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Full text of "Adelphoe. 2. veränderte Aufl., bearb. von Robert Kauer"

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GRIECHISCHE  UND  LATEINISCHE 

SCHRIFTSTELLER 
AUSGABEN   MIT  ANMERKUNGEN 


TERENZ 

2:  ADELPHOE 


OZIATZKO-KAUER 


PA 

As 

92. 


2755 


AUSGEWÄHLTE  KOMÖDIEN 


DES 


R  TERENTIUS  AFER 

ZUE  EINFÜHRUNG  IN  DIE  LEKTÜRE 

DER  ALTLATEINISCHEN  LUSTSPIELE 

ERKTiÄET  VON 

KARL  DZIATZKO. 


ZWEITES  BÄNDCHEN: 

ADELPHOE. 

■ 


ZWEITE  VERÄNDERTE  AUFLAGE 

BEARBEITET  VON 

Dr.  ROBERT  KAUER. 

UNVERÄNDERTER  ANASTATISCHER  NACHDRUCK 


VERLAG  B.G.TEUBNER  •  LEIPZIG  UND  BERLIN  1921 


n 


(vi  56 


ALLE  BECHTE, 
EIN80HLIESZLICH  DES  ÜBEB8ETZÜNGSBECHTB,  VOBBEHALTEN. 


Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 


Als  ich  von  der  geehrten  Verlagsbuchhandlung  die  ehrende 
Aufforderung  erhielt,  die  zweite  Auflage  der  Adelphoe  zu  bearbeiten, 
entschloß  ich  mich  dazu  um  so  leichter,  da  mir  der  hochverehrte, 
inzwischen  dahingegangene  Verfasser  in  liebenswürdiger  Weise  volle 
Freiheit  gewährte  und  ich  in  der  Bearbeitung  der  dritten  Auflage  des 
Phormio  durch  Prof.  Hauler  die  beste  Vorlage  für  meine  Aufgabe 
hatte.  Dazu  kam  noch  die  Aussicht  auf  die  Möglichkeit,  schon 
hier  die  Ergebnisse  meiner  handschriftlichen  Studien,  die  sich  vor 
allem  auf  den  Bembinus,  den  Victorianus  und  IÄpsiensis  erstreckten, 
wenigstens  teilweise  zu  verwerten,  wenn  ich  mir  auch  durchaus 
nicht  verhehlte,  daß  meine  Aufgabe  dadurch  erschwert  werde,  daß 
seit  dem  Erscheinen  der  1.  Auflage  bereits  an  die  20  Jahre  ver- 
flossen seien,  in  denen  das  zur  Verarbeitung  nötige  wissenschaftliche 
Material  im  allgemeinen  und  besonderen  gewaltig  gewachsen  sei. 
Gemäß  der  eigentümlichen  Einrichtung  dieser  Ausgabe,  die  schon 
von  dem  ersten  Herausgeber  über  das  Niveau  einer  gewöhnlichen 
Schulausgabe  gehoben  worden  war,  galt  es  daher  nicht  bloß  dieses 
Material  für  den  Fachmann  zu  verarbeiten,  sondern  es  mußte  auch 
Rücksicht  auf  den  Charakter  dieser  Sammlung  genommen  werden; 
ich  muß  daher  um  gütige  Nachsicht  bitten,  wenn  infolge  dieser 
eigentümlichen  Stellung  zwischen  Schulbedürfnis  und  wissen- 
schaftlicher Betrachtung  bisweilen  manches  zu  elementar,  die 
Citate  zu  reichlich,  anderes  wieder  einigen  zu  kurz  gefaßt  vor- 
kommen sollte.  Wenn  an  manchen  Stellen,  die  bisher  einer  be- 
friedigenden und  endgültigen  Regelung  in  handschriftlicher  oder 
exegetischer  Beziehung  entbehrten,  ein  neuer  Ausweg  versucht 
wurde,  der  manchem  zu  kühn  erscheinen  mag,  so  dürfte  dies  dem 
Werte  der  Arbeit  keinen  Abbruch  tun,  die  sich  vornehmlich  an 
die  jungen  Philologen  richtet  und  ihre  Absicht  auch  schon  erreicht 
glaubt,  wenn  sie  zu  neuer  Untersuchung  anzuregen  imstande  wäre. 


IV  VORWORT  ZUR  ZWEITEN  AUFLAGE 

Bezüglich  der  Durchführung  meiner  Arbeit  im  allgemeinen 
kann  ich  mich  kurz  fassen.  In  der  Einleitung  versuchte  ich  das 
Verhältnis  des  Stückes  zu  seiner  Vorlage  genauer  zu  ermitteln,  wobei 
ich  mich  an  meinen  bereits  früher  veröffentlichten  Aufsatz:  Zu  den 
Adelphoe  des  Terenz,  Wien.  Stud.  XXIII  87 — 105,  anlehnen  konnte. 
Hier  wie  in  den  Bemerkungen  zu  den  einzelnen  Szenen  habe  ich 
mich  gleich  Niemeyer  in  seiner  bekannten  Bearbeitung  des  Miles 
gloriosus  bemüht,  das  dramaturgische  Element  stärker  hervor- 
zuheben und  zur  Geltung  zu  bringen.  In  der  Textesgestaltung 
habe  ich  mich  an  die  bewährte  Führung  durch  den  Bembinus 
gehalten,  in  jenen  Partien,  wo  uns  dieser  im  Stiche  läßt,  an  die 
d- Klasse  mit  dem  Lipsiensis  an  der  Spitze,  der  mir  der  beste  Ver- 
treter dieser  Klasse  zu  sein  scheint.  Hier  sei  noch  erwähnt, 
daß  ich  auch  die  Glossae  Terentianae  an  manchen  Stellen  als 
Unterstützung  für  die  Textkritik  und  Erklärung  hinzuziehen  konnte. 
Bezüglich  der  Rechtschreibung  habe  ich  mich  so  ziemlich  an  Hauler 
(s.  Vorw.  z.  Phorm.3  VI)  gehalten. 

Ein  besonderes  Wort  muß  ich  der  Interpunktion  widmen. 
Da  wir  im  Bembinus  eine  vortreffliche  Interpunktion  von  der 
Hand  des  Iouiales  (s.  darüber  Wien/ Stud.  XXII  56 — 114)  besitzen, 
deren  inniger  Zusammenhang  mit  der  antiken  Praxis  mir  aus 
inneren  Gründen  zweifellos  geworden  ist,  bin  ich  demselben  fast 
überall  gefolgt.  Wenn  auch  dadurch  so  mancher  Nebensatz  und 
Vokativ,  der  nicht  am  Anfange  der  Rede  steht,  nicht  abgetrennt 
worden  ist,  bisweilen  ein  Hauptsatz  in  kleinere  Kola  zerlegt 
wurde,  als  wir  es  nach  unsrer  logischen  Zeichengebung  gewohnt 
sind,  dürfte  dies  doch  nicht  dem  Verständnis  hinderlich  sein,  da- 
gegen durch  die  dem  Sinne  und  Gefühle  entsprechende  Pausen- 
setzung für  den  Vortrag,  denn  nur  diese  Aufgabe  kann  die 
Interpunktion  haben,  das  Verständnis  der  psychischen  Vorgänge 
in  den  redenden  Personen  fördern.  Bezüglich  der  Erklärung  in 
den  Anmerkungen  bemühte  ich  mich  ebenfalls,  meinem  Vorbild 
möglichst  zu  folgen.  Wenn  ich  in  der  Verwertung  des  Donat- 
Kommentars  darüber  hinausging,  dürfte  dies  der  Arbeit  nicht 
zum  Schaden  gereicht  haben.  Dank  der  eifrigen  wissenschaftlichen 
Arbeit,  die  in  diesen  zwanzig  Jahren  unserem  Stücke  gewidmet 
wurde,  konnten  nicht  bloß  die  Anmerkungen  bedeutend  bereichert, 
sondern  mußte  auch  der  kritische  Anhang  bedeutend  vermehrt 
werden.  Diese  Bereicherung  hatte  auch  die  Notwendigkeit  zur 
Folge,  das  Wort-  und  Sachverzeichnis,  das  in  der  1.  Auflage 
nur  die  wichtigsten  Dinge  berücksichtigte,  neu  anzulegen,  damit  es 
den    Inhalt    der    Arbeit    möglichst    erschöpfe.      Sehr    wertvoll    für 


VORWORT  ZUR  ZWEITEN  AUFLAGE  V 

meine  Arbeit  waren  mir  die  Besprechungen  der  1.  Auflage,  vor 
allem  die  von  Fr.  Leo,  Schlee,  Langen  und  Dombart.  In  ganz 
besonderem  Maße  bin  ich  ater  dem  Herrn  Univ.-Prof.  Dr.  Fr.  Skutsch 
in  Breslau  und  Univ.-Prof.  Dr.  E.  Hauler  in  Wien  für  ihre  wert- 
volle Unterstützung  zu  innigem  Danke  verpflichtet.  Jener  hatte 
die  außerordentliche  Güte,  die  Arbeit  im  Manuskript  durchzulesen 
und  mir  ein  gütiger  und  treuer  Berater  zu  sein,  dieser,  dem  .ich 
für  Ziel  und  Richtung  meiner  wissenschaftlichen  Tätigkeit  über- 
haupt, sowie  für  seine  unermüdliche  und  selbstlose  Förderung  meiner 
philologischen  Studien  auf  das  tiefste  verpflichtet  bin,  unterzog 
sich  der  großen  Mühe,  die  Arbeit  in  der  ersten  Korrektur  zu  lesen. 
Auch  Herrn  Dr.  P.  Weßner  in  Bremerhaven  danke  ich  herzlichst 
für  die  mir  gütigst  zur  Verfügung  gestellten  Verbesserungen  des 
Donat  -  Kommentars. 

Möge  das  Buch  im  neuen  Gewände  den  alten  Freunden  nicht 
unlieb  sein  und  sich  neue  erwerben. 

Wien,  im  Februar  1903. 

Robert  Kauer. 


ABKÜRZUNGEN. 


<  y  Ergänzungen. 
]  Interpolationen. 

f  Verderbnisse. 

Kursiver  Druck  von  Buchstaben  und  Wörtern  im  Texte  bezeichnet  Kon- 
jekturen, z.  B.  „ftttius"  statt  (handschr.)  „eins", 

C.  I.  L.  =  Corpus  inscriptionutn  Latinarutn. 

Gr.  L.  =  Chrammatici  Laiini,  H.  Keil. 

Benti.  =  Bentley. 

Don.  =  Donat  (P.  Terenti  comoediae  cum  scholiis  Aeli  Donati  et  Eugraphi 
commentariis  ed.  R.  Klotz,  Lipsiae  1838,  2  Bände;  für  Andria  und 
Eunuch  Aeli  Donati  quod  fertur  commentum  Terenti.  ..rec.  P.Weßner, 
Lipsiae  1902,  I). 

Dz.  =  Dziatzko  (Dz.1  =  Dziatzkos  erste  Ausgabe  der  Adelphoe  1881, 
Dz.8  =  P.  Ter.  Afri  comoediae  recensuit  C.  Dz.,  ed.  stereot.,  Lipsiae  1881), 

Fleck.  =  Fleckeisen  (Fleck  *=  Fleckeisens  2.  Terenzausgabe,  1898). 

Haul.  =  Hanler  (Haul.  8=  Dziatzko -Hauler,  8.  Phormioausgabe,  1898). 

IKG-  =  Iambenkür  zungsgesetz. 

Stamp.  =  ßtampini,  -Gli  Adelphoe  di  Terenzio  con  introduzione  e  com- 
mento  di  Ettore  Stampini,    Torino  1891. 

Studem.  =  Studemund. 

Umpf.  =  Umpfenbachs  Ausgabe  (P.  Terenti  comoediae,  Berolini  1870). 

West.  =  P.  Terentii  Afri  comoediae  sex,  cur.  A.  H.  Westerhovius,  Hagae 
Com.    1726. ,  2  Bände. 

Y.  =  Vers  (ohne  nähere  Bezeichnung  der  Komödie  stets  aus  den  Adelphoe). 

Handschriften: 

A  =  Bembinus   (A*  =  man.  ant,    Iou.  =  Iouiales),    D  =  Victorianus, 

G  =■  Decurtatus,  V  =  Fragmentum  Vindobonense ,  P  =  Partsinus,  C  =  Va- 

ticanus,  F  =  Ambrosiantts ,  L  =  Lipsiensis,  E  =  Miccardianus *).    S.  Haul.8 

29,  68,  A.  2  und  den  Krit.  Anhang. 

1)  Den  Angaben  für  G,  P,  C,  F  liegt  Umpf.  zugrunde ,  für  V  Hauler, 
De  fragm.  Terent.  Vindöb.  (Wien.  Stud.  XVHI.  84  ff.),  für  A  (vgl.  meine 
Aufsätze  Wien  Stud.  XX  262  ff.,  XXTT  66—114)  D  und  L  meine  eigenen 
Kollationen.   Einzelheiten  sind  an  Ort  und  Stelle  angegeben. 


Einleitung. 

Die  Adelphoe  des  Terenz,  welche  im  J.  160  v.  Chr. 
(594  d.  St.)  an  den  für  L.  Ämilius  Paulus  von  dessen  Söhnen 
Q.  Fabius  Maximus  und  P.  Cornelius  Africanus  veranstalteten 
Leichenspielen  durch  den  Schauspieldirektor  L.  Ambivius  Turpio 
zum  ersten  Male  aufgeführt  wurden1),  nehmen  unter  den  Lust- 
spielen dieses  Dichters  dadurch  ein  besonderes  Interesse  in  An- 
spruch, daß  sie  allein  aus  dem  sonst  von  Terenz  gepflegten  Genre 
der  Intriguenstücke  zum  Teil  heraustreten  und  ihrem  wesentlichen 
Inhalte  nach  den  Charakterkomödien  zuzurechnen  sind.  Nur  in 
diesem  Lustspiel  tritt  bei  Terenz  im  Verlauf  der  Handlung  und 
durch  sie  eine  Entwicklung  in  der  Denk-  und  Sinnesweise  der 
Hauptperson  —  diese  ist  Demea  —  ein;  wie  die  Schürzung  des 
Knotens,  so  ist  dessen  Lösung  mit  Demeas  Charakter  in  die  engste 
Verbindung  gebracht. 

Die  völlige  Verschiedenheit  zweier  bereits  in  ein  höheres  Alter 
gerückten  Brüder,  des  genannten  Demea  und  des  jüngeren  Micio2), 

1)  S.  Seite  22  und  die  Einleitung  zum  I.  Bändchen  dieser  Ausgabe 
(Phormio,  3.  Aufl.,  besorgt  von  Edm.  Hauler)  31  A.  1.  Auf  Grand  der  Be- 
merkung Donats  (Arg.  4,  23  f. ,  Reiff erscheid ,  Ind.  Vratisl.  hib.  1875/6, 
7,  18  —  20):  Hanc  dicunt  ex  Terentianis  secwndo  loco  actam,  etiam  tum 
rudi  nomine  poetae:  itaque  sie  pronuntiatam  Adelphoe  Terenti,  non 
Terenti  Adelphoe,  quod  adhuc  magis  de  fabulae  nomine  poeta,  quam 
de  poetae  nomine  fabula  commendabatur,  wurde  von  mehreren  Gelehrten 
die  Ansicht  vertreten,  daß  sich  der  Prolog  auf  die  erste  Aufführung 
nach  der  der  Andria,  die  DidaakaHe  auf  die  Wiederholung  an  den 
oben  erwähnten  Leichenspielen  beziehe,  vgl.  hierüber  Haul.3  Einl.  17  A.  1. 
Zuletzt  suchten  diese  Ansicht  zu  begründen  L.  Havet,  Sur  la  date  des 
Adelphes,  Rev.  d.  phil.  XI  48,  weil  Terenz  in  diesem  Stücke  (V.  610  ff.), 
allerdings  furchtsam,  versucht  habe,  die  metrische  Verschiedenheit  des 
Plautus  nachzuahmen  (hernach  habe  er  darauf  verzichtet),  ein  Grund, 
der  höchstens  die  Ansetzung  der  Ad.  als  letzten  Stückes  stützen  kann, 
und  E.  Herrmanowski ,  Quaesiiones  Terentianae  selectae,  Diss.  Halle  1892  II. 
Ex  prologis  quid  de  ordine  fabularum  appareat.  Die  Bemerkung  Donats 
erklärt  Wagner  aus  der  alphab.  Reihenfolge,  Leo  (Rh.  Mus.  XXVHI  324) 
aus  der  Benutzung  eines  Codex  der  <?- Klasse  durch  Donat.  Gerade  der 
Prolog  z.  d.  Ad.  übertrifft,  von  dem  seitens  Leos,  Analecta  Flautina  II, 
Gott.  1898,  geltend  gemachten  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  durch  seine 
klare  Gliederung  so  sehr  die  übrigen,  daß  wir  ihn  unbedingt  als  letzten, 
gereiftesten  des  Dichters  auffassen  müssen.  Bezüglich  der  Originalität 
des  Ter.  in  den  Prologen  s.  d.  Anm.  z.  Prol.  V.  1. 

2)  Nach  V.  938  steht  Micio  im  G5.  Lebensjahre  (haec  aetas  est,  ut 
Varro  ait,  comieorum  senum  nach  Donat  zu  d.  St.).  Demea  ist  der  ältere 
als  Repräsentant  einer  strengeren,  demnach  älteren  Lebensanschauung, 
und  hierzu  stimmt  V.  881 ,  wo  sich  Demea  ausdrücklich  natu  maxumus 
in  Bezug  auf  die  ganze  Familie  nennt. 

Teren    iua,  Adelphoe.'  1 


2  EINLEITUNG. 

bildet  den  Angelpunkt  der  Handlung1).  Dieser,  ein  Freund 
des  Stadtlebens  und  daher  in  Athen  selbst  lebend,  ist  milden, 
nachgiebigen,  ja  fast  schwachen  Charakters  (^per  totam  fabu- 
lam  mitis  Micio'  nach  Donat  Arg.  in  Ad.  6,  20 f.,  Reiff.  9,  12). 
Er  versteht  es,  sich  in  die  Menschen  und  die  Verhältnisse  zu 
schicken;  leben  und  leben  lassen  ist  der  Grundsatz  des  heiteren, 
liebenswürdigen  Lebemannes.  Das  Gegenstück  in  allem  ist  Demea 
(Jrjfiiag  von  örjiiog,  der  Gau,  Landbezirk)2):  er  lebt  auf  seinem 
Landgut  in  der  Nähe  der  Stadt,  bei  unausgesetzter  Arbeit  darbend 
und  sparend,  rauh  in  Wesen  und  Sitten,  streng  gegen  sich  und 
andere8).  Während  nun  Micio  die  Ungebundenheit  des  ehelosen 
Lebens  vorzog,  hat  sein  Bruder  geheiratet  und  besitzt  aus  der 
Ehe  zwei  bereits  zu  Jünglingen  herangewachsene  Söhne.  Den 
älteren,  Aschinus,  hat  Micio  an  Sohnes  Statt  angenommen  und  nach 
seinen  Grundsätzen  erzogen;  den  jüngeren,  Ctesipho,  hat  Demea 
bei  sich  behalten  und  sich  bemüht,  ihn  ganz  zu  seinem  Ebenbild 
heranzuziehen,  dabei  auch  überzeugt,  daß  ihm  dies  aufs  beste 
gelinge.  Trotz  der  verschiedenen  Erziehung  sind  beide  Söhne  von 
Herzen  gut  geblieben  und  wohlgeartet,  wenngleich  der  Einfluß 
jener  nicht  ohne  Folgen  war:  der  in  schrankenloser  Freiheit  sich 
selbst  überlassene  Aschinus  hat  alle  Freuden  des  Stadtlebens  in 
so   reichem   Maße   genossen,   daß   er  ihnen  nicht  mehr  blindlings 

1)  Nach  Donat  Praef.  in  Ad.  (4,  28 ff.,  Reiff.  7,  21  f.)  handelt  es  sich 
um  den  Unterschied  Hnter  rusticam  uitam  et  urbanam,  mitem  et  asperam, 
caelibis  et  mariti,  ueri  patris  et  per  adoptionem  facti'. 

•2)  Eine  ausführliche  Charakteristik  des  Demea  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  für  ihn  von  Terenz  gewählten  Ausdrucksweise  gibt 
P.Tschernjaew,  Terentiana.TJhev  die  Redeweise  des  Demea  etc.,  Kasan  1900. 
Demea  unterschied  sich  hinsichtlich  der  Sprache  sicherlich  schon  in  der 
griechischen  Vorlage  von  den  andern  Personen  des  Stückes.  Vgl.  hierzu: 
De  sermone  Terentü  plebeio  aut  quotidiano  von  dems.  Verf.,  Kasan  1900, 
wo  die  volkstümlichen  Wörter,  die  der  Dichter  dem  Demea  in  den 
Mund  legt,  im  Index  besonders  bezeichnet  sind. 

3)  Dieser  Verschiedenheit  des  Charakters  entsprach  auch  die  vom 
Dichter  beabsichtigte  Verschiedenheit  im  Äußeren.  So  lassen  V.  866: 
Ego  ille  agrestis,  saeuos,  tristis,  parcus,  truculentus,  tenax,  der  Name 
Mi<xo  (von  fiixpos;  vgl.  Don.  zu  Ad.  26  nomina  personaram  habere  debent 
rationem  et  etymologiam)  und  V.  864  erkennen,  daß  Demea  als  plumper, 
ungeschlachter  Mensch ,  Micio  als  zierlicher  Mann  auf  die  Bühne  kommen 
sollen.  Selbstverständlich  mußte  diese  äußere  Verschiedenheit  mehr  in 
den  Gebärden  (Don.  Arg.  9, 12,  Reiff. :  Seruatur  autem  per  totam  fabulam 
mitis  Micio,  saeuus  Demea),  Redeweise  (s.  ob.  A.  2)  und  Tracht  zum 
Ausdruck  kommen  als  in  der  Größe  (Dz. l  schloß  aus  V.  394  auf  besondere 
Größe  Demeas  und  meinte,  daß  in  V.  395  mit  sotnnium  auch  der  leib- 
liche Gegensatz  angedeutet  werde;  s.  d.  Anm.  z.  d.  V.  V.),  die  doch  immer- 
hin von  den  jeweiligen  Schauspielern  abhing.  Der  von  Dombart  (Blatt. 
f.  d.  bayr.  Gymnw.  XVIII  356)  angedeutete  Grund,  daß  nach  der  Rollen- 
verteilung des  Bemb.  derselbe  Schauspieler  sowohl  den  Demea  als  den 
Micio  geben  müsse,  kann  nach  keiner  Richtung  geltend  gemacht  werden, 
da  die  Bezeichnung  der  Personen  durch  Buchstaben  mit  der  Rollen- 
verteilung nichts  zu  tun  hat;  s.  Leo,  De  Senecae  tragotdiis  obseruat.  crit.  85 ff. 


EINLEITUNG.  3 

nachjagt,  und  ist  bereits  selbstbewußt  und  sicher  im  Auftreten 
gegen  andere,  namentlich  gegen  Leute  vom  Schlage  des  Sannio, 
geworden,  während  er  seinem  Onkel  und  Ziehvater  gegenüber 
Ehrerbietung  und  Liebe  zeigt;  Ctesipho  ist  durch  die  Strenge 
Demeas  schüchtern  und  ängstlich  geworden,  ist  aber  gegen  diesen 
trotz  der  Furcht,  die  er  vor  ihm  empfindet,  doch  noch  von  kind- 
lichen Gefühlen  erfüllt  (V.  519:  Quod  cum  salute  eius  fiat)1^ 
unbekannt  mit  den  Genüssen  der  jeunesse  doree  von  Athen  ist  er 
aber  seiner  Jugend  entsprechend  um  so  geneigter,  die  erste  Ge- 
legenheit zu  solchen  mit  ganzer  Seele  zu  ergreifen.  Bei  gelegent- 
lichen Besuchen  in  der  Stadt  hat  er  eine  Zitherspielerin,  die  im 
Besitze  eines  Kupplers  ist,  kennen  gelernt  und  sich  sterblich  in 
sie  verliebt.  Für  ihn  entführt  Äschinus  die  Geliebte  mit  Gewalt 
aus  dem  Hause  des  Kupplers,  welcher  eben  im  Begriff  war,  mit 
ihr  nach  Cypern  zum  Markte  zu  fahren,  da  er  —  fast  schon  zu 
spät  —  erfahren  hatte,  daß  sein  Bruder  lieber  das  Vaterland  ver- 
lassen als  seine  Geliebte  aus  den  Augen  verlieren  wolle  (V.  272 ff.). 
Der  tatkräftige  Jüngling  wählt  ein  gewaltsames ,  aber .  sicheres 
Mittel,  den  Bruder  zu  retten.  Äschinus  dagegen  hatte  vor  Monaten 
die  Tochter  einer  armen,  aber  freigeborenen  und  ehrbaren 
athenischen  Witwe  verführt  (wie  Pamphilus  in  der  Hecyra  die 
Philumena),  und  dieses  Mädchen,  welches  der  Jüngling  aufrichtig 
liebt  und  dem  er  die  Ehe  versprochen  hat,  sieht  stündlich  der 
Entbindung  entgegen.  Bis  zu  diesem  Punkte  haben  sich  die  Er- 
eignisse bei  Beginn  des  Stückes  entwickelt.  Die  Handlung  dreht 
sich  nun  um  die  schrittweise,  durch  mancherlei  Irrtümer  und 
Intrigen  aufgehaltene  Entdeckung  der  Vergehen  unserer  Jünglinge 
durch  die  beiden  Alten,  um  die  verschiedene  Wirkung,  welche 
die  Entdeckung  auf  diese  ausübt2),  sowie  um  den  lebhaften  Streit, 
in  welchen  sie  wegen  ihrer  Beurteilung  der  Vorgänge  geraten. 
Demea,  welcher  seine  strengen  Grundsätze  selbst  an  dem  mit 
größter  Sorgfalt  gehüteten  und  für  unverdorben  gehaltenen  Ctesipho 
zu  schänden  werden,  sich  selbst  dabei  vom  Bruder  bekämpft,  vom 
Sklaven  Syrus,  dem  schlauen  Helfershelfer  der  Jünglinge,  ver- 
spottet, von  den  Söhnen  gefürchtet  sieht,  während  Micio  ihr  Ver- 
trauen und  ihre  Liebe  besitzt,  kommt  endlich  (V  4),  teilweise 
auch  durch  die  Bitten  Micios  (V  3)  bewogen,  in  einer  Art  von 
Galgenhumor    zu    dem    Entschluß3),    seine    bisherige    strenge    Art 

1)  In  meisterhafter  Weise  wird  durch  diese  kurze  Bemerkung  der 
liebenswürdige  Charakter  Ctesiphos  gezeichnet,  s.  Lessing,  Hamb.  Dram. 
78.  St.  Ende. 

2)  Donat  zu  V.  380  In  tota  comoedia  opera  damda  est,  ut  stomachetur 
Demea,  excepto  quod  se  ipse  in  fme  conimutat.   Vgl.  Donat  zu  V.  540. 

3)  Über  den  Tadel  Voltaires  gelegentlich  der  Besprechung  des 
Moliereschen  Stückes  L'ecole  des  maris,  dem  die  Adelphoe  als  Vorlage 
dienten,  vgl.  Lessing,  Hamb.  Dram.  70.  und  71.  Stück.  Daß  der  V.  879 f. 
gefaßte  Entschluß  nicht  ernst  an  nehmen  ist,  wie  Voltaire  meinte,  darauf 


4  EINLEITUNG. 

für  eine  kurze  Zeit  aufzugeben  und  seinen  Bruder  an  Güte  noch 
zu  überbieten.  In  diesem  Sinne  bestimmt  er  rasch  hintereinander 
den  nachgiebigen  und  schwachen  Micio  mit  Hilfe  des  Aschinus, 
dem  Micio  ja  auch  bisher  in  allem  willfährig  gewesen  war,  zu 
einer  Reihe  von  Maßregeln,  welche  zwar  dem  Aschinus  und  der. 
einen  oder  andern  diesem  nahestehenden  Person  erwünscht,  zu- 
gleich aber  recht  unnötig  und  kostspielig,  ja  zum  Teil  sogar 
lächerlich  und  unvernünftig  sind  und  beinahe  zur  völligen  Ver- 
spottung des  gefälligen  Bruders  führen.  Natürlich  gewinnt  Demea 
auf  diese  Weise  schnell  die  Zuneigung  derer,  welche  ihn  früher 
gemieden  hatten,  liefert  aber  damit  schließlich  dem  Bruder  und 
dem  anwesenden  Aschinus1)  und  somit  auch  den  Zuschauern  den 
faktischen  Beweis,  daß  Micios  Anschauung  nicht  die  richtige  sei, 
um  dann  wieder  die  für  kurze  Zeit  vorgenommene  Maske  fallen 
zu  lassen.  Denn  als  Micio  nach  den  rasch  aufeinanderfolgenden 
Angriffen  auf  seine  Person  und  Börse  endlich  dazu  kommt,  die 
Frage  an  ihn  zu  richten  (V.  9 84 f.): 

Quid  istuc?  quae  res  tarn  repente  mores  mutauit  tuos? 
quod  prolubium,  quae  istaec  subitast  largitas? 

eröffnet  er  den  Zweck  der  Verstellung  mit  den  Worten  (V.  985  flf.): 

Dicam  tibi: 
ut  id  ostenderem,  quod  te  isti  facilem  et  festiuom  putant, 
id  non  fieri  ex  uera  uita  neque  adeo  ex  aequo  et  bono, 
sed  ex  adsentando,  indulgendo  et  largiendo  Micio, 

und  fügt  hinzu  (V.  9 89 ff.): 

nunc  adeo  si  ob  eam  rem  uobis  mea  uita  inuisa  Aeschine  est 
quia  non  iusta  iniusta  prorsus  omnia  omnino  obsequor, 
missa  facio:  effundite,  emite,  facite  quod  uobis  lubet. 
sed  si  id  uoltis  potius,  quae  uos  propter  adulescentiam 
minus  uidetis2),  magis  inpense  capitis,  consulitis  partim, 
haec  repreliendere  et  corrigere  me  et  obsecundare  in  loco: 
ecce  me,  qui  id  faciam  uobis. 

hat  schon  Lessing  schlagend  hingewiesen.  Die  Verse,  welche  in  dem 
Stücke  Molieres  besonders  an  die  Adelphoe  des  Ter.  erinnern,  stellt 
Psichari  in  seiner  Ausgabe  unseres  Stückes  (Paris  1895,  92  —  94)  zu- 
sammen, S.  94  —  96  die  an  IV  5  erinnernde  Szene  (IV  2)  aus  den  Esprits 
des  P.  de  Larivey.  Vgl.  auch  Psichari  in  der  Einleitung  16.  Lessing 
knüpft  seine  Erörterungen  an  die  Aufführung  einer  deutschen  Bearbeitung 
der  Adelphoe,  der  „Brüder"  von  Romanus,  an. 

1)  Der  jüngere  Ctesipho  wird  vom  Dichter  mit  weiser  Absicht  im 
ganzen  Stücke  nicht  mit  dem  getäuschten  Vater  auf  der  Bühne  zusammen- 
gebracht. 

2)  Dazu  macht  Donat  die  vortreffliche  Bemerkung,  die  den  Nagel 
auf  den  Kopf  irifffc:  Hie  ostendit  Terentius  magis  Demeam  simulasse 
mutatos  mores  quam  mutauisse.  Vgl.  auch  Donat  zu  V.  881  (V4,  27)  Vide 
remanere  in  Demea  non  penitus  eieetam  severitalem. 


EINLEITUNG.  5 

Während  er  also  die  Absicht  durchführt,  dem  Micio  zu  zeigen, 
daß  seine  Güte  zum  Teil  auf  Schwäche  beruhe  und  einer  Er- 
gänzung durch  rechten  Rat  bedürfe,  ist  er  infolge  der  dabei  ge- 
machten Erfahrungen  auch  in  Bezug  auf  sich  selbst  zu  einer 
besseren  Einsicht  gekommen.  Seine  frühere  pedantische  Strenge, 
mit  der  er  alles,  mochte  es  nun  billig  oder  unbillig  sein,  rundweg 
abschlug,  gibt  er  insoweit  auf,  als  er  seine  Grundsätze  den  andern 
nun  nicht  mehr  aufdrängen  und  diese  dadurch  von  sich  abstoßen, 
sondern  nur  noch  im  Einverständnis  mit  ihnen  und  ihres  guten 
Willens  gewiß  ratend  und  bessernd  eingreifen  will. 

Man  hat  an  diesem  Ausgang  des  Lustspiels  getadelt,  daß 
sich  Micio  völlig  unerwartet  im  65.  Lebensjahre,  wenn  auch  mit 
Widerstreben,  von  Demea  und  Äschinus  zu  einer  Heirat  mit 
Sostrata,  der  Mutter  seiner  Schwiegertochter,  bereden  läßt,1)  Und 
in  der  Tat  ist  die  immerhin  leichte  Art,  mit  welcher  über  einen 
so  wichtigen  Schritt  entschieden  wird,  der  gänzliche  Mangel  eines 
inneren  Zuges,  welcher  zu  dieser  Verbindung  führt,  unserem  Ge- 
fühle anstößig.  Rasch  und  nach  äußeren  Gesichtspunkten,  falls 
nicht  durch  Zufall  eine  Herzensneigung  hinzutritt,  wurde  aber 
überhaupt  im  Leben  der  Alten  —  entsprechend  der  wesentlich 
andern  Stellung,  welche  bei  ihnen  Ehe  und  Familienleben  ein- 
nahmen —  und  daher  auch  in  den  Lustspielen  über  Heiraten  Be- 
schluß gefaßt;  man  erinnere  sich  nur  an  die  kurzangebundene  Art, 
wie  in  der  Andria  Simo  seinen  Sohn  Pamphilus  zur  Ehe  mit  der 
Tochter  des  Chremes  zwingen  will,  oder  wie  sich  Clitipho  im 
Hautontimorumenos  auf  das  Verlangen  des  Vaters  zu  einer  Heirat 
versteht  (V.  1056 — 1066),  von  der  vorher  noch  gar  keine  Rede 
war.  Aber  nicht  bloß  kein  Anstoß  darf  in  der  Einführung  dieser 
Episode  erblickt  werden,  sondern  sie  bildet  geradezu  einen  Vorzug, 
der  nicht  bloß  das  Stück  an  sich  hebt,  sondern  auch  gegenüber 
Menander  einen  wesentlichen  Fortschritt  bildet  (vgl.  über  diesen 
Punkt  S.  1 6  f.).  Denn  man  kann  es  nur  als  vollkommmen  berechtigt 
anerkennen,  daß  Micio,  welcher  vorher  dem  Äschinus  und  Ctesipho 
gegenüber  in  den  wichtigsten  Fragen  ein  unbedingtes  Gewährenlassen 
bekundet  hatte,  schließlich  auch  an  sich  in  einer  Frage  von 
Wichtigkeit  ein  Exempel  statuieren  lassen  muß;  die  bloßen  mate- 
riellen Verluste,  welche  für  ihn  mit  der  Freigebung  und  Ausstattung 
von  Sklaven  u.  dgl.  verbunden  waren,  hätten  der  dichterischen  Ge- 
rechtigkeit nicht  Genüge  getan.  Daß  Terenz  Micio  sich  gegen 
den  lächerlichen  Plan  eifrig  wehren  .läßt,  erhöht  nur  die  Leb- 
haftigkeit der  Szene,  die  ihre  komische  Wirkung  auf  die  Zuschauer 
um  so  weniger  verfehlen  konnte,,  je  entschiedener  sich  Micio  in  I  2 
unter  direkter  Apostrophierung  des  Publikums  gegen  das  Heiraten 
ausgesprochen  hatte. 


1)  Vgl.Neneini,  De  lerentio  eiusque  fontibus,   Livorno  „1891,  144  f. 


6  EINLEITUNG. 

Was  das  griechische  Original  der  Ädelphoe  betrifft,  so 
ist  dieses  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnis  Varros  und  Suetons, 
der  Didaskalie  und  Donats  das  gleichnamige  Stück  Menanders1), 
und  zwar,  wie  Fr.  Schoell  (Fleck.  Jahrb.  OXIX  44 ff.)  nachgewiesen 
hat,  das  zweite  von  zwei  gleichnamigen,  dem  Inhalte  nach  aber 
ganz  verschiedenen  Stücken  dieses  Dichters2).  Terenz  folgte  aber 
keineswegs  sklavisch  seiner  griechischen  Vorlage,  sondern  nahm  sowohl 
in  Bezug  auf  die  Ökonomie  des  Stückes  als  auch  in  formeller  Hin- 
sicht zahlreiche  Änderungen3)   vor,   über  die   wir  teils   durch  ihn 

1)  Daß  das  Original  im  Prologe  nicht  erwähnt  wird,  der  Vorwurf 
des  literarischen  Diebstahls  aber  schon  vor  der  Aufführung  erhoben 
und  verbreitet  wurde,  könnte  zu  der  Annahme  führen,  daß  das  menandrische 
Stück  bereits  bei  der  Einladung  durch  den  praeco  genannt  worden  sei; 
da  sich  die  Gegner  aber  von  dem  Stücke  auch  schon  gelegentlich  der 
Proben  oder  auf  dieselbe  Weise  wie  vor  dem  Eunuch  (vgl.  Eun.  Prol.  V.  20) 
Kenntnis  verschaffen  konnten,  mochte  die  Nennung  des  Originals  auch 
erst  bei  der  pronuntiatio  tituli,  die  der  Aufführung  des  Stückes  unmittelbar 
vorausging  (vgl.  Haul.3,  Einl.  32  und  A.  6  und  6),  erfolgt  sein.  Auch 
eine  dritte  Möglichkeit  scheint  nicht  ausgeschlossen,  daß  nämlich  nach 
V.  3  wirklich  ein  Ausfall,  allerdings  bedeutend  größer,  als  bisher  (s.  Krit. 
Anh.)  angenommen  wurde,  stattgefunden  hat,  der  ungefähr  den  Versen  20 — 28 
des  Eunuchprologs  entsprach  und  somit  auch  das  Hauptoriginal  nannte. 

2)  Die  'A8elq>oi  cc  Menanders  sind  das  Original  des  plautinischen 
Stichus,  als  solches  in  der  Didaskalie  des  Lustspiels  genannt,  aber 
früher  stets  angezweifelt  wegen  der  terenzischen  Ädelphoe.  Der 
Beweis  für  die  Unterscheidung  stützt  sich  auf  die  beiderseitigen  Didas- 
kalien,  auf  Schol  Plat.  Bekk.  319  (in  Phaedr.  279  C),  wo  MevavSgog  "AStl- 
tpoig  ß'  mit  Bezug  auf  Ad.  804  zitiert  wird,  und  auf  den  Umstand,  daß 
einige  Fragmente  in  das  terenzische  Stück  gar  nicht,  aber  mehr  oder 
weniger  gut  in  den  Stichus  passen  (s.  Schoell  a.  0.).  Von  den  Fragm.  IV 
und  VDJ  der  Meinekeschen  Sammlung  (Fragm.  com.  Gr.  ed.  mai. ;  Kock  DJ 
6,  Frg.  6  und  4,  Frg.  4)  kann  das  allerdings  Schoell  nicht  zugegeben 
werden.  Dieses  paßt  ganz  gut  für  eine  Beratung,  wie  sie  Ad.  DJ  2  von 
V.  37  an  stattfindet,  und  jenes  entweder  in  die  gleiche  Szene  oder  noch 
besser  in  den  der  4.  Szene  des  DJ.  Aktes  entsprechenden  Auftritt  (vgl. 
Dane  a.  0.  29).  Dagegen  kann  Frg.XIV  (Kock  DJ  6,  Frg.  11)  &eog  ißti 
toig  XQrjatotg  aet  j  6  vovg  yÜQ,  aJg  £o«i£v,  a>  aoqxoxaxoi,  ein  Bruchstück, 
das  Schoell  nicht  für  seine  Ansicht  benutzt  hat,  sehr  gut  in  einen 
Monolog  des  Parasiten  aus  dem  Stichus  gehören,  in  welchem  er  etwa 
sein  natürlich  auf  den  Magen  basiertes  Glaubensbekenntnis  darlegt  und 
um  des  Gegensatzes  willen  vorher  die  ^pjjatoi  erwähnt,  die  sich  durch 
den  Verstand  wie  durch  einen  Gott  leiten  lassen.  Schließlich  sei  erwähnt, 
daß  das  mit  Xaig'  a  cpllr]  yi}  beginnende  Fragment  (bei  Meineke  u. 
'Alieis  VDJ,  Kock  DJ  7,  Frg.  13)  wegen  des  letzten  Verses  (rö  yag  xqiyov 
fie  xovx1  iyca  hq£v<o  &sov)  nicht  mit  Stich.  623 f.  verglichen,  überhaupt 
nicht  einem  der  beiden  Brüder  zugeteilt  werden  kann,  sondern  wohl 
einem  der  zwei  gleichfalls  heimkehrenden  Sklaven  in  den  Mund  zu 
legen  ist;  höchst  wahrscheinlich  dem  Sagarinus,  welcher  bei  Plautus 
V.  649  f.  anläßlich  seiner  Rückkehr  ausruft:  Saluete,  Athenae,  quae 
nutrices  Graeciae!  JSrilis  patria,  salue:  ut  te  uideo  lubens!  —  Ob  Be- 
merkungen Donats  wie  zu  V.  491  (III 4, 45),  840  (V  3,  54)  auf  das  griechische 
Original  Bezug  nehmen  (sie  fehlen  bei  Meineke  und  Kock),  ist  zweifelhaft. 

3)  Von  den  Gelehrten,  die  sich  mit  dieser  schwierigen  Frage  be- 
schäftigten, kommen  hauptsächlich  in  Betracht:  Lessing,  Hamb.  Dramat. 


EINLEITUNG.  7 

selbst,  zum  größeren  Teüe  durch  den  Donatkommentar  unterrichtet 
werden. 

Die  hervorragendste  Änderung,  welche  Terenz  mit  Menanders 
'ASeXcpol  ß'  vornahm,  war  jedenfalls  die,  daß  er  in  dieses  Lustspiel 
eine  Szene  aus  einem  andern  griechischen  Stücke  einfügte,  ein 
Verfahren,  das  ihm  von  seinen  Gegnern  schon  bei  der  Andria  den 
Vorwurf  der  contaminatio1)  eingetragen  hatte.    Da  dieser  Vorwurf, 

1768,  St.  71,  72,  96  —  100;  W.  H.  Grauert,  Über  das  Kontaminieren  der  lat. 
Komiker,  in  den  histor.  und  pbilol.  Analekten ,  Münster  1833,  116 ff.  (dazu 
Dübner  in  Fleck.  Jahrb.  X  22—35);  C.F.Hermann,  Bisputatio  de  P.  Terentii 
Adelphis,  Ind.  lect.  Marburg  1838;  Ihne,  Quaest.  Terent.,  Bonn  1842; 
W.  S.  Teuffei,  Rhein.  Mus.  1853,  26  —  50  (auch  Stud.  u.  Charakt.*,  Leipzig 
1889,  357  ff.);  W.  Fielitz,  Über  Anfang  u.  Ende  der  menandrischen 
Adelphen,  Fleck.  Jahrb.  XC VII  675  —  682;  Blasen,  Quam  rationem  Ter. 
in  contaminatis  fabulis  componendis  secutus  esse  uideatur,  P.  1,  quae  Adelphos 
complectitur ,  Pr.  Rheine  1884;  G.Regel,  Terenz  im  Verhältnis  zu  seinen 
griechischen  Originalen,  Pr.  Wetzlar  1884;  zuletzt  Fl.  Nencini  a.  0. 
117 — 148,  der  jedoch  eine  zu  große  Ausdehnung  der  eingefügten  Diphilus- 
partie  (II 1  und  2)  annimmt,  sowie  in  der  Aufstellung  der  sonstigen  Ab- 
weichungen von  Men ander  zu  weit  geht,  so  daß  sein  Buch,  so  vorzüglich 
es  auch  ist,  doch  nicht  als  abschließend  gelten  kann;  die  obige  Dar- 
stellung habe  ich  ausführlicher  zu  begründen  gesucht  in  meinem  Aufsatze : 
Zu  den  Adelphoe  des  Terenz,  Wiener  Stud.  XXTII  87  —  105.  Über  die 
Adelphoe  handelt  auch  P.  A.  Sipkema,  Quaestiones  Terentianae,  Amsterdam 
1901,  8—70. 

1)  Contaminare  (abgeleitet  von  cnntamen  wie  nominare  von  nomen) 
vom  Stamme  tang  oder  tag  (vgl.  Lindsay-Nohl,  Die  lat.  Sprache,  Leipz. 
1897,  333  u.  335)  hat  die  eigentliche  Bedeutung:  'in  Berührung  bringen' 
verloren  und  nur  die  okkasionelle:  'durch  Berührung  (mit  etwas  Un- 
gehörigem) verunreinigen*  behalten  (vgl.  Haul.3  Einl.  19),  wenn  nicht 
schon  contamen  (vor  Tertullian nicht  belegbar)  die  Bedeutung  'Besudelung, 
Befleckung'  erhalten  hatte,  die  dann  auf  das  abgeleitete  Verbum  über- 
ging. So  Donat  zu  Andr.  Prol.  16  Proprie  est  manibus  luto  plenis  aliquid 
attingere;  vgl.  Ter.  Eun.  552  Ne  hoc  gaudium  contaminet  uita  aegritudine 
aliqua;  der  Gegensatz  von  contaminatus  in  diesem  Sinne  ist  daher  das 
vom  gleichen  Stamme  gebildete  integer:  s.  Cic.  Top.  18,  69  ut  ante* 
ponantur  .  .  .  integra  contaminatis.  Wohl  erst  von  den  Gegnern  des 
Terenz  und  anscheinend  nur  von  ihnen  wurde  dieser  Ausdruck  auf  seine 
literarische  Tätigkeit  angewendet,  und  dieser  bedient  sich,  wenn  er 
ihnen  entgegentritt,  wohl  mit  Absicht  ihres  eigenen  Ausdrucks  in  ironischem 
Sinne:  Haut  Prol.  17 f.  Multas  contaminasse  Graecas,  dum  facit  paucas 
Latinas;  Andr.  Prol.  16  Contaminari  non  decere  fabulas  {integra  comoedia, 
Haut.  Prol.  4  ist  dagegen  nicht  der  Gegensatz  von  contaminata  c.  [denn 
damit  könnte  immer  nur  ein  griechisches  oder  benutztes  Stück  bezeichnet 
werden],  sondern  gleich  noua,  s.  Skutsch,  Der  Prol.  zum  Haut.  d.  Ter., 
Piniol.  LJX  3  f. ;  ebenso  integer  Ad.  Prol.  10).  Die  Gegner  bezeichneten 
aber  damit  nicht  bloß  das  Antasten  anderer  Stücke,  um  daraus  ganze 
Szenen  zu  entnehmen,  sondern  überhaupt  das  Entlehnen  einzelner  Ge- 
danken und  Episoden  aus  anderen  Stücken,  wodurch  diese  'besudelt, 
angepatzt'  wurden,  wie  teilweise  gegen  Ihne  (Quaest.  Terent,  Bonn 
1843,  7)  Nencini  a.  0.  6f.  unter  Hinweis  auf  Andr.  Prol.  V.  16  und  Don. 
zu  Andr.  V.  969  festgestellt  hat  (so  erklärt  sich  am  einfachsten  Haut. 
Prol.  V.  17 f.  Multas  contaminasse  Graecas,  dum  facit  paucas  Latinas, 
da  Terenz  für  die  Andria  allein,  um  von  der  Hecyra  abzusehen,  die 
griechischen  Stücke  'AvSqiu,    negiv&iu   und    Evvov%oe    angerührt    oder 


8  EINLEITUNG. 

soweit  er  sich  auf  das  Verarbeiten  mehrerer  griechischen  Stücke 
zu  einem  lateinischen  Bezieht,  nicht  bloß  für  die  literarische 
Tätigkeit  des  Terenz  von  besonderer  Bedeutung  geworden  ist, 
sondern  dieser,  wie  wir  aus  seinen  eigenen  Worten  erfahren  (Andr. 
Prol.  V.  18,  Haut.  Prol.  V.  20) ,  hier  dem  bewährten  Beispiele,  das 
ihm  Naevius,  Plautus  und  Ennius  gegeben  hatten,  gefolgt  ist,  er- 
scheint es  wohl  gerechtfertigt,  im  folgenden  näher  darauf  einzugehen. 
Als  seit  dem  Jahre  240  v.  Chr.  (514  d.  St.)  zunächst  durch 
Livius  Andronicus  sich  auf  der  römischen  Bühne  das  griechische 
Lustspiel  in  lateinischer  Übertragung,  die  fäbula  palliata,  ein- 
bürgerte, war  der  Natur  der  Sache  nach,  da  bei  der  Ungeübtheit 
der  römischen  Bearbeiter  der  Reiz  der  Form  noch  nicht  zur 
Wirkung  kommen  konnte,  das  Interesse  der  Römer  an  jenen  Pro- 
dukten einer  überfeinen  Kultur  ein  im  wesentlichen  stoffliches. 
Diesem  sachlichen  Interesse,  welches  in  spannender  Ökonomie, 
wirkungsvoll  ersonnenen  Situationen  und  möglichst  reicher  Komik 
des  Einzelnen  seine  Befriedigung  findet,  entspricht  es  vollkommen, 
wenn  beim  römischen  Theaterpublikum  des  VI.  Jahrhunderts  vor 
allem  die  nouae  fäbulae  in  Ansehen  standen  und  auf  günstige 
Aufnahme  rechnen  konnten.  Unter  dem  gleichen  Gesichtspunkt 
wird  es  aber  in  der  älteren  Periode  der  Palliatendichtung  den 
Zuschauern  auch  ziemlich  gleichgültig  gewesen  sein,  ob  ihre  Dichter 
bei  den  Übertragungen  griechischer  Stoffe  ein  oder  mehrere  Stücke 
benutzt  hatten,  vorausgesetzt,  daß  ihnen  jene  im  neuen  Stücke 
auch  wesentlich  Neues  boten1).  Und  es  ist  nicht  zu  bezweifeln, 
daß  die  Dichter  von  der  Möglichkeit,  aus  der  Fülle  des  ihnen  zu 
Gebote  Stehenden  zu  schöpfen,  reichlich  Gebrauch  gemacht  haben. 
Bei  Plautus  können  wir  ja,  abgesehen  von  der  uns  darüber  erhaltenen 
Nachricht,  aus  einzelnen  Stücken  selbst  auf  eine  derartige  Einfügung 
fremder  Szenen  in  das  Hauptstück  mit  Bestimmtheit  schließen. 

'angepatzt'  hatte).  Eine  spätere  Verwendung  von  contaminare  auf 
literarische  Produkte  dürfte  sich  nicht  erweisen  lassen.  Die  Gleichung 
contaminare  fabulas  =  ex  pluribus  fabulis  unam  facere  oder  fäbulas  con- 
iungere,  wie  sie  auf  Grund  von  Don.  zu  Andr.  Prol.  16  ex  multis  unam  non 
decere  facere  ohne  weiteren  Nebensinn  von  Grauert  (a.  0.  120), 
Rummler  (Quaestiones  Terent.  Halis  Sax.  1873,  3),  Blasen  (a.  0:  4)  u.  a., 
mit  dem  Nebensinn  des  Verunreinigend  beider  Stücke  von 
Ruhnken  (Dictat.  in  Andr.  prol.  V.  16),  Könighoff  (De  ratione  quam  Ter. 
in  fab.  Gr.  Lat.  conuertendis  secutus  est,  Coloniae  1843),  Liebig  (De  proll. 
Ter.  et  Plaut.  1859,  9),  Dz.1  Einl.  7  A.  1,  Fabia  (a.  0.  178f),  Stampini 
(Einl.  L)  aufgestellt  wurde,  ist  mit  der  Grundbedeutung  des  Wortes,  zu- 
mal wenn  wir  die  singulare  Verwendung  des  Wortes  bedenken,  unvereinbar. 
1)  Fälle  wie  die  zweifache  Bearbeitung  des  menandrischen  Colax 
durch  Nävius  und  Plautus  (s.  Ter.  Eun.  Prol.  25  f.,  30  —  34)  bildeten  trotz 
Eun.  Prol.  43  sicher  nur  Ausnahmen  (vgl.  Ritschi,  Parerga  99  — 106), 
welche  entweder  einfach  auf  Versehen  beruhten  oder  dann  gerade  am 
Platze  sein  mochten,  wenn  einem  späteren  Dichter  die  Komik  eines 
griechischen  Stückes  durch  eine  frühere  lateinische  Bearbeitung  noch 
nicht  genügend  zur  Geltung  gekommen  zu  sein  schien. 


EINLEITUNG.  9 

Bei  dieser  Einverleibung  fremdartiger,  wenn  auch  komisch 
wirksamer  Partien  in.  ein  anderes  Stück,  von  welchem  infolge  der 
Verschmelzung  häufig  ganze  Szenen  wegfallen,  Situationen  und 
Motive  geändert,  kurz,  vieles  umgestaltet  werden  mußte,  konnte 
nämlich  manchmal  auch  bei  der  größten  Achtsamkeit  die  Naht 
kaum  ganz  versteckt  und  dem  neu  gewonnenen  Lustspiel  nicht  immer 
ein  einheitliches  Aussehen  gegeben  werden.  Daß  übrigens  eine  solche 
Sorgfalt  von  den  älteren  Komikern  in  hohem  Grade  angewendet  worden 
sei,  haben  wir  um  so  weniger  Grund  anzunehmen,  als  dies  ja  die 
klaffenden  Fugen  im  JKiles  und  Poenulus  des  Plautus  genügend  zeigen. 

Es  ist  nicht  zu  verwundern,  daß  sich  gegen  diese  dichterische 
Produktion,  die  etwas  verschwenderisch  und  unsanft  mit  den 
griechischen  Originalen  umging,  eine  literarische  Reaktion  ent- 
wickelte, die  bei  dem  wachsenden  Einflüsse  griechischer  Bildung 
den  strengsten  Anschluß  an  das  griechische  Original  zum  Gesetze 
erhob.  Es  scheint  jedoch,  daß  diese  Richtung  bei  dem  Auftreten 
des  Terenz  ihren  Höhepunkt  schon  überschritten  hatte,  da  sich 
sonst  der  jugendliche  Dichter,  wenn  auch  von  mächtigen  Freunden 
unterstützt,  doch  nicht  hätte  herausnehmen  können,  über  die 
öbscura  diligentia  (Andr.  Prol.  V.  20 f.)  seiner  Gegner  zu  spotten 
und  höhnisch  zu  betonen,  daß  er  die  neglegentia  der  Früheren 
verziehe.  Er  durfte  sich  dies  um  so  eher  erlauben,  als  er  in 
seiu:;iTi  ersten  Stück  ebenso  wie  jene  dem  Verlangen  nach  voll- 
kommener Einheit  der  Handlung  und  entsprechendem  Zusammen- 
wirken der  Motive  gerecht  wurde,  trotzdem  er  nebst  anderen 
Änderungen  eine  Szene  der  Perinthia  an  die  Stelle  einer  aus  der 
'Avöqic:  gesetzt  hatte1).  Seine  Gegner,  unter  ihnen  der  alte  Luscius 
Lanuuinus2),  erkannten  sofort,  welch  gefährlicher  Gegner  ihnen 
in  dem  jugendlichen  Terenz  erstanden  sei,  suchten,  dem  Vorgehen 
manches  Kritikers  in  unseren  Tagen  entsprechend,  schon  vor  der 
Aufführung  des  Stückes  gegen  ihn  Stimmung  zu  machen,  und 
entblödeten  sich  nicht,  mit  einem  schimpflichen  Worte  das  von 
dem  ihrigen  abweichende  Vorgehen  des  Dichters  zu  bezeichnen, 
wobei  sie  es  gewiß  auch  an  einer  Begründung  ihrer  Vorwürfe 
nicht  fehlen  ließen.  Auf  solche  Einzelheiten  ging  nun  unser 
Dichter  im  Andriaprolog  gar  nicht  ein,  sondern  mit  seiner  Offen- 
heit, durch  die  er  sich  in  allen  Prologen3)  auszeichnet,  gibt  er  die 
sogenannte  Kontamination  der  griechischen  Stücke,  die  ihm  vor- 
nehmlich   zum   Vorwurfe    gemacht   worden   war,   ruhig   zu,    spielt 

1)  Ausführlich  hat  über  das  Verhältnis  der  beiden  griechischen  Stücke 
und  ihre  Benutzung  durch  Terenz  Dziatzko  im  Rh.  Mus.  N.  F.  XXXI  234 ff. 
gehandelt,  Nencini  a.  0.  18  —  60,  zuletzt  T.  Kopacz,  Eos  V  126—157. 

2)  Vgl.  Haul.8  Einl.  14  f.  Sein  Anhang  scheint  übrigens  nicht  zu 
zahlreich  gewesen  zu  sein,  s.  Hec.  Prol.  II  38 f.  Nolite  sinere  per  uos  artem 
musicam  recidere  ad  paucos. 

3)  Über  die  Prologe  ist  die  Hauptschrift:  Ph.  Fabia,  Les  prologues 
de  Terence,  Paris  1888.   Dazu  Fr.  Leo,  Analecta  Plautina  II,  Gröttingen  1898. 


10  EINLEITUNG. 

aber  als  Haupttrumpf  die  Berufung  auf  seine  Vorbilder  aus,  die 
bei  dem  Publikum  nocb  in  gutem  Andenken  stehen  mußten, 
und  gebt  sogar  soweit,  mit  den  Ausdrücken  der  Gegner  zurück- 
zuschlagen. Der  Erfolg  gab  ihm  recht;  die  Gegner,  die  vor  dem 
Haut,  sich  noch  einmal  derselben  Waffe  bedient  hatten,  mußten 
sich  nach  etwas  anderem  umsehen.  Beim  Eunuch,  der  zwar  sehr 
geschickt,  aber  am  ausgiebigsten  mit  fremden  Einschüben1)  versetzt 
ist,  indem  sowohl  der  Parasit  als  auch  der  miles  zu  dem  menan- 
drischen  Stücke  hinzu  kamen,  verzichteten  sie  bereits  auf  das  hier 
eigentlich  so  bequeme  Angriffsmittel  und  richteten  ihre  Angriffe 
auf  den  vermeintlichen  literarischen  Diebstahl,  welchen  der  Dichter 
begangen  habe  (s.  Prol.  23  ff.).  Aber  auch  diesmal  mußte  der 
uetus  poeta  zu  seinem  Schmerze  sehen,  daß  der  Erfolg  dem  Terenz 
in  überreichem  Maße  treu  blieb,  und  als  der  Phormio  zur  Auf- 
führung kam,  wußte  er  sich  nur  mehr  in  allgemeinen  Schmähungen 
zu  ergehen,  wogegen  dem  Dichter  die  Verteidigung  nicht  schwer  fiel. 
Bei  den  Adelphoe  glaubten  nun  die  Gegner,  wieder  einen  wirk- 
samen Angriff  eröffnen  zu  können,  indem  sie  gegen  Terenz  abermals 
den  Vorwurf  des  literarischen  Diebstahls  erhoben  und  ihn  außerdem 
beschuldigten,  er  lasse  sich  seine  Stücke  von  seinen  mächtigen  Gönnern 
schreiben.  Uns  hat  hier  lediglich  der  erste  Vorwurf  zu  beschäftigen, 
über  den  wir  durch  die  Antwort  des  Terenz  selbst  am  genauesten 
aufgeklärt  werden.     Denn  aus  den  Worten  des  Prologs  V.  1  — 11: 

Postquam  poeta  sensit  scripturam  suam 

ab  iniquis  öbseruari,  et  aduorsarios 

rapere  in  peiorem  partem  quam  acturi  summ, 

indicio  de  se  ipse  erit,  uos  eritis  iudices, 

laudin,  an  uUio  duei  id  factum  oporteat. 

Synapothnescontes  Diphili  comoediast; 

eam  Commorientes  Plautus  fecit  fabulam. 

in  Graeca  adulescens  est  qui  lenoni  eripit 

meretricem,  in  prima  fabula;  eum  Plautus  locum 

reliquit  integrum;  eum  hie  locum  sumpsit  sibi 

in  Adelphos,  uerbum  de  uerbo  expressum  extulit, 

entnehmen  wir  hauptsächlich  folgendes: 

1.  Der  Vorwurf  des  literarischen  Diebstahls  gründete  sich 
darauf,  daß  Terenz  eine  Szene  aus  den  Synapothnescontes  des 
Diphilus  herübergenommen  hatte,  trotzdem  bereits  Plautus  dieses 
Stück  als  Vorlage  für  seine  Commorientes*)  benutzt  hatte3). 

1)  Nencini  a.  0.  76  ff. 

2)  Ana  dem  Stücke  des  Plautus  ist  durch  Priscian  (I  280, 16)  das 
Bruchstück  saliam  in  puteum  praeeipes  (vgl.  dazu  F.  Winter,  Plauti  fdbul. 
deperdit.  fragmenta ,  Bonn  1885,  28  u.  32)  erhalten. 

3)  Das  Stück  lernten  die  Gegner  entweder  ebenso  wie  die  übrigen  vor 
der  Aufführung  schon  bei  den  Proben  kennen  oder  hatten  sich  die  Einsicht  auf, 
dieselbe  Weise  wie  vor  der  Aufführung  des  Eunuch  (Prol.  V.  20  f.)  verschafft. 


EINLEITUNG.  11 

2.  Terenz  gibt  dies  ruhig  zu,  bezeichnet  genau  den  Inhalt  der 
übernommenen  Szene,  damit  sich  das  Publikum  selbst  davon  über- 
zeugen könne,  wie  vortrefflich  die  entlehnte  Partie  zum  übrigen 
passe,  schlägt  aber  seine  Gegner,  indem  er  hervorhebt,  daß  dieser 
Teil  von  Plautus  ausgelassen  worden,  daher  noch  ein  locus  in- 
teger sei1). 

3.  Die  entlehnte  Partie  stand  bei  Diphilus  in  prima  fabula 
und  hatte  zum  Inhalte,  daß  ein  Jüngling  einem  leno  eine  meretrix*) 
entreißt. 

4.  Daß  die  Stelle  (locum ...  uerbum  de  uerbo  expressum  extulit) 
ohne  Änderung,  sogar  in  wörtlicher  Übersetzung  herübergenommen 
wurde,  wird  von  Terenz  neben  der  integritas  absichtlich  hervor- 
gehoben, um   seine  Gegner  mit  ihren  eigenen  Waffen  zu  schlagen. 

5.  Die  entlehnte  Partie  kann  keine  allzu  große  Ausdehnung 
haben;  die  Bezeichnung  eum  locum  sowie  der  Umstand,  daß  Plautus 
sie  ausgelassen  hatte,  sprechen  dafür.  Gemeint  ist  natürlich  die 
1.  Szene  des  .II.  Aktes,  in  welcher  Äschinus  die  geraubte  Zither- 
spielerin trotz  des  lebhaften  Widerstrebens  ihres  Herrn,  des 
Kupplers  Sannio,  der  hierbei  von  dem  Sklaven  Parmeno  Prügel 
erhält,  in  Micios  Haus  führt.  Wie  weit  erstreckt  sich  nun  aber 
die  aus  Diphilus  entlehnte  Partie,  da  wir  ja  n  2 ff.  eng  mit  H  1 
zusammenhängen  sehen?  Und  wie  vollzog  sich  bei  Menander 
dasjenige,  was  jetzt  in  II  1  als  Handlung  vorgeführt  wird,  nämlich 
die  Einbringung  der  schönen  Sklavin  und  damit  die  Heimkehr  des 
Äschinus?  Erstere  ist  ja  im  ganzen  folgenden  Stücke  in  dem 
Hause  Micios  und  kann  nur  von  Äschinus  dahin  gebracht  worden 
sein,  der  sich  seinerseits  erst  V.  277  wieder  von  Hause  weg  nach 
dem  Forum  begibt.  Diese  Erwägung,  zusammengehalten  mit 
der  Nachricht,  daß  Varro  den  Anfang  unserer  Adelphoe  dem  bei 
Menander  vorgezogen  hat,  was  doch  auf  eine  Abweichung  in  der 
Expositionsszene  schließen  lasse,  hat  C.P.Hermann  (Ind.lect.  aest., 
Marburg  1838),  zu  der  Annahme  veranlaßt,  daß  in  der  ersten 
Szene  des  Dramas,  während  sich  Äschinus  mit  dem  leno  nach  dem 
Forum  begibt,  Syrus  nebst  der  Zitherspielerin  und  Ctesipho  in 
das  Haus  Micios  geht  und  dabei  dem  nachsichtigen  Alten  vor  den 

1)  Integra  wird  in  den  Bembinnsacholien  (Herrn.  II  363,  Fleck.  Jahrb. 
XCVIL  655)  erklärt  mit  a  nullo  translata  und  noua  in  s[caena  nondum  ujisa. 

2)  Sowohl  die  Bezeichnung  meretrix  als  auch  der  Umstand,  daß 
die  Sache  bei  Diphilus  zu  Anfang  des  Stückes  vorkam,  zeigen,  daß  die 
Worte  (V.  193ff.)  Ae.  Neque  uendundam  censeo  quae  liberast;  nam  ego 
liberali  illam  adsero  causa  manu  keineswegs  noch  heute,  wie  Dz.1  9 
(vgl.  Rh.  Mus.  XXXI  374ff.)  vermutete,  den  fremden  Ursprung  verraten; 
auch  bei  Diphilus  konnte  dies  ebenso  nur  eine  Drohung  sein,  da  selbst 
in  dem  Falle,  daß  diese  meretrix  bei  ihm  eine  freigeborene,  in  ihrer 
Jugend  etwa  dem  Elternhause  entfremdete  Athenerin  war,  die  Er- 
kennung nur  am  Schlüsse  des  Stückes  erfolgen  konnte.  Vgl.  Nencini 
a.  0.  122.  Daß  diese  Drohung  auch  in  unserem  Stücke  gut  zum 
Charakter  des  Äschinus  paßt,  zeigt  Regel  a.  0.  7. 


12  EINLEITUNG. 

Zuschauern  den  Vorfall  erzählt.  Dagegen  hat  Ihne  in  seinen 
vortrefflichen  Quaestiones  Terentianae,  2  6  f.  alles,  womit  Hermann 
seine  Hypothese  empfehlen  wollte,  als  unbegründet  zurückgewiesen; 
sie  als  unwahrscheinlich  oder  gar  unmöglich  nachzuweisen,  hat  er 
nicht  unternommen.  Jedenfalls  ist  zu  beachten,  daß  I  1  bei 
Terenz  wegen  der  laxen  Erziehungsgrundsatze  ganz  den  Stempel 
griechischen  Ursprungs  trägt,  es  aber  von  abschwächender  Wirkung 
wäre,  wenn  Micio  allein  oder  mit  Syrus  (dies  vermutet  Hermann) 
seine  pädagogischen  Prinzipien  ausführlich  theoretisch  entwickelte, 
die  er  ja  schon  vorher  bei  der  Heimführung  der  Zitherspielerin 
praktisch  betätigt  hätte.  Auch  I  2  müßte  am  Anfang  und  Ende, 
wo  Demea  seinen  Bruder  von  dem  Vorgefallenen  benachrichtigt, 
von  Terenz  umgearbeitet  worden  sein1).  Aus  diesen  von  Ihne  vor- 
gebrachten Gründen  ist  der  Ansicht  Hermanns  nicht  beizupflichten2). 
Ebenso  unbefriedigend  ist  aber  auch  Ihnes  eigene  Annahme,  daß 
Terenz  ohne  sonstige  Veränderung  des  menandrischen  Lustspiels 
nur  die  Entführungsszene  eingelegt,  Demea  aber  bei  Menander  in 
I  2  die  Sache  ausführlicher  an  Micio  berichtet  habe.  Auch  ist 
er  nicht  völlig  im  Rechte,  wenn  er  die  eingelegte  Szene  auf 
V.  155 — 196  beschränkt,  den  Monolog  Sannios  aber  (V.  196— 208), 
also  das  Ende  von  1 2  den  Adelphoe  Menanders  zuweist.  Aus 
Menander,  nicht  aus  Diphilus,  wird  zwar,  wie  Ihne  hervorhebt, 
im  Kommentar  des  Donat  zu  V.  199  das  m.  E.  noch  unentzifferte 
griechische  Fragment  AlTOG  TH.  nOIcoN  rOiröe.  P.  IIATO  TON 
rPcoNON   OIKETHN  laßav   citiert3),   jedoch  wurden  weder  von 

1)  Übereinstimmung  im  einzelnen  zeigt  sich  jedenfalls  bei  Ver- 
gleichung  der  zu  1 1  (bez.  Sz.  2)  gehörigen  griech.  Fragmente;  8.  Anm. 
zu  V.  43f.,  57,  73.  Wie  käme  man  auch  dazu,  für  die  Übertragung 
des  Haüptoriginals  Terenz  eine  so  große  Freiheit  zuzusprechen,  während 
er  von  der  aus  Diphilus  genommenen  Partie  Prol.  11  behauptet  'locum 
uerbum  de  uerbo  expressum  eitulit'? 

2)  Ob  Varro  zu  seinem  angeführten  Urteil  über  den  Anfang  der 
Adelphoe  durch  keine  größere  Verschiedenheit  der  Ökonomie  veranlaßt 
wurde,  wie  Ihne  und  Dziatzko  vermuten,  ist  doch  fraglich,  da  es  hier- 
durch vollkommen  unklar  wird,  was  für  ihn  eigentlich  das  Entscheidende 
war.  Obwohl  es  nicht  unmöglich  wäre,  daß  sich  Varros  Urteil  lediglich 
auf  den  Prolog  gründete  (in  prima  fdbuld) ,  indem  er  von  der  Erwägung 
ausging ,  daß  Terenz  selbst  wohl  kaum  im  Prolog  über  etwas  gesprochen 
und  im  Stücke  etwas  geändert  hätte,  wenn  er  es  nicht  selbst  als  Vorzug 
angesehen  hätte,  scheint  mir  doch  die  im  folgenden  gegebene  Erklärung 
die  wahrscheinlichste  zu  sein.  Fielitz  a.  0.  676  f.  nahm  ohne  Grund  eine 
Änderung  in  den  V.  1  — 12  an,  Nencini  134  entfernt  sich  einerseits 
zu  weit  von  dem  jetzigen  Stücke  und  nimmt  die  Pointe  weg,  welche, 
wie  oben  erwähnt,  darin  liegt,  daß  Micio  seine  Grundsätze  vorträgt, 
bevor  er  noch  etwas  vom  Streiche  des  Ä.  weiß. 

3)  Eine  befriedigende  Herstellung  scheint  mir  bis  jetzt  noch  nicht 
gelungen;  vgl.  über  die  Versuche  der  andern  Nencini  119,  A.  1,  Kock 
III  4.  Nene,  selbst  zieht  es  zu  V.  198.  Am  engsten  schließt  sich  an  die 
Überlieferung  Hauler,  Wien.  Stud.  XXIII  96f.  A.  9,  an.  Ihne  ließ  sich 
(27)  zu  der  oben  angegebenen  Meinung  auch  durch  die  Ähnlichkeit  ver- 


EINLEITUNG.  13 

ihm  noch  sonst  überhaupt  die  Worte  berücksichtigt,  durch  die  dieses 
Citat  eingeleitet  wird.  Don.  sagt  nämlich:  secundum  illud 
Menandri1).  Dies  hat  m.  E.  nur  Sinn,  wenn  der  Monolog  auch  noch 
zur  Diphiluspartie  gehört;  denn  eine  Ähnlichkeit  mit  Menander 
kann  doch  nur  an  einer  Stelle  hervorgehoben  werden,  wo  Terenz 
den  Menander  nicht  als  Vorlage  benutzt.  Sobald  aber  der 
Monolog  noch  dem  Diphilus  zuzuschreiben  ist,  hat  auch  die  Frage, 
was  wohl  bei  Menander  an  dieser  Stelle  stand,  die  einfachste 
Lösung  gefunden.  Dort  erschien  eben  nach  Micios  Abgang  der 
leno  allein,  —  die  Schläge  hatten  ihn  nicht  so  rasch  folgen 
lassen  — ,  klagte  sein  Leid  und  klopfte  schließlich  an  Micios 
Haus,  um  sein  Geld  noch  vor  seiner  Abreise  nach  Cypern  zu  er- 
halten. Da  nun  auch  die  Diphilusszene  mit  einem  Monologe  des 
leno  schloß,  konnte  sie  ohne  weiteres  sofort  in  das  menandrische 
Stück  übertragen  werden.  Es  liegt  somit  hier  derselbe  Fall  vor 
wie  in  der  Andria,  wo  der  Monolog  des  Simo  in  der  '^vdota  durch  die 
dialogische  Szene  aus  der  IltQivd-ta  ersetzt  wurde.  Auf  das  Klopfen 
des  leno  kam  auch  bei  Men.  Syrus  heraus,  nachdem  er  noch 
einige  Worte  zti  Äsch.  zurückgesprochen  hatte.  Damit  sind  wir 
auch  der  Mühe  überhoben,  noch  andere  Stellen  aufzusuchen, 
an  welchen  Terenz  von  Men.  abgewichen  sein  könnte.  Allerdings 
müssen  wir,  wie  dies  schon  Hme  getan  hat,  annehmen,  daß 
Äschinus  bei  M.  mit  der  psaltria  schon  während  der  ersten  zwei 
Szenen  im  Hause  war.2)  Dies  wirkt  aber  nur  den  ersten  Augen- 
blick befremdlich,  denn  daß  Micio  nichts  davon  weiß  (s.V.  26 f., 
35 f.,  154),  ist  wohl  selbstverständlich,  da  sich  Ä.  bei  M.  sicher 
nach  glücklich  durchgeführtem  Streiche  heimlich  durch  das  Hinter- 
türchen3) ins  Haus  begeben  und  zunächst  dort  verborgen  ge- 
halten  hatte,    um   abzuwarten,   welchen   Lärm  ihr  kühner   Streich 


leiten,  die  zwischen  V.  197  Minume  miror  qui  insanire  oceipiunt  ex 
iniuria  und  einem  Verse  Menanders  (Gnom.  Mon.  696)  ol'fiof  xb  yag 
äyvco  Svaxv%üv  (iccvlccv  noisi  bestehen  soll.  Diese  ist  aber  wohl  zu  gering, 
um  darauf  einen  Schluß  zu  bauen. 

1)  Ausführlich  habe  ich  darüber  in  meinem  genannten  Aufsatze 
(94  ff.)  gehandelt. 

2)  Fielitz  a.  0.  676  f.  dachte  deshalb  an  eine  Änderung  von 
V.  1  — 12;  Nencini  a.  0.  130 f.  folgt  Ihne,  weicht  aber  im  folgenden 
allzu  sehr  von  Ter.  ab.  Dz.1  Einl.  10  glaubte,  daß  bei  Men.  Äsch.  mit 
seinem  Dienertroß  und  dem  eben  geraubten  Mädchen  aufgetreten  sei, 
nachdem  Demea  und  Micio  die  Bühne  verlassen  hatten,  und  daß  da- 
bei das  Wenige  mitgeteilt  worden  sei,  was  nach  Demeas  Erzählung 
den  Zuschauern  etwa  noch  unbekannt  gewesen  sei.  Dann  begreife 
ich  aber  eigentlich  nicht,  weshalb  sich  Terenz  zu  einer  Änderung 
entschloß,  anderseits  wird  aber  auch  jetzt  in  II  1  nichts  gesagt, 
was  für  den  Fortgang  der  Handlung  oder  zur  weiteren  Aufklärung  des 
Zuschauers  dienen  könnte,  sondern  lediglich  ein  witziger  Wortwechsel 
zwischen  Ä.  und  dem  leno  geboten. 

3)  S.  Wien.  Stud.  a.  0.  102  A.  1. 


14  EINLEITUNG. 

machen  werde.     Erst  nach  Micios  Abgang  kamen   sie  hervor  und 
an  die  Tür,  wo  der  Uno  schon  pochte1). 

So  wäre  durch  Weglassung  einer  kleinen  Szene  (des  Monologs) 
und  Ersetzung  durch  eine  andere  (III,  Prol.  9  f.)  ohne  eine  weiter- 
greifende Änderung  des  Hauptoriginals  die  sogenannte  Kontami- 
nation vor  sich  gegangen.  Das  Folgende  schließt  sich  an  diese 
Szene  (V.  155  —  208)  recht  gut  an;  der  verschiedene  Ursprung 
der  Teile  ist  kaum  bemerklich.  Aber  auch  zum  vorhergehenden 
steht    die    eingeschobene    Partie     keineswegs    im    Widerspruch2). 

1)  Entschieden  zu  weit  geht  Nencini,  wenn  er  im  Anschluß  an 
Teuffei  (Stud.  u.  Char.  357 ff.)  II 1  und  2  dem  Diphims  zuweist.  Was 
zunächst  Teuffels  Grund  betrifft,  daß  sich  nämlich  II 2  so  ausgezeichnet 
an  II 1  anschließt,  so  ist  dies  bei  dem  Mangel  jedes  sonstigen  Anhalts- 
punktes kein  Grund,  die  Entlehnung  auch  noch  auf  diese  auszudehnen, 
sondern  lediglich  ein  Beweis  für  die  Geschicklichkeit  des  Terenz, 
nur  solche  Szenen  zu  finden,  die  zu  dem  übrigen  Stücke  paßten. 
Für  Nencini  war  aber  zunächst  die  Figur  des  Uno  bestimmend;  da  solche 
Personen  von  Diphilus  mit  besonderer  Vorliebe  behandelt  wurden,  soll 
auch  die  ganze  Rolle  des  Uno  und  damit  II 1  und  2  dem  Diphilus  ge- 
hören. Die  Erklärung,  die  er  jedoch  für  die  Worte  des  Uno  in  II 4 
gibt,  indem  er  sie  lediglich  als  Wiederholungen  früherer  Verse  und  nichts- 
sagende Phrasen  hinstellt,  ist  durchaus  nicht  befriedigend,  da  gerade  in 
n  4  aus  den  Reden  des  nunmehr  sogar  um  sein  Kapital  besorgten 
Kupplers  köstlich  hervorgeht,  wie  geschickt  es  Syrus  in  Di  2  verstanden 
hat,  ihn  mürbe  zu  machen.  (Über  den  Widerspruch  zwischen  Dl  und 
II  2  sieh  oben.)  Der  Hauptgrund  für  Nencini  war  jedoch  der,  daß  er 
in  dem  Fragmente  des  Diphilus  (Mein.,  Fab.  ine.  30,  Kock  H  112):  Hccigä 
tifti\ihvov  y.SQdog  tag  -Kccgnov  cpegsi  die  Vorlage  für  V.  216  Pecuniam  in  loco 
neglegere,  maximum  interdumst  lucrum,  gefunden  zu  haben  glaubte.  Zu 
diesem  Zwecke  mußte  er  aber  aus  Eigenem  dem  Fragmente  die  Worte:  Q-av- 
(iccotöv  £6ti  firjSafiov  vorsetzen,  durch  welche  erst  der  ähnliche  Sinn 
zu  stände  kommt.  Eine  beweisende  Kraft  kommt  also  auch  diesem 
Grunde  nicht  zu.  Dagegen  sprechen  noch  zwei  weitere  Momente  gegen  ihn. 
Mit  Recht  hatte  nämlich  Dz.1  11  A.  2  darauf  hingewiesen,  daß  es  auf- 
fallen müsse,  daß  Parmeno,  der  bei  der  Entführung  der  Zitherspielerin 
so  wesentlich  beteiligte  Sklave,  im  weiteren  Verlaufe  des  Dramas  mit 
keiner  Silbe  mehr  erwähnt  werde  und  daß  es  der  Praxis  unserer  Lust- 
spielgattung widerspreche,  einem  jungen  Herrn  zwei  Sklaven  so  gleichen 
Gepräges  wie  Parmeno  und  Syrus  beizugeben.  Nencinis  Versuch,  dies 
durch  Verweisung  auf  die  Plautinische  Asinaria  zu  entkräften,  ist  als 
mißlungen  zu  betrachten,  da  dort  Libanns  und  Leonida  die  Sklaven  des 
Demänetus  und  Argyrippus  sind  und  beide  zur  Durchführung  der 
Intrigue  benötigt  werden.  Setzen  wir  dagegen  den  Schnitt  nach  H 1, 
so  klärt  sich  dieser  Widerspruch  am  einfachsten  auf.  Dazu  kommt, 
daß  der  Grund  für  die  Entführung  des  Mädchens  bei  Men.  die  bevor- 
stehende Abreise  des  Kupplers  war.  Während  dies  von  Syrus  in  II  2 
erwähnt  wird,  ist  davon  in  H  1  weder  im  Zwiegespräch  noch  im 
Monolog  die  Rede. 

2)  Noch  Dz.1  (Einl.  11)  sah  hier  eine  klaffende  Fuge.  Dieses  Be- 
denken wurde  zuerst  von  Haider  (Anz.  v.  Dziatzkos  Phormio*,  Zeitschr. 
f.  d.  Ost.  G.,  1885,  909  A.  3;  vgl.  auch  Klasen  a.  0. 10,  Fabia  a  0.  203  und 
in  der  Vorrede  seiner  Ausgabe  der  Ad.,  Paris  1890,  45 f.)  zerstreut,  in- 
dem er  scharf  zwischen  dem  Einbrüche  beim  Uno  und  der  Einbringung 
des  Mädchens  in  Micios  Haus  unterschied.    Auf  jenen  weist  V.  159  hin: 


EINLEITUNG.  15 

Während  nämlich  Demea  nach  erhaltener  Kunde  von  dem  Streiche 
sofort  zu  Micio  stürzt,  um  ihm  die  Sache  zu  erzählen  und  heftige 
Vorwurfe  zu  machen,  kommt  Äschinus  mit  dem  Mädchen  erst 
später  dahin,  da  er  von  dem  Kuppler  wohl  fortwährend  am  Vor- 
wärtsschreiten behindert  wurde.  Nach  der  Erzählung  von  dem 
Einbrüche,  die  uns  die  beiden  Alten  sofort  in  charakteristischem 
Gegensatze  zeigt,  führt  uns  also  Terenz  im  Gegensatze  zu  Menander 
auch  die  glückliche  Bergung  der  Zitherspielerin  unter  Micios  Dach, 
das  Schlußmoment  des  abenteuerlichen  Streiches  des  Ä.,  höchst 
wirkungsvoll  vor  Augen,  indem  uns  in  dieser  Szene  auch  A.,  der 
hiermit  dem  leno  endgültig  die  psaltria  entreißt,  in  seinem  über- 
legenen Benehmen  gegenüber  dem  Kuppler  vorgestellt  wird.  Aller- 
dings müssen  diese  Szenen  alle  höchst  rasch  aufeinanderfolgen;  an 
die  Ansetzung  eines  wirklichen  Akteinschnittes  nach  I  2  ist  ebenso- 
wenig ernstlich  zu  denken  als  nach  II  4 *). 

Über  die  sonstigen  Änderungen  im  einzelnen,  die  Ter.  an 
dem  menandrischen  Stücke  vornahm,  werden  wir  durch  die  An- 
merkungen des  Don.  unterrichtet;  es  sind  folgende: 

1.  Zu  V.  43  (I  1,  18)  dicit  autem  Romanis  id  uideri,  quos 
spectatores  habet.  Menander:  d>  (iuhuoiov  (ie,  ywociK  ov  kcciißccvoa  (?). 
Wie  man  nun  auch  den  griechischen  Vers  ergänzen  mag2),  sicher 
ist,  daß  Terenz  hier  von  Men.  abwich,  um  eine  Anspielung  auf 
die  Zuschauer  selbst  einzufiechten,  die  es  an  heiterem  Widerspruche 
sicher  nicht  fehlen  ließen,  wenn  Micio  mit  einer  Handbewegung 
auf  sie  sagte:  quod  fortwnatum  isti  putant  —  uxorem  —  num- 
quam  habui. 


non  committet  hodie  umquam  Herum  ut  uapulet,  und  Donat  gibt  hierzu 
die  richtige  Erklärung:  dicendo  'iterutn',  ut  non  eadem  lis  esset,  de  qua 
supra  Demea  questus  est,  sed  instaurata  nascatur  (vgl.  auch  die  Stelle 
aus  dem  Arg.  [5,  28 ff.]:  Secundus  actus  haee  continet:  lenonis  alteram 
rixam  aduersus  Aeschinum  pro  puella).  Auf  jenen  weisen  ferner  Demeas 
Worte  (V.  90):  eripuit  mulierem,  auf  diese  Prol.  V.  8  f.  lenoni  eripit  Me- 
retricem,  wobei  eripere  für  zwei  verschiedene  Vorgänge  gebraucht  wird. 
Vgl.  die  Anm.  Donats  zu  V.  90  (12,10)  non  'abduxit'  sed  'eripuit',  wo- 
bei mit  der  Don.  eigenen  Feinheit  und  Kürze  das  wesentliche  Unter- 
scheidungsmerkmal hervorgehoben  wird. 

1)  Ich  kann  mich  hierbei  nur  vollkommen  dem  anschließen,  was 
Hauler  a.  0.  909 f.  über  die  erst  viel  später  aufkommende  Einteilung  in 
Akte  ausführlich  dargelegt  hat.  Auch  nach  II 4  kann  an  keine  Pause 
gedacht  werden,  da  in  V.  329  (IE  2,  31)  Geta  beteuert,  die  Entführung 
mit  eignen  Augen  gesehen  zu  haben,  und  er  jedenfalls  getrachtet  haben 
wird,  nach  Erledigung  der  Einkäufe  so  rasch  als  möglich  nach  Hause 
zu  kommen;  er  betritt  ja  auch  laufend  die  Bühne.  In  den  Adelphoe  ist 
lediglich  vor  III 8  (vielleicht  auch  vor  IV  1)  und  vor  IV  6  Gelegenheit 
zu  längerer  Pause,  da  für  Ansetzung  einer  solchen  nur  der  Fortgang 
der  Handlung,  nicht  das  zufällige  Leerwerden  der  Bühne  entscheidend 
sein  kann. 

2)  Vgl.  Nencini  a.  0.  135  A.  1,  Kock  m  4;  Blasen  12  leugnet,  daß 
dies  die  Parallelstelle  zu  V.  43  sei.   Vgl.  die  Anm.  z.  d.  V. 


16  EINLEITUNG. 

2.  Zum  Anfang  der  2.  Szene:  melius  quam  Menander,  cum 
hie  illum  ad  iurgium  promptiorem  quam  ad  resalutandum  facit.  Die 
Änderung  bezweckte,  den  Polterer  Demea  gleich  bei  seinem  ersten 
Auftreten  mit  einem  kleinen  Zuge  schärfer  zu  charakterisieren. 

3.  Zu  V.  275  (II  4,  11)  Paene  e  patria]  "Anoatan^ig  ev^t^il- 
C(iov  xüqiv.  Menander  mori  illum  uoluisse  fingit,  Terentius  fugere1). 
Nicht  das  Übertriebene  in  der  Darstellung  Menanders,  wie  Regel 
meint,  wollte  Terenz  mildern,  sondern  er  ließ  den  Ctesipho  lieber 
an  die  Flucht  als  an  den  Tod  denken  mit  Rücksicht  auf  seinen 
Charakter,  da  er  sich  doch  im  ganzen  Stücke  im  Gegensatze  zu 
seinem  schneidigen  Bruder  als  ein  haltloser  und  unselbständiger 
Jüngling  erweist,  dem  die  Größe  des  Entschlusses,  wegen  einer 
Liebschaft  in  den  Tod  zu  gehen,  nicht  zuzutrauen  ist;  ein  Zug, 
der  die  gerühmte  Fähigkeit  des  Terenz,  die  q&r]  zu  zeichnen, 
schärfer  hervortreten  läßt. 

4.  Zu  V.  351  (UI  2,  53)  Apud  Menandrum  Sostratae  frater 
inducitur  (nämlich  Hegio,  der  bei  Terenz  als  cognatus  erscheint) 
und  zu  V.  938  (V  8,  15):  Apud  Menandrum  senex  de  nuptiis  non 
grauatur,  ergo  Ter.  efiQSTincog,  gehören  zusammen.  Ich  schließe 
mich  bezüglich  der  zweiten  Stelle  Lessing  an  (Hamb.  Dr.  St.  100), 
der  die  Stelle  so  übersetzt:  „beim  Menander  fällt  man  dem  Alten 
mit  der  H.  nicht  beschwerlich"2).  Daß  nämlich  grauo  in  dieser 
Bedeutung  vorkommt,  steht  fest.  Dagegen  wird  grauari  als  De- 
ponens entweder  absolut  gebraucht  oder  mit  dem  Akkusativ 
verbunden,  so  daß  es  im  andern  Falle  eher  nuptias  heißen  müßte, 
worauf  schon  Lessing  hingewiesen  hat.  Auch  der  Zusatz:  ergo 
Terentius  evQStutäg,  kann  nicht  bloß  eine  Nuance,  die  in  drei, 
vier  Versen  ausgedrückt  ist,  bezeichnen,  wohl  aber  erhält  er  vollen 
Sinn  bei  der  Einsetzung  eines  neuen  Moments,  wodurch  sich 
Micio  von  der  Unrichtigkeit  seiner  früheren  Anschauung  über  das 
Gewährenlassen  überzeugen  lassen  muß,  das  sich  um  so  wirkungs- 
voller gestaltet,  je  entschiedener  er  sich  anfangs  gegen  das  ehe- 
liche Leben  ausgesprochen  hat3).    Durch  diese  Änderung  war  aber 

1)  Vgl.  die  Anm.  z.  d.  St.  in  Wien.  Stud.  XXIII  97 f. 

2)  Vgl.  Wien.  Stud.  XXIII  98  f. 

3)  Dz.1  (Einl.  4)  nahm  wegen  der  Worte  (V.  940):  Ae.  Fac:  promisi 
ego  Ulis.  Mi.  Promisti  autein?  de  te  largitor,  puer,  an,  daß  Äschinus  bei  Men. 
eine  tätigere  Rolle  gespielt  haben  müsse  als  bei  Terenz,  bei  dem  Demea 
folgerichtig  die  Initiative  hierfür  ergreife.  Mit  Recht  haben  aber  sowohl 
Schlee  (Philol.  Wochenschrift  1882,  99—101)  als  auch  Leo  (Deutsche 
Literaturzeit.  1882,  358)  betont,  daß  diese  Worte  nur  eine  von  Äschinus 
der  Situation  entsprechend  rasch  ersonnene  Notlüge  enthalten.  Äschinus 
weiß  eben,  daß  Micio  seinen  Bitten  nicht  lange  widerstehen  kann  (vgl. 
V.  927,  942 f.,  965,  bes.  969,  982),  und  gebraucht  diesen  Vorwand,  um 
auch  dem  plötzlich  so  freundlich  gewordenen  wirklichen  Vater  zu  Ge- 
fallen zu  sein.  Hiermit  entfallen  auch  die  Widersprüche,  in  welche  Dz.1 
durch  seine  Annahme  geriet,  deren  Lösung  nicht  befriedigen  konnte. 


EINLEITUNG.  17 

die  vorhergehende  bedingt.  Hegio  mußte  zum  cognatus  gemacht 
werden,  um  Sostrata  im  Hinblick  auf  ihre  Verheiratung  mit  Micio 
verlassener  und  hilfsbedürftiger  darzustellen.  Von  dem  Verhältnisse 
der  Pamphila  zum  Äschinus  konnte  er  als  Bruder  bei  Men.  ebenso- 
gut vorher  wissen  wie  als  cognatus  bei  Terenz1),  bei  Menander 
fehlte  aber  die  Verheiratung,  so  daß  für  ihn  das  Motiv  nicht  in 
Betracht  kam,  das  Terenz,  der  auch  im  kleinsten  die  psycho- 
logische Begründung  fein  beobachtete,   zur  Änderung  veranlaßte.2) 

Abgesehen  aber  von  jenen  Stellen,  an  welchen  die  mit  Recht 
gerühmte  Feinheit  des  Terenz  in  der  Zeichnung  und  liebevollen 
Ausarbeitung  der  Charaktere  die  Änderung  veranlaßte,  war  es 
vornehmlich  die  inhaltlich  komische  Wirkung  der  neu  eingeführten 
Szenen  und  wohl  auch  der  Umstand,  daß  dieselben  (man  denke 
an  unsre  köstliche  Prügelszene,  die  Szene  mit  Micio,  an  den  Pa- 
rasiten und  den  miles  im  Eunuch,  an  Charinus  und  Byrria  in 
der  Andria  etc.)  den  Schauspielern  ganz  besondere  Gelegenheit 
boten,  durch  drastische  Gebärden  und  Mienen  die  komische  Wirkung 
noch  zu  steigern. 

Der  Ort  der  Handlung  ist  in  den  Adelphoe  Athen.  Diese 
Stadt  wird  allerdings  nirgends  im  Stücke  ausdrücklich  genannt, 
ist  aber  wie  in  den  andern  Lustspielen  des  Terenz  (s.  Rh.  Mus., 
N.  F.  XXrV  571  ff.)  sicher  als  Schauplatz  vorauszusetzen,  wie  das 
auch  in  der  Periocha  des  Sulpicius  Apollinaris  V.  8  sowie  im 
Donatkommentar  ausdrücklich  geschehen  ist.  Unterstützend  mag 
hinzukommen,  daß  die  in  unsrer  Komödie  verwendeten  Namen 
drjfiiug,  MiHiav,  AlGfivr\q,  KttjöHpöv,  2ccvvlcov,  ZoaöXQccrri  (ildficpiXog) 
sonst  hauptsächlich  oder  ausschließlich  bei  Athenern  oder  An- 
gehörigen eines  attischen  Demos  erscheinen.    Jedenfalls  läßt  V.  225 


1)  Sipkema,  39  f.,  sieht  in  der  Änderung  nur  eine  Konzession  des 
Ter.  an  die  römischen  Zuschauer,  denen  es  unwahrscheinlich  vorkommen 
mußte,  daß  sich  kein  Verwandter  des  Vaters  um  Pamphila  kümmere, 
während  bei  den  Griechen  das  Band  mit  den  Verwandten  der  Mutter 
bestehen  blieb.  Dazu  bemerkt  G.  E.W.  van  Hille,  Mnem.  XXX  134 ff., 
daß  Menander  den  Hegio  nur  zum  Verwandten  der  Mutter  machen 
konnte,  da  er  als  Verwandter  des  Simulus  Pamphila  hätte  heiraten 
müssen. 

2)  Die  Citate  aus  Men.  (aus  Diphilus  haben  wir  keines  für  die 
entlehnte  Partie) ,  die  sich  sonst  finden ,  können  hier  übergangen  werden, 
da  sie  für  das  Verhältnis  zwischen  Original  und  unserem  Stücke  nichts 
Neues  bringen  und  ohnehin  an  den  betreffenden  Stellen  im  Kommentar 
besprochen  werden.  Wenn  man  früher  auf  Frag.  IX  (Mein.,  Kock  III  5) 
gestützt,  annahm,  Terenz  habe  den  Namen  des  einen  Alten  aus  Lamprias 
in  Micio  geändert,  so  ist  dieser  Annahme  der  Boden  entzogen,  Beit  Cobet 
Nov.  lect.  72 f.  das  aus  4  Versen  bestehende  Fragment,  welches  von 
Stobaeus  Flor.  96,  11  (III  204  M.)  aus  Menander,  aber  ohne  Angabe  des 
Stückes  citiert  wird,  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  (dagegen  Kock  a.  0.) 
in  zwei  verschiedene  Citate  zerlegt  hat,  von  denen  nur  das  erste  mit  Ad. 
606 f.  zu  vergleichen  ist,  während  gerade  das  zweite  den  Namen  Aafi- 
ngCaq  enthält.    Vgl.  Nencini  a.  0.  128. 

Terentiue,  Adelphoe.1  2 


18  EINLEITUNG 

auf^die  Nähe  des  Meeres  schließen1).  Die  Bühne  stellt  wie  regel- 
mäßig die  offene  Straße  vor,  die  Hinterwand  die  Häuser  des 
Micio  und  der  Sostrata.  Dieses  lag  vermutlich  nach  der  Landseite 
zu  (rechts  vom  Schauspieler)8).  V.  299  tritt  nämlich  Geta,  der 
treue  Sklave  der  Sostrata,  mit  der  aufregenden  Kunde  von  der 
Entführung  eines  Mädchens  durch  Äschinus  auf.  Seine  Herrin 
und  deren  Dienerin  Ganthara,  welche  vor  V.  288  aus  ihrem  Hause 
getreten  und  vor  demselben  geblieben  waren,  können  den  Geta 
selbst  noch  nach  neun  Versen  seiner  Elagerede  und,  obschon  er 
eilig  war  (V.  305  uideo  .  .  .  properantem  Getam),  nicht  deutlich 
verstehen  und  treten  ihm  näher  (V.  308  f.  So.  Non  intellego  Satis 
quae  loquitw.  Ca.  Propius  obsecro  accedamus  Sostrata).  V.  320  eilt 
Geta  weiter  nach  dem  Hause  seiner  Herrin,  um  dieser  die  Nach- 
richt zu  bringen.  Offenbar  geht  er  dabei  an  jenen  vorüber  und 
muß  von  ihnen  zurückgerufen  werden,  als  sie  ihn  sprechen 
wollen  (Sed  cesso  eram  hoc  malo  mpertiri  propere?  So.  Beuocemus 
Geta).  Unzweifelhaft  lag  also  die  Wohnung  der  Sostrata  entgegen- 
gesetzt derjenigen  Seite,  von  welcher  Geta  gekommen  war.  Da 
dieser  aber  nach  V.  329  die  Entführung  selbst  mit  angesehen 
hatte,  jedoch  nicht  gleich  nach  Hause  geeilt  war,  da  er  jeden- 
falls vorher  noch  seine  Einkäufe  zu  besorgen  hatte8)  —  denn  was 
hätte  der  brave  Sklave  Sostratas  sonst  in  der  Frühe  außer  Hause 
zu  tun  gehabt?  — ,  so  konnte  er  nur  von  der  Marktseite  (links 
vom  Schauspieler)  kommen.  Auch  der  Schauplatz  der  Entführung, 
bez.  die  Wohnung  Sannios  ist  natürlich  in  der  Nähe  des  Marktes 
liegend  zu  denken.  Obwohl  es  nämlich  von  vornherein  fast  selbst- 
verständlich ist,  daß  der  Kuppler  sein  Haus  nur  in  der  Nähe  des 
Marktes,  des  Sammelpunktes  der  männlichen  Bevölkerung  der 
Stadt,  auf  deren  zahlreichen  Besuch  er  rechnen  mußte,  gehabt 
haben   kann,   wird   dies   noch  durch  einen   weiteren  Umstand  be- 

1)  Daß  Micio  seinen  angeblichen  Freund  (V.  662  ff.)  in  Milet  wohnen 
läßt,  nötigt  m.  E.  noch  nicht  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  Schauplatz  des 
Stückes  Athen  sein  müsse,  steht  aber  keineswegs  damit  im  Widerspruche, 
da  zwischen  Athen  und  Milet  tatsächlich  nahe  Beziehungen  bestanden, 
die  Verfassung,  Priester  und  Festordnung  in  Milet  denen  Athens  so  ähn- 
lich waren,  daß  jenes  als  athenische  Kolonie  bezeichnet  wurde.  Vgl.  u.  a. 
Herod.  V97,  VI  21,  DI  97,  Busolt,  Griech.  Gesch.  I  2,  304. 

2)  Ich  halte  es  mit  Albert  Müller  (Szenisches  zur  römischen  Komödie  I. 
Rechts  und  links,  Philol.  LDI  9 ff.)  gegen  Reisch  (Dörpfeld-Reisch,  Das 
griech.  Theater,  1896,  266)  für  höchst  wahrscheinlich,  daß  entsprechend 
der  Lage  des  Dionysostheaters  in  Athen  in  der  Regel  die  Straße  links 
vom  Schauspieler  zum  Markte  und  zum  Hafen,  die  rechts  auf  das  Land 
führte.  Vgl.  K.  F.  Hermanns  Lehrb.  der  griech.  Antiqu.  HI  2;  Bühnen- 
altertümer von  A.Müller,  1886,  167 f.;  Oehmichen,  Das  Bühnenwesen  der 
Griechen  und  Römer,  in  Iw.  Müllers  Handbuch  der  klass.  Alterthumswiss. 
V.  Band  3.  Abt.,  1890,  241. 

3)  Dies  ist  die  einzig  mögliche  Erklärung  dafür,  daß  er  nicht  vor 
n  1  nach  Hause  kommt. 


EINLEITUNG.  19 

stätigt.  Aus  den  Worten  Derneas  (V.  9 1  ff.)  clamant  omnes  in- 
dignissime  factum  esse,  hoc  aduenienti  quod  mihi  Micio  dixere! 
in  orest  omni  populo,  geht  nämlich  hervor,  daß  er  von  einem 
Punkte  der  Stadt  kommt,  wo  er  mit  vielen  Leuten  zusammen- 
getroffen ist;  das  kann  aber  nur  der  Marktplatz  sein1).  Und  nur 
auf  dem  Marktplatze  konnte  sich  die  Kunde  von  dem  unmittelbar 
vorher  geschehenen  Ereignis  unter  der  bereits  versammelten  Menge 
so  rasch  verbreiten,  daß  Demea,  nachdem  er  es  erfahren,  früher 
als  Äschinus  (wenigstens  bei  Terenz)  zu  Micios  Haus  kommen 
konnte.  Auch  das  Folgende  stimmt  vollkommen  mit  unsrer  An- 
nahme überein.  Nach  V.  140  geht  Demea,  da  er  bei  Micio  nichts 
ausrichtet,  wieder  ab,  jedenfalls  nach  der  Marktseite,  um  seine 
unterbrochenen  Geschäfte  wieder  aufzunehmen.  Ebendahin  geht 
aber  auch  Micio  (V.  154  Völo  stire  atque  hominem  [nämlich 
Aeschinum]  conuenire  si  apud  forumst).  Das  hat  aber  doch  nur 
dann  einen  Sinn,  wenn  Demea  vom  Markte  gekommen  ist  und 
Micio  annehmen  muß,  daß  sich  die  Sache  in  der  Nähe  des  Marktes 
abgespielt  hat.  Denn  nur  in  diesem  Falle  kann  er  hoffen,  den 
Äschinus  vielleicht  in  einem  ganewm  (daran  denkt  auch  Demea 
V.  359  credo  abductum  in  ganewm  aliqiio)  mit  seiner  ganzen  Ge- 
sellschaft zu  finden.  Ich  nehme  daher  an,  daß  das  Haus  Sostratas 
näher  dem  Wege  nach  dem  Lande  (rechts  vom  Schauspieler)  lag. 
Nichts  im  übrigen  Stücke  steht  im  Widerspruch  damit.  —  Ein 
drittes  Haus  an  der  Bühnenwand  anzunehmen  ist  in  den  Adelphoe 
nicht  wie  in  den  meisten  andern  Stücken  erforderlich.  Höchst 
wahrscheinlich  wird  aber  das  Haus  des  begüterten  Micio  eine 
größere  Ausdehnung  gehabt  haben,  mit  der  Haupttür  in  der  Mitte 
der  Bühne  und  einer  Nebentür  auf  der  dem  Hause  der  Sostrata 
entgegengesetzten  Seite,  die  in  einen  angiportus  führte;  dieser  sowie 
die  Hintertür  (posticwm)  brauchten  vom  Zuschauerräume  aus  nicht 
gesehen  zu  werden,  es  konnte  den  Zuschauern  als  selbstverständ- 
lich gelten.  Durch  dieses  posticum  zieht  sich  der  angeheiterte 
Syrus,  sobald  er  den  jungen  Ctesipho  an  Demea  verraten  sieht 
und  dieser  (durch  die  Haupttür)  ins  Haus  gestürzt  ist,  um  seinen 
Sohn  zu  suchen  (V.  776 — 782),  zurück,  um  seinen  Bausch  aus- 
zuschlafen und  den  Sturm  austoben  zu  lassen2).  Aus  dem  Innern 
des  Hauses  kommt  er  jedenfalls  V.  882,  und  doch  ist  es  nicht 
wahrscheinlich,   daß   er  T.  786   dem  ergrimmten  Demea  auf  dem 

1)  Dz.1  (Einl.  13)  meint,  Demea  sei  I  2  sicher  vom  Lande  ge- 
kommen, da  er  als  homo  rusticus  eingeführt  werden  mußte.  Ich  halte 
den  Grund  keineswegs  für  zwingend.  Wenn  jemand  vom  Lande  herein- 
kam —  ein  besonderer  Grund,  zunächst  Micio  aufzusuchen,  wird  nirgends 
genannt  — ,  so  war  sein  erster  Gang 'jedenfalls  wie  heute  noch  nach  dem 
Markte,  um  seine  Geschäfte  abzumachen.  Als  homo  rusticus  führte  sich 
Demea  genügend  durch  seine  Kleidung,  Auftreten  und  Sprache  ein. 

2)  Vgl.  V.  784  ff.  . ..  quid  ego  nunc  agam?  Nisi,  dum  hae  silescunt 
turbae,  interea  in  angulum  aliquo  abeum  atque  edormiscam  hoc  uiUi.  sie  agam. 


20  EINLEITUNG. 

Fuße  nachgegangen  sei  —  Daß  die  beiden  erwähnten  Häuser 
unmittelbar  aneinanderstoßen  und  die  hinteren  Partien  der  beiden 
Grundstücke  nur  durch  eine  Mauer  getrennt  zu  denken  sind,  be- 
weisen V.  908 f.,  912  u.a. 

Über  den  Erfolg,  welchen  unser  Stück  zu  Lebzeiten  des 
Dichters  und  nach  seinem  Tode  im  Altertum  errang,  sind  nur 
wenige  Andeutungen  vorhanden.  Daß  es  bei  der  ersten  Auf- 
führung gefiel,  berichtet  Sueton  in  der  Vita  Terenti  (p.  29  R.); 
Spuren  wiederholter  Aufführungen  nach  des  Dichters  Tode  finden 
sich  in  der  Didaskalie  (s.  S.  1  Anm.  1).  Daß  das  Stück  auch  zu 
Ciceros  Zeit  auf  die  Bühne  gebracht  wurde,  wird  in  der  Regel 
aus  Cic.  Cat.  65  Quae  tarnen  omnia  duläora  fiunt  et  moribus  bonis 
et  arlibus,  idque  cum,  in  uita,  tum  in  scaena  intellegi  potest  ex  iis 
fratribus,  qm  in  Adelphis  sunt.  Quania  in  alter o  diritas,  in  alter o 
comitas!  geschlossen;  doch  kann,  abgesehen  davon,  daß  diese  Worte 
dem  Cato  in  den  Mund  gelegt  sind,  wegen  des  Gegensatzes  in 
uita  mit  in  scaena  (vgl.  Cic.  de  Nat.  deor.  III  69)  auch  lediglich  die 
Dichtungsgattung  der  Komödie  gemeint  sein.  Wie  bekannt  jedoch 
das  Stück  damals  gewesen  sein  muß1),  geht  daraus  hervor,  daß 
V.  120  f.  in  der  Rede  pro  M.  Caelio  (38)  citiert  wird  ohne  Nennung 
nicht  nur  des  Dichters,  sondern  auch  der  Person,  welche  bei  Terenz 
spricht:  leni  uero  et  clementi  patri,  cuiusmodi  ille  est:  *foris  ejfregit: 
restituentur ;  discidit  uestem:  resarcietur',  filii  causa  est  expeditis- 
svma.  An  einer  positiven  Nachricht  über  die  Aufführung  der 
Adelphoe  in  ciceron.  Zeit  fehlt  es  uns;  die  Stücke  der  älteren 
Komiker  dürften  damals  schon  durch  das  Umsichgreifen  des  Mimus 
nach  und  nach  zurückgetreten  sein,  so  daß  ihr  Übergang  zu  Buch- 
dramen wohl  mit  dem  Beginne  der  Kommentierung  zusammen- 
fällt. Aber  auch  späte  Schriftsteller  bekunden  noch  die  Popularität 
unseres  Stückes;  so  Ammianus  Marcellinus,  wenn  er  (XXVIII  4  §  27) 
von  soccati  Miciones  spricht2). 

1)  Vgl.  hierüber  J.  Kubik,  De  M.  Tullii  Ciceronis  poetarum  Latin, 
studiis,  Dissert.  phil.  Vind.  I  327  ff.  Wenn  Kubik  daselbst  den  Schluß 
zieht,  die  Stücke  des  Terenz  seien  sehr  häufig  aufgeführt  worden,  weil 
daraus  viele  Stellen  sprichwörtlich  geworden  seien  und  so  viele  Verse 
bei  den  Schriftstellern,  namentlich  bei  Cicero,  citiert  würden,  so  ist 
dies  deshalb  unsicher,  weil  derselbe  Erfolg  durch  emsige  Lektüre  —  und 
daß  dies  der  Fall  war,  zeigt  schon  die  frühzeitige  Kommentierung,  vgl. 
Haul.s  Einl.  25  f.  —  erklärt  werden  kann.  Vgl.  auch  Tschernjaew  T.,  De 
Ciceronis  studiis  Terentianü,  Kasan  1899,  Des  traces  de  Terence  dans 
Ovide,  Horace  et  Tite  Live,  Pr.  Kasan  1900,  Terentiana,  Apulee,  Ausone 
et  Symmaque,  Pr.  Kasan  1900,  außerdem  F.  Gatscha,  Quaestion.  Apuleiana- 
rutn  capita  tria,  C.  I.  de  Apuleio  studioso  poetarum  Latinorum  lectore, 
Diss.  philol.  Vindob.  VI  152  f. 

2)  Vgl.  Rh.  Mus.  N.  F.  XXXI 379.  Über  die  Citate  aus  den  Adelphoe, 
die  sich  bei  mittelalterlichen  Autoren  finden,  vgl.  M.  Manitius,  Beiträge 
zur  Geschichte  römischer  Dichter  im  Mittelalter,  Philol.  LII(1894)  546—552. 


P.  TERENTI  AFRI 

ADELPHOE. 


INCIPIT  TERENTI  ADELPHOE 
GRAECA  MENANDRV  ACTA  LVDIS  FVNERALD3- 

LVCIO  AEMELIO  PAVLO  <LV>DOS  FECERE 

<QVINT>VS  FABIVS  MAXVMVS  P  •  CORNELIVS 

AFRICANVS  EGERE  LVCIVS  HATILIVS  PRAENESTBSVS 

LVCIVS  AMBIVIVS  TVRPIO  MODOS  FECIT 

FLACCVS  CLAVDI  TIBIS  SERRANI8  TOTA  FACTA  VI 

MARCO  CORNELIO  CETHEGO  LVCIO  <aotcio>  GALLO  COS- 


Über  die  Didaskalien  vgl.  Dz.s 
Aufsatz  über  die  Terentian.  Di- 
daekalien  im  Rh.  Mus.  K  F.  XX  670  flF., 
XXI  64  ff.  sowie  Bd.  I  dieser  Aus- 
gabe* 76.  Die  obige  Did.  ist  die  in  A 
überlieferte ;  über  die  Abweichungen 
s.  Krit.  Anh. 

Z.  1.  Über  die  Schreibung  Terenti 
(vgL  Z.  7  Claudi)  s.  Haul.8  68  f.  — 
Adelpkoe:  die  griech.  Deklinations- 
endung ist  beibehalten  mit  dem 
üblichen  Ersatz  von  oe  für  oi,  wie 
Plaut.  Cas.  Prol.  31  Clerumenoe; 
weitere  Beispiele  s.  bei  Neue, 
Formen!  d.  Lat.  Spr.I8  208.  Wenn 
dagegen  Phorm.  493  wie  auch  bei 
Plaut.  (Stich.  390  etc.)  logi  steht, 
so  zeigt  die  Latinisierung,  daß 
dieses  Wort  bereits  Lehnwort  ge- 
worden war.  Während  übrigens 
Plautus  die  Titel  seiner  Stücke  noch 
latinisierte  (vgl.  Haul.8  Einl.  18), 
ist  das  Beibehalten  des  griechischen 
Wortes  bei  Ter.  wohl  auf  die  Be- 
festigung des  griech.  Einflusses  zu- 
rückzuführen. 

Z.  2.  Der  Dichter  des  griech. 
Originals  (der  Titel  ergibt  sich  aus 
dem  unmittelbar  vorhergehenden 
lateinischen)  ist  hier  wie  zum 
Haut,  (und  zum  Stichus  des  Plautus) 
in  der  besten  Handschrift  (A)  an 
zweiter  Stelle  genannt.  Daneben 
gab  es  eine  andere  alte  Redaktion 
der  Didaskalien,  nach  welcher 
Dichter  und  Titel  des  griechischen 
Stückes  an  7.  Stelle  vor  der  Num- 
mer des  Lustspiels  stehen.  Näheres 
8.  Rh.  Mus.  XX  679,  681  flF.  —  Die 
griech.  Endung  von  Menandru  (so, 
bez.  im  Phorm.  Apollodoru,  steht 
stets  in  A  in  den  Didaskalien)  er- 


klärt sich  durch  den  gelehrten 
Charakter  der  Didaskalien  (vgl. 
Neue  I8  207).  Im  Prolog  dagegen 
heißt  es  z.  B.  DiphiUAd.  6,  Menandri 
Eun.  9.  20.  —  funerälibus,  eine 
sonst  aus  guter  Zeit  nicht  bekannte 
Nebenform  (ebenso  in  der  Did.  zur 
Hec.  Z.  9)  zu  funebres.  (praemium  f. 
in  dem  Augustin.  zugeschriebenen 
Serm.  72  n.  2  ed.  Mai);  s.  Rh.  Mus. 
XXI  78  Anm.  21.  Stamp.  verweist 
auf  ital.  funer  die,  span.  funer  cd, 
vgl.  franz.  funeraüles. 

Z.  3.  Aemel.  mit  altertümlichem 
e  für  i  haben  A  und  D  zu  den  Ad. 
und  C  zur  Hec.  bewahrt.  Analoge 
Beispiele  aus  Inschriften  der  repu- 
blikanischen Zeit  sind  im  C.  I.  L.  I 
(epro  i)  zusammengestellt;  vgl.  auch 
Schuchardt,  Vocal.  H  69  fF.  Über 
den  Dativ  vgl.  Haul.8  z.  V.  1026.  — 
Über  (lv^dos  s.  Anh. 

Z.  4.  Q.  Fabius  Maximus  und 
P.  Cornelius  Africanus  waren  Söhne 
des  L.  Ämilius  Paullus,  jedoch 
durch  Adoption  in  andere  Familien 
übergegangen.  Mit  dem  zweiten 
der  genannten  Festgeber  warTerenz 
eng  befreundet  (s.  Haul.8  Einl.  18 f.) ; 
daher  ist  es  sicher  nicht  zufällig, 
daß  die  erste  Aufführung  der 
Adelphoe  und  die  zweite  der  Hecyra 
gerade  bei  dieser  Gelegenheit  statt- 
fand (s.  Mommsen  R.  G.  II8  436 
Anm.).  Sie  fiel  in  das  J.  160  v.  Chr., 
und  zwar  vor  die  ludi  Bomani 
(im  September),  da  höchst  wahr- 
scheinlich an  diesen  Spielen  die 
Hecyra  zum  3.  Male  aufgeführt 
wurde  (s.  Rh.  Mus.  XXI  73). 

Z.  6.  Zu  egere  L.  Hatilius  Praen. 
s.  Anh. 


ADELPHOE 


23 


Z.  7.  tibis,  wie  A  immer  hat, 
weist  mit  der  (sonst  nur  vereinzelt 
vorkommenden,  vgl.  Nene  I8  47, 
189  f.)  zusammengezogenen  Endung 
auf  eine  nachterenzische ,  wohl 
archaisierende  Redaktion  hin  (vgl. 
Rh.  Mus.  XX  698  Anm.  23  und 
Bramhach,  Neugest.  d.  Lat.  Orth. 
196  ff.).  Ter.  gebraucht  z.  B.  Ad. 
126  consiliis  sicher  viersilbig.  — 
Serranis,  älter  Sarranis  (vgl. 
Mommsen  zu  C.  I.  L.  I.  649,  Rh. 
Mus.  XX  678  Anm.  7).  Die  tibiae 
Sarr.,  von  Sarra,  dem  altlatei- 
nischen Namen  für  Tyrus  (vgl. 
das  Scholion  zu  luven.  Sat.  X  88 
und  Serv.  in  Verg.  Georg.  II  506) 
benannt,  waren,  wie  es  nach  Serv. 
in  Verg.  Aen.  IX  618  (. . .  nam  tibiae 
aut  serranae  dicuntur,  quae  sunt 
pares  et  aequales  habent  cavernas 
q.  s.)  scheint,  eine  besondere  Art 


der  t.  pares  (vgl.  Haul.8  Einl.  44  f.). 
—  tota  gehört  zum  vorhergehen- 
den und  besagt,  daß  im  ganzen 
Stücke  nur  diese  Flötengattung 
vorkam  (s.  Rh.  Mus.  XX  692  ff.).  — 
Facta  VI:  über  die  Zählung  der 
Ter.  Stücke  s.  Dz.  Rh.  Mus.  XXI 
84  ff.,  XXXIX  339  ff.,  Haul.8  Einl. 
16  f.  Die  Ad.  waren  das  sechste 
Stück  nach  ihrer  chronologischen 
Reihenfolge.    S.  Anhang. 

Z.  8.  Über  cos.  s.  Haul.8  z.  Did. 
Z.  10. 

Spuren  wiederholter  Aufführun- 
gen finden  sich,  insofern  die  Hand- 
schriften außer  obigem  dominus 
gregis  noch  den  Hatilius  Praenesti- 
nus  und  zum  Teil  den  Minucius 
Prothymus  nennen  (vgl.  Dz.  Rh. 
Mus.  XX  587  ff,  XXI  81  f.,  Stamp. 
Einl.  55ff.).  S.  den  Anhang  z.  Z.  5,6. 


G.  SVLPICI  APOLLESTARIS  PERIOCHA. 

Duos  cum  haberet  Demea  adulescentulos, 
Dat  Micioni  frätri  adoptandum  Aeschinum, 
Sed  Ctesiphonem  retinet.    hunc  citharfstriae 
Lepöre  captum,  stib  duro  ac  tristi  patre, 


Über  C.  Sulpicius  Apollinaris  und 
seine  metr.  Argumente  s.  Haul. 8  Einl. 
27  f.  und  Anm.  z.  Per.,  z.  Abkürz.  Gr. 
(statt  C.)  s.  Haul.8  Anh.  191.  War 
ursprünglich  auch  eine  Nach- 
ahmung der  Terentianischen  Metrik 
beabsichtigt,  so  wirkte  doch  un- 
willkürlich in  Bezug  auf  die  Bildung 
des  Trimeters  die  verschiedene 
Übung  der  klassischen  Latinität 
insofern  ein,  als  die  Zahl  der  sedi- 
bus  paribus  rein  geformten  Tri- 
meter  ungleich  größer  ist  als  bei 
den  alten  Komikern;  in  unserer  Per. 
sind  es  z.B.  V.  1.  2.  8.  8.  9. 

V.  2.  Zur  Schreibung  von  Aeschi- 
num und  Ctesiphonem  s.  Haul.8 
Einl.  60  A.  6. 


V.  3.  Ctesiphonem:  die  griech. 
Eigennamen  auf  qpcör,  -tpwvTog  wer- 
den von  den  lat.  Komikern  nach 
Analogie  der  Appellativa  auf  o, 
önis  dekliniert.  So  bei  Terenz 
Antipho,  Clitipho,  Ctesipho,  Demi- 
pJio.  Sulpicius  ahmte  dies  nach, 
obschon  z.  B.  bei  Cicero  der 
Name  des  Redners  Ctesipho  auf 
-ontis  abgewandelt  ist.  —  Über 
hunc  statt  eum  (V.  9  hanc  statt 
eam)  vgl.  J.  Bach,  De  usu  pro- 
nominum  demonstr.,  Studem.  Stud. 
II  385  f. 

V.  4.  sub  d.  a.  tr.  patre  ist  attri- 
butive Bestimmung  zu  hunc  .  .  . 
captum;  im  Griechischen  stände 
etwa  6vta  dabe\. 


24 


ADELPHOE 


Frater  celabat  Aeschinus:  famäm  rei, 
Amöreiu  in  sese  transferebat;  denique 
Fidfcinani  lenoni  eripit.     uitiäuerat 
Eidem  Aeschinus  einem  Atticam  pauperculam 
Fidemque  dederat  häne  sibi  uxorem  fore. 
.Demea  iurgare,  grauiter  ferre;  möx  tarnen, 
Vt  ueritas  patefäeta  est,  ducit  Aeschinus 
Vitiätam,  potitur  Ctesipho  citharistriam. 


10 


V.  5.  6.  S.  Anhang.  —  fa/mam 
rei  wie  Eun.  652,  Hec.  807  est  rei, 
Plant.  Pers.  964  Quid  reist;  Mil. 
Arg.  I  11  quando  ei,  am  Ende  des 
Verses.  —  amorem  im  Sinne  von 
ipsum  am.  (den  Liebeshandel  selbst) 
soll  den  vorausgehenden  Begriff 
steigern.  Die  Wendung  ist  un- 
geschickt und  dunkel,  doch  für 
Sulp,  nicht  zu  ungeschickt.  —  Zu 
beachten  ist  die  Nachahmung  des 
alten  Asyndeton  oimewJbre  (vgl.  auch 
Plaut.  Amph.  Arg.  1 8). 

V.  8.  Eidem  für  Idem  nach 
Cod.  A;  diese  Schreibung  ist  wohl 
als    altertümlich    mit   Absicht   ge- 


wählt worden ;  aus  dem  akrost.  Arg. 
der  Captivi  ergibt  sich  Cavteiuei 
als  Titel;  vgl.  Haul.3  zu  Per!  V.  12. 
S.  Anhang 

V.  11.  ueritas  wohl  aus  Verszwang 
statt  des  zu  erwartenden  uerum. 

V.  12.  potitur  nach  der  3.  Konjug. 
(s.  z.  V.  871)  ist  nicht  nur  bei  den 
Komikern,  sondern  auch  in"  der 
klassischen  und  späteren  Latinität 
häufig;  s.  Neue  a.  0.  EI3  265  f., 
Engelbrecht,  Stud.  Ter.  Wien  1883, 
43  f.  Der  Akkusativ  bei  potitur  ist 
archaisierend;  vgl.  z.  B.  V.  871.  876. 
S.  Anhang. 


PERSONAE. 

(PROLOGVS) 
MICIO  SENEX 
DEMEA  SENEX 
SANNIO  LENO 
AESCHINVS  ADVLESCENS 
(BACCHIS  MERETRIX) 
PARMENO  SERVOS 
SYRVS  SERVOS 
CTESDPHO  ADVLESCENS 
SOSTRATA  MVLIER 
CANTHARA  ANVS 
GETA  SERVOS 
HEGIO  SENEX 
(DROMO  PVER) 
(STEPHANIO  PVER) 
[PAMPBOLA  VffiGO] 
(Cantor). 


Das  Verzeichnis  der  Personen 
steht  nicht  in  den  Handschriften; 
dagegen  haben  die  Bilderhand- 
schriften  PC  vor  dem  Stücke  eine 
Art  Schrank  mit  13  Masken  (Mic, 
Dem.,  Sann.,  Aesch.,  Par.,  Fidic, 


Syr.,  Ctes.,  Sostr.,  Canth. ,  Get., 
Heg.,  Prol.?  oder  Drom.?),  F  mit  8 
(6  älteren,  wohl  Mic,  Dem.,  San., 
Syr.,  Get.,  Heg.,  2  jüngeren,  Aesch., 
Ctes.);  vgl.  Umpf.  Praef.  und  Fr.  Leo, 
Rh .  Mus .  XXXVHI 3 1 7  ff .  Die  Namen 


ADELPHOE 


25 


unseres  Verzeichnisses  '  sind  den 
Szenenüberschriften  des  Stückes  in 
der  Reihenfolge  entnommen,  wie 
sie  nacheinander  zuerst  auftreten. 
Bacchis  (II,  1)  ist  eine  stumme 
Person,  Pamphila  hat  zwar  V.  486  f. 
zu  sprechen,  jedoch  nur  hinter  der 
Bühne.  Ob  Dromo  und  Stephanio 
(III,  3)  zugleich  mit  Syrus  auf- 
treten, ist  zweifelhaft.  S.  darüber 
die  Anm.  z.  V.  365.  —  Im  Text 
der  meisten  Handschriften  sind  die 
Personen  durch  je  2  oder  3  An- 
fangsbuchstaben ihrer  Namen,  in 
A  aber  und  größtenteils  in  D  durch 
griech.  Buchstaben  unterschieden, 
welche  natürlich  auch  in  den 
Szenenüberschriften  den  Namen 
vorgesetzt  sind.  S.  Anhang.  —  Die 
Personennamen  sind  durchweg  dem 
Griechischen  entlehnt  und  so  ge- 
wählt, daß  je  die  Grundbedeutung 
des  Wortes  eine  äußere  oder 
innere  Beziehung  zur  Rolle  hat 
(^sprechende  Namen") x).  Vgl.  Don 
zu  Ad.  26  (I  1,  l),  Haul.s  Eni.  78. 
Bei  Übernahme  der  Namen  zeigt  sich 
im  älteren  Latein  das  Streben,  an 
Stelle  ungewohnter  Flexionsendun- 


gen heimische  treten  zu  lassen  und 
deshalb  solche  Deklinationsformen, 
für  welche  das  Latein  keine  Ana- 
logie bot,  durch  echt  lateinische  zu 
ersetzen  (vgl.  Anm.  zu  Arg.  V.  3). 
Dies  traf,  um  bei  Terenz  zu  bleiben, 
einmal  Wörter  wie  Saatgäzt]  (So- 
strata),  nu(i<piXr}(Pamphila),  Jrjiieoc; 
(Demea),  rhrjs  (Geta;  vgl.  poeta 
=  itQii\vr\q) ;  sodann  namentlich 
Wörter  der  sogen,  kontrahierten 
3.  griech.  Deklination.  Manche  von 
diesen,  z.  B.  Ai6%lvifi  (Aeschinus), 
gehen  ebenso  wie  Tlfigat t  v$(Piraeus ; 
vgl.  Cic.  ad.  Att.  VE  3,  10)  in  die 
2.  Iat.  Dekl.  über,  die  auf  -KQcctrje, 
welche  im  Griechischen  bereits 
Nebenformen  nach  der  1.  Deklin. 
haben,  werden  im  Lateinischen  zu 
Substantiven  auf  -ta  (der  Genetiv 
Phanocratae  steht  Haut.  1061).  Die 
Patronymika  auf  -idrjg  haben  eine 
eigentümliche,  aus  der  3.  und  2.  ge- 
mischte Deklination :  -es  im  Nomin. 
(Callidemides  Hec.  804),  -i  im  Gen. 
(Archonidi  Haut.  1065;  ähnlich 
Chremi  And.  368),  -em  im  Akkus. 
(Archidemidem  Eun.  327;  Calli- 
demidem  Hec.  432.  801). 


1)  Grundlegend  sind  hierfür  Ritschis  leider  unvollendete  Quaestiones 
onomatologicae  comicae  (Opusc.  HI  301  ff.);  vgl.  auch  Einl.  2  Anm.  1. 


PROLOGVS. 

Postquam  poeta  sensit  scripturäm  suam 

ab  iniquis  obseruäri,  et  aduorsarios 

rapere  in  peiorem  partem  quam  acturf  suruus, 


In  diesem  nur  für  die  erste  Auf- 
führung passenden  Prologe  ver- 
teidigt sich  Terenz  (stets  nur  als 
poeta,  beziehungsweise  mit  hie  be- 
zeichnet) nach  der  die  V.  1—5  um- 
fassenden Einleitung  wie  in  den 
meisten  anderen  Prologen  gegen  die 
Angriffe  der  Gegner,  und  zwar  in 
V.  6 — 14  in  Bezug  auf  den  litera- 
rischen Diebstahl,  in  V.  15 — 21  in 
Bezug  auf  das  Gerede,  er  werde 
bei  seiner  Schriftstellerei  von  hoch- 
gestellten Leuten  unterstützt.  Dies 
stellt  er  keineswegs  in  Abrede, 
rechnet  es  sich  vielmehr  zum 
größten  Lobe  an  (s.  Haul.8  Einl.  15 
A.  1).  In  V.  22—24  (pst.)  wird  wegen 
des  Argumentes  auf  die  zunächst 
auftretenden  beidenAlten  verwiesen ; 
zum  Schluß  folgt  wie  gewöhnlich 
eine  kurze  Bitte  um  wohlwollende 
Aufnahme  des  Stückes.  —  Ober 
die  Bolle  des  Prologs  s.  Haul.8  zum 
Prol.  Den  rhetorischen  Charakter 
der  Ter.  Prologe  hebt  hervor  Fr.  Leo, 
Analecta  Plautina,  De  figuris  serm.  U 
Götting.  1898;  daß  übrigens  Ter. 
in  den  Prologen  nicht  so  originell 
ist,  wie  Leo  behauptet,  zeigt  das 
erst  jüngst  gefundene  Bruchstück 
eines  griechischen  Prologs  (Straß- 
burger Papyri  graeci  Nr.  53 ;  zuerst 
veröffentlicht  von  Kaibel  in  den 
Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  W.  1899, 
546  f.,  dazu  B.  Beitzenstein,  Herrn. 
XXXV  622 ff.),  in  dem  sich  bereits 
die  Polemik  mit  dem  Vorgänger 
und  die  Verweisung  bezüglich  des 
Argumentes  auf  die  auftretenden 
Personen  findet.  Vgl.  auch  A.  Böh- 
richt,  Quaestiones  scaenicae  ex 
prol.  Ter.  petitae,  Diss.  Argent.  IX 


293  ff.  und   Ph.  Fabia,    Les  pro- 
logues  de  Terence,  Paris  1888. 

V.  1.  Postquam  steht  wie  Phorm. 
prol.  1,  Ad.  766  f.  nicht  rein  zeitlich, 
sondern  mit  kausalem  Nebensinn. 
Sieh  Don.  z.  d.  St.  Vgl.  P.  Scherer, 
De  particula  quando,  Studem. 
Stud.  H  88  f.  —  scriptura,  das 
Schreiben,  Schriftstellern;  sodann 
a)  die  Art  des  Sehr.,  der 
Stil  (Phorm.  5  fabulas  Tenui  esse 
oratione  et  scriptura  leui);  b)  der 
Inhalt  des  Sehr.,  das  Schriftwerk, 
das  Stück  (Hec.  13  Ne  cum  poeta 
scriptura  euanesceret).  Ebenso  ist 
es  Hec.  24  (Quod  si  scripturäm 
spreuissem)  und  an  o.  St.  zu  fassen. 
Technische  Bedeutung  ("schriftliche 
Abmachung')  hat  das  Wort  z.  B. 
Plaut.  Truc.  144, 146.  —  scripturäm 
suam  ab  iniquis  obseruäri  bezieht 
sich  auf  den  im  V.  16  —  21  be- 
sprochenen Vorwurf  (iniquis  er- 
klärt ein  Scholiast  [Schlee,  Scholia 
ler.,  Lips.  1893,  146]  mit  aemulis), 
aduorsarios  rap.  in  p.  p.  auf  den 
angebl.  literarischen  Diebstahl  (S. 
Cupaiolo,  Boll.  d.  fil.  cl.  1899  N.12, 
282;  vgl.  Nencini  a.  0.  117).  — 
Gleich  der  1.  Vers  des  Prologs  bietet 
ein  doppeltes  Beispiel  für  den  Ge- 
brauch der  Alliteration  (p.  p.  s.  s.  s.). 
Dieses  rhetorische  Kunstmittel, 
welches  übrigens  vom  sogen.  Stab- 
reim wesentlich  verschieden  ist, 
findet  in  der  älteren  röm.  Kunst- 
poesie eine  reiche  Verwendung, 
vermutlich  weil  das  Ohr  der  Bömer 
durch  die  nationale  Dichtung  im 
saturnischen  Versmaß  bereits  daran 
gewöhnt  war.  Plautus  wendet  sie 
häufiger  an  als  Terenz  (nach  Jordan, 


Prol.  4—8 


ADELPHOE 


27 


indicio  de  se  ipse  erit,  uos  eritis  iiidices, 
laudin,  an  uitio  dtfci  id  factum  opörteat. 
Synapothnescontes  Diphili  comoediast; 
eam  C<5mmorientes  Plaütus  fecit  fäbulam. 
in  Graeca  adulescens  e"st,  qui  lenoni  eripit 


Krit.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Lat.  Spr. 
72  kommt  bei  Plaut,  auf  85/«, 
bei  Ter.  auf  20  Verse  je  eine  Al- 
literation), vgl.  Haul.3  Einl.  67  A.8. 
Aucb  läßt  sieb  beobachten,  daß 
bei  Ter.  in  den  Prologen  infolge 
ihres  rhetorischen  Charakters'  un- 
gleich zahlreichere  Alliterationen 
vorkommen  als  in  den  Senaren  des 
Dialogs;  in  letzteren  ist  die  An- 
wendung derselben  eine  durchaus 
maßvolle. 

V.  2.  ab  iniquis:  die  Substanti- 
vierung von  Adjektiven,  namentlich 
generis  masc,  auch  in  solchen  Ka- 
sus, wo  das  Geschlecht  nicht  zu 
erkennen  ist,  findet  sich  bei  den 
Komikern  nicht  selten;  vgl.  V. 
156f.  182.  271.  724.  751  und  wieder- 
holte Verbindungen  von  Adjektiven 
mit  ille  u.  a. ;  s.  Draeger,  Hist.  Synt. 
d.  lat.  Spr.  I*  36 f.,  Haul.8  z.  V.  298. 

—  Zur  Sache  s.  Haul.5,  Einl.  14 f. 
Daß  kein  Name  genannt  wurde, 
geschah  wohl  aus  Furcht  vor 
einer  actio  iniuriarum;  vgl.  Fr.  Leo, 
Herrn.  XXIV  6, 7. 

V.  8.  rapere  in  peioretn  partem 
=  uitio  dare,  uituperare  (Don.) ,  vgl. 
Eun.  631  f.,  Pollio  in  Cic.  fam.  X  33, 2 
pium  consilium  meum  raperent  in 
contrariam  partem  obtreetatores  mei. 

—  quam  (auf  script.  bezogen)  acturi 
sumus  =  fabulam.  fabulam  zu  er- 
gänzen ist  unnötig.  —  S.  Anhang. 

V.  4.  indicio  . . .  erit,  im  Gegen- 
satz zu  u.  er.  iudices;  vgl.  Lucr.IV 
1011  f.  Multi  de  magnis  per  somnum 
rebu'  loquuntur  Indicioque  sui  facti 
persaepe  fuere.  Don.:  'Expressit 
simplicitatem  uera  dicturi,  cum 
indicaturum  de  se  dixit,  non 
narraturum'.  Rhetorisch  wirk- 
sam ist  die  durch  Gleichklang 
unterstützte  Gegenüberstellung:  In- 
dic.  .  .  .  iudic     S.  Anhang. 

V.  6.  In  den  Worten  indicio  de 
se  ipse  erit:  er  wird  über  sich  selbst 


(d.  i.  über  sein  angebliches  Ver- 
brechen) .zum  Anzeiger  werden, 
liegt  eine  Hinweisung  auf  id  fac- 
tum, die  dieser  mit  Absicht  (wegen 
laudin  an  uitio  duci)  gewählten 
uox  media  (das,  was  ich  getan  habe, 
was  für  sie  der  Grund  geworden 
ist,  mein  Stück  anzugreifen,  und 
was  ich  der  unparteiischen  Beur- 
teilung des  Publikums  unterbreite) 
alles  Zweifelhafte  nimmt.  Ebenso 
bezieht  sich  id  im  V.  70  auf  das 
im  vorhergehenden  erwähnte  Tun, 
s.  d.  Anm.  und  Don.  z.  d.V. 

V.  6.  Über  Diphilus  von  Sinope 
s.  Meineke,  Hist.  erit.  com.  gr. 
446  ff.  Uns  sind  von  den  100  Lust- 
spielen, welche  ihm  im  Altertum 
zugeschrieben  wurden ,  außer  Frag- 
menten (Plaut.  Vidularia)  und  der 
Terenzischen  Übertragung  einer 
Szene  der  Hvvaico&vrjoyiovzeg  nur 
zwei  Stücke  des  Plautus  erhalten, 
welche  sicher  Bearbeitungen  von 
Komödien  des  Diphilus  sind,  Casina 
(griech.  KXvgovuevo: ;  s.  Cas.  Prol. 
31  ff.)  und  Rudens  (s.  Rud.  Prol.  32). 
Über  den  Inhalt  der  Zvvcrn.  und  die 
Art  ihrer  Benutzung  durch  Terenz 
s.  Einl.  10  ff. 

V.  7.  eam  mit  der  nach  dem  IKG 
erfolgten  Verkürzung  der  positions- 
langen Silbe,  ebenso  eum  (V.  9), 
eam  (V.  12) ;  suo  (V.  21  und  öfter) 
mit  naturlanger  Silbe.  Für  das 
IKG  empfiehlt  F.  Skutsch  (vgl. 
Vollmöllers  Jahr.-Ber.  f.  roman. 
Phil.  I  33  f.)  nunmehr  folgende  kurze 
Fassung:  „Jede  iambische  Silben- 
folge kann  im  Wert  von  zwei 
Kürzen  eine  Hebung  oder  Senkung 
ausmachen."  Vgl.  Haul.8  Einl.  61. 
Gegen  die  allgemein  übliche  An- 
nahme der  Synizese  von  eam  in 
diesem  und  ähnl.  Fällen  s.  F.  Skutsch, 
Iambenkürzung  und  Synizese,  in 
Satura  Viadrina,  Breslau  1896, 
144  und  Haul.8  Einl.  56.  —  eam 
fecit  „daraus  machte". 


28 


ADELPHOE 


Prol.  9—13 


meretricein,  in  prima  fäbula;  eum  Plauttfs  locum 
reliquit  integrum;  eum  hie  locum  sumpsit  sibi 
in  Adelphos,  uerbum  de  uerbo  expressum  extulit. 
eam  nos  acturi  sümus  nouam:  pernoscite, 
furttfmne  factum  existumetis,  an  locum 


10 


V.  9.  eum  hat  den  Ton  auf  der 
1,  Silbe  mit  Verkürzung  der  Silbe 
um.  fubul{a)  eum  wäre  unstatthaft, 
da  die  zweisilbige  Senkung  nicht 
aus  zwei  verschiedenen  Wörtern 
gebildet  sein  kann.  Aus  demselben 
Grunde  ist  im  folgenden  Verse 
integrum)  e(um)  hie  zu  lesen. 
Beide  Male  wird  eum  („gerade  die 
Stelle")  wirkungsvoll  hervorge- 
hoben. 

V.  10.  integrum  =  intactum ,  so 
daß  die  Stelle  noua  blieb.  —  sum- 
psit: Don.:  libere  tulit,  hoc  est, 
non  furatus  est;  Schob  Bemb. :  a 
nullo  translata.  —  S.  Anhang. 

V.  11.  uerbum  de  uerbo  e.  „Wort 
für  Wort  übersetzt  übertrug  er 
sieu  (denn  expressum  bezieht  sich 
auf  locum,  vgl.  Nencini,  Riv.  di 
fil.  XXI  476).  extulit  wählte  Ter. 
wohl  statt  des  zu  erwartenden 
transtulit  wegen  des  Gleichklanges 
mit  expressum ;  vielleicht  wollte  er 
damit  auch  ausdrücken,  daß  es 
ihm  gelungen  sei,  die  Stelle  voll- 
ständig, ohne  Änderung,  heraus- 
zuheben, wie  man  einen  Baum 
samt  den  Wurzeln  herausbebt, 
wenn  er  versetzt  werden  soll.  Über 
den  metaphor.  Gebrauch  von  ex- 
tulit s.  Anm.  z.  V.  625.  —  uerbum 
de  uerbo  tritt  als  adverbieller  Ak- 
kusativ zu  expressum  (vgl.  Cic. 
Top.  8,  35  itvfioXoyia  id  est  uerbum 
ex  uerbo  ueriloquium,  Schob  z.  Pers. 
Sat.  1,  4  Labeo  transtulit  Iliad.  et 
Odys.  uerbum  ex  uerbo  ridicule  satis. 
Verg.  Aen.  III  18  Aeneadasque  meo 
nomen  de  nomine  fingo.  Anders  ist 
der  Akk.  bei  expressus  zu  erklären 
Val.  Fl.  Arg.  1,  491,  Tac.  Hist.  3,74. 
Vgl.  Kühner,  Lat  Gr.  §  71,  3a); 
vgl.  G.  Landgraf,  Der  Akkusativ 
der  Beziehung,  Arch.  X  215 ff.  — 
Durch  die  besondere  Hervorhebung 
der  wörtlichen  Übertragung  zeigt 
Ter.  einerseits,  daß  die  entlehnte 
Szene  auf  das  Beste  in  sein  Stück 
passe,   anderseits  schwächt  er  den 


Vorwurf  der  Gegner,  da  er  das- 
selbe gemacht  hat,  was  sie  stets 
verlangen:  strengsten  Anschluß  an 
das  Original. 

V.  12.  sumus  nach  dem  IKG  ge- 
kürzt, wobei  das  wenig  hörbare 
auslautende  s  mitwirkte,  s.  z.V.  839. 
—  nouam  kann  Ter.  nach  dem  Ge- 
sagten ruhig  behaupten;  auch  sonst 
hebt  er  es  geflissentlich  hervor: 
vgl.  Haut.  Prol.  7,  Phorm.  Prol.  24, 
Hec.  Prol.  I,  5.  Schob  Bemb. :  in 
s[caena  nondum  ujisam  —  perno- 
scite . . .  existumetis:  über  den  pleo- 
nastischen  Ausdruck  s.  Haul.8  z. 
V.  380. 

V.  13  f.  Über  die  häufige  Weg- 
lassung der  Kopula  esse  im  älteren 
Latein  s.  Haul.3  zu  V.  46,  vgl. 
auch  L.  Müller,  Lucil.  sat.  S.  237. 
Regelmäßig  fehlt  esse  beim  Part. 
Put.  Akt.  (s.  V.  236.  332.  333.  473. 
693.  705.  750.  812),  in  formelhaften 
Wendungen  zumeist  mit  uelle,  nolle 
(s.V.  165.  372.  695.  775.  919),  stets 
bei  oportet  u.  pati  (s.  zu  V.  214 
u.  Phorm.  432);  aber  auch  sonst 
beim  Part.  Perf.  Pass.  und  beim 
Gerundiv  (s.  V.  193.  225.  250.  337. 
359).  —  Daß  in  Wirklichkeit  die 
Plünderung  eines  plautinischen 
Stückes  nicht  eingetreten  war, 
konnte  den  Gegnern,  literarischen 
Fachgenossen  des  Terenz,  nicht 
entgehen,  sobald  sie  überhaupt  von 
dem  Stücke  vollständige  Kenntnis 
erlangten.  Wir  müssen  daher  an- 
nehmen, daß  sie  entweder  die 
Adelphoe  vor  ihrer  ersten  Auf- 
führung nicht  genau  kennen  lernten, 
sondern  nur  im  allgemeinen  von 
der  Benutzung  eines  zweiten  griech. 
Lustspiels,  der  Svvonod'v^aHovtsg 
des  Diphilus,  erfuhren  und  deshalb, 
weil  sie  dieses  als  Original  der 
Plautinischen  Commorientes  kann- 
ten, die  Verwertung  eines  schon 
früher  übertragenen  Stoffes  von 
seiten  des  Terenz  vermuteten  (s. 
C.  M.  Francken,    Mnemos.    N.  S. 


Prol.  14—19 


ADELPHOE 


29 


reprehensum  qui  praeteritus  neclegentiast. 

nam  quöd  isti  dicunt  mäleuoli,  homines  nobilis 

eum  ädiutare  adsidueque  una  scribere: 

quod  isti  maledictum  uehemens  esse  existumant, 

eam  laüdem  hie  ducit  mäxnmam,  quom  illis  placet, 

qui  uöbis  unmörsis  et  populö  placent, 


15 


IV  150),  oder  daß  sie,  was  noch 
wahrscheinlicher  ist,  trotz  genauer 
Kenntnis  des  Sachverhaltes  in  bös- 
williger Weise  den  auf  die  große 
Menge  wirksamen  Vorwurf  erhoben 
und  verbreiteten.  Daß  es  an  Mög- 
lichkeiten nicht  fehlte,  das  Stück, 
auch  abgesehen  von  den  Proben, 
kennen  zu  lernen,  ergibt  sich  aus 
Eun.  Prol.  19  f. 

V.  14.  Beprehendere  steht  hier 
in  übertragener  Bedeutung :  auf  eine 
Stelle  zurückgreifen,  wieder  auf- 
nehmen. —  neclegentiast  über  die 
Schreibung  mit  c  s.  Haul.8,  Einl., 
S.  60 ;  necl.  steht  hier  in  demselben 
iron.  Sinne  —  Ter.  bedient  sich  ab- 
sichtlich des  Ausdrucks  seiner 
Gegner  —  wie  Andr.  Prol.  20. 

V.  15.  Über  nam  als  Beteuerungs- 
partikel (Don.:  'nam  ineipiendi  uim 
habet  modo')  vgl.  Dombart,  Bl.  f. 
d.  bayr.  Gymn.  XVI  40,  Haul.8  z. 
V.  113.  Ebenso  geht  Ter.  Haut. 
Prol.  16  mit  nam  quod  (Wahrlich, 
was  aber  das  betrifft,  daß  .  . .)  zu 
etwas  Neuem  über  (eine  Ergänzung 
vorher,  wie  sie  Spengel  [z.  d.V.l  und 
Dräger,  Hist.  Synt.  IL8  157  f.  an- 
nehmen, istm.  E.  überflüssig).  —  quöd 
isti:  s.  zu  Vers  7 ;  mit  isti  (vgl.  Andr. 
prol.  15  u.  21)  bezeichnet  er  die 
Gegner,  die  sich  im  Publikum  be- 
finden; vielleicht  deutete  der  Spre- 
cher mit  der  Hand  auf  sie,  vgl.  Bach, 
Studem.  Stud.  II  259.  Bei  homines 
nobilis  haben  wir  wegen  V.  19 — 21 
nicht  nur  (mit  Don.)  an  jugendliche 
Männer  wie  Scipio  und  Lälius,  son- 
dern auch  (nach  dem  Grammatiker 
Santra)  an  Männer  zu  denken,  wie 
es  die  Würdenträger  und  Dichter 
Q.  Fabius  Labeo  und  M.  Popillius 
waren  und  der  gelehrte  C.  Sulpicius 
Gallus  (Consul  im  J.  166  v.  Chr.); 
vgl.  Sueton  Vit.  Ter.  31  f.  R.  sowie 
Mommsen  R.  G.  n8  436  Anm.,  Haul.? 
Einl.  15   Anm.  1   und   2.      Ob    der 


Vorwurf  berechtigt  war  oder  nicht 
(vgl.  Haut.  prol.  22 ff.,  Roehricht  a.  0. 
331  f.),  jedenfalls  hielt  man  die 
Sprache  des  Ter.  für  solcher  Männer 
würdig,  vgl.  Engelbrecht  Stud. 
Terent.,  Wien  1883,  7.  Eine  ent- 
schiedene Abwehr  konnte  von  Terenz 
in  keinem  Falle  erfolgen,  da  hier- 
durch nur  seine  Gönner  hätten  be- 
leidigt werden  können,  während 
der  Hinweis  darauf,  daß  er  zu-- 
frieden  damit  sei,  wenn  seine  Stücke 
diesen  Männern  gefielen,  diesen  auf 
jeden  Fall  schmeicheln  mußte. 

V.  16.  eum:  auf  den  Dichter, 
der  sonst  in  den  Prologen  mit 
poeta  oder  hie  bezeichnet  wird,  wird 
hier  mit  eum  hingewiesen,  da  mit 
homines  . . .  scribere  absichtlich  die 
Rede  der  Gegner  wiedergegeben 
wird,  die  nur  eum  sagen  konnten. 
S.  Anhang. 

V.  17.  quod  isti  s.  z.V.  7.  S.An- 
hang. 

V.  18.  ducere  mit  dem  doppelten 
Akkusativ  wie  z.  B.  Plaut.  Capt.  161 
Laudo,  malum  quom  amici  tuom 
ducis  malum.  Anders  oben  V.  5.  — 
maxumam  trotz  der  handschr.  Über- 
lieferung maximam.  Das  Schwanken 
der  Superlative  zwischen  umus  und 
imus  findet  nach  A.  Brock,  Quaest. 
gramm.  capita  duo,  Dorpat  1897, 
cap.  I  seine  Erklärung  in  dem  Um- 
stände, daß  der  dumpfe  Vokal  der 
vorausgehenden  Silbe  z.  B.  in  optu- 
mus,  proxumus  das  folgende  u 
länger  schützte  als  z.B.  in  minimus, 
wo  sich  der  i-Laut  schon  früh- 
zeitig festsetzte. 

V.  19.  uniuorsis:  zur  Schreibung 
(vgl.  aduorsarios  V.  2)  s.  Haul.8 
Einl.  68  A.  3.  —  et  populo:  'qui 
etiam  praeter  theafrum  (sunt)'  erklärt 
DyOnat;  et  fügt  also  zum  besonderen 
Begriff  den  allgemeinen.  —  Rheto- 
risch wirksam  ist  der  fast  gleiche 
Schluß  von  V.  18  und  19. 


30 


ADELPHOE 


Prol.  20—25 


20 


26 


quorum  öpera  in  bello,  in  otio,  in  negötio 
suo  quisque  tempore  üsust  sine  superbia. 
dehinc  ne  exspectetis  ärgumentnm  fabulae: 
senes  qni  primi  uenient,  ei  partem  aperient, 
in  agendo  partem  ostendent.    facite  aequänimitas 
poetae  ad  scribendum  aiigeat  indiistriam. 


20 


25 


Y.20.  Dem  Begriffe  bellum  stehen 
otium  und  negotium  gegenüber, 
beide  setzen  friedliche  Zustände 
voraus,  und  zwar  negotium  in  Be- 
zug auf  die  öffentliche  (z.  B.  rich- 
terliche oder  verwaltende),  otium 
auf  die  private  Tätigkeit  und 
Hilfeleistung  der  gedachten  Männer. 
Etwas  anders,  doch  in  gleicher 
Gegenüberstellung,  ist  die  Bedeu- 
tung Hec.  26  in  otio  esset  (poeta) 
potius  quam  in  negotio. 

V.  21.  suo  tempore:  „wann  er  es 
gerade  nötig  hatte".  Liv. XLII, 
43,3:  suo  maxime  tempore  atque 
alieno  hostibus.  —  sine  superbia 
kann  wohl  nnr  auf  quisque  be- 
zogen werden:  ohne  (natürl.  übel- 
angebrachten) Stolz  =  ohne  sich 
zu  zieren,  indem  er  sich  über 
seinen  Stolz  hinwegsetzte.  Was 
alle  taten,  muß  wohl  auch  dem 
Dichter  erlaubt  sein.  Vgl.  Cu- 
paiolo,  Boll.  di  fil.  cl.  VI  66. 
Schlecht  erklärt  vom  Schob  s. 
Schlee  149. 

V.  22.  dehinc  mit  Verkürzung  des 
hinc  oder  Elision,  vgl.  Haul.8Einl. 
56  A.  4.  —  Die  Erzählung  des  Argu- 
ments war  sonst  (nicht  bei  Terenz) 
Hauptaufgabe  der  Prologe;  vgl. 
Andr.  5  f.  Nam  inprologis  scribundis 
operam  abutitur,  non  qui  argumen- 
tum narret  q.  s.  und  Dz.s  Abhand- 
lung üb.  d.  Plaut.  Prol.  (Luzern 
1867)  13  ff.;  Leo,  Plaut.  Forsch. 
Berlin  1895,  174  f.  und  dieVorbem. 
z.  Prol. 


V.  22  f.  enthält  eine  Beminiscenz 
aus  Plaut.  Trin.  Prol.  V.  16  f.  Sed 
de  argumento  ne  exspectetis  fabulae: 
Senes  qui  huc  uenient,  i  rem  uöbis 
aperient. 

V.  23  f.  aperient  (=  narrabunt) 
partem  (was  unmittelbar  vorher  ge- 
schehen ist),  in  agendo  partem 
ostendent  bezieht  sich  auf  den 
Gegensatz  der  beiden  Alten  in 
ihrem  Auftreten,  aus  dem  eben- 
falls sofort  ein  wesentliches  Moment 
des  Stückes,  die  Verschiedenheit 
des  Charakters  der  beiden  Brüder, 
zu  ersehen  ist. 

V.  24.  aequanimitas  kommt  bei 
Ter.  zuerst  vor,  s.  Haul.s  Einl.  66. 
Da  facite  unmittelbar  vorausgeht, 
ist  das  von  Donat  vermißte  uestra 
vollkommen  überflüssig.  Vgl.  Spengel 
z.  d.  St.    S.  Anhang. 

V.  25.  augeat  hat  die  ursprüng- 
liche Länge  des  a  (vgl.  augeamus 
etc.)  trotz  des  folgenden  t  bewahrt; 
ebenso  kommt  in  der  alt.  Lat.  at- 
(3.  P.  Sing.  Ind.,  3.  P.  Sing.  Impf.), 
et  (Praes.  Ind.,  Konj.,  Fut.  Ind.  Impf., 
Konj.,Plusqupf.Konj.)  und  it  (Praes. 
Ind.  4.  Konj.,  Praes.  Konj.  Perf.  Ind., 
Perf.  Konj.)  bisweilen  noch  lang 
vor.  S.Haul.sEinl.48.  Über  ät  des 
Konjunktivs  bei  Plautus  handeln 
Eitachl  Prol  in  Trin.  CLXXX  ff. 
und  C.F.W.  Müller,  Plaut,  Pros. 
60f.,  Neue,  HF  316.,  Lindsay,  Capt. 
Einl.  13.  —  Über  den  Zusammen- 
hang s.  Anhang. 


II,  1—3 


ADELPHOE 


31 


Ii 


Micio 

Senex 

Storax!  —  Non  rediit  häc  nocte  a  cena  Aeschinus, 
neque  seruolorum  qmsquam  qui  aduorsum  lerant.  — 
profecto  hoc  uere  dicunt:  si  absis  lispiam, 


I,  1.  Über  die  nicht  ursprüng- 
liche Einteilung  in  5  Akte  vgl. 
Haul.sEinl.  45  ff. 

V.  26.  Micio  ruft,  in  der  Tür 
eich  umwendend,  nach  dem  Sklaven 
Storax,  einem  der  aduersitores 
(V.27)  seines  Pflegesohnes  Äschinus. 
Da  er  keine  Antwort  erhält,  tritt 
er  aus  dem  Hause,  wohl  in  der 
Absicht,  falls  Äschinue  noch  lange 
ausbliebe,  selbst  nach  dem  Markte 
zu  gehen  und  nachzuschauen,  und 
beginnt  mit  Non  rediit  sein  Selbstge- 
spräch. S.Anhang.  —  Storax,  griech. 
IkvQcci-,  der  Name  eines  Baumes, 
welcher  ein  wohlriechendes  Harz 
liefert,  sowie  der  dieses  Harzes. 
Diese  Bedeutung,  nicht  die  andere 
'Lanzenschaff,  welche  das  griech. 
Woi"t  auch  haben  kann,  liegt  dem 
Sklavennamen  zu  Grunde.  Jugend- 
liche Sklaven  {seruoli  V.  27)  von 
angenehmem  Äußern  und  wohlge- 
pflegt mit  duftenden  Salben  ('puer 
ab  odore  Storaaf,  Don.)  besorgten 
die  persönliche  Bedienung  der  rei- 
chen jungen  Athener.  Bire  Aufgabe 
(aduersitores  dicuntur',  Don.)  war 
es  auch,  dem  Herrn  zur  Nacht- 
zeit, wenn  nötig,  mit  Fackeln 
entgegenzugehen,  um  ihn  aus  der 
Gesellschaft,  in  welcher  er  sich 
befand,  abzuholen  (vgl.  Andr.  83 ff., 
Thes.  1848,  33  ff.). 

V.  27.  lerant,  einhellig  über- 
liefert (gegen  die  Überlief,  wird 
Hec.  332  iuisse,  Catull.  66,  12, 
Anth.  Lat.  263,  96  R  luerat  ge- 
lesen; 'producte  l  pronuntiando, 
quod  nos  addita  u  iuerant  dicimus* 
Bon.),  mit  unregelmäßiger  Länge 
des  l;  ebenso  Phorm.  573  audieras 
(ALDG),  Hec.  813  audier at  (to), 
überall   am  Versschlusse ,   für  den 


sie  sich  besonders  eignen.  Doch 
verdanken  sie  die  Länge  des  l  nicht 
diesem  Umstände ,  wie  hoch  Engel- 
brecht, Wien.  Stud.  VI  229  meint. 
Nach  Lindsay-Nohl  152  ist  die  Bei- 
behaltung des  langen  l  (Serv.  z. 
Verg.  Aen.  I  461  weist  audiit,  leriiü 
der  gewöhnlichen,  audiit,  leniit  der 
Dichtersprache  zu)  dem  Vorhanden- 
sein der  Formen  mit  u  (audiuit  etc.) 
zuzuschreiben.  An  einen  Kompro- 
miß zwischen  -? er-  und  - iuer-  denkt 
Sommer,  Handb.  d.  lat.  Laut-  u. 
Formenlehre  612;  die  Formen  auf 
-Ter-  sind  aber  nicht  aus  -fater- 
entstanden,  sondern  sind  (s.  Osthoff, 
Perf.  225,  Solmsen,  Stud.  z.  lat.  Laut- 
gesch.  179  f.)  von  den  primären 
Verben  mit  stammschließendem  i 
übernommen  und  stellen  die  ur- 
sprüngl.  Bildungsweise  ohne  u 
dar  (durch  Don.  bezeugt). 

V.  28  ff.  Während  V.26f.  Micio 
nicht  ganz  ohne  Verstimmung  ge- 
sprochen hat,  drängt  sich  von 
V.  28  an  etwas  Besorgnis  hervor, 
es  könnte  seinem  Neffen  etwas  zu- 
gestoßen sein.  Seiner  jovialen 
Natur  entsprechend  sucht  er  sich 
selbst  zunächst  durch  ein  launiges 
Sprichwort  über  seine  Besorgnis 
hinwegzutäuschen.  Während  die 
Eltern  gleich  an  ein  Unglück  den- 
ken, glaubt  die  eifersüchtige  Frau, 
der  Mann  lasse  es  sich  auswärts 
gut  gehen.  —  uere  u.  dicunt  sind  zu 
einemBegriffe  zusammengewachsen ; 
in  diesem  Falle  kann  entweder 
das  Adverb  oder  das  substantivierte 
Adjektiv  stehen:  Haut.  795  uerum 
illud  .  .  .  Dicunt,  vgl  P.  Barth, 
Fleck.  Jahrb.  CXXIX  182.  —  Der 
Gedanke  Aut  ibi  si  cesses 
(cessare  =  morari)  bildet  die  Stei- 


32 


ADELPHOE 


II,  4—12 


aut  ibi  si  cesses,  euenire  ea  sätius  est 

quae  in  te  üxor  dicit,  et  quae  in  animo  cogitat 

irata,  quam  illa  quae  parentes  propitii. 

uxör,  si  cesses,  aüt  te  amare  cogitat, 

aut  tete  amari,  aut  pötare,  atque  animo  obsequi, 

et  tibi  bene  esse  söli,  quom  sibi  sit  male. 

ego,  quia  non  rediit  fflius,  quae  cögito,  et 

quibus  nunc  sollicitor  rebus!  ne  aut  ille  alserit, 

aut  tfspiam  ceciderit,  aut  praefregerit 


30 


35 


gerung  zu  si  absis  uspiam,  in- 
sofern abesse  nur  die  Abwesenheit 
überhaupt  ausdrückt,  cessare  aber 
beabsichtigt  ist,  ebenso  cogitat 
stärker  als  dicit  in  V.  30;  denn 
was  sich  die  Gattin  denkt,  ist 
jedenfalls  noch  ärger  als  das,  was 
sie  sagt.  —  Satius  est  =  melius  est 
S.  Anhang. 

V.  31.  propitii  huldvoll,  gütig, 
nachsichtig,  vom  Verhältnis  eines 
Übergeordneten  demjenigen  gegen- 
über, welcher  in  irgend  einem, 
wenn  auch  zeitweiligen  Abhängig- 
keitsverhältnis steht;  daher  vor 
allem  von  den  Göttern,  aber 
auch  von  den  Eltern,  der  Ge- 
liebten, der  gebieterischen  Ehefrau 
u.  a. ;  z.  B.  Plaut.  Merc.  953  ff. 
Pacem  componi  uolo  Meo  patri  cum 
matre;  . . .  Tarn  propitiam  reddam, 
quam  quom  propitiast  Juno  loui. 

V.  32  ff.  Die  dem  ehelichen  Leben 
ungünstige  Stimmung  des  hage- 
stolzen  Micio  spricht  sich  bereits 
hier  aus. 

V.  33.  Den  zwei  auf  die  Liebe 
bezüglichen  Ausdrücken  (te  amare, 
Don.  'amoriproprio  cedere'  ein  selbst 
gesuchtes  weibl.  Wesen  lieben, 
und  tete  amari,  Don.  'älieno  amori 
obsequi  nulla  re  impellente',  Schol. 
D.  schreibt  darüber  ab  aliis,  den 
Verlockungen  eines  Wesens,  das 
an  dir  Gefallen  gefunden  hat, 
erliegen)  und  den  beiden  auf  das 
sonstige  behagliche  Leben  (potare 
atque  animo  obsequi)  bez.  Ausdrücken 
folgt  die  der  Gemütsstimmung  der 
Frau  entsprechende,  daher  un- 
bedingt nötige  Gegenüberstellung: 
'Dir  geht  es  gut  —  ihr  geht  es 
schlecht'.     S.  Anhang. 

V.34.  soli  'nur  dir5  (ohne  sie); 
dieser   Bezug    wird    durch   Engel- 


brechts    Beobachtung      (a.  0.  37) 
unterstützt,  wonach  Ter.  die  Formen 
auf  ius,  i  nicht  anwendet,  falls 
sich    solus,    alter    u.  dgl.   auf   ein 
Femininum  beziehen.     S.  Anhang. 
V.  35.     Ein  Proceleusmaticus  — 
mit   dem   erforderlichen  Wortende 
vor  der  Iktussilbe  —  ist  sehr  häu- 
fig im  1.  Fuße  des  Senars  (s.V.118, 
454,  459  etc.),  im   1.  F.  des  iamb. 
Oktonars  (V.  335,  349  etc.),  im  1.  F. 
des  iamb.  Septenars  (V.710),  im  5. F. 
des    iamb.  Okt.  (V.  180,   192,   264, 
268),  aber  auch  im  2.  F.  des  Senars 
(V  72^)  des  iamb.  Okt.  (V.  522,  958), 
im    3'.  F.  des   i.  Okt.   (V.  196,   214, 
603),    des    Sen.   (V.  390?)   im   4.  F. 
des  i.  Okt.  (V.  264),   im   5.  F.  des 
Sen.  (V.  29).  Vgl.  auch  Haul. 8  Einl.  38 
und  A.W.  Ahlberg,  De  pioceleus- 
maticis   iamborum    troch.    antiquae 
scaenicae  poesis  Sind.,  Lund,  1899. — 
Mit  V.  35  ff.  vgl.  bei   Plautus   Mil. 
718—722  die  Schilderung  der  mit 
dem   Besitz   von  Kindern   verbun- 
denen   Gemütsaufregungen.     Über 
andere    Plautusreminiscenzeu    bei 
Ter.  (vgl.V  22  f.)  b.  Haul. s  z.V.  976.  - 
quae  cogito,  et  quibus:  'Hoc  sie  pro- 
nuntiandum  est,  ut  horrere  uideatur 
ipse   cogitationem   suam',    Don.   — 
S.  Anhang. 

V.  36.  ne  .  .  ■  alserit  etc.  unab- 
hängiger Ausruf  der  Besorgnis: 
daß  er  sich  nur  nicht  erkältet  hat 
oder  . . . 

V.  37.  uspiam  bei  cec.  entspricht 
dem  aliquid  bei  praefr.;  es  bezeugt 
ebenso  wie  Plaut.  Mil.  72  cecidissetne 
ebrius  aut  de  equo  uspiam  die  Be- 
sorgnis des  Vaters,  welcher  alle 
Orte,  an  denen  der  Sohn  weilen 
könnte,  im  Gedanken  zusammen- 
faßt  und    sich   fragt,    ob    er   dort 


II,  18—18 


ADELPHOE 


33 


35 


aliquid,  uah,  quemquamne  üöminem  in  animo  instituere  aut 

paräre,  quod  sit  cärius  quam  ipse  est  sibi! 

atque  ex  me  hie  natus  nön  est,  sed  ex  fratre.    is  adeo    40 

dissimili  studiost  iam  inde  ab  adulescentia: 

ego  häne  dementem  uitam  urbanam  atque  <5tium 

sectitus  sum  et,  quod  fdrtunatum  isti  putant, 


auch  kein  Unglück  erlitten  habe.  — 
Über  die  Betonung  von  ceciderit  s. 
Seyffert,  Burs.  Jahresb.80,  271  und 
Haul.8Einl.54. 

V.  38.  uah  (vgl.  Probus,  Inst,  art., 
Gr.L.IV  146, 30  K),  eine  bei  Terenz 
sehr  beliebte  Interjektion,  welche 
die  verschiedensten  Stimmungen 
begleitet,  z.  B.  Staunen  (Haut.  253, 
geheuchelt  Andr. 589,  Ad.  187,  SchoJ. 
irridendo) ,  freudige  Bewunderung 
(Eun.  730,  Ad.  405,  445,  439,  Schol. 
exultantis),  kannibalische  Freude 
(Ad.  315),  Zorn  oder  leichten  Ärger 
(Andr.  688,  Ad.  hier,  578),  ärger- 
liche Ungeduld  (Ad.  532),  Gering- 
schätzung (Haut.  857  [seit  Bentley 
ah],  Haut.  978  [Bentley  läßt  es  aus], 
Ad.  614)  vgl.  P.  Richter,  Studein. 
Stud.  I  635  ff.  —  quemquamne  hom. 
in  a.  inst.  Die  Überraschung, 
manchmal,  wie  hier,  der  Un- 
wille, läßt  den  Sprechenden  in 
der  Frage  an  sich  selbst  lediglich 
die  Hauptbegriffe  nennen  (daher 
der  Akk.  des  Ausrufs  und  der 
Infinitiv) ,  ohne  ihn  zu  einer  Formu- 
lierung seines  Urteils  oder  Be- 
stimmung seines  Ausdruckes  nach 
Zeit  und  Modus  gelangen  zu  lassen. 
Vgl.  unsern  Ausruf:  'mir  so  etwas 
bieten?'  engl,  'him  to  do  such  a 
thingV  Die  Annahme  einer  El- 
lipse (vgl.  Delbrück,  Syntax  H  456 
im  Grundriß  der  vergl.  Gramm,  der 
indog.  Spr.)  ist  unnötig.  Vgl. 
F.  W.  Thomas ,  Some  remarks  on 
the  acc.  with  inf.  in  Class.  Rev.1897, 
873  ff.  —  in  animo  inst.  Der  von  den 
besten  Codd.  überlieferte  Ablativ 
ist  wie  bei  den  Verbis  locare  etc. 
gebraucht;  vgl.  V.  316.  Der  Sinn 
der  Stelle  ist:  daß  doch  irgend  ein 
Mensch  so  töricht  sein  kann,  etwas 
in  das  Herz  zu  fassen  (wie  ein 
Vater  seinen  Sohn)  oder  sich  an- 
zuschaffen (wie  Micio,  der  erst 
seinen  Äschin.  adoptiert  hat),  was 

Torentias,  Adelphoe." 


ihm  teurer  ist  als  er  sich  selbst.  Be- 
achte die  Zweigliedrigkeit  in  V.  29, 
30,  32  ff.,  35  und  hier,  vgl.  Vahlen, 
Über  die  Versschi,  in  der  Kom.  d. 
Ter.,  Abh.  d.  preuß.  Ak.  d.  Wiss., 
1900,  35.     S.Anhang. 

V.  40.  atque  (Schol.  [Schlee  150] : 
certe)  'und  dazu',  steigernd  zu  etwas 
Besonderem  überführend,  berührt 
sich  hier  in  der  Bedeutung  mit 
atqui;  vgl.  V.  362  und  Fr.  Leo,  Be- 
merkungen über  plant.  Wortstellung 
und  Wortgruppen ,  Nachr.  v.  d.  kgl. 
Ges.  d.  Wiss.  z.  Göttingen,  phil.- 
hist.  Klasse,  1895,  421  ff.  —  adeo 
hat  hier  keine  komparative, 
sondern  bloß  elative  Bedeutung, 
so  daß  ad.  dissimili  einem  Super- 
lativ gleichkommt;  ebenso  Eun.  204 
adulescentem  adeo  nobilem,  worauf 
Don.  in  d.  A.  z.  unserem  Vers  hin- 
weist, ebenso  Hör.  Sat.  I  7  adeo 
sermonis  amari,  und  Liv.  XXI  20,  8 
Adeo  ferocia  atque  indomita  ingenia, 
Verg.  Ecl.  2, 25  Nee  sum  adeo  infor- 
mis  etc.  —  Üb.  d. Versschluß  ?s  adeo 
s.  Klotz,  Grundz.  altröm.  Metrik, 
Leipz.  1890;  243  u.  280.    S.  Anh. 

V.  43  f.  et,  quod  fortunatum  etc. 
Don. :  Dicit  autem  Momanis  id  uideri, 
quos  speetatores  habet.  Menander: 
&  [lanccQiöv  (i£,  yvvutiia  ov 
Xaußüva.  Aus  dieser  Bemerkung 
sowie  aus  der  Wahl  des  Pron.  isti, 
das  eich  nur  auf  die  Zuschauer 
beziehen  kann  (vgl.Bach  a.0.259f), 
geht  klar  hervor,  daß  Terenz  hier 
über  Men.  insofern  hinausgegangen 
ist,  als  er  den  Hinweis  auf  die 
Zuschauer  hinzunahm,  der  gewiß 
einen  Teil  derselben,  die  vielleicht 
über  ein  'Hauskreuz'  seufeen  zu 
müssen  glaubten,  zu  heiterem 
Widerspruche  herausforderte:  'Was 
•die  da  (Schol.  Bemb.  isti,  qui  uxorem 
hdbent)  für  ein  besonderes  Glück 
halten,  —  eine  Frau  —  habe  ich 
niemals   gehabt.     Vgl.  über   diese 


34 


ADELPHOE 


1 1,  19—26 


20 


25 


uxorem,  numquam  habui.    üle  contra  haec  dmnia 
ruri  ägere  uitam,  semper  parce  ac  chiriter 
se  habere;  uxorem  düxit,  nati  filii 
duo;  inde  ego  hunc  maiorem  adoptaui  mihi, 
edüxi  a  paruolo,  habui,  amaui  pro  meo; 
in  eo  me  oblecto,  sölum  id  est  canlm  mihi, 
ille  üt  item  contra  me  häbeat,  facio  sedulo: 
do,  praetermitto,  nön  necesse  habeo  dmnia 


45 


50 


durch  die  Interpunktion  des  Iouiales 

—  erst  nach  uxorem  (von  Don.  bez.) 

—  unterstützte  Erklärung  meinen 
Aufsatz  'Zu  Ter.'  Wien.  Stud.  XXH 
1^2 f.,  XXm  94;  üher  die  Her- 
stellungsversuche des  Menander- 
fragm.  (Mein.  I,  Kock  IH.  p.  3)  s. 
Dz.  Rh.  Mus.  XXXI  373  f.,  der  unter 
isti  die  Verteidiger  der  andern  An- 
sicht versteht,  Nencini  a.  0.  135. 
S.  Anhang. 

V.  44.  ille  c.  h.  0.  •.  contra  ist  zwar 
bei  Terenz  in  der  Eegel  Adverb, 
(vgl.  V.  60),  hier  aber  dürfte  es 
ebenso  wie  Phorm.  521  Präposition 
sein,  da  in  beiden  Fällen  die  prä- 
positionale  Auffassung  durch  den 
Sinn  begünstigt  wird,  indem  sich 
haec  omnia  ungezwungen  an  beiden 
Stellen  auf  das  im  vorhergehenden 
Aufgezählte  bezieht.  Über  den 
Gebrauch  von  contra  als  Präp.  im 
älteren  Latein  s.  Haul.8  z.  d.  St.  und 
F.  Pradel,  De  praepositionum  in 
pri$ca  Latinilate  ui  atque  usu, 
Jahrb.  f.  elass.  Philo!.  Sunpl.  B. 
XXVI  501  ff.   S.Anhang. 

V.  45  f.  Die  sogen,  biator.  Infinitive 
geben  einer  Schilderung  den  Ein- 
druck der  Natürlichkeit  und  werden 
hier  verwendet,  um  sich  wieder- 
holende oder  fortsetzende  Hand- 
lungen zu  bezeichnen,  daher  der 
Übergang  zum  Verb,  finitum  bei 
dem  einmaligen  uxorem  duxit  (vgl. 
Wölfflin,  Arch.  X  177  ff.).  Die 
Kürze  und  lose  Aneinanderreihung 
der  Satzglieder,  welche  sich  bei 
Terenz  besonders  häufig  findet,  soll 
der  Rede  Lebhaftigkeit  verleihen. 
Über  die  Interpunktion  bei  semper 
B.Wien.  Stud.  XXII  103,  vgl.  Andr. 
74 f.  —  durum".  Über  die  mit  -ter . 
von  0- Stämmen  gebildeten  Adver- 
bien s.  F.  Skutseh,  De  nominibus . . . 
euffuri  -no  ope  formaüs,  Breslau, 


1890,  4  A.l;  mit  iter  (Weg)  bringt 
sie  in  Zusammenhang  Autenrieth 
(s.  Arch.V  276)  und  nach  ihm  Ost- 
hoff, Arch.  IV  466. 

V.  46.  se  habere:  Reflexive  Verb a 
kommen  nur  sehr  selten  im  sogen. 
Inf.  hist.  vor,  so  Ovid  Met.VH  640, 
Lucan.  ES  943.  S.  Wölfflin  a.  O. 
182.  —  nati  f.  d. :  die  Kopula  fehlt 
teils  in  formelhaften  Wendungen 
(s.  zu  V.  329,  661) ,  teils  in  leb- 
hafter Rede,  besonders  bei  einer 
Häufung  kurzer  Sätze,  um  Wieder- 
holungen zu  vermeiden.  So  fehlt 
est  V.96,  121,  264,  275,  395,  544, 
662;  sunt  oben  u.V.  229,  792,  867; 
es  V.  528 ;  est  oder  erit  V.  204 ;  über 
esse  s.  zu  V.  13.  Vgl.  auch  Haul.8 
zu  V.  46. 

V.  47.  inde  in  der  Umgangs- 
sprache —  ex  eis,  vgl.  Bach  a.  O. 
378.  —  htmc  wie  V.  40  hie,  weil 
Äschinus ,  obwohl  zur  Zeit  ab- 
wesend, im  Hause  Micios  lebt, 
V.  36,  50  aber  ille,  insofern  an  seine 
Abwesenheit  gedacht  wird. 

V.  48.  eduxi:  educere  im  älteren 
Latein  häufiger  als  educare  (bei  Ter. 
V.  495,  Phorm.  943)  im  Sinne  von 
'auferziehen5;  s.V.  875,  Plaut.  Cure. 
518,  Epid.  561,  Cic.  de  orat.  H  28, 
124,  Liv.  I  39,  6.  —  pro  meo  ge- 
hört auch  zu  habui  (anb  v.oivov). 

V.  49.  eo  ist  gleich  sölum  id  Neu- 
trum, die  vorhergenannten  Tätig- 
keiten zusammenfassend  (vgl. Don.). 

V.  50.  contra  hier  Adverbium 
(s.  zu  V.  44):  daß  jener  ebenso  da- 
gegen mich  halte  (behandle)  etc.; 
me  habeal  vie  V.  48  {hunc)  habui 
pro  meo. 

V.  51.  de,  praetermitto  ohne  Ob- 
jekt, da  es  sich  lediglich  um  Her- 
vorhebung der  Verbalbegriffe  han- 
delt: 'ich  gebe,  vergebe'.  'Do 
uumptum,  praetermitto  delicto.',  Don. 


II,  27—38 


ADELPHOE 


35 


30 


36 


pro  meo  iure  agere;  pöstremo,  alii  clanculum 

patres  quae  facimit,  quae  fert  adulescentia, 

ea  ne  me  celet  cdnsuefeci  filium. 

nam  qui  mentiri  aut  fällere  institerit  patreni,  aut 

audebit,  tanto  mägis  audebit  ceteros. 

puddre  et  liberälitate  liberos 

retinere  satius  esse  credo  quam  metu. 

haec  frätri  mecum  nön  conueniunt  neque  placent. 

uenit  ad  me  saepe  cläm[it]ans  'quid  agis  Micio? 

quor  perdis  adulescentem  nobis?  quör  amat? 

quor  pötat?  quor  tu  his  rebus  sumptum  süggeris, 

uestitu  nimio  indülges?  nimium  ineptus  es'. 


55 


60 


V.  52.  pro  meo  iure:  Schol:  se- 
cundum  meam  potestatem  =  mit 
Strenge.  Micio  hat  zwar  als 
Adoptivvater  das  Recht,  mit  Strenge 
dem  jugendlichen  Leichtsinn  des 
Äschinus  entgegenzutreten,  bringt 
es  aber,  seinen  Grundsätzen  ent- 
sprechend, diesem  gegenüber  nicht 
zur  Anwendung.  —  meo  scharf  be- 
tont, denn  die  patria  potestas  ist 
auf  Micio  übergegangen. 

V.  53.  patres  ist  Akkusativ,  ab- 
hängig von  clanculum;  dieses,  sonst 
Adverbium,  wird  nach  Analogie 
von  dam  konstruiert,  welches  bei 
Plautus  und  Terenz  Adverbium  und 
Präposition  (mit  dem  Akkusativ) 
ist;  s.  Pradel,  a.  0.  501.  —  quae  fert 
ad.  nähere  wohlwollende  Bezeich- 
nung dessen  quae  alii  cl.  p.  fac. 
Der  zweite  Relativsatz  ist  also  dem 
ersten  untergeordnet.  Vgl.  Phorm. 
1050. 

V.  54.  ea  bezieht  sich  auf  alii . . . 
quae  faciurit.  Der  das  Beziehungs- 
wort enthaltende  Satz  ea  ne  me 
celet  ist  selbst  ein  untergeord- 
neter, steht  aber  dem  Relativsatz 
nach;  vgl.  Y.  217 ff.,  296,  823,  858, 
Haul.8  zu  V.153f. 

V.  65.  institerit . . .  aut  audebit:  sich 
anschicken  wird  oder  die  Frechheit 
haben  wird,  es  wirklich  zu  tun. 
In  dieser  Bedeutung  findet  sich 
insistere  mit  dem  Infinitiv  Hec.381 
hone  fiebere  oraiionem  mecum  prin- 
cipio  institit,  Phorm.  191  aut  qua 
quaerere  insistam  uia?    S.  Anhang. 

V.  67.  liberalitaa  kann  die  den 
für  spätere  Selbstbestimmung   er- 


zogenen Kindern  freier  Eltern  zu- 
kommende Gesinnung,  etwa  'Ehr- 
gefühl', bedeuten  (Schol.  Bemb.: 
bonis  artibus,  Herrn.  DI  383) ;  wenig- 
stens steht  in  diesem  Sinne  liberalis 
z.B.  V.  464,  684;  Phorm.  282;  Hec. 
164  f.  (synonym  mit  pudens,  mode- 
stus).  Da  dies  jedoch  die  einzige 
Stelle  für  liberälitas  in  diesem 
Sinne  wäre,  ist  es  vielleicht  besser 
mit  Don.  pudore  auf  die  Kinder, 
lib.  auf  die  Eltern  (Schol. :  benigni- 
tate  et  largitate)  zu  beziehen.  Dem 
steht  metu  nicht  entgegen,  wie 
Stamp.  behauptet,  da  sich  dieses 
Wort  auf  beide  bezieht:  die 
Furcht  der  Kinder  vor  den  Eltern. 

—  liberal,  liberos:  etymologisch 
nahestehende  Wörter  werden  von 
den  latein.  Komikern  gern  deB 
Gleichklanges  wegen  nebeneinander 
gestellt  (Annominatio) ;  vgl.  z.  B. 
V.  11,  20,  62,  134  f.,  218,  259,  283, 
284,  299,  322,  384,  686,  890.  S. 
Haul.8  z.V.  334  u.  Einl.  67  A.  3; 
über  das  Fehlen  der  Hauptcäsur 
(V.  373,  463)  s.  Klotz   a.  0.  208  f. 

—  Auf  57  f.  bezog  Mein.  (ed.  mai. 
Frg.  II ,  incerta  coniectural)  . . .  ov 
Xvkovvxoi.  äe£  |  TicubdaQtQv  og&ovv, 
äXXa  %al  ncsi&ovtd  vi.  Kock  (III 
207,  Fr.  730)  weist  es  den  ocärjla 
oq.  zu;  vgl.  Neneini  a.  0.  136, 
Klasen  a.  0.  13. 

V.  60.    Über  clam[it]aw  s.  Anh. 

V.  61  f.    quor:  s.  Haul.3  Einl.  59. 

V.  62.   S.Anhang. 

V.  63.  uestitu  Dativ;  s.  Neue  I* 
54  ff. ;  Bücbeler-Windekilde  Lat. 
Dekl.  110;    Engelbrecht  a.  0.  21  f. 


36 


ADELPHOE 


1 1,  39—48 


« 


nimium  fpse  est  durus  praeter  aequoinque  et  bonum 
et  errat  lange  mea  qujdem  sententia, 
qui  imperium  credat  gräuius  esse  aut  stäbilius, 
ui  quöd  fit,  quam  illud  quöd  amicitia  adiüngitur. 
mea  sie  est  ratio  et  sie  an  im  am  indueö  meum: 
malö  coactus  qui  suom  officium  facit, 
dum  id  rescitum  iri  credit,  tantisper  pauet; 
ßi  sperat  fore  clam,  nirsum  ad  ingeniüm  redit. 
ille  quem  beneficio  adiüngas,  ex  animö  facit, 
studet  pär  referre,  praesens  absensque  idem  erit. 


65 


70 


Haut.  357  neclectust  (neclectu  als 
Dativ);  dagegen  Haut.  639  anui 
Uli,  s.  Haul.  Wien.  Stud.  XH  243. 

V.  64.  durus  wird  bei  Terenz  nur 
metaphorisch  gebraucht,  s.  Langen, 
Fleck.  Jahrb.  CXXV  689.  —  praeter 
aeq.  et  hon.:  gerecht  mag  es  sein 
(V.  52),  aber  es  ist  weder  billig 
noch  nützlich;  vgl.  V.  987;  Haut. 
642  qui  neque  ius  neque  bonum 
atque  aequom  sciunt,  788;  Phorm. 
637.  —  Die  Verbindung  mit  que 
—  et  gehört  der  Umgangssprache 
an;  vgl.  Haul.8  zu  V.  1051,  Plaut. 
Mil.  1348  Metuoque  et  timeo  u.  BrLx8 
z.  d.  St. 

V.  65.  mea  s.  zu  V.  7. 

V.  66.  qui  credat:  kausaler  Re- 
lativsatz; Subjekt  zu  errat  und 
credat  ist  Demea.  —  imperium  hier 
soviel  wie  potestas.  'gravius'  ad 
vim,  'stäbilius,  ad  tempus  refertur.' 
Donat. 

V.  67.  fit . . .  adiüngitur.  Beachte 
den  Wechsel  des  Zeitwortes. 

V.  68.  animum  indueo  meum  = 
persuasum  habeo,  s.  zuV.  597. 

V.  69.  mdlo  ~  supplicio.  —  Trotz- 
dem bei  cogere  die  Metapher  schon 
früh  ausgebildet  wurde,  erkennt 
man  auch  an  diesem  Worte  deut- 
lich die  von  Plaut,  bis  zu  Ter.  fort- 
geschrittene Entwicklung.  Wäh- 
rend bei  Plaut,  das  Verhältnis  der 
eig.  Bedeutung  zur  metaph.  7 :  12  (14) 
ist,  stehen  bei  Terenz  den  zwei 
Beispielen  für  die  •  eig.  Bed.  (Haut. 
143  f.,  669)  nicht  weniger  als  23 
Beisp.  f.  d.  metaph.  Gebrauch  gegen- 
über (in  den  Ad.  noch  193,  490, 
652,  851),  s.  Langen  a.  0.  684. 

V.  70.  id:  'quod  facit  scilicet\ 
Donat.  —  tantisper  (=  tamdiu)  dient 


zur  Verstärkung  des  dum  (der  Zeit- 
dauer); s.  Wölfflin,  Zur  Differen- 
zierung der  lat.  Partikeln,  Arch.  X 
372.  —  S.  Anhang. 

V.  71.  rursum  ad  ingeniüm  redit: 
folgt  er  wieder  seinem  natürlichen 
Triebe,  zeigt  seine  wahre  Natur, 
ebenso  Hec.  113;  über  redire  in 
solchen  Verbindungen  s.  Haul.8  zu 
V.  802.    S.  Anhang. 

V.  72.  ille  zweimorig;  vgl.  Haul.8 
Einl.  49  Anm.  1.  F.  Skutsch  er- 
klärt Forschungen  I  97  ff.  wegen 
Fehlens  der  Form  ille  vor  Vokal 
die  Zweimorigkeit  der  Formen  durch 
Synkope  der  letzen  Silbe  (an  unserer 
Stelle  wie  auch  V.  213,  395,  476 
hält  er  S.  121  f.  die  Einsetzung  der 
Form  il  Btatt  ille  für  nötig ;  V.  265 
für  wahrscheinlich;  für  UV  erklärt 
sich  auch  Lindsay  in  seiner  Aus- 
gabe der  Capt.  des  Plaut.,  26,  41). 
Vgl.  außerdem  die  Bemerkung 
Donats  zu  V.  116.  —  beneficio  mit 
steigendem  Proceleusmaticus  (in 
den  ersten  4  Silben)  ist  unbedenk- 
lich; an  eine  Nebenform  benficio 
zu  denken,  ist  vollkommen  un- 
nötig. Vgl.  Haul.8  Einl.  38 f.,  39 
AI.  —  adiüngas  'verpflichtest,  ver- 
bindlich machst',  in  etwas  anderer 
Bedeutung  als  V.  67  adiüngitur: 
'auferlegt  wird';  Plautus  kennt 
diesen  in  der  klass.  Zeit  geläufigen 
metaph.  Gebrauch  noch  nicht.  Vgl. 
Langen  a.  0.  678  (anders  Hey  im 
Thes.  I  707,  30).  —  ex  animo  facit. 
handelt  aus  dem  Herzen,  aufrichtig. 

V.  73.  studet  s.  z.V.  7.  —  par  re- 
ferre (das  gleiche  zurückgeben,  er- 
widern), vgl.  Eun.  445,  wo  wohl 
wegen  des  wiederholten  tu  in  V.  440 
und  444  tu  par  pari  referto  zu  lesen 


1 1,  49—56 


ADELPHOE 


37 


50 


55 


hoc  pätriuinst,  potius  cönsuefacere  fiiiuin 

sua  spönte  recte  fäcere  quam  aliend  metu; 

hoc  päter  ac  dominus  interest.    hoc  qui  nequit, 

fateatur  nescire  imperare  liberis. 

sed  estne  hie  ipsus,  de  quo  agebam?  et  certe  is  est. 

nescioquid  tristem  uideo:  credo,  iam  üt  solet 

iurgäbit.    saluom  te  äduenire  Demea 

gaudemus. 


75 


80 


sein  wird,  719  'garem  tibi  referam 
gratiam,  Plaut.  Asin.  172;  wohl  ein 
volkstümliches  Sprichwort,  das  auch 
bei  Hieronymus  wieder  erscheint 
(Ep.  45,  5  par  pari  referetur,  adu. 
Iouiu.  13  [col.  705Vall.]  par  pari  re- 
feram). S.  Otto,  Die  Sprichwörter . . . 
der  Römer,  Leipzig  1890,  264  par  3. 
Wegen  des  vorausgehenden  bene- 
ficio  braucht  hier  der  sonst  stehende 
Dativ  pari  (s.  Reisinger  in  Bl.  f.  d. 
Gymn.  W.  XXXVm  248  f.)  nicht  ge- 
nannt zu  werden.  S.  auch  Hau!.8 
z.  V.  212.  —  Ebenso  sprichwörtlich 
war  nach  Donat  zu  Eun.  1058 
praesens,  äbsens  = jederzeit.  S.  Otto 
a.  0.  286  praesens  2.  Zum  Inhalt 
von  V.  72  f.  vgl.  Anm.  zu  V.  109. 

V.  74.  patrius  dem  Yater  gehörig, 
ihm  zukommend;  paternus  vom 
Vater  herstammend;  vgl.  V,  450 
pol  haud  paternum  istuc  dedisti. 
Daß  dieser  Unterschied  nicht  streng 
beachte*  wurde,  zeigt  Stamp.  durch 
Verweisung  auf  Lucr.  IV  1206 
(Bern.)  corpore  de  patrio  et  materno 
sanguine  creseunt  und  Hör.  Od.  IV 
4,  27  f.  Augusti  paternus  In  pu- 
eros  animus  Nerones. 

V.  75.  alieno  adjektiv.  Attribut 
statt  eines  objektiven  Genetivs  zu 
metu. 

V.  76.  interest  persönlich  kon- 
struiert wie  Eun.  232  f.  stülto  in- 
tellegem  quid  interest?  hoc  kann  ent- 
weder Abi.  oder  nach  Analogie  von 
quid  interest  Akk.  sein. 

V.  77.  fateatur  nescire  i.  I. :  Der 
einfache  Infin.  als  Objekt  statt  des 
accus,  c.  inf.  (s.  die  Zusammen- 
stellungen von  A.  Funck,  Die  Aus- 
lassung des  Subjektspron.  im  acc. 
c.  inf.  bei  den  latein.  Komikern, 
Fleck.  Jahrb.  CXXI725— 734)  ist  bei 
den  altlateinischenKomikern  durch- 
aus gewöhnlich;  da  eine  Anlehnung 


an  das  Griech.  aus  dem  Grunde 
ausgeschlossen  ist,  weil  im  Lat. 
die  Fälle  von  ungleichem  Subjekt 
bei  regierend,  und  abhäng.  Verbum 
zahlreicher  sind  als  die  mit  glei- 
chem, scheint  die  Auslassung  mit 
der  größeren  Ökonomie  der  Volks- 
sprache zusammenzuhängen.  So 
müßten  wir  me  setzen:  V.  270;  te 
V.  162,  750;  se  oben  u.  V.  151;  cum 
V.  359,  401,  402,  415 f.;  eam  V.  193; 
*  eos  V.  429,  826.  Vgl.  Plaut.  Trin. 
prol.5,  956,  Capt.  194;  Dräger,  Hist. 
Synt.  H2  440  f. 

V.  78.  ipsus  (A  bietet  hier  ipse), 
die  im  Altlateinischen  häufig  vor- 
kommende Nebenform  zu  ipse,  meist 
ohne  nachweisbaren  Unterschied 
gebraucht,  s.  Engelbrecht  a.  O.  36. 
Eine  neue  Erklärung  (s.  Lindsay- 
Nohl  506  f. :  is  -\-  pe  -f-  so  —  ipse, 
is  -\-pe-\-  sos  —  ipsus)  versucht  J.  M. 
Stowasser,  Zeitschr.  f.  d.  ö.  G.,  1901, 
709  f.,  indem  er  ipsus  aus  ibi  -f  sus 
(sos)  (wie  ins ivoe  aus  inst)  herleitet. 
—  Micio  sieht  Demea  vom  Markte 
herbeikommen. 

V.  79.  nescioquis,  -quid  etc.,  eine 
sehr  gewöhnliche,  bereits  erstarrte 
Wendung  zum  Ausdruck  der  Un- 
bestimmtheit, die  in  der  Regel 
auch  durch  ein  einzelnes  indefinites 
Pron  oder  Adverb,  wiedergegeben 
werden  könnte,  so  daß  sie  ohne 
Einfluß  auf  das  dabeistehende  Verb, 
fin.  bleibt.  Hier  ist  es  adverbielle 
Bestimmung  zu  tristem,  vgl.  V.  211; 
Andr.  340  Laetus  est  nescioquid; 
Haut.  620  Nescioquid  tristis  est.  S. 
Hau!.8  z.V.  358.  —  nescio  mit  selb- 
ständiger verbaler  Bedeutung  hat 
stets  kretische  Messung  (V.  571, 
697);  wo  es  aber  mit  quis,  quid  etc. 
die  eben  erwähnte  Bedeutung  eines 
Pron.  indef.  angenommen  hat,  ver- 
bindet es  sich  mit  diesen  einsilbigen 


38 


ADELPHOE 


12,  1—4 


Demea    Micio 

Senes  ii 

12  De.    Ehern  opportune;  te  ipsum  quaerito. 

Mr.  Quid  trfstis  es?    De.  Rogäs  me  ubi  nobis  Aeschinus 
siet?  quid  tristis  ego  sim?    Mi.  Dixin  hoc  fore? 
quid  fecit?    De.  Quid  ille  fecerit?  quem  neque  pudet 


Wörtchen  auch  prosodisch  zu  einem 
viersilbigen  Worte  mit  choriam- 
bischer Messung  (■*  ~  ~  *  V.  605. 
635  oder  -*~_  V.  79,  211,  658)! 
Vgl.  Aug.  Luchs  im  Herrn.  VI  264ff., 
HauL8  Einl.  53  A.  1.  Die  Kürzung 
des  o  erfolgt  nach  dem  IKG.  — 
tristis:  finster  vor  Zorn;  vgl.  Plaut. 
Men.  307  f.  quid  tu  mihi  \  tristis  es. 
—  Das  Objekt  zu  uideo  (cum)  ist 
nach  is  est  und  wegen  tristem  selbst- 
verständlich,  kann  daher  in  der 
Umgangsspr.  fehlen;  vgl.  Anhang 
z.  u.  St.  und  HauL9  Anh.  zu  V.  115. 

V.  80  f.  saluom  te  adu.  q.  s.:  eine 
der  Formeln,  mit  welchen  die  außer- 
halb der  Stadt  Wohnenden  oder  in 
die  Heimat  Zurückkehrenden  bei 
der  ersten  Begegnung  begrüßt 
werden.  Es  ist  bezeichnend  für  die 
Liebenswürdigkeit  Micios  und  die 
Aufregung  des  Polterers  Demea,  daß 
jener  zuerst  grüßt,  dieser  aber  den 
gebotenen  Gruß  nicht  einmal  er- 
widert (vgl.  hierüber  Einl.  16).  Ähn- 
lich ist  sein  Verhalten  gegen 
Micio  V.  720  und  gegen  Syrus  beim 
Weggehen  V.  432  ff.  (vgl.  Don.  z.  d. 
St.).  —  gaudemus:  Micio  und  sein 
ganzes  Haus  (Spengel  z.  d.  St.). 

12.  Demea  kommt  in  großer  Eile 
und  Aufregung  vom  Markte  (links 
vom  Schauspieler),  wo  er#  soeben 
Kunde  vom  Streiche  des  Aschinus 
erhalten  hat,  um  Micio  hierüber 
sofort  zur  Rede  zu  stellen.  S.  Einl.  19. 

V.  81.  ehern,  Ausruf  angenehmer 
oder  unangenehmer  Überraschung 
(V.  266,  373,  901);  stets  zweisilbig 
hier  eliem  opportune*,  vgl.  Haul.s  z. 
V.  375  u.  Richter,  Studem.  Stud.  I 
432  f.  —  eh.  op.,  ebenso  V.  226 
Ehern  opportune;  te  ipsum  quaero. 

V.  82  f.  Mogas  me  ubi  etc.  Wäh- 
rend Micio  bloß  die  Frage  stellt : 


Quid  tristis  es?  glaubt  Demea, #  der 
ganz  von  dem  Gedanken  an  Äsch. 
erfüllt  ist,  auch  Micio  wisse  be- 
reits von  der  Untat  und  habe  ihn 
gefragt:  Ubi  nobis  Aesch.  est?  (vgL 
Plaut.  Bacch.  244  ubi  mihi  est  fUius?) 
quid  tristis  es?,  um  ihn  mit  der 
zweiten  Frage  zu  höhnen,  und  wieder- 
holt  in  seiner  Aufregung  die  ver- 
meintliche und  wirkliche  Frage 
des  M.,  wie  er  auch  V.  84  mit  quid 
üle  fecerit  die  weitere  Frage  Micios 
wiederholt.  Dieser  Zusammenhang 
wurde  bereits  vom  Scholiasten  nicht 
verstanden,  der  ubi  durch  quando 
erklärt,  wodurch  ein  m.  E.  unmög- 
licher Sinn  in  die  St.  gebracht 
wird.  S.  Anhang.  —  Zu  beachten 
ist,  daß  die  heftige  Aufregung 
Demeas  auch  durch  die  metrische 
Gestalt  hervorgehoben  wird,  indem 
mit  Ausnahme  von  V.  95  kein  V. 
mit  Satzende  schließt.  —  Dixin  h,  f. 
spricht  Micio  zum  Publikum  mit 
Bezug  auf  V.  79  f.    S.  Anhang. 

V.  84.  Quid  ille  fecerit?  Demea 
wiederholt  unwillig  die  Frage  Mi- 
cios, ihn  aus  Zorn  über  seine  Ge- 
lassenheit mit  seinen  Worten  nach- 
äffend; daher  der  Konjunktiv,  der 
bezeichnet,  daß  die  Worte  nicht  im 
Sinne  des  Sprechenden,  sondern 
des  andern  gesagt  sind.  Ebenso 
V.  261  SY.  Quid  est?  CT.  Quid  sit? 
373 ff.  quid  agitur?  DE.  Quid  aga- 
tur?  732 f.  ML  Quid  faciam  amplius? 
DE.  Quid  facias?,  Phorm.  685;  Eun. 
19i  Numquid  uis  aliud?  PH.  Egone 
quid  uelim,  besonders  bezeichnend, 
da  sonst  numquid  uis  aliud?  die 
formelhafte  Wendung  beim  Ab- 
schiednehmen ist,  während  Phaedria 
nicht  darauf  eingeht,  sondern  ab- 
sichtlich die  Weite  wiederholt,  um 
sein  Begehren  vorzubringen.  Plaut. 


1 2,  6—8 


ADELPHOE 


39 


De. 


quicquäm,  nee  metuit  quemquam,  neque  legem  putat 
tenere  se  ullam.    näm  illa  quae  antenac  facta  sunt 
omitto;  modo  quid  dissignauit!    Mi.  Quidnam  id  est? 
Fores  eöregit,  ätque  in  aedis  fnruit 


85 


Cas.  117  CHA.  Quid  tu  mihi  fades? 
OL.  Egone  quid  faeiam  tibi?  Manch- 
mal tritt  in  diesem  Falle  zur  Her- 
vorhebung des  Umstandes,  daß  die 
Frage  mit  denselben  Worten  wieder- 
holt wird,  rogasne  u.  dgl.  hinzu,  so 
Plaut.  Aniph.  1025  Quid  nunc  uis? 
AM.  Sceleste,  at  etiam  quid  uelim 
id  tu  me  rogas?  Vgl,  dagegen  Ditt- 
mar,  Studien  zur  lat.  Moduslehre, 
Leipzig  1897,  205,  der  den  Konj. 
aus  dem  polemischen  Charakter  der 
Frage  erklärt.  —  quem  neque  etc.: 
Äschinus  fühlt  nach  Demeas  Mei- 
nung weder  Scham  noch  Furcht 
als  subjektive  Schranken  seines 
Verhaltens  und  glaubt  auch  nicht 
objektiv  durch  ein  Gesetz  gebunden 
zu  sein.  —  Wird  ein  Satzteil,  der 
zu  mehreren  koordinierten  Satz- 
teilen, in  der  Regel  Prädikaten, 
gemeinsam  gehört,  durch  das  Re- 
lativpronomen ausgedrückt,  so  steht 
dieses  nur  einmal  am  Anfang, 
gleichgültig,  ob  sein  Kasus  zu  allen 
Verben  paßt  oder  nicht.  In  der 
Regel  sind  die  Verba  durch  neque, 
neque-neque  verbunden,  z.  B.  Plaut. 
Rud.  291  quibus  nee  quaestus  est 
nee  didicere  artem  ullam,  Andr.  93  f. 
Nam  qui  cum  ingeniis  conflietatur 
eiusmodi  neque  commouetur  animus 
in  ea  re  und  die  ob.  St.  (Amph.  425 
gehört  nicht  hierher,  da  hier  wirk- 
liche Parenthesis  vorliegt).  Bis- 
weilen findet  Übergang  in  die  de- 
monstrative Konstraktion  statt,  z.B. 
V.  306  Quem  neque  fides  neque . . . 
neque  ülum.  ius  iurandum  etc.,  Plaut. 
Poen.  623  f.,  Trin.  849  f.,  1140  f. 
(Capt.  556  bleibt  zweifelhaft).  S. 
Draeger  Hs  509  f.  u.  Seyffert,  Burs. 
Jahresb.  LXXX  310. 

V.  86.  anteJiac  durch  einfache 
Elision  zweisilbig  geworden;  8. 
Eaul.8  Einl.  56  A.4. 

V.  87.  quid  dissignauit:  Was  für 
einen  öffentlichen  Anstoß  hat  er 
erst  jüngst  wieder  erregt]  Non.  76 
dissignare  cum  nota  et  ignominia 


aliquid  facere,  Don.  (der  allerdings 
designare  schreibt):  hoc  uerbum 
apud  ueteres  duas  res  significabat: 
etenim  praue  et  recte  facta  designata 
dicebantur.  Dissignare  kann  hier 
nur  in  der  von  Non.  angegebenen 
Bedeutung  oder  gleich  praue  ali- 
quid facere  stehen  (ebenso  Plaut. 
Most.  413,  Ror.JEpist.  1 6, 16).  Aus  der 
Grundbedeutung:  'so  bezeichnen, 
daß  man  die  Dinge  auseinander- 
kennt, etwas  durch  Zeichen  vor 
andern  Dingen  herausheben*  ent- 
wickelte sich  nämlich  die  okkasio- 
nelle Bedeutung:  'etwas  Besonderes, 
Eigenartiges  tun,  die  bald  für 
etwas  Gutes,  bald  für  etwas 
Schlechtes  verwendet  werden  konnte. 
Die  2.  Bedeutung  kann  aber,  da 
in  der  Parallelbemerkung  Donats 
auf  die  designatores  (besser  dissigna- 
tores)  bei  den  Trauerfeierlichkeiten 
verwiesen  wird  (s.  Marquardt- 
Mau,  Privatleb.  d.  Rom.«  351  A.  7, 
384  und  Daremberg-Saglio,  Dict. 
des  ant.  II  1401  s.  u.  funus)  und 
diese  eine  für  andere  unangenehme, 
daher  anrüchige  Beschäftigung 
hatten,  so  daß  ihre  Beschäftigung 
als  sordidus  quaestus  angesehen 
wurde  (sie  waren  gemäß  der  lex 
Iulia  von  Munizipalämtern  aus- 
geschlossen, CLL.  I  206,  94),  auch 
erst  von  den  dissignatores  auf  dis- 
signare übergegangen  sein.  S.  Anh. 
V.  88.  Mit  der  folg.  Schilderung 
vgl.  die  Erzählung  des  Battaros 
bei  Herond.  (II),  bes.  V.  63  f.,  Plaut. 
Persa  569  ff.  Tib.  I  1, 78.  —  for.  ef.  = 
&VQOKonijcai,  vgl.  Ar.  Wesp.  1254.  — 
effregit  ex  wird  vor  f  assimiliert, 
hier  bes.,  um  der  harten  Gruppe  cfr 
zu  entgehen,  nur  eeferre  ist  neben 
efferre bei  Ter.  bezeugt;  vgl.  J.  Dorsch, 
Assimilation  in  den  Compositis  bei 
Plautus  und  Ter.  (Prager  philol. 
Stud.  I  39).  —  'Haec  singula  magna 
cum  uoeiferatione  inferenda  sunt. 
Stomachatwr  enim  aduersus  male 
interrogantem\  Don. 


40 


ADELPHOE 


I  2,  9—20 


alienas;  ipsum  dominum  atque  omnem  fämiliam 
mulcäuit  usque  ad  mortem;  eripuit  mülierem 
quam  amäbat;  clamant  omnes  indignissime 
factum  esse,    hoc  aduenienti  quod  mihi  Micio 
dixere!  in  orest  omni  populo.    denique, 
si  cönferendum  exempluinst,  non  fratrem  uidet 
rei  däre  operam,  ruri  esse  parcum  ac  söbrium? 
nullum  hüius  simile  factum,    haec  quom  illi  Micio 
dicö,  tibi  dico,  tu  illum  corrumpi  sinis. 
Mr.  Homine  imperito  mimquam  quicquam  initfstius, 
qui  nisi  quod  ipse  fecit,  nihil  rectiim  putat. 
2o  De.  Quorsum  istuc?   Mi.  Quia  tu  Demea  haec  male  hidicas.  100 


15 


90 


95 


V.  89.  alienas,  'quia  si  lenonis 
diceret,  parva  res  videretur',  Don. 

—  dominum:  'Herum  suppressa  est 
infamis  persona',  Don. 

V.  91.  indignissime:  nach  Iou. 
gegen  A.  -Die  drei  vorhergehenden 
i  begünstigten  hier  die  Endung  auf 
-ime  schon  zu  früher  Zeit. 

V.  92.  hoc,  wohl  besser  als  Ak- 
kusativ zu  dixere  zu  ziehen;  es 
könnte  auch  als  Adv.  =  huc  (s. 
Engelbr.  a.  0. 70)  aufgefaßt  werden. 

—  quod  wie  aliquod,  im  Bemb.  fast 
regelmäßig  für  quot  und  aliquot] 
s.  dagegen  Haul.8  Einl.  60  und  Anh. 
z.  V.  159.  —  Auf  V.  92  f.  bezieht 
Ladewig,  Beiträge  z.  Krit.  d.  Ter., 
Neu  -  Strelitz  1858,  4  Menander 
(Mein.  Fr.  fab.  ine.  506;  Kock  DI 
882):  'H  tcoXis  |  olv   yäo   a8st  xb 

MCCXOV. 

V.  93.   in  orest:  Subjekt  ist  hoc. 

—  populo  —■  Leute,  s.  Haul. 8  z.  V.  911. 

—  Mit  denique  kommt  Demea 
schließlich  —  und  wer  möchte  es 
dem  alten  Manne  übelnehmen?  — 
auf  sein  Lieblingsthema,  den  zweiten 
Sohn  Ctesipho,  das  gelungene  Re- 
sultat seiner  Erziehungsmethode. 
Aber  nicht  bloß  für  die  Exposition 
des  Stückes  ist  die  Erwähnung 
auch  des  zweiten  Sohnes  (vgl.  V.  47) 
notwendig,  sondern  der  Dichter  be- 
absichtigt mit  dem  Lobe  Ctesiphos, 
wie  Don.  schon  bemerkt,  noch  eine 
besondere  Wirkung:  'satis  comice 
hoc  infertur  legentibus  argumentum, 
nam  magis  in  culpa  ille  ipse.  est 
quem  laudat.' —  Über  die  Stellung 
von  denique  bei  Ter.  s.  Wien.  Stud. 
XXII  94  ff. 


V.  95.  rei  okkasionell  für  rei  fa- 
miliari.   S.  Anhang. 

V,  96.  huius  ist  entweder  Neutrum 
und  geht  (vgl.  hoc  V.  92)  auf  den 
Streich  des  Äschinus  (simüis  im 
älteren  Latein  in  der  Regel  mit 
dem  Genetiv),  oder  es  hängt  von 
factum  ab  und  bezieht  sich  auf 
Ctesipho  (deshalb  die  Umstellung 
in  s),  was  vielleicht  vorzuziehen 
ist,  da  gerade  Ctes.  die  Veranlassung 
zu  dem  Streiche  ist.  'Hoc  cum  ad- 
miratione  indignantis pronuntian- 
dum  est  et  ardentipus  in  Micionem 
oculis',  Don.  —  Über  das  Fehlen 
von  est,  das  hier  nicht  bloße  Kopula 
wäre,  s.  zu  V.  46 f. 

V.  97.  'Et  hoc  'tibi'  et  'tu3  pro- 
nuntiandum  est  intento  digito  et  in- 
festis  in  Micionem  oculis',  Don,  — 
tu  illum:  Hiatus  kann  unter  dem 
Einfluß  des  Yersakzentes  eintreten 
mit  Kürzung  des  langen  Endvokals 
bei  einsilbigen  Wörtern,  die  auf 
einen  langen  Vokal  oder  auf  w 
ausgehen.  S.  Ritsch],  Prol.  in  Trin. 
CCff.;  dazu  Haul.3  Einl.  56;  vgl. 
V.  111,  118,  168,  202,  211,  232,  313, 
336,  341,  397  etc.  —  Ähnlich  Andr. 
396  te  corrumpi  sinat. 

V.98.  Ohne  est,  das  zwar  s  bieten, 
A  jedoch  nicht  hat;  es  kann  um  so 
leichter  fehlen,  weil  sententiöse  Ge- 
danken nach  möglichster  Knapp- 
heit des  Ausdrucks  streben. 

V.  99.  nisi  quod  ipse  fecit: 
'Av&üdsia-  hoc  enim  proprium  rusti- 
corum  est  atque  i^nperitorum*.  Don. 

V.  100.  Quorsum  istuc?  cWo  hin- 
aus damit?'     Ohne  Verb   wie   im 


1 2,  21—27 


ADELPHOE 


41 


25 


non  est  flagitium  mihi  crede  adulescentulum 
scortäri,  neque  potäre;  non  est;  neque  fores 
effringere.    haec  si  neque  ego,  neque  tu  fecimus, 
non  si'it  egestas  fäcere  nos;  tu  nunc  tibi 
id  laiidi  ducis,  qudd  tum  fecisti  inopia? 
iniüriumst;  nam  si  esset  unde  id  fieret 
faceremus.     et  tu  illüm  tuom,  si  esses  homo, 


105 


Deutschen,  wobei  quorsum  das 
psycho!.  Prädikat,  istuc  das  psycho! 
Subjekt  ist,  s.  Paul,  Prinz,  der 
Sprachgesch.5  1898,  298.  Don. 
schlägt  vor,  entweder  dt  eis  oder 
pertinet  (Plaut.  Pseud.  217  Quo  se 
haec  tendant)  zu  ergänzen;  in  Wahr- 
heit denkt  der  Sprechende  weder  an 
das  eine  noch  an  das  andre  Yerbum. 
Solche  Fälle  finden  sich  bei  Ter. 
sehr  häufig. 

V.  101.  flagitium  nach  Usener, 
Italische  Volksjustiz,  Rh.  Mus.,  LVI 
1  ff.,  vom  gleichen  Stamme  wie 
flig-ere,  bedeutet  ursprünglich  Aus- 
stäupung, dann  öffentliche  Be- 
scheltung  (ein  Beispiel  hiervon 
Plaut,  Pseud.  360 ff.);  die  Weiter- 
entwicklung der  Bedeutung  ist  eine 
zweifache,  indem  flag,  einerseits 
die  Wirkung  des  ehemaligen  Diffa- 
mationsaktes,  'die  Schande,  Ent- 
ehrung* zum  Ausdruck  bringt  (so 
hier  und  V,  422),  andrerseits  die 
Ursache  der  Bescbeltung:  die  ent- 
ehrende Handlung,  'Schandtat' 
(Eun.  382)  bezeichnet.  Den  Über- 
gang zu  dieser  Bedeutung  hat  flag. 
V.  379,  408  und  721  (Schändlich- 
keiten, Niederträchtigkeiten);  vgl. 
zu  V.  180.  —  adulescentulum:  Trotz 
der  Bemerkung  Don.s  zu  Andr.  55 
scheint  für  die  Wahl  zwischen 
adulescens  und  adulescentulus  nicht 
der  Bedeutungsunterschied,  sondern 
lediglich  die  für  den  Versschluß 
bequemere  Form  entscheidend  ge- 
wesen zu  sein.  Vgl.  J.  Koehm, 
Quaest.  Flaut,  Ter.,  Diss.  Gießen 
1897,  22. 

.  V.  104.  snt:  dagegen  Andr.  188 
siui,  von  Don.  als  antique  be- 
zeichnet; s.  Engelbrecht  a.  0.  47. 

V.  106  f.  esset . . .  fieret . . .  face- 
remus: der  Konj.  des  Imperf.  wie 
häufig  für  den  angenommenen  Fall 
der  Vergangenheit;  vgl.  V.  214,  676, 


691,  Andr.  138,  Haut.  532  ff.  u.  Haul.s 
z.V.  297.  Faßt  man  jedoch  'si  esset 
unde  id  fieret  faceremus'  als  eine 
sprichwörtliche  Redensart  auf  (vgl. 
unser  deutsches:  Hätt'  man's  nicht, 
so  tat'  man's  nicht),  so  sind  die 
Konj.  natürlich  irreal  und  bieten 
der  Erklärung  keine  Schwierigkeit, 
eine  Annahme,  die  mir  durch  den 
folgenden  irrealen  Bedingungssatz : 
si  esses  Iwmo  empfohlen  zu  werden 
scheint.  —  fieret  u.  dgl.  mit  langer 
erster  Silbe  (vielleicht  von  fls  über- 
tragen, s.  Sommer,  Handb.  d.  lat. 
Laut-  und  Formenlehre  589)  bei 
Ter.  nur  am  Ende  iambisch  aus- 
lautender Verse  oder  Halbverse  (s. 
Dz.  Jen.  Lit.  Zeitg.  1876, 600);  an  der 
gleichen  Stelle  werden  wegen  ihrer 
für  den  Schluß  bequemen  Form 
verwendet  die  vollen  Perfektformen 
auf  auer-,  euer-,  ouer-,  iuer-,  die 
passiven  Infinitive  auf  -rier,  die 
Konjunktive  siem,  possiem  etc.  (s. 
gegen  Conradt  im  Herrn.  X  104 
E.Stange,  De  archaismis  Terentianis, 
Pr .Wehlau  1890,  Haul.8  Einl.63  A.1 
und  2),  der  altertümliche  Optativ 
duinty  perduint  etc.,  der  Imperativ 
face  (s.  0.  Schubert,  Symb.  ad  Ter. 
emend.  1878,  15f.,  Engelbrecht  a.  0. 
63  f.,  63 f.,  Haul.s  64;  dagegen  ab- 
duce  natürlich  nur  im  Innern),  die 
nicht  synkopierten  Formen  von 
deoctera  etc.  (s.  O.Brugman  in  Fleck. 
Jahrb.  CXHI  421)  und  einzelne 
altertümliche  Formen  wie  creduas 
Phorm.  993,  attigas  Andr.  789 
(s.  Schubert  a.  0.  17,  HauL8  Einl. 
64).  Für  Plautue  kommen  Formen 
wie  extempulo  (s.  Bris  zu  Mil.8  461), 
sinisteram  Merc.  -880  dazu.  Vgl. 
Lindsay,  Capt.  Einl.  20  und  die 
Zusammenstellung  bei  A.  Brock, 
Quaest.  gramm.  cap.  H,  Dorpat  1897. 
V.  107.  illum  tuom:  den  Ctesipho. 
—  si  esses  homo:  vgl.V.  579  u.  Anm. 


42 


ADELPHOE 


1 2,  28—36 


sineres  nunc  facere,  dum  per  aetatem  decet, 

potiüs  quam  ubi  te  exspectätum  eiecisset  foras, 
so  alieniore  aetate  post  faceret  tarnen.  U0 

De.  Pro  Iuppiter,  tu  homo  ädigis  me  ad  insaniam. 

non  est  flagitium,  fäcere  haec  adulescentulum?    Mi.  Ah; 

ausciilta,  ne  me  optundas  de  hac  re  saepius: 

tuom  fflium  dedisti  adoptandüm  mihi; 
35  is  mens  est  factus:  siquid  peecat  Deines,  116 

mihi  peecat;  ego  illi  mäzumam  partem  fero. 


V.  108.  decet.  Für  die  Jugend 
schicken  sich  nach  Micios  freierer 
Auffassung  derlei  Streiche  im  Gegen- 
satze zum  späteren  Alter,  das  sich 
auf  solche  Dinge  nicht  mehr  ein- 
lassen soll  (alieniore  aetate);  vgL 
Tibnll.  I  1,  71  Iam  subrepet  iners 
aetas,  nee  amare  decebit,  und  Hör. 
Epist.  II  2,  216  et  pulset  lasciua  de- 
eentius  aetas.   S.  Anhang. 

V.  109.  exspectätum  prädikativ 
(dein  Tod  wird  erwartet,  s.  V.  874); 
eicere  foras,  hinausschaffen,  -wohl 
stärkerer  Ausdruck  für  efferre,  wie 
unser  'einscharren*  statt  'be- 
graben'. Der  Schol.  Bemb.  (Herrn. 
II  383)  schreibt  zu  eiecisset:  ex- 
tulmet.  Dombart,  Bl.  f.  d.  bayr. 
Gymn.  XVIH  356,  behauptet,  daß 
eicere  im  volkstüml.  Latein  ohne 
weitere  Nebenbedeutung  im  Sinne 
von  incpßoeiv ,  it-aysiv  gebraucht 
wird.  Über  den  metaphor.  Gebr. 
s.  Langen  a.  0.  692.  —  Mit  dem 
Inhalt  von  V.  107—110  läßt  sich 
Menand.  Frg.  HI  (aus  Stob.  Flor. 
83,  5  =  HI  119  M.V;  Kock  HI  194 
Nr,  663)  'Tw5  nqo&vitcog  x&Qiov- 
fisvov  "itomv  \  uridefiov1  alrj&wg,  ov% 
icps§Qov  ?|ets  ßfov'  passender  ver- 
gleichen als  mit  V.  72  ff.,  aufweiche 
Meineke  verweist  (vgl.  Bme  a.0. 28  f.). 

V.  110.  alieniore  aetate:  vgl. Plaut. 
Cas.  51S  Cano  capüe,  aetate  aliena. 
alienus  'unpassend',  Gegensatz  zu 
decet.  Der  Komparativ  verstärkt 
den  Gegensatz  zu  dum  per  aetatein 
decet.  —  tarnen  hat  nach  H.  T. 
Karsten,  De  particiilae  'tarnen'  signi- 
ficatione  antiquissima,  Mneni.  XVIII 
321,  hier  noch  seine  ursprüngliche 
demonstrative  Kraft  (tarn,  .  quam 
nunc)  und  soll  deswegen  am  Ende 
stehen,  ebenso  Eun.  243  und  866. 


V.  111.  tu  homo,  nicht  eine  Form 
vertraulicher  Anrede  (T«  homo 
dicens  negat  Uli  famtliaritatem', 
Don.),  welche  vielmehr  mi  homo 
'mein  Lieber'  lautet  (vgl.  V.  336, 
Andr.  721,  Eun.  756,  Phorm.  1005), 
sondern  verächtlich  wie  Andr.  778 
Tu  pol  homo  non  es  sobrius;  Haut. 
1003  Profecio  nisi  caues  tu  homo 
q.  s. ;  Demea  zahlt  dem  Micio  da- 
mit das  si  esses  homo  (V.107)  heim: 
'Du,  der  gescheite  Mensch'. 

V.  112.  non  estfl.  vgl.  V.  101.  — 
Ak  unterbricht  die  vorausgehende 
Bede  (meist  eines  andern,  die 
eigene  V.  289,  309),  mit  welcher 
sich  das  eigene  Gefühl  im  Wider- 
spruch befindet,  und  drückt  ge- 
wöhnlich Mißbilligung  (wie  hier, 
V.  127,  342,  853),  Verbesserung 
und  Widerlegung  (V.  269,  274,  597), 
Klage  oder  Furcht  (V.  132,  309, 
329)  aus.  Nur  bei  Ter.  leitet  es 
auch  Fragen  ein,  so  V.  853  (vgl. 
Hau!.8  z.V.  193,  P.Richter,  Studem. 
Stud.  I  398 ff.). 

V.  113.  ne  me  opt.  ist  Absichts- 
satz. —  Über  die  Schreibung  opt. 
s.  Dorsch  a.  O.  11  f.  —  optundere 
steht  bei.  Ter.  nur  in  metaphor. 
Bed.  (e.  Don.  z.  Andr.  848);  bei  Plaut, 
dagegen  4  mal  in  eigentl.  Bed., 
Imal  inetaph.  mit  aures  als  Obj. 
(Cisi.  118).  Vgl.  Langen  a.  O.  764fi, 
Haul.sz.V.öl5. 

V.  116.  üli:  *«&i,  ubi  üle  peecat, 
Quare  quidam  etiam  *K'  syllabam 
discretionis  causa,  ut  loextm  signißcet, 
corripiunf,  Don.;  illi  ist  also  Adverb, 
(der  einfache  Lokativ  zu  iUe  neben 
ilUc,  V.  526)  wie  V.  525,  577,  716, 
844.  Vgl.  Bach  317 ff,  Engelbrecht 
67  ff.,  Lindsay-Nohl  651  und 
Lindsay  z.  Capt.  60.     Micio   stellt 


12,  37—50 


ADELPHOE 


43 


50 


obsönat,  potat,  ölet  ungaenta:  de  meo; 

amat:  däbitur  a  me  argentum  dum  erit  cöinmodum; 

ubi  nön  erit,  fortässe  excludetiir  foras. 

fores  efiregit:  restituentur;  discidit 

uestem:  resarcietur;  et  est  —  dis  grätia,  — 

est  rinde  haec  fiant,  et  adhuc  non  molesta  sunt. 

postremo,  aut  desine,  atft  cedo  quenmis  ärbitrum: 

te  plura  in  hac  re  peceare  ostendam.    De.  Ei  mihi, 

pater  esse  disce  ab  illis  qui  uere  sciunt. 
Mi.  Natura  tu  illi  päter  es,  consilifs  ego. 
De.  Tun  cönsiliis  quicquani?    Mi.  Ah.,  si  pergis,  äbiero. 
De.  Sieüie  agis?    Mi.  An  ego  tötiens  de  eadem  re  aridiam? 
De.  Curaest  mihi.    Mi.  Et  mihi  criraest.    uerum  Demea, 

curemus  aequam  uterque  partem:  tu  älterum,  130 


120 


125 


die  Sachs  80  dar,  als  sei  der  mate- 
rielle Schaden,  den  er  ja  zu  tragen 
habe,  die  Hauptsache. 

V.117.  Über  obsonat  und  obsonare 
(V.  964)  neben  obsonatus  (Andr.  451) 
vgl.  Engelbrecht  49  f.  —  de  meo  vgl. 
Plaut.  Bacch.  98,  Men.  149  de  tuo, 
Truc.  953  de  nostro,  sowie  V.  940 
de  te.    S.  Anhang. 

V.  118.  amat:  däbitur,  Proceleusm. 
S.  Klotz  a.  O.  291,  366. 

V.  119.  Nach  ubi  no7i  erit,  wenn 
es  näml.  Micio  nicht  mehr  paßt,  dem 
Sohne  die  erforderlichen  Geldmittel 
zu  geben,  macht  M.  eine  kleine 
Pause  und  fährt  fort  mit  fort,  etc.: 
'wird  ihm  vielleicht  die  Tür  ge- 
wiesen werden.*  M.  als  'pater  in- 
dulgens  et  credens  adulescentem  posse 
etiam  amari  ab  amica'  (Don.),  stellt 
es  nicht  als.,  sicher  hin,  daß  die 
amica  dem  Ä.  sofort  den  Laufpaß 
geben  werde. 

V.  120.  discidit:  Obwohl  Demea 
früher  nichts  davon  erwähnt  hat, 
spricht  der  gemütliche  Micio  dar- 
über, da  er  absichtlich  den  Schaden 
breiter  ausmalt,  um  durch  die  Ver- 
sicherung, daß  er  alles  begleichen 
werde,  Dem.  au  beruhigen.  Auf 
das  Prügeln  geht  er  nicht  ein, 
da  er  wohl  weiß,  daß  dies  not- 
wendigerweise zu  solchen  Szenen 
gebort.  Cic.  citiert  pro  Cael.  16,  88 
diese  Stelle  als  Beispiel  eines  lenfe 
und  dement patsr.  Slamp.  denkt  m.E. 
überflüssigerweise    an    eine    durch 


die  Einarbeitung  der  Diphiluspartie 
entstandene,  von  Ter.  übersehene 
Störung.  —  Mit  V.  120  f.  wird  von 
Cobet  (Mnem.,  III.  N.  S.  382)  und 
Sock  (EI  230  Nr.  864)  das  Menander- 
fragm.:  tfidtiov  ciKovfis&u  in  Ver- 
bindung gebracht. 

V.  121.    S.Anhang. 

V.  122.    haec:  diese  Ausgaben. 

V.  123.  postremo  mit  folgender 
Pause,  vgl.  Wien.  Stud.  XXII  67.— 
Das  Streiten  zwischen  den  beiden 
allein  führt  au  keinem  Ergebnis. 

V.  124.  Ei,  Ausruf  der  Klage 
und  des  Schmerzes  der  sprechenden 
(bei  Szenikern  männl.)  Person.  S. 
Haul.8  z.  V.  178. 

V.125.  ab  illis:  'Superbum  fuisset 
a  me  disce\  Don.,  der  übrigens  aliis 
statt  Ulis  bietet.    S.  Anhang. 

V.  127.  Demea  wiederholt  höh- 
nend den  von  Micio  gebrauchten 
Ausdruck,  worauf  dieser  erzürnt 
mit  dem  Fortgehen  droht.  —  äbiero : 
das  Fut.  exact.  steht  sonst  bei  den 
Komikern  sehr  oft  in  Hauptsätzen, 
um  das  Abgeschlossene,  rasch  und 
sicher  Eintretende  der  zukünftigen 
Handlung  auszudrücken;  vgL  P. 
Thomas  zu  Hec.  700,  Dräger  a.  O. 
I2  284 ff.  Manchmal  dürfte  jedoch 
auch  wie  hier  die  für  den  Vers- 
schluß bequemere  Form  für  die 
Wahl  des  Fut.  ex.  entscheidend  ga- 
wesen  sein;  a. Haul.8  z.V. 220. 

V.  129.  Curaest  mihi:  Subj.  ist 
Äschinus  (vgl.  V.  894). 


44 


ADELPHOE 


12,  51—621 


55 


SO 


ego  item  älterurn.    nam  ambös  curare,  pröpemodum 
repöscere  illuni  est  quem  dedisti.    De.  Ah  Micio! 

Mi.  Mihi  sie  uidetur.     De.  Quid  istic?    si  tibi  isttfc  placet, 
profündat,  perdat,  pereat,  nihil  ad  me  ättinet. 
iam  si  uerbum  unum  pösthac  .  . .  Mr.  Rursum  Demea     135 
iräscere?    De.  An  non  credis?  repeton  quem  dedi? 
aegrest;  alienus  ndn  sum;  si  obato  .  .  -em,  de"sino. 
unüm  uis  eurem,  ciiro.    et  est  dis  grätia 
quom  ita  ilt  uolo  est;  iste  tuos,  ipse  sentiet 
posterius  . . .  nolo  in  ülum  grauius  dicere.  —  140 

Mi.  Nee  nihil,  neque  omnia  haec  sunt  quae  dicit;  tarnen, 
Hon  nihil  molesta  haec  sunt  mihi,  sed  ostendere 


V.  131.    S.  Anhang. 

V.  133.  Quid  "istic  ist  der  Aus- 
druck des  Zweifels  oder  Wider- 
strebens, mit  welchem  man  den 
bisher  vertretenen  Standpunkt  auf- 
gibt (Don. :  Deest  loquor  aut  resisto; 
nam  proprie  significatio  est  de 
sententia  sua  decedentis;  vgl.  auch 
V.  360  u.  dazu  Don.  und  Priscian 
(II 85  K.)  sowie  V.  966  (wo  die 
Handschr.  freilich  istuc  bieten);  end- 
lich Don.  z.  Eun.  388:  aduerbium  est 
aegre  concedentis.  S.Bach  a.O.  269 ff. 
u.  Anhang.  Die  versteckte ,  in  den 
V.  131  f.  liegende  Drohung  Micios, 
den  Sohn  zurückzugeben,  veranlaßt 
Demea  einzulenken.  S.  Lessing, 
Hamb.  Dram.  77.  St.  Ende. 

V.  134.  p.,p.,p.:  *Haec  sie  pro- 
ntmtianda  sunt,  ut  ostendatur  gestu 
noUe,  quod  hquitur',  Don. 

V.  186.  iam  si  q.  s.  Aposiopese. 
Demea,  der  sich  nach  V.  132  so 
stellt,  als  ob  er  gute  Miene  zum 
bösen  Spiel  machen  wolle,  bringt 
es  doch  nicht  zu  stände  (vgl.  Don. 
z.  vgh.  V.)  und  bricht  mit  einer 
zornigen  Gebärde  ab,  worauf  Micio 
ihn  zu  beruhigen  sucht.  Solche 
Bedingungssätze,  welche  der  Spre- 
chende wegen  seiner  Aufregung 
unbeendigt  läßt  —  manchmal  ge- 
schieht es ,  um  sich  zu  keiner  Ver- 
wünschung hinreißen  zu  lassen  — , 
finden  sich  öfters:  s.'Andr.  164,  790, 
860;  Eun.  990,  1019;  Phorm.  937. 

V.  186  f.  Der  sparsame  Demea 
wird  hier  abermals  (vgl.  132)  von 
der  Furcht  ergriffen,  Micio  könnte 
ihm    Ä.  zurückgeben;    daher    ent- 


schuldigt er  im  folg.  V.  seine  Auf- 
regung, um  dies  zu  vermeiden. 
Seine  Aufregung  gibt  sich  in  den 
kurzen  Sätzen  zu  erkennen,  bis  er 
endlich  nach  einem  Moment  der 
Überlegung  mit  em,  desino  (vgl.  V. 
853)  zum  Entschlüsse  kommt. 

V.  137.  Über  em  s.  die  Anm.  z. 
Y.  558. 

V.  138.  Zur  Verbindung  et  est 
dis  gratia  quom  s.  Hau!.8  z.V.  895. 

V.  139.  quom  . . .  est :  explikatives 
quom  mit  dem  Indikativ  nach  Aus- 
drücken der  Freude  und  des  Schmer- 
zes findet  sich  bei  Ter.  noch  in  5 
Beispielen,  ist  aber  bei  Plautus  viel 
häufiger.  S.  Lübbert,  Gramm.  Stud. 
II 107.  —  Über  die  Abundanz  iste 
tuos  s.  Bach  216.  —  Nach  V.  140 
verläßt  Demea  seinen  Bruder  und 
geht  nach  der  Marktseite  hin  ab, 
um  die  Geschäfte  abzuwickeln,  die 
er  auf  die  Kunde  vom  Streiche  des 
Ä.  unterbrochen  hatte.  Micio  blickt 
ihm  nach,  schüttelt  den  Kopf  und 
spricht:  Nee  nihil  etc.    S.  Anhang. 

V.  141.  'Weder  ohne  Bedeutung 
ist,  was  er  sagt,  noch  alles',  d.h. 
es  hat  schon  etwas  zu  bedeuten 
und  ist  mir  recht  unangenehm  (den 
Grund  sagt  er  selbst  V.  147  ff.). 
tarnen  wird  auch  von  Iouiales  und 
L  zum  Folgenden  gezogen.  Über 
die  Interpunktion  nach  tarnen,  die 
die  zur  Überlegung  nötige  Pause 
anzeigt,  vgl.  Wien.  Stud.  XXH  67. 
S.  Anhang. 

#>  V.  142.  haec:  was  Demea  von 
Äschinus  erzählt  hat.  —  mihi  kann 
hier  mit  langer  Endsilbe  in  der 
Arsis  gelesen  werden  (CLL.  11016: 


12,  63—74 


ADELPHOE 


45 


65 


70 


me  aegre  pati  illi  nölui.    nam  itast  hoino: 

quom  pläco,  aduorsor  sedulo  et  deterreo, 

tarnen  uix  humane  pätitur$  uerum  si  aiigeam,  145 

aut  etiam  adiutor  sim  eius  iraciindiae, 

insäniam  profecto  cum  illo.    etsi  Aeschinus 

non  niillam  in  hac  re  nöbis  facit  iniiiriam: 

quam  hie  non  amauit  nieretricem?  aut  quoi  nön  dedit 

aliquid?  postremo,  nüper  (credo  iam  ömnium  150 

taedebat)  dixit  uelle  uxorem  dtfeere. 

speräbam  iam  deferuisse  adulescentiam: 

gaudebam.    ecce  autem  de  integro!  nisi  quidquid  est 

uolo  scire  atque  hominem  conuenire,  si  äpud  forumst. 


mihei);  ß.Haul.8  Anh.  z.V.  176,  Klotz 
a.  0.  50  und  Burs.  Jahr.- Ber.  1891 
238  f.  In  diesem  Falle  wird  die 
1.  Silbe  von  ostendere  (sed  ost.)  nach 
dem  IKG  verkürzt.  Es  kann  aber 
auch  (mi)hi  sed  die  Arsis  bilden. 
S.  Anhang. 

V.  143.  aegre  pati  absolut  wie 
V.  145  und  aegre  ferens  Andr.  137. 
—  homo  (näml.  Demea)  steht  hier 
(ebenso  V.  407)  für  is,  bei  Plaut, 
ziemlich  häufig,  s.  Bach  354.  — 
itast  mit  Bezug .  darauf,  daß  ihm 
Micio  seinen  Ärger  nicht  zeigen 
wollte.  Ausführlicher  zeichnet  das 
Folgende  Demeas  Temperament.  — 
nam  ltdst  homo :  nicht  Doppeliambus, 
der  durch  Apokope  von  est  ge- 
mildert wird  (so  Klotz  a.  0.  242), 
liegt  vor,  sondern  nam  erleidet  keine 
Elision,  so  daß  dem  schließenden 
Iambus  ein  Anapäst  vorausgeht;  s. 
Skutsöh,  Zur  lat.  Wortgesch.  etc., 
Phil.  LIX  482  A.  2. 

V.  144.  quam  . .  .  deterreo:  kon- 
zessiv. Der  Indikativ  (bei  Plautus 
ausschließlich)  ist  in  solchen  Sätzen 
bei  Ter.  noch  das  Regelmäßige, 
wenn  es  sich  wie  hier  um  Tat- 
sächliches handelt,  das  sich  wieder- 
holt ereignet,  dagegen  der  Konj. 
V.  166;  der  Indik.  findet  sich  übri- 
gens auch  in  klass.  Zeit  noch  an 
einzelnen  Stellen;  vgl.  Lübbert, 
Gramm.  Stud.  ü  7,  109—123,  Drä- 
ger  II8  545.  —  deterreo  hängt  enger 
mit  aduorsor  zusammen  als  mit 
placo\  daher  steht  et  vor  dem  3. 
koordinierten  Verbum ;  vgl.  Anm.  zu 
V.  988.  —  placo  (suche  zu  begütigen), 
aduorsor  sedulo  (trete  mit  gewich- 


tigen Gründen  entgegen)  und 
deterreo  (suche,  ihn  von  seiner 
Strenge  abzuschrecken)  hat  Micio 
von  V.  98  an  abwechselnd  versucht, 
das  letzte  durch  die  Drohung,  den 
Sohn  zurückzugeben.  —  S.  Anhang. 

V.  146 f.  tarnen  uix  s.  z.  V.  7.  — 
patitur  absolut.  —  augeam  . . .  sim, 
insäniam  im  Konjunktiv,  weil  es 
nur  angenommene  Fälle  sind.  — 
iraeundiae  ist  das  Objekt  zu  augeam 
und  zu  adiutor  sim,  hängt  aber 
gramm.  nur  von  diesem  ab. 

V.  161.  taedebat:  Wegen  des  un- 
mittelbar folgenden  dixit  ist  die 
ausdrückliche  Bezeichnung  der  Per- 
son (eum)  überflüssig;  ebenso  pu- 
debat  (V.  279)  ohne  me,  da  es  sich 
auf  den  Sprechenden  bezieht.  — 
dixit  uelle:  s.  zu  V.  77. 

V.  152.  speräbam  .  .  .  deferuisse: 
sperare  mit  folg.  Inf.  Perf.  (von  P. 
Thomas,  Bev.  de  Vinstr.  publ.  en 
Belg.XXJIdSS,  Stamp.  z.  d.  V.  einem 
putare,  credere  gleichgesetzt)  behält 
seine  eigentliche,  auf  die  Zukunft 
gerichtete  Bedeutung  bei;  nur  wird 
nicht  ein  Ereignis  selbst,  sondern 
die  Bestätigung  erhofft,  daß  ein 
Ereignis,  von  dessen  Verwirklichung 
man  noch  keine  Kenntnis  hat, 
wirklich  eingetreten  ist.  S.  Schmalz 
in  J,  Müllers  Handb.  H  484  A.  4. 
Wenn  Cicero  an  Atticus  (ad  Att.  I 
1,  4)  schreibt:  Spero  tibi  me  causam 
probasse,  cupio  quidem  eerte,  so 
hofft  er  eben  auf  die  Bestätigung 
durch  Atticus  (ebenso  ad  Q.  fr. II 4, 2); 
wäre  spero  =puto,  begründete  es 
bloß  das  Ende  des  Briefes,  der 
Zusatz    cupio    quidem    certe   wäre 


46 


ADELPHOE 


II 1,  1—3 


Sannio     Aeschinvs     Parmeno     (Bacchis?) 
Leno       Advlescens       Seryos        (Meretrix) 

II  l  Sa.  Obsecro    populäres,    ferte    lmsero    atque    innoceuti    auxi- 

lium:  165 

subuenite  inopi.    Ab.  Otiose  nünciain  ilico  Mc  consiste. 

quid  respectas?  nihil  periclist:  nümquam  dum  ego  adero 

hie  te  tauget. 


überflüssig.  Ebenso  erwartet  mau 
im  Deutschen  bei  dem  Satze:  'Ich 
hoffe,  daß  die  Unsrigen  gestern  ge- 
siegt haben'  erst  die  Bestätigung. 
Vgl.  Andr.  407,  Eun.  203,  Haut.  746 
(in  der  Zuk.).  Besonders  deutlich 
Plaut.  Capt.  757  f.  speraui  miser 
Ex  seruitute  me  exemisse  filiam. 
In  dieser  Hoffnung  wurde  Regio 
getäuscht,  daher  fährt  er  fort: 
Ea  spes  elapsast.  Bisweilen  schwächt 
sich  freilich  die  Bedeutung  von 
sperare  ab  und  nähert  sich  der  von 
putare,  z.  B.  Catull  84,  3.  —  ecce  a. 
d.  int.  'da  hat  man's  aber  wieder 
von  neuem,  wieder  die  alte  Ge- 
schichte!5 Über  ecce  s.  Haul.s  zu 
V.  464.  Don.  z.  V.  722  (IV  7,  4).  — 
nisi  verbindet  anscheinend  zwei 
Hauptsätze  in  adversativem  Sinne: 
'indessen5.  Der  negative  Gedanke, 
den  wir  vor  nisi . . .  nolo  vermissen, 
kann  vom  Schauspieler  durch  eine 
Gebärde  (Achselzucken)  angedeutet 
werden.  Sonst  ist  er  im  vorher- 
gehenden Hauptsatze  ausgedrückt; 
vgl.  V.  545 ;  Eun.  547  f .  .  .  .  nequeo 
satis  mir ari  neqice  conicere;  nisi, 
quidquid  est,  procul  hinc  labet  prius 
quid  sit  sciscitari;  997  f.  Htm  du- 
biumst,  quin  mihi  magnutp  ex  hac  re 
sit  malum;  nisi  quia  nscessus  fuit 
hoc  facere,  id  gaudco  q.  s.;  Phorm. 
952  f.  JSfescio ,  nisi  mc  dixisse  nemini 
certo  scio.    S.  Haul.3  au  V.475. 

V.  154.  hominem,  den  Äschinus, 
s.  zu  V.  143.  —  apud  forum  (mit 
der  auch  bei  Plaut,  üblichen  Be- 
tonung) im  Sinne  von  in  foro 
(Markt  samt  Umgebung),  gleichwie 
apud  uillam,  apud  partum  u.  ä., 
gehörte  der  Umgangssprache  an 
(Non.  522  error  consuetudinis  'apud' 
pro  Hn*  utitur);  s.  Pradel  a.  0.495. 


—  Nach  V.  154  verläßt  auch  Micio 
die  Bühne,  um  nach  dem  Forum 
zu  gehen,  woher  Demea  die  Nach- 
richt gebracht  hat.  .Er  glaubt 
jedenfalls,  daß  sich  Ä.  dort  in 
irgend  einer  Kneipe  von  seinem 
Streiche  ausruht. 

Über  die  1.  Szene  des  H.  Aktes, 
ihre  Quelle  und  Stellung  zum  ganzen 
Stücke  s.Einl.  10  ff. —  Die  streitenden 
Personen  kommen  von  der  Markt- 
seite her  auf  die  Bühne  (s.  Einl.  18  ff.), 
der  Zuschauer  konnte  sich  denken, 
daß  Ä.  den  Weg  durch  angiporta, 
nicht  durch  die  größeren  Straßen 
genommen  habe,  da  er  sonst  dem 
Micio  hätte  begegnen  müssen. 

V.  155  f.  misero  . ..  innocenti . . .  in- 
opi: b.  z.  V.  2.  —  Ähnlich  beginnt 
Trachalio  in  Bud.  des  Plautus :  Pro 
Cyrenenses  populäres  . . .  Ferte  opem 
inopiae  etc.  (V.  615  ff.),  vgl.  Aul.  406  f. 

V.  156.  Sannio  schreit  seine  ersten 
Worte  wohl  noch  hinter  der  Szene, 
während  Äschinus  mit  Bacchis 
schon  vorher  auf  die  Bühne  kommt ; 
die  ängstlich  Vorwärtsdrängende 
beruhigt  dieser  durch  gütigen  Zu- 
spruch. Da  sie  aber  vor  dem  Hause 
Micios  noch  ängstlich  auf  den  nun- 
mehr auftretenden  leno  zurückblickt 
{Quid  respectas?),  beschwichtigt  er 
sie  mit  den  Worten :  nihil  periclist  etc. 

—  otiose  Csccure  significat\  Don.) 
kann  als  eigener  Ausdruck  auf- 
gefaßt oder  als  Adverb  (nach  Don.) 
zu  comisie  gezogen  werden,  die 
Diärese  scheint  jenea  zra unterstützen. 

—  nuneiam  bei  den  Komikern  stets 
dreisilbig  (s.  V.  168,  184,  877,  914), 
ein  dem  älteren  Latein  geläufiges 
Zeitadrerb.  —  üico  (in  loco  nach 
Festus  423,  14  Th.)  hier  (nach  Don.) 
vom  Orte  (zur  Verstärkung  von  hie) 


II 1,  4—8 


ADELPHOE 


47 


Sa.  Ego  istam  inuitis  Omnibus  .  .  .  Ae.  Quarnquamst  seelestus, 

n<5n  committet  158.  159  a 

5  hddie  umquam  iterum  ut  uäpulet.  169  b 

Sa.  Aeschine    audi;    ne    te    ignarum    fuisse    dicas    meorum 

mqrum:  160 

leno  ego  suin.    Ae.  Scio.    Sa.  At  ita  ut  usquam  fiiit  fide 

quisquam  öptuma. 
tu  quod  te  posterius  purges,  hänc  iniuriam  mihi  noile 


gebraucht,  vgl.  Plaut.  Bacch.  1140 
llico  ambae  manete-,  Caec.V.118R.s 
manete  üico  (aus  Non.  325,  11  ilico, 
in  eo  loco  q.  s.),  doch  kann  ilico, 
das  sonst  bei  Terenz  von  der  Zeit 
steht,  hier  geradeso  wie  Phorm.  196 
(Sfa  üico)  in  dem  einen  oder  an- 
deren Sinne  gemeint  sein.  Jeden- 
falls liegt  eine  pleonastische  Aus- 
drucksweise  vor,  die  der  Sprache 
der  Komödien  durchaus  entspricht, 
vgl.  Reisigs  Vorlesungen,  heraus- 
gegeb.  von  Haase,  §456  f.,  §458. 

V.  158.  Ego  istam  q.  s.  Sannio 
knüpft  seine  Drohung  an  das  letzte 
Wort  tanget  an,  wird  aber  von  Äsch. 
unterbrochen.  Der  Deutsche  kann, 
der  veränderten  Ordnung  der  Satz- 
glieder entsprechend,  nicht  auf  das 
Hilfszeitwort  (Ich  wer.de  sie  gegen 
den  Willen  aller  .  . .)  verzichten, 
während  der  Römer  bes.  wegen  des 
vorausgehenden  fanget  schon  beim 
Objekt  abbrechen  kann.  Sannio 
stürzt  sich  mit  den  Worten  E.  i.  i.  o. 
gegen  das  Mädchen,  Ä.  fällt  ihm 
mit  einer  abwehrenden  Bewegung 
in  die  Rede  und  spricht  mit  deut- 
licher Beziehung  zu  Parmeno  und 
dem  Mädchen:  Quarnquamst  etc. 
Möglicherweise  will  auch  Parmeno 
bei  der  Drohung  des  leno  auf  ihn 
stürzen,  worauf  Ä.  ihn  mit  den 
folgenden  Worten  zurückhält,  mit 
denen  er  auch  das  Weiterreden 
Sannios  abschneidet,  vgl.  Schiee, 
Schal.  Ter.  151. 

V.  169.  seelestus :  vgl.  die  köstliche 
Schimpfszene  in  Plaut.  Peeud.  V. 
359  —  368,  wo  der  leno  ebenfalls 
seelestus  genannt  wird,  und  Rud. 
V.  651  f.  sceleris  plenüsimus.  —  non 
committet  . . .  ut:  'wird  eich  nicht 
dem  aussetzen1,  vgl.  Cic.  Phil.  VIII 
16  ego  nolo  . . .  ciuem  commitiere,  ut 
etc.,  ad  Att.  1 6, 1  Non  committam . . . 


ut  me  aecusare  . . .  possis.  —  Herum  ut 
uap.  weist  auf  die  hinter  der  Bühne 
vorausgegangene  Prügelszene  hin, 
von  welcher  Demea  bereits  erfahren 
und  V.  88  ff.  den  Micio  benachrich- 
tigt hat.  iterum  fügte  also  erst 
Terenz  ein,  da  es  bei  Diphilus 
nicht  vorkommen  konnte.  Vgl.  Don. 
z.  d.  St.     S.  Anhang. 

V.  160.  audi  verstärkt  den  Anruf, 
wird  daher  nicht  von  Äschine  ge- 
trennt, vgl.  Wien.  Stud.  XXII  68.  — 
ne  te  ign.  q.  s. :  Sannio  bereitet  Ä. 
darauf  vor,  daß  er  die  Sache  vor 
Gericht  bringen  und  mit  allen 
Mitteln  gegen  Ä.  vorgehen  werde, 
so  daß  diesem  auch  die  sonst  übliche 
Entschuldigung  (V.  162  ff.)  nichts 
nützen  soll.  —  meorum  morum: 
vgl.  über  dasHomöoteleuton,  das  hier 
zur  Alliteration  (s.  d.  A.  z.  V.  1) 
hinzukommt,  Haul.8  z.  V.  769.  — 
Über  die  Zusammenstellung  usquam 
—  quisquam  (hier  auch  im  affirm. 
Satze)  s.  Haul8  z.  V.  348. 

V.  161.  'leno  terribiliter  pronun- 
tiandum  est',  Don.  Über  den  Ruf, 
in  welchem  die  Kuppler  in  Bezug 
auf  ihre  Redlichkeit  stehen,  vgl. 
Otto  a.  0.  189  leno.  —  fide  optuma 
drückt  zunächst  nur  aus,  daß 
jemand  gewiß  und  wahrhaftig  etwas 
ist;  hier  liegt  der  Scherz  darin, 
daß  es  zu  leno  gehört,  dessen 
Wesen  die  perfidia  ist. 

V.  162 f.  purges:  Konjunktiv  zur 
Bezeichnung  des  angenommenen 
Falles:  faciam  ist  Futur.  —  quod 
(Relativum :  in  Bezug  worauf)  Akk. 
der  Beziehung  zu  te  purges,  wird 
durch  hanc  iniuriam  . . .  esse  (daß 
du  nämlich  .  .  .)  näher  ausgeführt, 
hier  im  Infinitiv,  während  Andr. 
395  in  ursprünglicher  Konstr.  die 
Ausführung  zu  quod  in  direkter 
Rede  gegeben  wird:  Nam  quod  tu 


48 


ADELPHOE 


ni,  9—i4 


fäctam  esse,  kaius  non  fäciam.    crede  hoc:  ego  meam  ius 

persequar, 
10  neque  tu  uerbis  solues  umquam,  quod  milii  re  male  feceris. 

nöui  ego  uostra  haec:  *n6Hem  factum;  iiis  iurandum  dabitur 

te  esse  165 

indfgnum  iuiuria  häV  indignis  quom  egomet  sim  acceptüs 

modis. 
Ae.  Abi  prae  strenue  äc  fores  aperi.     Sa.  Ceterum  hoc  nihili 

facis? 
Ae.  I  intro  nunciam.    Sa.  At  enim  non  sinam.    Ae.  Accede  illuc 

Pärmeno; 


speres  'propulsabo  facile  uxorem  his 
moribus,  Dabit  nemo',  etc.  Vgl. 
Zimmermann,  Beiträge  aus  Ter.  z.  lat. 
Gramm.  Pr.  Posen  1880, 2.  Aus  diesem 
Gebratich  des  Relativums  entwickel- 
ten sich  Ausdrucksweisen,  in  denen 
quod  nur  mehr  als  Konjunktion 
(=wenn)  gefühlt  wurde,  wie  Eun. 
785,  1064;  Haut.  671.  Vgl.  Bris  zu 
Plaut.  Mil.8 162.  Dadurch,  daß  der 
ganze  Komplex  Tu  .  .  .  esse  als 
Objekt  von  faciam  abhängig  wird, 
erhält  dies  besonderen  Nachdruck. 
—  nolle  s.  z.  V.  77.     S.  Anhang. 

V.  163.  'huius':  Gen.  des  Wertes, 
muß  mit  entsprechender  Finger- 
bewegung gesprochen  werden;  Don. 
z.  Andr.  175  sagt  von  d.  St.:  *est  de 
his,  quae  gestu  adiuuanda  sunt'. 
'Huiusautem  Sslktikov  est.  Autenim 
'stipulam'  aut  'floccum'  mouerat  aut 
summum  digitum ',  Don.  S.  Bach 
a.  0.  191,  vgl.  Plaut.  Trin.  64  Faxo 
haud  tantillum  dederis  uerborum 
mihi. 

V.  166.  nollem  factum ,  Formel 
der  Abbitte,  wie  schon  162 f. ;.vgl. 
Phorm.  796  Nollem  datum.  Über 
das  Fehlen  der  Kopula  esse  s.  zu 
V.  13.  —  ius  iur.  dabitur  q.  8.  als 
Ehrenerklärung  für  Sannio,  womit 
Äschinus  etwa  glauben  könnte  los- 
zukommen.    S.  Anhang. 

V.  166.  indignum  .  .  .  indignis 
gehört  zu  jenen  Wortspielen,  in 
denen  dasselbe  Wort  in  geänderter 
Bedeutung  (hier  zuerst  in  ursprüng- 
licher, dann  in  übertragener  Be- 
deutung) verwendet  wird;  vgl.  V. 
187,  Andr.  832,  Phorm.  15,  108,  138, 
298f.,  500,  687,  Haut.  356  etc. 
Dasselbe  Wortspiel  findet  sich  auch 


in  digna  dignis,  das  F.  Büeheler 
(Rh.Mus.XLVl243)  als  aitrömisches 
Sprichwort  (vgl.  Plaut.  Poen.  1250 
eueniunt  digna  dignis)  nachgewiesen 
hat;  weitere  Belegstellen  gibt 
C.  Weyman  ebenda  LI  328.  Mög- 
licherweise ist  die  scherzhafte  Wei- 
terbildung des  juristischen  Aus- 
drucks an  unserer  St.  eine  negative 
Anlehnung  an  das  Sprichwort.  — 
acceptüs  ironisch  wie  ornatus 
uirtutibus  V.  176. 

V.  167.  Äschinus  würdigt  den 
Sannio  keiner  Antwort,  bondern 
gibt  Parmeno  den  Befehl,  die  Tür 
des  Hauses  esu  öffnen.  —  p)-ae  ad- 
verbial und  postpositiv  wie  hier  nur  in 
Verbindung  mit  Verben  des  Gehens 
zur  Einleitung  eines  weiteren  Be- 
fehls, vgl.  Haul."  z.  V.  777.  —  hoc 
geht  auf  die  von  Sannio  erhobene 
Einsprache.     S.  Anhang. 

V.  168.  I  intro  n  :  Aufforderung 
an  das  Mädchen;  Nichtelision  ein- 
silbiger Wörter  am  Anfang  troch. 
Reihen  behauptet  Klotz  a.  0.  72, 
dagegen  führt  Podiaski,  Die  troch. 
Septenare  des  Ter.,  Berlin  1894, 
10 f.,  eine.  Reihe  von  Versen  an,  die 
nur  mit  Elision  bestehen  können. 
In  der  Regel  wird  die  Nichtelision 
vorzuziehen  sein.  —  enim  alte  Be- 
teuerungspartikel, 'incepUua  parti- 
cula  apud  ueteres  fuit',  Don.,  Priscian 
nennt  sie  affirmatiua  (DJ  103  K.). 
Während  enim  bei  Plautus  aus- 
schließlich Beteuerungspartikel  ist 
(s.  Langen,  Beitr.  z.  Krit.  u.  Erkl.  d. 
Plaut.  1880,  262  ff.),  finden  sich  bei 
Terenz  auch  Stellen,  an  welchen 
enim  bereits  Erläuterungspartikel 
geworden    ist,    Z.B.V.  647  ff.,    s. 


El,  15—21 


ADELPHOE 


49 


iB  nimium   istuc    äbisti;   hie   propter   hünc    adsißte,    em    sie 

uolo. 
caue  nünciam   oculos   ä   meis   oculis   quoquam   demoueäs 

tuos,  170 

ne  möra  sit,  ei  innuerim,  quin  pugnus  cöntinuo  in  mala 

haereat. 
Sa.  Istüc  uolo  ergo  ipsum  experiri.    Ae.  Em  Berua!    Pa.  Omitte 

mülierem ! 
Sa.  0   facinus   indignüm!     Ae.  Geminabit   ni'si   caues.     Sa.  Ei 

miserö  mihi! 
so   Ae.  Non   fnnneram;    uerum    in    istam    partem    pötius    peccat<5 

tarnen. 
i  nünciam.     Sa.  Quid   höc    rei    est?     regnumne   Aeschine 

hie  tu  pössides?  175 


Langen  a, 0.  270 f.,  vgl.  auch  Sto- 
wasser,  Arcb.Xn  417f.  S.Anhang. 
—  iTluc  (in  die  Nähe  dee  Kupplere), 
da  Ä.  z.  Parmeno  spricht;  ille  ist 
das  Pron.  der  3  Person,  wie  igte 
dae  der  zweiten,  hie  (V.  156)  das 
der  ersten;  vgl.  über  illuc  Bach  a. 
0.  320,  über  istuc  272. 

V.  169.  istuc:  nach  der  Seite  des 
Angeredeten  hin.  Mehrere  Hdschr. 
bieten  hier  die  Nebenform  istoc, 
vgl.  hierüber  Engelbrecht  42,  Lind- 
eay  Capt.  z.  V.  317.  —  em  spricht 
Ä.  mit  einer  Handbewegung,  die 
die  Aufstellung  Parmenos  regelt. 

V.  170.    S.  Anhang. 

V.171.  ÄaereoTvulgärer  Ausdruck 
im  Gegensatz  zu  einer  flüchtigen 
Berührung. 

V.  172.  Istuc  {ipsum):  waB  du 
vorhast.  —  Em  serua :  Aufforderung 
an  Parmeno  achtzugeben,  ohne 
persönliches  Objekt  wie  Andr  416; 
über  diese  Bedeutung  des  uerbum 
simplex  (statt  des  Kompositums 
obseruare)  vgl.  Arlt,  seruare  bei 
Ter.  und  Plaut.,  Pr."vv  oblau  1887.  — 
omitte  tnul.  sagt  Parm.  zum  leno. 
Omittere  bedeutet  loslassen,  was 
man  angefaßt  hat  (wirklich  oder 
bildlich),  mit  einer  gewissen  Selbst- 
überwindung übergehen;  ohne  diese 
Nebenbedeutung  sagt  man  dafür 
mittete,  wahrend  amittere  'von  sich 
lassen  (synon.  dimittere),  verlieren' 
heißt  (s.  Brix  zu  Plaut.  Mil.8  1096). 
Der  Gegensatz  von  om.  ist  'fest- 
halten', von  am.  'behalten'.  Sannio 
hatte  bei  den  Worten  Istuc  uolo  q.s. 

'Terentiui,  Adelpbo«.* 


das  Mädchen  angefaßt,  und  da  er 
Bie  weder  auf  den  Befehl  des 
A8chinus  noch  auf  die  Aufforderung 
Parmenos  loslaßt,  führt  dieser  den 
V.  171  gegebenen  Befehl  aus.  S. 
Anhang. 

Y.  173.  facinus  indignüm  \  vgl. 
V. 447, 669.  Phorm.618o/a<rtnusmd.; 
ebenso  Plaut.  Men.  1004.  —  Ohne 
Befehl  des  Äschinus,  auf  dessen 
bloße  Drohung  hin  (geminabit), 
schlägt  der  Sklave  zum  zweiten 
Male  auf  Sannio  los,  worauf  dieser 
das  Mädchen  freiläßt.  —  geminabit: 
'Non  singularem  pugnum  et  unum 
dabit,  sed  geminabit,  quasi  dicat: 
geminato  duplicatoqtie  numero  in- 
feret'  Don.  Richtiger  scheint  mir 
aber  die  Erklärung:  dem  ersten 
Schlage  einen  zweiten  zufügen,  so 
daß  er  zwei  hat.  Vgl.  Plaut.  Ampb. 
786.    S.  Anhang. 

V.  174.  in  istam  partem  potius: 
'ut  verberes  non  iussus  quam  nrm 
non  uerberes',  Don. 

V.  175.  »  nunciam,  Anrede  an 
das  Mädchen,  welches  jetzt  auch 
von  Parmeno  ins  Haus  geleitet 
wird.  Äschinus  bleibt  bei  Sannio  zu- 
rück. —  regnumne  Aeschine  h.  t.  p.  ? 
ebenso  gehässig  wie  Phorm.  405 
Quandoquidem  solus  regnas  et  soli 
licet  q.  s. ;  Donat  zu  u.  St. :  bene  hie, 
id  est  Athenis,  ubi  gravius  crimen 
est  dominari  velle  b.  Haul.*  z.  V.405. 
Der  Ausdruck  regnum  ist  wohl  mit 
Rücksicht  auf  die  röm.  Zuschauer 
statt  des  dem  Griech.  entspr.  tyran- 
nis  gewählt  worden. 


50 


ADELPHOE 


II 1,  22—30 


Ae.  Si  possiderem,  ornätus  esses  ex  tuis  uirtütibus. 

Sa.  Quid  tibi  rei  mecumst?    Ae.  Nihil.    Sa.  Quid?  nostin  qui 

sim?    Ae.  Non  desidero. 
Sa.  Tetigui  tui  quicquam?   Ae.  Si  ättigisses,  ferres  infortünium. 
25    Sa.  Qui  tibi  magis  licet  meam  habere  pro  qua  ego  argenttfm 

dedi? 
respönde.     Ae.  Ante    aedes    non   fecisse    erit    melius    hie 

conufeium;  180 

nam  si  molestus  pergis  esse,  iam  intro  abripiere,  ätque  ibi 

usque  ad  necem  operiere  loris.    Sa.  L6ris  liber?   Ae.  Sic  erit. 

Sa.  0  hämmern  inpurum!    hicine  libertatem  äi'unt  esse  aequam 

dmnibus? 
ao   Ae.  Si  sätis  iam  debacchätus  es  leno,  aüdi  si  uis  minciam. 


V.  176.  orn.  ex  tuis  uirt.  ironisch, 
ebenso  Etm.  1090  (vgl.  die  Bern. 
Donats  hierzu);  dagegen  in  eigentl. 
Bedeut.  Plaut.  Capt.  997  Sed  eceum 
incedit  huc  ornatus  haud  ex  suis 
uirtütibus:  s.  z.  V.  358. 

V.  177.  nostin  gut  sim?  geht 
nicht  sowohl  auf  die  Person  als 
die  Qualität  des  Fragenden;  vgl. 
z.  B.  Andr.  586  Tandem  cognosti 
qui  siem,„  Eun.  374  neque  seit  qui 
sies.  —  Über  nostin  nach  quid  s. 
Hau!.8  z.V.  754. 

V.  178.  Über  infortünium  vgl. 
Hau!.8  z.V.  1028.  Plaut.  Amph.  286 
inuenies  infortünium. 

V.  179.  meam  =  Bacchis.  S.  An- 
hang. 

V.  180.  conuicium,  edas  Aus- 
schelten vor  versammelter  Nachbar- 
schaft' (uicus,  s.  Fest.  Pauli  29,  24 f. 
Th.),  'Bescheltung',  'Skandal  vor 
dem  Hause',  trat  an  die  Stelle  des 
umgedeuteten  flagitium.  Beispiele 
hierfür  sind  Plaut.  Most.  603  ff.  und 
Cafcull  42.  S.  z.  V.  101  und  Usener 
a.  O.  19  ff. 

V.  181.  si . .  .pergis, . . .  abripiere 
q.  s.;  vgl.  V.  127  Ah,  si  pergis, 
dbiero;  im  Begriff  von  pergis  liegt 
bereits  eine  Beziehung  auf  die  Zu- 
kunft. —  abripiere:  die  Endung 
der  Umgangssprache  -re  statt  -ris 
ist  bei  Ter.,  -wenn  nicht  metrische 
Gründe  wie  Hec.  317  die  vollere 
Form  empfehlen,  die  regelmäßige. 
Gegen  Engelhrecht  81  ff.,  der  auch 
Haut.  701  und  Hec,  317  ändern 
will,  verteidigt  die  Überlieferung 
mit  Recht  Hau!.8  Einl.  62  A.  8. 


V.  183.  0  höminem  i.  mit  Hiatus 
nach  der  einsilbigen  Interjektion; 
s.  V.  304,  336,  sowie  Spengel  Andr.8 
Einl.  32  f.  u.  zu  V.  769.  Über  O 
beim  Akk.  s.  Richter  a.  O.  592  A.  43. 
Sannio  spricht  diesen  Vers  wohl 
mit  einer  klagenden  Gebärde  gegen 
das  Publikum.  —  inpurus  schmutzig, 
ein  sehr  starkes  Schimpfwort, 
welches  sonst  bei  den  Komikern 
in  der  Regel  nur  gegen  lenones 
(Phorm.  83  lenoni  inpurissimo, 
Plaut.  Asin.  472  etc.)  und  Leute 
gleichen  Schlages  verwendet  wird. 
V.  360  gebraucht  es  Demea  gegen 
seinen  von  ihm  für  völlig  verdorben 
gehaltenen  Sohn  Äschinus.  Daß  es 
hier  einmal  einem  leno  gegen  einen 
freigeborenen,  reichen  Athener  in 
den  Mund  gelegt  ist,  steht  ver- 
einzelt da,  auch  wenn  er  es  nicht 
zu  Ä.  direkt  sagt,  und  erzeugte  hier- 
durch vielleicht  eine  drastische 
Wirkung.  V.  184  zeigt,  daß  Ä.  ihn 
wohl  schimpfen  hört,  weiter  aber 
nicht  darauf  achtet.  —  hieine:  über 
die  Wahl  zwischen  der  vollen  Form 
des  Fragewörtchens  -ne  und  der 
abgekürzten  -n  s.  Haul.8  Anh.  zu 
V.  210.  —  Gern  rühmten  sich  die 
Athener  der  großen  persönlichen 
Freiheit  ihrer  Bürger  und  der 
Gleichheit  derselben  vor  dem  Ge- 
setz; Belegstellen  s.  bei  Hermann- 
Thumser,  Griech.  Staatsalt.6  471. 

V.  184.  debacchari  —  £xßa%%sv- 
£6&<xi,  völlig  austoben,  seine  Wut 
auslassen,  kehrt  in  derselben  (vul- 
gären) Bedeutung  bei  Hieron.  (in 
Isai.  X  37,  26  insaniam  . . .  qua  con- 


II 1,  31—39 


ADELPHOE 


51 


35 


Sa.  Egon   debacchatus  sum  adtem  an  tu  in  me?     Ae.  Mitte 

ista  atque  ad  rem  redi.     185 
Sa.  Quam  rem?    quo  redeam?     Ae.  Iämne   me  uis  dieere  id 

quod  at  te  ättinet? 
Sa.  Cupio,  aequi  modo  aliquid.    AE.Vah,  leno  iniqua  me  non 

uölt  loqui. 
Sa.  Lend  sum,  fateor,  pernicies  communis  adulescentium, 

periürus,  pestis;  tarnen  tibi  a  me  ^nülla  ortast  iniüria. 
Ae.  Nam  hercle  etiam  hoc  restat.    Sa.  Dluc  quaeso  redi,   quo 

coepisti  Aeschine.  190 

Ae.  Minis  uiginti  tu  illam  emisti,  id  —  quae  res  tibi  uortät 

male!  — 
argenti  tantum  dabitur.    Sa.  Quid?  si  ego  tibi  illam  nolo 

uendere 


coges  me?   Ae.  Minime. 


Sa.  Nämque  id  metui.    Ae.  Neque 
uendundam  censeo 


tra  me  debacchaturus  eras;  praef.  ad 
Euseb.  Chron. :  debacchantibus . . .  bar- 
baris)  wieder;  Hör.  Carm.  III  3,  55, 
gebraucht  es  in  metaph.  Bedeutung. 

V.  185.  Egon  deb.  sum  autem  q.  s.: 
autem  steht  so  in  Fragen,  wo  man 
der  ungewöhnlichen  Behauptung 
eines  andern  mit  Staunen  oder  Zorn 
und  Unwillen  entgegentritt,  und 
zwar  steht  autem  hinter  dem  be- 
anstandeten Worte;  vgl.  V.  404, 462, 
934,  940,  950,  Hec.  100,  Eun.798  etc., 
Plaut.  Asin.716,  Pseud.  304 f.  etc.; 
s.  Hand,  Turs.  I  575  und  Lorenz  zu 
Plaut.  Pseud.  293.  —  ista  hier  und 
V.  677  widersprechen  der  Annahme 
Fr.  Schmidts,  Quaest.  de  pron.  dem. 
form.  Plaut  1875,  S0f.,  Ter.  habe 
wie  Plautus  im  Neutr.  Plur.  nur 
istaec,  nie  ista  gebraucht.    S.  Anh. 

V.  187.  aequi  —  iniqua  Wort- 
spiel, aequi  in  Bezug  auf  das  ab- 
zuschließende Geschäft,  iniqua 
ironisch  in  Bezug  auf  die  Ge- 
sinnung des  leno;  s.  z.V.  166. 

V.  188.  pernicies:  p.  adul.  wird 
der  leno  auch  Plaut.  Pseud.  V.  364 
genannt,  Asin.  133  werden  die  mere- 
trices  mit  pernicies,  adul.  exitium 
bezeichnet.  Über  die  später  häufige 
Verbindung  von  pestis  perniciesque 
s.  Otto  a.  O.  277,  pestis.  —  S.  An- 
hang. 

V.  190.  Nam  hier  Beteuerungs- 
partikel wie  V.  193,  S53,  842,  Plaut. 
Capt.  894 f.;   s.  hierüber  Haul.8  zu 


V.  113;  über  die  spätere  adverb. 
Bedeutung  in  der  Volkssprache 
s.  Dombart,  Bl.  f.  d.  bayr.  Gymn. 
XVI  40.    Vgl.  auch  V.  168  mim. 

■  V.  191.  Minis  uiginti:  die  für 
Sklavinnen  nach  den  lateinischen 
(bez.  griechischen)  Lustspielen  ge- 
zahlten Preise  variierten  stark.  Der 
gewöhnliche  Preis  war  20  oder 
30  Silberminen;  er  stieg  aber  unter 
Umständen  bis  60  Minen  und  dar- 
über (s.  Ritschi  Opusc.  HI  308  Anm.). 

—  id. . . .  arg.  tantum:  vgl.  Liv.  XXH 

4,  4  id  tantum  hostium.  id  wird 
wirkungsvoll  durch  den  dazwischen- 
tretenden Fluch  von  argenti  ge- 
trennt, id  mit  dem  Gen.  findet 
sich  auch  V.  313  id  habeam  supplici, 
V.  357  id  misero  mihi  restai  modi, 
Phorm.  979  In  id  redactus  sum  loci, 
.ähnlich  Phorm.  698  Tu  id,  quod 
bonist,  excerpis,  dicis  quod  malist. 

—  quae  res  i.  uort.  male,  Gegenteil 
von  quae  r.  bene  uortai  bezieht  sich 
auf  id  argenti  tant.  dab.,  vgl.  Verg. 
Eclog.  DC  6  Hos  Uli  —  quod  nee 
uertat    bene    —    miUimus    haedos. 

5.  Anhang. 

V.  193.  Namque  —  nam  im  Sinne 
des  nam  in  V.  190  (natürlich  ist 
daher  keine  Ellipse  nötig,  wie  sie 
Langen,  Beitr.  etc.  262,  aufstellt) 
-\-que  (und).  —  Auf  die  schon  recht 
unzeitgemäße  Frage  des  leno:  Quid 
. . .  coges  me?  (lMaec  maioris  sunt 
stomachi    et   'ideo    stuliiora.     Nam 


52 


ADELPHOE 


II 1,  40—42 


40 


quae  liberast;  iiam  ego  liberali  illam  ädsero  causa  manu, 
nunc  uide  utrum  uis:  argentum  accipere  an  causam  medi- 

tari  tuam.  195 

delibera  hoc  dum  ego  redeo  leno.  —  Sa.  Pro  supreme  Iüppiter, 


quod  iam  amisit,  uenditurum  se 
negat'  Don.)  antwortet  Ä.  ironisch: 
minime ;  denn  er  hat  ja  das  Mädchen 
bereits,  braucht  ihn  also  nicht  mehr 
zu  zwingen.  Der  leno  merkt  die 
Ironie  nicht  und  atmet  erleichtert 
auf:  namque  id  metui.  Um  ihm 
seinen  Glauben  zu  nehmen,  fährt 
Ä.  spottend  fort:  'Und  ich  glaube 
auch  gar  nicht,  daß  sie  zu  ver- 
kaufen ist'  (da  sie  frei  ist  dem  leno 
gegenüber,  der  über  sie  nichts 
mehr  zu  verfügen  hat),  und  fügt 
spottend  die  Formel  der  Frei- 
sprechung hinzu.  Über  das  Be- 
nehmen des  Ä.  gegen  den  leno 
s.  Don.  zu  V.  210  (II  2,  2),  Nencini 
a.  0.  124  f.  —  Neque  uend.  c.  mit 
Ersetzung  des  pronominalen  Akku- 
sativs durch  quae  liberast. 

V.  194.  quae  liberast  q.  s. :  s.  Einl. 
11  A.  2.  Da  die  Entdeckung,  daß 
das  Mädchen ,  um  welches  es  sich  in 
den  Svvuno&vriaxovte g  des  Diphilus 
handelte,  von  Haus  aus  freigeboren 
war,  auch  bei  Diphilus  erst  am 
Schlüsse  des  Stückes  erfolgt  sein 
konnte,  war  diese  Erklärung  auch 
bei  ihm  nur  eine  Drohung,  die  an 
unsrer  Stelle  vortrefflich  zum  Cha- 
rakter des  Ä.  paßt.  Der  Uno  geht 
weiter  nicht  darauf  ein.  —  Im  fol- 
genden konstruiere :  liberali  causa 
illam  adsero  manu.  Zu  adserere 
manu,  das  einen  Begriff  bildet, 
tritt  als  adv.  Bestimmung  lib.  causa 
hinzu.  L.  c,  bedeutet  den  rechtlich 
wichtigen  Sachverhalt  oder  Tat- 
bestand, der  für  die  Freiheit  spricht, 
hier  von  Ä.  angenommen  wird,  3. 
Pauly-Wissowa  Iü  1809  ff.  causa.  — 
'Et  sunt  iuris  uerba;  a  quibus  etiam 
assertores  dicuntur  uindices  alienae 
libertatis.  Nam  et  causa  ipsa  liberalis 
dicitur,  quae  actionem  in  se  continet 
libertatis',  Don.  Die  assertio  fand 
als  uindicatio  in  libertatem  sym- 
bolisch statt  durch  Anlegung  der 
Hand  an  einen  Sklaven,  indem 
so  ein  Beschützer  (patronus,  ad- 
sertor)  denjenigen,  der  sich  in  der 


Dienstbarkeit  eines  andern  befand, 
gleichsam  gewaltsam  aus  diesem 
Verhältnis  heraus  an  sieh  zog  (s. 
Pauly-Wissowa  I  422  f.  adsertor). 
Dadurch  wurde  die  causa  contro- 
uersiae  festgestellt,  welche  allenfalls 
vor  Gericht  zum  Austrag  kam.  Ygl. 
(manu  adserere  allein)  Plaut.  Pers. 
163,  Poen.  1348,  Rud.  973;  dagegen 
Poen.  905  f.  manu  eas  adserat,  Suas 
populäres,  liberali  causa;  964  eas 
liberali  iam  adseres  causa  manu; 
1102  Manu  liberali  causa  ambas 
adseras,  Cure.  490  f.  si  quisquam  hanc 
liberali  causa  manu  adsereret,  da- 
gegen auch  Cure.  668  Si  quisquam 
hanc  liberali  adseruisset  manu;  709 
si  liberali  quisquam  hanc  assereret 
manu;  im  Griech.  entspricht  dem 
manu  adserere  s£aiQ£iG&ai  xtva  ag 
iXevfrsQOv,  s.  Suidas  sub  e^aiQsatcog 
SIy.7},  p.  374  B.  —  liberali  steht 
hier  allein  bei  Ter.  in  urspr,  Bedeu- 
tung (s.  Langen  a.  O.  762);  die 
metonymische  Verbindung  von  lib. 
mit  causa  entspricht  dem  v.^rirv^a 
. . .  ilev&sgov  bei  Hom.  H.  VI  528. 
S.  Anhang. 

V.  195.  uide  utrum  uis:  In  der 
Sprache  der  Komiker  sind  Frage- 
sätze einem  verbuni  dieendi  uel 
sentiendi  gewöhnlich  in  der  Weise 
zugefügt ,  daß  beide  Teile  als  selb- 
ständig nebeneinanderstehend  ge- 
dacht werden.  Es  steht  daher 
regelmäßig  der  Indikativ  (s.  Ed. 
Becker  in  Studem.  Stud.  1 121  ff.).  — 
Um  dem  Gerede  ein  Ende  zu 
machen,  stellt  A.  den  leno  vor  die 
Alternative,  das  Angebot  anzu- 
nehmen oder  (ironisch)  caus.  med.  t., 
d.  h.  Geld  und  Mädchen  zu  verlieren, 
denn  zurück  gibt  Ä.  das  Mädchen 
nicht  mehr.  Dem  entspricht  die 
Rede  des  Syrus  (V.  241  seruesne  an 
perdas  totum). 

V.  196.  dum  ego  redeo:  auch  bei 
dum  in  der  Bedeutung  'bis'  steht 
bei  den  Komikern  wie  auch  später 
(Cic.  Liv.)  häufig  der  Indikativ;  der 
Nebensatz    bezeichnet    in    diesem 


II 1,  43—61 


ADELPHOE 


53 


60 


minime  miror  qui  msanire  occipiunt  ex  iniiiria. 
domo  me  eripuit,  uerberauit;  me  inuito  abdimt  meam; 
ob  malefacta  haec,  täntidem  emptam  pdstulat  sibi  tradier,  200 
hömini  misero  pliis  quingentos  cölaphos  infregit  mihi.    199 
nerum  enim,  quando  bene  promeruit,  ffat;  suom  ius  pöstulat. 
age   iam   cupio   si  modo  argentum  reddat.     sed  ego  hoc 

häriolor: 
tibi  me  dixerö"  dare  tanti,  testes  faciet  üico 
ueadidisse  me;  de  argento  —  somnium:  *mox,  cräs  redi*. 
fd  quoque  possum  ferre,  si  modo  reddat,  quamquam  iniü- 

riumst.  206 


Falle  lediglich  den  Zeitpunkt  für 
eine  im  Hauptsätze  mit  großer  Be- 
stimmtheit ausgesprochene  oder  an- 
geordnete ,  in  der  Zukunft  liegende 
Tätigkeit;  vgl.  V.  785,  Phorm.  982, 
Andr.  714,  Eun.  206 ,  Haut.  833.  S. 
Dittmar,  Stud.  zur  lat.  Modusl.301f., 
Haul,3  z.  V.  513,  Holtze,  Synt.  H  68 
und  129  f.  —  Äschinus  geht  in  das 
Hans  seines  Pflegevaters  ab,  um 
wegen  Unterbringung  des  Mädchens 
das  Nötige  anzuordnen  und  dem 
Micio,  welchen  er  dort  zu  finden 
hofft,  das  Geschehene  mitzuteilen. 
—  Pro  supr.  Iupp.:  beim  Ausruf  des 
Schmerzes  oder  der  Freude,  hier 
des  Zornes  (Schlee,  Schob  Ter.  65 
irascentis  exclarnatio  est  secundum 
Benimm,  [z  Aen,IV590]),  steht  teils 
mit  dem  Vokativ  (V.  111},  teils  mit 
dem  Akkusati?  fidem,  woran  sich 
ein  Genetiv  anschließt,  später  auch 
mit  diesem  allein;  vgl.  P.  Richter 
a.  0.  615 ff. 

V.  197.  Zu  miror  tritt  als  Objekt 
der  Relativsatz,  ähnlieh  Haut.  897 
J&quidem  miror,  qui  alia  tarn  plane 
seias.  —  occipiunt:  das  Wort  gehört 
der  Umgangssprache  an. 

7.198 f.    S.Anhang. 

V.  200.  Ob  malefacta  haec,  be- 
sonders hervorgehoben  durch  Stel- 
lung und  Interpunktion  (Iou.),  be- 
zieht sich  auf  beide  Verse.  Daß 
Ä.  auch  nach  diesen  Übeltaten  nicht 
bloß  verlangt,  daß  ihm  das  Mädchen 
um  den  Einkaufspreis  überlassen 
wird,  sondern  ihm  obendrein  500 
Nüsse  aufgeladen  hat,  das  muß 
durch  seine  Ungeheuerlichkeit  so- 
gar  den  leno  in  eine  Art  Galgen- 
humor (derselbe  Übergang  zum 
Galgenhumor  vollzieht  sich  später 


durch  das  Übermaß  der  bösen 
Nachrichten  bei  Demea)  versetzen,  so 
daß  er  V.  201  bereits  in  versöhn- 
licherem Tone  fortfährt,  indem  er 
sich  der  früheren  Freigebigkeit  des 
Ä.  erinnert:  Verum  enim  etc.  — 
täntidem,  durch  die  Stellung  hervor- 
gehoben, gehört  unb  jcowov  sowohl 
zu  emptam  als  auch  zu  tradier,  für 
ebensoviel,  als  das  Mädchen  ge- 
kostet hat,  soll  es  dem  Ä.  über- 
geben werden.  —  tradier  s.  zu  V.  106. 
—  pöstulat . . .  tradier:  postulo  steht 
bei  Plaut,  und  Ter.  weit  häufiger 
mit  dem  Inf.  als  mit  einem  Auf- 
forderungssatze; vgl.  V.  238,  879. 

V.  199.  colapihos  infregit  wie  Plin. 
Nat.  Ä.VHI36(54)  colapho  infracto; 
'infregit  autem  illisit,  inflixit*, 
Don.  —  Zu  V.  199  s.  auch  Eini.  12. 

V.  201.  suum  ius  p. :  weil  er  sich 
früher  so  wohlverdient  gemacht 
hat.  —  'promeruit:  adiuuit,  profuii; 
cui  contrarium  est  commeruit  (nur 
im  üblen  Sinne),  nam  mereri  et  pro- 
mereri  estpraestare  beneficium',  Don. 

V. 202.  modo  arg.:  s.zuV.7.—  hoc 
häriolor:  edas  fasle  ich  nur',  daß 
nämlich  an  Wiedergabe  des  Gel- 
des zu  denken  sei;  ebenso  Phorm. 
492 ;  s.  über  die  Entwertung  des 
Wortes  Langen,  Beiträge  260 f., 
Haul.8  z.  d.  V.  und  Brix  zu  Mil.s1256. 

V. 203 f.  ubi  me  dixero  q. &.'Eecte 
dixit.  ubi  enim  pactio  intercesserü 
pretii;  iam  ereptionis  actio  sublata 
erit  et  pretium  debebitur',  Don.  — 
de  arg.  somnium,  'vom  Geld  keine 
Spur'  (Traum  =  ein  schönes  Nichts) ; 
über  somnium  s.  Langen  a.  O.  771. 
Haul.3  z.  874,  Otto  a.  O.  328,  somn. 

V.  205.  Id  quoque:  die  Ver- 
zögerung der  Zahlung.   S.  Anhäng. 


54 


ADELPHOE 


II 1,  52—2,  2 


uerum  cogito  id  quod  res  est:  quändo  eum  quaestum  inceperis, 

accipiunda  et  müssitanda  iniüria  adulescentiumst. 

sed  nemo  dabit;  frustra  egomet  meeum  has  rationes  puto. 


Syrvs     Sannio 
Servos       Leno 

112  Sy.  Tace7  egomet  conueniani  ipsum;  cupide  accipiat  faxo,  atque 

etiam 
bene  dicat  secum  esse  actum,    quid  istuc  Sänniost,  quod 

te  audio  210 


V.  206.  id  quod  res  est:  'Pro  id 
quod  uerum  est,  bona  locutio',  Don. 
—  quando  hier  überwiegt  wohl  die 
temporale  Bedeutung  (daher  das 
Fut.ex.),sonst  nur  kausal,  s.P.Scherer, 
De  particulae  quando .  ..usu,  Studem. 
Stud.  II  131  A.  1.  —  quaestum  in- 
ceperis,  s.  Anhang. 

V.  207.  müssitanda:  Frequenta- 
tivum  zu  mussare,  der  lat.  Um- 
bildung von  [ivgeiv.  Dieses  Wort 
kommt  von  /iv  wie  lat.  mutio  von 
mu  (aus  Ennius  {ine.  I.  fr.  4  M.] 
cit.  Don.  zu  Andr.  505  nee  dico 
nee  facio  (rnuy,  Varro  L.  L.  VII 101 
neque  ui  aiunt  mu  facere  audent; 
vgl.  die  Stellen  aus  Plaut,  und  Lucil. 
bei  Charis.  240,  3ff.,  8ff.  und  Prise. 
I  470,  33),  dem  Naturlaut  unter- 
drückten Schmerzes,  wie  er  durch 
die  zusammengepreßton  Lippen  her- 
vordringt. Daher  mussitare  'mit 
unterdrücktem  Schmerz  ertragen, 
herunterwürgen';  vgl.  Plat.  Gorg. 
480  C  . . .  [IT]  unoSsiXtäv,  ccXXä  Tzctqe- 
%£iv  (kccvzbv)  (ivaavtu  xal  av~ 
dQSimg  y.tX.,  Plaut.  Mil.  476  f.  Ergo  si 
sapis,  Mussitabis,  714,  Pseud.  601, 
Truc.  312.  Passivisch  findet  sich 
das  lat.  Wort  auch  bei  Plaut.  Aul. 
131  neque  oecultum  id  haberi  neque 
per  metum  mussari. 

V.  208.  Über  die  Hervorhebung 
des  reflex.  Verhältnisses  bei  der  1. 
Person  durch  -met  s.  Pradel  a.  O. 
517  A.  4.  —  rationes  puto:  vgl.  Eun. 
632  dum  haec  puto  q.  s.  —  Nach  V. 
208  tritt  Syrus,  der  Sklave  des 
Äschinus,  aus  Micios  Hause,  um 
zunächst  den  Streit  seines  Herrn 
mit  Sannio  auszugleichen.  Er  ist 
dazu  geeigneter  als  Parmeno,  wel- 
cher den  leno  kurz  vorher  geprügelt 


hatte,  vgl.  Einl.  14  A.  1.  S.  An- 
hang. 

V.209f.  (bis  actum)  spricht  Syrus 
rückwärts  gewendet  ins  Haus  zu 
Äschinus,  dem  doch  Bedenken  auf- 
gestiegen zu  sein  scheinen.  — 
Der  Übergang  zu  der  neuen  Szene 
mit  neuem  Metrum  wird,  wie  häufig, 
durch  einen  einzelnen  Vers  ab- 
weichenden Maßes,  hier  einen  iamb. 
Septenar,  vermittelt.  —  tace  dient 
zur  Beschwichtigung  (vgl.  Don.  zu 
Andr.  399,  Eun.  834):  'genug,  ich 
(daher  egomet)  werde'  etc.  —  faxo, 
eine  archaische  Form  des  Fut.  Ind., 
die  dem  griech.  s- Futurum  ent- 
spricht {faxim  ist  der  dazugehörige 
Optativ,  s.  Sommer  a.  0.  624). 
Amasso,  amassim  etc.  haben  damit 
nichts  zu  tun;  deren  Erklärung 
(amans  sim)  hat  F.  Skutsch  Zeitschr. 
f.  d.  österr.  Gymn.  1901,  195  ff.  ge- 
geben). Die  Endungen  treten  hier- 
bei an  den  reinen  Verbalstamm. 
Auf  die  späteren  Schriftsteller  sind 
nur  faxo,  faxim  (u.  ausim)  über- 
gegangen (e.  Neue  HI3  606 ff.).  Be- 
sonders häufig  ist  bei  den  Komikern 
faxo  im  Sinne  von  'ich  werde  dafür 
sorgen',  teils  als  Hauptverbum  eines 
Satzes  mit  dem  Akkusativ  eines 
Nomens  und  dem  Part.  Perf.  Pass. 
(z.  B.  Haut,  341  Ademptum  tibi  iam 
faxo  omnem  metum),  teils  in  einen 
Satz  in  der  Weise  eingeschoben, 
daß  das  Prädikat  dieses  Satzes, 
wenn  es  vorausgeht,  von  faxo  wie 
oben  u.  V.  847  abhängig  (Konj. 
Präs.)  oder  ihm,  wenn  es  folgt, 
koordiniert  ist  (Ind.  Fut.,  z.  B. 
Eun.  663  Iam  faxo  scies).     S.  Anh. 

V.  210.  quid  istuc  Sänniost:  'Hlud 
supra  post  scaenam,    hoc   iam   in 


112,  3—6 


ADELPHOE 


55 


nescioquid    concertässe     cum     ero?      Sa.  Niimquam    uidi 

infquius 
certätionem  coinparatam  quam  haec  hodie  inter  nös  fuit: 
ego  uäpulaudo,  ille  uerberando,  usque  ämbo  defessf  sumus. 
Sy.  Tua   culpa.     Sa.  Quid   facerem?     Sy.  Adulescenti    mörem 

gestum  opörtuit. 


proscaenio  dicitur.  Et  uide  quam 
ingeniöse  Terentius,  qui  supra  ab 
Aeschino  lenonis  nomine  faeit  Sannio- 
nem  uocari,  ut  pote  ab  homine 
arroganti  et  feroci  ob  aetatem  et 
negotium,  at  hunc  blande  circum- 
uenientem  honorificentius  inducit 
cum  lenone  loqui  et  Sannionem  eum 
uocare.  Sane  qui  in  sordidis  pro- 
fessionibus  agunt  uitam  honorifice 
nomine  proprio  appellas,  sed  qui  in 
splendidis  artibus  sunt  constituti 
gaudent  artis  nomine  nuncupari,  ut 
Imperator,  orator,  philosophus' ,  Don.; 
treffend  zieht  er  Eun.  454,  455,  806 
(vgl.  hierzu  die  Bem.Donats)  zurVer- 
gleichong  heran;  s.  Haul.8  zuV.  515. 
—  quid  istuc  est  quod,  vgl.  das 
französische  qu'  est-ce  que.  Hier 
ist  quod  noch  Relativ,  die  ganze 
Formel  aber  bereits  erstarrt. 

V. 212.  comparatam:  das  Partizip 
steht  hier  bei  uidere  ebenso  "wie 
im  Griechischen  zur  stärkeren  Her- 
vorhebung der  sinnlichen  Wahr- 
nehmung. Manchmal  unterbleibt 
die  Setzung  des  Verb,  subst.  vermöge 
der  Ökonomie  der  Umgangssprache, 
weil  im  Nebensatze  est  folgt,  wie 
z.  B.  Phorm.  348;  diese  Annahme 
scheint  mir  hier  wegen  fuit  aus- 
geschlossen. Haul.3  zu  V.  6 f.  sieht 
a.  u.  St.  eine  Anlehnung  an  das 
griech.Vorbild. —  quam  haec  h.i.n.f. 
als  es  dieser  heute  zwischen  uns  war. 
Sonst  wird  in  einem  solchen  Falle 
das  Prädikatsnomen  wiederholt: 
Plaut.  Amph.  601  Neque  lac  lacti(s) 
magis  est  simile  quam  ille  ego  simi- 
lest  mei,  Pseud.  669  Namque  ipsa 
Opportunitas  non  potuit  mihi  oppor- 
tunius  Aduenire  quam  haec  allatast 
mihi  opportune  epistula,  dagegen 
ohne  Wiederholung  wie  hier  Phorm. 
348 f.  En  umquam  quoiquam  con- 
tumeliosius  Audistis  factam  iniu- 
riam  quam  haec  est  mihi;  s.  Rothe, 
Quaest.  gramm.,  Yr.,  Berlin,  College 
Royal,  1881,  4. 


V.  213.  ülle]  s.  zu  V.  72.  —  usque 
'  vollständig ',  hier  selbständiges 
Adverb,  s.  Ph.  Thielmann,  Arch.V. 
448.  'Incerta  est  distinctio  uel  uer- 
berando usque  uel  usque  de- 
fessi.  Et  est  usque  aduerbium 
significans  aut  diu  aut  multum', 
Don.  Die  zweite  Bedeutung  ist 
hier  anzunehmen,  um  den  Paralle- 
lismus der  vorhergehenden  Glieder 
zu  erhalten,  auch  lou.  interp.  vor 
usque;  ebenso  V.  715,  Eun.  220 
ut  defetiger  usque;  die  zeitliche  Be- 
deutung '  fortwährend ,  ununter- 
brochen' ist  anzunehmen  V.  215, 
559,  Phorm.  249  Molendum  usque 
in  pistrino,  Plaut.  Pseud.  545  etc.; 
jedenfalls  ist  der  Zweifel  Don.s  be- 
rechtigt. 

Y.  214.  facerem:  s.  zu  V.  106 f. 
—  morem  gestum  op.:  der  accus, 
c.  inf.  ist  bei  oportet  in  der  Sprache 
der  Komiker  die  einzige  zulässige 
Konstruktion,  und  zwar  fehlt  beim 
Inf.  Perf.  Pass.  bei  Ter.  immer  esse 
(bei  Plaut,  nicht  immer,  vgl.  Langen, 
Beiträge  54);  vgl.  z.  B.  Andr.  239 
Nonne  prius  communicatum  opörtuit? 
Haut.  200  mansum  tarnen  opörtuit; 
247  Non  opörtuit  relidas;  536  Haec 
facta  ab  illo  oportebat;  635  inter- 
emptam  opörtuit.  Ferner  ist  zu 
bemerken,  daß  von  einer  für  die 
Vergangenheit  erwarteten,  aber 
nicht  eingetretenen  Handlung  beim 
Präteritum  von  oportet  9tets  noch 
der  Infin.  Perfecti  steht,  der  Infin. 
Praes.  hingegen  bei  Handlungen, 
welche,  wenn  eingetreten,  zur  Zeit 
des  Sprechenden  noch  fortdauern 
würden;  vgl.  außer  obigen  Stellen 
noch  Andr.  238  f.  Nonne  opörtuit 
Praescisse  me  ante?  Eun.  981  f. 
opörtuit  Rem  praenarrasse  me; 
andrerseits  Eun.  1012  ilicone  cre- 
dere  ea  quae  dixit  opörtuit  te? 
Phorm.  70  O,  regem  me  esse  opörtuit. 
Ad.  672  f.  An  sedere  opörtuit  domi 
uirginem  q.  s. 


56 


ADELPHOE 


H  2,  7—15 


Sa.  Qui  pötui  melius,  qui  hodie  usque  os  praebui?    Sy.  Age 

scis  quid  loquar?  216 

peeuniam  in  locö  neclegere  mäxumum  interdumst  lucrum. 

hui, 

nietuisti  si  nunc  de  tuo  iure  cöncessisses  paululum,  atque 

10  adulescenti  essee  morigeratus  hominum  homo  stultissime, 

ne  non  tibi  istuc  faeneraret.    Sa.  Ego  spem  pretio  nön  emo. 

Sy,  Numquäm    rem    facies:     äbi,     inescare     nescis,    homines 

Sännio.  220 

Sa.  Credo    istuc    melius    esse;    uerum    ego    nümquam    adeo 

astutus  fui, 
quin  quidquid  possem  mallem  auferre  pötius  in  praesentia. 
15    Sy.  Age   ndui   tuom    animüm:    quasi    iam    usquam   tibi   sint 

uiginti  minae, 


V.  215.  Das  erste  Qui  ist  Frage- 
adverb, das  zweite  Relativpronomen 
gen.  masc.  —  qui  hodie.  —  'hodie 
autem  non  tempus  significat  sed 
iracundam  eloquentiam  ac  stoma- 
chum',  Don.,  s.  darüber  Bach  a.  0. 
176.  —  os  praebui,  näml.  uerberando; 
vgl.  Liv.  IV  35,  10  desisse  postremo 
praebere  ad  contumeliam  os.  Da- 
neben hat  sowohl  obige  Wendung 
als  morem  gerere  (V.  214)  eine 
obszöne  Nebenbedeutung  (vgl.  Don.). 

—  quid  loquar:  ein  wirklich  unter- 
geordneter Fragesatz  (scis  ist  be- 
reits fragend)  und  deshalb  mit  dem 
Konjunktiv  (s.  zu  V.  195). 

V.  216.  Da  Sannio  in  seinem 
Galgenhumor  die  Worte  des  Syrus 
Adul.  mor.  gest.  opori.  absichtlich 
auf  die  erhaltenen  Schläge  bezieht, 
sieht  sich  dieser  genötigt,  ihm  die 
Sache  deutlicher  auseinanderzu- 
setzen; dies  geschiebt  in  den  V. 
216  —  219.  S.  Anhang.  —  in  loco 
s.  zu  V.  827.  —  neclegere:  s. zu  Y.  14. 

—  Ähnlich  ist  derselbe  Gedanke 
ausgedrückt  bei  Plaut.  Capt.  327 
Est  etiam  ubi  profecto  damnum 
praestet  facere  quam  lucrum.  —  Mit 
Unrecht  hält  Nencini  (a.  0.  120  f.) 
diesen  Vers  für  die  lat.  Wiedergabe 
des  Diphilusfragm. :  xcago>  ttfrifievov 
■nigdog  tag  %a.gnbv  cpsQ£i  (Mein.  fr. 
jnc.  30;  Kock  II 112);  s.  Einl.14  A.  1. 

—  hui,  Ausdruck  einer  staunenden, 
häufig  ironisch  übertreibenden  Zu- 
stimmung, hier  etwa  durch  eine 
abwehrende     Bewegung     Sannios 


veranlaßt;  s.V.411,  567  und  HauLs 
zu  V.  301. 

V.  217  ist  ein  hypermetrischer, 
durch  Elision  zu  kürzender  Vers, 
ebenso  V.  375,  465;  s.  Lachm.  zu 
Lucr.  81,  Vahlen,  Über  die  Versachl. 
i.  d.  Korn.  d.  Terenz,  51  ff. 

V.  218.  hom.  homo  stultissime, 
dieselbe  Dopplung  Phorm.  853  homo 
hom.  ornatissume,  vgl.  Plaut.  Capt. 
333,  836.  —  S.  Anhang. 

V-219.  faeneraret:  verzinsen,  hier 
mit  Zinsen  heimzahlen;  Subj.  ist 
Äschinus.  Passiv  in  derselben  Be- 
deutung Phorm.  493  Faeneratum 
istuc  beneficium  pulchre  tibi  dices.  — 
pretio  non  emo:  emere  ursprünglich 
'nehmen*  (eme  Plaut.  Mil.  687  heißt 
noch:  'da  nimm',  Gegensatz  da  in 
V.  691,  s.  Skutsch,  Philol.  LIX  498, 
dazu  die  Kurzform  em,  vgl.  adimo) 
wurde  schon  früh  durch  die  Ver- 
bindung mit  pretio  (Hec.  Prol.  ü  57), 
aere  (Phorm.  611),  minis  u.  dgl.  zu 
'kaufen'.  —  spem  pret.  non  emo, 
8.  Otto  330  spes  3. 

V.  220.  abi  =  'gehl'  iu  unsrer 
Umgangsspr.;  s.  Haul.8  zu  V.  994. 
S.  Anhang. 

V.  222.  mallem  . . .  potius:  dop- 
pelte Bezeichnung  des  Komparativs, 
wie  Andr.  427  Omnis  sibi  malle  me- 
lius esse  quam  alteri.  Weiteres  s.  bei 
Wölfflin,  Lat.  u.  rom.  Kompar.  46. 

V.  223  f.  quasi  iam  usquam  tibi  sint 
uiginti  minae  dum  huic  obsequare. 
Die  Stelle  muß  schon  im  Altertum 
Schwierigkeiten  bereitet  haben,  da 


II  2,  16—17 


ADELPHOE 


57 


dum  huic  öbsequare.    praeterea  autem  te  äiunt  proficisci 

Cyprum,  Sa.  Hem. 
Sy.  Coemisse  hinc  quae  illuc  ueheres  multa,  näuem  conductain; 

hoc  scio,  225 


Don.  hierzu  bemerkt:  'Sensus: 
quasi  numero  in  aliquo  ducas  et 
in  aliqua  aestimatione  constituas; 
et  non,  si  uelis,  penitus  contemnas 
uiginti  minas,  dum  modo  huic 
obsequaris':  als  wenn  zwanzig 
Minen  irgendeine  Geltung  für  dich 
hätten,  für  dich  irgend  etwas  Be- 
sonderes zu  bedeuten  hätten,  wo- 
fern (oder  wenn)  du  nur  diesem 
(Äsch.)  dich  willfährig  zeigst.  So 
wie  alicui  rei  esse  (V.  358)  'zu  etwas 
tauglich  sein'  das  Gegenteil  von 
nulli  rei  esse  (Gell.  VII  11)  ist,  so 
entspricht  dem  nullo  loco  esse  für 
nichts  gelten,  als  Gegenteil  der 
wohl  volkstümliche  Ausdruck 
usquam=ullo  loco  esse,  irgend  et- 
was gelten.  Jener  Ausdruck  findet 
aber,  etwas  verändert,  Anwendung 
bei  Cic.  de  fin.  II  90  Socratem  qui 
uoluptatem  nullo  loco  numerat,  oder 
ib.  50  honestatem,  eo  loco  habeat 
(mißt  ihm  die  Geltung  zu)  ut  sine 
ea  iucunde  neget  posse  uiui.  Vgl. 
Verg.  Aen.  I  603  f.  siquid  Usquam 
iustitia  est:  wenn  Gerechtigkeit 
irgend  etwas  gilt.  Die  Absicht  des 
Äschinus  und  Syrus  geht  dahin, 
dem  Kuppler  nicht  mehr  als  den 
Einkaufspreis  zu  zahlen.  Daß 
der  Kuppler  für  eine  meretrix, 
die  er  mit  20  Minen  gekauft  hat, 
einen  höheren  Verkaufspreis  er- 
zielen will,  ist  selbstverständlich. 
Syrus  sucht  ibn  zuerst  in  Güte  für 
den  Kaufpreis  von  20  Minen  gün- 
stig zu  stimmen,  indem  er  ihn  auf 
die  Zukunft  vertröstet,  da  sich  Ä. 
dann  um  so  erkenntlicher  zeigen 
werde.  Da  dies  nichts  fruchtet, 
.  sucht  er  dem  leno  auf  andere  Weise 
beizukommen,  indem  er  —  ein 
feiner  Zug, 'der  für  das  psycho- 
logische Verständnis  des  Dichters 
zeugt  —  sich  so  stellt,  als  halte. 
er  den  Sannio  für  einen  Menschen, 
der,  um  einer  Person  höheren 
Standes  zu  Gefallen  zu  sein,  sogar 
seinen  eigenen  Vorteil  hintansetze. 
Oft    lassen    sich    ja    bekanntlich 


Leute,  namentlich  wenn  sie  den 
niederen  Ständen  angehören,  dazu 
verleiten,  etwas  gegen  ihren  Nutzen 
zu  tun,  bloß  um  nicht  die  Lob- 
sprüche, die  ihnen  jemand  erteilt 
hat,  Lügen  zu  strafen.  Durch  eine 
abwehrende  Handbewegung  gibt 
Sannio  während  dieser  Worte  zu 
erkennen,  daß  auch  das  bei  ihm 
nicht  verfange.  Jetzt  erst  rückt 
Syrus  mit  seinem  schwersten  Ge- 
schütze hervor,  das  der  Spitzbube 
so  nebenbei  mit  praeterea  einführt, 
durch  das  er  den  leno  sogar  dahin 
bringt,  auf  10  Minen  einzugehen, 
damit  Ä.  nach  Zahlung  der  20 
Minen  keinen  Anstand  mehr  zu 
besorgen  braucht.     S.  Anhang. 

V.  224.  'Et  eum  non  profec- 
turum  dixit  sed  iam  proficisci 
(über  diesen  Gebrauch  der  TJm- 
gangsspr.  s.  Dräger  P  286 f.,  II2  388, 
398,  vgl.  Eun.  520,  920,  Plaut.  Eud. 
589)  et  non  ab  uno  dicit  se  audi- 
uisse,  ne  negaret,  sed  aiunt  inquit. 

PRAETEREA    AVTEM:     aQ^aiG^bq     est 

figura.  Nam  ueteres  libenter  con- 
iunctiones  multiplicabant',JDon.  — 
Zu  V.  223 f.  s.  Anhang.  —  Über  hem 
s.  zu  V.  559.^ 

V.  225.  coemisse  mit  Verkürzung 
des  e,  die  durch  den  Umstand,  daß 
kein  Konsonant  dazwischen  steht, 
erleichtert  wird;  ebenso  ist  wohl 
Plaut.  Bacch.  976  cöemptionalem 
senem  zu  lesen.  S.  Klotz,  Burs. 
Jahr.- Bt*.  1892,  238 f.,  Haul.8  Einl. 
56  A.  4.  —  hoc  könnte  näheres  Ob- 
jekt sein,  das  Folgende  ankündigend. 
Sehr  beachtenswert  scheint  mir 
aber  die  von  Donat,  soweit  sich 
aus  seinen  kritisch  nicht  fest- 
stehenden Worten  entnehmen  läßt, 
vorgebrachte  Möglichkeit,  hoc  ad- 
verbial für  ad  hanc  rem  oder  ad 
htcnc  locum  zu  nehmen  (vgl.  über 
höc  =  hüc  Engelbrecht  70  und  be- 
sonders Lindsay-Nohl  654\  Diese 
Konstruktion  ist  bei  Quintil.  XI 
3,  72  Dominatur  autem  maxime 
uultus  . . .  hoc  pendent  homines,  hunc 


58 


ADELPHOE 


II  2,  18—23 


20 


animüs  tibi  pendet.   übi  Mine  spero  redieris,  tarnen  hoc  ages. 
Sa.  Nusquäm  pedem!  perii  herele;  hac  illi  spe  hoc  inceperüut. 

Sy.  Timet; 
inieci  scrupulum  hömini.     Sa.  0  scelera,  illüd  uide, 
ut  in  ipso  articulo  oppressit.     emptae  mülieres 
coniplüres,  et  item  hinc  älia  quae  portö  Cyprum.  230 

nisi  eo  ad  mercatum  uenio;  dammim  mäxumumst. 


üiiuentur,  hunc  speetant,  wegen 
der  beiden  folgenden  Terba,  die 
ebenfalls  den  Begriff  der  Richtung 
in  sieb  einscbüeßen ,  vorzuziehen. 
Daß  sie  der  Umgangssprache  ange- 
hörte, scheint  mir  aus  Vulg.  Interpr. 
Osee  11,  7  Populus  mens  pendebit 
ad  reditum  meum,  zu  folgen.  Auch 
die  Bedeutung,  die  die  Stelle  er- 
hält, scheint  mir  dem  Zusammen- 
hang besser  zu  entsprechen:  'Dar- 
auf ist  dein  Sinn  wie  festgebannt 
gerichtet'.  Dz.1  faßte  hoc  als  Abi. 
causae  auf. 

V.  226.  pendet:  in  metaphor.  Be- 
deutung wie  Haut.  727,  in  eigentl. 
Eun.  1021,  Phorm.  220;  bei  Plautus 
dagegen  (s.  Langen  a.  0.  766 f.}  in 
eigentl.  18 mal,  in  metaph.  2  mal. 
—  tarnen  scheint  hier  in  der  Tat  noch 
seine  demonstrative  Kraft  zu  be- 
sitzen: ebenso,  und  daher  nach  Iou. 
zum  Folgenden  zu  gehören;  s.  zu 
V.  110.     S.  Anhang. 

V.  227.  Nusquam  pedem:  keinen 
Schritt  weg!  vgl.  Andr.  808  num- 
quam  hoc  tetulissem  pedem.  —  nus- 
quam von  der  Richtung  wie  V.  246. 
Nach  diesem  Ausruf  (s.  Don.  z.  d. 
St.)  wendet  sich  Sannio  zur  Seite 
und  spricht  für  sich  bis  V.  235. 
Wohl  gleichzeitig  spricht  Syrus 
Timet  . . .  homini  und  begleitet  das 
Selbstgespräch  des  leno  mit  ver- 
höhnenden Gebärden. 

Y.  228.  inieci  scr.  hom.  vgl.  Haul. 3 
zu  V.  954  Inieci  scrupulum  (ein 
spitzes  Steinchen  in  den  Schuh). 
Wir  sagen:  einen  Floh  ins  Ohr 
setzen,  um  die  Unruhe  und  die  Un- 
entschlossenheit  zu  bezeichnen,  in 
die  ein  Mensch  durch  eine  uner- 
wartete Nachricht  versetzt  wird, 
die  seine  Pläne  zu  durchkreuzen 
droht.  —  O  scelera  s.  zu  V.  304.  — 
illud_  uide:  'da  schau'!'  Ausruf 
der  Überraschung. 


V.  229.  ut  in  i.  art.  oppr. :  arti- 
culus  (s.  Don.  zu  Andr.  532,  Thes.  II 
693,  79  ff.)  bedeutet  hier  den  zum 
Handeln  günstigen,  der  Ausführung 
unmittelbar  vorangehenden  Zeit- 
punkt: im  richtigsten,  d.  i.  letzten 
Augenblicke  noch;  manchmal  tritt 
ein  erläuternder  Genetiv  hinzu;  so 
Cic.  pro  Quinct.  5,  19  Tum  iste, 
qui  hunc  in  summas  angustias  ad- 
duetum  putaret,  ut  eutn  suis  con- 
dicionibus  in  ipso  articulo  temporis 
adstringeret ,  Curt.  3,  5,  Plaut.  Men. 
140  eommoditatis  omnis  articulos 
scio.  Ob  der  Dichter  mit  dem 
Worte  articulus  (Dz.1:  'wie  er  mich 
am  Gelenk  selbst  gefaßt  hat!  d.h. 
an  der  passendsten  Stelle,  wo  der 
Druck5  [des Steinchens]  'am  meisten 
schmerzt')  bewußt  bei  dem  V.  228 
vorschwebenden  Bilde  (so  Dz.1  nach 
Donat)  bleibt,  halte  ich  für  un- 
wahrscheinlich; auch  bei  unserem: 
'im  letzten  Augenblick',  denkt 
niemand  an  den  Blick  des  Auges. 
Dazu  kommt,  daß  Sannio  die  Worte 
des  Syrus  nicht  hört. 

V.  230.  hinc  gehört  dem  Sinne 
nach  bereits  in  den  folgenden  Re- 
lativsatz. —  Cyprum:  hier  wie  V. 
224  bloßer  Akk.,  dagegen  V.  278 
in  Cyprum]  vgl.  darüber  Haul.3  zu 
V.  66 f.  —  Die  Insel  der  Venus,  auf 
der  auch  reger  Verkehr  herrschte 
(Don.  verweist  auf  Hör.  Carm.  I  3, 
1;  1,  13),  war  der  richtige  Ort,  um 
mülieres  u.  anderes  vorteilhaft  zu 
verkaufen,  vgl.  Plaut.  Poen.  339 f. 
Quia  apud  aedem  Veneris  hodiest 
mercatus  meretricius:  eo  conueniunt 
mercatores,  tbi  ego  me  ostendi  uolo. 

V.  281.  eo  ad  nicht  eo  äd,  da  eo 
stark  betont  ist.  —  uenio  statt  eo, 
wie  schon  der  Scholiast  in  D  (Schlee 
65)  bemerkt,  hier  wohl  wegen  des 
vorausgegangenen  eo,  wie  Verg. 
Ecl.  I  66  ueniemus  steht,  um  die 


II  2,  24—31 


ADELPHOE 


59 


25 


SO 


nunc  si  hoc  omitto,  ac  tum  agam  ubi  illinc  rediero, 
nihil  est;  refrixerit  res:  'nunc  demtfni  uenis? 
quor  pässu's?  ubi  eras?'  üt  sit  satius  perdere, 
quam  aut  nunc  manere  tarn  diu,  aut  tunc  persequi. 

St.  Iamne  enumerasti  quöd  ad  te  rediturüm  putes? 

Sa.  Hocine  illo  dignumst?  hocine  incipere  Aeschinum, 
per  oppressionem  ut  hänc  mihi  eripere  postulet? 

Sy.  Labäscit.  unum  hoc  häbeo;  uide  si  sätis  placet: 
potiüs  quam  uenias  in  periclum  Sännio, 


235 


240 


Wiederholung  von  ibimus  (V.  65)  zu 
vermeiden.  Ebenso  steht  uenire 
statt  ire  noch  Cic.  ad  fam.  I  10 
Nam  illo  si  ueneris,  pro  Mil.  28 
domum  uenit.  Umgekehrt  ire  statt 
uenio  Verg.  Aen.  II  375  uos  celsis 
nunc  pritnum  a  nauibus  itis.  Im 
Italienischen  wird  bekanntlich  der 
Unterschied  zwischen  venir  (zum 
Sprechenden)  und  andare  (vom 
Sprechenden  weg)  besonders  scharf 
beachtet. 

V.  232.  omitto:  s.  zu  V.  172.  S. 
Anhang. 

V.  233.  refrixerit:  'die  Sache 
wird  eingeschlafen  sein';  das  Fut.  ex. 
steht  ebenso  wie  im  Deutschen 
scheinbar  absolut,  während  in 
Wirklichkeit  eine  Beziehung  zu 
einer  andern  zukünftigen  Handlung 
da  ist,  für  welche  jene  bereits  eine 
Vergangenheit  bezeichnet  (vgl.  P. 
Thomas  a.  0.  13);  sonst  hebt  das 
Fut.  ex.,  absolut  gebraucht,  bis- 
weilen das  gewisse  Eintreten  einer 
Handlung  in  der  Zuk.  hervor, 
manchmal  wird  es  lediglich  aus 
metrischen  Gründen  angewendet 
(s.zu  V.  127);  vgl.  Haul.s  zu  V.  516, 
Schmalz  in  J.  Müllers  Handb.H  406. 
Über  die  Metapher  vgl. Nägelsbach, 
Lat.  Stil.7  §  134,  I  467.  Das  Gegen- 
teil dieses  Sprichwortes  s.  Otto  a. 
0.  66  cälidus.  —  'nunc  . . .  eras'  die 
vorauszusetzenden  Antworten  des 
Gegners. 

V.  234.  ut  sit  satius  perdere:  'per 
vnsQßoXrjv  hoc  accipe\  Don. 

V.  235f.    S.Anhang. 

V.  236.  quod  ad  te  red.  p.,  was 
du  deiner  Meinung  nach  einnehmen 
wirst.  Diese  (ironische)  Frage  (s. 
Don.  z.  d.  St.)  steht  in  wirksamem 
Gegensatz  zu  der  wirklichen  trüben 


Berechnung  des  Sannio.  —  quod  ad 
te:  s.  zu  V.  7. 

V.  237.  Hocine  Illo  d.  leitet  den 
Verzweiflungsausbruch  des  leno  ein, 
der  nun  sieht,  daß  ihm  nichts  hilft, 
da  er,  wenn  er  bleibt  und  pro- 
zessiert, den  Gewinn  in  Cvpern 
verliert,  andrerseits,  wenn  er  erst 
nach  seiner  Rückkehr  den  Prozeß 
beginnt,  keine  Aussicht  auf  Erfolg 
hat.  —  hocine  ine.  Aesch.?  s.  zu 
V.  38.  —  Das  zweite  hocine  sicher 
mit  langer  erster  Silbe,  wie  auch 
z.  B.  V.  425,  707. 

V.  238.  per  öppress.  (s.  zu  V.  7) 
bezeichnet  die  Zwangslage,  in  die 
er  durch  Ä.  gebracht  wurde.  — 
postulet  sagt  der  leno,  trotzdem  das 
Mädchen  bereits  bei  Ä.  ist,  weil 
der  Handel  zwischen  ihnen  noch 
nicht  abgeschlossen  ist. 

V.  239.  Labäscit  (s.  Don.  z.  d.  V., 
Eun.  178,  Plaut.  Rud.  1394)  zur  Seite 
gesprochen.  —  si  sat.  plac.  modale 
Bestimmung  zu  uide. 

V.  240.  potius  quam  uenias  q.  s., 
der  Konjunktiv  nach  quam  (bei 
neuem  Prädikat)  bezeichnet  den 
angenommenen  Fall  wie  V.  248; 
Eun.  174  Potius  quam  te  inimicum 
habeam,  faciam  ut  iusseris',  Hec.426 
(vgl.  Lorenz  zu  Plaut.  Pseud.  632); 
er  entspricht  dem  Fut.,  Plaut.  Cist. 
533  perdam  operam  potius  quam 
carebo  filia,  vgl.  Rothe  a.  0.  5  u. 
35,  dagegen  der  Ind.  V.  39,  212, 
wo  es  sich  um  den  Vergleich  mit 
bekannten  Angaben  handelt;  irreal 
steht  faceret  nach  quam  V.  110, 
ebenso  bei  prius  quam  V.  397,  526, 
anders  V.  583.  —  Von  uen.  in  peri- 
clum (gleichbedeutend  mit  uenio  in 
dubium  V.  243)  hängt  die  Doppel- 
frage seruesne  . . .  totum  ab. 


60 


ADELPHOE 


n  2,  32—44 


seruesne  an  perdas  tötum,  diuiduöm  face; 
minäs  decem  conrädet  alicunde.    Sa.  Ei  mihi, 
etiäm  de  sorte  nunc  uenio  in  dubiüm  miser? 

85  pudet  nihil?  omnes  dentes  labefecit  mihi, 

praeterea  colaphis  tüber  est  totum  Caput;        #  245 

etiam  insuper  defhidat?  nusquam  abeo.    Sy.  Vt  lubet: 
numquid  uis  quin  abeam?    Sa.  Immo  hercle  hoc   quaeso 

Syrer 
utut  haec  sunt  acta,  pöti.us  quam  lites  sequar, 

ao  meum  mihi  reddatur  sältem  quanti  emptäst.    Syre, 

scio  te  non  usum  antehac  amicitiä  mea:  250 

memorem  me  dices  esse  et  gratum.    Sy.  Sedulo 
faciäm.  sed  Ctesiphönem  uideo;  laetus  est 
de  amica.    Sa.  Quid  quod  te  öro?    Sy.  Paulisper  mane. 


V.  241.   facei  s.  zu  V.  106. 

V.  242.  minas  decem:  'Seit  illum 
uiginti  posse  aeeipere,  sed  ideirco 
agit,  ut  optet  leno,  quod  paulo  ante 
nolebat',  Don.  —  conrädet  'wird  zu- 
sammenscharren', s.Haul.8  zu  V.40. 
—  ' alicunde'  dictum  est  quasi  non 
habentis,  Don. 

V.  243.  sors  ist  techn.  Aus- 
druck für  das  in  einem  Unter- 
nehmen oder  auf  Zinsen  angelegte 
Kapital. 

V.  246.    S.Anhang. 

V.  247.  numquid  uis  quin  ab.  ?  wo- 
für kürzer  V.  432  und  Hec.  272 
(vgl.  Phorm.  458)  numquid  uis? 
steht,  oder  numquid  uis  aliud?  (Eun. 
191),  numquid  aliud  imperas?  (Eun. 
213),  numquid  .  .  .  aliud  me  uis? 
(Phorm.  151),  numquid  me  aliud? 
(Eun.  363),  ist  die  gewöhnliche 
Formel,  mit  der  einer  das  Gespräch 
abbricht,  um  sich  zu  entfernen 
(vgl  auch  Phorm.  563).  Zu  Eun.  341 
roao  numquid  uelit,  bemerkt  Donat: 
'Hoc  est:  significo  me  abire;  nam 
äbituri,  ne  id  dure  facermt,  'num 
quid  uis'?  dicebant  his,  quibuscum 
constitissenV '.  Nach  Donat  zu  V.  432 
wird  die  Antwort  Beete  oder  Valeas 
erwartet.  —  S.  Anhang. 

V.248.  utut  vgl.  Haul.s  zuV.  468; 
vgl.  V.  630.  —  Utes  sequar,  ebenso 
Andr.  811,  Phorm.  408,  Plaut.  Poen. 
1403. 

V.  249.  Syrns  hat  seinen  Zweck 
erreicht,  der  Veno  gibt  die  meretrix 


für  den  Einkaufspreis  her:  aber 
der  leno  muß  ihn  noch  darum 
bitten;  daher  macht  er  bei  emptast 
noch  eine  abwehrende  Bewegung, 
weshalb  der  leno  mit  Sure,  sciote  q.  s. 
(Iou.  interpungiert  hier  vor  und 
nach  Syre,  setzt  also  Satzende  vor 
Syre)  durch  das  Versprechen  seiner 
Dankbarkeit  zu  bestimmen  sucht; 
erst  251  läßt  sich  der  Schlaukopf 
gnädig  herab,  ihm  seine  Verwendung 
zuzusichern.   S.  Anhang. 

V.  250.  scio  te  q.  a.:  du  kannst 
daher  meine  Erkenntlichkeit  und 
Dankbarkeit  noch  nicht  kennen. 
S.  Anhang. 

V.  252.  Ctesipho  kommt  von  der 
Marktseite  her.  Er  war,  nachdem 
Demea  vom  Landgute  weggegangen 
war,  ebenfalls  in  die  Stadt  und 
höchst  wahrscheinlich  zum  Hause 
des  leno  gegangen,  um  sein  Liebchen 
zu  besuchen.  Dort  hatte  er  den 
glücklich  ausgeführten  Streich  er- 
fahren und  kommt  nun,  um  seinem 
Bruder  zu  danken  und  sein  Mädchen 
zu  sehen.  Seine  Freude  äußert  sich 
in  den  folgenden  überschwersglichen 
Worten,  die  er  zu  sich  selbst  spricht. 
S.Einl.  18  f. 

V.  253.  Vielleicht  trat  nach 
den  Worten :  Paulisper  .,  mane 
Syrus  in  das  Haus,  um  Ä.  vom 
Erfolge  seiner  Unterredung  zu  ver- 
ständigen, und  kehrte  erst  vor  V.  260 
zurück. 


n  3, 1—7 


ADELPHOE 


61 


Ctesipho     Sannio     Syrvs 
Advlescens      Leno      Servos 

113  Ct.  Abs    quiuis   homine,    quömst   opus,    beneficium   accipere 

gatfdeas; 
uerum   enim   uero,  id  demiim  iuuat,  si   quem   aequomst 

facere  is  bene  facit.  265 

o  fräter  frater,  quid  ego  nunc  te  laüdem?  satis  certd  scio, 
numquam  ita  magnifice  quicquam  dicam,  id  ufrtus  quin 

superet  tua. 
5  itaque,   ünam   hanc   rem    me   habere   praeter  älios  prae- 

cipuam  ärbitror, 
fratrem,  höminem  neminem  esse  primarum  artium  magis 

principem. 
St.  0  Ctesipho!    Ct.  0  Syre,  Aeschinus  ubist?    Sy.  Ellum,  te 

exspectät  domi.  Ct.  Hern.  260 


V.  254.  Abs  findet  sich  einige- 
male  vor  q,  einmal  vor  ch  (Plaut. 
Persa  159  abs  chorago),  sonst  nur 
vor  t,  bei  Terenz  nur  noch  abs  te-, 
s.  John  C.  Rolfe,  Arch.  X  478  und 
Lommatzsch,  Thes.  I  3,  12  ff.  —  qui- 
uis (Plaut.  Stich.  627  Quicumim 
depugno)  und  quisquam  (bei  Plautus) 
läßt  im  Ablativ  gui  zu;  s.  Neue 
II8  506;  vgl.  zu V. 477.  —  QVOM(A) 
s.  Haul.s  Einl.  59  A.  1.  —  Zur  Inter- 
punktion des  Verses  s.  Wien.  Stud. 
XXII  104  f. 

V.  255.  uerum  enim  uero,  be- 
sonders nachdrücklich;  enim  ist  hier 
beteuernd,  ebenso  Sali.  Cat.  2,  9; 
20,  10. 

V.  256.  o  frater  frater  (lou.  interp. 
erst  nach  dem  zweiten  fr.):  Wieder- 
holung der  Anrede  im  Affekt .  wie 
Andr.  282,  Eun.  91,  Hec.  856.  Zur 
Interpunktion  vgl  Wien.  Stud.  XXU 
105.  —  quid;  inneres  Objekt.  Im 
Hinblick  auf  die  V.  262  aufge- 
zählten Dinge  weiß  er  nicht,  wo- 
mit er  anfangen  soll.    S.  Anhang. 

V.  257.  ita  statt  tarn,  wie  häufig 
in  der  Umgangssprache,  z.  B.  Andr. 
563  Ita  magnae  (irae  sunt). 

V.  258.  Itaque  habe  ich  mit  lou. 
abgetrennt,  da  die  darauffolgende 
Pause  dem  Sprechenden  Zeit  geben 
soll,  den  Schlußgedanken  zu  for- 
mulieren; B.Wien.  Stud.  XXII 13.  — 


unam  hanc  rem  .  .  .  praecipuam, 
fratrem:  diese  eine  Sache  glaube 
ich  besonders  vor  den  andern  vor- 
auszuhaben, den  (oder  meinen) 
Bruder. 

V.  259.  hom.  nem.  . . .  principem, 
daß  kein  Mensch  hervorragender 
(ein  besserer  Meister)  ist  in  den 
feinsten  Listen.  —  homintm  nemi- 
nem, eine  bei  den  Komikern  übliche 
Verstärkung;  vgl.  Don.  z.  d.  St.  und 
Haul.s  zu.  V.  591.  —  prim.  artium: 
hier  nicht  die  durch  Erziehung 
und  Gewöhnung  gewonnenen  tüch- 
tigenEigenschaften,  denn  die  hätten 
Ä.  abhalten  müssen,  den  Streich 
auszuführen,  sondern  ars  bedeutet 
bier  wie  auch  sonst  häufig  (vgl.  u.  a. 
Haut.  366,  Thes.  n  658,  46  ff.)  mit 
List  oder  Schlauheit  verbundene 
Geschicklichkeit.  Die  mußte  Ä.  an- 
wenden. S.  Thes.  H  659,  56  ff.  und 
Anhang. 

V.  260.  Wenn  Syrus  den  Ä.  ver- 
ständigt hat  (s.  V.  253),  tritt  er 
nun  aus  dem  Hause,  um  seine  Ein- 
käufe zu  besorgen  (vgl.  V.  286) ,  er- 
blickt voll  Freude  (daher  O  beim 
Vok.)  den  Ct.  und  ruft  ihn  sofort 
an.  —  ellum,  ellam  (em-illum,  em- 
illam  s.  Lindsay-Nohl  708,  dagegen 
Sommer  a.  O.  476;  über  em  zu 
V.  659)  sowie  eccillum,  eccillam  etc. 
werden  gebraucht,  um  auf  eine  ent- 


62 


ADELPHOE 


II  3,  8—11 


Sv.  Quid    est?     Ct.  Quid   sit?   iliius    opera    Syre   nunc    uiuo. 

festiuom  caput, 
quin  ömnia  sibi  pdst  putarit  esse  prae  meo  cömmodo: 
maledieta,    faniam,    meum    laborem    et    peccatum    in   se 

tränstulit; 
nihil    pötest    supra.     quidnäm    foris    crepuit?      Sy.  Mäne 

mane,  ipse  exit  foras. 


femtere  Person  oder  Sache  (des- 
halb ille)  hinzuweisen,  die  sich 
aber  doch  an  einem  noch  sicht- 
baren Orte  befindet,  auf  welchen 
hingewiesen  werden  kann  (ecce); 
hier  zeigt  Syrus  mit  der  Hand  auf 
Micios  Haus. —  hem  hier  Ausruf 
angenehmer  Überraschung.    S.  An- 


V.  261.  Quid  est?  Ct.  Quid  sit? 
s.  zu  V.  84.  —  iliius  zweisilbig  zu 
messen;  hie,  is,  ille,  iste,  melius, 
alius  etc.  haben  nämlich  im  älteren 
Latein  neben  der  Genetivendung 
ius  eine  einsilbige  auf  is,  bez.  i 
gehabt.  S.  Sam.  Brandt,  De  uaria 
. . .  genetiui  sing,  pronominum  forma 
ac  mensura,  Leipzig  1877;  ebenso 
Luchs,  Studem. Stud.l36(i£,  Skutsch, 
Forsch.  1 101  f.  und  gegen  Leo,  Plaut. 
Forsch.  289 f.,  der  an  einer  Stelle 
zllius  (gelegentliche  Kürzung  der 
beiden  ersten  Silben,  der  zweiten 
als  uoealis  ante  uoealem)  annimmt, 
und  Maurenbrecher,  Forsch,  I  101. 
neuerdings  Skutsch,  Philol.  LDL 
601  f.  —  fest.  cap.  (celebris  homo, 
Schlee  65)  geht  auf  Äschinus;  an 
den  Akkus,  des  Ausrufes  schließt 
eich  ein  Relativsatz  an.  Dieselbe 
Synekdoche  (festiu.  cap.)  findet  sich 
bei  Plautus  zweimal  (Mil.  725  o  le- 
pidum  c,  Pers.  184  uerbereum  c), 
bei  Terenz  noch  V.  966  o  lepid.  c, 
ebenso  wohl  Phorm.  559;  Andr.  371 
ridiculum  c,  Eun.  531  o  capitulum 
lepidissimum.  Sie  ist  ohne  Zweifel 
wie  im  Griech.,  wo  sie  bereits  bei 
den  Trag,  öfters  erscheint  (Aesch. 
Ag.  879  tpüov  y,üqu,  Soph.  Oed.  R.  40 
co  'AqÜziotov  OlSCnov  iidcga  etc.), 
ursprünglich  lediglich  Koseform, 
steht  daher  nie  ohne  Attribut  und 
fast  regelmäßig  in  der  Anrede 
(hier  Apostr.)  und  unterscheidet 
sich  dadurch  von  jener  Synekdoche, 
bei   der   cap.    in   der   Regel   ohne 


adj.  Attr.  steht  und  meist  lediglich 
das  Pron.  ersetzt,  so  in  der  Ver- 
bindung pro  capite  dare  (Plaut. 
Most.  211,  242,  300  u.  ö\),  und  die 
wohl  durch  den  Handel  geschaffen 
wurde  (Stückzahl) ;  schon  bei  Homer 
häufig,  s.  D.  LX  407  vmtcov  ^uvftci 
■xüqtivcc  u.  ö. ,  auch  öfter  auf 
Menschen  übertragen,  z.  B.  Od.  1 343 
xolr\v  yccg  HsqxxXrjv  ito&ico  etc. 
Zum  metonymischen  Gebrauch 
(Andr.  677  capitis  periculum  adire, 
Phorm.  491  ne  quid  suo  suat  capiti, 
631  non  capitis  ei  res  agetur  sed 
peeuniae,  bei  Plaut,  häufig)  leitet 
über  Hec.  334  capiti  atque  aetati 
illorum  (Plaut.  Rud.  375,  885,  1345 
u.  ö.).  In  reiner  Metapher  findet 
sich  caput  verwendet  Andr.  458  illic 
est  huic  rei  caput,  V.  568;  bei  Plaut, 
sehr  häufig,  z.  B.  scelerum  caput 
Bacch.  829  u.  ö.  —  S.  Anhang. 

V.  262.  quin  ('admiratiue',  Don.) 
=  quine:  'der  ja  doch'.  Über  die 
Relativsätze  in  Frageform  auch  in 
Bezug  auf  die  eigenen  Worte  des 
Sprechenden  s.  Seyffert,  Burs.  Jahr.- 
Ber.  80,  345,  ebenso  Plaut.  Amph. 
1038  quin  utri  sim  nescio,  Andr.  768, 
Hör.  Sat.  1 10,  21  f.  O  seri  studiorum, 
quinc  putetis  difßcile  et  mirum.  — 
post  gehört  zu  esse,  nicht  zu  pu- 
tarit, ebenso  Sali.  Cafc.  23,  6  inuidia 
atque  superbia  post  fuere;  dagegen 
Hec.  483  Quom  te  postputasse  omnis 
res  prae  parente  intellego;  Phorm. 
908  Nam  omnis  posthabui  mihi  res 
q.  s.    S.  Anhang. 

V.  263.  peccatum,  Vergehen,  ist 
immer  eine  einzelne  Tat,  hier  die 
gewaltsame  Entführung  dexmeretrix. 
—  Über  laborem  s.  Anh.  zu  Periocha 
V.6. 

V.  264.  foris  crepuit:  das  mit  dem 
Zurückschieben  des  Riegels  ver- 
bundene Geräusch  ist  gemeint; 
über   das   angebliche   Klopfen    an 


114,  1- 


ADELPHOE 


63 


Aeschinvs     Ctesipho     Syrvs     Sannio 
Advlescentes  ii  Servos       Leno 

Ü4  Ae.  Vbi    est    ille    sacrilegiis?     Sa.  Me    quaerit.    mimquidnam 

ecfert?  öccidi:  265 

nihil  uideo.    Ae.  Ehem,  opportune,  te  ipsum  quaero;  quid 

fit  Ctesipho? 
in  tütost  omnis  res;  omitte  uero  tristitiem  tuam. 
Ct.  Ego    illam    hercle    uero    omitto,    qui    quidem    te    häbeam 

fratrem:  o  mi  Aeschine, 
b  o    mi    germane!    ah,    uereor    eoram    in    ds    te    laudare 

ämplius, 


die  Tür  von  seiten  der  Austreten- 
den s.  Hau!8  zu  V.  840.  —  Ctesipho, 
welcher  vorsichtig  zur  Seite  treten 
will,  wird  von  Syrus  beruhigt.  — 
Äschinus  tritt  aus  der  Tür  seines 
Hauses,  um  die  Sache  mit  dem 
Kuppler  ins  Reine  zu  bringen 
(V.  277);  sobald  er  aber  Ctesipho 
erblickt,  dessen  Kommen  er  ja  er- 
wartet, wendet  er  sich  zunächst 
diesem  zu  und  läßt  den  Kuppler 
einstweilen  in  überleg  ner  Weise 
unbeachtet  (vgl.  Schlee,  Schol.  153). 
S.  Anhang. 

V.  265.  Vbi  est  ille,  wobei  ille 
(=  il)  zweimorig  ist  (s.  zu  Y.  72), 
besser  als  übt  est  ille. 

V.  266.  Ehem,  opp.  q.  s.  vgl. 
V.  81  und  Anm.  —  quid  fit  Ct.? 
dient  zur  Begrüßung  und  entspricht 
unserem:  'Wie  geht  es?'  Manch- 
mal tritt  quid  agitur?  (V.  883)  oder 
quid  agis?  (Plaut.  Merc.  284)  hinzu. 

V.  267.  tristitiem  tuam  nach 
Cod.  A.  Brix  zu  Plaut.  Mil.»  1203 
hat  festgestellt,  daß  nur  im  Nomin. 
und  Akkus.  Sing,  sehr  weniger 
Wörter  bei  Plautus  und  Terenz  ver- 
einzelt die  Nebenform  der  5.  Dekl. 
neben  der  1.  Dekl.  erscheint.  S. 
Lindsay-Nohl  394ff.,  Neue  P563ff. 
Skutsch  verweist  darauf,  daß  viel- 
leicht hier  gerade  der  Gleichklang 
-tiäm  tuam  römischem  Ohre  nicht 
angenehm  und  daher  für  die  Wahl 
der  Form  auf  -em  maßgebend 
war.  Vgl. über  dieses '■K.txnoavvSezov' 
der  Alten  E.  Norden,  Die  i 
Eunstprosa  839  A.  3  (840),  der  Ähn- 


liches aus  Vergil  anführt.  So  steht 
nequitiem  Haut.  481  nach  quantam 
fenestram  ad ,  V.  358  aber  ohne  er- 
sichtlichen Grund.  An  allen  drei 
Stellen  wird  die  von  A  allein  ge- 
botene Form  von  lou.  in  die  auf 
-am  geändert. 

V.  268.  qui  quidem,  Kürzung  vor 
quidem  durch  Tonanschluß,  s,Haul.s 
Einl.  65  und  Lindsay,  Capt.  Einl.  25. 
—  qui  . . .  habeam:  kausaler  Re- 
lativsatz wie  V.  852.    S.  Anhang. 

V.  269.  coram  wird  vom  Scho- 
liasten  mit  in  praesentia  lenonis 
kaum  richtig  erklärt,  da  nicht  ein- 
zusehen ist,  weshalb  sich  Ct.  ge- 
rade vor  dem  leno  schämen  sollte. 
Coram  in  os  wird  daher  von  Skutsch 
zu  den  Fällen  gerechnet,  wo  die 
abgeschwächte  Bedeutung  einer  Zu- 
sammensetzung (os  steckt  gewiß  in 
coram,  s.  Lindsay  669,  Pradel  504, 
Stowasser,  Zeitschr.  f.  d.  öst.  G,  1901, 
869  f. ;  Zimmermann,  Arch.  XH  365  f., 
setzt  coram  vollständig  gleich  in 
os)  die  nochmalige  Zufügung  des 
Stammwortes  zur  Folge  hat;  Skutsch 
hat  dergleichen  Fälle  in  der  Festschr. 
f.  C.  F.W.  Müller  100  A.  4  zusammen- 
gestellt. Möglicherweise  wurde 
dieser  Pleonasmus  von  Ter.  aus 
dem  Griech.  übernommen,  wofür 
Hom.  Od.  XXHI  107  ovo'  stg  wncc 
tdsG&ai  svavtLov  zu  sprechen 
scheint.  Zu  übersetzen  ist  es  mit: 
'direkt  ins  Gesicht*.  —  in  os  (=»«» 
facievi  s.  Lactant.  DU  14  laudat  m 
fac):  '«  praesentia  Uta'  (Schlee, 
Schol.  153   s.  Don.  z.  d.  St.);    os  = 


64 


ÄDELPHOE 


114,  6—11 


ne  id  ädsentandi  mägis,  quam  quo  habeam  grätum  facere 

existumes.  270 

Ae.  Age    inepte,    quasi    nunc    nön    norimus    nös    inter    noB 

Ctesipho. 
hoc  mihi  dolet,  nos  paene  sero  scisse,  et  paene  in  eiim  locum 
redisse,  ut  si  omnes  ctiperent  tibi  nihil  pdssent  auxiliärier. 
Ct.  Pudebat.    Ae.  Ah,  stultitiast  istaec,  non  pudor:   tarn   ob 

paruolam 
rem,  paene  e  patria?    turpe  dictu!    deos  quaeso  ut  istaec 

pröhibeant.  276 


tus  Haut.  572.  —  amplius, 
weiter,  ein  in  der  Umgangssprache 
beliebtes  Wort,  z.  B.  Phorm.  457 
Ego  amplius  deliberandum  eenseo. 

Y.  270.  Ne  . . .  facere  existumes. 
Das  Subjekt  zu  facere  konnte  wegen 
quo  habeam  ausgelassen  werden. 
—  ädsentandi  finaler  Genetiv  des 
Gerundiums  (wegen  des  folgenden 
quo  habeam  gratum),  bei  Ter.  an 
dieser  Stelle  allein;  außer  einigen 
Beispielen  bei  Cäsar,  öfter  bei 
Sallust  (Dräger,  Hist.  Synt.IP  834), 
Liyius  und  Velleius  Paterculus  (II 
20,  5)  gewinnt  dieser  Gebrauch,  der 
aber  ursprünglich  italisch  ist,  s. 
Leo,  Plaut.  Forsch.  92 f.  A.  3,  erst 
bei  Tacitus  weitere  Ausdehnung, 
vgl.  Dräger,  Über  Synt.  u.  Stil  des 
Tac.5  82.  Don.:  et  utrum  deest 
causa  an  absolute  sie  dicitur? 
S.  Ritschi ,  Opusc.  H  638  f.  Anm.  An 
ein  Anakoluth  ('Der  Sprechende 
hatte  als  Fortsetzung  etwa  quam 
tuae  grdtiae  causa  im  Sinne')  denkt 
Zimmermann,  Der  finale  Gen.  ge- 
rundii,  Pr.  Köln  1890,  8.  —  habeam 
gratum  willkommen,  wert  halten; 
adsent.  und  hab.  grat.  stehen  ohne 
Objekt,  das  nur  Äachinus  sein 
könnte,  um  den  Gegensatz  der 
Bedeutungen  schärfer  hervorzu- 
heben. 

V.  271.  Age,  Aufforderung,  zu 
etwas  anderem  überzugehen  (s.  z.B. 
V. 216).  —  inepte,  Vokativ  (du Tor); 
vgl.  Andr.  791;  Eun.  311,  1007; 
Phorm.  949.  Jedoch  Ad.  943  (age 
prolixe)  steht  das  Adverb.  —  nori- 
mus zeigt  die  ursprüngliche  Länge 
des  t  in  der  Endung  des  Konj.  Perl, 
die  sich  bei  Plaut,  und  Ter.  an 
mehreren  Stellen  erhalten  hat;  vgl. 


Phorm.  772  gesserimus,  Haul.8  Einl. 
98  und  Neue  IQ8  430.  —  nos  inter 
nos:  das  erste  nos  ist  Subjekt;  vgl. 
Haut.  511;  s.  Ph.  Thielmann,  Arch. 
VH  345. 

Y.  272.  hoc  mihi  dolet:  dritt- 
persönlich ynepiget  etc.  (vgl.V.  461  f., 
682,  733,  Eun.  93  u.  s.).  Dieser  Ge- 
brauch gehört  nur  der  Umgangs- 
sprache (vgl.  Don.  z.  d.  St.)  an.  — 
Die  Wiederholung  des  paene  hebt 
die  Besorgnis  des  Ä.  hervor,  daß 
fast  das  Unglück  eingetreten  wäre 
(Fabia).  —  S.  Anhang. 

V.  273.  auxiliarier:  s.  Anm.  zu 
V.  106. 

V.  274.  Daß  tarn  vom  zugehörigen 
Adj.  od.  Adv.  getrennt  wird,  ist  nicht 
selten,  z.B.  Haut.  613  quod  tarn  a 
nobis  grauiter  crepuerunt  fores. 

V.  275.  e  patria,  näml.  fugere: 
ano<Ji(6n7}ßig  £vq>n(iLß(iov  Z&Qiv 
(Don.).  Menander  ließ  nach  Donat 
den  Ctesipho  sich  mit  Todes- 
gedanken tragen.  S.  Einl.  S.  16. 
Don.  bemerkt  noch:  quia  amatores 
comici  cito  comminantur  patriam 
se  deserturos,  ut  amicas  sequantur. 

—  turpe  dictu:  ohne  Kopula  wegen 
der  lebhaften  Rede ,  ebenso  steht 
das  Supinum  bei  turpe  Phorm.  456. 

—  quaeso  (sonst  auch  quaesumus) 
kommt  bei  den  Komikern  nicht 
bloß  in  die  direkte  Rede  einge- 
schoben vor,  sondern  auch  als 
regierendes  Verbum  mit  folgendem 
ut,  mit  dem  AkkuB.  eines  Pro- 
nomens im  Neutrum  (V.  247),  bez. 
einem  Adverbium  (z.  B.  ita  Y.  287, 
927),  und  wie  oben  mit  dem  per- 
sönlichen Akkus,  deos  (Andr.  487; 
Ad.  298,  491;  vgl.  Cic.  ad  fam.  XI 
3, 4;  pro  Sex.  Mose.  Am.  P7  11).   Ge- 


H4,  12  —  17 
Ct.  Peceäui 


ADELPHOE 


65 


16 


Ae.  Quid    ait   tandem   nobis    Sannio?     Sy.  Jam 

mitis  est. 
Ae.  Ego  ad  forum  ibo  ut  hünc  absoluam;  tu  intro  ad  illam 

Ctewpho. 
Sa.  Syre  insta.    Sy.  Eamus;  namque  hie  properat  in  Cyprum. 

Sa.  Ne  tarn  quidem, 
quamufs  etiam  maneo  ötiosus  hie.    St.  Reddetur,  ne"  time. 
Sa.  At  ut  <5mne  reddat.   Sy.  Omne  reddet;  tace  modo  ac  sequere 

häc.    Sa.  Sequor.  —  280 

Ct.  Heus  heus  Syre.    Sy.  Quid  est?    Ct.  Obsecro  te  hercle,  hö- 

minem  istum  inpurissimum 


rade  in  dieser  formelhaften  Ver- 
bindung hat  quaeso  am  längsten 
seine  volle  Verbalbedeutung  be- 
halten. —  ut  istaec.  —  prohibeant: 
gleich  einem  getrennten  Worte  hat 
pro,  welches  bei  Ter.  in  pröhibeo 
stets  den  Versiktus  hat,  mit 
Kürzung  des  Vokals  seinen  Silben- 
wert behalten;  vgl.  Anm  zu  V.  97; 
C.F.W.  Müller  a.  0.451  ff. 

V.  276.  Quid,  ait  t.  n.  8.?  Diese 
Frage  richtet  Ä.  ebenso  wie  tibi 
est  üle  sacrilegus?  V.  265  an  Syrus, 
ohne  sich  weiter  um  den  leno  zu 
kümmern.  —  nobis,  eth.  Dativ,  in 
volkstümlicher  Breite  dazugeeetzt. 
—  Über  ait  tandem  s.  Haul.8  zu 
V.  373. 

V.  277.  ad  forum,  wo  sich  (im 
Mittelpunkte  des  Verkehrs)  die 
tabernae  der  argentarii  (rgccns^itai) 
befanden ,  durch  deren  Vermittlung 
meist  die  größeren  Zahlungen  aus- 
geführt wurden.  Don.  z.  ti .  St. :  Tunc 
enim  in  foro  et  de  mensae  scriptura 
magis  quam  ex  arca  domoque  uel 
data  pecunia  numerabatur;  vgl.  auch 
Haul.8  zu  V.  922.  An  eine  An- 
spielung auf  römische  Verhältnisse 
(so  Oehler,  Pauly-Wissowa  II  707  ff.) 
ist  natürlich  nicht  zu  denken,  s. 
Skutsch,  Rh.  Mus.  LV  276f.  —  tu 
intro  ad  illam  ohne  i,  das  hier 
besonders  wegen  des  vorausgehen- 
den ibo  überflüssig  ist  und  nur 
den  Parallelismus  ego  —  ad  forum, 
tu  —  intro  ad  illam  störte,  vgl. 
Andr  184  Eho  dum  ad  me,  361 
Ego  me  continuo  ad  Chremem  ohne 
Verb. ;  b.  Pradel  a.  0.  474.    8.  Anh. 

V.  278  f.  Syre  insta  sagt  der  leno 
leise  zu  Syrus,  vgl.  Schlee  a.  0. 163. 

Terentiui,  Adelphoe  - 


—  insta :  wegen  Zahlung  der  vollen 
Summe,  für  welche  sich  Syrus  hatte 
verwenden  wollen.  —  Eamus  q.  s. 
Um  Sannio  noch  etwas  Angst  ein- 
zujagen, erwähnt  Syrus  die  Eile 
Sannios,  als  wollte  er  seinem  Herrn 
damit  sagen:  er  ist  mit  allem  zu- 
frieden. Dagegen  protestiert  Sannio 
mit  Ne  tarn  quidem  etc.,  wird  aber 
von  Syrus  mit  reddetur,  ne  Urne  be- 
ruhigt; tarn  deiktisch,  mit  ent- 
sprechender Handbewegung ,  vgl. 
V.  164  huius.  —  in  Cyprum,  s.  zu 
V.  230.  —  quamuis  gehört  zu  otiosus: 
'so  müßig  wie  du  nur  willst', 
kommt  einem  ualde,  admodum 
gleich;  ebenso  Plaut.  Pseud.  1176 
Quamuis  pernix  hie  est  homo.  S.  An- 
hang. 

V.  280.  Don.  über  Syrus:  'totum 
cum  supercilio  praestantis  magnum 
beneficium  dicit.'  Man  denkt  an 
Gönnermiene;  vgl.  Sittl,  Die  Ge- 
bärden etc.  92  ff.  und  201.  —  At 
ut  omne  reddat  mit  Bezug  auf 
V.  241.  —  Sannio  folgt  dem  nach 
dem  Markte  zu  abgehenden  Äschi- 
nus,  der  sich  weiter  um  ihn  nicht 
gekümmert  hat.  Syrus,  welcher 
mitgehen  will,  wird  V.  281  von 
CtSsipho  nochmals  zurückgerufen. 
Dieser  bekundet  durch  seine  Ängst- 
lichkeit, wie  wenig  er  Händel  der 
Art  gewohnt  ist. 

V.  281.  Heus,  eine  zum  lauten 
Anruf  in  der  Entfernung  dienende 
Interjektion;  V.  634  ruft  Ä.  ins 
Haus  der  Sostrata  hinein,  V.  776 
Dromo  auB  dem  Hause  Micios  zu 
Syrus,  V.  882  Syrus  aus  dem  Hause 
zu  Demea;  s.  zu  V.  776  und  Haul.3 
zu  V.  152.    S.  Anhang. 


66 


ADELPHOE 


II 4,  18—23 


quam  primum  absoluitöte,  ne  si  mägis  irritatiis  siet, 
aliqua  ad  patrem  hoc  permänet,  atque  ego  tum  perpetuo 

perierim. 
20    St.  Non  fiet;  bono  animo  esto;  tu  cum  üla  intus  te  oblecta 

Interim, 
et  lectulos  iube  sterni  nobis,  et  parari  cetera.  285 

ego  iäm  transacta  re,  conuortam  me  domum  cum  obsönio. 
Ct.  Ita  quaeso.    quando  hoc  bene  successit,  LQare  hunc  suma- 
mus diem. 


V.  283.  permänet  im  Deutschen 
dasselbe  Bild  (s.  Don.  z.  d.  St.).  Vgl. 
Plant.  Capt.  220,  wo  dasselbe  Kom- 
positum wohl  wie  hier  wegen  der 
Assonanz  gewählt  wurde.  —  per- 
petuo perierim :  dauernd,  für  immer 
verloren  sein;  eine  der  Assonanz 
wegen  ansprechende  Verbindung, 
die  sich  ebenso  Eun.  1043  findet; 
Plaut.  Pers.  281  dico  ut  perpetuo 
pereas.  —  S.  Anhang. 

V.  284.    S.Anhang. 

V.  285.  et  lectulos  q.  s.  für  das 
beabsichtigte  conuiuium;  s.  V.  370, 
376 ff.  —  nobis:  'Seruis.  Nihil  tarn 
comicum.  Et  uide  ut  totum  süperbe 
ac  magnifice  loquatur  Syrus.'  Don. 
—  S.  Anhang. 

V.  286.  tarn  'sofort'.  —  transacta 
re:  vgl.  Andr.  981  Intus  transigetur, 
siqutä  est  quod  restet.  Die  Kon- 
struktion des  sogen,  ablat.  absol. 
beschränkt  sich  bei  Ter.  ent- 
sprechend dem  für  Abstraktionen 
wenig  geeigneten  Charakter  der 
Umgangssprache  noch  meist  auf 
die  einfache  Verbindung  eines  Sub- 
stantivs im  Ablativ  mit  einem 
prädikat.  Adj.,  die  Beispiele  aus  Ter. 
sind  von  Heinrichs,  De  abl.  apud 
Ter.  usu.  P.  II  (Elbing  1860)  38  ff. 
gesammelt.  —  canuortam:  'magni- 
fice dictum.  Verbum  est  enim  magni 


moliminis  et  agminis  ingentis.  Nam 
conuertere  se  dicitur,  quem  pompa 
praecedit  et  imperator  proprie  con- 
uertit  exercitum.  Et  hoc  spectatur, 
ut  moribus  arrogantes  serui  sunt 
quum  laetantur\  Don.  —  cum  ob- 
sönio: obs.  (otpcoviov)  sind  die  zu 
einem  Mahl  bestimmten  Zutaten, 
welche  nicht  jeder  im  Hause 
hatte,  besonders  die  feinere  Zu- 
kost, namentlich  Fische. 

V.  287.  Ita  häufig  ebenso  be- 
jahend wie  sie,  aus  dem  das  ital. 
si  (ja)  geworden  ist.  —  hil.  hunc 
sumamus  d. :  vgl.  V.  854 ;  Plaut.  Ps. 
1268b  hunc  diem  swnpsimus  pro- 
thyme;  Lucil.  XIX  499  (L.  10 M.)  Sume 
diem  q.  s.  —  hilare  (Codd.  hilarem) 
von  hilarus  (ebenso  Plaut.  Merc.  99, 
hilarum  bei  Ter.  noch  V.  756  und 
842),  welche  Form  im  alten  Latein 
vorwiegend  ist,.s.  Neue  H8  149  und 
728.  S.Anhang.  —  sumamus:  daß 
das  Simplex  die  Bedeutung  des 
Kompositums  {consum.)  hat  (vgl. 
außerdem  Phorm.  832,  Haut.  693), 
ist  eine  Eigentümlichkeit  der  Volks- 
sprache, die  sich  auch  später  noch 
findet,  wie  die  von  Dombart  (Bl.  f. 
d.  bayr.  G.  XVI 40)  genannte  Stelle 
Commod.  Instr.  I  4,  4  uiscera  na- 
torum  rabie  monstruqsa  sumebat 
beweist;  ebenso  uidissem  statt  pro- 
uidissem  Phorm.  189.  —  S.  Anhang. 


m  i,  i—5 


ADELPHOE 


67 


SOSTRATA       CANTHARA 
MVLIER  ANVS 

III  So.  Obsecro  mea  ntftrix,  quid  nunc  fiet?    Ca.  Quid  fiat  rogas? 
l  recte  edepol  spero.    modo  dolores  mea  tu  occipiunt  pri- 

mulum. 
iam  nunc  times;  quasi  num quam  adfueris,  nümquam  tute 

pepereris?  290 

So.  Miseräm  me,  neminem  häbeo,  —  solae  sümus,  Greta  autem 

hie  nön  adest  — 
6  nee  quem  ad  obstetrfeem  mittam,  nee  qui  accersat  Aeschi- 

num. 


Während  Ctesipho  zu  seiner  Ge- 
liebten ins  Hans  des  Micio  eilt, 
geht  Syrus  seinen  Einkäufen  nach, 
wozu  er  den  Befehl  von  A.  schon 
im  Hause  (vor  V.  260)  erhalten  hat. 
Die  Sklaven,  die  ihn  bei  seiner 
Rückkehr  begleiten,  traten  wohl 
mit  ihm  gleichzeitig  aus  dem  Hause 
und  gehen  nun  mit  ihm  nach  der 
Marktseite  ab.  Die  Bühne  ist  zwar 
leer,  doch  muß  sich  wegen  V.  329 
auch  diese  Szene  unmittelbar  an 
die  vorausgehende  anschließen. 

Sostrata  tritt  mit  Canthara, 
welche  früher  ihre  Amme  gewesen 
war  (s.  V.  288),   aus  ihrem  Hause. 

V.  288.  quid  nunc  fiet:  'Implo- 
ratio  est  magis  trepidantis  quam 
ignoratio  et  interrogatio.'   Don. 

V.  289.  edepol  (J.  S.  Speyer,  Fest- 
schrift Boot  55 —  60  führt  es  auf 
med-epol,  epol  =  Apollo  zurück)  ist 
ein  von  den  beiden  Geschlechtern 
gebrauchtes  Schwurwort,  während 
hercle  nur  von  Männern,  ecastor 
nur  von  Frauen  gesagt  wird;  vgl. 
Haul.s  zu  V.  574.  —  dolores  von 
den  Geburtswehen  wie  V.  486  und 
im  Sing.  V.  602  u.  Andr.  268.  — 
mea  tu  beachtenswerte  Stellung; 
ebenso  Eun.  664,  vgl.  Don.  z.  Eun. 
656.  —  primulum,  eben  zuerst,  mit 
deutlicher  Deminutivbedeutung  wie 
V.  898;  Plaut.  Men.  916,  1116;  Mil. 
1004  (vgl.Brix8  zu  d.  St.).  —  S.  An- 


V.  290.   Über  adfueris  . . .  pepere- 
ris s.  Haul.8  zu  V.  382. 


V.  291  f.  neminem  habeo  etc.  Die 
Angst,  in  der  sich  Sostrata  wegen 
der  unmittelbar  bevorstehenden 
Niederkunft  ihrer  Tochter  befindet, 
läßt  sie  bei  dem  Umstände,  daß 
sie  zwei  Boten  zu  gleicher  Zeit 
braucht,  übersehen,  daß  sie  ja 
immerhin  einstweilen  Canthara  zur 
Hebamme  schicken  könnte  (wie 
dies  V.  353  geschieht),  und  sie 
jammert  daher,  daß  sie  niemand 
hat,  weder  einen  Boten  für  die 
Hebamme  noch  einen  für  Ä.  Ahn- 
lich, nur  umgekehrt,  heißt  es  in 
dem  Gedichte  'Der  rechte  Barbier' 
ven  Chamisso:  'Hier  ist  das  Geld, 
hier  ist  der  Dolch,  das  beides  ist 
zu  haben',  obwohl  nur  entweder 
das  eine  oder  das  andere  zu  haben 
ist.  nee  quem  .  .  .  nee  qui  führt 
daher  das  vorausgehende  neminem 
habeo  näher  aus,  so  daß  wir  an 
keine  Ergänzung  (Dz.1  denkt  an 
adest)  zu  denken  brauchen;  ebenso 
Cic.  Tusc.  IH  4  eaque  nescirent  nee 
ubi  nee  qualia  essent.  So  hat  schon 
richtig  Donat  die  Stelle  aufgefaßt, 
indem  er  zu  nee  quem  ad  obst.  m. 
bemerkt:  'Deest  habe».  Sed  in  con- 
suetudine  est  sie  loqui,  cum  utrum- 
que  nobis,  non  alter utr um  deesse 
conquerimur'.  S.  Anhang.  —  accer- 
sat mit  dieser  Schreibung  (nicht 
arcesso)  stets  im  Cod.  A  (Eun.  510 
und  Hec.  466  ade) ,  fast  immer  in 
L  und  meistens  in  den  andern 
Handschr.  des  Ter.  (nur  D  und  G 
haben  oft  arcesso  etc.) ;  s.  Thes.  II 
448,  50  ff. 


68 


ADELPHOE 


III 1,  6—2,  S 


Ca.  Pol  is  quidem  iam  hie  äderit;  nam  numquam  ünum  inter- 

mittit  diem 
quin    semper    ueniat.      So.   Solus    mearum    miseriarumst 

remedium. 
Ca.  E  re  nata,  melius  fieri  haud  pötuit  quam  faettimst  era,  295 
quando  uitium  oblatumst,  quod  ad  ülum  attinet  potissimum, 
taiem,  tali  genere  atque  auimo,  nätum  ex  tanta  fämilia. 
So.  Ita  pol  est  ut  dicis:  saluos  nöbis  deos  quaeso  üt  siet. 


ÖETA 
Servos 


SOSTRATA 
MVLIER 


Canthara 

Anvs 


in  Ge.  Nunc  ülud  est,  quom  si  örania  omnes  sua  consilia  cön- 
2  ferant, 

•    atque  huic  malo  saliitem  quaerant,  aüxili  nihil  ädferaut,  300 
quod  mOiique,  eraeque,  filiaeque  erilist.    uae  mißerö  mihi. 


V.  294.  quin]  quo  non  (Schol. 
Bemb.  Herrn.  II  384).  —  semper: 
Wiederholung  des  schon  im  Haupt- 
satze ausgedrückten  Begriffs  'all- 
täglich', vgL  über  diesen  Pleonas- 
mus Dombart,  Philol.  XXVHI  736. 

V.  295.  E  re  nata:  nach  Lage 
der  Dinge,  wiederholt  von  Apuleius, 
Met.  IT  3  (ebenso  IV  11,  14;  V  8; 
IX  6);  vgl.  Paul  Tscherniaef,  Te- 
rentiana,  Apulee,  Ausone  et  Sym- 
tnaque,  Kasan  1900,  Für  Apuleius 
kommen  aus  den  Ad.  noch  in  Be- 
tracht: V.  207  —  Met.  IH  26;  V,  338 
—  Met.  rV9;  V.  550  —  Flor.  I  11; 
V.  691  —  Met.  H  16 ;  für  Symmachus : 
V.  532  —  I  23,  3;  V.  919  —  I  77. 
S.  auch  Gatscha,  Quaesiionum 
Apuleian.  capita  III,  Diss.  philol. 
Vindobon.  (1898)  VI  139—190  (cap. 
I  De  Apul.  studioso  poetarum  Lati- 
norum  lectore),  u.  Don.  z.  d.  St. 

V.  296.  quando  uit.  obl.  ist  dem 
folgenden  Satze  mit  quod  unter- 
geordnet ;  s.  zu  V.  54.  —  Mit  dfe*sem 
Verse  (so  Valckenaer)  wird  das 
Menanderfragment  VI  M.;  Eock 
HI  3:  tC  d  ioxiv  ovrng  xr\v  xoqwv 
(ö)  Siscp&ogmg  passender  verglichen 
als  mit  V.  308  (Mein.). 

V.  297.  tdlem  hebt  allgemein  her- 
vor, das  Folgende  ist  speziali- 
siert: genere:  'genus  iam  ad  uiuos 
pertinet,  familia  addefunetos.  Alii 
genus   ad   nobilitatem  referunt, 


familiam  ad  copias  ut  sit  Ex 
tanta  familia,  ex  tarn  diuite 
domo',  Don.    S.  Anhang. 

V.  298.    deos  quaeso  s.  zu  V.  275. 

—  ZuV.  293  — 298  bemerkt  Don.: 
Haee  omnis  TcuQiv.xa.aiq  tragiea,  id 
est  gaudiorum  introduetio  ante  fu- 
nestissimum  nuntium. 

In  größter  Aufregung  kommt 
Geta  vom  Markte,  wo  er  eben  die 
Entführung  der  meretrix  durch 
Äschinus  gesehen  und  natürlich 
irrtümlich  aufgefaßt  hat,  tun  zu 
Hause  seiner  Herrin  das  Geschehene 
zu  melden.  Über  die  Verspätung 
aus  Gründen  der  Ökonomie  dea 
Stückes  s.  Einl.  S.  18. 

V.  299.  illud  est,  quom  (LD  cum, 
die  übrigen  quod):  ist  der  Zeit- 
punkt da,  wo;  vgl.  Plaut.  Capt. 
516  Nunc  illud  est,  quom  me  fuisse 
quam  esse  nimio  mauelim;  Rud.  664 
Nunc  id  est,  quom  ({.  s. ;  Fretum, 
Fragm.  76  Nunc  illud  est,  quod  etc. 

—  omnia  o.  s.  consilia  conf.  vgl. 
Haut.  473  f.  (Syrus  cum  Mo  uestro) 
conferunt  Consilia  ad  adulescentes. 

—  Die  Konjunktive  in  V.  299  f.  be- 
zeichnen den  angenommenen  Fall. 

—  S.  Anhang. 

V.  301.  quod  . . .  erilist  bezieht 
sich  über  auxili  . . .  adf.  hinweg  auf 
huic  malo;  vgl.  Phorm.  535.  — 
que  . . .  que  . . .  que:  ein  wirkungs- 
volles Polysyndeton;  doppeltes  que 


Ul  2,  4—8 


ADELPHOR 


69 


tot  res  repente  cfrcumuallant  se;  ünde  emergi  nön  potest: 
ois,  egestas,  fniustitia,  solitudo,  infämia. 
höciae  saeclum!  o  scelera,  o  genera  sacrilega,  o  hominem 

inpium, 
So.  Me  miseram,  quidnamst  quod  sie  tiideo  timidum  et  pro- 

perantem  Getam?  305 

Ge.  Quem  neque  fides,  neque  iiis  iurandum,  neque  illuni  miseri- 

cördia 


a.  B.  Plaut.  Amph.  7  Quasque  m- 
cepistis  res  quasque  ineeptabitis. 
Das  ältere  Latein  scheint  über- 
haupt que  dem  et  gegenüber  be- 
vorzugt zu  haben;  vgl.  Holtze  a.  0. 
II  331  ff.  Dräger,  Hist.  Syntax  II2 
37  f.,  H.  C.  Ebner,  The  copulative 
Conjutictions  Que,  Et,  Atque  in  the 
inscr.,  Ter.,  Cato,  Baltimore  1897,  38 
(auch  Am.  Journ.  of  phil.VHI  Nr.  3), 
8.  such  Wulff  bin,  Sitz.-Ber,  d.  bayr. 
Ak.  1890,  293ff.  —  ßliaeque  erili  in 
dieser  Wortfolge,  während  sonst 
Ter,  stets  erilis  filius  sagt;  hier 
wird  die  filia  er.  von  der  era 
unterschieden  (vgl.  0.  Ribbeck  Frg. 
com.8  Coroll.  LXXVI).  —  Über  uae 
s.  Richter  a.  0.  329  ff. 

V.  302.  circumuallant  sex  türmen 
sich  als  Wall  ringsumher  auf; 
tnam  circurnualJamus  nos  et  alios' 
Dou.  Das  Bild  der  Belagerung 
findet,  wie  schon  Don.  andeutet 
und  Schoi.  Beinb.  (Herrn.  II  384, 
Fleck.  Jahrb.  XCVII  664)  ausführ- 
lieb darlegen ,  in  unde  emergi  non 
potest  seine  Fortsetzung :  . . .  uallata 
enim  dieimus  terrae  aggerem,  intra 
quem  latenter  figimus  uallos,  hoc 
est  acutus  sudes,  hisque  fossatis 
ciuitates  . .  .  tutamur  contra  öbsidio- 
nes  hostium,  qui  si  propius  accesse- 
rint,  immer guntur  uallo  tarn  pedites 
quam  equites  et  cum  uel  inserti  [sint] 
sudibus  uel  pedes  inmerserint  aggeri, 
neque  liberarl  possunt  etc.  und 
einer gP  quasi  de  profundo  aggeris. 
S.  Anhang. 

V.  303  uis  —  infam. :  Beabsichtigte 
Kürze ;  Donats  Erklärung  'uis  illata, 
egestas  ipsius  pueuae,  iniustitic 
iudicum  iUius  temporis,  solitudo 
a  defensoribus  (Schob  Bemb.:  'quia 
nulla  adfinitas') ,  infamia  ab  iis 
qui  credunt  pretio  uitiatam'  ist  im 
allgemeinen    zutreffend,    nur    bei 


iniustitia  ist  selbstverständlich  an 
die  Untat  des  Ä.  zu  denken. 

V.  304.  hocine  saeclum,  vgl.  V.  758 
hancine  uitam!  hose  ine  mores!  — 
-ne  beim  Akkus,  des  Ausrufs  (wenn 
mehrere  aufeinander  folgen,  häufig 
nur  beim  ersten)  steht  wie  beim 
accus,  c.  inf.  (z.  B.  V.  237,  408, 
610b  u.  s.).  —  saeclum  stellt  gegen- 
über saeculum  die  ursprüngliche 
Form  dar,  s.  Lindsay-Nobl  a.  0. 378f. 

—  genera  steht  im  Plural  wohl  nur 
wegen  des  vorausgegangenen  scelera 
(Attraktion),  s.  Leo,  PJaut.  Forsch. 
122  A.  6.  —  genera  sacrilega  o  ho- 
minem :  Die  drei  aufeinander  folgen- 
den Tribrachen  malen  die  Auf- 
regung Getas,  s.Podiaski,  Die  troch. 
Sept.,  Berlin  1894,  26  f. 

V.  305.  quod  Akkusativ  der  Be- 
ziehung zu  timidum  et  proper antem. 

—  Da  eich  Quem  (V.  306)  auf  ho- 
minem (V.  304)  bezieht  und  Geta 
keine  Pause  machen  kanu,  mußte 
bei  der  Aufführung  V.  805  von  So. 
wohl  gleichzeitig  mit  den  Worten 
Getas  gesprochen  werden.  Spengel 
denkt  an  eine  Geste,  die  die  Zeit, 
welche  So.  benötigt,  passend  (?) 
ausfüllt. 

V.  806.  illum:  die  Wiederauf- 
nahme des  Relativums  im  koordi- 
nierten Satze  erfolgt,  wenn  sie  über- 
haupt eintritt,  mittels  eines  Demon- 
strativums ;  ebenso  Plaut.  Capt.  665 
Quibus  insputari  saluti  fuit  atque 
is  profuit,  Trin.  1141,  Poen.  624; 
vgl.  über  diese  bei  Cäsar  und 
Sallust  fehlende  Konstr,  Dräger, 
Hist.  Synt.2ü  510f;  hier  gibt  sie 
der  Rede  eine  rhetorische  Färbung. 
Donat  z.  d.  St.  vergleicht  Verg.  Aen. 
V  467  Nunc  dextra  ingemmans 
ictus,  nunc  ille  sinistra.  Auch  das 
fünfmalige  neque  (das  fünfte  schließt 
an  das   dritte  an)  malt  die  Auf- 


70 


ADELPHOE 


IE  2,  9—18 


15 


repressit.  neque  reflexit,  neque  quod  p^irtus  instabät  prope, 
quoi  miserae  indigne  per  uim  uitium   optülerat.     So.  Non 

intellego 
satis   quae  loquaiur.     Ca.  Prdpius   obsecro   accedamus   36- 

strata.     Ge.  Ah, 
me  miserum,  nix  sum  cdmpos  animi,  ita  ardeo  iraciindia.  310 
nihil   est  quod  maliin,   quam  fllam  totam    fämiliam   dari 

mihi  obuiam, 
ut  ego  hänc  iram  in  eos  euomam  omnem  dum  aegritudo 

baec  est  recens. 
satis  mibi  id  habeam  siipplici,  dum  <ego>  fllos  ulciscär  modo; 
seni  änimam  primum  exstinguerem  ipsi,  qui  ülud  produxit 

scelus; 
tum  autem  Syrum  inpulsörem,  uah,  quibus  fllum  lacerarem 

modis!  315 

sublimem   medium  primum  arriperem,  et  capite  in  terra 

stätuerem, 


regung  Getas.  Ebenso  viermaliges 
neque  Andr.  279  f.  (Erregtheit  des 
Pamphilus). 

V.  307.  repressit:  'abgehalten' 
bezieht  sich  auf' die  Absicht,  re- 
flexit 'abgebracht'  bezieht  sich  auf 
die  bereits  begonnene  Tat.  Zur 
Alliter.  s.  Haul.8  zu  V.  863.  —  par- 
tus,  ein  Hauptgrund,  der  den  Ä. 
von  seiner  vermeintlichen  Untreue 
hätte  abhalten  sollen.  Schol.  Bemb. 
verweist  auf  luven.  II  138  et  partu 
retinere  maritos.   Vgl.  Don.  z.  d.  St. 

V.  308.  indigne  bezieht  sich  jeden- 
falls auf  Pamphila,  die  eine  solche 
Behandlung  nicht  verdient.  Daher 
wäre  es  nicht  unmöglich,  mit  A 
indignae  zu  schreiben,  koord.  mit 
miserae.  '*  •  > 

V.  309.    S.  Anhang. 

V.  311.  dari  obuiam:  häufiger  ist 
zwar  obu.  fieri,  hier  jedoch  ist  dari 
wegen  des  lebhaften  Wunsches 
Getas,  sie  in  seine  Gewalt  zu  be- 
kommen, gewählt  worden. 

V.  312.  Vgl.  Hec.515  Atque  in  eam 
hoc  omne  quod  mihi  aegrest  euomam. 

V.  313.  satis  mihi . . .  modo:  Daß 
satis  mihi  id  habeam  supplici  nach 
Phorm.  1029  Bedeat  sane  in  gra- 
tiam:  iam  supplici  ,satis  est  mihi, 
Plaut.  Most.,  1165  Si  hoc  pudet, 
fecisse  sumptunf,^  supplici  habeo 
satis,  nur  heißen  ikann:  'für  mich 
werden  sie  genug  bestraft,  ich  ver- 


lange für  sie  keine  weitere  Be- 
strafung', ist  sicher,  modo  kann 
nur  zu  dum  gehören,  und  der  be- 
tonte Begriff  ist  ulciscär:  'soferne 
ich  nur  Rache  bekomme'.  Und 
hier  schlägt  auch  in  Geta  der 
Sklavenhumor  durch:  während  er 
erklärt,  von  einer  weiteren  Be- 
strafung absehen  und  sich  ledig- 
lich mit  seiner  Rache  zufrieden 
geben  zu  wollen,  zählt  er  im 
folgenden  die  fürchterlichsten  Miß- 
handlungen auf,  die  man  nur  er- 
sinnen kann,  und  die  keine  sonstige 
Strafe  überbieten  könnte.  S.  Anh. 
V.  314.  animam  exstinguerem :  *bene 
exstinguerem  quia  ignis  est',  Don. 
Dieser  eigentümliche,  wohl  auf 
stoischer  Anschauung  (vgl.  Cic.  de 
nat.  deor.  II  23  refrigerato  autem 
et  exstincto  calore  occidimus  ipsi  et 
exstinguimur)  beruhende  Ausdruck 
(im  Deutschen:  'das  Lebenslicht 
ausblasen')  findet  sich  auch  noch 
Plin.  Nat.  hist.  XX  98;  V.  324  steht 
anima  im  Sinne  von  Spiritus.  — 
produxi  hier  vom  Adoptivvater, 
denn  Micio  ist  unter  seni  gemeint; 
vgl.  Plaut.  Rud.  1173  ego  is  sum 
qui  te  produxi  pater.  Asin.  544, 
Capt.  763.  —  scelus  —  Äschinus; 
ebenso  Andr.  607,  Plaut.  Bacch.  1095, 
Rud.  506  etc. 

V.  316.  sublimem  (einstimmig  über- 
liefert, auch  von  Arus.  Mess.  nach 


HI2,  19—25 


ADELPHOE 


71 


25 


ut  cerebro  dispergät  uiam. 

adulescenti   ipsi   eriperem   oculos,    pdst   haec    praecipitem 

darem. 
ceteros  —  ruerem,   ägerem,  raperera,  tunderem,   et  pro- 

sternerem. 
sed  cesso  eram  hoc  malo  mpertiri  propere.    So.  Reuoce- 

mus;  Geta!    Ge.  Hern,       320 
quisquis  es  sine  me.    So.  Ego  sum  Sostrata.    Gb.  Vbi  east? 

te  ipsam  quaerito, 
So.  Te  exspecto  oppido,  opportune  te  öptulisti  mihi  obuiam. 
Ge.  IÜra  ...  So.  Quid  est?  quid  trepidas?    Ge.  Ei  mihi!  ...  So. 

Quid  festinas  mi  Geta? 


Schindler,  Observ.  crit.,  Halle  1881, 
27;  ebenso  Andr.  861)  vom  Adjektiv 
sublimis,  das  hier  entsprechend 
dem  griech.  uEtEcogog  proleptisch 
und  prädikativ  steht.  Über  die 
Streitfrage  bezüglich  des  frag- 
lichen Adverbiums  sublimen  s.  die 
abschließende  Behandlung  von 
W.Heraeus,  Phil.  LV  197—212.  — 
in  terra  statuerem  mit  Cod.  A;  die 
andern  Codd.  haben  in  terram;  vgl. 
Anm.  zu  V.  38.    S.  Anhang. 

V.  317  ist  ein  iamb.  Dimeter  als 
Klausel  innerhalb  stichischer  Kom- 
position. Eine  solche  Klausel  darf 
nach  Conradts  (a.  0. 15  ff.)  richtiger 
Beobachtung  nur  am  Ende  einer 
ßtichischen  Reihe,  wie  hier,  stehen 
und  muß  sich  im  Rhythmus  an  die 
vorhergehende  Versart  anschließen. 
—  dispergät,  der  nach  dem  irrealen 
Konjunktiv  auffallende  Konj.Präs. 
dispergät  stellt  den  Vorgang  (ebenso 
kann  im  Deutschen  der  Ind.  Präs. 
eintreten)  als  bestimmt  eintretend 
hin.  Unterstützend  kommen  hinzu 
die  drastischen  Gebärden  des  Schau- 
spielers ,  die  den  geschilderten  Vor- 
gang als  fast  gegenwärtig  darstellen. 
An  Verszwang  denkt  Spengel.  Vgl. 
Rothes  (Quaest.  gramm.  etc.,  Diss. 
Berlin  1876,  23)  gegen  die  Er- 
klärung Holtzes  {Synt.  prisc.  Script. 
94  adn.)  gerichtete  Bemerkung. 

V.  318.  Über  die  Betonung  6ri- 
perem  s.  Haul.8  zu  V.  101.  —  praec. 
darem,  eine  in  der  Umgangssprache 
beliebte  Wendung;  vgl.  Andr.  214, 
606,  Phorm.  625.  Das  Objekt  braucht 
wegen   des   am  Anfang   stehenden 


adulescenti  nicht  ausgedrückt  zu 
werden. 

V.  319.  ruerem  hier  transitiv 
wie  Haut.  369  nequid  inprudens 
ruas. 

V.  320.  sed  cesso  %ram  hoc  s.  An- 
hang. —  sed  cesso . . .  propere,  Selbst- 
vorwurf, keine  Frage,  ebenso  V.  586, 
712  s.  Morris,  On  the  sentence 
question  58,  dagegen  Plaut.  Asin. 
125  Sed  quid  ego  cesso  ire  ad 
forum  etc.  —  inpertiri  (A  und  Grloss. 
Ter.)  als  Deponens  neben  inpertit 
Eun.  271 ;  vgl.  Engelbrecht  a.  O.  49, 
Haul.8  zu  V.  505.  Die  Wahl  des 
Deponens  in  diesem  Verse  beruht 
wohl  auf  dem  Streben,  an  be- 
stimmten Stellen  des  Verses  lang- 
silbige  Thesen  zu  haben.  S.  An- 
hang. 

V.  322.  oppido  scheint  seiner  Be- 
deutung wegen  am  besten  zu  ex- 
specto  gezogen  zu  werden,  um  das 
Beharrliche,  Sehnsüchtige  zu  be- 
zeichnen; so  interpungiert  auch 
Iou.  Für  diesen  Bezug  spricht  auch 
der  Umstand ,  daß  wir  dadurch  die 
im  versus  quadratus  beliebte  Cäsur 
nach  der  Dipodie  erhalten.  Vgl. 
Don.  z.  d.  St.;  Wien.  Stud.  XXH  107 
zog  ich  es  noch  zu  opportune.  — 
opp.  opp.  ...obt...  obu. :  s.  zu  V.  57. 
S.  Anhang. 

V.  323.  ei  mihi:  'exanimati  ho- 
minis exprimit  gestum*  Schlee,  Schol. 
154.  —  Quid  fest,  mi  G.?\  'Probus 
assignat  hoc  Sostratae  (so  a>,  Umpf), 
Asper  non  uult  ad  omnia  seruum 
respondere,  sed  nutricem  putat  hoc 
loqui',  Don.    S.  Anhang. 


72 


ADELPHOE 


HI  2,  26—34 


änimam  recipe!    Ge.  . . .  prörsus  . . .  So.  Quid  istuc  'prorsus' 

ergost?    Ge.  . . .  periimus. 
äctumst.    So.  Eloquere  obsecro  te  quid  sit?    Ge.  Iam  . .  . 

So.  Quid  'iam'  Geta?        325 
Ge.  . . .  Aeßchinus  . .  .  So.  Quid  is  ergo?    Ge.  .  . .  alienus  est  ab 

iiostra  fämilia.     So.  Hern, 
perii;   qua  re?     Ge.  Amäre   occepit  äliam.     So.  Vae  mi- 

seräe"  mihi! 
Ge.  Neque  id  occulte  fert,  ab  lenone  ipsus  eripuit  palam. 
So.  Sätüie  hoc  certumst?     Ge.  Certum:   lüace   oculis   egomet 

uidi  Söstrata.    So.  Ab 
me  miseram!  quid  iam  credas?  aut  quoi  credas?  nostrumne 

Aescbuium,  330 

nostram    uitam    ornnium,    in    quo   nostrae   spes    opesque 

omnes  sitae 
erant!  qui  sine  hac  iurabat  se  unum  nümquam  uicturüm 

diem! 


V.  324.  prorsus  setzt  den  V.  323 
mit  Era  begonnenen  Satz  fort.  — 
animam  recipe:  *  Quod  in  lectione 
gestu  ostendi  minime  potuit,  id  ex 
uerbis  Sostratae  ostenditur  in  Geta', 
Don.  —  interruptis(et  sinygultan- 
tibus  (uerbi$y  acerbitat(em  do}loris 
exaggerat,  Schol.  Bemb.  (Herrn.  H 
385).  —  Mit  istuc  wird  prorsus  als 
Rede  des  Angeredeten  bezeichnet, 
s.  Bach  a.  0.  229. 

V.  325.  actumst-.'dicitur  de  ea  re,  de 
qua  lata  sit  sententia',  Don.   S.Anh. 

V.  326.  Quid  is  ergo?  So  oft 
Geta  ein  Wort  herausbringt,  sucht 
ihn  die  vor  Ungeduld  und  Neugierde 
brennende  Söstrata  dadurch,  daß 
sie  das  Wort  fragend  wiederholt, 
zum  rascheren  Weiterreden  zu 
bringen,  so  V.  324  prorsus,  325  iam, 
hier  sagte  sie  is  statt  Aesch.  Vor 
Aufregung  kann  sie  den  Satz  nicht 
beendigen.  —  alienus  (ebenso  V.  338) : 
in  dieser  metaphor.  Bedeutung:  'ab- 
geneigt, entfremdet'  (die  aber  direkt 
auf  die  ursprüngliche  Bedeutung 
'einem  andern  gehörig5  zurückgeht, 
s.  Skutsch,  De  nom.  suff.  -no  ope 
formatis  16)  noch  nicht  bei  Plau- 
tus,  sondern  erst  bei  Terenz;  vgl. 
Langen  a.  0.  682.  —  hem  bezeichnet 
gewöhnlich  das  Erstaunen  über  die 
Rede  oder  über  das  Gebaren  eines 
andern,  daher  in  der  Regel  eine 
Frage    einleitend,     die    hier    bloß 


durch  den  Gefühlsausdruok  perii 
getrennt  ist;  V.  320  steht  es  schein- 
bar in  einer  Erwiderung.  Vgl. 
Haul.8  zu  V.  52  und  V.  195. 

V.  328.  Neque  id  occulte  fert,  das 
Gegenteil  von  prae  se  fert;  vgl.  Cic. 
pro  Cluent.  54  Neque  id  obscwre 
ferebat  nee  dissimulare  üllo  modo 
poterat,  Cic.  Parad.  VI  45  pauper- 
totem  .  .  .  numquam  obscure  tulisti, 
Liv.  XXXI 47,  4  haud  clam  tulit  iram 
(s.Westerhov  z.  u.  St.).  —  ipsus  hier 
wohl  wie  V.  472  zur  Vermeidung 
des  Hiats,  s.  Engelbrecht  a.  0.  35. 

V.  329.  Certum:  in  der  Antwort 
auf  Fragen,  in  welchen  die  Kopula 
est  vorkommt,  bleibt  diese  bei 
Wiederholung  desselben  Prädikats- 
nomens regelmäßig  fort ;  vgl.  Brix  zu 
Plaut.  Trin.*  535;  Mil.8  965  u.  969. 

—  Geta  sah  wohl  Äschinus,  als  er 
auf  den  Markt  kam,  um  seine  Ein- 
käufe zu  machen.  Die  Raschheit, 
mit  der  die  Szenen  bis  zu  dieser 
aufeinander  folgen,  läßt  sein  Aus- 
bleiben mit  der  schlimmen  Nach- 
richt nicht  zu  lange  erscheinen. 
S.  Anhang. 

V.  330.  nostrumne  Aesch.!  s.  zu 
V.  304. 

V.  331.  spes  opesque  omnes:  üb. 
den  Reim  s.  Haul.8  zu  V.  8  und  470. 

—  in  quo  . . .  erant:  vgl.  Eurip.  Med. 
228  iv  a>  yag  r\v  poi  nävxu.  —  S.  Anh. 

V.  332     erant:   nach  dem  IKG. 


DI2,  35—44 


ADEL.PHOE 


73 


40 


qui  se  in  sui  gremio  positurum  piierum  dicebät  patris! 
ita  obsecraturum,  üt  liceret  hanc  sibi  uxorem  chicere! 
G-e.  Era,  läcrumas  mitte,  ac  potius  quod  ad  hanc  rem  opus 

est  porro  prdspice:  83ö 

patiämurne  an  narremus  quoipiam?    Ca.  Atf  au  mi  homo, 

sänun  es? 
an  hoc  pröferendum  tibi  uidetur  üsquam?    Ge.  Mihi  quidem 

nön  placet. 
iam   primum,  illum   alieno   änimo  a  nobis  esse  res   ipsa 

fndicat. 
nunc  si  hoc  palam  proferimus,  ille  infitias  ibit;  sät  scio: 
tua    fäma,    et    gnatae    uita    in   dubium   ueniet.     tum    si 

mäxume  340 

fateätur,  quom  amet  aliam,  non  est  utile  hanc  illi  dari. 
quapröpter,  quoquo  päcto  tacitost  opus.    So.  Ah,  minime 

gentium: 


V.  333.  puerum  entweder  hier 
gleich  'Kind',  dessen.  Geschlecht 
noch  nicht  bekannt  war  (Priscian. 
bemerkt  [Gr.L.H  231, 10  f. ;  562, 9  K/j 
unter  Verweisung  auf  Stellen  bei 
Liv.,  Andr.  und  Naevius,  daß  man 
im  alten  Latein  hie  et  haec  puer 
sagte,  daher  puerpera;  vgl.  auch 
Charis.  Gr.  L.  I  84,  5  ff.  K),  oder  Ä. 
hatte  vielleicht  das  Versprechen 
gegeben,  daß  er  das  Kind,  falls 
es  ein  Knabe  sei,  seinem  Vater 
als  sein  Kind  bringen  werde,  so 
daß  puerum  in  gremio  ponere  die 
Anerkennung  durch  Ä.  (puerum 
tollere)  zur  Voraussetzung  hat;  vgl. 
V.  809.  Daran  scheint  auch  Don. 
in  seiner  Erklärung  zu  denken. 

V.  384.  &ibi  üxörem:  S.  zu  V.  386 
und  Anhang. 

V.  335.  porio  verstärkt  prospice; 
ebenso  mit  Alliter.  Haut.  346  Perge 
porro. 

V.  336.  patiamur  und  narremus 
ohne  Objekt,  da  der  bezügliche 
Begriff  (die  Untat  des  Ä.  und  die 
dadurch  hervorgerufene  Schande 
der  Familie)  das  ganze  Denken 
beherrscht  und  nicht  besonders  ge- 
nannt zu  werden  braucht.  —  Aü 
au  mit  Hiatus,  sonst  nur  einfach 
(ADCE  bloß  om);  s.  Haul.8  zu 
V.  764.  Über  den  Hiatus  mi  homo 
s.  zu  V.  97. 

V.  337.  proferendum:  in  die 
Öffentlichkeit  bringen,  stadtbekannt 


machen  (ebenso  Hec.  107;  durch 
palam  verstärkt  [wie  oben  prospice 
durch  porro]  V.  339  und  Haut.  994). 

—  mihi  quidem.  Über  den  Pro- 
celeusmaticus  s.  Klotz  a.  O.  350. 
Kürzung  durch  Tonanschluß  (m*- 
quidem)  nimmt  Skutsch  an.   S.  Anh. 

V.  338.  iam  primum  und  primum 
iam,  gleich  fürs  erste,  oft  bei  Ter.; 
z.  B.  Haut.  274  Iam  primum  ,om- 
nium  q.  s.;  vgl.  auch  V.  687.  — 
nobis  Geta  rechnet  sich  zur  Familie. 

—  res  ipsa  indicat:  formelhaft,  vgl. 
Eun.  658,  Hec.  395,  Apul.  Met  IV  9. 

V.  340  f.  tum  si  max.  fat.-.  wenn 
er  infolgedessen  gezwungen  würde, 
das  Mädchen  zur  Frau  zu  nehmen; 
s.  V.  490.  —  si  maxume:  durch  die 
Hinzufügung  von  maxume  wird  die 
in  diesen  Fällen  konzessive  Be- 
deutung des  si  (vgl.  Plaut.  Most.  351) 
hervorgehoben,  so  daß  si  maxume 
einem  quamuis  (im  Altlatein  höchst 
selten,  vgl.  Schmalz  in  Iw.  MülL 
Handb.  H*  507)  vollkommen  gleich- 
kommt; der  Konjunktiv,  der  in 
diesem  Falle  steht,  ist  das  Regel- 
mäßige (vgl  Plaut.  Bacch.  1004, 
Pseud.433,  Rud.  1353),  da  er  auch 
im  unabhängigen  Satze  stände ;  bis- 
weilen steht  der  Indikativ,  wenn 
lediglich  der  Bezug  von  maxume 
auf  das  Adjektiv  hervorgehoben 
wird:  Eun.  865 f.,  Phorm.  296. 

V.  342.  tacitost  opus:  s.  Haul.8  zu 
V.  584.  —  minime  gentium:  e.  Eun. 


74 


ADELPHOE 


III  2,  45—52 


50 


xion  fäciam.    Ge.  Quid  ages?    So.  Pröferam.    Ca.  Hern,  mea 

Sostrata,  uide  quam  rem  agis. 
So.  Peiöre   res   locö   non  potis   est   esse   quam   in   quo   nunc 

sitast. 
primum   indotatast;   tiim   praeterea   quae   secunda   ei   dos 

erat  346 

periit:  pro  uirgine  dari  nuptum  non  potest.   hoc  relicuomst: 
si  infitias  ibit,  testis  mecum  est  änulus  quem  mfserat. 
postremo,   quando   ego   conscia  mihi  sum,   ä  me  culpam 

esse  hanc  procul, 
neque  pretium,  neque  rem  ullam  ihtercessisse  üla  aut  me 

indignäm  Geta, 
experiar.     Ge.  Quid  isti?  accedo,  ut  melius  dicas.     So.  Tu 

quantüm  potes,  350 


625,  Haul.3  zu  V.  1033;  V.  540  nus- 
quam  gentium.  Stamp.  verweist  auf 
die  franz.  Redensart  pas  le  moins 
du  monde. 

V.  343.  Sostrata  mit  kurzem  a, 
s.  zu  V.  346,  Haul.8  zu  V.  865, 
Klotz  a.O.  263  und  267,  Neue  I»  7  ff. 
S.  Anhang. 

V.  344.  Peiore  . . .  loco,  quam  in 
quo,  mit  Wechsel  der  Konstruktion; 
vgl.  Phorm.  446  quo  in  loco  res  haec 
siet,  sowie  Andr.  292,  718,  wo  stets 
in  . . .  loco  steht;  s.  Haul.3  zu  V.  446. 

—  potis  est  die  volle  Grundform  zu 
potest,  s.  Haul.3  zu  V.  379. 

V.  345.  indotata  s. Haul.8  zuV.  120. 

—  secunda  dos  —  uirginitas,  pudi- 
citia.  Stamp.  verweist  auf  Plaut. 
Amph.  839f.  Non  ego  illam  mihi 
dotem  duco  esse,  quae  dos  dicitur, 
Sed  pudicitiam  et  pudorem  et  seda- 
tum  cupidinem. 

Y.  346.  uirgine'  dari:  eine  solche 
Betonung  daktylischer  Wörter  ist 
zwar  nicht  häufig,  aber  gesichert; 
s.  V.  260,  262,  348,  521,  588,  598, 
619,  634,  839,  auch  V.  343  Sostrata. 
S.  Anhang.  —  relicuom  bei  den 
Komikern  immer  viersilbig  und  mit 
dem  Versiktus  auf  der  ersten  Silbe. 

V.  347.  mecum:  auf  meiner  Seite. 

—  anulus,  nicht  annutus,  bei  Ter. 
wie  sonst  überall  in  den  besten 
Codd.,  s.The8.Hl93,  82 f.  —  miserat, 
wohl  zum  Zeichen  der  Verlobung 
(vgl.  luven.  VI  27  et  digito  pigntis 
fortasse  dedisti),  wie  dies  zu  allen 
Zeiten  üblich  war  und  ist,  den  bei 
den   Griechen   und   Römern    aller- 


dings nur  der  Mann  gab;  ein 
Wechsel_fand  nicht  statt,  s.  P.  Hof- 
mann, Über  den  Verlobungs-  und 
den  Trauring,  1870,  14ff.#.  Sostrata 
kann  nur  befürchten,  daß  Ä.  leugnen 
werde,  das  Eheversprechen  ge- 
geben zu  haben;  dafür  ist  der 
übersandte  Ring  Zeuge.  S.  An- 
hang. —  miserat:  der  ausgebreitete 
Gebrauch,  den  die  Komiker  vom 
Plusquamperfekt  an  Stellen  machen, 
wo  wir  im  klassischen  Stile  Perfekt 
(oder  Imperf.)  erwarten,  beruht 
wohl  teilweise  auf  metrischen 
Gründen  (passende  Formen  für 
iambischen  Schluß),  folgt  jedoch 
aus  seinem  Gebrauche  in  der  volks- 
tümlichen Redeweise ;  vgl.  Dombart, 
Bl.  f.  d.  bayr.  Gym.  V  165,  Schmalz 
in  Iw.  Müllers  Handbuch  H8  404. 

V.  348.  quando  =  quoniam  oder 
quandoquidem  (Don.). 

V.  349.  rem  ullam  . . .  indignäm, 
z.  B.  Jibido  oder  das  Verlangen, 
den  Äschinus  an  das  Mädchen  zu 
fessein.  'JE.  g.  internuntium,  pac- 
tum dam  aut  promissum',  Don. 

V.  350.  experiar:  Sostr.will  es 
auf  einen  Prozeß  gegen  Äschinus 
ankommen  lassen.  'Apud  iudices 
agam ',  Don.  —  Quid  isti?  s.  zu 
V.  133.  —  isti  Adverb,  von  den 
Schreibern  wurde  dafür  oft  istic 
geschrieben,  s.  Lindsay  652.  —  ac- 
cedo,  ut  melius  dicas:  ich  stimme 
bei  (gebe  dir  recht;  Sen.  Dial.  IV 
1,  3  ist  non  accedente  der  Gegen- 
satz zu  adsentiente ,  Tac.  Hist.  IV  56 
uulgus  . . .  facile  acvessurum.  Accedo] 


DI  2,  53—66 


ADELPHOE 


75 


abi,    atque    Hegicni    cögnato    eius   rem    enarrato    omnem 

ördine; 
nam  is  nöstro  Simulo  fuit  summus  e"t  nos  coluit  mäiume. 
56  nam   bercle   älius   nemo   respiciet   nos.     prdpera;   tu   mea 

Canthara, 
curre  dbstetricem  accerse,  ut  quom  opus  sit,  ne  in  mora 

nobis  siet. 


consentio  Schol.  Bemb.  Herrn.  II 386), 
damit  du  besser  d.  i.  ruhiger  sprichst. 
Mit  diesen  Worten  will  Geta  die 
aufgeregte  Sostrata,  die  sich  immer 
mehr  in  den  Ärger  hineinredet, 
während  sie  den  Geta  (vgl.  V.  337  bis 
341)  zu  überzeugen  sucht,  beruhigen. 
melius  dicere  ist  das  gesteigerte  bona 
uerba  (quaeso)  (Andr.  204,  Tib.  II 2, 1 
Dicamus  bona  uerba),  das  dem 
griech.  svyrmsi  entspricht.  Auch 
wir  besänftigen  einen  Aufgeregten 
etwa  mit  Ausdrücken  wie :  Ich  gebe 
dir  recht,  sei  nur  ruhig!  Thomas 
a.  0.  389  denkt  an:  ich  räume  ein, 
daß  du  besser  sprichst,  d.h.  recht 
hast.  S.  Anhang.  —  quantum  potes 
vgl.  Plaut.  Aul.  119  (domum)  Me 
rursum  quantum  potero  tantum  re- 
cipiam  und  Wagner  z.  d.  St.  Die 
Terenzhandschriften  bieten  bald 
potes,  bald  potest  in  dieser  Wendung, 
dieses  z.  B.  V.  909  (A),  Eun.  377  (A), 
836,  jenes  ist  besser  überliefert  an 
unsrerSt.  (co)  und  V.  700  (ALDFG). 
Natürlich  ist  an  kein  zu  ergänzendes 
fieri  zu  denken,  da  der  Verbalbegriff 
(abi)  unmittelbar  folgt,  manchmal 
vorausgeht.    S.  Anhang. 

V.  351.  abi  atque  Heg.  eius:  daß 
V.  494  und  947  der  Dativ  bei  cogna- 
tus  steht,  hier  aber  der  Genetiv,  hat 
offenbar  seinen  Grund  darin,  daß 
hier  cognato  Dativ  ist.  S.  Anhang. 
—  ordine:  'Punkt  für  Punkt'. 

V.  352.  nostro  Simulo:  dem  ver- 
storbenen Gatten.  Sim.  ist  abge- 
leitet von  Slmus  (Haut.  498).  — 
fuit  summus:  'war  ihm  alles'  vgl. 
Eun.  270 f.,  Plaut.  Truc.  79;  bis- 
weilen wird  amicus  hinzugefügt, 
so  Andr.  970,  Phorm.  35. 

V.  353.  respiciet:  metaphorisch, 
vgl.  Langen  a.  0.  769  f.  —  propera 
gut  noch  für  Geta,  mit  tu  wendet 


sich  Sostrata  zu  Canthara.  Ebenso 
spricht  V.  916  f.  Demea  zuerst  zu 
Syrus,  dann  zu  Geta,  V.  933  der- 
selbe zunächst  zu  Micio,  darauf 
zu  Äschinus.  S.  Anhang.  —  Ob  mit 
diesem  Verse  die  aus  Menanders 
'ÄäeXcpot  überlieferten  Verse: 

Ipyov  evqsiv  cvyysvrj 
itivrjxog    saxiv    ov8s     sig    yaQ 

bfioXoyst 
ccvxcp    itoogriHSiv    xbv    ßoiqd'iiag 

Ss6[bBvoV  ahsio&cci  yccg  a[icc  xt 
TtgoaSonü, 

(Mein.  Fr.  VIU,  Kock  HI  4  f.)  in  Ver- 
bindung zu  bringen  sind,  scheint 
mir  sehr  zweifelhaft.  —  Geta  geht 
(nach  der  Marktseite?)  ab,  um  den 
Hegio  zu  holen.  Canthara  entfernt 
sich  nach  V.  354  vermutlich  nach 
der  anderen  Seite  hin,  um  die 
Hebamme  für  Pamphila  zu  be- 
sorgen. Hierbei  trifft  sie  unterwegs 
den  Äschinus  (V.  617  ff.).  Zu  be- 
achten ist,  daß  weder  sie  noch 
jene  im  weiteren  Stücke  als  ein- 
treffend erwähnt  wird,  obgleich 
während  der  4.  Szene  des  3.  Aktes 
die  Entbindung  selbst  hinter  der 
Bühne  vor  sich  geht  (s.  V.  486  ff.) ; 
jedenfalls  wird  vom  Dichter  vor- 
ausgesetzt, daß  sich  die  Zuschauer 
denken  können,  daß  beide  durch 
die  bekannte  Hintertür  ins  Haus 
gelangen. 

Sostrata  kehrt  in  ihr  Haus  zurück. 
Zwischen  dieser  und  der  folgenden 
Szene  ist  die  erste  Gelegenheit  zu 
einer  längeren  Pause.  In  der  neuen 
Szene  tritt  Demea  von  der  Markt- 
seite ,  Syrus  etwas  später  -mit  zwei 
Küchenburschen  (s.  Anhang)  von 
derselben  Seite  auf. 


76 


ADELPHOE 


in  3, 1—11 


Demea     Syrvs     Deomo 
Senex      Servos      Cocvs 

III  De.  Disperii!    Ctesiphönem  audiui  fflium  355 

3  unä  fuisse  in  räptione  cum  Aeschino. 

id  misero  restat  mihi  mali,  si  illujn  potest, 

qui  aliquoi  reist,  etiam  eum  ad  nequitiem  addticere. 

5  ubi  ego  fllum  quaeram?    credo  abductum  in  ganeum 

aliquö;  persuasit  ille  inpnruB  sät  scio.  360 

sed  ecetim  Syrum  ire  uideo;  iam  hinc  soibo  tibi  siet. 
atque  hercle  hie  de  grege  fllost:  si  me  senserit 
eum  quaeritare,  nümquam  dicet  cärnufex. 

io  non  östendam  id  me  uelle.    Sy.  Omnem  rem  modo  seni 

quo  päcto  haberet  enarramus  ördine: 


V.  355.  Disperii  ebenso  wie  dis- 
rumpor  V.  369,  discrucior  V.  610  ein 
Ausdruck  der  Volkssprache,  welche 
die  Verstärkung  durch  dis  (Charis. 
Gr.  L.  I  198  K.  dis  pro  ualde) 
besonders  liebt;  Wagner  setzt 
Haut.  404  disperii  gleich  dnöltoXa 
äijra;  vgl.  Haul.s  z.  V.  1011. " 

V.  356.  Daß  Ctesipho  dabei  ge- 
wesen sei,  war  wohl  nur  ein  Ge- 
rücht, das  von  solchen  verbreitet 
wurde,  die  vielleicht  von  ihren  Be- 
suchen bei  Sannio  wußten,  daß 
Ctesipho  der  Liebhaber  des  ge- 
raubten Mädchens  sei  (vgl.  Don  z. 
d.  St.),  und  daher  annahmen,  daß 
er  dabei  nicht  gefehlt  habe.  Stamp. 
sieht  hierin  m.  E.  mit  Unrecht  ein 
Zeichen  der  Kontamination. 

V.  357.  illum  (näml.  Ctesipho)  wird 
V.  368  durch  eum  aufgenommen, 
wie  V.  315  Syrutn  durch  illum  und 
V.  741  illud  durch  id. 

V.  368.  etiam  gehört  zu  eum  (auch 
Iou.  interpungiert  vor  etiam),  das 
es  hervorhebt.  S.  Anhang.  —  ad 
nequ.  add.  vgl.  Plaut.  Bacch.  112 
uidetur  posse  hie  ad  nequitiam  ad- 
dueier;  andere,  wohl  beabsichtigte 
Anklänge  an  Plautus  s.  bei  Pradel 
a.  0.  470. 

V.  369.  ganeum,  nach  Festus 
(Paul.  68  Th.),  Don.  (s>.  d.  St.)  und 
Schol.  Bemb.  (Herrn.  II  386)  halb 
oder  ganz  unterirdische  Kneipe, 
die  manchmal  auch  der  Ort  ge- 
heimer   Liederlichkeit    war    (vgl. 


365 


Becker -Göll,  Gallus  HI  40;  Mau, 
Führer  durch  Pompeji5  1896,  84 
sowie  Mau,  Pompeji,  1900,  393). 

V.  360.  Über  die  Substantivie- 
rung ille  inpurus  b.  Barth,  Fleck. 
Jahrb.  CXXES  180. 

V.S61.  sed  eceum:  eceum  etc.  steht 
entweder  ohne  einen  weiteren  Säte, 
jedoch  meist  mit  einem  andern 
Akkusativ  verbunden  (z.B.  Eun.395 
sed  eceum  militem),  oder  paren- 
thetisch in  einem  Satze  ohne 
Rücksicht  und  Einfluß  auf  dessen 
Konstruktion  (wie  oben);  s.  O. 
Ribbeck,  Goroll.  in  Frag,  com.* 
XXIIf.,  Bach  a.  O.  402f.,  Haul.8  zu 
V.  464.  —  ire:  *et  abire  et  uenvre 
signijicat',  Don.;  s.  z.V.  231.  — hinc 
einem  ex  hoc  (Syrue)  gleich,  s.  Bach 
a.  0.  199  f.  —  seibo  vgl.  Anh.  zu 
V.  82  f.,  Engelbrecht  67  ff. 

V.  362.  atque:  s.  zuV.  40.  Bothe1 
und  Fleck.4  schrieben  sogar  atqui 

V.  364.  Omnem  bis  V.  371  {sen- 
teniia)  spricht  Syrus  absichtlich  laut 
zu  den  ihn  begleitenden  Sklaven, 
indem  er  sich  so  stellt,  als  be- 
merkte er  Demea  nicht;  die  Worte 
sind  aber  lediglich  für  ihn  be- 
rechnet. Den  Sklaven  brauchte  er 
es  nicht  zu  erzählen,  da  sie  ja 
dabei  waren.  —  seni,  dem  Micio, 
den  sie  auf  dem  Markte  getroffen 
haben,  vgl.  V.  164. 

V.  365.  haberet  familiär  statt  des 
Reflexivums,  s.  Haul8  zu  V.  429.  — 
enarramus:  histor.   Präsens.     Über 


m  3,  12—24 


ADELPHOE 


77 


nihil  qmcquam  uidi  laetius.    De.  Pro  Iiippiter, 

hominis  stultitiam!     Sy.  C6nlandauit  fflium; 

mihi  qui  id  dedissem  cönsilium  egit  grätias. 
16   De.  Disrümpor.     Sy.  Argentum  ädnumerauit  üico; 

dedit  praeterea  in  sümptum  dimidhim  rninae;  370 

id  distributum  sane  est  ex  sententia.    De.  Em, 

huic  mändes  siquid  recte  curatiim  uelisl 
Sy.  Ehern  Demea,  hand  aspexeram  te.    quid  agitnr? 
so   De.  Quid  agätur?  "uostram  nequeo  mirari  satis 

ratiönem.    Sy.  Est  hercle  inepta,  ne  dicäm  dolo  atque    376 

absürda.    pisois  ceteros  purgä  Dromo.; 

gongrum  istum  maxumum  in  aqua  sinito  ludere 

tantisper;  ubi  ego  rediero  exossäbitur; 


das  angebliche,  kontrahierte  Per- 
fekt (—  enarrauimus,  wasl?leck.8 
einsetzt)  s.Neue  III8  493  f.  Über  das 
Imperf.  nach  dem  Präsens  s.  Bris  zu 
Trin.4 14.  —  ordine  (s.  V.  351):  hier 
vielleicht  'haarklein',  bisweilen  in 
ordine:  Plaut. Poen.  590,  Pseud.  676. 

Y.  366  nihil  quicquam:  ebenso 
Andr.  90  f.,  Ena.  884,  Phorm.  80,  260, 
Hec.  400 ;  nemo  quisquam  Eun.  226 f., 
1032,  Hec.  67;  ferner  homo  quis- 
quam im  negativen  Satze  Andr.  245, 
425,  Eun.  324,  Haut.  81,  Phorm.  977, 
Hec.  861,  Ad.  38,  716f.;  vgl.  auch 
V.  259  hominem  neminem.  —  ho- 
minis: Micio. 

V.  368.  2««' . . .  dedissem:  der  Kon- 
junktiv, weil  der  Relativsatz  im 
Sinne  Micios  gesagt  ist. 

V.369.  Disrümpor:  ich  zerspringe, 
platze,  berste  vor  Ärger,  s.  Otto  a.  O. 
303  rumpere.  —  ilico  zeigt  bier  deut- 
lich den  Übergang  aus  der  lokalen 
in  die  temporale  Bedeutung. 

V.  370.  sumptus:  im  Lustspiel 
besonders  der  Aufwand  für  kuli- 
narische Genüsse;  vgl.  Andr.  450 
Ait  nimium  parce  facere  sumptum. 

V.  372.  huic:  dem  Syrus;  ^eigw- 
velu  est  maioris  stomachi,  quia  ille 
dixit:  ex  sententia  distributum',  Don. 
Zum  Gedanken  vgl.  Phorm.  688  f., 
Plaut.  Asin.  120  f. 

V.  373 f.  quid  agitur?  Quid  agä- 
tur s.  zu  V.  84.  —  Syrus  stellt  sich 
verwundert,  Demea  zu  sehen,  und 
begrüßt  ihn  mit  quid  agitur?  'wie 
geht's?',  der  Begrüßungsformel 
zwischen  guten  Bekannten,  s.  zu 
V.  883  und  884. 


V.  376.  ne  dicam  dolo  ('offen  ge- 
sagt', vgl.  non  dicam  dolo,  Plaut. 
Men.  228,  Trin.  480,  haud  dicam 
dolo,  Trin.  90)  hebt  den  folgenden 
Begriff  absurda  schärfer  hervor, 
wie  schon  Spengel  (Krit.  Anh.  z.  d. 
V.)  unter  Verweis  auf  V.  664 ,  wo 
die  Hervorhebung  positiv  gegeben 
ist,  behauptet  hat.  lou.  inter- 
pungiert  vor  ne  und  erst  nach 
absurda,  zieht  ne  d.  d.  also  zum 
folgenden;  ebenso  ist  die  mihi  ein- 
geschoben Eun.  349  f.  Nostin  quae 
sit?  die  mihi  aut  uidistin.  —  atque 
s.  Anh.  Mit  der  V.  375  ff.  dem  Demea 
gegenüber  geheuchelten  braven  Ge- 
sinnung des  Syrus  kontrastieren 
in  wirksamer  Weise  die  einge- 
schobenen, auf  die  beabsichtigte 
Schmauserei  bezüglichen  kurzen 
Befehle,  welche  er  an  seine  beiden 
Begleiter  richtet. 

V.  377.  gongrum:  der  Seeaal 
(gr.  yoyygo?)  stand  in  gleicher  Ehre 
mit  der  Muräne  (s.  Becker  -  Göll, 
Gallus  IH  334).  Wahrscheinlich 
deutete  Syrus  bei  gongrum  ver- 
stohlen auf  Demea,  so  daß  wir 
hier  eine  ähnliche  Verhöhnung 
haben  wie  bei  Plaut,  die  des  Theo- 
propides durch  Tranio  in  der  Most. 
V.  832 f.;  Ctes.  Betragen  kann  nicht 
mehr  lange  dem  Demea  verborgen 
bleiben.  —  Die  aufgelösten  Längen 
entsprechen  gut  dem  Sinne  des 
Satzes.   S.  Anhang. 

V.  378.  rediero :  Syrus  hat  zwar 
nicht  mehr  vor  wegzugehen;  er  ist 
aber  auch  noch  nicht  zu  Hause  im 
engeren  Sinne,  und  redire  wird  ge- 


78 


ADELPHOE 


III3,  25—32 


85  prius   nölo.     De.  Haecine   flagftia!     Sy.  Mihi    quidem   nön 

placent, 
et  olämo  saepe.     sälsamenta  haec  Stephanio 
fa©  macerentur  ptilchre.    De.  Di  uosträm  fidem, 
utnäm  »tudione  id  sfbi  habet,  an  laudf  putat 
fore  si  perdiderit  gnätum?    uae  miserö  mihi! 

so  uidere  uideor  iam  diem  iilum,  quom  hinc  egens 

profdgiet  aliquo  militatum.     Sy.  0  Demea, 
istüc  est  sapere,  n<5n  quod  ante  pedes  modost 


380 


385 


braucht  in  der  Bedeutung  von '  heim- 
kommen', a.  B.  Hec.  452  Venisse  aiunt 
(filium);  redeat.  —  exossabitur ;  vgl. 
Plaut.  Amph.  318  f.  Exossatum  os 
esse  . . .  hie  me  quasi  murenam  exos- 
sare  cogitmt.  . 

V.  379.  prine  nolo:  'Süperbe  et 
pro  auctoritate',  Don.;  vgl.  auch 
Don.  z.  Andr.  418.  —  Haecine  s. 
V.  183  u.  Anm. 

V.  380.  clamo  (Spengel:  'eifre  da- 
gegen') hat  nach  Dombart  a.  0.  39 
in  der  volkstümlichen  Sprache  der 
christlichen  Zeit  die  Bedeutung 
der  ernsten  Mahnung  etc.  bei- 
behalten. Nach  Du  Cange  bedeutet 
clamare  noch  in  den  Klosterregeln 
das  Vorladen  und  Zurechtweisen 
der  Mönehe  und  Nonnen  wegen 
begangener  Fehler.  Vgl.  auch 
Usener,  Rh.  M.  LVI  19.  —  sälsa- 
menta, eingeaalzene  Fische  oder 
überhaupt  etwas  mit  Salz  Bereitetes. 
Don.  sagt  darüber  'aut  salsi  pisees 
aut  laridum'.  Da  von  den  Fischen 
schon  früher  die  Rede  war,  ist 
hier  wohl  eher  an  eingesalzenes 
Fleisch  (Würste,  Schinken  u.  dgl.) 
zu  denken,  s.  Wölfflin,  Arch.XII  366. 
—  Stephanio  und  Dromo  (V.  376) 
sind  Sklaven  des  Hauses,  welche 
die  von  Syrus  eingekauften  Deli- 
katessen vom  Markte  heimtragen. 
Damit  in  der  Zubereitung  nichts 
versäumt  werde,  schickt  sie  Syrus, 
welcher  sich  von  Demea  aufgehalten 
.sieht,  ins  Haus  voraus.    S.  Anhang. 

V.  382.  utram  studione  ...  an: 
die  gewöhnliche  Form  der  Doppel- 
frage in  der  Umgangssprache  ist, 
daß  das  erste  Glied  ohne  Frage- 
wort oder  mit  angehängtem  ne 
oder  mit  utrum  steht,  das  zweite 
immer  durch  an  eingeleitet  wird. 


Die  ursprünglich  selbständige  Be- 
deutung von  utrum  (was  von 
beiden?)  zeigt  sich  noch  darin,  daß 
nicht  selten  nach  utrum  an  ein 
Wort  des  ersten  Fragesatzes  noch 
ne  zugefügt  wird  wie  oben;  vgl. 
Eun.  721  utrum  praedicemne  an 
taceam?  s.  auch  Lorenz  zu  Plaut. 
Pseud.  688.  —  studione  id  sibi  habet: 
etwa:  ob  er  das  für  seine  Aufgabe, 
seinen  Beruf  hält. 

V.  383.  perdiderit  wohl  als  Konj. 
Perf.  zu  nehmen;  vgl.  P.  Thomas 
a.  0.  38.  —  gnatus  s.  Haul.3  Einl.  59. 
Über  das  Verhältnis  zwischen  gnatus 
und  filius  vgl.  J.  Koehm,  Quaest. 
Plaut.  Terent.,  Diss.,  Gießen  1897, 6  ff. 

V.  384  f.  In  fremde  Kriegsdienste, 
meist  nach  Asien  und  Macedonien, 
zu  gehen  war  die  letzte  Zuflucht 
der  jungen  Athener,  welche  durch 
ihren  Leichtsinn  zu  Hause  verarmt 
oder  mit  ihren  Angehörigen  zer- 
fallen waren.  Vgl.  Haut.  117,  Plaut. 
Trin.  596 f.,  701,  721  f.  etc.  —  egens 
adjektivisch  wie  Phorm.  357  und 
751,  nur  von  Personen,  s.  Haul.8  zu 
V. 357. 

V.  386.  istuc  mit  langer  Endsilbe 
wie  Haut.  110  Ego  istüc  aetatis.  — 
istuc  est  sapere  ironisch.  —  ante 
pedes :  nur  bei  einer  so  engen  Wort- 
verbindung, wie  es  hier  die  Prä- 
position mit  ihrem  Subst.  ist  (vgl. 
V.  334  hanc  sibi  uxorem,  wo  sibi 
gleich  suam  ist),  dürfen  die  zwei 
kurzen  Thesissilben  eines  Versfußes 
zwei  verschiedenen  mehrsilbigen 
Wörtern  angehören;  vgl.  Andr.  155 
Si  pröpter  amörem,  Brix  zu  Plaut. 
Mil.s  1284  und  Klotz  a.  0.  307. 
—  ante  pedes  'vor  der  Nase'.  Don. 
verweist  auf  den  von  Cicero  (Diuin. 
n  30)    citierten   Vers    des    Ennius 


III  3,  33—42 


ADELPHOE 


79 


uidere,  sed  etiam  flla  quae  futüra  sunt 

prospicere.    De.  Quid?  istaec  iäm  penes  uos  psältriast? 

35    Sy.  Ellam  intus.     De.  Eho    an   donnst  habiturus?     Sy.  Credo 

ut  est 
dementia.    De.  Haecine  fteri!     Sy.  Inepta  lenitas  390 

patris,  et  facilitas  präua.     De.  Fratris  me  qmdein 
pudet  pigetque.     Sy.  Nimium  inter  uos  Demea  ac  — 
non  quia   ades  praesens   dico  hoc  —  perniinium   interest. 

40  tu  quäntus  quantu's,  nihil  nisi  sapientia  es, 

ille  sömnium.     sineres  uero  illum  tu  tuom  395 

facere    haec?     De.  Sinereni    illum?      aut    non    sex    totis 

mensibus 


(Ribb.3201,47):  Quod  est  ante pedes, 
npenu  spectat:  caeli  scrutatur  piagas. 
Über  diesen  sprichwörtlichen  Aus- 
druck b.  Otto  274  pes  1. 

V.  387.  Vgl.  Cic.  Mur.  4  non  solum 
uidere . . .  uerurn  etiam  prouidere  quid 
futurum  sit. 

V.  388.  penes  örtlich  und  ma- 
teriell: im  Besitze  von,  bei;  so 
öfters  im  alten  Latein,  z.  B.  Plaut. 
Trin.  733  quom  eius  rem  penes  me 
habeam  domi,  V.  1145  f.,  Dräger, 
Hist.  Synt.  I*  686.  —  psaltria  von 
Terenz  zuerst  gebraucht,  s.  Haul.s 
zu  V.  82;  ebenso  Uberalitas  V.  57, 
debacchari  V.  184,  oppressio  V.  238 
(dagegen  oppressiunculae  Plaut. 
Pseud.  68),  raptio  V.  356  u.  a. 

V.  389.  Ellam:  s.  zu  V.  260.  — 
Nach  ellam  intus  wendet  sich  Syrus 
scheinbar  gleichgültig  ab  und  wird 
daher  von  Demea  mit  eho  (s.  darüber 
Haul.8  zu  V.  259)  angerufen,  das 
sich  im  Gegensatze  zu  heus  immer 
an  Personen,  die  auf  der  Bühne 
anwesend  sind,  richtet.  —  Zu  est 
habiturus  dürfte  wohl  Äsch.  als 
Subjekt  gedacht  sein,  da  von  ihm 
V.  385  zuletzt  die  Rede  war. 

V.  390.   Haecine  fieri.   S.  Anhang. 

V.  391.  facilitas  (in  AGF1?1  fa- 
cultas) :  die  Übertragung  von  facilis 
(V.  986,  Hec.  761,  Haut.  217)  und 
facilitas  (hier,  V.  860 f.  und  Eun. 
1046  ff.,  Haut.  648,  Hec.  247  f.)  auf 
Personen  ist  zuerst  bei  Terenz  nach- 
weisbar, s.  Langen  a.  0.  753  f. 

V.  392.    S.  Anhang. 

V.  393.  ades  praesens:  'bist  leib- 
haftig da',  derselbe  Pleonasmus 
Plaut.  Most.  1075,  Stich.  577,  Caes. 


b.  G.  VH  62,  2,  dagegen  Amph.  977 
tametsi  praesens  non  ades  in  ent- 
gegengesetzter Bedeutung.  —  per- 
nimium: nimium  ist  in  der  Sprache 
der  Komiker  nur  ein  emphatisches 
multum  (s.  Bris  zu  Plaut.  Trin.*  28; 
Wölfflin,  Lat.  u.  rom.  Komp.  24 f.). 
Um  so  weniger  kann  es  auffallen, 
wenn  es  sich  mit  dem  steigernden 
Adverb  per  verbindet,  das  TereDz 
besonders  liebt  (s.  Spengel  zu  Andr.2 
265,  Haul.8  zu  V.  658). 

V.  394.  quantus  quantu's  —  quan- 
tuscumque  (Don.,  Prise):  'jeder  Zoll 
an  dir,  vom  Kopf  zum  Fuß';  s. 
über  diese  volkstümliche  Doppelung 
Haul.8  zu  V.  904;  an  eine  Bezeich- 
nung der  besonderen  Größe  Demeas 
ist  bei  diesem  Worte,  das  die  Re- 
lation innerhalb  einer,  aber  be- 
liebigen Größe  bezeichnet,  ebenso- 
wenig zu  denken,  als  auch  somnium 
im  folgenden  nur  die  Haltlosigkeit 
des  Charakters  bezeichnet,  nicht 
auf  die  äußere  Erscheinung  geht. 
S.  Einl.  S.  2  A.  3.  —  nisi  wie  auch 
mihi,  tibi,  sibi,  ibi  und  ubi  kommen 
ausnahmsweise  mit  langer  Endsilbe 
vor,  wenn  diese  den  Verston  hat; 
vgl.  V.  142,  604.  In  der  Sprache  des 
tägl.  Lebens  war  die  Endsilbe  dieser 
Wörter  bereits  kurz  geworden. 

V.  395.  tlle  s.  zu  V.  72.  —  som- 
nium: 'Nee  tu  sapiens  sed  sa- 
pientia, nee  ille  somniculosus 
sed  somnium,  vns^ßoX^'.  Don. 
S.  Anhang. 

V.  396.  aut  ist  hier  berichtigend, 
'oder  vielmehr',  e.  Kühner  H  706,  4. 
—  totis  (s.  Don.  z.  d.  St.):  durch 
diese    Hervorhebung    sowie    durch 


80 


ADELPHOE 


HI  3,  48— ü7 


50 


prins  ölfecissem  quam  ille  quicquam  coeperit? 

Sy.  Vigiläntiam  tuam  tu"  mihi  narras?    De.  Sic  ßiet 

modo   ut   rnlnc   est   quaeso.     Sy.  Vt   qrasque    suom    nolt 

esse  itast. 

De.  Quid?  eiim  uidistin  hddie?    Sy.  Tuomne  fÜräm?  —      400 
abigam  hünc  ras.  —  iam  dudom  aüquid  ruri  agere  arbitror. 

De.  Satin  scis  ibi  esse?    Sy.  Oh,   qui    egomet  produxil    De. 

öptuniest; 
metm  ne  haereret  hfc.    Sy.  Atque  iratum  ädmodum. 

De.  Quid  aütem?    Sy.  Adortus  iiirgiost  fratrem  äpud  forum 
de  psältria  ista.   De.  Ain  uero?   Sv.Vah,  nihil  reticuit.     406 
nam  ut  ntimerabatur  forte  argentum,  interuenit 
homo  de  inprouiso;  coepit  clamare,  Aeschine, 
haecine  flagitia  fäcere  te!  haec  te  admittere 
indigna  genere  nöstro !    De.  Oh,  lacrumo  gaiidio. 

Sy.  *Non  tu  h6c  argentum  pardis  sed  uitäm  tuam/  410 

De.  Saluös  sit.    spero,  est  similis  maiorum  suom.    Sy.  Hui. 


ölfecissem  mußte  der  komische  Ein- 
druck bei  den  Zuschauern,  die 
alles  schon  früher  erfahren  hatten, 
bedeutend  erhöht  werden. 

V.  897.   Über  coeperit  a.  Anhang. 

V.  398.   siei:  Subj.  ist  Ctesipho. 

V.  399.  Vt  quisque  suom  uolt  esse 
itast:  dabei  mag  sich  wohl  Syrus 
gegen  das  Publikum  wenden  und 
höhnisch  sein  Gesicht  verziehen; 
daher  muß  ihn  Demea  wieder  mit 
Quid?  zu  sich  rufen. 

V.  400.  Quid?  eum  uidistin  Jiodie: 
über  -ne  nach  quid?  s.  zu  V.  177. 
Dz.1  dachte  an  quid  eum?  näml. 
narras. 

V.  401.  abigam  h.  r.  wird  zur 
Seite  gesprochen;  'ut  pecudem  . . . 
abigam,  non  ut  hominem,  mittam', 
Dön. 

V.  402.  ibi  esse:  darauf  kommt 
es  dem  Demea  an;  daher  betont 
er  nur  dies,  so  daß  der  selbst- 
verständliche Subjektsakkusativ 
eum  ebenso  wie  V.  401  nicht  gesetzt 
wird.  —  Oh  (nach  s ,  A  hat  O)  be- 
schwichtigt abwehrend  den  Zweifel 
Demeas;  s.  Haul 8  zu  V.  51,  Richter 
a.  O  600  ff.  —  qui  egomet:  egomet 
dient  zur  Hervorhebung,  sonst  steht 
das  Relativ,  das  mit  dem  Verbum 
in  der  ersten  (oder  zweiten)  Person 
verbunden  wird,  allein.  —  produxi: 
'bis  vor  das  Tor  das  Geleite  geben', 


stark  betont,  daher  ohne  das  selbst- 
verst.  Objekt.  Damit  fängt  die  Lüge 
an,  die  Syrus  mit  bewunderungs- 
würdiger Sicherheit  dem  Alten  an 
den  Kopf  wirft.  Die  Worte  des  Syrus 
in  V.  403  schließen  sich  hieran  an, 
ohne  auf  die  Zwischenbemerkung 
des  Demea  Rücksicht  zu  nehmen. 

V.  403.  Atque:  und  zwar,  wie  oc 
Eun.  691,  915;  Haut.  763;  vgl. 
Dräger  a.  O.  II8 49 f.;  et  sowie  neque 
haben  in  der  gleichen  Bedeutung 
nach  Conradts  Beobachtung  (a.  O. 
135)  bei  Ter.  immer  das  Demon- 
strativpronomen bei  sich.  —  iratum 
im  Akkusativ  wegen  des  voraus- 
gegangenen produxi. 

V.  404.   äpüd  forum:  s.  V.  154. 

V.  405.  de  ps.  istac:  damit  äfft 
Syrus  die  Worte  des  Demea  in 
V.  888  nach.  —  Ain  uero?  hier 
zweifelnd,  im  heftigen  Affekte  ge- 
sprochen, drückt  aus,  daß  der 
Fragende  feststellen  will,  ob  er 
recht  gehört  hat,  s.  Seyffert,  Burs. 
Jahr>B.  80,  342.  —  S.  Anhang. 

V.  407.    S.Anhang.  . 

V.  411.  Saluos  sit:  eine  häufige 
Formel  der  Beglückwünschung  und 
Segnung.  —  est  similis  unabhängig 
neben  spero,  um  der  Aussage 
größeren  Nachdruck  zu  verleihen. 
S.  Anhang.  —  suom.  Über  den  ziem- 
lich seltenen  Gebrauch  dieser  Ge- 


HI3,  68—67 


ADELPHOE 


81 


De.  Syre  praöceptorum  plenust  istorum  llle.    Sy.  Phy. 

domi  häbuit  tmde  disceret.    De.  Fit  seMulo: 

nihil  praetermitto ;  consuefacio;  denique 

inspicere  tamquam  in  speculum  in  uitas  dmnium  416 

iubeo,  ätque  ex  aliis  sümere  exemplüm  sibi. 

'hoc  fäcito.'    Sy.  Recte  säne.    De. 'Hoc  fugito.'    Sy.  Callide. 
De.  'Hoc  laüdist.'    Sy.  Istaec  res  est.    De.  'Hoc  uitiö"  datur.' 
Sy.  Probfssime.    De.  Porro  aiitem  .  . .  Sy.  Non  hercle  ötinmst 

nunc  mihi  auscultandi.    piscis  ex  sententia  420 

nactüs  sum;  ei  mihi  ne  cörrumpantur  caiitiost; 


netivform  (in  den  Ad.  noch  V.  746, 
793^  vgl.  Engelbr.  18 f.,  Haul.8  zu 
Y.  38.  —  hui.  "Wahrend  der  durch 
S yrus  geäffte  Demea  seinen  salbungs- 
vollen Lobeshymnus  auf  den  ver- 
meintlichen Mustersohn  anstimmt, 
wendet  sich  Syrus  höhnend  mit  Hui 
und  Phy  (Schol.  Bemb.:  interiectio 
inrisionis),  sein  ironisches  Erstaunen 
ausdrückend,  hinter  dem  Rücken 
Demeas  an  das  Publikum ;  da  dieses 
den  Sachverhalt  bereits  kennt, 
ranßte  natürlich  das  Pathos  des 
gerührten  Vaters,  begleitet  von  den 
Gesten  und  Ausrufen  des  Syrus, 
ungemein  komisch  wirken. 

V.  412.  Syre:  da,  Hui  von  Syrus 
beiseite  gesprochen  wird ,  unter- 
bricht Demea  seine  Rede  nicht, 
der  Vokativ  braucht  daher  nicht 
abgetrennt  zu  werden;  Icu.  setzt 
daher  auch  kein  Zeichen  nach  Syre 
—  praee  istorum,  'wie  du  sie  schon 
kennst'  (nicht:  praee.  maiorum). 

V.  413.  domi  habuit  unde  di~ 
sceret:  'er  hatte  ja  zu  Hause  seinen 
Lehrer'  {unde  —  a  quo),  mit  deut- 
lichem Bezüge  auf  Demea,  wie 
dessen  Antwort  beweist.  Otto  a.  0. 
120,  domus  2  übersetzt  es  mit:  'er 
brauchte  niemand,  der  ihn  belehrte", 
doch  ist  diese  weitere  Entwicklung 
hier  noch  nicht  anzunehmen. 

V.  415.  insp.  tamquam  in  specu- 
lum q.  s. :  das  Leben  andrer  soll 
Ctesipho  insofern  als  Spiegel  be- 
trachten, daß  er,  so  wie  man  sich 
sonst  nach  dem,  was  man  im  Spiegel 
sieht,  seine  Kleider,  Haare  u.  dgl 
richtet,  seine  Handlungsweise  nach 
dem  Guten,  was  er  sieht,  richtet 
und  sich  vom  Bösen,  was  er  als 
Fernestehender     besser     erkennen 

Terentiua,  Adelphoe.7 


kann,  fernehalt  (vgl.  Donat  z,  d 
St.).  Von  Leuten  entgegengesetzten 
Schlages  Plat.  Leg.  Xp.  906  B  xata 
tog  iv  y,uxÖ71zqois  avxätv  xaig  tzqÜ£e~ 
eiv  Tjy7jffet)  Y.ad,ea>Qa*ivai  tr\v  icav- 
rtov  aniteictv  &eäv  nzl.  Bekannt 
ist,  was  Hör.  Senn.  I  4,  105 ff.  von 
der  Erziehungsmethode  seines  Vaters 
berichtet.  Vgl.  die  Verse  Friedrich 
Rückerts:  'Dein  wahrer  Freund  ist 
nicht ,  wer  dir  den  Spiegel  hält  der 
Schmeichelei,  worin  dein  Bild  dir 
selbst  gefällt;  dein  wahrer  Freund 
ist,  wer  dich  sehen  läßt  deine 
Flecken  und  sie  dir  tilgen  hilft, 
eh'  Feinde  sie  entdecken'. 

V.  416.  ex  aliis  sumere  exemplum 
sibi  sowohl  in  Bezug  auf  das  Gute 
als  auch  auf  das  Schlechte;  über 
die  weitere  Entwicklung  dieses  Ge- 
dankens in  der  einen  oder  anderen 
Richtung  s.  Otto  a.  0.  14  alienus  3. 

V.  417  f.  Vgl.  Plato  Protag.  325  D. 

V.  419.  istaec  res  est:  so  wie  du 
es  sagst,  ist  es  recht,  non  quam 
rem  agit  Micio  . . .  et  signifieat  'Hoc 
uerum,  hoc  utile  est'.    Don. 

V.  421 .  mihi  . . .  cautiost  =  (wegen 
der  in  cauere  Hegenden  Bedeutung) 
mihi  cauendum  est,  ebenso  Andr.  400 
(bei Plautus häufiger  z.B. Poen.  446 f., 
Bacch.  697 f.),  dagegen  bezeichnet 
das  Verbalsubst.  wie  der  Infinitiv  die 
Handlung  schlechtweg  Hec.  650, 
Eun.  671,  Phorm.  293  etc.  (über  die 
Verbindung  der  Verbalsubstantiva 
auf  -io  in  dieser  Bedeutung  mit 
einem  Kasus  s.  Haul.8  zu  V.  298). 
Spengel  weist  darauf  hin ,  daß  die 
Verwendung  des  Verbalsubst.  statt 
des  Gerundiums  der  Umgangs- 
sprache angehört,  vgl.  hierzu  Dom- 
bart a.  0.  356.    S.  Anh. 


82 


ADELPHOE 


III  3,  68—83 


80 


nam  ld  ncbis  tain  flagitiumst,  quam  illa  Demea 
non  fäcere  uobis  quae  modo  dixti;  et  quöd  queo 
conseruis  ad  eundem  istunc  praecipiö  modum: 
'hoc  sälsumst,  hoc  adustumst,  hoc  lautümst  parum; 
illüd  recte,  iterum  sie,  memento'.    sedulo 
moneö,  quae  possum  pro  mea  sapientia; 
postremo,  tarn  quam  in  speculum  in  patinas  Demea 
inspicere  iubeo,  et  möneo  quid  facto  usus  sit. 
inepta  haec  esse  nös  quae  faeimus  sentio; 
uerüm  quid  facias?  üt  homost  ita  morem  geras. 
numquid  uis?    De.  Mentem  udbis  meliorem  dari. 

Sy.  Tu  nis  hinc  ibis?    De.  Recta.    Sy.  Nam  quid  tu  hie  agas, 
ubi  sfquid  bene  praeefpias  nemo  optemperet?  — 

De.  Ego    uero    hinc    abeo,    quando    is    quam    ob    rem    huc 

ueneram  436 

rus  äbiit.    illum  ciiro  unum,  ille  ad  me  ättinet, 
quando  ita  uolt  frater;  de  istoc  ipse  uiderit. 


425 


430 


V.  423.  non  facere  hier  so  viel 
wie  omittere.  —  dixti:  über  diese 
kurze  Form  des  Perfekts,  die  gegen- 
über der  längeren  bei  Ter.  häufiger 
vorkommt  als  bei  Plautus,  s.. Engel- 
brecht 59  ff.,  Sommer  617.  —  quod 
queo  s.  Haul.3  zu  V.  478. 

V.  424.    S.Anhang. 

V.  425.  sälsumst  - . .  adustumst . . . 
lautümst:  die  persiflierende  Wirkung 
(vgl.  V.  417)  der  Worte  des  Syrus 
wird  noch  dadurch  erhöht,  daß  alle 
drei  Ausdrücke,  wie  H.  A.  Strong, 
Class.  Rev.  1897,  160  hervorhebt, 
einen  Doppelsinn  an  sich  zu  tragen 
scheinen.  Bei  sälsumst  {non  in- 
sulsum)  und  lautümst  ist  es  klar, 
adustumst  ist  wie  unser  deutsches  'an- 
gebrannt' ==  'anrüchig'  zu  nehmen. 

V.  427.  sapientia  Wortspiel: 
ldiaovQwi<äg  sapientia  dixit,  quia 
condimentum  gustu  ac  Sapore 
temperant  eoci.'   Don. 

V.  428.  Hiermit  erreicht  die  Ver- 
höhnung Demeas  durch  Syrus  ihren 
Höhepunkt.  V.  430  scheint  Demea 
endlich  eine  abwehrende  Gebärde' 
zu  machen,  weshalb  Syrus  einlenkt 
und  abbricht. 

V.  429.  usus  mit  Abfall  des 
Schluß-s  und  kurzem  u  ist  Nomi- 
nativ, s.  zu  V.  839;  usus  est  oder 
uenit  ist  eine  in  der  Umgangs- 
sprache gewöhnliche  Wendung.  Es 
tritt  dazu  der  Dativ  einer  Person; 


die  Sache  steht  im  Nomin.,  wenn 
sie  einPron.  Neutr.  ist;  Substantiva 
und  Participia  Perf.  Pass.  (vgl.  Hec. 
327,  878)  stehen  im  Ablativ  wie  bei 
uti,  da  in  usus  ebenso  wie  in  den 
Verbalsubst.  auf  -io  noch  dieselbe 
verbale  Kraft  wirksam  ist.  An  diese 
Konstr.  glich  sich  die  von  opus  est 
an,  s.  Scholl,  Arch.H209. 

V.  431.  ut  homost  allgemein  ge- 
sagt, doch  mit  besonderer  Beziehung 
auf  Micio.  —  ut  homost  ita  mor.  g. 
von  Don.  als  Sprichwort  bezeugt, 
dasselbe  wohl  Plaut.  Most.  725. 

V.  432.  numquid  uis?  s.  zu  V.  247. 
—  Vgl.  Anm.  zu  V.  80  f. 

Nach  V.  434  tritt  Syrus ,  der  da- 
von überzeugt  ist,  daß  Demea  auf 
sein  Landgut  geht  (s.  V.  518),  in 
das  Haus  seines  Herrn.  Demea 
schickt  sich  an,  auf  sein  Landgut 
abzugehen.  Da  sieht  er  den  von 
Geta  geholten  Hegio  vom  Markte 
her  kommen,  was  ihn  veranlaßt, 
auf  diesen  zu  warten  (V.  446). 

V.  435.  quando  hier  wie  V.  437 
kausal,  s.  Scherer,  De  particulae 
quando . . .  usu,  Studem.  Stud.  H  85  ff. 

V.  436  f.    S.  Anhang. 

V.  437.  de  istoc,  näml.  Äschinus, 
welcher  dem  Hause  angehört,  dem 
Demea  zugewendet  ist.  —  uiderit 
ist  Fut.  ex.  in  absolutem  Sinne, 
wie  uidero  z.B.  V.  638,  845;  s.  zu 
V. 127. 


HI  3,  84—4,  6 


ADELPHOE 


83 


85 


90 


sed  quis  illic  est  quem  uideo  procul?  estne  Hegio 
tribiilis  noster?    si  satis  cerno  is  herclest  uaha, 
homo  amicus  nobis  iam  mde  a  puero  —  o  di  boni, 
ne  illfus  modi  iam  nöbis  magna  ciuium 
penüriast  —  homo  antiqua  uirtute  äc  fide. 
haud  cfto  mali  quid  örtum  ex  hoc  sit  publice, 
quam  gaüdeo!    ubi  etiam  hüius  generis  reliquias 
restäre  uideo ,  ah  uiuere  etiam  nunc  lubet. 
opperiar  hominem  hic;  üt  salutem  et  cönloquar. 


440 


446 


Hegio     Demea     Geta     (Pamphila) 
Senes  ii  Servos        (Virgo) 

HI  He.  Pro  di  inmortales,  fäcinus  indigmim  Geta! 

4  quid  närras?    Ge.  Sic  est  factum.    He.  Ex  illan  fämilia, 

tarn  inliberale  fäcinus  esse  ortum!  Ae3chine, 
pol  haüd  paternum  istüc  dedisti.    De.  Videlicet  450 

6  de  psältria  hac  audfuit;  id  illi  nunc  dolet 


V.  439.  tribiilis:  griech.  drjaörrig 
oder  bfiöcpvlos.  —  is  herclest  uaha 
s.  Anhang. 

V.  440  f.    S.  Anhang. 

V.  441.  Dem  versichernden  ne 
(nicht  nae)  folgt  in  Ausrufen  ein 
persönliches  oder  hinweisendes  Pro- 
nomen; vgl.  Fleck,  im  Phil.  II  64  ff. 
und  G.  Hermann,  Phil.  EI  460 ff., 
Krebs-Schmalz,  Antib.6s.  u.  —  illius 
zweisilbig,  s.zuV.  261  u.  Anhang.  — 
Mit  441/42  und  444/45  vergleicht 
Nencini  a.  0. 138  A.  2  das  Menander- 
fragment  (Mein.  Fragm.  ine.  286; 
Eocklllfr.  781):  Zvy%e%vv.£  vvv  rijv 
niGxiv  6  Haft'  rjficcg  ßiog. 

V.  442.  homo  antiqua  etc.  nimmt 
homo  vom  V.  440  wieder  auf. 

V.  443.  quid  indefinit  im  selb- 
ständigen Satze  wie  Plaut.  Pseud. 
29  An  obsecro  hercle  habent  quas 
gallinae  manus?  und  Bacch.  274 
Etiamnest  quid  porro?  s.  Dräger 
a.  0.  P88f.    S.Anhang. 

V.  444.  etiam  soviel  wie  etiam 
nunc  im  folg.  V.  —  Über  den  An- 
klang an  Hesiod  s.  Leo,  Plaut. 
Forsch.  122  und  Anm.  6. 

V.  445.    S.Anhang. 

V.  447.  Hegio  kommt  mit  Geta,  — 
der  ihm  gemäß  der  Weisung  So  • 
strataB  bereits  alles  erzählt  hat  — . 


um  entweder  Micio  oder  Demea  zu 
veranlassen ,  das  vermeintliche'  Un- 
recht de3  A.  zu  sühnen  (s.  V.  451). 

V.  448.    S.Anhang. 

V.  449.  inliberale:  3.  zu  V.  886.  — 
S.  Anhang. 

V.  450.  paternum :  a.  z.  V.  74.  —  de- 
disti=fecisti  (Don.,  der  auf  Verg.  Aen. 
XII  453  dabit  ille  ruinas  verweist) 
oder  protulisti  (Psichari) ;  vgl.  Haut. 
916  quod  res  dedere,  Eun.  457  f. 
quod  dedii  prineipium  adueniens, 
ib.*  653  turbas  dedit,  Plaut. 
Pseud.  110  heißt  es  turbelas  dare, 
dagegen  Bacch.  1057  tantas  turbellas 
facio.  Vgl.  unser  'Das  hast  du  gut 
gegeben'.  Hegio  spricht  diese  Worte, 
die  zugleich  ein  Lob  Demeas  ent- 
halten, ohne  von  dessen  Anwesen- 
heit Kenntnis  zu  haben.  —  Drama- 
tisch sehr  wirkungsvoll  ist  die 
Selbsttäuschung  des  Demea,  in 
welcher  er  bis  V.  468  bleibt.  — 
uidelicet  mit  metrischer  Kürzung 
der  naturlangen  Silbe ;  vgl.  Skutsch, 
Iambenkürzung  und  Synizese,  Sat. 
Viadr.  134  f.  Von  uidelicet  bis  haec 
spricht  Demea  für  sich.  Während 
seiner  Rede  geht  Hegio  mit  Geta 
nach  vorn. 

V.  461.  td  tili  nunc  dolet:  s.  zu 
V.  272. 


84 


ADELPHOE 


HI  4,  6—22 


15 


455 


460 


alieno,  pater  eins  rahili  pendit.    ei  mihi, 

utinam  hfc  prope  adesset  alicubi,  atque  audiret  haec! 

He.  Nisi  fäcient  quae  illos  aequomst,  haud  sie  aüferent. 

Ge.  In  te  spes  omnis  Hegio  nobis  sitast: 

te  sölum  habemus,  tri  es  patronus,  tu  pater; 

ille  tibi  raoriens  nös  commendauit  senex; 

si  deseris  tu,  periimus.    He.  Caue  dixeris: 

neque  fäciam,  neque  id  me  sätis  pie  posse  arbitror. 

De.  Adibo.    saluere  Hegionem  pltfrumum 

iubeo.    He.  Oh,  te  quaerebam  ipsum;  salue  Demea. 

De.  Quid  aiitem?    He.  Maior  filius  tuos  Aeschinus, 
quem  frätri  adoptandüm  dedisti,  neque  boni, 
neque  liberalis  fiinetus  officüimst  uiri. 

De.  Quid    istiic    est?     He.  Nostrum    amicum   noras    Simulum 

atque  466 

aequälem?    De.  Quid  ni?    He.  Füiam  eius  uirginem 
uitiäuit.    De.  Hern.    He.  Mane;  nön  dum  audisti  De*mea 
quod  est  grauissimum.    De.  An  quid  est   etiam  amplius? 


V.  452.  eius  einsilbig;  s.  zu 
V.  261 ;  ob  sich  diese  Genetivform 
(*s  für  eis)  in  der  Lesart  aller 
Handschr.  (außer  A1)  'pater  is' 
(ebenso  bei  Donat)  erhalten  hat, 
ist  sehr  fraglich;  vgL  Bücheier- 
Windekilde  §  188. 

V.  463.  hie  Adverbium,  bezeichnet 
den  Ort  des  Sprechenden.  —  S.  An- 


V.  454.  sie :  so  ohne  weiteres  == 
impune,  vgl.  Haut.  918,  Plaut.  Pers. 
276. 

V.  466.  tu  es  patr.,  tu  pater;  vgl. 
Plaut.  Capt.  444,  Cas.739,  Rud.  1266, 
Hör.  Ep.  1 7,  54  quo  sit  patrey  quoue 
patrono.  Lindsay  verweist  auf 
Gell.  V  13,  4  patrem  primum,  postea 
patronum  proximum  nomen  habere. 

V.  467.    S.Anhang. 

V.  458-  Caue  dixeris:  caue  mit 
dem  Konj  Präs.  oder  Perf,  (ohne 
ne)  ist  in  der  Umgangssprache 
eine  der  gewöhnlichsten  Um- 
schreibungen des  negativen  Im- 
perativs; vgl.  V.  170. 

V.  459.    S.Anhang. 

V.  460.  'saluere:  prior  salutat  ne 
uideatur  reus  esse  pro  filio'  (Schoh 
Bemb.  Herrn  H  388). 

V.  461.  Zeichen  der  innern  Auf- 
regung ist  es,  daß  Hegio  seine 
Freude    über    das   glückliche   Zu- 


sammentreffen ausspricht,  bevor  er 
den  diesmal  besonders  herzlichen 
Gruß  Demeas  erwidert. 

V.  462  f.    S.Anhang. 

V.  463  f.  boni  von  Herzen  gut, 
liberalis  infolge  der  Erziehung.  — 
funetus  officiumst:  fungi  ist  im 
alteren  Latein  transitiv;  bei  Ter. 
kommt  es  aber  auch  schon  (V.  603) 
mit  dem  Ablativ  vor;  vgl.  zu  V.  816 
und  871.    S.  Anhang. 

V.  465 f.  Quid  istuc  est:  s.  Haul.8 
zu  V.  58.  —  Nostrum  gehört  sowohl 
zu  amic.  als  auch  zu  aequälem  und 
bezieht  sich  auf  Hegio  und  Demea. 
Hegio  stellt  die  selbstverständliche 
Frage  an  Demea  —  er  bejaht  sie 
mit  Quid  ni?  ('Plus  est  quam  noue- 
ram'  Don.)  — ,  um  der  folgenden 
Mitteilung  größeren  Nachdruck 
zu  verleihen.  —  'Uides  quantum 
ualeat  in  iniuria  uel  dignitas  per- 
sonarum,  quia  non  eontentus  faci- 
nore  personas  credidit  ante  pro- 
ponendas.'  Don.  —  atque:  das 
Schluß  -e  wird  ebenso  wie  V.  217  u. 
375  vor  dem  vokalischen  Anlaut  des 
nächsten  Verses  elidiert.  S.Anhang. 

V.  467.  Hern:  'Interiectio  nunc 
est  irati  et  est  irati  uehementer, 
quippe  qui  aliud  uitium  audiebat 
praeter  crimina  quae  sciebat. 

V.  468.    S.Anhang. 


Dl  4,  23—30 


ADELPHOE 


85 


« 


30 


He.  Vero  ämplius;  nam  hoc  quidem  ferundum  aliquö  modost: 
persuäsit  nox,  amor,  uinum,  adulescentia:  470 

numänumst.    ubi  seit  factum,  ad  matrem  m'rginis 
uenit  ipsus  ultro  läcrumans,  orans,  öbsecrans, 
fidem  dans,  iurans  se  illam  dueturdm  domum. 
ignötumst,  tacitumst,  creditumst.    uirgo  ex  eo 
compressu  grauidast  facta  (nie  mensis  deeimus  est);     476 
ille  bönus  uir  nobis  psaltriam,  si  dis  placet, 


V.  469.  Vero  affirmativ  in  ur- 
sprünglicher Bedeutung.  —  ferun- 
dum: über  -undus  etc.  s.  Haul.8 
Einl.  68.  —  ' Argumentum  hoc  v.axa 
cvyitßQTfiiv  nominatur.'  Schol  Bemb. 
Herni.  II  384. 

V.  470.  Tgl.  Plaut.  Bacch.  87  f. 
quia  istoc  inlecebrosius  Fieri  nihil 
potest:  nox,  mulier ,  uinum  homini 
adulescentulo  (uinum,  amor  allein 
Aul.  750);  Ovid  Amor.  I  6, 59  f.  Nox 
et  amor  uinumque  nihil  moderabile 
suadent,  Bla  pudore  uacat  Liber 
Amorque  metu.  (S.  Tscherniaef,  Des 
traces  de  Terence  dans  Ooide,  Horace 
et  Tue  Live,  Kasan  1900).  Vgl.  das 
deutsche  Sprichwort:  'Drei  Dinge 
geben  nicht  viel  Gutes  ein:  die 
Nacht,  die  Liebe  und  der  Wein', 
8.  Otto  a.  0.  372  uinum  4.  S.  An- 
hang. Dieses  Zusammentreffen 
konnte  nur  gelegentlich  eines 
Festes  (hier  nächtl.  Mysterienfeier) 
erfolgt  sein,  da  nur  bei  solchen  Ge- 
legenheiten griechische  Jungfrauen 
in  die  Öffentlichkeit  kamen  und 
daher  die  Jünglinge  in  die  Lage 
kamen,  Bürgermädchen  kennen  zu 
lernen.  So  verliebt  sich  Simaetha 
in  den  Delphis  bei  einem  Dianafest 
(Theocrit.  Id.  D  76  —  88),  Alcesi- 
marchus  in  Selenium  bei  den 
Dionysien  (Plaut  Cist.  89 ff),  Lyco- 
nides  in  Phaedria  beim  Feste  der 
Ceres  (Plaut.  Aul.  795).  Vgl.  Becker- 
Göll,  Char.  HI  321,  Herond.  I  56. 
S.  Anhang. 

V.  471.  humanumst  vgl.  V.  687, 
Haut.  77,  652  in  eigentl.  Bedeutung ; 
s.  Langen  a.  O.  759f.  —  'Et  hoc 
dicere  solemus,  ubi  peccatum  quidem 
non  negamus,  sed  tolerabile  esse  dici- 
tnus'  Don.  —  ubi  seit  factum :  Sub- 
jekt ist  Äschinus.  —  seit  nach  Donat 
gleich  intellegit  et  sentit.  Die 
Stelle    bedeutet:     sobald    er    sich 


seiner  Tat,  die  er  im  Sinnestaumel 
begangen,  und  ihrer  Folgen  be- 
wußt geworden  war.  So  sagt  Don. : 
'quia  super  futura  re  peccauerat*. 
S.  Anhang. 

V. 473.  dueturum  domum:  die  ur- 
sprüngliche Form  für  uxorem  dueere. 

V.  474.  ignötumst,  tacitumst,  cre- 
ditumst, zum  Homöoteleuton  s. 
Haul.8  zu  V.  759. 

V.475.    S.Anhang. 

V.  476.  il(le)  bonus  uir  ironisch 
wie  oft,  namentlich  in  der  Anrede; 
s.  V.  556  Andr.  616,  846,  Eun.  850. 
—  si  dis  placet:  mit  dieser  formel- 
haften Wendung  weist  der  Redende 
bei  überraschenden  Ereignissen, 
und  zwar  meist  solchen,  welche 
unsern  Unwillen  erregen  (Don.  zu 
Eun.  919  Proprium  est  exclamanti- 
bus  propter  indignitatem  alieuius  rei), 
ernsthaft  oder  ironisch  z weifelnd  (wie 
hier)  daraufhin,  daß  dergleichen  nur 
mit  der  Götter  Willen  und  Beistand 
zu  stände  kommen  könne.  Bei  einem 
freudigen  Ereignisse  steht  sie  z.B. 
Plaut.  Capt.  454.  Da,  wie  Spengel 
z.u.Y.  bemerkt,  diese  Formel  nur  bei 
vergangenen  oder  gegenwärtigen, 
nie  bei  zukünftigen  Handlungen 
gebraucht  wird,  während  man, 
wenn  man  si  als  die  kondizionale 
Konjunktion  faßt,  gerade  das  Gegen- 
teil erwartet,  hat  Dombart  unter 
Vorführung  eines  reichen  Materials 
m.E.  nichtig  vermutet  (Bl.  f.  d.bayr. 
Gymn.  XVI  39),  daß  sich  in  dieser 
Formel  noch  die  alte  demonstrative 
Bedeutung  si  =  so  erhalten  hat,  die 
später  einerseits  durch  das  deik- 
tische  c  (wie  Uli  zu  illic)  verstärkt 
wurde  (vgl.  Lindsay  653,  701), 
andrerseits  zur  Konjunktion  wurde. 
Bemerkenswerte  Unterstützung  er- 
fahrt diese  Ansicht  durch  den  Um- 
stand, daß  auch  im  Deutschen  das 


86 


ADELPHOE 


TU  4,  31—40 


paräuit,  quicuni  umat;  illam  d£serit. 

De.  Pro  certo  tu  istaec  dicis?    He.  Mater  uirginis 
in  mediost,  ipsa  uirgo;  res  ipsa,  nie  Geta 
praeterea,  ut  captus  est  seruorum  nön  malus, 
neque  iners;  alit  illas  sölus,  omnem  fämiliam 
sustentat.    hunc  abduce,  uinei,  quaere  rem. 

Ge.  Immo  hercle  extorque  nisi  ita  factumst  Demea. 
postremo  non  negäbit:  coram  ipsiim  eedo. 

De.  Pudet;  nee  quid  agam  nee  quid  huie  respondeam 
seiö.    Pa.  Miseram  me,  dffferor  doloribus. 


480 


486 


demonstrative  s  o  zur  Einleitung  von 
Bedingungssätzen  verwendet  wird. 

V.  477.  quicum:  das  adverbiale 
qui  stellt  für  den  Ablativ  des  Re- 
lativpronomens ohne  Unterschied 
des  Genus  (vgl.  V.  750)  und  Nu- 
merus (vgl.  Neue  II3  461  f.). 

V.  478.    S.Anhang. 

V.  479.  in  mediost:  jedem  zur 
Befragung  zugänglich;  vgl.  Phorm. 
16  f.  in  medio  Omnibus  Palmatn 
esse  positam ;  ='in  propatulo' ,  Schol. 
Bemb.  Herrn.  H  389.  'Hoc  ergo  sub- 
latis  superciliis  dicendum  est',  Don. ; 
vgl.  Don.  zu  Hec.  635  (IV  4,  13)  und 
Sittl,  Die  Gebärden  etc.  202,  5. 
Weinberger  (Wien.  Stud.  XIV  120 
A.  1)  verweist  auf  eine  erhaltene 
Maske  —  Bull.  dell.  Inst,  di  corr. 
arch.  1875,  34  — ,  die  rechts  einen 
andern  Gesichtsausdruck  als  auf 
der  linken  Seite  zeigt. 

V.  480.  ut  captus  est  seruorum: 
captus ,  in  aktiver  und  übertragener 
Bedeutung,  'quantum  capit  animus 
servilis'  (Don.),  die  Fassungskraft, 
kommt  nur  in  dieser  Wendung 
häufiger  vor  (z.  B.  Caes.  B.  G.  IV  3,  3 
ut  est  captus  Germanorum).  Vgl. 
Tschernjaew,  De  sermone  Ter.  pleb. 
aut  quotid.,  Kasan  1900,  109. 

V.  481.  Über  die  Interp.  nach 
solus  (mit  Iou.)  vgl.  Wien.  Stud. 
XXII  108. 

V.  482.  abduce:  neben  den  Kurz- 
formen die,  duc,  fac,  fer  hat  Ter. 
die  ursprüngliche  Endung  des  Im- 
perativs nur  in  face  am  Ende  von 
Versen  und  bisweilen  in  Kompositis 
von  duce  bewahrt.  Vgl.  V.  910,  917. 
S.  Haul.8  zu  V.  397  und  Lindsay  zu 
Capt.  359.  S.  Anhang.  —  quaere 
rem:  'Latenter  praeter  uineula  etiam 


tormenta  significauit',  Don.  —  Skla- 
ven mußten,  nach  attischem", und 
römischem  Recht  zur  Bekräftigung 
etwaiger  Aussagen  vor  .Gericht  sich 
einem  peinlichen  'Verfahren,  i das 
sich  bis  zur  Folterung  erstreckte 
(V.  483) ,  unterwerfen ;  vgl.  Lipsius, 
Att.  Proz.  876,  889 f.;  Pauly,  Real- 
encyklopädie  u.  Tormenta;  Haul.* 
zu  V.  292. 

V.483.  extorque : '  torquemus  enim 
hominem,  eoctorquemus  ueritatem'. 
Don. 

V.  484.  ipsum  (Äsch.)  Objekt  zu 
cedo,  vgl.  V.  123,  Phorm.  935;  stelle 
ihn  selbst  mir  gegenüber  (von  ? 
mißverstanden  und  in  ipso,  ab- 
hängig von  coram,  geändert). 

V.  485.  "Aversus  Jioc  dicit  et  per- 
turbatus  Demea.  Maioris  erit  pon- 
deris  pudet  dictum,  si  me  nee  addas 
nee  subaudias' .  Don.  S.  Anhang.  — 
Demea,  der  sonst  so  gerne  poltert, 
ist  ganz  kleinlaut  geworden.  Außer 
V.  478  spricht  er  nicht  mehr  zu 
Hegio  bis  V.  498.  Daß  sich  sein 
Sohn  gegen  die  Verwandte  des  von 
ihm  hochverehrten  Hegio  vergangen 
und  sie  noch  obendrein  hinter- 
gangen  hat,  bestürzt  ihn  so,  daß 
er  diesem  vor  Scham  nichts  zu 
sagen  weiß,  und  es  ist  bezeichnend, 
daß  er  nicht  nach  der  Ausflucht 
greift,  ihn  gehe  das  nichts  mehr 
an,  jetzt  sei  das  alles  Sache  seines 
Bruders,  der  jenen  adoptiert  habe. 
S.  Anh.  zu  V.  499. 

V.  486  f.  Pamphila  ruft  hinter 
der  Bühne;  s.  Andr.  473  Iuno  Lu- 
cina, fer  opem,  serua  nie,  obsecro; 
vgl.  Hec.  317  f.,  Plaut.  Aul.  691  f., 
Truc.  476.  S.  Anh.  —  differorSdi- 
uellor,    discrucior,    dilaceror. 


III  4,  41—54 


ADELPHOE 


87 


46 


50 


lunö  Lucina  fer  opem,  serua  me  obsecro.    He.  Hein, 

num  nam  lila  quaeso  pärturit?    Ge.  Certe  Hegio.    He.  Hera. 

illaec  fidem  nunc  uöstram  inplorat  Demea: 

quod  uös  uis  cogit,  ld  uoluntate  mpetret.  490 

haec  primum  ut  fiant,  deos  quaeso  ut  uobi's  decet. 

sin  äliter  animus  uöster  est,  ego  Demea, 

summa  ui  defendam  hänc  atque  illum  mdrtuom. 

cognätus  mihi  erat;  üna  a  pueris  päruolis 

sumus  educati;  una  semper  militiae  et  domi  495 

fuimüs;  paupertatem  üna  pertulimüs  grauem. 

quapröpter,  nitar,  fäciam,  experiar,  denique 

animäm  relinquam  pötius  quam  illas  deseram. 

quid  mihi  respondes?    De.  Frätrem  conueniam  Hegio.  499  a 

is  quöd  mihi  de  hac  re  dederit  consilium  e'xequar.      499  b 


Et  proprie  hoc  genus  querelae  con- 
uenit  parturienti,  et  cui  uiscera 
distenduntur ,  et  ei,  quae  inexpertum 
dolorem  nunc  primum  sentiat'.  Don. 

—  Ihre  Schmerzensrufe  machen  für 
Demea  jede  weitere  Untersuchung 
unnötig  und  bringen  die  Szene  zu 
einem  wirkungsvollen  Abschluß.  — 
Über  Iuno  Lucina  (griech.  FtXti&vicc) 
s.  Wissowa,  Rel.  u.  Kult.  d.  Rom.  .18. 

V.  488.  num  nam  i.  q.  p.  ?  wie  zu 
anderen  Fragewörtern  (quis  etc.), 
so  schließt  sich  nam  auch  an  num, 
um  wie  da3  deutsche  'denn'  die 
Frage  eindringlicher  zu  gestalten; 
vgl.  Andr.  591,  Eun.  286,  Haut.  517. 

—  Während  das  erste  Hern  Hegios 
dessen  Überraschung  über  die  in- 
zwischen eingetretene  Niederkunft 
Pamphilas  begleitet,  ist  das  zweite 
ein  Zeichen  seiner  freudigen  Über- 
raschung über  die  ihm  plötzlich 
aufgetauchte  Idee,  Pamphilas  Schrei 
zu  benutzen,  um  auf  Demea  ein- 
zuwirken.   S.  Anhang. 

V.  490.  uis:  'legum'  Don.  Nach 
attischem  Recht  konnte  der  Ver- 
führer einer  freigeborenen  Athenerin 
(vgl.  Andr.  780 f.,  Plaut.  Aul.  793 ff.) 
entweder  auf  civilrechtlichem  Wege 
gezwungen  werden,  sie  ohne  Mit- 
gift zu  heiraten,  bez.  eine  Buße  zu 
zahlen  (s.  Sam.  Petitus,  Leg.  Att.  45 
u.  544 f.),  oder  er  verfiel,  falls  er 
Gewalt  angewendet  hatte  und  sich 
zur  Ehe  nicht  bestimmen  lassen 
wollte,  einer  ypaqpr/  v§qeu>s,  bei 
welcher  nach  Hermog.  7tbqI  azcxa, 
X  59  W.  bis  auf  Todesstrafe,  nach 


Plut.  (Sol.  23)  seit  Solon  ebenfalls 
auf  eine  Geldstrafe  (100  Dr.)  er- 
kannt werden  konnte  (s.  Thonissen, 
Le  droit  penal  de  la  rep.  Athen. 
1875,  319  ff.  u.  L.  Beauchet,  JSistoire 
du  droit  prive  de  la  republ.  Athe- 
nienne,  Paris  1897  I  138  f.).  Daß 
in  unserem  Falle  die  Sache  ernst 
zu  nehmen  war,  beweisen  Micioe 
Worte  V.  685  f.    S.  Anhang. 

V.  490.  quod  uos  uis  cogit:  ebenso 
steht  cog.  mit  dopp.  Akk.  Plaut. 
Amph.  163,  Cic.  de  re  publ.  I  3. 

V.  491.  ut  uobis  decet  abhängig 
von  haee  ut  fiant.  Von  Schol. 
Bemb.  (Herrn.  II  391)  wird  die 
auffallende  Anordnung  der  Wörter 
in  d.  V.  durch  die  Rücksicht  auf 
das  Metrum  erklärt.  —  decet  wurde 
nach  der  richtigen  Bemerkung 
Donats  zu  V.  928  im  alten  Latein 
mit  dem  Akkus,  verbunden,  wenn 
ein  Verbum  dabeistand  (oder  aus 
dem  Zusammenhang  unmittelbar 
zu  erkennen  war),  anderenfalls  mit 
dem  Dativ.  An  u.  St.  verweist  Don. 
auf  viiCv  itginti.  Hec.  164  Haec  ita 
uti  liberali  esse  ingenio  decet  ist  die 
Person  bei  decet  wegen  des  un- 
mittelbar vorhergehenden  Haec 
überflüssig,  ingenio  ist  abl.  qualit. 

V.  495.  sumus  educati;  Üna  s.  Anh. 

V.  498.  relinquam  .  .  .  deseram: 
beides  Fut.  zum  Ausdruck  des 
festen  Entschlusses,  ebenso  Plaut. 
Cist.  533,  628  f.,  Merc.  486.    S.  Anh. 

V.  499b.  Demea  sagt  dies,  um 
Hegio  zu  beruhigen,  da  Micio  diesem 
besser  bekannt  ist  als  er.    S.  Anh. 


88 


ADELPHOE 


Hl  4,  65—62 


55  He.  Sed  Demea,  hoc  tu  fäcito  cum  animo  cögites:  600 

quam  uos  iacillime  agitis,  quam  estis  maxume 
potentes,  dites,  fdrtunati,  mobiles, 
tarn  maxume  uos  aequo  animo  aequa  noscere 
oportet,  si  uos  uöltis  perniberf  probos. 
60   De.  Re&fto;  fient  quae  fieri  aequomst  ömnia.  506 

He.  Decet  te  facere.    Greta,  duc  me  intro  ad  Sostrataro.  — 
De.  Non  me  indicente  haec  fient.    utinam  nie  Sit  modo 


V.  600.  / "actio :  nachdrücklicher 
als  fac;  beides  tritt  formelhaft  vor 
eine  Aufforderung  zur  Verstärkung 
derselben;  e.  V.  611,  612,  808;  Haut. 
550  f actio  dum  eadem  haec  memineris ; 
vgl.  auch  Loch ,  Gebrauch  d.  Imper. 
bei  Plaut.  1871,  23.  —  hoc  natür- 
lich von  cogties  abhängig.  —  cum 
animo  cogties:  vgl.  Plaut.  Most  702 
Quam  magis  cogito  cum  mco  animo; 
Cato  bei  Gell.  XYI  1,  4  Cogtiate 
cum  animis  uestris,  nach  Analogie 
von  secum  cog.  (V.808,  Eun.64,836); 
der  Nachdenkende  wird  im  Ge- 
Bpräch  mit  sich  selbst  begriffen 
gedacht;  cooitare  in  animo  steht 
z.  B.  V.  30,  818. 

V.  601.  quam  . . .  facillime,  quam 
. . .  maxume  potentes . . .  tarn  maxume 
aequo  —  quc  facilius  . . .  quo  poten- 
tiores  ...eo  aequiore  vgl.  Haut.  997  f., 
Plaut.  Aul.  236  f.,Varro  r.  r.  II 9, 12  K., 
Sali.  lug.  XXXI 14.  —  agitis  =  uiui- 
tis,  ebenso  ohne  uitam:  Sali.  lug. 
LV  2 ;  Tac.  Ann.  IH 19,  III 38.  Stamp. 
verweist  außerdem  auf  den  Vers 
des  Porcius  Licinus  in  der  sueton. 
Vita  des  Ter. :  Tres  per  idem  tempus 
qui  agitabant  nobiles  facillime;  fä- 
dle agere  heißt  demnach  sorglos 
leben. 

V.  603.  noscere  hier  prägnant 
(wie  yi.yvä<3xttv):  auf  etw.  hören, 
achten;  vgl.  Plaut.  Truc.  229  Num- 
quam  amatoris  mtretricem  oportet 
causam  noscere  q.  s.    S.  Anhang. 

V.  506.  Redito:  Hegio  war  dem 
Demea,  der  sich  nach  V.  499  b 
zum  Fortgehen  anschickte,  nach- 
gegangen, um  ihm  V.  500  ff.  noch- 
mals die  Sache  der  Pamphila 
dringend  ans  Herz  zu  legen  (so 
nach  Donat).  Oder  redito  heißt 
aligemein:  Kehre  nach  Hause  zu- 
rück; vgl.  V.  378  u.  Anm.  u.  V.  549. 


—  Nach  V.  506  läßt  sich  Hegio  ins 
Haus  der  Sostrata  führen. 

V.  507.  (me)  indicente  (mit  Bezug 
auf  V.  139  f.)  =  non  dicente  (so  Cic. 
de  fin.  H  10):  'ohne  daß  ich  es 
voraussagte'.  Das  negative  in  (vgl. 
Cic.  Top.  48)  tritt  vereinzelt  nur 
an  Partizipien,  wobei  diese  in  der 
Regel  im  Ablativ  stehen;  sonstige 
Verbalformen  bildeten  sich  damit 
nicht.  Auf  den  rhetorischen  Cha- 
rakter solcher  Stellen  sowie  auf 
den  Umstand,  daß  sich  in  im  Be- 
wußtsein des  Sprechenden  mehr 
an  das  vorausgehende  non  als  an 
das  folgende  Wort  anschließt, 
macht.  Pokrowsky,  Rh.  Mus.  LH 
429  ff.,  aufmerksam.  Für  die  selb- 
ständige Bedeutung  spricht  auch 
die  Tmesis,  z.B.  Ov.  Met.  XH  496 
inque  cruentatus  und  Verg.  Aen. 
IX  288  inque  salutatam,  wo  inque 
einem  neque  gleichkommt.  Vgl. 
Phorm.  951  Quod  dictum,  indictumst: 
quod  modo  erat  ratum,  inritumst, 
Plaut.  Capt.  70  quia  inuocatm  soleo 
esse  in  conuiuio]  ähnlich  incogi- 
tans  insciens  etc.  Liv.  XXH  39,  2 
etiam  me  indicente  omnia  e  re  pu- 
blica fideque  uestra  faceretis.  —  haec 
fient:  'wird  dies  seinen  Verlauf 
nehmen';  mit  haec  weist  Demea 
auf  omnia  (V.  506)  zurück,  was  ja 
sowohl  für  Micio  und  Demea  als 
auch  für  Äschinus,  der  ein  armes 
Mädchen  heiraten  muß,  nicht  nur 
wegen  der  Schande,  die  auf  alle 
fallen  wird,  wenn  die  Sache  be- 
kannt wird,  sondern  auch  wegen 
der  Kosten  recht  unangenehm  sein 
wird.  Dieser  Verweis  auf  die  Zu- 
kunft wird  mit  utinam  . . .  defunc- 
tum!  fortgeführt.  S.Anhang.  —  hie: 
bei  dem,  was  nun  geschehen  muß; 
Phorm.  1021  in  hac  re  defungier. 


HI  4,  63— IV  1,  2 


ADELPHOE 


89 


65 


defunctum!    uerum  nuuia  illaec  licentia 

profecto  euadit  in  aliqnod  magmim  malum. 

ibo,  ac  requiram  fratrem,  ut  in  eum  haec  euomam. 


610 


m 

6 


[Hegio 

Senex 

Bono  animo  fac  eis  Sdstrata,  et  ist  am  qu<5d  potes 
fac  cönsolere.    ego  Micionem  si  äpnd  fornmst 
conueniam,  atqne  ut  res  gestast  narrabo  ördine: 
si  est  is  facturus  üt  sit  officium  suom, 
faciät;  sin  aliter  de  häc  re  est  eius  sententia, 
respöndeat  mihi,  ut  quid  agam  quam  primüm  sciam.] 


616 


Ctesipho      Syrvs 
Advlescens     Servos 

IV  Ct.  Ain   patrem   hinc  abisse  rus?     Sy.  Iam  dtfdum.     Ct.  Die 
1  sodes.    Sy.  Apud  uillamst; 

nunc,  quom  maxume  öperis  aliquid  fäcere  credo.   CT.Vtinäm 

quidem ! 


V.  508.  defunctum  (sit)  passivisch, 
was  bei  dem  unpersönlichen  Ge- 
brauche am  leichtesten  zulässig  ist. 

V.  609.  euadit.  Das  Übel,  das 
durch  die  licentia  bewirkt  wird, 
bricht  sicher  bereits  herein.   S.  Anh. 

V.610.  euomam-.'N'on  effundam, 
sed  euomam,  utpote  quae  me 
aegrum  faciunt,  quibus  me  releuabo' 
q.  s.,  Don.  Je  zurückhaltender  De- 
mea  gegen  Hegio  aus  eigener  Scham 
und  Rücksicht  für  Ä.  sein  mußte, 
desto  gründlicher  wird  er  seinen 
Zorn  gegen  seinen  Bruder  zum  Aus- 
druck bringen,  daher  der  starke 
Ausdruck.  —  Nach  diesem  Verse 
geht  Demea  nach  der  Marktseite 
ab,  um  seinen  Bruder  aufzusuchen 
(s.  V.  499).  Über  die  folgenden 
Verse  s.  Anhang. 

V.  511.  quod  im  Sinne  von  quan- 
tum  sehr  häufig  in  der  Umgangs- 
sprache, z.B.  V.  423,  692  etc. 

V.  614.  si  est  . . .  ut  fact.  sit  = 
euenit  ut  vgl.  Hec.  501,  558,  637, 
724,  796,  Phorm.  270,  925;   s.  Anh. 

Cteeipho,  der  von  Syrus  (nach 
V.  434)  die  Mitteilung  erhalten  hat, 
daß  Demea  nach  Hause  gegangen 
sei,  fühlt  sich  hierdurch  noch  nicht 
ganz  beruhigt  und  will  daher  nach- 


sehen, ob  sein  Vater  auch  wirk- 
lich fortgegangen  ist.  Deshalb  tritt 
er  mit  Syrus  vorsichtig  aus  dem 
Hause.  Eine  längere  Pause  ist 
auch  hier  nicht  anzunehmen.  — 
Über  die  Tonmalerei  und  rhyth- 
mische Eleganz  in  diesem  Canti- 
cum  s.  Klotz  a.  O.  251  und  410. 

V.  517.  sodes  ==  si  audes  'ge- 
fälligst', gibt  wie  quaeso  dem  Im- 
perativ einen  gemütlichen  Beisatz 
und  macht  die  Aufforderung  ein- 
dringlicher. Nach  Lindsay  (304, 
vgl.  auch  659)  fällt  die  Entstehung 
dieser  Form  in  die  Zeit,  in  der 
audere  (vom  Adj.  auidus)  auch  noch 
'begierig  sein',  'Lust  haben*  be- 
deutet (vgl.  Plaut.  Mil.  232  auden 
partieipare  me  quod  commentu's), 
und  zwar  in  die  Zeit  zwischen 
Plautus  und  Terenz,  da  jener  noch 
volles  si  audes  (s.  Brix  zu  Trin.4 
244)  hat.  Bei  Terenz  ist  die  Form, 
die  mit  sis  =  si  uis  zusammen- 
zustellen ist,  ziemlich  häufig  (in  den 
Ad.  noch  V.  643);  s.  Spengel  zu 
Andr.s  85.  —  Äpud  uillamst :  vgl. 
zu  V.  154.  Syrus  hat  die  Situation 
im  Sinne,  wie  sie  V.  433 f.  vorlag. 

V.  518.  nunc  quom  maxume,  auch 
Aadr.  823  und  Phorm.  204:    jetzt, 


90 


ADELPHOE 


IV  1,  3—14 


10 


quod  ciim  salute  eius  fiat,  ita  se  defatigarit  uelim, 
ut  triduo  hoc  perpetuo  prorsum  e  lecto  nequeat  surgere.  520 
Sy.  Ita  fiat,  et  istoc  siqui  potis  est  rectius.    Ct.  Ita;  nam  hünc 

diem, 
misere  cupio,  ut  coepi  perpetuom  in  laetitia  degere. 
et  illud  rus  nulla  älia  causa  tarn  male  odi,  nfsi  quia  propest; 
quöd  si  abesset  longius, 
prius    nox    oppressisset    illi,    quam    nuc    reuorti    pösset 

iterum.  625 

nunc  ubi  me  illic  non  uidebit,  iam  huc  recurret  sät  scio; 
rogitäbit  me  ubi  fiierim  —  ego  hodie  töto  non  uidi  die  — 
quid  dicam?   Sy.Nmilne  in  mentemst?   Ct.  Numquam  qui'c- 

quam.    Sy.  Tanto  nequior. 
cliens,    amicus,    höspes,    nemost   uöbis?     Ct.  Sunt:    quid 

pdstea? 
Sy.  Hisce   opera   ut   data   sit?    Ct.  Quae   non   data  sit?    non 

potest  fierf.    Sy.  Potest.     630 


da  am  meisten,  d.  h.  jetzt  gerade.  — 
opcris  von  der  Feldarbeit,  s.  Haul.8 
zu  V.  363. 

V.  519.  quod . . .  fiat:  durch  diesen 
Satz  wird  die  kindliehe  Pietät 
neben  den  durch  die  Liebe  zur 
meretrix  eingegebenen  Wünschen 
gewahrt  (s.  Don.  z.  d.  St.  u.  Einl.  3). 
Der  Satz  wird  von  Spengel  passend 
mit  der  Formel  'Quod  bonum  felix 
faustum  sit'  verglichen.  —  S.  An- 


V.  521.  istoc:  abl.  comp,  zurectius. 

V.  522.  misere  tritt  als  ver- 
stärkendes Adverb  häufig  zu  Verben, 
wie  cupere,  amare,  uelle  u.  dgl.  Vgl. 
V.  667,  698.    S.  Anhang. 

V.  523  f.  quid  propest.  Über  die 
Betonung  von  quia  s.  Haul.s  zu 
V.  162.    S.  Anhang. 

V.  525.  Uli  (so  vielleicht  auch 
im  folgenden  V.)  Adv. ;  s.  zu  V.  116. 
—  nox  oppress.  wie  Eun.  601  Interea 
somnus  uirginem  opprimit.    S.  Anh. 

V.  526.    S.  Anhang. 

V.  527.  me  ubi  mit  Hiatus  unter 
Kürzung  von  me;  s.  V.  97.  —  ego 
hodie  toto  non  uidi  die:  Ct.  sagt: 
er  wird  mich  fragen,  wo  ich  ge- 
wesen bin,  —  ich  habe  ihn  heute 
den  ganzen  Tag  nicht  gesehen  — , 
was  werde  ich  sagen?  Der  zwischen- 
geschobene Satz  will  besagen,  daß 
Ctesipho  sich  bewußt  wird,  daß 
er  ia  dem  Vater  für  den  ganzen 


Tag  bis  jetzt  Rechenschaft  wird 
geben  müssen,  was  soll  er  nun 
sagen?  Das  Objekt  zu  uidi  braucht, 
da  es  selbstverständlich  ist,  in  der 
lebhaften  Rede  nicht  genannt  zu 
werden.  Vgl.  V.  79,  151,  244,  316, 
318,  320,  402,  414,  564;  200,  204, 
328  etc.  —  S.  Anhang. 

V.  528.  in  mentemst,  wie  hier  A 
hat  (5  in  mente  est),  während  Haut. 
986  AL<J  in  mente  est  und  y  in 
mentemst  bieten,  wird  gesichert 
durch  Plaut.  Amph.  180  (710,  Bacch. 
130  s.  Ritschi  z.  d.  St.),  ähnliche 
Wendungen  der  lat.  Sprache  (in 
dicionem,  in  potestatem  esse;  vgl. 
ferner  H.  A.  Seidel ,  Obs.  epigr.  cap. 
duo,  Vratisl.  1880  41  ff.)  sowie  das 
ausdrückliche  Zeugnis  für  jenen 
Gebrauch  bei  Gell.  I  7,  16  ff.  — 
tanto  nequior:  die  Weglassung  der 
Kopula  es  soll  vielleicht  den  Aus- 
druck der  Geringschätzung,  welcher 
in  den  Worten  liegt,  verstärken. 

V.  529.  Beachte  das  viergliedrige 
Asyndeton. 

V.  530.  Hisce  op.  u.  d.  s.  hängt 
als  Folgesatz  von  dem  in  quid 
postea  Kegenden  Begriffe  des  Ge- 
schehens ab;  Frage  und  Antwort 
bilden  ein  syntaktisches  Ganzes.  — 
Quae  n.  d.  s.?  s.  zuV.  84.  'Dieses 
naive,  aufrichtige:  quae  non  d.  s.! 
der  gute  Jüngling  sucht  einen  Vor- 
wand und  der  schalkische  Knecht 


IV  1,  16—21 


ADELPHOE 


91 


Ct.  Interdius;  sed  si  hie  pernocto,  caüsae  quid  dicäm  Syre? 
Sy.  Vah,  quam  uellem  etiam  nectu  amicis  öperam  mos  esset 

dari ! 
quin  tu  otiosus  esto;  ego  illius  sensum  pulckre  calleo: 
quom  feruit  maxume,   tarn  pläcidum    quasi   ouem   reddo. 

Ct.  Quo  modo? 
Sy.  Laudärier  te  audit  lubenter:  facio  te  apud  illüm  deum;  535 
uirtütes  narro.    Ct.  Meas?    Sy.  Tuas.    homiui  üico  lacru- 

mae  cadunt 
quasi   püero    gaudio.     em    tibi    autem.     Ct.  Quid    namst? 

Sy.  Lupus  in  fäbula! 


schlägt  ihm  eine  Lüge  vor.  Eine 
Lüge!  .Nein,  das  geht  nicht;  non 
potest  fierü'   Lessing  a.  0. 

V.  631.  Interdius  ältere,  bei  Plaut, 
mehrfach  vorkommende  Form  für 
interdiu,  wie  sich  auch  dius  (Plaut. 
Merc.  862,  Titin.  Com.  13  R.8)  mit 
noctu  verbunden  oder  im  Sinne  von 
diu  (bei  quam)  vereinzelt  findet ; 
s.  Neue  II3  651,  Lindsay-Nolil637f. 

V:  633.  quin  . .  .  esto :  quin  bei 
den  Komikern  sehr  häufig  an  der 
Spitze  einer  Aufforderung  in  be- 
kräftigendem Sinne,  s.  Haul.8  zu 
V.  223.  —  otiosus:  in  gleicher  Be- 
deutung Andr.  842  Animo  nunciam 
otioso  esse  impero. 

V.  534.  feruit :  fern,  gehört  zu  den 
Verben,  welche  im  alten  Latein 
nach  der  3.,  später  zumeist  nach 
der  2.  Konj.  abgewandelt  wurden; 
vgl.  Neue  HI8  267  f.,  Haul.8  Einl.  64, 
Lindsay-Nohl  547.  —  Die  Sanftmut 
des  Schafes  war  sprichwörtlich; 
vgl.Philippides(IHfr.  29  K.;  Mein. 
IV476):'0  z^a%vzarog  de  evxoqxxvTrjg 
fiväg  dvo  Xaßmv  ccntioiv  ccqvlov 
lialccHGi-csQog.  Dieselbe  Form  des 
Sprichwortes  taucht  wohl  als  Citat 
wieder  auf  bei  Lactantius  Inst. 
III  26,  4  tarn  pläcidum  quam  ouem 
reddam,  Sulpic.  Seuer.  Dial.  I  9,  4H. 
oue  placidior.  Vgl.  Otto  261  ouis  2. 
—  quasi  (LFG*,  Prise.  I  479)  [ouis 
esset]  stärker   als   quam  [ouis  est]. 

V.  535.  deum :  auf  Menschen  über- 
tragen bezeichnet  deus  entweder 
den  höchsten  Grad  der  Vollkommen- 
heit (vgl.  Antiphanes  II  fr.  209  K., 
Mein.  III 121 :  ftebg  iv  ccvfrpamoioiv 
r\v  EKftvos,  Plaut.  Mil.  1043)  oder 
des  Glückes.    Vgl.  u.  a.  Plaut.  Cure. 


167,  Hec.  843,  Haut.  693;   s.  auch 
Otto  109  deus  6.    S.  Anhang. 

V.  537.  em  tibi  autem:  Zu  dem 
hinweisenden  em  (s.  zu  V.  559)  tritt 
tibi  als  Verstärkung  hinzu,  das  sich 
beim  Selbstgespräch  (s.  V.  790, 
Phorm.  847)  auf  den  Redenden 
selbst,  sonst  auf  die  angeredete 
Person  bezieht.  —  Lupus  in  fabula : 
Da  Syrus  mit  den  Worten:  em  tibi 
autem,  die  bereits  auf  etwas  Be- 
stimmtes hinweisen,  abbricht  und 
auf  die  Frage  Ctesiphos  mit  Z.  i.  f. 
antwortet,  was  Ct.  sofort  auf  seinen 
Vater  bezieht,  scheint  hier  das 
Sprichwort  in  derselben  gewöhn- 
lichen Bedeutung  wie  Plaut.  Stich. 
577  Atque  eceum  tibi  lupum  in  ser- 
mone;  praesens  esuriens  adest;  Cic. 
ad.  Att.  XIII  33,  4  de  Varrone  loque- 
bamur:  lupus  in  fabula;  venu  enim 
ad  me  q.  s.  zu  stehen,  gerade  so 
wie  unsere  deutschen  Sprichwörter: 
'Wenn  man  vom  Wolfe  spricht,  so 
ist  er  nicht  weit',  'Wird  der  Wolf 
genannt,  kommt  er  gerannt'  oder 
'Man  soll  den  Teufel  nicht  an  die 
Wand  malen';  s.  Otto  199 f.  lupus 
10  (dazu  Sutphen,  Am.  Journ.  of 
Phil.  XXII  148),  Büchmann,  Ge- 
flügelte W."  291  f.  (in  fabula 
[bez.  in  sermone]  =  im  Gespräche 
[vom  Wolfe]  erscheint  der  W.). 
Mit  Recht  bemerkt  Otto,  daß  die 
von  alten  (s.  Don.  z.  d.  St.)  und 
neueren  Erklärern  aufgestellte  Mei- 
nung vom  Blick  des  Wolfes,  der 
die  Sprache  raubt,  hier  nicht  in 
Betracht  kommt.  Ohne  Zweifel  ist 
Bezug  genommen  auf  eine  Er- 
zählung von  einem  Wolfe,  welcher 
erschien,  gerade  als  man  von  ihm 


92 


ADELPHOE 


IV  1,  22—2,  6 


Ct.  Pater  est?    Sy.  Ipsest..  Ct.  Syre,  quid  agimuB?    Sy.  Füge 

modo  intro,  ego  ufdero. 

Ct.  Siquid  rogabit,  nüsquam  tu  me!  audistin?    Sy.  Potin  ut 

desinas? 


Demea      Ctesipho      Syrvs 
Senex     Advlescens     Servos 

IV  De.  Ne"  ego  [homo]   sum  infelix:  primnm,  fratrem   nüsquam 

2  inuenio  gentium;  540 

praeterea  autem  dum  lllum  quaero,  a  uflla  mercennärium 

uidi;  is  filiüm  negat  esse  ruri,  nee  quid  agäm  scio. 

Ct.  S^re.  Sy.  Quid  est?  Ct.  Men  quaerit?  Sy. Verum.  Ct.  Peru. 

Sy.  Quin  tu  animo  bono  es. 
&   De.  Quid  hoc  malum  infeifeitatis,  nequeo  satis  decernere; 


sprach.  Eine  Fabel  dieses  Inhalts 
ist  uns  nicht  erbalten;  der  Eingang 
der  Äsopischen  Fabel  275  bei  Halm 
(sowie  276b  und  275  c)  möchte  etwa 
passen.  Unsere  St.  sowie  die  plauti- 
nische  stammen  ohne  Zweifel  aus 
dem  griech.  Original  und  nehmen 
Bezug  auf  die  Fabel. 

V.  538.    S.Anhang. 

V.  589.  S.  Anbang.  —  Syrus  und 
Ctesipho  haben  unmittelbar  vor  der 
Tür  von  Micios  Hause  gestanden. 
Ctesipho  eilt  V.  589  in  sie  hinein, 
hält  sich  aber,  bis  Demea  in  die 
Nähe  kommt  (V.  653),  noch  am 
Ausgang  des  Hauses  und  spricht 
von  da  aus  mit  Syrus.  Demea 
kommt  von  der  Marktseite  her.  — 
Siquid:  s.  Anhang.  —  nüsquam 
tu  me:  Aposiopesis;  das  übrige 
(uidisse  dices)  wird  durch  eine  Ge- 
bärde (Ct.  legt  wohl  den  Finger 
an  den  Mund)  ausgedrückt,  s.  Sittl 
213  f.  'Familiaris  iXXsiipig  et  apta 
properanti.  Qua  re  haec  omnia 
presset,  uoce  cum  celeritate  pronun- 
tianda  sunt',  Don.,  der  übrigens  te 
me  im  Lemma  hat.    S.  Anhang. 

V.  640.    S.  Anhang. 

V.  541.  a  uüla  bezeichnet  die  Zu- 
gehörigkeit des  mercennarius  zum 
Landgut;  vgl.  z.B.  Plaut.  Mil.  160 
Quemque  a  milite  hoc  uideritis  ho- 
minem  in  nostris  tegulis;  s.  Brix  zu 
Plaut.  Mil.a  154  und  Thes.  1 16,  59 f. 
Bei  Ortsnamen  steht  in  diesem  Falle 


der  bloße  Abi. :  Plaut.  Asin.  499  Peri- 
phanes  Bhodo  mercator°,  Merc.  940 
hospitem  Zacyntho,  Cic.  Cluent. 
197  Teano  Apulo  atque  Luceria 
equites.  In  Süddeutschland  (den  Tag- 
löhner  vom  Landgut)  hat  der  ent- 
sprechende Gebrauch  fast  ganz  den 
possessiven  Genetiv  verdrängt  (das 
Gut  vom  Vater,  daneben  dem  Vater 
sein  Gut).  Ein  solches  Possessiv- 
verhältnis liegt  vor  Eun.  927  f.  a  mere- 
trice  auara  uirginem  quam  amabat, 
wo  m.  E.  a  mcr.  au.  zu  uirg.  gehört, 
nicht  etwa  nach  Plaut.  Poen.  1092, 
Pseud.  203  zu  am.  zu  ziehen  ist. 
Diese  Erklärung  dürfte  richtiger 
sein  als  etwa  uenientem  (nach  Donat 
uenisse)  zu  ergänzen. 

V.  543.  Verum  im  Sinne  von  hoc 
tierumst  wie  V.  678,  Andr.  769,  Eun. 
347,  Haut.  1013,  fragend  Eun.  1019. 

—  animo  bono  es  neben  6ono  animo 
es  bei  Plautus  nach  Brix  Anh.  zu 
Mil.8 1206  nur  am  Versende;  anders 
Terenz  Eun.  84. 

V.  644.  malum,  ursprünglich  Ak- 
kusativ des  Ausrufs,  kommt  nur 
nach  Art  einer  Interjektion  ('zum 
Henker')  in  die  Worte  einer  heftig 
bewegten  Frage  eingeschoben  vor, 
ebenso  V.  657.  tHic  autem  malum 
pro  mteriectione  positum  .  . .  et  est 
dictum  anxii  hominis  et  perturbati 
nimis',  Don.,  vgl  dens.  zu  Eun.  780. 

—  decernere:  entscheiden,  bestimmen 
{Schol.  Bemb.  Herrn.  H  892:  definire), 


IV  2,  6  —  14 


ADELPHOE 


93 


nisi  me  credo  huic  esse  natum  rei;  ferandis  miseriis.    545 
primus  sentio  mala  nostra,  primus  rescisco  dmnia, 
primus  porro  obnüntio,  aegre  sölus  siquid  fit  fero. 
Sy.  Rideo  hunc:  primum  ait  se  scire;  is  sdlus  nescit  ömnia. 
10   De.  Nunc  redeo;  si  forte  frater  redierit  uis6.    Cr.  Syre, 

obsecro,  uide  ne  flle  huc  prorsus  se  inruat.    Sy.  Etiam 

taces?  650 

ego   cauebo.    Ct.  Niimquam  hercle  hodie  ego  istuc  com- 

mittäm  tibi; 
näm  me  iam  in  cellam  aliquam  cnm  üla  cöncludam;  id 
,  tutissimumst. 

Sy.  Age,  tarnen  ego  nunc  ämouebo.    De.  Sed  eccum  scelera- 

tilm  Syrum. 


so  daß  jeder  Zweifel  schwindet,  in 
der  Regel  mit  indir.  Fragesatz,  hier 
quid  hoc  . . .  infel.;  ebenso  Plaut. 
Amph.  frg  XIV  (Non.  449, 29  decernere 
est  dicere)  Qui  nequeas  nostrorum 
uter  sit  Amphitruo  decernere,  Liv. 
XXI  56,  3  neque  prae  imbri  satis 
decernere  possent,  qua  suis  opem 
ferrent.  —  Bezüglich  des  fehlenden 
sit  vgl.  Phorm.  45  f.,  612;  Plant. 
Amph.  474,  575  u.  ö.  —  S.  Anhang, 

V.  545.  nisi:  s.  zu  V  152 f.  —  huic 
rei  bereitet  auf  ferundis  miseriis 
vor,  ebenso  V.  870 f.  hoc  fructi  auf 
odium,  V.  594 f.  ita  . . .  auf  sibi  fieri 
iniuriam, 

V.  546.  Die  durch  die  dreimalige 
Anaphora  besonders  gehobenen 
Worte  mußten  um  so  komischer 
wirken,  da  die  Zuschauer  bereits 
wußten,  daß  gerade  das  Gegenteil 
wahr  sei  (V.  518). 

V.  547.  porro :  ich  künde  in  die 
Ferne,  in  die  Zukunft,  voraus ;  sonst 
bezeichnet  porro  in  der  Regel  ledig- 
lich den  Gedankenfortschritt;  vgl. 
Don.  z.  Andr.  278.  —  obnuntio:  'Qui 
malam  rem  nuntiat,  öbnuntiat,  qui 
bonam,  annuntiat.  Nam  proprie 
ob  nuntiat  e  dicuntur  augures,  qui 
aliquid  mali  ominis  saeuumque 
uiderint.'   Don. 

V.  548.    spricht  Syrus  beiseite. 

V.  549.  si  f.  frater  red.  uiso:  er 
will  sich  also  in  das  Haus  des  Micio 
begeben.  —  uiso:  das  Präsens  ebenso 
wie  V.  631  pernocto  u.  öfters  volks- 
tümlich statt  des  Futurums.  — 
Während  sich  Demea ,  der  während 


des  Selbstgespräches  nach  vorn 
gegangen  ist,  nunmehr  anschickt, 
nach  rückwärts  zu  gehen,  sprechen 
Syrus  und  Ctes.  heimlich  an  der 
Tür  bis  V.  653. 

V.  560.  prorsus  steht  hier  in  ur- 
sprünglicher, räumlicher  Bedeutung 
(=  prouersus) :  nach  vorn  gewendet, 
geradewegs;  vgl.  Hec.  316  Tre- 
pidari  sentio  et  cursari  rursum 
prorsum.  —  se  inruat  mit  dem 
Nebenbegriff  des  Gewaltsamen 
('tamquam  de  eo,  qui  pugnaturus 
sit,  ut  in  Eunucho  [V.  788]:  Quam 
mox  irruimus',  Don.),  denn  so  er- 
scheint dem  Ctes.  des  Vaters  un- 
erwünschtes Nahen.  —  Etiam  taces? 
bist  du  auch  still?  willst  du  still 
sein?  'antique  pro  face,  sie  in 
Andria  [849]:  Etiam  tu  hoc  re- 
spondes?  pro  responde',  Don.  Bei 
Plautus  ist  diese  Wendung  (bez. 
Etiam  tu  tacesT)  häufiger;  s. 
E.  Becker  De  syntaxi-  interrogatio- 
num  obliquarum,  Studem.  Stud. 
I  177.  —  S.  Anhang. 

V.  651.  Numquam  h.  hodie  e.  i. 
committam  t. :  s.  zu  V.  570.  —  istuc, 
bezieht  sich  auf  cauebo.  Trotz  der 
Versicherung  des  Syrus  (V.  517) 
wurde  Ctes.  soeben  von  Demea  bei- 
nahe überrascht;  daher  zieht  er  es 
vor,  sich  in  einem  Gemache  mit 
der  psaltria  einzusperren,  als  von 
Syrus  ungenügend  geschützt  zu 
werden.  —  S.  Anhang. 

V.  563.  Nach  tutissimumst  ver- 
schwindet Ctes.  im  Hause.  Syrus 
wendet  sich  zu  Demea.  —  age. 
'nun  gut',  'wie  du  willst'. 


94 


ADELPHOE 


IV  2,  15—22 


15    Sy.  Ndn  hercle  hie  quidem  durare  quisquam  si  sie  fit  potest. 

scire  equidem  uolö  quod  mihi  sint  dömini:  quae  haec  est 

miseria!  555 

De.  Quid  ille  gannit?  quid  uolt?  quid  ais  hone  uir?  est  frater 

domi? 
Sy.  Quid  malum  'bone  uir'  mihi  narras?  equidem  perii.    De. 

Quid  tibist? 
Sy.  Rögitas?    Ctesiphö  me  puguis  miserum  et  istam  psältriam 
20  üsque   oeeidit.    De.  Hern,   quid   narras?    Sy.  Em   uide   ut 

diseidit  labrum. 
De.  Quam  ob  rem?    Sy.  Me  inpulsöre  hane  emptam  esse  ait. 

De.  Non  tu  eum  rus  hinc  modo  560 
pröduxe  aibas?    Sy.  Factum;  uerum  uenit  post  insäniens: 


V.  554  f.  sind  darauf  berechnet, 
daß  sie  Demea,  der  nachdenklich 
nach  rückwärts  geht,  hört,  während 
sich  Syrus  stellt,  als  habe  er  diesen 
noch  nicht  bemerkt.    S.  Anhang. 

V.  555.  equidem:  Ter.  wie  Cicero 
und  überhaupt  alle  Autoren  der 
gewählten  lat.  Schriftsprache  ge- 
brauchen equidem  nur  im  Sinne 
von  ego  quidem  (vgl.  V.  557,  641, 
748,  850);  V.  899  ist  daher  gegen 
A  mequidem  zu  schreiben.  S.  Haul.8 
zu  V.  539.  Daß  dies  auch  für 
Plautus  gilt,  zeigt  F.  Skutsch, 
Herrn.  XXXII  94 ff.,  der  für  die 
allein  übrigbleibenden  Stellen  Eun. 
956,  Plaut.  Bacch.  974,  Epid. 
30,  an  denen  man  bisher  in  der 
Regel  equidem  (auf  die  3.  Person 
bezogen)  aus  metrischen  Gründen 
las,  nach  C.F.W.  Müllers  Vorgange 
(Nachtr.  14)  atque  quidem  als  Wort- 
einheit  (s.  Forsch.  154)  annimmt, 
wodurch  die  Verteilung  der  beiden 
Kürzen  auf  zwei  Wörter  den  An- 
stoß verliert.  Über  das  Schwanken 
der  Handschriften,  die  auch  quidem 
für  equidem  bieten,  s.  Lindsay  zu 
Capt.  249  u.  394.  —  quod:  s.  zuV.  92. 

V.  556.    bone  uir:  s.  zu  V.  476. 

V.  559.  usque  hier  in  modaler 
Bedeutung:  ordentlich,  gehörig,  s. 
Ph.  Thielmann,  usque  als  selb- 
ständiges Adverb,  Arch.  V  448  vgl. 
V.  90,  2*3.  —  oeeidü  hier  in  der 
Grundbedeutung  'auf  e.  losschlagen*. 
—  em  demonstrativ  die  Aktion  be- 
gleitend, hier  klar  zu  unterscheiden 
von  dem  die  Rezeption  begleiten- 
den  hem.     Über   em   s.  Haul.8  zu 


V.  52.  Vgl.  dazu  noch  Skutsch, 
Arch.  XI  429.  Zur  Bekräftigung 
der  Ansicht  Stowassers,  wonach 
em  die  Kurzform  des  Imperativs 
von  emere  in  der  ursprünglichen 
Bedeutung  'nehmen'  ist,  weist 
Skutsch,  Philol.  LIX  498,  schlagend 
auf  Plaut.  Mil.  687,  wo  eme,  die 
volle  Form,  noch  in  derselben  Be- 
deutung wie  em  steht;  ebenso  sei 
Trin.  185  neben  em  einmal  eme  zu 
lesen;  vgl.  außerdem  über  diese  Be- 
deutung von  emere  Skutsch,  Arch.  XII 
207 f.  —  diseidit:  'Asper  (Ämilius 
Asper,  hervorragender  Grammatiker 
aus  dem  IL  Jahrh.  n.  Chr.)  mediam 
longam  a  caedendo  aeeipit  (Lucr. 
ni  657  diseidere,  667  diseiditur), 
ego  mediam  breuem  a  scindendo\ 
Don.  (ebenso  V.  120).  Jenes  ist 
unbedingt  vorzuziehen,  da  vor 
schließendem  iambischen  Wort 
weder  ein  iambisches  Wort  noch 
iambischer  Wortschluß  gestattet 
ist,  s.  Luchs,  Studem.  Stud.  I  lff. 
V.  561.  produxe  (vgl.  V.  402):  bei 
denjenigen  Verben,  deren  Perfekt- 
stamm auf  s,  ss  oder  x  endigt, 
kann  in  allen  von  diesem  Stamm 
gebildeten  Formen,  deren  Endung 
mit  -is  beginnt,  dieses  is  ausfallen, 
und  wenn  dabei  x-s  oder  ss-s  zu- 
sammentreffen, fällt  noch  ein  s  aus, 
s.  Neue  HI8  500  ff.  Besonders  häufig 
ist  diese  Synkope  in  der  2.  Pers. 
Sing.  Ind.  "Perf.,  z.  B.  dixti,  ad- 
duxti  etc.  Ein  solcher  Infinitiv 
steht  Haut.  32  decesse.  Vgl.  Engel- 
brecht a.  O.  59  ff,  der  darauf  hin- 
weist,  daß  in  den  6  Stücken  des 


IV  2,  23  -28 


ADELPHOE 


95 


nihil  pepercit.  nön  puduisse  uerberare  hominem  senem! 
quem  ego  modo  pueniui  tantilhim  in  mänibus  gestaui  meis. 
«5   De.  Laüdo;  Ctesiphö,  patrissas;  äbi;  uirum  te  iüdico 

Sv.  Laüdas?  ne  ille  cöntinebit  pöstbac  si  sapiet  manus.       566 
De.  Pörtiter.     Sy.  Perquam,   qnia   miseram    mulierem,    et   me 

seruolum 
qui  referire  nön  audebam  uicit:  hui  perförtiter. 


Ter.  mehr  synkopierte  Formen  vor- 
kommen als  in  den  20  Kom.  des 
Plautus.  —  Über  aibas  s.  Engel- 
brecht 55  f.  —  Obwohl  Demea  den 
Widerspruch  mit  der  früheren  Aus- 
sage des  Syrus  (V.  401  f.)  merkt, 
weiß  sich  dieser  doch  ausgezeichnet 
und  schlagfertig  wieder  heraus- 
zulügen. —  Die  bestätigenden  Wen- 
dungen factum,  Herum  u.  ähnl.  (s. 
V.  543)  stehen  regelmäßig  (wie  im 
Deutschen  'schön,  richtig*  etc.) 
ohne  Kopula;  vgl.  V.  578,  Andr. 
593,  665,  975;  Eun.  708  (zweimal), 
851,  1037,  Haut.  568,  Hec.  846, 
857  (?),  Phorm.  524,  751,  883.  — 
tienit  post  insaniens:  Donat  macht 
mit  Recht  auf  die  Steigerung  gegen- 
über V.  403  aufmerksam :  produxi . . . 
iratum  admodum. 

V.  562.  hom.  senem:  die  die  In- 
trigen leitenden  Sklaven  erscheinen 
meist  als  in  höherem  Alter  stehend. 
Sie  waren  häufig  die  paedagogi  der 
jungen  Herren  in  ihrer  Kindheit 
gewesen  und  blieben  ihre  Ver- 
trauten und  Berater  auch  im  Jüng- 
lingsalter. 

V.  663.  quem  ego  (ebenso  Quam 
ob  remY.  560) :  Da  Podiaski  a.  0.  9 f. 
fünf  Stellen  anführt,  an  denen  die 
Elision  des  einsilbigen  Wortes  am 
Anfange  notwendig  ist,  möchte  ich 
nicht  mit  Klotz  a.  0.  72  annehmen, 
daß  sie  durchaus  unnötig  sei.  — 
modo  zeigt  an,  daß  Ctesipho  kaum 
den  Knabenjahren  entwachsen  ist. 
—  tantillum:  nur  hier  bei  Ter.,  bei 
Plaut.  16 mal:  bellus  (V.  590)  nur 
einmal,  37mal  bei  Plaut.;  vgl.  G. 
Ryhiner,  De  deminutiuis  Plautinis 
Terentianisque ,  Basel  1894. 

V.  664.  Laudo :  'Facile  inductus 
est  senex  uarietate  fraudis  et  doli. 
Nam  Syrus  et  supra,  ut  laidans, 
non  ut  uituperans  Ctesiphonem ,  et 
nunc,    ut    accusans,    idem  perficit 


atque  persuadet'.  Don.  —  patrissas: 
patrisso  (gr.  Ttatgl^a  nach  Prise. 
H  24, 9  K.)  gehört  zu  der  nicht 
kleinen  Zahl  von  Lehnwörtern  aus 
dem  Griechischen  (-i£«i  =  -isso), 
welche,  vom  Namen  lebender  Wesen 
hergeleitet,  bedeuten  'nach  Art 
derselben  handeln';  Plaut.  Most. 
638  f.  Euge,  Philolaches  Patrissat, 
s.  A.  Funck,  Die  Verba  auf  issare 
und  izare,  Arch.  III  407,  412.  — 
abi,  uirum  te  iudieo  ('abi  addidit, 
quasi  dicat:  Non  est  quod  iam 
demorer,  perfectus  es',  Don.;  s. 
Brix  zu  Trin.4  830  [ebenso  Plaut. 
Asin.704],  Haul.8  zu  V.  994)  scheint 
formelhaft  zu  sein  und  ist  viel- 
leicht einer  beim  tirocinium  fori 
oder  einer  ähnlichen  Gelegenheit 
üblichen  Wendung  nachgebildet. 

V.  665.  ne  ille  q.  s. :  die  Drohung 
gegen  den  Jüngling  soll  den  Vater 
noch  sicherer  machen. 

V.566.  perquam((nimis,  (Iqcdvficc', 
Don.  '  Und  wie ! '),  eine  emphatische 
Steigerung  des  vorausgehenden  for- 
titer  enthaltend,  ist  beiPlaut.  (Bacch. 
545)  und  Ter.  noch  selten  (Hec.  68 
Per  pol  quam  paueos  reperias  q.  s.) ; 
vgl.  Wölfflin,  Kompar.  27.  —  me 
seruolum:  mich  armen  Sklaven 
('oratorie;  non  seruum,  sed  ser- 
uulum,  quom  sit  senex',  Don.),  er- 
fährt durch  den  folg.  V.  seine  Be- 
stätigung. 

V.  567.  hui:  s.  zu  V.  216.  —  hui 
perförtiter:  'hoc  gestu  seruili  et 
nimis  leuiori  personae  congrue  dic- 
tum est',  Don.  Syrus  zeigt  nach 
dieser  Bern.  Donats  wohl  seinen 
ironischen  Beifall,  indem  er  mit 
der  einen  Hand  winkt,  mit  der 
andern  in  unzüchtiger  Weise  Bein 
Gewand  schüttelt,  vgl.  Sittl  a.  0. 
62 ,  namentlich  A.  5,  Tertull.  spect. 
21  p.  22,  3f. 


96 


ADELPHOE 


IV  2,  29—38 


De.  N6n  potuit  melius,    idem  quod  ego  sentit,  te  esse  huic  ref 

caput.  , 

so  sed  estne  frater  intus?     Sy.  Non  est.     De.  Vbi  illum  in- 

ueniam  cögito. 
Sy.  Scio  ubi  sit,  uerum  hödie  nuniquam  mönstrabo.    De.  Hem 

quid  ais?    Sy.  Ita.  670 

De.  Dimminuetur  tibi  quidem  iam  cerebrum.  Sy.  At  nomen  neseio 

ülius  hominis,  sed  locum  noui  tibi  sit.  De.  Die  ergo  locum. 

Sy.  Ndstin  porticum  äpud  macellum,  hac  deorsum?    De.  Quid 

ni  nouerim? 
85    Sy.  Praeterito  hac  re*cta  platea  sursum;  ubi  eo  ueneris, 

cliuos  deorsum  uörsum  est:  hac  te  praeeipitato;  pöstea,  675 

est  ad  hanc  mantim  sacellum:  ibi  ängiportum  propter  est, 

De.  Quöd  nam?    Sy.  Uli,  ubi  etiäm  caprifieuß  magna  est.    De. 

Noui.    Sy.  Hac  pergito. 


V.  568.  potuit  absolut  und  un- 
persönlich, s.  Haul.8  zu  V.  303.  — 
huic  rei.  Über  diesen  auch  im 
Deutschen  (dialektisch)  den  gen. 
poss.  vertretenden  Dativ  s.  Haul.* 
zu  V.  872.  —  S.  Anhang. 

V.  569.    8%d  estne.  —  ubi  illum. 

V.  570.  hodie  numquam:  'nun- 
quam  hodie  pro  nullo  tempore 
huius  diei',  Don.  In  dieser  fast 
formelhaft  gewordenen,  der  Um- 
gangssprache angehörigen  Ver- 
bindung tritt  hodie  als  Verstärkung 
zur  Negation;  ebenso  V.  169,  551; 
vgl.  Andr.  654,  Eun.  1031,  Haut.  574, 
Phorm.  377,  805,  1009.  —  Syrus 
stellt  eich,  als  furchte  er  im 
Interesse  des  Äschinus  ein  Zu- 
sammentreffen des  Demea  mit 
Micio,  und  als  wolle  er  deshalb 
nicht  verraten,  wo  sich  dieser  zur 
Zeit  aufhält.  Um  so  leichter  wird 
Demea  bestimmt,  den  Bruder  auf 
der  falschen  Fährte  zu  suchen.  — 
ais  zweisilbig  und  mit  langem  i 
(über  die  Schreibung  aüo  s.Lindsay- 
Nohl  9),  da  es  nach  der  IV.  Konjug. 
flektiert;  s.  Haul.8  zu  V.  315. 

V.  671.  Dimminuetur  mit  dem 
von  Prise,  n  32, 12  f.  K.  ausdrücklich 
für  diese  Stelle  bezeugten  Übergang 
von  s  in  w;  s.  Brix  zu  Men.4  304. 
—  Indem  Demea  die  Drohung  aus- 
spricht, hebt  er  den  Stock  in  die 
Höhe,  welchen  die  senes  des  Lust- 
spiels zu  tragen  pflegten;  vgl.  Donat 
z.  d.  St.  —  Für  cerebrum  steht  in  dieser 
Wendung  auch  caput;  s.  Eun.  803. 


V.  573.  deorsum  zweisilbig  zu 
messen,  C.  I.  L.  I  199  steht  dorsum 
neben  deorsum,  s.  Solmsen  a.  0.  60; 
s.  z.V.  86.  —  Die  sechsmalige  Wieder- 
holung von  hac  gibt  der  Beschrei- 
bung des  Weges  seitens  des 
Sklaven  eine  individuelle  Färbung. 
S.  Anhang.  —  nouerim,  nicht  zu- 
sammengezogen, bei  Ter.  nur  am 
Versende;  s.  zu  V.  106 f. 

V.  674.  hac  nicht  mit  r.  platea 
zu  verbinden,  sondern  mit  dem 
Verbum,   wie  V.  575   mit  praeeip. 

—  Der  Hiatus  zwischen  sursum  ubi 
ist  wohl  durch  die  Interpunktion, 
d.  i.  die  Pause,  entschuldigt,  die 
Syrus  machen  muß,  damit  Demea 
seiner  etwas  verzwickten  Weg- 
angabe folgen  kann.  S.  Anhang.  — 
eo:  auf  die  durch  sursum  be- 
zeichnete Höhe  des  Weges.  —  S.  Anh. 

V.  676.  deorsum  uorsum  'nach  ab- 
wärts'; uorsum  steckt  eigentl.  schon 
in  deorsum,  so  daß  d.  u.  zu  jenen 
Verbindungen  gehört,  in  denen  zur 
Verdeutlichung  dasselbe  Element 
noch  einmal  gesetzt  wird,  s.  Solmsen 
a.  O.  66  und  zu  V.  269,   S.  Anhang. 

V.  676.  ad  hanc  manum:  Syrus 
macht  eine  Bewegung  mit  der  be- 
treffenden Hand.  —  ängiportum  ist 
der  Name  für  die  engen,  in  die 
breite  platea  oder  uia  mündenden 
Seitengassen.  Sie  waren  zuweilen 
Sackgassen  {non  peruium  V.  678). 

—  propter  Adv. 

V.  577.  Uli  Adv.  s.  zu  V.  116.  — 
caprificus:  Weder  die  Bemerkung 


IV  2,  39—44 


ADELPHOE 


97 


De.  Id    quidexn    angiportum    non    est    peruium.      Sy.  Verum 

hercle.    nah, 
censen  hominem  me  c'sse?  erraui:  in  porticum  rursüm  redi; 
saue  hac  multo  pröpius  ibis,  et  minor  est  erratio.        680 
sein    Cratiui    huius    ditis   aedes?    Du.  Scio.     Sy.  Vbi   eas 

praeterieris, 
äd  sinistram  hac  reeta  platea;  ubi  ad  Dianae  ueneris, 
fto  ad  dextram;  pnus  quam  ad  portam  uenias,  apuc?  ipsüm 

lacum, 


Donats,  daß  hier  eine  Anspielung 
auf  Hom.  II.  VI  433  vorliege,  noch 
die  Meinung  Spengels,  daß  damit 
ein  Hohn  auf  Demea  ausgedrückt 
•werden  solle,  scheint  begründet  zu 
sein,  da  Syrus  einen  dem  Demea 
bekannten  Weg  beschreibt.  S.  Anh. 

V.  678.  angiportum,  l  neben 
angiportus,  üs  s.  Don.  zu  V.  576, 
Landgraf,  Arch.  V  139,  Haul.8  zu 
V.  891,  Neue  I8  777 f.;  der  Schol. 
Bemb.  (Herrn.  H  392)  fügt  hinzu: 
nescis  utrum  comicus  ler.  an  gram- 
matieus.  —  Verum  hercle  ohne  est; 
s.  zu  V.  561.  —  uerum  h.  ebenso  Andr. 
929,  aber  hercle  uero  V.  902,  975  u.  ö. ; 
s.Haul.3  zu  V.  137,  164;  Kellerhoff 
a.  0.  66.  —  uah:  s.  zu  V.  38. 

V.  579.  censen  hom.  me  esse? 
Hältst  du  mich  noch  für  einen 
Menschen,  d.  h.  ein  verständiges 
Wesen?  (deutsch  etwa:  bin  ich 
nicht  ein  rechter  Esel?);  vgl.  V. 
107,  934,  Hec.  214  ..  .  guae  nie 
omnino  lapidem,  non  hominem  putas. 
Censen  mit  Inf.  bei  Ter.  =  num 
censes  vgl.  Andr.  256,  Eun.  217,  Hec. 
662,  Phorm.  875,  nach  D  Skutsch 
(s.  Haul.8  Anh.);  vgl.  Morris,  On  the 
smtence  guestion  10. 

V.  580.  erratio,  das  Irregehen, 
auch  Plaut.  Bud.  180. 

V.  582.  hac  r.  pl:  s,  z.  V.  574; 
das  Verbum  (ito)  steht  V.  583.  Die 
ganze  Beschreibung  begleitet  Syrus 
mit  verdeutlichenden  Bewegungen. 
—  ad  Dianae:  Donat  will  templum 
ergänzen,  was  aber  nicht  angeht,  da 
weder  bei  Plautus  noch  bei  Terenz 
templum  =  Gotteshaus  ist  (s.  dageg. 
Enn.  Trag.  K.8  244,  LuciL  91  L.,  HI 
3  M.),  sondern  nur  in  ursprünglicher 
Bedeutung  (abgegrenzter  Bezirk, 
z.  B.  Eun.  690  qui  templa  caeli  summa 
sonitu  coneutit)  vorkommt.     Wölff- 

Terentins,  Adelphoe.* 


lin,  der  diese  sogenannte  Ellipse  für 
einen  vom  Scipionenkreise  auf- 
genommenen Gräzismus  erklärt 
(Arch.  H  866),  denkt  daher  an  Er- 
gänzung von  aedem  oder  fanum. 
M.  E.  bildet  Dianae  für  sich  eine 
vollständige  Ortsbezeichnung,  die 
keiner  Ergänzung  bedarf.  Der 
possessive  Genetiv,  der  im  Griechi- 
schen in  Verbindung  mit  einer 
Präpos.  ungleich  häufiger  ist,  dürfte 
in  der  Umgangssprache  ebenso  ok- 
kasionell zur  Bezeichnung  einer 
bestimmten  Örtlichkeit  verwendet 
worden  sein  (s.  Arch.  H  370)  wie 
etwa  das  Adj.  z.  B.  Dianiutn  bei 
Liv.  I  48,  6.  Allein  steht  er  bei 
Liv.  H  7, 12  ubi  nunc  Vicae  Pötae 
est,  wo  seit  Siesbye  von  den 
meisten  aedes  eingesetzt  wird.  Vgl, 
über  ad  cum  genetiuo  numinis 
Thes.  I  486, 31  ff.  Auch  im  Deut- 
schen werden  Bezeichnungen,  wie 
z.  B.  Martini,  durchaus  nicht  als 
ergänzungsbedürftig  empfunden,  s. 
Paul,  Prinzipien  der  Sprachgesch.8 
298  und  Zangemeister,  Erstarrte 
Flexion  von  Ortsnamen  im  Latein, 
Rh.  Mus.  LVH  168  f. 

V.  583.  dextram:  Über  dextra 
und  dextera  vgl.  Engelbrecht  26, 
doch  läßt  sich  der  angegebene 
Unterschied,  wonach  dextera  nur 
am  Ende  des  Verses  stehe,  an- 
gesichts der  Überlieferung  nicht 
festhalten.  —  'Portam  dicendo 
ostendit  usgue  ad  muros  finemque 
siuitatis  erraturum  Demeam'.  — 
laeum:  'credibüiter  addidit  lacum. 
Nam  Varro  docet  semper  lacum 
portis  additum,  scilicet  ob  usum 
iumentorum  exettntium  et  introeum- 
tium,  et  praeter ea  ut  aduersum 
hostilem  ignem  portis  de  proximo 
subueniretur' '.    Don. 


98 


ADELPHOE 


IV  2,  45—52 


50 


est  pistrilla,   et  exaduorsum  fäbrica:   ibist.    De.  Quid  ibi 

facit? 
Sy.  Lectulos  in  adle  ilignis  pedibus  faciundds  dedit.  585 

De.  ybi  potetis  u<5s?   bene  sane.    sed  cesso  ad  eum  pergere.  — 
Sy.  I,  sane  ego  te  exercebo  hodie  ut  dignus  es  siMcernium. 

Aeschinus  odiöse  cessat;  prändium  cornimpitur; 

Ctesipho  autem  in  amörest  totus:  ego  iam  prospiciäm  mihi: 

näm  iam  abibo,  atque  ilnum  quicquid,  qudd  quidem  erit 

bellissimum  590 

cärpam,  et  cyathos  sörbilans  paulätim  hunc  producäm  diem. 


V.  584.  pistrilla  (=pistrinüla  von 
pistrinum)  eine  kleine,  mit  Bäckerei 
verbundene  Stampfmühle ;  vgl. 
Blümner,  Technol.  I  21,  37.  —  exad- 
uorsum s.  Hau!.8  zu  V.  88,  über 
die  Schreibung  s.  zu  V.  19. 

V.  585.  Lect.  in  sole:  'In  urbe 
conuiuium  aut  in  sole  aut  in  utnbra 
pro  condicione  temporis  instrue- 
batur.  Bepente  igitur  interrogatus, 
quod  minime  opinabatur  quaesi- 
turum  senem,  arripuit  statim  lec- 
tulos. Et  quia  potuit  senex  dicere : 
'Mentiris,  Nam  habet  lectulos',  ad- 
didit  ex  tempore:  'in  sole'.  Et  ne 
eos  quoque  habere  diceret,  addidit: 
'iligneis  pedibus  faciundos'  (gleich 
unseren  Gartenmöbeln  von  dauer- 
hafterem Material).  Sed  hoc  gestu 
actoris  adiutum  est,  quasi  eodem 
tempore  seruus  et  quaerat  quid  dicat 
et  respondeat!  Don.  Solche  Garten- 
triklinien,  allerdings  mit  gemau- 
erten Liegstätten,  hat  man  in 
Pompeji  in  mehreren  Häusern  ge- 
funden. S.  Mau  a  0.  247,  269,  295. 
—  S.  Anhang. 

V.  586.  bene  sane:  (ironisch)  gut 
in  der  Tat.  —  Nach  V.  586  eilt 
Dcmea  durch  das  Seitengäßchen 
links  vom  Schauspieler  ab. 

Y,  587.  Zur  Interpunktion  s.Wien. 
Stud.  XXII 108.  —  ' silicerninm'  (vgl. 
Fest,  bei  Paul.  417.  Th.)  Toten- 
schmaus. Die  Etymologie  des 
Wortes  (Don.  stellt  abenteuerliche 
Vexiaxitungen  auf)  ist  unsicher,  s. 
Osthoff,  Etymol.  Parerga  I  (1901) 
64  ff. 

Y.  590.  abibo:  vgl.  Y.  678  db- 
■-,.  —  (tmum)  quicqiiid  hat  seine 


relativische  Natur  aufgegeben; 
CLL.  VI  10298,  4  quod  quidquid 
penus  sese  uenit;  vgl.  Brix  zu  Trin.* 
881  und  Skutsch  in  der  Festschr. 
C.F.W.  Müller.  90  f.  —  bellissimum 
das  bezeichnende  Prädikat  für  De- 
likatessen; vom  nämlichen  Stamme 
bellaria,  Naschwerk.  Über  bellus 
(von  bene:  benulus,  ben'lus)  s. 
Wölfflin,  Arch.  IX  11  f.  —  S.  Anh. 
V.  591.  carpam  (in  kleinen  Stücken 
abreißen)  und  cyathos  (ohne  sich 
Zeit  zu  nehmen,  sie  in  den  Becher 
zu  gießen;  denn  cyathus  ist  hier 
wohl  nur  als  Schöpfgefäß  zu  neh- 
men, s.  Becker -Göll,  Charikles 
H  350)  sollen  wohl  die  Heim- 
lichkeit, mit  der  er  die  verschie- 
denen vorbereiteten  Leckereien  be- 
naschen will,  bezeichnen.  —  sör- 
bilans nach  A  mit  einem  l  (Plaut. 
Poen.  397  sorbilo  am  Ende  eines 
troch.  Septenars);  über  das  Schwan- 
ken der  Schreibung  dieses  Wortes 
s.  A.  Funck,  die  Verba  auf  -illare, 
Arch.  rV  224 ff.  —  producäm  diem: 
durch  Hinausziehen  zu  Ende  (zu 
stände)  bringen;  vgl.  Andr.  615  .. . 
ut  huic  malo  aliquam  producäm 
moram;  328 f.  saltem  aliquot  dies 
Profer  q.  s.  —  Nach  V.  691 
zieht  sich  Syrus  in  das  Haus  seines 
Herrn  zurück.  In  der  folgenden 
Szene  treten  Micio  und  Hegio  von 
der  Marktseite  auf  (s.  V.  512).  Micio 
hat  dem  Hegio  die  Versicherung 
gegeben,  daß  er  und  Äschinus  alle 
zufriedenstellen  würden,  und  wehrt 
das  Lob.  das  ihm  Hegio  deswegen 
erteilt,  mit  den  folgenden  Worten 
sanft  ab. 


IV  3,  1—10 


ADELPHOE 


99 


Micio     Hegio 

Senes  ii 

IV  Mi.  Ego  in  hac  re   nihil  reperio   quam   ob  rem  laüder  tanto 
3  opere  Hegio: 

meum    officium   facio;    quöd   peccatum   a   nöbis    ortumst 

cörrigo. 
nisi  si  me  in  illo  credidisti  esse  hdminum  numero,  qui 

ita  putant, 
sibi  fieri  iniuriam  ültro,  si  quam  fecere  ipsi,  expöstules,  695 
s  et   ültro    accusant.     ld    quia   non   est   a  me   factum   agis 

grätias? 
He.  Ah,  minime;  numquam  te  äliter  atque  es  in  animum  in- 

duxi  meum. 
sed  quaeso,  ut  una  mecum  ad  matrem  uirginis  eas  Micio, 
atque  istaec  eadem  quae*  mihi  dixti  tiite  dicas  mülieri: 
suspicionem  hanc  pröpter  fratrem  eins  esse  et  illam  psäl- 

triam  .  . .  600 

10    Mi.  Si  ita  aequom  eenses,  atft  si  ita  opus  est  facto,  eamus. 

He.  Bene  facis: 


V.  593.  meum  officium  mit  regel- 
rechtem Proceleusmaticus  wie  Plaut. 
Bacch.  298 ■  eo  exanimatus,  Truc. 
759  tibi  inTecebra,  s.  Seyffert,  Burs. 
Jahr.  B.  80,  281  f. 

V.  694.  nisi  si:  nisi  steht  in  der 
zu  V.  152  f.  dargelegten  Bedeutung. 
Bisweilen  wird  es  durch  forte  ver- 
stärkt, z.  B.  Eun.  524,  662.  S.  Brix 
zu  Trin.*474. 

V.  695.  si . . .  expostules  (gr.  I§- 
aiT&lv) :  vgl.  Andr.  639  cum  eo  in- 
iuriam hanc  expostulem?  Plaut. 
Mil.  697.  Über  die  Interpunktion 
s.  Wien.  Stud.  XXII  108 f.  —  S.  Anh. 

V.  696.  id  quia  . . .  gratias?  'Haec 
interrogatio  quasi  subtristi  uultu  est 
proferenda.'   Don. 

V.  597.  in  animum  inducere  er- 
scheint bei  Ter.  6  mal  (außer  u.  St. 
noch  Haut.  49,  1028,  Hec.  292,  603; 
Hec.  50  ist  fraglich),  bei  Plautus 
2 mal,  animum  inducere  dagegen 
14 mal,  bei  Plaut,  sogar  in  passiver 
Wendung  Pers.  66.  Vgl.  A.  Funck: 
animum  inducere  im  archaischen 
Latein,  Fleck.  Jahrb.  CXXVH  487  ff. 
Hier     fällt     das     Akkusativobjekt 


auf,  wie  es  scheint,  die  ursprüng- 
lichste Konstruktion:  ich  habe 
dich  nie  anders  aufgefaßt  als  du 
bist.  Sonst  steht  als  Objekt  ein 
neutrales  Pronomen:  Haut.  1028, 
Plaut.  Capt.  149  etc.   S.  Anhang. 

V.  698.    S.Anhang. 

V.  599.  tute  stark  betont  im 
Gegensatz  zu  der  anderen  V.  608  f. 
angefahrten  Möglichkeit.     S.  Anh. 

V.  601.  Geschickt  läßt  der  Dichter 
den  Micio  dem  Hegio  in  das 
Wort  fallen;  denn  jener  weiß  ja 
schon  die  ganze  Sache  und  aucb 
die  Zuschauer  sind  darüber  voll- 
kommenunterrichtet worden,werden 
aber  durch  V.  600  in  passender 
Weise  daran  erinnert.  Don.  be- 
merkt zu  V.  600  %Nimis  breuiter 
ac  succincte  et  ut  oportuit  inter 
scientes.'  Dem  si  ita  aequom  eenses 
des  Micio  entspricht  in  der  Ant- 
wort des  Hegio  tili  a.  iam  rel.,  dem 
si  ita  opus  e.  f.  das  tuo  off.  f.  f. 
Aequom  ist  es,  der  gekränkten 
Frau  Trost  zu  bringen,  officium, 
die  Schuld  des  Ä.  zu  sühnen.  — 
Zu  V.  600  ff.  s.  Anhang. 


100 


ADELPHOE 


IV  3,  11—16 


nam  et  flu  ita  animum  iam  releuabis,  quae  dolore  ac  miseria 
tabescit,  et  tuo  officio  faeris  ftlnctns.  ,  sed  si  aliter  pntas, 
egom£t  narrabo  quae  mihi  dixti.    Mi.  Immo  ego  ibo.    He. 

Bene  facis: 
omaes,  qnibns  res  sunt  miiras  secunciae,  mägis  sunt  nescio 

quo  modo  606 

suspiciosi;  ad  cöntumeliam  ömnia  acciphlnt  magis; 
propter  snam  iiipoteatiam,  se  semper  credunt  claüdier. 
quapröpter,  te  ipsum  pürgare  ipsi  cöram  placabüins  est. 
Mi.  Et  recte  et  uerum  dicis.    He.  Sequere  me  ergo  hac  intro. 

Mi.  Mäxume. 


V.  602.  'dolore  partitudinis,  mi- 
seria iniuriae  ab  Aeschino  acceptae.' 
Don. 

V.  603.  tuo  officio  faeris  functus: 
fungi  bei  Ter.  sonst  4  mal  mit  dem 
Akkus.,  hier  mit  dem  Ablat. ; 
ebenso  steht  potior,  wenn  es  einen 
Kasus  bei  sich  hat,  in  der  Regel 
mit  dem  Akk.,  einmal  (Fhorm.  830) 
mit  dem  Ablativ.  Über  die  Kon- 
struktion von  fungi  vgl.  Langen, 
Arch.ffl  329  ff.  (s.  Anhang).  —  Die 
Perfekttempora  der  Kopula  statt 
derer  der  Gegenwart  (hier  fueris, 
vollkom.  gleichbedeutend  mit  erä, 
ebenso  Phorm.  516  und  Andr.  213) 
stehen  besonders  häufig  bei  Depo- 
nenten (s.  Brix  zu  Plaut.  Mil.s102, 
H.Blase,  Futura  und  Konjunktiv 
des  Perfekts  im  Lat.,  Arch.  X  313ff, 
Haul.s  zu  V.  516. 

V.  604.  mihi  mit  langer  Endsilbe 
(s.  zu  V.  142,  894,  Haul.»  Anh.  z.  V. 
176),  oder  Hiatus  beim  Personen- 
wechsel, s.  HauL8  zu  V.  146. 

V.  606.  ad  cont. . . .  accipiunt  wie 
Eun.  82  neue  aliorsum . . .  acceperit; 
V.  876  in  eam  partem  accipioque  et 
uoto.  —  accipiunt  in  metaphor. 
Bedeutung:  „auffassen,  etwas  aus- 
legen", erst  bei  Ter.  (Andr.  367, 
Haut.  264),  bei  Plaut,  nicht. —  Die 
Verse  bei  Menander  (Frg.  IX  M.,  Kock 
HI  fr.  6 ;  vgl.  Einl.  S.  17  Anm.  2) :  Ilgog 
aitavza  deilbv  b  itivne  iazl  yap,  \ 
■accI  navtae  avtoü  xa-cacpQoveiv 
vitoXccfißarti,  enthalten  vielleicht 
die  Parallelstelle. 

V.  607.  claüdier  (so  A  und  von 
Don.  erwähnt,  g  bieten  die  Glosse 
neglem)  entspricht  unserem  „an 
die  Wand  gedrückt  werden",  dem 


französischen  etre  tenu  ä  Vicart\ 
allen  drei  Redensarten  liegt  das 
Hemmen  an  der  freien  Bewegung 
zugrunde.  Bentley  dachte  an  htdier. 
Über  die  Endung  s.  zu  V.  106.  — 
S.  Anhang. 

V.  608.  te  ipsum  ist  Subjekts- 
akkusativ; purgare  steht  entweder 
ohne  Objekt,  wie  so  häufig  in  der 
Umgangssprache,  wenn  das  Objekt 
(hier  quae  a  uobis  facta  sint)  so- 
zusagen in  der  Luft  liegt,  oder  es 
steht  hier  das  Aktivum  statt  des 
Reflexivunis.  Daß  ipsum  (auf  Äsch. 
bezogen)  das  Objekt  zu  purg.  sei, 
halte  ich  für  weniger  wahrschein- 
lich. —  placabilius  mit  aktiver  Be- 
deutung des  Stammverbums,  welche 
im  älteren  Latein  bei  den  Adjek- 
tiven auf  ~büis  die  gewöhnliche 
ist  (geleugnet  von  Fr.  Haussen ,  die 
Aktivbedeutung  der  Adjektiva  auf 
-bilis  im  archaischen  Latein,  Philol. 
XLVH  274—290,  der  ihnen  mit 
Unrecht  nur  passive  oder  mediale 
Bedeutung  zuerkennt). 

V.  609.  rede  et  uerum:  Plaut. 
Capt.  960  Beete  et  uera  loquere. 
Über  die  Kebeneinandersetzung  von 
Adverb  und  Adj.  vgl.  P.  Barth, 
Fleck.  Jahrb.  CXXIK  177  ff.  Stamp. 
verweist  auf  Plat.  Phaed.  79  D  Kcdäg 
kccI  ulrj&rj  Xsysig.  —  maxume=ja, 
gerne ;  ebenso  Eun.  189,  334,  Hec. 
708  etc. 

Nach  V.  609  gehen  Hegio  und 
Micio  ins  Haus  .der  Sostrata.  Bald 
danach  tritt  Äsehinus,  der  in- 
zwischen von  Canthara  Mitteilung 
über  den  gegen  ihn  gehegten  Ver- 
daoht  erhalten  hat,  von  der  Markt- 
seite her  auf  (s.  V.  277  u.  617). 


IV  4,  1— 9 


ADELPHOE 


101 


IV 

4 


Aeschinvs 

ädvle8cen8 

Diöcnicior  animi:  —  610  a 

höcXce  de  inprouisö  mali  mihi  öbici  tantum,  610  b 

üt  neque  quid  me  faciam,  nee  quid  agam  certiiui  sietl 
inembra  metu  debilia  s\int,  animus  timöre  obstipuit, 
pectore  consistere  nihil  consili  quid,    nah, 
quo  modo  me  ex  hae  expediartt  turba? 
tauta  nunc  suspicio  de  me  ineidit,  neque  ea  inmerito;  ciö 
Sdstrata  credit  mihi  me  psältriam  hanc  emisse,  fd  anns 
mihi  indicium  fecit. 


V.  610.  Das  Canticum  drückt  die 
höchste  Aufregung  aus  (daher  Meta- 
bole  des  Rhythmus).  Über  seine 
metrische  and  kritische  Behandlung 
s.  Anhang.  —  Über  die  Haltung  des 
Jünglings  s.  Hau!8  zu  V.  465. 

V.  6i0a.  Clausula  Reiziana.  So 
wird  die  katal.  iamb.  Tripodie 
(Plaut.  Aul.  106  steht  sie  am  An- 
fang des  Senars)  genannt,  die  die 
verschiedensten  Formen  annehmen 
kann,  s.  Lindsay,  Einl.  zu  Capt. 
99  ff.  Wie  hier  auch  Aul.  153  si 
hibeat  faciam.  —  Discrucior  animi: 
ebenso  Plaut.  Aul.  105,  s.  auch 
Phorm.  187  Antipho  me  exeruciat 
animi;  Eun.  274,  Hec.  121,  Haut. 
727;  vgl.  Wagner  zu  Plaut,  a.  O. 

V.  610b.  Akatal.  iamb.  Dimeter 
-f  clausula  Reiz.  (Versus  Reizianus), 
bei  Plaut,  ziemlich  häufig,  vgl. 
namentlich  Aul.  158—160, 415—446 ; 
die  Klausel  "in  derselben  Form 
„j.  —  x  w  Aul.  489,  -j.  —  -  «Aul. 
416,  423  etc.  Cas.  753,  765,  Afran. 
228,  R.8  confdeta  ut  offendam. 

V.  611.  Akatal.  choriamb.  Tri- 
meter  -f  akat.  iamb.  Monom.  (Plaut. 
Cure.  101  steht  dieselbe  Klausel 
nach  einem  katal.  daktyl.  Trimeter). 
—  quid  me  faciam:  facere  wird  wie 
fieri  und  esse  mit  dem  bloßen  Ab- 
lativ (instrumenta)  auch  von  Per- 
sonen verbunden;  s.  Haut.  188  in- 
certumst  etiam,  quid  sc  faoiat,  317 
Quid  itto  fatias?  Eun.  837  Quid 
Mo  faciemus?  Hec.  668  Sed  quid 
faeiimm  puero?  Phorm.  137  Öuid 
te  futwrumst?    8.  Hau!.8  z.  d.  V.  — 


quid  agam:  'wie  ich  mich  befinde ', 
wegen  des  folgenden  metu  etc. 
Anders  V.  789. 

V.  612.  Akatal.  choriamb.  Tri- 
meter -f  clausula  Reiz.,  dieselbe 
Form  der  Klausel  Rud.  286  sacir- 
dos  clüeo,  Most.  330  ms  ambos  alt- 
quis,  858,  Rud.  676  b,  Trin.  284. 

V.  613.  Akatal.  choriamb.  Dimeter 
(nihil  einsilbig)  -f  akatal.  troch. 
Monometer,  dieselbe  Klausel  Trin. 
280  nach  akatal.  iamb.  Dimeter, 
Capt.  214,  Trin.  271—3  nach  akatal. 
kret.  Dimeter,  Amph.  237  nach 
kret.  Monom.,  vgl.  Amph.  247,  Rud. 
681b.  —  consistere  mit  dem  bloßen 
Abi.  auch  in  der  klassischen  Prosa ; 
vgl.  Cic.  de  sen.  74  . . .  qui  poterit 
animo  consistere? 

V.  614.  Hyperkatal.  iamb.  Dimeter, 
vgl.  Plaut.  Most.  794,  Pseud.  922. 

V.  615.  Katal.  troch.  Hexapodie 
(wie  Plaut.  Epid.  166a,  166b,  Most. 
704,  5)  -f-  akatal.  troch.  Monom, 
(dieselbe  Silbenfolge  miser  exani- 
mor  steht  Cist.  208  als  akat.  anap. 
Monom.).  —  tamta  nunc  suspicio: 
Damit  nennt  Ä.  den  Grund  seiner 
Aufregung. 

V.  616.  Akatal.  choriamb.  Dimeter 
-f-  akatal.  troch. , Tripodie,  ebenso 
Plaut.  Cas.  629  Eripite  isti  gladium 
quae  süist  impos  animi;  der  Vers 
kann  auch  als  zweimal  gesetzter 
akatal.  choriamb.  Dimeter  wie  Men. 
110  (sies)  gemessen  werden.  In 
beiden  Fällen  wird  hanc  verkürzt: 
psältriam  hanc  emisse  (emisse).  — 
amts:  gewöhnlich  eine  alte  Frau 
niederen  Standes;  die  bejahrte 


102 


ADELPHOE 


IV  4,  10-19 


10 


15 


nam   ut  hinc  forte   ad   öbstetricem  erat  missa,  ubi  eam 

uidi,  ilico 
accedo,  rogito  Pämphila  quid  agät,  iam  partus  ädsiet, 
eone    öbstetricem    accersat.     illa   exclämat:   'abi   abi   iam 

Aeschine,  620 

satis  dm  dedisti  uerba,  sat  adlmc  ttia  nos  frustratäst  fides.' 
"hem,  quid  istuc  obsecro"  mquam  "est?"  'ualeas,  habeas 

—  illam  quae  placet.' 
sensi  flico  id  illas  siispicari,  sed  me  reprehendi  tarnen, 
nequid  de  fratre  gärrulae  illi  dicerem,  ac  fieret  palam. 
nunc  quid  faciam?    dicam  fratris  esse  hanc?    quod   mini- 

mest  opus,  625 

üsquain  ecferri.    ac  mitto:  fieri  pötis  est  ut  nequa  exeat: 
fpsum  id  metuo  ut  credant;  tot  coneirrunt  ueri  similia: 


Freigeborne  heißt  maPona  und 
wird  nur  mit  einer  gewissen  Ge- 
ringschätzung anus  genannt,  wie 
V.  939,  Hec.  231,  621.  Hier  ist  Can- 
thara  gemeint,  welche  den  Ä.  traf, 
als  sie  nach  V.  354  um  die  Heb- 
amme ging.  Von  ihr  erfuhr  er 
erst,  in  welchen  Verdacht  er  un- 
schuldig gekommen  war.  Daß  er 
erst  jetzt  Pämphila  aufsuchen  will, 
findet  einerseits  in  seinerRatlosigkeit 
(quo  modo  me  ex  hac  expediam  turba), 
andrerseits  in  der  Ökonomie  des 
Stückes   hinreichende  Begründung. 

V.  617.  Clausula  Beisiana  (mihi 
einsilbig)  wie  Aul. .431,  435. 

V.  619.  Pämphila  quid  zu  messen; 
ebenso  V.  343  Sgstratä  tiide,  Eun. 
707  Ghaerea  tüam,  Phorm.  830 
Phaedriä  poteretur;  s.  zu  V.  346.  — 
iam  partus  adsiet:  ohne  Fragewort; 
infolge  der  hastigen  Rede  ohne 
Anstand,  da  der  folgende  Satz  wie 
der  vorhergehende  ein  Fragewort 
aufweist.  Dz.1  schlug  statt  partus: 
partusne  oder  partim  vor.  Auch 
Spengel  nahm  an  dem  fehlenden 
ne  Anstoß  und  schlug  ian  (=  iamne) 
vor.  Doch  könnte  das  durch  Syn- 
kope entstandene  iamn  vor  partus 
nur  wie  iam  ausgesprochen  werden. 
—  'Amatoria  interrogatio,  qua  mon- 
strat  Aeschinus  curae  sibi  esse  res 
omnes.'    Don. 

V.  620.  eone:  'zu  diesem  Zwecke, 
deswegen',  ebenso  Plaut.  Trin.  341. 

V.  621.  satis  diu.  —  uerba  dare 
(kn  Gegensatz  zu  rem),  ein  häufiger 


Ausdruck  für  'flunkern'.  S.  An- 
hang. 

V.  622.  'Hern  interieclio  est  nouas 
res   et  inopinatas  audientis.'    Don. 

—  ualeas  (%u{qsiv  sä),  abweisend 
wie  Andr.  696  f.  ualeant,  Qui  inter 
nos  discidium  uolunt.  Wie  Trin. 
266  (s.  Brix*  z.  d.  St.)  scheint  auch 
hier  Canthara  in  einer  Art  von 
Galgenhumor  auf  die  bevorstehende 
Scheidung  (hier  von  der  Geliebten) 
angespielt  zu  haben  (s.  Landgraf 
Arch.  VHI  45).  Iou.  interpungiert 
nach  habeas,  wodurch  dieser  Sinn 
noch  schärfer  hervortritt,  da  statt 
des  zu  erwartenden  'res  tuas',  'illam 
quae  placet'  folgt.  Dasselbe  Wort- 
spiel träte  im  Deutsehen  ein,  wenn 
wir  statt:  'Gehab  dich  wohl',  sagten: 
'Gehab  —  jene  wohl,  die  dir  gefällt ! ' 

V.  623.    id  nimmt  in   Gedanken 
Bezug  auf  das  V.  616  f.  Geäußerte. 

—  reprehendi:  hier  ist  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  metapho- 
risch gebraucht:  zurückhalten,  sich 
in  acht  nehmen. 

V.  626.  ecferri  ausplaudern,  ebenso 
Phorm.  958;  s.  Langen  a.  0.  689  f. 

—  Über  potis  est  statt  pote  est 
s.  Haul.s  zu  V.  379.  —  S.  An- 
hang. —  ut  nequa:  ut  ne  gewöhn- 
lich in  Absichtssätzen,  ebenso  nach 
fieri  und  entsprechenden  Wendun- 
gen; vgl.  Andr.  699  Si  poterit  fieri, 
ut  ne  pater  per  me  "stetisse  credat; 
s.  Dräger  Hist,  Synt.  II*  299. 

V.  627.    ipsum  id  hängt  von  cre- 
dant ab.     S.  Anhang. 


IV  4,  20—5,  3 


ADELPHOE 


103 


20  egomet  rapui  ipse,  egomet  solui  argentum,  ad  nie  abduc- 

täst  domum. 
haec  adeo  mea  culpa  fateor  fferi:  non  me  haue  rem  patri 
tftut  erat  gesta  mdicasse!    exörassem  ut  eain  dücerem.    630 
cessatum   usque   adhtfc   est:   nunc   porro   Aeschine   erper- 

giscere! 
nunc  hoc  primumst:  ad  illas  ibo  ut  pürgem  me.    accedam 

ad  fores. 
25  perii;  horresco   semper  ubi  pultäre  hasce   oeeipiö  [fores] 

miser. 
heüs  heus:  Aeschinüs  ego  sum.    aperite  äliquis  actutum 

östium. 
prodit  nescioquis,  concedam  huc. 


IV 
5 


Micio     Aeschinvs 

Senex      Advlescens 

Mi.  Ita  uti  dixi  Sostrata  635 

fäcite;  ego  Aeschinüm  conueniam,  ut  quo  modo  acta  haec 

sint  sciat. 
sed  quis  ostium  hie  pultauit?    Ae.  Pater  hercle  est.    perii. 

Mi.  Aeschine, 


V.  628.  ipse:  daß  Ä.  selbst  die 
Entführung  ausgeführt  hat,  ist  be- 
merkenswert; daher  gehört  ipse 
zum  Vorhergehenden.  Die  drei 
Glieder  fangen  daher  mit  egomet, 
egomet,  ad  me  an;  s.  Anhang. 

V.  629.  adeo  (=  insuper,  praeterea) 
führt  ein  neues  Moment  {non  me . . . 
indicasse)  ein;  ebenso  Phorm.  906 
Idque  adeo  uenio  nuntiatum,  Plaut. 
Aul.  739  id  adeo  te  oratum  aduenio; 
s.  Brix  zu  Plaut.  Mil.8  159, 1295. 

V.  632.  ibo  ut:  ire  steht  bei  Ter. 
nur  hier  mit  ut,  sonst  mit  dem 
Supinum  oder  dem  Infinitiv. 

V.  633.  horresco  semper,  weil  er 
es  vor  Micio  geheim  gehalten  hat 
und  jedesmal  eine  Entdeckung  be- 
fürchten mußte;  andrerseits  fühlt 
er  sich  auch  Sostrata  und  Pam- 
phila  gegenüber  verlegen,  da  er 
sein  Versprechen  nicht  erfüllen 
kann,  solange  Micio  von  dem  Ver- 
hältnis nichts  weiß.   —  S.  Anhang. 

V.  634.  Aeschinüs  ego  s.  zu 
V.  619.  —  aperite  aliquis:  eine  auf 
der  verallgemeinernden  Bedeutung 
von  aliquis  (ebenso  quis)  beruher-de 


Verbindung  xar«  avvt  aiv ;  vgL Plaut. 
Pseud.  1284  heus,  Simoni  nie  adesse 
aliquis  nuntiate,  und  Lorenz  z.  d.  St. 
Im  Deutschen:  'macht  einer  auf !  Die 
von  Donat  erwähnte  Interpunktion 
nach  aperite  findet  sich  bei  Iou.  — 
actutum :  nach  Skutsch  Adv.  zu  einem 
Adjektiv  actutus,  das  (vgl.  astutus, 
artutus,  versutus)  einen  bezeichnet, 
der  viele  actus  hat,  also  tätig, 
rührig,  hurtig.  Von  actu  tum  leiten 
e»  Stowasser  und  Lindsay  649,  von 
ad  tutum  O.  Hey,  Arcb.  XI  35  her. 

V.  635.^  prodit  nescioquis :  Äschi- 
nus  hört,  daß  jemand  heraus- 
treten will,  vgl.  darüber  Haul.*  zu 
V.  840.  Micio  kommt  aus  dem 
Hause  der  Sostrata.  Zu  dieser 
spricht  er  zunächst  rückwärts  ge- 
wendet, während  die  Tür  geschlos- 
sen wird. 

V.  636.  quo  mojo  a.  h.  sint:  der 
Konjunktiv  (nur  in  A  von  1.  H. 
korr.  aus  sunt;  die  anderen  Codd. 
sunt)  infolge  einer  Angleichung  an 
den-  Modus  des  Hauptsatzes;  vgl. 
Ed.  Becker  in  Studem.  Stud.  I  308. 

V.  637.    S.  Anhang. 


104 


ADELPHOE 


IV  6,  4— 16 


10 


15 


Ae.  Quid  huic  hie  nogotist?    Mi.  tüne  has  pepulisti  fores? 
tacet.    qudr  non  ludo  bunc  aliquantisper?    melius  est, 
quanddquidem  hoc  numquam  mihi  ipse  uoluit  dicere.  640 
nihil  mihi  respondes?    Ae.  Non.  equidem  istas  quöd  sei  am. 

Mi.  Ita?    näm  mirabar,  quid  hie  negoti  esset  tibi, 
enibuit:  salua  reg  est.    Ae.  Die  sodes  pater, 
tibi  uero  quid  istie  est  rei?    Mi.  Nihil  mihi  quidem. 
amicus  quidam  me  a  foro  abduxit  modo  ...  645 

huc  . . .  äduocatum  sibi.    Ak.  Quid?   Mi.  Ego  dicäm  tibi: 
habitant  hie  quaedam  millieres  panperculae: 
ut  opiuor  eas  non  ndsse  te,  et  certo*  scio; 
neque  enun  diu  huc  migrarunt.    Ab.  Quid  tum  pö*stea? 


V.  688.  Quid  huic  hie  s.  zu 
V.  7.  —  Pater . . .  perii  und  Quid . . . 
lieg.?  spricht  Ä.  zu  sich;  ebenso 
spricht  Micio  V.  689  f.  beiseite. 

V.  689.  melius  est:  wir  nicht 
komparativisch  'es  wäre  ganz  gut*. 
—  Die  Fiktion  soll  dem  Micio 
über  die  wahre  Gesinnung  des 
Äschinus  gegen  Pamphila  Gewiß- 
heit verschaffen. 

V.640.  Über  die  Betonung  quandö- 

fuidem  s.  Haul.8  Einl.  66,  Scherer, 
tudem.  Stud.  II 142.  —  Bei  diesen 
Worten  erinnere  man  sich  an 
V.  52  ff. 

V.  641.  quod  sciam:  dieser  an 
sich  ganz  unpassende  Zusatz  zeigt 
in  sehr  bezeichnender  Weise  die 
Verlegenheit  des  Jünglings. 

V.  642.  Ita?  Die  Frage  verlangt 
keine  Antwort,  sondern  drückt  mit 
einiger  Verwunderung  aus,  daß 
Micio  dieser  Versicherung  glauben 
will;  'aeeepit  negationem  Micio,  ut 
ludere  Aeschmum  possit'.  Don.  S. 
Anhang. 

V.  643.  erubuit . . .  est  zur  Seite 
gesprochen.  Das  Erröten  ließ  sich 
auf  der  Bühne  natürlich  weder  mit 
noch  ohne  Maske  darstellen,  son- 
dern ist  fingiert.  S.  Haul.3  zu 
V.  210,  Einl.  35  f.  —  E.  Krebs, 
Philol.  XLVB  562  meint,  daß  die 
Wendung  erubuit . . .  est  unter  die 
zahlreichen  anderen  einzureihen 
sei,  die  aus  Ter.  in  die  röm.  Um- 
gangssprache übergegangen  seien, 
da  sie  sich  bei  den  Script,  hist. 
Aug.,  Elagab.  uita  11,  2  finde.  — 
Bezüglich  der  von  J.  Clericus  einst 


mit  d.  V.  in  Verbindung  gebrachten 
griechischen  Verse  vgL  Mein.,  Men. 
fraam.  ine.  173,  Kock  (Diphil.) 
II  fr.  185  und  Spengel  z.  d.  St. 

V.  644.  rei  zweisilbig  wie  z.  B. 
Hec.  810  Quid  rei  est?  Eun.  662, 
Hec.  807;  vgl.  Neue  I3  573  f.,  Engel- 
brecht 16. 

V.  646.  äduocatum  sibi:  die 
verbale  Bedeutung  von  adu.  er- 
heischt den  Dativ;  vgl.  V.  677, 
Eun.  840,  764.  —  Die  Pausen 
(nach  Iou.)  bezeichnen  das  Zögern 
Micios,  der  hier  erst  Wahres  mit 
Falschem  verbindet:  'hinc  w-eipit 
mendacium  mioctum  uero'.   Don. 

V.  647.  mulieres  paupercuilaei 
'Pauperculae  addidit,  ut  magis  de- 
speret  Aeschinus  impetrari  posse 
has  nuptias  a  patre;  et  item  quae- 
dam, ut  ignobiles  demonstraren- 
tur.  Et  iotum  hoc  cum,  äbiectione 
pronuntiandum  est.'  Don. 

V.  648.  nosse  te%  wie  wenn  bloß 
opinor vorausginge,  statt:  utopinor, 
eas  non  nosti;  vgl.  Phorm.  480  f.  Vi 
aibat  De  eins  consilio  sese  uellt 
facere  q.  s.  Vgl.  über  diese  'Ver- 
schmelzung' der  beiden  Konstr, 
Haul.8  z.  d.  St.,  dazu  noch  Plato 
Euthyphr.  4D.  ats  cpaoiv  h.tivoi  . . . 
ov  dttv  <pqovtC£siv,  Plut.  ad  Apoll. 

118  E.    IISQlltl&CC  .  .  .  0)  ?  rp7Jffl  ÜQCOTCC- 

yÖQcce  slneiv  ovrcog,  Waekernagel, 
Beitr.  z.  griech.  Sprachkunde  87, 
Vahlen,  Zeitschr.  f.  d.  ö.  G.  1872, 526 
und  Sitz.-Ber.  der  Berl.  Ak.  1899, 
279;  vgl.  auch  Don.  z.  d.  St.  mit 
Bezug  auf  V.  149  f. 


IV  6,  16—28 


ADELPHOE 


105 


25 


Mi»  Virgo  est  cum  matre.    Ae.  Perge.    Mi.  Haec  uirgo  orbäst 

patre;  650 

hie  mens  amicus  illi  genere  est  prdxumus: 

huic  leges  cogunt  nübere  haue.    Ae.  Peru.    Mi.  Quid  est? 
Ae.  Nihil,  recte:  perge.    Mi.  Is  uenit  ufc  secum  auehat; 

nam  habität  Mileti.    Ae.  Hern,  mrginem  ut  secum  äuehat? 
Mi.  Sic  est.    Ae.  Miletum  usque  (Sbsecro?    Mi.  Ita.    Ae.  Anim<5 

malest.  665 

quid  ipsae,  quid  aiunt?    Mi.  Quid  illas  censes?  nihil  enim. 

commenta  mater  est  esse  ex  ali<5  uiro 

nesefoquo  puerum  nätum,  neque  eum  nominat; 

pridrem  esse  illum,  nön  oportere  huic  dari. 
Ae.  Eho  nönne,  haec  iusta  tibi  uidentur  postea?  660 

Mr.  Non.    Ae.  Obsecro  non?    an  illam  hinc  abduce't  pater? 
Mi.  Quid  illäm  ni  abducat?    Ae.  Factum  a  uobis  düriter, 


V.  650.  Perge  und  andere  Zwischen- 
bemerkungen des  Äschinus  verraten 
seine  innere  Erregung.  'Uiäe  in- 
stantes quaerentem  quam  perconta- 
torem  deeuit.'  Don.  —  orbast,  hier 
mit  dem  Abi.  wie  Afran.  Com.  240  R. 8, 
Enn.  Trag.  77E.S;  bei  Plautus  mit 
dem  Genetiv:  Rud.  349,  mit  dem 
Abi.  Capt.  818. 

V.  652.  huic  leges  cogunt  nub.  h.: 
Über  das  Gesetz  s.  Haul.8z.  V.  125 f. 
und  Hermann  -  Thumser ,  Griech. 
Staatsalt.  6.  Aufl.  451,  Schwind, 
Über  das  Recht  bei  Terenz,  Pr.Würz- 
burg,  i901,  29 ff.  Absichtlich  wird 
hier  (umgekehrt  wie  im  Phormio) 
der  Mann  als  derjenige  hingestellt, 
welcher  für  sich  die  Verwandte  in 
Anspruch  nahm;  er  sollte  ja  von 
Milet  nach  Athen  gekommen  sein. 
Das  Gesetz  galt  für  beide  Fälle. 

V.  653.  recte:  'schon  gut,  ganz 
recht!'  damit  wird  hier  wie  auch 
an  manchen  anderen  Stellen  höf- 
lich abgelehnt,  auf  eine  unbequeme 
Frage  zu  antworten,  z.  B.  Phorm. 
798,  812,  Haut.  518;  vgl.  Langen, 
Beitr.  8,  Ruhnken,  Dict.  108. 

V.  654.  Über  Milets  Beziehungen 
zu  Athen  s.  Eirl  18  A.  1. 

V.  655.  Animo  malest  (ebenso  Plaut. 
Amph.  1058,  Cure.  312,  Epid.  204,  mit 
dopp.  Dativ  Pseud.  952 f.):  zur  Seite 
gesprochen  mit  den  entsprechenden 
Gesten,  die  das  Schlaffwerden  aller 
Glieder  bezeichnen.  ''Animo  male 
fieri'  dicitur,    quom    ictu    alicuius 


maeroris  perculsus  animus  non 
sustinet  corpus,  sequiturque  ruina 
membrorum.'  Don.  Auch  wir  be- 
zeichnen mit  dem  Ausrufe:  'Mir 
wird  schlecht',  das  drohende  Zu- 
sammenstürzen. Ä.  faßt  sich  aber 
schnell  und  fährt  zu  fragen  fort: 
7<  c  rursus  callide  uultu  utttur  tarn- 
quam  aliena  narrantis'.  Don.  — 
animo  ist  Dativ. 

V.  656.    enim:  s.  zu  V.  168. 

V.  657.    S.  Anhang. 

V.  660.  Über  nonne  als  antevoka- 
lische  Fragepartikel,  non  als  ante- 
konsonantische  s.  Schrader,  Dissert. 
Argent.  VHI  258,  Skutsch,  Forsch. 
53  f.  —  haec  Neutr.  Nom.  Plur.  — 
postea  steht  hier  gleich  dem  griech. 
situ  (vgl.  den  Anfangsvers  des  Eun. 
und  die  Anmerkung  Donats  hierzu 
über  den  Vers  des  Menander)  nicht 
temporal,  sondern  zur  Bezeichnung 
einer  logischen  Schlußfolgerung; 
vgl.  V.  649,  929  u.  Liv.  IV  4,  1  quid 
postea?  'was  folgt  daraus?*,  Plaut. 
Cas.  322  Quid  tu  postea?  S.  Anhang. 

V.  661.  Non:  'uultuose  promm- 
tiandum  est'.  Don.  —  an  illam  hinc 
abducet:  'Hinc  tamquam  singultus 
ploraturi  est.  Nam  sie  est  pronun- 
tiandum.'   Don. 

V.  662.  Quid  illam  ni  abd.z  die 
Trennung  von  quidni  wie  Haut.  529 
nach  des  Palmerius  Konjektur;  vgl. 
Plaut.  MSI.  1120  und  Brix8  z.  d.  St. 
—  Über  das  Fehlen  der  Kopula 
s.  zu  V.  46  f. 


106 


ADELPHOE 


IV  5,  29—41 


mmisericorditerque,  atque  etiam  si  est  pater 
dicendum  inagis  aperte,  inliberäliter. 

Mi.  Quam  ob  rem?  AE.Rogas  me?  quid  iili  tandem  creditis,  665^ 
fore  änimi  misero,  qui  lila  consueuit  prior, 
qui  infelix  haud  scio  an  illam  misere  nunc  arnet, 
quom  hanc  sibi  uidebit  praesens  praesenti  eripi, 
abdüci  ab  oculis?    facinus  indignüm  pater. 

Mi.  Qua  rätione  istuc?    quis  despondit?    quis  dedit? 
quoi,  quando  nupsit?    auctor  his  rebiis  quis  est? 
quor  düxit  alienam?    Ae.  An  sedere  opörtuit 
domi  uirginem  tarn  grändem,  dum  cognatus  huc 
ilh'nc  ueniret,  exspectantem?    baec  mi  pater 
te  dicere  aequom  füit,  et  id  defendere. 


070 


675- 


V.  663.  Äschinus  kann  nicht  genug 
starke  Ausdrücke  finden.  —  atque 
.  . .  aperte:  'Et  bene  praefatus  est, 
ne  contumax  aduersus  patrem  uide- 
retur.'   Don. 

V.  665.  Quam  ob  rem?  'Delectari 
magis  cupiens  Micio  Aeschinum 
uuU  protrahere  ad  defensionem  sui.' 
Don. 

V.  666.  animi  abhängig  von  quid. 
—  iUa  consueuit:  cons.  häufig  iü 
obszönem  Sinne  'Umgang  pflegen'; 
consueuit  mit  dem  bloßen  Ablativ 
(so  in  A;  die  andern  Codd.  haben 
unmetrisch  cum  illa)  ist  vom  Gram- 
matiker Arusianus  (G.  L.  TU  460, 
17  K.,  s.  Schindler,  Obseru.  crit.  et 
hist.  in  Ter.,  Diss.,  Halle  1881,  13) 
für  diese  Stelle  ausdrücklich  be- 
ze\igt,  sonst  aber  durch  kein  anderes 
Beispiel  belegt  und  konstruiert  wohl 
nach  Analogie  von  uti.  Donat  führt 
den  Akkusativ  illam  als  Variante 
an  dieser  Stelle  und  als  im  alten 
Latein  üblich  an.  —  S.  Anhang. 

V.  667.  qui  inf.  q.  s.:  dieser  Re- 
lativsatz steht  nicht  parallel  dem 
vorausgehenden ,  sondern  enthält 
eine  nähere  Bestimmung  zu  Uli  . . . 
misero  qui  i.  c.  pr.  ('jenem  früheren 
Liebhaber'). 

V.  668.  praesens  praesenti :  Wieder- 
holung desselben  Begriffs,  der  eich 
auf  dieselbe  Person  bezieht,  bei  ver- 
schiedenen Verben  (uidet  . . .  eripi) 
zu  dessen  Hervorhebung,  'grauius 
adfligitur  qui  amoris  detrimenta 
su st  inet  praesens.'  Schob  Bemb. 
Herrn.  II  393.    S.  Anh.  u.  Nachtr. 


V.  670.  despondit . . .  dedit:  despon- 
dere  kann  sowohl  der  Vater,  bez.  Vor- 
mund, der  Braut  wie  des  Bräutigams ; 
näheres  Objekt  (im  Akkus.)  ist  aber 
immer  die  Braut  (V.  734),  während 
der  Name  des  Mannes  im  Dativ  steht 
(vgl.  Dz.  Fleck.  Jahrb.  CXHI  236  ff.). 
'Latenter  obiurgat  Aeschinum  rem 
sine  patre  gessisse.'   Don. 

V.  671.  auctor  his  reb.  quis  est? 
'Iterum  obiurgat,  quia  non  interfuit 
pater.'  Don.  Auctor  heißt  der  zu 
einer  wichtigen  Angelegenheit  zu- 
gezogene Berater,  Vermittler  und 
Zeuge;  von  einem  Jüngling  durfte 
erwartet  werden,  daß  er  seine  Ver- 
heiratung nicht  ohne  auctor  be- 
treibe; der  natürliche  auctor  war 
aber  sein  Vater. 

V.  672.  alienam,  nicht  etwa 'eine 
Ausländerin',  sondern  'eine  Fremde', 
welche  der  Familie  des  Bräutigams 
fernsteht;  vgl.  z.  B.  Phorm.  582 
.  .  .  ille  si  me  alienus  adfinem  uolet 
q.  8.  Micio  will  sagen:  von  seiten 
einer  befreundeten,  nahestehenden 
Familie  würde  Rücksicht  genommen 
werden,  hätte  ein  solcher  Zwischen- 
fall überhaupt  nicht  unbemerkt  ein- 
treten können. 

V.  673.  cognatus,  der  Milesier 
(V.  651  von  Micio  als  hie  meus 
amicus^  bezeichnet) ,  in  dessen  Exi- 
stenz Äschinus  gar  keinen  Zweifel 
setzt.    S.Anhang. 

V.  675.  id  def.:  den  Standpunkt. 
Don.  'Non  potuit  magis  amatorie  et 
magis  pueriliter  loqui,  quam  ut  non 


IV  5,  42—55 


ADELPHOE 


107 


Mi.  Ridieulum:  aduorsunme  fllum  causam  dicerem 
quoi  ueneram  aduocätus?    sed  quid  ista  Aeschine 
nostra,  atft  quid  nobis  cum  Alis?    abeamus!    quid  est? 
«  quid  lacrumas?    Ae.  Pater  öbsecro  ausculta!    Mi.  Aeschine 

audiui  omnia 
et   scio;  nam   te   amo;   quo   magis   quae   agis   curae   sunt 
f  mihi.  680 

Ae.  Ita  uelim  me  prömerentem  ames  dum  uiuas  mi  pater, 
üt  me  hoc  defictum  admisisse  in  me  fd  mihi  uehementer 

dolet 
et  me  tui  pudet.  Mi.  Credo  hercle;  nam  Ingenium  noui  tuom 
so  liberale;  sed  uereor,  ne  indiligens  nimiüm  sies. 

m  qua  ciuitate  tandem  te  arbiträre  uiuere?  685 

urrginem  uitiästi  quam  te  nön  ius  fuerat  tängere. 

iäm    id   peccatum    prfmum    sane    mägnum,    at   humanüm 

tarnen; 
fecere  alii  saepe,  item  boni.    ät  postquam  id  euenit,  cedo: 
55  nümquid   circumspexti?    aut  numquid  tüte  prospexti  tibi, 


contentus,  quod  ait:  'Haec  dicere 
te  aequom  fuit',  etiam  adderet: 
*Et  id  defendere.'   Don. 

V.  676.  Ridieulum,  s.  zu  V.  561. 
—  dicerem  wiederholt  das  dicere 
des  Ä.;  der  Konjunktiv  weist  pole- 
misch die  Zumutung  des  Ä.  zurück. 

V.  677  f.  quid  ista  .  .  .  nostra? 
Was  haben  wir  damit  zu  tun?  vgl. 
Haut.  793  quid  mea?  num  mihi 
datumst?  Phorm.  940  Quid  id 
nostra?  s.  auch  zu  V.  100.  Über 
ista  e.  zu  V.  185.  S.  Anhang.  —  aut 
quid  nobis  cum  Ulis?  Auch  Ter.  liebt 
es,  parallele  Fragen,  die  ziemlich 
denselben  Gedanken  in  verschie- 
dener Form  enthalten,  durch  die 
Disjunktivpartikel  zu  verbinden. 
Vgl.  Vahlen,  Über  die  Versschi. 
etc.  42 f.  Dabei  enthält  die  zweite 
eine  Korrektur  der  ersten,  indem 
sie  genauer  dasselbe  aussagt,  was 
die  erste  enthielt. 

V.  679.  Mit  quid  est?  quid  lacru- 
mas? ändert  Micio  den  Ton;  er 
hat  zwar  schon  vorher  die  gewal- 
tige Aufregung  bemerkt,  in  der 
sich  Ä.  befindet,  bei  den  hervor- 
brechenden Tränen  wird  er  vom 
Mitleid  überwältigt  und  läßt  die 
Maske  fallen  (s.  Don.  z.  d.  St.).  Da- 
durch ermutigt  will  Ä.  zum  Ge- 
ständnis schreiten,  Micio  fällt  ihn 


aber  ins  Wort.  Dem  deutlichen 
Wechsel  des  Themas  und  der  Stim- 
mung entspricht  der  Wechsel  des 
Rhythmus.  —  S.  Anhang. 

V.  680.  te  amo  und  quae  agis  s. 
zu  V.  97. 

V.  681.  dum  uiuas:  der  Modus 
ist  in  Übereinstimmung  gebracht 
mit  dem  des  übergeordneten  Satzes. 

V.  682.  id  mihi  dolet ;  s.  z.  V.  272. 

V.683.  me  tui  pudet:  'ich  schäme 
mich  vor  dir',  ebenso  Haut.  260, 
Hec.  793,  Plaut.  Trin.  912  deum 
hercle  me  atque  hominum  pudet,  da- 
gegen fratris  me  pudet  (V.  391  f.) 
'ich  schäme  mich  meines  Bruders'; 
s.  Don.  z.  d.  St. 

V.  684.  indiligens  stärker  als  ne- 
glegens,  s.  Herrn.  II  394  z.  d.  St. 

V.  686.  fuerat:  über  das  Plusqpf. 
s.  Haul.3  zu  V.  651. 

V.  687.  primum  Attribut  zu  pecc, 
magnum  ist  Prädikatsnomen.  — 
humanum:  vgl.  V.  471.  Die  Art 
und  Weise ,  mit  der  hier  Micio  dem 
Ä.  Vorwürfe  macht,  läßt  seinen 
milden  Charakter  im  schönsten 
Lichte  erscheinen.     S. -Anhang. 

V.  688.    S.  Anhang. 

V.  689.  circumspexti  .  .  .prospexti: 
s.  zu  V.  561.  —  tute  prosp.  tibi: 
im  Gegensatz  dazu,  daß  Äschinus 
seine  Sache  andern,  bez.  dem  Zu- 
fall überließ. 


108 


ADELPHOE 


IV  6,  56—67 


60 


quid  fieret?    qua  fieret?    si  te  mihi  ipsum  puduit  prö- 

loqai,  690 

qua  resoiscerem?  haec  dum  dubitas,  menses  abienint  decem. 
prödidisti  et  te,  et  fllam  raiseram,  et  gnätum,  quod  quidem 

in  te*  faii 
quid?    credebas  dörmienü  haec  tibi  confeeturös  deos? 
6t  illam  sine  tua  dpera  in  cubiculum  iri  deductum  domum? 
n<51im  ceterarum  rerum  te  socordem  eodem  modo.         695 
bdno  animo  es,  duces  uxorem    Ae.  Hern.   Mi.  Böno  animo 

es  inquäm.    Ab.  Pater 
dbsecro,  nunc  hidis  tu  me!    Ml  Ego  te?    quam  ob  rem? 

Ae.  Neseio: 
qma    tarn    misere    hoc    esse    cupio    uerum,    eo    uereor 
,  magis. 

es   Mi.  Abi  domum,  ac  deos  ccnprecare,  ut  lixorem  accersäs:  abi. 
Ae.  Qufd?  iam  uxorem?  Mi.  Iam.   Ae.  Iam?  Mi.  Iam  quanttfm 

potes.   Ab.  Di  me  pater    700 
ömnes  oderint,  ni  magis  te  quam  6culos  nunc  ego  amö  meos. 


Y.  690.   6.  Anhang. 

V.  691.  resciscerem  gleich  dem 
vorausgehenden  fieret  noch  von  pro- 
spexti  abhängig.  —  haec  ist  Akens. 
des  Inhalts:  "über  etwas  im  Zweifel 
sein,  zu  keinem  Entschlösse  kom- 
men'. 

V.  692.  quod  quidem  in  te  fuü. 
s.  zu  V.  423. 

V.  693.  Über  dornüenti . . .  deos 
s.  Otto  121,  dormire  2,  Haul.*  zu 
V.  1007.  Der  Vers  beleuchtet  die 
Ansicht  des  Dichters  oder  wohl 
seines  Vorbildes  Aber  das  Eingreifen 
der  Götter  in  menschl.  Verhältnisse. 
—  Über  das  z.  d.  V.  im  Bembinus 
(Herrn.  II  894)  verstümmelt  erhal- 
tene Fragment  Menanders  s.  Nencini 
139;  vgl.  Men.  gn.  monost.  242  Ssbg 
dh  zot<$  a^yoiaiv  ov  itagfotccvcci.  Der 
Schol.  Bemb.  (Herrn.  H  394)  verweist 
auf  Sali.  Cat.  52,  28  f.  und  Verg. 
Georg,  in  454  ff.  —  Über  dormienti 
vgL  Langen  a.  O.  688  f. 

Nach  V.  696  tritt  eine  kleine 
Pause  ein,  indem  Äschinus,  über- 
wältigt durch  die  Vorwürfe  Micios, 
besonders  starke  Zeichen  seines 
Schmerzes  gibt.  Dies  veranlaßt 
Micio,  nunmehr  die  Wahrheit  zu 
sagen. 

V.  696.  duces  uxorem :  Micio  spricht 
Beine  Versicherung  ohne  ausdrück- 


liche Bezeichnung  der  Pamphila 
aus  (die  Codd.  außer  A  haben  aller- 
dings uxorem  hanc),  da  über  die 
Person  kein  Zweifel  ist  und  Ä.  nur 
über  die  Heirat  überhaupt  be- 
ruhigt werden  soll.  Ebenso  steht 
uxorem  ducere  ohne  Bezeichnung 
der  Person  V.46,  867,  Andr.  166, 
321,  388,  418,  898,  Haut.  999,  1056 
u.  öfter.    S.  Anhang. 

V.  697  mit  Hiat  vor  Ego ;  s.  Anh. 

V.  699.  comprecare,  ebenso  V. 
704,  volkstümlich  pleonastisch,  ob- 
wohl der  Begriff  der  Mehrheit 
schon  in  deos  ausgedrückt  ist;  s. 
Wölfflin,  Arch.  XH  191.  —  Der 
Heimführung  der  Braut  und  der 
eigentlichen  Eheschließung  gingen 
natürlich,  wie  jeder  wichtigen 
Handlung,  Gebete  von  seiten  des 
Bräutigams  voraus ;  Plaut.  Aul.  579 
ist  vollständiger  von  Waschung  und 
Opfer  die  Bede;  vgl.  Serv.  zu  verg. 
Aen.  HI  136  ..  .  perfecit  sacrificia 
propter  conübia  .  .  .,  quia  apud  ve- 
teres  neque  uxor  duei  neque  ager 
arari  sine  sacrificiis  per  actis  poterat, 
s.  Haul.8  zu  V.  702. 

V.  700.  quantum  potes;  vgl.  zu 
V.  350.   S.  Anhang. 

V.  701.  ni  magis  te  quam  ocülos 
nuncamo  meos  sprichwörtlich:  'wie 
meinen  Augapfel*.  Vgl.  V.  908  qui 


IV  6,  68—73 


ADELPHOE 


109 


Mi.  Quid?  quam  illam?  Aß.Aeque.   Mi.  Perbenigne.    Ab.  Quid? 

ille  ubi  est  Müe'sms?         , 
Mi.  Periit   abiit,  nauem   escendit.    s&l  quor  cesaas?    Ab.  Abi 

pater: 
to  tu  potius  deos  cönprecare;  näm  tibi  eos  cert<5  scio, 

quo    uir    melior    mdlto    es    quam    ego     optemperatur<5s 

magis.  706 

Mi.  Ego  eo  inttOj  ut  quae  opus  sunt  parentur;  tu  fac  ut  dizi 

si  sapis.  — 
Ab.  Quid  hoc  est  negoti?    hoc  est  patrem  esse,  aut  hoc  est 

filium  esse? 


te  antat  plus  quam  hosce  oculos,  s.  Otto 
249,  oculus  1.  S.  Anhang.  —  ni  und 
nisi  unterscheiden  sich  im  Gebrauche 
bei  den  älteren  lat.  Schriftstellern 
manchmal  voneinander:  nisi  fahrt 
nämlich  bisweilen  die  logisch  unter- 
geordnete Ausnahme  ein,  ohne 
deren  Eintreten  der  Hauptsatz 
sichere  Gültigkeit  hat,  ni  den 
Hauptgedanken  selbst,  während 
der  übergeordnete  Satz  in  diesen 
Fällen  formelhaft  ist,  oder  jeden- 
falls der  Bedeutung  nach  zurück- 
tritt. S.  jedoch  Anh.  zu  V.  173. 
Daß  ni  vorzugsweise  nach  Formern 
erscheint,  hängt  damit  zusammen, 
daß  es  das  ältere  Wort  für  'wenn 
nicht*  ist,  nisi  die  jüngere  Neu- 
bildung; s.  auch  Lindsay-Nohl  702. 

V.  702.  Quid?  quam  illam?  'Com- 
mendat  se  Micio  et  familiariorem 
amatori  facit,  mentionem  faciendo 
saepius  de  amiea  in  uxorem  du- 
cenda'.  Don. 

V.  703.  Periit  dbiit,  nau.  esc: 
'Facete  'abiif,  ne  diceret:  Mentitus 
8 um.  Atque  ita  dixit,  ut  infanti- 
bus nutrices  de  terriculis  dieere 
solent,  quas  quom  ipsae  confinxerint, 
abolitas  mlunt,  postquam  Mos  ui- 
dent  nimium  pauere.  Et  mihi  ui- 
detur  ridens  haec  dixisse,  ut  intelli- 
gat  Aeschinus  Micionem  ioco  fuisse 
mentitum.'  Lachend  platzt  Micio 
mit  periit  heraus:  'mit  dem  ist  es 
aus',  und  fährt,  um  bei  seiner 
scherzhaften  Lüge  zu  bleiben,  ohne 
Pause  rasch  fort:  'er  ist  fort,  aufs 
Schiff*.  S.  Anhang. 

V.  705.  Das  nach  quo  melior  bei 
magis  zu  erwartende  verstärkende 
tanto  (vgl  Phorm.  828;   quo  —  eo 


kommt  m.  W.  bei  Terenz  nicht  vor) 
fehlt  hier  ebenso  wie  Haut.  645 
(weder  tanto  ist  hier  einzusetzen 
noch  quanto  in  quando  zu  ändern, 
vgl.  Gray  z.  d.  St.  und  Schlee,  Schol. 
Ter.  121).  Vollständige  Besponsion 
quanto  .  .  .  tanto  steht  Eun.  1063, 
Haut.  424  f.  Vgl.  noch  V.  698  eo 
magis  ohne  vorhergehendes  quo 
(mit  relativ.  Anschluß  V.  680,  Hec. 
738),  ebenso  quanto  magis  mit 
Übergang  in  eine  andere  Konstr. 
Eun.  607  f.  Ähnlich  Andr.  655. 
Stamp.  verweist  auf  Liv.  XXXVI 
33,  3,  XXXVH  12,  9,  wo  eo  fehlt. 
Dazu  kommt  noch  XXXV  12,  10. 
S.  Anhang.  —  Einen  ähnlichen 
Gedanken  drückt  Men.  (S.  182  M., 
HI  fr.  379  K.)  aus  in  den  Worten  'AXka 
tmv  iQnaxöiv  i%si  ziv'  inifislsucv 
■auI  frsog.  —  quam  ego  mit  Hiat. 

V.  706.  S.  Anhang.  Nach  diesem 
Verse  begibt  sioh  Micio  in  sein  Haus. 

V.  707.  hoc  est  patrem  e.  q.  s.  wird 
durch  den  folgenden  Vers  erklärt. 
Nicht  das  strenge  Band  der  patria 
potestas  verbindet  Ä.  und  Micio, 
sondern  ein  zärtliches,  wie  es  sonst 
zwischen  Geschwistern  und  treuen 
Kameraden  vorkommt.  Don.  be- 
merkt zu  d.  V.  Et  mirantis  haec  et 
laudantis  oratio  est.  Et  paene  w- 
detur  huius  modi  patrem  Terentius 
probare.  Der  Zärtuchkeitsauabruch 
des  Jünglings  zeigt  seine  liebens- 
würdige Natur  und  ist  um  so  inniger, 
je  unerwarteter  für  ihn  die  günstige 
Lösung  durch  Micio  herbeigeführt 
wurde.  Geradezu  prächtig  in  seiner 
Zartheit  ist  der  V.  7 10  f.  aus- 
gedrückte Gedanke.  —  Auf  V.  707  f. 
wird   von   Ladewig   a.  0.  4    ohne 


110 


ADELPHOE 


IV  5,  74—6,  6 


75 


si  frater  aut  sodälis  esset,  qui  magis  morem  gereret? 
hie  non  amandus,  hieine  non  geständus  in  siniist?    hem. 
itaque  adeo  magnam  mihi  inicit  sua  commoditate  ciiram,  710 
ne  forte  inprudens  fäciam  quod  nolit:  sciens  cauebo. 
sed  cesso  ire  intro,  ne  morae  meis  niiptiis  egomet  siem. 


Demea 

Senex 

IV  De.  Defessus  suni  ambuländo:  ut  Syre  te  cum  tua 

6  monsträtione  magnus  perdat  Iüppiter! 

perreptaui  usque  omne  öppidum:  ad  portam,  ad  lacum^  715 
quo  non?    neque  illic  fabrica  Ulla  erat,  nee  frätrem  homo 

5  uidisse  se  aibat  qmsquam.    nunc  uerö  domi 

certum  öbsidere  est,  üsque  donec  redierit. 


Grund  Menander  fab.  ine.  190  M. 
(Kock  III  fr.  749)  bezogen:  'flg  i)8v 
ngäog  »ai  v(ü£cov  reo  rgönca  \  %uxi\q. 

V.  709.  geständus  in  sinust:  Aus- 
druck zärtlicher  Liebe;  vgl.  Cic. 
ad  fam.  XIV  4,  3  Quid?  Cicero 
meus  quid  aget?  iste  vero  sit  in 
sinu  semper  et  complexu  meo  (s. 
Westerhov  z.  u.  St.).  Der  Schol. 
Bernb.  (Herrn.  II  395)  vergleicht 
auch  Verg.  Aen.  I  718  interdum 
gremio  fovet.  Stamp.  verweist  gut 
auf  die  griech.  Ausdrücke  inl 
hoXkov  £%tiv,  xolitcp  dej-ccG&ai  etc. 

V.  710.  Ä.  ist  nunmehr  fest  ent- 
schlossen, nichts  mehr  gegen  den 
Willen  Micios  zu  unternehmen.  — 
sua  commoditate:  suo  beneficio, 
Schlee  168.    S.  Anhang. 

V.,  711.  sciens,  prägnant:  mit 
(vollem)  Bewußtsein;  vgl.  z.B.  Haut. 
1050  Mea  bona  ut  dem  B.  dono 
sciens?  —  S.  Anhang. 

V.  712.  Ein  iamb.  Oktonar  bildet 
zugleich  mit  dem  Szenenwechsel 
den  Übergang  von  iamb.  Septenaren 
zu  iamb.  Senaren,  wie  z.  B.  Eun. 
738  ein  Senar  zwischen  iamb.  Ok- 
tonaren  und  den  troch.  Oktonaren 
eines  Canticums  steht.  S.  Anhang. 
—  Äschinus  geht  nach  V.  7 12  .gleich- 
falls ins  Haus  des  Micio  zu  dem  V. 
699  angegebenen  Zwecke.   Hier  ist 


abermals  Gelegenheit  zu  einer 
längeren  Pause.  Zu  Anfang  der 
6.  Szene  tritt  Demea  von  derselben 
Seite,  nach  der  er  V.  586  ab- 
gegangen war,  auf,  nämlich  von 
der  Markt-  und  Hafenseite  (links 
vom  Schauspieler). 

V.  713.  Syre:  per  anoazQocpriv 
vgl.  V.  256,  261;  s.  Haul.8BU  V.  201. 
—  'Et  haec  omnia  anhelans  dixit.' 
Don. 

V. 714.  monsträtione:  'Adhuc  non 
credit  in  errorem  se  missum  fuisse.' 
Don. 

V.  716.  neque  Ulic:  Adverb  s.  zu 
V.  116.  —  neque  . . .  nee  korrespon- 
dieren mit  stärkerer  Hervorhebung 
des  zweiten  Gliedes;  vgl.  V.  84 f., 
611.    S.  Anhang. 

V.  717.  aibat:  die  zweisilbige 
Imperfektform  von  aio  ist  bei  den 
Komikern  die  gewöhnliche,  gewiß 
der  Aussprache  des  gewöhnlichen 
Lebens  entnommene.  S. Engelbrecht 
55  f.,  Neue  HI*  320.  —  domi:  im 
Hause  des  Micio. v —  Während  sich 
Demea  anschickt,  ins  Haus  seines 
Bruders  zu  gehen,  tritt  dieser  aus 
demselben  heraus. 

V.  718.  redierit  wohl  Fut.  H  wegen 
des  auf  die  Zukunft  weisenden 
certum  est ;  vgl.  J.  H.  Schmalz ,  donec 
und  dum,  Arch.  XI  336. 


IV  7,  1—15 


ADELPHOE 


111 


Micio     Demea 

Senes  ii 

IV  Mi.  Ibo  Alis  dicani  ntfllani  esse  in  nobis  moram. 
7  De.  Sed  eccum  ipsum.    te  iam  düdum  quaero  Micio.  720 

Mi.  Quid  näm?    De.  Fero  alia  flägitia  ad  te  ingentia 
boni  illi'us  adulescentis.     Mi.  Ecce  autem!    De.  Noua, 
5  capitälia.    Mi.  Ohe,  iam.    De.  Nescis  qui  uir  Sit.    Mi.  Scio. 

De.  0  stillte ,  tu  de  psältria  me  somnias 

agere;  hoc  peccatum  in  uirginem  est  ciuem.    Mi.  Scio.    72ö 
De.  Oho,  scis  et  patere?    Mi.  Quid'  ni  patiar?    De.  Die  mihi: 
non  clämas?    non  insänis?    Mi.  Non;  malim  quidem  .  . . 
10  De.  Puer  natust.    Mi.  Di  bene  uörtant.    De.  Virgo  nihil  habet. 
Mi.  Audiui.    De.  Et  ducenda  indotatast.    Mi.  Scüicet. 
De.  Quid  nunc  futurumst?   Mi.  Id  enim  quod  res  fpsa  fert:  730 
illmc  huc  transferetur  uirgo.    De.  0  Iiippiter, 
istöcine  pacto  oportet?    Mi.  Quid  faciain  ämplius? 
15   De.  Quid  facias?    si  non  fpsa  re  tibi  istiic  dolet, 


V.  719.  Wird  von  Micio  noch  ins 
Haus  hinein  (etwa  zu  Äschinus) 
gesprochen.  —  Ulis:  Sostrata  und 
Pamphila. 

V.  720.  Auch  hier  vergißt  Demea 
wie  V.  80  f.  in  seiner  Aufregung, 
die  übliche  Begrüßung  an  Micio 
zu  richten.  —  eccum,  nicht  aus  ecce 
eum,  sondern  aus  ecce  hum  (hunc 
ohne  ce)  entstanden,  s.  Haul.3  zu 
V.  464. 

V.  721.  Fero  .  .  .  adulescentis: 
%  Magno  sonitu  ac  ingenti  ostentatione 
futurae  aecusationis  exorsus  est . . . 
sIqcovmwq  boni  ill.  ad.  dicit.'  Don. 

V.  722.  illius  entweder  auch  hier 
zweisilbig  zu  messen  oder,  auch 
ilUus.  —  Ecce  autem  ironischer  Aus- 
druck geheuchelten  Erstaunens ;  s.  zu 
V.  153.  Schol.  Bemb.  (Herrn.  II  395) : 
quasi  aliquid  de  inprouiso  reppertum 
est. —  autem  =  uv  'wieder';  s.  über 
diesen  älteren  Gebrauch  Lindsay- 
Nohl  690.  —  S.  Anhang. 

V.  723.  Ohe  (A  eho,  von  lou.  in 
oeh  geändert)  iam:  ohe  ('hör'  auf, 
genug')  ist  aus  Hör.  Sat.  I  5,  12 
und  n  6,  96  als  Ausdruck  un- 
geduldigen Abwehrens  bekannt; 
vgl:  V.  769,  Phorm.  418.  —  uir 
ebenso  ironisch  wie  uirtutibus  in 
V.  176.  —  S.  Anhang. 


V.  724.    somnias :  s.  zu  V.  203  f. 

V.  726.  Oho  von  A  hier,  außer- 
dem noch  Plaut.  Pseud.  988  über- 
liefert; Einsilbigkeit,  für  welche 
Th.  Birt,  Beiträge  zur  lat.  Sprach- 
gesch.  IV,  Über  den  Lautwert  des 
Spiritus  H,  Rhein.  Mus.  LIV  41,  Der 
Hiat  bei  Plaut,  etc.,  Marburg  1901, 
14  eintritt,  ist  an  beiden  Stellen 
ebensowenig  nötig  als  bei  ehemY.  81. 

V.  727.  malim  quidem  (nach  Don. 
wurden  die  Worte  auch  dem  Demea 
zugeteilt,  ihm  folgen  Spengel,  Fabia 
u.  Fleck.8)  Aposiopese:  'ich  möchte 
zwar  lieber'  (nämlich  schreien  und 
wüten),  spricht  Micio  nach  dem 
schroffen  Non  beiseite;  denn  in 
seinem  Innern  (vgl.  V.  737)  ist  ihm 
die  Sache  nicht  angenehm,  er  fügt 
sich  aber  in  die  Sachlage  (vgl. 
V.  738  f.)  und  verteidigt  seinen 
Ziehsohn  gegen  die  heftigen  An- 
griffe Demeas. 

V.  730.  enim  im  bekräftigenden 
Sinne  'natürlich*;  s.  zu  V.  168. 

V.  731  f.  'Froh  (sie)  Iuppiter 
tragicc  adiecit  a  Micione  uersus; 
istöcine  pacto  ad  ipsum Miciönem 
respiciens  dixit.'   Don. 

V.  733.  istuc:  die  Handlungs- 
weise deines  Pflegesohnes.  S.  An- 
hang. 


112 


ADELPHOE 


IV  7,  16—30 


simulare  certe  est  hominis.    Ml.  Quin,  iam  ufrginem 

despondi!    res  compdsitast;  fiunt  miptiae; 

dempsi   metum    oraneni:   haec   magis   sunt  hominis 

Ceterum 
plackt  tibi  factum  Micio?    Mi.  Non,  sf  qneam  id 
mutare.    nunc  qnom  nön  queo,  animo  aequo  fero. 
ita  uftast  hominum  qnäsi  qnom  lndas  tesseris: 
si  illiid  quod  maxume  opus  est  iactu  nön  cadit, 
illüd  quod  cecidit  forte  id  arte  ut  cörrigas. 

De.  Corrector!  nempe  tna  arte,  uiginti  miuae 
pro  psältria  periere;  quae  quantiim  potest 
aliqno  äbiciundast,  si  non  pretio  at  grätiis. 

Mi.  Neque  est,  neque  illam  säne  studeo  uendere. 

De.  Quid  igitur  facies?    Mi.  Ddmi  erit.    De.  Pro  diuöm  fidem, 
nieretrix  et  mater  fämilias  una  in  domo? 
so   Mi.  Qnor  nön?  De.  Sanum  te  credis  esse?  Mi.  Equidem  ärbitror. 


20 


25 


735 
De. 


740 


745 


V.  734.  simulare:  f2?on  hoc  dixit, 
quia  hominis  est  mentiri,  sed  quia 
saepe  iracundiae  simulatio  custodia 
disciplinae  est.'  Don.  —  est  hominis: 
s.  zu  V.  579.  —  Quin:  s.  zu  V.  262. 

V.  786.  despondi:  'despondet  pu- 
ellam,  qui  petit,  spondet,  a  quo 
petitur.  Bede  ergo  socer  futurus: 
despondi,  dixit',   Don. 

V.  786.  haec  magis  sunt  hominis: 
damit  antwortet  er  auf  Demeas 
Worte:  simulare  certe  est  hominis. 

V.  787.   S.Anhang. 

V.  739.  quasi  quom  in  der  Ver- 
gleichung  nach  ita  ist  archaistisch; 
vgl.  Lorenz  zu  Plaut.  Ps.  194.  — 
Mit  V.  739  vergleicht  Jo.  Schneider, 
De  prov.  Plaut.  Ter.  que  21,  passend 
ein  Fragment  des  Alexis  (Mein.  HI 
S.  399,  Kock  II  fr.  34):  Totovxo 
xb  %r\v  iaxiv  cboiseq  ot  nvßoi;  Plut. 
De  tranquill  an.  5  p.  467  a:  Kvßtia  b 
JJlätcov  xbv  ßiov  anefacccev,  verweist 
damit  auf  Plat.  Rep.  X  604  C  SansQ 
iv  TtxÖKSU  Hvßcov  itQog  xcc  nsnxto- 
Koxu  rtösefrat.  xa  iavxov  Ttpuyiiaxcc, 
oitrj  loyog  uiqsi  ßslxiax'  ccv  i%eiv; 
vgl.  auch  Protag.  313E.  S.  Otto  165, 
homo  1,  845,  tessera  1. 

V.740.  iactu  (Abi.  des  Subst.) 
gehört  dnb  notvov  zu  opus  und 
cadit,  s.  über  den  Zweifel  Donats 
Wien.  Stud.  XXH 105,  Spengel  Anh. 
z.  d.  V. 


V.  741.  id  nimmt  das  voraus- 
gehende Objekt  Illud  wieder  auf; 
vgl.  V.  357  f.  —  id  arte  ut  cörrigas, 
vgl.  Hör.  Sat.  H  8,  84  f.  ut  arte 
Emendaturus  fortunam,  Cato  monost. 
69  (Baehrens,  P.  L.  M.  3  p.  240)  Quic- 
quid  inoptatum  cadit,  hoc  homo  cor- 
rigat  arte;  s.  Otto  38,  ars  5,  Büch- 
mann, Gefl.  Worte17  292. 

V.  742.  Corrector:  'moris  est  ira- 
tis  ab  ultimo  uerbo  contra  dicentis 
incipere'i  Don.  —  nempe  hier  vor  t 
gleich  nemp  synkopiert  zu  lesen, 
wie  dies  Skutsch,  Forschungen  I 
30 — 40  nachgewiesen  hat ;  vgl.  dazu 
Haul.'Einl.  54  u.  A.l.  Fürumbrisch 
(lat.  =  etenim)  erklärt  es  Stowasser, 
Arch.  XH  418  f. 

V.  744.  pretio :  um  Geldeswert. 
—  gratiis:  hier  wegen  der  Gegen- 
überstellung mit  pretio  besonders 
deutlich  als  Ablativ  von  gratiae: 
'für  ein  bloßes  Vergeltsgott',  bei 
den  Komikern  immer  dreisilbig, 
später  gratis  als  bloßes  Adverb.  S. 
Anhang. 

V.  746.  Pro  diuom  fidem:  s.  zu 
V.  196.   S.Anhang. 

Y.  747.  Demea  ist  natürlich  noch 
immer  der  irrigen  Meinung,  daß 
die  psältria  für  Äschinus  gekauft 
sei.  —  mater  famüias:  das  einzige 
Beispiel  dieses  Gen.  bei  Ter.  S. 
Anhang. 


IV  7,  81— 44 


ADELPHOE 


113 


De,  Ita  iu6'  di  ament,  at  uideo  ego  triam  ineptiam 

factiiram  credo,  at  habeas  quicum  cantites,  760 

Mi.  Quor  a«5n?    Dt.  Et  noua  nupta  Ladern  haec  discet.    Mi. 

Scilicet. 

De.  Tu  inter  eas  jrestim  düctans  saltabis.    Mi.  Probe. 
ss  De.  Probe?    Mi.  Et  tri  nobiscum  üna  si  opus  sit.    Db.  Ei  mihi. 
non  te  haec  pudent?    Mi.  Iam  nero  omitte  Demea 
tuam  istanc  iracündiam,  atqoe  ita  uti  decet  766 

hilarum  äc  lubentem  fäc  te  gnati  in  ntfptiis. 
ego  hös  conuenio;  pöst  huc  redeo.  —  De.  0  Irippiter, 
hancine  nitam!    hoscine  mores!    hano  dementiam! 
uxör  sine  dote  ueniet,  intus  psältriast, 
domns  siimptuosa,  adulescens  luxu  perditus,  760 

senex  delirans.    ipsa  si  cupiat  Salus, 
seruare  prorsus  ndn  potest  hanc  fämiliam. 


40 


V.  749.  Ita  me  di  ament  (oder 
amabunt):  gewöhnliche  Formel  zur 
Einführung  einer  Versicherung  (wir 
etwa:  so  wahr  mich  Gott  lieb  hat), 
s.  Haul.*  zu  V.  166.  —  ut  uideo  e.  t.  i. : 
abhängig  von  fact.  credo  q.  s.  — 
S.  Anhang. 

V.  750.    quicum:  zu  V.  477. 

V.751.  noua  nupta,  alliterierende, 
regelmäßig  in  dieser  Folge  stehende 
Formel:  Plaut.  Cas.  118,  782,  798, 
816,  894,  Catull.  61,  96  ff.,  Sen. 
Oed.  497,  Apul.  met.  5,  4;  6,  6  etc. 
Zur  Alliteration  s.  Haul.8  Einl.  67. 

V.  762.  restim  ductans  salt. :  als 
Chorführer  an  der  Spitze  des  Ge- 
windes sein,  welches  die  Tanzenden 
hielten,  und  mit  dem  vermutlich 
verschiedene  Figuren  dargestellt 
wurden.  Auf  dieselbe  Art  des 
Tanzens  bezieht  sich  Liv.  XXVII 
37,  14  in  foro  pompa  constitit,  et  per 
manus  reste  data  virgines  sonum 
vocis  pulsu  pedum  modulantes  in- 
cesseruni;  s.  auch  Hör.  Epist.  I  10, 
47 f.  (s.  Westerhov  z.  o.  St.). 

V.  764.  haec  pudent :  pudet,  piget 
u.  a.  werden  persönlich  konstruiert, 
wenn  das,  was  die  Empfindung  er- 
regt, durch  das  Neutr.  eines  Pro- 
nomens (oder  nihil  V.  244,  Andr.  637) 
ausgedrückt  wird;  z.  B.  V.  84  f., 
Phorm.  554  quod  nos  pcst  pigeat 
u.  oft.;  eb.892  non  te  horum piiaet? 
ist  horum  gen.  masc,  auf  die  an- 
wesenden    aduocati    bezogen.     — 

Terentln«,  Adelphoe.1 


omitte:  vgl.  V.  267  f.  u.  Anm.  zu 
V.  172. 

V.  755.  tuam  istanc  irac. :  Don. 
7,.  Eun.  192  'isto'  bene  additum  quasi 
odiose,  ut  alibi  (u.  St.)  . . .  haec  enirn 
pronomina  spernentis  sunt  odiumque 
monstrantis.  S.  dens.  z,  Eun.  814. 

V.  756.  lubentem:  xbene  addidit 
lubentem;  multi  enim  hilares  se 
simulantes  non  lubentes  sunt,  Don. 
—  Vgl.  Plaut.  Pers.  760. 

V.  757.  hos,  näml.  Sostrata  und 
die  Ihrigen.  Das  Maseru,  ist  for- 
melhaft gebraucht  (vgl.  V.  894  cui 
dominus  curaest,  V.  919);  ein  Ge- 
brauch ,  der  wohl  aus  dem  Griech. 
herübergenommen  wurde,  wo  auch 
das  Masc.  steht,  wenn  eine  Frau  von 
sich  in  der  Mehrzahl  spricht,  vgl. 
z.  B.  Eurip.  Med.  314,  886,  771.  — 
Micio  geht  darauf  in  das  Haus  der 
Sostrata. 

V.  758.  Vgl.  das  bekannte  o  tem- 
pora,  o  mores!  S.  Anhang. 

V.  761.  Salus,  urBnr.  eine  echt 
römische  Gottheit  (Liv.  IX  43,  26), 
wurde  nach  der  Einfuhrung  des 
Asklepiosdienstes  (Liv.  X  47,  7)  mit 
der  griechischen  Hygieia  identi- 
fiziert (Liv.  XL  87,  2,  s.  Marquardt, 
Rom.  Staatsverwaltung  DI  876). 
Ihr  häufiges  Vorkommen  in  der 
Palliata  vor  Terenz  (Plaut.  Abiu. 
713,  Bacch.  879,  Capt.  629, 864  etc.) 
beweist,  daß  die  griechischen  Ori- 
ginale Entsprechendes  hatten.  Die 
Gleichsetzung  mit  Hygieia  ist  erst 

8 


114 


ADELPHOE 


V  1,  1-7 


Syrvs     Demea 
Seryos     Senex 

V  1  Sy.  Edepöl  Syrisce  te  curasti  mölüter 
lauteque  munus  ädministrasti  tuom: 

abi.    sed  postquam  intus  sum  ömnium  rerüm  satur,      765 
prodeänibulare  huc  ltibuit.    De.  Hlud  sis  uide: 
5  exemplum  disciplinae!    Sy.  Ecce  autem  hie  adest 

senex  nöster.    quid  fit?    quid  tu  es  tristis?    De.  Oh  scelus. 
Sy.  Ohe,  iäm  tu  uerba  fündis  hie  sapientia? 


dem  Terenz  bekannt,  Hec.  338;  s. 
Wissowa,  Religion  und  Kultus  der 
Römer  1902,  254 f.  '  Wie  Salus  er- 
scheinen auch  Opportunitas ,  Com- 
moditas  etc.  personifiziert  und  apo- 
theosiert,  s.  Lorenz,  Einl.  z.  Plaut. 
Psend.  22  A.  20.  Ausdrücke  wie 
der  obige  (ebenso  Capt.  529)  be- 
sagen, daß  die  Betreffenden  unrett- 
bar verloren  sind,  vgl.  Otto  307  salus. 

Sehr  unpassend  wurde  nach  dem 
Ende  dieser  Szene  in  den  alten 
Ausgaben  Aktschluß  angenommen. 
Die  Bühne  wird  nämlich  nicht  leer, 
vielmehr  tritt  zu  Demea  noch  Sy- 
rus  (in  angeheitertem  Zustande) 
aus  dem  Hause  des  Micio  heraus; 
er  hat  seinen  V.  590  f.  angekündig- 
ten  Entschluß  redlich   ausgeführt. 

V.  763.  Syrisce:  von  Zvqoq  ab- 
geleitetes griech.  Kosewort;  so 
Plaut.  Gas.  739  Olympisce  von 
Olympio.  Ob  auch  Eun.  772  u.  775 
Syrisce  als  v7to*oQi6TiY.bv  steht,  ist 
zweifelhaft,  da  es  dort  auch  der 
wirkl.  Name  sein  kann. 

V.764.  mu/n.administr.tuom  (scherz- 
haft): Du  hasb  deine  Pflicht  ge- 
tan; 'munus  seruile  est  esse  atque 
polare.'  Schol.  Bemb.  (Herrn.  H  397). 

V.  765.  abi:  du  kannst  gehen; 
ebenso  V.  220, 620,  s.  z.  V.  564  u.  Anm. 

V.  766.  prodeambulare ,  aus  pro 
und  deambulare  zusammengesetzt, 
heißt:  hervor  (aus  dem  Hause)  sich 
ergehen  (fnam  deambulare  etiam 
intus  potuit'.  Don.);  vgl.  prouiso 
V.  889  u.  Anm.;  deambulare  be- 
zeichnet gemächliches  Spazieren 
(vgl.  Haut.  587,  806).  Donat  z.  d,  St. 
vergleicht  Verg.  Georg.  IH  256  pede 
prosubigit  terram.  S.  Anhang.  — 
sis  =  si  uw,  s.  Haul.s  zu  V.  59. 


V.  767.  exenipl.  disc.  nach  Don. 
mit  Bezug  auf  V.  758 f.  Demea 
weist  auf  ihn  als  bestes  Zeugnis 
für  seine  oben  gegebene  Schilde- 
rung. —  ecce  autem  bildet  eine 
stehende  Verbindung  (vgl.  V.  153), 
so  daß  hier  und  Eun.  297,  967,  Plaut. 
Cas.  969,  wo  auf  eine  anwesende 
Person  hingewiesen  wird,  ecce  (statt 
des  zu  erwartenden  eceum,  eccülum) 
durch  autem  geschützt  wird,  s. 
Burs.Jahresber.  80,  310.  Der  Hiatus 
(von  Lachm.  z.  Lucr.  p.  161  mit 
Beistimmung  Leos,  Plaut.  Forsch. 
325  verworfen)  nach  disciplinae  ist 
durch  die  Cäsur,  den  Personen- 
wechsel und  vielleicht  dadurch, 
daß  hier  kein  eigentlicher  Dialog  ist, 
zu  erklären.     S.  Anhang. 

V.  768.  tristis  bezieht  sich  nach 
Schol.  Bemb.  (Herrn.  II  397)  auf  das 
zornige  Aussehen. 

V.  769.  Ohe,  tarn:  s.  zu  V.  723. 
Zur  Interpunktion  s.  Wien.  Stud. 
XXU  110.  —  funder e  =  edere  mit 
der  Nebenbedeutung  des  Raschen 
und  Reichlichen;  vgl.  Plaut.  Ps.  943 
mera  iam  metidacia  fundes.  Der 
Zusammenhang  gibt  an  u.  St.  dem 
Worte  die  Bedeutung  'verschwen- 
den'. —  Ob  sapientia  Adjektiv  sei 
oder  Substantiv  (näml.  Vokativ  als 
Gegensatz  zu  scelus  V.  768)  mit 
Bezug  auf  V.  394,  war  bereits  für 
Donat  zweifelhaft  und  haben  die 
Herausgeber  verschieden  beurteilt. 
Sprachliche  und  sachliche  Gründe 
scheinen  jene  Annahme  zu  em- 
pfehlen: trotz  des  starken  ver- 
steckten Spottes  vermeidet  Syrus 
noch  den  offenen  Hohn,  welcher 
in  der  Anrede  sapientia  liegen 
würde. 


V  1,  8—2,  4 


ADELPHOE 


115 


to 


De.  Tun  si  meus  esses  .  .  .  Sy.  Dis  quidem  esses  Demea,     770 
ac  tüam  rem  constabilisses.    De.  Exemplo  omnibus 
curärem  ut  esses.   Sy.  Quam  ob  rem?  quid  feci?  De.  Rogas? 
in  ipsa  turba  atque  in  peccato  maxumo, 
quod  uix  sedatum  sätis  est,  potatis  scelus, 
quasi  re  bene  gesta.    Sy.  Säne  nollem  huc  exitum.         775 


Dromo     Demea     Syrvs 
Pver        Senex      Servos 

V  2  Dr.  Heus  Syre,  rogat  te  Ctesipho  ut  redeäs.    Sy.  Abi. — 

De.  Quid  Ctesiphoneni  hie  närrat?  Sy.  Nihil.  De.  Eho  eärnufex, 
est  Ctesipho  intus?    Sy.  Nön  est.    De.  Quor  hie  nöminat? 
Sy.  Est  älius  quidam  pärasitaster  paülulus: 


V.  770.  Tun  =  tune  =  tu  uero  s. 
zu  V.  262  und  Anhang.  —  Syrus 
fährt  dem  Demea  in  die  Rede,  so 
daß  er  erst  V.  771  fortsetzen  kann. 
—  Dis  statt  diues.  Auf  Grund  der 
lautgesetzlieh  kontrahierten  Casus 
obliqui,  z.B.  ditis  (V.  581),  ditem 
(Haut.  609,  Phorm.  653),  dites  (V. 
502),  die  neben  den  vollen,  z.B. 
diuiti  (Phorm.  276)  und  diuitiwibus 
(so  die  meisten  und  besten  Codd. 
Phorm.  42),  vorkommen,  hat  sich 
durch  Angleichung  auch  ein  Nom. 
dis  gebildet,  s.  Sommer  398;  mit 
Unrecht  denkt  Lindsay  Capt.  Einl.  22 
an  Kontraktion  aus  diues. 

V.  771.  constabilisses:  vgl.  Plaut. 
Capt.  452  f.  Edepol  rem  meam  Con- 
stäbiliui,  quom  illos  emi  de  praeda 
a  quaestoribus.  —  S.  Anhang. 

V.  773.  in  ipsa  turba:  'Non  minus 
ridicula  importunitas  Demeae  est, 
quam  ebrietas  Syri,  qiii  aduersum 
temulentum  tantae  grauitatis  oratione 
personat,  ut  ex  dicentis  uultu  et  uerbis 
et  ex  audientis  Ixabitu  et  stupore 
magnam  uoluptatem  pereipiant  spec- 
iatores.  Uides  enim  quanto  pondere 
uerborum  cum  ebrio  litiget',  Don. 

V.  774.  potatis  näml.  Syr.  mit  den 
übrigen  Hausgenossen ,  vgl.  Demeas 
Worte  im  V.  586  ubi  poteiis  uos. 
S.  Anhang. 

V.  775.  exitum  Partizip.  Vgl.  V. 
165.  —  Das  Unbehagliche  der 
Situation  des  Syrus  wird  dadurch 
wesentlich  erhöht,   daß  ein  junger 


Sklave  die  Tür  von  Micios  Haus 
öffnet  und  den  Syrus  im  Auftrage 
des  Ctesipho  laut  zurückruft. 

V.  776.  Heus  Syre:  'Quam  clare 
dicat,  ostenditur  ex  eo,  quod  prae- 
misit  heus,  antequam  loqueretur\ 
Don.  S.  zu  V.  281.  —  Abi,  hastig 
und  beiseite,  Dromo  verschwindet 
auch  sofort. 

V.  777.  Ctesiphonem  .  .  .  narrat: 
narrare  wird  bei  Plautus  und  Ter. 
in  der  Bedeutung' von  etwas  reden' 
mit  dem  Akk.  der  Sache  oder  Per- 
son, von  der  gesprochen  wird,  oder 
die  genannt  wird,  verbunden;  dies 
ist  die  primäre  Konstruktion,  da 
narrare  (von  gnarus)  ursprünglich 
'etwas  kund  machen'  bedeutet. 
Vgl.  Eun.  408,  Andr.  466,  Hec.  152, 
Phorm.  401,  Plaut.  Truc.  283  f. 

V.  779.  pärasitaster,  Deminutiv 
mit  dem  Ausdruck  der  Gering- 
schätzung; vgl.  über  diese  der 
Volkssprache  angehörenden  Bildun- 
gen Brix  zu  Plaut.  Mil.8  54,  die  Zu- 
sammenstellung von  Frauz  Seck, 
Das  lat.  Suffix  aster,  astra,  astrum, 
Arch.  I  390  —  404  sowie  die  Er- 
klärung des  Suff,  durch  H.  Schnorr 
von  Carolsfeld,  ebenda  404  —  407, 
Lindsay-  Nohl  375.  Nach  Wölfflin 
Arch.  XH  419  ff.  bezeichnet  das 
Suffix  (zu  Grunde  liegt  die  Präp.  ad) 
eine  Annäherung  an  etwas.  Ist 
dieses  etwas  Wünschenswertes  oder 
etwas  Gutes,  dann  ergibt  sich  der 
Begriff  der   Verringerung;    drückt 

8* 


116 


ADELPHOE 


V  2,  5—8,  8 


10 


nostui?    De.  lam  scibo.    Sy.  Quid  agis?    quo  abis?    De. 

Mitte  me.  780 

Sy.  Noli  inquam.    De.  Noji  manum  äbstines  mastigia? 

an  tibi  iam  mauis  cerebrum  dispergam  hie?  —  Sy.  Abit. 
edepol  comissat<5reni  kaud  sane  cömmodum, 
praesertim  Ctesiphöni!    quid  ego  nunc  agam? 
nisi  dum  liae  sileseunt  turbae,  interea  in  unguium        786 
aliquo  äbeam,  atque  edormiscam  hoc  nilli.    sie  agam. 


Micio    Demea 

Senes  ii 

V  3  Mi.  Paräta  a  nobis  sunt,  ita  ut  dixi  Stfstrata: 

ubi  uis  . . .  quis  nam  a  me  pepulit  tarn  grauiter  fores? 
De.  Ei   mihi,   quid  faciam?    quid  agam?     quid   clamem   aüt 

querar? 


dagegen  das  Nomen  etwas  Un- 
erwünschtes aus,  so  bringt  das 
Suffix  eine  Verbesserung.  —  pau- 
hrfits  in  Bezug  auf  die  Statur. 

V.  780.  Mit  Iam  scibo  stürmt 
Demea  gegen  die  Tür,  Syr.  läuft 
ihm  nach. —  Mitte  me:  'apparet  a 
seruo  retentuni  senem'  (Schol.  Bemb. 
Herrn.  II  397). 

V.781-  mastigia,  grieeh.uaöTiyfcg, 
einer  der  zahllosen  Schimpfnamen, 
welche  in  der  Palliatkomödie  für 
Sklaven  u.  dgl.  zur  Verfügung 
stehen;  mast.  bezeichnet  den  An- 
geredeten als  'zur  Peitsche  ge- 
hörig', lat.  uerbero,  flagrofßloss.Ter). 

V.  782.  disptrgam:  'Ut  apparet, 
baculo  minatur.'  Don.  —  Der  bloße 
Konj.  bei  mälo  ist  ziemlich  selten, 
s.  Draeger  II*  285,  weshalb  in  s 
dispergi  geschrieben  wurde.  Mit 
Ende  dieses  Verses  stürzt  Demea 
ins  Haus  des  Micio. 

V.  783.  comissatorem  vom  griech. 
ytmud&iv:  'comissatores  dieuntur, 
qui  post  coenam  ueniunt  ad  lo  e- 
titiam  et  ad  uohtptatem,'  Eugr., 
daher  hier  witzig  vor.  Demea:  s. 
auch  Don.  z.  d.  St. 

V.  784.  quid  ego  nunc  agam?: 
die  Lust,  sich  vor  dem  Hause  zu 
ergehen  (V.  766),  ist  dem  Syrus 
gründlich  vergangen. 

V.  785.  dum:  s.  zu  V.  196.  —  i» 
angulum:  da  Syrus  V.  882  aus  dem 
Hause  des  Micio  kommt,  bedeutet 


angv.lus  hier  wie  Plaut.  Aul.  437, 
561,  Pere.  631  einen  Winkel  im 
Hause;  Aber  die  Etymologie  s. 
A.Klotz,  Arch.Xn  94. 

V.  786.  uiUum,  ein  nur  hier  ge- 
brauchtes Deminutiv  von  uinum. 
Syrus  geht  durch  den  angiportus 
neben  Mioios  Haus  ab,  um  sich  durch 
das posticum  in  dieses  zu  schleichen. 

V.  787.  Die  Bühne  wird  zwar 
leer,  doch  nur  für  einen  Augen- 
blick, da  Demea  sofort  wieder  in 
höchster  Aufregung  auf  die  Bühne 
kommt.  Inzwischen  tritt  Micio  aus 
dem  Hause  der  Sostrata,  zu  dieser 
noch   ins   Haus   hinein  sprechend. 

V.  788.  ubi  uis  ,  .  .:  ubi  natür- 
lich temporal;  vor  Vollendung  des 
Satzes  wird  er  durch  das  heftige 
Schlagen  der  Tür  seines  Hauses 
unterbrochen.  Dasselbe  rührt  von 
Demea  her,  welcher  Ctesipho  bei 
seinem  Liebchen  gesehen  hat  und 
nach  dieser  für  ihn  fürchterlichen 
Entdeckung  im  Freien  nach  Fas- 
sung ringen  und  vermutlich  den 
Micio  aufsuchen  will.  —  a  met 
über  diesen  Gebrauch  von  a  s. 
Thes.  I  15,  56 f.;  me  metonymisch 
fiu  domicüio  meo  (s.  zu  V.  800  f.) ; 
Micio  sagt  nämlich  a  me,  trotzdem 
er  außerhalb  des  Hauses  ist;  v<*l. 
ad  «os  V.  910,  Tlaut.  Mere.  555b 
ad  me  .  .  .  domum,  Euu.576  ad  &e 
.  .  .  domum;  s.  C.  F.W.  Müller  in 
der  Festschr.  Friedländer  544. 


V3,  4—17 


ADELPHOE 


117 


10 


15 


o  caeluni,  o  terra,  o  marin,  Neptnni.    Mi.  Em  tibi:         790 
resciuit  omnem  rem;  id  nunc  clamat.    ilicet: 
parätae  Utes;  süccurrendumst.    De.  Eccum  adest, 
communis  corruptela  nostrum  liberum. 

Mi.  Tandem  reprime  iraciindiam,  atque  ad  te  redi. 

De.  Repressi,  redii,  mitto  maledicta  dmnia;  796 

rem  ipsam  putemns:  dictum  hoc  inter  nös  fuifc  — 
ex  te  adeo  est  ortum  — ,  ne  tu  curares  uieum, 
neue  ego  tuora?  respdnde!    Mi.  Factumst,  nön  nego. 

De.  Quor  nunc  apud  te  pö*tat?    quor  recipis  meum? 

quor  emis  amicam  Micio  ?    numqui  minus  800 

mihi  idem  ius  aequomst  e"sse?    quid  meciimst  tibi? 
quando  ego  tuom  non  cüro  ne  curä  meum! 

Mi.  Non  aequom  dicis.    De.  Nön?    Mi.  Nam  uetus  uerbum  hoc 

quidemst, 


V.  790.  o  caelum  etc.;  vgl.  hierzu 
Don.  und  die  Schol.  Bemb.  (Henu. 
II  398).  —  Em  tibi  sagt  Micio  au 
sich  (sc  Don.).  Vgl.  Phorm.  847, 
wo  auch  Geta  infolge  einer  un- 
angenehmen Überraschung  zu  sich 
selbst  Em  tibi  sagt. 

V.  791.  id  (Don.:  ob  id),  ebenso 
Akk.  der  Beziehung  wie  quod  im 
V.  162;  vgl.  Plaut.  Rud.  397  Id 
misera  maestast,  Poen.  770  etc.  — 
■ilicet  (ß.  Lindsay-Nohl  648)  gleich 
actum  est  s.  Haul.8  zu  V.  208.  S.  Anh. 

V.  792.  paratae  Utes:  wegen  suc- 
c-urt:  für  Ctesipho. 

V.793.  nostrum  liberum  wegen  des 
Meirums;  über  den  Gen.  s.  zu  V.  411. 

—  V.  183  eagt  der  leno  von  sich : 
pernicies   communis   adulescentivm. 

V.  795.  Sepressi  etc.:  'Non  quid 
dicatur  sed  quo  gestu  dicacur  specta, 
et  uidebis  neque  repressisse  adhuc 
iracundiam  neque  ad  se  rediisse 
Demeam,  sed  quam  mira  est  atque 
perspicwi  morälitas,  in  huius  modi 
rebus  apparet.'  Don.  Vgl.  über 
diese  ganze  Stelle  die  treffliche 
Beurteilung  Leasings  in  Hamb. 
Dram.  71.  St.  gegen  Schluß. 

V.  796.  putare:  ins  reine  bringen. 
'Putare  proprie  est  falsa  et  cassa 
a  ueris  et  utilibus  resecare'.    Don. 

—  Uidetur  paulo  citius  destomacha- 
tus,   quam   res   etiam    incerta    ex- 
poscebat.   Sed  et  hoc  moiale.    Nam 
iuste  irati  omissa  saeuitia  ad  ratio 
cinationes    saepe    festinant.'     Don. 


Diese  Ruhe  dauert  aber  nicht 
lange ,  indem  er  gleich  im  folgenden 
Micio  mit  vorwurfsvollen  Fragen 
überschüttet.  —  dictum  hoc  q.  s.: 
vgl.  V.  130  ff. 

V.  797.     Über  adeo   s.  zu  V.  629. 

V.  798.    S.  Anhang. 

V.  800 f.  numqui,  vom  Adverbium 
qui.  —  Nachdem  Micio  zugestanden 
hat,  daß  eine  Scheidung  der  Rechte 
stattgefunden  hat,  überhäuft  ihn 
Demea  mit  Fragen,  mit  denen  er 
feststellt,  daß  Micio  diese  Scheidung 
nicht  beachtet,  sondern  sich  um 
Cte8.  bekümmert  habe.  Hierauf 
fährt  Demea  mit  der  Frage  fort: 
Numqui  minus  aequomst  mihi  idem 
ius  esse:  Ist  es  vielleicht  unbillig, 
daß  ich  dasselbe  Recht  habe,  daß 
du  dich  nämlich  ebensowenig  um 
Ctes.  kümmerst  als  ich  mich  um 
Asch.,  und  fährt  fort:  Quid  meuvmst 
tibi?  'Was  bast  du  mit  mir,  d.  h. 
meinem  Sohne ,  der  mir  vorbehalten 
ist  (me  metonymisch  für  filio  »ico), 
zu  schaffen?  Wenn  ich  mich  um 
deinen  Sohn  nicht  schere,  kümmere 
du  dich  nicht  um  meinen!' 

V.  801.    S.  Anhang. 

V.  802.  ne  cura:  in  der  Dichter- 
sprache ist  der  Gebrauch  des  Im- 
perativs mit  der  Negation  ganz  ge- 
wöhnlich;vgl.V.942u.Haul.8zuV'.664. 

V.  803.  Das  dazwischengeworfene 
Non?  lehnt  Micio  wohl  nur  durch 
eine  energische  Bandbewegung  ab; 
Andr.  194,  Haut.  894  wird  ausdrück- 


118 


ADELPHOE 


V  3,  18—29 


commünia  esse  amicorum  inter  se  omnia. 
De.  Facete!    nunc  demum  istaec  nata  orätiost. 

20   Mi.  Ausctflta  paucis  nisi  molestumst  Demea! 
principio,  si  id  te  mordet,  sumptum  füii 
quem  fäciunt,  quaeso  hoc  facito  tecum  cögites: 
tu  illös  duo  olim  pro  re  tollebäs  tua, 
quod  satis  putabas  ttfa  bona  ambobüs  fore. 

25  et  me  tum  uxorem  credidisti  scilicet 

ductiirum.    eandem  illam  rätionem  antiquam  öptine: 

conserua,  quaere,  pärce,  fac  quam  plürimum 

illis  relinquas;  glöriam  tu  istam  dptinel 

mea  quae  praeter  spem  euenere  utantür  sine!  815 


805 


810 


lieh  darauf  geantwortet.  —  uerbum 
von  einer  sprichwörtlichen  Redens- 
art, wie  Andr.  426  Verum  iUud 
uerbumst,  uolgo  quod  dici  solet, 
Eun.  732  u.  s.  —  uetus  est  allein 
bei  Plaut.  Asin.  203,  Cic.  pro  Quinct. 
55,  ad  fam.  VII  3,  4.  Beißend 
sagt  D.  von  dem  uetus  uerbum: 
nunc  d.  i.  nata  o.,  um  dem  Micio 
anzuzeigen,  daß  M.  es  erst  jetzt 
anwende ,  nichts  davon  aber  wissen 
wollte,  als  sich  D.  um  Ä.  kümmern 
wollte,  s.  V.  129 ff. 

V.  804.  commünia  q.  s. :  v.oiva. 
xu  räv  tpilav  (so  citiert  der  Scho- 
liast  zu  Plato  p.  319  Bekk.  aus  den 
'AdsXcpol  des  Menander,  s.  Mein. 
Fragm.  XII,  Kock  III  fr.  9)  lautet 
das  griechische,  nach  Don.  auf  einen 
Satz  der  Pythagoreer  zurückzufüh- 
rende Sprichwort.  Vgl.  noch  Cic. 
de  off.  I  51;  Sen.  de  benef.  VII 
4,  2;  Martial.  II  43,  1.  S.  Wester- 
hov  z.  o.  St.  und  Otto  a.  0.  20 
amicus  1. 

V.  805.    Facete  ironisch. 

V.  806.  Ausc.  paucis:  ebenso 
Andr.  536 ;  paucis  (näml.  uerbis)  ist 
Dativ.  Als  Ablativ  steht  paucis 
sonst  öfters  in  der  Wendung  paucis 
te  uolo. 

V.  807  f.  Mit  prineipio  beginnt 
der  erste,  die  res  familiaris  betref- 
fende Abschnitt,  während  von  V. 
820  an  die  sittliche  Seite  der  Frage 
behandelt  wird.  'In  duas  partes 
diuiditur  tota  persuasio,  nihil  pas- 
mrurn  Demeam  damni,  nihil  (füiosy 
corruptelae.  Don.  —  sumptum  füii 
quem  fac.  statt  sumptus,  quem  fil. 
fac.;    ebenso    Eun.  653    eunuchum 


quem  dedisti,  nobis  quas  turbas 
dedit!  Plaut.  Amph.  1009  Nau- 
cratem  quem  conuenire  uolui,  in 
naui  non  erat.  Der  Kasus  des  Be- 
ziehungswortes ist  dem  des  Rela- 
tivums  angeglichen  worden;  s.  Bach, 
De  attractione  quae  dicitw  inuersa 
apud  scriptores  Latinosy  Straßburg 
1888.  —  S.Anhang. 

V.  808.  hoc  gehört  zu  cogites; 
über  facito  s.  zu  V.  500. 

V.  809.  tollebäs  (griech.  ccvaigsi- 
G&ai):  'Nach  der  Geburt  wurde  das 
Kind  auf  die  Erde  gelegt  und  der 
Vater  nahm  es,  wenn  er  es  als 
das  seine  anerkannte  und  aufziehen 
wollte,  vom  Boden  auf.  Im  ent- 
gegengesetzten Falle  wurde  es  ge- 
tötet (vgl.  Haut.  634 f.)  oder  durch 
Aussetzung  dem  fremden  Mitleid 
überlassen',  Spengel  z.  Andr.2  219. 
Dabei  war  natürlich  die  Rücksicht 
auf  das  Vermögen  entscheidend, 
daher  pro  re  tua,  vgl.  Long.  Past. 
IV  19  und  24,  Muson.  bei  Stob.  84, 
21 G.  In  der  Regel  wurden  Mädchen 
ausgesetzt.  Bisweilen  fand  ein 
solches  Kind  später  wieder  seine 
Eltern,  z.  B.  die  Antiphila  im  Haut., 
die  Selenium  in  der  Cistell.  etc. 
S.  Lipsius,  Der  attische  Proz.  527  ff., 
L.  Beauchet,  Histoire  du  droit  prive 
de  la  republ.  Athenienne  Paris  1897 
H  85  f.  und  Schwind  a.0. 47  f.  -  S.Anh. 

V.  812.  rationejn.:  Berechnung, 
Erwägung.  —  optine:  halt  fest, 
halt  dich  an  jene. 

V.  813,  814.     S.  Anbang. 

V.  815.  mea  . . .  utantur:  nur  noch 
hier  (beim  Neutrum  eines  Pro- 
nomens)   hat    Ter.   uti    mit    dem 


V  3,  30—39 


ADELPHOE 


119 


80 


3S 


de  summa  nihil  decedit;  quod  hinc  accesserit, 
id  de  lucro  putato  esse  omne.    haec  si  uoles 
in  änimo  nere  cögitare  Demea, 
et  mihi,  et  tibi,  et  illis  dempseris  molestiam. 
De.  Mittö  rem:  consuetüdinem  ainboriim  .  .  .  Mi.  Mane: 
scio;  istuc  ibam.    mülta  in  nomine  Demea 
signa  msunt,  ex  quibus  coniectura  fäcile  fit, 
duo  quöm  idein  facinnt  saepe,  ut  possis  dicere 
'hoc  licet  inpune  fäcere  huic,  illi  n<5n  licet', 
non  quo  dissimilis  res  sit,  sed  quo  is  qui  facit. 


820 


825 


Akkus,  verbunden,  s.  zu  V.  429,  vgl. 
Plaut.  Pseud.  385 ;  sonst  gebraucht 
er  dabei  den  Ablativ.  Denselben 
Wandel  der  Konstruktion  haben 
frui,  fungi  und  potiri  bei  Ter.  zu 
machen  begonnen,  noch  nicht  dbuti. 

V.  816.  de  summa:  vom  Kapital 
des  Demea.  —  Das  Präsens  decedit 
(A  u.  Gloss.  Ter.,  <s  decedet)  gibt  der 
Versicherung Micios  größere  Kraft.  — 
hinc:   von   ßeiten  des  Sprechenden. 

V.  817.  de  lucro  esse:  zum  Ge- 
winn gehören,  de  entspricht  hier 
vollkommen  dem  partitiven  Artikel, 
vgl.  Plaut.  Stich.  400  discam  de 
dictis  melioribuSi  s.  Pradel  a.  O. 
524.  Dagegen  Phorm.  246  u.  251 
. . .  omne  id  deputare  (bez.  deptitabo) 
esse  in  lucro. 

V.  819.  dempseris:  Futurum  ex.; 
vgl.  zu  V.  233. 

V.  820.  rem  okkasionell  für  rem 
familiärem;  V.  834  setzen  Gloss.  Ter. 
rem  gleich  pecuniam.  —  consuetüdi- 
nem die  'Aufführung',  wobei  wie  im 
Deutschen  namentlich  die  schlechte 
Aufführung  gemeint  ist,  sowie  auch 
bei  idem  faciunt  (V.  823)  an  eine  nicht 
ganz  tadellose  Handlungsweise  zu 
denken  ist  (in  eadem  re  peccant 
Schol.  Bemb.,  Fleck.  Jahrb.  XCVH 
569).    S.  Anhang. 

V.  821.  Diese  von  Don.  mit  ob- 
scurissimus  et  re  et  uerbis  bezeich- 
nete Stelle  besagt  wohl  folgendes: 
Viele  Anzeichen  gibt  es  (beim 
Menschen),  aus  welchen  sich  leicht 
ein  Schluß  ziehen  läßt,  so  daß, 
wenn  zwei  dasselbe  oft  begehen 
(saepe  facere  entspricht  dem  früheren 
consuetüdinem  amb.),  du  (auf  Grund 
dieser  Anzeichen,  die  dir  bekannt 
sind)  sagen  kannst:  Das  darf  dieser 


ungestraft  tun,  jener  nicht,  nicht 
deshalb,  weil  die  Sache  (das,  was 
sie  tun)  vielleicht  verschieden  sein 
könnte,  sondern  deshalb,  weil  der 
eine  dem  andern  unähnlich  ist.  Solche 
Anzeichen  sind,  wie  ich  sehe,  bei 
jenen  vorhanden,  so  daß  ich  das 
feste  Vertrauen  habe  etc. 

V.  822.    S.  Anhang. 

V.  823.  Bei  duo  ist  ebensowenig 
als  bei  huic  und  HU  an  Ä.  und  Ct. 
gedacht;  es  wird  vielmehr  damit 
von  Micio  zugestanden,  daß  bei 
einem  Teil  (illi)  der  jungen  Leute 
die  gegen  die  beiden  Brudersöhne 
geübte  Nachsicht  nicht  am  Platze 
wäre.  —  Ut  possis  die. :  die  in  con- 
iectura fit  liegende  Bedeutung  hätte 
genügt,  um  nach  duo  . . .  faciunt 
einen  accus,  c.  inf.  (hoc  licere  .  .  .) 
folgen  zu  lassen.  Um  diesen  Ge- 
danken aberin  direkter  Rede  wieder- 
zugeben, genügte  jenes  abstrahierte 
uerbum  sentiendi  nicht;  es  ist  da- 
her mit  einer  gewissen  natürlichen 
Umständlichkeit  in  einem  Folge- 
satz das  Wort  dicere  noch  aus- 
drücklich gesetzt  worden.  —  saepe 
habe  ich  mit  lou.  und  Don.  zum 
vorhergehenden  gezogen.  Denn 
wenn  viele  Anzeichen  vorhanden 
sind,  aus  denen  sich  leicht  ein 
Schluß  ziehen  läßt,  so  kann  man 
es  immer  sagen.  Daß  aber  zwei 
dasselbe  betreiben,  das  dem  einen 
schadet,  dem  andern  nicht,  darauf 
kommt  es  hier  am  Vgl.  hierzu  meine 
Bemerkungen  Wien.  Stud.  XXH 110  f. 
Die  Form:  duo  cum  faciunt  idem, 
non  est  idem  ist  eine  moderne 
Veränderung  des  obigen  Verses. 

V.824.  Der  Schol.  Bemb.  (Herrn.  11 
399)  hat  die  Stelle  falsch  verstanden. 


120 


ABELPHOE 


V8,  40— 60 


50 


quae  ego  inease  in  Ulis  uideo,  ut  conndäm  fore 
ita  ut  uölumus:  aideo  säpere,  intellegere  in  loco, 
uereri,  inter  se  amare:  scire  est  liberum 
ingenium  atqce  animnm;  quo"  uis  ülos  tu  die 
reddücas     at  eniin  metuas,  ne  ab  re  eint  tarnen 
oniissiores  paiilo.    o  noster  Demea, 
ad  omnia  alia  aetate  sapimus  rectius; 
solom  ilnum  hoc  nitiom  adfört  fenectus  höminibus: 
adtentiores  sümns  ad  rem  omnes  quam  sat  est; 
quod  illds  sat  aetas  acuet.    Da.  Ne  nimium  modo 
bonae  tuae  istae  nös  rationes  Micio, 


830 


835 


V.  826.  quae  (relativischer  An- 
schlufi)  ist  Subjektsakk.  zu  messe; 
der  Subjektsakk.  (ülos)  vor  fore  ist 
wegen  des  vorausp-eliendeu  in  Ulis 
picht  ausgedrückt. 

V .  887.  Dem  allgemeinen  sapere 
entspricht  das  spezielle  intellegere 
in  loco  (so  interp.  Ion.)  zur  rechten 
Äeit  (Don.  z.  Eun.  782  emutloae. 
vgl?  V.  994)  den  richtigen  Einfall 
•  haben  (das  Gegenteil  V.  216  pecu- 
Tji&m  in  loco  neglegere)',  s.  Wien. 
Stud.  XXH 112.    S.  Anhang. 

V.  828.  scire  est  (A  scire  et)  = 
«^üfTTt  yvüvuL,  scire  licet  oder  nach 
•dem  Schob  (Schlee  160)  scire  pos- 
^pbüe  est\  ebenso  Haut.  192  crederest, 
.Blaut.  Truc.  501  uincerest,  Tib.  IV 
*  s-,  3  nee  tibi  sit  duros  aeuisse  .  . . 
^dewtes,  Verg.  Aen.  VI  588  cernere  erat 
Hör.  Ep.  1 1,  32  Est  quadam  prodire 
?  \f$iius,  si  non  datur  ultra  und  höchst 
wahrscheinlich  auch  Cic.  ad  Att. 
IX  7  A  2  cum  guid  facturus  sit 
Caesar  magis  sit  opinari  quam 
scire  etc.  S.  Anhang.  —  scire 
Hier  gleich  cognoscere  wie  V.  471 
fflhni  Andr.  464),  Lucr.  I  894,  vgl. 
QuintiL  X  1,  13;  in  derselben  Be- 
deutung erscheint  es  in  scüicet, 
dem  der  obige  Ausdruck  adäquat 
ist.  Schol.  Bemb.,  Herrn.  H  399 
seientia  noscendiperitia;  at  [epis]iime 
dicitur  graece  discipii[na]  scientiae. 
—  Es  nähert  sich  somit  dem 
aus  dem  Griech.  übernommenen 
und  eingebürgerten  uidere  est,  cer- 
nere  est,  e.  Wölfflin,  Arch  II 135  f.  — 
liberum  —  liberale  V.  684,  vgl.  Andr. 
830,  Eun.  477  f. 

V.  880.  reddücas  ist  die  an  vielen 
Stellen  bei  Ter.  beseugte  ^hier  von 


LD)  Schreibung  des  Wortes,  welche 
auf  der  Zusammensetzung  mit  red 
beruht;  s.  Haul.8  zu  V.  86.  —  enim 
rein  bekräftigend.  —  ab  re:  formel- 
haft (s.  Thes.  I  24,  65fF.):  von  ihrer 
Sache  (d.  i.  dem  Vermögen)  weg, 
d.  h.  zum  Nachteil  ihres  Vermögens ; 
Brix  zu  Trin.*238.  Das  Gegenteil 
ist  in  rem,  wie  Andr.  546  Si  in 
remst  tUrique  q.  s.  —  tarnen:  trotz 
ihres  im  Grunde  guten  Charakters. 

V.  831 .  omissiores:  om.  in  medialer 
Bedeutung  wie  Haut.  962  Ubi  te 
uidi  animo  esse  omisso;  =  negligenti- 
ores,  Don.  u.  Gloss.  Ter.  —  o  noster 
Demea  emphatisch  und  mit  Wärme 
wie  V.  961 ;  vgl.  Andr.  846  o  noster 
Chremes  u.  s. 

V.  832.  alia  gehört  zu  omnia.  — 
aetate  bezeichnet  das  Fortschreiten 
der  Zeit  und  des  Lebens,  ebenso 
Phorm.  1022. 

V.  833.    S.  Anhang. 

V.  834.  adtent. :  über  die  unter- 
lassene Assimilation  des  d  s.  Haul.8 
Einl.  59,  Dorsch  a.  0.  26.  —  quam 
sat  est,  s.  HauL8  zu  V.  797. 

V.  835.  quod  bei  ülos  acuet  als 
Akk.  der  Beziehung  wie  id  V.  791, 
eine  Konstruktion,  welche  im  älteren 
Latein,  vielleicht  unter  dem  Ein- 
flüsse des  Griechischen,  ausgedehn- 
ter ist  als  im  späteren.  —  nimium 
bei  subitortat  ebenso  pleonastisch 
wie  Andr.  455  perparce  nimium.  — 
Demea  entgegnet  weiter  nichts  als 
die  Befürchtung,  daß  Micio  zu 
optimistisch  sei,  da  die  überzeugen- 
den Worte  Micios  auf  ihn  einen 
tiefen  Eindruck  gemacht  haben. 
Von  hier  beginnt  der  Umschlag 
seiner  Stimmung. 


VS,  51—60 


ADELPHOE 


121 


et  tiios  iste  animus  aequos  subuortät.    Mi.  Tace: 

non  fiet.    mitte  iam  ißtaee,  da  te  hodie  mihi; 

exporge  froatem.    Da.  Scüicet,  ita  tempus  fert; 

facitfndumst,    ceteram  ego  ras  cras  cum  filio 
65  cum  primo  luci  ibo  huic.    Mi.  De  nocte  censeo: 

hodie  modo  hilarum  fac  te.    De.  Et  istam  psältriam, 

una  üluc  mecum  hinc  äbstraham.    Mi.  Pugnaueris. 

eo  pacto  prorsum  illi  ädligaris  fiüura. 

modo  fäcito  ut  illam  seruea.    De.  Ego  istuc  uidero. 
«©         atque  ibi  fauillae  plena  fami  ac  pöliinis, 


810 


845 


V.  837.  subuortät  iin  Numerus  nur 
auf  das  zweite  Subjekt  bezogen. 

V.  839.  exporge  firontem:  'quam 
conrugavit  senilis  ruga  maestitiae* 
(Schol.  Bemb.,  Fleck.  Jahrb.  XCVII 
689);  exporge,  kontrahiert  aus  ex- 
porrigo,  ausbreiten,  glätten,  ist  ent- 
gegengesetzt dem  contraho  (fron- 
tem),  falten,  runzeln,  z.  B.  bei  Plaut. 
Amph.  52  Quid  contraxistis  frontem? 
—  tempus  fert:  Auslautendes  s  fällt 
nach  kurzem  Vokal  und  vor  kons. 
Anlaut  im  Altlatein  häufig  ab;  es 
bleibt  daher  hier  wie  V.  429  usus 
sit,  V.  873  desertus  szm  (vgl.  Plaut. 
Mil.  1184  facturus  sim)  die  Reinheit 
des  letzten  Fußes  gewahrt.  Vgl.  über 
diese  (von  Cicero,  Orat.  161  be- 
sprochene) Erscheinung  Bris  Trir.4 
Einl.  14,  Leo,  Plaut.  Forsch.  257, 
Lindsay,  Capt.  Einl.  15,  Skutech  in 
VoIImöllers  Jahresber.  f.  rom.  Phil.  IV 
80ff.  —  ita  tempus  fert;  faciundumst, 
spricht  Demea  zu  sich  beiseite 
nach  Bon.  S.  dessen  Anm.  z.  d.  St. 
Mit  ceterum  etc.  tröstet  er  sich 
selbst  für  die  aufgezwungene  Heiter- 
keit. 

V.  841.  luci:  dies  (nicht  luce)  ist 
die  ältere  und  eigentliche  Form  des 
in  temporalem  Sinne  gebrauchten 
LokativB  ('beim  Tageslicht *) ,  wel- 
cher wie  mane  (bez.  mani),  vespert 
als  indeklinables  Neutrum  gebraucht 
und  mit  Adjektiven  im  Neutrum 
verbunden  wird;  ebenso  Plaut.  Cist 
525  cum  primo  luci.  Die  alten 
Grammatiker  schlössen  aus  Ver- 
bindungen wie  primo  loci,  luci 
claro  auf  eine  ursprüngliche  Mas- 
kulinform des  Wortes,  etwa  lucus 
(s.  Don.  z.  d.  St.).  Vgl.  H.  üsener 
in  Fleck.  Jahrb.  CXVH  76  ff. 
Engelbrecht  24,  Lindsay  zu  Capt. 


1008.  —  de  nocte:  de  ist  hier  ganz 

gewöhnlich  objektbestimmend  ge- 
raucht: bezüglich  der  Nacht,  d.  h. 
wegen  des  folgenden  hodie  bezüg- 
lich der  heutigen  Nacht,  des  heu- 
tigen Abends ,  wobei  hodie  den  Tag 
überhaupt  bis  Mitternacht  bezeich- 
net (s.  G.  F.  Unger,  Tagesanfang 
Bi.  Römische  Tagepoche,  Philol.  LI 
214).  Kampmann,  de  De  et  Ex 
praep.  um  Plaut,  Breslau  1850,  4 
faßte  de  hier  ebenso  zeitlich  auf 
wie  de  die  V.  965:  noch  in  der 
Nacht,  im  Verlaufe  der  N.,  ebenso 
Pradel  a.  0.  631. 

V.  842  f.  Et  istam  psältriam  q.  s. 
Demea  entschließt  aich  hierzu,  weil 
er  die  voraussichtlich  sehr  häufigen 
Gänge  des  Ctesipho  nach  der  Stadt 
hintertreiben  will.  Trotz  der  be- 
reits eingetretenen  Sinneswandlung 
(V.  835)  zeigen  die  harten  Aus- 
drücke (z.B.  äbstraham,  s.  Don.  zu 
diesen  Versen)  noch  den  in  seinem 
Innern  glimmenden  Groll. 

V.  843.  Pugnaueris:  Futur,  ex. 
wegen  der  für  den  Versschluß  be- 
quemen Form,  nach  ihm  richtet 
3ich  adligaris;  pugnare  steht  hier  in 
prägnantem  Sinne:  siegreich  kämp- 
fen ^Magnam  rem  feceris',  Don.). 
Vgl.  Lucil.  ine.  147  M.  uieimus  o  socii 
et  magnam  pugnauimu'  pugnam. 

V.  844.  Uli:  Adverbium  s.  zu  V. 
116.  —  'Haec  cum  risu  dicit  Micio.' 
Don. 

V.  845.  illam  serues:  auf  illam 
liegt  der  Nachdruck  (b.  Don.  z.  d. 
St.);  die  Folgerung,  daß  der  Sohn 
dann  von  selbst  auf  dem  Lande 
bleiben  werde,  ist  als  selbstver- 
ständlich weggelassen.  —  S.  Anhang. 

V.  846.  fauillae  . . .  fumi  ac  poll. : 
s.  zu  V.  988.    S.  Anhang. 


122 


ADELPHOE 


V3,  61-4,  5 


coquendo  sit  faxo  et  molendo;  praeter  haec, 

meridie  ipso,  fäciam  ut  stipulam  cölligat; 

tarn    excöctam   reddam    atque    ätram    quam    carböst. 

Placet; 
nunc  mihi  uidere  säpere.    De.  Atque  equidem  filium 
tum,  etiam  si  nolit,  cögam  ut  cum  illa  unä  cubet. 
Mi.  Derfdes?    De.  Fortunätu's  qui  isto  animö  sies, 

ego  sentio  .  .  .  Mi.  Ah,  pergisne?    De.  Iam,  iam  desino. 
i  ergo  intro,  et  quoi  rei  est,  ei  rei  hunc  sumamüs  diem. 


Mi. 


850 


Demea 

Senex 

V  4         Numquam   ita  quisquam  bene  subducta  rätione  ad  uitäm 

fuit,  855 

quin  res,  aetas,  usus,  semper  äliquid  adportet  noui, 
aliquid  moneat:  üt  iLla  quae  te  scisse  credas  nescias, 
et  quae  tibi  putäris  prima  in  experiundo  ut  repudies. 
5  quöd  nunc  mihi  euenit;  nam  ego  uitam  düram  quam  uixi 

üsque  adhuc. 


V.  847.    S.  Anhang. 

V.  848.  stipulam  cölligat:  gemeint 
ist  das  Ährenlesen,  eine  durch  das 
fortwährende  Beugen  des  Kör- 
pers anstrengende  Arbeit,  die  hier 
noch  dadurch  verschärft  werden 
soll,  daß  sie  um  die  Mittagszeit 
zu  geschehen  hat,  damit  das  Mäd- 
chen recht  schwarz  wird.  Sonst 
geschah  es  unmittelbar  nach  dem 
Mähen,  das  (vgl.  Verg.  Georg.  I 
289  f.  Nocte  leuqs  melius  stipulae, 
nocte  arida  prata  Tondentur,  noctis 
lentus  non  deficit  umor)  am  frühen 
Morgen  vorgenommen  wurde,  teils 
um  die  Hitze  zu  vermeiden,  teils 
weil  der  vom  Nachttau  feuchte 
Halm  leichter  unter  der  Sense 
fällt. 

V.  849.  Über  tarn  excoctam  reddam 
8.  Haul.3  zu  V.  559.  —  atram  quam 
carb.:  'schwarz  wie  die  Kohle', 
wohl  sprichwörtlich.  Vgl.  Plaut. 
Vidul.  36  Sol  est  ad  eam  rem  picior: 
atricm  fecerit. 

V.  850  ff.  Über  die  Personen- 
verteilung und  Erklärung  s.  An- 
hang. 


V.  853.  sentio  hier  wie  V.  139  ab- 
solut: 'ich  fühle  lebhaft,  leide'. 

V.  854.  h.  sumamus  diem;  vgl. 
zu  V.  287.  —  Micio  geht  in  sein 
Haus.  Demea  bleibt  auf  der  Bühne. 
Es  kann  somit  kein  Akteinschnitt 
angesetzt  werden.  —  S.  Anh. 

V.  855.  rationem  subducere:  das 
Fazit  einer  Rechnung  ziehen,  eine 
Rechnung  abschließen.  S.  Don.  z. 
d.  St.,  vgl.  Plaut.  Capt.  192  sub- 
ducam  ratiuncülam ,  Cure.  371.  — 
ad  uitam:  vgl.  ad  omnia  dlia  V.  832. 

V.  856.  res:  die  Lage;  usus:  die 
Erfahrung,  die  Praxis,  der  wirk- 
lich vorkommende  Fall. 

V.  857.  scisse:  der  Infin.  Perf. 
(y  scire)  zeigt  den  Abschluß,  die 
Vollendung  der  Handlung  an,  ist 
also  hier  besonders  gut  am  Platze. 
—  credas  .  .  „  putaris:  Die  Kon- 
junktive sind  an  den  Konj.  nescias 
angeglichen. 

V.  858.  prima  bezeichnet  die 
Güte,  s.  Don.  z.  d.  St.  —  Die  Wieder- 
holung des  ut  entspricht  dem  Um- 
gangstone, s.  Haul.8  zu  V.  154,  Lind- 
say  zu  Capt.  248. 


V  4,  6—20 


ADELPHOE 


123 


pröpe  iam   excurso   spätio   omitto.    id   quam  ob  rem?    re 

ipsa  repperi,  860 

fäcilitate  nihil  esse  homini  melius  neque  dementia. 
id    esse    uerum,   ex    me    ätque    ex   fratre   quoiuis   facilest 

nöscere. 
flle  suam  semper  egit  uitam  in  ötio,  in  conuiuiis; 

10  clemens,  placidus,  nülli  laedere  6s,  adridere  omnibus; 

sibi  uixit,  sibi  sümptum  fecit:  ömnes  bene  dicunt,  amant.  865 
ego  ille  agrestis,  saeuos,  tristis,  pärcus,  truculeninis,  tenax 
ditxi  uxorem:  quam  ibi  miseriam  uidi!    nati  fxüi : 
älia  cura.    heia  aütem,  dum  studeo  Ulis  ut  quam  plürimum 

15  fäcerem,  contriui  in  quaerundo  uitam  atque  aetatem  meam: 

nunc  exacta  aetate,  hoc  fructi  pro  labore  ab  fis  fero,  870 
ödium;  ille  alter  sine  labore  pätria  potitur  commoda: 
illum  amant,  me  fugitant;  illi  credunt  consilia  öinnia, 
üluni  diligunt,  apud  illum  sunt  ambo,  ego  desertus  sum; 

20  illum  ut  uiuat  Optant,  meam  autem  mortem   exspectant, 

scilicet. 


V.  860.  S.  Anhang.  —  repperi:  in 
den  Perfektzeiten  im  älteren  Latein 
stets  mit  positionslanger  erster 
Silbe,  also  mit  Doppel -p,  das 
durch  Synkopierung  des  Redupli- 
kationsvokals  entstanden  ist,  s. 
Lindsay-Nohl  578. 

V.  862.  ex  me  (über  ex  vor  me 
s.  Haul.3  zu  V.  765)  atque  ex  fratre: 
die  Wiederholung  der  Präposition 
ist  um  so  auffallender,  als  die  Ver- 
bindung der  beiden  Objekte  hier 
eine  sehr  enge  ist  ('aus  der  Ver- 
gleichung  meiner  Person  und  des 
Bruders');  lou.  interpungiert  hier 
nicht  vor  atque;  ebenso  nicht 
Haut.  1030  ut  ex  me  atque  ex  hoc 
naius  es. 

V.  863.    ille  =  iL  —  S.  Anhang. 

V.  864.  laedere  os:  offen  be- 
leidigen; [laedimujs  os  alterius,  cum 
\jpraesen{\is  alicuius  fron[tem  con]ru- 
gamus,  vi  est  [molesti  oder  viorosi] 
sumus,  Schol.  Bemb.  (Fleck.  Jahrb. 
XCVII  670).  —  adridere  vom  ein- 
schmeichelnden Zulachen  wie  Eun 
250  Sed  eis  ultro  adrideo  q.  s.  — 
Über  die  Infinitive  s.  zu  V.  46  f. 

V.  866.  BeiMenander(Frg.XIIIM., 
Kock  III  fr.  10)  iy<b  a  dygowog, 
iQydxrjg,  or.v&Qog,  lUTtgög,  |  cpsiSwlög. 
Über  die  Verschiedenheit  des  Me- 
trums s.  Haul.8  Einl.  37  A.  1  und 
Wien.  Stud.  XXHI  100. 


V.  867.  ibi  =  in  ea  re  weist  auf 
uxorem  zurück  'dabei';  vgl.  Plaut. 
Epid.  593  Numquid  ego  ibi  pater 
peccaui.  Sali.  Cat.  V  2  ibique  iuuen- 
tutem  suam  exercuit.  'Ibi  inquii, 
quasi  uxor  locus  sit',  Don.  Bis- 
weilen steht  ibi  rein  temporal  z.  B. 
Andr.  379,  s.  Spengel  z.  d.  St.,  oder 
bloß  zur  Fortführung  der  Erzählung 
s.  Haul.3  zu  V.  101,  Brix  zu  Mil.8  62. 

V.  868.  heia  Ausdruck  ironischer 
Überraschung  (Haul.3  zu  V.  508). 
Demea  leitet  damit  den  dritten, 
stärksten  Beleg  für  den  Wider- 
spruch zwischen  Absicht  und  Er- 
folg während  seines  Lebens  ein. 

V.  870.  fructi:  -i  ist  bei  Terenz 
die  gewöhnliche  Genetivendung  von 
Wörtern  der  4.  Dekl.  (Übergang  zur 
2.  Dekl.);  s.  Neue  a.  O.  I3  536 ff. 
Daneben  findet  sich  auch  die 
Endung  -uis,  s.  Haul.8  Einl.  61  und 
z.  V,154,  Engelbrecht  19  f. 
_  V.  871.  patria:  s.  zu  V.  74.  — 
Über  potitur,  dessen  Übergang  in 
die  3.  Konjug.  hier  klar  als  eine 
Folge  des  IKG  erscheint,  vgl. 
Skutsch,  Die  -io- Präsentia,  Arch. 
XH  212.  S.  zu  V.  12  Per.  —  potitur 
commoda:  s.  zu  V.  816;  hinsicht- 
lich der  Bedeutung  von  potiri  s. 
Haul.3  zu  V.  469. 

V.  874.  illum  ut  uiuat  Optant: 
Wegen  der  Anaphora  (V.  872,  873) 


124 


ADELPHOE 


V4,  21— 5,  4 


55 


l'ta  eos  meo  laböre  eductos  lriäxumo,  hie  fecit  suos      875 
paülo   sumptu:   miseriam   omnem   ego   cäpio,   hie  potitur 

gaüdia. 
age  age  nunc  porro  experiamur  contra  ecquid  ego  pössiem 
blande  dicere  atft  benigne  fäcere,  quando  hoc  pröuocat. 
ego  quoque  a  meis  nie  amari  et  magni  fieri  postulo. 
sf  id  fit  dando  atque  öbsequendo,  nön  posterioris  feram.  880 
deerit:  id  mea  mmiine  re  fert,  qui  sum  natu  mäxuraus. 


Syrvs 
Servos 


Demea 

Senex 


V  5  Sy.  Heus  Demea,  orat  frater  ne  abeas  16ngius. 

De.  Quis  homo?  „  6  Syre  noster  salue!    quid  fit?    quid  agitur? 

Sy.  Recte.    De.  Optumest:  iam  nunc  haec  tria  prinium  äddidi 

praeter  naturam:  ?o  noster!    quid  fit?    quid  agitur?'     885 


illum  statt  ille  s.  Don.  z.  d.  St.  — 
mSam  aütem  mit  Verkürzung  des 
au,  denn  meam  und  mortem  sind 
die  betonten  Begriffe;  vgl.  Skutscb, 
Sat.  Viadr.  127.  —  meam  . . .  mortem 
exspeetant:  vgl.  V.  109  ubi  te  ex- 
speetatum  eiecisset  foras. 

V.  876.  paulo  als  Adjektivuni 
auch  Andr.  266  paulo  momento  . . . 
impeUitur.  —  S.  Anhang. 

V.  877.  age  age:  s.  Haul.3  zu 
V.  569.  —  contra,  Adverb;  s.  zu 
V.  44.  —  S.  Anhang. 
*  V.  878.  pröuocat,  näml.  Micio.  — 
Über  hoc  (Adv.),  die  Form  der  Um- 
gangssprache, die  im  Altlatein  fest- 
gehalten wurde  (Ter.  hat  sie  5  mal, 
huc  86 mal  [V.  169  viell.  istoc],  lmal 
üloc  Eun.  572),  während  huc  die 
hochlateinische  Form  darstellt,  s. 
Norden,  Fleck.  Suppl.  XVHI  293 
A.  2,  Wölfflin  Arch.  VII  332. 

V.  879.   S.Anhang. 

V.  880.  posterioris:  über  die  nur 
in  A  erhaltene  Akkusativendung  is 
8.  Neue  a.  0.  IF  269.  —  p.  feram 
(post.  in  okkasioneller  Bedeutung) 
*ich  werde  den  kürzeren  ziehen'. 
Ebensowenig  als  man  in  der 
deutschen  Redensart  an  ein  zu 
ergänzendes  Wort  wie  "Halm, 
Stab'  etc.  zu  denken  hat,  geschah 
dies  im  Latein.  'Et  translatio  est 
a  partibus  histriomtm    in  fabnla', 


Don.  —  Plaut.  Merc.  276  Ac  metuo  ne 
illaec  simiae  partis  ferat. 

V.  881 .  deerit  oder  derit  (so  Fleck.  * 
s.  Ritschi,  Opusc.  DI  268,  vgl.  Verg. 
Aen.VII  262Diuitis  über  agriTroiaeue 
opulentia  deerit)  vertritt  die  Stelle 
eines  Bedingungssatzes;  mit  einem 
Achselzucken  fährt  Demea  fort :  id 
mea  et  q.  s. 

V.882.  Syrus,  der  sein  Räuschchen 
(V.  786)  inzwischen  ausgeschlafen 
hat,  kommt  aus  dem  Hause  des 
Micio.  —  ne  abeas  longius:  dem 
Micio  ist  darum  zu  tun,  den  Demea 
wegen  der  bevorstehenden  Ver- 
mählung in  der  Nähe  zu  behalten. 
Damit  begründet  der  Dichter  seine 
Absicht,  den  Demea  sofort  eine 
Probe  seiner  veränderten  Sinnesart 
ablegen  zu  lassen. 

V.  883.  o  Syre  noster:  eine  An- 
rede von  zuvorkommender  Freund- 
lichkeit; vgl.  zu  V.  260  und  831 
und  Haul.3  zu  V.  609.  —  "quid  agi- 
tur' pro  blandimento,  non  pro  intcr- 
rogatione  nunc  ponitur,  Don.  zu 
Eun.  271. 

V.  884  f.  iam  —  agitur  schnell  zur 
Seite  gesprochen  £Hoc  pressius  dic- 
tum est',  Don.).  —  haec  tria  (o  Syre 
noster,  quid  fit  V.  266,  768,  quid 
agitur  V.  373,  901)  addidi:  übrig 
bleibt  somit  saluc,  die  gewöhnliche 
Begrüßung,  die  Demea  übrigens 
schon   einigemal   unterlassen   hat. 


5—6,  6 


ADELPHOE 


125 


seruom  haiid  müberalem  praebes  te,  et  tibi 

lubens  bene  faxim.    Sy.  (irätiam  habeo.    De.  Atqui  Syre 

hoc  uerumst,  et  ipsa  re  experiere  pröpediem. 


Geta    Demea     Syhvs 
Sekvos     Senex     Seevos 

V  6  Ge.  Era,  ego  htfc  ad  hos  prouiso,  quam  mox  ujrginem 

accersant.    sed  eccum  Demeam.    saluös  sies!  890 

De.  0  . . .,  qui  uocare?    Ge.  Geta.    De.  Geta,  homiuem  maxumi 
preti  te  esse  hodie  iddicaui  animö  meo: 
5  nam  is  mihi  profecto  est  seruos  spectatiis  satie, 

quoi  dominus  curaest,  ita  uti  tibi  seusi  Geta, 


V.  886.  sernom  hand  inliberalem : 
ein  Sklave,  der  im  Handeln  eine 
nicht  gemeine  Art  zeigt  und  des- 
halb der  Freilassung  wohl  wert  ist; 
vgl.  Andr.  37  f.  feci  ex  seruo  ut  esses 
libertus  mihi,  Propterea  quod  ser- 
uibas  liberäliter.  Demea  versteigt 
sich  bereits  zu  Komplimenten.  — 
praebes  te:  Über  die  Konstr.  m. 
dopp.  Akk.,  die  Plautus  fremd  ist, 
s.  Langen  767ff.,  HauL8  zu  V.476. 

V.  887.  faxim:  s.  zu  V.  209.  — 
Mit  Atqui  q.  s.  tritt  Demea  dem 
Mißtrauen  entgegen,  welches  Syrus 
mit  der  kurzen,  etwas  kohlen,  im 
ironischen  Tone  oder  mit  un- 
gläubiger Miene  ausgesprochenen 
Dankesformel  (gratiam  habeo)  be- 
kundet. 

V.  888.  et  ipsa  s.  Anhang. 

V.  889.  Über  den  Szenentitel  s. 
Anhang.  —  Geta  tritt  aus  dem 
Hause  der  Sostrata,  zuerst  noch 
zu  ihr  zurücksprechend.  —  huc  ad 
hos:  auf  das  Hans  des  Micio 
weisend.  —  prouisere:  aus  dem 
Hause  vortreten,  um  nach  etwas 
zu  sehen  ('proviso  duas  res  signi- 
ficat,  procedo  et  video',  Don.).  Das 
Wort  findet  eich  in  der  Komödie 
nur  im  Munde  von  Leuten,  welche 
aus  einem  Hause  der  Buhnenwand 
herauskommen;  vgl.  Ter.  Andr. 957, 
Eun.  894  und  Dz  s  Bemerkung  in 
der  Jen.  Litt- Zeit.  1876,  600.  — 
uirginem  bezeichnet  hier  nicht  wie 
sonst  (z.  B.  V.  346  pro  uirgine  dari 
nuptum  non  polest)  das  Mädchen, 
dessen  Keuschheit  noch  nicht  ver- 


letzt ist,  sondern  hebt  (gleich  dem 
griech.  koqv)  lediglich  die  Jugend 
hervor.  So  wird  z.  B.  Tib.  I  1,  66 
nirgo  dem  tuuenis  gleichgestellt, 
Pasiphae  Verg.  Eclog.  VI  47  und  52 
mit  uirgo  bezeichnet,  und  von 
Novius  ist  ein  Komödientitel  uirgo 
praegnans  (S.  327  R.s)  überliefert. 
adultera  uirgo  steht  Ovid,  Her. 
VI  133,  uirgines  nuptae  Hör.  Od. 
n  8, 23,  uirgines  uiduae  Sen.  Ag.  195, 
uirgo  uidua  Apul.  Met.  IV  32  etc. 
Dasselbe  gilt  von  puella;  vgl.  Tib. 
I  6,  15  fallaeis  coniunx  puellae, 
Hör.  Od.  HI  22,  2  und  Hildebr.  zu 
Apul.  Met.  IX  18.  Die  Erklärung 
des  Schol.  Bemb.  (Herrn.  H  401) 
uniuiriae  sie  uocabantur  ist  daher 
unbegründet  und  ist  vielleicht  be- 
einflußt durch  christl.  Anschau- 
ungen ;  vgl.  Paul.  I  Tim.  3,  2  oportet 
ergo  episcopum . . .  esse,  unius  uxoris 
uirum,  Tit.  1,  7. 

V.  890.  accersant:  nach  Don.  z. 
Eun.  692  der  techn.  Ausdruck  bei 
den  Vorbereitungen  zur  Hochzeit; 
s.  Thes.  H  452,  51  ff. 

V.  891.  0  . . .,:  'Post  o  nomine 
uocaturus  non  habuit  quoi  diceret 
et  ideo  subiecit,  qui  uocare',  Don, 
Mit  dieser  Erklärung  (gebilligt  von 
P.  Richter  a.  0.  687)  stimmt  auch 
die  Interpunktion  des  Iou.  nach  0 
überein.  —  qui  ttoeare?  qui  ist  das 
Adverbium  (=  quo  nomine) ;  sonst 
würde  quis  erwartet,  wie  Andr.  702 
Quis  uideor? 

V.  894.  dominus:  verallgemeinert 
=  Herrschaft;  auch  im  Griech.  steht 


126 


ADELPHOE 


V6,  7—7,  7 


et  tibi  ob  eara  rein,  siquid  usus  uenerit, 
lubens  bene  faxim.  meditor  esse  adfäbilis, 
et  bene  procedit.    Ge.  Bonus  es,  quom  haec  existumas 
10   De.  Paulatim  plebem  primuluni  faciö  meam. 


895 


Aeschinvs     Demea 
Advlescens       Senex 


Syrvs     Geta 
Servi  ii 


V  7  Ae.  Occidunt  mequidem,  diini  nimis  sanctas  nuptias 

student  facere:  in  adparändo  t  consumünt  diem.  900 

De.  Quid  ägitur  Aescliine?    Ae.  Ehem  pater  mi,  tu  liie  eras? 

De.  Tuos  hercle  uero  et  änimo  et  natura  pater, 

5  qui  te  amat  plus  quam  hosce  öculos.    sed  quor  nön  domum 

uxörem  accersis?    Ae.  Cupio;  uerum  hoc  mihi  moraest: 

tibicina  et  hymenaeum  qui  cantent.    De.  Eho,  905 


ÖBßTtövrjg,  wenn  es  sich  auch  um 
eine  Herrin  handelt,  vgl.  z.B.  Eurip. 
Med.  61,  823;  s.  zu  V.  757. 

V.  895.  usus  uenerit,  eine  ge- 
wöhnliche Wendung  der  Umgangs- 
sprache (Haut.  553,  557):  der  Fall 
tritt  ein,  die  Notwendigkeit  stellt 
sich  ein;  vgl.  usus  sit  V.  429  und 
Anm.  und  Haul.8  Anh.  zu  V.  73. 

V.  896.  lub.  b.  f. :  Demea  wieder- 
holt die  früher  an  Syrus  gerichteten 
Worte  (V.  887);  Don.  bemerkt  dazu: 
Defectus  quidam  rustici  est  praeter  na- 
turam  blandientis,  cogi  dicta  repetere 
sine  gratia.  —  meditor  . . .  procedit 
spricht  Demea  zur  Seite.  —  ad- 
fäbilis (leutselig)  in  aktivem  Sinne; 
vgl.  placabilius  V.  608  und  Anm. 

V.  898.  plebem:  'inferiorem  tur- 
bam',  meam:  'hoc  est,  mihi  fa- 
veniem',  Don.  Mit  plebs  ist  hier 
ebenso  die  Dienerschaft  gemeint 
wie  Ovid  Ars  am.  H  259  Fac  ple- 
bem, mihi  crede,  tuam.  —  facio 
meam  —  mihi  concilio,  vgl.  Stat. 
Achill.  I  377  Paulatim  fecere  suam. 
—  primulum :  s.  zu  V.  289. 

V.  899.  Zu  den  auf  der  Bühne  An- 
wesenden tritt  Ä.  aus  dem  Hause  des 
Micio.  —  mequidem:  s.  zu  V.  555 
und  Anh.  —  dum  kausal  gebraucht: 
'dieweilen'  =  'weir,  ebenso  Plaut. 
Trin.  1149,  Andr.  822;  vgLJ.  H. 
Schmalz,  donec  und  dum,  Arch.  XI 
341.  —  nimis  sanctas:  'Et  nimis 


et  sanctas  ridicule  additum  est  in 
ea  ducenda  quae  iam  peperit  Nam 
sanctum  est  qtiod  omni  obseruatione 
inuiolatum  est',  Don. 

Y.  901.  Ehem:  s.  Anm.  zu  V.  81. 
'Ron  sine  consternatione  respondet 
Aeschinus,  etsi  hie  blande  interrogat 
et  miti  uultu.  Nam  ex  improuiso 
obiectus  est  Demea  et  insperanti\ 
Don.  Demea  trifft  hier  mit  Ä.  zum 
ersten  Male  zusammen.  Trotzdem 
kein  Wort  des  Tadels! 

V.  902.  Zu  beachten  ist  die  rhe- 
torisch wirksame  Stellung  von  tuos 
und  pater  am  Anfang  und  Ende  desV. 

V.  903.    oculos  8.  zu  V.  701. 

V.  904.  hoc  mihi  moraest  (das  hält 
mich   auf)  wie  V.  712;   s.  Anhang. 

—  hoc  weist  auf  das  Folgende  hin. 
V.  905.     tibicina    et    hymenaeum 

qui  cantent:  Statt  zu  sagen  'die 
Beschaffung  derTib.  und  der  Hyme- 
näussänger'  nennt  er  in  seiner  Eile 
bloß  das,  was   er  noch  nötig  hat. 

—  hymenaeum  qui  cantent  nicht 
vollkommen  gleich  cantores  hyme- 
naei;  der  Konjunktiv  drückt  die 
Verlegenheit  des  Ä.  aus,  der  nicht 
weiß,  wen  er  als  Sänger  nehmen 
soll.  —  Über  die  hier  sowie  V.  907 
(auch  899  f.)  erwähnten  Hochzeits- 
gebräuche s.  Hermann  -  Blümner, 
Griech.  Privatalt.  3.  Aufl.  268  ff. ; 
Becker-Göll,  Charikles  HI  361  ff. 
S.  auch  V.  699  und  Anm. 


Y7,  8—19 


ADELPHOE 


127 


iiin  tu  hufc  seni  auscultäre?  Ae.  Quid?  De.  Missa  haec  face, 

hymenaeum,  turbas,  lämpadas,  tibicinas, 
10  atque  hänc  in  horto  maceriam  iube  dirui 

quantiini  potest;  liac  tränsfer,  unam  fac  domum; 

transdüce    et    matrem    et   fämiliam    omnem    ad    nös.     A.E. 

Placet.  910 

pater  lepidissime.    De.  Euge,  iam  lepidüs  uocor. 

fratri  aedes  fieut  peruiae,  turbäm  domum 
15  addücet,  sumptu  amittet  multa:  quid  mea? 

ego  lepidus  ineo  grätiam.    iube  nünciam 

diuiimeret  illi  babulo  uiginti  minas.  915 

Syre,  cessas  ire  ac  fäcere?    Sy.  Quid  ego?    De.  Dirue. 

tu  illäs  abi  et  tradüce.    Ge.  Di  tibi  Demea 


V.  906.  huic  seni:  mit  lebhafter 
Gestikulation  weist  der  Redende 
auf  sich  selbst  hin.  Andere  Bei- 
spiele s.  bei  Lorenz  zu  Plaut.  Pseud. 
922  nebst  Anhang,  Bach  a.  0. 151. 

V.  907.  turbas:  lärmende  Aufzüge; 
vgl.  Andr.  365  von  einer  nicht  statt- 
findenden Hochzeit:  Nihil  ornati, 
nihil  tumulti.     S.  Anhang. 

V.  908.  'Maceria  dicitur  partes 
non  alt us  de  macerata  [materici]', 
Don.  Gemeint  ist  eine  den  Garten 
des  Micio  vou  dem  zur  Wohnung 
der  Sostrata  gehörigen  Hofraume 
trennende  Mauer.  Schob  Berob. 
(Fleck.  Jahrb. XCVII 671):  maceriam 
de  luto  et  lapide  factum  interuattem 
(Stud.),  tumidtuarii  parietes.  quam 
uülgo  saepem  uocant. 

V.  909.  quantum potest  s.  z.V.  350, 
Haul.»  zu  V.  674  u.  Brixz.  Men.4435. 

V.  910.  transdüce  (A  iraduc):  s. 
zu  V.  482  und  Haul.s  zu  V.  2.  — 
ad  nos  s.  Thes.  1,482,  54 ff.  und  Anm. 
zu  V.  788.  —  Ä.  gibt  dem  Syrus 
einen  Wink,  dem  dieser  nicht  sofort 
folgt,  vgl.  V.  916. 

V.  911.  Von  Euge  bis  minas 
(V.  915)  spricht  Demea  beiseite  zum 
Publikum.  —  Über  euge  s.  Haul.8 
zu  V.  398  und  Richter  a.  O.  516. 

V.  912.  peruiae:  'der  reine  Durch- 
gang.'    Demea  übertreibt. 

V,  914  f.  iube  nunciam  q.  s.  Mit 
iube  redet  Demea  sich  selbst  an. 
Demea  denkt  sich  dabei:  Was 
werde  ich  erst  für  einen  Dank 
ernten,  wenn  ich  ihn  zu  einem 
weiteren,  noch  tolleren  Streich  auf- 
fordere,   nämlich    dem    Schwätzer 


Syrus  20  Minen  zu  zahlen,  wobei 
natürlich  der  lustig  aufgelegte 
Demea  absichtlich  eine  hohe  Summe 
nennt.  —  iube  . . .  dinumeret:  iube 
wie  fac,  facito,  sine  mit  dem  Kon- 
junktiv verbunden;  vgl.  Eun.  691  f. 
Iube  mihi  denuo  Bespondeat;  Haut. 
737  Iube  maneat.  —  Uli  babulo  be- 
zieht sich  auf  Syrus;  dabei  deutet 
Demea  wohl  mit  der  Hand  auf 
Syrus,  und  da  er  dabei  sieht,  daß 
Syrus  noch  keine  Anstalten  macht 
wegzugehen,  spricht  er  ihn  mit 
den  Worten  an  Syre  etc. ;  ille  wird 
nämlich  auch  von  Personen  ge- 
braucht, welche  auf  der  Bühne 
anwesend  sind,  wenn  sich  der 
Sprechende  von  ihnen  ab  -  und  dem 
Publikum  zuwendet;  s.  Haul.8  zu 
V.  183  und  Bach  a.  0.  303  f.  S. 
Anhang.  —  uiginti  minas  vielleicht 
mit  Anspielung  auf  die  Summe, 
welche  Micio  vorher  für  die  von 
Äschinus  entführte  Zitherspielerin 
gezahlt  hat.  Auch  hier  übertreibt 
Demea,  V.  980  erhält  Syrus  eine 
geringere  Summe  (aliquid  paulum). 
—  V.  915  ist  der  letzte  in  A  er- 
haltene Vers;  mit  ihm  endigt  auch 
die  Interpunktion  des  Iou. ;  in  den 
folgenden  Versen  ist  die  Inter- 
punktion der  von  ihm  beobachteten 
angepaßt. 

V.  916.  Syrus  geht  in  das  Haus 
des  Micio. 

V.  917.  tu  illas  abi  atque  tra- 
düce: das  Objekt  und  das  Regen? 
werden  durch  Einführung  eines  eine 
vorbereitende  Handlung  bezeich- 
nenden Verbums  getrennt,  weichest 


128 


ADELPHOE 


V  7,  20—8,  9 


30 


bene  faciant,  qaom  te  ui'deo  nostrae  familiae 
tarn  ex  änimo  factum  uelle.  —  De.  Dignos  arbitror. 
quid  tu  ai's?    Äe.  Sic  opinor.    De.  Molto  rectiust 
quam  illam  puerperam  näc  nunc  duci  per  uiam 
aegrötam.    Ab.  Nihil  enim  melius  uidi  mi  pater. 
«  De.  Sic  söleo.    sed  eccum  Micio  egreditur  foras. 


$20 


Micio     Demea    Aeschinvs     Sybv» 

SENES  II  AüVLESCENS        SEEVOS 

V8  Mi.  Iubet  firater?    ubi  is  est?    tun  iubes  hoc  Demea? 

De.  Ego  uero  iubeo  et  häc  re  et  aliis  Omnibus  92& 

quam  maxume  unam  fäcere  nos  banc  fämiliam, 
colere,  ädiuuare,  adiüngere.    Ab.  Ita  quaesö  pater. 
5    Mi.  Haud  äliter  censeo.    De.  Immo  hercle  ita  nobfs  decet: 
primum  üxori  buiust  mäter!    Mi.  Est.    quid  pöstea? 
De.  Proba  et  modesta.    Mi.  Ita  ahmt.    De.  Natu  grandior.    980 
Mi.  Scio.    De.  Parere  iam  diu  haec  per  annos  n<5n  potest, 
nee  qui  eam  respiciat  quisquam  est;  solast.    Mi.  Quam  hie 

rem  agit? 


logisch  dem  Hauptverbum  unter- 
geordnet, grammatisch  aber  beige- 
ordnet ist.  Ein  solches  Hyperbaton 
ist  Ausfluß  der  lebendigen  münd- 
lichen Bede  und  wird  wiederum 
durch  diese  verständlich,  indem  abi 
et  im  Vortrag  ihrer  untergeordneten 
Bedeutung  gemäß  zurücktreten. 
Ebenso  Plaut.  Aul.  96  ff.,  270,  Gell. 
II  29,  7  fac  amicos  eas  et  roges;  vgl. 
Vahlen,  Hermes  XV  261  f.  —  tra- 
duce :  s.  zu  V.  482 ;  angeredet  ist  Greta . 

V.  919.  ex  anitno,  abhängig  von 
factum-,  nach  dem  Herzen,  nach 
Wunsch ,  näml.  der  Sostrata  und 
ihrer  Hausgenossen,  zu  denen  auch 
Geta  gehört.  —  Dignos:  vgl. 
V.  757  ego  hos  conuenio  u.  Anm. 
—  Nach  den  Dankesworten  geht 
(reta  ab  ins  Haus  der  Sostrata. 
Beide  Sklaven  sind  so  vom  Dichter 
vor  der  folgenden  Verhandlung, 
bei  der  ihre  Anwesenheit  unpassend 
wäre,  von  der  Bühne  entfernt  worden. 

V.  920.  quid  tu  ais?  *Eo  uultu 
dicitur,  quo  uidemus  loqni  eos,  qui 
interrogant  gesticulante  uultu,  quid 
sentiant  de  comilio  suo,  quos  sciunt 
approbaturos  esse.'  Don. 

V.  923.  Sic  soleo:  'Potest  styoj- 
vu'cc    uideri ,    quippe    quando    tale 


consüium  probat  Demea,  quod  pro- 
bar et  adolescens.'  Don.  —  eccum 
Micio  ohne  Attraktion  (vgl.Haut.241 ; 
wenn  kein  Verbum  dazutritt,  steht 
bei  eccum  sonst  der  Akk.  V.  558, 
720,  890)  des  Subjekts;  vgl.  V.  792f, 
Eun.  79.  Daß  dies  keine  Abweichung 
von  Plaut,  ist,  wie  Bach  a.  0.  411 
behauptet,  zeigt  Seyffert,  Burg. 
Jahresber.  80,  311  f.  —  Micio  tritt 
aus  seinem  Hause;  Syrus  hat 
drinnen  eben  mit  dem  Einreißen 
der  Gartenmauer  begonnen. 

V.  926.  unam  facere=  coniungerc; 
adiüngere  im  f.  V.  hat  die  meta- 
phor.  Bedeutung  'an  sich  durch 
Neigung  fesseln*. 

V.  928.   nobis  decet-  s.  zu  V.  491. 

V.  929.    S.  Anhang. 

V.  931.  Scio:  'Ädhuc  Micio  non 
intelligit,  quo  res  tendat,  sed  tantum 
uultu  quodam  admirantis,  cur  hoc 
dicatur,  respondet\  Don.  Zu  be- 
achten sind  die  kurzen  Antworten 
Micios.  —  Parere  etc.:  *ne  contra 
filios  pater  suadere  uideatur  nup- 
tias'  Don. 

V.  932.  nee  qui  eam  resp.  qu.  e. 
enthält  eine  durch  die  Absicht  des 
Sprechenden  entschuldigte  Über- 
treibung.   V.  863  hieß  es  mit  Be- 


V8,  10  —  19 


ADELPHOE 


121» 


10   De.  Hanc  te  aequomst  ducere,  et  te  operam  ut  fiät  dare. 
Mi.  Me    dtfcere   autem?     De.  Te.     Mi.  Me?     De.  Te   inquam. 

Mi.  Ineptis.    De.  Si  tu  sin  hoino, 
hie  faciat.    Ae.  Mi  pater.    Mi.  Quid  tu  autem  huic  äsiue 

auscultas?    De.  Nihil  agis:  91« 

iieri  äliter  non  potest.     Mi.  Deliras.     Ae.  Sme  te  exorem 
mi  pater. 
Mi.  Insanis:  aufer.    De.  Age  da  ueniam  filio.    Mi. Satin  sanus  es? 
is  ego  nöuos  maritus  anno  demum  qumto  et  sexagensumo 

fiam,  ätque  anum  decrepitam  ducam?    idne  estis  auctore« 
mihi? 
Ae.  Fae;  prömisi  ego  illis.    Mi.  Prömisti  autem?    de  te  largitör 

puer.  940 

De.  Age   quid   siquid  te   mäius   oret?     Mi.  Quasi  non  hoc   sit 

maxunmm. 
De.  Da  ueniam.    Ae.  Ne  grauäre.    De.  Fac,  promitte.    Mi.  Non 

omittitis? 


zug  auf  Hegio :  Kam  hercle  aliu s 
nemo  respiciet  nos.  Vgl.  V.  352, 
456 f.,  951.  —  S.  Anhang. 

V.  933.  Hanc  te  aeq.  ducere,  et  te 
op.  u.f.dare :  im  ersten  T  »de  des  Satzes 
■wird  Micio  angeredet,  im  zweiten 
Äschinus;   vgl.  V.  353,  91Gf .,  969  f. 

V.  934.  Mit  der  für  Micio  völlig 
unerwarteten  Wendung  im  Inhalt, 
des  Gespräches  tritt  auch  eine  Än- 
derung des  Metrums  ei»..  Klotz 
400 f.  verweist  auf  die  Symmetrie  der 
Parallelbandlungeij  Micios  Heirat 
(934 — 945)  und  Hegios  Be  chcnJcung 
(946—957);  ebenso  V.  90 8— 970  die 
Freilassung  des  Syrua,  971—984  die 
seiner  Frau  und   ihre   Ausstattung. 

—  autem:  s.  zu.  V.  !%?>.  —  Si  tu  .s?'s 
homo,  hie  f.:  angeredet  wird  Äschi- 
nus;  er  wird  als  kalt  und  gleich- 
gültig bezeichnet  in  dieser  für 
Micio  und  Sostrafca  so  wichtigen 
Frage;  vgl.  V.  107,  579  u.  Anm. 

V.  935.  Mi  paler,  schmeichelnde 
Anrede   an  Micio,   ebenso  V.  956. 

—  asine,  Scheltwort  für  einen  Toren; 
vgl.  Haut.  877  Quae  sunt  dicia  in 
stulto,  caudex,  stipes,  asinus,  plum- 
beus  q.  b.,  Eun.  598,  Otto  a.  O.  40 
asinus  1. 

V.  937.  aufer:  'weg  damit!'  mit 
einer  die  Liebkosung  abwehrenden 
Bewegung;  Äschinus  will  nämlich 
zur  Unterstützung  seiner  Bitte  den 

TereatiuB,  Adelpboe' 


Micio  liebkosen.  Plaut.  Men.  607 
wird  das  Objekt,  das  hier  wegen 
der  entsprechenden  Gebärde  nicht 
gesetzt  ist,  genannt:  aufer  him 
palpationes. 

V.  938.    demum  ironisch. 

V.  939.  decrepitam  (vgl.  Eun.  231). 
abgeklappert  (in  Süddeutschi,  ab- 
gekracht), ein  absichtlich  roher 
Ausdruck  (s.  Spengel,  Anh.  z.  d.  St, 
u.  Paul,  ex  Fest.  50,  21  ff.  Th.  de- 
crepitus  est  desperatus  crepera  iaw 
aita,  ut  crepuseuiam  extremum  diei 
tempus.  Siue  deerepitus  dicitur, 
quia  propter  senectiitem  nee  mouere 
se,  nee  ullum  facere  polest  crepitum) 
—  idne  estis  auctoris  mild:  emetorem 
esse  hat  die  Bedeutung  und  Konstr. 
von  suader e  (deutl.  iat  der  Dativ. 
commodi  noch  bei  avet.  esse  V.  671,  ?. 
Landgraf,  Arch.VIÜ  45);  id  ist  innere.» 
Objekt  wie  Plaut  Poen.  410  Quid 
nunc  mihi's  auetor  JüilpMo? 

V.  940.  promisi:  eine  Notlüge  des 
Ä.,  s.  Einl.  16  A. 3.  —  Prömisti:  s  zu 
V.  561.  —  de  te  larg.i  'acutius  de 
te  dictum  est,  quam  de  tuo\  Don., 
handelte  es  sich  ju  um  die  Person 
des  Micio,  vg'l.  Plaut.  Pseud.  735 
JPossum  a  me  dare.  —  S.  Anh. 

V.  942.  Da  ueniam:  erweise  die 
Gunst;  vgl.  Hec.  605  da  ueniam 
hanc  mihi,  redduc  ilJam.  —  omit- 
titis steht,  hier  in  der  eigentliche!: 


130 


ADELPHOE 


V  8,  20—31 


so   Ae.  Non,  nisi  te  exorein.    Mi.  Vis  est  haec  quidem.    De.  Äge 

prolixe  Micio. 
Mi.  Etsi  hoc  mihi  prauom,  ineptum,  absurdum,  atque  älienum 

a  uitä  mea 
uidetur;   si   uos  tänto   opere  istuc  uöltis,  fiat.     Ae.  Bene 

facis.  945 

meritö  te  amo.     De.  Veriim  quid   ego   dicam?     hoc   cum 

confit  quöd  uolo, 
quid  nunc  quod  restat?  Hegio  —  est  his  cognatus  proxumus, 
äs  adffnis  nobis,  paüper:  bene  nos  äliquid  facere  illi  decet. 

Mi.  Quid   facere?     De.  Agellist   hie   sub    urbe    paülum    quod 

locitäs  foras: 
huic  demus  qui  fruätur.    Mi.  Paulum  id  aütemst?    De.  Si 

multnimst,  tarnen  950 

fachindumst;   pro   patre   huic   est,  bonus   eat,  nöster   est, 

recte  datur. 
postremo,  non  meum,  ülud  uerbum  fäcio,  quod  tu  Micio 
so  bene  e*t  sapienter  dixti  dudum:  ^uitium  commune  ömniumst, 

quod  nimium   ad  rem   in   senecta  attenti   sumus*.     hanc 

maculam  nös  decet 


Bedeutung;  Demea  und  Ä.  haben 
nämlich  Micio  angefaßt,  um  ihren 
Bitten  größeren  Nachdruck  zu 
geben;  vgl.  Langen  765 f. 

V.  943.  Vis  est  haec  quidem:  'das 
ist  ja  Gewalt',  ein  geläufiger  Aus- 
druck, 8.  Otto  374,  uis.  Nach  Suet. 
Caes.  82  rief  der  sterbende  Cäsar: 
Ista  quidem  uis  est. 

V.  946.  Die  Erfüllung  des  ersten 
Wunsches  veranlaßt  Demea,  sofort 
den  zweiten  anzuschließen.  Von 
Verum  bis  restat  spricht  Demea 
natürlich  beiseite. —  confit:  kommt 
zu  stände;  vgl.  Andr.  167  et  spero 
confore,  sowie  Neue  DU8  631.  S.Anh. 

V.  947.  nunc  ist  dem  Sinne  nach 
in  den  Relativsatz  zu  ziehen.  — 
Der  Hiatus  nach  Hegio  findet  seine 
Begründung  in  der  Pause  (sie  fällt 
mit  der  Hauptcäsur  zusammen), 
die  Demea  beim  Sprechen  macht, 
um  seine  Gründe  in  die  richtige 
Ordnung  zu  bringen  und  Micios 
Aufmerksamkeit  zu  erregen.  Vgl. 
Plaut.  Araph.  498  Cum  \  Älcumena 
|  uxorc  usuraria  und  Lindsay,  Capt. 
Einl.  54. 

V.  848.  adfinis  nobis:  durch  die 
Heirat  des  Äschinus  mit  Pamphila. 


V.  949.  locitas  anal-  slqrni. 

V.  950.  qui  =  quo\  s.  zu  V.  477. 

V.  951.  huic:  der  Pamphila.  — 
noster  est:  als  Freund  und  Ver- 
schwägerter. 

V.  952.  non  meum,  ülud . . .  quod : 
Bisher  hat  Demea  seine  Gründe 
angeführt,  jetzt  spielt  er  zuletzt 
seinen  Haupttrumpf,  indem  er  den 
Micio  mit  dessen  eigenen  Worten 
zu  bestimmen  sucht:  Zuletzt  sage 
ich  etwas,  das  nicht  von  mir  ist, 
sondern  jenes,  das  du  etc.;  non 
und  ülud  haben  den  Ton.  —  uer- 
bum: *Nunc  uerbum  pro  u^icofiari 
posuit,  quod  uno  stringitur  uerbo. 
Ergo  uerbum  brevis  sententia.'  Don. ; 
vgl.  V.  803  u.  Don.  zu  Andr.  45.  — 
uerbum  facio,  eine  gewöhnliche 
Wend.  im  Sinne  von  u.  proloquor. 

V.  953  f.  Vgl.  V.  833 f.  —  senecta, 
bei  Ter.  nur  hier.  Plaut,  gebraucht 
es  oft  in  Verbindung  mit  aetas:  Aul. 
253,  Merc.  985  etc. 

V.  954 f.  Bereits  mit  hanc  macu- 
lam . . .  ecfugere  zieht  Demea  die  auch 
Micio  verpflichtende  Schlußfolge- 
rung, der  er  mit  et  dictumst  uere 
abermals  ein  Kompliment  für  Mic. 
folgen  läßt. 


V  8,  32—9,  7 


ADELPHOE 


131 


effiigere;  et  dictumst  uere,  et   re  ipsa  fferi  oportet.    Mi. 

Gaüdeo.  955 

quid  istuc?  dabitur  quändoquidem  hie  uolt.  Ae.  Mi  pater. 
De.  Nunc  mihi  es  germaims  päriter  animo  et  corpore. 
7  9  35  süo  sibi  gladio  hunc  iügulo.  —  Sy.  Factnmst  quod  iussisti 

Demea. 
De.  Frugi  homo  es.    ergo  edepol  hodie  mea  quidem  sententia 
itfdico    Syrum    fieri    esse    aeqnom    liberum.      Mi.  Istunc 

liberum?  960 

quod  nam  ob  factum?    De.  Millta.    St.  0  noster  De*niea; 

edepol  uir  bonu's. 
5  ego  istos  uobis  tfsque  a  pueris  cüraui  ambos  sedulo: 

döcui,  monui,  bene  praeeepi  semper  quae  potui  ömnia. 
De.  Res  apparet.    et  quidem  porro  haec,  öbsonare  cum  fide, 


V.  955  f.  Gaudeo-  Micio  freut  sich, 
daß  Demea  Beine  Rede  lobt.  Mit 
quid  istuc?  drückt  er  ebenso  wie 
V.  984  seine  Verwunderung  hier- 
über aus.  —  S.  Anhang. 

V.  956.  Über  die  metrische  Ge- 
staltung von  V.  956 — 958  s.  Anhang. 
—  quändoquidem  über  die  Verkür- 
zung durch  Tonanschluß  s.  Haul.s 
EinL  55.  —  hie  Äschinus.  —  Mi 
pater:  damit  gibt  Ä.  seine  freudige 
Zustimmung  zu  erkennen. 

V.  958.  suo  sibi  gladio  (beiseite 
gesprochen):  mit  seinem  ihm  ge- 
hörigen Schwerte ;  eine  pleonastische 
Ausdrucksweise,  welche  in  allen  drei 
Personen,  am  häufigsten  jedoch  in 
der  3.  vorkommt,  und  in  welcher 
der  Dativ  des  Pron.  pers.,  der  ur- 
sprünglich zum  Verbum  gehörte,  in 
der  Zusammenstellung  erstarrt  ist 
und  das  Possessivum  verstärkt.  Der 
höchste  Grad  der  Angehörigkeit  soll 
dadurch  bezeichnet  werden.  Hierbpi 
steht  sibi  für  ei  in  Angleichung  an 
das  possessive  Reflexivpron.;  vgl. 
0.  Ribbeck  Fragm.  com.  Born.*  Cor. 
XXXIV,  Brix  zu  Trin.4  166,  Wölff- 
lin  Arch.  VII  476,  Landgraf,  Arch. 
VIII  43  f.  Lindsay  zu  Capt.  5.  — 
Über  das  Sprichwort  (jem.  mit  seinen 
eigenen  Waffen  schlagen),  das  auch 
bei  Plaut.  Amph.  269  Jiunc  telo  suo 
sibi,  malitia,  a  foribus  peller e,  vor- 
kommt und  bei  Apul.  Met.  VII  13 
suis  sibi  gladiis  obtruncatos,  Lac- 
tant.  Inst.  Dl  28,  20  suo  sibi  gladio 
pereunt,  wiederkehrt,   s.  Otto  154, 


aladius,  342,  telum  1  und  Sutphen. 
Am.  Journ.  of  Phil.  XXIII  13, 
—  Syrus  tritt  wieder  aus  dem 
Hause  des  Micio  (s.  V.  916).  Die 
Codd.  L  D  G  (sowie  A  nach  den 
Resten  der  letzten  Blätter  zu  schlie- 
ßen; s.  Umpfenbach  z.  d.  St.)  haben 
hier  keinen  Szenenwechsel  (in  Ad 
wird  allerdings  vor  V.  924  Syrus 
hinzugefügt).  Dies  entspricht  der 
üblichen  Praxis  insofern,  als  die- 
selben Personen,  welche  den  Sklaven 
zur  Vornahme  eines  kürzeren  Ge- 
schäftes in  eines  der  Bühnenhäuser 
entsandten,  bei  seiner  Rückkehr 
nach  Erledigung  der  Aufgabe  noch 
auf  der  Bühne  anwesend  sind. 
S.  Dz.8  Adn.  crit.  z.  d.V.,  Hau!.8  Einl. 
47  f.u.vgLEun.Dl2(V.493u.  499)  so- 
wielV  6  (V. 753f.u.  767).  —  Factumst 
quod  iussisti,  nach  Ruhnken  der 
Militärsprache  entlehnt  ('zu  Befehl'), 
vgl.  Suet.  Tib.22  renuntianti  tribuno 
factum  esse,  quod  imperasset. 

V.  961.  0  noster  Demea:  s.  zu 
V.  831.  —  Über  Multa  ohne  Präp. 
s.  Haul.s  zu  V.  171. 

V.  964.  Res  apparet:  'Mire  irridet 
Demea,  sie  tarnen,  ut  serio  agere 
uideatur',  Don.  Das  Personenzeichen 
vor  Res  wurde  in  A  erst  von  Iou. 
eingesetzt.  —  obsonare  cum  fide  (in 
ironischem  Sinne)  bedeutet  wegen 
der  beiden  folgenden  Ausdrücke 
eine  wenig  rühmliche  Tätigkeit, 
die  Demea  ironisch  als  Vorzug 
hervorhebt,  also  cum  fide  mit  Hilfe 
des  Kredits  =  'einkaufen  auf  Borg'. 


132 


ADELPHOE 


V9,  8—16 


scörtum  adducere,  apparare  de"  die  conufuium:  965 

n<5n  mediocris  hominis  haec  sunt  öfficia.    Sy.  0  lepidüra 

caput. 
io   De.  Pöstremo,  hodie  in  psältria  hac  emünua  hie  adiutor  fuit, 
hie  curauit:  prodesse  aequomst;  älii  meliores  erunt. 
denique  nie  uolt  fi'eri.    Mi.  Vin  tu  hoc  fi'eri?    Ae.  Cupio. 

Mi.  Si  quidem 
tu  uis;  Syre?  eho  accede  huc  ad  me:  liber  esto.    Sy.  Bene 

facis.  970 

Omnibus  gratiam  häbeo,  et  seorsum  tibi  praeterea  Demea. 

15   De.  Gaiideo.    Ae.  Et  ego.     Sy.  Credo,    utinam   hoc  perpetuorn 

.  fiat  gaüdium, 

Phrygiam   ut  uxorem  meam  una  mecum  uideam  liberam ! 


V.  965.  de  die:  'id  est  repente, 
neque  ante  praedictum  aut  pridie 
constitutum'  Don.;  'mature  ante 
horam  cenandi',  Gloss.  Ter.;  zur 
Form  s.  z.  V.  841,  Brix  z.  Trin.4  215. 
De  die  potare  steht  auch  Plaut. 
Asm.  826  f.     Vgl.  Catull  47,  5  f. 

V.  966.  O  lepidum  caput:  s.  zu 
V.261. 

V.  967.  Postretno  . .  .fuit:  'Et  hoc 
totum  serio  dicitur,  ut  magis  ridi- 
culum  uideatur',  Don.  —  adiutor 
vgl.  hierzu  Donat.     S.  Anhang. 

V.  968.  älii  meliores  erunt  ebenso 
ironisch  wie  das  Frühere;  unter 
älii  sind  natürlich  Sklaven  ge- 
meint. 

V.  969.  hie  uolt  fieri  mit  bos- 
hafter Anspielung  auf  V.  956  däbi- 
tur  quandoquidem  hie  uolt. 

V.  970.  tu:  Äschinus  ist  ange- 
redet. —  Syre,  eho  accede  q.  s.  Syrus 
wird  herangerufen  «sum  Zwecke 
seiner  Freilassung,  hier  einer  un- 
feierlichen manumissio  inter  amicos. 
Sie  ging  vor  sich,  indem  der  Herr 
den  Sklaven  mit  der  Hand  faßte, 
im  Kreise  herumdrehte  und  aus 
der  Hand  losließ  mit  den  Worten: 
hunc  hominem  liberum  esse  uolo 
(hier  kurz:  liber  esto).  Ebenso 
Plaut.  Men.  1148,  Epid.  730;  vgl. 
L.  Beauchet,  Hist.  du  droit  prive 
II  472  ff.  S.  Paulys  Realeneykl.  u. 
manumissio. 

V.  971.  ömnibüs  grät..  eimlakty- 
lisches  Wort  als  Trochäus  gebraucht, 
was  von  den  Komikern  im  allge- 
meinen  vermieden  wird,    aber   im 


1.  (und  wohl  auch  im  5.)  Fuße 
troch.  Septenare  sicher  vorkommt; 
z.B.  Hec.  380  Omnibus;  Plaut.  Men. 
386  Accipe.  Vgl.  Fleck,  in  Fleck. 
Jahrb.  XCV  625  ff.,  Brix  zu  Plaut. 
Mil.8  721;  auch  Anhang  zu  Ad.  390. 
Klotz,  310,  hält  sowohl  an  unserer 
Stelle  als  auch  Hec.  380  ebenso 
wie  Hec.  867  (omnia)  die  Messung 
omnibus  für  unbedenklich,  dagegen 
Podiaski,  Die  troch.  Sept.  des  Ter. 
9;  s.  auch  Haul.3  Einl.  53  A.  1.  S. 
Anhang.  —  seorsum  durch  Elision 
zweisilbig. 

V.  972.  Credo,  die  formelhafte  Er- 
widerung auf  die  beglückwünschen- 
den Äußeningen  Gaudeo.  ||  Et  ego, 
vgl.  Andr.  939,  946  f.,  Eun.  1051; 
voll  ständig  lautete  der  Glückwunsch : 
quam  tu's  liber,  gaudeo,  so  Plaut. 
Men.  1148  und  ironisch  Epid.  711. 
—  perpetuom:  'nusquam  inierrup- 
tum\  Don.;  das  Verbleiben  der 
Phrygia  im  aiten  Verhältnis  hätte 
der  Freude  des  Syrus  bald  ein  Ende 
gemacht.  Der  folgende  V.  gibt  die 
Erklärung;  die  Gedankenfolge  ist 
psychologisch,  nicht  logisch. 

V.  973.  uxorem  mmni:  Da  uxor 
bei  Ter.  und  Plaut,  ausschließlich 
für  die  rechtmäßige  Gattin  ver- 
wendet wird  (s.  J.  Koehm ,  Quaert. 
Plaut.  Ter.,  Gießen  1897,  29  ff.), 
andrerseits  Sklaven  nur  im  con- 
tubernium  (nicht  conubium)  leben, 
d.  h.  keine  eigentliche  Ehe  schließen 
konnten ,  so  kann  hier  wohl  uxorem 
nur  proleptisch  mit  liheram  ver- 
bunden werden. 


V  1»,  17—28 


AD EL PH OK 


133 


De.  Optumam    quidem    niulierem.     Sv.  Et    quidem  tüo  nepoti, 

huius  filio, 
hödie    prima    niammam    dedit    haec.       De.    Hercle    uero 

serio,  975 

siquideni    prima    dedit,    haud    dubiumst    quin    emitti    ae- 

quöm  siet. 
20    Mi.  Ob   eam   rem?    Dr.  Ob    eam.    pöstremo   a   nie    argentuin 

quantist  suinito. 
Sy.  Di  tibi  Demea  omnes  semper  omnia  optatä  öfierant. 
Mi.  Syre,    processisti    hödie    pulchre.      De.   Siquidem    porro 

Micio 
tu  tuom  officium  fäcies,  atque  huic  aliquid   paulum   prae 

manu  980 

dederis,  unde  ntäfcur:  reddet  tibi  cito.    Mi.  Istoc  uilius.  t 
25   Ae.  Frügi    homost.     St.  Reddam    hercle,    da    modo.     Ak.  Age 

pater.    Mi.  Post  consulam. 
De.  Faciet.    St.  0  uir  optunie.    Ae.  0  pater  mi  festiuissime! 
Mi.  Quid  istuc?    quae  res  fta  repente  mores  mutauit  tuos? 
quöd  prolubium?    quae  istaec  subitast  lärgitas?   De.  Dicäm 

tibi:  985 


V.  974.    g.  Anhang. 

V.  976.  emtti:  vollständiger  Phorm. 
830  cmissast  mann.  S.  BrixD  z. 
Oapt.  408. 

V.  977.  pöstremo  a  me  q.  s.  Demea 
erklärt  sich,  um  Micio  auch  zur 
Freilassung  der  Frau  des  Syrus  zu  ver- 
anlassen, selbst  zu  einem  Opfer  be- 
reit, indem  er  dem  Micio  (pöstre- 
mo . . .  sumito  ist  wohl  an  Micio  ge- 
richtet) so  viel  Geld  verspricht,  als 
die  Frau  als  Sklavin  wert  ist. 
Das  Widerstreben,  mit  dem  Micio 
einwilligt,  zeigt  sich  darin,  daß  er 
es  nur  mittels  einer  stummen  Be- 
wegung tut. 

V.  978.  Dieselbe  Assonanz  (noch 
verstärkt)  in  Plaut.  Capt.  355  Di 
iibi  omnes  omnia  optata  off'erant. 
Vgl.  V.  322.  —  S.  Anhang. 

V.  980.  tu  tuom  officium  /'. :  'Hoc 
est  patroni,  ut  libertum  nun  deseras, 
sed  ut  alas  manumissum.  Plautus 
[Cure.  547  sq.  Facis  sapientius 
Quam  pars  lenonum  libertos  qui 
haüent  et  eos  deserunt\\  Don.,  vgl. 
Plaut.  Epid.  727  Nouo  liberto  opus 
est  quod  pappet.  —  paulum  s.  Haul.8 
zu  V. 702.  —  prae  manu:  zumaugen- 
blicklichen  Gebrauch;  vgl.  Plaut. 
Bacch.  G22f.   Qui  putri  reddidi  ... 


quod  fuit  prae  manu.  —  Diese  Zu- 
mutung an  Micio,  dem  Syrus  über- 
dies etwas  zu  geben,  bezieht  sich 
auf  V.  914f.  iube  nitnetam  . . .  minas; 
allerdings  nennt  hier  Demea  keine 
bestimmte  Summe.  Die  Höhe  des 
Betrages  hatte  Demea  dort  ab- 
sichtlich übertrieben. 

V.  981.  unde  utatur:  'de  quo  fruc- 
tum  usumque  capiat  et  cuius  tibi 
sortrm  reddat',  Don.  —  istoc  uilius 
verneint  die  an  ihn  gerichtete  Zu- 
mutung, noch  etwas  herzugeben; 
'Quasi  nihil  minus.  Negatio  enim 
est  floecum  ostendentis  aut  quid  tale' 
Don.;  absque  non  faciam,  Gloss. 
Ter.  —  istoc  als  das,  was  du 
siehst,  s.  Bach  a.  O.  230 ff.  S.  An- 
hang. —  Damit  ist  der  Höhepunkt 
erreicht:  'Hoc  egit  Tcrentius,  ut 
conuersis  offieiis  usque  adeo  prodi- 
gum  faceret  Demeam,  donec  par- 
cum  r  edder  et  Micionem',  Don. 

V.  982.  Erst  auf  die.  Bitte  seines 
Lieblings  Äschinus  (Age  pater) 
versteht  sich  Micio  zu  einer  Kon- 
zession. 

V.  985.  'prolubium  quod  Graeci 
ngo&v^i'av,  id  est  promptus  ani- 
mus  ad  largiendum',  Don.  In 
ähnlichem  Zusammenhang  steht  das 


134 


ADELPHOE 


V  9,  29—38 


dt    id    ostendereni,    quod    te    isti    facilem    et    festiuöm 

putant, 
so  id    non    fieri    ex    uera    uita    neque    adeo    ex 

bono, 
sed  ex  adsentando,  mdulgendo  et  largiendo  Micio. 
nunc   adeo   si   ob   eam   rem   uobis   me*a  uita  inuisa 

sehine  est, 
qui'a     non     iusta     iniüsta     prorsus     omnia     omnino 

sequor, 

missa  facio:  efftindite,  emite,  fäcite  qnod  uobis  lubet. 
85  sed  si  uoltis  pötius,  quae  uos  pröpter  aduleseentiam 

minus  uidetis,  magis  inpense  cupitis,  consulitis  parum, 
haec    reprehendere    et    corrigere    me    et    obseeimdare    in 

loco: 
ecce    me,    qui    id    faciam    uobis.      Ae.  Tibi    pater    per- 

mittimus:  995 


aequo    et 


Ae- 
6b- 

990 


Wort  bei  Caecil.  (Com.  fr.  Bibbeck.3 
91) :  Quod  prolubium,  quae  uoluptas, 
quae  te  luctat  largitas?  eine  Stelle, 
die  Terenz  hier  offenbar  nachahmt 
wie  auch  andere  des  Caecilius. 

V.  987.  ex  aequo  et  bono,  mit  ab- 
sichtlicher Weglassung  des  iustum. 
Dieses  letztgenannte  Prinzip  hatte 
Micio  von  Anfang  an  gar  nicht 
erst  für  sich  in  Anspruch  ge- 
nommen, wohl  aber  die  Maximen 
der  Billigkeit  und  Nützlichkeit 
(s.  V.  52,  64). 

V.  988.  largiendo:  larg.  reichlich 
hingeben,  hier  mit  der  Neben- 
bedeutung des  Verschwendens.  Be- 
merkenswert ist  et  vor  larg.,  da 
Ter.  (wie  Cicero)  drei  koordinierte 
Begriffe,  von  sehr  wenigen  Stellen 
abgesehen  (s.  V.  846),  nur  asynde- 
tisch oder  (seltener)  polysyndetisch 
aneinander  reiht  (eine  Zusammen- 
stellung der  Fälle  bei  Ladewig,  Bei- 
träge, S.  24);  hier  dient  et  zur 
Vermeidung  des  Gleichklangs  der 
schweren  Endungen.  V.  144  bildet 
nur  eine  scheinbare  Ausnahme. 
Bei  Plaut,  ist  die  Erscheinung  gar 
nicht  selten,  vgl.  Capt.  134,  Pseud. 
44  etc.  —  Zur  Sache  vgl.  Don.  zu 
Eun.  261.  —  S.  Anhang. 

V.  990.  iusta  iniusta  etc. :  weil  ich 
nicht  in  allem  Möglichen  ohne  Prü- 
fung Folge  leistete.  Nach  Don.  z. 
d.    St.  und   zu  Eun.    1068   sprich- 


wörtlich, s.  Otto  180  iustus.  Donats 
Bemerkung  prouerbiales  sutti  huius 
modi  elocutiones:  Fanda  nefanda, 
digna  indigna,  uelis  nolis,  fas 
nefas  zeigt,  daß  man  in  der 
späteren  Sprache  an  dem  ver- 
einzelten zweigliedrigen  Asyndeton 
Anstoß  nahm;  vgl.  Wölfflin,  Zum 
Asyndeton  bei  Sallust,  Arch.  XI  31. 
—  iusta  iniusta  . . .  omnia  obsequor: 
Vereinzelt  findet  sich  obsequor  auch 
sonst  mit  dem  Akk.  verbunden, 
doch  nur  mit  dem  Akk.  eines  neu- 
tralen Pron.,  z.B.  Plaut.  Asin.  76 
Et  id  ego  percupio  obsequi,  Phorm. 
78 f.  Coepi  eis  omnia  facere,  obsequi 
quae  uellent.  Es  wird  daher  hier 
an  eine  Anlehnung  an  das  griech. 
itsl&sa9ca  zu  denken  sein,  das  sich 
häufig  mit  nüvza  etc.  verbindet; 
vgl.  Wölfflin,  Arch.  II  90 ff.,  615 f. 
Diese  Auffassung  erfährt  eine  Be- 
stätigung durch  Gell.  N.  A.  E  7, 12 
quaedam  esse  parendum,  quaedam 
non  dbsequendum,  wo  der  Akk. 
der  Beziehung  unzweifelhaft  vorliegt. 

V.991.   S.Anhang. 

V.  992.  quae  uos  propter  ad.  minus 
uidetis:  %Hic  ostendit  Terentius  magis 
Demeam  simulasse  mutatos  mores 
quam  mutauisse.'  Don.  —  S.  Anh. 

V.  994.  'Ergo  obsecundare  uel  in 
melius  conuertere  uel  obsequi  intelle- 
gimus',  Don.  im  Zusatzscholion.  S. 
Anhang. 


V  9,  39— 40 


ADELPHOE 


135 


plus   scis   quid   facto   opus   sit.     sed    de   frätre   quid   fiet? 

De.  Sino: 
liabeat;    in    istac    fmem    faciat.     Mi.  istuc    recte.    Cantoh. 

Plaüdite. 


V.  996.  plus  scis  •  pl  scire  wie 
plus  uidere  (plus  sopere),  formel- 
haft; vgl.  Haut.  116  (Pulauit  me  et 
aetate  et  beniuolcntia)  Plus  seife  et 
prouidere  quam  se  ipsum  sibi; 
Phorm.  584;  Plaut.  Cist.  70V  (Po- 
stremo  ille)  Plus  qui  uocat  seit  quod 
uelit,  quam  ego  quae  uocor.  —  S. 
Anhang. 

V.  997.  habeat,  wohl  formelhaft, 
s.  zu  V.  622.  —  Istuc  recte:  noch 
im  letzten  Verse  hatMicio  Gelegen- 
heit, der  Milde  seines  Wesens  Aus- 
druck zu  geben,  während  auch 
Demea  mit  den  Worten  in  istac 
finem  faciat  zeigt,  daß  sein  Cha- 
rakter, wenngleich  gemildert,  nicht 
ins  Gegenteil  umgeschlagen  ist.  — 
Plaüdite:     die     formelhafte     Auf- 


forderung zum  Beifallklatschen  fiel 
nach  Hör.  Epist.II  3, 155  donec  cantor 
'  Vos  plaüdite'  dicat,  dem  cantor  zu 
(in  den  Terenzhandschr.  stets  mit 
09  bezeichnet),  welcher  veimutlich 
neben  dem  tibicen  vor  dem  Pro- 
szenium während  der  Aufführung 
seinen  Platz  hatte.  Vgl.  Haul.3  zu 
V.  1055  und  Lindsay  zu  Capt.  1029. 
Längere' Epiloge,  die  von  der  ganzen 
Truppe  odei  wenigstens  von  den 
auf  der  Bühne  anwesenden  Schau- 
spielern gesprochen  wurden,  finden 
sich  bei  Plaut,  in  den  Captivi,  in 
der  Asin.  und  Cist.  Es  ist  nicht 
unmöglich,  daß  auch  Plaüdite  von 
sämtlichen  Anwesenden  gesprochen 
wurde,  wie  dies  auch  jetzt  noch 
bei  den  Possen  in  Italien  üblich  ist. 


Übersicht  der  Metra.1) 


Vers 

Ve 

rs 

1- 

-154 

iambische  Senare; 

538— 

-591 

155- 

-159 

a  trochäische  Oktonare; 

592- 

-609 

159  b 

katal.  trocliäischer    Qua- 
ternar; 

610  a 

160 

trochäischer  Oktonar: 

610b 

161 

trochäischer  Septenar; 

162 

trochüischer  Oktonar; 

3Ö3u 

.164  trochäische  Septenare; 

611 

165 

trochäischer  Oktonar; 

16'; 

ianibischer  Oktonar; 

i^T  — 

-169 

trochäiscbe  Septenare; 

612 

170- 

-196 

i arabische  Oktonare; 

197- 

-208 

trochäische  Septenare; 

209 

ia  rabischer  Septenar; 

613 

-10- 

-227 

iambiscbe  Oktonare; 

228- 

253 

•arabische  Senare; 

254- 

-287 

iambische  Oktonare; 

614 

288 

trochätscher  Septenar4); 

289- 

291 

iambische  Oktonare; 

615 

292  u 

.293 

trochäische  Septenare; 

294 

iambischer  Oktonar; 

295- 

■298 

trocbäische  Septenare; 

616 

299- 

-302 

iambische  Oktonare; 

303  u 

.304  trocbäische  Septenare; 

305- 

-316 

iambische  Oktonare; 

617 

517 

iambischer  Semioktonar: 

618 

318- 

329 

trochäische  Septenare ; 

619- 

-624 

330- 

-354 

iambische  Oktonare; 

625- 

-637 

355- 

-516 

iambische  Senare; 

638- 

-678 

517 

trochäischer  Oktonar ; 

679- 

-706 

518 

trochäischer  Septenar ; 

707- 

-711 

f.  19 

521 

iambiscbe  Oktonare; 

712 

522 

trocbäiscber  Septenar; 

713- 

-854 

523 

trocbäiscber  Oktonar; 

855- 

-881 

524 

troch.  Semiseptenar; 

882- 

-933 

525 

trochäischer  Oktonar; 

934- 

-955 

52« 

truchäischer  Septenar; 

956  u 

.957 

527- 

-537 

iambische  Oktonare; 

958- 

-997 

trochäische  Septenare ; 

iambiscbe  Oktonare; 

katal.  iambische  Tripoflie : 
Clausula  Reiziana; 

akatal.  iamb.  Dimeter 
-f  clausula  Reiziana: 
Versus  Reizianus: 

akatal.  choriamb.  Tri- 
meter  -f  akatal.  iamb. 
Monometer; 

akatal.  choriamb.  Tri- 
meter  -f  clausula  Rei- 
ziana; 

akatal.  choriamb.  Dimeter 
-f  akatal.  troch.  Mono- 
meter; 

hyperkatal.  iamb.  Di- 
meter ; 

katal.  troch.  Hexapodie 
-f  akatal.  troch.  Mono- 
meter ; 

akatal.  choriamb.  Dimeter 
-f  akatal.  troch.  Tri- 
podie; 

Clausula  Reiziana; 

trochäischer  Septenar; 

iambische  Oktonare; 

trochäische  Septenare; 

iambische  Senare; 

trochäische  Septenare; 

iambische  Septenare; 

iambischer  Oktonar; 

iambische  Senare; 

trochäische  Septenare; 

iambische  Senare; 

iambische  Oktonare; 

iambische  Senare; 

trochäische  Septenare. 


1)  Vgl.  dit'  Besprechung  der  rhythmischen  Gestalt  der  Ad.  bei 
Klotz,  Grundzüge  altröm.  Metrik,  Leipzig  1890,  454ff. 

2)  Für  die  beiden  Frauenrollen  werden  nur  Septenare  und  Okto- 
nare verwendet;  vgl.  H.  Schenk!,  Szenisches  zu  Plautus,  Serta  Har- 
teliana,  Wien  1896,  104  ff. 


Kritischer  Anhang. 


Ausgaben.  Bezüglich  Handschriften1),  Sckolicn  und  Ausgaben 
vgl.  Haul.3  Kritischer  Anhang  184 — 191  Da  Terenz  weder  in 
Deutschland  noch  in  Österreich  an  den  Gymnasien  gelesen  wird, 
ist  seit  der  1.  Auflage  dieses  Bändchens  keine  deutsche  Ausgabe 
der  Adelphoe  erschienen.  Die  im  Jahre  1898  erschienene  2.  Auflage 
der  Fleckeisenschen  Textausgabe  (Leipzig,  Teubner)  zieht  nicht 
bloß  die  g  Klasse  dem  Bembinus  in  einseitiger  Weise  vor,  sondern 
verfährt  mit  der  Überlieferung  überhaupt  so  gewaltsam,  daß  sie 
nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen  ist.  Dagegen  sind  außer  den  a.  0. 
verzeichneten  Ausgaben  fremder  Gelehrten  noch  zu  nennen:  Gli 
Adelphoe  di  Terenzio  von  E.  Stampini  mit  reichem  und  vortreff- 
liehem  krit.  und  exeg.  Kommentar,  Turin,  Löscher  1891  ;  von  fran- 
zösischen Ausgaben,  die  sich  in  textkritischer  Beziehung  hauptsäch- 
lich an  Dziatzkos  Textausgabe  (1884)  anlehnen,  verdient  besonders 
hervorgehoben  zu  werden  die  Ausgabe  von  Ph.  Fabia.  Paris,  Colin 
1890  mit  ausführl.  Einl.  und  Kommentar.  Dazu  kommen  die 
kommentierten  Schulausgaben  von  Pessonneaux,  Paris,  Belin,  1894; 
Psichari7,  ebenda,  Uachettß  1895  und  Boue3,  ebenda,  Poussielgue, 
1898  mit  App.  critique,  die  aber  einige  Kürzungen  vornehmen. 

Kritische  Bemerkungen.  S.  22.  "In  der  von  mir  Rh. 
Mus.  N.  F.  XXI  82  aufgestellten  Fassung  der  Didaskalie  steht  Z.  2 
aus  Versehen  L.  statt  Q.  als  Praenomen  des  Fabius.  Ferner  habe 
ich  jetzt  den  im  Cod.  A  fehlenden  Gentiluamen  Anicius  des 
Konsuls  L.  Gallus  aus  den  andern  Handschriften  eingesetzt.  — 
Bei  Angabe  der  spiele  und  deren  Veranstalter  schrieb  ich  früher 
Ada  lnäis  funeralib.  quos  fecere  L.  Aemelio  Paulo  .  .  .  mit  Kombi- 
nierung der  Kalliop.  Rezension  und  der  des  Cod.  A  (s.  a.  0.  77 
Anm.  21).  Ritsehl  Vit.  Ter.  (Sud.  cd,  Bei  ff.  511)  läßt  die  Wahl 
zwischen  lud.  fun,  L.  Aemilü  Paulli,  cßios  fecere  q.  s.  (nach  der 
Kall.  Rez.)  und  lud.  fun.  quos  L.  Acmilio  Paullo  fecere  q.  s.  (nach 
Cod.  A).  Im  Bemb.  steht  modos  (nicht  quos)  fecere  nach  dem 
Dativ.  Dieser  Akkusativ  ist  offenbar  irrtümlich  aus  der  Notiz 
über  den  Komponisten  hier  eingedrungen.  Lassen  wir  sie  beiseite, 
so  erhalten  wir  zwei   unverbundene  Angaben2)    über   die  Spiele 

1)  Über  Iouiales,  den  2. Korrektor  des  Bemb.,  vgl.  Wien.  Stud.XXII56fi*. 

2)  'Gerade  das  Fehlen  einer  Verbindung  scheint  mir  dem  ganz 
einfachen  Stil  der  Didaskalien  durchaus  zu  entsprechen.  Auch  macht 
es  die  falsche  Lesart  des  Cod.  A  Iaicüis  (vor  Fabius)  wahrscheinlich, 
daß  schon  in  seiner  Vorlage  dieser  Vorname  unmittelbar  unter  dem 
Praenomen  des  Ämilius  Paulus  (Lttcio)  stand,  sich  also  kein  Quos  an 
dieser  Stelle  befand.'    Dz.1 


138  KRITISCHER  ANHANG 

und  die  Festgeber,  wie  es  ja  auch  bei  dem  Komponisten  und  der 
Musikgattung    regelmäßig    in    zwei    selbständigen    Sätzen    beißt: 
Modos   fecit   Flaccus    Claiidi.   Tibis .  .  .  tota.    —    In    Z.  6    ist    der 
Schauspieldirektor    genannt,    welcher    das    Stück    zur   Aufführung 
brachte.     Daß    dies    für   die    terenz.  Lustspiele   immer   nur   eine 
Person,    L.  Ambivius  Turpio,  war,   glaube  ich  Rh.  Mus.  XX  587 ff. 
höchst  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben;  eine  Widerlegung  meiner 
dortigen  Argumentation  wurde  trotz  mehrfacher  anderer  Erklärung 
der   bezüglichen   Namen   bisher   nicht  -versucht.     Die   Besprechung 
dieser  Frage   durch  Fr.  Schoell   (Fleck.  Jahrb.  CXIX  41  ff.)  hat  die 
Lösung  der  Schwierigkeiten  nicht  gefördert.     Das   handschriftliche 
egere  habe   ich   in    egit   geändert,    wie  A  sonst   immer  bietet,   wo 
diese  Notiz    sich   überhaupt  noch  in  ihm  findet.     Die   zweite  Per- 
sönlichkeit,   welche    außer    Ambivius    meist    in    den    Didaskalien 
genannt   wird,    bezieht    sich    entweder    auf   eine   andere   bei   einer 
Aufführung  in  Betracht  kommende  Tätigkeit,  oder,  was  mir  wahr- 
scheinlicher ist,  auf  wiederholte  Aufführungen  (s.  a.  0. 591)."  Dz.1  — 
Ich  habe  mit  Schlee,  Philol.  Wochenschr.  1882,  99,  statt  des  in  A 
überlieferten    MODOS    das    vor    fecere    unumgänglich    notwendige 
LVDOS    eingesetzt.     Damit   ist   auch    dem  Stile   der  Did.,  welche 
alles    in    einfachen    Hauptsätzen    geben,    Genüge    geschehen.      LV 
kann    in    der    Kapitale    des    Bembinus    leicht    mit    M    verwechselt 
werden,   dann  war  die  Einsetzung   des  0  selbstverständlich.     Um- 
gekehrt   konnte    nach    dem    vorhergehenden   LVDIS   ein    Redaktor 
leicht  QVOS  für  das  als  lästige  Wiederholung  erscheinende  LVDOS 
einsetzen.     Der  Ausdruck  LUBOS  FECERE  empfiehlt   sich   aber 
auch  aus  dem  Grunde,  weil  hier  statt  der  an  dieser  Stelle  üblichen 
Nennung    der    Beamten    diesmal    gesagt    werden   mußte,    daß    die 
Spiele    von    privaten,    nicht    durch   ihr   Amt   hierzu    verpflichteten 
Personen    veranstaltet   wurden.     Skutsch    hält   MODOS    für    eine 
Verschreibung   von    QVOS  =  ODOS,   der,   um   ihr   einen  Sinn  zu 
geben,   M  vorgesetzt  wurde.   —  "Der   auffallende   Umstand,    daß 
die  Ad.  als    sechstes    Stück    gezählt  werden,    die  Hecyra   aber   als 
fünftes,  während  man   das  Umgekehrte  erwartet,   faUs  überhaupt 
die    nicht     gelungenen    Aufführungen    der    Hec.    unberücksichtigt 
bleiben   sollten    (s.  a.  0.  86  f.   und  Ritschi  Vit.  Ter.  501),   scheint 
mir    darin    seine    Erklärung    zu    finden,    daß    der    Grammatiker, 
welchem   wir  jene    Zählung   verdanken,   sich    an    die  erste   Auf- 
führung   hielt1);    die    wirkliche    Abfassungszeit    konnte    ihm    ja 
überhaupt   nur   nach  dem   terminus  ante  quem  bekannt  sein.     Da 
die  Hecyra  nun  im  J.  165  'neque  spectari  neque  cognosci*  konnte 
(Hec.  V.  3;  vgl.  V.  3 3 ff.),  wahrscheinlich  also  überhaupt  gar  nicht 


1)  Daß  der  Ausdruck  Facta  est  nicht  in  einen  scLarfen  Gegensatz 
zu  Acta  est  gebracht  werden  dürfe,  hob  Dz.  bereits  Rh.  Mus.  XX  598 
Anm.  28  hervor. 


KRITISCHER  ANHANG  139 

zur  Aufführung  kam  und  daher  an  den  Leichenspielen  des  Aemilius 
Paulus  ^ plane  pro  nova*  war  (Hec.  V.  5;  vgl.  V.  6 f.),  so  war  es 
gar  nicht  so  ungereimt,  die  erste  nur  beabsichtigte  Aufführung 
ganz  aus  dem  Spiele  zu  lassen.  Anders  stand  es  mit  der  sogen. 
zweiten  Aufführung,  nach  welcher  die  Hecyra  eine  exacfa  (nicht 
mehr  eine  novo)  fabula  war.  Ob  an  den  Leichenspielen  des 
Aemilius  die  Ad.  oder  die  Hecyra  früher  gegeben  wurde,  war 
den  Literarhistorikern  kaum  überliefert;  da  konnte  die  frühere 
Abfassung  den  Ausschlag  geben.  —  Daß  der  zuerst  von  A.  Mai 
aus  dem  ambrosian.  Palimpsest  des  Plaut,  veröffentlichte  Titulus 
(Apographum  Studem. fol.  68 lu)  nicht  mit  Mai,  Osann  und  nament- 
lich Geppert  den  Adelphoe  des  Terenz,  sondern  mit  Ritschi 
(Parerg.  Diss.  IV)  dem  Stichus  des  Plautus  zuzuweisen  sei,  daran 
wird  nach  der  glücklichen  Entzifferung  der  Rückseite  des  betref- 
fenden Palimpsestblattes  und  der  abschließenden  Behandlung  des 
Gegenstandes  durch  Studemund  (De  actae  Stichi  Plaut,  tempore, 
in  den  Comment.  in  hon.  Th.  Mommseni  1877.  S.  782ff.)  wohl 
niemand  mehr  zweifeln."    Dz.1 

Periocha.  V.  5.  6.  Ich  bin  mit  Dz.1  Cod.  A  gefolgt;  "die  andern 
Handschr.  haben:  famamq;  \  amoris  in  se  .  .  .  Die  kritische 
Behandlung  dieser  Stelle  läßt  sich  nicht  trennen  von  derjenigen 
der  V.  261  ff.,  welche  der  Verfasser  des  Arguments  offenbar  benutzt 
hat.     Dort   preist    Ctesipho   seinen   Bruder   mit  folgenden  Worten: 

.  .  .  Ulms  opera  Syre  nunc  uiuo  fesliuom  caput, 
quin  omnia  sibi  post  putarit  esse  prae  meo  commodo: 
maledicia,  famam,  meum  läborem  ct.  peccatum  in  se  tränst  ulit. 

Die  Codd.  haben  V.  263  meum  amorem;  laborem  hat  Nonius  305, 
291)  sowie  L.  Daß  diesem  von  Fleck,  und  Umpf.  mit  Recht  gefolgt 
wird,  lehren  Metrum  und  Sinn,  da  letzterer  zwischen  maledicta, 
famam ,  peccatum  die  Bezeichnung  von  etwas  Lästigem  verlangt).2 
Lag  nun  dem  Sulpicius  der  V.  263  bereits  in  interpolierter  Ge- 
stalt vor,  so  wird  man  an  der  Lesart  von  A  bei  Sulp,  um  so 
weniger  Anstoß  nehmen.  Asyndeta  mit  Steigerung  der  Begriffe 
stehen  ebenso  Amph.  Arg.  I  8  (Hinc  iurgium,  tumultus)  und 
Aul.  Arg.  I  4  (exanguis  amens).  So  bebalten  wir  auch  die  Lesart 
in  sesc,  wobei  zu  bemerken  ist,  daß,  von  secum  abgesehen 
(Pseud.  Arg.  H  7),  Sulpicius  gerade  nur  jene  stärkere  Form  des 
persönlichen  Reflexivpronomens  gebraucht  (Haut.  Arg.  3;  Hec. 
Arg.  7).  Ritschi,  De  emend.  fab.  Ter.  (Ind.  schol.  hib.  Vratisl. 
1838  =  Opusc.  m  281  ff.)  12,  welchem  Fleckeisen  folgt,  verwirft 
amorem   bei    Sulp,  ganz    als    Glossem   und    setzt    Ex   fratrc   oder 

1)  Auch  in  A  schreibt  lou.  über  AM  von  AMOREM  in  großen  Kapital- 
buchstaben LAB,  daa  später  durch  Rasur  getilgt  wurde. 

2)  Hec.  169  f.  huc  transtulit  amorem  hat  einen  andern  Sinn.  An 
obiger  Stelle  stände  am.  in  se  tränst .  im  Sinne  von  suspicionem  amoris  q.  s. 


140  KBTTISCHER  ANHANG 

Ex  illo  dafür  ein;  Wagner  und  Spengel  haben  gleich  mir  die 
Lesart  des  Bemb.  beibehalten."    Dz.1 

V.  8.  Dz.2,  Starnp.,  Fleck.2  id<  m;  s.  dazu  Opitz,  De  argum. 
metr.  Lat.  arte  et  origine,  Leipz.  Stud.  f.  class.  Phiiol.  VI  228,  Anm.  1. 
Ich  folge  dem  Bemb.,  da  dem  Sulpicius  nicht  bekannt  gewesen 
sein  muß,  daß  EI  für  langes  i  erst  seit  150  v.  Chr.  autkam.  Für 
ihn  war  es  überhaupt  altertümlich. 

V.  12.  Die  in  g  statt  des  V/12  stehenden  drei  Verse  sind 
interpoliert;  der  erste  nach  V.  8,  der  dritte  nach  V.  4. 

Personae.  Die  Änderungen  nahm  ich  vor  na<jh  Dz.2 
BACCHIS  steht  nur  im  Szenentitel  von  II  1  in  A,  wo  der  Name 
sicher  ans  anderen  Stücken  entlehnt  i-it,  in  denen  eine  Bacchis  als 
handelnde  Person  auftritt,  z.  B.  im  Haut,  und  in  der  Hecyra  (s. 
Spengel,  Sitz.-Ber.  der  bayer.  Akad.,  pbil.  Cl.  1883 II  259).  Stephanio 
habe  ich  mit  Stamp.  aufgenommen.  Über  Parmeno  s.  z.  V.  172.  Über 
die  Einklammerung  des  Gantor  s.  d.  Anm.  z.  letzten  Vers.  —  "Über 
die  Verwendung  griechischer  Buchstaben  zur  Personenbezeichnung 
und  ihren  Zusammenhang  mit  der  Rollenverteilung  ist,  seit  Ritschi 
Trin.2  Fror  f.  LVf.  darauf  hingewiesen  hat,  eine  Reihe  allgemeiner 
Gesichtspunkte  aufgestellt  worden1)."  Dz.1  —  Dagegen  hat  Fr.  Leo, 
Seil.  trag.  I  85  f.  diese  Annahmen  mit  Recht  für  durchaus  unglaub- 
lich erklärt;  Dz.1  versuchte  zwar  unter  der  Voraussetzung,  daß  ein 
Schauspieler  mehrere  Rollen  des  Stückes  geben  und  umgekehrt 
eine  Rolle  nach  Uniständen  unter  mehrere  Schauspieler  verteilt 
werden  konnte,  im  Bembinus  eine  Redaktion  der  Rollenverteilung 
festzustellen,  kam  aber  nur  zu  einem  unsicheren  Resultate,  ab- 
gesehen davon,  daß  seine  Voraussetzung  durchaus  unbegründet 
war.  Ich  schließe  mich  hierin  vollkommen  Leo  an  (s.  auch 
Rh.  Mus.  XXXVIII  334).  Wenn  auch  der  Gebrauch  der  griechi- 
schen Buchstaben  sicher  auf  sehr  alte  Vorlagen  zurückgeht,  so  ist 
doch  sein  Urspi-ung  gewiß  nur  in  der  Absicht  der  Schreiber  zu 
suchen,  die  Verteiluug  des  Textes  unter  die  verschiedenen 
Personen  mit  Hilfe  der  Buchstaben  statt  der  Anfangsbuchstaben 
der  einzelnen  Namen  (wobei  jedesmal  mehrere  geschrieben  werden 
mußten)  auf  bequemere  Weise  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

V.  3 f.  "Mit  Unrecht  vermißt  Umpfenbach,  Anal.  Ter..  Mainz, 
1874,  4  fuh'iilam.  Daß  hinter  V.  3  eine  Lücke  anzunehmen  sei,  hat 
Umpf.  a.  0.  3 ff.  dargetan;  id  factum  (V.  5)  kann  sich  weder  auf 
die  Tatsache  beziehen,  daß  die  Gegner  des  Terenz  dessen  Stück 
heruntermachen  (V.  1 — 3),  noch  auf  seineu  V.  4  ausgesprochenen 
Entschluß,    sondern    nur  auf  den  Vorwurf  literarischen  Diebstahls 

1)  S.  die  Haul.\  Einl:  34  Anm.  4,  beigebrachte  Literatur.  Für  die 
Ad.  nimmt  sechs  Haupt-  und  mehrere  Nebendarsteller  an  M.  Hodermarui, 
Fleck.  Jahrb.  OLV  70;  daß  zum  mindesten  fünf  notwendig  waren,  be- 
hauptet Nencini  a.  0.  14.  Über  den  Rang  der  einzelnen  Rollen  vgl. 
I>on.  arg.  m  Ad.,  Z.  16  ff 


KRITISCHER  ANHÄNG  141 

(vgl.  V.  13).  Ausgefallen  ist  etwa  der  Vers:  clamantes  suppüassc 
ewn  ueierem  f'abidam."  Dz.1  in  d.  Anm.  z.  d.  V.  "  Umpf.  ergänzt 
*Surreplam  clamitantes  unterem  fabulayn'*:  minder  gut,  da  surripere 
wohl  *  stehlen',  aber  nicht  '  bestehlen '  heißt  Außerdem  will  er 
einen  zweiten  aus  dem  Querolus  (Peiper  S.  f>)  herübernehmen: 
inuestigaiam  Plaut*  per  uesügia.  Indes  passen  inhaltlich  beide  Verse 
schlecht  zueinander.5'  Dz.1  Vgl.  auch  Dz.2  ad  not.  crit.  8.  XXXVII.  — 
Die  in  der  Anm.  zu  V.  5  gegebene  Erklärung  dürfte  zeigen,  daß 
zur  Annahme  einer  Lücke  kein  genügender  Anlaß  vorliegt.  Ebenso 
P.  Thomas,  Iwmarques  sur  les  Adelphes  de  Terencc,  JRev.  de  l'instr. 
publ.  cn  Belg.  XXII.  p.  385,  Fabia,  Les  Prol.  219,  A.  1,  G.  Cupaiolo, 
Boll.  di  /iL  class.Y.  282,  der  auch  bemerkt,  daß  weder  nach 
Umpf.s,  noch  nach  Dz.s  Erg.  V.  5:  Laudin  an  uitio  ditci  etc.  stehen 
könnte.  Vgl.  auch  meinen  Aufsatz  in  d.  Wien.  St.  XXIII  88 
A.  1.     Fleck.2  hält  noch  an  der  Lücke  fest. 

V.  4.  "Die  Codd.  haben:  Indicio  de  se  ipse  erit  (A  eripit 
IouiaJes  eiut)  uos  eritis  iudices  (B:  mos  iudices  eritis;  in  C  fehlt 
eritis  von  m.1).  Hiernach  ergibt  sich  zunächst  Indicio  de  se  ipse 
erit,  uos  eritis  iudices,  wie  u.  a.  Bentley  und  W.  Wagner  lesen. 
Ritschi  De  em.  fab.  Ter,  12  (Opusc.  III 296;  vgl.  Proleg.  in  Irin.  CXIX 
Anm.)  hielt  jedoch  die  pyrrhichische  Messung  von  erit  für  sehr  bedenk- 
lich und  schrieb  daher  naeb  Bothe :  Indicio  de  se  ipse  et  mos  er.  iud. ; 
doch  ist  das  Fehlen  von  erit  ebenso  störend,  wie  et  schleppend. 
Fleck,  hat  nach  dem  Vorgange  Bentleys  eritis  gestrichen,  das 
auch  wegen  seiner  wechselnden  Stellung  in  den  Handschriften 
verdächtig  schien,  und  für  se:  sese  eingesetzt.  Ich  habe  mit 
Guy  et  in  Ter.  com.  comment.  (Argentorati  1657)  189  eine  Um- 
stellung von  Indicio  vorgenommen,  obschon  die  gefällige  Gegen- 
überstellung von  Indicio  und  iudices  am  Anfang  und  Ende  des 
Verses  dadurch  verloren  geht."  Dz.1  —  Dz.s  Gründe  sprechen,  wie 
Dombart,  Blatt,  f.  d.  bayer.  Gymn.  XVni  354,  hervorhebt,  am 
besten  für  die  Beibehaltung  der  handschriftl.  Lesart.  An  der 
Kürzung  von  crit  nimmt  man  heutzutage  wohl  keinen  Anstoß 
mehr.  Scholl,  Rh.  Mus.  XLrV  284 f.,  nahm  nicht  bloß  an  erit, 
sondern  auch  an  dem  Ausdruck  indicio  crit  Anstoß  und  schlug 
vor:  Indicio  (falso  faetam  ex  ueterer  quom  arguoni:  Index)  de  se 
ipse  erit,  uos  eritis  iudices.  Dagegen  wies  mit  Recht  Stampini 
auf  Lucr.  IV  1011  f.  (Bern.)  hin. 

V.  10.  "Ritschi  zur  Vit  Ter.  505 f.  adn.  nahm  Anstoß  an  der 
Wiederholung  von  locum  und  daran,  daß  das  vielleicht  mit  Ab- 
sicht wiederholte  cum  metrisch  verschwinde  (vgl.  auch  Opusc.  II 
685  Anm.  1,  wogegen  aber  auf  den  unverdächtigen  Vers  Ad.  742 
zu  verweisen  ist).  Er  schlug  deshalb  cum  locum  hie  oder  cum 
nunc  hie  (so  Fleck.2)  zu  lesen  vor.  Der  mangelnden  Hervorhebung 
von  cum  ist  kein  großes  Gewicht  beizulegen,  zumal  vom  Dichter 
gerade    eine    starke    Betonung    von    hie.    (gegenüber   dem    voraus- 


142  KRITISCHER  ANHANG 

genannten  Plauius)  beabsichtigt  scheint;  über  das  wiederholte  eum 
.  . .  locum  muß  im  Vortrag  leicht  weggegangen  werden.  Deshalb 
halte  ich  auch  W.  Wagners  Änderung  hie  eum  (ohne  locum)  nicht 
für  nötig."  Dz.1  —  Gegen  Ritschi  verweist  Schlee  a.  0.  99  auf 
ähnliche  Wiederholungen  in  Andr.  121,  2  und  Phorm.  46,  8.  Sobald 
man  V.  9  und  10  ohne  Synizese  von  eum  liest  (eum  htc  mißt  auch 
Spengel),  tritt  dieses  beidemal  wirkungsvoll  hervor,  so  daß  gar 
nicht  daran  zu  zweifeln  ist,  daß  Ter.  diese  Anaphora  beabsichtigt 
hat:  'gerade  die  Szene  ließ  Plautus  unberührt,  gerade  die  Szene 
nahm  er  sich*  etc. 

V.  15.  In  A  wurde  bei  MALEDICI  von  Iou.  DIC  zweimal 
durchgestrichen  und  VOL  darübergeschrieben.  Die  Korr.  wurde 
später  wieder  getilgt. 

V.  16.  "Mit  Ritschi  Vit  Ter.  30,  505  schreibe  ich  Sunc 
statt  des  handschriftlichen  Eum.  Jenes  hat  Sueton  a.  0.  und  es 
entspricht  durchaus  dem  sonstigen  Sprachgebrauch  der  Prologe. 
Ritschi  hat  freilich  eine  Ausnahme  übersehen,  Hec  ProL  I  8: 
Alias  cognostis  eins:  quaeso  hanc  noscite;  indes  läßt  sich  hier  ge- 
rade in  dem  folgenden  hanc  ein  Grund  zur  Ausnahme  erkennen" 
(vgl.  auch  Bach  a.  0.  360).  "Dem  von  Ritschi  ferner  angeführten 
Umstände,  daß  in  den  nächsten  Versen  vor  V.  16  der  Dichter 
gar  nicht  erwähnt  wird,  möchte  ich  nicht  so  großes  Gewicht  bei- 
legen, da  die  Beziehung  von  Eum  doch  keinem  Mißverständnis 
ausgesetzt  wäre."  Dz.1  —  Ebenso  Dz.2  u.  Fleck.8  Die  in  der  Anm. 
z.  d.  V.  gegebene  Erklärung  dürfte  es  rechtfertigen,  daß  ich  das 
handschriftliche  eum  (ebenso  Stamp.  ohne  Begründung)  beibehielt. 
Daß  sich  Ter.  nicht  scheut,  den  Ausdruck  der  Gegner  zu  gebrauchen 
(Don.  z.  d.  V.  meint  sonderbarerweise:  non  sie  dicit  aduersariust  uerum 
hie  oratorie  crimen  non  tangit)  ersieht  man  u.  a.  aus  V.  13:  Fur- 
tumne  factum.  Bei  Sueton  ist  die  Ersetzung  des  eum  durch  hunc 
mit  Rücksicht  auf  den  sonstigen  Sprachgebrauch  wohl  erklärlicher 
als  das  Umgekehrte  in  sämtl.  Handschriften  und  bei  Don. 

V.  17.  Iouiales  hatte  QVEDILLI  in  quod  isti  geändert,  was 
wegen  des  Gegensatzes  zu  quom  Ulis  placet  (V.  18)  und  der 
Gleichheit  mit  V.  15  entschieden  vorzuziehen  ist  Später  wurde 
die  Korrektur  wieder  ausradiert. 

V.  24.  Wegen  des  fehlenden  uester  und  wegen  des  reicheren 
Ausdrucks  in  Phorm.  Prol.  34  und  Hec.  Prol.  II 24  (32)  dachte  Bentley, 
daß  nach  aequanimitas  etwa  folgender  Vers  ausgefallen  sei:  JBoni- 
tasque  uestra  adiutrix  nostrae  industriae.  Gegen  den  ersten  Grund 
spricht  die  in  der  Anm.  gegebene,  von  Spengel  herrührende  Er- 
klärung. Daß  aber  gerade  hier  lediglich  die  aequanimitas  an- 
gerufen wird,  scheint  wohlbegründet  zu  sein.  Terenz  ruft  das 
Publikum  als  Richter  an  (V.  4);  da  seine  Sache  gerecht  ist, 
braucht  er  nur  aequanimitas,  Unparteilichkeit.  Der  Appell  an  die 
bonitas  würde  in  diesem  Falle  die  Wirkung  nur  schwächen. 


KRITISCHER  ANHANG  143 

V.  25.  "Die  Beweiskraft  dieser  Stelle  für  langes  -at  wird 
anscheinend  dadurch  geschwächt,  daß  in  der  Lücke  vor  dem  Verse 
ein  zweites  Subjekt  gestanden  haben  kann  (etwa  Plaususque  uostri 
q.  s.),  welches  den  Plural  augeant  nötig  machte  etc."  Dz.1  —  Da  es 
unnötig  ist,  eine  Lücke  anzunehmen,  bleibt  die  Stelle  wohl  als 
Beweis  für  langes  -at.  Bemerkenswert  erscheint  mir,  daß  Iouiales 
V  in  INDVSTRIAM  ausstrich  und  0  darüberschrieb;  die  Korrektur 
wurde  später  wieder  getilgt.  Vgl.  Pest,  bei  PauL  75,  2  8  f.  Th.  in- 
dustrium  antiqui  dicebant  indostruum  etc. 

V.  26.  "Die  Annahme  Spengels  und  früherer  Gelehrten,  daß 
der  Sklave  Storax  hinter  Micio  aus  dem  Hause  komme,  durch  die 
Anrede  Storax  an  Micios  Seite  gerufen  werde  und  auf  dessen  Mit- 
teilung durch  eine  entsprechende  Mimik  antworte,  sich  bald  aber 
wieder  ins  Haus  zurückziehe,  ist  ganz  unbegründet;  auch  in  der 
Szenenüberschrift  der  Handschriften  fehlt  der  Name  des  Sklaven. 
Meine  Erklärung  stimmt  mit  Donat  z.  d.  St.  und  neueren  Erklärern 
überein."  Dz.1  —  M.  E.  kann  Micio  nach  Storax  nur  rufen,  wenn 
dieser  im  Innern  des  Hauses  ist;  dieses  war  wohl  als  Haus  eines  wohl- 
habenden Bürgers  geräumig,  mit  einer  Nebenwohnung  für  Äschinus, 
in  die  er  sich  nach  seinen  Kneipereien  zurückzog,  ohne  von  Micio 
bemerkt  zu  werden.  Dieser  konnte  dann  seine  Heimkehr  nur  von 
einem  der  aduersitores  erfahren,  die  sich  im  Gesindetrakte  befanden. 
Nach   den  Scholien   (vgl.  Schlee  149  f.)  spricht  Micio  mit  Storax. 

V.  28  f.  Ich  habe  mit  Spengel  und  Dz.1  aut  behalten.  Da  in 
abesse  bereits  eine  gewisse  Dauer  zum  Ausdruck  kommt,  die  der 
eifersüchtigen  Gattin  auch  Gelegenheit  geben  kann,  sich  darüber 
Gedanken  zu  machen,  wird  die  Steigerung  (ibi  si  cesses,  wenn  du 
absichtlich  lange  ausbleibst)  vollkommen  passend  mit  aut  ein- 
geführt (ebenso  V.  146,  601  bei  zwei  fast  gleichen  Eventualitäten, 
von  denen  die  zweite  eine  Steigerung  enthält),  so  daß  weder  atque 
(Sydow,  De  ßde  librorum  Terent,  Diss.,  Berlin  1878,  Thes.  II, 
aufgenommen  von  Engelbrecht,  Wien.  Stud.  VI  245 ff.,  Dz.2,  Fab., 
Fleck.2),  noch  et  (Phil.  Anz.  II  208  Anon.,  P.  Langen,  Philol. 
Rundsch.  I  1121)  dafür  einzusetzen  ist. 

V.  29 f.  "Mit  Umpfenbach  und  Spengel  stimme  ich  Ritschis 
von  Fleck,  adoptiertem  Vorschlag  (s.  Opusc.  DU  79 7  f.),  V.  29  f.  zu 
einem  Vers  zusammenzuziehen  (Qtme  in  te  üxor  dicit  4uenire  ea 
sätius  est),  nicht  bei.  Schon  die  gezwungene  Stellung  des  nach- 
folgenden Irata  verbietet  es  meines  Erachtens."  Dz.1  —  Dagegen 
spricht  auch  der  Umstand,  wie  Engelbrecht  a.  0.  gegen  Ritschi 
bemerkt,  daß  wegen  des  folgenden  potentes  propitii  auf  cogitat 
(V.  30)  unter  keinen  Umständen  verzichtet  werden  kann.  Auch 
weist  si  cesses  (V.  32)  deutlich  auf  si  cesses  im  V.  29  zurück 
(vgl.  auch  P.  Thomas,  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  xxn  386). 
Auf  Klettes  abenteuerlichen  Vorschlag  (Escerc.  Ter.,  Bonn  1855) 
si  absis  uspiam  Ea  euenire  satiust  quae  uxor  cogitat  Irata  etc.  ist 


144  KRITISCHER  ANHANG 

Dz.1  mit  Recht  Dicht  eingegangen     Vollständig  mißverstanden  hat  die 
Stelle  Otto  265,  parens  3,  indem  er  dicit  mit  'anwünscht '  übersetzt. 

V.  32 ff.  "Aus  der  Zeit,  in  welcher  ich  Mitglied  des  Bonner 
philol.  Seminars  war  und  unter  Kitschis  Leitung  der  Anfang  dieses 
Lustspiels  interpretiert  wurde,  habe  ich  mir  —  ohne  eine  Be- 
zeichnung des  üucför  —  folgende  Konjektur  notiert:  Vxor,  si  cesses, 
bene  tibi  es?c  cogitat:  Tete  aut  (etwa  Aui  teel?)  amare  aut  potare 
afque  animo  obsegui."  Dz.1  —  Dz.1  nahm  in  der  Anm.  zu  V.  33  haupt- 
sächlich an  der  Wiederholung  des  amare  Anstoß.  Daß  aber  gerade 
darin  eine  feine  Unterscheidung  der  in  «(liehen  Fällen  besonders 
scharfsinnigen  Jbrauen  liogt,  auf  die  übrigens  schon  Don.  hin- 
gewiesen hat,  glaube  ich  in  der  Anm.  gezeigt  zu  haben;  daher  ist 
auch  der  Vorschlag  Dzs,  cum  conumis  statt  ietc  amari  zu  lesen, 
gegenstandslos.  Fleck.2  nahm  anpassend  helluari  statt  tue  amari 
in  den  Text.  Dagegen  erscheint  es  mir  bemerkenswert,  daß 
louiales  (V.  32)  am  von  AMARE  ausstrich  und  darüber  einige 
Buchstaben  schrieb.  Da  die  Korrektur  später  getilgt  wurde,  ge- 
lang es  erst  mit  Mühe,  BAC  zu  entziffern.  Es  wäre  daher 
nicht  unmöglich,  daß  bacchare  (als  Aktivum  allerdings  erst  in 
später  Zeit  belegbar)  statt  amare  in  der  Vorlag*-  des  Iou.  gestanden 
hat.  Der  Sinn  wird  durch  bacchare  (auf  Liebesstreifzüge  ausgehen) 
nicht  geändert,  doch  müßte  in  diesem  Falle  das  erste  aut  getilgt 
werden.  In  neuester  Zeit  scnlug  L.  Havel  (Arch.  XI  578)  mit 
Bezug  auf  die  Bemerkung  Landgrafs  zu  der  Glosse  alealur]  cotizat 
(Arch.  IX  363)  statt  tele  amari  He  aledri3  vor;  tete,  in  DV  detc, 
sei  nur  orfunden  worden,  um  den  Vers  meßbar  zu  machen,  und 
die  Bed.  fügt  hinzu,  daß  sich  die  zweite  Silbe  von  tete  vielleicht 
aus  einer  Korrektur  a,'^ri  erkläre.  Ich  halte  es  für  verfehlt, 
in  den  festgeschlossenen  Ideeugang  diesen  fremden  Begriff  ein- 
zuführen. —  Daß  V.  3i  in  A  fehlt,  ist  noch  kein  Grund  zur  Ver- 
dächtigung (noch  weniger,  daß  Don.  ihn  nicht  erwähnt);  Dz.1'2 
klammerte  ihn  mit  Fleck.1  ein.  Ich  behalte  den  Vers  bei  mit  Fs.bia, 
Psichari,  Stamp.,  Fleck.2,  weil  er  mir  den  psychologisch  natür- 
lichen, und  daher  notwendigen  Abschluß  der  Gedankenreihe  der 
eifersüchtigen  Frau  darzustellen  scheint.  Rein,  De  pronom.  ap. 
Ter.  collocatione  cap.  IV,  D>s°.,  Leipzig  1879.  18.  fuhrt  g^gen  die 
Echtheit  des  Verses  auch  die  Stellung  von  soll  an,  ein  Grund, 
der  durch  die  deutliche  Absicht  dieser  Stellung  hinfällig  wird. 
Die  Umstellung  sibi  quam  (seit  Bentl.)  ist  unnötig. 

V.  35.  Ich  habe  mit  Vahlen,  'Über  die  Versschlüsse  des 
Terentius',  Ahn.  der  k.  preuß.  Ak.  d.  Wiss.  1900  lau.  35,  ei  bei- 
behalten, das  die  neueren  Herausgeber  mit  Unrecht  entfernt  haben, 
da  sich  diese  enge  Verbindung  auch  am  Versschlusse  in  keiner 
Weise  leugnen  läßt  (vgl.  meinen  Aufsatz  'Zu  Terenz',  Wien.  Stud. 
XXII  70 f.  A.  2).  In  den  Handschriften  ist  es  irrigerweise  an  den 
Anfang  des  nächsten  Ver?es  gekommen  (vgl.  aliquid  uah  in  V.  37 


KRITISCHER  ANHANG  145 

in  AFDPL),  L  dagegen,  der,  wie  ich  noch  zu  erweisen  gedenk«», 
die    Verseinteilung    viel    besser    erhalten    hat    als    D,    hat    et    am 
Schlüsse  des  Verses.    Dasselbe  gilt  für  aut  in  V.  38.    Vgl.  darüber 
Vahlen  15  u.  39,  auch  Leo,  Rh.  Mus.  XXXVm  12,  Klotz,   Grund 
züge  altröm.  Metr.,  Leipzig  1890,  191. 

V.  38  f.  Dz.1  hat  nach  Conradt  Herrn.  X  109  das  überlieferte 
aut  am  Ende  von  V.  38  getilgt,  da  einsilbige  Konjunktionen  am 
Ende  der  Verse  (vielleicht  mit  Ausnahme  lyrischer  Reihen)  nirgends 
bei  Terenz  mit  Sicherheit  nachzuweisen  seien.  Ebenso  die  übrigen 
Herausgeber.    Vgl.  dagegen  das  oben  zu  V.  35  Gesagte. 

V.  40.  "In  A:  sedbxfkätbembo  |  is  (meo  von  Iou.  getilgt), 
die  andern  Codd.  im  wesentlichen  sed  ex  fratre.  is  adeo  |  . .  .  Die 
von  Guyet  vorgeschlagene  und  von  den  meisten  neueren  Heraus- 
gebern angenommene  Umstellung  sed  fratre  ex  meo  ist  wegen  der 
Stellung  von  ex  hinter  dem  zugehörigen  Substantiv  durchaus  un- 
möglich; nicht  einmal  ein  adjektivisches  Attribut  tritt  vor  die 
Präposition.  Für  ebenso  unannehmbar  halte  ich  die  von  W.  Wagner 
(Rh.  Mus.  XXII  117)  empfohlene  spondeische  Messung  von  fratre. 
Ich  habe  daher  est  nach  fratre  eingeschoben.  Pleonastisch  ist  est 
nicht,  insofern  bei  der  Wortstellung  des  vorausgehenden  Satzes 
gerade  dem  non  est  das  positive  est  gegenübertritt.  Die  Stellung 
der  Kopula  wäre  wie  Hec.  391  quod  in  rem  sit  tuam."  Dz.1  —  Die 
Herausgeber  folgen  entweder  Guyet  (z.  B.  Fab.,  Fleck.8)  oder  Dz.1  (Dz.8, 
Stamp.).  Nachzutragen  wäre  noch,  daß  P.  v.  Winterfeld,  Schedae 
criticae,  Berlin  1895,  S.  7  vorschlägt:  sed  ex  fratre.  is  meo  Dis- 
simili  studiost  =  'er  ist  von  einem  dem  meinigen  (!)  unähnlichen 
Streben',  und  ebenso  hart  Grau,  Phil.  L  319:  fratre;  is  mei  Diss.  st. 
—  cer  gibt  sich  den  meinen  unähnlichen  Bestrebungen  hin'.  Da 
Iouialrs  nach  FRATRE  interpungiert,  MEO,  das  als  eingedrungenes 
Scholion  am  besten  daraus  zu  erkennen  ist,  daß  in  L  über  fratre: 
s.  meo,  steht,  tilgt  und  über  IS  DISSIMILI:  ADEO  schreibt,  was 
später  allerdings  radiert  wurde,  ist  die  Überlieferung  eigentlich 
eine  vollkommen  einheitliche.  In  A  hatte  der  Schreiber  ADEO 
übersehen  und  deshalb  IS,  wie  dies  so  häufig  mit  einsilbigen 
Wörtern  geschah,  an  den  Anfang  der  nächsten  Zeile  gestellt. 
Auch  in  L,  der  in  Bezug  auf  die  Interpunktion  sehr  genau  ist, 
wird  nach  fratre  interpungiert,  was  übrigens  auch  aus  den  Lemmata 
des  Donat  zu  erkennen  ist.  Ich  folge  daher  Bentley,  ümpf.  und 
Pess.     In  den  Gloss.  Ter.  wird  adeo  mit  ualde  erklärt. 

V.  43.  Regel  a.  0.  15  schlägt  vor:  quod  fortunati  isti  putant. 
Wenn  man  auch  zugeben  muß,  daß  fortunatum,  auf  quod  bezogen 
und  fast  substantivisch  gebraucht,  etwas  auffallend  ist,  so  glaube 
ich  es  doch  im  Hinblick  auf  Cic.  ad  Quint.  fr.  DI  14,3:  Nihil  nobis 
rxpeditis,  si  unlebimus,  fore  fortunatius ,  und  auf  die  bekannte 
Formel:  quod  bonum  fortunatum  feHx  salutareque  siet  (Varro,  L.L.  6,86) 
halten  zu  können.     Die  Stelle  wird  übrigens  auch  mit  fortunatum 

Te  ren  tios,  AcMphoe*  JO 


J46  KRITISCHER  ANHANG 

verschieden  erklärt:  entweder  werden  wie  in  der  Anm.  (Fabia: 
quod  —  uxorem  habere)  in  Übereinstimmung  mit  Don.  und  den 
Scholien  unter  isti  diejenigen  verstanden,  die  Frauen  haben,  oder 
es  wird  das  direkte  Gegenteil  angenommen  (quod  =  uxorem  non 
habere^  Thomas,  Stamp.):  und  das,  was  jene  (Stamp.  meint,  daß 
sich  Micio  bei  diesen  Worten  an  das  Publikum  wandte,  unter  dem 
hartgesottene  Junggesellen  nicht  fehlten)  wie  ein  wahres  Glück 
ansehen:  ich  habe  keine  Gattin  genommen.  Schließlich  wäre  es 
auch  möglich,  quod  als  Akk.  der  Beziehung  zu  fortunatum  und 
dieses  auf  Micio  zu  beziehen:  Worin  (in  Bezug  worauf)  mich  jene 
für  beglückt  halten,  ich  habe  etc.  S.  auch  Wien.  Stud.  XXIT  102  f. 
(nicht  162  f). 

V.  44.  "Mit  Recht  haben  W.Wagner  und  Spengel  neuerdings 
gegen  Fleck,  u.  a.  ille  c.  h.  o.  vom  folgenden  getrennt."  Dz.1  — 
Fleck.2  und  Dz.2  interpungieren  auch  nach  omnia\  die  gezwungenen  Er- 
klärungen: Dz.1:  ille  c.  h.  o.  nämlich  agit:  'jener  (tut)  umgekehrt  (!) 
alles  Folgende',  Spengel:  'er  in  allem  das  Gegenteil*  (sehr  be- 
denklich), Dombart  (a.  0.  355):  'jener  treibt  all  dies  in  gegen- 
teiliger Weise',  Stamp.:  lui  invece  e  tutto  U  rovescio,  zeigen  wohl 
am  deutlichsten,  daß  contra  als  Adverb  nicht  zu  halten  ist. 

V.  55 f.  "Das  handschriftliche  aut  audebit  am  Anfang  des 
V.  56  scheint  ursprünglich  Randglosse  zu  insuerit  (V.  55)  gewesen 
und  an  Stelle  eines  andern  Wortes  in  V.  56  eingedrungen  zu  sein. 
Otto  Schubert,  Symb.  ad  Ter.  emend.  (Weimar  1878,  7f.)  hat 
hierfür  früher  sehr  ansprechend  audacter  vermutet;  später  ähnlich 
Spengel:  Audebit  t.  m.  audacter  cd.  —  Ferner  sucht  Schubert  5  ff. 
V.  5 7  f.  als  unecht  nachzuweisen  und  teilt  (8)  überdies  mit,  daß 
Ritschi  V.  55  —  58  auszuscheiden  geneigt  gewesen  sei.  V.  5 7  f.  sind 
dadurch  allerdings  verdächtig,  daß  in  dem  gleichen  Monolog 
V.  69  —  77  (besonders  7 4 f.)  dieselbe  Argumentation,  nur  ausführ- 
licher, wiederkehrt;  V.  55  f.  aber  würden  den  guten  Anschluß  von 
V.  59  an  das  Vorhergehende  unterbrechen."  Dz.1  —  Gegen  die  Ent- 
fernung der  V.  55 — 58  (bloß  55  und  56  tilgen  Kocks,  Interpol. 
Terenk,  Festschrift  d.  Kölner  Friedr.  Wi]h.- Gymn.  1875,  S.  27 f.  und 
Koenighoff,  I>issert.  Ter.  crit.  7)  spricht  aber  der  Umstand,  daß 
in  den  Versen  69 ff.  zwar  ungefähr  dieselbe  Argumentation,  jedoch 
im  allgemeinen,  nicht  mehr  auf  das  Verhältnis  zwischen  Vater  und 
Sohn  bezüglich,  wiederkehrt;  vgl.  über  den  symmetrischen  Bau  der 
Stelle  und  ihren  Parallelismus  Klotz  403.  Schofll  a.  0.  281  A.  2  will 
aut  matrem  (!)  für  aut  audebit  einsetzen,  weil  schon  ein  librarius  des 
10.  Jahrh.  beim  Citat  des  Martianus  Capella  (p.  469,  5  BT.,  p.  162, 
17  f.  Eyss.)  a.  m.  neben  das  doppelte  aut  audebit  setzte.  Was  soll 
aber  die  Erwähnung  der  Mutter,  von  der  sonst  gar  nicht  die  Rede 
ist?  Dagegen  knüpft  W.  Schmid,  Philol.  LV  389  ff.  an  den  Um- 
stand an,  daß  Don.  den  Vers  zu  Andr.  867 f.:  Ostendam,  erum  quid 
sit  perieli  f allere  Et  iUi  patrem  citiert,  und  schlägt  vor:  Nam  qui 


KRITISCHER  ANHANG  147 

mentiri  aut  / allere  suum  erum  aut  patrem,  gibt  aber  freilich  gleich 
zu,  daß  erum  hier  eigentlich  nicht  notwendig  sei.  Don.  citiert 
aber  lediglich  wegen  / allere  patrem1).  Klotz  a.  0.  204  las:  Aut 
<^2>atruomy  tanto  magis  etc.,  nahm  es  aber  später  zurück.  Die  Aus- 
gaben folgen  bald  Schubert,  bald  Spengel;  Fleck.2  schreibt  hau  dubio 
tanto  magis  etc.  Vahlen  a.  0.  44  f.  sucht  die  handschriftliche  Über- 
lieferung vollkommen  zu  halten.  So  sehr  ich  ihm  in  Bezug  auf  das 
am  Schlüsse  stehende  aut  (FP  nachUmpf.,  aber  auchLD  haben  es  am 
Schlüsse)  beistimme,  komme  ich  doch  über  Bentleys  Bedenken: 
**post  InsueriV  quorsum  infcrtur  *  Audebit?'  quasi  non  saepe  ac 
diu  ausus  sit  priusquam  posset  insuesccre",  nicht  hinweg.  Vahlen 
meint  zwar,  hier  werde  das  Geringere  an  das  Stärkere  mit  aut 
angeknüpft;  so  wenig  mich  aber  die  hierfür  angeführten  Beispiele: 
Phorm.  431  f.,  Eun.  796f.,  Hec.  655ff.  überzeugen,  da  mir  in  ihnen 
doch  eine  gewisse  Steigerung  zu  liegen  scheint,  die  wir  auch  an 
unserer  Stelle  erwarten,  so  wenig  kann  ich  mich  auch  mit  der 
Übersetzung  von  audebit:  'versuchen  wird',  befreunden.  Dagegen 
scheint  mir  Klotz,  der  die  einsilbigen  Wörter  am  Versschluß  in 
Elision  bei  Terenz  auf  Einfluß  des  Ennius  und  der  griech.  Technik 
(191)  zurückführt,  mit  folgendem  so  ziemlich  das  Richtige  ge- 
troffen zu  haben  (Nachtr.  5 66 f.):  'Vielmehr  ist  gerade  patrem  aut 
audebit  alte  Überlieferung  aller  Terenzhandschriften,  sowie  der  besten 
alten  Handschriften  bei  Martianus  Capeila  (p.  162,  18  Eyss.).  Gehen 
wir  von  dieser  Grundlage  aus,  dann  muß  das  übrigens  auch  un- 
metrische insueuerit  des  A  und  das  insuerü  eines  Teiles  der  Call. 
Handschriften  eine  nach  dem  unmittelbar  vorausgehenden  con- 
suefeci  filium  sehr  naheliegende  Vermutung  sein.  Denn  man 
er  wartet  ein  anderes  Verbum:  cWer  das  beim  Vater  sich  vor- 
nimmt oder  gar  auszuführen  die  Frechheit  hat.'  Das  passende 
Verbum  gibt  die  gute  alte  Lesart  bei  Mart.  Cap.  instituerit,  das 
gerade  in  dem  mit  dem  teren  zischen  so  nahe  verwandten  Briefstil 
Ciceros  in  gleicher  Bedeutung  und  Konstruktion  vorkommt,  wie 
denn  gerade  Micio,  der  Sprecher  dieser  Worte,  auch  V.  38  einen 
ähnlichen  breiten  Ausdruck  gebraucht  hat:  instituere  aut  parare  mit 
ähnlicher  Steigerung  wie  hier.  Nur  muß  man  dem  audebit  konform 
das  einfache  Futurum  statt  des  nach  dem  gewöhnlichen  Sprach- 
gebrauch vorzuziehenden  instituerit  einsetzen.  Demnach  scheint 
auch  hier  D,  der  vollständigste  Vertreter  der  irischen  Relation, 
die  echte  Lesart  noch  am  getreuesten  in  seinem  ins(Jtityuet  be- 
wahrt zu  haben/  Ich  stimme  ihm  vollkommen  bei  bis  auf  die 
Änderung  instituet,  die  mir  unnötig  erscheint,  da  institerit  (s.  die 
Anm.  z.  d.  St.)  nicht  nur  vollkommen  in  den  Vers  paßt,  sondern 
auch  dem  instituerit  des   Mart.  Cap.   am   nächsten  kommt,   dessen 


1)  Aus  den  Initialen  *.  p.  a.  u.  t.  m.  a.  c.  (s.  adn.  crit.  bei  Weßner) 
ißt  aber  zu  erkennen,  daß  zwischen  patrem  und  tanto  zwei  Wörter  standen. 

10* 


148  KRITISCHER  ANHANG 

übrige  Terenzcitate  (Ad.  361  =  95,  21  f.;  Andr.  110f.=  162,  24 f.; 
ib.  142 f.=  160,  23f.;  ib.  933  =  171,  16;  Hec.  58f.=  171,  20f.; 
Phorm.  352  f.  =  179,  3 f.),  entgegen  der  Ansicht  Umpf.s,  praef.  LXJJT, 
zeigen,  daß  er  auf  eine  gute  Überlieferung  zurückgebt.  Da  die 
besseren  Vertreter  der  d- Klasse,  V  und  L,  bereits  inswuit  haben, 
ist  in  dem  insuet  (Schol.  am  Rande  uel  insuer.it)  des  Cod.  D  offen- 
bar nur  ui  ausgefallen,  was  der  Scholi&st,  der  identisch  mit  dem 
Schreiber  ist,  nicht  bemerkte. 

"'V.  60.  haben  alle  Kandschr.,  sowie  Cic.  de  btv.  I  19,  27 
und  Victorin.  z.  d.  St.  203,  3  H.  clamitans,  was  W.  Wagner  (Aus- 
gabe und  Phil.  Anz.  TTI  46  f.)  sowie  Spengel  mit  Woglas?ung  von 
agis  in  den  Text  gereizt  haben.  Ich  glaube  indes,  daß  clamitans 
aus  eii. er  Parallelstelle  (Andr.  144  Venu  Chremes  po&tridie  ad  nie 
clamitans)  hier  eingedrungen  und  die  Lesart  der  Vuigata  vor- 
zuziehen ist.''*  Dz.1  —  Auch  ich  wage  trotz  der  einstimmigen  Über- 
lieferung (Donat  begründet  sog?r  clamitans  gegenüber  damals) 
nicht,  den  Proceleusmaticus  da  j  triitäns  quid  äg  \  is  zu  halten, 
obwohl  er  hier  prächtig  die  Aufregung  und  Hast  Demeas  malte,  da 
er  in  der  Bildung  des  schwachen  T^ktteiles  (s.  Seyffert,  Bur:>. 
Jahresb.  80,  265  f.)  m.  W.  einzig  dastünde. 

V.  62f.  "Ich  habe  den  Vorwurf  Vestitu  nimio  mdulges,  der 
keineswegs  einen  abschließenden  Sinn  hat,  in  enge  Verbindung  mit 
der  Frage  quor  tu  .  .  .  suggeris  gebracht,  von  der  er  bisher  stets 
getrennt  wurde."    Dz.1 

V. -70.  A  pauet,  c,  cauet,  was  Fleck.2  in  den  Text  genommen 
hat,  nachdem  es  schon  A.  Biese,  Phil.  Anz.  XV  318  (Dz.2  fortasse 
rede)  empfohlen  hatte,  dessen  Erklärurg  aber  ebensowenig  be- 
friedigt als  die  Donats,  der  die  Stelle  als  locus  obscurus  bezeichnet. 
Ich  halte  pauet  für  das  Richtige;  denn  derjenige,  der  nur  dem 
Zwange  folgt,  wird  natürlich,  wenn  er  etwas  angestellt  hat,  so 
lange  in  Furcht  vor  der  Strafe  sein,  als  er  Entdeckung  fürchten  muß; 
weiß  er  sich  dagegen  wieder  sicher,  machx  er  abermals  schlechte 
Streiche.  Natürlich  nimmt  er  sich  während  dieser  Zeit  auch  in 
acht,  neue  Streiche  zu  machen  (cauet  wohl  ein  Scholion),  aber 
daß  die  Furcht  dasjenige  ist,  was  ihn  abhält,  unterscheidet  ihn 
\on  dem  andern. 

V.  79.  Wo  wir  als  Objekt  einer  Handlung  nach  dem  Zu- 
sammenhang ein  Pron.  dem.  erwarten,  unterbleibt  in  der  Umgangs- 
sprache vermöge  der  in  ihr  waltenden  Ökonomie  häufig  die  Setzung 
des  Objekts.  So  könnte  auch  stehen  cum  V.  79,  151,  244  etc.; 
ram  V.  200,  203,  204  etc.;  id  V.  107 ff.,  205,  209  etc.;  eos 
V.  919;  ca  V.  991;  ei  (Dativ)  V.  307,  431,  968;  ea  (Ablativ) 
V.  746;  me  V.  229,  274,  483,  485. 

V.  82 f.  "Daß  gegenüber  der  sinnlosen  Lesart  der  Handschr. 
Hogas  me,  ubi  nobis  Aeschinus  Siet,  quid  etc.  Ritschi  {Proleg.  in 
Trifi.  S.  120  Anm.)  den  V.  82  mit    Bogas  me?  ubi  nobis  Aeschi- 


KRITISCHER  ANHANG  149 

nust?  richtig  hergestellt  hat.  halte  ich  für  zweifellos.  Auch  im 
weiteren  gibt  8cm  iam,  wie  R.  vorschlägt,  den  Sinn  richtig 
wieder,  entfernt  sich  aber  zu  weit  von  der  Überlieferung  (näher 
läge  8cm  tu  nach  Eun.  744,  800).  Conradt  im  Herrn.  X  102f. 
schlägt  deshalb  vor  Seiet  oder  Is  seiet.1)  Doch  widerspricht  dies, 
soviel  ich  sehe,  dem  Sprachgebrauch:  seiet  oder  is  seiet  im  Sinne 
von  cer  wird  es  wissen,  wird  es  sasfen  können'  wäre  ein  Germa- 
nismus; es  heißt  vielmehr:  der  wird  (soll)  es  erfahren,  zu  wissen 
bekommen.  An  unserer  Stelle  aber  weiß  Aschinus  bereits,  um 
was  es  sich  handelt.  Daher  glaube  ich,  daß  nicht  seiet,  sondern 
seies  zu  lesen  ist;  nach  Ausfall  des  c  wurde  das  Verbum  dem 
vorausgehenden  Satze  angepaßt."  Dz.1  —  Mit  Recht  weist  Sohlee 
(Philol.  Woehenschr.  1882,  100)  darauf  hin,  daß  durch  Ritsch; s 
Änderung  der  Dialog  ungeschickt  werde,  und  daß  man  nach 
seies,  wie  Dz.1  vorschlägt,  erwarten  sollte,  Demea  werde  so- 
fort die  Schandtat  des  Ä.  vorbringen;  statt  dessen  spektakle  er 
weiter,  bis  endlich  Micio  mit  quidnam  id  est?  ihn  neuerdings  dazu 
auffordere.  Daß  gerade  die  Formen  scies  oder  seiet  (Dz.2)  nicht 
passend  zum  Ersatz  der  am  Anfang  ungewöhnlich  scheinenden 
Form  siet  gewählt  wurden,  geht  daraus  hervor,  daß  Ter.  gerade 
diese  Formen  gegenüber  seibo  etc.  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
(Haut.  972)  nur  am.  Ende  verwendet  hat  (s.  Engelbrecht  a.  0.  58). 
Dagegen  waren  die  Formen  siet  etc.  zur  Zeit  des  Ter.  nicht 
im  mindesten  so  ungewöhnlich,  daß  sie  deswegen  ans  Ende 
verwiesen  werden  müßten  (wenn  Formen  am  Ende  stehen,  ver- 
danken sie  es  lediglich  ihrer  für  den  Schluß  passenden  Form), 
wie  dies  Stange,  De  archaismis  Ter.,  Pr.  Wehlau  1890, 1 — 14,  nach- 
weist. Schon  vor  ihm  ist  Haul.  überzeugend  für  die  Zulässigkeit  ein- 
getreten: Neue  philol.  Rundsch.  1884,  682;  ebenso  Zeitschr.  f.  d. 
öst.  G.  1891,  507  f.  und  namentlich  Hau!.3  Einl.  63,  A.  2.  Siet 
ist  aber  nicht  bloß  an  unserer  Stelle  einstimmig  überliefert, 
sondern  die  Stelle  wird  auch  von  Don.  z.  V.  789  (s.  d.  Anm.)  mit 
siet  citiert,  so  daß  man  auch  dem  Vorschlage  SchoelJs  a.  0.  281, 
A.  1:  sie  est  statt  siet  zu  schreiben  (angen.  von  Fabia  und  Fleck.2) 
nicht  beizustimmen  braucht,  so  ansprechend  er  im  Hinblick  auf 
Hec.  460  et  qui  sie  sunt,  und,  was  Seh.  nicht  beachtete,  in  Be- 
rücksichtigung dessen  ist,  daß  Sehol.  Bemb.:  ubi\  quanäo  (Herrn. 
II  383)  bietet.  Der  Umstand,  daß  Iouiäles  erst  am  Schlüsse  der 
Worte  Demeas,  nach  tristis  ego  sim,  interpungiert,  kann  als  Stütze 
der  in  der  Anm.  gegebenen  Erklärung  dienen.  Stamp.  denkt  an 
sit  et.  Weniger  zu  empfehlen  sind  m.  E.  die  von  Boue  gegebenen 
Erklärungen:  vous  chez  qui  häbite  notre  JEsehine  (ubi  =  apud  quem), 
ebenso  Pess.,oder:  Quand  nous  avons  un  fds  iel  qu'Eschine  (xibi  =  qtioni). 

1)  Gebilligt  von  Dombart,  Bl.  f.  d.  bayr.  G.W.  XVIII  356.  '  Zu  V.  789 
citiert  übrigens  Donat  unsere  Stelle,  und  da  hat  der  Oxon.  —  wohl  aus 
Zufall  —  seiet'.    Dz.1 


150  KRITISCHER  ANHANG 

V.  83.  Ich  halte  die  Verschreibung  in  A  (B  vor  DIXIN  statt 
A)  nicht  für  hinreichend,  um  die  für  Micio  vollkommen  passenden 
Worte  Dkcin  hoc  fore  dem  Demea  zuzuweisen,  wie  dies  Spengel,  Psiehari, 
Plessis,  Stamp.,  Boue  tun,  zumal  vor  quid  fecitY.  84  kein  Pers.  Z.  steht. 

V.  87.  Alle  Codices  (mit  Ausnahme  von  A  und  E)  und  Non. 
96,  5  (nicht  76)  haben  dissignauit  (L  is  signauit  aus  dissignauit). 
Da  auch  Plaut.  Most.  413  nach  den  Handschriften  dissignata  zu  lesen 
ist,  Hör.  Epist.  I  5,  16  dissignat  die  bessere  Überlieferung  ist  (vgl. 
Keller,  Epil.  zu  Hör.  Epist.  I  5,  16  und  I  7,  6,  Fleckeisen,  50  Ar- 
tikel .  .  .  für  lateinische  Rechtschreibung  16),  da  ferner  dissignator 
und  dissignatio,  woraus  m.  E.  erst  die  an  unserer  Stelle  einzig 
passende  Bedeutung  geflossen  ist,  sowohl  handschriftlich  (Hör.  Epist. 
I  7,  6)  als  auch  inschriftlich  (C.  I.  a.  0.  und  IX  5461)  als  die 
richtige  Form  erwiesen  ist,  glaube  ich  nicht  zu  irren,  wenn  ich 
in  diesem  Falle  von  A  (und  Don.)  abgehe,  zumal  es  nicht  aus- 
geschlossen ist,  daß  im  Laufe  der  Zeit  eine  Übertragung  der  Be- 
deutung von  dissignare  im  obigen  Sinne  auf  designare  und  da- 
durch dessen  Eindringen  stattgefunden  hat,  wobei  ich  auch  auf 
die  Eigenheit  der  m.1  in  A  hinweisen  muß,  oft  e  statt  i  zu 
schreiben;  s.  Wien.  Stud.  XXII  58  A.  9.  Für  dissignare  entscheidet 
sich  auch  Henry  Nettleship,  Journ.  of  philol.  X  206  ff. 

V.  94 f.    Fleck.2  stellt  um:  frairem  rei  \  uidet  operam  dare. 

V.  108.  Ich  habe  decet  mit  Iouiales  und  L^  für  licet  (A 
und  y)  eingesetzt.  Der  Gegensatz  zu  dem  in  Y.  108  ausgedrückten 
Gedanken  ist  alieniore  aetate  post  faceret  tarnen  (V.  110).  Alieniore 
aetate  kann  aber  nur  ein  Alter  bezeichnen,  in  dem  sich  das  Treiben 
eines  A.  nicht  mehr  schickt,  niemals  aber  bedeuten,  daß  es  in  diesem 
Alter  nicht  mehr  erlaubt  sei;  denn  das  gerade  Gegenteil  ist  der 
Fall,  in  diesem  Alter  hat  der  Betreffende  ja  erst  volle  Freiheit. 
Daher  kann  108  nur  decet  stehen,  was  auch  vollkommen  zur  An- 
schauung Micios  paßt,  der  nicht  davon  redet,  ob  es  in  diesem 
Alter  erlaubt  sei,  denn  das  ist  für  ihn  selbstverständlich,  sondern 
ob  es  diesem  Alter  noch  zukommt  im  Gegensatz  zum  höheren  Alter. 
Licet  ist  entweder  eine  eingedrungene  Bemerkung  eines  Scholiasten, 
der  die  Stelle  nicht  verstand  —  in  L  steht  noch  über  decet:  i. 
licet,  in  D:  .1.  licet  — ,  oder  bloße  Verschreibung.  Dieselbe  Ver- 
wechslung fand  auch  bei  Tibull  an  der  angegebenen  Stelle 
zwischen  decebit  und  licebit  statt,  wo  licebit  nur  von  den  jüngsten 
und  interpolierten  Handschriften  geboten  wird. 

V.  117  f.  Da  Varro,  L.  L.  VH  84,  diesen  Vers  mit  Scortatur 
statt  obs&nat  citiert,  will  Schoell  a.  0.  280  ihm  folgen,  muß  sich 
aber  deshalb  zur  Ausscheidung  von  118,  9  entschließen.  Es  ist 
aber  zu  beachten,  daß  Micio  hier  bereits  zum  zweiten  Male 
CV.  100 — 110  sind  ohne  Wirkung  geblieben)  dem  Demea  die 
Überzeugung  beizubringen  versucht,  die  vorgeworfenen  Sünden 
des  Ä.  seien  nicht  so  arg;   u.  zwar  versucht   er   es  diesmal  durch 


KRITISCHER  ANHANG-  151 

die  Versicherung,  er  werde  für  den  erforderlichen  Aufwand  und 
etwaigen  Schaden  aufkommen;  dabei  darf  das  'Lieben*,  das  doch 
viel  Geld  kostet,  nicht  mit  potat  und  ölet  unguenta  zusammen- 
geworfen werden,  sondern  muß  einen  breiteren  Raum  einnehmen. 
Das  geschieht  eben  in  den  V.  118,  9.  Daß  obsonare  nicht  ver- 
mißt werden  kann,  ersieht  man  aus  V.  369 ff.,  wo  sich  Demea 
über  den  Aufwand,  den  Syrus  gemacht  hat,  entsetzt,  und  nament- 
lich aus  V.  964 f.,  wo  Demea  obsonare  neben  scortum  addueere  und 
conuiuium  apparare  höhnisch  als  wichtige  Pflichten  eines  für  seinen 
jungen  Herrn  besorgten  Sklaven  angibt.  Mit  Unrecht  hat  sich 
daher  Fleck.2  der  Änderung  Schoells  angeschlossen,  der  jede  Grundlage 
fehlt ,  da  bei  Varro  offenbar  nur  ein  Gedächtnisfehler  vorliegt  Boue 
schreibt  V.  117  ludit  statt  potat,  V.  118  bibit  statt  amat. 

V.  121.  ALFV  bieten  et  est  dis  gratia  Et  Wide  etc.,  bestätigt 
durch  Donat;  die  übrigen  lassen  das  erste  et  weg;  diesen  folgte 
die  Vulgata,  zu  der  neuerdings  Boue  zurückgekehrt  ist.  Spengel: 
est  dis  gratia  Est  unde,  Umpf.,  dem  Dz.*'2,  Stamp.  folgen:  et —  dis 
gratia  —  Est  unde,  Fabia:  et  est  dis  gratia,  Est  unde,  Fleck.8:  est 
dis  gratia  ei  est  und*.  Die  Lesart  des  Cod.  A  bietet  zwar  die  Ana- 
phora Et  unde  .  .  ,  et  adhuc,  könnte  aber  nur  durch  Annahme 
eines  Anakoluthes  gehalten  werden.  Ich  schließe  mich  wegen 
V.  138  Fabia  an. 

V.  125.  Statt  säumt  schlägt  H.  Gilbert,  Fleck.  Jahrb.  CXXXV 
428  willkürlich  sient  vor,  ohne  den  Konj.  zu  erklären;  dem  disce 
entspricht  nur  sciunt. 

V.  131.  Fleck.2  stellt  um  curare  ambos,  nach  Bentley,  ge- 
billigt von  Brugman,  Quemadm.  in  iamb.  sen.  Rom.  uet.  wrb. 
accent.  cum  num.  consoc,  Diss.  Bonn  1874,  29. 

V.  139.  Fleck.2  tuos  iste  nach  Brugman  43,  der  tuos  istic 
schreiben  will. 

V.  141.  "Ich  habe  mit  Donat  (u.  a.  sagt  er:  Et  ordo  est: 
Neque  tarnen  haee  quae  diät,  sunt  omnia),  ohne  dessen  voraus- 
gehende Erklärung  des  Verses  anzunehmen,  tarnen  zum  vorher- 
gehenden gezogen,  welches  Wort  von  den  neuereu  Herausgebern 
stets  als  Einführung  des  Folgenden  angesehen  wird.  Die  Stellung 
von  tarnen  am  Schlüsse  eines  längeren  Satzes  ist  jedoch  nichts 
Ungewöhnliches,  zumal  wenn  damit  das  Ende  des  Verses  zusammen- 
fällt1); vgl.  z.  B.  Andr.  94  (Nam  qui .  .  .)  Neque  commoueiur  animus 
in  ea  re  turnen,  Scias  etc.;  Eun.  865 f.  nam  si  ego  digna  Tiac  con- 
tumelia  Sunt  maxume,  at  tu  indignus  qui  faceres  tarnen;  ferner 
Eun.  24;  Haut.  678,  1012,  Ad.  174."  Dz.1—  Ich  bin  der  Inter- 
punktion des  lou.  gefolgt.  Stamp.,  die  Franzosen  und  Fleck.2 
ziehen  ebenfalls  tarnen  zum  folgenden. 

1)  Tarnen  gehört  zu  der  Zahl  häufig  wiederkehrender  Jambische», 
bez.  pyrrhichischer  Wörter,  welche  von  Ter.  mit  Vorliebe  an  das  Ende 
iambisch  ausgehender  Verse  gesetzt  werden. 


152  KBITISCHER  ANHANG 

V.  142.  Ohne  zureichenden  Grund  setzt  Opitz,  De  argum.  mehr. 
Lat.  arte  et  angine  (Leipz.  Stud.  f.  class.  Philol.  VI  214  A.l),  me  aus 
V.  143  vor  astender e  in  V.  142;  der  Vers  kann  auch  mit  sed  be- 
stehen.    S.  d.  Anm.  z.  d.  V. 

V.  144 f.  "Die  richtige  Beziehung  der  Sätze  und  entsprechende 
Interpunktion  wurde  neuerdings  von  Conradt,  Metr.  Komp.  62 
Anm.  empfohlen  und  von  Spengel  aufgenommen."  Dz.1  —  Über  die 
\on  mir  nach  Ion.  gesetzten  Kommata  bei  nee  —  neque,  et  — 
et,  auf  —  mit  s.  Wien.  Stud.  XXDI  66. 

V.  159.  Um  den  iamb.  Oktonar  hinauszuschaffen,  schrieb 
Fleck,  in  Fleck.  Jahrb.  CXLIH  679 f.  scelerus  statt  scelestus,  und 
um  die  Responsion  mit  diesem  neuen  Vers  herzustellen,  verwandelte 
er  auch  V.  156  durch:  nunc  hie  consiste  ilico  in  einen  troch.  Septenar. 
in  der  Ausgabe  (Fleck.2)  berücksichtigte  er  jedoch  seine  Vorschläge 
nicht,  sondern  zog  Ego  istam  inuitis  omnibus  (V.  158)  mit  dem 
ersten  Teile  des  V.  159:  Quamquamst  scelestus,  non  committet  zu 
einem  troch.  Oktonar  zusammen,  dem  sich  hodie  umquam  Herum 
ut  uapület  als  trochaicus  quaternarius  catalecticus  anschließt,  wie 
^s  schon  Conradt,  Die  metr.  Komp.  176  vorgeschlagen  hatte.  Die 
Handschriften  lassen  uns  wie  bei  den  meisten  Kurzversen  im 
Stiche.  A  schließt  den  V.  mit  umquam,  L  und  D  dagegen  mit 
scelestus.  Ich  habe  mich  trotz  der  ungewöhnl.  Casur  Conradt  aus 
dem  Grunde  angeschlossen,  weil  es  wahrscheinlicher  ist,  daß  der 
Vers  nach  omnibus  nicht  aufhört,  da  ja  Äschinus  dem  leno  ins 
Wort  fällt  und  ihn  am  Weiterreden  hindert. 

V.  162  f.  Schoeli  a.  0.  282  f.  nahm  hier  im  Anschluß  an  Klette 
S.  843  abermals  eine  Interpolation  an  und  warf  hatic  iniwiam . . .  facta/m 
esse  hinaus.  Aus  dem,  was  übrig  bleibt,  formuliert  er  den  Sep- 
tenar: Tu  quod  te  posterius  pwrges,  huius  non  faciam.  crede  (mi)  hoc 
mit  der  Klausel:  Ego  meum  ius  persequar.  Vgl.  dagegen  Schlee, 
Jahresber.  18S7,  124. 

V.  1651  "Die  Handschr.  haben  .  .  .  ius  iurandum  dabitur  te 
esse  j  indignum  im.  Ä.,  so  daß  a\xf  einen  troch.  Oktonar  ein  iam- 
bischer  folgen  würde.  Dies  verstößt  aber  gegen  die  von  Bentley 
(z.  d.  St.  u.  s.)  beobachtete  und  von  Fr.  Schlee  (s.  unten)  bestätigte 
Regel,  wonach  ein  solcher  Rhythmenwechsel  falsch  ist.  Ich  habe 
daher  die  von  Fleck,  vorgeschlagene  Umstellung  angenommen.1) 
Was  die  von  Conradt,  Metr.  Komp.  176  ff.  für  die  vorliegende 
Partie  vorgeschlagenen  Änderungen  betrifft,  so  ist  in  V.  1 65  f. 
nach  seiner  Lesung  (.  .  .  ius  iur.  iniuria  hac  j  Dabitur  te  esse  ind. 
q.  s.)  die  Wortstellung  nicht  so  einfach  wie  nach  Fleck.;  in 
V.  158  f.  aber   hat   der   von   ihm  gewonnene    troch.  Oktonar  K&,go 

i)  Vgl.  gegen  Conradts  Hypothese,  wonach  jedes  ter.  Canticum 
aus  drei  Teilen  bestehen  soll,  von  welchen  die  zwei  ersten  einander 
gleich  sind,  abgesehen  voii  der  freien  Einfügung  lyrischer  Klauseln,  Dz. 
in  der  Jen.  Lit.  1877,  69 ff. 


KRITISCHER  ANHANG  153 

istam  inuitis  Omnibus.  [J  Quamqudmst  scdestus,  nun  committet*  eine 
wenn  nicht  falsche,  doch  sicher  ganz  ungewöhnliche  Cäsur.  Bei 
Ter.  haben  nämlich  die  troch.  Oktonare  fast  ausnahmslos  Wortende 
nach  dem  4.  Fuße,  oder,  was  ebensoviel  gilt,  Synalöphe  in  der 
dem  5.  Fuße  vorausgehenden  Silbe  (vgl.  Andr.  247,  Eun.  741, 
Phorm.  730,  Hec.  527).  Von  den  beiden  einzigen  Ausnahmen, 
Ad.  617  und  Hec.  534,  läßt  sich  erstere  durch  die  Schreibung 
hance  emisse  (statt  lianc  em.)1)  und  die  zweite  durch  die  Umstel- 
lung (Potius  quam  aduorsüs  libidincm  ünimi  tui  esset  cum  illo 
nupta  statt  P.  q.  aduorsum  an.  t.  Hb.  q.  s.),  wobei  aduorsüs  aus 
Cod.  A  beibehalten  werden  kann,  unter  die  Regel  bringeu. 
O.  Schubert  a.  0.  4  Anm.  3  nimmt  freilich  um  dieser  zwei  Verse 
willen  für  den  troch.  Oktonar  eine  stellvertretende  Cäsur  nach  der 
4.  Arsis  an.  Fr.  Schlee,  De  vers.  in  cant.  Ter.  conseeutione  (Diss. 
inaug.  Berlin  1879,  34 f.)  entscheidet  sich  für  Bentleys  Annahme, 
welcher  der  handschriftlichen  Lesart  folgend  die  erste  Silbe  von 
indignum  zu  V.  165  zieht.  Eine  solche  Freiheit  der  Wortteilung 
verlangt  aber  noch  eine  ausführlichere  Begründung."  Dz.1  —  Schoell 
a.  0.  ändert  Indignum  in  dignum  und  faßt  den  Ausdruck  unter 
unrichtiger  Berufung  auf  Donat  als  inßnitiuus  exclamationis 
auf.  Wenn  Donat  sagt:  "Hoc  est,  iurabimus  te  esse  indignum, 
cui  iniuria  fiat  huius  modi.  Aut  Separatini  iusiurandum  dabitur, 
ei  separatim  te  esse  indignum  iniuria  hac  et  sie  melius',  so  meint  er 
mit  dem  zweiten  doch  nur:  entweder  wird  (die  böse  Absicht)  ab- 
geschworen oder  einfache  Abbitte  geleistet,  und  für  diesen  ist  eben  te 
esse  indignum  i.  h.  die  konventionelle  Formel.  Ich  halte  an  dem 
iambischen  Oktonar,  der  durch  die  Handschriften  geboten  wird,  fest, 
—  genug  Aufregung  als  Anlaß  zur  Abwechselung  gibt  es  ja. 
Aus  diesem  Grunde  entfällt  auch  die  Notwendigkeit,  auf  die  von 
Klotz  a.  0.  417f.  gegebene  Einteilung  der  Verse  161 — 167  ein- 
zugehen. Die  Athetese  von  164 — 166  durch  Meißner  (Fleck.  Jahrb. 
SuppL  B.  XII  543  ff.)  kann  ich  nicht  billigen. 

V.  167.  Um  die  Kürzung  von  fores  aus  der  inneren  Senkung 
zu  entfernen,  denkt  Klotz  58  an  atque  aperi  fores  oder  ae  forem 
aperi.  Wenn  auch  nach  Klotz  nur  vielgebrauchte  Wörter  der 
Kürzung  an  dieser  Stelle  unterliegen,  so  genügten  wohl  die  von 
ihm  selbst  (S.  57)  angeführten  Beispiele,  um  eine  Änderung  als  un- 
nötig zu  erweisen.  Indessen  zeigen  sowohl  Podiaski,  Die  troch. 
Sepfcenare  des  Terenz,  Berlin  1894,  15  und  22,  als  insbesondere 
R.  C.  Manning,  On  a  supposed  limitation  of  the  law  of  Breues 
breuiantes  in  Plautus  and  Terence,  Harvard  Studies  IX  87 — 95, 
daß  ein  Unterschied  in  dieser  Beziehung  zwischen  inneren  und 
äußeren  Senkungen  nicht  besteht. 


1)  Ich  messe  den  Vers  anders;   daher  entfällt  die  Notwendigkeit, 
hance  einzusetzen:  s.  d.  Anm.  z.  d.  St. 


154  KRITISCHER  ANHANG 

V.  168.  "In  A  fehlt  tu;  die  andern  Codd.  haben:  iam  nunc 
tu  (DG:  nunc  tu  iam).  Sa.  At  enim;  at  fehlt  ausdrücklich  bei 
Donat  und  Priscian.  Umpf.  und  Spengel  schreiben  mit  schlechtem 
Rhythmus:  I  intro  nuntiant  tu  \\  Enim  q.  s.,  Fleck.1  nimmt  at  auf: 
I  intro  nunciam  ||  At  enim  q.  s.  Ich  suchte  durch  Umstellung  von 
iam  zu  helfen;  auch  Haut.  376  steht  Iam  nunc  q.  s."  Dz  *  —  Der 
Umstand,  daß  tu  in  A  fehlt,  in  den  übrigen  Handschriften  an 
verschiedenen  Stellen  steht  (L  nunciam  tu),  bringt  mich  zur  An- 
nahme, daß  es  ein  eingedrungenes  Wort  ist,  da  die  Scholiasten 
manchmal  zu  einem  Imperativ  tu  hinzuschriebon.  (So  steht  es  in 
V.  609  über  ergo  in  A  in  alter  Rasur.)  Andrerseits  scheint  mir 
at  im  Hinblick  auf  V.  161,  wo  Sannio  ebenfalls  seinen  Einwurf  mit 
at  beginnt,  recht  gut  zu  passen;  enim  bleibt  trotzdem  affirmativ, 
weshalb  es  nicht  zu  verwundern  ist,  daß  Priscian  (Don.  hat  nach 
Klotz  at  enim)  nur  enim  hervorhebt. 

V.  170.  An  dimoueas  statt  demoueas  denkt  Dz.  (Arch.  H  139 f.) 
wegen  der  von  Gloss.  Ter.  (ex  rec.  G.  Goetz,  Ind.  lect.  aest.  1885, 
Ienae,  auch  Corp.  Gloss.  Lat.  V  533,  6)  bei  Gl.  203  gebotenen  Lesart 
(Ztw.,  die  sich  auch  in  E  sowie  in  einem  Erfurter  Fragment  eines 
Ter.  Codex  erhalten  habe.  D  bietet  dim.  erst  von  m,2  Ich  bleibe 
bei  der  besseren  Überlieferung.  Fleck.2  stellt  wegen  der  Haupt- 
cäsur  um:  quoquam  oculis. 

V.  172.  Ich  habe  mit  Umpf.  die  Worte  omitte  mulierem  dem 
Parmeno  zugewiesen,  während  sie  alle  Herausgeber  als  Worte 
des  Ä.  auffassen.  Zur  handschriftlichen  Überlieferung  ist  zu 
bemerken,  daß  D  vor  hem  zuerst  B,  das  Zeichen  für  Sannio,  hatte, 
eine  späte  Hand  machte  erst  A,  das  Zeichen  für  A.,  daraus.  In 
L  steht  PAR.  von  m.2  auf  Rasur  vor  kern.  Entscheidend  scheint 
mir  zu  sein,  daß  sowohl  in  A  als  auch  in  D  im  Szenentitel  Par- 
meno mit  einem  Buchstaben  bezeichnet  ist,  daß  ferner  A  hier 
omitte  mulierem  dem  Parm.  zuweist  und  dies  die  einzige  Stelle  ist, 
wo  P.  redend  eingeführt  werden  kann. 

V.  173.  "Cod.  A:  0  facinus  indignum,  die  andern  Codd.:  0 
miserum  facinus.  Jene  Lesart  ist  vielleicht  der  Anlehnung  an 
Parallelstellen  zu  verdanken  (z.B.  447,  669),  wo  fac.  ind.  in  dieser 
Wortfolge  steht.  —  In  der  Mitte  des  Verses,  wo  alle  Handschr. 
geminabit  nisi  caues  haben,  habe  ich,  da  ni  für  nisi  gegen  den 
Sprachgebrauch  verstößt  (vgl.  Haut.  730,  932,  1003)  Fleckeisens 
Umstellung  angenommen;  metrisch  zulässig  wäre  indes  auch:  0 
ind.  fac.  ||  Geminabit,  nisi  caues  q.  s."  Dz.1  —  Leo,  Deutsche  Lit.- 
Zeitung,  1882,  358  hält  zwar  die  Scheidung  von  ni  und  nisi  für  zu 
weit  getrieben  (daß  beide  von  Plaut,  und  Ter.  ohne  Bedeutungs- 
unterschied gebraucht  werden,  zeigt  Claes  Lindskog,  De  enuntiatis 
ap.  Plaut,  et  Ter.  cond.,  Lund  1896),  schlägt  aber  vor:  0  facinus 
ind.  Ae.  Gem.  nisi  cauehis,  Sa.  Ei  mihi.  Ich  halte  die  Über- 
lieferung,  die  nur  bezüglich  des  indignum  gestört  ist,  indem  in  g 


KRITISCHER  ANHANG  155 

das  Scholion  miscrum  das  nicht  ganz  gewöhnliche  indignum  ver- 
drängt hat.     Bezüglich  des  Procel.  s.  Klotz  353. 

V.  179.  Leo,  Plaut.  Forsch.  271  meint,  daß  die  Wortstellung 
meam  magis  licet  (so  Fleck.2)  hesser  klingen  würde,  wohei  das 
iambische  magis,  das  vor  Lukrez  selten  ist,  entfernt  würde.  Dann 
würde  es  noch  seltener. 

V.  185.  Fleck.2  stellt  um  Egon  autem  debacchatus  sum  an 
tu?  Dadurch  wird  autem  von  dem  Wort  getrennt,  zu  dem  es 
gehört,  und  die  köstliche  Reminiscenz  an  die  Prügelei  durch  Ent- 
fernung von  in  me  fast  unverständlich. 

V.  188.  "In  den  Handschr.  steht  fateor  vor  pernicies,  so  daß 
gegen  die  Regel  ein  Anapäst  mit  Wortende  in  den  4.  Fuß  fällt. 
Ich  habe  daher  Fleckeisens  Umstellung  angenommen,"  Dz.1  —  Fateor 
kann  sinngemäß  nur  hinter  Teno  sum  stehen;  die  enge  Zusammen- 
gehörigkeit von  pernicies  mit  communis  (die  Cäsur  befindet  sich 
nach  fateor,  Penth.)  läßt  bezüglich  des  Anap.,  def  sich  übrigens 
auch  Hec.  252  haud  ita  decet;  si  perpetuam  uis  esse  adfinitatem  hanc 
(denn  so  ist  trotz  Podiaski,  Quomodo  Ter.  in  tetrametris  etc.,  Berlin 
1882,  50 f.  zu  lesen),  findet,  jeden  Anstoß  schwinden. 

V.  191.  "Das  von  Ritschi  (Opusc.  II,  nicht  DU)  beigebrachte 
Material  läßt  sich  noch  durch  die  Notiz  vervollständigen,  daß  nach 
Plaut.  Poen.  1380  der  Kuppler  für  die  beiden  Mädchen  aus  Karthago 
in  ihrer  Jugend  18  Minen  gezahlt  hat;  ferner  daß  im  Pers.  die  Summe, 
um  welche  die  Tochter  des  Saturio  verkauft  wird  (60  Minen; 
s.  V.  665,  683),  gleichwertig  zu  sein  scheint  mit  den  600  nummi 
argentei,  welche  für  Lemniselenis  gezahlt  wurden  nach  V.  36  (39), 
437,  852.  Dies  ist  an  sich  natürlich  und  wird  empfohlen  durch 
die  Art,  wie  V.  663  ff.  60  Minen  als  geringster  Preis  angesetzt 
und  V.  81  f.  und  327  f.  verheißen  wird,  daß  der  Kuppler  die 
Lemniselenis  für  sein  eigenes  Geld  freilassen  soll.  Es  würde  dann 
die  silberne  Dekadrachme  gemeint  sein,  von  welcher  Hultsch, 
Metrol.  292  Anm.  12  handelt.  Vgl.  auch  Geppert,  Plaut.  Stud. 
I  52  f.,  der  freilich  den  nummus  arg.  anders  taxiert."  Dz.1 — Vgl. 
außerdem  Boeckh,  Staatsh.  d.  Ath.  I2  95  ff.  und  Büchsenschütz, 
Bes.  und  Erw.  200  ff.  —  Da  die  Verwünschung  nur  auf  argenti 
tanium  dabitur  bezogen  werden  kann  (dieselbe  Formel  Cure.  273, 
sowie  die  Segenswünsche  di  bene  uortant:  Plaut.  Aul.  175,  257, 
272,  Pseud.  646,  Trin.  502,  573,  Phorm.  552,  Ad.  728,  Hec. 
196  f.,  Eun.  390,  guae  res  bene  uortat:  Trin.  500,  Cure.  729, 
Asin.  prol.  2,  Trin.  572  beziehen  sich  auf  etwas  Zukünftiges  oder 
ein  gegenwärtiges  Ereignis,  dessen  Ausgang  noch  nicht  voraus- 
gesehen werden  kann),  und  da  in  allen  Beispielen  das,  worauf 
sich  die  Formel  bezieht  (mit  Ausnahme  von  Capt.  361,  Pers.  329, 
Aul.  218,  787,  Hec.  196f.,  die  aber  anders  geartet  sind,  da  der 
Relativsatz  die  Rede  beginnt),  vorausgeht,  scheint  es  mir  richtiger 
ID,  das  A  na^h  emisti  bietet,  beizubehalten,   so    daß  argenti  als 


156  KRITISCHER  ANHANG 

gen.  pari,  zu  diesem  gehört  und  auch  hier  ein  Wort,  worauf  sich 
die  Verwünschung  bezieht,  vorausgeht.  Daß  es  bei  dem  Umstände, 
daß  es  von  argcnti  getrennt  ist,  der  Call.  Rec.  zum  Opfer  fiel 
{Ion.  streicht  es  durch),  darf  uns  Dicht  wundern;  die  Einsetzung 
durch  einen  Scholiasten  ist  wohl  kaum  anzunehmen. 

V.  194.  ET,  das  A  vor  MANV  bietet,  scheint  dem  Um- 
stände, daß  sowohl  überall  causa  adserere  als  auch  Überall  manu 
adserere  vorkommt,  seinen  Ursprung  zu  verdanken.  Da  jedoch  der 
Komplex  adserere  manu  durch  Überall  causa  adverb.  bestimmt  wird, 
bleibt  es  besser  weg. 

V.  1 98 f.  Schoell  a.  Ö.  281  f.  bestreitet,  daß  Sauppe  (Ind.  sckol 
Golting.  1886,  19)  nach  Guyets  Vorbild  mit  Recht  V.  199  ent- 
fernt habe  (ebenso  neuerdings  Fleck.3)  und  sieht  die  Verderbnis 
im  vorhergehenden  Verse,  den  er  folgendermaßen  ändern  will,  in- 
dem er  meam  als  Objekt  zu  allen  drei  Verben  nimmt:  domo  ml 
eripuit,  überauit,  mc  inu.  abd.  meam.  Die  Beweisführung  leidet 
zunächst  daran,  daß  lou.:  domi  in  domo,  nicht,  wie  Schoell  als 
Ausgangspunkt  nimmt,  domo  in  domi  geändert  hat.  Zu  der  Ände- 
rung Überauit  ist  kein  Anlaß  vorhanden.  Die  Umstellung  von 
199  und  200,  die  alle  seit  Muretus  annehmen,  ist  unberechtigt 
und  schuf  die  Unzukömmlichkeit,  daß  199  unmittelbar  auf  uarbc- 
ratiit  folgte.  Die  Anm.  dürfte  auch  die  ursprüngliche  Ordnung,  von 
der  man  nicht  begreift,  warum  sie  verlassen  werden  inußte,  recht- 
fertigen.    Fleck.2  schreibt  V.  198  domi  nie  arripuit  nach  Wagner. 

V.  205.  "Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  sieh  in  V.  205  — 208 
im  wesentlichen  die  Argumentation  wiederholt,  welche  bereits 
V.  201—204  enthalten,  wie  Spengel  Anh.  zu  202—208  richtig 
hervorhebt.  Wer  beide  nebeneinander  erhalten  will,  muß  jeden- 
falls V.  205  bei  id  an  eine  andere  Situation  denken  (s.  Anm. 
z.  d.  V.),  als  V.  201  bei  fiat.  Vgl.  übrigens  Anh.  zu  V.  56."  Dz.1  — 
Daß  zuerst  202  —  204  und  206 — 207  vertauscht  wurden  (Spengel 
in  d.  Anh.  z.  201 — 208  denkt  wenigstens  an  zwei  Rezensionen) 
und  dann  ein  Interpolator  201  und  205  eingeschoben  hat,  wie 
Heidtmann,  Rh.  Mus.  XLÜII  153  ff.  annimmt,  kann  ich  mir  nicht 
vorstellen.  Die  Worte  des  lern  (V.  202):  sed  ego  hoc  hariolor 
zeigen  deutlich,  daß  auf  seine  Rede  die  Regeln  der  Logik 
nicht  angewendet  werden  können.  Die  Rede  ist  übrigens  ganz 
gut  verständlieb ,  und  wer  sich  an  der  Wiederholung  si  modo 
reddat  stößt,  bedenke,  daß  dies  die  Hauptsache  für  den  leno  ist, 
und  höre  einmal,  wie  gewöhnliche  Leute  auch  heute  noch  jede  Sache 
zwei-,  dreimal  wiederholen,  besonders  wenn  sie  im  Affekte  sind. 
Heydtmann  legt  übrigens  seiner  Beweisführung  auch  den  Umstand 
zugrunde,  daß  der  leno  weiß,  das  Mädchen  sei  eine  Freigeborene; 
zu  dieser  Annahme  ist  kein  Anlaß  vorhanden.  Die  vor- 
genommenen Umstellungen  (Guyet,  Fleck.2)  halte  ich  für  unnötig. 
Dz.8  denkt  an  Entfernung  des  V.  205. 


KRITISCHER  ANHANG  157 

V.  20(5.  **  occeperis  nach  Ponat,  während  die  Codd.  inceperis 
haben.  Incipio  kommt  bei  Ter.  sonst,  nur  intransitiv  oder  mit  dem 
Akkusativ  eines  Pronomens  gen.  nrutr.  vor."  Dz.1  —  Nach  Phorm.  709  f. 
noui  Negotii  incipere  und  225  In  re  inclpiunda,  Andr.  539  Quae 
incepta  sehe  ich  keinen  Anlaß,  die  Handschriften  zu  verlassen; 
ebenso  Speng.,  Stamp.,  Plessis,  Fabia.  Auch  Donat  hat  nach 
Dr.  Weßner  inceperis  im  Lemma ,  das  die  Itala  in  oeeeperis  korrigiert 

V.  209.  lam  (A),  das  durch  Don.  bestätigt,  von  Bentley 
gehalten  wurde,  scheint  nur  eine  Dittographie  nach  dem  voraus- 
gehenden conueniam  zu  sein  (in  y  ist  es  vor  faxo  gestellt  worden), 
da  wir  es  sonst  mit  einem  iamb.  Oktonar  mit  unreinem  letzten 
Fuße  zu  tun  hätten.  Meißner,  Fleck.  Jahrb.  CXXIX  323  will  statt 
atque  rtiam  lieber  etiam  insuper  einsetzen.  Fleck.2  ändert  209  und 
210  gewaltig. 

V.  218.  "Die  Oodd.  haben  atque  am  Ende  von  V.  217  und 
in  V.  218  esses  morigeratus.  Ich  bin  Fleck  eisen  gefolgt,  während 
W.  Wagner  und  Spengei  nur  atque  in  der  handschriftlichen 
Lesart  streichen,  Conradt  aber  Herrn.  X  109  f.  atque  und  Y.  218 
streicht,  Fr.  Sehlee  aber  neuerdings  a.  0.  7  ganz  verkehrt  den 
Kandschr.  folgen  will."  Dz.J  —  Die  V.  210  —  219  sind  tadellos  über- 
liefert, s.  d.  Anm.  z.  V.  216.  Unbegreiflich  ist,  was  Schoell  a.  O. 
283  zusammenkonstruiert:  Meiuisti,  si  nunc  de  tuo  iure  concessisses 
pc  tdulutn,  Ne  non  tibi  istue  faeneraret;  hominum  hotno's  (sie!  beim 
Vokativ)  stulüssime.  Sa.  (Ne  tu  homo's,  inperitus  ipsus:*)  ego  spem 
pretio  non  cmo.  Klotz  a.  0.  191  berührt  den  Vers  nur  flüchtig 
und  zweifelt  an  atque.  Stamp.  und  Pess.  haben  den  Mut  gehabt,  atque 
zu  behalten,  und  sind  durch  Vahlens  Beweisführung  a.  0.  51  ge- 
rechtfertigt worden.  Dazu  sei  nur.  bemerkt,  daß  alle  Hand- 
schriften, die  Versteilung  aufweisen,  218  mit  Aäulesc.  beginnen. 
Das  einfache  Weglassen  von  atque  (neuerdings  Dz.2,  Fabia,  Fleck.2) 
half  der  Sache  nicht.  Meißner  (Fleck.  Jahrb.  CXXIX  323 f.)  will 
den  ganzen  V.  218  streichen  (die  Beweisführung  stützt  sich  auf  die 
Wiederholung  und  auf  die  Absurdität  von  homin.  hom.  stult.,  welche 
Worte  nacb  Schoell  das  Gepräge  der  Echtheit  tragen),  weil 
209 — 227  19  Oktonare  seien,  während  es  nur  18  sein  (!)  sollen, 
damit  sie  durch  3  teilbar  seien. 

V.  220.  Die  Handschriften  bieten:  nescis  inescare;  die  Um- 
stellung geht  auf  Bothe  zurück. 

"V.  223  f.  wurden  bisher  auf  Grund  von  Donats  Kommentar 
von  den  meisten  Herausgebern  ganz  anders ,  und  zwar  falsch  erklärt. 
rEi,  kenne  ich  doch  deine  Denkart!  Als  ob  dir  an  20  Minen  .  .  . 
etwas  gelegen  wäre,  wenn  du  dich  nur  meinem  Herrn  gefällig 
erweisen  kannst*  (Spengei).  Daß  aber  die  Wort*  quasi  /am  us- 
quam  tibi  sint  uig.  m.  unmöglich  dies  bedeuten  können,  haben 
Paimeriua    Bentley  und  Bothe  bereits  richtig  erkannt.     Auch  wäre 


158  KRITISCHER  ANHANG 

der  Kalkül  so  naiver  Art,  daß  Syrus  sich,  nach  dem  Voraus- 
gegangenen sicher  keinen  Erfolg  davon  versprechen  könnte.  Des- 
halb trifft  auch  Bentleys  Vorschlag  (terunci  für  iam  usquam)  nicht 
das  Richtige.  Bothes  Lesart  quasi  nusquam  tibi  iam  sint  uig.  m. 
gibt  einen  passenden  Sinn,  ist  aber  gewaltsam  hergestellt  und 
entspricht  nicht  recht  dem  Sprachgebrauch,  der  vielmehr  nullae 
u.  m.  verlangen  würde.  Erwähnung  verdient  wenigstens  folgende 
Erklärung:  (ich  spreche  so  zu  dir,)  wie  wenn  dir  das  Geld  schon 
irgendwo  aufgezählt  wäre  —  so  sicher  ist  es  dir  — ,  wenn  du  nur 
dem  da  willfahren  wolltest.  Indes  könnte  Syrus  nicht  V.  241  f. 
die  Zahlung  der  halben  Summe  vorschlagen,  wenn  er  vorher  die 
der  ganzen  als  sicher  bezeichnet  hat.  Überdies  deutet  praeterca 
(V.  224)  darauf  hin,  daß  Syrus  schon  im  vorhergehenden  an- 
gefangen hat,  dem  Sannio  bange  zu  machen.  Ein  solcher  Sinn 
liegt  nun  klar  in  den  Worten  quasi  .  .  .  minae,  wie  ich  sie  erklärt 
habe1).  Nur  die  Worte  dum  huic  obsequare  widersprechen  diesem 
direkt,  da  huic  nach  dem  Sprachgebrauch  der  Komiker  nur  auf 
Äschinus  oder  Syrus,  was  für  den  Sinn  gleich  ist,  und  nicht  auf 
Sannio  oder  animus  (V.  223)  bezogen  werden  kann.  Ich  vermute 
daher  in  obsequare  einen  Fehler  der  Überlieferung  und  möchte  ein 
Verbum  eingesetzt  wissen,  welches  dem  bisher  in  dieser  Szene  von 
Sannio  gegen  Äschinus  und  Syrus  eingenommenen  Standpunkt 
entspricht"  Dz.1  —  Gegen  Dz.s  Erklärung:  *als  ob  du  die  20  Minen 
schon  irgendwo  sicher  hättest,  wenn  du  dem  Äschinus  hier  nicht 
vertrauest',  die  ihn  zwingt,  zu  einer  Änderung  zu  greifen,  vgl.  Schlee, 
Philol.  Wochenschr.,  1882,  100f.;  dieser  selbst  schlägt  vor,  quasi 
usquam  eng  zusammenzuziehen  und  als  einen  Ausdruck  der  Vulgär- 
sprache anzusehen:  'so  gut  wie  in  der  Tasche',  und  sunt  statt  sint  zu 
lesen.  In  diesem  Falle  wäre  aber  noui  tuom  animum  ganz  über- 
flüssig. Schoell  a.  0.  285  denkt  an  eine  Lücke  und  schiebt 
zwischen  V.  223  und  224  den  Vers  ein:  dum  cum  ero,  leno,  litis 
facias:  aliquid  saltem  tu  auferes.  Kirtlands  (Klass.  Rev.  1897,  352f.) 
Erklärung:   *As  if  you  loere  at  all  sure  of  (he  twenty  minae  (as 

1)  Dz.1  in  der  Anm.  z.  d.  V.:  'Setzen  wir  für  obsequare  ein  Wort 
wie  obnitare  (obloquare,  auch  obluctarc,  aduorsare,  da  der  Indikativ  ganz 
gut  stehen  kann,  das  Tatsächliche  bezeichnend)  in  den  Text,  so  erhalten 
wir  folgenden,  durchaus  angemessenen  Gedankengang:  gut  (wohlan),  ich 
kenne  deine  Sinnesart;  ich  weiß,  daß  es  dir  mit  dem  in  V.  222  aus- 
gesprochenen Grundsatz  Ernst  ist.  Mit  quasi  . . .  obnitare  macht  Syrus 
kurz,  bevor  er  zu  einem  weiteren  Gesichtspunkt  übergeht,  den  Sannio 
auf  das  Unnütze  seines  bisher  eingenommenen  Standpunktes  aufmerksam : 
du  sagst,  du  wollest  lieber  das  Vorhandene  davontragen  als  auf  die  Zu- 
kunft bauen,  und  wollest  deshalb  nicht  dem  Ä.  die  Sache  vertrauensvoll 
überlassen  (s.  V.  214,  215 ff.,  220 f.);  als  ob  du  die  20  Minen  schon  irgend- 
wo sicher  hättest,  wenn  du  dem  Ä.  hier  nicht  vertrauest.  D.h.  wenn 
du  auch  nach  der  in  V.  222  dargelegten  Sinnesart  handelst,  hast  du  doch 
das  Geld  noch  nicht  ' in  praesentia' .  Dz.8:  an  scribamus:  'quasi  . .  .  minae! 
Dum  huic  (i.  e.  mihi)  obsequare!' 


KRITISCHER  ANHANG  159 

if  you  would  cvcr  get  thc  tw.  n>.)  until  you  come  to  terms  wüh 
Aescliinus*  halte  ich  schon  wegen  der  Übersetzung  von  dum  mit 
bis  für  verfehlt.  Kirtlands  Erklärung  für  den  Konj.  —  entweder 
antizipatorisch  oder  aus  der  Unterordnung  unter  sint  folgend  — 
befriedigt  auch  nicht.  Ich  habe  mich  Stamp.  angeschlossen,  der 
gleich  Spengel  auf  Donats  Erklärung  zurückgegangen  ist.  Außer- 
dem scheint  mir  der  psychologisch  richtige  Vorgang  des  Syrus  diese 
Erklärung  zu  empfehlen.  Bezügl.  des  in  d.  Anm.  z.  d.  V.  genannten 
nulli  rei  esse  vgl.  besser  Gell.  Xffl  31,  8,  IX  2,  6,  XV  9,  11.  Fleck.2 
verläßt  die  Überlieferung  vollständig:  Noui  tuom  animum:  quasi 
tanti  umquam  tibi  sint  u.  m. 

V.  226.  "Ohne  tarnen  eine  andere  Beziehung  geben  zu  wollen 
als  z.  B.  Wagner  und  Spengel,  habe  ich  das  Komma  hinter  (nicht 
vor)  tarnen  gesetzt.  Diese  Konjunktion  stellt  den  ganzen  mit  ubi 
beginnenden  Doppelsatz  dem  Vorausgehenden  gegenüber;  da  nun 
in  diesem  Falle  das  (postpositive)  Bindewort  bei  vorausgehendem 
Nebensatz  in  diesen  eingeschoben  wird,  glaubte  ich  hier  keine 
Ausnahme  machen  zu  dürfen."  Dz.1  —  Vgl.  dagegen  die  Anm.  z.  d.  V. 
Fleck.2  schreibt  Mim  ut. 

V.  232.  Seit  Bentley  liest  man  nach  der  Vermutung  eines 
Unbekannten  ac  tum  agam,  weil  man  1.  von  einer  Sache,  die  gar 
nicht  begonnen  wurde,  actum  agam  nicht  sagen  könne  und  2.  der 
Hiatus  actum  \  agam  nicht  zulässig  sei  Was  den  1.  Grund  betrifft, 
so  hat  eben  das  Sprichwort,  wie  schon  Don.  bemerkt,  die  Be- 
deutung von  nil  agam  angenommen,  so  wie  unser  deutsches  'leeres 
Stroh  dreschen'  nicht  bloß  von  einer  wiederholten,  sondern  auch 
von  einer  einzelnen,  jedoch  nutzlosen  Handlung  gesagt  wird.  Bei 
dieser  Auffassung,  die  auch  durch  die  Interpunktion  des  Iou.  und 
in  L  empfohlen  wird,  wäre  aber  der  Hiatus  nicht  zwischen  actum 
und  agam,  sondern  nach  omitto  anzunehmen,  wo  er  —  es  ist  die 
Cäsurstelle  —  dadurch  vielleicht  gerechtfertigt  werden  könnte, 
daß  Sannio  nach  omitto  eine  Pause  zum  Überlegen  benötigt,  nach 
welcher  er  unwillig  mit  a.  a.  fortfährt.  Doch  scheint  es  hesser, 
wegen  des  vorausgehenden  nunc  in  tum  einen  Gegensatz  zu  diesem 
zu  erblicken  und  ac  tum  getrennt  zu  schreiben.  Der  Zufall,  daß 
sich  hier  ac  und  tum  smngemäß  auch  vereinigen  lassen,  mag  die 
Erklärung,  die  bei  Donat  erhalten  ist,  herbeigeführt  haben. 

V.  235  f.  (CVM  PERSEQVI)  in  A  wird  von  Iou.  in  TVNC 
geändert.  Wegen  des  Gegensatzes  zu  nunc  habe  ich  diese  Form 
statt  des  in  s  überlieferten  tum  eingesetzt.  Ebenso  habe  ich  im 
folgenden  das  abschwächende  id  mit  Iou.  gestrichen.  An  Jiocne  in 
V.  237  denkt  Dz.2 

V.  246.  Ich  habe  das  von  Iou.  und  s  überlieferte  defrudat 
(y  defrudet)  eingesetzt.  Vgl.  Bitschi,  Parerga  540 ff.,  der  die  auf 
Handschriften  und  Non.  31,  9  gegründete  Schreibung  defrudo  emp- 
fiehlt, und  Georges,  Wortformen  198. 


160  KRITISCHER  ANHANG 

V.  247.  "Mit  Spengel  habe  ich  nach  Syre  Doppelpunkt  statt 
eines  Komma  gesetzt  und  dadurch  das  Folgende  selbständig  ge- 
macht."   Dz.1 

V.  249.     Ebenso  zieht  Spengel  Syre  zum  folgenden. 

V.  250.     Fleck.2  stellt  antehac  vor  non. 

V.  256  ff.  Anders  dachte  i"h  über  diese  Verse  Wien.  Stud. 
XXII  105  f. 

V.  259.  Die  Herausgeber  lesen  Fratrem  homini  nemini  etc. 
Ich  halte  den  Gedankengang:  fdaß  kein  Mensch  einen  Bruder  hat, 
welcher  .  .  .'  (so  Dz.')  für  unpassend,  da  nicht  jeder  Mensch  einen 
Bruder  zu  haben  braucht.  Wohl  aber  braucht  vnam  hane  rem 
praecipuam  eine  Erläuterung  und  die  wird  durch  Fratrem 
(  A*  FRATER,  darüber  in  alter  Rasur  EM),  das  Iou.  vom  folgenden 
abgetrennt  hat  (Don.  z.  d.  St.),  gegeben.  Dieses  Fratrem  bildet 
den  Yergleichungspunkt  für  das  Folgende:  hominem  neminem  esse 
prim.  a.  m.  p.,  das  sich  nun  logisch  anschließt:  daß  kein  Mensch 
sich  besser  auf  Listen  versteht  als  natürlich  er.  Hier  hat  G 
allein  das  Richtige  bewahrt,  g  haben  zwar  neminem  behalten,  aber 
hominem  in  homini  (die  Erklärung  s.  Wien.  Stud.  XXII 106)  geändert. 
Sobald  die  Abtrennung  von  Fratrem  übersehen  wurde,  war  die 
Änderung  homini  nemini  selbstverständlich  (so  in  A).  Auf  die 
Konstruktion  unam  rem  habere  .  .  .  fratrem  scheint  auch  "V.  268 
qui  quidem  te  habeam  fratrem  hinzuweisen. 

V.  260.  "Irreleitend  ist  Brix'  Anm.  zu  Plaut.  Mil.3  789  feccülam 
von  einer  abwesenden  Person'  etc.  An  den  dort  angeführten 
Stellen  ist  allemal  die  betreffende  Person  oder  Sache  in  einem  der 
sichtbaren  Bühnenhäuser  betindb'ch.  Das  Richtige  hat  bereits  Friedr. 
Martins  Quaest,  Plaut.  (Diss.  Halis  Sax.  1879)  31  gesehen."  Dz.1  — 
Natürlich  ist  Aeschinus  nbist,  nicht  Aesckinüs  übist,  wie  Stamp. 
will,  zu  messen. 

V.  261.    Fleck.2  opera  fllius. 

V.  262 f.  "Cod.  A:  QVIIGNOMINIA,  woraus  corr.rec."  (Iou.) 
*'quin  omnia  gemacht  bat,  wie  auch  in  C  und  P,  sowie  bei  Donat 
steht;  ■die  andern  Handschr.  haben  qui  omnia  (nach  Umpf.).  Fleck., 
Wagner,  Umpf.  schreiben  Qui  ie/nominias,  doch  ist,  vom  Plural 
abgesehen,  der  Begriff  ianom.  viel  zu  stark  und  daher  unpassend. 
Metrisch  genügt  die  von  Bentley  und  Spengel  aufgenommene 
Losart  Quin,  bez.  Qui  ne  omnia  q.  s.  (ne  versicherndes  Adverb). 
Der  Konjunktiv  des  Relativsatzes  ist  dann  begründend  (wie  V.  268). 
Näher  der  Lesart  des  Bemb.  von  m.1  liegt  das  von  mir  in  den 
Text  gesetzte  Qui  quom  omnia-  über  den  Konjunktiv  putarit  nach 
quom  vgl.  Lübbert,  Gram.  Stud.  n  140  f."  Dz.1  —  Daß  ignominia  in 
A  aus  in  omnia  entstanden  ist,  scheint  mir  evident;  daher  darf 
dieses  Wort  nicht  als  Grundlage  für  die  Lesart  quom  omnia  (Dz.) 
oder  quom  omnis  res  (Fleck.2)  genommen  werden.  Ich  folge  mit 
Stamp.  der  Korrektur  des  IouiaJes.    Vgl.  auch  Schindler,    Observa- 


KRITISCHER  ANHANG  161 

Hones  crUicae . . .  Diss.,  Halis  Saxon,  1881,  26f.,  der  qui  in  omnia  bei 
Arus.  als  Beweis  für  ursprüngl.  quin  omnia  betrachtet. 

V.  264.  Nicht  unwahrscheinlich  ist  die  Vermutnng  SchoeUs 
(a.  0.  283 f.),  daß  wegen  Andr.  120  potest  als  Gloesein  zu  entfernen 
und  nihü  supra  zu  lesen,  dagegen  sed,  das  s  bieten,  vor  quidnam 
zu  halten  sei,  Fleck.8:  nü  pote  supra:  sed  quid  foris  fttc.  Gegen 
pote  (bloß  Don.)  s.  Barth,  De  inf.  ap.  scaen.  poel.  LaL  usu,  Diss.. 
Iaps.  1881,  17.  A  teilt  den  gaD/en  V.  dem  Ctes.  zu;  Im.  schreibt 
8  über  das  erste  mane. 

V.  268.  equidem  setzen  Spengel  (nach  einer  Andeutung  in 
G),  Psichari,  Plessis,  Boue.  —  A  illamveeo  (so  Pess.),  lou.  fügt 
ercle  vor  Vebo  ein,  LD  illam  facile  her  de  uero,  die  übr.  illam 
facüe  uero.  Während  allgemein  facile  (von  Muretus  verteidigt)  als 
Glossem  ausgeschieden  wurde,  schreibt  Fleck.3;  illam  fiercle  facile 
omitto.  Erwähnenswert  ist  Schoells  Ansicht,  der  Ego  illam  (herc'ie?) 
uero  facile  qui  zu  lesen  vorschlägt  und  omitto  entfernt.  Ich  bin 
A  und  lou.  gefolgt. 

V.  272.  "Die  Codd.  hqs  paene  sero  scisse  (DG  von  m.1 
scire)  et  paene  m  eum  locum  (Medisse),  wie  Spengel  auch  in  den 
Text  gesetzt  hat.  Dabei  mißfällt  ebenso  die  Wiederholung  von 
paene  —  gerade  an  erster  Stelle  ist  es  verdächtig  —  wie  der 
unpersönliche  Gebrauch  von  redisse.  Ich  bin  daher  Fleckeisen 
(rescisse)  und  Bentley,  welcher  rem  vor  locum  einschiebt,  gefolgt; 
nur  habe  ich  rem  vor  paene  .eingesetzt.  Auch  vor  rescisse  könnte 
rem  zugefügt  werden."  Dz.1  —  Ich  bin  mit  Stamp.,  Fabia,  Psich., 
Boue  bei  der  handschr.  Überlief,  geblieben;  L  hat  scire  in  Rasur. 
Schoell  (a.  0.  281  n.  2):  nos  sero  scisse  et  paene  in  eum  iam  renn 
locum,  Plessis:  nos  paene  sero  scisse  et  iam  rem  m  eum  locum, 
Pessonneaux:  nos  paene  sero  scisse  et  rem  in  eum  locum.  Fleck.2 
setzt  außerdem  das  von  g  überlieferte  sed  am  Anfang  des  Verses  ein. 

V.  277.  Dz,1- 3,  dem  Fabia  und  Fleck.2  folgen,  setzte  i  vor 
nitro  gegen  die  Handschriften  und  Don.  ein;  wegen  Ego  .  .  .  ibo 
scheint  es  mir  entbehrlich  zu  sein,  zumal  bei  der  raschen  Rede 
des  A.  Stamp.,  Psich.,  Boue,  Pess.  folgen  ebenfalls  den  Handschr.; 
desgleichen  Pradel  a.  0.  474. 

V.  278f.  "Die  Handschr.  haben  Ne  tarn  q.  s.  Ich  bin  Madvigs 
Konjektur  (Non  lam  quidem,  Adv.  er  it.  H  20)  gefolgt.  Nach  der 
Vulgata  wird  Ne  tarn  quidem  für  deiktisch  erklärt,  für  Quamuis 
etiam  q.  s.  (so  die  Vulg.)  weiß  man  aber  keine  genügende  Er- 
klärung zu  geben.  Donat  scheint  auch  quam  uis  gelesen  zu  haben., 
da  er  erklärt:  in  quantum  uis"  Dz.1  —  Dz.*,  Boue  und  Fleck.3 
schreiben  non  und  interpungieren  nach  quam  uis,  die  übrigen  ne. 
Die   gegeb.  Erklärung  dürfte  genügen;  vgl.  Brix  z.  Trin.4  380. 

V.  281.  Hern,  das  s  vor  Quid  est  bieten  (DG  ehern  —  E 
[die  Note  für  Syr.]  -f  Jiem;  in  A  fehlt  es),  hat  wegen  Andr.  116 
und  184  große  Wahrscheinlichkeit  für  sich;  doch  scheint  mir  ge- 

Terentius,  Adelphoe.'  jj 


162  KRITISCHER  ANHANG 

rade  hier  keine  Nötigung  für  Syrus  vorzuliegen,  geheucheltes  oder 
wirkliches  Erstaunen  auszudrücken.  Spengel  nahm  ent  auf  und 
schrieb  istunc  ohne  te.  Te  (LDEFG  om.)  bietet  A  vor  hercle, 
Iou.  tilgt  es  und  fügt  es  hinter  her  de  hinzu,  wo  es  abermals  ge- 
tilgt wurde. 

V.  283.    Fleck.3  permanet  ad  patrem. 

V.  284.  C.  Rein,  De  pron.  .  .  .  colloc,  Leipzig  1879,  5  A.  18 
will  gegenüber  s,  Don.  und  Ausg.,  die  te  intus  oblecta  haben,  die 
Wortfolge  des  Bembinus  intus  te  oblecta  beibehalten  mit  Rücksicht 
auf  die  Beobachtung,  daß  Ter.  den  Akkusativ  des  Reflexivpron.  in 
der  Regel  durch  kein  anderes  Wort  vom  Verb  trennt  (vgl.  V.  46, 
49,  286,  322,  519,  575,  [614  anders],  623,  632,  756,  763,  838, 
842,  886),  und  schreibt,  um  den  Hiat  zu  tilgen,  tete,  das  sonst 
nicht  überliefert  ist.  Dasselbe  erreicht  man,  wenn  man  das  von  g 
und  Don.  gebotene  csio,  das  auch  der  energischen  Aufforderung, 
die  hier  nötig  ist,  entspricht,  aufnimmt,  zumal  io  vor  tu  leicht 
ausfallen  konnte  (C:  es  tu,  C2  fügt  to  hinzu),  umgekehrt  ist  in  DG 
tu  nach  to  ausgefallen,  trotzdem  der  Archetypus  der  ö Klasse  (L 
bietet  richtig  esto  tu)  sicher  beides  hatte. 

V.  285.  Da  der  Oktonarabschnitt  V.  254—287  34  Verse 
zählt,  daher  nicht  durch  3  teilbar  ist,  glaubt  Meißner  (Fleck. 
Jahrb.  CXXIX  3 24 f.),  einen  Vers  entfernen  zu  müssen.  Seine  Wahl 
fällt  auf  V.  285.  Derselbe  Umstand  veranlaßt  ihn  S.  3 25  f.,  den 
V.  352  zu  entfernen. 

V.  287.  Die  Bemerkung  Donats,  daß  dieser  Vers  nach  einigen 
noch  zur  Rede  des  Syrus  gehörte,  scheint  fast  eine  Bestätigung 
durch  A  zu  finden,  wo  T,  das  Zeichen  für  Ctesipho,  fast  zu  ver- 
schwinden droht,  also  wohl  einmal  radiert  wurde.  Ita  quaeso 
scheint  mir  jedoch  nach  den  hochtrabenden  Worten  des  Syrus  im 
vorhergehenden  Vers  nicht  in  seinen  Mund  zu  passen,  und  daß 
das  Folgende  wegen  V.  522  nur  von  Ct.  gesprochen  werden  kann, 
bemerkt  schon  Don.  —  P.  Barth  (Fleck.  Jahrb.  CXXIX  181)  will 
an  unserer  Stelle  das  handschriftliche  hilarem  beibehalten  (ebenso 
Dz.2,  Fabia,  Boue,  Pess.),  da  die  von  Bentley  für  das  Adverb  an- 
geführte Beweisstelle,  Plaut.  Pseud.  I268b,  prothymum  gar  nicht  zu- 
lasse, und  beruft  sich  auf  Epid.  157  f.  ut  hunc  hodie  dient  Luculen- 
tum  hdbeamus,  Persa  768 f.  hunc  dient  suäuent  Meum  natalem 
agitemus  amoenunt,  Poen.  1366  f.  ut  hunc  festwn  dient  Habeantus 
hilarem  (Goetz-Schoell  und  Leo  hilare).  M.  E.  bildet  im  Unter- 
schied zu  diem  habere  und  agitare  (die  das  prädikative  Adjektiv 
verlangen)  dient  sumere  (den  Tag  verbrauchen)  einen  Begriff1), 
der  nur  durch  ein  Adverb  näher  bestimmt  werden  kann,  mag  nun 
prothynte   (hier   hat   es    Barth   richtig  "gefühlt)    oder   hilare  dabei- 


1)  Daher  kann  es  wohl  V.  854  heißen  ei  rei  hunc  sumamus  diem, 
während  m.  E.  ei  rei  hunc  diem   agere  oder  habere  nicht  möglich  wäre. 


KRITISCHER  ANHANG  163 

stehen.  Daher  ist  wohl  bei  Charis.  I  200,  15  ff,  da  Helenius 
Acro  u.  St.  für  hilare  citiert,  hilare  (Palmer)  statt  hilarem  zu 
schreiben.  (S.  dagegen  Engelbrecbt  27.)  Die  Abschreiber  scheineu 
an  u.  St.  und  Poen.  1366  f.  (wo  wegen  des  vorausgehenden  festuw 
wohl  hilare  stehen  muß)  in  Anlehnung  an  die  obengenannten  Redens- 
arten hilarem  eingesetzt  zu  haben,  da  ja  später  die  Formen  von 
hilaris,  e  das  Übergewicht  über  hilarus  gewannen;  auch  die  Notiz 
bei  Probus  Cath.  IV  15,  7  K:  hilaris  legi  et  hilarus  in  Terenüo 
findet  so  ihre  einfachste  Erklärung.  —  Vgl.  Spengel,  Krit.  Anh.  z. 
d.  V.  Fleck,2  schreibt  hilare. 

V.  289 f.  "Der  Bembinus  und  C1  P1  weisen  beide  Verse  der 
Canthara  zu,  welcher  Personen  Verteilung  Umpf.  gefolgt  ist.  Die 
übrigen  Handschr.,  welchen  ich  mich  mit  den  andern  Herausgebern 
angeschlossen  habe,  geben  Modo  .  .  .  primulum  der  Sostrata.  Hierfür 
spricht  m.  E.  vor  allem  das  Asyndeton  zwischen  V.  289  und  290, 
etwas  dagegen  allerdings  die  verkleinernde  Bedeutung  von  modo 
.  .  .  oeeip.  primulum,  da  ja  die  angsterfüllte  Sostrata  eher  die 
Sache  zu  übertreiben  gestimmt  war."  Dz.1  —  Mit  Dz.',  Stamp., 
Fabia  bin  ich  dem  Bemb.  gefolgt.  Außerdem  paßt  wea  tu  (nach 
Don.  z.  Eun.  656  gehört  es  zu  den  mulieribus  apta  blandimcnta) 
besser  in  den  Mund  Cantharas. 

V.  291  f.  "Conradt  a.  0.  131  ff.  (vgl.  64,  9  7  f.)  nimmt  an  dem 
Inhalt  der  Verse  Anstoß,  namentlich  an  dem  Widerspruch  mit. 
V.  353 f.,  und  schlägt:  Miseram  me:  nam  habeo  neminem,  Solae 
sumus:  Gela  autem  hie  non  adest  qui  arcessat  Aeschinum,  vor." 
Dz.1  —  Vgl.  dagegen  die  Anm.  z.  d.  St.  Gegen  Guyet  und 
Bentley,  die  est  nach  Nee  (V.  292)  einsetzen  wollten  (vgl.  Schlee, 
Diss.,  S.  44),  bemerkt  mit  Recht  Klotz  a.  0.  473,  daß  durch  den 
auf  diese  Weise  herbeigeführten  iamb.  Eingang  der  Effekt  zerstört 
werde,  da  gerade  der  Moment,  wo  sich  Sostrata  ihrer  hilflosen 
Lage,  ihrer  gänzlichen  Verlassenheit  bewußt  wird,  durch  die 
(leraßolri  neet'  kvxl&iGw  gekennzeichnet  wird.  P.  Thoraas  (Rev.  de 
Vvnstr.  pübl.  en  Belg.  XXII  388)  setzt  Beistrich  na«h  adest,  so  daß 
sich  quem  und  qui  auf  Geta  beziehen.  Ich  habe  mich  Wagner  an- 
geschlossen, der  solae  sumus:  Geta  autem  hie  non  adest  parenthe- 
tisch auffaßt.  An  Conradt  schließt  sich  Fleck.2  insofern  an,  als 
er  V.  291  zu  einem  iamb.  Quaternar  macht:  Heu  me  miseram! 
habeo  neminem  und  das  übrige  und  V.  292  mit  Auslassung  vod 
nee  quem  ad  obstelrieem  mittam  nee  zu  einem  troch.  Septenar  zu- 
sammenzieht. Die  gegebene  Erklärung  dürfte  zeigen,  daß  zu  einem 
so  gewalttätigen  Vorgehen  kein  Anlaß  vorhanden  ist 

V.  297.  "Gleich  Fleck.,  Umpf.  und  Wagner  habe  ich 
Bentleys  Konjektur  ingenio  für  genere  (so  die  Codd.)  auf- 
genommen." Dz.1  —  Mit  Speck,  Obsnruat.  crit.  in  Ter.  Ad.  63 f, 
Spengel,  Plessis,  Stamp.,  Fabia,  Psich.,  Boue  habe  ich  genere 
behalten  und  nach  Don.  erklärt. 

11* 


164  KRITISCHER  ANHANG 

V.  299.  Die  Umstellung  omnia  omnes  ist  notwendig,  da  bei 
der  kandschr  Wortfolge  omnes  omnia  entweder  ein  falscher  Dak- 
tylus (omnia)  oder  eine  falsche  Verkürzung  (omnia;  Bec,  867  mißt 
Skutsch  omnia  omnes)  angenommen  werden  müßte. 

V.  302.  Da  A  (Iouiales  interpungiert  erst  nach  SE)  und  L 
circumuallant  se  bieten  und  durch  Don.  der  reflexive  Gebrauch 
hervorgehoben  wird,  behalte  ich  se  mit  Dz.,  Stamp.  und  Fleck.8 
Von  Fleck.1,  Umpf,  Sp.  und  den  Franz.  wird  es  ausgelassen. 

"V.  309!  wird  gewöhnlich  nach  A  mit  loquüur  als  troch.  Sep- 
tenar  (so  auch  von  Fleck.2,  der  auch  310  compos  sum  umstellt  und 
den  Vers  troch.  mißt)  gelesen  (vgl.  Dz.  Jen.  Lit.  Zeit.  1877,  61); 
Stamp.  mißt  ihn  iambisch.  loa.  und  alle  anderen  Handschr.  bieten 
hquatur,  das  nicht  bloß,  wie  Leo,  Plaut.  Forsch.  269  hervorhebt, 
wegen  Andr.  737,  Plaut.  Epid.  239,  Merc.  707,  sondern  auch  des- 
halb, weil  hier  schon  im  unabhängigen  Satze  der  Konjunktiv 
stehen  müßte,  vorzuziehen  ist.  Leo  tut  es  allerdings  nur,  um 
iamb.  satis  zu  entfernen.  Da  satis  nur  zu  Non  intellego  gehören 
kann,  entfällt  der  Entscheidungsgrund  Lindsays  (Klass.  Rev.  VI 
403  A.  2),  der  wegen  des  folgenden  quae  (mit  Umpf.)  an  der 
Betonung  satis  quae  festhalten  wüL 

V.  313.  "Dem  Metrum  wie  dem  Sinne  nach  gleich  ungenügend, 
scheint  mir  dieser  Vers  von  Guyet  mit  Recht  für  untergeschoben 
erklärt  worden  zu  sein.  Dem  Metrum  wurde  durch  Einschiebung 
von  meo  vor  modo  abgeholfen;  mit  dem  Sinne  glückte  es  bisher 
nicht,  trotz  mannigfacher  Herstellungsversuche.  Madvig  Adv.  crit. 
II  20 f.  schlägt  mit  gewaltsamer  Änderung  für  supplici:  solati  vor, 
so  daß  der  metrisch  bedenkliche  Vers  herauskommt:  Satis  mihi  id 
habedm  soldti,  dum  Mos  ülciscdr  modo.  Conradt  a.  0.  201  möchte 
mit  Bentley  wenigstens  die  zweite  Hälfte  des  Verses  streichen 
(auch  Klotz  158),  was  nicht  genügt.  Dem  Interpolator  schwebte 
wohl  Andr.  903  vor:  Pro  peccato  magno  paulum  supplici  satis 
est  patri.  Wer  an  dem  Verse  festhalten  will,  für  den  schlage  ich 
vor:  Satis  unum  id  Jidbeam  supplici,  dum  Mos  ulciscar  meo  modo.'9 
Dz.1  —  Daß  die  Entfernung  des  Verses  (auch  Leo  a.  0.  269  hält 
den  Vers  entweder  für  verstümmelt  oder  interpoliert)  unberechtigt 
ist,  zeigt  die  Anm.  z.  d.  St.  Ich  halte  die  Form,  in  der  A  den  Vers 
bietet,  für  richtig,  bis  auf  den  Hiatus  zwischen  dum  und  Mos  (Spengel 
teilt  den  Vers  in  zwei  troch.  Dimeter).  Ich  habe  mich  daher  ent- 
schlossen, da  meo  modo  das  zu  dum  gehörige  modo  ungehörig  in 
Beschlag  nimmt,  mit  Stamp.  ego  einzusetzen  (Wagner  fügt  probe 
am  Ende  an),  nicht  aber  wie  er  vor  ulciscar,  sondern  wegen  des 
wirksamen  Gegensatzes  und  im  Hinblick  auf  V  157  dum  ego  ader'o 
und  V.  196  dum  ego  redeo  nach  dum.  Denn  die  Reinheit  der 
geraden  Thesen  —  aus  diesem  Grunde  schiebt  wohl  Stamp.  ego  nach 
Mos  ein  —  ist  kein  Grund,  vom  Sprachgebrauch  abzugehen  oder 
die  Wirkung  abzuschwächen.    Dies  zeigt  erst  jüngst  Upgren,  Über 


KRITISCHER  ANHANG  16f^ 

sprachliche  und  metrische  Komposition  und  Kunst  des  Terenz,  Lund, 
127  einstweilen  für  den  Senar.     Fleck.2  schließt  sich  Conradt  an. 

V.  316.  "Für  pronum  haben  die  Handschr.  primum  (in  A 
nach  medium).  Dieses,  von  Schlee  a.  0.  40  ungenügend  verteidigt, 
scheint  wegen  V.  314  unmöglich.  Ich  bin  daher  mit  andern  Pal- 
merius  gefolgt."  Dz.1  —  Dem  primum  in  V.  314  entspricht  allerdings 
tum  in  V.  315,  dem  primum  in  V.  316  entspricht  wegen  der  leb- 
haften Eede  ebensowenig  ein  Wort  im  folgenden,  wie  dem  post 
haec  in  V.  318  ein  primum  im  vorausgehenden.  Ich  bin  daher 
mit  Stamp.,  der  bezüglich  capite  (mit  dem  Kopfe  voraus)  u.  a.  auf 
Plin.  nat.  hist.  VH  8  (6),  46  verweist,  Psich.  und  Boue  der  Lesart 
des  Bemb.  gefolgt.  Dz.2  und  Fleck.2  schreiben  sublimen  und  pronum 
statt  primum  vor  in  terra;  dort  bieten  es  £. 

V.  320.  Dz.2  (s.  adn.  crit.  p.  XXXVIII)  und  Fleck.2  inpertire. 
Dz.8,  Fleck.2  und  andere  setzen  nach  propere  Fragezeichen.  Durch 
die  Messung  eram  hoc,  die  Skutsch  vorschlägt,  wird  der  Vers 
ebenso  trochäisch  wie  die  vorausgehenden  und  nachfolgenden  Verse. 

V.  322.  Mit  Plessis  (gebilligt  von  Dz.,  Berl.  phil!  Wochenschr. 
V  848)  und  Stamp.  habe  ich  den  Vers  der  Sostrata  zugeteilt.  Der 
Vers  paßt  schon  äußerlich  wegen  der  folgenden  abgehackten  Worte 
Gretas  nicht  in  seinen  Mund  und  hat  eigentlich  nur  als  Bede  So- 
stratas  einen  ßinn:  Sie  erwartet,  Geta  sucht;  Fleck.2  schreibt 
daher  auch  expeto  nach  Bentley. 

V.  323.  Die  handschriftliche  Überlieferung,  Prob. und  Don.  (s.d. 
Anm.  z.  f.  V.)  sprechen  für  Zuweisung  der  Worte  Quid  fesünas  etc. 
an   Sostrata.     Dz.1'2,   Stamp.,   Fleck.2  u.  a.  teilen  sie  Canthara  zu. 

V.  325.  "Daß  der  handschriftliche  Konjunktiv  sit  nach  ehquere 
dem  Sprachgebrauch  des  alten  Lateins  zuwider  ist,  hat  Ed.  Becker 
a.  0.  122  ff.  für  mich  überzeugend  nachgewiesen.  Er  schreibt 
(152 f.):  Eloquere  ergo,  te  obsewo,  quid  actumst.  jj  lam  q.  s.  Ver- 
suchsweise habe  ich  fit  für  sit  in  den  Text  gesetzt.  Quid  fit?  im 
Sinne  von  *  Was  gibts  ? '  kommt  gerade  in  den  Adelphoe  wieder- 
holt vor-,  s.  V.  266  quid  fit,  Gtesiplio?  768  quit  fit?  quid  tu  es 
tristis?  883  und  885  quid  fit?  quid  agüwr?"  Dz.1  —  Quid  fit?  dient 
nur  zur  Begrüßung;  quid  sit?  erhält  aber  durch  Quid  est?  in  V.  323 
seine  Stütze.  Der  Konj.  erklärt  sich  daraus,  daß  mit  Quid  sit? 
eigentlich  Getas  Kede  Actumst  aufgegriffen  wird;  vgl.  die  Anm. 
z.  V.  84.    Fleck.2  schließt  sich  an  Becker  an. 

V.  329.  Erwähnenswert  scheint  mir,  daß  Don.  scisne  (certe) 
statt  saline  bietet.  Auch  im  folgenden,  wo  ich  hisce  (Ms  A, 
hisce  5;  vgL  Schmidt  im  Herrn.  VHI  478  ff.)  geschrieben  habe, 
scheint  es  mir,  als  ob  certe,  das  Iou.  und  <s  bieten,  besser  als 
certum  wäre.  Da  Sostrata  es  noch  nicht  glauben  kann,  antwortet 
Geta:  Ich  habe  es  wenigstens  mit  eigenen  Augen  gesehen;  somit' 
kann  es  nur  dann  nicht  richtig  sein,  wenn  mich  meine  Augen 
getäuscht  haben. 


16(3  KRITISCHER  ANHANG 

V.  331  f.  omnium  gehört  entweder  zu  nostram  uitatn  —  muß 
aber  nicht  umgestellt  werden  (vor  uitam),  wie  Fleck.8  noch  immer 
nach  Bentleys  Vorgang  ordnet,  —  oder  es  wäre  auch  denkbar, 
omnium  zum  Relativsatz  zu  ziehen;  die  Fülle  des  Ausdrucks  (om- 
nium .  .  .  omnes)  entspräche  der  Sprache  der  Komiker.  Grundlos 
ist  die  Weglassung  von  erant,  die  seit  Bentley  von  mehreren 
(Spengel  mißt  332—334  troch.),  zuletzt  von  Fleck.2  mit  Um- 
stellung: qui  se  sine  hac  iurabat,  wiederholt  wurde. 

V.  334.  Dz.1  schrieb  se  uxorem,  Dz.2  sibi  uxorem  (nach 
Conradt  a.  0.  119);  wiewohl  die  Konstr.  des  Akk.  cum  inf.  im 
Hinblick  auf  Haut.  666,  672,  Hec.  Prol.  II  3  nicht  ausgeschlossen 
ist,  scheint  mir  doch  in  der  Lesart  des  Bemb.  si  vxorem  eher 
ein  Ausfall  des  bi  (b  und  s  sind  in  A  ziemlich  ähnlich),  als 
eine  Verwechslung  des  e  und  i  (s  haben  sibi)  zu  liegen.  '  Th.  Birts 
(Rh.  Mus.  LIV  44  A.  1)  Annahme  einer  Kurzform  ist  mir  bekannt. 
S.  ders.,  Der  Hiat  bei  Plaut.,  S.  21. 

V.  337.  Ich  halte  mit  Bentley  esse  für  ein  eingedrungenes 
Glossem.  Stamp.  folgt  g  und  setzt  esse  vor  usquam  ein,  A  bietet 
es  nach  usquam.    Aber  auch  hoc  scheint  mir  sehr  verdächtig  zu  sein. 

V.  343.  Mit  Psichari,  Plessis,  Stamp.  behielt  ich  agis,  das 
A  bietet.  Hierfür  erklärte  sich  auch  Dz.  Berl.  phil.  Wochenschr. 
V  848.  Iou.  teilt  Hern agis  mit  LCE  dem  Geta  zu;  daß  auf  ein- 
mal Canthara  dazwischen  spricht,  ist  etwas  auffallend,  doch  scheint 
mea  Sostrata  in  ihren  Mund  besser  zu  passen  als  in  den  Getas. 

V.  346.  Fleck.2  stellt  um:  periit:  nuptum  pro  uirgine  dari 
non  potcst! 

V.  347.  Ich  halte  miserat,  das  A  überliefert,  Iou.  nicht 
korrigiert  hat,  für  richtig  gegenüber  amiserat  in  g.  Der  Ring, 
den  Ä.  bei  der  intimen  Zusammenkunft  verloren  hatte,  könnte  nur 
als  Beweis  dienen,  daß  Ä.  einmal  mit  Pamphila  beisammen  war, 
ihn  aber  zu  nichts  verpflichten.  Anders  dagegen  steht  es  mit  dem 
Ring,  den  er  als  Unterpfand  seiner  Treue  schickt.  Dazu  kommt 
noch,  daß  man  einen  Ring  nicht  so  leicht  verliert.  In  der  Hecyra 
(V.  572 — 574  und  829)  zieht  der  Jüngling  (eripuit,  detraxisse) 
den  Ring  ab,  um  selbst  einen  Beweis  zu  haben.  Von  einem  Ver- 
lieren ist  sonst  nicht  die  Rede,  wohl  aber  von  dem  Ring  als 
Unterpfand  der  Treue  oder  als  beabsichtigtes  Erkennungszeichen. 
Daß  miserat  in  A  kein  bloßes  Verschreiben  ist,  wie  Stamp.  meint, 
können  wir  aus  der  Erklärung  des  Scholiasten  ersehen.  Bei  Schlee, 
Schol.  Ter.  154  heißt  es  nämlich:  quo  desponsauit  eam  uel  quem 
amiserat  cum  eam  opprimeret.  Daraus  geht  klar  hervor,  daß  der 
urspr.  Erklärer  nur  miserat  im  Texte  hatte,  das  er  doppelt  erklärte, 
entweder  =  dono  dederat  oder  =  amiserat. 

V.  350.  "Da  nach  dem  Zusammenhang  weder  finales  noch 
konsekutives  (so  Spengel)  ut  möglich  scheint,  habe  ich  aus  Prise.  Gr. 
L.  ÜJ  85, 11  den  Indikativ  dicis  aufgenommen  (vgl.  Wagner  z.  u.  St.). 


KRITISCHER  ANHANG  167 

—  Wagner  verteidigt  zu  Aul.8  119  die  handschriftliche  Les- 
art potes;  ich  habe  hier  und  V.  700  die  3.  Person  gesetzt."  Dz.1  — 
Ich  habe  mich  an  die  Handschriften  gehalten  und  das  außerdem 
durch  Donat,  Priscian,  Lactantius  Plac.  (zu  Stat.  Theb.  V  385) 
bestätigte  accedo  wieder  eingesetzt,  dafür  das  vollkommen  entbehr- 
liche tu,  das  viel  leichter  in  den  Text  kommen  konnte  (Don.  hat 
es  nicht  im  Lemma)  als  ac  zu  cedo  (das  etwas  ungewöhnliche 
accedo  wird  von  Don.  und  Schol.  für  erklärungsbedürftig  gehalten), 
gestrichen  und  isti  st.  istic  geschrieben.  So  ist  tu  eingedrungen: 
V.  609  über  ergo  in  A,  später  radiert,  Eun.  370  (Iou,  s),  813 
(LDG),  978  (CD8EFP),  Phorm.  396  (A).  Die  Erklärung,  die 
Thomas  gibt  (Bev.  de  l'instr.  XXH  388 f.  und  XXIV  335),  cedo 
(concedo),  ut  tu  potissimum  dicas,  halte  ich  für  unrichtig.  Der 
Indikativ  dicis  (ut  temporal.)  scheint  mir  zu  wenig  zur  Stelle  zu 
passen.  Bezüglich  potes  vgl.  Phorm.  674,  Andr.  861,  Eun.  377, 
836,  Ad.  908  f.     Statt  potes  schreibt  Fleck.2  potis. 

V.  351.  Ich  schreibe  mit  A  nach  Wagner  eius,  das  von  huius 
in  den  Handschriften  (g)  wahrscheinlich  wegen  V.  332,  334,  341 
verdrängt  wurde,  wo  Pamphila  richtig  mit  hanc  (345  ei,  349  Mo) 
bezeichnet  wurde,  während  hier  wohl  besser  cius  steht. 

V.  353.  Ich  behalte  mit  Klette,  Symb.  phil.  Bonn.,  845, 
Anm.,  trotz  der  Betonung  respicie't  (A)  (V.  188  pirniciAs),  da  das 
Futurum  dem  Sinne  besser  entspricht;  ebenso  schreibe  ich  mit 
den  meisten  propera,  das  einstimmig  überliefert  ist  (propere  Dz.2 
Pess.  nach  Bentley).  Da  Ion.  nach  proper a  interpungiert,  ist  es 
als  Aufforderung  an  Geta  aufzufassen.  Die  vorhergehenden  Worte 
Sostr.s  dienen  zur  Begründung  ihres  Auftrages,  es  ist  wohl  selbst- 
verständlich, daß  Geta  mittelst  einer  ausdrücklichen  Aufforderung 
schließlich  entlassen  wird.  Da  sowohl  A  als  auch  L  (m?  schreibt 
erst  die  notae  hinzu)  die  Worte  Nam  .  .  .  nos  noch  der  Sostrata 
zuteilen  und  diese  in  der  Tat  besser  in  den  Mund  Sostratas  passen, 
bin  ich  ihnen  gefolgt.  In  den  übrigen  Handschriften  scheint  das 
zweimalige  nam  die  Veranlassung  zur  Änderung  gewesen  zu  sein. 

V.  354.    dromo  cocvs  wurde  nach  A  aufgenommen. 

"V.  358  bin  ich  Spengel  gefolgt,  welcher  etiam  im  Sinne  von 
eiiamnunc  in  den  Relativsatz  gezogen  hat."  Dz.1  —  Die  von  Spengel 
gegebene  Übersetzung  ergibt  sich  schon  aus  aliquoi  rei  allein. 
Bothe  schrieb  etiam  mcum. 

V.  375.  Atque  wurde  von  Dz.1  mit  Fleck,  unter  Verweisung 
auf  Conradt  (Herrn.  X  108  f.)  beseitigt.  Ich  bin  dagegen  Vahlen 
a.  0.  53 f.  gefolgt,  der  atque  (das  ALDF  fehlerhaft  am  Anfang 
des  folgenden  Verses  bieten)  behält. 

V.  377.  Ich  schreibe  mit  Dz.1  gongrum  nach  AD  gegenüber 
congrum  in  den  übrigen  Handschr.;  gongrum  bieten  auch  die  Schol. 
Bemb.;  Plaut.  Mil.  760,  Persa  110  (Prise.  Gr.  L.  DI  224,  12  gonger) 


168  KRITISCHER  A2JHANG 

ist  conger  überliefert,  AuL  399  congrum  (Non.  95,  13  gongrum).  S. 
über   die    Schreibung    Georges,  Wortf.  161  f.,    Lindsay-Nohl  85 f. 

V.  379.     Fleck.9  niiqmdem  (so  auch  Skutsch),  s.  Brugm.  43. 

V.  380.  "Stephanio  fehlt  in  der  Szenenüberschrift,  obwohl  er 
das  gleiche  Eecht  hat,  daselbst  angeführt  zu  werden,  wie  Dromo 
aus  V.  376,  dessen  Name  im  Bemb.  (sonst  noch  im  Cod.  P)  den 
Namen  des  Demea  und  Sjrus  beigefügt  ist,  und  zwar  mit  dem 
Zusatz  cocvs.  Doch  ist  Dromo  nicht  Koch,  sondern  höchstens 
Küchenbursch.  Jedenfalls  ist  die  Szene  wichtig  für  Beurteilung  der 
Szenenüberschriften.,,  Dz.1  —  In  den  Büderhandschriften  sieht  man 
Dromo,  mit  dem  Putzen  der  Fische  beschäftigt,  unter  der  Tür  sitzen. 

V.  389.  Boue  sehr  wahrscheinlich  Est  iam  nach  L  und  A,  der 
uioht  Et  iam  hat,  wie  Umpf.  angibt.  Psich.  et  iam}  Pess.  etiam 
nach  F,  die  übrigen  nach  der  durch  Faernus  aus  Don.  erschlossenen 
Lesart:  EUam  intus. 

V.  390.  "Der  Gebrauch  eines  daktylischen  Wortes  mit  dakty- 
lischem Versaccent  wird  von  den  Komikern  vermieden  (s.  Lach- 
mann in  Lucr.  116)  und  läßt  sich  hier  durch  die  Schreibung 
haecin  für  haecine  (mit  Fleck,  u.  a.)  leicht  beseitigen.  Allerdings 
haben  die  Handschr.  hier,  sowie  V.  758  (höscine)  und  Hec.  283 
(hdcine)  sämtlich  die  daktylische  Form,  so  daß  Conradt  a.  O.  191 
Bedenken  trägt,  zu  ändern.  Vgl.  auch  Anm.  zu  V.  971."  Dz.  —  Ich 
bin  hier  wie  379  den  Handschriften  gefolgt;  gesprochen  wurde  in 
beiden  Fällen  *  haecin';  s.  Haul.3  Anh.  zu  V.  210. 

V.  392.  ac  (in  A  fehlt  es)  habe  ich  mit  Vahlen  (a.  0.  49) 
wieder  aufgenommen. 

T.  395.  "Mit  Klette,  Exerc.  Terent  (Bonn  1855)  20 f., 
welchem  Fleck,  und  Wagner  gefolgt  sind,  habe  ich  num  nach 
sonmium  eingeschoben.  Die  Handschr.  (außer  A)  haben  noch  tuy 
und  zwar  LDG  nach  wero,  die  andern  Codd.  nach  illum.  Spengel 
sucht  den  Gebrauch  eines  anapästischen  Wortes  im  3.  Versfuß 
durch  Umstellung  von  tu  vor  sineres  zu  vermeiden."  Dz.1  —  A  bietet 
im  Gegensatz  zu  g  den  Vers  ohne  futtilis  und  tu.  Fuüilis  wurde 
von  allen  als  eingedrungene  Glosse  *  behandelt.  Merkwürdig  ist 
aber,  daß  es  selbst  glossiert  wurde:  in  G  mit  niJiil  retinens,  in  D 
mit  uanus,  so  daß  es  schon  in  sehr  früher  Zeit  eingedrungen  sein 
muß.     Ich  schloß  mich  Umpf.  an;  ebenso  Pess.  und  Fleck.8 

V.  397.  Alle  Handschriften  und  Don.,  mit  Ausnahme  von 
EG  (D  und  F  ändern  coeperit  in  coeperet)  haben  coeperit.  Coeperet 
führt  an  einer  Stelle  (II  500,  16)  Priscian  als  Beispiel  für  den  Konj. 
Impf,  an,  an  einer  andern  Stelle  (HI  334,  19)  hat  auch  er  coeperit. 
Ich  glaube,  daß  diese  einzig  dastehende  Form  (s.  Neue  HI8  641) 
ihre  Entstehung  dem  Umstände  verdankt,  daß  ein  alter  Erklärer 
den  Nebensatz  (vgl.  V.  525)  dem  vorausgehenden  irrealen  olfecissem 
angleichen  wollte  und  sich  zu  diesem  Zwecke  die  Form  coeperet 
aus   dem  bei  Plautus  vorkommenden  coepere  bildete;   ich  behalte 


KRITISCHER  ANHANG  169 

aber  coeperit,  weil  diese  Form  unmöglich  einem  Glossator  zu- 
geschrieben werden  kann,  der,  um  der  Form  des  Präsensstammes 
aus  dem  Wege  zu  gehen,  gewiß  coepisset  geschrieben  hätte  (gegen 
ein  bloßes  Versohreiben  spricht  die  gute  Überlieferung),  und  weil 
der  Eonj.  Perf.  hier  viel  wirkungsvoller  die  Annahme  Demeas  aus- 
drückt, daß  Ct.  jetzt  nichts  angefangen  hat,  so  daß  ein  sinere 
von  seiner  Seite  gar  nicht  in  Betracht  kommt  (man  beachte  die 
folgenden  Worte  des  Syrus).  Derselbe  Übergang  aus  der  Irrealität 
in  die  bloße  Annahme  liegt  V.  317  vor. 

V.  399.     Fleck.2:   TJt  suom  quisque  uolt. 

V.  405.  Ich  habe  mit  Stamp.,  der  aber  psältria,  istäc  mißt, 
das  einstimmig  überlieferte  und  entsprechendere  (s.  Anm.  zu  V.  38) 
Vah,  das  seit  Bothe  in  Ali  verwandelt  worden  ist,  wieder  auf- 
genommen, und  deshalb  mit  Fleck.2  istac  in  ista  verwandelt. 

V.  407.  Ich  glaube,  daß  o  vor  Aeschine  hier  und  V.  449 
erst  später  hinzugeschrieben  wurde,  wie  dies  so  oft  bei  Vokativen 
geschah,  und  habe  es  daher  gestrichen,  hier  mit  Fleck.2;  V.  449 
stellt  Fleck.8  um.  Man  hätte  es  nämlich  sonst  mit  Verschmelzung 
von  drei  zusammenstoßenden  Vokalen  zu  einer  Silbe  zu  tun,  für 
die  es  mir  an  sicheren  Beispielen  zu  fehlen  scheint.  Die  von  Dz.1 
angeführten  Fälle  kommen  teils  in  Wegfall  (V.  10,  277  und  593), 
teils  fallen  sie  unter  das  IKG  (Eun.  943  o  mfäicem). 

V.  411.  Ich  halte  den  Vers  in  der  nach  Fleck.1  gegebenen 
Form  für  wirkungsvoller,  als  wenn  mit  Bentley  erit  geschrieben 
oder  mit  Spengel  spero  zum  vorhergehenden  gezogen  wird.  Skutsch 
denkt  daran,  spero  dem  Syrus  zu  geben. 

V.  421.  "Die  Lesart  des  Bemb.  svmmihi  {Iou.  hat  *  vor 
mihi  darübergeschrieben)  wird  am  einfachsten  in  swm;  mi  kl  auf- 
gelöst, zumal  die  Möglichkeit,  mi  zu  beiden  Verben  zu  beziehen, 
dem  Zusammenhange  gut  entspricht.  Die  andern  Codd.  haben  ki 
mihi,  [L  ii  w.]  D  ii  in  hi  von  m.2  korrigiert,  G  ehi."  Dz.1  — 
Einfacher,  daß  in  der  Vorlage  svmimihi  (I  =  ii,  s.  Lindsay-Nohl 
504)  stand. 

V.  424.  Erwähnenswert  erscheint  mir,  daß  Iou.  in  A  ipsum 
in  Ulis  ändert,  das  sich  auf  quae  modo  dixti  beziehen  muß.  Vgl. 
Lucr.  DU.  103 6  B  eadem  aliis  sopitu'  quiete  est,  Hör.  Epist.  II  3,  467 
inwfam  qui  seruat,  idem  facit  occidenti,  Ovid  Amores  I  4,  1  uir 
tuus  est  epulas  nobis  aditurus  easdem,  s.  Kühner  IE  S.  236  h. 

V.  436  f.  "P.Thomas  a.  0.  47  hat  sehr  richtig  den  Satz 
Quando  Üa  uolt  frater  der  Vulgata  entgegen  vom  vorhergehenden 
getrennt  und  mit  de  istoc  i.  u.  verbunden."  Dz.1  —  Wegen  V.  130  ff., 
wo  Micio  reinliche  Scheidung  verlangt,  halte  ich  es  doch  für  besser, 
quando  üa  uolt  frater  zum  vorhergehenden  zu  nehmen:  nur  um 
jenen  kümmere  ich  mich,  nur  jener  geht  mich  etwas  an,  da  der 
Bruder  es  so  will  etc.     Ebenso  Psich.  und  Pess. 


170  KRITISCHER  ANHANG 

V.  439.  Seit  Fleckeisen  stellte  man  um  est  hercle;  Stampini 
liest  he'rclest  uah  mit  unmöglichem  letzten  Fuß.  Die  Lösung  liegt 
in  uaha,  das  von  L  und  G  erhalten  wurde:  es  ist  zu  lesen  ts 
herclest  uahä.  P.  Richter  a.  0.  636  leugnet  zwar  die  zweisilbige 
Form  für  Plaut,  und  Ter.  Dieselbe  ist  jedoch  an  verschiedenen 
Stellen  überliefert  und  von  den  Herausgebern  wiederholt  eingesetzt 
worden.  An  der  Form  selbst  ist  nach  Prise.  DI  19,  26  ff.,  II  48, 
22 ff.,  Probus,  De  ultimis  syüabis  IV  255,  37  K.  (uah  siue  uaha 
ex  breui  et  longa  constat),  nicht  zu  zweifeln  und  von  Char.  (I  205, 
9  K.)  wird  aus  den  Consobrini  des  Afranius  der  Vers:  uaha  retinet 
nunc  linguam  mordicus  citiert.  S.  d.  adn.  crit.  zu  Plaut.  Cas.  852  f. 
Bezüglich  der  Bildung  der  Thesis  vgl.  V.  334  sibi  üxörem,  V.  442 
homo  antiqua,  V.  716  neque  Wie,  V.  733  tibi  tstüc  u.  a. 

V.  440  f.  Ich  habe  mit  Stamp.  o  (so  Dz.8  und  Fleck.2  auch  nach 
AL6)  di  boni .  .  .  penuriast  als  Parenthesis  (ein  begreiflicher  Stoß- 
seufzer bei  Demea)  ausgeschaltet,  bin  V.  441  zur  Anordnung  in  A 
nobis  magna  zurückgekehrt  und  habe  V.  442  homo,  das  einstimmig 
überliefert  ist,  jedoch  seit  Guyet  und  Bentley  entfernt  wurde, 
wieder  eingesetzt,  da  es  homo  aus  V.  440  wieder  aufnimmt.  Der 
Vorschlag  E.  A.  Sonnenscheins,  UMu'  modi  so  wie  Haut.  205  Vniu 
nwdi  mit  Berufung  auf  Leo,  Ind.  lect.  Bostoch.  1887  zu  messen 
(Klass.  Rev.  V  265),  ist  m.  E.  überflüssig.  Die  zweisilbige  Genetiv- 
form (Luchs  a.  0.  370)  ist  möglich,  aber  nicht  notwendig,  da  die 
Reinheit  der  zweiten  Thesis  so  oft  vernachlässigt  wird. 

V.  443.  Für  Plautus  hat  die  Frage  Prehn  in  seinen  Quaestiones 
Plaut.,  Straßburg  1887  behandelt.  Für  Ter.  bestreitet  den  Gebrauch 
E.  W.  Fay  in  The  class.  Rev.,  vol.  XH  297,  indem  er  Eun.  252 
und  511  als  Bedingungssätze  ausscheidet,  Haut.  458  quid  gleich 
quantum  setzt  und  an  unsrer  Stelle  entweder  mali^aliyquid  mit 
gewiß  leichter,  aber  deshalb  noch  nicht  überzeugender  Annahme  von 
Haplographie  vorschlägt  oder,  was  aber  entschieden  zu  verwerfen 
ist,  cito  als  Verb  betrachtet.  Ich  halte  dagegen  gerade  Eun.  252 
Negat  quis  und  511  Böget  quis ,  für  beweisend ;  denn  es  sind  tat- 
sächlich Hauptsätze,  die  den  kondizionalen  Sinn  erst  durch  den 
Zusammenhang  bekommen.  Ihr  quis  hat  mit  dem  si  des  Bedingungs- 
satzes, der  an  ihrer  Stelle  stehen  könnte,  selbstverständlich  nichts 
zu  tun. 

V.  445.  Das  einstimmig  überlieferte  vah  (seft  Guyet  und 
Bentley  in  ah  geändert)  entspräche  zwar  der  freudigen  Bewunderung 
Demeas,  kann  aber  aus  metrischen  Gründen  nicht  gehalten  werden. 
Stamp.,  der  es  behalten  hat,  denkt  an  einen  Proceleusmaticus  oder 
zweisilbiges  uideo.  Fl.  Nencini  (Riv.  d.  fil.  1893,  120)  setzt  nach 
gaudeo  Komma  und  schreibt  ah',  ihm  folgt  Fleck.8 

V.  448.  "Alle  Handschr.  haben  quid  narras;  ebenso  Donat, 
welcher  erklärt  'nürantis  est,  non  interrogantis'.  Ein  solcher  Aus- 
ruf würde   sich    aber    naturgemäß    unmittelbar    an    die   voraus- 


KRITISCHER  ANHANG  171 

gegangene  Erzählung  angeschlossen  haben.  Ich  habe  daher  mit 
Fleck,  quid  in  quod  geändert."  Dz.1  —  Das  bestätigende  Sic  est  factum 
Getas  überhebt  mich  der  Mühe,  die  handschriftliche  Lesart  zu  ver- 
teidigen. 

V.  449.    Fleck.2  stellt  um:  esse  ortum  facinus. 

V.  453.  Dz.1  hatte  adsit  und  audiat  geschrieben;  Dz.2  adcsset 
und  audiret.    Vgl.  Leo,  Deutsch.  Lit.  Ztg.  1882,  358. 

V.  457.    Fleck.2  stellt  um:  tibi  moriens  Uli. 

V.  459.  Bloß  A  hat  id  nach  neque;  Iou.  tilgt  es  und  schreibt 
nie  (?)  darüber.  Mir  scheint  id  zum  mindesten  ebenso  wichtig  zu 
sein  als  me,  auf  das  übrigens  auch  ganz  verzichtet  werden  könnte 
(über  die  Auslassung  des  Subjektsakkusativs  s.  d.  Anm.  zu  V.  77). 
Es  ist  also  neque  td  ebenso  zu  lesen,  wie  z.  B.  Andr.  178  fecit 
neque  id  aegrüm  tulit. 

V.  462  f.  Ohne  Grund  hält  0.  Schubert  (Act.  societ.  philol. 
Lips.  H  47 5 f.)  die  Worte:  Aeschinus  quem  fratri  adoptandum  de- 
disti  für  interpoliert.  Fleck.2  stellt  abermals  in  V.  463  um:  quem 
ad.  ded.  fratri.     Brugman  47  schob  tu  vor  dedisü  ein. 

V.  464.    Iou.  stellt  est  um,  das  in  A  allein  hinter  officium  steht. 

V.  465.  Über  das  schließende  atque  (Iou.  schreibt  es  vor 
aequalem),  das  bereits  Pessonneaux  und  Stamp.  neuerdings  auf- 
genommen haben,  s.  Vahlen  a.  0.  5 4 ff.  und  zu  V.  217. 

V.  468.  C'A  hat  von  m.1  anqvid  und  dieser  Lesart  folgen  die 
neueren  Herausgeber.  Indes  steht  in  keinem  Falle  der  Anticipatio 
bei  Ter.  nach  an  ein  weiteres  direktes  Fragewort  noch  auch 
aliquis  etc.,  sondern  als  indefinitum  nur  quisquam  etc.;  vgl.  Haut.  81, 
Phorm.  279,  1009,  Hec.  209,  293,  878.  Allerdings  ist  zuzugeben, 
daß  gerade  das  Schluß -d  für  die  Lesart  quid  spricht,  da  jenes  in 
quiequam  gar  nicht  vorkommt  (s.  Neue  a.  0.  H3  506)."  Dz.1  —  Iou. 
setzt  quam  hinzu.  L  hat  ebenfalls  quiequam,  läßt  aber  etiam  aus. 
Fleck.2  stellt  um:  etiam  est.  Ich  folge  mit  Stamp.  und  Pessonneaux 
dem  Bemb.;  denn  quid  kann  auch  indefinit,  sein,  s.  Anh.  zu 
V.  443. 

V.  470.  0.  Brugman  a.  0.  13  schlägt  vor:  amor  pers.  nox; 
ihm  folgt  Fleck.2 

V.  471.  P.  von  Winterfeld,  Schedae  criticae,  Berlin  1895,  7 
schlägt  vor  uhist  id  factum.  Abgesehen  von  der  Stellung  (Schlee 
a.  0.  159)  geht  die  Feinheit  der  Bemerkung,  die  Don.  hervorhebt, 
verloren. 

V.  475.  "Das  in  den  Handschr.  hinter  mensis  stehende  hie 
scheint  nach  Analogie  von  Hec.  394  zugefügt  zu  sein.  Es  ist  um 
so  entbehrlicher,  als  es  den  richtigen  Gegensatz  von  illc  b&nus  uir 
(V.  476)  zu  uirgo  (V.  474)  nur  verschiebt."  Dz.1  —  Stamp.  folgt 
Fleck.,  der  hie  vor  mensis  stellte  und  grauidast  facta  schrieb  (ebenso 
Fleck.2).  Ute  bildet  übrigens  nicht  den  Gegensatz  zu  uirgo,  sondern 
hebt  nur  das  ironische  bomis  schärfer  hervor.    Da  die  Überlieferung 


172  KRITISCHER  ANHANG 

(L  hat  facta  grauida  est)  einen  ankorrekten  Proceleusmaticus  im 
5.  Fuße  men  j  sis  Jnc  dectvn  |  us  est  ergibt,  muß  hie  entweder  ge- 
tilgt oder  umgestellt  werden.  Ich  schließe  mich  Fleck,  an,  da  ich 
hie  für  nötig  halte. 

V.  478.    Ich  bin  mit  Umpf.  A  gefolgt;  <s  bieten  certon. 

V.  482.  "Otto  Schubert  a.  0.  17  nimmt  an,  daß  die  längere 
Form  (ahduce  etc.)  nur  zur  Anwendung  komme,  wenn  ein  be- 
sonderes Bedürfnis  des  Verses  vorliege,  und  will  deshalb  vor 
Vokalen  stets  die  kürzere  Form  setzen.  Dem  gegenüber  vertrat 
ich  (Jen.  Lit.  Zeit.  1878,  309)  die  Ansicht,  daß  der  Versaccent 
den  Ausschlag  gibt,  so  daß  bei  Betonung  der  Stammsilbe  die 
längere  Form  (vgl.  V.  910,  917),  bei  Betonung  des  vorausstehenden 
Adverbs  die  kürzere  gewählt  wird?"  Dz.1  —  Skutsch,  Forsch.  57 
meint,  daß  abduce  hier  durch  die  folgende  Interpunktion  und 
Cäsur,  V.  917  noch  besser  durch  den  Personenwechsel  entschuldigt, 
sei,  da  sonst  antekonsonantisch  nur  die  Kurzformen  vorkommen. 
Engelbrecht  a.  0.  64 ff.  weist  darauf  hin,  daß  die  vollen  Formen 
nur  vor  der  Cäsur  vorkommen.  Ich  glaube,  daß  Dz.s  Ansicht 
dahin  zu  erweitern  ist,  daß  die  kürzere  Form  in  der  Regel  dann 
gewählt  wurde,  wenn  der  Versaccent  oder  der  Sinn  die  Hervor- 
hebung der  Präposition  verlangte  (vgl.  Hec.  654,  698  und  605). 

V.  485.  Seit  Bentley  schrieb  man  neque  statt  des  zweiten  nec\ 
ich  bin  mit  Stamp,  und  Fleck.2  zu  den  Handschr.  zurückgekehrt. 

V.  486.    Fleck.2  schreibt  nach  Brugman  a.  0.  38  me  miseram. 

V.  488.  "  Es  scheint  mir  am  natürlichsten,  Hern  am  Ende  des 
Verses  dem  Demea  zu  geben  (nach  den  Codd.  gehört  es  zur  Rede 
des  Hegio).  Derselbe  würde  dadurch  nach  V.  484  wieder  in  das 
Gespräch  eintreten,  bevor  Hegio  an  ihn  die  folgende  lange  Anrede 
richtet.  Im  Munde  des  Hegio,  der  bereits  V.  487  mit  Hern  sein 
Erstaunen  zu  erkennen  gegeben  hat,  ist  es  matt.  0.  Ribbeck,  Lat. 
Part.  30  hat  Em  an  die  Spitze  von  V.  489  genommen."  Dz.1  —  Dz.2 
schließt  sich  Ribbeck  an;  in  L  steht  Hern  am  Anfange  des  nächsten 
Verses;  D  und  F,  in  denen  der  Vers  nachgetragen  wurde,  haben 
es  am  Schlüsse  wie  A.  Die  Erklärung  z.  d.  V.  dürfte  das  Bei- 
behalten von  kern  rechtfertigen. 

V.  490.  "Keinesfalls  kann  nach  inplorat  wie  etwa  nach  uelle 
u.  a.  die  unterordnende  Konjunktion  {u£)  fehlen,  eine  Annahme, 
welche  sich  auch  des  Sinnes  wogen  nicht  empfiehlt.  Ich  habe 
daher  mit  Carl  Rothe,  Quaest.  gramm.  ad  us.  Flauti  pot  et  Ter.  speet. 
(Diss.  inaug.  Berlin  1876)  14  Anm.  id  uöl.  inpetret  als  Haupt- 
satz aufgefaßt  und  nach  Demea  einen  Doppelpunkt  gesetzt."  Dz.1  — 
Nach  s  (mit  Ausnahme  von  DC,  L  hat  uos  uis,  man.  rec.  macht 
daraus  ius)  schrieben  Wagner,  Dz.2,  Fabia:  uos  ws,  Fleck.2:  ius  uos. 
Für  uis  (ALDC)  sprechen  1.  die  Alliteration  uos,  uis,  uoluntatc, 
2.  der  Gegensatz  zu  uoluntate,  3.  Pborm.  214  Gb.  Vi  coactum  ie  esse 


KRITISCHER  ANHANG  173 

inuihm,  Ph.  Lege  iudicio,  4.  die  Autor,  von  A,  5.  die  Erklärung 
Donats:  uis  igitur  legum  inteUigitur. 

V  495.  Die  Tatsache,  daß  V.  48,  875  (A:  edicatos,  von  Iou. 
verbessert),  Andr.  274,  911  (bloß  E  bat  educqtos),  Eun.  156,  748 
(nach  ?  iambisch  zu  messen  edücta  est\  Haut.  226  die  dem  Metrum 
entsprechende  jeweilige  Form  von  educere  handschriftlich  fast  ein- 
stimmig überliefert  ist  (mit  Ausnahme  von  Andr.  274  ist  durch- 
gehends  die  Stammsilbe  betont),  während  Phorm.  943  und  an 
unserer  Stelle  educat  und  educati  einstimmig  überliefert  sind,  wobei 
an  der  ersten  Stelle  nur  educat  möglich  ist,  veranlaßt  mich,  auch 
bei  dieser  Gelegenheit  die  Güte  der  Überlieferung  anzuerkennen 
(seit  Faerni  schreibt  man  educti),  zumal  sich  educati  vollkommen 
entsprechend  dem  Vers  einfügt,  indem  nach  dem  IKG  regelrecht 
a  in  educati  verkürzt  wird.  Auch  Eun.  117  halte  ich  das  über- 
lieferte educare  mit  derselben  Verkürzung  für  richtig,  indem  näm- 
lich jedenfalls  zwischen  docere  und  educare  —  man  vgl.  Andr.  274 
doctum  atque  eductum  —  et  ausgefallen  ist,  da  Terenz  das  Asyndeton 
erst  bei  drei  Gliedern  vorzuziehen  scheint,  so  daß  der  Vers  lautet: 
Docere  et  educare  ita  uti  si  esset  füiq.  Der  Wechsel  zwischen 
educere  und  educare  scheint  davon  abzuhängen,  ob  die  Stammsilbe 
oder  die  Präposition  in  die  Hebung  kommt  (bloß  Andr.  274  heißt 
es  6ductos). 

V.  498.  Als  Konjunktiv  faßt  deseram  auf  Rothe  a.  0.  5 ff. 
Ich  halte  es  nicht  für  notwendig. 

V.  499b.    Iou.  trägt  diesen  Vers  am  Rande  in  Kapitale  nach: 

qvod  mihi  de  ac  ke  (dede) 
kit  consilivm  exe  (quar); 

die  eingeklammerten  Buchstaben  sind  jetzt  weggeschnitten.  Eine 
blassere  Tinte,  wahrscheinlich  Iou.  selbst,  schrieb  is  (oder  m)  über  qvod, 
strich  ex  durch  und  setzte  ids  darüber.  ?  bieten:  Is  quod  mihi 
de  hac  re  dederit  consilium  id  sequar.  Phorm.  461  ist  dagegen 
mit  Umstellung  des  dederit  überliefert,  und  zwar  von  A:  kisqvod 

MIHIDEDERITDEKACRECONSILIVMIDSEQVAB,      dagegen     VOU     £     mit     id 

exequar.  Ich  behalte  die  ursprüngliche  Fassung  des  Iou.  mit 
Rücksicht  auf  Andr.  259  sed  nunc  quid  primum  exequar?.  Haut. 
634  f.,  Hec.  306,  da  mir  id  nur  eine  eingedrungene  Konstruktions- 
hilfe zu  sein  scheint,  die  in  Phorm.  461  sogar  ex  wegen  des  Me- 
trums verdrängt  bat.  Das  Fehlen  der  Aspiration  bei  ac  hat  Iou. 
gemeinsam  mit  m.1  (s.  Umpf.  praef.  p.  XVTJ).  Ich  halte  die  Aus- 
scheidung des  Verses  (=•  Phorm.  461)  durch  Muretus,  dem  bisher 
alle  gefolgt  sind,  für  ungerechtfertigt.  Daß  der  Vers  in  A  fehlt, 
ist  ebensowenig  ein  Grund  dazu,  als  der  Umstand,  daß  ihn  Don. 
nicht  erwähnt,  da  in  A  noch  17  andere  Verse  fehlen,  die  nicht 
verdächtigt  werden  können  (s.  Umpf.  praef.  p.  IX)  und  von  Don. 
viele  Verse  nicht  kommentiert  werden,  gerade-  Phorm.  461   auch 


174  KRITISCHER  ANHANG 

nicht.  Ebenso  ist  die  Bemerkung  Umpf.s  im  Herrn.  II  391  müßig, 
daß  aus  dem  Schol.  zu  Vr.  500  nicht  notwendig  folge,  daß  der 
Scholiast  den  Vers  hier  gelesen  habe;  denn  1.  folgt  aus  dem  Wort- 
laute: nolo  scctere  sententiam  fratris,  daß  er  ihn  an  dieser  Stelle 
auch  gelesen  hat,  und  2.  braucht  es  dieser  Bern,  des  Schol.  nicht, 
da  der  Vers  ohnehin  schon  vor  dem  Scholiasten  durch  Iou.  ein- 
getragen worden  war,  wie  ja  auch  die  recensio  Calliopü  schon  vor 
dem  Schol.  des  Bemb.  fertig  war.  Die  Frage  kann  daher  nur 
nach  inneren  Gründen  entschieden  werden.  Daß  Terenz  in  den 
beiden  ähnlichen  Situationen  (in  Phorm.  Demipho,  der  seinen 
Bruder  fragen  will,  hier  Demea)  einen  fast  gleichen  Vers  an- 
gewendet hat,  ist  an  und  für  sich  glaublich  (vgl.  z.  B.  V.  487  und 
Andr.  473,  Plaut.  Aul.  166,  Capt.  324).  Der  Vers  wurde  aber 
hauptsächlich  deswegen  für  eingeschoben  gehalten,  weil  man  meinte, 
Demea  könne  dies  nicht  sagen,  da  er  ja  alle  seine  Rechte  über  A. 
an  Micio  abgetreten  habe.  Das  ist  aber  unberechtigt;  denn  wollte 
dies  Demea  eingestehen,  so  wäre  es  ja  für  ihn  das  Einfachste, 
dem  Hegio  zu  sagen:  Das  geht  mich  alles  nichts  mehr  an,  wende 
dich  an  Micio.  Das  aber  will  Demea  sichtlich  nicht  sagen:  er  ist 
über  das  Gehorte  so  entsetzt,  schämt  sich  seines  Sohnes  so  sehr, 
daß  er  nur  trachtet,  so  bald  als  möglich  zu  seinem  Bruder  zu 
kommen,  um  die  Sache  irgendwie  gut  zu  machen.  Daß  er  sich 
seiner  Vaterrechte  über  seinen  Sohn  ganz  begeben  hat,  getraut 
er  sich  dem  Hegio  gar  nicht  zu  sagen,  da  dieser  jedenfalls,  erstaunt, 
daß  sich  ein  Vater  nicht  mehr  um  sein  Kind  kümmern  wolle, 
nach  der  Ursache  fragen  und  dadurch  die  früheren  Streiche  des 
Ä.  erfahren  würde.  Deshalb  spricht  er  Fratrem  conueniam  und 
das  Folgende  in  beschwichtigendem  Tone,  zu  dem  er  sich  mühsam 
zwingt  (Don.  hat  die  Stelle  mißverstanden,  seine  Bemerkung  ist 
übrigens  durch  die  Stellung  verdächtig),  dies  gelingt  ihm  auch; 
denn  Hegio  mäßigt  seinen  Ton  (Don.  zu  V.  500:  'Eit&EQaTttvöis 
supra  habitae  comminationis).  Als  zweiter  Grund  wurde  geltend 
gemacht,  daß  man  bei  dem  Umstände,  daß  Demea  am  Schlüsse 
der  Szene  so  zornig  gegen  seinen  Bruder  spreche,  hier  nicht  an- 
nehmen dürfe,  er  könne  sagen,  daß  er  seinen  Rat  befolgen  werde. 
Dabei  hat  man  nicht  berücksichtigt,  daß  Demea  mit  499b,  wie 
schon  erwähnt,  lediglich  beschwichtigen  will.  Nach  legios  Ab- 
gang kommt  der  Zorn  hervor,  und  er  will  sich  für  die  Scham, 
die  er  dem  Hegio  gegenüber  empfanden  hat,  gegen  Micix)  tüchtig 
ausschimpfen.  Dazu  kommt  aber  noch,  daß  die  Worte  Fratrem 
conu.  Regio  allein  als  Antwort  auf  die  Frage  Hegios:  Quid  mihi 
respondes?  nicht  bloß  an  und  für  sich  so  nichtssagend  sind,  daß 
sich  Hegio  damit  nicht  zufrieden  geben  könnte,  sondern  daß  auch 
vernünftigerweise,  wie  dies  bei  Terenz  in  allen  Fällen  geschieht 
(vgl.  V.  209  [512],  636,  757  [der  Grund  vorher  genannt,  ebenso 
154],  Andr.  227,  527f.,  Haut.  863,  Phorm.  719f.,  897,  Hec.  557f., 


KRITISCHER  ANHANG  175 

727),  der  Zweck  des  conueniam  angedeutet  werden  muß.  Aber 
auch  Sed  im  V.  500  kann  nur  an  consilium  exequar  anknüpfen, 
nach  fratrem  conu.  II.  hat  es  eigentlich  keinen  Sinn.  Auch  der 
Umstand,  daß  Hegio  V.  501  f.  von  beiden  spricht  und  Demea 
sicher  verspricht  (V.  505):  fient  quae  ficri  aequomsl  omnia,  zu- 
sammengehalten mit  der  Antwort  Hegios:  decet  te  facerc,  bedingt, 
daß  eine  Versicherung  Demeas,  etwas  zu  tun,  vorausgegangen  ist, 
welche  in  den  Worten  Fr.  conu.  H.  allein  unmöglich  liegen  kann. 

V.  503.    Fleck.2:  aequa  aequo  animo. 

V.  507.  Ich  halte  fient  mit  A;  Demea  denkt  an  den  weiteren 
Verlauf,  der  sich  noch  ergeben  kann,  wie  dies  aus  dem  folgenden 
Wunsche  utinam  hie  sil  modo  defunetum,  der  nur  bei  fient  einen 
Sinn  hat,  hervorgeht.  Natürlich  konnte  dafür  leicht  fiunt  ein- 
gesetzt werden,  sofern  man  nur  das  bisher  Geschehene  darunter 
verstand.  Plessis  und  Boue  behalten  auch  fient,  doch  ist  die  Er- 
klärung Bou6s:  Cette  reparation  ne  se  fera  pas  sans  que  je  parle, 
unhaltbar. 

V.  509.  "Der  Bemb.  allein  und  sein  Scholiast  hat  hier  euadit. 
Nachdem  V.  507  f.  ausdrücklich  auf  das  Zeit  Verhältnis  hingewiesen 
worden,  scheint  mir  die  Wahl  des  Präsens  unnatürlich."  Dz.1  - —  Ich 
halte  euadit  als  den  stärkeren  Ausdruck  der  Sorge  Demeas  für 
besser,  Der  Schol.  Bemb.  erklärt  es  mit  ascendit,  das  keine 
Futurbez.  braucht.     Auch  hier  konnte  euadet  leicht  eindringen. 

V.  511  ff.  Nach  Donats  Bemerkung  zu  V.  511:  Hi  sex  uersm 
in  quibusdam  non  feruntwr  scheinen  mir  die  Verse  511 — 516 
einen  späteren  Zusatz  zu  bilden,  der  allerdings  in  sehr  frühe  Zeit 
zurückgehen  muß.  Eine  längere  Bemerk,  des  Iou.  zu  V.  510 
wurde  vom  Scholiasten  getilgt.  Die  Eindichtung  erfolgte  augen- 
scheinlich zu  dem  Zwecke,  um  die  Szene  IV  3,  in  der  Hegio  mit  Micio 
vom  Markte  kommt,  mit  IUI  4,  wo  Hegio  ins  Haus  der  Sostrata  tritt, 
in  Einklang  zu  bringen  Ursprünglich  konnte  es  wohl  hier  ebenso 
sein,  wie  im  Phormio,  wo  Demipho  nach  V.  314  in  sein  Haus 
tritt,  zwischen  dem  II.  und  III.  Akt  aber  nach  dem  Forum  geht 
und  V.  346  von  dort  zurückkommt,  daß  nämlich  hier  vom  Dichter 
ebenfalls  angenommen  wurde,  daß  Hegio  in  der  Zwischenzeit  nach 
dem  Forum  geht,  um  das  Resultat  der  Zusammenkunft  Demeas 
mit  Micio  zu  erfahren.  Die  Unklarheit  der  Auffassung  dieser 
Szene,  in  der  Hegio  nach  vier  Versen  Demeas  wieder  aus  dem 
Hause  tritt,  spiegelt  sich  auch  in  den  Worten  Donats  wider:  In 
hac  scaena  uidetur  iam  locutac  Sostratae  Hegw  respondere.  Potest 
tarnen  et  ipse  ineipere,  tamquam  qui  et  rem  nouerit  et  maerore  eins 
moueahir.  Die  Annahme  einer  Pause  zwischen  IH  4  und  III  5 
nützt  nicht  viel,  da  IV  1  unmittelbar  folgen  muß.  Die  Worte 
Ctesiphos:  Ain  patrem  hinc  abisse  rus  zeigen,  daß  er  die  Mit- 
teilung des  Syrus  (nach  V.  434)  vor  kurzem  erhalten  hat;  die 
Worte    des    Syrus:    Iam    dudum  .  .  .  apud  uillamst    sind    dagegen 


176  KRITISCHER  ANHANG 

eine  Übertreibung,  um  Ct.  zu  beruhigen.  Wenn  irgend  welche 
Verse  das  Gepräge  der  Interpolation  tragen,  so  sind  es  diese, 
welche  fast  nur  aus  Beminiscenzen  zusammengesetzt  sind  und 
eigentlich  nichts  enthalten.  Das  einzige,  was  darin  tatsächlich 
vorkommt:  ego  Micwnem  si  apud  forumst  conueniam,  atque  ut  res 
gestast  narrabo  ordine  nimmt  lediglich  auf  V.  592  ff.  Bäcksicht, 
steht  aber  im  direkten  Widerspruche  mit  dem  Vorhergehenden. 
Denn  wahrend  Hegio  sieben  Verse  vorher  noch  damit  einverstanden 
ist,  daß  Demea  seinen  Bruder  aufsucht  und  sich  damit  zufrieden 
gibt  (V.  5Ö6),  kündigt  er  hier  seine  Absicht  an,  den  Micio  auf- 
zusuchen, als  ob  die  Unterredung  mit  Demea  gar  nicht  vorher- 
gegangen wäre.  Ich  habe  daher  diese  Verse  eingeklammert.  V.  511 
schreibt  Fleck.2  potis  statt  potes.  In  V.  514  bin  ich  Fleck.2  bezüg- 
lich Einsetzung  des  is  gefolgt.  Guyet  und  Bentley  setzten  ita  vor 
est  ein,  was  aber  ebenso  wie  Stampinis  id  vor  est  dem  Sprach- 
gebrauche des  unpersönlichen  si  est  bei  Ter.  widerspricht.  Spengels 
sie  kann  nur  höchst  gezwungen  erklärt  werden. 

V.  519.  defatigarit  AL,  defeügarit  s,  die  Herausgeber  haben 
mit  Unrecht  defeügarit  aufgenommen. 

V.  522  wird  nach  Don.  (Misere  nimis]  nimis  abwndai  more 
comicomm)  mit  nimis  gelesen,  obwohl  g  bloß  misere  cupio  bieten, 
was  einen  tadellosen  troch.  Septenar  gibt,  wie  schon  Spengel  her- 
vorhebt, der  an  der  Stellung  misere  nimis  mit  Eecht  Anstoß  nahm, 
jedoch  mit  Bentley  nimis  misere  las.  Stimmte  A  mit  <  überein, 
so  wäre  dies,  in  neuerer  Zeit  wenigstens,  schon  früher  Anlaß  ge- 
wesen, von  Donat  abzugehen,  dessen  Handschriften  ja  nicht  frei 
von  eingedrungenen  Glossen  waren,  wie  dies  z.  B.  seine  Erläute- 
rungen zu  pauet  (er  liest  emet)  in  V.  70  und  zu  consilils  (er  liest 
consulis)  in  V.  127  zeigen,  wo  man  trotz  dieses  Umstandes,  der 
noch  durch  s  Bestätigung  erfährt,  ihm  nicht  folgt.  Nun  bietet 
aber  A  miser  vivos,  was  allerdings  einen  Anhaltspunkt  für  nimis 
nach  misere  bieten  könnte;  m.2  schreibt  jedoch  (Umpf.  hatte  es 
nicht  bemerkt)  in  nunmehr  ganz  verblaßten  Kapitalbuohstaben 
NisasOTios  über  misere  und  gestaltet  vir  zu  um  um.  Hier  war 
also  in  der  Vorlage  der  m.2  das  zur  Erklärung  von  Dient  misere 
cupio  .  .  .  perp.  deg.  darübergeschriebene  nimis  otiosumi  schon  in  den 
Text  gedrungen.  Auch  in  der  Vorlage  von  A  muß  sieb,  teilweise 
dasselbe  vollzogen  haben,  da  in  vivos  jedenfalls  der  unverständlich 
gewordene  Best  des  durch  m?  bezeugten  otiosvm  vorliegt.  Daß 
das  ungewöhnlichere  misere  durch  nimis  erklärt  wurde,  wäre  schon 
an  und  für  sich  selbstverständlich,  wenn  wir  nicht  noch  V.  698  und 
Haut.  365  in  A  das  Schol.  hätten,  welches  misere  mit  nimis  erklärt, 
und  zu  V.  698  die  Bemerkung  Donats,  welche  dasselbe  besagt. 
Dieses  Ergebnis,  wonach  nimis  als  Glosse  nicht  in  den  Text  auf- 
zunehmen ist,  erfährt  eine  vollständige  Bestätigung  durch  den 
Sprachgebrauch  des  Ter.,  der  an  sämtlichen  übrigeD  Stellen  (Audr. 


KRITISCHER  ANHANG  177 

520,  Eun.  68,  412,  Haut.  190,  365,  Ad.  667,  698)  misere  allein 
bietet,  und  in  metrischer  Beziehung  eine  Empfehlung  dadurch, 
daß  V.  522,  somit  Ctesipho,  wieder  mit  troch.  Versen  beginnt 
wie  V.  51 7  f.  und  mit  iamb.  Versen  schließt  (V.  52 7  f.)  wie  V.  51 9  f. 

V.  523 f.  "Die  beiden  Verse  werden  seit  Guyet  gegen  die 
Handschr.  als  iamb.  Oktonar  (Et  ülud  .  .  .  quid)  und  Quaternar 
(Trope" st  q.  s.)  gemessen,  wobei  abesset  durch  esset  ersetzt  wurde. 
Conradt  a.  0.  Si  111  hat  mit  Eecht  diese  Änderung  als  unnötig 
verworfen  und  Kürzung  der  Endsilbe  von  propest  angenommen 
unter  Vergleichung  von  Eun.  905  (Adest  öptume).  Ich  bin  mit 
Schlee  a.  0.  21  f.  ganz  den  Handschr.  gefolgt,  so  daß  auf  einen 
troch.  Oktonar,  wie  häufig,  ein  troch.  Semiseptenar  folgt."  Dz.1  — 
Podiaski,  Quomodo  Terentius  in  tetrametris  etc.,  Diss.,  Berlin  1882, 
41  folgt  im  V.  523  Fleck,  und  Umpf.,  im  V.  524  Conradt.  Für  die 
handschriftliche  Überl.  und  Verseinteilung,  der  ich  mit  Dz.1,s  ge- 
folgt bin,  entschieden  sich  auch  Schlee,  Berl.  philol.  Wochenschr.  II 
809  f.,  Stamp.,  Fab.  etc. 

V.  525.  "Ich  habe  eum  eingeschoben,  um  eine  Beziehung  auf 
*pater'  zu  gewinnen,  welche  nach  V.  520  überhaupt  fehlt."  Dz.1, 
ebenso  Dz.2  —  Ich  halte  es  nicht  für  notwendig. 

V.  526.    Fleck.2  Uli,  das  schon  Spengel  für  wahrscheinlich  hielt. 

V.  527.  Ich  bin  mit  Spengel,  Stamp.  und  Psich.  zur  Lesart  des 
Bemb.  zurückgekehrt  (s.  d.  Anmerkung).  Plessis  schiebt  eum  vor  Iwdie 
ein  und  tilgt  ego.  Der  Widerspruch,  den  er  gefunden  (Schlee, 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1885,  1205,  Fritzsche,  Philol  Anz. 
1885,  418,  Teuber-,  Neue  philol.  Rundsch.  1886,  151),  war  nur 
gerechtfertigt,  solange  man  nach  Krauß  (Rhein.  Mus.  VllI  559), 
dem  sich  Umpf,  Dz.,  Fabia,  Fleck.2  anschlössen,  in  ego  ...  die 
Worte  des  Vaters  sah. 

V.  535.  "Die  Handschr.  laudarier  (te  aud.  lub.),  eine  Infinitiv- 
form, welche,  wie  Conradt  im  Herrn.  X  104  nachweist,  nur  am 
Ende  der  Verse  oder  bestimmter  Versabschnitte  stehen  kann.  Con- 
radt schlägt  a.  0.  die  Umstellung  Audit  laudari  te  Uib.,  dagegen 
in  dem  Buche:  *D.  metr.  Komp.*  112:  Laud.  te  lub.  audit  vor,  was 
ich  in  den  Text  aufgenommen  habe."  (Ebenso  Dz.2).  "Spengel  z. 
d.  St.  vermutet  Laudari  per  te  aud.  lub.,  doch  belegen  die  von 
ihm  beigebrachten  Beispiele  nur  die  Trennung  von  per  und  dem 
zugehörigen  Nomen  durch  ein  tonloses  Wort  (ecastor,  pol,  mihi). 
Auch  Handii  Turs.  IV  448  bietet  keine  Beispiele  anderer  Art." 
Dz.1  —  Ich  glaube,  daß  wir  (Stamp.,  Fabia  ebenfalls)  die  überlieferte 
Form,  deren  Berechtigung  Stange,  De  archaismis  Terentianis,  Pr. 
Wehlau  1890,  14  ff.  unter  Heranziehung  des  inschriftlichen  Beweis- 
materiales  überzeugend  nachgewiesen  hat,  halten  müssen,  vielmehr 
in  ihr  einen  Beweis  für  die  Güte  der  Überlieferung  erblicken 
können;  vgl.  auch  Haul.3  Einl.  63.  Fleck.2  schließt  sich  an 
Spengel  an  (Laudari  per). 

Terentius,  Adelphoe*  12 


178  KRITISCHER  ANHANG 

V.  538.  "is  fehlt  in  den  Handschr.  und  wurde  von  Fleckeisen 
eingesetzt,  da  das  Metrum  eine  Ergänzung  des  Verses  verlangt. 
Auch  an  Patern  e  est?  ||  Ipsust  —  wäre  zu  denken.  Spengel  hat 
wenig  überzeugend  V.  538  als  troch.  Septenar  (ohne  2s),  V.  539 f. 
als  iamb.  Oktonare,  das  Folgende  wieder  als  troch.  Septenare  ge- 
messen." Dz.1  —  Ich  bin  dem  Bemb.  vollkommen  gefolgt  (Stamp. 
liest  ipsust  nach  <s,  doch  zeigt  Engelbrecht  a.  0. 32  f.,  daß  sich  ein  be- 
stimmter Grund  für  den  Wechsel  zwischen  ipsiis  und  ipse  nicht  fest- 
stellen läßt;  wir  müssen  daher  der  jeweilig  besseren  Überlieferung 
folgen).  Der  Wechsel  im  Metrum  findet  nicht  bloß,  wie  Spengel 
bemerkt,  seine  Erklärung  in  dem  Umschlage  der  Stimmung,  sondern 
wir  gewinnen  dadurch  auch,  daß  pater,  das  entscheidende  Wort, 
in  die  Hebung  kommt.  Die  Lesart  adest,  die  y  bieten  und 
der  auch  Klotz  (267)  folgt,  scheint  mir  erst  aus  metrischen 
Gründen  entstanden  zu  sein.  Schlee  (Wochenschr.  f.  klass.  Philol. 
1885,  1070)  will  auf  Grund  des  Sprachgebrauchs,,  dem  zuliebe 
schon  Bentley  is  (so  auch  Fleck.2)  einsetzte,  lesen:  Pater  est?  is 
est  ipsus.  Der  Sprachgebrauch  spricht  aber  gerade  für  A  in 
unserem  Verse,  da  auch  Eun.  546,  974,  Phorm.  215,  852  auf  eine 
vorhergehende  kurze  Frage  lediglich  mit  ipsus  est  geantwortet  wird. 

V.  539.  Skutsch  schlägt  vor  Stquid  (Tonanschluß);  dadurch 
schließt  sich  der  Vers  am  besten  als  troch.  Septenar  an  den  vor- 
hergehenden an. 

V.  540.  "Die  Handschr.  haben  primum  vor  fratrem;  nach 
G.  Hermann  (Philol.  DU  465  f.)  habe  ich  es  als  Glossem  (etwa  aus 
V.  345)  mit  Umpfenbach  des  Metrums  wegen  weggelassen.'*  Dz.1  — 
Weder  sum,  das  Bentley  strich  (vgl.  dagegen  Haut.  825  Ne  ego 
homo  sum  fortunatus),  noch  primum,  das  nach  G.  Hermann  die 
Herausgeber  (zuletzt  auch  Fleck.2)  meistens  entfernten  (vgl.  V.  345, 
Eun.  146,  10782".),  kann  als  Glossem  getilgt  werden.  Entweder 
wird  der  Vers  iambisch  gemessen  (Speng.,  Stamp.),  oder  es  wird 
homo,  das  in  E  fehlt  und  leicht  als  Glossem  zu  infelix  treten 
konnte,  entfernt;  freilich  steht  Haut.  825  Ne  ego  homo  sum  fortunatus. 

V.  544 f.  will  K.  Meißner  a.  0.  327  entfernen,  um  die  Teilbarkeit 
von  540 — 591  durch  drei  zu  erreichen.  Die  Begründung  entbehrt  der 
Glaubwürdigkeit.  Wenn  M.  u.  a.  anführt,  daß  decernere  hier  gleich 
inte^cgere  stehe,  und  daß  das  Wort  diese  Bedeutung  sonst  nirgends 
habe,  versteht  man  doch  nicht,  wie  ein  Interpolator  darauf  ver- 
fallen konnte. 

V.  550.  Spengel  schreibt  manchmal,  Stamp.  immer  das  volks- 
tümliche prosus,  das  an  mehreren  Stellen  von  einigen  Handschriften, 
hier  von  CXP  geboten  wird. 

V.  551.    Kellerhoff  a.  0.  69  schreibt  mit  ?  ego  hodie. 

V.  554.  Statt  des  überlieferten  und  durch  Don.  bestätigten 
quidem  haben  Dz.  und  Fleck.2  qui  uölt  aus  Non:  285,  14  auf- 
genommen;   vgl.  E.  Bartels,   De   Terentii   memoria   apud  Nonium 


KEITISCHKR  ANHANG  179 

seruata,  Diss.  philol.  Argentoratenses  IX  42.  Fabia  erklärt  den 
Irrtum  des  Nonius  durch  uolo  und  uoll  in  V.  555  und  556. 

V.  568.  A  bietet  senstit,  mit  von  m.1  expung.  S,  s  sensit. 
Ich  folge  mit  Dz.  der  lectio  difficüior,  während  Stamp.,  Fleck.8 
sensit  schreiben.  Auch  V.  569  steht  dem  inueniam  des  Bemb.  die 
Call.  Rec.  mit  guaeram  gegenüber. 

V.  573.  "hac  hat  nur  D  als  Korrektur;  die  anderen  Codd. 
und  Donat  haben  hanc  als  nachträgliche  nähere  Bezeichnung  zu 
porticwn;  hac  verdient  den  Vorzug,  da  gerade  dieses  Wörtchen  in 
der  Beschreibung  des  Weges  typisch  wiederkehrt."  Dz.1  —  Demea 
geht  nach  derselben  Seite,  von  der  Syrus  gekommen,  nach  der 
Markt-  und  Hafenseite  ab.  Daß  Micio  vom  Markte  kommt,  hindert 
dies  nicht,  da  Syrus  nach  dem  Abgange  Demeas  noch  einige  Verse 
spricht  und  dann  wieder  Gelegenheit  zu  einer  Pause  ist.  Damit 
werden  auch  die  von  Dz.1  im  Anh.  z.  d.  V.  geäußerten  Bedenken 
behoben. 

V.  574.  Bentley  schrieb  sursus  statt  sursum  (s.  Neue  a.  0. 
II3  750f);  ihm  folgten  u.  a.  Spengel  und  Dz.2,  der  in  der  l.Aufi. 
noch  an  den  Ausfall  von  iam  gedacht  hatte.  Fleck.2  stellt  hac 
um   und  macht  daraus  hanc:   Prae'teriio  recia  plaiea  sursmn  hanc. 

V.  575.  "Hinter  hac  haben  die  Codd.  außer  A  noch  fe, 
welches,  wie  Usener,  Fleck.  Jahrb.  CVII  398  nachgewiesen  hat, 
nicht  dem  Sprachgebrauch  gemäß  ist.  Auch  Donat  scheint  ein- 
faches praecip.  gelesen  zu  haben.  Us.  las  im  vorhergehenden 
uorsum  mit  den  meisten  Handschriften  (F  uorfuf:  in  A  fehlt  das 
Wort)  und  hace.  Doch  ist  die3  vor  Konsonanten  kaum  mit  Bei- 
spielen zu  belegen.  Ich  habe  deshalb  der  Lesart  uorsus  den  Vorzug 
gegeben."  Dz.1  —  Ebenso  Dz.2  und  Fabia.  Ich  halte,  da  A 
fehlerhaft  ist,  an  der  Überlieferung  der  g  fest.  Auch  Don.  hat 
nach  Dr.  Weßner  hac  te  praecip.  im  Lemma.  Fleck.2  schreibt  istac 
statt  hac  ohne  te;  vgl.  Fleck,  in  Fleck.  Jahrb.  CXLDI  670. 

V.  585.  In  ausfuhrlicher  Weise  begründet  Fleck,  in  Fleck.  Jahrb. 
CXIJJI  682  ff.  seine  Bedenken  gegen  die  Überlieferung  in  sole  und 
verweist  auf  lo.  Clerici  Ars  critica,  Amsterdam  1727,  P.  in.  S.  I.  C. 
VI  23,  der  den  Vorschlag  macht,  statt  in  sole  ilignis  lieber  illic 
salignis  zu  lesen.  Fleck.2  hat  Uli  salignis  auch  aufgenommen.  Die 
Erklärung  Donats  läßt  den  allerdings  ungewöhnl.  Ausdruck  lectulos 
in  sole  (vgl.  a  uilla  mercennariwm)  vollkommen  begreiflich  er- 
scheinen, so  daß,  wie  schon  Schlee,  Burs.  Jahr.  Ber.  93  (1897)  159 
hervorhebt,  eine  Änderung  unnötig  ist,  die  nur  den  köstl.  Humor, 
den  Syrus  entwickelt,  zerstören  würde. 

V.  590  f.  will  K.  Meißner  (Fleck.  Jahrb.  CXXTX  314  f.) 
streichen,  weil  sie  nicht  in  die  von  ihm  angenommene  Dreiteiligkeit 
(hier  des  mit  V.  540  beginnenden  Abschnittes)  passen.  Die  sprach- 
lichen Bedenken  halte  ich  nicht  für  ausschlaggebend.  Das  sach- 
liche  Bedenken,    daß   sich   das   ungeduldige  Warten   auf  Aschinus 

12* 


180  KRITISCHER  ANHANG 

nicht  mit  der  Absicht  des  Syrus  vertrage,  den  ganzen  Tag  mit 
Trinken  hinzubringen,  beruht  auf  einer  m.  E.  nicht  ganz  ent- 
sprechenden Auffassung  M.s.  Da  weder  Ä.  kommt,  noch  auf  Ct. 
zu  rechnen  ist,  will  Syrus  für  sich  selbst  sorgen  und  nimmt  3ich 
vor  (das  mußte  dem  Publikum  gefallen),  recht  viel  zu  trinken. 
Daß  er  dabei  des  Guten  zuviel  tut,  zeigt  V.  763  f.  Dort  kommt 
er  mit  einem  Räuschchen  und  will  deswegen  frische  Luft  schöpfen. 
Das  ist  nicht  bloß  sehr  natürlich,  sondern  fügt  sich  auch  auf  das 
beste  in  die  Ökonomie  des  Stückes  ein.  Bezüglich  seiner  An- 
kündigung *producam  diem'  rufe  man  sich  nur  die  Trinkvorsätze 
in  unseren  Studentenliedern  ins  Gedächtnis.  —  Speng.  und  Dz.2 
schreiben  nach  L  D 1  (B)  E  F  adibo  (i.  e.  prandiwm). 

V.  591.  Gegen  den  Molossus  sorbillans  s.  Podiaski,  Quomodo 
T.  etc.  66. 

V.  595.  Über  die  Lesart  exposiulent  (d),  resp.  expostulant 
8.  Wien.  Stud.  XXII  108 f.;  expostules  schreibt  auch  Fleck.2 

V.  597.  "esse  statt  des  handschriftlichen  in  halte  ich  mit 
Madvig,  Adv.  crü.  U  21  für  unentbehrlich.  Guyet  z.  d.  St.  hatte 
esse  an  Stelle  von  te  vorgeschlagen.  Auch  Spengel  scheint  an  der 
Richtigkeit  der  Überlieferung  zu  zweifeln."  Dz.1  —  Ebenso  Fleck.2; 
Stamp.  und  die  Franzosen  haben  esse  wieder  entfernt.  Ich  bin 
ihnen  gefolgt,  da  ich  an  u.  St.  die  ursprüngliche  Konstr.  erblicke. 

V.  598.  Fleck.2  stellt  gewaltsam  um:  sed  quaeso,  llicio,  ut 
mecum  una  eas  ad  matreni  uirginis. 

V.  599.  Daß  istaec  eadem  von  der  gewöhnlichen  Stellung 
abweicht  (vgl.  Ritschi,  Opusc.  philöl.  II  418,  Rein,  De  pron.  consec. 
a.  T.,  Leipzig  1879,  der  Atque  omnia  istaec  etc.  vorschlägt),  halte 
ich  nicht  für  so  schwerwiegend,  um  deswegen  zu  einer  Änderung 
zu  greifen.     Statt  quae  mihi  ordnet  Fleck.2  mihi  quae. 

V.  600ff.  rtBentley  schreibt  Susp.h.pr.  fr.  esse:  eius  esse  ill. 
ps.;  sehr  ansprechend,  wenn  nicht  noch  weiteres  vermißt  würde.1) 
V.  601  halte  ich  mit  Umpfenbach,  Anal.  Ter.  S.19f.  neben  V.  603  f. 
für  interpoliert;  von  V.  600  nimmt  Umpf.  das  gleiche  an,  aber 
ohne  entscheidende  Gründe.  Auf  welche  Verse  die  Nachricht 
Donats  (zu  601)  geht:  *Et  sane  hi  versus  desunt,  quos  multa 
exemplaria  non  hdbent',  steht  nicht  fest;  jedenfalls  gehört  V.  601 
dazu.  Vermutlich  galten  auch  die  folgenden  drei  Verse  (602  —  604) 
oder  wenigstens  602,  603  (bis  functus;  die  Lücke  dieses  Verses 
schlösse  sich  dann  an  die  Lücke  nach  V.  600  an),  deren  Inhalt 
in  V.  605—609  im  wesentlichen  wiederholt  wird,  bereits  im  Alter- 
tum für  verdächtig.  An  Anstößen  fehlt  es  in  diesen  Versen  keines- 
wegs; z.  B.  findet  sich  fungi  mit  dem  Ablativ  (so  die  Codd.)  nur 

1)  Dz.1  setzte  (ebenso  Fleck.8)  nach  V.  600  eine  Lücke  an,  in  der  nach 
Erwähnung  der  Entführung  eine  Andeutung  über  das  Verhältnis  des 
Äschinus  zur  Pamphila,  sowie  darüber,  was  weiter  zu  geschehen  habe, 
gemacht  worden  sei. 


KRITISCHER  ANHANG  131 

hier  bei  Ter.,  so  daß,  wer  den  Vers  im  Text  behalten  will,  gut 
tut,  mit  Fleckeisen  den  Akkus,  einzusetzen.  Das  Eindringen  der 
Interpolation  wivd,  wie  häufig,  die  Lücke  am  gleichen  Ort  ver- 
anlaßt haben.  —  Ita  habe  ich  mit  Umpf.  a.  0.  zur  Ergänzung 
des  V.  602  eingeschoben;  dagegen  halte  ich  es  nicht  für  nötig, 
mit  Bentley  das  einfache  Futurum  releuabis  mit  dem  Fut.  ex. 
releuaris  zu  vertauschen."  Dz.1  —  Ich  halte  mit  P.  Thomas  {Revue 
de  l'instr.  publ.  en  Belg.  t.  XXDI  389 f.)  die  Annahme  einer  Lücke 
nach  V.  600  für  unnötig,  s.  d.  Anm.  z.  d.  St.  Über  das  Verhältnis 
des  A.  zur  Pamphila  braucht  hier  nicht  mehr  gesprochen  zu 
werden,  da  dies  schon  auf  dem  Herwege  geschehen  ist  und  hier 
nur  als  überflüssige  Wiederholung  einer  den  Zuschauern  bereits 
bekannten  Sache  empfunden  werden  müßte1).  Ebenso  urteilt 
Meißner  (a.  0.  292  f.).  Auch  Fleck.2  ist  von  seiner  Meinung  ab- 
gegangen und  tilgt  bloß  V.  601,  muß  aber  zur  Herstellung  des 
Zusammenhanges  Bentleys  Konjektur  annehmen.  Daß  diese  über- 
flüssig ist,  ergibt  sich  ebenfalls  aus  der  Anm.  z.  d.  St.  Wenn 
Meißner,  der  ursprünglich  V.  602  —  604  (Jahrb.  Suppl.  B.  XII  545 
Anm.  12)  einer  zweiten  Rezension  zuweisen  wollte,  a.  0.  diese  V.  602 
bis  604  gerade  wegen  fungi  mit  dem  Abi.  als  Interpolation  an- 
sehen will,  da  sie  die  gleiche  Argumentation  wie  605 — 608  ent- 
halten, so  ist  dieser  Grund  nicht  stichhaltig  (über  fungi  s.  d.  A.); 
V.  602 — 604  lobt  Hegio  den  Entschluß  Micios,  selbst  hinein- 
zugehen, unter  Hinweis  auf  den  speziellen  Grund,  daß  hierdurch 
Pamph.  in  ihrem  Schmerz  und  Elend  aufgerichtet  und  Micio 
seine  Pflicht  erfüllen  würde.  Nachdem  hierdurch  Micio  noch  mehr 
bestärkt  wird,  selbst  einzutreten,  fügt  Hegio  V.  605. — 608  noch 
den  allgemeinen  Grund  hinzu,  daß  arme  Leute  immer  arg- 
wöhnisch seien,  da  sie  stets  glaubten,  man  wolle  sie  beiseite 
schieben.  Wenn  er  sich  aber  selbst  herbeilasse,  sich  vor  ihr 
persönlich  zu  rechtfertigen,  werde  sie  das  versöhnlicher  stimmen. 
Mit  Recht  hält  aber  Meißner  V.  601  gegenüber  Spengel,  Dz.  und 
Fleck.2  für  echt,  da  er  die  durch  zwei  Sätze  mit  si  verklausulierte 
Einwilligung  Micios  enthalte,  welche  dem  Hegio  den  Anlaß  zu 
seiner  ausführlichen  Darlegung  gebe,  durch  welche  sich  schließlich 
Micio  ohne  Zögern  bereit  erkläre  hineinzugehen.  Was  die  Be- 
merkung Donats  zu  V.  601  betrifft  (Thomas  denkt  an  V.  600/1, 
Skutsch  [De  nomin.  suff.  -no  ope  formatis,  Thes.  3]  vermutet, 
daß  V.  600  et  illam  psaltriam  bis  V.  603  fueris  funetus  nicht  dem 
Ter.  gehören),  so  glaube  ich,  ergibt  sich  aus  deren  Wortlaut:  Et 
so.ne  M  uersus  desunt,  quos  multa  exemplaria  non  habent  (Ad.  511  f. 

1)  Dies  besagt  auch  die  Bemerkung  Donats  zu  V.  600  Nimis  breuiter 
ae.  sueeivete  et  ut  oportuit  intet  scientes.  Diese  Tatsache  konnte 
einen  Interpolator  höchstens  veranlassen,  das  im  V.  600  Angedeutete 
weiter  auszuführen,  nicht  aber  die  folgenden  Verse,  die  damit  nichts 
mehr  zu  tun  haben,  einzuschieben. 


182  KRITISCHER  ANHANG 

heißt  es  ganz  anders:  hi  sex  uersus  in  quibusdam  non  feruntur; 
vgl.  auch  Don.  z.V.  706),  daß  diese  Verse  überhaupt  in  unseren  Hand- 
schriften nicht  mehr  stehen,  so  wenig  sie  in  seiner  Ausgabe  standen. 
Für  hi  ist  nämlich  höchst  wahrscheinlich,  wie  Leo,  Deutsche  Lit. 
Ztg.  1882,  358,  der  Donats  Worte  allerdings  auf  V.  601 — 603 
bezieht,  vorschlägt,  |||  zu  lesen.  Ich  vermute,  daß  sich  Donats 
Bemerkung  auf  interpolierte,  uns  nicht  mehr  erhaltene  Verse  bezog, 
welche  nach  V.  600  das  ausführten,  was  Fleck,  in  seiner  ur- 
sprünglich angenommenen  Lücke  gesagt  wissen  wollte.  Stamp.  und 
die  Franzosen  nehmen  weder  eine  Lücke,  noch  eine  Interpolation 
an.  V.  602  schreibe  ich  mit  Fleck.2  nach  Spengel  Uli.  Tuom 
officium  statt  tuo  officio  (Fleck.)  halte  ich  mit  Fabia  för  unnötig; 
s.  d.  A.  z.  d.  St. 

V.  607.  "ludier  ist  Bentleys  Konjektur  für  claudier  (so  A 
von  «i.1;  die  andern  Handschr.  neglcgi\  Donat  kennt  beide  Les- 
arten). Der  Überlieferung  näher  und  durch  die  Alliteration 
empfohlen  ist  caluier,  wie  Hadr.  Junius  u.  a."  lesen  (s.  Westerhov 
z.  d.  St.);  nur  steht  der  passive  Gebrauch  dieses  sonst  zumeist 
deponentischen  Verbs  nicht  außer  Zweifel.  Claudier,  obwohl  auch 
alliterierend,  ist  des  Sinnes  wegen  anstößig  und  vielleicht  aus 
Andr.  573  hier  eingedrungen;  neglegi  ist  offenbar  eine  Interpolation." 
Dz.1  Ich  habe  mit  Pessonneaux  und  Stamp.  claudier  behalten,  doch 
halte  ich  Stamp. s  Erklärung  prendere  in  mezzo  nicht  für  adäquat 
dem  lat.  claudier.  Wie  aus  Andr.  573  claudier  an  unserer  Stelle 
hätte  eindringen  können,  verstehe  ich  nicht. 

V.  610 ff.  "Wie  Rufinus  in  metra  Ter.  Gr.  L.  VI  556,  7 ff.  be- 
richtet, bezeugte  Varro,  der  wohl  darüber  unterrichtet  sein  konnte, 
daß  die  Worte  Biscrucior  animi  eine  rhythmische  Einheit  (clausula 
nennt  er  sie)  bildeten.  Die  Messung  derselben  ist  in  verschiedener 
Weise  möglich:  ich  habe  den  Vers  als  semisenarius  iamb.  catalect. 
behandelt  (vielleicht  aber  haben  wir  in  ihm  einen  lat.  Dochmius 
vor  uns).  In  Vers  610  a  erkenne  ich  den  (bei  Plautus  nicht 
seltenen)  Versus  Reizianus,  welcher  sich  hier  ohne  irgend  eine 
Änderung  der  Überlieferung  ergibt.  Die  folgenden  drei  Verse 
(611 — 613)  sind  choriambische  Trimeter1),  je  mit  einem  anderen 
Versfuß  am  Schlüsse,  und  zwar  hat  diese  Klausel  in  den  beiden 
ersten  Versen  die  Form  eines  Bacchius,  im  dritten  Verse  die 
vollere  Form  einer  troch.  Dipodie.  Die  handschriftliche  Über- 
lieferung ist  nicht  geändert;  nur  am  Ende  von  V.  611  habe 
ich  sit  für  siet  eingesetzt.  Für  V.  614 — 617  habe  ich  mich  G.  Her- 
mann, Elem.  d.  mär.  95  angeschlossen.  Ohne  überzeugendes  Re- 
sultat ist  Conradts  schablonenmäßige  Behandlung  dieses  Canticums 

1)  V.  611  haben  nur  C*E* de  me  faciam;  Donat  hat  nach  Dr.  Weßner 
im  Lemma  sowie  in  der  Erklärung  richtig  den  bloßen  Ablativ  quid  me 
faciam.  —  V.  612  ist  für  die  Mitte  (am  Ende  des  2.  Choriambus)  syllaba 
anceps  anzunehmen  (dibiliä). 


KRITISCHER  ANHANG  183 

(a.  0.  194  ff.).  Schlee  a.  0.  65  ff.  behält  ganz  die  Versabteilung 
des  Bembinus  bei.  Seine  Erklärung  des  Versmaßes  knüpft,  da 
wir  einmal  bei  Ter.  wenig  künstliche  Metra  haben,  zu  wenig  an 
den  Bau  der  plautinischen  Cantica  an."  Dz.1  —  Die  merkwürdig 
gute  Überlieferung  der  Verse  610 — 617,  sowie  die  Übereinstimmung 
in  Bezug  auf  die  Verseinteilung  in  A  und  s  (FP  weichen  von 
A  bloß  darin  ab,  daß  sie  V.  612  in  Membra  .  .  .  sunt,  Animus  .  .  . 
obstipuit  teilen1)  [P  beginnt  den  letzten  Vers  mit  Id  anus],  dagegen 
stimmen  LD  vollkommen  mit  A  überein  mit  Ausnahme  der  letzten 
Klausel,  die  A  allein  selbständig  erhalten  hat)  legen  den  Gedanken 
nahe,  daß  wir  es  hier  mit  einer  wohlbegründeten,  mit  Absicht 
vor  Verderbnis  bewahrten  Versabteilung  zu  tun  haben,  zu  deren 
Änderung  wir  ohne  zwingende  Gründe  nicht  schreiten  dürfen.  Ich 
habe  daher  das  Canticum  ganz  nach  A  gegeben  und  bin  nur  etwas 
von  Klotz  (419  ff,  vgl.  auch  438,  422,  530,  552),  der  sich  eben- 
falls möglichst  an  die  Handschriften  anschloß,  abgewichen,  da  sich 
mir  meine  Messung  durch  den  Umstand  empfahl,  daß  die  einleitende 
Klausel  (Plaut.  Aul.  105  steht  sie  als  Anfang  des  iamb.  Senars), 
die  sogenannte  clausula  Jteiziana  im  folgenden  Verse,  in  der  Mitte 
des  Canticums  (V.  612)  und  am  Schlüsse  (V.  617)  wiederkehrt. 
Ebenso  wiederholt  sich  der  akatal.  troch.  Monometer  (Umkehrung 
der  Anfangsklausel)  in  V.  613  (cönsili  quit.  uah)  und  V.  615 
(ne'que  ea  inmerito).  Die  Klausel  am  Schlüsse  hatte  schon  Schlee 
(68)  erkannt,  ohne  damit  Beifall  zu  finden.  Obwohl  auch  er  dem 
Bemb.  folgt,  weiche  ich  doch  in  der  metrischen  Zerlegung  der 
Verse  von  ihm  ab.  V.  610b  schreibe  ich  nach  Dz.1,  der  darin 
den  uersus  Beizianus  richtig  erkannt  hat;  nur  scheint  mir  die 
Form  ~.*~-!.~-!.~j.|~.i~w-!._  (vgl.  Plaut.  Aul.  415 — 446)  vorzu- 
ziehen zu  sein;  V.  611  betrachte  ich  des  Sinnes  wegen  nee  quid 
agam  als  3.  Choriambus  (Klotz  zieht  es  zum  folgenden).  V.  616 
habe  ich  mit  Stamp.  und  Lindsay  (Capt.  Einl.  97)  die  Verkürzung 
psaltriam  häne  imisse  angenommen,  ohne  mich  den  übrigen  Aus- 
führungen Lindsays  anschließen  zu  können.  Von  den  Neueren 
schließt  sich  Psichari  an  Spengel  an,  der  aber  die  überlieferte 
Verseinteilung  zu  wenig  berücksichtigt.  Fabia  folgt  ganz  Dz.,  der 
in  beiden  Ausgaben  das  Cant.  in  folgender  Gestalt  gab: 

Biscrücwr  animi:  (katal.  iamb.  Ternar  [?J) 

Hocine  de  inprouisö  mali  mihi  öbici  tantum,  (iamb.  Quatera.  mit 

einem  verkürzten  iamb.  Quaternar) 
Ut  neque  quid  mc  faciam  nie  quid  agam  certüm  sitf  (choriamb. 

Trimeter  mit  einem  katal.  iamb.  Binar) 
Membra  metu  deT)iUa  sunt;  animus  timöre  (choriamb.  Trimeter 

mit  einem  katal.  iamb.  Binar) 

1)  Lindsay  (Einl.  z.  d.  Capt.  »8  f.)  mißt  deshalb  diese  beiden  Verse 
als  Choriambo-Iamben. 


184  KRITISCHER  ANHANG 

Obstipuit;  pe'ctore  consistere  nü  eötisüi  quü.  (choriamb.  Trimeter 

mit  troch.  Binar) 
Vah,  quo  modo  hac  me  expidiam  turba?  tarda  nunc  (iamb. 

Senar  [?]) 
Suspicio  de  me  mcidit;  (katal.  iamb.  Quaternar  [?]) 
N4que  ea  inmerito:  Söstrata  (katal.  trocb..  Semiseptenar  [?]) 
Cr  Hit  mihi  me  psältriam  hance  emisse;  id  anus  mi  indicium 

fecit.  (troch.  Oktonar  [?]). 

Plessis  und  Boue  folgen  Dz.  mit  Ausnahme  von  612,  613,  die 
sie  nach  Spengel  (in  Übereinstimmung  mit  FP)  in  drei  Verse: 
membra  .  .  .,  anvmus  .  .  .,  pectore  . . .,  zerlegen.  Pessonneaux  folgt 
Dz.  bis  auf  610b,  611,  die  er  nach  Umpf.  vor  tantum  teilt  und 
mit  siet  schließt.  Fleck.8  verfährt  ganz  willkürlich,  Stamp.  künstelt 
zu  sehr  in  der  metrischen  Benennung. 

V.  621/22.  Bezüglich  der  willkürlichen  Tilgung  von  diu  und 
hem  durch  K.  Meißner  s.  Fleck.  Jahrb.  OXXIX  291  f. 

V.  626.    Nach  y  schreiben  Spengel  und  Fleck.2  age  müto. 

V.  627  will  K.  Meißner  a.  0.  ohne  Grund  als  interpoliert  ent- 
fernen. —  Die  Änderung  id  metuo  ipsum,  welche  Rein,  De  pron. 
ap.  Ter.  coU.  64  vorschlägt,  empfiehlt  sich  nicht,  da  ipsum  jetzt 
durch  die  Stellung  hervorgehoben  wird,  so  daß  ohne  weiteres  von 
der  gewöhnlichen  Folge  id  ipsum  abgegangen  werden  konnte. 
Dz.2  mißff  %d  %psum.  ■ 

V.  628.  Der  Vorschlag  Reins  a.  0.  61,  die  Interpunktion  erst 
nach  ipse  zu  setzen,  wird  durch  Iou.  bestätigt;  Dz.8  und  Fleck.2 
schließen  sich  jenem  an. 

V.  633.  A  läßt  miser  aus  und  schreibt  bloß  occipio  fores, 
L  und  G  dagegen  nur  occipio  miser,  D  nach  y  occipio  fores  miser. 
Gegen  die  Annahme  eines  hvperkatal.  troch.  Tetrameters  nach  J)y 
an  dieser  St.,  wie  sie  neuerdings  J.  Vahlen,  Sitz.-Ber.  1901,  338ff. 
für  Ter.  wahrscheinlich  macht,  spricht  der  schließende  Doppel- 
iambus.  Fores  dürfte  aus  dem  vorhergehenden  Verse  eingedrungen 
sein.  —  Im  folgenden  Verse  stellt  Fleck.2  um:  sum  ego. 

V.  637.  Auch  LD  haben  hie  wie  A,  die  übrigen  äöc,  denen 
Dz.2,  Stamp.,  Fab.,  Fleck.8  folgen.  Mir  scheint  hie  schon  wegen 
V.  638  bezeichnender  zu  sein. 

V.  642.  K.  Meißner  a.  0.  326  f.  will  ita  entfernen;  Langen, 
Beitr.  212  übersetzt  es  mit  'gut',  bemerkt  aber,  daß  es  hier  in 
einer  besonderen,  bei  Plaut,  nicht  nachweisbaren  Bedeutung  steht. 
Ich  behalte  es  fragend.  Mit  'so?'  korrigiert  Micio  anscheinend 
seine  Meinung,  daß  Ä.  geklopft  habe,  und  führt  mit  nam  mirabar 
die  Folgerung  an,  die  er  aus  dieser  angeblich  irrigen  Meinung 
gezogen  hatte,  und  die  sein  Staunen  hätte  erwecken  sollen. 

V.  657.  Fleck.2  ändert  gewaltsam:  commentast  mater  esse  ex 
alieno  uiro. 


KRITISCHER  ANHANG  185 

V.  660.  "Wenn  man  die  von  den  Codd.  außer  A  gebotene 
Lesart  uidentur  (so  auch  A  corr.  rec)  annimmt,  kann  auch  an 
postier  als  näher  liegende  Änderung  aus  postea  gedacht  werden." 
Dz.1  —  Ich  habe  mit  Dombart  (Bl.  f.  d.  bayr.  G.W.  XVIII  358) 
postea  behalten,  n  wird  von  lou.  hinzugefügt;  poscere,  das  nach 
Bothe  von  Umpf.  Dz.1,2,  Fab.,  Pess.  aufgenommen  wurde,  sowie  das 
von  Fleck.2  geschriebene  postier  würde  die  in  non  oportere  huic 
dari  liegende  Forderung  aufnehmen,  doch  wird  darauf  schon  mit 
haec  genügend  hingewiesen. 

V.  666  schreibt  Fleck.2:  qukum  ea. 

V.  668.  "Entgegen  allen  Handschr.  hat  Bentley  im  Anschluß 
an  Serv.  zu  Verg.  Aen.  IV  83  praesentem  für  praesenti  in  den 
Text  gesetzt,  und  die  meisten  neueren  Herausgeber  sind  ihm  darin 
gefolgt.  Allerdings  ist,  wie  B.  hervorhebt,  in  den  zur  Vergleichung 
herangezogenen  Stellen  (Verg.  IV  83;  X  600;  Plaut.  Ps.  1142 
[1125  L.];  andere  Beispiele  bei  Lorenz  z.  d.  St.)  stets  das  doppelt 
nebeneinander  stehende  Wort  auf  verschiedene  Personen  zu 
beziehen,  gehört  aber  auch  allemal  zu  demselben  Verbum.  Anders 
an  unserer  Stelle:  Übereinstimmung  mit  jenen  Stellen  würde  nur 
gewonnen,  wenn  man  —  was  des  Verses  wegen  unmöglich  ist  — 
praesenti  praesentem  er.  läse.  Daß  aber,  um  den  Begriff  der  leib- 
haftigen Anwesenheit  rhetorisch  zu  verstärken,  sowohl  zu  uidet  als 
zu  eripi  das  Wort  praesens  gefügt  wird,  erscheint  mir  keineswegs 
unmöglich;  vielmehr  scheint  die  Nähe  der  Begriffe  eripi,  abduti 
wegen  des  inneren  Widerspruches  gegen  praesentem  zu  sprechen, 
und  deshalb  halte  ich  an  dem  auch  durch  die  Überlieferung  besser 
empfohlenen  Dativ  fest."  Dz.1,  dem  sich  alle  bis  auf  Boue'  an- 
schlössen. 

V.  673.  "  Die  Codd.  haben  alle  dum  cognatus  huc  Ulinc 
ueniret  (nur  D  von  m.1  hie),  Donat  hat  hinc  Ulinc.  Durch  diese 
von  Bentley,  Fleckeisen  u.  a.  angenommene  Lesart  wird  die  hier 
unpassende  Vorstellung  von  vielen,  allerorts  befindlichen  Verwandten 
erweckt;  außerdem  dürfte  man  aliquis  cognatus  oder  den  Plural 
cognati  erwarten.  Ich  habe  huc  Ulinc  gelassen,  da  in  cognatus  die 
Beziehung  auf  den  bestimmten  Verwandten  schon  liegen  kann." 
Dz.1  —  Gegen  den  erst  in  späterer  Zeit  vorkommenden  Ausdruck 
hmc  Ulinc  erklärt  sich  auch  Bach  a.  0.  320.  Fleck.2  schreibt  UUm 
nach  den  Gloss.  Ter.  statt  Ulinc,  jedoch  huc. 

V.  677.  Um  ista  (A:  istic,  L:  istaec)  vor  vokal.  Anlaut  zu 
entfernen,  schlägt  F.  Schmidt  a.  0.  80  (s.  dagegen  die  Anm.  zu 
V.  185)  —  ebenso  0.  Brugman,  Fleck.  Jahrb.  CXHI  420  A.  3  —  vor 
quoi  er  am  . .  .  istaec.  Speng.  denkt  an  sed  istaec  Aeschine,  quid 
nostra  aut  nobiscum  Ulis? 

V.  679.  Daß  nach  AVDIOMNIA  in  A  (s  audiui)  audio  omnia 
zu  schreiben  sei  —  es  könnte  in  audio  et  scio  ein  volkstümlicher 
Pleonasmus   stecken,   wobei  audio  ähnlich  wie  Phorm.  160,  Haut. 


186  KRITISCHER  ANHANG 

682  etc.  ungefähr  in  der  Bedeutung  'ich  verstehe'  steht,  —  ist 
nicht  unwahrscheinlich.  Doch  kann  hei  dem  mehrmaligen  Vor- 
kommen von  audiui  omnia  bei  Ter.  auch  der  Ausfall  von  VI  nach 
DI  in  A  angenommen  werden. 

V.  687.  In  A  steht  über  primvm  ein  Wort  von  w.2  in  Rasur, 
dessen  Entzifferung  mir  bei  besonders  günstigem  Lichte  gelang: 
sane  (s.  Wien.  Stud.  XX  276);  daher  entfällt  die  Notwendigkeit, 
an  die  Verdoppelung  von  magnum  zu  denken,  die  seit  Muretus 
und  Faernus  alle  angenommen  haben. 

V.  688.  uenit  schreiben  mit  A  Speng.,  Stamp.  und  Psich.; 
euenit  (g)  scheint  jedoch  hier  den  Vorzug  zu  verdienen,  da  es 
metrisch  die  lectio  difficiUor  ist.    Fleck.2:  at  postquam  euenit. 

V.  690.  Rein  a.  0.  61  liest  nach  dem  Lemma  des  Don.  si 
te  ipsüm  mihi,  ihm  folgt  Fleck.2 

V.  696.  "Das  handschr.  hanc  nach  uxorem  beizubehalten 
macht  eine  Umstellung  nötig  *Bono,  inquam,  cmimo  es9  (so  noch 
Fleck.2).  Eher  könnte  man  eam  nach  uxorem  einsetzen."  Dz.1  — 
S.  die  Anmerkung  z.  d.  St. 

V.  697.  A  hat  nunc  ludis  tu  me,  in  L  trägt  m.1  nunc  über 
tu  nach,  6:  num  ludis  nunc  tu  me,  y:  num  1. 1.  nunc  me.  Ich  habe 
mit  Klette,  Rh.  M.  XIV  466  die  Lesart  des  Bemb.  behalten  und 
mit  Rein  a.  0.  79  das  Fragezeichen  nach  me  weggelassen.  Nunc 
rührt  von  der  in  ?  tätigen  hiatustilgenden  Hand  her;  der  Hiat 
selbst  ist  ohne  Anstand,  s.  Klotz  a.  0.  116,  vgl.  V.  604,  Phorm. 
146,  542,  963;  die  Ausgaben  folgen  bald  <?,  bald  y.  Dz.2  Pess. 
klammern  nunc  ein. 

V.  700.  Fleck.2  schreibt:  quid  eam  uxorem?  Mi.  Eam  und 
hebt  damit  die  köstliche  Wirkung  des  viermaligen  iam  auf.  Auch 
schreibt  er  potis  statt  potes. 

V.  701.  ego,  das  s  mit  Ausnahme  von  L  bieten  (A  und 
Don.  gleichfalls  ohne  ego)  beseitigt  den  Doppeliambus  am  Schlüsse'. 
Der  Vers  kann  übrigens  auch  ohne  ego  gehalten  werden,  wenn 
man  quam  |  oculös  nunc  amd  meös  mißt  und  liest. 

V.  703.  "Hier  haben  die  drei  Klassen  der  Terenzhandschriften 
je  eine  andere  Anordnung  der  drei  Perfekte:  A  wie  im  Text 
(übrigens  escendit),  die  Calliop.  Rec.  (und  Donat  im  Lemma)  dbiit, 
periit,  nau.  asc,  was  am  wenigsten  annehmbar  ist;  DG:  Nau. 
asc,  abiit,  periit."  Dz.1  —  Eine  treffliche  Stelle,  um  den  Charakter 
der  Handschriften  zu  beurteilen;  A  behielt  die  psychologisch  einzig 
richtige  Anordnung,  nach  Weßner  auch  Don.,  8  ordnete  die  Verba 
logisch,  in  y  kamen  sie  in  Verwirrung.  —  nauem  escendü  (AC) 
halte  ich  mit  Stamp.;  wenn  auch  im  transitiven  Gebrauche  as- 
cendere  häufiger  verwendet  wird  (dies  der  Grund  der  Änderung), 
so  läßt  sich  doch  auch  escendere,  transitiv  gebraucht,  belegen, 
u.  a.  mit  Tac.  Ann.  XHI  5  e.  suggestum. 


KRITISCHER  ANHANG  187 

V.  705.  Fleck.2  setzt  jetzt  auch  quo,  nicht  mehr  quom.  Die 
von  Dz.1  angedeutete  Möglichkeit,  daß  eo  vor  obt.  ausgefallen  sei, 
wird  durch  die  Anm.  z.  d.  St.  erledigt. 

V.  706  will  K.  Meißner  a.  0.  313  wegen  sachl.  Bedenken, 
und  da  Don.  bemerkt,  daß  dieser  Vers  bei  einigen  fehle,  tilgen, 
um  die  Teilbarkeit  des  Abschnittes  durch  drei  zu  erreichen.  Un- 
umgänglich notwendig  ist  er  allerdings  nicht,  doch  lehnt  Micio 
mit  fac  ut  dixi  si  sapis  die  Überschwenglichkeiten  des  Ä.  ab. 

V.  710.  Ich  habe  iniecit,  das  einstimmig  (auch  von  den  Gloss.  Ter.) 
überliefert  ist,  dennoch  nicht  aufgenommen,  sondern  inicit  geschrieben, 
da  ein  molossisches  Wort  an  dieser  Stelle  zu  ungewöhnlich  ist. 

V.  711.  "Cod.  BCFP:  Ne  inprudens  forte,  die  andern  Codd.: 
Ne  forte  i.;  Bentleys  Umstellung  des  Wörtchens  forte  wird  von 
Conradt  a.  0.  24 f.  durch  den  Nachweis  verteidigt,  daß  'die  iamb. 
Septenare  des  Ter.  entweder  mit  Diärese  nach  dem  4.  Iambus  ge- 
baut sind,  der  dann  aber  rein  sein  muß,  oder  durch  Cäsur  nach  der 
1.  Silbe  des  5.  Fußes  gegliedert  sind  ;•  doch  müsse  dieser  dann  iambisch 
oder  spondeisch  sein."  Dz.1  —  Stamp.  u.  die  Franz.  stellen  nicht  um. 

V..712.  "So  leicht  die  von  Guyet  und  Bentley,  neuerdings 
auch  von  Conradt  a.  0.  6  8  f.  vorgeschlagene  Änderung  von  siem 
in  sim  ist,  wodurch  der  Vers  dem  vorausgehenden  gleich  würde, 
so  wenig  ist  die  Notwendigkeit  derselben  erwiesen;  vgl.  Schlee 
a.  0.71."  Dz.1  —  Vgl.  Podiaski  a.  0.  53,  Klotz  a.O.  494,  Seyffert, 
Philol.  XXV  461,  Rein  a.  0.  49.    Dz.2  und  Fleck.»  setzen  sim. 

V.  716.  A  bietet  neque  Uli  fäbrica  ulla  (so  die  Franz.),  DG 
haben  dieselbe  Anordnung,  nur  schreiben  sie  mit  low.  und  L  illic, 
y  dagegen  fabrica  illic  ulla,  so  auch  Bentley;  Fleck.1  neque  illic 
fabrica  erat  (ohne  ulla),  ebenso  Dz.1  mit  Uli  (Dz.2  setzt  ulla  in 
Klammern);  Fleck.2  neque  Uli  ulla  fabrica  erat.  Ich  bin  (mit 
Spengel  und  Stamp.)  dem  Bemb.  und  Iou.  gefolgt:  neque  illic. 
Pess.  folgt  Umpf. 

V.  722.  "Seit  Bothe  wird  noua,  welches  nach  alia  ...  ingentia 
etwas  schwach  scheint,  von  manchen  Herausgebern  gegen  die  Hand- 
schriften mit  JEcce  autem  verbunden.  Mir  scheinen  aber  die  Worte 
noua,  capitalia  die  beiden  Begriffe  alia  ingentia  nicht  unpassend 
in  veränderter  Form  zu  wiederholen."    Dz.1 

V.  723.  Ah,  das  Richter  a.  0.  399  A.  8  mit  s  vor  nescis 
einsetzen  will  (gebilligt  von  Stamp.),  halte  ich  aus  dem  Grunde 
für  überflüssig,  weil  ohe,  iam  eine  Zwischenbemerkung  Micios  ist, 
die  Demea  nicht  beachtet.  Da  uir  ebenso  ironisch  gemeint  ist 
wie  boni,  entsprechen  sich  die  beiden  Reden  Demeas  vollkommen 
den  Gliedern  und  dem  Sinne  nach.  Erst  mit  scio  (s.  Don.  z.  d.  St.) 
antwortet  Micio  auf  die  ganze  Rede. 

V.  733.     Fleck.2  unnötig:  eapse  statt  ipsa. 

V.  737.  Ich  habe  id,  das  A  am  Anfang  des  folgenden  Verses 
hat,  an  das  Ende  dieses  Verses  gestellt. 


188  KRITISCHER  ANHANG 

V.  744.  Da  Iou.  nach  pretio  nicht  interpungiert,  halte  ich 
es  für  notwendig,  das  von  ihm  hinzugefügte  at  einzusetzen,  um 
das  Verächtliche,  das  in  Demeas  Worten  liegt,  zum  stärkeren  Aus- 
druck zu  bringen:  er  denkt  gar  nicht  daran,  sie  zu  verkaufen. 
at  hat  auch  G;  uel,  das  G  neben  at  bietet,  hat  at  in  den  übrigen 
Handschriften  verdrängt. 

V.  746.  Obwohl  diuom  (Ay)  sonst  bei  Terenz  nicht  vor- 
kommt, glaube  ich  doch,  ihm  den  Vorzug  gegenüber  deum 
(jTow.LDG)  geben  zu  müssen,  weil  Terenz  offenbar  die  bereits  zu 
seiner  Zeit  antiquierte  Form  (die  klassische  Zeit  greift  sie  erst 
wieder  archaisierend  auf)  verwendet,  um  dem  schließenden  Doppel - 
iambus  aus  dem  Wege  zu  gehen. 

V.  747.  Entweder  ist  erit  (Iou.  ?)  vor  una  (o>)  oder  dieses 
eingedrungen. 

V.  749.  "Cod.  A  hat  Ita  me  di  bene  ament  und  weiter  mit 
(L)DG  ego  tuam  (die  andern  Handschr.  bei  Umpf.  haben  die 
gleichwertige  Wortstellung  tuam  ego).  Der  Vers  kann  auch  durch 
Weglassung  von  ego  mit  Beibehaltung  von  bene  hergestellt  werden." 
Dz.1  —  So  will  Rein  a.  0.  48  den  Vers  lesen.  Auch  in  A  scheinen 
Umstellungszeichen  über  ego  tuam  zu  stehen.  Bene  ist  offenbar 
eingedrungenes  Glossem,  Don.  hat  es  nach  Weßner  nicht  im  Lemma; 
Fleck.2  stellt  um:  ut  tuam  ego  uideo  in. 

V.  758.  Hoscinc  mit  allen  Handschr.  haben  auch  Stamp.  u.  Pess. 
wieder  aufgenommen,  gesprochen  wurde  es  sicherlich  hoscin  wie  auch 
hancin  am  Beginne  des  V.  Fleck.2  sehreibt  auch  hancin  und  hoscin. 

V.  766.  "Gegen  die  von  Ritschi,  N.  Plaut.  Exe.  97  u.  99 
angenommene  Herleitung  des  Wortes  prodeambulare  von  ambul. 
und  prode  spricht  die  große  Un Wahrscheinlichkeit,  daß  gerade  in 
diesem  nur  hier  ganz  neu  gebildeten  Worte  sich  ein  singuläres 
prode  erhalten  haben  sollte,  während  sich  sonst  in  alten  Zusammen- 
setzungen ausschließlich  prod  (für  pro)  findet;  prodambulare  in 
den  Text  zu  setzen  (mit  Wagner,  Spengel  und  Langen,  Beitr.  z. 
Kr.  d.  Plaut.  206  [Psich.,  Fleck.2])  scheint  zu  gewaltsam.  Ferner 
hat  bei  Ter.  nur  deambulare  die  Nebenbedeutung  des  Gemächlichen 
(s.  Anm.  z.  d.  V.),  nicht  ebenso  ambulare  (s.  V.  713  Defessus  sivm 
ambulando\  Hec.  435  ut  me  ambulando  rumperet;  Phorm.  936, 
Hec.  815;  anders  urteilt  Langen  a.  0.).  —  Am  Ende  des  Verses 
habe  ich  mich  der  auch  von  Spengel  angenommenen  Interpungierung 
Bentleys  angeschlossen  Ulud  sis  uide:  exemplum  diseiplinae!  (vgl. 
Brix  zu  Plaut.  Mil.3  200);  Fleckeisen  u.  a.  verbinden  Ulud  .  .  . 
exemplum."  Dz.1  —  Bestätigt  durch  Iou.\  Fleck.2  liest  Mc  statt 
huc  und  nach  ?  lubitumst  (Iou.  libitum  est). 

V.  767.  Zur  Beseitigung  des  Hiats  dachte  Spengel  an  di- 
seiplinaest;  Fleck.2  schiebt  eceum  nach  diseiplinae  ein. 

V.  770.  Tun  mit  Ausnahme  von  GP1  einstimmig  überliefert;  s. 
M.  Warren,  On  the  enclitic  *ne*  in  early  Latin,  Am.  journ.  of  philoLDI  55. 


KRITISCHER  ANHANG  189 

V.  771  wird  seit  Bentley  mit  exemplo  gelesen  (Klotz  nach 
S  exemplum),  doch  scheint  bereits  in  A  über  exempla  ein  o  zu 
stehen. 

V.  774.  A  Potis,  von  Iou.  in  potatis  verbessert,  s  potasti) 
auch  Don.  hat  den  Plural,  allerdings  potastis]  L  potasti  aus 
potestati  vom  Schol.  geändert. 

Y.  791.  "Anscheinend  besser  überliefert  (von  Cod.  A  und 
Servius  zu  Aen.  II  424)  ist  ilicet  für  scilicet  (so  in  den  andern  Terenz- 
handschr.,  Don.  und  beim  Schol.  Bemb.;  D  hat  licet  mit  Rasur 
davor).  Ilicet  ist  als  Entlassungsformel  bekannt  ('die  Sache  ist 
aus';  'nun  ist's  vorbei');  vgl.  Eun.  347 f.  Ipsast:  ilicet;  Desine 
q.  s.;  Haut.  9 74  f.  Ilicet:  Ne  te  admisce  q.  s.;  Phorm.  208 f.  ilicet. 
Quid  hie  conterimus  operam  frustra?  Plaut.  Amph.  338;  Cist.  685; 
Cure.  186;  Epid.  685;  Truc.  592  (nach  den  Codd.).  Diese  Be- 
deutung paßt  aber  schlecht  an  unserer  Stelle,  insofern  Micio  un- 
mittelbar darauf  die  Händel  nicht  als  erledigt,  sondern  als  *parataef 
bezeichnet.  Auch  Sostrata  kann  nicht  etwa  mit  dem  Worte  ilicet 
entlassen  werden,  da  sie  nicht  streitende  Partei  war.  Übrigens 
kann  scilicet  auch  mit  dem  Folgenden  (Paratae  Utes  q.  s.)  ver- 
bunden werden."  Dz.1  —  Ich  glaube  doch,  daß  ilicet  (auch  in 
L)  als  die  lectio  difßcilior  zu  halten  ist  (so  alle  mit  Ausn.  von 
Dz.3  und  Fleck.2);  Micio  will  damit  sagen,  daß  es  jetzt  mit  dem 
Verheimlichen  aus  sei,  daß  vielmehr  neuer  Streit  bevorstehe. 

V.798.  Psich.,Boue, Fleck.2 nach  Syeng.:  factumst?  Mi.  Non  nego. 

V.  801.  Ich  habe  Quid  (A)  mit  Umpf.  beibehalten,  zumal 
Iou.  davor  interpungiert.  Da  es  später  nicht  mehr  verstanden 
wurde,  wurde  es  teils  in  quam,  teils  in  quod  geändert;  dieses 
nahmen  die  Herausgeber  auf,  s.  d.  A.  z.  V.  800;  Fleck.2  ändert 
gewaltsam  mihi  idem  ius  tecum  esse  aequomst  quod  m.  t.? 

V.  807  f.  Fleck.2  nach  Ciaud.  Sac.  p.  58  T.  sumpius . .  quos 
gegen  die  Handschriften.  Der  Sprachgebrauch  des  Ter.  gibt  hierfür 
keinen  zwingenden  Anhaltspunkt. 

V.  809.  ALG  bieten  tolerabas;  der  Scholiast  (Schlee  160) 
schreibt  nutrieb  as  seeundum  tuum  posse. 

V,  813.    Fleck.2  parce  quaere. 

V.  814.  Nachdem  schon  Bentley  an  der  Wiederholung  von 
optine  (V.  812)  Anstoß  genommen  und  gloriamque  istanc  tibi  (yD2 
bieten  tibi  vor  obtine)  geschrieben  hatte,  schlug  Rein  a.  0.  9 
qloriam  tu  istam  tibi  vor.  In  A  steht  nach  optine  vermutlich  von 
Iou.  tibi  in  Rasur.  Fleck.2  berücksichtigt  beide,  indem  er  gloriam 
tu  istanc  tibi  schrieb.  Mir  scheint  gerade  Micio  mit  dem  wieder- 
holten optine  die  Hartnäckigkeit  Demeas  gut  zu  bezeichnen. 

V.  820.  "A  allein  hat  cons.  amborum;  ipsorum  scheint  mir 
den  Gegensatz  der  Person  zu  res  (familiaris)  zu  verstärken;  am- 
borum ist  vielleicht  aus  V.  810  eingedrungen."  Dz.1  —  Ich  behalte 
amborum ,  obwohl  es  Iou.  in  ipsor.  ändert;  die  Rasur  wurde  später 


190  KBITISCHER  ANHANG 

getilgt,  ebenso  Dz.2  u.  die  übrigen,  Pess.  u.  Fleck.2  folgen  s  und 
schreiben  ipsorum.     S.  Leo,  Ebein.  M.  XXXVTII  6. 

V.  822.    Fleck.2  quibus  ex! 

V.  827.  A  läßt  eos  aus,  bestätigt  durch  Priscian  (s.  Umpf. 
z.  d.  V.);  ich  bin  mit  Speng.,  Psich.,  Boue,  Fleck.2  dem  Bemb. 
gefolgt,   da  eos  wegen  des  folg.  liberum  Ingenium  besser  fehlt. 

V.  828.  scires  von  Lachm.  (in  Lucr.  297)  vorgeschlagen  und 
von  Leo,  D.  Lit.-Z.  1882,  358  verteidigt,  von  Pess.  aufgen.  halte 
ich  für  unmöglich;  siris  von  Madvig  {Adv.  crit.  II  21  f.)  erdacht, 
von  Dz.1  gebilligt  (Dz.1'2  seiris)  und  auch  von  Fleck.2  aufgenommen, 
verstehe  ich  nicht;  seiris  von  Plessis  statt  sciueris  vorgeschlagen, 
ist  m.  E.  unhaltbar.    Auch  in  A  steht  S  (Iou.?)  über  et. 

V.  833.  Fleck.2  hoc  uiti  senectus  adfeii  (co:  uitium,  ALd:  adf. 
sen.);  Fleck.1  schrieb,  von  Brugm.  a.  0.  29  gebilligt,  fert 

V,  845.  Über  Bentieys  schließendes  atque  s.  Vahlen,  Über 
die  Versschlüsse  etc.  55. 

V.  846.  Madvig,  Adu.  crit  II  169  wollte  et  vor  fumi  ein- 
setzen oder  ac  vor  poll.  streichen,  s.  d.  A.  z.  V.  988. 

V.  847.  Engeibrecbt  a.  0.  72  vermutet,  daß  hier  praelerhac 
zu  schreiben  sei,  s.  üaul.3  zu  V.  800.     Fleck2  schreibt  praeterJiac. 

V.  850ff.  Die  Personenverteilung  in  den  V.  849 — 853  erfolgte 
bisher  nach  (B2)DEGP2,  welche  Placet . . .  cubet  dem  Micio,  Derides 
.  .  .  sentio  dem  Demea  zuwiesen.  Auf  diese  Verteilung  beziehen 
sich  auch  Donats  Bemerkungen.  Dagegen  spricht  aber  der  Um- 
stand, daß  die  Worte  atque  .  .  .  cubet  im  Munde  Micios  kaum  mög- 
lich sind,  da  selbst  in  dem  Falle,  daß  M.  im  Sinne  Demeas  weiter- 
sprechen wollte,  cogerem  am  Platze  wäre,  keinesfalls  Placet  .  . . 
sapere  vorausgehen  dürfte.  In  diesem  Falle  könnten  sie  nämlich 
nur  als  unmittelbare  Fortsetzung  der  Worte  Demeas  gesprochen 
werden.  Cogas,  das  DEG  bieten  (und  ältere  Ausgaben  auf- 
genommen haben),  ist  die  vernünftige  Schlußfolgerung,  die  ihre 
Schreiber  aus  dieser  Personenverteilung  gezogen  haben.  Besser 
wäre  schon  mit  (B1)CFP1  atque  .  .  .  sentio  dem  Demea  zuzuweisen, 
indem  dieser  mit  derides  auf  ein  Lächeln  Micios  (wegen  der  Über- 
treibung in  V.  85 1)  antworten  würde.  Jedoch  auch  hier  hat  der 
Bemb.  die  beste  und  der  psychologischen  Entwicklung  entsprechendste 
Verteilung,  indem  er  atque  .  .  .  cubet  dem  Demea,  Derides  dem 
Micio  und  Foiiunatus  .  .  .  sentio  wiederum  dem  Demea  gibt.  In 
der  Ankündigung  dessen,  was  er  alles  mit  der  psaltria  machen 
werde,  versteigt  sich  Demea  immer  mehr.  Micio,  der  nach  V.  849 
noch  dazwischen  geworfen  hat:  Placet  nunc  mihi  uidere  saperet 
kann  die  letzte  Drohung  Demeas:  Atque  equidem  filium  tum,  etiam 
si  nolit,  cogam  ut  cum  illa  una  cubet  (der  richtige  Schluß  nach 
.  .  .  carbost  wäre  eigentlich  gewesen,  'so  daß  meinem  Sohn  jedes 
Verlangen  nach  ihr  vergeht'),  nur  mehr  als  reine  Übertreibung 
(in  Wahrheit  ist  es  Galgenhumor,   der  bei  Demea  wiederholt  her- 


KRITISCHER  ANHANG  191 

vortritt),  als  ob  Deniea  ihn  verspotten  wollte,  auffassen,  und  er 
tritt  ihm  daher  mit  der  Frage  entgegen:  'Du  spottest?'  d.  h.  du 
willst  mich  wohl  zum  besten  halten,  da  du  dich  zu  solchen 
Lächerlichkeiten  versteigst.  Darauf  schlägt  bei  Demea  die  Stimmung 
wieder  um  und  er  sagt:  *Du  bist  glücklich,  daß  du  von  dieser 
Gesinnung  bist',  d.  h.  daß  du  von  mir  glauben  kannst,  ich  sei 
zum  Spott  aufgelegt,  im  Gegenteil  ich  —  leide.  Und  da  er  dieses 
Wort  mit  gramvoller  Gebärde  spricht,  sagt  Micio  vorwurfsvoll  Ah 
pergisne.  Erst  bei  dieser  Auffassung  tritt  ego  sentio  im  Sinne  von 
'ich  leide'  in  wirksamen  Gegensatz  zu  deridest  wenn  sich  eben 
auch  dieses  Wort  auf  Demea  bezieht.  L  hat  dieselbe  Personen- 
verteilung wie  A  und  bewährt  sich  somit  auch  hier  als  unab- 
hängige Textesquelle,  nur  teilt  er  fort.  .  .  .  sies  noch  dem  Micio 
zu,  was  an  und  für  sich  nicht  undenkbar  ist. 

V.  854.  Ich  habe  den  Yers  (die  Handschriften  teilen  ihn 
dem  Micio  zu)  noch  dem  Demea  gegeben,  da  sich  nur  auf  diese 
Weise  die  Schwierigkeit  beheben  läßt,  die  bis  jetzt  darin  lag,  daß 
Demea  nach  V.  854  in  das  Haus  des  Micio  ging  und  ohne  jeden 
Grund  V  4  wieder  aus  dem  Hause  trat,  ohne  den  Syrus,  der  sich 
drinnen  befand  (V.  883),  gesehen  zu  haben.  Schon  Dz.1  Einl.  4  (5) 
A.  5  fand  es  wahrscheinlich,  daß  Menander  den  Demea  nach  V  3 
die  Bühne  gar  mVht  verlassen  ließ,  wagte  es  aber  wegen  unseres 
Verses  nicht,  ein  Verbleiben  Demeas  auf  der  Bühne  anzunehmen. 
Auch  der  Erklärungsversuch  Nencinis  (142  A.  1),  daß  es  der  Alte 
vom  Lande  an  keinem  Orte  lange  ausgehalten  habe,  befriedigt 
durchaus  nicht,  sondern  ist  nur  ein  schwacher  Notbehelf.  Mit  der 
obigen  Änderung  ist  alles  auf  das  beste  gelöst.  Bei  Demea,  dessen 
Sinnesänderung  schon  mit  V.  835  beginnt,  tritt  in  der  psycho- 
logisch notwendigen  Entwicklung  dieser  Veränderung  keine  störende 
Pause  ein.  Man  merkt  es  auch,  daß  er  V.  854  bemüht  ist,  durch 
Erklären  seiner  Bereitwilligkeit  den  Bruder  wegzubringen,  um 
allein  seinen  Gedanken  nachgehen  zu  können.  Micio,  für  dessen 
Abgang  bis  jetzt  kein  rechtes  Stichwort  vorhanden  war,  erhält 
dieses  nun  und  geht  nach  V.  854  ins  Haus;  von  dort  schickt  er 
V.  882  den  Syrus  vor  das  Haus,  um  den  Bruder,  der  ihm  zu 
lange  zögert,  hineinzurufen. 

Die  Verderbnis  muß  sehr  alt  sein,  klärt  sich  aber  sehr  ein- 
fach auf.  Über  oder  wahrscheinlicher  vor  I  ergo  (die  Verwechslung 
muß  noch  zur  Zeit  der  Kapitale  stattgefunden  haben,  als  die 
Verse  noch  streng  bezeichnet  wurden)  wurde  der  Name  der  an- 
geredeten Person,  wie  dies  häufig  der  Fall  war,  eingetragen,  den 
dann  ein  Abschreiber  für  das  Personenzeichen  hielt. 

V.  860.  Dz.1  nach  y:  mitto,  Dz.2  nach  AL <?P:  omitto;  Fleck.2: 
capse  statt  ipsa  re. 

V.  863.  Fleck.2:  suam  ille,  doch  tritt  bei  üle  suam  Synkope 
des  c  ein;  s.  Skutsch,  Forsch.  121  u.  d.  A.  z.  V.  72.     Auch  die  Um- 


1Q2  KRITISCHER  ANHANG 

Stellung  egit  semper  (Wagner,  Dz.1)  halte  ich  für  unnötig.  Wegen 
gessit,  das  LDG  statt  egit  bieten,  den  ganzen  Versanfang  an- 
zuzweifeln (Conradt,  Die  metr.  Komp.  210),  halte  ich  für  zu  weit 
gegangen. 

V.  876.    Fleck.2  stellt  um:  ego  miseriam  omnem. 

V.  877.  A  bietet  Tor  contra  außerdem  porro,  das  Iou.  tilgt. 
Von  den  neueren  Herausgebern  wird  der  Vers  ohne  porro  ge- 
schrieben, doch  scheint  mir  dieses  unentbehrlich  zu  sein,  da  es 
die  kommende  Zeit,  in  der  Demea  seine  Versuche  machen  will, 
vorzüglich  bezeichnet,  vgl.  Hec.  778.  Da  der  Vers  mit  porro 
höchstens  als  hyperkatalekt.  troch.  Oktonar  gelesen  werden  könnte, 
was  inmitten  der  tadellosen  Septenare  auffallend  wäre,  kann  nur 
durch  Tilgung  eines  andern  Wortes  die  Stelle  geheilt  werden. 
Bentley  strich  im  Texte  das  erste  age,  in  der  Anmerkung  schlug 
er  nunc  iam  experiar  vor.  Besser  scheint  mir  Sydows  Vorschlag 
zu  sein,  iam,  das  in  Gy  fehlt,  zu  tilgen  und  porro  an  seine 
Stelle  zu  setzen;  ihm  schloß  sich  auch  Fleck.2  an.  —  Um  Über- 
einstimmung mit  dem  Wortaccent  herzustellen,  schlägt  Draheim, 
De  iambis  et  troch.  Ter.,  Herrn.  XV  240,  ego  ecquid  vor.  Mir 
scheint  diese  Übereinstimmung  (s.  Lindsays  Appendix  zu  den 
Captiui,  TJie  accentual  dement  in  early  Latin  verse  357 ff.)  ohne- 
hin vorhanden  zu  sein,  da  das  fragende  quid  vor  ego  den  Satzton 
bekommt,  vgl.  V.  916  Quid  ego\  s.  Klotz  267,  Podiaski,  Quomodo 
Ter.  etc.,  Berlin  1882,  62.  —  Über  die  Schreibung  haec  quid  in 
L  s.  Birt,  Der  Hiat  bei  Plautus  322. 

V.  879.  Iou.  und  s  haben  statt  fieri  das  gewöhnlichere 
pendi  eingesetzt,  das  wegen  der  Alliteration  von  Fleck.2  in  den 
Text  genommen  wurde.  —  Unnötig  scheint  es,  mit  Rein,  De  pron. 
coli.  47  me  wegen  der  Stellung  nach  meis  zu  streichen. 

V.  888.  et  tpsa  (s.  Klotz  47)  ist  ohne  Anstand.  Einige 
stellten  um,  Fleck.2:  et  re  eapse. 

V.  889.  Ich  habe  mit  Dz.1  das  Verbleiben  des  Syrus  auf  der 
Bühne  angenommen,  da  kein  Stichwort  für  seinen  Abgang  noch 
für  sein  Wiederauftreten  vorhanden  ist.  Die  Handschriften  geben 
nur  Geta  und  Demea  an;  vgl.  Spengel  in  den  Sitz.-Ber.  der  bayr. 
Ak.  d.  W.,  phiL  Kl.  1883  n  270. 

V.  899.    mequidem  mit  Kürzung  durch  Tonanschluß. 

V.  904.  morae  est,  das  m.  E.  allein  hier  stehen  kann  (vgl. 
V.  712  g  mora-,  Plaut.  Bacch.  224,  Rud.  412),  bieten  Iou.  (bei  dem 
es  allerdings  fraglich  ist,  ob  das  e,  das  er  über  morast  schrieb, 
zu  mora  oder  zu  st  [est]  gehörte)  LD;  A  und  die  übrigen  haben 
mora  est,  das  nur  stehen  könnte,  wenn  mora  das  Subj.  wäre  (vgl. 
Andr.  420,  593,  971,  Ad.  171,  Plaut.  Capt.  396,  906,  Cure.  461, 
Men.  366,  Pseud.  168;  Mil.  1293  ist  andrer  Art). 

V.  907.  Da  A  lampedes  bietet,  hält  Dz.2  lampades  für  wahr- 
scheinlich.   —  •  Wegen    tibicinas   hier   schreiben  Wagner,    Plessis, 


KRITISCHER  ANHANG  193 

Fabia    und    Boue    in  V.  905    gegen    die    Handschriften    tibicinae; 
V.  907  wird  jedoch  generell   gesprochen.     Fleck.2  nach  y:  turbam. 

V.  915.  Die  Überlieferung  bietet  ille  bäbylo  (LDE:  babilo, 
G:  babillOj  das  nur  auf  babulo  führen  kann);  die  neueren  Heraus- 
geber seit  Bentley  schreiben  ausnahmslos  ille  Babylo,  indem  sie 
beides  auf  Micio,  der  durch  Babylo  (angeblich  Sohn  des  Belus, 
des  Erbauers  von  Babylon)  als  reicher  und  verschwenderischer 
Mensch  bezeichnet  werden  soll.  Auf  diese  Erklärung  weisen  näm- 
lich einerseits  die  Worte  Donats:  An  fratrcm  Babylonem  ob  nimiam 
liberalitatem  uocat  an  Aeschinum  nimis  prodigum  teilweise,  die 
Schol.  Bemb.  (Herrn.  II  402):  [magnae  rei]  possess\or  est,  nam\ 
Babylon[ius  idem]  qui  Versa  [dicitur];  et  Persic[i  regis]  diuitiae 
g[azae  (od.  randes)  dijcuntur  im  allgemeinen  hin.  Daß  diese  Er- 
klärung nicht  befriedigte,  ersieht  man  aus  der  Menge  verschiedener 
Ansichten,  die  Westerhov.  z.  d.  St.  anfährt.  Ich  halte  Babylo  als 
Ethnikon  für  unmöglich  und  sehe  in  babulo  (das  auch  Nom.  sein 
konnte,  s.  Sonny,  Arch.  VHI  494)  den  Dativ  von  babulus,  einer 
Weiterbildung  der  Interjektion  babae  (s.  G.  Gröber,  Arch.  I  246), 
wofür  sich  schon  Nannius,  Miscell.  II  12  ausgesprochen  hat.  Zur 
Steigerung  des  Begriffs  dient  UU,  das  für  Donat  (Uli:  Cui  Uli? 
Ctesiphoni,  lenoni  an  Acschino  an  Syro)  die  einzige  Lesart  war; 
Uli  babulo  bezieht  sich  auf  Syrus.  Wenn  Micio  außer  allen  anderen 
unangenehmen  Sachen,  die  Demea  in  den  vorhergehenden  Versen 
aufzählt,  und  die  sich  auch  gleich  darauf  erfüllen,  noch  dazu  ver- 
anlaßt wird,  dem  Syrus  eine  Summe  Geldes  zu  geben,  wäre  dies  der 
höchste  Triumph  für  Demea.  Ausführlicher  handle  ich  über  diese 
Stelle  Festschr.  d.  Wien.  Stud.  f.  Bormann,  1902,  305 ff.  Hier  sei  nur 
erwähnt,  daß  Babylo  für  einen  Mann  sonst  nicht  vorkommt  (Steph. 
v.  Byz.  gibt  nur  eine  späte  Erklärung  des  Namens;  Plin.  nat.  hist. 
VII  56,  196  ist  die  Überlieferung  unrichtig,  Solin.  89,  10  M.  be- 
ruht auf  einem  Mißverständnisse  der  Originalstelle  bei  Plin.  IX 
8,  27),  und  daß  der  Scholiast  zu  luven.  IH  221,  wo  unser  Vers 
in  folgender  Gestalt  citiert  wird:  Dinumeret  nunc  ille  Babylonias 
(uiginti  minas),  zwar  weniger  metrisches  Verständnis,  dafür  aber 
besseres,  sprachliches  Gefühl  gezeigt  hat  als  Donat  oder  dessen 
Vorgänger,  die  aus  babulo  einen  Babylo  mit  neuer  Erklärung 
machten. 

V.  929.    Nach  L,  der  uxoris  huius  e  bietet;  die  übr.  fiuius  u. 

V.  932.     Dz.2  hält  den  Vers  für  verdächtig. 

V.  940.  J.  Koehm,  Quaest.  Blaut.  Terent,  Gießen  1897,  49 f. 
will  die  Worte  promisi  ego  Ulis  dem  Demea  zuweisen;  da  sich 
dadurch  die  Worte  de  tc  largitor  puer  an  Demea  richten  müßten, 
.sucht  er  diesen  Bezug  durch  eine  gekünstelte  Erklärung  zu  er- 
weisen. 

V.  946.  "Vor  Merito  fehlt  in  um  Handschr.  bei  Umpf.  ein 
Personenzeichen   (nur  C  hat  Raum  dafür;    Cod.  Bemb.  geht   schon 

Terentiug,  Adelphoe.2  13 


194  KEITISCHER  ANHANG 

mit  V.  914  dieses  Stückes  zu  Ende);  die  Worte  Mer.  te  amo  scheinen 
indes  nicht  respektvoll  genug  zu  sein  im  Munde  des  Asehinus 
gegenüber  dem  Micio,  und  andrerseits  mußte  doch  auch  Demea 
seine  Befriedigung  kundgeben  über  die  Nachgiebigkeit  seines  Bruders. 
Im  folgenden  fehlt  handschriftlich  das  Pereonenzeichen  vor  Quid 
und  Ego-,  DG  haben  ego  Quid,  G  mit  Andeutung  eines  Personen- 
wechsels vor  Quid;  in  allen  Codd.  wird  Verum  dem  Demea  ge- 
geben; fit  statt  confit  haben  alle  Codd.,  Donat1)  aber  an  u.  St., 
sowie  zu  Andr.  167  und  Placid.  Gloss.  (Corp.  Gloss.  Lat.  V  57,  18) 
führen  unsern  V6rs  für  confit  an  (ohne  vorausgehendes  cum).  Da 
der  Vers  nach  der  Überlieferung  nicht  vollständig  ist,  halte  ich  es 
für  das  Nächstliegende,  ihn  durch  Einführung  des  auch  sonst  für 
u.  St.  bestätigten  confit^  statt  durch  Einsehiebung  von  tno  nach 
Merito  (mit  Bentley)  oder  Verdoppelung  von  Quid  (so  Umpfenbach 
nach  Muret)  zu  ergänzen.  Auch  am  Anfang  des  folgenden  Verses 
fehlt  das  Personenzeichen  in  allen  Handschr.;  ferner  haben  diese 
est  Jiis  (BC  is)  cognatus.  Bentley  schreibt  danaoh  in  sehr  pro- 
babler Weise:  Hegio  hie  est  his  cogn."  Dz.1  —  Podiaski,  Quomodo 
Ter.  etc.  27  schlägt  vor  Merito  tue  amo  te.  De.  Verum  quid  ego 
dicam?  hoc  confit  quod  uolo.  Ich  habe  mich  in  den  beiden  Versen 
vollkommen  an  die  Handschriften  gehalten  (nur  quid  ego  gegen 
ego  quid  in  LDG),  da  die  Personen  Verteilung  dem  Sinne  ent- 
spricht. Ebenso  FaV.la,  Psich ,  Boue,  die  bloß  cogn.  his  est  schreiben. 
Pess.  ebenso,  nur  schreibt  er  fit  und  teilt  Quid  .  .  .  resiat  dem  Micio 
zu.  Dasselbe  tut  Stamp.,  der  aber  V.  946  mit  Dz.2  schreibt: 
De.  Merito  te  amo  .  uerum  .  .  .  Mi.  Quid?  De.  Ego  dicam,  hoc  quom 
confit  quod  uolo  und  in  V.  947  est  hie  is  ordnet.  Confit  scheint 
mir  durch  die  angegebenen  testimonia  (s.  Neue  Dil3  631)  sowie 
dureb  den  Umstand,  daß  in  C  com  in  cum  geändert  wird,  hin- 
länglich beglaubigt  zu  sein.  Da  in  V.  947  est  his  die  überlieferte 
Reihenfolge  ist,  entfallen  beide,  von  Bift,  Der  Hiat  bei  Plaut.  69 
aufgestellten  Beispiele  für  konson.  h  bei  Terenz.  Fleck.2  teilt  V.  946 
^vie  im  Text  ganz  dem  Dem.  zu,  V.  947:  Mi.  Quid?  numquid  restat? 
De.  Hegio  cognatus  his  est  proxumus. 

V.  955.  **et  vor  dictumst  habe  ich  aus  DG,  den  besten  Hand- 
schriften für  diesen  Teil  der  Adelphoe,  da  A  fehlt,  aufgenommen." 
Dz.1  —  Auch  L.  hat  et\  Fleck.2:  re  eapse. 

V.  956 f.  "Diese  Verse  werden  von  den  Herausgebern  meist 
als  iamb.  Senare  gemessen  mit  genauem  Anschluß  an  den  über- 
lieferten Text:  Quid  istic?  .  .  .  Gaudeo.  j  De.  Nunc  mi  es  ger- 
manus  p.  a.  e.  c.  V.  958  soll  dann  ein  iamb.  Oktonar  sein  und 
erst  nachher  das  Metrum  wechseln.  Daß  eine  solche  Gruppierung 
von    Versen    der    Kompositionsweise    des    Ter.    widerspricht,    hat 

1)  Im  Lemma  zwar  fit,  der  Text  verlangt  aber  confit.  Auch  die 
Glosa.  Ter.  geben  confit  |  ptrficitur. 


KRITISCHER  ANHANG  195 

Conradt,  Die  metr.  Komp.  (s.  besonders  S.  69 f.),  überzeugend  nach- 
gewiesen. Selbst  das  wäre  eine  ungewöhnliche  Erscheinung,  wenn, 
was  an  sieh  möglich  ist,  V.  968  trochäisch  gemessen  (Süo  sibi  gld- 
dio  Ä.)  und  der  Übergang  zu  troch.  Septenaren  also  in  diesen 
Vers  verlegt  würde.  Die  beiden  Senare  böten  dann  freilich  als 
Bindeglied  nichts  Abnormes;  aber  es  wäre  auffallend,  daß  erst  in 
der  Mitte  von  V.  958  das  neue  Thema  beginnt.  Ich  habe  mich 
daher  Conradts  Vermutung  (a.  0.)  angeschlossen,  daß  V.  956  bis 
958  als  iamb.  Oktonare  gleich  dem  Vorhergehenden  herzustellen 
sind,  und  habe  V.  956 f.  versuchsweise  ergänzt.  Conradt  schreibt: 
.  .  .  De.  Gaudeo:  nunc  tu  mihi  \  Germanu's  pariter  animo  et  corpore. 
[Ae.  -  -  _  ~  _  ^  _  j/'Dz.1  —  Dz.1  ergänzte:  Ae. Gaudeo  ^carissumey  — 
De.  ^JEt  edepoty  nunc.  Andere  Vorschläge  machten  Schlee,  De  uers. 
in  cant.  .  .  .  consecutione ,  Berlin  1879  sent.  contr.,  Meißner  a.  0. 
293 f.,  Klotz  401  und  566.  Plessis  schiebt  hinter  uolt  in  V.  956 
ein:  De.  Em  gaudeamus  (1).  Fleck.2  schreibt  Quid  istic?  ager  dabitur 
Hegioni  qudndoqmdem  hie  uolt.  Ae.  Gaudeo.  De.  Nunc  tu  mihi  es 
germänus  frater  pariter  animo  et  corpore.  Dz.2  (auch  Fab.)  läßt  ebenso 
wie  in  Ad.1  im  Texte  eine  Lücke,  empfiehlt  aber  in  der  adn.  crit. 
nach  Born,  De  diuerb.  ap.  Ter.  uers.,  Pr.  Magdeburg  1868,  4  die 
beiden  Verse  trochäisch  zu  messen,  indem  bei  V.  956  De.  Et  ego 
Micio,  V.  957  frater  zu  ergänzen  sei.  Bei  der  Beurteilung  dieser 
Stelle  gehe  ich  von  der  Tatsache  aus,  daß  in  CFP  der  aus- 
gefallene, in  allen  3  Handschriften  von  jüngerer  Hand  nach- 
getragene V.  957  nunc  mihi  es1)  germänus  pariter  animo  et  corpore 
nach  Ausscheidung  des  tu,  das  in  P  fehlt,  und  des  vor  animo 
eingeschobenen  et,  das,  wie  auch  immer  der  Vers  gemessen  wird, 
entfernt  werden  muß,  einen  tadellosen  Senar  ergibt.  Hierfür  ist 
die  entsprechendste  Erklärung  die,  daß  der  Archetyp  dieser  Hand- 
schriften nach  Verszeilen  geschrieben  war  und  V.  957  einen  Senar 
bildete.  Die  Verse  955  f.  werden  von  LD  übereinstimmend  folgender- 
maßen überliefert:  effugere  (D  in  marg.);  Et  dictum  est  uere  et  re 
ipsa  fieri  oportet.  Mi.  Gaudeo,  quid  istuc  dabitur?  quandoquidem 
hie  uolt  Ae.  Mi  pater.  CEFP  haben  V.  956  quidem  quando,  und 
von  allen  Handschriften  wird  gaudeo  nach  corpore  in  V.  957  wieder- 
holt. Auch  V.  956  bietet  einen  Senar.  Die  Bildung  von  zwei 
tadellosen  Senaren  durch  Ausfall  wäre  aber  doch  sonderbar.  Seit 
Fleck.1  und  Umpf.  wird  mi  pater  nach  F  an  den  Schluß  von 
V.  955  und  De.  Gaudeo  ohne  jeden  Anhalt  in  der  Überlieferung 
an  den  Schluß  von  V.  956  gestellt,  während  das  allgemein  über- 
lieferte Mi.  Gaudeo  am  Schlüsse  von  V.  955  ganz  entfernt  wird. 
Da  sich  die  Änderungsvorschläge  (s.  auch  die  Ausg.  von  Westerhov, 
Bentiey,   Klotz  z.  d.  St.)  zu  weit  von   der  Überlieferung   entfernen, 


1)  tu  statt  mihi  es  D,  tu  mi  es  LG,  tu  michi  es  EF,  tu  es  michi  C; 
et  animo  a.    Vgl.  zum  Gedanken  Leo,  Plant.  Forsch.  114£  A.  3. 

13* 


196  KRITISCHER  ANHANG 

bin  ich  mit  G.  Hermann,  Eiern,  d.  m.  p.  165 f.,  bei  dieser  geblieben. 
V.  956  schreibe  ich  zweifelnd  mit  Umpf.  quid  istuc?,  da  ich  für 
quid  istuc  dabitur?  keine  Erklärung  finde.  Möglich  wäre  auch 
quid?  istuc  ddbüur.  Nach  dem  gaudeo  des  Micio  ist  m.  E.  die 
Einräumungsformel  quid  istic?  nicht  möglich. 

V.  967.     Lö  hac,  y  istac,  Fleck.2  ista. 

V.  971.  Um  den  Daktylus  zu  vermeiden,  schlug  Spengel, 
Andr.2  XXXT  omnibus  gratum  habeo  vor.  Die  Änderung  ist  un- 
nötig; s.  d.  Anm.  z.  d.  St.     Mit  ommbus  wird  es  nicht  besser. 

V.  974.     Fleck.2  optumam  istam  mulierem. 

V.  978.  Fleck.2  nach  Bentley  omnia  omnes  semper,  wodurch 
die  dreifache  Assonanz  am  Schlüsse  zerstört  wird. 

V.  981.  Dz.1  wollte  reddet  statt  dabo  (so  Don.)  ergänzen. 
P.  Thomas,  Bev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  XXII  390f.  setzt  uilius 
gleich  minus  und  übersetzt  die  Stelle  mit  il  en  fand  rabattre  cela 
(ce  que  tu  demandes)  oder  il  faut  en  faire  ton  deuil,  deutsch  etwa: 
ich  muß  das  Kreuz  darüber  machen,  d.  h.  es  ist  so  gut  wie  ver- 
loren. M.  E.  kann  sich  aber  istoc  uilius  (in  dem  in  d.  A.  ge- 
gebenen Sinne)  nur  auf  das  von  Micio  gestellte  Verlangen  beziehen 
—  denn  dies  muß  zuerst  erfüllt  werden  — ,  nicht  aber  eine  Kritik 
der  Versicherung  des  Syrus,  es  zurückzugeben,  bedeuten. 

V.  984.     Ich  habe  ita  statt  tarn  nach  L  geschrieben. 

V.  988.  Ladewig  a.  0.  und  Madvig,  Adv.  crit.  II  160  wollen 
et  streichen.  Der  Gebrauch  scheint  mir  aber  doch  genügend  be- 
legt (s.  auch  Eun.  72,  Plaut.  Capt.  134,  Stamp.  zu  Ad.  144),  um 
nicht  zu  einer  Änderung  schreiten  zu  müssen. 

V.  991.    Fleck.2  missam  facio. 

V.  992.  Da  id  in  L  erst  von  zweiter  Hand  über  si  ge- 
schrieben wurde,  in  G  fehlt  und  in  D  ebenfalls  zwischen  den 
Zeilen  steht,  habe  ich  es  mit  Speng.  gestrichen. 

V.  994.  "Alle  Codd.  haben  obsecundare,  welches  aus  Haut.  827 
(.  .  .  obsecundato  in  loco:  Quod  imperabit  facito  q.  s.)  eingedrungen 
scheint.  Das  obsec.  hatte  Demea  im  ersten  Gliede  seiner  Dar- 
legung in  Aussicht  gestellt  (V.  991  Missa  facio  q.  s.);  an  unserer 
Stelle  kommt  es  auf  das  *gut  machen*  an."  Dz.1  —  Klotz  156  tilgt 
nie.  Ich  folge  mit  Stamp.,  Plessis,  Boue  und  Fabia  den  Hand- 
schriften. Fleck.2  nach  Bentley:  quem  obsecundare.  Don.  hat  im 
Lemma  und  Zusatzschol.  obsecundare,  im  älteren  Schol.  secund. 

V.  996.  "Mit  Ed.  Becker  a.  0.  254  habe  ich  das  hand- 
schriftliche quid  in  quod  geändert.  Ein  indirekter  Fragesatz  mit 
quid  würde  hier  den  Konjunktiv  erfordern,  welcher  sich  nur  mittels 
einer  Umstellung  in  den  Text  bringen  ließe  (PI.  sc.  quid  facto 
opus  sit]  in  D  ist  übrigens  sü  von  m.1  überliefert).  Am  Ende 
des  Verses  habe  icb  mich  gleich  Spengel  der  älteren  Interpunktion, 


KRITISCHER  ANHANG  197 

welche  sino  von  habeat  trennt,  angeschlossen  (so  auch  Bentley). 
Nur  der  Imperativ  (sine  etc.)  wird  gewöhnlich  mit  dem  hloßen 
Konjunktiv  eines  Verbs  eng  verbunden;  sonst  steht  bei  Ter.  immer 
der  Infinitiv."  Dz.1  —  Dz.2  dagegen  schrieb  mit  der  schon  von 
Fleck.1  vorgenommenen  Umstellung  Plus  scis  quid  facto  opus  sit. 
Da  auch  L  sit  bietet,  habe  ich  mich  ihm  angeschlossen.  Stamp. 
behält  den  Indikativ  mit  y  und  Umpf.,  ebenso  Fleck.2,  der  aber 
nach  Dz.1  und  Fabia  quid  in  quod  ändert. 


Wort-  und  Sachverzeichnis. 


a  ine  V.  788 

ab  re  V.  830 

Abbrechen  der  Rede  V.  247,  326 

dbduce  V.  106 f.,  Anh.  z.  V.  482 

abi  V.  220,  765 

Ablativus  absoL  V.  286 

abs  V. 254 

Abundanz  iste  tuos  V.  139 

abuti  Y.  815 

ac  nur  beim  3.  Glied  von  3  koordi- 
nierten Begriffen  V.  846 ;  vgl.  V.  988 

decedere,  ut  V.  350 

accersere  Sehreibung  V.  291  f.,  für 
die  Vorbereitungen  zur  Hochzeit 
V.  890 

aeeipere  i.    contumeliam  V.  606 

aeeipere  d  etaphorisch  V.  606 

aecusat.  c.  inf.  des  Ausrufs  V.  38, 
237,  Auslassung  des  Subjekts- 
pronomens V.  77,  270,  402,  826 

actutum  V.  634 

ad  Dianae  V.  582 ,  ad  hos  V.  788, 
889,  ad  nos  V.  910 

ad  in  Bezug  auf  V.  855 

Adelphoe  Namensform  Did.  Z.  1,  In- 
halt Einl.  S.  lff.,  Verhältnis  zum 
griech.  Original  Einl.  S.  6  ff. 

adeo  elativ  V.  40,  führt  neues  Mo- 
ment ein  V.  629,  797 

adfabilis  in  aktivem  Sinne  V.  896 

Adjektiv  Substantivierung  V.  2, 
155  f.,  360 

adiungere  Bed.  V.  72,  metaphor. 
V.  926 

adridere  V.  864 

adserere  manu  mit  und  ohne  übe- 
rall causa  V.  194 

adsum  praesens  V.  393 

adtentiores  Schreibung  V.  834 

Adverb  und  Adjektiv  koordiniert 
V.  609 

Adverbien  auf  -ter  V.  45  f. 

adulescentulus  V.  101 

aduocatus  mit  Dativ  V.  646 

Aemelius  statt  Aemilius  Did.  Z.  3 


Aeschinus  Schreibung  Per.  V.  2 

aetas  Bed.  V.  832 

age  V.  553,  mit  Vokativ  V.  271,  mit 
Adverb  s.  V.  943;  age,  age  ein- 
willigend V.  877 

agere  =  uiuere  V.  501,  —  diem  Anh. 
z.  V.  287 

all  V.  112 

aibas  zweisilbig  V.  561,  aibat  zwei- 
silbig V.  717 

ain  uero  ?  V.  405 

ais  V.  570 

Akkusativ  adverbiell  V.  11,  des  Aus- 
rufs V.  38,  261,  304,  330,  der  Be- 
ziehung V.  305,  791,  835,  (bei  ob- 
sequor)  990,  des  Inhalts  bei  dubito 
V.  691,  des  Reflexivpronomens 
wird  durch  kein  anderes  Wort 
vom  Verb  getrennt  Anh.  z.  V.  284 

Akteinteilung  S.  16  Anm.  1,  S.  31 

Aktivum  statt  desReflexivums  V.  608 

aleari  Anh.  z.  V.  32 ff. 

Alexis  V.  739 

alienus  V.  110,  metaphor.  V.  326,  672 

aliquis  beim  Plural  V.  634 

Alliteration  V.  1,  160,  307,  335,  751 

amasso ,  amassim  V.  209  f. 

amo,  ita  me  di  ament  V.  749 

amor  konkret  Per.  V.  6 

amplius  in  der  Umgangsspr.  V.  269 

Anaphora  (dreimalige)  V.  546,  628, 
874 

angiportum  V.  576,  578,  vor  V.  155  f. 

Angleichung  des  Modus  V.  636,  681, 
857,  des  Tempus  V.  843,  des 
Demonstrativpronomens  an  das 
Reflexivpronomen  V.  958 

angulus  V.  785 

anima  =  Leben  V.  314,  =  spiritus 
V.  324 

animo  malest  V.  655 

animum  inducere  neben  in  animum 
inducere  V.  597,  in  anim.  induc. 
mit  Akknsativobj.  ib. 

Annominatio  V.  57 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


199 


Anrede  verächtl.  V.  111,  vertraulich 
ebenda,  schmeichelnd  V.  936, 
Wiederholung  der  Anrede  im 
Affekt  V.  256,  an  zwei  ver- 
schiedene Personen  in  einem 
Verse  V.  353,  917,  933,  per  ano- 
oxQoq>r]v  V.  713 

Anspielung  auf  röm.  Verhältnisse 
V.217,  boshafte  —  V.  969 

ante  pede's  V.  386 

antehac  V.  86 

Antiphanes  V.  635 

anulus  V.  347,  Nachtr.  S.  210  z.V.  347 

anus  V.  616 

aperire  =  narrare  V.  23  f. 

anö  koivovYAS,  146f.,  200,  465f.,  740 

Apollinaris,  C.  Sulpicius  —  S.  23 

Aposiopese  V.  136,  275,  539,  727 

Apposition  V.  545 

apud  forum  =  in  foro  V.  154 

Apuleius  V.  295 

ars  spez.  Bedeutung  V.  259 

articulus,  in  articulo  opprimereY .  229 

asinus  als  Scheltwort  V.  985 

Asper,  Grammatiker  V.  323 

assertio  V.  194 

Assonanz  V.  283,  299,  322,  456,  978 

-aster,  -astra,  -astrvrn  V  779 

Asyndeton  (bimembre)  Per.  V.  6,  990, 
viergliedrig  529,  mit  Steigerung 
der  Begriffe  Anh.  z.  Per.  V.  6,  6. 

atque  —  atqui  V.  40,  362,  =  und 
zwar  V.  403,  auf  2  Verse  verteilt 
V.375,  466  f. 

AUractio  inuersa  V.  807  f. 

Attraktion  oder  Angleichung  des 
Numerus  V.  304 

Attribut  adjekt.  statt  Gen.  obiect. 
V.  75 

au  V.  336 

auctorem  esse  V.  671,  939 

audere  urgpr.  Bedeutung  V.  517 

midi  zur  Verstärkung  des  Anrufs 
V.  160 

Auffuhrung  Einl.  S.  1  Anm.  1,  Did. 
Z.  4,  wiederholte  —  8.  20,  Did.Z.  8 

Ausgaben  S. 138 

ausim  V.  209  f. 

Ausruf  der  Besorgnis  V.  36. 

Aussetzung  der  Kinder  V.  809 

aut  berichtigend  V.  396,  steigernd 
Anh.  z.  V.  28  f. 

autem  in  entrüsteten  Fragen  V.  185, 
934,  „wieder"  V.  722 

babulus  V.  914 f. 
bacchare  Anh.  z.  V.  32  ff. 


Beifallsklatschen,  Aufforderung  zum 
—  V.  997 

bcUus,  bellissimue  V.  590 

Bembinus  V.  92,  693,  914  f. 

Bembinu8scholien  S.  11  Anm.  1,V.  10, 
12,  43 f.,  57,  109,  294,  303,  807, 
324,  350,  359,  411,  460,  469,  479, 
491,  578,  668,  693,  709,  722,  764, 
768,  780,  790,  820,  824,  828,  839, 
864,  889,  908;  Anh.  z.  V.  377, 
499b,  609,  öllff.,  622,  791,   915. 

bene  sane  (ironisch)  V.  586 

beneficio  viersilbig  V.  72 

Betonung  von  ceciderit  V.  37,  eri- 
perem  V.  318,  quid  V.  523  f. 

•  Ulis,  Adjektiva  auf—  V.  608 

bonus  —  liberalis  V.  463  f. 

bonus  uir  ironisch  V.  476,  556 

Buchstaben ,  Verwendung  grie- 
chischer —  zur  Personenbezeich- 
nung Anh.  z.  Persotiae  S.  140 

Cäsur,  Hauptcäaur  fehlt  V.  57,  im 

troch.  Oktonar  Anh.  z.  V.  159  u. 

165  f.,  im  uers.  quadr.  V.  322 
Canticum  vor  V.  517,  V.  610 
caprificus  V.  577 
captus  Subst.  V.  480 
caput  Synekdoche,  Metonymie  und 

Metapher  V.  261,  966 
carpere  V.  591 

caue  mit  bloßem  Konjunktiv  V.  458 
censen  mit  Infinitiv  =  num  eenses 

V.  579 
eerebrum  —  caput  V.  571 
circumuallare  V.  302 
clamo  V.  380 
clanculum  Präpos.  V.  53 
Claudi  Did.  Z.  1 
claudier  V.  607 
coemisse  V.  225 
coeperet  Anh.  z.  V.  397 
cogere  mit  doppelt.  Akkus  V.  490, 

metaphor.  V.  69 
coffitare  cum  animo  V.  500 
cognatus  mit  Gen.  V.  351 
comissator  V.  783 
committere,  ut  V.  159 
comprtcari     von     einem     einzigen 

V.  699 
couferre  consilia  V..299 
confit  V.  946 

conradere  Bedeutung  V.  242 
consistere  mit  bloßem  Abi.  V.  613 
consuetudo  V.  820 

consueuisse  mit  bloßem  Abi.  V.  666 
consueuit  in  obszönem  Sinne  V.  666 


200 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


contaminare  S.  7  Anm.  1,  Nachtr. 
S.  209  z.  S.  7  A.  1 

contra  Präpos.  V.  44,  Adverb  V.  50, 
877 

conuertere  V.  286 

conuicium  V.  180 

cor  am  (in  os)  V.  269 

COS.  Did.  Z.  8 

Ctesipho  Schreibung  Per.  V.  2,  De- 
klination Per.  V.  3 

cyathus  V.  5'jl 

Cyprus  V.  230 

Daktylisches    Wort    als    Trochäus 
V.  971,  Anh.  z.  V.  299,   390,  mit 
Betonung  auf  der  1.  und  3.  Silbe 
V.  346,  619,  634 
dare  =  facere  V.  450 
dari  obuiam  statt  fieri  V.  311 
Dativ,   ethischer  V.  276,   als  Ver- 
treter des  gen.  poss.  V.  568 
de  die  V.  966,    objektbestimmend 
V.  841,    gleich     dem    partitiven 
Artikel    V.  817,   de  te  —  de  tuo 
V.  940 
debacchari  V.  184 
decernere  Bedeutung  V.  544 
decet  mit  Dativ  V.  491,  928 
decrepitus  V.  939 
deerit  oder  derit  V.  881 
defatigare  Anh.  z.  V.  519 
defunctum  passivisch  V.  508 
dehinc  V.  22 
Deklination : 

Nom.  Sing,  der  1.  Dekl.  auf  -a 
V.  343;  Gen.  Sing,  der  1.  Dekl. 
auf  -as  V.  747;  Abi.  Plur.  der 
1.  Dekl.  auf  —  is  (statt  auf 
—  iis)  Did.  Z.  7 
Gen.   Sing,   der   2.  Dekl.   auf  -i 

Did.  Z.  1,  auf  -u  Did.  Z.2; 
Nom.  Plur.  der  2.  Dekl.  auf  -oe 
Did.  Z.  1 ;  Gen.  Plur.  der  2.  Dekl. 
auf  -om  V.  411,  746,  793; 
Akk.  Plur.  der  3.Dekl.  auf -isV.880 ; 
Gen.  Sing,  der  4.  Dekl.  auf  -*'  und 
-uis  V.  870;    Dativ    Sing,  der 
4.  Dekl.  auf  -uY.  63 
Nebenform   der  5.  Dekl.  auf  -ies 
von  Wörtern  der  1.  Dekl.  V.  267 
Deminutiv,  -bedeutung  V.  289,  566, 

763,  898,  -a  V.  563,  779,  786 
demum  (ironisch)  V.  938 
denigue  Stellung  V.  93 
deorsum  zweisilbig  V.  573,  deorsum 

uorsum  V.  675 
designare  Anh.  z.  V.  87 


despondere  V.  670 

dextera  V.  106 f.,  dextra  V.  683 

deus  auf  Menschen  übertragen  V.  535 

Diärese  V.  156 

Dianae,  ad  —  V.  682 

dicere  melius  V.  350 

Didaskalie  S.  22  f.,  Stil  der  —  S.  137 
A.  2,  138f. 

differor  V.  486  f. 

dimminuetur  V.  571 

Diphilus  Einl.  S.  11  ff.,  S.  17  A.  2, 
V.  6,  13  ff.,  120, 159,  194,  216,  643 

dirrumpo  Nachtr.  S.  210  z.  V.  369 

dis,  Verstärkung  durch  —  V.  355, 
Nachtr.  S.  210  z.  V.  355 

dis  statt  diues  V.  770 

discidit  V.  559 

discrucior  animi  V.  610  a 

disperii  V.  355 

disrumpor  V.  369 

dissignare  V.  87 

diuom  Gen.  Plur.  antiquiert  Anh.  z. 
V.  746 

dolet  Konstr.  V.  272,  682 

dolo,  ne  dicam  dolo  V.  376 

dominus  von  einer  Frau  V.  894 

Donat  Einl.  S.  1  A.  1,  2;  S.  2,  ib. 
A.  1,  3;  S.  3  A.  2;  S.  4  A.  2;  S.  6 
A.  2;  S.7  A.  1;  S.  12f.;  S.  14  A.  2; 
S.  15,  16,  17,  26;  V.  3,  4,  5,  10, 
15,  19,  24,  26,  27,  33,  36,  40, 43  f., 
61,  66,  70,  73,  87,  88,  89,  93,  96, 
97,  99,  100, 104, 111, 113,  116, 119, 
125,  133,  134,  152,  166,  159,  161, 
163,  168,  173,  174,  175,  193,  194, 
199,  201,  203 f.,  206,  207,  209  f., 
210,  213,  215,  223f.,  224,  227,  229, 
230,  234,  236,  239,  242,  247,  259, 
262,  269,  270,  272,  275,  277,  280, 
283,  285,  286,  288,  291  f.,  297,  298, 
302,  303,  306,  307,  314,  322,  323, 
324,  325,  333,  348,  34?,  350,  356, 
359,  361,  372,  379,  380,  386,  394, 
395,  396,  400,  415,  419,  427,  450, 
462,  465  f.,  467,  471,  476,  479,  480, 
482,  483,  485,  486  f.,  490,  491,  605, 
510,  619,  637,  539,  641,  544,  547, 
550,  569,  661,  664,  666,  567,  670, 
577,  678,  582,  583,  585,  587,  596, 
601,  602,  607,  619,  622,  634,  642, 
646,  647,  650,  655,  660,  661,  663, 
665,  666,  670,  671,  675,  679,  683, 
702,  703,  707,  713,  714,  721,  727, 
731  f.,  734,735,  740,742,755,756, 
766,  767,  769.  773,  776,  782,  783, 
790,  791,  795,  796,  804,  807  f.,  821, 
823,  827,  831,  839,  841,  842  f.,  843, 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


201 


844,  845,  855,  858,  867,  874,  880, 
883,  884 f.,  889,  890,  891,  896,  898, 
899,  901,  908,  920,  923,  931,  940, 
952,  964,  965,  967,  972,  980,  981, 
985,  988,  990,  992,  994;  Anh.  z. 
V.  16,  32 ff.,  43,  56  f.,  60,  70,  82  f., 
87,  121,  141,  165  f.,  168,  206,  209, 
223  f.,  232,  259,  262  f.,  264,  277, 
278f,  284,  287,  289f.,  297,  302, 
323,  329,  350,  389,  397,  448,  471, 
490,  499b,  511f.,  522,  654,  573, 
575,  585,  600 ff.,  607,  673,  690, 
701,  703,  706,  749,  774,  791, 
850ff.,  915,  946,  981,  994;  S.  182 
A.  1 ;  Nachtr.  S.  209  z.  Y.  125  u. 
S.  210  z.V.  600  f. 

Doppelfragen  in  der  Umgangs- 
sprache V.  382 

Doppelsinnige  Ausdrücke  V.  425 

Dopplung  V.  218,  Nachtr.  S.  210 
z.  V.  218,  volkstümlich  V.  394 

dormire  V.  693 

Drohung  V.  571,  eingeleitet  durch 
-ne  V.  565 

duce  neben  duc  V.  482 

ducere  mit  dopp.  Akk.  V.  18,  -domum 
—  uxorem  duc.  V.  473 

dum  mit  Indikativ  zur  Bezeichnung 
des  Datums  V.  196,  785,  kausal 
V.  899 

duriter  V.  46 

dwrus  metaphor.  V.  64 


ecastor  V.  289 

ecce  V.  152,  ecce  autem  V.  722,  767 

eccillum,  eceillam  V.  260 

eccum  V.  361,  720,  mit  Nominativ 
V.  923 

ecferre  V.  626 

edepol  V.  289 

educere  =  educare  V.  48,  Anh.  z. 
V.  495 

effero  metaphor.  V.  11 

effringere  V.  88 

egens  adjekt.  V.  384  f. 

egomet  im  Relativsatz  V.  402 

ehern  V.  81,  266,  901 

eho  V.  389 

ei  =  i  Anh.  z.  Per.  V.  8 

ei  Ausruf  V.  124 

eicere  =  efferre  V.  109 

eidem  —  idem  Perioch.  V.  8 

Eingreifen  der  Götter  in  mensch- 
liche Verhältnisse  V.  693 

eius  einsilbig  V.  452 

Ellipse  sogenannte  V.  100 


'ellum,  ellam  V.  260,  389 

em  V.  137,  169,  559 

em  tibi  V.  637,  790 

emere  urspr.  Bedeutung  V.  219 

emittere  =  em.  manu  V.  976 

Endsilbe,  lange  —  bei  mihi,  tibi  etc 
V.  394 

enim  beteuernd  V.  168,  265,  656, 
730,  830 

eo  zu  diesem  Zwecke  (=  ideo  Glosa. 
Ter.)  V.  620 

equidem  V.  555 

Erbtöchtergesetz  V.  652 

erratio  V.  580 

Erröten  fingiert  V.  643 

est  mit  Infinitiv  V.  828 

et  nur  beim  3.  Gliede  von  3  koordi- 
nierten Begriffen  V.  144,  988,  am 
Schlüsse  des  Verses  Anh.  z.  V.  35 

etiam  =  etiam  nunc  V.  444 

etymologische  Figur  V.  57,  668 

euge  V.  911 

Eugraphius  V.  783 

ex  vor  me  V.  862 

exaduorsum  V.  584 

exemplum  sumere  V.  416 

exossare  V.  378 

exporgere  V.  839 

expostulare  V.  595 

exstinguere  animam  V.  314 

extempulo  V.  106  f. 

face  V.  106  f.,  241 

facere  —  conciliare  V.  898 

facere  mit  bloßem  Abi.  (von  Per- 
sonen) V.  611 

facilitas  übertragen  V.  391 

facito  V.  600,  808 

faenerare  V.  219 

familias  Genet.  V.  747 

faxim,  faxo  V.  209  f.,  887 

feruit  V.  534 

fide  optuma  V.  161,  cum  fide  V.  964 

fieret  V.  106  f. 

flagitium  Bedeutungswandel  V.  101, 
112,  180 

Folterung  der  Sklaven  V.  482 

Formel  und  formelhafte  Wendung 
V.  338,  830,  972,  996,  997,  allite- 
rierend V.  751,  der  Abbitte  V.  166, 
des  Abschieds  V.  84,  der  Beglück- 
wünschung V.  411,  972,  der  Be- 
grüßung V.  80f.,  266,  373f.,  883, 
884,  des  Dankes  V.  887,  der  Frei- 
lassung V.  193,  194,  970,  der 
Scheidung  V.  622,  der  Verfluchung 
V.  191,  zur  Versicherung  V.  749, 


202 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


tibi,  uirum  te  iudico  V.  664,  si  dis 
placet  V.  476,  numquid  uis  quin 
abeam  (um  das  Gespräch  ab- 
zubrechen) V.  247 

Fragesätze  im  Konjunktiv  V.  84,  215, 
878 f.,  im  Indikativ  V.  196,  ohne 
Fragewort  V.  619,  parallele  — , 
durch  Disjunktivpartikel  ver- 
bunden V.  677  f. 

Freilassung  V.  193,  194,  970 

fuero  als  Kopula  =  ero  V.  603 

fundere  okkas.  Bedeutung  V.  769 

funeralis  Didask.  Z.  2 

fungor  mit  Akk.  oder  Abi.  V.  463  f., 
603 

Futur,  exact.  V.  127,  233,  absolut 
V.  437,  819,  843,  bei  donec  V.  718 

Futur  zum  Ausdrucke  des  festen 
Entschlusses  V.  498 

Futur,  passives  —  mit  fuero  Y.  603 

ganeum  V.  359 

Gartentriklinien  Y.  585 

Gebärden  V.  15,  136,  139,  152,  163, 

169,  183,  280,  317,  399,  411,  428, 
479,  539,  567,  571,  576,  582,  881, 
906,  910,  914f.,  937,  977,  der  Ab- 
wehr V.  249,  ablehnend  V.  803 

Gebräuche  vor   der   Eheschließung 

V.  699 
Gedankenfolge  psychologisch,  nicht 

logisch  Y.  972 
Geläufiger  Ausdruck   (uis  est  haec 

quidem)  V.  943 
geminare  Bedeutung  V.  173 
Genetiv  der  Pronomina   zweisilbig 

V.  261 
Genetiv,  possessiver  V.  582,  finaler 

des  Gerund.  V.  270 ,   des  Wertes 

V.  163 
gestare  in  sinu  V.  709 
Gleichklang  V.  4,  11,  267 
Gleichzeitiges    Sprechen    mehrerer 

Personen  V.  227,  305 
Gtossae  Terentianae *)  V.  781,  816, 

820,  831,  965,  981,  Anh.  z.  V.  40, 

170,  673,  710,  946 
gnatus  V.  383 

gonger  Y.  377  und  Anh. 


gratiis  Y.  744 
gratwm  habere  V.  270 
griechischer  Einfluß  Did.  Z.  i,  V.  757, 
836 

habere  =  se  habere  V.  365 

haecine  Y.  379:  Anh.  z.  V.  390.  758 

Handbewegung  7.  278  f. 

hariolor  V.  202 

heia  Y.  868 

helluari  Anh.  z.  V.  32  ff. 

hem  V.  224,  260,  326.  467,  488.  559, 
622 

hercle  V.  289,  Stellung  V.  578 

Hesiod,  Anklang  an  Y.  444 

heus  Y.  281,  776 

Hiatus  V.  97,  183,  215,  328,  336, 
527,  574,  604,  680,  697,  705,  767, 
947,  Anh.  z.  V.  232,  313,  697 

hiatustilgende  Hand  in  s  Anh.  z. 
Y.  697 

hie  statt  ille  Y.  47,  statt  is  Per.  V  3, 
Adverb  V.  453,  607 

hilare  Adverb  V.  287 

hinc  —  ex  hoc  V.  361 

hoc  =  huc  V.  92,  225,  878 

Hochzeitsgebräuche  V.  905,  vgl.  Y. 
699 

höcine  V.  237 

hodie  V.  215,  als  Verstärkung  der 
Negation  V.  551,  570 

homo  für  is  V.  143,  154.  in  der  An- 
rede V.  111,  —  nemo  V.  107,  259, 
579,  734 

Homöoteleuton  V.  160,  474 

hui  V.  216,  411,  567 

humanus  Bedeutung  V.  471,  687 

Humor  der  Sklaven  V.  313 

Hyperbaton  V.  917 

hypothetischer  Hauptsatz  V.  881 

iacius  Subst.  V.  740 

iam  sofort  V.286 

iam  primum  V.  338 

Iambenkürzungsgesetz  IKG  V.  7,  9, 
12,  15,  17,  52,  65,  73,  79,  81,  142, 
145f.,  154,  158,  202,  225,  231, 
236,  238,  275,  320,  332,  334,  351, 
361,  404,  439,  442,  450,  451,  458, 


1)  Die  Glossae  Terentianae  veröffentlichte  G.  Goetz  nach  einer  von 
G.  Löwe  aus  dem  Cod.  Vac.  1471  s.  IX  genommenen  Abschrift  im  Index 
scholarum  aestiuarum,  Ienae  1885,  mit  Angabe  der  bezüglichen  Stellen 
und  Nachträgen  aus  dem  Cod.  Voss.  Oct.  24.  Ohne  Stellenangabe,  jedoch 
mit  Angabe  der  Lesarten  des  Cod.  Morbianus  s.  X,  stehen  die  Glossen 
des  Cod.  Vat.  1471  auch  im  Corp.  giossar.  Latin.  V,  529  ff. 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


203 


496,  517,  669,  593,  610b,  616,  621, 
638,    716,  871,  874,  888 

ibi  =  in  ea  re  V.  867 

id  mit  Gen.  part.  V.  191,  als  inneres 
Objekt  bei  intransitivem  Atisdruck 
V.  939 

idem  mit  Dativ  Anh.  z.  V.  424 

ierant  V.  27 

ilicet  V.  791  und  Anh. 

ilico  V.  156,  temporal  V.  369 

-illare,  Verba  auf —  V.  591 

üle  zweimorig  V.  72,  213,  265,  395, 
476,  863;  von  Personen  auf  der 
Bühne  V.  9 14  f. 

HU  und.  tUteV.116,  525,  577,  716,  844 

illius  zweisilbig  V.  261,  441,  722; 
Anh.  z.  V.  440f. 

illuc  V.  168 

Imperativ,  Kurzform  106 f.,  trans- 
duce  V.  910,  traduce  V.317 

imperium  =  potestas  V.  66 

in  beim  Ablativ  bei  etatuere  V.  316, 
negativ  V.  607 

in  mentem  esse  V.  528 

ineipere  quaestum  Anh.  z.V.  206 

inde  —  ex  eis  V.  47 

indicente  (me)  V.  607 

indignus  aktiv  V.  308 

indiligene  V.  684 

indotata  V.  845 

md/utere  animum  V.  68,  597 

Infinitiv  auf- ierY.  106 f.,  200,  273, 
607,  historischer  V.  45  f.,  864,  refl. 
Verba  im  histor.  —  V.  46 ,  statt 
des  acc.  c.  inf.  V.  77,  151,  162  f. 

infortunium  V.  178 

inliberale  V.  449 

inpertiri  V.  320 

inruere  se  V.  550 

Inselnamen  Konstr.  V.  230,  278  f. 

insietere  mit  Inf.  V.  55 

instituere  in  animo  V.  38 

interdius  V.  631 

interest  Konstr.  V.  76 

Interpunktion  V.  43  f.,  46  f,  123,  213, 
141,  160,  200,  226,  249,  254,  256, 
268,  322,  358,  376,  412,  481,  574, 
587,  595,  622,  634,  646,  769,  823, 
827,  862,  891,  914f.,  Anh.  z.  V.  40, 
141,  144  f..  259,  302,  363,  628,  766, 
801 

ipsus  neben  ipse  V.  78,  zur  Ver- 
meidung des  Hiatus  V.  328 

in  ut  V.  632 

Ironie  oder  ironischer  Ausdruck 
V.  166,  176,  193,  195,  236,  386, 
405,  411,  476,  566,  586,  722,  728, 


805,  887,  938,  964,  968;  Anh.  z. 
V.  723 

Irrealitat,  Übergang  aus  der  —  in 
die  bloße  Annahme  Anh.  z.  V.  397 

is  statt  hie  V.  16 

-iasare,  -izare,  Verba  auf  —  V.  664 

täte  V.  15,  Plur.  V.  185,  auf  die  an- 
geredete Person  bez.  V.  412,  419, 
von  einer  abwesenden  PersonV.437 

isti  statt  istic  V.  350 

istoe  =  istue  V.  169 

istuc  V.  169,  386,  vom  Angeredeten 
V.  324 

ita  statt  tarn  V.  257,  Anh.  z.  V.  984, 
bejahend  V.  287 

iahe  mit  Konjunktiv  V.  914 f. 

Jüngling,  Haltung  des  —  V.  610 

Jungfrauen  erscheinen  in  der  Öffent- 
lichkeit V.  470 

Inno  Lucina  V.  486  f. 

yuxnoovv Sstov  V.  267 
xcctu  avvsaiv  V.  634 
komischer  Eindruck  V.  396 
Komparativ  doppelt  bezeichnetV.  2  22 
Konjugation:  ursprüngliche  Länge 
in   den  Endungen  V.  25,   alter- 
tümliche Formen  V.  106 f.,  2.  Pers. 
Sing.  Pass.  -re  statt  -ris  V.  181, 
Übergang  aus  der  3.  in  die  2.V.  534, 
Übergang  aus   der  4.  in  die  3. 
V.  871 
Konjunktionen,  einsilbige  am  Ende 

der  Verse  Anh.  z.  V.  35,  38 f. 
Konjunktiv  auf  -iem  V.  106  f.,  des 
Präsens  für  den  angenommenen 
Fall  der  Gegenwart  V.  146  f., 
162  f.,  240,  299,  des  Impf,  für  den 
angenommenen  Fall  der  Ver- 
gangenheit V.  106  f.,  214,  irreal 
V.  106  f.,  240,  weist  polemisch 
zurück  V.  676,  zum  Ausdruck  der 
Verlegenheit  V.  905,  nach  potius 
quamY.  240,  in  Fragesätzen  V.  84, 
215,  261,  373 f.,  in  Komparativ- 
sätzen V.  290,  Präsens  abhängig 
von  einem  irreal.  Konjunktiv  V.  317 
Konstruktion,  Wechsel  der  — V.  344, 
Verschmelzung  von  zwei  —  V.  648 
Konstruktionswandel  bei  frui,  fungi, 

potiri  und  uti  V.  815,  871 
Kontamination  S.  9 f.,  V.  366 
Kontrast  beabsichtigt  V.  375 
konzessive  Bedeutung  des  si  durch 

maxume  gehoben  V.  340  f. 
Koordination    statt    Subordination 
V.  411 


204 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


Kopula  (esse)  fehlt  —  V.  13  f.,  46, 
96,  98, 165,  212,  214,  275,  329,  628, 
543,  544,  561,  578,  662,  676,  677  f., 
687,  775 

Kriegsdienste  in  der  Fremde  V.  384  f. 

Kürze  des  Ausdrucks  V.98, 100,  227, 
303 

Kürzung  des  Vokals  bei  prohibere 
V.  276 ,  in  der  inneren  Senkung 
Anh.  z.  V.  167 

labascere  V.  239 

largiri  V.  988 

liberalis  V.  194,  liberalitas  V.  57 

liberum  =  liberale  V.  828 

Utes  sequi  V.  248 

loeiiare  V.  949 

locus,  in  loco  V.  216 

lud,  Lokativ  V.  841 

lupus  in  fabula  V.  637 

malo  mit  bloßem  Konjunktiv  V.  782 

malum  —  supplicium  V.  69,  Inter- 
jektion V.  544 

mandare  Nachtr.  S.  210  z.  V.  372 

manumissio  V.  970 

Martianus  Capella,  Citate  bei  — 
Anh.  z.  V.  55  f. 

Masculinum  Plur.  zur  Bezeichnung 
von  Frauen  V.  757,  919 

maxume  hebt  die  konzessive  Bedeu- 
tung des  si  V.  340  f.,  Bedeut.  V.  609 

ine  —  fölio  meo  V.  800 f. 

medius,  in  medio  est  V.  479 

melius  est  V.  639 

Menander  Einl.  S.  6ff.,  15 ff.,  17  A.  2, 
V.  43 f.,  57,  92,  109,  120,  275,  296, 
353,  441,  606,  643,  693,  705,  707, 
866;  Nachtr.  S.  209  z.  S.  13, 
S.  210  z.V.  763  ff. 

Menandru  Did.  Z.  2 

Metapher  V.  11, 14,  64,  69, 113,  226, 
261, 326, 353, 391, 623, 672, 926, 966 

~M.etonjmieY.261(me=domiciliomeo) 
V. 788,J>e  =  filio  meo)  V.  800 f., 940 

Metra,  Übersicht  der  —  S.  136,  — 
in  Frauenrollen  S.  136  A.  2 

Metrisches:  Tribrachen  malen  Er- 
regung V.  304,  iamb.  Dimeter  als 
Klausel  innerhalb  stichischer 
Komposition  V.  317;  Wahl  be- 
stimmterVerbalformen :  am  Schluß 
V.  106  f.,  347,  543,  819,  843,  zur 
Erzielung  langer  Thesen  an  be- 
stimmten Stellen  V.  320;  Cäsur 
im  uersus  quadratus  V.  322 ,  un- 

f gewöhnliche    Betonung     dakty- 
ischer    Wörter   V.   346,   hyper- 


metrische Verse  V.  375, 465  f.,  auf- 
gelöste Längen  dem  Sinne  ent- 
sprechend V.  377,  Verteilung  der 
zwei  kurzen  Thesissilben  auf  zwei 
verschiedene  mehrsilbige  Wörter 
V.  9,  386,  Anordnung  der  Wörter 
mit  Rücksicht  auf  das  Metrum 
V.  491,  Betonung  von  quiaY.  523  f., 
iamb.  Wort  oder  Wortschluß  vor 
dem  Schlußiambus  gemieden 
V.  559,  Doppeliambus  am  Schlüsse 
fehlerhaft  Anh.  z.  V.  701,  Nicht- 
elision  einsilbiger  Wörter  am  An- 
fang trochäischer  Reihen  V.  168, 
Elision  eines  einsilbigen  Wortes 
am  Anfang  des  Verses  V.  563, 
Metabole  des  Rhythmus  V.  610, 
679,  Anh.  z.V.  291  f.,  538,  clau- 
sula Beiziana  V.  610a,  610b, 
612,  617,  Anh.  z.  V.  610  ff.,  uer- 
sus JReizianus  V.  610b,  Anh.  z. 
V.  610  ff.,  iamb.  Oktonar  als  Über- 
gangsvers V.  712,  kürzere  Genetiv- 
form V.  793,  Verschiedenheit  vom 
Griechischen  V.  866,  Änderung 
des  Metr.  V.  934,  anapästisches 
Wort  im  3.  Fuße  Anh.  z.  V.  395, 
molossisches  Wort  Anh.  z.  V.  591, 
710,  Reinheit  der  geraden  Thesen 
Vorbem.  zur  Periocha  S.  23,  Anh. 
z.  V.  313,  vernachlässigt  Anh.  z. 
V.440f. 

mihi  V.  142, 604,  mihi  einsilbig  V.  61 7 

Milet  Einl.  S.  18  A.  1,  V.  654 

Militärsprache  V.  958 

minime  gentium  V.  342 

misere  V.  522 

morae  est  mihi  V.  904 

mussitare  V.  207 

nam  beteuernd  V.  15, 190,  in  Frage- 
sätzen V.  488 

namque  V.  193 

narrare  mit  Akk.  V.  777 

-ne  beim  Akk.  des  Ausrufs  304,  330, 
beim  acc.  c.  inf.  V.  38,  nach  quid 
V.  177,  400,  bekräftigend  V.  770, 
-ne  oder  -n  V.  183 

ne  versichernd  V.  441 

ne  mit  Imperativ  V.  802 

neclegentia  Schreibung  V.  14 

neclegere  V.  216 

nempe  synkopiert  V.  742 

neque  fünfmal  gesetzt  V.  306,  neque 
—  nee  V.  84,  716 

nescioquis,  -quid  V.  79 

ni  und  nisi  V.  701 ;  Anh.  z.  V.  173 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


205 


nihil  einsilbig  V.  613 

nisi  V.  545,  in  verkürzter  Wendung 

V.  152,  nisi  V.  394,  nisi  si  V.  594 
nollem  mit  Partizip  V.  162 f.,  775 
nonne,  non  als  antevokal.  und  ante- 

konsonant.   Fragepartikel  V.  660 
norimus  V.  271 
nos  inter  nos  V.  271 
noscere  prägnant  V.  503 
noster  beim  Vokativ  V.  831,  883,  961 
noua  nupta  V.  751 
nouerim  am  Versende  V.  573 
numqui  V.  800  f. 
numquid  uis  V.  432 
nuntiant  dreisilbig  V.  156 
nusquam  V.  227 

O  Interjektion  V.  831,  beim  Akk. 
V.  183,  beim  Vokativ  V.  260;  Anh. 
z.  V.  407 

Objekt,  Fehlen  des  —  V.  51, 79,  172, 
193,  270,  336,  527,  696,  durch  Ge- 
bärde ersetzt  V.  937,  inneres  V.  256 

obnuntiare  V.  547 

öbsequi  mit  Akk.  der  Beziehung 
V.  990 

öbsonari  und  obsonare  V.  117 

obsonium  V.  286 

occidere  Grundbed.  V.  559 

occipere  V.  197 

occulte  ferre  V.  328 

qculus  sprichwörtlich  V.  701,  903 

Öffentlichkeit,  Jungfrauen  kommen 
in  die  —  V.  470 

Öffnen  der  Tür  V.  264,  788 

Ökonomie  der  Sprache  V.  77,  151, 
212,  277,  des  Stückes  vor  V.  299, 
329,  617;  Anh.  z.  V.  590 

oh  V.  402 

ohe  V.  723,  769 

oho  V.  726 

okkasionelle  Bedeutung  bei  Redens- 
arten V.  880 

omissior  mediale  Bedeutung  V.  831 

omittere  V/754,  Bedeutung  V.  172, 
232,  in  eigentl.  Bedeutung  V.  942 

omnia,  omnibus V. 971, Anh. z.V. 299 

oportet  Konstr.  V.  214 

oppido  Adv.  V.  322 

Optative,  altertümliche  V.  106 f. 

optundere  Schreibung  und  metaphor. 
Gebrauch  V.  113 

opus  est  Konstr.  V.  342 

opus  Feldarbeit  V.  518 

orbus  mit  Abi.  V.  650 

ordine  V.  351,  365 

Ort  des  Stückes  S.  17 


os  =  faci.es  V.  269 
os  praebere  V.  215 
otiosus  V.  533 
otium  —  negotium  V 


20 


Parallelismus  der  Satzglieder  V.  277 

par  re ferre  V.  73 

parasitaster  V.  779 

Partizip  statt  des  Infinitivs  bei 
uidere  V.  212 

pater  —  patronus  V.  456 

paternum  V.  450 

pati  absolut  V.  143,  145  f. 

patrius  — patemus  V.  74,  871 

patrissas  V.  564 

pauhim  V.  980 

paulus  Adjektiv  V.  876 

Pause  nach  V.  353,  514,  695,  längere 
V.712,  beabsichtigte  Pausen  V.  646 

peccatum  Bedeutung  V.  263 

pendere  metaphor.  V.  226 

penes  V.  388 

per,  Vorliebe  des  Terenz  für  Zu- 
sammensetzungen  mit  —  V.  393 

Perfekt,  volle  Perfektformen  V.  106  f., 
Formen  mit  *  V.  271,  2.  Pers.  Sing 
verkürzt  V.  423,  561,  689,  syn- 
kopierte Formen  V.  561,  2  Pers. 
Sing,  auf  -U  V.  940 

permänure  V.  283 

Periocha  S.  23 

pernimium  V.  393 

perpetuo  perire  V.  283 

perquam  V.  566 

persiflierende  Wirkung  V.  425 

Personenverzeichnis  S.  24 f.,  -Ver- 
teilung V.  323 

Philippides  V.  534 

phy  V.  411 

pistrilla  V.  584 

Plautus,  Reminiscenz  V.  22  f.,  35, 
155f.,  216,  358 

plebs  Dienerschaft  V.  898 

Pleonasmus  V.  12,  156,  269,  393, 
699,  835,  958;  Anh.  z.  V.  679 

Plural  f.  d.  Singular  V.  80  f.,  304 

Plusquamperfekt,  Gebrauch  bei  den 
Komikern  V.  347,  686 

Polysyndeton  V.  301,  306 

populus  —  Leute  V.  93 

porro  V.  547 

Possessivpronomen  durch  Dativ  des 
Relativpronomens  verstärkt  V.  958 

post  Adverb  V.  262 

postea  folgernd  V.  660 

postqudm  kausal  V.  1 

postulare  mit  Inf.  V.  200 


206 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


potiri  nach  der  3.Konjug.  Per.  V.  12, 
mit  Akk.  ebenda,  mit  Akk.  oder 
Abi.  V.  603,  815,  BedeutungV.  871 
potis  est  V.  344,  626 
potitur  V.  871 
potius  quam  V.  240 
potuit  absolut  n.  unpersönlich  V.  568 
prae  adverbial  V.  167 
prae  manu  V.  980 
praebere  mit  dopp.  Akk.  V.  886 
Prädikat  bei  2  Subst.  nur  auf  das 

2.  bezogen  V.  837 
Prädikatsnomen    wird   im  Verglei- 
chungseatz  nicht  wiederholt  V.  212 
Prägnanz  des  Ausdrucks  V.  905 
Präposition,  Wiederholung  der  — 
bei   zwei   eng   verbundenen   Be- 
griffen V.  862,  wird  nicht  wieder- 
holt V.  961 
Präpositionalausdruck  mit  attribu- 
tiver Bestimmung  Per.  V.  4 
praesens   absens  V.  73,  —  praesenti 
auf  dieselbe  Person  bezogen  V.  668 
Präsens    statt   Futur,  V.  181,    224, 

549,  816,  hisrtor.  V.  365 
pi'aeterhac  Anh.  z.  V.  847 
Preis  für  Sklavinnen  V.  191 
primulum  V.  289 

pro  V.  196,  —  diuom  fidem  V.  746 
Probus,  Grammatiker  V.  323 
Proceleusmaticus   V.  35,    118,   337, 
593,  621;  Anh.  z.  V.  60,  173,  un- 
korrekt Anh.  z.  V.  475 
prodeambulare  V.  766  und  Anh. 
prodvcere  V.  314,  Bedeutung  V.  402. 
—  diern  V.  591,  produxe  V.  561 
proferre  verstärkt  durch  palam  V.  337 
prohibere  V.  275 
Prolepsis  V.  230,  316,  973 
Prolog  S.  9ff.,  26,  V.  22 
prolubium  V.  985 
promerere  Bedeutung  V.  201 
Pronomen  Substantivierung  (de  meo) 
V.117,179,derl.,2.u.3.Pers.V.168 
propitius  V.  31 
propter  Adverb.  V.  576 
prorsus  V.  660,  prosus  Anh.  z.  V.  550 
prouisere  V.  889 

psychologische  GedankenfolgeV.  972 
pudet  ohne  Akk.  der  Person  V.  274, 

Konstr.  V.  683,  754 
puella   hebt  lediglich   die   Jugend 
hervor,    daher    auch    von    Ver- 
heirateten V.  889,  s.  uirgo 
puer    Geschlecht    V.  333,    puerum 

tollere  V.  809 
pugnare  prägnant  V.  843 


purgare  absolut  V.  608 
putare  V.  796 

quacso  V.  275,  298 
quam  -f  Superl.:  tarn  -f  Superl.  = 
quo  -f  Komp. :  eo  -f  Komp.  V.  501 
quamuis    beim     Adjektiv  =  ualde 

V.  27  8  f. 
quando  auch  temporal  V.  206,  kausal 

V.  348,  435 
quandoquidem  V.  640,  956  (quandö- 

quidem) 
quanto  .  . .  tanto  V.  705 
quantum  potes(t)  V.  350,  700,  909 
quasi  statt  quam  V.  534 ,  —  quom 

archaistisch  V.  739 
-que    vor     et    bevorzugt    V.   301, 
-que  ...  ci  V.  64,   -que  .  .  .  -que 
.  .  .  -que  V. 301 
qui  quidem  V.  268 
qui  im  Fragesatze  V.  177,  qui  (Adv.) 
uocarc?  V.  891,  qui  —  quo  V.  950 
quicum  V.  477,  750 
quicquid  indefinit  V.  590,  750 
quid  mit  Gen.  part.  V.  666 
quid  fit?  quid  agitur?  V.  266 
quid  indefinit  V.  443  u.  Anh.;  Anh. 

z.  V.  468 
quid  ista  nostra?  V.  677 f. 
quid  isti?  V.  350 
quid  istic?  V.  133 
quid  isttic?  als  Ausdruck  der  Ver- 
wunderung V.  955  f. 
quid  istucest?\AQöf.,quid  istuc  est, 

quod  V.  210 
quid  ni?  Bedeutung  V.  465  f.,  Tmesis 

V.  662 
quin   V.  734,    —  =  quine   V.  262, 
—  =  quo  non  V.  294 ,   im   unab- 
hängigen Satze  V.  533 
quisquam,  usquam  quisquam  V.  160, 
Abi.   quiquam  V.  254,    —  homo, 
nemo  — ,   nihil  quicquam   V.  366 
quiuis  Abi.  V.  254 
quo  -f  Komp. :  Komp.  V.  705 
quod  =  quot  V.  92,  555 
ä«odnochAkk.derBeziehungV.162f., 

305,  —  =  quantum  V.  511 
quod  in  me  est  V.  692 
quod  queo  V. 423 
quom  V.  139, 144,  Schreibung  V.  254, 

nunc  illud  est  quom  V.  299 
quom  maxume  V.  518 
quor  V.  61  f. 

rationem  subducere  V.  855 
rede    ablehnend    V.  653,    reete    et 
uerum  V.  609 


WORT-  UND   SACHVERZEICHNIS 


207 


reddere  mit  Partizip  V.  849 

reddueere  Schreibung-  V.  830 

redireY.  378, 505,  —  ad  ingemumY.il 

referre  par  Y.  73 

reflexives  Verhältnis  V.  271, 958,  her- 
vorgehoben durch  -met  V.  208 

Reflexivpronomen  fehlt  V.  3€6 

regnum  Bedeutung  V.  175 

Reim  V.  331 

Relativsätze  V.  53,  54,  kausale  — 
V.  66,  268,  als  Objekt  V.  197, 
Unregelmäßigkeit  in  der  Koordi- 
nation V.  84,  in  Frageform  V.  262, 
mit  Konjunktiv  im  Sinne  eines 
andern  V.  368,  in  verschiedener 
Abhängigkeit  V.  667 

relativischer  Anschluß  V.  826 

relicuos  V.  346 

repperi  Y.  860 

reprehendere  met&phor.  V.  14,  623 

res  Genetiv  Per.  V.  5,  re'i  V.  644,  ok- 
kasionell für  res  familiarisY .95, 820 

res,  e  re  rata  V.  295 

res  ipsa  indicat  V.  338 

respicere  metaphor.  V.  353 

Responsion,  unvollständige:  tanto 
fehlt  nach  quo  melior  V.  705 

rhetorische  Wirkung  S.  26,  V.  1,  4, 
19,  902.  —  Färbung  V.  306,  — 
Effekt  durch  Deminutiv  V.  566 

Ring  als  Zeichen  derVerlobung  V.  347 

ruere  transitiv  V.  319 

s  schwach  im  Auslaut  V.  12,  429,  839 

saeclum  —  saeculum  V.  304 

salsamenta  V.  380 

salue  V.  884 f. 

Salus  Y.  761 

sat  est  Y.  834,  satius  est  Y.  29 

Schimpfworte  (scelestus)  V.  159,  (in- 
purus)  Y.  188,  (pernicies)  V.  188, 
(scelus)  V.  314,  (mastigia)  V.  781 

Scholien  (s.  auch  Bembinusscholien) 
V.  1,  21,  33,  38,  40,  52,  57,  82 f., 
196,  231.  264,  269,  278f.,  323,  710, 
828;  Anh.  z.V.  26,  43,  347.  350, 
395,  471,  809 

scibo  V.  361 

sciens  V.  711 

scilicet  V.  828 

sc*o  =  intellego  et  sentio  Y.  471 

ccire  =  cognoscere  V.  828 

scriptum  V.  1 

Seite,  zur  Seite  gesprochen  V.  239, 
401,  412,  548,  638,  727,  776,  839, 
884  f.,  896,  911,  946 

Selbstgespräch  V.  549,  790,  9 14  f. 


Selbstvorwurf  V.  320 

semper  wiederholt  den  Begriff  V.  294 

senecta  Substantiv,  gebraucht  V.953  f. 

eentire  absolut  V.  863 

seorsum  zweisilbig  V.  971 

Serranae  tibiae  Did.  Z.  7 

seruolutn  V.  566 

si  (konzessiv)  maxume  V.  340  f.,  =  so 
V.  476 

sie  V.  454 

siit  V.  104 

silicernium  V.  587 

similis  mit  Gen.  V.  96,  411 

Simplex  statt  des  Kompositums 
V.  172,  287,  854 

Simulus  V.  352 

sinisteram  V.  106  f. 

sis  V.  517,  766 

Sklaven,  Alter  der  —  V.  562 

sodes  V.  517 

solus  Deklin.  V.  34 

somniare  V.  724 

somnium  V.  203  f.,  394,  395  (vgl. 
Einl.  S.  2  A.  3) 

sorbilare  Schreibung  V.  591 

sors  Bedeutung  V.  243 

specuiwn,  inspicere  tamquam  in  — 
V.  415 

sperare  mit  folgendem  Inf.  Perf.V.  152 

Sprichwörter  und  sprichwörtliche 
Wendungen  V.  73,  203  f.,  219,  228, 
229,  233,  284,  386,  431,  470,  534, 
537,  701,  739,  741,  761.  804,  849, 
958,  Anh.  z.  V.  232 

statuere  in  terra  V.  316 

Steigerung  V.  28ff.,  561 

süblimis  V.  316 

C.  Sulpicius  Apollinaris  Per.Vorbem. 
z.  V.  1 

sumere  diem  V.  287,  854 

summa  Kapital  V.  816 

suinmus  fuit  V.  362 

sumptus  V.  370 

suo  sibi  gladio  Y.  958 

Superlativ  auf  -umus  V.  18,  auf 
-imus  V.  91 

sursus  statt  sursum  Anh.  z.  V.  574 

Symmachus  V.  295 

Synekdoche  V.  261,  571 

Synizese  V.  7 

Synkope  im  Perf.  V.  661 

syntaktisch,  Frage  und  Antwort 
bilden  ein  —  Ganzes  V.  630 

Syriscus  Koseform  V.  763 

Szenenwechsel ,  kein  —  bei  Wieder- 
auftreten einer  Person  V.  968 

Szenisches,  rechts  u.  links  S.  18  A.  2 


208 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS 


taces,  etiam  —  V.  550 
taedet  ohne  Akk.  der  Person  V.  151 
tarn  StellungV.  274,  deiktisehV.  278  f. 
tamenY.  110,  141,  226,  mit  Vorliebe 

an  den  Schluß   gestellt  Anh.   z. 

V. 141  A.  1 
tandem.  V.  276 
ianiidem  V.  200 
tantillum  V.  563 
tantisper  V.  70 
Tanzen  am  Seile  V.  752 
Terenti  Did.  Z.  1 
tibis  Did.  Z.  7 
tollere  piierum  V.  809 
Tonanschluß,    Kürzung    durch    — 

V.  268, 337, 539  u.  Anh.,  899  u.  Anh., 

956 
transduce  V.  910 
tribulis  V.  439 
Trimeter,     rein    geformt    in     der 

Periocha  S.  23 
turba  V.  907 

nah  V.  38,  578 

uafia  Anh  z.  V.  439 

Übergang  zu  neuer  Szene  V.  209  f. 

Überraschung,    Ausdruck    der    — 

..  (illud  uide)  V.  228 

Übertreibung  V.  234,  912,  914  f.,  932 

ueniam  dare  V.  942 

uenire  statt  ire  V.  231,  —  in  pert- 
culum  V.  240 

uerba  dare  V.  821 

Verbalsubstantiva  (nomina  actionis) 
V.  421 

uerbum  vom  Sprichwort  V.  803,  952 

uerbum  facere  V.  952 

uere  dicere  V.  28  ff. 

Verführung  einer  freigeborenen 
Athenerin,  Strafe  auf—  V.  490 

ueritas  statt  uerum  Per.  V.  11 

Verkürzung,  falsche  Anh.  z.  V.  299 

uero  affirmativ  V.  469 

Vers,  hypermetrischer  durch  Elision 
zu  kürzen  V.  217,  375,  465 

Verschmelzung  von  drei  zusammen- 
stoßenden Vokalen  zweifelhaft 
Anh.  z.  V.  407 

Versschluß  ts  ädeo  V.  40,  nam  Hast 
Jwmo  V.  296 

Verszwang  Ter.  V.  11 

uerum  enim  uero  V.  255 
uestitu  Dativ  V.  63 
uillum  von  uinum  V.  78G 

utrgo  hebt  lediglich  die  Jugend 
hervor,  daher  auch  von  Ver- 
heirateten V.  889,  s.  auch  puclla 


Umgangssprache   und  Umgangston 

V.  154,  197,  212,  220,  223  f.,  225, 

269,  286,  287,  318,  382,  394,  421. 

458,  511,  608,  643,  858 
unde  =  a  quo  V.  413 
-undus  V.  469 
uniuorms  Schreibung  V.  19 
Unterbrechung  der  Rede  durch  einen 

andern  V.  158, 159a.  601,  770,  788 ; 

Anh.  z.  V.  159 
Unterordnung  V.  296 
Volkssprache     und     volkstümliche 

Redeweise  V.109, 347, 355, 380, 394. 

549,  699,  779;  Anh.  z.  V.  550,  679 
usquam  esse  V.  223  f. 
usque  V.  213,  modal  V.  559 
usus  est,  —  uenit  V.  429,  8S5 
ut  wiederholt  V.  858,  ut  nach  est 

V.  514,  ut  ne  V.  626 
uti  mit  Akk.  V.  815 
utut  V.  248 

vulgarer  Ausdruck  (jiaeret)  V.  171 
uxor  Gebrauch  V.  973 
uxorem    ducere    ohne    Bezeichnung 

der  Person  V.  696 

Wert,  Genetiv  des  —  V.  163 
Wiederaufnahme  des  Relativuma 
durch  ein  Demonstr.  V.  306,  — 
des  Demonstr.  durch  ein  Demon- 
strativum  V.  357,  741 
Wiederholung  V.  272,  668,  896,  der 
Frage  eines  anderenV.  82  f.,  84,  der 
Anrede  im  Affekt  V.  256,  höhnische 

—  desselben  Ausdrucks  V.  127, 
sechsmalige  zur  individuellen 
Färbung  V.  573,  desselben  Ele- 
mentes wie  im  Kompositum  V.  575 

Wörter,    von    Terenz     zuerst    ge- 
braucht V.  24,  388 
Wortaccent,  Übereinstimmung  des 

—  mit  dem  Versaccent  Anh.  z. 
V.  877 

Wortfolge,    Abweichung    von    der 

gewöhnlichen  —  V.  301 
Wortspiel  V.  166,  187,  427,  622 
Würfelspiel,  Vergleich  des  Lebens 

mit  dem  —  V.  739 

Zugehörigkeit,   ausgedrückt  durch 

a  cum  abl.  V.  541 
Zusammensetzung,  nochmalige  Zu- 

fügung  des  Stammwortes  infolge 

der   abgeschwächten   Bedeutung 

der  —  V.  269 
Zweigliedrigkeit  V.  38 
Zwischenbemerkungen  zum  Zeichen 

der  Erregunsc  V.  650. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

S.  1  Anm.  1 ;  Zu  dem  gewöhnlichen  Ansatz  kommt  auch  W.  Meyer, 
Quaestiones  Terentianae,  Dias.,  Leipzig  1902,  der  die  zeitliche  Auf- 
einanderfolge der  Stücke  auf  Grund  einer  genauen  Prüfung  der 
einzelnen  Prologe  festzustellen  sucht.  —  Lies  Leo  Rh.  Mus.  XXXVIII. 

S.  3  Anm.  1.    Lies  Hamb.  Dram.  98.  St.,  ebenso  Anm.  z.  V.  133:   97.  St. 

S.  5  Z.  3  v.u.  lies  11. 

S.  7  Anm.  1.  Fr.  Marx  stellt  contaminare  dem  griech.  TCQomi]Xccy.L£uv 
gleich.  Mit  Unrecht  scheint  mir  W.Meyer  a.  0.  14 ff.  contaminare, 
das  auch  er  als  einen  Ausdruck  der  Gegner  auffaßt,  bereits  den 
Gegnern  in  der  Bedeutung  fabulas  Graecas  in  unam  Latinam 
coniungere  beizulegen.  Haut.  V.  16f.  steht  dum  facit  paucas  Latinas 
ausdrücklich  dem  multas  contaminare  Graecas  gegenüber,  und 
Andr.  13  ist  natürlich  mit  in  Andriam  das  griechische  Stück  gemeint. 

S.  13.  Kampe,  Über  die  Adelphen  des  Terenz,  Jahresber.  d.  kgl.  Viktoria- 
gymn.  z.  Burg  1902,  7  meint,  daß  in  II  1  bei  Menander  Sannio  auf- 
getreten sei,  um  dem  Syrus  oder  Parmeno  sein  Leid  zu  klagen, 
nachdem  Äschinus  ohne  Äußerung  mit  der  psaltria  kurz  vorher 
schnell  über  die  Bühne  und  ins  Haus  geeilt  sei.  Später  sei  erst  Ä. 
allein  wieder  auf  der  Bühne  erschienen.  In_  diesem  Falle  ist  es  aber 
schwer  begreiflich,  daß  sich  Ter.  zu  der  Änderung  entschloß,  ab- 
gesehen davon,  daß  das  wortlose  Passieren  der  Bühne  (unmittelbar 
nach  Micios  Abgang)  kaum  anzunehmen  ist. 

S.  22  Anm.  z.  Z.  1  lies  Stich.  393,  S.  24  Anm.  z.  V.  5,  6  lies  Plaut.  Merc.  964. 

Anm.  z.  V.  2  lies  1*46  f.,  Herrn.  XXIV  67.,  z.  V.  55.  Phorm.  192,  z.  V.  63. 
I8  542ff.,  z.V.  79  Men.  607f. 

Anm.  z.  V.  125.  Durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  P.  Weßner  bin  ich  nach- 
träglich in  die  Lage  versetzt  worden,  den  Donattext  an  einigen 
Stellen  zu  verbessern.  So  muß  es  z.  d.  V.  heißen;  Superbum  fuerat 
*a  me'  dicere;  z.V.  173:  .  .  .  dabit,  sed  geminatos  duplicatosque  numero 
inferet;  z.V.  272  ist  bezüglich  Umgangssprache  (s.  Don.  z.  d.  St.)  zu 
bemerken,  daß  ra>  iSiatiG^a»  nur  von  Stephanus  herrührt,  zwei  Hand- 
schriften tg»  &zriKi6ii5i,  die  übrigen  eine  Lücke  haben;  vgl.  Don.  z. 
Eun.  prol.  45  etc.  Z.V.  275  emendiert  W.  in  ausgezeichneter  "Weise 
ut  amicam  consequantur:  die  jungen  Leute  wollen  einen  Druck  auf 
ihren  Vater  ausüben,  um  die  Geliebte  zu  bekommen.  Zu  V.  471 
schlägt  W.  vor,  superatus  furore  zu  schreiben  statt  super  futura  re, 
das  ich  aber  halten  möchte.  Bei  V.  539  hat  auch  Don.  nusquam  tu 
me  im  Lemma.  Die  zu  den  V.  602,  650,  707,  807  f.,  831,  F96,  931, 
965,  980,  981,  994,  Krit.  Anh.  z.  V.  206,  675,  611,  703,  749,  791,  994 
mitgeteilten  Änderungen  konnten  noch  im  Drucke  verwertet  werden. 

Anm.  z.  V.  137  lies  V.  659,  z.  V.  143  lies  Klotz  245 f.,  z.  V.  151  lies  V.  274. 

Anm.  z.  V.  162:  für  die  3.  Auflage  von  Müllers  Handb.  II  lautet  das  Citat 
S.  289  A.4,  f.  d.  A.  z.  V.  233 :  S.  336,  f.  d.  A.  z.V.  340  f.:  S.  388,  f.  d.  A. 
z.V.  347:  S.  335  f. 

Anm.  z.  V.  163  lies  Plaut.  Trin.  60,  Anm.  z.  V.  166  lies  Plaut.  Poen.  1270, 
A.  z.  V.  184  lies  in  Isai.  XI. 

Terentiua,  Adelphoe."  14 


210  NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN 

Anm.  z.  V.  218.  Zu  dieser  Dopplung  vgl.  noch  Alfred  Klotz,  Arch.  XHI  98, 
der  im  Gegensatze  zu  Wölfflin  (ebenda  VDJ  452)  auf  griechische 
Parallelstellen  verweist. 

Anm.  z.  V.  347.    Bezüglich  anulus  vgl.  noch  R.  Thurneysen,  Arch.  Xffl  23  f. 

Anm.  z  V.  355.    Über  die  Verstärkung  durch  dis  s.  Fr.  Stolz,  Arch.  XII 105. 

Anm.  z  V.  369.  Daß  dirrumpo  einmal  wirklich  bestanden  hat,  zeigt 
Fr.  Stolz,  Arch.  XHI  101.  Es  ist  daher  wohl  nach  AF1  dirrumpor  zu 
schreiben;  Plaut.  Bacch.  441  schreiben  Goetz-Schoell  auch  dirrumpit. 

Z.  V.  372.  Über  die  Etymologie  von  mandare  =  manum  (Akk.  des  Zieles) 
-f  dare  s.  Wölfflin,  Arch.  XHI  49. 

Z.V.  600  f.  Nach  Dr.  Weßners  gütiger  Mitteilung  hat  es  bei  Donat 
zu  heißen  z.V.  601:  SI  AEQVVM  C]  a  iusto  et  utili  est  tota  sen- 
tentia.  Et  sane  hi  uersus  desunt  quos  multa  exemplaria  non  habent 
'nam  et  Uli  animum  iam  releuabis'  et  deinceps.  Der  Scholiast  be- 
merkte, so  meint  Dr.  W.,  daß  die  Szene  mit  V.  601  ganz  gut 
schließen  kann,  und  fand  eine  Bestätigung  dafür  in  vielen,  doch 
wohl  älteren  exemplaria.  Ich  kann  in  diesem  Falle  das  desunt  nicht 
verstehen,  es  könnte  doch  nur  deesse  possunt  heißen,  sobald  die 
folgenden  Verse  die  betreffenden  sein  sollen. 

Z.  V.  763 ff.  Kampe  a.  O.  9  will  Men.  Fr.  8  Kock: 

öjcra»  tig  vtio%biv  avsßocc  v.a.1  doodsxa 
xvd&ovg,  Icrjg  nariöeics  cpiXori^iov^svog, 
auf  V.  763,  resp.  773  ff.  beziehen  und  darin  einen  neuen  Beleg  dafür 
finden,  daß  Terenz  nicht  blind  seinem  Führer  folgte,  s.  auch  Kock 
z.  d.  St.  Mir  erscheint  dies  auch  wegen  des  rig  sehr  zweifelhaft,  ab- 
gesehen davon,  daß  763  Syrus  spricht,  nicht  Demea,  wie  Kampe 
irrtümlich  annimmt. 


Druck  -von  B.  G.  Teubner  in  Dresden. 


PA 

6755 
A5 
1921 


Terentius  Afer,  Publius 

Adelphoe       2.  veränderte 
Aufl. 


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