GRIECHISCHE UND LATEINISCHE
SCHRIFTSTELLER
AUSGABEN MIT ANMERKUNGEN
TERENZ
2: ADELPHOE
OZIATZKO-KAUER
PA
As
92.
2755
AUSGEWÄHLTE KOMÖDIEN
DES
R TERENTIUS AFER
ZUE EINFÜHRUNG IN DIE LEKTÜRE
DER ALTLATEINISCHEN LUSTSPIELE
ERKTiÄET VON
KARL DZIATZKO.
ZWEITES BÄNDCHEN:
ADELPHOE.
■
ZWEITE VERÄNDERTE AUFLAGE
BEARBEITET VON
Dr. ROBERT KAUER.
UNVERÄNDERTER ANASTATISCHER NACHDRUCK
VERLAG B.G.TEUBNER • LEIPZIG UND BERLIN 1921
n
(vi 56
ALLE BECHTE,
EIN80HLIESZLICH DES ÜBEB8ETZÜNGSBECHTB, VOBBEHALTEN.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Als ich von der geehrten Verlagsbuchhandlung die ehrende
Aufforderung erhielt, die zweite Auflage der Adelphoe zu bearbeiten,
entschloß ich mich dazu um so leichter, da mir der hochverehrte,
inzwischen dahingegangene Verfasser in liebenswürdiger Weise volle
Freiheit gewährte und ich in der Bearbeitung der dritten Auflage des
Phormio durch Prof. Hauler die beste Vorlage für meine Aufgabe
hatte. Dazu kam noch die Aussicht auf die Möglichkeit, schon
hier die Ergebnisse meiner handschriftlichen Studien, die sich vor
allem auf den Bembinus, den Victorianus und IÄpsiensis erstreckten,
wenigstens teilweise zu verwerten, wenn ich mir auch durchaus
nicht verhehlte, daß meine Aufgabe dadurch erschwert werde, daß
seit dem Erscheinen der 1. Auflage bereits an die 20 Jahre ver-
flossen seien, in denen das zur Verarbeitung nötige wissenschaftliche
Material im allgemeinen und besonderen gewaltig gewachsen sei.
Gemäß der eigentümlichen Einrichtung dieser Ausgabe, die schon
von dem ersten Herausgeber über das Niveau einer gewöhnlichen
Schulausgabe gehoben worden war, galt es daher nicht bloß dieses
Material für den Fachmann zu verarbeiten, sondern es mußte auch
Rücksicht auf den Charakter dieser Sammlung genommen werden;
ich muß daher um gütige Nachsicht bitten, wenn infolge dieser
eigentümlichen Stellung zwischen Schulbedürfnis und wissen-
schaftlicher Betrachtung bisweilen manches zu elementar, die
Citate zu reichlich, anderes wieder einigen zu kurz gefaßt vor-
kommen sollte. Wenn an manchen Stellen, die bisher einer be-
friedigenden und endgültigen Regelung in handschriftlicher oder
exegetischer Beziehung entbehrten, ein neuer Ausweg versucht
wurde, der manchem zu kühn erscheinen mag, so dürfte dies dem
Werte der Arbeit keinen Abbruch tun, die sich vornehmlich an
die jungen Philologen richtet und ihre Absicht auch schon erreicht
glaubt, wenn sie zu neuer Untersuchung anzuregen imstande wäre.
IV VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Bezüglich der Durchführung meiner Arbeit im allgemeinen
kann ich mich kurz fassen. In der Einleitung versuchte ich das
Verhältnis des Stückes zu seiner Vorlage genauer zu ermitteln, wobei
ich mich an meinen bereits früher veröffentlichten Aufsatz: Zu den
Adelphoe des Terenz, Wien. Stud. XXIII 87 — 105, anlehnen konnte.
Hier wie in den Bemerkungen zu den einzelnen Szenen habe ich
mich gleich Niemeyer in seiner bekannten Bearbeitung des Miles
gloriosus bemüht, das dramaturgische Element stärker hervor-
zuheben und zur Geltung zu bringen. In der Textesgestaltung
habe ich mich an die bewährte Führung durch den Bembinus
gehalten, in jenen Partien, wo uns dieser im Stiche läßt, an die
d- Klasse mit dem Lipsiensis an der Spitze, der mir der beste Ver-
treter dieser Klasse zu sein scheint. Hier sei noch erwähnt,
daß ich auch die Glossae Terentianae an manchen Stellen als
Unterstützung für die Textkritik und Erklärung hinzuziehen konnte.
Bezüglich der Rechtschreibung habe ich mich so ziemlich an Hauler
(s. Vorw. z. Phorm.3 VI) gehalten.
Ein besonderes Wort muß ich der Interpunktion widmen.
Da wir im Bembinus eine vortreffliche Interpunktion von der
Hand des Iouiales (s. darüber Wien/ Stud. XXII 56 — 114) besitzen,
deren inniger Zusammenhang mit der antiken Praxis mir aus
inneren Gründen zweifellos geworden ist, bin ich demselben fast
überall gefolgt. Wenn auch dadurch so mancher Nebensatz und
Vokativ, der nicht am Anfange der Rede steht, nicht abgetrennt
worden ist, bisweilen ein Hauptsatz in kleinere Kola zerlegt
wurde, als wir es nach unsrer logischen Zeichengebung gewohnt
sind, dürfte dies doch nicht dem Verständnis hinderlich sein, da-
gegen durch die dem Sinne und Gefühle entsprechende Pausen-
setzung für den Vortrag, denn nur diese Aufgabe kann die
Interpunktion haben, das Verständnis der psychischen Vorgänge
in den redenden Personen fördern. Bezüglich der Erklärung in
den Anmerkungen bemühte ich mich ebenfalls, meinem Vorbild
möglichst zu folgen. Wenn ich in der Verwertung des Donat-
Kommentars darüber hinausging, dürfte dies der Arbeit nicht
zum Schaden gereicht haben. Dank der eifrigen wissenschaftlichen
Arbeit, die in diesen zwanzig Jahren unserem Stücke gewidmet
wurde, konnten nicht bloß die Anmerkungen bedeutend bereichert,
sondern mußte auch der kritische Anhang bedeutend vermehrt
werden. Diese Bereicherung hatte auch die Notwendigkeit zur
Folge, das Wort- und Sachverzeichnis, das in der 1. Auflage
nur die wichtigsten Dinge berücksichtigte, neu anzulegen, damit es
den Inhalt der Arbeit möglichst erschöpfe. Sehr wertvoll für
VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE V
meine Arbeit waren mir die Besprechungen der 1. Auflage, vor
allem die von Fr. Leo, Schlee, Langen und Dombart. In ganz
besonderem Maße bin ich ater dem Herrn Univ.-Prof. Dr. Fr. Skutsch
in Breslau und Univ.-Prof. Dr. E. Hauler in Wien für ihre wert-
volle Unterstützung zu innigem Danke verpflichtet. Jener hatte
die außerordentliche Güte, die Arbeit im Manuskript durchzulesen
und mir ein gütiger und treuer Berater zu sein, dieser, dem .ich
für Ziel und Richtung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit über-
haupt, sowie für seine unermüdliche und selbstlose Förderung meiner
philologischen Studien auf das tiefste verpflichtet bin, unterzog
sich der großen Mühe, die Arbeit in der ersten Korrektur zu lesen.
Auch Herrn Dr. P. Weßner in Bremerhaven danke ich herzlichst
für die mir gütigst zur Verfügung gestellten Verbesserungen des
Donat - Kommentars.
Möge das Buch im neuen Gewände den alten Freunden nicht
unlieb sein und sich neue erwerben.
Wien, im Februar 1903.
Robert Kauer.
ABKÜRZUNGEN.
< y Ergänzungen.
] Interpolationen.
f Verderbnisse.
Kursiver Druck von Buchstaben und Wörtern im Texte bezeichnet Kon-
jekturen, z. B. „ftttius" statt (handschr.) „eins",
C. I. L. = Corpus inscriptionutn Latinarutn.
Gr. L. = Chrammatici Laiini, H. Keil.
Benti. = Bentley.
Don. = Donat (P. Terenti comoediae cum scholiis Aeli Donati et Eugraphi
commentariis ed. R. Klotz, Lipsiae 1838, 2 Bände; für Andria und
Eunuch Aeli Donati quod fertur commentum Terenti. ..rec. P.Weßner,
Lipsiae 1902, I).
Dz. = Dziatzko (Dz.1 = Dziatzkos erste Ausgabe der Adelphoe 1881,
Dz.8 = P. Ter. Afri comoediae recensuit C. Dz., ed. stereot., Lipsiae 1881),
Fleck. = Fleckeisen (Fleck *= Fleckeisens 2. Terenzausgabe, 1898).
Haul. = Hanler (Haul. 8= Dziatzko -Hauler, 8. Phormioausgabe, 1898).
IKG- = Iambenkür zungsgesetz.
Stamp. = ßtampini, -Gli Adelphoe di Terenzio con introduzione e com-
mento di Ettore Stampini, Torino 1891.
Studem. = Studemund.
Umpf. = Umpfenbachs Ausgabe (P. Terenti comoediae, Berolini 1870).
West. = P. Terentii Afri comoediae sex, cur. A. H. Westerhovius, Hagae
Com. 1726. , 2 Bände.
Y. = Vers (ohne nähere Bezeichnung der Komödie stets aus den Adelphoe).
Handschriften:
A = Bembinus (A* = man. ant, Iou. = Iouiales), D = Victorianus,
G =■ Decurtatus, V = Fragmentum Vindobonense , P = Partsinus, C = Va-
ticanus, F = Ambrosiantts , L = Lipsiensis, E = Miccardianus *). S. Haul.8
29, 68, A. 2 und den Krit. Anhang.
1) Den Angaben für G, P, C, F liegt Umpf. zugrunde , für V Hauler,
De fragm. Terent. Vindöb. (Wien. Stud. XVHI. 84 ff.), für A (vgl. meine
Aufsätze Wien Stud. XX 262 ff., XXTT 66—114) D und L meine eigenen
Kollationen. Einzelheiten sind an Ort und Stelle angegeben.
Einleitung.
Die Adelphoe des Terenz, welche im J. 160 v. Chr.
(594 d. St.) an den für L. Ämilius Paulus von dessen Söhnen
Q. Fabius Maximus und P. Cornelius Africanus veranstalteten
Leichenspielen durch den Schauspieldirektor L. Ambivius Turpio
zum ersten Male aufgeführt wurden1), nehmen unter den Lust-
spielen dieses Dichters dadurch ein besonderes Interesse in An-
spruch, daß sie allein aus dem sonst von Terenz gepflegten Genre
der Intriguenstücke zum Teil heraustreten und ihrem wesentlichen
Inhalte nach den Charakterkomödien zuzurechnen sind. Nur in
diesem Lustspiel tritt bei Terenz im Verlauf der Handlung und
durch sie eine Entwicklung in der Denk- und Sinnesweise der
Hauptperson — diese ist Demea — ein; wie die Schürzung des
Knotens, so ist dessen Lösung mit Demeas Charakter in die engste
Verbindung gebracht.
Die völlige Verschiedenheit zweier bereits in ein höheres Alter
gerückten Brüder, des genannten Demea und des jüngeren Micio2),
1) S. Seite 22 und die Einleitung zum I. Bändchen dieser Ausgabe
(Phormio, 3. Aufl., besorgt von Edm. Hauler) 31 A. 1. Auf Grand der Be-
merkung Donats (Arg. 4, 23 f. , Reiff erscheid , Ind. Vratisl. hib. 1875/6,
7, 18 — 20): Hanc dicunt ex Terentianis secwndo loco actam, etiam tum
rudi nomine poetae: itaque sie pronuntiatam Adelphoe Terenti, non
Terenti Adelphoe, quod adhuc magis de fabulae nomine poeta, quam
de poetae nomine fabula commendabatur, wurde von mehreren Gelehrten
die Ansicht vertreten, daß sich der Prolog auf die erste Aufführung
nach der der Andria, die DidaakaHe auf die Wiederholung an den
oben erwähnten Leichenspielen beziehe, vgl. hierüber Haul.3 Einl. 17 A. 1.
Zuletzt suchten diese Ansicht zu begründen L. Havet, Sur la date des
Adelphes, Rev. d. phil. XI 48, weil Terenz in diesem Stücke (V. 610 ff.),
allerdings furchtsam, versucht habe, die metrische Verschiedenheit des
Plautus nachzuahmen (hernach habe er darauf verzichtet), ein Grund,
der höchstens die Ansetzung der Ad. als letzten Stückes stützen kann,
und E. Herrmanowski , Quaesiiones Terentianae selectae, Diss. Halle 1892 II.
Ex prologis quid de ordine fabularum appareat. Die Bemerkung Donats
erklärt Wagner aus der alphab. Reihenfolge, Leo (Rh. Mus. XXVHI 324)
aus der Benutzung eines Codex der <?- Klasse durch Donat. Gerade der
Prolog z. d. Ad. übertrifft, von dem seitens Leos, Analecta Flautina II,
Gott. 1898, geltend gemachten Gesichtspunkte aus betrachtet, durch seine
klare Gliederung so sehr die übrigen, daß wir ihn unbedingt als letzten,
gereiftesten des Dichters auffassen müssen. Bezüglich der Originalität
des Ter. in den Prologen s. d. Anm. z. Prol. V. 1.
2) Nach V. 938 steht Micio im G5. Lebensjahre (haec aetas est, ut
Varro ait, comieorum senum nach Donat zu d. St.). Demea ist der ältere
als Repräsentant einer strengeren, demnach älteren Lebensanschauung,
und hierzu stimmt V. 881 , wo sich Demea ausdrücklich natu maxumus
in Bezug auf die ganze Familie nennt.
Teren iua, Adelphoe.' 1
2 EINLEITUNG.
bildet den Angelpunkt der Handlung1). Dieser, ein Freund
des Stadtlebens und daher in Athen selbst lebend, ist milden,
nachgiebigen, ja fast schwachen Charakters (^per totam fabu-
lam mitis Micio' nach Donat Arg. in Ad. 6, 20 f., Reiff. 9, 12).
Er versteht es, sich in die Menschen und die Verhältnisse zu
schicken; leben und leben lassen ist der Grundsatz des heiteren,
liebenswürdigen Lebemannes. Das Gegenstück in allem ist Demea
(Jrjfiiag von örjiiog, der Gau, Landbezirk)2): er lebt auf seinem
Landgut in der Nähe der Stadt, bei unausgesetzter Arbeit darbend
und sparend, rauh in Wesen und Sitten, streng gegen sich und
andere8). Während nun Micio die Ungebundenheit des ehelosen
Lebens vorzog, hat sein Bruder geheiratet und besitzt aus der
Ehe zwei bereits zu Jünglingen herangewachsene Söhne. Den
älteren, Aschinus, hat Micio an Sohnes Statt angenommen und nach
seinen Grundsätzen erzogen; den jüngeren, Ctesipho, hat Demea
bei sich behalten und sich bemüht, ihn ganz zu seinem Ebenbild
heranzuziehen, dabei auch überzeugt, daß ihm dies aufs beste
gelinge. Trotz der verschiedenen Erziehung sind beide Söhne von
Herzen gut geblieben und wohlgeartet, wenngleich der Einfluß
jener nicht ohne Folgen war: der in schrankenloser Freiheit sich
selbst überlassene Aschinus hat alle Freuden des Stadtlebens in
so reichem Maße genossen, daß er ihnen nicht mehr blindlings
1) Nach Donat Praef. in Ad. (4, 28 ff., Reiff. 7, 21 f.) handelt es sich
um den Unterschied Hnter rusticam uitam et urbanam, mitem et asperam,
caelibis et mariti, ueri patris et per adoptionem facti'.
•2) Eine ausführliche Charakteristik des Demea mit besonderer Be-
rücksichtigung der für ihn von Terenz gewählten Ausdrucksweise gibt
P.Tschernjaew, Terentiana.TJhev die Redeweise des Demea etc., Kasan 1900.
Demea unterschied sich hinsichtlich der Sprache sicherlich schon in der
griechischen Vorlage von den andern Personen des Stückes. Vgl. hierzu:
De sermone Terentü plebeio aut quotidiano von dems. Verf., Kasan 1900,
wo die volkstümlichen Wörter, die der Dichter dem Demea in den
Mund legt, im Index besonders bezeichnet sind.
3) Dieser Verschiedenheit des Charakters entsprach auch die vom
Dichter beabsichtigte Verschiedenheit im Äußeren. So lassen V. 866:
Ego ille agrestis, saeuos, tristis, parcus, truculentus, tenax, der Name
Mi<xo (von fiixpos; vgl. Don. zu Ad. 26 nomina personaram habere debent
rationem et etymologiam) und V. 864 erkennen, daß Demea als plumper,
ungeschlachter Mensch , Micio als zierlicher Mann auf die Bühne kommen
sollen. Selbstverständlich mußte diese äußere Verschiedenheit mehr in
den Gebärden (Don. Arg. 9, 12, Reiff. : Seruatur autem per totam fabulam
mitis Micio, saeuus Demea), Redeweise (s. ob. A. 2) und Tracht zum
Ausdruck kommen als in der Größe (Dz. l schloß aus V. 394 auf besondere
Größe Demeas und meinte, daß in V. 395 mit sotnnium auch der leib-
liche Gegensatz angedeutet werde; s. d. Anm. z. d. V. V.), die doch immer-
hin von den jeweiligen Schauspielern abhing. Der von Dombart (Blatt.
f. d. bayr. Gymnw. XVIII 356) angedeutete Grund, daß nach der Rollen-
verteilung des Bemb. derselbe Schauspieler sowohl den Demea als den
Micio geben müsse, kann nach keiner Richtung geltend gemacht werden,
da die Bezeichnung der Personen durch Buchstaben mit der Rollen-
verteilung nichts zu tun hat; s. Leo, De Senecae tragotdiis obseruat. crit. 85 ff.
EINLEITUNG. 3
nachjagt, und ist bereits selbstbewußt und sicher im Auftreten
gegen andere, namentlich gegen Leute vom Schlage des Sannio,
geworden, während er seinem Onkel und Ziehvater gegenüber
Ehrerbietung und Liebe zeigt; Ctesipho ist durch die Strenge
Demeas schüchtern und ängstlich geworden, ist aber gegen diesen
trotz der Furcht, die er vor ihm empfindet, doch noch von kind-
lichen Gefühlen erfüllt (V. 519: Quod cum salute eius fiat)1^
unbekannt mit den Genüssen der jeunesse doree von Athen ist er
aber seiner Jugend entsprechend um so geneigter, die erste Ge-
legenheit zu solchen mit ganzer Seele zu ergreifen. Bei gelegent-
lichen Besuchen in der Stadt hat er eine Zitherspielerin, die im
Besitze eines Kupplers ist, kennen gelernt und sich sterblich in
sie verliebt. Für ihn entführt Äschinus die Geliebte mit Gewalt
aus dem Hause des Kupplers, welcher eben im Begriff war, mit
ihr nach Cypern zum Markte zu fahren, da er — fast schon zu
spät — erfahren hatte, daß sein Bruder lieber das Vaterland ver-
lassen als seine Geliebte aus den Augen verlieren wolle (V. 272 ff.).
Der tatkräftige Jüngling wählt ein gewaltsames , aber . sicheres
Mittel, den Bruder zu retten. Äschinus dagegen hatte vor Monaten
die Tochter einer armen, aber freigeborenen und ehrbaren
athenischen Witwe verführt (wie Pamphilus in der Hecyra die
Philumena), und dieses Mädchen, welches der Jüngling aufrichtig
liebt und dem er die Ehe versprochen hat, sieht stündlich der
Entbindung entgegen. Bis zu diesem Punkte haben sich die Er-
eignisse bei Beginn des Stückes entwickelt. Die Handlung dreht
sich nun um die schrittweise, durch mancherlei Irrtümer und
Intrigen aufgehaltene Entdeckung der Vergehen unserer Jünglinge
durch die beiden Alten, um die verschiedene Wirkung, welche
die Entdeckung auf diese ausübt2), sowie um den lebhaften Streit,
in welchen sie wegen ihrer Beurteilung der Vorgänge geraten.
Demea, welcher seine strengen Grundsätze selbst an dem mit
größter Sorgfalt gehüteten und für unverdorben gehaltenen Ctesipho
zu schänden werden, sich selbst dabei vom Bruder bekämpft, vom
Sklaven Syrus, dem schlauen Helfershelfer der Jünglinge, ver-
spottet, von den Söhnen gefürchtet sieht, während Micio ihr Ver-
trauen und ihre Liebe besitzt, kommt endlich (V 4), teilweise
auch durch die Bitten Micios (V 3) bewogen, in einer Art von
Galgenhumor zu dem Entschluß3), seine bisherige strenge Art
1) In meisterhafter Weise wird durch diese kurze Bemerkung der
liebenswürdige Charakter Ctesiphos gezeichnet, s. Lessing, Hamb. Dram.
78. St. Ende.
2) Donat zu V. 380 In tota comoedia opera damda est, ut stomachetur
Demea, excepto quod se ipse in fme conimutat. Vgl. Donat zu V. 540.
3) Über den Tadel Voltaires gelegentlich der Besprechung des
Moliereschen Stückes L'ecole des maris, dem die Adelphoe als Vorlage
dienten, vgl. Lessing, Hamb. Dram. 70. und 71. Stück. Daß der V. 879 f.
gefaßte Entschluß nicht ernst an nehmen ist, wie Voltaire meinte, darauf
4 EINLEITUNG.
für eine kurze Zeit aufzugeben und seinen Bruder an Güte noch
zu überbieten. In diesem Sinne bestimmt er rasch hintereinander
den nachgiebigen und schwachen Micio mit Hilfe des Aschinus,
dem Micio ja auch bisher in allem willfährig gewesen war, zu
einer Reihe von Maßregeln, welche zwar dem Aschinus und der.
einen oder andern diesem nahestehenden Person erwünscht, zu-
gleich aber recht unnötig und kostspielig, ja zum Teil sogar
lächerlich und unvernünftig sind und beinahe zur völligen Ver-
spottung des gefälligen Bruders führen. Natürlich gewinnt Demea
auf diese Weise schnell die Zuneigung derer, welche ihn früher
gemieden hatten, liefert aber damit schließlich dem Bruder und
dem anwesenden Aschinus1) und somit auch den Zuschauern den
faktischen Beweis, daß Micios Anschauung nicht die richtige sei,
um dann wieder die für kurze Zeit vorgenommene Maske fallen
zu lassen. Denn als Micio nach den rasch aufeinanderfolgenden
Angriffen auf seine Person und Börse endlich dazu kommt, die
Frage an ihn zu richten (V. 9 84 f.):
Quid istuc? quae res tarn repente mores mutauit tuos?
quod prolubium, quae istaec subitast largitas?
eröffnet er den Zweck der Verstellung mit den Worten (V. 985 flf.):
Dicam tibi:
ut id ostenderem, quod te isti facilem et festiuom putant,
id non fieri ex uera uita neque adeo ex aequo et bono,
sed ex adsentando, indulgendo et largiendo Micio,
und fügt hinzu (V. 9 89 ff.):
nunc adeo si ob eam rem uobis mea uita inuisa Aeschine est
quia non iusta iniusta prorsus omnia omnino obsequor,
missa facio: effundite, emite, facite quod uobis lubet.
sed si id uoltis potius, quae uos propter adulescentiam
minus uidetis2), magis inpense capitis, consulitis partim,
haec repreliendere et corrigere me et obsecundare in loco:
ecce me, qui id faciam uobis.
hat schon Lessing schlagend hingewiesen. Die Verse, welche in dem
Stücke Molieres besonders an die Adelphoe des Ter. erinnern, stellt
Psichari in seiner Ausgabe unseres Stückes (Paris 1895, 92 — 94) zu-
sammen, S. 94 — 96 die an IV 5 erinnernde Szene (IV 2) aus den Esprits
des P. de Larivey. Vgl. auch Psichari in der Einleitung 16. Lessing
knüpft seine Erörterungen an die Aufführung einer deutschen Bearbeitung
der Adelphoe, der „Brüder" von Romanus, an.
1) Der jüngere Ctesipho wird vom Dichter mit weiser Absicht im
ganzen Stücke nicht mit dem getäuschten Vater auf der Bühne zusammen-
gebracht.
2) Dazu macht Donat die vortreffliche Bemerkung, die den Nagel
auf den Kopf irifffc: Hie ostendit Terentius magis Demeam simulasse
mutatos mores quam mutauisse. Vgl. auch Donat zu V. 881 (V4, 27) Vide
remanere in Demea non penitus eieetam severitalem.
EINLEITUNG. 5
Während er also die Absicht durchführt, dem Micio zu zeigen,
daß seine Güte zum Teil auf Schwäche beruhe und einer Er-
gänzung durch rechten Rat bedürfe, ist er infolge der dabei ge-
machten Erfahrungen auch in Bezug auf sich selbst zu einer
besseren Einsicht gekommen. Seine frühere pedantische Strenge,
mit der er alles, mochte es nun billig oder unbillig sein, rundweg
abschlug, gibt er insoweit auf, als er seine Grundsätze den andern
nun nicht mehr aufdrängen und diese dadurch von sich abstoßen,
sondern nur noch im Einverständnis mit ihnen und ihres guten
Willens gewiß ratend und bessernd eingreifen will.
Man hat an diesem Ausgang des Lustspiels getadelt, daß
sich Micio völlig unerwartet im 65. Lebensjahre, wenn auch mit
Widerstreben, von Demea und Äschinus zu einer Heirat mit
Sostrata, der Mutter seiner Schwiegertochter, bereden läßt,1) Und
in der Tat ist die immerhin leichte Art, mit welcher über einen
so wichtigen Schritt entschieden wird, der gänzliche Mangel eines
inneren Zuges, welcher zu dieser Verbindung führt, unserem Ge-
fühle anstößig. Rasch und nach äußeren Gesichtspunkten, falls
nicht durch Zufall eine Herzensneigung hinzutritt, wurde aber
überhaupt im Leben der Alten — entsprechend der wesentlich
andern Stellung, welche bei ihnen Ehe und Familienleben ein-
nahmen — und daher auch in den Lustspielen über Heiraten Be-
schluß gefaßt; man erinnere sich nur an die kurzangebundene Art,
wie in der Andria Simo seinen Sohn Pamphilus zur Ehe mit der
Tochter des Chremes zwingen will, oder wie sich Clitipho im
Hautontimorumenos auf das Verlangen des Vaters zu einer Heirat
versteht (V. 1056 — 1066), von der vorher noch gar keine Rede
war. Aber nicht bloß kein Anstoß darf in der Einführung dieser
Episode erblickt werden, sondern sie bildet geradezu einen Vorzug,
der nicht bloß das Stück an sich hebt, sondern auch gegenüber
Menander einen wesentlichen Fortschritt bildet (vgl. über diesen
Punkt S. 1 6 f.). Denn man kann es nur als vollkommmen berechtigt
anerkennen, daß Micio, welcher vorher dem Äschinus und Ctesipho
gegenüber in den wichtigsten Fragen ein unbedingtes Gewährenlassen
bekundet hatte, schließlich auch an sich in einer Frage von
Wichtigkeit ein Exempel statuieren lassen muß; die bloßen mate-
riellen Verluste, welche für ihn mit der Freigebung und Ausstattung
von Sklaven u. dgl. verbunden waren, hätten der dichterischen Ge-
rechtigkeit nicht Genüge getan. Daß Terenz Micio sich gegen
den lächerlichen Plan eifrig wehren .läßt, erhöht nur die Leb-
haftigkeit der Szene, die ihre komische Wirkung auf die Zuschauer
um so weniger verfehlen konnte,, je entschiedener sich Micio in I 2
unter direkter Apostrophierung des Publikums gegen das Heiraten
ausgesprochen hatte.
1) Vgl.Neneini, De lerentio eiusque fontibus, Livorno „1891, 144 f.
6 EINLEITUNG.
Was das griechische Original der Ädelphoe betrifft, so
ist dieses nach dem übereinstimmenden Zeugnis Varros und Suetons,
der Didaskalie und Donats das gleichnamige Stück Menanders1),
und zwar, wie Fr. Schoell (Fleck. Jahrb. OXIX 44 ff.) nachgewiesen
hat, das zweite von zwei gleichnamigen, dem Inhalte nach aber
ganz verschiedenen Stücken dieses Dichters2). Terenz folgte aber
keineswegs sklavisch seiner griechischen Vorlage, sondern nahm sowohl
in Bezug auf die Ökonomie des Stückes als auch in formeller Hin-
sicht zahlreiche Änderungen3) vor, über die wir teils durch ihn
1) Daß das Original im Prologe nicht erwähnt wird, der Vorwurf
des literarischen Diebstahls aber schon vor der Aufführung erhoben
und verbreitet wurde, könnte zu der Annahme führen, daß das menandrische
Stück bereits bei der Einladung durch den praeco genannt worden sei;
da sich die Gegner aber von dem Stücke auch schon gelegentlich der
Proben oder auf dieselbe Weise wie vor dem Eunuch (vgl. Eun. Prol. V. 20)
Kenntnis verschaffen konnten, mochte die Nennung des Originals auch
erst bei der pronuntiatio tituli, die der Aufführung des Stückes unmittelbar
vorausging (vgl. Haul.3, Einl. 32 und A. 6 und 6), erfolgt sein. Auch
eine dritte Möglichkeit scheint nicht ausgeschlossen, daß nämlich nach
V. 3 wirklich ein Ausfall, allerdings bedeutend größer, als bisher (s. Krit.
Anh.) angenommen wurde, stattgefunden hat, der ungefähr den Versen 20 — 28
des Eunuchprologs entsprach und somit auch das Hauptoriginal nannte.
2) Die 'A8elq>oi cc Menanders sind das Original des plautinischen
Stichus, als solches in der Didaskalie des Lustspiels genannt, aber
früher stets angezweifelt wegen der terenzischen Ädelphoe. Der
Beweis für die Unterscheidung stützt sich auf die beiderseitigen Didas-
kalien, auf Schol Plat. Bekk. 319 (in Phaedr. 279 C), wo MevavSgog "AStl-
tpoig ß' mit Bezug auf Ad. 804 zitiert wird, und auf den Umstand, daß
einige Fragmente in das terenzische Stück gar nicht, aber mehr oder
weniger gut in den Stichus passen (s. Schoell a. 0.). Von den Fragm. IV
und VDJ der Meinekeschen Sammlung (Fragm. com. Gr. ed. mai. ; Kock DJ
6, Frg. 6 und 4, Frg. 4) kann das allerdings Schoell nicht zugegeben
werden. Dieses paßt ganz gut für eine Beratung, wie sie Ad. DJ 2 von
V. 37 an stattfindet, und jenes entweder in die gleiche Szene oder noch
besser in den der 4. Szene des DJ. Aktes entsprechenden Auftritt (vgl.
Dane a. 0. 29). Dagegen kann Frg.XIV (Kock DJ 6, Frg. 11) &eog ißti
toig XQrjatotg aet j 6 vovg yÜQ, aJg £o«i£v, a> aoqxoxaxoi, ein Bruchstück,
das Schoell nicht für seine Ansicht benutzt hat, sehr gut in einen
Monolog des Parasiten aus dem Stichus gehören, in welchem er etwa
sein natürlich auf den Magen basiertes Glaubensbekenntnis darlegt und
um des Gegensatzes willen vorher die ^pjjatoi erwähnt, die sich durch
den Verstand wie durch einen Gott leiten lassen. Schließlich sei erwähnt,
daß das mit Xaig' a cpllr] yi} beginnende Fragment (bei Meineke u.
'Alieis VDJ, Kock DJ 7, Frg. 13) wegen des letzten Verses (rö yag xqiyov
fie xovx1 iyca hq£v<o &sov) nicht mit Stich. 623 f. verglichen, überhaupt
nicht einem der beiden Brüder zugeteilt werden kann, sondern wohl
einem der zwei gleichfalls heimkehrenden Sklaven in den Mund zu
legen ist; höchst wahrscheinlich dem Sagarinus, welcher bei Plautus
V. 649 f. anläßlich seiner Rückkehr ausruft: Saluete, Athenae, quae
nutrices Graeciae! JSrilis patria, salue: ut te uideo lubens! — Ob Be-
merkungen Donats wie zu V. 491 (III 4, 45), 840 (V 3, 54) auf das griechische
Original Bezug nehmen (sie fehlen bei Meineke und Kock), ist zweifelhaft.
3) Von den Gelehrten, die sich mit dieser schwierigen Frage be-
schäftigten, kommen hauptsächlich in Betracht: Lessing, Hamb. Dramat.
EINLEITUNG. 7
selbst, zum größeren Teüe durch den Donatkommentar unterrichtet
werden.
Die hervorragendste Änderung, welche Terenz mit Menanders
'ASeXcpol ß' vornahm, war jedenfalls die, daß er in dieses Lustspiel
eine Szene aus einem andern griechischen Stücke einfügte, ein
Verfahren, das ihm von seinen Gegnern schon bei der Andria den
Vorwurf der contaminatio1) eingetragen hatte. Da dieser Vorwurf,
1768, St. 71, 72, 96 — 100; W. H. Grauert, Über das Kontaminieren der lat.
Komiker, in den histor. und pbilol. Analekten , Münster 1833, 116 ff. (dazu
Dübner in Fleck. Jahrb. X 22—35); C.F.Hermann, Bisputatio de P. Terentii
Adelphis, Ind. lect. Marburg 1838; Ihne, Quaest. Terent., Bonn 1842;
W. S. Teuffei, Rhein. Mus. 1853, 26 — 50 (auch Stud. u. Charakt.*, Leipzig
1889, 357 ff.); W. Fielitz, Über Anfang u. Ende der menandrischen
Adelphen, Fleck. Jahrb. XC VII 675 — 682; Blasen, Quam rationem Ter.
in contaminatis fabulis componendis secutus esse uideatur, P. 1, quae Adelphos
complectitur , Pr. Rheine 1884; G.Regel, Terenz im Verhältnis zu seinen
griechischen Originalen, Pr. Wetzlar 1884; zuletzt Fl. Nencini a. 0.
117 — 148, der jedoch eine zu große Ausdehnung der eingefügten Diphilus-
partie (II 1 und 2) annimmt, sowie in der Aufstellung der sonstigen Ab-
weichungen von Men ander zu weit geht, so daß sein Buch, so vorzüglich
es auch ist, doch nicht als abschließend gelten kann; die obige Dar-
stellung habe ich ausführlicher zu begründen gesucht in meinem Aufsatze :
Zu den Adelphoe des Terenz, Wiener Stud. XXTII 87 — 105. Über die
Adelphoe handelt auch P. A. Sipkema, Quaestiones Terentianae, Amsterdam
1901, 8—70.
1) Contaminare (abgeleitet von cnntamen wie nominare von nomen)
vom Stamme tang oder tag (vgl. Lindsay-Nohl, Die lat. Sprache, Leipz.
1897, 333 u. 335) hat die eigentliche Bedeutung: 'in Berührung bringen'
verloren und nur die okkasionelle: 'durch Berührung (mit etwas Un-
gehörigem) verunreinigen* behalten (vgl. Haul.3 Einl. 19), wenn nicht
schon contamen (vor Tertullian nicht belegbar) die Bedeutung 'Besudelung,
Befleckung' erhalten hatte, die dann auf das abgeleitete Verbum über-
ging. So Donat zu Andr. Prol. 16 Proprie est manibus luto plenis aliquid
attingere; vgl. Ter. Eun. 552 Ne hoc gaudium contaminet uita aegritudine
aliqua; der Gegensatz von contaminatus in diesem Sinne ist daher das
vom gleichen Stamme gebildete integer: s. Cic. Top. 18, 69 ut ante*
ponantur . . . integra contaminatis. Wohl erst von den Gegnern des
Terenz und anscheinend nur von ihnen wurde dieser Ausdruck auf seine
literarische Tätigkeit angewendet, und dieser bedient sich, wenn er
ihnen entgegentritt, wohl mit Absicht ihres eigenen Ausdrucks in ironischem
Sinne: Haut Prol. 17 f. Multas contaminasse Graecas, dum facit paucas
Latinas; Andr. Prol. 16 Contaminari non decere fabulas {integra comoedia,
Haut. Prol. 4 ist dagegen nicht der Gegensatz von contaminata c. [denn
damit könnte immer nur ein griechisches oder benutztes Stück bezeichnet
werden], sondern gleich noua, s. Skutsch, Der Prol. zum Haut. d. Ter.,
Piniol. LJX 3 f. ; ebenso integer Ad. Prol. 10). Die Gegner bezeichneten
aber damit nicht bloß das Antasten anderer Stücke, um daraus ganze
Szenen zu entnehmen, sondern überhaupt das Entlehnen einzelner Ge-
danken und Episoden aus anderen Stücken, wodurch diese 'besudelt,
angepatzt' wurden, wie teilweise gegen Ihne (Quaest. Terent, Bonn
1843, 7) Nencini a. 0. 6f. unter Hinweis auf Andr. Prol. V. 16 und Don.
zu Andr. V. 969 festgestellt hat (so erklärt sich am einfachsten Haut.
Prol. V. 17 f. Multas contaminasse Graecas, dum facit paucas Latinas,
da Terenz für die Andria allein, um von der Hecyra abzusehen, die
griechischen Stücke 'AvSqiu, negiv&iu und Evvov%oe angerührt oder
8 EINLEITUNG.
soweit er sich auf das Verarbeiten mehrerer griechischen Stücke
zu einem lateinischen Bezieht, nicht bloß für die literarische
Tätigkeit des Terenz von besonderer Bedeutung geworden ist,
sondern dieser, wie wir aus seinen eigenen Worten erfahren (Andr.
Prol. V. 18, Haut. Prol. V. 20) , hier dem bewährten Beispiele, das
ihm Naevius, Plautus und Ennius gegeben hatten, gefolgt ist, er-
scheint es wohl gerechtfertigt, im folgenden näher darauf einzugehen.
Als seit dem Jahre 240 v. Chr. (514 d. St.) zunächst durch
Livius Andronicus sich auf der römischen Bühne das griechische
Lustspiel in lateinischer Übertragung, die fäbula palliata, ein-
bürgerte, war der Natur der Sache nach, da bei der Ungeübtheit
der römischen Bearbeiter der Reiz der Form noch nicht zur
Wirkung kommen konnte, das Interesse der Römer an jenen Pro-
dukten einer überfeinen Kultur ein im wesentlichen stoffliches.
Diesem sachlichen Interesse, welches in spannender Ökonomie,
wirkungsvoll ersonnenen Situationen und möglichst reicher Komik
des Einzelnen seine Befriedigung findet, entspricht es vollkommen,
wenn beim römischen Theaterpublikum des VI. Jahrhunderts vor
allem die nouae fäbulae in Ansehen standen und auf günstige
Aufnahme rechnen konnten. Unter dem gleichen Gesichtspunkt
wird es aber in der älteren Periode der Palliatendichtung den
Zuschauern auch ziemlich gleichgültig gewesen sein, ob ihre Dichter
bei den Übertragungen griechischer Stoffe ein oder mehrere Stücke
benutzt hatten, vorausgesetzt, daß ihnen jene im neuen Stücke
auch wesentlich Neues boten1). Und es ist nicht zu bezweifeln,
daß die Dichter von der Möglichkeit, aus der Fülle des ihnen zu
Gebote Stehenden zu schöpfen, reichlich Gebrauch gemacht haben.
Bei Plautus können wir ja, abgesehen von der uns darüber erhaltenen
Nachricht, aus einzelnen Stücken selbst auf eine derartige Einfügung
fremder Szenen in das Hauptstück mit Bestimmtheit schließen.
'angepatzt' hatte). Eine spätere Verwendung von contaminare auf
literarische Produkte dürfte sich nicht erweisen lassen. Die Gleichung
contaminare fabulas = ex pluribus fabulis unam facere oder fäbulas con-
iungere, wie sie auf Grund von Don. zu Andr. Prol. 16 ex multis unam non
decere facere ohne weiteren Nebensinn von Grauert (a. 0. 120),
Rummler (Quaestiones Terent. Halis Sax. 1873, 3), Blasen (a. 0: 4) u. a.,
mit dem Nebensinn des Verunreinigend beider Stücke von
Ruhnken (Dictat. in Andr. prol. V. 16), Könighoff (De ratione quam Ter.
in fab. Gr. Lat. conuertendis secutus est, Coloniae 1843), Liebig (De proll.
Ter. et Plaut. 1859, 9), Dz.1 Einl. 7 A. 1, Fabia (a. 0. 178f), Stampini
(Einl. L) aufgestellt wurde, ist mit der Grundbedeutung des Wortes, zu-
mal wenn wir die singulare Verwendung des Wortes bedenken, unvereinbar.
1) Fälle wie die zweifache Bearbeitung des menandrischen Colax
durch Nävius und Plautus (s. Ter. Eun. Prol. 25 f., 30 — 34) bildeten trotz
Eun. Prol. 43 sicher nur Ausnahmen (vgl. Ritschi, Parerga 99 — 106),
welche entweder einfach auf Versehen beruhten oder dann gerade am
Platze sein mochten, wenn einem späteren Dichter die Komik eines
griechischen Stückes durch eine frühere lateinische Bearbeitung noch
nicht genügend zur Geltung gekommen zu sein schien.
EINLEITUNG. 9
Bei dieser Einverleibung fremdartiger, wenn auch komisch
wirksamer Partien in. ein anderes Stück, von welchem infolge der
Verschmelzung häufig ganze Szenen wegfallen, Situationen und
Motive geändert, kurz, vieles umgestaltet werden mußte, konnte
nämlich manchmal auch bei der größten Achtsamkeit die Naht
kaum ganz versteckt und dem neu gewonnenen Lustspiel nicht immer
ein einheitliches Aussehen gegeben werden. Daß übrigens eine solche
Sorgfalt von den älteren Komikern in hohem Grade angewendet worden
sei, haben wir um so weniger Grund anzunehmen, als dies ja die
klaffenden Fugen im JKiles und Poenulus des Plautus genügend zeigen.
Es ist nicht zu verwundern, daß sich gegen diese dichterische
Produktion, die etwas verschwenderisch und unsanft mit den
griechischen Originalen umging, eine literarische Reaktion ent-
wickelte, die bei dem wachsenden Einflüsse griechischer Bildung
den strengsten Anschluß an das griechische Original zum Gesetze
erhob. Es scheint jedoch, daß diese Richtung bei dem Auftreten
des Terenz ihren Höhepunkt schon überschritten hatte, da sich
sonst der jugendliche Dichter, wenn auch von mächtigen Freunden
unterstützt, doch nicht hätte herausnehmen können, über die
öbscura diligentia (Andr. Prol. V. 20 f.) seiner Gegner zu spotten
und höhnisch zu betonen, daß er die neglegentia der Früheren
verziehe. Er durfte sich dies um so eher erlauben, als er in
seiu:;iTi ersten Stück ebenso wie jene dem Verlangen nach voll-
kommener Einheit der Handlung und entsprechendem Zusammen-
wirken der Motive gerecht wurde, trotzdem er nebst anderen
Änderungen eine Szene der Perinthia an die Stelle einer aus der
'Avöqic: gesetzt hatte1). Seine Gegner, unter ihnen der alte Luscius
Lanuuinus2), erkannten sofort, welch gefährlicher Gegner ihnen
in dem jugendlichen Terenz erstanden sei, suchten, dem Vorgehen
manches Kritikers in unseren Tagen entsprechend, schon vor der
Aufführung des Stückes gegen ihn Stimmung zu machen, und
entblödeten sich nicht, mit einem schimpflichen Worte das von
dem ihrigen abweichende Vorgehen des Dichters zu bezeichnen,
wobei sie es gewiß auch an einer Begründung ihrer Vorwürfe
nicht fehlen ließen. Auf solche Einzelheiten ging nun unser
Dichter im Andriaprolog gar nicht ein, sondern mit seiner Offen-
heit, durch die er sich in allen Prologen3) auszeichnet, gibt er die
sogenannte Kontamination der griechischen Stücke, die ihm vor-
nehmlich zum Vorwurfe gemacht worden war, ruhig zu, spielt
1) Ausführlich hat über das Verhältnis der beiden griechischen Stücke
und ihre Benutzung durch Terenz Dziatzko im Rh. Mus. N. F. XXXI 234 ff.
gehandelt, Nencini a. 0. 18 — 60, zuletzt T. Kopacz, Eos V 126—157.
2) Vgl. Haul.8 Einl. 14 f. Sein Anhang scheint übrigens nicht zu
zahlreich gewesen zu sein, s. Hec. Prol. II 38 f. Nolite sinere per uos artem
musicam recidere ad paucos.
3) Über die Prologe ist die Hauptschrift: Ph. Fabia, Les prologues
de Terence, Paris 1888. Dazu Fr. Leo, Analecta Plautina II, Gröttingen 1898.
10 EINLEITUNG.
aber als Haupttrumpf die Berufung auf seine Vorbilder aus, die
bei dem Publikum nocb in gutem Andenken stehen mußten,
und gebt sogar soweit, mit den Ausdrücken der Gegner zurück-
zuschlagen. Der Erfolg gab ihm recht; die Gegner, die vor dem
Haut, sich noch einmal derselben Waffe bedient hatten, mußten
sich nach etwas anderem umsehen. Beim Eunuch, der zwar sehr
geschickt, aber am ausgiebigsten mit fremden Einschüben1) versetzt
ist, indem sowohl der Parasit als auch der miles zu dem menan-
drischen Stücke hinzu kamen, verzichteten sie bereits auf das hier
eigentlich so bequeme Angriffsmittel und richteten ihre Angriffe
auf den vermeintlichen literarischen Diebstahl, welchen der Dichter
begangen habe (s. Prol. 23 ff.). Aber auch diesmal mußte der
uetus poeta zu seinem Schmerze sehen, daß der Erfolg dem Terenz
in überreichem Maße treu blieb, und als der Phormio zur Auf-
führung kam, wußte er sich nur mehr in allgemeinen Schmähungen
zu ergehen, wogegen dem Dichter die Verteidigung nicht schwer fiel.
Bei den Adelphoe glaubten nun die Gegner, wieder einen wirk-
samen Angriff eröffnen zu können, indem sie gegen Terenz abermals
den Vorwurf des literarischen Diebstahls erhoben und ihn außerdem
beschuldigten, er lasse sich seine Stücke von seinen mächtigen Gönnern
schreiben. Uns hat hier lediglich der erste Vorwurf zu beschäftigen,
über den wir durch die Antwort des Terenz selbst am genauesten
aufgeklärt werden. Denn aus den Worten des Prologs V. 1 — 11:
Postquam poeta sensit scripturam suam
ab iniquis öbseruari, et aduorsarios
rapere in peiorem partem quam acturi summ,
indicio de se ipse erit, uos eritis iudices,
laudin, an uUio duei id factum oporteat.
Synapothnescontes Diphili comoediast;
eam Commorientes Plautus fecit fabulam.
in Graeca adulescens est qui lenoni eripit
meretricem, in prima fabula; eum Plautus locum
reliquit integrum; eum hie locum sumpsit sibi
in Adelphos, uerbum de uerbo expressum extulit,
entnehmen wir hauptsächlich folgendes:
1. Der Vorwurf des literarischen Diebstahls gründete sich
darauf, daß Terenz eine Szene aus den Synapothnescontes des
Diphilus herübergenommen hatte, trotzdem bereits Plautus dieses
Stück als Vorlage für seine Commorientes*) benutzt hatte3).
1) Nencini a. 0. 76 ff.
2) Ana dem Stücke des Plautus ist durch Priscian (I 280, 16) das
Bruchstück saliam in puteum praeeipes (vgl. dazu F. Winter, Plauti fdbul.
deperdit. fragmenta , Bonn 1885, 28 u. 32) erhalten.
3) Das Stück lernten die Gegner entweder ebenso wie die übrigen vor
der Aufführung schon bei den Proben kennen oder hatten sich die Einsicht auf,
dieselbe Weise wie vor der Aufführung des Eunuch (Prol. V. 20 f.) verschafft.
EINLEITUNG. 11
2. Terenz gibt dies ruhig zu, bezeichnet genau den Inhalt der
übernommenen Szene, damit sich das Publikum selbst davon über-
zeugen könne, wie vortrefflich die entlehnte Partie zum übrigen
passe, schlägt aber seine Gegner, indem er hervorhebt, daß dieser
Teil von Plautus ausgelassen worden, daher noch ein locus in-
teger sei1).
3. Die entlehnte Partie stand bei Diphilus in prima fabula
und hatte zum Inhalte, daß ein Jüngling einem leno eine meretrix*)
entreißt.
4. Daß die Stelle (locum ... uerbum de uerbo expressum extulit)
ohne Änderung, sogar in wörtlicher Übersetzung herübergenommen
wurde, wird von Terenz neben der integritas absichtlich hervor-
gehoben, um seine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
5. Die entlehnte Partie kann keine allzu große Ausdehnung
haben; die Bezeichnung eum locum sowie der Umstand, daß Plautus
sie ausgelassen hatte, sprechen dafür. Gemeint ist natürlich die
1. Szene des .II. Aktes, in welcher Äschinus die geraubte Zither-
spielerin trotz des lebhaften Widerstrebens ihres Herrn, des
Kupplers Sannio, der hierbei von dem Sklaven Parmeno Prügel
erhält, in Micios Haus führt. Wie weit erstreckt sich nun aber
die aus Diphilus entlehnte Partie, da wir ja n 2 ff. eng mit H 1
zusammenhängen sehen? Und wie vollzog sich bei Menander
dasjenige, was jetzt in II 1 als Handlung vorgeführt wird, nämlich
die Einbringung der schönen Sklavin und damit die Heimkehr des
Äschinus? Erstere ist ja im ganzen folgenden Stücke in dem
Hause Micios und kann nur von Äschinus dahin gebracht worden
sein, der sich seinerseits erst V. 277 wieder von Hause weg nach
dem Forum begibt. Diese Erwägung, zusammengehalten mit
der Nachricht, daß Varro den Anfang unserer Adelphoe dem bei
Menander vorgezogen hat, was doch auf eine Abweichung in der
Expositionsszene schließen lasse, hat C.P.Hermann (Ind.lect. aest.,
Marburg 1838), zu der Annahme veranlaßt, daß in der ersten
Szene des Dramas, während sich Äschinus mit dem leno nach dem
Forum begibt, Syrus nebst der Zitherspielerin und Ctesipho in
das Haus Micios geht und dabei dem nachsichtigen Alten vor den
1) Integra wird in den Bembinnsacholien (Herrn. II 363, Fleck. Jahrb.
XCVIL 655) erklärt mit a nullo translata und noua in s[caena nondum ujisa.
2) Sowohl die Bezeichnung meretrix als auch der Umstand, daß
die Sache bei Diphilus zu Anfang des Stückes vorkam, zeigen, daß die
Worte (V. 193ff.) Ae. Neque uendundam censeo quae liberast; nam ego
liberali illam adsero causa manu keineswegs noch heute, wie Dz.1 9
(vgl. Rh. Mus. XXXI 374ff.) vermutete, den fremden Ursprung verraten;
auch bei Diphilus konnte dies ebenso nur eine Drohung sein, da selbst
in dem Falle, daß diese meretrix bei ihm eine freigeborene, in ihrer
Jugend etwa dem Elternhause entfremdete Athenerin war, die Er-
kennung nur am Schlüsse des Stückes erfolgen konnte. Vgl. Nencini
a. 0. 122. Daß diese Drohung auch in unserem Stücke gut zum
Charakter des Äschinus paßt, zeigt Regel a. 0. 7.
12 EINLEITUNG.
Zuschauern den Vorfall erzählt. Dagegen hat Ihne in seinen
vortrefflichen Quaestiones Terentianae, 2 6 f. alles, womit Hermann
seine Hypothese empfehlen wollte, als unbegründet zurückgewiesen;
sie als unwahrscheinlich oder gar unmöglich nachzuweisen, hat er
nicht unternommen. Jedenfalls ist zu beachten, daß I 1 bei
Terenz wegen der laxen Erziehungsgrundsatze ganz den Stempel
griechischen Ursprungs trägt, es aber von abschwächender Wirkung
wäre, wenn Micio allein oder mit Syrus (dies vermutet Hermann)
seine pädagogischen Prinzipien ausführlich theoretisch entwickelte,
die er ja schon vorher bei der Heimführung der Zitherspielerin
praktisch betätigt hätte. Auch I 2 müßte am Anfang und Ende,
wo Demea seinen Bruder von dem Vorgefallenen benachrichtigt,
von Terenz umgearbeitet worden sein1). Aus diesen von Ihne vor-
gebrachten Gründen ist der Ansicht Hermanns nicht beizupflichten2).
Ebenso unbefriedigend ist aber auch Ihnes eigene Annahme, daß
Terenz ohne sonstige Veränderung des menandrischen Lustspiels
nur die Entführungsszene eingelegt, Demea aber bei Menander in
I 2 die Sache ausführlicher an Micio berichtet habe. Auch ist
er nicht völlig im Rechte, wenn er die eingelegte Szene auf
V. 155 — 196 beschränkt, den Monolog Sannios aber (V. 196— 208),
also das Ende von 1 2 den Adelphoe Menanders zuweist. Aus
Menander, nicht aus Diphilus, wird zwar, wie Ihne hervorhebt,
im Kommentar des Donat zu V. 199 das m. E. noch unentzifferte
griechische Fragment AlTOG TH. nOIcoN rOiröe. P. IIATO TON
rPcoNON OIKETHN laßav citiert3), jedoch wurden weder von
1) Übereinstimmung im einzelnen zeigt sich jedenfalls bei Ver-
gleichung der zu 1 1 (bez. Sz. 2) gehörigen griech. Fragmente; 8. Anm.
zu V. 43f., 57, 73. Wie käme man auch dazu, für die Übertragung
des Haüptoriginals Terenz eine so große Freiheit zuzusprechen, während
er von der aus Diphilus genommenen Partie Prol. 11 behauptet 'locum
uerbum de uerbo expressum eitulit'?
2) Ob Varro zu seinem angeführten Urteil über den Anfang der
Adelphoe durch keine größere Verschiedenheit der Ökonomie veranlaßt
wurde, wie Ihne und Dziatzko vermuten, ist doch fraglich, da es hier-
durch vollkommen unklar wird, was für ihn eigentlich das Entscheidende
war. Obwohl es nicht unmöglich wäre, daß sich Varros Urteil lediglich
auf den Prolog gründete (in prima fdbuld) , indem er von der Erwägung
ausging , daß Terenz selbst wohl kaum im Prolog über etwas gesprochen
und im Stücke etwas geändert hätte, wenn er es nicht selbst als Vorzug
angesehen hätte, scheint mir doch die im folgenden gegebene Erklärung
die wahrscheinlichste zu sein. Fielitz a. 0. 676 f. nahm ohne Grund eine
Änderung in den V. 1 — 12 an, Nencini 134 entfernt sich einerseits
zu weit von dem jetzigen Stücke und nimmt die Pointe weg, welche,
wie oben erwähnt, darin liegt, daß Micio seine Grundsätze vorträgt,
bevor er noch etwas vom Streiche des Ä. weiß.
3) Eine befriedigende Herstellung scheint mir bis jetzt noch nicht
gelungen; vgl. über die Versuche der andern Nencini 119, A. 1, Kock
III 4. Nene, selbst zieht es zu V. 198. Am engsten schließt sich an die
Überlieferung Hauler, Wien. Stud. XXIII 96f. A. 9, an. Ihne ließ sich
(27) zu der oben angegebenen Meinung auch durch die Ähnlichkeit ver-
EINLEITUNG. 13
ihm noch sonst überhaupt die Worte berücksichtigt, durch die dieses
Citat eingeleitet wird. Don. sagt nämlich: secundum illud
Menandri1). Dies hat m. E. nur Sinn, wenn der Monolog auch noch
zur Diphiluspartie gehört; denn eine Ähnlichkeit mit Menander
kann doch nur an einer Stelle hervorgehoben werden, wo Terenz
den Menander nicht als Vorlage benutzt. Sobald aber der
Monolog noch dem Diphilus zuzuschreiben ist, hat auch die Frage,
was wohl bei Menander an dieser Stelle stand, die einfachste
Lösung gefunden. Dort erschien eben nach Micios Abgang der
leno allein, — die Schläge hatten ihn nicht so rasch folgen
lassen — , klagte sein Leid und klopfte schließlich an Micios
Haus, um sein Geld noch vor seiner Abreise nach Cypern zu er-
halten. Da nun auch die Diphilusszene mit einem Monologe des
leno schloß, konnte sie ohne weiteres sofort in das menandrische
Stück übertragen werden. Es liegt somit hier derselbe Fall vor
wie in der Andria, wo der Monolog des Simo in der '^vdota durch die
dialogische Szene aus der IltQivd-ta ersetzt wurde. Auf das Klopfen
des leno kam auch bei Men. Syrus heraus, nachdem er noch
einige Worte zti Äsch. zurückgesprochen hatte. Damit sind wir
auch der Mühe überhoben, noch andere Stellen aufzusuchen,
an welchen Terenz von Men. abgewichen sein könnte. Allerdings
müssen wir, wie dies schon Hme getan hat, annehmen, daß
Äschinus bei M. mit der psaltria schon während der ersten zwei
Szenen im Hause war.2) Dies wirkt aber nur den ersten Augen-
blick befremdlich, denn daß Micio nichts davon weiß (s.V. 26 f.,
35 f., 154), ist wohl selbstverständlich, da sich Ä. bei M. sicher
nach glücklich durchgeführtem Streiche heimlich durch das Hinter-
türchen3) ins Haus begeben und zunächst dort verborgen ge-
halten hatte, um abzuwarten, welchen Lärm ihr kühner Streich
leiten, die zwischen V. 197 Minume miror qui insanire oceipiunt ex
iniuria und einem Verse Menanders (Gnom. Mon. 696) ol'fiof xb yag
äyvco Svaxv%üv (iccvlccv noisi bestehen soll. Diese ist aber wohl zu gering,
um darauf einen Schluß zu bauen.
1) Ausführlich habe ich darüber in meinem genannten Aufsatze
(94 ff.) gehandelt.
2) Fielitz a. 0. 676 f. dachte deshalb an eine Änderung von
V. 1 — 12; Nencini a. 0. 130 f. folgt Ihne, weicht aber im folgenden
allzu sehr von Ter. ab. Dz.1 Einl. 10 glaubte, daß bei Men. Äsch. mit
seinem Dienertroß und dem eben geraubten Mädchen aufgetreten sei,
nachdem Demea und Micio die Bühne verlassen hatten, und daß da-
bei das Wenige mitgeteilt worden sei, was nach Demeas Erzählung
den Zuschauern etwa noch unbekannt gewesen sei. Dann begreife
ich aber eigentlich nicht, weshalb sich Terenz zu einer Änderung
entschloß, anderseits wird aber auch jetzt in II 1 nichts gesagt,
was für den Fortgang der Handlung oder zur weiteren Aufklärung des
Zuschauers dienen könnte, sondern lediglich ein witziger Wortwechsel
zwischen Ä. und dem leno geboten.
3) S. Wien. Stud. a. 0. 102 A. 1.
14 EINLEITUNG.
machen werde. Erst nach Micios Abgang kamen sie hervor und
an die Tür, wo der Uno schon pochte1).
So wäre durch Weglassung einer kleinen Szene (des Monologs)
und Ersetzung durch eine andere (III, Prol. 9 f.) ohne eine weiter-
greifende Änderung des Hauptoriginals die sogenannte Kontami-
nation vor sich gegangen. Das Folgende schließt sich an diese
Szene (V. 155 — 208) recht gut an; der verschiedene Ursprung
der Teile ist kaum bemerklich. Aber auch zum vorhergehenden
steht die eingeschobene Partie keineswegs im Widerspruch2).
1) Entschieden zu weit geht Nencini, wenn er im Anschluß an
Teuffei (Stud. u. Char. 357 ff.) II 1 und 2 dem Diphims zuweist. Was
zunächst Teuffels Grund betrifft, daß sich nämlich II 2 so ausgezeichnet
an II 1 anschließt, so ist dies bei dem Mangel jedes sonstigen Anhalts-
punktes kein Grund, die Entlehnung auch noch auf diese auszudehnen,
sondern lediglich ein Beweis für die Geschicklichkeit des Terenz,
nur solche Szenen zu finden, die zu dem übrigen Stücke paßten.
Für Nencini war aber zunächst die Figur des Uno bestimmend; da solche
Personen von Diphilus mit besonderer Vorliebe behandelt wurden, soll
auch die ganze Rolle des Uno und damit II 1 und 2 dem Diphilus ge-
hören. Die Erklärung, die er jedoch für die Worte des Uno in II 4
gibt, indem er sie lediglich als Wiederholungen früherer Verse und nichts-
sagende Phrasen hinstellt, ist durchaus nicht befriedigend, da gerade in
n 4 aus den Reden des nunmehr sogar um sein Kapital besorgten
Kupplers köstlich hervorgeht, wie geschickt es Syrus in Di 2 verstanden
hat, ihn mürbe zu machen. (Über den Widerspruch zwischen Dl und
II 2 sieh oben.) Der Hauptgrund für Nencini war jedoch der, daß er
in dem Fragmente des Diphilus (Mein., Fab. ine. 30, Kock H 112): Hccigä
tifti\ihvov y.SQdog tag -Kccgnov cpegsi die Vorlage für V. 216 Pecuniam in loco
neglegere, maximum interdumst lucrum, gefunden zu haben glaubte. Zu
diesem Zwecke mußte er aber aus Eigenem dem Fragmente die Worte: Q-av-
(iccotöv £6ti firjSafiov vorsetzen, durch welche erst der ähnliche Sinn
zu stände kommt. Eine beweisende Kraft kommt also auch diesem
Grunde nicht zu. Dagegen sprechen noch zwei weitere Momente gegen ihn.
Mit Recht hatte nämlich Dz.1 11 A. 2 darauf hingewiesen, daß es auf-
fallen müsse, daß Parmeno, der bei der Entführung der Zitherspielerin
so wesentlich beteiligte Sklave, im weiteren Verlaufe des Dramas mit
keiner Silbe mehr erwähnt werde und daß es der Praxis unserer Lust-
spielgattung widerspreche, einem jungen Herrn zwei Sklaven so gleichen
Gepräges wie Parmeno und Syrus beizugeben. Nencinis Versuch, dies
durch Verweisung auf die Plautinische Asinaria zu entkräften, ist als
mißlungen zu betrachten, da dort Libanns und Leonida die Sklaven des
Demänetus und Argyrippus sind und beide zur Durchführung der
Intrigue benötigt werden. Setzen wir dagegen den Schnitt nach H 1,
so klärt sich dieser Widerspruch am einfachsten auf. Dazu kommt,
daß der Grund für die Entführung des Mädchens bei Men. die bevor-
stehende Abreise des Kupplers war. Während dies von Syrus in II 2
erwähnt wird, ist davon in H 1 weder im Zwiegespräch noch im
Monolog die Rede.
2) Noch Dz.1 (Einl. 11) sah hier eine klaffende Fuge. Dieses Be-
denken wurde zuerst von Haider (Anz. v. Dziatzkos Phormio*, Zeitschr.
f. d. Ost. G., 1885, 909 A. 3; vgl. auch Klasen a. 0. 10, Fabia a 0. 203 und
in der Vorrede seiner Ausgabe der Ad., Paris 1890, 45 f.) zerstreut, in-
dem er scharf zwischen dem Einbrüche beim Uno und der Einbringung
des Mädchens in Micios Haus unterschied. Auf jenen weist V. 159 hin:
EINLEITUNG. 15
Während nämlich Demea nach erhaltener Kunde von dem Streiche
sofort zu Micio stürzt, um ihm die Sache zu erzählen und heftige
Vorwurfe zu machen, kommt Äschinus mit dem Mädchen erst
später dahin, da er von dem Kuppler wohl fortwährend am Vor-
wärtsschreiten behindert wurde. Nach der Erzählung von dem
Einbrüche, die uns die beiden Alten sofort in charakteristischem
Gegensatze zeigt, führt uns also Terenz im Gegensatze zu Menander
auch die glückliche Bergung der Zitherspielerin unter Micios Dach,
das Schlußmoment des abenteuerlichen Streiches des Ä., höchst
wirkungsvoll vor Augen, indem uns in dieser Szene auch A., der
hiermit dem leno endgültig die psaltria entreißt, in seinem über-
legenen Benehmen gegenüber dem Kuppler vorgestellt wird. Aller-
dings müssen diese Szenen alle höchst rasch aufeinanderfolgen; an
die Ansetzung eines wirklichen Akteinschnittes nach I 2 ist ebenso-
wenig ernstlich zu denken als nach II 4 *).
Über die sonstigen Änderungen im einzelnen, die Ter. an
dem menandrischen Stücke vornahm, werden wir durch die An-
merkungen des Don. unterrichtet; es sind folgende:
1. Zu V. 43 (I 1, 18) dicit autem Romanis id uideri, quos
spectatores habet. Menander: d> (iuhuoiov (ie, ywociK ov kcciißccvoa (?).
Wie man nun auch den griechischen Vers ergänzen mag2), sicher
ist, daß Terenz hier von Men. abwich, um eine Anspielung auf
die Zuschauer selbst einzufiechten, die es an heiterem Widerspruche
sicher nicht fehlen ließen, wenn Micio mit einer Handbewegung
auf sie sagte: quod fortwnatum isti putant — uxorem — num-
quam habui.
non committet hodie umquam Herum ut uapulet, und Donat gibt hierzu
die richtige Erklärung: dicendo 'iterutn', ut non eadem lis esset, de qua
supra Demea questus est, sed instaurata nascatur (vgl. auch die Stelle
aus dem Arg. [5, 28 ff.]: Secundus actus haee continet: lenonis alteram
rixam aduersus Aeschinum pro puella). Auf jenen weisen ferner Demeas
Worte (V. 90): eripuit mulierem, auf diese Prol. V. 8 f. lenoni eripit Me-
retricem, wobei eripere für zwei verschiedene Vorgänge gebraucht wird.
Vgl. die Anm. Donats zu V. 90 (12,10) non 'abduxit' sed 'eripuit', wo-
bei mit der Don. eigenen Feinheit und Kürze das wesentliche Unter-
scheidungsmerkmal hervorgehoben wird.
1) Ich kann mich hierbei nur vollkommen dem anschließen, was
Hauler a. 0. 909 f. über die erst viel später aufkommende Einteilung in
Akte ausführlich dargelegt hat. Auch nach II 4 kann an keine Pause
gedacht werden, da in V. 329 (IE 2, 31) Geta beteuert, die Entführung
mit eignen Augen gesehen zu haben, und er jedenfalls getrachtet haben
wird, nach Erledigung der Einkäufe so rasch als möglich nach Hause
zu kommen; er betritt ja auch laufend die Bühne. In den Adelphoe ist
lediglich vor III 8 (vielleicht auch vor IV 1) und vor IV 6 Gelegenheit
zu längerer Pause, da für Ansetzung einer solchen nur der Fortgang
der Handlung, nicht das zufällige Leerwerden der Bühne entscheidend
sein kann.
2) Vgl. Nencini a. 0. 135 A. 1, Kock m 4; Blasen 12 leugnet, daß
dies die Parallelstelle zu V. 43 sei. Vgl. die Anm. z. d. V.
16 EINLEITUNG.
2. Zum Anfang der 2. Szene: melius quam Menander, cum
hie illum ad iurgium promptiorem quam ad resalutandum facit. Die
Änderung bezweckte, den Polterer Demea gleich bei seinem ersten
Auftreten mit einem kleinen Zuge schärfer zu charakterisieren.
3. Zu V. 275 (II 4, 11) Paene e patria] "Anoatan^ig ev^t^il-
C(iov xüqiv. Menander mori illum uoluisse fingit, Terentius fugere1).
Nicht das Übertriebene in der Darstellung Menanders, wie Regel
meint, wollte Terenz mildern, sondern er ließ den Ctesipho lieber
an die Flucht als an den Tod denken mit Rücksicht auf seinen
Charakter, da er sich doch im ganzen Stücke im Gegensatze zu
seinem schneidigen Bruder als ein haltloser und unselbständiger
Jüngling erweist, dem die Größe des Entschlusses, wegen einer
Liebschaft in den Tod zu gehen, nicht zuzutrauen ist; ein Zug,
der die gerühmte Fähigkeit des Terenz, die q&r] zu zeichnen,
schärfer hervortreten läßt.
4. Zu V. 351 (UI 2, 53) Apud Menandrum Sostratae frater
inducitur (nämlich Hegio, der bei Terenz als cognatus erscheint)
und zu V. 938 (V 8, 15): Apud Menandrum senex de nuptiis non
grauatur, ergo Ter. efiQSTincog, gehören zusammen. Ich schließe
mich bezüglich der zweiten Stelle Lessing an (Hamb. Dr. St. 100),
der die Stelle so übersetzt: „beim Menander fällt man dem Alten
mit der H. nicht beschwerlich"2). Daß nämlich grauo in dieser
Bedeutung vorkommt, steht fest. Dagegen wird grauari als De-
ponens entweder absolut gebraucht oder mit dem Akkusativ
verbunden, so daß es im andern Falle eher nuptias heißen müßte,
worauf schon Lessing hingewiesen hat. Auch der Zusatz: ergo
Terentius evQStutäg, kann nicht bloß eine Nuance, die in drei,
vier Versen ausgedrückt ist, bezeichnen, wohl aber erhält er vollen
Sinn bei der Einsetzung eines neuen Moments, wodurch sich
Micio von der Unrichtigkeit seiner früheren Anschauung über das
Gewährenlassen überzeugen lassen muß, das sich um so wirkungs-
voller gestaltet, je entschiedener er sich anfangs gegen das ehe-
liche Leben ausgesprochen hat3). Durch diese Änderung war aber
1) Vgl. die Anm. z. d. St. in Wien. Stud. XXIII 97 f.
2) Vgl. Wien. Stud. XXIII 98 f.
3) Dz.1 (Einl. 4) nahm wegen der Worte (V. 940): Ae. Fac: promisi
ego Ulis. Mi. Promisti autein? de te largitor, puer, an, daß Äschinus bei Men.
eine tätigere Rolle gespielt haben müsse als bei Terenz, bei dem Demea
folgerichtig die Initiative hierfür ergreife. Mit Recht haben aber sowohl
Schlee (Philol. Wochenschrift 1882, 99—101) als auch Leo (Deutsche
Literaturzeit. 1882, 358) betont, daß diese Worte nur eine von Äschinus
der Situation entsprechend rasch ersonnene Notlüge enthalten. Äschinus
weiß eben, daß Micio seinen Bitten nicht lange widerstehen kann (vgl.
V. 927, 942 f., 965, bes. 969, 982), und gebraucht diesen Vorwand, um
auch dem plötzlich so freundlich gewordenen wirklichen Vater zu Ge-
fallen zu sein. Hiermit entfallen auch die Widersprüche, in welche Dz.1
durch seine Annahme geriet, deren Lösung nicht befriedigen konnte.
EINLEITUNG. 17
die vorhergehende bedingt. Hegio mußte zum cognatus gemacht
werden, um Sostrata im Hinblick auf ihre Verheiratung mit Micio
verlassener und hilfsbedürftiger darzustellen. Von dem Verhältnisse
der Pamphila zum Äschinus konnte er als Bruder bei Men. ebenso-
gut vorher wissen wie als cognatus bei Terenz1), bei Menander
fehlte aber die Verheiratung, so daß für ihn das Motiv nicht in
Betracht kam, das Terenz, der auch im kleinsten die psycho-
logische Begründung fein beobachtete, zur Änderung veranlaßte.2)
Abgesehen aber von jenen Stellen, an welchen die mit Recht
gerühmte Feinheit des Terenz in der Zeichnung und liebevollen
Ausarbeitung der Charaktere die Änderung veranlaßte, war es
vornehmlich die inhaltlich komische Wirkung der neu eingeführten
Szenen und wohl auch der Umstand, daß dieselben (man denke
an unsre köstliche Prügelszene, die Szene mit Micio, an den Pa-
rasiten und den miles im Eunuch, an Charinus und Byrria in
der Andria etc.) den Schauspielern ganz besondere Gelegenheit
boten, durch drastische Gebärden und Mienen die komische Wirkung
noch zu steigern.
Der Ort der Handlung ist in den Adelphoe Athen. Diese
Stadt wird allerdings nirgends im Stücke ausdrücklich genannt,
ist aber wie in den andern Lustspielen des Terenz (s. Rh. Mus.,
N. F. XXrV 571 ff.) sicher als Schauplatz vorauszusetzen, wie das
auch in der Periocha des Sulpicius Apollinaris V. 8 sowie im
Donatkommentar ausdrücklich geschehen ist. Unterstützend mag
hinzukommen, daß die in unsrer Komödie verwendeten Namen
drjfiiug, MiHiav, AlGfivr\q, KttjöHpöv, 2ccvvlcov, ZoaöXQccrri (ildficpiXog)
sonst hauptsächlich oder ausschließlich bei Athenern oder An-
gehörigen eines attischen Demos erscheinen. Jedenfalls läßt V. 225
1) Sipkema, 39 f., sieht in der Änderung nur eine Konzession des
Ter. an die römischen Zuschauer, denen es unwahrscheinlich vorkommen
mußte, daß sich kein Verwandter des Vaters um Pamphila kümmere,
während bei den Griechen das Band mit den Verwandten der Mutter
bestehen blieb. Dazu bemerkt G. E.W. van Hille, Mnem. XXX 134 ff.,
daß Menander den Hegio nur zum Verwandten der Mutter machen
konnte, da er als Verwandter des Simulus Pamphila hätte heiraten
müssen.
2) Die Citate aus Men. (aus Diphilus haben wir keines für die
entlehnte Partie) , die sich sonst finden , können hier übergangen werden,
da sie für das Verhältnis zwischen Original und unserem Stücke nichts
Neues bringen und ohnehin an den betreffenden Stellen im Kommentar
besprochen werden. Wenn man früher auf Frag. IX (Mein., Kock III 5)
gestützt, annahm, Terenz habe den Namen des einen Alten aus Lamprias
in Micio geändert, so ist dieser Annahme der Boden entzogen, Beit Cobet
Nov. lect. 72 f. das aus 4 Versen bestehende Fragment, welches von
Stobaeus Flor. 96, 11 (III 204 M.) aus Menander, aber ohne Angabe des
Stückes citiert wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit (dagegen Kock a. 0.)
in zwei verschiedene Citate zerlegt hat, von denen nur das erste mit Ad.
606 f. zu vergleichen ist, während gerade das zweite den Namen Aafi-
ngCaq enthält. Vgl. Nencini a. 0. 128.
Terentiue, Adelphoe.1 2
18 EINLEITUNG
auf^die Nähe des Meeres schließen1). Die Bühne stellt wie regel-
mäßig die offene Straße vor, die Hinterwand die Häuser des
Micio und der Sostrata. Dieses lag vermutlich nach der Landseite
zu (rechts vom Schauspieler)8). V. 299 tritt nämlich Geta, der
treue Sklave der Sostrata, mit der aufregenden Kunde von der
Entführung eines Mädchens durch Äschinus auf. Seine Herrin
und deren Dienerin Ganthara, welche vor V. 288 aus ihrem Hause
getreten und vor demselben geblieben waren, können den Geta
selbst noch nach neun Versen seiner Elagerede und, obschon er
eilig war (V. 305 uideo . . . properantem Getam), nicht deutlich
verstehen und treten ihm näher (V. 308 f. So. Non intellego Satis
quae loquitw. Ca. Propius obsecro accedamus Sostrata). V. 320 eilt
Geta weiter nach dem Hause seiner Herrin, um dieser die Nach-
richt zu bringen. Offenbar geht er dabei an jenen vorüber und
muß von ihnen zurückgerufen werden, als sie ihn sprechen
wollen (Sed cesso eram hoc malo mpertiri propere? So. Beuocemus
Geta). Unzweifelhaft lag also die Wohnung der Sostrata entgegen-
gesetzt derjenigen Seite, von welcher Geta gekommen war. Da
dieser aber nach V. 329 die Entführung selbst mit angesehen
hatte, jedoch nicht gleich nach Hause geeilt war, da er jeden-
falls vorher noch seine Einkäufe zu besorgen hatte8) — denn was
hätte der brave Sklave Sostratas sonst in der Frühe außer Hause
zu tun gehabt? — , so konnte er nur von der Marktseite (links
vom Schauspieler) kommen. Auch der Schauplatz der Entführung,
bez. die Wohnung Sannios ist natürlich in der Nähe des Marktes
liegend zu denken. Obwohl es nämlich von vornherein fast selbst-
verständlich ist, daß der Kuppler sein Haus nur in der Nähe des
Marktes, des Sammelpunktes der männlichen Bevölkerung der
Stadt, auf deren zahlreichen Besuch er rechnen mußte, gehabt
haben kann, wird dies noch durch einen weiteren Umstand be-
1) Daß Micio seinen angeblichen Freund (V. 662 ff.) in Milet wohnen
läßt, nötigt m. E. noch nicht zu dem Schlüsse, daß der Schauplatz des
Stückes Athen sein müsse, steht aber keineswegs damit im Widerspruche,
da zwischen Athen und Milet tatsächlich nahe Beziehungen bestanden,
die Verfassung, Priester und Festordnung in Milet denen Athens so ähn-
lich waren, daß jenes als athenische Kolonie bezeichnet wurde. Vgl. u. a.
Herod. V97, VI 21, DI 97, Busolt, Griech. Gesch. I 2, 304.
2) Ich halte es mit Albert Müller (Szenisches zur römischen Komödie I.
Rechts und links, Philol. LDI 9 ff.) gegen Reisch (Dörpfeld-Reisch, Das
griech. Theater, 1896, 266) für höchst wahrscheinlich, daß entsprechend
der Lage des Dionysostheaters in Athen in der Regel die Straße links
vom Schauspieler zum Markte und zum Hafen, die rechts auf das Land
führte. Vgl. K. F. Hermanns Lehrb. der griech. Antiqu. HI 2; Bühnen-
altertümer von A.Müller, 1886, 167 f.; Oehmichen, Das Bühnenwesen der
Griechen und Römer, in Iw. Müllers Handbuch der klass. Alterthumswiss.
V. Band 3. Abt., 1890, 241.
3) Dies ist die einzig mögliche Erklärung dafür, daß er nicht vor
n 1 nach Hause kommt.
EINLEITUNG. 19
stätigt. Aus den Worten Derneas (V. 9 1 ff.) clamant omnes in-
dignissime factum esse, hoc aduenienti quod mihi Micio dixere!
in orest omni populo, geht nämlich hervor, daß er von einem
Punkte der Stadt kommt, wo er mit vielen Leuten zusammen-
getroffen ist; das kann aber nur der Marktplatz sein1). Und nur
auf dem Marktplatze konnte sich die Kunde von dem unmittelbar
vorher geschehenen Ereignis unter der bereits versammelten Menge
so rasch verbreiten, daß Demea, nachdem er es erfahren, früher
als Äschinus (wenigstens bei Terenz) zu Micios Haus kommen
konnte. Auch das Folgende stimmt vollkommen mit unsrer An-
nahme überein. Nach V. 140 geht Demea, da er bei Micio nichts
ausrichtet, wieder ab, jedenfalls nach der Marktseite, um seine
unterbrochenen Geschäfte wieder aufzunehmen. Ebendahin geht
aber auch Micio (V. 154 Völo stire atque hominem [nämlich
Aeschinum] conuenire si apud forumst). Das hat aber doch nur
dann einen Sinn, wenn Demea vom Markte gekommen ist und
Micio annehmen muß, daß sich die Sache in der Nähe des Marktes
abgespielt hat. Denn nur in diesem Falle kann er hoffen, den
Äschinus vielleicht in einem ganewm (daran denkt auch Demea
V. 359 credo abductum in ganewm aliqiio) mit seiner ganzen Ge-
sellschaft zu finden. Ich nehme daher an, daß das Haus Sostratas
näher dem Wege nach dem Lande (rechts vom Schauspieler) lag.
Nichts im übrigen Stücke steht im Widerspruch damit. — Ein
drittes Haus an der Bühnenwand anzunehmen ist in den Adelphoe
nicht wie in den meisten andern Stücken erforderlich. Höchst
wahrscheinlich wird aber das Haus des begüterten Micio eine
größere Ausdehnung gehabt haben, mit der Haupttür in der Mitte
der Bühne und einer Nebentür auf der dem Hause der Sostrata
entgegengesetzten Seite, die in einen angiportus führte; dieser sowie
die Hintertür (posticwm) brauchten vom Zuschauerräume aus nicht
gesehen zu werden, es konnte den Zuschauern als selbstverständ-
lich gelten. Durch dieses posticum zieht sich der angeheiterte
Syrus, sobald er den jungen Ctesipho an Demea verraten sieht
und dieser (durch die Haupttür) ins Haus gestürzt ist, um seinen
Sohn zu suchen (V. 776 — 782), zurück, um seinen Bausch aus-
zuschlafen und den Sturm austoben zu lassen2). Aus dem Innern
des Hauses kommt er jedenfalls V. 882, und doch ist es nicht
wahrscheinlich, daß er T. 786 dem ergrimmten Demea auf dem
1) Dz.1 (Einl. 13) meint, Demea sei I 2 sicher vom Lande ge-
kommen, da er als homo rusticus eingeführt werden mußte. Ich halte
den Grund keineswegs für zwingend. Wenn jemand vom Lande herein-
kam — ein besonderer Grund, zunächst Micio aufzusuchen, wird nirgends
genannt — , so war sein erster Gang 'jedenfalls wie heute noch nach dem
Markte, um seine Geschäfte abzumachen. Als homo rusticus führte sich
Demea genügend durch seine Kleidung, Auftreten und Sprache ein.
2) Vgl. V. 784 ff. . .. quid ego nunc agam? Nisi, dum hae silescunt
turbae, interea in angulum aliquo abeum atque edormiscam hoc uiUi. sie agam.
20 EINLEITUNG.
Fuße nachgegangen sei — Daß die beiden erwähnten Häuser
unmittelbar aneinanderstoßen und die hinteren Partien der beiden
Grundstücke nur durch eine Mauer getrennt zu denken sind, be-
weisen V. 908 f., 912 u.a.
Über den Erfolg, welchen unser Stück zu Lebzeiten des
Dichters und nach seinem Tode im Altertum errang, sind nur
wenige Andeutungen vorhanden. Daß es bei der ersten Auf-
führung gefiel, berichtet Sueton in der Vita Terenti (p. 29 R.);
Spuren wiederholter Aufführungen nach des Dichters Tode finden
sich in der Didaskalie (s. S. 1 Anm. 1). Daß das Stück auch zu
Ciceros Zeit auf die Bühne gebracht wurde, wird in der Regel
aus Cic. Cat. 65 Quae tarnen omnia duläora fiunt et moribus bonis
et arlibus, idque cum, in uita, tum in scaena intellegi potest ex iis
fratribus, qm in Adelphis sunt. Quania in alter o diritas, in alter o
comitas! geschlossen; doch kann, abgesehen davon, daß diese Worte
dem Cato in den Mund gelegt sind, wegen des Gegensatzes in
uita mit in scaena (vgl. Cic. de Nat. deor. III 69) auch lediglich die
Dichtungsgattung der Komödie gemeint sein. Wie bekannt jedoch
das Stück damals gewesen sein muß1), geht daraus hervor, daß
V. 120 f. in der Rede pro M. Caelio (38) citiert wird ohne Nennung
nicht nur des Dichters, sondern auch der Person, welche bei Terenz
spricht: leni uero et clementi patri, cuiusmodi ille est: *foris ejfregit:
restituentur ; discidit uestem: resarcietur', filii causa est expeditis-
svma. An einer positiven Nachricht über die Aufführung der
Adelphoe in ciceron. Zeit fehlt es uns; die Stücke der älteren
Komiker dürften damals schon durch das Umsichgreifen des Mimus
nach und nach zurückgetreten sein, so daß ihr Übergang zu Buch-
dramen wohl mit dem Beginne der Kommentierung zusammen-
fällt. Aber auch späte Schriftsteller bekunden noch die Popularität
unseres Stückes; so Ammianus Marcellinus, wenn er (XXVIII 4 § 27)
von soccati Miciones spricht2).
1) Vgl. hierüber J. Kubik, De M. Tullii Ciceronis poetarum Latin,
studiis, Dissert. phil. Vind. I 327 ff. Wenn Kubik daselbst den Schluß
zieht, die Stücke des Terenz seien sehr häufig aufgeführt worden, weil
daraus viele Stellen sprichwörtlich geworden seien und so viele Verse
bei den Schriftstellern, namentlich bei Cicero, citiert würden, so ist
dies deshalb unsicher, weil derselbe Erfolg durch emsige Lektüre — und
daß dies der Fall war, zeigt schon die frühzeitige Kommentierung, vgl.
Haul.s Einl. 25 f. — erklärt werden kann. Vgl. auch Tschernjaew T., De
Ciceronis studiis Terentianü, Kasan 1899, Des traces de Terence dans
Ovide, Horace et Tite Live, Pr. Kasan 1900, Terentiana, Apulee, Ausone
et Symmaque, Pr. Kasan 1900, außerdem F. Gatscha, Quaestion. Apuleiana-
rutn capita tria, C. I. de Apuleio studioso poetarum Latinorum lectore,
Diss. philol. Vindob. VI 152 f.
2) Vgl. Rh. Mus. N. F. XXXI 379. Über die Citate aus den Adelphoe,
die sich bei mittelalterlichen Autoren finden, vgl. M. Manitius, Beiträge
zur Geschichte römischer Dichter im Mittelalter, Philol. LII(1894) 546—552.
P. TERENTI AFRI
ADELPHOE.
INCIPIT TERENTI ADELPHOE
GRAECA MENANDRV ACTA LVDIS FVNERALD3-
LVCIO AEMELIO PAVLO <LV>DOS FECERE
<QVINT>VS FABIVS MAXVMVS P • CORNELIVS
AFRICANVS EGERE LVCIVS HATILIVS PRAENESTBSVS
LVCIVS AMBIVIVS TVRPIO MODOS FECIT
FLACCVS CLAVDI TIBIS SERRANI8 TOTA FACTA VI
MARCO CORNELIO CETHEGO LVCIO <aotcio> GALLO COS-
Über die Didaskalien vgl. Dz.s
Aufsatz über die Terentian. Di-
daekalien im Rh. Mus. K F. XX 670 flF.,
XXI 64 ff. sowie Bd. I dieser Aus-
gabe* 76. Die obige Did. ist die in A
überlieferte ; über die Abweichungen
s. Krit. Anh.
Z. 1. Über die Schreibung Terenti
(vgL Z. 7 Claudi) s. Haul.8 68 f. —
Adelpkoe: die griech. Deklinations-
endung ist beibehalten mit dem
üblichen Ersatz von oe für oi, wie
Plaut. Cas. Prol. 31 Clerumenoe;
weitere Beispiele s. bei Neue,
Formen! d. Lat. Spr.I8 208. Wenn
dagegen Phorm. 493 wie auch bei
Plaut. (Stich. 390 etc.) logi steht,
so zeigt die Latinisierung, daß
dieses Wort bereits Lehnwort ge-
worden war. Während übrigens
Plautus die Titel seiner Stücke noch
latinisierte (vgl. Haul.8 Einl. 18),
ist das Beibehalten des griechischen
Wortes bei Ter. wohl auf die Be-
festigung des griech. Einflusses zu-
rückzuführen.
Z. 2. Der Dichter des griech.
Originals (der Titel ergibt sich aus
dem unmittelbar vorhergehenden
lateinischen) ist hier wie zum
Haut, (und zum Stichus des Plautus)
in der besten Handschrift (A) an
zweiter Stelle genannt. Daneben
gab es eine andere alte Redaktion
der Didaskalien, nach welcher
Dichter und Titel des griechischen
Stückes an 7. Stelle vor der Num-
mer des Lustspiels stehen. Näheres
8. Rh. Mus. XX 679, 681 flF. — Die
griech. Endung von Menandru (so,
bez. im Phorm. Apollodoru, steht
stets in A in den Didaskalien) er-
klärt sich durch den gelehrten
Charakter der Didaskalien (vgl.
Neue I8 207). Im Prolog dagegen
heißt es z. B. DiphiUAd. 6, Menandri
Eun. 9. 20. — funerälibus, eine
sonst aus guter Zeit nicht bekannte
Nebenform (ebenso in der Did. zur
Hec. Z. 9) zu funebres. (praemium f.
in dem Augustin. zugeschriebenen
Serm. 72 n. 2 ed. Mai); s. Rh. Mus.
XXI 78 Anm. 21. Stamp. verweist
auf ital. funer die, span. funer cd,
vgl. franz. funeraüles.
Z. 3. Aemel. mit altertümlichem
e für i haben A und D zu den Ad.
und C zur Hec. bewahrt. Analoge
Beispiele aus Inschriften der repu-
blikanischen Zeit sind im C. I. L. I
(epro i) zusammengestellt; vgl. auch
Schuchardt, Vocal. H 69 fF. Über
den Dativ vgl. Haul.8 z. V. 1026. —
Über (lv^dos s. Anh.
Z. 4. Q. Fabius Maximus und
P. Cornelius Africanus waren Söhne
des L. Ämilius Paullus, jedoch
durch Adoption in andere Familien
übergegangen. Mit dem zweiten
der genannten Festgeber warTerenz
eng befreundet (s. Haul.8 Einl. 18 f.) ;
daher ist es sicher nicht zufällig,
daß die erste Aufführung der
Adelphoe und die zweite der Hecyra
gerade bei dieser Gelegenheit statt-
fand (s. Mommsen R. G. II8 436
Anm.). Sie fiel in das J. 160 v. Chr.,
und zwar vor die ludi Bomani
(im September), da höchst wahr-
scheinlich an diesen Spielen die
Hecyra zum 3. Male aufgeführt
wurde (s. Rh. Mus. XXI 73).
Z. 6. Zu egere L. Hatilius Praen.
s. Anh.
ADELPHOE
23
Z. 7. tibis, wie A immer hat,
weist mit der (sonst nur vereinzelt
vorkommenden, vgl. Nene I8 47,
189 f.) zusammengezogenen Endung
auf eine nachterenzische , wohl
archaisierende Redaktion hin (vgl.
Rh. Mus. XX 698 Anm. 23 und
Bramhach, Neugest. d. Lat. Orth.
196 ff.). Ter. gebraucht z. B. Ad.
126 consiliis sicher viersilbig. —
Serranis, älter Sarranis (vgl.
Mommsen zu C. I. L. I. 649, Rh.
Mus. XX 678 Anm. 7). Die tibiae
Sarr., von Sarra, dem altlatei-
nischen Namen für Tyrus (vgl.
das Scholion zu luven. Sat. X 88
und Serv. in Verg. Georg. II 506)
benannt, waren, wie es nach Serv.
in Verg. Aen. IX 618 (. . . nam tibiae
aut serranae dicuntur, quae sunt
pares et aequales habent cavernas
q. s.) scheint, eine besondere Art
der t. pares (vgl. Haul.8 Einl. 44 f.).
— tota gehört zum vorhergehen-
den und besagt, daß im ganzen
Stücke nur diese Flötengattung
vorkam (s. Rh. Mus. XX 692 ff.). —
Facta VI: über die Zählung der
Ter. Stücke s. Dz. Rh. Mus. XXI
84 ff., XXXIX 339 ff., Haul.8 Einl.
16 f. Die Ad. waren das sechste
Stück nach ihrer chronologischen
Reihenfolge. S. Anhang.
Z. 8. Über cos. s. Haul.8 z. Did.
Z. 10.
Spuren wiederholter Aufführun-
gen finden sich, insofern die Hand-
schriften außer obigem dominus
gregis noch den Hatilius Praenesti-
nus und zum Teil den Minucius
Prothymus nennen (vgl. Dz. Rh.
Mus. XX 587 ff, XXI 81 f., Stamp.
Einl. 55ff.). S. den Anhang z. Z. 5,6.
G. SVLPICI APOLLESTARIS PERIOCHA.
Duos cum haberet Demea adulescentulos,
Dat Micioni frätri adoptandum Aeschinum,
Sed Ctesiphonem retinet. hunc citharfstriae
Lepöre captum, stib duro ac tristi patre,
Über C. Sulpicius Apollinaris und
seine metr. Argumente s. Haul. 8 Einl.
27 f. und Anm. z. Per., z. Abkürz. Gr.
(statt C.) s. Haul.8 Anh. 191. War
ursprünglich auch eine Nach-
ahmung der Terentianischen Metrik
beabsichtigt, so wirkte doch un-
willkürlich in Bezug auf die Bildung
des Trimeters die verschiedene
Übung der klassischen Latinität
insofern ein, als die Zahl der sedi-
bus paribus rein geformten Tri-
meter ungleich größer ist als bei
den alten Komikern; in unserer Per.
sind es z.B. V. 1. 2. 8. 8. 9.
V. 2. Zur Schreibung von Aeschi-
num und Ctesiphonem s. Haul.8
Einl. 60 A. 6.
V. 3. Ctesiphonem: die griech.
Eigennamen auf qpcör, -tpwvTog wer-
den von den lat. Komikern nach
Analogie der Appellativa auf o,
önis dekliniert. So bei Terenz
Antipho, Clitipho, Ctesipho, Demi-
pJio. Sulpicius ahmte dies nach,
obschon z. B. bei Cicero der
Name des Redners Ctesipho auf
-ontis abgewandelt ist. — Über
hunc statt eum (V. 9 hanc statt
eam) vgl. J. Bach, De usu pro-
nominum demonstr., Studem. Stud.
II 385 f.
V. 4. sub d. a. tr. patre ist attri-
butive Bestimmung zu hunc . . .
captum; im Griechischen stände
etwa 6vta dabe\.
24
ADELPHOE
Frater celabat Aeschinus: famäm rei,
Amöreiu in sese transferebat; denique
Fidfcinani lenoni eripit. uitiäuerat
Eidem Aeschinus einem Atticam pauperculam
Fidemque dederat häne sibi uxorem fore.
.Demea iurgare, grauiter ferre; möx tarnen,
Vt ueritas patefäeta est, ducit Aeschinus
Vitiätam, potitur Ctesipho citharistriam.
10
V. 5. 6. S. Anhang. — fa/mam
rei wie Eun. 652, Hec. 807 est rei,
Plant. Pers. 964 Quid reist; Mil.
Arg. I 11 quando ei, am Ende des
Verses. — amorem im Sinne von
ipsum am. (den Liebeshandel selbst)
soll den vorausgehenden Begriff
steigern. Die Wendung ist un-
geschickt und dunkel, doch für
Sulp, nicht zu ungeschickt. — Zu
beachten ist die Nachahmung des
alten Asyndeton oimewJbre (vgl. auch
Plaut. Amph. Arg. 1 8).
V. 8. Eidem für Idem nach
Cod. A; diese Schreibung ist wohl
als altertümlich mit Absicht ge-
wählt worden ; aus dem akrost. Arg.
der Captivi ergibt sich Cavteiuei
als Titel; vgl. Haul.3 zu Per! V. 12.
S. Anhang
V. 11. ueritas wohl aus Verszwang
statt des zu erwartenden uerum.
V. 12. potitur nach der 3. Konjug.
(s. z. V. 871) ist nicht nur bei den
Komikern, sondern auch in" der
klassischen und späteren Latinität
häufig; s. Neue a. 0. EI3 265 f.,
Engelbrecht, Stud. Ter. Wien 1883,
43 f. Der Akkusativ bei potitur ist
archaisierend; vgl. z. B. V. 871. 876.
S. Anhang.
PERSONAE.
(PROLOGVS)
MICIO SENEX
DEMEA SENEX
SANNIO LENO
AESCHINVS ADVLESCENS
(BACCHIS MERETRIX)
PARMENO SERVOS
SYRVS SERVOS
CTESDPHO ADVLESCENS
SOSTRATA MVLIER
CANTHARA ANVS
GETA SERVOS
HEGIO SENEX
(DROMO PVER)
(STEPHANIO PVER)
[PAMPBOLA VffiGO]
(Cantor).
Das Verzeichnis der Personen
steht nicht in den Handschriften;
dagegen haben die Bilderhand-
schriften PC vor dem Stücke eine
Art Schrank mit 13 Masken (Mic,
Dem., Sann., Aesch., Par., Fidic,
Syr., Ctes., Sostr., Canth. , Get.,
Heg., Prol.? oder Drom.?), F mit 8
(6 älteren, wohl Mic, Dem., San.,
Syr., Get., Heg., 2 jüngeren, Aesch.,
Ctes.); vgl. Umpf. Praef. und Fr. Leo,
Rh . Mus . XXXVHI 3 1 7 ff . Die Namen
ADELPHOE
25
unseres Verzeichnisses ' sind den
Szenenüberschriften des Stückes in
der Reihenfolge entnommen, wie
sie nacheinander zuerst auftreten.
Bacchis (II, 1) ist eine stumme
Person, Pamphila hat zwar V. 486 f.
zu sprechen, jedoch nur hinter der
Bühne. Ob Dromo und Stephanio
(III, 3) zugleich mit Syrus auf-
treten, ist zweifelhaft. S. darüber
die Anm. z. V. 365. — Im Text
der meisten Handschriften sind die
Personen durch je 2 oder 3 An-
fangsbuchstaben ihrer Namen, in
A aber und größtenteils in D durch
griech. Buchstaben unterschieden,
welche natürlich auch in den
Szenenüberschriften den Namen
vorgesetzt sind. S. Anhang. — Die
Personennamen sind durchweg dem
Griechischen entlehnt und so ge-
wählt, daß je die Grundbedeutung
des Wortes eine äußere oder
innere Beziehung zur Rolle hat
(^sprechende Namen") x). Vgl. Don
zu Ad. 26 (I 1, l), Haul.s Eni. 78.
Bei Übernahme der Namen zeigt sich
im älteren Latein das Streben, an
Stelle ungewohnter Flexionsendun-
gen heimische treten zu lassen und
deshalb solche Deklinationsformen,
für welche das Latein keine Ana-
logie bot, durch echt lateinische zu
ersetzen (vgl. Anm. zu Arg. V. 3).
Dies traf, um bei Terenz zu bleiben,
einmal Wörter wie Saatgäzt] (So-
strata), nu(i<piXr}(Pamphila), Jrjiieoc;
(Demea), rhrjs (Geta; vgl. poeta
= itQii\vr\q) ; sodann namentlich
Wörter der sogen, kontrahierten
3. griech. Deklination. Manche von
diesen, z. B. Ai6%lvifi (Aeschinus),
gehen ebenso wie Tlfigat t v$(Piraeus ;
vgl. Cic. ad. Att. VE 3, 10) in die
2. Iat. Dekl. über, die auf -KQcctrje,
welche im Griechischen bereits
Nebenformen nach der 1. Deklin.
haben, werden im Lateinischen zu
Substantiven auf -ta (der Genetiv
Phanocratae steht Haut. 1061). Die
Patronymika auf -idrjg haben eine
eigentümliche, aus der 3. und 2. ge-
mischte Deklination : -es im Nomin.
(Callidemides Hec. 804), -i im Gen.
(Archonidi Haut. 1065; ähnlich
Chremi And. 368), -em im Akkus.
(Archidemidem Eun. 327; Calli-
demidem Hec. 432. 801).
1) Grundlegend sind hierfür Ritschis leider unvollendete Quaestiones
onomatologicae comicae (Opusc. HI 301 ff.); vgl. auch Einl. 2 Anm. 1.
PROLOGVS.
Postquam poeta sensit scripturäm suam
ab iniquis obseruäri, et aduorsarios
rapere in peiorem partem quam acturf suruus,
In diesem nur für die erste Auf-
führung passenden Prologe ver-
teidigt sich Terenz (stets nur als
poeta, beziehungsweise mit hie be-
zeichnet) nach der die V. 1—5 um-
fassenden Einleitung wie in den
meisten anderen Prologen gegen die
Angriffe der Gegner, und zwar in
V. 6 — 14 in Bezug auf den litera-
rischen Diebstahl, in V. 15 — 21 in
Bezug auf das Gerede, er werde
bei seiner Schriftstellerei von hoch-
gestellten Leuten unterstützt. Dies
stellt er keineswegs in Abrede,
rechnet es sich vielmehr zum
größten Lobe an (s. Haul.8 Einl. 15
A. 1). In V. 22—24 (pst.) wird wegen
des Argumentes auf die zunächst
auftretenden beidenAlten verwiesen ;
zum Schluß folgt wie gewöhnlich
eine kurze Bitte um wohlwollende
Aufnahme des Stückes. — Ober
die Bolle des Prologs s. Haul.8 zum
Prol. Den rhetorischen Charakter
der Ter. Prologe hebt hervor Fr. Leo,
Analecta Plautina, De figuris serm. U
Götting. 1898; daß übrigens Ter.
in den Prologen nicht so originell
ist, wie Leo behauptet, zeigt das
erst jüngst gefundene Bruchstück
eines griechischen Prologs (Straß-
burger Papyri graeci Nr. 53 ; zuerst
veröffentlicht von Kaibel in den
Nachr. d. Gott. Ges. d. W. 1899,
546 f., dazu B. Beitzenstein, Herrn.
XXXV 622 ff.), in dem sich bereits
die Polemik mit dem Vorgänger
und die Verweisung bezüglich des
Argumentes auf die auftretenden
Personen findet. Vgl. auch A. Böh-
richt, Quaestiones scaenicae ex
prol. Ter. petitae, Diss. Argent. IX
293 ff. und Ph. Fabia, Les pro-
logues de Terence, Paris 1888.
V. 1. Postquam steht wie Phorm.
prol. 1, Ad. 766 f. nicht rein zeitlich,
sondern mit kausalem Nebensinn.
Sieh Don. z. d. St. Vgl. P. Scherer,
De particula quando, Studem.
Stud. H 88 f. — scriptura, das
Schreiben, Schriftstellern; sodann
a) die Art des Sehr., der
Stil (Phorm. 5 fabulas Tenui esse
oratione et scriptura leui); b) der
Inhalt des Sehr., das Schriftwerk,
das Stück (Hec. 13 Ne cum poeta
scriptura euanesceret). Ebenso ist
es Hec. 24 (Quod si scripturäm
spreuissem) und an o. St. zu fassen.
Technische Bedeutung ("schriftliche
Abmachung') hat das Wort z. B.
Plaut. Truc. 144, 146. — scripturäm
suam ab iniquis obseruäri bezieht
sich auf den im V. 16 — 21 be-
sprochenen Vorwurf (iniquis er-
klärt ein Scholiast [Schlee, Scholia
ler., Lips. 1893, 146] mit aemulis),
aduorsarios rap. in p. p. auf den
angebl. literarischen Diebstahl (S.
Cupaiolo, Boll. d. fil. cl. 1899 N.12,
282; vgl. Nencini a. 0. 117). —
Gleich der 1. Vers des Prologs bietet
ein doppeltes Beispiel für den Ge-
brauch der Alliteration (p. p. s. s. s.).
Dieses rhetorische Kunstmittel,
welches übrigens vom sogen. Stab-
reim wesentlich verschieden ist,
findet in der älteren röm. Kunst-
poesie eine reiche Verwendung,
vermutlich weil das Ohr der Bömer
durch die nationale Dichtung im
saturnischen Versmaß bereits daran
gewöhnt war. Plautus wendet sie
häufiger an als Terenz (nach Jordan,
Prol. 4—8
ADELPHOE
27
indicio de se ipse erit, uos eritis iiidices,
laudin, an uitio dtfci id factum opörteat.
Synapothnescontes Diphili comoediast;
eam C<5mmorientes Plaütus fecit fäbulam.
in Graeca adulescens e"st, qui lenoni eripit
Krit. Beitr. z. Gesch. d. Lat. Spr.
72 kommt bei Plaut, auf 85/«,
bei Ter. auf 20 Verse je eine Al-
literation), vgl. Haul.3 Einl. 67 A.8.
Aucb läßt sieb beobachten, daß
bei Ter. in den Prologen infolge
ihres rhetorischen Charakters' un-
gleich zahlreichere Alliterationen
vorkommen als in den Senaren des
Dialogs; in letzteren ist die An-
wendung derselben eine durchaus
maßvolle.
V. 2. ab iniquis: die Substanti-
vierung von Adjektiven, namentlich
generis masc, auch in solchen Ka-
sus, wo das Geschlecht nicht zu
erkennen ist, findet sich bei den
Komikern nicht selten; vgl. V.
156f. 182. 271. 724. 751 und wieder-
holte Verbindungen von Adjektiven
mit ille u. a. ; s. Draeger, Hist. Synt.
d. lat. Spr. I* 36 f., Haul.8 z. V. 298.
— Zur Sache s. Haul.5, Einl. 14 f.
Daß kein Name genannt wurde,
geschah wohl aus Furcht vor
einer actio iniuriarum; vgl. Fr. Leo,
Herrn. XXIV 6, 7.
V. 8. rapere in peioretn partem
= uitio dare, uituperare (Don.) , vgl.
Eun. 631 f., Pollio in Cic. fam. X 33, 2
pium consilium meum raperent in
contrariam partem obtreetatores mei.
— quam (auf script. bezogen) acturi
sumus = fabulam. fabulam zu er-
gänzen ist unnötig. — S. Anhang.
V. 4. indicio . . . erit, im Gegen-
satz zu u. er. iudices; vgl. Lucr.IV
1011 f. Multi de magnis per somnum
rebu' loquuntur Indicioque sui facti
persaepe fuere. Don.: 'Expressit
simplicitatem uera dicturi, cum
indicaturum de se dixit, non
narraturum'. Rhetorisch wirk-
sam ist die durch Gleichklang
unterstützte Gegenüberstellung: In-
dic. . . . iudic S. Anhang.
V. 6. In den Worten indicio de
se ipse erit: er wird über sich selbst
(d. i. über sein angebliches Ver-
brechen) .zum Anzeiger werden,
liegt eine Hinweisung auf id fac-
tum, die dieser mit Absicht (wegen
laudin an uitio duci) gewählten
uox media (das, was ich getan habe,
was für sie der Grund geworden
ist, mein Stück anzugreifen, und
was ich der unparteiischen Beur-
teilung des Publikums unterbreite)
alles Zweifelhafte nimmt. Ebenso
bezieht sich id im V. 70 auf das
im vorhergehenden erwähnte Tun,
s. d. Anm. und Don. z. d.V.
V. 6. Über Diphilus von Sinope
s. Meineke, Hist. erit. com. gr.
446 ff. Uns sind von den 100 Lust-
spielen, welche ihm im Altertum
zugeschrieben wurden , außer Frag-
menten (Plaut. Vidularia) und der
Terenzischen Übertragung einer
Szene der Hvvaico&vrjoyiovzeg nur
zwei Stücke des Plautus erhalten,
welche sicher Bearbeitungen von
Komödien des Diphilus sind, Casina
(griech. KXvgovuevo: ; s. Cas. Prol.
31 ff.) und Rudens (s. Rud. Prol. 32).
Über den Inhalt der Zvvcrn. und die
Art ihrer Benutzung durch Terenz
s. Einl. 10 ff.
V. 7. eam mit der nach dem IKG
erfolgten Verkürzung der positions-
langen Silbe, ebenso eum (V. 9),
eam (V. 12) ; suo (V. 21 und öfter)
mit naturlanger Silbe. Für das
IKG empfiehlt F. Skutsch (vgl.
Vollmöllers Jahr.-Ber. f. roman.
Phil. I 33 f.) nunmehr folgende kurze
Fassung: „Jede iambische Silben-
folge kann im Wert von zwei
Kürzen eine Hebung oder Senkung
ausmachen." Vgl. Haul.8 Einl. 61.
Gegen die allgemein übliche An-
nahme der Synizese von eam in
diesem und ähnl. Fällen s. F. Skutsch,
Iambenkürzung und Synizese, in
Satura Viadrina, Breslau 1896,
144 und Haul.8 Einl. 56. — eam
fecit „daraus machte".
28
ADELPHOE
Prol. 9—13
meretricein, in prima fäbula; eum Plauttfs locum
reliquit integrum; eum hie locum sumpsit sibi
in Adelphos, uerbum de uerbo expressum extulit.
eam nos acturi sümus nouam: pernoscite,
furttfmne factum existumetis, an locum
10
V. 9. eum hat den Ton auf der
1, Silbe mit Verkürzung der Silbe
um. fubul{a) eum wäre unstatthaft,
da die zweisilbige Senkung nicht
aus zwei verschiedenen Wörtern
gebildet sein kann. Aus demselben
Grunde ist im folgenden Verse
integrum) e(um) hie zu lesen.
Beide Male wird eum („gerade die
Stelle") wirkungsvoll hervorge-
hoben.
V. 10. integrum = intactum , so
daß die Stelle noua blieb. — sum-
psit: Don.: libere tulit, hoc est,
non furatus est; Schob Bemb. : a
nullo translata. — S. Anhang.
V. 11. uerbum de uerbo e. „Wort
für Wort übersetzt übertrug er
sieu (denn expressum bezieht sich
auf locum, vgl. Nencini, Riv. di
fil. XXI 476). extulit wählte Ter.
wohl statt des zu erwartenden
transtulit wegen des Gleichklanges
mit expressum ; vielleicht wollte er
damit auch ausdrücken, daß es
ihm gelungen sei, die Stelle voll-
ständig, ohne Änderung, heraus-
zuheben, wie man einen Baum
samt den Wurzeln herausbebt,
wenn er versetzt werden soll. Über
den metaphor. Gebrauch von ex-
tulit s. Anm. z. V. 625. — uerbum
de uerbo tritt als adverbieller Ak-
kusativ zu expressum (vgl. Cic.
Top. 8, 35 itvfioXoyia id est uerbum
ex uerbo ueriloquium, Schob z. Pers.
Sat. 1, 4 Labeo transtulit Iliad. et
Odys. uerbum ex uerbo ridicule satis.
Verg. Aen. III 18 Aeneadasque meo
nomen de nomine fingo. Anders ist
der Akk. bei expressus zu erklären
Val. Fl. Arg. 1, 491, Tac. Hist. 3,74.
Vgl. Kühner, Lat Gr. § 71, 3a);
vgl. G. Landgraf, Der Akkusativ
der Beziehung, Arch. X 215 ff. —
Durch die besondere Hervorhebung
der wörtlichen Übertragung zeigt
Ter. einerseits, daß die entlehnte
Szene auf das Beste in sein Stück
passe, anderseits schwächt er den
Vorwurf der Gegner, da er das-
selbe gemacht hat, was sie stets
verlangen: strengsten Anschluß an
das Original.
V. 12. sumus nach dem IKG ge-
kürzt, wobei das wenig hörbare
auslautende s mitwirkte, s. z.V. 839.
— nouam kann Ter. nach dem Ge-
sagten ruhig behaupten; auch sonst
hebt er es geflissentlich hervor:
vgl. Haut. Prol. 7, Phorm. Prol. 24,
Hec. Prol. I, 5. Schob Bemb. : in
s[caena nondum ujisam — perno-
scite . . . existumetis: über den pleo-
nastischen Ausdruck s. Haul.8 z.
V. 380.
V. 13 f. Über die häufige Weg-
lassung der Kopula esse im älteren
Latein s. Haul.3 zu V. 46, vgl.
auch L. Müller, Lucil. sat. S. 237.
Regelmäßig fehlt esse beim Part.
Put. Akt. (s. V. 236. 332. 333. 473.
693. 705. 750. 812), in formelhaften
Wendungen zumeist mit uelle, nolle
(s.V. 165. 372. 695. 775. 919), stets
bei oportet u. pati (s. zu V. 214
u. Phorm. 432); aber auch sonst
beim Part. Perf. Pass. und beim
Gerundiv (s. V. 193. 225. 250. 337.
359). — Daß in Wirklichkeit die
Plünderung eines plautinischen
Stückes nicht eingetreten war,
konnte den Gegnern, literarischen
Fachgenossen des Terenz, nicht
entgehen, sobald sie überhaupt von
dem Stücke vollständige Kenntnis
erlangten. Wir müssen daher an-
nehmen, daß sie entweder die
Adelphoe vor ihrer ersten Auf-
führung nicht genau kennen lernten,
sondern nur im allgemeinen von
der Benutzung eines zweiten griech.
Lustspiels, der Svvonod'v^aHovtsg
des Diphilus, erfuhren und deshalb,
weil sie dieses als Original der
Plautinischen Commorientes kann-
ten, die Verwertung eines schon
früher übertragenen Stoffes von
seiten des Terenz vermuteten (s.
C. M. Francken, Mnemos. N. S.
Prol. 14—19
ADELPHOE
29
reprehensum qui praeteritus neclegentiast.
nam quöd isti dicunt mäleuoli, homines nobilis
eum ädiutare adsidueque una scribere:
quod isti maledictum uehemens esse existumant,
eam laüdem hie ducit mäxnmam, quom illis placet,
qui uöbis unmörsis et populö placent,
15
IV 150), oder daß sie, was noch
wahrscheinlicher ist, trotz genauer
Kenntnis des Sachverhaltes in bös-
williger Weise den auf die große
Menge wirksamen Vorwurf erhoben
und verbreiteten. Daß es an Mög-
lichkeiten nicht fehlte, das Stück,
auch abgesehen von den Proben,
kennen zu lernen, ergibt sich aus
Eun. Prol. 19 f.
V. 14. Beprehendere steht hier
in übertragener Bedeutung : auf eine
Stelle zurückgreifen, wieder auf-
nehmen. — neclegentiast über die
Schreibung mit c s. Haul.8, Einl.,
S. 60 ; necl. steht hier in demselben
iron. Sinne — Ter. bedient sich ab-
sichtlich des Ausdrucks seiner
Gegner — wie Andr. Prol. 20.
V. 15. Über nam als Beteuerungs-
partikel (Don.: 'nam ineipiendi uim
habet modo') vgl. Dombart, Bl. f.
d. bayr. Gymn. XVI 40, Haul.8 z.
V. 113. Ebenso geht Ter. Haut.
Prol. 16 mit nam quod (Wahrlich,
was aber das betrifft, daß . . .) zu
etwas Neuem über (eine Ergänzung
vorher, wie sie Spengel [z. d.V.l und
Dräger, Hist. Synt. IL8 157 f. an-
nehmen, istm. E. überflüssig). — quöd
isti: s. zu Vers 7 ; mit isti (vgl. Andr.
prol. 15 u. 21) bezeichnet er die
Gegner, die sich im Publikum be-
finden; vielleicht deutete der Spre-
cher mit der Hand auf sie, vgl. Bach,
Studem. Stud. II 259. Bei homines
nobilis haben wir wegen V. 19 — 21
nicht nur (mit Don.) an jugendliche
Männer wie Scipio und Lälius, son-
dern auch (nach dem Grammatiker
Santra) an Männer zu denken, wie
es die Würdenträger und Dichter
Q. Fabius Labeo und M. Popillius
waren und der gelehrte C. Sulpicius
Gallus (Consul im J. 166 v. Chr.);
vgl. Sueton Vit. Ter. 31 f. R. sowie
Mommsen R. G. n8 436 Anm., Haul.?
Einl. 15 Anm. 1 und 2. Ob der
Vorwurf berechtigt war oder nicht
(vgl. Haut. prol. 22 ff., Roehricht a. 0.
331 f.), jedenfalls hielt man die
Sprache des Ter. für solcher Männer
würdig, vgl. Engelbrecht Stud.
Terent., Wien 1883, 7. Eine ent-
schiedene Abwehr konnte von Terenz
in keinem Falle erfolgen, da hier-
durch nur seine Gönner hätten be-
leidigt werden können, während
der Hinweis darauf, daß er zu--
frieden damit sei, wenn seine Stücke
diesen Männern gefielen, diesen auf
jeden Fall schmeicheln mußte.
V. 16. eum: auf den Dichter,
der sonst in den Prologen mit
poeta oder hie bezeichnet wird, wird
hier mit eum hingewiesen, da mit
homines . . . scribere absichtlich die
Rede der Gegner wiedergegeben
wird, die nur eum sagen konnten.
S. Anhang.
V. 17. quod isti s. z.V. 7. S.An-
hang.
V. 18. ducere mit dem doppelten
Akkusativ wie z. B. Plaut. Capt. 161
Laudo, malum quom amici tuom
ducis malum. Anders oben V. 5. —
maxumam trotz der handschr. Über-
lieferung maximam. Das Schwanken
der Superlative zwischen umus und
imus findet nach A. Brock, Quaest.
gramm. capita duo, Dorpat 1897,
cap. I seine Erklärung in dem Um-
stände, daß der dumpfe Vokal der
vorausgehenden Silbe z. B. in optu-
mus, proxumus das folgende u
länger schützte als z.B. in minimus,
wo sich der i-Laut schon früh-
zeitig festsetzte.
V. 19. uniuorsis: zur Schreibung
(vgl. aduorsarios V. 2) s. Haul.8
Einl. 68 A. 3. — et populo: 'qui
etiam praeter theafrum (sunt)' erklärt
DyOnat; et fügt also zum besonderen
Begriff den allgemeinen. — Rheto-
risch wirksam ist der fast gleiche
Schluß von V. 18 und 19.
30
ADELPHOE
Prol. 20—25
20
26
quorum öpera in bello, in otio, in negötio
suo quisque tempore üsust sine superbia.
dehinc ne exspectetis ärgumentnm fabulae:
senes qni primi uenient, ei partem aperient,
in agendo partem ostendent. facite aequänimitas
poetae ad scribendum aiigeat indiistriam.
20
25
Y.20. Dem Begriffe bellum stehen
otium und negotium gegenüber,
beide setzen friedliche Zustände
voraus, und zwar negotium in Be-
zug auf die öffentliche (z. B. rich-
terliche oder verwaltende), otium
auf die private Tätigkeit und
Hilfeleistung der gedachten Männer.
Etwas anders, doch in gleicher
Gegenüberstellung, ist die Bedeu-
tung Hec. 26 in otio esset (poeta)
potius quam in negotio.
V. 21. suo tempore: „wann er es
gerade nötig hatte". Liv. XLII,
43,3: suo maxime tempore atque
alieno hostibus. — sine superbia
kann wohl nnr auf quisque be-
zogen werden: ohne (natürl. übel-
angebrachten) Stolz = ohne sich
zu zieren, indem er sich über
seinen Stolz hinwegsetzte. Was
alle taten, muß wohl auch dem
Dichter erlaubt sein. Vgl. Cu-
paiolo, Boll. di fil. cl. VI 66.
Schlecht erklärt vom Schob s.
Schlee 149.
V. 22. dehinc mit Verkürzung des
hinc oder Elision, vgl. Haul.8Einl.
56 A. 4. — Die Erzählung des Argu-
ments war sonst (nicht bei Terenz)
Hauptaufgabe der Prologe; vgl.
Andr. 5 f. Nam inprologis scribundis
operam abutitur, non qui argumen-
tum narret q. s. und Dz.s Abhand-
lung üb. d. Plaut. Prol. (Luzern
1867) 13 ff.; Leo, Plaut. Forsch.
Berlin 1895, 174 f. und dieVorbem.
z. Prol.
V. 22 f. enthält eine Beminiscenz
aus Plaut. Trin. Prol. V. 16 f. Sed
de argumento ne exspectetis fabulae:
Senes qui huc uenient, i rem uöbis
aperient.
V. 23 f. aperient (= narrabunt)
partem (was unmittelbar vorher ge-
schehen ist), in agendo partem
ostendent bezieht sich auf den
Gegensatz der beiden Alten in
ihrem Auftreten, aus dem eben-
falls sofort ein wesentliches Moment
des Stückes, die Verschiedenheit
des Charakters der beiden Brüder,
zu ersehen ist.
V. 24. aequanimitas kommt bei
Ter. zuerst vor, s. Haul.s Einl. 66.
Da facite unmittelbar vorausgeht,
ist das von Donat vermißte uestra
vollkommen überflüssig. Vgl. Spengel
z. d. St. S. Anhang.
V. 25. augeat hat die ursprüng-
liche Länge des a (vgl. augeamus
etc.) trotz des folgenden t bewahrt;
ebenso kommt in der alt. Lat. at-
(3. P. Sing. Ind., 3. P. Sing. Impf.),
et (Praes. Ind., Konj., Fut. Ind. Impf.,
Konj.,Plusqupf.Konj.) und it (Praes.
Ind. 4. Konj., Praes. Konj. Perf. Ind.,
Perf. Konj.) bisweilen noch lang
vor. S.Haul.sEinl.48. Über ät des
Konjunktivs bei Plautus handeln
Eitachl Prol in Trin. CLXXX ff.
und C.F.W. Müller, Plaut, Pros.
60f., Neue, HF 316., Lindsay, Capt.
Einl. 13. — Über den Zusammen-
hang s. Anhang.
II, 1—3
ADELPHOE
31
Ii
Micio
Senex
Storax! — Non rediit häc nocte a cena Aeschinus,
neque seruolorum qmsquam qui aduorsum lerant. —
profecto hoc uere dicunt: si absis lispiam,
I, 1. Über die nicht ursprüng-
liche Einteilung in 5 Akte vgl.
Haul.sEinl. 45 ff.
V. 26. Micio ruft, in der Tür
eich umwendend, nach dem Sklaven
Storax, einem der aduersitores
(V.27) seines Pflegesohnes Äschinus.
Da er keine Antwort erhält, tritt
er aus dem Hause, wohl in der
Absicht, falls Äschinue noch lange
ausbliebe, selbst nach dem Markte
zu gehen und nachzuschauen, und
beginnt mit Non rediit sein Selbstge-
spräch. S.Anhang. — Storax, griech.
IkvQcci-, der Name eines Baumes,
welcher ein wohlriechendes Harz
liefert, sowie der dieses Harzes.
Diese Bedeutung, nicht die andere
'Lanzenschaff, welche das griech.
Woi"t auch haben kann, liegt dem
Sklavennamen zu Grunde. Jugend-
liche Sklaven {seruoli V. 27) von
angenehmem Äußern und wohlge-
pflegt mit duftenden Salben ('puer
ab odore Storaaf, Don.) besorgten
die persönliche Bedienung der rei-
chen jungen Athener. Bire Aufgabe
(aduersitores dicuntur', Don.) war
es auch, dem Herrn zur Nacht-
zeit, wenn nötig, mit Fackeln
entgegenzugehen, um ihn aus der
Gesellschaft, in welcher er sich
befand, abzuholen (vgl. Andr. 83 ff.,
Thes. 1848, 33 ff.).
V. 27. lerant, einhellig über-
liefert (gegen die Überlief, wird
Hec. 332 iuisse, Catull. 66, 12,
Anth. Lat. 263, 96 R luerat ge-
lesen; 'producte l pronuntiando,
quod nos addita u iuerant dicimus*
Bon.), mit unregelmäßiger Länge
des l; ebenso Phorm. 573 audieras
(ALDG), Hec. 813 audier at (to),
überall am Versschlusse , für den
sie sich besonders eignen. Doch
verdanken sie die Länge des l nicht
diesem Umstände , wie hoch Engel-
brecht, Wien. Stud. VI 229 meint.
Nach Lindsay-Nohl 152 ist die Bei-
behaltung des langen l (Serv. z.
Verg. Aen. I 461 weist audiit, leriiü
der gewöhnlichen, audiit, leniit der
Dichtersprache zu) dem Vorhanden-
sein der Formen mit u (audiuit etc.)
zuzuschreiben. An einen Kompro-
miß zwischen -? er- und - iuer- denkt
Sommer, Handb. d. lat. Laut- u.
Formenlehre 612; die Formen auf
-Ter- sind aber nicht aus -fater-
entstanden, sondern sind (s. Osthoff,
Perf. 225, Solmsen, Stud. z. lat. Laut-
gesch. 179 f.) von den primären
Verben mit stammschließendem i
übernommen und stellen die ur-
sprüngl. Bildungsweise ohne u
dar (durch Don. bezeugt).
V. 28 ff. Während V.26f. Micio
nicht ganz ohne Verstimmung ge-
sprochen hat, drängt sich von
V. 28 an etwas Besorgnis hervor,
es könnte seinem Neffen etwas zu-
gestoßen sein. Seiner jovialen
Natur entsprechend sucht er sich
selbst zunächst durch ein launiges
Sprichwort über seine Besorgnis
hinwegzutäuschen. Während die
Eltern gleich an ein Unglück den-
ken, glaubt die eifersüchtige Frau,
der Mann lasse es sich auswärts
gut gehen. — uere u. dicunt sind zu
einemBegriffe zusammengewachsen ;
in diesem Falle kann entweder
das Adverb oder das substantivierte
Adjektiv stehen: Haut. 795 uerum
illud . . . Dicunt, vgl P. Barth,
Fleck. Jahrb. CXXIX 182. — Der
Gedanke Aut ibi si cesses
(cessare = morari) bildet die Stei-
32
ADELPHOE
II, 4—12
aut ibi si cesses, euenire ea sätius est
quae in te üxor dicit, et quae in animo cogitat
irata, quam illa quae parentes propitii.
uxör, si cesses, aüt te amare cogitat,
aut tete amari, aut pötare, atque animo obsequi,
et tibi bene esse söli, quom sibi sit male.
ego, quia non rediit fflius, quae cögito, et
quibus nunc sollicitor rebus! ne aut ille alserit,
aut tfspiam ceciderit, aut praefregerit
30
35
gerung zu si absis uspiam, in-
sofern abesse nur die Abwesenheit
überhaupt ausdrückt, cessare aber
beabsichtigt ist, ebenso cogitat
stärker als dicit in V. 30; denn
was sich die Gattin denkt, ist
jedenfalls noch ärger als das, was
sie sagt. — Satius est = melius est
S. Anhang.
V. 31. propitii huldvoll, gütig,
nachsichtig, vom Verhältnis eines
Übergeordneten demjenigen gegen-
über, welcher in irgend einem,
wenn auch zeitweiligen Abhängig-
keitsverhältnis steht; daher vor
allem von den Göttern, aber
auch von den Eltern, der Ge-
liebten, der gebieterischen Ehefrau
u. a. ; z. B. Plaut. Merc. 953 ff.
Pacem componi uolo Meo patri cum
matre; . . . Tarn propitiam reddam,
quam quom propitiast Juno loui.
V. 32 ff. Die dem ehelichen Leben
ungünstige Stimmung des hage-
stolzen Micio spricht sich bereits
hier aus.
V. 33. Den zwei auf die Liebe
bezüglichen Ausdrücken (te amare,
Don. 'amoriproprio cedere' ein selbst
gesuchtes weibl. Wesen lieben,
und tete amari, Don. 'älieno amori
obsequi nulla re impellente', Schol.
D. schreibt darüber ab aliis, den
Verlockungen eines Wesens, das
an dir Gefallen gefunden hat,
erliegen) und den beiden auf das
sonstige behagliche Leben (potare
atque animo obsequi) bez. Ausdrücken
folgt die der Gemütsstimmung der
Frau entsprechende, daher un-
bedingt nötige Gegenüberstellung:
'Dir geht es gut — ihr geht es
schlecht'. S. Anhang.
V.34. soli 'nur dir5 (ohne sie);
dieser Bezug wird durch Engel-
brechts Beobachtung (a. 0. 37)
unterstützt, wonach Ter. die Formen
auf ius, i nicht anwendet, falls
sich solus, alter u. dgl. auf ein
Femininum beziehen. S. Anhang.
V. 35. Ein Proceleusmaticus —
mit dem erforderlichen Wortende
vor der Iktussilbe — ist sehr häu-
fig im 1. Fuße des Senars (s.V.118,
454, 459 etc.), im 1. F. des iamb.
Oktonars (V. 335, 349 etc.), im 1. F.
des iamb. Septenars (V.710), im 5. F.
des iamb. Okt. (V. 180, 192, 264,
268), aber auch im 2. F. des Senars
(V 72^) des iamb. Okt. (V. 522, 958),
im 3'. F. des i. Okt. (V. 196, 214,
603), des Sen. (V. 390?) im 4. F.
des i. Okt. (V. 264), im 5. F. des
Sen. (V. 29). Vgl. auch Haul. 8 Einl. 38
und A.W. Ahlberg, De pioceleus-
maticis iamborum troch. antiquae
scaenicae poesis Sind., Lund, 1899. —
Mit V. 35 ff. vgl. bei Plautus Mil.
718—722 die Schilderung der mit
dem Besitz von Kindern verbun-
denen Gemütsaufregungen. Über
andere Plautusreminiscenzeu bei
Ter. (vgl.V 22 f.) b. Haul. s z.V. 976. -
quae cogito, et quibus: 'Hoc sie pro-
nuntiandum est, ut horrere uideatur
ipse cogitationem suam', Don. —
S. Anhang.
V. 36. ne . . ■ alserit etc. unab-
hängiger Ausruf der Besorgnis:
daß er sich nur nicht erkältet hat
oder . . .
V. 37. uspiam bei cec. entspricht
dem aliquid bei praefr.; es bezeugt
ebenso wie Plaut. Mil. 72 cecidissetne
ebrius aut de equo uspiam die Be-
sorgnis des Vaters, welcher alle
Orte, an denen der Sohn weilen
könnte, im Gedanken zusammen-
faßt und sich fragt, ob er dort
II, 18—18
ADELPHOE
33
35
aliquid, uah, quemquamne üöminem in animo instituere aut
paräre, quod sit cärius quam ipse est sibi!
atque ex me hie natus nön est, sed ex fratre. is adeo 40
dissimili studiost iam inde ab adulescentia:
ego häne dementem uitam urbanam atque <5tium
sectitus sum et, quod fdrtunatum isti putant,
auch kein Unglück erlitten habe. —
Über die Betonung von ceciderit s.
Seyffert, Burs. Jahresb.80, 271 und
Haul.8Einl.54.
V. 38. uah (vgl. Probus, Inst, art.,
Gr.L.IV 146, 30 K), eine bei Terenz
sehr beliebte Interjektion, welche
die verschiedensten Stimmungen
begleitet, z. B. Staunen (Haut. 253,
geheuchelt Andr. 589, Ad. 187, SchoJ.
irridendo) , freudige Bewunderung
(Eun. 730, Ad. 405, 445, 439, Schol.
exultantis), kannibalische Freude
(Ad. 315), Zorn oder leichten Ärger
(Andr. 688, Ad. hier, 578), ärger-
liche Ungeduld (Ad. 532), Gering-
schätzung (Haut. 857 [seit Bentley
ah], Haut. 978 [Bentley läßt es aus],
Ad. 614) vgl. P. Richter, Studein.
Stud. I 635 ff. — quemquamne hom.
in a. inst. Die Überraschung,
manchmal, wie hier, der Un-
wille, läßt den Sprechenden in
der Frage an sich selbst lediglich
die Hauptbegriffe nennen (daher
der Akk. des Ausrufs und der
Infinitiv) , ohne ihn zu einer Formu-
lierung seines Urteils oder Be-
stimmung seines Ausdruckes nach
Zeit und Modus gelangen zu lassen.
Vgl. unsern Ausruf: 'mir so etwas
bieten?' engl, 'him to do such a
thingV Die Annahme einer El-
lipse (vgl. Delbrück, Syntax H 456
im Grundriß der vergl. Gramm, der
indog. Spr.) ist unnötig. Vgl.
F. W. Thomas , Some remarks on
the acc. with inf. in Class. Rev.1897,
873 ff. — in animo inst. Der von den
besten Codd. überlieferte Ablativ
ist wie bei den Verbis locare etc.
gebraucht; vgl. V. 316. Der Sinn
der Stelle ist: daß doch irgend ein
Mensch so töricht sein kann, etwas
in das Herz zu fassen (wie ein
Vater seinen Sohn) oder sich an-
zuschaffen (wie Micio, der erst
seinen Äschin. adoptiert hat), was
Torentias, Adelphoe."
ihm teurer ist als er sich selbst. Be-
achte die Zweigliedrigkeit in V. 29,
30, 32 ff., 35 und hier, vgl. Vahlen,
Über die Versschi, in der Kom. d.
Ter., Abh. d. preuß. Ak. d. Wiss.,
1900, 35. S.Anhang.
V. 40. atque (Schol. [Schlee 150] :
certe) 'und dazu', steigernd zu etwas
Besonderem überführend, berührt
sich hier in der Bedeutung mit
atqui; vgl. V. 362 und Fr. Leo, Be-
merkungen über plant. Wortstellung
und Wortgruppen , Nachr. v. d. kgl.
Ges. d. Wiss. z. Göttingen, phil.-
hist. Klasse, 1895, 421 ff. — adeo
hat hier keine komparative,
sondern bloß elative Bedeutung,
so daß ad. dissimili einem Super-
lativ gleichkommt; ebenso Eun. 204
adulescentem adeo nobilem, worauf
Don. in d. A. z. unserem Vers hin-
weist, ebenso Hör. Sat. I 7 adeo
sermonis amari, und Liv. XXI 20, 8
Adeo ferocia atque indomita ingenia,
Verg. Ecl. 2, 25 Nee sum adeo infor-
mis etc. — Üb. d. Versschluß ?s adeo
s. Klotz, Grundz. altröm. Metrik,
Leipz. 1890; 243 u. 280. S. Anh.
V. 43 f. et, quod fortunatum etc.
Don. : Dicit autem Momanis id uideri,
quos speetatores habet. Menander:
& [lanccQiöv (i£, yvvutiia ov
Xaußüva. Aus dieser Bemerkung
sowie aus der Wahl des Pron. isti,
das eich nur auf die Zuschauer
beziehen kann (vgl.Bach a.0.259f),
geht klar hervor, daß Terenz hier
über Men. insofern hinausgegangen
ist, als er den Hinweis auf die
Zuschauer hinzunahm, der gewiß
einen Teil derselben, die vielleicht
über ein 'Hauskreuz' seufeen zu
müssen glaubten, zu heiterem
Widerspruche herausforderte: 'Was
•die da (Schol. Bemb. isti, qui uxorem
hdbent) für ein besonderes Glück
halten, — eine Frau — habe ich
niemals gehabt. Vgl. über diese
34
ADELPHOE
1 1, 19—26
20
25
uxorem, numquam habui. üle contra haec dmnia
ruri ägere uitam, semper parce ac chiriter
se habere; uxorem düxit, nati filii
duo; inde ego hunc maiorem adoptaui mihi,
edüxi a paruolo, habui, amaui pro meo;
in eo me oblecto, sölum id est canlm mihi,
ille üt item contra me häbeat, facio sedulo:
do, praetermitto, nön necesse habeo dmnia
45
50
durch die Interpunktion des Iouiales
— erst nach uxorem (von Don. bez.)
— unterstützte Erklärung meinen
Aufsatz 'Zu Ter.' Wien. Stud. XXH
1^2 f., XXm 94; üher die Her-
stellungsversuche des Menander-
fragm. (Mein. I, Kock IH. p. 3) s.
Dz. Rh. Mus. XXXI 373 f., der unter
isti die Verteidiger der andern An-
sicht versteht, Nencini a. 0. 135.
S. Anhang.
V. 44. ille c. h. 0. •. contra ist zwar
bei Terenz in der Eegel Adverb,
(vgl. V. 60), hier aber dürfte es
ebenso wie Phorm. 521 Präposition
sein, da in beiden Fällen die prä-
positionale Auffassung durch den
Sinn begünstigt wird, indem sich
haec omnia ungezwungen an beiden
Stellen auf das im vorhergehenden
Aufgezählte bezieht. Über den
Gebrauch von contra als Präp. im
älteren Latein s. Haul.8 z. d. St. und
F. Pradel, De praepositionum in
pri$ca Latinilate ui atque usu,
Jahrb. f. elass. Philo!. Sunpl. B.
XXVI 501 ff. S.Anhang.
V. 45 f. Die sogen, biator. Infinitive
geben einer Schilderung den Ein-
druck der Natürlichkeit und werden
hier verwendet, um sich wieder-
holende oder fortsetzende Hand-
lungen zu bezeichnen, daher der
Übergang zum Verb, finitum bei
dem einmaligen uxorem duxit (vgl.
Wölfflin, Arch. X 177 ff.). Die
Kürze und lose Aneinanderreihung
der Satzglieder, welche sich bei
Terenz besonders häufig findet, soll
der Rede Lebhaftigkeit verleihen.
Über die Interpunktion bei semper
B.Wien. Stud. XXII 103, vgl. Andr.
74 f. — durum". Über die mit -ter .
von 0- Stämmen gebildeten Adver-
bien s. F. Skutseh, De nominibus . . .
euffuri -no ope formaüs, Breslau,
1890, 4 A.l; mit iter (Weg) bringt
sie in Zusammenhang Autenrieth
(s. Arch.V 276) und nach ihm Ost-
hoff, Arch. IV 466.
V. 46. se habere: Reflexive Verb a
kommen nur sehr selten im sogen.
Inf. hist. vor, so Ovid Met.VH 640,
Lucan. ES 943. S. Wölfflin a. O.
182. — nati f. d. : die Kopula fehlt
teils in formelhaften Wendungen
(s. zu V. 329, 661) , teils in leb-
hafter Rede, besonders bei einer
Häufung kurzer Sätze, um Wieder-
holungen zu vermeiden. So fehlt
est V.96, 121, 264, 275, 395, 544,
662; sunt oben u.V. 229, 792, 867;
es V. 528 ; est oder erit V. 204 ; über
esse s. zu V. 13. Vgl. auch Haul.8
zu V. 46.
V. 47. inde in der Umgangs-
sprache — ex eis, vgl. Bach a. O.
378. — htmc wie V. 40 hie, weil
Äschinus , obwohl zur Zeit ab-
wesend, im Hause Micios lebt,
V. 36, 50 aber ille, insofern an seine
Abwesenheit gedacht wird.
V. 48. eduxi: educere im älteren
Latein häufiger als educare (bei Ter.
V. 495, Phorm. 943) im Sinne von
'auferziehen5; s.V. 875, Plaut. Cure.
518, Epid. 561, Cic. de orat. H 28,
124, Liv. I 39, 6. — pro meo ge-
hört auch zu habui (anb v.oivov).
V. 49. eo ist gleich sölum id Neu-
trum, die vorhergenannten Tätig-
keiten zusammenfassend (vgl. Don.).
V. 50. contra hier Adverbium
(s. zu V. 44): daß jener ebenso da-
gegen mich halte (behandle) etc.;
me habeal vie V. 48 {hunc) habui
pro meo.
V. 51. de, praetermitto ohne Ob-
jekt, da es sich lediglich um Her-
vorhebung der Verbalbegriffe han-
delt: 'ich gebe, vergebe'. 'Do
uumptum, praetermitto delicto.', Don.
II, 27—38
ADELPHOE
35
30
36
pro meo iure agere; pöstremo, alii clanculum
patres quae facimit, quae fert adulescentia,
ea ne me celet cdnsuefeci filium.
nam qui mentiri aut fällere institerit patreni, aut
audebit, tanto mägis audebit ceteros.
puddre et liberälitate liberos
retinere satius esse credo quam metu.
haec frätri mecum nön conueniunt neque placent.
uenit ad me saepe cläm[it]ans 'quid agis Micio?
quor perdis adulescentem nobis? quör amat?
quor pötat? quor tu his rebus sumptum süggeris,
uestitu nimio indülges? nimium ineptus es'.
55
60
V. 52. pro meo iure: Schol: se-
cundum meam potestatem = mit
Strenge. Micio hat zwar als
Adoptivvater das Recht, mit Strenge
dem jugendlichen Leichtsinn des
Äschinus entgegenzutreten, bringt
es aber, seinen Grundsätzen ent-
sprechend, diesem gegenüber nicht
zur Anwendung. — meo scharf be-
tont, denn die patria potestas ist
auf Micio übergegangen.
V. 53. patres ist Akkusativ, ab-
hängig von clanculum; dieses, sonst
Adverbium, wird nach Analogie
von dam konstruiert, welches bei
Plautus und Terenz Adverbium und
Präposition (mit dem Akkusativ)
ist; s. Pradel, a. 0. 501. — quae fert
ad. nähere wohlwollende Bezeich-
nung dessen quae alii cl. p. fac.
Der zweite Relativsatz ist also dem
ersten untergeordnet. Vgl. Phorm.
1050.
V. 54. ea bezieht sich auf alii . . .
quae faciurit. Der das Beziehungs-
wort enthaltende Satz ea ne me
celet ist selbst ein untergeord-
neter, steht aber dem Relativsatz
nach; vgl. Y. 217 ff., 296, 823, 858,
Haul.8 zu V.153f.
V. 65. institerit . . . aut audebit: sich
anschicken wird oder die Frechheit
haben wird, es wirklich zu tun.
In dieser Bedeutung findet sich
insistere mit dem Infinitiv Hec.381
hone fiebere oraiionem mecum prin-
cipio institit, Phorm. 191 aut qua
quaerere insistam uia? S. Anhang.
V. 67. liberalitaa kann die den
für spätere Selbstbestimmung er-
zogenen Kindern freier Eltern zu-
kommende Gesinnung, etwa 'Ehr-
gefühl', bedeuten (Schol. Bemb.:
bonis artibus, Herrn. DI 383) ; wenig-
stens steht in diesem Sinne liberalis
z.B. V. 464, 684; Phorm. 282; Hec.
164 f. (synonym mit pudens, mode-
stus). Da dies jedoch die einzige
Stelle für liberälitas in diesem
Sinne wäre, ist es vielleicht besser
mit Don. pudore auf die Kinder,
lib. auf die Eltern (Schol. : benigni-
tate et largitate) zu beziehen. Dem
steht metu nicht entgegen, wie
Stamp. behauptet, da sich dieses
Wort auf beide bezieht: die
Furcht der Kinder vor den Eltern.
— liberal, liberos: etymologisch
nahestehende Wörter werden von
den latein. Komikern gern deB
Gleichklanges wegen nebeneinander
gestellt (Annominatio) ; vgl. z. B.
V. 11, 20, 62, 134 f., 218, 259, 283,
284, 299, 322, 384, 686, 890. S.
Haul.8 z.V. 334 u. Einl. 67 A. 3;
über das Fehlen der Hauptcäsur
(V. 373, 463) s. Klotz a. 0. 208 f.
— Auf 57 f. bezog Mein. (ed. mai.
Frg. II , incerta coniectural) . . . ov
Xvkovvxoi. äe£ | TicubdaQtQv og&ovv,
äXXa %al ncsi&ovtd vi. Kock (III
207, Fr. 730) weist es den ocärjla
oq. zu; vgl. Neneini a. 0. 136,
Klasen a. 0. 13.
V. 60. Über clam[it]aw s. Anh.
V. 61 f. quor: s. Haul.3 Einl. 59.
V. 62. S.Anhang.
V. 63. uestitu Dativ; s. Neue I*
54 ff. ; Bücbeler-Windekilde Lat.
Dekl. 110; Engelbrecht a. 0. 21 f.
36
ADELPHOE
1 1, 39—48
«
nimium fpse est durus praeter aequoinque et bonum
et errat lange mea qujdem sententia,
qui imperium credat gräuius esse aut stäbilius,
ui quöd fit, quam illud quöd amicitia adiüngitur.
mea sie est ratio et sie an im am indueö meum:
malö coactus qui suom officium facit,
dum id rescitum iri credit, tantisper pauet;
ßi sperat fore clam, nirsum ad ingeniüm redit.
ille quem beneficio adiüngas, ex animö facit,
studet pär referre, praesens absensque idem erit.
65
70
Haut. 357 neclectust (neclectu als
Dativ); dagegen Haut. 639 anui
Uli, s. Haul. Wien. Stud. XH 243.
V. 64. durus wird bei Terenz nur
metaphorisch gebraucht, s. Langen,
Fleck. Jahrb. CXXV 689. — praeter
aeq. et hon.: gerecht mag es sein
(V. 52), aber es ist weder billig
noch nützlich; vgl. V. 987; Haut.
642 qui neque ius neque bonum
atque aequom sciunt, 788; Phorm.
637. — Die Verbindung mit que
— et gehört der Umgangssprache
an; vgl. Haul.8 zu V. 1051, Plaut.
Mil. 1348 Metuoque et timeo u. BrLx8
z. d. St.
V. 65. mea s. zu V. 7.
V. 66. qui credat: kausaler Re-
lativsatz; Subjekt zu errat und
credat ist Demea. — imperium hier
soviel wie potestas. 'gravius' ad
vim, 'stäbilius, ad tempus refertur.'
Donat.
V. 67. fit . . . adiüngitur. Beachte
den Wechsel des Zeitwortes.
V. 68. animum indueo meum =
persuasum habeo, s. zuV. 597.
V. 69. mdlo ~ supplicio. — Trotz-
dem bei cogere die Metapher schon
früh ausgebildet wurde, erkennt
man auch an diesem Worte deut-
lich die von Plaut, bis zu Ter. fort-
geschrittene Entwicklung. Wäh-
rend bei Plaut, das Verhältnis der
eig. Bedeutung zur metaph. 7 : 12 (14)
ist, stehen bei Terenz den zwei
Beispielen für die • eig. Bed. (Haut.
143 f., 669) nicht weniger als 23
Beisp. f. d. metaph. Gebrauch gegen-
über (in den Ad. noch 193, 490,
652, 851), s. Langen a. 0. 684.
V. 70. id: 'quod facit scilicet\
Donat. — tantisper (= tamdiu) dient
zur Verstärkung des dum (der Zeit-
dauer); s. Wölfflin, Zur Differen-
zierung der lat. Partikeln, Arch. X
372. — S. Anhang.
V. 71. rursum ad ingeniüm redit:
folgt er wieder seinem natürlichen
Triebe, zeigt seine wahre Natur,
ebenso Hec. 113; über redire in
solchen Verbindungen s. Haul.8 zu
V. 802. S. Anhang.
V. 72. ille zweimorig; vgl. Haul.8
Einl. 49 Anm. 1. F. Skutsch er-
klärt Forschungen I 97 ff. wegen
Fehlens der Form ille vor Vokal
die Zweimorigkeit der Formen durch
Synkope der letzen Silbe (an unserer
Stelle wie auch V. 213, 395, 476
hält er S. 121 f. die Einsetzung der
Form il Btatt ille für nötig ; V. 265
für wahrscheinlich; für UV erklärt
sich auch Lindsay in seiner Aus-
gabe der Capt. des Plaut., 26, 41).
Vgl. außerdem die Bemerkung
Donats zu V. 116. — beneficio mit
steigendem Proceleusmaticus (in
den ersten 4 Silben) ist unbedenk-
lich; an eine Nebenform benficio
zu denken, ist vollkommen un-
nötig. Vgl. Haul.8 Einl. 38 f., 39
AI. — adiüngas 'verpflichtest, ver-
bindlich machst', in etwas anderer
Bedeutung als V. 67 adiüngitur:
'auferlegt wird'; Plautus kennt
diesen in der klass. Zeit geläufigen
metaph. Gebrauch noch nicht. Vgl.
Langen a. 0. 678 (anders Hey im
Thes. I 707, 30). — ex animo facit.
handelt aus dem Herzen, aufrichtig.
V. 73. studet s. z.V. 7. — par re-
ferre (das gleiche zurückgeben, er-
widern), vgl. Eun. 445, wo wohl
wegen des wiederholten tu in V. 440
und 444 tu par pari referto zu lesen
1 1, 49—56
ADELPHOE
37
50
55
hoc pätriuinst, potius cönsuefacere fiiiuin
sua spönte recte fäcere quam aliend metu;
hoc päter ac dominus interest. hoc qui nequit,
fateatur nescire imperare liberis.
sed estne hie ipsus, de quo agebam? et certe is est.
nescioquid tristem uideo: credo, iam üt solet
iurgäbit. saluom te äduenire Demea
gaudemus.
75
80
sein wird, 719 'garem tibi referam
gratiam, Plaut. Asin. 172; wohl ein
volkstümliches Sprichwort, das auch
bei Hieronymus wieder erscheint
(Ep. 45, 5 par pari referetur, adu.
Iouiu. 13 [col. 705Vall.] par pari re-
feram). S. Otto, Die Sprichwörter . . .
der Römer, Leipzig 1890, 264 par 3.
Wegen des vorausgehenden bene-
ficio braucht hier der sonst stehende
Dativ pari (s. Reisinger in Bl. f. d.
Gymn. W. XXXVm 248 f.) nicht ge-
nannt zu werden. S. auch Hau!.8
z. V. 212. — Ebenso sprichwörtlich
war nach Donat zu Eun. 1058
praesens, äbsens = jederzeit. S. Otto
a. 0. 286 praesens 2. Zum Inhalt
von V. 72 f. vgl. Anm. zu V. 109.
V. 74. patrius dem Yater gehörig,
ihm zukommend; paternus vom
Vater herstammend; vgl. V, 450
pol haud paternum istuc dedisti.
Daß dieser Unterschied nicht streng
beachte* wurde, zeigt Stamp. durch
Verweisung auf Lucr. IV 1206
(Bern.) corpore de patrio et materno
sanguine creseunt und Hör. Od. IV
4, 27 f. Augusti paternus In pu-
eros animus Nerones.
V. 75. alieno adjektiv. Attribut
statt eines objektiven Genetivs zu
metu.
V. 76. interest persönlich kon-
struiert wie Eun. 232 f. stülto in-
tellegem quid interest? hoc kann ent-
weder Abi. oder nach Analogie von
quid interest Akk. sein.
V. 77. fateatur nescire i. I. : Der
einfache Infin. als Objekt statt des
accus, c. inf. (s. die Zusammen-
stellungen von A. Funck, Die Aus-
lassung des Subjektspron. im acc.
c. inf. bei den latein. Komikern,
Fleck. Jahrb. CXXI725— 734) ist bei
den altlateinischenKomikern durch-
aus gewöhnlich; da eine Anlehnung
an das Griech. aus dem Grunde
ausgeschlossen ist, weil im Lat.
die Fälle von ungleichem Subjekt
bei regierend, und abhäng. Verbum
zahlreicher sind als die mit glei-
chem, scheint die Auslassung mit
der größeren Ökonomie der Volks-
sprache zusammenzuhängen. So
müßten wir me setzen: V. 270; te
V. 162, 750; se oben u. V. 151; cum
V. 359, 401, 402, 415 f.; eam V. 193;
* eos V. 429, 826. Vgl. Plaut. Trin.
prol.5, 956, Capt. 194; Dräger, Hist.
Synt. H2 440 f.
V. 78. ipsus (A bietet hier ipse),
die im Altlateinischen häufig vor-
kommende Nebenform zu ipse, meist
ohne nachweisbaren Unterschied
gebraucht, s. Engelbrecht a. O. 36.
Eine neue Erklärung (s. Lindsay-
Nohl 506 f. : is -\- pe -f- so — ipse,
is -\-pe-\- sos — ipsus) versucht J. M.
Stowasser, Zeitschr. f. d. ö. G., 1901,
709 f., indem er ipsus aus ibi -f sus
(sos) (wie ins ivoe aus inst) herleitet.
— Micio sieht Demea vom Markte
herbeikommen.
V. 79. nescioquis, -quid etc., eine
sehr gewöhnliche, bereits erstarrte
Wendung zum Ausdruck der Un-
bestimmtheit, die in der Regel
auch durch ein einzelnes indefinites
Pron oder Adverb, wiedergegeben
werden könnte, so daß sie ohne
Einfluß auf das dabeistehende Verb,
fin. bleibt. Hier ist es adverbielle
Bestimmung zu tristem, vgl. V. 211;
Andr. 340 Laetus est nescioquid;
Haut. 620 Nescioquid tristis est. S.
Hau!.8 z.V. 358. — nescio mit selb-
ständiger verbaler Bedeutung hat
stets kretische Messung (V. 571,
697); wo es aber mit quis, quid etc.
die eben erwähnte Bedeutung eines
Pron. indef. angenommen hat, ver-
bindet es sich mit diesen einsilbigen
38
ADELPHOE
12, 1—4
Demea Micio
Senes ii
12 De. Ehern opportune; te ipsum quaerito.
Mr. Quid trfstis es? De. Rogäs me ubi nobis Aeschinus
siet? quid tristis ego sim? Mi. Dixin hoc fore?
quid fecit? De. Quid ille fecerit? quem neque pudet
Wörtchen auch prosodisch zu einem
viersilbigen Worte mit choriam-
bischer Messung (■* ~ ~ * V. 605.
635 oder -*~_ V. 79, 211, 658)!
Vgl. Aug. Luchs im Herrn. VI 264ff.,
HauL8 Einl. 53 A. 1. Die Kürzung
des o erfolgt nach dem IKG. —
tristis: finster vor Zorn; vgl. Plaut.
Men. 307 f. quid tu mihi \ tristis es.
— Das Objekt zu uideo (cum) ist
nach is est und wegen tristem selbst-
verständlich, kann daher in der
Umgangsspr. fehlen; vgl. Anhang
z. u. St. und HauL9 Anh. zu V. 115.
V. 80 f. saluom te adu. q. s.: eine
der Formeln, mit welchen die außer-
halb der Stadt Wohnenden oder in
die Heimat Zurückkehrenden bei
der ersten Begegnung begrüßt
werden. Es ist bezeichnend für die
Liebenswürdigkeit Micios und die
Aufregung des Polterers Demea, daß
jener zuerst grüßt, dieser aber den
gebotenen Gruß nicht einmal er-
widert (vgl. hierüber Einl. 16). Ähn-
lich ist sein Verhalten gegen
Micio V. 720 und gegen Syrus beim
Weggehen V. 432 ff. (vgl. Don. z. d.
St.). — gaudemus: Micio und sein
ganzes Haus (Spengel z. d. St.).
12. Demea kommt in großer Eile
und Aufregung vom Markte (links
vom Schauspieler), wo er# soeben
Kunde vom Streiche des Aschinus
erhalten hat, um Micio hierüber
sofort zur Rede zu stellen. S. Einl. 19.
V. 81. ehern, Ausruf angenehmer
oder unangenehmer Überraschung
(V. 266, 373, 901); stets zweisilbig
hier eliem opportune*, vgl. Haul.s z.
V. 375 u. Richter, Studem. Stud. I
432 f. — eh. op., ebenso V. 226
Ehern opportune; te ipsum quaero.
V. 82 f. Mogas me ubi etc. Wäh-
rend Micio bloß die Frage stellt :
Quid tristis es? glaubt Demea, # der
ganz von dem Gedanken an Äsch.
erfüllt ist, auch Micio wisse be-
reits von der Untat und habe ihn
gefragt: Ubi nobis Aesch. est? (vgL
Plaut. Bacch. 244 ubi mihi est fUius?)
quid tristis es?, um ihn mit der
zweiten Frage zu höhnen, und wieder-
holt in seiner Aufregung die ver-
meintliche und wirkliche Frage
des M., wie er auch V. 84 mit quid
üle fecerit die weitere Frage Micios
wiederholt. Dieser Zusammenhang
wurde bereits vom Scholiasten nicht
verstanden, der ubi durch quando
erklärt, wodurch ein m. E. unmög-
licher Sinn in die St. gebracht
wird. S. Anhang. — Zu beachten
ist, daß die heftige Aufregung
Demeas auch durch die metrische
Gestalt hervorgehoben wird, indem
mit Ausnahme von V. 95 kein V.
mit Satzende schließt. — Dixin h, f.
spricht Micio zum Publikum mit
Bezug auf V. 79 f. S. Anhang.
V. 84. Quid ille fecerit? Demea
wiederholt unwillig die Frage Mi-
cios, ihn aus Zorn über seine Ge-
lassenheit mit seinen Worten nach-
äffend; daher der Konjunktiv, der
bezeichnet, daß die Worte nicht im
Sinne des Sprechenden, sondern
des andern gesagt sind. Ebenso
V. 261 SY. Quid est? CT. Quid sit?
373 ff. quid agitur? DE. Quid aga-
tur? 732 f. ML Quid faciam amplius?
DE. Quid facias?, Phorm. 685; Eun.
19i Numquid uis aliud? PH. Egone
quid uelim, besonders bezeichnend,
da sonst numquid uis aliud? die
formelhafte Wendung beim Ab-
schiednehmen ist, während Phaedria
nicht darauf eingeht, sondern ab-
sichtlich die Weite wiederholt, um
sein Begehren vorzubringen. Plaut.
1 2, 6—8
ADELPHOE
39
De.
quicquäm, nee metuit quemquam, neque legem putat
tenere se ullam. näm illa quae antenac facta sunt
omitto; modo quid dissignauit! Mi. Quidnam id est?
Fores eöregit, ätque in aedis fnruit
85
Cas. 117 CHA. Quid tu mihi fades?
OL. Egone quid faeiam tibi? Manch-
mal tritt in diesem Falle zur Her-
vorhebung des Umstandes, daß die
Frage mit denselben Worten wieder-
holt wird, rogasne u. dgl. hinzu, so
Plaut. Aniph. 1025 Quid nunc uis?
AM. Sceleste, at etiam quid uelim
id tu me rogas? Vgl, dagegen Ditt-
mar, Studien zur lat. Moduslehre,
Leipzig 1897, 205, der den Konj.
aus dem polemischen Charakter der
Frage erklärt. — quem neque etc.:
Äschinus fühlt nach Demeas Mei-
nung weder Scham noch Furcht
als subjektive Schranken seines
Verhaltens und glaubt auch nicht
objektiv durch ein Gesetz gebunden
zu sein. — Wird ein Satzteil, der
zu mehreren koordinierten Satz-
teilen, in der Regel Prädikaten,
gemeinsam gehört, durch das Re-
lativpronomen ausgedrückt, so steht
dieses nur einmal am Anfang,
gleichgültig, ob sein Kasus zu allen
Verben paßt oder nicht. In der
Regel sind die Verba durch neque,
neque-neque verbunden, z. B. Plaut.
Rud. 291 quibus nee quaestus est
nee didicere artem ullam, Andr. 93 f.
Nam qui cum ingeniis conflietatur
eiusmodi neque commouetur animus
in ea re und die ob. St. (Amph. 425
gehört nicht hierher, da hier wirk-
liche Parenthesis vorliegt). Bis-
weilen findet Übergang in die de-
monstrative Konstraktion statt, z.B.
V. 306 Quem neque fides neque . . .
neque ülum. ius iurandum etc., Plaut.
Poen. 623 f., Trin. 849 f., 1140 f.
(Capt. 556 bleibt zweifelhaft). S.
Draeger Hs 509 f. u. Seyffert, Burs.
Jahresb. LXXX 310.
V. 86. anteJiac durch einfache
Elision zweisilbig geworden; 8.
Eaul.8 Einl. 56 A.4.
V. 87. quid dissignauit: Was für
einen öffentlichen Anstoß hat er
erst jüngst wieder erregt] Non. 76
dissignare cum nota et ignominia
aliquid facere, Don. (der allerdings
designare schreibt): hoc uerbum
apud ueteres duas res significabat:
etenim praue et recte facta designata
dicebantur. Dissignare kann hier
nur in der von Non. angegebenen
Bedeutung oder gleich praue ali-
quid facere stehen (ebenso Plaut.
Most. 413, Ror.JEpist. 1 6, 16). Aus der
Grundbedeutung: 'so bezeichnen,
daß man die Dinge auseinander-
kennt, etwas durch Zeichen vor
andern Dingen herausheben* ent-
wickelte sich nämlich die okkasio-
nelle Bedeutung: 'etwas Besonderes,
Eigenartiges tun, die bald für
etwas Gutes, bald für etwas
Schlechtes verwendet werden konnte.
Die 2. Bedeutung kann aber, da
in der Parallelbemerkung Donats
auf die designatores (besser dissigna-
tores) bei den Trauerfeierlichkeiten
verwiesen wird (s. Marquardt-
Mau, Privatleb. d. Rom.« 351 A. 7,
384 und Daremberg-Saglio, Dict.
des ant. II 1401 s. u. funus) und
diese eine für andere unangenehme,
daher anrüchige Beschäftigung
hatten, so daß ihre Beschäftigung
als sordidus quaestus angesehen
wurde (sie waren gemäß der lex
Iulia von Munizipalämtern aus-
geschlossen, CLL. I 206, 94), auch
erst von den dissignatores auf dis-
signare übergegangen sein. S. Anh.
V. 88. Mit der folg. Schilderung
vgl. die Erzählung des Battaros
bei Herond. (II), bes. V. 63 f., Plaut.
Persa 569 ff. Tib. I 1, 78. — for. ef. =
&VQOKonijcai, vgl. Ar. Wesp. 1254. —
effregit ex wird vor f assimiliert,
hier bes., um der harten Gruppe cfr
zu entgehen, nur eeferre ist neben
efferre bei Ter. bezeugt; vgl. J. Dorsch,
Assimilation in den Compositis bei
Plautus und Ter. (Prager philol.
Stud. I 39). — 'Haec singula magna
cum uoeiferatione inferenda sunt.
Stomachatwr enim aduersus male
interrogantem\ Don.
40
ADELPHOE
I 2, 9—20
alienas; ipsum dominum atque omnem fämiliam
mulcäuit usque ad mortem; eripuit mülierem
quam amäbat; clamant omnes indignissime
factum esse, hoc aduenienti quod mihi Micio
dixere! in orest omni populo. denique,
si cönferendum exempluinst, non fratrem uidet
rei däre operam, ruri esse parcum ac söbrium?
nullum hüius simile factum, haec quom illi Micio
dicö, tibi dico, tu illum corrumpi sinis.
Mr. Homine imperito mimquam quicquam initfstius,
qui nisi quod ipse fecit, nihil rectiim putat.
2o De. Quorsum istuc? Mi. Quia tu Demea haec male hidicas. 100
15
90
95
V. 89. alienas, 'quia si lenonis
diceret, parva res videretur', Don.
— dominum: 'Herum suppressa est
infamis persona', Don.
V. 91. indignissime: nach Iou.
gegen A. -Die drei vorhergehenden
i begünstigten hier die Endung auf
-ime schon zu früher Zeit.
V. 92. hoc, wohl besser als Ak-
kusativ zu dixere zu ziehen; es
könnte auch als Adv. = huc (s.
Engelbr. a. 0. 70) aufgefaßt werden.
— quod wie aliquod, im Bemb. fast
regelmäßig für quot und aliquot]
s. dagegen Haul.8 Einl. 60 und Anh.
z. V. 159. — Auf V. 92 f. bezieht
Ladewig, Beiträge z. Krit. d. Ter.,
Neu - Strelitz 1858, 4 Menander
(Mein. Fr. fab. ine. 506; Kock DI
882): 'H tcoXis | olv yäo a8st xb
MCCXOV.
V. 93. in orest: Subjekt ist hoc.
— populo —■ Leute, s. Haul. 8 z. V. 911.
— Mit denique kommt Demea
schließlich — und wer möchte es
dem alten Manne übelnehmen? —
auf sein Lieblingsthema, den zweiten
Sohn Ctesipho, das gelungene Re-
sultat seiner Erziehungsmethode.
Aber nicht bloß für die Exposition
des Stückes ist die Erwähnung
auch des zweiten Sohnes (vgl. V. 47)
notwendig, sondern der Dichter be-
absichtigt mit dem Lobe Ctesiphos,
wie Don. schon bemerkt, noch eine
besondere Wirkung: 'satis comice
hoc infertur legentibus argumentum,
nam magis in culpa ille ipse. est
quem laudat.' — Über die Stellung
von denique bei Ter. s. Wien. Stud.
XXII 94 ff.
V. 95. rei okkasionell für rei fa-
miliari. S. Anhang.
V, 96. huius ist entweder Neutrum
und geht (vgl. hoc V. 92) auf den
Streich des Äschinus (simüis im
älteren Latein in der Regel mit
dem Genetiv), oder es hängt von
factum ab und bezieht sich auf
Ctesipho (deshalb die Umstellung
in s), was vielleicht vorzuziehen
ist, da gerade Ctes. die Veranlassung
zu dem Streiche ist. 'Hoc cum ad-
miratione indignantis pronuntian-
dum est et ardentipus in Micionem
oculis', Don. — Über das Fehlen
von est, das hier nicht bloße Kopula
wäre, s. zu V. 46 f.
V. 97. 'Et hoc 'tibi' et 'tu3 pro-
nuntiandum est intento digito et in-
festis in Micionem oculis', Don, —
tu illum: Hiatus kann unter dem
Einfluß des Yersakzentes eintreten
mit Kürzung des langen Endvokals
bei einsilbigen Wörtern, die auf
einen langen Vokal oder auf w
ausgehen. S. Ritsch], Prol. in Trin.
CCff.; dazu Haul.3 Einl. 56; vgl.
V. 111, 118, 168, 202, 211, 232, 313,
336, 341, 397 etc. — Ähnlich Andr.
396 te corrumpi sinat.
V.98. Ohne est, das zwar s bieten,
A jedoch nicht hat; es kann um so
leichter fehlen, weil sententiöse Ge-
danken nach möglichster Knapp-
heit des Ausdrucks streben.
V. 99. nisi quod ipse fecit:
'Av&üdsia- hoc enim proprium rusti-
corum est atque i^nperitorum*. Don.
V. 100. Quorsum istuc? cWo hin-
aus damit?' Ohne Verb wie im
1 2, 21—27
ADELPHOE
41
25
non est flagitium mihi crede adulescentulum
scortäri, neque potäre; non est; neque fores
effringere. haec si neque ego, neque tu fecimus,
non si'it egestas fäcere nos; tu nunc tibi
id laiidi ducis, qudd tum fecisti inopia?
iniüriumst; nam si esset unde id fieret
faceremus. et tu illüm tuom, si esses homo,
105
Deutschen, wobei quorsum das
psycho!. Prädikat, istuc das psycho!
Subjekt ist, s. Paul, Prinz, der
Sprachgesch.5 1898, 298. Don.
schlägt vor, entweder dt eis oder
pertinet (Plaut. Pseud. 217 Quo se
haec tendant) zu ergänzen; in Wahr-
heit denkt der Sprechende weder an
das eine noch an das andre Yerbum.
Solche Fälle finden sich bei Ter.
sehr häufig.
V. 101. flagitium nach Usener,
Italische Volksjustiz, Rh. Mus., LVI
1 ff., vom gleichen Stamme wie
flig-ere, bedeutet ursprünglich Aus-
stäupung, dann öffentliche Be-
scheltung (ein Beispiel hiervon
Plaut, Pseud. 360 ff.); die Weiter-
entwicklung der Bedeutung ist eine
zweifache, indem flag, einerseits
die Wirkung des ehemaligen Diffa-
mationsaktes, 'die Schande, Ent-
ehrung* zum Ausdruck bringt (so
hier und V, 422), andrerseits die
Ursache der Bescbeltung: die ent-
ehrende Handlung, 'Schandtat'
(Eun. 382) bezeichnet. Den Über-
gang zu dieser Bedeutung hat flag.
V. 379, 408 und 721 (Schändlich-
keiten, Niederträchtigkeiten); vgl.
zu V. 180. — adulescentulum: Trotz
der Bemerkung Don.s zu Andr. 55
scheint für die Wahl zwischen
adulescens und adulescentulus nicht
der Bedeutungsunterschied, sondern
lediglich die für den Versschluß
bequemere Form entscheidend ge-
wesen zu sein. Vgl. J. Koehm,
Quaest. Flaut, Ter., Diss. Gießen
1897, 22.
. V. 104. snt: dagegen Andr. 188
siui, von Don. als antique be-
zeichnet; s. Engelbrecht a. 0. 47.
V. 106 f. esset . . . fieret . . . face-
remus: der Konj. des Imperf. wie
häufig für den angenommenen Fall
der Vergangenheit; vgl. V. 214, 676,
691, Andr. 138, Haut. 532 ff. u. Haul.s
z.V. 297. Faßt man jedoch 'si esset
unde id fieret faceremus' als eine
sprichwörtliche Redensart auf (vgl.
unser deutsches: Hätt' man's nicht,
so tat' man's nicht), so sind die
Konj. natürlich irreal und bieten
der Erklärung keine Schwierigkeit,
eine Annahme, die mir durch den
folgenden irrealen Bedingungssatz :
si esses Iwmo empfohlen zu werden
scheint. — fieret u. dgl. mit langer
erster Silbe (vielleicht von fls über-
tragen, s. Sommer, Handb. d. lat.
Laut- und Formenlehre 589) bei
Ter. nur am Ende iambisch aus-
lautender Verse oder Halbverse (s.
Dz. Jen. Lit. Zeitg. 1876, 600); an der
gleichen Stelle werden wegen ihrer
für den Schluß bequemen Form
verwendet die vollen Perfektformen
auf auer-, euer-, ouer-, iuer-, die
passiven Infinitive auf -rier, die
Konjunktive siem, possiem etc. (s.
gegen Conradt im Herrn. X 104
E.Stange, De archaismis Terentianis,
Pr .Wehlau 1890, Haul.8 Einl.63 A.1
und 2), der altertümliche Optativ
duinty perduint etc., der Imperativ
face (s. 0. Schubert, Symb. ad Ter.
emend. 1878, 15f., Engelbrecht a. 0.
63 f., 63 f., Haul.s 64; dagegen ab-
duce natürlich nur im Innern), die
nicht synkopierten Formen von
deoctera etc. (s. O.Brugman in Fleck.
Jahrb. CXHI 421) und einzelne
altertümliche Formen wie creduas
Phorm. 993, attigas Andr. 789
(s. Schubert a. 0. 17, HauL8 Einl.
64). Für Plautue kommen Formen
wie extempulo (s. Bris zu Mil.8 461),
sinisteram Merc. -880 dazu. Vgl.
Lindsay, Capt. Einl. 20 und die
Zusammenstellung bei A. Brock,
Quaest. gramm. cap. H, Dorpat 1897.
V. 107. illum tuom: den Ctesipho.
— si esses homo: vgl.V. 579 u. Anm.
42
ADELPHOE
1 2, 28—36
sineres nunc facere, dum per aetatem decet,
potiüs quam ubi te exspectätum eiecisset foras,
so alieniore aetate post faceret tarnen. U0
De. Pro Iuppiter, tu homo ädigis me ad insaniam.
non est flagitium, fäcere haec adulescentulum? Mi. Ah;
ausciilta, ne me optundas de hac re saepius:
tuom fflium dedisti adoptandüm mihi;
35 is mens est factus: siquid peecat Deines, 116
mihi peecat; ego illi mäzumam partem fero.
V. 108. decet. Für die Jugend
schicken sich nach Micios freierer
Auffassung derlei Streiche im Gegen-
satze zum späteren Alter, das sich
auf solche Dinge nicht mehr ein-
lassen soll (alieniore aetate); vgL
Tibnll. I 1, 71 Iam subrepet iners
aetas, nee amare decebit, und Hör.
Epist. II 2, 216 et pulset lasciua de-
eentius aetas. S. Anhang.
V. 109. exspectätum prädikativ
(dein Tod wird erwartet, s. V. 874);
eicere foras, hinausschaffen, -wohl
stärkerer Ausdruck für efferre, wie
unser 'einscharren* statt 'be-
graben'. Der Schol. Bemb. (Herrn.
II 383) schreibt zu eiecisset: ex-
tulmet. Dombart, Bl. f. d. bayr.
Gymn. XVIH 356, behauptet, daß
eicere im volkstüml. Latein ohne
weitere Nebenbedeutung im Sinne
von incpßoeiv , it-aysiv gebraucht
wird. Über den metaphor. Gebr.
s. Langen a. 0. 692. — Mit dem
Inhalt von V. 107—110 läßt sich
Menand. Frg. HI (aus Stob. Flor.
83, 5 = HI 119 M.V; Kock HI 194
Nr, 663) 'Tw5 nqo&vitcog x&Qiov-
fisvov "itomv \ uridefiov1 alrj&wg, ov%
icps§Qov ?|ets ßfov' passender ver-
gleichen als mit V. 72 ff., aufweiche
Meineke verweist (vgl. Bme a.0. 28 f.).
V. 110. alieniore aetate: vgl. Plaut.
Cas. 51S Cano capüe, aetate aliena.
alienus 'unpassend', Gegensatz zu
decet. Der Komparativ verstärkt
den Gegensatz zu dum per aetatein
decet. — tarnen hat nach H. T.
Karsten, De particiilae 'tarnen' signi-
ficatione antiquissima, Mneni. XVIII
321, hier noch seine ursprüngliche
demonstrative Kraft (tarn, . quam
nunc) und soll deswegen am Ende
stehen, ebenso Eun. 243 und 866.
V. 111. tu homo, nicht eine Form
vertraulicher Anrede (T« homo
dicens negat Uli famtliaritatem',
Don.), welche vielmehr mi homo
'mein Lieber' lautet (vgl. V. 336,
Andr. 721, Eun. 756, Phorm. 1005),
sondern verächtlich wie Andr. 778
Tu pol homo non es sobrius; Haut.
1003 Profecio nisi caues tu homo
q. s. ; Demea zahlt dem Micio da-
mit das si esses homo (V.107) heim:
'Du, der gescheite Mensch'.
V. 112. non estfl. vgl. V. 101. —
Ak unterbricht die vorausgehende
Bede (meist eines andern, die
eigene V. 289, 309), mit welcher
sich das eigene Gefühl im Wider-
spruch befindet, und drückt ge-
wöhnlich Mißbilligung (wie hier,
V. 127, 342, 853), Verbesserung
und Widerlegung (V. 269, 274, 597),
Klage oder Furcht (V. 132, 309,
329) aus. Nur bei Ter. leitet es
auch Fragen ein, so V. 853 (vgl.
Hau!.8 z.V. 193, P.Richter, Studem.
Stud. I 398 ff.).
V. 113. ne me opt. ist Absichts-
satz. — Über die Schreibung opt.
s. Dorsch a. O. 11 f. — optundere
steht bei. Ter. nur in metaphor.
Bed. (e. Don. z. Andr. 848); bei Plaut,
dagegen 4 mal in eigentl. Bed.,
Imal inetaph. mit aures als Obj.
(Cisi. 118). Vgl. Langen a. O. 764fi,
Haul.sz.V.öl5.
V. 116. üli: *«&i, ubi üle peecat,
Quare quidam etiam *K' syllabam
discretionis causa, ut loextm signißcet,
corripiunf, Don.; illi ist also Adverb,
(der einfache Lokativ zu iUe neben
ilUc, V. 526) wie V. 525, 577, 716,
844. Vgl. Bach 317 ff, Engelbrecht
67 ff., Lindsay-Nohl 651 und
Lindsay z. Capt. 60. Micio stellt
12, 37—50
ADELPHOE
43
50
obsönat, potat, ölet ungaenta: de meo;
amat: däbitur a me argentum dum erit cöinmodum;
ubi nön erit, fortässe excludetiir foras.
fores efiregit: restituentur; discidit
uestem: resarcietur; et est — dis grätia, —
est rinde haec fiant, et adhuc non molesta sunt.
postremo, aut desine, atft cedo quenmis ärbitrum:
te plura in hac re peceare ostendam. De. Ei mihi,
pater esse disce ab illis qui uere sciunt.
Mi. Natura tu illi päter es, consilifs ego.
De. Tun cönsiliis quicquani? Mi. Ah., si pergis, äbiero.
De. Sieüie agis? Mi. An ego tötiens de eadem re aridiam?
De. Curaest mihi. Mi. Et mihi criraest. uerum Demea,
curemus aequam uterque partem: tu älterum, 130
120
125
die Sachs 80 dar, als sei der mate-
rielle Schaden, den er ja zu tragen
habe, die Hauptsache.
V.117. Über obsonat und obsonare
(V. 964) neben obsonatus (Andr. 451)
vgl. Engelbrecht 49 f. — de meo vgl.
Plaut. Bacch. 98, Men. 149 de tuo,
Truc. 953 de nostro, sowie V. 940
de te. S. Anhang.
V. 118. amat: däbitur, Proceleusm.
S. Klotz a. O. 291, 366.
V. 119. Nach ubi no7i erit, wenn
es näml. Micio nicht mehr paßt, dem
Sohne die erforderlichen Geldmittel
zu geben, macht M. eine kleine
Pause und fährt fort mit fort, etc.:
'wird ihm vielleicht die Tür ge-
wiesen werden.* M. als 'pater in-
dulgens et credens adulescentem posse
etiam amari ab amica' (Don.), stellt
es nicht als., sicher hin, daß die
amica dem Ä. sofort den Laufpaß
geben werde.
V. 120. discidit: Obwohl Demea
früher nichts davon erwähnt hat,
spricht der gemütliche Micio dar-
über, da er absichtlich den Schaden
breiter ausmalt, um durch die Ver-
sicherung, daß er alles begleichen
werde, Dem. au beruhigen. Auf
das Prügeln geht er nicht ein,
da er wohl weiß, daß dies not-
wendigerweise zu solchen Szenen
gebort. Cic. citiert pro Cael. 16, 88
diese Stelle als Beispiel eines lenfe
und dement patsr. Slamp. denkt m.E.
überflüssigerweise an eine durch
die Einarbeitung der Diphiluspartie
entstandene, von Ter. übersehene
Störung. — Mit V. 120 f. wird von
Cobet (Mnem., III. N. S. 382) und
Sock (EI 230 Nr. 864) das Menander-
fragm.: tfidtiov ciKovfis&u in Ver-
bindung gebracht.
V. 121. S.Anhang.
V. 122. haec: diese Ausgaben.
V. 123. postremo mit folgender
Pause, vgl. Wien. Stud. XXII 67.—
Das Streiten zwischen den beiden
allein führt au keinem Ergebnis.
V. 124. Ei, Ausruf der Klage
und des Schmerzes der sprechenden
(bei Szenikern männl.) Person. S.
Haul.8 z. V. 178.
V.125. ab illis: 'Superbum fuisset
a me disce\ Don., der übrigens aliis
statt Ulis bietet. S. Anhang.
V. 127. Demea wiederholt höh-
nend den von Micio gebrauchten
Ausdruck, worauf dieser erzürnt
mit dem Fortgehen droht. — äbiero :
das Fut. exact. steht sonst bei den
Komikern sehr oft in Hauptsätzen,
um das Abgeschlossene, rasch und
sicher Eintretende der zukünftigen
Handlung auszudrücken; vgL P.
Thomas zu Hec. 700, Dräger a. O.
I2 284 ff. Manchmal dürfte jedoch
auch wie hier die für den Vers-
schluß bequemere Form für die
Wahl des Fut. ex. entscheidend ga-
wesen sein; a. Haul.8 z.V. 220.
V. 129. Curaest mihi: Subj. ist
Äschinus (vgl. V. 894).
44
ADELPHOE
12, 51—621
55
SO
ego item älterurn. nam ambös curare, pröpemodum
repöscere illuni est quem dedisti. De. Ah Micio!
Mi. Mihi sie uidetur. De. Quid istic? si tibi isttfc placet,
profündat, perdat, pereat, nihil ad me ättinet.
iam si uerbum unum pösthac . . . Mr. Rursum Demea 135
iräscere? De. An non credis? repeton quem dedi?
aegrest; alienus ndn sum; si obato . . -em, de"sino.
unüm uis eurem, ciiro. et est dis grätia
quom ita ilt uolo est; iste tuos, ipse sentiet
posterius . . . nolo in ülum grauius dicere. — 140
Mi. Nee nihil, neque omnia haec sunt quae dicit; tarnen,
Hon nihil molesta haec sunt mihi, sed ostendere
V. 131. S. Anhang.
V. 133. Quid "istic ist der Aus-
druck des Zweifels oder Wider-
strebens, mit welchem man den
bisher vertretenen Standpunkt auf-
gibt (Don. : Deest loquor aut resisto;
nam proprie significatio est de
sententia sua decedentis; vgl. auch
V. 360 u. dazu Don. und Priscian
(II 85 K.) sowie V. 966 (wo die
Handschr. freilich istuc bieten); end-
lich Don. z. Eun. 388: aduerbium est
aegre concedentis. S.Bach a.O. 269 ff.
u. Anhang. Die versteckte , in den
V. 131 f. liegende Drohung Micios,
den Sohn zurückzugeben, veranlaßt
Demea einzulenken. S. Lessing,
Hamb. Dram. 77. St. Ende.
V. 134. p.,p.,p.: *Haec sie pro-
ntmtianda sunt, ut ostendatur gestu
noUe, quod hquitur', Don.
V. 186. iam si q. s. Aposiopese.
Demea, der sich nach V. 132 so
stellt, als ob er gute Miene zum
bösen Spiel machen wolle, bringt
es doch nicht zu stände (vgl. Don.
z. vgh. V.) und bricht mit einer
zornigen Gebärde ab, worauf Micio
ihn zu beruhigen sucht. Solche
Bedingungssätze, welche der Spre-
chende wegen seiner Aufregung
unbeendigt läßt — manchmal ge-
schieht es , um sich zu keiner Ver-
wünschung hinreißen zu lassen — ,
finden sich öfters: s.'Andr. 164, 790,
860; Eun. 990, 1019; Phorm. 937.
V. 186 f. Der sparsame Demea
wird hier abermals (vgl. 132) von
der Furcht ergriffen, Micio könnte
ihm Ä. zurückgeben; daher ent-
schuldigt er im folg. V. seine Auf-
regung, um dies zu vermeiden.
Seine Aufregung gibt sich in den
kurzen Sätzen zu erkennen, bis er
endlich nach einem Moment der
Überlegung mit em, desino (vgl. V.
853) zum Entschlüsse kommt.
V. 137. Über em s. die Anm. z.
Y. 558.
V. 138. Zur Verbindung et est
dis gratia quom s. Hau!.8 z.V. 895.
V. 139. quom . . . est : explikatives
quom mit dem Indikativ nach Aus-
drücken der Freude und des Schmer-
zes findet sich bei Ter. noch in 5
Beispielen, ist aber bei Plautus viel
häufiger. S. Lübbert, Gramm. Stud.
II 107. — Über die Abundanz iste
tuos s. Bach 216. — Nach V. 140
verläßt Demea seinen Bruder und
geht nach der Marktseite hin ab,
um die Geschäfte abzuwickeln, die
er auf die Kunde vom Streiche des
Ä. unterbrochen hatte. Micio blickt
ihm nach, schüttelt den Kopf und
spricht: Nee nihil etc. S. Anhang.
V. 141. 'Weder ohne Bedeutung
ist, was er sagt, noch alles', d.h.
es hat schon etwas zu bedeuten
und ist mir recht unangenehm (den
Grund sagt er selbst V. 147 ff.).
tarnen wird auch von Iouiales und
L zum Folgenden gezogen. Über
die Interpunktion nach tarnen, die
die zur Überlegung nötige Pause
anzeigt, vgl. Wien. Stud. XXH 67.
S. Anhang.
#> V. 142. haec: was Demea von
Äschinus erzählt hat. — mihi kann
hier mit langer Endsilbe in der
Arsis gelesen werden (CLL. 11016:
12, 63—74
ADELPHOE
45
65
70
me aegre pati illi nölui. nam itast hoino:
quom pläco, aduorsor sedulo et deterreo,
tarnen uix humane pätitur$ uerum si aiigeam, 145
aut etiam adiutor sim eius iraciindiae,
insäniam profecto cum illo. etsi Aeschinus
non niillam in hac re nöbis facit iniiiriam:
quam hie non amauit nieretricem? aut quoi nön dedit
aliquid? postremo, nüper (credo iam ömnium 150
taedebat) dixit uelle uxorem dtfeere.
speräbam iam deferuisse adulescentiam:
gaudebam. ecce autem de integro! nisi quidquid est
uolo scire atque hominem conuenire, si äpud forumst.
mihei); ß.Haul.8 Anh. z.V. 176, Klotz
a. 0. 50 und Burs. Jahr.- Ber. 1891
238 f. In diesem Falle wird die
1. Silbe von ostendere (sed ost.) nach
dem IKG verkürzt. Es kann aber
auch (mi)hi sed die Arsis bilden.
S. Anhang.
V. 143. aegre pati absolut wie
V. 145 und aegre ferens Andr. 137.
— homo (näml. Demea) steht hier
(ebenso V. 407) für is, bei Plaut,
ziemlich häufig, s. Bach 354. —
itast mit Bezug . darauf, daß ihm
Micio seinen Ärger nicht zeigen
wollte. Ausführlicher zeichnet das
Folgende Demeas Temperament. —
nam ltdst homo : nicht Doppeliambus,
der durch Apokope von est ge-
mildert wird (so Klotz a. 0. 242),
liegt vor, sondern nam erleidet keine
Elision, so daß dem schließenden
Iambus ein Anapäst vorausgeht; s.
Skutsöh, Zur lat. Wortgesch. etc.,
Phil. LIX 482 A. 2.
V. 144. quam . . . deterreo: kon-
zessiv. Der Indikativ (bei Plautus
ausschließlich) ist in solchen Sätzen
bei Ter. noch das Regelmäßige,
wenn es sich wie hier um Tat-
sächliches handelt, das sich wieder-
holt ereignet, dagegen der Konj.
V. 166; der Indik. findet sich übri-
gens auch in klass. Zeit noch an
einzelnen Stellen; vgl. Lübbert,
Gramm. Stud. ü 7, 109—123, Drä-
ger II8 545. — deterreo hängt enger
mit aduorsor zusammen als mit
placo\ daher steht et vor dem 3.
koordinierten Verbum ; vgl. Anm. zu
V. 988. — placo (suche zu begütigen),
aduorsor sedulo (trete mit gewich-
tigen Gründen entgegen) und
deterreo (suche, ihn von seiner
Strenge abzuschrecken) hat Micio
von V. 98 an abwechselnd versucht,
das letzte durch die Drohung, den
Sohn zurückzugeben. — S. Anhang.
V. 146 f. tarnen uix s. z. V. 7. —
patitur absolut. — augeam . . . sim,
insäniam im Konjunktiv, weil es
nur angenommene Fälle sind. —
iraeundiae ist das Objekt zu augeam
und zu adiutor sim, hängt aber
gramm. nur von diesem ab.
V. 161. taedebat: Wegen des un-
mittelbar folgenden dixit ist die
ausdrückliche Bezeichnung der Per-
son (eum) überflüssig; ebenso pu-
debat (V. 279) ohne me, da es sich
auf den Sprechenden bezieht. —
dixit uelle: s. zu V. 77.
V. 152. speräbam . . . deferuisse:
sperare mit folg. Inf. Perf. (von P.
Thomas, Bev. de Vinstr. publ. en
Belg.XXJIdSS, Stamp. z. d. V. einem
putare, credere gleichgesetzt) behält
seine eigentliche, auf die Zukunft
gerichtete Bedeutung bei; nur wird
nicht ein Ereignis selbst, sondern
die Bestätigung erhofft, daß ein
Ereignis, von dessen Verwirklichung
man noch keine Kenntnis hat,
wirklich eingetreten ist. S. Schmalz
in J, Müllers Handb. H 484 A. 4.
Wenn Cicero an Atticus (ad Att. I
1, 4) schreibt: Spero tibi me causam
probasse, cupio quidem eerte, so
hofft er eben auf die Bestätigung
durch Atticus (ebenso ad Q. fr. II 4, 2);
wäre spero =puto, begründete es
bloß das Ende des Briefes, der
Zusatz cupio quidem certe wäre
46
ADELPHOE
II 1, 1—3
Sannio Aeschinvs Parmeno (Bacchis?)
Leno Advlescens Seryos (Meretrix)
II l Sa. Obsecro populäres, ferte lmsero atque innoceuti auxi-
lium: 165
subuenite inopi. Ab. Otiose nünciain ilico Mc consiste.
quid respectas? nihil periclist: nümquam dum ego adero
hie te tauget.
überflüssig. Ebenso erwartet mau
im Deutschen bei dem Satze: 'Ich
hoffe, daß die Unsrigen gestern ge-
siegt haben' erst die Bestätigung.
Vgl. Andr. 407, Eun. 203, Haut. 746
(in der Zuk.). Besonders deutlich
Plaut. Capt. 757 f. speraui miser
Ex seruitute me exemisse filiam.
In dieser Hoffnung wurde Regio
getäuscht, daher fährt er fort:
Ea spes elapsast. Bisweilen schwächt
sich freilich die Bedeutung von
sperare ab und nähert sich der von
putare, z. B. Catull 84, 3. — ecce a.
d. int. 'da hat man's aber wieder
von neuem, wieder die alte Ge-
schichte!5 Über ecce s. Haul.s zu
V. 464. Don. z. V. 722 (IV 7, 4). —
nisi verbindet anscheinend zwei
Hauptsätze in adversativem Sinne:
'indessen5. Der negative Gedanke,
den wir vor nisi . . . nolo vermissen,
kann vom Schauspieler durch eine
Gebärde (Achselzucken) angedeutet
werden. Sonst ist er im vorher-
gehenden Hauptsatze ausgedrückt;
vgl. V. 545 ; Eun. 547 f . . . . nequeo
satis mir ari neqice conicere; nisi,
quidquid est, procul hinc labet prius
quid sit sciscitari; 997 f. Htm du-
biumst, quin mihi magnutp ex hac re
sit malum; nisi quia nscessus fuit
hoc facere, id gaudco q. s.; Phorm.
952 f. JSfescio , nisi mc dixisse nemini
certo scio. S. Haul.3 au V.475.
V. 154. hominem, den Äschinus,
s. zu V. 143. — apud forum (mit
der auch bei Plaut, üblichen Be-
tonung) im Sinne von in foro
(Markt samt Umgebung), gleichwie
apud uillam, apud partum u. ä.,
gehörte der Umgangssprache an
(Non. 522 error consuetudinis 'apud'
pro Hn* utitur); s. Pradel a. 0.495.
— Nach V. 154 verläßt auch Micio
die Bühne, um nach dem Forum
zu gehen, woher Demea die Nach-
richt gebracht hat. .Er glaubt
jedenfalls, daß sich Ä. dort in
irgend einer Kneipe von seinem
Streiche ausruht.
Über die 1. Szene des H. Aktes,
ihre Quelle und Stellung zum ganzen
Stücke s.Einl. 10 ff. — Die streitenden
Personen kommen von der Markt-
seite her auf die Bühne (s. Einl. 18 ff.),
der Zuschauer konnte sich denken,
daß Ä. den Weg durch angiporta,
nicht durch die größeren Straßen
genommen habe, da er sonst dem
Micio hätte begegnen müssen.
V. 155 f. misero . .. innocenti . . . in-
opi: b. z. V. 2. — Ähnlich beginnt
Trachalio in Bud. des Plautus : Pro
Cyrenenses populäres . . . Ferte opem
inopiae etc. (V. 615 ff.), vgl. Aul. 406 f.
V. 156. Sannio schreit seine ersten
Worte wohl noch hinter der Szene,
während Äschinus mit Bacchis
schon vorher auf die Bühne kommt ;
die ängstlich Vorwärtsdrängende
beruhigt dieser durch gütigen Zu-
spruch. Da sie aber vor dem Hause
Micios noch ängstlich auf den nun-
mehr auftretenden leno zurückblickt
{Quid respectas?), beschwichtigt er
sie mit den Worten : nihil periclist etc.
— otiose Csccure significat\ Don.)
kann als eigener Ausdruck auf-
gefaßt oder als Adverb (nach Don.)
zu comisie gezogen werden, die
Diärese scheint jenea zra unterstützen.
— nuneiam bei den Komikern stets
dreisilbig (s. V. 168, 184, 877, 914),
ein dem älteren Latein geläufiges
Zeitadrerb. — üico (in loco nach
Festus 423, 14 Th.) hier (nach Don.)
vom Orte (zur Verstärkung von hie)
II 1, 4—8
ADELPHOE
47
Sa. Ego istam inuitis Omnibus . . . Ae. Quarnquamst seelestus,
n<5n committet 158. 159 a
5 hddie umquam iterum ut uäpulet. 169 b
Sa. Aeschine audi; ne te ignarum fuisse dicas meorum
mqrum: 160
leno ego suin. Ae. Scio. Sa. At ita ut usquam fiiit fide
quisquam öptuma.
tu quod te posterius purges, hänc iniuriam mihi noile
gebraucht, vgl. Plaut. Bacch. 1140
llico ambae manete-, Caec.V.118R.s
manete üico (aus Non. 325, 11 ilico,
in eo loco q. s.), doch kann ilico,
das sonst bei Terenz von der Zeit
steht, hier geradeso wie Phorm. 196
(Sfa üico) in dem einen oder an-
deren Sinne gemeint sein. Jeden-
falls liegt eine pleonastische Aus-
drucksweise vor, die der Sprache
der Komödien durchaus entspricht,
vgl. Reisigs Vorlesungen, heraus-
gegeb. von Haase, §456 f., §458.
V. 158. Ego istam q. s. Sannio
knüpft seine Drohung an das letzte
Wort tanget an, wird aber von Äsch.
unterbrochen. Der Deutsche kann,
der veränderten Ordnung der Satz-
glieder entsprechend, nicht auf das
Hilfszeitwort (Ich wer.de sie gegen
den Willen aller . . .) verzichten,
während der Römer bes. wegen des
vorausgehenden fanget schon beim
Objekt abbrechen kann. Sannio
stürzt sich mit den Worten E. i. i. o.
gegen das Mädchen, Ä. fällt ihm
mit einer abwehrenden Bewegung
in die Rede und spricht mit deut-
licher Beziehung zu Parmeno und
dem Mädchen: Quarnquamst etc.
Möglicherweise will auch Parmeno
bei der Drohung des leno auf ihn
stürzen, worauf Ä. ihn mit den
folgenden Worten zurückhält, mit
denen er auch das Weiterreden
Sannios abschneidet, vgl. Schiee,
Schal. Ter. 151.
V. 169. seelestus : vgl. die köstliche
Schimpfszene in Plaut. Peeud. V.
359 — 368, wo der leno ebenfalls
seelestus genannt wird, und Rud.
V. 651 f. sceleris plenüsimus. — non
committet . . . ut: 'wird eich nicht
dem aussetzen1, vgl. Cic. Phil. VIII
16 ego nolo . . . ciuem commitiere, ut
etc., ad Att. 1 6, 1 Non committam . . .
ut me aecusare . . . possis. — Herum ut
uap. weist auf die hinter der Bühne
vorausgegangene Prügelszene hin,
von welcher Demea bereits erfahren
und V. 88 ff. den Micio benachrich-
tigt hat. iterum fügte also erst
Terenz ein, da es bei Diphilus
nicht vorkommen konnte. Vgl. Don.
z. d. St. S. Anhang.
V. 160. audi verstärkt den Anruf,
wird daher nicht von Äschine ge-
trennt, vgl. Wien. Stud. XXII 68. —
ne te ign. q. s. : Sannio bereitet Ä.
darauf vor, daß er die Sache vor
Gericht bringen und mit allen
Mitteln gegen Ä. vorgehen werde,
so daß diesem auch die sonst übliche
Entschuldigung (V. 162 ff.) nichts
nützen soll. — meorum morum:
vgl. über dasHomöoteleuton, das hier
zur Alliteration (s. d. A. z. V. 1)
hinzukommt, Haul.8 z. V. 769. —
Über die Zusammenstellung usquam
— quisquam (hier auch im affirm.
Satze) s. Haul8 z. V. 348.
V. 161. 'leno terribiliter pronun-
tiandum est', Don. Über den Ruf,
in welchem die Kuppler in Bezug
auf ihre Redlichkeit stehen, vgl.
Otto a. 0. 189 leno. — fide optuma
drückt zunächst nur aus, daß
jemand gewiß und wahrhaftig etwas
ist; hier liegt der Scherz darin,
daß es zu leno gehört, dessen
Wesen die perfidia ist.
V. 162 f. purges: Konjunktiv zur
Bezeichnung des angenommenen
Falles: faciam ist Futur. — quod
(Relativum : in Bezug worauf) Akk.
der Beziehung zu te purges, wird
durch hanc iniuriam . . . esse (daß
du nämlich . . .) näher ausgeführt,
hier im Infinitiv, während Andr.
395 in ursprünglicher Konstr. die
Ausführung zu quod in direkter
Rede gegeben wird: Nam quod tu
48
ADELPHOE
ni, 9—i4
fäctam esse, kaius non fäciam. crede hoc: ego meam ius
persequar,
10 neque tu uerbis solues umquam, quod milii re male feceris.
nöui ego uostra haec: *n6Hem factum; iiis iurandum dabitur
te esse 165
indfgnum iuiuria häV indignis quom egomet sim acceptüs
modis.
Ae. Abi prae strenue äc fores aperi. Sa. Ceterum hoc nihili
facis?
Ae. I intro nunciam. Sa. At enim non sinam. Ae. Accede illuc
Pärmeno;
speres 'propulsabo facile uxorem his
moribus, Dabit nemo', etc. Vgl.
Zimmermann, Beiträge aus Ter. z. lat.
Gramm. Pr. Posen 1880, 2. Aus diesem
Gebratich des Relativums entwickel-
ten sich Ausdrucksweisen, in denen
quod nur mehr als Konjunktion
(=wenn) gefühlt wurde, wie Eun.
785, 1064; Haut. 671. Vgl. Bris zu
Plaut. Mil.8 162. Dadurch, daß der
ganze Komplex Tu . . . esse als
Objekt von faciam abhängig wird,
erhält dies besonderen Nachdruck.
— nolle s. z. V. 77. S. Anhang.
V. 163. 'huius': Gen. des Wertes,
muß mit entsprechender Finger-
bewegung gesprochen werden; Don.
z. Andr. 175 sagt von d. St.: *est de
his, quae gestu adiuuanda sunt'.
'Huiusautem Sslktikov est. Autenim
'stipulam' aut 'floccum' mouerat aut
summum digitum ', Don. S. Bach
a. 0. 191, vgl. Plaut. Trin. 64 Faxo
haud tantillum dederis uerborum
mihi.
V. 166. nollem factum , Formel
der Abbitte, wie schon 162 f. ;.vgl.
Phorm. 796 Nollem datum. Über
das Fehlen der Kopula esse s. zu
V. 13. — ius iur. dabitur q. 8. als
Ehrenerklärung für Sannio, womit
Äschinus etwa glauben könnte los-
zukommen. S. Anhang.
V. 166. indignum . . . indignis
gehört zu jenen Wortspielen, in
denen dasselbe Wort in geänderter
Bedeutung (hier zuerst in ursprüng-
licher, dann in übertragener Be-
deutung) verwendet wird; vgl. V.
187, Andr. 832, Phorm. 15, 108, 138,
298f., 500, 687, Haut. 356 etc.
Dasselbe Wortspiel findet sich auch
in digna dignis, das F. Büeheler
(Rh.Mus.XLVl243) als aitrömisches
Sprichwort (vgl. Plaut. Poen. 1250
eueniunt digna dignis) nachgewiesen
hat; weitere Belegstellen gibt
C. Weyman ebenda LI 328. Mög-
licherweise ist die scherzhafte Wei-
terbildung des juristischen Aus-
drucks an unserer St. eine negative
Anlehnung an das Sprichwort. —
acceptüs ironisch wie ornatus
uirtutibus V. 176.
V. 167. Äschinus würdigt den
Sannio keiner Antwort, bondern
gibt Parmeno den Befehl, die Tür
des Hauses esu öffnen. — p)-ae ad-
verbial und postpositiv wie hier nur in
Verbindung mit Verben des Gehens
zur Einleitung eines weiteren Be-
fehls, vgl. Haul." z. V. 777. — hoc
geht auf die von Sannio erhobene
Einsprache. S. Anhang.
V. 168. I intro n : Aufforderung
an das Mädchen; Nichtelision ein-
silbiger Wörter am Anfang troch.
Reihen behauptet Klotz a. 0. 72,
dagegen führt Podiaski, Die troch.
Septenare des Ter., Berlin 1894,
10 f., eine. Reihe von Versen an, die
nur mit Elision bestehen können.
In der Regel wird die Nichtelision
vorzuziehen sein. — enim alte Be-
teuerungspartikel, 'incepUua parti-
cula apud ueteres fuit', Don., Priscian
nennt sie affirmatiua (DJ 103 K.).
Während enim bei Plautus aus-
schließlich Beteuerungspartikel ist
(s. Langen, Beitr. z. Krit. u. Erkl. d.
Plaut. 1880, 262 ff.), finden sich bei
Terenz auch Stellen, an welchen
enim bereits Erläuterungspartikel
geworden ist, Z.B.V. 647 ff., s.
El, 15—21
ADELPHOE
49
iB nimium istuc äbisti; hie propter hünc adsißte, em sie
uolo.
caue nünciam oculos ä meis oculis quoquam demoueäs
tuos, 170
ne möra sit, ei innuerim, quin pugnus cöntinuo in mala
haereat.
Sa. Istüc uolo ergo ipsum experiri. Ae. Em Berua! Pa. Omitte
mülierem !
Sa. 0 facinus indignüm! Ae. Geminabit ni'si caues. Sa. Ei
miserö mihi!
so Ae. Non fnnneram; uerum in istam partem pötius peccat<5
tarnen.
i nünciam. Sa. Quid höc rei est? regnumne Aeschine
hie tu pössides? 175
Langen a, 0. 270 f., vgl. auch Sto-
wasser, Arcb.Xn 417f. S.Anhang.
— iTluc (in die Nähe dee Kupplere),
da Ä. z. Parmeno spricht; ille ist
das Pron. der 3 Person, wie igte
dae der zweiten, hie (V. 156) das
der ersten; vgl. über illuc Bach a.
0. 320, über istuc 272.
V. 169. istuc: nach der Seite des
Angeredeten hin. Mehrere Hdschr.
bieten hier die Nebenform istoc,
vgl. hierüber Engelbrecht 42, Lind-
eay Capt. z. V. 317. — em spricht
Ä. mit einer Handbewegung, die
die Aufstellung Parmenos regelt.
V. 170. S. Anhang.
V.171. ÄaereoTvulgärer Ausdruck
im Gegensatz zu einer flüchtigen
Berührung.
V. 172. Istuc {ipsum): waB du
vorhast. — Em serua : Aufforderung
an Parmeno achtzugeben, ohne
persönliches Objekt wie Andr 416;
über diese Bedeutung des uerbum
simplex (statt des Kompositums
obseruare) vgl. Arlt, seruare bei
Ter. und Plaut., Pr."vv oblau 1887. —
omitte tnul. sagt Parm. zum leno.
Omittere bedeutet loslassen, was
man angefaßt hat (wirklich oder
bildlich), mit einer gewissen Selbst-
überwindung übergehen; ohne diese
Nebenbedeutung sagt man dafür
mittete, wahrend amittere 'von sich
lassen (synon. dimittere), verlieren'
heißt (s. Brix zu Plaut. Mil.8 1096).
Der Gegensatz von om. ist 'fest-
halten', von am. 'behalten'. Sannio
hatte bei den Worten Istuc uolo q.s.
'Terentiui, Adelpbo«.*
das Mädchen angefaßt, und da er
Bie weder auf den Befehl des
A8chinus noch auf die Aufforderung
Parmenos loslaßt, führt dieser den
V. 171 gegebenen Befehl aus. S.
Anhang.
Y. 173. facinus indignüm \ vgl.
V. 447, 669. Phorm.618o/a<rtnusmd.;
ebenso Plaut. Men. 1004. — Ohne
Befehl des Äschinus, auf dessen
bloße Drohung hin (geminabit),
schlägt der Sklave zum zweiten
Male auf Sannio los, worauf dieser
das Mädchen freiläßt. — geminabit:
'Non singularem pugnum et unum
dabit, sed geminabit, quasi dicat:
geminato duplicatoqtie numero in-
feret' Don. Richtiger scheint mir
aber die Erklärung: dem ersten
Schlage einen zweiten zufügen, so
daß er zwei hat. Vgl. Plaut. Ampb.
786. S. Anhang.
V. 174. in istam partem potius:
'ut verberes non iussus quam nrm
non uerberes', Don.
V. 175. » nunciam, Anrede an
das Mädchen, welches jetzt auch
von Parmeno ins Haus geleitet
wird. Äschinus bleibt bei Sannio zu-
rück. — regnumne Aeschine h. t. p. ?
ebenso gehässig wie Phorm. 405
Quandoquidem solus regnas et soli
licet q. s. ; Donat zu u. St. : bene hie,
id est Athenis, ubi gravius crimen
est dominari velle b. Haul.* z. V.405.
Der Ausdruck regnum ist wohl mit
Rücksicht auf die röm. Zuschauer
statt des dem Griech. entspr. tyran-
nis gewählt worden.
50
ADELPHOE
II 1, 22—30
Ae. Si possiderem, ornätus esses ex tuis uirtütibus.
Sa. Quid tibi rei mecumst? Ae. Nihil. Sa. Quid? nostin qui
sim? Ae. Non desidero.
Sa. Tetigui tui quicquam? Ae. Si ättigisses, ferres infortünium.
25 Sa. Qui tibi magis licet meam habere pro qua ego argenttfm
dedi?
respönde. Ae. Ante aedes non fecisse erit melius hie
conufeium; 180
nam si molestus pergis esse, iam intro abripiere, ätque ibi
usque ad necem operiere loris. Sa. L6ris liber? Ae. Sic erit.
Sa. 0 hämmern inpurum! hicine libertatem äi'unt esse aequam
dmnibus?
ao Ae. Si sätis iam debacchätus es leno, aüdi si uis minciam.
V. 176. orn. ex tuis uirt. ironisch,
ebenso Etm. 1090 (vgl. die Bern.
Donats hierzu); dagegen in eigentl.
Bedeut. Plaut. Capt. 997 Sed eceum
incedit huc ornatus haud ex suis
uirtütibus: s. z. V. 358.
V. 177. nostin gut sim? geht
nicht sowohl auf die Person als
die Qualität des Fragenden; vgl.
z. B. Andr. 586 Tandem cognosti
qui siem,„ Eun. 374 neque seit qui
sies. — Über nostin nach quid s.
Hau!.8 z.V. 754.
V. 178. Über infortünium vgl.
Hau!.8 z.V. 1028. Plaut. Amph. 286
inuenies infortünium.
V. 179. meam = Bacchis. S. An-
hang.
V. 180. conuicium, edas Aus-
schelten vor versammelter Nachbar-
schaft' (uicus, s. Fest. Pauli 29, 24 f.
Th.), 'Bescheltung', 'Skandal vor
dem Hause', trat an die Stelle des
umgedeuteten flagitium. Beispiele
hierfür sind Plaut. Most. 603 ff. und
Cafcull 42. S. z. V. 101 und Usener
a. O. 19 ff.
V. 181. si . . .pergis, . . . abripiere
q. s.; vgl. V. 127 Ah, si pergis,
dbiero; im Begriff von pergis liegt
bereits eine Beziehung auf die Zu-
kunft. — abripiere: die Endung
der Umgangssprache -re statt -ris
ist bei Ter., -wenn nicht metrische
Gründe wie Hec. 317 die vollere
Form empfehlen, die regelmäßige.
Gegen Engelhrecht 81 ff., der auch
Haut. 701 und Hec, 317 ändern
will, verteidigt die Überlieferung
mit Recht Hau!.8 Einl. 62 A. 8.
V. 183. 0 höminem i. mit Hiatus
nach der einsilbigen Interjektion;
s. V. 304, 336, sowie Spengel Andr.8
Einl. 32 f. u. zu V. 769. Über O
beim Akk. s. Richter a. O. 592 A. 43.
Sannio spricht diesen Vers wohl
mit einer klagenden Gebärde gegen
das Publikum. — inpurus schmutzig,
ein sehr starkes Schimpfwort,
welches sonst bei den Komikern
in der Regel nur gegen lenones
(Phorm. 83 lenoni inpurissimo,
Plaut. Asin. 472 etc.) und Leute
gleichen Schlages verwendet wird.
V. 360 gebraucht es Demea gegen
seinen von ihm für völlig verdorben
gehaltenen Sohn Äschinus. Daß es
hier einmal einem leno gegen einen
freigeborenen, reichen Athener in
den Mund gelegt ist, steht ver-
einzelt da, auch wenn er es nicht
zu Ä. direkt sagt, und erzeugte hier-
durch vielleicht eine drastische
Wirkung. V. 184 zeigt, daß Ä. ihn
wohl schimpfen hört, weiter aber
nicht darauf achtet. — hieine: über
die Wahl zwischen der vollen Form
des Fragewörtchens -ne und der
abgekürzten -n s. Haul.8 Anh. zu
V. 210. — Gern rühmten sich die
Athener der großen persönlichen
Freiheit ihrer Bürger und der
Gleichheit derselben vor dem Ge-
setz; Belegstellen s. bei Hermann-
Thumser, Griech. Staatsalt.6 471.
V. 184. debacchari — £xßa%%sv-
£6&<xi, völlig austoben, seine Wut
auslassen, kehrt in derselben (vul-
gären) Bedeutung bei Hieron. (in
Isai. X 37, 26 insaniam . . . qua con-
II 1, 31—39
ADELPHOE
51
35
Sa. Egon debacchatus sum adtem an tu in me? Ae. Mitte
ista atque ad rem redi. 185
Sa. Quam rem? quo redeam? Ae. Iämne me uis dieere id
quod at te ättinet?
Sa. Cupio, aequi modo aliquid. AE.Vah, leno iniqua me non
uölt loqui.
Sa. Lend sum, fateor, pernicies communis adulescentium,
periürus, pestis; tarnen tibi a me ^nülla ortast iniüria.
Ae. Nam hercle etiam hoc restat. Sa. Dluc quaeso redi, quo
coepisti Aeschine. 190
Ae. Minis uiginti tu illam emisti, id — quae res tibi uortät
male! —
argenti tantum dabitur. Sa. Quid? si ego tibi illam nolo
uendere
coges me? Ae. Minime.
Sa. Nämque id metui. Ae. Neque
uendundam censeo
tra me debacchaturus eras; praef. ad
Euseb. Chron. : debacchantibus . . . bar-
baris) wieder; Hör. Carm. III 3, 55,
gebraucht es in metaph. Bedeutung.
V. 185. Egon deb. sum autem q. s.:
autem steht so in Fragen, wo man
der ungewöhnlichen Behauptung
eines andern mit Staunen oder Zorn
und Unwillen entgegentritt, und
zwar steht autem hinter dem be-
anstandeten Worte; vgl. V. 404, 462,
934, 940, 950, Hec. 100, Eun.798 etc.,
Plaut. Asin.716, Pseud. 304 f. etc.;
s. Hand, Turs. I 575 und Lorenz zu
Plaut. Pseud. 293. — ista hier und
V. 677 widersprechen der Annahme
Fr. Schmidts, Quaest. de pron. dem.
form. Plaut 1875, S0f., Ter. habe
wie Plautus im Neutr. Plur. nur
istaec, nie ista gebraucht. S. Anh.
V. 187. aequi — iniqua Wort-
spiel, aequi in Bezug auf das ab-
zuschließende Geschäft, iniqua
ironisch in Bezug auf die Ge-
sinnung des leno; s. z.V. 166.
V. 188. pernicies: p. adul. wird
der leno auch Plaut. Pseud. V. 364
genannt, Asin. 133 werden die mere-
trices mit pernicies, adul. exitium
bezeichnet. Über die später häufige
Verbindung von pestis perniciesque
s. Otto a. O. 277, pestis. — S. An-
hang.
V. 190. Nam hier Beteuerungs-
partikel wie V. 193, S53, 842, Plaut.
Capt. 894 f.; s. hierüber Haul.8 zu
V. 113; über die spätere adverb.
Bedeutung in der Volkssprache
s. Dombart, Bl. f. d. bayr. Gymn.
XVI 40. Vgl. auch V. 168 mim.
■ V. 191. Minis uiginti: die für
Sklavinnen nach den lateinischen
(bez. griechischen) Lustspielen ge-
zahlten Preise variierten stark. Der
gewöhnliche Preis war 20 oder
30 Silberminen; er stieg aber unter
Umständen bis 60 Minen und dar-
über (s. Ritschi Opusc. HI 308 Anm.).
— id. . . . arg. tantum: vgl. Liv. XXH
4, 4 id tantum hostium. id wird
wirkungsvoll durch den dazwischen-
tretenden Fluch von argenti ge-
trennt, id mit dem Gen. findet
sich auch V. 313 id habeam supplici,
V. 357 id misero mihi restai modi,
Phorm. 979 In id redactus sum loci,
.ähnlich Phorm. 698 Tu id, quod
bonist, excerpis, dicis quod malist.
— quae res i. uort. male, Gegenteil
von quae r. bene uortai bezieht sich
auf id argenti tant. dab., vgl. Verg.
Eclog. DC 6 Hos Uli — quod nee
uertat bene — miUimus haedos.
5. Anhang.
V. 193. Namque — nam im Sinne
des nam in V. 190 (natürlich ist
daher keine Ellipse nötig, wie sie
Langen, Beitr. etc. 262, aufstellt)
-\-que (und). — Auf die schon recht
unzeitgemäße Frage des leno: Quid
. . . coges me? (lMaec maioris sunt
stomachi et 'ideo stuliiora. Nam
52
ADELPHOE
II 1, 40—42
40
quae liberast; iiam ego liberali illam ädsero causa manu,
nunc uide utrum uis: argentum accipere an causam medi-
tari tuam. 195
delibera hoc dum ego redeo leno. — Sa. Pro supreme Iüppiter,
quod iam amisit, uenditurum se
negat' Don.) antwortet Ä. ironisch:
minime ; denn er hat ja das Mädchen
bereits, braucht ihn also nicht mehr
zu zwingen. Der leno merkt die
Ironie nicht und atmet erleichtert
auf: namque id metui. Um ihm
seinen Glauben zu nehmen, fährt
Ä. spottend fort: 'Und ich glaube
auch gar nicht, daß sie zu ver-
kaufen ist' (da sie frei ist dem leno
gegenüber, der über sie nichts
mehr zu verfügen hat), und fügt
spottend die Formel der Frei-
sprechung hinzu. Über das Be-
nehmen des Ä. gegen den leno
s. Don. zu V. 210 (II 2, 2), Nencini
a. 0. 124 f. — Neque uend. c. mit
Ersetzung des pronominalen Akku-
sativs durch quae liberast.
V. 194. quae liberast q. s. : s. Einl.
11 A. 2. Da die Entdeckung, daß
das Mädchen , um welches es sich in
den Svvuno&vriaxovte g des Diphilus
handelte, von Haus aus freigeboren
war, auch bei Diphilus erst am
Schlüsse des Stückes erfolgt sein
konnte, war diese Erklärung auch
bei ihm nur eine Drohung, die an
unsrer Stelle vortrefflich zum Cha-
rakter des Ä. paßt. Der Uno geht
weiter nicht darauf ein. — Im fol-
genden konstruiere : liberali causa
illam adsero manu. Zu adserere
manu, das einen Begriff bildet,
tritt als adv. Bestimmung lib. causa
hinzu. L. c, bedeutet den rechtlich
wichtigen Sachverhalt oder Tat-
bestand, der für die Freiheit spricht,
hier von Ä. angenommen wird, 3.
Pauly-Wissowa Iü 1809 ff. causa. —
'Et sunt iuris uerba; a quibus etiam
assertores dicuntur uindices alienae
libertatis. Nam et causa ipsa liberalis
dicitur, quae actionem in se continet
libertatis', Don. Die assertio fand
als uindicatio in libertatem sym-
bolisch statt durch Anlegung der
Hand an einen Sklaven, indem
so ein Beschützer (patronus, ad-
sertor) denjenigen, der sich in der
Dienstbarkeit eines andern befand,
gleichsam gewaltsam aus diesem
Verhältnis heraus an sieh zog (s.
Pauly-Wissowa I 422 f. adsertor).
Dadurch wurde die causa contro-
uersiae festgestellt, welche allenfalls
vor Gericht zum Austrag kam. Ygl.
(manu adserere allein) Plaut. Pers.
163, Poen. 1348, Rud. 973; dagegen
Poen. 905 f. manu eas adserat, Suas
populäres, liberali causa; 964 eas
liberali iam adseres causa manu;
1102 Manu liberali causa ambas
adseras, Cure. 490 f. si quisquam hanc
liberali causa manu adsereret, da-
gegen auch Cure. 668 Si quisquam
hanc liberali adseruisset manu; 709
si liberali quisquam hanc assereret
manu; im Griech. entspricht dem
manu adserere s£aiQ£iG&ai xtva ag
iXevfrsQOv, s. Suidas sub e^aiQsatcog
SIy.7}, p. 374 B. — liberali steht
hier allein bei Ter. in urspr, Bedeu-
tung (s. Langen a. O. 762); die
metonymische Verbindung von lib.
mit causa entspricht dem v.^rirv^a
. . . ilev&sgov bei Hom. H. VI 528.
S. Anhang.
V. 195. uide utrum uis: In der
Sprache der Komiker sind Frage-
sätze einem verbuni dieendi uel
sentiendi gewöhnlich in der Weise
zugefügt , daß beide Teile als selb-
ständig nebeneinanderstehend ge-
dacht werden. Es steht daher
regelmäßig der Indikativ (s. Ed.
Becker in Studem. Stud. 1 121 ff.). —
Um dem Gerede ein Ende zu
machen, stellt A. den leno vor die
Alternative, das Angebot anzu-
nehmen oder (ironisch) caus. med. t.,
d. h. Geld und Mädchen zu verlieren,
denn zurück gibt Ä. das Mädchen
nicht mehr. Dem entspricht die
Rede des Syrus (V. 241 seruesne an
perdas totum).
V. 196. dum ego redeo: auch bei
dum in der Bedeutung 'bis' steht
bei den Komikern wie auch später
(Cic. Liv.) häufig der Indikativ; der
Nebensatz bezeichnet in diesem
II 1, 43—61
ADELPHOE
53
60
minime miror qui msanire occipiunt ex iniiiria.
domo me eripuit, uerberauit; me inuito abdimt meam;
ob malefacta haec, täntidem emptam pdstulat sibi tradier, 200
hömini misero pliis quingentos cölaphos infregit mihi. 199
nerum enim, quando bene promeruit, ffat; suom ius pöstulat.
age iam cupio si modo argentum reddat. sed ego hoc
häriolor:
tibi me dixerö" dare tanti, testes faciet üico
ueadidisse me; de argento — somnium: *mox, cräs redi*.
fd quoque possum ferre, si modo reddat, quamquam iniü-
riumst. 206
Falle lediglich den Zeitpunkt für
eine im Hauptsätze mit großer Be-
stimmtheit ausgesprochene oder an-
geordnete , in der Zukunft liegende
Tätigkeit; vgl. V. 785, Phorm. 982,
Andr. 714, Eun. 206 , Haut. 833. S.
Dittmar, Stud. zur lat. Modusl.301f.,
Haul,3 z. V. 513, Holtze, Synt. H 68
und 129 f. — Äschinus geht in das
Hans seines Pflegevaters ab, um
wegen Unterbringung des Mädchens
das Nötige anzuordnen und dem
Micio, welchen er dort zu finden
hofft, das Geschehene mitzuteilen.
— Pro supr. Iupp.: beim Ausruf des
Schmerzes oder der Freude, hier
des Zornes (Schlee, Schob Ter. 65
irascentis exclarnatio est secundum
Benimm, [z Aen,IV590]), steht teils
mit dem Vokativ (V. 111}, teils mit
dem Akkusati? fidem, woran sich
ein Genetiv anschließt, später auch
mit diesem allein; vgl. P. Richter
a. 0. 615 ff.
V. 197. Zu miror tritt als Objekt
der Relativsatz, ähnlieh Haut. 897
J&quidem miror, qui alia tarn plane
seias. — occipiunt: das Wort gehört
der Umgangssprache an.
7.198 f. S.Anhang.
V. 200. Ob malefacta haec, be-
sonders hervorgehoben durch Stel-
lung und Interpunktion (Iou.), be-
zieht sich auf beide Verse. Daß
Ä. auch nach diesen Übeltaten nicht
bloß verlangt, daß ihm das Mädchen
um den Einkaufspreis überlassen
wird, sondern ihm obendrein 500
Nüsse aufgeladen hat, das muß
durch seine Ungeheuerlichkeit so-
gar den leno in eine Art Galgen-
humor (derselbe Übergang zum
Galgenhumor vollzieht sich später
durch das Übermaß der bösen
Nachrichten bei Demea) versetzen, so
daß er V. 201 bereits in versöhn-
licherem Tone fortfährt, indem er
sich der früheren Freigebigkeit des
Ä. erinnert: Verum enim etc. —
täntidem, durch die Stellung hervor-
gehoben, gehört unb jcowov sowohl
zu emptam als auch zu tradier, für
ebensoviel, als das Mädchen ge-
kostet hat, soll es dem Ä. über-
geben werden. — tradier s. zu V. 106.
— pöstulat . . . tradier: postulo steht
bei Plaut, und Ter. weit häufiger
mit dem Inf. als mit einem Auf-
forderungssatze; vgl. V. 238, 879.
V. 199. colapihos infregit wie Plin.
Nat. Ä.VHI36(54) colapho infracto;
'infregit autem illisit, inflixit*,
Don. — Zu V. 199 s. auch Eini. 12.
V. 201. suum ius p. : weil er sich
früher so wohlverdient gemacht
hat. — 'promeruit: adiuuit, profuii;
cui contrarium est commeruit (nur
im üblen Sinne), nam mereri et pro-
mereri estpraestare beneficium', Don.
V. 202. modo arg.: s.zuV.7.— hoc
häriolor: edas fasle ich nur', daß
nämlich an Wiedergabe des Gel-
des zu denken sei; ebenso Phorm.
492 ; s. über die Entwertung des
Wortes Langen, Beiträge 260 f.,
Haul.8 z. d. V. und Brix zu Mil.s1256.
V. 203 f. ubi me dixero q. &.'Eecte
dixit. ubi enim pactio intercesserü
pretii; iam ereptionis actio sublata
erit et pretium debebitur', Don. —
de arg. somnium, 'vom Geld keine
Spur' (Traum = ein schönes Nichts) ;
über somnium s. Langen a. O. 771.
Haul.3 z. 874, Otto a. O. 328, somn.
V. 205. Id quoque: die Ver-
zögerung der Zahlung. S. Anhäng.
54
ADELPHOE
II 1, 52—2, 2
uerum cogito id quod res est: quändo eum quaestum inceperis,
accipiunda et müssitanda iniüria adulescentiumst.
sed nemo dabit; frustra egomet meeum has rationes puto.
Syrvs Sannio
Servos Leno
112 Sy. Tace7 egomet conueniani ipsum; cupide accipiat faxo, atque
etiam
bene dicat secum esse actum, quid istuc Sänniost, quod
te audio 210
V. 206. id quod res est: 'Pro id
quod uerum est, bona locutio', Don.
— quando hier überwiegt wohl die
temporale Bedeutung (daher das
Fut.ex.),sonst nur kausal, s.P.Scherer,
De particulae quando . ..usu, Studem.
Stud. II 131 A. 1. — quaestum in-
ceperis, s. Anhang.
V. 207. müssitanda: Frequenta-
tivum zu mussare, der lat. Um-
bildung von [ivgeiv. Dieses Wort
kommt von /iv wie lat. mutio von
mu (aus Ennius {ine. I. fr. 4 M.]
cit. Don. zu Andr. 505 nee dico
nee facio (rnuy, Varro L. L. VII 101
neque ui aiunt mu facere audent;
vgl. die Stellen aus Plaut, und Lucil.
bei Charis. 240, 3ff., 8ff. und Prise.
I 470, 33), dem Naturlaut unter-
drückten Schmerzes, wie er durch
die zusammengepreßton Lippen her-
vordringt. Daher mussitare 'mit
unterdrücktem Schmerz ertragen,
herunterwürgen'; vgl. Plat. Gorg.
480 C . . . [IT] unoSsiXtäv, ccXXä Tzctqe-
%£iv (kccvzbv) (ivaavtu xal av~
dQSimg y.tX., Plaut. Mil. 476 f. Ergo si
sapis, Mussitabis, 714, Pseud. 601,
Truc. 312. Passivisch findet sich
das lat. Wort auch bei Plaut. Aul.
131 neque oecultum id haberi neque
per metum mussari.
V. 208. Über die Hervorhebung
des reflex. Verhältnisses bei der 1.
Person durch -met s. Pradel a. O.
517 A. 4. — rationes puto: vgl. Eun.
632 dum haec puto q. s. — Nach V.
208 tritt Syrus, der Sklave des
Äschinus, aus Micios Hause, um
zunächst den Streit seines Herrn
mit Sannio auszugleichen. Er ist
dazu geeigneter als Parmeno, wel-
cher den leno kurz vorher geprügelt
hatte, vgl. Einl. 14 A. 1. S. An-
hang.
V.209f. (bis actum) spricht Syrus
rückwärts gewendet ins Haus zu
Äschinus, dem doch Bedenken auf-
gestiegen zu sein scheinen. —
Der Übergang zu der neuen Szene
mit neuem Metrum wird, wie häufig,
durch einen einzelnen Vers ab-
weichenden Maßes, hier einen iamb.
Septenar, vermittelt. — tace dient
zur Beschwichtigung (vgl. Don. zu
Andr. 399, Eun. 834): 'genug, ich
(daher egomet) werde' etc. — faxo,
eine archaische Form des Fut. Ind.,
die dem griech. s- Futurum ent-
spricht {faxim ist der dazugehörige
Optativ, s. Sommer a. 0. 624).
Amasso, amassim etc. haben damit
nichts zu tun; deren Erklärung
(amans sim) hat F. Skutsch Zeitschr.
f. d. österr. Gymn. 1901, 195 ff. ge-
geben). Die Endungen treten hier-
bei an den reinen Verbalstamm.
Auf die späteren Schriftsteller sind
nur faxo, faxim (u. ausim) über-
gegangen (e. Neue HI3 606 ff.). Be-
sonders häufig ist bei den Komikern
faxo im Sinne von 'ich werde dafür
sorgen', teils als Hauptverbum eines
Satzes mit dem Akkusativ eines
Nomens und dem Part. Perf. Pass.
(z. B. Haut, 341 Ademptum tibi iam
faxo omnem metum), teils in einen
Satz in der Weise eingeschoben,
daß das Prädikat dieses Satzes,
wenn es vorausgeht, von faxo wie
oben u. V. 847 abhängig (Konj.
Präs.) oder ihm, wenn es folgt,
koordiniert ist (Ind. Fut., z. B.
Eun. 663 Iam faxo scies). S. Anh.
V. 210. quid istuc Sänniost: 'Hlud
supra post scaenam, hoc iam in
112, 3—6
ADELPHOE
55
nescioquid concertässe cum ero? Sa. Niimquam uidi
infquius
certätionem coinparatam quam haec hodie inter nös fuit:
ego uäpulaudo, ille uerberando, usque ämbo defessf sumus.
Sy. Tua culpa. Sa. Quid facerem? Sy. Adulescenti mörem
gestum opörtuit.
proscaenio dicitur. Et uide quam
ingeniöse Terentius, qui supra ab
Aeschino lenonis nomine faeit Sannio-
nem uocari, ut pote ab homine
arroganti et feroci ob aetatem et
negotium, at hunc blande circum-
uenientem honorificentius inducit
cum lenone loqui et Sannionem eum
uocare. Sane qui in sordidis pro-
fessionibus agunt uitam honorifice
nomine proprio appellas, sed qui in
splendidis artibus sunt constituti
gaudent artis nomine nuncupari, ut
Imperator, orator, philosophus' , Don.;
treffend zieht er Eun. 454, 455, 806
(vgl. hierzu die Bem.Donats) zurVer-
gleichong heran; s. Haul.8 zuV. 515.
— quid istuc est quod, vgl. das
französische qu' est-ce que. Hier
ist quod noch Relativ, die ganze
Formel aber bereits erstarrt.
V. 212. comparatam: das Partizip
steht hier bei uidere ebenso "wie
im Griechischen zur stärkeren Her-
vorhebung der sinnlichen Wahr-
nehmung. Manchmal unterbleibt
die Setzung des Verb, subst. vermöge
der Ökonomie der Umgangssprache,
weil im Nebensatze est folgt, wie
z. B. Phorm. 348; diese Annahme
scheint mir hier wegen fuit aus-
geschlossen. Haul.3 zu V. 6 f. sieht
a. u. St. eine Anlehnung an das
griech.Vorbild. — quam haec h.i.n.f.
als es dieser heute zwischen uns war.
Sonst wird in einem solchen Falle
das Prädikatsnomen wiederholt:
Plaut. Amph. 601 Neque lac lacti(s)
magis est simile quam ille ego simi-
lest mei, Pseud. 669 Namque ipsa
Opportunitas non potuit mihi oppor-
tunius Aduenire quam haec allatast
mihi opportune epistula, dagegen
ohne Wiederholung wie hier Phorm.
348 f. En umquam quoiquam con-
tumeliosius Audistis factam iniu-
riam quam haec est mihi; s. Rothe,
Quaest. gramm., Yr., Berlin, College
Royal, 1881, 4.
V. 213. ülle] s. zu V. 72. — usque
' vollständig ', hier selbständiges
Adverb, s. Ph. Thielmann, Arch.V.
448. 'Incerta est distinctio uel uer-
berando usque uel usque de-
fessi. Et est usque aduerbium
significans aut diu aut multum',
Don. Die zweite Bedeutung ist
hier anzunehmen, um den Paralle-
lismus der vorhergehenden Glieder
zu erhalten, auch lou. interp. vor
usque; ebenso V. 715, Eun. 220
ut defetiger usque; die zeitliche Be-
deutung ' fortwährend , ununter-
brochen' ist anzunehmen V. 215,
559, Phorm. 249 Molendum usque
in pistrino, Plaut. Pseud. 545 etc.;
jedenfalls ist der Zweifel Don.s be-
rechtigt.
Y. 214. facerem: s. zu V. 106 f.
— morem gestum op.: der accus,
c. inf. ist bei oportet in der Sprache
der Komiker die einzige zulässige
Konstruktion, und zwar fehlt beim
Inf. Perf. Pass. bei Ter. immer esse
(bei Plaut, nicht immer, vgl. Langen,
Beiträge 54); vgl. z. B. Andr. 239
Nonne prius communicatum opörtuit?
Haut. 200 mansum tarnen opörtuit;
247 Non opörtuit relidas; 536 Haec
facta ab illo oportebat; 635 inter-
emptam opörtuit. Ferner ist zu
bemerken, daß von einer für die
Vergangenheit erwarteten, aber
nicht eingetretenen Handlung beim
Präteritum von oportet 9tets noch
der Infin. Perfecti steht, der Infin.
Praes. hingegen bei Handlungen,
welche, wenn eingetreten, zur Zeit
des Sprechenden noch fortdauern
würden; vgl. außer obigen Stellen
noch Andr. 238 f. Nonne opörtuit
Praescisse me ante? Eun. 981 f.
opörtuit Rem praenarrasse me;
andrerseits Eun. 1012 ilicone cre-
dere ea quae dixit opörtuit te?
Phorm. 70 O, regem me esse opörtuit.
Ad. 672 f. An sedere opörtuit domi
uirginem q. s.
56
ADELPHOE
H 2, 7—15
Sa. Qui pötui melius, qui hodie usque os praebui? Sy. Age
scis quid loquar? 216
peeuniam in locö neclegere mäxumum interdumst lucrum.
hui,
nietuisti si nunc de tuo iure cöncessisses paululum, atque
10 adulescenti essee morigeratus hominum homo stultissime,
ne non tibi istuc faeneraret. Sa. Ego spem pretio nön emo.
Sy, Numquäm rem facies: äbi, inescare nescis, homines
Sännio. 220
Sa. Credo istuc melius esse; uerum ego nümquam adeo
astutus fui,
quin quidquid possem mallem auferre pötius in praesentia.
15 Sy. Age ndui tuom animüm: quasi iam usquam tibi sint
uiginti minae,
V. 215. Das erste Qui ist Frage-
adverb, das zweite Relativpronomen
gen. masc. — qui hodie. — 'hodie
autem non tempus significat sed
iracundam eloquentiam ac stoma-
chum', Don., s. darüber Bach a. 0.
176. — os praebui, näml. uerberando;
vgl. Liv. IV 35, 10 desisse postremo
praebere ad contumeliam os. Da-
neben hat sowohl obige Wendung
als morem gerere (V. 214) eine
obszöne Nebenbedeutung (vgl. Don.).
— quid loquar: ein wirklich unter-
geordneter Fragesatz (scis ist be-
reits fragend) und deshalb mit dem
Konjunktiv (s. zu V. 195).
V. 216. Da Sannio in seinem
Galgenhumor die Worte des Syrus
Adul. mor. gest. opori. absichtlich
auf die erhaltenen Schläge bezieht,
sieht sich dieser genötigt, ihm die
Sache deutlicher auseinanderzu-
setzen; dies geschiebt in den V.
216 — 219. S. Anhang. — in loco
s. zu V. 827. — neclegere: s. zu Y. 14.
— Ähnlich ist derselbe Gedanke
ausgedrückt bei Plaut. Capt. 327
Est etiam ubi profecto damnum
praestet facere quam lucrum. — Mit
Unrecht hält Nencini (a. 0. 120 f.)
diesen Vers für die lat. Wiedergabe
des Diphilusfragm. : xcago> ttfrifievov
■nigdog tag %a.gnbv cpsQ£i (Mein. fr.
jnc. 30; Kock II 112); s. Einl.14 A. 1.
— hui, Ausdruck einer staunenden,
häufig ironisch übertreibenden Zu-
stimmung, hier etwa durch eine
abwehrende Bewegung Sannios
veranlaßt; s.V.411, 567 und HauLs
zu V. 301.
V. 217 ist ein hypermetrischer,
durch Elision zu kürzender Vers,
ebenso V. 375, 465; s. Lachm. zu
Lucr. 81, Vahlen, Über die Versachl.
i. d. Korn. d. Terenz, 51 ff.
V. 218. hom. homo stultissime,
dieselbe Dopplung Phorm. 853 homo
hom. ornatissume, vgl. Plaut. Capt.
333, 836. — S. Anhang.
V-219. faeneraret: verzinsen, hier
mit Zinsen heimzahlen; Subj. ist
Äschinus. Passiv in derselben Be-
deutung Phorm. 493 Faeneratum
istuc beneficium pulchre tibi dices. —
pretio non emo: emere ursprünglich
'nehmen* (eme Plaut. Mil. 687 heißt
noch: 'da nimm', Gegensatz da in
V. 691, s. Skutsch, Philol. LIX 498,
dazu die Kurzform em, vgl. adimo)
wurde schon früh durch die Ver-
bindung mit pretio (Hec. Prol. ü 57),
aere (Phorm. 611), minis u. dgl. zu
'kaufen'. — spem pret. non emo,
8. Otto 330 spes 3.
V. 220. abi = 'gehl' iu unsrer
Umgangsspr.; s. Haul.8 zu V. 994.
S. Anhang.
V. 222. mallem . . . potius: dop-
pelte Bezeichnung des Komparativs,
wie Andr. 427 Omnis sibi malle me-
lius esse quam alteri. Weiteres s. bei
Wölfflin, Lat. u. rom. Kompar. 46.
V. 223 f. quasi iam usquam tibi sint
uiginti minae dum huic obsequare.
Die Stelle muß schon im Altertum
Schwierigkeiten bereitet haben, da
II 2, 16—17
ADELPHOE
57
dum huic öbsequare. praeterea autem te äiunt proficisci
Cyprum, Sa. Hem.
Sy. Coemisse hinc quae illuc ueheres multa, näuem conductain;
hoc scio, 225
Don. hierzu bemerkt: 'Sensus:
quasi numero in aliquo ducas et
in aliqua aestimatione constituas;
et non, si uelis, penitus contemnas
uiginti minas, dum modo huic
obsequaris': als wenn zwanzig
Minen irgendeine Geltung für dich
hätten, für dich irgend etwas Be-
sonderes zu bedeuten hätten, wo-
fern (oder wenn) du nur diesem
(Äsch.) dich willfährig zeigst. So
wie alicui rei esse (V. 358) 'zu etwas
tauglich sein' das Gegenteil von
nulli rei esse (Gell. VII 11) ist, so
entspricht dem nullo loco esse für
nichts gelten, als Gegenteil der
wohl volkstümliche Ausdruck
usquam=ullo loco esse, irgend et-
was gelten. Jener Ausdruck findet
aber, etwas verändert, Anwendung
bei Cic. de fin. II 90 Socratem qui
uoluptatem nullo loco numerat, oder
ib. 50 honestatem, eo loco habeat
(mißt ihm die Geltung zu) ut sine
ea iucunde neget posse uiui. Vgl.
Verg. Aen. I 603 f. siquid Usquam
iustitia est: wenn Gerechtigkeit
irgend etwas gilt. Die Absicht des
Äschinus und Syrus geht dahin,
dem Kuppler nicht mehr als den
Einkaufspreis zu zahlen. Daß
der Kuppler für eine meretrix,
die er mit 20 Minen gekauft hat,
einen höheren Verkaufspreis er-
zielen will, ist selbstverständlich.
Syrus sucht ibn zuerst in Güte für
den Kaufpreis von 20 Minen gün-
stig zu stimmen, indem er ihn auf
die Zukunft vertröstet, da sich Ä.
dann um so erkenntlicher zeigen
werde. Da dies nichts fruchtet,
. sucht er dem leno auf andere Weise
beizukommen, indem er — ein
feiner Zug, 'der für das psycho-
logische Verständnis des Dichters
zeugt — sich so stellt, als halte.
er den Sannio für einen Menschen,
der, um einer Person höheren
Standes zu Gefallen zu sein, sogar
seinen eigenen Vorteil hintansetze.
Oft lassen sich ja bekanntlich
Leute, namentlich wenn sie den
niederen Ständen angehören, dazu
verleiten, etwas gegen ihren Nutzen
zu tun, bloß um nicht die Lob-
sprüche, die ihnen jemand erteilt
hat, Lügen zu strafen. Durch eine
abwehrende Handbewegung gibt
Sannio während dieser Worte zu
erkennen, daß auch das bei ihm
nicht verfange. Jetzt erst rückt
Syrus mit seinem schwersten Ge-
schütze hervor, das der Spitzbube
so nebenbei mit praeterea einführt,
durch das er den leno sogar dahin
bringt, auf 10 Minen einzugehen,
damit Ä. nach Zahlung der 20
Minen keinen Anstand mehr zu
besorgen braucht. S. Anhang.
V. 224. 'Et eum non profec-
turum dixit sed iam proficisci
(über diesen Gebrauch der TJm-
gangsspr. s. Dräger P 286 f., II2 388,
398, vgl. Eun. 520, 920, Plaut. Eud.
589) et non ab uno dicit se audi-
uisse, ne negaret, sed aiunt inquit.
PRAETEREA AVTEM: aQ^aiG^bq est
figura. Nam ueteres libenter con-
iunctiones multiplicabant',JDon. —
Zu V. 223 f. s. Anhang. — Über hem
s. zu V. 559.^
V. 225. coemisse mit Verkürzung
des e, die durch den Umstand, daß
kein Konsonant dazwischen steht,
erleichtert wird; ebenso ist wohl
Plaut. Bacch. 976 cöemptionalem
senem zu lesen. S. Klotz, Burs.
Jahr.- Bt*. 1892, 238 f., Haul.8 Einl.
56 A. 4. — hoc könnte näheres Ob-
jekt sein, das Folgende ankündigend.
Sehr beachtenswert scheint mir
aber die von Donat, soweit sich
aus seinen kritisch nicht fest-
stehenden Worten entnehmen läßt,
vorgebrachte Möglichkeit, hoc ad-
verbial für ad hanc rem oder ad
htcnc locum zu nehmen (vgl. über
höc = hüc Engelbrecht 70 und be-
sonders Lindsay-Nohl 654\ Diese
Konstruktion ist bei Quintil. XI
3, 72 Dominatur autem maxime
uultus . . . hoc pendent homines, hunc
58
ADELPHOE
II 2, 18—23
20
animüs tibi pendet. übi Mine spero redieris, tarnen hoc ages.
Sa. Nusquäm pedem! perii herele; hac illi spe hoc inceperüut.
Sy. Timet;
inieci scrupulum hömini. Sa. 0 scelera, illüd uide,
ut in ipso articulo oppressit. emptae mülieres
coniplüres, et item hinc älia quae portö Cyprum. 230
nisi eo ad mercatum uenio; dammim mäxumumst.
üiiuentur, hunc speetant, wegen
der beiden folgenden Terba, die
ebenfalls den Begriff der Richtung
in sieb einscbüeßen , vorzuziehen.
Daß sie der Umgangssprache ange-
hörte, scheint mir aus Vulg. Interpr.
Osee 11, 7 Populus mens pendebit
ad reditum meum, zu folgen. Auch
die Bedeutung, die die Stelle er-
hält, scheint mir dem Zusammen-
hang besser zu entsprechen: 'Dar-
auf ist dein Sinn wie festgebannt
gerichtet'. Dz.1 faßte hoc als Abi.
causae auf.
V. 226. pendet: in metaphor. Be-
deutung wie Haut. 727, in eigentl.
Eun. 1021, Phorm. 220; bei Plautus
dagegen (s. Langen a. 0. 766 f.} in
eigentl. 18 mal, in metaph. 2 mal.
— tarnen scheint hier in der Tat noch
seine demonstrative Kraft zu be-
sitzen: ebenso, und daher nach Iou.
zum Folgenden zu gehören; s. zu
V. 110. S. Anhang.
V. 227. Nusquam pedem: keinen
Schritt weg! vgl. Andr. 808 num-
quam hoc tetulissem pedem. — nus-
quam von der Richtung wie V. 246.
Nach diesem Ausruf (s. Don. z. d.
St.) wendet sich Sannio zur Seite
und spricht für sich bis V. 235.
Wohl gleichzeitig spricht Syrus
Timet . . . homini und begleitet das
Selbstgespräch des leno mit ver-
höhnenden Gebärden.
Y. 228. inieci scr. hom. vgl. Haul. 3
zu V. 954 Inieci scrupulum (ein
spitzes Steinchen in den Schuh).
Wir sagen: einen Floh ins Ohr
setzen, um die Unruhe und die Un-
entschlossenheit zu bezeichnen, in
die ein Mensch durch eine uner-
wartete Nachricht versetzt wird,
die seine Pläne zu durchkreuzen
droht. — O scelera s. zu V. 304. —
illud_ uide: 'da schau'!' Ausruf
der Überraschung.
V. 229. ut in i. art. oppr. : arti-
culus (s. Don. zu Andr. 532, Thes. II
693, 79 ff.) bedeutet hier den zum
Handeln günstigen, der Ausführung
unmittelbar vorangehenden Zeit-
punkt: im richtigsten, d. i. letzten
Augenblicke noch; manchmal tritt
ein erläuternder Genetiv hinzu; so
Cic. pro Quinct. 5, 19 Tum iste,
qui hunc in summas angustias ad-
duetum putaret, ut eutn suis con-
dicionibus in ipso articulo temporis
adstringeret , Curt. 3, 5, Plaut. Men.
140 eommoditatis omnis articulos
scio. Ob der Dichter mit dem
Worte articulus (Dz.1: 'wie er mich
am Gelenk selbst gefaßt hat! d.h.
an der passendsten Stelle, wo der
Druck5 [des Steinchens] 'am meisten
schmerzt') bewußt bei dem V. 228
vorschwebenden Bilde (so Dz.1 nach
Donat) bleibt, halte ich für un-
wahrscheinlich; auch bei unserem:
'im letzten Augenblick', denkt
niemand an den Blick des Auges.
Dazu kommt, daß Sannio die Worte
des Syrus nicht hört.
V. 230. hinc gehört dem Sinne
nach bereits in den folgenden Re-
lativsatz. — Cyprum: hier wie V.
224 bloßer Akk., dagegen V. 278
in Cyprum] vgl. darüber Haul.3 zu
V. 66 f. — Die Insel der Venus, auf
der auch reger Verkehr herrschte
(Don. verweist auf Hör. Carm. I 3,
1; 1, 13), war der richtige Ort, um
mülieres u. anderes vorteilhaft zu
verkaufen, vgl. Plaut. Poen. 339 f.
Quia apud aedem Veneris hodiest
mercatus meretricius: eo conueniunt
mercatores, tbi ego me ostendi uolo.
V. 281. eo ad nicht eo äd, da eo
stark betont ist. — uenio statt eo,
wie schon der Scholiast in D (Schlee
65) bemerkt, hier wohl wegen des
vorausgegangenen eo, wie Verg.
Ecl. I 66 ueniemus steht, um die
II 2, 24—31
ADELPHOE
59
25
SO
nunc si hoc omitto, ac tum agam ubi illinc rediero,
nihil est; refrixerit res: 'nunc demtfni uenis?
quor pässu's? ubi eras?' üt sit satius perdere,
quam aut nunc manere tarn diu, aut tunc persequi.
St. Iamne enumerasti quöd ad te rediturüm putes?
Sa. Hocine illo dignumst? hocine incipere Aeschinum,
per oppressionem ut hänc mihi eripere postulet?
Sy. Labäscit. unum hoc häbeo; uide si sätis placet:
potiüs quam uenias in periclum Sännio,
235
240
Wiederholung von ibimus (V. 65) zu
vermeiden. Ebenso steht uenire
statt ire noch Cic. ad fam. I 10
Nam illo si ueneris, pro Mil. 28
domum uenit. Umgekehrt ire statt
uenio Verg. Aen. II 375 uos celsis
nunc pritnum a nauibus itis. Im
Italienischen wird bekanntlich der
Unterschied zwischen venir (zum
Sprechenden) und andare (vom
Sprechenden weg) besonders scharf
beachtet.
V. 232. omitto: s. zu V. 172. S.
Anhang.
V. 233. refrixerit: 'die Sache
wird eingeschlafen sein'; das Fut. ex.
steht ebenso wie im Deutschen
scheinbar absolut, während in
Wirklichkeit eine Beziehung zu
einer andern zukünftigen Handlung
da ist, für welche jene bereits eine
Vergangenheit bezeichnet (vgl. P.
Thomas a. 0. 13); sonst hebt das
Fut. ex., absolut gebraucht, bis-
weilen das gewisse Eintreten einer
Handlung in der Zuk. hervor,
manchmal wird es lediglich aus
metrischen Gründen angewendet
(s.zu V. 127); vgl. Haul.s zu V. 516,
Schmalz in J. Müllers Handb.H 406.
Über die Metapher vgl. Nägelsbach,
Lat. Stil.7 § 134, I 467. Das Gegen-
teil dieses Sprichwortes s. Otto a.
0. 66 cälidus. — 'nunc . . . eras' die
vorauszusetzenden Antworten des
Gegners.
V. 234. ut sit satius perdere: 'per
vnsQßoXrjv hoc accipe\ Don.
V. 235f. S.Anhang.
V. 236. quod ad te red. p., was
du deiner Meinung nach einnehmen
wirst. Diese (ironische) Frage (s.
Don. z. d. St.) steht in wirksamem
Gegensatz zu der wirklichen trüben
Berechnung des Sannio. — quod ad
te: s. zu V. 7.
V. 237. Hocine Illo d. leitet den
Verzweiflungsausbruch des leno ein,
der nun sieht, daß ihm nichts hilft,
da er, wenn er bleibt und pro-
zessiert, den Gewinn in Cvpern
verliert, andrerseits, wenn er erst
nach seiner Rückkehr den Prozeß
beginnt, keine Aussicht auf Erfolg
hat. — hocine ine. Aesch.? s. zu
V. 38. — Das zweite hocine sicher
mit langer erster Silbe, wie auch
z. B. V. 425, 707.
V. 238. per öppress. (s. zu V. 7)
bezeichnet die Zwangslage, in die
er durch Ä. gebracht wurde. —
postulet sagt der leno, trotzdem das
Mädchen bereits bei Ä. ist, weil
der Handel zwischen ihnen noch
nicht abgeschlossen ist.
V. 239. Labäscit (s. Don. z. d. V.,
Eun. 178, Plaut. Rud. 1394) zur Seite
gesprochen. — si sat. plac. modale
Bestimmung zu uide.
V. 240. potius quam uenias q. s.,
der Konjunktiv nach quam (bei
neuem Prädikat) bezeichnet den
angenommenen Fall wie V. 248;
Eun. 174 Potius quam te inimicum
habeam, faciam ut iusseris', Hec.426
(vgl. Lorenz zu Plaut. Pseud. 632);
er entspricht dem Fut., Plaut. Cist.
533 perdam operam potius quam
carebo filia, vgl. Rothe a. 0. 5 u.
35, dagegen der Ind. V. 39, 212,
wo es sich um den Vergleich mit
bekannten Angaben handelt; irreal
steht faceret nach quam V. 110,
ebenso bei prius quam V. 397, 526,
anders V. 583. — Von uen. in peri-
clum (gleichbedeutend mit uenio in
dubium V. 243) hängt die Doppel-
frage seruesne . . . totum ab.
60
ADELPHOE
n 2, 32—44
seruesne an perdas tötum, diuiduöm face;
minäs decem conrädet alicunde. Sa. Ei mihi,
etiäm de sorte nunc uenio in dubiüm miser?
85 pudet nihil? omnes dentes labefecit mihi,
praeterea colaphis tüber est totum Caput; # 245
etiam insuper defhidat? nusquam abeo. Sy. Vt lubet:
numquid uis quin abeam? Sa. Immo hercle hoc quaeso
Syrer
utut haec sunt acta, pöti.us quam lites sequar,
ao meum mihi reddatur sältem quanti emptäst. Syre,
scio te non usum antehac amicitiä mea: 250
memorem me dices esse et gratum. Sy. Sedulo
faciäm. sed Ctesiphönem uideo; laetus est
de amica. Sa. Quid quod te öro? Sy. Paulisper mane.
V. 241. facei s. zu V. 106.
V. 242. minas decem: 'Seit illum
uiginti posse aeeipere, sed ideirco
agit, ut optet leno, quod paulo ante
nolebat', Don. — conrädet 'wird zu-
sammenscharren', s.Haul.8 zu V.40.
— ' alicunde' dictum est quasi non
habentis, Don.
V. 243. sors ist techn. Aus-
druck für das in einem Unter-
nehmen oder auf Zinsen angelegte
Kapital.
V. 246. S.Anhang.
V. 247. numquid uis quin ab. ? wo-
für kürzer V. 432 und Hec. 272
(vgl. Phorm. 458) numquid uis?
steht, oder numquid uis aliud? (Eun.
191), numquid aliud imperas? (Eun.
213), numquid . . . aliud me uis?
(Phorm. 151), numquid me aliud?
(Eun. 363), ist die gewöhnliche
Formel, mit der einer das Gespräch
abbricht, um sich zu entfernen
(vgl auch Phorm. 563). Zu Eun. 341
roao numquid uelit, bemerkt Donat:
'Hoc est: significo me abire; nam
äbituri, ne id dure facermt, 'num
quid uis'? dicebant his, quibuscum
constitissenV '. Nach Donat zu V. 432
wird die Antwort Beete oder Valeas
erwartet. — S. Anhang.
V.248. utut vgl. Haul.s zuV. 468;
vgl. V. 630. — Utes sequar, ebenso
Andr. 811, Phorm. 408, Plaut. Poen.
1403.
V. 249. Syrns hat seinen Zweck
erreicht, der Veno gibt die meretrix
für den Einkaufspreis her: aber
der leno muß ihn noch darum
bitten; daher macht er bei emptast
noch eine abwehrende Bewegung,
weshalb der leno mit Sure, sciote q. s.
(Iou. interpungiert hier vor und
nach Syre, setzt also Satzende vor
Syre) durch das Versprechen seiner
Dankbarkeit zu bestimmen sucht;
erst 251 läßt sich der Schlaukopf
gnädig herab, ihm seine Verwendung
zuzusichern. S. Anhang.
V. 250. scio te q. a.: du kannst
daher meine Erkenntlichkeit und
Dankbarkeit noch nicht kennen.
S. Anhang.
V. 252. Ctesipho kommt von der
Marktseite her. Er war, nachdem
Demea vom Landgute weggegangen
war, ebenfalls in die Stadt und
höchst wahrscheinlich zum Hause
des leno gegangen, um sein Liebchen
zu besuchen. Dort hatte er den
glücklich ausgeführten Streich er-
fahren und kommt nun, um seinem
Bruder zu danken und sein Mädchen
zu sehen. Seine Freude äußert sich
in den folgenden überschwersglichen
Worten, die er zu sich selbst spricht.
S.Einl. 18 f.
V. 253. Vielleicht trat nach
den Worten : Paulisper ., mane
Syrus in das Haus, um Ä. vom
Erfolge seiner Unterredung zu ver-
ständigen, und kehrte erst vor V. 260
zurück.
n 3, 1—7
ADELPHOE
61
Ctesipho Sannio Syrvs
Advlescens Leno Servos
113 Ct. Abs quiuis homine, quömst opus, beneficium accipere
gatfdeas;
uerum enim uero, id demiim iuuat, si quem aequomst
facere is bene facit. 265
o fräter frater, quid ego nunc te laüdem? satis certd scio,
numquam ita magnifice quicquam dicam, id ufrtus quin
superet tua.
5 itaque, ünam hanc rem me habere praeter älios prae-
cipuam ärbitror,
fratrem, höminem neminem esse primarum artium magis
principem.
St. 0 Ctesipho! Ct. 0 Syre, Aeschinus ubist? Sy. Ellum, te
exspectät domi. Ct. Hern. 260
V. 254. Abs findet sich einige-
male vor q, einmal vor ch (Plaut.
Persa 159 abs chorago), sonst nur
vor t, bei Terenz nur noch abs te-,
s. John C. Rolfe, Arch. X 478 und
Lommatzsch, Thes. I 3, 12 ff. — qui-
uis (Plaut. Stich. 627 Quicumim
depugno) und quisquam (bei Plautus)
läßt im Ablativ gui zu; s. Neue
II8 506; vgl. zu V. 477. — QVOM(A)
s. Haul.s Einl. 59 A. 1. — Zur Inter-
punktion des Verses s. Wien. Stud.
XXII 104 f.
V. 255. uerum enim uero, be-
sonders nachdrücklich; enim ist hier
beteuernd, ebenso Sali. Cat. 2, 9;
20, 10.
V. 256. o frater frater (lou. interp.
erst nach dem zweiten fr.): Wieder-
holung der Anrede im Affekt . wie
Andr. 282, Eun. 91, Hec. 856. Zur
Interpunktion vgl Wien. Stud. XXU
105. — quid; inneres Objekt. Im
Hinblick auf die V. 262 aufge-
zählten Dinge weiß er nicht, wo-
mit er anfangen soll. S. Anhang.
V. 257. ita statt tarn, wie häufig
in der Umgangssprache, z. B. Andr.
563 Ita magnae (irae sunt).
V. 258. Itaque habe ich mit lou.
abgetrennt, da die darauffolgende
Pause dem Sprechenden Zeit geben
soll, den Schlußgedanken zu for-
mulieren; B.Wien. Stud. XXII 13. —
unam hanc rem . . . praecipuam,
fratrem: diese eine Sache glaube
ich besonders vor den andern vor-
auszuhaben, den (oder meinen)
Bruder.
V. 259. hom. nem. . . . principem,
daß kein Mensch hervorragender
(ein besserer Meister) ist in den
feinsten Listen. — homintm nemi-
nem, eine bei den Komikern übliche
Verstärkung; vgl. Don. z. d. St. und
Haul.s zu. V. 591. — prim. artium:
hier nicht die durch Erziehung
und Gewöhnung gewonnenen tüch-
tigenEigenschaften, denn die hätten
Ä. abhalten müssen, den Streich
auszuführen, sondern ars bedeutet
bier wie auch sonst häufig (vgl. u. a.
Haut. 366, Thes. n 658, 46 ff.) mit
List oder Schlauheit verbundene
Geschicklichkeit. Die mußte Ä. an-
wenden. S. Thes. H 659, 56 ff. und
Anhang.
V. 260. Wenn Syrus den Ä. ver-
ständigt hat (s. V. 253), tritt er
nun aus dem Hause, um seine Ein-
käufe zu besorgen (vgl. V. 286) , er-
blickt voll Freude (daher O beim
Vok.) den Ct. und ruft ihn sofort
an. — ellum, ellam (em-illum, em-
illam s. Lindsay-Nohl 708, dagegen
Sommer a. O. 476; über em zu
V. 659) sowie eccillum, eccillam etc.
werden gebraucht, um auf eine ent-
62
ADELPHOE
II 3, 8—11
Sv. Quid est? Ct. Quid sit? iliius opera Syre nunc uiuo.
festiuom caput,
quin ömnia sibi pdst putarit esse prae meo cömmodo:
maledieta, faniam, meum laborem et peccatum in se
tränstulit;
nihil pötest supra. quidnäm foris crepuit? Sy. Mäne
mane, ipse exit foras.
femtere Person oder Sache (des-
halb ille) hinzuweisen, die sich
aber doch an einem noch sicht-
baren Orte befindet, auf welchen
hingewiesen werden kann (ecce);
hier zeigt Syrus mit der Hand auf
Micios Haus. — hem hier Ausruf
angenehmer Überraschung. S. An-
V. 261. Quid est? Ct. Quid sit?
s. zu V. 84. — iliius zweisilbig zu
messen; hie, is, ille, iste, melius,
alius etc. haben nämlich im älteren
Latein neben der Genetivendung
ius eine einsilbige auf is, bez. i
gehabt. S. Sam. Brandt, De uaria
. . . genetiui sing, pronominum forma
ac mensura, Leipzig 1877; ebenso
Luchs, Studem. Stud.l36(i£, Skutsch,
Forsch. 1 101 f. und gegen Leo, Plaut.
Forsch. 289 f., der an einer Stelle
zllius (gelegentliche Kürzung der
beiden ersten Silben, der zweiten
als uoealis ante uoealem) annimmt,
und Maurenbrecher, Forsch, I 101.
neuerdings Skutsch, Philol. LDL
601 f. — fest. cap. (celebris homo,
Schlee 65) geht auf Äschinus; an
den Akkus, des Ausrufes schließt
eich ein Relativsatz an. Dieselbe
Synekdoche (festiu. cap.) findet sich
bei Plautus zweimal (Mil. 725 o le-
pidum c, Pers. 184 uerbereum c),
bei Terenz noch V. 966 o lepid. c,
ebenso wohl Phorm. 559; Andr. 371
ridiculum c, Eun. 531 o capitulum
lepidissimum. Sie ist ohne Zweifel
wie im Griech., wo sie bereits bei
den Trag, öfters erscheint (Aesch.
Ag. 879 tpüov y,üqu, Soph. Oed. R. 40
co 'AqÜziotov OlSCnov iidcga etc.),
ursprünglich lediglich Koseform,
steht daher nie ohne Attribut und
fast regelmäßig in der Anrede
(hier Apostr.) und unterscheidet
sich dadurch von jener Synekdoche,
bei der cap. in der Regel ohne
adj. Attr. steht und meist lediglich
das Pron. ersetzt, so in der Ver-
bindung pro capite dare (Plaut.
Most. 211, 242, 300 u. ö\), und die
wohl durch den Handel geschaffen
wurde (Stückzahl) ; schon bei Homer
häufig, s. D. LX 407 vmtcov ^uvftci
■xüqtivcc u. ö. , auch öfter auf
Menschen übertragen, z. B. Od. 1 343
xolr\v yccg HsqxxXrjv ito&ico etc.
Zum metonymischen Gebrauch
(Andr. 677 capitis periculum adire,
Phorm. 491 ne quid suo suat capiti,
631 non capitis ei res agetur sed
peeuniae, bei Plaut, häufig) leitet
über Hec. 334 capiti atque aetati
illorum (Plaut. Rud. 375, 885, 1345
u. ö.). In reiner Metapher findet
sich caput verwendet Andr. 458 illic
est huic rei caput, V. 568; bei Plaut,
sehr häufig, z. B. scelerum caput
Bacch. 829 u. ö. — S. Anhang.
V. 262. quin ('admiratiue', Don.)
= quine: 'der ja doch'. Über die
Relativsätze in Frageform auch in
Bezug auf die eigenen Worte des
Sprechenden s. Seyffert, Burs. Jahr.-
Ber. 80, 345, ebenso Plaut. Amph.
1038 quin utri sim nescio, Andr. 768,
Hör. Sat. 1 10, 21 f. O seri studiorum,
quinc putetis difßcile et mirum. —
post gehört zu esse, nicht zu pu-
tarit, ebenso Sali. Cafc. 23, 6 inuidia
atque superbia post fuere; dagegen
Hec. 483 Quom te postputasse omnis
res prae parente intellego; Phorm.
908 Nam omnis posthabui mihi res
q. s. S. Anhang.
V. 263. peccatum, Vergehen, ist
immer eine einzelne Tat, hier die
gewaltsame Entführung dexmeretrix.
— Über laborem s. Anh. zu Periocha
V.6.
V. 264. foris crepuit: das mit dem
Zurückschieben des Riegels ver-
bundene Geräusch ist gemeint;
über das angebliche Klopfen an
114, 1-
ADELPHOE
63
Aeschinvs Ctesipho Syrvs Sannio
Advlescentes ii Servos Leno
Ü4 Ae. Vbi est ille sacrilegiis? Sa. Me quaerit. mimquidnam
ecfert? öccidi: 265
nihil uideo. Ae. Ehem, opportune, te ipsum quaero; quid
fit Ctesipho?
in tütost omnis res; omitte uero tristitiem tuam.
Ct. Ego illam hercle uero omitto, qui quidem te häbeam
fratrem: o mi Aeschine,
b o mi germane! ah, uereor eoram in ds te laudare
ämplius,
die Tür von seiten der Austreten-
den s. Hau!8 zu V. 840. — Ctesipho,
welcher vorsichtig zur Seite treten
will, wird von Syrus beruhigt. —
Äschinus tritt aus der Tür seines
Hauses, um die Sache mit dem
Kuppler ins Reine zu bringen
(V. 277); sobald er aber Ctesipho
erblickt, dessen Kommen er ja er-
wartet, wendet er sich zunächst
diesem zu und läßt den Kuppler
einstweilen in überleg ner Weise
unbeachtet (vgl. Schlee, Schol. 153).
S. Anhang.
V. 265. Vbi est ille, wobei ille
(= il) zweimorig ist (s. zu Y. 72),
besser als übt est ille.
V. 266. Ehem, opp. q. s. vgl.
V. 81 und Anm. — quid fit Ct.?
dient zur Begrüßung und entspricht
unserem: 'Wie geht es?' Manch-
mal tritt quid agitur? (V. 883) oder
quid agis? (Plaut. Merc. 284) hinzu.
V. 267. tristitiem tuam nach
Cod. A. Brix zu Plaut. Mil.» 1203
hat festgestellt, daß nur im Nomin.
und Akkus. Sing, sehr weniger
Wörter bei Plautus und Terenz ver-
einzelt die Nebenform der 5. Dekl.
neben der 1. Dekl. erscheint. S.
Lindsay-Nohl 394ff., Neue P563ff.
Skutsch verweist darauf, daß viel-
leicht hier gerade der Gleichklang
-tiäm tuam römischem Ohre nicht
angenehm und daher für die Wahl
der Form auf -em maßgebend
war. Vgl. über dieses '■K.txnoavvSezov'
der Alten E. Norden, Die i
Eunstprosa 839 A. 3 (840), der Ähn-
liches aus Vergil anführt. So steht
nequitiem Haut. 481 nach quantam
fenestram ad , V. 358 aber ohne er-
sichtlichen Grund. An allen drei
Stellen wird die von A allein ge-
botene Form von lou. in die auf
-am geändert.
V. 268. qui quidem, Kürzung vor
quidem durch Tonanschluß, s,Haul.s
Einl. 65 und Lindsay, Capt. Einl. 25.
— qui . . . habeam: kausaler Re-
lativsatz wie V. 852. S. Anhang.
V. 269. coram wird vom Scho-
liasten mit in praesentia lenonis
kaum richtig erklärt, da nicht ein-
zusehen ist, weshalb sich Ct. ge-
rade vor dem leno schämen sollte.
Coram in os wird daher von Skutsch
zu den Fällen gerechnet, wo die
abgeschwächte Bedeutung einer Zu-
sammensetzung (os steckt gewiß in
coram, s. Lindsay 669, Pradel 504,
Stowasser, Zeitschr. f. d. öst. G, 1901,
869 f. ; Zimmermann, Arch. XH 365 f.,
setzt coram vollständig gleich in
os) die nochmalige Zufügung des
Stammwortes zur Folge hat; Skutsch
hat dergleichen Fälle in der Festschr.
f. C. F.W. Müller 100 A. 4 zusammen-
gestellt. Möglicherweise wurde
dieser Pleonasmus von Ter. aus
dem Griech. übernommen, wofür
Hom. Od. XXHI 107 ovo' stg wncc
tdsG&ai svavtLov zu sprechen
scheint. Zu übersetzen ist es mit:
'direkt ins Gesicht*. — in os (=»«»
facievi s. Lactant. DU 14 laudat m
fac): '« praesentia Uta' (Schlee,
Schol. 153 s. Don. z. d. St.); os =
64
ÄDELPHOE
114, 6—11
ne id ädsentandi mägis, quam quo habeam grätum facere
existumes. 270
Ae. Age inepte, quasi nunc nön norimus nös inter noB
Ctesipho.
hoc mihi dolet, nos paene sero scisse, et paene in eiim locum
redisse, ut si omnes ctiperent tibi nihil pdssent auxiliärier.
Ct. Pudebat. Ae. Ah, stultitiast istaec, non pudor: tarn ob
paruolam
rem, paene e patria? turpe dictu! deos quaeso ut istaec
pröhibeant. 276
tus Haut. 572. — amplius,
weiter, ein in der Umgangssprache
beliebtes Wort, z. B. Phorm. 457
Ego amplius deliberandum eenseo.
Y. 270. Ne . . . facere existumes.
Das Subjekt zu facere konnte wegen
quo habeam ausgelassen werden.
— ädsentandi finaler Genetiv des
Gerundiums (wegen des folgenden
quo habeam gratum), bei Ter. an
dieser Stelle allein; außer einigen
Beispielen bei Cäsar, öfter bei
Sallust (Dräger, Hist. Synt.IP 834),
Liyius und Velleius Paterculus (II
20, 5) gewinnt dieser Gebrauch, der
aber ursprünglich italisch ist, s.
Leo, Plaut. Forsch. 92 f. A. 3, erst
bei Tacitus weitere Ausdehnung,
vgl. Dräger, Über Synt. u. Stil des
Tac.5 82. Don.: et utrum deest
causa an absolute sie dicitur?
S. Ritschi , Opusc. H 638 f. Anm. An
ein Anakoluth ('Der Sprechende
hatte als Fortsetzung etwa quam
tuae grdtiae causa im Sinne') denkt
Zimmermann, Der finale Gen. ge-
rundii, Pr. Köln 1890, 8. — habeam
gratum willkommen, wert halten;
adsent. und hab. grat. stehen ohne
Objekt, das nur Äachinus sein
könnte, um den Gegensatz der
Bedeutungen schärfer hervorzu-
heben.
V. 271. Age, Aufforderung, zu
etwas anderem überzugehen (s. z.B.
V. 216). — inepte, Vokativ (du Tor);
vgl. Andr. 791; Eun. 311, 1007;
Phorm. 949. Jedoch Ad. 943 (age
prolixe) steht das Adverb. — nori-
mus zeigt die ursprüngliche Länge
des t in der Endung des Konj. Perl,
die sich bei Plaut, und Ter. an
mehreren Stellen erhalten hat; vgl.
Phorm. 772 gesserimus, Haul.8 Einl.
98 und Neue IQ8 430. — nos inter
nos: das erste nos ist Subjekt; vgl.
Haut. 511; s. Ph. Thielmann, Arch.
VH 345.
Y. 272. hoc mihi dolet: dritt-
persönlich ynepiget etc. (vgl.V. 461 f.,
682, 733, Eun. 93 u. s.). Dieser Ge-
brauch gehört nur der Umgangs-
sprache (vgl. Don. z. d. St.) an. —
Die Wiederholung des paene hebt
die Besorgnis des Ä. hervor, daß
fast das Unglück eingetreten wäre
(Fabia). — S. Anhang.
V. 273. auxiliarier: s. Anm. zu
V. 106.
V. 274. Daß tarn vom zugehörigen
Adj. od. Adv. getrennt wird, ist nicht
selten, z.B. Haut. 613 quod tarn a
nobis grauiter crepuerunt fores.
V. 275. e patria, näml. fugere:
ano<Ji(6n7}ßig £vq>n(iLß(iov Z&Qiv
(Don.). Menander ließ nach Donat
den Ctesipho sich mit Todes-
gedanken tragen. S. Einl. S. 16.
Don. bemerkt noch: quia amatores
comici cito comminantur patriam
se deserturos, ut amicas sequantur.
— turpe dictu: ohne Kopula wegen
der lebhaften Rede , ebenso steht
das Supinum bei turpe Phorm. 456.
— quaeso (sonst auch quaesumus)
kommt bei den Komikern nicht
bloß in die direkte Rede einge-
schoben vor, sondern auch als
regierendes Verbum mit folgendem
ut, mit dem AkkuB. eines Pro-
nomens im Neutrum (V. 247), bez.
einem Adverbium (z. B. ita Y. 287,
927), und wie oben mit dem per-
sönlichen Akkus, deos (Andr. 487;
Ad. 298, 491; vgl. Cic. ad fam. XI
3, 4; pro Sex. Mose. Am. P7 11). Ge-
H4, 12 — 17
Ct. Peceäui
ADELPHOE
65
16
Ae. Quid ait tandem nobis Sannio? Sy. Jam
mitis est.
Ae. Ego ad forum ibo ut hünc absoluam; tu intro ad illam
Ctewpho.
Sa. Syre insta. Sy. Eamus; namque hie properat in Cyprum.
Sa. Ne tarn quidem,
quamufs etiam maneo ötiosus hie. St. Reddetur, ne" time.
Sa. At ut <5mne reddat. Sy. Omne reddet; tace modo ac sequere
häc. Sa. Sequor. — 280
Ct. Heus heus Syre. Sy. Quid est? Ct. Obsecro te hercle, hö-
minem istum inpurissimum
rade in dieser formelhaften Ver-
bindung hat quaeso am längsten
seine volle Verbalbedeutung be-
halten. — ut istaec. — prohibeant:
gleich einem getrennten Worte hat
pro, welches bei Ter. in pröhibeo
stets den Versiktus hat, mit
Kürzung des Vokals seinen Silben-
wert behalten; vgl. Anm zu V. 97;
C.F.W. Müller a. 0.451 ff.
V. 276. Quid, ait t. n. 8.? Diese
Frage richtet Ä. ebenso wie tibi
est üle sacrilegus? V. 265 an Syrus,
ohne sich weiter um den leno zu
kümmern. — nobis, eth. Dativ, in
volkstümlicher Breite dazugeeetzt.
— Über ait tandem s. Haul.8 zu
V. 373.
V. 277. ad forum, wo sich (im
Mittelpunkte des Verkehrs) die
tabernae der argentarii (rgccns^itai)
befanden , durch deren Vermittlung
meist die größeren Zahlungen aus-
geführt wurden. Don. z. ti . St. : Tunc
enim in foro et de mensae scriptura
magis quam ex arca domoque uel
data pecunia numerabatur; vgl. auch
Haul.8 zu V. 922. An eine An-
spielung auf römische Verhältnisse
(so Oehler, Pauly-Wissowa II 707 ff.)
ist natürlich nicht zu denken, s.
Skutsch, Rh. Mus. LV 276f. — tu
intro ad illam ohne i, das hier
besonders wegen des vorausgehen-
den ibo überflüssig ist und nur
den Parallelismus ego — ad forum,
tu — intro ad illam störte, vgl.
Andr 184 Eho dum ad me, 361
Ego me continuo ad Chremem ohne
Verb. ; b. Pradel a. 0. 474. 8. Anh.
V. 278 f. Syre insta sagt der leno
leise zu Syrus, vgl. Schlee a. 0. 163.
Terentiui, Adelphoe -
— insta : wegen Zahlung der vollen
Summe, für welche sich Syrus hatte
verwenden wollen. — Eamus q. s.
Um Sannio noch etwas Angst ein-
zujagen, erwähnt Syrus die Eile
Sannios, als wollte er seinem Herrn
damit sagen: er ist mit allem zu-
frieden. Dagegen protestiert Sannio
mit Ne tarn quidem etc., wird aber
von Syrus mit reddetur, ne Urne be-
ruhigt; tarn deiktisch, mit ent-
sprechender Handbewegung , vgl.
V. 164 huius. — in Cyprum, s. zu
V. 230. — quamuis gehört zu otiosus:
'so müßig wie du nur willst',
kommt einem ualde, admodum
gleich; ebenso Plaut. Pseud. 1176
Quamuis pernix hie est homo. S. An-
hang.
V. 280. Don. über Syrus: 'totum
cum supercilio praestantis magnum
beneficium dicit.' Man denkt an
Gönnermiene; vgl. Sittl, Die Ge-
bärden etc. 92 ff. und 201. — At
ut omne reddat mit Bezug auf
V. 241. — Sannio folgt dem nach
dem Markte zu abgehenden Äschi-
nus, der sich weiter um ihn nicht
gekümmert hat. Syrus, welcher
mitgehen will, wird V. 281 von
CtSsipho nochmals zurückgerufen.
Dieser bekundet durch seine Ängst-
lichkeit, wie wenig er Händel der
Art gewohnt ist.
V. 281. Heus, eine zum lauten
Anruf in der Entfernung dienende
Interjektion; V. 634 ruft Ä. ins
Haus der Sostrata hinein, V. 776
Dromo auB dem Hause Micios zu
Syrus, V. 882 Syrus aus dem Hause
zu Demea; s. zu V. 776 und Haul.3
zu V. 152. S. Anhang.
66
ADELPHOE
II 4, 18—23
quam primum absoluitöte, ne si mägis irritatiis siet,
aliqua ad patrem hoc permänet, atque ego tum perpetuo
perierim.
20 St. Non fiet; bono animo esto; tu cum üla intus te oblecta
Interim,
et lectulos iube sterni nobis, et parari cetera. 285
ego iäm transacta re, conuortam me domum cum obsönio.
Ct. Ita quaeso. quando hoc bene successit, LQare hunc suma-
mus diem.
V. 283. permänet im Deutschen
dasselbe Bild (s. Don. z. d. St.). Vgl.
Plant. Capt. 220, wo dasselbe Kom-
positum wohl wie hier wegen der
Assonanz gewählt wurde. — per-
petuo perierim : dauernd, für immer
verloren sein; eine der Assonanz
wegen ansprechende Verbindung,
die sich ebenso Eun. 1043 findet;
Plaut. Pers. 281 dico ut perpetuo
pereas. — S. Anhang.
V. 284. S.Anhang.
V. 285. et lectulos q. s. für das
beabsichtigte conuiuium; s. V. 370,
376 ff. — nobis: 'Seruis. Nihil tarn
comicum. Et uide ut totum süperbe
ac magnifice loquatur Syrus.' Don.
— S. Anhang.
V. 286. tarn 'sofort'. — transacta
re: vgl. Andr. 981 Intus transigetur,
siqutä est quod restet. Die Kon-
struktion des sogen, ablat. absol.
beschränkt sich bei Ter. ent-
sprechend dem für Abstraktionen
wenig geeigneten Charakter der
Umgangssprache noch meist auf
die einfache Verbindung eines Sub-
stantivs im Ablativ mit einem
prädikat. Adj., die Beispiele aus Ter.
sind von Heinrichs, De abl. apud
Ter. usu. P. II (Elbing 1860) 38 ff.
gesammelt. — canuortam: 'magni-
fice dictum. Verbum est enim magni
moliminis et agminis ingentis. Nam
conuertere se dicitur, quem pompa
praecedit et imperator proprie con-
uertit exercitum. Et hoc spectatur,
ut moribus arrogantes serui sunt
quum laetantur\ Don. — cum ob-
sönio: obs. (otpcoviov) sind die zu
einem Mahl bestimmten Zutaten,
welche nicht jeder im Hause
hatte, besonders die feinere Zu-
kost, namentlich Fische.
V. 287. Ita häufig ebenso be-
jahend wie sie, aus dem das ital.
si (ja) geworden ist. — hil. hunc
sumamus d. : vgl. V. 854 ; Plaut. Ps.
1268b hunc diem swnpsimus pro-
thyme; Lucil. XIX 499 (L. 10 M.) Sume
diem q. s. — hilare (Codd. hilarem)
von hilarus (ebenso Plaut. Merc. 99,
hilarum bei Ter. noch V. 756 und
842), welche Form im alten Latein
vorwiegend ist,.s. Neue H8 149 und
728. S.Anhang. — sumamus: daß
das Simplex die Bedeutung des
Kompositums {consum.) hat (vgl.
außerdem Phorm. 832, Haut. 693),
ist eine Eigentümlichkeit der Volks-
sprache, die sich auch später noch
findet, wie die von Dombart (Bl. f.
d. bayr. G. XVI 40) genannte Stelle
Commod. Instr. I 4, 4 uiscera na-
torum rabie monstruqsa sumebat
beweist; ebenso uidissem statt pro-
uidissem Phorm. 189. — S. Anhang.
m i, i—5
ADELPHOE
67
SOSTRATA CANTHARA
MVLIER ANVS
III So. Obsecro mea ntftrix, quid nunc fiet? Ca. Quid fiat rogas?
l recte edepol spero. modo dolores mea tu occipiunt pri-
mulum.
iam nunc times; quasi num quam adfueris, nümquam tute
pepereris? 290
So. Miseräm me, neminem häbeo, — solae sümus, Greta autem
hie nön adest —
6 nee quem ad obstetrfeem mittam, nee qui accersat Aeschi-
num.
Während Ctesipho zu seiner Ge-
liebten ins Hans des Micio eilt,
geht Syrus seinen Einkäufen nach,
wozu er den Befehl von A. schon
im Hause (vor V. 260) erhalten hat.
Die Sklaven, die ihn bei seiner
Rückkehr begleiten, traten wohl
mit ihm gleichzeitig aus dem Hause
und gehen nun mit ihm nach der
Marktseite ab. Die Bühne ist zwar
leer, doch muß sich wegen V. 329
auch diese Szene unmittelbar an
die vorausgehende anschließen.
Sostrata tritt mit Canthara,
welche früher ihre Amme gewesen
war (s. V. 288), aus ihrem Hause.
V. 288. quid nunc fiet: 'Implo-
ratio est magis trepidantis quam
ignoratio et interrogatio.' Don.
V. 289. edepol (J. S. Speyer, Fest-
schrift Boot 55 — 60 führt es auf
med-epol, epol = Apollo zurück) ist
ein von den beiden Geschlechtern
gebrauchtes Schwurwort, während
hercle nur von Männern, ecastor
nur von Frauen gesagt wird; vgl.
Haul.s zu V. 574. — dolores von
den Geburtswehen wie V. 486 und
im Sing. V. 602 u. Andr. 268. —
mea tu beachtenswerte Stellung;
ebenso Eun. 664, vgl. Don. z. Eun.
656. — primulum, eben zuerst, mit
deutlicher Deminutivbedeutung wie
V. 898; Plaut. Men. 916, 1116; Mil.
1004 (vgl.Brix8 zu d. St.). — S. An-
V. 290. Über adfueris . . . pepere-
ris s. Haul.8 zu V. 382.
V. 291 f. neminem habeo etc. Die
Angst, in der sich Sostrata wegen
der unmittelbar bevorstehenden
Niederkunft ihrer Tochter befindet,
läßt sie bei dem Umstände, daß
sie zwei Boten zu gleicher Zeit
braucht, übersehen, daß sie ja
immerhin einstweilen Canthara zur
Hebamme schicken könnte (wie
dies V. 353 geschieht), und sie
jammert daher, daß sie niemand
hat, weder einen Boten für die
Hebamme noch einen für Ä. Ahn-
lich, nur umgekehrt, heißt es in
dem Gedichte 'Der rechte Barbier'
ven Chamisso: 'Hier ist das Geld,
hier ist der Dolch, das beides ist
zu haben', obwohl nur entweder
das eine oder das andere zu haben
ist. nee quem . . . nee qui führt
daher das vorausgehende neminem
habeo näher aus, so daß wir an
keine Ergänzung (Dz.1 denkt an
adest) zu denken brauchen; ebenso
Cic. Tusc. IH 4 eaque nescirent nee
ubi nee qualia essent. So hat schon
richtig Donat die Stelle aufgefaßt,
indem er zu nee quem ad obst. m.
bemerkt: 'Deest habe». Sed in con-
suetudine est sie loqui, cum utrum-
que nobis, non alter utr um deesse
conquerimur'. S. Anhang. — accer-
sat mit dieser Schreibung (nicht
arcesso) stets im Cod. A (Eun. 510
und Hec. 466 ade) , fast immer in
L und meistens in den andern
Handschr. des Ter. (nur D und G
haben oft arcesso etc.) ; s. Thes. II
448, 50 ff.
68
ADELPHOE
III 1, 6—2, S
Ca. Pol is quidem iam hie äderit; nam numquam ünum inter-
mittit diem
quin semper ueniat. So. Solus mearum miseriarumst
remedium.
Ca. E re nata, melius fieri haud pötuit quam faettimst era, 295
quando uitium oblatumst, quod ad ülum attinet potissimum,
taiem, tali genere atque auimo, nätum ex tanta fämilia.
So. Ita pol est ut dicis: saluos nöbis deos quaeso üt siet.
ÖETA
Servos
SOSTRATA
MVLIER
Canthara
Anvs
in Ge. Nunc ülud est, quom si örania omnes sua consilia cön-
2 ferant,
• atque huic malo saliitem quaerant, aüxili nihil ädferaut, 300
quod mOiique, eraeque, filiaeque erilist. uae mißerö mihi.
V. 294. quin] quo non (Schol.
Bemb. Herrn. II 384). — semper:
Wiederholung des schon im Haupt-
satze ausgedrückten Begriffs 'all-
täglich', vgL über diesen Pleonas-
mus Dombart, Philol. XXVHI 736.
V. 295. E re nata: nach Lage
der Dinge, wiederholt von Apuleius,
Met. IT 3 (ebenso IV 11, 14; V 8;
IX 6); vgl. Paul Tscherniaef, Te-
rentiana, Apulee, Ausone et Sym-
tnaque, Kasan 1900, Für Apuleius
kommen aus den Ad. noch in Be-
tracht: V. 207 — Met. IH 26; V, 338
— Met. rV9; V. 550 — Flor. I 11;
V. 691 — Met. H 16 ; für Symmachus :
V. 532 — I 23, 3; V. 919 — I 77.
S. auch Gatscha, Quaesiionum
Apuleian. capita III, Diss. philol.
Vindobon. (1898) VI 139—190 (cap.
I De Apul. studioso poetarum Lati-
norum lectore), u. Don. z. d. St.
V. 296. quando uit. obl. ist dem
folgenden Satze mit quod unter-
geordnet ; s. zu V. 54. — Mit dfe*sem
Verse (so Valckenaer) wird das
Menanderfragment VI M.; Eock
HI 3: tC d ioxiv ovrng xr\v xoqwv
(ö) Siscp&ogmg passender verglichen
als mit V. 308 (Mein.).
V. 297. tdlem hebt allgemein her-
vor, das Folgende ist speziali-
siert: genere: 'genus iam ad uiuos
pertinet, familia addefunetos. Alii
genus ad nobilitatem referunt,
familiam ad copias ut sit Ex
tanta familia, ex tarn diuite
domo', Don. S. Anhang.
V. 298. deos quaeso s. zu V. 275.
— ZuV. 293 — 298 bemerkt Don.:
Haee omnis TcuQiv.xa.aiq tragiea, id
est gaudiorum introduetio ante fu-
nestissimum nuntium.
In größter Aufregung kommt
Geta vom Markte, wo er eben die
Entführung der meretrix durch
Äschinus gesehen und natürlich
irrtümlich aufgefaßt hat, tun zu
Hause seiner Herrin das Geschehene
zu melden. Über die Verspätung
aus Gründen der Ökonomie dea
Stückes s. Einl. S. 18.
V. 299. illud est, quom (LD cum,
die übrigen quod): ist der Zeit-
punkt da, wo; vgl. Plaut. Capt.
516 Nunc illud est, quom me fuisse
quam esse nimio mauelim; Rud. 664
Nunc id est, quom ({. s. ; Fretum,
Fragm. 76 Nunc illud est, quod etc.
— omnia o. s. consilia conf. vgl.
Haut. 473 f. (Syrus cum Mo uestro)
conferunt Consilia ad adulescentes.
— Die Konjunktive in V. 299 f. be-
zeichnen den angenommenen Fall.
— S. Anhang.
V. 301. quod . . . erilist bezieht
sich über auxili . . . adf. hinweg auf
huic malo; vgl. Phorm. 535. —
que . . . que . . . que: ein wirkungs-
volles Polysyndeton; doppeltes que
Ul 2, 4—8
ADELPHOR
69
tot res repente cfrcumuallant se; ünde emergi nön potest:
ois, egestas, fniustitia, solitudo, infämia.
höciae saeclum! o scelera, o genera sacrilega, o hominem
inpium,
So. Me miseram, quidnamst quod sie tiideo timidum et pro-
perantem Getam? 305
Ge. Quem neque fides, neque iiis iurandum, neque illuni miseri-
cördia
a. B. Plaut. Amph. 7 Quasque m-
cepistis res quasque ineeptabitis.
Das ältere Latein scheint über-
haupt que dem et gegenüber be-
vorzugt zu haben; vgl. Holtze a. 0.
II 331 ff. Dräger, Hist. Syntax II2
37 f., H. C. Ebner, The copulative
Conjutictions Que, Et, Atque in the
inscr., Ter., Cato, Baltimore 1897, 38
(auch Am. Journ. of phil.VHI Nr. 3),
8. such Wulff bin, Sitz.-Ber, d. bayr.
Ak. 1890, 293ff. — ßliaeque erili in
dieser Wortfolge, während sonst
Ter, stets erilis filius sagt; hier
wird die filia er. von der era
unterschieden (vgl. 0. Ribbeck Frg.
com.8 Coroll. LXXVI). — Über uae
s. Richter a. 0. 329 ff.
V. 302. circumuallant sex türmen
sich als Wall ringsumher auf;
tnam circurnualJamus nos et alios'
Dou. Das Bild der Belagerung
findet, wie schon Don. andeutet
und Schoi. Beinb. (Herrn. II 384,
Fleck. Jahrb. XCVII 664) ausführ-
lieb darlegen , in unde emergi non
potest seine Fortsetzung : . . . uallata
enim dieimus terrae aggerem, intra
quem latenter figimus uallos, hoc
est acutus sudes, hisque fossatis
ciuitates . . . tutamur contra öbsidio-
nes hostium, qui si propius accesse-
rint, immer guntur uallo tarn pedites
quam equites et cum uel inserti [sint]
sudibus uel pedes inmerserint aggeri,
neque liberarl possunt etc. und
einer gP quasi de profundo aggeris.
S. Anhang.
V. 303 uis — infam. : Beabsichtigte
Kürze ; Donats Erklärung 'uis illata,
egestas ipsius pueuae, iniustitic
iudicum iUius temporis, solitudo
a defensoribus (Schob Bemb.: 'quia
nulla adfinitas') , infamia ab iis
qui credunt pretio uitiatam' ist im
allgemeinen zutreffend, nur bei
iniustitia ist selbstverständlich an
die Untat des Ä. zu denken.
V. 304. hocine saeclum, vgl. V. 758
hancine uitam! hose ine mores! —
-ne beim Akkus, des Ausrufs (wenn
mehrere aufeinander folgen, häufig
nur beim ersten) steht wie beim
accus, c. inf. (z. B. V. 237, 408,
610b u. s.). — saeclum stellt gegen-
über saeculum die ursprüngliche
Form dar, s. Lindsay-Nobl a. 0. 378f.
— genera steht im Plural wohl nur
wegen des vorausgegangenen scelera
(Attraktion), s. Leo, PJaut. Forsch.
122 A. 6. — genera sacrilega o ho-
minem : Die drei aufeinander folgen-
den Tribrachen malen die Auf-
regung Getas, s.Podiaski, Die troch.
Sept., Berlin 1894, 26 f.
V. 305. quod Akkusativ der Be-
ziehung zu timidum et proper antem.
— Da eich Quem (V. 306) auf ho-
minem (V. 304) bezieht und Geta
keine Pause machen kanu, mußte
bei der Aufführung V. 805 von So.
wohl gleichzeitig mit den Worten
Getas gesprochen werden. Spengel
denkt an eine Geste, die die Zeit,
welche So. benötigt, passend (?)
ausfüllt.
V. 806. illum: die Wiederauf-
nahme des Relativums im koordi-
nierten Satze erfolgt, wenn sie über-
haupt eintritt, mittels eines Demon-
strativums ; ebenso Plaut. Capt. 665
Quibus insputari saluti fuit atque
is profuit, Trin. 1141, Poen. 624;
vgl. über diese bei Cäsar und
Sallust fehlende Konstr, Dräger,
Hist. Synt.2ü 510f; hier gibt sie
der Rede eine rhetorische Färbung.
Donat z. d. St. vergleicht Verg. Aen.
V 467 Nunc dextra ingemmans
ictus, nunc ille sinistra. Auch das
fünfmalige neque (das fünfte schließt
an das dritte an) malt die Auf-
70
ADELPHOE
IE 2, 9—18
15
repressit. neque reflexit, neque quod p^irtus instabät prope,
quoi miserae indigne per uim uitium optülerat. So. Non
intellego
satis quae loquaiur. Ca. Prdpius obsecro accedamus 36-
strata. Ge. Ah,
me miserum, nix sum cdmpos animi, ita ardeo iraciindia. 310
nihil est quod maliin, quam fllam totam fämiliam dari
mihi obuiam,
ut ego hänc iram in eos euomam omnem dum aegritudo
baec est recens.
satis mibi id habeam siipplici, dum <ego> fllos ulciscär modo;
seni änimam primum exstinguerem ipsi, qui ülud produxit
scelus;
tum autem Syrum inpulsörem, uah, quibus fllum lacerarem
modis! 315
sublimem medium primum arriperem, et capite in terra
stätuerem,
regung Getas. Ebenso viermaliges
neque Andr. 279 f. (Erregtheit des
Pamphilus).
V. 307. repressit: 'abgehalten'
bezieht sich auf' die Absicht, re-
flexit 'abgebracht' bezieht sich auf
die bereits begonnene Tat. Zur
Alliter. s. Haul.8 zu V. 863. — par-
tus, ein Hauptgrund, der den Ä.
von seiner vermeintlichen Untreue
hätte abhalten sollen. Schol. Bemb.
verweist auf luven. II 138 et partu
retinere maritos. Vgl. Don. z. d. St.
V. 308. indigne bezieht sich jeden-
falls auf Pamphila, die eine solche
Behandlung nicht verdient. Daher
wäre es nicht unmöglich, mit A
indignae zu schreiben, koord. mit
miserae. '* • >
V. 309. S. Anhang.
V. 311. dari obuiam: häufiger ist
zwar obu. fieri, hier jedoch ist dari
wegen des lebhaften Wunsches
Getas, sie in seine Gewalt zu be-
kommen, gewählt worden.
V. 312. Vgl. Hec.515 Atque in eam
hoc omne quod mihi aegrest euomam.
V. 313. satis mihi . . . modo: Daß
satis mihi id habeam supplici nach
Phorm. 1029 Bedeat sane in gra-
tiam: iam supplici ,satis est mihi,
Plaut. Most., 1165 Si hoc pudet,
fecisse sumptunf,^ supplici habeo
satis, nur heißen ikann: 'für mich
werden sie genug bestraft, ich ver-
lange für sie keine weitere Be-
strafung', ist sicher, modo kann
nur zu dum gehören, und der be-
tonte Begriff ist ulciscär: 'soferne
ich nur Rache bekomme'. Und
hier schlägt auch in Geta der
Sklavenhumor durch: während er
erklärt, von einer weiteren Be-
strafung absehen und sich ledig-
lich mit seiner Rache zufrieden
geben zu wollen, zählt er im
folgenden die fürchterlichsten Miß-
handlungen auf, die man nur er-
sinnen kann, und die keine sonstige
Strafe überbieten könnte. S. Anh.
V. 314. animam exstinguerem : *bene
exstinguerem quia ignis est', Don.
Dieser eigentümliche, wohl auf
stoischer Anschauung (vgl. Cic. de
nat. deor. II 23 refrigerato autem
et exstincto calore occidimus ipsi et
exstinguimur) beruhende Ausdruck
(im Deutschen: 'das Lebenslicht
ausblasen') findet sich auch noch
Plin. Nat. hist. XX 98; V. 324 steht
anima im Sinne von Spiritus. —
produxi hier vom Adoptivvater,
denn Micio ist unter seni gemeint;
vgl. Plaut. Rud. 1173 ego is sum
qui te produxi pater. Asin. 544,
Capt. 763. — scelus — Äschinus;
ebenso Andr. 607, Plaut. Bacch. 1095,
Rud. 506 etc.
V. 316. sublimem (einstimmig über-
liefert, auch von Arus. Mess. nach
HI2, 19—25
ADELPHOE
71
25
ut cerebro dispergät uiam.
adulescenti ipsi eriperem oculos, pdst haec praecipitem
darem.
ceteros — ruerem, ägerem, raperera, tunderem, et pro-
sternerem.
sed cesso eram hoc malo mpertiri propere. So. Reuoce-
mus; Geta! Ge. Hern, 320
quisquis es sine me. So. Ego sum Sostrata. Gb. Vbi east?
te ipsam quaerito,
So. Te exspecto oppido, opportune te öptulisti mihi obuiam.
Ge. IÜra ... So. Quid est? quid trepidas? Ge. Ei mihi! ... So.
Quid festinas mi Geta?
Schindler, Observ. crit., Halle 1881,
27; ebenso Andr. 861) vom Adjektiv
sublimis, das hier entsprechend
dem griech. uEtEcogog proleptisch
und prädikativ steht. Über die
Streitfrage bezüglich des frag-
lichen Adverbiums sublimen s. die
abschließende Behandlung von
W.Heraeus, Phil. LV 197—212. —
in terra statuerem mit Cod. A; die
andern Codd. haben in terram; vgl.
Anm. zu V. 38. S. Anhang.
V. 317 ist ein iamb. Dimeter als
Klausel innerhalb stichischer Kom-
position. Eine solche Klausel darf
nach Conradts (a. 0. 15 ff.) richtiger
Beobachtung nur am Ende einer
ßtichischen Reihe, wie hier, stehen
und muß sich im Rhythmus an die
vorhergehende Versart anschließen.
— dispergät, der nach dem irrealen
Konjunktiv auffallende Konj.Präs.
dispergät stellt den Vorgang (ebenso
kann im Deutschen der Ind. Präs.
eintreten) als bestimmt eintretend
hin. Unterstützend kommen hinzu
die drastischen Gebärden des Schau-
spielers , die den geschilderten Vor-
gang als fast gegenwärtig darstellen.
An Verszwang denkt Spengel. Vgl.
Rothes (Quaest. gramm. etc., Diss.
Berlin 1876, 23) gegen die Er-
klärung Holtzes {Synt. prisc. Script.
94 adn.) gerichtete Bemerkung.
V. 318. Über die Betonung 6ri-
perem s. Haul.8 zu V. 101. — praec.
darem, eine in der Umgangssprache
beliebte Wendung; vgl. Andr. 214,
606, Phorm. 625. Das Objekt braucht
wegen des am Anfang stehenden
adulescenti nicht ausgedrückt zu
werden.
V. 319. ruerem hier transitiv
wie Haut. 369 nequid inprudens
ruas.
V. 320. sed cesso %ram hoc s. An-
hang. — sed cesso . . . propere, Selbst-
vorwurf, keine Frage, ebenso V. 586,
712 s. Morris, On the sentence
question 58, dagegen Plaut. Asin.
125 Sed quid ego cesso ire ad
forum etc. — inpertiri (A und Grloss.
Ter.) als Deponens neben inpertit
Eun. 271 ; vgl. Engelbrecht a. O. 49,
Haul.8 zu V. 505. Die Wahl des
Deponens in diesem Verse beruht
wohl auf dem Streben, an be-
stimmten Stellen des Verses lang-
silbige Thesen zu haben. S. An-
hang.
V. 322. oppido scheint seiner Be-
deutung wegen am besten zu ex-
specto gezogen zu werden, um das
Beharrliche, Sehnsüchtige zu be-
zeichnen; so interpungiert auch
Iou. Für diesen Bezug spricht auch
der Umstand , daß wir dadurch die
im versus quadratus beliebte Cäsur
nach der Dipodie erhalten. Vgl.
Don. z. d. St.; Wien. Stud. XXH 107
zog ich es noch zu opportune. —
opp. opp. ...obt... obu. : s. zu V. 57.
S. Anhang.
V. 323. ei mihi: 'exanimati ho-
minis exprimit gestum* Schlee, Schol.
154. — Quid fest, mi G.?\ 'Probus
assignat hoc Sostratae (so a>, Umpf),
Asper non uult ad omnia seruum
respondere, sed nutricem putat hoc
loqui', Don. S. Anhang.
72
ADELPHOE
HI 2, 26—34
änimam recipe! Ge. . . . prörsus . . . So. Quid istuc 'prorsus'
ergost? Ge. . . . periimus.
äctumst. So. Eloquere obsecro te quid sit? Ge. Iam . . .
So. Quid 'iam' Geta? 325
Ge. . . . Aeßchinus . . . So. Quid is ergo? Ge. . . . alienus est ab
iiostra fämilia. So. Hern,
perii; qua re? Ge. Amäre occepit äliam. So. Vae mi-
seräe" mihi!
Ge. Neque id occulte fert, ab lenone ipsus eripuit palam.
So. Sätüie hoc certumst? Ge. Certum: lüace oculis egomet
uidi Söstrata. So. Ab
me miseram! quid iam credas? aut quoi credas? nostrumne
Aescbuium, 330
nostram uitam ornnium, in quo nostrae spes opesque
omnes sitae
erant! qui sine hac iurabat se unum nümquam uicturüm
diem!
V. 324. prorsus setzt den V. 323
mit Era begonnenen Satz fort. —
animam recipe: * Quod in lectione
gestu ostendi minime potuit, id ex
uerbis Sostratae ostenditur in Geta',
Don. — interruptis(et sinygultan-
tibus (uerbi$y acerbitat(em do}loris
exaggerat, Schol. Bemb. (Herrn. H
385). — Mit istuc wird prorsus als
Rede des Angeredeten bezeichnet,
s. Bach a. 0. 229.
V. 325. actumst-.'dicitur de ea re, de
qua lata sit sententia', Don. S.Anh.
V. 326. Quid is ergo? So oft
Geta ein Wort herausbringt, sucht
ihn die vor Ungeduld und Neugierde
brennende Söstrata dadurch, daß
sie das Wort fragend wiederholt,
zum rascheren Weiterreden zu
bringen, so V. 324 prorsus, 325 iam,
hier sagte sie is statt Aesch. Vor
Aufregung kann sie den Satz nicht
beendigen. — alienus (ebenso V. 338) :
in dieser metaphor. Bedeutung: 'ab-
geneigt, entfremdet' (die aber direkt
auf die ursprüngliche Bedeutung
'einem andern gehörig5 zurückgeht,
s. Skutsch, De nom. suff. -no ope
formatis 16) noch nicht bei Plau-
tus, sondern erst bei Terenz; vgl.
Langen a. 0. 682. — hem bezeichnet
gewöhnlich das Erstaunen über die
Rede oder über das Gebaren eines
andern, daher in der Regel eine
Frage einleitend, die hier bloß
durch den Gefühlsausdruok perii
getrennt ist; V. 320 steht es schein-
bar in einer Erwiderung. Vgl.
Haul.8 zu V. 52 und V. 195.
V. 328. Neque id occulte fert, das
Gegenteil von prae se fert; vgl. Cic.
pro Cluent. 54 Neque id obscwre
ferebat nee dissimulare üllo modo
poterat, Cic. Parad. VI 45 pauper-
totem . . . numquam obscure tulisti,
Liv. XXXI 47, 4 haud clam tulit iram
(s.Westerhov z. u. St.). — ipsus hier
wohl wie V. 472 zur Vermeidung
des Hiats, s. Engelbrecht a. 0. 35.
V. 329. Certum: in der Antwort
auf Fragen, in welchen die Kopula
est vorkommt, bleibt diese bei
Wiederholung desselben Prädikats-
nomens regelmäßig fort ; vgl. Brix zu
Plaut. Trin.* 535; Mil.8 965 u. 969.
— Geta sah wohl Äschinus, als er
auf den Markt kam, um seine Ein-
käufe zu machen. Die Raschheit,
mit der die Szenen bis zu dieser
aufeinander folgen, läßt sein Aus-
bleiben mit der schlimmen Nach-
richt nicht zu lange erscheinen.
S. Anhang.
V. 330. nostrumne Aesch.! s. zu
V. 304.
V. 331. spes opesque omnes: üb.
den Reim s. Haul.8 zu V. 8 und 470.
— in quo . . . erant: vgl. Eurip. Med.
228 iv a> yag r\v poi nävxu. — S. Anh.
V. 332 erant: nach dem IKG.
DI2, 35—44
ADEL.PHOE
73
40
qui se in sui gremio positurum piierum dicebät patris!
ita obsecraturum, üt liceret hanc sibi uxorem chicere!
G-e. Era, läcrumas mitte, ac potius quod ad hanc rem opus
est porro prdspice: 83ö
patiämurne an narremus quoipiam? Ca. Atf au mi homo,
sänun es?
an hoc pröferendum tibi uidetur üsquam? Ge. Mihi quidem
nön placet.
iam primum, illum alieno änimo a nobis esse res ipsa
fndicat.
nunc si hoc palam proferimus, ille infitias ibit; sät scio:
tua fäma, et gnatae uita in dubium ueniet. tum si
mäxume 340
fateätur, quom amet aliam, non est utile hanc illi dari.
quapröpter, quoquo päcto tacitost opus. So. Ah, minime
gentium:
V. 333. puerum entweder hier
gleich 'Kind', dessen. Geschlecht
noch nicht bekannt war (Priscian.
bemerkt [Gr.L.H 231, 10 f. ; 562, 9 K/j
unter Verweisung auf Stellen bei
Liv., Andr. und Naevius, daß man
im alten Latein hie et haec puer
sagte, daher puerpera; vgl. auch
Charis. Gr. L. I 84, 5 ff. K), oder Ä.
hatte vielleicht das Versprechen
gegeben, daß er das Kind, falls
es ein Knabe sei, seinem Vater
als sein Kind bringen werde, so
daß puerum in gremio ponere die
Anerkennung durch Ä. (puerum
tollere) zur Voraussetzung hat; vgl.
V. 809. Daran scheint auch Don.
in seiner Erklärung zu denken.
V. 384. &ibi üxörem: S. zu V. 386
und Anhang.
V. 335. porio verstärkt prospice;
ebenso mit Alliter. Haut. 346 Perge
porro.
V. 336. patiamur und narremus
ohne Objekt, da der bezügliche
Begriff (die Untat des Ä. und die
dadurch hervorgerufene Schande
der Familie) das ganze Denken
beherrscht und nicht besonders ge-
nannt zu werden braucht. — Aü
au mit Hiatus, sonst nur einfach
(ADCE bloß om); s. Haul.8 zu
V. 764. Über den Hiatus mi homo
s. zu V. 97.
V. 337. proferendum: in die
Öffentlichkeit bringen, stadtbekannt
machen (ebenso Hec. 107; durch
palam verstärkt [wie oben prospice
durch porro] V. 339 und Haut. 994).
— mihi quidem. Über den Pro-
celeusmaticus s. Klotz a. O. 350.
Kürzung durch Tonanschluß (m*-
quidem) nimmt Skutsch an. S. Anh.
V. 338. iam primum und primum
iam, gleich fürs erste, oft bei Ter.;
z. B. Haut. 274 Iam primum ,om-
nium q. s.; vgl. auch V. 687. —
nobis Geta rechnet sich zur Familie.
— res ipsa indicat: formelhaft, vgl.
Eun. 658, Hec. 395, Apul. Met IV 9.
V. 340 f. tum si max. fat.-. wenn
er infolgedessen gezwungen würde,
das Mädchen zur Frau zu nehmen;
s. V. 490. — si maxume: durch die
Hinzufügung von maxume wird die
in diesen Fällen konzessive Be-
deutung des si (vgl. Plaut. Most. 351)
hervorgehoben, so daß si maxume
einem quamuis (im Altlatein höchst
selten, vgl. Schmalz in Iw. MülL
Handb. H* 507) vollkommen gleich-
kommt; der Konjunktiv, der in
diesem Falle steht, ist das Regel-
mäßige (vgl Plaut. Bacch. 1004,
Pseud.433, Rud. 1353), da er auch
im unabhängigen Satze stände ; bis-
weilen steht der Indikativ, wenn
lediglich der Bezug von maxume
auf das Adjektiv hervorgehoben
wird: Eun. 865 f., Phorm. 296.
V. 342. tacitost opus: s. Haul.8 zu
V. 584. — minime gentium: e. Eun.
74
ADELPHOE
III 2, 45—52
50
xion fäciam. Ge. Quid ages? So. Pröferam. Ca. Hern, mea
Sostrata, uide quam rem agis.
So. Peiöre res locö non potis est esse quam in quo nunc
sitast.
primum indotatast; tiim praeterea quae secunda ei dos
erat 346
periit: pro uirgine dari nuptum non potest. hoc relicuomst:
si infitias ibit, testis mecum est änulus quem mfserat.
postremo, quando ego conscia mihi sum, ä me culpam
esse hanc procul,
neque pretium, neque rem ullam ihtercessisse üla aut me
indignäm Geta,
experiar. Ge. Quid isti? accedo, ut melius dicas. So. Tu
quantüm potes, 350
625, Haul.3 zu V. 1033; V. 540 nus-
quam gentium. Stamp. verweist auf
die franz. Redensart pas le moins
du monde.
V. 343. Sostrata mit kurzem a,
s. zu V. 346, Haul.8 zu V. 865,
Klotz a.O. 263 und 267, Neue I» 7 ff.
S. Anhang.
V. 344. Peiore . . . loco, quam in
quo, mit Wechsel der Konstruktion;
vgl. Phorm. 446 quo in loco res haec
siet, sowie Andr. 292, 718, wo stets
in . . . loco steht; s. Haul.3 zu V. 446.
— potis est die volle Grundform zu
potest, s. Haul.3 zu V. 379.
V. 345. indotata s. Haul.8 zuV. 120.
— secunda dos — uirginitas, pudi-
citia. Stamp. verweist auf Plaut.
Amph. 839f. Non ego illam mihi
dotem duco esse, quae dos dicitur,
Sed pudicitiam et pudorem et seda-
tum cupidinem.
Y. 346. uirgine' dari: eine solche
Betonung daktylischer Wörter ist
zwar nicht häufig, aber gesichert;
s. V. 260, 262, 348, 521, 588, 598,
619, 634, 839, auch V. 343 Sostrata.
S. Anhang. — relicuom bei den
Komikern immer viersilbig und mit
dem Versiktus auf der ersten Silbe.
V. 347. mecum: auf meiner Seite.
— anulus, nicht annutus, bei Ter.
wie sonst überall in den besten
Codd., s.The8.Hl93, 82 f. — miserat,
wohl zum Zeichen der Verlobung
(vgl. luven. VI 27 et digito pigntis
fortasse dedisti), wie dies zu allen
Zeiten üblich war und ist, den bei
den Griechen und Römern aller-
dings nur der Mann gab; ein
Wechsel_fand nicht statt, s. P. Hof-
mann, Über den Verlobungs- und
den Trauring, 1870, 14ff.#. Sostrata
kann nur befürchten, daß Ä. leugnen
werde, das Eheversprechen ge-
geben zu haben; dafür ist der
übersandte Ring Zeuge. S. An-
hang. — miserat: der ausgebreitete
Gebrauch, den die Komiker vom
Plusquamperfekt an Stellen machen,
wo wir im klassischen Stile Perfekt
(oder Imperf.) erwarten, beruht
wohl teilweise auf metrischen
Gründen (passende Formen für
iambischen Schluß), folgt jedoch
aus seinem Gebrauche in der volks-
tümlichen Redeweise ; vgl. Dombart,
Bl. f. d. bayr. Gym. V 165, Schmalz
in Iw. Müllers Handbuch H8 404.
V. 348. quando = quoniam oder
quandoquidem (Don.).
V. 349. rem ullam . . . indignäm,
z. B. Jibido oder das Verlangen,
den Äschinus an das Mädchen zu
fessein. 'JE. g. internuntium, pac-
tum dam aut promissum', Don.
V. 350. experiar: Sostr.will es
auf einen Prozeß gegen Äschinus
ankommen lassen. 'Apud iudices
agam ', Don. — Quid isti? s. zu
V. 133. — isti Adverb, von den
Schreibern wurde dafür oft istic
geschrieben, s. Lindsay 652. — ac-
cedo, ut melius dicas: ich stimme
bei (gebe dir recht; Sen. Dial. IV
1, 3 ist non accedente der Gegen-
satz zu adsentiente , Tac. Hist. IV 56
uulgus . . . facile acvessurum. Accedo]
DI 2, 53—66
ADELPHOE
75
abi, atque Hegicni cögnato eius rem enarrato omnem
ördine;
nam is nöstro Simulo fuit summus e"t nos coluit mäiume.
56 nam bercle älius nemo respiciet nos. prdpera; tu mea
Canthara,
curre dbstetricem accerse, ut quom opus sit, ne in mora
nobis siet.
consentio Schol. Bemb. Herrn. II 386),
damit du besser d. i. ruhiger sprichst.
Mit diesen Worten will Geta die
aufgeregte Sostrata, die sich immer
mehr in den Ärger hineinredet,
während sie den Geta (vgl. V. 337 bis
341) zu überzeugen sucht, beruhigen.
melius dicere ist das gesteigerte bona
uerba (quaeso) (Andr. 204, Tib. II 2, 1
Dicamus bona uerba), das dem
griech. svyrmsi entspricht. Auch
wir besänftigen einen Aufgeregten
etwa mit Ausdrücken wie : Ich gebe
dir recht, sei nur ruhig! Thomas
a. 0. 389 denkt an: ich räume ein,
daß du besser sprichst, d.h. recht
hast. S. Anhang. — quantum potes
vgl. Plaut. Aul. 119 (domum) Me
rursum quantum potero tantum re-
cipiam und Wagner z. d. St. Die
Terenzhandschriften bieten bald
potes, bald potest in dieser Wendung,
dieses z. B. V. 909 (A), Eun. 377 (A),
836, jenes ist besser überliefert an
unsrerSt. (co) und V. 700 (ALDFG).
Natürlich ist an kein zu ergänzendes
fieri zu denken, da der Verbalbegriff
(abi) unmittelbar folgt, manchmal
vorausgeht. S. Anhang.
V. 351. abi atque Heg. eius: daß
V. 494 und 947 der Dativ bei cogna-
tus steht, hier aber der Genetiv, hat
offenbar seinen Grund darin, daß
hier cognato Dativ ist. S. Anhang.
— ordine: 'Punkt für Punkt'.
V. 352. nostro Simulo: dem ver-
storbenen Gatten. Sim. ist abge-
leitet von Slmus (Haut. 498). —
fuit summus: 'war ihm alles' vgl.
Eun. 270 f., Plaut. Truc. 79; bis-
weilen wird amicus hinzugefügt,
so Andr. 970, Phorm. 35.
V. 353. respiciet: metaphorisch,
vgl. Langen a. 0. 769 f. — propera
gut noch für Geta, mit tu wendet
sich Sostrata zu Canthara. Ebenso
spricht V. 916 f. Demea zuerst zu
Syrus, dann zu Geta, V. 933 der-
selbe zunächst zu Micio, darauf
zu Äschinus. S. Anhang. — Ob mit
diesem Verse die aus Menanders
'ÄäeXcpot überlieferten Verse:
Ipyov evqsiv cvyysvrj
itivrjxog saxiv ov8s sig yaQ
bfioXoyst
ccvxcp itoogriHSiv xbv ßoiqd'iiag
Ss6[bBvoV ahsio&cci yccg a[icc xt
TtgoaSonü,
(Mein. Fr. VIU, Kock HI 4 f.) in Ver-
bindung zu bringen sind, scheint
mir sehr zweifelhaft. — Geta geht
(nach der Marktseite?) ab, um den
Hegio zu holen. Canthara entfernt
sich nach V. 354 vermutlich nach
der anderen Seite hin, um die
Hebamme für Pamphila zu be-
sorgen. Hierbei trifft sie unterwegs
den Äschinus (V. 617 ff.). Zu be-
achten ist, daß weder sie noch
jene im weiteren Stücke als ein-
treffend erwähnt wird, obgleich
während der 4. Szene des 3. Aktes
die Entbindung selbst hinter der
Bühne vor sich geht (s. V. 486 ff.) ;
jedenfalls wird vom Dichter vor-
ausgesetzt, daß sich die Zuschauer
denken können, daß beide durch
die bekannte Hintertür ins Haus
gelangen.
Sostrata kehrt in ihr Haus zurück.
Zwischen dieser und der folgenden
Szene ist die erste Gelegenheit zu
einer längeren Pause. In der neuen
Szene tritt Demea von der Markt-
seite , Syrus etwas später -mit zwei
Küchenburschen (s. Anhang) von
derselben Seite auf.
76
ADELPHOE
in 3, 1—11
Demea Syrvs Deomo
Senex Servos Cocvs
III De. Disperii! Ctesiphönem audiui fflium 355
3 unä fuisse in räptione cum Aeschino.
id misero restat mihi mali, si illujn potest,
qui aliquoi reist, etiam eum ad nequitiem addticere.
5 ubi ego fllum quaeram? credo abductum in ganeum
aliquö; persuasit ille inpnruB sät scio. 360
sed ecetim Syrum ire uideo; iam hinc soibo tibi siet.
atque hercle hie de grege fllost: si me senserit
eum quaeritare, nümquam dicet cärnufex.
io non östendam id me uelle. Sy. Omnem rem modo seni
quo päcto haberet enarramus ördine:
V. 355. Disperii ebenso wie dis-
rumpor V. 369, discrucior V. 610 ein
Ausdruck der Volkssprache, welche
die Verstärkung durch dis (Charis.
Gr. L. I 198 K. dis pro ualde)
besonders liebt; Wagner setzt
Haut. 404 disperii gleich dnöltoXa
äijra; vgl. Haul.s z. V. 1011. "
V. 356. Daß Ctesipho dabei ge-
wesen sei, war wohl nur ein Ge-
rücht, das von solchen verbreitet
wurde, die vielleicht von ihren Be-
suchen bei Sannio wußten, daß
Ctesipho der Liebhaber des ge-
raubten Mädchens sei (vgl. Don z.
d. St.), und daher annahmen, daß
er dabei nicht gefehlt habe. Stamp.
sieht hierin m. E. mit Unrecht ein
Zeichen der Kontamination.
V. 357. illum (näml. Ctesipho) wird
V. 368 durch eum aufgenommen,
wie V. 315 Syrutn durch illum und
V. 741 illud durch id.
V. 368. etiam gehört zu eum (auch
Iou. interpungiert vor etiam), das
es hervorhebt. S. Anhang. — ad
nequ. add. vgl. Plaut. Bacch. 112
uidetur posse hie ad nequitiam ad-
dueier; andere, wohl beabsichtigte
Anklänge an Plautus s. bei Pradel
a. 0. 470.
V. 369. ganeum, nach Festus
(Paul. 68 Th.), Don. (s>. d. St.) und
Schol. Bemb. (Herrn. II 386) halb
oder ganz unterirdische Kneipe,
die manchmal auch der Ort ge-
heimer Liederlichkeit war (vgl.
365
Becker -Göll, Gallus HI 40; Mau,
Führer durch Pompeji5 1896, 84
sowie Mau, Pompeji, 1900, 393).
V. 360. Über die Substantivie-
rung ille inpurus b. Barth, Fleck.
Jahrb. CXXES 180.
V.S61. sed eceum: eceum etc. steht
entweder ohne einen weiteren Säte,
jedoch meist mit einem andern
Akkusativ verbunden (z.B. Eun.395
sed eceum militem), oder paren-
thetisch in einem Satze ohne
Rücksicht und Einfluß auf dessen
Konstruktion (wie oben); s. O.
Ribbeck, Goroll. in Frag, com.*
XXIIf., Bach a. O. 402f., Haul.8 zu
V. 464. — ire: *et abire et uenvre
signijicat', Don.; s. z.V. 231. — hinc
einem ex hoc (Syrue) gleich, s. Bach
a. 0. 199 f. — seibo vgl. Anh. zu
V. 82 f., Engelbrecht 67 ff.
V. 362. atque: s. zuV. 40. Bothe1
und Fleck.4 schrieben sogar atqui
V. 364. Omnem bis V. 371 {sen-
teniia) spricht Syrus absichtlich laut
zu den ihn begleitenden Sklaven,
indem er sich so stellt, als be-
merkte er Demea nicht; die Worte
sind aber lediglich für ihn be-
rechnet. Den Sklaven brauchte er
es nicht zu erzählen, da sie ja
dabei waren. — seni, dem Micio,
den sie auf dem Markte getroffen
haben, vgl. V. 164.
V. 365. haberet familiär statt des
Reflexivums, s. Haul8 zu V. 429. —
enarramus: histor. Präsens. Über
m 3, 12—24
ADELPHOE
77
nihil qmcquam uidi laetius. De. Pro Iiippiter,
hominis stultitiam! Sy. C6nlandauit fflium;
mihi qui id dedissem cönsilium egit grätias.
16 De. Disrümpor. Sy. Argentum ädnumerauit üico;
dedit praeterea in sümptum dimidhim rninae; 370
id distributum sane est ex sententia. De. Em,
huic mändes siquid recte curatiim uelisl
Sy. Ehern Demea, hand aspexeram te. quid agitnr?
so De. Quid agätur? "uostram nequeo mirari satis
ratiönem. Sy. Est hercle inepta, ne dicäm dolo atque 376
absürda. pisois ceteros purgä Dromo.;
gongrum istum maxumum in aqua sinito ludere
tantisper; ubi ego rediero exossäbitur;
das angebliche, kontrahierte Per-
fekt (— enarrauimus, wasl?leck.8
einsetzt) s.Neue III8 493 f. Über das
Imperf. nach dem Präsens s. Bris zu
Trin.4 14. — ordine (s. V. 351): hier
vielleicht 'haarklein', bisweilen in
ordine: Plaut. Poen. 590, Pseud. 676.
Y. 366 nihil quicquam: ebenso
Andr. 90 f., Ena. 884, Phorm. 80, 260,
Hec. 400 ; nemo quisquam Eun. 226 f.,
1032, Hec. 67; ferner homo quis-
quam im negativen Satze Andr. 245,
425, Eun. 324, Haut. 81, Phorm. 977,
Hec. 861, Ad. 38, 716f.; vgl. auch
V. 259 hominem neminem. — ho-
minis: Micio.
V. 368. 2««' . . . dedissem: der Kon-
junktiv, weil der Relativsatz im
Sinne Micios gesagt ist.
V.369. Disrümpor: ich zerspringe,
platze, berste vor Ärger, s. Otto a. O.
303 rumpere. — ilico zeigt bier deut-
lich den Übergang aus der lokalen
in die temporale Bedeutung.
V. 370. sumptus: im Lustspiel
besonders der Aufwand für kuli-
narische Genüsse; vgl. Andr. 450
Ait nimium parce facere sumptum.
V. 372. huic: dem Syrus; ^eigw-
velu est maioris stomachi, quia ille
dixit: ex sententia distributum', Don.
Zum Gedanken vgl. Phorm. 688 f.,
Plaut. Asin. 120 f.
V. 373 f. quid agitur? Quid agä-
tur s. zu V. 84. — Syrus stellt sich
verwundert, Demea zu sehen, und
begrüßt ihn mit quid agitur? 'wie
geht's?', der Begrüßungsformel
zwischen guten Bekannten, s. zu
V. 883 und 884.
V. 376. ne dicam dolo ('offen ge-
sagt', vgl. non dicam dolo, Plaut.
Men. 228, Trin. 480, haud dicam
dolo, Trin. 90) hebt den folgenden
Begriff absurda schärfer hervor,
wie schon Spengel (Krit. Anh. z. d.
V.) unter Verweis auf V. 664 , wo
die Hervorhebung positiv gegeben
ist, behauptet hat. lou. inter-
pungiert vor ne und erst nach
absurda, zieht ne d. d. also zum
folgenden; ebenso ist die mihi ein-
geschoben Eun. 349 f. Nostin quae
sit? die mihi aut uidistin. — atque
s. Anh. Mit der V. 375 ff. dem Demea
gegenüber geheuchelten braven Ge-
sinnung des Syrus kontrastieren
in wirksamer Weise die einge-
schobenen, auf die beabsichtigte
Schmauserei bezüglichen kurzen
Befehle, welche er an seine beiden
Begleiter richtet.
V. 377. gongrum: der Seeaal
(gr. yoyygo?) stand in gleicher Ehre
mit der Muräne (s. Becker - Göll,
Gallus IH 334). Wahrscheinlich
deutete Syrus bei gongrum ver-
stohlen auf Demea, so daß wir
hier eine ähnliche Verhöhnung
haben wie bei Plaut, die des Theo-
propides durch Tranio in der Most.
V. 832 f.; Ctes. Betragen kann nicht
mehr lange dem Demea verborgen
bleiben. — Die aufgelösten Längen
entsprechen gut dem Sinne des
Satzes. S. Anhang.
V. 378. rediero : Syrus hat zwar
nicht mehr vor wegzugehen; er ist
aber auch noch nicht zu Hause im
engeren Sinne, und redire wird ge-
78
ADELPHOE
III3, 25—32
85 prius nölo. De. Haecine flagftia! Sy. Mihi quidem nön
placent,
et olämo saepe. sälsamenta haec Stephanio
fa© macerentur ptilchre. De. Di uosträm fidem,
utnäm »tudione id sfbi habet, an laudf putat
fore si perdiderit gnätum? uae miserö mihi!
so uidere uideor iam diem iilum, quom hinc egens
profdgiet aliquo militatum. Sy. 0 Demea,
istüc est sapere, n<5n quod ante pedes modost
380
385
braucht in der Bedeutung von ' heim-
kommen', a. B. Hec. 452 Venisse aiunt
(filium); redeat. — exossabitur ; vgl.
Plaut. Amph. 318 f. Exossatum os
esse . . . hie me quasi murenam exos-
sare cogitmt. .
V. 379. prine nolo: 'Süperbe et
pro auctoritate', Don.; vgl. auch
Don. z. Andr. 418. — Haecine s.
V. 183 u. Anm.
V. 380. clamo (Spengel: 'eifre da-
gegen') hat nach Dombart a. 0. 39
in der volkstümlichen Sprache der
christlichen Zeit die Bedeutung
der ernsten Mahnung etc. bei-
behalten. Nach Du Cange bedeutet
clamare noch in den Klosterregeln
das Vorladen und Zurechtweisen
der Mönehe und Nonnen wegen
begangener Fehler. Vgl. auch
Usener, Rh. M. LVI 19. — sälsa-
menta, eingeaalzene Fische oder
überhaupt etwas mit Salz Bereitetes.
Don. sagt darüber 'aut salsi pisees
aut laridum'. Da von den Fischen
schon früher die Rede war, ist
hier wohl eher an eingesalzenes
Fleisch (Würste, Schinken u. dgl.)
zu denken, s. Wölfflin, Arch.XII 366.
— Stephanio und Dromo (V. 376)
sind Sklaven des Hauses, welche
die von Syrus eingekauften Deli-
katessen vom Markte heimtragen.
Damit in der Zubereitung nichts
versäumt werde, schickt sie Syrus,
welcher sich von Demea aufgehalten
.sieht, ins Haus voraus. S. Anhang.
V. 382. utram studione ... an:
die gewöhnliche Form der Doppel-
frage in der Umgangssprache ist,
daß das erste Glied ohne Frage-
wort oder mit angehängtem ne
oder mit utrum steht, das zweite
immer durch an eingeleitet wird.
Die ursprünglich selbständige Be-
deutung von utrum (was von
beiden?) zeigt sich noch darin, daß
nicht selten nach utrum an ein
Wort des ersten Fragesatzes noch
ne zugefügt wird wie oben; vgl.
Eun. 721 utrum praedicemne an
taceam? s. auch Lorenz zu Plaut.
Pseud. 688. — studione id sibi habet:
etwa: ob er das für seine Aufgabe,
seinen Beruf hält.
V. 383. perdiderit wohl als Konj.
Perf. zu nehmen; vgl. P. Thomas
a. 0. 38. — gnatus s. Haul.3 Einl. 59.
Über das Verhältnis zwischen gnatus
und filius vgl. J. Koehm, Quaest.
Plaut. Terent., Diss., Gießen 1897, 6 ff.
V. 384 f. In fremde Kriegsdienste,
meist nach Asien und Macedonien,
zu gehen war die letzte Zuflucht
der jungen Athener, welche durch
ihren Leichtsinn zu Hause verarmt
oder mit ihren Angehörigen zer-
fallen waren. Vgl. Haut. 117, Plaut.
Trin. 596 f., 701, 721 f. etc. — egens
adjektivisch wie Phorm. 357 und
751, nur von Personen, s. Haul.8 zu
V. 357.
V. 386. istuc mit langer Endsilbe
wie Haut. 110 Ego istüc aetatis. —
istuc est sapere ironisch. — ante
pedes : nur bei einer so engen Wort-
verbindung, wie es hier die Prä-
position mit ihrem Subst. ist (vgl.
V. 334 hanc sibi uxorem, wo sibi
gleich suam ist), dürfen die zwei
kurzen Thesissilben eines Versfußes
zwei verschiedenen mehrsilbigen
Wörtern angehören; vgl. Andr. 155
Si pröpter amörem, Brix zu Plaut.
Mil.s 1284 und Klotz a. 0. 307.
— ante pedes 'vor der Nase'. Don.
verweist auf den von Cicero (Diuin.
n 30) citierten Vers des Ennius
III 3, 33—42
ADELPHOE
79
uidere, sed etiam flla quae futüra sunt
prospicere. De. Quid? istaec iäm penes uos psältriast?
35 Sy. Ellam intus. De. Eho an donnst habiturus? Sy. Credo
ut est
dementia. De. Haecine fteri! Sy. Inepta lenitas 390
patris, et facilitas präua. De. Fratris me qmdein
pudet pigetque. Sy. Nimium inter uos Demea ac —
non quia ades praesens dico hoc — perniinium interest.
40 tu quäntus quantu's, nihil nisi sapientia es,
ille sömnium. sineres uero illum tu tuom 395
facere haec? De. Sinereni illum? aut non sex totis
mensibus
(Ribb.3201,47): Quod est ante pedes,
npenu spectat: caeli scrutatur piagas.
Über diesen sprichwörtlichen Aus-
druck b. Otto 274 pes 1.
V. 387. Vgl. Cic. Mur. 4 non solum
uidere . . . uerurn etiam prouidere quid
futurum sit.
V. 388. penes örtlich und ma-
teriell: im Besitze von, bei; so
öfters im alten Latein, z. B. Plaut.
Trin. 733 quom eius rem penes me
habeam domi, V. 1145 f., Dräger,
Hist. Synt. I* 686. — psaltria von
Terenz zuerst gebraucht, s. Haul.s
zu V. 82; ebenso Uberalitas V. 57,
debacchari V. 184, oppressio V. 238
(dagegen oppressiunculae Plaut.
Pseud. 68), raptio V. 356 u. a.
V. 389. Ellam: s. zu V. 260. —
Nach ellam intus wendet sich Syrus
scheinbar gleichgültig ab und wird
daher von Demea mit eho (s. darüber
Haul.8 zu V. 259) angerufen, das
sich im Gegensatze zu heus immer
an Personen, die auf der Bühne
anwesend sind, richtet. — Zu est
habiturus dürfte wohl Äsch. als
Subjekt gedacht sein, da von ihm
V. 385 zuletzt die Rede war.
V. 390. Haecine fieri. S. Anhang.
V. 391. facilitas (in AGF1?1 fa-
cultas) : die Übertragung von facilis
(V. 986, Hec. 761, Haut. 217) und
facilitas (hier, V. 860 f. und Eun.
1046 ff., Haut. 648, Hec. 247 f.) auf
Personen ist zuerst bei Terenz nach-
weisbar, s. Langen a. 0. 753 f.
V. 392. S. Anhang.
V. 393. ades praesens: 'bist leib-
haftig da', derselbe Pleonasmus
Plaut. Most. 1075, Stich. 577, Caes.
b. G. VH 62, 2, dagegen Amph. 977
tametsi praesens non ades in ent-
gegengesetzter Bedeutung. — per-
nimium: nimium ist in der Sprache
der Komiker nur ein emphatisches
multum (s. Bris zu Plaut. Trin.* 28;
Wölfflin, Lat. u. rom. Komp. 24 f.).
Um so weniger kann es auffallen,
wenn es sich mit dem steigernden
Adverb per verbindet, das TereDz
besonders liebt (s. Spengel zu Andr.2
265, Haul.8 zu V. 658).
V. 394. quantus quantu's — quan-
tuscumque (Don., Prise): 'jeder Zoll
an dir, vom Kopf zum Fuß'; s.
über diese volkstümliche Doppelung
Haul.8 zu V. 904; an eine Bezeich-
nung der besonderen Größe Demeas
ist bei diesem Worte, das die Re-
lation innerhalb einer, aber be-
liebigen Größe bezeichnet, ebenso-
wenig zu denken, als auch somnium
im folgenden nur die Haltlosigkeit
des Charakters bezeichnet, nicht
auf die äußere Erscheinung geht.
S. Einl. S. 2 A. 3. — nisi wie auch
mihi, tibi, sibi, ibi und ubi kommen
ausnahmsweise mit langer Endsilbe
vor, wenn diese den Verston hat;
vgl. V. 142, 604. In der Sprache des
tägl. Lebens war die Endsilbe dieser
Wörter bereits kurz geworden.
V. 395. tlle s. zu V. 72. — som-
nium: 'Nee tu sapiens sed sa-
pientia, nee ille somniculosus
sed somnium, vns^ßoX^'. Don.
S. Anhang.
V. 396. aut ist hier berichtigend,
'oder vielmehr', e. Kühner H 706, 4.
— totis (s. Don. z. d. St.): durch
diese Hervorhebung sowie durch
80
ADELPHOE
HI 3, 48— ü7
50
prins ölfecissem quam ille quicquam coeperit?
Sy. Vigiläntiam tuam tu" mihi narras? De. Sic ßiet
modo ut rnlnc est quaeso. Sy. Vt qrasque suom nolt
esse itast.
De. Quid? eiim uidistin hddie? Sy. Tuomne fÜräm? — 400
abigam hünc ras. — iam dudom aüquid ruri agere arbitror.
De. Satin scis ibi esse? Sy. Oh, qui egomet produxil De.
öptuniest;
metm ne haereret hfc. Sy. Atque iratum ädmodum.
De. Quid aütem? Sy. Adortus iiirgiost fratrem äpud forum
de psältria ista. De. Ain uero? Sv.Vah, nihil reticuit. 406
nam ut ntimerabatur forte argentum, interuenit
homo de inprouiso; coepit clamare, Aeschine,
haecine flagitia fäcere te! haec te admittere
indigna genere nöstro ! De. Oh, lacrumo gaiidio.
Sy. *Non tu h6c argentum pardis sed uitäm tuam/ 410
De. Saluös sit. spero, est similis maiorum suom. Sy. Hui.
ölfecissem mußte der komische Ein-
druck bei den Zuschauern, die
alles schon früher erfahren hatten,
bedeutend erhöht werden.
V. 897. Über coeperit a. Anhang.
V. 398. siei: Subj. ist Ctesipho.
V. 399. Vt quisque suom uolt esse
itast: dabei mag sich wohl Syrus
gegen das Publikum wenden und
höhnisch sein Gesicht verziehen;
daher muß ihn Demea wieder mit
Quid? zu sich rufen.
V. 400. Quid? eum uidistin Jiodie:
über -ne nach quid? s. zu V. 177.
Dz.1 dachte an quid eum? näml.
narras.
V. 401. abigam h. r. wird zur
Seite gesprochen; 'ut pecudem . . .
abigam, non ut hominem, mittam',
Dön.
V. 402. ibi esse: darauf kommt
es dem Demea an; daher betont
er nur dies, so daß der selbst-
verständliche Subjektsakkusativ
eum ebenso wie V. 401 nicht gesetzt
wird. — Oh (nach s , A hat O) be-
schwichtigt abwehrend den Zweifel
Demeas; s. Haul 8 zu V. 51, Richter
a. O 600 ff. — qui egomet: egomet
dient zur Hervorhebung, sonst steht
das Relativ, das mit dem Verbum
in der ersten (oder zweiten) Person
verbunden wird, allein. — produxi:
'bis vor das Tor das Geleite geben',
stark betont, daher ohne das selbst-
verst. Objekt. Damit fängt die Lüge
an, die Syrus mit bewunderungs-
würdiger Sicherheit dem Alten an
den Kopf wirft. Die Worte des Syrus
in V. 403 schließen sich hieran an,
ohne auf die Zwischenbemerkung
des Demea Rücksicht zu nehmen.
V. 403. Atque: und zwar, wie oc
Eun. 691, 915; Haut. 763; vgl.
Dräger a. O. II8 49 f.; et sowie neque
haben in der gleichen Bedeutung
nach Conradts Beobachtung (a. O.
135) bei Ter. immer das Demon-
strativpronomen bei sich. — iratum
im Akkusativ wegen des voraus-
gegangenen produxi.
V. 404. äpüd forum: s. V. 154.
V. 405. de ps. istac: damit äfft
Syrus die Worte des Demea in
V. 888 nach. — Ain uero? hier
zweifelnd, im heftigen Affekte ge-
sprochen, drückt aus, daß der
Fragende feststellen will, ob er
recht gehört hat, s. Seyffert, Burs.
Jahr>B. 80, 342. — S. Anhang.
V. 407. S.Anhang. .
V. 411. Saluos sit: eine häufige
Formel der Beglückwünschung und
Segnung. — est similis unabhängig
neben spero, um der Aussage
größeren Nachdruck zu verleihen.
S. Anhang. — suom. Über den ziem-
lich seltenen Gebrauch dieser Ge-
HI3, 68—67
ADELPHOE
81
De. Syre praöceptorum plenust istorum llle. Sy. Phy.
domi häbuit tmde disceret. De. Fit seMulo:
nihil praetermitto ; consuefacio; denique
inspicere tamquam in speculum in uitas dmnium 416
iubeo, ätque ex aliis sümere exemplüm sibi.
'hoc fäcito.' Sy. Recte säne. De. 'Hoc fugito.' Sy. Callide.
De. 'Hoc laüdist.' Sy. Istaec res est. De. 'Hoc uitiö" datur.'
Sy. Probfssime. De. Porro aiitem . . . Sy. Non hercle ötinmst
nunc mihi auscultandi. piscis ex sententia 420
nactüs sum; ei mihi ne cörrumpantur caiitiost;
netivform (in den Ad. noch V. 746,
793^ vgl. Engelbr. 18 f., Haul.8 zu
Y. 38. — hui. "Wahrend der durch
S yrus geäffte Demea seinen salbungs-
vollen Lobeshymnus auf den ver-
meintlichen Mustersohn anstimmt,
wendet sich Syrus höhnend mit Hui
und Phy (Schol. Bemb.: interiectio
inrisionis), sein ironisches Erstaunen
ausdrückend, hinter dem Rücken
Demeas an das Publikum ; da dieses
den Sachverhalt bereits kennt,
ranßte natürlich das Pathos des
gerührten Vaters, begleitet von den
Gesten und Ausrufen des Syrus,
ungemein komisch wirken.
V. 412. Syre: da, Hui von Syrus
beiseite gesprochen wird , unter-
bricht Demea seine Rede nicht,
der Vokativ braucht daher nicht
abgetrennt zu werden; Icu. setzt
daher auch kein Zeichen nach Syre
— praee istorum, 'wie du sie schon
kennst' (nicht: praee. maiorum).
V. 413. domi habuit unde di~
sceret: 'er hatte ja zu Hause seinen
Lehrer' {unde — a quo), mit deut-
lichem Bezüge auf Demea, wie
dessen Antwort beweist. Otto a. 0.
120, domus 2 übersetzt es mit: 'er
brauchte niemand, der ihn belehrte",
doch ist diese weitere Entwicklung
hier noch nicht anzunehmen.
V. 415. insp. tamquam in specu-
lum q. s. : das Leben andrer soll
Ctesipho insofern als Spiegel be-
trachten, daß er, so wie man sich
sonst nach dem, was man im Spiegel
sieht, seine Kleider, Haare u. dgl
richtet, seine Handlungsweise nach
dem Guten, was er sieht, richtet
und sich vom Bösen, was er als
Fernestehender besser erkennen
Terentiua, Adelphoe.7
kann, fernehalt (vgl. Donat z, d
St.). Von Leuten entgegengesetzten
Schlages Plat. Leg. Xp. 906 B xata
tog iv y,uxÖ71zqois avxätv xaig tzqÜ£e~
eiv Tjy7jffet) Y.ad,ea>Qa*ivai tr\v icav-
rtov aniteictv &eäv nzl. Bekannt
ist, was Hör. Senn. I 4, 105 ff. von
der Erziehungsmethode seines Vaters
berichtet. Vgl. die Verse Friedrich
Rückerts: 'Dein wahrer Freund ist
nicht , wer dir den Spiegel hält der
Schmeichelei, worin dein Bild dir
selbst gefällt; dein wahrer Freund
ist, wer dich sehen läßt deine
Flecken und sie dir tilgen hilft,
eh' Feinde sie entdecken'.
V. 416. ex aliis sumere exemplum
sibi sowohl in Bezug auf das Gute
als auch auf das Schlechte; über
die weitere Entwicklung dieses Ge-
dankens in der einen oder anderen
Richtung s. Otto a. 0. 14 alienus 3.
V. 417 f. Vgl. Plato Protag. 325 D.
V. 419. istaec res est: so wie du
es sagst, ist es recht, non quam
rem agit Micio . . . et signifieat 'Hoc
uerum, hoc utile est'. Don.
V. 421 . mihi . . . cautiost = (wegen
der in cauere Hegenden Bedeutung)
mihi cauendum est, ebenso Andr. 400
(bei Plautus häufiger z.B. Poen. 446 f.,
Bacch. 697 f.), dagegen bezeichnet
das Verbalsubst. wie der Infinitiv die
Handlung schlechtweg Hec. 650,
Eun. 671, Phorm. 293 etc. (über die
Verbindung der Verbalsubstantiva
auf -io in dieser Bedeutung mit
einem Kasus s. Haul.8 zu V. 298).
Spengel weist darauf hin , daß die
Verwendung des Verbalsubst. statt
des Gerundiums der Umgangs-
sprache angehört, vgl. hierzu Dom-
bart a. 0. 356. S. Anh.
82
ADELPHOE
III 3, 68—83
80
nam ld ncbis tain flagitiumst, quam illa Demea
non fäcere uobis quae modo dixti; et quöd queo
conseruis ad eundem istunc praecipiö modum:
'hoc sälsumst, hoc adustumst, hoc lautümst parum;
illüd recte, iterum sie, memento'. sedulo
moneö, quae possum pro mea sapientia;
postremo, tarn quam in speculum in patinas Demea
inspicere iubeo, et möneo quid facto usus sit.
inepta haec esse nös quae faeimus sentio;
uerüm quid facias? üt homost ita morem geras.
numquid uis? De. Mentem udbis meliorem dari.
Sy. Tu nis hinc ibis? De. Recta. Sy. Nam quid tu hie agas,
ubi sfquid bene praeefpias nemo optemperet? —
De. Ego uero hinc abeo, quando is quam ob rem huc
ueneram 436
rus äbiit. illum ciiro unum, ille ad me ättinet,
quando ita uolt frater; de istoc ipse uiderit.
425
430
V. 423. non facere hier so viel
wie omittere. — dixti: über diese
kurze Form des Perfekts, die gegen-
über der längeren bei Ter. häufiger
vorkommt als bei Plautus, s.. Engel-
brecht 59 ff., Sommer 617. — quod
queo s. Haul.3 zu V. 478.
V. 424. S.Anhang.
V. 425. sälsumst - . . adustumst . . .
lautümst: die persiflierende Wirkung
(vgl. V. 417) der Worte des Syrus
wird noch dadurch erhöht, daß alle
drei Ausdrücke, wie H. A. Strong,
Class. Rev. 1897, 160 hervorhebt,
einen Doppelsinn an sich zu tragen
scheinen. Bei sälsumst {non in-
sulsum) und lautümst ist es klar,
adustumst ist wie unser deutsches 'an-
gebrannt' == 'anrüchig' zu nehmen.
V. 427. sapientia Wortspiel:
ldiaovQwi<äg sapientia dixit, quia
condimentum gustu ac Sapore
temperant eoci.' Don.
V. 428. Hiermit erreicht die Ver-
höhnung Demeas durch Syrus ihren
Höhepunkt. V. 430 scheint Demea
endlich eine abwehrende Gebärde'
zu machen, weshalb Syrus einlenkt
und abbricht.
V. 429. usus mit Abfall des
Schluß-s und kurzem u ist Nomi-
nativ, s. zu V. 839; usus est oder
uenit ist eine in der Umgangs-
sprache gewöhnliche Wendung. Es
tritt dazu der Dativ einer Person;
die Sache steht im Nomin., wenn
sie einPron. Neutr. ist; Substantiva
und Participia Perf. Pass. (vgl. Hec.
327, 878) stehen im Ablativ wie bei
uti, da in usus ebenso wie in den
Verbalsubst. auf -io noch dieselbe
verbale Kraft wirksam ist. An diese
Konstr. glich sich die von opus est
an, s. Scholl, Arch.H209.
V. 431. ut homost allgemein ge-
sagt, doch mit besonderer Beziehung
auf Micio. — ut homost ita mor. g.
von Don. als Sprichwort bezeugt,
dasselbe wohl Plaut. Most. 725.
V. 432. numquid uis? s. zu V. 247.
— Vgl. Anm. zu V. 80 f.
Nach V. 434 tritt Syrus , der da-
von überzeugt ist, daß Demea auf
sein Landgut geht (s. V. 518), in
das Haus seines Herrn. Demea
schickt sich an, auf sein Landgut
abzugehen. Da sieht er den von
Geta geholten Hegio vom Markte
her kommen, was ihn veranlaßt,
auf diesen zu warten (V. 446).
V. 435. quando hier wie V. 437
kausal, s. Scherer, De particulae
quando . . . usu, Studem. Stud. H 85 ff.
V. 436 f. S. Anhang.
V. 437. de istoc, näml. Äschinus,
welcher dem Hause angehört, dem
Demea zugewendet ist. — uiderit
ist Fut. ex. in absolutem Sinne,
wie uidero z.B. V. 638, 845; s. zu
V. 127.
HI 3, 84—4, 6
ADELPHOE
83
85
90
sed quis illic est quem uideo procul? estne Hegio
tribiilis noster? si satis cerno is herclest uaha,
homo amicus nobis iam mde a puero — o di boni,
ne illfus modi iam nöbis magna ciuium
penüriast — homo antiqua uirtute äc fide.
haud cfto mali quid örtum ex hoc sit publice,
quam gaüdeo! ubi etiam hüius generis reliquias
restäre uideo , ah uiuere etiam nunc lubet.
opperiar hominem hic; üt salutem et cönloquar.
440
446
Hegio Demea Geta (Pamphila)
Senes ii Servos (Virgo)
HI He. Pro di inmortales, fäcinus indigmim Geta!
4 quid närras? Ge. Sic est factum. He. Ex illan fämilia,
tarn inliberale fäcinus esse ortum! Ae3chine,
pol haüd paternum istüc dedisti. De. Videlicet 450
6 de psältria hac audfuit; id illi nunc dolet
V. 439. tribiilis: griech. drjaörrig
oder bfiöcpvlos. — is herclest uaha
s. Anhang.
V. 440 f. S. Anhang.
V. 441. Dem versichernden ne
(nicht nae) folgt in Ausrufen ein
persönliches oder hinweisendes Pro-
nomen; vgl. Fleck, im Phil. II 64 ff.
und G. Hermann, Phil. EI 460 ff.,
Krebs-Schmalz, Antib.6s. u. — illius
zweisilbig, s.zuV. 261 u. Anhang. —
Mit 441/42 und 444/45 vergleicht
Nencini a. 0. 138 A. 2 das Menander-
fragment (Mein. Fragm. ine. 286;
Eocklllfr. 781): Zvy%e%vv.£ vvv rijv
niGxiv 6 Haft' rjficcg ßiog.
V. 442. homo antiqua etc. nimmt
homo vom V. 440 wieder auf.
V. 443. quid indefinit im selb-
ständigen Satze wie Plaut. Pseud.
29 An obsecro hercle habent quas
gallinae manus? und Bacch. 274
Etiamnest quid porro? s. Dräger
a. 0. P88f. S.Anhang.
V. 444. etiam soviel wie etiam
nunc im folg. V. — Über den An-
klang an Hesiod s. Leo, Plaut.
Forsch. 122 und Anm. 6.
V. 445. S.Anhang.
V. 447. Hegio kommt mit Geta, —
der ihm gemäß der Weisung So •
strataB bereits alles erzählt hat — .
um entweder Micio oder Demea zu
veranlassen , das vermeintliche' Un-
recht de3 A. zu sühnen (s. V. 451).
V. 448. S.Anhang.
V. 449. inliberale: 3. zu V. 886. —
S. Anhang.
V. 450. paternum : a. z. V. 74. — de-
disti=fecisti (Don., der auf Verg. Aen.
XII 453 dabit ille ruinas verweist)
oder protulisti (Psichari) ; vgl. Haut.
916 quod res dedere, Eun. 457 f.
quod dedii prineipium adueniens,
ib.* 653 turbas dedit, Plaut.
Pseud. 110 heißt es turbelas dare,
dagegen Bacch. 1057 tantas turbellas
facio. Vgl. unser 'Das hast du gut
gegeben'. Hegio spricht diese Worte,
die zugleich ein Lob Demeas ent-
halten, ohne von dessen Anwesen-
heit Kenntnis zu haben. — Drama-
tisch sehr wirkungsvoll ist die
Selbsttäuschung des Demea, in
welcher er bis V. 468 bleibt. —
uidelicet mit metrischer Kürzung
der naturlangen Silbe ; vgl. Skutsch,
Iambenkürzung und Synizese, Sat.
Viadr. 134 f. Von uidelicet bis haec
spricht Demea für sich. Während
seiner Rede geht Hegio mit Geta
nach vorn.
V. 461. td tili nunc dolet: s. zu
V. 272.
84
ADELPHOE
HI 4, 6—22
15
455
460
alieno, pater eins rahili pendit. ei mihi,
utinam hfc prope adesset alicubi, atque audiret haec!
He. Nisi fäcient quae illos aequomst, haud sie aüferent.
Ge. In te spes omnis Hegio nobis sitast:
te sölum habemus, tri es patronus, tu pater;
ille tibi raoriens nös commendauit senex;
si deseris tu, periimus. He. Caue dixeris:
neque fäciam, neque id me sätis pie posse arbitror.
De. Adibo. saluere Hegionem pltfrumum
iubeo. He. Oh, te quaerebam ipsum; salue Demea.
De. Quid aiitem? He. Maior filius tuos Aeschinus,
quem frätri adoptandüm dedisti, neque boni,
neque liberalis fiinetus officüimst uiri.
De. Quid istiic est? He. Nostrum amicum noras Simulum
atque 466
aequälem? De. Quid ni? He. Füiam eius uirginem
uitiäuit. De. Hern. He. Mane; nön dum audisti De*mea
quod est grauissimum. De. An quid est etiam amplius?
V. 452. eius einsilbig; s. zu
V. 261 ; ob sich diese Genetivform
(*s für eis) in der Lesart aller
Handschr. (außer A1) 'pater is'
(ebenso bei Donat) erhalten hat,
ist sehr fraglich; vgL Bücheier-
Windekilde § 188.
V. 463. hie Adverbium, bezeichnet
den Ort des Sprechenden. — S. An-
V. 454. sie : so ohne weiteres ==
impune, vgl. Haut. 918, Plaut. Pers.
276.
V. 466. tu es patr., tu pater; vgl.
Plaut. Capt. 444, Cas.739, Rud. 1266,
Hör. Ep. 1 7, 54 quo sit patrey quoue
patrono. Lindsay verweist auf
Gell. V 13, 4 patrem primum, postea
patronum proximum nomen habere.
V. 467. S.Anhang.
V. 458- Caue dixeris: caue mit
dem Konj Präs. oder Perf, (ohne
ne) ist in der Umgangssprache
eine der gewöhnlichsten Um-
schreibungen des negativen Im-
perativs; vgl. V. 170.
V. 459. S.Anhang.
V. 460. 'saluere: prior salutat ne
uideatur reus esse pro filio' (Schoh
Bemb. Herrn H 388).
V. 461. Zeichen der innern Auf-
regung ist es, daß Hegio seine
Freude über das glückliche Zu-
sammentreffen ausspricht, bevor er
den diesmal besonders herzlichen
Gruß Demeas erwidert.
V. 462 f. S.Anhang.
V. 463 f. boni von Herzen gut,
liberalis infolge der Erziehung. —
funetus officiumst: fungi ist im
alteren Latein transitiv; bei Ter.
kommt es aber auch schon (V. 603)
mit dem Ablativ vor; vgl. zu V. 816
und 871. S. Anhang.
V. 465 f. Quid istuc est: s. Haul.8
zu V. 58. — Nostrum gehört sowohl
zu amic. als auch zu aequälem und
bezieht sich auf Hegio und Demea.
Hegio stellt die selbstverständliche
Frage an Demea — er bejaht sie
mit Quid ni? ('Plus est quam noue-
ram' Don.) — , um der folgenden
Mitteilung größeren Nachdruck
zu verleihen. — 'Uides quantum
ualeat in iniuria uel dignitas per-
sonarum, quia non eontentus faci-
nore personas credidit ante pro-
ponendas.' Don. — atque: das
Schluß -e wird ebenso wie V. 217 u.
375 vor dem vokalischen Anlaut des
nächsten Verses elidiert. S.Anhang.
V. 467. Hern: 'Interiectio nunc
est irati et est irati uehementer,
quippe qui aliud uitium audiebat
praeter crimina quae sciebat.
V. 468. S.Anhang.
Dl 4, 23—30
ADELPHOE
85
«
30
He. Vero ämplius; nam hoc quidem ferundum aliquö modost:
persuäsit nox, amor, uinum, adulescentia: 470
numänumst. ubi seit factum, ad matrem m'rginis
uenit ipsus ultro läcrumans, orans, öbsecrans,
fidem dans, iurans se illam dueturdm domum.
ignötumst, tacitumst, creditumst. uirgo ex eo
compressu grauidast facta (nie mensis deeimus est); 476
ille bönus uir nobis psaltriam, si dis placet,
V. 469. Vero affirmativ in ur-
sprünglicher Bedeutung. — ferun-
dum: über -undus etc. s. Haul.8
Einl. 68. — ' Argumentum hoc v.axa
cvyitßQTfiiv nominatur.' Schol Bemb.
Herni. II 384.
V. 470. Tgl. Plaut. Bacch. 87 f.
quia istoc inlecebrosius Fieri nihil
potest: nox, mulier , uinum homini
adulescentulo (uinum, amor allein
Aul. 750); Ovid Amor. I 6, 59 f. Nox
et amor uinumque nihil moderabile
suadent, Bla pudore uacat Liber
Amorque metu. (S. Tscherniaef, Des
traces de Terence dans Ooide, Horace
et Tue Live, Kasan 1900). Vgl. das
deutsche Sprichwort: 'Drei Dinge
geben nicht viel Gutes ein: die
Nacht, die Liebe und der Wein',
8. Otto a. 0. 372 uinum 4. S. An-
hang. Dieses Zusammentreffen
konnte nur gelegentlich eines
Festes (hier nächtl. Mysterienfeier)
erfolgt sein, da nur bei solchen Ge-
legenheiten griechische Jungfrauen
in die Öffentlichkeit kamen und
daher die Jünglinge in die Lage
kamen, Bürgermädchen kennen zu
lernen. So verliebt sich Simaetha
in den Delphis bei einem Dianafest
(Theocrit. Id. D 76 — 88), Alcesi-
marchus in Selenium bei den
Dionysien (Plaut Cist. 89 ff), Lyco-
nides in Phaedria beim Feste der
Ceres (Plaut. Aul. 795). Vgl. Becker-
Göll, Char. HI 321, Herond. I 56.
S. Anhang.
V. 471. humanumst vgl. V. 687,
Haut. 77, 652 in eigentl. Bedeutung ;
s. Langen a. O. 759f. — 'Et hoc
dicere solemus, ubi peccatum quidem
non negamus, sed tolerabile esse dici-
tnus' Don. — ubi seit factum : Sub-
jekt ist Äschinus. — seit nach Donat
gleich intellegit et sentit. Die
Stelle bedeutet: sobald er sich
seiner Tat, die er im Sinnestaumel
begangen, und ihrer Folgen be-
wußt geworden war. So sagt Don. :
'quia super futura re peccauerat*.
S. Anhang.
V. 473. dueturum domum: die ur-
sprüngliche Form für uxorem dueere.
V. 474. ignötumst, tacitumst, cre-
ditumst, zum Homöoteleuton s.
Haul.8 zu V. 759.
V.475. S.Anhang.
V. 476. il(le) bonus uir ironisch
wie oft, namentlich in der Anrede;
s. V. 556 Andr. 616, 846, Eun. 850.
— si dis placet: mit dieser formel-
haften Wendung weist der Redende
bei überraschenden Ereignissen,
und zwar meist solchen, welche
unsern Unwillen erregen (Don. zu
Eun. 919 Proprium est exclamanti-
bus propter indignitatem alieuius rei),
ernsthaft oder ironisch z weifelnd (wie
hier) daraufhin, daß dergleichen nur
mit der Götter Willen und Beistand
zu stände kommen könne. Bei einem
freudigen Ereignisse steht sie z.B.
Plaut. Capt. 454. Da, wie Spengel
z.u.Y. bemerkt, diese Formel nur bei
vergangenen oder gegenwärtigen,
nie bei zukünftigen Handlungen
gebraucht wird, während man,
wenn man si als die kondizionale
Konjunktion faßt, gerade das Gegen-
teil erwartet, hat Dombart unter
Vorführung eines reichen Materials
m.E. nichtig vermutet (Bl. f. d.bayr.
Gymn. XVI 39), daß sich in dieser
Formel noch die alte demonstrative
Bedeutung si = so erhalten hat, die
später einerseits durch das deik-
tische c (wie Uli zu illic) verstärkt
wurde (vgl. Lindsay 653, 701),
andrerseits zur Konjunktion wurde.
Bemerkenswerte Unterstützung er-
fahrt diese Ansicht durch den Um-
stand, daß auch im Deutschen das
86
ADELPHOE
TU 4, 31—40
paräuit, quicuni umat; illam d£serit.
De. Pro certo tu istaec dicis? He. Mater uirginis
in mediost, ipsa uirgo; res ipsa, nie Geta
praeterea, ut captus est seruorum nön malus,
neque iners; alit illas sölus, omnem fämiliam
sustentat. hunc abduce, uinei, quaere rem.
Ge. Immo hercle extorque nisi ita factumst Demea.
postremo non negäbit: coram ipsiim eedo.
De. Pudet; nee quid agam nee quid huie respondeam
seiö. Pa. Miseram me, dffferor doloribus.
480
486
demonstrative s o zur Einleitung von
Bedingungssätzen verwendet wird.
V. 477. quicum: das adverbiale
qui stellt für den Ablativ des Re-
lativpronomens ohne Unterschied
des Genus (vgl. V. 750) und Nu-
merus (vgl. Neue II3 461 f.).
V. 478. S.Anhang.
V. 479. in mediost: jedem zur
Befragung zugänglich; vgl. Phorm.
16 f. in medio Omnibus Palmatn
esse positam ; ='in propatulo' , Schol.
Bemb. Herrn. H 389. 'Hoc ergo sub-
latis superciliis dicendum est', Don. ;
vgl. Don. zu Hec. 635 (IV 4, 13) und
Sittl, Die Gebärden etc. 202, 5.
Weinberger (Wien. Stud. XIV 120
A. 1) verweist auf eine erhaltene
Maske — Bull. dell. Inst, di corr.
arch. 1875, 34 — , die rechts einen
andern Gesichtsausdruck als auf
der linken Seite zeigt.
V. 480. ut captus est seruorum:
captus , in aktiver und übertragener
Bedeutung, 'quantum capit animus
servilis' (Don.), die Fassungskraft,
kommt nur in dieser Wendung
häufiger vor (z. B. Caes. B. G. IV 3, 3
ut est captus Germanorum). Vgl.
Tschernjaew, De sermone Ter. pleb.
aut quotid., Kasan 1900, 109.
V. 481. Über die Interp. nach
solus (mit Iou.) vgl. Wien. Stud.
XXII 108.
V. 482. abduce: neben den Kurz-
formen die, duc, fac, fer hat Ter.
die ursprüngliche Endung des Im-
perativs nur in face am Ende von
Versen und bisweilen in Kompositis
von duce bewahrt. Vgl. V. 910, 917.
S. Haul.8 zu V. 397 und Lindsay zu
Capt. 359. S. Anhang. — quaere
rem: 'Latenter praeter uineula etiam
tormenta significauit', Don. — Skla-
ven mußten, nach attischem", und
römischem Recht zur Bekräftigung
etwaiger Aussagen vor .Gericht sich
einem peinlichen 'Verfahren, i das
sich bis zur Folterung erstreckte
(V. 483) , unterwerfen ; vgl. Lipsius,
Att. Proz. 876, 889 f.; Pauly, Real-
encyklopädie u. Tormenta; Haul.*
zu V. 292.
V.483. extorque : ' torquemus enim
hominem, eoctorquemus ueritatem'.
Don.
V. 484. ipsum (Äsch.) Objekt zu
cedo, vgl. V. 123, Phorm. 935; stelle
ihn selbst mir gegenüber (von ?
mißverstanden und in ipso, ab-
hängig von coram, geändert).
V. 485. "Aversus Jioc dicit et per-
turbatus Demea. Maioris erit pon-
deris pudet dictum, si me nee addas
nee subaudias' . Don. S. Anhang. —
Demea, der sonst so gerne poltert,
ist ganz kleinlaut geworden. Außer
V. 478 spricht er nicht mehr zu
Hegio bis V. 498. Daß sich sein
Sohn gegen die Verwandte des von
ihm hochverehrten Hegio vergangen
und sie noch obendrein hinter-
gangen hat, bestürzt ihn so, daß
er diesem vor Scham nichts zu
sagen weiß, und es ist bezeichnend,
daß er nicht nach der Ausflucht
greift, ihn gehe das nichts mehr
an, jetzt sei das alles Sache seines
Bruders, der jenen adoptiert habe.
S. Anh. zu V. 499.
V. 486 f. Pamphila ruft hinter
der Bühne; s. Andr. 473 Iuno Lu-
cina, fer opem, serua nie, obsecro;
vgl. Hec. 317 f., Plaut. Aul. 691 f.,
Truc. 476. S. Anh. — differorSdi-
uellor, discrucior, dilaceror.
III 4, 41—54
ADELPHOE
87
46
50
lunö Lucina fer opem, serua me obsecro. He. Hein,
num nam lila quaeso pärturit? Ge. Certe Hegio. He. Hera.
illaec fidem nunc uöstram inplorat Demea:
quod uös uis cogit, ld uoluntate mpetret. 490
haec primum ut fiant, deos quaeso ut uobi's decet.
sin äliter animus uöster est, ego Demea,
summa ui defendam hänc atque illum mdrtuom.
cognätus mihi erat; üna a pueris päruolis
sumus educati; una semper militiae et domi 495
fuimüs; paupertatem üna pertulimüs grauem.
quapröpter, nitar, fäciam, experiar, denique
animäm relinquam pötius quam illas deseram.
quid mihi respondes? De. Frätrem conueniam Hegio. 499 a
is quöd mihi de hac re dederit consilium e'xequar. 499 b
Et proprie hoc genus querelae con-
uenit parturienti, et cui uiscera
distenduntur , et ei, quae inexpertum
dolorem nunc primum sentiat'. Don.
— Ihre Schmerzensrufe machen für
Demea jede weitere Untersuchung
unnötig und bringen die Szene zu
einem wirkungsvollen Abschluß. —
Über Iuno Lucina (griech. FtXti&vicc)
s. Wissowa, Rel. u. Kult. d. Rom. .18.
V. 488. num nam i. q. p. ? wie zu
anderen Fragewörtern (quis etc.),
so schließt sich nam auch an num,
um wie da3 deutsche 'denn' die
Frage eindringlicher zu gestalten;
vgl. Andr. 591, Eun. 286, Haut. 517.
— Während das erste Hern Hegios
dessen Überraschung über die in-
zwischen eingetretene Niederkunft
Pamphilas begleitet, ist das zweite
ein Zeichen seiner freudigen Über-
raschung über die ihm plötzlich
aufgetauchte Idee, Pamphilas Schrei
zu benutzen, um auf Demea ein-
zuwirken. S. Anhang.
V. 490. uis: 'legum' Don. Nach
attischem Recht konnte der Ver-
führer einer freigeborenen Athenerin
(vgl. Andr. 780 f., Plaut. Aul. 793 ff.)
entweder auf civilrechtlichem Wege
gezwungen werden, sie ohne Mit-
gift zu heiraten, bez. eine Buße zu
zahlen (s. Sam. Petitus, Leg. Att. 45
u. 544 f.), oder er verfiel, falls er
Gewalt angewendet hatte und sich
zur Ehe nicht bestimmen lassen
wollte, einer ypaqpr/ v§qeu>s, bei
welcher nach Hermog. 7tbqI azcxa,
X 59 W. bis auf Todesstrafe, nach
Plut. (Sol. 23) seit Solon ebenfalls
auf eine Geldstrafe (100 Dr.) er-
kannt werden konnte (s. Thonissen,
Le droit penal de la rep. Athen.
1875, 319 ff. u. L. Beauchet, JSistoire
du droit prive de la republ. Athe-
nienne, Paris 1897 I 138 f.). Daß
in unserem Falle die Sache ernst
zu nehmen war, beweisen Micioe
Worte V. 685 f. S. Anhang.
V. 490. quod uos uis cogit: ebenso
steht cog. mit dopp. Akk. Plaut.
Amph. 163, Cic. de re publ. I 3.
V. 491. ut uobis decet abhängig
von haee ut fiant. Von Schol.
Bemb. (Herrn. II 391) wird die
auffallende Anordnung der Wörter
in d. V. durch die Rücksicht auf
das Metrum erklärt. — decet wurde
nach der richtigen Bemerkung
Donats zu V. 928 im alten Latein
mit dem Akkus, verbunden, wenn
ein Verbum dabeistand (oder aus
dem Zusammenhang unmittelbar
zu erkennen war), anderenfalls mit
dem Dativ. An u. St. verweist Don.
auf viiCv itginti. Hec. 164 Haec ita
uti liberali esse ingenio decet ist die
Person bei decet wegen des un-
mittelbar vorhergehenden Haec
überflüssig, ingenio ist abl. qualit.
V. 495. sumus educati; Üna s. Anh.
V. 498. relinquam . . . deseram:
beides Fut. zum Ausdruck des
festen Entschlusses, ebenso Plaut.
Cist. 533, 628 f., Merc. 486. S. Anh.
V. 499b. Demea sagt dies, um
Hegio zu beruhigen, da Micio diesem
besser bekannt ist als er. S. Anh.
88
ADELPHOE
Hl 4, 65—62
55 He. Sed Demea, hoc tu fäcito cum animo cögites: 600
quam uos iacillime agitis, quam estis maxume
potentes, dites, fdrtunati, mobiles,
tarn maxume uos aequo animo aequa noscere
oportet, si uos uöltis perniberf probos.
60 De. Re&fto; fient quae fieri aequomst ömnia. 506
He. Decet te facere. Greta, duc me intro ad Sostrataro. —
De. Non me indicente haec fient. utinam nie Sit modo
V. 600. / "actio : nachdrücklicher
als fac; beides tritt formelhaft vor
eine Aufforderung zur Verstärkung
derselben; e. V. 611, 612, 808; Haut.
550 f actio dum eadem haec memineris ;
vgl. auch Loch , Gebrauch d. Imper.
bei Plaut. 1871, 23. — hoc natür-
lich von cogties abhängig. — cum
animo cogties: vgl. Plaut. Most 702
Quam magis cogito cum mco animo;
Cato bei Gell. XYI 1, 4 Cogtiate
cum animis uestris, nach Analogie
von secum cog. (V.808, Eun.64,836);
der Nachdenkende wird im Ge-
Bpräch mit sich selbst begriffen
gedacht; cooitare in animo steht
z. B. V. 30, 818.
V. 601. quam . . . facillime, quam
. . . maxume potentes . . . tarn maxume
aequo — quc facilius . . . quo poten-
tiores ...eo aequiore vgl. Haut. 997 f.,
Plaut. Aul. 236 f.,Varro r. r. II 9, 12 K.,
Sali. lug. XXXI 14. — agitis = uiui-
tis, ebenso ohne uitam: Sali. lug.
LV 2 ; Tac. Ann. IH 19, III 38. Stamp.
verweist außerdem auf den Vers
des Porcius Licinus in der sueton.
Vita des Ter. : Tres per idem tempus
qui agitabant nobiles facillime; fä-
dle agere heißt demnach sorglos
leben.
V. 603. noscere hier prägnant
(wie yi.yvä<3xttv): auf etw. hören,
achten; vgl. Plaut. Truc. 229 Num-
quam amatoris mtretricem oportet
causam noscere q. s. S. Anhang.
V. 506. Redito: Hegio war dem
Demea, der sich nach V. 499 b
zum Fortgehen anschickte, nach-
gegangen, um ihm V. 500 ff. noch-
mals die Sache der Pamphila
dringend ans Herz zu legen (so
nach Donat). Oder redito heißt
aligemein: Kehre nach Hause zu-
rück; vgl. V. 378 u. Anm. u. V. 549.
— Nach V. 506 läßt sich Hegio ins
Haus der Sostrata führen.
V. 507. (me) indicente (mit Bezug
auf V. 139 f.) = non dicente (so Cic.
de fin. H 10): 'ohne daß ich es
voraussagte'. Das negative in (vgl.
Cic. Top. 48) tritt vereinzelt nur
an Partizipien, wobei diese in der
Regel im Ablativ stehen; sonstige
Verbalformen bildeten sich damit
nicht. Auf den rhetorischen Cha-
rakter solcher Stellen sowie auf
den Umstand, daß sich in im Be-
wußtsein des Sprechenden mehr
an das vorausgehende non als an
das folgende Wort anschließt,
macht. Pokrowsky, Rh. Mus. LH
429 ff., aufmerksam. Für die selb-
ständige Bedeutung spricht auch
die Tmesis, z.B. Ov. Met. XH 496
inque cruentatus und Verg. Aen.
IX 288 inque salutatam, wo inque
einem neque gleichkommt. Vgl.
Phorm. 951 Quod dictum, indictumst:
quod modo erat ratum, inritumst,
Plaut. Capt. 70 quia inuocatm soleo
esse in conuiuio] ähnlich incogi-
tans insciens etc. Liv. XXH 39, 2
etiam me indicente omnia e re pu-
blica fideque uestra faceretis. — haec
fient: 'wird dies seinen Verlauf
nehmen'; mit haec weist Demea
auf omnia (V. 506) zurück, was ja
sowohl für Micio und Demea als
auch für Äschinus, der ein armes
Mädchen heiraten muß, nicht nur
wegen der Schande, die auf alle
fallen wird, wenn die Sache be-
kannt wird, sondern auch wegen
der Kosten recht unangenehm sein
wird. Dieser Verweis auf die Zu-
kunft wird mit utinam . . . defunc-
tum! fortgeführt. S.Anhang. — hie:
bei dem, was nun geschehen muß;
Phorm. 1021 in hac re defungier.
HI 4, 63— IV 1, 2
ADELPHOE
89
65
defunctum! uerum nuuia illaec licentia
profecto euadit in aliqnod magmim malum.
ibo, ac requiram fratrem, ut in eum haec euomam.
610
m
6
[Hegio
Senex
Bono animo fac eis Sdstrata, et ist am qu<5d potes
fac cönsolere. ego Micionem si äpnd fornmst
conueniam, atqne ut res gestast narrabo ördine:
si est is facturus üt sit officium suom,
faciät; sin aliter de häc re est eius sententia,
respöndeat mihi, ut quid agam quam primüm sciam.]
616
Ctesipho Syrvs
Advlescens Servos
IV Ct. Ain patrem hinc abisse rus? Sy. Iam dtfdum. Ct. Die
1 sodes. Sy. Apud uillamst;
nunc, quom maxume öperis aliquid fäcere credo. CT.Vtinäm
quidem !
V. 508. defunctum (sit) passivisch,
was bei dem unpersönlichen Ge-
brauche am leichtesten zulässig ist.
V. 609. euadit. Das Übel, das
durch die licentia bewirkt wird,
bricht sicher bereits herein. S. Anh.
V.610. euomam-.'N'on effundam,
sed euomam, utpote quae me
aegrum faciunt, quibus me releuabo'
q. s., Don. Je zurückhaltender De-
mea gegen Hegio aus eigener Scham
und Rücksicht für Ä. sein mußte,
desto gründlicher wird er seinen
Zorn gegen seinen Bruder zum Aus-
druck bringen, daher der starke
Ausdruck. — Nach diesem Verse
geht Demea nach der Marktseite
ab, um seinen Bruder aufzusuchen
(s. V. 499). Über die folgenden
Verse s. Anhang.
V. 511. quod im Sinne von quan-
tum sehr häufig in der Umgangs-
sprache, z.B. V. 423, 692 etc.
V. 614. si est . . . ut fact. sit =
euenit ut vgl. Hec. 501, 558, 637,
724, 796, Phorm. 270, 925; s. Anh.
Cteeipho, der von Syrus (nach
V. 434) die Mitteilung erhalten hat,
daß Demea nach Hause gegangen
sei, fühlt sich hierdurch noch nicht
ganz beruhigt und will daher nach-
sehen, ob sein Vater auch wirk-
lich fortgegangen ist. Deshalb tritt
er mit Syrus vorsichtig aus dem
Hause. Eine längere Pause ist
auch hier nicht anzunehmen. —
Über die Tonmalerei und rhyth-
mische Eleganz in diesem Canti-
cum s. Klotz a. O. 251 und 410.
V. 517. sodes == si audes 'ge-
fälligst', gibt wie quaeso dem Im-
perativ einen gemütlichen Beisatz
und macht die Aufforderung ein-
dringlicher. Nach Lindsay (304,
vgl. auch 659) fällt die Entstehung
dieser Form in die Zeit, in der
audere (vom Adj. auidus) auch noch
'begierig sein', 'Lust haben* be-
deutet (vgl. Plaut. Mil. 232 auden
partieipare me quod commentu's),
und zwar in die Zeit zwischen
Plautus und Terenz, da jener noch
volles si audes (s. Brix zu Trin.4
244) hat. Bei Terenz ist die Form,
die mit sis = si uis zusammen-
zustellen ist, ziemlich häufig (in den
Ad. noch V. 643); s. Spengel zu
Andr.s 85. — Äpud uillamst : vgl.
zu V. 154. Syrus hat die Situation
im Sinne, wie sie V. 433 f. vorlag.
V. 518. nunc quom maxume, auch
Aadr. 823 und Phorm. 204: jetzt,
90
ADELPHOE
IV 1, 3—14
10
quod ciim salute eius fiat, ita se defatigarit uelim,
ut triduo hoc perpetuo prorsum e lecto nequeat surgere. 520
Sy. Ita fiat, et istoc siqui potis est rectius. Ct. Ita; nam hünc
diem,
misere cupio, ut coepi perpetuom in laetitia degere.
et illud rus nulla älia causa tarn male odi, nfsi quia propest;
quöd si abesset longius,
prius nox oppressisset illi, quam nuc reuorti pösset
iterum. 625
nunc ubi me illic non uidebit, iam huc recurret sät scio;
rogitäbit me ubi fiierim — ego hodie töto non uidi die —
quid dicam? Sy.Nmilne in mentemst? Ct. Numquam qui'c-
quam. Sy. Tanto nequior.
cliens, amicus, höspes, nemost uöbis? Ct. Sunt: quid
pdstea?
Sy. Hisce opera ut data sit? Ct. Quae non data sit? non
potest fierf. Sy. Potest. 630
da am meisten, d. h. jetzt gerade. —
opcris von der Feldarbeit, s. Haul.8
zu V. 363.
V. 519. quod . . . fiat: durch diesen
Satz wird die kindliehe Pietät
neben den durch die Liebe zur
meretrix eingegebenen Wünschen
gewahrt (s. Don. z. d. St. u. Einl. 3).
Der Satz wird von Spengel passend
mit der Formel 'Quod bonum felix
faustum sit' verglichen. — S. An-
V. 521. istoc: abl. comp, zurectius.
V. 522. misere tritt als ver-
stärkendes Adverb häufig zu Verben,
wie cupere, amare, uelle u. dgl. Vgl.
V. 667, 698. S. Anhang.
V. 523 f. quid propest. Über die
Betonung von quia s. Haul.s zu
V. 162. S. Anhang.
V. 525. Uli (so vielleicht auch
im folgenden V.) Adv. ; s. zu V. 116.
— nox oppress. wie Eun. 601 Interea
somnus uirginem opprimit. S. Anh.
V. 526. S. Anhang.
V. 527. me ubi mit Hiatus unter
Kürzung von me; s. V. 97. — ego
hodie toto non uidi die: Ct. sagt:
er wird mich fragen, wo ich ge-
wesen bin, — ich habe ihn heute
den ganzen Tag nicht gesehen — ,
was werde ich sagen? Der zwischen-
geschobene Satz will besagen, daß
Ctesipho sich bewußt wird, daß
er ia dem Vater für den ganzen
Tag bis jetzt Rechenschaft wird
geben müssen, was soll er nun
sagen? Das Objekt zu uidi braucht,
da es selbstverständlich ist, in der
lebhaften Rede nicht genannt zu
werden. Vgl. V. 79, 151, 244, 316,
318, 320, 402, 414, 564; 200, 204,
328 etc. — S. Anhang.
V. 528. in mentemst, wie hier A
hat (5 in mente est), während Haut.
986 AL<J in mente est und y in
mentemst bieten, wird gesichert
durch Plaut. Amph. 180 (710, Bacch.
130 s. Ritschi z. d. St.), ähnliche
Wendungen der lat. Sprache (in
dicionem, in potestatem esse; vgl.
ferner H. A. Seidel , Obs. epigr. cap.
duo, Vratisl. 1880 41 ff.) sowie das
ausdrückliche Zeugnis für jenen
Gebrauch bei Gell. I 7, 16 ff. —
tanto nequior: die Weglassung der
Kopula es soll vielleicht den Aus-
druck der Geringschätzung, welcher
in den Worten liegt, verstärken.
V. 529. Beachte das viergliedrige
Asyndeton.
V. 530. Hisce op. u. d. s. hängt
als Folgesatz von dem in quid
postea Kegenden Begriffe des Ge-
schehens ab; Frage und Antwort
bilden ein syntaktisches Ganzes. —
Quae n. d. s.? s. zuV. 84. 'Dieses
naive, aufrichtige: quae non d. s.!
der gute Jüngling sucht einen Vor-
wand und der schalkische Knecht
IV 1, 16—21
ADELPHOE
91
Ct. Interdius; sed si hie pernocto, caüsae quid dicäm Syre?
Sy. Vah, quam uellem etiam nectu amicis öperam mos esset
dari !
quin tu otiosus esto; ego illius sensum pulckre calleo:
quom feruit maxume, tarn pläcidum quasi ouem reddo.
Ct. Quo modo?
Sy. Laudärier te audit lubenter: facio te apud illüm deum; 535
uirtütes narro. Ct. Meas? Sy. Tuas. homiui üico lacru-
mae cadunt
quasi püero gaudio. em tibi autem. Ct. Quid namst?
Sy. Lupus in fäbula!
schlägt ihm eine Lüge vor. Eine
Lüge! .Nein, das geht nicht; non
potest fierü' Lessing a. 0.
V. 631. Interdius ältere, bei Plaut,
mehrfach vorkommende Form für
interdiu, wie sich auch dius (Plaut.
Merc. 862, Titin. Com. 13 R.8) mit
noctu verbunden oder im Sinne von
diu (bei quam) vereinzelt findet ;
s. Neue II3 651, Lindsay-Nolil637f.
V: 633. quin . . . esto : quin bei
den Komikern sehr häufig an der
Spitze einer Aufforderung in be-
kräftigendem Sinne, s. Haul.8 zu
V. 223. — otiosus: in gleicher Be-
deutung Andr. 842 Animo nunciam
otioso esse impero.
V. 534. feruit : fern, gehört zu den
Verben, welche im alten Latein
nach der 3., später zumeist nach
der 2. Konj. abgewandelt wurden;
vgl. Neue HI8 267 f., Haul.8 Einl. 64,
Lindsay-Nohl 547. — Die Sanftmut
des Schafes war sprichwörtlich;
vgl.Philippides(IHfr. 29 K.; Mein.
IV476):'0 z^a%vzarog de evxoqxxvTrjg
fiväg dvo Xaßmv ccntioiv ccqvlov
lialccHGi-csQog. Dieselbe Form des
Sprichwortes taucht wohl als Citat
wieder auf bei Lactantius Inst.
III 26, 4 tarn pläcidum quam ouem
reddam, Sulpic. Seuer. Dial. I 9, 4H.
oue placidior. Vgl. Otto 261 ouis 2.
— quasi (LFG*, Prise. I 479) [ouis
esset] stärker als quam [ouis est].
V. 535. deum : auf Menschen über-
tragen bezeichnet deus entweder
den höchsten Grad der Vollkommen-
heit (vgl. Antiphanes II fr. 209 K.,
Mein. III 121 : ftebg iv ccvfrpamoioiv
r\v EKftvos, Plaut. Mil. 1043) oder
des Glückes. Vgl. u. a. Plaut. Cure.
167, Hec. 843, Haut. 693; s. auch
Otto 109 deus 6. S. Anhang.
V. 537. em tibi autem: Zu dem
hinweisenden em (s. zu V. 559) tritt
tibi als Verstärkung hinzu, das sich
beim Selbstgespräch (s. V. 790,
Phorm. 847) auf den Redenden
selbst, sonst auf die angeredete
Person bezieht. — Lupus in fabula :
Da Syrus mit den Worten: em tibi
autem, die bereits auf etwas Be-
stimmtes hinweisen, abbricht und
auf die Frage Ctesiphos mit Z. i. f.
antwortet, was Ct. sofort auf seinen
Vater bezieht, scheint hier das
Sprichwort in derselben gewöhn-
lichen Bedeutung wie Plaut. Stich.
577 Atque eceum tibi lupum in ser-
mone; praesens esuriens adest; Cic.
ad. Att. XIII 33, 4 de Varrone loque-
bamur: lupus in fabula; venu enim
ad me q. s. zu stehen, gerade so
wie unsere deutschen Sprichwörter:
'Wenn man vom Wolfe spricht, so
ist er nicht weit', 'Wird der Wolf
genannt, kommt er gerannt' oder
'Man soll den Teufel nicht an die
Wand malen'; s. Otto 199 f. lupus
10 (dazu Sutphen, Am. Journ. of
Phil. XXII 148), Büchmann, Ge-
flügelte W." 291 f. (in fabula
[bez. in sermone] = im Gespräche
[vom Wolfe] erscheint der W.).
Mit Recht bemerkt Otto, daß die
von alten (s. Don. z. d. St.) und
neueren Erklärern aufgestellte Mei-
nung vom Blick des Wolfes, der
die Sprache raubt, hier nicht in
Betracht kommt. Ohne Zweifel ist
Bezug genommen auf eine Er-
zählung von einem Wolfe, welcher
erschien, gerade als man von ihm
92
ADELPHOE
IV 1, 22—2, 6
Ct. Pater est? Sy. Ipsest.. Ct. Syre, quid agimuB? Sy. Füge
modo intro, ego ufdero.
Ct. Siquid rogabit, nüsquam tu me! audistin? Sy. Potin ut
desinas?
Demea Ctesipho Syrvs
Senex Advlescens Servos
IV De. Ne" ego [homo] sum infelix: primnm, fratrem nüsquam
2 inuenio gentium; 540
praeterea autem dum lllum quaero, a uflla mercennärium
uidi; is filiüm negat esse ruri, nee quid agäm scio.
Ct. S^re. Sy. Quid est? Ct. Men quaerit? Sy. Verum. Ct. Peru.
Sy. Quin tu animo bono es.
& De. Quid hoc malum infeifeitatis, nequeo satis decernere;
sprach. Eine Fabel dieses Inhalts
ist uns nicht erbalten; der Eingang
der Äsopischen Fabel 275 bei Halm
(sowie 276b und 275 c) möchte etwa
passen. Unsere St. sowie die plauti-
nische stammen ohne Zweifel aus
dem griech. Original und nehmen
Bezug auf die Fabel.
V. 538. S.Anhang.
V. 589. S. Anbang. — Syrus und
Ctesipho haben unmittelbar vor der
Tür von Micios Hause gestanden.
Ctesipho eilt V. 589 in sie hinein,
hält sich aber, bis Demea in die
Nähe kommt (V. 653), noch am
Ausgang des Hauses und spricht
von da aus mit Syrus. Demea
kommt von der Marktseite her. —
Siquid: s. Anhang. — nüsquam
tu me: Aposiopesis; das übrige
(uidisse dices) wird durch eine Ge-
bärde (Ct. legt wohl den Finger
an den Mund) ausgedrückt, s. Sittl
213 f. 'Familiaris iXXsiipig et apta
properanti. Qua re haec omnia
presset, uoce cum celeritate pronun-
tianda sunt', Don., der übrigens te
me im Lemma hat. S. Anhang.
V. 640. S. Anhang.
V. 541. a uüla bezeichnet die Zu-
gehörigkeit des mercennarius zum
Landgut; vgl. z.B. Plaut. Mil. 160
Quemque a milite hoc uideritis ho-
minem in nostris tegulis; s. Brix zu
Plaut. Mil.a 154 und Thes. 1 16, 59 f.
Bei Ortsnamen steht in diesem Falle
der bloße Abi. : Plaut. Asin. 499 Peri-
phanes Bhodo mercator°, Merc. 940
hospitem Zacyntho, Cic. Cluent.
197 Teano Apulo atque Luceria
equites. In Süddeutschland (den Tag-
löhner vom Landgut) hat der ent-
sprechende Gebrauch fast ganz den
possessiven Genetiv verdrängt (das
Gut vom Vater, daneben dem Vater
sein Gut). Ein solches Possessiv-
verhältnis liegt vor Eun. 927 f. a mere-
trice auara uirginem quam amabat,
wo m. E. a mcr. au. zu uirg. gehört,
nicht etwa nach Plaut. Poen. 1092,
Pseud. 203 zu am. zu ziehen ist.
Diese Erklärung dürfte richtiger
sein als etwa uenientem (nach Donat
uenisse) zu ergänzen.
V. 543. Verum im Sinne von hoc
tierumst wie V. 678, Andr. 769, Eun.
347, Haut. 1013, fragend Eun. 1019.
— animo bono es neben 6ono animo
es bei Plautus nach Brix Anh. zu
Mil.8 1206 nur am Versende; anders
Terenz Eun. 84.
V. 644. malum, ursprünglich Ak-
kusativ des Ausrufs, kommt nur
nach Art einer Interjektion ('zum
Henker') in die Worte einer heftig
bewegten Frage eingeschoben vor,
ebenso V. 657. tHic autem malum
pro mteriectione positum . . . et est
dictum anxii hominis et perturbati
nimis', Don., vgl dens. zu Eun. 780.
— decernere: entscheiden, bestimmen
{Schol. Bemb. Herrn. H 892: definire),
IV 2, 6 — 14
ADELPHOE
93
nisi me credo huic esse natum rei; ferandis miseriis. 545
primus sentio mala nostra, primus rescisco dmnia,
primus porro obnüntio, aegre sölus siquid fit fero.
Sy. Rideo hunc: primum ait se scire; is sdlus nescit ömnia.
10 De. Nunc redeo; si forte frater redierit uis6. Cr. Syre,
obsecro, uide ne flle huc prorsus se inruat. Sy. Etiam
taces? 650
ego cauebo. Ct. Niimquam hercle hodie ego istuc com-
mittäm tibi;
näm me iam in cellam aliquam cnm üla cöncludam; id
, tutissimumst.
Sy. Age, tarnen ego nunc ämouebo. De. Sed eccum scelera-
tilm Syrum.
so daß jeder Zweifel schwindet, in
der Regel mit indir. Fragesatz, hier
quid hoc . . . infel.; ebenso Plaut.
Amph. frg XIV (Non. 449, 29 decernere
est dicere) Qui nequeas nostrorum
uter sit Amphitruo decernere, Liv.
XXI 56, 3 neque prae imbri satis
decernere possent, qua suis opem
ferrent. — Bezüglich des fehlenden
sit vgl. Phorm. 45 f., 612; Plant.
Amph. 474, 575 u. ö. — S. Anhang,
V. 545. nisi: s. zu V 152 f. — huic
rei bereitet auf ferundis miseriis
vor, ebenso V. 870 f. hoc fructi auf
odium, V. 594 f. ita . . . auf sibi fieri
iniuriam,
V. 546. Die durch die dreimalige
Anaphora besonders gehobenen
Worte mußten um so komischer
wirken, da die Zuschauer bereits
wußten, daß gerade das Gegenteil
wahr sei (V. 518).
V. 547. porro : ich künde in die
Ferne, in die Zukunft, voraus ; sonst
bezeichnet porro in der Regel ledig-
lich den Gedankenfortschritt; vgl.
Don. z. Andr. 278. — obnuntio: 'Qui
malam rem nuntiat, öbnuntiat, qui
bonam, annuntiat. Nam proprie
ob nuntiat e dicuntur augures, qui
aliquid mali ominis saeuumque
uiderint.' Don.
V. 548. spricht Syrus beiseite.
V. 549. si f. frater red. uiso: er
will sich also in das Haus des Micio
begeben. — uiso: das Präsens ebenso
wie V. 631 pernocto u. öfters volks-
tümlich statt des Futurums. —
Während sich Demea , der während
des Selbstgespräches nach vorn
gegangen ist, nunmehr anschickt,
nach rückwärts zu gehen, sprechen
Syrus und Ctes. heimlich an der
Tür bis V. 653.
V. 560. prorsus steht hier in ur-
sprünglicher, räumlicher Bedeutung
(= prouersus) : nach vorn gewendet,
geradewegs; vgl. Hec. 316 Tre-
pidari sentio et cursari rursum
prorsum. — se inruat mit dem
Nebenbegriff des Gewaltsamen
('tamquam de eo, qui pugnaturus
sit, ut in Eunucho [V. 788]: Quam
mox irruimus', Don.), denn so er-
scheint dem Ctes. des Vaters un-
erwünschtes Nahen. — Etiam taces?
bist du auch still? willst du still
sein? 'antique pro face, sie in
Andria [849]: Etiam tu hoc re-
spondes? pro responde', Don. Bei
Plautus ist diese Wendung (bez.
Etiam tu tacesT) häufiger; s.
E. Becker De syntaxi- interrogatio-
num obliquarum, Studem. Stud.
I 177. — S. Anhang.
V. 651. Numquam h. hodie e. i.
committam t. : s. zu V. 570. — istuc,
bezieht sich auf cauebo. Trotz der
Versicherung des Syrus (V. 517)
wurde Ctes. soeben von Demea bei-
nahe überrascht; daher zieht er es
vor, sich in einem Gemache mit
der psaltria einzusperren, als von
Syrus ungenügend geschützt zu
werden. — S. Anhang.
V. 563. Nach tutissimumst ver-
schwindet Ctes. im Hause. Syrus
wendet sich zu Demea. — age.
'nun gut', 'wie du willst'.
94
ADELPHOE
IV 2, 15—22
15 Sy. Ndn hercle hie quidem durare quisquam si sie fit potest.
scire equidem uolö quod mihi sint dömini: quae haec est
miseria! 555
De. Quid ille gannit? quid uolt? quid ais hone uir? est frater
domi?
Sy. Quid malum 'bone uir' mihi narras? equidem perii. De.
Quid tibist?
Sy. Rögitas? Ctesiphö me puguis miserum et istam psältriam
20 üsque oeeidit. De. Hern, quid narras? Sy. Em uide ut
diseidit labrum.
De. Quam ob rem? Sy. Me inpulsöre hane emptam esse ait.
De. Non tu eum rus hinc modo 560
pröduxe aibas? Sy. Factum; uerum uenit post insäniens:
V. 554 f. sind darauf berechnet,
daß sie Demea, der nachdenklich
nach rückwärts geht, hört, während
sich Syrus stellt, als habe er diesen
noch nicht bemerkt. S. Anhang.
V. 555. equidem: Ter. wie Cicero
und überhaupt alle Autoren der
gewählten lat. Schriftsprache ge-
brauchen equidem nur im Sinne
von ego quidem (vgl. V. 557, 641,
748, 850); V. 899 ist daher gegen
A mequidem zu schreiben. S. Haul.8
zu V. 539. Daß dies auch für
Plautus gilt, zeigt F. Skutsch,
Herrn. XXXII 94 ff., der für die
allein übrigbleibenden Stellen Eun.
956, Plaut. Bacch. 974, Epid.
30, an denen man bisher in der
Regel equidem (auf die 3. Person
bezogen) aus metrischen Gründen
las, nach C.F.W. Müllers Vorgange
(Nachtr. 14) atque quidem als Wort-
einheit (s. Forsch. 154) annimmt,
wodurch die Verteilung der beiden
Kürzen auf zwei Wörter den An-
stoß verliert. Über das Schwanken
der Handschriften, die auch quidem
für equidem bieten, s. Lindsay zu
Capt. 249 u. 394. — quod: s. zuV. 92.
V. 556. bone uir: s. zu V. 476.
V. 559. usque hier in modaler
Bedeutung: ordentlich, gehörig, s.
Ph. Thielmann, usque als selb-
ständiges Adverb, Arch. V 448 vgl.
V. 90, 2*3. — oeeidü hier in der
Grundbedeutung 'auf e. losschlagen*.
— em demonstrativ die Aktion be-
gleitend, hier klar zu unterscheiden
von dem die Rezeption begleiten-
den hem. Über em s. Haul.8 zu
V. 52. Vgl. dazu noch Skutsch,
Arch. XI 429. Zur Bekräftigung
der Ansicht Stowassers, wonach
em die Kurzform des Imperativs
von emere in der ursprünglichen
Bedeutung 'nehmen' ist, weist
Skutsch, Philol. LIX 498, schlagend
auf Plaut. Mil. 687, wo eme, die
volle Form, noch in derselben Be-
deutung wie em steht; ebenso sei
Trin. 185 neben em einmal eme zu
lesen; vgl. außerdem über diese Be-
deutung von emere Skutsch, Arch. XII
207 f. — diseidit: 'Asper (Ämilius
Asper, hervorragender Grammatiker
aus dem IL Jahrh. n. Chr.) mediam
longam a caedendo aeeipit (Lucr.
ni 657 diseidere, 667 diseiditur),
ego mediam breuem a scindendo\
Don. (ebenso V. 120). Jenes ist
unbedingt vorzuziehen, da vor
schließendem iambischen Wort
weder ein iambisches Wort noch
iambischer Wortschluß gestattet
ist, s. Luchs, Studem. Stud. I lff.
V. 561. produxe (vgl. V. 402): bei
denjenigen Verben, deren Perfekt-
stamm auf s, ss oder x endigt,
kann in allen von diesem Stamm
gebildeten Formen, deren Endung
mit -is beginnt, dieses is ausfallen,
und wenn dabei x-s oder ss-s zu-
sammentreffen, fällt noch ein s aus,
s. Neue HI8 500 ff. Besonders häufig
ist diese Synkope in der 2. Pers.
Sing. Ind. "Perf., z. B. dixti, ad-
duxti etc. Ein solcher Infinitiv
steht Haut. 32 decesse. Vgl. Engel-
brecht a. O. 59 ff, der darauf hin-
weist, daß in den 6 Stücken des
IV 2, 23 -28
ADELPHOE
95
nihil pepercit. nön puduisse uerberare hominem senem!
quem ego modo pueniui tantilhim in mänibus gestaui meis.
«5 De. Laüdo; Ctesiphö, patrissas; äbi; uirum te iüdico
Sv. Laüdas? ne ille cöntinebit pöstbac si sapiet manus. 566
De. Pörtiter. Sy. Perquam, qnia miseram mulierem, et me
seruolum
qui referire nön audebam uicit: hui perförtiter.
Ter. mehr synkopierte Formen vor-
kommen als in den 20 Kom. des
Plautus. — Über aibas s. Engel-
brecht 55 f. — Obwohl Demea den
Widerspruch mit der früheren Aus-
sage des Syrus (V. 401 f.) merkt,
weiß sich dieser doch ausgezeichnet
und schlagfertig wieder heraus-
zulügen. — Die bestätigenden Wen-
dungen factum, Herum u. ähnl. (s.
V. 543) stehen regelmäßig (wie im
Deutschen 'schön, richtig* etc.)
ohne Kopula; vgl. V. 578, Andr.
593, 665, 975; Eun. 708 (zweimal),
851, 1037, Haut. 568, Hec. 846,
857 (?), Phorm. 524, 751, 883. —
tienit post insaniens: Donat macht
mit Recht auf die Steigerung gegen-
über V. 403 aufmerksam : produxi . . .
iratum admodum.
V. 562. hom. senem: die die In-
trigen leitenden Sklaven erscheinen
meist als in höherem Alter stehend.
Sie waren häufig die paedagogi der
jungen Herren in ihrer Kindheit
gewesen und blieben ihre Ver-
trauten und Berater auch im Jüng-
lingsalter.
V. 663. quem ego (ebenso Quam
ob remY. 560) : Da Podiaski a. 0. 9 f.
fünf Stellen anführt, an denen die
Elision des einsilbigen Wortes am
Anfange notwendig ist, möchte ich
nicht mit Klotz a. 0. 72 annehmen,
daß sie durchaus unnötig sei. —
modo zeigt an, daß Ctesipho kaum
den Knabenjahren entwachsen ist.
— tantillum: nur hier bei Ter., bei
Plaut. 16 mal: bellus (V. 590) nur
einmal, 37mal bei Plaut.; vgl. G.
Ryhiner, De deminutiuis Plautinis
Terentianisque , Basel 1894.
V. 664. Laudo : 'Facile inductus
est senex uarietate fraudis et doli.
Nam Syrus et supra, ut laidans,
non ut uituperans Ctesiphonem , et
nunc, ut accusans, idem perficit
atque persuadet'. Don. — patrissas:
patrisso (gr. Ttatgl^a nach Prise.
H 24, 9 K.) gehört zu der nicht
kleinen Zahl von Lehnwörtern aus
dem Griechischen (-i£«i = -isso),
welche, vom Namen lebender Wesen
hergeleitet, bedeuten 'nach Art
derselben handeln'; Plaut. Most.
638 f. Euge, Philolaches Patrissat,
s. A. Funck, Die Verba auf issare
und izare, Arch. III 407, 412. —
abi, uirum te iudieo ('abi addidit,
quasi dicat: Non est quod iam
demorer, perfectus es', Don.; s.
Brix zu Trin.4 830 [ebenso Plaut.
Asin.704], Haul.8 zu V. 994) scheint
formelhaft zu sein und ist viel-
leicht einer beim tirocinium fori
oder einer ähnlichen Gelegenheit
üblichen Wendung nachgebildet.
V. 665. ne ille q. s. : die Drohung
gegen den Jüngling soll den Vater
noch sicherer machen.
V.566. perquam((nimis, (Iqcdvficc',
Don. ' Und wie ! '), eine emphatische
Steigerung des vorausgehenden for-
titer enthaltend, ist beiPlaut. (Bacch.
545) und Ter. noch selten (Hec. 68
Per pol quam paueos reperias q. s.) ;
vgl. Wölfflin, Kompar. 27. — me
seruolum: mich armen Sklaven
('oratorie; non seruum, sed ser-
uulum, quom sit senex', Don.), er-
fährt durch den folg. V. seine Be-
stätigung.
V. 567. hui: s. zu V. 216. — hui
perförtiter: 'hoc gestu seruili et
nimis leuiori personae congrue dic-
tum est', Don. Syrus zeigt nach
dieser Bern. Donats wohl seinen
ironischen Beifall, indem er mit
der einen Hand winkt, mit der
andern in unzüchtiger Weise Bein
Gewand schüttelt, vgl. Sittl a. 0.
62 , namentlich A. 5, Tertull. spect.
21 p. 22, 3f.
96
ADELPHOE
IV 2, 29—38
De. N6n potuit melius, idem quod ego sentit, te esse huic ref
caput. ,
so sed estne frater intus? Sy. Non est. De. Vbi illum in-
ueniam cögito.
Sy. Scio ubi sit, uerum hödie nuniquam mönstrabo. De. Hem
quid ais? Sy. Ita. 670
De. Dimminuetur tibi quidem iam cerebrum. Sy. At nomen neseio
ülius hominis, sed locum noui tibi sit. De. Die ergo locum.
Sy. Ndstin porticum äpud macellum, hac deorsum? De. Quid
ni nouerim?
85 Sy. Praeterito hac re*cta platea sursum; ubi eo ueneris,
cliuos deorsum uörsum est: hac te praeeipitato; pöstea, 675
est ad hanc mantim sacellum: ibi ängiportum propter est,
De. Quöd nam? Sy. Uli, ubi etiäm caprifieuß magna est. De.
Noui. Sy. Hac pergito.
V. 568. potuit absolut und un-
persönlich, s. Haul.8 zu V. 303. —
huic rei. Über diesen auch im
Deutschen (dialektisch) den gen.
poss. vertretenden Dativ s. Haul.*
zu V. 872. — S. Anhang.
V. 569. 8%d estne. — ubi illum.
V. 570. hodie numquam: 'nun-
quam hodie pro nullo tempore
huius diei', Don. In dieser fast
formelhaft gewordenen, der Um-
gangssprache angehörigen Ver-
bindung tritt hodie als Verstärkung
zur Negation; ebenso V. 169, 551;
vgl. Andr. 654, Eun. 1031, Haut. 574,
Phorm. 377, 805, 1009. — Syrus
stellt eich, als furchte er im
Interesse des Äschinus ein Zu-
sammentreffen des Demea mit
Micio, und als wolle er deshalb
nicht verraten, wo sich dieser zur
Zeit aufhält. Um so leichter wird
Demea bestimmt, den Bruder auf
der falschen Fährte zu suchen. —
ais zweisilbig und mit langem i
(über die Schreibung aüo s.Lindsay-
Nohl 9), da es nach der IV. Konjug.
flektiert; s. Haul.8 zu V. 315.
V. 671. Dimminuetur mit dem
von Prise, n 32, 12 f. K. ausdrücklich
für diese Stelle bezeugten Übergang
von s in w; s. Brix zu Men.4 304.
— Indem Demea die Drohung aus-
spricht, hebt er den Stock in die
Höhe, welchen die senes des Lust-
spiels zu tragen pflegten; vgl. Donat
z. d. St. — Für cerebrum steht in dieser
Wendung auch caput; s. Eun. 803.
V. 573. deorsum zweisilbig zu
messen, C. I. L. I 199 steht dorsum
neben deorsum, s. Solmsen a. 0. 60;
s. z.V. 86. — Die sechsmalige Wieder-
holung von hac gibt der Beschrei-
bung des Weges seitens des
Sklaven eine individuelle Färbung.
S. Anhang. — nouerim, nicht zu-
sammengezogen, bei Ter. nur am
Versende; s. zu V. 106 f.
V. 674. hac nicht mit r. platea
zu verbinden, sondern mit dem
Verbum, wie V. 575 mit praeeip.
— Der Hiatus zwischen sursum ubi
ist wohl durch die Interpunktion,
d. i. die Pause, entschuldigt, die
Syrus machen muß, damit Demea
seiner etwas verzwickten Weg-
angabe folgen kann. S. Anhang. —
eo: auf die durch sursum be-
zeichnete Höhe des Weges. — S. Anh.
V. 676. deorsum uorsum 'nach ab-
wärts'; uorsum steckt eigentl. schon
in deorsum, so daß d. u. zu jenen
Verbindungen gehört, in denen zur
Verdeutlichung dasselbe Element
noch einmal gesetzt wird, s. Solmsen
a. O. 66 und zu V. 269, S. Anhang.
V. 676. ad hanc manum: Syrus
macht eine Bewegung mit der be-
treffenden Hand. — ängiportum ist
der Name für die engen, in die
breite platea oder uia mündenden
Seitengassen. Sie waren zuweilen
Sackgassen {non peruium V. 678).
— propter Adv.
V. 577. Uli Adv. s. zu V. 116. —
caprificus: Weder die Bemerkung
IV 2, 39—44
ADELPHOE
97
De. Id quidexn angiportum non est peruium. Sy. Verum
hercle. nah,
censen hominem me c'sse? erraui: in porticum rursüm redi;
saue hac multo pröpius ibis, et minor est erratio. 680
sein Cratiui huius ditis aedes? Du. Scio. Sy. Vbi eas
praeterieris,
äd sinistram hac reeta platea; ubi ad Dianae ueneris,
fto ad dextram; pnus quam ad portam uenias, apuc? ipsüm
lacum,
Donats, daß hier eine Anspielung
auf Hom. II. VI 433 vorliege, noch
die Meinung Spengels, daß damit
ein Hohn auf Demea ausgedrückt
•werden solle, scheint begründet zu
sein, da Syrus einen dem Demea
bekannten Weg beschreibt. S. Anh.
V. 678. angiportum, l neben
angiportus, üs s. Don. zu V. 576,
Landgraf, Arch. V 139, Haul.8 zu
V. 891, Neue I8 777 f.; der Schol.
Bemb. (Herrn. H 392) fügt hinzu:
nescis utrum comicus ler. an gram-
matieus. — Verum hercle ohne est;
s. zu V. 561. — uerum h. ebenso Andr.
929, aber hercle uero V. 902, 975 u. ö. ;
s.Haul.3 zu V. 137, 164; Kellerhoff
a. 0. 66. — uah: s. zu V. 38.
V. 579. censen hom. me esse?
Hältst du mich noch für einen
Menschen, d. h. ein verständiges
Wesen? (deutsch etwa: bin ich
nicht ein rechter Esel?); vgl. V.
107, 934, Hec. 214 .. . guae nie
omnino lapidem, non hominem putas.
Censen mit Inf. bei Ter. = num
censes vgl. Andr. 256, Eun. 217, Hec.
662, Phorm. 875, nach D Skutsch
(s. Haul.8 Anh.); vgl. Morris, On the
smtence guestion 10.
V. 580. erratio, das Irregehen,
auch Plaut. Bud. 180.
V. 582. hac r. pl: s, z. V. 574;
das Verbum (ito) steht V. 583. Die
ganze Beschreibung begleitet Syrus
mit verdeutlichenden Bewegungen.
— ad Dianae: Donat will templum
ergänzen, was aber nicht angeht, da
weder bei Plautus noch bei Terenz
templum = Gotteshaus ist (s. dageg.
Enn. Trag. K.8 244, LuciL 91 L., HI
3 M.), sondern nur in ursprünglicher
Bedeutung (abgegrenzter Bezirk,
z. B. Eun. 690 qui templa caeli summa
sonitu coneutit) vorkommt. Wölff-
Terentins, Adelphoe.*
lin, der diese sogenannte Ellipse für
einen vom Scipionenkreise auf-
genommenen Gräzismus erklärt
(Arch. H 866), denkt daher an Er-
gänzung von aedem oder fanum.
M. E. bildet Dianae für sich eine
vollständige Ortsbezeichnung, die
keiner Ergänzung bedarf. Der
possessive Genetiv, der im Griechi-
schen in Verbindung mit einer
Präpos. ungleich häufiger ist, dürfte
in der Umgangssprache ebenso ok-
kasionell zur Bezeichnung einer
bestimmten Örtlichkeit verwendet
worden sein (s. Arch. H 370) wie
etwa das Adj. z. B. Dianiutn bei
Liv. I 48, 6. Allein steht er bei
Liv. H 7, 12 ubi nunc Vicae Pötae
est, wo seit Siesbye von den
meisten aedes eingesetzt wird. Vgl,
über ad cum genetiuo numinis
Thes. I 486, 31 ff. Auch im Deut-
schen werden Bezeichnungen, wie
z. B. Martini, durchaus nicht als
ergänzungsbedürftig empfunden, s.
Paul, Prinzipien der Sprachgesch.8
298 und Zangemeister, Erstarrte
Flexion von Ortsnamen im Latein,
Rh. Mus. LVH 168 f.
V. 583. dextram: Über dextra
und dextera vgl. Engelbrecht 26,
doch läßt sich der angegebene
Unterschied, wonach dextera nur
am Ende des Verses stehe, an-
gesichts der Überlieferung nicht
festhalten. — 'Portam dicendo
ostendit usgue ad muros finemque
siuitatis erraturum Demeam'. —
laeum: 'credibüiter addidit lacum.
Nam Varro docet semper lacum
portis additum, scilicet ob usum
iumentorum exettntium et introeum-
tium, et praeter ea ut aduersum
hostilem ignem portis de proximo
subueniretur' '. Don.
98
ADELPHOE
IV 2, 45—52
50
est pistrilla, et exaduorsum fäbrica: ibist. De. Quid ibi
facit?
Sy. Lectulos in adle ilignis pedibus faciundds dedit. 585
De. ybi potetis u<5s? bene sane. sed cesso ad eum pergere. —
Sy. I, sane ego te exercebo hodie ut dignus es siMcernium.
Aeschinus odiöse cessat; prändium cornimpitur;
Ctesipho autem in amörest totus: ego iam prospiciäm mihi:
näm iam abibo, atque ilnum quicquid, qudd quidem erit
bellissimum 590
cärpam, et cyathos sörbilans paulätim hunc producäm diem.
V. 584. pistrilla (=pistrinüla von
pistrinum) eine kleine, mit Bäckerei
verbundene Stampfmühle ; vgl.
Blümner, Technol. I 21, 37. — exad-
uorsum s. Hau!.8 zu V. 88, über
die Schreibung s. zu V. 19.
V. 585. Lect. in sole: 'In urbe
conuiuium aut in sole aut in utnbra
pro condicione temporis instrue-
batur. Bepente igitur interrogatus,
quod minime opinabatur quaesi-
turum senem, arripuit statim lec-
tulos. Et quia potuit senex dicere :
'Mentiris, Nam habet lectulos', ad-
didit ex tempore: 'in sole'. Et ne
eos quoque habere diceret, addidit:
'iligneis pedibus faciundos' (gleich
unseren Gartenmöbeln von dauer-
hafterem Material). Sed hoc gestu
actoris adiutum est, quasi eodem
tempore seruus et quaerat quid dicat
et respondeat! Don. Solche Garten-
triklinien, allerdings mit gemau-
erten Liegstätten, hat man in
Pompeji in mehreren Häusern ge-
funden. S. Mau a 0. 247, 269, 295.
— S. Anhang.
V. 586. bene sane: (ironisch) gut
in der Tat. — Nach V. 586 eilt
Dcmea durch das Seitengäßchen
links vom Schauspieler ab.
Y, 587. Zur Interpunktion s.Wien.
Stud. XXII 108. — ' silicerninm' (vgl.
Fest, bei Paul. 417. Th.) Toten-
schmaus. Die Etymologie des
Wortes (Don. stellt abenteuerliche
Vexiaxitungen auf) ist unsicher, s.
Osthoff, Etymol. Parerga I (1901)
64 ff.
Y. 590. abibo: vgl. Y. 678 db-
■-,. — (tmum) quicqiiid hat seine
relativische Natur aufgegeben;
CLL. VI 10298, 4 quod quidquid
penus sese uenit; vgl. Brix zu Trin.*
881 und Skutsch in der Festschr.
C.F.W. Müller. 90 f. — bellissimum
das bezeichnende Prädikat für De-
likatessen; vom nämlichen Stamme
bellaria, Naschwerk. Über bellus
(von bene: benulus, ben'lus) s.
Wölfflin, Arch. IX 11 f. — S. Anh.
V. 591. carpam (in kleinen Stücken
abreißen) und cyathos (ohne sich
Zeit zu nehmen, sie in den Becher
zu gießen; denn cyathus ist hier
wohl nur als Schöpfgefäß zu neh-
men, s. Becker -Göll, Charikles
H 350) sollen wohl die Heim-
lichkeit, mit der er die verschie-
denen vorbereiteten Leckereien be-
naschen will, bezeichnen. — sör-
bilans nach A mit einem l (Plaut.
Poen. 397 sorbilo am Ende eines
troch. Septenars); über das Schwan-
ken der Schreibung dieses Wortes
s. A. Funck, die Verba auf -illare,
Arch. rV 224 ff. — producäm diem:
durch Hinausziehen zu Ende (zu
stände) bringen; vgl. Andr. 615 .. .
ut huic malo aliquam producäm
moram; 328 f. saltem aliquot dies
Profer q. s. — Nach V. 691
zieht sich Syrus in das Haus seines
Herrn zurück. In der folgenden
Szene treten Micio und Hegio von
der Marktseite auf (s. V. 512). Micio
hat dem Hegio die Versicherung
gegeben, daß er und Äschinus alle
zufriedenstellen würden, und wehrt
das Lob. das ihm Hegio deswegen
erteilt, mit den folgenden Worten
sanft ab.
IV 3, 1—10
ADELPHOE
99
Micio Hegio
Senes ii
IV Mi. Ego in hac re nihil reperio quam ob rem laüder tanto
3 opere Hegio:
meum officium facio; quöd peccatum a nöbis ortumst
cörrigo.
nisi si me in illo credidisti esse hdminum numero, qui
ita putant,
sibi fieri iniuriam ültro, si quam fecere ipsi, expöstules, 695
s et ültro accusant. ld quia non est a me factum agis
grätias?
He. Ah, minime; numquam te äliter atque es in animum in-
duxi meum.
sed quaeso, ut una mecum ad matrem uirginis eas Micio,
atque istaec eadem quae* mihi dixti tiite dicas mülieri:
suspicionem hanc pröpter fratrem eins esse et illam psäl-
triam . . . 600
10 Mi. Si ita aequom eenses, atft si ita opus est facto, eamus.
He. Bene facis:
V. 593. meum officium mit regel-
rechtem Proceleusmaticus wie Plaut.
Bacch. 298 ■ eo exanimatus, Truc.
759 tibi inTecebra, s. Seyffert, Burs.
Jahr. B. 80, 281 f.
V. 694. nisi si: nisi steht in der
zu V. 152 f. dargelegten Bedeutung.
Bisweilen wird es durch forte ver-
stärkt, z. B. Eun. 524, 662. S. Brix
zu Trin.*474.
V. 695. si . . . expostules (gr. I§-
aiT&lv) : vgl. Andr. 639 cum eo in-
iuriam hanc expostulem? Plaut.
Mil. 697. Über die Interpunktion
s. Wien. Stud. XXII 108 f. — S. Anh.
V. 696. id quia . . . gratias? 'Haec
interrogatio quasi subtristi uultu est
proferenda.' Don.
V. 597. in animum inducere er-
scheint bei Ter. 6 mal (außer u. St.
noch Haut. 49, 1028, Hec. 292, 603;
Hec. 50 ist fraglich), bei Plautus
2 mal, animum inducere dagegen
14 mal, bei Plaut, sogar in passiver
Wendung Pers. 66. Vgl. A. Funck:
animum inducere im archaischen
Latein, Fleck. Jahrb. CXXVH 487 ff.
Hier fällt das Akkusativobjekt
auf, wie es scheint, die ursprüng-
lichste Konstruktion: ich habe
dich nie anders aufgefaßt als du
bist. Sonst steht als Objekt ein
neutrales Pronomen: Haut. 1028,
Plaut. Capt. 149 etc. S. Anhang.
V. 698. S.Anhang.
V. 599. tute stark betont im
Gegensatz zu der anderen V. 608 f.
angefahrten Möglichkeit. S. Anh.
V. 601. Geschickt läßt der Dichter
den Micio dem Hegio in das
Wort fallen; denn jener weiß ja
schon die ganze Sache und aucb
die Zuschauer sind darüber voll-
kommenunterrichtet worden,werden
aber durch V. 600 in passender
Weise daran erinnert. Don. be-
merkt zu V. 600 %Nimis breuiter
ac succincte et ut oportuit inter
scientes.' Dem si ita aequom eenses
des Micio entspricht in der Ant-
wort des Hegio tili a. iam rel., dem
si ita opus e. f. das tuo off. f. f.
Aequom ist es, der gekränkten
Frau Trost zu bringen, officium,
die Schuld des Ä. zu sühnen. —
Zu V. 600 ff. s. Anhang.
100
ADELPHOE
IV 3, 11—16
nam et flu ita animum iam releuabis, quae dolore ac miseria
tabescit, et tuo officio faeris ftlnctns. , sed si aliter pntas,
egom£t narrabo quae mihi dixti. Mi. Immo ego ibo. He.
Bene facis:
omaes, qnibns res sunt miiras secunciae, mägis sunt nescio
quo modo 606
suspiciosi; ad cöntumeliam ömnia acciphlnt magis;
propter snam iiipoteatiam, se semper credunt claüdier.
quapröpter, te ipsum pürgare ipsi cöram placabüins est.
Mi. Et recte et uerum dicis. He. Sequere me ergo hac intro.
Mi. Mäxume.
V. 602. 'dolore partitudinis, mi-
seria iniuriae ab Aeschino acceptae.'
Don.
V. 603. tuo officio faeris functus:
fungi bei Ter. sonst 4 mal mit dem
Akkus., hier mit dem Ablat. ;
ebenso steht potior, wenn es einen
Kasus bei sich hat, in der Regel
mit dem Akk., einmal (Fhorm. 830)
mit dem Ablativ. Über die Kon-
struktion von fungi vgl. Langen,
Arch.ffl 329 ff. (s. Anhang). — Die
Perfekttempora der Kopula statt
derer der Gegenwart (hier fueris,
vollkom. gleichbedeutend mit erä,
ebenso Phorm. 516 und Andr. 213)
stehen besonders häufig bei Depo-
nenten (s. Brix zu Plaut. Mil.s102,
H.Blase, Futura und Konjunktiv
des Perfekts im Lat., Arch. X 313ff,
Haul.s zu V. 516.
V. 604. mihi mit langer Endsilbe
(s. zu V. 142, 894, Haul.» Anh. z. V.
176), oder Hiatus beim Personen-
wechsel, s. HauL8 zu V. 146.
V. 606. ad cont. . . . accipiunt wie
Eun. 82 neue aliorsum . . . acceperit;
V. 876 in eam partem accipioque et
uoto. — accipiunt in metaphor.
Bedeutung: „auffassen, etwas aus-
legen", erst bei Ter. (Andr. 367,
Haut. 264), bei Plaut, nicht. — Die
Verse bei Menander (Frg. IX M., Kock
HI fr. 6 ; vgl. Einl. S. 17 Anm. 2) : Ilgog
aitavza deilbv b itivne iazl yap, \
■accI navtae avtoü xa-cacpQoveiv
vitoXccfißarti, enthalten vielleicht
die Parallelstelle.
V. 607. claüdier (so A und von
Don. erwähnt, g bieten die Glosse
neglem) entspricht unserem „an
die Wand gedrückt werden", dem
französischen etre tenu ä Vicart\
allen drei Redensarten liegt das
Hemmen an der freien Bewegung
zugrunde. Bentley dachte an htdier.
Über die Endung s. zu V. 106. —
S. Anhang.
V. 608. te ipsum ist Subjekts-
akkusativ; purgare steht entweder
ohne Objekt, wie so häufig in der
Umgangssprache, wenn das Objekt
(hier quae a uobis facta sint) so-
zusagen in der Luft liegt, oder es
steht hier das Aktivum statt des
Reflexivunis. Daß ipsum (auf Äsch.
bezogen) das Objekt zu purg. sei,
halte ich für weniger wahrschein-
lich. — placabilius mit aktiver Be-
deutung des Stammverbums, welche
im älteren Latein bei den Adjek-
tiven auf ~büis die gewöhnliche
ist (geleugnet von Fr. Haussen , die
Aktivbedeutung der Adjektiva auf
-bilis im archaischen Latein, Philol.
XLVH 274—290, der ihnen mit
Unrecht nur passive oder mediale
Bedeutung zuerkennt).
V. 609. rede et uerum: Plaut.
Capt. 960 Beete et uera loquere.
Über die Kebeneinandersetzung von
Adverb und Adj. vgl. P. Barth,
Fleck. Jahrb. CXXIK 177 ff. Stamp.
verweist auf Plat. Phaed. 79 D Kcdäg
kccI ulrj&rj Xsysig. — maxume=ja,
gerne ; ebenso Eun. 189, 334, Hec.
708 etc.
Nach V. 609 gehen Hegio und
Micio ins Haus .der Sostrata. Bald
danach tritt Äsehinus, der in-
zwischen von Canthara Mitteilung
über den gegen ihn gehegten Ver-
daoht erhalten hat, von der Markt-
seite her auf (s. V. 277 u. 617).
IV 4, 1— 9
ADELPHOE
101
IV
4
Aeschinvs
ädvle8cen8
Diöcnicior animi: — 610 a
höcXce de inprouisö mali mihi öbici tantum, 610 b
üt neque quid me faciam, nee quid agam certiiui sietl
inembra metu debilia s\int, animus timöre obstipuit,
pectore consistere nihil consili quid, nah,
quo modo me ex hae expediartt turba?
tauta nunc suspicio de me ineidit, neque ea inmerito; ciö
Sdstrata credit mihi me psältriam hanc emisse, fd anns
mihi indicium fecit.
V. 610. Das Canticum drückt die
höchste Aufregung aus (daher Meta-
bole des Rhythmus). Über seine
metrische and kritische Behandlung
s. Anhang. — Über die Haltung des
Jünglings s. Hau!8 zu V. 465.
V. 6i0a. Clausula Reiziana. So
wird die katal. iamb. Tripodie
(Plaut. Aul. 106 steht sie am An-
fang des Senars) genannt, die die
verschiedensten Formen annehmen
kann, s. Lindsay, Einl. zu Capt.
99 ff. Wie hier auch Aul. 153 si
hibeat faciam. — Discrucior animi:
ebenso Plaut. Aul. 105, s. auch
Phorm. 187 Antipho me exeruciat
animi; Eun. 274, Hec. 121, Haut.
727; vgl. Wagner zu Plaut, a. O.
V. 610b. Akatal. iamb. Dimeter
-f clausula Reiz. (Versus Reizianus),
bei Plaut, ziemlich häufig, vgl.
namentlich Aul. 158—160, 415—446 ;
die Klausel "in derselben Form
„j. — x w Aul. 489, -j. — - «Aul.
416, 423 etc. Cas. 753, 765, Afran.
228, R.8 confdeta ut offendam.
V. 611. Akatal. choriamb. Tri-
meter -f akat. iamb. Monom. (Plaut.
Cure. 101 steht dieselbe Klausel
nach einem katal. daktyl. Trimeter).
— quid me faciam: facere wird wie
fieri und esse mit dem bloßen Ab-
lativ (instrumenta) auch von Per-
sonen verbunden; s. Haut. 188 in-
certumst etiam, quid sc faoiat, 317
Quid itto fatias? Eun. 837 Quid
Mo faciemus? Hec. 668 Sed quid
faeiimm puero? Phorm. 137 Öuid
te futwrumst? 8. Hau!.8 z. d. V. —
quid agam: 'wie ich mich befinde ',
wegen des folgenden metu etc.
Anders V. 789.
V. 612. Akatal. choriamb. Tri-
meter -f clausula Reiz., dieselbe
Form der Klausel Rud. 286 sacir-
dos clüeo, Most. 330 ms ambos alt-
quis, 858, Rud. 676 b, Trin. 284.
V. 613. Akatal. choriamb. Dimeter
(nihil einsilbig) -f akatal. troch.
Monometer, dieselbe Klausel Trin.
280 nach akatal. iamb. Dimeter,
Capt. 214, Trin. 271—3 nach akatal.
kret. Dimeter, Amph. 237 nach
kret. Monom., vgl. Amph. 247, Rud.
681b. — consistere mit dem bloßen
Abi. auch in der klassischen Prosa ;
vgl. Cic. de sen. 74 . . . qui poterit
animo consistere?
V. 614. Hyperkatal. iamb. Dimeter,
vgl. Plaut. Most. 794, Pseud. 922.
V. 615. Katal. troch. Hexapodie
(wie Plaut. Epid. 166a, 166b, Most.
704, 5) -f- akatal. troch. Monom,
(dieselbe Silbenfolge miser exani-
mor steht Cist. 208 als akat. anap.
Monom.). — tamta nunc suspicio:
Damit nennt Ä. den Grund seiner
Aufregung.
V. 616. Akatal. choriamb. Dimeter
-f- akatal. troch. , Tripodie, ebenso
Plaut. Cas. 629 Eripite isti gladium
quae süist impos animi; der Vers
kann auch als zweimal gesetzter
akatal. choriamb. Dimeter wie Men.
110 (sies) gemessen werden. In
beiden Fällen wird hanc verkürzt:
psältriam hanc emisse (emisse). —
amts: gewöhnlich eine alte Frau
niederen Standes; die bejahrte
102
ADELPHOE
IV 4, 10-19
10
15
nam ut hinc forte ad öbstetricem erat missa, ubi eam
uidi, ilico
accedo, rogito Pämphila quid agät, iam partus ädsiet,
eone öbstetricem accersat. illa exclämat: 'abi abi iam
Aeschine, 620
satis dm dedisti uerba, sat adlmc ttia nos frustratäst fides.'
"hem, quid istuc obsecro" mquam "est?" 'ualeas, habeas
— illam quae placet.'
sensi flico id illas siispicari, sed me reprehendi tarnen,
nequid de fratre gärrulae illi dicerem, ac fieret palam.
nunc quid faciam? dicam fratris esse hanc? quod mini-
mest opus, 625
üsquain ecferri. ac mitto: fieri pötis est ut nequa exeat:
fpsum id metuo ut credant; tot coneirrunt ueri similia:
Freigeborne heißt maPona und
wird nur mit einer gewissen Ge-
ringschätzung anus genannt, wie
V. 939, Hec. 231, 621. Hier ist Can-
thara gemeint, welche den Ä. traf,
als sie nach V. 354 um die Heb-
amme ging. Von ihr erfuhr er
erst, in welchen Verdacht er un-
schuldig gekommen war. Daß er
erst jetzt Pämphila aufsuchen will,
findet einerseits in seinerRatlosigkeit
(quo modo me ex hac expediam turba),
andrerseits in der Ökonomie des
Stückes hinreichende Begründung.
V. 617. Clausula Beisiana (mihi
einsilbig) wie Aul. .431, 435.
V. 619. Pämphila quid zu messen;
ebenso V. 343 Sgstratä tiide, Eun.
707 Ghaerea tüam, Phorm. 830
Phaedriä poteretur; s. zu V. 346. —
iam partus adsiet: ohne Fragewort;
infolge der hastigen Rede ohne
Anstand, da der folgende Satz wie
der vorhergehende ein Fragewort
aufweist. Dz.1 schlug statt partus:
partusne oder partim vor. Auch
Spengel nahm an dem fehlenden
ne Anstoß und schlug ian (= iamne)
vor. Doch könnte das durch Syn-
kope entstandene iamn vor partus
nur wie iam ausgesprochen werden.
— 'Amatoria interrogatio, qua mon-
strat Aeschinus curae sibi esse res
omnes.' Don.
V. 620. eone: 'zu diesem Zwecke,
deswegen', ebenso Plaut. Trin. 341.
V. 621. satis diu. — uerba dare
(kn Gegensatz zu rem), ein häufiger
Ausdruck für 'flunkern'. S. An-
hang.
V. 622. 'Hern interieclio est nouas
res et inopinatas audientis.' Don.
— ualeas (%u{qsiv sä), abweisend
wie Andr. 696 f. ualeant, Qui inter
nos discidium uolunt. Wie Trin.
266 (s. Brix* z. d. St.) scheint auch
hier Canthara in einer Art von
Galgenhumor auf die bevorstehende
Scheidung (hier von der Geliebten)
angespielt zu haben (s. Landgraf
Arch. VHI 45). Iou. interpungiert
nach habeas, wodurch dieser Sinn
noch schärfer hervortritt, da statt
des zu erwartenden 'res tuas', 'illam
quae placet' folgt. Dasselbe Wort-
spiel träte im Deutsehen ein, wenn
wir statt: 'Gehab dich wohl', sagten:
'Gehab — jene wohl, die dir gefällt ! '
V. 623. id nimmt in Gedanken
Bezug auf das V. 616 f. Geäußerte.
— reprehendi: hier ist die ur-
sprüngliche Bedeutung metapho-
risch gebraucht: zurückhalten, sich
in acht nehmen.
V. 626. ecferri ausplaudern, ebenso
Phorm. 958; s. Langen a. 0. 689 f.
— Über potis est statt pote est
s. Haul.s zu V. 379. — S. An-
hang. — ut nequa: ut ne gewöhn-
lich in Absichtssätzen, ebenso nach
fieri und entsprechenden Wendun-
gen; vgl. Andr. 699 Si poterit fieri,
ut ne pater per me "stetisse credat;
s. Dräger Hist, Synt. II* 299.
V. 627. ipsum id hängt von cre-
dant ab. S. Anhang.
IV 4, 20—5, 3
ADELPHOE
103
20 egomet rapui ipse, egomet solui argentum, ad nie abduc-
täst domum.
haec adeo mea culpa fateor fferi: non me haue rem patri
tftut erat gesta mdicasse! exörassem ut eain dücerem. 630
cessatum usque adhtfc est: nunc porro Aeschine erper-
giscere!
nunc hoc primumst: ad illas ibo ut pürgem me. accedam
ad fores.
25 perii; horresco semper ubi pultäre hasce oeeipiö [fores]
miser.
heüs heus: Aeschinüs ego sum. aperite äliquis actutum
östium.
prodit nescioquis, concedam huc.
IV
5
Micio Aeschinvs
Senex Advlescens
Mi. Ita uti dixi Sostrata 635
fäcite; ego Aeschinüm conueniam, ut quo modo acta haec
sint sciat.
sed quis ostium hie pultauit? Ae. Pater hercle est. perii.
Mi. Aeschine,
V. 628. ipse: daß Ä. selbst die
Entführung ausgeführt hat, ist be-
merkenswert; daher gehört ipse
zum Vorhergehenden. Die drei
Glieder fangen daher mit egomet,
egomet, ad me an; s. Anhang.
V. 629. adeo (= insuper, praeterea)
führt ein neues Moment {non me . . .
indicasse) ein; ebenso Phorm. 906
Idque adeo uenio nuntiatum, Plaut.
Aul. 739 id adeo te oratum aduenio;
s. Brix zu Plaut. Mil.8 159, 1295.
V. 632. ibo ut: ire steht bei Ter.
nur hier mit ut, sonst mit dem
Supinum oder dem Infinitiv.
V. 633. horresco semper, weil er
es vor Micio geheim gehalten hat
und jedesmal eine Entdeckung be-
fürchten mußte; andrerseits fühlt
er sich auch Sostrata und Pam-
phila gegenüber verlegen, da er
sein Versprechen nicht erfüllen
kann, solange Micio von dem Ver-
hältnis nichts weiß. — S. Anhang.
V. 634. Aeschinüs ego s. zu
V. 619. — aperite aliquis: eine auf
der verallgemeinernden Bedeutung
von aliquis (ebenso quis) beruher-de
Verbindung xar« avvt aiv ; vgL Plaut.
Pseud. 1284 heus, Simoni nie adesse
aliquis nuntiate, und Lorenz z. d. St.
Im Deutschen: 'macht einer auf ! Die
von Donat erwähnte Interpunktion
nach aperite findet sich bei Iou. —
actutum : nach Skutsch Adv. zu einem
Adjektiv actutus, das (vgl. astutus,
artutus, versutus) einen bezeichnet,
der viele actus hat, also tätig,
rührig, hurtig. Von actu tum leiten
e» Stowasser und Lindsay 649, von
ad tutum O. Hey, Arcb. XI 35 her.
V. 635.^ prodit nescioquis : Äschi-
nus hört, daß jemand heraus-
treten will, vgl. darüber Haul.* zu
V. 840. Micio kommt aus dem
Hause der Sostrata. Zu dieser
spricht er zunächst rückwärts ge-
wendet, während die Tür geschlos-
sen wird.
V. 636. quo mojo a. h. sint: der
Konjunktiv (nur in A von 1. H.
korr. aus sunt; die anderen Codd.
sunt) infolge einer Angleichung an
den- Modus des Hauptsatzes; vgl.
Ed. Becker in Studem. Stud. I 308.
V. 637. S. Anhang.
104
ADELPHOE
IV 6, 4— 16
10
15
Ae. Quid huic hie nogotist? Mi. tüne has pepulisti fores?
tacet. qudr non ludo bunc aliquantisper? melius est,
quanddquidem hoc numquam mihi ipse uoluit dicere. 640
nihil mihi respondes? Ae. Non. equidem istas quöd sei am.
Mi. Ita? näm mirabar, quid hie negoti esset tibi,
enibuit: salua reg est. Ae. Die sodes pater,
tibi uero quid istie est rei? Mi. Nihil mihi quidem.
amicus quidam me a foro abduxit modo ... 645
huc . . . äduocatum sibi. Ak. Quid? Mi. Ego dicäm tibi:
habitant hie quaedam millieres panperculae:
ut opiuor eas non ndsse te, et certo* scio;
neque enun diu huc migrarunt. Ab. Quid tum pö*stea?
V. 688. Quid huic hie s. zu
V. 7. — Pater . . . perii und Quid . . .
lieg.? spricht Ä. zu sich; ebenso
spricht Micio V. 689 f. beiseite.
V. 689. melius est: wir nicht
komparativisch 'es wäre ganz gut*.
— Die Fiktion soll dem Micio
über die wahre Gesinnung des
Äschinus gegen Pamphila Gewiß-
heit verschaffen.
V.640. Über die Betonung quandö-
fuidem s. Haul.8 Einl. 66, Scherer,
tudem. Stud. II 142. — Bei diesen
Worten erinnere man sich an
V. 52 ff.
V. 641. quod sciam: dieser an
sich ganz unpassende Zusatz zeigt
in sehr bezeichnender Weise die
Verlegenheit des Jünglings.
V. 642. Ita? Die Frage verlangt
keine Antwort, sondern drückt mit
einiger Verwunderung aus, daß
Micio dieser Versicherung glauben
will; 'aeeepit negationem Micio, ut
ludere Aeschmum possit'. Don. S.
Anhang.
V. 643. erubuit . . . est zur Seite
gesprochen. Das Erröten ließ sich
auf der Bühne natürlich weder mit
noch ohne Maske darstellen, son-
dern ist fingiert. S. Haul.3 zu
V. 210, Einl. 35 f. — E. Krebs,
Philol. XLVB 562 meint, daß die
Wendung erubuit . . . est unter die
zahlreichen anderen einzureihen
sei, die aus Ter. in die röm. Um-
gangssprache übergegangen seien,
da sie sich bei den Script, hist.
Aug., Elagab. uita 11, 2 finde. —
Bezüglich der von J. Clericus einst
mit d. V. in Verbindung gebrachten
griechischen Verse vgL Mein., Men.
fraam. ine. 173, Kock (Diphil.)
II fr. 185 und Spengel z. d. St.
V. 644. rei zweisilbig wie z. B.
Hec. 810 Quid rei est? Eun. 662,
Hec. 807; vgl. Neue I3 573 f., Engel-
brecht 16.
V. 646. äduocatum sibi: die
verbale Bedeutung von adu. er-
heischt den Dativ; vgl. V. 677,
Eun. 840, 764. — Die Pausen
(nach Iou.) bezeichnen das Zögern
Micios, der hier erst Wahres mit
Falschem verbindet: 'hinc w-eipit
mendacium mioctum uero'. Don.
V. 647. mulieres paupercuilaei
'Pauperculae addidit, ut magis de-
speret Aeschinus impetrari posse
has nuptias a patre; et item quae-
dam, ut ignobiles demonstraren-
tur. Et iotum hoc cum, äbiectione
pronuntiandum est.' Don.
V. 648. nosse te% wie wenn bloß
opinor vorausginge, statt: utopinor,
eas non nosti; vgl. Phorm. 480 f. Vi
aibat De eins consilio sese uellt
facere q. s. Vgl. über diese 'Ver-
schmelzung' der beiden Konstr,
Haul.8 z. d. St., dazu noch Plato
Euthyphr. 4D. ats cpaoiv h.tivoi . . .
ov dttv <pqovtC£siv, Plut. ad Apoll.
118 E. IISQlltl&CC . . . 0) ? rp7Jffl ÜQCOTCC-
yÖQcce slneiv ovrcog, Waekernagel,
Beitr. z. griech. Sprachkunde 87,
Vahlen, Zeitschr. f. d. ö. G. 1872, 526
und Sitz.-Ber. der Berl. Ak. 1899,
279; vgl. auch Don. z. d. St. mit
Bezug auf V. 149 f.
IV 6, 16—28
ADELPHOE
105
25
Mi» Virgo est cum matre. Ae. Perge. Mi. Haec uirgo orbäst
patre; 650
hie mens amicus illi genere est prdxumus:
huic leges cogunt nübere haue. Ae. Peru. Mi. Quid est?
Ae. Nihil, recte: perge. Mi. Is uenit ufc secum auehat;
nam habität Mileti. Ae. Hern, mrginem ut secum äuehat?
Mi. Sic est. Ae. Miletum usque (Sbsecro? Mi. Ita. Ae. Anim<5
malest. 665
quid ipsae, quid aiunt? Mi. Quid illas censes? nihil enim.
commenta mater est esse ex ali<5 uiro
nesefoquo puerum nätum, neque eum nominat;
pridrem esse illum, nön oportere huic dari.
Ae. Eho nönne, haec iusta tibi uidentur postea? 660
Mr. Non. Ae. Obsecro non? an illam hinc abduce't pater?
Mi. Quid illäm ni abducat? Ae. Factum a uobis düriter,
V. 650. Perge und andere Zwischen-
bemerkungen des Äschinus verraten
seine innere Erregung. 'Uiäe in-
stantes quaerentem quam perconta-
torem deeuit.' Don. — orbast, hier
mit dem Abi. wie Afran. Com. 240 R. 8,
Enn. Trag. 77E.S; bei Plautus mit
dem Genetiv: Rud. 349, mit dem
Abi. Capt. 818.
V. 652. huic leges cogunt nub. h.:
Über das Gesetz s. Haul.8z. V. 125 f.
und Hermann - Thumser , Griech.
Staatsalt. 6. Aufl. 451, Schwind,
Über das Recht bei Terenz, Pr.Würz-
burg, i901, 29 ff. Absichtlich wird
hier (umgekehrt wie im Phormio)
der Mann als derjenige hingestellt,
welcher für sich die Verwandte in
Anspruch nahm; er sollte ja von
Milet nach Athen gekommen sein.
Das Gesetz galt für beide Fälle.
V. 653. recte: 'schon gut, ganz
recht!' damit wird hier wie auch
an manchen anderen Stellen höf-
lich abgelehnt, auf eine unbequeme
Frage zu antworten, z. B. Phorm.
798, 812, Haut. 518; vgl. Langen,
Beitr. 8, Ruhnken, Dict. 108.
V. 654. Über Milets Beziehungen
zu Athen s. Eirl 18 A. 1.
V. 655. Animo malest (ebenso Plaut.
Amph. 1058, Cure. 312, Epid. 204, mit
dopp. Dativ Pseud. 952 f.): zur Seite
gesprochen mit den entsprechenden
Gesten, die das Schlaffwerden aller
Glieder bezeichnen. ''Animo male
fieri' dicitur, quom ictu alicuius
maeroris perculsus animus non
sustinet corpus, sequiturque ruina
membrorum.' Don. Auch wir be-
zeichnen mit dem Ausrufe: 'Mir
wird schlecht', das drohende Zu-
sammenstürzen. Ä. faßt sich aber
schnell und fährt zu fragen fort:
7< c rursus callide uultu utttur tarn-
quam aliena narrantis'. Don. —
animo ist Dativ.
V. 656. enim: s. zu V. 168.
V. 657. S. Anhang.
V. 660. Über nonne als antevoka-
lische Fragepartikel, non als ante-
konsonantische s. Schrader, Dissert.
Argent. VHI 258, Skutsch, Forsch.
53 f. — haec Neutr. Nom. Plur. —
postea steht hier gleich dem griech.
situ (vgl. den Anfangsvers des Eun.
und die Anmerkung Donats hierzu
über den Vers des Menander) nicht
temporal, sondern zur Bezeichnung
einer logischen Schlußfolgerung;
vgl. V. 649, 929 u. Liv. IV 4, 1 quid
postea? 'was folgt daraus?*, Plaut.
Cas. 322 Quid tu postea? S. Anhang.
V. 661. Non: 'uultuose promm-
tiandum est'. Don. — an illam hinc
abducet: 'Hinc tamquam singultus
ploraturi est. Nam sie est pronun-
tiandum.' Don.
V. 662. Quid illam ni abd.z die
Trennung von quidni wie Haut. 529
nach des Palmerius Konjektur; vgl.
Plaut. MSI. 1120 und Brix8 z. d. St.
— Über das Fehlen der Kopula
s. zu V. 46 f.
106
ADELPHOE
IV 5, 29—41
mmisericorditerque, atque etiam si est pater
dicendum inagis aperte, inliberäliter.
Mi. Quam ob rem? AE.Rogas me? quid iili tandem creditis, 665^
fore änimi misero, qui lila consueuit prior,
qui infelix haud scio an illam misere nunc arnet,
quom hanc sibi uidebit praesens praesenti eripi,
abdüci ab oculis? facinus indignüm pater.
Mi. Qua rätione istuc? quis despondit? quis dedit?
quoi, quando nupsit? auctor his rebiis quis est?
quor düxit alienam? Ae. An sedere opörtuit
domi uirginem tarn grändem, dum cognatus huc
ilh'nc ueniret, exspectantem? baec mi pater
te dicere aequom füit, et id defendere.
070
675-
V. 663. Äschinus kann nicht genug
starke Ausdrücke finden. — atque
. . . aperte: 'Et bene praefatus est,
ne contumax aduersus patrem uide-
retur.' Don.
V. 665. Quam ob rem? 'Delectari
magis cupiens Micio Aeschinum
uuU protrahere ad defensionem sui.'
Don.
V. 666. animi abhängig von quid.
— iUa consueuit: cons. häufig iü
obszönem Sinne 'Umgang pflegen';
consueuit mit dem bloßen Ablativ
(so in A; die andern Codd. haben
unmetrisch cum illa) ist vom Gram-
matiker Arusianus (G. L. TU 460,
17 K., s. Schindler, Obseru. crit. et
hist. in Ter., Diss., Halle 1881, 13)
für diese Stelle ausdrücklich be-
ze\igt, sonst aber durch kein anderes
Beispiel belegt und konstruiert wohl
nach Analogie von uti. Donat führt
den Akkusativ illam als Variante
an dieser Stelle und als im alten
Latein üblich an. — S. Anhang.
V. 667. qui inf. q. s.: dieser Re-
lativsatz steht nicht parallel dem
vorausgehenden , sondern enthält
eine nähere Bestimmung zu Uli . . .
misero qui i. c. pr. ('jenem früheren
Liebhaber').
V. 668. praesens praesenti : Wieder-
holung desselben Begriffs, der eich
auf dieselbe Person bezieht, bei ver-
schiedenen Verben (uidet . . . eripi)
zu dessen Hervorhebung, 'grauius
adfligitur qui amoris detrimenta
su st inet praesens.' Schob Bemb.
Herrn. II 393. S. Anh. u. Nachtr.
V. 670. despondit . . . dedit: despon-
dere kann sowohl der Vater, bez. Vor-
mund, der Braut wie des Bräutigams ;
näheres Objekt (im Akkus.) ist aber
immer die Braut (V. 734), während
der Name des Mannes im Dativ steht
(vgl. Dz. Fleck. Jahrb. CXHI 236 ff.).
'Latenter obiurgat Aeschinum rem
sine patre gessisse.' Don.
V. 671. auctor his reb. quis est?
'Iterum obiurgat, quia non interfuit
pater.' Don. Auctor heißt der zu
einer wichtigen Angelegenheit zu-
gezogene Berater, Vermittler und
Zeuge; von einem Jüngling durfte
erwartet werden, daß er seine Ver-
heiratung nicht ohne auctor be-
treibe; der natürliche auctor war
aber sein Vater.
V. 672. alienam, nicht etwa 'eine
Ausländerin', sondern 'eine Fremde',
welche der Familie des Bräutigams
fernsteht; vgl. z. B. Phorm. 582
. . . ille si me alienus adfinem uolet
q. 8. Micio will sagen: von seiten
einer befreundeten, nahestehenden
Familie würde Rücksicht genommen
werden, hätte ein solcher Zwischen-
fall überhaupt nicht unbemerkt ein-
treten können.
V. 673. cognatus, der Milesier
(V. 651 von Micio als hie meus
amicus^ bezeichnet) , in dessen Exi-
stenz Äschinus gar keinen Zweifel
setzt. S.Anhang.
V. 675. id def.: den Standpunkt.
Don. 'Non potuit magis amatorie et
magis pueriliter loqui, quam ut non
IV 5, 42—55
ADELPHOE
107
Mi. Ridieulum: aduorsunme fllum causam dicerem
quoi ueneram aduocätus? sed quid ista Aeschine
nostra, atft quid nobis cum Alis? abeamus! quid est?
« quid lacrumas? Ae. Pater öbsecro ausculta! Mi. Aeschine
audiui omnia
et scio; nam te amo; quo magis quae agis curae sunt
f mihi. 680
Ae. Ita uelim me prömerentem ames dum uiuas mi pater,
üt me hoc defictum admisisse in me fd mihi uehementer
dolet
et me tui pudet. Mi. Credo hercle; nam Ingenium noui tuom
so liberale; sed uereor, ne indiligens nimiüm sies.
m qua ciuitate tandem te arbiträre uiuere? 685
urrginem uitiästi quam te nön ius fuerat tängere.
iäm id peccatum prfmum sane mägnum, at humanüm
tarnen;
fecere alii saepe, item boni. ät postquam id euenit, cedo:
55 nümquid circumspexti? aut numquid tüte prospexti tibi,
contentus, quod ait: 'Haec dicere
te aequom fuit', etiam adderet:
*Et id defendere.' Don.
V. 676. Ridieulum, s. zu V. 561.
— dicerem wiederholt das dicere
des Ä.; der Konjunktiv weist pole-
misch die Zumutung des Ä. zurück.
V. 677 f. quid ista . . . nostra?
Was haben wir damit zu tun? vgl.
Haut. 793 quid mea? num mihi
datumst? Phorm. 940 Quid id
nostra? s. auch zu V. 100. Über
ista e. zu V. 185. S. Anhang. — aut
quid nobis cum Ulis? Auch Ter. liebt
es, parallele Fragen, die ziemlich
denselben Gedanken in verschie-
dener Form enthalten, durch die
Disjunktivpartikel zu verbinden.
Vgl. Vahlen, Über die Versschi.
etc. 42 f. Dabei enthält die zweite
eine Korrektur der ersten, indem
sie genauer dasselbe aussagt, was
die erste enthielt.
V. 679. Mit quid est? quid lacru-
mas? ändert Micio den Ton; er
hat zwar schon vorher die gewal-
tige Aufregung bemerkt, in der
sich Ä. befindet, bei den hervor-
brechenden Tränen wird er vom
Mitleid überwältigt und läßt die
Maske fallen (s. Don. z. d. St.). Da-
durch ermutigt will Ä. zum Ge-
ständnis schreiten, Micio fällt ihn
aber ins Wort. Dem deutlichen
Wechsel des Themas und der Stim-
mung entspricht der Wechsel des
Rhythmus. — S. Anhang.
V. 680. te amo und quae agis s.
zu V. 97.
V. 681. dum uiuas: der Modus
ist in Übereinstimmung gebracht
mit dem des übergeordneten Satzes.
V. 682. id mihi dolet ; s. z. V. 272.
V.683. me tui pudet: 'ich schäme
mich vor dir', ebenso Haut. 260,
Hec. 793, Plaut. Trin. 912 deum
hercle me atque hominum pudet, da-
gegen fratris me pudet (V. 391 f.)
'ich schäme mich meines Bruders';
s. Don. z. d. St.
V. 684. indiligens stärker als ne-
glegens, s. Herrn. II 394 z. d. St.
V. 686. fuerat: über das Plusqpf.
s. Haul.3 zu V. 651.
V. 687. primum Attribut zu pecc,
magnum ist Prädikatsnomen. —
humanum: vgl. V. 471. Die Art
und Weise , mit der hier Micio dem
Ä. Vorwürfe macht, läßt seinen
milden Charakter im schönsten
Lichte erscheinen. S. -Anhang.
V. 688. S. Anhang.
V. 689. circumspexti . . .prospexti:
s. zu V. 561. — tute prosp. tibi:
im Gegensatz dazu, daß Äschinus
seine Sache andern, bez. dem Zu-
fall überließ.
108
ADELPHOE
IV 6, 56—67
60
quid fieret? qua fieret? si te mihi ipsum puduit prö-
loqai, 690
qua resoiscerem? haec dum dubitas, menses abienint decem.
prödidisti et te, et fllam raiseram, et gnätum, quod quidem
in te* faii
quid? credebas dörmienü haec tibi confeeturös deos?
6t illam sine tua dpera in cubiculum iri deductum domum?
n<51im ceterarum rerum te socordem eodem modo. 695
bdno animo es, duces uxorem Ae. Hern. Mi. Böno animo
es inquäm. Ab. Pater
dbsecro, nunc hidis tu me! Ml Ego te? quam ob rem?
Ae. Neseio:
qma tarn misere hoc esse cupio uerum, eo uereor
, magis.
es Mi. Abi domum, ac deos ccnprecare, ut lixorem accersäs: abi.
Ae. Qufd? iam uxorem? Mi. Iam. Ae. Iam? Mi. Iam quanttfm
potes. Ab. Di me pater 700
ömnes oderint, ni magis te quam 6culos nunc ego amö meos.
Y. 690. 6. Anhang.
V. 691. resciscerem gleich dem
vorausgehenden fieret noch von pro-
spexti abhängig. — haec ist Akens.
des Inhalts: "über etwas im Zweifel
sein, zu keinem Entschlösse kom-
men'.
V. 692. quod quidem in te fuü.
s. zu V. 423.
V. 693. Über dornüenti . . . deos
s. Otto 121, dormire 2, Haul.* zu
V. 1007. Der Vers beleuchtet die
Ansicht des Dichters oder wohl
seines Vorbildes Aber das Eingreifen
der Götter in menschl. Verhältnisse.
— Über das z. d. V. im Bembinus
(Herrn. II 894) verstümmelt erhal-
tene Fragment Menanders s. Nencini
139; vgl. Men. gn. monost. 242 Ssbg
dh zot<$ a^yoiaiv ov itagfotccvcci. Der
Schol. Bemb. (Herrn. H 394) verweist
auf Sali. Cat. 52, 28 f. und Verg.
Georg, in 454 ff. — Über dormienti
vgL Langen a. O. 688 f.
Nach V. 696 tritt eine kleine
Pause ein, indem Äschinus, über-
wältigt durch die Vorwürfe Micios,
besonders starke Zeichen seines
Schmerzes gibt. Dies veranlaßt
Micio, nunmehr die Wahrheit zu
sagen.
V. 696. duces uxorem : Micio spricht
Beine Versicherung ohne ausdrück-
liche Bezeichnung der Pamphila
aus (die Codd. außer A haben aller-
dings uxorem hanc), da über die
Person kein Zweifel ist und Ä. nur
über die Heirat überhaupt be-
ruhigt werden soll. Ebenso steht
uxorem ducere ohne Bezeichnung
der Person V.46, 867, Andr. 166,
321, 388, 418, 898, Haut. 999, 1056
u. öfter. S. Anhang.
V. 697 mit Hiat vor Ego ; s. Anh.
V. 699. comprecare, ebenso V.
704, volkstümlich pleonastisch, ob-
wohl der Begriff der Mehrheit
schon in deos ausgedrückt ist; s.
Wölfflin, Arch. XH 191. — Der
Heimführung der Braut und der
eigentlichen Eheschließung gingen
natürlich, wie jeder wichtigen
Handlung, Gebete von seiten des
Bräutigams voraus ; Plaut. Aul. 579
ist vollständiger von Waschung und
Opfer die Bede; vgl. Serv. zu verg.
Aen. HI 136 .. . perfecit sacrificia
propter conübia . . ., quia apud ve-
teres neque uxor duei neque ager
arari sine sacrificiis per actis poterat,
s. Haul.8 zu V. 702.
V. 700. quantum potes; vgl. zu
V. 350. S. Anhang.
V. 701. ni magis te quam ocülos
nuncamo meos sprichwörtlich: 'wie
meinen Augapfel*. Vgl. V. 908 qui
IV 6, 68—73
ADELPHOE
109
Mi. Quid? quam illam? Aß.Aeque. Mi. Perbenigne. Ab. Quid?
ille ubi est Müe'sms? ,
Mi. Periit abiit, nauem escendit. s&l quor cesaas? Ab. Abi
pater:
to tu potius deos cönprecare; näm tibi eos cert<5 scio,
quo uir melior mdlto es quam ego optemperatur<5s
magis. 706
Mi. Ego eo inttOj ut quae opus sunt parentur; tu fac ut dizi
si sapis. —
Ab. Quid hoc est negoti? hoc est patrem esse, aut hoc est
filium esse?
te antat plus quam hosce oculos, s. Otto
249, oculus 1. S. Anhang. — ni und
nisi unterscheiden sich im Gebrauche
bei den älteren lat. Schriftstellern
manchmal voneinander: nisi fahrt
nämlich bisweilen die logisch unter-
geordnete Ausnahme ein, ohne
deren Eintreten der Hauptsatz
sichere Gültigkeit hat, ni den
Hauptgedanken selbst, während
der übergeordnete Satz in diesen
Fällen formelhaft ist, oder jeden-
falls der Bedeutung nach zurück-
tritt. S. jedoch Anh. zu V. 173.
Daß ni vorzugsweise nach Formern
erscheint, hängt damit zusammen,
daß es das ältere Wort für 'wenn
nicht* ist, nisi die jüngere Neu-
bildung; s. auch Lindsay-Nohl 702.
V. 702. Quid? quam illam? 'Com-
mendat se Micio et familiariorem
amatori facit, mentionem faciendo
saepius de amiea in uxorem du-
cenda'. Don.
V. 703. Periit dbiit, nau. esc:
'Facete 'abiif, ne diceret: Mentitus
8 um. Atque ita dixit, ut infanti-
bus nutrices de terriculis dieere
solent, quas quom ipsae confinxerint,
abolitas mlunt, postquam Mos ui-
dent nimium pauere. Et mihi ui-
detur ridens haec dixisse, ut intelli-
gat Aeschinus Micionem ioco fuisse
mentitum.' Lachend platzt Micio
mit periit heraus: 'mit dem ist es
aus', und fährt, um bei seiner
scherzhaften Lüge zu bleiben, ohne
Pause rasch fort: 'er ist fort, aufs
Schiff*. S. Anhang.
V. 705. Das nach quo melior bei
magis zu erwartende verstärkende
tanto (vgl Phorm. 828; quo — eo
kommt m. W. bei Terenz nicht vor)
fehlt hier ebenso wie Haut. 645
(weder tanto ist hier einzusetzen
noch quanto in quando zu ändern,
vgl. Gray z. d. St. und Schlee, Schol.
Ter. 121). Vollständige Besponsion
quanto . . . tanto steht Eun. 1063,
Haut. 424 f. Vgl. noch V. 698 eo
magis ohne vorhergehendes quo
(mit relativ. Anschluß V. 680, Hec.
738), ebenso quanto magis mit
Übergang in eine andere Konstr.
Eun. 607 f. Ähnlich Andr. 655.
Stamp. verweist auf Liv. XXXVI
33, 3, XXXVH 12, 9, wo eo fehlt.
Dazu kommt noch XXXV 12, 10.
S. Anhang. — Einen ähnlichen
Gedanken drückt Men. (S. 182 M.,
HI fr. 379 K.) aus in den Worten 'AXka
tmv iQnaxöiv i%si ziv' inifislsucv
■auI frsog. — quam ego mit Hiat.
V. 706. S. Anhang. Nach diesem
Verse begibt sioh Micio in sein Haus.
V. 707. hoc est patrem e. q. s. wird
durch den folgenden Vers erklärt.
Nicht das strenge Band der patria
potestas verbindet Ä. und Micio,
sondern ein zärtliches, wie es sonst
zwischen Geschwistern und treuen
Kameraden vorkommt. Don. be-
merkt zu d. V. Et mirantis haec et
laudantis oratio est. Et paene w-
detur huius modi patrem Terentius
probare. Der Zärtuchkeitsauabruch
des Jünglings zeigt seine liebens-
würdige Natur und ist um so inniger,
je unerwarteter für ihn die günstige
Lösung durch Micio herbeigeführt
wurde. Geradezu prächtig in seiner
Zartheit ist der V. 7 10 f. aus-
gedrückte Gedanke. — Auf V. 707 f.
wird von Ladewig a. 0. 4 ohne
110
ADELPHOE
IV 5, 74—6, 6
75
si frater aut sodälis esset, qui magis morem gereret?
hie non amandus, hieine non geständus in siniist? hem.
itaque adeo magnam mihi inicit sua commoditate ciiram, 710
ne forte inprudens fäciam quod nolit: sciens cauebo.
sed cesso ire intro, ne morae meis niiptiis egomet siem.
Demea
Senex
IV De. Defessus suni ambuländo: ut Syre te cum tua
6 monsträtione magnus perdat Iüppiter!
perreptaui usque omne öppidum: ad portam, ad lacum^ 715
quo non? neque illic fabrica Ulla erat, nee frätrem homo
5 uidisse se aibat qmsquam. nunc uerö domi
certum öbsidere est, üsque donec redierit.
Grund Menander fab. ine. 190 M.
(Kock III fr. 749) bezogen: 'flg i)8v
ngäog »ai v(ü£cov reo rgönca \ %uxi\q.
V. 709. geständus in sinust: Aus-
druck zärtlicher Liebe; vgl. Cic.
ad fam. XIV 4, 3 Quid? Cicero
meus quid aget? iste vero sit in
sinu semper et complexu meo (s.
Westerhov z. u. St.). Der Schol.
Bernb. (Herrn. II 395) vergleicht
auch Verg. Aen. I 718 interdum
gremio fovet. Stamp. verweist gut
auf die griech. Ausdrücke inl
hoXkov £%tiv, xolitcp dej-ccG&ai etc.
V. 710. Ä. ist nunmehr fest ent-
schlossen, nichts mehr gegen den
Willen Micios zu unternehmen. —
sua commoditate: suo beneficio,
Schlee 168. S. Anhang.
V., 711. sciens, prägnant: mit
(vollem) Bewußtsein; vgl. z.B. Haut.
1050 Mea bona ut dem B. dono
sciens? — S. Anhang.
V. 712. Ein iamb. Oktonar bildet
zugleich mit dem Szenenwechsel
den Übergang von iamb. Septenaren
zu iamb. Senaren, wie z. B. Eun.
738 ein Senar zwischen iamb. Ok-
tonaren und den troch. Oktonaren
eines Canticums steht. S. Anhang.
— Äschinus geht nach V. 7 12 .gleich-
falls ins Haus des Micio zu dem V.
699 angegebenen Zwecke. Hier ist
abermals Gelegenheit zu einer
längeren Pause. Zu Anfang der
6. Szene tritt Demea von derselben
Seite, nach der er V. 586 ab-
gegangen war, auf, nämlich von
der Markt- und Hafenseite (links
vom Schauspieler).
V. 713. Syre: per anoazQocpriv
vgl. V. 256, 261; s. Haul.8BU V. 201.
— 'Et haec omnia anhelans dixit.'
Don.
V. 714. monsträtione: 'Adhuc non
credit in errorem se missum fuisse.'
Don.
V. 716. neque Ulic: Adverb s. zu
V. 116. — neque . . . nee korrespon-
dieren mit stärkerer Hervorhebung
des zweiten Gliedes; vgl. V. 84 f.,
611. S. Anhang.
V. 717. aibat: die zweisilbige
Imperfektform von aio ist bei den
Komikern die gewöhnliche, gewiß
der Aussprache des gewöhnlichen
Lebens entnommene. S. Engelbrecht
55 f., Neue HI* 320. — domi: im
Hause des Micio. v — Während sich
Demea anschickt, ins Haus seines
Bruders zu gehen, tritt dieser aus
demselben heraus.
V. 718. redierit wohl Fut. H wegen
des auf die Zukunft weisenden
certum est ; vgl. J. H. Schmalz , donec
und dum, Arch. XI 336.
IV 7, 1—15
ADELPHOE
111
Micio Demea
Senes ii
IV Mi. Ibo Alis dicani ntfllani esse in nobis moram.
7 De. Sed eccum ipsum. te iam düdum quaero Micio. 720
Mi. Quid näm? De. Fero alia flägitia ad te ingentia
boni illi'us adulescentis. Mi. Ecce autem! De. Noua,
5 capitälia. Mi. Ohe, iam. De. Nescis qui uir Sit. Mi. Scio.
De. 0 stillte , tu de psältria me somnias
agere; hoc peccatum in uirginem est ciuem. Mi. Scio. 72ö
De. Oho, scis et patere? Mi. Quid' ni patiar? De. Die mihi:
non clämas? non insänis? Mi. Non; malim quidem . . .
10 De. Puer natust. Mi. Di bene uörtant. De. Virgo nihil habet.
Mi. Audiui. De. Et ducenda indotatast. Mi. Scüicet.
De. Quid nunc futurumst? Mi. Id enim quod res fpsa fert: 730
illmc huc transferetur uirgo. De. 0 Iiippiter,
istöcine pacto oportet? Mi. Quid faciain ämplius?
15 De. Quid facias? si non fpsa re tibi istiic dolet,
V. 719. Wird von Micio noch ins
Haus hinein (etwa zu Äschinus)
gesprochen. — Ulis: Sostrata und
Pamphila.
V. 720. Auch hier vergißt Demea
wie V. 80 f. in seiner Aufregung,
die übliche Begrüßung an Micio
zu richten. — eccum, nicht aus ecce
eum, sondern aus ecce hum (hunc
ohne ce) entstanden, s. Haul.3 zu
V. 464.
V. 721. Fero . . . adulescentis:
% Magno sonitu ac ingenti ostentatione
futurae aecusationis exorsus est . . .
sIqcovmwq boni ill. ad. dicit.' Don.
V. 722. illius entweder auch hier
zweisilbig zu messen oder, auch
ilUus. — Ecce autem ironischer Aus-
druck geheuchelten Erstaunens ; s. zu
V. 153. Schol. Bemb. (Herrn. II 395) :
quasi aliquid de inprouiso reppertum
est. — autem = uv 'wieder'; s. über
diesen älteren Gebrauch Lindsay-
Nohl 690. — S. Anhang.
V. 723. Ohe (A eho, von lou. in
oeh geändert) iam: ohe ('hör' auf,
genug') ist aus Hör. Sat. I 5, 12
und n 6, 96 als Ausdruck un-
geduldigen Abwehrens bekannt;
vgl: V. 769, Phorm. 418. — uir
ebenso ironisch wie uirtutibus in
V. 176. — S. Anhang.
V. 724. somnias : s. zu V. 203 f.
V. 726. Oho von A hier, außer-
dem noch Plaut. Pseud. 988 über-
liefert; Einsilbigkeit, für welche
Th. Birt, Beiträge zur lat. Sprach-
gesch. IV, Über den Lautwert des
Spiritus H, Rhein. Mus. LIV 41, Der
Hiat bei Plaut, etc., Marburg 1901,
14 eintritt, ist an beiden Stellen
ebensowenig nötig als bei ehemY. 81.
V. 727. malim quidem (nach Don.
wurden die Worte auch dem Demea
zugeteilt, ihm folgen Spengel, Fabia
u. Fleck.8) Aposiopese: 'ich möchte
zwar lieber' (nämlich schreien und
wüten), spricht Micio nach dem
schroffen Non beiseite; denn in
seinem Innern (vgl. V. 737) ist ihm
die Sache nicht angenehm, er fügt
sich aber in die Sachlage (vgl.
V. 738 f.) und verteidigt seinen
Ziehsohn gegen die heftigen An-
griffe Demeas.
V. 730. enim im bekräftigenden
Sinne 'natürlich*; s. zu V. 168.
V. 731 f. 'Froh (sie) Iuppiter
tragicc adiecit a Micione uersus;
istöcine pacto ad ipsum Miciönem
respiciens dixit.' Don.
V. 733. istuc: die Handlungs-
weise deines Pflegesohnes. S. An-
hang.
112
ADELPHOE
IV 7, 16—30
simulare certe est hominis. Ml. Quin, iam ufrginem
despondi! res compdsitast; fiunt miptiae;
dempsi metum oraneni: haec magis sunt hominis
Ceterum
plackt tibi factum Micio? Mi. Non, sf qneam id
mutare. nunc qnom nön queo, animo aequo fero.
ita uftast hominum qnäsi qnom lndas tesseris:
si illiid quod maxume opus est iactu nön cadit,
illüd quod cecidit forte id arte ut cörrigas.
De. Corrector! nempe tna arte, uiginti miuae
pro psältria periere; quae quantiim potest
aliqno äbiciundast, si non pretio at grätiis.
Mi. Neque est, neque illam säne studeo uendere.
De. Quid igitur facies? Mi. Ddmi erit. De. Pro diuöm fidem,
nieretrix et mater fämilias una in domo?
so Mi. Qnor nön? De. Sanum te credis esse? Mi. Equidem ärbitror.
20
25
735
De.
740
745
V. 734. simulare: f2?on hoc dixit,
quia hominis est mentiri, sed quia
saepe iracundiae simulatio custodia
disciplinae est.' Don. — est hominis:
s. zu V. 579. — Quin: s. zu V. 262.
V. 786. despondi: 'despondet pu-
ellam, qui petit, spondet, a quo
petitur. Bede ergo socer futurus:
despondi, dixit', Don.
V. 786. haec magis sunt hominis:
damit antwortet er auf Demeas
Worte: simulare certe est hominis.
V. 787. S.Anhang.
V. 739. quasi quom in der Ver-
gleichung nach ita ist archaistisch;
vgl. Lorenz zu Plaut. Ps. 194. —
Mit V. 739 vergleicht Jo. Schneider,
De prov. Plaut. Ter. que 21, passend
ein Fragment des Alexis (Mein. HI
S. 399, Kock II fr. 34): Totovxo
xb %r\v iaxiv cboiseq ot nvßoi; Plut.
De tranquill an. 5 p. 467 a: Kvßtia b
JJlätcov xbv ßiov anefacccev, verweist
damit auf Plat. Rep. X 604 C SansQ
iv TtxÖKSU Hvßcov itQog xcc nsnxto-
Koxu rtösefrat. xa iavxov Ttpuyiiaxcc,
oitrj loyog uiqsi ßslxiax' ccv i%eiv;
vgl. auch Protag. 313E. S. Otto 165,
homo 1, 845, tessera 1.
V.740. iactu (Abi. des Subst.)
gehört dnb notvov zu opus und
cadit, s. über den Zweifel Donats
Wien. Stud. XXH 105, Spengel Anh.
z. d. V.
V. 741. id nimmt das voraus-
gehende Objekt Illud wieder auf;
vgl. V. 357 f. — id arte ut cörrigas,
vgl. Hör. Sat. H 8, 84 f. ut arte
Emendaturus fortunam, Cato monost.
69 (Baehrens, P. L. M. 3 p. 240) Quic-
quid inoptatum cadit, hoc homo cor-
rigat arte; s. Otto 38, ars 5, Büch-
mann, Gefl. Worte17 292.
V. 742. Corrector: 'moris est ira-
tis ab ultimo uerbo contra dicentis
incipere'i Don. — nempe hier vor t
gleich nemp synkopiert zu lesen,
wie dies Skutsch, Forschungen I
30 — 40 nachgewiesen hat ; vgl. dazu
Haul.'Einl. 54 u. A.l. Fürumbrisch
(lat. = etenim) erklärt es Stowasser,
Arch. XH 418 f.
V. 744. pretio : um Geldeswert.
— gratiis: hier wegen der Gegen-
überstellung mit pretio besonders
deutlich als Ablativ von gratiae:
'für ein bloßes Vergeltsgott', bei
den Komikern immer dreisilbig,
später gratis als bloßes Adverb. S.
Anhang.
V. 746. Pro diuom fidem: s. zu
V. 196. S.Anhang.
Y. 747. Demea ist natürlich noch
immer der irrigen Meinung, daß
die psältria für Äschinus gekauft
sei. — mater famüias: das einzige
Beispiel dieses Gen. bei Ter. S.
Anhang.
IV 7, 81— 44
ADELPHOE
113
De, Ita iu6' di ament, at uideo ego triam ineptiam
factiiram credo, at habeas quicum cantites, 760
Mi. Quor a«5n? Dt. Et noua nupta Ladern haec discet. Mi.
Scilicet.
De. Tu inter eas jrestim düctans saltabis. Mi. Probe.
ss De. Probe? Mi. Et tri nobiscum üna si opus sit. Db. Ei mihi.
non te haec pudent? Mi. Iam nero omitte Demea
tuam istanc iracündiam, atqoe ita uti decet 766
hilarum äc lubentem fäc te gnati in ntfptiis.
ego hös conuenio; pöst huc redeo. — De. 0 Irippiter,
hancine nitam! hoscine mores! hano dementiam!
uxör sine dote ueniet, intus psältriast,
domns siimptuosa, adulescens luxu perditus, 760
senex delirans. ipsa si cupiat Salus,
seruare prorsus ndn potest hanc fämiliam.
40
V. 749. Ita me di ament (oder
amabunt): gewöhnliche Formel zur
Einführung einer Versicherung (wir
etwa: so wahr mich Gott lieb hat),
s. Haul.* zu V. 166. — ut uideo e. t. i. :
abhängig von fact. credo q. s. —
S. Anhang.
V. 750. quicum: zu V. 477.
V.751. noua nupta, alliterierende,
regelmäßig in dieser Folge stehende
Formel: Plaut. Cas. 118, 782, 798,
816, 894, Catull. 61, 96 ff., Sen.
Oed. 497, Apul. met. 5, 4; 6, 6 etc.
Zur Alliteration s. Haul.8 Einl. 67.
V. 762. restim ductans salt. : als
Chorführer an der Spitze des Ge-
windes sein, welches die Tanzenden
hielten, und mit dem vermutlich
verschiedene Figuren dargestellt
wurden. Auf dieselbe Art des
Tanzens bezieht sich Liv. XXVII
37, 14 in foro pompa constitit, et per
manus reste data virgines sonum
vocis pulsu pedum modulantes in-
cesseruni; s. auch Hör. Epist. I 10,
47 f. (s. Westerhov z. o. St.).
V. 764. haec pudent : pudet, piget
u. a. werden persönlich konstruiert,
wenn das, was die Empfindung er-
regt, durch das Neutr. eines Pro-
nomens (oder nihil V. 244, Andr. 637)
ausgedrückt wird; z. B. V. 84 f.,
Phorm. 554 quod nos pcst pigeat
u. oft.; eb.892 non te horum piiaet?
ist horum gen. masc, auf die an-
wesenden aduocati bezogen. —
Terentln«, Adelphoe.1
omitte: vgl. V. 267 f. u. Anm. zu
V. 172.
V. 755. tuam istanc irac. : Don.
7,. Eun. 192 'isto' bene additum quasi
odiose, ut alibi (u. St.) . . . haec enirn
pronomina spernentis sunt odiumque
monstrantis. S. dens. z, Eun. 814.
V. 756. lubentem: xbene addidit
lubentem; multi enim hilares se
simulantes non lubentes sunt, Don.
— Vgl. Plaut. Pers. 760.
V. 757. hos, näml. Sostrata und
die Ihrigen. Das Maseru, ist for-
melhaft gebraucht (vgl. V. 894 cui
dominus curaest, V. 919); ein Ge-
brauch , der wohl aus dem Griech.
herübergenommen wurde, wo auch
das Masc. steht, wenn eine Frau von
sich in der Mehrzahl spricht, vgl.
z. B. Eurip. Med. 314, 886, 771. —
Micio geht darauf in das Haus der
Sostrata.
V. 758. Vgl. das bekannte o tem-
pora, o mores! S. Anhang.
V. 761. Salus, urBnr. eine echt
römische Gottheit (Liv. IX 43, 26),
wurde nach der Einfuhrung des
Asklepiosdienstes (Liv. X 47, 7) mit
der griechischen Hygieia identi-
fiziert (Liv. XL 87, 2, s. Marquardt,
Rom. Staatsverwaltung DI 876).
Ihr häufiges Vorkommen in der
Palliata vor Terenz (Plaut. Abiu.
713, Bacch. 879, Capt. 629, 864 etc.)
beweist, daß die griechischen Ori-
ginale Entsprechendes hatten. Die
Gleichsetzung mit Hygieia ist erst
8
114
ADELPHOE
V 1, 1-7
Syrvs Demea
Seryos Senex
V 1 Sy. Edepöl Syrisce te curasti mölüter
lauteque munus ädministrasti tuom:
abi. sed postquam intus sum ömnium rerüm satur, 765
prodeänibulare huc ltibuit. De. Hlud sis uide:
5 exemplum disciplinae! Sy. Ecce autem hie adest
senex nöster. quid fit? quid tu es tristis? De. Oh scelus.
Sy. Ohe, iäm tu uerba fündis hie sapientia?
dem Terenz bekannt, Hec. 338; s.
Wissowa, Religion und Kultus der
Römer 1902, 254 f. ' Wie Salus er-
scheinen auch Opportunitas , Com-
moditas etc. personifiziert und apo-
theosiert, s. Lorenz, Einl. z. Plaut.
Psend. 22 A. 20. Ausdrücke wie
der obige (ebenso Capt. 529) be-
sagen, daß die Betreffenden unrett-
bar verloren sind, vgl. Otto 307 salus.
Sehr unpassend wurde nach dem
Ende dieser Szene in den alten
Ausgaben Aktschluß angenommen.
Die Bühne wird nämlich nicht leer,
vielmehr tritt zu Demea noch Sy-
rus (in angeheitertem Zustande)
aus dem Hause des Micio heraus;
er hat seinen V. 590 f. angekündig-
ten Entschluß redlich ausgeführt.
V. 763. Syrisce: von Zvqoq ab-
geleitetes griech. Kosewort; so
Plaut. Gas. 739 Olympisce von
Olympio. Ob auch Eun. 772 u. 775
Syrisce als v7to*oQi6TiY.bv steht, ist
zweifelhaft, da es dort auch der
wirkl. Name sein kann.
V.764. mu/n.administr.tuom (scherz-
haft): Du hasb deine Pflicht ge-
tan; 'munus seruile est esse atque
polare.' Schol. Bemb. (Herrn. H 397).
V. 765. abi: du kannst gehen;
ebenso V. 220, 620, s. z. V. 564 u. Anm.
V. 766. prodeambulare , aus pro
und deambulare zusammengesetzt,
heißt: hervor (aus dem Hause) sich
ergehen (fnam deambulare etiam
intus potuit'. Don.); vgl. prouiso
V. 889 u. Anm.; deambulare be-
zeichnet gemächliches Spazieren
(vgl. Haut. 587, 806). Donat z. d, St.
vergleicht Verg. Georg. IH 256 pede
prosubigit terram. S. Anhang. —
sis = si uw, s. Haul.s zu V. 59.
V. 767. exenipl. disc. nach Don.
mit Bezug auf V. 758 f. Demea
weist auf ihn als bestes Zeugnis
für seine oben gegebene Schilde-
rung. — ecce autem bildet eine
stehende Verbindung (vgl. V. 153),
so daß hier und Eun. 297, 967, Plaut.
Cas. 969, wo auf eine anwesende
Person hingewiesen wird, ecce (statt
des zu erwartenden eceum, eccülum)
durch autem geschützt wird, s.
Burs.Jahresber. 80, 310. Der Hiatus
(von Lachm. z. Lucr. p. 161 mit
Beistimmung Leos, Plaut. Forsch.
325 verworfen) nach disciplinae ist
durch die Cäsur, den Personen-
wechsel und vielleicht dadurch,
daß hier kein eigentlicher Dialog ist,
zu erklären. S. Anhang.
V. 768. tristis bezieht sich nach
Schol. Bemb. (Herrn. II 397) auf das
zornige Aussehen.
V. 769. Ohe, tarn: s. zu V. 723.
Zur Interpunktion s. Wien. Stud.
XXU 110. — funder e = edere mit
der Nebenbedeutung des Raschen
und Reichlichen; vgl. Plaut. Ps. 943
mera iam metidacia fundes. Der
Zusammenhang gibt an u. St. dem
Worte die Bedeutung 'verschwen-
den'. — Ob sapientia Adjektiv sei
oder Substantiv (näml. Vokativ als
Gegensatz zu scelus V. 768) mit
Bezug auf V. 394, war bereits für
Donat zweifelhaft und haben die
Herausgeber verschieden beurteilt.
Sprachliche und sachliche Gründe
scheinen jene Annahme zu em-
pfehlen: trotz des starken ver-
steckten Spottes vermeidet Syrus
noch den offenen Hohn, welcher
in der Anrede sapientia liegen
würde.
V 1, 8—2, 4
ADELPHOE
115
to
De. Tun si meus esses . . . Sy. Dis quidem esses Demea, 770
ac tüam rem constabilisses. De. Exemplo omnibus
curärem ut esses. Sy. Quam ob rem? quid feci? De. Rogas?
in ipsa turba atque in peccato maxumo,
quod uix sedatum sätis est, potatis scelus,
quasi re bene gesta. Sy. Säne nollem huc exitum. 775
Dromo Demea Syrvs
Pver Senex Servos
V 2 Dr. Heus Syre, rogat te Ctesipho ut redeäs. Sy. Abi. —
De. Quid Ctesiphoneni hie närrat? Sy. Nihil. De. Eho eärnufex,
est Ctesipho intus? Sy. Nön est. De. Quor hie nöminat?
Sy. Est älius quidam pärasitaster paülulus:
V. 770. Tun = tune = tu uero s.
zu V. 262 und Anhang. — Syrus
fährt dem Demea in die Rede, so
daß er erst V. 771 fortsetzen kann.
— Dis statt diues. Auf Grund der
lautgesetzlieh kontrahierten Casus
obliqui, z.B. ditis (V. 581), ditem
(Haut. 609, Phorm. 653), dites (V.
502), die neben den vollen, z.B.
diuiti (Phorm. 276) und diuitiwibus
(so die meisten und besten Codd.
Phorm. 42), vorkommen, hat sich
durch Angleichung auch ein Nom.
dis gebildet, s. Sommer 398; mit
Unrecht denkt Lindsay Capt. Einl. 22
an Kontraktion aus diues.
V. 771. constabilisses: vgl. Plaut.
Capt. 452 f. Edepol rem meam Con-
stäbiliui, quom illos emi de praeda
a quaestoribus. — S. Anhang.
V. 773. in ipsa turba: 'Non minus
ridicula importunitas Demeae est,
quam ebrietas Syri, qiii aduersum
temulentum tantae grauitatis oratione
personat, ut ex dicentis uultu et uerbis
et ex audientis Ixabitu et stupore
magnam uoluptatem pereipiant spec-
iatores. Uides enim quanto pondere
uerborum cum ebrio litiget', Don.
V. 774. potatis näml. Syr. mit den
übrigen Hausgenossen , vgl. Demeas
Worte im V. 586 ubi poteiis uos.
S. Anhang.
V. 775. exitum Partizip. Vgl. V.
165. — Das Unbehagliche der
Situation des Syrus wird dadurch
wesentlich erhöht, daß ein junger
Sklave die Tür von Micios Haus
öffnet und den Syrus im Auftrage
des Ctesipho laut zurückruft.
V. 776. Heus Syre: 'Quam clare
dicat, ostenditur ex eo, quod prae-
misit heus, antequam loqueretur\
Don. S. zu V. 281. — Abi, hastig
und beiseite, Dromo verschwindet
auch sofort.
V. 777. Ctesiphonem . . . narrat:
narrare wird bei Plautus und Ter.
in der Bedeutung' von etwas reden'
mit dem Akk. der Sache oder Per-
son, von der gesprochen wird, oder
die genannt wird, verbunden; dies
ist die primäre Konstruktion, da
narrare (von gnarus) ursprünglich
'etwas kund machen' bedeutet.
Vgl. Eun. 408, Andr. 466, Hec. 152,
Phorm. 401, Plaut. Truc. 283 f.
V. 779. pärasitaster, Deminutiv
mit dem Ausdruck der Gering-
schätzung; vgl. über diese der
Volkssprache angehörenden Bildun-
gen Brix zu Plaut. Mil.8 54, die Zu-
sammenstellung von Frauz Seck,
Das lat. Suffix aster, astra, astrum,
Arch. I 390 — 404 sowie die Er-
klärung des Suff, durch H. Schnorr
von Carolsfeld, ebenda 404 — 407,
Lindsay- Nohl 375. Nach Wölfflin
Arch. XH 419 ff. bezeichnet das
Suffix (zu Grunde liegt die Präp. ad)
eine Annäherung an etwas. Ist
dieses etwas Wünschenswertes oder
etwas Gutes, dann ergibt sich der
Begriff der Verringerung; drückt
8*
116
ADELPHOE
V 2, 5—8, 8
10
nostui? De. lam scibo. Sy. Quid agis? quo abis? De.
Mitte me. 780
Sy. Noli inquam. De. Noji manum äbstines mastigia?
an tibi iam mauis cerebrum dispergam hie? — Sy. Abit.
edepol comissat<5reni kaud sane cömmodum,
praesertim Ctesiphöni! quid ego nunc agam?
nisi dum liae sileseunt turbae, interea in unguium 786
aliquo äbeam, atque edormiscam hoc nilli. sie agam.
Micio Demea
Senes ii
V 3 Mi. Paräta a nobis sunt, ita ut dixi Stfstrata:
ubi uis . . . quis nam a me pepulit tarn grauiter fores?
De. Ei mihi, quid faciam? quid agam? quid clamem aüt
querar?
dagegen das Nomen etwas Un-
erwünschtes aus, so bringt das
Suffix eine Verbesserung. — pau-
hrfits in Bezug auf die Statur.
V. 780. Mit Iam scibo stürmt
Demea gegen die Tür, Syr. läuft
ihm nach. — Mitte me: 'apparet a
seruo retentuni senem' (Schol. Bemb.
Herrn. II 397).
V.781- mastigia, grieeh.uaöTiyfcg,
einer der zahllosen Schimpfnamen,
welche in der Palliatkomödie für
Sklaven u. dgl. zur Verfügung
stehen; mast. bezeichnet den An-
geredeten als 'zur Peitsche ge-
hörig', lat. uerbero, flagrofßloss.Ter).
V. 782. disptrgam: 'Ut apparet,
baculo minatur.' Don. — Der bloße
Konj. bei mälo ist ziemlich selten,
s. Draeger II* 285, weshalb in s
dispergi geschrieben wurde. Mit
Ende dieses Verses stürzt Demea
ins Haus des Micio.
V. 783. comissatorem vom griech.
ytmud&iv: 'comissatores dieuntur,
qui post coenam ueniunt ad lo e-
titiam et ad uohtptatem,' Eugr.,
daher hier witzig vor. Demea: s.
auch Don. z. d. St.
V. 784. quid ego nunc agam?:
die Lust, sich vor dem Hause zu
ergehen (V. 766), ist dem Syrus
gründlich vergangen.
V. 785. dum: s. zu V. 196. — i»
angulum: da Syrus V. 882 aus dem
Hause des Micio kommt, bedeutet
angv.lus hier wie Plaut. Aul. 437,
561, Pere. 631 einen Winkel im
Hause; Aber die Etymologie s.
A.Klotz, Arch.Xn 94.
V. 786. uiUum, ein nur hier ge-
brauchtes Deminutiv von uinum.
Syrus geht durch den angiportus
neben Mioios Haus ab, um sich durch
das posticum in dieses zu schleichen.
V. 787. Die Bühne wird zwar
leer, doch nur für einen Augen-
blick, da Demea sofort wieder in
höchster Aufregung auf die Bühne
kommt. Inzwischen tritt Micio aus
dem Hause der Sostrata, zu dieser
noch ins Haus hinein sprechend.
V. 788. ubi uis , . .: ubi natür-
lich temporal; vor Vollendung des
Satzes wird er durch das heftige
Schlagen der Tür seines Hauses
unterbrochen. Dasselbe rührt von
Demea her, welcher Ctesipho bei
seinem Liebchen gesehen hat und
nach dieser für ihn fürchterlichen
Entdeckung im Freien nach Fas-
sung ringen und vermutlich den
Micio aufsuchen will. — a met
über diesen Gebrauch von a s.
Thes. I 15, 56 f.; me metonymisch
fiu domicüio meo (s. zu V. 800 f.) ;
Micio sagt nämlich a me, trotzdem
er außerhalb des Hauses ist; v<*l.
ad «os V. 910, Tlaut. Mere. 555b
ad me . . . domum, Euu.576 ad &e
. . . domum; s. C. F.W. Müller in
der Festschr. Friedländer 544.
V3, 4—17
ADELPHOE
117
10
15
o caeluni, o terra, o marin, Neptnni. Mi. Em tibi: 790
resciuit omnem rem; id nunc clamat. ilicet:
parätae Utes; süccurrendumst. De. Eccum adest,
communis corruptela nostrum liberum.
Mi. Tandem reprime iraciindiam, atque ad te redi.
De. Repressi, redii, mitto maledicta dmnia; 796
rem ipsam putemns: dictum hoc inter nös fuifc —
ex te adeo est ortum — , ne tu curares uieum,
neue ego tuora? respdnde! Mi. Factumst, nön nego.
De. Quor nunc apud te pö*tat? quor recipis meum?
quor emis amicam Micio ? numqui minus 800
mihi idem ius aequomst e"sse? quid meciimst tibi?
quando ego tuom non cüro ne curä meum!
Mi. Non aequom dicis. De. Nön? Mi. Nam uetus uerbum hoc
quidemst,
V. 790. o caelum etc.; vgl. hierzu
Don. und die Schol. Bemb. (Henu.
II 398). — Em tibi sagt Micio au
sich (sc Don.). Vgl. Phorm. 847,
wo auch Geta infolge einer un-
angenehmen Überraschung zu sich
selbst Em tibi sagt.
V. 791. id (Don.: ob id), ebenso
Akk. der Beziehung wie quod im
V. 162; vgl. Plaut. Rud. 397 Id
misera maestast, Poen. 770 etc. —
■ilicet (ß. Lindsay-Nohl 648) gleich
actum est s. Haul.8 zu V. 208. S. Anh.
V. 792. paratae Utes: wegen suc-
c-urt: für Ctesipho.
V.793. nostrum liberum wegen des
Meirums; über den Gen. s. zu V. 411.
— V. 183 eagt der leno von sich :
pernicies communis adulescentivm.
V. 795. Sepressi etc.: 'Non quid
dicatur sed quo gestu dicacur specta,
et uidebis neque repressisse adhuc
iracundiam neque ad se rediisse
Demeam, sed quam mira est atque
perspicwi morälitas, in huius modi
rebus apparet.' Don. Vgl. über
diese ganze Stelle die treffliche
Beurteilung Leasings in Hamb.
Dram. 71. St. gegen Schluß.
V. 796. putare: ins reine bringen.
'Putare proprie est falsa et cassa
a ueris et utilibus resecare'. Don.
— Uidetur paulo citius destomacha-
tus, quam res etiam incerta ex-
poscebat. Sed et hoc moiale. Nam
iuste irati omissa saeuitia ad ratio
cinationes saepe festinant.' Don.
Diese Ruhe dauert aber nicht
lange , indem er gleich im folgenden
Micio mit vorwurfsvollen Fragen
überschüttet. — dictum hoc q. s.:
vgl. V. 130 ff.
V. 797. Über adeo s. zu V. 629.
V. 798. S. Anhang.
V. 800 f. numqui, vom Adverbium
qui. — Nachdem Micio zugestanden
hat, daß eine Scheidung der Rechte
stattgefunden hat, überhäuft ihn
Demea mit Fragen, mit denen er
feststellt, daß Micio diese Scheidung
nicht beachtet, sondern sich um
Cte8. bekümmert habe. Hierauf
fährt Demea mit der Frage fort:
Numqui minus aequomst mihi idem
ius esse: Ist es vielleicht unbillig,
daß ich dasselbe Recht habe, daß
du dich nämlich ebensowenig um
Ctes. kümmerst als ich mich um
Asch., und fährt fort: Quid meuvmst
tibi? 'Was bast du mit mir, d. h.
meinem Sohne , der mir vorbehalten
ist (me metonymisch für filio »ico),
zu schaffen? Wenn ich mich um
deinen Sohn nicht schere, kümmere
du dich nicht um meinen!'
V. 801. S. Anhang.
V. 802. ne cura: in der Dichter-
sprache ist der Gebrauch des Im-
perativs mit der Negation ganz ge-
wöhnlich;vgl.V.942u.Haul.8zuV'.664.
V. 803. Das dazwischengeworfene
Non? lehnt Micio wohl nur durch
eine energische Bandbewegung ab;
Andr. 194, Haut. 894 wird ausdrück-
118
ADELPHOE
V 3, 18—29
commünia esse amicorum inter se omnia.
De. Facete! nunc demum istaec nata orätiost.
20 Mi. Ausctflta paucis nisi molestumst Demea!
principio, si id te mordet, sumptum füii
quem fäciunt, quaeso hoc facito tecum cögites:
tu illös duo olim pro re tollebäs tua,
quod satis putabas ttfa bona ambobüs fore.
25 et me tum uxorem credidisti scilicet
ductiirum. eandem illam rätionem antiquam öptine:
conserua, quaere, pärce, fac quam plürimum
illis relinquas; glöriam tu istam dptinel
mea quae praeter spem euenere utantür sine! 815
805
810
lieh darauf geantwortet. — uerbum
von einer sprichwörtlichen Redens-
art, wie Andr. 426 Verum iUud
uerbumst, uolgo quod dici solet,
Eun. 732 u. s. — uetus est allein
bei Plaut. Asin. 203, Cic. pro Quinct.
55, ad fam. VII 3, 4. Beißend
sagt D. von dem uetus uerbum:
nunc d. i. nata o., um dem Micio
anzuzeigen, daß M. es erst jetzt
anwende , nichts davon aber wissen
wollte, als sich D. um Ä. kümmern
wollte, s. V. 129 ff.
V. 804. commünia q. s. : v.oiva.
xu räv tpilav (so citiert der Scho-
liast zu Plato p. 319 Bekk. aus den
'AdsXcpol des Menander, s. Mein.
Fragm. XII, Kock III fr. 9) lautet
das griechische, nach Don. auf einen
Satz der Pythagoreer zurückzufüh-
rende Sprichwort. Vgl. noch Cic.
de off. I 51; Sen. de benef. VII
4, 2; Martial. II 43, 1. S. Wester-
hov z. o. St. und Otto a. 0. 20
amicus 1.
V. 805. Facete ironisch.
V. 806. Ausc. paucis: ebenso
Andr. 536 ; paucis (näml. uerbis) ist
Dativ. Als Ablativ steht paucis
sonst öfters in der Wendung paucis
te uolo.
V. 807 f. Mit prineipio beginnt
der erste, die res familiaris betref-
fende Abschnitt, während von V.
820 an die sittliche Seite der Frage
behandelt wird. 'In duas partes
diuiditur tota persuasio, nihil pas-
mrurn Demeam damni, nihil (füiosy
corruptelae. Don. — sumptum füii
quem fac. statt sumptus, quem fil.
fac.; ebenso Eun. 653 eunuchum
quem dedisti, nobis quas turbas
dedit! Plaut. Amph. 1009 Nau-
cratem quem conuenire uolui, in
naui non erat. Der Kasus des Be-
ziehungswortes ist dem des Rela-
tivums angeglichen worden; s. Bach,
De attractione quae dicitw inuersa
apud scriptores Latinosy Straßburg
1888. — S.Anhang.
V. 808. hoc gehört zu cogites;
über facito s. zu V. 500.
V. 809. tollebäs (griech. ccvaigsi-
G&ai): 'Nach der Geburt wurde das
Kind auf die Erde gelegt und der
Vater nahm es, wenn er es als
das seine anerkannte und aufziehen
wollte, vom Boden auf. Im ent-
gegengesetzten Falle wurde es ge-
tötet (vgl. Haut. 634 f.) oder durch
Aussetzung dem fremden Mitleid
überlassen', Spengel z. Andr.2 219.
Dabei war natürlich die Rücksicht
auf das Vermögen entscheidend,
daher pro re tua, vgl. Long. Past.
IV 19 und 24, Muson. bei Stob. 84,
21 G. In der Regel wurden Mädchen
ausgesetzt. Bisweilen fand ein
solches Kind später wieder seine
Eltern, z. B. die Antiphila im Haut.,
die Selenium in der Cistell. etc.
S. Lipsius, Der attische Proz. 527 ff.,
L. Beauchet, Histoire du droit prive
de la republ. Athenienne Paris 1897
H 85 f. und Schwind a.0. 47 f. - S.Anh.
V. 812. rationejn.: Berechnung,
Erwägung. — optine: halt fest,
halt dich an jene.
V. 813, 814. S. Anbang.
V. 815. mea . . . utantur: nur noch
hier (beim Neutrum eines Pro-
nomens) hat Ter. uti mit dem
V 3, 30—39
ADELPHOE
119
80
3S
de summa nihil decedit; quod hinc accesserit,
id de lucro putato esse omne. haec si uoles
in änimo nere cögitare Demea,
et mihi, et tibi, et illis dempseris molestiam.
De. Mittö rem: consuetüdinem ainboriim . . . Mi. Mane:
scio; istuc ibam. mülta in nomine Demea
signa msunt, ex quibus coniectura fäcile fit,
duo quöm idein facinnt saepe, ut possis dicere
'hoc licet inpune fäcere huic, illi n<5n licet',
non quo dissimilis res sit, sed quo is qui facit.
820
825
Akkus, verbunden, s. zu V. 429, vgl.
Plaut. Pseud. 385 ; sonst gebraucht
er dabei den Ablativ. Denselben
Wandel der Konstruktion haben
frui, fungi und potiri bei Ter. zu
machen begonnen, noch nicht dbuti.
V. 816. de summa: vom Kapital
des Demea. — Das Präsens decedit
(A u. Gloss. Ter., <s decedet) gibt der
Versicherung Micios größere Kraft. —
hinc: von ßeiten des Sprechenden.
V. 817. de lucro esse: zum Ge-
winn gehören, de entspricht hier
vollkommen dem partitiven Artikel,
vgl. Plaut. Stich. 400 discam de
dictis melioribuSi s. Pradel a. O.
524. Dagegen Phorm. 246 u. 251
. . . omne id deputare (bez. deptitabo)
esse in lucro.
V. 819. dempseris: Futurum ex.;
vgl. zu V. 233.
V. 820. rem okkasionell für rem
familiärem; V. 834 setzen Gloss. Ter.
rem gleich pecuniam. — consuetüdi-
nem die 'Aufführung', wobei wie im
Deutschen namentlich die schlechte
Aufführung gemeint ist, sowie auch
bei idem faciunt (V. 823) an eine nicht
ganz tadellose Handlungsweise zu
denken ist (in eadem re peccant
Schol. Bemb., Fleck. Jahrb. XCVH
569). S. Anhang.
V. 821. Diese von Don. mit ob-
scurissimus et re et uerbis bezeich-
nete Stelle besagt wohl folgendes:
Viele Anzeichen gibt es (beim
Menschen), aus welchen sich leicht
ein Schluß ziehen läßt, so daß,
wenn zwei dasselbe oft begehen
(saepe facere entspricht dem früheren
consuetüdinem amb.), du (auf Grund
dieser Anzeichen, die dir bekannt
sind) sagen kannst: Das darf dieser
ungestraft tun, jener nicht, nicht
deshalb, weil die Sache (das, was
sie tun) vielleicht verschieden sein
könnte, sondern deshalb, weil der
eine dem andern unähnlich ist. Solche
Anzeichen sind, wie ich sehe, bei
jenen vorhanden, so daß ich das
feste Vertrauen habe etc.
V. 822. S. Anhang.
V. 823. Bei duo ist ebensowenig
als bei huic und HU an Ä. und Ct.
gedacht; es wird vielmehr damit
von Micio zugestanden, daß bei
einem Teil (illi) der jungen Leute
die gegen die beiden Brudersöhne
geübte Nachsicht nicht am Platze
wäre. — Ut possis die. : die in con-
iectura fit liegende Bedeutung hätte
genügt, um nach duo . . . faciunt
einen accus, c. inf. (hoc licere . . .)
folgen zu lassen. Um diesen Ge-
danken aberin direkter Rede wieder-
zugeben, genügte jenes abstrahierte
uerbum sentiendi nicht; es ist da-
her mit einer gewissen natürlichen
Umständlichkeit in einem Folge-
satz das Wort dicere noch aus-
drücklich gesetzt worden. — saepe
habe ich mit lou. und Don. zum
vorhergehenden gezogen. Denn
wenn viele Anzeichen vorhanden
sind, aus denen sich leicht ein
Schluß ziehen läßt, so kann man
es immer sagen. Daß aber zwei
dasselbe betreiben, das dem einen
schadet, dem andern nicht, darauf
kommt es hier am Vgl. hierzu meine
Bemerkungen Wien. Stud. XXH 110 f.
Die Form: duo cum faciunt idem,
non est idem ist eine moderne
Veränderung des obigen Verses.
V.824. Der Schol. Bemb. (Herrn. 11
399) hat die Stelle falsch verstanden.
120
ABELPHOE
V8, 40— 60
50
quae ego inease in Ulis uideo, ut conndäm fore
ita ut uölumus: aideo säpere, intellegere in loco,
uereri, inter se amare: scire est liberum
ingenium atqce animnm; quo" uis ülos tu die
reddücas at eniin metuas, ne ab re eint tarnen
oniissiores paiilo. o noster Demea,
ad omnia alia aetate sapimus rectius;
solom ilnum hoc nitiom adfört fenectus höminibus:
adtentiores sümns ad rem omnes quam sat est;
quod illds sat aetas acuet. Da. Ne nimium modo
bonae tuae istae nös rationes Micio,
830
835
V. 826. quae (relativischer An-
schlufi) ist Subjektsakk. zu messe;
der Subjektsakk. (ülos) vor fore ist
wegen des vorausp-eliendeu in Ulis
picht ausgedrückt.
V . 887. Dem allgemeinen sapere
entspricht das spezielle intellegere
in loco (so interp. Ion.) zur rechten
Äeit (Don. z. Eun. 782 emutloae.
vgl? V. 994) den richtigen Einfall
• haben (das Gegenteil V. 216 pecu-
Tji&m in loco neglegere)', s. Wien.
Stud. XXH 112. S. Anhang.
V. 828. scire est (A scire et) =
«^üfTTt yvüvuL, scire licet oder nach
•dem Schob (Schlee 160) scire pos-
^pbüe est\ ebenso Haut. 192 crederest,
.Blaut. Truc. 501 uincerest, Tib. IV
* s-, 3 nee tibi sit duros aeuisse . . .
^dewtes, Verg. Aen. VI 588 cernere erat
Hör. Ep. 1 1, 32 Est quadam prodire
? \f$iius, si non datur ultra und höchst
wahrscheinlich auch Cic. ad Att.
IX 7 A 2 cum guid facturus sit
Caesar magis sit opinari quam
scire etc. S. Anhang. — scire
Hier gleich cognoscere wie V. 471
fflhni Andr. 464), Lucr. I 894, vgl.
QuintiL X 1, 13; in derselben Be-
deutung erscheint es in scüicet,
dem der obige Ausdruck adäquat
ist. Schol. Bemb., Herrn. H 399
seientia noscendiperitia; at [epis]iime
dicitur graece discipii[na] scientiae.
— Es nähert sich somit dem
aus dem Griech. übernommenen
und eingebürgerten uidere est, cer-
nere est, e. Wölfflin, Arch II 135 f. —
liberum — liberale V. 684, vgl. Andr.
830, Eun. 477 f.
V. 880. reddücas ist die an vielen
Stellen bei Ter. beseugte ^hier von
LD) Schreibung des Wortes, welche
auf der Zusammensetzung mit red
beruht; s. Haul.8 zu V. 86. — enim
rein bekräftigend. — ab re: formel-
haft (s. Thes. I 24, 65fF.): von ihrer
Sache (d. i. dem Vermögen) weg,
d. h. zum Nachteil ihres Vermögens ;
Brix zu Trin.*238. Das Gegenteil
ist in rem, wie Andr. 546 Si in
remst tUrique q. s. — tarnen: trotz
ihres im Grunde guten Charakters.
V. 831 . omissiores: om. in medialer
Bedeutung wie Haut. 962 Ubi te
uidi animo esse omisso; = negligenti-
ores, Don. u. Gloss. Ter. — o noster
Demea emphatisch und mit Wärme
wie V. 961 ; vgl. Andr. 846 o noster
Chremes u. s.
V. 832. alia gehört zu omnia. —
aetate bezeichnet das Fortschreiten
der Zeit und des Lebens, ebenso
Phorm. 1022.
V. 833. S. Anhang.
V. 834. adtent. : über die unter-
lassene Assimilation des d s. Haul.8
Einl. 59, Dorsch a. 0. 26. — quam
sat est, s. HauL8 zu V. 797.
V. 835. quod bei ülos acuet als
Akk. der Beziehung wie id V. 791,
eine Konstruktion, welche im älteren
Latein, vielleicht unter dem Ein-
flüsse des Griechischen, ausgedehn-
ter ist als im späteren. — nimium
bei subitortat ebenso pleonastisch
wie Andr. 455 perparce nimium. —
Demea entgegnet weiter nichts als
die Befürchtung, daß Micio zu
optimistisch sei, da die überzeugen-
den Worte Micios auf ihn einen
tiefen Eindruck gemacht haben.
Von hier beginnt der Umschlag
seiner Stimmung.
VS, 51—60
ADELPHOE
121
et tiios iste animus aequos subuortät. Mi. Tace:
non fiet. mitte iam ißtaee, da te hodie mihi;
exporge froatem. Da. Scüicet, ita tempus fert;
facitfndumst, ceteram ego ras cras cum filio
65 cum primo luci ibo huic. Mi. De nocte censeo:
hodie modo hilarum fac te. De. Et istam psältriam,
una üluc mecum hinc äbstraham. Mi. Pugnaueris.
eo pacto prorsum illi ädligaris fiüura.
modo fäcito ut illam seruea. De. Ego istuc uidero.
«© atque ibi fauillae plena fami ac pöliinis,
810
845
V. 837. subuortät iin Numerus nur
auf das zweite Subjekt bezogen.
V. 839. exporge firontem: 'quam
conrugavit senilis ruga maestitiae*
(Schol. Bemb., Fleck. Jahrb. XCVII
689); exporge, kontrahiert aus ex-
porrigo, ausbreiten, glätten, ist ent-
gegengesetzt dem contraho (fron-
tem), falten, runzeln, z. B. bei Plaut.
Amph. 52 Quid contraxistis frontem?
— tempus fert: Auslautendes s fällt
nach kurzem Vokal und vor kons.
Anlaut im Altlatein häufig ab; es
bleibt daher hier wie V. 429 usus
sit, V. 873 desertus szm (vgl. Plaut.
Mil. 1184 facturus sim) die Reinheit
des letzten Fußes gewahrt. Vgl. über
diese (von Cicero, Orat. 161 be-
sprochene) Erscheinung Bris Trir.4
Einl. 14, Leo, Plaut. Forsch. 257,
Lindsay, Capt. Einl. 15, Skutech in
VoIImöllers Jahresber. f. rom. Phil. IV
80ff. — ita tempus fert; faciundumst,
spricht Demea zu sich beiseite
nach Bon. S. dessen Anm. z. d. St.
Mit ceterum etc. tröstet er sich
selbst für die aufgezwungene Heiter-
keit.
V. 841. luci: dies (nicht luce) ist
die ältere und eigentliche Form des
in temporalem Sinne gebrauchten
LokativB ('beim Tageslicht *) , wel-
cher wie mane (bez. mani), vespert
als indeklinables Neutrum gebraucht
und mit Adjektiven im Neutrum
verbunden wird; ebenso Plaut. Cist
525 cum primo luci. Die alten
Grammatiker schlössen aus Ver-
bindungen wie primo loci, luci
claro auf eine ursprüngliche Mas-
kulinform des Wortes, etwa lucus
(s. Don. z. d. St.). Vgl. H. üsener
in Fleck. Jahrb. CXVH 76 ff.
Engelbrecht 24, Lindsay zu Capt.
1008. — de nocte: de ist hier ganz
gewöhnlich objektbestimmend ge-
raucht: bezüglich der Nacht, d. h.
wegen des folgenden hodie bezüg-
lich der heutigen Nacht, des heu-
tigen Abends , wobei hodie den Tag
überhaupt bis Mitternacht bezeich-
net (s. G. F. Unger, Tagesanfang
Bi. Römische Tagepoche, Philol. LI
214). Kampmann, de De et Ex
praep. um Plaut, Breslau 1850, 4
faßte de hier ebenso zeitlich auf
wie de die V. 965: noch in der
Nacht, im Verlaufe der N., ebenso
Pradel a. 0. 631.
V. 842 f. Et istam psältriam q. s.
Demea entschließt aich hierzu, weil
er die voraussichtlich sehr häufigen
Gänge des Ctesipho nach der Stadt
hintertreiben will. Trotz der be-
reits eingetretenen Sinneswandlung
(V. 835) zeigen die harten Aus-
drücke (z.B. äbstraham, s. Don. zu
diesen Versen) noch den in seinem
Innern glimmenden Groll.
V. 843. Pugnaueris: Futur, ex.
wegen der für den Versschluß be-
quemen Form, nach ihm richtet
3ich adligaris; pugnare steht hier in
prägnantem Sinne: siegreich kämp-
fen ^Magnam rem feceris', Don.).
Vgl. Lucil. ine. 147 M. uieimus o socii
et magnam pugnauimu' pugnam.
V. 844. Uli: Adverbium s. zu V.
116. — 'Haec cum risu dicit Micio.'
Don.
V. 845. illam serues: auf illam
liegt der Nachdruck (b. Don. z. d.
St.); die Folgerung, daß der Sohn
dann von selbst auf dem Lande
bleiben werde, ist als selbstver-
ständlich weggelassen. — S. Anhang.
V. 846. fauillae . . . fumi ac poll. :
s. zu V. 988. S. Anhang.
122
ADELPHOE
V3, 61-4, 5
coquendo sit faxo et molendo; praeter haec,
meridie ipso, fäciam ut stipulam cölligat;
tarn excöctam reddam atque ätram quam carböst.
Placet;
nunc mihi uidere säpere. De. Atque equidem filium
tum, etiam si nolit, cögam ut cum illa unä cubet.
Mi. Derfdes? De. Fortunätu's qui isto animö sies,
ego sentio . . . Mi. Ah, pergisne? De. Iam, iam desino.
i ergo intro, et quoi rei est, ei rei hunc sumamüs diem.
Mi.
850
Demea
Senex
V 4 Numquam ita quisquam bene subducta rätione ad uitäm
fuit, 855
quin res, aetas, usus, semper äliquid adportet noui,
aliquid moneat: üt iLla quae te scisse credas nescias,
et quae tibi putäris prima in experiundo ut repudies.
5 quöd nunc mihi euenit; nam ego uitam düram quam uixi
üsque adhuc.
V. 847. S. Anhang.
V. 848. stipulam cölligat: gemeint
ist das Ährenlesen, eine durch das
fortwährende Beugen des Kör-
pers anstrengende Arbeit, die hier
noch dadurch verschärft werden
soll, daß sie um die Mittagszeit
zu geschehen hat, damit das Mäd-
chen recht schwarz wird. Sonst
geschah es unmittelbar nach dem
Mähen, das (vgl. Verg. Georg. I
289 f. Nocte leuqs melius stipulae,
nocte arida prata Tondentur, noctis
lentus non deficit umor) am frühen
Morgen vorgenommen wurde, teils
um die Hitze zu vermeiden, teils
weil der vom Nachttau feuchte
Halm leichter unter der Sense
fällt.
V. 849. Über tarn excoctam reddam
8. Haul.3 zu V. 559. — atram quam
carb.: 'schwarz wie die Kohle',
wohl sprichwörtlich. Vgl. Plaut.
Vidul. 36 Sol est ad eam rem picior:
atricm fecerit.
V. 850 ff. Über die Personen-
verteilung und Erklärung s. An-
hang.
V. 853. sentio hier wie V. 139 ab-
solut: 'ich fühle lebhaft, leide'.
V. 854. h. sumamus diem; vgl.
zu V. 287. — Micio geht in sein
Haus. Demea bleibt auf der Bühne.
Es kann somit kein Akteinschnitt
angesetzt werden. — S. Anh.
V. 855. rationem subducere: das
Fazit einer Rechnung ziehen, eine
Rechnung abschließen. S. Don. z.
d. St., vgl. Plaut. Capt. 192 sub-
ducam ratiuncülam , Cure. 371. —
ad uitam: vgl. ad omnia dlia V. 832.
V. 856. res: die Lage; usus: die
Erfahrung, die Praxis, der wirk-
lich vorkommende Fall.
V. 857. scisse: der Infin. Perf.
(y scire) zeigt den Abschluß, die
Vollendung der Handlung an, ist
also hier besonders gut am Platze.
— credas . . „ putaris: Die Kon-
junktive sind an den Konj. nescias
angeglichen.
V. 858. prima bezeichnet die
Güte, s. Don. z. d. St. — Die Wieder-
holung des ut entspricht dem Um-
gangstone, s. Haul.8 zu V. 154, Lind-
say zu Capt. 248.
V 4, 6—20
ADELPHOE
123
pröpe iam excurso spätio omitto. id quam ob rem? re
ipsa repperi, 860
fäcilitate nihil esse homini melius neque dementia.
id esse uerum, ex me ätque ex fratre quoiuis facilest
nöscere.
flle suam semper egit uitam in ötio, in conuiuiis;
10 clemens, placidus, nülli laedere 6s, adridere omnibus;
sibi uixit, sibi sümptum fecit: ömnes bene dicunt, amant. 865
ego ille agrestis, saeuos, tristis, pärcus, truculeninis, tenax
ditxi uxorem: quam ibi miseriam uidi! nati fxüi :
älia cura. heia aütem, dum studeo Ulis ut quam plürimum
15 fäcerem, contriui in quaerundo uitam atque aetatem meam:
nunc exacta aetate, hoc fructi pro labore ab fis fero, 870
ödium; ille alter sine labore pätria potitur commoda:
illum amant, me fugitant; illi credunt consilia öinnia,
üluni diligunt, apud illum sunt ambo, ego desertus sum;
20 illum ut uiuat Optant, meam autem mortem exspectant,
scilicet.
V. 860. S. Anhang. — repperi: in
den Perfektzeiten im älteren Latein
stets mit positionslanger erster
Silbe, also mit Doppel -p, das
durch Synkopierung des Redupli-
kationsvokals entstanden ist, s.
Lindsay-Nohl 578.
V. 862. ex me (über ex vor me
s. Haul.3 zu V. 765) atque ex fratre:
die Wiederholung der Präposition
ist um so auffallender, als die Ver-
bindung der beiden Objekte hier
eine sehr enge ist ('aus der Ver-
gleichung meiner Person und des
Bruders'); lou. interpungiert hier
nicht vor atque; ebenso nicht
Haut. 1030 ut ex me atque ex hoc
naius es.
V. 863. ille = iL — S. Anhang.
V. 864. laedere os: offen be-
leidigen; [laedimujs os alterius, cum
\jpraesen{\is alicuius fron[tem con]ru-
gamus, vi est [molesti oder viorosi]
sumus, Schol. Bemb. (Fleck. Jahrb.
XCVII 670). — adridere vom ein-
schmeichelnden Zulachen wie Eun
250 Sed eis ultro adrideo q. s. —
Über die Infinitive s. zu V. 46 f.
V. 866. BeiMenander(Frg.XIIIM.,
Kock III fr. 10) iy<b a dygowog,
iQydxrjg, or.v&Qog, lUTtgög, | cpsiSwlög.
Über die Verschiedenheit des Me-
trums s. Haul.8 Einl. 37 A. 1 und
Wien. Stud. XXHI 100.
V. 867. ibi = in ea re weist auf
uxorem zurück 'dabei'; vgl. Plaut.
Epid. 593 Numquid ego ibi pater
peccaui. Sali. Cat. V 2 ibique iuuen-
tutem suam exercuit. 'Ibi inquii,
quasi uxor locus sit', Don. Bis-
weilen steht ibi rein temporal z. B.
Andr. 379, s. Spengel z. d. St., oder
bloß zur Fortführung der Erzählung
s. Haul.3 zu V. 101, Brix zu Mil.8 62.
V. 868. heia Ausdruck ironischer
Überraschung (Haul.3 zu V. 508).
Demea leitet damit den dritten,
stärksten Beleg für den Wider-
spruch zwischen Absicht und Er-
folg während seines Lebens ein.
V. 870. fructi: -i ist bei Terenz
die gewöhnliche Genetivendung von
Wörtern der 4. Dekl. (Übergang zur
2. Dekl.); s. Neue a. O. I3 536 ff.
Daneben findet sich auch die
Endung -uis, s. Haul.8 Einl. 61 und
z. V,154, Engelbrecht 19 f.
_ V. 871. patria: s. zu V. 74. —
Über potitur, dessen Übergang in
die 3. Konjug. hier klar als eine
Folge des IKG erscheint, vgl.
Skutsch, Die -io- Präsentia, Arch.
XH 212. S. zu V. 12 Per. — potitur
commoda: s. zu V. 816; hinsicht-
lich der Bedeutung von potiri s.
Haul.3 zu V. 469.
V. 874. illum ut uiuat Optant:
Wegen der Anaphora (V. 872, 873)
124
ADELPHOE
V4, 21— 5, 4
55
l'ta eos meo laböre eductos lriäxumo, hie fecit suos 875
paülo sumptu: miseriam omnem ego cäpio, hie potitur
gaüdia.
age age nunc porro experiamur contra ecquid ego pössiem
blande dicere atft benigne fäcere, quando hoc pröuocat.
ego quoque a meis nie amari et magni fieri postulo.
sf id fit dando atque öbsequendo, nön posterioris feram. 880
deerit: id mea mmiine re fert, qui sum natu mäxuraus.
Syrvs
Servos
Demea
Senex
V 5 Sy. Heus Demea, orat frater ne abeas 16ngius.
De. Quis homo? „ 6 Syre noster salue! quid fit? quid agitur?
Sy. Recte. De. Optumest: iam nunc haec tria prinium äddidi
praeter naturam: ?o noster! quid fit? quid agitur?' 885
illum statt ille s. Don. z. d. St. —
mSam aütem mit Verkürzung des
au, denn meam und mortem sind
die betonten Begriffe; vgl. Skutscb,
Sat. Viadr. 127. — meam . . . mortem
exspeetant: vgl. V. 109 ubi te ex-
speetatum eiecisset foras.
V. 876. paulo als Adjektivuni
auch Andr. 266 paulo momento . . .
impeUitur. — S. Anhang.
V. 877. age age: s. Haul.3 zu
V. 569. — contra, Adverb; s. zu
V. 44. — S. Anhang.
* V. 878. pröuocat, näml. Micio. —
Über hoc (Adv.), die Form der Um-
gangssprache, die im Altlatein fest-
gehalten wurde (Ter. hat sie 5 mal,
huc 86 mal [V. 169 viell. istoc], lmal
üloc Eun. 572), während huc die
hochlateinische Form darstellt, s.
Norden, Fleck. Suppl. XVHI 293
A. 2, Wölfflin Arch. VII 332.
V. 879. S.Anhang.
V. 880. posterioris: über die nur
in A erhaltene Akkusativendung is
8. Neue a. 0. IF 269. — p. feram
(post. in okkasioneller Bedeutung)
*ich werde den kürzeren ziehen'.
Ebensowenig als man in der
deutschen Redensart an ein zu
ergänzendes Wort wie "Halm,
Stab' etc. zu denken hat, geschah
dies im Latein. 'Et translatio est
a partibus histriomtm in fabnla',
Don. — Plaut. Merc. 276 Ac metuo ne
illaec simiae partis ferat.
V. 881 . deerit oder derit (so Fleck. *
s. Ritschi, Opusc. DI 268, vgl. Verg.
Aen.VII 262Diuitis über agriTroiaeue
opulentia deerit) vertritt die Stelle
eines Bedingungssatzes; mit einem
Achselzucken fährt Demea fort : id
mea et q. s.
V.882. Syrus, der sein Räuschchen
(V. 786) inzwischen ausgeschlafen
hat, kommt aus dem Hause des
Micio. — ne abeas longius: dem
Micio ist darum zu tun, den Demea
wegen der bevorstehenden Ver-
mählung in der Nähe zu behalten.
Damit begründet der Dichter seine
Absicht, den Demea sofort eine
Probe seiner veränderten Sinnesart
ablegen zu lassen.
V. 883. o Syre noster: eine An-
rede von zuvorkommender Freund-
lichkeit; vgl. zu V. 260 und 831
und Haul.3 zu V. 609. — "quid agi-
tur' pro blandimento, non pro intcr-
rogatione nunc ponitur, Don. zu
Eun. 271.
V. 884 f. iam — agitur schnell zur
Seite gesprochen £Hoc pressius dic-
tum est', Don.). — haec tria (o Syre
noster, quid fit V. 266, 768, quid
agitur V. 373, 901) addidi: übrig
bleibt somit saluc, die gewöhnliche
Begrüßung, die Demea übrigens
schon einigemal unterlassen hat.
5—6, 6
ADELPHOE
125
seruom haiid müberalem praebes te, et tibi
lubens bene faxim. Sy. (irätiam habeo. De. Atqui Syre
hoc uerumst, et ipsa re experiere pröpediem.
Geta Demea Syhvs
Sekvos Senex Seevos
V 6 Ge. Era, ego htfc ad hos prouiso, quam mox ujrginem
accersant. sed eccum Demeam. saluös sies! 890
De. 0 . . ., qui uocare? Ge. Geta. De. Geta, homiuem maxumi
preti te esse hodie iddicaui animö meo:
5 nam is mihi profecto est seruos spectatiis satie,
quoi dominus curaest, ita uti tibi seusi Geta,
V. 886. sernom hand inliberalem :
ein Sklave, der im Handeln eine
nicht gemeine Art zeigt und des-
halb der Freilassung wohl wert ist;
vgl. Andr. 37 f. feci ex seruo ut esses
libertus mihi, Propterea quod ser-
uibas liberäliter. Demea versteigt
sich bereits zu Komplimenten. —
praebes te: Über die Konstr. m.
dopp. Akk., die Plautus fremd ist,
s. Langen 767ff., HauL8 zu V.476.
V. 887. faxim: s. zu V. 209. —
Mit Atqui q. s. tritt Demea dem
Mißtrauen entgegen, welches Syrus
mit der kurzen, etwas kohlen, im
ironischen Tone oder mit un-
gläubiger Miene ausgesprochenen
Dankesformel (gratiam habeo) be-
kundet.
V. 888. et ipsa s. Anhang.
V. 889. Über den Szenentitel s.
Anhang. — Geta tritt aus dem
Hause der Sostrata, zuerst noch
zu ihr zurücksprechend. — huc ad
hos: auf das Hans des Micio
weisend. — prouisere: aus dem
Hause vortreten, um nach etwas
zu sehen ('proviso duas res signi-
ficat, procedo et video', Don.). Das
Wort findet eich in der Komödie
nur im Munde von Leuten, welche
aus einem Hause der Buhnenwand
herauskommen; vgl. Ter. Andr. 957,
Eun. 894 und Dz s Bemerkung in
der Jen. Litt- Zeit. 1876, 600. —
uirginem bezeichnet hier nicht wie
sonst (z. B. V. 346 pro uirgine dari
nuptum non polest) das Mädchen,
dessen Keuschheit noch nicht ver-
letzt ist, sondern hebt (gleich dem
griech. koqv) lediglich die Jugend
hervor. So wird z. B. Tib. I 1, 66
nirgo dem tuuenis gleichgestellt,
Pasiphae Verg. Eclog. VI 47 und 52
mit uirgo bezeichnet, und von
Novius ist ein Komödientitel uirgo
praegnans (S. 327 R.s) überliefert.
adultera uirgo steht Ovid, Her.
VI 133, uirgines nuptae Hör. Od.
n 8, 23, uirgines uiduae Sen. Ag. 195,
uirgo uidua Apul. Met. IV 32 etc.
Dasselbe gilt von puella; vgl. Tib.
I 6, 15 fallaeis coniunx puellae,
Hör. Od. HI 22, 2 und Hildebr. zu
Apul. Met. IX 18. Die Erklärung
des Schol. Bemb. (Herrn. H 401)
uniuiriae sie uocabantur ist daher
unbegründet und ist vielleicht be-
einflußt durch christl. Anschau-
ungen ; vgl. Paul. I Tim. 3, 2 oportet
ergo episcopum . . . esse, unius uxoris
uirum, Tit. 1, 7.
V. 890. accersant: nach Don. z.
Eun. 692 der techn. Ausdruck bei
den Vorbereitungen zur Hochzeit;
s. Thes. H 452, 51 ff.
V. 891. 0 . . .,: 'Post o nomine
uocaturus non habuit quoi diceret
et ideo subiecit, qui uocare', Don,
Mit dieser Erklärung (gebilligt von
P. Richter a. 0. 687) stimmt auch
die Interpunktion des Iou. nach 0
überein. — qui ttoeare? qui ist das
Adverbium (= quo nomine) ; sonst
würde quis erwartet, wie Andr. 702
Quis uideor?
V. 894. dominus: verallgemeinert
= Herrschaft; auch im Griech. steht
126
ADELPHOE
V6, 7—7, 7
et tibi ob eara rein, siquid usus uenerit,
lubens bene faxim. meditor esse adfäbilis,
et bene procedit. Ge. Bonus es, quom haec existumas
10 De. Paulatim plebem primuluni faciö meam.
895
Aeschinvs Demea
Advlescens Senex
Syrvs Geta
Servi ii
V 7 Ae. Occidunt mequidem, diini nimis sanctas nuptias
student facere: in adparändo t consumünt diem. 900
De. Quid ägitur Aescliine? Ae. Ehem pater mi, tu liie eras?
De. Tuos hercle uero et änimo et natura pater,
5 qui te amat plus quam hosce öculos. sed quor nön domum
uxörem accersis? Ae. Cupio; uerum hoc mihi moraest:
tibicina et hymenaeum qui cantent. De. Eho, 905
ÖBßTtövrjg, wenn es sich auch um
eine Herrin handelt, vgl. z.B. Eurip.
Med. 61, 823; s. zu V. 757.
V. 895. usus uenerit, eine ge-
wöhnliche Wendung der Umgangs-
sprache (Haut. 553, 557): der Fall
tritt ein, die Notwendigkeit stellt
sich ein; vgl. usus sit V. 429 und
Anm. und Haul.8 Anh. zu V. 73.
V. 896. lub. b. f. : Demea wieder-
holt die früher an Syrus gerichteten
Worte (V. 887); Don. bemerkt dazu:
Defectus quidam rustici est praeter na-
turam blandientis, cogi dicta repetere
sine gratia. — meditor . . . procedit
spricht Demea zur Seite. — ad-
fäbilis (leutselig) in aktivem Sinne;
vgl. placabilius V. 608 und Anm.
V. 898. plebem: 'inferiorem tur-
bam', meam: 'hoc est, mihi fa-
veniem', Don. Mit plebs ist hier
ebenso die Dienerschaft gemeint
wie Ovid Ars am. H 259 Fac ple-
bem, mihi crede, tuam. — facio
meam — mihi concilio, vgl. Stat.
Achill. I 377 Paulatim fecere suam.
— primulum : s. zu V. 289.
V. 899. Zu den auf der Bühne An-
wesenden tritt Ä. aus dem Hause des
Micio. — mequidem: s. zu V. 555
und Anh. — dum kausal gebraucht:
'dieweilen' = 'weir, ebenso Plaut.
Trin. 1149, Andr. 822; vgLJ. H.
Schmalz, donec und dum, Arch. XI
341. — nimis sanctas: 'Et nimis
et sanctas ridicule additum est in
ea ducenda quae iam peperit Nam
sanctum est qtiod omni obseruatione
inuiolatum est', Don.
Y. 901. Ehem: s. Anm. zu V. 81.
'Ron sine consternatione respondet
Aeschinus, etsi hie blande interrogat
et miti uultu. Nam ex improuiso
obiectus est Demea et insperanti\
Don. Demea trifft hier mit Ä. zum
ersten Male zusammen. Trotzdem
kein Wort des Tadels!
V. 902. Zu beachten ist die rhe-
torisch wirksame Stellung von tuos
und pater am Anfang und Ende desV.
V. 903. oculos 8. zu V. 701.
V. 904. hoc mihi moraest (das hält
mich auf) wie V. 712; s. Anhang.
— hoc weist auf das Folgende hin.
V. 905. tibicina et hymenaeum
qui cantent: Statt zu sagen 'die
Beschaffung derTib. und der Hyme-
näussänger' nennt er in seiner Eile
bloß das, was er noch nötig hat.
— hymenaeum qui cantent nicht
vollkommen gleich cantores hyme-
naei; der Konjunktiv drückt die
Verlegenheit des Ä. aus, der nicht
weiß, wen er als Sänger nehmen
soll. — Über die hier sowie V. 907
(auch 899 f.) erwähnten Hochzeits-
gebräuche s. Hermann - Blümner,
Griech. Privatalt. 3. Aufl. 268 ff. ;
Becker-Göll, Charikles HI 361 ff.
S. auch V. 699 und Anm.
Y7, 8—19
ADELPHOE
127
iiin tu hufc seni auscultäre? Ae. Quid? De. Missa haec face,
hymenaeum, turbas, lämpadas, tibicinas,
10 atque hänc in horto maceriam iube dirui
quantiini potest; liac tränsfer, unam fac domum;
transdüce et matrem et fämiliam omnem ad nös. A.E.
Placet. 910
pater lepidissime. De. Euge, iam lepidüs uocor.
fratri aedes fieut peruiae, turbäm domum
15 addücet, sumptu amittet multa: quid mea?
ego lepidus ineo grätiam. iube nünciam
diuiimeret illi babulo uiginti minas. 915
Syre, cessas ire ac fäcere? Sy. Quid ego? De. Dirue.
tu illäs abi et tradüce. Ge. Di tibi Demea
V. 906. huic seni: mit lebhafter
Gestikulation weist der Redende
auf sich selbst hin. Andere Bei-
spiele s. bei Lorenz zu Plaut. Pseud.
922 nebst Anhang, Bach a. 0. 151.
V. 907. turbas: lärmende Aufzüge;
vgl. Andr. 365 von einer nicht statt-
findenden Hochzeit: Nihil ornati,
nihil tumulti. S. Anhang.
V. 908. 'Maceria dicitur partes
non alt us de macerata [materici]',
Don. Gemeint ist eine den Garten
des Micio vou dem zur Wohnung
der Sostrata gehörigen Hofraume
trennende Mauer. Schob Berob.
(Fleck. Jahrb. XCVII 671): maceriam
de luto et lapide factum interuattem
(Stud.), tumidtuarii parietes. quam
uülgo saepem uocant.
V. 909. quantum potest s. z.V. 350,
Haul.» zu V. 674 u. Brixz. Men.4435.
V. 910. transdüce (A iraduc): s.
zu V. 482 und Haul.s zu V. 2. —
ad nos s. Thes. 1,482, 54 ff. und Anm.
zu V. 788. — Ä. gibt dem Syrus
einen Wink, dem dieser nicht sofort
folgt, vgl. V. 916.
V. 911. Von Euge bis minas
(V. 915) spricht Demea beiseite zum
Publikum. — Über euge s. Haul.8
zu V. 398 und Richter a. O. 516.
V. 912. peruiae: 'der reine Durch-
gang.' Demea übertreibt.
V, 914 f. iube nunciam q. s. Mit
iube redet Demea sich selbst an.
Demea denkt sich dabei: Was
werde ich erst für einen Dank
ernten, wenn ich ihn zu einem
weiteren, noch tolleren Streich auf-
fordere, nämlich dem Schwätzer
Syrus 20 Minen zu zahlen, wobei
natürlich der lustig aufgelegte
Demea absichtlich eine hohe Summe
nennt. — iube . . . dinumeret: iube
wie fac, facito, sine mit dem Kon-
junktiv verbunden; vgl. Eun. 691 f.
Iube mihi denuo Bespondeat; Haut.
737 Iube maneat. — Uli babulo be-
zieht sich auf Syrus; dabei deutet
Demea wohl mit der Hand auf
Syrus, und da er dabei sieht, daß
Syrus noch keine Anstalten macht
wegzugehen, spricht er ihn mit
den Worten an Syre etc. ; ille wird
nämlich auch von Personen ge-
braucht, welche auf der Bühne
anwesend sind, wenn sich der
Sprechende von ihnen ab - und dem
Publikum zuwendet; s. Haul.8 zu
V. 183 und Bach a. 0. 303 f. S.
Anhang. — uiginti minas vielleicht
mit Anspielung auf die Summe,
welche Micio vorher für die von
Äschinus entführte Zitherspielerin
gezahlt hat. Auch hier übertreibt
Demea, V. 980 erhält Syrus eine
geringere Summe (aliquid paulum).
— V. 915 ist der letzte in A er-
haltene Vers; mit ihm endigt auch
die Interpunktion des Iou. ; in den
folgenden Versen ist die Inter-
punktion der von ihm beobachteten
angepaßt.
V. 916. Syrus geht in das Haus
des Micio.
V. 917. tu illas abi atque tra-
düce: das Objekt und das Regen?
werden durch Einführung eines eine
vorbereitende Handlung bezeich-
nenden Verbums getrennt, weichest
128
ADELPHOE
V 7, 20—8, 9
30
bene faciant, qaom te ui'deo nostrae familiae
tarn ex änimo factum uelle. — De. Dignos arbitror.
quid tu ai's? Äe. Sic opinor. De. Molto rectiust
quam illam puerperam näc nunc duci per uiam
aegrötam. Ab. Nihil enim melius uidi mi pater.
« De. Sic söleo. sed eccum Micio egreditur foras.
$20
Micio Demea Aeschinvs Sybv»
SENES II AüVLESCENS SEEVOS
V8 Mi. Iubet firater? ubi is est? tun iubes hoc Demea?
De. Ego uero iubeo et häc re et aliis Omnibus 92&
quam maxume unam fäcere nos banc fämiliam,
colere, ädiuuare, adiüngere. Ab. Ita quaesö pater.
5 Mi. Haud äliter censeo. De. Immo hercle ita nobfs decet:
primum üxori buiust mäter! Mi. Est. quid pöstea?
De. Proba et modesta. Mi. Ita ahmt. De. Natu grandior. 980
Mi. Scio. De. Parere iam diu haec per annos n<5n potest,
nee qui eam respiciat quisquam est; solast. Mi. Quam hie
rem agit?
logisch dem Hauptverbum unter-
geordnet, grammatisch aber beige-
ordnet ist. Ein solches Hyperbaton
ist Ausfluß der lebendigen münd-
lichen Bede und wird wiederum
durch diese verständlich, indem abi
et im Vortrag ihrer untergeordneten
Bedeutung gemäß zurücktreten.
Ebenso Plaut. Aul. 96 ff., 270, Gell.
II 29, 7 fac amicos eas et roges; vgl.
Vahlen, Hermes XV 261 f. — tra-
duce : s. zu V. 482 ; angeredet ist Greta .
V. 919. ex anitno, abhängig von
factum-, nach dem Herzen, nach
Wunsch , näml. der Sostrata und
ihrer Hausgenossen, zu denen auch
Geta gehört. — Dignos: vgl.
V. 757 ego hos conuenio u. Anm.
— Nach den Dankesworten geht
(reta ab ins Haus der Sostrata.
Beide Sklaven sind so vom Dichter
vor der folgenden Verhandlung,
bei der ihre Anwesenheit unpassend
wäre, von der Bühne entfernt worden.
V. 920. quid tu ais? *Eo uultu
dicitur, quo uidemus loqni eos, qui
interrogant gesticulante uultu, quid
sentiant de comilio suo, quos sciunt
approbaturos esse.' Don.
V. 923. Sic soleo: 'Potest styoj-
vu'cc uideri , quippe quando tale
consüium probat Demea, quod pro-
bar et adolescens.' Don. — eccum
Micio ohne Attraktion (vgl.Haut.241 ;
wenn kein Verbum dazutritt, steht
bei eccum sonst der Akk. V. 558,
720, 890) des Subjekts; vgl. V. 792f,
Eun. 79. Daß dies keine Abweichung
von Plaut, ist, wie Bach a. 0. 411
behauptet, zeigt Seyffert, Burg.
Jahresber. 80, 311 f. — Micio tritt
aus seinem Hause; Syrus hat
drinnen eben mit dem Einreißen
der Gartenmauer begonnen.
V. 926. unam facere= coniungerc;
adiüngere im f. V. hat die meta-
phor. Bedeutung 'an sich durch
Neigung fesseln*.
V. 928. nobis decet- s. zu V. 491.
V. 929. S. Anhang.
V. 931. Scio: 'Ädhuc Micio non
intelligit, quo res tendat, sed tantum
uultu quodam admirantis, cur hoc
dicatur, respondet\ Don. Zu be-
achten sind die kurzen Antworten
Micios. — Parere etc.: *ne contra
filios pater suadere uideatur nup-
tias' Don.
V. 932. nee qui eam resp. qu. e.
enthält eine durch die Absicht des
Sprechenden entschuldigte Über-
treibung. V. 863 hieß es mit Be-
V8, 10 — 19
ADELPHOE
121»
10 De. Hanc te aequomst ducere, et te operam ut fiät dare.
Mi. Me dtfcere autem? De. Te. Mi. Me? De. Te inquam.
Mi. Ineptis. De. Si tu sin hoino,
hie faciat. Ae. Mi pater. Mi. Quid tu autem huic äsiue
auscultas? De. Nihil agis: 91«
iieri äliter non potest. Mi. Deliras. Ae. Sme te exorem
mi pater.
Mi. Insanis: aufer. De. Age da ueniam filio. Mi. Satin sanus es?
is ego nöuos maritus anno demum qumto et sexagensumo
fiam, ätque anum decrepitam ducam? idne estis auctore«
mihi?
Ae. Fae; prömisi ego illis. Mi. Prömisti autem? de te largitör
puer. 940
De. Age quid siquid te mäius oret? Mi. Quasi non hoc sit
maxunmm.
De. Da ueniam. Ae. Ne grauäre. De. Fac, promitte. Mi. Non
omittitis?
zug auf Hegio : Kam hercle aliu s
nemo respiciet nos. Vgl. V. 352,
456 f., 951. — S. Anhang.
V. 933. Hanc te aeq. ducere, et te
op. u.f.dare : im ersten T »de des Satzes
■wird Micio angeredet, im zweiten
Äschinus; vgl. V. 353, 91Gf ., 969 f.
V. 934. Mit der für Micio völlig
unerwarteten Wendung im Inhalt,
des Gespräches tritt auch eine Än-
derung des Metrums ei».. Klotz
400 f. verweist auf die Symmetrie der
Parallelbandlungeij Micios Heirat
(934 — 945) und Hegios Be chcnJcung
(946—957); ebenso V. 90 8— 970 die
Freilassung des Syrua, 971—984 die
seiner Frau und ihre Ausstattung.
— autem: s. zu. V. !%?>. — Si tu .s?'s
homo, hie f.: angeredet wird Äschi-
nus; er wird als kalt und gleich-
gültig bezeichnet in dieser für
Micio und Sostrafca so wichtigen
Frage; vgl. V. 107, 579 u. Anm.
V. 935. Mi paler, schmeichelnde
Anrede an Micio, ebenso V. 956.
— asine, Scheltwort für einen Toren;
vgl. Haut. 877 Quae sunt dicia in
stulto, caudex, stipes, asinus, plum-
beus q. b., Eun. 598, Otto a. O. 40
asinus 1.
V. 937. aufer: 'weg damit!' mit
einer die Liebkosung abwehrenden
Bewegung; Äschinus will nämlich
zur Unterstützung seiner Bitte den
TereatiuB, Adelpboe'
Micio liebkosen. Plaut. Men. 607
wird das Objekt, das hier wegen
der entsprechenden Gebärde nicht
gesetzt ist, genannt: aufer him
palpationes.
V. 938. demum ironisch.
V. 939. decrepitam (vgl. Eun. 231).
abgeklappert (in Süddeutschi, ab-
gekracht), ein absichtlich roher
Ausdruck (s. Spengel, Anh. z. d. St,
u. Paul, ex Fest. 50, 21 ff. Th. de-
crepitus est desperatus crepera iaw
aita, ut crepuseuiam extremum diei
tempus. Siue deerepitus dicitur,
quia propter senectiitem nee mouere
se, nee ullum facere polest crepitum)
— idne estis auctoris mild: emetorem
esse hat die Bedeutung und Konstr.
von suader e (deutl. iat der Dativ.
commodi noch bei avet. esse V. 671, ?.
Landgraf, Arch.VIÜ 45); id ist innere.»
Objekt wie Plaut Poen. 410 Quid
nunc mihi's auetor JüilpMo?
V. 940. promisi: eine Notlüge des
Ä., s. Einl. 16 A. 3. — Prömisti: s zu
V. 561. — de te larg.i 'acutius de
te dictum est, quam de tuo\ Don.,
handelte es sich ju um die Person
des Micio, vg'l. Plaut. Pseud. 735
JPossum a me dare. — S. Anh.
V. 942. Da ueniam: erweise die
Gunst; vgl. Hec. 605 da ueniam
hanc mihi, redduc ilJam. — omit-
titis steht, hier in der eigentliche!:
130
ADELPHOE
V 8, 20—31
so Ae. Non, nisi te exorein. Mi. Vis est haec quidem. De. Äge
prolixe Micio.
Mi. Etsi hoc mihi prauom, ineptum, absurdum, atque älienum
a uitä mea
uidetur; si uos tänto opere istuc uöltis, fiat. Ae. Bene
facis. 945
meritö te amo. De. Veriim quid ego dicam? hoc cum
confit quöd uolo,
quid nunc quod restat? Hegio — est his cognatus proxumus,
äs adffnis nobis, paüper: bene nos äliquid facere illi decet.
Mi. Quid facere? De. Agellist hie sub urbe paülum quod
locitäs foras:
huic demus qui fruätur. Mi. Paulum id aütemst? De. Si
multnimst, tarnen 950
fachindumst; pro patre huic est, bonus eat, nöster est,
recte datur.
postremo, non meum, ülud uerbum fäcio, quod tu Micio
so bene e*t sapienter dixti dudum: ^uitium commune ömniumst,
quod nimium ad rem in senecta attenti sumus*. hanc
maculam nös decet
Bedeutung; Demea und Ä. haben
nämlich Micio angefaßt, um ihren
Bitten größeren Nachdruck zu
geben; vgl. Langen 765 f.
V. 943. Vis est haec quidem: 'das
ist ja Gewalt', ein geläufiger Aus-
druck, 8. Otto 374, uis. Nach Suet.
Caes. 82 rief der sterbende Cäsar:
Ista quidem uis est.
V. 946. Die Erfüllung des ersten
Wunsches veranlaßt Demea, sofort
den zweiten anzuschließen. Von
Verum bis restat spricht Demea
natürlich beiseite. — confit: kommt
zu stände; vgl. Andr. 167 et spero
confore, sowie Neue DU8 631. S.Anh.
V. 947. nunc ist dem Sinne nach
in den Relativsatz zu ziehen. —
Der Hiatus nach Hegio findet seine
Begründung in der Pause (sie fällt
mit der Hauptcäsur zusammen),
die Demea beim Sprechen macht,
um seine Gründe in die richtige
Ordnung zu bringen und Micios
Aufmerksamkeit zu erregen. Vgl.
Plaut. Araph. 498 Cum \ Älcumena
| uxorc usuraria und Lindsay, Capt.
Einl. 54.
V. 848. adfinis nobis: durch die
Heirat des Äschinus mit Pamphila.
V. 949. locitas anal- slqrni.
V. 950. qui = quo\ s. zu V. 477.
V. 951. huic: der Pamphila. —
noster est: als Freund und Ver-
schwägerter.
V. 952. non meum, ülud . . . quod :
Bisher hat Demea seine Gründe
angeführt, jetzt spielt er zuletzt
seinen Haupttrumpf, indem er den
Micio mit dessen eigenen Worten
zu bestimmen sucht: Zuletzt sage
ich etwas, das nicht von mir ist,
sondern jenes, das du etc.; non
und ülud haben den Ton. — uer-
bum: *Nunc uerbum pro u^icofiari
posuit, quod uno stringitur uerbo.
Ergo uerbum brevis sententia.' Don. ;
vgl. V. 803 u. Don. zu Andr. 45. —
uerbum facio, eine gewöhnliche
Wend. im Sinne von u. proloquor.
V. 953 f. Vgl. V. 833 f. — senecta,
bei Ter. nur hier. Plaut, gebraucht
es oft in Verbindung mit aetas: Aul.
253, Merc. 985 etc.
V. 954 f. Bereits mit hanc macu-
lam . . . ecfugere zieht Demea die auch
Micio verpflichtende Schlußfolge-
rung, der er mit et dictumst uere
abermals ein Kompliment für Mic.
folgen läßt.
V 8, 32—9, 7
ADELPHOE
131
effiigere; et dictumst uere, et re ipsa fferi oportet. Mi.
Gaüdeo. 955
quid istuc? dabitur quändoquidem hie uolt. Ae. Mi pater.
De. Nunc mihi es germaims päriter animo et corpore.
7 9 35 süo sibi gladio hunc iügulo. — Sy. Factnmst quod iussisti
Demea.
De. Frugi homo es. ergo edepol hodie mea quidem sententia
itfdico Syrum fieri esse aeqnom liberum. Mi. Istunc
liberum? 960
quod nam ob factum? De. Millta. St. 0 noster De*niea;
edepol uir bonu's.
5 ego istos uobis tfsque a pueris cüraui ambos sedulo:
döcui, monui, bene praeeepi semper quae potui ömnia.
De. Res apparet. et quidem porro haec, öbsonare cum fide,
V. 955 f. Gaudeo- Micio freut sich,
daß Demea Beine Rede lobt. Mit
quid istuc? drückt er ebenso wie
V. 984 seine Verwunderung hier-
über aus. — S. Anhang.
V. 956. Über die metrische Ge-
staltung von V. 956 — 958 s. Anhang.
— quändoquidem über die Verkür-
zung durch Tonanschluß s. Haul.s
EinL 55. — hie Äschinus. — Mi
pater: damit gibt Ä. seine freudige
Zustimmung zu erkennen.
V. 958. suo sibi gladio (beiseite
gesprochen): mit seinem ihm ge-
hörigen Schwerte ; eine pleonastische
Ausdrucksweise, welche in allen drei
Personen, am häufigsten jedoch in
der 3. vorkommt, und in welcher
der Dativ des Pron. pers., der ur-
sprünglich zum Verbum gehörte, in
der Zusammenstellung erstarrt ist
und das Possessivum verstärkt. Der
höchste Grad der Angehörigkeit soll
dadurch bezeichnet werden. Hierbpi
steht sibi für ei in Angleichung an
das possessive Reflexivpron.; vgl.
0. Ribbeck Fragm. com. Born.* Cor.
XXXIV, Brix zu Trin.4 166, Wölff-
lin Arch. VII 476, Landgraf, Arch.
VIII 43 f. Lindsay zu Capt. 5. —
Über das Sprichwort (jem. mit seinen
eigenen Waffen schlagen), das auch
bei Plaut. Amph. 269 Jiunc telo suo
sibi, malitia, a foribus peller e, vor-
kommt und bei Apul. Met. VII 13
suis sibi gladiis obtruncatos, Lac-
tant. Inst. Dl 28, 20 suo sibi gladio
pereunt, wiederkehrt, s. Otto 154,
aladius, 342, telum 1 und Sutphen.
Am. Journ. of Phil. XXIII 13,
— Syrus tritt wieder aus dem
Hause des Micio (s. V. 916). Die
Codd. L D G (sowie A nach den
Resten der letzten Blätter zu schlie-
ßen; s. Umpfenbach z. d. St.) haben
hier keinen Szenenwechsel (in Ad
wird allerdings vor V. 924 Syrus
hinzugefügt). Dies entspricht der
üblichen Praxis insofern, als die-
selben Personen, welche den Sklaven
zur Vornahme eines kürzeren Ge-
schäftes in eines der Bühnenhäuser
entsandten, bei seiner Rückkehr
nach Erledigung der Aufgabe noch
auf der Bühne anwesend sind.
S. Dz.8 Adn. crit. z. d.V., Hau!.8 Einl.
47 f.u.vgLEun.Dl2(V.493u. 499) so-
wielV 6 (V. 753f.u. 767). — Factumst
quod iussisti, nach Ruhnken der
Militärsprache entlehnt ('zu Befehl'),
vgl. Suet. Tib.22 renuntianti tribuno
factum esse, quod imperasset.
V. 961. 0 noster Demea: s. zu
V. 831. — Über Multa ohne Präp.
s. Haul.s zu V. 171.
V. 964. Res apparet: 'Mire irridet
Demea, sie tarnen, ut serio agere
uideatur', Don. Das Personenzeichen
vor Res wurde in A erst von Iou.
eingesetzt. — obsonare cum fide (in
ironischem Sinne) bedeutet wegen
der beiden folgenden Ausdrücke
eine wenig rühmliche Tätigkeit,
die Demea ironisch als Vorzug
hervorhebt, also cum fide mit Hilfe
des Kredits = 'einkaufen auf Borg'.
132
ADELPHOE
V9, 8—16
scörtum adducere, apparare de" die conufuium: 965
n<5n mediocris hominis haec sunt öfficia. Sy. 0 lepidüra
caput.
io De. Pöstremo, hodie in psältria hac emünua hie adiutor fuit,
hie curauit: prodesse aequomst; älii meliores erunt.
denique nie uolt fi'eri. Mi. Vin tu hoc fi'eri? Ae. Cupio.
Mi. Si quidem
tu uis; Syre? eho accede huc ad me: liber esto. Sy. Bene
facis. 970
Omnibus gratiam häbeo, et seorsum tibi praeterea Demea.
15 De. Gaiideo. Ae. Et ego. Sy. Credo, utinam hoc perpetuorn
. fiat gaüdium,
Phrygiam ut uxorem meam una mecum uideam liberam !
V. 965. de die: 'id est repente,
neque ante praedictum aut pridie
constitutum' Don.; 'mature ante
horam cenandi', Gloss. Ter.; zur
Form s. z. V. 841, Brix z. Trin.4 215.
De die potare steht auch Plaut.
Asm. 826 f. Vgl. Catull 47, 5 f.
V. 966. O lepidum caput: s. zu
V.261.
V. 967. Postretno . . .fuit: 'Et hoc
totum serio dicitur, ut magis ridi-
culum uideatur', Don. — adiutor
vgl. hierzu Donat. S. Anhang.
V. 968. älii meliores erunt ebenso
ironisch wie das Frühere; unter
älii sind natürlich Sklaven ge-
meint.
V. 969. hie uolt fieri mit bos-
hafter Anspielung auf V. 956 däbi-
tur quandoquidem hie uolt.
V. 970. tu: Äschinus ist ange-
redet. — Syre, eho accede q. s. Syrus
wird herangerufen «sum Zwecke
seiner Freilassung, hier einer un-
feierlichen manumissio inter amicos.
Sie ging vor sich, indem der Herr
den Sklaven mit der Hand faßte,
im Kreise herumdrehte und aus
der Hand losließ mit den Worten:
hunc hominem liberum esse uolo
(hier kurz: liber esto). Ebenso
Plaut. Men. 1148, Epid. 730; vgl.
L. Beauchet, Hist. du droit prive
II 472 ff. S. Paulys Realeneykl. u.
manumissio.
V. 971. ömnibüs grät.. eimlakty-
lisches Wort als Trochäus gebraucht,
was von den Komikern im allge-
meinen vermieden wird, aber im
1. (und wohl auch im 5.) Fuße
troch. Septenare sicher vorkommt;
z.B. Hec. 380 Omnibus; Plaut. Men.
386 Accipe. Vgl. Fleck, in Fleck.
Jahrb. XCV 625 ff., Brix zu Plaut.
Mil.8 721; auch Anhang zu Ad. 390.
Klotz, 310, hält sowohl an unserer
Stelle als auch Hec. 380 ebenso
wie Hec. 867 (omnia) die Messung
omnibus für unbedenklich, dagegen
Podiaski, Die troch. Sept. des Ter.
9; s. auch Haul.3 Einl. 53 A. 1. S.
Anhang. — seorsum durch Elision
zweisilbig.
V. 972. Credo, die formelhafte Er-
widerung auf die beglückwünschen-
den Äußeningen Gaudeo. || Et ego,
vgl. Andr. 939, 946 f., Eun. 1051;
voll ständig lautete der Glückwunsch :
quam tu's liber, gaudeo, so Plaut.
Men. 1148 und ironisch Epid. 711.
— perpetuom: 'nusquam inierrup-
tum\ Don.; das Verbleiben der
Phrygia im aiten Verhältnis hätte
der Freude des Syrus bald ein Ende
gemacht. Der folgende V. gibt die
Erklärung; die Gedankenfolge ist
psychologisch, nicht logisch.
V. 973. uxorem mmni: Da uxor
bei Ter. und Plaut, ausschließlich
für die rechtmäßige Gattin ver-
wendet wird (s. J. Koehm , Quaert.
Plaut. Ter., Gießen 1897, 29 ff.),
andrerseits Sklaven nur im con-
tubernium (nicht conubium) leben,
d. h. keine eigentliche Ehe schließen
konnten , so kann hier wohl uxorem
nur proleptisch mit liheram ver-
bunden werden.
V 1», 17—28
AD EL PH OK
133
De. Optumam quidem niulierem. Sv. Et quidem tüo nepoti,
huius filio,
hödie prima niammam dedit haec. De. Hercle uero
serio, 975
siquideni prima dedit, haud dubiumst quin emitti ae-
quöm siet.
20 Mi. Ob eam rem? Dr. Ob eam. pöstremo a nie argentuin
quantist suinito.
Sy. Di tibi Demea omnes semper omnia optatä öfierant.
Mi. Syre, processisti hödie pulchre. De. Siquidem porro
Micio
tu tuom officium fäcies, atque huic aliquid paulum prae
manu 980
dederis, unde ntäfcur: reddet tibi cito. Mi. Istoc uilius. t
25 Ae. Frügi homost. St. Reddam hercle, da modo. Ak. Age
pater. Mi. Post consulam.
De. Faciet. St. 0 uir optunie. Ae. 0 pater mi festiuissime!
Mi. Quid istuc? quae res fta repente mores mutauit tuos?
quöd prolubium? quae istaec subitast lärgitas? De. Dicäm
tibi: 985
V. 974. g. Anhang.
V. 976. emtti: vollständiger Phorm.
830 cmissast mann. S. BrixD z.
Oapt. 408.
V. 977. pöstremo a me q. s. Demea
erklärt sich, um Micio auch zur
Freilassung der Frau des Syrus zu ver-
anlassen, selbst zu einem Opfer be-
reit, indem er dem Micio (pöstre-
mo . . . sumito ist wohl an Micio ge-
richtet) so viel Geld verspricht, als
die Frau als Sklavin wert ist.
Das Widerstreben, mit dem Micio
einwilligt, zeigt sich darin, daß er
es nur mittels einer stummen Be-
wegung tut.
V. 978. Dieselbe Assonanz (noch
verstärkt) in Plaut. Capt. 355 Di
iibi omnes omnia optata off'erant.
Vgl. V. 322. — S. Anhang.
V. 980. tu tuom officium /'. : 'Hoc
est patroni, ut libertum nun deseras,
sed ut alas manumissum. Plautus
[Cure. 547 sq. Facis sapientius
Quam pars lenonum libertos qui
haüent et eos deserunt\\ Don., vgl.
Plaut. Epid. 727 Nouo liberto opus
est quod pappet. — paulum s. Haul.8
zu V. 702. — prae manu: zumaugen-
blicklichen Gebrauch; vgl. Plaut.
Bacch. G22f. Qui putri reddidi ...
quod fuit prae manu. — Diese Zu-
mutung an Micio, dem Syrus über-
dies etwas zu geben, bezieht sich
auf V. 914f. iube nitnetam . . . minas;
allerdings nennt hier Demea keine
bestimmte Summe. Die Höhe des
Betrages hatte Demea dort ab-
sichtlich übertrieben.
V. 981. unde utatur: 'de quo fruc-
tum usumque capiat et cuius tibi
sortrm reddat', Don. — istoc uilius
verneint die an ihn gerichtete Zu-
mutung, noch etwas herzugeben;
'Quasi nihil minus. Negatio enim
est floecum ostendentis aut quid tale'
Don.; absque non faciam, Gloss.
Ter. — istoc als das, was du
siehst, s. Bach a. O. 230 ff. S. An-
hang. — Damit ist der Höhepunkt
erreicht: 'Hoc egit Tcrentius, ut
conuersis offieiis usque adeo prodi-
gum faceret Demeam, donec par-
cum r edder et Micionem', Don.
V. 982. Erst auf die. Bitte seines
Lieblings Äschinus (Age pater)
versteht sich Micio zu einer Kon-
zession.
V. 985. 'prolubium quod Graeci
ngo&v^i'av, id est promptus ani-
mus ad largiendum', Don. In
ähnlichem Zusammenhang steht das
134
ADELPHOE
V 9, 29—38
dt id ostendereni, quod te isti facilem et festiuöm
putant,
so id non fieri ex uera uita neque adeo ex
bono,
sed ex adsentando, mdulgendo et largiendo Micio.
nunc adeo si ob eam rem uobis me*a uita inuisa
sehine est,
qui'a non iusta iniüsta prorsus omnia omnino
sequor,
missa facio: efftindite, emite, fäcite qnod uobis lubet.
85 sed si uoltis pötius, quae uos pröpter aduleseentiam
minus uidetis, magis inpense cupitis, consulitis parum,
haec reprehendere et corrigere me et obseeimdare in
loco:
ecce me, qui id faciam uobis. Ae. Tibi pater per-
mittimus: 995
aequo et
Ae-
6b-
990
Wort bei Caecil. (Com. fr. Bibbeck.3
91) : Quod prolubium, quae uoluptas,
quae te luctat largitas? eine Stelle,
die Terenz hier offenbar nachahmt
wie auch andere des Caecilius.
V. 987. ex aequo et bono, mit ab-
sichtlicher Weglassung des iustum.
Dieses letztgenannte Prinzip hatte
Micio von Anfang an gar nicht
erst für sich in Anspruch ge-
nommen, wohl aber die Maximen
der Billigkeit und Nützlichkeit
(s. V. 52, 64).
V. 988. largiendo: larg. reichlich
hingeben, hier mit der Neben-
bedeutung des Verschwendens. Be-
merkenswert ist et vor larg., da
Ter. (wie Cicero) drei koordinierte
Begriffe, von sehr wenigen Stellen
abgesehen (s. V. 846), nur asynde-
tisch oder (seltener) polysyndetisch
aneinander reiht (eine Zusammen-
stellung der Fälle bei Ladewig, Bei-
träge, S. 24); hier dient et zur
Vermeidung des Gleichklangs der
schweren Endungen. V. 144 bildet
nur eine scheinbare Ausnahme.
Bei Plaut, ist die Erscheinung gar
nicht selten, vgl. Capt. 134, Pseud.
44 etc. — Zur Sache vgl. Don. zu
Eun. 261. — S. Anhang.
V. 990. iusta iniusta etc. : weil ich
nicht in allem Möglichen ohne Prü-
fung Folge leistete. Nach Don. z.
d. St. und zu Eun. 1068 sprich-
wörtlich, s. Otto 180 iustus. Donats
Bemerkung prouerbiales sutti huius
modi elocutiones: Fanda nefanda,
digna indigna, uelis nolis, fas
nefas zeigt, daß man in der
späteren Sprache an dem ver-
einzelten zweigliedrigen Asyndeton
Anstoß nahm; vgl. Wölfflin, Zum
Asyndeton bei Sallust, Arch. XI 31.
— iusta iniusta . . . omnia obsequor:
Vereinzelt findet sich obsequor auch
sonst mit dem Akk. verbunden,
doch nur mit dem Akk. eines neu-
tralen Pron., z.B. Plaut. Asin. 76
Et id ego percupio obsequi, Phorm.
78 f. Coepi eis omnia facere, obsequi
quae uellent. Es wird daher hier
an eine Anlehnung an das griech.
itsl&sa9ca zu denken sein, das sich
häufig mit nüvza etc. verbindet;
vgl. Wölfflin, Arch. II 90 ff., 615 f.
Diese Auffassung erfährt eine Be-
stätigung durch Gell. N. A. E 7, 12
quaedam esse parendum, quaedam
non dbsequendum, wo der Akk.
der Beziehung unzweifelhaft vorliegt.
V.991. S.Anhang.
V. 992. quae uos propter ad. minus
uidetis: %Hic ostendit Terentius magis
Demeam simulasse mutatos mores
quam mutauisse.' Don. — S. Anh.
V. 994. 'Ergo obsecundare uel in
melius conuertere uel obsequi intelle-
gimus', Don. im Zusatzscholion. S.
Anhang.
V 9, 39— 40
ADELPHOE
135
plus scis quid facto opus sit. sed de frätre quid fiet?
De. Sino:
liabeat; in istac fmem faciat. Mi. istuc recte. Cantoh.
Plaüdite.
V. 996. plus scis • pl scire wie
plus uidere (plus sopere), formel-
haft; vgl. Haut. 116 (Pulauit me et
aetate et beniuolcntia) Plus seife et
prouidere quam se ipsum sibi;
Phorm. 584; Plaut. Cist. 70V (Po-
stremo ille) Plus qui uocat seit quod
uelit, quam ego quae uocor. — S.
Anhang.
V. 997. habeat, wohl formelhaft,
s. zu V. 622. — Istuc recte: noch
im letzten Verse hatMicio Gelegen-
heit, der Milde seines Wesens Aus-
druck zu geben, während auch
Demea mit den Worten in istac
finem faciat zeigt, daß sein Cha-
rakter, wenngleich gemildert, nicht
ins Gegenteil umgeschlagen ist. —
Plaüdite: die formelhafte Auf-
forderung zum Beifallklatschen fiel
nach Hör. Epist.II 3, 155 donec cantor
' Vos plaüdite' dicat, dem cantor zu
(in den Terenzhandschr. stets mit
09 bezeichnet), welcher veimutlich
neben dem tibicen vor dem Pro-
szenium während der Aufführung
seinen Platz hatte. Vgl. Haul.3 zu
V. 1055 und Lindsay zu Capt. 1029.
Längere' Epiloge, die von der ganzen
Truppe odei wenigstens von den
auf der Bühne anwesenden Schau-
spielern gesprochen wurden, finden
sich bei Plaut, in den Captivi, in
der Asin. und Cist. Es ist nicht
unmöglich, daß auch Plaüdite von
sämtlichen Anwesenden gesprochen
wurde, wie dies auch jetzt noch
bei den Possen in Italien üblich ist.
Übersicht der Metra.1)
Vers
Ve
rs
1-
-154
iambische Senare;
538—
-591
155-
-159
a trochäische Oktonare;
592-
-609
159 b
katal. trocliäischer Qua-
ternar;
610 a
160
trochäischer Oktonar:
610b
161
trochäischer Septenar;
162
trochüischer Oktonar;
3Ö3u
.164 trochäische Septenare;
611
165
trochäischer Oktonar;
16';
ianibischer Oktonar;
i^T —
-169
trochäiscbe Septenare;
612
170-
-196
i arabische Oktonare;
197-
-208
trochäische Septenare;
209
ia rabischer Septenar;
613
-10-
-227
iambiscbe Oktonare;
228-
253
•arabische Senare;
254-
-287
iambische Oktonare;
614
288
trochätscher Septenar4);
289-
291
iambische Oktonare;
615
292 u
.293
trochäische Septenare;
294
iambischer Oktonar;
295-
■298
trocbäische Septenare;
616
299-
-302
iambische Oktonare;
303 u
.304 trocbäische Septenare;
305-
-316
iambische Oktonare;
617
517
iambischer Semioktonar:
618
318-
329
trochäische Septenare ;
619-
-624
330-
-354
iambische Oktonare;
625-
-637
355-
-516
iambische Senare;
638-
-678
517
trochäischer Oktonar ;
679-
-706
518
trochäischer Septenar ;
707-
-711
f. 19
521
iambiscbe Oktonare;
712
522
trocbäiscber Septenar;
713-
-854
523
trocbäiscber Oktonar;
855-
-881
524
troch. Semiseptenar;
882-
-933
525
trochäischer Oktonar;
934-
-955
52«
truchäischer Septenar;
956 u
.957
527-
-537
iambische Oktonare;
958-
-997
trochäische Septenare ;
iambiscbe Oktonare;
katal. iambische Tripoflie :
Clausula Reiziana;
akatal. iamb. Dimeter
-f clausula Reiziana:
Versus Reizianus:
akatal. choriamb. Tri-
meter -f akatal. iamb.
Monometer;
akatal. choriamb. Tri-
meter -f clausula Rei-
ziana;
akatal. choriamb. Dimeter
-f akatal. troch. Mono-
meter;
hyperkatal. iamb. Di-
meter ;
katal. troch. Hexapodie
-f akatal. troch. Mono-
meter ;
akatal. choriamb. Dimeter
-f akatal. troch. Tri-
podie;
Clausula Reiziana;
trochäischer Septenar;
iambische Oktonare;
trochäische Septenare;
iambische Senare;
trochäische Septenare;
iambische Septenare;
iambischer Oktonar;
iambische Senare;
trochäische Septenare;
iambische Senare;
iambische Oktonare;
iambische Senare;
trochäische Septenare.
1) Vgl. dit' Besprechung der rhythmischen Gestalt der Ad. bei
Klotz, Grundzüge altröm. Metrik, Leipzig 1890, 454ff.
2) Für die beiden Frauenrollen werden nur Septenare und Okto-
nare verwendet; vgl. H. Schenk!, Szenisches zu Plautus, Serta Har-
teliana, Wien 1896, 104 ff.
Kritischer Anhang.
Ausgaben. Bezüglich Handschriften1), Sckolicn und Ausgaben
vgl. Haul.3 Kritischer Anhang 184 — 191 Da Terenz weder in
Deutschland noch in Österreich an den Gymnasien gelesen wird,
ist seit der 1. Auflage dieses Bändchens keine deutsche Ausgabe
der Adelphoe erschienen. Die im Jahre 1898 erschienene 2. Auflage
der Fleckeisenschen Textausgabe (Leipzig, Teubner) zieht nicht
bloß die g Klasse dem Bembinus in einseitiger Weise vor, sondern
verfährt mit der Überlieferung überhaupt so gewaltsam, daß sie
nur mit Vorsicht zu benutzen ist. Dagegen sind außer den a. 0.
verzeichneten Ausgaben fremder Gelehrten noch zu nennen: Gli
Adelphoe di Terenzio von E. Stampini mit reichem und vortreff-
liehem krit. und exeg. Kommentar, Turin, Löscher 1891 ; von fran-
zösischen Ausgaben, die sich in textkritischer Beziehung hauptsäch-
lich an Dziatzkos Textausgabe (1884) anlehnen, verdient besonders
hervorgehoben zu werden die Ausgabe von Ph. Fabia. Paris, Colin
1890 mit ausführl. Einl. und Kommentar. Dazu kommen die
kommentierten Schulausgaben von Pessonneaux, Paris, Belin, 1894;
Psichari7, ebenda, Uachettß 1895 und Boue3, ebenda, Poussielgue,
1898 mit App. critique, die aber einige Kürzungen vornehmen.
Kritische Bemerkungen. S. 22. "In der von mir Rh.
Mus. N. F. XXI 82 aufgestellten Fassung der Didaskalie steht Z. 2
aus Versehen L. statt Q. als Praenomen des Fabius. Ferner habe
ich jetzt den im Cod. A fehlenden Gentiluamen Anicius des
Konsuls L. Gallus aus den andern Handschriften eingesetzt. —
Bei Angabe der spiele und deren Veranstalter schrieb ich früher
Ada lnäis funeralib. quos fecere L. Aemelio Paulo . . . mit Kombi-
nierung der Kalliop. Rezension und der des Cod. A (s. a. 0. 77
Anm. 21). Ritsehl Vit. Ter. (Sud. cd, Bei ff. 511) läßt die Wahl
zwischen lud. fun, L. Aemilü Paulli, cßios fecere q. s. (nach der
Kall. Rez.) und lud. fun. quos L. Acmilio Paullo fecere q. s. (nach
Cod. A). Im Bemb. steht modos (nicht quos) fecere nach dem
Dativ. Dieser Akkusativ ist offenbar irrtümlich aus der Notiz
über den Komponisten hier eingedrungen. Lassen wir sie beiseite,
so erhalten wir zwei unverbundene Angaben2) über die Spiele
1) Über Iouiales, den 2. Korrektor des Bemb., vgl. Wien. Stud.XXII56fi*.
2) 'Gerade das Fehlen einer Verbindung scheint mir dem ganz
einfachen Stil der Didaskalien durchaus zu entsprechen. Auch macht
es die falsche Lesart des Cod. A Iaicüis (vor Fabius) wahrscheinlich,
daß schon in seiner Vorlage dieser Vorname unmittelbar unter dem
Praenomen des Ämilius Paulus (Lttcio) stand, sich also kein Quos an
dieser Stelle befand.' Dz.1
138 KRITISCHER ANHANG
und die Festgeber, wie es ja auch bei dem Komponisten und der
Musikgattung regelmäßig in zwei selbständigen Sätzen beißt:
Modos fecit Flaccus Claiidi. Tibis . . . tota. — In Z. 6 ist der
Schauspieldirektor genannt, welcher das Stück zur Aufführung
brachte. Daß dies für die terenz. Lustspiele immer nur eine
Person, L. Ambivius Turpio, war, glaube ich Rh. Mus. XX 587 ff.
höchst wahrscheinlich gemacht zu haben; eine Widerlegung meiner
dortigen Argumentation wurde trotz mehrfacher anderer Erklärung
der bezüglichen Namen bisher nicht -versucht. Die Besprechung
dieser Frage durch Fr. Schoell (Fleck. Jahrb. CXIX 41 ff.) hat die
Lösung der Schwierigkeiten nicht gefördert. Das handschriftliche
egere habe ich in egit geändert, wie A sonst immer bietet, wo
diese Notiz sich überhaupt noch in ihm findet. Die zweite Per-
sönlichkeit, welche außer Ambivius meist in den Didaskalien
genannt wird, bezieht sich entweder auf eine andere bei einer
Aufführung in Betracht kommende Tätigkeit, oder, was mir wahr-
scheinlicher ist, auf wiederholte Aufführungen (s. a. 0. 591)." Dz.1 —
Ich habe mit Schlee, Philol. Wochenschr. 1882, 99, statt des in A
überlieferten MODOS das vor fecere unumgänglich notwendige
LVDOS eingesetzt. Damit ist auch dem Stile der Did., welche
alles in einfachen Hauptsätzen geben, Genüge geschehen. LV
kann in der Kapitale des Bembinus leicht mit M verwechselt
werden, dann war die Einsetzung des 0 selbstverständlich. Um-
gekehrt konnte nach dem vorhergehenden LVDIS ein Redaktor
leicht QVOS für das als lästige Wiederholung erscheinende LVDOS
einsetzen. Der Ausdruck LUBOS FECERE empfiehlt sich aber
auch aus dem Grunde, weil hier statt der an dieser Stelle üblichen
Nennung der Beamten diesmal gesagt werden mußte, daß die
Spiele von privaten, nicht durch ihr Amt hierzu verpflichteten
Personen veranstaltet wurden. Skutsch hält MODOS für eine
Verschreibung von QVOS = ODOS, der, um ihr einen Sinn zu
geben, M vorgesetzt wurde. — "Der auffallende Umstand, daß
die Ad. als sechstes Stück gezählt werden, die Hecyra aber als
fünftes, während man das Umgekehrte erwartet, faUs überhaupt
die nicht gelungenen Aufführungen der Hec. unberücksichtigt
bleiben sollten (s. a. 0. 86 f. und Ritschi Vit. Ter. 501), scheint
mir darin seine Erklärung zu finden, daß der Grammatiker,
welchem wir jene Zählung verdanken, sich an die erste Auf-
führung hielt1); die wirkliche Abfassungszeit konnte ihm ja
überhaupt nur nach dem terminus ante quem bekannt sein. Da
die Hecyra nun im J. 165 'neque spectari neque cognosci* konnte
(Hec. V. 3; vgl. V. 3 3 ff.), wahrscheinlich also überhaupt gar nicht
1) Daß der Ausdruck Facta est nicht in einen scLarfen Gegensatz
zu Acta est gebracht werden dürfe, hob Dz. bereits Rh. Mus. XX 598
Anm. 28 hervor.
KRITISCHER ANHANG 139
zur Aufführung kam und daher an den Leichenspielen des Aemilius
Paulus ^ plane pro nova* war (Hec. V. 5; vgl. V. 6 f.), so war es
gar nicht so ungereimt, die erste nur beabsichtigte Aufführung
ganz aus dem Spiele zu lassen. Anders stand es mit der sogen.
zweiten Aufführung, nach welcher die Hecyra eine exacfa (nicht
mehr eine novo) fabula war. Ob an den Leichenspielen des
Aemilius die Ad. oder die Hecyra früher gegeben wurde, war
den Literarhistorikern kaum überliefert; da konnte die frühere
Abfassung den Ausschlag geben. — Daß der zuerst von A. Mai
aus dem ambrosian. Palimpsest des Plaut, veröffentlichte Titulus
(Apographum Studem. fol. 68 lu) nicht mit Mai, Osann und nament-
lich Geppert den Adelphoe des Terenz, sondern mit Ritschi
(Parerg. Diss. IV) dem Stichus des Plautus zuzuweisen sei, daran
wird nach der glücklichen Entzifferung der Rückseite des betref-
fenden Palimpsestblattes und der abschließenden Behandlung des
Gegenstandes durch Studemund (De actae Stichi Plaut, tempore,
in den Comment. in hon. Th. Mommseni 1877. S. 782ff.) wohl
niemand mehr zweifeln." Dz.1
Periocha. V. 5. 6. Ich bin mit Dz.1 Cod. A gefolgt; "die andern
Handschr. haben: famamq; \ amoris in se . . . Die kritische
Behandlung dieser Stelle läßt sich nicht trennen von derjenigen
der V. 261 ff., welche der Verfasser des Arguments offenbar benutzt
hat. Dort preist Ctesipho seinen Bruder mit folgenden Worten:
. . . Ulms opera Syre nunc uiuo fesliuom caput,
quin omnia sibi post putarit esse prae meo commodo:
maledicia, famam, meum läborem ct. peccatum in se tränst ulit.
Die Codd. haben V. 263 meum amorem; laborem hat Nonius 305,
291) sowie L. Daß diesem von Fleck, und Umpf. mit Recht gefolgt
wird, lehren Metrum und Sinn, da letzterer zwischen maledicta,
famam , peccatum die Bezeichnung von etwas Lästigem verlangt).2
Lag nun dem Sulpicius der V. 263 bereits in interpolierter Ge-
stalt vor, so wird man an der Lesart von A bei Sulp, um so
weniger Anstoß nehmen. Asyndeta mit Steigerung der Begriffe
stehen ebenso Amph. Arg. I 8 (Hinc iurgium, tumultus) und
Aul. Arg. I 4 (exanguis amens). So bebalten wir auch die Lesart
in sesc, wobei zu bemerken ist, daß, von secum abgesehen
(Pseud. Arg. H 7), Sulpicius gerade nur jene stärkere Form des
persönlichen Reflexivpronomens gebraucht (Haut. Arg. 3; Hec.
Arg. 7). Ritschi, De emend. fab. Ter. (Ind. schol. hib. Vratisl.
1838 = Opusc. m 281 ff.) 12, welchem Fleckeisen folgt, verwirft
amorem bei Sulp, ganz als Glossem und setzt Ex fratrc oder
1) Auch in A schreibt lou. über AM von AMOREM in großen Kapital-
buchstaben LAB, daa später durch Rasur getilgt wurde.
2) Hec. 169 f. huc transtulit amorem hat einen andern Sinn. An
obiger Stelle stände am. in se tränst . im Sinne von suspicionem amoris q. s.
140 KBTTISCHER ANHANG
Ex illo dafür ein; Wagner und Spengel haben gleich mir die
Lesart des Bemb. beibehalten." Dz.1
V. 8. Dz.2, Starnp., Fleck.2 id< m; s. dazu Opitz, De argum.
metr. Lat. arte et origine, Leipz. Stud. f. class. Phiiol. VI 228, Anm. 1.
Ich folge dem Bemb., da dem Sulpicius nicht bekannt gewesen
sein muß, daß EI für langes i erst seit 150 v. Chr. autkam. Für
ihn war es überhaupt altertümlich.
V. 12. Die in g statt des V/12 stehenden drei Verse sind
interpoliert; der erste nach V. 8, der dritte nach V. 4.
Personae. Die Änderungen nahm ich vor na<jh Dz.2
BACCHIS steht nur im Szenentitel von II 1 in A, wo der Name
sicher ans anderen Stücken entlehnt i-it, in denen eine Bacchis als
handelnde Person auftritt, z. B. im Haut, und in der Hecyra (s.
Spengel, Sitz.-Ber. der bayer. Akad., pbil. Cl. 1883 II 259). Stephanio
habe ich mit Stamp. aufgenommen. Über Parmeno s. z. V. 172. Über
die Einklammerung des Gantor s. d. Anm. z. letzten Vers. — "Über
die Verwendung griechischer Buchstaben zur Personenbezeichnung
und ihren Zusammenhang mit der Rollenverteilung ist, seit Ritschi
Trin.2 Fror f. LVf. darauf hingewiesen hat, eine Reihe allgemeiner
Gesichtspunkte aufgestellt worden1)." Dz.1 — Dagegen hat Fr. Leo,
Seil. trag. I 85 f. diese Annahmen mit Recht für durchaus unglaub-
lich erklärt; Dz.1 versuchte zwar unter der Voraussetzung, daß ein
Schauspieler mehrere Rollen des Stückes geben und umgekehrt
eine Rolle nach Uniständen unter mehrere Schauspieler verteilt
werden konnte, im Bembinus eine Redaktion der Rollenverteilung
festzustellen, kam aber nur zu einem unsicheren Resultate, ab-
gesehen davon, daß seine Voraussetzung durchaus unbegründet
war. Ich schließe mich hierin vollkommen Leo an (s. auch
Rh. Mus. XXXVIII 334). Wenn auch der Gebrauch der griechi-
schen Buchstaben sicher auf sehr alte Vorlagen zurückgeht, so ist
doch sein Urspi-ung gewiß nur in der Absicht der Schreiber zu
suchen, die Verteiluug des Textes unter die verschiedenen
Personen mit Hilfe der Buchstaben statt der Anfangsbuchstaben
der einzelnen Namen (wobei jedesmal mehrere geschrieben werden
mußten) auf bequemere Weise zum Ausdruck zu bringen.
V. 3 f. "Mit Unrecht vermißt Umpfenbach, Anal. Ter.. Mainz,
1874, 4 fuh'iilam. Daß hinter V. 3 eine Lücke anzunehmen sei, hat
Umpf. a. 0. 3 ff. dargetan; id factum (V. 5) kann sich weder auf
die Tatsache beziehen, daß die Gegner des Terenz dessen Stück
heruntermachen (V. 1 — 3), noch auf seineu V. 4 ausgesprochenen
Entschluß, sondern nur auf den Vorwurf literarischen Diebstahls
1) S. die Haul.\ Einl: 34 Anm. 4, beigebrachte Literatur. Für die
Ad. nimmt sechs Haupt- und mehrere Nebendarsteller an M. Hodermarui,
Fleck. Jahrb. OLV 70; daß zum mindesten fünf notwendig waren, be-
hauptet Nencini a. 0. 14. Über den Rang der einzelnen Rollen vgl.
I>on. arg. m Ad., Z. 16 ff
KRITISCHER ANHÄNG 141
(vgl. V. 13). Ausgefallen ist etwa der Vers: clamantes suppüassc
ewn ueierem f'abidam." Dz.1 in d. Anm. z. d. V. " Umpf. ergänzt
*Surreplam clamitantes unterem fabulayn'*: minder gut, da surripere
wohl * stehlen', aber nicht ' bestehlen ' heißt Außerdem will er
einen zweiten aus dem Querolus (Peiper S. f>) herübernehmen:
inuestigaiam Plaut* per uesügia. Indes passen inhaltlich beide Verse
schlecht zueinander.5' Dz.1 Vgl. auch Dz.2 ad not. crit. 8. XXXVII. —
Die in der Anm. zu V. 5 gegebene Erklärung dürfte zeigen, daß
zur Annahme einer Lücke kein genügender Anlaß vorliegt. Ebenso
P. Thomas, Iwmarques sur les Adelphes de Terencc, JRev. de l'instr.
publ. cn Belg. XXII. p. 385, Fabia, Les Prol. 219, A. 1, G. Cupaiolo,
Boll. di /iL class.Y. 282, der auch bemerkt, daß weder nach
Umpf.s, noch nach Dz.s Erg. V. 5: Laudin an uitio ditci etc. stehen
könnte. Vgl. auch meinen Aufsatz in d. Wien. St. XXIII 88
A. 1. Fleck.2 hält noch an der Lücke fest.
V. 4. "Die Codd. haben: Indicio de se ipse erit (A eripit
IouiaJes eiut) uos eritis iudices (B: mos iudices eritis; in C fehlt
eritis von m.1). Hiernach ergibt sich zunächst Indicio de se ipse
erit, uos eritis iudices, wie u. a. Bentley und W. Wagner lesen.
Ritschi De em. fab. Ter, 12 (Opusc. III 296; vgl. Proleg. in Irin. CXIX
Anm.) hielt jedoch die pyrrhichische Messung von erit für sehr bedenk-
lich und schrieb daher naeb Bothe : Indicio de se ipse et mos er. iud. ;
doch ist das Fehlen von erit ebenso störend, wie et schleppend.
Fleck, hat nach dem Vorgange Bentleys eritis gestrichen, das
auch wegen seiner wechselnden Stellung in den Handschriften
verdächtig schien, und für se: sese eingesetzt. Ich habe mit
Guy et in Ter. com. comment. (Argentorati 1657) 189 eine Um-
stellung von Indicio vorgenommen, obschon die gefällige Gegen-
überstellung von Indicio und iudices am Anfang und Ende des
Verses dadurch verloren geht." Dz.1 — Dz.s Gründe sprechen, wie
Dombart, Blatt, f. d. bayer. Gymn. XVni 354, hervorhebt, am
besten für die Beibehaltung der handschriftl. Lesart. An der
Kürzung von crit nimmt man heutzutage wohl keinen Anstoß
mehr. Scholl, Rh. Mus. XLrV 284 f., nahm nicht bloß an erit,
sondern auch an dem Ausdruck indicio crit Anstoß und schlug
vor: Indicio (falso faetam ex ueterer quom arguoni: Index) de se
ipse erit, uos eritis iudices. Dagegen wies mit Recht Stampini
auf Lucr. IV 1011 f. (Bern.) hin.
V. 10. "Ritschi zur Vit Ter. 505 f. adn. nahm Anstoß an der
Wiederholung von locum und daran, daß das vielleicht mit Ab-
sicht wiederholte cum metrisch verschwinde (vgl. auch Opusc. II
685 Anm. 1, wogegen aber auf den unverdächtigen Vers Ad. 742
zu verweisen ist). Er schlug deshalb cum locum hie oder cum
nunc hie (so Fleck.2) zu lesen vor. Der mangelnden Hervorhebung
von cum ist kein großes Gewicht beizulegen, zumal vom Dichter
gerade eine starke Betonung von hie. (gegenüber dem voraus-
142 KRITISCHER ANHANG
genannten Plauius) beabsichtigt scheint; über das wiederholte eum
. . . locum muß im Vortrag leicht weggegangen werden. Deshalb
halte ich auch W. Wagners Änderung hie eum (ohne locum) nicht
für nötig." Dz.1 — Gegen Ritschi verweist Schlee a. 0. 99 auf
ähnliche Wiederholungen in Andr. 121, 2 und Phorm. 46, 8. Sobald
man V. 9 und 10 ohne Synizese von eum liest (eum htc mißt auch
Spengel), tritt dieses beidemal wirkungsvoll hervor, so daß gar
nicht daran zu zweifeln ist, daß Ter. diese Anaphora beabsichtigt
hat: 'gerade die Szene ließ Plautus unberührt, gerade die Szene
nahm er sich* etc.
V. 15. In A wurde bei MALEDICI von Iou. DIC zweimal
durchgestrichen und VOL darübergeschrieben. Die Korr. wurde
später wieder getilgt.
V. 16. "Mit Ritschi Vit Ter. 30, 505 schreibe ich Sunc
statt des handschriftlichen Eum. Jenes hat Sueton a. 0. und es
entspricht durchaus dem sonstigen Sprachgebrauch der Prologe.
Ritschi hat freilich eine Ausnahme übersehen, Hec ProL I 8:
Alias cognostis eins: quaeso hanc noscite; indes läßt sich hier ge-
rade in dem folgenden hanc ein Grund zur Ausnahme erkennen"
(vgl. auch Bach a. 0. 360). "Dem von Ritschi ferner angeführten
Umstände, daß in den nächsten Versen vor V. 16 der Dichter
gar nicht erwähnt wird, möchte ich nicht so großes Gewicht bei-
legen, da die Beziehung von Eum doch keinem Mißverständnis
ausgesetzt wäre." Dz.1 — Ebenso Dz.2 u. Fleck.8 Die in der Anm.
z. d. V. gegebene Erklärung dürfte es rechtfertigen, daß ich das
handschriftliche eum (ebenso Stamp. ohne Begründung) beibehielt.
Daß sich Ter. nicht scheut, den Ausdruck der Gegner zu gebrauchen
(Don. z. d. V. meint sonderbarerweise: non sie dicit aduersariust uerum
hie oratorie crimen non tangit) ersieht man u. a. aus V. 13: Fur-
tumne factum. Bei Sueton ist die Ersetzung des eum durch hunc
mit Rücksicht auf den sonstigen Sprachgebrauch wohl erklärlicher
als das Umgekehrte in sämtl. Handschriften und bei Don.
V. 17. Iouiales hatte QVEDILLI in quod isti geändert, was
wegen des Gegensatzes zu quom Ulis placet (V. 18) und der
Gleichheit mit V. 15 entschieden vorzuziehen ist Später wurde
die Korrektur wieder ausradiert.
V. 24. Wegen des fehlenden uester und wegen des reicheren
Ausdrucks in Phorm. Prol. 34 und Hec. Prol. II 24 (32) dachte Bentley,
daß nach aequanimitas etwa folgender Vers ausgefallen sei: JBoni-
tasque uestra adiutrix nostrae industriae. Gegen den ersten Grund
spricht die in der Anm. gegebene, von Spengel herrührende Er-
klärung. Daß aber gerade hier lediglich die aequanimitas an-
gerufen wird, scheint wohlbegründet zu sein. Terenz ruft das
Publikum als Richter an (V. 4); da seine Sache gerecht ist,
braucht er nur aequanimitas, Unparteilichkeit. Der Appell an die
bonitas würde in diesem Falle die Wirkung nur schwächen.
KRITISCHER ANHANG 143
V. 25. "Die Beweiskraft dieser Stelle für langes -at wird
anscheinend dadurch geschwächt, daß in der Lücke vor dem Verse
ein zweites Subjekt gestanden haben kann (etwa Plaususque uostri
q. s.), welches den Plural augeant nötig machte etc." Dz.1 — Da es
unnötig ist, eine Lücke anzunehmen, bleibt die Stelle wohl als
Beweis für langes -at. Bemerkenswert erscheint mir, daß Iouiales
V in INDVSTRIAM ausstrich und 0 darüberschrieb; die Korrektur
wurde später wieder getilgt. Vgl. Pest, bei PauL 75, 2 8 f. Th. in-
dustrium antiqui dicebant indostruum etc.
V. 26. "Die Annahme Spengels und früherer Gelehrten, daß
der Sklave Storax hinter Micio aus dem Hause komme, durch die
Anrede Storax an Micios Seite gerufen werde und auf dessen Mit-
teilung durch eine entsprechende Mimik antworte, sich bald aber
wieder ins Haus zurückziehe, ist ganz unbegründet; auch in der
Szenenüberschrift der Handschriften fehlt der Name des Sklaven.
Meine Erklärung stimmt mit Donat z. d. St. und neueren Erklärern
überein." Dz.1 — M. E. kann Micio nach Storax nur rufen, wenn
dieser im Innern des Hauses ist; dieses war wohl als Haus eines wohl-
habenden Bürgers geräumig, mit einer Nebenwohnung für Äschinus,
in die er sich nach seinen Kneipereien zurückzog, ohne von Micio
bemerkt zu werden. Dieser konnte dann seine Heimkehr nur von
einem der aduersitores erfahren, die sich im Gesindetrakte befanden.
Nach den Scholien (vgl. Schlee 149 f.) spricht Micio mit Storax.
V. 28 f. Ich habe mit Spengel und Dz.1 aut behalten. Da in
abesse bereits eine gewisse Dauer zum Ausdruck kommt, die der
eifersüchtigen Gattin auch Gelegenheit geben kann, sich darüber
Gedanken zu machen, wird die Steigerung (ibi si cesses, wenn du
absichtlich lange ausbleibst) vollkommen passend mit aut ein-
geführt (ebenso V. 146, 601 bei zwei fast gleichen Eventualitäten,
von denen die zweite eine Steigerung enthält), so daß weder atque
(Sydow, De ßde librorum Terent, Diss., Berlin 1878, Thes. II,
aufgenommen von Engelbrecht, Wien. Stud. VI 245 ff., Dz.2, Fab.,
Fleck.2), noch et (Phil. Anz. II 208 Anon., P. Langen, Philol.
Rundsch. I 1121) dafür einzusetzen ist.
V. 29 f. "Mit Umpfenbach und Spengel stimme ich Ritschis
von Fleck, adoptiertem Vorschlag (s. Opusc. DU 79 7 f.), V. 29 f. zu
einem Vers zusammenzuziehen (Qtme in te üxor dicit 4uenire ea
sätius est), nicht bei. Schon die gezwungene Stellung des nach-
folgenden Irata verbietet es meines Erachtens." Dz.1 — Dagegen
spricht auch der Umstand, wie Engelbrecht a. 0. gegen Ritschi
bemerkt, daß wegen des folgenden potentes propitii auf cogitat
(V. 30) unter keinen Umständen verzichtet werden kann. Auch
weist si cesses (V. 32) deutlich auf si cesses im V. 29 zurück
(vgl. auch P. Thomas, Rev. de l'instr. publ. en Belg. xxn 386).
Auf Klettes abenteuerlichen Vorschlag (Escerc. Ter., Bonn 1855)
si absis uspiam Ea euenire satiust quae uxor cogitat Irata etc. ist
144 KRITISCHER ANHANG
Dz.1 mit Recht Dicht eingegangen Vollständig mißverstanden hat die
Stelle Otto 265, parens 3, indem er dicit mit 'anwünscht ' übersetzt.
V. 32 ff. "Aus der Zeit, in welcher ich Mitglied des Bonner
philol. Seminars war und unter Kitschis Leitung der Anfang dieses
Lustspiels interpretiert wurde, habe ich mir — ohne eine Be-
zeichnung des üucför — folgende Konjektur notiert: Vxor, si cesses,
bene tibi es?c cogitat: Tete aut (etwa Aui teel?) amare aut potare
afque animo obsegui." Dz.1 — Dz.1 nahm in der Anm. zu V. 33 haupt-
sächlich an der Wiederholung des amare Anstoß. Daß aber gerade
darin eine feine Unterscheidung der in «(liehen Fällen besonders
scharfsinnigen Jbrauen liogt, auf die übrigens schon Don. hin-
gewiesen hat, glaube ich in der Anm. gezeigt zu haben; daher ist
auch der Vorschlag Dzs, cum conumis statt ietc amari zu lesen,
gegenstandslos. Fleck.2 nahm anpassend helluari statt tue amari
in den Text. Dagegen erscheint es mir bemerkenswert, daß
louiales (V. 32) am von AMARE ausstrich und darüber einige
Buchstaben schrieb. Da die Korrektur später getilgt wurde, ge-
lang es erst mit Mühe, BAC zu entziffern. Es wäre daher
nicht unmöglich, daß bacchare (als Aktivum allerdings erst in
später Zeit belegbar) statt amare in der Vorlag*- des Iou. gestanden
hat. Der Sinn wird durch bacchare (auf Liebesstreifzüge ausgehen)
nicht geändert, doch müßte in diesem Falle das erste aut getilgt
werden. In neuester Zeit scnlug L. Havel (Arch. XI 578) mit
Bezug auf die Bemerkung Landgrafs zu der Glosse alealur] cotizat
(Arch. IX 363) statt tele amari He aledri3 vor; tete, in DV detc,
sei nur orfunden worden, um den Vers meßbar zu machen, und
die Bed. fügt hinzu, daß sich die zweite Silbe von tete vielleicht
aus einer Korrektur a,'^ri erkläre. Ich halte es für verfehlt,
in den festgeschlossenen Ideeugang diesen fremden Begriff ein-
zuführen. — Daß V. 3i in A fehlt, ist noch kein Grund zur Ver-
dächtigung (noch weniger, daß Don. ihn nicht erwähnt); Dz.1'2
klammerte ihn mit Fleck.1 ein. Ich behalte den Vers bei mit Fs.bia,
Psichari, Stamp., Fleck.2, weil er mir den psychologisch natür-
lichen, und daher notwendigen Abschluß der Gedankenreihe der
eifersüchtigen Frau darzustellen scheint. Rein, De pronom. ap.
Ter. collocatione cap. IV, D>s°., Leipzig 1879. 18. fuhrt g^gen die
Echtheit des Verses auch die Stellung von soll an, ein Grund,
der durch die deutliche Absicht dieser Stellung hinfällig wird.
Die Umstellung sibi quam (seit Bentl.) ist unnötig.
V. 35. Ich habe mit Vahlen, 'Über die Versschlüsse des
Terentius', Ahn. der k. preuß. Ak. d. Wiss. 1900 lau. 35, ei bei-
behalten, das die neueren Herausgeber mit Unrecht entfernt haben,
da sich diese enge Verbindung auch am Versschlusse in keiner
Weise leugnen läßt (vgl. meinen Aufsatz 'Zu Terenz', Wien. Stud.
XXII 70 f. A. 2). In den Handschriften ist es irrigerweise an den
Anfang des nächsten Ver?es gekommen (vgl. aliquid uah in V. 37
KRITISCHER ANHANG 145
in AFDPL), L dagegen, der, wie ich noch zu erweisen gedenk«»,
die Verseinteilung viel besser erhalten hat als D, hat et am
Schlüsse des Verses. Dasselbe gilt für aut in V. 38. Vgl. darüber
Vahlen 15 u. 39, auch Leo, Rh. Mus. XXXVm 12, Klotz, Grund
züge altröm. Metr., Leipzig 1890, 191.
V. 38 f. Dz.1 hat nach Conradt Herrn. X 109 das überlieferte
aut am Ende von V. 38 getilgt, da einsilbige Konjunktionen am
Ende der Verse (vielleicht mit Ausnahme lyrischer Reihen) nirgends
bei Terenz mit Sicherheit nachzuweisen seien. Ebenso die übrigen
Herausgeber. Vgl. dagegen das oben zu V. 35 Gesagte.
V. 40. "In A: sedbxfkätbembo | is (meo von Iou. getilgt),
die andern Codd. im wesentlichen sed ex fratre. is adeo | . . . Die
von Guyet vorgeschlagene und von den meisten neueren Heraus-
gebern angenommene Umstellung sed fratre ex meo ist wegen der
Stellung von ex hinter dem zugehörigen Substantiv durchaus un-
möglich; nicht einmal ein adjektivisches Attribut tritt vor die
Präposition. Für ebenso unannehmbar halte ich die von W. Wagner
(Rh. Mus. XXII 117) empfohlene spondeische Messung von fratre.
Ich habe daher est nach fratre eingeschoben. Pleonastisch ist est
nicht, insofern bei der Wortstellung des vorausgehenden Satzes
gerade dem non est das positive est gegenübertritt. Die Stellung
der Kopula wäre wie Hec. 391 quod in rem sit tuam." Dz.1 — Die
Herausgeber folgen entweder Guyet (z. B. Fab., Fleck.8) oder Dz.1 (Dz.8,
Stamp.). Nachzutragen wäre noch, daß P. v. Winterfeld, Schedae
criticae, Berlin 1895, S. 7 vorschlägt: sed ex fratre. is meo Dis-
simili studiost = 'er ist von einem dem meinigen (!) unähnlichen
Streben', und ebenso hart Grau, Phil. L 319: fratre; is mei Diss. st.
— cer gibt sich den meinen unähnlichen Bestrebungen hin'. Da
Iouialrs nach FRATRE interpungiert, MEO, das als eingedrungenes
Scholion am besten daraus zu erkennen ist, daß in L über fratre:
s. meo, steht, tilgt und über IS DISSIMILI: ADEO schreibt, was
später allerdings radiert wurde, ist die Überlieferung eigentlich
eine vollkommen einheitliche. In A hatte der Schreiber ADEO
übersehen und deshalb IS, wie dies so häufig mit einsilbigen
Wörtern geschah, an den Anfang der nächsten Zeile gestellt.
Auch in L, der in Bezug auf die Interpunktion sehr genau ist,
wird nach fratre interpungiert, was übrigens auch aus den Lemmata
des Donat zu erkennen ist. Ich folge daher Bentley, ümpf. und
Pess. In den Gloss. Ter. wird adeo mit ualde erklärt.
V. 43. Regel a. 0. 15 schlägt vor: quod fortunati isti putant.
Wenn man auch zugeben muß, daß fortunatum, auf quod bezogen
und fast substantivisch gebraucht, etwas auffallend ist, so glaube
ich es doch im Hinblick auf Cic. ad Quint. fr. DI 14,3: Nihil nobis
rxpeditis, si unlebimus, fore fortunatius , und auf die bekannte
Formel: quod bonum fortunatum feHx salutareque siet (Varro, L.L. 6,86)
halten zu können. Die Stelle wird übrigens auch mit fortunatum
Te ren tios, AcMphoe* JO
J46 KRITISCHER ANHANG
verschieden erklärt: entweder werden wie in der Anm. (Fabia:
quod — uxorem habere) in Übereinstimmung mit Don. und den
Scholien unter isti diejenigen verstanden, die Frauen haben, oder
es wird das direkte Gegenteil angenommen (quod = uxorem non
habere^ Thomas, Stamp.): und das, was jene (Stamp. meint, daß
sich Micio bei diesen Worten an das Publikum wandte, unter dem
hartgesottene Junggesellen nicht fehlten) wie ein wahres Glück
ansehen: ich habe keine Gattin genommen. Schließlich wäre es
auch möglich, quod als Akk. der Beziehung zu fortunatum und
dieses auf Micio zu beziehen: Worin (in Bezug worauf) mich jene
für beglückt halten, ich habe etc. S. auch Wien. Stud. XXIT 102 f.
(nicht 162 f).
V. 44. "Mit Recht haben W.Wagner und Spengel neuerdings
gegen Fleck, u. a. ille c. h. o. vom folgenden getrennt." Dz.1 —
Fleck.2 und Dz.2 interpungieren auch nach omnia\ die gezwungenen Er-
klärungen: Dz.1: ille c. h. o. nämlich agit: 'jener (tut) umgekehrt (!)
alles Folgende', Spengel: 'er in allem das Gegenteil* (sehr be-
denklich), Dombart (a. 0. 355): 'jener treibt all dies in gegen-
teiliger Weise', Stamp.: lui invece e tutto U rovescio, zeigen wohl
am deutlichsten, daß contra als Adverb nicht zu halten ist.
V. 55 f. "Das handschriftliche aut audebit am Anfang des
V. 56 scheint ursprünglich Randglosse zu insuerit (V. 55) gewesen
und an Stelle eines andern Wortes in V. 56 eingedrungen zu sein.
Otto Schubert, Symb. ad Ter. emend. (Weimar 1878, 7f.) hat
hierfür früher sehr ansprechend audacter vermutet; später ähnlich
Spengel: Audebit t. m. audacter cd. — Ferner sucht Schubert 5 ff.
V. 5 7 f. als unecht nachzuweisen und teilt (8) überdies mit, daß
Ritschi V. 55 — 58 auszuscheiden geneigt gewesen sei. V. 5 7 f. sind
dadurch allerdings verdächtig, daß in dem gleichen Monolog
V. 69 — 77 (besonders 7 4 f.) dieselbe Argumentation, nur ausführ-
licher, wiederkehrt; V. 55 f. aber würden den guten Anschluß von
V. 59 an das Vorhergehende unterbrechen." Dz.1 — Gegen die Ent-
fernung der V. 55 — 58 (bloß 55 und 56 tilgen Kocks, Interpol.
Terenk, Festschrift d. Kölner Friedr. Wi]h.- Gymn. 1875, S. 27 f. und
Koenighoff, I>issert. Ter. crit. 7) spricht aber der Umstand, daß
in den Versen 69 ff. zwar ungefähr dieselbe Argumentation, jedoch
im allgemeinen, nicht mehr auf das Verhältnis zwischen Vater und
Sohn bezüglich, wiederkehrt; vgl. über den symmetrischen Bau der
Stelle und ihren Parallelismus Klotz 403. Schofll a. 0. 281 A. 2 will
aut matrem (!) für aut audebit einsetzen, weil schon ein librarius des
10. Jahrh. beim Citat des Martianus Capella (p. 469, 5 BT., p. 162,
17 f. Eyss.) a. m. neben das doppelte aut audebit setzte. Was soll
aber die Erwähnung der Mutter, von der sonst gar nicht die Rede
ist? Dagegen knüpft W. Schmid, Philol. LV 389 ff. an den Um-
stand an, daß Don. den Vers zu Andr. 867 f.: Ostendam, erum quid
sit perieli f allere Et iUi patrem citiert, und schlägt vor: Nam qui
KRITISCHER ANHANG 147
mentiri aut / allere suum erum aut patrem, gibt aber freilich gleich
zu, daß erum hier eigentlich nicht notwendig sei. Don. citiert
aber lediglich wegen / allere patrem1). Klotz a. 0. 204 las: Aut
<^2>atruomy tanto magis etc., nahm es aber später zurück. Die Aus-
gaben folgen bald Schubert, bald Spengel; Fleck.2 schreibt hau dubio
tanto magis etc. Vahlen a. 0. 44 f. sucht die handschriftliche Über-
lieferung vollkommen zu halten. So sehr ich ihm in Bezug auf das
am Schlüsse stehende aut (FP nachUmpf., aber auchLD haben es am
Schlüsse) beistimme, komme ich doch über Bentleys Bedenken:
**post InsueriV quorsum infcrtur * Audebit?' quasi non saepe ac
diu ausus sit priusquam posset insuesccre", nicht hinweg. Vahlen
meint zwar, hier werde das Geringere an das Stärkere mit aut
angeknüpft; so wenig mich aber die hierfür angeführten Beispiele:
Phorm. 431 f., Eun. 796f., Hec. 655ff. überzeugen, da mir in ihnen
doch eine gewisse Steigerung zu liegen scheint, die wir auch an
unserer Stelle erwarten, so wenig kann ich mich auch mit der
Übersetzung von audebit: 'versuchen wird', befreunden. Dagegen
scheint mir Klotz, der die einsilbigen Wörter am Versschluß in
Elision bei Terenz auf Einfluß des Ennius und der griech. Technik
(191) zurückführt, mit folgendem so ziemlich das Richtige ge-
troffen zu haben (Nachtr. 5 66 f.): 'Vielmehr ist gerade patrem aut
audebit alte Überlieferung aller Terenzhandschriften, sowie der besten
alten Handschriften bei Martianus Capeila (p. 162, 18 Eyss.). Gehen
wir von dieser Grundlage aus, dann muß das übrigens auch un-
metrische insueuerit des A und das insuerü eines Teiles der Call.
Handschriften eine nach dem unmittelbar vorausgehenden con-
suefeci filium sehr naheliegende Vermutung sein. Denn man
er wartet ein anderes Verbum: cWer das beim Vater sich vor-
nimmt oder gar auszuführen die Frechheit hat.' Das passende
Verbum gibt die gute alte Lesart bei Mart. Cap. instituerit, das
gerade in dem mit dem teren zischen so nahe verwandten Briefstil
Ciceros in gleicher Bedeutung und Konstruktion vorkommt, wie
denn gerade Micio, der Sprecher dieser Worte, auch V. 38 einen
ähnlichen breiten Ausdruck gebraucht hat: instituere aut parare mit
ähnlicher Steigerung wie hier. Nur muß man dem audebit konform
das einfache Futurum statt des nach dem gewöhnlichen Sprach-
gebrauch vorzuziehenden instituerit einsetzen. Demnach scheint
auch hier D, der vollständigste Vertreter der irischen Relation,
die echte Lesart noch am getreuesten in seinem ins(Jtityuet be-
wahrt zu haben/ Ich stimme ihm vollkommen bei bis auf die
Änderung instituet, die mir unnötig erscheint, da institerit (s. die
Anm. z. d. St.) nicht nur vollkommen in den Vers paßt, sondern
auch dem instituerit des Mart. Cap. am nächsten kommt, dessen
1) Aus den Initialen *. p. a. u. t. m. a. c. (s. adn. crit. bei Weßner)
ißt aber zu erkennen, daß zwischen patrem und tanto zwei Wörter standen.
10*
148 KRITISCHER ANHANG
übrige Terenzcitate (Ad. 361 = 95, 21 f.; Andr. 110f.= 162, 24 f.;
ib. 142 f.= 160, 23f.; ib. 933 = 171, 16; Hec. 58f.= 171, 20f.;
Phorm. 352 f. = 179, 3 f.), entgegen der Ansicht Umpf.s, praef. LXJJT,
zeigen, daß er auf eine gute Überlieferung zurückgebt. Da die
besseren Vertreter der d- Klasse, V und L, bereits inswuit haben,
ist in dem insuet (Schol. am Rande uel insuer.it) des Cod. D offen-
bar nur ui ausgefallen, was der Scholi&st, der identisch mit dem
Schreiber ist, nicht bemerkte.
"'V. 60. haben alle Kandschr., sowie Cic. de btv. I 19, 27
und Victorin. z. d. St. 203, 3 H. clamitans, was W. Wagner (Aus-
gabe und Phil. Anz. TTI 46 f.) sowie Spengel mit Woglas?ung von
agis in den Text gereizt haben. Ich glaube indes, daß clamitans
aus eii. er Parallelstelle (Andr. 144 Venu Chremes po&tridie ad nie
clamitans) hier eingedrungen und die Lesart der Vuigata vor-
zuziehen ist.''* Dz.1 — Auch ich wage trotz der einstimmigen Über-
lieferung (Donat begründet sog?r clamitans gegenüber damals)
nicht, den Proceleusmaticus da j triitäns quid äg \ is zu halten,
obwohl er hier prächtig die Aufregung und Hast Demeas malte, da
er in der Bildung des schwachen T^ktteiles (s. Seyffert, Bur:>.
Jahresb. 80, 265 f.) m. W. einzig dastünde.
V. 62f. "Ich habe den Vorwurf Vestitu nimio mdulges, der
keineswegs einen abschließenden Sinn hat, in enge Verbindung mit
der Frage quor tu . . . suggeris gebracht, von der er bisher stets
getrennt wurde." Dz.1
V. -70. A pauet, c, cauet, was Fleck.2 in den Text genommen
hat, nachdem es schon A. Biese, Phil. Anz. XV 318 (Dz.2 fortasse
rede) empfohlen hatte, dessen Erklärurg aber ebensowenig be-
friedigt als die Donats, der die Stelle als locus obscurus bezeichnet.
Ich halte pauet für das Richtige; denn derjenige, der nur dem
Zwange folgt, wird natürlich, wenn er etwas angestellt hat, so
lange in Furcht vor der Strafe sein, als er Entdeckung fürchten muß;
weiß er sich dagegen wieder sicher, machx er abermals schlechte
Streiche. Natürlich nimmt er sich während dieser Zeit auch in
acht, neue Streiche zu machen (cauet wohl ein Scholion), aber
daß die Furcht dasjenige ist, was ihn abhält, unterscheidet ihn
\on dem andern.
V. 79. Wo wir als Objekt einer Handlung nach dem Zu-
sammenhang ein Pron. dem. erwarten, unterbleibt in der Umgangs-
sprache vermöge der in ihr waltenden Ökonomie häufig die Setzung
des Objekts. So könnte auch stehen cum V. 79, 151, 244 etc.;
ram V. 200, 203, 204 etc.; id V. 107 ff., 205, 209 etc.; eos
V. 919; ca V. 991; ei (Dativ) V. 307, 431, 968; ea (Ablativ)
V. 746; me V. 229, 274, 483, 485.
V. 82 f. "Daß gegenüber der sinnlosen Lesart der Handschr.
Hogas me, ubi nobis Aeschinus Siet, quid etc. Ritschi {Proleg. in
Trifi. S. 120 Anm.) den V. 82 mit Bogas me? ubi nobis Aeschi-
KRITISCHER ANHANG 149
nust? richtig hergestellt hat. halte ich für zweifellos. Auch im
weiteren gibt 8cm iam, wie R. vorschlägt, den Sinn richtig
wieder, entfernt sich aber zu weit von der Überlieferung (näher
läge 8cm tu nach Eun. 744, 800). Conradt im Herrn. X 102f.
schlägt deshalb vor Seiet oder Is seiet.1) Doch widerspricht dies,
soviel ich sehe, dem Sprachgebrauch: seiet oder is seiet im Sinne
von cer wird es wissen, wird es sasfen können' wäre ein Germa-
nismus; es heißt vielmehr: der wird (soll) es erfahren, zu wissen
bekommen. An unserer Stelle aber weiß Aschinus bereits, um
was es sich handelt. Daher glaube ich, daß nicht seiet, sondern
seies zu lesen ist; nach Ausfall des c wurde das Verbum dem
vorausgehenden Satze angepaßt." Dz.1 — Mit Recht weist Sohlee
(Philol. Woehenschr. 1882, 100) darauf hin, daß durch Ritsch; s
Änderung der Dialog ungeschickt werde, und daß man nach
seies, wie Dz.1 vorschlägt, erwarten sollte, Demea werde so-
fort die Schandtat des Ä. vorbringen; statt dessen spektakle er
weiter, bis endlich Micio mit quidnam id est? ihn neuerdings dazu
auffordere. Daß gerade die Formen scies oder seiet (Dz.2) nicht
passend zum Ersatz der am Anfang ungewöhnlich scheinenden
Form siet gewählt wurden, geht daraus hervor, daß Ter. gerade
diese Formen gegenüber seibo etc. mit einer einzigen Ausnahme
(Haut. 972) nur am. Ende verwendet hat (s. Engelbrecht a. 0. 58).
Dagegen waren die Formen siet etc. zur Zeit des Ter. nicht
im mindesten so ungewöhnlich, daß sie deswegen ans Ende
verwiesen werden müßten (wenn Formen am Ende stehen, ver-
danken sie es lediglich ihrer für den Schluß passenden Form),
wie dies Stange, De archaismis Ter., Pr. Wehlau 1890, 1 — 14, nach-
weist. Schon vor ihm ist Haul. überzeugend für die Zulässigkeit ein-
getreten: Neue philol. Rundsch. 1884, 682; ebenso Zeitschr. f. d.
öst. G. 1891, 507 f. und namentlich Hau!.3 Einl. 63, A. 2. Siet
ist aber nicht bloß an unserer Stelle einstimmig überliefert,
sondern die Stelle wird auch von Don. z. V. 789 (s. d. Anm.) mit
siet citiert, so daß man auch dem Vorschlage SchoelJs a. 0. 281,
A. 1: sie est statt siet zu schreiben (angen. von Fabia und Fleck.2)
nicht beizustimmen braucht, so ansprechend er im Hinblick auf
Hec. 460 et qui sie sunt, und, was Seh. nicht beachtete, in Be-
rücksichtigung dessen ist, daß Sehol. Bemb.: ubi\ quanäo (Herrn.
II 383) bietet. Der Umstand, daß Iouiäles erst am Schlüsse der
Worte Demeas, nach tristis ego sim, interpungiert, kann als Stütze
der in der Anm. gegebenen Erklärung dienen. Stamp. denkt an
sit et. Weniger zu empfehlen sind m. E. die von Boue gegebenen
Erklärungen: vous chez qui häbite notre JEsehine (ubi = apud quem),
ebenso Pess.,oder: Quand nous avons un fds iel qu'Eschine (xibi = qtioni).
1) Gebilligt von Dombart, Bl. f. d. bayr. G.W. XVIII 356. ' Zu V. 789
citiert übrigens Donat unsere Stelle, und da hat der Oxon. — wohl aus
Zufall — seiet'. Dz.1
150 KRITISCHER ANHANG
V. 83. Ich halte die Verschreibung in A (B vor DIXIN statt
A) nicht für hinreichend, um die für Micio vollkommen passenden
Worte Dkcin hoc fore dem Demea zuzuweisen, wie dies Spengel, Psiehari,
Plessis, Stamp., Boue tun, zumal vor quid fecitY. 84 kein Pers. Z. steht.
V. 87. Alle Codices (mit Ausnahme von A und E) und Non.
96, 5 (nicht 76) haben dissignauit (L is signauit aus dissignauit).
Da auch Plaut. Most. 413 nach den Handschriften dissignata zu lesen
ist, Hör. Epist. I 5, 16 dissignat die bessere Überlieferung ist (vgl.
Keller, Epil. zu Hör. Epist. I 5, 16 und I 7, 6, Fleckeisen, 50 Ar-
tikel . . . für lateinische Rechtschreibung 16), da ferner dissignator
und dissignatio, woraus m. E. erst die an unserer Stelle einzig
passende Bedeutung geflossen ist, sowohl handschriftlich (Hör. Epist.
I 7, 6) als auch inschriftlich (C. I. a. 0. und IX 5461) als die
richtige Form erwiesen ist, glaube ich nicht zu irren, wenn ich
in diesem Falle von A (und Don.) abgehe, zumal es nicht aus-
geschlossen ist, daß im Laufe der Zeit eine Übertragung der Be-
deutung von dissignare im obigen Sinne auf designare und da-
durch dessen Eindringen stattgefunden hat, wobei ich auch auf
die Eigenheit der m.1 in A hinweisen muß, oft e statt i zu
schreiben; s. Wien. Stud. XXII 58 A. 9. Für dissignare entscheidet
sich auch Henry Nettleship, Journ. of philol. X 206 ff.
V. 94 f. Fleck.2 stellt um: frairem rei \ uidet operam dare.
V. 108. Ich habe decet mit Iouiales und L^ für licet (A
und y) eingesetzt. Der Gegensatz zu dem in Y. 108 ausgedrückten
Gedanken ist alieniore aetate post faceret tarnen (V. 110). Alieniore
aetate kann aber nur ein Alter bezeichnen, in dem sich das Treiben
eines A. nicht mehr schickt, niemals aber bedeuten, daß es in diesem
Alter nicht mehr erlaubt sei; denn das gerade Gegenteil ist der
Fall, in diesem Alter hat der Betreffende ja erst volle Freiheit.
Daher kann 108 nur decet stehen, was auch vollkommen zur An-
schauung Micios paßt, der nicht davon redet, ob es in diesem
Alter erlaubt sei, denn das ist für ihn selbstverständlich, sondern
ob es diesem Alter noch zukommt im Gegensatz zum höheren Alter.
Licet ist entweder eine eingedrungene Bemerkung eines Scholiasten,
der die Stelle nicht verstand — in L steht noch über decet: i.
licet, in D: .1. licet — , oder bloße Verschreibung. Dieselbe Ver-
wechslung fand auch bei Tibull an der angegebenen Stelle
zwischen decebit und licebit statt, wo licebit nur von den jüngsten
und interpolierten Handschriften geboten wird.
V. 117 f. Da Varro, L. L. VH 84, diesen Vers mit Scortatur
statt obs&nat citiert, will Schoell a. 0. 280 ihm folgen, muß sich
aber deshalb zur Ausscheidung von 118, 9 entschließen. Es ist
aber zu beachten, daß Micio hier bereits zum zweiten Male
CV. 100 — 110 sind ohne Wirkung geblieben) dem Demea die
Überzeugung beizubringen versucht, die vorgeworfenen Sünden
des Ä. seien nicht so arg; u. zwar versucht er es diesmal durch
KRITISCHER ANHANG- 151
die Versicherung, er werde für den erforderlichen Aufwand und
etwaigen Schaden aufkommen; dabei darf das 'Lieben*, das doch
viel Geld kostet, nicht mit potat und ölet unguenta zusammen-
geworfen werden, sondern muß einen breiteren Raum einnehmen.
Das geschieht eben in den V. 118, 9. Daß obsonare nicht ver-
mißt werden kann, ersieht man aus V. 369 ff., wo sich Demea
über den Aufwand, den Syrus gemacht hat, entsetzt, und nament-
lich aus V. 964 f., wo Demea obsonare neben scortum addueere und
conuiuium apparare höhnisch als wichtige Pflichten eines für seinen
jungen Herrn besorgten Sklaven angibt. Mit Unrecht hat sich
daher Fleck.2 der Änderung Schoells angeschlossen, der jede Grundlage
fehlt , da bei Varro offenbar nur ein Gedächtnisfehler vorliegt Boue
schreibt V. 117 ludit statt potat, V. 118 bibit statt amat.
V. 121. ALFV bieten et est dis gratia Et Wide etc., bestätigt
durch Donat; die übrigen lassen das erste et weg; diesen folgte
die Vulgata, zu der neuerdings Boue zurückgekehrt ist. Spengel:
est dis gratia Est unde, Umpf., dem Dz.*'2, Stamp. folgen: et — dis
gratia — Est unde, Fabia: et est dis gratia, Est unde, Fleck.8: est
dis gratia ei est und*. Die Lesart des Cod. A bietet zwar die Ana-
phora Et unde . . , et adhuc, könnte aber nur durch Annahme
eines Anakoluthes gehalten werden. Ich schließe mich wegen
V. 138 Fabia an.
V. 125. Statt säumt schlägt H. Gilbert, Fleck. Jahrb. CXXXV
428 willkürlich sient vor, ohne den Konj. zu erklären; dem disce
entspricht nur sciunt.
V. 131. Fleck.2 stellt um curare ambos, nach Bentley, ge-
billigt von Brugman, Quemadm. in iamb. sen. Rom. uet. wrb.
accent. cum num. consoc, Diss. Bonn 1874, 29.
V. 139. Fleck.2 tuos iste nach Brugman 43, der tuos istic
schreiben will.
V. 141. "Ich habe mit Donat (u. a. sagt er: Et ordo est:
Neque tarnen haee quae diät, sunt omnia), ohne dessen voraus-
gehende Erklärung des Verses anzunehmen, tarnen zum vorher-
gehenden gezogen, welches Wort von den neuereu Herausgebern
stets als Einführung des Folgenden angesehen wird. Die Stellung
von tarnen am Schlüsse eines längeren Satzes ist jedoch nichts
Ungewöhnliches, zumal wenn damit das Ende des Verses zusammen-
fällt1); vgl. z. B. Andr. 94 (Nam qui . . .) Neque commoueiur animus
in ea re turnen, Scias etc.; Eun. 865 f. nam si ego digna Tiac con-
tumelia Sunt maxume, at tu indignus qui faceres tarnen; ferner
Eun. 24; Haut. 678, 1012, Ad. 174." Dz.1— Ich bin der Inter-
punktion des lou. gefolgt. Stamp., die Franzosen und Fleck.2
ziehen ebenfalls tarnen zum folgenden.
1) Tarnen gehört zu der Zahl häufig wiederkehrender Jambische»,
bez. pyrrhichischer Wörter, welche von Ter. mit Vorliebe an das Ende
iambisch ausgehender Verse gesetzt werden.
152 KBITISCHER ANHANG
V. 142. Ohne zureichenden Grund setzt Opitz, De argum. mehr.
Lat. arte et angine (Leipz. Stud. f. class. Philol. VI 214 A.l), me aus
V. 143 vor astender e in V. 142; der Vers kann auch mit sed be-
stehen. S. d. Anm. z. d. V.
V. 144 f. "Die richtige Beziehung der Sätze und entsprechende
Interpunktion wurde neuerdings von Conradt, Metr. Komp. 62
Anm. empfohlen und von Spengel aufgenommen." Dz.1 — Über die
\on mir nach Ion. gesetzten Kommata bei nee — neque, et —
et, auf — mit s. Wien. Stud. XXDI 66.
V. 159. Um den iamb. Oktonar hinauszuschaffen, schrieb
Fleck, in Fleck. Jahrb. CXLIH 679 f. scelerus statt scelestus, und
um die Responsion mit diesem neuen Vers herzustellen, verwandelte
er auch V. 156 durch: nunc hie consiste ilico in einen troch. Septenar.
in der Ausgabe (Fleck.2) berücksichtigte er jedoch seine Vorschläge
nicht, sondern zog Ego istam inuitis omnibus (V. 158) mit dem
ersten Teile des V. 159: Quamquamst scelestus, non committet zu
einem troch. Oktonar zusammen, dem sich hodie umquam Herum
ut uapület als trochaicus quaternarius catalecticus anschließt, wie
^s schon Conradt, Die metr. Komp. 176 vorgeschlagen hatte. Die
Handschriften lassen uns wie bei den meisten Kurzversen im
Stiche. A schließt den V. mit umquam, L und D dagegen mit
scelestus. Ich habe mich trotz der ungewöhnl. Casur Conradt aus
dem Grunde angeschlossen, weil es wahrscheinlicher ist, daß der
Vers nach omnibus nicht aufhört, da ja Äschinus dem leno ins
Wort fällt und ihn am Weiterreden hindert.
V. 162 f. Schoeli a. 0. 282 f. nahm hier im Anschluß an Klette
S. 843 abermals eine Interpolation an und warf hatic iniwiam . . . facta/m
esse hinaus. Aus dem, was übrig bleibt, formuliert er den Sep-
tenar: Tu quod te posterius pwrges, huius non faciam. crede (mi) hoc
mit der Klausel: Ego meum ius persequar. Vgl. dagegen Schlee,
Jahresber. 18S7, 124.
V. 1651 "Die Handschr. haben . . . ius iurandum dabitur te
esse j indignum im. Ä., so daß a\xf einen troch. Oktonar ein iam-
bischer folgen würde. Dies verstößt aber gegen die von Bentley
(z. d. St. u. s.) beobachtete und von Fr. Schlee (s. unten) bestätigte
Regel, wonach ein solcher Rhythmenwechsel falsch ist. Ich habe
daher die von Fleck, vorgeschlagene Umstellung angenommen.1)
Was die von Conradt, Metr. Komp. 176 ff. für die vorliegende
Partie vorgeschlagenen Änderungen betrifft, so ist in V. 1 65 f.
nach seiner Lesung (. . . ius iur. iniuria hac j Dabitur te esse ind.
q. s.) die Wortstellung nicht so einfach wie nach Fleck.; in
V. 158 f. aber hat der von ihm gewonnene troch. Oktonar K&,go
i) Vgl. gegen Conradts Hypothese, wonach jedes ter. Canticum
aus drei Teilen bestehen soll, von welchen die zwei ersten einander
gleich sind, abgesehen voii der freien Einfügung lyrischer Klauseln, Dz.
in der Jen. Lit. 1877, 69 ff.
KRITISCHER ANHANG 153
istam inuitis Omnibus. [J Quamqudmst scdestus, nun committet* eine
wenn nicht falsche, doch sicher ganz ungewöhnliche Cäsur. Bei
Ter. haben nämlich die troch. Oktonare fast ausnahmslos Wortende
nach dem 4. Fuße, oder, was ebensoviel gilt, Synalöphe in der
dem 5. Fuße vorausgehenden Silbe (vgl. Andr. 247, Eun. 741,
Phorm. 730, Hec. 527). Von den beiden einzigen Ausnahmen,
Ad. 617 und Hec. 534, läßt sich erstere durch die Schreibung
hance emisse (statt lianc em.)1) und die zweite durch die Umstel-
lung (Potius quam aduorsüs libidincm ünimi tui esset cum illo
nupta statt P. q. aduorsum an. t. Hb. q. s.), wobei aduorsüs aus
Cod. A beibehalten werden kann, unter die Regel bringeu.
O. Schubert a. 0. 4 Anm. 3 nimmt freilich um dieser zwei Verse
willen für den troch. Oktonar eine stellvertretende Cäsur nach der
4. Arsis an. Fr. Schlee, De vers. in cant. Ter. conseeutione (Diss.
inaug. Berlin 1879, 34 f.) entscheidet sich für Bentleys Annahme,
welcher der handschriftlichen Lesart folgend die erste Silbe von
indignum zu V. 165 zieht. Eine solche Freiheit der Wortteilung
verlangt aber noch eine ausführlichere Begründung." Dz.1 — Schoell
a. 0. ändert Indignum in dignum und faßt den Ausdruck unter
unrichtiger Berufung auf Donat als inßnitiuus exclamationis
auf. Wenn Donat sagt: "Hoc est, iurabimus te esse indignum,
cui iniuria fiat huius modi. Aut Separatini iusiurandum dabitur,
ei separatim te esse indignum iniuria hac et sie melius', so meint er
mit dem zweiten doch nur: entweder wird (die böse Absicht) ab-
geschworen oder einfache Abbitte geleistet, und für diesen ist eben te
esse indignum i. h. die konventionelle Formel. Ich halte an dem
iambischen Oktonar, der durch die Handschriften geboten wird, fest,
— genug Aufregung als Anlaß zur Abwechselung gibt es ja.
Aus diesem Grunde entfällt auch die Notwendigkeit, auf die von
Klotz a. 0. 417f. gegebene Einteilung der Verse 161 — 167 ein-
zugehen. Die Athetese von 164 — 166 durch Meißner (Fleck. Jahrb.
SuppL B. XII 543 ff.) kann ich nicht billigen.
V. 167. Um die Kürzung von fores aus der inneren Senkung
zu entfernen, denkt Klotz 58 an atque aperi fores oder ae forem
aperi. Wenn auch nach Klotz nur vielgebrauchte Wörter der
Kürzung an dieser Stelle unterliegen, so genügten wohl die von
ihm selbst (S. 57) angeführten Beispiele, um eine Änderung als un-
nötig zu erweisen. Indessen zeigen sowohl Podiaski, Die troch.
Sepfcenare des Terenz, Berlin 1894, 15 und 22, als insbesondere
R. C. Manning, On a supposed limitation of the law of Breues
breuiantes in Plautus and Terence, Harvard Studies IX 87 — 95,
daß ein Unterschied in dieser Beziehung zwischen inneren und
äußeren Senkungen nicht besteht.
1) Ich messe den Vers anders; daher entfällt die Notwendigkeit,
hance einzusetzen: s. d. Anm. z. d. St.
154 KRITISCHER ANHANG
V. 168. "In A fehlt tu; die andern Codd. haben: iam nunc
tu (DG: nunc tu iam). Sa. At enim; at fehlt ausdrücklich bei
Donat und Priscian. Umpf. und Spengel schreiben mit schlechtem
Rhythmus: I intro nuntiant tu \\ Enim q. s., Fleck.1 nimmt at auf:
I intro nunciam || At enim q. s. Ich suchte durch Umstellung von
iam zu helfen; auch Haut. 376 steht Iam nunc q. s." Dz * — Der
Umstand, daß tu in A fehlt, in den übrigen Handschriften an
verschiedenen Stellen steht (L nunciam tu), bringt mich zur An-
nahme, daß es ein eingedrungenes Wort ist, da die Scholiasten
manchmal zu einem Imperativ tu hinzuschriebon. (So steht es in
V. 609 über ergo in A in alter Rasur.) Andrerseits scheint mir
at im Hinblick auf V. 161, wo Sannio ebenfalls seinen Einwurf mit
at beginnt, recht gut zu passen; enim bleibt trotzdem affirmativ,
weshalb es nicht zu verwundern ist, daß Priscian (Don. hat nach
Klotz at enim) nur enim hervorhebt.
V. 170. An dimoueas statt demoueas denkt Dz. (Arch. H 139 f.)
wegen der von Gloss. Ter. (ex rec. G. Goetz, Ind. lect. aest. 1885,
Ienae, auch Corp. Gloss. Lat. V 533, 6) bei Gl. 203 gebotenen Lesart
(Ztw., die sich auch in E sowie in einem Erfurter Fragment eines
Ter. Codex erhalten habe. D bietet dim. erst von m,2 Ich bleibe
bei der besseren Überlieferung. Fleck.2 stellt wegen der Haupt-
cäsur um: quoquam oculis.
V. 172. Ich habe mit Umpf. die Worte omitte mulierem dem
Parmeno zugewiesen, während sie alle Herausgeber als Worte
des Ä. auffassen. Zur handschriftlichen Überlieferung ist zu
bemerken, daß D vor hem zuerst B, das Zeichen für Sannio, hatte,
eine späte Hand machte erst A, das Zeichen für A., daraus. In
L steht PAR. von m.2 auf Rasur vor kern. Entscheidend scheint
mir zu sein, daß sowohl in A als auch in D im Szenentitel Par-
meno mit einem Buchstaben bezeichnet ist, daß ferner A hier
omitte mulierem dem Parm. zuweist und dies die einzige Stelle ist,
wo P. redend eingeführt werden kann.
V. 173. "Cod. A: 0 facinus indignum, die andern Codd.: 0
miserum facinus. Jene Lesart ist vielleicht der Anlehnung an
Parallelstellen zu verdanken (z.B. 447, 669), wo fac. ind. in dieser
Wortfolge steht. — In der Mitte des Verses, wo alle Handschr.
geminabit nisi caues haben, habe ich, da ni für nisi gegen den
Sprachgebrauch verstößt (vgl. Haut. 730, 932, 1003) Fleckeisens
Umstellung angenommen; metrisch zulässig wäre indes auch: 0
ind. fac. || Geminabit, nisi caues q. s." Dz.1 — Leo, Deutsche Lit.-
Zeitung, 1882, 358 hält zwar die Scheidung von ni und nisi für zu
weit getrieben (daß beide von Plaut, und Ter. ohne Bedeutungs-
unterschied gebraucht werden, zeigt Claes Lindskog, De enuntiatis
ap. Plaut, et Ter. cond., Lund 1896), schlägt aber vor: 0 facinus
ind. Ae. Gem. nisi cauehis, Sa. Ei mihi. Ich halte die Über-
lieferung, die nur bezüglich des indignum gestört ist, indem in g
KRITISCHER ANHANG 155
das Scholion miscrum das nicht ganz gewöhnliche indignum ver-
drängt hat. Bezüglich des Procel. s. Klotz 353.
V. 179. Leo, Plaut. Forsch. 271 meint, daß die Wortstellung
meam magis licet (so Fleck.2) hesser klingen würde, wohei das
iambische magis, das vor Lukrez selten ist, entfernt würde. Dann
würde es noch seltener.
V. 185. Fleck.2 stellt um Egon autem debacchatus sum an
tu? Dadurch wird autem von dem Wort getrennt, zu dem es
gehört, und die köstliche Reminiscenz an die Prügelei durch Ent-
fernung von in me fast unverständlich.
V. 188. "In den Handschr. steht fateor vor pernicies, so daß
gegen die Regel ein Anapäst mit Wortende in den 4. Fuß fällt.
Ich habe daher Fleckeisens Umstellung angenommen," Dz.1 — Fateor
kann sinngemäß nur hinter Teno sum stehen; die enge Zusammen-
gehörigkeit von pernicies mit communis (die Cäsur befindet sich
nach fateor, Penth.) läßt bezüglich des Anap., def sich übrigens
auch Hec. 252 haud ita decet; si perpetuam uis esse adfinitatem hanc
(denn so ist trotz Podiaski, Quomodo Ter. in tetrametris etc., Berlin
1882, 50 f. zu lesen), findet, jeden Anstoß schwinden.
V. 191. "Das von Ritschi (Opusc. II, nicht DU) beigebrachte
Material läßt sich noch durch die Notiz vervollständigen, daß nach
Plaut. Poen. 1380 der Kuppler für die beiden Mädchen aus Karthago
in ihrer Jugend 18 Minen gezahlt hat; ferner daß im Pers. die Summe,
um welche die Tochter des Saturio verkauft wird (60 Minen;
s. V. 665, 683), gleichwertig zu sein scheint mit den 600 nummi
argentei, welche für Lemniselenis gezahlt wurden nach V. 36 (39),
437, 852. Dies ist an sich natürlich und wird empfohlen durch
die Art, wie V. 663 ff. 60 Minen als geringster Preis angesetzt
und V. 81 f. und 327 f. verheißen wird, daß der Kuppler die
Lemniselenis für sein eigenes Geld freilassen soll. Es würde dann
die silberne Dekadrachme gemeint sein, von welcher Hultsch,
Metrol. 292 Anm. 12 handelt. Vgl. auch Geppert, Plaut. Stud.
I 52 f., der freilich den nummus arg. anders taxiert." Dz.1 — Vgl.
außerdem Boeckh, Staatsh. d. Ath. I2 95 ff. und Büchsenschütz,
Bes. und Erw. 200 ff. — Da die Verwünschung nur auf argenti
tanium dabitur bezogen werden kann (dieselbe Formel Cure. 273,
sowie die Segenswünsche di bene uortant: Plaut. Aul. 175, 257,
272, Pseud. 646, Trin. 502, 573, Phorm. 552, Ad. 728, Hec.
196 f., Eun. 390, guae res bene uortat: Trin. 500, Cure. 729,
Asin. prol. 2, Trin. 572 beziehen sich auf etwas Zukünftiges oder
ein gegenwärtiges Ereignis, dessen Ausgang noch nicht voraus-
gesehen werden kann), und da in allen Beispielen das, worauf
sich die Formel bezieht (mit Ausnahme von Capt. 361, Pers. 329,
Aul. 218, 787, Hec. 196f., die aber anders geartet sind, da der
Relativsatz die Rede beginnt), vorausgeht, scheint es mir richtiger
ID, das A na^h emisti bietet, beizubehalten, so daß argenti als
156 KRITISCHER ANHANG
gen. pari, zu diesem gehört und auch hier ein Wort, worauf sich
die Verwünschung bezieht, vorausgeht. Daß es bei dem Umstände,
daß es von argcnti getrennt ist, der Call. Rec. zum Opfer fiel
{Ion. streicht es durch), darf uns Dicht wundern; die Einsetzung
durch einen Scholiasten ist wohl kaum anzunehmen.
V. 194. ET, das A vor MANV bietet, scheint dem Um-
stände, daß sowohl überall causa adserere als auch Überall manu
adserere vorkommt, seinen Ursprung zu verdanken. Da jedoch der
Komplex adserere manu durch Überall causa adverb. bestimmt wird,
bleibt es besser weg.
V. 1 98 f. Schoell a. Ö. 281 f. bestreitet, daß Sauppe (Ind. sckol
Golting. 1886, 19) nach Guyets Vorbild mit Recht V. 199 ent-
fernt habe (ebenso neuerdings Fleck.3) und sieht die Verderbnis
im vorhergehenden Verse, den er folgendermaßen ändern will, in-
dem er meam als Objekt zu allen drei Verben nimmt: domo ml
eripuit, überauit, mc inu. abd. meam. Die Beweisführung leidet
zunächst daran, daß lou.: domi in domo, nicht, wie Schoell als
Ausgangspunkt nimmt, domo in domi geändert hat. Zu der Ände-
rung Überauit ist kein Anlaß vorhanden. Die Umstellung von
199 und 200, die alle seit Muretus annehmen, ist unberechtigt
und schuf die Unzukömmlichkeit, daß 199 unmittelbar auf uarbc-
ratiit folgte. Die Anm. dürfte auch die ursprüngliche Ordnung, von
der man nicht begreift, warum sie verlassen werden inußte, recht-
fertigen. Fleck.2 schreibt V. 198 domi nie arripuit nach Wagner.
V. 205. "Es ist nicht zu leugnen, daß sieh in V. 205 — 208
im wesentlichen die Argumentation wiederholt, welche bereits
V. 201—204 enthalten, wie Spengel Anh. zu 202—208 richtig
hervorhebt. Wer beide nebeneinander erhalten will, muß jeden-
falls V. 205 bei id an eine andere Situation denken (s. Anm.
z. d. V.), als V. 201 bei fiat. Vgl. übrigens Anh. zu V. 56." Dz.1 —
Daß zuerst 202 — 204 und 206 — 207 vertauscht wurden (Spengel
in d. Anh. z. 201 — 208 denkt wenigstens an zwei Rezensionen)
und dann ein Interpolator 201 und 205 eingeschoben hat, wie
Heidtmann, Rh. Mus. XLÜII 153 ff. annimmt, kann ich mir nicht
vorstellen. Die Worte des lern (V. 202): sed ego hoc hariolor
zeigen deutlich, daß auf seine Rede die Regeln der Logik
nicht angewendet werden können. Die Rede ist übrigens ganz
gut verständlieb , und wer sich an der Wiederholung si modo
reddat stößt, bedenke, daß dies die Hauptsache für den leno ist,
und höre einmal, wie gewöhnliche Leute auch heute noch jede Sache
zwei-, dreimal wiederholen, besonders wenn sie im Affekte sind.
Heydtmann legt übrigens seiner Beweisführung auch den Umstand
zugrunde, daß der leno weiß, das Mädchen sei eine Freigeborene;
zu dieser Annahme ist kein Anlaß vorhanden. Die vor-
genommenen Umstellungen (Guyet, Fleck.2) halte ich für unnötig.
Dz.8 denkt an Entfernung des V. 205.
KRITISCHER ANHANG 157
V. 20(5. ** occeperis nach Ponat, während die Codd. inceperis
haben. Incipio kommt bei Ter. sonst, nur intransitiv oder mit dem
Akkusativ eines Pronomens gen. nrutr. vor." Dz.1 — Nach Phorm. 709 f.
noui Negotii incipere und 225 In re inclpiunda, Andr. 539 Quae
incepta sehe ich keinen Anlaß, die Handschriften zu verlassen;
ebenso Speng., Stamp., Plessis, Fabia. Auch Donat hat nach
Dr. Weßner inceperis im Lemma , das die Itala in oeeeperis korrigiert
V. 209. lam (A), das durch Don. bestätigt, von Bentley
gehalten wurde, scheint nur eine Dittographie nach dem voraus-
gehenden conueniam zu sein (in y ist es vor faxo gestellt worden),
da wir es sonst mit einem iamb. Oktonar mit unreinem letzten
Fuße zu tun hätten. Meißner, Fleck. Jahrb. CXXIX 323 will statt
atque rtiam lieber etiam insuper einsetzen. Fleck.2 ändert 209 und
210 gewaltig.
V. 218. "Die Oodd. haben atque am Ende von V. 217 und
in V. 218 esses morigeratus. Ich bin Fleck eisen gefolgt, während
W. Wagner und Spengei nur atque in der handschriftlichen
Lesart streichen, Conradt aber Herrn. X 109 f. atque und Y. 218
streicht, Fr. Sehlee aber neuerdings a. 0. 7 ganz verkehrt den
Kandschr. folgen will." Dz.J — Die V. 210 — 219 sind tadellos über-
liefert, s. d. Anm. z. V. 216. Unbegreiflich ist, was Schoell a. O.
283 zusammenkonstruiert: Meiuisti, si nunc de tuo iure concessisses
pc tdulutn, Ne non tibi istue faeneraret; hominum hotno's (sie! beim
Vokativ) stulüssime. Sa. (Ne tu homo's, inperitus ipsus:*) ego spem
pretio non cmo. Klotz a. 0. 191 berührt den Vers nur flüchtig
und zweifelt an atque. Stamp. und Pess. haben den Mut gehabt, atque
zu behalten, und sind durch Vahlens Beweisführung a. 0. 51 ge-
rechtfertigt worden. Dazu sei nur. bemerkt, daß alle Hand-
schriften, die Versteilung aufweisen, 218 mit Aäulesc. beginnen.
Das einfache Weglassen von atque (neuerdings Dz.2, Fabia, Fleck.2)
half der Sache nicht. Meißner (Fleck. Jahrb. CXXIX 323 f.) will
den ganzen V. 218 streichen (die Beweisführung stützt sich auf die
Wiederholung und auf die Absurdität von homin. hom. stult., welche
Worte nacb Schoell das Gepräge der Echtheit tragen), weil
209 — 227 19 Oktonare seien, während es nur 18 sein (!) sollen,
damit sie durch 3 teilbar seien.
V. 220. Die Handschriften bieten: nescis inescare; die Um-
stellung geht auf Bothe zurück.
"V. 223 f. wurden bisher auf Grund von Donats Kommentar
von den meisten Herausgebern ganz anders , und zwar falsch erklärt.
rEi, kenne ich doch deine Denkart! Als ob dir an 20 Minen . . .
etwas gelegen wäre, wenn du dich nur meinem Herrn gefällig
erweisen kannst* (Spengei). Daß aber die Wort* quasi /am us-
quam tibi sint uig. m. unmöglich dies bedeuten können, haben
Paimeriua Bentley und Bothe bereits richtig erkannt. Auch wäre
158 KRITISCHER ANHANG
der Kalkül so naiver Art, daß Syrus sich, nach dem Voraus-
gegangenen sicher keinen Erfolg davon versprechen könnte. Des-
halb trifft auch Bentleys Vorschlag (terunci für iam usquam) nicht
das Richtige. Bothes Lesart quasi nusquam tibi iam sint uig. m.
gibt einen passenden Sinn, ist aber gewaltsam hergestellt und
entspricht nicht recht dem Sprachgebrauch, der vielmehr nullae
u. m. verlangen würde. Erwähnung verdient wenigstens folgende
Erklärung: (ich spreche so zu dir,) wie wenn dir das Geld schon
irgendwo aufgezählt wäre — so sicher ist es dir — , wenn du nur
dem da willfahren wolltest. Indes könnte Syrus nicht V. 241 f.
die Zahlung der halben Summe vorschlagen, wenn er vorher die
der ganzen als sicher bezeichnet hat. Überdies deutet praeterca
(V. 224) darauf hin, daß Syrus schon im vorhergehenden an-
gefangen hat, dem Sannio bange zu machen. Ein solcher Sinn
liegt nun klar in den Worten quasi . . . minae, wie ich sie erklärt
habe1). Nur die Worte dum huic obsequare widersprechen diesem
direkt, da huic nach dem Sprachgebrauch der Komiker nur auf
Äschinus oder Syrus, was für den Sinn gleich ist, und nicht auf
Sannio oder animus (V. 223) bezogen werden kann. Ich vermute
daher in obsequare einen Fehler der Überlieferung und möchte ein
Verbum eingesetzt wissen, welches dem bisher in dieser Szene von
Sannio gegen Äschinus und Syrus eingenommenen Standpunkt
entspricht" Dz.1 — Gegen Dz.s Erklärung: *als ob du die 20 Minen
schon irgendwo sicher hättest, wenn du dem Äschinus hier nicht
vertrauest', die ihn zwingt, zu einer Änderung zu greifen, vgl. Schlee,
Philol. Wochenschr., 1882, 100f.; dieser selbst schlägt vor, quasi
usquam eng zusammenzuziehen und als einen Ausdruck der Vulgär-
sprache anzusehen: 'so gut wie in der Tasche', und sunt statt sint zu
lesen. In diesem Falle wäre aber noui tuom animum ganz über-
flüssig. Schoell a. 0. 285 denkt an eine Lücke und schiebt
zwischen V. 223 und 224 den Vers ein: dum cum ero, leno, litis
facias: aliquid saltem tu auferes. Kirtlands (Klass. Rev. 1897, 352f.)
Erklärung: *As if you loere at all sure of (he twenty minae (as
1) Dz.1 in der Anm. z. d. V.: 'Setzen wir für obsequare ein Wort
wie obnitare (obloquare, auch obluctarc, aduorsare, da der Indikativ ganz
gut stehen kann, das Tatsächliche bezeichnend) in den Text, so erhalten
wir folgenden, durchaus angemessenen Gedankengang: gut (wohlan), ich
kenne deine Sinnesart; ich weiß, daß es dir mit dem in V. 222 aus-
gesprochenen Grundsatz Ernst ist. Mit quasi . . . obnitare macht Syrus
kurz, bevor er zu einem weiteren Gesichtspunkt übergeht, den Sannio
auf das Unnütze seines bisher eingenommenen Standpunktes aufmerksam :
du sagst, du wollest lieber das Vorhandene davontragen als auf die Zu-
kunft bauen, und wollest deshalb nicht dem Ä. die Sache vertrauensvoll
überlassen (s. V. 214, 215 ff., 220 f.); als ob du die 20 Minen schon irgend-
wo sicher hättest, wenn du dem Ä. hier nicht vertrauest. D.h. wenn
du auch nach der in V. 222 dargelegten Sinnesart handelst, hast du doch
das Geld noch nicht ' in praesentia' . Dz.8: an scribamus: 'quasi . . . minae!
Dum huic (i. e. mihi) obsequare!'
KRITISCHER ANHANG 159
if you would cvcr get thc tw. n>.) until you come to terms wüh
Aescliinus* halte ich schon wegen der Übersetzung von dum mit
bis für verfehlt. Kirtlands Erklärung für den Konj. — entweder
antizipatorisch oder aus der Unterordnung unter sint folgend —
befriedigt auch nicht. Ich habe mich Stamp. angeschlossen, der
gleich Spengel auf Donats Erklärung zurückgegangen ist. Außer-
dem scheint mir der psychologisch richtige Vorgang des Syrus diese
Erklärung zu empfehlen. Bezügl. des in d. Anm. z. d. V. genannten
nulli rei esse vgl. besser Gell. Xffl 31, 8, IX 2, 6, XV 9, 11. Fleck.2
verläßt die Überlieferung vollständig: Noui tuom animum: quasi
tanti umquam tibi sint u. m.
V. 226. "Ohne tarnen eine andere Beziehung geben zu wollen
als z. B. Wagner und Spengel, habe ich das Komma hinter (nicht
vor) tarnen gesetzt. Diese Konjunktion stellt den ganzen mit ubi
beginnenden Doppelsatz dem Vorausgehenden gegenüber; da nun
in diesem Falle das (postpositive) Bindewort bei vorausgehendem
Nebensatz in diesen eingeschoben wird, glaubte ich hier keine
Ausnahme machen zu dürfen." Dz.1 — Vgl. dagegen die Anm. z. d. V.
Fleck.2 schreibt Mim ut.
V. 232. Seit Bentley liest man nach der Vermutung eines
Unbekannten ac tum agam, weil man 1. von einer Sache, die gar
nicht begonnen wurde, actum agam nicht sagen könne und 2. der
Hiatus actum \ agam nicht zulässig sei Was den 1. Grund betrifft,
so hat eben das Sprichwort, wie schon Don. bemerkt, die Be-
deutung von nil agam angenommen, so wie unser deutsches 'leeres
Stroh dreschen' nicht bloß von einer wiederholten, sondern auch
von einer einzelnen, jedoch nutzlosen Handlung gesagt wird. Bei
dieser Auffassung, die auch durch die Interpunktion des Iou. und
in L empfohlen wird, wäre aber der Hiatus nicht zwischen actum
und agam, sondern nach omitto anzunehmen, wo er — es ist die
Cäsurstelle — dadurch vielleicht gerechtfertigt werden könnte,
daß Sannio nach omitto eine Pause zum Überlegen benötigt, nach
welcher er unwillig mit a. a. fortfährt. Doch scheint es hesser,
wegen des vorausgehenden nunc in tum einen Gegensatz zu diesem
zu erblicken und ac tum getrennt zu schreiben. Der Zufall, daß
sich hier ac und tum smngemäß auch vereinigen lassen, mag die
Erklärung, die bei Donat erhalten ist, herbeigeführt haben.
V. 235 f. (CVM PERSEQVI) in A wird von Iou. in TVNC
geändert. Wegen des Gegensatzes zu nunc habe ich diese Form
statt des in s überlieferten tum eingesetzt. Ebenso habe ich im
folgenden das abschwächende id mit Iou. gestrichen. An Jiocne in
V. 237 denkt Dz.2
V. 246. Ich habe das von Iou. und s überlieferte defrudat
(y defrudet) eingesetzt. Vgl. Bitschi, Parerga 540 ff., der die auf
Handschriften und Non. 31, 9 gegründete Schreibung defrudo emp-
fiehlt, und Georges, Wortformen 198.
160 KRITISCHER ANHANG
V. 247. "Mit Spengel habe ich nach Syre Doppelpunkt statt
eines Komma gesetzt und dadurch das Folgende selbständig ge-
macht." Dz.1
V. 249. Ebenso zieht Spengel Syre zum folgenden.
V. 250. Fleck.2 stellt antehac vor non.
V. 256 ff. Anders dachte i"h über diese Verse Wien. Stud.
XXII 105 f.
V. 259. Die Herausgeber lesen Fratrem homini nemini etc.
Ich halte den Gedankengang: fdaß kein Mensch einen Bruder hat,
welcher . . .' (so Dz.') für unpassend, da nicht jeder Mensch einen
Bruder zu haben braucht. Wohl aber braucht vnam hane rem
praecipuam eine Erläuterung und die wird durch Fratrem
( A* FRATER, darüber in alter Rasur EM), das Iou. vom folgenden
abgetrennt hat (Don. z. d. St.), gegeben. Dieses Fratrem bildet
den Yergleichungspunkt für das Folgende: hominem neminem esse
prim. a. m. p., das sich nun logisch anschließt: daß kein Mensch
sich besser auf Listen versteht als natürlich er. Hier hat G
allein das Richtige bewahrt, g haben zwar neminem behalten, aber
hominem in homini (die Erklärung s. Wien. Stud. XXII 106) geändert.
Sobald die Abtrennung von Fratrem übersehen wurde, war die
Änderung homini nemini selbstverständlich (so in A). Auf die
Konstruktion unam rem habere . . . fratrem scheint auch "V. 268
qui quidem te habeam fratrem hinzuweisen.
V. 260. "Irreleitend ist Brix' Anm. zu Plaut. Mil.3 789 feccülam
von einer abwesenden Person' etc. An den dort angeführten
Stellen ist allemal die betreffende Person oder Sache in einem der
sichtbaren Bühnenhäuser betindb'ch. Das Richtige hat bereits Friedr.
Martins Quaest, Plaut. (Diss. Halis Sax. 1879) 31 gesehen." Dz.1 —
Natürlich ist Aeschinus nbist, nicht Aesckinüs übist, wie Stamp.
will, zu messen.
V. 261. Fleck.2 opera fllius.
V. 262 f. "Cod. A: QVIIGNOMINIA, woraus corr.rec." (Iou.)
*'quin omnia gemacht bat, wie auch in C und P, sowie bei Donat
steht; ■die andern Handschr. haben qui omnia (nach Umpf.). Fleck.,
Wagner, Umpf. schreiben Qui ie/nominias, doch ist, vom Plural
abgesehen, der Begriff ianom. viel zu stark und daher unpassend.
Metrisch genügt die von Bentley und Spengel aufgenommene
Losart Quin, bez. Qui ne omnia q. s. (ne versicherndes Adverb).
Der Konjunktiv des Relativsatzes ist dann begründend (wie V. 268).
Näher der Lesart des Bemb. von m.1 liegt das von mir in den
Text gesetzte Qui quom omnia- über den Konjunktiv putarit nach
quom vgl. Lübbert, Gram. Stud. n 140 f." Dz.1 — Daß ignominia in
A aus in omnia entstanden ist, scheint mir evident; daher darf
dieses Wort nicht als Grundlage für die Lesart quom omnia (Dz.)
oder quom omnis res (Fleck.2) genommen werden. Ich folge mit
Stamp. der Korrektur des IouiaJes. Vgl. auch Schindler, Observa-
KRITISCHER ANHANG 161
Hones crUicae . . . Diss., Halis Saxon, 1881, 26f., der qui in omnia bei
Arus. als Beweis für ursprüngl. quin omnia betrachtet.
V. 264. Nicht unwahrscheinlich ist die Vermutnng SchoeUs
(a. 0. 283 f.), daß wegen Andr. 120 potest als Gloesein zu entfernen
und nihü supra zu lesen, dagegen sed, das s bieten, vor quidnam
zu halten sei, Fleck.8: nü pote supra: sed quid foris fttc. Gegen
pote (bloß Don.) s. Barth, De inf. ap. scaen. poel. LaL usu, Diss..
Iaps. 1881, 17. A teilt den gaD/en V. dem Ctes. zu; Im. schreibt
8 über das erste mane.
V. 268. equidem setzen Spengel (nach einer Andeutung in
G), Psichari, Plessis, Boue. — A illamveeo (so Pess.), lou. fügt
ercle vor Vebo ein, LD illam facile her de uero, die übr. illam
facüe uero. Während allgemein facile (von Muretus verteidigt) als
Glossem ausgeschieden wurde, schreibt Fleck.3; illam fiercle facile
omitto. Erwähnenswert ist Schoells Ansicht, der Ego illam (herc'ie?)
uero facile qui zu lesen vorschlägt und omitto entfernt. Ich bin
A und lou. gefolgt.
V. 272. "Die Codd. hqs paene sero scisse (DG von m.1
scire) et paene m eum locum (Medisse), wie Spengel auch in den
Text gesetzt hat. Dabei mißfällt ebenso die Wiederholung von
paene — gerade an erster Stelle ist es verdächtig — wie der
unpersönliche Gebrauch von redisse. Ich bin daher Fleckeisen
(rescisse) und Bentley, welcher rem vor locum einschiebt, gefolgt;
nur habe ich rem vor paene .eingesetzt. Auch vor rescisse könnte
rem zugefügt werden." Dz.1 — Ich bin mit Stamp., Fabia, Psich.,
Boue bei der handschr. Überlief, geblieben; L hat scire in Rasur.
Schoell (a. 0. 281 n. 2): nos sero scisse et paene in eum iam renn
locum, Plessis: nos paene sero scisse et iam rem m eum locum,
Pessonneaux: nos paene sero scisse et rem in eum locum. Fleck.2
setzt außerdem das von g überlieferte sed am Anfang des Verses ein.
V. 277. Dz,1- 3, dem Fabia und Fleck.2 folgen, setzte i vor
nitro gegen die Handschriften und Don. ein; wegen Ego . . . ibo
scheint es mir entbehrlich zu sein, zumal bei der raschen Rede
des A. Stamp., Psich., Boue, Pess. folgen ebenfalls den Handschr.;
desgleichen Pradel a. 0. 474.
V. 278f. "Die Handschr. haben Ne tarn q. s. Ich bin Madvigs
Konjektur (Non lam quidem, Adv. er it. H 20) gefolgt. Nach der
Vulgata wird Ne tarn quidem für deiktisch erklärt, für Quamuis
etiam q. s. (so die Vulg.) weiß man aber keine genügende Er-
klärung zu geben. Donat scheint auch quam uis gelesen zu haben.,
da er erklärt: in quantum uis" Dz.1 — Dz.*, Boue und Fleck.3
schreiben non und interpungieren nach quam uis, die übrigen ne.
Die gegeb. Erklärung dürfte genügen; vgl. Brix z. Trin.4 380.
V. 281. Hern, das s vor Quid est bieten (DG ehern — E
[die Note für Syr.] -f Jiem; in A fehlt es), hat wegen Andr. 116
und 184 große Wahrscheinlichkeit für sich; doch scheint mir ge-
Terentius, Adelphoe.' jj
162 KRITISCHER ANHANG
rade hier keine Nötigung für Syrus vorzuliegen, geheucheltes oder
wirkliches Erstaunen auszudrücken. Spengel nahm ent auf und
schrieb istunc ohne te. Te (LDEFG om.) bietet A vor hercle,
Iou. tilgt es und fügt es hinter her de hinzu, wo es abermals ge-
tilgt wurde.
V. 283. Fleck.3 permanet ad patrem.
V. 284. C. Rein, De pron. . . . colloc, Leipzig 1879, 5 A. 18
will gegenüber s, Don. und Ausg., die te intus oblecta haben, die
Wortfolge des Bembinus intus te oblecta beibehalten mit Rücksicht
auf die Beobachtung, daß Ter. den Akkusativ des Reflexivpron. in
der Regel durch kein anderes Wort vom Verb trennt (vgl. V. 46,
49, 286, 322, 519, 575, [614 anders], 623, 632, 756, 763, 838,
842, 886), und schreibt, um den Hiat zu tilgen, tete, das sonst
nicht überliefert ist. Dasselbe erreicht man, wenn man das von g
und Don. gebotene csio, das auch der energischen Aufforderung,
die hier nötig ist, entspricht, aufnimmt, zumal io vor tu leicht
ausfallen konnte (C: es tu, C2 fügt to hinzu), umgekehrt ist in DG
tu nach to ausgefallen, trotzdem der Archetypus der ö Klasse (L
bietet richtig esto tu) sicher beides hatte.
V. 285. Da der Oktonarabschnitt V. 254—287 34 Verse
zählt, daher nicht durch 3 teilbar ist, glaubt Meißner (Fleck.
Jahrb. CXXIX 3 24 f.), einen Vers entfernen zu müssen. Seine Wahl
fällt auf V. 285. Derselbe Umstand veranlaßt ihn S. 3 25 f., den
V. 352 zu entfernen.
V. 287. Die Bemerkung Donats, daß dieser Vers nach einigen
noch zur Rede des Syrus gehörte, scheint fast eine Bestätigung
durch A zu finden, wo T, das Zeichen für Ctesipho, fast zu ver-
schwinden droht, also wohl einmal radiert wurde. Ita quaeso
scheint mir jedoch nach den hochtrabenden Worten des Syrus im
vorhergehenden Vers nicht in seinen Mund zu passen, und daß
das Folgende wegen V. 522 nur von Ct. gesprochen werden kann,
bemerkt schon Don. — P. Barth (Fleck. Jahrb. CXXIX 181) will
an unserer Stelle das handschriftliche hilarem beibehalten (ebenso
Dz.2, Fabia, Boue, Pess.), da die von Bentley für das Adverb an-
geführte Beweisstelle, Plaut. Pseud. I268b, prothymum gar nicht zu-
lasse, und beruft sich auf Epid. 157 f. ut hunc hodie dient Luculen-
tum hdbeamus, Persa 768 f. hunc dient suäuent Meum natalem
agitemus amoenunt, Poen. 1366 f. ut hunc festwn dient Habeantus
hilarem (Goetz-Schoell und Leo hilare). M. E. bildet im Unter-
schied zu diem habere und agitare (die das prädikative Adjektiv
verlangen) dient sumere (den Tag verbrauchen) einen Begriff1),
der nur durch ein Adverb näher bestimmt werden kann, mag nun
prothynte (hier hat es Barth richtig "gefühlt) oder hilare dabei-
1) Daher kann es wohl V. 854 heißen ei rei hunc sumamus diem,
während m. E. ei rei hunc diem agere oder habere nicht möglich wäre.
KRITISCHER ANHANG 163
stehen. Daher ist wohl bei Charis. I 200, 15 ff, da Helenius
Acro u. St. für hilare citiert, hilare (Palmer) statt hilarem zu
schreiben. (S. dagegen Engelbrecbt 27.) Die Abschreiber scheineu
an u. St. und Poen. 1366 f. (wo wegen des vorausgehenden festuw
wohl hilare stehen muß) in Anlehnung an die obengenannten Redens-
arten hilarem eingesetzt zu haben, da ja später die Formen von
hilaris, e das Übergewicht über hilarus gewannen; auch die Notiz
bei Probus Cath. IV 15, 7 K: hilaris legi et hilarus in Terenüo
findet so ihre einfachste Erklärung. — Vgl. Spengel, Krit. Anh. z.
d. V. Fleck,2 schreibt hilare.
V. 289 f. "Der Bembinus und C1 P1 weisen beide Verse der
Canthara zu, welcher Personen Verteilung Umpf. gefolgt ist. Die
übrigen Handschr., welchen ich mich mit den andern Herausgebern
angeschlossen habe, geben Modo . . . primulum der Sostrata. Hierfür
spricht m. E. vor allem das Asyndeton zwischen V. 289 und 290,
etwas dagegen allerdings die verkleinernde Bedeutung von modo
. . . oeeip. primulum, da ja die angsterfüllte Sostrata eher die
Sache zu übertreiben gestimmt war." Dz.1 — Mit Dz.', Stamp.,
Fabia bin ich dem Bemb. gefolgt. Außerdem paßt wea tu (nach
Don. z. Eun. 656 gehört es zu den mulieribus apta blandimcnta)
besser in den Mund Cantharas.
V. 291 f. "Conradt a. 0. 131 ff. (vgl. 64, 9 7 f.) nimmt an dem
Inhalt der Verse Anstoß, namentlich an dem Widerspruch mit.
V. 353 f., und schlägt: Miseram me: nam habeo neminem, Solae
sumus: Gela autem hie non adest qui arcessat Aeschinum, vor."
Dz.1 — Vgl. dagegen die Anm. z. d. St. Gegen Guyet und
Bentley, die est nach Nee (V. 292) einsetzen wollten (vgl. Schlee,
Diss., S. 44), bemerkt mit Recht Klotz a. 0. 473, daß durch den
auf diese Weise herbeigeführten iamb. Eingang der Effekt zerstört
werde, da gerade der Moment, wo sich Sostrata ihrer hilflosen
Lage, ihrer gänzlichen Verlassenheit bewußt wird, durch die
(leraßolri neet' kvxl&iGw gekennzeichnet wird. P. Thoraas (Rev. de
Vvnstr. pübl. en Belg. XXII 388) setzt Beistrich na«h adest, so daß
sich quem und qui auf Geta beziehen. Ich habe mich Wagner an-
geschlossen, der solae sumus: Geta autem hie non adest parenthe-
tisch auffaßt. An Conradt schließt sich Fleck.2 insofern an, als
er V. 291 zu einem iamb. Quaternar macht: Heu me miseram!
habeo neminem und das übrige und V. 292 mit Auslassung vod
nee quem ad obstelrieem mittam nee zu einem troch. Septenar zu-
sammenzieht. Die gegebene Erklärung dürfte zeigen, daß zu einem
so gewalttätigen Vorgehen kein Anlaß vorhanden ist
V. 297. "Gleich Fleck., Umpf. und Wagner habe ich
Bentleys Konjektur ingenio für genere (so die Codd.) auf-
genommen." Dz.1 — Mit Speck, Obsnruat. crit. in Ter. Ad. 63 f,
Spengel, Plessis, Stamp., Fabia, Psich., Boue habe ich genere
behalten und nach Don. erklärt.
11*
164 KRITISCHER ANHANG
V. 299. Die Umstellung omnia omnes ist notwendig, da bei
der kandschr Wortfolge omnes omnia entweder ein falscher Dak-
tylus (omnia) oder eine falsche Verkürzung (omnia; Bec, 867 mißt
Skutsch omnia omnes) angenommen werden müßte.
V. 302. Da A (Iouiales interpungiert erst nach SE) und L
circumuallant se bieten und durch Don. der reflexive Gebrauch
hervorgehoben wird, behalte ich se mit Dz., Stamp. und Fleck.8
Von Fleck.1, Umpf, Sp. und den Franz. wird es ausgelassen.
"V. 309! wird gewöhnlich nach A mit loquüur als troch. Sep-
tenar (so auch von Fleck.2, der auch 310 compos sum umstellt und
den Vers troch. mißt) gelesen (vgl. Dz. Jen. Lit. Zeit. 1877, 61);
Stamp. mißt ihn iambisch. loa. und alle anderen Handschr. bieten
hquatur, das nicht bloß, wie Leo, Plaut. Forsch. 269 hervorhebt,
wegen Andr. 737, Plaut. Epid. 239, Merc. 707, sondern auch des-
halb, weil hier schon im unabhängigen Satze der Konjunktiv
stehen müßte, vorzuziehen ist. Leo tut es allerdings nur, um
iamb. satis zu entfernen. Da satis nur zu Non intellego gehören
kann, entfällt der Entscheidungsgrund Lindsays (Klass. Rev. VI
403 A. 2), der wegen des folgenden quae (mit Umpf.) an der
Betonung satis quae festhalten wüL
V. 313. "Dem Metrum wie dem Sinne nach gleich ungenügend,
scheint mir dieser Vers von Guyet mit Recht für untergeschoben
erklärt worden zu sein. Dem Metrum wurde durch Einschiebung
von meo vor modo abgeholfen; mit dem Sinne glückte es bisher
nicht, trotz mannigfacher Herstellungsversuche. Madvig Adv. crit.
II 20 f. schlägt mit gewaltsamer Änderung für supplici: solati vor,
so daß der metrisch bedenkliche Vers herauskommt: Satis mihi id
habedm soldti, dum Mos ülciscdr modo. Conradt a. 0. 201 möchte
mit Bentley wenigstens die zweite Hälfte des Verses streichen
(auch Klotz 158), was nicht genügt. Dem Interpolator schwebte
wohl Andr. 903 vor: Pro peccato magno paulum supplici satis
est patri. Wer an dem Verse festhalten will, für den schlage ich
vor: Satis unum id Jidbeam supplici, dum Mos ulciscar meo modo.'9
Dz.1 — Daß die Entfernung des Verses (auch Leo a. 0. 269 hält
den Vers entweder für verstümmelt oder interpoliert) unberechtigt
ist, zeigt die Anm. z. d. St. Ich halte die Form, in der A den Vers
bietet, für richtig, bis auf den Hiatus zwischen dum und Mos (Spengel
teilt den Vers in zwei troch. Dimeter). Ich habe mich daher ent-
schlossen, da meo modo das zu dum gehörige modo ungehörig in
Beschlag nimmt, mit Stamp. ego einzusetzen (Wagner fügt probe
am Ende an), nicht aber wie er vor ulciscar, sondern wegen des
wirksamen Gegensatzes und im Hinblick auf V 157 dum ego ader'o
und V. 196 dum ego redeo nach dum. Denn die Reinheit der
geraden Thesen — aus diesem Grunde schiebt wohl Stamp. ego nach
Mos ein — ist kein Grund, vom Sprachgebrauch abzugehen oder
die Wirkung abzuschwächen. Dies zeigt erst jüngst Upgren, Über
KRITISCHER ANHANG 16f^
sprachliche und metrische Komposition und Kunst des Terenz, Lund,
127 einstweilen für den Senar. Fleck.2 schließt sich Conradt an.
V. 316. "Für pronum haben die Handschr. primum (in A
nach medium). Dieses, von Schlee a. 0. 40 ungenügend verteidigt,
scheint wegen V. 314 unmöglich. Ich bin daher mit andern Pal-
merius gefolgt." Dz.1 — Dem primum in V. 314 entspricht allerdings
tum in V. 315, dem primum in V. 316 entspricht wegen der leb-
haften Eede ebensowenig ein Wort im folgenden, wie dem post
haec in V. 318 ein primum im vorausgehenden. Ich bin daher
mit Stamp., der bezüglich capite (mit dem Kopfe voraus) u. a. auf
Plin. nat. hist. VH 8 (6), 46 verweist, Psich. und Boue der Lesart
des Bemb. gefolgt. Dz.2 und Fleck.2 schreiben sublimen und pronum
statt primum vor in terra; dort bieten es £.
V. 320. Dz.2 (s. adn. crit. p. XXXVIII) und Fleck.2 inpertire.
Dz.8, Fleck.2 und andere setzen nach propere Fragezeichen. Durch
die Messung eram hoc, die Skutsch vorschlägt, wird der Vers
ebenso trochäisch wie die vorausgehenden und nachfolgenden Verse.
V. 322. Mit Plessis (gebilligt von Dz., Berl. phil! Wochenschr.
V 848) und Stamp. habe ich den Vers der Sostrata zugeteilt. Der
Vers paßt schon äußerlich wegen der folgenden abgehackten Worte
Gretas nicht in seinen Mund und hat eigentlich nur als Bede So-
stratas einen ßinn: Sie erwartet, Geta sucht; Fleck.2 schreibt
daher auch expeto nach Bentley.
V. 323. Die handschriftliche Überlieferung, Prob. und Don. (s.d.
Anm. z. f. V.) sprechen für Zuweisung der Worte Quid fesünas etc.
an Sostrata. Dz.1'2, Stamp., Fleck.2 u. a. teilen sie Canthara zu.
V. 325. "Daß der handschriftliche Konjunktiv sit nach ehquere
dem Sprachgebrauch des alten Lateins zuwider ist, hat Ed. Becker
a. 0. 122 ff. für mich überzeugend nachgewiesen. Er schreibt
(152 f.): Eloquere ergo, te obsewo, quid actumst. jj lam q. s. Ver-
suchsweise habe ich fit für sit in den Text gesetzt. Quid fit? im
Sinne von * Was gibts ? ' kommt gerade in den Adelphoe wieder-
holt vor-, s. V. 266 quid fit, Gtesiplio? 768 quit fit? quid tu es
tristis? 883 und 885 quid fit? quid agüwr?" Dz.1 — Quid fit? dient
nur zur Begrüßung; quid sit? erhält aber durch Quid est? in V. 323
seine Stütze. Der Konj. erklärt sich daraus, daß mit Quid sit?
eigentlich Getas Kede Actumst aufgegriffen wird; vgl. die Anm.
z. V. 84. Fleck.2 schließt sich an Becker an.
V. 329. Erwähnenswert scheint mir, daß Don. scisne (certe)
statt saline bietet. Auch im folgenden, wo ich hisce (Ms A,
hisce 5; vgL Schmidt im Herrn. VHI 478 ff.) geschrieben habe,
scheint es mir, als ob certe, das Iou. und <s bieten, besser als
certum wäre. Da Sostrata es noch nicht glauben kann, antwortet
Geta: Ich habe es wenigstens mit eigenen Augen gesehen; somit'
kann es nur dann nicht richtig sein, wenn mich meine Augen
getäuscht haben.
16(3 KRITISCHER ANHANG
V. 331 f. omnium gehört entweder zu nostram uitatn — muß
aber nicht umgestellt werden (vor uitam), wie Fleck.8 noch immer
nach Bentleys Vorgang ordnet, — oder es wäre auch denkbar,
omnium zum Relativsatz zu ziehen; die Fülle des Ausdrucks (om-
nium . . . omnes) entspräche der Sprache der Komiker. Grundlos
ist die Weglassung von erant, die seit Bentley von mehreren
(Spengel mißt 332—334 troch.), zuletzt von Fleck.2 mit Um-
stellung: qui se sine hac iurabat, wiederholt wurde.
V. 334. Dz.1 schrieb se uxorem, Dz.2 sibi uxorem (nach
Conradt a. 0. 119); wiewohl die Konstr. des Akk. cum inf. im
Hinblick auf Haut. 666, 672, Hec. Prol. II 3 nicht ausgeschlossen
ist, scheint mir doch in der Lesart des Bemb. si vxorem eher
ein Ausfall des bi (b und s sind in A ziemlich ähnlich), als
eine Verwechslung des e und i (s haben sibi) zu liegen. ' Th. Birts
(Rh. Mus. LIV 44 A. 1) Annahme einer Kurzform ist mir bekannt.
S. ders., Der Hiat bei Plaut., S. 21.
V. 337. Ich halte mit Bentley esse für ein eingedrungenes
Glossem. Stamp. folgt g und setzt esse vor usquam ein, A bietet
es nach usquam. Aber auch hoc scheint mir sehr verdächtig zu sein.
V. 343. Mit Psichari, Plessis, Stamp. behielt ich agis, das
A bietet. Hierfür erklärte sich auch Dz. Berl. phil. Wochenschr.
V 848. Iou. teilt Hern agis mit LCE dem Geta zu; daß auf ein-
mal Canthara dazwischen spricht, ist etwas auffallend, doch scheint
mea Sostrata in ihren Mund besser zu passen als in den Getas.
V. 346. Fleck.2 stellt um: periit: nuptum pro uirgine dari
non potcst!
V. 347. Ich halte miserat, das A überliefert, Iou. nicht
korrigiert hat, für richtig gegenüber amiserat in g. Der Ring,
den Ä. bei der intimen Zusammenkunft verloren hatte, könnte nur
als Beweis dienen, daß Ä. einmal mit Pamphila beisammen war,
ihn aber zu nichts verpflichten. Anders dagegen steht es mit dem
Ring, den er als Unterpfand seiner Treue schickt. Dazu kommt
noch, daß man einen Ring nicht so leicht verliert. In der Hecyra
(V. 572 — 574 und 829) zieht der Jüngling (eripuit, detraxisse)
den Ring ab, um selbst einen Beweis zu haben. Von einem Ver-
lieren ist sonst nicht die Rede, wohl aber von dem Ring als
Unterpfand der Treue oder als beabsichtigtes Erkennungszeichen.
Daß miserat in A kein bloßes Verschreiben ist, wie Stamp. meint,
können wir aus der Erklärung des Scholiasten ersehen. Bei Schlee,
Schol. Ter. 154 heißt es nämlich: quo desponsauit eam uel quem
amiserat cum eam opprimeret. Daraus geht klar hervor, daß der
urspr. Erklärer nur miserat im Texte hatte, das er doppelt erklärte,
entweder = dono dederat oder = amiserat.
V. 350. "Da nach dem Zusammenhang weder finales noch
konsekutives (so Spengel) ut möglich scheint, habe ich aus Prise. Gr.
L. ÜJ 85, 11 den Indikativ dicis aufgenommen (vgl. Wagner z. u. St.).
KRITISCHER ANHANG 167
— Wagner verteidigt zu Aul.8 119 die handschriftliche Les-
art potes; ich habe hier und V. 700 die 3. Person gesetzt." Dz.1 —
Ich habe mich an die Handschriften gehalten und das außerdem
durch Donat, Priscian, Lactantius Plac. (zu Stat. Theb. V 385)
bestätigte accedo wieder eingesetzt, dafür das vollkommen entbehr-
liche tu, das viel leichter in den Text kommen konnte (Don. hat
es nicht im Lemma) als ac zu cedo (das etwas ungewöhnliche
accedo wird von Don. und Schol. für erklärungsbedürftig gehalten),
gestrichen und isti st. istic geschrieben. So ist tu eingedrungen:
V. 609 über ergo in A, später radiert, Eun. 370 (Iou, s), 813
(LDG), 978 (CD8EFP), Phorm. 396 (A). Die Erklärung, die
Thomas gibt (Bev. de l'instr. XXH 388 f. und XXIV 335), cedo
(concedo), ut tu potissimum dicas, halte ich für unrichtig. Der
Indikativ dicis (ut temporal.) scheint mir zu wenig zur Stelle zu
passen. Bezüglich potes vgl. Phorm. 674, Andr. 861, Eun. 377,
836, Ad. 908 f. Statt potes schreibt Fleck.2 potis.
V. 351. Ich schreibe mit A nach Wagner eius, das von huius
in den Handschriften (g) wahrscheinlich wegen V. 332, 334, 341
verdrängt wurde, wo Pamphila richtig mit hanc (345 ei, 349 Mo)
bezeichnet wurde, während hier wohl besser cius steht.
V. 353. Ich behalte mit Klette, Symb. phil. Bonn., 845,
Anm., trotz der Betonung respicie't (A) (V. 188 pirniciAs), da das
Futurum dem Sinne besser entspricht; ebenso schreibe ich mit
den meisten propera, das einstimmig überliefert ist (propere Dz.2
Pess. nach Bentley). Da Ion. nach proper a interpungiert, ist es
als Aufforderung an Geta aufzufassen. Die vorhergehenden Worte
Sostr.s dienen zur Begründung ihres Auftrages, es ist wohl selbst-
verständlich, daß Geta mittelst einer ausdrücklichen Aufforderung
schließlich entlassen wird. Da sowohl A als auch L (m? schreibt
erst die notae hinzu) die Worte Nam . . . nos noch der Sostrata
zuteilen und diese in der Tat besser in den Mund Sostratas passen,
bin ich ihnen gefolgt. In den übrigen Handschriften scheint das
zweimalige nam die Veranlassung zur Änderung gewesen zu sein.
V. 354. dromo cocvs wurde nach A aufgenommen.
"V. 358 bin ich Spengel gefolgt, welcher etiam im Sinne von
eiiamnunc in den Relativsatz gezogen hat." Dz.1 — Die von Spengel
gegebene Übersetzung ergibt sich schon aus aliquoi rei allein.
Bothe schrieb etiam mcum.
V. 375. Atque wurde von Dz.1 mit Fleck, unter Verweisung
auf Conradt (Herrn. X 108 f.) beseitigt. Ich bin dagegen Vahlen
a. 0. 53 f. gefolgt, der atque (das ALDF fehlerhaft am Anfang
des folgenden Verses bieten) behält.
V. 377. Ich schreibe mit Dz.1 gongrum nach AD gegenüber
congrum in den übrigen Handschr.; gongrum bieten auch die Schol.
Bemb.; Plaut. Mil. 760, Persa 110 (Prise. Gr. L. DI 224, 12 gonger)
168 KRITISCHER A2JHANG
ist conger überliefert, AuL 399 congrum (Non. 95, 13 gongrum). S.
über die Schreibung Georges, Wortf. 161 f., Lindsay-Nohl 85 f.
V. 379. Fleck.9 niiqmdem (so auch Skutsch), s. Brugm. 43.
V. 380. "Stephanio fehlt in der Szenenüberschrift, obwohl er
das gleiche Eecht hat, daselbst angeführt zu werden, wie Dromo
aus V. 376, dessen Name im Bemb. (sonst noch im Cod. P) den
Namen des Demea und Sjrus beigefügt ist, und zwar mit dem
Zusatz cocvs. Doch ist Dromo nicht Koch, sondern höchstens
Küchenbursch. Jedenfalls ist die Szene wichtig für Beurteilung der
Szenenüberschriften.,, Dz.1 — In den Büderhandschriften sieht man
Dromo, mit dem Putzen der Fische beschäftigt, unter der Tür sitzen.
V. 389. Boue sehr wahrscheinlich Est iam nach L und A, der
uioht Et iam hat, wie Umpf. angibt. Psich. et iam} Pess. etiam
nach F, die übrigen nach der durch Faernus aus Don. erschlossenen
Lesart: EUam intus.
V. 390. "Der Gebrauch eines daktylischen Wortes mit dakty-
lischem Versaccent wird von den Komikern vermieden (s. Lach-
mann in Lucr. 116) und läßt sich hier durch die Schreibung
haecin für haecine (mit Fleck, u. a.) leicht beseitigen. Allerdings
haben die Handschr. hier, sowie V. 758 (höscine) und Hec. 283
(hdcine) sämtlich die daktylische Form, so daß Conradt a. O. 191
Bedenken trägt, zu ändern. Vgl. auch Anm. zu V. 971." Dz. — Ich
bin hier wie 379 den Handschriften gefolgt; gesprochen wurde in
beiden Fällen * haecin'; s. Haul.3 Anh. zu V. 210.
V. 392. ac (in A fehlt es) habe ich mit Vahlen (a. 0. 49)
wieder aufgenommen.
T. 395. "Mit Klette, Exerc. Terent (Bonn 1855) 20 f.,
welchem Fleck, und Wagner gefolgt sind, habe ich num nach
sonmium eingeschoben. Die Handschr. (außer A) haben noch tuy
und zwar LDG nach wero, die andern Codd. nach illum. Spengel
sucht den Gebrauch eines anapästischen Wortes im 3. Versfuß
durch Umstellung von tu vor sineres zu vermeiden." Dz.1 — A bietet
im Gegensatz zu g den Vers ohne futtilis und tu. Fuüilis wurde
von allen als eingedrungene Glosse * behandelt. Merkwürdig ist
aber, daß es selbst glossiert wurde: in G mit niJiil retinens, in D
mit uanus, so daß es schon in sehr früher Zeit eingedrungen sein
muß. Ich schloß mich Umpf. an; ebenso Pess. und Fleck.8
V. 397. Alle Handschriften und Don., mit Ausnahme von
EG (D und F ändern coeperit in coeperet) haben coeperit. Coeperet
führt an einer Stelle (II 500, 16) Priscian als Beispiel für den Konj.
Impf, an, an einer andern Stelle (HI 334, 19) hat auch er coeperit.
Ich glaube, daß diese einzig dastehende Form (s. Neue HI8 641)
ihre Entstehung dem Umstände verdankt, daß ein alter Erklärer
den Nebensatz (vgl. V. 525) dem vorausgehenden irrealen olfecissem
angleichen wollte und sich zu diesem Zwecke die Form coeperet
aus dem bei Plautus vorkommenden coepere bildete; ich behalte
KRITISCHER ANHANG 169
aber coeperit, weil diese Form unmöglich einem Glossator zu-
geschrieben werden kann, der, um der Form des Präsensstammes
aus dem Wege zu gehen, gewiß coepisset geschrieben hätte (gegen
ein bloßes Versohreiben spricht die gute Überlieferung), und weil
der Eonj. Perf. hier viel wirkungsvoller die Annahme Demeas aus-
drückt, daß Ct. jetzt nichts angefangen hat, so daß ein sinere
von seiner Seite gar nicht in Betracht kommt (man beachte die
folgenden Worte des Syrus). Derselbe Übergang aus der Irrealität
in die bloße Annahme liegt V. 317 vor.
V. 399. Fleck.2: TJt suom quisque uolt.
V. 405. Ich habe mit Stamp., der aber psältria, istäc mißt,
das einstimmig überlieferte und entsprechendere (s. Anm. zu V. 38)
Vah, das seit Bothe in Ali verwandelt worden ist, wieder auf-
genommen, und deshalb mit Fleck.2 istac in ista verwandelt.
V. 407. Ich glaube, daß o vor Aeschine hier und V. 449
erst später hinzugeschrieben wurde, wie dies so oft bei Vokativen
geschah, und habe es daher gestrichen, hier mit Fleck.2; V. 449
stellt Fleck.8 um. Man hätte es nämlich sonst mit Verschmelzung
von drei zusammenstoßenden Vokalen zu einer Silbe zu tun, für
die es mir an sicheren Beispielen zu fehlen scheint. Die von Dz.1
angeführten Fälle kommen teils in Wegfall (V. 10, 277 und 593),
teils fallen sie unter das IKG (Eun. 943 o mfäicem).
V. 411. Ich halte den Vers in der nach Fleck.1 gegebenen
Form für wirkungsvoller, als wenn mit Bentley erit geschrieben
oder mit Spengel spero zum vorhergehenden gezogen wird. Skutsch
denkt daran, spero dem Syrus zu geben.
V. 421. "Die Lesart des Bemb. svmmihi {Iou. hat * vor
mihi darübergeschrieben) wird am einfachsten in swm; mi kl auf-
gelöst, zumal die Möglichkeit, mi zu beiden Verben zu beziehen,
dem Zusammenhange gut entspricht. Die andern Codd. haben ki
mihi, [L ii w.] D ii in hi von m.2 korrigiert, G ehi." Dz.1 —
Einfacher, daß in der Vorlage svmimihi (I = ii, s. Lindsay-Nohl
504) stand.
V. 424. Erwähnenswert erscheint mir, daß Iou. in A ipsum
in Ulis ändert, das sich auf quae modo dixti beziehen muß. Vgl.
Lucr. DU. 103 6 B eadem aliis sopitu' quiete est, Hör. Epist. II 3, 467
inwfam qui seruat, idem facit occidenti, Ovid Amores I 4, 1 uir
tuus est epulas nobis aditurus easdem, s. Kühner IE S. 236 h.
V. 436 f. "P.Thomas a. 0. 47 hat sehr richtig den Satz
Quando Üa uolt frater der Vulgata entgegen vom vorhergehenden
getrennt und mit de istoc i. u. verbunden." Dz.1 — Wegen V. 130 ff.,
wo Micio reinliche Scheidung verlangt, halte ich es doch für besser,
quando üa uolt frater zum vorhergehenden zu nehmen: nur um
jenen kümmere ich mich, nur jener geht mich etwas an, da der
Bruder es so will etc. Ebenso Psich. und Pess.
170 KRITISCHER ANHANG
V. 439. Seit Fleckeisen stellte man um est hercle; Stampini
liest he'rclest uah mit unmöglichem letzten Fuß. Die Lösung liegt
in uaha, das von L und G erhalten wurde: es ist zu lesen ts
herclest uahä. P. Richter a. 0. 636 leugnet zwar die zweisilbige
Form für Plaut, und Ter. Dieselbe ist jedoch an verschiedenen
Stellen überliefert und von den Herausgebern wiederholt eingesetzt
worden. An der Form selbst ist nach Prise. DI 19, 26 ff., II 48,
22 ff., Probus, De ultimis syüabis IV 255, 37 K. (uah siue uaha
ex breui et longa constat), nicht zu zweifeln und von Char. (I 205,
9 K.) wird aus den Consobrini des Afranius der Vers: uaha retinet
nunc linguam mordicus citiert. S. d. adn. crit. zu Plaut. Cas. 852 f.
Bezüglich der Bildung der Thesis vgl. V. 334 sibi üxörem, V. 442
homo antiqua, V. 716 neque Wie, V. 733 tibi tstüc u. a.
V. 440 f. Ich habe mit Stamp. o (so Dz.8 und Fleck.2 auch nach
AL6) di boni . . . penuriast als Parenthesis (ein begreiflicher Stoß-
seufzer bei Demea) ausgeschaltet, bin V. 441 zur Anordnung in A
nobis magna zurückgekehrt und habe V. 442 homo, das einstimmig
überliefert ist, jedoch seit Guyet und Bentley entfernt wurde,
wieder eingesetzt, da es homo aus V. 440 wieder aufnimmt. Der
Vorschlag E. A. Sonnenscheins, UMu' modi so wie Haut. 205 Vniu
nwdi mit Berufung auf Leo, Ind. lect. Bostoch. 1887 zu messen
(Klass. Rev. V 265), ist m. E. überflüssig. Die zweisilbige Genetiv-
form (Luchs a. 0. 370) ist möglich, aber nicht notwendig, da die
Reinheit der zweiten Thesis so oft vernachlässigt wird.
V. 443. Für Plautus hat die Frage Prehn in seinen Quaestiones
Plaut., Straßburg 1887 behandelt. Für Ter. bestreitet den Gebrauch
E. W. Fay in The class. Rev., vol. XH 297, indem er Eun. 252
und 511 als Bedingungssätze ausscheidet, Haut. 458 quid gleich
quantum setzt und an unsrer Stelle entweder mali^aliyquid mit
gewiß leichter, aber deshalb noch nicht überzeugender Annahme von
Haplographie vorschlägt oder, was aber entschieden zu verwerfen
ist, cito als Verb betrachtet. Ich halte dagegen gerade Eun. 252
Negat quis und 511 Böget quis , für beweisend ; denn es sind tat-
sächlich Hauptsätze, die den kondizionalen Sinn erst durch den
Zusammenhang bekommen. Ihr quis hat mit dem si des Bedingungs-
satzes, der an ihrer Stelle stehen könnte, selbstverständlich nichts
zu tun.
V. 445. Das einstimmig überlieferte vah (seft Guyet und
Bentley in ah geändert) entspräche zwar der freudigen Bewunderung
Demeas, kann aber aus metrischen Gründen nicht gehalten werden.
Stamp., der es behalten hat, denkt an einen Proceleusmaticus oder
zweisilbiges uideo. Fl. Nencini (Riv. d. fil. 1893, 120) setzt nach
gaudeo Komma und schreibt ah', ihm folgt Fleck.8
V. 448. "Alle Handschr. haben quid narras; ebenso Donat,
welcher erklärt 'nürantis est, non interrogantis'. Ein solcher Aus-
ruf würde sich aber naturgemäß unmittelbar an die voraus-
KRITISCHER ANHANG 171
gegangene Erzählung angeschlossen haben. Ich habe daher mit
Fleck, quid in quod geändert." Dz.1 — Das bestätigende Sic est factum
Getas überhebt mich der Mühe, die handschriftliche Lesart zu ver-
teidigen.
V. 449. Fleck.2 stellt um: esse ortum facinus.
V. 453. Dz.1 hatte adsit und audiat geschrieben; Dz.2 adcsset
und audiret. Vgl. Leo, Deutsch. Lit. Ztg. 1882, 358.
V. 457. Fleck.2 stellt um: tibi moriens Uli.
V. 459. Bloß A hat id nach neque; Iou. tilgt es und schreibt
nie (?) darüber. Mir scheint id zum mindesten ebenso wichtig zu
sein als me, auf das übrigens auch ganz verzichtet werden könnte
(über die Auslassung des Subjektsakkusativs s. d. Anm. zu V. 77).
Es ist also neque td ebenso zu lesen, wie z. B. Andr. 178 fecit
neque id aegrüm tulit.
V. 462 f. Ohne Grund hält 0. Schubert (Act. societ. philol.
Lips. H 47 5 f.) die Worte: Aeschinus quem fratri adoptandum de-
disti für interpoliert. Fleck.2 stellt abermals in V. 463 um: quem
ad. ded. fratri. Brugman 47 schob tu vor dedisü ein.
V. 464. Iou. stellt est um, das in A allein hinter officium steht.
V. 465. Über das schließende atque (Iou. schreibt es vor
aequalem), das bereits Pessonneaux und Stamp. neuerdings auf-
genommen haben, s. Vahlen a. 0. 5 4 ff. und zu V. 217.
V. 468. C'A hat von m.1 anqvid und dieser Lesart folgen die
neueren Herausgeber. Indes steht in keinem Falle der Anticipatio
bei Ter. nach an ein weiteres direktes Fragewort noch auch
aliquis etc., sondern als indefinitum nur quisquam etc.; vgl. Haut. 81,
Phorm. 279, 1009, Hec. 209, 293, 878. Allerdings ist zuzugeben,
daß gerade das Schluß -d für die Lesart quid spricht, da jenes in
quiequam gar nicht vorkommt (s. Neue a. 0. H3 506)." Dz.1 — Iou.
setzt quam hinzu. L hat ebenfalls quiequam, läßt aber etiam aus.
Fleck.2 stellt um: etiam est. Ich folge mit Stamp. und Pessonneaux
dem Bemb.; denn quid kann auch indefinit, sein, s. Anh. zu
V. 443.
V. 470. 0. Brugman a. 0. 13 schlägt vor: amor pers. nox;
ihm folgt Fleck.2
V. 471. P. von Winterfeld, Schedae criticae, Berlin 1895, 7
schlägt vor uhist id factum. Abgesehen von der Stellung (Schlee
a. 0. 159) geht die Feinheit der Bemerkung, die Don. hervorhebt,
verloren.
V. 475. "Das in den Handschr. hinter mensis stehende hie
scheint nach Analogie von Hec. 394 zugefügt zu sein. Es ist um
so entbehrlicher, als es den richtigen Gegensatz von illc b&nus uir
(V. 476) zu uirgo (V. 474) nur verschiebt." Dz.1 — Stamp. folgt
Fleck., der hie vor mensis stellte und grauidast facta schrieb (ebenso
Fleck.2). Ute bildet übrigens nicht den Gegensatz zu uirgo, sondern
hebt nur das ironische bomis schärfer hervor. Da die Überlieferung
172 KRITISCHER ANHANG
(L hat facta grauida est) einen ankorrekten Proceleusmaticus im
5. Fuße men j sis Jnc dectvn | us est ergibt, muß hie entweder ge-
tilgt oder umgestellt werden. Ich schließe mich Fleck, an, da ich
hie für nötig halte.
V. 478. Ich bin mit Umpf. A gefolgt; <s bieten certon.
V. 482. "Otto Schubert a. 0. 17 nimmt an, daß die längere
Form (ahduce etc.) nur zur Anwendung komme, wenn ein be-
sonderes Bedürfnis des Verses vorliege, und will deshalb vor
Vokalen stets die kürzere Form setzen. Dem gegenüber vertrat
ich (Jen. Lit. Zeit. 1878, 309) die Ansicht, daß der Versaccent
den Ausschlag gibt, so daß bei Betonung der Stammsilbe die
längere Form (vgl. V. 910, 917), bei Betonung des vorausstehenden
Adverbs die kürzere gewählt wird?" Dz.1 — Skutsch, Forsch. 57
meint, daß abduce hier durch die folgende Interpunktion und
Cäsur, V. 917 noch besser durch den Personenwechsel entschuldigt,
sei, da sonst antekonsonantisch nur die Kurzformen vorkommen.
Engelbrecht a. 0. 64 ff. weist darauf hin, daß die vollen Formen
nur vor der Cäsur vorkommen. Ich glaube, daß Dz.s Ansicht
dahin zu erweitern ist, daß die kürzere Form in der Regel dann
gewählt wurde, wenn der Versaccent oder der Sinn die Hervor-
hebung der Präposition verlangte (vgl. Hec. 654, 698 und 605).
V. 485. Seit Bentley schrieb man neque statt des zweiten nec\
ich bin mit Stamp, und Fleck.2 zu den Handschr. zurückgekehrt.
V. 486. Fleck.2 schreibt nach Brugman a. 0. 38 me miseram.
V. 488. " Es scheint mir am natürlichsten, Hern am Ende des
Verses dem Demea zu geben (nach den Codd. gehört es zur Rede
des Hegio). Derselbe würde dadurch nach V. 484 wieder in das
Gespräch eintreten, bevor Hegio an ihn die folgende lange Anrede
richtet. Im Munde des Hegio, der bereits V. 487 mit Hern sein
Erstaunen zu erkennen gegeben hat, ist es matt. 0. Ribbeck, Lat.
Part. 30 hat Em an die Spitze von V. 489 genommen." Dz.1 — Dz.2
schließt sich Ribbeck an; in L steht Hern am Anfange des nächsten
Verses; D und F, in denen der Vers nachgetragen wurde, haben
es am Schlüsse wie A. Die Erklärung z. d. V. dürfte das Bei-
behalten von kern rechtfertigen.
V. 490. "Keinesfalls kann nach inplorat wie etwa nach uelle
u. a. die unterordnende Konjunktion {u£) fehlen, eine Annahme,
welche sich auch des Sinnes wogen nicht empfiehlt. Ich habe
daher mit Carl Rothe, Quaest. gramm. ad us. Flauti pot et Ter. speet.
(Diss. inaug. Berlin 1876) 14 Anm. id uöl. inpetret als Haupt-
satz aufgefaßt und nach Demea einen Doppelpunkt gesetzt." Dz.1 —
Nach s (mit Ausnahme von DC, L hat uos uis, man. rec. macht
daraus ius) schrieben Wagner, Dz.2, Fabia: uos ws, Fleck.2: ius uos.
Für uis (ALDC) sprechen 1. die Alliteration uos, uis, uoluntatc,
2. der Gegensatz zu uoluntate, 3. Pborm. 214 Gb. Vi coactum ie esse
KRITISCHER ANHANG 173
inuihm, Ph. Lege iudicio, 4. die Autor, von A, 5. die Erklärung
Donats: uis igitur legum inteUigitur.
V 495. Die Tatsache, daß V. 48, 875 (A: edicatos, von Iou.
verbessert), Andr. 274, 911 (bloß E bat educqtos), Eun. 156, 748
(nach ? iambisch zu messen edücta est\ Haut. 226 die dem Metrum
entsprechende jeweilige Form von educere handschriftlich fast ein-
stimmig überliefert ist (mit Ausnahme von Andr. 274 ist durch-
gehends die Stammsilbe betont), während Phorm. 943 und an
unserer Stelle educat und educati einstimmig überliefert sind, wobei
an der ersten Stelle nur educat möglich ist, veranlaßt mich, auch
bei dieser Gelegenheit die Güte der Überlieferung anzuerkennen
(seit Faerni schreibt man educti), zumal sich educati vollkommen
entsprechend dem Vers einfügt, indem nach dem IKG regelrecht
a in educati verkürzt wird. Auch Eun. 117 halte ich das über-
lieferte educare mit derselben Verkürzung für richtig, indem näm-
lich jedenfalls zwischen docere und educare — man vgl. Andr. 274
doctum atque eductum — et ausgefallen ist, da Terenz das Asyndeton
erst bei drei Gliedern vorzuziehen scheint, so daß der Vers lautet:
Docere et educare ita uti si esset füiq. Der Wechsel zwischen
educere und educare scheint davon abzuhängen, ob die Stammsilbe
oder die Präposition in die Hebung kommt (bloß Andr. 274 heißt
es 6ductos).
V. 498. Als Konjunktiv faßt deseram auf Rothe a. 0. 5 ff.
Ich halte es nicht für notwendig.
V. 499b. Iou. trägt diesen Vers am Rande in Kapitale nach:
qvod mihi de ac ke (dede)
kit consilivm exe (quar);
die eingeklammerten Buchstaben sind jetzt weggeschnitten. Eine
blassere Tinte, wahrscheinlich Iou. selbst, schrieb is (oder m) über qvod,
strich ex durch und setzte ids darüber. ? bieten: Is quod mihi
de hac re dederit consilium id sequar. Phorm. 461 ist dagegen
mit Umstellung des dederit überliefert, und zwar von A: kisqvod
MIHIDEDERITDEKACRECONSILIVMIDSEQVAB, dagegen VOU £ mit id
exequar. Ich behalte die ursprüngliche Fassung des Iou. mit
Rücksicht auf Andr. 259 sed nunc quid primum exequar?. Haut.
634 f., Hec. 306, da mir id nur eine eingedrungene Konstruktions-
hilfe zu sein scheint, die in Phorm. 461 sogar ex wegen des Me-
trums verdrängt bat. Das Fehlen der Aspiration bei ac hat Iou.
gemeinsam mit m.1 (s. Umpf. praef. p. XVTJ). Ich halte die Aus-
scheidung des Verses (=• Phorm. 461) durch Muretus, dem bisher
alle gefolgt sind, für ungerechtfertigt. Daß der Vers in A fehlt,
ist ebensowenig ein Grund dazu, als der Umstand, daß ihn Don.
nicht erwähnt, da in A noch 17 andere Verse fehlen, die nicht
verdächtigt werden können (s. Umpf. praef. p. IX) und von Don.
viele Verse nicht kommentiert werden, gerade- Phorm. 461 auch
174 KRITISCHER ANHANG
nicht. Ebenso ist die Bemerkung Umpf.s im Herrn. II 391 müßig,
daß aus dem Schol. zu Vr. 500 nicht notwendig folge, daß der
Scholiast den Vers hier gelesen habe; denn 1. folgt aus dem Wort-
laute: nolo scctere sententiam fratris, daß er ihn an dieser Stelle
auch gelesen hat, und 2. braucht es dieser Bern, des Schol. nicht,
da der Vers ohnehin schon vor dem Scholiasten durch Iou. ein-
getragen worden war, wie ja auch die recensio Calliopü schon vor
dem Schol. des Bemb. fertig war. Die Frage kann daher nur
nach inneren Gründen entschieden werden. Daß Terenz in den
beiden ähnlichen Situationen (in Phorm. Demipho, der seinen
Bruder fragen will, hier Demea) einen fast gleichen Vers an-
gewendet hat, ist an und für sich glaublich (vgl. z. B. V. 487 und
Andr. 473, Plaut. Aul. 166, Capt. 324). Der Vers wurde aber
hauptsächlich deswegen für eingeschoben gehalten, weil man meinte,
Demea könne dies nicht sagen, da er ja alle seine Rechte über A.
an Micio abgetreten habe. Das ist aber unberechtigt; denn wollte
dies Demea eingestehen, so wäre es ja für ihn das Einfachste,
dem Hegio zu sagen: Das geht mich alles nichts mehr an, wende
dich an Micio. Das aber will Demea sichtlich nicht sagen: er ist
über das Gehorte so entsetzt, schämt sich seines Sohnes so sehr,
daß er nur trachtet, so bald als möglich zu seinem Bruder zu
kommen, um die Sache irgendwie gut zu machen. Daß er sich
seiner Vaterrechte über seinen Sohn ganz begeben hat, getraut
er sich dem Hegio gar nicht zu sagen, da dieser jedenfalls, erstaunt,
daß sich ein Vater nicht mehr um sein Kind kümmern wolle,
nach der Ursache fragen und dadurch die früheren Streiche des
Ä. erfahren würde. Deshalb spricht er Fratrem conueniam und
das Folgende in beschwichtigendem Tone, zu dem er sich mühsam
zwingt (Don. hat die Stelle mißverstanden, seine Bemerkung ist
übrigens durch die Stellung verdächtig), dies gelingt ihm auch;
denn Hegio mäßigt seinen Ton (Don. zu V. 500: 'Eit&EQaTttvöis
supra habitae comminationis). Als zweiter Grund wurde geltend
gemacht, daß man bei dem Umstände, daß Demea am Schlüsse
der Szene so zornig gegen seinen Bruder spreche, hier nicht an-
nehmen dürfe, er könne sagen, daß er seinen Rat befolgen werde.
Dabei hat man nicht berücksichtigt, daß Demea mit 499b, wie
schon erwähnt, lediglich beschwichtigen will. Nach legios Ab-
gang kommt der Zorn hervor, und er will sich für die Scham,
die er dem Hegio gegenüber empfanden hat, gegen Micix) tüchtig
ausschimpfen. Dazu kommt aber noch, daß die Worte Fratrem
conu. Regio allein als Antwort auf die Frage Hegios: Quid mihi
respondes? nicht bloß an und für sich so nichtssagend sind, daß
sich Hegio damit nicht zufrieden geben könnte, sondern daß auch
vernünftigerweise, wie dies bei Terenz in allen Fällen geschieht
(vgl. V. 209 [512], 636, 757 [der Grund vorher genannt, ebenso
154], Andr. 227, 527f., Haut. 863, Phorm. 719f., 897, Hec. 557f.,
KRITISCHER ANHANG 175
727), der Zweck des conueniam angedeutet werden muß. Aber
auch Sed im V. 500 kann nur an consilium exequar anknüpfen,
nach fratrem conu. II. hat es eigentlich keinen Sinn. Auch der
Umstand, daß Hegio V. 501 f. von beiden spricht und Demea
sicher verspricht (V. 505): fient quae ficri aequomsl omnia, zu-
sammengehalten mit der Antwort Hegios: decet te facerc, bedingt,
daß eine Versicherung Demeas, etwas zu tun, vorausgegangen ist,
welche in den Worten Fr. conu. H. allein unmöglich liegen kann.
V. 503. Fleck.2: aequa aequo animo.
V. 507. Ich halte fient mit A; Demea denkt an den weiteren
Verlauf, der sich noch ergeben kann, wie dies aus dem folgenden
Wunsche utinam hie sil modo defunetum, der nur bei fient einen
Sinn hat, hervorgeht. Natürlich konnte dafür leicht fiunt ein-
gesetzt werden, sofern man nur das bisher Geschehene darunter
verstand. Plessis und Boue behalten auch fient, doch ist die Er-
klärung Bou6s: Cette reparation ne se fera pas sans que je parle,
unhaltbar.
V. 509. "Der Bemb. allein und sein Scholiast hat hier euadit.
Nachdem V. 507 f. ausdrücklich auf das Zeit Verhältnis hingewiesen
worden, scheint mir die Wahl des Präsens unnatürlich." Dz.1 - — Ich
halte euadit als den stärkeren Ausdruck der Sorge Demeas für
besser, Der Schol. Bemb. erklärt es mit ascendit, das keine
Futurbez. braucht. Auch hier konnte euadet leicht eindringen.
V. 511 ff. Nach Donats Bemerkung zu V. 511: Hi sex uersm
in quibusdam non feruntwr scheinen mir die Verse 511 — 516
einen späteren Zusatz zu bilden, der allerdings in sehr frühe Zeit
zurückgehen muß. Eine längere Bemerk, des Iou. zu V. 510
wurde vom Scholiasten getilgt. Die Eindichtung erfolgte augen-
scheinlich zu dem Zwecke, um die Szene IV 3, in der Hegio mit Micio
vom Markte kommt, mit IUI 4, wo Hegio ins Haus der Sostrata tritt,
in Einklang zu bringen Ursprünglich konnte es wohl hier ebenso
sein, wie im Phormio, wo Demipho nach V. 314 in sein Haus
tritt, zwischen dem II. und III. Akt aber nach dem Forum geht
und V. 346 von dort zurückkommt, daß nämlich hier vom Dichter
ebenfalls angenommen wurde, daß Hegio in der Zwischenzeit nach
dem Forum geht, um das Resultat der Zusammenkunft Demeas
mit Micio zu erfahren. Die Unklarheit der Auffassung dieser
Szene, in der Hegio nach vier Versen Demeas wieder aus dem
Hause tritt, spiegelt sich auch in den Worten Donats wider: In
hac scaena uidetur iam locutac Sostratae Hegw respondere. Potest
tarnen et ipse ineipere, tamquam qui et rem nouerit et maerore eins
moueahir. Die Annahme einer Pause zwischen IH 4 und III 5
nützt nicht viel, da IV 1 unmittelbar folgen muß. Die Worte
Ctesiphos: Ain patrem hinc abisse rus zeigen, daß er die Mit-
teilung des Syrus (nach V. 434) vor kurzem erhalten hat; die
Worte des Syrus: Iam dudum . . . apud uillamst sind dagegen
176 KRITISCHER ANHANG
eine Übertreibung, um Ct. zu beruhigen. Wenn irgend welche
Verse das Gepräge der Interpolation tragen, so sind es diese,
welche fast nur aus Beminiscenzen zusammengesetzt sind und
eigentlich nichts enthalten. Das einzige, was darin tatsächlich
vorkommt: ego Micwnem si apud forumst conueniam, atque ut res
gestast narrabo ordine nimmt lediglich auf V. 592 ff. Bäcksicht,
steht aber im direkten Widerspruche mit dem Vorhergehenden.
Denn wahrend Hegio sieben Verse vorher noch damit einverstanden
ist, daß Demea seinen Bruder aufsucht und sich damit zufrieden
gibt (V. 5Ö6), kündigt er hier seine Absicht an, den Micio auf-
zusuchen, als ob die Unterredung mit Demea gar nicht vorher-
gegangen wäre. Ich habe daher diese Verse eingeklammert. V. 511
schreibt Fleck.2 potis statt potes. In V. 514 bin ich Fleck.2 bezüg-
lich Einsetzung des is gefolgt. Guyet und Bentley setzten ita vor
est ein, was aber ebenso wie Stampinis id vor est dem Sprach-
gebrauche des unpersönlichen si est bei Ter. widerspricht. Spengels
sie kann nur höchst gezwungen erklärt werden.
V. 519. defatigarit AL, defeügarit s, die Herausgeber haben
mit Unrecht defeügarit aufgenommen.
V. 522 wird nach Don. (Misere nimis] nimis abwndai more
comicomm) mit nimis gelesen, obwohl g bloß misere cupio bieten,
was einen tadellosen troch. Septenar gibt, wie schon Spengel her-
vorhebt, der an der Stellung misere nimis mit Eecht Anstoß nahm,
jedoch mit Bentley nimis misere las. Stimmte A mit < überein,
so wäre dies, in neuerer Zeit wenigstens, schon früher Anlaß ge-
wesen, von Donat abzugehen, dessen Handschriften ja nicht frei
von eingedrungenen Glossen waren, wie dies z. B. seine Erläute-
rungen zu pauet (er liest emet) in V. 70 und zu consilils (er liest
consulis) in V. 127 zeigen, wo man trotz dieses Umstandes, der
noch durch s Bestätigung erfährt, ihm nicht folgt. Nun bietet
aber A miser vivos, was allerdings einen Anhaltspunkt für nimis
nach misere bieten könnte; m.2 schreibt jedoch (Umpf. hatte es
nicht bemerkt) in nunmehr ganz verblaßten Kapitalbuohstaben
NisasOTios über misere und gestaltet vir zu um um. Hier war
also in der Vorlage der m.2 das zur Erklärung von Dient misere
cupio . . . perp. deg. darübergeschriebene nimis otiosumi schon in den
Text gedrungen. Auch in der Vorlage von A muß sieb, teilweise
dasselbe vollzogen haben, da in vivos jedenfalls der unverständlich
gewordene Best des durch m? bezeugten otiosvm vorliegt. Daß
das ungewöhnlichere misere durch nimis erklärt wurde, wäre schon
an und für sich selbstverständlich, wenn wir nicht noch V. 698 und
Haut. 365 in A das Schol. hätten, welches misere mit nimis erklärt,
und zu V. 698 die Bemerkung Donats, welche dasselbe besagt.
Dieses Ergebnis, wonach nimis als Glosse nicht in den Text auf-
zunehmen ist, erfährt eine vollständige Bestätigung durch den
Sprachgebrauch des Ter., der an sämtlichen übrigeD Stellen (Audr.
KRITISCHER ANHANG 177
520, Eun. 68, 412, Haut. 190, 365, Ad. 667, 698) misere allein
bietet, und in metrischer Beziehung eine Empfehlung dadurch,
daß V. 522, somit Ctesipho, wieder mit troch. Versen beginnt
wie V. 51 7 f. und mit iamb. Versen schließt (V. 52 7 f.) wie V. 51 9 f.
V. 523 f. "Die beiden Verse werden seit Guyet gegen die
Handschr. als iamb. Oktonar (Et ülud . . . quid) und Quaternar
(Trope" st q. s.) gemessen, wobei abesset durch esset ersetzt wurde.
Conradt a. 0. Si 111 hat mit Eecht diese Änderung als unnötig
verworfen und Kürzung der Endsilbe von propest angenommen
unter Vergleichung von Eun. 905 (Adest öptume). Ich bin mit
Schlee a. 0. 21 f. ganz den Handschr. gefolgt, so daß auf einen
troch. Oktonar, wie häufig, ein troch. Semiseptenar folgt." Dz.1 —
Podiaski, Quomodo Terentius in tetrametris etc., Diss., Berlin 1882,
41 folgt im V. 523 Fleck, und Umpf., im V. 524 Conradt. Für die
handschriftliche Überl. und Verseinteilung, der ich mit Dz.1,s ge-
folgt bin, entschieden sich auch Schlee, Berl. philol. Wochenschr. II
809 f., Stamp., Fab. etc.
V. 525. "Ich habe eum eingeschoben, um eine Beziehung auf
*pater' zu gewinnen, welche nach V. 520 überhaupt fehlt." Dz.1,
ebenso Dz.2 — Ich halte es nicht für notwendig.
V. 526. Fleck.2 Uli, das schon Spengel für wahrscheinlich hielt.
V. 527. Ich bin mit Spengel, Stamp. und Psich. zur Lesart des
Bemb. zurückgekehrt (s. d. Anmerkung). Plessis schiebt eum vor Iwdie
ein und tilgt ego. Der Widerspruch, den er gefunden (Schlee,
Wochenschr. f. klass. Philol. 1885, 1205, Fritzsche, Philol Anz.
1885, 418, Teuber-, Neue philol. Rundsch. 1886, 151), war nur
gerechtfertigt, solange man nach Krauß (Rhein. Mus. VllI 559),
dem sich Umpf, Dz., Fabia, Fleck.2 anschlössen, in ego ... die
Worte des Vaters sah.
V. 535. "Die Handschr. laudarier (te aud. lub.), eine Infinitiv-
form, welche, wie Conradt im Herrn. X 104 nachweist, nur am
Ende der Verse oder bestimmter Versabschnitte stehen kann. Con-
radt schlägt a. 0. die Umstellung Audit laudari te Uib., dagegen
in dem Buche: *D. metr. Komp.* 112: Laud. te lub. audit vor, was
ich in den Text aufgenommen habe." (Ebenso Dz.2). "Spengel z.
d. St. vermutet Laudari per te aud. lub., doch belegen die von
ihm beigebrachten Beispiele nur die Trennung von per und dem
zugehörigen Nomen durch ein tonloses Wort (ecastor, pol, mihi).
Auch Handii Turs. IV 448 bietet keine Beispiele anderer Art."
Dz.1 — Ich glaube, daß wir (Stamp., Fabia ebenfalls) die überlieferte
Form, deren Berechtigung Stange, De archaismis Terentianis, Pr.
Wehlau 1890, 14 ff. unter Heranziehung des inschriftlichen Beweis-
materiales überzeugend nachgewiesen hat, halten müssen, vielmehr
in ihr einen Beweis für die Güte der Überlieferung erblicken
können; vgl. auch Haul.3 Einl. 63. Fleck.2 schließt sich an
Spengel an (Laudari per).
Terentius, Adelphoe* 12
178 KRITISCHER ANHANG
V. 538. "is fehlt in den Handschr. und wurde von Fleckeisen
eingesetzt, da das Metrum eine Ergänzung des Verses verlangt.
Auch an Patern e est? || Ipsust — wäre zu denken. Spengel hat
wenig überzeugend V. 538 als troch. Septenar (ohne 2s), V. 539 f.
als iamb. Oktonare, das Folgende wieder als troch. Septenare ge-
messen." Dz.1 — Ich bin dem Bemb. vollkommen gefolgt (Stamp.
liest ipsust nach <s, doch zeigt Engelbrecht a. 0. 32 f., daß sich ein be-
stimmter Grund für den Wechsel zwischen ipsiis und ipse nicht fest-
stellen läßt; wir müssen daher der jeweilig besseren Überlieferung
folgen). Der Wechsel im Metrum findet nicht bloß, wie Spengel
bemerkt, seine Erklärung in dem Umschlage der Stimmung, sondern
wir gewinnen dadurch auch, daß pater, das entscheidende Wort,
in die Hebung kommt. Die Lesart adest, die y bieten und
der auch Klotz (267) folgt, scheint mir erst aus metrischen
Gründen entstanden zu sein. Schlee (Wochenschr. f. klass. Philol.
1885, 1070) will auf Grund des Sprachgebrauchs,, dem zuliebe
schon Bentley is (so auch Fleck.2) einsetzte, lesen: Pater est? is
est ipsus. Der Sprachgebrauch spricht aber gerade für A in
unserem Verse, da auch Eun. 546, 974, Phorm. 215, 852 auf eine
vorhergehende kurze Frage lediglich mit ipsus est geantwortet wird.
V. 539. Skutsch schlägt vor Stquid (Tonanschluß); dadurch
schließt sich der Vers am besten als troch. Septenar an den vor-
hergehenden an.
V. 540. "Die Handschr. haben primum vor fratrem; nach
G. Hermann (Philol. DU 465 f.) habe ich es als Glossem (etwa aus
V. 345) mit Umpfenbach des Metrums wegen weggelassen.'* Dz.1 —
Weder sum, das Bentley strich (vgl. dagegen Haut. 825 Ne ego
homo sum fortunatus), noch primum, das nach G. Hermann die
Herausgeber (zuletzt auch Fleck.2) meistens entfernten (vgl. V. 345,
Eun. 146, 10782".), kann als Glossem getilgt werden. Entweder
wird der Vers iambisch gemessen (Speng., Stamp.), oder es wird
homo, das in E fehlt und leicht als Glossem zu infelix treten
konnte, entfernt; freilich steht Haut. 825 Ne ego homo sum fortunatus.
V. 544 f. will K. Meißner a. 0. 327 entfernen, um die Teilbarkeit
von 540 — 591 durch drei zu erreichen. Die Begründung entbehrt der
Glaubwürdigkeit. Wenn M. u. a. anführt, daß decernere hier gleich
inte^cgere stehe, und daß das Wort diese Bedeutung sonst nirgends
habe, versteht man doch nicht, wie ein Interpolator darauf ver-
fallen konnte.
V. 550. Spengel schreibt manchmal, Stamp. immer das volks-
tümliche prosus, das an mehreren Stellen von einigen Handschriften,
hier von CXP geboten wird.
V. 551. Kellerhoff a. 0. 69 schreibt mit ? ego hodie.
V. 554. Statt des überlieferten und durch Don. bestätigten
quidem haben Dz. und Fleck.2 qui uölt aus Non: 285, 14 auf-
genommen; vgl. E. Bartels, De Terentii memoria apud Nonium
KEITISCHKR ANHANG 179
seruata, Diss. philol. Argentoratenses IX 42. Fabia erklärt den
Irrtum des Nonius durch uolo und uoll in V. 555 und 556.
V. 568. A bietet senstit, mit von m.1 expung. S, s sensit.
Ich folge mit Dz. der lectio difficüior, während Stamp., Fleck.8
sensit schreiben. Auch V. 569 steht dem inueniam des Bemb. die
Call. Rec. mit guaeram gegenüber.
V. 573. "hac hat nur D als Korrektur; die anderen Codd.
und Donat haben hanc als nachträgliche nähere Bezeichnung zu
porticwn; hac verdient den Vorzug, da gerade dieses Wörtchen in
der Beschreibung des Weges typisch wiederkehrt." Dz.1 — Demea
geht nach derselben Seite, von der Syrus gekommen, nach der
Markt- und Hafenseite ab. Daß Micio vom Markte kommt, hindert
dies nicht, da Syrus nach dem Abgange Demeas noch einige Verse
spricht und dann wieder Gelegenheit zu einer Pause ist. Damit
werden auch die von Dz.1 im Anh. z. d. V. geäußerten Bedenken
behoben.
V. 574. Bentley schrieb sursus statt sursum (s. Neue a. 0.
II3 750f); ihm folgten u. a. Spengel und Dz.2, der in der l.Aufi.
noch an den Ausfall von iam gedacht hatte. Fleck.2 stellt hac
um und macht daraus hanc: Prae'teriio recia plaiea sursmn hanc.
V. 575. "Hinter hac haben die Codd. außer A noch fe,
welches, wie Usener, Fleck. Jahrb. CVII 398 nachgewiesen hat,
nicht dem Sprachgebrauch gemäß ist. Auch Donat scheint ein-
faches praecip. gelesen zu haben. Us. las im vorhergehenden
uorsum mit den meisten Handschriften (F uorfuf: in A fehlt das
Wort) und hace. Doch ist die3 vor Konsonanten kaum mit Bei-
spielen zu belegen. Ich habe deshalb der Lesart uorsus den Vorzug
gegeben." Dz.1 — Ebenso Dz.2 und Fabia. Ich halte, da A
fehlerhaft ist, an der Überlieferung der g fest. Auch Don. hat
nach Dr. Weßner hac te praecip. im Lemma. Fleck.2 schreibt istac
statt hac ohne te; vgl. Fleck, in Fleck. Jahrb. CXLDI 670.
V. 585. In ausfuhrlicher Weise begründet Fleck, in Fleck. Jahrb.
CXIJJI 682 ff. seine Bedenken gegen die Überlieferung in sole und
verweist auf lo. Clerici Ars critica, Amsterdam 1727, P. in. S. I. C.
VI 23, der den Vorschlag macht, statt in sole ilignis lieber illic
salignis zu lesen. Fleck.2 hat Uli salignis auch aufgenommen. Die
Erklärung Donats läßt den allerdings ungewöhnl. Ausdruck lectulos
in sole (vgl. a uilla mercennariwm) vollkommen begreiflich er-
scheinen, so daß, wie schon Schlee, Burs. Jahr. Ber. 93 (1897) 159
hervorhebt, eine Änderung unnötig ist, die nur den köstl. Humor,
den Syrus entwickelt, zerstören würde.
V. 590 f. will K. Meißner (Fleck. Jahrb. CXXTX 314 f.)
streichen, weil sie nicht in die von ihm angenommene Dreiteiligkeit
(hier des mit V. 540 beginnenden Abschnittes) passen. Die sprach-
lichen Bedenken halte ich nicht für ausschlaggebend. Das sach-
liche Bedenken, daß sich das ungeduldige Warten auf Aschinus
12*
180 KRITISCHER ANHANG
nicht mit der Absicht des Syrus vertrage, den ganzen Tag mit
Trinken hinzubringen, beruht auf einer m. E. nicht ganz ent-
sprechenden Auffassung M.s. Da weder Ä. kommt, noch auf Ct.
zu rechnen ist, will Syrus für sich selbst sorgen und nimmt 3ich
vor (das mußte dem Publikum gefallen), recht viel zu trinken.
Daß er dabei des Guten zuviel tut, zeigt V. 763 f. Dort kommt
er mit einem Räuschchen und will deswegen frische Luft schöpfen.
Das ist nicht bloß sehr natürlich, sondern fügt sich auch auf das
beste in die Ökonomie des Stückes ein. Bezüglich seiner An-
kündigung *producam diem' rufe man sich nur die Trinkvorsätze
in unseren Studentenliedern ins Gedächtnis. — Speng. und Dz.2
schreiben nach L D 1 (B) E F adibo (i. e. prandiwm).
V. 591. Gegen den Molossus sorbillans s. Podiaski, Quomodo
T. etc. 66.
V. 595. Über die Lesart exposiulent (d), resp. expostulant
8. Wien. Stud. XXII 108 f.; expostules schreibt auch Fleck.2
V. 597. "esse statt des handschriftlichen in halte ich mit
Madvig, Adv. crü. U 21 für unentbehrlich. Guyet z. d. St. hatte
esse an Stelle von te vorgeschlagen. Auch Spengel scheint an der
Richtigkeit der Überlieferung zu zweifeln." Dz.1 — Ebenso Fleck.2;
Stamp. und die Franzosen haben esse wieder entfernt. Ich bin
ihnen gefolgt, da ich an u. St. die ursprüngliche Konstr. erblicke.
V. 598. Fleck.2 stellt gewaltsam um: sed quaeso, llicio, ut
mecum una eas ad matreni uirginis.
V. 599. Daß istaec eadem von der gewöhnlichen Stellung
abweicht (vgl. Ritschi, Opusc. philöl. II 418, Rein, De pron. consec.
a. T., Leipzig 1879, der Atque omnia istaec etc. vorschlägt), halte
ich nicht für so schwerwiegend, um deswegen zu einer Änderung
zu greifen. Statt quae mihi ordnet Fleck.2 mihi quae.
V. 600ff. rtBentley schreibt Susp.h.pr. fr. esse: eius esse ill.
ps.; sehr ansprechend, wenn nicht noch weiteres vermißt würde.1)
V. 601 halte ich mit Umpfenbach, Anal. Ter. S.19f. neben V. 603 f.
für interpoliert; von V. 600 nimmt Umpf. das gleiche an, aber
ohne entscheidende Gründe. Auf welche Verse die Nachricht
Donats (zu 601) geht: *Et sane hi versus desunt, quos multa
exemplaria non hdbent', steht nicht fest; jedenfalls gehört V. 601
dazu. Vermutlich galten auch die folgenden drei Verse (602 — 604)
oder wenigstens 602, 603 (bis functus; die Lücke dieses Verses
schlösse sich dann an die Lücke nach V. 600 an), deren Inhalt
in V. 605—609 im wesentlichen wiederholt wird, bereits im Alter-
tum für verdächtig. An Anstößen fehlt es in diesen Versen keines-
wegs; z. B. findet sich fungi mit dem Ablativ (so die Codd.) nur
1) Dz.1 setzte (ebenso Fleck.8) nach V. 600 eine Lücke an, in der nach
Erwähnung der Entführung eine Andeutung über das Verhältnis des
Äschinus zur Pamphila, sowie darüber, was weiter zu geschehen habe,
gemacht worden sei.
KRITISCHER ANHANG 131
hier bei Ter., so daß, wer den Vers im Text behalten will, gut
tut, mit Fleckeisen den Akkus, einzusetzen. Das Eindringen der
Interpolation wivd, wie häufig, die Lücke am gleichen Ort ver-
anlaßt haben. — Ita habe ich mit Umpf. a. 0. zur Ergänzung
des V. 602 eingeschoben; dagegen halte ich es nicht für nötig,
mit Bentley das einfache Futurum releuabis mit dem Fut. ex.
releuaris zu vertauschen." Dz.1 — Ich halte mit P. Thomas {Revue
de l'instr. publ. en Belg. t. XXDI 389 f.) die Annahme einer Lücke
nach V. 600 für unnötig, s. d. Anm. z. d. St. Über das Verhältnis
des A. zur Pamphila braucht hier nicht mehr gesprochen zu
werden, da dies schon auf dem Herwege geschehen ist und hier
nur als überflüssige Wiederholung einer den Zuschauern bereits
bekannten Sache empfunden werden müßte1). Ebenso urteilt
Meißner (a. 0. 292 f.). Auch Fleck.2 ist von seiner Meinung ab-
gegangen und tilgt bloß V. 601, muß aber zur Herstellung des
Zusammenhanges Bentleys Konjektur annehmen. Daß diese über-
flüssig ist, ergibt sich ebenfalls aus der Anm. z. d. St. Wenn
Meißner, der ursprünglich V. 602 — 604 (Jahrb. Suppl. B. XII 545
Anm. 12) einer zweiten Rezension zuweisen wollte, a. 0. diese V. 602
bis 604 gerade wegen fungi mit dem Abi. als Interpolation an-
sehen will, da sie die gleiche Argumentation wie 605 — 608 ent-
halten, so ist dieser Grund nicht stichhaltig (über fungi s. d. A.);
V. 602 — 604 lobt Hegio den Entschluß Micios, selbst hinein-
zugehen, unter Hinweis auf den speziellen Grund, daß hierdurch
Pamph. in ihrem Schmerz und Elend aufgerichtet und Micio
seine Pflicht erfüllen würde. Nachdem hierdurch Micio noch mehr
bestärkt wird, selbst einzutreten, fügt Hegio V. 605. — 608 noch
den allgemeinen Grund hinzu, daß arme Leute immer arg-
wöhnisch seien, da sie stets glaubten, man wolle sie beiseite
schieben. Wenn er sich aber selbst herbeilasse, sich vor ihr
persönlich zu rechtfertigen, werde sie das versöhnlicher stimmen.
Mit Recht hält aber Meißner V. 601 gegenüber Spengel, Dz. und
Fleck.2 für echt, da er die durch zwei Sätze mit si verklausulierte
Einwilligung Micios enthalte, welche dem Hegio den Anlaß zu
seiner ausführlichen Darlegung gebe, durch welche sich schließlich
Micio ohne Zögern bereit erkläre hineinzugehen. Was die Be-
merkung Donats zu V. 601 betrifft (Thomas denkt an V. 600/1,
Skutsch [De nomin. suff. -no ope formatis, Thes. 3] vermutet,
daß V. 600 et illam psaltriam bis V. 603 fueris funetus nicht dem
Ter. gehören), so glaube ich, ergibt sich aus deren Wortlaut: Et
so.ne M uersus desunt, quos multa exemplaria non habent (Ad. 511 f.
1) Dies besagt auch die Bemerkung Donats zu V. 600 Nimis breuiter
ae. sueeivete et ut oportuit intet scientes. Diese Tatsache konnte
einen Interpolator höchstens veranlassen, das im V. 600 Angedeutete
weiter auszuführen, nicht aber die folgenden Verse, die damit nichts
mehr zu tun haben, einzuschieben.
182 KRITISCHER ANHANG
heißt es ganz anders: hi sex uersus in quibusdam non feruntur;
vgl. auch Don. z.V. 706), daß diese Verse überhaupt in unseren Hand-
schriften nicht mehr stehen, so wenig sie in seiner Ausgabe standen.
Für hi ist nämlich höchst wahrscheinlich, wie Leo, Deutsche Lit.
Ztg. 1882, 358, der Donats Worte allerdings auf V. 601 — 603
bezieht, vorschlägt, ||| zu lesen. Ich vermute, daß sich Donats
Bemerkung auf interpolierte, uns nicht mehr erhaltene Verse bezog,
welche nach V. 600 das ausführten, was Fleck, in seiner ur-
sprünglich angenommenen Lücke gesagt wissen wollte. Stamp. und
die Franzosen nehmen weder eine Lücke, noch eine Interpolation
an. V. 602 schreibe ich mit Fleck.2 nach Spengel Uli. Tuom
officium statt tuo officio (Fleck.) halte ich mit Fabia för unnötig;
s. d. A. z. d. St.
V. 607. "ludier ist Bentleys Konjektur für claudier (so A
von «i.1; die andern Handschr. neglcgi\ Donat kennt beide Les-
arten). Der Überlieferung näher und durch die Alliteration
empfohlen ist caluier, wie Hadr. Junius u. a." lesen (s. Westerhov
z. d. St.); nur steht der passive Gebrauch dieses sonst zumeist
deponentischen Verbs nicht außer Zweifel. Claudier, obwohl auch
alliterierend, ist des Sinnes wegen anstößig und vielleicht aus
Andr. 573 hier eingedrungen; neglegi ist offenbar eine Interpolation."
Dz.1 Ich habe mit Pessonneaux und Stamp. claudier behalten, doch
halte ich Stamp. s Erklärung prendere in mezzo nicht für adäquat
dem lat. claudier. Wie aus Andr. 573 claudier an unserer Stelle
hätte eindringen können, verstehe ich nicht.
V. 610 ff. "Wie Rufinus in metra Ter. Gr. L. VI 556, 7 ff. be-
richtet, bezeugte Varro, der wohl darüber unterrichtet sein konnte,
daß die Worte Biscrucior animi eine rhythmische Einheit (clausula
nennt er sie) bildeten. Die Messung derselben ist in verschiedener
Weise möglich: ich habe den Vers als semisenarius iamb. catalect.
behandelt (vielleicht aber haben wir in ihm einen lat. Dochmius
vor uns). In Vers 610 a erkenne ich den (bei Plautus nicht
seltenen) Versus Reizianus, welcher sich hier ohne irgend eine
Änderung der Überlieferung ergibt. Die folgenden drei Verse
(611 — 613) sind choriambische Trimeter1), je mit einem anderen
Versfuß am Schlüsse, und zwar hat diese Klausel in den beiden
ersten Versen die Form eines Bacchius, im dritten Verse die
vollere Form einer troch. Dipodie. Die handschriftliche Über-
lieferung ist nicht geändert; nur am Ende von V. 611 habe
ich sit für siet eingesetzt. Für V. 614 — 617 habe ich mich G. Her-
mann, Elem. d. mär. 95 angeschlossen. Ohne überzeugendes Re-
sultat ist Conradts schablonenmäßige Behandlung dieses Canticums
1) V. 611 haben nur C*E* de me faciam; Donat hat nach Dr. Weßner
im Lemma sowie in der Erklärung richtig den bloßen Ablativ quid me
faciam. — V. 612 ist für die Mitte (am Ende des 2. Choriambus) syllaba
anceps anzunehmen (dibiliä).
KRITISCHER ANHANG 183
(a. 0. 194 ff.). Schlee a. 0. 65 ff. behält ganz die Versabteilung
des Bembinus bei. Seine Erklärung des Versmaßes knüpft, da
wir einmal bei Ter. wenig künstliche Metra haben, zu wenig an
den Bau der plautinischen Cantica an." Dz.1 — Die merkwürdig
gute Überlieferung der Verse 610 — 617, sowie die Übereinstimmung
in Bezug auf die Verseinteilung in A und s (FP weichen von
A bloß darin ab, daß sie V. 612 in Membra . . . sunt, Animus . . .
obstipuit teilen1) [P beginnt den letzten Vers mit Id anus], dagegen
stimmen LD vollkommen mit A überein mit Ausnahme der letzten
Klausel, die A allein selbständig erhalten hat) legen den Gedanken
nahe, daß wir es hier mit einer wohlbegründeten, mit Absicht
vor Verderbnis bewahrten Versabteilung zu tun haben, zu deren
Änderung wir ohne zwingende Gründe nicht schreiten dürfen. Ich
habe daher das Canticum ganz nach A gegeben und bin nur etwas
von Klotz (419 ff, vgl. auch 438, 422, 530, 552), der sich eben-
falls möglichst an die Handschriften anschloß, abgewichen, da sich
mir meine Messung durch den Umstand empfahl, daß die einleitende
Klausel (Plaut. Aul. 105 steht sie als Anfang des iamb. Senars),
die sogenannte clausula Jteiziana im folgenden Verse, in der Mitte
des Canticums (V. 612) und am Schlüsse (V. 617) wiederkehrt.
Ebenso wiederholt sich der akatal. troch. Monometer (Umkehrung
der Anfangsklausel) in V. 613 (cönsili quit. uah) und V. 615
(ne'que ea inmerito). Die Klausel am Schlüsse hatte schon Schlee
(68) erkannt, ohne damit Beifall zu finden. Obwohl auch er dem
Bemb. folgt, weiche ich doch in der metrischen Zerlegung der
Verse von ihm ab. V. 610b schreibe ich nach Dz.1, der darin
den uersus Beizianus richtig erkannt hat; nur scheint mir die
Form ~.*~-!.~-!.~j.|~.i~w-!._ (vgl. Plaut. Aul. 415 — 446) vorzu-
ziehen zu sein; V. 611 betrachte ich des Sinnes wegen nee quid
agam als 3. Choriambus (Klotz zieht es zum folgenden). V. 616
habe ich mit Stamp. und Lindsay (Capt. Einl. 97) die Verkürzung
psaltriam häne imisse angenommen, ohne mich den übrigen Aus-
führungen Lindsays anschließen zu können. Von den Neueren
schließt sich Psichari an Spengel an, der aber die überlieferte
Verseinteilung zu wenig berücksichtigt. Fabia folgt ganz Dz., der
in beiden Ausgaben das Cant. in folgender Gestalt gab:
Biscrücwr animi: (katal. iamb. Ternar [?J)
Hocine de inprouisö mali mihi öbici tantum, (iamb. Quatera. mit
einem verkürzten iamb. Quaternar)
Ut neque quid mc faciam nie quid agam certüm sitf (choriamb.
Trimeter mit einem katal. iamb. Binar)
Membra metu deT)iUa sunt; animus timöre (choriamb. Trimeter
mit einem katal. iamb. Binar)
1) Lindsay (Einl. z. d. Capt. »8 f.) mißt deshalb diese beiden Verse
als Choriambo-Iamben.
184 KRITISCHER ANHANG
Obstipuit; pe'ctore consistere nü eötisüi quü. (choriamb. Trimeter
mit troch. Binar)
Vah, quo modo hac me expidiam turba? tarda nunc (iamb.
Senar [?])
Suspicio de me mcidit; (katal. iamb. Quaternar [?])
N4que ea inmerito: Söstrata (katal. trocb.. Semiseptenar [?])
Cr Hit mihi me psältriam hance emisse; id anus mi indicium
fecit. (troch. Oktonar [?]).
Plessis und Boue folgen Dz. mit Ausnahme von 612, 613, die
sie nach Spengel (in Übereinstimmung mit FP) in drei Verse:
membra . . ., anvmus . . ., pectore . . ., zerlegen. Pessonneaux folgt
Dz. bis auf 610b, 611, die er nach Umpf. vor tantum teilt und
mit siet schließt. Fleck.8 verfährt ganz willkürlich, Stamp. künstelt
zu sehr in der metrischen Benennung.
V. 621/22. Bezüglich der willkürlichen Tilgung von diu und
hem durch K. Meißner s. Fleck. Jahrb. OXXIX 291 f.
V. 626. Nach y schreiben Spengel und Fleck.2 age müto.
V. 627 will K. Meißner a. 0. ohne Grund als interpoliert ent-
fernen. — Die Änderung id metuo ipsum, welche Rein, De pron.
ap. Ter. coU. 64 vorschlägt, empfiehlt sich nicht, da ipsum jetzt
durch die Stellung hervorgehoben wird, so daß ohne weiteres von
der gewöhnlichen Folge id ipsum abgegangen werden konnte.
Dz.2 mißff %d %psum. ■
V. 628. Der Vorschlag Reins a. 0. 61, die Interpunktion erst
nach ipse zu setzen, wird durch Iou. bestätigt; Dz.8 und Fleck.2
schließen sich jenem an.
V. 633. A läßt miser aus und schreibt bloß occipio fores,
L und G dagegen nur occipio miser, D nach y occipio fores miser.
Gegen die Annahme eines hvperkatal. troch. Tetrameters nach J)y
an dieser St., wie sie neuerdings J. Vahlen, Sitz.-Ber. 1901, 338ff.
für Ter. wahrscheinlich macht, spricht der schließende Doppel-
iambus. Fores dürfte aus dem vorhergehenden Verse eingedrungen
sein. — Im folgenden Verse stellt Fleck.2 um: sum ego.
V. 637. Auch LD haben hie wie A, die übrigen äöc, denen
Dz.2, Stamp., Fab., Fleck.8 folgen. Mir scheint hie schon wegen
V. 638 bezeichnender zu sein.
V. 642. K. Meißner a. 0. 326 f. will ita entfernen; Langen,
Beitr. 212 übersetzt es mit 'gut', bemerkt aber, daß es hier in
einer besonderen, bei Plaut, nicht nachweisbaren Bedeutung steht.
Ich behalte es fragend. Mit 'so?' korrigiert Micio anscheinend
seine Meinung, daß Ä. geklopft habe, und führt mit nam mirabar
die Folgerung an, die er aus dieser angeblich irrigen Meinung
gezogen hatte, und die sein Staunen hätte erwecken sollen.
V. 657. Fleck.2 ändert gewaltsam: commentast mater esse ex
alieno uiro.
KRITISCHER ANHANG 185
V. 660. "Wenn man die von den Codd. außer A gebotene
Lesart uidentur (so auch A corr. rec) annimmt, kann auch an
postier als näher liegende Änderung aus postea gedacht werden."
Dz.1 — Ich habe mit Dombart (Bl. f. d. bayr. G.W. XVIII 358)
postea behalten, n wird von lou. hinzugefügt; poscere, das nach
Bothe von Umpf. Dz.1,2, Fab., Pess. aufgenommen wurde, sowie das
von Fleck.2 geschriebene postier würde die in non oportere huic
dari liegende Forderung aufnehmen, doch wird darauf schon mit
haec genügend hingewiesen.
V. 666 schreibt Fleck.2: qukum ea.
V. 668. "Entgegen allen Handschr. hat Bentley im Anschluß
an Serv. zu Verg. Aen. IV 83 praesentem für praesenti in den
Text gesetzt, und die meisten neueren Herausgeber sind ihm darin
gefolgt. Allerdings ist, wie B. hervorhebt, in den zur Vergleichung
herangezogenen Stellen (Verg. IV 83; X 600; Plaut. Ps. 1142
[1125 L.]; andere Beispiele bei Lorenz z. d. St.) stets das doppelt
nebeneinander stehende Wort auf verschiedene Personen zu
beziehen, gehört aber auch allemal zu demselben Verbum. Anders
an unserer Stelle: Übereinstimmung mit jenen Stellen würde nur
gewonnen, wenn man — was des Verses wegen unmöglich ist —
praesenti praesentem er. läse. Daß aber, um den Begriff der leib-
haftigen Anwesenheit rhetorisch zu verstärken, sowohl zu uidet als
zu eripi das Wort praesens gefügt wird, erscheint mir keineswegs
unmöglich; vielmehr scheint die Nähe der Begriffe eripi, abduti
wegen des inneren Widerspruches gegen praesentem zu sprechen,
und deshalb halte ich an dem auch durch die Überlieferung besser
empfohlenen Dativ fest." Dz.1, dem sich alle bis auf Boue' an-
schlössen.
V. 673. " Die Codd. haben alle dum cognatus huc Ulinc
ueniret (nur D von m.1 hie), Donat hat hinc Ulinc. Durch diese
von Bentley, Fleckeisen u. a. angenommene Lesart wird die hier
unpassende Vorstellung von vielen, allerorts befindlichen Verwandten
erweckt; außerdem dürfte man aliquis cognatus oder den Plural
cognati erwarten. Ich habe huc Ulinc gelassen, da in cognatus die
Beziehung auf den bestimmten Verwandten schon liegen kann."
Dz.1 — Gegen den erst in späterer Zeit vorkommenden Ausdruck
hmc Ulinc erklärt sich auch Bach a. 0. 320. Fleck.2 schreibt UUm
nach den Gloss. Ter. statt Ulinc, jedoch huc.
V. 677. Um ista (A: istic, L: istaec) vor vokal. Anlaut zu
entfernen, schlägt F. Schmidt a. 0. 80 (s. dagegen die Anm. zu
V. 185) — ebenso 0. Brugman, Fleck. Jahrb. CXHI 420 A. 3 — vor
quoi er am . . . istaec. Speng. denkt an sed istaec Aeschine, quid
nostra aut nobiscum Ulis?
V. 679. Daß nach AVDIOMNIA in A (s audiui) audio omnia
zu schreiben sei — es könnte in audio et scio ein volkstümlicher
Pleonasmus stecken, wobei audio ähnlich wie Phorm. 160, Haut.
186 KRITISCHER ANHANG
682 etc. ungefähr in der Bedeutung 'ich verstehe' steht, — ist
nicht unwahrscheinlich. Doch kann hei dem mehrmaligen Vor-
kommen von audiui omnia bei Ter. auch der Ausfall von VI nach
DI in A angenommen werden.
V. 687. In A steht über primvm ein Wort von w.2 in Rasur,
dessen Entzifferung mir bei besonders günstigem Lichte gelang:
sane (s. Wien. Stud. XX 276); daher entfällt die Notwendigkeit,
an die Verdoppelung von magnum zu denken, die seit Muretus
und Faernus alle angenommen haben.
V. 688. uenit schreiben mit A Speng., Stamp. und Psich.;
euenit (g) scheint jedoch hier den Vorzug zu verdienen, da es
metrisch die lectio difficiUor ist. Fleck.2: at postquam euenit.
V. 690. Rein a. 0. 61 liest nach dem Lemma des Don. si
te ipsüm mihi, ihm folgt Fleck.2
V. 696. "Das handschr. hanc nach uxorem beizubehalten
macht eine Umstellung nötig *Bono, inquam, cmimo es9 (so noch
Fleck.2). Eher könnte man eam nach uxorem einsetzen." Dz.1 —
S. die Anmerkung z. d. St.
V. 697. A hat nunc ludis tu me, in L trägt m.1 nunc über
tu nach, 6: num ludis nunc tu me, y: num 1. 1. nunc me. Ich habe
mit Klette, Rh. M. XIV 466 die Lesart des Bemb. behalten und
mit Rein a. 0. 79 das Fragezeichen nach me weggelassen. Nunc
rührt von der in ? tätigen hiatustilgenden Hand her; der Hiat
selbst ist ohne Anstand, s. Klotz a. 0. 116, vgl. V. 604, Phorm.
146, 542, 963; die Ausgaben folgen bald <?, bald y. Dz.2 Pess.
klammern nunc ein.
V. 700. Fleck.2 schreibt: quid eam uxorem? Mi. Eam und
hebt damit die köstliche Wirkung des viermaligen iam auf. Auch
schreibt er potis statt potes.
V. 701. ego, das s mit Ausnahme von L bieten (A und
Don. gleichfalls ohne ego) beseitigt den Doppeliambus am Schlüsse'.
Der Vers kann übrigens auch ohne ego gehalten werden, wenn
man quam | oculös nunc amd meös mißt und liest.
V. 703. "Hier haben die drei Klassen der Terenzhandschriften
je eine andere Anordnung der drei Perfekte: A wie im Text
(übrigens escendit), die Calliop. Rec. (und Donat im Lemma) dbiit,
periit, nau. asc, was am wenigsten annehmbar ist; DG: Nau.
asc, abiit, periit." Dz.1 — Eine treffliche Stelle, um den Charakter
der Handschriften zu beurteilen; A behielt die psychologisch einzig
richtige Anordnung, nach Weßner auch Don., 8 ordnete die Verba
logisch, in y kamen sie in Verwirrung. — nauem escendü (AC)
halte ich mit Stamp.; wenn auch im transitiven Gebrauche as-
cendere häufiger verwendet wird (dies der Grund der Änderung),
so läßt sich doch auch escendere, transitiv gebraucht, belegen,
u. a. mit Tac. Ann. XHI 5 e. suggestum.
KRITISCHER ANHANG 187
V. 705. Fleck.2 setzt jetzt auch quo, nicht mehr quom. Die
von Dz.1 angedeutete Möglichkeit, daß eo vor obt. ausgefallen sei,
wird durch die Anm. z. d. St. erledigt.
V. 706 will K. Meißner a. 0. 313 wegen sachl. Bedenken,
und da Don. bemerkt, daß dieser Vers bei einigen fehle, tilgen,
um die Teilbarkeit des Abschnittes durch drei zu erreichen. Un-
umgänglich notwendig ist er allerdings nicht, doch lehnt Micio
mit fac ut dixi si sapis die Überschwenglichkeiten des Ä. ab.
V. 710. Ich habe iniecit, das einstimmig (auch von den Gloss. Ter.)
überliefert ist, dennoch nicht aufgenommen, sondern inicit geschrieben,
da ein molossisches Wort an dieser Stelle zu ungewöhnlich ist.
V. 711. "Cod. BCFP: Ne inprudens forte, die andern Codd.:
Ne forte i.; Bentleys Umstellung des Wörtchens forte wird von
Conradt a. 0. 24 f. durch den Nachweis verteidigt, daß 'die iamb.
Septenare des Ter. entweder mit Diärese nach dem 4. Iambus ge-
baut sind, der dann aber rein sein muß, oder durch Cäsur nach der
1. Silbe des 5. Fußes gegliedert sind ;• doch müsse dieser dann iambisch
oder spondeisch sein." Dz.1 — Stamp. u. die Franz. stellen nicht um.
V..712. "So leicht die von Guyet und Bentley, neuerdings
auch von Conradt a. 0. 6 8 f. vorgeschlagene Änderung von siem
in sim ist, wodurch der Vers dem vorausgehenden gleich würde,
so wenig ist die Notwendigkeit derselben erwiesen; vgl. Schlee
a. 0.71." Dz.1 — Vgl. Podiaski a. 0. 53, Klotz a.O. 494, Seyffert,
Philol. XXV 461, Rein a. 0. 49. Dz.2 und Fleck.» setzen sim.
V. 716. A bietet neque Uli fäbrica ulla (so die Franz.), DG
haben dieselbe Anordnung, nur schreiben sie mit low. und L illic,
y dagegen fabrica illic ulla, so auch Bentley; Fleck.1 neque illic
fabrica erat (ohne ulla), ebenso Dz.1 mit Uli (Dz.2 setzt ulla in
Klammern); Fleck.2 neque Uli ulla fabrica erat. Ich bin (mit
Spengel und Stamp.) dem Bemb. und Iou. gefolgt: neque illic.
Pess. folgt Umpf.
V. 722. "Seit Bothe wird noua, welches nach alia ... ingentia
etwas schwach scheint, von manchen Herausgebern gegen die Hand-
schriften mit JEcce autem verbunden. Mir scheinen aber die Worte
noua, capitalia die beiden Begriffe alia ingentia nicht unpassend
in veränderter Form zu wiederholen." Dz.1
V. 723. Ah, das Richter a. 0. 399 A. 8 mit s vor nescis
einsetzen will (gebilligt von Stamp.), halte ich aus dem Grunde
für überflüssig, weil ohe, iam eine Zwischenbemerkung Micios ist,
die Demea nicht beachtet. Da uir ebenso ironisch gemeint ist
wie boni, entsprechen sich die beiden Reden Demeas vollkommen
den Gliedern und dem Sinne nach. Erst mit scio (s. Don. z. d. St.)
antwortet Micio auf die ganze Rede.
V. 733. Fleck.2 unnötig: eapse statt ipsa.
V. 737. Ich habe id, das A am Anfang des folgenden Verses
hat, an das Ende dieses Verses gestellt.
188 KRITISCHER ANHANG
V. 744. Da Iou. nach pretio nicht interpungiert, halte ich
es für notwendig, das von ihm hinzugefügte at einzusetzen, um
das Verächtliche, das in Demeas Worten liegt, zum stärkeren Aus-
druck zu bringen: er denkt gar nicht daran, sie zu verkaufen.
at hat auch G; uel, das G neben at bietet, hat at in den übrigen
Handschriften verdrängt.
V. 746. Obwohl diuom (Ay) sonst bei Terenz nicht vor-
kommt, glaube ich doch, ihm den Vorzug gegenüber deum
(jTow.LDG) geben zu müssen, weil Terenz offenbar die bereits zu
seiner Zeit antiquierte Form (die klassische Zeit greift sie erst
wieder archaisierend auf) verwendet, um dem schließenden Doppel -
iambus aus dem Wege zu gehen.
V. 747. Entweder ist erit (Iou. ?) vor una (o>) oder dieses
eingedrungen.
V. 749. "Cod. A hat Ita me di bene ament und weiter mit
(L)DG ego tuam (die andern Handschr. bei Umpf. haben die
gleichwertige Wortstellung tuam ego). Der Vers kann auch durch
Weglassung von ego mit Beibehaltung von bene hergestellt werden."
Dz.1 — So will Rein a. 0. 48 den Vers lesen. Auch in A scheinen
Umstellungszeichen über ego tuam zu stehen. Bene ist offenbar
eingedrungenes Glossem, Don. hat es nach Weßner nicht im Lemma;
Fleck.2 stellt um: ut tuam ego uideo in.
V. 758. Hoscinc mit allen Handschr. haben auch Stamp. u. Pess.
wieder aufgenommen, gesprochen wurde es sicherlich hoscin wie auch
hancin am Beginne des V. Fleck.2 sehreibt auch hancin und hoscin.
V. 766. "Gegen die von Ritschi, N. Plaut. Exe. 97 u. 99
angenommene Herleitung des Wortes prodeambulare von ambul.
und prode spricht die große Un Wahrscheinlichkeit, daß gerade in
diesem nur hier ganz neu gebildeten Worte sich ein singuläres
prode erhalten haben sollte, während sich sonst in alten Zusammen-
setzungen ausschließlich prod (für pro) findet; prodambulare in
den Text zu setzen (mit Wagner, Spengel und Langen, Beitr. z.
Kr. d. Plaut. 206 [Psich., Fleck.2]) scheint zu gewaltsam. Ferner
hat bei Ter. nur deambulare die Nebenbedeutung des Gemächlichen
(s. Anm. z. d. V.), nicht ebenso ambulare (s. V. 713 Defessus sivm
ambulando\ Hec. 435 ut me ambulando rumperet; Phorm. 936,
Hec. 815; anders urteilt Langen a. 0.). — Am Ende des Verses
habe ich mich der auch von Spengel angenommenen Interpungierung
Bentleys angeschlossen Ulud sis uide: exemplum diseiplinae! (vgl.
Brix zu Plaut. Mil.3 200); Fleckeisen u. a. verbinden Ulud . . .
exemplum." Dz.1 — Bestätigt durch Iou.\ Fleck.2 liest Mc statt
huc und nach ? lubitumst (Iou. libitum est).
V. 767. Zur Beseitigung des Hiats dachte Spengel an di-
seiplinaest; Fleck.2 schiebt eceum nach diseiplinae ein.
V. 770. Tun mit Ausnahme von GP1 einstimmig überliefert; s.
M. Warren, On the enclitic *ne* in early Latin, Am. journ. of philoLDI 55.
KRITISCHER ANHANG 189
V. 771 wird seit Bentley mit exemplo gelesen (Klotz nach
S exemplum), doch scheint bereits in A über exempla ein o zu
stehen.
V. 774. A Potis, von Iou. in potatis verbessert, s potasti)
auch Don. hat den Plural, allerdings potastis] L potasti aus
potestati vom Schol. geändert.
Y. 791. "Anscheinend besser überliefert (von Cod. A und
Servius zu Aen. II 424) ist ilicet für scilicet (so in den andern Terenz-
handschr., Don. und beim Schol. Bemb.; D hat licet mit Rasur
davor). Ilicet ist als Entlassungsformel bekannt ('die Sache ist
aus'; 'nun ist's vorbei'); vgl. Eun. 347 f. Ipsast: ilicet; Desine
q. s.; Haut. 9 74 f. Ilicet: Ne te admisce q. s.; Phorm. 208 f. ilicet.
Quid hie conterimus operam frustra? Plaut. Amph. 338; Cist. 685;
Cure. 186; Epid. 685; Truc. 592 (nach den Codd.). Diese Be-
deutung paßt aber schlecht an unserer Stelle, insofern Micio un-
mittelbar darauf die Händel nicht als erledigt, sondern als *parataef
bezeichnet. Auch Sostrata kann nicht etwa mit dem Worte ilicet
entlassen werden, da sie nicht streitende Partei war. Übrigens
kann scilicet auch mit dem Folgenden (Paratae Utes q. s.) ver-
bunden werden." Dz.1 — Ich glaube doch, daß ilicet (auch in
L) als die lectio difßcilior zu halten ist (so alle mit Ausn. von
Dz.3 und Fleck.2); Micio will damit sagen, daß es jetzt mit dem
Verheimlichen aus sei, daß vielmehr neuer Streit bevorstehe.
V.798. Psich.,Boue, Fleck.2 nach Syeng.: factumst? Mi. Non nego.
V. 801. Ich habe Quid (A) mit Umpf. beibehalten, zumal
Iou. davor interpungiert. Da es später nicht mehr verstanden
wurde, wurde es teils in quam, teils in quod geändert; dieses
nahmen die Herausgeber auf, s. d. A. z. V. 800; Fleck.2 ändert
gewaltsam mihi idem ius tecum esse aequomst quod m. t.?
V. 807 f. Fleck.2 nach Ciaud. Sac. p. 58 T. sumpius . . quos
gegen die Handschriften. Der Sprachgebrauch des Ter. gibt hierfür
keinen zwingenden Anhaltspunkt.
V. 809. ALG bieten tolerabas; der Scholiast (Schlee 160)
schreibt nutrieb as seeundum tuum posse.
V, 813. Fleck.2 parce quaere.
V. 814. Nachdem schon Bentley an der Wiederholung von
optine (V. 812) Anstoß genommen und gloriamque istanc tibi (yD2
bieten tibi vor obtine) geschrieben hatte, schlug Rein a. 0. 9
qloriam tu istam tibi vor. In A steht nach optine vermutlich von
Iou. tibi in Rasur. Fleck.2 berücksichtigt beide, indem er gloriam
tu istanc tibi schrieb. Mir scheint gerade Micio mit dem wieder-
holten optine die Hartnäckigkeit Demeas gut zu bezeichnen.
V. 820. "A allein hat cons. amborum; ipsorum scheint mir
den Gegensatz der Person zu res (familiaris) zu verstärken; am-
borum ist vielleicht aus V. 810 eingedrungen." Dz.1 — Ich behalte
amborum , obwohl es Iou. in ipsor. ändert; die Rasur wurde später
190 KBITISCHER ANHANG
getilgt, ebenso Dz.2 u. die übrigen, Pess. u. Fleck.2 folgen s und
schreiben ipsorum. S. Leo, Ebein. M. XXXVTII 6.
V. 822. Fleck.2 quibus ex!
V. 827. A läßt eos aus, bestätigt durch Priscian (s. Umpf.
z. d. V.); ich bin mit Speng., Psich., Boue, Fleck.2 dem Bemb.
gefolgt, da eos wegen des folg. liberum Ingenium besser fehlt.
V. 828. scires von Lachm. (in Lucr. 297) vorgeschlagen und
von Leo, D. Lit.-Z. 1882, 358 verteidigt, von Pess. aufgen. halte
ich für unmöglich; siris von Madvig {Adv. crit. II 21 f.) erdacht,
von Dz.1 gebilligt (Dz.1'2 seiris) und auch von Fleck.2 aufgenommen,
verstehe ich nicht; seiris von Plessis statt sciueris vorgeschlagen,
ist m. E. unhaltbar. Auch in A steht S (Iou.?) über et.
V. 833. Fleck.2 hoc uiti senectus adfeii (co: uitium, ALd: adf.
sen.); Fleck.1 schrieb, von Brugm. a. 0. 29 gebilligt, fert
V, 845. Über Bentieys schließendes atque s. Vahlen, Über
die Versschlüsse etc. 55.
V. 846. Madvig, Adu. crit II 169 wollte et vor fumi ein-
setzen oder ac vor poll. streichen, s. d. A. z. V. 988.
V. 847. Engeibrecbt a. 0. 72 vermutet, daß hier praelerhac
zu schreiben sei, s. üaul.3 zu V. 800. Fleck2 schreibt praeterJiac.
V. 850ff. Die Personenverteilung in den V. 849 — 853 erfolgte
bisher nach (B2)DEGP2, welche Placet . . . cubet dem Micio, Derides
. . . sentio dem Demea zuwiesen. Auf diese Verteilung beziehen
sich auch Donats Bemerkungen. Dagegen spricht aber der Um-
stand, daß die Worte atque . . . cubet im Munde Micios kaum mög-
lich sind, da selbst in dem Falle, daß M. im Sinne Demeas weiter-
sprechen wollte, cogerem am Platze wäre, keinesfalls Placet . . .
sapere vorausgehen dürfte. In diesem Falle könnten sie nämlich
nur als unmittelbare Fortsetzung der Worte Demeas gesprochen
werden. Cogas, das DEG bieten (und ältere Ausgaben auf-
genommen haben), ist die vernünftige Schlußfolgerung, die ihre
Schreiber aus dieser Personenverteilung gezogen haben. Besser
wäre schon mit (B1)CFP1 atque . . . sentio dem Demea zuzuweisen,
indem dieser mit derides auf ein Lächeln Micios (wegen der Über-
treibung in V. 85 1) antworten würde. Jedoch auch hier hat der
Bemb. die beste und der psychologischen Entwicklung entsprechendste
Verteilung, indem er atque . . . cubet dem Demea, Derides dem
Micio und Foiiunatus . . . sentio wiederum dem Demea gibt. In
der Ankündigung dessen, was er alles mit der psaltria machen
werde, versteigt sich Demea immer mehr. Micio, der nach V. 849
noch dazwischen geworfen hat: Placet nunc mihi uidere saperet
kann die letzte Drohung Demeas: Atque equidem filium tum, etiam
si nolit, cogam ut cum illa una cubet (der richtige Schluß nach
. . . carbost wäre eigentlich gewesen, 'so daß meinem Sohn jedes
Verlangen nach ihr vergeht'), nur mehr als reine Übertreibung
(in Wahrheit ist es Galgenhumor, der bei Demea wiederholt her-
KRITISCHER ANHANG 191
vortritt), als ob Deniea ihn verspotten wollte, auffassen, und er
tritt ihm daher mit der Frage entgegen: 'Du spottest?' d. h. du
willst mich wohl zum besten halten, da du dich zu solchen
Lächerlichkeiten versteigst. Darauf schlägt bei Demea die Stimmung
wieder um und er sagt: *Du bist glücklich, daß du von dieser
Gesinnung bist', d. h. daß du von mir glauben kannst, ich sei
zum Spott aufgelegt, im Gegenteil ich — leide. Und da er dieses
Wort mit gramvoller Gebärde spricht, sagt Micio vorwurfsvoll Ah
pergisne. Erst bei dieser Auffassung tritt ego sentio im Sinne von
'ich leide' in wirksamen Gegensatz zu deridest wenn sich eben
auch dieses Wort auf Demea bezieht. L hat dieselbe Personen-
verteilung wie A und bewährt sich somit auch hier als unab-
hängige Textesquelle, nur teilt er fort. . . . sies noch dem Micio
zu, was an und für sich nicht undenkbar ist.
V. 854. Ich habe den Yers (die Handschriften teilen ihn
dem Micio zu) noch dem Demea gegeben, da sich nur auf diese
Weise die Schwierigkeit beheben läßt, die bis jetzt darin lag, daß
Demea nach V. 854 in das Haus des Micio ging und ohne jeden
Grund V 4 wieder aus dem Hause trat, ohne den Syrus, der sich
drinnen befand (V. 883), gesehen zu haben. Schon Dz.1 Einl. 4 (5)
A. 5 fand es wahrscheinlich, daß Menander den Demea nach V 3
die Bühne gar mVht verlassen ließ, wagte es aber wegen unseres
Verses nicht, ein Verbleiben Demeas auf der Bühne anzunehmen.
Auch der Erklärungsversuch Nencinis (142 A. 1), daß es der Alte
vom Lande an keinem Orte lange ausgehalten habe, befriedigt
durchaus nicht, sondern ist nur ein schwacher Notbehelf. Mit der
obigen Änderung ist alles auf das beste gelöst. Bei Demea, dessen
Sinnesänderung schon mit V. 835 beginnt, tritt in der psycho-
logisch notwendigen Entwicklung dieser Veränderung keine störende
Pause ein. Man merkt es auch, daß er V. 854 bemüht ist, durch
Erklären seiner Bereitwilligkeit den Bruder wegzubringen, um
allein seinen Gedanken nachgehen zu können. Micio, für dessen
Abgang bis jetzt kein rechtes Stichwort vorhanden war, erhält
dieses nun und geht nach V. 854 ins Haus; von dort schickt er
V. 882 den Syrus vor das Haus, um den Bruder, der ihm zu
lange zögert, hineinzurufen.
Die Verderbnis muß sehr alt sein, klärt sich aber sehr ein-
fach auf. Über oder wahrscheinlicher vor I ergo (die Verwechslung
muß noch zur Zeit der Kapitale stattgefunden haben, als die
Verse noch streng bezeichnet wurden) wurde der Name der an-
geredeten Person, wie dies häufig der Fall war, eingetragen, den
dann ein Abschreiber für das Personenzeichen hielt.
V. 860. Dz.1 nach y: mitto, Dz.2 nach AL <?P: omitto; Fleck.2:
capse statt ipsa re.
V. 863. Fleck.2: suam ille, doch tritt bei üle suam Synkope
des c ein; s. Skutsch, Forsch. 121 u. d. A. z. V. 72. Auch die Um-
1Q2 KRITISCHER ANHANG
Stellung egit semper (Wagner, Dz.1) halte ich für unnötig. Wegen
gessit, das LDG statt egit bieten, den ganzen Versanfang an-
zuzweifeln (Conradt, Die metr. Komp. 210), halte ich für zu weit
gegangen.
V. 876. Fleck.2 stellt um: ego miseriam omnem.
V. 877. A bietet Tor contra außerdem porro, das Iou. tilgt.
Von den neueren Herausgebern wird der Vers ohne porro ge-
schrieben, doch scheint mir dieses unentbehrlich zu sein, da es
die kommende Zeit, in der Demea seine Versuche machen will,
vorzüglich bezeichnet, vgl. Hec. 778. Da der Vers mit porro
höchstens als hyperkatalekt. troch. Oktonar gelesen werden könnte,
was inmitten der tadellosen Septenare auffallend wäre, kann nur
durch Tilgung eines andern Wortes die Stelle geheilt werden.
Bentley strich im Texte das erste age, in der Anmerkung schlug
er nunc iam experiar vor. Besser scheint mir Sydows Vorschlag
zu sein, iam, das in Gy fehlt, zu tilgen und porro an seine
Stelle zu setzen; ihm schloß sich auch Fleck.2 an. — Um Über-
einstimmung mit dem Wortaccent herzustellen, schlägt Draheim,
De iambis et troch. Ter., Herrn. XV 240, ego ecquid vor. Mir
scheint diese Übereinstimmung (s. Lindsays Appendix zu den
Captiui, TJie accentual dement in early Latin verse 357 ff.) ohne-
hin vorhanden zu sein, da das fragende quid vor ego den Satzton
bekommt, vgl. V. 916 Quid ego\ s. Klotz 267, Podiaski, Quomodo
Ter. etc., Berlin 1882, 62. — Über die Schreibung haec quid in
L s. Birt, Der Hiat bei Plautus 322.
V. 879. Iou. und s haben statt fieri das gewöhnlichere
pendi eingesetzt, das wegen der Alliteration von Fleck.2 in den
Text genommen wurde. — Unnötig scheint es, mit Rein, De pron.
coli. 47 me wegen der Stellung nach meis zu streichen.
V. 888. et tpsa (s. Klotz 47) ist ohne Anstand. Einige
stellten um, Fleck.2: et re eapse.
V. 889. Ich habe mit Dz.1 das Verbleiben des Syrus auf der
Bühne angenommen, da kein Stichwort für seinen Abgang noch
für sein Wiederauftreten vorhanden ist. Die Handschriften geben
nur Geta und Demea an; vgl. Spengel in den Sitz.-Ber. der bayr.
Ak. d. W., phiL Kl. 1883 n 270.
V. 899. mequidem mit Kürzung durch Tonanschluß.
V. 904. morae est, das m. E. allein hier stehen kann (vgl.
V. 712 g mora-, Plaut. Bacch. 224, Rud. 412), bieten Iou. (bei dem
es allerdings fraglich ist, ob das e, das er über morast schrieb,
zu mora oder zu st [est] gehörte) LD; A und die übrigen haben
mora est, das nur stehen könnte, wenn mora das Subj. wäre (vgl.
Andr. 420, 593, 971, Ad. 171, Plaut. Capt. 396, 906, Cure. 461,
Men. 366, Pseud. 168; Mil. 1293 ist andrer Art).
V. 907. Da A lampedes bietet, hält Dz.2 lampades für wahr-
scheinlich. — • Wegen tibicinas hier schreiben Wagner, Plessis,
KRITISCHER ANHANG 193
Fabia und Boue in V. 905 gegen die Handschriften tibicinae;
V. 907 wird jedoch generell gesprochen. Fleck.2 nach y: turbam.
V. 915. Die Überlieferung bietet ille bäbylo (LDE: babilo,
G: babillOj das nur auf babulo führen kann); die neueren Heraus-
geber seit Bentley schreiben ausnahmslos ille Babylo, indem sie
beides auf Micio, der durch Babylo (angeblich Sohn des Belus,
des Erbauers von Babylon) als reicher und verschwenderischer
Mensch bezeichnet werden soll. Auf diese Erklärung weisen näm-
lich einerseits die Worte Donats: An fratrcm Babylonem ob nimiam
liberalitatem uocat an Aeschinum nimis prodigum teilweise, die
Schol. Bemb. (Herrn. II 402): [magnae rei] possess\or est, nam\
Babylon[ius idem] qui Versa [dicitur]; et Persic[i regis] diuitiae
g[azae (od. randes) dijcuntur im allgemeinen hin. Daß diese Er-
klärung nicht befriedigte, ersieht man aus der Menge verschiedener
Ansichten, die Westerhov. z. d. St. anfährt. Ich halte Babylo als
Ethnikon für unmöglich und sehe in babulo (das auch Nom. sein
konnte, s. Sonny, Arch. VHI 494) den Dativ von babulus, einer
Weiterbildung der Interjektion babae (s. G. Gröber, Arch. I 246),
wofür sich schon Nannius, Miscell. II 12 ausgesprochen hat. Zur
Steigerung des Begriffs dient UU, das für Donat (Uli: Cui Uli?
Ctesiphoni, lenoni an Acschino an Syro) die einzige Lesart war;
Uli babulo bezieht sich auf Syrus. Wenn Micio außer allen anderen
unangenehmen Sachen, die Demea in den vorhergehenden Versen
aufzählt, und die sich auch gleich darauf erfüllen, noch dazu ver-
anlaßt wird, dem Syrus eine Summe Geldes zu geben, wäre dies der
höchste Triumph für Demea. Ausführlicher handle ich über diese
Stelle Festschr. d. Wien. Stud. f. Bormann, 1902, 305 ff. Hier sei nur
erwähnt, daß Babylo für einen Mann sonst nicht vorkommt (Steph.
v. Byz. gibt nur eine späte Erklärung des Namens; Plin. nat. hist.
VII 56, 196 ist die Überlieferung unrichtig, Solin. 89, 10 M. be-
ruht auf einem Mißverständnisse der Originalstelle bei Plin. IX
8, 27), und daß der Scholiast zu luven. IH 221, wo unser Vers
in folgender Gestalt citiert wird: Dinumeret nunc ille Babylonias
(uiginti minas), zwar weniger metrisches Verständnis, dafür aber
besseres, sprachliches Gefühl gezeigt hat als Donat oder dessen
Vorgänger, die aus babulo einen Babylo mit neuer Erklärung
machten.
V. 929. Nach L, der uxoris huius e bietet; die übr. fiuius u.
V. 932. Dz.2 hält den Vers für verdächtig.
V. 940. J. Koehm, Quaest. Blaut. Terent, Gießen 1897, 49 f.
will die Worte promisi ego Ulis dem Demea zuweisen; da sich
dadurch die Worte de tc largitor puer an Demea richten müßten,
.sucht er diesen Bezug durch eine gekünstelte Erklärung zu er-
weisen.
V. 946. "Vor Merito fehlt in um Handschr. bei Umpf. ein
Personenzeichen (nur C hat Raum dafür; Cod. Bemb. geht schon
Terentiug, Adelphoe.2 13
194 KEITISCHER ANHANG
mit V. 914 dieses Stückes zu Ende); die Worte Mer. te amo scheinen
indes nicht respektvoll genug zu sein im Munde des Asehinus
gegenüber dem Micio, und andrerseits mußte doch auch Demea
seine Befriedigung kundgeben über die Nachgiebigkeit seines Bruders.
Im folgenden fehlt handschriftlich das Pereonenzeichen vor Quid
und Ego-, DG haben ego Quid, G mit Andeutung eines Personen-
wechsels vor Quid; in allen Codd. wird Verum dem Demea ge-
geben; fit statt confit haben alle Codd., Donat1) aber an u. St.,
sowie zu Andr. 167 und Placid. Gloss. (Corp. Gloss. Lat. V 57, 18)
führen unsern V6rs für confit an (ohne vorausgehendes cum). Da
der Vers nach der Überlieferung nicht vollständig ist, halte ich es
für das Nächstliegende, ihn durch Einführung des auch sonst für
u. St. bestätigten confit^ statt durch Einsehiebung von tno nach
Merito (mit Bentley) oder Verdoppelung von Quid (so Umpfenbach
nach Muret) zu ergänzen. Auch am Anfang des folgenden Verses
fehlt das Personenzeichen in allen Handschr.; ferner haben diese
est Jiis (BC is) cognatus. Bentley schreibt danaoh in sehr pro-
babler Weise: Hegio hie est his cogn." Dz.1 — Podiaski, Quomodo
Ter. etc. 27 schlägt vor Merito tue amo te. De. Verum quid ego
dicam? hoc confit quod uolo. Ich habe mich in den beiden Versen
vollkommen an die Handschriften gehalten (nur quid ego gegen
ego quid in LDG), da die Personen Verteilung dem Sinne ent-
spricht. Ebenso FaV.la, Psich , Boue, die bloß cogn. his est schreiben.
Pess. ebenso, nur schreibt er fit und teilt Quid . . . resiat dem Micio
zu. Dasselbe tut Stamp., der aber V. 946 mit Dz.2 schreibt:
De. Merito te amo . uerum . . . Mi. Quid? De. Ego dicam, hoc quom
confit quod uolo und in V. 947 est hie is ordnet. Confit scheint
mir durch die angegebenen testimonia (s. Neue Dil3 631) sowie
dureb den Umstand, daß in C com in cum geändert wird, hin-
länglich beglaubigt zu sein. Da in V. 947 est his die überlieferte
Reihenfolge ist, entfallen beide, von Bift, Der Hiat bei Plaut. 69
aufgestellten Beispiele für konson. h bei Terenz. Fleck.2 teilt V. 946
^vie im Text ganz dem Dem. zu, V. 947: Mi. Quid? numquid restat?
De. Hegio cognatus his est proxumus.
V. 955. **et vor dictumst habe ich aus DG, den besten Hand-
schriften für diesen Teil der Adelphoe, da A fehlt, aufgenommen."
Dz.1 — Auch L. hat et\ Fleck.2: re eapse.
V. 956 f. "Diese Verse werden von den Herausgebern meist
als iamb. Senare gemessen mit genauem Anschluß an den über-
lieferten Text: Quid istic? . . . Gaudeo. j De. Nunc mi es ger-
manus p. a. e. c. V. 958 soll dann ein iamb. Oktonar sein und
erst nachher das Metrum wechseln. Daß eine solche Gruppierung
von Versen der Kompositionsweise des Ter. widerspricht, hat
1) Im Lemma zwar fit, der Text verlangt aber confit. Auch die
Glosa. Ter. geben confit | ptrficitur.
KRITISCHER ANHANG 195
Conradt, Die metr. Komp. (s. besonders S. 69 f.), überzeugend nach-
gewiesen. Selbst das wäre eine ungewöhnliche Erscheinung, wenn,
was an sieh möglich ist, V. 968 trochäisch gemessen (Süo sibi gld-
dio Ä.) und der Übergang zu troch. Septenaren also in diesen
Vers verlegt würde. Die beiden Senare böten dann freilich als
Bindeglied nichts Abnormes; aber es wäre auffallend, daß erst in
der Mitte von V. 958 das neue Thema beginnt. Ich habe mich
daher Conradts Vermutung (a. 0.) angeschlossen, daß V. 956 bis
958 als iamb. Oktonare gleich dem Vorhergehenden herzustellen
sind, und habe V. 956 f. versuchsweise ergänzt. Conradt schreibt:
. . . De. Gaudeo: nunc tu mihi \ Germanu's pariter animo et corpore.
[Ae. - - _ ~ _ ^ _ j/'Dz.1 — Dz.1 ergänzte: Ae. Gaudeo ^carissumey —
De. ^JEt edepoty nunc. Andere Vorschläge machten Schlee, De uers.
in cant. . . . consecutione , Berlin 1879 sent. contr., Meißner a. 0.
293 f., Klotz 401 und 566. Plessis schiebt hinter uolt in V. 956
ein: De. Em gaudeamus (1). Fleck.2 schreibt Quid istic? ager dabitur
Hegioni qudndoqmdem hie uolt. Ae. Gaudeo. De. Nunc tu mihi es
germänus frater pariter animo et corpore. Dz.2 (auch Fab.) läßt ebenso
wie in Ad.1 im Texte eine Lücke, empfiehlt aber in der adn. crit.
nach Born, De diuerb. ap. Ter. uers., Pr. Magdeburg 1868, 4 die
beiden Verse trochäisch zu messen, indem bei V. 956 De. Et ego
Micio, V. 957 frater zu ergänzen sei. Bei der Beurteilung dieser
Stelle gehe ich von der Tatsache aus, daß in CFP der aus-
gefallene, in allen 3 Handschriften von jüngerer Hand nach-
getragene V. 957 nunc mihi es1) germänus pariter animo et corpore
nach Ausscheidung des tu, das in P fehlt, und des vor animo
eingeschobenen et, das, wie auch immer der Vers gemessen wird,
entfernt werden muß, einen tadellosen Senar ergibt. Hierfür ist
die entsprechendste Erklärung die, daß der Archetyp dieser Hand-
schriften nach Verszeilen geschrieben war und V. 957 einen Senar
bildete. Die Verse 955 f. werden von LD übereinstimmend folgender-
maßen überliefert: effugere (D in marg.); Et dictum est uere et re
ipsa fieri oportet. Mi. Gaudeo, quid istuc dabitur? quandoquidem
hie uolt Ae. Mi pater. CEFP haben V. 956 quidem quando, und
von allen Handschriften wird gaudeo nach corpore in V. 957 wieder-
holt. Auch V. 956 bietet einen Senar. Die Bildung von zwei
tadellosen Senaren durch Ausfall wäre aber doch sonderbar. Seit
Fleck.1 und Umpf. wird mi pater nach F an den Schluß von
V. 955 und De. Gaudeo ohne jeden Anhalt in der Überlieferung
an den Schluß von V. 956 gestellt, während das allgemein über-
lieferte Mi. Gaudeo am Schlüsse von V. 955 ganz entfernt wird.
Da sich die Änderungsvorschläge (s. auch die Ausg. von Westerhov,
Bentiey, Klotz z. d. St.) zu weit von der Überlieferung entfernen,
1) tu statt mihi es D, tu mi es LG, tu michi es EF, tu es michi C;
et animo a. Vgl. zum Gedanken Leo, Plant. Forsch. 114£ A. 3.
13*
196 KRITISCHER ANHANG
bin ich mit G. Hermann, Eiern, d. m. p. 165 f., bei dieser geblieben.
V. 956 schreibe ich zweifelnd mit Umpf. quid istuc?, da ich für
quid istuc dabitur? keine Erklärung finde. Möglich wäre auch
quid? istuc ddbüur. Nach dem gaudeo des Micio ist m. E. die
Einräumungsformel quid istic? nicht möglich.
V. 967. Lö hac, y istac, Fleck.2 ista.
V. 971. Um den Daktylus zu vermeiden, schlug Spengel,
Andr.2 XXXT omnibus gratum habeo vor. Die Änderung ist un-
nötig; s. d. Anm. z. d. St. Mit ommbus wird es nicht besser.
V. 974. Fleck.2 optumam istam mulierem.
V. 978. Fleck.2 nach Bentley omnia omnes semper, wodurch
die dreifache Assonanz am Schlüsse zerstört wird.
V. 981. Dz.1 wollte reddet statt dabo (so Don.) ergänzen.
P. Thomas, Bev. de l'instr. publ. en Belg. XXII 390f. setzt uilius
gleich minus und übersetzt die Stelle mit il en fand rabattre cela
(ce que tu demandes) oder il faut en faire ton deuil, deutsch etwa:
ich muß das Kreuz darüber machen, d. h. es ist so gut wie ver-
loren. M. E. kann sich aber istoc uilius (in dem in d. A. ge-
gebenen Sinne) nur auf das von Micio gestellte Verlangen beziehen
— denn dies muß zuerst erfüllt werden — , nicht aber eine Kritik
der Versicherung des Syrus, es zurückzugeben, bedeuten.
V. 984. Ich habe ita statt tarn nach L geschrieben.
V. 988. Ladewig a. 0. und Madvig, Adv. crit. II 160 wollen
et streichen. Der Gebrauch scheint mir aber doch genügend be-
legt (s. auch Eun. 72, Plaut. Capt. 134, Stamp. zu Ad. 144), um
nicht zu einer Änderung schreiten zu müssen.
V. 991. Fleck.2 missam facio.
V. 992. Da id in L erst von zweiter Hand über si ge-
schrieben wurde, in G fehlt und in D ebenfalls zwischen den
Zeilen steht, habe ich es mit Speng. gestrichen.
V. 994. "Alle Codd. haben obsecundare, welches aus Haut. 827
(. . . obsecundato in loco: Quod imperabit facito q. s.) eingedrungen
scheint. Das obsec. hatte Demea im ersten Gliede seiner Dar-
legung in Aussicht gestellt (V. 991 Missa facio q. s.); an unserer
Stelle kommt es auf das *gut machen* an." Dz.1 — Klotz 156 tilgt
nie. Ich folge mit Stamp., Plessis, Boue und Fabia den Hand-
schriften. Fleck.2 nach Bentley: quem obsecundare. Don. hat im
Lemma und Zusatzschol. obsecundare, im älteren Schol. secund.
V. 996. "Mit Ed. Becker a. 0. 254 habe ich das hand-
schriftliche quid in quod geändert. Ein indirekter Fragesatz mit
quid würde hier den Konjunktiv erfordern, welcher sich nur mittels
einer Umstellung in den Text bringen ließe (PI. sc. quid facto
opus sit] in D ist übrigens sü von m.1 überliefert). Am Ende
des Verses habe icb mich gleich Spengel der älteren Interpunktion,
KRITISCHER ANHANG 197
welche sino von habeat trennt, angeschlossen (so auch Bentley).
Nur der Imperativ (sine etc.) wird gewöhnlich mit dem hloßen
Konjunktiv eines Verbs eng verbunden; sonst steht bei Ter. immer
der Infinitiv." Dz.1 — Dz.2 dagegen schrieb mit der schon von
Fleck.1 vorgenommenen Umstellung Plus scis quid facto opus sit.
Da auch L sit bietet, habe ich mich ihm angeschlossen. Stamp.
behält den Indikativ mit y und Umpf., ebenso Fleck.2, der aber
nach Dz.1 und Fabia quid in quod ändert.
Wort- und Sachverzeichnis.
a ine V. 788
ab re V. 830
Abbrechen der Rede V. 247, 326
dbduce V. 106 f., Anh. z. V. 482
abi V. 220, 765
Ablativus absoL V. 286
abs V. 254
Abundanz iste tuos V. 139
abuti Y. 815
ac nur beim 3. Glied von 3 koordi-
nierten Begriffen V. 846 ; vgl. V. 988
decedere, ut V. 350
accersere Sehreibung V. 291 f., für
die Vorbereitungen zur Hochzeit
V. 890
aeeipere i. contumeliam V. 606
aeeipere d etaphorisch V. 606
aecusat. c. inf. des Ausrufs V. 38,
237, Auslassung des Subjekts-
pronomens V. 77, 270, 402, 826
actutum V. 634
ad Dianae V. 582 , ad hos V. 788,
889, ad nos V. 910
ad in Bezug auf V. 855
Adelphoe Namensform Did. Z. 1, In-
halt Einl. S. lff., Verhältnis zum
griech. Original Einl. S. 6 ff.
adeo elativ V. 40, führt neues Mo-
ment ein V. 629, 797
adfabilis in aktivem Sinne V. 896
Adjektiv Substantivierung V. 2,
155 f., 360
adiungere Bed. V. 72, metaphor.
V. 926
adridere V. 864
adserere manu mit und ohne übe-
rall causa V. 194
adsum praesens V. 393
adtentiores Schreibung V. 834
Adverb und Adjektiv koordiniert
V. 609
Adverbien auf -ter V. 45 f.
adulescentulus V. 101
aduocatus mit Dativ V. 646
Aemelius statt Aemilius Did. Z. 3
Aeschinus Schreibung Per. V. 2
aetas Bed. V. 832
age V. 553, mit Vokativ V. 271, mit
Adverb s. V. 943; age, age ein-
willigend V. 877
agere = uiuere V. 501, — diem Anh.
z. V. 287
all V. 112
aibas zweisilbig V. 561, aibat zwei-
silbig V. 717
ain uero ? V. 405
ais V. 570
Akkusativ adverbiell V. 11, des Aus-
rufs V. 38, 261, 304, 330, der Be-
ziehung V. 305, 791, 835, (bei ob-
sequor) 990, des Inhalts bei dubito
V. 691, des Reflexivpronomens
wird durch kein anderes Wort
vom Verb getrennt Anh. z. V. 284
Akteinteilung S. 16 Anm. 1, S. 31
Aktivum statt desReflexivums V. 608
aleari Anh. z. V. 32 ff.
Alexis V. 739
alienus V. 110, metaphor. V. 326, 672
aliquis beim Plural V. 634
Alliteration V. 1, 160, 307, 335, 751
amasso , amassim V. 209 f.
amo, ita me di ament V. 749
amor konkret Per. V. 6
amplius in der Umgangsspr. V. 269
Anaphora (dreimalige) V. 546, 628,
874
angiportum V. 576, 578, vor V. 155 f.
Angleichung des Modus V. 636, 681,
857, des Tempus V. 843, des
Demonstrativpronomens an das
Reflexivpronomen V. 958
angulus V. 785
anima = Leben V. 314, = spiritus
V. 324
animo malest V. 655
animum inducere neben in animum
inducere V. 597, in anim. induc.
mit Akknsativobj. ib.
Annominatio V. 57
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
199
Anrede verächtl. V. 111, vertraulich
ebenda, schmeichelnd V. 936,
Wiederholung der Anrede im
Affekt V. 256, an zwei ver-
schiedene Personen in einem
Verse V. 353, 917, 933, per ano-
oxQoq>r]v V. 713
Anspielung auf röm. Verhältnisse
V.217, boshafte — V. 969
ante pede's V. 386
antehac V. 86
Antiphanes V. 635
anulus V. 347, Nachtr. S. 210 z.V. 347
anus V. 616
aperire = narrare V. 23 f.
anö koivovYAS, 146f., 200, 465f., 740
Apollinaris, C. Sulpicius — S. 23
Aposiopese V. 136, 275, 539, 727
Apposition V. 545
apud forum = in foro V. 154
Apuleius V. 295
ars spez. Bedeutung V. 259
articulus, in articulo opprimereY . 229
asinus als Scheltwort V. 985
Asper, Grammatiker V. 323
assertio V. 194
Assonanz V. 283, 299, 322, 456, 978
-aster, -astra, -astrvrn V 779
Asyndeton (bimembre) Per. V. 6, 990,
viergliedrig 529, mit Steigerung
der Begriffe Anh. z. Per. V. 6, 6.
atque — atqui V. 40, 362, = und
zwar V. 403, auf 2 Verse verteilt
V.375, 466 f.
AUractio inuersa V. 807 f.
Attraktion oder Angleichung des
Numerus V. 304
Attribut adjekt. statt Gen. obiect.
V. 75
au V. 336
auctorem esse V. 671, 939
audere urgpr. Bedeutung V. 517
midi zur Verstärkung des Anrufs
V. 160
Auffuhrung Einl. S. 1 Anm. 1, Did.
Z. 4, wiederholte — 8. 20, Did.Z. 8
Ausgaben S. 138
ausim V. 209 f.
Ausruf der Besorgnis V. 36.
Aussetzung der Kinder V. 809
aut berichtigend V. 396, steigernd
Anh. z. V. 28 f.
autem in entrüsteten Fragen V. 185,
934, „wieder" V. 722
babulus V. 914 f.
bacchare Anh. z. V. 32 ff.
Beifallsklatschen, Aufforderung zum
— V. 997
bcUus, bellissimue V. 590
Bembinus V. 92, 693, 914 f.
Bembinu8scholien S. 11 Anm. 1,V. 10,
12, 43 f., 57, 109, 294, 303, 807,
324, 350, 359, 411, 460, 469, 479,
491, 578, 668, 693, 709, 722, 764,
768, 780, 790, 820, 824, 828, 839,
864, 889, 908; Anh. z. V. 377,
499b, 609, öllff., 622, 791, 915.
bene sane (ironisch) V. 586
beneficio viersilbig V. 72
Betonung von ceciderit V. 37, eri-
perem V. 318, quid V. 523 f.
• Ulis, Adjektiva auf— V. 608
bonus — liberalis V. 463 f.
bonus uir ironisch V. 476, 556
Buchstaben , Verwendung grie-
chischer — zur Personenbezeich-
nung Anh. z. Persotiae S. 140
Cäsur, Hauptcäaur fehlt V. 57, im
troch. Oktonar Anh. z. V. 159 u.
165 f., im uers. quadr. V. 322
Canticum vor V. 517, V. 610
caprificus V. 577
captus Subst. V. 480
caput Synekdoche, Metonymie und
Metapher V. 261, 966
carpere V. 591
caue mit bloßem Konjunktiv V. 458
censen mit Infinitiv = num eenses
V. 579
eerebrum — caput V. 571
circumuallare V. 302
clamo V. 380
clanculum Präpos. V. 53
Claudi Did. Z. 1
claudier V. 607
coemisse V. 225
coeperet Anh. z. V. 397
cogere mit doppelt. Akkus V. 490,
metaphor. V. 69
coffitare cum animo V. 500
cognatus mit Gen. V. 351
comissator V. 783
committere, ut V. 159
comprtcari von einem einzigen
V. 699
couferre consilia V..299
confit V. 946
conradere Bedeutung V. 242
consistere mit bloßem Abi. V. 613
consuetudo V. 820
consueuisse mit bloßem Abi. V. 666
consueuit in obszönem Sinne V. 666
200
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
contaminare S. 7 Anm. 1, Nachtr.
S. 209 z. S. 7 A. 1
contra Präpos. V. 44, Adverb V. 50,
877
conuertere V. 286
conuicium V. 180
cor am (in os) V. 269
COS. Did. Z. 8
Ctesipho Schreibung Per. V. 2, De-
klination Per. V. 3
cyathus V. 5'jl
Cyprus V. 230
Daktylisches Wort als Trochäus
V. 971, Anh. z. V. 299, 390, mit
Betonung auf der 1. und 3. Silbe
V. 346, 619, 634
dare = facere V. 450
dari obuiam statt fieri V. 311
Dativ, ethischer V. 276, als Ver-
treter des gen. poss. V. 568
de die V. 966, objektbestimmend
V. 841, gleich dem partitiven
Artikel V. 817, de te — de tuo
V. 940
debacchari V. 184
decernere Bedeutung V. 544
decet mit Dativ V. 491, 928
decrepitus V. 939
deerit oder derit V. 881
defatigare Anh. z. V. 519
defunctum passivisch V. 508
dehinc V. 22
Deklination :
Nom. Sing, der 1. Dekl. auf -a
V. 343; Gen. Sing, der 1. Dekl.
auf -as V. 747; Abi. Plur. der
1. Dekl. auf — is (statt auf
— iis) Did. Z. 7
Gen. Sing, der 2. Dekl. auf -i
Did. Z. 1, auf -u Did. Z.2;
Nom. Plur. der 2. Dekl. auf -oe
Did. Z. 1 ; Gen. Plur. der 2. Dekl.
auf -om V. 411, 746, 793;
Akk. Plur. der 3.Dekl. auf -isV.880 ;
Gen. Sing, der 4. Dekl. auf -*' und
-uis V. 870; Dativ Sing, der
4. Dekl. auf -uY. 63
Nebenform der 5. Dekl. auf -ies
von Wörtern der 1. Dekl. V. 267
Deminutiv, -bedeutung V. 289, 566,
763, 898, -a V. 563, 779, 786
demum (ironisch) V. 938
denigue Stellung V. 93
deorsum zweisilbig V. 573, deorsum
uorsum V. 675
designare Anh. z. V. 87
despondere V. 670
dextera V. 106 f., dextra V. 683
deus auf Menschen übertragen V. 535
Diärese V. 156
Dianae, ad — V. 682
dicere melius V. 350
Didaskalie S. 22 f., Stil der — S. 137
A. 2, 138f.
differor V. 486 f.
dimminuetur V. 571
Diphilus Einl. S. 11 ff., S. 17 A. 2,
V. 6, 13 ff., 120, 159, 194, 216, 643
dirrumpo Nachtr. S. 210 z. V. 369
dis, Verstärkung durch — V. 355,
Nachtr. S. 210 z. V. 355
dis statt diues V. 770
discidit V. 559
discrucior animi V. 610 a
disperii V. 355
disrumpor V. 369
dissignare V. 87
diuom Gen. Plur. antiquiert Anh. z.
V. 746
dolet Konstr. V. 272, 682
dolo, ne dicam dolo V. 376
dominus von einer Frau V. 894
Donat Einl. S. 1 A. 1, 2; S. 2, ib.
A. 1, 3; S. 3 A. 2; S. 4 A. 2; S. 6
A. 2; S.7 A. 1; S. 12f.; S. 14 A. 2;
S. 15, 16, 17, 26; V. 3, 4, 5, 10,
15, 19, 24, 26, 27, 33, 36, 40, 43 f.,
61, 66, 70, 73, 87, 88, 89, 93, 96,
97, 99, 100, 104, 111, 113, 116, 119,
125, 133, 134, 152, 166, 159, 161,
163, 168, 173, 174, 175, 193, 194,
199, 201, 203 f., 206, 207, 209 f.,
210, 213, 215, 223f., 224, 227, 229,
230, 234, 236, 239, 242, 247, 259,
262, 269, 270, 272, 275, 277, 280,
283, 285, 286, 288, 291 f., 297, 298,
302, 303, 306, 307, 314, 322, 323,
324, 325, 333, 348, 34?, 350, 356,
359, 361, 372, 379, 380, 386, 394,
395, 396, 400, 415, 419, 427, 450,
462, 465 f., 467, 471, 476, 479, 480,
482, 483, 485, 486 f., 490, 491, 605,
510, 619, 637, 539, 641, 544, 547,
550, 569, 661, 664, 666, 567, 670,
577, 678, 582, 583, 585, 587, 596,
601, 602, 607, 619, 622, 634, 642,
646, 647, 650, 655, 660, 661, 663,
665, 666, 670, 671, 675, 679, 683,
702, 703, 707, 713, 714, 721, 727,
731 f., 734,735, 740,742,755,756,
766, 767, 769. 773, 776, 782, 783,
790, 791, 795, 796, 804, 807 f., 821,
823, 827, 831, 839, 841, 842 f., 843,
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
201
844, 845, 855, 858, 867, 874, 880,
883, 884 f., 889, 890, 891, 896, 898,
899, 901, 908, 920, 923, 931, 940,
952, 964, 965, 967, 972, 980, 981,
985, 988, 990, 992, 994; Anh. z.
V. 16, 32 ff., 43, 56 f., 60, 70, 82 f.,
87, 121, 141, 165 f., 168, 206, 209,
223 f., 232, 259, 262 f., 264, 277,
278f, 284, 287, 289f., 297, 302,
323, 329, 350, 389, 397, 448, 471,
490, 499b, 511f., 522, 654, 573,
575, 585, 600 ff., 607, 673, 690,
701, 703, 706, 749, 774, 791,
850ff., 915, 946, 981, 994; S. 182
A. 1 ; Nachtr. S. 209 z. Y. 125 u.
S. 210 z.V. 600 f.
Doppelfragen in der Umgangs-
sprache V. 382
Doppelsinnige Ausdrücke V. 425
Dopplung V. 218, Nachtr. S. 210
z. V. 218, volkstümlich V. 394
dormire V. 693
Drohung V. 571, eingeleitet durch
-ne V. 565
duce neben duc V. 482
ducere mit dopp. Akk. V. 18, -domum
— uxorem duc. V. 473
dum mit Indikativ zur Bezeichnung
des Datums V. 196, 785, kausal
V. 899
duriter V. 46
dwrus metaphor. V. 64
ecastor V. 289
ecce V. 152, ecce autem V. 722, 767
eccillum, eceillam V. 260
eccum V. 361, 720, mit Nominativ
V. 923
ecferre V. 626
edepol V. 289
educere = educare V. 48, Anh. z.
V. 495
effero metaphor. V. 11
effringere V. 88
egens adjekt. V. 384 f.
egomet im Relativsatz V. 402
ehern V. 81, 266, 901
eho V. 389
ei = i Anh. z. Per. V. 8
ei Ausruf V. 124
eicere = efferre V. 109
eidem — idem Perioch. V. 8
Eingreifen der Götter in mensch-
liche Verhältnisse V. 693
eius einsilbig V. 452
Ellipse sogenannte V. 100
'ellum, ellam V. 260, 389
em V. 137, 169, 559
em tibi V. 637, 790
emere urspr. Bedeutung V. 219
emittere = em. manu V. 976
Endsilbe, lange — bei mihi, tibi etc
V. 394
enim beteuernd V. 168, 265, 656,
730, 830
eo zu diesem Zwecke (= ideo Glosa.
Ter.) V. 620
equidem V. 555
Erbtöchtergesetz V. 652
erratio V. 580
Erröten fingiert V. 643
est mit Infinitiv V. 828
et nur beim 3. Gliede von 3 koordi-
nierten Begriffen V. 144, 988, am
Schlüsse des Verses Anh. z. V. 35
etiam = etiam nunc V. 444
etymologische Figur V. 57, 668
euge V. 911
Eugraphius V. 783
ex vor me V. 862
exaduorsum V. 584
exemplum sumere V. 416
exossare V. 378
exporgere V. 839
expostulare V. 595
exstinguere animam V. 314
extempulo V. 106 f.
face V. 106 f., 241
facere — conciliare V. 898
facere mit bloßem Abi. (von Per-
sonen) V. 611
facilitas übertragen V. 391
facito V. 600, 808
faenerare V. 219
familias Genet. V. 747
faxim, faxo V. 209 f., 887
feruit V. 534
fide optuma V. 161, cum fide V. 964
fieret V. 106 f.
flagitium Bedeutungswandel V. 101,
112, 180
Folterung der Sklaven V. 482
Formel und formelhafte Wendung
V. 338, 830, 972, 996, 997, allite-
rierend V. 751, der Abbitte V. 166,
des Abschieds V. 84, der Beglück-
wünschung V. 411, 972, der Be-
grüßung V. 80f., 266, 373f., 883,
884, des Dankes V. 887, der Frei-
lassung V. 193, 194, 970, der
Scheidung V. 622, der Verfluchung
V. 191, zur Versicherung V. 749,
202
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
tibi, uirum te iudico V. 664, si dis
placet V. 476, numquid uis quin
abeam (um das Gespräch ab-
zubrechen) V. 247
Fragesätze im Konjunktiv V. 84, 215,
878 f., im Indikativ V. 196, ohne
Fragewort V. 619, parallele — ,
durch Disjunktivpartikel ver-
bunden V. 677 f.
Freilassung V. 193, 194, 970
fuero als Kopula = ero V. 603
fundere okkas. Bedeutung V. 769
funeralis Didask. Z. 2
fungor mit Akk. oder Abi. V. 463 f.,
603
Futur, exact. V. 127, 233, absolut
V. 437, 819, 843, bei donec V. 718
Futur zum Ausdrucke des festen
Entschlusses V. 498
Futur, passives — mit fuero Y. 603
ganeum V. 359
Gartentriklinien Y. 585
Gebärden V. 15, 136, 139, 152, 163,
169, 183, 280, 317, 399, 411, 428,
479, 539, 567, 571, 576, 582, 881,
906, 910, 914f., 937, 977, der Ab-
wehr V. 249, ablehnend V. 803
Gebräuche vor der Eheschließung
V. 699
Gedankenfolge psychologisch, nicht
logisch Y. 972
Geläufiger Ausdruck (uis est haec
quidem) V. 943
geminare Bedeutung V. 173
Genetiv der Pronomina zweisilbig
V. 261
Genetiv, possessiver V. 582, finaler
des Gerund. V. 270 , des Wertes
V. 163
gestare in sinu V. 709
Gleichklang V. 4, 11, 267
Gleichzeitiges Sprechen mehrerer
Personen V. 227, 305
Gtossae Terentianae *) V. 781, 816,
820, 831, 965, 981, Anh. z. V. 40,
170, 673, 710, 946
gnatus V. 383
gonger Y. 377 und Anh.
gratiis Y. 744
gratwm habere V. 270
griechischer Einfluß Did. Z. i, V. 757,
836
habere = se habere V. 365
haecine Y. 379: Anh. z. V. 390. 758
Handbewegung 7. 278 f.
hariolor V. 202
heia Y. 868
helluari Anh. z. V. 32 ff.
hem V. 224, 260, 326. 467, 488. 559,
622
hercle V. 289, Stellung V. 578
Hesiod, Anklang an Y. 444
heus Y. 281, 776
Hiatus V. 97, 183, 215, 328, 336,
527, 574, 604, 680, 697, 705, 767,
947, Anh. z. V. 232, 313, 697
hiatustilgende Hand in s Anh. z.
Y. 697
hie statt ille Y. 47, statt is Per. V 3,
Adverb V. 453, 607
hilare Adverb V. 287
hinc — ex hoc V. 361
hoc = huc V. 92, 225, 878
Hochzeitsgebräuche V. 905, vgl. Y.
699
höcine V. 237
hodie V. 215, als Verstärkung der
Negation V. 551, 570
homo für is V. 143, 154. in der An-
rede V. 111, — nemo V. 107, 259,
579, 734
Homöoteleuton V. 160, 474
hui V. 216, 411, 567
humanus Bedeutung V. 471, 687
Humor der Sklaven V. 313
Hyperbaton V. 917
hypothetischer Hauptsatz V. 881
iacius Subst. V. 740
iam sofort V.286
iam primum V. 338
Iambenkürzungsgesetz IKG V. 7, 9,
12, 15, 17, 52, 65, 73, 79, 81, 142,
145f., 154, 158, 202, 225, 231,
236, 238, 275, 320, 332, 334, 351,
361, 404, 439, 442, 450, 451, 458,
1) Die Glossae Terentianae veröffentlichte G. Goetz nach einer von
G. Löwe aus dem Cod. Vac. 1471 s. IX genommenen Abschrift im Index
scholarum aestiuarum, Ienae 1885, mit Angabe der bezüglichen Stellen
und Nachträgen aus dem Cod. Voss. Oct. 24. Ohne Stellenangabe, jedoch
mit Angabe der Lesarten des Cod. Morbianus s. X, stehen die Glossen
des Cod. Vat. 1471 auch im Corp. giossar. Latin. V, 529 ff.
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
203
496, 517, 669, 593, 610b, 616, 621,
638, 716, 871, 874, 888
ibi = in ea re V. 867
id mit Gen. part. V. 191, als inneres
Objekt bei intransitivem Atisdruck
V. 939
idem mit Dativ Anh. z. V. 424
ierant V. 27
ilicet V. 791 und Anh.
ilico V. 156, temporal V. 369
-illare, Verba auf — V. 591
üle zweimorig V. 72, 213, 265, 395,
476, 863; von Personen auf der
Bühne V. 9 14 f.
HU und. tUteV.116, 525, 577, 716, 844
illius zweisilbig V. 261, 441, 722;
Anh. z. V. 440f.
illuc V. 168
Imperativ, Kurzform 106 f., trans-
duce V. 910, traduce V.317
imperium = potestas V. 66
in beim Ablativ bei etatuere V. 316,
negativ V. 607
in mentem esse V. 528
ineipere quaestum Anh. z.V. 206
inde — ex eis V. 47
indicente (me) V. 607
indignus aktiv V. 308
indiligene V. 684
indotata V. 845
md/utere animum V. 68, 597
Infinitiv auf- ierY. 106 f., 200, 273,
607, historischer V. 45 f., 864, refl.
Verba im histor. — V. 46 , statt
des acc. c. inf. V. 77, 151, 162 f.
infortunium V. 178
inliberale V. 449
inpertiri V. 320
inruere se V. 550
Inselnamen Konstr. V. 230, 278 f.
insietere mit Inf. V. 55
instituere in animo V. 38
interdius V. 631
interest Konstr. V. 76
Interpunktion V. 43 f., 46 f, 123, 213,
141, 160, 200, 226, 249, 254, 256,
268, 322, 358, 376, 412, 481, 574,
587, 595, 622, 634, 646, 769, 823,
827, 862, 891, 914f., Anh. z. V. 40,
141, 144 f.. 259, 302, 363, 628, 766,
801
ipsus neben ipse V. 78, zur Ver-
meidung des Hiatus V. 328
in ut V. 632
Ironie oder ironischer Ausdruck
V. 166, 176, 193, 195, 236, 386,
405, 411, 476, 566, 586, 722, 728,
805, 887, 938, 964, 968; Anh. z.
V. 723
Irrealitat, Übergang aus der — in
die bloße Annahme Anh. z. V. 397
is statt hie V. 16
-iasare, -izare, Verba auf — V. 664
täte V. 15, Plur. V. 185, auf die an-
geredete Person bez. V. 412, 419,
von einer abwesenden PersonV.437
isti statt istic V. 350
istoe = istue V. 169
istuc V. 169, 386, vom Angeredeten
V. 324
ita statt tarn V. 257, Anh. z. V. 984,
bejahend V. 287
iahe mit Konjunktiv V. 914 f.
Jüngling, Haltung des — V. 610
Jungfrauen erscheinen in der Öffent-
lichkeit V. 470
Inno Lucina V. 486 f.
yuxnoovv Sstov V. 267
xcctu avvsaiv V. 634
komischer Eindruck V. 396
Komparativ doppelt bezeichnetV. 2 22
Konjugation: ursprüngliche Länge
in den Endungen V. 25, alter-
tümliche Formen V. 106 f., 2. Pers.
Sing. Pass. -re statt -ris V. 181,
Übergang aus der 3. in die 2.V. 534,
Übergang aus der 4. in die 3.
V. 871
Konjunktionen, einsilbige am Ende
der Verse Anh. z. V. 35, 38 f.
Konjunktiv auf -iem V. 106 f., des
Präsens für den angenommenen
Fall der Gegenwart V. 146 f.,
162 f., 240, 299, des Impf, für den
angenommenen Fall der Ver-
gangenheit V. 106 f., 214, irreal
V. 106 f., 240, weist polemisch
zurück V. 676, zum Ausdruck der
Verlegenheit V. 905, nach potius
quamY. 240, in Fragesätzen V. 84,
215, 261, 373 f., in Komparativ-
sätzen V. 290, Präsens abhängig
von einem irreal. Konjunktiv V. 317
Konstruktion, Wechsel der — V. 344,
Verschmelzung von zwei — V. 648
Konstruktionswandel bei frui, fungi,
potiri und uti V. 815, 871
Kontamination S. 9 f., V. 366
Kontrast beabsichtigt V. 375
konzessive Bedeutung des si durch
maxume gehoben V. 340 f.
Koordination statt Subordination
V. 411
204
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
Kopula (esse) fehlt — V. 13 f., 46,
96, 98, 165, 212, 214, 275, 329, 628,
543, 544, 561, 578, 662, 676, 677 f.,
687, 775
Kriegsdienste in der Fremde V. 384 f.
Kürze des Ausdrucks V.98, 100, 227,
303
Kürzung des Vokals bei prohibere
V. 276 , in der inneren Senkung
Anh. z. V. 167
labascere V. 239
largiri V. 988
liberalis V. 194, liberalitas V. 57
liberum = liberale V. 828
Utes sequi V. 248
loeiiare V. 949
locus, in loco V. 216
lud, Lokativ V. 841
lupus in fabula V. 637
malo mit bloßem Konjunktiv V. 782
malum — supplicium V. 69, Inter-
jektion V. 544
mandare Nachtr. S. 210 z. V. 372
manumissio V. 970
Martianus Capella, Citate bei —
Anh. z. V. 55 f.
Masculinum Plur. zur Bezeichnung
von Frauen V. 757, 919
maxume hebt die konzessive Bedeu-
tung des si V. 340 f., Bedeut. V. 609
ine — fölio meo V. 800 f.
medius, in medio est V. 479
melius est V. 639
Menander Einl. S. 6ff., 15 ff., 17 A. 2,
V. 43 f., 57, 92, 109, 120, 275, 296,
353, 441, 606, 643, 693, 705, 707,
866; Nachtr. S. 209 z. S. 13,
S. 210 z.V. 763 ff.
Menandru Did. Z. 2
Metapher V. 11, 14, 64, 69, 113, 226,
261, 326, 353, 391, 623, 672, 926, 966
~M.etonjmieY.261(me=domiciliomeo)
V. 788,J>e = filio meo) V. 800 f., 940
Metra, Übersicht der — S. 136, —
in Frauenrollen S. 136 A. 2
Metrisches: Tribrachen malen Er-
regung V. 304, iamb. Dimeter als
Klausel innerhalb stichischer
Komposition V. 317; Wahl be-
stimmterVerbalformen : am Schluß
V. 106 f., 347, 543, 819, 843, zur
Erzielung langer Thesen an be-
stimmten Stellen V. 320; Cäsur
im uersus quadratus V. 322 , un-
f gewöhnliche Betonung dakty-
ischer Wörter V. 346, hyper-
metrische Verse V. 375, 465 f., auf-
gelöste Längen dem Sinne ent-
sprechend V. 377, Verteilung der
zwei kurzen Thesissilben auf zwei
verschiedene mehrsilbige Wörter
V. 9, 386, Anordnung der Wörter
mit Rücksicht auf das Metrum
V. 491, Betonung von quiaY. 523 f.,
iamb. Wort oder Wortschluß vor
dem Schlußiambus gemieden
V. 559, Doppeliambus am Schlüsse
fehlerhaft Anh. z. V. 701, Nicht-
elision einsilbiger Wörter am An-
fang trochäischer Reihen V. 168,
Elision eines einsilbigen Wortes
am Anfang des Verses V. 563,
Metabole des Rhythmus V. 610,
679, Anh. z.V. 291 f., 538, clau-
sula Beiziana V. 610a, 610b,
612, 617, Anh. z. V. 610 ff., uer-
sus JReizianus V. 610b, Anh. z.
V. 610 ff., iamb. Oktonar als Über-
gangsvers V. 712, kürzere Genetiv-
form V. 793, Verschiedenheit vom
Griechischen V. 866, Änderung
des Metr. V. 934, anapästisches
Wort im 3. Fuße Anh. z. V. 395,
molossisches Wort Anh. z. V. 591,
710, Reinheit der geraden Thesen
Vorbem. zur Periocha S. 23, Anh.
z. V. 313, vernachlässigt Anh. z.
V.440f.
mihi V. 142, 604, mihi einsilbig V. 61 7
Milet Einl. S. 18 A. 1, V. 654
Militärsprache V. 958
minime gentium V. 342
misere V. 522
morae est mihi V. 904
mussitare V. 207
nam beteuernd V. 15, 190, in Frage-
sätzen V. 488
namque V. 193
narrare mit Akk. V. 777
-ne beim Akk. des Ausrufs 304, 330,
beim acc. c. inf. V. 38, nach quid
V. 177, 400, bekräftigend V. 770,
-ne oder -n V. 183
ne versichernd V. 441
ne mit Imperativ V. 802
neclegentia Schreibung V. 14
neclegere V. 216
nempe synkopiert V. 742
neque fünfmal gesetzt V. 306, neque
— nee V. 84, 716
nescioquis, -quid V. 79
ni und nisi V. 701 ; Anh. z. V. 173
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
205
nihil einsilbig V. 613
nisi V. 545, in verkürzter Wendung
V. 152, nisi V. 394, nisi si V. 594
nollem mit Partizip V. 162 f., 775
nonne, non als antevokal. und ante-
konsonant. Fragepartikel V. 660
norimus V. 271
nos inter nos V. 271
noscere prägnant V. 503
noster beim Vokativ V. 831, 883, 961
noua nupta V. 751
nouerim am Versende V. 573
numqui V. 800 f.
numquid uis V. 432
nuntiant dreisilbig V. 156
nusquam V. 227
O Interjektion V. 831, beim Akk.
V. 183, beim Vokativ V. 260; Anh.
z. V. 407
Objekt, Fehlen des — V. 51, 79, 172,
193, 270, 336, 527, 696, durch Ge-
bärde ersetzt V. 937, inneres V. 256
obnuntiare V. 547
öbsequi mit Akk. der Beziehung
V. 990
öbsonari und obsonare V. 117
obsonium V. 286
occidere Grundbed. V. 559
occipere V. 197
occulte ferre V. 328
qculus sprichwörtlich V. 701, 903
Öffentlichkeit, Jungfrauen kommen
in die — V. 470
Öffnen der Tür V. 264, 788
Ökonomie der Sprache V. 77, 151,
212, 277, des Stückes vor V. 299,
329, 617; Anh. z. V. 590
oh V. 402
ohe V. 723, 769
oho V. 726
okkasionelle Bedeutung bei Redens-
arten V. 880
omissior mediale Bedeutung V. 831
omittere V/754, Bedeutung V. 172,
232, in eigentl. Bedeutung V. 942
omnia, omnibus V. 971, Anh. z.V. 299
oportet Konstr. V. 214
oppido Adv. V. 322
Optative, altertümliche V. 106 f.
optundere Schreibung und metaphor.
Gebrauch V. 113
opus est Konstr. V. 342
opus Feldarbeit V. 518
orbus mit Abi. V. 650
ordine V. 351, 365
Ort des Stückes S. 17
os = faci.es V. 269
os praebere V. 215
otiosus V. 533
otium — negotium V
20
Parallelismus der Satzglieder V. 277
par re ferre V. 73
parasitaster V. 779
Partizip statt des Infinitivs bei
uidere V. 212
pater — patronus V. 456
paternum V. 450
pati absolut V. 143, 145 f.
patrius — patemus V. 74, 871
patrissas V. 564
pauhim V. 980
paulus Adjektiv V. 876
Pause nach V. 353, 514, 695, längere
V.712, beabsichtigte Pausen V. 646
peccatum Bedeutung V. 263
pendere metaphor. V. 226
penes V. 388
per, Vorliebe des Terenz für Zu-
sammensetzungen mit — V. 393
Perfekt, volle Perfektformen V. 106 f.,
Formen mit * V. 271, 2. Pers. Sing
verkürzt V. 423, 561, 689, syn-
kopierte Formen V. 561, 2 Pers.
Sing, auf -U V. 940
permänure V. 283
Periocha S. 23
pernimium V. 393
perpetuo perire V. 283
perquam V. 566
persiflierende Wirkung V. 425
Personenverzeichnis S. 24 f., -Ver-
teilung V. 323
Philippides V. 534
phy V. 411
pistrilla V. 584
Plautus, Reminiscenz V. 22 f., 35,
155f., 216, 358
plebs Dienerschaft V. 898
Pleonasmus V. 12, 156, 269, 393,
699, 835, 958; Anh. z. V. 679
Plural f. d. Singular V. 80 f., 304
Plusquamperfekt, Gebrauch bei den
Komikern V. 347, 686
Polysyndeton V. 301, 306
populus — Leute V. 93
porro V. 547
Possessivpronomen durch Dativ des
Relativpronomens verstärkt V. 958
post Adverb V. 262
postea folgernd V. 660
postqudm kausal V. 1
postulare mit Inf. V. 200
206
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
potiri nach der 3.Konjug. Per. V. 12,
mit Akk. ebenda, mit Akk. oder
Abi. V. 603, 815, BedeutungV. 871
potis est V. 344, 626
potitur V. 871
potius quam V. 240
potuit absolut n. unpersönlich V. 568
prae adverbial V. 167
prae manu V. 980
praebere mit dopp. Akk. V. 886
Prädikat bei 2 Subst. nur auf das
2. bezogen V. 837
Prädikatsnomen wird im Verglei-
chungseatz nicht wiederholt V. 212
Prägnanz des Ausdrucks V. 905
Präposition, Wiederholung der —
bei zwei eng verbundenen Be-
griffen V. 862, wird nicht wieder-
holt V. 961
Präpositionalausdruck mit attribu-
tiver Bestimmung Per. V. 4
praesens absens V. 73, — praesenti
auf dieselbe Person bezogen V. 668
Präsens statt Futur, V. 181, 224,
549, 816, hisrtor. V. 365
pi'aeterhac Anh. z. V. 847
Preis für Sklavinnen V. 191
primulum V. 289
pro V. 196, — diuom fidem V. 746
Probus, Grammatiker V. 323
Proceleusmaticus V. 35, 118, 337,
593, 621; Anh. z. V. 60, 173, un-
korrekt Anh. z. V. 475
prodeambulare V. 766 und Anh.
prodvcere V. 314, Bedeutung V. 402.
— diern V. 591, produxe V. 561
proferre verstärkt durch palam V. 337
prohibere V. 275
Prolepsis V. 230, 316, 973
Prolog S. 9ff., 26, V. 22
prolubium V. 985
promerere Bedeutung V. 201
Pronomen Substantivierung (de meo)
V.117,179,derl.,2.u.3.Pers.V.168
propitius V. 31
propter Adverb. V. 576
prorsus V. 660, prosus Anh. z. V. 550
prouisere V. 889
psychologische GedankenfolgeV. 972
pudet ohne Akk. der Person V. 274,
Konstr. V. 683, 754
puella hebt lediglich die Jugend
hervor, daher auch von Ver-
heirateten V. 889, s. uirgo
puer Geschlecht V. 333, puerum
tollere V. 809
pugnare prägnant V. 843
purgare absolut V. 608
putare V. 796
quacso V. 275, 298
quam -f Superl.: tarn -f Superl. =
quo -f Komp. : eo -f Komp. V. 501
quamuis beim Adjektiv = ualde
V. 27 8 f.
quando auch temporal V. 206, kausal
V. 348, 435
quandoquidem V. 640, 956 (quandö-
quidem)
quanto . . . tanto V. 705
quantum potes(t) V. 350, 700, 909
quasi statt quam V. 534 , — quom
archaistisch V. 739
-que vor et bevorzugt V. 301,
-que ... ci V. 64, -que . . . -que
. . . -que V. 301
qui quidem V. 268
qui im Fragesatze V. 177, qui (Adv.)
uocarc? V. 891, qui — quo V. 950
quicum V. 477, 750
quicquid indefinit V. 590, 750
quid mit Gen. part. V. 666
quid fit? quid agitur? V. 266
quid indefinit V. 443 u. Anh.; Anh.
z. V. 468
quid ista nostra? V. 677 f.
quid isti? V. 350
quid istic? V. 133
quid isttic? als Ausdruck der Ver-
wunderung V. 955 f.
quid istucest?\AQöf.,quid istuc est,
quod V. 210
quid ni? Bedeutung V. 465 f., Tmesis
V. 662
quin V. 734, — = quine V. 262,
— = quo non V. 294 , im unab-
hängigen Satze V. 533
quisquam, usquam quisquam V. 160,
Abi. quiquam V. 254, — homo,
nemo — , nihil quicquam V. 366
quiuis Abi. V. 254
quo -f Komp. : Komp. V. 705
quod = quot V. 92, 555
ä«odnochAkk.derBeziehungV.162f.,
305, — = quantum V. 511
quod in me est V. 692
quod queo V. 423
quom V. 139, 144, Schreibung V. 254,
nunc illud est quom V. 299
quom maxume V. 518
quor V. 61 f.
rationem subducere V. 855
rede ablehnend V. 653, reete et
uerum V. 609
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
207
reddere mit Partizip V. 849
reddueere Schreibung- V. 830
redireY. 378, 505, — ad ingemumY.il
referre par Y. 73
reflexives Verhältnis V. 271, 958, her-
vorgehoben durch -met V. 208
Reflexivpronomen fehlt V. 3€6
regnum Bedeutung V. 175
Reim V. 331
Relativsätze V. 53, 54, kausale —
V. 66, 268, als Objekt V. 197,
Unregelmäßigkeit in der Koordi-
nation V. 84, in Frageform V. 262,
mit Konjunktiv im Sinne eines
andern V. 368, in verschiedener
Abhängigkeit V. 667
relativischer Anschluß V. 826
relicuos V. 346
repperi Y. 860
reprehendere met&phor. V. 14, 623
res Genetiv Per. V. 5, re'i V. 644, ok-
kasionell für res familiarisY .95, 820
res, e re rata V. 295
res ipsa indicat V. 338
respicere metaphor. V. 353
Responsion, unvollständige: tanto
fehlt nach quo melior V. 705
rhetorische Wirkung S. 26, V. 1, 4,
19, 902. — Färbung V. 306, —
Effekt durch Deminutiv V. 566
Ring als Zeichen derVerlobung V. 347
ruere transitiv V. 319
s schwach im Auslaut V. 12, 429, 839
saeclum — saeculum V. 304
salsamenta V. 380
salue V. 884 f.
Salus Y. 761
sat est Y. 834, satius est Y. 29
Schimpfworte (scelestus) V. 159, (in-
purus) Y. 188, (pernicies) V. 188,
(scelus) V. 314, (mastigia) V. 781
Scholien (s. auch Bembinusscholien)
V. 1, 21, 33, 38, 40, 52, 57, 82 f.,
196, 231. 264, 269, 278f., 323, 710,
828; Anh. z.V. 26, 43, 347. 350,
395, 471, 809
scibo V. 361
sciens V. 711
scilicet V. 828
sc*o = intellego et sentio Y. 471
ccire = cognoscere V. 828
scriptum V. 1
Seite, zur Seite gesprochen V. 239,
401, 412, 548, 638, 727, 776, 839,
884 f., 896, 911, 946
Selbstgespräch V. 549, 790, 9 14 f.
Selbstvorwurf V. 320
semper wiederholt den Begriff V. 294
senecta Substantiv, gebraucht V.953 f.
eentire absolut V. 863
seorsum zweisilbig V. 971
Serranae tibiae Did. Z. 7
seruolutn V. 566
si (konzessiv) maxume V. 340 f., = so
V. 476
sie V. 454
siit V. 104
silicernium V. 587
similis mit Gen. V. 96, 411
Simplex statt des Kompositums
V. 172, 287, 854
Simulus V. 352
sinisteram V. 106 f.
sis V. 517, 766
Sklaven, Alter der — V. 562
sodes V. 517
solus Deklin. V. 34
somniare V. 724
somnium V. 203 f., 394, 395 (vgl.
Einl. S. 2 A. 3)
sorbilare Schreibung V. 591
sors Bedeutung V. 243
specuiwn, inspicere tamquam in —
V. 415
sperare mit folgendem Inf. Perf.V. 152
Sprichwörter und sprichwörtliche
Wendungen V. 73, 203 f., 219, 228,
229, 233, 284, 386, 431, 470, 534,
537, 701, 739, 741, 761. 804, 849,
958, Anh. z. V. 232
statuere in terra V. 316
Steigerung V. 28ff., 561
süblimis V. 316
C. Sulpicius Apollinaris Per.Vorbem.
z. V. 1
sumere diem V. 287, 854
summa Kapital V. 816
suinmus fuit V. 362
sumptus V. 370
suo sibi gladio Y. 958
Superlativ auf -umus V. 18, auf
-imus V. 91
sursus statt sursum Anh. z. V. 574
Symmachus V. 295
Synekdoche V. 261, 571
Synizese V. 7
Synkope im Perf. V. 661
syntaktisch, Frage und Antwort
bilden ein — Ganzes V. 630
Syriscus Koseform V. 763
Szenenwechsel , kein — bei Wieder-
auftreten einer Person V. 968
Szenisches, rechts u. links S. 18 A. 2
208
WORT- UND SACHVERZEICHNIS
taces, etiam — V. 550
taedet ohne Akk. der Person V. 151
tarn StellungV. 274, deiktisehV. 278 f.
tamenY. 110, 141, 226, mit Vorliebe
an den Schluß gestellt Anh. z.
V. 141 A. 1
tandem. V. 276
ianiidem V. 200
tantillum V. 563
tantisper V. 70
Tanzen am Seile V. 752
Terenti Did. Z. 1
tibis Did. Z. 7
tollere piierum V. 809
Tonanschluß, Kürzung durch —
V. 268, 337, 539 u. Anh., 899 u. Anh.,
956
transduce V. 910
tribulis V. 439
Trimeter, rein geformt in der
Periocha S. 23
turba V. 907
nah V. 38, 578
uafia Anh z. V. 439
Übergang zu neuer Szene V. 209 f.
Überraschung, Ausdruck der —
.. (illud uide) V. 228
Übertreibung V. 234, 912, 914 f., 932
ueniam dare V. 942
uenire statt ire V. 231, — in pert-
culum V. 240
uerba dare V. 821
Verbalsubstantiva (nomina actionis)
V. 421
uerbum vom Sprichwort V. 803, 952
uerbum facere V. 952
uere dicere V. 28 ff.
Verführung einer freigeborenen
Athenerin, Strafe auf— V. 490
ueritas statt uerum Per. V. 11
Verkürzung, falsche Anh. z. V. 299
uero affirmativ V. 469
Vers, hypermetrischer durch Elision
zu kürzen V. 217, 375, 465
Verschmelzung von drei zusammen-
stoßenden Vokalen zweifelhaft
Anh. z. V. 407
Versschluß ts ädeo V. 40, nam Hast
Jwmo V. 296
Verszwang Ter. V. 11
uerum enim uero V. 255
uestitu Dativ V. 63
uillum von uinum V. 78G
utrgo hebt lediglich die Jugend
hervor, daher auch von Ver-
heirateten V. 889, s. auch puclla
Umgangssprache und Umgangston
V. 154, 197, 212, 220, 223 f., 225,
269, 286, 287, 318, 382, 394, 421.
458, 511, 608, 643, 858
unde = a quo V. 413
-undus V. 469
uniuorms Schreibung V. 19
Unterbrechung der Rede durch einen
andern V. 158, 159a. 601, 770, 788 ;
Anh. z. V. 159
Unterordnung V. 296
Volkssprache und volkstümliche
Redeweise V.109, 347, 355, 380, 394.
549, 699, 779; Anh. z. V. 550, 679
usquam esse V. 223 f.
usque V. 213, modal V. 559
usus est, — uenit V. 429, 8S5
ut wiederholt V. 858, ut nach est
V. 514, ut ne V. 626
uti mit Akk. V. 815
utut V. 248
vulgarer Ausdruck (jiaeret) V. 171
uxor Gebrauch V. 973
uxorem ducere ohne Bezeichnung
der Person V. 696
Wert, Genetiv des — V. 163
Wiederaufnahme des Relativuma
durch ein Demonstr. V. 306, —
des Demonstr. durch ein Demon-
strativum V. 357, 741
Wiederholung V. 272, 668, 896, der
Frage eines anderenV. 82 f., 84, der
Anrede im Affekt V. 256, höhnische
— desselben Ausdrucks V. 127,
sechsmalige zur individuellen
Färbung V. 573, desselben Ele-
mentes wie im Kompositum V. 575
Wörter, von Terenz zuerst ge-
braucht V. 24, 388
Wortaccent, Übereinstimmung des
— mit dem Versaccent Anh. z.
V. 877
Wortfolge, Abweichung von der
gewöhnlichen — V. 301
Wortspiel V. 166, 187, 427, 622
Würfelspiel, Vergleich des Lebens
mit dem — V. 739
Zugehörigkeit, ausgedrückt durch
a cum abl. V. 541
Zusammensetzung, nochmalige Zu-
fügung des Stammwortes infolge
der abgeschwächten Bedeutung
der — V. 269
Zweigliedrigkeit V. 38
Zwischenbemerkungen zum Zeichen
der Erregunsc V. 650.
Nachträge und Berichtigungen.
S. 1 Anm. 1 ; Zu dem gewöhnlichen Ansatz kommt auch W. Meyer,
Quaestiones Terentianae, Dias., Leipzig 1902, der die zeitliche Auf-
einanderfolge der Stücke auf Grund einer genauen Prüfung der
einzelnen Prologe festzustellen sucht. — Lies Leo Rh. Mus. XXXVIII.
S. 3 Anm. 1. Lies Hamb. Dram. 98. St., ebenso Anm. z. V. 133: 97. St.
S. 5 Z. 3 v.u. lies 11.
S. 7 Anm. 1. Fr. Marx stellt contaminare dem griech. TCQomi]Xccy.L£uv
gleich. Mit Unrecht scheint mir W.Meyer a. 0. 14 ff. contaminare,
das auch er als einen Ausdruck der Gegner auffaßt, bereits den
Gegnern in der Bedeutung fabulas Graecas in unam Latinam
coniungere beizulegen. Haut. V. 16f. steht dum facit paucas Latinas
ausdrücklich dem multas contaminare Graecas gegenüber, und
Andr. 13 ist natürlich mit in Andriam das griechische Stück gemeint.
S. 13. Kampe, Über die Adelphen des Terenz, Jahresber. d. kgl. Viktoria-
gymn. z. Burg 1902, 7 meint, daß in II 1 bei Menander Sannio auf-
getreten sei, um dem Syrus oder Parmeno sein Leid zu klagen,
nachdem Äschinus ohne Äußerung mit der psaltria kurz vorher
schnell über die Bühne und ins Haus geeilt sei. Später sei erst Ä.
allein wieder auf der Bühne erschienen. In_ diesem Falle ist es aber
schwer begreiflich, daß sich Ter. zu der Änderung entschloß, ab-
gesehen davon, daß das wortlose Passieren der Bühne (unmittelbar
nach Micios Abgang) kaum anzunehmen ist.
S. 22 Anm. z. Z. 1 lies Stich. 393, S. 24 Anm. z. V. 5, 6 lies Plaut. Merc. 964.
Anm. z. V. 2 lies 1*46 f., Herrn. XXIV 67., z. V. 55. Phorm. 192, z. V. 63.
I8 542ff., z.V. 79 Men. 607f.
Anm. z. V. 125. Durch die Güte des Herrn Dr. P. Weßner bin ich nach-
träglich in die Lage versetzt worden, den Donattext an einigen
Stellen zu verbessern. So muß es z. d. V. heißen; Superbum fuerat
*a me' dicere; z.V. 173: . . . dabit, sed geminatos duplicatosque numero
inferet; z.V. 272 ist bezüglich Umgangssprache (s. Don. z. d. St.) zu
bemerken, daß ra> iSiatiG^a» nur von Stephanus herrührt, zwei Hand-
schriften tg» &zriKi6ii5i, die übrigen eine Lücke haben; vgl. Don. z.
Eun. prol. 45 etc. Z.V. 275 emendiert W. in ausgezeichneter "Weise
ut amicam consequantur: die jungen Leute wollen einen Druck auf
ihren Vater ausüben, um die Geliebte zu bekommen. Zu V. 471
schlägt W. vor, superatus furore zu schreiben statt super futura re,
das ich aber halten möchte. Bei V. 539 hat auch Don. nusquam tu
me im Lemma. Die zu den V. 602, 650, 707, 807 f., 831, F96, 931,
965, 980, 981, 994, Krit. Anh. z. V. 206, 675, 611, 703, 749, 791, 994
mitgeteilten Änderungen konnten noch im Drucke verwertet werden.
Anm. z. V. 137 lies V. 659, z. V. 143 lies Klotz 245 f., z. V. 151 lies V. 274.
Anm. z. V. 162: für die 3. Auflage von Müllers Handb. II lautet das Citat
S. 289 A.4, f. d. A. z. V. 233 : S. 336, f. d. A. z.V. 340 f.: S. 388, f. d. A.
z.V. 347: S. 335 f.
Anm. z. V. 163 lies Plaut. Trin. 60, Anm. z. V. 166 lies Plaut. Poen. 1270,
A. z. V. 184 lies in Isai. XI.
Terentiua, Adelphoe." 14
210 NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN
Anm. z. V. 218. Zu dieser Dopplung vgl. noch Alfred Klotz, Arch. XHI 98,
der im Gegensatze zu Wölfflin (ebenda VDJ 452) auf griechische
Parallelstellen verweist.
Anm. z. V. 347. Bezüglich anulus vgl. noch R. Thurneysen, Arch. Xffl 23 f.
Anm. z V. 355. Über die Verstärkung durch dis s. Fr. Stolz, Arch. XII 105.
Anm. z V. 369. Daß dirrumpo einmal wirklich bestanden hat, zeigt
Fr. Stolz, Arch. XHI 101. Es ist daher wohl nach AF1 dirrumpor zu
schreiben; Plaut. Bacch. 441 schreiben Goetz-Schoell auch dirrumpit.
Z. V. 372. Über die Etymologie von mandare = manum (Akk. des Zieles)
-f dare s. Wölfflin, Arch. XHI 49.
Z.V. 600 f. Nach Dr. Weßners gütiger Mitteilung hat es bei Donat
zu heißen z.V. 601: SI AEQVVM C] a iusto et utili est tota sen-
tentia. Et sane hi uersus desunt quos multa exemplaria non habent
'nam et Uli animum iam releuabis' et deinceps. Der Scholiast be-
merkte, so meint Dr. W., daß die Szene mit V. 601 ganz gut
schließen kann, und fand eine Bestätigung dafür in vielen, doch
wohl älteren exemplaria. Ich kann in diesem Falle das desunt nicht
verstehen, es könnte doch nur deesse possunt heißen, sobald die
folgenden Verse die betreffenden sein sollen.
Z. V. 763 ff. Kampe a. O. 9 will Men. Fr. 8 Kock:
öjcra» tig vtio%biv avsßocc v.a.1 doodsxa
xvd&ovg, Icrjg nariöeics cpiXori^iov^svog,
auf V. 763, resp. 773 ff. beziehen und darin einen neuen Beleg dafür
finden, daß Terenz nicht blind seinem Führer folgte, s. auch Kock
z. d. St. Mir erscheint dies auch wegen des rig sehr zweifelhaft, ab-
gesehen davon, daß 763 Syrus spricht, nicht Demea, wie Kampe
irrtümlich annimmt.
Druck -von B. G. Teubner in Dresden.
PA
6755
A5
1921
Terentius Afer, Publius
Adelphoe 2. veränderte
Aufl.
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