Rasen mit fruchtendem Fissidens adian-
toides und Anium hormum, sowie auch das bislang von den Inseln
noch nicht bekannte Thuidium tamarisceinum Bryol. eur.
DEI DD DL DL DL L LE
a“.
Algologische Beiträge”)
(IV—V.)
Von E. Lemmermann.
(Hierzu Tafel V.)
IV, Süsswasseralgen der Insel Wangerooge.**)
Über das Vorkommen von Süsswasseralgen auf der Insel
Wangerooge ist zur Zeit fast nichts Genaueres bekannt. Das
meines Wissens einzig und allein in Betracht kommende Verzeichnis
von Dr. H. Koch und Brennecke*“*) enthält fast nur Meeres-
algen. Ob auch das Exsiecaten-Werk von G. H. B. Juergenst)
Süsswasseralgen von der Insel Wangerooge enthält, ist mir leider
nieht bekannt geworden, da mir dasselbe nicht zur Verfügung stand.
Nachfolgendes Verzeichnis dürfte daher immerhin einiges
Interesse beanspruchen. Die in demselben aufgezählten Algen
wurden von mir Sommer 1893 in den Tümpeln und Gräben ge-
sammelt, welche sich in der Nähe des Friedhofes und der Saline
befinden. Herr Lehrer H. Glander auf Wangerooge war ferner
so liebenswürdig, mir auf meine Bitte einige Proben mit lebendem
Materiale zu schicken. Ich spreche ihm dafür meinen besten Dank
aus. Ebenso bin ich Herrn Magister Dr. K. E. Hirn in
Helsingfors für seine Unterstützung zu lebhaftem Danke verpflichtet.
I. Klasse. Fucoideae.
1. Ord. Phaeozoosporinae.
1. Fam. Phaeocapsaceae.
Gatt. Phaeoschizochlamys nov. gen.
Cellulae solitariae vel 2—4 in familias gelatinosas comsociatae.
Chlorophora brunnea, parietalia. Propagatio bipartitione_ cellularum
in duas directiones; membrana cellularum matricalium ın 2 fragmenta
muco hyalino diutius cohaerentia disrupta.
*) Algologische Beiträge I—III finden sich in Abh. Nat. Ver. Brem,,
Bd. XH, pag. 145—151.
**, Verf. beabsichtigt, nach und nach sämtliche ostfriesische Inseln
algologisch zu durchforschen und wäre daher für Zusendung diesbezüglichen
Materiales sehr dankbar.
***) „Flora von Wangerooge“ (Wissenschaftl. Beilage zu den Jever-
ländischen Nachrichten No. 12. Wieder abgedruckt in Abh. Nat. Ver. Brem,,
Bd. X, pag. 61 ff.).
) Algae aquaticae quas in littore maris dynastiam Jeveranam et
in harum terrarum aquis habitantes collegit etc. Decades I-XX. Jever
1833— 1836.
April 1898. XIV, 33
502
1. Ph. mucosa nov. spec. t. V Fig. 1 und 2.
Cellulae globosae, 4—8 y crassae, plerumque singulae vel
geminatim (rarius quaternis) approwimatae,
Die Alge entwickelte sich an den Wänden von Kulturgefässen,
in welchen sich Algen von Wangerooge befanden.
Sie erinnert durch die in der Gallerte liegenden Teile der
Mutterzelle sehr an die Chlorophyeeen-Gattung Schizochlamys, unter-
scheidet sich aber davon durch die braunen Chromatophoren der
Zellen. Die braune Farbe verschwindet durch Behandlung mit ver-
dünnter Salzsäure; die Chromatophoren werden dann auffallend
grün gefärbt.*)
Das Vorkommen von ähnlich gebauten Algen, welche sich
äusserlich hauptsächlich nur dureh den Farbstoff unterscheiden, ist
ja schon länger bekannt. Die Gattung P’haeoschizochlamys ist ein
neues Beispiel dafür.
Chlorophyceae Fucoideae
Tetraspora Phaeocystis
Schizochlamys Phaeoschizochlamys
Gloeoeystis Phaeoeoceus.
II. Klasse. Chlorophyceae.
1. Ord. Oonfervoideae.
1. Fam. Oedogoniaceae.
2. Bulbochaete spec. (steril!).
3. Oedogonium spec. (steril!).
4, Oed. africanum Lagerheim. t. V Fig. 3—20.
Diese Alge wurde von mir im Frühling 1892 als neue Spezies
erkannt und später in meiner Arbeit „Versuch einer Algenflora
von Bremen“**) als Oed. Klebahnüi beschrieben. G. de Lagerheim
fand dieselbe Form in Material aus Afrika und bezeichnete sie als
Oed. africanum.***) Da nun Lagerheims Arbeit im Februar 1893
erschienen ist, das Heft der Abhandlungen, in welchem ich die
Diagnose von Oed. Klebahnii publiziert habe, dagegen erst im März
1893 ausgegeben wurde, muss nach den bekannten Gesetzen über
Priorität die Lagerheim’sche Benennung beibehalten werden.
Die Alge nimmt trotz ihrer geringen Grösse besonders deshalb
ein allgemeines Interesse in Anspruch, weil sie zeitlebens eine wohl-
ausgebildete, chlorophyllhaltige Fusszelle besitzt, eine Erscheinung,
welche sonst in der ganzen Pflanzenwelt nur selten zu beobachten ist.
Haftorgane, wie Haftscheiben, Haftwurzeln ete. kommen ja
freilich oft genug bei den verschiedensten Algengruppen vor. Am
bekanntesten und auflälligsten sind sie wohl bei den Meeresalgen,
*) Dieselbe Reaktion zeigen die Chromatophoren der Baeillariaceen;
Correns konstatierte dieselbe auch für Naegeliella ‚fagellifera Correns (Ber. d.
Deutsch. bot. Ges., Bd. X).
*”) Abh. Nat. Ver, Brem., Bd. XII.
”*) La nuova Notarisia 1508, pag. 155.
503
wie Durvillaca, Fucus, Laminaria, Alaria ete.*) Doch finden sich
analoge Bildungen auch bei vielen Süsswasseralgen; ich erinnere
nur an die Haftorgane von Cladophora, Oedogonium, Bulbochaete ete,
Die stärkere oder schwächere Entwicklung dieser Gebilde hängt
auch bei den Süsswasseralgen hauptsächlich von der Beschaffenheit
des Standortes ab. In dem ruhigen Wasser unserer Gräben und
Tümpel sind die Haftorgane nur wenig entwickelt, fehlen sogar nicht
selten vollständig, wie z. B. bei den Gattungen Spirogyra, Zygnema,
Mougeotia, Enteromorpha ete. In fliessenden Gewässern, sowie in
grösseren Seen mit heftigem Wellenschlage entwickeln die Algen
dagegen ausserordentlich starke Haftscheiben und Haftwurzeln,
wordurch sie natürlich in zweckmässiger Weise gut gegen das Ab-
gerissenwerden geschützt sind. Auch die oben aufgezählten Gattungen
Spirogyra, Zygnema, Mougeotia und Enteromorpha bilden in diesem
Falle prächtig entwickelte Haftorgane aus. Ich habe auf diese
eigentümlichen Anpassungsverhältnisse auch an anderer Stelle bereits
aufmerksam gemacht.**)
Eine sehr auffällige Erscheinung dieser Art konnte ich im
GrossenWaterneverstorferBinnenseeinHolsteinbeobachten.***)
In demselben kommt Znteromorpha in zwei biologischen Formen
vor; die eine derselben findet sich hauptsächlich an im See be-
findlichen erratischen Blöcken und besitzt stark entwickelte Haft-
organe, die andere bildet an einer auch bei starkem Wellenschlage
völlig geschützten Stelle des Sees grosse schwimmende Watten und
zeigt keine Spur eines Haftorganes. Es ist diese Beobachtung ein
deutlicher Beleg für die Anpassung der Alge an die Verhältnisse
ihres jeweiligen Standortes.
Manche Formen besitzen ihr Haftorgan nur im Jugendzustande,
lösen sich dann später von demselben ab und führen von der Zeit
an ein rein planktonisches Leben. Hierher gehören z. B. Sphaerozosma
pulchellum (Archer) Rabenh.,7) Binuclearia tatrana Wittr.fr) und
vielleicht noch eine ganze Reihe anderer Planktonalgen.
Auch die Beschaffenheit des Substrates übt auf die Ausbildung
der Haftorgane einen nicht geringen Einfluss aus. Ist dasselbe
hart, so bleiben die Haftwurzeln verhältnismässig kurz, ist es aber
weich, so erreichen sie oft eine bedeutende Länge. Letzteres ist
z. B. bei den Fadenalgen zu beobachten, welche sich auf den
Gallertlagern von Tetraspora und Schizochlamys, auf Froschlaich
und auf den Gallertkugeln von Ophrydium angesiedelt haben.frr)
Aber in allen oben aufgezählten Fällen handelt es sich bei
den Haftorganen nur um hyaline, ehlorophyllose Pflanzenteile, welche
einzig den Zweck haben, die Algen auf dem betreffenden Substrate
*) Vergl. K. Goebel „Pflanzenbiol. Schilderungen“, Bd. II.
**) Forschungsber. d. Biol. Stat. i. Plön. Teil3, pag. 52 und Teil 6, pag. 178.
***) Vergl. meine diesbezügliche Arbeit im 6. Teile der Forschungsber.
d. Biol. Stat. i. Plön, pag. 166—205.
) Forschungsber. d. Biol. Stat. i. Plön, Teil 4, pag. 143.
jr) Forschungsber. d. Biol. Stat. i. Plön, Teil 6, pag. 20.
rr) Forschungsber. d. Biol. Stat. i. Plön, Teil 3, pag. 45.
504
zu befestigen. Bei Oedogonium africanum Lagerh. stellt dagegen
die das Haftorgan bildende Fusszelle eine rein vegetative Zelle vor,
welche zeitlebens mit Chlorophyll versehen ist und sich somit
selbständig zu ernähren vermag. Einen Übergang zwischen diesen
beiden Gruppen scheint nach den Untersuchungen B. Schröders
die Fadenalge Binueclearia tatrana Wittr. zu bilden.*) Die Fusszelle
derselben ist anfänglich ehlorophylihaltig, später zerfällt aber der
Inhalt sehr bald.
Eine Alge mit chlorophyllhaltiger Fusszelle ist meines Wissens
zuerst von dem bekannten Botaniker N. Pringsheim beschrieben
und abgebildet worden. Ich teile seine Beobachtungen hier wörtlich
mit. „lch habe nämlich oft kürzere Fäden einer kleinen, un-
bestimmbaren Oedogonium-Art mit einer eigentümlich vergrösserten
Basalzelle auf den Wänden der Gläser, in welchen ich Oedogonien
kultivierte, aufsitzen gefunden (I. 20, 21). Diese kurzen Fäden
waren offenbar aus einer Teilung ihrer angeschwollenen Basalzelle
hervorgegangen, denn ich fand die verschiedensten Mittelstufen
zwischen den noch ungeteilten Basalzellen und den mehrzelligen,
auf der Basalzelle stehenden Fäden untereinander (l. 21). Sie er-
schienen daher wie junge Keimlinge einer Oedogonium-Spezies, und
demnach hätte ihre angeschwollene Basalzelle eine sich entwiekelnde
Spore sein müssen. Die Gestalt und Wurzelausbreitung keimender
Schwärmsporen der Oedogonien, welche für die ganze Familie durchweg
gleichartig ist, macht es aber undenkbar, dass jene Basalzellen zur
kuhe gekommene Schwärmsporen sein sollten, und es bliebe daher
nur übrig, sie für sich entwickelnde Oosporen zu halten. Jedoch
zur Begründung dieser Annahme fehlt die Kenntnis sämtlicher
Mittelstufen, denn in so grosser Anzahl diese kleinen Fäden sich
bei mir auch entwiekelten und noch entwickeln, ich war bisher
nicht imstande, fruktifizierende Pflänzchen zu entdecken, und ich
kenne daher weder die Oogonien noch die Oosporen der Spezies, zu
welcher jene Pflänzchen gehören möchten. Zwar habe ich hin und
wieder an der angeschwollenen Basalzelle der kleinen Fäden noch
eine weitere Hülle gefunden (I. 20), welche als Rest einer
Oogonien- Membran betrachtet werden könnte; allein die Grösse dieser
Hülle würde, wenn sie die Mutterzelle jener Basalzelle gewesen sein
sollte, dafür sprechen, dass mehrere solcher Basalzellen sich in ihr
gebildet haben möchten, was wiederum dem Verhalten der Oogonien aller
übrigen Ordogonien entgegen wäre, welche in ihrem Innern ohne Aus-
nahme nur eine Oospore erzeugen. Kurz, die wahre Bedeutung jener
sonderbaren Pfilänzehen, die auch von anderen schon beobachtet
worden sind, und der Wert ihrer auffallenden Basalzelle ist noch
unerklärt; aber keineswegs spricht das Wenige, was man über
diese Bildung weiss, schon mit Bestimmtheit für die Annahme, dass
die Oosporen von Oedogonium unmittelbar zu Fäden auswachsen. “**)
*) Forschungsber, d. Biol, Stat. i. Plön, Teil 6, pag. 20,_
**) Jahrb, f. wiss. Bot., Bd. 1, pag. 58 und 59.
505
Dass diese Basalzelle in der That aus einer zur Ruhe ge-
kommenen Schwärmspore entsteht, werde ich weiter unten zeigen.
Im Jahre 1876 fand V. Wittrock eine neue, mit einer Fuss-
zelle versehenen Oedogonium-Spezies und beschrieb dieselbe als
Oed. inversum Wittr.*) 1877 beobachtete er eine Varietät dieser
Alge und bezeichnete sie als var. subelusum Wittr.”*)
1894 konnte ich auch für Oed. spirogranulatum Schmidle eine
gut ausgebildete, chlorophyllhaltige Fusszelle konstatieren.”**) Ebenso
habe ich ausser bei Ö©ed. africanım Lagerheim auch noch bei
anderen kleinen sterilen Oedogonien Fusszellen gesehen.
Die Basalzelle von Oed. africanum Lagerh. ist halbkugelig;
die untere Fläche derselben rundlich oder eckig und am Rande
etwas vorgezogen, sodass sie einen schmalen Saum um den oberen
halbkugeligen Teil bildet. Solche Formen, wie sie E. de Wildeman
abbildet, habe ich in meinen Präparaten nie gesehen.f)
Die vegetativen Zellen sind eylindrisch, nicht selten einseitig
gekrümmt und an den Querwänden stets deutlich eingeschnürt.
Ihre Breite beträgt 4 x; ihre durchschnittliche Länge 11 e.rTr)
Mitunter ist die obere Zelle des Fadens etwas angeschwollen
(t. V Fig. 10).
Die Teilung der vegetativen Zellen erfolgt in der für die
Familie der Oedogoniaceen bekannten, früher von N. Pringsheim
beschriebenen Weise. Die Bildung der Celluloseringe, durch welche
die Teilung eingeleitet wird, ist nur sehr schwer zu verfolgen, doch
ist es mir gelungen, einige vollkommen ausgebildete Cellulose-
ringe zu sehen. Die bei der Teilung entstehende Kappe bleibt
nicht immer am Faden, manchmal löst sie sich von demselben
ringförmig ab (t. V Fig. 12—13). So viel mir bekannt ist, kennt
man bisher dieses Abspringen der Zelikappen von keiner Oedogonium-
Spezies. Bekannt ist es dagegen von Bulbochaete und Oedocladium.FFY)
Die weitere Vermehrung erfolgt fast ausschliesslich durch
Bildung von Schwärmsporen. Ich habe eine Reihe verschiedener
Experimente angestellt, um die Entwicklung derselben willkürlich
hervorzurufen. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es mir
endlich, durch plötzlichen Wasserwechsel die gewünschte Bildung
von Schwärmsporen herbeizuführen. Die vegetativen Fäden wurden
zu dem Zwecke nachmittags in frisches, direkt der Leitung ent-
nommenes Wasser gebracht; am nächsten Morgen trat dann un-
bedingt eine reichliche Bildung von Schwärmsporen ein. Ich habe
*) Oef. af Kongl. Svenska Vet.-Akad. Förhandl. 1876.
**) V, Wittrock et OÖ. Nordstedt „Algae aquae duleis exsicecatae“, pag. ».
**), Forschungsber. d. Biol. Stat. i. Plön, Teil 3, pag. 28.
T) La Notarisia 1896, vol. XI, No. 1. tab. V, Fig. 2 und 3.
jr) Nach Lagerheim sind die Zellen 3 » breit und 10—16 p. lang;
nach E. de Wildeman dagegen 4—6 p. breit und 3—5 mal so lang.
{ır) Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. XXIII, pag. 339—348.
506
dies Experiment oft wiederholt, aber stets mit demselben Erfolge.*)
Die Entwicklung begann in der Regel um 7 Uhr morgens, steigerte
sich dann von Stunde zu Stunde und war in der Zeit von 11—-1 Uhr
am lebhaftesten.
Das Ausschlüpfen selbst erfolgt in folgender Weise. Zunächst
zieht sich der Zelleninhalt etwas zusammen, das Chlorophyll
lagert sich mehr nach der Mitte zu, und an der einen Seite
oder auch an beiden entsteht ein farbloser Fleck (t. V Fig. 14).
Nach kurzer Zeit löst sich die Zelle an der Scheidewand mit einem
plötzlichen Ruck von der Nachbarzelle ab, und der Zellinhalt tritt
langsam aus der nunmehr geöffneten Mutterzelle heraus, wobei er
sich vor der Öflinung derselben zu einer Kugel zusammenballt
(t. V Fig. 15—18). Dieser Vorgang nimmt ungefähr 4 Minuten in
Anspruch. Ob die so gebildete Schwärmspore von einer hyalinen
Blase umgeben ist, habe ich leider nicht mit Sicherheit feststellen
können. Zu vermuten ist es jedenfalls und zwar besonders deshalb,
weil die Spore nach ihrem Ausschlüpfen noch etwa 1!/, Minuten an der-
selben Stelle liegen bleibt. Dann fängt sie zunächst an, sich ruck-
weise bald nach links, bald nach rechts zu bewegen und eilt erst
nach ca. 30 Sekunden davon. Sie schwärmt ungefähr 5 Minuten
im Wasser umher, setzt sich dann mit dem farblosen Vorderende
an irgend einem Gegenstande fest, rundet sich ab, umgiebt sich mit
einer Membran und wird zur Fusszelle eines neuen Oedogonium
(t. V Fig. 3—5). Dadurch unterscheidet sich Oed. africanum Lager-
heim von allen bekannten Oedogonien.
Die Schwärmsporen sind positiv phototaktisch; sie eilen stets
nach der dem Lichte zugewandten Seite des Kulturgefässes. Es
gelingt daher leicht, sie zu zwingen, sich an bestimmten Stellen
eines in das Kulturgefäss gestellten Objektträgers festzusetzen. Ich
verfertigte mir zu dem Zwecke eine primitive Dunkelkammer, indem
ich das betreffende Gefäss mit dunkelblauem Papier beklebte und
nur an der dem Lichte zugewandten Seite eine ca. 1 em grosse
Stelle frei liess.
Füllte ich nunmehr das Gefäss mit frischem Leitungswasser
und stellte im Innern desselben vor der nicht beklebten Stelle einen
Objektträger auf, so eilten die Schwärmsporen nach dieser Stelle hin
und setzten sich massenhaft auf dem Objektträger fest (t. V Fig. 3—4).
Wurden die so erhaltenen Fusszellen in frisches Wasser gebracht,
so entwickelten viele derselben sofort wieder Schwärmsporen.
Von dem oberen, gewölbten Teile der Zelle sprang dann ein kleines
Stück in Form eines Deckels ab, der Zelleninhalt trat langsam aus
der entstandenen Öffnung heraus und bildete sich in der oben be-
schriebenen Weise zu einer Schwärmspore aus.
Das weitere Wachstum der Fusszelle erfolgt in derselben Weise
wie bei den übrigen vegetativen Zellen, nämlich durch Bildung eines
*) Dasselbe kann man übrigens auch bei Vaucheria und Bulbochaete
beobachten, doch ist bei diesen Algen ein Gelingen des Experimentes bei
weitem nicht so sicher wie bei Oed, africanum Lagerh.
507
Celluloseringes, Zerreissen der äusseren Zellhaut ete.. Schon nach
Verlauf einiger Tage entwickelt sich bei günstiger Ernährung aus
der einen Fusszelle ein mehrzelliger Faden (t. V Fig. 5—9).
Ich habe das Wachstum der vegetativen Fäden längere Zeit
verfolgt, aber trotz vieler Mühe nie die Bildung von Oogonien und
Antheridien herbeiführen können. Der einzige Erfolg, den ich zu
verzeichnen habe, ist die Bildung kurzer, etwas angeschwollener
Zellen, welche vielleicht als Anfangsstadien von Oogonien, ebensogut
aber auch nur als abnorme Bildungen gedeutet werden können
(t. V Fig. 11).
Die vegetativen Fäden wachsen im Kulturgefässe ebenfalls
nach dem Lichte zu und nehmen nach und nach eine solche Stellung
ein, dass ihre Längsachse der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen
parallel ist. Eine ähnliche Erscheinung kann ınan übrigens auch
bei der Gattung Vaucheria mit leichter Mühe beobachten.
Antheridien sind bisher noch von keinem Beobachter bei Oed.
africanum Lagerheim aufgefunden worden.
Die Oogonien sind anfangs rundlich und nach oben und unten
halsartig verengt (t. V Fig. 19). Später reisst die äussere Zellhaut
nach Bildung einer Art von Cellulosering, wie es scheint, in der
Mitte der Quere nach auf (t. Fig. 20). Eine Öffnung habe ich in
dem Querriss niemals auffinden können. Dasselbe berichtet auch
E. de Wildeman („Ouverture dans la scission mediane absente?“).*)
Die Breite der Oogonien beträgt 16 p, ihre Länge 17 x.
Die Oosporen sind länglich, an den Seiten meist etwas ein-
geschnürt, 11 x breit und 15 p lang.
_Überaus auffallend ist das Fehlen der männlichen Fäden, sowie
der Öffnung im Oogonium. Die Thatsache, dass in den völlig ge-
sehlossenen Oogonien reife, mit einer Membran versehene Oosporen
vorhanden sind, lässt meiner Meinung nach nur die Annahme zu,
dass es sich bei diesen Oosporen um nicht befruchtete Ruhesporen,
um sogenannte Parthenosporen handelt. Anders vermag ich in
der That diese Bildungen nicht zu deuten. Parthenosporen sind
zwar bisher noch nicht bei den Oedogonien beobachtet worden; das
schliesst aber doch nicht aus, dass sie trotzdem vorkommen. Fuss-
zellen sind früher auch nicht von Oedogonien bekannt gewesen,*)
und doch treten sie bei mehreren Arten auf, wie ich oben gezeigt habe.
Schliesslich bleibt noch übrig, ein paar Worte über die Ver-
breitung von Oed. africanım Lagerheim zu sagen. Lagerheim
konstatierte sie für Abyssinien, Cordofan und Senegambien,
E. de Wildeman für Frankreich (Departement de la Meuse).
Ich fand die Alge in der Umgebung von Bremen (Weser, Tümpel
bei Lehesterdeich), auf Wangerooge, in einigen holsteinischen
Seen (Trammersee, Schöhsee, kl. Ukleisee) sowie in Material aus
*) Vergl. die oben citierte Bemerkung Pringsheims.
508
Torfstichen bei Virnkeim, welches Herr Prof. W. Sehmidle mir
gütigst zusandte. Die Alge dürfte jedoch. viel weiter verbreitet sein;
sie ist bisher wohl nur wegen ihrer geringen Grösse übersehen worden.
Ar
2. Fam. Ulotrichiaceae.
1. Unterfam. Chaetophoreae.
9. Aphanochaete repens A. Braun.
2. Unterfam. Conferveae.
6, Conjerva bombyeina (Ag.) Lagerheim.
3. Fam. Chroolepidaceae.
7. Microthamnion Kützingianum Näg.
2. Ord. Protococeoideae.
l. Fam. Palmellacenae.
l. Unterfam. Coenobieae,
8. Dee nedesmus bijugatus (Turp.) Kütz,
9, Sc. quadricaudatus (Turp.) Breb.
10. Se. obliquus (Turp.) Kütz.
11. Pediastrum integrum Näg.
— var. genuinum Bleisch.
— — /orma granulata Racib.
12. P. integrum Kütz.
— var. scutum Raeib.
13. P. muticum Kütz.
— var. longicorne Racib.
14. P. Boryanum (Turp.) Ehrenb.
— var. granulatum (Kütz.) A. Braun.
15. P. glanduliferum Bennett.
16. P. duplex Meyen.
17. P. Tetras Ehrenb.
—- var, caudatum (A. Braun) Rabenh.
2. Unterfam. Eremobieae.
18. Ophiocytium majus Näg.
19. ©, spec. Eine Form, welche sehr an ©. eireinatum Wolle
erinnert.
20. O. parvulum (Perty) A. Braun.
21. Rhaphidium polymorphum Fres.
22. Tetraödron trigonum (Näg.) Hansg.
23. Tetr, tetragonum (Näg.) Hansg.
24. Tetr. minimum (A. Braun) Hansg. Vermehrte sich im
Kulturgefässe reichlich durch Teilung.*)
28. Tetr, caudatum (( 'orda) Hansg. |
— var, incisum Reinsch,
— — /orma minutissima Lemm,**) Ya
N) Vergl. G. Lagerheim: „Studien über arktische Cryptogamen IL“
Tromso Museums Aarshefter 1894,
**) Forschungsber. d. Biol, Stat. i. Plön, Teil 6, Abteil. 2, pag. 192,
,
509
26. Tetr. enorme (Ralfs) Hansg.
27. Characium pyriforme A. Braun.
28. Ch. minutum A. Braun.
Die Bildung der Schwärmsporen erfolgt in auffallend kurzer
Zeit, wenn die Alge plötzlich in frisches Leitungswasser ge-
bracht wir. Am 3. März 1894 wurde eine Anzahl Exemplare
von Characium minutum A. Br. in kaltes, frisch der Wasserleitung
entnommenes Wasser gebracht und im ungeheizten Zimmer auf-
bewahrt. Am Mittage des folgenden Tages (4. März 1894!) hatte
sich bereits eine grosse Menge Schwärmer entwickelt.*)
29. Ch. minutum A. Braun.
— var. disceuliferum Wittr.
30. Ch. longipes Rabenh.
3. Unterfam. Tetrasporeae.
31. Staurogenia rectangularis (Näg.) A. Braun.
4. Unterfam. Dietyosphaerieae,
32. Dictyosphaerium pulchellum Wood.
5. Unterfam. Palmelleae.
33. Gloeocystis gigas (Kütz.) Lagerheim.
34. Dotryococcus Braunii Kütz. g
39. Pleurococeus vulgaris Menegh. Überall an Zäunen und
Mauern!
II. Klasse. Conjugatae.
1. Ord. Zygnemoideae.
1. Fam. Mesocarpaceae.
36. Monugeotia spee. Zellen ca. 9,59 p breit und 27,4— 31,5 p lang.
2. Fam. Zygnemaceae.
37. Zygnema spec. Zellen ca. 8,22 » breit und 28,77 p lang.
2. Ord. Desmidioideae.
1. Fam. Eudesmidiaceae.
38. Sphaerozosma pulchellum (Archer) Rabenh. (nur einmal
gesehen!)
2. Fam. Didymidiaceae.
39. Cylindroeystis Brebissonii Menegh. Zellen ca. 26 p breit
und 57,5 ». lang.
40. ©. Brebissonii Mengh.
— var. Jenneri (Ralfs) Reinsch. Zellen ca. 13,7 » breit
und 30,4 p. lang.
41. Closterium strigosum Breb.
42. Cosmarium Meneghini Breb.
43. ©, Naegelianum Breb.
*, Vergl. die Bemerkungen bei Oedogonium africanım Lagerheim,
5 vi !
510
44. Ü. margaritiferum (Turp.) Meuegh.
45. ©. Botrytis (Bory) Menegh.
46. Euastrum binale (Turp.) Ralfs.
47. Eu. ansatum Ralfs.
48. Eu. elegans (Breb.) Kütz.
49. Staurastrum cuspidatum Breb.
50. St. echinatum Breb.
51. St. punctulatum Breb.
IV. Klasse. Bacillariaceae.
1. Ord. Üentricae.
1. Fam. Melosiraceae.
52. Lysigonium varians (Ag.) De Toni.
2. Ord. Pennatae.
l. Fam. Diatomaceae,
53. Diatoma vulgare Bory.
2. Fam. Fragilariaceae.
54. Synedra Ulna (Nitzsch.) Ehrenb.
55. S, radians Kütz.
3. Fam. Naviculaceae.
56. Nawicula major Kütz.
57. N. viridis (Nitzsch.) Kütz.
58. N. radiosa Kütz.
59. N, eryptocephala Kütz.
4. Fam. Cymbellaceae.
60, Rhopalodia turgida (Ehrenb.) OÖ. Müller.
61. Rh. ventricosa (Ehrenb.) OÖ. Müller.
5. Fam. Nitzschiaceae.
62. Nitzschia linearis (Ag.) W. Sm.
63. N, acieularis (Kütz.) W. Sm.
64. N, Jascieulata Grun.
V. Klase. Myxophyceae.“)
l. Ord. Coecogoneae.
l. Fam. Chroococcacenae.
65. Aphanothece mieroscopica Näg.
66, Coceochloris stagnina Spreng.
*, Ausser den hier aufgezählten blaugrünen Algen fand ich noch eine
an Nenoroccus Kerneri Hansg. erinnernde Spezies. Dieselbe sass auf den Fäden
von Conferva bombycina (Ag.) Lagerheim. Ich lasse eine kurze Diagnose folgen :
Thallus diseiformis, orbieularis vel subquadrangularis, e cellulis dense confertis
ovalibus vel globosis compositus. Cellulae 1,5—8 p. crasse et 8—5,5 p. longae“,
Sollte es sich durch weitere Untersuchungen bestätigen, dass es sich in der
That um eine neue Spezies von NXenococeus handelt, so würde ich dieselbe als
X, graeilis bezeichnen.
oll
2. Ord. Hormogoneae.
l. Unterord. Homoecysteae.
1. Fam. Oseillariaceae.
67. Oscillatoria splendida Grev.
2. Unterord. Heterocysteae.
1. Fam. Scytonemaceae.
68. Tolypothriv distorta Kütz.
2. Fam. Nostocaceae.
69. Nostoc sphaericum Vauch.
70. Anabaena oscillarioides Bory.
V. Oedogonium boseii (Le Cl.) Breb.
var. notabile nov. var. (t. V Fig. 21—23).
Oogonia singula, oboviformes, poro superiore aperta. ÜVosporae
oboviformes, oogonia fere complentes,; membrana oosporarum maturarum
Hlavo-brunnea, longitudinaliter subtilissime costata. Antheridia 4—21
cellulares: antherozoidia bina.
Cellulae vegetativae 15—23 y. latae et 72—110 y. longae.
Oogonia 49—55 y. latae et 84—110 y longae.
Oosporae 47—49 y. latae et 66—82 y. longae.
Cell. antherid. 13—15 x latae et 10—15 x (rarissime—20 x)
longae. Habitat. in lacu „Schöhsee“ (Holsatia).
Diese Varietät kennzeichnet sich besonders durch die auf-
fallend langen, verkehrt-eiförmigen Oogonien und Oosporen; sie lässt
sich infolge davon leicht von der typischen Form unterscheiden.
Die Oospore liegt bald im unteren (t. V Fig. 22), bald im oberen
Teile des Oogonium (t. V Fig. 23) und füllt dasselbe viel vollständiger
aus wie bei der typischen Form. Von den nächsten verwandten
Spezies unterscheidet sich unsere Varietät durch die feinen Längs-
streifen der Oogoniummembran.
512
Erklärung der Abbildungen (Tafel V).
Sämtliche Figuren sind mittelst des kleinen Seibert’schen Zeichen-
apparates nach einem Seibert'’schen Mikroskope entworfen.
1. Phaeoschizochlamys mucosa nov. gen. et spec. Fig. 1 und 2.
2. Oedogonium africanum Lagerheim. Fig. 3—20.
Fig. 3—5. Zur Ruhe gekommene Schwärmsporen, welche sich zu Fuss-
zellen umgewandelt haben.
Fig. 6-9. Junge Pflänzchen mit Fusszellen.
Fig. 10. Dreizelliges Individuum mit leicht angeschwollener Endzelle.
Fig. 11. Faden mit oogoniumähnlicher Zelle.
Fig. 12 und 13. Zellen mit abgelösten Kappenstücken.
Fig. 14—1S. Bildung einer Schwärmspore.
Fig. 19. Unreifes Oogonium.
Fig. 20. Oogonium mit reifer Oospore.
3. ed, Boscii (Le Cl.) Breb. var. notabile nov. var. Fig. 21—23.
u
Das Vorkommen der Eibe im nordwestlichen
Deutschland.
Vorbemerkung. Der verehrungswürdige Senior der nord-
westdeutschen Floristen, Herr Ober-Appellationsrat a. D. Dr. Karl
Nöldeke zu Celle, teilte mir seine Ansicht über das Wildvorkommen
der Eibe im norwestlichen Deutschland bei Gelegenheit der Ueber-
sendung von Beiträgen zur Flora der nordwestdeutschen Tiefebene
mit. Ich glaube dieselbe der Wissenschaft nicht vorenthalten zu
sollen. Herr Dr. C. Weber, der Wieder-Auffinder der Taxus-
Exemplare im Krelinger Bruche bei Walsrode, welchem ich die
Mitteilung vor dem Drucke vorlegte, behält sich vor, gelegentlich
auf dieselbe zurükzukommen. Fr. Buchenau.
Darüber, ob Taxus baccata ein einheimischer Baum unseres
Gebiets sei, habe ich mit Professor Conwentz in Danzig mehrmals
korrespondiert, namentlich in Bezug auf seine Mitteilungen in der
Zeitschrift der deutsch. bot. Ges. 1895, pag. 402 folg. Er war
am 22. September 1896 bei mir, um sich genauer nach den Funden
von Taxusholz in den Mooren bei Eschede und Hermannsburg zu
erkundigen, worüber der Lehrer Dehning im hannov. Courier einen
Zeitungsartikel veröffentlicht hatte. Mir selbst waren solche Funde
ganz unbekannt. Ich führte ihn daher zu Dehning, der aber etwas
Weiteres nicht angeben konnte, als dass von Arbeitern in den be-
nannten Mooren sehr harte Hölzer gefunden seien, die man für
Taxus baecata gehalten. Conwentz reiste mit Dehning selbst nach
Eschede, um weitere Nachforschungen anzustellen. Diese haben
ein Resultat nieht ergeben, da die befragten Arbeiter zwar den Fund
der Hölzer bestätigten, jedoch von solchen keine Reste mehr vor-
handen waren und eine weitere Untersuchung nicht stattgehabt hat.
Auch Dehning hat sie selbst nicht gesehen. Der Fund im Steller
Moore ist mir dadurch erklärlich, dass, wie Conwentz selbst angiebt,
das Moor von Bildungen der Kreide rings umgeben ist, und ver-
mutlich die Kreide auch unter dem Moore in nicht grosser Tiefe
ansteht. Der pflanzenreiche, an die Hügelflora des südlichen Teils
von Hannover erinnernde Ahltener Wald*) grenzt unmittelbar an
*, Die Eisenbahn von Lehrte nach Hannover führt durch den Wald.
Bei Misburg sind die Schichten der obern Kreide durch die Eisenbahn und
zahlreiche Brüche aufgeschlossen, welche von drei verschiedenen Cement-
fabriken angelegt sind. Die Kreide ist hier nur einige Fuss vom Humus
bedeckt und schon ein Maulwurfshaufen bringt sie zu Tage.
5l4
das Warmbüchener Moor, und die Schichten der untern Kreide sind
von Neustadt a. R. bis Stelle zu verfolgen. Vermutlich bildete das
Warmbüchener Moor früher, ehe es versumpfte, eine Niederung in
dem Gebiete mit kalkigem Untergrunde, und kann dort sehr wohl
Taxus baceata vegetiert haben. An der von Conwentz erwähnten
2. Stelle im Krelinger Bruche bei Walsrode halte ich die vor-
kommenden keste von Taxus für angepflanzt. Taxus baccata ist
in frühern Jahrhunderten, namentlich zur Zeit Ludwig XIV., mit
Vorliebe in Parks zu Hecken und Lauben angepflanzt. In Celle
und den Vorstädten finden sich hohe Taxusbäume, der eine sogar
mitten in der Stadt vor einem Hause, das Hausdach überragend.
Alte Lauben, aus etwa 12 Stämmen gebildet, sind in den Vorstädten
noch jetzt vorhanden, einige dieser Stämme haben fast einen Fuss
im Durchmesser. Kann nicht auch eine Anpflanzung zu einer Laube
oder Anlage in einem Walde stattgehabt haben? Ich selbst fand
bei Moringen am Böllenberge eine Stelle, wo Colutea arborescens
in Menge vorkam, und erfuhr auf weitere Erkundigung, dass sie
von einer früheren Lustanlage herrührten. Cytisus Laburnum ist
häufiges Untergebüsch im Walde bei Rotenkirchen und zwar auf
stundenweite Entfernung. Nach Nachrichten, die über 100 Jahre
alt sind, stammt der Strauch aus dem Garten des alten Grubenhagen
bei Rotenkirchen, einer Burg,*) die von den Herzögen von Gruben-
hagen ehemals als kesidenz benutzt ist. Im Hildesheimschen fand
ich an mehreren Stellen Ligustrum vulgare als häufiges Untergebüsch,
in der Spaache bei Lachtehausen kommt Robinia Pseud- Acacia
eingesprengt im Walde vor. Es ist sehr bedenklich, aus solchen
vereinzelten Vorkommnissen darauf zu schliessen, dass die Bäume
und Sträucher einheimisch gewesen seien. Ich habe in der Flora
von Lüneburg Taxus baecata nicht angeführt, da ich ihn für einen
Zierbaum gehalten habe. In den Mergelgruben von Honerdingen**)
bei Walsrode sind Pollenkörner gefunden worden, welche mit Frage-
zeichen als von Taxus baccata bezeichnet sind.
C. Nöldeke.
-
Um die Ruinen der Burg finden sich noch andere Gartenflüchtlinge,
z. B. Hesperis ınatronalis, welche ganz die wilde Pflanze darstellen.
”*) Über das Vorkommen von Pollen und Früchten der Eibe in den
Schichten von Honerdingen vergl. die wichtige Arbeit von CO. A. Weber:
Über die fossile Flora von Honerdingen und das nordwestdeutsche Diluvium,
(Diese Abhandlungen 1896, XIII, p. 413—468.) Fr. B
vr
Naturwissenschaftlich-geographische Literatur
über das nordwestliche Deutschland.
Zusammengestellt von Franz Buchenau.
(Fortsetzung. — Siehe Band XIV, p. 335.)
Um Mitteilung der Titel von hier nicht aufgezählten Arbeiten wird
freundlichst gebeten.
1895.
Wehmer, €. Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze, II. Heft,
6. Abhandlung, p. 171—179: „Uber das Vorkommen des
Champignons auf den deutschen Nordseeinseln nebst einigen
Bemerkungen über die Pilzflora derselben“. Jena. Gustav
Fischer. 1895.
1896.
v. Schwerin, H. H. Helgoland. Historisk-geografisk Undersökning.
Lund, Universitätsbuchhandlung, 1896, XXXIV und 274 Seiten.
Met 2 Kartblad och 1 Tafla.
1897.
Apstein, C. Siehe Hensen, V.
Bar-Langelage, G. von. Der alte Turm zu Wangeroog. In:
Niedersachsen, 1897, III, p. 60 (mit Abbildung).
Bergholz, P. Deutsches meteorologisches Jahrbuch für 1896. Freie
Hansestadt Bremen. Ergebnisse der meteorologischen Beob-
achtungen im Jahre 1896. 1897; 4°; VII, XII und 126 Seiten.
Bielefeld, R. Georg Boyung Scato Lantzius-Beninga. In: Abh.
Nat. Ver. Brem., 1897, XV, p. 148—155 (mit Porträt).
Blasius, W. Megalithische Grabdenkmäler des nordwestlichen Deutsch-
lands. In: Festgruss, gewidmet der 69. Versammlung deutscher
Naturforscher und Arzte vom Verein für Naturwissenschaft in
Braunschweig. 1897, 8°; p. 31—45.
Bröring, Jul. Das Saterland. In: Bericht über die Thätigkeit
des Oldenburger Landesvereins für Altertumskunde und Landes-
geschichte, 1897, IX,I, 148 Seiten mit Titelbild und 12 Abbildungen
im Texte. (Heft XV der „Schriften des Oldenburger Landes-
vereins“*.)
316
Buchenau, Fr. Zur Biographie von Otto Wilh. Heinr. Koch. In:
Abh. Nat. Ver. Brem., 1897, XIV, p. 278.
— Naturwissenschaftlich-geographische Literatur über das nord-
. nordwestliche Deutschland; daselbst, p. 335 —340.
— Kritische Studien zur Flora von Ostfriesland. In: Abh. Nat.
Ver. Brem., 1897, XV, p. 81—112.
— Aus dem städtischen Museum für Natur-, Völker- und Landes-
kunde, Geschichte der botanischen Sammlungen; daselbst
p. 116—132.
— Vom höchsten Punkte zwischen Unterelbe und Unterweser;
daselbst, p. 133 —138.
— Aus dem Gaue Mosdi; daselbst, 156—162.
— Die Wingst, daselbst, p. 175—181.
— Zur Flora der ostfriesischen Insel Borkum. In: A. Kneucker,
allgemeine en Zeitschrift, 1897, No. 6 und 9: siehe
auch Seemen, O.
— siehe auch eek Fr.
Conwentz, H. Die Moorbrücken im Thal der Sorge er der Grenze
zwischen Westpreussen und Ostpreussen, In: Abhandlungen
zur Landeskunde der Provinz Westpreussen, 4°, 1897, ER
p. 1—142. Mit 10 Tafeln und 26 Textfiguren.
(Eine sehr eingehende Arbeit, welche namentlich wegen der
häufigen Bezugnahme auf die Moorbrücken westlich der Weser
hier aufgeführt wird.)
Duge. Betrieb des Fischereihafens zu Geestemünde. In: Mitteilungen
des deutschen Seefischereivereins, 1897, XIII, p. 335—343.
Ehrenbaum, E. Beiträge zur Meeresfauna von Helgoland.
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X. Cl. Hartlaub, die //ydromedusen Helgolands; zweiter Bericht,
p. 449—536; Taf. XIV—XXI.
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517
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Hoebel, Th., und Graevell. Erweiterung des Hafengebietes und
Bau eines Fischereihafens in Geestemünde. In: Mitteilung des
deutschen Seefischereivereins, 1897, XIII, p. 328—335 (mit
einem Lageplan und einem Querschnitt der Fischhalle).
Janke, L. Beiträge zur Hydrographie des Bremischen Staatsgebietes.
Il. Die Trinkwasser-Verhältnisse im Landgebiete. III. Der
Weserstrom in chemischer und bakteriologischer Beziehung.
In: Forschungen über Lebensmittel und ihre Beziehungen zur
Hygiene, über forense Chemie und Pharmakognosie, 1897,
p. 223—231.
Kohlenberg, A. Ein Winter im schwimmenden Lande von Waak-
hausen. In: Abh. Nat. Ver. Brem., 1897, XV, p. 165—174.
Kuckuck, P. Beiträge zur Kenntnis der Meeresalgen (von Helgoland).
l. Über Rhododermis parasitia Batters, p. 329—336, Taf.
Vi; VII.
2. Über Rhodochorton membranaceum Magnus, eine chitin-
bewohnende Alge, p. 337—448 mit 7 Textfiguren.
3. Die Gattung Mikrosyphar Kuckuck, p. 349—358; Taf. IX, X.
Apirl 1898. XIV, 34
518
4. Über zwei höhlenbewohnende Phaeosporeen, p. 359 —370;
Taf. NI—XII und 2 Textfiguren.
In: Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen, herausgegeben von
der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deut-
schen Meere in Kiel und der biologischen Anstalt auf Helgo-
land, 1897; neue Folge, II.
— Bemerkungen zur marinen Algenvegetation von Helgoland:
daselbst, p. 371—402, mit 21 Figuren im Texte.
Kurth, Hreh. Über Grundwasserbewegungen im bremischen Ge-
biete. (Aus dem bakteriologischen Institute zu Bremen.) In:
Abh. Nat. Ver. Brem., 1897, XV, p. 182—189 (mit Taf. I, II).
Lang, ©. Über hannoversche Erdölvorkommnisse. In: Festschr.
“naturh. Ges. Hannover, 1897, zweite Paginierung, p. 161—223,
Taf. V—VI.
Lehmann, R. Fr. Ehrhardt. In: Festschrift naturh. Ges. Hannover,
1897, zweite Paginierung, p. 98—113
Lemmermann, E. Resultate einer biologischen Untersuchung von
Forellenteiehen. In: Forschungsberichte der biologischen Station
zu Plön, 1897, V, p. 67—112 (mit 2 Abbildungen und einem
Situationsplan).
(Dazu als Anhang: Otto Zacharias, zur Mikrofauna der
Sandforter Teiche, das. p. 112—114, mit einer Abbildung.)
Lieckfeldt. Zur Erklärung der Mistpoeffer*) und verwandter Er-
scheinungen. In: Annalen der Hydrographie und maritimen
Meteorologie, 1897, Heft VII.
Löns, Herm. Ein Heidedorf (Stellichte). In: Niedersachsen, 1897,
II, p. 315, 316.
— Einsame Heidfahrt; daselbst, p. 325, 326 (mit photogr. Ab-
bildung des Steinhauses an der Ohe, Südbostel).
— Zwischen Meer und Moor; daselbst, p. 333.
Martin, J. Diluvialstudien. III. Vergleichende Untersuchungen über
das Diluvium im Westen der Weser. 2. Gliederung des Dilu-
viums,. In: 11. Jahresber, des Nat. Ver. zu Osnabrück, 1897,
p. 3—56. IV. Antwort auf die Frage des Herrn Professor Dr.
A. Jentzsch: Ist weissgefleckter Feuerstein ein Leitgeschiebe?
daselbst, p. 57—66.
— Diluvialstudien. Ill. Vergleichende Untersuchungen über das
Diluvium im Westen der Weser. 3. Verticalgliederung des
niederländischen Diluviums. In: 12. Jahresber. des Nat. Ver.
zu Osnabrück, 1897, p. . . . (65 Seiten).
Matthies. lirgebnisse der meteorologischen Beobachtungen in Emden
im Jahre 1896. In: 81, Jahresbericht der naturforschenden
(Gesellschaft zu Emden, 1897, p. 39.
*) d. i. Nebelknallen. Die Erscheinung ist unter dem Namen „das
Seebullern“ an unsern Küsten und besonders am Jadebusen sehr bekannt;
sie wird von Lieckfeldt auf die plötzliche Verwandlung von Nebel in Dampf
zurückgeführt. Fr. B.
519
Michaelis, R. Bad Rehburg. Göhmann’sche Buchhandlung, Hannover,
1897; gr. 8°, 75 Seiten. Mit Karte von Bad Rehburg, sowie
einer geognostischen und fünf anderen bildlichen Darstellungen.
Möllmann, 6. Beitrag zur Flora des Regierungsbezirks Osnabrück.
In: 11. Jahresber. des Nat. Ver. zu Osnabrück, 1897, p. 67— 192.
Müller, H. Römerbrücken zwischen Elbe und Weser. In: Nieder-
sachsen, 1897, III, p. 24—26 (mit 5 Abbildungen).
Müller-Erzbach, W. Über die Beobachtung von Irrlichtern. In:
Abh. Nat. Ver. Brem., 1897, XiV, p. 217—229.
(Bespricht namentlieh Beobachtungen aus Nordwest-
deutschland.)
Poppe, S. A. und Schäffer, C. Die Collembola der Umgegend von
Bremen. In: Abh. Nat. Ver. Brem., XIV, p. 265—272.
Prejawa. Die Bohlwege (pontes longi) im Lohne-Aschener Moor.
In: Niedersachsen, 1897, III, p. 78, 79, p. 92—94.
Rüthning, Gust. Die Apotheken der Stadt Oldenburg. In: Jahr-
buch für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg, heraus-
gegeben von dem Oldenburger Verein für Altertumskunde und
Landesgeschichte, 1897, V, p. 131— 135 (der „Schriften“ 14. Teil).
Schäffer, C. Siehe Poppe, S. A.
- Schneider, Osk. Die Tierwelt der Insel Borkum mit besonderer
Berücksichtigung auf tiergeographisch wichtige Beobachtungen.
In: Otto Ule “und Karl Müller, die Natur, 1897, X EN!
p- 305— 307.
v. Seemen, 0. Mitteilungen über die Flora der ostfriesischen Insel
Borkum. II. In: A. Kneucker, Allgemeine botanische Zeitschrift
für Systematik, Floristik, Pflanzengeographie ete., 1897, III,
p. 21—23, 43—45, 64—66.
— Erwiderung; daselbst, p. 129, 130. (Siehe Buchenau, Frz.)
Strückmann, €. Über die im Schlamme des Dümmersees in der
Provinz Hannover aufgefundenen subfossilen Reste von Säuge-
tieren. In: Festschrift, naturh. Ges. Hannover, 1897, zweite
Paginierung, p. 130—149, mit Taf. I—IV.
Ude, Ferdinand. Die Geschichte der naturhistorischen Gesellschaft
zu Hannover von 1797—1897. In: Festschrift, Geschichte und
44.—47. Jahresber. naturh. Ges. Hannover, 1897, p. 3—183.
Terburg-Arminius, G. Die Burg Hinta. In: Niedersachsen, 1897,
II, p. 8—10 (mit Abbildung), p. 26, 27, p. 39—41.
berg, Herm. Die geologischen und geognostischen Ver-
hältnisse der norddeutschen Tiefebene, speciell Niedersachsens.
In: Niedersachsen, 1897, II, p. 215— 218.
Weber, C. A. Über die akon zweier Moore bei Sassenberg in
Westfalen. In: Abh. Nat. Ver. Brem., 1897, XIV, p. 305—321.
— Ein Beitrag zur Frage nach dem Endemismus der Föhre und
Fiehte in Nordwestdeutschland während der Neuzeit; daselbst,
p. 322—329.
34*
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u a "rise " . Bo
Wehmer, €. Notizen zur Hannoverschen Pilzflora, II. In
naturhist. Ges. Hannover, 1897, 2. Paginierung, p. 2:
Weltner, W. Siehe Ehrenbaum, E. 2 je
Wiepken, €. Fr. Dritter Nachtrag zu dem Verzeichnis der bis jetzt
im Herzogtum Oldenburg gefundenen Käferarten. In: Abh.
Nat. Ver. Brem., 1897, XIV, p. 235—240. 0
Wiepken, ©. F. und Greve, E. Systematisches Verzeichnis der
Wirbeltiere im Herzogtum Oldenburg. 2. durch einen Nachtrag
vermehrte Auflage. Oldenburg; Sehulze’sche Hofbuchhandlung-
(A. Schwartz); 12°; 1897; IV, 143 und 26 Seiten.
Zacharias, Otto. Siehe Lemmermann, E.
Max Nösslers Buchdruckerei, Bremen.
Zweiunddreissinster Jahresbericht
les
Naturwissenschaftlichen Vereines
BREMEN.
Für das Gesellschaftsjahr vom April 1896
bis Ende März 1897.
BREMEN.
C. Ed. Müller.
1897.
Hochgeehrte Herren!
Wehmütige Empfindungen sind es, welche sich uns zuerst auf-
drängen, wenn wir uns heute anschicken, einen Rückblick auf das
abgelaufene Vereinsjahr zu werfen. Ist doch die Anzahl der aus
dem Kreise unserer korrespondierenden und Ehrenmitglieder durch
den Tod ausgeschiedenen Männer ungewöhnlich grofs. Am 2. Juni
starb zu Küngsdorf bei Bonn Hofrat Gerhard Rohlfs, der unserem
kleinen Staate durch Abstammung, unserm Vereine als Ehrenmitglied
seit dem 10. September 1867 angehörte. Mit ihm schied der letzte
der grofsen Reisenden dahin, welche ihr Leben an die Erforschung
von Afrika gewagt haben zu einer Zeit, als noch nicht die Hilfs-
mittel der europäischen Staaten der Aufschliefsung dieses Erdteiles
zugewendet wurden. Der Trauerfeierlichkeit, durch welche die Asche
von Gerhard Rohlfs am 10. Juni in seiner Vaterstadt Vegesack bei-
gesetzt wurde, wohnten die beiden Vorsitzenden unseres Vereines als
Vertreter desselben bei. — In Melbourne starb am 9. Oktober unser
Ehrenmitglied, Herr Baron Ferdinand von Müller, ein Deutscher,
welcher im fernen Australien zu hohen wissenschaftlichen Ehren ge-
langte, und dem auch wir eine Fülle von Beiträgen für Bibliothek
und Sammlungen verdanken. — Endlich verloren wir am 29. Januar 1897
durch den Tod unser Ehrenmitglied, Herrn C. F. Wiepken, den
früheren Direktor des Museums zu Oldenburg. Wenn die Namen
Gerhard Rohlfs und Ferdinand von Müller über den ganzen Erdkreis
bekannt waren, so kannten unsern Oldenburger Freund nur kleinere
Kreise. Er gehörte aper zu den scharfblickenden, unermüdlich
arbeitenden Naturforschern, welche die Fülle des Beobachtungs-
materials herbeischaffen. Als eigentlicher Schöpfer des Museums zu
Oldenburg trug er das Seinige zur Verbreitung der Ergebnisse der
"wissenschaftlichen Forschung in die breiten Schichten unseres Volkes
"bei,
Wir veröffentlichen in dem bald zur Ausgabe gelangenden
Pe
Hefte unserer Abhandlungen seine letzte wissenschaftliche Arbeit
über die Käfer des Herzogtums Oldenburg und hoffen, demnächst
auch eine biographische Skizze über den hochverdienten Mann aus
berufener Feder bringen zu können. Aus der Reihe unserer korre-
spondierenden Mitglieder verloren wir am 4. Oktober Herrn Ober-
forstmeister Feye zu Detmold, einen warmen Freund unserer Be-
strebungen, der uns seit langen Jahren regelmäfsig Mitteilungen von
den unter seiner Leitung in den Lippe’schen Forsten angestellten
naturwissenschaftlichen Beobachtungen gemacht hat. — Wir gedenken
ferner eines Sohnes unserer Stadt, des zu Yokohama am 26. März 1896
verstorbenen Kaufmanns Bernhard Phil. Schmacker (wohnhaft zu
Shanghai), welcher unserm Museum seine sehr reichhaltige zoologische
Sammlung ostasiatischer Tiere (namentlich Conchylien und Vögel),
sowie die Hälfte seines Vermögens vermachte. Möge es gestattet
sein, für diese patriotische Stiftung unsere Freude auszusprechen.
Gegenüber den vorerwähnten Trauerfällen haben wir uns mit um
so grölserer Freude an der Feier des 70. Geburtstages unseres Ehren-
mitgliedes, des Wirklichen Geheimen Admiralitätsrates Dr. Georg Neu-
mayer zu Hamburg (21. Juni 1896) beteiligt. Möge es dem hoch-
verdienten Manne vergönnt sein, noch lange Jahre an der Spitze des
ersten ımaritimen und meteorologischen Forschungsinstitutes unseres
Vaterlandes zu wirken. — Unser Ehrenmitglied, Herr Professor
Dr. Ad. Bastian zu Berlin, hatte sich allen Ehrungen aus Veranlassung
seines 70. Geburtstages (26. Juni 1896) durch eine Forschungsreise
nach Ostasien entzogen.
Mit dem inneren Leben unseres Vereines konnten wir wohl zu-
frieden sein Wir hielten 20 Versammlungen ab, deren Besuch meist
ein erfreulicher war. Mit besonderem Danke erinnern wir an den
Besuch der grolsartigen neuen Hafenanlagen zu Bremerhaven unter
Führung des Herrn Bauinspektors Rudloff und seiner Ingenieure
(2. Mai 1896) und der neuen Anlagen im Moore bei Hude unter
Führung des Herrn Direktor Dr. Tacke (13. Juni). Von auswärtigen
Freunden erfreuten uns durch Vorträge: Herr Professor Dr. Richard
Meyer aus Braunschweig (4. Januar), Herr Professor Dr. Ludw.
Plate aus Berlin (8. März).
Zu dem Vortrage unseres jungen Bremer Forschungsreisenden
Herrn Willy Riekmer Rickmers (am 6. Januar 1897) über seine Reise
nach Bochhara hatte die geographische Gesellschaft unsere Mitglieder
mit ihren Damen eingeladen, welche Freundlichkeit wir durch Ein-
Jadung zu dem oben erwähnten Vortrage des Herrn Professor Plate
erwidern konnten. —
Infolge mehrfacher Anregung werden wir Ihnen im Herbste
nächsten Jahres die Frage vorlegen, ob wir unsere Versammlungen
künftig nicht besser um 8 Uhr beginnen sollen. Wir glauben in
der That, dafs diese Anfangszeit passender sein wird, als die seit
einigen Jahren übliche um 7'g Uhr. Sie fällt nach dem Abschlufs
der Geschäftszeit und gestattet unseren, meist stark in Anspruch ge-
nommenen Mitgliedern hoffentlich häufigere Teilnahme an den Sitzungen.
2 ig ME
Zur Einweihung des prächtigen neuen Gebäudes der Stadt-
bibliothek (2. Mai 1896, Mittags 12 Uhr) war auch der Vorsitzende
unseres Vereines eingeladen. Mit dem Einzug in diese Räume hat
auch dieses Institut, dessen Pflege wir einen grolsen Teil unserer
Mittel zuwenden, einen neuen Aufschwung genommen. Dem anderen
Institute, dem städtischen Museum für Natur-, Völker- und Handels-
kunde, dessen Eröffnung (im Januar 1896) wir im vorigen Jahre
erwähnten, haben wir weitere Mittel für die Bearbeitung der Conchylien-
sammlung zur Verfügung gestellt. Wir haben ferner eine Reihe von
Anschaffungen für dasselbe gemacht, von denen die prächtigen von
Aug. Callier in der Krim gesammelten Pflanzen besonders hervorgehoben
werden mögen.
Den Lehrerinnen, welche Mitglieder des Vereins für das Mädchen-
schulwesen in Bremen sind, haben wir auf Ersuchen des Vorstandes
unterm 21. September 1896 ganz dieselben ermäfsigten Bedingungen
für die Mitgliedschaft bewilligt, wie den Mitgliedern des Bremischen
Lehrervereins (vergl. darüber den vorigen Jahresbericht). Diese An-
gelegenheit gab Veranlassung zu dem Beschlusse, dafs künftig auch
andere Damen als Mitglieder unseres Vereines willkommen sein sollten.
Zum grölsten Bedauern des Vorstandes hat das langjährige
Mitglied Herr Dr. Ulr. Hausmann infolge von Gesundheitsrücksichten
und Geschäftsüberhäufung den Wunsch ausgesprochen, jetzt aus
dem Vorstande zu scheiden. Wir werden sein besonnenes Urteil in
unserem Kreise sehr schmerzlich vermissen, wissen aber, dafs uns
seine freudige Teilnahme an den Bestrebungen des Vereines erhalten
bleiben wird. — Infolge seines Austrittes scheidet statutenmälsig
nur noch ein Mitglied des Vorstandes, der Anciennetät nach Herr
Dr. Otto Hergt, aus, und bitten wir Sie, für beide Herren Neu-
wahlen vorzunehmen.
Leider sieht sich ferner der Redakteur unserer Abhandlungen,
Herr Dr. C. Weber, genötigt, die Redaktion der Schriften mit dem
Abschlusse des in der Kürze zur Ausgabe gelangenden Heftes nieder-
zulegen. Wir bedauern das sehr, da wir auf eine lange gedeihliche
Thätigkeit unseres neuen Redakteurs gehofft hatten, müssen aber
das Zwingende seiner Gründe (im wesentlichen gleichfalls Geschäfts-
überbürdung) anerkennen. — Die Redaktion wird vorübergehend von
dem unterzeichneten Professor Buchenau übernommen werden. Es
wird beabsichtigt, im Sommer ein Heft des landeskundlichen Teiles
unserer Abhandlungen (Band XV) herstellen zu lassen. — Neue
Redaktionsbestimmungen, deren Erlals wünschenswert geworden ist,
hofft der Vorstand Ihnen nach Beratung mit dem künftigen Redakteur
vorlegen zu können.
An unsere hiesigen Freunde, welche uns bisher durch Vorträge
erfreut haben, möchten wir noch ein offenes Wort richten. Unser
Verein hat von jeher Gemeinnützigkeit als einen seiner Grund-
sätze auf seine Fahne geschrieben. Die Interessen unserer Stadt, des
Vaterlandes und der Wissenschaft in der hingebenden Weise zu
fördern, wie sie dem Wohle unserer Stadt von weiten Kreisen ihrer
Sinne ist die ganze Thätigkeit des Vorstandes von Khee
heute eine völlig unentgeltliche gewesen. Ebenso haben unsere
Bremen lebenden Vortragenden ihre Zeit und Kraft der guten Sache
freudig und nur im Bewulstsein, gemeinnützig zu handeln, zur Ver-
fügung gestellt. Das hat aber offenbar seine Grenzen. Es giebt
Fälle, in welchen Vorträge eine solche Summe von Zeit und Kraft
und so viel Vorbereitungen verlangen, dafs dieses Opfer den Freunden
der guten Sache kaum zugemutet werden kann. In solchen Fällen
ist der Verein gern bereit, ein entsprechendes Honorar zu zahlen
(wie es denn auch in ganz einzelnen Fällen bei erbetenen Vorträgen
bereits geschehen ist), und bitten wir unsere Freunde daher, sich
dann mit voller Offenheit an unsere Vortragskommission wenden zu
wollen. — Ebenso wird es für uns eine hohe Freude sein, auch
fernerhin Mittel unseres Vereines zur Förderung wissenschaftlicher
Forschungen (namentlich über den deutschen Nordwesten) verwenden
zu können.
Unsern Mitgliedern haben wir im abgelaufenen Jahre eine grolse
Menge naturwissenschaftlicher Dissertationen und kleinerer Schriften
zur Verfügung gestellt. Die Neuaufstellung der Stadtbibliothek gab
Veranlassung zu der Verabredung, dals alle bei uns einlaufenden
Schriften, welche die Stadtbibliothek bereits besitzt, oder welche sie
aus irgend einem Grunde nicht in ihre Büchervorräte aufnehmen
kann, uns sofort zurückgegeben werden. Wir werden also voraus-
sichtlich die erwähnte Verteilung von Schriften auch künftig vor-
nehmen können.
Unsere Jahresrechnung schliefst diesmal wieder mit einem Defieit
und zwar von mehr als &. 900 ab, obwohl wir die Mittel unserer
Stiftungen zu den Ausgaben herangezogen haben. Dieses Deficit
ist hauptsächlich entstanden durch die zu hohen Ausgaben für die
Stadtbibliothek (mehr als .f6. 3000). Einige derselben waren aller- k
dings durch Ergänzungen bedingt, welche wir aus Veranlassung
der Neuaufstellung an einigen gröfseren Werken vorgenommen haben.
Doch belaufen sich dieselben nur auf wenige hundert Mark, und wir
müssen auf das Bestimmteste erklären, dafs wir nicht imstande sind,
fernerhin die Anschaffungen für die Stadtbibliothek in dem »bis-
herigen Umfange fortzusetzen.
Aufserordentliche Zuwendungen irgend welcher Art haben wir
im abgelaufenen Jahre nicht erhalten. Dieselben sind aber für uns
in hohem Grade wünschenswert, da das beständige Sinken des Zins-
fulses unsere verfügbaren Mittel immer mehr einschränkt. — Die im
vorigen Jahresberichte erwähnten Mb. 50, welche mir persönlich für
naturwissenschaftliche Zwecke von einem Freunde des Vereins zur
Verfügung gestellt worden waren, habe ich zu botanischen Ex-
kursionen nach Ostfriesland verwendet. Als ein Ergebnis dieser
Exkursionen und längerer, früherer und späterer Studien darf ich
den Aufsatz: Beiträge zur Flora von Ostfriesland bezeichnen, welel
im nächsten Hefte unserer Abhandlungen erscheinen wird,
Ben. _.
Die Zahl der Institute und Vereine, mit denen wir in Schriften-
tausch stehen, hat sich von 295 auf 304 erhöht. Neu sind von diesen
die schweizerische botanische Gesellschaft zu Bern,
die Academy of sciences zu Chicago,
die Royal Society zu Edinburg,
der Naturwissenschaftliche Verein zu Elberfeld,
die biologische Anstalt zu Helgoland,
das Roemer-Museum zu Hildesheim,
der Verein zur Pflege der Natur- und Landeskunde in
Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck zu Kiel,
die Societe Imperiale Mineralogique zu St. Petersburg und
die Kansas Academy of Science zu Topeka.
Von unseren anderen Bestrebungen ist diesmal nichts Besonderes
zu bemerken; sie sind in bekannter regelmälsiger Weise gefördert
worden.
Wir bitten Sie nun zur Neuwahl zweier Vorstandsmitglieder
und zweier Revisoren der diesmaligen Jahresrechnung zu schreiten.
Der Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereines.
Fr. Buchenau.
a ee
Vorstand des abgelaufenen Jahres.
(nach der Anciennetät geordnet).
Prof. Dr. W. Müller-Erzbach, zweiter Vorsitzender, Herderstrasse 14,
gewählt am 6. April 1891.
Direktor Prof. Dr. H. Schauinsland, Humboldtstrasse 62f, gewählt am
11. April 1892.
Dr. U. Hausmann, korresp. Schriftführer, Rembertistrasse 15, gewählt
am 27. März 1893.
H. ©. Tölken, Rechnungsführer, Bleicherstrasse 34 a, gewählt am
19. März 1894.
Prof. Dr. Fr. Buchenau, erster Vorsitzender, Contrescarpe 174, gewählt
am 19. März 1894.
Dr. phil. O. Hergt, Altona 34, gewählt am 25. März 1895.
Dr. phil. ©. Weber, Meterstrasse 2, gewählt am 14. Oktober 189.
Dr. phil. L. Häpke, Mendestrasse 24, gewählt am 31. März 1896.
Joh. Jacobs, Obernstrasse 21. gewählt am 31. März 1896.
Komitee für die Bibliothek:
Prof. Dr. Buchenau.
Komitee für die Sammlungen:
Prof. Dr. Buchenau.
Redaktionskomitee:
Prof. Dr. Buchenau (stellvertretend) geschäftsf. Redakteur. Dr. L. Häpke.
Komitee für die Vorträge:
Dr. O. Hergt. Dr. L. Häpke. Prof. Dr. W. Müller-Erzbach.
Finanzkomitee:
Prof. Dr. Buchenau. H. €. Tölken, Rechnungsführer. Joh. Jacobs.
Verwaltung der Moor-Versuchsstation:
©. W. Debbe, Vorsitzender. K. von Lingen, Rechnungsführer. Ferd. Corssen.
Dr. U. Hausmann. NH. C. Tölken. J. Depken (v. Landwirtsch. Verein
kommittiert).
Anthropologische Kommission:
Mitglieder, gewählt vom Naturw. Verein: Prof. Dr. Buchenau, Dr. G. Hartlaub,
Dr. W. ©. Focke, Prof. Dr. H. Schaninsland ;
gewählt von der Historischen Gesellschaft: Dr. W. v. Bippen, Senator
Dr. D. Ehmek, A. Poppe.
Verzeichnis der Mitglieder
am 1. April 1897.
Il. Ehren-Mitglieder::
1) Geh, Rat Prof. Dr. Adolf Bastian in Berlin, gewählt am 10. September 1867,
2) Admiralitätsrat Carl Koldewey in Hamburg,
3) Kapıtän Paul Friedr. Aug. Hegemann in Hamburg,
4) Dr. R. Copeland, Edinburgh (Royal Terrace 15), gewählt am
5) Prof, Dr. ©. N. J. Börgen, Vorsteher des Observatoriums f 17. September
zu Wilhelmshaven, 1870.
6) Hauptmann a. D. Julius Payer in Wien,
7) Prof. Dr. Gustav Laube in Prag,
ER
8) Ober-Appell.-Gerichtsrat Dr. C. Nöldeke in Celle, gewählt
5. Dezember 1887.
9) Prof. Dr. P. Ascherson in Berlin W., Bülowstr. 51,
10) Geheimrat Prof. Dr. K. Kraut in Hannover,
11) Prof. Dr. J. Urban in Friedenau bei Berlin, SEWEHIR
12) Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E. Ehlers in Göttingen, STR ON
e] & Sr : 16. November
13) Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Nobbe in Tharand, 1889
14) Geh. Admiralitätsrat Prof. Dr. G. Neumayer in Hamburg, va
15) Konsul a. D. Dr. K. Ochsenius in Marburg,
16) Geheimrat Prof. Dr. K. Möbius in Berlin, Zoolog. Institut. )
17) Prof. Dr. M. Fleischer in Berlin N. W., Helgolander Ufer 1, gewählt am
30. November 1891.
18) Prof. Dr. Th. K. Bail in Danzig, | „..: e s Na
19) Prof. Dr. H. Conwentz in Danzig,] gewählt am 12. Dezember 1892,
20) Dr. med. W. O. Focke, gewählt am 16. Sept. 189.
an
Il. Korrespondierende Mitglieder:
1) Prof. Dr. Chr. Luerssen in Königsberg .... gewählt am 24. Jan. 1881.
2) Prof. Dr. Hub. Ludwig in Bonn ........... & „ 4. April 1881.
3) Prof. Dr. J. W. Spengel in Giessen........ „ 18. April 1887.
4) Apotheker C. Beckmann in Hannover................. gewählt am
5) Direktor Prof. Dr. Fr. Heincke in Helgoland........... 16. November
6) Realschullehrer Dr. Fr. Müller m Varel ............... ) 1889.
IH. Hiesige Mitglieder :
a. lebenslängliche.
1) Achelis, Friedr., Kaufmann. 29) Lahusen, M. Chr. L., Kaufmann.
2) Achelis, J. C., Senator. ' 30) Lauts, Fr., Kaufmann.
3) Adami, A., Konsul, Kaufmann. |, 31) Leisewitz, Lamb., Kaufmann.
4) Albrecht, G., Kaufmann. 32) Lürman, Dr. A., Bürgermeister.
5) Barkhausen, Dr. H. F., Arzt. 33) Melchers, C. Th., Konsul, Kaufm.
6) Buchenau, Prof. Dr. Fr., Direktor. | 34) Melchers, Gust. C., Kaufmann.
7) Corssen, F., Kaufmann. 35) Melchers, Herm., Kaufmann.
8) Debbe, ©. W., Direktor. 36) Merkel. C., Konsul, Kaufmann.
9) Deetjen, H., -Kaufmann. 37) Mohr, Alb., Kaufmann.*)
10) Dreier, Corn., Konsul, Kaufmann. | 38) Plate, Emil, Kaufmann.
11) Dreier, Dr. J. C. H., Arzt. 39) Plate, G., Kaufmann.
12) Engelbrecht, H., Glasermeister. 40) Pletzer, Dr. E. F. G. H., Arzt.
13) Fehrmann, Carl, Kaufmann. 41) Rolfs, A., Kaufmann.
14) Finke, D. H., Kaufmann. 42) Rothe, Dr. med. E., Arzt.
15) Fischer, W. Th., Kaufmann. 43) Ruyter, C., Kaufmann.
16) Focke, Dr. Eb., Arzt.*) 44) Salzenberg, H. A. L., Direktor.
17) Gildemeister, Matth., Senator. 45) Schäfer, Dr. Th., Lehrer.
18) Gristede, S. F., Kaufmann. 46) Schütte, ©., Kaufmann.
19) Hildebrand, Jul., Kaufmann. 47) Sengstack, A. F. J., Kaufmann.
21 Hoffmann, M. H., Kaufmann. 48) Siedenburg, G. R., Kaufmann.
21) Hollmann, J. F., Kaufmann. 49) Stadler, Dr. L., Arzt.
22) Huck, O., Kaufmann. 50) Tölken, H. C., Kaufmann.
23) Iken, Frdr., Kaufmann. 51) Strube, C. H. L., Kaufmann.
24) Isenberg, P., Kaufmann. 52) Vietor, F. M., Kaufmann.
25) Kapff, L. v., Kaufmann. 53) Wendt, J., Kaufmann.
26) Keysser, C. B., Privatmann.*) 54) Wolde, G., Kaufmann.
27) Kindt, Chr., Kaufmann.*) 55) Wolde, H. A., Kaufmann.
28) Kottmeier, Dr. J. F., Arzt. 56) Zimmermann, C., Dr. phil.*)
*) wohnt z. Z. auswärts.
Prag
b. derzeitige.
657) Achelis, Johs. jun., Kaufmann. 116) Frevert, A., Landschaftsmaler.
58) Achelis, Justus, Kaufmann. 117) Fricke, Dr.C., Lehrer a. d. Hdlsch.
59) Albers, W., Kaufmann. ' 118) Fricke, F., Gymnasiallehrer.
60) Albrand, Dr. med. E., Arzt. 119) Frister, D. A. A., Kaufmann.
61) Albrecht, C. G. jr., Kaufmann. 120) Fritze, Dr. jur., Kaufmann.
62) Alfes, H. junr., Reitbahnbesitzer. | 121) Funck, J., General-Agent.
63) Alfken, D., Lehrer. 122) Gämlich, A., Kaufmann.
64) Ammermann, F., Lehrer. ' 123) Gämlich, W., Kaufmann.
65) Appe, Frl. Helene, Lehrerin. ı 124) Gerdes, S., Konsul, Kaufmann.
66) Barkhausen, Dr. C., Senator. ı 125) Geveke, H., Kaufmann.
67) Bau, Dr. Arm., Chemiker. 126) Geyer, C., Kaufmann.
68) Bautz, ©. B., Kaufmann. ' 127) Gildemeister, D., Kaufmann.
69) Behr, F., Reallehrer. | 128) Gildemeister, H., Kaufmann.
70) Bergholz, Dr. P.E.B., Gymnasiall. | 129) Gildemeister, H. Aug., Kaufmann.
71) Biermann, F. L., Kommerzienrat. | 130) Göring, Dr. G. W., Arzt.
72) Bischoff, L., Bankdirektor. | 131) Götze, E., Oberingenieur.
73) Blumberg, J., Lehrer. 132) le Goullon, F., Kaufmann.
74) Bode, C., Lehrer. ' 133) Graefe, E. F. J.. Oberingenieur.
=
75) Böhne, A., Lehrer. ' 134) Graue, H., Kaufmann.
76) Böttcher, Th., Lehrer. ‚ 135) Grimmenstein, J., Kaufmann.
77) Böhning. W., Präc.-Mechaniker. | 136) Groenewold, H. B., Maler.
78) Böttjer, Ferd., Kaufmann. ı 137) Gröning, Dr. A., Bürgermeister.
79) Brakenhof, H., Lehrer. 138) Gröning, Dr. Herm., Senator.
139) Grosse, Dr. W., Lehrer a.d. Hdlsch.
80) Bremermann, J. F., Lloyddir.
140) Gruner, Th., Kaufmann.
81) Brinkmann, A., Lehrer.
=
82) Bruckmeyer, Dr. med. F., Arzt. | 141) Gruner, E. C., Kaufmann.
83) Bünemann, Gust., Kaufmann. ı 142) Haake, H. W., Bierbrauer.
84) Clausen, H. A., Konsul. 143) Haas, W., Kaufmann.
85) Claussen, H., Kaufmann. 144) Hagen, C., Kaufmann.
86) Cramer, A. W., Kaufmann. 145) Hagens, Ad., Kaufmann.
87) Damköhler, Dr., Apotheker. 146) Hallmann, Frl. A., Lehrerin.
88) Deetjen, Gustav, Privatmann. 147) Hampe, G., Buchhändler.
89) Deicke, Frl. D., Lehrerin. 148) Häpke, Dr. L., Reallehrer.
90) Delius, F. W., Generalkonsul. | 149) Hartlaub, Dr. C. J. G., Arzt.
91) Depken, Joh., Landwirt. | 150) Hartmann, J. W., Kaufmann.
92) Dierksen, N., Kistenfabrikant. | 151) Hasse, Otto, Kaufmann.
93) Dolder, A., Tapezierer. 152) Hausmann, Dr. U., Apotheker.
94) Dreyer, A. H., Schulvorsteher. 153) Haverkamp, Frl. M., Lehrerin.
95) Droste, F. F., Konsul. 154) Hegeler, C. P., Kaufmann.
96) Dubbers, Ed., Kaufmann. 155) Hegeler, Herm., Kaufmann.
97) Dubbers, F., Kaufmann. 156) Heineken, H. F., Baurat.
98) Duckwitz, A., Kaufmann. 157) Heinemann, E. F., Kaufmann.
99) Duckwitz, F., Kaufmann. 158) Heinzelmann, G., Kaufmann.
100) Duncker, J. C., Kaufmann. 159) Hellemann, H. ©. A., Kunstgärtn.
101) Ebbeke, F. A., Konsul. 160) Hellmers, F., Kaufmann.
102) Ehlers, H. G., Kaufmann. " 161) Henoch, J. ©. G., Kaufmann.
103) Ehmek, Aug., Kaufmann. 162) Henschen, Fr., Kaufmann.
104) Ellinghausen, ©. F.H., Kaufmann. 163) Hergt, Dr. O., Reallehrer.
105) Endemann, Dr. H., Syndikus. 164) Hirschfeld, Th. G., Kaufmann.
106) Engelken, Dr. H., Arzt. 165) Hollmann, W. B., Buchhändler. |
107) Engelken, Joh., Kaufmann. 166) Hollstein, H., Lehrer. I
108) Essen, E. von, Ingenieur. 167) Holscher, Fr., Holzhändler.
109) Feldmann, Dr. A., Fabrikant. 168) Horn, Dr. W., Arzt.
110) Felsing, E., Uhrmacher. 169) Hornkohl, Dr. med., Th.A.A., Arzt.
111) Finke, Detmar, Kaufmann. 170) Hoyermann, G. C., Kaufmann. |
112) Focke, Dr.Joh.,Regierungssekret. | 171) Huck, Dr. M., Arzt. |
113) Focke, Wilh., Kaufmann. 172) Immendorf, Dr. H., Labor.-Vorst.
114) Frahm, Wilh., Kaufmann. 173) Jacobs, Joh., Kaufmann.
115) Franzius, L., Oberbaudirektor. 174) Janke, Dr. L., Direktor,
175) Jordan, A., Lehrer.
176) Jordan, F., Ober-Ingenieur.
177) Junge, F. W., Lehrer.
178) Jungk, H., Kaufmann
179) Kahrweg, G. W., Kaufmann.
180) Kahrweg, H., Kaufmann.
181) Kasten, Prof. Dr. H., Direktor.
182) Kauffmann, W., Prokurant.
183) Kellner, F. W., Kaufmann.
184) Kellner, H., Kaufmann.
185) Kindervater, Dr., Oberzolldirekt.
186) Kilsling, Dr. Rich., Chemiker.
187) Klages, Dr. G. jr., Zahnarzt.
188) Klatte, B., Privatmann.
189) Klevenhusen, F., Amtsfischer.
190) Knief, D., Lehrer.
191) Kobelt, Herm., Kaufmann.
192) Koch, Alfr., Kaufmann.
193) Koch, Dr. F., Lehrer a. d. Hdlsch.
194) Könenkamp, F. H. W., Kaufm.
195) Könike, F., Lehrer.
196) Korff, W. A., Kaufmann.
197) Köster, J. C., Schulvorsteher.
198) Kroning. W., Privatmann.
199) Kruse, H., Kaufmann.
200) Kulenkampff, ©. G., Kaufmann.
201) Kulenkampff, H. W., Kaufmann. | 2
202) Kurth, Dr. med. H., Direktor.
203) Küster, George, Kaufmann.
204) Kusch, G., Apotheker. 264) Overbeck, A. H., Kaufmann.
205) Lackemann, H. J., Kaufmann. 265) Osten, Carl, Kaufmann.
206) Lahmann, A..H. Sohn, Reepschl. | 266) Pagenstecher, Gust., Kaufmann.
207) Lahmann, A., Fr. Sohn, Kaufm. | 267) Paulmann, Emil, Juwelier.
208) Lahusen, W., Apotheker. 268) Payeken, Frl. M., Lehrerin.
209) Lampe, Dr. H., Jurist. 269) Peters, H., Lehrer.
210) Lampe. Herm., Kaufmann. 270) Pflüger, J. C., Kaufmann.
211) Leipoldt, Frl. M., Lehrerin. 271) Plehn, Frl. Dr. M., Lehrerin.
212) Lemmermann, E., Lehrer. 272) Pokrantz, E., Konsul, Kaufmann.
213) Leonhardt, K. F., Kaufmann. 273) Precht, Elimar, Kaufmann.
214) Lerbs, J. D., Kaufmann. 274) Pundsack, J. R., Mechaniker.
215) Leupold, Herm., Konsul. 275) Rabba, Chr., Reallehrer.
216) Lindner, R., Verlagsbuchhdlr. 276) Reck, F., Kaufmann.
217) Lingen, K. von, Kaufmann. 277) Remmer, W., Bierbrauer.
218) Lodtmann, Karl, Kaufmann. 278) Rickmers, A., Kaufmann.
219) Logemann, J. H., Kaufmann. 279) Rickmers, W., stud. phil.
220) Loose, Dr. A., Arzt. 280) Rienits, Günther, Kaufmann.
221) Loose, Bernh., Kaufmann. 281) Riensch, Heinr., Makler.
222) Loose, C., Kaufmann. 282) Röhrich, H., Optiker.
223) Luce, Dr. C. L., Arzt. 283) Rohlfing, H., Lehrer.
224) Ludolph, W., Mechanikus. 284) Rohtbar, H. H., Privatmann.
225) Lühwing, F., Lehrer. 285) Roos, O., Lehrer.
226) Lürman, J. H., Kaufmann. 286) Rowohlt, H., Kaufmann.
227) Lürman, F. Th., Kaufmann. 287) Romberg, Dr. H., Direktor.
228) Marcus, Dr., Senator. 288) Rosenkranz, G. H., Segelmacher.
229) Mecke, Dr. med. J., Augenarzt. | 289) Ruete, A. F., Kaufmann.
230) Meinken, H., Aufseher. 290) Ruhl, J. P., Kaufmann.
231) Melchers, A. F. Karl, Kauf. 291) Runge, Dr. Fr. G., Arzt.
232) Melchers, B., Kaufmann. 292) Rutenberg, J. H., Konsul, Kaufın.
233) Melchers, Georg, Kaufmann. ' 293) Ruthen, W. a. d., Elektrotechn.
234) Menke, H., Kaufmann. 294) Sander, G., Kaufmann.
— 1
| 241)
| 243)
—
235) Mentzel, R., Lehrer.
236) Messer, C., Reallehrer.
ı 237) Meybohm, Chr., Kaufmann.
238) Meyer, Engelbert, Kaufmann.
| 239) Meyer, Dr. G., Reallehrer.
240) Meyer, H. F., Lehrer.
Meyer, Max J., Kaufmann.
Meyer, J. Fr., Geldmakler.
Michaelis, F. L., Konsul, Kaufm.
Michaelsen, E.F. G., Kaufmann.
Migault, Jul., Kaufmann.
246) Möller, Friedr., Kaufmann.
247) Müller, C. Ed., Buchhändler.
248) Müller, Dr. G., Advokat.
242)
244)
245)
249) Müller, Prof. Dr. W., Gymnasiall.
250) Müllershausen, N., Kaufmann.
251) Nagel, Dr. med. G., Arzt.
252) Neuberger, H., Kaufmann.
Neuendorff, Dr. med. J., Arzt.
Neuhaus, Frl. M., Lehrerin.
5) Neukirch, F., Civil-Ingenieur.
) Nielsen, J., Kaufmann.
Nielsen, W., Senator.
Noessler, Max, Verlagsbuchhdlr.
) Noltenius, Dr. med. H., Arzt.
) Nolze, H. A., Direktor.
) Oeding, W., Lehrer.
) Oelrichs, Dr. J., Senator.
) Overbeck, W., Direktor.
Suckri
295) Schäffer, Dr. Max, Arzt. | 342)
296) Scharrelmann, H., Lehrer. ı 343)
297) Schauder, Dr. Ph., Reallehrer. | 344)
298) Schauinsland, Dr. H., Direktor. | 345)
299) Schellhafs, Konsul, Kaufmann. | 346)
300) Schellhafs, Otto, Kaufmann. | 347)
301) Schenkel, B., Pastor. | 348)
302) Schierenbeck, J., Landwirt. 349)
303) Schierloh, H., Schulvorsteher. 350)
304) Schilling, Dr.D., Navigationslehr. | 351)
305) Schindler, C., Reallehrer. | 352)
306) Schlenker, M. W.. Buchhändler. | 353)
307) Schmidt, Ferd., Kaufmann. 354)
308) Schneider, Dr. G. L., Reallehrer. | 355)
309) Schomburg. Frl. E., Lehrerin. 356)
310) Schrader, W., Konsul. 357)
311) Schrage, J. L., Kaufmann. | 358)
312) Schreiber, Ad., Kaufmann. 359)
313) Schröder, G. J., Kaufmann. 360)
314) Schröder, J. P. H., Kaufmann. | 361)
315) Schröder, W., Kaufmann. | 362)
316) Schünemann, Carl Ed., Verleger. | 363)
317) Schütte, Franz, Kaufmann. | 364)
318) Schultze, H. W., Kaufmann. 365)
319) Schwabe, Ad., Kaufmann. 366)
320) Schwally, C., Drechsler. 367)
321) Schweers, G. J., Privatmann. ı 368)
322) Schweers, H., Lehrer. 369)
323) Seeger, Dr. med. J., Zahnarzt. 370)
324) Segmitz. F. A., Kaufmann. 371)
325) Siemer, H., Lehrer. | 372)
326) Silomon, H. W., Buchhändler. 373)
327) Sinidt, Dr. Joh., Richter. 374)
328) Smidt, John, Kaufmann. | 375)
329) Smidt. Jul., Konsul, Kaufmann. | 376)
330) Sosna, F. A., Polizeitierarzt. | 377)
331) Sparkuhle, Ph. J., Kaufmann. 378)
332) Spitta, Dr. A., Arzt. 379)
341)
384
Stralsburg, Dr. med. G., Arzt.
Strauch, D. F., Kaufmann.
Strohmeyer, Joh., Kaufmann.
Stute, J. A. Chr., Kaufmann.
Stüsser, Dr. J., Apotheker.
Südel, B., Kaufmann.
Susenmuhl, F. F., Kaufmann.
Tacke, Dr. B., Direktor.
Tecklenborg, E., Schiffsbauer.
380
381)
382)
383
384)
3835
386)
387)
| 388)
=
mn
Nach Schlufs der Liste
Uhlhorn, Dr. ©. H., Seminardirektor.
Durch den Tod verlor
Giehler, A., Apotheker.
Grosse, Ü, L.. Kaufmann.
Halem, G. A. v.. Buchhändler.
die Herren:
Athenstaedt, J., Apotheker.
Marquardt, H., Direktor.
|
|
33 f.. Witte, Herm., Kaufmann.
30 Wolfrum, 1., Chemiker.
336) Wolters, J. H. F., Lehrer.
37 Woltjen, Herm., Privatmann.
338) | Wortmann, Gust., Kaufmann.
JR Wülbers, F., Lehrer,
e Wuppesahl, H. A., Assek.-Makler.
Zinne, H. F. L. A., Photograph.
eingetreten:
der Verein die Herren:
J ' Haupt, H., Kaufmann.
; ‚ Linne, H., Kaufutann.
Es verliefsen Bremen und schieden deshalb aus unserm Kreise
Roters, H. A. F., Civilingenieur,
Schild, Dr. H., Gymnasiallehrer.
2 i
Tellmann, F., Lehrera.d. Hdlssch.
Tern, W., Reallehrer.
Thorspecken, Dr. C., Arzt.
Toel, H., Apotheker.
Töllner, K., Kaufmann.
Twietmeyer, Frl. D., Lehrerin.
Ulex, E. H. O., Richter.
Ulrich, S., Direktor.
Vassmer, O©., Privatmann.
Vassmer, H. W. D., Makler.
Vietor, J. K., Kaufmann.
Vietor, C., Kaufmann.
Vietor, Frl. A., Lehrerin.
Vietsch, G. F. H., Konsul, Kaufm.
Vocke, Ch., Kaufmann.
Vogt, C., Lehrer.
Volkmann, J. H., Kaufmann.
Wackwitz, Dr. J., Assistent.
Waetjen, Ed., Kaufmann.
Walter, H., Schulvorsteher.
Weber, Dr. C., Botaniker.
Wegener, Frl. H., Schulvorst.
Weinlig, F., Kaufmann.
Wellmann, Dr. H., Gymn.-Lehrer.
Wendt, Herm., Fabrikant.
Wenner, G., Aichmeister.
Werner, E., Kaufmann.
Wessels, J. F., Senator.
Westphal, Jul., Lehr. a.d. Hdlssch.
Weyhausen, Aug., Bankier.
Wiegand, Dr. J. H., Lloyddir.
Wiesenhavern, F., Apotheker.
Wiesenhavern, W., Privatmann
Wilde, F., Lehrer. a. d. Hdlssch
Wilkens, H., Silberwarenfabrkt
Wilkens, H., Lehrer.
Willich, J. L. F., Apotheker.
Wilmans, R., Kaufmann.
Winter, Gust., Buchhändler.
Be ee „>
Ihren Austritt zeigten an die Herren:
Achelis, Ed., Kaufmann. Müller, Ludw., Kaufmann.
Arens, F., Lehrer. Nobbe, G., Kaufmann.
Davin, Jos., Strassenbaumeister. ' Pattenhausen, H., Lehrer.
Fick, J. H., Lehrer. Ritter, F. E., Kaufmann.
Knoop, Johs., Kaufmann. Wefing, C., Lehrer.
Kulenkampff, Dr. med. D., Arzt.
IV. Auswärtige Mitglieder.
Ein dem Namen sn (L.) bedeutet: lebenslängliches Mitglied;
ein vorgesetzter * zeigt an, dals das betr. Mitglied seinen Beitrag durch einen hiesigen
Korrespondenten bezahlen läfst.
aA Gebiet und Hafenstädte.
1) Bremerhaven: Becker, F., Obermaschinist.
2) » Claussen, F., Ingenieur.
b)) - Rudloff, H., Bauinspektor.
4) “ Seibert, Herm., Richter.
5) Gröpelingen: Menkens, H., Lehrer.
6) Hastedt: Reichstein, H., Lehrer.
7) Horn: Meyer, Lehrer.
8) Oslebshausen: Brunssen, H., Lehrer.
9) » Burgdorff, H., Oberlehrer.
10) Osterholz (Bremen): Gerke, Lehrer.
11) » Essen, H., Lehrer.
12) 2) Meier, J., Lehrer.
13) Sebaldsbrück: Plate, Lehrer.
14) St. Magnus: Piderit, Leo, Administrator.
15) Vegesack: Borcherding, Fr., Lehrer.
16) > Herrmann, Dr. R. R. G., Realgymnasiallehrer.
17) n5 Kohlmann, R., Realgymnasiallehrer.
18) 5 Landwehr, Th., Kaufmann.
19) Er Lofmeyer, O., stud. rer. nat.
20) 5 Poppe, S. A., Privatgelehrter.
21) 5 Schild, Bankdirektor.
22) » Stümceke, C., Apotheker.
23) r Wehmann. Dr. med., Arzt.
24) Weydemann, Dr. med. H., Arzt.
25) = Wilmans, Dr. med., Arzt.
26) B (Aumund): Cuntz, G., Candidat.
27) 5 (Schönebeck): Wedepohl, B., Forst- u. Gutsverwalter.
28) Walle: Hüttmann, J., Lehrer.
29) Wasserhorst: Schlöndorff, J., Oberlehrer.
30) Woltmershausen: Heuer, G., Apotheker.
31) = Pfankuch, K., Lehrer.
32) 2 Westerhold, F., Lehrer.
b) Im Herzogtum Oldenburg.
33) Augustfehn: Röben, Dr. med., Arzt.
34) Delmenhorst: Katenkamp, Dr. med., Arzt. (L.)
35) j Henning, Dr. A., Rektor.
36) Elsfleth: Schütte, H., Lehrer.
37) Oldenburg: Glauer, H., Oberrealschullehrer.
38) Br Greve, Dr., Oberlandestierarzt.
39) e Künemann, G., Gymnasiallehrer,
40) 5; * Ohrt, Garteninspektor.
41) r Struve, C., Assessor.
42) Wegener, Seminarlehrer.
43) Sillenstede bei Jever: Roggemann, Lehrer.
44) Varel: Böckeler, Otto, Privatmann.
45) ,„ Gabler, Dr. P., Direktor.
=
pe Varel: Minden, M. von, stud. phil.
47) Wangerooge: Glander, H., Lehrer.
48) Westerstede: Brakenhoff, Rektor.
s Wildeshausen: Huntemann, J., Direktor der Landwirtschaftsschule.
50) Zwischenahn: Hullmann, A., Lehrer. Ka;
N 5 Sandstede, H., Bäckermeister. .
c) Provinz Hannover.
52) Aurich: Dunkmann, W., Oberlehrer.
DB) > Knoche, Dr. G., Oberlehrer.
54) Bassum: Ebermaier, F., Apotheker.
55) Blumenthal: Coesfeld, Dr. R., Apotheker.
56) Borkum: Bakker, W., Apotheker.
57) Clausthal: Klockmann, Dr. F., Prof. der Mineralogie und Geologie. {
55) Detern: van Dieken, Lehrer.
59) Emden: Martini, S., Lehrer.
60) - Herrmann, C., Apotheker.
61) Fallingbostel: Kahler, L., Apotheker.
62) Freissenbüttel bei Osterholz-Scharmbeck: Höppner, H., Lehrer.
63) Geestemünde: Hartwig, Dr. med., Sanitätsrat.
64) Gross-Ringmar bei Bassum: Iburg, H., Lehrer.
65) Hannover: Alpers, F., Seminarlehrer.
66) n Andre, A., Apotheker.
67) ” Brandes, Apotheker.
68) T Hess, Dr. W., Professor.
69) Harburg a./E.: Herr, Prof. Dr. Th., Direktor.
70) R Semsroth, Ludw., Realgymnasiallehrer,
71) Hemelingen: Harms, J., Lehrer.
72) a Wilkens, W., Teilhaber der Firma Wilkens & Söhne (L.)
73) r Wichers, H., Rektor.
74) Hildesheim: Laubert, Dr. E., Professor.
75) Juist: Leege, O., Lehrer. |
76) ,„ Arends, Dr. med. E., Arzt. |
77) Langeoog: Müller, F. B., Lehrer.
78) 2 Essen, Dr. med. K., Arzt.
79) Lingen: Salfeld, Dr. A., Kulturtechniker.
80) Lüneburg: Stümeke, M., Chemiker.
81) Meppen: Borgas, L., Oberlehrer.
82) - Wenker, H., Gymnasialoberlehrer.
83) Morsum b. Langwedel: Witten, Dr. med. E., Arzt,
84) Münden: Metzger, Dr., Professor.
85) Neuhaus a. d. Oste: Ruge, W. H., Fabrikant. (L.)
86) a Ruge, Dr, G., Apotheker.
87) Neustadt a. R.: Brandt, F., Direktor.
88) „ Redeker, A., Apotheker.
89) Norden: Eggers, Prof. Dr., Gymnasiallehrer. (L.)
90) Norderney: Bielefeld, R., Lehrer.
91) Osnabrück: Möllmann, G., Apotheker.
92) Ottersberg: Behrens, W., Mandatar.,
93) Papenburg: Hupe, Dr, C., Reallehrer.
94) Plaggenburg b. Aurich: Eberhardt, P., Lehrer.
95) Quelkhorn bei Ottersberg: Schmidt, H., Lehrer,
96) Rechtenfleth: Allmers, Herm., Landwirt. (L.)
97) Rotenburg a. d. Wumme: Polemann, Apotheker.
98 S Wattenberg, O., Fabrikant.
99) Spickerooge: Weerts, Dierk, Lehrer,
100) Stade: Brandt, Professor.
101) » Eichstädt, Fr., Apotheker.
102) » Holtermann, Senator.
103) » _ Gravenhorst, F., Baurat.
Bun. —.
104) Stade: Streuer, Fr. W., Seminarlehrer.
i 0 5) Tiedemann, Dr. med. E., Arzt.
206) #,; Wymecken, Joh., Rechtsanwalt.
107) Verden: Holtermann, Apotheker.
108) 2 Müller, C., Direktor der landwirtschaftl. Winterschule.
109) Warstade b. Basbeck: Wilshusen, K., Lehrer.
110) Wörpedorf b. Grasberg: Böschen, J., Landwirt.
111) Worpswede: Kohlenberg, Aug., Lehrer.
d. Im übrigen Deutschland.
112) *Altona: Herbst, Jul., stud. phil.
113) Arnstadt: Leimbach, Dr. G., Professor.
114) *Berlin, Bitter, Dr. G., Student.
115) = Bosse, A., Beamter der deutschen Bank.
116) Ir W., Blumeshof 15: Magnus, Dr. P., Professor.
117) u. Invalidenstrasse 43: Plate, Dr. L., Professor.
118) Bonn: Wirtgen, F., Apotheker.
119) * „ _Grober, Jul. A., stud. med.
120) Braunschweig: Bertram, W., Superintendent.
121) P Blasius, Dr. R., Stabsarzt a. D.
122) . Blasius, Dr. W., Professor.
123) i4 v. Koch, Vietor, Okonom.
124) Werner, F. A., Partikulier.
125) Coblenz: Walte, Dr., Lehrer an der Gewerbeschule.
126) *Düsseldorf: Sanders, W., Oberlehrer.
127) Flottbeck bei Altona: Booth, John, Kunstgärtner. (L.)
128) Freiburg i. Br.: Fritze, Dr. A., Privatdozent.
129) * n Klugkist, C., Dr. med. Arzt.
130) & Oltmanns, Dr. F., Professor.
131) Görlitz: Mensching, Dr. J., Chemiker.
132) Hamburg: Klebahn, Dr. H., Seminaroberlehrer.
133) Heidelberg: Precht, Dr. Jul.. Ass. am phys. Institut.
134) Kiel: Knuth, Dr. P., Professor.
135) , von Fischer-Benzon, Dr., Professor.
136) Magdeburg: Fitschen, J., Lehrer.
137) *Nassau: Wilckens, Otto, Stud. geol.
138) Rappoltsweiler i. Els.: Graul, Dr. J., Realschullehrer.
139) Rellinghausen (Rheinprovinz): Gerken, J., Lehrer.
140) Ribnitz i. Mecklenburg: Voigt, Dr. A., Lehrer am Realprogymnasium.
141) Rostock: Prahl, Dr. med., Oberstabsarzt.
142) 2, Hülsberg, Rob., cand. chem.
143) Schöningen i. Braunschweig : Joesting, Fr., Apotheker.
144) Steinbeck in Lippe-Detmold: von Lengerke, Dr. H., Gutsbesitzer. (L.)
145) Thorn (Westpr.): Krause, Dr. med. E. H. L., Stabs- u. Bataillonsarzt.
146) Waren in Mecklenburg: Horn, P., Apotheker.
147) Weimar: Haufsknecht, C., Professor. (L.)
e. Im aulserdeutschen Europa.
148) Blackhill (Durham): Storey, J. Thomas, Rev. (L.)
149) Huelva (Spanien): Lorent, Fr. C., Kaufmann. (L.)
150) *Liverpool: Oelrichs, W., Kaufmann.
151) Petersburg: Gromme, G. W., Kaufmann. (L.)
152) St. Albans: Sander, F., Kunstgärtner. (L.)
f. In fremden Weltteilen.
Amerika.
153) Bahia: Meyer, L. G., Kaufmann. (L.)
154) Baltimore: Lingen, G. v., Kaufmann. we
155) Cordoba: Kurtz, Dr. F., Professor. (L.
156) *Durango: Buchenau, Siegfr., Kaufmann.
157) *Montevideo (Republik Uruguay): Osten, Corn., Kaufmann.
158) New-York: Brennecke, H., Kaufmann (L.)
159) 5 Brennecke, G., Kaufmann. (L.)
b
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Asien.
161) *Caleutta: Smidt, G., Kaufmann.
162) Shanghai: Koch, W. L., Kaufmann. (L.)
Australien.
163) Honolulu: Schmidt, H. W., Konsul. (L.)
Verzeichnis von Vereinsmitgliedern, welche ein naturwissen-
schaftliches Spezialstudium betreiben.
Alfken, D., Entomologie.
Alpers, F., Hannover, Botanik.
Ascherson, Prof. Dr. P., Berlin, Botanik.
Beckmann, ©., Hannover, Botanik, (Flora von Europa, Moose).
Bergholz, Dr. P. E. B., Meteorologie.
Bertram, W., Braunschweig, Botanik (Flora von Braunschweig, Moose).
Bitter, Dr. G., Berlin, Botanik.
Blasius, Prof. Dr. W., Braunschweig, Zoologie.
Böckeler, O., Varel, Cyperaceen.
Borcherding, F., Vegesack, Malakologie, Fauna der nordwestdeutschen Tiefebene. e
Buchenau, Prof. Dr. F., Botanik; bremische Geographie und Topographie.
Felsing, E., Coleopteren.
Fitschen, J., Magdeburg, Botanik.
Fleischer, Prof. Dr. M., Berlin, Agrikulturchemie.
l'ocke, Dr. W.O., Botanik (Rubus, Hybride, Flora Europas), Flachlandgeognosie.
Fricke, Dr. C., Paläontologie.
Fricke, F., Gymnasiallehrer, Mikroskopie niederer Tiere und Pflanzen.
Häpke, Dr. L., Landeskunde des nordwestl. Deutschlands; Weserfische; Gewitter.
Hartlaub, Dr. G., Ornithologie, Ethnologie.
Hansmann, Dr. U., Pflanzenchemie und Droguenkunde.
Haufsknecht, Prof. C., Weimar, Botanik (Floristik).
Hergt, Dr. O., Chemie.
Hefs, Prof. Dr. W., Hannover, Zoologie.
Janke, Direktor Dr. L., Chemie.
Katenkamp, Dr., Delmenhorst, Botanik und Altertumskunde.
Kifsling, Dr. R., Chemie.
Klebahn, Dr. H., Hamburg, Mikroskopische Botanik (Pilze, Algen, Zellenlehre).
Klockmann, Prof. F., Klausthal, Mineralogie, insbesondere Lagerstättenlehre.
Könike, F., Acarina (Hydrachniden). j
Kohlmann, R., Vegesack, Recente Meeresconchylien, Hymenomyceten.
Kraut, Geheimrat Prof. Dr., Hannover, Chemie.
Kurtz, Dr. F., Cordoba, Botanik.
Lahmann, A., H’s. Sohn, Lepidopteren.
Leimbach, Prof. Dr. G., Arnstadt, Botanik (Orchidaceen).
Lemmermann, E., Botanik (Algen). -
Magnus, Prof. Dr. P., Berlin, Botanik (Pilze).
Menkens, H., Gröpelingen, Arachniden.
Messer, C©., Botanık.
Müller-Erzbach, Prof. Dr. W., Physik.
Müller, Dr. Fr., Varel, Botanik.
Nöldeke, Dr. ©., Ober-Appell.-Gerichtsrat, Celle, Botanik.
Osten, ©., Mondevideo (Rep. Uruguay), Botanik; Geologie.
Plate, Prof. Dr. I., Berlin, Zoologie.
Poppe, 5. A., Vegesack, Copepoden, Cladoceren, Eetoparasiten, Ethnologie.
Sandstede, H., Zwischenahn, Flechten.
Schneider, Dr. G., Physik. f
Weber, Dr. C., Landwirtschaftliche Botanik; Geologie.
Willich, J. L. F., Chemie. MT
Die geehrten Mitglieder, welche wünschen, in dieses Verzeichnis au e
genommen zu werden, wollen sich deshalb gefälligst an den Vorstand wenden.
2
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580.
581.
588.
2 Re
Verzeichnis der gehaltenen Vorträge.
1596.
Versammlung. Mai 2. Unter Führung des Herrn Bauinspektor
Rudloff: Besichtigung der Hafenbauten in Bremerhaven.
Versammlung. Mai 11. Hr. Oberingenieur Götze: Über
Neuerungen bei der Trinkwasserfiltration.
. Versammlung. Juni 1. Unter Führung des Herrn Ober-
ingenieur Götze: Besichtigung des städtischen Wasserwerkes.
Versammlung. Juni 13. Unter Führung des Herrn Direktor
Dr. Tacke: Besuch des Maibuscher und Huder Moores.
Versammlung. Juni 22. Herr Dr. Bergholz: Über das
Jahrbuch 1895 des hiesigen meteorologischen Observatoriums.
Hr. E. Lemmermann: Über die Arbeiten der biologischen
Station zu Plön.
Versammlung. Aug. 31. Unter Führung der Herren D. Alfken
und A. Böhne: Besichtigung der entomologischen Abteilung
des städtischen Museums.
Versammlung. Sept. 21. Hr. Dr. G. Bitter: Über Araliaceen.
Hr. E. Lemmermann: Referat über ‚Apstein, Das Süls-
wasserplankton‘.
Hr. C. Messer: Über Suceulentenkultur und eine neue Prä-
parationsmethode.
Hr. Prof. Buchenau: Über die „Flora brasiliensis.“
Versammlung. Okt. 19. Hr. Prof. Dr. Müller-Erzbach:
Über die Wirkungsart der Molekularkräfte (nach eigenen
Versuchen).
Versammlung. Novbr. 2. Hr. H. Burgdorff: Über die
deutsche Trias unter besonderer Berücksichtigung der Ab-
lagerungsverhältnisse im nördlichen Deutschland.
Versammlung. Novbr. 16. Hr. Dr. W. Grosse: Geduldspiele
und unterhaltende Probleme in mathematischer Beleuchtung.
Hr. Prof. Buchenau: Über die Lichtschanze von Dr. Volk.
Versammlung. Novbr. 30. Hr. Dr. Rich. Kissling: Über
die Analyse des Leimes.
Hr. Prof. Dr. Müller-Erzbach: Über die Natur der Meteore
und Sternschnuppen.
Versammlung. Dezbr. 14. Hr. Dr. Bergholz: Experimental-
vortrag I über Ströme hoher Spannung und Wechselzahl.
Versammlung. Dezbr. 28. Hr. Privatdozent Dr. L. Plate in
Berlin: Über einige Protozoen als Krankheitserreger.
Hr. Dr. G. Bitter: Über unsere gegenwärtige Kenntnis der
Gruppe der Basidio-Lichenen.
Hr. H. Burgdorff: Mitteilungen über Vorkommen, Metamor-
phose etc. von Sphinx atropos.
1597.
Versammlung. Jan. 4. Hr. Prof. Rich. Meyer aus Braun-
schweig: Über Beziehungen zwischen Färbung und Zusammen-
setzung chemischer Verbindungen.
Bi Se
589. Versammlung. Jan. 18. Hr. E. Lemmermann: Über Auxo-
sporen bei Kieselalgen.
Hr. Prof. Buchenau: Neue Beobachtungen und neue Bücher.
590. Versammlung. Febr. 1. Hr. Dr. Grosse: Du Bois-Reymond
(Nachruf).
Hr. Direktor Dr. Tacke: Über die Thätigkeit der Moorver-
suchsstation im Jahre 1896.
591. Versammlung. Febr. 15. Hr. Dr. Häpke: Über die Tief-
bohrungen auf dem hiesigen Schlachthofe.
592. Versammlung. Febr. 22. Hr. Polizeitierarzt A. Sosna: Über
die erblichen Krankheiten unserer Nutztiere mit besonderer
Berücksichtigung der Rindertuberkulose, ihrer Gefahr für den
Menschen und ihrer Verhütung.
Hr. Prof. Buchenau: Über bunte Laubblätter (Ref. über die
gleichnamige Arbeit von Stahl).
593. Versammlung. März 8. Hr. Prof. Dr. L. Plate zu Berlin:
Über Land und Leute von Chile. (Zugleich für die Damen
der Mitglieder und die geogr. Gesellschaft).
594. Versammlung. März 29. Hr. Dr. Bergholz: Experimental-
vortrag II über Ströme hoher Spannung und Wechselzahl
(Durchleuchtung des menschlichen Körpers etc.)
Geschenke für die Bibliotkek.
Hr. Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Nobbe in Tharand: Landwirtschaft-
liche Versuchsstationen XLVIIL, 1—6; XLVIH, 1—5.
Central-Moor-Commission in Berlin: Protokoll der 35., 36. u. 37. Sitzung.
Hr. Georg W. Krüger in New York: Silliman, The American Journal
of Science 1896.
Hr. Prof. Dr. J. Urban (als Verf.): 1) Über einige Ternstroemiaceen-
Gattungen. 2) Biographische Skizzen IV. (E. Poeppig).
Königl. Preufs, Ministerium für Landwirtschaft: Landwirtschaftl.
Jahrbücher XXV, 2-—46.; Ergänzungsband XXIWV, 3.
ANA D,
Regierungs-Kanzlei: Warburg, die aus den deutschen Kolonien expor-
tierten Produkte und deren Verwertung in der Industrie.
Hr. Dr. Salfeld in Lingen: Mitteilungen des Vereins zur Förderung
der Moorkultur im deutschen Reiche. XIV. Jahrgang,
No. 11, 12, 15 u. 16.
Hr. Dr. Clemens Hartlaub in Helgoland: Vortrag über die Königl.
biologoische Anstalt auf Helgoland.
Hr. A. Poppe in Vegesack: Beitrag zur Kenntnis der Gattung
Myobia v; Heyden.
Hr. Konsul Dr. K. Ochsenius in Marburg: Eine Anzahl selbst-
verfalster Arbeiten.
Hr. Konsul F. W. Michaelis: Garpologia Mexicana
Se. Durchlaucht Albert, Prinz von Monaco: R£sultats des campagnes
scientifiques etc. Fasc. XI.
ag.
Editorial Committee of the Norwegian North-Atlantie Expedition
1876— 1878: XXIII. Tunicata.
Hr. Prof. M. Stossich in Triest: Il genere Ascaris Linn‘; Elminti;
Ricerche Elmintologische.
Westpreufsisches Provinzial-Museum: XVII. amtlicher Bericht.
Einzelne Hefte der Abhandlungen des Vereins wurden zu
anderweitiger Verwendung zurückgeliefert von
Herrn Konsul F. F. Droste.
Geschenke für die Sammlungen.
Hr. F. Borcherding: Einige pflanzliche Bildungsabweichungen.
Hr. Dr. Katenkamp in Delmenhorst: Eine Standortskarte von
Equisetum hiemale und mehrere Adventivpflanzen.
Hr. Lehrer Iburg in Gross-Ringmar: Eine Standortskarte über
Taraxacum palustre D. ©.
Hr. M. Stümcke in Lüneburg: Eine Standortskarte von Ophioglossum.
Hr. A. Wessel in Aurich: Drei Standortskarten.
Hr. H. Höppner in Freissenbüttel: Zehn Standortskarten.
Hr. Lehrer H. Schmidt in Quelkhorn: Eine kleine Pfeilspitze.
Hr. Prof. Dr. J. Urban in Berlin: 202 Zeichnungen und Tafeln der
Flora Brasiliensis.
Hr. Apotheker ©. Beckmann in Hannover: 23 seltenere Pflanzen
der nordwestdeutschen und deutschen Flora.
Aufwendungen für das Museum.
Kneucker, Carices exsiccatae, Liefg. 1 u. 2.
J. B. Norton, Plants of Kansas (600 Spec.)
Kosten der Aufstellung und Bearbeitung der Conchylien-Sammlung.
Ausserdem wurden alle Geschenke an Naturalien und Schriften, welche
von Interesse für das Museum sein konnten, demselben überwiesen.
Anschaffungen für die Stadtbibliothek
im Vereinsjahre 1896/97.
a) Aus den eigenen Mitteln des Vereins.
Bronn, Klassen und Ordnungen des Tierreiches, II, 2, 11—14,
III, 22»—25, IV, 4549, IV, Supplem. ı—a, VI, v, 45, 46.
Forschungsberichte aus der biologischen Station zu Ploen, IV.
Ant. Berlese, Acari Myriopoda et Scorpiones hucusque in Italıa
reperta Lief. 74—77 (Schlufs mit Register); 78., 79. Lief.;
Cryptostigmata I; 80—84. Lief.
Hrch. Uzel, Monographie der Gattung Thysanoptera (mit 10 Tafeln
u. 9 Textabbildungen).
Indice Generale dei Lavori publicati del Reale Istituto Veneto.
J. D. Hooker, Flora of british India, XXI, XXI.
Franz Bley, Brockenflora.
FG
„. 5
a
Deutsch Ost-Afrika: III, die Tierwelt Ostafrikas, 3., 4., 5. Lieferung.
Ernst Häckel, biologische Studien: 2. Heft: Studien zur Gasträa-
Theorie.
Palaeontographica XXX, 1, 2, ı; Supplem.-Band III, s, 7. General-
register zu Band 1—20; Register zu den Supplem.-Bänden.
(Zur Ergänzung des der Stadtbibliothek geschenkten Exem-
plares dieses kostbaren Werkes, welches nunmehr ganz
vollständig ist.)
Flora brasiliensis; fasc. 118 (Bignoniaceae I), 119 (Orchidaceae II),
120 (Orchidaceae IV), 121 (Bignoniaceae II).
P. Ascherson, Synopsis der mitteleuropäischen Flora, Lief. ı, 2.
Eug. Warming, ökologische Pflanzengeographie.
Bibliotheca botanica. No. 36: A. Grob, Beiträge zur Anatomie der
Epidermis der Grasblätter. No. 37: R. Zander, die
Milchsafthaare der Cichoraceen. No. 38: Eduard Gruber:
über Aufbau und Entwickelung einiger Fucaceen. No. 39,
J. Grüss, über Lösung und Bildung der aus Hemicellulose
bestehenden Zellwände und ihre Beziehung zur Gummosis.
No. 40, C. v. Wahl, vergleichende Untersuchungen über
den Bau der geflügelten Früchte und Samen.
Engler und Prantl, natürliche Pflanzenfamilien, Lief. 1—148.
Just, botanischer Jahresbericht, XXI (1893), I, 2; XXI (1894),
KR a a IL HERE
Fauna und Flora des Golfes von Neapel: 23. Monographie:
G. Jatta, J Cefalopodi viventi nel Golfo di Napoli.
F. Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen VII, 3.
K. Apstein, das Süsswasserplankton.
F. Parlatore, flora italiana; indice generale (Schluls des grofsen
Werkes).
Rouy et Foucaud, Flore de France II.
Kobelt, Rofsmälsler's Iconographie der europäischen Land- und
Sülswasser-Mollusken, VII, 5, 6; Supplement I, 5, e.
Namen- und Sachregister zu den Bänden I—XX (1866—85) der
Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie.
Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. 1. Lieferung.
G. Haberlandt, physiologische Pflanzenanatomie.
N. L. Britton and Ad. Brown, An illustrated Flora of the
Northern United States, Canada and the British Possessions.
I. Ophioglossaceae to Aizoaceae.
Zeitschrift Lotos, 1864, XIV.
A. Kerner, Pflanzenleben, 2. Aufl., I.
Em. Burnat, flore des alpes maritimes I, I.
Ch. Spr. Sargent, the silva of North-America, X.
Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte
(68. Versammlung zu Frankfurt a. M.)
Nouvelles Archives du Mus‘cum d’hist. natur. de Paris, 3° serie, vol. 8.
Saccardo, Sylloge algarum, X.
Koch's Synopsis; 3. Auflage, 10. Lieferung.
Be
Gemeinsam mit der Stadtbibliothek:
Transactions of the Linnean Society.
Transactions of the Zoological Society.
Philosophical Transactions of the Royal Society of London.
M&moires de l’Academie de St. Petersbourg.
— Annales de chimie et de physique.
Annals and magazine of natural history.
Comptes rendus de l’academie de Paris.
Denkschriften der Wiener Akademie.
Abhandlungen der bayrischen Akademie.
Berichte der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig.
b) Aus den Mitteln der Kindtstiftung:
Fehling, Neues Handwörterbuch der Chemie, 79, 80, 81.
Fortschritte der Physik.
Fittica, Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie, 1890,
Bi. 1891,15 2.
Gmelin-Kraut, Handbuch der Chemie, Anorgan. Chemie, 6. Aufl.,
I, a, 13— 17.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1896.
Richard Meyer, Jahrbuch der Chemie V.
Ostwald und van’t Hoff, Zeitschrift für physikalische Chemie,
Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre, XVII.
Die Zeitschriften über Physik und Chemie, welche der Verein für die Stadt-
bibliothek hält, werden aus den Zinsen der Kindtstiftung bezahlt.
c) Aus den Mitteln der Frühlinestiftung:
Martini und Chemnitz, Konchylien-Kabinet, Lief. 420—425.
d) Aus den Mitteln der Rutenbergstiftung :
Biologia centrali-americana, Zoology, 128—132.
Hensen, Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtstiftung:
Dr. M. Plehn, Die Polycladen; Dr. Heinr. Simroth,
Die Acephalen; H. Lohmann, Die Appendicularien.
Verzeichnis der im verflossenen Vereinsjahre
eingelaufenen Gesellschaftsschriften.
Bemerkung. Es sind hier alle Vereine aufgeführt, welche mit uns in
Schriftenaustausch stehen, von Schriften sind aber nur diejenigen genannt, welche
in dem Zeitraume vom 1. April 1896 bis 31. März 1897 in unsere Hände gelangten.
Diejenigen Vereine, von denen wir im abgelaufenen Jahre nichts erhielten, sind also
auch nur mit ihrem Namen und dem Namen des Ortes aufgeführt. — Diejenigen
Gesellschaften, welche im Laufe des letzten Jahres mit uns in Verbindung getreten
sind, wurden durch einen vorgesetzten * bezeichnet.
Aarau, Aargauische naturforschende Gesellschaft: Mitteil. VII. Heft.
Abbeville, Societe d’&mulation.
Aberdeen (Schottland), University: Annals 1896, Nr. 18—20.
Albany, New York State Library: Bulletin Nr. 14—15.
Altenburg, Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes:
teilungen VI. .
Amiens, Societe Linneenne du Nord de la France.
Amsterdam,Koninklijke Akademie van Wetenschappen: Verhandelingen
1. Sectie DI. IT, 5—9; DI. IV, 1—2; 2. Sectie
DI. IV, 79: V, 1-3: Zittingsverslagen 1895/96 _
Deel IV.
Amsterdam, Koninklijk zoologisch Genootschap „Natura artis
magistra‘.
Annaberg, Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde.
Angers, Societe acad@mique de Maine et Loire. x
Angers, Soci@t@ d’ötudes scientifiques: Bull. XXIV.
Arezzo, R. Accademia Petrarca di scienze, lettere e artl-
Augsburg, Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und
Neuburg (a. V.): XXXH. Bericht. h
Bamberg, Naturforschende Gesellschaft. \
Basel, Naturforschende Gesellschaft: Verh. XI 2. h
Basel, Schweizerische botanische Gesellschaft: Berichte Heft ®.
Batavia, Kon. natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie:
Nat. Tijdschrift DI. LV; Mededeel. XVII; Boekwerken
1895 u. Catalogue suppl. 1883— 1893.
Batavia, Magnetical and meteorolog. Observatory: Regen”
waarnemingen 1894; Meteorol. Observations XVIL (1894).
Belfast, Natur. history and philosophie. society: Report and Proc-
1895 — 1896.
Bergen, Museum: Afhandlingar og Aarsberetning 1896; Sars, |
Crustacea Vol. II, Part I u 11 |
Berlin, Königl. preufs. Akademie der Wissenschaften: Sitzungs- |
berichte 1896. 2
Berlin, Botan. Verein der Provinz Brandenburg: Verh. XXXVIH.
Berlin, Gesellschaft für Erdkunde: Zeitschrift, Bd. XXXI, 1—6.
Verh. XXIH, 3—10; XXIV, 1 u. 2.
Berlin, Gesellschaft naturforsch. Freunde.
Berlin, Deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift XLVL, 4;
XLVII, 1—3. 4
Berlin, Polytechnische Gesellschaft: Polytechn. Centralblatt 57. Jahrg. N
12—37; 58. Jahrg. 1—12; Katalog der Bibliothek.
Berlin, Kgl. preufs. meteorologisches Institut: Bericht über die Er
Thätigkeit 1895; Ergebnisse d. Beob. an den Stationen p
I. u. III. Ordnung, 1895, HeftI und 1892, Heft III;
1896, Heft 1. \
Berlin, Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte: N
Verhdlgn. 1896.
Bern, Naturforsch. Gesellschaft: Mitteilungen: No. 1335—1372;
Verhandl. der 79. Jahresversammlung (Festschrift).
Besancon, Soeciste d’&mulation du Doubs: M&m. 6° serie, Vol. 9.
Bologna, R. Accademia delle scienze: Memorie Serie V, Tomo IV.
Tr
Bonn, Naturhistorischer Verein der preufsischen Rheinlande, West-
falens und des Reg.-Bezirks Osnabrück : Verhandlungen
52, 2; 53,1.
Bonn, Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Bordeaux, Societe Linngenne de Bordeaux: Actes XLIX.
Bordeaux, Societe des sciences physiques et naturelles.
Boston, Society of natural history: Proc. Vol. 27, p. 75—241.
Boston, American Academy of arts and sciences.
Braunschweig, Verein für Naturwissenschaft.
Bremen, Geographische Gesellschaft: Geographische Blätter,
XIX, 1—4.
Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur: 73.
Jahresbericht u. Litteratur der Landes- u. Volkskunde,
Heft 4.
Breslau, Verein für schlesische Insektenkunde: Zeitschrift für
Entomologie, 21. Heft.
Brünn, K.K. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur- und Landeskunde: CGentralblatt 74. Jahr-
gang und Notizenblatt 1895, Museum Francisceum
Annales 1895.
Brünn, Naturforschender Verein: Verh. XXXIV: XIV. Bericht der
meteor. Kommission.
Brüssel, Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-
arts de Belgique. |
Brüssel, Societe royale de botanique de Belgique: Bull. XXXIV.
Brüssel, Societe entomologique de Belgique: Annales XXXIX;
Mem. II—.V.
Brüssel, Societe royale malacologique de Belgique.
Brüssel, Societ@ royale belge de Geographie: Bulletin XX, 1—6.
Budapest, K. ungarische naturwissenschaftl. Gesellschaft.
Buenos-Aires, Museo nacional: Anales IV.
Buenos-Aires, Sociedad Cientifica Argentina: Anales XLI, 3—6;
XLH, 1—6; XLIH, 1.
Buenos-Aires, Instituto Geografico Argentino: Boletin XVI, 9—12;
XVH, 1—3, 7—9.
Buffalo, Buff. Society of natural sciences.
Buitenzorg, Jardin botanique: Verslag Mededeelingen uit 's Lands
Plantentuin 1895. No. XVI; XVO. Annales XII, 2;
AR
Caen, Societ& Linnsenne de Normandie: Bull. 4° sörie, 9° vol.
Catania, Accademia gioenia di scienze naturali: Bulletino delle
sedute Fasc. XL, Atti Vol. IX.
Chambery, Acadömie des sciences, belles-lettres et arts de Savoie.
Chambesy, Herbier Boissier: Bulletin IV, 6—12, V, 1—3.
Chapel Hill, North Carolina, Elisa Mitchell scientifie society:
Journal Vol. XI, 2.
Chemnitz, Naturwissenschaftliche Gesellschaft: 13. Bericht.
Pe pr
Chemnitz, Königl. sächs. meteorologisches Institut: Jahrbuch XIH
(1895), Abtlg. I und I.
Cherbourg, Societ@ nationale des sciences naturelles et mathe-
matiques.
Chicazo, Chicago Academy of sciences: Bulletin Vol. II, No. H.
Christiania, Kong. Universität.
Örefeld, Naturwissenschaftlicher Verein: Jahresberichte 1895 —96.
Christiania, Norwegische Kommission der europäischen Gradmessung.
Christiania, Videnskabs-Selskabet: Forhandlinger 1894; Skrifter
I & II (1894).
Chur, Naturforsch. Gesellschaft Graubündens: Jahresbericht XXXIX,
Eblin, Waldreste des Averser Oberlandes.
Cincinnati, Society of natural history: Journal Vol. XVIL, 3 u.
ARTE, 1,
Colmar, Naturhistorische Gesellschaft: Mittlg. IH.
Cordoba, Academia nacional de ciencias de la Republica Argentina:
Boletin AV. 3a AV
Courrensan (Toulouse), Societe francaise de botanique.
Danzig, Naturforschende Gesellschaft: Schriften IX. Bd., 1. Heft.
Darmstadt, Verein für Erdkunde und mittelrhein.-geolog. Verein:
Notizblatt IV. Folge, 16. Heft.
Davenport, Iowa, Davenport Academy of natural sciences.
Dijon, Academie des sciences, arts et belles-lettres.
Donaueschingen, Verein für Geschichte u. Naturgeschichte der
Baar und der angrenzenden Landesteile: Schritten IX.
Dorpat, Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität: Sitzungs-
bericht XI, Archiv 2. Serie, Bd. XL., 1; Schriften IX.
Dresden, Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Sitzungsberichte u.
Abhandlungen 1895, Juli—Dezbr.; 1896, Jan, — Juni.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Jahresbericht,
Sept. 1895 bis Mai 1896.
Dublin, Royal Dublin Society. Transact. V., 5—12; VI. 1. Proc.
vol, 3—4.
Dublin, Royal Irish Academy: Proceed. 3. Ser. IV, 5. Transact.
Vol. XXX, Part 18—19.
Dürkheim a./d. H., Pollichia, Naturwissensch. Verein der Pfalz:
Mitteilungen Nr. 8 und 9.
Düsseldorf, Naturwissenschaftlicher Verein.
*Edinburg, Royal Society: Transact. XXXVIH; XXXVII, 1—2;
Proceed. XIX. und XX.
Edinburg, Botanical society: Transact. und Proceed. XX,
Part IL u. IH,
Edinburg: Geological Society.
Edinburg, Royal Physical Society: Proceed. 1895 — 96. R
Elberfeld, Naturwissenschaftlicher Verein: Jahresbericht 8 (Fest-
schrift).
Emden, Naturforschende Gesellschaft: 80. Jahresbericht.
Bon __
Erfurt, Kön. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften: Jahr-
bücher XXI.
Erlangen, Physikalisch-medizinische Societät: Sitzungsberichte,
27. Heft.
Florenz, R. Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento:
Archivio V, ı und 1; Minuti, Il Lichen rosso;
Ristori, Sopra i resti di un coceodrillo; Marchi,
Peduncoli cerebellari.
Florenz, Societ& botanica Italiana.: Bulletino 1896.
Frankfurt a./M., Physikalischer Verein: Jahresbericht 1894/95
; und König, das Klima von Frankfurt a./M.
Frankfurt a./M., Senckenbergische naturforschende Gesellschaft:
Abhandl. XXI u. XXIII. Bericht 1896.
Frankfurt a./O., Naturwissenschaftlicher Verein: Helios XII, 7—12;
Societatum litterae (1895) IX, 10— 12; (1896) X, 1—6.
Frauenfeld, Thurgauische naturforschende Gesellschaft: Mittlg.
12. Heft.
Freiburg i. B., Naturforschende Gesellschaft.
St. Gallen, Naturwissenschaftl. Gesellschaft: Berichte 1893/95.
Genf, Allgem. schweizerische Gesellschaft für die gesamten Natur-
wissenschaften.
Gent, Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Genua, Museo civico di storia naturale: Annali Ser. 2 Vol. XVI.
Genua, Societa di letture econversazioni scientifiche: Giornale XVII, 1.
Giessen, Öberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde:
31. Bericht.
Glasgow, Natural history society: Transactions Vol. IV, Part I.
Görlitz, Naturforschende Gesellschaft: Abhandlungen 31. Bd.
Görlitz, Oberlaus. Gesellschaft der Wissenschaften: Neues Lausitz.
Magazin, Band 72, 1 u. 2 (Festschrift).
Göteborg, K. Vetenkaps och Vitterhets Samhälles: Handlingar
XXX. u. XXXI
Göttingen, Kön. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-
August-Universität: Nachrichten 1896 u. Geschäft.
Mittlg. 1 u. 2.
Granville, Ohio, Scientific Laboratories of Denison University.
Graz, Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark: Mitteilungen
32. u. 33. Jahrg. (1895 u. 1896).
Graz, Verein der Ärzte in Steiermark: Mitteilungen 32. Jahrg. 1895.
Greifswald, Geographische Gesellschaft: VI. Jahresbericht.
Greifswald, Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vorpommern
und Rügen: Mitteilungen XXVIH.
Harlem, Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen: Archives
neerlandaises XXX, 1—4.
Harlem, Musee Teyler: Archives 2. Serie Vol. V, 1 u. 2.
Halifax, Nova Scotian Institute of Science: Proc. and Trans. XI, 1.
Halle, Naturwissensch. Verein für Sachsen u. Thüringen.
Halle, Naturforschende Gesellschaft.
EEE TEN: 7 ERBNRORRENE
>
ge
Halle, Verein für Erdkunde: Mitteilungen 1896.
Halle, Leopoldina: Jahrgang 1896.
Hamburg, Naturw. Verein. E
Hamburg, Deutsche Seewarte: Archiv XVIIL 18. Jahresbericht;
Ergebnisse XVII. ; Lustrum 1891—1895. vu
Hamburg, Naturhistorisches Museum: Jahrbuch der wissensch. ;
Anstalten XII, nebst Beiheft.
Hamburg, Verein für naturw. Unterhaltung.
Hamburg, Gesellschaft für Botanik.
Hamilton, Canada, Hamilton Association : Journal and Proceed. No. XH.
Hanau, Wetterauische Gesellschaft.
Hannover, Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover, Geographische Gesellschaft.
Hannover, Deutscher Seefischereiverein: Mitteilungen Bd. XII, 1896, +
1—12; XII, 1 u. 2.
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Jahresbericht und Mitteilungen XI. Heft (Scholz,
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Mitteilungen Suppl. II zu Bd. VI. EL
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Toronto, Canadian Institute: Transact. XIV, 2 (No. 8). -
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Jahrg. des Jahresheftes, 4 A
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Triest, Societa Adriatica di Scienze naturali. £
Triest, Museo civico di storia naturale. KU
Tromsö, Museum. >
Turin, Museo di Zoologia ed Anatomia comparata della R. a 2:
Boll. XI, 243— 267.
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.s
>
Br
N _
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Vol. I und I. (1840—94).
Verona, Accademia d’agricoltura, arti e commercio: Memorie LXXII,
1,u3 2.
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Washington, National Academy of sciences: Memoirs VI.
Washington, U. S. Geological survey: Mineral Resources 1892;
Bulletins 123—126, 128, 129, 131—134.
Annual Report 1893 — 95.
Washington, National Museum: Annual Report 1893; Proc. Vol. 17;
Bulletin No. 48.
Weimar, Botan. Verein für Gesamt-Thüringen: Mitteilungen IX. Heft.
Wellington, New Zealand Institute.
Wernigerode, Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wien, K.K. geol. Reichsanstalt: Jahrbuch XLV, 2—4 u. Verh. 1895,
14—18; 1896, 1—18.
Wien, K. K. naturhistorisches Hofmuseum: Annalen XI, 1--2.
Wien, K.K. zool. bot. Gesellschaft: Verhandl. XLVI, 2—10; XLVIL 1.
Wien, Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blätter XXIX;
Topographie 3. Bd., 4.—6. Heft.
Wien, K.K. Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte 1895:
5. 110; IEa, 1-10; Hb, 1105 IE 7120,
Wien, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse:
Schriften XXXVI.
Wien, Wiener entomologischer Verein: VI. Jahresbericht.
Wiesbaden, Verein für Naturkunde in Nassau: Jahrbücher 49.
Würzburg, Physikalisch-medizinische Gesellschaft: Verhandlgn. XXIX
u. Sitzgsber. 1895.
Zürich, Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrsschrift XLI,
(Festschrift).
Zwickau, Verein für Naturkunde: Jahresbericht 1895.
Ferner erhielten wir im Tausch aus:
Bistritz, Gewerbeschule: XX. u. XXI. Jahresbericht.
Toulouse, Revue mycologique: No. 70, 71, 72.
und versandten die Abhandlungen an:
Laboratoire de zoologie in Villefranche-sur-mer, die
Universität Strafsburg und die Lese- und Redehalle
der deutschen Studenten in Prag.
|
# w en
rn 2, j
u} Bor
Aufserdem
Aurich, Gymnasium.
„ Lehrerseminar.
Bederkesa, Lehrerseminar.
Brake, Höhere Bürgerschule.
Bremerhaven, Gymnasium.
Bremervörde, Ackerbauschule.
Bückeburg, Gymnasium.
Buxtehude, Realprogymnasium.
Celle, Realgymnasium.
Cuxhaven, Realschule.
Diepholz, Präparandenanstalt.
Elsfleth, Höhere Bürgerschule.
Emden, Gymnasium.
Geestemünde, HöhereBürgerschule.
Harburg a. E., Realgymnasium.
Leer, Gymnasium.
Lingen, Gymnasium.
Lüneburg, Lehrerseminar.
een Wen er ee
5}
Jo
erhielten die Abhandlungen aut 1
schlusses vom 12. Sept. 1887 folgende höhere Schi
deutschlands:
—
ON
Meppen, Gymnasium. &
Nienburg, Realprogymnasium.
Norden, Gymnasium. h
Oldenburg, Gymnasium.
» Öberrealschule.
» Lehrerseminar.
» Stadtknabenschule. _
Ötterndorf, Realprogymnasium.
Papenburg, Realprogymnasium.
Quakenbrück, Realgymnasium.
Stade, Gymnasium. j
» Lehrerseminar. en -
Varel, Realprogymnasium.
Vechta, Lehrerseminar.
Vegesack, Oberrealschule.
Verden, Gymnasium.
» Lehrerseminar.
Wilhelmshaven, Gymnasium.
‚ 1 ug a
Auszug aus der Jahresrechnung des Vereines.
l. Naturwissenschaftlicher Verein,
gegründet 1864.
Einnahmen.
I. 1 lebenslängliches Mitglied ................ N. 180,—
a0 mesige Mitglieder ..........2..22222..... „ 2883, —
35 neue hiesige Mitglieder ................. » 206,—
137 auswärtige Mitglieder................... » 411,—
10 neue auswärtige Mitglieder.............. „ 30,—
NM. 3710,—
I. Zinsen aus dem Vereinsvermögen......2..2.2c2caccr a 8: 7 a (0)
Even Schrüten,. 22.0 nueueseeneesnseeneaeeteennn R 3,—
IV. Rückzahlung & conto Vorschusses an die Rutenber g-Stiftung,
4. Rate für Walfisch- und Riesenhirsch-Skelette........ R 500, —
V. Aus den Stiftungen überwiesene Beträge:
a) Kindt- Stiftung: für die Stadtbibliothek... NM. 261,10
c) Rutenberg- Stiftung:
für Städt. Museum cc... Ib. 375,—
für die Stadtbibliothek.......... „ 180,60
—— „ 555,60
on 816,70
NM. 6956,80
Ausgaben.
I. Städtisches Museum:
BBUBCHAHHNOEN .. une N. 159,80
Aufstellung d. Konchylien-Samml. » 375,—
MM, 534,80
Beiaatniblothek.................. NM.2 770,74
(aus der Kindt-Stiftung)........ 20
(” » Rutenberg-Stiftung)... » 180.60
— ,„ 3212,44
II. Abhandlungen, andere Schriften u. Jahresbericht » 2243,62
IV. Andere wissenschaftliche Zwecke. ........... » 999,87
V. Verschiedenes:
Inserate, Porti u. Diverses............... - 375,93
2) 7 66, 66
Detieit (Verminderung des Kapitals) ..................... 22: Mb. 909,86
LEI ee na TR 49 y 265, 47
ZB. 2 eecnecen. ER N. 48 355, 61
ll. Kindt-Stiftung,
gegründet am 28. März 1872 durch Herrn A. von Kapff.
Einnahmen.
ee ee NM. 457,50
Ausgaben.
.Dem Naturwiss. Verein überwiesen
ee NE M. 261,10
Bee des Raptala 00.0 een. UNTEN 196, 40
a a a MEZ nd aM 13 129, 70
EM Bee. Mb 13 326,10
vi WATT
i Es e cr",
— 34 —. R
IN. Frühling-Stiftung,
gegründet am 2. Dezember 1872 durch Frau Charlotte Frühling, geb.
Einnahmen.
Zinsen (Vermehrung des Kapitals) .........2eseeeeenennnnnee
Bapılal.am 81. März 1896. ..........>.unsonene ns Ser ee
Banıtal am 31. März 1897...2...00r0% 0 uno su ee
uumnmnnnnnmannnn
IV. Christian Rutenberg-Stiftung,
gegründet am 8. Februar 1886 durch Herrn L. Rutenberg.
X
Einnahmen. Me
BIER. na Res hen Kirn, o2h apa an Br K 2190,
Ausgaben. “
Vom Stifter bestimmte Verwendung ............. St. 800,80 |
Dem Naturwiss. Verein überwiesen für:
L Btadl. Mosbammii ale nn iR » 375,—
139Stadthihliotheksz Bucher ren ee ae » 180,60
— ,„ 555,60
II. Rückzahlung an den Naturwiss. Verein a Conto
dessen Vorschusses; 4. Rate für Beitrag zu
dem Walfisch- und Riesenhirsch-Skelette .... 6. 500,—
oe „ 1856,40
Normekraunp: dpa Kapıtalsa. . u Sen ae RE fl. 333,60
Kanıtal am 31. März 1896.71. N Een een ‚It. 55 404,41
Kapıtal am 31. März 1891.24. .2,.- 0.22 len Ra 2. Mb. 55 738,01
Der Rechnungsführer:
H. C. Tölken.
Druck von Carl Schünemann. Bremen.
Gi
Dreinnddreissioster Jahresbericht
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
BREMEN.
Für das Gesellschaftsjahr vom April 1897
bis Ende März 1898.
BREMEN.
<. Ed. Müller.
1898.
es an die Gesellschaften und Institute erst gleichzeitige mit dem 3. Hefte des
14. Bandes verschickt werden wird.
Hochgeehrte Herren!
Di: Jahr, auf welches wir heute zurückblicken. ist. wie mir
scheint, bei stetigem Fortschritte auf allen Gebieten der Natur-
wissenschaften doch ganz besonders charakterisiert durch das
energische Studium der von Heinrich Hertz nachgewiesenen elektrischen
Wellen, deren neueste Anwendung allgemein unter dem Namen „Tele-
graphie ohne Draht“ bekannt ist. — Für Bremen speziell waren
zwei Ereignisse von grolser Bedeutung: das Eintreffen der von dem
verstorbenen Herrn Bernhard Philipp Schmacker unserer Stadt ver-
machten ostasiatischen Sammlungen und die Rückkehr unseres Herrn
Professor Schauinsland von seiner Forschungsreise nach Hawaii.
Laysan, Neuseeland und den Chatham-Inseln. Beide Ereignisse
werden hoffentlich dem wissenschaftlichen Leben unserer Stadt für
lange Zeit hinaus lebhafte Anregungen gewähren.
Mit dem geistigen Leben in unserem Vereine konnten wir wohl
zufrieden sein. Wir hielten 18 Versammlungen ab, von denen die
meisten befriedigend, einige sehr stark besucht waren. Die Vorträge
betrafen meistens überaus wichtige Themata und wurden fast alle
durch ein reiches Anschauungsmaterial erläutert. — Unsere 600. Ver-
sammlung, am 28. September, wurde ohne besondere Festlichkeit
begangen, doch erfreute die Redaktion der Abhandlungen den Verein
durch ein Extra-Heft, das zweite des fünfzehnten Bandes.*) Besondere
Erwähnung verdient aber auch der Ausflug nach den Kulturen der
Moor-Versuchsstation im Hellweger Moore, welcher durch die gütige
und zweckmäfsige Führung, durch den guten Stand der Kulturen
und durch das herrliche Wetter allen Teilnehmern besonders ange-:
nehme Erinnerungen verschaffte.
Allen Herren, welche durch Vorträge oder Führung so wesentlich >
zur Förderung der Vereinszwecke beigetragen haben, sagen wir auch {
an dieser Stelle herzlichen Dank. ö
*) Dieses Heft ist bereits an alle Mitglieder ausgegeben worden, während
%
u ug
Die Herausgabe der Schriften ist rüstig gefördert worden.
Auflser dem bereits erwähnten Hefte des landeskundlichen Bandes
wurde das Schlufsheft des 14. Bandes gedruckt, welches Ihnen in
der Kürze zugehen wird. Dasselbe enthält u. a. eine kritische Auf-
zählung der von Schmacker in China gesammelten Vögel aus der
Feder unseres Seniors, des Herrn Dr. Gustav Hartlaub. Dieser
Arbeit ist eine farbige Kupfertafel, eine neue Vogelart, den Garrulax
Schmackeri darstellend, beigegeben worden. Neben diesen beiden
Heften ist aber auch der Druck einer sehr umfangreichen Arbeit des
Herrn Professor Dr. Oskar Schneider und mehrerer Mitarbeiter über
die Tierwelt der Insel Borkum in Angriff genommen. Dieses Heft
(XVL1) wird voraussichtlich noch im Vorsommer erscheinen und
auch gesondert in den Buchhandel gebracht werden. — Zu wissen-
schaftlichen Zwecken bewilligte der Verein Herrn E. Lemmermann
300 ‚Ib. zu Plankton-Untersuchung der drei nordwestdeutschen Seen
(des Dümmer, des Zwischenahner und des Steinhuder Meeres), Herrn
A. Jordan für das abgelaufene Jahr 75 ., für das kommende 100 Mb.
behufs Untersuchung der tertiären Schichten des deutschen Nord-
westens, sowie 75 #6. (durch Vermittelung der anthropologischen
Kommission) an Herrn Dr. Bohls zur Kartierung der Altertumsfunde
im Unterwesergebiete. Heute schlagen wir Ihnen eine Beihilfe von
je 50 ‚Ib. an die Herren Rektor Dr. Fr. Müller in Varel und Heinr.
Sandstede zu Zwischenahn vor, behufs Untersuchung der Insel Borkum
auf ihren Bestand an Moosen und Flechten.
Für das städtische Museum wurden angeschafft 400 Pflanzen aus
Kansas, sowie 300 Pflanzen aus Kleinasien und Persien, gesammelt
von Bornmüller; ferner schenkten wir unter andern Naturalien
eine sehr schöne Kalkspathdruse in Basalt von Oberkassel bei Bonn,
die prächtige Stufe von Thenardit aus den Salpetergruben von
Iquique, welche Herr Ferdinand Corssen uns übergeben hatte und
105 Nummern der von Herrn Ferd. Wirtgen in Bonn herausgegebenen
Pteridophyta exsiccata (vergl. im übrigen die Anlage).
Der Seefahrtsschule konnten wir das höchst wertvolle, im
Schriftentausch an uns gelangte Werk: „S. P. van der Stok, Wind
and weather, currents, tides and tidal streams in the East Indian
Archipelago“ überweisen.
Der erfreuliche Umstand, dafs Senat und Bürgerschaft den Fond
der Stadtbibliothek um 1000 J6. erhöht haben »für die Pflege der
naturwissenschaftlichen, insbesondere der physikalischen Litteratur
und der Zeitschriften“ erweckte in dem Vorstand den Wunsch nach
‚einer Verständigung mit der Leitung der Stadtbibliothek über die
Anschaffungen. Wir verweisen auf den dadurch entstandenen,
in der Anlage abgedruckten Schriftwechsel mit der Deputation
für die Stadtbibliothek und dem Herrn Stadtbibliothekar. Dieser
Gedankenaustausch hat zuletzt zur Lösung des Verhältnisses
geführt, dafs wir für eine Reihe von Akademie-, Gesellschafts-
und Zeitschriften die Hälfte des Anschaffungswertes beisteuerten.
Freilich ist diese Lösung nur so erfolgt, dafs wir (wenn auch ohne
Ze sole Ad
jede dauernde Verpflichtung!) die Fortführung der einen Hälfte der
Schriften übernommen haben. Damit sind unsere finanziellen
Leistungen nicht irgendwie wesentlich erleichtert worden. Das richtige
Verhältnis wäre doch das, dafs die Stadtbibliothek die Zeitschriften
und die grossen Lieferungswerke hielte, wir aber (ein Verein, welcher
keinerlei öffentliche Unterstützung erhält!) überall ergänzend hinzu-
träten, wo es sich um Spezialitäten oder besonders eingehende Studien
handelte! Wie weit sind wir aber in Bremen von dieser naturgemälsen
Anordnung entfernt!
Unsere sonstigen Bestrebungen sind in normaler Weise gefördert
worden.
Die Zahl der hiesigen Mitglieder ist von 389 auf 374 gesunken,
die der auswärtigen von 163 auf 173 gestiegen.
Mit dem Stande unserer Finanzen können wir nicht zufrieden
sein. Unsere Einkünfte sind zu gering für die Ansprüche, welche
das rasch steigende wissenschaftliche Leben unserer Stadt an uns
stellt. — Aufserordentliche Zuwendungen haben wir nur wenige
erhalten. Zwei bewährte Freunde stellten uns 200 6. zur Ver-
fügung, damit wir den Rest der Auflage des Werkes: »„Buchenau, die
freie Hansestadt Bremen“ den höheren Schulen des deutschen Nord-
westens und den Archiven der für die Geschichte unserer Stadt
interessierten Kirchspiele übersenden konnten. Zwei andere Herren
gewährten uns gütige Beiträge von 40 und 25 Mb. zur Anschaffung
der Bornmüller’schen Pflanzen aus dem Orient.
An der Feier des hundertjährigen Bestehens der befreundeten
naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover nahm der unterzeichnete
Vorsitzende im Auftrage des Vorstandes teil. Bei dieser Festfeier
berührte ganz besonders angenehm das lebhafte Interesse für die
Blüte der wissenschaftlichen Vereine, welches die königlichen und
städtischen Behörden aussprachen und bethätigten.
Aus dem Vorstande scheiden diesmal die Herren Professor
Dr. H. Schauinsland und Heinr. Tölken aus, und bitten wir Sie, für
dieselben Neuwahlen vornehmen und zugleich zwei Revisoren der
Jahresrechnung wählen zu wollen.
Der Vorsitzende des naturwissenschaftlichen Vereines.
Fr. Buchenau.
Beilage zum 33. Jahresbericht.
Bremen, 3. Juni 1897.
An die
Deputation für die Stadtbibliothek
zu Händen des Vorsitzenden Herrn Senator Dr. A. Ehmck,
hierselbst.
Hochlöbliche Deputation !
Mit lebhafter Befriedigung hat der Naturwissenschaftliche Verein davon
Kenntnis genommen, dafs Senat und Bürgerschaft die von der Deputation
erbetene Erhöhung der Dotation der Stadtbipliothek um ‚A. 1000 für die
Pflege der naturwissenschaftlichen, insbesondere der physikalischen Litteratur
und der Zeitschriften bewilligt haben. Dadurch wird eine Besserung in dem
Zustande angebahnt, dass die öffentliche Bibliothek der zweiten deutschen
Handelsstadt gar nichts für Anschaffungen auf dem Gebiete der Naturwissen-
schaften — Wissenszweigen, welche unserem Zeitalter ihren Stempel aufgedrückt
haben — thun konnte. In der That hat bisher die Stadtbibliothek hierfür, 2.
abgesehen von dem Einbinden und Katalogisieren der von uns geschenkten |
Werke, keine Mittel übrig gehabt. Ja, sie ist sogar von Jahr zu Jahr ”
o . o . .n .
gezwungen gewesen, von uns den halben Preis der grolsen Akademieschriften
von Petersburg, Wien, London etc. als Zuschuls zu erbitten, ein Zustand, Er
welcher gewils eines öffentlichen Institutes nicht würdig ist.
Der Naturwissenschaftliche Verein wird, ohne sich vertragsmälsig zu
binden, auch ferner bereit sein, nach Kräften für die Pflege der Natur- Be
wissenschaften auf der Stadtbibliothek zu sorgen. Aber seine Mittel sind Be
nur beschränkt. Da er keinerlei Subvention (wie die meisten ähnlichen “1
Vereine in Deutschland) geniefst, so ist er ganz auf sein Jahresbudget von 3
ca. .. 7500 angewiesen. Hiervon hat er aber sehr verschiedene Aufgaben .
zu erfüllen, von denen wir aufser der Beschaffung der Litteratur nur seine 2
Versammlungen, die Pflege wissenschaftlicher Untersuchungen (namentlich *;
über Jen deutschen Nordwesten), die Herausgabe von Schriften, den Tausch- Fr
verkehr mit befreundeten Vereinen und Akademien, sowie die Förderung ri
des städtischen Museums nennen. Der Vorstand ist daher genötigt, auf Ü
sparsame und zweckmälsige Verwendung der vorhandenen Mittel zu achten,
und würde es nicht verantworten können, Jahr für Jahr mit einem Defizit
zu wirtschaften.
Bei den Anschaftungen für die Stadtbibliothek ist der Verein bisher
von der Absicht ausgegangen die wichtigsten mafsgebenden Zeitschriften und
epochemachenden Werke anzuschaffen und aulserdem wissenschaftliche
Spezialstudien in Bremen durch Beschaffung der einschlagenden Litteratur
möglich zu machen, beziehungsweise zu fördern. Aber selbst der erste
Zweck konnte nicht erreicht werden. Noch fehlen eine Reihe wichtiger
Zeitschriften und hervorragender Werke, von denen nur beispielsweise
genannt sein mögen: Die Schriften der Königlich Preufsischen geologischen
Anstalt, «das kürzlich neu begonnene Sammelwerk: Das Tierreich, das Archiv
für Eutwicklungsmechanik der Organismen von Roux, Gegenbaur’s morpho-
logisches Jahrbuch, Gerland’s Beiträge zur Geophysik, Engler’s botanische
Jahrbücher, Groth's Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie, Bei
stein, Handbuch der organischen Chemie, Violle, Physik, Oswald, Elektro-
chemie, die internationale geologische Karte, Keilhack, praktische Geologie,
James Geykie, the great ice-age. In den alljährlich veröffentlichten Verzeich-
nissen der Anschaflungen nehmen die Naturwissenschaften nur einen sehr be-
scheidenen Raum ein. Um nun eine zweckmälsige Verwendung der vor-
handenen Mittel zu sichern, bittet der unterzeichnete Vorstand ganz ergebenst
a
Hochlöbliche Deputation wolle ilım Gelegenheit geben, mit der Ver-
waltung der Stadtbibliothek in einen’zweckmälsigen Gedanken-Austausch
zu treten und geeignete Verabredungen über die künftigen An-
schaffungen zu treffen.
Noch bemerken wir, dals von unserer Seite für die gewünschten Be-
sprechungen die Herren Dr. O. Hergt. Heinrich Tölken und Prof. Buchenau
gewählt worden sind.
Wir verharren
Hochlöblicher Deputation
gehorsamster
Vorstand des naturw. Vereines
Fr. Buchenau.
Bremen, den 3. Juni 1897.
Herrn
Stadtbibliothekar Professor Dr. Bulthaupt,
Bremen.
Hochgeehrter Herr Professor!
In der Anlage erlaube ich mir, Ihnen abschriftlich eine Eingabe des
Vorstandes des Naturwissenschaftlichen Vereines an die Deputation für die
Stadtbibliothek vorzulegen mit der freundlichen Bitte, das darin ausge-
sprochene Ersuchen im Interesse der guten Sache unterstützen zu wollen.
Es kam uns bei der Abfassung der Eingabe besonders darauf an, der
Meinung entgegen zu treten, als seien die Mittel unseres Vereines besonders
reichliche, während sie doch in Wirklichkeit den von uns freiwillig im Interesse
unserer Stadt übernommenen Aufgaben nicht entsprechen.
In aufrichtiger Hochachtung
Fr. Buchenau.
Bremen, 1. Juli 1897.
Herrn
Professor Dr. Buchenau,
Vorsitzer des Naturwissenschaftlichen Vereins.
Hochgeehrter Herr Professor!
Seitens der Deputation für die Stadtbibliothek wird Ihnen bereits die
Mitteilung zugegangen sein, dafs dieselbe auf den Vorschlag in Ihrer Ein-
gabe vom 3. Juni dieses Jahres, die Anschaffung naturwissenschaftlicher
Werke für die Stadtbibliothek betreffend, zwar aus verschiedenen Gründen
nicht hat eingehen können, dals ich jedoch die meines Erachtens selbst-
verständliche Bereitwilligkeit geäulsert, Vorschläge, die Sie mir nach dieser
Richtung persönlich oder namens des Vereins unterbreiten, stets nach
Möglichkeit zu berücksichtigen. Indem ich diese meine Bereitwilligkeit auch
hier ausdrücklich wiederhole, bemerke ich zugleich, dafs die in jener Eın-
gabe vom 3. Juni namentlich aufgeführten Werke, deren Anschaffung für
die Stadtbibliothek Ihnen notwendig oder doch dringend erwünscht erscheint,
hier teils bereits vorhanden, teils sogleich angeschafft oder bestellt sind.
Hochachtungsvoll
Heinr, Bulthaupt.
Bremen, 2. Juli 1897.
Herrn
Stadtbibliothekar Prof. Dr. Bulthaupt,
Bremen.
Hochgeehrter Herr Professor:
. Für Ihre gütige Zuschrift von gestern sage ich Ihnen herzlichen Dank. —
Über die Entschlielsung der Deputation für die Stadtbibliothek ist uns bis
jetzt allerdings keinerlei Mitteilung zugegangen, doch ist der Hauptzweck
unserer Eingabe an die Deputation ja erreicht, wenn Sie uns gestatten
BEL: 2
wollen, wegen zweckmälsiger Verteilung der Anschaffungen und Vermeidung
von Doppelanschaffungen regelmäfsig mit Ihnen in Verbindung zu treten.
An eine Einschränkung Ihrer Autorität als des obersten und des ver-
antwortlichen Bibliotheksbeamten unserer Stadt ist selbstverständlich unserer-
seits niemals gedacht worden.
Ich werde Ihren Brief zusammen mit der zu erhoffenden Antwort der
Deputation zur Kenntnis des Vereinsvorstandes bringen.
Hochachtungsvoll und ergebenst
Fr. Buchenau.
als Vorsitzer des Naturwissenschaftlichen Vereins.
Bremen. den 15. Juli 1897.
An
den Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins
zu Händen des Herrn Professor Dr. Buchenau,
Hier.
Die gefällige Eingabe des Vorstandes des Naturwissenschaftlichen Vereins
vom 3. vor. Mts., in welcher gebeten wird, dem Vorstande Gelegenheit zu
mündlicher Verhandlung mit der Verwaltung der Stadtbibliothek zu geben,
um über die künftigen Anschaffungen auf dem Gebiete der Naturwissen-
schaften geeignete Verabredungen zu treffen, ist der Deputation für die
Stadtbibliothek in ihrer letzten Sitzung vorgelegt worden. Die Deputation
ist der Ansicht, dals ein ausreichender Anlals zu einer derartigen Ver-
handlung nicht vorliege, einerseits weil es nicht wohl angängig erscheint,
den Stadtbibliothekar in der Auswahl der anzuschaffenden Werke einem
einzelnen wissenschaftlichen Verein gegenüber zu binden, andererseits weil
es dem Vorstande des Vereins wie den einzelnen Mitgliedern desselben jeder-
zeit freisteht, ihre Wünsche in betreff der Anschaffung von Werken dem
Stadtbibliothekar zu erkennen zu geben. Indem ich daher bedauere, dem ge-
stellten Antrage eine weitere Folge nicht geben zu können, stelle ich dem
Vorstande ergebenst anheim, Vorschläge wegen Anschaffung von Werken für
die Stadtbibliothek, sobald der Vorstand dazu Veranlassung finden sollte,
dem Stadtbibliothekar mitzuteilen, der jederzeit bereit sein wird, dieselben
wohlwollend zu prüfen und nach Malsgabe der Zwecke und der Mittel der
Stadtbibliothek zu berücksichtigen.
Übrigens haben die Aufwendungen der Stadtbibliothek für die Pflege
der naturwissenschaftlichen Fächer sich schon bisher nicht, wie in der Ein-
gabe bemerkt wird, auf die — keineswegs unerheblichen — Ausgaben für
Einbinden und Katalogisieren der von dem Naturwissenschaftlichen Verein
geschenkten Werke beschränkt. Die Eingabe erwähnt selbst unmittelbar
darauf den Beitrag (ca. 250 M. jährlich), den die Stadtbibliothek für die
Anschaffung einer Reihe wertvoller Publikationen grofser wissenschaftlicher
Institute leistete.) Auch abgesehen davon haben Anschaffungen natur-
*) Mit diesem Beitrag der Stadtbibliothek verhielt es sich folgender-
malsen. Die Stadtbibliothek erhielt im Jahre 1876 die gesamte naturwissenschaftliche
Bibliothek der Gesellschaft Museum und zugleich die ganzen Serien der Schriften
mehrerer grolser Akademien, welche Schriften sich keineswegs auf Naturwissen-
schaften beschränken. Der Naturwissenschaftliche Verein übernahm völlig frei-
willig die Fortführung der naturwissenschaftlichen Werke. Am 1. März 1880
aber wandte sich der Herr Stadtbibliothekar an den Vorstand des Vereins und
stellte ihm vor, dals er infolge der überaus kärglichen Dotierung der Bibliothek
nicht im stande sei, jene Akademieschriften etc. weiter zu halten. Er erbat sich
dazu vom Vereine als Beitrag die Hälfte des Abonnementspreises. Der Verein
glaubte diesem Ersuchen entsprechen zu sollen und hat demnach diesen Beitrag
von 1880—1897 geleistet. Die Bücher wurden von der Stadtbibliothek gehalten,
gingen ihr direkt zu und kamen dem Vereine nie zu Gesicht. Unter diesen
Umständen kann gewils nur von einem Beitrag des Vereins die Rede sein.
Derselbe belief sich im Laufe der 17 Jahre auf 4027 M.
Ay er
wissenschaftlicher Werke öfter stattgefunden, über die die alljährlich ver-
öffentlichten Verzeichnisse, weil sie vorzugsweise die an einen gröfseren
Leserkreis sich wendenden Werke aufnehmen, nicht vollständige Auskunft
geben. Wenngleich die Stadtbibliothek durch die kürzlich von dem Senat
und der Bürgerschaft beschlossene Erhöhung ihres Etats, die übrigens aus-
drücklich nur zum Teil für die Pflege der physikalischen Wissenschaften,
zum andern Teil vorzugsweise zur Anschaffung bedeutenderer wissenschaft-
licher Zeitschriften bestimmt ist, jetzt erfreulicherweise in den Stand gesetzt
ist, das naturwissenschaftliche Fach ausgiebiger als bisher zu pflegen, so
darf ich mich doch der Hofinnng hingeben, dals auch der Naturwissen-
schaftliche Verein seine dankenswerte Unterstützung in demselben Malse wie
bisher der Stadtbibliothek zu teil werden lassen wird. Nur in diesem Falle
wird durch die erwähnte Etatserhöhung eine wirkliche erhebliche Aus-
dehnung der Pflege der naturwissenschaftlichen Fächer in der Stadtbibliothek
ermöglicht werden.
Im beiderseitigen Interesse wird es sich empfehlen, in betreff der bisher
gemeinschaftlich von dem Naturwissenschaftlichen Vereine und der Stadt-
bibliothek angeschafften Werke eine Änderung dahin eintreten zu lassen,
dafs jeder Teil einen bestimmten, näher zu verabredenden Teil dieser Werke
ganz auf seine Kosten übernimmt. Der Stadtbibliothekar ist bereits vor
einiger Zeit von mir beauftragt worden, sich darüber mit dem Vorstande
des Naturwissenschaftlichen Vereins ins Benehmen zu setzen.
Der Vorsitzer der Deputation für die Stadtbibliothek.
Ehmck.
In einer Unterredung, welche der Herr Stadtbibliothekar den beiden Vor-
standsmitgliedern Prof. Dr. Buchenau und Dr. OÖ. Hergt am 20. Oktober
gütigst gewährte, wurde verabredet, dafs von den bisher gemeinsam ge-
haltenen Schriften der naturwissenschaftliche Verein bis auf weiteres, jedoch
ohne jede Verpflichtung, beschaffen werde:
a) Transactions of the Linnean Society,
b) Transactions of the zoological Society,
c) Annals and magazine of natural history,
d) Annales de chimie et de physique.
Die Stadtbibliothek dagegen übernahm fortzuführen :
a) Philosophical Transactions of the Royal Society of London,
b) M&moires de l’Acad&mie de St. Petersbourg,
c) Comptes rendus de l’Acad@mie de Paris,
d) Berichte d. K. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Leipzig, Mathemath.-naturw. Klasse,
e) Denkschriften der K. Akademie in Wien,
f) Abhandlungen der bayerischen Akademie.
Weiter wurde vereinbart:
1. Bei den Anschaffungen naturw. Werke thunlichst Hand in Hand
zu gehen. 2. Die Stadtbibliothek wird im März jedes Jahres eine Liste ihrer
Anschaffungen auf naturwissenschaftlichem Gebiete dem Vereine behufs
Publikation in seinem Jahresberichte zur Verfügung stellen.
Ze
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e & = TEFE
Vorstand des abgelaufenen Jahres.
(Nach der Anciennetät geordnet). Y
Direktor Prof. Dr. H. Schauinsland, Humboldtstrasse 62f, gewählt am
11. April 1892.
H. €. Tölken, Rechnungsführer, Bleicherstrasse 34 a. gewählt
19. März 1894.
ua Prof. Dr. Fr. Buchenau, erster Vorsitzender, Contrescarpe 174, gewählt
am 19. März 1894.
2 Dr. phil. O. Hergt. Schriftführer und Archivar, Altona 34, gewählt am
’ 25. März 1895.
B Dr. phil. ©. Weber, Meterstrasse 2, gewählt am 14. Oktober 189.
| Dr. phil. L. Häpke, Mendestrasse 24, gewählt am 31. März 1896.
e Joh. Jacobs, Obernstrasse 21. gewählt am 31. März 1896.
Prof. Dr. W. Müller-Erzbach, zweiter Vorsitzender, Herderstrasse 14,
4 gewählt am 29. März 1897.
Direktor Dr. H. Kurth, Vasmerstrasse 21a, gewählt am 29. März 1897
| Komitee für die Bibliothek:
Prof. Dr. Buchenan.
| Komitee für die Sammlungen:
Prof. Dr. Buchenan.
‚ tedaktionskomitee:
Direktor Dr. H. Kurth, geschäftsf. Redakteur. Dr. L. Häpke.
h
Komitee für die Vorträge:
Dr. ©. Hergt. Dr. I. Häpke. Prof. Dr. W. Müller-Erzbach.
Finanzkomitee:
u Prof. Dr. Buchenau. H. ©. Tölken, Rechnungsführer. Joh. Jacobs. 2
e Verwaltung der Moor-Versuchsstation:
i ©. W. Debbe, Vorsitzender. K. von Lingen, Rechnungsführer. Ferd. Corssen.
s Dr. U. Hausmann. H. ©. Tölken. J. Depken (v. Landwirtsch. Verein
€ kommittiert).
. ! £ ywig
Anthropologische Kommission:
> Mitglieder, gewählt vom Naturw. Verein: Prof. Dr. Buchenau, Dr. @. Hartlaub,
3 Dr. W. O. Focke, Prof. Dr. H. Schauinsland ; L
u gewählt von der Historischen Gesellschaft: Dr. W. v. Bippen, Senator
Dr. D. Ehmek, A. Poppe.
Verzeichnis der Mitglieder
am 1. April 1898.
I. Ehren-Mitglieder:
1) Geh. Rat Prof. Dr. Adolf Bastian in Berlin, gewählt am 10. September 1867.
2) Admiralitätsrat Carl Koldewey in Hamburg, a
3) Kapitän Paul Friedr. Aug. Hegemann in Hamburg, ya
4) Dr. R. Copeland, Edinburgh (Royal Terrace 15), ewählt am
5) Prof. Dr. ©. N. J. Börgen, Vorsteher des Observatoriums f 17. September
zu Wilhelmshaven, 1870.
6) Hauptmann a. D. Julius Payer in Wien. Br
Prof. Dr. Gustav Laube in Prag,
2
mar...
J Hr > F
8) Ober-Appell.-Gerichtsrat Dr. C. Nöldeke in Celle, gewählt am B
5,5 5. Dezember 1887. Y
9) Prof. Dr. P. Ascherson in Berlin W., Bülowstr. 51, .“
3 10) Geheimrat Prof. Dr. K. Kraut in Hannover, {
{ - 11) Prof. Dr. J. Urban in Friedenau bei Berlin, Shlt
2 12) Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E. Ehlers in Göttingen, 1 No 2 ’
13) Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Nobbe in Tharand, a E 280 =
14) Geh. Admiralitätsrat Prof. Dr. G. Neumayer in Hamburg, ans
15) Konsul a. D. Dr. K. Ochsenius in Marburg,
16) Geheimrat Prof. Dr. K. Möbius in Berlin, Zoolog. Institut, )
17) Prof. Dr. M. Fleischer in Berlin N. W., Helgolander Ufer 1, gewählt am
30. November 1891.
18) Prof. Dr. Th. K. Bail in Danzig, | „..: ee,
19) Prof. Dr. H. Conwentz in | gewählt am 12. Dezember 1892.
20) Dr. med. W. O. Focke, gewählt am 16. Sept. 1895.
I. Korrespondierende Mitglieder:
E> 1) Prof. Dr. Chr. Luerssen in Königsberg .... gewählt am 24. Jan. 1881.
2) Prof. Dr. Hub. Ludwig in Bonn .......... = „ 4. April 1881.
B 3) Prof. Dr. J. W. Spengel in Giessen........ % „ 18. April 1887.
| 4) Apotheker C. Beckmann in Hamnover...........22.... gewählt am
5) Divektor Prof. Dr. Fr. Heincke in Helgoland........... 16. November
; 6) Rector Dr. Fr. Müller in Varel... | 1889.
Ii. Hiesige Mitglieder:
a. lebenslängliche.
}
, 1) Achelis, Friedr., Kaufmann. 28) Kottmeier, Dr. J. F., Arzt.
E 2) Achelis, J. C., Senator. 29) Lahusen, M. Chr. L., Kaufmann.
3) Adami, A., Konsul, Kaufmann. 30) Leisewitz, Lamb., Kaufmann.
4) Albrecht, G., Kaufmann. 31) Lürman, Dr. A., Bürgermeister.
5) Barkhausen, Dr. H. F., Arzt. ı 32) Melchers, C. Th., Konsul, Kaufm.
6) Buchenau, Prof. Dr. Fr., Direktor. | 33) Melchers, Gust. C., Kaufmann.
7) Corssen, F., Kaufmann. 34) Melchers, Herm., Kaufmann.
8) Debbe, C. W., Direktor. ı 35) Merkel, C., Konsul, Kaufmann.
9) Deetjen, H.. Kaufmann. ' 36) Mohr, Alb., Kaufmann.*)
10) Dreier, Corn., Konsul, Kaufmann. | 37) Plate, Emil, Kaufmann.
11) Dreier, Dr. J. C. H., Arzt. ' 38) Plate, G., Kaufmann.
12) Engelbrecht, H., Glasermeister. 39) Pletzer, Dr. E. F. G. H., Arzt.
13) Fehrmann, Carl, Kaufmann. 40) Rolfs, A., Kaufmann.
14) Finke, D. H., Kaufmann. ı 41) Rothe, Dr. med. E., Arzt.
15) Fischer, W. Th., Kaufmann. 42) Ruyter, ©., Kaufmann.
16) Focke, Dr. Eb., Arzt.*) ‚ 43) Salzenberg, H. A. L., Direktor.
17) Gildemeister, Matth.. Senator. ‚ 44) Schäfer, Dr. Th., Lehrer.
18) Gristede, S. F., Kaufmann. 45) Schütte, C., Kaufmann.
19 Hildebrand, Jul., Kaufmann. ' 46) Sengstack, A. F. J.. Kaufmann.
20) Hoffmann, M. H., Kaufmann. ı 47) Siedenburg, G. R., Kaufmann.
21) Hollmann, J. F., Kaufmann. 48) Stadler, Dr. L., Arzt.
22) Huck, O.. Kaufmann. ' 49) Tölken, H. C., Kaufmann.
23) Iken, Frdr., Kaufmann. 50) Strube, ©. H. L., Kaufmann.
24) Isenberg, P.. Kaufmann.
25) Kapff, L. v., Kaufmann. 52) Wendt, J., Kaufmann.
26) Keysser, C. B., Privatmann.*) 53) Wolde, G., Kaufmann.
27) Kindt, Chr., Kaufmann.*) ' 54) Wolde, H. A., Kaufmann.
51) Vietor, F. M., Kaufmann.
*) wohnt z. Z. auswärts.
Ba
b. derzeitige.
55) Achelis, Johs. jun., Kaufmann. | 114) Funck, J., ee
s 56) Achelis, Justus, Kaufmann. 115) Gämlich, A., Kaufmann.
is . 57) Ahlers, ©. F. C., Kaufmann. 116) Gerdes, S., Konsul, Kaufmann.
58) Ahlers, D., Direktor. 117) Geveke, H., Kaufmann.
59) Albers, W., Kaufmann. | 118) Gildemeister, D., Kaufmann.
60) Albrand, Dr. med. E., Arzt. | 119) Gildemeister, H., Kaufmann.
61) Albrecht, €. G. jr., Kaufmann. | 120) Gildemeister,H. Aug., Kaufmann.
62) Alfes, H. junr., Reitbahnbesitzer. , 121) Göring, Dr. G. W., Arzt.
63) Alfken, D., Lehrer. ı 122) Götze, E., Oberingenieur.
64) Ammermann, F., Lehrer. 123) le Goullon, F., Kaufmann.
65) Appe, Frl. Helene, Lehrerin. 124) Graefe, E. F. J.. Oberingenieur.
66) Barkhausen, Dr. C., Senator. 125) Graue, H., Kaufmann.
67) Ban, Dr. Arm., Chemiker. 126) Grimmenstein. J., Kaufmann.
68) Biermann, F. L., Kommerzienrat. | 127) Groenewold, H. B., Maler. 2
69) Bischoff, L., Bankdirektor. ' 128) Gröning, Dr. A., Bürgermeister. u
70) Blumberg, J., Lehrer. ı 129) Grosse, Dr. W.,Lehrera.d. Hdlsch. I
71) Bode, C., Lehrer. ' 130) Gruner, Th., Kaufmann. .
72) Böhne, A., Lehrer. , 131) Gruner, E. C., Kaufmann. “
73) Böttjer, Ferd., Kaufmann. | 132) Haake, H. W., Bierbrauer. 1
74) Brakenhof, H., Lehrer. ' 133) Haas, W., Kaufmann. k
75) Bremermann, J. F., Lloyddir. ı 134) Hagen, C., Kaufmann. 2.2
76) Brinkmann, A., Lehrer. 135) Hagens, Ad., Kaufmann. }
77) Brons, K., Kaufmann, 136) Hallmann, Frl. A., Lehrerin.
78) Bruckmeyer, Dr. med. F., Arzt. | 137) Hampe, G., Buchhändler.
79) Bünemann, Gust., Kaufmann. | 138) Häpke, Dr. L., Reallehrer.
80) Clausen, H. A., Konsul. | 139) Hartlaub, Dr. C. J. G., Arzt.
81) Claussen, H., Kaufmann. 140) Hartmann, J. W., Kaufmann.
82) Clebsch, A., Kaufmann. ı 141) Hasse, Otto, Kaufmann.
83) Damköhler, Dr., Apotheker. ı 142) Hausmann, Dr. U., Apotheker.
84) Deetjen, Gustav, Privatmann. 143) Hegeler, ©. P., Kaufmann.
85) Delius, F. W., Generalkonsul. 144) Hegeler, Herm., Kaufmann. '
86) Depken, Joh., Landwirt. 145) Heineken, H.F., Baurat. |
87) Dierksen, N., Kistenfabrikant. | 146) Heinemann, E. F., Kaufmann.
88) Dolder, A., Tapezierer. 147) Heinzelmann, G., Kaufmann. N
89) Dreyer, A. H., Schulvorsteher. | 148) Hellmers, F.. Kaufmann.
90) Droste, F. F., Konsul. 149) Henoch, J. ©. G., Kaufmann. i
91) Dubbers, Ed., Kaufmann. | 150) Henschen, Fr., Kaufmann. |
92) Dubbers, F., Kaufmann. 151) Hergt, Dr. O., Reallehrer.
93) Duckwitz, A., Kaufmann. | 152) Hirschfeld, Th. G., Kaufmann.
94) Duckwitz, F., Kaufmann. 153) Hollmann, W. B., Buchhändler. |
95) Duncker, J. C., Kaufmann. 154) Hollstein, H., Lehrer. >
96) Ebbeke, F. A., Konsul. ' 155) Holscher, Fr., Holzhändler. >
97) Ehlers, H. G., Kaufmann. 156) Horn, Dr. W., Arzt.
157) Hornkohl, Dr. med., Th.A.A., Arzt. R
el Hoyermann, G. C., Kaufmann.
159) Huck, Dr. M., Arzt.
98) Ehmck, Aug., Kaufmann.
99) Ellinghausen, ©. F.H., Kaufmann.
100) Engelken, Dr. H., Arzt.
i 101) Engelken, Joh., Kaufmann. 160) Hülsberg, Dr. R., Apotheker.
A 102) Essen, E. von, Ingenieur. 161) Immendorf, Dr. H., Labor.-Vorst,
103) Feldmann, Dr. A., Fabrikant. 162) Jacobs, Joh., Kaufmann.
104) Felsing, E., Uhrmacher. 163) Janke, Dr. L., Direktor
105) Finke, Detmar, Kaufmann. 164) Jordan, A., Lehrer.
106) Focke,Dr.Joh.,Regierungssekret. | 165) Jordan, F., Ober-Ingenieur.
107) Focke, Wilh., Kaufmann. 166) Junge, F. W,, Lehrer.
108) Franzius, L., Oberbaudirektor. 167) Jungk, H., Kaufmann
109) Frevert, A., Landschaftsmaler. 168) Kage, A., Lehrer.
110) Fricke, Dr.C.,Lehrera.d.HdlIsch. | 169 Kahrweg, G. W., Kaufmann. er
111) Fricke, Dr. F., Gymnasiallehrer. | 170) Kahrweg, H., Kaufmann.
112) Frister, D. A. A., Kaufmann. 171) Kasten, Prof. Dr. H., Dire
113) Fritze, Dr. jur.. Kaufmann. 172) Kauffmann, W., Prokuran ?
173) Kellner, F. W., Kaufmann.
174) Kellner, H., Kaufmann.
175) Kilsling, Dr. Rich., Chemiker.
176) Klages, Dr. G. jr., Zahnarzt.
177) Klatte, B., Privatmann.
178) Klevenhusen, F., Amtsfischer.
179) Knief, D., Lehrer.
180) Kobelt, Herm., Kaufmann.
181) Koch, Alfr., Kaufmann.
182) Koch, Dr. F., Lehrer a. d. Haälsch.
183) Könenkamp, F. H. W., Kaufm.
184) Könike, F., Lehrer.
185) Korff, W. A., Kaufmann.
186) Köster, J. C., Schulvorsteher.
187) Kroning. W., Privatmann.
188) Kruse, H., Kaufmann.
189) Kulenkampff, C. G., Kaufmann.
190) Kulenkampfi, H. W., Kaufmann.
191) Kurth, Dr. med. H., Direktor.
192) Küster, George, Kaufmann.
193) Lackemann, H. J., Kaufmann.
194) Lahmann, A., Reepschl.
195) Lampe, Dr. H., Jurist.
196) Lampe. Herm., Kaufmann.
197) Lemmermann, E., Lehrer.
198) Leonhardt, K. F., Kaufmann.
199) Lerbs, J. D., Kaufmann.
200) Leupold, Herm., Konsul.
201) Lingen, K. von, Kaufmann.
202) Lodtmann, Karl, Kaufmann.
203) Logemann, J. H., Kaufmann.
204) Loose, Dr. A., Arzt.
205) Loose, Bernh., Kaufmann.
206) Loose, C., Kaufmann.
207) Luce, Dr. C. L., Arzt.
203) Ludolph, W., Mechanikus.
209) Lühwing, F., Lehrer.
210) Lürman, J. H., Kaufmann.
211) Lürman, F. Th., Kaufmann.
212) Marcus, Dr., Senator.
213) Marquardt, H., Vorsteher.
214) Mecke, Dr. med. J., Augenarzt.
215) Meinken, H., Aufseher.
216) Melchers, A. F. Karl, Kaufm.
217) Melchers, B., Kaufmann.
218) Melchers, Georg, Kaufmann.
219) Menke, H., Kaufmann.
220) Mentzel, R., Lehrer.
221) Messer, C., Reallehrer.
222) Meybohm, Chr., Kaufmann.
223) Meyer, Engelbert, Kaufmann.
224) Meyer, Dr. G., Reallehrer.
225) Meyer, H. F., Lehrer.
En Meyer, Max J., Kaufmann.
227) Meyer, J. Fr., Geldmakler.
228) Michaelis, F. L., Konsul, Kaufm.
229) Michaelsen, E.F. G., Kaufmann.
230) Migault, Jul., Kaufmann.
231) Möller, Friedr., Kaufmann.
232) Müller, ©. Ed., Buchhändler.
| 240)
241)
| 244)
| 250)
| 251)
ı 252
| 255)
256
| 257)
| 259)
| 260)
ı 261)
\ 269)
| 277)
| 278)
| 282)
| 283)
' 263)
| 264)
233) Müller, Dr. G., Advokat.
234) Müller, Prof. Dr. W., Gymnasiall.
235) Müllershausen, N., Kaufmann.
236) Nagel, Dr. med. G., Arzt.
237) Neuendorff, Dr. med. J., Arzt.
238) Neukirch, F., Civil-Ingenieur,
239) Nielsen, J., Kaufmann.
Nielsen, W., Senator.
Noessler, Max, Verlagsbuchhdlr.
Noltenius, Dr. med. H., Arzt.
Nolze, H. A., Direktor.
Oeding, W., Lehrer.
Oelrichs, Dr. J., Senator.
Overbeck, W., Direktor.
Overbeck, A. H., Kaufmann.
Osten, Carl, Kaufmann.
Pagenstecher, Gust., Kaufmann.
Paulmann, Emil, Juwelier.
Payeken, Frl. M., Lehrerin.
Peschken, H., Apotheker.
Peters, H., Lehrer.
Pflüger, J. C., Kaufmann.
Plehn, Frl. Dr. M., Lehrerin.
Pokrantz, E., Konsul, Kaufmann.
Precht, Elimar, Kaufmann.
Pundsack, J. R., Mechaniker.
Rabba, Chr., Reallehrer.
Rasch, F., Lehrer.
Reck, F., Kaufmann.
temmer, W., Bierbrauer.
Rickmers, A., Kaufmann.
Rienits, Günther, Kaufmann.
Riensch, Heinr., Makler.
Röhlig, O., Kaufmann.
Röhrich, H., Optiker.
tohlfing, H., Lehrer.
rohtbar, H. H., Privatmann.
Roos, O., Lehrer.
Rowohlt. H., Kaufmann.
Romberg, Dr. H., Direktor.
vosenkranz, G. H., Segelmacher.
ruete, A. F., Kaufmann.
Ruhl, J. P., Kaufmann.
Runge, Dr. Fr. G., Arzt.
tutenberg, J. H., Konsul, Kaufm.
tuthen, W. a. d., Elektrotechn.
Sander, G., Kaufmann.
Schäffer, Dr. Max, Arzt.
Scharrelmann, H., Lehrer.
Schauder, Dr. Ph., Reallehrer.
Schaninsland, Prof. Dr. H., Direk.
Schellhals, Konsul, Kaufmann.
Schellhafs, Otto, Kaufmann.
Schenkel, B., Pastor.
Schierenbeck, J., Landwirt.
Schierloh, H., Schulvorsteher.
Schilling, Dr.D., Direktor.
Schindler, C., Seminarlehrer.
Schlenker, M. W., Buchhändler.
Schmidt, Ferd., Kaufmann.
242)
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245)
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293) Schneider, Dr. G. L., Reallehrer. | 334) Uhlhorn, Dr. O. H., Seminar dr
294) Schomburg, Frl. E., Lehrerin. 335) Ulrich, S., Direktor.
29 Schrader, W., Konsul. . 336) Vassmer, (C., Privatmann.
296) Schrage, J. L., Kaufmann. | 337) Vietor, J. K., Kaufmann.
297) Schreiber, Ad., Kaufmann. ı 338) Vietor, C., Kaufmann.
298) Schröder, G. J., Kaufmann. 339) Vietor, Frl. A., Schulvorsteherin..
500) Schröder, J. P. H., Kaufmann. | 340) Vietsch, G. F. H., Konsul, Kaufm.
300) Schröder, W., Kaufmann. ‚ 341) Vocke, Ch., Kaufmann.
301) Schünemann, Carl Ed., Verleger. | 342) Vogt, C., Lehrer.
302) Schütte, Franz, Kaufmann. 343) Volkmann, J. H., Kaufmann.
303) Schultze, H. W., Kaufmann. 344) Wackwitz, Dr. J., Assistent.
304) Schwabe, Ad., Kaufmann. ı 345) Waetjen, Ed., Kaufmann.
305) Schwally, C., Drechsler. ' 346) Walter, H., Schulvorsteher.
306) Schweers, G. J., Privatmann. ' 347) Weber, Dr. C., Botaniker.
307 Schweers, H., Lehrer. ' 348) Wegener, Frl. H., Schulvorst.
308) Seeger, Dr. med. J., Zahnarzt. | 349) Weinlig, F., Kaufmann.
309) Segnitz, F. A., Kaufmann. : 350) Wellenkamp, Fr., Kaufmann.
310) Siemer, H., Lehrer. 351) Wellmann, Dr. H., Gymn.-Lehrer.
311) Silomon, H. W., Buchhändler. | 352) Wendt, Herm., Fabrikant.
312) Smidt, Dr. Joh., Richter. ı 353) Wenner, G., Aichmeister.
318) Smidt, John, Kaufmann. 354) Werner, E., Kaufmann.
314
Smidt, Jul., Konsul, Kaufmann. | 355) Wessels, J. F., Senator.
315) Sosna, F. A., Polizeitierarzt. ' 356) Westphal, Jul., Lehr. a.d. Halssch..
316) Sparkuhle, Ph. J., Kaufmann. | 357) Wiegand, Dr. J. H., Lloyddir.
317) Specht, H. W., Kaufmann. 358) Wiesenhavern, F., Apotheker.
318) Steudel, F., Pastor. 359) Wiesenhavern, W., Privatmann.
319) Strafsburg, Dr. med. G., Arzt. 360) Wilde, F., Lehrer. a. d. Hdlssch..
320) Strauch, D. F., Kaufmann. 361) Wilkens, H., Silberwarenfabrkt.
321) Strohmeyer, Joh., Kaufmann. 362) Wilkens, H., Lehrer.
322) Stucken, W. A., Gymnasiall. 363) Wilkens, L., Lehrer.
323) Stute, J. A. Chr., Kaufmann. 364) Willich, J. L. F., Apotheker.
324) Stüsser, Dr. J., Apotheker. 365) Wilmans, R., Kaufmann.
325) Südel, B., Kaufmann. 366) Winter, Gust., Buchhändler.
326) Tacke, Dr. B., Direktor. 367) Witte, Herm., Kaufmann.
327) Tecklenborg, E., Schiffsbauer. 368) Wolfrum, L., Chemiker.
328) Tellmann, F.,Lehrera.d.Hdlssch. | 369) Woltjen, Herm., Privatmann.
329) Tern, W., Reallehrer. 370) Wortmann, Gust., Kaufmann.
330) Thorspecken, Dr. C., Arzt. 371) Wülbers, F., Lehrer.
331) Toel, H., Apotheker. 372) Wuppesahl, H. A., Assek.-Makler.
332) Töllner, K., Kaufmann. 373) Zaddach, Dr. med., Arzt.
333) Twietmeyer, Frl. D., Lehrerin. | 374) Zinne, H. F. L. A., Photograph
Durch den Tod verlor der Verein die Herren:
Behr, F. Reallehrer. \ Lauts, Fr., Kaufmann.
Frahm, W., Kaufmann. | Neuberger, H., Kaufmann.
Geyer, C., Kaufmann. Spitta, Dr. A., Arzt.
Gröning, Dr. Herm., Senator. Zimmermann, ©. Dr. phil.
Lahmann, A.. Fr. Sohn, Kaufmann.
Es verliessen Bremen und schieden deshalb aus unserm
Kreise die Herren:
Böhning, W., Mechaniker. Kusch, G., Apotheker.
Endemann, Dr. H., Syndikus. Ulex, E. H. O., Richter,
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Ber ° Ihren Austritt zeigten an die Herren: )
Bautz, C. B., Kaufmann. | Lahusen, W., Apotheker. 4
E» Bergholz, Dr. P., Gymnasiallehrer. Lindner, R., Verlagsbuchhändler.
n Böttcher, Th., Lehrer. | Rickmers, W.,stud. phil. (s. ausw. Mitgl.)
Cramer, A. W., Kaufmann. Susemihl, E. F. Kaufmann.
_ —— Gämlich, W., Kaufmann. Weyhausen, Aug., Bankier.
E Hellemann, H. C, A., Kunstgärtner. |; Wolters, J. H. F,, Lehrer.
Kindervater, Dr., Oberzolldirektor.
IV. Auswärtige Mitglieder.
J Ein dem Namen Beupsfunees (L.) bedeutet: lebenslängliches Mitglied;
% ein vorgesetzter * zeigt an, dafs das betr. Mitglied seinen Beitrag durch einen hiesigen
Korrespondenten bezahlen läfst.
j
| a) Gebiet und Hafenstädte.
; 1) Bremerhaven: Becker, F., Obermaschinist.
» Claussen, F., Ingenieur.
1 3) » Rudloff, H., Bauinspektor,
4) = Seibert, Herm., Richter.
| 5) Gröpelingen: Menkens, H., Lehrer.
6) Hastedt: Reichstein, H., Lehrer.
| 7) Horn: Meyer, Lehrer.
E- 8) Neuenland: Lüdeling, H., Schulvorsteher.
F 9) Oslebshausen: Brunssen, H., Lehrer.
E 10) Burgdorft, H,, Oberlehrer.
4 11) Osterholz (Bremen): Gerke, Lehrer.
12) - Essen, H., Lehrer.
13) Meier, J., Lehrer.
- 14) lkbruck: Plate, Lehrer.
# 15) St. Magnus: Piderit, Leo, Administrator.
| 16) Vegesack: Borcherding, Fr., Lehrer.
17) x Herrmann, Dr. R. R. G., Realgymnasiallehrer.
15) e Kohlmann, R., Realgymnasiallehrer.
19) Landwehr, Th., Kaufmann.
20) > Lofmeyer, O., stud. rer. nat.
E 21) B Meigen. Dr., Lehrer am Realgymnasium.
22) 55 Nagel, Dr., Lehrer am Realgymnasium.
23) ® Poppe, S. A., Privatgelehrter.
24) A! Schild, Bankdirektor.
25) . Stümcke, C., Apotheker.
L 26) ee Wehmann, Dr. med., Arzt.
4 27) j% Weydemann, Dr. med. H., Arzt.
28) 4 Wilmans, Dr. med., Arzt.
29) ir (Aumund): Cuntz, G., Candidat.
30) 5 (Schönebeck): Wedepohl, B., Forst- u. Gutsverwalter.
31) Walle: Hüttmann, J., Lehrer. °
33) Wasserhorst: Schlöndorff, J., Oberlehrer.
33) Woltmershausen:: Heuer, G., Apotheker.
34) r Pfankuch, K., Lehrer.
35) * Westerhold, F., Lehrer.
b) Im Herzogtum Oldenburg.
36) Augustfehn: Röben, Dr. med., Arzt.
37) Delmenhorst: Epping, W., Landwirtschaftslehrer,
38) D Henning, Dr. A., Rektor.
3 Katenkamp, Dr. med., Arzt. (L.)
20) Elsfleth: Schütte, H., Lehrer.
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41) Oldenburg: Glauer, H., Oberrealschullehrer.
42) En Greve, Dr., Oberlandestierarzt.
43) 5 Künemann, G@.. Gymnasiallehrer.
44) 5 Ohrt, Garteninspektor.
45) x Struve, C©., Assessor,
46) 3 Wegener, Seminarlehrer.
47) Seefeld in Oldenburg: Gerdes, Gerh., Kaufmann.
48) Sillenstede bei Jever: Roggemann, Lehrer.
49) Varel: Böckeler, Otto, Privatmann.
50) .. Gabler, Dr. P., Direktor.
51) Wangerooge: Glander, H., Lehrer.
52) Westerstede: Brakenhoff, Rektor.
53) Wildeshausen: Huntemann, J., Direktor der Landwirtschaftsschule.
54) Zwischenahn: Hullmann, A., Lehrer.
55) 5 Sandstede, H., Bäckermeister.
ce) Provinz Hannover.
56) Aurich: Dunkmann, W., Oberlehrer.
D) Knoche, Dr. G., Oberlehrer.
55) Bassum: Ebermaier, F., Apotheker.
59) Blumenthal: Coesfeld, Dr. R., Apotheker.
60) Borkum: Bakker, W., Apotheker.
61) Clausthal: Klockmann, Dr. F., Prof. der Mineralogie und Geologie.
62) Detern: van Dieken, Lehrer.
63) Drögen-Nindorf b. Lüneburg: Suling, J. G., Gutsbesitzer.
64) Emden: Martini, S., Lehrer.
65) 5 Herrmann, C., Apotheker.
66) Fallingbostel: Kahler, L., Apotheker.
67) Freissenbüttel bei Osterholz-Scharmbeck: Höppner, H., Lehrer.
68) Geestemünde: Hartwig, Dr. med., Sanitätsrat.
69) “ Plettke, F., Lehrer.
70) Grasberg b. Lilienthal: Schnakenberg, H., Organist.
71) Gross-Ringmar bei Bassum: Iburg, H., Lehrer.
72) Hannover: Alpers, F., Seminarlehrer.
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73) 7, Andre, A., Apotheker.
74) - Brandes, Apotheker.
75) N" Hess, Dr. W., Professor.
76) Harburg a./E.: Herr, Prof. Dr. Th., Direktor.
77) Semsroth, Ludw., Realgymnasiallehrer.
78) Hemelingen : Harms, J., Lehrer.
79) r Wilkens, W., Teilhaber der Firma Wilkens & Söhne (L.)
80) .; Wichers, H., Rektor.
81) Hildesheim: Laubert, Dr. E., Professor.
82) Juist: Leege, O., Lehrer.
8) ,„ Arends, Dr. med. E., Arzt.
84 Lananeg; Müller, F. B., Lehrer.
85) Essen, Dr. med. K., Arzt,
86) Lehe: Bohls, Dr. J., Altertumsforscher.
87) Lingen: Salfeld, Dr. A., Kulturtechniker.
88) Lüneburg: Stümeke, M., Chemiker.
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89) Meppen: Borgas, L., Oberlehrer.
1 r Kerkhoff, Dr. Fr., Apotheker.
9 5 Wenker, H., Gymnasialoberlehrer.
92) Morsum b. Langwedel: Witten, Dr. med. E., Arzt.
93) Münden: Metzger, Dr., Professor.
94) Münkeboe, Kreis Aurich: Crone, W., Lehrer.
95) Neuhaus a. d. Oste: Ruge, W. H., Fabrikant. (L.)
96) Ruge, Dr. G., Apotheker.
9 Neustadt a. R.: Brandt, F,, Direktor.
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98) Neustadt a. R.: Redeker, A., Apotheker.
99) Norden: Eggers, Prof. Dr., Gymnasiallehrer. (L.)
100) Norderney: Bielefeld, R., Lehrer.
| 101) Osnabrück: Möllmann, G., Apotheker.
102) Ottersberg: Behrens, W., Mandatar.
103) Papenburg: Hupe, Dr. C., Reallehrer.
104) Plaggenburg b. Aurich: Eberhardt, P., Lehrer.
105) Quelkhorn bei Ottersberg: Schmidt, H., Lehrer.
: 106) Rechtenfleth: Allmers, Herm., Landwirt. (L.)
107) Rotenburg a. d. Wumme: Polemann, Apotheker.
f 108) 2a Wattenberg, O., Fabrikant.
109) Spickerooge: Weerts, Dierk, Lehrer.
110) Springe b. Hannover: Capelle, G., Apotheker.
111) Stade: Brandt, Professor.
112) » Eichstädt, Fr., Apotheker.
113) Holtermann, Senator.
114) Gravenhorst, F., Baurat.
115) Streuer, Fr. W., Seminarlehrer.
BG. 7; Tiedemann, Dr. med. E., Arzt.
NZ) Wynecken, Joh., Rechtsanwalt.
118) Verden: Holtermann, Apotheker.
119) » Müller, C., Direktor der landwirtschaftl. Winterschule.
120) Warstade b. Basbeck: Wilshusen, K., Lehrer.
121) Wörpedorf b. Grasberg: Böschen, J., Landwirt.
122) Worpswede: Kohlenberg, Aug., Lehrer.
=» 8 E
b. Im übrigen Deutschland.
123) Arnstadt: Leimbach, Dr. G., Professor.
124) *Berlin, Bitter, Dr. G., Student.
125) 2 Bosse, A., Beamter der deutschen Bank.
126) = W., Blumeshof 15: Magnus, Dr. P., Professor.
127) I Invalidenstrasse 43: Plate, Dr. L., Professor.
128) Bonn: Wirtgen, F., Apotheker.
129) * „ Grober, Jul. A., stud. med.
130) Braunschweig: Bertram, W., Superintendent.
131) ” Blasius, Dr. R., Stabsarzt a. D.
132) ;; Blasius, Dr. W., Professor.
133) 7 v. Koch, Vietor, Ökonom.
134) : Werner, F. A., Partikulier.
135) Coblenz: Walte, Dr., Lehrer an der Gewerbeschule.
136) *Düsseldorf: Sanders, W., Öberlehrer.
137) Flottbeck bei Altona: Booth, John, Kunstgärtner. (L.)
138) Freiburg i. Br.: Fritze, Dr. A., Privatdozent.
139) * R Klugkist, C., Dr. med. Arzt.
140) ee Oltmanns, Dr. F., Professor.
141) Görlitz: Mensching, Dr. J., Chemiker.
142) Hamburg: Klebahn, Dr. H., Seminaroberlehrer.
143) Heidelberg: Precht, Dr. Jul.. Ass. am phys. Institut.
144) Kiel: Knuth, Dr. P., Professor.
146) ,„ von Fischer-Benzon, Dr., Professor.
147) Magdeburg: Fitschen, J., Lehrer.
148) *Nassau: Wilckens, Otto, Stud. geol.
149) Rappoltsweiler i. Els.: Graul, Dr. J., Realschullehrer.
150) Rellinghausen (Rheinprovinz): Gerken, J., Lehrer.
| 151) Ribnitz i. Mecklenburg: Voigt, Dr. A., Lehrer am Realprogymnasium.
| 152) Rostock: Prahl, Dr. ımed., Oberstabsarzt.
153) Saarlouis: Krause, Dr. med. E. H. 1.., Oberstabs- und Regimentsarzt.
154) Schöningen i. Braunschweig : Joesting, Fr., Apotheker.
| .
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Ber
m. ee
1) Steinbeck in Lippe-Detmold: von Lengerke, Dr. H., Gute @ k
156) Waren in Mecklenburg: Horn, P., Apotheker.
157) Weimar: Haufsknecht, C., Hofrat, Professor. (L.)
e. Im aufserdeutschen Europa.
158) Blackhill (Durham): Storey, J. Thomas, Rev. ea
13 Huelva (Spanien): Lorent, Fr. C., Kaufmann. (L.
160) London (5 Brunswick Gardens, Kensington W.): Rickmers, W. R,
stud. phil.
161) *Liverpool: Oelrichs, W., Kaufmann.
162) Petersburg: Gromme&, G. W., Kaufmann. (L.)
163) St. Albans: Sander, F., Kunstgärtner. (L.)
f. In fremden Weltteilen.
Amerika.
164) Bahia: Meyer, L. G., Kaufmann. (L.)
165) Baltimore: Lingen, G. v., Kaufmann. (L.)
166) Cordoba: Kurtz, Dr. F., Professor. (L.)
167) *Durango: Buchenau, Siegfr., Kaufmann.
168) *Montevideo (Republik Uruguay): Osten, Corn., Kaufmann.
179) New-York: Brennecke, H., Kaufmann (L.)
170) - Brennecke, G.. Kaufmann. (L.)
Asien.
171) *Caleutta: Smidt, G., Kaufmann.
172) Shanghai: Koch, W. L., Kaufmann. (L.)
Australien.
173) Honolulu: Schmidt, H. W., Konsul. (L.)
7; Ai
Des
Verzeichnis von Vereinsmitgliedern, welche ein naturwissen-
schaftliches Spezialstudium betreiben. n
Alfken, D., Entomologie.
Alpers, F., Hannover, Botanik.
Ascherson, Prof. Dr. P., Berlin, Botanik. EN
Beckmann, C., Hannover, Botanik, (Flora von Europa, Moose).
Bertram, W., Braunschweig, Botanik (Flora von Braunschweig, Moose).
Bitter, Dr. G., Berlin, Botanik.
Blasius, Prof. Dr. W., Braunschweig, Zoologie.
Böckeler, O., Varel, Cyperaceen.
Borcher ding, F. ‚Vegesack, Malakologie, Fauna der nordwestdeutschen Tiefebene.
Buchenau, Prof. Dr. F., Botanik; bremische Geographie und Topographie.
Felsing, E., Coleopteren.
Fitschen, J., Magdeburg, Botanik.
Fleischer, Prof. Dr. M., Berlin, Agrikulturchemie.
Focke, Dr. W.O,, Botanik (Rubus, Hybride, Flora Europas), Flachlandgeognosie.
Fricke, Dr..G,, Paläontologie.
Fricke, F. , Gymnasiallehrer, Mikroskopie niederer Tiere und Pflanzen.
Häpke, Dr. L. ‚Landeskunde des nordwestl. Deutschlands; Weserfische; Gewitter. _
Hartlaub, Dr. G., Ornithologie, Ethnologie. '
Hausmann, Dr. U, Pflanzenchemie und Droguenkunde.
Haufsknecht, Prof. C., Weimar, Botanik (Floristik).
Hergt, Dr. Ö,, Chemie,
Helfs, Prof. Dr. W., Hannover, Zoologie.
Janke, Direktor Dr. L., Chemie.
Katenkamp, Dr., Delmenhorst, Botanik und Altertumskunde.
Weil ie ee
SE GE; Yaph
Kilsling, Dr. R., Chemie.
Klebahn, Dr. H., Hamburg, Mikroskopische Botanik (Pilze, Algen, Zellenlehre),
Klockmann, Prof. F., Klausthal, Mineralogie, insbesondere Lagerstättenlehre,
Könike, F., Acarina (Hydrachniden).
Kohlmann, R., Vegesack, Recente Meeresconchylien, Hymenomyceten.
Kraut, Geheimrat Prof. Dr., Hannover, Chemie.
Kurtz, Dr. F., Cordoba, Botanik.
Lahmann, A., Lepidopteren.
Leimbach, Prof. Dr. G., Arnstadt, Botanik (Orchidaceen).
Lemmermann, E., Botanik (Algen).
Magnus, Prof. Dr. P., Berlin, Botanik (Pilze).
Menkens, H., Gröpelingen, Arachniden.
Messer, C©., Botanik.
Müller-Erzbach, Prof. Dr. W., Physik.
Müller, Dr. Fr., Varel, Botanik.
Nöldeke, Dr. C., Ober-Appell.-Gerichtsrat, Celle, Botanik.
‘Osten, C., Mondevideo (Rep. Uruguay), Botanik; Geologie.
Plate, Prof. Dr. L., Berlin, Zoologie.
Poppe, S. A., Vegesack, Copepoden, Cladoceren, Ectoparasiten, Ethnologie.
Sandstede, H., Zwischenahn, Flechten.
Schauinsland, Prof. Dr. H., Zoologie.
Schneider, Dr. G., Physik.
Wackwitz, Dr. J.. Zoologie.
Weber, Dr. C., Landwirtschaftliche Botanik; Geologie.
Willich, J. L. F., Chemie.
Die geehrten Mitglieder, welche wünschen, in dieses Verzeichnis auf-
genommen zu werden, wollen sich deshalb gefälligst an den Vorstand wenden.
Verzeichnis der gehaltenen Vorträge.
1327.
595. Versammlung. April 26. Hr. Direktor Dr. Kurth: Grund-
wasserbewegungen im Bremer Gebiete.
Hr. Prof. Dr. Müller-Erzbach: Über Messung der Strom-
stärke bei Wechselströmen.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Über Kicksia-Kautschuk.
596. Versammlung. Mai 10. Hr. Ingenieur L. Dürr: Die Naphta-
quellen von Baku.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Bericht über die Versammlung des
Vereines zum Morgenstern am 9. Mai zu Bremerhaven.
597. Versammlung. 24. Mai. Unter Führung der Herren Dr. Müller
und Dr. Karsten: Besichtigung der elektrotechnischen und
physikalischen Lehrvorrichtungen des Technikums.
598. Versammlung. Mai 31. Hr. Dr. Otto Meyer aus Köln: Die
Physiologie der Stimme und Sprache.
599. Versammlung. Juni 30. Unter Führung des Herrn Direktor
Dr. Tacke: Besuch der Versuchsfelder im Hellweger Moore.
600. Versammlung. Sept. 27. Hr. Prof. Buchenau: Ansprache,
Hr. Dr. G. Bitter: Die Ernährungsorgane der phaneroganen
Parasiten.
Hr. Stud. rer. nat. Fr. Wilde: Demonstration einer Formal-
dehyd-Lampe zu Desinfektionszwecken.
k,
. Versammlung. Okt. 12. Hr. stud. rer. nat. Fr. Wilde: Über ”
602.
603.
604.
605.
bUB.
607.
HOS.
50%,
610.
611.
612.
die mechanische Wirkung des Regens auf die Pflanzen und
die Schutzmittel der Pflanzen gegen zu reichlichen Regen.
Hr. Dr. Häpke: Über die Hermannshöhle bei Rübeland.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Bericht über die 69. Versammlung
deutscher Naturforscher und Ärzte zu Braunschweig.
Hr. Direktor Sigfrid Ulrich: Über den Gang des Menschen.
Versammlung. Nov. 1. Hr. Prof. Dr. Buchenau: Über
Griffelschiefer und Schiefergriftel.
Versammlung. Nov. 15. Hr. Dr. med. Horn: Professor Liebig
vor 50 Jahren.
Hr. Prof. Buchenau: Der Einfluls der Kupferkalklösung auf
die Pflanzen nach den Untersuchungen von A. Zucker.
Versammlung. Novbr. 29. Hr. Prof. Dr. Müller-Erzbach:
Bedeutung der Handversuche für das Studium der Physik
und Chemie.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Die Moorbrücken im Thale der
Sorge nach Conwentz.
Versammlung. Dezbr. 13. Hr. Dr. R. Kissling: Der Tabak
vom Standpunkte des Chemikers.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Bericht über die hunderaheae
Jubelfeier des naturw. Vereines zu Hannover.
IS9=.
Versammlung. Jan. 10. Hr. Dr. Grosse: Experimentalvortrag
über Hertzsche Wellen und über Telegraphie ohne Draht.
Versammlung. Jan. 24. Hr. Dr. Häpke: Über den Moissan-
schen Verbrennungsofen.
Hr. Dr. R. Kissling- Mitteilungen über den künstlichen Indigo.
Hr. Prof. Dr. Müller-Erzbach: Über die Veränderungen der
Mondoberfläche.
Versammlung. Jan. 31. Hr. Dr. C. Weber: Über die ur-
sprüngliche Vegetation und den Aufbau der nordwestdeutschen
Hochmoore.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Warburg’s Arbeiten über den Mus-
katnufsbaum.
Versammlung. Febr. 7. Hr. Prof. Dr. Schauinsland: Reise-
skizzen aus Neuseeland.
Versammlung. Febr. 21. Hr. Prof. Dr. Heincke in Helgoland:
Neue Forschungsergebniese aus den deutschen Meeren.
Versammlung. März 7. Hr. Direktor Dr. Tacke: Über die
Tkätigrkeit der Moorversuchsstation im Jahre 1897.
Hr. Prof. Dr, Müller-Erzbach: Über einen Entwickler von
Röntgenstrahlen. P\
Hr. Dr. R. Kissling: Entwickelung der Formel für Indigoblau.
Hr. Prof. Dr. Buchenau: Über Reinke, Asparageen.
Versammlung. März 28. Hr. Dr. J. Bohls aus Lehe:
praehistorische Funde im Gebiet der Unterweser.
nen
höhe u Va ar ASS EEE EEE
{
DE,
Geschenke für die Bibliothek.
Hr. Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Nobbe in Tharand: Landwirtschaft-
liche Versuchsstationen XLVII, 6; XLIX, 1.
Königl. Preufs. Ministerium für Landwirtschaft: Landwirtschaft.
Jahrbücher XXVIL, 1—6. ; Ergänzungsband XXV, 3. u.4,
RRVE E23:
Hr. Dr. Max Voretsch in Altenburg: Ein dem letzten Viertel
des 17. Jahrhunderts entstammenden Originalkupferstich,
welcher in der Bildgrösse 5,7 X11,ı em die Stadt Bremen
aus der Vogelschau darstellt.
Hr. G. W. Krüger in New York: Annual Report (1891—94) of the
United States Geological Survey; Yearbook of the N. S.
Department of agriculture; Silliman, American Journal of
science 1897.
Hr. Dr. med. H. Katenkamp in Delmenhorst: Jahrbuch für die Ge-
schichte des Herzogtums Oldenburg. 5. Band und Bericht
über die Thätigkeit des Oldenburger Landesvereines für
Alterstumskunde und Landesgeschichte IX. Heft, 1. Teil
(Saterland).
Editorial Committee of the Norwegian North-Atlantic Expedition
1876— 1878: XXIV. Protophyta: Diatomaceae, Silicofla-
gellata og Cilioflagellata.
Kaiserl. Universitäts- und Landesbibliothek zu Strafsburg: 15 Dis-
sertationen mathemat. und naturw. Inhaltes.
Westpreufs. Provinzial-Museum zu Danzig: Conwentz, Die Moor-
brücken im Thal der Sorge.
Hr. Prof. Buchenau: Denkschrift betr. die Zusammensetzung der
ältesten Herbarien der Gesellschaft Museum.
Hr. Dr. med. G. Hartlaub: Transactions Zool. Society. Vol. XIV.
Part. 4.
Hr. Prof. Dr. J. Urban in Berlin: 1) Biographische Skizzen V.
2) Plantae antillanae I u. II; 3) Plantae novae americanae
imprimis Glaziovianae I.
Hr. Th. Schube in Breslau (als Verf.): Die Verbreitung der Gefäls-
pflanzen in Schlesien.
Geschenke für die Sammlungen.
Hr. Förster Buchtenkirchen in Stotel: Eine junge von Peridermium
Strobi befallene Weymouthskiefer.
Hr. Lehrer H. Höppner in Freissenbüttel: Lebende Exemplare von
Lathraea squamaria L., gefunden bei Bredenberg.
Hr. Dr. Häpke: Früchte und Blätter von Eucalyptus globulus;
Zweige des grossen Eibenbaumes in Ruhwarden (Land Wursten).
Hr. Ferd. Wirtgen in Bonn: Kalkspathdruse in Basalt von Ober-
.. kassel.
a A
2 — en
Frl. Henny Mertens: Eine Kollektion Algen aus dem Herbar von
Prof. Mertens. ;_
Hr. Oberlehrer Borgas in Meppen: 3 Standortskarten. 3
Hr. Apotheker Capelle in Springe: 1 Standortskarte und einige
lebende Succulenten, sowie Frühlingsblumen.
Hr. Pharmazeut Stelling in Westerstede: 1 Standortskarte.
Hr. Leymann: Ein 12 m unter Null ausgebaggertes Wurzelgeäst.
Hr. Rektor Dr. Fr. Müller in Varel: 1 Standortskarte und eine
Sammlung von Moosen der Insel Juist.
Hr. Gymnasiallehrer Wenker in Meppen: 2 Standortskarten.
Frl. Anna Böfer: Eine Anzahl Pflanzen und Schmetterlinge aus
Brasilien.
Frl. Anna Lange: Eine Carlina acanthifolia vom Col di Tenda.
Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft „Nordsee“: 1 Exemplar Sula
bassana.
Aufwendungen für das Museum.
400 Pflanzen aus Kansas.
300 Pflanzen aus Kleinasien und Persien, gesammelt von J. Bornmüller.
Körber, Systema Lichenum Germaniae et Parerga Lichenologica.
Ausserdem wurden alle Geschenke an Naturalien und Schriften, welche
von Interesse für das Museum sein konnten, demselben überwiesen.
Anschaffungen für die Stadtbibliothek
im Vereinsjahre 1897/98.
a) Aus den eigenen Mitteln des Vereins.
Bronn, H. G., Klassen und Ordnungen des Tierreiches, II, 2, 15—17,
III, 2°—34, II, Supplem. 6—ıo, IV, 50o—55, IV, Supplem. ı—a,
a tr:
Forschungsberichte aus der biologischen Station zu Ploen, V, VI. 4
Berlese, Ant., Acari Myriopoda et Scorpiones hucusque in Ifalia
reperta: Acari, 85—88.
Hooker, J. D., Flora of british India, XXOL, XXIV (Schlufs).
Wiepken, C. F., und Greve, Ed., Die Wirbeltiere des Herzog-
tums Oldenburg, analytisch bearbeitet; Oldenburg, 1878.
de Toni, J. B., Sylloge algarum, III (Fucoideae), IV., (Fucoideae),
Deutsch Ost-Afrika: IV, die Tierwelt Ostafrikas, ı.—s. Lieferung
(niedere Tiere).
Palaeontographica, Supplem.-Band II, 6—s (Schlufs).
Flora brasiliensis; fasc. 122 (Sapindaceae ID).
Ascherson, P., und Graebner, P., Synopsis der mitteleuropäi-
schen Flora, Lief. 3s—;. >
Bibliotheca botanica. No. 41: Heydrich, F., neue Kalkalgen von
Deutsch-Neu-Guinea. No. 42: Vanhöffen, C., Botanische
Ergebnisse der Drygalski'schen Grönland - Expedition, L
No. 43: Richter, A., Blattstruktur der Gattung Ceeropia.
[\ 5 } ,
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L' Mes he I
= nf E is
Be. Be Ä -
Enge E 5 Er Ale = v;
en u uni ER
BET v. - ;
a Ms — un
Engler und Prantl, natürliche Pflanzenfamilien, Lief. 149—171.
Just, botanischer Jahresbericht, XXII (1894), II, 3, XXXII (1895),
esslr, 2.
Fauna und Flora des Golfes von Neapel: 24. Monographie:
H. Ludwig, Seesterne.
Rouy et Foucaud, Flore de France IV.
Kobelt, Rofsmäfsler's Iconographie der europäischen Land- und
Sülswasser-Mollusken, VII, ı, 2.
Britton, N. L., and Brown, Add., An illustrated Flora of the
Northern United States, Canada and the British Possessions
II. Portulaceae to Cornaceae. :
Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte
(69. Versammlung zu Braunschweig).
Lacaze-Duthiers, Archives de zoologie experimentale et generale,
3° serie, IV.
Beiträge zur Geologie und Paläontologie des Herzogtums Braun-
schweig, Heft I.
Fünfstück, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik, I, 3, ı, 2.
Richter-Gürke, Plantae europaeae II:.
Schönheit, F. Chr. H., Taschenbuch der Flora Thüringens.
Detmer, W., botanische Wanderungen in Brasilien.
Cohn, F., Cryptogamen-Flora von Schlesien, III, Pilze, II, a.
Braunschweig im Jahre 1897. — Festschrift zur Versammlung der
Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte.
Festschrift der Herzoglichen Technischen Hochschule zu Braunschweig.
Cosson, E., Illustrationes florae atlanticae, 7.
Archiv der naturwiss. Landesdurchforschung von Böhmen, X, 3,
(Frie und Vavra, Fauna der Gewässer Böhmens, III), X. 4,
(Fric, Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation).
Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins, 1897,
XXVIH.
Cohn, Ferd., die Planze (Vorträge aus d. Gebiete der Botanik), 2 Bde.
Christ, H., die Farnkräuter der Erde (mit 291 Abbildungen).
Pospichal, Ed., Flora des österreichischen Küstenlandes I.
Nicotra, Leop., Le fumariacee italiene (Continuazione della flora
ital. di Fil. Parlatore).
Verhandlungen des 12. deutschen Geographentages zu Jena (21.—23.
April 1897).
Pfeffer, W., Pflanzen-Physiologie 1.
Brandes, W., Flora der Provinz Hannover.
Nouvelles Archives du Musöum d’historie naturelle, 3° serie, t. IX.
Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte;
69. Versammlung zu Braunschweig, 1.
Hildebrand, Fr., die Gattung Cyclamen L.
b) Aus den Mitteln der Kindtstiftung:
Namen- u. Sachregister zu den „Fortschritten der Physik“, 1. Hälfte,
Bogen 1—30.
I).
Fittica, Jahresbericht über die Fortschritte der ; 1891
Ben 1892, 1.
Buchka, K. v., Jahresbericht über die Fortschritte der Cher nie,
1896, 1, 2, £
Gmelin-Kra ut, Handbuch der Chemie, Anorgan. Chemie, Register.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1897.
Meyer, Richard, Jahrbuch der Chemie VI. >
Ostwald und van’t Hoff, Zeitschrift für physikalische Chemie, E;
Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre, XVII.
Die Zeitschriften über Physik und Chemie, welche der Verein für die Stadt- 3
bibliothek hält, werden aus den Zinsen der Kindtstiftung bezahlt. ’
c) Aus den Mitteln der Frühlingstiftung:
Martini und Chemnitz, Konchylien-Kabinet, Lief. 426—433.
Semper, Reisen im Archipel der Philippinen, 7. Bd. 4. Abt., I.:
R. Bergh, die Pleurobranchiden, 1, 2.
Transactions Linn. Society, Botany; 2° ser, V, M 7, Zoology
I,:.2; WIE AR:
d) Aus den Mitteln der Rutenbergstiftung :
Biologia centrali-americana, Zoology, 133—140.
Hensen, Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtstiftung:
Simroth, H. die Brachiopoden; Chun, C., die Siphonophoren.
Von der Stadtbibliothek wurden angeschafft.
Planck, M., Vorlesungen über Thermodynamik.
Geikie, J., The great ice age and its relation to the antiquity
of man.
Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hersg. v. W. Roux.
Bd. 1—5.
Megenberg, C. v., Das Buch der Natur.
Zehnder, L., Die Mechanik des Weltalls in ihren Grundzügen
dargestellt.
Fellner, St., Die Homerische Flora.
Fabricius, D. u. J. Kepler. Vom neuen Stern. Herausg. von
G. Berthold.
Riecke, E., Lehrbuch der Experimentalphysik, Bd. 1. 2. w
Helmholtz, H. v., Vorlesungen über theoretische Physik. Bd. 6; I: 2
Graetz, L., Die Elekrieität und ihre Anwendungen.
Urbanitzky, A. Ritter v., Die Elektrieität im Dienste der Mensa A!
heit. 2. Aufl.
Lodge, ©. J., Neueste Anschauungen über die Elektrieität.
Ostwald, W., Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre. In
Violle, J., Lehrbuch der Physik. Bd. 1,1, 8, 2,1. 1 au
Mach, E., Die Mechanik in ihrer Entwickelang historisch kei
dargestellt. De
Jochmann, E., Grundrifs der Experimentalphysik.
B wrin
hke, H., Das Prinzip dar Erhaltung der Energie und seine
: Kawendıng in der Naturlehre.
Be Valentiner, W., Handwörterbuch der Astronomie. Bd. 1.
© © Boltzmann,L. , Vorlesungen über die Prinzipe der Mechanik. Teil 1.
Ber Destwald, W, Die wissenschaftlichen Grundlagen der analytischen
Be; Chemie.
— Moissan, H., Der elektrische Ofen. I
Meyer, M. W., Das Weltgebäude.
Poggendorf, J. C., Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur
Geschichte der exakten Wissenschaften. Bd. 1—3.
Faraday, M., Experimental-Untersuchungen über Elektrizität.
Bd. 1—3.
Wiedemann, E. und Ebert H., Physikalisches Praktikum.
Verzeichnis der im verflossenen Vereinsjahre
eingelaufenen Gesellschaftsschriften.
Bemerkung. Es sind hier alle Vereine aufgeführt, welche mit uns in
_ Sehriftenaustausch stehen, von Schriften sind aber nur diejenigen genannt, welche
in dem Zeitraume vom 1. April 1897 bis 31. März 1898 in unsere Hände gelangten.
Diejenigen Vereine, von denen wir im abgelaufenen Jahre nichts erhielten, sind also
auch nur mit ihrem Namen und dem Namen des Ortes aufgeführt. — Diejenigen
Gesellschaften, welche im Laufe des letzten Jahres mit uns in Verbindung getreten
sind, wurden durch einen vorgesetzten * bezeichnet.
Aarau, Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Abbeville, Societe d’&mulation: M&m. Tom. I, Fasc. II et III; Bull.
- 1894, 3 et 4 et 1895, 1—4.
f Aberdeen (Schottland), University: Annals 1896, Nr. 21—25
Albany, New York State Library: Annual Report 48. (1894).
Altenburg, Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Amiens, Societ& Linneenne du Nord de la France: Bull. XII et
XIH, 271-292.
Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen: Verhandelingen
1. Sectie DI. V, 3—8; 2. Sectie DI. V, 4—10;
DI. I, 2; Zittingsverslagen 1896/97.
Annaberg, Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde.
+ Angers, Soeciete acadsmigue de Maine et Loire.
Angers, Sociöte d’&tudes seientifiques: Bull. XXV.
Arezzo, R. Accademia Petrarca di scienze, lettere e arti.
Augsburg, Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und
Neuburg (a. V.).
Bamberg, Naturforschende Gesellschaft.
Basel, Naturforschende Gesellschaft: Verh. XI 3.
_ Batavia, Kon. natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie:
Wildeman, Prodrome de la flore algologique. Nat.
Tijdschrift DI. LVI; Boekwerken 1896. Verslag 1896.
a a 2796 =
Batavia, Magnetical and meteorolog. Obaarvaloz
waarnemingen 1895 u. 1896; Meteorol. Öbser
XVII (1895); Van der Siok Wind and weatl
currents etc. in the East Indian. Archipelago. E
Belfast, Natur. history and philosophie. society: Report and Proc.
1896— 1897.
Bergen, Museum: Afhand!ingar og Aarsberetning 1896; Sars,
Isopoda. Vol. I, Part HI— VI. 3
Berlin, Königl. preufs. Akademie der Wissenschaften: Sitzungs-
berichte 1897. r
Berlin, Botan. Verein der Provinz Brandenburg: Verh. XXXIX.
Berlin, Gesellschaft für Erdkunde: Zeitschrift, Bd. XXXH, 1—6.
Verh. XXIV, 3—10; XXV, 1. j
| Berlin, Gesellschaft naturforsch. Freunde: Sitzungsbericht 1896.
Berlin, Deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift XLIX, 1—3.
Berlin, Polytechnische Gesellschaft: Polytechn. Centralblatt 58. Jahrg.
13—24; 59. Jahrg. 1—12.
Berlin, Kgl. preufs. meteorologisches Institut: Bericht über die
Thätigkeit 1896 ; Ergebnisse der Gewitter-Beobachtungen
1892—94; Ergebnisse d. Beob. an den Stationen
II. u. III. Ordnung, 1895, Heft II u. 1896, Heft I: =
1897, Heft I; Ergebnisse der Beob. in Potsdam 1894
u. 1895; Ergebnisse der Niederschlagsbeobachtungen
1894: Ergebnisse der magnetischen Beobachtungen
1896, Heft I. e
Berlin, Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte: .
Verhdlgn. 1897. \
Bern, Schweizerische botanische Gesellschaft: Berichte Heft VI. $
Bern, Naturforsch. Gesellschaft: Neue Denkschriften XXXV. Mit-
teilungen: No. 1373—1435; r
Besancon, Societe d’&mulation du Doubs: M&m. 6° serie, Vol. 10.
Bologna, R. Accademia delle scienze: Memorie Ku V, Tomo V;
Rendieonto 1896/97.
Bonn, Naturhistorischer Verein der preufsischen Rheinlande, West-
falens und des Reg.-Bezirks Osnabrück: Verhandlungen —
53, 2; 54,1. wi
Bonn, Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Bordeaux, Sociöt& Linnsenne de Bordeaux: Actes XLVII et L.
Bordeaux, Socist6 des sciences physiques et naturelles: Procös-
verbaux 1894—96; Möm. I. et II. (5° serie); App.
au I et I. 7
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Boston, American Academy of arts and sciences; Proceed. X ER
(1896); XXXIL, 10-—17; XXXII, 1—8.
Braunschweig, Verein für Naturwissenschaft: Festschrift
»Braunschweig im Jahre 1897*; 10. Jahresbericht.
Bremen, Geographische Gesellschaft: Geographische Blätteı
XX, 1—4.
er ee
Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur: 74.
Jahresbericht u. Litteratur der Landes- u. Volkskunde,
Heft 5.
Breslau, Verein für schlesische Insektenkunde: Festschrift zur
Feier des fünfzigjährigen Bestehens. Zeitschrift für
Entomologie, 22. Heft.
Brünn, K. K. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung der Land-
wirtschaft, der Natur- und Landeskunde: Gentralblatt
16. Jahrgang. Museum Franeisceum Annales 1896.
Brünn, Naturforschender Verein: Verh. XXXV: XV. Bericht der
\ meteor. Kommission.
Brüssel, Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-
arts de Belgique: Bull. 3° serie, tomes 29—33:
Annuaires 1896 et 1897; Reglements.
Brüssel, Societ& royale de botanique de Belgique: Bull. XXXV.
Brüssel, Sociöt& entomologique de Belgique: Annales XL.
Brüssel, Soci6te royale malacologique de Belgique.
Brüssel, Sociöt& royale belge de G£ographie: Bulletin XXL, 1.
Budapest, K. ungarische naturwissenschaftl. Gesellschaft.
Buenos-Aires, Museo nacional: Anales V; Memorias 1894— 1896.
Buenos-Aires, Sociedad Cientifica Argentina: Anales XLII, 2-6:
XEIV, 1—6; XLV, 1 und Indice general.
Buenos-Aires, Instituto Geografico Argentino: Boletin XVII,
10—12; XVII, 1—9. +
Buffalo, Buff. Society of natural sciences.
Buitenzorg, Jardin botanique: Verslag Mededeelingen uit 's Lands
Plantentuin 1897. No. XX und XXI. Annales XIV, 2.
Caen, Societe Linneenne de Normandie: Bull. 4° serie, 10° vol.
Catania, Accademia gioenia di scienze naturali: Bulletino delle
sedute Fasc. XLVI—XLIX.
Chambery, Acadömie des sciences, belles-lettres et arts de Savoie.,
Chambesy, Herbier Boissier: Bulletin V, 4—12.
Chapel Hill, North Carolina, Elisa Mitchell scientifie society!
Journal Vol. XII, 1 & 2; XIV, 1.
Chemnitz, Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz, Königl. sächs. meteorologisches Institut: Klimato-
graphische Arbeiten 1897; Beiträge zur meteorologischen
Hydrologie der Elbe.
Cherbourg, Societ& nationale des sciences naturelles et mathe-
matiques.
Chicago, Chicago Academy of sciences: Annual Report 1896;
Calkins, Lichen-Flora I.
Christiania, Kong. Universität: Sars, Fauna Norwegiae I; Barth,
Norrönskaller.
Crefeld, Naturwissenschaftlicher Verein: Jahresberichte 1896—97.
Christiania, Norwegische Kommission der europäischen Gradmessung.
Christiania, Videnskabs-Selskabet: Forhandlinger 1895 u. 1896.
Chur, Naturforsch. Gesellschaft Graubündens: Jahresbericht XL.
"ae
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Colmar, Naturhistorische Gesellschaft.
Cordoba, Academia nacional de ciencias de la Republica Argentina.
Danzig, Naturforschende Gesellschaft: Schriften IX. Bd., 2. Heft.
Darmstadt, Verein für Erdkunde und mittelrhein.-geolog. Verein:
Notizblatt IV. Folge, 17. Heft.
Davenport, Iowa, Davenport Academy of natural sciences: Proc.
Vol. VI (1889 —1897).
Dijon, Acad&mie des sciences, arts et belles-lettres: Mem. 4° serie V.
Donaueschingen, Verein für Geschichte u. Naturgeschichte der
Baar und der angrenzenden Landesteile.
Dorpat, Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität: Sitzungs-
bericht XI, 2; Archiv 2. Serie, Bd. XI., 2.
Dresden, Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Sitzungsberichte u.
Abhandlungen; 1897, Jan. — Juni.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
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Dublin, Royal Irish Academy: Proceed. 3. Ser. IV, 2—4.
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Mitteilungen Nr. 10 und 11; Mehlis, Der Drachenfels.
Düsseldorf, Naturwissenschaftlicher Verein.
Edinburg, Royal Society.
Edinburg, Botanical society.
Edinburg: Geological Society: Transact. Vol. VII, Part II.
Edinburg, Royal Physical Society.
Elberfeld, Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden, Naturforschende Gesellschaft: 81. Jahresbericht.
Erfurt, Kön. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften: Jahr-
bücher XXI.
Erlangen, Physikalisch-medizinische Societät: Sitzungsberichte,
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Florenz, R. Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento.
Florenz, Societä botaniea Italiana: Nuovo giornale botanico.
Frankfurt a. M., Physikalischer Verein: Jahresbericht 1895/96.
Frankfurt a.M.. Senckenbergische naturforschende Gesellschaft:
Abhandl. XX, 1; XXI 1, u. XXI, 3 u. 4; XV,
Bericht 1897.
Frankfurt a. 0., Naturwiss nschaftlicher Verein: Helios XIV. Socie-
tatum litterae (1896) X, 7—12; XI, 16.
Frauenfeld, Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg i. B., Naturforschende Gesellschaft.
St. Gallen, Naturwissenschaftl. Gesellschaft: Berichte 1895/96.
Genf, Allgem. schweizerische Gesellschaft für die gesamten Natur-
wissenschaften.
Gent, Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Apr Se x
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Giessen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Glasgow, Natural history society: Transactions Vol. IV, Part II:
Nolr V,.-Fart I
Görlitz, Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz, Oberlaus. Gesellschaft der Wissenschaften: Neues Lausitz,
Magazin, Band 73; Jecht, Codex diplomaticus
Lusatiae superioris II.
Göteborg, K. Vetenkaps och Vitterhets Samhälles: Handlingar
XXXU.
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August-Universität: Nachrichten 1897 u. Geschäft.
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Hamburg, Gesellschaft für Botanik.
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Fler Peer landsche Dierkundige Vereeniging :
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ER ipa (Böhmen), Nordböhmischer Exkursions-Klub: Mitteil. NXX.
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Fr ee Naturforschende Gesellschaft : Sitzungsberichte 22. Jahrg..
Leutschau, Ungar. Karpathen-Verein: Jahrbuch XXIV (1897).
3
er
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St. Bey: Missouri Botanical Garden: 8. Annual Report 1897.
Lucca, R. Accademia Lucchese di ee lettere ed arti.
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Lüneburg, Naturwissenschaftlicher Verein.
Lund, Universität: Acta XXXII, 2: Bot. Notiser 1897.
Luxemburg, Institut royal grandducal: Publications XXV,
Luxemburg, Societe botanique.
F
Luxemburg, Societ des Naturalistes Luxembourgeois: Fauna VIetVII.
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| Lyon, Societ& botanique: Annales XXI.
j Madison, Wisc., Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters.
Magdeburg, Naturwissenschaftlicher Verein.
h Mailand, Reale Istituto lombardo di scienze e lettere: Rendieconti
3 XXIX.
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Mannheim, Verein für Naturkunde.
Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwiss.:
$ Sitzgsber. 1896; Schriften Bd. 13, Abtlg. 1.
Marseille, Facult@ des sciences: Annales VL, 4—6; VII, 1-—4.
Melbourne, Royal Society ot Victoria: Proceed. Vol. IX & X, 1.
Meriden, Chiheet., Meriden Scientific Association.
- Metz, PA ER Akademie: Möm. 2. Per., 3. Ser., XXV. (1895 — 1896).
Metz, Soeciete d’histoire naturelle de Metz.
Mexiko, Observatorio meteorologieo-magnetieco central: Anuario XVIIL.
| Boletin mensual 1897.
Tijdschrift 2.
Leipzig, Verein für Erdkunde: Mitteil. 1896 und wissenschaftliche
i Linz, Museum Francisco-Carolinum: 55. Bericht: Bibliothekskatalog.
Lissabon, Sociedade de Geographia: Boletim 15. Serie, No. 7—13;
London, Linnean Society: Journ. Botany: XXXI, 218, 219 und
228; XXXI Zoology: 163—167. Proc. 1895 —1896.
London, Royal society: Proceed. 369—385; Year-Book 1887—98.
Hübeck, Geographische Gesellschaft und Naturhistorisches Museum:
Lüttich, Societe g&ologique de Belgique: Annales XXII et XXIH.
Middelburg, Zeeuwsch genootschap der wetenschappen: Holle-
stelle, Tholen en ÖOmstreken; Fokker, zelandia
illustrata 2. 7
Milwaukee, Wisconsin Natural history Society: Annual Report
1895 — 1896.
Minneapolis, Minnesota, Academy of Natural Sciences: Bull.
Vol. IV. No. 1, Part 1, Geol. Survey, 22 u.
23 Report.
Montpellier, Acadömie des sciences et lettres: Me&m. II, 2—4.
Montreal, Royal Society of Canada.
Moskau, Societe imp£eriale des naturalistes: Bulletin 1896, 3—4;
1897.
München, Bayerische botanische Gesellschaft zur Erforschung der
heimischen Flora: Bericht V (1897).
München, Königl. bayr. Akademie der Wissenschaften: Sitzungs-
berichte 1897.
München, Geographische Gesellschaft.
Münster, Westfälischer Provinzial-Verein für Wissenschaft und
Kunst. |
Nancy, Acadömie de Stanislas: M&m. 5° serie XIV. |
Nantes, Societe des sciences naturelles de l’ouest de la France: |
Bull. Tome 6, 2—4; 7.
Neapel, Accademia della scienze fisiche e matematiche: Rendiconto
Ser. 3, Vol. II, 2—12, IV, 1; Atti VII.
Neapel, Zoologische Station: Mitteilungen 12. Band; Bericht über
das 25jährige Jubiläum.
Neisse, Philomathie: 17., 18., 25.—28. Bericht.
Neufchätel, Societe des sciences naturelles. |
New-Haven, Connecticut, Academy of arts and sciences.
Newyork, New York Academy of sciences: Annals Vol. IX, 6--12:
Transact. XV.
Newyork, Zoological Garden.
Newyork, American Museum of Natural History: Bull. VII;
Mem. I, I; Annual Report 1896.
Nijmegen, Nederlandsche Botan. Vereeniging: Verslagen en Mede-
deelingen 3. Serie l, 2.
Northfield, Minn., Goodsell Observatory.
Nürnberg, Naturhistorische Gesellschaft: Abh. X, 5.
Odessa, Socictö des naturalistes de la Nouvelle-Russie: Mem. XX, 2;
XXI, 1.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
Osnabrück, Naturwissenschaftlicher Verein: XI. Jahresbericht.
Ottawa, Geological survey of Canada: Annual Report VII and
Maps VIII; Palaeszoic Fosils, Vol. IH, Part IH.
Ottawa, Royal Society of Canada: Proceed. and Transact.
2. series Vol. 1. |
Palermo, Reale Accademia di scienze, lettere e belle arti:
II. Serie, Vol. I—IV.
a
»-
Atti
Paris, Societ& zoologique de France.
Passau: Naturhistorischer Verein.
Petersburg, Academie imperiale des sciences: Annuaire du Musde
zoologique 1897, 1—2; Bull. V® Serie, Tome V, 3 —5:
VL 2—5; VID, i.
Petersburg, Comite geologique: Mem. XIV, 2—5; Bull. XV, 5—9
et Suppl.; XVI, 1 et 2.
Petersburg, Kais. russische entomol. Gesellschaft: Horae XXX, 3—4.
XXXI 1—3.
Petersburg, Jardin imperial de botanique.
Petersburg, Societ& des naturalistes: Travaux Tom. XXVIL, 2—5:
XXVII, 1—3; |
Petersburg, Societ€ Imperiale Mineralogique: Verhandlungen,
2. Serie, 32. 34. u. 35. Bd.; Materialien Bd. XVII.
Philadelphia, Academy of Natural sciences: Proceed. 1896 Part
I & II; 1897 Pat I& I.
Philadelphia, Amerie. philos. Society: Proceed. 151—155.
Philadelphia, Wagner free institute of science.
Portland (Maine), Portland Society of Natural history: Proc. Vol.
I, 2—4; I, 2; Reports 1881—89.
Prag, K. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften : Jahresbericht und
Sitzungsberichte 1896.
Prag, Naturwiss. Verein Lotos.
Prefsburg, Verein für Natur- und Heilkunde : Verhandlungen IX.
Regensburg, Naturwiss. Verein.
Reichenberg, i. Böhmen, Verein der Naturfreunde: Mitteilungen,
28. Jahrgang.
Riga, Naturforscher-Verein: Korrespondenzblatt XL.
Rio de Janeiro, Museu nacional: Archivos VII.
Rio de Janeiro, Observatorio: Annuario XIII. (1897).
La Rochelle, Academie: Annales de 1895 (Tome II et II).
Rochester, N. Y., Rochester Academy of Science.
Rom, R. Comitato geologico d’Italia.
Rom, R. Accademia dei Lincei: Rendiconti, 1. Sem. Vol. V;
2. Sem. Vol. VI, 1—12; 1. Sem. Vol. VO, 1—4.
Rom, Scienze geologiche in Italia.
Rostock i. Meckl., Verein der Freunde der Naturwissenschaft in
Mecklenburg: Archiv 50. Jahrg. (Jubiläumsband).
Rouen, Societ& des amis des sciences naturelles: Bull. XXXI.
Salem, Mass., American Association for the advancement of science:
Proc. XLV. (1896).
Salem, Mass., Essex Institute.: Bull. XXVI, XXVIL, XXVIH, 1—6;
XXIX, 1—6.
San Francisco, California Academy of Seiences: Proc. Vol. VI; Occa-
sional Papers V.
Santiago de Chile, Deutscher wissenschaftlicher Verein.
Santiago de Chile, Societ& scientifique: Actes VI, 4 et 5; VII, 1—4.
f ee 1 - ä d
> En RN r
* 2
San Jos& (Republica de Costa Rica), Museo nacional: Informe 1.
Biolley, Moluscos terrestres y fluviatiles;
mentos 6 & 8.
Schaffhausen, Schweiz. entomol. Gesellsch.: Mitt. IX, 10; X.
Schneeberg, Wissenschaftlicher Verein. u
Sidney, Royal Society of New-South-Wales: Journal and Proc >
XXX (1896). B-
Sidney, Linnean Society of New-South-Wales: Proceed. 2. series
Vol. X, 4. (80); Vol. XXI, 1—3 (81—83).
Sidney, Australasian Association for the Advancement of Science.
Sion, Soeiet Murithienne de Botanique: Bull. des Travaux XXIH
et XXIV. i
Stavanger ‚ Museum: Aarsberetning 1896. i
Stockholm, Kongl. Svenska Vetenskaps Akademiens: Handlingar 28;
Bihang Vol. 22; Öfversiet 53; Observations metsor.
Bd. 34 (1892). ,
Stockholm, Entomologiska Föreningen: Entomol. Tidskrift Arg. 18.
Strafsburg, Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, des IE
Ackerbaues und der Künste im Unter-Elsafs: Monats-
bericht NXXI, 1—10; XXXII, 1. u
Straflsburg, Meteorologischer Tandesdienst in Elsafs-Lothringen:
Deutsches meteor. Jahrbuch für 1895.
Stuttgart, Württembergischer Verein für Handelsgeographie.
Stuttgart, Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg :
Jahresheft 53. Be
Thorn, Coppernieusverein für Wissenschaft und Kunst: 43.
Jahresbericht. 12
Tokio, Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde OÖstasiens:
Mitteilungen 58.—60. Heft., Suppl. zu VL; Ehmann,
Sprichtwörter und bildl. Ausdrücke der japan. Sprache,
Teil I u. I. RR:
Topeka, Kansas Academy of Science.
Toronto, Canadian Institute: Transact. V, 1 (No. 9); Proceed. 28 E:
1 (No: W):
Trenesin, Naturwiss. Verein des Trencesiner Comitates.
Trenton, New Jersey, Trenton natural history society.
i Triest, Societä Adriatica di Scienze naturali.
j Der i 2
Triest, Museo eivico di storia naturale.
- Tromsö, Museum.
Turin, Museo di Zoologia ed Anatomia comparata della R. Universita
Boll. XI, 268— 310.
Toulouse, Socict& francaise de botanique: Revue XIH, 147—. 56,
Ulm, Verein für Mathematik und Naturwissenschaften: Jahres
hefte VIIL.
Upsala, Sociste royale des sciences: Nova Acta Vol. XV,
Utrecht, Provinzialgesellschaft für Kunst und Wissenschaft: Ver
1896; Aanteekeningen 1896.
Utrecht, Kon. Noder]. Meteorolog. Institut: Meteor. a ık 18
F w
N
Venedig, R. Istituto veneto di science, lettere ed arti: Memorie
XXV, 8.
Verona, Accademia d’agricoltura, arti e commereio: Memorie UXXI
UA, }
Washington, Smithsonian Institution: Report 1894 and 1895;
Oceanie Ichthyology; Life Histories of North American
Birds.
Washington, National Academy of sciences.
Washington, U. S. Geological survey: Mineral Resources 1895:
Bulletins 87, 127, 130, 135—148: XVI. Annual
Report 1895—96:; Monographs XXV-—-XXVIH.
Washington, National Museum: Annual Report 1894; Bulletin
No. 47.
Weimar, Botan. Verein für Gesamt-Thüringen: Mitteilungen X. Heft.
Wellington, New Zealand Institute: Transact. XXIX.
Wernigerode, Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes: Schriften
XI. Jahrgang.
Wien,K.K. geol. Reichsanstalt: Jahrbuch XLVI, 1—4: XLVII, 1 u.
Verb: 1897, 1-18; 1898, 1 u 2.
Wien, K. K. naturhistorisches Hofmuseum: Annalen X, 3 u. 4;
Xu, 1—4.
Wien, K. K. zool. bot. Gesellschaft: Verhandl. XLVI, 2- -10.
XLVII, 1.
Wien, Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blätter XXX;
Topographie 3. Bd., 7.—9. Heft; Urkundenbuch II
(Bogen 15—32). _
Wien, K.K. Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte 1896:
(Bd.:105): , 1—10; Da, 1—10; .Ub, :1—10;
II, 1—10; Tafeln zu Bd. 104, I No. 9.
Wien, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse:
Schriften XXXVI.
Wien, Wiener entomologischer Verein: VII. u. VII. Jahresbericht.
Wiesbaden, Verein für Naturkunde in Nassau: Jahrbücher 50.
Würzburg, Physikalisch-medizinische Gesellschaft: Verhandlgn. XXX
u. Sitzgsber. 1896.
Zürich, Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrsschrift XLI
(Supplement); XL, 1—2. Neujahrsblatt 1897 (XCIX.)
Zwickau, Verein für Naturkunde: Jahresbericht 1896.
Ferner erhielten wir im Tausch aus:
Bistritz, Gewerbeschule: XXI. Jahresbericht.
Toulouse, Revue myeologique: No. 74— 77.
und versandten die Abhandlungen an:
Laboratoire de zoologie in Villefranche-sur-mer, die
Universität Strafsburg und die Lese- und Redehalle
der deutschen Studenten in Prag.
-
deutschlands:
Aurich, Gymnasium.
» Lehrerseminar.
Bederkesa, Lehrerseminar.
Brake, Höhere Bürgerschule.
Bremerhaven, Gymnasium.
Bremervörde, Ackerbauschule.
Bückeburg, Gymnasium.
Buxtehude, Realprogymnasium.
Celle, Realgymnasium.
Cuxhaven, Realschule.
Diepholz, Präparandenanstalt.
Elsfleth, Höhere Bürgerschule.
Emden, Gymnasium.
Geestemünde, HöhereBürgerschule.
Harburg a. E., Realgymnasium.
Leer, Gymnasium.
Lingen, Gymnasium.
Lüneburg, Lehrerseminar.
Aufserdem erhielten die Abhandlung
schlusses vom 12. Sept. 1887 folgende höhere Schulen Na
DH i
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u BE Buch, nn
en auf Grund d
Meppen, Gymnasium. .
Nienburg, Realprogymnasium.
Norden, Gymnasium. +
' Oldenburg, Gymnasium.
| i Oberrealschule.
„ Lehrerseminar.
2 Stadtknabenschule.
Otterndorf, Realprogymnasium.
Papenburg, Realprogymnasium.
Quakenbrück, Realgymnasium.
Stade, Gymnasium.
» Lehrerseminar.
Varel, Höhere Bürgerschule.
Vechta, Lehrerseminar.
Vegesack, Oberrealschule.
' Verden, Gymnasium. :
| » Lehrerseminar.
‚ Wilhelmshaven, Gymnasium.
Auszug aus der Jahresrechnung des Vereines.
l. Naturwissenschaftlicher Verein,
gegründet 1864.
Einnahmen.
3 hiesige Mitshieder ... 0.2.2222 ccccenc Ib. 2 844,00
16 neue hiesige Mitglieder ................. » 145,50
130 auswärtige Mitglieder................... » 390,00
9 neue auswärtige Mitglieder.............. - 27,00
U. Zinsen aus dem Vereinsvermögen ........ 2222.
BEE Erkawe yon Schritten 2... nnnenseenaennenanen nee
IV. Aus den Stiftungen überwiesene Beträge:
II.
III.
IV.
U:
a) Kindt-Stiftung:
fur Stadtbibliothek........... NM. 259,90
für sonstige Zwecke.......... „ 70,70
—— ,#. 330,60
b) Frühling-Stiftung:
für Städtisches Museum........ lt. 58,45
imastadtbibliothek.n......... “ 25,00
70,35
c) Rutenberg-Stiftung:
tuaStadtbibliothek... ........ . %. 193,00
für sonstige Zwecke.......... » 746,21
N. 3406,50
1 925.20
0,60
» 2023,61
NM. 7355.91
Ausgaben.
. Städtisches Museum:
Anschaffungen.: .2.2.1.,.0...0. NM. 200,43
Bradembliotlelkes......uuccs.ce.. N. 2120,04
(aus der Kindt-Stiftung)....... » 259,90
(” » Frühling-Stiftung) .... » 25,00
(” » Rutenberg-Stiftung)... » 193.00
— „2597,94
Abhandlungen, andere Schriften u. Jahresbericht » 2847,17
Andere wissenschaftliche Zwecke. ........... - 801,80
Verschiedenes:
uisprate Lortt u. Diverses......-......0- - 939,85
Deficit (Verminderung des Kapitals) ..............cccsc0nae. 0
5 . 48 355,61
BEER EEE IROB, nee nesee sense nennen %. 48 324,33
EEE nr nn IE EEE BB A
ll. Kindt-Stiftung,
gegründet am 28. März 1872 durch Herım A. von Kay
Einnahmen.
» 1887,19
I. 31,28
ft,
38 wen .
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Ausgaben. er ah
Dem Naturwiss. Verein überwiesen f
N „ll. 259,90 =
für sonstige Zwecke ........2....- ERERERE A 52H. 70, 70
Vermehrung des Kapitals ........ N...
Kapıtal'am 31. März 1807 N nn sen m Re en a PR
Bannal om 81. März 1B9BR=R. .. ..26- 2.000 00 sh ren ar re
Il. Frühling-Stiftung,
gegründet am 2. Dezember 1872 durch Frau Charlotte Frühling, geb. Gösche . i
A Einnahmen. .
E* en En 20. ne ee N. 1058, I
Ausgaben.
Pr. Dem Naturwiss. Verein überwiesen:
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e» BE SIROERIDLOLHBE N 2 ae ao „
2 DR. BDREUPR ZWECK 1 a Era ne
WERDERKUND OR RKRDITHIR 24: San en ana ae ee EEE ui
E Kaptal an 81. März: 1BDVH En nr
Be Ban am. 21; MArze 18988 272.0, ee RN
% s IV. Christian Rutenberg-Stiftung,
gegründet am 8. Februar 1886 durch Herrn L. Rutenberg.
Einnahmen.
ET RER ET Re Re fb.
Ausgaben.
Vom Stifter bestimmte Verwendung .....22222.+ + N. 800,80
Dem Naturwiss. Verein überwiesen für:
Bimulotheie in en ee sn aaa » 1983,00
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Bunıtal am 81. März 1807, nos eun sous nuna en ya Tr
Kapital am 81. März 1888, 20än rue sur ann ann na be
Der Rechnungsführer:
H. C. Tölken.
Jh. d Aaturmw. Ver zu Bremen, Bd UF Tat IU
Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. XIV. Taf. |
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Druck v Rau & Sohn, Dresder Br.Gi er Dr:
Abh.Nat.Ver. Brem.Bd. W. Taf£V.
E. Lemmermann ad nat. del. LITHOO. 6.HUNCKEL BREMEN
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