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Full text of "Alemannia"

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ALEMANNIA 



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Zeitschrift 



für 



Sprache, Litteratnr nnd Volkskunde 



des 



Elsaszes, Oberrheins und Schwabens 



heran sgogroben 



▼OD 



Dr. Anton Blrlinger 

ProfM«or ftfi der UniTcraitttt in Bonn 

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XIII Jargang I Heft 



Bonn 

bei Adolph Marcus 

1885 



3 Hefte bilden einen Banit 



Inhalt 

Seite 

Zur Orts- und Personennamenkunde I Altburgundlsche, 
Elsaeßiscbe, Welsche Ortsnamen II Alte Familien- 

namen von MB Bück 1 — 39 

Altstraszbnrgiselie Weisheit von ABirlinger 89—42 

Legende von den Jakobsbriidern von Demselben . . . . 42—45 

Zn Bfiehmanns Geflügelten Worten von Jobannes Meyer 45—48 

Zum Elsaeszisehen Wortschaze ans Danhaner von A Birlinger 48—56 
' Hebelstndien. Zu Hebels Statthalter von Schopfheim 

von Demselben 57 — 59 

Gamillns Tentoniens von WCrecelius 59—63 

Alte Reeepte von Demselben 63—64 

Das Wort Wildfang von ABirlinger 64 

Legenda Anrea, elsaesziscli von Demselben 64—96 

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ALEMANNIA 



Zeitschrift 



rar 



Sprache, Litteratnr nnd Volkskunde 



des 



Elsaszes, Oberrheins nnd Schwabens 



herausgegeben 



▼on 



Dr. Anton Birlinger^/ ■ , , 




ProfiMor an der UnlTcnlUlt ia Bobb 



I . > « 



Dreizehnter Band 



Bonn 

bei Adolph Marcus 

1886 



Inhalt 



Seite 

Sehwell 

Die Figriir der Hoehzelt Bit Kana In den Lnzerner Oster- 

spilen RBrandstetter 241—262 

[Flndllnire ABirlinger] 137 (11) 

E18S8S 

Lei^ends Anrea, elsnsielseli AB i r linge r 65—131 

Wlmphellogriana GKn od 227—287 

Bin Brief Ton M. BIngmann an Wlraphellng WCreoelius . . . 237—238 

Znr Orts- und Personenoamenknnde MRB u ck 1 — 39 

Der elsaeszlBche Ortsname Gemar PG ey er 224 — 226 

Zorn elsnszIschenWortschaxe ans Dannhauer ABirlinger 48—56 
Altstraszbnrglsehe Weisheit ans Dannhaner Derselbe... 40--42 

ElsASsIsehe Gedichte (Schaller) Derselbe 154—159 

Der Banerukrleg im Elsasz GKnod 159—171 

Tolkstnemllches ans dem Ober-Elsass BS t e h 1 e 172—175 

Schlaftrank In französischen ({nellen des XVI Jarhunderts 

Th.Süpfle 263 

Bechtsr heinisches Alemann len und Schwaben 

Welstnm des Kelnhofes ObergalÜDgen XIII Jarhnodert 

LBaumann 239—240 

Altschwiebische Spraehproben ABirlinger 282—288 

Nota ynlgarlter de X Preceptls et X Plagis Egiptl 1405 

HHaupt 146—147 

AnfzeichnnDgren des Franziskaners Johannes Schmidt Ton 

Elmendingen bei Pforzheim 1856—1455 Derselbe. 148—153 

Legende ron den Jakobsbrttdern ABirlinger 42—45 

Camlllns Tentonicns WCrecelius 59—63 

Alte Becepte Derselbe 63—64 

Die Endnng -er, -ern, (-erren) In oberdentschen Ortsnamen 

MRBuck 215—224 



Seit« 

Alte FamlllenDamen MRBaok 10—89 

Das Wort WUdfang ABirlin j^er 64 

Saiden des drelszigj&rigeii Krieges Derselbe 188—1921 

JSgergIsnben Derselbe 186—188 

Gegen Aberglanben Derselbe 142—145 

Zur 8age Tom Yemisberg OBöckcl 141—142 

SitteDbfld ans einem Sebwarzwalddorfe von KDoU 264—278 

Tolkstnemllehes Ton der schwäbischen Alb. Üracher 

Alb Diac. Landeoberger 193—216 

Slttengesehlehtllches ABirlinger 176—180 

Sehwabenneckereien ABirlinj^er, GBossert 181—183 

Findlinge ABirl in g er 133-141 

Ton den Weinen Derselbe 180—181 

Sprichwörter XTI saec. D e r s e 1 b e 183—186 

Hebelstndien Derselbe 67—59, 278—282 

Zn Göthes Faust Derselbe 131—133 

Zn BBchmanns CteUBgelten Worten JMey er 46—48 




-' l 



ZUR ORTS- UND PERSONENNAMENKUNDE 

I 

ALTBÜGUNDISCHE, ELSiESZISCHE WELSCHE 

ORTSNAMEN 

1 DIE ENDDNG -ENS, -EINS, -INS, -IN AN ALTBURGÜND- 
ISCHEN ORTSNAMEN DER FRANZÖSISCHEN SCHWEIZ 

Daß die französische Schweiz unter iren römischen und 
romanischen Ortsnamen eine erhehliche Zal von Namen deutscher, 
näherhin gesagt bnrgnndischer Herkunft aufzuweisen hat, ist von 
unserem Freunde Gatschet längst erkannt und in seinen orts- 
etymologischen Forschungen klar gelegt worden. Wenn ich hier 
eine in der gedachten Gegend ser häufig Torkomroende Ortsnamen* 
Endung an der Hand der biß jezt erschinenen Bände der M6moi- 
res et Docnments der Gesellschaft för welschschweizerische Ge- 
schichte noch einmal bespreche, beziehungsweise eine größere An- 
zal (25) von jezigen und von alten Namenformen diser Sippe 
nebeneinander stelle^ so geschiht diß, um etwaigen Zweifeln an 
der Richtigkeit diser Tatsache mit einer ausreichenden Zal von 
historischen Belegen zu begegnen, denn in der Namenkunde haben 
die Urkunden stets das erste und entscheidende Wort zu sprechen. 
Mer als 200 weitere, aber weniger gut erhaltene Namenforroen 
diser Klasse, die ich gleichfalls dem gedachten Sammelwerk ent* 
nam, habe ich Raummangels halber stillschweigend übergangen. 

Die Endung -ens, -eins, 'ins, -in diser Ortsnamen ist nichts 
anderes, denn das ahd. -ingas, -ingin, jezt -ingen, ein patrony 
misches Suffix, das weitaus in der Merzal der Fälle an Personen- 
namen, in einzelnen wenigen an Ortsappellative, hauptsächlich aber 
an Flnßnamen angeheftet ward. Doch kommen Namen der lezt- 
genannten Kategorie fast nur in Mitteldeutschland vor. Anlich wie 
die angelsächsischen Königsregister einen Königsson durch die 
Endung -itig, welche an den Namen des Erzeugers angehängt ward, 
als Sproßen seines Vaters kennzeichnen, kennzeichnet auch unsere 
Endung -ingen einen Ortsnamen als die Gründung eines Erzvaters, 
der den diser Endung vorausgenden Personennamen färte. Hieß 
diser Erzvater Wulfilo, so nannte man seine Söne, Mannen und 
Schuzbefolene die Wulfilinge, seine Sidelung (das Dorf) d& zi den 
Wnlfilingin, eine Konstruction, der man noch im Nibelnngeliede be- 

Birlinger, Alcmftnnis XIII 1 1 



gegnet, and mit Weglaßung der Konstmction schlechthin Wnl- 
filingen. Nach diser Darstellung ist die Endung -ingen ein Dativ 
Plnralis, regiert von der Adverbial-Präposition zn (zi) oder bei 
(bi). Nach einer anderen AnfPaßung der Sache, die hauptsächlich 
Förstemann und Esser vertreten, die davon ausget, daß alle ger- 
manischen and keltischen^) Eigennamen ursprünglich etoeistämmtg 
waren, hätte das Suffix -inga eine genitivische, besieanfeigende Be- 
deutung, wie zB ans dem Ortsnamen Hugipertingahofa hervorgehe, 
was offenbar gleich Hugiperteshofa sei, so daß die jezt auf -inga 
auslautenden Namen eigentlich ir Grundwort (-hofa, *heim, -hab 
etc. etc.) schon früh verloren hätten. Nach dem Abfalle des Grund- 
wortes habe die Endung des fibriggeblibenen Themas (hier Hugi- 
pertinga) wie ein Nominativ Plural ausgesehen, der denn auch 
alsbald so behandelt d. i. dekliniert worden sei und das um so 
lieber, als bei den Deutschen, wie bei den Frankogalliem onehin 
schon eine große Vorliebe für die Pluralform in den Ortsnamen 
vorhanden gewesen sei. Für -inga wird wegen der schon ser früh 
nebenherlaufenden hessisch-mitteld. Form -unga eine ältere ge- 
meinsame Form -anga vorausgesezt, welche bei den Galliern als 
-anco wider vorkommt, die gleichfalls an Personennamen ange- 
heftet ist. Vgl. Dr. Esser, Bemerkungen zu den Ortsnamen des 
Kreises Malmedy (Kreisblatt für den Kreis Malmedy 1883 Nr. 84 
vom 20ten Oktober). Weitere Untersuchungen werden dartun 
müßen, in wie weit es mit diser jüngeren Auffaßung seine Rich- 
tigkeit hat. Im niderrheinischen und flandrischen Gebiet kommt 
neben seltenerem -ingen ser häufig -ingahem (ingenheim) als En- 
dung vor. So zB in Gartular von SUdiu (Saint Omer, Piis-de- 
Calais): Beingahem, Berraingahem (Bemingahem), Boningahero, 
Botningahem, Bovrinkehem, Galkingehem, Gravoninga, Hetlingehem, 
Hildingehem, Hnmbaldingahem, Hunumkohem, Lonastingahem, Lo- 
ningaheimnm, Lustingehem, Okkaningahem, Poparingahem, Pupur- 
ningahem, Ricolvingahem, Runingahem, Tnrringahero, Waropingabem, 
Widingabam, Winningahero, Wolingahem. Dagegen werden einige 
-ingen unter der lat. Endung -inium stecken. So zB Fresinnum, 
wozu Fresingahem zu vergleichen wäre. 

1) BkMiger tool t^alatischer^^ d. i. urgermanUeher^ denn dofuber 
kann nicht leicrU ein Zweifel obwalten, daß die Gdlatier {OalUer) und 
alle di^enigen festländischen sg, Kelten^ welche zweistämmige Eigen- 
namen, eine blendend weiße Haut, blaue Äugen, blonde Rare und einen 
höhen Wuchs hatten, nichts anderes als Urgermanen waren, die vor der 
ersten Lautverschiebung in den Westen wanderten. Die eigentlichen 
Kelten, die dunkdharige Rasse, zwischen Loire und Qaronne, waren 
nach von Becker allophyle, nichtaarische, den Iberiern verwandte Stämme, 
mit anders g^ildeten Eigennamen, Sie haben sich aber später mit den 
Urgermanen vermischt und deren Sprache teilweise angenommen, wie 
das an sich allophyle Irische und Gälische dartun. Was hier Indoger- 
manisch Jdingt ist GaUisch, Urgermanisch, denn die Iren und ire 
Sproßen die Galen sind ursprOnglisch aUophyles Volk, 



8 



JöngBte Form: 

2)Bannens 
3)BöS8ingen,Basens 
4) Bursins 
h) Bauens 

6) Escharlens 
l)Ecublens 

8) Eelepens 



Ältere Form: 



9)FnUenffe8 
Fniti(n)gen 

10) GiOarens 

11) - 

12) lUens 

13) Marsens 

U) OUingen (Bern) 
l^) Bessudens 



Dagliens a. 1399 
M^m. 3, 687. 

Escharleins 13 Jhdt. 

M6111. 6, 211. 
Escnvilens a. 1163 

Mem. 21, 10. 
Eficlepeins 13 Jhdt 

M61D. 6, 19. 



Fmtenges M^m. 6, 25. 

Gislareus 13 Jhdt. 

M^m. 6, 160. 
Grimoldens a. 1286 

M6m. 30, 350. 
Illein8l3 Jhdt. M6m. 

29, 300. 



Oltudenges a. 1225 
M^iD. 1, 208. 

flesadeins 13 Jhdt. 
Mem, 6, 14. 

Reenldens 13 Jhdt. 
Möm. 6, 40. 



Alteste Form : 

Allinges ann. 1271 M^m. 

30, 185. Alingio. ibid. 

6, 423. 
Banningis 12 Jhdt.M6m. 

3, 461. 
Bassinges a. 974 M6m. 

19, 54.2) 
Bnizinges 11 JhdtM^m. 

3, 16. 
Dallingis 12 Jhdt. M^ro. 

6, 94; DaliDge 13 

Jhdt., 1. c. 
13 Jhdt. Escarlingns 

M^m. 6, 201. 
Scnbilingis 13 Jhdt. 

M6m. 6, 94. 
SclepedingQS M^m. 6, 

239 and 240 = Sa- 

lapoldingos?? Gf. nn- 

sern FN Schlappold. 
Frouteinges a. 1329 

M^m. 31, 552. 
«Gisilheringas. 

«Grimoldingas. 

«Illingas. 

in carte Marsingis a. 
930 M^m. 21, 5. 



Ransoldingis a. 912. 
M6m. 19, 30. 

Resoldingis 13 Jhdt. 
M6ro. 6, 344. Ran- 
soldingis 13 Jhdt. 
M6m. 6, 35. 



1) ÄrUich stet modernes Morlens für älteres Mollens, Morton 
für älteres MoUon. Süi Mim. d, 487 und Gatsehet, ortsetf^m. Forsch. 
p. 299. 

2) Die Ausgabe hat Baffinges, was aus Bassinges verlesen oder ver^ 
druckt ist. 



lß)Bunens 

17) Sotdens 

18) Siroaingm 

\i)Ilf%ngen 
frz. Onrin 

20) Ursins 

21) Vadens 

22) Vmardm 

23) Vfdppens 



Raniogis 13 Jhdt. 
M^m. 6, 91. 



24) a. Vuistemens 
devant Pont 
b. Vuisiernens 
yers Romont 



25) Vufflens 



Strasteleiogefla. 1335 
M^m. 22, 118. 

Ulyeins M^. 6, 16 
13 Jhdt. 

Undna 13 Jhdt. M^m. 
6, 29. 



Valardena a. 1314 
M^m. 12, 3, 74. 

Uaipedingas 13 Jhdt. 
M6ro. 6, 203 Vin- 
pedingus ib. 

1 3 Jhdt. Winttarnems 

M6iu. 6, 23. 
13 Jhdt. Wistarnens 

M^m. 6, 23. 



VuolfliDgea 13 Jhdt. 
M6m. 3, 429. 



a. 896 in fine RusBin- 
goram M^m. 24, 159. 

Sotringes a. 975 M^in. 
6, 5 und 19, 55 = 
«Sa(D)dheringeD . 

Stratilingen PN. Strato. 

«Wulfingen. 

Uningio a. 1009 M^m. 

19, 70. 
Wadengis a. 1017 M6m. 

19, 76. 
4iWilihard-, Wiliradin- 

gen. 
ünipedingus (enrtia) 10 

Jhdt. M^m. 6, 203. 

= « Vinibotingus? 

Witpotingns ? 
Wistemens a. 1 163 

M6m. 21, 13. 
12 Jhdt. Wisterergnenfi 

Mem. 12, 2, 144 

(Copie). = Winit-arn- 

ingen? 
Boflingeaa. llOOM^m. 

3, 429. 



2 ELS^SZISCHE FLUR- UND ORTSNAMEN 

a) Dr. Fuss^ Probe eines YerzeichniBses Elsasz-Lothringischer 
Flurnamen. Programm der höheren kath. Schule an St. Stephan zu 
Straasburg. Strassburg 1884. 

Eine alphabetisch angelegte, leider nur biß zum Buchstaben 
F reichende ser nette Sammlung, der wir eine baldige, wenn tnn- 
lich, noch reichhaltigere Fortsezung wfinsohen. Die Erklärungen 
sten auf wißenschaftlichem Boden, und wenn hie und da eine 
mislingt, so darf sich Verfaßer damit trösten, daß das anderen und 
in der Namenkunde ergrauten Namendeutem auch nicht erspart 
bleibt. ^ 

Jgerstennest kann nur Elstemest, nichts anderes bedeuten, 
da diser Vogel alem. Ägerst, Kägerst; 6&gisch, Agisch; Agerisoh, 



1) Bemerkenswert eum ahd. FN^evhih toozu Schubd^ ist der Sanc- 
tus ScubiliuB (Guirard, Cartul. Camot. i, 2Ji3, auch Set. Scubicnlus 
;S^. EseobiOe ib. 311; der Ort Soaviliacus (j. Sainte-Sahine) Quit^ierat 
p. 76; Scubiliacus j. la Souiüe Quich, p. 40. 



Gageriacb heißt ^). Balserihal kaun troa des feienden Genitiv -8 
ein Balseratal sein. Doch kommt es ebenso oft vor, daß dieee -er 
ehedem ganz anders lautete. Wir erinnern an den Büieraeker 
b. Meyenheim, der im 18 Jhdt. Bildratacker hieß, Stoffel top. 
Wb. des OElsasses S. 47, was vermntlich = Billitmd-acker ist, 
denn das genitivische -s feit öfters an bestimmenden weiblichen 
PN. So aB (a. 1280) uf Hedinnigbinhü (Buchheim in der Baar), 
aber auch an m&nnlichen| so in derselben Urkunde: ai Berolt- 
grobi=8u Beroldsgmbe. Es gibt natflrlich noch eine admliche 
Zal von möglichen Urformen dUses Flor-Namens. So ligt im Ge- 
meindewald Ertingen ein Brfickleiny das jezt Waladrbmck heißt. 
Im 15 Jhdt. hieß es Walkisbruok, die dortige Waldabteilnng 
Walkishow. Der Bauer dem dieselbe snr Nfisung anstand Walko, 
aber 100 Jare frflher der Walchuon(i). Bicq (Vergaville) nicht 
ans PN Biccoy sondern aus mittelrheinisoh und elssßisch gebucke, 
gebick (^ gehage, hag, verhau), verkürat bick. Vgl. daau Biehenr 
berg (Oberelsaß) im 15 Jhdt. ae gebucke Stoffel 8. 43. Möglich 
ist auch Bick aus buoche. Vgl. els»ßisch „im Bich*' a. 1468 im 
bnochen, 1548 in der Bych Stoffel S. 43, dann ebendort 1839 
an dem Bicken, in der Bich, an den Bikhen, was wol wie das 
gebucke aus biegen kommt, falls nicht rheinisches bick (Bach) 
dahinter steckt. Sollte es nicht, und das ist warscheinlicher, altes 
Birk sein? Bei Stoffel lautet ein älteres Birk jeat Bio. In der 
Bihn ist nicht Bflne, sondern Beunt. Daher die Schühenbm au 
Hirzbach, Stoffel S. 492 ; daher auch der ON St^erlriene in Wallis, 
der a. 1271 noch verständlich Stegebnnd hieß. M^moir. et Do- 
cum. d. 1. Suisse romand. tom. 30 p. 248. Bäg (Sufflenheim) 
scheint mir (alt wol Bulze oder Pnlae) eines der im ganaen Elsaß, 
auch im oberen, vilfach vorkommenden frätMschen Appellativa au 
sein, das besonders im wirtembergischen Franken ser oft vor- 
kommt, woher auch Michelbach an der Büe (einem Hochrficken, 
kein Bach) den Beinamen erhalten hat. Besonders aalreich findet 
sich der Flurname im Oberamt Eünaelsau. Zu Linz am Rhein 
nennt Lacomblete Urkb. 2, 83 schon a. 1217 eine Flur Büce. 
Breitschettel (Lflxdorf) kommt nicht von Schachtel. Vgl. die Flur 
uff der breüsckeidel^ breitscJiCdel, zu Helfrantskirch, jezt Breitschädel; 
die Flur am Schädel zu Walheim, alt am schädlin, Stoffel S. 67 
n. 486. Sagt man auf der Breitecbettel, so gehört es zu Scheidel 
=s sceitila (vertez); sagt man das Scheidel, zu scheide, vgl. den 
Hof Wegscheidel bei Kempten; sagt man der Breitschettel, dann 
gehört es zu Schädel. In disem Fall kann BreUschädd auch der 
gleichlautende Familienname sein. Vgl. daau den Familien-N 
Breithaupt. Bimberling aus Pimperling (Schall) von pumpern 
(einen dumpfen Schall geben) ist unklar. Warscheinlich ligt ein 
Fam. N Pimperlin vor. Wir haben oberschwäb. (ältere Akten) 



1) ÄnUeh oberschwäb. gigerigiz (SpiUf) nach seinem Geschrei, 



6 

einen Pamperlin, dessen r villeicht unecht ist. Bei uns ist Bam- 
per, BamperJe ein kleiner Knirp». So der Jndenbamperle von 
Bacbau. Büteel dürfte in Elsaß da und dort auf fränkisches 
(mittelrheinisches) Bütee Orube, Brunnen znrfickgen. BurstmaJtt 
ist genau was: in den mattebrust Stoffel S. 351; burst^ brüst 
Erdschlipf, Erdfal. Vgl. (15 Jhdt.) aoker am Burst^ Geschichtsfrd. 
17, 25; also nicht an Bursche su denken. Snr le chintre crcuoat 
hat mit Schinder nichts zu schaffen ^). Chintre ist das mit cintrum, 
cintra, frz. chaintre» cintre, chantre, jezt meist feminini generis, 
nach Littre = nom de portions de terrain un peu creuses, qu'on 
laisse aux eztremites des champs pour servir d*^out; lien mis 
en r^serve pour la p&tnrage des bestiauz et defendu au moyen de 
qnelqne cldtmre. in der welschen Schweiz ist es ein Feldmaß, 
daher zB (a. 1281): tres chentrias pratorum, M6m. et Doc. 3, 523; 
duas chintres prati en Batrobla. ib. 15, 464. Gintrum ist = eine- 
trum, cinctra aus cinctum, dncta mit eingeschobenem r hinter 
t, wie frz. mit. chertra Urkunde ^= cherta, carta. In DofSbetmen 
ist der zweite Teil = binnen, Beunten, der erste bleibt zweifel- 
haft, ist aber am ehesten s. y.a. Dachs; Das (Tannenreisach): beide 
echt alemannisch von den Vogesen, Schwarzwald, Allgäu sogar biß 
Baiem hinein üblich. Es findet sich in allen romanischen Dialekten 
der rätischen Alpen der Westschweiz, und Oberitaliens wider vor. 
Diechdreben sind woi die Reben am Deichel-Teuchelweiher. Vgl. 
die TeieMgasse am Teichelweiher zu Altkirch. Stoffel aaO S. 551. 
Anlich Sckuhhalde in Anlendorf, alt Schuh-macher-halde. Ein 
mittleres Wort fällt oft aus. Diechel stat Deichel wie alem. Diessd 
stat Deissel, Deichsel. 

b) Dr, SteMe^ die Ortsnamen des Kreises Thann. Programm 
des Real-Progymnasiums zu Thann. Thann 1884. Diso schone 
Arbeit gibt die ON in alphabetischer Folge der Grundwörter. 
Wir erlauben uns der Anzeige einige Bemerkungen anzufügen. 
Der Herr Verfaßer ist geneigt den ON OrambäMein^ früher 
GrÜmmbächleinrunz aus krumm zu erklären. Villeicht ligt das 
Grundwort Grund näher. Man vergleiche einerseits den Bachnamen 
die Gründe bei Hirzbach. Stoffel aaO S. 211, andererseits den 
Uebergang von nd in mm in dem oberelssBß. ON Rothengrumm 
b. Köstlach, das offenbar identisch mit dem Kolmarer Rothengrund 
ist. Stoffel aaO S. 461. Wenn vollends dem nd ein b folgt wie 
hier, entstet Gramm noch vil leichter. Vgl. die schwäbische 



\) Es ist y^KroaievibeunV^ Vgl, Kroatenhaus hei Schwab, OmSuid; 
Pandarenmatt b. Volgesheim (Elsaß) etc. etc.; faUs es nicht für gravatte 
=»greüette (Ories) stet. Doch vfl. die Flur cbamp crave b. BrikkenS' 
Weiler; les grapattes p. Faverois; sous la gruppiere bei Dat^joutin] 
champ ffrappin b. Wcädaye; Graverot b. La Chapeüe usw., von curvus, 
grapa O^älie, Klaue, nach der Form, wie unsere „Krewdäcker*% und 
von graverium Kisfiäche. 



\ 



Aussprache Qrummbiar = Grundbirne (Kartoffel). Wkketibäehlein 
möchten wir lieber auA dem als Familiennamen noch fortlebenden 
PN Wiek (zB in Mundingen* OA Ehingen zu finden) herleiten. 
Vgl. Wickenlmrg im Oberelsaß. Stoffel aaO S. 591. Kleffdbach 
kommt anc\i in Baiem wider vor, Apiani Topogr. Bavariae p. 106; 
ein Klaffebach b. Peisenberg in Baiern Apian p. 35; ein Klaffen- 
brunne a. 1246 in NOsterreicb, jezt Klafterbronn, Fontes Rer. 
Austriac 31, 144 ; im öeterr. Müblkreia a. 1264 Ghlaffende Waz- 
zer, Lampreoht, hist-topogr. Matrikel des Landes ob der £ns 
8. 149, jezt Klafterbach und so noch mere dort hemm. End- 
lich im 11 Jhdt. nm Tölz ein rivos Chlaffintinpach Meichelbeck, 
bistoria Frising. Nr. 1252. Es erhellt daraus, daß es sich um eine 
der yilen alten Participialbildnngen handelt, wie : ze dem hellenden 
berge, ze dem blechenden stein, zen bockenden birkan, am bür- 
genden acker, ze dingenden bnrno, eznnde hag, ^Rrende hurst, 
grebende matten, bim hangenden b6m, zem henginten stein, ze 
hangenden Nünfron, ad rispenden berc, zem ruschenden snmphe, 
der schreient pach, aqua Scroyendebach (erstrer in Tirol, leztrer 
in Wallis), Schreiendenbach (auch in Tirol), ze dem steckenden 
stein, stentenbrukken, die stiebende bmgge, ze dem toebenden wage, 
beim tropfenden brnnnen, ze dem trifenden steine, ze dem wallen- 
den brunnoi ze dem schäumenden wage u. s. w. Klefielbach stet 
für Kleffenbach wie Kocheflieim für Chochinheim u. dgl., Kleffen- 
bach aber ist Kürzung aus Kleffentenbach aus klaffen schwazen, 
murmeln. Urbis, Da Lommis aus dem beglaubigten loupmeizo 
wirklich entstanden ist, kann die Entstehung von Urmis aus ur- 
meizo nicht bezweifelt werden. Daher der Wald Wurmes b. 
Alfdorf OA Welzheim: Emi am Urmez (13 Jhdt.) Oeschichtsfreund 
1, 172; a. 1330 entzwüschen dem Buochwald und Urmeis aaO 
23, 244, jezt Ermisland b. Saffental (Luzem); am urmes (zu 
Malters) ib. 3S, 303; Urmki>erghof im Aargau, ürmetsnuxU und 
Wurmiswaid im K. Luzem, ürtnis und Wurmetskalden K. Zürich 
Geschichtsfr. 38, 304. Aber Urbeis im Oberelsaß heißt schon 
a. 1050 Orbeiz, 1318 Urbeisz, 1480 Orba, französisch Orbey. Hier 
müste m ser früh in h übergegangen sein. Bedenklich ist nun 
aber hier noch, daß nach Stoffel aaO S. 564 der Ortspatron Sanct 
Urban ist. Das hätte romanisch Orbain geben können, aber nicht 
Orbey. Die Endung -ey weist in dmi frz. ON in der Regel auf 
altes -etnm oder -iacum hin. Beides ist hier unverwendbar, denn 
-etum ist eine CoUectivendung an Pflanzen- und Mineralienthe- 
maten, -iacum eine gallisch-römische Endung, die hier ein Ur- 
biypiacum, Orbaney aber kein Urbiacum, Orbey ergäbe. Der hl. 
TJrban hat darum warscheinlich keinen sprachrichtigen Zusammen- 
hang mit dem ON ürbeis. Möglicherweise ist er dem anklingen- 
den ON zu lieb als Patron gewält worden. Aber wegen dos 
beständigen b in Urbeis möchte ich den Namen für ein verwelschtes 
Urbach ansehen, da unser Wort Bach im mit. bacium, becium 



8 

lautet, woraus das fn. Patoiswort beis Bach entstanden ist. Vgl. 
zB die Urk. von 1436 in M6m. et Docnm 23, 23 = ad pedem cnios- 
dam rivelli sen becii; dann becinm deis Greydes ebendort; pratnm 
ou Beffg ibid. 30, 26 (a. 1257) = die Wise auf dem Bach n. s. w. 
— Der Verfasser beruft sich bei BibdentUm auf des Referenten 
biblis ^ biblosus im Flumamenbnch. Biblosus ist xu sireichen, 
denn der Unteneichnete hat inswischen eine Reihe von Biblis in 
allem Alamannien gefunden und drei an Ort und SteUe besich- 
tigen können. Biblis ist nichts anderes, als was Förstemann ge- 
sagt hat, das ahd. bibiflos, pifieos. Biblis verhalt sich zu älterem 
bifleoz wie unser Knoblauch zum ahd. knofZonch. 

c) Nodej f., im OElsaß, Snndgau, Bezeichnung f&r feuchte 
Wisen, Wisen überhaupt. St<^eb topogr. Wb. des Oberelsaßes 
bietet folgende Namen: In der Nad (Noth) b. Mömach (pag. 393); 
GeJirennoth b. Altpfirt, a. 1296 Gemoda, 16 Jhdt Geren not, 
notbrunnengraben (p. 187); a. 1299 Wäschisg Kode (p. 352); 
a. 1588 in löurennödlin (p. 329); Bannwartsnodm b. Liebsdorf, 
16 Jhdt. in Banwarths Nothen (p. 26); Großnodm b. Pfetter- 
hausen (p. 208); Wüsiennoden Liebedorf, 16 Jhdt. zue der wiesten 
Noden (p. 603); Geretenodm b. DOrlesdorf a. 1340 GemoltEnoden 
(p. 191); Wolfsnoden b. Nieder-Sega (p. 601). 

Dises Wort ist romanischer Herkunft. Mit noda, noha, noa, 
nova, novium, altfrz. noe, noue = nage, mit dem Sinn : Quelile, 
Wasserlauf, nasse Wise, Wftsserwise. In den frans. Mundarten: 
nave, nau, noe, n6e, nove, noue, plur. nos, neues; nouilhe, neele, 
nojelle, uoaille, nivelle, navaille, nouette etc. etc. Die Bedeutung 
in den heutigen Dialekten ist: Quelle, Wasserlauf, stendes Wasser, 
tiefe feuchte Wise, Sumpfwise, Vihweide. 

Dises Wort ist ab keltisches angesehen worden, weil im 
heutigen W&lisoh nov fliefiendes Wasser, Wise bedeute. Andere 
dachten an baskischen Ursprung, indem sie das baskische nava 
Ebene herbeizogen, in Wirklichkeit ist aber das wälische nov aus 
dem Altfranzdsischen entlehnt und nava, das wenigstens im älteren 
Lombardischen als Bezeichnung für gute Bergweide (nach Fuma- 
galli Cod. Qt. Ambros. Mediol. p. 119) vorkommt, wol unser 
romanisches Wort, denn es get (nach Littr6 dictionaire s. v.) 
auf lat. natare, mit. notare "davon ital. notare, churwelsch nudar 
(schwimmen) zurück. Nota ist = nata^j, was freilich Particip. pass., 
beßer zu no, navi pafite. Einige Formen haben hiatustilgendes v, 
also nov und diso ser alte Form ist das angeblich keltische 
nov. Man siht, dafi das deutsche Wort Node ser früh entl«l^nt 
ward. Bei Stoffel findet sich unser Wort auch in franzosischer 
Form, als: la nod, la noz, nos, nods, nolz, es noe, es noyes, a la 
nau, dafür auch die ans Misverständnis hervorgegangene Form 

1) gdnldet wie apan. nata (Böhm, Oberes: was oben sehwimmi). 



rannean; denn die französischen Markscheider wetteifern mit den 
unserigen im Verballhornen der Ortsnamen. So stet zB auf der 
Karte der Gegend von Grenoble ein Col de Salamandre, er heißt 
aber beim Volk Gol de L'Emeindra nach der Figur des Engpasses ; 
emeindra ist nämlich = frz. moindre. So findet sich auf der Karte 
bei Ghamechaude ein Rcfcher du Nord, er heißt aber im Patois 
Rocher Tnno, von tnno = tnna Tunnel, Hole. 

3 WELSGHE FLURNAMEN 

Valien, Dollen f., in der Schweiz = Forche, Kifer, Mantel, 
baierisch DcUe, in älteren Drucken Hiäle, schwedisch taU, isländ. 
thöU (Schmeller, bair. Wb. s. v.), im burguud. Patois la datUe, 
Vgl. dazu die Stelle "aus einer walliser Urkunde von 1304: in 
nemore (lignnro) quod vulgo dayUea sive sappyns (dicitur) .... 
exceptis arboribns, que äaylleSj sappins, larges, warnyos commu- 
niter nuncupantnr (Forchen, Tannen, Lärchen, Erlen). Memoires 
et Docum. d. 1. Snisse rom. tom. XXXL p. 88. In den Ortsnamen 
kommt auch ein Gollectiv dalletuni vor. ZB a. 1109 villa DaUe- 
tis. loc. cit. 3, 581; Petra BayUey (=dalletum) bei D^salay. 
1. c. 12, 340; a. 1215 in Dalleto, jezt Daillet, früher Dalley, 
1. c. 29, 185. Auch als Familienname kommt es vor. ZB a. 
1323 ein Willermus Daylleis, von dem die Urkunde sagt: solvit 
pro fundo eya daylleis = zu den Forchen etc. etc. 1. c. 31, 366. 
Hingegen ist Baillan, a. 1224 Dalon (1. c. 29, 251) a. 1269 
Dallion ib. p. 444 und Dallium (ib. 30, 138) eher Kürzung aus 
Dalliacum, aus einem Personennamen Dallius, wenn man zu diser 
Form die dortigen ON Salvion (a. 1141 1. c. 12, 2, 4) j. Servion 
vergleicht, das in einer anderen Urkunde desselben Jarhnnderts 
Salviacum heißt (= Silviacnm); änlich Salagnyon neben Saliniaco, 
Brngnon neben Bruniaco, Gonfignon neben Confiniaco, Tollon neben 
ToUiaco u. dgl. m. 

Der hieher beztlgliche röm. gall. Personenname ist nachzu- 
weisen als DcUtis bei Fabretti p. 43; BcUlo {omb) im Arch. f. 
österr. Geschichtsqnell. 13, 125 und möglicherweise mit irisch, daü 
(potentia, potesta) zusammenzustellen. Vgl. Stark, in den Schriften 
der Wiener Ak. d. W. 59, 213. 

Ganz anders ist die Walliser aqua Dala (a. 1322 M^m. 1. c. 
30, 340) aufzufaßen, die man mit dem Namen der Daliterni zu- 
sammengebracht hat. Von leztrer Conjectur abgesehen, kann Dala 
identisch mit dem Flußnamen Tala (umgelautet Tela, zB Tela jezt 
die Doli bei Meran) sein, indem dem D ein älteres T vorausgieng, 
wie zB im Flußnamen La Dyle, älter Til, in la Dorbie älter Tnr- 
bida u. dgl. m. Dises Tala kommt als Flnßname merfach zB 
bei GalaiB vor (Valesius, Notit. Gall. p. 116). Mit im gleicher 
Herkunft können die Flußnamen des Stammes Tar- sein, wie zB 
der ital. Tams (Plinius 3, 1 6, 20), die franz. Tara (le Teriu, Vale- 



10 

siuB p. 543), aus der Wurzel tar durchdringen, durchboren. Vgl. 
skr. taras zu griech. ukog und änliches. 

II 
ALTE FAMILIENNAMEN 

Unter diser Aufschrift hat unser früh verblichener Freund 
und Mitforscher Adolf Bacmeister in der ^fGerroanistische Kleinig- 
keiten'* betitelten Sammlung von Aufsäzen eine Auslese von FN 
veröffentlicht, in welche eine nicht unerhebliche Zal von Namen 
aus den Sammlungen des Unterzeichneten aufgenommen wurde. 
Inzwischen ist eine Reihe von Jaren zerronnen, sind des Leztem 
Sammlungen bedeutend angewachsen. So möge denn der nach- 
folgende Auszug aus dem Zuwachs als Ergänzung zu den von 
Bacmeister veröffentlichten Namen hier ein Pläzchen finden. 

ABKÜRZUNGEN 

AÄ Urkunden des Archivs zu Aulendorf. 

BÄ Berner Archiv. 

BV Urkundenauszüge im Anhang der Schriften des Vereins 
f. 6. des Bodensees. 

Cal.Gonsi. Gatalogus personarnm etc. etc. dioecesis Gonst. v. 1771. 

M>enj Geschichte v. Ravensburg. 

Eggmann, Geschichte der Stadt Waldsee. 

FD Freiburger Diöcesanarchiv. 

JIM Mittheilnngen des Hohenzollernschen Vereins für Alt. 

HU Habsburger Urbar Band XIX der Bibl. des lit. V. in 
Stuttgart. 

Heider^ Ausführung etc. etc. der Reichstadt Lindau. 

Lichtschlag^ Urkunden der Herrschaft Osterach. MS. Origi- 
nale im Kg. Archiv Sigmaringen. 

Lz Geschichtsfreund der VOrte Einsideln. 

Mon Zoll, Monument. Zollerana. ed Stillt'ried. 

Steichde^ das Bisthum Augsburg. 

UÄ Verhandlangen des Ulmer Alterthumsver. 

ÜU Ulmisches Urkundenbach her. v. Dr. Pressel. 

WU Wirtenb. Urkundenb. her. v. Kausler. 

W. Eod, Weissenauer Zinbrodel. 

Ztsch, Zeitschrift f&r Schwaben und Neuburg. 

Ztsch, f, OBh, Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins. 

1) FAMILIENNAMEN NACH DER LAGE DES HEIM WESENS 

IRES ERSTEN TRAGERS 

Es sind nur einfache Grundwörter berücksichtigt. 

Ä (Ach, Fluß). 1330 Elli bi der Ä Lz 24, 110. — 1226 
Ahusare (uro Salem) WU 3, 202. Ahausen b. Meersburg. 

Acker, Osterach. -dictus der Ennetacker Lz 20 a. Ackei*ganc 
(Wurmliogen) Mon. Hohenbg. Sünacker Ulm. Z. (Alem. 3, 296). 



11 

Aiche, 1459. Bore. Zuraich. Arbon. BV 6, 97. 

Anger ^ 1300. Cuonr. üf dem Anger. Merstetten, Wirtb. 
HU 295. 

Bach, 1300. Sotor apnd Ripam. ErtingeD. HU 302. Ger- 
hard bi dembaehe. Bloobingen. ibid. p. 247. — 1330. P. in dem 
bache. Lz 24, 110. — 1330. Ulr. dct. Ambacb. Baden im firgao. 
BA 1, 148. — 1270 curia superior et inferior Bidenbach. Ertingen. 
Salem. Kopb. 3, 70. Heinrieb Goldpach, Ulm. Z. 

Baumgarien^ 1330. magister filr. in den bongarten. Lz 24, 
109. — 1471 Conr. Borogartter. Appenzell. Ztsch. f. Oberrh. 
22, 242. 

Berg, 1489. Amberg i. Erg. BA 1, 148. 

Blast j 1260. dictuB in Blast. liautertbal CA Müns. Zisch, f. 
Oberrb. 2, 84. Falls hier ein ON gemeint ist, etwa ein Sciten- 
stück zn: in allen winden, bei hochgelegener Lage des Hauses. 
Vgl. den Fl] Wagehblast (wag' einen Bl.?) vgl. Wagen hals. 

Blau, die, Nfiß. der Donau. Berger bt der Blauw. Ulroer Z. 
Blau ist wol wie die benachbarte Nau vordeutsch. «Blava. Nava. 
Vgl. den armorischen Fluvius Blavittus (9 Jhdt.). S. Fr. Esser, 
Beitr. S. 99. 

Brandy Waldstelle, die durch Feuer gerodet ward. 1330. C. 
am brand. Beromünster. Lz 24, 111. 

Brunnen, 1303. Vozo dict. Ob dem Brunnen. Eggingen = 
Ulm. UU 1, 285. 1330. R. zem Brunnen. Beromünst. Lz 24, 
120. — 1295 Cuonr. dct. ob dem Brunnen. Metzingen UU 1, 219. 
— 1495 Brunner, Landrichter zu Kaiserstul. Ztsch. f. Oberrh. 
22, 834. 

B^M (Hügel). 1310. Heinr. dct. a dem Buele Zuffikon. 
Neugart C. Dipl. nr 1074. — 1330 Job. vf dem Bvele, Joh. am 
Buele Berom. Lz 24, 113. — 1455 Joh. Ambfil Klingenau. BA 
1, 125. — 1330 R. zen Bvlvn. Berom. Lz 24, 111. — Zumbiel 
Oberschwaben. — 1330 h. dict. bveler. Berom. Lz 24, 115. 

Buch (Buchwald). Hohenhuch, ülmer Z. — P&cher. Ravbg. 
W. Rodel. 423. 1456. Stefan Buocher. Eggra. 163. 

Bund (Beunt f.,) eingezäuntes Feldstück zum Bau von Flachs, 
Hanf, Kraut, Rüben etc. etc.). 1300. Hugo in der Bunde. Kon- 
stanz. BV 4, 112. — 1370 Mangelt in der Bünde, ib. 4, 80. — 
1377. Hug in der Bund. ib. 4, 33. — 1414 Conr. in der Bund 
gen. Rüll. Konstz. Richent. Chron. — 1305. Heinr. in de|| bunde. 
Konstz. Mon. Zoll. 1, 249. — 1279. Eberh. in der Ginsbinnde. 
Pföffingen. UU 1, 157. 

Burg, 1332. Conr. ab der Burk. Lindau. BV 3, 17. 1306. 
Bure, ze Burgtor. Konstz. BV 4, 14. Derselbe Mon. Zoll. 1, 249. 

Egg (vorspringender Bergschenkel). 1302. Volr. der schribar 
an der Egge. Ulm. UU 1, 279. Hier ist aber warscbeinlich eine 
Haus-egge (Ecke) gemeint. — 1292. Rud. Sacerdos vs der Egge, 
Osteracb. Lichtsehlag — .Hans Arneck Ulmer Z. Ein DorfArnegg 



12 

bei Ulm. 1525 der Sohlapfindeck (Reformator in Biberach). Annal. 
Pflamm. Biber. 

Eichhohy 1330 R. im Bichholtz. Berom. Lz 24, 120. 

Efmetussen^ Lz 20a. Jenseits, Draussen. 

Espan (der Eßbann, Gemeinweide einer bestimmten Uof- 
jüngerschaft). 1358. Heinr. au dem Espan. QA 3, 43. 

Falltor (es gab am Dorf- und Eschzann Falltore, in den 
ürk. oft valva, porta rusticomm genannt). 1317. filr. ze Valletor. 
Mössingen. Mon Zoll. 1, 263. 

Felhen (der, Weidenbaum), 1286 dictos Subsalice. Eßlingen. 
Ztsch. f. Oberrh. 3, 422. 1456. 

FeUdy Hans Amveld. Konstz. BY 6, 93. 

Friedhof y 1281. Hein, vs dem vrithove. Osterach. Licht- 
schlag aaO. 1238. Gaonr. in Cymeterio (Kirchhof). Eßlingen. WU 
3, 418. 

Garten, 1330. Erni im garten. Berom. Lz 24, 115. — 1750. 
Amgarien Lungeren. Cat. Gonst. v. 1779. 

Gasse, 1330. Job. in der gassuu und noch mere. Berom. 
Lz 24, 113. — 1302. aman in der gassen. Bingen. Hohz. Mitth. 
3, 19. — 1288. Berchtolt us der gassen. Lindau. BV Ytz Gasser. 
ülmer Z. — 1420. Waltz Gasser. Repperwlr. Habsth. ü. 22. — 
1591. Job. Rietgasser. Seekiroh. FD 2, 96. — 1330. dicta Stein- 
gasserin. Berom. Lz 24, 104. — 1750. Aichgasser. Überlingen. 
Cat. Const. — die Biergesser zu Straßbg. Straßb. HäuserN. p. 38. 
— 1327. Otto Horgesser ib. p. 81. Vgl. 1330 Ebeli in Hor- 
gassen zu Egesheim. M Zoll. 1, 287. — Kalbsgasser. Vgl. 1294. 
Job. in Kalbesgasse. Straßbg. HN p. 88. — 1244. tres Cursin- 
gassarii in Ulm. Uü 1, 73. (ahd. chursina Pelzgewand). — 1750. 
Lerchgeßner. Landvogtei Obschwb. — 1292. minister de Risisburg 
dictns Gesseler. UU 1, 204. — 1330. Dyeth. dict. Gesseler. 
Beromünst. Lz 24, 1-22 und überall in Schwaben zallose einfache 
und durch Beiwörter bestimmte Geßler, Gfißler. 1287. dicta in der 
smidegassen. Eßlingen. Ztsch. f. ORh. 4, 101. 

Gerüt (mhd. geriute, Rodung). 1330. R. usser dem Geräte. 
Berom. Lz 23, 283. Herman im gerüte. ib. 24, 111. — 1300. 
Mechtild in dem Gerode. HU 321. 

Graben (gewönlich ist der Stadtgraben gemeint). 1293. 
Fr id. dct. am Graben. Pfullendorf. Lichtschlag aaO. 

GrieSj (Sand, bes. an einem Fluß- oder Seeufer). 1277. 
Job. dict. an dem Griesse. Konstz. BV 4, 7. — 1273. hein. in 
arena. ib. BV 4, 7. 

Grtibe (bald Sand- etc. etc. Gruben, bald Groben als Grenz- 
zeichen, bald Gruben zum Wildfangen gemeint). 13.30. Ita in der 
Gruobun. Berom. Lz 24, 117. — 1300. Mechtilt ob der Wolf- 
gruben. Mengen. HU 286. 

Ghilbey ein nur in der Schweiz vorkommendes Fremdwort. 



13 

altrom. gpilba = gorga Eele, Schlaefat. 1330. Greta abe gnlba. 
Berom. Lz 24, 107. Vgl. 1467 vff der gulpp. Willisau. Lz 7, 105. 

Hagj 1330. Ita im Hage. Berom. Lz 24, 115. Hager ^ häufig. 

Halde (Abhang). 1779: an der Halden. Sazlen. Gat. Gonst. 
Haider in OSchwab. ser häufig. Man heißt dort das Hüten des 
Vihes auch halden, aber die Urkunden geben daför durchweg 
haUeti, weshalb der Name Halder nicht daher zu ziehen ist. 

Hmdmschf Utz Hftbosch. Ulmer Z. 

Hof, 1353. Ulr. nf dem hof. Freising. Nengart. aaO. n. 
1142. 1281. Walter de curia. Konstz. Lichtschlag. aaO. — 1330. 
Conr. in dem hove. Berom. Lz 24, 103. — 1264. Ulr. im Hove. 
BV Auszug p. 2. — 1305. Rud. uf dem hove. Konstz. Mon Zoll. 
1, 249. — 1296. Hans ▼. Hove. BV 4, 10. — 1301. Rud. supra 
curia. Konstz. BV 4, 13, — Utz Hoffmayer. Ulmer A. — 1471. 
Conr. Hinderhofer. Waogen. Ztsch. ORh. 22, 255. 1587. Junker 
Hans Hinderhofen Ravbg. AA. — In Oberschwb. vile dises N. — 
1417. Hofinair. Augsburg. Z. S. 3, 331. — 1443. Jac. Nieder- 
hofer Memmigen. £ggm. IIL 427. — 1684. der Oberhofer Ber- 
gatrente. LWaibelamtsR. In OSchw. weitverbreiteter N. — 
1496. Brackenhofer. Buchau. OABeschr. v. Riedl. p. 121. — 
1640. Atzenhofer. Boos. AA. — 1750. Arthofer Saulgan. Cat. 
Gonst. — 1680. Haidenhofer Saulgan. AA. — 1369 empfängt 
Guonrat der Hofer den Hof zu Höfen als Lehen. BV 4, 29. — 
1300. Hedikover. Mengen. HU 287. — 1300 der Hitzkover. 
Bolstern. HU 250. — 1352. SUinhofer. Engslatt. Mon Zoll. 1, 324. 
— 1292. Bercht. Phaffenhover Ulm. UU 1, 203. — 1416. der 
Völkoffer und sin wip. AA. — Stiefenhofer Allg. — Thalhofer, 
häufig, bes. in bair. Schwaben. — 1398. Heinz Ummenhofer. Hail- 
tingen. Archiv Schoer ; bei Hailt. ein Weiler Ummenhofen abg. — 
Diß nur eine kleine Probe für die volkreiche Sippe. 

HM (Schlucht). In Städten mag zuweilen ein Bild am Hause 
den Namen bestimmt haben. 1257. Bertholdus de infemo. Straßbg. 
1832. Jacob zu der Hellen. Straßb. HausN. p. 77. 

H<d0 (Wald). 1404. Ulr. im holtz. Konstz. Richent. Kr. 

Hub (Vierteihof, schwäbisch 10 Jaucharten im Meß). 1330. 
G. in der hnoba. Lz 23, 264. 

Juch (y^tel Jauchert, hält 6 Schatz, Schweiz und Elsaß). 
1330. G. im Juche. Berom. Lz 24, 120. 

Ker (der ker = Keller, das ker = Wegkrflmmung; Wässe- 
rungsdamm). 1330. Burch. im Kere. Berom. Lz 24, 116. 

Kirch, hemma zer kilchun (b. d. Kirche) Lz 23, 266. Jenni 
vor kilch, ebenda. 

Linden^ 1300. Heinr. ze der Linden. Meisterschwanden. HU 
167. 1330. Andreas vnder der lindun. Berom. Lz 24, 116. — 
Beiderlinden, Heilbronn. 

Lusche (Snmpflache). 1330. VI. in der Lnscha. Lz 23, 242. 

Loch (Gehölz, Waldanteil). Nablung im Loch. Ulmer Z. 



14 

Kann in der Bt«dt auch eine Winkelgasse meinen. Vgl. das aüfie 
Loch der oberdentschen Städte, im Mittelalter den Fraaenwirten 
zugewisener Aufenthaltsort. Wernber L^achlin. aaO. Cnnz Krft- 
locb. aaO. Auch Craloch Graloh in Urk. (Ulm) Kr&henholz. 

Markty 1227. Cuonr. in foro. WU 3, 210. — 1232. ülr. 
in Foro Eßlingen WU 3, 319. 

Maiie (Wise). 1300. Job. an der matten. HU 329 (Schweiz). 
— 1330. Walter an der Matten. Berom. Lz 24, HO. — 1779. 
Jac. Andermatt Tugiobarenris. Cat. Gonst. 

Mauer, 1489. anf der Maor. Schweiz. BA 1, 148. 

Meteig (Fleischbank). 1262. C. dict. binder der Metzige. 
ZtBchr. f. ORh. 2, 79. G. retro macellum. ib. 3, 874. 

Moo8^ der Moßer. Ulmer Z. 1369. Agnes die Moserin. Ulm. 
UA 3, 51. 1330. dictns Moser. Berom. Lz 24, 113. Moosbrugger 
bes. häufig im Vorarlberg und Oberschwaben. Moosöhrle Bolstem. 
Es gibt Fluren in Moosebren, Moosehrlen, Maosöhrle, Mansöhrlen, 
alle sind wol nichts anderes als Mooserlen, da Erle in OSchw. 
Ehrle (lang) gesprochen wird, in ON. sogar in Er- verkürzt ist z. 
Erbach, alt EUerbagh. — 1663. Meschenmooser. Ein Weiler 
Meschenmoos b. Grünkraut, Ravbg. — Deittelmooser in Altbaiern, 
bair. Schwaben und wirt. OSohw. von Deutel (abd. tntilcholbo) 
Moosrohr (typha). Quggimoaser, Flur Guggimoos oft in Baiem 
und Schwaben, nach der roten Wasserkröte, welche, Guggi, Gugger, 
Moosgngger nach dem kukukrufänlichen Laute heißt, den sie 
ausstößt. Echtbaierisch ist der auch in Schwaben hansende Sannen' 
mooser, Vile Edelhöfe Sedelhöfe in Baiern hießen Sonne, zur Son- 
nen, Sonneuhof, was nicht von der Sonne, sondern Sone herkommt ; 
das aber bedeutete Scbwein-, Vih-heerde, bes. herrschaftliche; das 
Futter, welches die Bauern für dises Herrschaftvih und für das 
Wild in den Sedelhof zu lifem hatten, hieß dann Sonnheu, Sonnen- 
fntter. Ein uraltes, dunkles Wort, villeicht identisch mit Senn 
(Sennte) u. dgl. Sollte unser altes sonen, gewinnen, erzilen, da- 
hinterstecken? Vgl. $on (Gestüte, Herde) in der lex salic. 

Miäe, 1330. Andreas zer mnli. Berom. Lz 24, 116. 

Ort (Ecke). 1324. Heinr. am Ort. Überlingen. Salem. Kb. 
4, 200. 

Piaig, 1218. H. de lata platea (Breitenplatz?) Konstanz 
WU 3, 2. 

Rain (ursprünglich) Grenze, später erhöhter Grenzstreifen 
am Acker, am Hofmarkzil (Saum), mäßige, fortlaufende An* 
höhe. 1330. Job. Amrein. Berom. Lz 23, 247. — 1293. Alb. 
dict. vom Raine. Waltramswlr. WU 1, 148. — Äwrhein im 
OARavbg. 

Rennweg häufig alte Römerstraßen, die w^en irer geraden 
Richtung und ires festen Grundes von Edel nnd Unedel zu Wett- 
rennen benflzt wurden. Daneben unzälige Rennwasen, Renn- 
wisen etc. etc. Die volkstümlichen Rennen fanden in der Regel 



15 

auf Pfingsten stat). 1221. B. amme Rennwege. Zfirich. Neugart, 
nr. 909. 

Bossweg (kann einfach Farweg, aber auch Reitweg nnd 
Rennweg bedeuten). Lezterer heißt darum ebenso oft Eoßlauf^ 
rosselouf. 1330. Hemma am Roesonwege. Berom. Lz 24, 111. 
Der Form nach nicht an rosse (Flachsröße) zu denken. 

Roth (die, das, auch Raut, Räut, Rodung und Ried). 1330. 
hemma in der Roth. Berom. Lz 23, 263. — Jenni in der Rota. 
ib. 24, 110. Könnte auch Bachname sein. Diser BaohN Roth ist 
aber öfters nicht nach der roten Forme gegeben, sondern vordeutsch 
Wurzel rad (laufen), also Fluß schlechthin. Die Form Rothema 
spricht deutlich für den fremden Urspmng. Unsere Flnßnamen 
sind großenteils uralt«, von unseren AltTordem Übernommene 
Namen. 

Rüier (plur. von rdt Reute, Rodung) hier allerdings wie ein 
Singular behandelt, weil Rüter schon zum Eigennamen geworden, 
was oft vorkommt. Nur wenn ein FN vorläge = der von Rente, 
verhielte sichs anders. Das wäre möglich, weil Fluren ser oft 
einen blutten FN tragen. 1330. Uoli am Räter, Lz 23, 263. 

Staudenraus, die Ruse bei den Stauden? Ein Staudinsrauß 
(1707) in Bondorf OASaulg. ist wol nur zeitweilige Umdeutung 
des Namens, da es heute dortherum nur Staudenraus gibt. Auch 
SUudenrausch ; wol was: almenrausch (Alpenrose), entweder von 
mit. rossus (rot) oder rusotiS (Brfisch, Mannsdorn). Für ersteres 
scheint das glaruser Rafause (Alpenrose) = rufusca zu sprechen. 

Sand (Sandfläche). 1264. Ulr. im Sand. Lindau. BV 2. 
Vgl. Gries. 

ScOaeh (Salweidenbestand). 1330. Vol. in Sala. Lz 24, 1111. 
In diser Gegend ist auch ein undeutsches Sala möglich. 

Schibach, 1330. Heinr. zer Schibach. Lz 24, 106. Es kann 
nur an Ort und Stelle ermittelt werden, ob es sich hier um einen 
Bach- oder Flurnamen handelt. Schib-acli. 

Schweige (Sennhof). Sweigerin Ulm. Z. Ulm gegenüber lag 
Schweighofen, zu diser Schweige fürte die noch bestehende: 
Herdbruck. 

Schopfs In Unterschopf. 1274. Guonr. juvenis Subscopa Konstz. 
Vir. Sabscopa Bure. Subscopa. Lichtscblag aaO. 1281. Burch. un- 
derm Schophe. Konstz. Lichtsch. ibid. 1273. Burch. dict. Vnder- 
schophhe. Konstz. BY 4, 7. — 1327. Albert gen. Ynderschopf. 
BV 4, 22. Schopf ist in Oberdeutschland nicht blos Schuppen, 
sondern überhaupt Halle, besonders auch vor dem Wonhanse 
auch das, was man jezt Veranda nennt. Ein mhd. underschnpfe, 
underschupfaere bedeutete Uberlister, Betrüger, einen Mann, der 
sich durch List an die Stelle eines andern sezt. Das ist aber hier 
nicht gemeint, wie die Form vom J. 1281 dartnt. 

Schwand (die Schw. ist ein Ort, wo Gebüsch oder Wald 



16 

durch Abbauen am Boden ausgerodet ward, wobingegen beim 
Renten auch die Wurzelstöcke herausgehoben werden. 1330. H. in 
der swanda. Berom. Lz 24, 114. Neben Schwand findet sich die 
Form Schwendi, änlich wie Watt neben Wetti, in der Schweiz 
Scbwetti, lezteres zum vorhergehenden, wie schwäbisches MotB 
(Unrat, Morast), neben Schmoz, wie maunkelenbraun neben 
schmannkelenbraun (dises die Farbe des Hirsches um den After). 

St. Johann^ 1349. Gnnrat hinder Sanct Johannes. Konstz. 
BV 4, 25. 

See, 1330. Elizab. bi dem Sewe. Berom. Lz 24, 113. 

Sidel (freier Hof, Edelmannssiz). Hans SidelcEr Ulm. Z. — 
1256. der Buggensedeler. Ztsch. f. Oberrh. 2, 92. Bei Überlingen ein 
Weiler Bnggensegel, ehedem Buggensedil neben Buggensegil. 

Sonne, Vgl. Sonnenmoser unter Moos. 1366. Peter an der 
Sunnen Ertingen. Kopialb. der Gemeinde. Vill. Name eines Wirts- 
hauses. 

Spilhof (jezt Theater). 1330. h. am Spilhof. Berom. Lz 
23, 262. 1300. Guonr. an der Spilstat. Bern. HU 97. Es gibt 
eine Menge nach Spilhöfen, Spielstätter benannte FlurN. zB Spil- 
matt, Spilbaum, Spilbrunnen etc. etc. Spil ist hier das Volks- 
schauspil. 

Stad (Ufer). 1379. Herm. et Wilh. am SUde. Schaffh. Ztsch. 
f. Orh. 22, 440. — 1330. Bell am stadi. Berom. Lz 23, 251. — 
1335. Conr. am Stade. Konstz. BV 4, 22. 

Stadel (Scheuer). 1360. dict. in dem Stadel. Lindau, Hei- 
der, Ausf. Stedelin Ulmer Z. Lezterer ist aber eher ursprüng- 
licher Vorname. Vgl. Stadil (Mann), Stadald, Stadolf, Stadalpert 
u. dgl. bei Förstemann PNB. p. 1119. 

Staig, 1495. Conr. Staiger Sigmaringen. Höh. Mitth. 1, 32. 
Staiger, Ulmer Z. 

StcUde (Abhang). 1330. Werner am Stalden. Berom. Lz 
23, 264. Dises Wort findet sich in der Schweiz und im bad. 
Seekreis. 

Stab? 1297. dictus Vfdensteben Ztsch. f. Oberrh. 3, 298 ff. 
wol zn lesen „üf den steden^', von stad. 

Steg, 1272. Otto minister dict. in Semita. Ulm. UU 1, 143. 
Otto an dem Stege, ibid. UA 2, 35. — 1330. G. am stege. Berom. 
Lz 24, 116. Berthold der Steger Ulm. Z. 

Stein, J. 1276. Gebeh. dict. nssm Staine. Lindau. BV Ausz. 
p. 4. 1382. Ulr. et Nie. Im Stainhus. Konstz. ib. 4, 33. 

Supfe wol Sumpf, vgl. schwäbisches Seppen? Suppen, Sup- 
pach, Saupen, Säupi, was alles Sumpf bedeutet. 1330. Anna in 
der Supphun. Berom. Lz 24, 121. 

Thürle (gew. das Thürli im Dorf-, oder Eschzaun, bei StUdten 
in der Ringmauer). 1330. Uol. zen Tyrlin. Lz 24, 121. 

Thor, 1835. Job. de Porta. Konstz. BV 4, 23. 1309. zfi 



17 

dem Tore. Dattenried. Elsaß, Hü 28. — 1223. Bert, de Porta 
Einbrach. Neagart. nr 910. 

Thurm, 1301. Conr. prope Tarrim. Kraachenwie«. HU 299. 

Tobd (Schlucht), der Tobeier. Ulmer Z. Zum Tobet OSchwab. 

ünterstuMj 1360. H. dict. Unterstal. Lindau, Heider. ahd. 
unfcar zwischen. 

Werd (Insel), CoUectiv Gewerd. — 1779. Amgwerd Cat. 
Gonst. 1330. Ulr. am werde. Beroro. Lz 24, 110. 

Wiese, 1225. Rudolfns de Prato (Wis?) Waldsee. Eggm. 
p. 146. 

Winkel, 1330. Hein, im winkil. Lz 24, 120. 

Zeil oder Zil? 1330. Buorgi zem zile. R. am zile. Berom. 
Lz 24, 116 zH n. (Zeil Hecke), eü n. (Grenze). Daher bin zilbo- 
uroen, an den Grenzbäumen, zilaich, zilbach, marchnndzil u. dgl. 
in Urk. oft zu finden. 



2 SELTENERE ZU- UND BEINAMEN 

Ahenstmj J. 1265. Ruod. dict. Abunsun. Um Osteracb. Licht- 
schlag aaO. D. i. Son der Aba. Eine solche zB b. Goldast II. 
a. 170 genannt. Yile oberdeutschen Namen auf 'Son, alt -sun 
knfipfen an eine Stammmutter an zB Nesensun (filius Agnetis), 
Ämmensun, Basensun, u. dgl. Oft bleibt -son (sun) weg und der 
Muttemame im Genitiv stet als FN da, zB Jenni Annun d. i. 
Anna's Son. Jenni Gregoryen (kann hier Vatername sein). Heinr. 
Gerinen. Vgl. Verena Geri. Lz etc. 

Abewick, kaum von abzwicken. Warscheinlicher ist mir ab 
Zwick änlich gebildet wie die (Brüder) Abeggo (1372) Emmen. 
Lz 22, 288; Abrabs = ab Rabs (14 Jhdt.) Uri. Lz 22, 270. 
Zwick wäre dann Flurname = Zwickel. 1277. Rud. Abzwick. 
Stockach. HM 3, 64. — 1280. dct. Abzwick ebend. Mon. Zoll. 
3, 93. — 1352. H. Abzwick ebend. FD 2, 197. 

Achler j 1386. Waldsee, Familienname der „seligen guten 
Betha'' von Reute bei Waldsee. 

Adler, 1324. dictus der Adler. Rottweil. FD 4, 13. 
Achsenhalm, 1501. Bern. BA 1, 162. Axthalm, Aztstil. 
Affcnbite, 1448. Lz 17, 6. 

Affenschmalz, 1409. Heinr. v. Killer gen. Affenschmalz. Mon. 
Zoll. 1, 519. Scheint den Sinn zu haben wie Kasper schmalz 
(leere Ausreden, Flausen) abo etwa der Flausenmacher. Schmeller 
12 554. 

AyrschmalZj 1779. Bufimannshausen. Gat. Const. Vgl. Bir- 
linger Agsb. Wtb. 399 Ayrinschmalz (Eierspeise). Hatte dem Mann 
aufs Pferd zu helfen. Daher wol der Neckname. 

Blrlinger. AlonMiml* xm i 2 



18 

AUseits^ 1779. Sigmaringeo. Cat. Const. 

Älasiich, 1358. Zisch, f. 0. 6, 360. 

AUertane, 1330. Ravensbg. Ebeo. 

Alwanky 1330. ebendort. 

Afnmensun, 1343. Balingen. Mon. Zoll. 1, 364. Vgl. Abensun. 

Anwes, 1396. Mon Zoll. 1, 451. Etwa = an- was y. was 
(scharf), gebildet wie an-mächtig onmächtig? 

Ansorg ^ 1394. Ulm. A. 3, 61 äne ooe. 

Anwander ^ Ankenrente; (= Grenznachbar). 

Antritt j 1759. Oberschwb. Landvogt. Act. Aaldf. 

Anstridkerin, 1498. Ravensbg. Eben. Kann wortl. u. figürl. 
genommen sein. 

Appeleisen, 1498. Ravbg. Eben. Wol wie fast alle Namen 
anf -eisen, -isen darch Umdeutung eines elliptischen Oenitivs aas 
einem PN Appell entstanden. Erst Appelis nnd als diser Genitiv 
Hausname war, noch einmal schwach decliniert: Appelisen, jezt 
aber das i lang genommen und später daraus -eisen gemacht. Ich 
habe seiner Zeit in der Germania eine Reihe solcher Namen zu- 
sammengestellt. Anlich sind die FN Albiser aus Albis, Riediser 
aas Riedis entstanden, lezterer zT in Riedeser, Riedesser, Rieder- 
ser u. dgl. verunstaltet. Die Heimat diser leztern Formen ist das 
Allgän. 

Areat, C. dictus Medicns (Horber Ggd.). Wü 3, 228. — 
1374. Heinr. der Arzat Ulm. UA. — Im 13 Jhdt. auch zu Mengen 
and Umgegend. — 1779. Areet in Zwiefaltendorf. Cat Const. 

AmUeder, 1337. Perseentor Judaeorum in Alsacia vocatus 
erat a vulgaribas „rex Armleder** hac de causa, quod in brachio 
corio pro ferro ntebatur. Job. Vitodur. Chron. p. 88. BA 11, 127. 

Arlapuz, 1296 in Ulm. UU 1, 228. 1298 derselbe inZtsch. 
f. 0. 23, 61. Vgl. Hurlapus, Hurlebus (jezt Hurlebausch) a. dgl. 
Lezteres im 16 Jhdt. s. v. a. „Saus und Braus, Luderleben.*' 
Villeicht aus einem Spruch oder Tanznamen hergenommen. Der 
Sigelstecher der Arlapuz gab inen einen Erlenbusch, was sicher 
nicht gemeint ist. 

Asenhoumy 1315. Lz 9, 129. Wörtl. ein großer Balken, jezt 
Ansbaum (Eisbrecher). 

AeugUin, 1272. Oüglin. St. Gallen Ephem. St. Gall. Goldast 
1, 101. 1170. Heinr. Occellus. Neug. nr 875. 1460 zu Lindau 
ein Oüglin. Heider. BuochenovglL Villingen. Ztsch. f. 0.8,119. 
Wörtlich : Bachenknospe. 

Aurhan^ 1248. Rupert de Rordorf cognomento Orhan. Salem. 
Kgb. 2, 65. 

Cnnrat der Ajdubenritter VB 4, 21 ist Stubenritter s. d. 

Bcuiheberlin^ 1779. Cat. Const. Schuttern. Eberlin am Bach. 

Bachritter ^ 1272. diotns ßachritter miles de Canzach HM 3, 64. 

Baggenstofi in Gersau. Viel!. FlnrN. Stoß (Alpweide) Baggen 
kann Gen. eines PN sein. Vgl. Baggen-aiig. j. Backnang. 



19 

Balsam, 1324. dictus Baisam. Cannstatt. FD 4, 19. Ent- 
weder Spiznaine nach der Balsambfichse oder alter Vorname. Zu 
lezterem vgl. Baismus, Polypt. Reniigii ed. Ga^rard p. 43. Balsma, 
Balsima Polypt. Irmin. 7, 7. 237, 70 (bis). Balsimios. Pardessas Dipl. 
nr 471. Ancb Balsa (oppid. Lnsit) Plin. 4, 21 Balsione etc. etc. 
Ein keltischer Worts tamni. 

Bantriany 1517. Ravensbg. AA 1437. Bantrion, Eben. Klingt 
welsch. Vgl. Bantius Momms. U. Ital. Dial. p. 252; der Stamm 
Bant- mit r weiter deriviert gibt Bant-rius. IHser mit -auns weiter 
geleitet Bantrianus. Vgl. rocca Bamierani, Barg b. Tbeano. üghell. 
Ital. Sacr. 6, 703. 

Baneier, 1300. Cunr. Banzier. Mengen. Hü 287. — 1332. 
Gaon. Banzer. Ertinger Kopialb. — 1359. Cuonr. Panzier. Annal. 
Bibl. Pflnmm. Jezt Panzer. 

Baräbaisch, Biberach. 1684 Barweisch^ welsch wie vile 
oberschwäb. FN, welche aber erst seit dem 30 j&r. Krieg h&a6g 
vorkommen und nachweislich meistens aus den Alpen stammen von 
chnrw. barbeisch (Widder). 

Barsian, 1372. Gochsheim. Ztsch. f. ORh. 24, 811. Aas 
Barcins vgl. den it. ON Barcianum (Mailand) Murat. Ant. Ital. 4, 40. 

Bastgegin, Mone Zoll. 1, 236. 

Basensun, 1.300. Tubingen. Ztsoh. f. ORh. 15, 99. s. Abensnn. 

Bat£anschendina, Lz 19, 155 Jahr 1300. Vgl. hatean 
Schafleder. 

Bauendisfdj Ulm in Baden. Es gibt noch Bandistel, Badistel. 
Bau' den Distel? 

Bauschae, Saulgan. Vgl. Frowenschaz (eine Flar), doch 
hier das Feldmaß Schaz möglich. Verischaz (Schiffmiete) ein FlnrN 

Begehr, 1779. Gat. Const. 

Belochs, 1330. Lz 24, 121. Vgl. Breiochs (lezteres = Stier, der 
schlecht verschnitten ist und rindert) FN Pröllochs. Sollte höl*^ 
bal- den stößigen, ' bösen Ochsen meinen? 

Bemzinch, 1293. Ztsch. f. 0. 3, 245. Wäre zinken = 
reizen alt, so ließe sich ein brauchbarer Sinn gewinnen. Eine 
Bildnng ans Bernzo mit -ing ist ganz anglaabhaft. Eher aas wel- 
schem Per GUS, Percincns umgedeutet wie Peranwino aus vordentschem 
Pervincus. Im Corp. Inscript. Lat. öfters. Vgl. noch Percennus. Maffei 
Museo Veron. p. 185; ir. Berch4n. Mart. Dungal. 10. April; zu der 
Endung -ine, vgl. Leudincus Polyp. Rem. 101. Frunincus (Gartu- 
lar. de l'eglise d*Autun 1. nr 10). Propincas Orelli Inscript. nr 6896. 
Pervincus Steiner Corp, mscr. 3686 u. oft. Aldrincus ASS. (Ort). 
Dazu die altgall. ON: Donincura, Reginca, Bovinca, Vapinoum, Le- 
mincum etc. etc. Also Perc-inc-. 

Biderbe^ 1334, der biderbe von dem berdise (Paradis b. 
Konstz., BV 4, 23. 

Biegeisen^ 17 Jhdt. Luzern, zu beurteilen wie Appeleisen. 
Vgl. FN. Bieg. 



20 

Bierenstengd, 1684. Dankelswlr. LwR. 

Bierenstyl, 1750. GruDd b. Ravcnsbg. LwR. 

Bülisenj 14 Jhdt. Lz 17, 251. Vgl. den FN Bili Lz 20a. 

Binddenesel^ 1452. Lnzern, liZ 16, 28. 

Büterkraut, 1362. Job. Bitterkrat. Melingen (Schwz.) BA 1,44. 

Bitierwolf, Aulendorf. Vgl. Bitterolf. 

Blarer^ Blarrer. 1228. Ulr. Blarrarias. St. Gallen. Nengart 
nr 917. 1261 theodericns blarrer (Zenge in Warmlingen b. Rottbg.) 
Mon. Zoll. 1, 192. Eher von einem ON Plärre als von plärren 
abgeleitet. 

Blaufuß (eine Falkenart). 1329 die Blafossin. Straßbg. 
BN 64. 

Blöwelman, 1360. Lindau BA 27. Scheint gebildet wie 
Müliman, von Blöwd, Stampfmüle. 

Bockfellj 1335. Gon. dct. Bochnel Lindau. Heider. Vgl. FN 
Kalbfell. 

Bodenzapf j 1281. Vir. d. Bodenzaph. Osterach. Lichtschlag aaO. 

Boehub, 1335. Lindau. BV Asz. 18. Wol aus bechhübe (Beckel- 
haube) verkürzt. 

BSnenstengd, 1300. Böttingen. OA Müns. HU 299. Jezt in 
Biberach. 

B<mhcL8i^ 14 Jhdt. zu Eßlingen. Auch des Paracelsus FN 
Bombast von Hohenheim weist auf jene Gegend hin. Später 16 
Jhdt. auch in Rottweil. Jezt noch FN Bombast in Ehingen a. D. 
Kaum = Baum-ast, eher ans wambasiuro, homixisium (Kettenwams) 
verballhornt. Vgl. Armleder. Bombas wird Bombast wie obes 
Obst durch Hinzutrit eines unorganischen t. 

Bombrod, 1258. Lindau. BV 2. 

Bonritter , 1308. Osterach. Lichtschlag aaO. 1250 ein Herrn, 
dict. Bonritter ebendoi*t. Möglicherweise misdeuteter ON (Bonrieder). 
Bossikomina. 1390. Lz 2, 123 = die Frau aus Bossikon. 

Brach, 1477. PN wol nicht immer vom Hund. Vgl. Brachio 
Gregor. Turon. de vita patr. c. 12. Ersteres anzunemen in dem 
N. Job. Trnohs. v. Diessenhofen gen. Brack (1384) BV 4, 34. 

BrachSj 1416. Königsegg. AA. Entweder aus Brachizo oder 
der Fischname oder brachse (brax) Bauemsäbel. 

Braesemsins, 1466. Zofingen. Lz 7, 104. 

Branthow, 1404. Ochsenhausen. Annal. Bib. Die beßere 
Form (1388) in GimWn BrantJwh Mon. Zoll. 1, 410. Ursprflngl. 
Vorname. Vgl. Alphoh, Chadalhoh, Godehoc etc. etc. Einige -hob 
sind welscher Herkunft, ans der Endung 'öcus umgedeutet. Zu 
disen rechne ich Chadalhoh, dessen Stamm nicht deutsch, sondern 
keltisch ist. Deutsch wäre Had-. Zudem kommt Gadaloc, Cada- 
lauc in altwelschen Urkunden ser oft vor in der Bretagne, wie 
in Wales und auch in altirischen Urkunden. Zu uns muß er ans 
Frankreich gekommen sein. Altkit. catu- (pugna, Kampf) entspricht 
genau dem ahd. hadu (Kampf). 



21 

Braukesself 1263. H. de Eschenowe dictus Brokezzel . . • 
filiufl eiuB Kezzelin, ZUcb. f. 0. 5, 201. 
Breüruckj Waldsee. 
Brodkorb, 18 Jhdt. Lz 2, 161. 

Bromibeer, 1310 der Bramber Hechingea. Mon. Zoll. 1, ?90. 
— 1356. Bromber ib. 1, 330. — 1387. Dietz Bromber ib. 1, 409. 

Bronbißt 1424. Lindau, Beider aaO. (Beiname eines ge- 
wißen Mayer). 

Brosmaj 1256. Zürich. Lz 1, 370. 

Bruckschlegel, 1275. Berth. cognomento Bruggesl^el. UU 
1, 159. (Dort verdruckt). 

Bruchunt, 14 Jhdt. Bruhunt. Winterthur. Lz 14, 169. — 
1306. Lutold Brühunt miles in Zürich. BA 1, 30. — 1338. Liut. 
dct. Bruchunt. Alberschwende (Vorarlberg) Fickler, Quellen etc. etc. 
p. 80. 

BrennnesseUf} 1262. H. de Esschenowe miles dictus Bru- 
nezzel. Ztsch. f. Wirt. Frank. 5, 310. 

BrusehmankH, 13 Jhdt. Nördlingen. Steichele 3, 935. 

Buobhans s. Hans. 

Puolhammer, 1671. Bachhaupten. Eggm. 111. 398. — ham- 
mer = heimer. 

Burgiß, 15 Jhdt. Ravensbg. Eben. 

Burgiser, Lz 16, 145. Einer von Burgis. 

Butefer, 15 Jhdt. Lz 4, 256. 

Btäieze, 1233. Butiezus. Ulm. UU 1, 38. Uh*. cogn. Bue- 
tiez de Ulma. FD 4, 172. Vgl. den ON Butizen in Kt. Luzem 
and den Schweiz. FN Bnti (Butezen sun). 

Buvais^ 1259. Osterach. Lichtschlag aaO. Klingt welsch. 

JDahindenan, 1326. Lz 24, 113. Hindemoli Dabinden Lz 
20a. — Dahinden, 1779. Luzem Cat Gonst. — 1330 die knaben 
de Hindenan. Berom. Lz 24, 113. 

JDaemphli, 1445. Waldshut. BA 1, 114. 

JDempf, Anhausen. Steichele 3, 908. 

Battan von Schweinhausen (15 Jbdt.) Biber. GABeschrbg. — 
1361 magister berchtolt der wundarzet Tattan genant. Ulm. UA 
3, 44. Tattan = Tartar. 

Davor, 1332. Job. da vor. Lz 5, 118. 

Bienstman, 1300. Unlingen. HU 255. 

Didhay, 1535. Steichele 3, 641. 

ByUdop, Mainz 1218. Ztsch. f. ORh. 13, 291. Wol das 
jezige Dilltepp (Tölpel). 

DinkmtUhy 1486 drucker zu Ulm. (Hinter seinen Drucken). 

Törenschatg, Ulm. Lz 20a. = Wag' das Geld! v. türren 
wagen. 

Trembeilij 1266. Nur scheinbar welsch. Zu Zürich sind die 
Namen auf — ili bereits im 11 Jhdt. in illi, — elli geschärft 



22 

(vgl. ürk. b. Neugart). Noch 1329 ein Tebellin (Döbeln) zu Mark- 
dorf, Weißenauer Rodel pag. 410 fiF. Vgl. Trembert (8 Jhdt.) 
Pardessus Dipl. nr 469. Vgl. jedoch auch den FN Trönbil Lz 20a. 

Drübroit, 1467. Überlingen. Ztsch. f. 0. 22, 6. 

Drynagely 1498. Lz 13, 15. 

Trigolf, 1271. ÜU 1, 137. Wörtlich einer, der gern betrügt. 

Drusenbaum, Ravensburg. Etwa von Schweiz. Druse Bergerle? 
Oder Druß, Drausch, Busch (vgl. mhd. troz, Busch)? falls nicht 
beide Wörter identisch sind. 

Trautsohn, 1266. H. dict. Trutsun de Ertingen. Ztsch. f. 
0. 6, 407. Vgl. Süßkind. 

Die Dulgaesiif 1413. Mon Zoll. 1, 544. Bei dem Zweifel 
ob die Form vollständig ist, wären zu vile Möglichkeiten zu er- 
wägen, als daß sie hier alle Raum finden könnten. Ich nenne 
nur *Tulti-gast zu tult (Dult) Fest, Jarmarkt. Vgl. Mautgast, 
Mülgast, Schrannengast. Oder ist es ein alter Vorname, ein möglicher 
♦Tulgast aus dem Stamme Tulg oder Dulc. Vgl. Dulc-hard, Tulgo 
in Tulgesheim. Endung -gast Aber auch -ast möglich. Vgl. Ai- 
rastus, Baudastes u. dgl. Im leztern Falle gallisch. 

DuUenJcopfy Donaueschingen. DuU = Dohle. 

Ehenhohy Allgäa. 

Ebentür, c. 1200. Waltherus miles de Marchtil Ebenture dic- 
tus. FD 4, 169. 

Eierstocky Söflingen b. Ulm. 

EigensaiZy 1500. Spreitenbach. BA 1, 161. 

Einbom, 15 Jhdt. Lz 2, 123. 

Einfältig, 1498. Basel. BA 1, 160. 

Einkorn (Eiugehorn, Einhorn). 1477. Eikorn. Uri. Lz 20a. 
1371. Hans Ainkürn. Nördlingen. Steichele III. Einkorn auch 
ein WaldN. in Wirtenbg. 

Eisenbart, 1510. Conr. Ysenbart. Bingen. HM 5, 79 -hart 
dürfte wie brat aus beraht hervorgegangen sein. 

Elhorn, Einhorn, Konst. zB 1266. Ztsch. f. 0. 6, 230. 
Wol = Eichhorn, wie Schelhorn = Schelchhorn. Der Elch, heute 
Ellentier genannt. 

Eilend, 1398. Konstz. Neug. nr 1161 (der Ausländer). 

Ellenbast, 1324. dicta Ellenbastin de Alaspach. FD 4, 5. 
Vgl. Langbasto in Necrol. Fuld. 

Elison, Oberschwaben. Im 13 Jhdt. zu Lindau ein dictus 
filius Eliae. Ebendort ein consul Elias. Heider. aaO. 

Erishaupt, 1362. Zürich. Lz 20, 325. 

Erkmaennin, 1439. Bingen. Hohenz. Mitt. 3, 28. 

Farebin, 14 Jhdt. Ertingen. Petersh. Urbar, [far eben = 
fare gemächlich]. 

Fareschony 1779. Cat. Const. 

Varälleschon. 1407. OflPenburg FD 2, 326; ebendort Varol- 
schon. [fare immer sanft]. 



28 

Varenwachs, 1330. Br. Lz 24, 111. 

Fasant, 1390. Luzern. Lz 22, 157. 

Fasenahty 1326. dcta vasenchtina. Lz 24, 108. 

Vederangj 13 Jhdt. geschlossen aas der Flur Vederanges 
ruchti b. Hundersingeo OA Riedig. Hob. Mitt 

Federkengel, 1281. Eßlingeo. Mone Z. 3, 422. 

Vederschlagj 1356. Engstetatt. MZoll. 1, 323. 

Feinacgo, 1244. Ulm. üü 1, 37. — 1334 die Faynaggen 
UA 2, 36. — Etwa = lippus, von fein = feim, wie bön = hörn. 
feim ist Schaum, Schleim, Fett, acgo = äagig; ainack = einäagig. 
Der ainöck Feibenbaum wird 200 Jahre laug als Lauchbaum 
(Grenzbaum) bei Eichstegen OA Sanlgau genannt. Vgl. Mo- 
Döckelin. F^näuglej jezt in Blochingen OA Saulgau. 

Fdsysen, 16 Jhdt. Lz 16, 221. Alle dise Namen auf -ysen^ 
-isen, -eisen haben nur scheinbar mit dem Eisen (ferrnm) zu schaffen. 
E^ handelt sich bei allen um cumulierte, elliptische Genitive, bei 
denen man sich „Son^^ hinzudenken muß. Es ist oberdeutsche 
Gewonheit der Genitivendung eines nach der S-Declination decli- 
nierten Personennamens die genitivische Casusendung der N-Decli- 
nation beizufügen. Der Umame ist Felis, cumuliert Felisen. 
So beißt anno 1420 eine Wittwe zu Langenenslingen Buggis wib 
und Buggenwib auch die Buggin. L: Haus Buggis, Buggisen, 
Buggusun, Buggunsen (nämlich Haus). Der Mann hieß Bugg 
Habstbaler Urbar. So erklärt es sich, warum es scheinbar ganz 
unsinnige 'eisen gibt, wie zB Frommeisen, Frommysen. 

Ferberich, 1303. üü 1, 284. Öhringen. 

VesenschmaljSy 1395. Beroh. v. Stein, den man nemptV. FD 
2, 101. In Oberschwaben bedeutet Schmalz s. v. a. Kraft. Daher 
sagt man von einem schlechten Kegelspiler, dem feit es an Arm- 
schmalz; von einem schlechten Lastträger, dem feit es an Knie- 
schmalz. 

Feuerstein, ein von Biberach biß Bludenz weit verbreiteter 
Familienname. Seine Heimat scheint das Oberland (Vorarlberg) 
zu sein. 

Vesunsack, 1364. Ulm. ÜA 3, 47. 

Vesperleder, Lz 20a. 

Fiegenschuh, Kempten. 

Vierlant, 1244. Ravensburg. Z. f. 0. 29, 121. 

Vierpfunt, 1327. Gebersweiler. Oberelsaß. Z. f. 0. 29, 129. 

Vilmeder, 1298. Freiburg. Neugart. C. d. nr 1061. Diser 
Name scheint, wie die meisten auf -eder, -et«r, etter, ötter en- 
digenden Geschlechtsnamen auf 'öd zurückzugehen, was den ain- 
lützen hof, den Einödhof, den arrondierten, mit eigener Hofmar- 
kung versehenen Hof bezeichnet. Vilmed könnte Villenöd, der 
Einödhof bei der Vüle d. i. bei der Kapelle zur Geiselung Christi 
sein. So war eine Fille bei StafEangen, von welcher eine Flur 
noch heute den Namen trägt, villen ist schinden» geiseln. Yilleicht 



24 

ists Fild-meder (Flmnaine) tod m^dtr eiomähdige Wisen (am 
Gefilde). 

Yiräbend, 1359. FD 2, 311. 

Fischtury 1392. Lnzeni. Ls ^, 75. 

Fleschenriam und Fleiscbriem (bald so, bald so geschribeo) 
seit 350 Jaren im OA Waldaee. 

Fleschhut nnd Fleischhnot, 1750. LTgt-Aci. 

Fliegauf, OA Biberacfa. 

Vochenzer^ 1388. Biberach. FD 2, 99. Die fochu war ein 
AachenkucheD, der Fochazenbäcker bieft Focbaaer, Focbezer. Vgl. 
mit. focacia. 

Fhose, 1237. SanlgaiL Wü 3, 397. 

FoteCy 1359. Ofienbnrg. FD 2, 312. Scbwäbisches Fiise, 
Base ist jezt nocb Scbimpfname für MädcbeDJägery wörtlicb be- 
deutet es auch beute nocb pnbes. Ancb die b&rteren Laote hört 
man daneben. Kann ancb oberd. foise Manl, Tolva sein oder 
welscbes Foze (= faacem) Floßmondung, Gemünde, wie im Fam.N. 
Dafoze = de faooe. 

Freidigmannj Großengstingen. freidig, mutig, tapfer. 

Fridang^ 1462. abbas Wingart. Heß, Mou. Guelf. S 143. 

Frihart^ 1547. Ertingen. £K lU. Die Landfarer bieß man 
ehedem Freikarte, heutigentages Freilente. 

Frischher B^ Ls. 

FriscKhopty 1523. Hondersingen. AA 

Frischjfsen, 1499. Ls. 

Friteenkanzy 1481. Weißenbacb. Z. f. 0. 24, 289. Das er- 
innert an Fritjsenschaffij Fritsenscbaff (OA Saolgau), freilich ist 
lezteres dem abd. Namen Friuntscaf bedenklich nahe. 

Frommherz, 15 Jhdt. Ls 2, 118. 

Froernmicher^ 12i'4. Osterach. K. Arch. Sigm. 

FronUetf Oberschwaben. Scheint ans Frumolt entstanden. 

Froweler, 1404. Basel. Lz 7, 83. 

Froioendinst noch 1684 im Eschacber Amt Ldvgt-Act. 

Frotvendienerj 1387. Mone 13, 254. 

Frühauf, 1779. Lvgt-Act. In der Zeit, als die jezige Frei- 
herrlich von Speth^sche Familie sich noch Kaibo schrib, hieß einer 
des Geschlechtes fraofT, ein anderer spate. 

Frumpiß, 1452. Lz 11, 99. Vgl. Frowenbiß bei Bacmeister. 

Fuchsschtoanzj 1499 biß jezt, zwischen Weingarten und Boden- 
see daheim. 

Fuchtenbenz, 1750. Lvgt-A. Vgl. Feucht und Bens. 

Fuguntj OA Leutkirch. Scheint welsch und aus den Bergen 
gekommen. Vgl. lomb. fugun, it. fogone (großer Hummel, Wespe) 
mit unorganischem t gleich Bfailan-t. 

Vulkder, 1265. Osterach. E. Arch. Sigm. 

FuUsack, 1330. Ravensburg. Eben. 

FundiseHf 1468. Biberach, später Fundynsen. 



25 

Fuerisdls, Schweiz. Lz 8, 37. 

Funkenwefij OA Ehingen. Ist das waeh (schön) wie Feuer- 
funken? Oder zusamniengesezt wie £itenbenzy Fuchtenbenz aus den 
Personennamen Funko und W&hiV Lezteres duiikt mich das war- 
scheinlichste. Änlich klingt der Name Wannenweh, was alietus 
bedeutet. Vgl. auch das Adj. zomweh. 

Fuoiersack, 1415. MZoll. 1, 557. 

Gaffanesch^ 1779. Cat. Const. mit. Gabianiscus, einer aus 
Gabiano. 

GalkeiSj 1360. Heider. Liodauer Ansf. 

Galrei, 12 Jhdt. Riegel. Mono 17, 75. 

Ganaffer, 1356. geneppher MZoll. 1, 323. Bei Schmid 
Mon. Hohenberg. z. Jar 1333 stet ein Gauasser, der sicher aus 
Ganaffer verlesen ist. Die ss des Textes waren lang wie ff. Ga- 
naffer = Maulaffenfeilhaber. 

Gatischopf, 1492. Z. f. 0. 22, 261. 

Gawertsch, 1330. Gawertschns. Lz 23, 259. 1333. gelwan 
der kauerschin. Luzern. Lz 11, 221. — 1448. Stephan Gawert- 
schy in Pfoffikon. ib. 3, 202. Vgl. Kawerschi. Ein welsches Wort 
von der Stadt Gabors in Südfrankreich hergenommen. Unter hawerzer 
verstand man einen Wucherer. Vgl. Corduwaiier = Schuhmacher, 
ursprünglich von der Stadt Cordova, woher ein gewisses Leder 
kam, von dem man feine Schuhe machte. 

Gebrät, 1240. Steußlingen auf der Alb. WU 3, 420. Heute 
gibt es dortherum vile Geprägs, sind das dieselben? Ich meine, 
ja. — Im 1750 haben die Lvgt-A. einen Gebrays. 

Geduaoch, 1325. Rotweil. MZoll. 1, 322. 

Gehurne, 1295. Salem. UU 1, 219. Gehiurne ib. 1, 270. 

Gemach, 1289. Mone 4, 126. 

Gemaechlich, 1395. Seekirch. FD 2, 101. 

Genuz, 1240. Heiligenberg. WU 3, 458. 

Geltenbot j Forchtenberg. = Zal* den Boten ! 

Geltenhals, St. Urban. Lz 16, 12. 

Genufting (de Raderai, Raderach) von 1190 an häufig in 
Weingarten, Weissenauer und Salmannsweiler Urkunden. Eine U. 
V. 1216 im K. Arch. Sigm. hat Gnifting. — Z. f. 0. 29, 16. — 
23, 146. — 2, 77. — Cod. trad. Wing. ed. Stalin S 36. — Hob. 
Mitt. 3, 51 etc. etc. Vgl. binuft bei Heider, Ausfürung etc. etc. 
der Reichsstadt Lindau S. 652. Wäre «g:enuft Genemigung, ge- 
nufting etwa = genuft-thing? 

Gerstengrat, 1310. Lz. 

Gersthalm, 15 Jhdt. Ravensburg. 

Geschier, Gischier, Gitschier (Ton auf erster Silbe) von Bi- 
berach biß an den Bodensee verbreitet, seit 1550 zu finden. Ist 
das welsch? Vgl. den Ortsnamen Gaschier = caseria. 

Gevetterli, 1360. Winterthur. BA 1, 42. 

Gewerlich, 1278. Ulm. üü 1, 155. 



26 

Gigunluüs, 1240. Seligeostadt. Mone 2, 75. 

Girenfatifff 1532. Saalgau. AA 

Giray^ seit 15 Jbdt. uto Eissendorf. 

GlaÜiar, Langenargen. 

Glozeisen, 16 Jhdt. Steichele 3, 228. 

Golzhier, 15 Jhdt. Lz 16, 15. Golznr ibid. 15. 56. Vgl. 
(ie»chier. Also wol = calciere Schuster. Mbd. golze Schuh aus 
itai. calzo. 

Gotbroi, 1390. Ulm. UA 360. Vgl. das gfttbrot in dem Stadt- 
recht von Überlingen. Z. f. 0. 29, 319. 
Goftgäb, 1449. Lz. 
Gotterbarm, OA Münsingen. 
Gottesknechf, 1298. Neugart. 1081. 
Gotzritter, 1325. Pfullendorf. K. Arch. Sig. 
Gralantj 1325. Osterach. K. Arch. Sig. 
Gramüggliy 1353. Ulm. FD 5, 59. 
Grasenaphj 1235. Lorch. WU 3, 385. 
Gratwol, 1779. Cat. Const. 

Gr entlieh^ 1353. FD 5, 38 und noch oft. (Sie saßen zu 
Zußdorf und Krauchenwies). 
Grifhäber, Lz 20a. 
GrühojHf Lz 20a. 

Gruessitf 1324. Überlingen. Salem. Kg. 4, 200. 
Gruezi, 1220. Z. f. 0. 29, 79. 

Grol, 1279. Ulm. Uü l, 159. Vgl. die Straßburger Häuser- 
immeo, wo Grol für ein Bild des Oral gedeutet ist. 

Gnegnct^ Ertingen. 

Gtiberan, Göppingen. Vgl. den Risen Kuperan in der spateren 
Diutrichasage. 

Gugclhiruy 1315. Nußbach. FD 2, 302. Vgl. den Schimpf- 
namen Gugolfritz in der Zimmernschen Chr. 

Guldinvüz^ 1268. Osterach. K. Arch. Sig. 

Guldinjörg, 1505. Blaubeuren. Z. f. 0. 23, 7. 

Guldiman, 1326. Lz 24, 119. 

Guseregen, 1267. Kleinerdlingen Steichele 3, 897. 

Gätlebi, 1419. Harthausen. Hohz. Mitt. 1871. S 66. 

GutgercU, 1226. Mon 4, 222. 

Quiwalier^ 1253. Bonus Walterus. Ulm. UU 1, 87. 

Ilaberboschy 1385. Seekirch. FD 2, 99. Noch jezt in der 
Gegend. 

Ilaberkältf Von 13 — 16 Jhdt. häufig in Überlingen genannt. 
ZB Z. f. 0. 22, 424. — Gesch. v. Marchthal etc. etc. 

HabermacJier, Ravensburg. 

Haberstichy 1499. Zofingen. Lz 22, 34. 

Haber stock, 1683. (Kletgau). Z. f. 0. 22, 322. 

Häblitzelt Ravensburg. 



27 

Hamlimafh 1462 AA 

Harifikappj 1381. Biberach. Annul. Bib. 

llarring und Haaring, 1750. Lvgt-A. 

Ilanrai, Hanuraiy 12 Jhdt. Mone 1, 345. 

Hanrina, dicta, La 24, 109 (J. 1330). 

Hasenbein, 1334. Falkenstein. MZoU. 1, 287. 

Hasinzagil, 1279. Eßlingeii. Mone 3, 298. 

Hasenwedel ist heute ein Spottname für Weichlinge^ da 
bäuerliche Weichlinge Hasenwcdel in ire Handschuhe schieben. . 

Hawartinensvttj 1312. Lz 13, 238. Gedruckt ist das unan- 
uembare HawartmusYn. Es ist sicher verlesen, da in derselben 
Gegend eine Hawai-tina vorkommt. 

Hebestrüy 1220. Ravensburg. Z. f. 0. 29, 74. 

Hegguze, (Verena). 15 Jhdt. Lz. ructatorV von •heggueen 
beckern (ructare, singultare). 

Hellebohy 1292. Ulm. UU 1, 249. jezt noch Höllbock: 

Heilegraue, 1291. Beutlingen. MZ 1, 232. 

Hdstab, 1271. Lz 1, 196. 

Henigmus, 1400. Lz 20, 207. 

Uentzchuocher, 1310. Lz 17, 69. 

Herlobig, 1332. Lz 18, 120. 

HergeseUe, 1347. BV ÜA 21. 

Herrenhans, 1374. FD 2, 316. 

Hindenan, Lz 20a. 1326. W. dahindenau. Lz 24, 113. — 
dictus hinderuoli dahindeu. Lz. Vgl. 1318 Rud; da ussenan zu 
Nollingen. Z. f. 0. 29, 222. 

Hippunfoys, Seedorf. Lz. 12, 66. Etwa Krötenfuß? hippe 
ist Kröte. 

Hirskom, Lz. 

Hirnbein, Sonthofen. 

Hodensack, 1454. Eolmar. Lz 1, 101. 

Hofhirsch? 1258. dicti curiales cervi. Augsburg. UU 1, 106. 

HoggenfüSj Lz 4,235. hogge = auca, Gans. Vgl. Oggenfiis. 

Hoggenäcker hieß man Äcker, welche eine Gans als Ge- 
fall gaben. 

Holbein, 1290. Äbtissin v. Baindt. Aus Ravensburg. Grimm, 
Gesch. V. Altdorf. S 235. 

Holt zapf el, 1405. Biberach. AA 

Hoenisen, 1443. Zürich. Lz 6, 175. 

Hophan, Glarus. Lz 2, 191. 

Hornblas, Lz 20a. 

Hosang, Lz 20a. Ist wol ursprünglich Flurname, unser 
Osang, ahd. äsanc, ein Brandholz, das durch Brennen geroutet 
und abwechselnd als Feld und Wald gebaut wird. Jezt schlecht- 
weg Brand, 

Hosennestel, 1750. Lvgt. 

Hubennestel, Lvgt. Jezt Haubexmestel in Obertheuringen. 



28 

Hiibensack^ jezt Haabensack zB in Stuttgart. 

Hubschham, 1381. üättenreute. AA 

Huofslag, 1274. Konstanz. E. Arch. Sig. 

Ilundseil, 1330. Ravensburg. Eben. 

HundscJnntj 1257. Eßlingen. Mone 3, 449. 

llundschupfer, 15 Jbdt. Lz 23, 315. Nach einem Gut Hand- 
Bchupfo. 

Hundesrukke^ 1250. Scbwarzenbach b. Saalgau. In der Nähe 
der Weiler Hundsrucken. Z. f. 0. 29, 126. 

Hmdübel, 1274. Meßkirch. Hohz. Mitt. 3, 66. 

Hunfvuos^ 1309. Ulm. Mone 3, 555. 

Uungcderi (Bärbel) 1546. Lz 10, 85. Dem Klang nach er- 
innert das Wort an schwäbisches Hungaläri = Hungerleider, ge- 
bildet wie Dreckaläri = Schmuzkerl, es ist aber sicherlich nur = 
Hungelerin, die Frau des Hungeler. 

Humrete, 1308. Ulm. UU 1, 298. 

Hvselos, 1318. Nollingen. Z. f. 0. 29, 222. 

Huskorn, 15 Jbdt. Lz 17, 23. 

Ilusloden, 1244. Steichele, 3, 212. 

Isenhuot, 1220. Z. f. 0. 29, 114. 

Ittensohn, Herbertingen. Vgl. Basensohn, Nesensohn, Ha- 
wartinensohn usw. Alle dise „Söne'' sind nicht nach dem Stamm- 
vater, sondern nach der Stammmatter zubenannt. In Oberdeutsch- 
land fast ausschließlich genannt. Nach dem Stammvater Elison, 
das in Lindauer Urk. mit filius Elie übersezt ist und Matthison: 
filius Mathiae. 

Judenbreter, 1332. Straßbarg. Str. Hans. Gßn. S 187. Einer 
ist z. J. 1361 bei Mone 16, 106 genannt. 

JuppcHj 1435. Uotz mit der Juppen. Ertingen. Eopeibuch 
UI des dortig. Rathauses. 

Kachelmus, Mochenwangen. 

KapproH, 1462. Aalendorf. AA 

Kapeter, zwischen Buchau und Althansen. Man darf natür- 
lich nicht an Hugo Gapet denken, das ist churw. ca-peter = Gasa 
Petri, eigentlich ein Hausname, wie Cahannes, Gajöri, Gapaul usw. 

Kaerijgge, 1316. Osterach. E. Arch. Sigm. 

Käßbohrer, Ulm. Um 1330 keßborer zu Ravensbarg. Eben. 
Es ist wol Käsekorbmacher. Kä^for Käsekorb. Vgl. Schmeller 1^ 
S 266. 1299. 

Katoerschin sih gawertschi. 

Keckeisen, Ravensburg. 

Kegeris, 'IBOO. Tübingen. Mon 15, 99. Vgl. arnoldus pica. 
WU 3, 50. Kägerisch. m. nennen wir die Elster. 

Kenngottj Ravensbarg, nebenbei gibt es Kenngötter d. i. 
offenbar künig-öder. 

Chenorinchj de choro. 1190. Augsburg. Steichele 3, 1166. 

Kesselring, 1453. Überlingen. Hob. M 1, 25. 



29 

Chienasty 1220. Ravensburg. Z. f. 0. 29, 51. 

KiOwlz, 1219. Wü 3, 95. 

Kindmacher^ 1279. Agoes dicta Kindroacherin. Ulm. UU 
1, 157. In Waldsee sagt man für Pnppenmacher: Kindmacher. 

Kindschor, 1508. Biberach. Eggmann, Illerth. 398. 

Klatpfligel, 1387. Biberach. Annal. Bib. 

Klesang, 1327. Mon. Z. 6, 248. 

KUingedanky 12 Jhdt. Lz 19, 10. 

Cioserhans, 15 Jhdt. Ravbg. Eben. Ist es etwa verschriben 
für Elosterhans? Man denkt so, weil es aach einen Geschlechts- 
namen Klosferhnecht gibt. 

Kobold, 1681. Abt zu Ochsenhansen. 

Koiesch, Biberach. (gesprochen Eolösch). Seit 1530 dort 
nachweisbar. £in A. Cholezzij schon im 12 Jhdt. Mone 1, 345. 

Kolhas, 1440. Biberach. Annal. Bib. 1330. dicti Edlhasen. 
Br. Lz 24, 111. 

Kolros, Ravensburg und Umg^end seit 1550 häufig. [Die 
alten Herbarii haben hrassica kolrose]. 

Kornarbeit, 1287. Eßlingen. Mone 3, 422. 

Komfeü, 1487. Weinfelden. BY 6, 106. 

Komhammer, Ravensburg (ist wie die meisten -hammer aus 
K. 'heimer entstanden, da in Franken und Altbaiem -ham, hamm 
für heim gesprochen wird). 

Commarket, 1271. Worms. Z. f. 0. 24, 155; ursprünglich 
gpwiß Cnnrad an demc Gornmarket. 

Cranich, 1237 (uro Saulgau). Wü 3, 397. — 1290. Kranch. 
Speier. Z. f. 0. 2, 356. Vgl. die Grane 13 sec. in Köln: unter 
Kranenbäumen; westf. Adel, heute in Oesterreich Granne. 

Krattenschnider, 1447. vß dem Allgöw bürtig. AA 

Orydewiß, 1455. Eßlingen. Z. f. 0. 22, 39 jezt Kreideweiß 
in Biberach. 

Kreizdorn im alten Diengan OA. Saulgau (seit 1420 nach- 
weisbar), wo sie im Habsihaler Urbar merfach vorkommen und 
heute noch in den8ell>en Dörfern sizen. 

Cribdenz, 1281. Eßlingen. Mone 3, 422. 

Criewanch^ 1257. Mone 3, 473. 

cruchius, 1343. Sonderrieth. Mone 16, 43. 

Krumpfuss, 1336. Überlingen. Z. f. 0. 22, 420. 

Krumhar, 1300. Sigmaringendorf. HU 276. 

Krumpisen, 1219. (um Würzburg). Wü 8, 99. 

Crumpain, 1269, Cod. trad. Wing. ed. Stalin. 

Kuezagelj 1240 in Rehenowe. Mone 2, 75. 

Kuekopf, 1740. Aulondorf. AA 

Kuonhopt, 1550. AA 

Kungschlach, 1548. Schuolmaister in Saulgau. AA. — Höh. 
Mitt. 1, 20. Er hat vile Urkunden in der Gegend geschriben. 
Sein Name wird wol von dem in Baiern befindlichen Ort Königs- 
schlag (Kungschlag) herkommen 



30 

Kupfernasina (dicta). 1330. Bz. Lz 23, 278. 

Kurnageh 14 Jhdt. Straßburg. Häusern. 121. 

Kurzfriund, 1256. (Hegau). Mon 2, 92. 

Kuwenspiep, 1463. Gebisdorf. BA 1, 133. 

Läbengyr, 1580. Rnßwil Lz 2, 215. 

Landöse, 1296. (um Metzingen), üü 1, 230, ist was Land- 
schad, ein Landveröder. 

Langenörli, 1435. Lz 23, 321. 

Langmeister^ Lz. 

Langscherer, Lz. 

Langwalter, 1399. Ulm. ÜA 3, 64 vgl. bonus Walter. 

Laezaur, 1282. Lindau. BV ÜA 6. 

Lebgern, 1750. Landvogtei. Act. 13, 63. Lebichgern. Ulm. 
UA 3, 46. 

Lebsanßj Bempüingen. 1330. Lebschanfb in Ravensburg. Eben. 

Lddenfrost, Stuttgart. 

Legkauf j 1723. Waldsee. Eggmann S 176, es ist Leitkauf. 
Die bei einem Handel ausbedungene Summe für den Kanfschmaus 
heißt noch Leikauf. 

LeUgast, 1222 (um Krautheim). Wü 3, 138. 

Leisenbot, 1750. Ldv. Vgl. Leisenbold und Linsenbold. 

Lemmerzagel, 1375. Ulm. UA 3, 56. 

Liebergesell^ 15 Jhdt. Tuggen« Lz 25, 176. 

Liren, mit der, 1499. Zofingen. Lz 22, 45. 

lAsgang, 1435. auch Linßgang. Ertingen. Kopeib. II I. 

Liskorh, 1399. Melchthal. Lz 21, 211. 

Lotiguot, 1311 (um Benggen). Z. f. 0. 29, 169. 

Loufßald, 1499. Zofingen. Lz 22, 49. 

Lutzerbrody Lz 20a. Daneben aber auch Luterbrot. 

Maibrunn, 16 Jhdt. Meßkirch. Zimmern. Chr. 

Magenblustf 15 Jhdt. Luzern. Lt 4, 219. 

Megenlehen, 1530. Stockach. Z. f. 0. 23, 19. 

Magerhans, Wilpozried. 1377. Meigerhans. Offenburg. FD 
2, 318. 

Mayrolin, 1394. Konstanz. BV 4, 38. 

Manstuk, 1175. Ravensburg. Z. f. 0. 29, 18. 1234. eben- 
dort Pappenheim Chr. Der Truchs. 1, 32. 1330. Manstock bei 
Eben. Gesch. v. Ravbg. 

Masirach, 1254. Wern. gen. M. Truchseß v. Alzei. Z. f. 0. 
24, 154. 

Mäusnest, Ebersbach OA Göppingen. 

Mattison, Schweiz. — Vgl. 1330. filius Martis de Remerswile. 
Lz 24, 105. 

MecJUüdinun, 1330. Heinricus dictus M. Br. Br. Lz 24, 115. 
In der dortigen Gegend finden sich noch mer derartige Geflchlcchts- 
namen. Ich nenne: 1330. C. Engel vn Lz 23, 272. R. Richinun 
Lz 23, 245. vi Diemminvn. ib. Job. gretvn. ib. Peter hemmvn. 



31 

ib. Welti Eichinnan 24, 103, dazu eine Ita de Eiche. P. Addvii 
Lz 24, 106. Vir. Elsnn. ib. 108. C. dicias Jutzzen. N. Katrineu 
Lz 23. Nach Stammvätern: ib. 104 hedi Beunen (Senno dabei). 
P. dictus heiden. Barch, frien. P. Rantzzen. 107. Einen voll- 
standigen Ghristianssohn hat das Beromünster Urbar (Lz 24, 
110. 114). z. J. 1300. Job. filius Ghristani, dictus filius Christani. 
Einen filius nese Lz 23, 247. Die schwäbischen Ammensnn, Ba- 
sensun, Nesensohn, Ittensohn, Höllensohn, Hetzensohn, Abnnsnn, 
Hnerensnn, sind genannt. Lezteres halte ich nicht fElr filius mere- 
tricis, sondern für filius Urae; vgl. Huro, Uro. 

Melsack, Lz. 

Merhäber, 1450. Waldsee. Eggm. 147. Die Namen nnf 
"haher sind nicht lauter avenarii, sondern ser oft -awer, ower, 
auer, denen sich ein unorganisches h vorgelegt hat, wie zB Fisch- 
haber, denn ich finde in alten Acten auch Fischhauer und Fischower 
geschriben. Der Buchstab w hat sich in b verdichtet. So ist 
unser Familienname Haneber offenbar aus Hanower, Hanauer, ent- 
standen. Er konnte gerade so gut zu einem Hanhaber werden. 

Miedbein, 1437. Ravensburg. Eben. 

Mistfierer, 1295. miles Cour, de Riethusen dict. M. Ravbg. 
OABeschr. 196. 

Miteeze, 1238. Wurzburg* WU 3, 407. Vgl. Manezze. Colezze. 

MUtdest, 1300. Willisau. HU 322. Vgl. Oborost. Niederost. 
— 1330. dicta Mittlostina. B. Lz 23, 261. Es bezieht sich auf 
die Lage des Wonhauses. 

Monöckelin, 1346. Straßbg. HN 110. (Mondäugli? Vgl. 
Buochenögli). 

Morgenroth, Ravensburg. 

Moschein, 1330. Bnrch. dictus lenman moschein. Bz. Lz 24, 
106. Klingt wie ein Judenname, ist aber keiner. 

Mtickenhim, Ohnsbach bei Renchen. 

Mülschlegel, Biberach. 

MiUstein, 1359. Straßburg. HN 82. 

Muolfscherrin, die, 1464. Sigmaringendorf. Hob. M. 1, 34. 

Muortdengast, 1378. Schliengen. Mon 15, 486. 

Müoifen (Genitiv). 1499. Lz 22, 34. 

3Iurdcnisen, 1311. Eßlingen. Mon 17, 96. 

Murenwäzel, 1480. Kranchen wies. Hob. Mitt. 1, 13. — 
1420 ist ein Mnrwetzel im benachb. Völlkofen. Habsth. Urb. 30. 

Murscenchel, 1246. Heinr. de Sibinbrunnen cognomine M. 
Steichele 3, 514. 

Muschgay von 16 — 19 Jhdt. in Waldsee. Vgl. den alten 
Alamannennamen Musugauo bei Goldast (Förstemann) ib. 1, 941. 
Doch eher welsches musc-chell (Mücklein), da romaniRches -cUus 
oberdeutsch gern -at wird. Vgl. den Mailänder Mnsca de la 
Turre (s. 1302) bei Mohr. Cod. dipl. Rhaet. 2, 174 und die 
Disentiserin Moscola bei Piper, lib. defnnct. p. 380. 



32 

Musechunch, 1231. WU 3, 294. — 1240. 

Mueskuonch (um Dillingen), üü 1, 67. — 1270. dct. Mus- 
cunch (um Ulm). UÜ 1. 130. 

Mnsrandina (dicta). 1330. Lz 23, 257. Anhang. 

Moddei, 1220. £. cogn. M. (Wammeratswatt). Z. f. 0. 29, 35. 

Mortcolbe, 1220. (um Ravensbg.). Z. f. 0. 29, 76. 

Mmnhundo (teste), 1259. um Uelfenstein. UU 1, 113. Vgl. 
Kohlhund (Waldsee). 

Memirschin^ 1246. Schadorf (Schwz.). Arch. f. Seh w. Gesch. 1,63. 

Näbhole, seit 16 Jhdt. in und um Ravensburg. 

Nahrayse, 1366. Ulm ÜA 3, 50. 

NcLselosen (dicte) 1290. Herrenalb. Mone 2, 356. 

Nese, 1326. Wernh. y. Binswangen den man spricht Nese. 
Hohz. M. 1871. 34. 

Nesensohn, OA Tettnang. 

Nesselhuf, 1501. Baden im £rgau. BA 1, 162. Das erinnert 
an den schwäb. Familienamen Hufenüßler. 

Neukomm, Wurzach. 1260. Nükom Lindau. BV UA 27. — 
1330. Nvkomo. Br. 24, 116. — 1446. der Nükümmel von ZeU. 
Eggm. Illerth. 363. Vergleicht man Gatharina Bossikomina Lz 
20a 122, so wird man auf die Schweiz und die Ortsnamen auf 
'ikon = inghoven oder -in-choven hinge wisen. Bossikomina ist 
die von Bossikon. Oder ist niu-komo s. v. a. advena? 

Nidersty ze, 1458. Nidwaiden. BV 6, 95. 

Niemandsfreund heißt ein Hof im OA Wangen. Sicherlich 
ein ursp. Geschlecht«name. 

Niemerschi, Lz 20a. 

Nüee, 1285. Aigilward dct. dd Nixe Mon Z. 3, 443. (um 
Töbingen). — Einer- von Hoheneck hatte auch den Beinamen Nix. 
— 1583. Margreth Nixin, Äbtissin. Mone 3, 489. 

Notkhelfer, OA Laupheim. 

Notscherpf, 1225. (Franken). Wü 3, 175. 

Nunlist, Lz 23a. 

NufikeUer, 1420. Überlingen. Habsth. Urb. 52. 

Oberhensli, Lz. 

Oberost, ze, 1330. B. Lz 23, 241. Mechtild Obrostina ib. 
24, 112. 

Ohsciüagert Lz (vgl. Kungschlach). 

Ochsen, zum, 1412. Job. z. 0. Heidelberg Z. f. 0. 22,218. 
Hier handelt es sich um einen ursprünglichen Hausnamen. Von 
Hauszeichen zum Adler, Falken, Hasen usw mögen wol vile Oe- 
schlechtsnamen herrüren. Aber andere Tiernamen mögen doch 
wol auch als Spiznamen entstanden sein. Eine dritte Klasse aus 
wirklichen alten Personennamen. So wäre es nicht unmöglich, daß 
der eine oder andere Ochs, Wolf, Bock etc. etc. einem alten Ot- 
gis, Wolfang, Bocco etc. etc. entstammte. 

Ochsentcadel, Göppingen. 



88 

Ockenfuos, 1374. Offenbarg. FD 2, 316 dh Hoggenfaß. 

Ofrefij 1420. Dinkelsbühl. Steichele 3, 292. 

Ölmage, 1312. Marchthal. ÜU 1, 373. 

Olezapf, 1378. Zürich. BA 1, 52. 

Ohnesorg, Aagsbnrg. 1394. Ansorg Ulm. UU 3, 61. 

Osterbrünß, 1460. Warmlingen. BY 6, 99. 

FümphUin, 1317. Strafiburg. HN 83. Vgl. Pampdin 1760 Lvgt. 

Pappermann, Kempten. 

Paradeis, Aalendorf. 1703. Großkirch. AA — 1460. Paradis 
Rohrdorf im Ergan. BA l, 130. 

Paternoster, 13 Jhdt. Lz 5, 7. — 15 Jhdt. Mechtild Pater- 
nosterin, Winterthar. Lz 14, 209. 

PeckeHhub, 1434. Waldsee. OABesch. 179 and noch oft. Im 
J. 1610 gab es in Waldsee eine Wirtachaft y,zar Beckeihaab.^' 

Pfaffenang, 1328. (Ölten). Z. f. 0. 29, 180; ist wol arspr. 
Ortsname, es erinnert an die Allgäaer Barg des Namens. 

Pfaffenangst, 1343. Fritz v. Pfaffenangst zn Breitenaa. 
Steichele 3, 453. 

Pfaffenhan, Lz. 

PfefenfUi, Sarsee. Lz 16, 5. 15 Jhdt. 

Pf^er, 1330. Lz 23, 242. — 1244 piperarius. Konstanz. 
Salem. Kpb. 2, 378. Der piperarias war ein Hofbediensteter wie der 
fiaräre. Vgl. Ludw. v. Maurer, Geschichte der Fronhöfe. — 1405. 
Pfefferli. Hechingen. MZoll. 1, 494. — 1456. Pfefferlin KonsUnz. 
BV 6, 93. 

Pfefferstein, 1374. Offenbarg. FD 2, 317. 

Pkennincphant, Selz. 1294. Mone 2, 377. 

Phenmnehschuestery 1327. Kaybach. Steichele 3, 580. 

Plaeci, 1149. Zürich. Neogart nr 861. 

Pfleghaar, Ravensburg. — 1371 der pfleghar ze Rauenspurg. 
Eggmann Wlds. 254. ~ 1311. Phleghare. Eßlingen. Mone Z. 17,96. 

Plotzfass, 1403. Hechingen. MZoll. 1, 479. 

Pßug, in und um Erbstetten OA Münsingen. 1208. Phlaoch 
de Erfstetten. WU 2, 366 *). 

Preinfalk, Friedrichshafen. 

Purhans, 1462. Jussenweiler. OA 

Puncart, Sieberatsweiler. 

1) Wie für die Pflug von Erbstetten, werde ich in den Schriften 
des Ulmer Altertumsvcreins für eine Beihe öberBchwäinscher Bauern- 
famüien den Nachweis füren, daß sie seit Jarhunderten an dem8e0)€n 
S^ndori wonen. Es war diß die Fokfe des Erbtehensystems. Vile 
Famüien sisen jezt noch auf denselben Uöfen, die ire Altvordern nach- 
weisUch vor 300—400 Jaren besten haben. So sizt mein Bruder auf 
unserer „Heimat*^ zu Ertingen, auf der unsere ÄUvordem seit 1538 
hausten, nachdem sie auf dem längst zerstörten, nur y^ Stunde von Er- 
tingen belegenen Hofe Bidembaeh nachweislich seit 1290 aeseßen sind, 
erst als Lel^enmönner von SahnannsweHer, dann als Lehenträger der 
Gemeinde Ertingen. 

Birllnger, Alemftiini« Zin 1 3 



34 

Baffenstoffer, Waldsee. 

Ragor, Lz. Die nenn Schwaben in Wendanmut mfen dem 
Hasen za: Ragenörli! 

Eammeisen, Baacb. Eappenfuss, 1387. Brogg. BA 1, 59. 

Rappenseckel, 1406. Stxaßbnrg. HN 113. Das ist ein Geld- 
ranzen in dem sich Rappen (eine alte Mönze) finden. 

Balsam, 1219. Gelcbesbeim (Franken). ÜU 3, 95. 

Battenzagü, 1386. HR. — WF 8, 282. 

Eaufeisen neben Bufeisen, seit 200 Jaren in Waldsee. 

Bebholß, Waldsee. Ein Hof dises Namens 14 Jbdt bei Ra- 
vensbnrg. Warscbeinlich ein Personenname, im (elliptischen) Ge- 
nitiv etwa Rapoldes. Vgl. Eochhole^ das sicherlich von Rocholtes 
herkommt. 

BechtJcUme, 1361. Ulm. UA 3, 44. Das t ist wol onorgsr 
nisches Einschiebsel. 

Beddstein, 1750. Lvgt. 

Begenscheü, 16 Jhdt. Ravensbg. Eben. 

Beibeisen, 1276. U Ribisen. Straßburg. HN 132. Ein Hof 
bei Ravensburg heißt anch R. 

Beibstein, 1268. Ribestein. Osterach. KA Sigm. 

Beifsiechy Ravensburg. 

Beinöh Liebenau. Vgl. die Flurnamen Lingenöl und Lingenhöl. 

Bieperhein^ 15 Jhdt. Schwarzenbach. Lz 3, 196. 

Bint fleische, 1374, Offenburg. FD 2. 316. 

Bintfus, 1310. Straßburg. HN 137. 

Bismuli, 1224. (Hegau). Mon 2, 85. 

Biundick, 1318. Mechtild die Rivndick ablatissa (Mechtild 
V. Veringen). 

Bofaknecht, 1330. Rvbg. 

Bubentur, 1407. Offenburg. FD 2, 326. 

Buchciagüy 1262 (um Salem). Mon 2, 78. Ruobezagel (Mark- 
dort) ibid. 3, 298. Das ist Rübenschwanz, daß auch Bubeeähl ein 
solcher, ist bekannt 

. BuggenkmnMy 1416. AA 

Biigginhrot, 1, 462. AA 

BumheUi, 1 830. Ravensburg, ist oberschw&bisch ausgesproche- 
nes Rümelin. Unsere -dli sind nur scheinbar welsch. Bei Neu- 
gart findet man ser alte Züricher Kosenamen diser Klasse. 

Buschrid, 1391. Überlingen. Z. f. 0. 22, 424. Wol ein 
Flurname = Binsenried ; ruscke juncus. 

Sagentäsche (die alt) 1495. Eßlingen. Mon 20, 445. 

Sandeisen, Ravensburg. 

Seabreier, 1218 (um Ehingen). Neugart, nr 908. Das ist 
nach Steichele der Mann von Schabringen; das hieß einst Scaba- 
rayge, die Schachtelhalmau. 

Scadmian, 1278 (nm Überling.). Z. f. 0. 29, 140. 

Scadegast, 1219 (um Ravbg.) Z. f. 0. 29, 27. 



35 

Sckaggan, 1863. Nördlingen. Stachele 3, 997. 

Schalai, 1258. Moae 2, 77. 

Schamdier (Überlingen). 1296. Mooe 17, 233. — Schamblier. 
ib. 3, 298. Schamilier ib. — 1240. Schammelier. WU 3, 457. 
— Schamiler J. 1276. Kg. Arcb. Sigm. usw. frz. cbamelier. 

Schamperkuonz^ 1420. Borns. Habsth. ü. 49. 

Sditibensiock, Aalendorf. 

Scherauser, 1530. Biberach. Ann. Bib. 

Seherenslifer 1351. Speier. Z. f. 0. 24, 162. 

Scherttoeg, 15 Jhdt. Enntwil. Lz 24, 312. 1324. Schert- 
wegge (Überlingen). Salemer Kpb. 4, 200. — 1308. Z. f. 0. 

Schukos, 1452. Stockach. FD 2, 200. 

Schkweck, OA Sanlgau, in der Gegend dort seit 1420 nach- 
weisbar, aber bald Schlaichweg bald Schlaiweg, erst seit 100 
Jaren Scbleweck. Habsth. Urb. 

Sehickienpfluog, 1330. Ravensbg. Eben. 

Schimagely 16 Jhdt. Steichele, 3, 225. 

SchUUhurgge, 1330 civis in Snlgen. Salemer Kopb. 1, 210. 
ob das nicht ein verlesener Schleich wegge ist? 

Schmalvogely 1440. Biberach. Ann. Bib. 

Smälvihe, 1374. Z. f. 0. 24, 309. 

Schmolzhafy Massenbach. Ein Hof Sc)^ma1zhafen findet sich 
im OA Ravensburg. 

Smariant (Jnde) Breisach. BV 4, 14. 

Smermide (nm Osterach). 1265. K. A. Sigm. 

Smervogel s. Sinervogel. 

Schmeckenbecher, Rottenburg. 

Schneewazzer, 1384. (Schw. Hall) WF 4, 200. 

SnUdouch, 1238 (Speier) WU 3, 419. Ein oberschwäbisches 
Seitenstück ist ein Ritter von Winneden dictns Brisdoub (schoeno- 
prasum) 13 Jhdt. Z. f. 0. 29, 75. 

Schöllhorn, OA Waldsee seit 400 Jaren vil genannt. — 1677 
Schelchshom. Neubnrg a. D. Steichele 3, 771. Also comu tragelaphi. 

Schomickelj 1750. Lvgt. Jezt ein Hofname bei Ravensbg. 

SchiUtenschenkel, 1400. Biberach. Ann. Bib. Einen Notar 
Klaffschenkd und einen Hof Klapperschenkd findet man im Wfirttbg. 
Staatshandbuch. Bacmeister hat einen Clafscinch. In Tirol sagt 
man bekanntlich heute noch Schinken fUr Schenkel. 

Schonbenz, 1406. Konstanz. BA 1, 75. 

Schräg fuossina (diej. 1300. Lz 24, 110. 

Schrettesser, Oberrohr (Baiem). Das erinnert an Riedesser. 
Lezterer Name wird auch Riedisser geschriben, das erinnert weiter 
an Älbisser und Digisser. Schwäbisch ausgesprochen lautet Di- 
gisheimer Digisser. Einer von Älbis wäre ein Älbisser, einer von 
Eiedis Riedisser, einer von Schrettis ein Schrettiser und so ist es 
auch, denn ÄUns, Schrettis^ Eiedis sind oberschwäbische (Allgäuer) 
Hofnamen, die auf die Personennamen Alb(ert) Räedi(olf), Schra- 
d(olf} zurückfören. Sohradi wird im Oberland Sohnddi ausgesprooben. 



36 

Was Segesser ist, dürfte zweifelhaft sein, man findet auch Segen- 
ser. Man kann an eine Seegasse nnd an eine Segens (Sense) 
denken. Ersteres dürfte eher das Richtige sein. 

Schubanach, 1400. Ulm. ÜA 3, 65. 

Schuodienest (um Osterach) Mone 3. 473 J. 1267. 

Schuiieruoiej 1240. (Eschendorf bei Osterach) Mone 2, 82. 

— 1216. Schutterfite. K. Arch. Sigm. nsw. 

Schwär emur er, 1516. Glarns. AB 1. 173. 

Schwär zschnider, 1480 um Riedlingen. 

Schwdlgrubd, 1375. Markdorf. BV 4, 32. 

SchwenkreiSy Wißgoldingen. Vgl. den alten Namen J^cinkrisL 
1472. BV 6, 111. 

Schtoehklihks, Laichingen. 

Swiberach, 1278. Z. f. 0. 29, 140. 

Seevogdj Lz 20a. 

Sekili^ Sekuli, 15 Jhdt. Zofingen. Lz 22, 39 ff. Wol eine 
Koseform von Sacco. Vgl. Förstemann NB 1, 1064. 

Seelsorger (?) ?farr? 132^. Vir. Incuratus. Ehingen. FD 4,28. 

— Vgl. dominus petrus de Surse Incuratus hujns ecclesie. La 24, 
308. Cur6. 

Sellose, 1240. Straßbnrg. HN 146. (der Gewissenlose). 

Seltengast, 1359. Sursee. Lz 18, 153. 

Senbroty 1330. Ravensburg und seither dort und in der Um- 
gegend, aber schon in Urkunden und anderen Actenstücken des 
15 Jhdt. bald Sembrot, Scliembrot, Schönbrot, Zembrot, Zenbrot 
geschriben. Heute gelten die Formen Zemmbrodt nnd Schömbrodt, 
natürlich nicht mer promiscue. 

Senftleben, 1358. Straßbnrg. 140. 

Sezephant, 12 Jhdt. Mon 1, 342. 

Sezzenackery 1298. Hechingen. MZoll. 1, 252 ist doch wol 
der A. des Sezzo. 

Sibengedmin (die), Rottweil. 1390. Z. f. 0. 26, 9. 

Sibenstunt, 1268. Mühlheim. MZoll. 1, 201. — 1, 209. 

Sidenfaden, 1416. Straßburg. HN 173. 

Sinderbrif^, 17 Jhdt. Dinkelsbühl. 

Sinervogel, 1240. (um Salem) Mone 2, 75 ist wol nur Lese- 
oder Druckfeier für Smervogd wie der Name Z. f. 0. 29, 68 
richtig geschriben vorkommt und zwar in Überlingen. 

Surfger, 1469. Nördlingen. Steichele 3, 995. 

Singisen, Lz. 

SUtkust, Lz ist wol Sittich, aus (p)sittacus entstanden. 

Sommeiüat^ 1740. berümte Weinhändler in Kreuzungen. Wol 
ein welscher Ortsname. Vgl. Sommentier (submentorium) bei Frei- 
bürg im Üchtland. 

Sumerlob, 1420. Enzkofen. Habsth. U. 35. 

Stmerhdti, 1220. Ulm. UU 1, 38. 

Sumervogel, Lz. Jezt nennen wir den Schmetterling so, denn 
lesteres Wort ist uns fremd. 



37 

Sumerwune, 1290. Ulm. UU 1, 197. Er kommt dort auch 
als Samerunge vor. 

Sumerweter, 1240 (um Raveusburg). Z. f. 0. 29, 125. 

SpoKysen, 1456. Memmingen. BV 6, 93. 

Spennenmartin, 1750. Lvgt. Jezt heißt ein Hof bei Ravbg. 
so. Dort kommt auch der einfache Name Spehu, gesprochen Spenn 
vor. Ob der Familien- und Hofname Spinnenhirn (um und bei 
Ravensburg noch da) nicht etwa aus einem Flurnamen Spönnen- 
hürnt palus Spenonis entstanden ist? Die Spinnenhirn waren einst 
Ritter. Der Hof Spinnenbim zeigt noch Burgruinen. Es sei hier 
bemerkt, daß noch jezt vile oberschwäbische Bauemfamilien im 
Besiz von Adelsdiplomen sind, die inen König Sigmund f natürlich 
für Geld) ansstellte. Ich habe merere gesehen. Das Wappen findet 
sich in der Regel in der Mitte der Urkunde. 

Spüvenggo, 1330. Lz 24, 117. 

Spickwerter, 1301 Seckingen. Z. f. 0. 29, 163 ist wol von 
dem Flurnamen Spichwert = insula fulcimento circumdata. 

SpUzschwert, 15 Jhdt. Ravensbg. Eben. 

Stahlhta, Lz. 

Siocknmbel, 1373. Konstanz. BV 4, 31. Vgl. Rompelli. 

Stölzegran, 1220 (um Ravensburg). Z. f. 0. 29. 30. 

Strekkftusze^ 1355 (um Gerlachheim). Z. f. 0. 24, 308. 

Sturnveder, 1295. 1336 Sturenveder WF 235 und 236. 
Sturmfeder. 

Stubvnietter, Mone 3, 212. J. 1269. 

Stubenweg, 1246. Straßburg. HN 70. 

Siudenntundj Nürtingen. 

StudhäUer, Lz. 

Studigeh 13 Jhdt. Nördlingen. Steichele 3, 936. 

Stdysen, 1525. Überling. Z. f. 0. 23, 10. 

Sttdlechin, 1256. Mone 3, 281. (Stullachen). 

Stulsesjs, Lz. 

Spenrat, Lz (spehen rat?) 

Surengryn, 1444. Ulm. ÜA 3, 78. 

Sarleulin, Surlauli Lz. 

Storeenftise, Lz. 

Straübhaar, Z. f. 0. 22, 175. 

StumpfheinZy 1388. Dinkelsbühl. Steichele 3, 378. 

Suberswarz, 1406. Lindau. Heider A, 

Taghret, 1330. Ravensbg. Eben. 

Tagerist, 1548. Mone 19, 203. 

Taneeheinj Lz. 

Taphet, 1311. Sulzau. Neugart nr 1076. 

Tennivisü, 1266. Mone 9, 442. 

Tivuelsde, 1250 (um Osterach). Mone 2, 82. 

Törenschate, von Ulm. Lz. 

Trache, 1407. Offenburg. FD 2, 326. 

TreimbetUy 1266. Zürich. Lz 3, 123, nebenher findet man TronbiL 



38 

Trülhase, Lindaa. 8. ▼. a. Driilichhoae. 

Triaieray, 1478 (ScbafiFhausen). Z. f. 0. 22, 461. — 15 Jhdt. 
trüUerey de Arow. Lz 24, 310. Es erinnert an Hanorei und trolle 
meretrix, villeicht aber nur scheinbar. 

Tuggewas, 1275. FD 1, 243.— 1505. Tngwaiß Überlingen. 
Z. f. 0. 23, 7. 1841. Tugwasinen wise b. Konstanz. BV 4, 23. 
— 1371 der Tugwas v. Konstanz. BV 4, 30. — Ist tugwas = 
duchwäcbs, jähzornig? ahd. dühan, wabs. 

TtdlegeM, 1278. (Osterach) K. Arch. Sigm. 

Tunkelweter, 1459. Mersbnrg BV 6, 97. Dunkelwat(kleid)- 
macher oder -bändler? Oder ist es ein Tunkenwetler, der in der 
Dank (Kellerwebgaden) arbeitet? 

Vbetveüe, 1257. Eßlingen. Mono 3, 449. 

ÜbelmesseTj RaYensburg. 

VbelrUter, 1261. Mone 3, 71. 

Ubataäen (dicti). 1303. Einsingen, üü 1, 265; 287. 

Unfein, 1750. Ldvgt. 

Unfladj Kempten. 

Vngemalen, 1294. W. Vngemalno de Toernlon. Lz 3, 236. 

Vngerehtua, 1279. Biberach. ÜU 1, 834. 

Vngestome, 1221. Neugart, nr 910. 

Vngeswer, 1281. Eßlingen. Mone 3, 422. 

Unkauf, 1543. Steichele 3, 617. 

Vnmüssigin, 1305. Mone 2, 118. 1330. Vnmueßsiger. Lz 
23, 275. 

Unmtäh um den Federsee. 

Yngewissina (dicta) 1330. Lz 24, 118. 

Wack^nelU, 1398. Straßburg. HN 172. Erinnert an Wacker- 
nagel, da nagel oft zu nail wird. 

Wagolg, 1462. Konstanz. BV 6, 101. 

Wakirniz, 1253. Ulm. Uü 1, 82. 

Wambeschenn (Ita) 1300. HU 321. 

Wanbesher (Scbwz.) Lz 23, 251. 

Wasak, 1336 (um Rheinfelden). Z. f. 0. 29, 256, wol Flur- 
name. Um 1280 heißt das jezige Jordanbad bei Biberach Wa- 
sach (caesposum). 

Wispock, 1486. gen. Zagki. Nellenburg. Z. f. 0. 22, 236. 

Wifibrötdin, 14 Jhdt. Straßbg. HN 79. 

Weissentnaulj 1 760. Lvgt. A. 

Weifihaar, Oberschwaben überall. 

Wißleder, 1396. Biberach. Ann. Bib. und FD 4, 109 ein 
anderer. Z. f. 0. 23, 49. 

Welt, 1241. Bert, de Richenuelse dictus dir Welt (in einer 
Weißenauer ürk.) Z. f. 0. 29, 114. 

Wendelblau, 1779. Dominikns W. von Ehingen. Gat. Const. 

Wetache, 1272. Ooldast 1, 95; wehtog. 

Wideraaee, 1303. Ulm. üü 1, 284. 

Widerapan, 1292. Dülstetten. Hdh. M. 1871 s. 27. 



39 

Wüdeman (von Wildenegg bei Weiogaiten). H. IndomituB. 
Cod. Trad. Wing. ed. StäUn. 38. 

Wildhaber^ Schussenried. 

Windbläß, 1499. Zofingen. Lz 22, 38. 

Winzfürli^ Lz. 

Wirthensöhnt Waldsee. Früher Wittensokn geschribeD, was 
auch richtiger sein wird. Witta Terstand man nicht, für Wirt 
spricht man in jener Oegend Witt, also muß man Wirthensohn 
schreiben dachte der Taufbuchfürer. 

Wiljsigmann, 15 Jhdt. Ravbg. 

Witaigerretäer^ Ehingen. 

Walfleisch, 1305. Zürich Neugart nr 1070. Wolfleibsch. Lz 
1307. Wolfleipsch ibid. 24, 829. 

Wolgemüty Hü 227. 

Wolgetan, Lz. 

Wdfrempe, 1309. Pfullingen. M Zoll. 1, 252 wol zosammen- 
gesezt wie etwa Heinzpoter, Hansjakob, von Wolf und Kemp. 
Sie kommen in jener Gegend als Geschlechtsnamen merfach vor. 

WoUeb, Lz. 

Wolwend, Stockach. 

Wölicender, Hundersingen OA Riedl. 

Wonhas, Ehingen. Mettenberg. 

Wolfent, 15 Jhdt. Lz 2, 102. Vgl. den Ulmer Molfenter 
and den alten Schweizer Namen Molvendus. 

Wunderhutuf, 1750 Lvgt. 

Wtäftwg, 1417. Volkart von Ow genant W. M Zoll., 1, 571. 

Zacki, sih Wißpockh. Vgl. 1539 Lucas Zaykio (Stockach) 
FD 2, 206. — 1311. Vk. ZÄki v. Kesteyn (Kaisten). Z. f. 0. 
29, 170. 

Zälesch^ 1344. Ravensburg. AA. 

Zenagd, 15 Jhdt. Lozem. Lz 11, 115. 

Zöhrlauthj OA Waldsee, ist wol ursprünglich: zer lauten. 

Ziebmhj 1499. Zofingen. Lz 22, 33. 

Ziesak, 1326. Lz 24, 116. 

Zühaa, 1311. Eßlingen. Mono 17, 96. 

Zitier eUj OA Ehingen merfach. Ist das Zudrelli? 

ZUscMeck, 1372 und (im Genitiv) Zitschlehen (sun). UA 3, 54. 

Zuckbrettlij Lz. 

Znideris, Lz. Vgl. Zoberist. 

Zobristj Lz. 

ZuckerhrcU, 1464. Konstanz BV 6, 103. Ist das Zuckerbrot?^) 

Zuckes, Zuckeß, 1492. Luzern Lz 3, 273. — 1516 P. zu 
Käs Luzern. BA 1, 172. 

ZwenschiUing, 1326. Lz 24, 121. 
MRBÜCK 

1) brat könnte für hrot stehen, wenn der Schreiber den aUen Ul- 
mer = Weissenhomer UHakkt sprach, der brot heute noch eher wie brat, 
denn brot (proat) ausspricht. 



40 



ALTSTRASZBÜRGISCHE WEISHEIT ^ 

1 Aach ist in diesem Btack eigenem Gntdfincken vnd Affekt 
nicht zu trawen : derselb betreugt sich manchmal selbst, 
halt für Bisem was stinckt, und für Gestanck was ßisem ist 
(in Sachen des gemeinen Nntzeus and Trostes der Christen- 
heit). Yorred. iij. 

2 Es ist gleichsam alhie (Agar, Sara), wie man im Sprichwort 
sagt, wem das Haaß ist, der gehe hinaoß. I 29. 

3 Kein Gartann ist so starck, kein Donnerstreich so mächtig, 
als das Geses, wann es das Gewissen recht rührt vnd trifft. 
38. 

4 Ich bin der aralte Gott, mein Gebot gehet yber alles: Hun- 
dert Jahre vnrecht, ist keinen Tag nie recht gewest. 85. 

5 Dann nachdem das Kind todt, hatte die Gevatterschafft ein 
End. 

6 Je mehr panckerot, je lieber der gnldene Gott. 193. 

7 Was man von Herzen liebt, das liebt man umsonst (Auge) 270. 

8 Da heists der Haler vnd der Stüler vnd der den Sack auf- 
hebt, ist ein Dieb wie der andere. 307. 

9 Je ärger Schälck, je besser Glück; je größer Narr, je größer 
Pfafr; gröbste Eisel, gröste Ehr; Knedht vff Rossen, Fürsten 
zu Fuß. 366. 

10 Allmosen geben armet nicht, Kirchengehen säumet nicht 600. 

11 Einmal alte Schuld rostet nicht, es müssens ehe die Nach- 
kommen und Kinder entgelten. 603. 

12 Einer sitzt hoch am Brett, der ander ligt im Staub, einer 
segelt mit gutem Wind, der ander leydt Schiffbruch, Einem 
geht die Sonn im Mittag under, dem andern leucht sie vff 
den Abend. II 38. 

13 Wann der Haff alzeit an seinen bodem gedächt, so lieff er 
nicht vber, sagt man im Sprichwort. 80. 

14 Ländisch, sittig, sagt man im Sprichwort. II 82. 

15 Wann der Esel gumpt, so ragen die Ohren herfür. 92. 

16 Wer gern danzt, sagt man im Sprichwort, dem ist gut pfeifen. 
153. 

17 Je edler Held, je bälder der Zorn fallt. 195. 

18 Was ists Wunder, wann die Sonn mit ihren strahlen uff den 
Misthaaffen sticht, daß es alsdann stincke? 280. 



1) ÄU8 Catechisfnus Milch oder Erklärung des christlichen Gate- 
chismi Erster IheU hegreiffend die Lehre deß Cateehismi insgemein vnd 
die Erste Taffei des Gesetzes nato. Durch Johann Conrad Dannhawem 
der H, Schrift Doctorem bey der Universität Professorem ijt Peredigem 
im Münster. 4«. Straßburg, In Verlegung, Friedrieh Sporss. 1642. €04 SS. 
Ander Theil 1643. 498 SS. Dritter Theü christl Hauß-Taffel 1646. 
606 SS. 



41 

19 JuDge Huren, alte Hexeo. 283. 

20 Es muß gar ein frecher Dieb sein, der sich darf an ein 
Ochsen wagen. 289. 

21 Je grösser Kunst, je grösser Vorsatz, je grösser Schalk. 290. 

22 Alles nach dem alten Sprichwort : kleine Diebe ligen in Stöcken 
gefangen, große Diebthun in Oold vnd Seiden prangen; danimb 
dann auch die kleine Mucken in der Spin web hangen bleiben, 
die große Roßkäfer brechen durch : kleine Dieb hängt man an 
den Galgen, große an den Beutel. 295. 

23 Gute Arbeit find guten Lohn, sagt man im Sprichwort. 318. 

24 Die Gerechtigkeit ist eine zarte dünne Schnur, es gehört ein 
guter Seildänzer dazu, der ohn Mißtritt darauff gehen vnd 
springen will. 326. 

25 Wer mit der warheit geiget, dem schlägt man den Feidel vff 
den Kopf. 372. 

26 Heutiges tages werden die Mandata vnd Ordnonge vielmal 
in ein spott gezogen vnd ist das höhnische Sprichwort bekannt: 
es sei ein Herrengebot und wäre von eilffen bis mittag. 382. 

27 Ein voller Bauch gibt Schaum von sich. 475. 

28 Und wie man im Sprichwort sagt: was zum Heller gemünzet 
worden, das würd kein Pfennig. 484. 

29 Nichts ist, sagt man, über eine Music von sieben Lauten. 
III 38. 

30 Sähe Himmel und Erde nicht an wie ein Kuh ein new Thor. 
42. 

31 Die Alten haben nicht vergebens Sprichwortesweis pflegen 
zu sagen: was beßer ist als ein Lauß, das gehört ins Hauß. 49. 

32 Der Frawen Augen kochen wol, der Magd nimmermehr, sagt 
man im Sprichwort. III 60. 

33 Zu lützel vnd zu viel verderbet Alles Spiel 64. 

34 Und wird das Sprichwort an ihnen wahr: Schmierende Nar- 
ren kriegen die besten Pfarren. 105. 

35 Eben davon mögen wir Teutschen uns auch wol vnter ein- 
ander befragen, ob es unserem Vatterland mehr nützlich als 
schädlich gewest, daß aus der Newen Welt so viel Goldt an- 
kommen ; ob nicht nachdem das fremde Goldt vom Meer her- 
ein gesegelt hingegen die alte teutsche Trew vnd redligkeit 
vber Meer geflogen? 125. 

36 Der letzte Stich giitet. 199. 

37 Allzeit thut hart gegen hart nicht immer gut. 240. 

38 Das Weib im Gegentheil muß gleich einer Schnecke ihr Hauß 
allzeit am Hals tragen. 241. 

39 Ich sage noch einmal: die Hund gehören aus der Kirchen, 
unkeusche läufßge Hund haben da nichts zu thun. 289. 

40 Sind in den Schulen bekannte lateinische Sprichwörter vnd 
heißen zu teutsch also: Schön vnd zucht beysammen ist ein 
seltzames Wildpret. Ein Spiegel der vielen Krämern wol 



42 

gefallt ist vbel zu hüteo. Nimsta ein schön Weib, so wird 
sie leichtlich gemein, nimstu eine häßliclie, so bastu Qual 
und Pein. 295. 

41 Hätte ein Narr deß Keysers Gut, so müste er verderben. 

42 Cascus cascam ducit: Gleich und gleich gesellt sich gern: 
stinckender Käß vnd garstiger Häring. 296. 

43 Ein alter Löffler vnd alter Soldat 
Keiner nie viel gewonnen hat. 300. 

44 Ein jeder lern seine Lektion 

So wird es wol im Hause ston. 350. 

45 Je tiefer die Senne vnd Seyte von den Eltern durch Zucht 
vnd Vermabnung hiuabgezogen wird, je höher fahren die 
Boltzeu vnd Pfeil hinauf und gerathen wol. 388. 

46 Ein jeder Haan ist auf seinem Mist Meister; kommt er aber 
über den Rhein, so lasset er die Federn fallen, er siebet, daß 
anderswo auch Leute seyn lU 433. 

47 Darumb gehöret auff einen bösen Grind auch eine gute scharfe 
Lauge. 461. 

48 Grosse Güsse gebären grosse Flüsse. 485. 

49 Endlich hat er von allem seinem Rennen und lauffen nichts, 
als ein Tuch ins Grab davon gebracht. I 93. 

ABIRLINGER 



LEGENDE VON DEN JAKOBSBRÜDERN 

Erkenbrecht Koler aus Nürnberg, 22 V2 ^^ &lt* Kaufmann, 
machte von 1587 — 93 eine Reise nach Oberitalien und Spanien. 
Auf dem Wege von Venedig nach Spanien berichtet er von dem 
Städtlein „S. Dominigo della Calzada" bei Burgos-Villafrancha: 
„Dises Stettlein, S. Dominigo, ist also genennet von S. Dominigo, 
der solches erbauet vnd seine wohnung allda solle gehabt haben; 
solle auch den Weg von dem Ort an biß gen Burgos mit der Si- 
chelln, so heutigs tags noch in der Kirchen an einer Ketten 
henckendt gesehen wirdt zugerichtet, gebauet, gemacht, vnd par- 
fuß gegangen sein wallfarthen biß gen Burgos zue demselbigen 
Christo von dem hieneben Meldung geschehen, derwegen es auch 
della Calzada genannt wirdt, weill er wie gemeldt parfuß dahinge- 
gangen. Solch Stettlein ist sonsten in einem schönen vnd frucht- 
baren Landt gelegen, fließt heraussen daz Wasser Ocha für, dar- 
über eine schöne lange steinere Bruckhen gebauet. In der Statt 
hatts kleine enge Geßlin, seindt aber lustig vnd artlich mit deinen 
von allerlei färben Steinen zugweiß gepflastert. Die Kirchen S. 
Dominigo ist zimlich hübsch, darinn in der Capellen auf der rechten 
Seiten im hineingehen sein leib ligt. Am Gitter derselbigen Ca- 



43 

pelle wirdt vorgedaohte Sichel au eiuer Ketten heuckhendt gesehen. 
Inn disem Steiflein uit auch daß namhaffte vnd herümhte Wunder- 
Zeichen n^t dem Hanen und der Hennen so S, Jacomo d'GaUia 
gethan auf diese weis verloffen.^' 

„Solle aach schon bey ein 400 Jahren sein, das ain armer 
Tentscher pilgramb mit seinem weih vnd Jungen Sohn aus Teutsch* 
landt nach S. Jacomo d^Oalzia zu wallf arten gelobt. Als er nun 
durch Franckreich seinen Weg genommen vnd hieher a S. Domini- 
go khoromen (da er dann durchziehen muesen) auch ein Tag oder 
zween ausgeruhet, begibt sichs, das des Wirths Dochter alda er zur 
Herberg gelegen, sich in des pilgrambs jungen Sohn verliebte vnd 
ihne vnbillicher Sachen anmuttet, welches jhr der Jüngling mit 
züchtigen Worten abschlüge vnd jhr anzeigte, das jhme als ein 
pilgramb solche Sachen nicht gebürte. Die Jungkfraw die da sähe, 
das jr villfelltigs anhalten bey dem Jüngling nicht ha£ften noch 
statthaben wollte, verkhert sie jhre Lieb in Grimmen vnd Bitter- 
keit vnd ist auch darauf bedacht, wie sie dem Jüngling einen 
boBsen reissen möchte; versteckt derhalben heimlich jhres Vattern 
güldenen Becher ainen in deß jungen pilgrambs Bindelein, welchs 
der gute Jung nicht gewahr wirdt, auch im wenigsten kein Wis- 
senschaft darumb nicht hat. Als nun die guten Pilgerleut sich wi- 
demmb auf den Weg begeben, andet die Tochter den verlohrnen 
Becher, welcher als er hin und wider gesuchet, aber doch nirgends 
gefanden warde, spricht sie : es müessen ihn nur die Bilgerleut, so 
am negsten zur Herberg bey jhnen gewessen, entfrembdet vnd ge- 
nommen haben, welches der Vater jhme auch alß zue verstehen 
gibt vnd beclaget sich dessen bey Richter, der verschaft jhme als- 
bald etliche Schergen. Die eillen diesen pilgern nach, vnd als die 
besuchen, funden sie den Becher in deß Jungen seinem Bindel, 
welches der Jung wie auch sein Vatter und Mutter von Herzen 
sehr erschreckht. Also wurden diese Pilgerleut von den Schergen 
widerumben zurückh jnn die Statt und zu dem Richter gefüret 
vnd der Jung in das Gefeugknüs geleget, auch cürzlich hernacher 
nach ausweissung recht vnd vrtheil zum sträng verordeut. Was 
die guten Eltern alda für Herzenleidt, Angst und Not werden ge- 
habt haben, das wirdt ein jeglicher selbst bey jhme wol ermessen 
kündten. Als der junge Bilgramb nun also gerichtet vnd die be- 
trübten Eltern jhme änderst nicht tbun künnen, dann die Sach 
Gott dem Allmechtigen heimzustellen vnd jhre vorgestellte reiß zu 
volziehen. Kommen also gen S. Jacomo in Galizien vnd verrichten 
aldar jre devozion von deß wegen sie außgezogen. Als sie nun 
solchs volbracht, nomen sie jhrn weg widerumb zurückh, entschlies- 
sen sich auch auf S. Domin igo widerumb zu zukhommen, zu sehen, 
ob jhr Sohn noch am Galgen sei. Als sie nun nach volbrachten 
Tagreisen auch widerumb gen S. Dominigo gelangen, und zu der 
Stelle, da jhr Sohn gerichtet worden, finden sie jhne also lebendig 
am Galgen, dessen sie vor Freuden sehr erschreckhen vnd lauffen 



44 

dennegsten zu dem Richter dar vnd vermelden jhme, wie jhr Sohn 
am Gericht drauspen noch lebendig sey. Der Richter, so eben zu 
Tisch sasse vnd eine gebratten hun und hennlein jn einer Schüssel 
vor jhm hatte, verwundert sich dessen sehr vber die massen, wolt 
solches aber nicht glauben vnd sagt spotweis zu den beiden Bilger- 
leuten: £ur Sohn lebt eben als wie dieses Hunn vnd Henlein, so 
hie in der Schüssel ligt. Dennegsten begibt sichs, das gedachte 
beide Hüner jn der Schüssel also auff dem Tisch Federn bekhom- 
men, gleich wie zuvor lebendig werden, aufiPstehen vnd also auf 
dem Tisch anfahen zu crähen ; dessen der Richter sehr erschrickt, 
feug^ an solchem Glauben zu geben, schickt hinaus, befindt auch 
die Sachen gehörtermassen wie die bilgerleut gesaget, lest den 
jungen pilger wider hinein fuhren; wirdt der Betrug deß wirths 
Dochter offenbar, auch deßhalben darumb gestrafft. Danckten die 
Eltern Gott vnd dem Jacomo von Galizien, als der solches Mira- 
culo und Gutthat jhnen solle bewiessen haben. Gedachte Hüner 
aber seyen auffgehalten worden vnd von deren Zucht noch biß da- 
to vnd auff den heutigen tag in der Kirchen in einem sondern 
daran gemachten Ort gesehen, auch die Federn derselbigen in gro- 
sen Ehren gehalten, auffgehebt vnd ausgetheilt werden, wie dann 
dem König sambt seinem Sohn vnd Tochter auch dergleichen Fe- 
dern vou dem Bischof seyen mitgetheilt worden vnd sie sich nicht 
geschembt haben, solche anzunemen, wie auch hernach von dem 
anderen Volk ein gewaltiges Gereuff vmb solche Federn, vnd mir 
gieichwol auch eine darvon zu theil worden. — An dem Ort 
vnd Stelle, dahe dieser junge bilgram gehencket worden, heraus- 
sen nicht weit vor der Statt, ist eine schöne Capellen, darjhn die 
Historia abgemallt zu sehen, dahin gebauet; der Galgen aber, daran 
der Jung gehangen, zu oberst auf die Kirchen, wie noch heutiges 
Tages zue sehen, gestellet worden. 

So vill von dieser Fabell (darfür ichs schier am meisten 
halte) gemeldt, aber in ganz Spanien ist diese histori vnd der Ort 
sehr verrümbt; hob in Italien auch darvon hören sagen, auch 
solche gemälU gesehen zu Savona heraussen vor der Statt auff 
einem Berglein in einer Münchs Kirchen S. Jacomo genannt auff 
der rechten Seitten im Eingang in einer Capellen an dem Altar 
vnd weils also verrühmt, hab ichs gleich mit wollen anhenckhen/ 

Die Pap, Handschrift gehört der Bielefeldschen Hoßuch- 
handlung in Karlsruhe. H, Liebermann, Inhaber^ gestaUeie mir 
den Auszug. 

Die Litteratur der frommen Mären von St. Jakobsbrüdem 
hat Goedeke in s. Pamphilus Gengenbach S. 314. 629 ff. und be- 
sonders 638 ff. gegeben. Unsere Mitteilung ist die schönste von 
allen 2. Art der Jakobsbrüder: worin die Wirtstochter, die Hüner 
usw. erwänt werden. 

Ich füge hier aus derselben Handschrift noch folgende No- 
tizen bei: 



45 

Id Bergamo^ allwo Koler 20 Monate als Diener des Statt- 
halters Anstellung genommen hatte, findet er die Leute grob, wie 
sies dann auch an der Sprach seiny arglistig und scharpfsinnig. 
Bl. 57a. 

Von Hadria: diese Stadt ist sehr verrümbd von einem blinden 
Poeten, so allda gewonht vnd allererst vor einem 2 Jahr gestorben 
gewessen Luigi Grotto genandt, welcher in lateinischer und welschor 
Sprach vill artlicher zierlicher Reimen, Gomoedien, Dragedien, Pa- 
Btorelli vnd andere dergleichen künstliche Gedicht in grossen Ehren 
gehalten vnd gelesen werden hinderlassen, darüber sich hdchlichen 
zae verwundern. Bl. 101b. 

In Caialonia hatts ein böß Volckh vnd üble oder vnfletige 
grobe spracK vergleicht sich merers dem Französisch als Castilia- 
rischen. Bl. 115a. 

A BIRLINGER 



ZU BÜCHMANNS GEFLÜGELTEN WORTEN') 

S 15. „Denn Recht muß doch Eecht bleiben^^ stammt wol 
zunächst ans dem lezten Verse des populären Gedichtes von Geliert 
„Der Prozeß*^: Ir seht ja: Recht muß doch Recht bleiben. 

S 47. Chröbian ist doch wol ein in Norddeutschland alther- 
kömmliches Wort, zsgs. aus Jan wie Schlendrian, Strackeijahn u. dgl. 

S 48. Die Kunst geht nach Brot. Literis et doctrinss laus 
et fema est, praemia rara. Lipsius Epist. 45. 

S 60. Ins Innre der Natur etc. Göthe hat denselben Ge- 
danken im 2. Monologe des Faust: „Geheimnisvoll am lichten 
Tag Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben. Und was sie 
deinem Creist nicht offenbaren mag, das zwingst du ihr nicht ab 
mit Hebeln und mit Schrauben.** 

S 62. Lebe^ wie du, wenn du stirbst, etc. Dise schlechten 
Verse verdienen die Parodie, welche inen Schweiz. Schulkinder haben 
angedeihen laßen: „Schleck*, wie wenn du Leberwurst Wünschen 
wirst geschleckt zu haben**. £. Rochholz, Allem. Kinderlied, S 27. 

S 74. Wer einmal lügt. In diser Form sten die beiden Verse, 
wenn ich nicht ser irre, in einer Erzälnng von Christoph Schmid. 

S 83. Zwei Seelen wonen, ach, in meiner Brt^t! 3. Racine, 
Gantique tir6 de St. Paul aux Romains eh. 7. Mon Dien, quelle 
guerre cruelle! Je tronve denx hommes en moi. Das ganze geistl. 
Lied nach Römer 7, 23. 

S 134. Zwischen Lipp' und Kelches Band etc. etc. Mer Pa- 
rallelstellen bei M. W. Götzinger, Deutsche Dichter. 4. Aufl. 1, 
756, 757. 



1) ElfU Auflage. 1&}9. 



46 

S 163. Wir Menschen sind alle Brüder. Ev. Matthai 23, 8: 
ir aber seid alle Brüder. Augastinus contra Academ libr. 2: Fra- 
tres hominea omnes inter sese. 

S 177. Kampf um*8 Dasein, mit der unter Chemikern nicht 
unbekannten Umdrehung: Dampf ums Casein. 

S 187. Und wer des Lebens Unverstand etc. Wird auch dem 
Aesthetiker Vischer zugeschriben. 

S 211. Der Ausdruck corriger la fortune ist nicht von Les- 
sing erfunden, sondern stammt aus einem franz. Buche: Goudar 
(]e Chevalier Ange), L'Histoire des Grecs ou de ceux qui corrigent 
la fortune au jeu. La Haye 1758 (Minna v. Barnhelm erschin 
erst 1767) 3 Parties en un seul Volume in 12^. 

S 257. Fatria est, ubicunque est bene» Auch bei Seneca, de 
remed. for. : Patriam meam transire non possum, omnium vana 
est, extra hanc nemo proiici potest. Non patria mihi interdicitur, 
sed locus. In quanicumque terram venio, in meam venio; nullum 
exilium est, sed altera patria est. Patria est ubicunque bene est. 
Illud autem per quod bene est in homine, non in loco est. Si enim 
sapiens est, peregrinatur, si stultus exulat. Cf. Aul. Gellius 3, 15. 
Curtius lib. VI. Cic. Tusc. Quaest. 5. 

S 263. Constietvdo qtuisi altera natura. Augustin. de Mus. 
lib. 6 : Consuetudo quasi secunda et quasi affabricata natura dici- 
tur. Isidor in Soliloq. lib. 1: Assidua consuetudo Vitium in natu- 
ram convertit. — Chrysostomus de consuetud. serm. 

S 273. Ira furor brevis est. Iram bene Ennius initium in- 
saniae dixit. 

S 289. Spectaium veniunt, veniuni spectentur ut ipsae, „Die 
Damen geben sich und iren Putz zum Besten.'* Göthe im Vorspil 
zum Faust. 

S 290. Gutta cavat lapidem. Hieb 14, 10: lapides excavant 
aquae, wo Luther tibersezt: Waßer wäscht Steine weg. 

S 300. Si vis pacem, para bellum. Schon bei Aristoteles, 
Ethic. 10, 7: Wir füren darum Krieg, damit wir im Friden leben. 

S 305. Tempora mutantur^ nos et mutamur in Ulis. Cf. 
Ovid. fasti 6: Tempora labuntur, tacitisque senescimus annis. Cic. 
pro Caelio: Mores cum aetate mutantur. 

S 320. Virtutes paganorum splendida vitia. Chrysost. in Matth. 
Ethicam scripserunt gentium philosophi, in qua quasi membra 
quaedam virtutum de corpore bonitatis truncata pinxerunt; sed 
membra viva esse non possunt sine corpore caritatis Dei. — Lac- 
tant. diurn. Inst. 1, 2: Nullus igitur ex virtute fructus est, ubi 
virtus mortalis est et caduca. Itaque umbram quandam virtutis 
videbant, ipsam virtutem non videbant. 

S 323. Artem non odü nisi ignarus lautet auch: Ars habet 
osorem nisi ignorantem. 

S 336. Der Zweck heiligt die Mittel, Ovid. Papist. 2 : Exitus 



47 

acta probat; careat successibas opto Quisquifl ab eventa facta no- 
tanda putat. 

S 353. Le sUence du peuple etc. Als Ludwig XVI nach 
der ZerstöroDg der Bastille anf den Rat seines Bruders Hilfe bei 
der Nationalversammlung zu suchen gedachte, forderte Mirabeau, 
daß er mit düsterer Zurfickhaltung empfangen werde: „denn das 
Schweigen der Völker sei die Lehre der Könige/' Le mSme prin* 
cipe qni enfante le sublime dans une occasion, prodnct le ridicule 
dans une autre. 

S 360. Du sublime au ridicule ü tCy a qvCun pcLS^ gehört 
schwerlich Napoleon I zu, sondern Hercier, Essai sur l'art dra- 
matique 1773. Das Buch ist mir aber nicht zur Hand, daher bin 
ich nicht ganz sicher. 

S 381. Landgraf werde hart! Wenn auch diser Ausdruck 
bei Johannes Rothe (f 1434) noch nicht so vorkommt (es heißt 
dort nur: Nu phlag der smed in der Rula grossir unde hartir 
erbeit dy nacht unde braute unde hitzget« das ysin unde slug 
danne mit deme grossin hamir dar uf, unde fluchte unde schalt 
zu allin malin deme landgrafin unde sprach: Nu wert herte, du 
sonelichir, bosir, unseligir herre!), so ist er jedenfalls durch in ver- 
breitet worden. Wilhelm Gerhards Gedicht erschin zuerst in der 
Abendzeitung 1817, Nr. 115 und bald darauf 1818 die Faßung 
der Sage durch die Brüder Grimm, deutsche Sagen Nr. 550. 551. 

S 346. Td est notre bon plaisir. Ursprünglich bedeutete 
das Wort plaisir nicht voluptas, sondern wie sein Stammwort 
placere ward es im Gerichtswesen gebraucht : judicio placet, der 
Gerichtshof beschließt; placitum hieß das Urteil und das Gericht. 
Im altfranz. Curialstyl blib plaisir noch lange mit diser Bedeu* 
tnng im Gebrauche, und die Phrase car tel est mon plaisir am 
Ende eines königl. Er laßes heist jedenfalls eig. nicht« anderes als 
quia tale est placitum meum, denn dises ist mein Beschluß* Für 
die übrige Welt, welche plaisir schon längst nicht mer im Sinne 
des Eanzleistyls nam, muste aber dise Formel einen gehäßigen 
Sinn haben. 

S 378. Der Fürst ist der erste Diner seines States, Ifassillon, 
Petit Cardme, Sermon I: Les princes et les grands, au contraire, ne 
seroblent nes que pour les autres. Sermon IV: Les grands ne 
doivent lenr elevation qu'aux besoins pu blies, et loin que les pcu- 
ples soient fails pour eux, ils ne sont eux-mdmes tout ce qu'ils 
Bont que pour les peuples. C'est pour les peuples tout seuls que 
le tr6ne est ^lev6, et les grands et le prince ne sont pour ainsi 
dire que les hommes du peuple. Sermon V: Vous ne commandez 
pas k des esclaves, vous commandez ä une nation libre et belli- 
queuse, aussi jalonse de sa libert^ que de sa fid61it6 . . . Ge 
n'est donc pas le souverain, c'est la loi, Sire, qui doit r^gner sur 
les peuples. Vous n*en etes quo le ministre et le premier d^posi* 
taire. Sermon VI: Un grand, un prince n'est pas n^ pour lui seul; 



48 

il se doli ä les snjets. Ge sont les peaples qui les ont fidts tont oe 
qaMls sont; c'est a cox ä n'etre oe qn'ils sont que* poor les penples. 

S 336. Der Zweck heUigt die Mittel, Nach einer gerichtl. 
Aussage, welche die Professoren Gosandej et Renner, jener am 
3., diser am 7. April 1785 aber den Orden der Uluminaten machten« 
gehörte der genannte Saz znm System dises Ordens. 

Der Aasspruch: jyMit den Eingetceiden des lezten Frieders 
erwürget den listen der Könige t*^ soll von Diderot stammen, wie 
La Harpe in seinen nachgelaßenen Schriften erzält. 

JOHANNES METER 



ZUM ELSJIZISCHEN WORTSCHAZE AUS 

DANHAUER*) 

ABC Schüler: Ein Lehrmeister zuerst mündlich seinen Knaben 
vnderweist, mahlt ihm dss ABC in gewissen u. deutlichen Figuren 
vnd gemälen ffir biß sie schreiben vnd lesen gelernt I 4. 16. Ab^ 
laß: vnd wer wolt dem Kiefer verbieten ein trunck zu thnn vom 
Ablaß? 11 290. Abreißen: das (Gottesfurcht) war sein Symbolum, 
dadurch er von bdsen Lüsten abgerettzet worden III 43. Absprung: 
die vorzeiten die heyligen Märtyrer hätte zum Absprung von der 
christlichen zum Heidentum vermögen können II 110. Abewagen 
mit scharfen satyris II 266. Agnus Dei, Kerzen, Glockentauf und 
andere Gräuel. I 473. Aissen m. deßgleichen wann der Mensch 
nit leiden kan, so man ihm den Eysen rührt vnd ihm sagt, was 
jhm vbel anstehet I 278. Allarmen blasen: durch die Posaune 
auf dem Berg Sinai hat uns Gott wollen gleichsam allannen bla^ 
sen vnd zum geistlichen Streit aufmundern I 49. Anfristen: da- 
durch der Nächst zur Sund würklich vnd vrsächlich gereitzet, ge* 
locket, angefristet vnd verführet II 156. Angster: dann ob zwar 
wohl der Angster nit außbleibt: je besserer Prediger, je angsthaf- 
ter Gewissen I 461. So jagt der Hau auch wol gar dem sonst 
frechen vnd großmütigen Löwen einen Angster ein vnd verscheucht 
ihn mit seinem Geschrei III 82. Anhutschen: es were ja ein vn- 
menschlich Werk, wann ein Barbierer oder Wundarzt sehe einen 
Vatter u. Sohn mit einander raufen vnd wolte dieselben zu seinem 
Vorschub immer ferner anhutschen III 370. Annuil : der ein Bre- 
sten, Hoffer oder^lnnulZ an seinem Leib hat, der schämet sich dessen. 
III 291. Auferben tr. der mit s. Nachkommenden diesen Ort be^ 
wohnt u. demselben disen Namroen auff geerbt 1 107. deß stincken- 
den Namens, den ich meinen armen Kindern aufferbe 352. Aus- 



*) Qu^le sih oben» 



49 

försMen: wie wir manchmal die armen vnd dero Zustand au8' 
forschten II 171. Aufsatteln: wann ein Mensch alles glaubt was 
er hört — laß ihm allerhand zeitung und mährlin aufsatteln l 441. 
Ausstumpfiereni soll ich denn, der mich erzömet, außstumpfirt — 
noch künzleu vnd gute Wort geben II 197. 

Bannig, unbännig: h, Laster I 569. h, vnd ärgerliche Laster 
II 155. 161. Auß den rauchen vnd vnbennigen Füllen werden die 
besten Pferde III 399. Basia manuum: dahin auch gehören die 
newe, welsche, abenthewrliche Ceremonien vnd basia manuumy die 
Hand zun Füssen kniebiegen u. schrencken 1 473. Befetten : nichts 
hefettet oder mestet einen Acker mehr — des Herrn Aug III 
60. Behandnis f. daß er (erste Christen) auch ehe die eusserste 
marter über sich ergehen ließ, als ein finger breit von seiner wah- 
ren gefasten behandnuß abzuweichen I 26. Bejachseni was 
die Heiligen im Alten Test, beklagt, das bedachet unser Heyland 
vnd sagt usw. 1313. Bein : weil er ihm die Gnad entzogen vnd 
jhn aiÄ seinen eigenen Beinen danteen lassen. I 113. Beren: 
falschgeberte Tücher II 345. Besprachen, sich: hinwidenimb be- 
spracfU sich der Mensch mit seinem Gott im Gebet I 589. Bc' 
werfen: wann er in glaubenssachen sich auff seinen Pfarrherrn be- 
werfe II 114. Bier, Bim : das Maß ist noch nicht voll, die Bier 
ist noch nicht zeytig I 346. Bindriemen : es gehe jedoch mit ihm 
nicht an die Bindriemen II 1. II 306. Blosl^hen, leihen uff pen- 
sion, zins oder Gülten lehnen und verleihen II 321. Bolz: gib nach, 
leid, gedulde, dräe nicht alles eu BoUeen II 52. Ein gut Wort 
findet ein gute Statt, du must nicht alles zu BöUeen drehen III 
347. Seyd geduldig, ihr müsset nicht alles zu BöUssen drehen, 
willige Roß soll man nit übertreiben 465. Bockshorn: die Jugend 
läßt sich in kein B, treiben I 549. Bosse : alles in solcher Furi 
und wüthenden Camelenbrunst, daß mancher Mensch vor s. Sün- 
denlust, auff die er verpioht, nit schlaffen kan ; geht ihm der Poss 
ab, wio ers ihm für genommen, so kitzelt er sich damit I 197. 
Bote: daß dich botz Herrgott sehend, daß dich der Teufel hol, 
daß dich der Tod verwürg, böte Sacrament, böte Element, bäte 
Creutz, böte Marter sehend usw. 1 389. Bote rasparment Ml, 
Brandkcl : ansteckende Seuchen, kratz, Aussatz, pest, Brandkohl, 
Krebs II 157. BrandtnähUg und fühlloß vom Gewissen I 296. 
brandmäMig an ihrem Gewissen II 266. Breit: die Diener Christi, 
die immer breitere Fuß haben als andere II 154. Bret: Jetzt 
können sie gemachte Herren seyn, ddrffen keine dicke Bretlein bo- 
ren, andern Leuthen zu fleh fallen vnd in die Hand sehen I 188. 
BriUreissen: Frankreich könne allein das deutsche Reich meistern 
in Worten vnd mit der Zungen, mit aufschneiden, pralen, briUreisen 
II 91. BUcJisenrain: sonntägliche panqueten, Öffnung des Büchsen- 
reins, der Pasteten-, Würth-, Spielhäuser II 155. Vgl. Armbrustrein II 
231. III 390 Armbrust' vnd Büchsenreyn spaziren 391. Bue: 
wann maus aber (die Früchte der Bäume auf Stelle v. Sodom u. G.) 

Birlinger, Alemaiml» XIII 1 4 



50 

öfihet, 80 Bind de Didbts als &8ch und Bute, können deswegen nicht 
genossen werden II 311. Buzw^ssen m.: hie spiegle sich nan der 
schädliche Buizweizen vm das stolze Ynkraat der ho£fartigen Ja- 
gend II 21. 

Dam^ die römische zar babylonischen Dam oder der vberwit- 
zigen Vernunft tragen I 501 II 160. Dawen, taugen: Mämme 
und weibische g^mtLther dawen nicht in krieg II 237; welche 
kanst nicht sovil getawet als andere daran mehr gelegen II 321. 
Fabeln n. M&rlein die nichts tawen III 409. Denkfing: in Ge- 
danken immer mit Gott omgehen, ihn als Sigel vnd Denkring im 
Herzen tragen I 271; wie die Leuth, wann sie etwas sonderli- 
ches behalten und dessen sich erinnern wollen, so machen sie ihnen 
selbst Denckzeichen, haben ihre Denkring an den Fingern 547. 
Did>88triek: die Widergeborne — obwol dem Satan reouncirt, so 
tragen sie doch noch also zu reden den Diebsstrick am Hals I 196. 

EigenUUliche Yerfmndung 11 147; durch eigenthätltche Bach 
205. Entgröben: ich zweiffei mit Luthero, ob er so fem enigröbet 
Ynd in die studirung Verwunderung ynd besprengung kommen, daß 
er ein solch Bild von sich selbst würde wegwerfen. (Wenn e. Re- 
form, e. güld. Marienbild unter d. Hände bekäme.) I 210. Und 
hat sich Oegentheil bis dato noch nicht enigröbet (von der Erzhur 
in d. Apokalypse) II 455. JEntlästigen: wirft er alle seine Wah- 
ren, Schätz, Güter in die Schanz, entlästiget damit das Schiff II 2. 
Enttoerf m. das griech. Wort moix'^ov heißt erstlich soviel als 
den ersten Entwerf j abriß oder Vorschrift in der Baw Mahler 
oder Schreibkunst, daran ff.man bemach bawen, mahlen oder schrei- 
ben soll 1 13. Das ist also der blose Entwerff des 6. Gebot II 133. 

Fastneien und Wallfarten I 158. Füz m. wird ein solcher 
DIscipul der Ruthen entlauffen, so wird er doch einem gai&ii'FiUe 
nicht entgehn I 9. FlcUtem: die fladernde Bauchsorg, die Sorg 
des morgenden Tages — die fladernde wanckelmütige vnglaubige 
Bauchsorg usw. I 261. Freibeuter: wann es zum abscheid kompt 
vnd der letzte Fregbeuter, der Tod, den Menschen ganz ausplündert 
II 495. Fronvogt des röm. Pharao: die Ablaßkrämer I 115. Fug- 
gerei und Küpperey II 239. 

Qaffelstimi eine solche Ehe thut selten gut, ob er gleich, 
der alte Greiß, seiner jungen Gaffelstirn heuchelt, schmeichelt III 
300. Gäuchen : dann es ist ja auch ein Ehebrach, wann der Mann 
selbst sein Weib prostituirt und sich freiwillig geucihen lasset II 275. 
Gebratene Geiger: es gehören auch hieher alle Müssiggänger, Faullen- 
zer, Schlingel, Spiel Leute vnd Gebraiens Geiger^ die auß der Music 
ein Profession machen lU 39. Geige: so bleibt man doch bei der 
aUen Geig III 274. Geizegel iw. der unersättliche Geitzägel raffet 
unaufhörlich: bring her! I 93. Geren: sondern vermuthlich hat er 
mit ihnen gespilt, sie auff den Schooß vnd Geren ligen lassen II 
188 Glocke: ein Bischof soll nicht bissig sein, nicht hitzig iur 



51 

der Stirn, nicht zanckisch, der sobald ihm ein Lauß vber die Leber 
kreucht, alsobald an die grol^ Glock lauft, lernen blase III 94. 
Glänzen: ein Quell die jmmer flenßt, ein Zundei der immer ghmet 

I 314. Reitze Niemand zum Zorn, blase nicht in das ghmeenäe 
Mordfeuer. 191. Aerger der im Herzen glufurty ebenda. Göeerei f. 
das Gebot von der Bildgöigtrei I 45. Creutzgöteerei 170. Mm- 
sthengöUerei 177. Grobes i dann auch die rechten Heiligen noch 
etwas znm wenigsten von dem Grobes in sich haben I 131. Gvch- 
anfrau: Urgroßmutter, Urahn oder Gvckanfraw HI 269. 

Haar nicht besserer Art und schönerer Haar ist auch 
der andere Wegweiser, der da heißt immediata revelatao I 29. 
Die Haar yff Haar richten II 155. 197. Es verdienen aber auch 
slhie einen Haarrupf die Demetriusgesellen, Protest, die zu den 
Römlingen halten I 211. Halltrommet: Gottes des hl. Geistes 
HalUrommet I 379. Harischlägig adj. das er Pharao je länger 
je mehr verhärte vnd gleichsam harischlägig mache I 111. Haus^ 
runde: es ist ihnen die geistliche Haufirund nicht nur erlaubt, aon- 
dem auch befoblen III 86. Herausk(!ken swv. denselben Apfel hat 
jedermann noch im Magen, koket immer heraus, will sich nicht ver- 
dewen lassen. I 131. Herauspüfen^ sich: vnd ein jeder nach sein 
plesir vnd gefallen sich heraufipüft wann z£. der Tentsche in Fran- 
zösischem, Welschen, Spanischen habit anfzihet II 98. Den sein 
Gemahl mit Gift gd)üfft vnd eingemischt II 139. Herjifbendel: da 
muß er schweigen, solte der Herzbendel, wie man pflegt zu sagen, 
darüber brechen I 404. Hinterdenken: aber gleichwol wann wir 
recht hinierdencken wo wir herkommen 1114. Hirnbrecher: also 
pflegt die Trunckenheit dem Menschen das edelste kleinodt des 
Verstands zu rauben, der wann er von den großen Hirhbrechem 
gestürmt wird, denn muß er sich ergeben II 471. Hurenauge: 
wann aber das Weib das Rild mit Hurenaugen ansihet I 207. 
Hurenvögel II 280. Hurenmilch trincken III 875. Hutschwecker- 
lin: die schadenfrewd, das hutschweckerlin der Zungenmord II 128 
Es gehören hieher diejenige incendiarii vnd Mordbrenner, die Hutsch' 
toeckerlej des Teufels Apostel, Ohren- und Lärmenbläser, Retscher 

II 155. Christus hatte einen großen Zulauff bey seinen predigten 
mehr als Johannes — da finden sich bald Hutschwäckerle, die Jünger 
und Studenten Johannis 186. Das Ohren- vnd Märleintragen der- 
jenigen Hutschwäckerlin, welche, was sie irgend auflangen cum foe- 
nore vnd mit Vermehrung — anbringen 381. Würde er aber 
Kein sagen, so war der Herodianische Anhang als HutscJiwäckerlin 
bestellet, denselben bey Hofl* anzugeben III 123. 

Jäten : sauffen, jäten, tumultuiren I 138» Irten: er ist ein 
solcher würt der lang Irten borgt I 345. Das laß mir ein 
reich Irten vnd Hochzeitgab sein III 333. Judas: so gilt ihnen 
ein Religion wie die ander, wann Judas wacker ist, so schlafen sie 
I 133. Judenspiess: man wapnet sich aber mit Diebsnägeln vnd 
Judenspieß II 442. 



52 

Kappenruck: es dorften wo! jhrer zwen vmb ein Kappen- 
ruck willen Leib u. Seel verpfendeo I 510. Kernbuch: das för- 
trefflichst Stero- und Kembuch^ darinn Christas mit allen Schäzea 
zu finden (Bibel) das beste Pfalz und Rechtsbuch osw. I 412. Kessel z 
Antipater Herodis Sohn hat seine vbrige Brüder heimlich in Kessel 
gehawen — ynd sie hinrichten lassen 11 389. Kloster: ja ein groß 
Heyligthnmb müßten ynd gleichsam ein Kind in ein Closfer gethan 
haben die Apostelmörder, von denen Christus sagt: wer ench tödtet 
usw. 159. Kott fleisch n. ynd wann das Schwein todt, die Nach- 
barn zum KoUflaisch ladet I 189. Kraut: wir, meine Liebsten, 
als getauffte Christen sind dem Satan nichts schuldig als Kraut u. 
Loth, wie man pflegt zu sagen I 201. Kutter /*. die Kutter ynd 
Stroh anzünden I 304. 

Landstüreende Sünden III 186. LeicMpoety Dayid, der Saul 
Jonathan und Abner schöne Leichtlieder zu ehren geschrieben II 
121. Leiffeln: die alten steigen auf die Ähren (Aehren) ynd bre- 
chen sie ab, — die Jungen stehen ynden her, schelen vnd leiffelen die 
Kömlein heraus III 48. Lezen, sich: Ja zu gleicher weyß, wie 
die liebe Sonn, wann yff den Abend sich beginnt zu letzen vnd ni- 
der zu gehen I 6. Ltberung f» nachdem auff ein Zeitt — Pest — 
sie von den heimischen Götzen, so sie zu Athen verehrt, kein hülff 
noch ltberung gehabt I 78. Liberung der Seelen im Fegfeuer 187. 
Liebeskole: Liebeskohlen, die das kalte Herz erwärmen II 193. 
Liebstuck (Aergernis abwenden) II 207. Liebesseü vincula amoris: 
newe L, vns Menschen zu sich zu locken I 114. Löffel: vnd hat 
deß kriegens so gnug, als wann ers, wie man pflegt zu sagen, mit 
Löffel gessen II 67. 

Malzig : ein Aussätziger und Malziger muß zur Statt hinaus 
II 207. Mappe f. der Herr führte die Israeliten nicht den näch- 
sten Weg, sondern wie die Mappen und Landtafeln außweisen, ein 
zimlichen Vmbweg I 109. Mausen vom Teufel: er mausset im 
Finstern I 202. Soll man das Liecht schewen, im Finstern mausen^ 
die Gaben Gottes nit brauchen 295. Bey Nacht vnd in der Fin- 
stern, da der böse Geist gern mauset III 85. Aber es bleibt die 
Diebsart vnd lässt er das Mausen nicht III 397. Der höllische 
Nachtmauser III 89. Merzen swv. : verdamlich ist die schnöde 
derjenigen, — die aus lauter Stolz und £hrkitzel einen babylon. 
Thurm, jhnen ein Namen zu machen, erbawen, jhre gute einf^ll 
merzen und, wie H. Lutherus redet, im Laden feil stehen wollen. 
Vorred. Der seine Blindheit in obenangezogenen Empfangnißstreit 
selbs gemerzt vnd an Tag geben I 32. Messer: scbweret ihm den 
Tod, traget ein Messer auf ihn III 329. Milchmus «. bey welcher 
Nahrung man den unmündigen Säuglingen Milch zu trincken und 
MUchmüfier zu essen gibt 14. Mischmasch: die alten Schullehrer 
haben auß der Phiiosophi und Theologi ein Mischmasch gemacht 
I 404. Mittagspredigten II 482. Mordglock: ein guter Wächter, 
sobald er etwas merkt, blasen Lermen und zeucht die Mordglock 



53 

an III 86. Muclcen: keines (Tiere im Paradis, Adam), nnicket 
vrider ihn II 191. Mucken in die warme Stube jagen, oft II 270. 
JUtmd: Laß ihme nicht mehr den Satan gleichsam auff dem Mund 
trumlen I 480. Münsterhund: solltest da auch am Sonntag kein 
Bhu haben vnd als ein Münsterhund den ganzen Tag in der Kirch 
ligen I 549. 

Nachgehen: ein Anders ist Wein trincken, ein anders dem 
Wein nachgehen^ sich Yollsaufen III 95. Nachgiltig: von einem 
wuihgüUigen kleinen Würmlin erbettelt (Seidenraupe) II 95. Oleich 
wie sich Gott selbst nicht geschewet von nachgültigen ja auch yn- 
£ätigen Dingen Gesez zu geben II 113; in geringen nachgültigen 
Sachen 203. 384. schwache, nachgültige n. kleine Thierlein, d. 
Ameisen III 47. 347. Nachklagen: was vor Zeiten Chrysostomns 
von seinen Zuhörern geklagft, das müssen wir ihm heutigs tags 
nachMagen I 422. Nachtdieb und Meuchelmörder I 341. Nacht- 
geistj der höllische, Teufel 59. Nachtlicht: der Mond ynd andere 
Nachtlichter III 60. Nachpfeifen: diejenige Völcker vns Teutschen 
vber den Hals schicken deren Music wir nachgepfiffen I 525. Nach- 
trab: da siebet man (David) des Ehebruchs Vor- und Nachtrab 

II 273. Nachttropfen: meine Taub, meine Fromme, dann mein 
Haubt ist voll Tawes vnd mein Locken voll Nachtstropfen I 431. 
Nachtrossen:- Zuvor trosset er den Midianitern nach (Josef), die niff- 
ten für ihm her: wer hat lust zu kauffen? I 364. Narrenboren: 
je aufmerksamer einer dem andern den Narren bort II 384. JVeir- 
renschiff: bitten Gott vrob Verzeihung, wann sie auch in der Welt 
im Narrenschiff biß dato gesessen II 106. Narrentafel f. Namen- 
iind Narrentafel des Planetenbuches I 227. Naturschule : führt 
ihn zur N zur Ameiß usw. II 349. Nebenbächlein: nebeneinkommen, 
damit ohn andere Beyhülf vnd zureisenden Nebens Bächlein beste- 
hen III 119. Nebenmagd: die der Frawen vnd den Nebenmägden 
wol und zugleich dienen wollen III 458. Nebenmord oder Todt- 
schlag des Nächsten II 141. Nebensäcklein: viele Dienstboten sind 
vntrew, vnachtsam, verrechnen mehr, als sie außgeben, haben JVe- 
bensäcMein usw. UI 460. Neben- u, Schulzucht, die anßwendige 

III 428. Nefin: dann so vnrecht es ist wan der Großvater sein 
Nefin beschläfty so vnrecht ist es auch wann die Nefin sich zu 
ihrem Gfroßvater sich haltet III 369. Nerven und rechte Senna- 
dem des Krieges II 238. ^e^^ : die Scharwächter nehmen heimli- 
che Nester vnd verbottene Zusammenkünften aus, geben Acht auf 
unnütze Bnrst vnd Steinhelden III 86. Neural: wann (der frische 
Apfel) er zu rechter Zeit nemlich zur Herbstzeit, als da es noch 
Newrathy auffgetragen worden I 502. Nidlich: ich aß kein nied- 
liche Speise (Daniel) II 481 ; niedliche Bißlein ebenda. Nonnenstand 
III 415. Notmönche monachi necessitatis nachher arbeitsame M. 
keusche M. gelehrte M. I 491. Nuss: den Text recht traktieren, 
dem Text vnder die Augen sehen, die Nuß recht aufthun I 461. 



54 

Peck^ Schandpeck : anstatt einer kenschen Rebecca eine Schand" 
peckj die frembde Hän laß Eyer anßhecken I 426. Von schänd- 
lichen Hurcnpecken II 128; die den Weibern die gebührende Ehre 
nicht geben, sondern sie als Sklaven nnd hergelanffene Fecken halten 
III 348. Ja sonderlich im horischen Bey schlaff lasset sich 
der Vatter bedüncken, wann er der Pecken den Kranz bezahlt III 
372. PÜBärmeh dasselbe beruhet auf bloßen conjectnren vnd also 
auf Beleermeln (vom Kometstern der auf d. neuen König weist) 
I 398. Pfauenfeder : die geistlichen Pfauenfedern würden sich bald 
legen I 65. Pfeifhölder: verwandelt sichs alsdann in einen ge- 
schwinden Pfeifholder II 96. Pflitterling: wann einer nirgends 
gewest, nichts erfahren, der ist ein Pflitterling^ weiß sich in kein 
creuz zu schicken III 434. Pitsch Petsch: in der Garwoch aller- 
hand bfissen, sonderlich den Rnckentantz mit pitsch petsch vnd 
geißlang vollbringen II 146. Pletsch- vnd Fehlkäuf III 310. 
So befinden wir grosse vnverantwortliche vnd verdampte Fehler, 
Fletsch' ynd Fehlschütz III 391. Pleeen: so ists nicht zn rathen, 
daß mans endere, sondern flicke vnd pletee daran wer da kann 
(am Regiment) III läl. Polieren: darch das Blnt des Sons Gottes 
erkanfft, durch den hl. Geist polirt vnd angezogen I 202. Press- 
reiter: die arme Leuth jämmerlich torquirt, mit Preßreuttem die- 
selbe belästiget II 296. Püffen: hat Sardanapal die Eunkel vnd 
Nadel in die Hand genommen, sein Haar gebüfft vnd sich vnderm 
Angesicht angestrichen III 150. 

Rapauß f. Wo ists (groß Gut) hinkommen? In die Eapauß. 
Bmder Veit hat das beste davongetragen, das übrige ist in Per- 
gamenten vnd Brieffen vergraben worden I 93. Ich mein wohl 
Teutschland ist schutzlos worden vnd allen Nationen in die Ra- 
pufi vbergeben 192. Besser ein stuck Land verlohren als 8o viel 
1000 Seelen in die rapuß ergeben II 239. Rasseln swv. ist der 
Tisch auffgehebt, so steht man nuff zu spielen, zu rafilen^ zu dop- 
len, zu springen I 189. Der schnöde Müssiggang, das raßlen, dop- 
len vnd alles faule Geschwätz II 156. 322. Rock: wie man in der 
Welt manchmal mit einander prangt, einander das Röckle gerreißt. 
I 143. Röselicht adj. davon (Milch) der Mensch schön vnd starck 
vnd röselicht wird, täglich zunimmt I 20. Ruck- oder Schuldbürge 
III 251. Rülp: fiel die Helfensteinerin mit Kind den vngehobelten 
RiÜpen zu Füßen III 129. Rülzen, die groben HI 319. Runde: 
ein weltlicher Wachtmeister oder Runde, der schleucht in der Nacht 
herum III 86. 

Scamnum declinieren: er findet allenthalben der Mutter Ku- 
chen (kein Bett), muß bisweilen Scamnum deklinieren vnd mit 
Stroh vorlieb nehmen III 434. Schellenwerker und Wasenmeister, 
Juden in Egypt. 1 108. Ins HwiS^\% Schellenwerk sich begeben 197. 
Scheuet: vnd dem nach allerhand Grewel vnd Schewel^ sonderlich 
aber in der Abgötterey 1 164. Schleife: demnach sollen sie nicht 
Miatf eigen' sein, die als heillose SoMeiffen vnd Mannsverderberinen 



55 

alles lassen zu Grande geben III 849. ScMozen swy. der (dens 
dflrstet) komme hieher zu mir: er trincke, er acMotee an meinen 
Brüsten, das ist, er glaube an meinen Worten (der Heiland ladet 
ein) I 2. Schlut: es ist nunmebr die gantze Welt anders nichts 
als ein Schluet voll todter Aaß, ein garstiges stinckendes Grab I 311. 
Scimurschlechi : docb weyl es nit schnurschlecJU nach dem gemesse- 
nen Befehl geschehen I 288. Schreiben, sich lassen, anwerben 
lassen : Jnnge Lent haben sich sonderlich wohl zu bedenken, dafi 
sie nicht also leichtfertig sich schreiben laßen II 241. Schtdcal'' 
mäuserei III 429. Schtvagersiück: durch allerhand Freund ja 
mehr Bruder- als Schwagerstück befestiget. Vorrede. Sieman : es 
soll der Mann nicht zwar alle Ehr geben dem weiblichen Werk- 
zeug vnd das Weib den SiC'Mann mit ihm spielen lassen III 344 ff. 
Sonimerbeit: legt sich einsmals in seinem Sahl yff das Lotter- vnd 
Sommerbett (David) II 272. Sennenwirbel: daß die Eltern die 
Kinder gewehnen, damit sie zu rechten Sonnenwirbeln gedeihen, 
gleich wie dieses Kraut seine Blumen gegen der Sonnen wendet 
III 384. Speckd: Alle Sündenstrick die haben ein Speckel auff 
der Fall I 339. Das philtrum oder Speckel, das auf der Fall ligt 
482. Alle Laster haben ein Speckel auf der Fall ligen II 4. 
Sprachmärgen von den Teztdrähern: mit vnzeitigem Sprachmäreen 
die Ohren kützlen I 465. Stänkerei: allerhand Stenckereien an- 
fangen II 155. Stättig adj. nimbt ein gleichniß von einem Kalb, 
welches, wann es stättig ist, pflegt man dasselbe mit spießruthen, 
mit stecken mit Gewalt zur Krippen zihen I 71. Stich: so halten 
sie doch den Stich nicht, sind anders nichts als Streysand usw. I 
148. Stimpeln swv. was die Widergebornen hie anfangen und 
stimplen, daß wird alsdann perfiziert vnd ausgemacht I 55. Sah- 
batstimpkr I 570. Streu: daß die Korinther der Venus-Göttin zu 
ehren tausend vnzüchtige Weiber au/f der Strewe gehalten I 140. 
So hielten die Römer 12 Pfaffen, die Saliares oder Tänzer genannt, 
auf der Strew, die mußten tanzen 183. Strick: Strick ist ent- 
zwey vnd wir sind frey, derNam des Herren steh uns bey!I115. 

Tagner: Dienstbotten, Tagner Knecht vnd Mägd II 344. 
Tapen: kommt ein Unfall, Krieg, Brunst, Raub — so sitzen wir 
da vnd saugen die Tapen III 295. Tiermeister, der das Thier 
zahm macht II 195. Tireli: des Naohtigalls Schlag, der Lerchen 
Tireliy das Zwitzern der Canarien I 383. Tripel: führet ein son- 
derlichen tact in den triplen, hilft dieser oder jener Stimm wie- 
derum in Gang II 39. Truckelhul : Gleichnis aus der Barbierstub, 
da man den genetzten vnd mit Laug gewaschnen Kopf mit Tüchern, 
so vber den TruckelhtU und brennende Kohlen gehalten worden 
II 193. 

üebereneig: Vollkommenheit, überenteige gute Werk, Ver- 
dienst der Seligkeit I 482. Sich selbst castriren, entgeilen, mit 
vberänizigen Fasten den Leib schwächen II 146. Durch unsere 
vberäntzige Langmuth 203. Von vberentfsigen guten Werken 368. 



56 

üeberschälen Bwy. Scbiessen aber allzumal Fehler, in dem rie den 
rechten, ewigen Schatz des höchsten Gut im Himmel und anff Er- 
den vberschälen vm sich an den erschaffnen Gütern vergaffen I 
87. ünerschäzlich a^. Gott sey vnanßsprechlich, vnerschäizlichj 
unbegreiflich groß. I 90. 

Verfärungi ich schwer ohn alle geförd, nicht wie mancher 
vnYerständiger Mensch jm einbildet, ohngefähr, sondern ohn alle 
geförd, Verführung t falschheit, Betrug, aufrichtig usw. I 512. Ver- 
nebeln: der Luefft dermassen vernäbelf, daß maus greifen konnte 
III 58. Verkätschen: bald da, bald dorthin verkätschen II 355. 
Was sie nicht tragen können, daß heischen und welzen sie (Amei- 
sen) III 48. Verschnüren swv. v. und anbinden vom göttl. Geseze 
I 44. VerstaUeni prächtiger Hansrat — ein Dieb, der nichts 
nüzt, täglich abnimmt ynd viel zu verstallen kostet? II 354. Yer- 
stiften', wir arme Mägd müssen vns leiden, versiiften noch einan- 
der III 461. Verttäschen: bei denen diß Laster in dieser Welt 
nicht an Tag komt vnd verttäscht bleibt II 277. Yereollen: so 
muß auch dieser Leytstem niemand also zu reden verzollen vnd 
hinder sich laßen. (Es ist von der Norm n. Leitseul uns. Christi. 
Relig. die Rede.) I 26. Vollbrätig essen vnd vollsaufen II 451 . Subst. 
Auff der andern selten last sie liegen die Unmäßigkeit, die Voll- 
brätiigkeit vnd YoUsäufferey II 465. 

Wälsche Phantasie in Kleiderschmnck schlägt uns St. Paulus 
zu einer Buhlerin, Maßgeberin vnd Auffmutzerin — nicht die 
Welsche Phantasi, sondern die Natur selbst II 81. Warzd n. 
scheinet manchmal der Kopf in Kunstspiegeln so klein wie ein 
Wartßfel^ daß er davor sich entsetzen muß I 53. Alle seine auch 
die geringste Sündenflecken, Warelen u. Runtzlen I 65. Wider- 
befeenBWY, Was ist das anders, als ein Widerbe/ftzen der Agar 
gegen der Sara I 29. Wimpel adj. Hat er Lust gewonnen zu 
Ehr vnd Würden in der Welt, so stincket ihm allzeit das Maul 
darnach, jhm ist wimpel vnd bang biß ers kriegt vnd erlangt, was 
er sucht I 87. 

Zusamimenspettlen bald da, bald dort bettlen vnd eusammen- 
spettlen müßen III 44. Zweifelsstrick : sie brachten mit sich einen 
ztoeiff eisstrick, legten ihm eine damahl oft getribene Gewissensfrag 
vor — darinn er sollte verstrickt werden vnd nirgend entfliehen 
III 123. Zwieem swv. ein drewendes Schwert, das sich jmmer 
bewegt und jnoitzert I 299. Wirst du aufhören zu etvitzem, du 
böse Schlang, sagte e. Deutscher zu e. ausgeschnittenen Zunge III 188. 

A BIRLINGER 



57 



HEBELSTUDIEN 

zu HEBELS STATTHALTER VON SCHOPFHEIM 

1 V. 19—20: 

Vor f&nfhnndert Johren, i ba's vom Aetti erfahre, 

isch e schwere Ghrieg and sin Panduren im Land gsi usw. 

„Vor SOOJahren^' ist formelhaft, ist epische üehertreibang, 
wie die 7000 Teufel in der Faustsage. Es ist hier offenbar anf 
den SOjärigen Krieg angespilt, in dem die Kaiserlichen oft mer 
Unheiles rerübten, als die Schweden. Panduren und Kroaten 
dürfen hier nicht strenge geschiden werden. Jener Name, der 
erst später bekannt ward, ist anf die vil früher bei uns auftre- 
tenden Kroaten übertragen. In der ersten Hälfte des 17. Jhds. 
verwendete Oesterreich die Kroaten auch auf andern als Östlichen 
Schlachtfeldern. Im 30järigen Kriege werden sie in Deutschland 
farchthsr, wo ir ungewönliches Auftreten Stof zur Entstehung von 
wunderbaren Mären liferte. Wallenstein brachte sie zuerst in Ver- 
wendung. Als leichte Gavallerie eigneten sie sich auf iren kleinen 
schnellen Rossen besonders zu Vorposten^ Patronllen und Requi- 
rierung von Lebensmitteln und daher so volkstümlich aber schreck- 
lich volkstümlich. Im oesterreich. Erbfolgekrieg ward unter Trenk 
mit seinen slavonischen Freischaren oder den sog. Panduren der 
kroatische Name nochmal furchtbar. So ist also die volkstüm- 
liche Vermischung beider Namen leicht erklärlich. Für Hebel war 
es ein glücklicher Orif, da am Oberrhein besonders Elsaß „Pan- 
duren" noch volkstümlicher Schreckensname ist. 

2 V. 103—105: 

Hemmer's Wasser g'chert und hemmer de Hirze gehütet 
Z'nacht um Eis und frQeih vor Tag, mer chönne nit chlage: 
Kuntereriy sie hennis ghulfe, gell aber Jobbi! 
Dazu ist V. 75 zu vergleichen: 

Hemmer nit menge llirz us sine Oärte verscheuchet? 

Ich habe Alem. III 183 gesagt, es bedeute obige Stelle nichts 
anderes als V^ache stehen, damit das Hochwild die Säten nicht 
verwüste, was Behaghels Hebelausgabe Allem. Ged. S. 60 wider- 
gab. Götzinger denkt an das Hüten der Herde vor den Hirschen, 
was falsch ist und dem Herausgeber hätte nicht passieren sollen, 
besonders wenn er aufmerksam V. 75 gelesen, und über V. 104 
z^nacht um Eis und früeih vor Tag bei sich nachgedacht hätte. 
Stat des alten Oenetivs stet also hier Dativ. Wir müßen die 
Sache so auflösen: haben wir den Bauern Hutdienste getan gegen 
die felderverwüstenden Hirsche. Ich füre hier eine Bemerkung 
des Ver£Bißers von: „Etwas über Aufklärung und aufgeklärte Er- 



58 

Ziehung o. 0. 1786'' an, S. 39 : Es ist nocb nicht lange, daß ich 
zu Nacht durch ein Land reißte, wo ich auf freyem Felde ein nn* 
abläßiges Ruffen und Blasen hörte und als ich nachfragte, von 
meinem Postillon erfuhr, daß es die HirschenkiUer seyen ; so nennt 
man die Wächter der Felder. Ich erfuhr auch verschiedene hieher 
gehörige Anekdoten, die mir zu erkennen geben, daß in diesem 
Lande ein Hirsch oder ein wildes Schwein höher geachtet werden 
als ein Mensch. 

3 V. 149: Und e Logel voll Wi, gib achtig, aß es nit gäutsckei. 
Vgl. das Gewitter V. 38: 

Und vorem Hus wie gäutschts im Bach! 

Es bedeutet das wellenstürmische Treiben des Waßers. Weder 

zur 1. noch 2. Stelle treffen Götzingers Erklärungen zu. Alem. 

„gäutschen'' auch das Schaukeln der Kinder auf einem Schankelseile, 

auf beweglichen Heu- und Strohmassen ; sih Feiners Gedichte 106 : 

Do gatäscht sie si droben im Heu. 
Also one und mit Umlaut gebräuchlich. 

4 V. 53—54: 

Schon zTasnacht iscb er im Meister us de Hände gewütscht, 

sust hätt en der Statthalter grüblet. 
Es heißt hier ,,den Kopf verschlagen, beorf eigenes denn 
mit dem Schütteln an den Oren oder Haren ists nicht getan. 
Hebel walte den gelindern Ausdruck. In Schreibers Allem. Liedern 
30 in milderm Sinne: 

Nit alle Stock hen Trüble 
ün s'git viel herte Nuß 
Wenn di hübsche Meidle hüble 
So strof se mit nem Kuß. 
Götzinger 1, 54 hat auch hier total falsch berichtet, sezt 
jedoch ein Fragezeichen dazu. Es ist wie Alem. I 103, IH 183 
stet, zu höbe, baube zu stellen. Ursprünglich gehört es der Sprache 
der Falkner an, wozu Zarnckes Brant S 379 zu vergleichen. In 
abgeleiteter Bedeutung heißt es sich mit der Haube, dem Kopfe, 
den Haren zu schaffen machen. Azel und Häze nennt man ja 
noch Har, Harborsten, Bürste gemein, Perücke. Bei Brant ist 
offenbar schon der Hebeische Sinn von hübein zu suchen: den 
Kopf zerschlagen, wenn „so muß man hüblen dann die hätzen^' 
nicht wörtlich zu nemen ist: man muß sich mit dem „Hanben der 
Falken' ' abgeben, um sie zur Ruhe zn bringen. 

5 V. 30: Egert 124, 225: der Egerten üdu Die erste 
Auflage hat das volkstümlichere Erget in V. 30. Die zwei an- 
dern Stellen entberen in der ersten Anfl. des Egert, Alter ist 
Egertj jünger Erget, und doch bildet lezteres vile Flurnamen wie 
Erget, Snnthansen, Baar; in schlechten Ergaten, Jungnaa, Hohen- 
zoll. Der eigentlichen Deutung kommt die Bncks in s. Oberd. 
Flumb. am nächsten, der ee zn altem firansös. garetom 1120: ad 



59 

garedta usw. vervactani stellt. Seine Heimat ist nar alem. Land 
und das urknndl. niderd. erde (1275) hat damit nichts zu tun. 
Das Schweizer Idiotikon, in dem wir Rats zuholen gedachten, läßt 
DDS anch im Stiche. 

ABIRLINGER 



CAMILLUS TEUTONICUS 

1 Heroici Quirites, mundi columina, 

en! altert^) Samnites per atra flumina 
aeditione dirutnm grassantur in Imperium 

Ach hen! 

2 Adeste, Fabiomm trecenti proceres, 
quoB perdidit yirornm feralis acies, 

pro Cremera Danubius et Rhenus a Senonibus 

ardei. 

3 Coenis olusculorum pasti Fabricii 

et Quinctii raporum pulmento satori, 
stivas occamqne mittite, pro patria corripite 

tela. 

4 Obsidium Falisci, Gamille, desere, 
praesidio Teutisii Picardos obside, 

nou tarn pro Capitolio quam Gaesaris de solio 

lis est. 

5 Ah! Curi, delicatis infense poculis, 
defensor aequitatis, aroicis oculis 

regni labanüs aspice vulnus et hostes obme 

flammis. 

6 Non ergo delirare nee cesso furere, 
Gamillos evocare sicco e pulvere, 

cum Yivis, hercle, Fabiis utamur^) et Fabriciis 

usque. 

7 Werdaeus Hansicheuius, e raatre villica') 
plebeia^) sorte genitus inter equilia, 
posthabitis ligonibus gandet papilionibus ^) 

audax. 

8 Gregario de milite magister equitum 
rem gesserat pugilice pone^) Aureacum 
tot partis a yictoriis illustris in historiis 

extat. 

1) et alteri Hs. 2) ut amor Hs. 3) vellicä Hs 4) Pleiba 
Hs. 5) pabiiionibus Hs. 6) pene Hs. 



60 



9 Ut rudis in legendo sit HansichaeniaB, 
in hoste subterendo vir est iDgenims, 
qood Bcriba mille calamis hoc exarat hie gladüs 

acer. 

10 Pro stirpe dinastamm priscisqae tritaVis, 
pro Serie ceraram cultisqae praediis 
dum gloriose militat propaginem nobilitat 

alte. 

11 Nil hocce popularius vel in imperiis, 
nil est familiarius vel in officiis: 

oqnester est eqaitibns pedesqne cum peditibtis 

nitro. 

12 Non hordei buccellas comesse defngit, 
e limo nee scntellas in coenis abnuit; 

si vini desit amphora, coercet aquae situU 

sitim. 

13 Solei 18 appellari commilitonibus 
gaudetqae nuncapari pater ezercitus : 

qui bella nuper oderat, hoc snb Aiace pensitat 

hastas. 

14 Dat primus in aggressu bellis initium. 
Dum fervido successu res floret hostium, 
bolos Werdaeus eripit risusque lucia dirimit 

aegro. 

15 In opcre castrensi nil Hansichenio 
moliminis immensi visum, vel otio 

quidquam putat obscenius, perpetuus in acribus 

ardet. 

16 Non hunc rei gerendae fallit occasio, 
virtuti persequendae dat frena sedulo, 

de hello noctu soniniat et caedes inter vigilat. 

Enge! 

17 Per nives ac pruinas cubare sustinet, 

dura Gallo det ruinas Gothumqne subiuget, 
pluinas premente Lentulo hie vigil perstat sub labro 

belle. 

18 In cüleri conatu ponit victoriam, 

non quaerit apparatu fulgente gloriam, 
pro fide se catholica demergit in discrimina 

pie. 

19 Freqnenter inclinatas erezit acies 
flezitque desperatas Bellonae Facies, 
terrore solo nominis elisit arma Senonis. 

lol 



61 

20 Werdaeo copiarum dnce qui« trepidet? 

de spe victoriarum quis d . . . . haesitet? 
si desit is militiae, vioisse non est vincere 

pleno. 

21 Nee sonita tubamm cienda praelial 

Nil nectitar morarum, faceasaot tympana. 
Cordatn^ est militibas hortator Hansiehenins 

Allam (80 1) 

22 Is comite coDstantia, favente nnmine, 
prO| subigit obBtantia virili pectore, 

vitae contemptor inrilit hostemqae castris exuit 

arte. 

23 Sacro nisi litato nil andet impigre 
Deo Dec invocato timet confligere: 
placatia a caelitibns par fnlroinat leonibüs 

hostem. 

24 lam clade fusa straverat haud raro Sequanoa 
et saepe tracidaverat Gattimelibooos, 
Poliorceten diceres nee Hectori subiiceres 

Teuere. 

25 Urbs Vitniina ludis intenta soenicis 
calamniisqne crudis pasta Pootificis 

hoc arsit usta^) vindice ceu typus insolentiae. 

Quidni ? 

26 Quod 18 malevoloram spes fecit irritas 
ducum, quos Austriornm torsit felicitas, 

binc qaoties praecingitur, captus Werdaeus fingitar 

belli. 

27 Rheinfeldiae^) si pugna per Hansicheniam 
stetisset, ille summa cum laude praellum 
pngnasset: hei! discordia tunc sumpserat exordia 

demens. 

28 Hie Rbenus interceptum flevit Werdenium, 
bic Boicis ereptum siguis aozilium, 

ex illo cuDcta ruere et retro laeta fluere. 

Pro fas! 

29 An oaptus is abiecto se gessit animo? 
Nuro Caesare neglecto favori Gailico, 

ceu poscebatur, anniiit? favores imo respuit 

ampios. 

1) osta Hs. 2) Im Febr. 1 638 schlägt Bernhard v. Weimar 
<len kaiserlichen General Savelli bei Rheinfelden und nimmt in 
lelbst nebst Johann v. Werth und zwei andern Generalen gefangen. 



62 

30 Et fronte Martiali victorem temiit 
hostisque pvaeda tali sontem se ceosait. 
At über is dicteria vibraverat libenrima 

pasaiin. 

31 Incendiis delebo pagos et oppida, 

dixit, nee abstinebo fovere praelia, 

dum dissipetor hostica in cinerea Lutetia. 

Mafoy! 

32 AssertuB Horniano^) deinde cambio, 
cea 8ol meridiano scintillat radio, 

non secus is Catholicam spe complevit^) exercitam 

nova. 
83 Mox cuncta revirere nnper languentia 
lucemque revidere belli prudentia. 
Fortuna Guebriana*) contabuit insania 

fallax. 

34 Argen teo saperbnm pede RanzoTiam 
industria perversuni fecit mancipiam. 
Tutlinga testis adfuit fugamque Rosae stnpuit. 

Tab! 

85 Cum fingeret se centum Sypbax Haegovius 
Tel Caesaris addictam Ingnrta partibus, 
necti moras ingemait Werdaeus et infiremnit 

altum. 
36 Nee placuit Friburgi*) reses obsidio, 
malebat inde Burgi motuqae concito 
iaetas cobortes abripi Rosaeque vires obteri 

cito. 

1) Am 24. Mära 1642 wurde Werth nebst 2 anderen kaiser- 
licben Generalen gegen den bei Nördlingen in Gefangenschaft ge- 
ratenen schwedischen Marschal Hörn ausgewechselt. 2) com- 
pluit Hb. 3) Nach dem Tode Bernhards v. Weimar (1639) hatte 
Graf Guebriant den Oberbefel über dessen Heer erhalten. Werth 
kämpfte gegen disen 1642 und 1643 am Niederrhein und an der 
Donau. Als Guebriant, verstärkt durch eine Heeresabteilung unter 
dem Herzog v. Enghien ans dem Elsaß wider über den Rhein in 
Schwaben einrückte starb er bei der Eroberung v. Rottweil im 
Nov. 1643 in Folge einer Verwundung. Zu eben diser Zeit über- 
fiel Werth die französische Armee bei Tutlingen (24. Nov.) und 
vernichtete sie völlig. Dabei wurde Guebriants Nachfolger Ran- 
tzau gefangen. 4) Der bairische Oberbefelshaber Mercy hatte 
1644 Freiburg erobert und deckte es mit seiner Armee. Durch 
neue Truppen unter Turenne verstärkt erschin der He«og 
von Enghien (Comes ab Anguie) am 3. Aug. vor Freiburg, sein 
Angrif auf die gut verschanzte bairische Truppenmacht ecbciterte 
aber an deren Tapferkeit, und er muste sich mit einem Verlost 
von 6000 Mann zurückziehen. 



63 



37 Nil tale saspicatoa yelat indagine 

dum claudit imparatos Cornea ab Anguie, 
caesis Werdaens hoBtibns yiam facit agminibuB 

ferro. 

38 Per aggeres cadaYeram fidenter eziit, 
cruore lotus hostium Grallos lacessiit, 
eqao raente tertio uon dostitit a praelio 

vivax. 

39 Forsan impedimenta liqnit Senonibas. 
Non plane: diTidendo noBtris militibus 
dimisit argutiBsima Gradivi stratagemata 

sane. 

40 Quid, hem, quod Hansicbenio vultiB desiderem? 
Patns faecnndam genio laetamque Bobolem, 

nt vivat in triceBimo Camillus bio nepotalo. 

Fiatl 

Aus Birlingers Handschrift Alem, XII 197 ff. 

WCRECELIÜS. 



ALTE KECEPTE 

Im Codex Yatic. Palat. 607 sind von mereren Händen (16. 
Jahrb.) am Schlaße verBcbidene Reoepte eingetragen. leb teile von 
disen einige bier mit, die von einer Hand warscbeinlicb Bcbon zu 
Anfang des 16. Jarb. aafgezeicbnet sind. 

Eyn recept eyner Juden fcUhen vor die bhtem^) male fran- 
fofe. recipe prout fequitur. 

Item j pund fwin fmalcz Item iiij lot qneck filberß Item 
ij lot wiffen wiracbß Item j lot maftickix dorg eyn ander in 
eynem geueß vorerwet oder gemifft vnd gebracht^) mit den drencken 
ynd regerang alß ber nocb volget. 

Item eyner ^) fal ficb eyner der falben fchmeren an dem 
ganczen Übe iij oder iiij dage nocb eyn ander vnd die felbige iij 
oder iiij dage allen dack czwey mole morgeß eynß vnd obenß 
einß. Item wan . .^) die iiij oder iij dage für fynd foe darfP der 
den ganczen lipt^) nit fcbmern fonder woe er die bletern bat. 
Item wan er jjcb gefmert hat fal er eyn lilacb über daß haupt 
vnd ancb nwer den ganczen lipt fclagen nnde dar noch in eyn 
bet legen v oder vj ftunde alß lange er dan er enß liden mack 
vnd dar jn fwiczen jn eyner virarmen fthowen. Item er fal aucb 
nit in die laft gen dye felbige dage Item er fal auch keyn fvryn 
fleyfß effen Item er fal auch nit von geworcztem effen Item 
er fal ancb^) wiffen kompiß oder gefalczen krut effen Item er 
fal auch nit Xlbarcken wyn dryncken er miffen den felbigen dan 



64 

« 

myt gerften waffßr Item er mach gerften waffer drincken Item 
auch geyß milch drincken Item auch ander milch drincken Item 
auch wyn der nit ftharck. 

Der dranck inder krancheyt zu dem munde 
vnd den darmit gefpült neme dar zue 

Item brünelleu waffer Item gülden waßer Item mulber 
waffer Item holder blut waffer Item roffen honck Item gebrant 
wyn lyndenblut waffer Item rofen effick itliß iiij lot. Diffen 
dranck gemüft vnd zur laffen jn eyner phane ob eynem fiir Ynd 
doe ens jn eyn goderoff vnd fthoppet zue mit waß und fphule den 
munt dar mit vnd fchlick jnß . . . . '^) 

Eyn ander waffer bruch man noch den 
vorg. waffer neme dar zue 

Item neme eyn goteroff mit geften (so!) waffer viid doe dar 
jn eyn lot gebrant alluen vnd iiij lot roffen honickis vnd er lofß 
jnß dorch eyn ander vnd fpül den munt dar mit noch den vor 
gefcriben waffer 

Item diffe vorg. waffer fol der mynfß der kranck ist an den 
blotern dageß iij oder iiij mole in den munt nemen no eyn ander 
vnd deß nachteß ider wilß valet 

Eine andere Hand hat noch ein kurzes Recept hinzugefugt : 
Ifeem j pund fwyne fmalcz vnd vj lot fpon grün dorg eyn 
ander vor ebet {so!) ift gut welger die groffen blotren bot. 

Bemerkungen. 1) o ist nicht deutlich, villeicht „bletern.*^ 

2) das Wort stet am Ende der Zeile, villeicht bloß „gebruch"'. 

3) Die zwei lezten Buchstaben undeutlich, jedesfalls ist das Wort 
nachher noch einmal unnötiger Weise wi^erholt. 4) Die zwei 
mit Punkten bezeichneten Buchstaben scheinen „er^^ zu sein. 
5) Das t ist hier, wie nachher, getilgt, villeicht aber von anderer 
Hand. 6) Es feit hier „nicht' ^ oder „keyn'^ 7) Unleserliches 
Wort. W CRECELIÜS 

DAS WORT WILDFANG 

Under welchem Jagen (Prüfet Micha 7, 2. Jerem. 16, 16. Genes. 
10, 9) aber keines wegs die so genannte Pfältisische Wildfänge zu be- 
greiffen, da ein Fremder und ankommender der Enden auch an andern 
benachbarten Orten, woselbsten Ihre Chur-Fürstl. Durchl. das jus Wild- 
fangiatus haben, sich Jahr und Tag häuslichen niderläßt und keinen 
nachfolgenden Herrn hat, so kernt der Büttel oder deß Landgrafen 
Knecht zu demselben, sprechend: loh nehme Euch im Namen meines 
Gnädigsten Chur-Fürsten eum Wildfang und begehr von Euch den 
„Fahrgulden.** Demnach werden dise Leuth nicht aller Orten Wüdfänge 
genennet, sonder zu Oppenheim „Reichsleuth** und in alten documenten 
„ankommende Leuth.'* J. Otto (Ulmer Rat) Freyer Pürschbeschreibung 
Augsb. 1680 S. 6. Weist. I 415: wildvan(g); in den Scbliengener Stat. 
(Schwarzw.) „Wildvlügel.** Lexer mhd. Wb. deutet ungefar dise Be- 
deutung an. Allgem. ist W =^ Wildbann. ABIRLINGER 



65 



LEGENDA AUBEA 

ELSAESZISCH^) 

VON DEM ADUENT. Die gantze zit zergengliches lebens 
Mrart in yier teil mit vnderscheit geteilet : das erste ist die zit eins 
verirreten lebendes, die werte von dem das Adam die erste sfinde 
begie, Tntz nffe die zit her Moyses. dise zit beget die kristenlieit 
Yon dem sunnentage, so men das allelnia hin^) leit vntz ostern. 
so liset men öcb das erste buch denne her Moysi, wenne do inoe 
geschriben ist von dem ersten vonker') der ersten manschen von 
Gotte zfi den Sünden, das ander ist ein zit des wider rSfTes, die 
werte von Moyses vntz zo der gebart vnsers herren: wenne in 
der zit vnser herre den manschen wider gerAffet het durch den 
mnnt der propbeten za kristem glöbeu. dis beget die kristenheit 
▼on dem adnentvntz winnahten; so liset men den propheten Tsa- 
iam, wenne er aller offenberlichest het geschriben von dem gAtte- 
lichen widerrnffe der manschen die behalten sülient werden. Das 
dirte ist eine zit der versAnnnge, die werte von der geburt unsers 
herren vntz an sin uffart, do er mit sioen verdienbern leben vnd 
tode uns Gotte, sime vatter, versAnet het. dis begot die kirche 
von ostern vntz pfingesten; so liset men sante iohäs buch von 
der heimelichen offenborunge; do ist inne geschriben, wele wise 
dise s&ne solte beschehen. Das vierde ist eine zit der widerwerti- 
keit, die weret nu gegenwertikliche untze z& dem ewigen lebende; 
wenne der lip dem geiste widerstet in allem Abende, dis begot die 
kirche von den pfingesten votz zu dem aduent. so liset men die 
hoch der künige zu vrkünde, alse z& iren ziten vil lipliches stri- 
tes ist geschehen; also ist gegenwertikliche vil geistlicher anfeh- 
tiinge. Das fünfte teil der zit des iores müge wir (bl. 2 b. sp. l ) 
hie zfi t&n und ist das von winnahten vntz an den sunnentag, so 
men das alleluia hin leit. das ist geteilt in zwei: das erste teil 
Yon winnahten vntze z& dem zwelften tage ist ein zit der fr&den; 
das ander teil ist ein zit der betrAbunge. das erste teil h6ret zu 
der zit der versumunge; das ander teil gelichet sich der zit der 
widerwertikeit. dise vier underscheit der geistlichen zit gelichet 
men den vier teilen des liplichen iores : also das das erste teil ge- 
lichet werde dem winter; das ander dem lenzen; das dirte dem 
Summer; das vierde dem herbeste. Eine ander glichnisse ist zu 



1) Besehreibung der Handschrift sih Alemannia 160 ff. 

2) Van Papst Alexander II 1073 ward hefolen daß in der ganzen 
kaih, Kirche von Septuagesima angefangen biß auf Ostern das Aüelt^a 
unterbleiben und stijU des in den Tagzeiten — Laus tibi Damine — ge- 
betet werden söüte. 

8} Abker, Abwendung Wackern, Predigten 69, 161. 

Birlinger, Alomuml» xm i 5 



66 

den- teilen des dages ; also das die erste geistliehe zit sich geliche 
der naht; die ander dem morgen; die dirte dem mitdage; die 
vierde dem ohende. wie aber die zit der verirninge vür lieffe die 
zit der ernnwnnge ; doch so hebet die kirche alle ambaht ^) an in 
dem adnent, der do ist ein zit des widerrnffes zu vrknnde, das 
alle nnser werg süllent emnwet werden noch dem widerraffe nnsers 
herren. Dis meinet er in dem bfiche der heimelichen offenbomnge 
an dem dirten capitel, do er sprichet : nement war, ich emuwe alle 
ding ! noch za yolgende dirre ordenange, so hebe wir an dis bSch 
an dem aduent vnd do noch von den nehesten heiigen, alae sü 
gevallent in der zit, also hie vornan geschriben stot noch dem löffe 
des iores. 

VON DEM GEISTLICHEN ADÜENT Es sint vier wochen 
des aduentes, die bezeichent die vier z&künfte vnsers herren. die 
erste ist also er zfi vns kämmen ist in der mftnscheit'); die ander 
also er mit gnoden ist knmmen in der menschen herzen, die dirte 
alse er ist kummen z5 vns in den tot. die vierde, abe er wart 
kammende an das iüngeste gerihte; die iüngeste woch des adaen- 
tes wai-t selten geendet za vrktlnde, das die zit noch dem iüngesten 
gerihte nüt endes(sp. 2)het. an der ersten zokunft vnsers herren in 
menschlicher personen merke wir zwei ding, das erste ist eine 
zimlicbeit; wenne der mansche verlorn bette das lieht gftttelicber 
erkeutnisse vnde die kraft ördenliches warkendes. do noch vrolte 
Got kommen vns zu erlösende, das wir ^ soltent wenen von vnserm 
verdiende die erl^ange haben, wer nmbe aber er nat e kam, 
das entwortet sant Angastinns vnd sprichet: die vollekommenbeit 
der zit was noch n&t kämmen, noch der ordenange des, der alle 
zit het gescaffen. es was öch aimmelich noch den werten aant 
AagostiDi, das got selber keme, wenne der siechtage des manschen 
so gros was, das imme eins grohssen arzotes ootdarftig was. Her 
vmbe so bitten wir in den süben antifenen dber anaeren grohssen 
gebresten. In der ersten bitte wir ^ber vnser vnwisheit und blint- 
beit; dar vmbe so singe wir: da wisheit, die da bist vs des 
obersten mande geflossen! kam vnd lere vns den weg der wis- 
heit! die ander antifene bittet ^ber vnser gevengnisse vnd sprichet: 
o Adonaj! das heisset ein herscher, da herzöge des faases von 
Israhel, kam erlftse vns mit dim gewaltigen arme! die dirte bittet 
fber vnser widerbringange and spricht: o da wand Tcsse! kam 
ond widerköfe vns vnd some dich nüt lange, die vierde bittet, 
das wir os den banden der Sünden geleitet werdent und sprichet: 
o da aehlüasel Danid, kam vnd leite vna as dem hose des kerkers, 
die gBvaogen sitaent in der vinatere vnd in der schetteo des todes. 
die Idnfta bittet nmbe eine gMtelidie erltbtaqge vnd sprichet: o da 
unsolider schin des ewigen liehtes! kam vnd erlfihte die in der 



1) Das JSrdkoiiiar, M. cffidtL 



67 

^nBiernisse sitzent! die sehsta vnä die sübende bittent vnser ewig 
bell Tod sprichet die sehste: o du künig alles volkes, kam Tnd 
1)611811 den m&D8clieD, den du vs dem ertriche hest geschaffen, die 
sQbeode sprichet: o Emannel — das ist mit vns got — kum vnd 
l)ehalt vns anser herre vnd unser Got. von dem nutze dirre (hl. 3a 
ap. 1) z&kunfl schribent vns die lerer mit vnderscheit vil sinne, 
sprichet vnser herre in dem ewangelio sant Lucas an dem vierden 
capitel. das er gesendet ist, das er die armen triste, die tmrigen 
behalte^), die gevangen erlöse, die vngelerten erlühte, die sonder 
reinige alles mAnschliches geschlehte eriftse, alles verdienen belone. 
sant Augustinus sprichet: in dirre weite ist nüt, denne geborn 
werden vnd in arbeit leben vnd mit sorgen sterben. z5 disen 
dingen ist Got uf ertrich kummen, das er köfte vnd neme, das 
er nüt enhette vnd gebe, das er hette. er nam geborn werden 
von dem manschen vnd arbeiten vnd sterben vnd gab widergeborn 
werden vnd von dem tode erston vnd ewiklich richssen. er ist 
kummen, das [er] nemme schamme vnd gebe die ewige glorie vnd 
ere; das er enpfinge den tot vnd gebe das ewige leben, sant 
Gregorius sprichet: alle die von Adam sint kummen begertent dis 
gegenwertigen lebens wollust, widerwertige z5 midende, Scheltwort 
zu fliehende, ere zu suchende, vnser herre ist kummen, das er 
widerwertikeit litte, glücke versmohete, hertikeit sflchte vnde 
ere flühe. er ist kummen vnd het nwe ding geleret, wunder 
gewirkety pine gelitten, sant Bernhart sprichet: vnser herre ist 
kummen, das sin glöbe vns erlühte, sine gnode vns kreftige, sine 
kraft vns beschirme, an der andern zfikunft') vnsers lierren, das 
ist zi dem iüngesten gerihte. merken wir zwei ding: das erste 
sint die vorgonden zeichin; das ander sint die nochkummenden 
worheit. von den zeichen schribet sant Lucas an dem XXI capi- 
tel alsus: es werdent zeichen an der sunnen, an dem mone, an 
den Sternen vnd vf ertriche ein knüstunge') des Volkes von dem 
vngestAmigem get6ne des meres. von den ersten drien zeichen ist 
geschriben in der heimelichen offenborunge : die sunne wurt swartz 
alse ein herin sag. wenne das gerihte wart also strenge, das die 
sunne das antlit vnsers herren nüt an schowen mag; der mone 
(sp. 2) wurt bl&tvar vnd die stemen vallent von dem himel vf 
das ertriche zS einre erschreckung allen sundern. von dem vier- 
den zeichen ist geschriben in dem ewangelio sant Mathei an dem 
XXIII capitel alsus : es wurt ein solich betrAbnisse des volkes des- 
glich nie gesehen ist von anbeginne der weite, das fünfte zeichen 
ist ein nuwe vnd eine vngehftrte betrAbnisse des meres vnd sinre 



1) reUe, erlöse. 

2) Zweite Widerkunft 

3) pressura gentium Vuig, und auf erden wirt den leuten angst 
sein. Zürich. Bibel, knistunge bei Lexer MWB ist nach knütschin zu 
Segen, 



68 

flüsse. sant Jheronimus het fanden in den abrahemeschen buchen 
fünfzehen zeichen des iüngesten gerihtes^). des ersten tages so 
hebet sich das mer vf über alle berge vierzig elen hoch vnd stot 
alse ein mure an sinre stat. des andern tages, so swindet das 
mer vnder sich, das men es kume gesehen mag. des dirten tages, 
so gont die merwunder ns vnd lont sich sehen vnd rühent^) yf 
gegen himele. der stimme merket nieman denne Got. des vierden 
tages, so verbürnet das mer vnd alle wasser. des fünften tages, 
so gebent alle böme vnd krüter bl&t varwen tö. vnd samment sich 
alle vögele des loftes vffe das ertriche vnd essent noch entrinkent 
nüt von vorhten der zaknnft des strengen rihters. des sehsten 
tages, so vallent alle stette vnd was gebuwen ist vnd fliessent 
fürine wasser, von dem vndergange der sannen wider den ufgang. 
des sübenden tages, so schlahent die steine annander, das sü bre- 
chend den ton merket nieman, denne Got. des ahtesten tages, 
so wart ein gemeine ertbideme, so gros das alle manschen vnd 
tier nider nallent vffe die erde, des nünden tages, so wurt alles 
ertriche glich ftbene vnd werdent alle berge vnd bühele zfi pnl- 
uere. des zehenden tages, so gont die mönschen as den hülen, do 
sü in geflohen worent, alse su halb tot werent vnd en mag eins 
z& dem andern nüt gereden. des eilften tages so tant sich alle 
greber vf vnd erstont die toten alle, des zwelften tages, so valleat 
alle die kleinen sternen von dem himel vnd die planeten lont 
fürin schos von in. des dri (bl. 3 b sp. 1) zehendesten tages, so 
sterbent die lebenden, das sü mit den toten vf standent. des vier- 
zehendesten tages so verbürnet himel vnd erde, des fünfzehen- 
desten tages, so wart nuwe himel vnd erde vnd erstont alle man- 
schen, das ander zeichen des iüngesten gerichtes ist die falscheit 
des endekristes. hie merke wir vierhande weg, wie der endekrist 
die mönschen betrüget, das erste ist der schalkehte rot vnd lere, 
die er den mönschen wart gebende, wenne er sprichet vnd vs der 
geschrift wil bewern: er si der gewore Messyas, der vns gelobet 
si in der gesetzede vnd wart .gottes lere verkemde vnd sine lere 
verstende. do von sprichet David in dem salter: herre, du warst 
gebende einen ^ber sü, der in ein ander gesetzede git. das ander 
sint die valschen zeichen vnd wunder, die er warkende wurt. alse 
ist geschriben, das er wart kämmende mit glichnisse der zeichen 
Kristi; so vil das er öch machet für von himel kummende, glich 
alse obe er den heiligen geist gebe, das dirte sint die grohssen 
geben, die er sinen nothelfern git. do von sprichet Daniel in dem 
XIII capitel: er wurt den sinen grossen gewalt gebende vnd 
wurt in die laut teilende, das vierde sint die grohssen pine, die 
er den mönschen an dut, die noch sinen willen nüt lebent. do von 
schribet Daniel an dem VIII capitel: er wurt alle ding zerstörende, 



1) hs. geristes, 

2) hiMen, 



69 

me denne glftplicli si. dovon spricht Oregorins: die starken des 
geistes piniget er liplich vffe den tot. hie noch volget das iüngeste 
gerihte, von dem ist geschrihen, das es sol werden in dem tal 
Josaphat, do erschinet vnser herre in m&nschlicher personen. das 
erste das er tat ist, das er die gerehten scheidet von den vnge- 
rehten vnd die gerehten setzet z& sinre rehten hant ynd die vn- 
gerehten zfi der linken hant. so wart er stroffende die vngerehten, 
das sü die werg der erbarmherzikeit nüt erfüllet (sp. 2) hant an 
imme in sinen minnesten nf erden, so weinent sü ^ber sich selber, 
also sprichet Grisostomas: die jaden weinent, so sü anschowent 
den lebende», den sü tot schetzetent an dem crüze vnde mügent 
ir Sünde nüt verheln, so sü schowent die offen wunden vnsers 
herren. die heydin weinent so sü schowent die worheit, das sü 
schetzetent ein torheit, wie der gekrüziget were, an den sü glöben 
soltent, das nüt t&n enwoltent. die sünder weinent ^ber sich, das 
sü die weit me minnetent, denne krist. die vnglftbigen weinent, 
das sü in wenden alleine menschlich persone, der na treit gdtte- 
liche kröne, alle mAoschen weinent, so sü keinen gewalt empfin- 
dent vnder za stonde noch keinen weg zfl engende noch keine 
stat zo rawende, noch keine zit za gelawende. nüt ist do anders, 
denne weinen vnd truren. das ander ist ein vnderscheidene orde- 
nange, do von sprichet Gregorins: an dem iüngesten gerihte wart 
ein vnderscheit der bftsen vnd der gäten. der bdsen wart Öch ein 
vnderscheit vnder in selben, ein teil der bdsen werdent mit vrteil 
vertampnet. z& den vnser herre sprichet: mich het gehangert, ir 
enspisetent mich nüt! die andern werdent one vrteil vertampnet. 
das sint die vngl&blgen von den ist geschriben: wer nüt glöbet, 
der ist in sime vnglöben vernrteilt; wenne sü sint nüt würdig, das 
sü hdrent die wort des vrteils, die versmohet hant die wort des 
glöben. die dirten werdent gearteilt vnd behalten. z& den wart 
gesprochen: mich het gehangert, ir hant mich gespiset. die vier- 
den werdent nüt gearteilet vnd werdent behalten; das sind die 
heiigen zwelfbotten, die werdent za gerihte sitzende in zli grossen 
eren, Gottes vrteil z& einre bestetigange vnd den Sündern zli einre 
vertampnisse. das dirte ist ein erschinen der zeichen des lidendes 
vnsers herren. do erzöget sich das crüze vnd das sper; die nagele 
vnd die kröne, do von sprichet Grisostomas: das crüze vnd die 
wände zeichen erschinent lichter, denne die sänne, öch do von, 
das die ge(bl. 4 sp. l)rehten erkennent, das sü behalten sint vs 
dem lidende vnsers herren vnd nüt von iren g&ten werken, do 
von öch das sin vrteil wider die bösen gekreftiget werde, in dem 
das alle mönschen erkennent, das die bösen dis grosse liden an in 
hant verlorn lohssen werden ; dar vmbe wart vnser herre wider 
sü sprechende, als vns schribet Grisostomas: ich bin darch 
ich mönsche worden, gebanden, geschlagen, verspottet, gecrüziget: 
wo ist die frnht diire arbeit? wo ist der Ion des vsflasses mins 
bl&tes? wo ist der dienst so grosses lones? ich han ^ch geeret 



70 

über mich selber, das ich Got ein mansche bin worden; ir bant 
mich enteret in dem das ir die bdsen ding der weite me ge- 
minnet bant, denne mich oder ^) die minen! das yierde ist die streng- 
keit des ribters. keine vorbte twinget in, wenne er ist almehtig. 
do von sprichet Crisostomus: es ist keine kraft die imme widersto 
noch kein g&t, wenne er ist aller gerebteste, do von sprichet saut 
Bernbart: an dem iüngesten tage sint luter herze nutzer, denne 
kündige wort vnd eine gfite consciencie oder gewissene ist ge- 
nemer, denne ein seckel volpfenninge: wenne der ribter wart ndt 
betrogen jmt worten, noch überwunden mit goben. AngastiniiB 
sprichet! an dem iüngesten geribte wurt ein ribter, der keins ge- 
weltigers persone an sibt, des rieh kein golt noch silber noch bi* 
schof noch grofe gewinnen mag. der bebest Leo sprichet: dis ist 
die kunst des obersten ribters; dis ist die forhtsamme angesiht, 
die dnrcbgat alle scblos, der sint alle heimelicheit offenbar, die 
vinsternisse ein liebt, der die stammen antwurtent, der des mftn- 
schen gedang one stimme zuredet, vnd darvmbe, sit dise wisheit 
so gros ist, so yeruohent wider sü nüt die Widerrede der vür 
sprechen noch die trügnisse der weltwisen, noch die klSge rede 
der Sprecher, noch die schalkeit der listigen, sprichet sant Jhero 
(sp. 2) nimas: seliger sint die stummen an dem tage, denne die 
swetzer; seliger sint die birten, denne die weltwisen; die gebaren, 
denne die künstenricben; die senftmAtigen, denne die schalkehten. 
das fünfte ist die grimme anspreche, die sele wurt Ton drien 
angesprochen vnde gerüyet. der erste ist der bdse geist; do von 
sprichz sant Augustinus: gegenwertig ist der tüfel vnd ermant 
den manschen alles des, das er geton het, an welre stat asse 
wele stunde vnd was wir g&tes vf die zit soltent haben volle- 
brobt; wenne er wart sprechende: herre gerehter ribter, vrteile, 
das dirre min si vmb sine sönde; der diu nüt wolte sin vmbe 
gnode; er ist din von naturen, min von Bünden ; diu vmbe din 
liden, min vmbe min roten; din in gehorsamme, min vmbe vnge- 
horsamme; von dir so bette er enpfangen das kleit vntötlicbes 
lebens; von mir den wüllinen rog des zitlichen lebens, din kleit 
het er verlorn; mit mime stet er hie offenbor; dar vmbe so vor- 
der ich disen manschen, das er si min vnd mit mir lide ewige 
pine: ach! wie mag der gehaben sieb, der geurteilt wart dem 
tüfel glich! der ander ansprecher ist des manschen eigin missetot. 
do von ist geschriben in dem boche der wisheit an dem vierden 
capitel: sü kumment in ein betrabten aller irre Bünden vnd lei- 
tent die Bünden den manschen vnder sich selben, do von sprichet 
sant Bemhart: die werg sprechent wider den sÜnder; wir sint 
dine wergl du best vns gewirket! wir wellent alle zit bi dir sin 
vnd vor geribte bi dir ston zft gezügnisse dins werbendes, der 
dirte ansprecher ist die weit allesamment. do von sprichet Criso- 



1) hs. edefi 90 auch unten. 



71 

fltomüs: andern tage ist keine aDtwurte; wenoe himel vnd erde, 
luft Tiid Wasser, ranne vnd mone, naht Tnd tag vnd alle die weit 
zi gezdgnisse wider den sfinder stont vnd obe dise alle swigent, 
so stAndent vnser gedenke vnd Tnser werg z5 gezfigoisse wider 
vns. das sehste ist die vnbetrogene gezügnisse die (bl. 4 b sp. 1) 
von drien wnrt geben, der erste gezfig ist Got. von dem sprichst 
Jheremias an dem XXX capitel : ich bin rihter vnd gezüg, spnchet 
vnser herre; der ander gezüg ist vnser gewiesene; von der sprichet 
sant Aagnstinns: f6rhtest du den künftigen rihter, so stroffe dine 
gegenwertige gewiesene, wenne das gezügnisse dinre gewiesene ist 
ein vrteil dinre Sachen, der dirte gezüg ist din engel. von dem 
sprichet Job an den XX capitel: die himele, das sint engele, die 
offenborent die sünde des mönschen. das sübende ist der angest 
des Sünders; von dem spricht sant Gregorie: o wie enge werdent 
die wege des Sünders, so er obe imme siht den zornigen rihter; 
vnder imme die erschrftckenliche helle; z& der rehten hant die 
schuldende sÜnde; zfi der lirken hant die pinlichen tüfele; inde- 
wendig die nagende gewiesene, vssewendig die bümende weit: wo 
flfihet der arme sünder hin, so er also vmbegeben wart? es ist 
vnmügelich, das er sich müge verheln vnd ist imme vnlidelioh, das 
er sich erzöge, das ahteste ist, das vnwiderrAflich vrteil von drien 
Sachen; die erste ist eine übertreffende gr&sse des rihters ; wenne 
er vor allen dingen ist in ewikeit ^ber alle ding in würdekeite, 
in allen dingen, mit gewalt; die andere sache ist der sünden offen- 
barkeit; von dem sprichet sant Iheronimas alsns: an dem iüngesten 
tage werdent alle vnser getot offenbar, alse obe sü werent in 
einre tofelen geschriben. die dirte sache ist die vnnerzftgenlicheit 
des vrteils wenne alle ding do beschent in eime Ügenblicke. 

VON DEM N AMMEN ANDREAS. Andreas ist so vil ge- 
sprochen alse ein schftnre eder ein antwurte eder ein menlioher, 
eder ein zftkerer. sant Andres ist gewesen schöne in sime lebende, 
antwortende in der wisen lere, menlich in der pine ; zft vnserm 
herren gekeret in ewiger selikeit. von dem lidende dis heiigen 
hant vns geschriben die priester von Asya. Von dem Ze&en sant An- 
dres^), Sant Andres vnd etteliche iunger vnsers hen*en sint drü mol ge- 
rflffet von der stimmen Gottes, zft dem ersten het er sü gerüffot in 
sine erkantnisse. alse do sant Andres horte eins moles von sant Jo- 
hans dem töffer: occe agnns dei etc.: nement war, dis ist das 
lembelin Gottes! do erkante sante Andres vnseren herren; s&chte 
in vnd wonte bi imme einen tag vnd f&rte sant Peter sinen br&der 
öch do hin. des andern tages kertent sü von vnserm herreu vnd 
forent wider vf das mer vischen. z& dem ander mole rief vnser 
herre sant Andres, do er ging bi dem wasser Genesaret, das ist 
das mer galylee vnd ging in das schif sant Peters vnd sant An- 
dres vnd rief za imme sant Jocobe vnd sant Johannese« die volge- 



1) Ln Cod. rot. 



72 

tent imme noch, do bleip sant Peter vnd sant Andrei vnd enTol- 
geient imme nüt. hie noch rafte er in, do er ging nebent dem 
mere, do sü vischetent vnd sprach : volgent mir noch, ich wil ^cli 
machen vischer der roÖnschen ! do liessent sü das schiffelin Tnd 
die netz vnd alle ding vnd volgetent imme noch, do vnser herre 
zft himel was gevarn, do teiltent sich die iangeren durch die weit 
vnd kam sant Andres in das lant Syria vnd sant Mathens prediete 
in dem lande Mergandia. die predie sant Mathei versmohetent 
die lüte von Mergnndia vnd vingent in vnd stochent imme sine 
ögen US vnd zngent in in einen kerker vnd berietent sich, waa 
todes sü imme woltent an tun. hie zwüschent (bl. 5 a sp. 1) er- 
schein ein engel sant Andres vnd gebot imme, das er ginge in 
Mergnndiam zfi sant Matheo. do sprach sant Andres: er enwnste 
des weges nüt; do antwortete der engel vnd sprach: gang hin an 
das mer, do vindest du ein scbiffelin, das füret dich schiere in die 
stat. dis beschah, das sant Andres eins snellen löffes f&r ^ber das 
mer vnd kam zfi dem kerker, den vant er offen, do bat er Got 
vmbe sine gnode vnd weinde grftsliche ^ber das liden sant Mathei. do 
empfing sant Matheus sine gesiht wider vnd für von dennan vnd 
kam gegen Anthyochiam; do bleip sant Andres z& Mergnndia vnd 
wart gevangen von dem volke vmbe das in sant Matheus ent- 
runnen was vnd bundent in vnd schleiffetent in durch die stat, 
das sin blut vf die erde flos. do bat er vnsem herren vür sü in 
sime lidende vnd bekerte vil der manschen mit sime gebette. dar 
noch vfir er gen Anthyochiam vnd bleip do. es beschach das ein 
iüngeling wider sinre fründe wille nochvolgende was dem heiigen 
sant Andres, das beswerte sine frünt vnd do sü sohent, das sü 
nüt verfingent mit gutem, das ir kint wolle sich keren von sant 
Andres; so stiessent sÜ an das hus, do der zwelfbotte vnd der 
iüngeling inne worent vnd woltent das hos mit dem heiigen ver- 
hürnen, do das für so gros wart, das die flamme ^ber das hua 
schlSgi do nam der iüngeling ein klein gleselin mit wasser vnd 
gos vf das für. vil schiere was das für verlaschen, do dis sohent 
die frünt des iüngelinges, do sprochent sü: vnser sun ist ein zö- 
berer worden vnd leitent leitem an vnd woltent vohen den iünge- 
ling. do erblindetent sü, das s& die leitem nüt gesehen enmdh- 
tent. do sprach der iüngeling z& vatter vnd m&ter: war vmbe 
beknmbernt ir ^oh mit üppiger arbeit? wissent das Got vür vns 
wider ^oh vihtet vnd ir nüt sehent? der vmbe so lont abe vnd 
betrübent vns nüt das got sinen zorn ü an ^ch vollebrin(sp. 2)ge. 
von disem zeichen wart eine grosse schare des Volkes glftbig. dar- 
noch über fünfzig tage wart, do vant men des iüngelinges vatter vnd 
m&ter tot des gehen todes in eim ögenblicke. ein ander zeichen 
beschach, das eine frowe swangor eins kindes vffe der zit der ge- 
hurt mit «grosser pin des kindes nüt genesen mfthte. do sprach 
sü z& irre swester, das sü ginge vnd den b6sen geist an rieffoi 
das er sü erldsete von der pin, die sü leit. das tet ir swester. 



73 

do antwurtete der tüfel vnd sprach war umbe rAffest du mich an, 
Bit ich dinre swestor nüt gehelfen mag; gang hin za sant An- 
dres, der mag dine swester generen^). dis beschach das sü kam 
zfi dem zwelfbotten vnd in fnrte zli irre siechen swester. do sprach 
sunt Andres: es ist billich, das dn dise pin lidest, wenne da dino 
e nüt reht enhaltest ynd die frnht, die dn treist, in Sünden hest 
ennfangen vnd den tüfel in dime lidende za rote vnd za helfe hest 
g^enomen. doch so enpfoch rnwe vnd glöbe an got^ so genisest 
du dins kindes. sü glöbete vnd genas eins vnzitigen kindes vnd 
enpfant keinen smerzen vürbas. es beschach ein ander zeichen, 
in den ziten was ein alter man, des namme was Nycolaus, der 
kam zft sant Andres vnd sprach : herre wissest, das ich ine denne 
sfibenzig ior mins lebendes han verzert in vnküschen lebende ; doch 
han ich gelesen vnderwilen das ewangelinm christi vnd han ge- 
betten 6ot, das er mir kusche leben verlihe. des enwart ich nie 
gewert, wenne mine bftse gewonheit vnd woUust zoch mich alle 
zit wider z& den Sünden, es beschach, das ich eins moles das 
ewangelinm von geschiht^) mit mir tmg, do ich voküsche werg 
wolte vollebringen, do sprach die frowe mit der ich vemallen 
weite: gang vs! du bist ein engel gottes vnd nüt berüre mich, 
wenne ich sihe grosse wunder bi dir. do erschrag ich vnd ge- 
dohte, das ich das ewangelium bi mir trug, nu bitte ich (bl. 5 b 
Bp. 1) dich heiliger sant Andres, das dn Got vür mich bittest. 
do dis horte sant Andres, do weinde er grftsliche ns eime mitte- 
lidende vnd lag an sin gebet von tercien vnte nonen vnd stund 
vf vnd sprach : ich wil keine spise versuchen, vnser herre ta mir 
denne knnt, ob er sich erbarmen welle vber disen alten Sünder. 
do sant Andres fünf tage gevastete, do kam eine stimme vnd 
sprach: Andres du bist gewert vmbe disen alten; also das er sich 
kestige mit vastende alse du hest geton vür in. do vastete der 
alte sechs monot zu wasser vnd z& brote vnd vollebrohte sin leben 
z& eime g&ten ende, do sprach eine (stimme) zu sant Andres : vmbe 
din gebet so han ich funden Niclaus, den ich verlorn bette, es be- 
Bchach das ein iüngeling heimelich seite sant Andres, das sin 
mater in bette an gekeret in vnküschekeit vnd do er ir nüt ge- 
horsam wolte sin, do klagete sü dem rihter: ir sun hette sü an- 
gefordert vmbe vnküsche werg. do bitte ich dich heiliger herre 
sant Andres, das du vür mich bittest, das ich ^t so vnrehte 
sterbe, wenne ich wil lieber sterben, denne ich mine mnter also 
geschende, das ich sage das sü dis an mich gefordert hat. der 
iüngeling wart zu gerihte gefordert, sant Andres volgete imme 
noch, die m&ter klagete Vber den sun; der iüngeling wart ge- 
froget, obe es wor si. keine antwiirte gab er nüt. do sprach sant 
Andres: du bdses wip! vmbe dine vuküschikeit wilt du din kint 



1) helfen^ retten, 

2) ungefär. 



74 

i6ten. do sprach die frowe zi dem rifater : herre, wiasesfc, das min 
sun mit disem maone het gewonet; vmbe das het er dise boeheit' 
ao mich versaht, von zorne hies der rihter den iüngeliog in dnen 
sag stossen vnd in ein wasser werfen vnd sant Andres in einen 
kerkcr beschliessen, vntz das er betrabtete, was pin er imme wolle 
an tan. do bat sant Andres, das ein gros tnnre das volg erscbrecte ^) 
und ein ertbideme sü nider schlug vnd das bAse wip (sp. 2) von 
dem tnnre wart erschossen, do botent sä sant Andres, das er Tor 
sft bete, do bat er, das die vngestAmekeit gar zerging, do glöbte ^) 
der rihter vnd alles sin gesinde an Ghristam. za den ziten kam 
sant Andres in die stat Nicea. do klagetent imme die barger, 
das assewendig der stat sfiben bdse geiste wontent bi der strosaen. 
die ertötetent alle die manschen, die den weg wandelient. den 
gebot sant Andres^ das sft in bände glichnisse dem volke sich er- 
zftgetent vnd dennan fArent dohin. do sfi keinen mftnschen ge- 
schaden enm^htent. des worent sü imme gehorsam vnd ver- 
swundent zft stnnt. do das volg dis zeichen sach, do enpfingent 
sü cristen glöben. fürbas ging er zfi einre andern stat, do er kam 
za der porten, do trog men imme engegene einen iüngeling dot» 
do frogete sant Andres: wie imme ergangen were. do antwurte* 
tent sü imme vnd sprocbent: sahen hande hant in in dem hnse 
ertfttet. do weinde sant Andres vnd sprach: herre ich weis, das 
dis die sühen geiste hant geton, die ich vs minre stat vertriben 
han vnd sprach za des iüngelinges vatter: was gist dn mir, ob 
ich dir dinen snn mache lebende? do antworte imme der vatter 
vnd sprach: ich han nüt liebers, denne minen sun: den gibe ich 
dir. do bat sant Andres ^ber den iüngeling; do erstant er vnd 
volgete dem heiligen zwelfbotten noch, sant Andres namme flog 
so wite, das vierzig g&ter manschen ^ber mer z& imme woltent 
varn, das sü sine heilige lere hortent. do mähte der bAse geist ein 
vngewetter vffe dem mere, das die manschen alle verdorbent. 
dise lichomen wnrdent getragen vür den heiligen herren sant An- 
dres; der gebot in, das sü za stant vf stündent. do worent sü 
imme gehorsam vnd erstandent von dem tode. in diser zit wonete 
sant Andres in der stnt Achaya vnd bnwete do inne vil kirchen 
vnd bekerte das volg zn cristen glöben; öch des rihters Egeas 
frowe 1er te er den glöben (bl. 6 a sp. 1) vnd tolle sü. do dis 
vernam Egeas, der rihter, do ging er in die stat vnd twang die 
kristen lüte, das su den apgÖtten soltent ir opfer bringen, do lief 
imme engegene sant Andres vnd sprach: sit da gewürdiget bist 
za eim rihter der mönschen, so ist es billich, das da lerest er- 
kennen dinen rihter in dem himel. vnd deme dienest vnd din 
gemflte ziehest von den valschen apgötten. do sprach Egeas: du 
bist Andres der do prediet den bÖsen glöben» den die rAmeschen 



1) ^. erachrete, 

2) hs. glohc. 



75 

füraten hant TertampDet vnd Terbotten. dem antwnrte sant An- 
dres ynd sprach : die rAmer erkennent noch nüt, das Gottes snn 
vf erden ist kummen vnd geleret het wie uwer abg^tte völ eint 
der bftsen gebte, die ^oh nfit anders lerent, denne wie ir misse- 
▼allent dem almechtigen Gotte vnd wie sü ^oh von imme gekerent, 
das er ^ch nüt erh5re vnd ir do von in ire stricke uallent vnd 
do inne so lange gevangen ligent, vntz das sü blos von dirre weite 
scheident vnd mit in nüt anders denne die sttnde tragent Egeas 
der antwnrtet imme vnd sprach: do nwer Jhesns diso üppige ding 
prediete, der nmbe wart er an das crüze genegolt; do antworte 
sant Andres vnd sprach: das Got die martel het gelitten, das 
tet er von sime eigin willen, nüt vmbe sine missetot; aber vmbe 
unser heil vnd selikeit. do sprach Egeas: wie spriohest dn, das 
er von sime eigin willen den tot habe gelitten, sit er von sime 
iuDger verroten wart vnd von den iuden gevangen vnd gecrüziget? 
do antwnrte sant Andres dem ribter, das Got von eigim willen 
den tot litte vnde sprach : Öch Got wnste sin liden vor, do er b& 
einen inngem sprach in dem ewangelio: nement war, wir gont vf 
in lernsalem, do wart des manschen kint^) in den tot gegeben. 
Öch sprach er vürbas: ich han gewalt, mine sele zi gebende vnd 
wider zn nemende; Öch erkante er den, der in verroten solte; do 
er sprach ; nwer einre wart mich verrotende ! öch ging er gewillik- 
liche an die stat, (sp. 2) do er den wüste, der in solte den inden 
geben, dise Sachen bewerent, das Got von eigim willen den tot 
het gelitten, do von wissest, das die kraft des crüzes gros ist. 
do sprach Egeas: es mag wol geheissen sfn eine grosse pin des 
crüzes vnd wissest vürwor, es si denne, das dn minen gebotten 
gehorsam sist: ich erfülle an dir die kraft des crüzes. do sprach 
sant Andres: wolte ich vörhten die pine des crüzes. so enpre- 
diete ich nüt das lob des crüzes; dar vmbe wil ich das da borest 
das lob des crüzes, ob du es wellest glöben, das du behalten 
werdest, vnd ving do an vnd offente imme die gnode vnd die zim- 
licheit^) vnserre erlösunge ns fünf Sachen, die erste sache was 
von der erste mönsche ns dem holtze des bömes den tot hette 
enpfangen, do solte der ander mönsche den tot vertriben an dem 
holtze des heiligen crüzes. die ander sache: der erste mÖnsche 
was gemäht ns nnreinre erden, der ander mönsche von einre reinen 
megede; die dirte sache alse der erste mönsche sine hant ns bot 
zfi dem verbotten obesse, also streckete Got sine hant au das 
heilige crüze; die vierde sache: alse des erste mönsche versfichte 
die süsse des appfels, also versfichte Kristus die bitterkeit der 
gallen an dem heiligen crüze; die fQnfbe sache was, das wir vn- 
tötlich werdent, so was zimmelich das Got tötlich würde, noch 



1) Ahm, ist darunter atetsy besonders im Vorarlbergischen, der un- 
verheiratete Son eu versten. Ein Merker für die Nibel Exe^en! 

2) Logische Konsequenz^ Notwendigkeit^ Angemessenheit wie oben. 



76 

dirre rede sprach Egeas, der rihter, dise üppige wort: sag den 
dinen vnd sist mir gehorsam vnd büt din oppfer den almebtigeD 
gfttten! do antwurte sant Andres vnd sprach: ich oppfer dem al- 
mehtigem gotte alle tage ein vnbemosetes lembelin, das von allen 
manschen genutzet mag werden vnd doch einig vnd gantz blibet. 
Egeas frogete, wie das beschehe ? sant Andres sprach : das er würde 
sin innger, so wolte er es in lohssen wissen, do sprach Egea«: 
ich twinge dich mit pine, das dn mir es wnrst sagende, von zorne 
er sant Andres do in den kerker, hies beschliessen. des andern 
(bl. 6 b sp. a) lages sant Andres vür gerihte wart gefürt. Egeaa 
imme do riet, das er den abg&tten sin oppfer bütte, ob er das 
nüt endete, so wolte er in an das crüze henken, das er so sere 
hette gelobet vnd trowete imme grohsse pin. do antwnrtet sant 
Andres vnd sprach: z& der grasten pin, die du mäht gedenken, 
zu der bin ich bereit, wenne ie grosser pin ich vmbe den nammen 
mins herren lide, ie genemer ich imme bin. do gebot der rihter, 
das ein vnd zwenzig man den heiligen sant Andres schlahen vnd 
mit henden vnd mit füssen an ein crüze binden, das sin martel 
desto lenger werte, sus so f&rte men in z& dem crüze; do toI- 
gete noch eine grohsse schare des Volkes, die rieffent mit later 
stimme: das vnschiddige blfit dis gerehten manschen wart ver^ 
tamment one sache! do bat sant Andres das volg, das sü sine 
martel nüt hündertent. vnd do sant Andres das crüze von verre 
sach, do graste er das crüze vnd sprach : gegrüsset sist da crüze, 
wenne da von dem lichomen vnsers herren gewihet bist vnd von 
sinen geliden als^) von margariten^) gezieret; ehe Got an dich ge- 
stige, do bettest da lipliche vorhte; na best da himelsche minne. 
do von so kämme ich sicher vnd fr51iche zä dir, also das öch da 
mit frdden enpfohest mich, wenne ich ein innger bin des meistera, 
der an dir ist gehangen: wenne ich han dich alle zit geminnet 
vnd han begert, das ich dich solte vmbe vohen. o da gutes crüze ! 
du best von den geliden vnsers herren schöne gezierde enpfangen ; 
ich han din lange begert, ich han dich flissekliche geminnet; one 
vnderlos han ich dich gesucht vnd mit begingen herzen hab ich 
dich funden bereit; nim mich von den manschen vnd entwurte 
mich minem meister wider^ das er mich von dir enphohe der mich 
durch dich het erlöset, do sant Andres dis gesprach, do ssoch er 
VB sine kleider vnd gab die den, die in crüzigen soltent. also hin- 
gent sü in an das crüze. daran (sp. 2) lebete er zwene tage vnd 
prediete zweuzigtusent manschen, die do bi imme worent. do 
trowete das volg Egea den tot, das er den gerehten senftmAtigen 
muten mönschen zu solicher pin hette vertampnet. do nohete 
Egeas dem crüze, das er sant Andres von dem crüze hiesse lidigren. 
do dis sant Andres sach, do sprach er: Egea war vmbe bist da 

1) au8 dUe kortig. 

2) 8wf. Peru. 



77 

her zil vns knmmeo ; hest da mwen vnd begereat gnodeo, die 
8olt du vinden! bist aber da kämmen, das da mich von dem 
craze nemest, so wissest das ich lebende von disem crüze not en- 
kamme, wenno ich schowe minen kfinig, der min wartet, do sü 
in woltent Ton dem crüze nemen, do enmftbtent sü imme nüt ge- 
neben vnd ire arme wnrdent in ze hant lam. do nu sant Andres 
sachy das das yolg in wolte von dem crüze, do sprach er dis ge- 
bet an dem crüze, alse vns schribet sant Aagastinns in dem bSche 
von dem rawen: herre ich bitte dich, das da mich nüt lohssest 
lebende von disem crüze kämmen ; es ist zit, das du enpfohest der 
erden minen Üb, wenne ich han in so lange getragen vnd han 
sin so lange gehütet mit grossen sorgen vnd arbeite, das ich nn 
begere erlöset werden von dirre gehorsamme vnd begere, das ich 
beröbet werde dis sweren kleides, wenne ich betrahte wie gar 
swere es mir ist gewesen zo tragende, wie widerspenig zfi zemende, 
wie kräng zo spisende, wie frAHch in dirre mitte wonnnge; herre 
du weist wie dicke der lib mich begerte zä ziehende von der süssi- 
keit g6ttelicher betrachtange, wie dicke er mich von der süsse 
der rawe het gezogen vnd wie dicke er mir grossen smerzen het 
angeton! lieber herre, nu sich an, das ich dirre anevehtunge so 
lange han widerstanden vnd die mit dinre helfe han überwunden 
vnd enpfilch mir dise arbeit nüt vürbas, enpfilch den lip demme, 
den er nÜt bekümbere, der in doch behalte, vntze das er den 
Ion sinre arbeit enpfohe. enpfilch in der erden das ich vürbas H 
dürfe (bL 7 a sp. 1 ) wachen vnd das ich lidekliche müge zo dem 
bnrnen der ewigen frftden mit engestlichem flisse one alles wider 
ziehen kämmen! dis schribet sant Augustinus von sant Andres. 
do sant Andres dis gebet vollebrohte, do erschein vom himel 
ein lieht, des schin vmbegab den heiligen sant Andres vffe zit 
einre halben standen, das in kein mönsche gesehen rauhte vnd do 
dis lieht verswant, do gab er sinen geist nf z& himele. do kam 
Maximilla, des rihters frowe, vnd nam den lichomen des heiligen 
zwelfbotten vnd begrab den 16beliohe vnd erliche ^). hie zwüschent, 
do Egeas, der rihter, wolte hcin gon, do verhengete Got, das er 
von dem bftsen geiste wart besessen vnd vfiPe der strohssen vor 
alle den lüten sine sele von dem bösen geiste wart gezacket, also 
bleip er tot. ein gros zeichen beschach: es was ein bischof, der 
forte ein göttelich geistlich leben, vil zite sanderlich minnete er 
sant Andres vür ander heiigen; also was er an ving, so sprach 
er Gotte zu lobe vnd dem heiigen sant Andres, dis hassete der 
böse geist vnd leite an, wie er disen bischof schelkliche betrüge, 
das er sine andaht verlüre vnd er zögete sich in einre frowen- 
gestalt in dem palast des bischofes vnd begerte, das der J)ischof 
ir bihte horte, der bischof enbot ir, das sü sime penetencier bihtete, 
dem er vollen gewalt ^ber sü gab. sü enbot wider, das sü keinen 



1) standesgemSß, 



78 

manschen ir heimelicheit welle loBsen wissen, denne alleine dem 
biscliofe. also überwant sü den bischof, das er sü zn inime hies 
knmmen. do sü yür in kam, do sprach sü: herre, ich bitte dich, 
das du mir genedig sist, wenne ich bin von kinde vf gar zortlich 
erzogen, also ir wol schowen mügent vnd bin von küniglichen ge- 
schlehte geborn vnd bin in bilgerins wise dar vmbe her za ^ch 
knmmen, einig; wenne min vatter ist ein mehtiger künig vnd wolte 
mich geben eime gi'ohssen fürsten zfi dere^). das was mir wider, 
wenne ich mine küschekeit Kristo ewikliche glo(sp. 2)bet han vnd 
dar vmbe entweich ich, das ich mich zu liplicher e nüt möhte 
gegeben, do wart ich getwungen, das ich mins vatter willen müste 
tin eder grohsse pin der vmbe enpfohen; dar vmbe so bin ich 
heimeliche entrnnnen vnd begerte me in dem eilende za lebende, 
denne ich minen gemahelen truwe ze brechende; sit ich na hau 
gehöret das lob uwerre heilikeit, so han ich einen zuflSht^) ge- 
nommen vnder die vettiche nwerre beschirmunge, do ich hoffe zu 
vindende eine ger&wige stat, die geyellig si der heimelicheit mins 
g&ttelichen beschowendes vnd do ich müge miden die betrübnisse vnd 
die anevehtnnge der weite, do verwunderte sich der bischof, das 
so grosse minne wort vs dem herzen eins zarten m5nschen vnd 
so schönen wibes flussent vnd entwartet ir mit "einre senftmötigen 
stimmen vnd sprach: sicher solt du sin dohter, vnd solt dich nüt 
v5rhten wenne der, durch den du so kreftiklich dich vnd dinen sie ! 
best versmohet, der wil dir grosse gnode geben in dirre zit vnd 
übertreffende^) glorie in dem ewigen lebende, ^ber das so büte 
ich Gottes diener dir mich vnd alles das mine, das du dir vs er- 
kiesest eiiie stat zu einre wonunge vnd bitte dich, das du hüte 
mit mir wellest essen, do entwurte sü und sprach: lieber vatter 
nüt enbitto mich dis, das ^t kein böser argwon den schin dinre 
heilikeit bemose. der bischof antwurte ir vnd sprach: wir süllen 
nüt einig essen, es sol der minen vil bi vns sin, der umbo so en 
mag nieman darza kein bÖses gedenken, es kam die zit, das sü 
zu tische soltent gon. der bischof setzet sü gegen Imme vnd scho- 
wete die schöne ires antlittes one vndcrlos vnd bewanderte in der 
grossen schöne, die er do sach, also wart das herze verseret von 
der gesiht der ögen. der tüfel nam des war und merte sine Schön- 
heit me denne vor vnd do der bischof vil (bl. 7 b sp. 1) nohe in 
vnküsche begirde veraallen was, also das er sü gebetten wolte han, 
das sü sinen willen bette geton; do kam ein bilgerin an die porte 
vnd begerte mit grossem kloppfende vnd mit rüffende, des men in 
inliesse. do men diesen bilgerin nüt in wolte lossen, do rief er 
80 vngestAmekliche, das der bischof die frowe begunde vrogen, ob 
men den bilgerin in solte Ion; do antwurte sü vnde sprach men 



1) hs. e, 

2) h8,-th, 

3) part <idj» exceUens, superfluus. 



79 

8ol imme eine swere vroge vür legen; kan er dar zu eine volle- 
knmmene eotwnrte geben, so ist er würdig, das men in inlobsse; 
antwortet aber er Tnftrdenlicbe, so ist er nüt wördig, das er yOr 
den biscbof knrome. dis gcviel in allen wol. do wardent sü zu 
rate, wer vnder in so wise were, der dise vroge solte vs geben, 
do spracb der bischof : frowe, vnder allen den, die gegenwertig 
Bint, so enschowe icb nieman, der so würdig si dise vroge vür zu 
legende alse ir, wenne ir vns alle ^bertreffent mit wisheit uwer rede, 
dar vmbe so süllent ir die vroge vür legen, do sprach sü : sit ir mir 
dis enpfohlen bant, so vrogent in, was das grftste wander si, das 
Got bei gewirket vs einre bant vol erden? hie z& entwartet der 
bilgerin vnd spracb: das wander ist das vnderscheit der antlit 
aller manschen, das men keine zwene kan vinden, der antlit glich 
sint one alle vnderscheit. dise antwurt lobetent sü alle vnd spro- 
cbent: dis ist eine g&te vnd eine wore antwurte z& dirre vroge. 
do sprach die frowe: wir süllent imroe eine ander vroge, die 
swerre si vfirlegen, so erkenne wir wisheit desto me vnd si dis 
die vroge: wo die erde h6her si, denne der himel? do entwartet 
der bilgerin vnd sprach : in dem förin himel, wenne do ist gottes 
lichome der b6her ist, denne alle himele vnd ist doch von erden 
alse aller manschen lib, do ist die erde h6her denne der bimeL 
dise entwar(sp. 2)te lobetent sü alle vnd uerwnnderte sü der wis- 
heit. do sprach die frowe an def dirten vroge: so müge wir 
achetzen sine wisheit, wenne die vroge sol sin die swerste vnd 
die verborgenste, entschlüsset er den sin dirre vroge vf, so ist 
er würdig, das men in losse gon vür den tisch des bischofes. vro- 
gent in, wie hoch si von dem himel zfi der erden? do entwartet 
der bilgerin dem hotten, der dise vrogen alle bette imme vür ge- 
tragen vnd sprach: gang hin z& dem, der dich za mir het ge- 
sendet mit dirre vroge vnd heis dir entwnrten af dise vroge, 
wenne er het die bfthe gemessen, do er von dem himel in die helle 
viel: ich bin von den himel nie gevallen, do von so enhan ich 
die bfthe nüt gemessen, alse der bdse geist, der sich in der ge- 
stalt einre frowen het z& dem biscbofe gesetzet, von den worten 
erschrag der kneebt vnd ging vf vnd seite dise mere vor in allen, 
do wurdent sü nider geschlagen von grohsseme schrecken vnd 
verswant der böse geist von in. do der bischof z& imme selber 
kam, do stroffete er sich bitterliche vnd bat gnode ^ber sine sünde 
vnd sante einen knecht, das er den bilgerin z& imme solte f&ren. 
do was der bilgerin verswnnden. zfi diesem zeichen hies der bi- 
schof das volg Samen vnd leite in vür die sache, wie es imme er- 
gangen was, vnde gebot dem volke, das sü mit vastende vnd mit 
bettende vnsem herren an rieffent, das er imme gebe za wissende, 
wer der bilgerin were gewesen, der in vor so grohsser Sünden 
bette behütet, in der selben naht wart dem biscbofe geoffenbart, 
das sant Andres imme z& helfe sich in eins bilgerins wise bette 
erzöget, do begonde der bischof sant Andres in grösser eren haben ; 



80 

denne er ?or le hette geton. es was ein herre über eine sUi, der 
hielt einen acker mit gewalt von dem gfite sant Andres^ do Tiel 
er in einen grohssen siechtage Tmbe dke Bünde, do hat er den 
hischof, das er sant Andres vür in hete^ er woHe imne sinen 
acker wider geben, dls tet der bischof (hl. 8 a sp. 1). der herre 
wart gesnnd, doch lies er nüt abe, er neme das gvt des heiligen 
sant Andres wider, do gab sich der bischof wider an sin gebet 
?nd 16schete alle die anpeilen, die in der kirchen worent md 
sprach: es en sol kein licht in dirre kirchen enbfimen, es en si 
denne, das Got sich an mme Tiende reche, das der kirchen wider 
werde das ire. do Tiel der herre nider in einen grossen siech- 
tagen, do entbot er dem bischofe, das er yür in bete, er wolle 
irome sinen acker ynd einen andern also gfiten widergeben, der 
bischof antwnrte imme vnd sprach: ich han einmol Got gebetten 
Trabe dich Tnd bin erhdret, ich bitte nüt roe Tür dich, der herre 
hios sich zfi dem biichofe tragen ynd twang den bischof, das er 
in die kirche ginge Tnd Tür in bete, do der bischof in die kirche 
ging, do starb der herre gehes todes Tnd wart der acker der 
kirchen wider 

VON DEME NAMEN NICOLAUS ist so tu gesprochen alse dn 
^berwinder des Tolkes eder der weite, das ist der Tntügende, die 
weltlich sint eder das er das Tolg het geleret mit sime lebende, 
wie sü die Tntügende süllent Tenniden Tnd überwinden eder Nico- 
latis ist Öch alse ein l^belicher überwinder eder überwindonge. yon 
stme lebende hant Tns geschriben die lerer Ton der stat Argolici 
in dem lande zfi Kriechen. 

Von sant Nicolawes (0. sp. 2.). Ephyphanias was ein richer 
bnrger in der stat Patere. der hette eine frowe, die hies lohanna. 
dise gemechcde lebetent gAiieliche mittenander. do Ton Tcrlech in 
Tnser herre ein kindelin, das wart geheissen Nycolans. die kint 
wart in Ton Gottes gnoden gegeben in irre blAyenden jagent. do 
noch lebetent sü küschekliche in gAttelicher liebe, dis kindelin 
sant Nycolans des ersten tages, do men es baden solte, do stnnt 
es Tfreht in dorn beckin Tnd do Ting Got an imme sine gnode za 
gebende, das dis kint in sinre kintheit erzAgete, wenne es an der 
mittewochen Tnd an dem fritage nüt me denne zfi einemmole sagen 
wolte die brüste sinre m&ter. dis kint kam vife die zit sinre Ter- 
stentnisso Tnd schiet sich Ton der geselleschaft aller Terlossenheit 
Tnd s&chte die kirchen mit andahte Tnd was er do gelas Ton der 
heiigen geschriffc, das er kande Tersion, das behielt er mit emeste 
in Birne sinne. Ton dem tode sins Tatter Tnd sinre miter begnnde 
er betrahten wie er den grohssen richtam solte in Gottes lobe 
Tnd eren Terzeren. zft der zit was einre sinre nochgebaren, edel 
Ton geburt, gar arm an dem gftte, der hette drie d^htere iunck- 
frowen, die wolte er Tmbe lipliohe narange haben gesetzet in die 
offene Bünde der weite, das sü liplich Temallen soltent Tmbe zit* 
lieh gftt, das sine notdnrft doTon gebessert wurde, dis wolte Tür- 



81 

kämmen der heilige sant Niclaas vnd bant einen klotz ^) goldes in 
ein tacb vnd warf dem das golt des nahtes in des armen mannes 
hus za eiro yenster in vil heimelicbe vnd ging enweg beimelirlie. 
des morgens vant der man das stücke goldes vnde lobete 6ot 
vnd beriet de mitte sine eilteste dobter. not lange zit do nocb, 
do beging der heilige sant Nyclaas ein glich werg mit sime g&te 
^en disem manne, do das g&t z& dem ander m mole din*e m6nscbe 
(bl. 8. b. sp. 1) in sime hnse vant. do begunde er gr^slicbe 
6ot loben ynd wolte vürbas wachen, das er befände, wer der 
Gott«8diener were, der sinre armot also zfi helfe kerne, do noch 
kürtzliche sant Nyclans wolte werfen ein stucke goldes zwnr^ also 
gros, alse vor in das hus. do erwachete der man vnd volgete 
noch dem lieben Nyclause vnd sprach: stant stille, nüt enflüch 
vod lo mich din antlit sehen vnd nohete imme vnd erkante, das 
er sant Nyclans was. do neiget c er sich nider vnd wolte küssen 
die fflsse sant Nyclanses; das werte der heilige sant Nyclans vnd 
verbot imme, das er dise getot von imme nüt solte melden, so 
lange er lebete. z& der zit koment zn sammene vil biscbdfe das 
SU woltent welen einen bischof der stat Myrea; vnder den was 
ein bischof grosses gcwaltes; an des vrteil stunt das vserwelen der 
andern; der ermante die andern, das sü mit vastende vnd mit 
bettende begertent von Gotte, das er sü versehe, das sü einen wür- 
digen bischof erweiten t. in der selben naht kam eine stimme zfi 
dem obersten bisschofe vnd sprach : da solt zu mettin zit die türen 
der kyrcben befaAten vnd den ersten manschen, der zo der kirchen 
kämmet, des namme öch Nyclaus si, den solt du zfi eim bi- 
schofe wihen. dis tet er den andern bisch^fen kunt vnd hies 
8ü mit andaht ir gebet sprechen vnd leite er sich vür die kirch- 
täre vnd wartete, wer der mansche were, der von Gotte were er- 
welet zfi eime bischofe. es beschach von Gottes willen zu mettin 
zit sant Nyclaas vür kam die andern manschen zfi der kirchen. 
do ergreif in der bischof vnd sprach: wie ist din namme: do ent- 
wnrt er: ich bin genant Nycolaus, ein diener uwerre heilikeit. do 
noroent sü in vnd fortent in in die kirche wider sinen willen vnd 
sattent in vffe den stul der - würdikeit. doch bleip er in sinre de- 
mütigen einfeltikeit vnd in durnehtigem gebette in pinigunge sins 
libes (sp. 2) in demAtikeit gegen allen manschen, er was senftmAtig 
in göttelicher ermanunge, strenge in goter stroffnnge. von sant Ny- 
clause lesen wir, das eins moles vf dem mere ffirent lüte, die hettent ge- 
höret von der helikeit sant Nyclauses; die koment in grosse not: do 
rieffent sü mit weinenden ögen vnd sprochent: „sant Nyclaus, du 
Gottesdiener, wir bittent dich, si es wor, das men von dir seit, so 
los vns bevinden dine helfe vnd hilf vns vsser dirre not!" zo 
der selben standen erschein in einre in der glichniese sant Nyclaus 



1) Klumpen^ Masse mhd* kloe, 
* 2) ztoeimai, 

Blrlinger, Alemannia XITI 1 6 



82 

ynd sprach: ir rAffent miri ich bin hie ynd ving an ynd half In 
mit den radern vnd seilen ynd schiere wart das mer gestillet, also 
schiere sü do zu dem staden koment. do gingent sü za der kirchen 
des heiligen sant Nyclauses. do erkantent sü yon dem bilde, das 
in erschinen was yf dem mere, das es sant Nyclans was vnd lobe- 
tent Got vnd den heiigen sant Nyclans, mit des hilfe, sü crlftset 
worent vf dem mere. do lerte er sü, das sü alleine Oot soltent 
loben ymbe sine erbarmherzikeit ; wenne er sü alleine erl5set hette 
von slme gewalte, hie noch wart ein so gros banger in allem 
dem lande, do sant Nyclans bischof was, das spise gebrast den 
lüten. vf die selbe zit wart geseit dem heiigen sant Nyclanse das 
schif wol geladen mit weissen an dem staden sins landes worent 
kumment. do gohete^) der heilige sant Nyclans za den schififen 
vnd beguiide bitten die schiflüte, das sü von gnoden vs iegelichem 
schiffe woltent geben hundert viertel weissen zu tröste dem volke, 
das so grossen gebrcsten leit. do antwurtent die schiflüte vnd 
sprochent: genediger vatter, disgetürre^) wir nüt ton, wenne wir 
müssent dis körn gemessen antwurten zä Alexandria in die schare 
des keysers. do sprach sant Nyclans: dänt das ich ^ch bitte vnd 
sint sicher, ich schaffe, das ir keinen gebresten enpfindent an awerm 
körne gegen des keysers kornmesser. die schifflüte erfüUetent 
sin gebot vnd do sü koment gen Alexandnam, do gewertent sü 
v611ekliche mit irme körne (bl. 9 a. sp. 1) die diener des keysers. 
do lobetent sü Got in sim großen heilgeu sant Nyclanse vpd sei- 
tent offenberliche das wunder, das do beschehen was. hie zwüschent 
teilete sant Nyclans das körn vnder das volg vnd er warb vmb got, 
das von disem wenig kornes das gantze lant zwei ior gespiset wart 
vnd z& seyenge ^) Vberig wart, in dem seihen lande worent einfel- 
tige lüte, die noch der alten gewonheit die abg^tte anbettetent; 
sanderliche nach der gewonheit der heydin. so ertent sü einen 
böm, der was von den heydin gewihet in eins abgöttes ere, der 
was geheissen Dyaua. dise b5se gewonheit vertreib gentzliche 
sant Nyclaus vnd gebot den böm abe zä howende. dis was dem 
bdsen geiste leit, das sin dienst also was zerstöret vnd wolte sich 
rechen an dem heiligen sant Nyclanse vnd mähte oley, das heisset 
mymicodion, das ist so kreftig, das es wider die natnre an steinen 
vnd in wasser bürnet. der tüfel formierte sich in einre frowen 
fchin vnd begegnete eim schiffelin mit lüten vffe dem mere. die 
woltent varn zu sant Nyclanse vnd sprach zu in: ich begere zu 
sant Nyclaase za varnde, des ich doch nu nüt enmag vollebringen ; 
dar vmbe so bitte ich fch, das ir imme dis oley tragent in sine 
kirche vnd mir zu einre gedehtnisse die wende sins hnses hie 
mitte bestrichent. do noch verswant die frowe. z& der selben 



1) eilte, 

2) unterstehen uns. 
8) zur Sat 



83 

stant sohent sü knmmen ein ander schiffelin mit erbern lüten, vn- 
der den sohent sü einen, der was gar glich vnd enHch dem heii- 
gen sant Nyclaase, der sprach z& in: ^sagent mir, was het die 
frowe mit ^ch geret, eder was het sü ^cb gegeben ?^ do soitent sü 
imme die getot gentzliche. do sprach derselbe man : „wissent, das 
die frowe ist gewesen die b6se abg^ttin Dyana, das ir das yürwor 
wissent, so werfent das oley in das wasser/^ do warfent sü das 
olej in das mer. do begande das fner bümen stergkliche vnd 
werte das für lange zit in dem mere. fürbas varent sü vntz das 
Bü koment zu sant Nyclause. do sü in sohent, do sprochent sü: 
„werliche, du bist, der yns von des tüfels listen erlftse het. (sp. 2) 
in der selben zit was ein yolg, das woltc widerston dem rftmeschen 
riebe, wider das volg zfi twingende sante der rdmesche keyser 
drie forsten, die worent genant Nepocianus, Vrsus vnd Apilion. 
die drie v&rent vfie dem mer wider das vngehorsamme volg. von 
geschiht wordent sü mit eim winde geworfen an den staden des 
meres, der ist genant adriaticus. z& dem ging sant Nyclaus vnd 
lat sü zu sime tische vnd bat sü, das sü sin volg stroffetent vmb 
den röb den sü nement in dem lande, zfi den ziten, so men den 
iormerket solte haben in den dingen, do sant Nyclaus bekümbert 
was mit disen gasten, do wart der rihter sins landes mit gelte 
überwunden, das er solte drie vnschaldige rittere enthöbeten; wie 
schiere dis sant Nyclaus befant, er bat die geste, das sü mit imme 
fflrent an die stat, do men die rittere solte enthöbeten. do sÜ 
koment do hin, do fondent sü die rittere kna wende vnd ir ögen ver- 
henket vnd das swert in der hant des henkers nf gehebet, sant 
Nyclaus viel getürstekliche ^) an den henker vnd nam imme das 
swert US der hant vnd entlidigete die rittere vnd fürte sü mit 
imme vnd ging zu dem palast des rihters vnd sties die schlos mit 
gewalt vf. do lief imme der rihter engegene vnd grfiste in; das 
versmohete sant Nyclaus vnd sprach : ,du vient Gottes, du brecher 
der gesetzede, wie freuel bist du, das du min antlit mit solicher 
bosheit solt anschowen!" do er in lange alsus swerliche gestroffete, 
do botent die drie fürsten des keysers vür den rihter, das er in 
mit ruwen begnodete. das beschacb. die fürsten noraent vrlöb vnd 
f&rent wider ir viende, die fberwundent sü gar schiere ohne 
grohssen strit. dovon wurden t sü von dem keyser mit grossen eren 
enpfangen. das verbundent in der andern ein teil des keysers ge- 
sinde vnd leitent an mit den obersten rotgeben des keysers, das 
er sü solte vermelden dem keyser, wie sü von dem keyserlichen 
gewalt ^bel vnd schände (hl. 9 b sp. 1) hettent gesprochen, do 
dis dem keyser vür kam; do hies die drie fürsten von zorne in 
einen kerker beschli essen, vnd gebot, das men sü des selben nah- 
tes solte t^ten. do sü dis befundent, do erschrokent sü vnd zitter- 
tent ir glider vnd wurdent betrübet von herzen, do bedohte sich 



1) künlieh. 



84 

der eine Nepocianus genant, das sant Nyclaus die drie unschuldige 
rittere hette erlöset, do er bi was gewesen vnd ermante die andern, 
das sü sant Nyclaus vmbe gnode vnd hilfe betent; des selben nahtes 
erschein sant Nyclaus dem keyser Gonstantino vnd sprach: war 
umbe best du dise drie vürsten gevangen vnd best sü one sache 
in den tot vertampnet? stant schiere vf vnd gebüt, das meo sü 
vs der gevengnisse losse! entnst du das nüt, so wissest, das ich 
Got bitte, das er dich losse verderben in eime strite, das du wer- 
dest eine spise den tieren! do sprach der keyser: wer bist du, 
der so hohe wort getar reden wider mich in mime palaste? do 
antwortet sant Nyclaus vnde sprach: ich bin Nyclaus ein bischof 
zu Myrea in der stat. dem obersten rote des keysers, der dise 
fürsten verroten hette, dem erschein öch sante Nyclaus des selben 
nahtes vnd sprach : du verlorner m6nsche an sinnen vnd au geden- 
ken! war vmbe gebe du dinen gunst, das die vnschuldigen in den 
tot wurdent vertampnet! var hin schiere vnd rot, das su Hdig^ 
werdent eder din lip wurt vol wurme vnd diu hus wurt zerstöret! 
do sprach er: wer bist du, der vns so grösliche trowet? do sprach 
sant Nyclaus : du solt wissen, das ich bin Nyclaus bischof zu Myrea» 
in der stat. es beschnch des morgens, das der keyser vnd dirre 
sin oberster rot zu &ammene koment vnd enander ir tröme sagent. 
do santent sü schiere noch den gevangen. do sü vür den keyser 
koment, do sprach er zu in: was zöberie künnent ir, das wir mit 
trömen betrogen werdent? do antwurtent sü vnd sprochent: sü 
enwerent keine (sp. 2) zöberer, noch haut den tot öch nüt ver- 
schuldet, do sprach der keyser: erkennent ir ein mÖnschen, der 
Nyclaus ist geheissen? do sü den nammen hortent, do hubent sü 
ir hende vf gegen dem himel vnd botent Got das er sü durch die 
ere des heiigen sante Nyclauscs wolte erlösen von dem tode vnd 
seitent dem keyser das leben vnd die wunder des heiigen sant 
Nyclauses. do sprach der keyser: gont hin vnd lobent Got, der 
^ch het erlöset vmbe das gebet des heiigen sant Nyclauses vnd 
bitte ^ch, das ir sant Ny clause von minen kleinötern etewas brin- 
gent und in bittent, das er mir vürbas so swerliche nüt entrowe 
vnd vür mich vnd mine herschaft Got bitte kürtzliche. hie noch 
kommet die drie zu sant Nyclause vnd vielent nider zu den fassen 
sant Nyclauses vnd sprochent: werliche, du bist Gottes diener vnd 
ein sunderlicher minncr Kristi vnd seitent imme ir geschiht. do 
hub er vf sine hende vnd lobete Got grösliche vnd lerte sü in 
tügenden leben vnd sante sü wider in ir laut, zu der zit, alse in 
vnser herre von dirre weite z& imme in die ewige frÖde wolte 
nemen^ do sach der heilige sant Nyclaus die engele Gottes zu 
imme fliegen, do ving er an vnd bettet den psalmen: in te domine 
speraui vntz an den vers in manus tuas dominus com., das sprichet: 
heiTe, in dine hende enpQlhe ich minen geist vnd do mitte schiet 
sant Nyclaus von dirre weite, dis beschach do men zalte von 
Gottes gebürte drü hundert ior vnd drü vnd vierzig ior. do wart 



85 

er begraben in eime marmelsteine, do vlos zn dem höbcte ein 
burne mit oley vnd za den f&sscn ein barne mit wasser vnd noch 
bäte dis tages flüsset vs sime lichomen oley^ das ist gesunt 
wider alle siecbtagen. noch sant Nyclause wart eiti vil selig mau 
biscbof in der selben stat, der doch vertriben wart von hasse, 
vnd do er us der stat kam, do verstumt das oley vnd enflos 
nüme. do aber er wider za der stat wart gerAffet, do flos das 
oley also vor. hie noch Vber vil zit von urlüge wart die stat My- 
rea zerst&ret von dem volke die do heissent tArki vnd do sü 
das (bl. 10 a sp. 1) grab sant Nyclauses uf totent, do soheut sü 
sine gebeine sweben in oley; das noment sü vnd vfirtent es mit 
grosser eren in die stat Parim noch Gottes gebirte dusent vnd 
sübene vnd ahtzig ior. ein kristen man lelicnte vmbc einen iiulen 
vil gntes vnd do er nüt anders bürgen m&hte han, do swar er 
dem Juden vffe sante Nyclaus alter, das er imme das gut wolte 
widergeben so er erste m6hte. dise schulde stunt lauge, der iudo 
vordcrte sin gut; der kristen sprach: er hette es imme vergolten, 
der iude zoch es vür gerihte. dem kristen wart erteilt, das er 
swfire, obe er es bette vergolten, der kristen nam ein holen stab 
vnd füllete den vol goldes vnd trug den mit imme zu gerihte, 
alse ob er sich der vf stürte vnd do er sweren solte, do gab er 
dem iuden den stab zu habende vnde swur, das er dem Juden me 
hette geben deune er solte vnd nam sinen stab wider von dem 
iuden. do dirre vngetruwe kristen solte heim gon, do entschlief 
er uf einre strossen vnd kam ein wagen der zerknüstete ^) den 
kristen vnd den stab, das das golt vs dem stabe viel, do dis 
vernaro der iude, do ging er do hin vnd sach die vntruwe, die 
imme der kristen hette geton. do riet dem iuden das volg, das 
er den stab mit dem golde neme. do sprach der iude, das entun 
ich nüt, es ensi denne dirre kristen von der gnoden des heiligen 
sant Nyclauses wider lebendig werde, so wil ich mich töffen vnde 
wil gl6big werden, do stunt der tote vf vnd lebete, do lies sich 
der iude lAffen. es was ein iude, der horte sagen von den grossen 
wundern, die der heilige sant Nyclaus wirkete, dar vmbe si hies er 
imme machen sant Nyclaus bilde eins vnd satte das in sin hus vnd 
befalch dem bilde sin gut, so er verre für vnd sprach: sant Nyclaus, 
alles min gut befilhe ich dir in dine hüte; behutent ir mir das 
nüt wol, ich riebe es an Vch so grÄsliclie, das es ^ch wurt be- 
swerede. eins tags für der iude vs vnd lies sant Nyclaus hüten; 
vnder des koment diebe (sp. 2) vnd stulent dem iuden alles, das 
in sime huse was; alleine liessent sü das bilde ston. do der 
iude wider zu huse kam vnd er sach, das er beröbet was alles 
sins gutes — zu dem bilde er sprach: herre Nyclaus, ich hau Vch 
gesetzet in min hus, das ir mir min gut bewartent vnd behutent vor 
den dieben. nu sagent mir, war vmbe ir nüt den dieben wertent? 

1) sih oben das Substantiv, 



86 

ich sage ücb, ir süllent die pine amen^) vür die diebe; also wil 
ich miuen schaden z& kummen an ^ch vnd wil minen zoru mit 
streichen an fch erkAlen. mit dem do zuckete der lade das bilde 
vnd schlug das mit geischeln gr6sliche; ein gros wander! die 
diebe teilten des luden gut vnder sich, sant Nyclaus erschein in 
in der gestalt, alse obe er die streiche alle von dem iuden leben- 
dig bette enpfangen, vnde sprach zn in: sehent wie swerliche ich 
vür fch gegeischelt vnd geschlagen vnde wie viel habe ich ge- 
litten! sehent, wie min lip vür ^ch lidet, wie rot er ist von blate; 
dar vmbe so gont schiere vnd gebent wider alles, das ir genummeo 
hant anders, Got riebet es an ^ch vnd werdent alle erhangen vmb 
dis g&t. do frogetent sü in, wer er were, der dis mit in redte? 
do antwurte in sant Nyclaus vnd sprach : ich bin Nycolaus, dem 
der iude so grösliche pine an het geton vmbe sin gfit, das ir 
imme hant genummen. die diebe von schrecken gingent zu dem 
iuden vnd seitent imme das zeichen, vnd gobent imme sin g&t 
wider, do seite in der iude^ wie er das bilde liette gehandelt 
also wurdent die diebe selig vnd der iude kristen von der gnoden 
des heiligen sant Nyclauses. ein man der erte die hochgezit des 
heiligen sant Nyclauses grftsliche durch sins sunes willen, den er 
zu der schulen bette gesetzet, eins moles bette dirre man vil 
priestere geladen in sant Nyclauses ere vnd mähte den eine grohsse 
würtschaft. vnder des kam der b&se geist in der glichnisse eins 
bilgerins vnd bat das almfisen. der vatter gebot dem sune, das 
er schie(bl. 10 b sp. l)re dem bilgerin das alm&sen gebe, der 
sun was gehorsam; er envant den bilgerin nüt; er lief imme noch 
an eine wege scheide, der tüfei ergreif den sun vnd t6tet in. 
do das vernam der vatter, er nam den lichomen vnd leite in an 
ein bette von grosser betrAbnisse er do lute schre: lieber sun, wie 
ist dir geschehen? „sant Nyclaus ist dis der Ion, vmbe die grosse 
ere, die ich dir geton hau?** solicher worte sprach er vil. vnder 
des tet der knabe sine ögen vf, alse ob er were vs dem schlöffe ^) 
erwachet vnd stunt vf vnd lebete, es was ein richer herre, der 
bat sant Nyclaus, das er in eins kindes beriete, das wolte er fAren 
in sine kirche vnd wolte imme oppfern einen güldin napf. sant 
Nyclaus gewerte in; ein knebelin wart imme geborn, das nam zfi 
an den ioren. den napf hies er machen, der napf geviel imme 
so wol, das er in imme selber beh&b^) vnd hies ein andern also 
gute machen, mit dem napfe vfir der herre vf das mer vnd wolte 
sin kint fAren sant Ny clause, der vatter gebot dem süne, das er 
imme wasser solte sch5ppfen mit dem napfe, der do von erst ge- 
mäht wai*t. das kint viel mit dem napfe in das mer vnd verdarb, 
der herre grftsliche betrAbet wart, doch leistet er sine gelübede 

1) einbekommen, ernten. 

2) hs, were wiederholt. 

3) für sich behielt 



87 

vnd oppferte den aoden uappf uf den altar. do er alsas vf dem 
altar stunt, do wart er geworfen yon dem altar, das er zu der 
erden viel, do hob men in vf vnd leite in wider uf den altar. 
do wart er noch verrer von dem altar geworfen, dis uerwundertent 
sich die lüte gr^sliche; in dem do sohent sü das kint kummen 
mit dem napfe, das in das mer was gevallen vnd seite, wie der 
heilige sant Nyclaus es vf enthalten hette in dem mere. des fro- 
wete sieb der vatter vnd oppferte do den ersten napf öch zu dem 
altar des heiligen sant Nyclanses. ein rieh er man hette einen sun 
von der gnoden sant Nyclauses, den nante er (sp. 2} Deodatus. 
dirre man buwete eine kapelle in sant Nyclaus ere in sime huse 
vnd beging sine hochgezit^) ierlich gar 16beliche. dis hus was ge- 
legen bi dem lande des Volkes, die do heissent Agareni. Deodatus 
wart eins tages gevangen von den Agarenis vnd wart irme künige 
geben zu eime diener. in dem nehesten iore do noch an sant Ny- 
claus tage stunt der iüngeling Deodatus vor dem künige der Aga- 
reinen vnd hnb imme einen napf vür vnd gedohte an sine geveng- 
nisse, sinre fründe betrAbnisse, der frÖden die des tages iu sins 
vatters hus gew&nlicho vffe die hochgezit was. do begunde er in 
sich selber ersüfzen. do betwang der künig den iüngeling, das er 
imme mdste sagen, was die sache were sinre betrAbnisse? do seite 
er es imme. do sprach der künig: din Nyclaus schaffe was er 
welle, du m&st hie bi vns bliben. zu der selben stunt kam ein 
grosser wint vnd fürte den iüngeling hin vür die türe der kapellen, 
do sine frünt die hochgezit sant Nyclauses begingent, vnd hette 
den napf des kuniges in sinre haut, hie von enpfingent sine frünt 
eine vnsegeliche frftde. 

VON DEM NAMEN LUCIA ist gesprochen ein lieht, von 
der glichnisse des liehtes. do von sprichet sant Ambrosius: die 
nature des liehtes ist das in sime anschowen alle gnode si usge- 
gossen one vnreinikeit; wenne das lieht git sinen schin durch die 
vnreinen stette vnd blibet reine; es het einen schiebten vsgang 
one krumbe vnd get einen langen weg one trokeit: also was sant 
Lucia reine in küschem (bl. IIa sp. 1) leben one lipliche beko- 
runge. sü gos vs ir liebe gegen Ootte on alle unreine liebe; sÜ 
bette eine schlechte^) meinunge gegen Gotte in irme lebende; sü 
hette einen langen weg, in dem sü ire zit ging one verdriesscn 
in iren guten werken, do von heisset sü Lucia, das ist ein weg 
des liehtes. 

Von sant Luden. Luticia was eine edele frowe in der stat 
Syracusana, die hette eine dohter, die was Lucia genant, dise 
Lucia horte von sant Agathen sagen, wie irre heilikeit namme 
were geeret durch das laut Ceciliam. do begerte sü mit irre muter 
Luticia, die vier ior den siechtagen des blätes hette erlitten zu 



1) h8. hochgeeig. vgl. hocheig hei Hebd, 

2) schlicht, einfältig. 



88 

kummeDde zu dem grabe der lieiligeD saDt Agathen, die moter 
volgete der tobt er vnd kam mit ir in die kirche, do sant Agatha 
begraben lag. von geschiht horte sante Lncia, das men in der 
messen las das ewangeliam : alse vnser hcrre eine frowe von dem 
siechtagen gesunt mähte, den ir mnter tegeliche leit. do sprach 
sant Lucia za irre moter: glöbest da, das men do liset, so glöbe 
öch das sant Agathe dem gegenwartig ist, darch des willen sa die 
martel het gelitten; wenne ist es das da ir grab berArst mit 
gantzera glöben, so wissest, das da gesunt warst, do das yolg 
alles vs der kirchen kam ynd sant Lucia mit irre mfiter bi dem 
grabe sant Agathen knuwetent mit andaht, do entschlief sant Lucia 
vnd sach sant Agathen mit edelm gesteine gekrftnet ston mittein vnder 
den engein vnde horte sü zu ir sprechen. ,,Lncia, min andehtige 
s wester, war vmbe bittest du mich vür dine mfiter, die du selber 
zehant mast gesunt machen? nim war, din mfiter ist durch dincn 
glöben gesunt worden!'^ sant Lucia erwachete vnd sprach zfi irre 
mfiter: wissest, das du bist gesunt worden! nu bitte ich dich 
durch die, von der du bist gesunt worden, das du mir nät rae 
nennest keinen geraaheln vnd das g&t, das du mir woltest geben 
zu eirae gen)a(sp. 2)heln, das gib mir durch Got armen manschen! 
do antwurtet ir die mfiter: vnd sprach: „liebe tohter, erbeite mins 
todcs, do noch tfi us dem gfite, was du wilt.^' do sprach Lucia: 
„mfiter was du noch dime tode gist, das gist du dar vmbe, wenne 
du es uüt mit dir gefAren mast; gib die wile du lebest, so würt 
dir sin lon!^* do sü nu wider zfi huse koroeut, do gobent sü tege- 
lich den armen irs gfites also vil, das sich ir erbezaP) geriet 
uiinren. dis nam war ir gemahel vnd frogete die mfiter, wie dis 
were? do antwuilet eü Imme vnd sprach: din gemahele het ein 
nützer gfit fanden, das wolte sü imme zfi liebe köffen, do von verköfte 
sü das erste gut. do wondc er, es were zitlich gut das sü wolte köffen. 
vnd half ir, das sü das ire verköfte. do er nu sach, das sü dis gut 
den armen lüten bette durch Gottes willen geben, do zoch er sü von 
zorne vür den rihter Paschasium vnd klagete wider sü, wie sü 
kristen were vnd wider die gesetzcde der keyser lebete, do hies 
sü der rihter f&ren, das sü den abgdtten oppferte. dem antwortet 
sü vnd sprach : ein oppfer, das Gotte wol gevellet, das ist die 
armen lüte sfichen vnd in zfi helfe kämmen in irre notdurft. sit 
ich nu nüt me habe, das ich imme opfer, so oppfer ich mich 
imme selber, do sprach Paschasius: dise wort solt du eime toreh- 
tcn kristen, dir glich, sagen ; du endarft mir nüt sagen wenne ich 
halte der fürsten gebot, do sprach sant Lucia: behalt du dinre 
fürsten gebot, so wil ich halten die gesetzede mins herren Jhesu 
Kristi. do sprach Paschasius: du best din erbezal verzeH mit den 
riffian^). do von redest du alse eine offene Sünderin, do sprach 



1) Erbteil 

2) Böse Buben. 



89 

Lucia: ich han min gut an eine sicher etat geleit vnd han nie 
eopfanden keinen schediger gemütes oder libes. do frogete Pascha- 
sias: wer die schediger werent? do sprach Lucia, die schediger 
des gemüies sint ir die den mönsclien rotent, das sü ircn schöppfer 
(hl. IIb sp. 1) verlossen süllent; aber die schediger des libes, 
das sint die liplichen wolluste, den men me noch volget, denne 
der ewigen Mden. do sprach Paschasius: du wurst dirre werte 
geswigende^), so ich dir wurde die streiche gebende, do ent- 
wurte Lucia: ich bin eine maget Gottes, der gesprochen het zu 
einen iungern : so ir stont vor den königen vnd vor den rihtern, so 
endürfent ir nüt gedenken noch betrahtcn, was eder wie ir redent, 
wene ir redent nüt alleine — der geist uwers vatters vom himel, der 
redet in ^ch. do sprach Paschasius: so ist der heilige geist in dir? 
do entwurte Lucia: wer küschikliche lebet,der ist ein tempel des hei- 
ligen geistes. do sprach Paschasius: ich heisse dich fören in den 
tempel der offenen wibe, das du do dine kusch ekeit verlierest vnd 
dir die genode des heiligen geistes entgange. do entwurlet Lucia 
der Hb wurt nüt bemoset, es si denne, das der wille sinen gunst: 
der zu gebe, do von niramest du mir mine reinekeit mit gewalt. 
doch enmaht du minen willen nüt getwingen. do von so wurt 
mir megdelicher Ion zweif eltig gegeben, weis heilest du, min Üb 
ist bereit zu aller pin, du kint des bösen geistes, voch an vnd 
vollebring alle pine noch dinen willen, do rief Passchasius vcr- 
lossenen buhen vude gebot den, das sü sant Lucien soltent füren 
an die stat, do sü allen mannen gemeine were, das sü solte in 
der vnreinikeit gepiniget werden, das sü men tot fünde. do die b&sen 
lüte noch dem gebotte des rihters sant Lucien woltent füren zu 
den Bünden, do beswerte die maget der heilige geist mit siure 
gnoden, das sü die maget nüt möhtent bewegen, do gebot Pa- 
schasius, das tusent man zu gingen t vnd ir hende vnd füsse bun- 
dent. die m^htent sü nüt bewegen: z& den hies er ziehen tusent 
ioch ohssen. doch bleib die maget vnbewegelich. do hies Pascha- 
sius zöberer, das sü mit iren (sp. 2) künsteu raahtent, das sü 
von dennan kerne, die verfing es nüt. do sprach Paschasius: was 
zdberie ist dis, das tusent man eine iunkfrowe nüt bewegen mü- 
gent? do entwnrtet Lucia: dis ist keine zöberie, es ist Gottes ge- 
walt! wissest, detest du noch tusent zu den andern — sü enmdhtent 
mich nüt bewegen, do hies Paschasius die maget begiessen mit 
einre salben, das ir zöbern nüt solte verfohen : doch m6hte er sü 
nüt bewegen, do gebot • er ein gros für vmbe sü entzünden vnd 
hies siedende bech vnd hartz vnd oley vffe sü giessen. do sprach 
Lucia: ich han zil gebetten minre martel, das ich den gldbigen 
die forhte ahe neme der pin vnd den vngl5bigen eine stimme der 
widersagunge. do des rihters Paschasius frünt sohent sine be- 
trflbnisse wider die maget, ein swert sü do trucketent durch die 

1) ha. gesundende. 



90 

heilige kele der heiligen eant LucieD. doch so verlor sü das ge- 
Bpreche nüt; wenne sü sprach: ich knnde ^ch friden der kristen- 
heit, wenoe Maximianas der stirbet hüte vnd Dyodecianus wurt 
vertriben von dem riche vnd also der stat Gathinesi min swester 
Agatha ist gegeben zu einre hAterin, also hin ich der stat Syra- 
cusana verlihen zu einre hüterin. ehe die maget dise rede volle- 
Seite, do worent der rftmer diener vnd vingent Paschasium vnd 
furtent in gebunden vür den keyser; wenne er das laut alles hette 
beröbet. do er vür das gerihte zu Rome wart gefAret vnd mit 
gezügnisse überwunden, do wart imme mit urteil sin höbet abege- 
schlagen. sant Lucia bleib an der stat, do sü verwunt wart vnd 
behielt das leben so lange vntz die priestere koment vnd ir gottes 
lichomen gobent. vnd das volg antwurte amen. An den selben 
stat ist sü begraben vnd eine kirche in ir ere gebuwen. dise 
maget het gelitten vnder Gonstantino vnd Maxentio noch Gottes 
gebürte fber dröhundert vnd zehen ior. 

VON DEME NAMEN (bl. 12 a sp. 1) THOMAS ist so vi! 
gesprochen, also eine dieffe eder ein zwiueltiger. do nennt men 
in zu kriesche Didimus eder Thomas ist ein vnderscheidener eder 
min got eder gar zerflossen. Sant Thomas ist genant eine dieffe, 
wenne die dieffe der Gotheit durchgründet het. do zu sinre froge 
vnser herre entwurtet, ich bin ein wog, eine wisheit vnd ein leben, 
er ist gehoissen zwifeltig, wenne er die vrstende vnsers herren 
zwifeltig het beweret; mit der gesiht vnd mit dem griffende; er 
ist ein vnderscheidener, wenne er von den andern zwelfbotten was 
gescheiden an dem glöben von der vrstende vnsers herren; er ist 
öch geheissen min Got, wenne er von frftden also sprach, do er 
vürwor befant, das Kristus erstanden was; er heisset Öch gar zer- 
flossen, wenne er us flos in göttelicher minne. 

Von sant Thomas. Sant Thomas wonete bi der stat Gesa- 
rea, do erschein imme vnser herre vnde sprach: gundofinus, der 
künig von yndien laut het gesendet sinen schaffener Abanem, das 
er imme suche den besten meister des zimber werkes. do von so 
wil ich dich senden zu imme. do sprach sant Thoman: herre, 
sende mich war du wilt ; alleine nüt sende mich gen Yndien ; do 
entwurtet vnser herre vnd sprach: Thoma, gang sicherliche vnd 
enförhte sü nüt, wenne ich wil din hAter sin, wenne du Öch die 
von Yndien bekerst, so solt du zu mir kummen mit der marteler 
palmen vnd krönen, do sprach sant Thoman, du bist min herre, 
ich bin din knecht; din wille sol voUebsoht (sp. 2) werden! do 
der schaffener des küniges ging uf dem merkete, do sprach vnser 
herre z& imme: was suchest du, eder vindest du, das du köffen 
wilt? do entwurtet imme der schaffener vnd sprach: min herre 
het mich gesant, das ^ch imme sfiche die besten meister des zim- 
ber Werkes, das sü imme nach römeschen sitten einen palast machen 
süllent. do gab imme vnser herre sant Thoman vür einen künsten- 
richen meister in dem werke, sant Thomas vnd der schaffener 



91 

farent vf dem mere. do koment bü yoo geschibt in eine etat, 
do hielt der künig sinre tohtcr hocligezit vnd bette usge- 
bottcD, wer zu dirre bocbgezit nüt enkeme, der viele in des 
kuniges Ungunst, bie von ging Abanes, der scbaffener, vnd 
sant Thomas zo der bocbgezit. in dem palaste was em iuuck- 
frowe, die lobcte ieden manschen mit irme pßffelin. die was 
von dem abrabemmeschen volke. do die sant Tbomam sach 
nüt essen vnd sine ögen sach gegen himel vf geribtet, do er- 
kante sfi, das er von dem aberhemescben volke were vnd sang in 
irme pfiffelin zu aberbemescb gegen sant Thoman: es ist ein Got 
des aberhemescben Volkes, der bet bimel vnd erde geschaffen, do 
bat sü sant Thoman, das sü dis noch ein mol sünge. vnder des 
sach ein winscbenke, das sant Thoman nüt enas noch trang, 
vnd sine ögen alloine bette nf gegen bimel geribtet. der hob nf 
sine hant vnd scbl&g sant Thoman an sine backen, do sprach 
sant Thoman: ich sol nüt biunan uf ston, die bnnde tragent 
denne die baut her vür mich, die mich bet geschlagen, dirre 
winscbenke wolte gon ein wasser scb^ppfen; do zerzerrite in ein 
Iftwe vnd trang sin blat; do zerretent die hunde sinen lichomen vnd 
trag ein swarzer bunt sine rechte hant vür den tisch, von disem 
zeichen erschrag das volg. do seite die iunckfrowe die getot vnd 
warf ir pfiffelin bin von ir vnd neigete (bl. 12 b sp. 1) sich nider 
zfi den füssen des zwelfbotten. sant Augustinos in dem buche, 
das er bet gemäht wider Faustum, widerweret vnd stroffet dis 
buch an disen stückelin vnd meinet, das es vnzimelicb si, das sant 
Thomas begerte solicber röche, der sieb doch gewilliklich durch 
Got in tot wolte geben, doch müge wir es nemen vf einen gfiten 
sin, das es dete das Gottes gewalt. do in imme erzftget wurde, 
do gab sant Thoman vmbe die bette des küniges den zweien iungen 
gemabeln sinen segen vnd sprach: herre, ich bitte dich, das du 
gebest disen gemecheden den segen dinre rebten hant vnd in ir 
herze seiest den somen ewiges lebens. do sant Thomas von in 
gescbiet, do sach men in des iüngelinges hant ein ast von eim 
palmeu, der hing vol frübte. do versfihtent die zwei gemechede 
des datteln von dem palmen, do entscblieffent sü bede vnd so- 
bent bede einen tröm, wie sü vmbefinge ein gekrönter künig vnd 
spreche: min zweltbott bett ^cb gesegent, das ir des ewigen 
lebens teilhaft sint. do sü erwacbetent vnd den tröm enander 
seitent, do ging sant Thoman zu in vnd sprach: min künig ist 
fcb erschinen vnd bet mich mit beschlossen türen her zfi ^cb ge- 
füret, das min segen ^ber üch frubtber werde vnd frogete sü, 
obe sü die reinikeit irs libes bettent bebalten? die rAmete er vnd 
sprach: luterkeit ist eine künigin aller tügende; sü ist eine fruht 
des ewigen heiles, sü ist eine swester der engel, eine besitzunge 
alles g&tes, eine vberwindunge der unküschikeit, ein sig des glöben ; 
ein widerston den tüfeln vnd eine Sicherheit dBr ewigen fröden; 
von der liplichen begirde kämmet eine vnordenunge des libes, das 



92 

zühet za unreinikeit, do yon kämmet die sünde; von der wart 
geborn misseyalleii Gotte, mit disen reden so erschinent in zwene 
engel, die sprochent: wir siut zwene enget Vch zu hote ge(sp. 2)* 
geben; wellent ir die ermanunge dis zwelbotten halten, so före 
wir uwer begirde vür Gottes aotlit, do enpfingent sü den U5f tod 
sant Thoman vnd den heiligen glöben. dar noch, ^ber vil zit, 
do wart die gemahel genant Pelagia vnd gesogen t in klösterlichen 
geistlichen schin ynd wart gemartelt. do mitte vor sü zq himel; 
do wart ir gemahel Dyonisins genant vnd wart ein bischof in 
sinre stat. hie noch koment Abanes vnd sant Thomas zn dem 
künige von Yndien, dem bezeichen sant Thoman ein wunderlichen 
palast, den er buwen solte. der ktinig gab sant Thoman einen 
grohssen schätz gutes, das er do von den palast solte buwen vnd 
für in ein ander laut, do zwüschent teilte sant Thomas den 
schätz des gutes vnder die armen kristen läte vnd zwei gantze 
ior, die wile der künig vsse was, prediete sant Thomas vnd be- 
kerte unzelh'che vil Volkes zu dem glÖben. do der künig wider 
kam vnd erkante, wie snnt Thoman gelebet bette mit sime gute 
vnd Volke, do warf er sant Thoman vnd sinen schaffener Abanen 
in einen kcrker vnd meinde, er wolte sü tun schinden vnd do 
noch hürnen, hie zwüschent starb Gad des kuniges brnder; dem 
bereitet men ein grab mit grosser koste, zu grosser hoffart. an 
demme vierden tage erstunt der do tot was; do erschrokent vnd 
fluhent, die do gegenwertig worent. do sprach der tote Gad zu 
sime bruder: wissest, das der mansche den du willen bettest zu 
schindende vnd zu bürnende, der ist ein frünt Gottes, dem dienent 
alle engel; die furtent mich Öch in das paradys vnd zögetent mir 
einen palast, der was wunderlich gewirket von golde vnd von 
Silber vnd von cdelm gesteine. do mich uerwunderte der gezierde, 
do sprochent sü zu mir: dis ist der palast den sant Thomas dim 
brnder het gemäht, do sprach ich: wolte Got, das ich robbte 
portener do sin. do sprochent sü: din bruder het sich vnwürdig 
geniaht (bl. IBasp. 1) dirre wonungen do vonbegerstdu hie innc 
zu wonende, so welle wir Got vür dich bitten, das er dir das 
leben wider gebe, das du dinen bruder abe köffest sinen palast 
vnd imme das gelt wider gebest, das er wenet verlorn han. mit 
dem so lief Gad in den kerker vnd bat sant Thoman, das er 
sinen bruder wolte verziehen vnd nam sant Thoman sine hant 
vnd bat in, das er nemo von imme ein köstlich kleit. do sprach 
sant Thoman : du weist doch wol, das nüt lipliches, noch welt- 
liches die tragent, - die gewalt welleiit haben in dem himel. do 
sant Thoman us dem kerker ging, do lief imme engegene der 
künig vnd neig sich nider z& den fAssen des zwelfbotten vnd be- 
gerte gnoden. do sprach sant Thomas: Got het ^ch sünderliche 
gnode geton, das er fch sine heimelicheit het erzöget; do von 
glöbent an Krist.uin vnd werdent getöffet, das ir teilhafb sient des 
ewigen riches. do sprach Gad des küniges brnder: ich han ge- 



93 

sehen den palast, den du minen br&der hest gebuwen Ynd ban 
erworben, das ich den köflfen soL do sprach sant Thomas : das 
stot in dins br&der willen, do sprach der künig: der palast sol 
min sin vnde sol sant Thoman dir einen andern bnwen; obe er 
das nüt mag getan, so sol doch dirre palast min vnd din geraeine 
sin. do antwurtet sant Thoman : es sind vnzeiliche palaste in dem 
himel von anegenge der weite bereit, die men köfiet mit dem 
glöben vnd mit almasen. uwere rieht Arne mögent ^ch nutze sin 
Torgondes zn disen palasten vnd nüt nochgonde. hie noch f ber 
einen monot hies sant Thomas das volg des landes alles zn sam- 
mene kämmen vnd forte die siechen vnd die kranken an ein ende 
vnd bettete Vber sü. do antwurtent die gelerten: amen, do kam 
ein blicze von himel vnde vmbegab den zwelfbotten vnd die ge- 
bresthaften mönschen vnd schlug sü nider, das sü eine halbe 
stunde vür tot do logent. do rihtete sich sant Thomas vf vnd 
sprach: stont nf, min herre ist (sp. 2) kummen in dem bligzen 
vnd hat fch alle gesnnt gemäht: sü staudent uf alle gesunt vnd 
lobetent 6ot vnd den heiigen sant Thoman. do begnnde sant 
Thomas das volg leren vnd seite in vs die zwelf stücke der tu- 
gende. das erste was, das sü soltent glöben an den Got der ein- 
her^) ist an dem wesende vnd driveltig an der personen. dis er- 
z5gete er in in liplichen bizeichen wie drü eins werent vnd sprach: 
die wisheit des m6nschen ist eine, us der gat die Vernunft; du 
verstandest ding die dir erzöget werdeut, vs derselben wisheit kumt 
gedang, das du nüt vergessest, das du weist vs der selben wis- 
heit kummet Öch der sin, das du vindest, das du nüt gelert hest. 
Öch ist ein böm holtz bletter vnd fruht ; öch ist das höbet des 
m&nschen in dem sint die fünf sinne, das ander lerte er sü, das 
sü sich liessent töffen. das dirte das sü sich vor unküschikeit 
hütent, das vierde sü grit^) mittent. das fünfte das sü vresserie 
schtihetent. das seste, das sü soltent ruwe enpfohen. das sübende, 
das sü in disen tügenden stete blibent; das ahteste, das sü soltent 
die erbarm herzikeit liep haben, das nünde, das sü soltent in allen 
iren werken Gottes willen suchen vnd soltent alleine do noch leben, das 
zehende: sü soltent alle die ding miden, die wider Gottes willen 
n)6btent beschehen. das eilite: sü soltent g&tteliche minne tragen 
gegen iren ebenm5nschen. das zwelfte: sü soltent grohssen flis 
vnd ernest, dar zu ton das sü das behieltent. noch dirre predie 
liessent sü sich töfi'en eilf tusent man one Irowen vnd kint. do 
noch für sant Thomas in die ober Yndia vnd wurkete do öch gros 
wander sunderliche mähte, er gesehende eine frowe, die hies Sinti- 
cen, die was eine gespile Mygdonie, die ein frowe wns eines der 
des küniges nehester frünt was. do bat Mygdonia Sinticen, das 



1) eins, 

2) Geiz, 



94 

8Ü sant Thoman mfthte sehen, do riet Synthicen Mygdonie, das sü 
solte Iren schin verwandeln vnd solte gon mit den armen frowen zu 
der predie. dis det Mygdonia, do horte sü wie sant Thoman 
(bl. 13 b sp. 1) prediete von der kranckeit dis lebens, wie schiere 
dis leben verginge, vnde ermante sü, das sü gerne soltent das 
Gottes wort hdren, wenne es erlühtet vnser vemnnft vnd reioiget 
vnser begirde vnd heilet die wunden anserre Sünden vnd git gaten 
last g^^ttelicher minne. dis bringet das Gottes wort dem, der es 
mit andaht höret, noch der predien wart Mygdonia glftbig vnd 
enwolte do noch an irs mannes bette nie me kämmen, do erwarb 
Garisius ir gemahel von dem künige, das er sant Thoman in einen 
kerker beschlüsse. do ging Mygdonia zft sant Thoman vür den 
kerker vnd bat in, das er ir verzige, das er von iren wegen in 
den kerker were beschlossen, do tröste er sü mit senftm Atigen 
Worten vnd sprach: er litte diso ding alle gewiUikliche durch 
Got. do bat Garisius den künig das sine frowe, die Mygdonien 
swester was, wolte senden zu Mygdoniam, das sü mit ir rette ob 
sü wider keren wolte von kristen glöben. die künigin ging zu 
irre swester vnd die sü wonde verkeren von der wart sü bekert 
vnd do die künigin sach die gi'ossen zeichen, die sant Thomas wir- 
kete, do sprach sü: verflachet sint die von Gotte die disen werken 
nüt glöbent. do lerte sant Thomas alle, die do gegenwertig wo- 
rent drü ding: das erste, das sü die kirche lieb hettent vnd das 
sü priester ertent vnd gerne das Gottes wort hortent. do nn die 
künigin wider hein kam, do stroffete sü der künig, wo sü so lange 
were gewesen, do antwurtet sü vnd sprach: ich wonde, das Myg- 
donia eine törin were, so han ich befunden, das sü fber die mohsse 
wise ist, wepne sü het mich gefAret zu dem zwelfbotten vnd het 
mir geben z& erkennende den weg der worheite. do von erkenne 
ich, das die gar toreht sint, die nüt an Eristum gelöbent vnd en- 
wolte die künigin den künige nüt vürbas me gehorsam sin. von 
disen Sachen erschrag der (sp. 2) künig vnd sprach zä Karisio, 
sime nefen, mit dem das ich din wib wolte widerbringen, so han 
ich mine verlorn, wenne die mine ist mir b58er vnd widerspeniger 
worden, denne dir die dine. von zorne gebot der künig, das men 
sant Thoman mit gebunden henden solte vür in füren vnd sprach : 
er solte den frowen roten, das sü wider z& iren mannen gingent, 
do erzögete sant Thoman in drien glichnissen, das er dis nüt tAn 
solte vnd sprach: du bist ein künig. do von wilt du nüt vnreine 
dienste haben noch von knechten noch von megeden, so glöbe vil 
me das Got begeret lutere vnd reine dienste vnd kusche: war 
vmbe stroffest du mich das (ich) nu predie, das Got des begert vnd 
liep het an sinen dienern, das du liep best an dinen dienern, öch 
han ich ein hohen turn gebuwen, nu heissest du mich ich sülle 
den turn wider abe werfen, ich habe ein tiefiPen bumen gegraben; 
na gebütest du mir, das ich den sülle verwerfen, do gebot der 
künig glAyende blecher der tragen vnd den zwelfbotten mit blossen 



95 

fAssen der uf ston. von Gottes gewalt entsprang an der selben 
stat ein burne, der verlftschete die glAyendige blecher, do gebot 
der kunig noch dem roteKarisias sins nefen, daR men sant Tho- 
man in ein glAyenden ofen sties. der ofen wart so kftle, das sant 
Thomas an dem andern tage gesnnt dar ys ging, do gebot aber 
der künig noch dem rote Carisius sins nefen, das sant Thomas solte 
oppfern den abg5tten, so würde sin Got, der in von disen pinen 
erlöset hette, der würde wider in erzürnet, do sprach sant Tho- 
mas za dem künige. du bist besser denne din werg, das du ge- 
mäht best, war ambe versm ehest du den geworen Got ynd erest 
dise molotte. du wenest, das min Got Vber mich zürne, obe ich 
dinen Got an bitte; da solt gesehen, das er me ^ber dinen Got 
zürnet, do Yon so wil ich dinen Got anbitten ; zerstöret den min 
Gotte nüt, so wil ich dime Got oppfern (bl. 14 a sp. 1); zerstöret 
aber min Got den dinen, so solt da minen got an bitten, do sprach 
der kanig : wilt da mit mir in glichen reden? do gebot sant Tho- 
mas dem tüfel, der in dem abgotte was zu aberhemeschen, also 
schiere er knawete vür den abgot, so solte er den abgot zerstören, 
da knawete sant Thomas vür den abgot vnd sprach: ich bitte an 
nüt disen abgot, nüt dise creataren — ich bitte an minen got vnd 
minen Herren Jhesam Kristum in des nammen gebüte ich dir, du 
b58er geist in disem abgotte, das dn disen abgot zerstörest! do 
za stnnt zerflos der abgot rehte alse er von wasser were. do 
schrnwent die heydenschen priestere ^ber sant Thoman. do nam 
der bisch of des tempels ein swert vnd durchstach sant Thoman 
vnd sprach: also sol ich minen got rechen, der künig vnd Cari- 
sias fluheut us dem tempel, do sü sohent das sant Thomas ein 
röche wolte tan ^ber den bischof, das er in lebende enzünden wolte. 
die kristen noraent den lichomen des heiligen sant Thomas vnd begra- 
bent in vil erliche. hie noch ^ber lange zit von Gottes gebürte zwei* 
hundert ior vnd drissig ior bat das volg von Syrien den keyser Ale- 
xander, das er den lichomen des heiligen sant Thomas solte tun füren 
in sine stat Edyssa genant, alse er öch tet. do noch enmAhte kein 
ketzer noch iude noch hoydin do geleben noch kein tyranne ge- 
schaden. do noch wart ein künig der selben stat, Abagarus ge- 
nant, dem wart eine epistele gesant von Gotte selber geschriben, 
die hette so grosse kraft; wenne fiende vür die etat farent, so 
stalte men ein getAfiPet kindelin vffe die stat porte, das las die 
epistele wider die fiende, so müstent di fiende von der gnoden 
der episteln vnd des heiigen sant Thomans des selben tages ent- 
rinnen vs des lande eder aber fride machen mit der stat vnd 
dem lande. 

VON DEM VNDERSCHEIT DER ZIT. sit wir geseit hant 
von hochziten, die do vallent vnder (sp. 2) der zit der ernuwunge, 
die do weret von Moyses vnd der propheten zit vntz uf die zit 
Kristi, die men begot von dem aduent vntz za den winnahten, so 
BüUe wir hie noch sagen von den hochgeziten, die do vallent in 



96 

der zit die ein teil ist vnder der zit der yerBÜknange vnd ein teil 
vnder der zit der widerwertikeit. dise zit begot die kristenheit 
von den winnahten vntze an den snnnentag so men das alielnya 
hinleit, alse öch an dem anevange ist geseit. 

VON DER ZIT NACH WIHENNAHTEN. Noch Adames zit 
über fünf tueent zwei hundert yod ehtewe ynd zwcnzig ior wart 
Kristus Jhesus liplich in dise weit geborn noch dem, alse vns von 
ettelichen lerern ist beschriben. ander meistere meinent, das do 
zwäschent werent sehs tnsent ior, alse vns beschribet Methodins. 
doch mag dise recheuunge me sin uf einen geistlichen sin, denne 
nffe eine rechenunge der zitiichen ioren. Eusebins von Cesarien 
der schribety das von Adames ziten nüt me were zn Kristns ge- 
bnrte denne fünf tnsent zwei hundert eins iores minre. do Jbesus 
Kristus in dise weit geborn wart, do was so gros fride in aller 
weite, das ein römesch keyser die gantze weit mit friden besas, 
wenne alse Kristus geborn wolte werden, das er den manschen 
ewigen friden gebe, also wolte er zu eime örkünde, das za sinre 
geburt die weit sich öch zitliches friden frowete. zn der zit wolte 
der keyser Augnstns von sim gewalt wissen, wie vil lant, wie vil 
stctte, wie viel bürge vnd dftrfer vnd manschen in aller weite 
werent, do von gebot er das ein iegelich mönscbe fAre in die stat dan- 
nan er von gebürte was vnd dem rihter der stat einen pfenning des 
keysers münse gebe vnd den pfenning uf sin höbet leite vnd veriehe 
offenlich, das er den römeschen riebe vnderton were. also wurdent 
alle mönschen der weite in einre zale beschlossen vnd beschriben. 
die erste bescbribunge tet der (bl. 14 b sp. l) rihter von Syi-ien, 
Cyrinus. noch disen gebot für losep gen Behleero, wenne er as 
dem geschlehte was her Dauid von Nazareth. von es nu nohete 
der zit, das Maria geberen solte vnd er sich nüt versach, so 
schiere wider zu kummende, do fürte er sü mit imm'e gen Beth- 
leem das er den schätz, der imme von gotte enpfolhen was, selber 
mit grossen sorgen bewarte. es sprichet briider Bartholomeus: do 
sü nohetent der stat, do sach Maria ein teil des volkes frftlich 
vnd ein teil betrAbet — das gab ir der engel zu verstonde. das 
die frölichen bezeichentent das hcydensche volg das gesegent wart 
in Abraham, das sü soltent das ewige erbezal besitzen, die be- 
trAbeten bezeichentent das iüdesche volg, das von Gotte vmhe 
sine missetot wart uertampnet. losep vnd Maria woreut lipliches 
g&tes arm vnd worent die herbergen alle to], das sü keine her- 
berge möhtent haben, do von kertent sü an der gemeinen Strossen 
vnder ein tach, das was gemäht zwüschent- zwei hüser, do was 
eine krippfe, die nützetent die lüte irem vihe, so sä zu merkete 
in die stat fnrent vnd öch die burger vür den vrdrut4S^) ir ge- 
spreche do hieltent. vnder der armut gebar Maria Jhesum Eristum 



1) Eckd, Überfluß. 



Inhalt 



Legenda Aurea, elsaesziseh von ABirlinger 

Za Giithes Faast von Dem selben 

Findlinge yon Demselben 

Zur Sage vom Vcnusberg von OttoBöckel 

Gegen Aberglauben von ABirlin^er 

Nota vulgariter de X Preeeptis et X Plagis Egipti 1405 

von HHaupt 

Anfzeiehnangen des Franziskaners Johannes Schmidt von 

Elmendingen bei Pforzheim 1356— 1455 von Demselben 
Elsaeszische Gedichte (von Schaller) von ABirlingfer 
Der Bauernkrieg im Elsasz von GustavKnod 
Volkstümliches aus dem Ober-EJsasz von B Stehle 

Sittengeschichtliches von ABirlinger 

Von den Weinen von Demselben 

Schwabenneckereien von Demselben, GBossert 
Sprichwörter XVI sec. von ABirlinger. . . . 

Jägerglauben von Demselben 

Sagen des dreiszigjärigen Krieges von Demselben 



S«ite 

97—131 
131—133 
133-141 
141— U2 
142—145 

146—147 

148—153 

154-169 

159—171 

172—175 

176—180 

180—181 

181—188 

183—186 

186—188 

188—192 




I V -■ 



97 \ 

vnsem erl^^r Tmbe die mitternaht der sunnentagnniEAit," vnd leite 
das Hebe kindelin in die krippfe yf ein wenig howes. das selbe 
howe f&rte sant Helena do noch gen Rome. bie sülle wir merken 
drü ding an der geburt vnsers berren: das erste sint die zeichen 
vnd die wunder die vf die zit beschohent, das ander ist die ma- 
nigfeldige gezügnisse der geburt, das dirte ist der grosse nutz 
der vns hie von kummet. die wunder sint vnderscheiden: ein teil 
ist von der gebererin vnd ein teil von dem kinde, ein teil von 
der geburt. von der gebererin was es ein gros wunder, das sü Inter 
maget was vnd m fiter, des ban wir (sp. 2) fünf gezügnisse. das 
erste ist der prophete Ysaias an dem sübenden capitel, do er 
sprichet\ nement war eine maget enpfobet vnd wurt ^eberende 
ein kindelin. das ander ist die figure an der raten Aaron, die do 
grnnete one aller manschen z& tan, vnd die beschlösse porte Eze- 
chielis, die nie uf wart geschlossen, das dirte was die hüte Joseps. 
das vierde was von den hebammen, der war eine Zebel genant, 
die enpfant das Maria maget was vnd sprach : dise ist maget vnd 
het geborn. das en wolte die andere Salome genant uüt geloben 
vnd wolte es beweren, do erstarb in die haut vnd dorrete. do 
erschein ein engel vnd gebot das sü das kint anrfirte, do von en- 
pfing sü gesuntheit irre baut, das fünfte was das zeichen das 
za Rome geschach uf die zit der geburt vnsers herren. es schribet 
der dirte Innocencius ein bobesti das vnder dem romeschen rieh 
zwelf ior fride was ; do von buwetent sü einen gar schönen tempel 
des friden vnd setzetent dar in die süle Eomuli des ersten römers, 
vnd frogetent Apollinem, den abgot, wie lange der fride solte weren? 
do wart in geantwurtet, vntz das ein maget ein kint gebirt. do 
beduhte sü vnbillich vnd vnmügelich, das ein maget gebere alse 
es öch ist von naturen. do von sprochent sü, der fride solte ewig 
sin vnd schribent fber die türe: der tempel des friden ist ewig, 
der selbe tempel viel in der naht do Kristus von Marien geborn 
wart, das ander wunder was an dem kinde, alse sant Bernhart 
schribet: do was in einre personen, ewig alt vnd nüwe, die got- 
heit ewig, der Hb alt, von Adam die sele nüwe geschafifen. vür- 
bas sprichet sant Bernhart : Got het vf disen tag drü werg geton, 
der glich ist nie beschehen vnd sol nümer beschehen, das Got 
vnde mftnsche vereinbert würdent muter vnd maget. glöbe vnd 
mftnschUch herze die erste vereinunge ist wöD(hl. 15a sp. l)der- 
lich, der almehtikeit vnd der swachheit der göttelichen höhe 
vnd der irdenschen snödekeit. die ander ist gar wunderlich, wenne 
es nie geh^^rt wart, das eine maget gebere vnd ein mater maget 
blibe. die dirte ist gnug wunderlich, wie eins manschen herzen 
glöben mag, das einre Got vnd m5nsche si eine mater vnd maget 
si. das dirte wunder an der geburt was wider die nature, das 
ein maget enpfing: es was fber Vernunft, das sü Got gebar, es 
was vber menschliche kraft, das sü one smerzen gebar, es was 
^ber gewftnlichen löf, das sü von dem heiligen Geiste enpfing, der 

Birlinger, Alemanni* XIU 3 7 



98 

den lichomen vnsers herren formierte vs dem Intersten bl&te der 
reinen megede. do von sprichet Anshelmus: in vier wege het 6ot 
den m5DSchen geschaffen, einen one vatter vnd one muter — der 
was Adam ; den andern one mater us eim vatter: das was Ena, 
die US Adam wart gemäht; den dirten vs vatter vnd muter, alse 
vns alle; den vierden vs muter one vatter: der was Eristus. die 
geburt vnsers herren nam gezügnisse von allen creaturen: von der 
vndersten creaturen, alse die steine, die zeruallen sint von dem 
terapel zu Rome, die süle Romuli vnd vil ander abgdtte sülen, die 
zfi der zit serstoret wurdent. do von lese wir das Iberemias viir 
in Egypten lant noch dem tode gedohte vnd gab den künigen 
ein zeichen, das ir abg5tte soltent vallen zu der zit, so ein ma- 
get ein kint gebere. do von saitent die priester der abg5tte: eine 
maget die hette ein kindelin in irre schos hünder die türe des 
tempels vnd botent die an. do frogete sü der künig Ptolomeus, 
war nmbe sü dis tetent? do antwurtent sü vnd sprochent: dis 
ist eine heimelicheit, die wir von gewonheit vnserre altern hant 
gesehen, die sü von dem heiligen Iheremia genomen hant. also 
glöbetent sü an den künftigen künig. die geburt nam gezüg(sp. 2) 
nisse von den mittein creaturen, wenne der luft in der selben 
naht sich verkerte in die klorheit des tages. öch sprichet Inno- 
cencius, der dirte hobest, das in der selben naht zA Rome ein 
burne mit wasser hette sich verkert in oley vnd het geflossen in 
den Tyber. noch dem alse die wise Sybilla hette gewissaget: 
wenne ein burne mit oley flüsse, so were der behalter der weite 
geborn. öch nam die geburt gezügnisse von den obersten crea- 
turen. also schribet Crisostomus: do die künige knuwtent uf eim 
berge vnd bettetent, do erschein in ein sterne, der hette eins 
8ch6neu kindelins forme, das hette ein crüze obe sime höbete vnd 
sprach zu in: sü soltent varn in ludeam: do fündent sü das 
kindelin geborn. öch erschinent des morgens drie sunnen an dem 
ufgange, die sich in eine sunne doch verwandeltent zu eime zeichen, 
das der weite nohete die erkentnisse der driueltikeit in eime 
wesende, eder das in einre personen worent geborn drü Got, die 
sele vnd mönschlich lichome ein Kristus noch dem alse vns schribet 
Innocencius der dirte hobest, do die Römer sohent den gewalt 
des keysers Octauianus, das er alle dise weit hette vnder sinre 
hant, do woltent sü von grosser liebe, so sü zu imme hettent, in 
haben vür einen Got, do^) erkante der vil wise keyser, das er ein 
tötliche creature was vnd enwolte den namen eins vntötlichen 
Gottes nüt an sich nemen. doch liessent die Römer nüt abe, sü 
botent in flissekliche, das er die ere von in enpfinge. do rief der 
keyser Sybillen der wissagen vür sich vnd frogete, obe kein 
raönsche uf erden geborn were grösser denne er? vffe den tag der 
geburt vnsers herren hette der keyser sinen rot gesamment vmbe 

1) de ha. 



99 

diso sacbe z& befindende, do was SibiUa in der kamern de« key- 
sers; ambe mitten tag erscbein ein güldin kreis vmbe die sänne 
mde mittein in dem kreisse erschein eine gar schöne maget, die 
hette ein (bi. 15 b. sp. 1) kindelin in irre schos; dis z6gete Sy- 
billa dem keyser: das nam den keyser gros wunder, was dise 
fignre bezeichente. do horte er eine stimme, die sprach: dis ist 
ein altar des himmels. do sprach Sibilla: dis kint, keyser, ist 
grosser denne du; do von soltn es an bitten, do noch wart die 
selbe karomere gewihet in vnserre lieben frowen ere vnd heisset 
noch zfi ynserre frowen in dem himel altar. do der keyser er- 
kante, das dis kint grösser was denne er, do bat er es an vnd 
oppferte imme sinen wiröch noch irre gewonheit, vnd en wolte 
do noch nüt me Gott geheissen werden, die böme haut öch ge- 
zagnisse geben der geburt vnsers herren, alse wir lesent, das die 
reben von Engadi yf die selbe naht blAyetent vnd gobent fruht, 
dar US vlos zfi der selben zit balsame. die vnverstanden tier 
grobent gezflgnisse, das zfi dirre geburt Got würde geborn, wenne 
das dhsselin, das losep mit imme bette gefAret, das er es ver- 
köfte vnd den zins dem keyser vür sich vnd Marien gebe, vnd 
das esellin do er Marian vffe ffirte ; die zwei tier erkantent vnsern 
herren, vnd knuwetent nider vür die krippfe vnd erzdgetent Gottes 
gebnrt. die mAnscben gobent gezügnisse, alse wir lesent, das die 
fatrten wachetent vber ir vihe, den erschein ein engel vnde kündete 
in die gebart vnsers herren vnd die stat, do sü in finden soltent. 
mit dem engel hortent sü eine grosse schare der engele, die snn- 
^nt alle: ere si Gotte gesprochen in dem obersten himel vnd fride 
den mAnschen gfites willen nf ertriohe. dis fandent die hirten alse 
in der engel hette gekündet. 6ch globent die Sünder gezügnisse 
dirre gebart, wenne alle ketzer, die af erden worent, wnrdent in 
der naht von Gottes gewalt getötet, do von sprichet sant Iheroni- 
mus: es ist ein so gros lieht v£Pgangen allen manschen, das von 
sime schine alle die ketzer sint verlöschen von disem leben, die 
in der weite worent. das tet Got dar ambe, das in mönsch (sp. 2) 
lieber natnren, die er an sich genommen hette, soliche bosheit 
vnd vnreinikeit nüt me enpfanden soite werden, do von sprichie 
sant Augastinns : do got sach vnder den mönschen, die bosheit det 
wider natare ist. do hette er sich vil biberoten, das er in mönsch- 
liche natare nüt wolte sin kämmen, das dirte, das wir süllent 
merken an der geburt vnsers herren, das ist der nutz der vns do 
Ton kummet; wenne der böse geist enmag vns nÜt so grösliche 
^eschaden alse er vormols tet. do von so lese wir, das sant Hugo, 
der abbet von Eluniakes, sach an dem winnahtobende vnser frowe 
tragen ir liebes kint an irme arme vnd sprach: dis ist der tag, 
an dem der propheten Sprüche emawent werdent. wo ist na der 
fient, der vor disem tage gewaltig was vber die mönscben? do 
sinnt der iüfel vf vs dem ertriche vnd wolte widerston den worten 
-vnserre üben frowen vnd durchging das kloster. do warf in vs 



100 

• 

der kirchen das andehtige gebet vs dem refentor. die heilige herae 
Yon den schlofhose die herten strite vs dem capitelhase wart in 
gednltikeii. sant Berohart sprichet: mönschlich geschlehie lidet 
drifeltigen siechtageo: eioen in der gebort, einen in dem lebende, 
einen an dem tode. vnser gebart was vnreine, vser leben wider- 
werüg, vnser tod sorglich, wider disen drifeltigen gebresten bet 
Got vns in sinre gebart broht drifeltig heil: in sinre gebort het 
er vnsor gebart gereiniget, in sime leben het er ynsers geordent, 
in sime tode het vnser d s6rglichen tot getAtet. do von spricbet 
Aogustinos : die demAttkeit, die vns Got erz6get het in sinre 
m^DBchlichen gebart, die ist vns gewesen ein bizeichen, das wir 
sftllent öch in Kristo geboren vnd emowet werden, sü ist vns ge- 
wesen eine heilikeit; wenne sü das bant vnserre Sünden het ge- 
lidiget; sü ist vns gewesen eine arzenie, das die geswulst vnserre 
hochfart warde gesunt: wenne die hochfart des ersten m5nscben 
ist gebessert mit der demA (bl. 16 a sp. l)keit Kristi. die bocb- 
fart des ersten m6nschen was wider Got, wenn er gebotten bette, 
das der mAnsche des obesses nüt essen solte ; sfi was Öch z& Gt>tte, 
do der mftnsche glAbete dem b6sen geiste do er sprach : ir werdeot 
alse die Götte; sü was öch fber Got, alse vns schribet sant Ans- 
helm indem, das der mönsche begerte das Got nüt enwolte, do 
satte er sinen willen ^ber Gottes willen; wider die hochfart wart 
got geborn mit deniAtikeit durch den mönschen nüt wider den 
roÖnschen vmbe Iren nütz vnd heil; er wart geborn vntz z& dem 
mönschen mit eiure glichnisse der gehurt, er wart ^ber die 
mönschen geborn mit der sundelicheit sinre gebiirt. glichnisse het 
er gehaben wenne er von einen mönschen vnd öch er mönsche ist 
geborn, suuderheit wenne er von dem heiligen Geiste vnd von einre 
Intern megede ist geborn. dis schribet lohanes Damascenus. 

VON DEME NAMEN ANASTASIA ist alse vil gesprochen 
alse eine die hohe stet, wenne sü ist hoch gestanden vf erhöbet 
von den vntügenden z& den tugenden. 

Von sant Anastasien. Pretaxatus was ein heydin genant zi 
Rome in der stat, der übertraf ander Römer an adel vnde an 
rihtame. des frowe was Fausta geheissen, die was vnd farte ein 
kristen selig leben, vnd dissen gemecheden wart ein dohter geborn, 
die wart Anastasia genant, die wart geleret in iren iungen ziten 
von sant Krisogonus, wie sü kristen glöben (sp. 2) halten solte. 
vil schiere dise maget eime iüngelinge wider iren willen gemabelt 
wart| der was Publius genant, doch so wolte die maget ir Inter- 
keit Gotte behalten; do von so erzögete sü sich siech, also ver* 
meit sü die geselleschaft ires gemahels. schiere hie noch kam irme 
gemaheln vür, wie sü alleine mit einre iunckirowen in eim bösen 
kleide durch s&chte alle die kerker der stat vnd wo sü kristoi 
mönschen gefangen vant, den teilte sü ir almasen noch der mön- 
schen notdurfb. do von gebot ir gemahel das sü also strengklich 
beh&t würde, das sü nüt vollen noch irre notdorft spise haben 



101 

mfthie; also meinde er sü ze t6tende das do noch in irme gfite 
noch Wollüste bids libes lebete; in den engesten wonde die heilige 
maget sterben, do von schreib sü sant Krisogono klegeliche briefe. 
do wider schreib er ir tröstliche briefe. hie zwüschent starb ir 
^emahel ynd wart sü vs der gefengnisse erlöset, dise maget bette 
drie innckfrowen geswesteren ^ber die roohsse hfibesch vnd schöne, 
die worent kristen, der hies eine Agapen, die andere Ciconia, die 
dirte Hyrene. dise innckfrowen von sü kristen worent, do enwol- 
tent sü dem gebotte des rihters nüt gehorsam sin, der ir begerende 
was vmbe ir Schönheit, do von hies er sü füren in eine karoer, 
do men das küchin geschirre inne behielt, do noch ging der rihter 
in die selbe kamere, das er sinen willen mit den innckfrowen 
vollebrehte. do verlor er sine sinne, vnd do er wonde die innck- 
frowen handeln, do handelte er pfannen vnd kessele vnd des glich 
▼nd vmbefing die vnd küssete die kessel, vnd do er alsns sinen 
willen voUebrohte, do ging er her ns swartz vnd vngestalt alse der 
tüfel. do den rihter sine knehte, die sin vor der türen wartetent, 
Bohent alsns vervnreinet vnd beschissen, do wondent sü, er were 
aerwandelt in einen tüfel vnd schlngent in sere vnd flnhent (bl. 16b 
Bp. 1) von imme. der rihter wolte gon vür den keyser vnd wolte 
klagen von sinen knehten. do in des keysers gesinde sach also 
bemoset, do wondent sü Öch, er were töbig worden vnd schl&gent 
in mit stecken vnd spnwetent nf in vnd wnrfent alle vnreinikeit nf in. 
sine gesiht was von Gotte vfenthalten, das er dise bemosunge an imme 
nüt gesehen enmöhte. alleine bednhte in das sü alle mit wissem bede- 
cket werent. do von bewunderte in, wo von er zfi spote were worden 
den, die in alle zit in grossen eren hettent gehaben ; do wart imme 
von den knehten geseit, wie vnreine er were. do wonde er, die dn 
innckfrowen hettent in darz& verzöbert vnd hies sü blos vsziehen, das 
er 8Ü doch blos sehe, do behieltent sich ir kleider an irme libe, 
das mcn sü niit möhte nsgeziehen. von den grohssen wundern 
entschlief der rihter mit eime russende so sere das in nieman er- 
wecken enmöhte. doch zfi iüngest wurden die innckfrowen gemar- 
tet vnd f&rent zn Kristo. der keyser enpfalch sant Anastasiam 
eime rihter vnd erlöbte imme, möhte er die maget verkeren, das 
sü den abgötten ir oppfer bütte, so solte er sü irme gfite des vil 
was zfi einre elichen frowen haben, der rihter ftrte sü an sin 
bette vnd do er sü wolte vmbefohen, do wart er blint. do frogete 
er die abgötte, ob er möhte wider gesehende werden, do sprochent 
die abgötte dar vmbe, das du sant Anastasiam best betrübet so 
bist dn vns in vnsem gewalt gegeben, das du ewikliche mit vns 
in der hellen solt gepiniget werden, do den rihter die knehte 
wider zfi hnse soltent füren, do starb er in vnder den henden. 
do enpfalch der keyser eim andern rihter sant Anastasiam, das er 
sü solte in einen kerker bescbliessen ; der rihter horte sagen, wie 
sant Anastasia überflüssig gros gfit bette, do von ffirte er sü 
heimelicbe vnd sprach zu ir: Anastasia, wilt du kristen sin, so solt 



102 

du erfülleu das (sp. 2) gebot diues Gottes, der gehütet, das sine 
iüDgern süilent abesagen alle denime, das sü besitzent. do von so 
gib mir alles, das du best vnd gang lideklicbe war du wtlt vnd 
Bist kristen. sant Anastasia eotwurtet imme vnd spracb: min Got 
bet gebotten, das wir süilent verköfiFen alles, das wir besitzent vnd 
sullent das geben den armen, uüt den ricbeu : sit du na rieh bist, 
so tele ich wider Gottes gebott, gebe ich dir des minen üt. do 
beschlos er sant Anastasiam in einen finstern kerker ynd wolte 
sü do inne hungers t5ten. do wart sü zwene gantze monot mit 
himelscher spisen gespiset von sant Theodoren, die kürtzliche do 
vor gemartelt wart, do noch wart sant Anast-asia mit zwein hun- 
dert iungfrowen gesendet in eine ynsele, die hies Palraaria, in das 
eilende ; do worent vi! kristen vmbe Eristus nammen gesendet, hie 
noch kürtzliche do rief der rihter den kristen manschen alleo zu 
sammene vnd bant sant Anasstaiam an pfele vnd hies su verbumen. 
also für die luter maget zu Kristo; die andern kristen wurdent 
mit maniger bände pine gemartelt; vnder den was einre, denn 
nam der rihter vil gutes, do sprach er: du roaht mir alles min 
gut nemen one Eristum, den mäht du mir nüt genemen. do nam 
die heilige sant Apilonia den lichomen der heiligen sant Anasta- 
sien vnd begi'&b den in irme garten vnd buwete do eine kyrche. 

VON DEM NAMEN STEPHANÜS. (Stephanus) in kriesch 
ist alse vi! in latine gesprochen also eine kröne, der heilige sant 
Stephan ist gewesen eine kröne aller marteler in der nuwen e, wenoe 
er der erste ist gewesen also Abel der erste ist gewesen in der alten ^, 
eder Stephan ist gesprochen eine regele, wenne er ist allen mar- 
tclern gewesen eine regele vnd ein bizeichen in sime lebende, eder 
Stephan ist einre der strengklicbe redet alse er erz5gete in sime 
redende (bl. 17 a sp. 1), eder Stephan ist gesprochen einre der 
stretigliche loret die alten; alse lerte der heilige sant Stephan die 
wittewen ein tügentlich selig leben, wenne er in von den zwelf- 
botten was gegeben zu eime vürseher vnd zu eime lerer. " 

Von sant Stephan, es wurdent söben dyacon eder ewangelier, 
die das ewangelium Eristi soltent künden durch die weit von den 
heiligen z weif hotten nserwelt vnd zu disen ambabt gewihet vnder 
den was mit sunderlichen gnoden Gottes der heilige sant Stephan. 
es beschach bi der zit, das die gl5bigen beydin wider die glöbigeo 
vs dem iüdeschen volke murmeltent, das sü die kristen wittewen 
vs den heyden versmohetent in dem dienste der zwelfbotten, also das 
die luden, die bekert worent, die wittewen der heyden, die öch 
bekeret worent, nüt liessent dienen in dem tempel dem kristen 
Volke vnd den lungern vnsers berren. noch dem alse die zwelf- 
botten den wittewen erlöbet hettent zfi dienende, das die langem 
desto minre bekümbert werent vnde desto bereiter worent zfipre- 
diende vnd z& bettende, oder sü versmohetent sü in dem, das iuden 
den heydenschen wittewen gebuttent das sü die grobesten vnd dl® 
swersten werg in disem dienste detent, alse obe sü die vnwürdi- 



103 

gestAn werent. do die zwelfbotten dise misBehellungen befundent, 
do sammenteot sü das volg alles vnd wolteut gestillen dise zweionge. 
do von sprochent. sü : wir wolteot gerne den Gottes fründen dienen, 
80 dunket vns vnzimelicb, das wir das Gottes wort vnderwegen 
lohssent vnd dem (sp. 2) tische dienent; wenne die spise des 
geistes ist fruhtberre, denne die spise des libes: do von so danket 
vns, das ir vs Vch sülleut s&chen süben wise man, die völ sint der 
gnoden des heiligen Geistes, die wir setzent Vber dis werg, das 
sä den dienst ordenent vnder den wittewen, so blibe wir an vnsenn 
gebette vnd an uuserre predien. dise rede geviel dem volke allem 
wol. do weltent sü sübene vs vnder den was sant Stephan der 
Aberste. dise firtent sü vür die zwelfbotten, do leitent die zwelf- 
botten vf sü ir hende, das su den heiligen Geist enpfingent. do 
wart sant Stephan völ gnoden vnd krefte vnd wurkete grohsse 
zeichen vnd wander in demme volke mit sinre predien. das be- 
gande verdriessen die bftsen iaden. do von standent uf wider sant 
Stephan etteliche von der Synagogen, der die do geheissen worent 
lybertini, vnd von der Synagogen Cyrenen vnd von Asyen vnd von 
Älexandrien vnd von Cylicien vnd disputiertent mit sant Stephan, 
do enmöhtent sü nüt widerston der wisheit vnd dem geiste, der 
vs Imme redde. do sü mit Mriser lere nüt m5htent in ^berknmmen, 
do f&rtent sü in in iren rot vnd staltent zwene valsche gezuge 
Mrider in, die gobent in schuldig, er bette smocheit wider Got, 
wider Moyses, wider die gesetzede vnde wider den tempel ge- 
sprochen vnd geprediet. do antwnrte sant Stephan vnd sprach: 
ich enschilte Got nüt, der mit vnsem altvettem vnd mit den pro- 
pheten het geret, wenne der Got ist aller eren würdig vnd ist ^) alle 
ere bi imme, vnd knmmet alle ere von imme. öch enschilte ich 
Moysen nüt, der von Gottes gebot das volg von E^gypten lant ge- 
ploget het vnd mit Gottes gewalt vor in grohsse zeichen het ge- 
worket vnd mit Gotte mnnt gegen munde het geret. Öch enstroffe 
ich die gesetzede nüt, die Got selber het gedihtet, die der heilige 
Moyses het nsgesprochen, die den mftnschen z& dem leben wiset. 
öch schilte ich den tempel nüt, der von Gottes gebot (bl. 17 b 
sp. 1) ist gemäht, von den wissagen vürsehen, von Moyses voUe- 
broht, in der archen des gezügnisse beschnben. also entschuldiget 
sich sant Stephan wider die valschen gezlige, do die iaden sohent, 
das sü nüt verfingent wider sant Stephan mit werten, do woltent 
sü aber mit pinen vberknmmen. dis nam war sant Stephan vnd 
stroffete sü in brüderlicher ermanungen vnd sprach: ir herthelsigen 
vnd ir vngehorsammen mit herzen vnd mit oren, wie lange wellent 
ir widerston dem heiligen Geiste, alse awer votter, die alle die 
Propheten hant durch ehtet, die za in gesendet wurdent vnd 
haut alle die getl^tet, die in kündetent die zfikunft des gerehten. 
do sü dis hortent, do spieltent^) in ir herze von zorne vnd gris- 

V) ist ist hs. 
2) Bcrbersten. 



104 

grammetent mit iren zenen wider in. do sach sant Stephan in den 
hime] vnd spach : icb sihe den hiroel offen vnd sihe Kristum ston 
zu den gewalt der rehten hant Gottes, do schruwent sü mit later 
stimmen wider in vnd verhfibont ir oren, das sü sine wort nät 
enhortent vnd vielent mit grohsser vngestflmikeit in in alle sam- 
ment, vnd fnrtent in vs der stat vnd woltent in versteinen. noch 
der gesetzede der alten soltent die zwene falsche gezüge die 
ersten steine an in werfen, die zngent ire kleider abe, das sü 
deste geringer werent z& werfende vnd leitent die kleider zft den 
fAssen des iüngelinges, das er sü behüten solte, der was geheissen 
Sanlns. do versteinten t sü sant Stephan, in der pin rief er Got 
an vnd sprach: herre Ihesn Kriste, enpfoch minen geist vnd viel 
nider vf sine knü vnd rief mit begirlicher stimmen vnd sprach : 
herre nüt hab dis von mime versteinde vür sünde! vnd do er 
dis gespracb, do entschlief er in vnserm herren. dirre heiige sant 
Stephan wart gemartelt in dem selben iore, do Got z& himel far, 
an dem dirten tage des Ügestes. sant Gamalies vnd Nychodem, 
die do in allen reten der inden worent mit den kristen, die no- 
ment den (sp. 2) lichomen des heiigen sant Stephans vnd wein- 
dent gr6sliche Vber in vnd begr&bent in in Gamalielis acker. do 
stant eine grobsse durchehtnnge der kristen vf in Iherusalem; 
noch dem alse sü den grasten fürsten hettent überwunden mit dem 
tode, do wurdent zerstört die kristen Iherusalem durch alles iüde- 
sehe laut, so grftsliohe, das ir wenig bleib one alleine die zwelf- 
hotten, es schribet sant Augustinas, das sant Stephan vil grosser 
zeichen tet noch sime tode, sunderliche wurdent von sinre hilfe 
vnd gnoden die imme Got bette verlühen süben tote m^^nschen 
lebende vnd vil siecher lüte gesunt. Öch schribet sant Augustinus 
in dem zwei vnd zwenzigsten buche von der stat Gottes, das blnmen 
vnd dach, die vf dem altar sant Stephans worent gelegen, gobent 
vil gebresthaften lüten gesuntheit. also bewert vns eine blinde 
frowe, die leite der blumen von dem altar in ir Ögen vnd wart 
gesehende. Öch schribet sant Augustinus, das ein gewaltiger man 
was in einre stat der was vnglöbig vnd hies Marcialis, den künde 
nieman bekeren. es beschach^ des er siech wart, do ging sinre 
dohter man in die kircbe vnd nam von sant Stephans altar blämen 
vnd leite die heimeliche z& sins siechen swehers höbeten. do der 
sieche vf disen blSmen entschlief, do rief er, obe es dag wurde, 
das men noch dem bisohofe sante. den bischof enfiindent sü nÜt. 
do f&rtent sü einen priester für in. do der horte, das der sieche 
glöbig was worden, do töfte er in. also lange der man lebete, se 
hette er alle zit in sim munde das wort: herre in dtne hende en- 
pfilhe ich minen geist! es was eine fröwe, genant Patronia, die 
hette einen sweren siechtagen lange zit vnd enhalf sü keine an- 
zenie nüt, do nara sü rot zu eime iuden, der hies sü henken ein 
vingerlin mit eime edeln steine, das er ir gab an irren hals: do 
von Bolte sü gesunt werden, do sü das öch nüt verfing, do ging 



105 

sü in sunt Stephans kirche vnd bat den heiigen sant Ste(bl. 18 a 
8p. l)phan vil gnedikliche Tmbe gesnndheit; do sprang das vin- 
gerlin gantz von dem gantzen bände, do enpfing sü gesuntheit 
ire libes. in der stat Cesarea, Capodocie des landes, wonete eine 
gar erber edcle wittewc, die was mit kinden gar durch zieret, 
wenne sü süben stoltze snne vnd drie 8ch6ne t5htere bette, eins 
moles wart die niuter von iren kinden swerliche betrübet: das 
weite Got rechen vnd schlfig dise kinte alle mit oinre röche, das 
in one vnderlos alle ire gelide zittertent. dis noment sü swer- 
licben vf ynd von schamme so flnhent sü von irre stat vnd gingent 
in das eilende, wo sü hin koment, do schowete aller menegelich 
wunder an in. es beschach das von disen geswisteriden ein brftder 
Paulus vnd sin swester Palladia koment gen Yponen vnd klagetent 
dem heiigen sant Augastino iren gebresten, der do bischof in der 
selben stat was, vnd gingent vier zehn tage vor Ostern alle tage 
in die kirche des heiigen sant Stephans vnd boten t im vmbe ge- 
suntheit. es beschach an dem Ostertage, do vil Volkes in der 
kirchen was, do ging der sieche Paulus vür den altar des heiigen 
sant Stephans vnd bat mit gantzer andabt in gfttero festem glöben 
vmbe gesuntheit. das volg stnnt vnd wartet dis dinges ein ende, 
schiere scheut sn Pan!um vf ston gesunt one allen gebresten. do 
forte sant Augustinus disen Paul um vs vür das volg, das sü er- 
lernen soltent die gnode sant Stephans, do stfint Palladya dis 
Pauls swester vf mittein vs dem volke mit zitternden geliden vnd 
ging öch vür den altar des heiigen sant Stephans vnd neig do 
nider in andahte rehte also obe sü schlieffe vnd stunt schiere 
gesunt vf. do begunde das volg gr^^sliche G-ot vnd sant Stephan 
vmbe ire g^iode loben, hie süUe wir merken, das sant Stephan 
nüt wart gemartelt vf disen tag, alse wir werdent lesende, also 
er funden wart, doch begot men sine hochgezit vnd sant lohans 
vnd der kindelin noch (sp. 2) der hochgezit Kristi, wenne sü in- 
schliessent die hochgezit der heiigen allergemeinliche, wenne ein 
teil heiigen hant gelitten durch Got mit dem willen vnd mit den 
werken, die sint beschlossen in sant Stephan, ein teil heiigen het 
gelitten mit den willen one werg, die bezeichent sant lohans. ein 
teil one den willen mit den werken, die bezeichent die kindelin, also 
ist die hochgezit Kristi geziert mit der hochgezit aller heiigen. 

VON DEME NAMEN lOHANES. Johannes ist gesprochen 
des herren gnode eder einre in dem gnode gegeben ist eder einre 
dem von Gotte gegeben ist. in disen vier vslegungen des nammen 
lohannes erkenne wir vier sunderliche Gottes goben, die er be- 
sessen het. die erste ist die sunderliche minne, die Got zu sant 
lohannese bette wenne in Kristus ^ber die andern iungern lieb 
het gehaben vnd imme ine heimelicher minne zeichen het erzöget, 
denne den andern : do von heisset er des herren gnode. das ander 
ist die luterkeit sins libes, die er vor aller vnreinikeit het be- 
hütet, do von heisset er der, in dem gnode ist. das dirte ist 



106 

die ofiPenange der heimelichen dinge, die er erkante, alse er ein 
buch het geschriben von der heimelicben o£PenbaruDge: do von 
beisset er: dem gegeben ist. das vierde ist die truwe, das imme 
Got sine mater onpfolhen bet: do von beisset er dem gegobet ist 
von Gotte. sant lobanes leben bet von Myletus ein bischof von 
Laodicien beschriben. 

Van sant Johanne, nocb dem die heiligen zwelfbotten dnrcb 
die weit zerteilt wurdent, do far der beilige sante Johannes ewan- 
gelista in das lant Asyam (bl. 18 b sp. 1) vnd buwete in dem 
selben lande vil kircheii. das vernam der keyser Domicianus vod 
sante nach sant lobunnese vnd bies in setzen in eine hatte völ 
siedendes oleyes vor der porten za Rome, die do beisset die lau- 
nische porte. vs der hatten ging sant lohanes one allen smerzen, 
alse er one alle bemosnnge liplicher bekornoge was vf erden gangen, 
do der keyser sach, das sant lohans sin predien nüt abe wolle 
lossen, do sante er in in das eilende, in eine ynsele in dem mere, 
die was geheissen Pathmos. do wonte sant lohannes alleine 
vnd schreib do inne das b&cb von der heimelichen offenbarange. 
des selben iores wai*t der keyser vmbe sine strenge grimmikeit 
ert5tet vnd wardent alle sine gebot vnd getot widerr&fiPet. do von 
wart sant lobaus mit grosser eren wider gef&ret in die stat £phe- 
sam, dennan er vor mit schänden wart asgeworfen vnd lief imme 
die schare des Volkes engegene vnd sprach: gesegent ai, der vos 
kummet in dem naraen vnsers herren. do sant lohans in die stat 
ging, do tr&g men imme Drusianam, eine frowe tot engegen, die 
imme alle ir tage bette noch gevolget vnd flissekliche alle wege, 
hetto begert das sant lohans were wider kämmen, do rieffent die 
wittewen vud die weisen mit erbermiger stimmen: o sant lohans, 
nim war, wir tragent hie Drusianam, die noch dinre lere vnd er- 
manange vns armen alle zit spisete vnd vns in vnserre notdnrfl 
it helfe kam vnd begerte grftsliche dine z&kanft. do von sprach 
sü: aoh wolte Got, das ich sant lohans m6hte gesehen vor mime 
tode! na bist da kämmen vnd enmag sfi dich not gesehen. — 
do hles sant lohans die bore setzen vnd den lichomen enbinden 
vndo sprach: min herre Ihesas Kristos erkvricke dich Drosyana 
vud Staat vf vnd gang in din has vnd bereite mir zu essende, 
sü Stint vf vnd ging mit emeste, das sü wolte erfüllen das gebot 
des ewangeliaten, vnd bedohte sü nüt anders, (sp. 2) denne ob 
sü von eime sohlofie vf were gestanden, eins andern tages hie 
noch was ein natürlich meister Graton genant; der rief dem volke 
zu sammene vffe den merkete vnd wolte erzAgen, wie diae weit 
vnd ir woUast were sa versmohende vnd bette zwene riebe ifinge- 
linge geheissen alles ir g&t verköffan vnd edel gesteine dar vmbe 
köfien vnd hies die vor allem volke zerbrechen, von geachifat 
boschach es, das sant lohans do vür ging vnd dis sach, do rief 
er dem volke zS imme vod stroffete dis werg in drien stocken: 
das erste was, das sü in der versmobonge des gutes begerent 



107 

mÖDBcbliches libes. do von was es Gotte nttt geneme. dch wart 

von disem werke gritikeit Ynd begtrde des herzen nät ertAtet; do 

von ist es nüt nütze. Öch solle men dis gat durch Got den armen 

gegeben haben alse Kristus gehütet: wilt du vollekummen sin, 

so verköffe alles din gut vnd gib das den armen, do sprach Cra- 

ton, sit din meister Got ist vnd gehütet, das men dis g&t den 

armen mAnschen sol geben, so mache du mit sime gewalt dise 

edele steine wider gantz, das du sü niügest geben, durch sine ere 

alse ich sü han zerbrochen vmbe der weite lob. do nam sant 

lohans die stücke in sine hant, za stunt wardent die steine wider 

gantz vuibe sin gebet, do wart Graton vnd die zwene iüngelinge 

gldbig vnde teilten das gat vnder die armen manschen, do dis 

sohent zwene ander riebe iüngelinge, so verköftent sü alles ir g&t 

vnd gobent das den armen manschen durch Got vnd volgetent 

sant lohannese noch, ^ber lang sohent dise iüngelinge ir knehte 

mit köstlichen kleidern geziert vnd sohent sich in eim b^sen men- 

tellin gon, do von begundent sü trnren. dis nam war saut lohans, 

das sü betrübet worent vnd hies imme bringen von dem staden 

des mers kleine riselin vnd steiulin vnd verwandelte die in golt 

vnd in edel gesteine vnd hies das die iüngelinge tragen zfi den 

goltsmiden (bl. 19 a sp. 1) z& bewerende; do sü dise süben tage 

bewertent, do koment sü wider zfi sant lohans vnd sprochent 

das die meistere bewert hettent, das sü so klor golt vnd so g&t 

gesteine nie hettent gesehen, do sprach sant lohans za den iünge- 

lingen : gont vnd lösent uwer gut, das ir verköft hant, wenne ir 

bant in den himelschen Ion verlorn, — ir süllent blAyen in dirre 

weite ewikliche falent, ir süllent riebe sin in dirre weite, das ir 

ewikliche werdent bettelnde I do hub sant lohans an vnd prediete 

wider richtura vnd leite vür ses Sachen, die vns süllent ziehen von 

überiger begirden richtumes. die erste ist die geschrift: do von 

Bette er in von dem rieben man, der do begerte einen tropfen 

Wassers in der helle von dem armen Lazarus, dem er vffe ertriohe 

bette die brückelote von sim tische verseit. die ander sache ist, 

das wir erkennent, das wir one richtum blos vffe dise weit sint 

kummen vnd öch nüt mit vns von dirre weite fürent. die dirte: 

alse wir sehent, dos sunne, mone, gestime, regen vnd wind vns 

allen gemeine ist, also soltent alle ding der manschen gemeine 

sin. die vierde ist das vnglücke, wenne der riebe ist ein kneht 

des Pfenninges; das gut besitzet den riehen, er besitzet das gut 

nüt, er ist ein kneht des tüfels. die fünfte ist die sorge, wenne 

sü hant arbeit, wie sü es gewinnent vnd vorhte, wie sü es behal- 

tent. die sehste ist eine hochfart, die do von kummen mag vnd 

bringet eine beröbunge gdttelicher gnoden vnd mönschliches gunstes 

vnd bringet die ewige pine vnd verlüret die ewige fröde. do sant 

lohans alsus gebrediete, do wart vür in getragen ein iüngeling 

tot, der bette eine gemahele nüt me, denne drissig tage gehebet, 

die viel vür die füsse des zwelfbotten sant lohans mit des iünge* 



108 

linges mnter vnd ander sinre fründe, vnd botent in, das er in 
dem namen Gottes disen iungeling hiesse erston, alse er hette 
Drusianam lebendig gemäht (sp. 2). do weinde sant lohans vnd 
bettet lange ^ber disen toten; do erstant er. do gebot imme sant 
lobans, das er den zweien iüngelingen seite, was pine sä ver^ 
dienet hettent, ynd wie grosse ere sü vei*dienet hetient; der seite von 
der fröden Paradyses vnd von der pine der hellen vnd grosse wander, 
vnd sprach za den iüngelingen : ir armen, ich han gesehen, wie nwer 
cngele betrdkbent worent vnd die tu feie sich frowetent. do seite er, wie 
sü die ewigen palaste hettent verlorn, die von edelme gesteine sint 
gebuwen vnd mit wnnderlichem schine erlühtet, mit lüstlicher spise 
^ber laden, völ alles wollastes vnd frMen die ewikliche wert, vnd 
do noch seite er in, wie in der hellen, die sü verdient hettent, 
were vnsegeliche pine von wurmen vnd vinsternisse von geischeln, 
von keilte, von iure von der förhtlichen angesiht der tafele, von 
gegen würtikeit der Bünden, von eigime weinende, hie noch viel 
der iungeling, der von dem tode erstanden was mit den andern 
zwein, die von sant lohans ir g&t hettent wider genamroen vür 
die füsse sant lohannes vnd botent gnode von imme. do sprach 
sant lohans: ir süllent drissig tage ruwen tragen, vnd sülleiit do 
zwQschent betten, das die riser vnd die steine wider in ire natare 
werdent uerwandelt, die ich fch vür uwer g&t han gegeben, do 
dis beschach, do gebot sant lohans, das sü die steine vnd die 
riser wider tr Agent an das mer, do sü es vor hettent genommen, 
do enpfingent sü alle die gnode in tagenden, die sü vor hettent 
gehaben, do sant lohans durch alles das lant Asyam hette gebre- 
diet, do mahtent die vngl Abigen einen stos vnd ein zwifel vnder 
dem Volke, do zwüschent zahent sü sant lohans in den tempel, 
das er solte dem abgotte sin opfer geben, do gab in sant lohans 
ein geteiltes das betent irn got, obe er m/^hte, das er der kristen 
kyrclie zerstörte, beschehe das, so wolte er an im abgot glöben, 
eder er wolte (bl. 19 b sp. 1) sinen got bitten, das er iren tempel 
zerstftrte, so soltent sü sinen Got Kristum an betten, dis urteil 
geviel dem meisten des Volkes wol, vnd gingent alle vs dem tempel. 
do bat sant lohans Got, das er sinen gewalt erzögete. do viel 
der tempel vnd wart das bilde irs abgottes gar zerbrochen, do 
von wart Aristodemns, der abgAtte bischof, so zornig vnd mähte 
so grossen krieg vnder dem volke, das ein teil des Volkes sich 
zfi strite bereitent wider das ander teil, do sprach sant lohans 
za Aristodemo: was da wilt, das wil ich dir ton, das da dins 
zomes vergeissest. do entwnrtet Aristodemns vnd sprach: ich wil 
dir geben vergift z& trinkende; bringet dir das keinen schaden, 
so wil ich glöben, das din Got ein geworre herre vnd Got ist vnd 
wil 6ch, das da sehest ander mdnschen von dem tränke sterben, 
das du es desto vürbas schuhest, do ging Aristodemus vür den 
rihter vnd begerte, das er imme gebe zwene mAnschen, die den 
tot verschaldet hettent, der gab er dise vergift trinken, do wo- 



109 

rent sü zu sinnt tot. sant lobana nam den kelch vnd mähte ein 
crüze ^ber vnd trang die vergift mittenander vnd enpfant do von 
keinen am erzen, do lobcte das volg alles Got. do sprach Aristo- 
demns: noch zwifele ich gar ein wening: roAhtest du dise zwene 
toten lebende gemachen, so wolte ich one allen zwifel glöbeo. do 
gab sant lohans imme sinen rog. do sprach Aristodemus: war 
umbe gist du mir dinen rog? do sprach sant lohans: das du do 
von geschendet dinen vnglöben lossest! do sprach Aristodemus: 
sol mich nn din rog glftbig machen? do sprach sant lohans: gang 
vnd leg den rog vffe die toten lichomen, vnd sprich: der zwelf- 
botte bet mich her za ^ch gesant, das ir in Kristns nammen er- 
standent. das det er. do erstnndent die toten, do von wart gl^ 
big der rihter vnd Aristodemus mit allem irme geschlehte. die 
töfte sant lohans in kristen glöben. do buwetent sü in des heiigen 
sant lobans ere ein Iftbeliche kyrche. sant Clemens (sp. 2) schribet, 
das sant« lohans eins moles bekerte gar einen wilden iüngeling 
vnd enpfalch den eim biscbofe zu behaltende, do noch zu ette- 
licber zit der iüngeling verlies den bischof vnd wart der mörder 
höbetman. do kam sant lohans vnd vorderte an den bischof, das 
er imme bette bevolhen. do wonde der bischof er meinde g&t vnd 
erscbrag. do sprach sant lohans: ich forder den iüngeling, den 
ich dir befalch ! do sprach der bischof: heiliger vatter, er het sine 
sele verlorn vnd wonet vf dem berge mit mordern, der fiirste er 
6ch ist. do dis sant lohans vemam, des wart er grAsliche betrübet 
vnd sprach: du bist nüt ein gut hAter der seien dins brAder. vil 
schiere er imme ein pfert hies bereiten vnd ffir vf den borg, do 
in der iüngeling ersach, von schamme er vf ein pfert sas vnd be- 
gande fliehen, do rief imme sant lohans noch vnd sprach: ach 
dn lieber sun, war vmbe flühest du dinen vatter einen alten vn- 
gewoffenten man? nüt f6rhte dich vil lieber sun, wenne ich wil 
Gotte vür dich antwnrten vnd wil gerne vür dich sterben, alse 
Kristns vur vns tot ist. kere wider, lieber sun, ker wider, wenne 
Got het mich gesendet z& dirl do kerte der iüngeling wider vnd 
bekante sich mit grossem weinende, do bat sant lohans vür in, do 
wart er von Gotte z& gnoden enpfangen. sant lohans was eins 
moles zu Ephesum in ein bat gangen, das er sich reiniget e. do 
aach er in dem bade Cheicum einen ketzer, vil schiere er do us 
dem bade sprang vnd sprach: wir süllent fliehen das dis bat nüt 
vf vns valle, in dem sich badet ein ketzer, der worheit fient! eins 
moles wart sant lohans ein rephun von eime sime fründe ge- 
schenket, do nam sant lohans den vogel vnd streichete den. dis 
nam war ein iüngeling vnd sprach z& den andern sinen gesellen: 
sebent zu, wie dirre alte schimpfet mit dem vögellin, alse obe er 
ein kint were. dis erkante sant lohans in dem geiste vnd rief 
dem iünge (bl. 20 a sp. 1) linge zu imme vnd sprach : was er 
trflge in sinre haut? do sprach der iüngeling: ich trage einen 
bogen, do frogete sant lohans: was er do mitte schaffe? do ent- 



110 

wartet er vnd sprach: ich schüsse do mitte vögele vnd tier. do 
sprach sant lohans: war Tmbe hest da den bogen abe gelossen? 
do sprach der iüngeling: hAb ich den bogen lange gespannen, so 
würde er za swach zu schiessende, do sprach sant lohans: also 
beschehe 6ch menschlicher krangkeit, das sü desto swechlicher die 
gfttteliche worheit mAste beschowen, es were denne, das sü vnder 
wilen irre hertikeit Üben roAhte in rawen. also tot der adeler, 
der in die hAhe ^ber ^) all vögele flüget vnd in die sunne mit liebten 
ögen siht; von krangheit sinre naturen mas er vnder wilen in 
die tieffe der erden sich senken. Öch bewegete das abekeren vnder 
wilen den mönschen z& eim begirlicher minnesammern zaker, 
denne ob er do bi bliben were. es schribet sant Iheronimns: do 
sant lohans z& Ephesum also lange gewonete vnd das volg be- 
kerte, das in von alter sine iangem vnder irn armen zfi der kirehen 
fSrent. do mdbte er nüt me gereden, denne er sprach zu iedem 
schritte: lieben kint, habent einander lieb, do verwni)4erte sü, 
wo von er dise wort so dicke spreche: do antwortet er vnd sprach: 
dis ist Gottes gebot, wer dis erfüllet, der t&t genSg. do sant 
lohans erfüll ete in sim alter sehs vnd nünzig ior, do erschein 
imme vnser herre vnd sprach: min aserwelter, kum her zfi mir, 
es ist zit, das du mit dinen bradern an mime tissche gespiset 
werdest, do stunt sant lohans vf vnd ging, do sprach vnser herre 
an disem nehesten snnnentage solt da zfi mir kämmen, an dem 
Sonnentage sammete sich das volg in die kyrche, die in sin ere 
was gebowen. do brediete er von dem ersten hankrote') vnd er- 
mante sü, das sü soltent stete in dem glöben bliben vnd in götte- 
lichen geboten minnesam sin. do noch gebot er, das sü imme eine 
(sp. 2) viereckehte grfibe nebent dem altar würde gegraben; in 
das grab ging er vnd tet sine arme vonnander vnd sprach: herre 
ich komme zo dinre wurtschaft vnd danke dir, das do mich hest 
zn dinre spisen geladen vnd gerfiffet, wenne do erkantest, das ich 
von gantzem herzen din han begertl do er dis gebet vollebrohte, 
do erschein imme so gros lieht vmbe in, das kein mansche in ge- 
sehen mfthte. do das lieht verswant, do sach men das grab völ 
himel brotes, das hüte dis tages sich do meret vnd wehsset. sant 
Eamondus^), ein künig von Engel! ant, der hette sant lohans ewan- 
gelist so liep, das er niemanne nüt verseite, der von imme vmb 
sant lohans ere begerte. es beschach, das ein bilgein vmb sant 
lohans ere gar erncstlicho das almfisen bat, do enhette der künig 
nüt bi imme, das er imme gebe wenne der kamerer nüt gegen- 
wertig was, denne sin hantvingerlin. das gab er imme. hie noch 
^ber vil zit was ein ritter ginhalb mores von Engellant, dem gab 
der bilgerin das selbe vingerlin vnd sprach : dis vingerlin solt do 
geben dem künige von Engellant vnd solt imme sagen : das der, 

1) ^9. vhdn 

2) Hanenkrähen. 
8) l Eadmundus^ 



111 

dem er dis ▼ingerlin gab, ist der gewesen dnroh des ere er es irnme 
gab. der sendet es imme öch nn wider, do bi erkante der kttnig 
das dis sant lohans in des bilgerins wise was gewesen, vnd lobete 
Got Yoihe sin gnode. 

VON DEME NAMEN DER KINDEL1N. vnschaldig wur- 
dent die kindelin genenmet vmbe drie Sachen: die erste sache ist 
ir ynscnldig leben, das niemanne schedelich ist gewesen noch 
Ootte in vngehorsamme noch iren ebenln/^n8chen in vngerehtikeit 
noch in selber mit bosheit. do von sprichet her Dauid in dem 
salter: die vnschnidigen vnd die gerehten sint bi dir herre! do 
meinet er die Tnschuldigen an dem leben, die ander sache ist, 
wenne sü one schulde den tot hant erlitten, do von sprichet Danid: 
sü hant das vnschuldige blfit vs gegossen, die (bl. 20 b sp. 1) 
dirte sache ist die vnschnlde, die sü do noch enpfingent des hei- 
ligen töffes den sü in irme bl&te enpfingent; do von sü vnschal- 
dig wardent aller erbesünden. do von sprichet Dauid: behüte die 
vnschnlde des töffes vnde nim war die gerehtikeit g&ter werke, 
vmbe diso Sachen so ist billich dise hochgezit genant die hochge- 
zit der vnschuldigen. 

Von den kinddin, Herodes Ascalomita gebot, die kindelin 
z& tötende, mit dem naromen Ascalonita schribe wir in za eim 
vnderscheit, wenne wir von drien Herodes lesent, die alle ir bos- 
heit namhaft het gemäht, der erste ist dirre Herodes Ascalonita 
gewesen vnder des gewalt Kristns geborn wart vnd die kindelin 
getötet, der ander was Herodes Antiphas, der enthöbet sant lo- 
hans den töffer. der dirte was Herodes Agrippa, der tötet sant 
lacob den zwelfbotten vnd beschlos sant Peter in den kerker. von 
dem ersten Herodes ist geschriben, das ein man was von Ydumea, 
Antipater genant, dem wart zu einre gemaheln gegeben eine frowe, 
die was des küniges von Arabyen niftele von der wart imme ein 
snn der wart Herodes (sp. 2) genant, der wart do noch Asca- 
lonita genant, den Herodem mähte der keyser Augnstus künig ^ber 
das iüdesche volg, wenne die iaden do erst iren gewalt hettent 
verlorn, alse von in geschriben was, das das zwig künikliches ge- 
waltes von in nüt solte genomen werden, das ist assewendig iüde- 
Bches geschlehtes soltent sü keinen künig haben vntz vffe die zit, 
das der keme vf dise weit, des wir alle worent wartende, disem 
Herodes wardent geborn ses süne, die worent genant Antipater 
Aristobolns Archelaas Herodes Antiphas Alexander Philippas. Hero- 
des sante zwene sinre süne Alexandram vnd Aristobolam, die 
imme hette eine iüdin geborn gen Rome zfi schulen, noch vil 
zit dise zwene gebrader koment von sch&len vnd hette der eine 
Alexander gestudiert, das er ein grosser zöberer was. do von 
woltent dise zwene desto frilicher mit dem vatter vmbe das künig- 
liche kriegen, do von wart ir vatter wider sü erzürnet vnd fleis 
sich, wie er Antipater den zwein vür gesatte noch imme, das rieh 
z& besitzende, hie von betrahtent die zwene aloxsnder vnd An- 



112 

stobolas, wie sfi Herodes irn vatter ert^tent. do y<Hi ao vertreib 
BÜ ir vatter. des füren t bü gen Rome vnd woltent dem keyser 
klagen von Herode, irm vatter. vnder disen dingen koment die 
heiligen drie kfinige gen Ihemsalein vnd frogetent vi! fliBsekliche 
noch der gebart des nuwen küniges. do dis erhörte Herodes, do 
wende er, es solle einre geborn sin von dem kfinglichen stammen 
des ifideschen volkes vnd von er frftmede was. do forhte er veitribeo 
werden von dem küngriche vnd wart betrAbet von disen meren 
grftsliche. do von so bat er die künigc wenne sü disen nawebornen 
künig fündent, das sü in das liessent wissen, dis det er in einre 
glichnisse rehte alse obe er in öch wolte an bitten den er in sim 
herzen begerte zti tötende, do von f&rent die künige ein andern 
weg wider heim in ir lant. do Herodes sach, das sü nüt (bl. 21 a 
sp. I) wider zfi imme enkoment, do wonde er, sü werent betrogen 
an dem sternen, der Jr vor ging, do von schammetent sü sich, 
wider zfi imme zekummende vnd lies vs sime sinne das er noch 
disem kinde nüt me enfrogete. hie noch hoi-te er, was die hirten 
von disem kindelin hettent gehört vnd gesehen vnd was Symeon 
vnd Anna hettent gewissaget von imme. do von vorhte er sich 
grdsliche vnde klagete wie schelkliche er von den künigen were 
betrogen, do gedohte Herodes, wie er alle die kint wolte heissen 
tdten, die zu Bethleem worent, das das kindelin dem tode nüt ent- 
rünne, von dem er die vorhte hette. do wart losep von dem engel 
gewamet, das er fAre in Egyptum mit dem kindelin vnd Marien 
sinre m&ter. dis tet losep vnd für in die stat Hermopolium vnd 
wonte do süben ior vntz Herodes erstarb, do losep vnseru herren 
in Egypten lant forte, do vielent die abgAtte allesamment, noch 
dem alse der prophete Ysaias vor hette geseit glicher wise alse 
von dem vfgange der kinder von Israhel us Egypten lande, kein 
hns enwas, do lege ein toteinne. also was in dem ingange vnsen 
herren in Egypten lant kein teropel do lege ein gebrochen abgot inne. 
vnder disen dingen sendet der rAmesche keyser noch dem künige 
Herodes, das er in sinre gegenwfirtikeit sich vürantwurtet g^en 
der klage, die sine süne wider in hettent vürgeleit. Herodes wolle 
gehorsam sin vnd für vs gen Rome. do kam er von geschiht in 
das lant Tharsnm, do befant er das die schif von Tharsis die 
heiligen drie künige hettent über getragen; do von so hies er die 
schif alle verburnen. do nu Herodes mit sinen sinen sünen vor 
dem keyser vmb das kungriebe kriegetent. do wart ein vrteil 
Tsgesprochen, das die süne soltent irm vatter in allen dingen ge- 
horsam sin vnd m&hte der vatter das küngriche geben welmesüne 
er wolte. also schiet Herodes von dem keyser (sp. 2) mit grösserm 
frevel, denne er do hin was. do von so gebot er zehant, das men 
alle die kint solle lAten zfi Bethleem von zwei yerigen kinden 
vntz vf die kint die nüt me denne einre naht alt werent hie 
mfthte men zwiefeln, obe die kint iung werent sit ir gebeine vnder 
wilen so gros wart fanden, do entwertet men zfi^ das die lüte 



118 

in den ssiten von natoren grosser worent, denne sü du sint. an 
diaen kindelin ist erfüllet das der propfaete gesprochen het: die 
stimme des weinendes vnd des geschreies, der muten m&ter wart 
geh5rt in dem obersten himel. dise bosheit wolte Got nüt vnge- 
rochen lohssen. do von verhing er, das Herodes sinre kinde so 
Bchemeliche würde beröbet, alse er vil manige betrübete m&ter 
irs kiudes hette beröbet. es beschacb, das sine süne Aristobolus 
vnd Alexander gegen Herode irm vatter wurdent vermeldet von 
irre gesellen eime wie sü gros g&t globetent eim der irme vatter 
solte vergeben, öch vftrmeldete sü Herodes schcrer wie sü imme 
gros g&t hettent globet, das er imme die gurgel abe schnitte, so 
er imme sinen hart solte scheren, vnde das Alexander gesprochen 
hette, es weie keine gute zuversiht an dem alten, der sinen hart 
lies salben, das er iung schine. vmbe dise sachen hies Herodes die 
zwene süne dötten vnd satte Antipatrem einen kAnftigen künig noch 
imme an sine stat. doch hette er grösser liebe z8 Herode Agrippa, 
sime sune vnd zo Herodyade sinre tohter. die was eine gemahel 
Phylippi. do von enpfing Antipater grohsse has wider Herodem, 
sinen vatter, vnd betrabtet, wie er imme möhte vergeben mit gift, 
das er stürbe, do dis vernam Herodes, do hies er den sun schliessen 
in ein kerker. do dis horte der keyser, das Herodes sine süne 
ertötet hette; do sprach er: ich wolte lieber Herodes swin sin, 
denne sin sun, wenne er Hesse mich leben, ein swin von er noch 
(bl. 21b sp. l)iüdeschem glöben swinin fleisch nut enisset, so er 
mich tötete sinen sun. do Herodes sübenzig ior alt wart, do sties 
in ein gar gros siechtage an mit eim starken ritten^), also das 
aller sin lip in eim starken zittern stünde, one vnderlos, vnd sin 
hals gros stechen hette, sine füsse geswollen, sine schamme ossent 
imme die wurme, von sim otemen roch so bftse gesmag, das bi 
imme nieman möhte bliben. mit swerem echtzende er do lag; do 
lettent in die arzote in oley, do von was vil bi tot. in den siech- 
tagen vernam er, das die iuden sich frowetent sins todes. do von 
tet er vohen der edelsten iuden kint, die in dem lande worent vnd 
bies sü in die gefengnisse legen vnd sprach zä sinre swester Sa- 
lome: ich weis, das sich die iuden mins todes werdeut frowende: 
nu habe ich gedaht, wellent ir mime gebot te gehorsam sin, so 
Büllent ir dise edeln iuden, die ich gefangen han vffe die zit mins 
todes alle töten; so machent ir das alles das edel iüdesche volg 
dis landes zu minre lipbevilhede^) kumment durch dirre toten 
iuden willen vnd alles iüdesch volg mü betrAbet sin vife die zit 
mins todes. dirre Herodes hette eine gewonheit, das er alle zit 
noch dem essende ein appfel selber schelte vnd den as, do von so 
hielt er das messer noch do in sinre hant vnd sties in ein grosser 
huste an, do sach er vrabe sich, das in nieman irrete vnd h&b 
vf sin hant, vnd wolte sich selber tdten: do kam sinre neffen 

1) Fieber. 

2) Begräbnis^ bifeJhan, begraben zu lat» püle'{Be'peUTeypulcrum, 

Blrlinger, Al«iii«mia Xni 9 8 



114 

eiure vnd hub imme die haot, das imme leider nüt geschach ; doch 
ging ein geschrei durch den sal, der künig were tot! des frowete 
sich sin san Antipater in der gefengnisse vnd gelobete gros gfit 
den, die sin hatent, das sü in vs liessent. dis versmohete Hero- 
des me von sime sane, das er sich eins vatter tot frowete. do von 
so hies er in t5ten vnde gab Arcbelao sim sune das küngrich 
noch sim tode. do noch ^ber fünf (sp. 2) tage starb dirre Hero- 
des ein glücgik man in allen bösen Sachen vnd ein vngelückes hasse 
in allen guten dingen, do lies Salome sin swester alle die lidig, 
die er hette geheissen töten. 

VON DEME NAMEN THOMAS. Thomas ist gesprochen 
eine tieffe eder zwifeltig eder zerhowen. sant Thomas von Gantua- 
ria ist gewesen tief in grosser demAtikeit, alse wir lesent, das er 
den armen lAten ir fasse het geweschen, er ist gewesen zwifeltig, 
wenne er das volg mit werten vnd mit werken lerte in guten bi- 
zeichen, er ist öch zerhowen in sinre martel alse wir werdent hörnde. 

Von sant Thomas von Cantuaria, es was in des künges 
hof von Engellant ein iüngeling Thomas von Cantuaria genant, 
der sach in des küniges hof vngeistlioh leben, das imme wider 
was, von er sich von dem hofe mahto vnd enpfalch sich dem bi- 
schhofe von Cantuaria. von dem bisch ofe wart er ein archydiacone 
gemäht, do wart er von dem künige gebetten, das er des bischofes 
canceler wurde, das er mit sinre wisheit gestillete die vngestAmi- 
keit der, die dem bistume sin gut mit vnrehte vorbehfibent vnd 
die kirch tegeliche beröbetent an dem ambahte, beschuldet er das 
in der künig so lieb gewan, das er irame erwarb noch des bischofes 
tode, das er bischof solte sin. dirre eren begerte doch sant Tho- 
mas nüt. doch wolte er dem gebotte der kristenheit gehorsam 
sin vnd bot sich vil demAtikliche z& der arbeit, alse schiere er 
die bischÖfeliche ere enpfing, do (bl. 22 a sp. 1) uerwandelte er 
sin leben in eine besserunge vnd kestigete sinen lib mit vastende 
vnd mit bettende vnd trug nüt alleine ein herin hemede an blosser 
hnt, me, er trfig ein herin nidergewant ^) öch dar zfi, das ging 
imme abehin vntz vffe sine enkel. doch so hielt er so heimeliche 
sine heilikeit vnd andaht, das er doch sich ^sserlich glichete mit 
kleidern vnd mit husroto noch anderre prelaten gewonheit ; er hette 
öch gewonheit, das alle tage zu sime tische worent drizehen arme 
mönschen, vür die knuwete er vnd wusch in ir füsse vnd gab 
iegelichen vier pfenninge vnd lies sü hingen, es besohaoh, das der 
küng begerte an in, das er imme die friheit bestetiget, die sü 
hettent ^ber der kirchen gfit wider das reht alse die andern bi- 
schöfe hettent andern sinen vorfarn künigen geton. dis wolte 
sant Thomas in keine wise tun. do von viel er in vngunst des 
künges vnd aller herren des landes. hie noch über kürze zit wart 
sant Thomas vnd andere ettewiefil bischöfe von dem künge gar 



1) Unterhemde. 



115 

Bwerliche getwnngen. öcb so yerre, das sant Thomas wart vf den 
tot getrowet, do von wart er überkummen mit grosser lüte rot, 
das er mit worten sinen gunst gab in des küniges begirde vmbe 
die Sache, alse bie vor gescbriben ist. nocb dem, das er sieb 
alsns versprocben bette, gerietb er betrabten was von dem gunste, 
den er z& einre vnzimelicben vordernngen bette geben, seien m6b- 
tent' verlorn werden vnd piDigete sieb grösliche dar vmbe, vnde 
nam imme selber das arobabt so lange, vntze imme es der bebest 
von gnoden wider gebe, der künig begerte an sant Thoman, das 
er imme sine friheit bestetiget mit briefen alse er mit worten 
sinen gnnst dar za bette geben, das verseite sant Thomas dem 
knnige vil menlicbe vnd bies imme sin crüze vürtragen von er 
erzebischof was vnd scbiet vs des küniges hofe. do rief des kü- 
niges (sp. 2) gesinde ^ber in: vobent den dieb vnd henket den 
verreter! do volgetent imme zwene grosse landesberren noch vnd 
seitent imme weinenden 6gen nf ir worheit, das vil landesberren 
bettent z&samene sinen tot geswom. do sant Thomas dis erh5rte, 
do vorhte er des bistames me, denne sins libes vnd entweich in 
Flandern, hie zwüscbent sante der künig gen Rome z& dem 
bobeete, das er sine legaten her ns gen Engellant sende, das sü 
dirre Sachen ein vftrag gebent. do wurdent des küniges hotten 
zfi Ronie nüt verhört, do von koment sü one antwurte heim, do 
von wart der künig in grossem zorn wider sant Thoman beweget. 
also nam er sant Thoman vnd den sinen alles ir g&t vnd ver- 
treib alles sin gescblebte, wib, kint, iung vnd alt; doch bat sant 
Thomas alle zit in sim gebet Got vür den küng. do von so wart 
ime geüffent von Gotte, das er solte wider kommen in sin bistam 
vnd do gemartelt solte werden. Also beschach das er wider in sin 
bistam fber süben ior wart er wider gerüffet vnd von dem volke 
mit grossen eren enpfangen. kürtzliche vor sinre martel erstunt ein 
iüngeling von dem tode, der seite, wie er vffe dem h Ehesten chore 
der heiigen gefüret were, do sehe er in der zwelfbotten chor ein 
leren stol ston. do frogete er, wer in dem st&le solte sitzen? do 
antwurte der engel vnd sprach : vnser herre het disen stul behalten 
eim grossen priester von Engellant. es was ein priester, der las 
alle tage messe von unserre frowen. do von beröbet in sant Tho- 
mas sins ambahtes. es beschach das sant Thomas sin herin hemede 
sties vnder sin bette, das er es büssen^) wolte, so er zit hette. 
vrenne es gebrochen was do zwüscbent erschein vnser frowe dem 
priester vnd sprach: gang zfi dem erzebischof e vnd sprich, das 
er dir din ambaht wider gebe von der wegen der du (bl. 22 b 
sp. 1) messe best gelesen, zu Wortzeichen, das sü imme sin herin 
hemede gebüsset bet vnd der roten siden do bi lit, do mitte es 
ist gebüsset. do sant Thomas dise ding also befant, alse imme der 
prister hette geseit, do erschrag er vnd gab dem prister sin am- 
baht wider vnd gebot im, das er dis ding beimeliche hielte vnd 

1) flicken. 



116 

es nieman Hesse wissen, sant Thomas bescbirmete die reht der 
kircben Doch alse vor der küng knnde in nfit überkommen, noch 
mit bittende noch mit trowende. do dis der küng sach, das es 
nflt verfing, do »ante er sine ritter, die koment mit gewoffenter 
hant vnd rieffent later stimme: wo ist der erzebischof? sant Tho- 
mas lief in engegene vnd sprach: ich bin hie, was wellent ir? do 
sprochent so: wir wellent dich tftten, da mäht nüt vürbas leben, 
do sprach er: ich bin bereit dur Got za sterbende vnd vmh die 
gerehtikeit vnd vmbe die friheit der kyrchen. sit ir mich na so- 
cheot, so gebüte ich ^ch von des almchtigen Gottes wegen vnd bi 
dem obersten banne, das ir diser keime weder schaden noch leit 
tnnt vnd enpfilhe mine kirche vnd mich selber dem almehtigeo 
Gotte vnd Marien sinre lieben mnter vnd sant Djooisio vod allen 
heiligen, do er dis gesprach, do schlogent su imme noch sime 
höbete, sine heilige priesterliche ere, das ist sine blatte die wart 
immc obenan abe geschlagen vnd sin heiliges bime wart dnrch 
die kirche gespreitet, also f&r der marteler zfi Gotte. do nn die 
pricstere sin lipbevilhede soltent begon, do hfibent sd an eine Bei- 
messe zQ singende, do was ein schare der engele vom himel do 
vnd verstdrtent mit irme gesange der priester gesang vnd vingent 
an eine messe zo singende nüt vür die toten, me sü snngent ein 
lobe sang vür einen marteler. also volgetent die priestere den 
engelen noch vnd snngent eine messe zft lobe dem heiligen mar- 
teler also wart der gesang des wein- (sp. 2) des verkert in den 
gesang der fröden. also wart imme gesangen der marteler lob, 
dem der toten messe wart an gehaben, vil ander grosse zeichen 
wirkete vnser herre do durch den heiigen sant Thoman. do wnr- 
dent die blinden gesehende, die tdben gefa/^mde, die lammen ge- 
rech, die toten lebende, von dem wasser do sine bl&tigen kleider 
inne wnrdent geweschen, von dem wasser wnrdent vil manschen 
von manigerhande gebresten erlAset. es was eine frowe in Engel- 
lant, die begerte vmb Schönheit irs libes vnd der weite wolgevallen, 
das ir ögen verwandelt wurdent in zwei schiessende lüstliche ögen. 
dar vmbe so ging sü barfns za sant Thomas grab vnd begerte 
dis do von sant Thoma mit gantzem emeste. do sü vf stint vs 
irre andaht, do was sü gar erblindet; alse erwarb sü käme do 
noch mit grossem ruwen vnd mit gebet von sant Thoma, das ir 
die gesiht wider würde za einre notdurft, die sie vor anderre ge- 
borte za woUnste. ein kneht brohte sime herren z& sinre wftrt- 
schaft eine büsse völ wassere vnd sprach: es were sant Thomas 
wasser, wie doch es sin nüt en were. do sprach der herre: ist 
es, das dn mir ie ^ best verstoln, so begere ich das sant Thomas 
dis wasser verswende, das da nüt in der (büsse) habest, dis geviel dem 
knehte wol, wenne er wol wnste, das er erst die büsse hette vol 
Wassers gefüllet, do men die büsse vf tet, do enwas ein troppfe 
Wassers nüt in der büssen. also stant der kneht mit schänden, 
ein vogel was gelert reden, den wolte ein sperwer vohen vnd 



117 

fressen; do rief der vogel alse er von gewonheit gelert hette: 
sant Thoman, hilf mir! zS stnnt viel der sperwer nider vnd was 
tot. es was einre siech, den hette sant Thomas gar lieh in sime 
lehende, do von ging er mit gutem getrawende zS sant Thomas 
grab ynd bat, das er imme sinen siechtagen abe neme : vil schiere 
wart (bl. 23 a sp. 1) er gesnnt. do gedohte er, das gesnntheit 
des libes imme vil lihte schade were zd der seien, do von so ging 
er hin wider z& dem grabe vnd bat were imme die gesuntheit 
schade za der seien, das er imme den siechtagen wider gebe, zu 
der selben standen sties in der siechtage wider an. 

VON DEME NAMEN SILUESTER. Siluester ist gesprochen 
ein lieht der erden eder der kristenheit, eder ist einre, der wildes 
zemniet. also het sant Siluester die wilden vnkristen gezemmet iu 
den glöbeu, eder Siluester ist alse ein gr&nender in himclschen 
tügenden eder ein human, sich selber zfi Abende eder einre der 
schotte het in einre kAle wider die hitze b/^ser bekorunge eder 
ein löbehter, wenne er gepflantzet ist in dem zierlichen walde des 
himelschen heres. 

Von sant Süuester. von einre frowen, dis was gereht ge- 
nant alse sü des nammen wol würdig was von irme leben, das 
rehtfertig was, wart geborn ein kint, das wart Siluester geheissen. 
dis kint wart gelert in allen gfiten tagenden von eim pries ter der 
was Gyrinus genant, sunderliche was sant Siluester der z& ge> 
neig^et, das er eilende kristen gerne herbergete. do von so enpfing 
er einen gar heiligen manschen in sine herberge, Thymoteus ge- 
nant, der von den andern kristen durch forhte der durchehtunge 
nüt mfthte beherberget werden, dirre sant Thyniotheus brediete 
gar strengkliche (sp. 2) kristen gl6ben, dar vmbe so wart er ^ber 
ein ior gemartelt. do wohnde der rihter, Tarquinius genant, gros 
g&t vinden hfinder sant Thymoteo vnde vorderto das gut an sant 
Siluester mit sweren trowende. des antwurtet imme sant Sil- 
uester vnd sprach: er enhet sant Thymoteus gut nüt ^ber al. 
do nu der rihter enpfant, das sant Thymotheus kein gut hünder 
im nüt hette gelossen, do gebot er sant Siluester, das er solte 
den abgAtten oppfern eder grosse pine müste er liden mome frfiye. 
do sprach sant Siluester: du tore, du stirbest noch hinaht vnd 
wurst lidende die ewige pine: vnd du wellest eder en wellest, so 
wurst du erkennende den geworen Got, den wir erent. mit disen 
Worten zoch men sant Siluester in ein kerker vnd rftfbe dem rihter 
z&m tische, do der rihter visches essen wolte, do gesteckete im ein grot 
in sinre kelen, den enm/^hte er weder üs geworfen, noch in geschun- 
den, alse starb er vmbe mitternaht vnd wart mit grossem weinende 
von den sinen z& dem grabe getragen, do wart sant Siluester von 
allem volke wider sinen willen zfi eim bobeste erweit, sant Siluester 
hette die namen aller wittewen vnd weisen vnd armer lüte ge- 
schriben in das briefelin sinre gelübede, die vürsach er Öch in 
aller notdurft. dirre sant Siluester satte vf die mitte woche den 



118 

fritag yod den sammestag in der fronvasteu za vastende vnd den 
dunrestag zu erende alse den sunnentag mit fr6den. wider das 
worent die Kriechen, die begingent den dunrestag vür den sammes- 
tag. das verbot sant Siluester vnd sprach: die zwelfbotten hetteut 
es alsus vf gesetzet, das men die hochgezit der begrebede vDsers 
herren solte begon aller nehest vor der hochgezit der vrstende, 
die men begot an dem sunnentage. do sprochent sü : es kunt ein 
sammestag in dem iore, den eren wir in dem nammen der be> 
(bl. 23b sp. l)grebede Gottes, do antwurtet sant Siluester alse: 
alle sunnentage bezeichenet die yrstehende Tnsers herren: also eint 
alle sammestage ein vrkünde der begrebede vnsers herren. do 
von so sint sü gevölgig worden an dem sammestage von dem dnn- 
restage. sprochent sü, das der von den kristen nüt sol geeret 
werden, dar vmbe stroffete sü sant Siluester vnd lobete den tagf 
von drier hau de sache wegen, die erste, das Got an dem dunres- 
tage zu himel für, die ander das Got sinen heiligen lichomen vna 
an dem dunrestage vf satte zu segende in das sacrament. das 
dirte, das uf den tag der kriseme wurt gesegent. hie mitte ^ber* 
want er sü, das sü imme alle gehorsam wurdent. zu der zit durch- 
ehtet Constantinus die kristen m5nschen. do von floch sant 
Siluester mit sinen priestern vs der stat vnd wonte vf eim ber^e 
mit sinre pfafheit. vmbe dise durchetunge so verhengete Gott ^ber 
den keyser Gonstantinum, das er vssetzig vnd vnreine wart vnd 
imme kein arzot von disen siechtagen gehelfen möhte. zu iüngest 
noch dem rote der abgötter, bischofe bette er zft sammene getou 
f Aren drü tusent kint, die wolte er t5ten vnd wolte in irem blate 
also warm sich baden, das imme der siechtage abeginge. do von 
so ging er in sinen sal, das er schowete, wie das bat würde be- 
reit, do liefPent imme engegen dirre kinde mütere mit zerlossem 
höre vnd mit grossem erbeimigeu geschreie. do weinde Gonstan- 
tinus vnd hies den wagen halten stille vnd stfint vf vnd sprach: 
hArent mich, ir grofen vnd ir ritter vnd alles volg keyserliche 
würdekeit, die geborn ist fs dem burnen aller miltikeit vnd erbei> 
mede, die het das vrteil us gesprochen: wer öch in eime offen 
strite ein kint ert&tet, der sol sin höbet verlorn hau. nu nement, 
war wie grosse grimmekeit were das, das wir an vnsem kinden 
vollebrehtent, das wir an frftmeden kinden hant verbotten (sp. 2). 
was eren ist vns nu das wir die barbaren hant überwunden, ist 
es das wir von vnserre bosheit werdent überwunden, frftmede vol^^ 
überwinden ist ein tugent der tr(i)tter. sönde vnd bosheit über- 
winden ist ein tugent der sitten. in dem strite wider das volgr 
sin wir sterker, denne sü; in dem strite wider die vntügende sülle 
wir sterker sin denne wir selber, wenne wer sin vntügende über- 
windet widerstonde, der überwindet sich selber vnd behaltet den 
sig mit dem, das er sich überwindet, also der überwindet mit vn* 
tugenden, der ist noch dem sige überwanden, do von, so sol 
mültikeit gesigen in disem strite; wenne ist es, das miltikeit vns 



119 

an vberwindet, so mäge wir Öch alle vnser fiende überwinden: 
weone der ein diener ist miltikeit, der erzöget das er aller weit 
ein herre ist. do von schetze ich besser, das ich sttTbe vnd der 
vnscbuldigen kindelin leben behalte, den ich von irme vnscbul- 
digen tode mir ein süntlich leben behalte, das doch dennoch vn- 
sicher ist. also hies er den niAtern ir kint wider geben vnd der 
zn vil gates vnd die roütere fAren wider heim, die mit grossem 
weinde na worent knmment. aUo kerte der keyser wider in sinen 
sal. in der nehesten naht hie noch erschein den keyser sant Peter 
vnd sant Pauls vnd sprochent zu irome: do von, das du schuhe- 
test, das vnschaldige bl&t za vergiessende, so het Jhesus Kristus 
vns her z& dir gesant, das wir dir* ein rot gebent, das du geunnt 
werdest, do von solt du gon zu Siluester dem bischofe, der ver- 
borgnen lit in dem berge Syrapo, do sol dir einen burnen zögen, 
in dem solt du dri stuut geweschen werden, so wurst du gesunt 
von allem dime gebresteo. do noch solt du Kristo disen dienst 
wider tun, das die tempel der abgfttte zerstörest vnd die kristen 
kyrchen wider buwest vnd do noch in kristem gl6ben Kristi diener 
vmer bli(bl. 24 a sp. l)best. do Constantinus erwachete, do sante 
er sine rittere, das bü sant Siluester zu imme brehtent. do sant 
Siluester die rittere sach, do wonde er an die martel gon. do 
von so enpfalch er sich Gotte vnd sterkete sine pfafheit vude ging 
^nerschröckenliche vür den keyser Constantinus, der stfint gegen 
imme vf vnd sprach: du sist wol kummen, wir frowent vns dinre 
Zukunft, sant Siluester widergruste den keiser. do ving der keyser 
an vnd seite sant Siluester sinen tröm vnd frogete, wer die zwene 
Götter werent gewesen, die imme erschinent? do entwurtet sant 
Siluester vnd sprach: dis enworent keine Götter, es worent zwelf- 
botten Kristi vnd hies imme ir bilde der tragen, do der keyser die 
bilde ersach. die rief er, es werent die zwene die imme worent er- 
schinen. do lerte sant Siluester den keyser den glöben vnd hies in eine 
woche vasten vnd hies in alle kerker entschliessen. do nu der keysser 
in das wasser des heiligen töffes kam, do wart er mit eim schine 
eins wunderlichen lichtes vmbe geben, also ging er reine vnd ge- 
sunt vs dem töffe. do seite er, wie er Kristum in dem liebten 
schine bette gesehen, noch sime tÖffe des ersten tages gab er ein 
gebot, das ^ber alles Rome Kristus vfir einen geworen Got wtLrde 
geeret. an dem andern tage gebot er: wer wider Kristum rette, 
der solte gepiniget werden an dem dirten tage, wer keime kristen 
ein leit tete, der solte beröbet sin sins gätes halber, an dem vier- 
den tage, alse der keyser ist ein höbet der weite, so gebot er, 
das ein hobest, das ist ein römisch bischof, solte sin ein höbet 
aller bischofe. an dem füuften tage gebot er, wer in eine kirohe 
entrünne, der solte fri sin vor allem gewalte, an dem sehsten 
tage gebot er, das nieman one sins bischofes vrlöb keine kirche 
in keinre stat bnwete. an dem sübenden tage gebot er, das vom 
künglichen erbezal der kyrchen zehende solte vallen. an dem 



120 

ahtesten (sp. 2) tage ging der keyser in sant Petere kircbe vnd 
erkante do offenliche sine missetot. hie noch nam GonstantiDTis 
ein karst vnd tet do mitte den ersten schlag in die erde, do men 
solte huwen eine kircfae vnd trug vffe sinen Schaltern zwelf kArbe 
mit erden dar vs. do dis Yemam Helena, des keysers mater in 
Bethania, do lobete den snn mit iren briefen do von, das er sich 
von den abg5tten bette gekert vnd stroffete in vil berteklicbe, 
das er der inden Got bette gelossen vnd an einen gekrüzigeten 
manschen Vür ein Got glöbete. Constantinns enbot sinre mnter 
hin wider, das sü mit ir brebte die iüdeschen meister, so wolte 
er kristen lerer do wider setzen, das men vs irre beder lere vnd 
Worten schetzete, welre glöbe gewerer si. do von so f&rte Helena 
mit ir ein vnd vierzig vnd hundert meister des iüdeschen glöben; 
vnder den worent sunderliche zwelfe durch luhtet mit aller wis- 
heit. do nu sant Siluester mit sinre pfafbeit vnd die iüdeschen 
meister vür den keiser koment, das sü den glöben soltent bewereo, 
do wurdent mit ir aller gunst zwene bewerte heyden, Craton vnd 
Zenopbylus, rihter gesetzet fber dise sache, die gobent das erste 
gebot: wenne einre stünde vnd rette, so solte der ander swigen. 
do bub an Abyathar der erste vnder den zwelf iuden vnd sprach: 
sit dise drie G&tter sprechent den vatter vnd den sun vnd hei- 
ligen geist, so ist küntliche, das sü wider die gesetzede tont, die 
do sprichet : schowent, das ich alleine bin vnd kein ander Got si 
one mich; öch sprechent sü, Kristus si Got von er vil zeichen 
het geton. also sint vil in vnserre gesetzede gewesen, die vil 
zeichen hant geton, vnd von vns nüt g&tter sint genant, also der 
Ihesus den der Siluester an bittet, do zu sprach sant Siluester: 
wir hant nüt me, denne einen Gott, den ere wir (bl. 24 b sp. 1) 
doch so einig heisse wir in nüt, das wir imme üt die fr6de sios 
sünes nement. also welle wir vch us vnsern bfichern die driveltikeit 
der personen erzögen: den vatter heisse wir, von dem der pro- 
pbete het gesprochen, er het mich angerüffet vnd sprach: du bist 
min vatter. den sun von dem ist geschriben in dem propheten: 
du bist min sun, ich han dich hüte gebom. den heiligen geist 
von dem der prophete sprichet: von dem geiste sins mundes ist 
aller tügende kraft. Öch han wir dise drifeltikeit der personen vnd 
die einberkeit des wesendes vs dem, das Got sprach in dem ersten 
buche Moysi: wir süllent schafPen ein mÖnscben noch vnserre 
glicbnisse vnd noch vnserm bilde, in dem das Got sprichet wir, 
nüt ich, so erzöget er ein menie der personen, in dem das er 
sprichet noch vnserm bilde, nüt bilden, so erzöget er die einber- 
keit des wesendes also wie das hie drie personen sint, so glöbe 
wir doch, das dise ein Got sint glicher wise, alse ich valte ein 
tuch in drü vnd ist nüt denne ein tuch vnd sint drie velte, also 
efint drie personen vnd ist ein Got von dem das der iude sprichet : 
wir glöben t Ihesum Got sin, von er zeichen het geton. nu wisse 
wir, das Got an keime nie vngerochen het gelossen mit grosser 



121 

pin die hochfart. des der sich 6ot hies vod nüt Got was, alse 
yns erzftget ist an Datan vnd ao Abyron, die vom ertriche ver- 
Schlünden wurdent. wie mdhte Kristns sich Got haben genemmet 
▼nd imme do von keine röche von Gotte were kommen alse er 
bezüget mit den grossen werken, die er vs Gotte krafb wirkete, 
es were denne das er Got were gewesen, do urtheiltent die rihter 
vnd sprochent: nn ist offenbar, das Silnester het überwanden Abya- 
thar mit sinre lere vnd öch do von were Ibesns nüt Got, er en- 
mftbte die toten nüt lebende gemachen, hie noch stSnt ein lüde- 
scher meister af, Tonas (sp. 2) genant, vnd sprach: Abraham wart 
von Gotte gebotten, das er sich solte beschniden vnd sine süne. 
do von so wurdent sü gerehtvertiget gegen Gotte. do antwurtet 
sant Siluester: wir wissent, das Abraham Gotte wol geviel vnd 
Gottes frünt was geheissen ehe er beschnitten wart; do von so 
merken wir wo], das er us dem glöben vnd ns sinr gerehtikeit, Gotte 
ist wol gevallen vnd nüt von dem beschnidende; do von so wart 
er nüt beschnitten, das er do von heilig würde, alleioe wart er 
beschnitten zfi eime vnderscheide des andern volkes, der was öch 
überwunden, so st&nt uf der dirte Godelyas genant vnd sprach: 
wie mag üwer Kristus Got sio, sit er geborn ist vnd von dem 
tüffel versuchet von sim iüngem verroten, enplAsset, mit gallen 
getrenket, gebunden, begraben, dise ding enmügent in Gotte nüt 
sin. sant Silnester antwortet vnd sprach: wir bewerent us uwern 
hftchern dise ding alle Gotte z& gehören, von sinre gebart sprichet 
Ysaias: nement war, eine maget enpfohet vnd gebirt einen san. 
von sinre versfichunge sprichet Zacharias: ich han gesehen Ihesnm 
den grossen priester ston vor den engein vnd st&nt der tüfel z& 
sinre rehten hant. von sinre verretnisse sprichet Dauid in sinre 
personen: der min brot het gessen, der het mich mit grohssem ver- 
rotende vnder getretten. von sinre enplössnnge sprichet Dauid: 
sie hant mine kleider vnder sich zerteilt vnd hant der of los ge- 
leit. von dem bittern tränke sprichet Dauid: sü hant in mine 
Bpise gallo geton vnd in mime turste hant sü mich mit essiche 
getrenket. von sinre gevengnisse sprichet Esdras: ir hant mich 
gebunden nüt alse einen vatter, der ^ch erlöset het vs Egypten 
lant, do ir stfiudent vnd schruwent vor dem stabe des rihters. 
nu hant ir mich getemütiget vnd hant mich an das holtz gebunden 
▼nd gehenket, von sinre begrebende ist gesprochen: in sinre be- 
grebede werden t die toten lebende. Godelyas enkunde hie zft nüt 
(bl. 25 a sp. 1) geentwurten. do von so st&nt nf der vierde Ady- 
nan genant vnd sprach: dirre Siluester zühet die geschrift, die 
von andern ist gesprochen alle vf sinen Kristum. do von so sol 
er beweren, das dis von sim Eristo si gesprochen, do antwurte 
sant Siluester vnd sprach: suche du mir ein andern denne disen 
Ihesum, von einre megede geborn, mit gallen getrenket, mit dornen 
gekrönt, gekrüziget, erstorben, begraben vnd von dem tode er- 
standen vnd zu himel gevarn. do sprach Gonstantinus: eukan'er 



122 

kein andern vinden, so sol er überwanden sin. er enkunde nieman 
vinden. do von stunt uf der fünfte vnd sprach: sit dirre Kristns 
US her Daaides geschlehte ist geborn Ynd ist heilig, alse ir spre- 
chent: wes wolte er do getöffet werden, das er anderwerbe ge- 
heiliget wurde? do antwurte Siluester: alse die beschnidonge in 
sinre beschnidunge ein ende nam, also nam vnser töf ein heiligen 
anevang in Kristus töf, do von so ist er nüt get6ffet, das er heilig 
würde, er ist getdfifet, das wir heilig würdent. do sweig der iude. 
do sprach Gonstantinus: doch enswige er nüt, wüste er was er 
hie wider solte sprechen, do stänt vf Thusi, der sehste iude, vnd 
sprach: wir begerent, das dirre Siluester vns sage die sache, war 
umbe ein maget Kristum geborn habe, do ent wartet sant Siluester: 
alse das ertrichc, von dem Adam gemachet wart, was luter vnd 
reine, alse mAste die maget sin luter, das sü menschlich blot nüt 
hette enpfangen noch keine dorne hette vurbroht, noch keinen 
toten manschen hette enpfangen, noch dem schlangen nüt was 
geben z& essende, do von mAste Ihesus der nuwe Adam von einre 
megede geborn werden, das der schlänge von einre megede süne 
würde überwanden vf erden, der Adam der erden einre lutren 
megede snn het überwunden in dem paradise vnd alse der tüfel 
het Adam überwunden in dem paradise, alse versuchte er den 
andern Adam Ihesum in der wAste, also wart er von Kristo mit 
vastende überwunden, der Adam mit dem essende (sp. 2) des 
appfels ^berwant. do sprach Benjamin, der sübende iude, wie 
mag Kristus des geworen Gottes sun sin, sit er von dem tüfel 
versucht wart, das er von hunger brot us steinen mähte vnd von 
dem tfifel uf den tempel wart gefnrt, vnd von dem tüfel wart ge- 
heissen, das er in anbete, do antwurte saut Siluester : sit der tAfel 
Adam do von überwant, das er imme half essen, so ist er billich 
von Kristo überwunden, der in het versmohet in sime vastende. 
doch wissest, das wir nüt sprechent, das er versaht wurde in der 
gotheit, wenne er alleine versaht wart an der ml^nscheit. in drie 
wege ist er versaht, das er an vns alle vers&chunge vertribe vnd 
vns ein bizeichen des überwindendes gebe, wenne. gemeinlicbe in 
dem ml^nschen begirde ^piger eren uf stet noch dem voUebrin- 
gende g&ter werke vnd do noch eine herschaft eins überhebendes 
sich sinre gfiten werke an disen drien stückelin wart der tüfel 
überwanden von Kristo, das wir do bi ein lere nement, wie wir 
dis öch überwinden mügent. do sprach der ahteste, Aroel genant, 
wir wissent das Got der aller vollekummeste ist, was notdnrft ist 
imme gewesen, das er in Kristo würde geborn eder wie mag Kri- 
stus Gottes sun sin, sit Got nüt vatter was, ehe er ein sun hette, 
so enmag er öch n& nüt ein vatter geheissen sin Ihesn Kristi. 
hie zft entwurtet sant Siluester vnd sprach: der sun ist von dem 
vatter geborn vor aller zit in ewikeit, das er alle creaturen mähte 
von nute vnd ist in zit geborn, das er widerbrehte das verlorn, 
was vnd wie das were, das er alle ding mit eim worte m6hte 



123 

haben widerbroht; doch so möhte er aü mit sime lidende nüt 
haben widerbroht, er were denne mansche worden wenne er in 
der gotheit ynlideber ist, noch ist imme dis keine vnfollekammen- 
heit, noch gebreste, aber das suq ein wort si genant, das bewert 
Dauidy do er sprichet: min herre het ein gat wort usgesprochen, 
Got ist allewege vatter gewesen, wenne er einen ewigen sun het 
(bl. 25 b sp. 1), sin sun ist sin wort, sine wisheit, sine kraft, sin 
wort alse vorgeschriben ist, sine wisheit alse geschriben ist in dem 
buche der wisheit sprichet die wisheit: ich bin us des l^bersten 
münde us gangen vnd bin geborn vor allen creatnren sine kraft 
ehe die burnen erqwüUent vnd die berge wardent gesetzet, do was 
ich geborn. sit nu der vatter nüt ist gewesen one werte, one 
wisheit, one kraft in der ewikeit, wie mdhte er die nammen alleine 
in der zit haben enpfangen? do sprach Ebal, der nünde iude: 
sit die e von Gotte nfit verbotten noch vertampnet ist, wo von 
lont ir Ihesum nüt alse mer elich sin, alse ir ein banghart usser 
imme machent, vnd öch die d swechent öch wie wurt der vers&oht, 
der geweitig ist eder wie lidet der pin, der do alle kraft ist, wie 
erstirbet der, der do das leben istl öch machest du vns zwene 
süne: ein den Got gebar, den andern den die maget gebar, öch 
wie mag das sin, das die mönscheit lidet vnd die gotheit, mit 
der die mönscheit vüreinbert ist, do von nüt enlidet. do antwurtet 
sant Silaester vnd sprach: wir enscheltent die d nüt do mitte, das 
wir Kristum sprecheut von einre megede geborn, alleine lobe wir 
die megdeliche gehurt, öch wurt die S do von nüt entert, sü wurt 
me gezieret wenne die maget öch von der e geborn wart. Kristus 
wart versuchet, das er des tüfels bekorunge überwände, er leit 
dae er alles liden hinneme, er starb das er den tot ertötet, öch 
ist Kristus ein eniger sun der ist also gewerliche liplich Kristus 
also geistliche Gottes sun, do von so ist das vnsicherlich ver* 
borgen Got vnd ist das sicher liehe offenbar mönsche, das aber 
vnder den zwein die vüreinbert sint einre lide vnde der an- 
der mit lide ; des gibe ich dir ein glichnisse an der purpuren des 
küniges. do ist wolle vnd varwe (sp. 2) vüreinbert in ein t&ch. 
na lidet die wolle das treigen in dem spinnende vnd die varwe 
nüt. do sprach Thara, der zehende iude dise glichnisse: ist nüt 
g&t, wenne die varwe lidet mit der wollen, sant Siluester sprach: 
sich ein ander glichnisse. so der sunnen schin ein böm vmbegit, 
so mag der böm zerhöwen werden vnd enpfohet doch der schin 
kein schaden, do sprach Saleon der eilfte iude: sit die propheten 
dise grohssen ding haut von dime Kristo gesprochen, so wolte ich 
wissen die sache des spottes, des lidendes vnd des todes, die er 
alle erlitten het? do antwurtet sant Siluester vnd sprach: Kristus 
bet hunger gelitten, das er vns spisete, in het getürstert, das er 
vns das lebende trang gebe, er ist versuchet, das er vns von des 
tüfels bekorunge erlösete ; er ist gefangen gewesen, das wir vs des 
tüfels gefengnisse erbunden würdent; er ist gebunden gewesen, 



124 

das wir tb dem knoppfe des ewigen floches würdent entstricket; 
er wart getemAtiget, das er yns erhdhete; er wart enblAsset, das 
vnser notdorft würde bedecket; er wart mit dornen gekrAoet, das 
wir die rosen des paradyses besessent; er wart an das holtz er- 
henket, das er die bdse begirde, die an dem boltze des bömes an 
ving vertampnete; er wart mit gallen vnd essicbe getrenket, das 
er vns in das lant, do honig ynd milch flüsset fürte; er ist tät- 
lich worden, das wir Ynt6tlich würdent; er wart begraben, das er 
der heiligen begrebende gesegente; er ist erstanden, das er den 
toten das leben wider gebe, er ist z& himele gevarn, das er der 
himele türe yf entschlösse er sitzet zfi der rehten hant Gottes, 
das er der gl&bigen lüte gebet erhöre, do sant Siluester dis vs 
geseite, do gab der keyser vnd die ribtere ynd das volg mitte- 
nander sant Silaester gros lob (bl. 26 a sp. 1). dis versmohete 
Zanibri, den zwölften inden, do Yon sprach er vil vnwftrdekliche: 
mich wundert, das ir so wisen rihtere den fppigen Worten glöbent 
vnd wenent das Oottes gewalt mit Worten müge bewert werden, 
lohssen wir die wort vnd griffen wir an die werg, wenne es sint 
gar torehte lüte die an den gekrüzigeten glöbent, wenne der namme 
des almehtigen Gottes ist so gros vnd so kreftig, das in die steine 
nüt getragen enmügent, noch den nammen kein creatare mag ge- 
hören, das dis wor si, so fftrent einen wilden stier z& mir, so 
süllent ir sehen, das er sterben sol von dem, das ich imme den 
nammen Gottes in sin or spriche. do sprach sant Silaester: vod 
wie gelerest da disen nammen bne boren? Znmbri sprach: dise 
heimelioheit enmaht da laden vient nüt wissen, do f&rte mon 
imme einen gar wilden stier dar, dem sprach Zambri ein wort in 
sin or, do schrei der stier vnd warf sine ögen vs sime höbete vnd 
was tot. do rieffent die luden alle wider sant Silaester vnd spotte- 
tent sin. do sprach sant Siluester: er euhet nüt Gottes nammen 
genennet, er het eins bAsen tüfels nnmmen genennot: wenne min 
herre Kristas der entdtet nüt alleine die lebenden, me, er machet 
die toten lebende; wenne t5ten vnd nfit lebende machen, gehöret 
den lowen, den schlangen vnd andern tieren zä. do von ist es 
Gottes nammen gewesen^ so spreche er den nammen noch ein mol 
vnd machte den stier do mitte wider lebende, wenne von Gotte 
ist geschriben: ich töte vnd mache lebende, do von ist es, das 
er den stier nüt mag wider lebende gemachen, so ist es one zwi- 
fel eins tüfels namme gewesen, do die rihtere Zambri woltent 
twingen, das er den stier wider lebende mähte, do sprach er vnd 
die luden alle gemeinliche: mag Silaester in den nammen Iheso 
Nazareni disen stier gemachen lebende, so welle wir alle an (sp. 2) 
Kristum glöben, wenne vns danket mügelicher, das er one vedern 
vliege denne er dis voUebringen müge. do sprach sant Siluester sin 
gebet, vnd neigete sich z& dem oren des stieres, vnd sprach: o da 
namme des flfiches vnd des todes, ich gebüte dir bi dem nammen Iheso 
Kristi, das du vs gangest, vnd in dem selben nammen gebüte ich dir du 



126 

stier, das da yf Btandest vod heim zu ditne fiter gangest! do st&nt der 
stier vf vnd ging heim mit grosser gemedikeit. do von so he- 
kertent sich z& dem kristen glöhen die künigin, die rihtere ynd 
die inden alle, hie noch ^her kurze zit koment die hischöfe der 
abgötter zfi dem keyser ynd sprochent: gnediger keyser, wissest 
Sit der zit, das da kristen bist worden^ so ertötet der traohe, 
der in dem loche ist, alle tage me denne drü hundert mönschen. 
Gonstantine, lieber herre, nim rot za sant Siluester, sant Siluester 
globete dem keyser, er wolte mit der kraft Kristi dem yolke das 
abe nemen. do globetent die bischdfe, sü woltent gl&big werden, 
mAhte sant Siluester das getan, do erschein sant Peter Silaestro 
in sime gebet ynd sprach: du solt one forhte mit dinen zwein 
priestern in die gr&be gon za dem trachen, ynd sprich z& imme: 
ynser herre Ihesus Kristus, der yon einre megede gebom ist, ge- 
krüziget, begraben, erstanden yon dem tode ynd z& sins yatter 
rehten hant sitzet, der sol kummen rihten die lebenden ynd die 
toten; dem solt du Sathana hie an dirre stat beitende sin yntze 
er kämme ynd solt imme sinen mnnt verbinden mit eime vademe 
vnd solt dar vf ein ingesigele trucken mit eim vingerlin, do das 
zeichen des heiligen cruzes an si, do noch söllent ir gesant zfi 
mir kämmen vnd süllent essen, das brot, das ich ^ch die wile 
bereite, sant Siluester. ging (bl. 26 b sp. 1) abe mit sinen zwein 
priestern vnd tvfig mit imme lucemen mit liehtern vnd kam in 
das loch, das was zwo vnd fünfzig staffeln tief, do sprach er zfi 
dem trachen die wort, alse do yor geschriben ist, vnd baut imme 
einen munt vnd ging wider uf. do yant er zwene zöberer ligende 
uffe der stegen vil bi tot von dem gestanke des trachen, die wo- 
rent sant Siluester noch gangen, das sü spiehetent obe er vollen 
zS dem trachen wolte gon. die farte er mit imme gesunt her us. 
do von so wnrdent sü gldbig vnd mit in ein vnzellich volg. also 
wart das volg yon Rome von zwein tAden erlöset: von dem tode 
des vnglöben vnd von der yergift des trachen. do sant Siluester 
simme tode nohete, do lereto er sine pfafheit drü ding: das erste, 
das sü enander lieb hettent in Gotte, das ander, das sü mit grossem 
flihsse ir kirchen verrihtent, das dirte, das sü ir volg vor den 
Wolfen behfitent. hie noch enschlief er mit selikeit in vnserm 
herren. 

VON DEM SÜBENDEN TAGE, von vier sachen so wurt 
dirre gegenwertige tag gelobet ynd gezieret, die erste sache ist, 
das hüte der ahteste tag der geburt vnsers herren ist erschinen. 
die ander sache (sp. 2) ist der vfsatz des heilsammen nuwen nam- 
men. die dirte ist das erste vergiessen des blutes Jhesu Kristi. 
die yierde ist das zeichen der beschnidangen. von der ersten 
Sachen sol dirre tag billiche von vns gelobet sin vnd geeret wer- 
den, wenne der andern heiigen ahteste yon vns geeret werdent. 
hie mag men sprechen, das wir vnbilliche den ahtesten tag begont 
der geburt Jhesu Kristi, w^nna sü ein anevang was sines todes. 



126 

80 ist die hochgeeit der heilgen ein anbeginnen ires lebens in 
ewikeit. do von so lobe wir im ahtesten tag. hie sülIe wir merken, also 
von Praepomtiaos schribet, das wir den ahtesten tag vnsers herren 
begont za einre erfüllonge des ambahtes, das nüt v&Uekliche m&hte 
begangen werden nffe den tag der gebnrt; also ist .das ambaht 
von der gebererin eins ist öcb ein ahteste der eren vnd des lobes 
alse der ahteste der ostern vnd der pfingesten, der gebnrt ynserre 
frowen vnd sant Johans Baptisten eins ist ein ahteste der andaht 
alse sant Peters sant Laurencien vnd der andern heiigen, die 
ander sache disen tag z& ziemde ist der afsatz des heilsammen 
nuwen nammen, wenne vnserm herren ist hüte ein nnwer namme 
geben, den Got selber het gesprochen: dis ist der namme in dem 
wir mügent behalten werden, des glich vnd er den himel nüt enist. 
sant Bemhart sprichet: dirre namme ist in dem mnnde honig, in 
den oren sAsse getane, in dem herzen eine inbeliernde frdde, dirre 
namme schinet also das oley, so men in brediet, er spiset, so men 
sin gedenket, er salbet, so men in arAfPet, er bilfet. Gottes san 
het drie nammen, also wir vs dem ewangelio lesent: er ist ge- 
heissen Gottes snn Jhesns Eristns, er ist geheissen Gottes san, 
do von das er Got von Gotte ist geborn ; Kristus ist er genant 
von dem das die gfttteliche persone die ro^nschheit enpfangen het ; 
JhesuB do von, das (bl. 27 a sp. 1 ) die gotheit mit der m&nscheit 
ist vereinet, von disen drien nammen sprichet sant Bernhart: 
ir, die in dem pnlner vnd in der ersehen sitzent, erkikent^) vnd 
lobent, schowent vnser herre knmmet mit heile, er knmmet mit 
gftten salben, er knmmet mit eren, er ist Jhesus do von so knmmet 
er nüt one heil, er ist Kristns, do von knmmet er nüt one salbe, 
er ist Gottes snn, do von so knmmet er nüt one himelsche ere 
vnd glorie. dise drie nammen worent nüt v&llekliche erkant an 
imme vor sime lidende, wenne in die b&sen geiste alleine erkan- 
tent vs sinen werken, do von hiessent sü in Gottes snn. öcli was 
er von wenig manschen erkant, Eristns, von der gemeine des Vol- 
kes was er geheissen Jhesns lipliche, nüt das sü in hieltent vür 
einen behalter, also der namme bezeichnet, die drie nammen war- 
dent volleknmmenliche an imme erkant noch sinre vrstende. der 
erste wart sicher one zwifel, das er Gottes snn were, der ander 
gemeinliche, das er Kristus were, der gewore Messjas, der dirte 
schinber, das er Jhesns, ein behalter, were wenne er die altvetter 
US der hellen het erlöset, das Kristus der erste namme zfi ge- 
höre, das er Gottes snn si geheissen, das bezüget Hylarins in sim 
bfiche von der drivaltikeit, do er sprichet, das vnsere herre Jhesns 
Kristus des geworen Gottes eingebomer snn si, das bewert der 
vatter mit sinre stimmen, die zwelfbotten mit irre predien, die 
kristen mit irme glöben, die tüfele mit irme veriehende, die inden 
mit irme Iftgkende, die heyden mit irme bekennende zft der zit 

1) Wachet auf^ erhebet euch. 



137 

BIOS lidendes. das Kristas 6ot si, das erkenoe wir an sime nam- 
men, an sinre gebart, an sime gewalt, an sime veriehende. der 
ander namme ist Kristas, das ist ein gesalbeter, wenne er was 
gesalbet mit dem olej g^ttelicher frftden vür alle sine glichen das 
sint die m6nschen. in dem nammen ist imme geben das er (sp. 2) 
81 ein prophete, ein kempfe, ein priester, ein kfinig, wenne die 
▼ierleye personen salbete roen in der alten L Kristus ist ein pro- 
phete in sinre lere, ein kempfe wider den tüfel, ein priester in 
dem, das er vns gegen sime vatter het yers&net, ein künig in den 
goben des ewigen lones. von disen nammen sint die kristenmön- 
sehen genant, hie von sprichet sant Augustinus: der namme Kri- 
stus ist ein namme der gerehtikeit, der gftte, der gantzen küschi- 
keit, schamme, demAtikeit, vnschnlde vnd miltikeit. dise tagende 
stont alle vnder dem nammen, do von so ist der kristen, der die 
werg het not der alleine den nammen het. der dirte namme ist Jhesas; 
Ton dem sprichet sunt Bernhart : Jhesus ist eine spise, ein bnrne, ein 
arzenie, ein lieht, dise spise het vil kraft vnd wurkendes, sA kreftiget, 
sü machet veissit, sü git leben vnd sterke; do von sprichet sante Bern- 
hart der namme Jhesas ist eine spise, do von wurt der mansche so 
gesterket, alse er dar an gedenket; wenne es ist kein ding, das 
den mfit des manschen alse sere veisset mache, alse sere die ge 
^bete, wider bringet das also grAsliche die krefte sterke, die guten 
erbern sitten, spisen kusche begirde vfentalte. Jhesas ist ein burne, 
do von sprichet &ant ßemhart: der burne Jhesus ist in dich ge- 
seichent, der gösset sich ns vffe die Strosse in vier flösse : in wis- 
heit, in gerehtikeit, in heilikeit, in erll^sunge, in wlsheit sinre, in 
gerehtikeit einre abeweschunge vnserre Sünden, in heilikeit sins 
vrandels, in erldsunge mit sime lidende, vür bas sprichet sant 
Bemhart : vs Jhesu sint geflossen wort des smerzen, die bezei- 
chent die bihte, bl&t der minnen, das bezeichent ein liden, wasser 
der reinikeit, das meinet einen ruwen. Jhesus ist öch eine arze- 
nie, wenne es ist kein ding (bl. 27 b. sp. 1) so sere gestillc die 
angestAme des zornes vnd nider setze die gesw(u)l8t der bohfart. 
Jhesas heilet die w(u)nde des hasses, uerstellet den flus der vnkA- 
scekeit, verl&soet die flamme b^er begirde, messet den tarst 
der gritekeit ^) vnd vertribet den rost aller untugende. Jhesus ist 
ein lieht, do von sprichet sant Bernhart: wo von solt in aller der 
weit das schinber lieht des glöben so gar schiere enzundet sin, 
denne alleine von dem nammen Jhesus? dis der namme den sant 
Paulos trug vor dem folke vnd vor den künigen, als ein schinen- 
des lieht vf eime lieht estocke. dire namme Jhesus besclüsset in 
ime all sAssekeit. do von sprichet sant Bernhart: in aller ge- 
schrift smacket mir nüt, ich lese denne Jhesus, in aller rede Instet 



1) EM dsa^iseh « Oeis, 9%h oben. Vgl Straßh. Studien I381ff, 
Akm. X 166 ff. 



128 

mich nüt, ich hftre denne das wort Jhesns. do von sprichet 
Richardus von ssDt Victore: Jhesus ist ein sAsser namme vnd ein 
lustlich wort: das kräftigt den sünder vnd git selige zofersiht. 
do von 80 bute ich dich da sAsser Jhesus, das du mir sigest 
Jhesus; der heilige namme Jhesus ist öch gar kreftig, do von 
sprichet Petrus Rauennas: du solt sinen nammen heissen Jfaesnm, 
diz ist der namme, der den blinden het geben gesiht, den toben 
gehdrde, den lammen den l6f, den stummen die spreche, den toten 
daz leben, dise kraft het fiirtriben allen gewalt der tfifel va 
menschlichem übe. der namme Jhesus ist gar hoch vnd überswenckit. 
do von saut Bernhart: der namme mins behalters, roins br&ders, 
mins fleisches, mins bluies ist uerborgen der weit vnd würt ge- 
üffent^) an dem ende der weit, diz ist der wnderliche namme vnd 
der wnderliche namme also vuschcctzeliche, also wnderliche, so nil 
dangnemers, also dangber; der namme Jhesus wart vnserme 
herren gegeben von der ewikeit von dem (elgel?)^) engel von losey, 
der namme Jhesus ist also vil gesprochen, als ein behalter, daz 
er si ein behalter. do hAret zu gewalt. also ist ime der namme 
geben von dem vatter in der ewikeit, der iiiie het gen almehtigen 
gewalt; zu dem behaltende gehört öch eine zimeliche schickunde, 
do von ist er von dem engel geheisen Jhesus ein behalter. do 
künte Marien sinre miiter sine enphengnisse, die eine orden- 
liche schickunge waz wie wir behalten möhten werden, do h6ret 
Öch daz werg (sp. 2) zfi, do von so wart er ein behalter genajit 
von Joseph in dirre weit, noch sime liplichen gehurt, do er an fing 
zfi wirkende die were vnsere behaltunge, do von hies in Joseph 
Jhesum, daz ist ein behalter. hie von so eren wir bilUch disen 
tag an dem Kristus vnser höbet wart besnitten vnd ime der hoch 
gelobte namme Jhesus wart gegeben vnd rome ein höbet der 
weite, disen dag het gemachet den anefang vnd daz höbet dez 
iores vnd ingezeichent het mit dem ersten vnd mit dem höbet buch* 
Stäben a. die dritte sache dirre hochzit ist, daz Kristus hüte daz 
erste blfit für vns het gössen, do von so lesen wir, daz vnser 
herre z& fünf molen sin blut het für vns gössen: daz erste af 
disen hütigen dag in sinre besnidunge. dis waz ein aoefang vnser 
erlösunge. dz ander waz an sinem gebet, do gos er den blitigen 
sweis, in dem zeugete er die begirde vnsere erlösunge. daz drite 
bl&t gos er do die iuden in geischelten, daz waz ein verdienen 
vnser erlÖsunge, daz vierde gos er in dem neglende an daz crücze, 
daz waz der Ion vnser erlösunge; do galt er daz er nie genomen 
bette, daz fünfte gos er do sine site mit deme spar wart vf en- 
Bclossen. daz ist vnserre erlsnnge sacrament oder heilickeit, do 
floz vs Wasser vnd bl&t zu ein figuren dez wassers dez heiligen 
.töffes, daz vns reiniget von vnsern Sünden, die vierde sache dirre 



1) hundgetnaeht. 2) so in der hs. 



129 

hochzit ist daz zeichen der besnidunge vnsers herren, die wolle 
vnser herre enpfoben vmb ail Sachen, die erste sache daz er dar 
an wolle erzögen, daz er einen geworen llchomen hette an sich 
genomen, wen er yor erkante daz noch eime tode die ketczer sol- 
tent sprechen: er hette einen schin ynd nfit einen geworen lip. do 
von so het er gewor blnt hüte gegossen in der besnidunge. die 
ander sache, daz er vns gebe ein bizeichen einre geistlichen be- 
snidnngen. do von sprichet sant Bernhant: wir süllent in zwene 
wege besnitten werden, vsserlich vnd innerlichi ; vsserlich an vnserm 
Wandel vnd an vnserm kleide, daz dar si abgesnitten alle ahtber- 
keit an vnsern wercken, daz die sient besnitten daz rü unstron)er 
sint an vnser rede, daz (bl. 28 a sp. 1) die nüt ein versmohen 
lüte; wir sullent innerlich besnitten sin an vnseren gedenckrn, daz 
die heilig sient an vnsern begirden, daz die luter vnd reine sigcnt, 
an vnserre meiniingen das die gereht si; Öch wolte er besnitten 
werden vmb vnser gesuntheit, wenne wir alle geistlich gesunt sint 
worden in sinre besnidunge. do von sprichet sant Paulas: ir sint 
besnitten nnt mit der offenbaren besnidnngen dez fleisches, nie ir sint 
besnitten mit der heimelichen besnidnngen dez geistes. Kristns wolte 
besnitten werden, daz die inden sich deste minre ra5htent ent- 
schuldigen von dem daz sü lere nüt enpfingent, von er noch irre 
geseczede besnitten waz, do ro6hten sü sich nüt entschuldigen, daz 
er nüt noch der geseczede wer geborn; er wolte die besnidunge 
enphohen, daz sine Gotheit dem tüfel wirt verborgen, also er 
Öch wolte, daz Maria die luter maget loseph gemehelt w(e)rde, 
daz der tüfel üt enpfünde, daz eine maget hette geborn. Öch det 
er dis durch eine grosse demfttekeit, als er Öch getenffet wolte 
werden, öch daz die geseczede Moysi do von werde bewertet vnd 
gerehtuertiget vnd erzeuget, daz sÜ heilig vnd g&t wcren vnd daz 
er do bi gebe vns zu erkennende, daz er die geseczede nüt wolte 
minren: er wolte sü erfüllen, war vmb die besnidunge an den 
ahtesten dage beschach, schribet vns Raby Moyses vnd sprichet, 
daz die kint in den ersten süben dagen sint noch denne also zart, 
daz sü nüt wol die pin der besnidunge möhten über winden; daz 
aber die besnidunge nüt fürbasser wirt verzogen ist ein sache, daz 
wu geschiht ^t vnbesnitten sterben, öch von sü noch wening ver- 
nuft haut, so enpfindent sü den smerzen deste minre, Öch sturbent 
sü do von, so wer der fründe leit deste minre, daz sü ein so 
iung kint verlürent. dis sint Sachen also sü mügent, do von so 
B&chen wir ander sachen, daz die besnidunge an dem ahtesten dage 
beschach, bescheihent vns daz wir an dem ahtesten tage, das ist in 
dem ahtesten alter oder in der ahtesten weit werdent besnitten 
von aller pin vnd von allem lidende, der erste dag ist die erste 
weit, die werte von Adam vncz zA Noe. die ander von Noe vncz 
an Abraham, die dritte von Abraham vncz an Moyses. die vierde 
von Moyse (sp. 2) vncz an Dauid. die fünfte von Dauid vncz an 
Kristnm. die sehste von Kristo vncz an den iungesten dag. die 

Birlinger, AlemanwU IUI 8 9 



180 

sibende vncz daz die toten erstont. die ahteste vncz in ewickeit. 
aber bi disen ahtagen nemen wir ahte goben in dem himeirich, 
die vns sant Augustin schribet, do er sprfchet: 6ot wirt dem 
seligen in dem ewigen lebende eine noUekomen gobe alles dez 
sü begerent, er wirt in ein leben ein beil, ein spise ein genubt- 
samkeit, eine glorie, ein loy, ein ere, eine fride vnd alles gut. oder 
bi disen süben tagen merke wir den menschen, der von süben 
stücken zu sammeo gesettzet ist : von der vier elementen ist der 
lip vnd von drien kreften ist die sele: daz ist begirde, wille vnd 
Vernunft, also wenne der mensche, der nü die süben tage het, 
wirt vereinbert mit der ewigen freden, so ist (d)er ahtetegig, so wir 
er besnitten von aller schulden vnd pin. in einem andern weg be- 
zeichent vns dise ahte tage vnser bekerunge von den sünden. als 
ist der erste tag eine erkentnisse der sunden. do von spricbet 
Dauid: ich erkenne mine bosheit. so ist der ander dag ein für- 
sacz, daz böse zu midende vnd daz gute zu lobende vnd zu wir- 
kende, als der verlossene sun, der do er sprach: ich wil gon 
z& minem vatter vnd wil sprechen: vatter ich han gesundet in den 
himmel oder wider den himmel vnd vor dir! der dirte dag ist 
schamme für die sunde, von dem sprichet sant Paulus: waz fruht 
hettent ir von den sünden, der ir üch nu schamment. der vierde 
dag ist die vorhte dez künftigen gerihtes, do von sprichet lob : 
ich forhte Got reht als ein hoch wasser ob mir flüsse. spricbet 
sant Heronimus: ich esse oder trincke oder tu anders, waz ich 
welle, so duncket mih doch allezit die stimme töne in minen oren, 
die do sprichet: stont uf ir doten, koment für gerihte. der füfte 
tag ist rüwe. do von sprichet leremias: betrübe dich vmb dine 
Sünde, also ob du ein eingeborn kint bettest verloren, der sehste 
dag ist die bihte. do von sprichet Dauid : ich wil veriehen wider 
mich, mine sünde gegen dem herren. do von so best du mir ver- 
geben die vnmiltikeit (bl. 27 b sp. 1) minre sünde. der sübende 
dag ist die zu uersiht dez abloses der sünden. do von wart ludas 
verdampnet, wie daz were, daz er die sünde verlach, doch so ver- 
zwifelte er an dem ablose vnd an der znuersiht erbermede. der 
ahteste dag ist ein genug tfin mit einre bnssen für die sünde. 
an disem ahtesten dage wirt der mensche besnitten von der schul- 
den vnd von der pin der sünden; oder die zwene ersten dnge 
bezeicbent den rüwen über die sünde vnd die begedirde dar vs zu 
koimmende. die andern zwene tage bezeicbent eine bihte der Bün- 
den, die wir begangen hant vnd der guten werk, die wir ver- 
mtten bant. die andern vier tage bezeicbent ein andehtig gebet, 
ein innig weinen, eine kestigunge dez libes, eine minnesame gobe 
dez almusen; oder die ahtage bezeicbent ahte betrahtunge von 
dem ein iegelich mensche von den sünden wurt gesnitten. also 
wer dirre eins mit flisze betrahtet, der tat eine grosze tageweide, 
die zalt sant Bemhart, do er sprichet: in dez menschen wesen 
sint süben gebresthafte ding: wer die mit flisze betrabtet, der 



1dl 

eakan in keine grosse sünde genallen. diz sint dise ding. Ton 
erst betrahte der mensche die sn&dekeit sines libes, do noch die 
▼nreinekeit vnd die schände der Sünden den betrAbet^n vsgnnc, daz 
vnstete leben, die forhtsaroe verdampnisse. daz ah teste ist die 
ewige freade, oder vf ein andern sin bezeichent: die füf ersten 
dage die fanf bfich her Moysy, vnd zwene do noch die propheten 
vnd den salter. vs dirre alter lere wart der mensche noch nüt 
besnitten. do noch kam der ahteste dag, die lere der ewange- 
listen, die het den menschen besnitten. war vmb Kristus wolte 
besnitten werden, dez sint yns ses Sachen beschriben: die erste, 
daz er do inne bewerte, daz er ein geworre mensche were vnder 
der gesetzede gebom; die ander, daz er vns were ein zeichen einre 
geistlichen besnidange, die dirte daz er vns do inne verdienete 
den Ion dez töffes, die yierde daz vns daz were eine erzenige geist 
(sp. 2) lieh wider vns gebresten, daz fünfte, daz die fignre do 
ein ende solte haben vnd die vollekomenheit solte einen aneuang 
haben, die sehste, daz wir ein bizeichen neinent einre demütigen 
gehorsame den glöben. war daz fleisch der besnidnnge kerne, 
lesen wir, daz ein engel keyser Earulo dem geweitigen dis fleisch 
brehte, der bestattet es zu Oche in vnser frowen kirche. do noch 
nara er es von Oche vnd farte es gen Carosien. ez si hie vmb, 
wie es müge, man zeuget die besnidnnge vnd den nabel vnsers 
herren alle ior zu Rome in sant Johannes rafinster zu der heiligen 
beilikeit, do han ich es gesehen. Fortsezung folgt. 

A BIRLINGER 



ZU GÖTHES FAUST') 

I 105*): Umfass^ euch mit der Liebe holden Schranken. 
Vgl. Kein Herrscher dieser Welt ist Herrscher der Gedanken, 
Die Freyheit hat allhier ihr rechtes Vatterland, 
In dieser zeiget sich der Liebe grüne Schrancken 
Und wns man hier verübt, wird keiner Welt bekannt. 
JlUemers Stockfisch 1681 S. 102. 

I 175 : Ein Kamöditmt könni einen Pfarrer lehren. 

Vgl. Das ist, kalter als ein Prediger von viel Worten ohne 
Werk. Er ist nit sowohl ein Prediger, als ein Comödiant, dem 
es nit Ernst ist. Mangelt an diesem Stuck, so mangelts am Fun- 
dament. — Nichts ist lawer vnd heilloser als ein vn theologischer 
Außbund, der zwar wol prediget, aber ärgerlich lebet ; ein solcher 

1) Fortsezung von Alem. IX 71 ff. XT 80 ff. 

2) Nach von Loepers Ausgabe 2, Aufl. 



132 

stehet auf der Canzel als ein Comoediant im Spiel, der eine fremde 
Person vertritt. 

Dannhauer, Katechismus Milch sih Alem. XIII 40 (1642—46) 
I 458. III 91: 

Gelegentlich sei auch einer Ahhandlnng vom langen Pre- 
digen des Mich. Conrad Gurtius, Kritische Abhandlungen und 
Gedichte, Hannover 1760, gedacht, worin eine Stelle meinen Lesern 
nicht vorenthalten werden soll. „Allein eine Komödie dauret länger, 
als irgend eine Predigt und man höret sie doch mit Vergnügen. 
Die Ursache hiervon ist aus dem Vorhergehenden begreiflich. 
Eine Komödie schildert in nachgeahmten Handlungen die Charak- 
tere würklicher Personen und stellet das Lächerliche unserer Fehler 
in lebhaften Bildern vor. Handlungen und Ausdruck sind nicht 
über die Sphäre unserer sinnlichen Begriffe. Wir sehen die vor- 
gestellten Begebenheiten vor Augen, welche daher nothwendig einen 
stärkeren Eindruck auf unsere Aufmerksamkeit machen und unsere 
Achtsamkeit länger unterhalten müssen, als dasjenige; was wir 
nur hören. Ist aber eine Komödie von einnehmenden Begeben- 
heiten entblösset, bestehet sie nur in witzigen und unnatürlichen 
Unterredungen, in trockenen, moralischen Gesprächen, so ermüdet 
auch eine Komödie unsere Aufmerksamkeit und erwecket Eckel. 
Man behält also in einer Komödie die Aufmerksamkeit länger als 
in einer Predigt; nicht weil man die Schaubühne der Kanzel vor- 
ziehet, sondern weil die Vorstellungen der Schaubühne sinnlicher 
und faßlicher sind und also durch ihre Natur und durch die Be- 
schaffenheit der vorgestellten Sachen lebhafter in der Seele wurken. 
Bey allem dem zweifelt niemand, daß die Tugend auf der Kanzel 
durch triftigere Beweggründe eingeflösset werde, als auf der Schau- 
bühne. Diese machet nur tugendhafte Menschen, jene auch Christen.*^ 

I 685 : Adepten. In einem Pfalzischen Schauspilbuche 
Quasi vero 1714: Man nennt mich den wahren Doctor Adeptumy 
ich logier in der Schmiergassen im Kalbskopf, meine Leuth aber 
habens Quartier im Duodez-Füchslein vulgo im Eichhörlein. 

I 1921: Tokaier merkwürdigerweise auch in Würzb. Hexen- 
processen des 17. sec. Horst, Zaub. Bibl. I 211 wo die Stellen 
aus Göthes Faust citiert sich finden. 

I 3376: Laß unsern Herr Gott aus dem Spaß! 

Vgl. Wenn man doch nur den lieben Gott in alle närrische 
Dinge nicht mengetel 

La Veritdble Philosophie de la Canaiüe d, t. die wahre Ochsen- 
Philosophie^ Freyburg 1729 S. 49. 

Gleich dabei: Gott heissets uns nicht bei unvernünftigen 
Dingen die Schuld auf ihn schieben. Ferner: es ist ein Elend, 
daß man den Teufel allenthalben hinflickt, wo er nichts zu 
thun hat. 



138 

I 4055: Minne Mutier, die 

Vergl. GrimmelBhaasens SimplicissimDs (ed. Kögel) 8. 175: 
Schreib Deioe Mutter die Hare! Im Helmbrecbt: jenez gunerte 
wif! Ebenda: Solche Käatze S. 319. Zu I 2628 vgl S. 307: 
Mal de Nable. 



Göthes Faust. Ruasisch yon Eduard Haber, unter dem Titel 
^Faost, saotschinenije Gotha (Gete) perewodu Eduarda Gnbera. 
St. Peterburgn, petschatano w typografii A. P^uschara, 1838.^ 
XXXIV, und 248. Der Prolog im Himmel feit ganz. Die Lücken 
punktiert. Ebenso die 3 Zeilen „Ein Komödiant könnt einen 
Pfarrer lehren biß — kommen mag**. Von der Scene im Studier- 
zimmer: „Geschrieben steht — im Anfang war die That^. Un- 
mittelbar Tor dem Geisterchor feien die 3 Zeilen: „Fluch sey dem 
Balsamsaft der Trauben — Glauben **. Weiter von „Glaub' unser 
einem — einzig Tag und Nacht^; „Es erben sich — Geschlechte''; 
„Vernunft wird Unsinn — kein Jota rauben''; «Folg nur dem 
alten Spruch der Schlange — bange"; „Ha sie pfeift aus dem 
letzten Loch''; „Es war einmal ein König — Wir mögen das 
nicht vneder hören". In der Hexenküche feien: „Leb mit dem 
Vieh — dilngen". Ferner „Natürlich wenn ein Gott — werden". 
„Hier sitz ich wie der König auf dem Throne — Nun ist es ge- 
schehnM" In der Straßenscene Faust und Margarethe feit: „Da 
die — Gewalt" ; „Die Freud ist lange nicht so groß — Hab Appe- 
tit auch ohne das"; beim Spaziergang: „Die 'Kirche hat einen 
guten Magen — sehr erbaut davon"; „Der Gott der Bub und 
Mädchen schuf — großer Jammer". Kurz vorher: „Ja ich beneide 
— berühren". Marthens Garten: „Magst Priester oder Weise 
fragen — so glaubst du nicht?" „Und wenn Du ganz in dem Ge- 
fühle selig bist — Himmelsglut". Femer feien die Zeilen: „Ob 
einer fromm — eben auch''; „Ich weiß mich trefflich mit der 
Polizey — abzufinden". Valentin: „Könnt ich Dir nur — zu 
finden". 

Die Ausgabe des von der russ. Censnr so kastrierten Göthe- 
schen Faust besizt mein Freund Aug. Boltz, der mir mit gewonter 
Gefälligkeit sie lih. 

A BIRLINGEB 



FINDLINGE 

1 Zum Teutsch'Franjsoa und Oöthes Martnotte Ein Sauren- 
Eichter eaaminirt ein Caminfeger Audi tu, Spazi Camino, wa- 
rumb tractirst du dein liebe Hauß-Postill, die Frau so bru- 
tal? Caminfeger: Monsieur, er iß mir nit lieb Postill, er 



134 

schlack mir, ich schlack er wieder, c^est nuson de gaere domesti- 
que, ma fois. Judex: Du machsts aber zu grob. Candnfeger: 
Monsieur, er meritir nit subtil. £r iß der Teuffei Mutter gar. 
Judex: Du schlägst aber zweymal an ein Orth. Caminfeger: Guy, 
auch dreymahl. Er hat hart Haut, er fühl sonst nit. C'est Raison 
de Guere. Judex: Man sagt mir, du habst die gute Frau schon 
krumb und lahm geschlagen? Caminfeger: Er ist nit der gut 
Frau, er ist doch insupportable, er war schon krumb in Mutter- 
leib, ich hab gelaß, wie er iß. Wir seynd alle Tack in Batallia 
ick ihn stopp, er mir ropp. Jck mack ihm viel Buff. G'es raison 
de nostre guere domestique. Judex: Für dißmahl hast du 5 fi. 
verschlagen, diese sollst zur Straff erlegen. Caminfeger: Fünf 
Floren? der Teuffei- Weib iß kein drej Batz werth. Monsieur ick 
präsentire zehen Floren, nehm mir der Frau ab. Wann ihr der 
Teuffei habt in euer Hauß, er jact der Teuffei werla rauß. viel 
schlimm. 

Quasi Vero Der Hinckende Bott Hat sieh Wohl sive NoveUae 
FoUttco-Morales deren ühelgegründte vermeynte, mit falschem Anstrich 
schattirtcj hetrieglieh dafür außgegebene Wahrheit usto. Und in Druck 
gebracht im Jähre 1714 8^, 

Ich füge noch folgende Zeilen aus dem gleichen Buche bei: 
„Savoyer. Min Err, ick abs mit ein Fürsten zu thun. Er 
mir restir tausend soviel vorgeschiß Geld Regard6 das Obligation. 
Signor ist er werle schleckt Trost ick will bey der Gott verklack.*^^ 
Savoyarden, Südtiroler, Welsche überhaupt waren in Südd. 
die Kaminfeger, Ratten-, Schär- und Mäusefänger schlechthin. 
Auch in der Aachener Schulcomödie Genoveva, die ich in der dor- 
tigen bist. Ztsch. veröffentlicht, trit der Iremdsprechende Kamin- 
kerer auf. 

2 Volksbücher a) In seiner Leichenrede auf den Hofkammer- 
rat Weckerlin in Stuttgart a. 1611 sagt Letter: 

Derowegen, wann Christus vnser Geferdt im Leben vnd 
Sterben seyn solle, so müssen wir nicht mit dem Bollwagen^ 
Eulenspiegel vnd andern unnützen, ärgerlichen Büchern vns die 
Weil körtzen oder nur fluchen, schweren mit vnzüchtigen groben 
Zotten, schandparen Worten und Narrentheidungen umb uns werfen 
und von Gottes wort und desselben Dienern ein Zechliedlein 
machen. 

b) Gegen Volksbücher Hinweg mit den Amaditß Schäffereien 
(das Teutsch lernt sich besser in der Bibel und Büchern Lutheri), 
Eulenspiegelf Gartengesellschaft, Rollwagen und dergleichen heil- 
losen Büchern mehr, dahin wir auch billich zihen die Bäpstischen 
Legenden der Heiligen, mit denen die arme Leuth im Bapstumb 
viel Jahr her genärret worden DKM I 413. 

8 a) Daß die Poeten, sonderlich die heutige Teutsche (ah 
welche mehr Aergerniß geben) jhre poemata vnd OedichU mit 



135 

solchen heidnisclien Apostrophis vnd Nammen unbeschmeißt Hessen ! 
DKM I 138. 

b) Wann es itzo wieder aufkommen solte, daß man den 
heydnischen Göttern opfern müste, wie die zu Epbeso der Veneri 
Amicae einen Tempel auffrichteten, worinnen in Monat Aprili die 
meisten Huren daselbst zusammen kamen, der verbuhlten Oöttin 
opferten und deroselben Bildnüs mit Rosen- Cräntzen und andern 
wohlriechenden Kräutern verehreten: Ich wolte nicht darvor schweren, 
daß mehr Leute sich in solchen Götzentempeln als öffters in unsem 
christlichen Kirchen sich einfinden dürfPben. Gleichwie auch itzo 
unter denen Gelehrten, absonderlich den Poeten fast nichts aus- 
gefertiget werden kann, daß der Anfang nicht Ton den Heyd* 
nischen Jupiter, den Apollo oder Musen gemachet oder solche nmb 
ßeystand zur Vollführung eines Wercks angeruffen werden; sih 
unten Sedulius S. 228. 

4 Märchenerinnerung Daß mehrmal der Wolff an Schaaf- 
stall angeklopft vnd wie die Kinder ihr Mährlein erzehlen, ge- 
sungen: Lieben Eindlein laßt mich hinein, ich bring Euch ein 
gutes Düttelein — aber Mord vnd Tod ist darauff eriolgt DKM 
III 170. 

5 Kunhelstube Auf den Dörfern bey den Kunckelstuben hat 
solches ebenmäßig statt ; da soll die Meisterschaft die Buhlenlieder, 
närrisch Gespräch vnd heillose Mär lein abschaffen III 427. 

6 Camoedispiel bleiben bey disen Kriegszeiten, billich, so- 
wohl als das Tanzen eingestellet. Viel ist der Jugend in disem 
stuck gegönnet, das alten gecken vbel anstehet. Und dann sonder- 
lich was Comoedien anlangt, sollen dieselbe ohne Gensur vnd Mo- 
deration nicht gestattet, vncosten beschnitten, die Zeit zurath ge- 
halten werden usw. DKM II 456. 

7 a) Lieder Procul hinc, procul ire profani, hinweg mit 
allen Text und Sinnlosen welschen Galliarden, Pargamasca^ Gou- 
ranten, vnd was dergleichen phantaseyen mehr sind, die allein die 
Ohren kitzeln vnd füllen DKM I 524. 

b) Leichtfertige, vppige Madrigalien, Vilanellen, bossierliche, 
lächerliche Quotlibeten, buhlsüchtige Amoressen, Buhlenlieder, da- 
durch man zu allerley Üppigkeiten veranleytet, sollen unter christ- 
lichen Herzen nicht gesungen werden. 

Conrad Dieterich I 254, 

c) Daß aber auch auf den Jagten offt viel solche Schand- 
thaten begangen werden, dergleichen eine Yirgilius von der Dido 
und dem Aeneas erzehlet, zeigen auch zum Theil die unverschämte 
und unzüchtige Lieder, als da sind: Es reit ein Jäger aus usw. 
Es woU ein Jäger jagen für einem Holz usw. und dergleichen 
mehr, so ein Theils noch unflättiger seynd. 

Venantius Diana XLVUL Cöln 1746. {oberdeutsch). 



136 

d) Haben insgleichen vor Alters die Müller, Weher, Acker- 
leut, Schiffer, Mahler, ja sogar die Taglöhner vnd Spinnerin an der 
Gunckel jhre besondere Lieder gehaht damit sie sich hey jhrer 
Arheit erlustiget haben, deren Ovidius gedencket. 

C Dieterich I 250. 

e) Bergreien Die Musicanten hei solchem Hochzeitlichen 
Feyer waren unsere Bergkleute mit ihrer Zitter, Violen und Bergk- 

Gesängen. 

Hesses Reise nach der Ostind. Kompctgnie Ende 17. Jhd. 

8 a) Gegen unzüchtige Lieder unter die unflätige Schurcken 
und Scurrenzahl gehören auch die Schüler und Cantores mit ihren 
Sauff' und Bulenliedern, wie auch die Poeten mit den unzüchtigen 
Gedichten — desgleichen gehören auch hieher unter solche Zunft 
die Spielleute, die Trompeter, die Bierfiedler, Instrumentisten usw. 
welche das edle göttliche Inventum der Music dazu so schänd- 
licherweise mißbrauchen, daß sie mit ihrem Schall und Thon durch 
die Melodey den Leuten eine P^rinnerung geben zu allerley leicht- 
fertigen ärgerlichen Liedern, daran sie sonst wol nie gedächten 
oder daß sie den Säufern das Bier und den Wein in den Leib 
hinein blasen und fiedlen — der Teufel muß s. Sachen durch die 
Musikanten ausrichten. 

Teutscher Vielfraß, des Teufels Leibpferd oder christliche Betrach- 
tung Larinn der itzigen letzten Freß- und Sauff- Welt treulich gezeiget 
wirdj was für Excesse bey dein heutigen lauJichen Christenthumb in Be- 
trachtung der Gastereyen zu mercJcen, wie so viel tausend Welt Kinder 
durch den Viel Fraß usw. Zur Warnung vor dem hereinbrechenden 
Unglüch beschrieben und auff gesetzet von N. Heinrico Ammersbach Bast, 
zu S. Paul in Halberstadt. Jena in Verlag Zachariä. Hertels Buchh. 
in Hamburg Druckt Johann Nistus 1664. 8®. 332 S. 

b) Darumb wol nötig wäre, an solchen Orteü (Gilden-Innungs- 
häusern), wie auch in den Bierschenken, daß man die Wände in 
den Gemächern fein zierte (nicht mit lateinischen heydnischen 
Worten, sondern vielmehr mit allerley nachdencklichen und (daß 
es iedermann verstünde) teutschen Sprüchen aus H. Schrift von 
VoUerey oder Massigkeit von Zanck oder Friede, von Falschheit 
oder Aufrichtigkeit, item vom jüngsten Gericht usw. 246 fiP. 

c) Haben zu Zeiten Gelehrte selbst solche unzüchtige gar- 
stige ärgerliche Lieder gemacht, so haben sie nicht gethan als 
rechtschaffen gelehrte Leute, sondern als leichtfertige Lockvögel des 
Teufels S. 266. 

9 Gegen Komödien Welcher reicher Herr oder begütterter 
Mann lasset seinen Pallast und Hauß mahlen, daß die Mahlerey 
nicht von eitel Heidnischen Inventionen und wohl unzüchtigen 
Stücken bestehen muß, hingegen aber die biblischen und christ- 
lichen Historien gäntzlich gleichsam bannisirt seyen? weil es gar 
zu altfränckisch oder zu geistlich herauskömmt; keinen Possen 



137 

giebet nod dio verhärte Welt nicht weiter anreitzen kann. Von 
was Materie bestehen die Comoedien-Häaser und die darinnen auf- 
geföhrte Personen und Actionen, als in lauter Hanrey-Spielen und 
ärgerlichen Possenreissen, welches die allerlieblichste Ergötzlichkeit 
aller Ohren ist? Wo kan bey christlichen Ehrenwercken und andern 
Ausrichtungen eine Yocal-Musio angestimmet werden, welche nicht 
meistentheils aus unzfichtigen Schand- und Buhlenliedern bestehe, 
wodurch nicht allein die keuschen verstandigen Gemfither geängstet, 
sondern auch die noch unschuldigen Seelen, die solche Büberey 
über ihre zarten Zungen gehen lassen müssen, so wohl geärgert, 
als auch der Sachen weiter nachzudencken boßlich verleitet werden 
S. 227. 

Die verdammlichen | und \ hoeheubereuenden \ stoey \ H. H, \ Durch 
deren Verahlaasung unterschiedene Königreiehe, FÜrstenihumerf Länder, 
Oerter und Familien ihnen viel mahlen sowohl aüe Land-Plagen; als aueih 
den gämlichen Untergang über den HtUß gezogen \ gewiesen \ von \ Inno- 
centio Sedülio. \ In Verlegung \ Johann Hoffmanns , Kunst- und Buch- 
händiers zu Nürnberg. Gedruckt im Jahr Christi 1662. hl. 8^ 280 S8. 
one EinUitg. u, Begister. 

10 ScUomon dt Marcolphus Ungerisoh Altenburg. Wo das 

Wasser Leyta in die Thonau rinnet, ist ganz mit Wasser umflossen, 

hat ein vest Schloß. Hier hat vor diesem Hungarische König Sa- 

lomon residirt, dessen gewester Jcurteweilige Bath Marcolphus wol 

bekannt ist. 

ViridarU Ädriatici Theriotrophaeum Oder defi um den Vene- 
tianisehen Gölfo florierenden Lustgartens echönen Lusthauses^ beyge- 
pfianzten Lustwaldes anhangender großer Thiergarten usw. Äugtb. 
1687 S. 59. 

11 In einer Meyenfelder (Chur) Leichenrede j^ Trauer- und 
Thränenvolles Echo**" v. 1705 stet ein Trauer-Carmen^ worin es heißt: 

Daß nebend anderen ich ein Trauer-Lied stimme an 

Und stell ein Trauer-Gedicht, so gut als ich es kan; 

Dann die Verstorbene nach Würden vorzustellen 

Nicht schwacher Feder Werck, man müßte in den Quellen 

Der Kern von Poeten tieff solche tuncken ein. 

Und dennoch der Entwurff wurd unvollkommen seyn 

Der Teutschen wann Virgil, der Treffliche Opißy 

Bist^ HoÜehalb oder wer auff dem Parnaß ein Sitz 

Mit Reimen hat verdient, ihr Feder wurden leihen 

Wurd doch allhier die Kunst dem reichen Zeuge weichen usw. 

12 Die Bihelsprache die beste Die dritte Qualität heißt oris 
gratia, die Wohlredenheit, nicht die Asiatische, politische, welt- 
liche, sondern die göttliche, kräfftige, bestehend nicht in hohen 
Worten in Amadiß^ centorellischen oder auch Beichsabschied vnd 
Canteeleyteutsch welche menschliche Weyßheit lehren kann. DKM 
I 460. 



133 

(Gott) Elohim Der Grammatikus tmd Linguist ist noch nicht 
geboren, der die Krafft vnd Verstand dieses Heiligen Nammens 
außzuschöpfen vermocht: die griech. lat. and teuische Dolmetschen 
gebens in ihrer stamlenden Sprach mit dem Wort Gott. DKM I 88. 

1 3 Geliert ist noch jetzt Segen fflr seine Nation : Sein Grab 
wird von vielen guten Menschen besucht. Seine Lieder und Ge- 
sänge sterben nicht, sie prägen sich in manchem edlen Herzen 
ein, und erhalten und verstärken die ersten Eindrücke, die die 
Religion auf junge Seelen gemacht hat. Aber wie dunkel, wie 
klein und gering war der Anfang dieses Mannes, der jetzt noch, 
wie sich ein blauer Strom im Thale weit ausbreitet und in viele 
Arme spaltet, nach seinem Tode so viel Gutes stiftet! Die Vor- 
sehung vereinigte mit vortreflichen Talenten einen brechlichen 
Körper und fast gar keine Glücksgüter. Sie that alles, den empor- 
strebenden Geist niederzuhalten und eben dadurch legte sie den 
Grund zu seiner Gemeinützigkeit, zu den leichten angenehmen 
Schriften, in denen er soviele gesunde, starke Speise, dem größten 
Theil der Menschen nützlich vorsetzte (s. Neue Bibl. der schönen 
Wissenschaften u. Künste Leipz. XII 187 ff.). 

HSander über Natur u. Selig. 1 116. 

14 Cronegk Dagegen sterben öfters Jünglinge, die der Welt 
die größten Dienste hätten leisten können. Cronegk^ der Sänger 
der Religion, der sanften melancholischen Freuden, der reinen Un- 
schuld und sittsamen Liebe starb als er 26 Jahre alt war. Seine 
Freunde verloren viel an ihm und jedes für Freundschaft und Liebe 
geschaffene Herz trauerte um ihn. Von ihm gilt was dort der 
Dichter vom gefallnen Jüngling singt: wie eine purpurrothe Blume, 
vom Pflugmesser zerschnitten, welkt und stirbt, wie Klapperrosen, 
denen der Stengel zerknickt ist, das Haupt zur Erde senken, wenn 
sie vom Platzregen nidergeschlagen werden. Yergils Aeneis IX 
V. 435 ff. 

HSander üeb. d. Vorsehg. II U. 

15 Werther Ist es dann nun nicht lächerlich und nnehrbietig 
gegen den weisen Urheber der Natur, wann in den Leiden des 
jungen Werthers I 95 die Natur ein ewig verschlingendes und 
ewig wiederkäuendes Ungeheuer genannt und das Austreten einiger 
Flüsse, die Zeri-üttung eines Ameisenhaufens bejammert und der 
falsche unphilosophische Satz wiederholt wird, daß in der Welt 
wenig Gutes sey? 0, wer so reden, mit so witzigen Thorheiten 
spielen kann, dem ist die Natur nicht heilig, der hat keinen rich- 
tigen Sinn fQr ihre Majestät. Freylich für müßige, übelsich- 
tige, hipochondrischo, Liebeskranke Leute ist ausser einer Cokette 
und etlichen Liedern nichts schönes in der Natur. Sie schwatzen 
von der Welt- und Menschenkenntnis, aber es ist doch ein Gut, 
das ihnen fehlt und das sie auf ihrem Weg nie gewinnen können — 



139 

tragen nicht die zerstörende Kräfte in der Natur selber viel dazu 
bei, das Band der menscblichen Gesellschaft zu erhalten? — Oder 
sollen wir etwa auch so einseitig urt heilen und das ganze Gläok 
und die reitzenden Bequemlichkeiten des Lebens nur jenen Dichtem 
geben, die den festen deutschen Charakter verderben und mit 
Flittergold überziehen? 

8ih „GdUrf' oben I 217 ff. 

16 Jägersprache: man wird nie von mir verlangen, daß ich 
die gewohnten, allgemeinen verständlichen Namen verlassen) und 
die gewiß überflüßige und dunkle Sprache der Jäger reden soll. 
Gelernt wäre sie bald, — aber verständige Jäger gestehen selber, 
daß es beynahe lächerlich ist, statt Ohreu Löffel, statt Blut 
Schweiß zu sagen I 222. 

Sih „Geüerf* oben, 

17 Die JDalberge Man glaubet, daß die Großmütter die 
Kinder mehr Heben, als ihre eigene Mütter, und wann dieselben 
an ihren Enkeln ein so großes Vergnügen haben, wie muß sich 
dann eine solche Mutter erfreuen, welche ihre ur-ur-ur-£nkel zu 
sehen bekommet. 

M. Theodor Zwinger, volum. 3. Theatr. vit. human, lib. U. 
erzählet, daß eine Frau aus dem uralten adelichen Geschechte 
der Dalbergen am Bhein, (welche man vor die ältesten Edelleute 
in Teutschland achtet, und denen die Juden zu Worms, vermög 
eines undenklichen alten Herkommens, jährlich mit einem Silbejling 
verpflichtet sind) ihre Kinder und Kindes-Kinder bis in den sechsten 
Grad bei gesundem Leibe gesehen. Worüber man diese lateinische 
Yerse lieset: 

Mater ait : Natae. die Natae, filia Natam 
(Jt Moneat: Natae plangere filiolam. 

Könnte zu teutsch also gegeben werden: 

Die Mutter sprach zur Tochter, meine Tochter sagt eurer 
Tochter, daß sie ihrer Tochter hinterbringe, daß ihr Tochter Kind 
weinet. 

S. 191 in: EG Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Wdt. 
{Bdatianes Curiaaae.) I Th, Hamburg, 1683 4®. 

18 Studium der vaterländischen Geschichte Alte Historien 
vnd Geschichten, wie es vor vielen Jahren, sowol in Geisth'chem 
als Weltlichem Regiment und Bürgerlichen Sachen ergangen, lesen 
vnd wissen, ist meines ringfüegigen Erachtens ein überauß schön 
herrlich vnd nützlich Kleinot. 

Dann in demselbigen sihet und lernet man gleichsam als in 
einem Spiegel oder Gemälde, wie man sich in zukünftigen gefahr- 
lichen Zeiten verhalten vnd wie man sagt an fremdem Schaden 
witzig werden usw. 

Es sind auch die Historien zu Zeiten wann das Herz von 



140 

zaständigem ünglickh etwas betrObt und schwermütbig znr Er- 
götzang und Belustigung sebr lieblicb anzabören angenäbm. 

Johann Änckelin, teutsch. Schulmeister, Sehamdorf. Higtor. v, Herz, 
Ulrich, C, Thomas VoU, Hormayer Arekw 1820, 8. 59—63, 

19 Die Sucht nach Fremdem 

Was selzam und was frembd, das wird bocb geacbtet: 

Was täglicb vor der Tbür, darnacb fast niemand tracbtet 

Wir Teutscben sonderlicb seyn immer so betbdret, 

Daß wir ring schäzen diß, was Gott uns bat bescberet. 

Und was von Sacben Er laßt unser Erden tragen, 

Von denen wenig wir und viel von fremden sagen. 

Mancbsmabl ein berrliob Ding wir tretten mit dem Fuß, 

Ein scblecbts dargegen aus Indien haben mußt 

Und wann es scbon gar alt und balb verfölsobt ankommen! 

(Wie laider oft gescbiebt) so wirds docb angenommen, 

Und thenr genug bezablt: Da wir das, was all Jabr 

Friscb bey uns wachßt im Feld gar selten neromen wabr. 

Meinst nicbt, wie dise Leutb uns mancbesmal auslacben 

Daß wir so weiten Weg beschreiben ihre Sacben? 

Da uns docb die Natur beschert mit Ueberfluß 

Was zur Gesundheit man nur immer haben muß. 

Die Indianer ja von unsrer Erden gaben 

Kein Samen, Kräuter, Würz jemabl begehret haben? 

Wo sihst ein Griechen Mann, wo kommt ein Welscher her, 

Der von unserm Gewächs-Kraut Samen, Würz begehr? 

Ists nicht von solcher Kraft, von solchen Qualiteten 

So ists doch nach der Arth, wie wir es seyn vonnöthen. 

Und gleich wie fremder Luft, wie fremde Speiß und Tranck 

Wann wir dort raisen hin, uns oftmals machen krank, 

Weil wir ihr nicht gewohnt: So ists auch mit Arzneyen 

Die können nicht so wohl wie Ihnen uns gedeyen. 

Hingegen was bey uns die Erde bringet her 

Das ist nach unsrer Arth nach der Natur begehr. 

Es wäre ohn sonder Muhe weitläufig zu erweisen 

Das fast kein Krankheit sey, darinn man nicht könt preisen 

Die oder jen Arzney, so unser Teutscbland tragt: 

Was Solls dann das man nur nach fremden Sachen fragt? 

Ich will zwar selbe nicht aus unserm Land vertreiben, 

Docb solt man meisten tbeils bey diesen ja verbleiben 

Die unser Lands- Art bat: Dann weil sie uns emehrt 

Wird sie auch geben das was die Gesundheit mehrt.- 

Christoph Schorer Phü. & Med, Dr. Färstl würtemb. Mümpd- 
gartischen Eath und Phusicus Ordinarius zu Memmingen. An den Author 
f>or dem Haupttexte der Kleinen Hausapothek von Johannes OitfeTj 
Memmingensemy Augth. 1673, 



141 

20 HeüauiarUäien In einem schweizerischen handschriftlichen 
Arzneihuche fand ich citiert: Füm Brandt, wann eins verhrent 
wehre, vom Frewhin von Montforth. Eine andere erfand ein Re- 
cept für gewisse Gebrechen, sie hieß Jungfrau Walthurg Mar' 
schaJMn. Im Gargantua Fischarts (Orig. 101) heißt es: Ja, bist 
da da krank, so hail dich der FischerJuins zu Costene und die 
faisi Kuchin, 

21 Verschollenes Volkslied. Ortloff, Gesch. d. Grnm bachischen 
Händel I 408. Als Grumbach Würzbarg eingenommen, verordnete 
er bei Einbruch der Nacht einen Trompeter auf dio Mainbrücke, 
der zum Schloß hinauf das alte Bnhlerlied blies: ist mir ein feines 
brauns Mägdlein gefallen in meinen Sinn, ich hoff ich wollt^ heunt 
bei ihr sein; worauf der Trompeter auf dem Schlosse mit dem 
Lied entgegnete: hat mich gleich das Hündlein gebissen, so hats 
auch dich nicht gar zerrissen. (Böckel). 

ABIRL1NGER 



ZÜK SAGE VOM VENUSBERG 

In dem Bache: Oista medica \ qua in \ epistolae clarissimo- 
rum Germaniae me\dicorumj familiäres et in Re Medica tam\ 
quoad Hermeiica et Cht^mica, quam etiam 6a \ lenica principiaj 
lectu jucundae ei utües \ , cum diu reconditis Experimen \ tis asser- 
vantur, \ Potissimum ex posthumo Clarissimi \ quondam Fhüosophiae 
et Medicinae Doctoris \ Dn. Sigismundi Schnitzerif ülmensis, Ar- 
chiatri \ , Bahd)ergensis p. m. Bibliothecaj publico Medicorum \ hene 
communicatae et fideliterj non n€cessa\riis omtssis^ ad praelum 
ela I boratae etc., a \ Joanne Hornungo Rotenhurgo- \ Tuberano, Phil, 
et Medic. JDoct, IlJustriss. Frin \ cipis ac March, Badens, Dn, Ge- 
orgii | Friderid Ärchiatro. \ Noribergae. \ Sumpfibus Simonis Halb' 
mayri\ wird S. 81 ein Brief des D. Andr. Libarius an D. Sig. 
Schnitzerus abgedruckt, worin diser u. Ä. folgendes erzält: 

Prid. Cal. febr. prisci, eram Turnavii apud Nobilem quendam, 
abi mira qaaedam sea Melancholia seu Ecstasis (qualem pati solent 
Lycanthropi) oblata est. Distat inde pagus dimidio miliari, Beste* 
niam dictus. In eo puer quidam Rasticns circiter XIII annoram cui 
nomen Petras, sese frigore intensissimo abdiderat, sub stabulum quod- 
dam raptum, ibi ad nescio quae loca montis Vener is; in quo videret 
omnia per quam laute exomata, et homines bibentes quidem, sed 
mox a potu fumum patente ore reddentes. Ei tuuc frigns utrum- 
que pedem ita laeserat, ut alter fere ad dimidium crucis sphacelo 
perierit, alter pene nsque ad talos, licet nonnihil de pedio adhuc 
sit aervatam. Deliberabatur deprominentibus ossibas praccidendis. 
MortttOB fit an vivat, ignoro. lllud mirum (qnod id soleret vel 



142 

diebiis Yeneris pati, Tel lanae pbasibns plenilanio et interlnnio 
maxime? Orare jossas noD poierat. Tacitursniis axv&gwnog au- 
steram faciem habebat, crura ibi combusta, duin in monte VeDeris 
per pmnas iocesserit, dixit, qaae erant frigore enecta. Pater ojas 
homo Simplex videtnr mihi non parnm esse Melancholicns. Per- 
severat pner in snis latibnlis aliqnando octidnnm, aliqaando qna- 
triduam plus, minus: Verisimile est, eum aliquando sibi restitni, 
cam deprehensns sit poma secam talisse. Aliqaando exire bypo- 
caasto prohibitas, concidit post fornacem, ibiqne jacuit tanquam 
sensa orbatus. Non posse aliter, dixit, quod cogeretnr a qnodam 
Nigro. Haec ego tibi significare volebam, cum aliud quod scribe- 
rem, non esset. Puto vero dispositione Melancholica abusum esse 
spiritum tenebrarum et in eo luio se crebrius volutare. Accedit 
mala et neglecta educatio. Scd vale et vive. Coburgi. 1608. 

Bemerkenswert ist wie in diser Zeit der Hexenverfol- 
gung ein Aret so tolerant üf>er den Besuch des Ventisberges sich 
äußern konnte. Anderwärts hätte man wie der änUche Fall vom 
Besuch des Venusbergs, den Crccelius in Wolfs Zeitschr. f, My- 
thoL, (I 273) aus dem Bildinger Archiv mitteilt^ wol processua- 
lisch gegen den Unglücklichen verfaren, stat fcie es Libarius 
tutj in als geistig verkümmerten und irrsinnigen Menschen eu 
bemitleiden. In so fern ist dise Stelle auch kulturhistorisch inter- 
essantj als sie 33 Jare vor dem Erscheinen von Speers Cautio 
criminalis geschriben ist. 

MARBURG OTTO BÖCKEL 



GEGEN ABERGLAUBEN*) 

Motto: Dise ding sind an Zweifel on aUe vernunfft 
vnd kuvient aüein har auß angeben des bösen geists. 
Geiler v, K. Höllischer Jjöw. 

1 Aber ohne sonderbare Eingebung des H. Geistes durchs 
Loß zukünftige Sachen erforschen wollen, ist Gott versucht! Dahin 
gehören auch allerhand vanae obscrvantiae, omina usw. Planeten- 
tafel, Klingen der Ohren ; auß niessen der Nasen, auß verschüttung 
des Saltsses, ans den guten und verworfenen Tagen, auß sonder- 
baren Zeichen, so in der AndreßwocMn vnd sonsten wargenonimen 
werden, künftige Fäll colligiren vnd abnemen wollen; dahin gehört 
auch der Aberglauben, daß man sich, wann ein Haaß vberzwerch- 
felds daher vnd fürvber springt, eines Vnglucks zu befahren. I 227. 



*) Die folgenden SteUen sind aus Danhhaucrs Katechism^is-Mikh 
{DKM); die übrigen aus Heinrich Sanders Werken gezogen. 



143 

2 Im widrigen durch characteres vnd sonderbare Wort, Fi- 
guren, gesegnete Kreoter, die zu einer oder andern cur von Gott 
in der Natur nit geordnet, kranckheiten heilen; den Charfreytag 
Eyern sonderbare Krafft zu messen, durch Passawische Kunst sich 
befestige, durch glühende Kolen die Unschuld erkundigen, durch 
deß Erschlagenen Blutfluß den Thäter oder Mörder erfahren wollen, 
durch das geweihete Wasser, durch das Crncifix sich für dem 
Teufifel verwahren, durch den Brauch des H. Sakraments die Un- 
schuld darthun — alles ohne vnd wider Gottes Wort ist alles 
Gott versucht I 263. 

3 Superstitiosa et magica der abergläubische und zauberische 
Segen, wann der Name Gottes und das Wort der hl, Schrift über 
ein Ding gesprochen oder geschrieben vnd geglaubet wird, es habe 
solcher Anspruch vnd solche charakteres eine sonderbare Krafft die 
Natur zu ändern oder zu beßern. I 473. 

4 Der Vögel Flug, stimm vnd Geschrey ist von Gott dazu 
nicht geordnet, das Wegvögelin^), darauff noch hentigs Tags aber- 
gläubische Leute halten oder das heulen der hund haben mit der 
Menschen Tod nichts zu thun. I 226. 

5 Dazu gehören Philtra vnd zauberische Liehiränk^)^ da- 
durch manchmal ein Mensch in eine wüthende vnsinnige lieb go- 
rathet vnd zur Unzucht gezwungen wird. II 268. Solche Menschen- 
dieberey beschuldigen wir auch billich alle diejenige, welche, wo 
nicht durch Philtra oder verzauberte LiebträncMin — Kuppeleien 
stiften 299. 

6 Christliche Obrigkeit soll ein scharfes Auge haben auf 
die ßlutsegen, Kranckheitsegen, Wundsegen, Fundsegen, Forst- und 
Wildsegen, Stall- u. Viehsegen vnd dann die abschewliche vnd ver- 
fluchte Passawische Kunst vnd andere dergleichen fortifications- 
mittel, ob man durch die Passauische Kunst oder andere der- 
gleichen Mittel sich festmachen möge II 235. 

Vgl Älem, XII 131 ff. 

Item die Psalmen Davids sind uns fürgelegt, daß wir ihm 
sollen nachbetten, aber den blossen Worten keine sonderliche 
Krafft zumessen. I 474. Dazu vergleiche: Glauben, daß etliche 
Wörter ein natürliche Krafft haben etliche wunderliche Ding zu 
wirken, ist ein Irrtum der Alten und noch der Zeit etlicher, welche 
denen Aberglauben und verbottenen verworfenen Schwärm und 
Tenfelskünston nachhängen. 

Nützliche und sehr gelehrte Zeitvertreibung. Augsburg 1699 VIII 
Cent. S. 109. 



1) Warscheinlich dsäßisch stat WeckvögeJein, das in der Nacht 
die Leute weckt^ also das Nachtkäiizclien. 

2) Vgl. AJem. VUI 28, 



144 

7 Und geboren hierher sonderlich, die sich im Krieg fest- 
machen (Satansgaben), im studiren spiritus familiäres haben; die 

leichtfertige Schatzgräber I 200. 
Akm. XII 131 ff. 

8 Dann daß derjenige, der bey Nacht einem Irrwisch oder 
fewrigen Mann folgt, in die Sumpfen, ins Verderben geraht, ist 
kein Wunder: der Zünder soll nichts, er ist ein scbalk. I 239. 

9 Freymüthig bin ich überall dem Aberglanben entgegen- 
gegangen nnd habe bey aller Gelegenheit die kindische Furcht vor 
dem Teufel, Hexen und andern Misgebni^ten der Thorheit und der 
Finsterniß zu vertreiben gesucht, in der gewissen Ueberzeugung, 
daß ich dadurch auch unter den gemeinen Christen keinen Schaden 
stiften würde, weil ich sonst bey allen Gelegenheiten meine unbe- 
grenzte Hochachtung für Gottes Wort nnd Wahrheit, die allein 
mein ewiges Glück ausmachen wird, blicken ließ. 

HSander Oeoon. Nat. Oesch, I Vorrede. 

10 Zu den Thorheiten gehört auch die wunderliche Meinung, 

daß jemand im Hause sterben mußte, sobald man das bekannte 

Klopfen, besonders in der Nacht, in hölzernen Wänden hört, das 

dem Schlag einer Uhr gleichkömmt. Es ist der Thäter ein kleines 

Thierchen, dem man deswegen den fürchterlichen Namen Todtenuhr^ 

oder besser Wandschmied, Wandklopfer u. Holzlans gegeben hat. 

II 230. 

Vergh TCHoppena Anmerkungen Über die sog. abergläubische 
TodtenUhrt Tvdten-Krahe oder Raben, Wehe-Klage, Haus-Uncken, Erd- 
hühn {vnd) Kläppelhunde Gera 1745 4» 16 SS. 

11 Ebenso lächerlich, aber auch unanständig und unchrist- 
lich ist es, wenn ihr immer den Ort, wo eure Mitbrüder verwesen, 
als einen Schauplatz ansehet, auf welchem der Teufel, die Geister, 
oder wohl gar die Gestorbenen selber alle Nächte herumschwärmen. 
Flammen anzünden, und Kinderpossen oder Gauckelspiele treiben 
können. Warum fürchten sich viele unter euch um Mitternacht 
über den Kirchhof zu gehen? Warum erzählt man noch immer 
so viel närrisches Zeug, das über den Gräbern unserer Geliebten 
vorgefallen seyn soll, wiewohl es niemand genau gesehen nnd keiner 
deutlich gehört hat ? Warum glaubt ihr, daß im Beinhäuschen die 
Knochen sich zuweilen bewegen und die Stangen und Tragbahren 
erschüttert werden, um die Zeit da wieder ein Sterbender seinem 
Ende nahe ist. Ach meine liebe Landleute! laßt uns lieber die 
Werke der Natur lernen u. die Thorheiten des Aberglaubens als 
vernünftige Männer wegwerfen! I 164. 

12 Zuweilen kommt der sog. Heerwurmf den der Pöbel 
ehmals für eine viele Ellen lange Schlange gehalten hat. II 77. 

13 Der Totenkopf bedeutet also keine Pest, keinen Krieg, 



145 

keine Seuche, kein Viefasterben, nichts von alledem was der Aber- 
glaube dabei geträumt hat. II 75. 

14 Mit dem Storchennest mfißt Ihr keinen Aberglauben 
treiben, der Storch kann keinen Brand verhüten, keinen löschen, 
er kann auch weder glücklich noch unglücklich machen, II 32. 

15 Harkugeln In einem Hammel fand man in Frankreich 
einmal 30 solcher kleinen Kugeln, man hat sie auch bei Löwen, 
Ziegen, Gemsen getroffen und da ihr nun wißt, daß sie nichts als 
Haare und Eoth sind, so werdet ihr doch keinen Aberglauben da- 
mit treiben! I 211. 

16 Ehmals glaubte man, die Tollheit des Hundes entstände 
Ton dem sog. ToUtourm^ den das Thier zuweilen unter der Zunge 
liabe. Daher die alten Befehle, den Hunden den Wurm nehmen 
zu lassen! I 248. 

17 Wird die Milch zuweilen blaUt so sind daran keine 
Hexen Schuld; es sind unreine Dünste im Keller usw. I 219. 

18 Das sog. Ohrenklingen entsteht nicht von dem, was 
andere Leute in der Ferne Gutes oder Böses von uns sagen, son- 
dern bei gesunden und kranken Personen kömmt es entweder von 
der Vollblütigkeit usw. Drückt der sog. Älp^ so denket dabei 
nicht an ein Gespenst, sondern es ist Vollblütigkeit usw. I 148. 

19 Ihr könnt daran sehen, warum die Schröpfer, die Bader, 
die Quacksalber und noch weniger die Scharfrichter, die Cur- 
sch miede und jede alte Frau unmöglich Arzneien machen und aus- 
theilen kann, ohne daß ihr in der größten Gefahr seyd von diesen 
heimlichen Mördern, die viel ärger sind als Straßenräuber, den 
plötzlichen und langsam abzehrenden Tod, in Pillen, Pulvern und 
Laxirmitteln zu erhalten. I 54. 

20 Auch sind es leere Fabeln was man Euch von Meer- 
menschen, von Meerjungfern, von Drachen usw. erzählt. I 73. 

21 Die Förster und Jäger erhalten unter sich gar manche 
lächerliche und abgeschmackte Sage von den Thieren im Wald. 
Sie glauben der Hirsch habe die Galle unter dem Schwanz, und 
könne etliche Jahrhunderte alt werden. I 9. 

22 Die gemeinen Schiffer reden insgemein von vielen uner- 
gründlichen Stellen in solchen Seen. 

U Sander ftb. das Grosse u. Schöne in d. Nat, 1781 II 54. 

ABIRLINGER 



BlrUDger. Alemanni» Xni 3 10 



146 



NOTA VULGARITER DE X PRFCEPTIS ET X 

PLAGIS EGIPTI 1405 

1 Vor allen dingen lobe got! 
Mensche, daz ist daz erst gebot. 
Umb daz man brach daz got gebot: 
Des wart daz mer von blate rot. 

2 Da seit oach nicht nnnAczlich 
Got versweren, daz raten ich. 
Um idel sweren manig£üt 
Regent es frische ongezalt. 

3 Das dritte gebot ich dir sage: 
Du solt Tiren dy heilgentage. 
Umb daz di fire^) war gebrochen, 

Daz wart mit zwifalten^) nnd mAken gerochen. 

4 Daz yirde gebot ich dich leren: 
Vater and m&ter solt du eren! 
Umb daz sich hiran wart vergessen: 
Got Hz di kevern die fmcht essen. 

5 Daz f&nfte g^bot ich dir sagen : 
Da Salt niman dot slagen ! 

Daz wart gebrochen, sagt daz buch, 
Za stand der schelme') daz vihe orslug 

6 Daz sechste gebot ist, glenbe mir: 
Eins andern wip darch got enbir! 
Darch wollast der ander wibe 

Qaamen drAsblatern^) an der^) menschen libe. 

7 Daz sibend gebot ich dir bevelen: 
Da solt nyroan daz sin stelen! 
Got wolt Stelen nit vertragen, 

Do er hagel die frucht liz slahen®). 



1) In Basur, 

2) Zunvalter, Vivälter, Schmetterling Lexer 111382. Alem, aUgem, 
ah Weinfalter, Pfiffolter u«tr. bekannt B, 

8) Ursprünglich eine vom Wurme entstandene HatUkrankheitj 
dann gefallenes Vih neben Kaib eu Mben^ anfreßen, Schelm aus scheleti. 
Haut abeiehen, mit m-Bildung B, 

4) nihd. druos, druese Beule; dises Compos. feü b, Lexer I 473, 

6) der ausradiert, 

6) Der ursprüngliche Text der beiden Schlußverse ist wegradiert 
und von anderer, ci>er wenig jüngerer Hand durch die vorUgende 
Faßung ersegt worden. 



147- 

8 Daz achte gebot ich dir sagen: 
Kein falsch gezAgnis salt da tragen 1 
Da daz gebot wart übervaren, 

Do qaamen dy heoschricken^) mit grozzen scharen. 

9 Daz nünde gebot ich leren dich: 
Du salt nich leben nnkfischelich ! 
Durch nnküsche hat, Üben myn, 
Verloren^) dy san iren schin. 

10 Daz X gebot mit trwen halt, 
Daz du kein w&cher nemen salt. 
Dnrch unrecht gfit und w&chirs not 
Lies got kämmen den gehen dot. 
ExpHcit MOCOCV" 

Aus Es. 1 86 der MinorUen-Bibliothek eu Würeburg (cod. 
Chart, s. XV. 4^ Bl. 38a). Auf Bl. 159b findet sich die Über 
die Zeit der Herstellung und die Herkunft der Handschrift unter- 
richtende Notie: Explidt tractatus de incamacione ßii dei, scrip- 
tus et completus in Argentina per fratrem Johannem Sintram sub 
anno domini MCCCC 8^ in festo visitadonis virginis gloriose. 
Johannes Sintram, in dem wir viUeicht den Dichter der mitge- 
teiUen Verse vermuten dürfen^ war Lector in verschidenen Mino* 
rüen-Klöstern Deutschlands, Frankreichs und Englands (vgl. Beuß, 
Kureer Abriß einer Creschichte der Bücher- und in^esondere Hand' 
Schriftensammlungen im vormaligen Hochsiifte Würeburg. Sera- 
peum. 1845 No. 11 S. 165), in seinen späteren Leben^aren 
Guardian des Minoriten-Klosters zu Würzburg, dessen Bibliothek 
verschidene von semer Hand geschribene Codices besizt. Da Sin- 
tram im Jare 1450 starb — ich verdanke dise Mitteilung der 
Oute des Henrn P. Conrad Euhet im Minortten^Eloster zu Würz- 
burg — so ligt die Vermutung nahe, daß Sintram jene Verse 
als Student zu Straßburg, wo sich das Studium generale für die 
oberdeutsche Provinz der Minoriten-Cofiventualen befand, nidergc" 
schriben hat. Die Verse haben vüleicht dem „Spiegel christlicher 
Wolfart'' (Straßb, Joh. Schott 1509 4^. Vgl. Geffcken, Bilder- 
katechismus des 15* sec, Anhang S. 17 ff.) als Vorlage gedient. 
Die Sprache ist fränkisch, die Vorlage muß alemannisch gewesen sein, 

WÜRZBURG HERMAN HAUPT 



1) hs, heuschicken. 

2) In Baaur. 



148 



AUFZEICHNUNGEN DES FRANZISKANERS 

JOHANNES SCHMIDT VON ELMENDINGEN 

BEI PFORZHEIM 1356-1455 



Item ein ringke und sin dorn, fyer roßysen verkorn, zwey 
krücz und der fennen za], da ward Hohenzoler gewannen Abend ^). 

item ein ringe und sin dorn, trA roßyßin verkorn, ein zim- 
meraxBt nnd der gelten zal, da fyel Basel Aberal^). 

item 1440 da ward Meygenvelß gewnnen und darvor 1439 
NAwenfelß und Steineck. da iß man nime kes und wek. 

item 1439^ da komen die Jegken zu den ersten mal in daz 
Elßeß cum 15 milia viroram. 

item 1447 venit filius regis Francie, qui vocatur Delfinus 
cum multitudine virorum et devastaverunt Alsaciam et Mimppel- 
garten und doten man, frowen und geschanden frowen und jnng- 
frowen und bryeten und suten die jungen kindlin und doten sy 
vil jftmerlichen. der Jegken waren me den 60 dusent man on frowen 
und betten me den 4 dusent hund, die fraßen die kind nnd die 
armen lute und beten Zyginer mit in und by 12 dussent Juden 
und by 6 dusent Engelender, die brachten die fArsten und ritter 
und knecht in oberduschen (sie) landen (an lib an sele mAsent sye 
werden geschaut ewiglichen, amen) in das Elßeß Aber die Swiczer 
und Aber all rieh stette in oberdAschen landen^). 

item iste liber spectat ad usum fratris Johaonis Fabri ordi- 
nis minorum fratrum Pforczemensis et enatus de Elmadingen. 

Aus Ms. 7, 100 der Minoriten-Bibliothek eu Würzburg (cod. 
Chart, s. XV. 4^. Die Notizen stehen auf den drei Uzten Blättern 
und der Innenseite des Leckeis der Hs, 



1) Den die Verse hegleitenden Abbildungen zufolge ist die Lösung 
des Rätsels die JarzoH CIDCCCCXXir, die Burg HohenzoUem wurde aber 
erst am 15, Mai 1423 eingenommen {Stalin, Wirtembergische Geschichte 
Band III S. 425) Vgl Alem. XI 98, 

2) Wie die zur Erläuterung beigefügten Abbildungen zeigen — 
Schmidt zeichnet mit großer Sorgfalt 6 neben einander stehende Gelten — 
bezieht sich das Rätsel auf das Jar CIDCCCLVI in welchem Basel 
durch ein Erdbeben großen Schaden litt. Ein ganz ärdiches Rätsel 
findet sich bei Wurstisen, Baßler CJtronik. 1580 8. 176. 

3) Es folgt eine Notiz über den üebergang des Pforzheimer Mino- 
riten- Klosters an die Observanten, die wir an anderer Stdle widergeben. 



149 



II 

Nota von den diUschen herren von Früsen 

Item ez ist wissentlichen knnt nnd ofiPenbare, daz die dAt- 
scben herren verloren haben PrAssenland von irß grossen b^sen 
gewaltez und Abermntez nnd hoffert wegen, sye haben unzimlichen 
groß stAr von iren lAten genSmen, sye haben geystlich und welt- 
lichen, rieh und arme, edel und nnedelln in PrAssen smehlich und 
licht gehalten, sye, die gewalt betten, dye triben ir bosheyt mit 
grosser unkAsheyt, sye nomem roenigem byderb mon sin elich fro- 
wen und dichter und megte. nymen dorst in darin reden nach 
weren. und in dem jare da man zalt 1453 da het ein erber 
richer burger zu Dancz in der stat ein schftne efrowen und die 
nam der hochmeister zu PrAsen zu einem b&le. darumb so schlug 
sy ir eman und daz klagt sye dem hochmeyster, daz ir man hert 
hyelte darumb daz sye bulschafft mit im bete, der hochmeister 
schikt nach dem erbern burger nnd sprach zu im : warumb er dy 
frowen alz hert hyelte? da sprach der burger: darumb daz sye 
unrecht dut. und darzu hab ich recht, dan sye ist min eliche 
husfrowe. da hyes im der hochmeister daz houpt abschlahen ^). 
alzbald der hochmeister det zu glicher wyse alz kung David in 
der alten e, der schikt sincn ritter Oryas in einen krygk und 
stritte, daz er erschlagen wArde und daz im sin eliche frow ßers- 
sabea belibe. und da non rieh nnd arm horte, der meister dem 
erbem man sin houpt het darumb abgeschlagen, da erschrok yeder- 
man und gyengt zu rat und satzten sich wider die dAtscher herren 
und fyengen mit in an zu kryegen und nomen ander groß und 
klein stette zu hylffe und den kung von Bolant. der versprach 
sich zu den von Dancz und zu den von Dora, daz sind dye aller- 
grftsten mechtigsten stett zuwo. dy dAtschen herren die baten 
fArsten und herren umb hylffe, geystlich und weltlich herren, ez 



1) Von der hier berichteten Untat des Hochmeisters Ludwig von 
Erlichshausen ist in anderen Quellen Nichts bekannt. Vüleicht ligt 
eine VerweeJislung vor mit dem Komthur von Thorn^ Wilhelm von Stein, 
der damals bezichtigt wurde f einen Bürger zu Thorn ums Leben gebracht 
zu haben, um mit seiner Witwe ein sträfliches Verhältnis zu unterhalten 
( Voigt, Geschichte Preusscns Bd, VIII S. 330 und 336), Mögen die 
Beschuldigungen, welche die gegen den deutschen Orden verbündeten 
Städte und Edlen aegen die Deutschritter crlioben (voZ. Voigt a. a. 0. 
S, 300 f. 323 f. 330 f.) wol auch mannichfach übertriben gewesen sein, 
jedenfalls haben sie in den Volkskrcisen als vollauf berechtigte gegölten und 
großes Aufseilen und Erbitterung gegen den Orden erregt. In dem- 
selben leidenschaftlichen Tone, wie unser Verfaßer spricht sich auch eine 
Speierische Chronik aus diser Zeit Ober den ,jMutwillen^* der Deutsch- 
ritter, ire Unsittlichkeit und ire Rechtsverlezungen aus (Mone, Quellen^ 
Sammlung zur badisehen Landesgesehichte Bd, I S, 393). 



150 

wolt in nyemen za hylffe k&men. der babst, der da bat gebeyaen 
Nicolaus qQintas, der det dye von BrAssen in den beben grossen 
ban, der keyser Fridericb detz sye in die abt ez baifit allez nit, 
sye gaben nit uff den ban nocb uS dez keyserß abt. ez ist menig 
stoltz man darumb gestorben und berscblagen, leyder uff bed siteo, 
daz got berbarm und also m&sten sieb dye dAtscben berren dez 
landez anberen by an menge bürg, und etwan manig scbloss be- 
b&ben sye und kryegten damss wider daz land und wider den 
kung von Boland, und also waz ein gemein gesprocben wort in 
der weit zfi den ziten : dy dAtschen berren baben BHissen daz 
laut vermiret^). wo dye dAtsoben berren ein stetlin mit gewalt 
widerumb gewunnen, so scbiftgens den gewaltigen und den rat- 
berren ire b6pter ab. mir sete der komitor zu Rotenburg daz 
sye ein stat betten mit gewalt gewunnen, dye dAtscben berren, 
da bett man me den trittbalbbunderten ir b6pter abgescblagen 
in derselben stat. und oucb verluren dye dAtscben berren uff ein 
dag me den 300 edler ritter, dy alle daz crAcz antrfigen etc. 
1455 feria 4ta in crastina sancte Marie Magdalene virginis. 



m 

Oriechische Flüchtlinge in Botenburg 1455 

Item ez ist zu wissen, daz fyer erber edeler man koment 
von Gonstantinopel in disez DAtscbtlande und betten ein guten 
versigelte bullen mit einem anbangenden plyn insigel von irem 
partriarcben. dy bull waz zu dem ersten in criegscb gescbriben 
und damacb in latin. die sacb icb und bet sye in miner band, 
die fier edelman betten die DArken gefangen und ire wiber und 
kinde. weiten sy ledigk werden von dem bftsen folg, so m&sten 
sye geben dusent duckaten oder fyerzebenbundert rinbcber gAldin. 
und betten dem ein man dye rebten bant abgebowen, der waz 
gar ein langer scb^ner berre und waz dez keyserß von Gonstan- 
tinopel oberster rat einer gewesen, dye erbern lAte, die groß 
berren waren gewesen in kryescben landen und bArg und stet und 
dftrfer beten gebabt und land und lAte, dye mfisten durcb dise 
lande dAtscb- und welscben lande durcbgen und groß eilend liden, 
bunger, durscbt und daz gelt samlen und berbetlen von allen eri- 
stenmenscben und sich und dye iren berlftsen von den beyden und 
Dürken. 

Ez ist allen cristenlicben berren, geyscblicben und weltlicben, 
keysem und kAngen, berczogen kunt und wissent wol gewest vor 
manigen jaren, daz die Dürken den keyser von Gonstantinopel 
swArlicben bekriegten und in weiten vertriben, alz den leyder ge- 



1) Wöl verBchrtben aus : vermnret. 



151 

scbehen ist. er ruoft an misem beyUgen vatter babst, an Mar- 
iinum quiotam and damacb keyser Sygmundum und darnach den 
andern babst Eugeninm qaartnm, darnach Nicloanm (sie!) qura- 
tum (sie !) und darnach all cristenliche fursten ; ez wolt im nie- 
mem (sie!) zu bilffe kamen, alsz so ist dy 8ch6n selig stat Con- 
stantinopel nnd allez kriesch lande jftmerlichen and elendlichen 
zerstör und verwAst worden, daz m&ß got herbarmen ! und also 
ist ouch besehen dem aller dArchlAtigesten cristenlichen kAnge her 
Johannum, kAnge von Cipern, der all cristenlich herren und fürsten, 
geyschlich und weltlich anraft unh hi]£Pe; ez wolt im nyemen zu 
hilffe kumen, bys in dy bösen ungelAbigen, Dürcken, heyden, Sa- 
raczenen und vil bAser cristen und ouch Juden den k&ng von sinem 
kongrich vertriben haben, non wAlle got, daz den allen, dye 
daz wol gewent mAcht haben nnd daz nit gedon haben, der 
flach zukum und wäre werde Aber ir libe und sele: deleantur de 
libro vivencium et cum justis non scribantur, veniat mors super 
illos et defundant (sie!) in inferno yiventes. amen. 

item die vorgenanten fier edeler manne von Constantinopel 
die verkAnde frater Johannes Piscator, alz er usgebredik im con- 
vent zu Rotenburg, nnd da sy non gesamleten vor der kirchen, 
da komen sye zu uns in den convent und sye beten ein dolmet- 
schen mit in gon, der waz gar ein erber man gestalt von Hb und 
antlit, bescheyden- und gar zAchtiglichen, und der kunt kriesch 
und welsch und dAtsch und latin, den fragt ich, ob er zu Con- 
stantinopel were gewesen, da sprach er: ja, ich byn me den fier- 
hundert milen wegz fAr Constantinopel us gewesen, item ich fragt 
in, wie groß die etat were, da sprach er: die stat ist anseglichen 
wyt und gros; ez gond 24 lantstrasen zu der stat und hat 24 
großer deren, und der hohen dArn, die an der stat sin, der sind 
eylfhundert. ich fragt in, wie groß sant Sophyen kirch were zu 
Constantinopel, da sprach er: sye ist lenger, den von keinem dor, 
daz an diser stat ist, zu dem andern dore zu B.otenburg hye. 
item ich fragt den erbern man: wie haben die Dürken den lAten 
in der stat gedon, da sye dye stat het gewunnen? er sprach: 
herre, sye haben wol seßickdusent menschen da gefangen und Aber 
daz mere gefArt in alle landt der heydenschaft und habent me 
de 40 dusent menschen da gedAtet und me den 20 dusent jum- 
frowen und erber frowen geschendet und' gelöster an Iren eren, 
daz mAß got ewiglichen herbarmen und geklagt sin. der groß 
mort und schad und schand der ist beschehen in dem krieschen 
land und ouch im kAngrich von Cipern; daz groß Abel ist allez 
besehen in dem 53 jare nach den fierzehesten hundert jarer nach 
der gehurt Jesu Christi und under dem babst Niclawo der fAnfb 
und under dem keyser Fryderich ein herczog von Oesterich in dem 
tritten jare sines keyserlichen stat und wesen. 

Item ego frater Johannes Schmid ordinis fratrum minorum 
de Fforczen scripsi hec omnia in conventu Kotenburgo etc. 1455. 



152 



IV 
Nota de principibus et de dvitcUlbus imperiales (!) 1439, 

Item dis sind die fürsten und herren geystlicli und weltlich 
dye den gemeinen richstetten in Swaben und in Franken wider 
abseien in dem jare 1439 und wert ein jar: der bischof von 
Mencz gebom ein schenk von £rpbach, bischof von Babenberg 
geborn einer von dem Rotenhan, der byschof von Eystetten, mar- 
grafe Fridich und sin brader, albede ge[se]ssen in der marg von 
Brandenburg, margraf Albrech und margraf Hans, all fyer ge- 
brüder margrafen von Brandenburg und vil ander grafen, fryen 
und ritter und knecht mit inen, Wilheml herzog zu Meisen, her- 
zog von BruDswyk, margrafe Jacob, herre zu Baden und zwen 
sin süne, Earalus und Bernhard, graf Ulrich^), herre zu Wirten- 
berge, item grafen von Liningen, graf von Lyechtenberg, graf 
von LAczenstein, der herre von Finstingen, graf von Eberstein, 
all grafen von Helfenstein, all grafen von Oetingen, dye herren 
von Hohenloch allbede gebrüder, vil grafen, fryen, ritter und edeler 
knecht. item der zusacz von richstetten, den ISt nider margraf 
Albrecht von Brandenburg in den 14 dagen nach ostern. daz 
geschach under dem frawencloster zu Sultz. item den ander zu- 
sacz von Swaben l^t nider der ^) margrafe von' Baden ^) und herr 
Lndwigk grafe zu Wirtenberg. der herr von Wirtenberg der 
h&we den von RAtlingen ir bdmgarten abe und den von Esslingen 
ir wingarten ab und all fruchtber b6m umb die stat und fyengent 
dye frowen und junfrowen von Esslingen und verbranten den 
armen feltdyechen ire hflser ab, daz doch keinem cristenlichen 
herren und menschen nit zustet, er let dye von GemAnd gar 
swarlichen darnider, 300 und 63 banczer gewan er in abe und 
die besten grossen bflsen und vil schilt, handb&ssen und armbrust 
und me den 60 erschlagen und 300 gefangen und darvor ouch 
me den 30 herschlagen, byschof von Mencz, margraf Jacob von 
Baden ^), graf Ulrich^) von Wirtenberg hawen den von Helprun- 
nen ir wingarten und b6m ab. dye von Rotenburg an der Duber 
dye verluren uf ein dag 100 und 6 guter pferde reysikß zAgß. 
darvor weren dy ratherren wol gewesen, daz der schade nit wer 
besehen nach Michel Oefnerß rate etc. hoc frater Johannes Schmid 
de Pforczen conventualis in Rotenburgo illo tempore etc. 

Aus Ms. L 90 der Minoritenbü)liotJiek zu Würzburg {cod. 
Chart s. XV. 4^) Bl. 240h'-243h. 



VS Oraf Ulrich corrig, aus graf Ludwigk, 

2) Hs. der nider. 

8) am Bande. Bernkart, 

aS corrxgiert ausi Albercht wn Branden, 

b) corrigiert aus: Ludwgg. 



153 

Die vorstehenden historischen Notizen sind^ wie am Schluße 
der einzelnen Abschnitte bemerJd, aus 2 verschidenen Hand- 
schriften der Minoriien-Bibliothek zu Würzhurg^ welche mir dank 
der Güte des Ilerrn P. Conrad Eubel, ord, min, conv., zugäng- 
lich waren^ zusammengestdU, Sie entstammen alle der Feder des 
emsigen Sammlers^ Johann Schmidt von Elmendingenj der, zuerst 
dem Minoriten-Conventualen-Kloster zu Pforzheim angehörend^ 
nacfi dessen Besizname durch die Observanten im Jare 1443 
längere Zeit im Minoriten-Kloster zu Botenburg an der Tauber, 
jedenfalls biß zum Jare 1455, verweilte, seine lezten Lebensjare 
dagegen im Würzburger Minoriten-Kloster zubrachte', in dessen 
Besize befindet sich noch heute eine Beihe von Manuscripten, 
welche ganz oder teilweise von Schmidt' s Hand geschriben sind. 
Wir sind weit davon entfernt, den mitgeteilten Aufzeichnungen 
einen hervorragenden Wert als Geschichtsquelle beimeßen zu 
wollen. Wie Schmidt^ s Ausdrucks- und Darstellungsweise in der 
Begel eine überaus nachläßige und unbeholfene ist, so laßen sich, 
auch bei nur oberflächlicher Prüfung, manche sachliche Ungenauig- 
keilen und Irrtümer in seinen Notizen nachweisen, von denen 
wir nur einzelne in den Anmerkungen riclUig gestellt haben. 
Was aber gleicwol den Berichten unseres Minoriten bleibenden 
Wert verleiht, das ist der Umstand, daß ir Verfaßer offenbar 
sein Leben lang mit und unter dem Volke gelebt, dessen Auffaßungen 
und Stimmungen geteilt und mit Unmittelbarkeit und lebendiger 
Frische widerzugeben verstanden hat. So trit namentlich der Un- 
wille der Völkskreise über die rücJcsichtslose Kriegfürung der 
Fürsten in iren Fehden mit den Städten, die Erbitterung über 
die Misregierung des Deutschen Ordens in Preussen, das dUge- 
meine Entsezen über die verherenden Einfälle der Armagnäken 
in Schmidts Aufzeichnungen deutlich hervor. Die interessante Be- 
gegnung des Verfaßers mit den Oriechischen Flüchtlingen in 
Botenburg ist mit lieber^sunirdiger Wärme erzält, die sich aller- 
dings an den Stellen, wo der eifrige Ordensmann auf den Fol 
Constantinopels zu sprechen kommt, zu einer donnernden Straf- 
predigt auf die von dem Beiche und den Europäischen Fürsten 
den Türken gegenüber befolgte verhängnisvolle Zauderpolitik steigert. 
Wie im Uebrigen durch Schmidts Notizen die bißher bekannten 
Quellen in einzelnen Putzen ergänzt werden, so sind namentlich 
seine Mitteilungen zur Geschichte der oberdeutschen Minoriten- 
Kloster, auf die wir an anderen Orten zurückk^ymmen, um so er- 
wünschter, als die von Mofie^) veröffentlichten Jargeschichteti der 
Franziskaner in Baden über die späteren Geschicke jener Klöster 
und über die Conflikte zwischen den Conventualen und Observanten 
nur mangelhafte Auskunft geben. 

1) QueUensamthlung zwt badischen Landesgeschichte. Bd. III 
S. 624 ff. Vgl. dazu die Verbeßerungcn von P. Benev. StengeJe im Frei- 
burger Diocesanarchiv XVII S. 292—298. 

WÜRZBÜRG HERMAN HAUPT 



154 



ELSAESZISCHE GEDICHTE 

ElstesziscJies Bauernlied ^) 
GegenstAck za Schabarts schwäbischem Banernliedti^) 

So herzig wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 
„Der Ausbund eines Mannes!" 
Sagt selbst der gele Neid. 
Die Backen, Milch and Blut, 
Sein Mund, wie Feuerglnt. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Wie Welschkomlocken wehet 
Sein blondes Haai* in Wind. 
Die Augen — o er drehet 
Sie euch so blizgeschwind ; 
Sie rollen hin und her, 
Sind blau, wie Heidelbeer. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Schon kennen alle Kinder 
Euch meines Hannsen Fleis. 
Der erst* und lezt* im Winter 
Drischt er, wie jeder weis, 
Ist immer sp&t und früh, 
Und achtet keine Mflh — 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Lust ists, im Lenz ihn sehen, 
Wie er das Feld bestellt; 
Im Sommer, wie im M&hen 
Sein Heu so schichtweis f&llt; 
Wie er die Garb so fest — 
Im Herbst die Trauben prest. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 



1) Vermischte Gedichte von QoUfried SchdOer {Alem, X 151 ff. 
1. Bd. KM 1789 (2. Bd. erschin nicht), 

2) Gedichte StuUg. 1786 II 257 (1782) Sauer 3, 410 ff, Gustav 
Hauffs Schuhart in s. Leben und s, Werken 1885 S. 269^ eine vartreff- 
lidhe Zurechtweisung Sauers, 



J 



155 

Hanns singt ench alle Lieder, 
Und singt er mir was vor, 
Dann klopft mirs unterm Mieder, 
Dann bin ich lauter Ohr. 
Auch pfeift er auf dem Blatt, 
Und nie h6r' ich mich satt. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Im Schreiben — o im Schreiben 
Lacht er den Pfarrer aus. 
„Mir ewig treu zu bleiben!'' 
Schrieb er mir jflngst nach Hans, 
Daß mir das Auge, voll 
Von Thr&nen, Aberschwoll. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Will man im Dorf was spielen, 
So mus mein Hanns dazu; 
Denn er weis unter vielen 
Das schönste Spiel im Nu. 
Und kAst im Spiel man sich, 
EAst er nur immer mich. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

Und tanzt er, ist's 'ne Freude, 
Ihm auch nur zuzusehen; 
Doch tanzen erst wir beide, 
Dann weis er sich zu drehen — 
Springt links und rechts herum 
Nach Takt nnd Dudeldum. 
So herzig, wie mein Hannes, 
Gibts keinen weit und breit. 

trauter Hanns! zu lange 
Bleibt mir die Weihnacht aus! 
Es wird mir halber bange. 
Zu eng mein weites Haus. 
In unserm ganzen Land 
Kriegst keine treui*e Hand. 
du, mein trauter Hannes, 
Wenns doch schon Weihnacht w&r! 



156 



Sommerlied eines dsäszischen Bauern 
GegenstAck zu Schubarts Winterlied ^) 

MAdel, *B ist Sommer. Die goldene Saat 
Wallt, wie dein Halstuch; das Schnitterfest naht. 
Sieh, wie der Westwind die Aehren durchsaust. 
Spielend dein schwarzes Gelocke dir kraust. 

M&del, 's ist Sommer. Es rieselt so hell 
Zwischen den Blumengestaden der Quell. 
Weis, wie dein Busen und roth, wie dein Mund, 
Sind schon die Aepfel, so voll und so rund. 

M&del, 's ist Sommer. Der Tag ist sehr schwAl; 
Komm mit in Schatten — im Schatten ists kAhl. 
Sonne und Liebe durchglAhen das Blut: 
Trantel! ein M&ulchen, so lischet die Glut. 

M&del, 'b ist Sommer. Doch kAmmr^ ich mich nicht. 
Wenn auch die Sonne mich noch so sehr sticht; 
Ruh' ich an deiner hochpochenden Brust, 
Huscht mir der Sommer vor Aber in Lust. 

Macht in der Aernte die Sichel dir heis, 
Wisch' ich dir ab von der Stirne den Schweis; 
MAh' ich und dörrst du im Heumond das Gras, 
KArz' ich die Zeit dir mit sittlichem Spas. 

MAdel, 's ist Sommer. Die Traube wird blau, 
Blau, wie dein Aug* und wie Veilchen der Au. 
Herziges Liebchen! bald haben wir Wein — 
Hopsajucheisa! dann wirst du ja! mein. 



Der Elsäszer 
An Isaak Maus 

Was k Ammern mich Sch&tze, was kAmmert mich Ehre! 

Was t&uschende Titel! ein blinkender Stern! 
Was h&tt' ich, wenn König, wenn Kaiser ich w&re? 

Nur goldene Schalen, und wuimigen Kern! 



1) D Chronik 1774 S, 370 ff. Sauer, Stürmer und Dränger 3, 315. 



157 

Wol prunken die Reichen im seidenen Kflttel; 

Doch fleucht auch vor Seidengewanden der Tod? 
Oft n&hren sich Thoreu, beim stolzesten Titel, 

Mit magern Kartoffeln und schimmlichtem Brod. 

Oft birgt sich ein Herz unterm silbernen Sterne, 

Wie hell er auch flimmert, so schwarz, wie die Nacht. 

Meist gleicht er der trükgenden Blendelaterne, 

Und hAllet den Dummkopf in schimmernde Pracht. 

Ein K6nig, ein Kaiser! — kaum grauet der Morgen, 
So machen in Kummer und Sorgen schon wach; 

Und schleicht er zum Polster, so schleichen die Sorgen, 
So schleicht ihm der Kummer auch sicherlich nach. 

Drum rAhrt mich nicht £bre, nicht Reichtum, nicht Titel, 
Nicht Herrschergewalt, noch ein blinkender Stern. 

Mir haget und guAget mein leinener KAttel! 
Ich danke, zufriden, mein Schiksal dem Herrn. 

Wenn frAhe der KAster den Morgen anl&utet. 

Und wenn aus dem Schlafe mein Haushahn mich kr&ht — 

Husch! weg mit den Federn und an- mich gekleidet, 
Und risch dann und munter zum Morgengebet. 

Wenn hinter des Schwarzwalds hocbgipflichten Bergen 
Die Sonne goldwangig und purpern aufsteht, 

Wenn thauigen Fluren entschweben die Lerchen; 
Da hab* ich mein Feld schon gepflAgt und bes&'t. 

Dann horch' ich der Vögel hellklingendem Sänge 
In grAnem Geh Asch' und auf blumiger Flur, 

Und schicke mit ihnen, voll heiligem Drange, 
Mein Danklied zum Schöpfer der schönen Natur. 

Dann ist mir so wol! o dann fAhl' ich so ro&chtig 

Des grosen Erschaffers aUwirkende Hand; 
Dann lacht mir der Himmel, so schön und so prachtig, 

Dann lacht mir die Erde im Feiergewand. 

Ha! wenn ich die wallenden Saaten beschaue, 

Wie alles so reich ist und alles so voll! 
Wenn lieblich entgegen mir dAftet die Aue, 

Dann opfert mein Auge den heiligsten Zoll. 

Und ahnd' ich im Herbstmond, in eigenen Reben, 
An Trauben gel ändern den goldenen Wein; 

Dann wAnsch* ich mir, warlich! kein fArstliches Leben, 
Und freue mich, Bauer im Elsas zu sein. 



158 

Und kehr* ich, ermAdet Yom Pflfigen und S&en, 

Za Aennchen, dano schliert rie mich traut in den Ann, 

Und macht, wenn die Winde schon frortiger wehen, 
Mit Lippen und Bnaen mich Frierenden warm. 

So leb* ich mein Leben, vom firAherten Morgen 
Hit Arbeit nnd Singen, bis dftmmert die Nacht; 

Und schlummr* ich bei Aennchen, so wecken nicht Sorgen, 
So weckt mich mein Weib, wenn die FrAhe erwacht: 

Brod hab' ich die FAUe fAr Wäb und fAr Kinder, 

Und Kleider, nicht pr&chtig, doch reinlich. Mein Pflug 

Verschalt es uns aUen fAr S<Mnm6r und Winter, 
FArs FrAhjahr und Sp&Qahr. Ich habe genug 1 

Drum rAhrt mich nicht Ehre, nicht Reichtum, nicht Titel, 
Nicht Herrschei^walt, noch ein blinkender Stern. 

Mir haget und gnAget mein leinener KAttel; 
Ich danke, sufrieden, mein Schiksal dem Herrn. 



Miherlied 

Heida! ihr M&her! die Sonne steht auf 
Schon zu beginnen den rosenen Lauf — 

St&dter verschlafen sie nur. 
Bauern gesiemt es, vor ihrem Crwachen, 
Flink sich ans Tagesgesch&fte zu machen. 

Auf denn, su m&hen die Flur. 

Morgenlust s&uselt schon lieblich und lau 
üeber die Wiesen, versilbert vom Thau. 

HArt ihr der Lerchen Gesang? 
Risch schlagt die Wachtel ihr Pikterik drunter. 
Alles umher ist schon wachsam und munter; 

Ihr nur wollt schlafen so lang? 

Schl&ft ihr im Sommer, der Arbeit gleich matt, 
Darbt ihr im Winter und esst euch nicht satt; 

Arbeit nun scliafb euch das Brod, 
Machet die Sorgen der Sterblichen linder, 
Und euch an Leib und an Seele gesAnder, 

F&rbet die Wangen euch roth. 

Heida! drum hurtig die Kumpfe*) herbei, 
Schleifstein und Sensen. — Ihr seid ja wie Blei, 
Tief in den Federn versenkt! 



*) Kumpf nennen die Elasser die Sehkifsteinseheide^ wdehe die 
Mäher, mit etwas Wasser gefuUt, beim Mähen anhängen. 



159 



Habt ihr die Worte der Bibel vergessen: 
„Wer nicht arbeitet, der soll aach nicht essen, 
»Dem wird kein Segen geschenkt?'* 



»»■■ 



Auf! es ist alles schon ämsig umher. 

Bald steht kein Gr&schen, kein BlAmelein mehr. 

Alles ist niedergem&ht. — 
„Alles^' so hat erst vor wenigen Wochen, 
Unser Herr Pfarrer am Sonntag gesprochen, 

„Alles hienieden vergeht 1*' 

BrAder! dies f&llt mir beim M&hen izt bei. 
„Menschen, so sprach er, vergehen, wie Hen, 

„Fallen, den Blumen gleich, ab. 
„Wenn wir im völligen Blühen oft stehen, 
,.Eilet der Sensemann» ab uns zu m&hen, 

„Ab uns zu m&hen ins Grab. 

„Aber, wie BlAmelein wieder erstehen, 
„Wenn in die Sch&pfung neu Leben zu weh^n 

„Gott in dem FrAhling beginnt; 
„Werden, wenn Himmel und Erde vergehen, 
„BrAder! wir alle auch wieder erstehen, 

„Besser, als heute wir sind.*' 

AB 



DER BAUERNKRIEG IM ELSASZ 

Mne neue Schrift über den Bauernkrieg im Elsaß ^), 

Nicht nur Kirche und Statsvorfaßnng in Deutschland be- 
durften am Ausgange des Mittelalters einer Reformation an Haupt 
und Glidern — auch das sociale Leben, mit beiden innig ver- 
wachsen, krankte an tötlicheni Siechtum. Ein ausgeprägtes Stan- 
desgefül oder beßer ein mit Bewußtsein genärter Klassenhaß hält 
die Glider des Volkes aus einander; Fürsten und Städte, Ritter 
und Pfaffen ligen in unversönlichem Streite — allen gegenüber, 
von allen verachtet, verhönt, zertreten der Bauer. 

Freie Bauerngemeinden waren in jener Zeit in Deutschland 
kaum irgendwo noch zu finden. Durchweg bebaute der Bauer 
fremdes Gut und war, wenn er nicht gar mit der freien Verfügung 

1) Dr, K, Hartfelder , Zur Geschichte des Bauernkrieges in 
Südtoestdeutscldand. Stuttg. Verlag der J, O, Cotta'sclien Buchhandlung, 
1884, — Wir berücksichtigen im folgenden das Werk nur soweit als es 
die Vorgänge im Elsaß heMndeU; ebenso wird hier von einer Bespre- 
chung des Hartfeld^ sehen Aufsazes über Straßburgs Teüname am 
Bauernkriege (Forsch, z. d, Oeseh. XXIIL 225—285) abgesehen. 



160 

über sein ehemaliges Eigentum auch noch die persönliche Frei- 
heit eingebüßt hatte, als Meier (Kolone) dem Grundherrn, dem 
Ritter, dem Kloster, dem Stift zu schwerem Zins und „gemeßenen" 
und ,,ungemeßenen" Fronden verpflichtet. Schlimmer noch als 
dise rechtliche Abhängigkeit war die „wirtschaftliche Hörigkeit"^), 
die in der Ausbeutung durch das Großkapital der Städter, der 
Kirche, der fürstlichen Verwaltung schuzlos preisgab und es disen 
Herrn wesentlich erleichterte „die milden Formen der Hörigkeit 
in die Leibeigenschaft überzuleiten/' Dabei wurden in den unab- 
läßigen Fehden eines allzeit beutelustigen Adels seine Ernten ver- 
wüstet, sein Vihstand zerstört, und was die weltlichen Herrn nicht 
namen, das fraß die Mutter Kirche, deren wolorganisiertem Aus- 
plünderungssystem durch Zehnten, Ablaß, Stolgebüren und gesez- 
lich geschüzte Bettelei oft genug die lezte Kuh, der versteckteste 
Kotpfennig des „armen Mannes*' zum Opfer fiel^). Daher aller 

1) E, Gothetn^ Die Lage des Bauernstandes am Ende des 
Mittelalters, vomehtnlich in Südwestdeutschland, [WestdetUsdhe Ztschr, 
1885, S, 7) vgl. desselben Verf. Politische und religiöse Votic^we- 
gungen wr der Reformatian. Breslau 1878, 

2) In dem etwa seit 1522 widerhölt gedruckten Werke j,Ain schöner 
Dialogus vnd straffred von dem Schülthayß von Gayßdorff mit seinem 
schuler wid den Pfarrer da selbst vnd seinen hdffer ete.'*^ s, l e. a, läßt 
sich der Schultheiß dem Pfarrer gegenüber u, a. folgendermaßen aus: 
„ Wie werd wir versehen, jr habt vor gehört dz irs umb sunst thun soU, 
So habt jr überal gross zim Vnd giUt darauff gesetzt, Vnd kan edek 
nyemandt erfüllen, Dan so yemand etwan aifies seiner verwandten oder 
sunst Zu besingen lassen will, es sey mit vigilg, besinknus, Sybent, dreysi- 
gast, oder jartäg, was des ist, So habt jr ain söUich wochenmarckt dar- 
ausz gemacht, mit dem auff schlag, es sey auff dise vor gemeUe stuck, 
oder auff wachs , glocken gelt, mit sampt dem opffer das manicher armer 
kaum zu bezälen sovil hat, Vnd sein Tiausz radt oder kujm stal darumb 
verkouffen, vnd versetzen musz etc. etc. Solt jr dan ain krancken dasz 
haylig Sacrament oder die hayligen Ölung zu hausz tragen, so habt jr so 
vil auff schlag dar auff gemacht, Ee dan ja ain Pfenning aim armen 
nach leyszt, jr triegt jm ee ain pfand ausz dem Jiausz, dz hayszt die 
schaffte trewlich versehen.^^ — Wer schärfere Kost liebt, vgl, die seit 
1476 oft aufgelegte Schrift „Kayser Sigmunds Reformation^' oder auch 
die betreffenden Kapitel in den „Beschwerungen des Heyh Bö, Bey, vnd 
besonderlich gantz Teutscher Nation" {J. E, Kappens Kl. Nachlese, 
Lpz. 1730, T. III. S, 283. 287. 290, 296 u, s, w.). — Wenn J. Janssen 
in seiner Gesch. d. D. V. 1881. I 310 eineti Saz aus WimpfeUngs 
(unzugänglicher) Schrift De arte impressoria zum Beweise für aas Wol- 
ld)en und den Uebermut der Bauern atifürt, so hätte er, um fU>er Wim- 
pfeUngs Meinung keine falschen Vorstellungen zu erwecken, mit mer Beeht 
auf die neuerdings durch einen Neudruck jedermann erreichbar gemachte 
Oratio vulgi ad deum Op, Max. Pro ecclesia catholica et romana s, l, 
e, a. hinweisen dürfen; auch schreibt derselbe Wimpfeling an Jac, Other 
(18. Jan. 1608) u. a. Thesaurizat iüe (Theologus) et a pauperrimis, agri- 
eolis qui vix lactis copiam pro infantibus habent, omnem guttam iiütu- 
maniter emulget : sed lento gradu ulciscitur deus,** vgl, auch unten das 
Citat aus Tnf." Catalog. Episcop, Argentin, 1508 (u, 8. 161. A. 1). 
Hierüber eiv^ehender demnächst an anäerm Orte» 



161 

Orten unter dem Landvolke eine still keimende Opposition, ein 
dampf es Gären, ein fortwärendes Drangen nach Neugestaltung und 
Beßemng der socialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, hald 
aher auch hlutige Aufstände und Gewaltätigkeiten gegen die pri- 
vilegierten Stände: gegen Fürsten, Adel und Pfaffen. Schon im 
J. 1431 hatte Deutschland seinen Bauernkrieg, und seither wider- 
holten sich diso Unruhen von Jarzehnt zu Jarzehnt hiß in den 
Anfang des 16. Jarhunderts hinein. Noch nicht ganz verwischt 
ist hier zu Lande die Erinnerung an den ,,Bund8chuh'', welchen 
Hans Ulmann, der Exhürgermeister von Schlettstadt, und seine 
Genossen, Jakoh Hanser von Blienschweiler und Niklas Ziegler von 
Stotzheim, im J. 1493 in der Umgegend von Schlettstadt, am 
Ungersherg aufwarfen. Ein Bauernschuh, „Bundschuh*^ war ir 
Feldzeichen, daran ein Fezen Tuch mit der Inschrift y,Nichts dann 
die Gerechtigkeit Gottes''. Und wenn auch die Bewegrung, recht- 
zeitig entdeckt, noch im Keime unterdrückt ward, so gieng doch 
in Erfüllung, was die Rädelsfürer auf dem Schaffet prophezeit: 
„Der Bundschuh müße üher kurz oder lang seinen Fortgang 
haben i).* 

Wie muste es auf diso Kreise wirken, als um die zwanziger 
Jare des 16. Jarhunderts die Predigt von der „Freiheit der Kinder 
Gottes'', von der „Gleichheit aller Menschen durch den Glauben 
an Christum" erscholl^)! Bald tauchten auch übereifrige Prädi- 
kanten, ausgesprungene Mönche und begeisterte meist dem Hand- 
werkerstande angehörige Laien, allenthalben auf, welche die Lere 
von der „christlichen Freiheit" dem Bauer als eine gottgewollte 
Aufhebung aller irdischen Knechtschaft, als eine Befreiung von 
allen Lasten und Gülten hinstellten, und leicht ließ sich der hart- 
gedrückte „arme Mann" dazu verleiten, dise gottgewolte Freiheit 



1) Interessant »>*, was JWtmpfeling über die Ursachen diser 
Bewegung sagt {Argentinensium Episcoporum Cathalogus etc ,Ärg. 1506. 
fo. LXv): hi tres, vocatis aUjs passim agricolis, qui deeoxerant^ ad 
montem vngarieum conspirauerunt contra processus curiarum Argentinen- 
sium, contra consistorium Botuüense et contra iustitiam quam indilatam 
vocant. Fecerunt etiam mentionem de pluraUbus in heneficijs, existiman- 
tes indignum, quod unus cum harrenaa diuini cuUus iactura tantum 
absorbet quantum in quatuor aut quinque honestos et bonos ckristi magi- 
Siros distribui posset, & licet plebei barbarique forent^ uisum tarnen est 
eis (%U arbitror) iniquum esse, quod fabri lignarij aut ferrarij awt ob- 
scuri cuiusuis opifici fiUus indoetus, nee de ecclesia Bomana bene meri- 
iuSf de cMsti patrimonia, sttxtum et magnificentiam filij principis aut 
comitis aequare non erubescit etc. 

2) Ein Zusammenhang ztoischen der Reformation und der Revo- 
lution des J. 1525 ist nicht zu leugnen; doch wagt selbst JJanssen 
(vgl, II 410) nicht die noch jüngst im Elsaß vernommene Behauptung, 
daß die lestere durch die Reformation erzeugt worden sei. Auch die 
Bauemunruhen des 15, Jarhunderts JuUten durchgängig ir religiöses 
Moment. 

Birllnger, Alemannia XIII 2 11 



162 

and Brüderlichkdt den Privilegierten mit Karst and Dreschflegel 
aofzazwingen. Im obem Schwarswald, in der Umgegend des Boden- 
sees and der Donaaqaellen, war es, wo der glimmende Fnnke zu- 
erst in heller Lobe aoÜKhlag, von wo sich dann mit Windesschnelle 
die Flamme des Aufrars darch ganz Oberdeutschland, über den 
Breisgau, das EUsaß, die Pfalz, aber Franken and Hessen nnd 
Duringen biß nach Sachsen hinein Ter breitete. Und wider er- 
scholl es „Nichts dann die Gerechtigkeit Gottes^', nichts als was 
y^öttlich, ziemlich nnd recht^^ nnd in der heiL Schrift begründet 
Ein kurzer süßer Freiheitstranm, auf den ein Erwachen mit Schrecken 
folgte. In Strömen Blutes ward der Aufstand erstickt — der 
Bauer aber bUb, was er gewesen, der geschundene, zertretene 
„arme Mann''. 

Bei dem in unserer Zeit besonders lebhaft hervortretenden 
Interesse an den socialen Bewegungen jener Tage ist es zu ver- 
wundern und za beklagen, daß wir eine kritische, den wißenschaft- 
liehen Anforderungen genügende (beschichte des großen Bauern- 
krieges zur Zeit noch nicht besizen. Sie kann erst geschriben 
werden, wenn die Archive alles hergegeben, was geeignet ist, die 
einzelnen Vorgänge und iren Zusammenhang nach Ursache und 
Wirkung klarzustellen; einstweilen muß es daher bei Quellen- 
publikationen und Einzeldarstellungen sein Bewenden haben. 

Für die obem Rheingegenden hat in diser Beziehung neuer- 
dings Dr. E. Hartfelder in Heidelberg, nachdem er zuvor schon 
die Bauernbewegung in der Mortenan und die Teilnamo Straßburgs 
am Bauemkri^e behandelt hatte, durch sein Buch „Zur Geschichte 
des Bauernkrieges in Südwestdeutschland'' einen wertvollen Bei- 
trag gelifert. Auf Grund sorgfältiger Ausnuzung der wichtigem 
in Betracht kommenden Archive werden hier nicht nur die vor- 
handenen altern Darstellungen eines Schreiber, Strobel, Zimmer- 
mann u. a. in wesentlichen Punkten berichtigt und vervollständigt, 
vile Abschnitte bei Hartfelder bieten auch einen bißher ganz unbe- 
kannten Inhalt; als intereesantestes Resultat seiner Untersuchungen 
aber hat sich im ergeben, „daß die große Bauernbewegung des 
J. 1 525 weniger als eine Reihe von kriegerischen Ereignissen, son- 
dern vilmer als eine lange Kette der mühevollsten Unterhandlungen 
zu betrachten ist''. 

Da der Vf. nicht eine wirkliche „Geschichte*' des Baaem- 
krieges, sondern nur einen „Beitrag*' zu einer solchen zu geben 
beabsichtigt, so sifat er von allen einleitenden Erörterungen über die 
allgemeinen Ursachen und speciellen lokalen Bedingungen ab, gibt 
auch keine jmsammenMngende Darstellung, beschränkt sich vil- 
mer auf eine Reihe selbständiger kleiner Monographien, in welchen 
die in den einzelnen Teilen des Landes sich abspilenden Vorgänge 
der Reibe nach, von Süden nach Norden fortschreitend, geschildert 
werden. Mancher hätte lieber eine kritische Qnellenpublikation 



163 

gesehen^), da die vom Vf. gew&lte Form der Darstellang weder 
dem Forseber die selbständige Nacbprüfang erspart nocb aucb dem 
großem Publikum, das vor allem Uebersicbtlicbkeit des Zasammen- 
banges liebt, völlig zu Dank gemacht ist^). Immerbin aber bat 
sieb Dr. Hartfelder darcb seine von eindringendem Studium ') und 
gr&ndlicber Sacbkenntnis zeugende Arbeit den Dank eines jeden 
erworben, der sieb für die Vergangenbeit unseres Landes interessiert, 
und dürfte es daber wol von allgemeinerem Interesse sein, die 
wicbtigsten Resultate der Untersncbungen des Vf. im Zusammen- 
bang bier kurz vorgefCbrt zu seben. 

Scbon im Spätsommer 1524, als das Gerücbt von der Er- 
hebung der Bauern in Oberscbwaben, im AUgäu und im Scbwarz- 
wald nacb dem Elsaß gelangte, machten sich aucb bier bald Un- 
ruhen unter den „armen Leuten'* in Stadt und Land bemerkbar, 
so daß noch im Dezember der kaiserliche Ünterlandvogt Jakob 
von Mörsperg die Vertreter der seinem Scbuze unterstellten Reichs- 
städte nacb seiner Residenz Hagenau entbot, um mit inen daselbst 
über die zu ergreifenden gemeinsamen Maßregeln zu beraten. 
Scbon war es bier und da in den Städten zu einem ersten Zu- 
sammenstoß der Unzufridenen mit der verordneten Regierungsge- 
walt gekommen. So hatte im Herbst 1524 in Scblettstadt ein 
leichtfertiger Mensch, Jakob Schütz von Troubacb, auf Grund 
gefölscbter Briefe den Bürgermeister Melcbior Ergersheim des 
verräterischen fanverständnisses mit der vorderdstreichischen Re- 
gierung zu Ensisbeim zum Zweck gewaltsamer Unterdrückung der 
reformfreundlicben Partei in der Stadt bezichtigt und dadurch die 
auf Ire reichsstädtische Freiheit erpichte Bürgerschaft in höchste 
Aufregung versezt. Aucb nach seiner im Dezember kraft richter- 
lichen Urteilsspruches erfolgten Hinrichtung dauerte dise Bewegung 
troz widerholter Verwarnung der Unruhestifter fort; als aber 
im Februar 1525 ein aufrüreriscber Haufe zur Plünderung des 

1) Biß acheint auch die Meinung von Gothein (a. a. 0. 8, 21a 1) 
zu sein; doch kann ich dem Saze im Texte^ dem er die Anmerkung 
angehängt hat, nicht unbedingt zustimmen. 

2) Auch die Abschnitte über den Zug des Herzogs Anton von 
Lothringen wie über den Bauernkrieg um Weißenburg konnten füglich 
foegfaUen, da der Vf. hier fast durchgängig auf bereits verwertetem 
Material fußt, — Es ist nicht zu verstehen, wie Egethaaf in seiner 
jüngst (&yb, Zs.), auf Hartfelders Benuzung des schon von Ströbel und 
B, Fischer ausgSeuteten Lothringischen Hofhistorioaraphen Nie. VoUeyr de 
Sironü^. Paris 1526. mit besonderem Nachdruck hinweisen konnte. 

3) Zu disem Urteile berechtigt uns eine Nachprüfung der von 
Hartfdder fikr dte Vorgänge im Elsaß vorzugsweise benuzten umfang- 
reichen Bauernkrieg-Korrespondenz des Stadt-Archivs zu Colmar. — 
Auch im Stadt-Archiv zu Öberehnheim hätte der Vf. mancherlei finden 
können. Ob SeMettstaät noch Bauerhkrieg-Akten besizt — was wol an- 
zunemen — h(U noch niemand erfaren können. Einiges wenige auf die 
Vorgänge in Elsaß bezüaUche enthält auch das k. k. StatttJialter ei- Archiv 
in Inntifruck laut freundl. Mitteilung des Direktors. 



164 

Fraaenklosten Sflo scbrit^ ließ der Magistrat die R&delsfiirer yer- 
haften und vor ein dorch den ünterlandvogt präsidiertes Gerieht 
stellen. Alle au der Pländemng Beteiligten musten Urfehde 
schweren and dann das Stadtgebiet verlaßen. — Auch in Colmar 
hatten schon 1. Jannar änlidie Aaltritte zu Aasweisnng der Haapt- 
schuldigfen gef&rt^). — In Mülhaasen kam es erst einige Monate 
später za anrahigen Bewegungen, doch gelang es dem energischen 
Auftreten des Magistrats schlimmen Folgen yorzubengen. — Auch 
unter dem Landvolk fieng es bereits an su gären. So wurde in 
den ersten Monaten des J. 1 525 die Gegend um Oberehnheim und 
am Odilienberg durch die aafreizenden Predigten eines Laienprä- 
(likanten, des Straßburger Garteners Clemens Ziegler, in nicht 
geringe Aufregung yersest. Am 2. April war derselbe einer Ein- 
ladung nach Heiligenstein gefolgt. Nicolaus Ziegler, kaiserlicher Vice- 
kansler, seit dem J. 1522 durch kuserliche Schenkung Herr zu 
Barr und Vogt zu Oberehnheim, läßt einen Bürger, welcher den 
Prädikauten herbeigerufen haben sollte, ergreifen, siht sich aber 
bei der drohenden Haltung der Einwoner von Börsch, Ottrott, 
S. Nabor, Bernhardsweiler genötigt, in ungestraft wider fr^zu- 
geben. Um diselbe Zeit hat sich ein flanfe bei Dorlisheim ge- 
bildet, der am Ostermontag (17. Aprü) eine Vereinigung mit den 
unzufridenen Bauern von Bernhards weiler. bewirkt. Von hier 
wälzt sich die Masse der Abtei Altdorf zu; dieselbe wird ge- 
plündert und einstweilen zum Hauptquartier gemacht. Dasselbe 
Schicksal wird der Priorei Truttenhausen am Fuße des Mennel- 
steines von einem Haufen bereitet, der sich inzwischen in Barr 
gebildet hat ; alsdann werden von hier aus die benachbarten Klöster 
Ilohenbnrg (Odilienkloster), Niedermfinst«r, Feldkirch heimgesucht 
Doch vergebens richten beide Haufen an das feste Oberehnheim 
die Aufforderung, das in der Stadt gelegene Klostergut auszu- 
lifern, die Tore zu öffnen und sich der Bewegung anzuschließen. 
— Gegen den 27. April hin löst sich ein Teil vom Altdorfer 
Haufen ab und wendet sich nach Süden, wo er sich bald mit 
einem inzwischen bei Epfig und Dambach entstandenen Haofen 
vereinigt. An der Spize dises leztem stand Wolf Wagner von 
Rheinau. Ein weißes Fänlein mit der Inschrift „Das Wort Gottes 
bleibt ewig*' war ir Feldzeichen. Von seiner ersten Waffentat, der 
Plünderung der reichen Abtei Ebersheimmünster, nannte man in 
auch den Eberaheimmünsterer Haufen. Zeitweilig erscheinen mit dem- 
selben auch die Haufen von Ittenweiler und Truttenhausen ver- 
einigt. Widerum erget an die Stadt Oberehnheim die Aufforde- 
rung, mit den Bauern die gemeinsame Sache zu machen. Das 

1) Demnach benuste der kathoHeeh geblibene Magistrat hier wie 
in Sehkttstadt unedler Weise die günstige Gelegenheit dazu, alle Zins- 
hücher, ürharbuciher und sonstigen Urkunden der Klöster r,Zu Händen 
der Stadl" eu nemen; audi solUen nach dem Aussterben der Klosterin- 
saßen aüe Klöster ^iObgetan*^ sein. 



165 

Städtcheo wimmelte yon flüchtigen Klosterleuten und Adligen, die 
Hab und Gut hinter die festen Mauern geflüchtet hatten. Ver- 
gebens sucht der Magistrat bei der freien Reichsstadt Straßburg 
Hülfe ; auf sich selbst angewisen trift er mit Umsicht und Energie 
seine Verteidigungsmaßregeln. Am 7. Mai gieng die von den Bauern 
bewilligte Bedenkzeit zu Ende; doch erst am 19. Mai wagten die 
Bauern einen schlecht yorbereiteten Angrif, der one Mühe zurück- 
geschlagen ward. Der tags darauf erfolgende Durchmarsch der 
Lothringer scheucht die Bauern für immer aus der Gegend 
hinweg. 

Im Sundgau und in den an die Pfalz grenzenden Landstrichen 
war es hiß Mitte April hin ruhig gebliben. Da „ums Osterfest, 
als die Kirchweihen anzugehen pflegen^^, hub auch hier der Tanz 
an. Zuerst standen die Bauern um Eschenzweiler und Hellfranz- 
kirch auf. Sie fallen irem Pfarrer ins Haus, der bald mit inen 
gemeinsame Sache macht, und suchen dann das Franenkloster 
Schönensteinbach heim, dessen Insaßen sich noch rechtzeitig nach 
dem festen Ensisheim zu retten vermögen. Hier fürte Herr Wil* 
heim von Rappoltstein als Habsburgischer Landvogt und Statt- 
halter das Regiment. Er hatte am Ostermontag an der Spize 
eines Häufleins reisiger Knechte das Stadtchen verlaßen, um sich 
zum Schwäbischen Bunde zu begeben, war aber auf die Kunde 
von dem Aufstände schleunigst zurückgekert. Erst am 4. Mai er- 
schin ein Bauernhaufe im Angesicht des wolbefestigten Ortes, zog 
aber, da keine Aussicht vorhanden, denselben zu gewinnen, bald 
in der Richtung auf Sulz wider ab, welch leztere dem Bischof 
von Straßburg zuständige Stadt denn auch noch ftm 6. Mai zu 
ineu übergieng. Am 8. Mai gelingt- es inen auch in Gebweiler 
Eiinlaß zu erhalten; hier wird das Dominikanerkloster wie das 
Kloster zur Engelpforten geplündert. 

Ad demselben Tage erscheint der Ebersbeimmünsterer Haufe, 
nachdem er am 7. Mai S. Pilt genommen, zum erstenmal vor der 
Stadt Rappoltsweiler. Auch hier war es schon, wie in dem nahe- 
gelegenen Beblenheiro, vierzehn Tage früher zu Unruhen gekommen. 
Wärend in Rappoltsweiler die Unzufridenen das bißherige Regi- 
ment stürzen und einem Vierzigmänner- Ausschuß die Regierung 
überweisen, plündern die Beblenheimer im Verein mit einigen Auf- 
rürischen ans Reichenweier den zwischen Mittelweier und Reichen- 
weier gelelegenen klösterlichen Pflegehof Bux (im Volksmunde 
Boos) und treten mit Ebersbeimmünsterer Haufen in Verbindung. Ire 
Forderungen werden nun gemeinsam in 12 Artikel zusammenge- 
faßt; alsdannn zieht der vereinigte Haufe am 11. Mai zum 2. mal 
vor Rappoltsweiler, doch get diso leztere Stadt erst am 14., nach- 
dem inzwischen am 12. noch Bergheim gefallen, zu inen über. 
Am 15. müßen dann auch Sigolsheim, 'Kienzheim und Reichen- 



1) Vgl u. S. 166 ff. 



166 

weier, am 17. Ammersweier ^), am 18. Kaisersberg — lezteres 
nach kurzer Beschießung, zu den Bauern schweren. 

So sehen wir um die Mitte des Monats Mai die Aufstän- 
dischen in 3 Haupthaufen über das obere und mittlere Elsaß ver- 
breitet. Im Süden, in der Gegend von Sennheim, lagert der Sund- 
gauer Haufe, der Ebersheimmünster-Beblenheimer bei Rappoltsweiler, 
der Ittenweiler-Truttenhauser Haufe vor Oberehnheim, eben im 
Begrif zu gewaltsamem Angrif auf diso Stadt überzugeen. Ein 
4. Haufe dessen Kern durch den ehemaligen Altdorfer gebildet 
wurde, hielt unter seinem AnfÜrer Erasmus Gerber aus Molsheim 
die bischöfliche Stadt Zabern besezt (nur auf dem festen Schloße 
Hohbarr lag noch eine bischöfliche Besazung), ein 5. Haufe end- 
lich, dessen 4 Abteilungen gelegentlich auch getrennt auftreten, 
operiert in der Gegend von Weißenburg, wie es scheint, one Ver- 
bindung mit den vorigen. 

Mittlerweile aber waren die bedrängten Herrschaften nicht 
müßig gebliben. Widerholt hatte sich die Ensisheimer Regierung 
an die benachbarten Städte, auch an die Eidgenossen gewandt 
und dieselben um freundnachbarliche Hülfeleistung gebeten. Auch 
der kaiserliche Unterlandvogt zu Hagenau hatte schon im März 
die Vertreter der Reichsstädte zum 2. male versammelt. Was man 
erreichte war, daß die Städte wie auch die Eidgenossen sich bereit 
erklärten, zwischen den Parteien einen fridlichen Ausgleich zu 
vermitteln. So waren schon am 6. Mai Gesandte von Schlettstadt, 
Golmar, Mülhausen, Kaisersberg in Ensisheim erschinen und dann 
zu den Bauern ins Lager bei Isenheim geeilt. Man hatte inen hier 
aus einem „gedruckten Büchlin" 12 Artikel vorgelesen mit der 
Versicherung, daß man darauf „stracks" bestehen müße; auch 
wurde den Gesandten erklärt, daß die Geistlichen und Juden ire 
Güter herausgeben müsten. Unter solchen Verhältnissen war natür- 
lich eine Einigung schwer zu erzilen und um so weniger, als die 
Elnsisheimer schon Mitte Mai erfuren, daß ein Retter im An- 
zug sei. 

Es war diß der strengkatholische Herzog Anton von Loth- 
ringen, der im Verein mit seinen Brüdern, den Grafen Ludwig 
von Vaudemont und Claudius von Guise, bereits am 6. Mai einen 
Kreuzzug gegen die „Lutheraner'' in seinem Lande angetreten 
hatte. Am 9. Mai waren die Boten der Ensisheimer Regierung 
bei im eingetroffen. Die leztere bat ir eine Abteilung Ritter auf 
sicherm Gebirgspfade zuzuschicken, damit dem Unwesen im Lande 
endlich gesteuert werde. Auch solche vom benachbarten deutschen 
Adel stellten sich ein; so berichtete Graf Reinhard von Bitsch- 
Zweibrücken, daß im von 6000 Untertanen keine 6 treugebliben 
seien. Durch ire vereinten Bitten ließ sich Herzog Anton von 



1) 8, 97, Es ist tool nur ein Druckfder, wenn 8, 87 der 16, als 
Tag der üd>ergabe von Ammersweier genannt ist. 



167 

L. bestimmen^ seiDon Sriegszug ios Elsaft anssudeoeD. One Wider- 
stand langte das lothringische Heer, das aus deutschen Landsknechten, 
französischen, italienischen, spanischen, albanesischen Söldlingen 
bunt zQsaromengesezt war and 10 — 11000 Mann zälen mochte, 
in Saarbarg an. Hier stießen Abgesandte des Bischofs und der 
Stadt Straßbarg za im, welche gleichfalls den £inmarsch ins 
Elsaß verlangten. Auch erboten sich die bischöflichen das feste 
Schloß Hohbarr aaszalifem. Montag d. 15. Mai erblickten die 
Grafen von Oaise and Yaademont mit dem lothringischen Vortrab 
znm erstenmal von den Höhen bei Zabern „die Baaern und Lathe- 
raner, die Kinder Belias'^ wie der lothringische Eriegshistorio- 
graphsich aasdrückt, in der Ebene zu iren Füßen. Bald gerieten 
die herabsteigenden Lothringer mit den Banem aneinander und 
triben die lezterem nach kurzem Gefecht der Stadt zu. Auch die 
mit dem Hauptheere mittlerweile herbeigekommene lothringische 
Artillerie hat noch Gelegenheit, in den Kampf einzugreifen« 
Am Nachmittag des folgenden Tages zeigte sich ein starker 
Bauernhanfe in dem benachbarten Orte Lupstein, „Sigambrern, 
Goten, Hunnen and Cimbern^' Tergleichbar, welcher Mine machte, 
die Stadt Zabern zu entsezen. Doch die Lothringer kamen 
inen zuvor ; sie stürmten das tapfer verteidigte Dorf und richteten 
unter den Verteidigern aber auch unter der gänzlich unbeteib'gten 
Einwonerschaft ein furchtbares Blutbad an. Gegen 6000 wurden 
hier erschlagen, darunter „vil junge Knaben, zehn-zwÖlf- und acht- 
jahrig'\ sowie Frauen und Mädchen. — Unter dem Eindrucke diser 
Schreckensbotsehafb trat der Bauemhauptmann Erasmus Gerber mit 
den Lothringern in Unterhandlung und ergab sich nach einigem Feil- 
schen mit seinem ganzen Bauernheere noch an demselben Abend auf 
Gnade und Ungnade. Der Herzog verhieß milde Behandlung allen, 
die sich wieder der alten Kirche zuwenden wollten. Am folgenden 
Tage, Mittwoch d. 17. Mai, kamen die Bauern in langem Zuge, weiße 
Stäbe tragend, heraus. Bald geraet einer der Bauern mit einem 
der den Zug geleitenden Geldrischen Landsknechte des Herzogs in 
Streit, und plözlich ertönt der Ruf: „Schlagt drauf, es ist uns 
erlaubt^* ^), worauf sich sämtliche Geldriscben Landsknechte, 1800 
an der Zal, auf die unbewafiPneten Bauern stürzen und zu Boden 
schlugen, was inen vor die Klinge kommt; sie dringen mit den 
Fliehenden in die Stadt und mezein noch den grösten Teil der 
werlosen Einwonerschaft nieder. Achtzehn tausend einhundert und 
neun Tote fanden sich „vom Marterberge biß an das entgegen- 
gesezte Ende der Stadt'^ und bei dreitausend auf den die Stadt 
umgebenden Feldern. Man feierte den Sig als einen Triumph der 
Kirche über Unchristen und Kezer: 



1) Der lothringische Kriegahiaioriograph, welcher dm Zug fm^ 
machUj schreibt: Durant leur dibat wnt une voix du cid. 



168 

„Den Buren ward der Schimpf zu hart, 

ir musteu yiI entlaufen : 

Der ein starb hie, der ander dort 

man gab in streioh zu kaufen. 

Das schuf ir evangelium, 

sei woren blind und also dumm 

sei mochten nit gar entrinnen'^ 
Noch heute sind die Ungeheuern Gruben, welche die Erschla- 
genen aufnamen, als „Eezergruben" im Volke bekannt. „Lange 
nachher vermiden die Wanderer durch Zabern zu reisen des argen 
Gestankes wegen, welchen die Leichname ausdünsteten* ^ (D. Fischer) 
Am folgenden Tag morgens 11 Ur brachen die Lothringer 
nach Süden auf und namen das erste Nachtquartier in Maurs- 
münster. Am 2. Abend lagerte man in der Gegend von Molsheim, 
am 5. Tag (d. 20. Mai) solte der Heimmarsch über Scherweiler 
nach dem Weilertale fortgesezt werden. Jenseits Stotzheim er- 
kannte man aus den auf der Landstraße stehengeblibenenen Pro- 
viantwagen und den am Horizont aufsteigenden Staubwolken die 
Nähe eines großen Haufens, und bald wurde gemeldet, daß der 
Feind bei Scherweiler in Schlachtordnung aufgestellt sei. Obgleich 
das lothringische Fußvolk wärend des langen Marsches durch die 
Hize ser gelitten hatte, so beschloß der Kriegsrat dennoch auf 
das energische Drängen eines deutschen Landsknechthauptmanns 
hin sofort — Abends um 6 Uhr — zum Angrif zu schreiten. 
In raschem Anlauf nam alsbald der Grraf von Vaudemont die vor 
dem Dorfe ligende nur schwach verteidigte Schanze, verfolgte die 
Fliehenden durch das brennende Dorf hindurch und gelangte jen- 
seits desselben vor das feindliche Haupttreffen, das in 3 Haufen 
geordnet, den Rücken gegen das Vogesental gekert, seine Flügel 
rechtJ9 und links auf ansteigende Weinberge stüzte. Sie verfügten 
über zalreiches Geschüz, hatten auch gegen 1500 (nach andern 
4000) Landsknechte bei sich und empfiengen wärend des Kampfes 
noch Zuzug von ungefar 1800 Mann des Ebersheimmünster-Rappolts- 
weiler Haufens, der an demselben Tage am Landgraben bei 
S. Pilt Stellung genommen hatte. Ire gesamte Streitmacht mochte 
sich wol auf fünfzehntausend Mann belaufen^). Hier entspann sich 
nun ein überaus hartnäckiger bei 2 Stunden von 8 — 10 Ur an- 
dauernder Kampf, wärend dessen die Lothringer widerholt znrück- 



1) Die Angaben schwanken. Nach Eckard Wiegersheim, der dahei 
gewesen, zäUen die Bauern 7000, die Lothringer 30000 Mann. ,^Von 
den unsem kamen etwa 2000 davon, die andern wurden all erschlagen. 
Auf beiden Seiten blieben etwa auf die 8000^^. Nach anderer Quelle 
verloren die Bauern oMein 12000 Mann. Auf dem Schlachtorte, dem 
„großen Fddei^^ wurde eine {heute verschwundene) Versönungskapeile er- 
richtet mit der Inschrift: „Ist nicht eine sondere Klag 

Dreysehen Tausend in einem Chrab". 



169 

getriben wurden. Endlich gelang es den Landsknechten den 1. 
Haufen zu werfen ; gleichzeitig durchbrachen die Reiter den 2. 
Haufen, der 3. Haufen stob in wilder F*lucht von dannen. Fän- 
lein und Geschfiz nebst reicher Beute fielen in die Hände der 
Lothringer. Am folgenden Tage traten die Siger den Rückmarsch 
durchs Weilertal an, am 24. hielten sie bereits in Nanzig iren 
£inzng. 

„Nach der Schlacht hatte die Bruderschaft hieoben ein Ende, 
und hieß keiner den andern mer seinen Bruder'*, schreibt Eckard 
Wiegersheim, unser Gewärsmann. Nur im Sundgau dauerten die 
Unruhen fort, doch hofften die flnsisheimer Herrn, jezt one Mühe 
die Bauern zu Paren zu treiben. Die von den Schweizern mittler- 
weile eingeleiteten Verhandlungen fanden daher nur küle Anf- 
name; nur mit Mühe sezten die Eidgenoßen einen Stillstand biß 
zum 30. Mai durch. Sie konnten indes nicht hindern, daß die 
Ensisheimer auch wärend der Waffenruhe in die Dörfer fielen 
und blutige Gewalttaten gegen werlose Unbeteiligte sich erlaubten ; 
auch die Bauern irerseits sezten daher ire Plünderungszüge fort, 
erlitten aber durch einen Ausfal der Thanner Bürger am 27. Mai 
eine empfindliche Schlappe. 

Am 30. traten dann die Eidgenoßen, und zwar die Städte 
Zürich, Bern, Basel, Schaff hausen, Solothum, in Basel zusammen, 
um über die den Parteien vorzulegenden Einigungsbedingungen 
zu beraten. Man beschließt die Waffenruhe biß zum Ende der 
Verhandlungen anszudenen; das 1. Verhör sollte am 4. Juli stat- 
finden. Beide Parteien müßen sich auf diesen Abschid „verschrei- 
ben* ', sezen aber trozdem die Feindseligkeiten fort. Als endlich 
am 4. Juli in Basel die Schidsmänner zusammentraten, erklärten 
die Ensisheimer keine unbedingte Vollmacht zu beeizen. Die Bauern 
aber brachten ire „gemeinen Landbeschwerden und daneben vile 
örtliche Klagen" in 24 Artikeln vor. Sie fordern das Recht, ire 
Geistlichen selbst wälen zu dürfen, Unterstellung derselben „unter 
die laiischen Gebote und Verbote*'. Den großen Sehnten vom Wein 
und „was mit dem Pflug gebaut wird'' wollen sie geben; den 
kleinen Zehnten, als in der Schrift nicht begründet, weigern sie. 
Sie verlangen fireies Jagdrecht, Fischereirecht, Holzrecht, endlich 
— ein Appellations-Gericht im Elsaß, da der bißherige Instanzen- 
zug Ensisheim-Innsbruck-Rottweil zu kostspilig sei. Sie beschweren 
sich über Reutezins und Todfal^), fordern endlich Schließung der 
Klöster die man „in Frieden absterben*' lassen möge und Ver- 
treibung der Juden. — Da eine Einigung nicht zu erzilen, so wird 
der Stillstand biß zum 30. Juli, bezw. biß zum 10. August ver- 
längert. Erzherzog Ferdinand, an den die Regierung sich um 



1) Todfal oder Leibfal, ein Teil der Erbschaft , der nach dem Tode 
des Leibeigenen dem Herrn eerfälU e. B. das beste Haupt Vih im SM, 
das beste Kleid usw. 



170 

VoUrnacht gewandt, bewilligt eine VerläDgeruDg biß zum 20. Augusi^ 
Doch vergeblich werden seine Vertreter am festgesezten Tage er- 
wartet — man hatte beschießen die Entscheidung den Waffen 
zu überlaßen. Widerum nemen die Mezeleien in den Dörfern iren 
Anfang. „Vil fromme, ehrliche Bauern'^ so schreibt die bauern- 
feindliche Gebweiler Chronik, ,,die mit den andern rebellischen 
nicht gehalten haben, die wurden an dem Bartholomaei Abend 
von denen von Ensisheim teils gefangen, erstochen, teils aber 
sonsten übel traktiret, Gott im Himmel sei es geklagt. was für 
ein großes Elend war es.^' Eine Woche später, am 30. August, 
widerholten sich bei Illzach diselben Scenen. 

Auch die Bauern nemen die Feindseligkeiten wider auf. Am 
3. September stehen sie wider vor Sulz; doch dismal wird inen 
von der Einwonerschaft, die inzwischen vor dem Bischof zu Kreuze 
gekrochen, die Aufname verweigert. Zur Strafe wird Uffholz ge- 
plündert, und von hier wälzt sich dann der wüste Zug nach dem 
1 Stunde südlich gelegen festen Wattweiler (6. September). Noch 
in der Nacht wird der 1. Sturm eröffnet, um 7 Ur morgens der 2. 
Nachdom sich der in Verwirrung geratene Haufe bei Uffholz wider 
geordnet, rückt er um 9 Ur morgens zum 3. mal „mit schwerer 
Ordnung^' gegen das Städtchen heran. Allein auch der 3. Sturm- 
angrif scheitert an der tapfern Gegenwer der Einwonerschaft und 
der reisigen Knechte: 

„Des lob ich auch die Weiber all, 

Sie trugen Steine, jung und alt, 

Wol auf die Mauer und Wehren. 

Gar manchen Gecken man damit warf, 

Daß er sein Augen that verkehren. '^ 
Der Kampf endete damit, daß die „Gecken'^ 

„Flühen von dannen schiere 

Und kruchen durch die Reben aus 

Wie die Hund auf allen Vieren.^' 
120 Tote, 30 schwerverwundete Stürmer bliben vor den 
Mauern ligen, wärend die Besazung nur 3 Mann eingebüßt hatte. 
Einstweilen giengen die Bauern auseinander. Doch bald drückte 
inen die Verzweiflung abermals die Waffe in die Hand, da die 
Ensisheimer fortfuren mit unersättlichem Blutdurst gegen die zum 
heimischen Herd Znrückgekerten zu wüten. Das Gerücht erscholl, 
der Erzherzog ziehe mit Heeresmacht zur gänzlichen Vernichtung 
der Aufständischen herbei. Noch einmal erbarmten sich die Eid- 
genoßen der armen Bedrängten. Irer Fürsprache, der sie zugleich 
die Drohung hinzufügten, im Falle der Erneuerung des Krieges 
den Sundgau als Pfand für etwaigen Schaden besezen zu müßen, 
dann der Verwendung des Markgrafen Philipp von Baden, war es 
zu danken, daß der angedrohte Zug unterblib. Der Erzherzog 
bestimmte, daß wie die Breisgauer, so auch seine sundgauischen 
Untertanen am 12. September sich in Offenburg verantworten 



171 

sollten. Unter Vermittlnng der Stadt Basel and des Markgrafen 
Philipp kam hier am 18. September zwischen dem Erzherzog nnd 
seinen Untertanen ein Vertrag (in 1 6 Artikeln) zu Stande, welcher 
die Bauern irem Landesherrn auf Gnade und Ungnade überliferte. 
Die Radelsfurer sollten zur Strafe gezogen werden, doch erst nach- 
dem sie „genügsam verhört** und „gründliche eigentliche Erkun- 
digung** eingezogen wäre. Der Schaden muste ersezt, obendrein 
▼on jedem Hause 6 Gulden Strafe bezalt werden. Alle irühern 
Lasten und Leistungen wurden wider aufgenommen ; auch hinsicht- 
lich des Verhältnisses zur Geistlichkeit blib alles beim Alten. 
Endlich musten alle Untertanen aufs neue den Huldigungseid 
leisten. — Die gesezliche Bestrafung nam nun iren Anfang. Hinter 
verschloßenen Türen wurde Bluturteil auf Bluturteil gefällt. „0 
wie manchem frommen Mann hat man da unschuldiger Weise den 
Kopf abgeschlagen. Sogar verschonten sie nicht die Geistlichen, 
indem sie vil Priester an den Bäumen aufhängten^' (Gebw. Chron.). 
Bald war Ensisheim als die große Schlachtbank des Elsaßes, an 
dem sein Name (ensis) nicht verloren sei, weit über die Grenzen 
hinaus berüchtigt. Biß tief in das Jar 1526 hinein warte „das 
elende, betrübte Wesen** fort. 

Weniger blutdürstig erwisen sich die geistlichen Herrn; vor 
allem wird Kaspar Rieggert, Abt zu Maursmünster wegen seines 
milden und gütigen Verfarens gegen seine Untertanen gerümt. 
Nur im Gebiete des Bischofs von Straßburg wurden 16 Todes- 
urteile gefallt. — Das war des Bauernkrieges Ausgang im obern 
und mittlem Elsaß. 

In der Weißenburger Gegend hatte er schon im Hochsommer 
1525 und zwar ein ebenso überraschendes wie für die Stadt 
Weißenburg unglückseliges Ende genommen. Am 8. Juli war das 
Heer des Kurfürsten von der Pfalz und von Trier vor der Stadt 
erschinen, welche soeben auf sigreichem Zuge die Aufständischen 
in der Pfalz nidergeschlagen hatten. Sie verlangen Genugtuung 
und unerhörten Schadenersaz für die dem Abt Rüdiger durch die 
bauernfreundliche Partei in der Stadt zugefügten Verluste. Da 
der Magistrat sich weigert diser Forderung nachzukommen, im 
Vertrauen auf seine Schuldlosigkeit und die zugesagte Hülfe des 
Hagenauer Unterlandvogts, so laßen die Verbündeten alsbald ire 
Geschüze gegen die Stsdt spilen. Da erscheinen 2 kaiserliche 
Räte im kurfürstlichen Lager, durch deren Vermittlung nach mer- 
tägiger Beschießung ein für die Stadt überaus schmerzlicher Ver- 
trag zu Stande kommt. Mittwoch d. 12. Juli halten die Ver* 
bündeten iren Einzug in die halbzerstörte Stadt, zwei Tage später 
treten sie beutebeladen den Rückmarsch an. 

SCHLETTSTADT GUSTAV KNOD 



172 



VOLKSTUEMLICHES AUS DEM OBEKELSASZ 

GEISSHAUSEN, 
DAS OBERELS^SZISCHE SCUILDA^) 

Eine jede Oegend hat ir Schiida; wir OberelsAsxer haben es 
auch. Es ist Geisshausen^ hoch da droben am Gebweiler Beleben, 
eine Stande vom Gebirgaetädtchen St Amarin entfernt. 

Doch, am es gleich za sagen, zu vil dürfen wir von de» 
„Mondstupfern' ^ nicht erwarten, dieweil sie stets gar ser mit 
dem Monde beschäftigt sind, den sie für alle die übrigen Talbewoner 
abends heranshängen, morgens einziehen und wärend des Tages 
blizblank pozen müßen, damit er nachts mit seioem Glänze die 
düsteren Berge recht hell erleachte. 

Troz diser angelegentlichen Sorge qm den Mond wäre es 
den Geisshansem einmal beinahe recht schlecht mit im ergangen. 
Sie standen abends am den Brnonen des Bürgermeisters der eben 
sein Eselein tränkte. Der Mond schin vom Himmel lieblich her- 
anter nnd spiegelte sich in dem klaren Waßer. Plöslich ver- 
schwand er hinter einer Wolke; und noch plözlicher schrieen die 
Geisshaaser Mord und Zeter, weil sie meinten, der Esel habe den 
Mond gesoffen. Wie groß war aber Ire Freude, als er wider 
hinter der Wolke hervorkam! 

Wegen diser anstrengenden Beschäftigung und Fürsorge um 
den Mond, Jar ans, Jar ein, konnten sie für ire Weiterbildung gar 
wenig tun, and die undankbare Umgegend verspottete sie wegen 
ires Mangels an Klugheit nnd Verstand. Das war doch zu hart, 
und lange sann die Bürgerschaft, vornemlich aber der Bürger- 
meister sammt Gemeinderat nach, wie da Abhülfe zu schaffen wäre. 
„Halt* rief einer, „in Siraßburg kann man alles haben, villeicht 
auch eine Portion Verstand, den wir auf dem Gemeindehaus auf- 
bewaren wollen, damit er uns bei den Beratungen zum Wole der 
Bürgerschaft zu Hülfe komme. Gesagt, getan. Bürgermeister mit 
zwei Rnten reiste nach Straßburg. Der Weg war weit, die An- 
strengung groß; doch sie scheuten nichts, galt es ja den Ver- 
stand zu holen und dadurch den Umwonem ebenbürtig zu werden. 
Aber Straßburg war eine große, große Stadt; so groß hatten sie 
dieselbe nicht gedacht. Biß jezt waren sie nur nach St. A marin 
und nach Thann, am Feste des hl. Theobaldus, gekommen. Und 



1) Daß dise Streiche aUe verechid^nen recMsrhein, und schwä- 
hisehen Städten (Bopfingen) und Orten zugesehriben werden kann der 
Jjeser aus der Alemannia und meinem VolkstümUchen am Schwaben 1862 
ersehen. AB 



178 

die vilen Laden! Von all' den vilen Insohriften und Schildern 
wurden sie noch verwirrter im Kopfe. Endlich faßte der Bflrger- 
meister ein Herz, gieng in einen großen Laden und tmg seinen 
Wonach vor. Er war in schlimme Hände gefallen. Der Kaufmann 
verschwand, hrachte eine wbl verschloßene Schachtel, befal inen, sie 
recht sorgsam auf dem Wege zo hüten und den Inhalt erst zu 
Hanse zu betrachten und auf der Mairie aufsuhftngen. Die Freude, 
welche unsere Geisshauser hatten! Der mühevolle Rückweg kam 
inen vil kürzer vor; sie besprachen beständig iren wertvollen 
Schaz, vor allem aber den Aerger der benachbarten Orte, wenn 
sie auf einmal so gescheit würden. 

„Wir sind Gemeinderäte^S meinte der eine, „und können das 
Gekaufte auch einmal ansehen, damit wir wißen, wie wir uns 
unseren Mitbürgern gegenüher zu benemen haben* ^ Dagegenreden 
half nichts. Die Schachtel wurde geöffnet und dem Verstand in Ge- 
stalt eines munteren Kanarienvogels flog zwitschernd davon. So 
verloren die Geisshauser den Verstand und sollen biß auf den 
heutigen Tag noch keinen gefunden haben. 

Einer aus Geisshausen kam einstmals auf den Markt nach 
Thann. Unter den anderen seltenen Sachen sah er einen Kürbis, 
ein Ding, das er noch nie gesehen und dessen Bestimmung er sich 
auch nicht enträtseln konnte. „Was ist das*', frug er neugirig. 
,,Ein EBelsei'^ war die schnelle Antwort, „wenn mau 2—3 Tage 
darauf sizt und es recht warm hält, springt ein Eselein heraus'*. 
Der Geisshauser bezalte gerne den verlangten hohen Preis, tmg 
den Kürbis an ein recht sonniges Pläzchen oberhalb seines Dörf- 
leins und saß schon zwei Tage unverdroßen auf seinem Ei, biß 
am dritten in arger Hunger quälte. Er stand auf, und in dem- 
selben Augenblick fiel der KQrbis von dem Felsen herunter, rollte 
den Berg hinab und zerschlug an einem Stein. Hinter disem saß 
ein Hase, und aufgeschreckt durch den Kürbis lief er davon. Der 
nacheilende Geisshauser aber rief beständig: „He, Guschele^), 
bleib doch do, i bi jo dai Date*' % 

Wie der Kürbis, war auch ein Hering auf dem Thanner 
Markte einem Geisshauser etwas neues. Er wollte kaum glauben, 
daß man dises Ding eßen könne, erstand dasselbe und iiam es 
mit sich in sein Heimatdorf, um das Wundertier zu zeigen. Als 
er am Hochgericht vorbeikam, da wo der Weg an der Fabrik vor- 
über durch den Holweg sich hinzieht, gelüstete es in ser nach 
seinem herrlichen Schaz, zog in aus der Tasche und betrachtete 
in im Mondenschein. Er stolperte über ein Felsstück, und der 
Hering fiel im ins feuchte Gras. Er suchte hier und suchte da 
und erhaschte plözlich einen Gegenstand und fürte in, one sich 
lange zu besinnen, zu Munde. Kaum hatte er einen Bißen getan, 



1) Ousehde =s junger Esd, 

2) Date = Vater. 



174 

80 quackte sein Hering — er hatte D&mlich einen Frosch gefangen 
— doch unser Geisshauser erklärte kars: „Qnack hin, Quack her, 
g^reßa wirst doch" und verspeiste mit großem Behagen seinen 
vermeintlichen Fisch. 

Bürgermeister und Gemeinderat machten einst eine Reise. 
Es war ein heißer Tag. Sie senten sich nach einem erquickenden 
Bade, von dem sie schon so oft hatten erzälen hören. Doch ge- 
badet hatte noch keiner; ist in Geisshausen da droben auf dem 
Berge auch nicht möglich. Bald sahen sie ein Flachsfeld und 
hielten es für einen blauen See. Ire Kleider waren bald abgelegt, 
und munter wie die Frösche hüpften die Geisshauser in dem 
Flachse umher, in der Meinung im Waßer au platschen. Der 
Bürgermeister aber bekam auf einmal Höllenangst, es könnte einer 
ertrinken und z&lte sorgsam seine Räte. Und sih, er mochte 
zälen, wie oft er wollte, es waren immer nur 12, und doch waren 
es bei allen Abstimmungen auf der Maine stets 18, und in diser 
Unglücksial vraren sie auch ausgerückt. £& muste daher einer er- 
trunken sein! Eben trib ein Hirte seine Kühe am Acker vorbei 
und lachte ob der drolligen Gesellschaft. Eine von den Pfleglingen 
des Hirten fülte ein natürliches Bedürfnis, und auf Befel des 
Bürgermeisters steckten alle reisenden Geisshauser ire Nasen in 
den warmen Kufladen. Jeat wurde gea&lt. Es waren 13 Grüblein 
darin, also feite doch keiner. Jubel herschte unter inen, der Bürger- 
meister, der sich mitsuzälen stets vergeßen hatte, rib sich ver- 
gnügt die Hände; allein wie das gekommen, weiß man in Geiss- 
hansen biß auf den heutigen Tag noch nicht. 

Anno 59 bauten die G^sshauser eine neue Kirche. Der 
hl. Sebastian ist ir „Gnädiger" oder Schuipatron, der bekanntlich 
an eine Säule gebunden und mit Pfeilen totgeschoßen wurde. In 
die neue Kirche muste auch ein neuer Heiliger, und der Bürger- 
meister und zwei Bäte reisten nach Straßburg, um beim Bild- 
hauer die Bestellung zu machen. Diser fhig den Maire, welcher 
sich allein in das Atelier gewagt hatte, ob er den Heiligen leben- 
dig oder tot haben wollte. Das wagte jener allein nicht zu ent- 
scheiden, er rief seine beiden Räte herein und frug sie um ire 
Meinung. „Lebendig'^ natürlich, sagte der eine, „wenn wir in tot 
haben wollen, schlagen wir in selbst tot'\ 

Dise Kirche wurde zu weit in den Weg hineingebaut, und 
dem schon oft genannten Bürgermeister machte das große Sorgen. 
„Was einer nicht weiß, wißen villeicht die anderen'^ dachte er, be- 
rief den Gemeinderat und legte die gewichtige Sache vor. „Schieben 
wir die Kirche zurück," sagte der Gescheiteste, und sogleich be- 
gaben sie sich ans Werk. Sie arbeiteten aus Leibeskräften, und 
wie sie ernstlich zusahen, hatten sie die Kirche um ein Erkleck- 
liches zurückgeschoben. Noch genügte es nicht. Also aufs neue! 
Dm ein bestimmtes Maß zu haben, 1^^ der Bürgermeister seinen 
neuen Rock auf die Hinterseite der Kirche, biß wohin gerückt 



176 

werden sollte. Wideram giengs los. Aber, o wehe, dißmal war 
es zu vil geworden, sie schoben die Kirche über den Rock hinweg, 
so daß nach irer Ansicht derselbe noch heute unter der Kirche 
ruht« Daß in ein Spizbube gestolen, ist den Oeisshausern nicht 
eingefallen. 

Unter den Tieren haben die Ein woner unseres Gebirgsdorfes 
die Schweine zu einer hohen Stufe von Intelligenz gebracht. Um 
abends die Tiere von der Weide in den Stal zu locken, rufen sie 
inen: Qniriax, quiriax; morgens IrQh aber, wenn sie aus dem 
Stal mflßen: Axquiri, axquiri. 

Auch sonst ist ire Sprache höchst originell und vilfach noch 
auf der Anfangsstufe der Entwicklung. So nennen sie die Kar- 
toffeln, die in dem armen Dörflein die tägliche Narung sind „OUe- 
wilele^S weil sie ollowil oder alleweil auf den Tisch kommen. Die 
gelben Rüben dagegen heißen „Seltamol'^ oder „Seltanomol^' ; der 
Gugelhopf ist der „s^Jorsamol", „Wundersalta'* ist ein kleiner 
Kuchen, „Weiha'^ ein großer Kuchen ^); „Mumbein' ist der Schinken ; 
„Suppakärl** nennen sie die Suppenschüßel ; der Regenschirm ist 
„das Dach am Stecka^, die Kerze „der Heitermacher*' ^), die Tür 
die ,Hu8versperra*, der Schnaps ist das „Dischbedierwasser^'i weil 
man dabei leicht ins Disputieren kommt. Den Beleben nennen 
sie jyBarlaheg*', einen großen Wagen „Bulla'', die Kopfbedeckung 
„Daffet", den Strumpf „Fußstefel'', „Hoblahüp* einen Stoß- oder 
Schubkarren, den Wein ^Halbmadere", den Mond ^^Kalkopf*, 
„Hochnff" eine Wand, „Fränna' den Gaisenbart, Orenringe 
„Orenklamparla', „Dafal** ein rundes Meßer, „Briwisal" den Blei- 
stift, „Tirlitam' die Orgel, „an Angieß" den Kittel, „a Tsohabar*' 
die Kappe, „Runga*' die Baumrinde, „a Sohaina*' den Zaun. 

Manche Substantive besten aus Verba in Imperativ- oder 
Praesensform wie : „Brenn mi nit = Ofen. „Guck o dri" = Spiegel, 
„Spring g'schwind^' = Pferd, ^yGlizert sehen*' (schön) = Lampe. 

„Gaisa'' und „krebsa*' ist klettern, „huppla** springen, «tup- 
para** schnell laufen, „bocka, keia, trula** fallen; „i hau a Stm- 
pal g'ha* sagt man für: ich bin krank gewesen. 

Wer noch mer von disen schönen Geschichten und Ausdrücken 
und Worten wünscht, erfart manches in den Nachbarsorten. Darum 
selbst nach Geisshausen zu gen, rate ich nicht. 

THANN OB.ELSASS BRUNO STEHLE 



1) Atich bei Hd)el; halt nichts mit tkhd, wciehey noch weniger mit 
weUien zu tun wie Stöber meint, die Erklärung bringe ich demnächst. AB 

2) heiter allgemein für heü. 



I 

I I 



176 



SITTENGESCHICHTLICHES 

I 

1 SONDERBARE JUSTIZ IN DILLINGEN 

In Dilliogen selbst merkte ich nichts von der UniTersitat. 
Die Studenten waren meist in den Ferien. Ich sah aber einer 
Exekution za, die mir von der Polizei der Stadt einen schlechten 
Begriff machte. Ein Dieb, der Eicheln im Walde vor der Zeit 
gestohlen hatte, ward auf dem Markte mit den Fußen in den 
Block gespannt, die Hände aber waren so schlecht und nachlässig 
eingezwängt worden, daß er sie losmachen und mit Steinen auf 
die umstehenden Buben werfen konnte. Man erlaubte es ihm, so- 
wie die bösen und zornmüthigen Reden, die der Kerl aussties. 
Das Gerichtshaus war der Scene gegenüber und doch stand keine 
öffentliche Person dabei, die den Dieb in der Furcht erhalten hätte. 
Natürlich machte die Strafe unter diesen Umständen gar keinen 
Eindruck auf die Zuschauer und dieser Akt der strafenden Ge- 
rechtigkeit verwandelte sich in eine opera buffa oder in ein Possen- 
spiel fär den Pöbel. Was nützen denn Strafen, wenn der Richter 
nicht einmal soviel Klugheit hat, ihnen ein feierliches Ansehen zu 
geben und wenn dem Missethäter noch gestattet wird, in dem 
Augenblicke, da er Strafe leiden soll, seinem Muthwillen auf die 
aliergröbste Art freien Lauf zu laßen? II 52. 

Dise und die folgenden Mitteilungen entstammen dem Reise- 
tagebuche Heinrich Sanders aus Karlsruhe f 1782. Der Titel: 

Heinrich Sanders Professars am Gymnasitim ülusire in Karls* 
rvhe^ der Gesellschaft Naturfarschender Fi-eunde in Berlin und 
der fürsflicJien Anhaltischen deutschen Gesellschaft in Bernburg 
Ehrenmitgliedes Beschreibung seiner Reisen, durch Frankreich, die 
Niederlande, Holland, Deutschland und Italien in Beziehung auf 
Menschenkenntnis, Industrie und Litteratur und Naturkunde in- 
sonderheit Erster Theih Leipzig hei Friedr, Gotthold Jakobäer 
und Sohn 1783 Vorrede Widmung und 642 88. Zweiter TheU, 
Ebenda 1784 XXXII und 683 88. Vergl Alem, XII 196 ff, 
(XII 80 ff.). 

2 WETTERLÄUTEN IN OFFENBURG 

Ich schlief in Offenburg (Michaelis 1781). Nach dem heissen 
Tage folgte in der Nacht ein schreckliches Donnerwetter und starke 
Platzregen. Da läutete man alle Glocken so fürchterlich zusammen, 
daß sie hätten zerspringen mögen. Solche Wirkungen des Aber- 
glaubens sind wahrlich unangenehm für einen Reisenden! II 336. 



177 



3 WEINFlRBEREI DER SCHWABEN 

In Wolfenweiler (Badenweiler) hat man meistens weisse 
Weine, weil sie lanter Mosttranben haben, keine rothe und keine 
Ebertrauben. Die Schwaben nnd sog. Wälder kaufen ihnen diesen 
Wein meistens ab; sie verlangen aber, daß der Wein gelber sein 
soll. Daher lassen sie Zucker über dem Feuer schmelsen und thun 
ihn in den Wein. Auf 1 Saum Wein 1 Pfd. Zucker. 

Wenige Tropfen vertheilen und ziehen sich im ganzen Führ- 
ung herum. Die Markgräfl. Baadische ünterthanen lernen diese 
Künste von den Einwohnern des Schwabenlandes. Denn die Schwaben 
treiben das ungescheut und färben gleich im Baadischen Wirths- 
hause den Wein den sie gekauft haben. II 869. 

4 WASZER ALS KINDBETTGABE 

Von der Schwäbischen Alb: Es sind Pfarren hier, wo die 
Gemeinde der Frau Pfarrerin aliemahl im Kindbette ein Faß Waßer 
schenken muß. 11 428 (1781). 

5 SITTEN DER ZWIFALTER ALB 

Am 2. April war die Witterung noch so rauh und hart, daß 
die Leute alle unter den Hüten noch Pelzkappen trugen. Sie sind 
gewaltig neugierig, trinken viel Bier und Kornbrandtewein, See- 
und Marggrafenwein, haben aber oft kein Brod, keine Butter und 
keinen Käse im Hause. 

Sie reden eine garstige Sprache zB. Glaaster statt Kloster, 
drni statt drei, may statt mehr, bärig statt kaum usw. Wegen 
AbschafiPung der Aposteltag und des Osterdienstags ist jeta viel 
Oährung unter ihnen. Marder giebt es hier oben viele. Die alten 
Invaliden von Biberach machen doch Fronte vor den Fremden. 
II 430 ff. 

6 WIENER SCHUHE 

Man rühmt in ganz Deutschland besonders die Wiener Schuhe 
für Männer und Weiber, auch Pantoffeln, Stiefeln usw. weil hier 
ungarisches nnd orientalisches Leder verarbeitet wird. Viele Damen 
ans Stuttgart und andern Städten im Reich haben immer einen 
Schuh hier bei einer Freundin, der zum Mustor dient. Jetzt tragen 
die Damen lauter weisse und graue; rosenfarben ist jetzt die 
Mode der Bedientinnen. II 620. 

7 KOMÖDIEN 

Stuttgart. Den 25. Juli 1780 : Hierauf wohnte ich der Ko- 
mischen Oper „der lustige Schulze im Dorfe*^ bei. Das Stück 
ward von Eleven und Stadtmädchen aufgeführt. Man fängt um 

Birlinger, Alenumni« xm 3 12 



178 

4 ühr schon an und nach 6 ühr ist alles ans. Das hitnge Bai- 
lettanzen hinten nach kan den jnngen Lenten nicht gesund sein II 66 
Im Städtchen Oengenbach (Michaelis 1781) führten die Schaler, 
eben als ich da war, eine Komödie auf: ^Fritzel von Mannheim 
oder die ungleiche Vaterliebe.'' Den Vater machte ein grosser 
dicker Barbier, der unter einer weisen Leitung ein guter Schau- 
spieler werden könnte. Auch konnte man mit einigen von den 
Schülern zufrieden sein II 352. 



II 
1 DIE HERZOGLICHE MILITAIRAKADEMIE 

Was die Welt von diesem Institute schon weis, oder aus 
andern Schriften erfahren kann, mag ich hier nicht wiederholen 
nur sagen was ich bemerkte. 

Der Intendant und Obriste, Hr. v. Seger, ist ein Mann von 
grosen Oaben, wird aber auch in Allem von Herzoge nachdrück- 
lich unterstützt. Alles ist hier auf militairischem Fuß und nach 
der strengsten Taktik eingerichtet. Das Aufstehen der Eleven, 
ihre Unterweisung, ihr Speisen — sogar ihr Gebet bei Tisch — 
ihr Schlafengehen, kurz alles, sie sind in Divisionen abgetheilt. 
Sie marschiren Kolonenweise, mit ihren Aufsehern an der Spitze, 
zu und von Tische. Mit einem Tempo falten alle die H&nde zum 
Gebet, rücken den Stuhl, setzen sich nieder usw. So sonderbar 
dies manchem im ersten Augenblicke scheinen möchte, so hats doch 
seinen gar grossen Nutzen. Die jungen Leute werden in frühen 
Jahren an Ordnung in ihren Geschäften und an eine gute Ein- 
theilung ihrer Zeit gewöhnt; Eigenschaften die sie hernach gewis 
ihr ganzes Leben hindurch nicht ablegen. Man gewöhnt sie ferner 
zur Höflichkeit und Lebensart. Sie dürfen keinen Namen nennen 
ohne ein Ehrenwort vorzusetzen. Man macht daher unter EHeven 
von vornehmerer und geringerer Geburt keinen Unterschied. Es 
waren jetzt ein paar junge Grafen von Isenburg hier: sie wurden 
gemeinen Kindern gleich gehalten. Man sucht einen edlen Stolz 
bei ihnen zu erwecken, um sie dadurch zum Fleiß und guten Be- 
tragen anzuspornen. Sechs bis 7 ganz eminente Jünglinge sah ich 
an einem eignen Tisch speisen. Beim Unfleiß und andern Ver- 
gehungen werden ihnen papieme Schandzeichen angeheftet. Für 
ihre Gesundheit trägt man die gröste Sorgfalt. Sie werden zu 
allen Leibesübungen angefahrt; sie haben einen öffentlichen Platz 
zum Baden in Badekleidern; auf onanitische Versündigung wird 
scharfe Obsicht genommen. Schon um 8 Uhr müssen sie sich 
niederlegen, aber um 5 Uhr wieder aufstehen. Heute Abend sah 
ich sie saure Milch und Suppe speisen und bloses Wasser trinken. 
Jet^t waren ungefUhr .300 Eleven von allen Nationen hier, und 
darunter sogar der Sohn eines Protopopen, desgl. 2 Enkel des 



179 

Kanzlers von Mosheim und Söhne des Churhanuöyerisch. Gesandten 
dieses Namens am hiesigen Hofe. Man zeigte mir Arbeiten der 
Eleven. Die Besoldungen der Lehrer schwach II 65. 

2 SITTEN DER ALTEN REICHSSTADT AALEN 

GH. DSchubart sagt in seinem Leben und Gesinnungen 
(Scheible I 16): Von Aalen melden die Erdbeschreiber nur weniges 
nnd die Reisebesch reiber bis auf Sanders paar Worte^ gar nichts. 
Hier sind Sanders Worte : Ich eilte nach der Reichsstadt Aalen, wo 
ich an Herrn Stadtschreiber Schubari (Conrad) einen alten guten 
Freund hatte, in dessen (Gesellschaft ich nicht nur ausruhen und 
das süsse Yergnägen der Freundschaft gemeasen, sondern auch die 
schönen Königsbrunoer Eisenwerke besehen wollte. Ich muß dieser 
Reichs-Stadt Aalen viel Gutes nachsagen. Sie ist klein, aber wohl 
eingericht. Sie hat keine Schulden und in den Kassen ist Geld. 
Die Lebensart ist frei, munter und im Geringsten nicht reichs- 
städtisch. Der Ort liegt so, daß beständig eine starke Passage 
nach Stuttgard, Nürnberg usw. Alle Donnerstage Vormittags ist 
Rathssession und die Geschäfte gehen ihren ordentlichen Gang. 
Die Polizei ist gut und auf alles aufmerksam. Zum Beweis dient 
die wahre Bemerkung, daß ich in dieser Stadt in 2 Tagen nicht 
ein einziges mal angebettelt worden bin, wiewohl ich gerade auch 
hier zur Kirchenweihe kam, wo den Leuten am Ende der müh- 
samen Feldgeschäfte Musik, Tanzen, Freischiessen, Schmausereien, 
usw. gestattet werden. Der Bürgermeister ist ein sehr vernünf- 
tiger Mann und behandelt zB. die Waldungen, die der Stadt ge- 
hören, mit der grösten Sparsamkeit. Er hat dem Ansuchen der 
Borger, die Hut- und WeidgerechUgkeit im Walde zu gestatten, 
bisher, aller Beispiele der Nachbarn ungeachtet, immer widerstanden 
und läßt den jungen Anflug des Holzes sorgfaltig einschliessen, 
damit bei der starken Konsumtion der Holzkohlen auf den wür- 
tembergischen Eisenwerken doch für seine Nachkommenschaft ge- 
sorget wird. Wenn Kirchengeschäfte vorkommen, wird eine außer- 
ordentliche Rathsversammlung gehalten nnd die Geistlichkeit darzu- 
gezogen, so daß die Sache auf den Fuß der protestantischen Kon- 
sistorien behandelt wird. Ehe die Rathssession anfängt, muß der 
Syndikus allemal einen Morgensegen vorlesen. Dann nimmt man 
erst die Geschäfte vor. Ich finde diese alte Einrichtung sehr gut. 
Unsere Vorfahren wüsten, daß Religion und Gottesfurcht der 
stärkste Antrieb zur Rechtschaffenheit und Gewissenhaftigkeit ist. 
Daher flochten sie die Religion überall mit ein. In unsem Zeiten 
ist man so stolz geworden, daß man sich der Verehrung Gottes 
an öffentlishen Orten schämet; aber die betrübten Wirkungen 
dieser eingebildeten Aufklärung vervielfältigen sich leider! auch 
alle Tage. Man denkt hier auch ernstlich auf die Verbesserung 
der Schuleinrichtnngen und man sprach ebenso eifrig von der Ein- 
führung eines neuen Gesangbuches, wozu ich den lieben Leuten 



180 

auch das Gesangbach meines Vaters schicken muste. Der Wall 
um die Stadt ist dem Fremden ein angenehmer Spaziergang mit 
einer schönen Aussicht auf die umliegenden Gegenden. In der 
Stadt wird viel wollenes Tuch oder Fries gemacht, auch wird viel 
Baumwolle von den Handelsleuten aus Wien usw. die mit Wagen 
hieherkommen, gesponnen, gekauft und als gesponnenes Garn ver- 
kauft. II 53 ff. Man hat auf der Stadtschreiberei noch einen alten 
Sessel, der eine Reliquie von Kaiser Barb. welcher im nahen Burg- 
stall oder Brundel s. Schloß gehabt haben soll. II 55. 

ABIRLINGER 



VON DEN WEINEN*) 

Unser bekannter Ulmer Superintendent CDieterich hat in 
seinem den Lesern schon widerholt genannten Predigfbuehe auch 
des Rheinweins^ des Hochheimers gedacht; des Staufenbergers er- 
wänt HSauder in seinen Meisen 1777 usw, 

1 Dann der Eheinisch Wein ist vor andern Weingewächsen 
in der ganzen Welt gesegnet, daß er von Natur temperiret, nicht 
zu starck, noch zu hitzig, nicht zu dick schleimig und kalckicht 
wie etwa die Spanische, Ungarische, Französische und andere aus- 
ländische, sondern ohu Verletzung und Beschwerth der Gesundheit 
zum Besten kann gebraucht werden II 568. 

2 Gibt auch an etlichen Orten, sonderlich zu Hocheim bey 
Maynz ein besonder Gewächs, so man gefenrte Wein nennt, welche, 
wann sie in die Faß gebracht mit glühenden Kohlen gefewert und 
dadurch also temperiert werden, daß sie über See und Meer Jahr 
und Tag können unverletzt geführt werden, da sonst andere Wein 
zur See fahen an zehe und seger zu werden, gewinnen ein Schwärze 
wie Dinten schwarze Färb, oder Mistlachen, daß sie nicht zu ge- 
brauchen. Deßwegen solcher Rhein. Wein biß in die eussersten 
Indien und newe Welt Insnln geführet wird. Ebenda. 

3 Vom Ortenhacher Staufenberger Wein: sie gehören nicht 
nur zu den vorzüglichsten Gewächsen dieses Landes, sondern man 
kann sie mit Recht zu den besten und edelsten Produkten von 
Deutschland rechnen. Ja Freund ! wenn alle Dichter, die an Mu- 
senalmanachen arbeiten und vom Wein singen, solchen Wein alle 
Tage hätten, da möchten wir wol bald feurige Lieder und noch 
schrecklichere Geniesprünge sehen! II 337. 



*) Vgl, Älem, X 274 ff. XI US ff. XU 101. 10. 



181 

4 Vor allem hüte sich der Podagrist vor alLsaheftigem Zorn 
und kalckichtem Wein, sonderlich den Böhmisch- und Oesterreichi- 
sehen, wegen der viel kalckichten und schweflichten Theile. 

Medk. Fama v. Oehmen 1740 8. 137. 

ABIRLINOER 



SCHWABENNECKEREIEN 

VHP) 

Die Ulmer hend Stroh im Kopf und die Grimmelfinger 
Sand im Hirn. 

Die von Asch (Blanbeuren) heißen Hacka, die Beininger 
Handochsen, die von Berghülen Geltenscheißer (Kofe). Die Ber- 
maringer sind von der Eselshole (Gisterne); die Blaubeurener die 
Sargen; die Gerhausener, die Waßerenten; die Laichinger die 
Dalmes; die Klingensteiner die Hänslesbaben ; die Pappelauer von 
der Pelsmüle. Die Schelklinger sind die Gelbfüßler, die Sonder- 
buoher die Ranschattle, die von Weiler die großen Fluiga. 

Die Lanphheimer. Der von 1820 — 23 in Wiblingen wirkende 
Oberamtmann von Baidinger pflegte von Lauphdm am sagen: 

Flecken nennst Du Dich selbst. 
Du, voll von schmutzigen Flecken; 
Putzte man diese Dir aus, 
Wäsche man Mohren auch weiß. 

Darauf antwortete ein Lanpheimer 

Wol wascht der Mohr sich nicht weiß 

Weil zuwider dem ewigen 'Geseze ; 

Aber auserkoren zum Fortschritt 

Hast freundlich dein Gewand Du verändert. 

Vor etwa 70 Jaren wurden fiber 20,000 Stücke Maulwurf- 
schw&nze auf dem Rathause in Laupheim deponiert gegen das üb- 
liche Fanggeldf und als mans untersuchte, waren es aus Fila nach- 
gemachte Wedel. Brigels Laupheim 1845 S. 42. 



Appensee: 



Wenn d'Appaseer kumma, 
No mnass dVelt bmmma 
Und brummt dVelt net, 
Sann's & d'Appaseer net.^) 



1) Val Alem. X a2ff, 270if. 

2) ItänJciscJie ONeekereien von Bossert mügeteiU. 



182 



Biügmikal {Betekda): 

I be voo Bekhidll 

Mi kennt mar mwerSl, 

DaB i a histiger banrabaa be. 

BronmkoUkeim (alt Branoldaheim) : 

Von BnmelBi be e, 
Was jedennann was- 
I reit vf am acbimmel 
und net nf der gis. 

Erkenbreckidütmsmj Lobemkamsemj BölgeHtkal 

Erchemetahanea beanerbAn, 
Lobahaoaa oentnenÜn, 
Belcbata leit vf der böb- 
Äweral gibt 8 laos und flöb. 



Oründdkari: 



T Grindert 

Ist man an allem GlAck Terbindert. 



jffofiAarKtt, JagstheiM^ OnoUkeim: 

Wer doreb Onaa kommt ongfoppt, 
Dorcb Hoart oi^ropft 
Und dorob Jagsa ongsebacbi- 
Der darf von glück sicba. 

Hopsa nnd trallala 

Jagsa leeb' es gackala. 

Und leeb es kuie gaekellicb net, 

No sann se a Ton Jagsa net. 



Wüdensiem: 



Wildenstein Nabnug klein, 
Hocbmnt gross, Minler los. 



Oraüshemer beißen Eoraffen; Trafetihacker Oolappen (Gogel- 
bopfen); Jagsthemer^ Eierläger; die Fraoen aus den Waldorten 
des Bezirks Crailsbeim beißen bei der bäuerlichen Bevölkernng 
der Ebene HoUkcusen* Vgl. die Sage von der Belagernng Grails- 
beims nnd die Frau Bürgermeisterin. 

Von einem Schwaben im Schweieerhrieg Nacb disem (1499), 
als die Eydtgenossen in das Dorf Hard kommen, landen sie in 
einem Hauß zu oberist Tnder dem Tacb einen m^fäiliigen Schmben, 



183 

welcher auß Forcht nch dorthin Terschloffen hätte: diaer wird her- 
vorgesM>gen vsd fQr die Obriaten gestelt, falt aber auf seine Khnie 
▼nd Bitt vmb Gnad mit disen Worten : Ihr liebe, fromme Khüe 
M&nler, erbarmet Euch meiner! Er wurd befragt, wornmb er mit 
80 achmächlichen Worten vmb Gnad bitte? Darauf betheuret er 
hoch, er hab die Herren Schweiaer niemals anders hören nambsen 
als Khüe Maüler, wurde also in Friden mit Gelächter entlassen. 

Pruggers Feldkirch S. 53 aus Crusius Schwab. Kranik, Auch in 
Hartmanna hiH. Blumeng^^ch Ulm 1680. 

ABIRLINOER, GBOSSERT 



SPRICHWÖRTER 

Foras, Gares, non amplius anthisteria: auff, auff es ist nicht 
alweg Fastnacht! 

Qni quae vnlt dicit, quae non vult audit: 
Sag mir nit wer ich bin 
So sag ich Dir nit wer Du bist 

Bos lassus fortius figit pedem: 

an alten keslen ramigt man sich. 

Gratia gratiam parit ein gnts Wort vindt ain g&te stadt. 

Par pari referto: gleich vmb gleich, körn vmb salta. 

Annns prodncit non ager zeyt bringt roßen. 

Suo jnmento sibi malnm arocessere : er ist selb« daran schul- 
dig. Die mü macht ich mir selbs, sprach der esel, do fürt er 
seinen mist auß. 

Octipedem excitas laß den hundt schlaffen. 

Quarta luna natus der ist in ainem guten aaichen gebom. 

Ipsi testudines edite, qui cepistis: hastns wol angefieuigeo, 
so richte auch wol auß. 

Fortes fortnna a4JUTat: wagen gewiod wagen verleust. 

Mnltae regum eures atque oculi: berren habe vil zusager. 

Castus castam ducit: einem alten Man gebert ain alts weyb. 
Stro gehört in ain Kumat. 

Amor docet musicam: Lieb lernet reden. 

Iq multiloquio non abest peccatum: mit stilschweygen ver- 
redt man sich nit. 

Wer den Pfenning nit liebt wirt nit reych. 

Du redest eben als seyest toll. 



184 

Ein jeder hat eeiii nn. 

Waft die Herren thon, ist alles recht. 

Was Da nit wenden magst, das gedoldt 

Wer sehmerdt der ferdt. 

Geben macht keine Feindschaft. 

Bed das ichs verstee ich kan nit bömisch. 

Es ist nicht aller Tag Nacht oder Abent| sohaa das end an. 

Er het nit ain haller vmb brot. 

Er het nit eim Hundt anfi aim offen sologken. 

Welche Nessel wol wil die prennet früe. 

P&ydt (tnnica) ist naher den der rock. 

Ich bin mir mer trea schuldig dan ainem andern. 

Es ist böß Kerfien mit Herren essen. 

Laß kain Tag Tmb sonst hin. 

Er kan weder singen noch pfeyffen, weder gataen noch 
ayr legen. 

Er Tcrstet sich darauff wie ain ka auff dem pretspil (Asinns 
ad Lyram). 

Was sol ainer kfi ain muschat (nihil cum amaricinio sui). 

Alt Hundt lassen sich nit penttingen. 

Reich Leut hab nerrische kinder. 

Es ist alls vmbsunst. Dfi tregst wasser in die Thonaw 
(cribro aquam hauris). 

Ain armes Schoff vnder den Wolffen asinus inter Simias 
quid facit. 

Spann die saitten nicht zu vast, du thuest jm su vil. 

Du bedarffiit nicht nach vnglück schicken. Soll nicht Leuß 
an Peltz setzen. 

Wer kan all ding au pdltzen dreen. 

Thue dich nicht mehr auß, den du kanst. 

Es errät oft ain schlechter auch etwas. 

Es vindt auch ye ain blinder ain huefeysen. 

Das gemein geschray leugt nicht gar. 

Wilt du das sfies, muestu das sauer auch wellen. 

Im Bad und bey den Balbirem erferdt man alweg neu mer. 

Schau dich selber an. Schau auf dein Schanz. 

Verzer nach deinem Aufheben (messe tenus propria Tiye). 



185 

Narren sein Narren vnd wen man sie krönet. 

Was bey dem Wein geschieht, sol nicht gedacht werden. 

Du schreyst sn frü fro, • dn sohreyest jo eer du vber den 
Zaom kambst. 

Ain Man macht kain thantz. 

Ueberweyb dich nit (aeqnalem tibi nxorem qnaere). 

Gleich als Du arbaitst, also hastu. 

Von eren wogen thfit mancher vil. 

Ffir und f&r und gmelich get man auch weit. 

Attß den Wercken erkennet man dich. 

Angefailt gnet verdenckt man. 

Gleich und gleich Ycrsteet an einander. 

Gfscheidt sind böß zu laichen (vulpes haad corrumpitur mu- 
neribns). 

Man sol nicht zu witzig seyn. 

Gnet Freundt bedarf man nicht laden. 

Einer Kne sol nichts dann Haber stroe. 

Vertrau nicht einem jeden. 

Lob den alsO| das du ihn auch sehenden mögst. 

Den Stal zu wen das Roß hin ist. 

Vil leichter zu sehenden dan dergleichen thnn. 

Ain frummer kumbt äberal aus (quaevis terra patria). 

Wein hat nit rat. 

Stel nach vil: dir wirdt dannaht wol wenig. 

Es ist bald vmb ainen Menschen (homo bulla). 

Wer liegen wil muß sehen daß er nichts verender. 

Hart lest ainer, das er gewont hat. 

Der Wolf frist eben so wol die unzelten, als die zelten. 

Der aller frümest scherg ist ain schalck. 

Du singst f&r und für ain tanhaußer. 

Narren haben meer Glück dan rechtsinnig. 

Not vertreibt schamm. 

Du muest vil künnen, das du den laichst. 

Er hat des wol gewondt, der mag harnasch leydeo. 

Was die Herrn sfinden, das püessen die pauren. 

Mueß ainer zalen der die schuech mit past bindt. 

Die klain dieb hengt man, gegen den großen naigt man sich. 



186 



£b ist pöß kanffen &n Gelt. 
Voller Panch studirt nicht gem. 
Zärtling sollen nichts. 
Todter Mensch macht khain krieg. 
Aus Kindern werden auch Leut. 
Der Osund ist über allen Reichtumb. 
Heb nicht mehr an dann du waifit auß zurichten. 
Es ist poß mit Herren scherzen. 
Pöß Kraut verdirbt nit. 
Dien khainem vber sein willen. 
Geschenkt roß schau nit im Maul. 
Katzenkindt lernet wol mausen. 
Gleich Tail machen kain Krieg. 
Pöß Mensch verdirbt nicht. 
Te pöser Mensch, ye pesser glück. 
Es ist eben das vich als der stal: lenticlich, sittichlich. 
Man sol willige Boß nit vbertreiben. 
Vil Geschray vnd nichts darhinder. 
Er ist nur im Maul pöß. 

Sälig ist der, der mit ander leut scheden witzig würdt. 
16. sec. Lot. Grammatik A BIRLINGEB 



JÄGEKGL AUßEN 



1 Es soll kein Jäger zu dem höllischen Tausend-KAnstler in 
die Schule gehen, um von ihme verbottene Kunst-Grifflein zu er- 
lernen, wie er viel Wildprett fahen und schiessen könne. So ge- 
brauchen auch etliche abergläubische Weidleuth besondere Amuleta, 
das ist, haben etliche sonderliche characteres auf Blechlein ge- 
stochen, entweders umb den Hals, oder in den Kleidern, und meynen 
dadurch Glück im Jagen zu bekommen. Wann du willst die Jäger 
glücklich machen, sagt Antonius Mizaldus, daß ihnen das Jagen 
wohl von statten gehe, so mache, wann der Mond im Schützen, 



1) Ämi Königliche und Kayserliehe Jagtgeschichtm, am viden be- 
wahrten Scribenten mit großen Fleiß etisammen getragen, dann auch mit 
sittlichen Lehrsätzen, und politischen Christlichen Erinnerungen vom guten 
und Üblen Gebrauch der Jagt zuweilen untermenget, und endlikih zu Frucht* 
bringender Ergötzung und Belustigung dUen Liebhdbem des edlen Weid- 
werhes hervorgegeben von Venantio JHana {Oöln 1749), 



187 

Widder, oder Löwen ist, eine Bildnuß eines Mannes, eintweders aus 
Silber, Kupfer, oder Zinn, so in der rechten Hand einen gespannten 
Bogen mit darauf gelegtem Pfeil halte; w&hrenden Giessen aber 
oder Schnitzen spreche: Durch diese Bildnuß binde ich alle wilde 
Thier, Hirschen, Schwein, Hasen etc. daß keines meiner Jagt ent^ 
gehen kAnne, sondern mir allaeit die erwübischte Beute und An* 
theil darvon verbleibe. Nachmahlen im Zeichen des Ldweos &nge 
an auf einem Blech eben selbiger Materie so viel Gattungen der 
Thier zu schnitzen, so viel für die Jagt deines Landes werden 
anst&ndig seyn, und w&hrender Arbeit sprich, wie oben etc. Ich 
binde etc. Hierauf fftge beede Bilder zusammen, doch also, daß 
sie die Gsichter gegen einander wenden; wickle sie ein in ein 
grAnes seidenes Tuch, und binde sie so fest zusammen, daß sie 
nicht leicht mögen von einander abgesonderet werden. Endlich so 
du willst auf das Jagen gehen, nimm es mit dir, und du wirst 
Wunder sehen. Doch hfttte dich zu jagen, es seye dann der Mond 
im Stier, Löwen, oder Schötzen. Dann wer auf die Jagt gehet, 
da der Mond im Stier, Zwilling, Scorpion, oder Steinbock ist, dem 
wird es nicht gelingen, und wird er nach grÖster MAhe und Ar- 
beit leer one Beute nacher Haus kehren mAssen. So viel Mizaldus. 
Ist aber dieses nicht ein Recipe f&r J&ger und Weidleuth, die im 
Hirn verrücket seynd? Etliche seynd noch &rger, und bannen den 
Teuffei, daß er ihnen allerley wilde Thier zuföhren muß, und sie 
dieselbe also leichtlich in ihre Gewalt bekommen können ; wie ich 
denn nicht wenig Exempla solcher zauberischen J&ger allhier er- 
zehlen könnte, wann es vonnöthen w&re. Ja es gibt Jäger, die 
sich röhmen, daß kein Hirsch oder Has, den sie nur mit einem 
Aug erblicket, ihren H&nden entgehen könne ; so gehe ihnen auch 
niemahlen ein Schuß fehl, insgemein aber wird davor gehalten, 
daß viel J&ger das Wild bannen können. Wohin auch gehöret das 
BAchsen versagen, da einer auf der Jagt sein Feuer-Rohr auf das 
Wild nicht abbrennen kan, welches sie insgemein nennen : einem ein 
J&ger-StAck thun. Derley J&ger-EAnsten, wann sie, wie es das An- 
sehen hat, mit der Zauberey verwandt seynd, soll man g&nzlich 
als wahrhaffie Gottlosigkeiten verwerffen. Und last sich nicht 
zweifflen, daß der Jftger, so sich dergleichen KAnste bedienet, sAn- 
dige. Wie auch der Herr, mit dessen Wissen er es thut, von der 
SAnde nicht befreyet ist. Als der Patriarch lacob den E^sau fragte, 
wie er so behend das Wildprett hatte bekommen können? ant- 
wortet der Sohn: Es wäre der Will GOttes, daß mir geschwind 
begegnete, was ich wolte. Der HErr hats mir bescheret. Genes. 
27. V. 20. Welches die J&ger, so in Fällung des Wildes mit unzu- 
l&ßigen EAnsten umgehen, nicht sagen können : gestalten bey GOtt 
derley abergl&nbische oder zauberische KAnsten verhasset seynd, 
hingegen hat der Teuffei seine Freud daran, und verfAbret dadurch 
die Menschen, und stArzet sie in grösten Schaden und ewiges Ver- 
derben. 



188 

2 Es soll ein J&ger wegen vielen and grossen Gefahren, denen 
er nnterworffen ist, einen Heiligen Schirm- und Schatz-Patron hahen. 
Die Liehhaber der so genannten Par-Forc-Jagt haben einen beson- 
dem Jagt-Patron, nemlich den Heil. Habertam, deme zu Ehren sie 
jährlich am 3. Novemb. ein besonders Jagt-Festin mit vielen Gere- 
monien begehen. Wie dann aach dieses Fest nicht allein in denen 
Statuten des von Ghnrfftrst Johann Wilhelm zar Pfalz Anno 1708. 
aafgerichten St. Huberts- Ordens, sondern auch in denen Statatis 
des von Herzog Eberhard Ladewigen zu WArtemberg gestifften 
Jagt-Ordens in specie gedacht worden, and die Ordens-Ritter durch 
einen besondem Articul zu folenner Begehung desselben ange- 
halten werden; wie aus denen in Spicilegio saeculari des Teutschen 
Reichs-Archivs befindlichen Ordens-Statutis zu ersehen. Ausser 
dem H. Hubert haben die J&ger auch den Heil. Euslachium zu 
einem Patron, dessen Fest von ihnen gleichfalls solenniter begangen 
wird. Rogerio Guiscardo, Graffen in Gallabrien, ist sehr wohl be- 
kommen, dass er auf der Jagt mit dem H. Bruno, Stiffter des 
strengen Carthäuser-Ordens, bekannt worden, sich in sein heiliges 
Gebeth befohlen, und seinen Br Adern viel gnts gethan: immassen 
als er solte in Belagerung der Stadt Gapua durch einen Meuchel- 
Mord in die andere Welt geschicket werden, ist er dessentwegen 
von dem Heil. Bruno im Schla£f verständiget, der Tods- Gefahr 
glücklich entrunnen, 

A BIRLINGER 



SAGEN DES DKEISZIGJÄRIGEN KRIEGES*) 

1 Die Historien weisen vielßlltig auß, daß in künfftigen gemeinen 
Unglück und Jammer Zeichen am Himmel erschinen. Wie Card. Ba- 
ronius, der bewerteste Eircben-Gesohichten Soribent, im Jahr Christi 
668. verzeichnet, zur Zeit Kaysers Heraclji, als der Arabier Macht an- 
fienge zu wachsen, auß welchen mitlerZeit der Türeken Tyraney wie- 
der das Römisch Reich in Orient und Eonstantinopel überhand ge- 
nommen, da ein großer Komet Stern mit einem Schwaiff, wie ein 
flammets Schwert, am Himmel gesehen worden. Eines andern gedenkt 



*) Veridicus Germanw | Der Teutsche Warsager \ Warhaffte Fr- 
sachen defi \ Lobs vnd Preuß Gottes. Wie auch der Be\kehrung zur aUen 
Catholischen Beligion vnd\ GlatU}en der li^en Vorfahren, | Genommen 
vnd erwisen auß verlauff de88\en daß von entstandner Böhmen-Pfaltgischer 
Emp \örung im Hey. Eöm. Eeich TeiUseher Nation von \ Anno 1618 Chtt 
der ÄUmäiMig klärlich erzeigt \ vnd Wunderharlich vor aUer Welt er\- 
gehn lassen] . Emhsig bedacht vnd suhedenken geben \ Durch Joannem 
Viatorem (sonsten Bilger) \ Liebhaber vnd Begirer deß aUen Teutschen] 
Trawen vrid Glaubens. \ Cfedruckt zu Äugspurg im Jahr Chri^i MDCXXX 
Durch Andream Äperger, 4^ 4 BU. u, 194 SS. {Kantonsbibl. Frauenfdd) 



189 

bemeldter Autor aaA dem Beda, der ihn selbst sesehen An. 729. als 
die Saracener wiederamb, wie unter Carlo Martello in Frankreich ein- 
gefallen. Vor zwei und fünfftzig Jahren, Anno 1577 wissen sieh die 
Alten noch zu erinnern, was für ein großer Comet gesehen worden, 
welcher sowohl den Untergang deß Königs Sebastian, als seines Reiches 
endtschafift in Portugall als auch die große Verwirrung und Blut- 
▼ergiessung, Verratherey und Rebellion im Niederlandt genugsam be- 
stätigt. 

Ich will Wunder thun im Himmel und auff Erden nsw. Im An- 
fang dieser hochschadliohen Empörung zwey merckliche Zeichen von 
Himmel und Erden lassen vorhergehn. Und zwar das erste eraiget sich 
An. 1618, den ersten Tag im Ghristmonat, an welche sich ein unge- 
wöhnlicher schräklicher Komet herfur gethan» und vememmen lassen. 
Welches ein Zeichen, dz er schon ein zeit lang am Himmel gestanden, 
inmassen man sagte, wer schon umb den 19. November in Prenssen und 
der Schlesy vermerkt worden, welches im Reich und bey uns nit ge- 
schehen, die weil trüb Wetter vor seiner Entdeckung vorher gangen. 
Den ersten Christmonats aber thate er sich herfür, hette umb fönff 
Uhr Morgenns früh 12 Grad in der Höhe ob der Ebrden; hat ja frey- 
lich viel Ungewitters deß Lufifts und der Gemüther der Menschen an- 
gedeut, auch die Aeher und Erd, Korn und Wein, mit seinem brinnen- 
den Straal vielfältig getroffen große Thewrunng und Mangel zu leben, 
vor- und angedeut, und die Jahr hernach underschidlich mitgebracht. 
Also gieng diß Gestirn fort, biß den 22. Jenners deß 1619. Jahrs, 
daranff sich abermal das Wetter änderte, und die Lufft überzogen 
mehr Tag nacheinander, under welchem sich dieser Komet verlohrn 
und nach denselben nit mehr gespürt worden. Weitläufügern Bericht 
hat der Leser auß den Obseruationibus und Gwarnussen Johannis Bap- 
tistae Lysati der Soc. Jesu bewehrten Mathematico, welche gesagte 
1619. Jahr zu Ingolstatt in Truck außgangen. 

2 Vor diesem weit und breit mit Sohröcken gesehnen Komet- 
stem ist dem Königreich Böhmen ein mercklichs Wunder und Andeu- 
tung im Lufft in besonder von Gott gezeigt und geben worden. Das- 
selbig hat H. Daniel Albrecht Hageck Pfarrer und Dechant zu Lito- 
missel, einer Stadt auff den Böhmischen Gräntzen gegen Mären gelegen, 
wie ers mit vilen andern den 26. Jun^ Anno 1618 mit Augen gesehen, 
außfuhrlioh nach Wien geschrieben, und hat sein glaubwürdigs Schreiben, 
als eines, der umb der Katholischen Religion willen hernach grosse 
Unbild außgestanden: Adamus Tanner in seinem ersten Tomo Theol. 
sisp. 6. 9. 8. dub. 3. n. 56. ordentlich verzeichnet, auß welchem die 
Summa allhie anßzuziehen. So ist den 26. obgcmeldten Tag Jung deß 
Morgens früh umb zwo Uhr ein Liecht am Himmel gestanden, rundt 
wie der Mondscheiu, aber größer und heller. Welches sich bald in 
zwo gleiche Kugeln getheylt und die eine also verbliben, die ander aber 
zu dreyen wordeu, und also vier gleiche zirkelrunde grossen Liecht 
gegen Prag zu, als ob vier grosse Dörffer in Brandt gesteckt, im Lufft 
gestanden, mitten aber in ansehen dessen kam ^hling und erschien 
die funfft Kugel den viern an liecht und grosse gleich, aufi welcher ein 
Kruzifix blutftrbig gestanden, welches das Angesicht zu den vier Lieoh- 
tern gewendet, deren drey im blutigs Kreutz durch die mitten gezogen 
hätten. Auff solches fuhren die fünff Lieehter zusammen, und wnrd 
eine grosse sphaera oder Kugel allein darauß, ob welcher das Kreutz- 
bild klärlich stunde, und zwo blutige Lantzen oder Spieß dameben. 
Theylten sich jede gähling wieder von einander, lanfiten wiedernmb 



190 

itttammen, trenneten sich wieder, und solches zn under schidlicheo 
maln, biß sie entdlich naoheinaDder allgoinach abgenommen und ver- 
gangen. Die bedeutnng nun solches Wunders am Himmel ist ohn 
iweyffel selbiger Zeit instehender Zorn Gk>ttes and grosses Tolgendes 
BItttYemessen gewesen. 

Welches, der es über diso Zeichen am Himmel thon wolt, möehte 
nit unfÜglich dencken oder sagen: Dise feurig^ Kageki hätten grosse 
Potentaten, die an dem Böhmischen wesen ein theyl gehabt, angedeot. 
Dann sowol in Göttlicher Schrifit als Lehr der Weltweisen zn finden^ 
daß die Häupter eines Stammes Hauß oder Geschlechts durch Sonn, 
Mon und Stern bedeutet worden. Köndte also disem nach das erste 
grosse Lieoht den erwählten König von den Rebellischen Böhmen an- 
gezeigt haben, zu welchem alsbald der ander gestossen, da die Rebellen 
in Ungarn der Böhmen Exempel gefolgt, und gleiches gethan, und ein 
König erwöhlt etc. Daß aber auß der einen Kugel wiedemmb zwo 
entsprungen, wissen wir, daß sich zwo andere Kronen und König deß 
erwöhlten Pfaltzgr. sehr angenommen und also vier Potentaten als 
König daß Böhmisch Werok beschinen und behaupten wollen. Auß 
denen drey mit Kreutsen bezaichnet ersohinen als welche noch Christ- 
liche Fürsten: der vierdte, als ein freywilliger Vasall und mit Hertz 
und Mund dem Erbfeind dem Türeken zugeuian, ohne solches ISaichen 
gestand. Die fünfte Kugel und grosses Liecht, mit dem Greutzbild 
darob, möchte Königliche, nachmaln Kais. May. sein. Das Gruoifix aber 
mit Blut bespreuQ^ den grossen Gewalt und Ynbill welche Christo in 
den vnschuldigen vnd seinem Glauben durch erweckte Krieg vnd Mord 
geschehen wurde, mit gutem Grund deutete ynd angezeugt haben. 

8 Daß ander große und entsetzliche Wunder, geschehen 1618, 
den 2ö. August alten Kalenders den 5. des Herbstmonats ist Abends 
über das SUdtlein Plurs gekommen, bekanntlich von einem Berge mit 
all seinen Innwonem lebendig begraben. Zweitausennt Menschen sind 
mit allom verdorben und umgekommen. Ein Jar darauf, ließen die 
dorther gebürdigen Brüder Werdmann, die in Geschäften auswärts 
waren, nachgraben: Man fand den alten Wilhelm Werdemann noch im 
Seßel sizend, das Angesicht verwesen, Kleider und sonnst anderes frisch 
und ganz. Das GralMn muste aus Gesundheits Rücksichten eingestellt 
worden. Ein Waßer gleich einem See stand jezt auf der Stadt. 

Die Seklischen von Bünden hätten den Erzpriester Johann Ruscha 
biß zum Tode gefoltert, die Prädikanten selbst Hand angelgt usw. Es 
ist das gesehen an demselbigen Abend, da sie Ruschas Leichnam zn 
Tauß sohmälichst unter den Galgen graben. 

4 Daß die den 28. May 1618 zu Prag zum Fenster hinausge- 
worfenen kaiserlichen Beamten und Offiziere mit heiler Haut davon ge- 
kommen sind, galt ebenfalls für einen Fingerzeig Gottes. Ebenso 
wäre dem Bischof von Mainz auf wunderbare weise die Mutter Gottes 
erschinen und hätte in zu Beständigkeit und Stärckmütigkeit ermant 
und zugleich gekräftigt, daß er wider alle Griff und Vorschub der 
Fridensstörer durchgebrochen und die Kaiserwal, sowie Krönung im 
August und September 1619 durchsezte. 

6 Auch die Rettung des verirrten Erzherzogs Leopold, der am 
26. November dem neuen Kaiser Ferdinand das militärische Geleite 
gab und beinahe in Gefangenschaft der Rebellen gefallen wäre, wurde 
als Wunder ausgegeben „ohne Zweifel aus Eingeben des guten Engels/* 

6 Anno 1620 sey ein englischer Calvinist in der Kirche zn Prag 
herumgegangen, habe Über StNepomuck geschimpft, weil es zu groß- 



191 

artig und vornein aey, sprang littemd mit den Füßen darein. Die 
Strafe ereilte in augenblicklicm: er schäumte, tobte, schrie wie ein be- 
sefiener und starb noch selbige Nacht jämmerlich. Eine andere Quelie 
heriehtet: Etliche sag^n, es sey einer, so frenentlidi vber deß seelisen 
Johann*8 Grab gangen, wie vnsinnig niedergefallen ynd gebruUet, ancbre 
sagen, eyn ▼omehme Person sey bey dem Grab deß hl. Yiti deß ge- 
henden Tods gestorben, andere sagen, es hab sich sonst etwas wunder- 
liches Tmb diese Oerter bey den Heiligen zugetragen, heut hat man 
mich bericht, es sey darumb geschehen, daß man diwGrab des heiligen 
Yiti aufgebrochen ynd darin ein Arm in silber einf^efast gefunden, man 
habs darumb Tcrschlagen, daß es noch in geheimb bleiben ynd nie- 
mandt daselbst hingehen, solches sehen solte, es sey nun was es wolle, 
so muß ein wichtige Ursaoh sein, daß solches gleich also geschwind 
geschehen müssen. Exh'akt 2. Jämuer 1620. Prag, 

7 Vor der Hauptschlacht auf dem Weißenberg zu Prag seynd 
auch etliche Zeichen nach gemeiner Sag vnd Schriften Tiler Leuth yor- 
gangen und yermerckt worden. Als, da in i^esagter Schloß Capein 
a. 1620 die Altar und Creutz abgerissen, habe eine Person in der Nacht 
3 Männer sehen aus den Gräbern gehen und mit einander, als hielten 
sie Rath, zusammen stehen, deren einer für St. Wenceßlaw den H. König 
und Märtyrer in Böhmen, gehalten, der andere wäre wie ein Bischof 
gekleidet gewesen, yermntlich St. Adelbertus Pragerischer erster Bischof, 
den dritten hätte er nicht entscheiden können. Möchte nicht ohne 
Ursach vermutet werden, wäre St Norbertus gewesen, welcher a. 1627 
aus Sachsen wunderbarlich erhebt und nach 6W) Jahren in die fürtreff- 
liche Abtey zu Prag, Strohof genannt, gelegt worden. Bei dieser Er- 
zählung wolle der verständiger Leser aufs wenigste fidem humanem, so 
vil man erlichen Leuten glauben und nachsagen kann, nicht yerweigem. 

8 Ein stattliches Weltfest und Panket fand a. 1620 eine Yiertel- 
meile von der Stadt Prag entfernt in dem Königlichen Lustgarten, der 
Stern genannt, statt. Während der Freuden, den Tänzen und Kurz- 
weilen sah der Pfalzgraf Friedrich von einem Fenster der Stadt zu ein 
gählinges Sich verdunkeln des Himmels und feurige Strählen yon dem- 
selben auf Prag fallen, darob er sich also entsetzt, daß auch andere 
die Yeränderung an ihm wahrgenommen. Es ward ihm ausgeredet. 

9 Ein Obrister aus dem Land zu Wurtenberg soll in einem Ge- 
spräch zu Augsburg einem katholischen Soldaten l^kannt haben, wie 
nach Anfang der Prager Schlacht, in der sie den Angriff mannlich ge- 
than, sich ein fremdes trefflich munirtee Regiment auf der katholisCMn 
Seiten herfürthan, darob nicht allein Knecht und Reiter ihres Teils 
erschrocken, sondern auch die Pferd selbst angefangen sich zu förchten 
und zu zittern und darob in Flucht und Yerderben geraten. 

10 AU in der Schlacht von Prag den 8. Nov. beide Lager zum 
Angriff und Streit fertig standen, nahm Peter Dominicus, ein gottseliger 
Mann, reformierter Karmeliter, das Marienbild und Täfelein yon Straconits 
in Böhmen, von Ketzern übel zugerichtet, die Augen ausgekratzt, das 
er bei einem vom Adel auffand, henkte es an den Hals und ging vor 
dem Obristen her, bat, mahnte alle solche Schmach Christi und der 
Mutter Gottes zu rächen und zwar jetzt; was auch geschah. Die Feinde 
wurden yon einer solchen Angst überfsülen daß sie flohen. Fürst 
Christian von Anhalt sagt, er hätte noch nie solches erschrockene Yolk 

gesehen. Es sei ein himmliches Heer aus den 12 Legionen gewesen, 
abe ihre Feind und Bildschaber zertrennt und geschlagen, ihrer viel 
Tausend haben die Augen, ja Hals und Kopf verloren. Die Nacht auch, 



192 

vor dieser Hanptsehlaoht zu Prag als die Reiterei in starker Wacht zn 
Boss hielt, fuhr gahlingen ein Chasma oder wild Fener an die Waffen 
des spanischen Obristen Don Ouilielmo de Verdugo nnd henkte sieh 
an dieselbe. Das ward gat gedeutet und bewahrte sich auch des 
andern Tages. 

11 Zu Ende des Jahres 1620 hat sich zu Rnetenberg, ungefähr 
1 Meile yon Hildesheim, ein trauriger Fall, nicht ohne Vorbedeutung, 
zugetragen. Es war der 14. Tag des Christmonats altes Kalenders, 
den beide Confessionen zusammenfeiem. Die Stadt Hildesheim hatte 
in diesen Läufen eine kleine Besatzung angenommen, darinn der Sohn 
des Ruetenberger Predikanten als Soldat. Er überlief und besuchte 
täglich seinen Vater. Besagten Tages hielt sich — am Christabend — 
der böse Bub lang im Bierhause auf, wollte um Mittemacht in die 
Stadt zurück und passierte mit seinem Rottgesellen den Kirchhof. Im 
hohen Domstifte läutete man eben zur Metten. Da fieng dieser Mensch 
an zu schimpfen und zu saffen; Hört ihr, wie die Papisten, die Gecken, 
ihre Schellen rühren? Sie haben heut viel Müh mit ihrem Christkind- 
lein usw. ich will hier euch ein Mirakel thun und will der Papisten 
Gott zu tot schiessen I Nahm alsbald sein Rohr und schoß auf ein Kreutz, 
welches Heinrich Königens seiner Frau so a. 1618 yerstorben, noch 
nach katholischem Brauch, wiewol er luterisch, auf das Grab stecken 
lassen. Er ging seines Wegs dismal unbeachtet fort der Stadt zu. 
Nun hätte er nicht gefehlt, sondern getroffen und zwar das Bild, auf 
dem Kreuzstock gemalt, in den rechten Arm. Daraus floß unmittelbar 
das helle Blut. Die Bauersleute, so Morgends zur Kirche giengen, sahen 
das mit Entsetzen, denn ein Knollen von gestocktem wundersamem 
Schweiß, ob der Kälte, am Boden lag und das Bild noch stätigs 
tropfte. Die Frage nach dem Täter gieng bald um und ward des 
Predikanten Sohn des bezüchtigt. Als dessen Vater das hörte, gieng 
er hin zum Tatorte, nahm das Blut weg und begrub es; schnitt als- 
bald ein Zwecklein (Hölzlein) und stieß es in die Öffnung, woraus das 
Blut floß» um es ze stillen. Das Blut schwitzte noch mdirere Stunden 
heraus bis das Geschrei auch in die Stadt kam. Einer — es kamen 
viele Leute heraus — schrieb das mit Copie des Kreuzbildes nach 
Speier. Man nahm nachher das Zeichen weg und versetzte es in eine 
auswärtige Kirche. Die Strafe für die unheilvolle Tat sei mit Krieg 
Hunger und Pestilenz geschehen. 

12 A. 1626 Auch hat ein Dänemarker Soldat bei Hildesheim auf 
einer Höhe aus einem Kirchlein ein Marienbild genommen, es zuvor 
gestümblet und zerhauen. Als ihm in der Stadt ein Weibsbild begegnet, 
sprach der verruchte Mensch schmählich: Geht Frau, nembt dififiörle 
tragts zu dem Balbierer und laßts verbinden. Einige Tage auf dem 
Tatort von Tyllischen Reitern betroffen, bekam er den tötliohen Streich 
in Hals und Kopf 

18 Ein Fuhrmann in Amberg anno 1624 bezeugt, er habe vor 
mehreren Jahren als Knecht gedient und sei auf ein Zeit nach Prag 
gekommen, allda in einer Predig heftig Kreuz und Bilder schmähen 
gehört. Er fuhr weg und vor der Stadt für einen Kreuzstock, mit 
Zorn hab er nach demselben geschlagen. Alsbald Schmerz im Arm, 
fürchtet zu versinken. Beten linderte, viel Jahre weh, endlich katho- 
lisch das half. Fortaegung folgt, 

ABIRLINGER 



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LEMANNIA 



Zeitschrift 



IST 






Sprache, Litteratur und Volkskunde 



des 



£lsa8ze8, Oberrheins und Schwabens 



heraasgegeben 



TOtt 



Dr. Anton Birlinger 

ProfMaor an d«r Unlvvnltlt In Boon 



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XIII Jargang 3 Heft 



Kr. 



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Bonn 

bei Adolph Marcus 



1886 



3 Hefte bilden einen Band 



lubalt 



Seite 

Yolkstueniliches yon der sehwsBbischen Alb von Diac. 

Laiideuberger 193—215 

Die Endung -er, -ern, (-erren) in oberdeutschen Ortsnamen 

von MRBuck 215—224 

Der elssßszische Ortsname Gemar von PGeyei- 224 — 226 

Wimphelingiana von GK n od 22*7—237 

Ein Brief von M. Ringmann an TVimpheling von WC r e c e 1 i u s 237—238 
Weistnm des Kelnhofes Obergailiugeii XIII Jarhundert 

von LBaumann 239 — 240 

Die Figur der Hochieeit zu Kaiia in den Luzerner Oster- 

spilen von Rßrandstetter 241—262 

Schlaftrunk in französischen (Quellen des X?I Jarhunderts 

von Th.Süpfle 263 

Sittenbild aus- einem Schwarzwalddorfe von EDoU 264—278 

Hebelstudien von ABi rlinger 278—282 

Altschwsßbische Sprach proben von ABirlinger 282-288 



VOLKSTUEMLICHES 
VON DEE SCHWAEBISCHEN ALB 



SITTEN UND GEBRÄUCHE, ANSCHAUUNGEN UND 
REDENSARTEN DER SCHWAEBISCHEN, INSBESONDERE DER 

URACHER ALB 

Die achwäbiscbe Alb, vom Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen 
beginnend und biß zum statlichen Ipf bei Bopfingen in nordöst- 
licher Richtnng sich erstreckend, ein yilfach zerklüftetes, meist 
vaßerarmes and erst in lezter Zeit durch die großartige Albwaßer- 
yersorgnng mit Dmckwerken versehenes Gebirge erscheint dem 
von Süden her Nahenden meist als breite, waldige Hochebene, all- 
mählich aufsteigend. Dagegen bietet sie sich dem Anblick des 
von Norden, von Mittelschwaben her kommenden Wanderers als 
j&h abfallender, großartiger Gebirgswall dar, mit herrlichen Buchen- 
wäldern bedeckt, mit stattlichen Felsen, Schlößern und Burgruinen 
geziert, die durch Geschichte und Sage, wie durch die Schönheit 
irer Lage in deutschen Landen berümt geworden sind. Vom Drei- 
fürstenstein, eine Stunde von HohenzoUem, beginnt die im engern 
Sinn sogenannte „schwäbische Alb^, reich an Yorsprüngen und 
isolierten Bergkegeln, die wie die Achalm, der Hohe Stauffen und 
die Teck järlich Tausende von Wanderern an sich ziehen. Der 
vulcanische, mächtig gestreckte, einen prachtvollen Blick in die 
Ferne biß zum Schwarzwald und Odenwald darbietende Jusiberg 
und im gegenüber die Gebirgskette mit dem grünen Felsen, Olga- 
felsen und Sonnenfelsen bilden das Portal zu dem lieblichen Erms- 
tal, das uns an den stolzen Ruinen Hohen Urachs bergaufwärts 
aus der Albvorebene nach Urach und von hier die malerischen 
steil aufsteigenden Höhen hinan auf die Uracher Alb fürt. Durch 
landschaftliche Schönheiten, seine Menge von prächtigen Wäldern 
und Burgruinen, Waßerfallen und Holen gehört das Oberarat Urach 
jedenfalls zu den schönsten Teilen der schwäbischen Alb, wenn 
man im nicht die Krone von allen zuerkennen will. Das reizende, 
von hohen Bergen eingeschloßene Städtchen Urach, die ehemalige 

BirllDger, Alenuumi» XTTT 8 13 



194 

Residenz der wirtembergischeu Grafen im XV Jarhnndert, die 
fruchtbare, durch Ackerbau, Wein- und Hopfen-, vor allem auch 
Obstbau gesegnete Ebene des Ermstals, die geverbreiche Stadt 
Mezingen bilden den bevölkertsten Teil des Oberamts. Das 
weiche Klima der Hochfläche der Alb läßt vorhersehend noch 
Ackerbau, nur teilweise noch Obstbau zu. Doch Ufern die 
schönen, meist aus Laubholz bestenden Waldungen ser gutes 
Holz, das vilfach in die Residenz des Landes, nach Stuttgart, ge- 
furt und dort mit Vorliebe gebraucht wird. Das Glima des Be- 
zirks ist wegen des bedeutenden Höhenunterschides ser verschi« 
den. Der in der Albvorebene gelegene Teil hat ein ziemlich mil- 
des Clima, die Hochfläche der Alb dagegen ist rauh mit langen, 
schneereichen Wintern und häufigen Frühjars- und Herbst frosten. 
Das Oberamt ist beinahe 40 km lang und 7 — 15 km breit. Sein 
Flächeninhalt beträgt 5,2 Quadratmeilen. Es hat nahezu 30,000 
Einwoner, darunter 400 Katholiken, die andern lauter Protestanten. 
Die Grundzüge des schwäbischen Volkskaracters , wie diselbe 
Kanzler v. Rümelin in der Beschreibung des Königreichs Würtem- 
berg so meisterhaft gezeichnet hat, treflen auch bei disem Teil 
der Bevölkerung der schwäbischen Alb und der Vorebene zu. Alle 
Hände haben vollauf zu tun, um den Narungsstand zu sichern 
und der Notdurft des Lebens zu genießen. Fleiß, Sparsamkeit, 
Genügsamkeit sind bei weitaus den meisten Bewonern entschiden 
vorhanden, dabei ein stiller, reflectierender Ernst, eine bald nüch- 
terne, bald träumerisch in sich gekerte Lebensrichtung, eine ge- 
wiße Schwerfälligkeit, Schweigsamkeit und Unbeholfenheit, aber 
ein reeller, dabei kirchlicher, auch dem Gemeinschafts wesen des 
Hetismus vilfach zugeneigter Sinn findet sich vor allem auf der 
Alb selbst vor. Gonservativ in politischer Hinsicht sind sie es 
noch mer in religiöser, jeder Neuerung abhold, mit einem gewißen 
Hang zum Mysticismus gerade bei den edleren, tiefergegründeten 
Naturen; in Privatgottesdiensten suchen vile noch neben den kirch- 
lichen Versammlungen, denen sie beiwonen, ire Erbauung. Das 
Wirtshaus spilt zwar ebenfalls in manchen Orten eine bedeutende 
Rolle, dagegen gibt es auch manche Albbewoner, die wochenlang 
dasselbe nie besuchen und sich zu Hause mit irem Apfelmost be- 
gnügen. Die Weinbau treibende Bevölkerung des Ermstales schafft 
sich iren eigenen Haustrunk an Wein, die Lebensweise ist fast 
überall, wie wir später noch sehen werden, eine ser einfache. Im 
Schweiße seines Angesichts ißt der Landbewoner sein Brot, Ver- 
schwender und Schwindler sind selten ; erst in neuerer Zeit hat 
die Fabriktätigkeit auch hier in bedeutender Weise überhand 
genommen und beschäftigt Tansende der Bewoner. Die Mundart 
ist das ausgesprochen schwäbische Idiom, reich an Diphthongen, 
wobei aber ö und ü durch ee und ie ersezt werden und äu und 
eu ganz feien. Dafür entfaltet das schwäbische Vocalsystem be- 
kanntlich einen großen Reichtum, ja eine Ueberfülle von Erschei- 



195 

nnngen darch den Nasalismiu, der sich an kurze und lange Vo- 
cale, an einfache und Doppellaute anlegt und dem Dialect eine 
gewiße weiche Yerschwommenheit verleiht. Doch gibt es aach 
hier besondere Goseze. In der Wortbildung zeigen sich manche 
altertQmliche Formen, im Wortvorat manche alte, dem Hochdeut- 
schen verlorene Wörter. Dagegen ist die Syntax oft ser einfach, 
one die Kunst des feinen, hochdeutschen Sazbaus. Der Albbauer 
spricht dises schwäbische Idiom noch in seiner vollen, genuinen und 
knorrigen Kraft, der nidere Handwerker und Städter bereits etwas 
modificiert, die gebildeten Kreise mit mer oder weniger glücklichem 
Anschluß an den hochdeutschen Dialect. Der altheidnische Aber- 
glaube ist, wie wir diß des öftern noch sehen werden, beson- 
ders in den Geister- und Gespenstersagen, in den Hexensagen und 
der Angst vor dem Mutesfaeer (Wuotansheer), auch in der Sage 
von Zwergen, Erdmännlein und verborgenen Schäzen, und manig- 
fachen, aus dem alten Heidentum noch stammenden Gebräuchen 
vorhanden. Die Tracht ist mer und mer städtisch geworden, 
die scheinbare Wolfeilheit der modernen Stoffe und der Zeitgeist 
haben die originelle und haltbare Tracht zum grösten Teile ver- 
drängt. Nur noch in einzelnen Alborten wird allgemein an der 
alten Sitte festgehalten. Da tragen die Männer an den Werk- 
tagen Hosen von grobem Tuch, eine rote Weste, darüber ein 
blaues Hemd oder ein kurzes, grobes Wams. An den Sonntagen 
tragen sie einen langen Bock von schwarzem oder blauem Tuch, 
nach der Nachmittagskirche wird der Rock mit einem Wams oder 
mit dem blauen Hemd vertauscht. Auf dem Kopfe tragen die 
Männer eine schwarze Müze oder einen schwarzen Filzhut. Auch 
das weibliche Geschlecht ist ser einfach gekleidet. Die Weiber 
tragen gewdnlich einen kurzen Rock und Kittel, die Mädchen stat 
des Kittels meist eine kurze dunkle Jacke. Auf dem Kopfe tragen 
Weiber und Mädchen werktags ein rotes, sonntags dagegen meist 
ein weißes Tücblein. Im Winter tragen sie stat des Tücbleins 
öfters ein wollenes Schälchen. Die Lederhosen, weiße Strümpfe 
und Dreispize, die früher der Bauer trug, verschwinden immer 
mer, ebenso das Sammtbrusttuch mit Silberknopfriemen bei den 
Männern und das große, mit schönen Blumen geschmückte Halstuch 
bei den Frauen. 

Faßen wir nun zunächst die Sitten und Gebräuche ins 
Auge, die mit dem kirchlich-religiösen Leben in inniger Verbin- 
dung sten, so sind es vor allem die großen Festtage des Jares 
vom Weihnachtskreis an, die hier in Betracht kommen. Zuerst 
das Weihnachtsfest selbst. Am Tage vor dem heiligen Kristfest, 
am heiligen Abend, get auf der der Erms links ligenden Seite 
der Alb der Pelzhansel oder Pelzmärte, sobald es dunkel ist, durch 
den Ort, um die unartigen Kinder zu ängsten oder zu züchtigen 
und sie auf die Weise für die Gaben wirdig zu machen, die sie 
am Kristtag erhalten sollen. Daan reicht er inen Aepfel und 



196 

Nttße dar. Sind die Kinder an disem Abende etwas früher als 
sonst in irem Bette aufgehoben worden und eingescblafen, so wird 
der Weihnachtsbaum geschmückt und die Eristtagabescherung 
für die Kinder zurecht gelegt. Am Weihnachtsmorgen, da die 
Kinder vor freudiger Erregung etwas früher aufwachen, werden 
einem jeden seine Gaben, die das Kristkindlein gebracht hat, an- 
gewisen, und bald laufen auch die Geschenke von dem Döte und 
der Dote (den Taufpaten) ein. Abends wird der Weihnachtsbaum 
angezündet und unter dem Scheine der Liechter ertönen da und dort 
in den Häusern Weihnachtslieder zur £re Gottes. Aenlich ist 
es auf der rechten Seite des £rmstals, wo der Pelzm&rte mit ru- 
sigem Gesicht, einem Stock und einer Schelfe einherget und die 
Nachtwächter Nachts 12 Ur schöne Weihnachtslieder singen. Am 
Kristfest bekommt selbst das Vih in manchen Häusern eine 
beßere Fütterung, Brot oder Hafer, damit auch dises sich freue. 
Noch ist die Kristfreude in den Herzen der Kinder nicht ganz 
verklungen, so folgt der Pfeffertag, wie man den ersten Werktag 
nach den Kristf eiertagen zu nennen pflegt. Es ist Sitte, daß die 
Kinder an disem Tage durchs Dorf wandern, um in jedem beßem 
Hause, oft auch nur bei iren nächsten Verwandten, eine kleine 
Gabe zu empfangen. Manche wandern vom Dorf in die be- 
nachbarte Stadt, Überal kleine Gaben, Aepfel, Nüße, Pfennige 
heischend. Hier und da werden auch Laibchen von Seiten der 
Stiftung an die Kinderwelt ausgeteilt, die großen Jubel hervor- 
rufen. 

Das Neujarsfest bringt manigfache Bräuche mit sieh : das 
Neujaransingen, Anschießen und Anwünschen. In manchen Orten 
wird das Neujarsingen von dem Nachtwächter und etwa sechs an- 
dern guten Sängern besorgt. Dise gen in der Neujarsnacht von 
Hause zu Hause und singen passende Lieder, wofür sie von den 
betreffenden Leuten Brot, Mel, Schmalz usw. erhalten. Ist eine 
Person krank in einem Hause, so wird auch ein geeignetes Lied 
darnach gewält. Häufig mischen sich auch die Neujarsanschießer 
mit irem Unfug des Knallens unter die Sänger, und wo die 
Polizei lax ist, hört man oft die ganze Nacht hindurch das Knallen 
alter, verrosteter Pistolen, wobei sich auch mancher mitunter den 
Finger oder die Hand abschießt, wenn die Pistole zerspringt. Am 
Neujarsmorgen gen die Kinder, namentlich ärmere, von Hause 
zu Hause, um den Leuten, oder wenigstens iren Bekannten und 
Verwandten, ein neues Jar zu wünschen. Der Spruch lautet ge- 
wönlioh: „gotta morga! i waisch ech au a guats nuis joar, da 
gsonda leib, da frieda, da sega und da hoiliga goisoht.' (guten 
Morgen I Ich wüusche Euch ein gutes, neues Jar, den gesunden 
Leib, den Friden, den Segen und den heiligen Geist.) Dafür er- 
halten dann die Kinder ein kleines Geldgeschenk. In vilen 
Häusern schneidet man in der Sylvestemacht eine Zwibel mitten 
durch, nimmt sie auseinander und stellt zwelf ans der Zwibel 



197 

gebildete Schüßelchen in eine Reihe hin. Wie das neue Jar be- 
ginnt, mit dem Glockenschlag zwelf, wird in jedes Scbüßelchen 
etwas Salz getan. Daraus kann man nun schließen, wie das 
Wetter im ganzen Jar wird, trocken oder naß. Schmilzt das Salz 
im ersten Schaßelchen, so wird der Januar naß, schmilzt es nicht, 
dann bleibt er trocken. Um nun auch noch zu erfaren, ob im 
einzelnen Monat Sonnenschein oder Wind vorhersehen wird, achtet 
man genau auf die zwelf Tage zwischen Weihnachten und dem 
Erscheinnngsfest. Weihnachten gilt dabei als erster Tag, der den 
Monat Januar vorstellt. Wie sich die Witterung an disen zwelf 
Tagen gestaltet, so schließt der Bauer, wird sie auch in den ein- 
zelnen Monaten sein. 

Am Erscheinungsfest werden Sterne von den Bftckern ge- 
backen, kleinere und größere, zu 3, 5 biß zu 20 und 25 Pf., die 
morgens in den Häusern herumgetragen werden; an einzelnen 
Orten ziehen 3 weißgekleidete Knaben mit dem Stern umher und 
singen : 

»Wir kommen daher in aller Gefar» 

Ü wfinsche Eich Allen ein neues gesund's Jar, 

Ein neues gesund's Jar, eine fröhliche Zeit, 

Wie^s Gott Vater vom Himmel ra geit. 

Die heiligen 3 Könige aus Moraland, 

Die kommen an *s Herodes sein Haus, 

Herodes, der schaut zum Fenster heraus, 

Herodes spricht bei Tag oder bei Nacht: 

,Ei, warum ist denn der König so schwarz ?** 

Ist gar nicht schwarz, ist wolbekannt, 

Ist Kasperles König aus Morgenland. ** 

Oefters tragen diso 3 Weisen aus dem Morgenlande ein 
langes weißes Ueberhemd mit einem ledernen Gürtel und eine aus- 
geschnizte Krone von farbigem Papier. Der Erscheiuungstag 
wird deshalb auch „Sternlestag** genannt. 

Wir gen weiter. Am Lichtmessfeiertage sagt man allge- 
mein: „Liechtmess Sonnenschein bringt noch vil Schnee herein.** 
Diser Tag ist, wie Georgii, Johanni, Jacobi und Martini der Tag 
der Knechte- und Mfigdewanderung. „Liechtmess — Dunkel ver- 
geß, bei Tag eßl**, so beißt es an disem Tage und 

„Heut ist mei Büntelestag 
Moarge mei^Zil, 
Wann i marschiere m&ß 
Hau i net vil.** 
Also singen die wandernden] Dienstmägde. 

An der Fasnacht neckt sich alt und jung und schickt ein- 
ander in die „fasnet**. Zugleich aber werden an disem Tage in 
allen ^Häusern, auch den ärmsten, „Fasnetküchla** gebacken und 
gegeßen. In der Fasnacht ziehen sogenannte „Fasnetnarra** herum 



198 

mit abenteuerlichen Masken, auch „AffagBichter" genannt. Die 
ledigen Bursche versammeln sich in den Liechtstuben, die Mäd- 
chen backen sich Küchle, kochen Kaffee, wärend die Bursche sich 
Bier und Wurst schmecken laßen. Eine jede „Kameradschaft^^ 
holt sich da ein oder zwei Fäßchen Bier, die dann gemeinschaft- 
lich bezalt werden. Bald nach der Fasnacht, wenn die Feld- 
geschäfte wider beginnen, die Tage länger und die Nächte kürzer 
werden, auch das Spinnen aufhört, wird in den Liechtstuben der 
sogenannte ,,Aasstand'' gehalten. An den langen Winterabenden 
versammelt sich nämlich jung und alt in irgend einem Hause, 
„Ebethinhaus" zur gemeinschaftlichen Unterhaltung. Die Frauen 
sizen auf den Bänken herum, spinnen, zwirnen, haspeln oder 
nähen ; die Männer sezen sich um den Tisch herum, manche in 
der Nähe des Ofens. Alle haben Iren „Kloben^^ d. h. ire Pfeife 
im Munde und rauchen. Da gibts nun vil zu reden vom Vih- 
stand, von der Frucht, von einem Unglücksfal, der sich zuge- 
tragen, man redet von „Russa und Franzose* ; erscheint ein Ko- 
met, so ist^s am besten, man fragt den „alta Botta* (Boten) der 
verstoaht ebbes (verstet etwas) vo de stearn, hat er ja doch a 
stearnkart zeichnet (eine Sternkarte gezeichnet). Die Frauen hören 
mit offenem Mund und Augen aufmerksam zu, vergeßen darüber 
wol auch ir Geschäft und schlummern am Ende ein. Nicht so 
die Jungen. Wo die sich versammeln, da gibt es keinen Schlaf, 
sondern da ist es lustig, da wird gesungen, gelacht und gekichert. 
Die Mädchen spinnen und haspeln, die Buben kartein und rau- 
chen, tragen neue Lieder vor, spazieren auch mitunter im Dorfe 
herum, vespern dazu Schlehen, Hagebutten usw. und erst,- wenn 
der Wächter die elfte Stunde ruft, get man allmälig zur Ruhe. 
Bei dem „Ausstand^ tragen nun die Mädchen Abends Weißbrot, 
Zucker und Kaffeebonen herbei, die ledigen Söne dagegen brin- 
gen Wein. Es wird Kaffee bereitet, gegeßen und getrunken. 
Alles ist fröhlich beieinander, ist man doch das lezte Mal bei- 
sammen. Die Kosten für das Oel, das den Winter über in der 
Liechtstube verbraucht wird, haben die Mädchen selbst zu bestrei- 
ten oder abwechslungsweise mitzubringen. Nach etlichen Wochen 
kommt die große Woche oder Karwoche. 

Alles ist still, denn man feiert das Leiden und Sterben Jesu, 
die Wirtshäuser bleiben fast die ganze Woche leer und man hört 
wenig Geschrei auf der Gasse. An manchen Orten wird derjenige 
yPalmesel^ genannt, der am Sonntag des Palmfestes das Bett zu- 
lezt verläßt. Blühende Salweiden, sogenannte ^Palmkäzchen' wer- 
den von den Kindern gerne im Wald und an den Bergabhängen 
geholt, nach Hause getragen und dort ins Waßer gestellt. Am 
Palmsonntage erhalten die meisten Kinder von iren Eltern eine 
Brezel. Von den ledigen Burschen werden in disen Tagen farbige 
Brezeln an die Schennentore gemalt, besonders wo sich ledige 
Mädchen vorfinden. Zum Spotte flechten sie auch Brezeln aus 



199 

Stroh und h&ogen diaelben an den HäuBem auf, dazu schreiben 
sie die Inschrift: 

„Schau, M&dle, schau, 

Die Brezget ist von Straub, 

Aber laß dia'a et yerdrießa, 

Daß du kanst die Bretzg et gnießa! 

Schaa, M&dle, schau, 

Die Brezget ist yon Strauh." 
Der Karfreitag ist zwar der besuchteste Kirchentag (Kar- 
freitagskristen nennt man diejenigen, die gewönlich nur an disem 
hohen Festtage die Kirche besuchen), daneben aber ist er der Haupt- 
tag des Aberglaubens ; in allen möglichen Formen begibt man sich 
in der Frühe dises Tages j^unbräffelt', d. h. unangeredet an ein 
fließendes Waßer, schepft von disem stromabw&rts und wascht 
sich damit, so ist diß ftlr alle Krankheiten gut. Füttert man an 
disem heiligen Tage vor Sonnenaufgang dem Vih einen Bund Heu, 
der die Nacht über unter dem Dachtrauf lag, so überfüttert sich 
<la8 Vih das ganze Jar nicht. Will jemand eine im lästig werdende 
Hexe entlarven, so muß er in der Nacht vom Gründonnerstag auf 
den Karfreitag mit dem Schlag 12 Ur auf dem Kirchhofe einen 
Hollunderzweig abschneiden und ausholen. Damit hat er sich 
einen Operngucker ver8cha£Ft, mittelst des er im Vormittagsgottes- 
dienst am Karfreitage die Hexe ausfindig machen kann, die dann 
verkert dasizt, irem Beobachter aber den Kragen umdreht, wenn 
er sich nicht vor dem Läuten aus der Kirche entfernt. Hat einer 
eioen schlechten Harboden, so darf er nur mit dem Schlage zwelf 
in diser Nacht die Hare stuzen und erlangt dadurch üppigen 
Harwuchs. Das Betreten von Kreuzwegen und das Niderlegen von 
Krankheitszeichen auf denselben, um Heilung zu erlangen, ist fast 
überal. Manche Pferdebesizer gen morgens auf die Büne, nemen 
von jeder vorhandenen Fruchtsorte ein kleines Quantum in ein 
GefUß, rüren die Früchte durcheinander und geben das Ganze iren 
Pferden zu freßen, damit sie keine Gelbsucht bekommen sollen. 
Den ganzen Tag aber wird kein Fleisch gegeßen, dafür Stockfisch, 
Zwetschgen usw., auch aus den Ställen kein Dung befördert. 
Manche Weiber briogen morgens iren Männern ein gesottenes 
Gänseei an das Bett. Laugenbrezeln werden in Masse gebacken 
und von Jung und Alt verzert. Die Kinder holen dieselbe bei den 
Bäckern, reihen sie an Schnüren auf, hängen sie um den Hals 
und bringen sie iren Eltern. Die Erwachsenen gen an disem 
Tage fast alle zum heiligen Abendmal. 

Das Osterfest, auch Hasentag genannt, ist ein großes Freu- 
denfest. Da legt „der Hase** den Kindern die Eier ins Nest, in 
den Garten, und die Kinder gen Nachmittags auf die Wisen, um 
mit iren Eiern zu werfen. Die buntgefärbten, gekochten, auch 
zuckerigen Eier, Znckerhäslein, Brezeln usw. machen überal große 
Freude. Morgens 6 ür auf den Gottesacker zu gen und Auf- 



200 

erstehungslieder zu singen, ist noch in einzelnen Orten Sitte. Dabei 
werden die Gräber und Kreuze mit Blumen und Kränzen gescbmfickt, 
die lange Zeit hängen gelaßen werden. Das Eierlesen findet eben- 
falls noch an einzelnen Orten stat. Wärend eine Partie Eier za- 
sammenlist, eilt die andere in ein benachbartes Ort; wer zuerst 
fertig ist, dessen Partie hat gewonnen, und die verlierende hat 
die Eier, die nun gemeinsam verspeist werden, zu bezalen. Mittags 
gen die Kinder auf die Wise, spilen und werfen dort mit iren 
Haseneiem. Die B Ölungen, welche sich am Ende der geöffneten 
Eier finden, rüren von dem lieben Beiland her, derselbe habe da» 
von heruntergebißen. Sind die Uölungen groß, hat also der lie^ 
Beiland vil vom Ei gebißen, so haben die Kinder eine besondere 
Freude. Wenige Wochen nach Ostern findet alljärlich die Gonfir* 
mation und im Zusammenhang damit der Schulaustrit und Schul- 
eintrit stat. Auf die Confirmation wird die Kirche von den Coa- 
firroanden mit Kränzen und Guirlanden geschmückt. Döte und 
Dote werden zur Confirmation meist schriftlich und mündlich ein- 
geladen. Sie erhalten von dem Patenkind den Gonfirmationsbrief, 
worin man inen für alle Freundlichkeit und für alle Liebe und 
Güte, die sie einem seit der Taufe biß auf disen Tag erwisen 
haben, herzlich dankt, sie einladet zur Teilname an der Conflr- 
mationsfeier und sie auffordert, an disem Tage herzliche Fürbitte 
für ir Patenkind einzulegen. Am Morgen des Confirmationstagi 
erscheinen die Kinder schwarz gekleidet und mit einem Sträußchen 
geschmückt in der Schule, von wo sie von dem Geistlichen und 
Lerer zur Kirche begleitet werden. Nach der flandlnng ver- 
sammeln sich die geladenen Gäste im Gonfirmandenhans zur Fest- 
malzeit. Kaum ist die Malzeit vorüber, so siht man Kinder des 
Dorfes in die Confirmandenhänser laufen, welche ein kleines Gon- 
firmationsgeschenk von 20 Ff. biß zu 1 Mark bringen. Von irem 
Paten oder der Dote bekommen sie entweder ein Gesangbuch oder 
ein größeres Geldgeschenk. Nach der Nachmittagskirche werden 
die Geistlichen und Lerer von den Gonfirmanden in Gemeinschaft 
mit iren Müttern besucht, um inen den Dank für ire Mühe aus- 
zusprechen und sie mit einem Geschenk zu bedenken. Ire Gon* 
firmationsdenksprüche laßen sie häufig einramen und hängen sie 
in der Stube auf. In einzelnen Dörfern findet man auch im 
Ramen eingefaßt den sogenannten „Himmelsbrief^, ein Brief, „so 
von Gott selbst geschriben und zu Magdeburg nidergelaßen wor- 
den ist.** Er war mit goldenen BuchstAben geschriben und von 
Gott durch einen Engel gesandt worden, wer in abschreiben will, 
dem soll man in geben, wer in verachtet, von dem weicht der 
Herr. Der Brief enthält verschidene Ermanungen zur gottseligen 
Gesinnung und heißt am Schluße: „wer den Brief hat und in 
nicht offenbart, der ist verflucht von der christlichen Kirche. Wer 
in bei sich trägt oder in seinem Hause hat, dem wird kein Donner- 
wetter Schaden zufügen, er wird vor Feuer und Waßer sicher sein. 



201 

Damm haltet meinen Befel, den ich Each durch meinen Engel 
gesandt habe. Ich warer Gott vom Himmelsthron, Gottes und 
Maria Son. Amen. Dia ist geschehen zu Magdeburg im Jar 
1783,** 

Am Maitag ist es Sitte, gewißen Personen, die man lieb hat, 
einen grfinen Maien zu stecken. Mitunter erhält auch der Geiste 
liehe und Lerer einen solchen. 

Am Himmelfartsmorgen vor Sonnenaufgang gen vile Leute 
in den Wald und suchen Maienglöckchen. Dann begeben sie sich 
auf Anhöhen, um das Schauspiel der aufgenden Sonne, welche 
an disem Tage 3 Freudensprünge machen soll, anzusehen. Den 
Tag Ober macht man Ausflöge. Die Kränze, aus den Himmelfarta- 
blümchen, auch Mausdrehen genannt, sollen vor Einschlagen des 
Blizes sichern. Früher war auch das „Maientragen** um diso Zeit 
im Brauch. Merere Tage zuvor versammeln sich die 11- biß 12- 
järigen Schüler, um zu bestimmen, wer den Maien tragen dürfe. 
Dabei wurde um die Wette geritten und gesprungen. Wer vorne 
hinkam, durfte den Maien tragen, an dem allerlei Tüchlein be- 
festigt waren. Der zweite erhielt einen Schmalzbafen, der dritte 
einen Eierhafen, der vierte eine Fane, woran ein Geldbeutel be- 
festigt war. Die andern hatten sogenannte Maienstecken, an denen 
oben schöne Bänder flatterten. Der lezte muste ein Dornbüschel 
an einem Stecken tragen. So zogen sie durch 's Dorf. Vor jedem 
Hause wurde Halt gemacht, dann muste der erste folgenden Spruch 
sagen: 

„Wir treten herzu und also fest 

Grüßen wir den Hausvater und seine Gast', 

Grüßen wir den ersten und andere nicht, 

Sind wir auch keine rechten Rossbuben nicht. 

Als Rossbuben sind wir gebor'n, 

Auf unsem Aeckem wächst Wein und Korn, 

Wein und Korn wie rotes Gold, 

Das dem Hansvater und der Hausmutter ins Herz nd rollt. 

Hailoh I Kaz springt Stieg na! 

Kaufet au mei'm Vetter dahinter s' Reisbüschele al' 

Dafür erhielten sie Eier, Schmalz, Geld usw. Aus den Eiern 
wurde dann ein ordentlicher Eierkuchen gemacht und dazu be- 
kamen sie noch Getränke. 

Am Pfingstfestmorgen heißen die Kinder den, der zulezt aus 
dem Bette kommt, den , Pfingstlümroel' oder yPfingstbuz**, nach 
dem Reimlein: 

yPfingstbutz bin ich genannt, 
Eier und Schmalz ist mir wolbekannt, 
Weißmel schlag' ich auch nicht aus, 
Ich und meine Kameraden backen Dötsohe (Eierkuchen) 

draus.** 



202 

Ein junger Bursche wird im nahen Walde mit Blumen und 
Zweigen nmhüllt, aaf ein Pferd gesezt und in Begleitung seiner 
Kameraden im Orte herumgefürt. Die Barschen erhalten von den 
Weihern Eier und Schmalz, die dann gemeinsam verzert werden. 

Am Trinitatisfest beginnt in den meisten Orten die Sitte des 
Eatechismussprechens in der Kirche von 10- biß 14järigen Kindern, 
das „Büchle beta"; sie erhalten dalQr ein kleines Geschenk ans 
der Stiftung und noch weitere, oft größere Gaben von iren Paten 
und Anverwandten. 

Ist die Heuernte vorüber, so wird die ,,Heukaz^, nach be- 
endigter Ernte die „Sichelhenke'' und nach beendigtem Dreschen 
die „Flegelhenke' gehalten. Bei den zwei ersteren wird haupt- 
sächlich getrunken, da sie in die heiße Jareszeit fallen, bei der 
lezteren werden wider „Küchla" in Schmalz gebacken und ver^ 
zert. Nun beginnt das Brechen des Hanfes und Flachses, was 
wider zu manchem Verslein aus Weiber Munde Veranlaßung gibt: 
„I schüttel dem Herrn d'Angla, 
An a paar Kreuzer werd im*8 au net mangla, 
Gibt er mer aber mer, 
No isch dem Herrn a gräißere Ehr.* 

Für das Hersagen des sinnreichen Sprüchleins erhalten sie 
dann, wenn der Herr nicht geizig ist und nicht durchget, ein 
kleines Geldgeschenk. 

Der Monat October bringt die beliebte Kirchweih, die, wenn 
auch an manchen Orten fast verschwunden, an anderen mit den 
lärmendsten Lustbarkeiten, oft unmäßigem Eßen und Trinken ver- 
bunden ist. Die ganze Woche hindurch biß in Sonntag Morgen 
hinein wird eine große Masse Kuchen gebacken. Die Weiber 
wißen von nichts mer als von Kuchen und „Kirbegäst* zu reden. 
Oft wird auch noch ein „Kirbetanz** am Kirch weihmontag ge- 
halten, wobei mancher grobe Unfug nicht ausgeschloßen ist. 

Auf den ersten Advent holt man kleine Kirschenbäume und 
stellt sie in heißen Sand. Durch die Wärme werden sie so weit 
gebracht, daß sie biß zum Weihnachtsfeste in Blüte sten. 

So heften sich die verschidenartigsten Sitten und Gebräuehe 
an die kirchlichen Tage des Jares und solche Kalendertage, die 
im Kreislaufe des menschlichen Lebens dem schwäbischen Volke be- 
deutsam erscheinen. Daran sollen sich nun diejenigen Sitten und 
Gebräuche reihen, die sich besonders um die wichtigsten Lebens- 
ereignisse, Taufe, Hochzeit, Beerdigung usw. reihen und die in 
mannigfachen Formen doch im ganzen einen gemeinsamen Typus 
auf disem Teile unserer schwäbischen Alb tragen. 

Unter den Sitten und Gebräuchen, die auf dem Grunde des 
religiösen Lebens an die wichtigsten menschlichen Ereignisse sich 
anschließen und in denen sich der genius loci offenbart, nennen 
wir vor allem Taufe^ Hochzeit und Tod. Bei den Taufen herseht 



203 

auf der Alb die achöDe Sitte, die Kinder in der Kirche vor ver- 
sammelter Gemeinde taufen zn laßen. Die Kinder erhalten den 
Namen meist nach dem Vater oder der Matter, nach dem Paten 
oder der Patin, oder nach einem nahen Verwandten des Hanaes. 
Bei dem Verlaßen der Kirche, nach beendigter Taufe, ist in der 
Gemeinde das Schießen noch häufig üblich, von Freunden oder 
früheren Kameraden ausgefürt. Dafür erhalten sie, der Sitte ge* 
maß, einige Glas Bier. Biß zur Taufe wird in jedem Hanse nachts 
ein Liecht gebrannt, weil sonst, wie man glaubt, das getaufte Kind 
verhext werden könnte. Die Patenstelle übernemen stets die nächsten 
Angehörigen oder Verwandte des Hauses. Vor der Taufe erhält 
die Kindbetterin gewönlich keinen Besuch , aber nach derselben 
kommen die weiblichen Verwandten und Bekannten, um der Wöch- 
nerin in die „Kindbett*' zu schenken, oder, wie man sagt, zu 
„w eisen''. Besonders reichlich fällt das Geschenk von den Tauf- 
paten aus. Meist erfolgt die Taufe an dem auf den Tag der Ge- 
bort folgenden Sonntag. Vater und Pate gen in festlicher 
Kleidung und Stimmung an dem betreffenden Sonntage in den Nach- 
mittagsgottesdienst und suchen sich iren Erenplaz im Chor der Slirche. 
Wärend die Gemeinde den Schluß vers singt, zieht die Hebamme mit 
dem Täufling und der Patin in die Kirche. Ist man nach der 
kirchlichen Handlung wider zu Hause angelangt, so erfolgt der 
Taufschmaus. Kaffee und Bntterkuchen bilden meist die Haupt* 
momente des ersten Actes. Dann erscheint im zweiten Act Butter 
mit Käse, V^urst und Brot. Der Schlußact, der meist merere 
Stunden dauert, versezt die Gäste allmälich in gehobene Fest- 
stimmung. Haustaufen sind selten, der erste Ausgang der Wöch- 
nerin gilt der Kirche. Das Gevattersten gilt als ein Erenamt, 
die Paten „beba 's Eindle na*'. Kommt ein Bauembursche von 
den Soldaten zurück, so will er heiraten. Er hat mit seiner Aus- 
erwälten meistens schon lange ein Verhältnis. Ist sein Mädchen 
von einem andern Ort, als er, so sezt es nicht selten Schläge bei 
im ab, weil die Bursche des Ortes nicht dulden wollen, daß be- 
sonders eine „gute Partie*' von einem Hergelaufenen als fetter 
Bißen weggeschnappt werde. Ist der Heiratscandidat mit seinem 
Mädchen endlich einig, so schickt er einen Freiwerber, einen im 
gut bekannten, älteren, angesehenen Mann zu seinem künftigen 
Schwigervater , um für in um die Tochter anzuhalten. Die 
Werbung kommt natürlich nicht ganz unvorbereitet und unerwartet, 
doch wird dem Kuppler in keinem Fal gleich eine bejahende Ant- 
wort zu teil. Für seine mit Erfolg gekrönten Bemühungen be- 
kommt er dann einen sogenannten „Kuppelpelz", meistens aus einem 
Par Stiefel oder Schuhen bestand. Nun darf sich der Freier 
Abends selber im Hause der Braut einstellen. Anfangs sezt er 
sich ganz schüchtern ins Dunkle in die Nähe der Thüre, nach und 
nach rückt er aber immer näher an den Tisch heran, biß er zu- 
lezt bei seiner Braut anlangt, die meistens an der Aussteuer 



204 

arbeitet. Die Hochzeiten sind häufig am Schlnße des Winters, ehe 
die Feldgeschäfte wider beginnen. Da wird der eigentliche Ver- 
lobungstag, der sogenannte „Brantlanf ^ oder „Hand streich'* fest- 
gesezt. An disem Tage wird bestimmt , was jedes der beiden 
jungen Leute als Heiratsgut mit in die Ehe bringt. Meist ist 
auch der Schultheiß des Orts bei den Verhandlungen anwesend, 
und wird ein Protokoll darüber aufgenommen und der Hochzeits- 
tag festgesezt. Gewönlich ists ein Dienstag oder Donnerstag. Nun 
werden die Gesellen und Gespilinnen ans der Verwandtschaft auf- 
gesucht. Bei vornemen Hochzeiten sind es merere Pare. 10 Tage 
Tor der Hochzeit an einem Sonntage wird die Hochzeit „ange- 
trunken'^ Das Brautpar, die Eltern, Gesellen und Gespilinnen 
gen in das Wirtshaus, in dem die Hochzeit statfindet, zur Abend* 
zeit und bestellen die Hochzeit. 8 Tage vor der Hochzeit wird 
zur Hochzeit geladen, meistens von Braut und G^spil, jedenfalls 
von disen im eigenen Ort, auswärts können auch gute Freunde, 
Bekannte und Verwandte von den Mannsleuten geladen werden. 
Die Hochzeitslader und -Laderinnen sind möglichst gleichartig 
sonntäglich gekleidet und tragen als äußeres Zeichen auch beim 
schönsten blauen Himmel einen Regenschirm. Die immer gleich- 
mäßig lautende Einladung der Gspil oder der Gspilen lautet: y,am 
nächsten Dienstag seid Ir höflich eingeladen zur Hochzeit, vor der 
Kirch* einen Trunk und ein Brot*' (die sogenannte Morgensnppe). 
Die Braut sagt dazu: „jezt dürft Ir es nur nicht vergeßen und 
saget es auch dem und dem'^ (ledigen Angehörigen der Familie). 
Die ebenso stereotype Antwort der eingeladenen Familie auf das 
Wort der Braut lautet: „nein, es ist ja nicht mer so lange'^. 
Kommt die Braut in den Ort des Bräutigams, so holt sie der 
Bräutigam mit 1 oder 2 Bauernwägelein (je nach dem Stand des 
Vermögens) am Tage vor der Hochzeit, kommt der Bräutigam in 
das Dorf der Braut, so holt dise in. Der Furmann, der den 
Hausrat färt, hat ein rotes Tuch auf dem Hut angenät. Ehe sie 
mit einander in den künftigen Wonort abfaren, wird der Hausrat- 
wagen vorausgeschickt, wärend die Brautleute mit näheren Be- 
kannten und Verwandten noch ein par Wirtshäuser besuchen und 
sich verabschiden. Endlich wird in den bekränzten Wägeleio, 
die von bekränzten Pferden gezogen werden, unter großem Volka- 
andrang in der Weise abgefaren, daß das Wägelein, in dem sich 
das Brantpar befindet, das lezte ist. Die Geißeln der Furlente 
sind mit seidenen Bändern geschmückt. Wird eines der Bauern- 
wägelein unterwegs aufgehalten, indem mau den Pferden in die 
Zügel fällt, so muß sich das Brantpar mit einem Trinkgeld lösen. 
Am Tage vor der Hochzeit wird die für das Brantpar bestimmte 
Wonung von inen bezogen. Ein par Tage ^vorher, meistens an 
einem Samstag Abend, hält der Bräutigam seinen Ausstand, d. h. 
er verabschidet sich im Wirtshause von seinen! bißherigen Kamera- 
den, welche er zechfrei hält, indem er von nun an ire Gesell- 



205 

Bchafb nicht mer aufsucht und dem ledigen Stande Yalet sagt. 
Am Sonntage vor der Hochzeit ist im Hause der Braut die soge- 
nannte „Eunkelhänget*^ Da versammeln sich nach dem Abend- 
eßen Freundinnen und Bekannte, auch die ledigen Bursche, be- 
sonders die Schulkameraden der Braut und bringen Geschenke, 
meistens nüzliche Gegenstände für die Haushaltung, Kinderbe- 
kleidungsstücke (Eindieszeug) usw. Leztere werden an die Kunkel 
gehängt, daher hat die Sitte iren Namen. Der Abend wird unter 
Scherz und Gesang fröhlich zugebracht. 

Bricht der Hochzeitmorgen an, so ist die erste Sorge auf 
gutes Wetter gerichtet, damit die Hochzeitsgäste durch Ungunst 
der Witterung nicht am Kommen verhindert sind. Man versammelt 
sich dann im Wirtshause; es feit selten ein Vertreter von jedem 
Hause des Orts. Vor der Stubentüre erhält jede Person ein Brot 
und in der Wirtsstube Bier, 1 oder 2 Schoppen, je nach Bedürfnis, 
unentgeltlich auf. Kosten der Brautleute. Wärend da frdlich fort- 
gezecht wird, begibt sich das Brautpar auf das Standesamt und 
dann in das Pfarrhaus, um Geschenke, Wein, Brot und Fleisch zu 
überbringen, wärend Geselle und Gespilin diß im Lererhause be- 
sorgen. Was vom männlichen Geschlechte zur Hochzeit get, er- 
hält auch einen Hochzeitsstrauß von dem Gespil angeheftet, wofür 
man ein Trinkgeld gibt. Hat die Braut schon ein uneheliches Kind 
geboren, so darf sie in der Kirche keinen Kianz aufsezen. Für 
obigen Feltrit hat sich der Volksmund den Ausdruck geschaffen, 
„sie hat ein Hufeisen verloren". Wird zusaromengeläutet, so ordnet 
sich der Flochzeitszug ; voraus gen die Gespilinuen, überhaupt die 
ledige weibliche Jugend, dann kommen ganz kleine Mädchen mit 
Kränzen auf dem Kopf, hierauf folgt Geselle und Gspil und dann 
das Brautpar. Nach disem kommen die weiblichen Verwandten 
und dann die männlichen. Wärend der Zug in die Kirche get, 
wird wider tüchtig geschoßen, ebenso beim Verlaßen des Gottes- 
hauses biß zur Widerankunft des in gleicher Reihenfolge sich be- 
wegenden Zuges im Wirtshause. Hie und da wird auch nach der 
Traurede des Geistlichen vor dem Wirtshanse auf öffentlicher Straße 
ein sogenannter Spruch, d. h. eine kürzere Hochzeitsrede vom Lerer 
des Orts gehalten, doch kommt es nicht raer so häufig vor. Am 
Mittageßen nimmt nur der engste Familienkreis Teil, die übrigen 
Familienglider eßen zu Hause. Nach dem Eßen werden auf Kosten 
der Brautleute Speisen an Bedürftige und Kranke des Ort« aufge- 
tragen. Den Nachmittag über sind nur Auswärtige bei der Hoch- 
zeit, da die Einheimischen erst bei der Nacht zur Hochzeit kommen. 
Früher konnte man sich keine Hochzeit one Musik denken, jezt 
ist dise mer orenzerreißende Unterhaltung seltener geworden. Die 
Aussteuer der Braut, die Brautbetten usw. sind zur allgemeinen 
Ansicht ausgestellt. Je stiller die Nachmittagsstunden sind, um so 
lebhafter get es die Nacht zn. Beim Verlaßen der Hochzeit wird 
„geschenkt", von einer halben Mark biß zu 3, 4 und 5 M. und 



206 

mer. Am Tage nach der Hochzeit findet gewönlich die Nachhoch- 
zeit etat; es wird an disem Tage die Hochzeitszeche bereinigt, ao 
der die beiderseitigen Eltern das meiste bezalen müßen. Diß ist 
im großen Ganzen der Typus einer schwäbigen Albhochzeit, doch 
sind im einzeloen die Gebräuche hier von manigfachster Art. 

Wird ein neues Baus aufgerichtet, d. h. das Geb&lkwerk in 
einander gefügt, so get man vor Beginn der Arbeit ins Gottes- 
haus zur „ Richtfeier '^. Ist das Werk vollendet, so wird auf dem 
First des Hauses eine junge Birke oder Tanne befestigt. An dem 
Bäumchen hängen rote Sacktücher für die Zimmergesellen, für 
den Meister hängt ein weißes Hemd oben. Der älteste Geselle 
oder der Meister selbst muß dann den Zimmersprnch tun, vor 
dessen Beginn man mit einer Glocke läutet oder einen Schuß ab- 
feuert. Wer das von dem Redner hinabgeworfene Glas aufhebt, 
darf es behalten. Nach dem Aufrichten wird für die Arbeiter ein 
Fest veranstaltet, bei dem auch die „Küchla" nicht feien. Von 
den Einwonem des Orts werden der Baufrau vile Gaben, Eier, 
Butter, Schmalz, Mel usw. in großer Menge gebracht. Einzelne 
Häuser tragen noch Inschriften, z. B. 

Ich geh' aus oder ein, 

So stet der Tod und wartet mein. 
Oder: Dises Haus ist mein und doch nicht mein 

Nach mir kommt ein andrer rein 

Und ist auch nicht sein. 
Oder: All Fleiß on Gottes Schaffen, 

All Mühen und Erraffen 

Nach kleinem Gewinn, 

Das bringt lange Schmerzen. 

Der schwebt oben, der Gott traut von Herzen. 

Begräbnissitten sind folgende : Gets ans Sterben, so springen 
die Nachbarn herbei und nemen Anteil. Ist jemand gestorben, so 
wird häufig im Orte selbst nicht zur Leiche gesagt, nur die aus* 
wärtigen Bekannten und Verwandten werden davon benachrichtigt 
Bei allen Toten läßt man des Nachts ein Liecht brennen. Bei 
allen Leichen werden Grabreden, auch bei totgeborenen Kindern 
gehalten. Bei allen, die über 1 Jar alt sind, wird auch gesungen, 
ond zwar singen nicht nur die Lerer mit den Schülern, sondern 
alle Erwachsenen, welche vor dem Trau er hause sich einfinden, 
singen mit, gen auch singend vor dem Sarge hinter den Schülern 
her. So lange die Leiche im Hause ligt, wird bei Erwachsenen 
von den nächsten Anverwandten gewacht. Bevor sich der Zug 
beim Begräbnis in Bewegung sezt, werden einige Choralverse, die 
der Verstorbene manchmal selbst gewält hat, gesungen. Wärend 
dises Singens werden Blumenkränze auf den Sarg geheftet, diesel- 
ben gelten als Zeichen der Liebe, wie des Fortlebens nach dem 
Tode. Auf dem Wege zum Gottesacker get meist das weibliche 



207 

Geschlecht als leidtragendes voran, je eines nach dem andern, 
dann folgen die Männer einer nach dem andern. Beim Grabe an- 
gekommen stellen sich die nächsten Anverwandten, die sogenannte 
«Klage' um das Grab her. Dann wird eine Grabrede vom Lerer 
gehalten, hierauf unter Einsegnung des Sarges gesangen. Vom 
Grabe bewegt sich dann der Leichenzug in die Kirche zur Leichen- 
predigt. Das Aufbehalten der Hüte in der Kirche ist bei den 
Männern noch Sitte. Die leidtragenden Frauen tragen zum Zeichen 
irer Trauer vilfach der Länge nach zusammengelegte weiße Taschen- 
tücher in den Händen. Bei Leichen Erwachsener werden beide 
Glocken geläutet, bei Kindern unter 14 Jaren nur eine Glocke. 
Kleine Kinder trägt der Totengräber unter dem Arm, bei Kinds- 
gesangleicheu tragen den Sarg 4 Knaben, Erwachsene werden von 
4 Männern getragen. Nach der Beerdigung get jeder wider in 
sein Haus, doch finden auch in einzelnen Orten sogenannte Leichen- 
tränke etat, wo oft noch gehörig gezecht wird. Immerhin kommt 
auch bei den Begräbnisfeierlichkeiten eine große Manigfaltigkeit 
der Sitten und Gebräuche noch im einzelnen vor. 

Wenden wir uns nun den Redensarten, die hier noch gäng 
und gäbe sind zu, so heben wir nur die besonders karakteristi- 
schen hervor, da die Fülle derselben eine geradezu erstaunliche 
ist und der Volkftgeist sich hier breite Ban gemacht hat. Ich 
neme hier die Namen einzelner Orte, die natürlich neben' manchen 
Besondernheiten durch ein gemeinsames sprachliches Band wider 
zusammengehalten werden. Also z. B. 

Halben: »Der hat Mucke im Kopf (Grillen). 

Der fängt 2 Mucke mit eim Schlag (2 Vorteile). 

Der Socber überlebt de Pocher (auch sonst üblich). 

£ Schuh überm Boda ist beßer als gloffa. 

Eigennuz a böser Buz. 

E Kuh deckt d' Armut zu. 

Es ist keim Maul z' traue. 

Es is Heu gnug hunta (genug gesprochen). 

Gut und krumm ist nichts um. 

Mach mir mein Gaul net scheu. 

Vor jedem Haus liegt a Stoi. 

Vil Rutsche geit baise Hosa. 

Wenn*s der Geiß zVol ist, wo scharrt sie. 

Der will de Alta fanga (sein Zweck erreichen). 

Der ka sei Sach' auswendig wie der Gockeler s' krähe. 

Der schafft wie a Bär. 

Der bindt da Butta net (hilft nicht vil). 

Der kann freßa wie a Drescher. 

Dei Stiefel händ Durst. 

Der kann flucha wie a Hamburger Schiffer. 

Die ist im Haus Fuchs und Has. 



208 



Doppelt g'näht hebt wol. 

D'Wolfeilheit maß aa8*m Hola koma. 

Der macht Auga wie a Kaah. 

Der lauft, als ob er g'stole hätt. 

Do hilft koi Bete, da mftß Mist hin. 

Der gedeit net und wenn mer'n in Schmalshafa nei eest. 

Der knallt wie a Sautreiber. 

Dem f&Ut's net im Strampfei. 

8*Weib hot d^Hosa a. 

Der isch b'häb. 

£iy Bchwäz mer koi Loch in Kopf! 

Er hat gschria wie a Schloßhand. 

Ei'm d*Laib heimgebe (Gates oder Bdees). 

I bi auf der Unwerte. 

Mi frierts wie an naße Hand. 

Nex für angftt. 

Ko etat! (langsam 1) 

Sein lau! sei gut derfur (bleiben laßen). 

Selber eße macht fett. 

Umkehrt ist an gfare, 

Wer zairste kommt, malt zairste (znerst). 



Qächingwi: Er hält vil auf d' ligenda Güater (er ist faal). 

Das maaß mer ins Kamin schreibe mit schwarzer Kreide. 

Lieber an leere Darm, als an müda Arm. 

Da darfst nur Teller saga, so hast da scho a Warst 

drauf. 
Mir darf mer net mit 'm Holzschlegel winka. 
Wenns gstimmt ist, iß glei vil geigt. 
I schlag dir eine an d'Ohre na, daß du da Himmel für 

a Baßgeig andhst. 
Da schlag a lamer Esel drein! 
Er ist fauler als Mist. 

Er läßt sich nich gleich in a Bockshorn jaga. 
Den Teufel bei de Hörner packa. 
Kannst me heirata, wenn du Geld host. 
Lieber a Laus im Kraut als gar kei Fleisch. 
Lieber en Esel Sackpfeife lerne, als di sonst was. 
Lieber a Wann Toll Flöh höta, als bei Euch Kinds- 

roagd sei. 
Du bist a braver Bua, wie der Teufel an Apostel. 
Du hängst a Maul ra, wie a Wickad rescher. 
Des ist auch einer ron der 7te Bitt'. 
Der zieht d*Hosa mit der Beißzaog a. 
Da wattst drin rum, wie der Glaudele im Abendaoga. 
Du bist z^ dumm zum Rüberupfa. 



209 

Da ksDiiBt krebsla wie a Saa. 

Ditto mit Franza (Widervergeltaog mit Zins). 

Ehr wächst untersche wie a Kuscbwanz. 

Da kommt der Galde auf 18 Baza (ist zu teuer!). 

Walt Gott ins alt' Loch! (vom Schäfer). 

Der könnt a Gais zwischa de Hörner küssa 

(ein magerer Mann). 
Da stest drin wia Gais im Simri. 
Lieber an Darm im Leib verrenkt, als *m Wirt a Tropfa 

geschenkt! 
Er nimmt Schnitt wie der Bettelmann auf der Kirbe. 
Wenn der Bettelmann auf de Gaul kommt, no reitet er 

ärger als der Edelma. 
Er ka kein Hund untrem Ofe vorlocken. 
Da bot a blinde Sau ein Eichel gfnnda (einen guten 

Einfal gehabt). 
I freß' dich unter dem Sanerkraut. 
Mit dem könnt man Rigelwänd naoßstoße, er wArd*s net 

merka. 
Hudel findet Heddel, Heddel findet Schlamp und der 

Dreck seine Gsella. 
Do isch grad als guck a Ochs in a Apothek nei. 
Der kennt sich aus am Wurstkeßel. 
Da möcht mer scharre. 
Du läßt dich um, wie 3 Maus im Butta. 
So lang mer no von eim spricht, denkt mer no an ein. 
Es ist grad* recht, daß Schulza Haus abbrennt. 
Du mußt no me schwarze Brei eßa. 
In Gedanke fare Bettelleut Ghaisa. 
Er ist der Sündebock nach Jar und Tag. 
Er hat a Gwißa wie a Eolreuter. 
Da ist d'Hebamm au nimme schuldig. 
Der Teufel weiß net, wo er a Mutter an 'm Eck size bot. 
Du machst a Gsicht hi, wie wann du Spinna gfreßa hättet. 
Mit Gwalt kann mer a Gais hintenum lupfa. 
I will dir de Teufel im Glas zeige. 
Hell in der Gapeil! (im Kopfe). 
So lang mer no singt, ist a Kirch net aus. 
Mit 2 zornige Weiber kann ma ackere. 
Da ist ghopsat wie gsprunga (ist gleich, wie inan*s macht). 
Er hat bälder a Luge als a Maus a Loch. 
Er würd net fett, wenn mer in in a Schmalzhafa nei stelle 

tat. 
I kenn meine Leut, i hau ine schon Schniz abkauft. 
Auf d6m Messer könnt* ma reita biß ge Stugrt und tat 

airscht kein Wolf kriega. 
Seine Eier hent 2 Dotter. 

Blrllnger, AlemAnni« xm 8 24 



210 

Bo iBt alles a Koch und a Mut (dicke FrenndBchaft). 
Entweder hant d^Stoodalent' schon an Streich taa, 

oder tan sen airst (Spot auf die Pietisten). 
„Es kommt an Alle*', sagte der Marder zu der Henne. 
Ein Esel schimpft den andre a Laogor. 
Man sacht kein hinterm Ofa, ma sei dann seihst der- 

hinter gseßa. 

Ohnastetten: Da hist a Kerle wie a Haasanhrenner. 

Da hist so anwert als Oäns aafm Samen. 

Da läßt d' am wie a Maas in der Kindhett. 

Das stet im, wie 'm Kalh d' Florhauh'. 

Da verstest de Dreck, da gibst an Hafner. 

Er kennt si aas am Warstkessel. 

Der Hanger treibt Bratwurst nei. 

Er get vom Pfannastil biß ins Breiland (nicht weit fort). 

Da will i kein Kappelpelz verdiena. 

Da könnts *n Schick geba (Heirat). 

Der ist net hell unter der Kappa (betranken). 

Man tut de Teufel hei der Großmutter verklage. 

Er ist im Hanf ^erstickt (hat sich ghenkt). 

sMst im angeborn wie 'm Jada s'Stinka. 

Er hat in am Narrenseil rum gtürt. 

Er hat Schuida wie Scheiterheiga. 

Er schwäzty wie im der Schnabel gwachsa ist. 

Lieber a crepierts &änsle hüta als Euch. 

Far na a Bisle im Hirn rum (bsinne dich!). 

Der Pfaffensack hat kein Boda, der Schulmeistersaek 

kein Bendel* 
„Hast schon teilt?' sagt der Jad'. 

Dannstetien: Er boßert sich wie Donnstetter Spriz und die hats 

zlezte an nimme tau. 
Des ist grad recht wie der Gtret ir Fuß and der ist a 

halbe Ell z^ kurz gwesa. 
Alter, jezt grast Kaz de Born naaf (jezt get das 

Alter an!) 
Der schafft de Leat zur Er, wie der Vetter Provisor 

(d. h. nicht um Geld-, aber andre Belonung). 
S bleibt immer gleich wie's Heckle im Tiefental (will 

nicht wachsen). 
An Simon und Jada schreit der Gänshirt nemma: „wude!" 
Liechtmeß, daß der Herr bei Tag eß and d*Magd a 
Stück Brot weiter eß and d'Spinnen and Spindel 

vergeß. 
Maria Verkündigung keit (wirft) de Weber de Ampel um. 



211 

Wenn d' Hagabnz wird raat (rot), int 'm Banra s^Säa 

naut (not). 
„Kann sich naitig (nötig) brauche'', sait der Hirschwirt. 
ihr liebe Kirbegäst, dahaimta bleiba ist's allerbest ! 
Liebe, bleib do, laß neme mai noa. 
Bei's Hirsohwirts seim Haus ist Kirbe schau nansl 
Alles kommt auf Donnstetta, aber erseht zMezta: 
„Reell und practisch* sait der Ddtle. 

GhTUorn: »Wer durch Oruol kommt angstolpert 
Und durch Trailfiogen angspottet, 
Und durch Münsinga angschlage, 
Deat ka to Wunder saga." 

„Groatst, no bleibst do, 

Groatst net, maßt auf Rietheiro.' 

Vor i net 'm lezta auf de Bockel gseah hau, gang i et hoim. 
Du bist a Erema, wenn du im a Eornacker drin stoast. 

Der Schmid mit seim Harz, 
Macht's alt' Eise schwarz, 
Und schwört no dabei, 
Das Eise sei neu. 

Behüt es Gott vor teuerer Zeit, 
Vor Maurer und vor Zimmerleut, 
Vor Docter und Barbierer, 
Das sind d' ärgste Tierer, 

Altes Eise und schwarzes Pech 
Zalt am Schmid a manche Zech. 

Wenn kalter Winter net um Hornung sich stellt ein. 
So pflegt's um Ostern no schauerlich zu sein. 
Der Februar soll anfange wie a Bär, 
Und ausgan wie a Schmeer (gelinde). 
Truckener Maerz, naßer April 
Ists Baura Will. 
Abendtau und kül im Mai 
Bringt vil Wein und reichlich Heu. 
Regnets um Johannistag, 
Naße Ernte man erwarte mag. 
Der Septemberrega 
Kommt ^m Bauer glega (erwünscht). 
Wenn d' Spinna Neze mache 
Wird's Wetter sonnig lache. 

Der mo zum Frack gebora isch, der kriegt halt koin 

Kittel. 



212 

■ 

Heirige nn, heilige na (heirate), 
Wirsoh' Bcho erfara. 
Rogge Mel hosch Det yil, 
b' weiß Mel muscV spara. 
8* Spinne ist sUezt GFwinna, 
D* Armat lacht a Haderkas. 
A leerer Graa& 
Got barfuß. 

Böhringen: Wächst de Frucht im Januar, 
So geit es koi gutes Jar. 
Gelinde Februar 
Gefehlt aufs ganze Jahr. 
Hornung warm, daß Gott erbarm! 
Lieclitmeß SonnaBchein bringt no Schnee herein. 
Mattheis bricht^a Eis, hat er koia', ao macht er oina. 
Maienachnee tut Frucht und Weiuatock weh. 
Maienstaub bringt G-raa und Laub, 
SoYÜ Tag d' Frosch* vor Georgii quacka, ao yü Tag 

müßa sie apäter achweiga. 
Wenn Veit*a Häfela verschüttet, wirds Regenwetter. 
Wenn sich Zugvögel vereina, wird dar Winter eracheina. 
Der schwäzt 'ra Teufel 'n Or weg. 
Helf dir Gott ins Himmele nauf ! 
Hebet Buch an Simsen ! 
Seid net wie Rosa und Mäuler 
Und net wie d'Leut im Weiler. 
Agidi gut — der Bauer aizt auf em Pflug. 
Ißt Käs und Brot, a' Säa tut et not. 
' Agidi naß, Bauer, hop, paß\ 

Wir sehen, welche plastische Kraft, welch treffender Wiz, 
welch körniger Geist sich oft in diaen Redenaarten dea Volkes 
auaspricht und wie sich das Volk in den mancherlei Situationen 
des Lebens durch gute Rede und 6-egenrede zu helfen weiß. Auch 
die Bauernregeln, die eine aolch wichtige Rolle im Leben der 
Albbewoner apilen, tragen ja manche Kömchen Warheit in sich. 
Aenliche Redensarten herschen nun auch noch in den andern 
AlborteUy weshalb wir diae nicht näher anfüren. Dagegen er- 
übrigt uua jezt noch, manche hier herachende Anachauungen zu 
karacteriaieren. Wie tief die Macht dea Aberglaubena, die G-eiater- 
und Geapenstersagen, die Hexenvorstellungen und aympathetischen 
Mittel eingewurzelt sind, haben wir seither schon zu berfiren Ge- 
legenheit gehabt. Es seien noch einzelne derselben angefürt : 
j, Fällt eine Leiche mit einer Hochzeit zusammen, ao iat ea ein 
böaea Omen für die neuen Ehleute, aie „hauBen** dann nicht gut 



213 

mit einander. Wird jemand Ton einem Hände gebißen, so bindet 
man zu der Wunde ein Harbüschel des bösartigen Hundes, dann 
scbadet der Biß nicht. Ebenso nimmt man keinen Schaden^ wenn 
man in einen Nagel getreten ist, denselben ins Fett steckt und 
in irgendwo bingräbt, wohin die Sonne nicht scheint. Läuft 
einem ein Hase über den Weg, so hat man an disem Tage kein 
Glück. Schenkt man einem Säugling 2 Eier für seine Suppe, so 
get das Zanen beßer. Wärend ein Brautpar am Altar ein- 
gesegnet wird, muß der Geselle den Plaz des Bräutigams ein- 
nemen, sowie die G'spil den der Braut, sonst sizen die Hexen 
hin und bringen Unglück. Diejenigen, die Grenzsteine verrücken, 
müßen als Geister um sie schweben. Schwalben und Störche 
schüzen die Häuser vor Wetterschlag. Um Weihnachten zeigt 
sich nachts ein Schwein in der Nähe der Kirche, das niemand ein- 
fangen kann. Wenn der Knkuk des Frühjars das erste mal ruft, 
so soll man in die Tasche langen und das Geld rütteln, dann get 
es das ganze Jar nicht aus. Die Binen müßen, weil sie gleich 
nach der Schepfung am Sonntag arbeiteten, deshalb den honig- 
reichen dreiblättrigen Klee meiden. Wenn das rechte Or klingt, 
wird man von andern in der Feme gelobt, beim linken getadelt. 
Stiefel und Schuhe, die noch krachen, sind noch nicht bezalt. 
Kinder, die vil schimmelig Brod eßen, lernen gut singen. Vom 
kalten Kaffee wird man schön. Böse Weiber geben einen guten 
Essig, wenn man 3 Namen derselben in den Essigtopf wirft. Nägel 
aus ausgegrabenen Baren sind gut als Krampfringe, der Zan 
eines Schädels nüzt gegen Zan weh mit Anrufung der heiligen 
drei Namen und unter Anwendung von dreierlei Kräutlein wird 
das Blut gestillt. Wer eine Kreuzspinne im Stalle hat, dem wird 
sein Vih nicht krank. Wer ausgegangenes Har auf die Straße 
wirfl^, bekommt Kopfweh, man soll's ins Feuer werfen. Wenn vor 
einem Hause ein Hund heult oder ein Känzlein schreit, so gibt« 
bald eine Leiche. Die an die Haustüren angebrachten Hufeisen 
sollen das Einschlagen des Blizes verhindern. Das Vih, das am 
Neujar zuerst zur Tränke kommt, soll von Krankheit verschont 
werden. Nelkenstöcke, am Karfreitag gesezt, werden besonders dick, 
Rettiche, am Fronleichnamstage gesteckt, schießen nicht auf. Ein 
Märznebel , der nachdem er aufgestigen , nicht nach 3 Tagen 
wider zur Erde fällt, verursacht 100 Tage später ein Gewitter. 
Wer das Glück und den Mut hat, einer auf dem Totenbette ligen- 
den Frau wärend des Sterbens den Krampfring abzuziehen, soll 
sein Leben lang nicht von Krämpfen geplagt werden. Wer nüch- 
tern nießen muß, fällt entweder an disem Tage in Dreck oder be- 
kommt er etwas geschenkt. Wenn das Liecht einen Buzen hat, 
bekommt man einen Brief. Wenn man das erste Gänsenblümchen 
siht, soll man*s eßen, man bleibt dann das ganze Jar über von 
Krankheiten verschont. An „Hiob" soll man Bonen stecken, dann 



214 

geraten sie gat. Wer am Karfreitag sein Har schneiden läßt, 
bekommt einen üppigen HarMrnchs. 

Unfälle werden häufig für eine Strafe oder Heimsuchung 
Gottes gehalten, wodurch die Betroffenen zur Selbstprüfnng ge- 
triben werden sollen. Ein Diebstal, im Statswald begangen, ist 
nicht so bedeutend, als einer im Walde eines PriTateigentümers 
vollbrachte. Kinder gelten meist noch als Segen Gottes und sind 
oft ser zalreich in einer Familie. Träume gelten als bedentungs* 
voll, z. B. Träume von schwarzen Kleidern bedeuten Tod, Traume 
von Waßer Unglück. Die Tagewälerei ist noch ser verbreitet. 
Mittwoch und insbesondere Freitag sind Unglückstage, da soll 
keine Hochzeit, keine Reise, kein Verkauf, kein Umzug usw. unter- 
nommen werden. Auch der Glaube an Beseßenheit ist noch vor- 
handen, auffallende Krankheitserscheinungen werden als unnatür- 
liche betrachtet und kommen von Hexen her, z. B. der Veitstanz 
usw. Wer die Warzen eines andern zält, der bekommt sie und 
der andere wird davon frei. Wird ein Kind im ersten Jare be- 
regnet, so bekommt es Sommersproßen. Hat ein Kind zum ersten 
Mal ein Kleid an, so soll man im etwas schenken, dann hat es 
immer Glück. Niest jemand nach einer Erzälnng, so hat er die 
Warheit gesprochen. Fuzt sich die Kaze, so kommen Gäste. 
Wer bei Nacht in den Spiegel guckt, siht den Teufel oder eine 
Hexe darin. Wer Abends in ein fremdes Haus kommt, darf nicht 
anklopfen, und es ruft auch niemand „herein^, weil man fürchtet, 
es möchte eine Hexe oder gar der Teufel sein. Das erste oder 
ein besonders kleines Ei, welches eine Henne l^t, ist ein Un- 
glücksei, man soll es nicht benuzen. Wenn man Peterling säet, 
one daß er aufget, wenn es unter dem Läuten schlägt, wenn sich 
eine Eule aufs Dach sezt, so stirbt jemand. Ein vor's jüngste 
Gericht Geladener stirbt bald nach dem Tode des, der in ge- 
laden hat. Ist jemand gestorben, so muß man alsbald das Fenster 
öffnen, damit seine Seele hinausfliegen kann, alle Blumentöpfe von 
der Stelle rücken, sonst verwelken sie, oder an alle Fäßer klopfen 
und die Vogelkäfige in ein anderes Zimmer hängen. Vorzeichen 
und Vorboten dea Todes gibt es noch vile, z. B. das Zerspringen 
eines Glases oder eines Spiegels, das Fallen eines Bildes, das 
Krachen der Bänke usw. Ein Kind, das wärend der Taufe schreit, 
stirbt ebenfalls bald. 

In disen und änlichen Anschauungen spiegelt sich der Ka- 
racter der schwäbischen Albbevölkerung vomemlich nach seiner 
Nachtseite. Die Liechtseiten desselben haben wir schon im Ein- 
gang hervorgehoben, ire kirchliche, im Ganzen bidere und wackere 
Art, ire naive Naturwüchsigkeit und ir verborgenes reiches und 
tiefes, originelles Gemütsleben, ire conservative Gesinnung und ein- 
fache, sparsame Lebensweise. Harte Arbeit und rauhe Kost, Aus- 
dauer und Anspruchslosigkeit, Freundlichkeit und Ererbietung 
neben einer gewißen Schwerfälligkeit und Unbeholfenheit, Lust 



215 

und Liebe zum Gesang, der sicli in den yerschidenen Gesangver- 
einen widerspigelt, Liebe zum geselligen Leben, die sich auch in 
den Kriegervereinen offenbart, Freude an Geschichten und Lectäre, 
die die Ortsleranstalten pflegen — das sind im großen Ganzen 
die Grnndzüge unserer schwäbischen Alb im ganzen und der 
Uracher Alb im besondem, von denen ich dise kurze Skizze wider- 
zngeben versucht habe. 

URAGB DIAG. LANDENBERGER 



DIE ENDUNG -BE, -EKN (EEEEN) IN OBBE- 

DEUTSCHEN OETSNAMEN 

Die uralte, bald männliche, bald weibliche Endung er in 
Flußnamen, wie Necker ^ Qlenner\ Eger, Itter, sowie die obliquen 
Formen auf -ern, z. B. Kandern^ Wiegem und dergl. Ortsnamen 
aus Flußnamen, laß ich hier unerörtert, da sie einer besonderen 
Untersuchung bedfirfen. 

Ich beginne mit der Endung -er in den Berg- und FeUd" 
Wimen. Die par ahd. Bergnamen Loubari (Baiem), Enstälar 
(Oesterreich) ausgenommen, taucht sie erst im späteren Mittelalter auf. 
Orte unserer Sippe tragen das Gepräge von Personennamen^ ja 
ir Name ist in der Regel nur der auf den Berg, Acker, Wald etc. 
übertragene Familienname eines Besizers. Der Berg Geiger im 
Pustertal heißt z. B. a. 1305 mons Geiger Font. rer. Austr. 36, 
30; aber a. 1316 ganz deutlich der perg ze dem Geiger^ ibid. 
p. 596. Hier ist offenbar der Name eines Bauernhofes „zum 
Geiger" auf den ganzen Berg übertragen. Auf dise Weise sind 
auch die allgäuer Berge Kratßer, Pfänder^ Zeiger zu verstehen, 
was um so glaubhafter ist, als alle drei noch als Familiennamen 
in Oberschwaben fortleben. Manchmal ist solch ein familiennamen- 
artiger Ortsname auf -er aus dem Hausnamen der Familie ent- 
standen. So z. ß. der Name des Hofes Baifer (Tirol), denn er 
bedeutet eigentlich zum Eaifauer, weil diser Hof a. 1223 Reifowe 
hieß. Sinnacher, Gesch. v. Brixen 4, 156. Weitaus die meisten 
hieher zälenden Berg-, Weinberg-, Wald- und Ackernamen auf -er 
stellen nichts anderes dar, denn den zufällig auf -er endigenden 
Familiennamen des Besizers von einst oder jezt, wie schon 
aus dem Umstände deutlich erhellt, daß alle möglichen anderen 
Familiennamen als Flurnamen (im weiteren Sinne) vorkommen. So 
haben wir bei Schussenried und Weingarten einen Wald Humpis, 
nach den Ravensburger Patriziern dises Namens, zu Markdorf 
bad. Seekr.) einen Weinberg Gremiich, nach den Pfullendorfer 
Patriziern dises Namens, dann im Habstaler Urkb. v. 1420: einen 
acker genant der Kessler S. 22, mit Anfürung des Bauers 



216 

Keßler ; einen acker genant der BarieUteiny nach den Hennen v. B. 
im benachbarten Scheer znbenannt; einen acker der StrgensMn^ 
welcher den damals zn Krauhenwies geseßenen Herrn diees Namens 
gehörte. So kommt a. 1435 zu Ertingen ein Acker Tor genant 
der Brandeviburger j weil er denen von Brandenburg zn Bnchao 
gehörte. Ert. Kopeib. III. Auf dise Weise sind daher auch die 
änlich lautenden Namen zu versten, für welche wir die Eigen- 
tümer nicht urkundlich nachweisen können. Z. B. jnger dictum 
Mämkaver (a. 1290) Zeitschr. f. OR. 2, 253; vinea dicta der 
Brackenheimer (zu Horrheim a. 1239), Wirt. Urkb. 3, 438; vinea 
Laurenzer (Holenburg, N.-Öster. a. 1316) Font. rer. 36, 551 ; vinea 
Hermanfker (Wachau, N.-Osterr.), ebend. S. 518. Dise beiden 
wol s. V. a. Weinberg des Laurenz, des Hermann. Apian (Topo* 
graph. Bavariae) p. 89 der Eefelkover, ein Bach; ebend. S. 353 
der Bosstetfer, ein Wald; S. 156 der Schindelhausery ein Wald, 
8. 31 der Schneidinger , ein Wald. So heißt ein Wald im wirtemb. 
Revier Kleinaspach der Schöntaler. Dise Bäche und Wälder sind 
freilich zunächst nach den Orten benannt, in deren Markung sie 
sich finden oder wo sie hingehören. — In Baiern trugen. sogar Fluren, 
deren Grundwort weiblichen Geschlechtes war, männliche Familien- 
namen, was sonst nicht der Fal ist. Da nennt uns Schmeller b. 
Wb. 1, 97 eine Wismad der Wolfher, eine Wise der Giggen- 
peckaer, 

Ortsnamen mit der Endung -2er sind meist Familiennamen 
diser Endung. So z. B. der Benzler (Wald im wirt. Rev. 
Reichenberg); der Dridder, ein acker bei Egg(a. 1516)Königsegg. 
Urb., stat Drüdeler j. Treutier. Der Erheler b. Ellikon, Grimm, 
Weist. 1, 118; der J^tiZer (Wald bei Söflingen-Ulm)^* der HäulÜer 
(Acker b. Aulendorf OA Waldsee); der Hägder (a. 1605 b. Rorbas, 
Schweiz), Grimm a. a. 0. 1, 92; der Hudeler (Acker b. Hütten- 
reute) Eönigsegg. Urb. v. 1576; im Kragler (Töss, Schweiz), 
Grimm a. a. 0. 1, 132; vgl. der Krdher (Wald b. Stuttgart). Lezterer 
kann jedoch auch nach einem FamN. Krähe zubenannt sein, wie 
der Kräenstock im Habsth. Urb. v. 1420, der einem Bauer Kräwe 
gehörte. Kempfler (Wald im wirt. Rev. Oberensingen) ; Kenzier 
(Feld bei Bodnegg), Landvogteigrenzbeschreibung v. 1590 (im 
Aulendorfer Archiv). Im Kenzler, Feld b. Lampertsweiler, OA 
Saulgan; Köhler (Wald im wirt. Rev. Schlierbach); Löchder 
(Wald im sigmaring. Rev. Magenbuch); Pöppder (im wirt. Rev. 
Adelberg); Baifler (Wald im wirt. Rev. Wipertshofen) ; am hohen 
SenddeTf Acker bei Lugen OA Saulgau mit dem FamN. Sendeler, 
im Eönigsegg. Urb. v. 1576. Der Stammler (Lindauer Weinberg, 
a. 1520. Heider, die Reichsstatt Lindau etc.). Im Tändler (Zürich, 
Meyer Zürich ON) vgl. dazu den Mann Tandeier ze Oisten, Grimm, 
Wst. 1, 48. In änlicher Weise dürften die Gscbfrd. 27, 280 f. an- 
gefürten örtliohkeiten Qstalder^ BiMer, Böhnler, Eichler zn ver* 
sten sein. 



217 

Bei anderen Oewandnamen ist -2er Ableitungssilbe ans einem 
Orundworte. Z. B. Der Flüchler zu Schopfheim a. 1371, 6e* 
schichtsfrennd der fünf Orte 17 , 230; ager der OugsteUr zu Lazem 
a. 1332, ebend. 19, 129. Der Steinler a. 1576 bei Lngen. 
Königsegg. Urb. Der Steinler ^ Acker b. Ernlisbach (Schweiz). 
Ein acker der Steinler a. 1371 Schopfheim, Geschichtsfr. (künftig 
mit Lz bezeichnet) 17, 230. Zem Steihler a. 1407 Dättikon. 
Meyer, Züricher ONam. S. 89 usw. Es sind Äcker an der Fluhe^ 
an dem Äugsten (Schafstal), am Markstein. Zuweilen wird 

die Figur des Feldes durch 'ler angedeutet. So im Feld- 
namen Stelzler y ein Acker der eine Stelze hat oder spiz zuläuft. 
Z. B. a. 1576 ein acker der Steltsler Lugen, König. Urb. Vgl. 
aus dem Beuroner Urbar (Alemannia VIII) ein acker der Sielteer 
zu Straßberg; ob dem Steltzer zu Krähenheim stetten ebendort; dann 
ans dem König. Urb. y. 1693 der Stelzacker zu Riedhausen; der 
Stelzenacker zu Schweighausen, OElsaß. Stoffel, top. Wb. S. 531; 
der acker mit der stelzen Zofingen (a. 1499) Lz. 22, 47; endlich 
die Stelle: ein jachert acker stelzot an Phlumerwege (zu Riedlingen, 
a. 1343), Lichtscfalag, zwölf Salem. Urk. S. 15. 

Disen männlichen Namen sten die weiblichen auf -mn, 
-eren gegenüber. Ir Geschlecht ist ebenfalls durch das Genus 
des Grundworts, hier die Wise, Matte^ Alpe usw. bedingt. Schmeller 
(bair. Wb. 1, 96) fnrt aus Baiern eine große Zal hieher ge- 
höriger Namen auf. Es sind lauter Wisen. So die Pechrerin^ 
die Münchnerint die Schretberinne, die Grrävingerin, die Eutters- 
höferin. Aenlich bietet das Königsegg'sche Urb. v. 1576: ein 
wiß die Schüleriy ein wiß die Schillernen, ain wiss die Schüllema 
(ein und dieselbe) bei Riedhauson; dann das Königsegg. Urb. von 
1702: ein wiß genannt die Schuolerneny Schuoleren b. Ebenweiler, 
dazu den FaroN. Schuoler. Das Allniendiger Urb. v. 1562: wißen 
genant die Bessema. Sie gehörten den Besserer von Ulm. Ganz 
so sagt man dort heute noch für die Schwingerinnen: „d^ 
schwingerna^'. Diser Plural findet sich auch im Wisennamen 
€runk?u>fernen (a. 1590 Landvogteibeschr.) dagegen wird der 
Ravensburger Wisenname „in unteren Kaufmännern*' ein ur- 
sprünglicher Ackername sein. Der Singular -erin lautet jezt ober- 
schwähisch -ere. So die Saitlere, Wise bei Biberacb; die Plündere 
bei Weingarten. Leztrer Name falsch für Elendere^ denn er kommt 
zweifellos vom Weingartner Familiennamen Blender, Plündere und 
Blendere wird hier eben nur ganz gleich ausgesprochen. Die 
Waltere b. Mindersdorf (bad. Seekreis) etc. In diser Weise wird 
man auch eine Anzal schweizer. Flurnamen auf -ert, -^rent 'Crun 
auffaßen müßen. Z. B. an die Hasleri, an die Haslerrun, Ad- 
Itgenschwil Lz. 6, 65 (saec. XIY); an der Locherri, Lungern, 
ebend. 21, 178; die Hopferrun ebend. 19, 263; die Hirseren 
Tuggen ebend. 25, 218; in die Lticheren eb. 25, 155. Also die 
Haalerin, Looherin, Hopferin, Ilirserin, Lucherin. In den schweizer. 



218 

ONamen auf -er sind aber männliche und weibliche Kasusendangen 
oft gar nicht auseinander zu scheiden, denn zweifellos weibliche 
Singularnominative lauten oft wie männliche Plnralnominative. Nur 
kommen die erstereu yil öfter vor und haben daher unter gleichen 
Aussichten in den ONamen weit mer \Var8cheiDlichkeit for sich. 
Man vergleiche folgende Stellen: Die Erlerra (XII saec.) = die 
Frau Erler, Erlerin ; Adelheidis dicta Kursenerra (saec. XIIJ) Lb. 
5, 104. Hemma dlcta Huöberra eb. 24, 108 (saec. XIV); Geri 
Bolerra eb. 23, 249; Metzi Schreigerra eb. 24, 116; die Bloe-^ 
werra, die Buolerra eb. S. 117; dicta Schefderra eb. S. 118; dicta 
Vloetherra eb. S. 120; dicta Hannenerra eb. 23, 249 und Än- 
liches an noch vilen Stellen. Hiegegen halte man nun den mas- 
kulinen Plural in: Heinrich et Walther Muttera^ fratres. Lz. 24, 
120; was an den uralten Plural auf -a in einer bair. Crk. des 
9. Jahrhdts. erinnert: viri, qui vocantur Mohingara. Roth, Ort^ 
lichkeiten des Bist. Freising S. 42. 

Auf -erun, -errun endet auch der weibliche Genitiv Singu- 
laris an alten schweizer. Familiennamen. Z. B. ßonum Heine dicte 
JRoellenm; bonum Heine Turlerrun Lz. 24, 111 u. 112 (saec. 
XIV); bonum Habennac?ierrun eb. 24, 120. £s bleibt aber je 
nach der Kürze einer Ürkundenangabe oft unentschiden, 'ob eine 
männliche oder wei bliebe Endung vorligt. So z. B. feudum Schind- 
lerron Lz. 19, 100 f. 

Nicht selten findet sich an schweizer. Familiennamen auf -er 
eine Genitivpluralendnng -o, -on namentlich wo eine ganze Familie 
des fraglichen Namens gemeint ist. Beispile bietet das Bero- 
münster Urbar von 1330. Doch will ich die Genitivplnralform zu- 
erst an anders endenden Familiennamen zeigen. Bonum der Win- 
liUen Lz. 23, 254; der Singular Winman kommt ebendort S. 116 
vor. Bona der Ziniberlüten Lz. 23, 254; eio Zimberman eb. 24, 
103; bonum der StegeliUen nebst dem Singular Stegeman ebend. 
24, 108. 

Die GenitivpluralenduDg -eren entspricht der ahd. -erro, -arro. 
Daher z. B. Hessinchavarro marcha (saec. IX Thurgan) Förstern. 
ONB d; i. der Hessinghofer Mark. Feodum der Vajsjsero (saec. 
XII) Lz. 19, 100 f. Die elliptischen Formen erklären sich aus fol- 
genden vollen Namen : Der hof ze Nollental, der der Stümperen ist. 
Lz. 29, 223. In der Stümperen matten (Willisau) ebend. 29, 228. 
Der Willisaner Familienname Stümper ist ebend. 29, 129 bezeugt. 
An der Switeren ir hofstatt (Samen) Lz. 29, 322. Ebenda ist der 
FamN. Switer bezeugt. Demzufolge sind die nachstenden Formen 
nach obigen Vorgängen auszulegen. Der Kessellerron matte ze 
üre (XIV) Lz. 8, 64; an der Sutteren feit (Walchwil, saec. XV) 
ebend. 3, 271. Ah BeUzerrun rüti (saec. XIV) ebend. 22, 246 
u. 17, 222. Die Familiennamen Kessler, Sutter, Beltzer finden 
sich im Register des 20. Bandes des Geschichtsfreundes. 

Jezt folgen die Formen von Ortlichkeitsnamen unserer Sippe 
mit ausgefallenem Grundwort (Acker , Hof u. dgl.). Vor der 



319 

ScJUoßseren Lz. 29, 227. (Area dicta) Buderrun. Lz. 23, 249. 
IHseheleran (Uri) Lz. 22, 270. Uf der Isneren (Sachselen) ebend. 
21, 177. Ze Euggeren (Emmen) eb. 22, 290. Ze Hafnerm{ßMc. 
Xm) eb. 17, 205. Ab Blanteerren (Bürglen) eb. 22, 244. Ao 
der Kanberren eb. 5, 199. Bona ze Saveren Lz. 2, 168. An 
GoUzeren eb. 22, 250. In der Beiheren (Sempacb) eb. 17, 222. 
Lindern Lz. 21, 178. Hirscheren (Glarus) Mooe, Zeitscbr. 18^ 
428. In der Boneren^ uf der Boneran Lz. 27, 280; Venkerron 
eb. 3, 240; Neselerron (Bern) Berner Archiv 6, 334. Dann die 
weiteren Berner ON : in der Aescheren Lz. 27, 280 ; in der Buch- 
leren ebendort ; in der Bircheren ebend. ; in der Blackeren, in der 
Heyeren ebend. Schlosser, Buoler, Isner, Rugger, Blaneer, Haf- 
ner^ Gdjser, Linder, Hirscher, Boner, Vencker (Fencher), Neseler, 
Aescher, Bächler, Bircher, Heger sind nachweisbar schweizer. 
Familieonamen. Zweifelhaft bleiben Kanber (= Kamber d. i. einer 
von Kamb, jezt Cham), Saver, Beiher (einer von Balb) und Blacker 
(einer von der Blacke, Blaike). Vgl. die folgenden Namen. 

Es gibt aber noch eine zimliche Zal von Namen auf ^eren^ 
welche aus Grundwörtern hergeleitet sind und die Form weiblicher 
Familiennamen darbieten. Sie entsprechen unseren Namen auf: 
-erin^ erinnen. Deutliche Beispile diser Art sind z. B. die Brüelin, 
eine Wäßerwise am Brül bei Hermating, die Litzeltratterin, Wise 
im Litzeltratt, die Weiherin {em Mosgrund neben einem Weiher), 
Schroeller a. a. 0. 1, 96. Änlich die Flachsländerin, Wise bei 
EUhofen, wirt. Franken (Bessert). Änlich der Leinsler, ein Acker 
neben dem Gewand „in Leinsen*' (d. i. Linsen) bei Winterstetten- 
stadt OA Waldsee; der Wiesler, Berg im Allgän beim Dorfe Wies* 
In dise Namenklasse gehören auch die schweizerischen in der 
Aueren^ in der Eyeren, in der Avgsteren, in der Bodmeren, Bod- 
marin (Lz. 25, 206); in der JEmseren (vgl. uf dem Emsen Lz. 9, 
146); in der Pohleren, Schlaueren, Säulerenj Semderen, Steineren, 
Stöckeren, Tanneren, Etzeren, Luegeren, Müseren usw. Bei einigen, 
die hieher gehören können, ist Herleitung von einem Familien- 
namen nicht ausgeschloßen, so z. B. bei Bühler en, Bucheren, 
Buchseren, Brüscheren, Borneren usw. 

In ehemals romanischen Ländern (besonders in der Schweiz und 
dem Vorarlberg) findet sich auch ein -eren aus der romanischen Gollec- 
tivendung -aria, -eria; was Gatschet für eine, freilich nicht nachweis- 
bare, deutsche Gollectivendung -erach angesehen hat. Wo die Endung 
welscher Herkunft ist, da ist es auch der Stamm. Hybride Formen gibt 
es nicht. Wollte man mir z. ß. Farneren = farnaria, vom deutschen 
fam (filix) gebildet, entgegenhalten, dann sagte ich, nein, denn 
wenn das Wort deutsch ist, gehört es zu der später zu nennenden 
Klasse auf {e)ren^ welche aus rain verderbt ist oder das Wort ist 
ganz welsch und gehört zu farnus, farnaria. Nun ist ja bekannt, 
wie sich in der deutschen Schweiz mitten unter den deutschen 
Flurnamen auch eine Menge romanischer befindet, welche man zu 
der Zeit, als Meyer über die Züricher Ortsnamen schrib, noch für 



220 

keltische aogesehen bat. Keltische Flaroamen gibt es aber id der 
deutschen Schweiz so wenig als in der ostromauischen oder im 
Vorarlberg oder bei uns^). Unter den romanischen sind die auf 
-aria, -eria gar nicht selten. Dise Gollectivendung findet sich 
a) an Pflüneennameny daher in romanischen Ländern die: aHnaria, 
cannariaf cannäbariaj juficaria, Itnariüy nucaria usw. ; b) an Tier- 
namen^ daher: cclunibaritij carvaria, ciconiarin, merülaria^ luparia, 
vulparia etc.; c) znr Bezeichnung von Werkst&tten, wie: calcaria 
(Kalkofen), ferraria (Schmelzhütten, Eisenhämmer), vüraria (Glas- 
hütten). 

a) Zu den Pfianzennamen gehört z. B. lAscheren aus rom. 
lesca^ lisca (carex), ein Wort, das allerdings ans dem Deutschen 
entlent ist. £& kommt in der franz. Schweiz als Leschieri^ Le^ 
schera oft vor. Z. B. in den Mem. et Docum pnbl. par la sodete 
d'histoire d. 1. Suisse rom. 30, 436; 29, 316; 12, 2, 299; 22, 67. 
In Italien erscheint es als Lesckeia (= liscaria). Vgl. Flechia, 
nomi locali derivati d. n. piante p. 15. NücMeren wird Gatschet 
etym. Stud. S. 1 wol richtig aus nucaria erklärt haben. Das t 
ist unorganisch. Fraxeren (bei Göfis VAB.) ist entweder frascaria 
(Busch) oder fraxinaria (Eschendickicht). Oltscheren (Bern) stimmt 
zu ÄltBScheren b. Giswil (Lz. 18, 139), was Gatschet (a. a. 0. 
S. 75 u. 250) ans orzaria = hordearia, Gerstenfeld, erklärt. Ur- 
seren^ welsch ursöra, von ursus (Bär) und Bildung wie luparia 
(Aufenthaltsort von Wölfen, woher auch der pariser Louvre, da er 
in den Urkunden luparia genannt wird). Das bemische ChLummern 
get wie das elsäßische Eolmar (saec. IX Columbarium, Columbaria) 
auf columbaria (Ort, wo sich vile Tauben aufhalten) zurück. In 
Italien findet sich das Seitenstück Ptüumbaria, Auch Dachseren^ 
a. 897 Thassanara (Wartmann 2, 315) ist warscheinlich welsches 
taxinaria, aus taxus (Dachs) gebildet, wie das welsche volpinaria 
aus vulpes (Fuchs), vulpinus, junger Fuchs. Im entspricht To^ 
sinara bei Nonantola. Vgl. Muratori, antiq. Italiae 2, 197. 

Zur dritten Abteilung gehört das merfach vorkommende Kai- 
cherent KäU-eren, Einen alten Beleg gibt der frühere Name von 
Klaus in Vorarlberg; es hieß a. 1265 Calcherun, aber a. 890 Gal- 
caires (Bergmann, Kunde des VAB. S. 63 ), was altromanische Form 
für lat. calcarias ist. Der Kalkofen heißt im Engardinischen heute 
noch ceUch^a. — Gasteren aus castra herzuleiten, verbietet der 
Umstand, daß dise Landschaft ehedem öde, wild und abwegs war. 
Ich denke daher lieber an mit. gasium =■ vastum (Wüste) und an 
eine Sprossform gasteria, was eine Bildung wäre wie mit. prateria 
aus pratnro. Das häufig zu findende Kaseren, Käseren kann zwar 
aus ahd. chasar (camera pastorum) kommen, das übrigens selbst 

1) In der fr$. Schweiz habe ich nur zwei Flwmamen gaüischer Her» 
kunft finden könneny Derivate von vern (Erle) vnd nant {Talbach\ wie 
sich dinn aowol im klassisdien IVanzösieh, als in den frz. Mundarten 
kaum ein Dueend gaJUseher (keUiseher) Wörter erhaUen hat. 



221 

aas dem Romanischen entlent ist, wird aber wol direkt aas dem 
romanischen caseria (Sennbütte) berrüren. Eine Bergamasker Urk. 
Ton 1144 bringt die älteste mir bekannte romanische Form des 
Wortes: in alpe sive caseira prefati montis. Lupi, Cod. dipl. Ber- 
gomat. 2, 1057. Aeltere schweizer Formen sind Keserren (a. 1371) 
Lz. 30, 222; alp JTeseren (a. 1395) Sarnen, ebend. 29,304. Auch 
in Baiem a. 1558 ein Oherkasern^ Niderhasem als Aipname. 
Peetz, Tolkswirtschaftl. Studien S. 376. Bei Apianns Topogr. Bar. 
p. 99 ein mons J!farcAX;ei5er (saec. XYl). Seither ist in Baiern die Form 
Kaiser üblich. Lungeren am langgestreckten Lnngernsee wol ans 
laeus longarius, lungerios. In einer lombard. Urk. des 9. Jhdts. 
bedeutet longarins einen langgestreckten Ackerstreifen. Vgl. Fuma- 
galli Cod. St. Ambros. Mediol. p. 305 (campns cnm longario). 
Einen Ort Langaria b. Arretinum nennt eine Urk. des XI. saec. 
Ughelli Italia sacra 1, 468; ein Wasser Zon^are (um Vizenza) eine 
Urk. des Xll. saec. Muratori 1. c. 4, 1123. Trimeren in Uri 
a. 1312 Trimeron Lz. 22, 243 ist aus romanischem terminaria 
entstanden, änlich wie TrimmiSj alt Trimanes ans terminones (bei 
den großen Marksteinen). S. meine „R&tische Ortsnamen**, Ale- 
mannia XII S. 272. 

Echt lateinisch ist die Endnng -ern in den ON Lujsern und 
Zäbem. Ersteres schon im 7. Jbdt. Lucerna (Gatschet a. a. 0. 
56), d. i. „LeuchtturtD*^ fast dasselbe was Locarno (a. 988 Lo- 
camis, Ughell. 1. c. 5, 265) ^ lucernis. Zabern (Elsaß) aus ad 
Tres Tabernas (Ammianus). 

Eine weitere Klasse von 'Crn, 'Cren ist entstanden durch 
Verkürjsung eines Grundwerts, Wir haben 

a) Kürzungen aus -rain (clivus). Fluniem (Zürich) a. 928 
Flobotisreine. Förstem. ONB. Habkeren, im 13. u. 14. Jhdt. Hab* 
cheren neben Habichrein. Lz. 20, 425. Hirscheren (im Oberelsaß) 
saec. XIII Hürschenrene. Stoffel S. 248. Sülzeren (ebendort) im 
saec. XIII Sulcrein, Sulzernrein. Stoffel S. 542. So dürfte Schwer- 
zeren b. Fluntern auch zu erklären sein. Lunnern an der Reuss, 
a. 1282 Lundenerrun (Gatschet a. a. 0. S. 106) kann Lundenrein 
sein. Vgl. Lunden im Prättigau, Bodenlundenn (a. 1300) La. 
6, 32. Das Wort lunden -selbst ist dunkel. Gatschet fürt ein 
ahd. lunda Fettigkeit an, das er auf die Hafnererde deutet. 
Stümpferen (Elsaß) im XVI. Jbdt. ze Stümpfen, Stoffel S. 540 
und Wöngeren^ Landstrich an der Reuss, scheinen auch in unsere 
Klasse zu gehören. 

b) -ern oder vilmer -hern^ Verkürzung aus ahd. scorro, 
Packern (Baiern) im saec. IX Fuohscorro. Förstem. ONB. 

c) -ern aus 'er-ahO' Bibern (Schaff hausen) a. 1093 Biberaha. 
Baumann, in Quell, f. schw. Gesch. 3, 35. 

d) -ern aus -er-heim. Heitern (Eis.) a. 768 Heiderheim. 
Stoffel 8. 285. Zeutem (Kraichgau) a. 780 Ziuternheim. Förstem. 
ONB Vgl. die ahd. PN HeUar nnd Zuter, Förstem. PNB. 

e) -ern aus -er-ingen, Füllern (Elsaß) a. 1316 Vilringen, 



222 

Stoffel S. 179. Umgekert unser Fischingen a. 1236 Vischirn. 
Wirt. ürkb. 3, 374. 

f) -ern aus -buron, Mammem (Thurgau) im saeo. X Man- 
buron, Fstm. ONB Wimmern (Salzburgisch) im saec. VIII Win- 
pnoron. Keinz, Indic. Arn. p. 97. 

Eine Anzal von jezigen -ing in Baiern, endete noch zu Apians 
Zeit in -ern, Z. B. Haübing b. Apian S. 265 Haubern ; Reisching 
b. Ap. 243 Ober-Reu8chern ; Schweibing b. Ap. 261 Schweibern; 
ZoHling b. Ap. 369 Zadlern. Auch HoUing hieß alt Holaren. 
Höger, zur Bestimmung der in den Codd. Falkenstein. Trad. Gara. 
n. Angiens. vorkommenden Ortsnamen. Programm. Freisiog 1881 , 
S. 17. 

Hiemit haben wir den Übergang zu der ältesten Ortsnaman- 
endung auf -ern gefunden, nämlich zu der DaÜvphinüiendung a) an 
Handwerkernamen, b)- an Appellativen, die durch diso Endung 
die Anwoner der Gegend bezeichnen. Zu a) sind zu rechnen die 
alten ON Ouopharen, Euffarn oder Kaffing (Österr.) Fstm. ONB.; 
Figuiarum {B&iern) ib., wol aus figuler, Töpfer; Ffrumarun Pfre- 
mering (OBaiern) ib., und Frumara Frommern b. Balingen, ibid.; 
im saec. XIII Frumern (Freib. Diöc. Arch. 1, 45) von ahd. frumari 
minister; Ooldarun (Baiern) Fstm. Vgl. dazu Qcldtoörih (östr. 
Mühlkreis) im saec. XI u. XII Goldare-werde, Golder-werde. Lamp- 
recht, bist. top. Matrikel etc. S. 155; göldäre wol s. v. a. Gold- 
wascher, da mhd. golderie Goldwasche bedeutet. Kluftirun Kluf- 
tern, bad. Seekr. Fstm. ONB (wo übrigens falsch Klustirun stet), 
ahd. clufta Zange. MtUarun Mautarn (Ostr.) Fstm.; Fhelumaeren 
1287 Pflummern (in Wirtbg.) und über im ein üplumare (saec. XII) 
Fstm.; leztres a. 1311 Ufphlumern, Hohenz. Mittheilg. 4, 23; aus 
ahd. phulumari, phlumare vel ircher, also bei den Bocklederern, 
Lederkissenmachern. Steinmeyer Siev. ahd. Gloss. 1, 421. Satdkurun 
Sattling (Baiern) Fstm.; Sautern j. Sautorn (Baiern), Apian a. a. 
0. 228; Scefiüarun (Baiern) Fstm. (= Schaftmachern); Schütarun 
Schiltorn (OÖsterr.) Fstm.; Sciltarun (Nßaiern) Fstm.; leztres b. 
Apian 228 Schiltern, jezt Schiltorn. TeUaran (Österr.) Fstm. nach 
ihm aus mhd. telze Farbe, also bei den Färbern; Wingurn (NBaiem) 
j. Winzer Fstm.; Cidalarin Zeitlarn (OÖster.); Zeidlorn Zeitlarn 
b. Regensburg Fstm., von zidelaere Bienenwirt. Das Tirol. Kaltem 
ahd. Calthari Fstm. halte ich für das in romanischen Ländern mer- 
fach vorkommende caldaria (Sennhütte, Sennerei); vgl. meine 
„Bätische Ortsnamen'*, Alemannia XII S. 292. Ortsnamen aus 
Handwerkernamen kommen überall vor. Vgl. den it. ON Cküde- 
raro (Keßler); dazu das frz. Les Manins (bei den Ee&lern), Les 
Sartres (Schneider); Les Vabres (Schmide). Ghabrand et Rochas 
d'Aigun, Patois des Alpes Gottiennes p. 221. Ferner die slawl* 
sehen ON Cqjnarje (in Erain, s. v. a. Korbflechter); ^rdrce (eben- 
dort, s. V. a. Weberblattmacher); Kanare (Rosshirten); Stitavy 
(Schildmacher). Miklosisch slaw. ON aus Appellativen H S. 8. 11. 



228 

42. 105. Vgl. noch dessen Abhandlung über slaw. ON in den 
Denkschriften der Wiener Ak. d. W. XXI S. 86 f. — Zu den ans 
Oeschäftsnamen herkommenden ONamen rechne ich jezt auch den 
Bnrgnamen Zoilern, als Seitenstück zu Maatern, da diß die ein- 
fachste, natürlichste und warschein liebste Erklärung des "Namens ist. 
£s sezt das nur voraus, daß am Fuße des Berges eine alte Zoll- 
stätte (bl den zollirin) lag und der Name der Zollstätte auf den 
namenlosen Berg übertragen ward. Auch die benachbarte Ächalm 
(Bergkegel bei Reutlingen) ist ursprünglich der Name einer am 
Fusse gelegenen Flur, wie der Zwiefalter Chronist Ortlieb (saec. 
XII) sagt: montem, qui a praeterfluente rivo Acbalmin vooatur . . . 
hodieque Ächalmin dicitur (Hess, Monum. Guelf. S. 169), d. i. 
die Achallmend, Achallmand, nach dem Bächlein Ach am Fuße 
dar Achalm, Eningen wärts. Zu jener Zeit konnte allmand schon 
in allmen verkürzt sein, wie das später ser oft vorkommt. Aller- 
dings kommt damals auch noch die ursprüngliche Form vor. Vgl 
Stoffel a. a. 0. S. 4. Der Name Zollem widerholt sich im 
OElsaß doch hier als feminine Form in der ZoUeren Tagdsdorf, 
Obere Zolleren eben dort. Stoffel 609 s. v. a. Zollerinnen. Vgl. oben. 
ZoU bei Nambsheim im OElsaß ist a. 1310 nmschriben: dA lit 
ouch ein buhel da zu höret ein kleiner gol uf dem Rine. Stoffel 
S. 609. — Wie die Berge „der grosse Zoll und der kleine Zoü^' 
bei Falk (Lothringen), frz. Säule, aufzufaßen seien, müßen nähere 
Nachforschungen an Ort und Stelle ergeben. Sie bilden einen Eng- 
pass, durch den eine Straße fürt, und warscheinlich ist auch hier 
eine Zollstätte gewesen, b) 'Crn aus 'arin, dem Dativplural des 
Bewonemamens auf -ari, Pacharun (Baiern) Fstm. d. i. bei den 
Bachern, den Mannen die am Bache wonen; Pergaren (Baiern) 
ibid.; Bramaren (Hessen) Fstm. (bei den Domheckenanwonern); 
Prukkam (Steierm.) Fstm. ; J^runnaron (Osterr.) eb. ; Puhelarn {im 
Pongau) Fstm.; Forstarun (Baiern) eb.; Homarun eh.; wogegen 
die Wisen Uornaren b. Kaufbeuren (1265), Baumann, Gesch. des 
Allg. Ii,.4ß6 zu den verk&rzten Formen zälen; Litarun und Se- 
warin (Österreich) Fstm. ; Sluokierin (a. d. Einzig, Hessen) Fstm. ; 
Talarin und Tobüarin (Österr.) ib. etc. — Baldern^ Dorf und Berg- 
schloß bei Neresheim (Wirtbg.), dürfte Kürzung aus Balderesheim 
sein. Der älteste mir bekannte Besizer jener Burg hieß (saec. 
XII) BaldolfuSj Wirt. Urkb. 4, 360. Dagegen ist Bendern im 
Fürsten t. Lichtenstein zweifelsone welscher Herkunft. Es heißt 
a. 1194 Benedura Mohr Cod. dipl. Rät. 1, 232; Benedur a. 1209 
ib. 1, 246; Bendor a. 1215 ib. 1, 255; Benderen a. 1200 ib. 1, 
237, was vermutlich aus roman.* pinatura, Holzschlag herkommt, 
von pinar, Holz fällen. Vgl. das churrät. Mundadura Schwende, 
Wisen bei Trens; den Ort Mundadeira b. Schweiningen, von churw. 
mundar, reinigen (nämlich von Gebüsch), schwenden. Auliche 
Namen sind Eondadura (im hintern Tale Tavetsch), Calcadüra bei 
Bnrgeis, Chron. v. Goswin S. 100 ; Vitgira {= Vectura, Fuhrwerk) 



224 

im Mittelrheintal, welch* leztres ein ansgefallenea Grundwort ver- 
langt, wie das in vilen romanischen Namen der Fall ist. Villeicht 
stanza (Schappon), womit ein Name heraaskäme wie unser OName 
Wctgensiane^ Vgl. a. 1125 waginstat (im Schwarewald). Domge, 
reg. Bad. 128. Es ist eine uralte Vorspannstätte. 

EHINGEN AD ' BÜCK 



DEE ELSJISZISCHE OETSNAME GEMAE 



Im EUaasz begegnen uns zwei Ortsnamen auf mar, Golmar 
und Gemar. Der erstere wird auf ein Golumbarinm der Karo- 
lingischen Zeit zarückgefürt (G. Kauffmann, Dtsche. Gesch.) — 
möglicherweise indes verbirgt sich unter diser wenig an- 
mutigen Benennung ein misverstandener deutscher Ortsname — 
und ist demnach für die etymologische Deutung der sonstigen Orts- 
namen auf mar nicht minder wertlos wie der Name des Städtchens 
Golmar in der Provinz Posen, welches erst in unseren Tagen nach 
einem Herrn von Golmar, dem damaligen Landrat des Kreises, so 
getauft wordf^n sein soll. Um so wichtiger dagegen für die Er- 
klärung der Ortnamen auf mar, die schon so häufig versucht wor- 
den ist, ja geradezu ausschlaggebend ist die urkundliche Ueber- 
liferung des Ortsnamens Gemar. Von dem Namen dises unweit 
von Golmar gelegenen Fleckens bietet das n^pogr. Wörterb. des 
Obereis. ^ von Georg Stoffel. 2. Aufl. Mülhausen" 1876 folgende 
Lesarten : 

Ghosmari 768. in marca Gasmaringa 776. Germeri 777. 
Guirmari 777. per marcam Garmaringam 854. Eermere 885. 6e- 
more 953. Gemere 1298 und oft. Gömar 1350 etc. Ferner: 
oppidnlnni Gemar — in diplomate Garoli Magni — nominatur 
Gamaringa, a nobili aliqua gente Gamaringomm 1610. B. Rhe- 
nanus. Germ. 233. 

Aus diser Zusammenstellung get erstens hervor, daß in 
Gemar der Personenname Gaudomar, saec. 6, später Gausmar, 
Gozmar , Eozmar etc. steckt (cf. Förstemann , Namenbach. 
II Aufl. 1872), zweitens aber), — und diß ist ungleich wich- 
tiger — ersehen wir aus der alten lat. Form Gamaringa, daß 
der Ort im 6. Jarhundert etwa Gaudomaringun geheißen haben 
muß, oder schon Gamaringun, da ja der PN im ersten Teile 
von ON schneller entartet, als wenn er allein stet. Interessant 
ist überdiß die patronymische Herleitung „a nobili aliqua gente 
Gamaringorum". Sie bekundet, daß auch Beatus Rhenanus den 
Personennamen in Gamaringa erkannte, villeicht nur erriet. Der 
n&mliche PN findet sich in einer Reihe anderer Ortsnamen 



225 

welche im folgenden aufgefflrt werden. Za Grande ligt, wenn 
nichts anderes bemerkt wird, für die arkundlichen Namensformen 
Förstemanns Namenb., für die geogr. Angaben das geogr. Lex. 
von Ritter. 

Förstemann bietet neben einem Ghosmari vom Jare 767, 
welches er unbekannt nennt, wenn ich nicht irre, und einem Gar- 
maringa vom Jare 854, „westlich von Schlettstadt", den ON 
Guzmareshusen. Lezteres halte ich für das heutige Germeres- 
hatisen Df. Landdr. Hildesheim. Ein zweites Kermaringun, saec. 
X und XI, ist das heutige Germering Df. Oberb. BA Brück, 
hat also die ursprüngliche Form vil treuer bewart. Desgl. Ger- 
maringen, Ober- u. Untergerm. Dfer. in Baiern: BA Kaufbeuern. 

Ferner Görmar Df. bei Mühlhausen i. Thür. Germari saec. 
VIII 3 mal. (cf. Germer Flecken in Frankr. Dep. Oise b. Beauvais). 
Das Land um Görmar heißt saec. X pag. Germaromarcha. 

Germerschioang Df. w. v. München, warscheinlich Kermares- 
wanc saec. VIII, Germaresprucca saec. IX unbekannt. Garmisch 
a. d. Loisach, s. v. Stafifelsee, nach Förstemann Germareskawe 
saec. X. 

Germersheim Baiern BA. Ein Germaresheim bei Graff IV 
949 ist jedenfalls hierher zu ziehen. Gaimersheim Df. Oberb. b. 
Ingolstadt, früher merfach Geimersheim und Goimershoeim. 

Germer sUhen, nämlich Nordgerm. b. Neuhaldensleben und 
Grossgerm. b. Wanzleben. Germeresleva saec. X. 

Garnsdorf b. Salfeld. Germarisdorf saec. XI. Nicht ver- 
stümmelt in Germersdorf Kr. Guben. Germerode Df. Reg.-Bez. 
Kassel, Kr. Eschwege. 

Wie wir gesehen haben, stand Gemar am Schluße einer 
Stufenreihe : Gaudomar, Gaudmar, (Gotmar?), Gosmar, Gasmar, 
Onrmar, Germar, Gemar. Demnach kann der nämliche PN auch 
in allen anderen ON stecken, die oben genannt worden sind. 
Daß dieselben freilich auch zu g^r telum, PN Garimar, Geremar, 
Germar gehören können, verkenne ich nicht, doch muß die Ent- 
scheidung biß zum Bekanntwerden älterer Namensformen ausston. 
Besonders wünschenswert wären urkundliche Belege auch für den 
Namen Gossmar 1) Df. Reg.-Bez. Frankf. a. 0. Kr. Luckau, 2) Df. 
ebendas., in welchem vil leicht eine alte Form des betr. PN er- 
halten ist. Gotmarsen Df. Hessen b. Gieselwerder, so schon saec. 
XI, und Kottmarsheim Df. Sachsen b. Löbau sind beide zusam- 
mengesezt aus heim und dem PN Gaudomar, Gotmar, oder sie 
gehören zum PN Godomar. Ueber das Verhältnis der Wurzeln 
god und gaud cf. Förstem. Namenb. Nach P. Gassei (die thürin* 
gischen ON 2. Abb. S. 1 — 66) identificierte Falke Corp. Tradd. 
Corbeiens. p. 391 den ON Geismar (6 mal in Deutschi.) mit dem 
PN Gozmar. Etwas sicheres ist darüber kaum zu sagen, so lange 
es an älteren Namensformen feit, doch dürfte eher an den PN 
Gheitmar oder auch an Gisemar zu denken sein. 

Birlinger, Alemanni» Xni 8 15 



226 

Sovil von der Sippe des ON Gemar. Wie stet es nun 
mit der Etymologie der übrigen ON auf mar? Endigten sie 
von Alters her auf mar (ahd. märi, mhd. maere berümi, überall 
bekannt; cf. Gnrtins. Ordz. der griech. Etymol. III. Anfl. S. 516), 
wie Falke» Vilmar, Bender und Alex. Bnttmann Yoraussezten ? 
Haben wir wirklich mit Vilmar Weimar als ehedem xenommierten 
Weinort und so ganz folgerichtig mit Buttmann Oeismar als 
Zigenreich, Komar als Euhreich, die Insel Fehmarn als Tihreich, 
Heumar als henreicb, Eschmar als escheoreich anzusehen? Oder 
haben wir überal — nicht etwa nur im Gebiete des Niderdent- 
schen — mit Paulus Gassei , dem sich Förstemann im ganzen und 
großen, wenn auch nicht one gelegentliche Beklemmungen, an- 
schließt, die Endung mar als ahd. mari, meri, lat. mare, sprach- 
lich identisch mit ahd. mhd. muor Moor, Sumpf zu erklären? 
Nichts von alledem. Das Adj. mar erscheint am Schluße von ON 
— abgesehen vom Sprachgebiete des Niderdeutschen — niemals 
von Hause aus, sondern nur erst auf einem Umwege, d. h. in Folge 
der Verkürzung von ON, die ursprünglich im ersten Teile irer 
Zusammensezung die PN auf mar enthielten. Gnnz wie Gemsr 
sind auf dise Weise, schon vor der Zeit Karls d. Gr., zu irer 
heutigen Gestalt gekommen Eschmar, Friemar, G^lmer, Hadamar, 
Hellimer, Heumar, Komar, Rottmar, Siegmar, Themar, Vellmar, 
Wechmar, Weimar, WoUmar u. a. Eb würde über den Kamen 
diser Zeitschrift hinausgen, wollte ich wie oben bei Gemar so 
auch überal hier die entsprechenden PN und daneben die zal- 
reichen lokalen Erweiterungen derselben durch -heim,-hausen,*ingen 
etc. aufzälen. Die Stadien des Verwitterungsprocesses, welcher 
schläßlich zur völligeu Entblößung des PN fürte, an einem 
und demselben ON durch urkundliche Belege positiv nachzu- 
weisen, gelingt freilich nur bei Gemar. Hier hat die lat. Form 
der zersezenden Tendenz der Volkssprache gegenüber den älteren 
Lautbestand conserviert. 

Nur noch Eins. Nach P. Gassei a. a. 0. Vorr. S. VI— VII 
scheint bereits Jac. Grimm die oben begründete Ansicht von der 
Herkunft der ON auf mar beseßen zu haben. 

SAARBÜRG, LOTHR. PAUL GEYER 



227 



WIMPFELINGIANA 

Die nachstend zam ersten raale veröffentlichten Wimpfe- 
lingbriefe sind z. T. der auf der öffentl. Bibliothek zu Basel be- 
findlichen Briefsammlung des bekannten Basler Buchdruckers Jo- 
hannes Amerbach (Cod. lat. G. II 33), z. T. der wertvollen Wim- 
pfeling-Udschr. des Hrn. Pastor Dr. Mönckeberg zu Hamburg, über 
welche ich in Geigers Vierteljahrsschrift I 229 ff. berichtet habe, 
z. T. dem Thomas -Archive zu Strasburg entnommen. Lifem sie 
auch gerade keine neuen Züge zu dem Karakterbilde des aufge- 
klärten unendlich vilseitigen und rürigen, dabei aber doch auch 
wider in mancher Beziehung so beschränkten und vorurteilsvollen 
Schlettstadter Gelerten, so spiegeln sie doch den sittlich-religiösen 
Grundzug seines Wesens, sein oft unbesonnen zufarendes Eifern 
für Eristentnm und gute Sitten, seine Bescheidenheit und Selbst- 
losigkeit mit iren Sonderbarkeiten und Schrullen in recht drasti- 
scher Weise ab und bieten zugleich einige interessante litterar- ^) 
und kulturgeschichtliche Notizen von selbständigem Werte ^). 

No. I 
Speyer 4. Mai 1494 

Humanissimo Magistro Joanni De Amorbach Basilien. Impressori 
amico quam carissimo. 

Jesu. S. P. Ne in cBthslogo^) Doctissimnm Joannmn Eeuchlin 
omittas. legito hanc epistolam. quam Conradtis Leontorius*) ad me 



1) Die Basler Briefe sind nach diser Seite hin bereits von Ch. 
Schmidt in seiner Hist. litlir. de VAlsace verwertet worden. 

2) Die Basler Briefe sind Originale, zum Teil höchst flüchtig ge- 
schriben. Die Hamburger Briefe sind Kopien von Wimpfelings Hand. 
— Orthographie und Interpunktion des Originals wurden beib^KÜtenf die 
Abkürzungen dagegen aufgelöst. 

8) Bezieht sich auf des Js. Trithemius lAber de Scriptoribus ec- 
clesiasticis, nUt dessen Druck Js. Ämerbaeh damals beschäftigt war. Das 
Werk erschin Ende 1494. ^. (Straßb. Univ. Bibl.) Hiernach sind 
Sübernagel {Js. Trithemius 1868) und Schneegans (Abt Joh. ThrOhe- 
mius 1882) zu verbeßern. — Es wäre zu wünschen, daß die stark vemach- 
läßigte Trithemius-Bibliographie b<ild einen zuverläßigen Bearbeiter fände, 

4) Diser Brief des Conrad Leontorius (dd. Speyer. 21. Aprü 1494) 
ist in ReucMini libr. III de verbo nnrifieo. s. l. e. a. abgedruckt. Vor- 
stende Bemerkung Wimpfelings macht es höchst warscheinlich, was 
schon die Vff. der Basler Buchdruckergesch, vermuteten, daß das ange- 
fürte Werk Beuchiins ebenfaUs bei Js. Amerbach um das J, 1494 (vil- 
leicht etwas später) erschinen ist. 



228 

dedit. Volo autem et obtestor ne (si forte illic ego qaoque insertas 
sim) mei memineris: dele rade elimioa Domen meam: sed hunc 
Joannem reuchlin aut aliam impone. Non sain ego qui tantis 
viris associari debeat^). 

Colligo seil adapto gerroanicaram laadum epithoma^) caias 
sehasiianus murro^) auctor est, Item germanorara priocipam feruo- 
rem in christianam religionem^). duos inquam libellos iucundissi- 
mos: quibus addi posset pro tercio Cathalogus germaoorum ingenio 
praestancium. quem ex illo magno qui apud te est abbaa noster 
excerpsit^), si tu illos tres libellos ad honorem dei ad laudem com- 
munis patrie ad germanie decorem imprimere voles, exemplaria pre 
Omnibus alijs habiturus es: fac me scire sentenciam tuam. Yale 
vir humanissime. £x Spiris 4. Die Maij Anno 1494. 

Jaco. Sletstatinus. 



1) üeber BeuMin vgl. Lib, de seriptt, ecel. foh 133 b, über Wim- 
pfding l c. fol. 134 b. 

2) Erschin erst 1505 in Straßburg bei Jo. Prüsa mit merem 
andern Stücken \i. d. Titel: Epithoma Gertnanorum Jacdbi Wimpfelingij 
siwrum opera contextum. {Straßb. U. B,) 

3) Seb. Murr der ältere aus Colmar. cf. Liber de scriptt, eccla. 
{BasiL 1494) 29. foh 136 Sebastianus Marrho Colmariensis scripsit inter 

alia ad Jacobum Wymphelingum Sletstetensem 6retie sed perpul- 

chrum Epithoma de laudibus germanorum lib. 1. In Baptistae Man- 
tuani opp. lib. 1. vivit hodie in Colmaria 1494. 

4) Erschin 1497 bei Jo. Bergmann von Olpe in Basel unter dem 
Titel: Lupoldus Bebenburgensis. Germanorum veterum principum Zelus 
et feruor in christianam religionem deique ministros. fol. (Straßb. ü. B.) 

6) Cathalogus ülustrium vi^oTum germaniam suis ingenijs et lucu- 
brationibus omnifariam exornantium : dni iohannis tritemij abbatis span- 
hemensis ordinis sancti benedicti ad lacobum üimpfdingum sletstatinum 
theologum. Ich kenne das Werk nur in Frehers AusgcSbe {Joanms Tri- 
themii opp. hist. Frankof. 1601 fol. P. I 121 »egq[.), doch hatte Herr 
Oberbibliothekar Dr. Sieber in Basel die Gute, mir den genauen Titel 
mitzuteilen und zugleich einige darauf bezügliche Notizen aus Panzers 
Annales auszuziehen. Nach Panzer existieren flg. 4 Ausgg, 1. die oben 
angefürte Basü. 1495 (Panz. IV p. 63 No. 554, der indes mit keiner 
SiWe den nach Bl. 75 folgenden Brief Wimpfelings und dessen ProsÜ^e- 
sis sive additio iUustrium virorum, welche Bogen füllen, encänt Vgl. 
auch Hain Bepert. No. 15615, wo eine ausfürliche Beschreibung des 
Werkes sich findet). 2. Moguntiae, Pet. Friedberg 1495 (P. IV p. 364 
No. 77). Vgl. Hain No. 15616). 3. Traj. ad Bhen. 1494 (P. III 547 
No. 14). 4. (Moguntiae typ. Petri Fnedberg) s. l. e. a. (P. II 143 
No. 123). Nach Panzer ist die Basler Ausgabe die editio princeps, nach 
Sübemagel und Schneegans, die indes beide nicht den genauen Titd 
geben, die Mainzer 1494. — Unser Brief macht es höchst warsdieinUdi, 
daß Panzers Vermutung die richtige ist. 



229 

No. ni) 

Speier 28. Febr. 1496 

Adresse : 

Huroanissimo Integerrimoque optimamm literarum Dissaeminatori 
M. Joanoi Amorbacchio. basiliensi ciui. D. amico faatorique sin- 
gulariter diligendo. Ex spiris. 

Joanni Amorbacchio optimamm literarnm Dissaeminatori Jacobus 
VympfelingiuB Sletstatinns sa. pa. Licenciatus S. p. D. 

Noai synceritatem animi tai. zelaroque christiani profectus 
Hnraanissime vir. qui non tam ob questum quam ad dei gloriam 
optimos probatissimosqne Libros imprimendo disseminare soles: 
Rinc passim nuncque ex officina tua prodierunt: leguntur Diui 
Ambrosij Augnstinique et ceterorum prestantissimorum opera pre- 
clara : mihi nero persuannm est posse tantis volnminibus noaum 
quoddam opus boneste couiungi Laudabiliter imprimi et salubriter 
ab Omnibus (a tenera potissimum etate) lectitari. Baptistam Man- 
tuanum noto. qui de gloriosissima Domina (nostra""^). De Diua Ca- 
tbarina. Deqoe nostri temp(or]8*) calamitatibus elegantissimo 
carmine acripsit. vt virgiliannm splendorem videatur equi(parare*). 
Quicquid ex gentilibus poetis hactenus puer didicit in gram- 
matice rudimentis id ipsum ex hoc christiano poeta deprehen- 
det absque veneno impudicicie omnisque leuitatis. Immo (ex* bis 
iucundissimis sanctissimisque uerbis et sentencijs puei* cum etate 
mores pios imbibet ac (in*)duet et ad dnlcem amorem dei matris- 
que sue denocius inflammetnr: Itaque tu (ni fallar) nostre iuuen- 
tuti foeHciter instituende vix apcius vnquam imprimere poteris 
hoc Baptista Mantnano. Quippe carmina sua a Doctissimo Se- 
hctstiano Murrhone egregia interpretatione pulchre explicata sunt, 
commentariumque singulis verbis adiunctum est: cui castigando 
quindecim nunc mensibns operam dedi: Murrho enim immaturo 
fato preocupatus ^) recognoscere non potuit. et eius exemplar 
aliena manu transsumptum : nostra castigatione plurimum vide- 
batur indigere. Igitur virorum intogerrime. si voles opus exactum, 
tersum, plenum historijs sacris, honestissimisque sententijs ad chri- 
stianam pietatem aptissimis refertum deo matrique suo gratum 

1) Die folgenden 5 Briefe (No. II-^VI) beziehen sich auf die von 
Seh. Murr vorbereitete Ausg. einiger WW. des Baptista Mantuanus, 
welche erst nach seinem Tode auf Wimpfelings Betreiben und zwar bei 
Jo, Schott in Straßburg 1501. 4^ erschin unter dem Titel: Baptistae 
Mantuani Poetae Oratorisque clarissimi duarum Parthenicum libri : cum 
commentario Sebastiani Murrhonis Germani Colmariensis : Hebraeice (!) 
Chraecae Latinaeque Ungttarum interpraetis (!) doctissimi. — So nach 
Schmidt Ind. bibliogr. No. 203. Der Titel der mir vorligenden 5. Ausg. 
(Arg. J. Knoblouch 1518) lautet etwas anders. 

2) Der Brief ist am äußern Bande lädiert, wodurch einige Wort- 
chen weggefallen sind. Dise sind im Abdruck durch • bezeichnet. 

8) vgl S. 228. a. 3. 



230 

superis iacuodnm iaaentuti germanica frnctaosam, in quo venena 
nnlla (at in gentilinm poematibus) timenda sunt, imprimere. dabi- 
tur tibi pre ceteris omnibos exemplar. fao me scire aentenciam 
tuam. quanto potes ocins aut saltem descensurus ad emporia iran- 
cofurtensia me spire compellato. Credo uenisse in manns tnas 
franciscum Petrarcham. De vtriusque remedijs fortunae^). enm enim 
ante bac D. Joanni Bergmann commiseram ad te perferendum. 
Vale £x Nemeto. Pridie calen. Marcias Anni chri. 1496. 

No. III 
Strassborg 26. Sept. 1496 

Jo. Amorbaccbio optimamm literamm Dissaeminatori Vigilantiss. 
Amico et Gonfratri quam cariss. 

Jesu. S. p. d. Iterum atque iteram te adhortor nt te in 
Christianum poetam : nostre religioni utilem : lingne latine idonenm. 
bonis moribus accomodatum et institnendis foeliciter adolescentulis 
salutarem te accingas. proximaque hieme imprimi eures at in em- 
porio Francofurtensi quadragesimali dissaeminetar. F. Petrarcbam 
de Reme(diJ8''') vtriusque for(tanae*) mihi a nostro praeposito do- 
natum tibi a me commodatam: operibus a te impressis si uoles 
compensare poteris veUem autem te unam quoque mittere domino 
nostro preposito^). Libellum abbatis Spanheymen. sicut tibi com- 
mendaui ita iterum committo. Tu Vale foelix Ex Argent. VI Kai. 
Ootobris Anno chri. 1496. Jaco V. 

Sletst. quem nosti. 

No. IV 
Speyer 23. Dez. 1497 

Humanissimo Magistro Joanni Amorbaccbio basiliensi. Amico et 
preceptori syncerissime dilecto. 

Jesu. Sermones Diui Augustini In litteris prioris Augustmi 
Canonici regularis mihi consignatos vix tandcm nacta librarij op- 
portunitate exscribj curaui^). exscriptos pro magna parte castigauL 

1) Frandsd Petrarchae De remedijs vtriusque fortunae. Argent. 
(Eggestein). 8, a. 2®. — Im J, 1495 erschinen bei Js. Amerhaeh FYan- 
cisci Petrarchae opera. {vgl. Stochmeyer-Reher 8. 44 No. 19). 

2) Oeorg van Gemmingen, Probst der Domkirche zu Speier, ein 
eifriger Förderer der Wißenschaften, der auch an WimpfeUngs Uttera" 
riechen Arbeiten diser Zeit lebhaften Anteil nam. Er ist in Wimpfe- 
lings kurz vorher erschinenem Werke De conceptu et triplici Marie vir- 
ginis gloriosissime candore s. l. e. a. (1493) mit einigen w. vertreten. 
Wimpfeling redet in dort an: Qui ckri decus es qui spes mea et vna 
voluptas Gloria nobiUum qui mihi censor ades (SchUit. Bibl) 

8) Der Friesländer Augustinus Dodo, Kanonikus eu S. Leonhard 
in Basel {Stockmeyer-Eeber 8. 31), war mit Wimpfeling an der von Js. 
Amerhaeh seit 1489 begonnenen Ausg. der Werke des Augustinus tätig. 
— Schon 1494 und 1495 waren eineeine Sermones AugusHni bei Amer^ 
baeh erschinen. 



2S1 

qnantam iDgeninm menm yiresqae passe sunt. Restant nonnnlli 
emnodandi. quos bis sacri Datalis diebus peruidebo. At reuera 
exemplar quamais antiquitatem magnam pre se ferat littera cum 
gothica tnm fere semigraeca: Deqaaquam omni ex parte bene 
mihi Bcriptam videtur cogitare cogor antiquos quoqne et nostros 
maiores homines faisse. quales nos sumns. Gogitabo librario satis- 
facere qui vix florenum renensem accepturns est. Tn quandoqae 
videbis impensas et labores meos : et si quempiam ad nos descen- 
suram cogooaeris qui ad nos rursum rediturus sit Da ei litteras 
quibas sermones illos expostoles et ei tradam ad te perferendos. 
De precio de sini^alis facile conaeniemus. Si vtiqne vis per me 
librario satisfieri ego abs te non aes sed Chartas requiram. sicut 
tibi lubet. Baptistam Mantuanum non dabito a te in emporium 
Francofurtense proximnm impressnra iri ut diaturne et auidissime 
roee ceterorumque (prestantissimorum eciam) expectationi vtilitati- 
qne germanice inuentutis satisfacias. Vale foelix Ex Spira X Kai. 
Jana. Ann. Christi 1497. 

Jaco Wympfelyngas 

Seleucistat. Licentiatus 

Totas tttos. 

No. V 
(Heidelberg.) Mitte Febr. 1499 

Mgro Joanni Amorbacchio Impressori basiliensi amico carissimo. 

Jesu. 

Dulcissime frater Baptiste Mantuani commentarios quos hac- 
tenus iroprimere distnlisti si de cetero non es impressurus (sicuti 
accepimus te non amplius tibi ipsi sed Änthonio chöburgensi libros 
impressurum) oro te et obtestor vt exemplar ad me remittas vt 
alteri cuipiam id oneris demandemus. Foecimus enim impensas: 
plus semel exscribendo commentarios et prepositns spirensis offen- 
ditur diuturna mora. Rogo iterum vt certo nuncio ad nos remit- 
tas saltem ad Cratonem^) sletstatin. die dominica Ixxma 1499. 

Tuus Jacob. W. sletst. 

No. VI 
Heidelberg 29. März 1500 

Hnmanissimo Magistro Joanni Amorbacchio Ciui Basiliensi Amico 
quam carissimo. 

Jesum. Frater amantissime Reverendns dominus prepositus 
Spiren. curauit opera baptiste mantuani cum commentarijs Seha- 



1) Craio {Kraft Hofmann) aus Udenheim in Badeny Bektor der 
8chlett8tadter Stadtschule von 1477—1501. vgV meinen Äufsaz Straßb, 
Siud. II 437 wnd m. Jacob Spiegel S, 6. 9. 



232 

stiani murrhonis simnl ezscribi, bono zelo, et amore beatissime vir- 
ginis Marie, Dine eciam Catharine et propter multiplicem pro- 
fectum qoi in adolescentibus ex lectione ista oriri potnisset. Volait 
enim statim tradere impressioni nt disBeminarentur: quod cam 
mihi diceret ego paternitati sue respondi mihi constare de im- 
pressore bono et optimo diligentique castigatore, trd ipsias dal- 
cisBime Joannes habens mentionein. Annuit bonus pater et mihi 
exemplaria commisit non paruo aere suo scripta nee modico la- 
bore meo aliorumque reuisa. Acceptis ab eo exemplaribus, meis 
expensis adeo Francofardiam te quero tibi Hbrum trado promit- 
tenti proximis nnndinis editarum. Qaid plara? Qaartus iam labi- 
tur annas prepositus more impacientissimus a me quotidie per 
litteras suas acerrinias, per nancios, per verba propria a me exigit 
requirit postulat exemplaria qne a sua paternitate acceperam. Ego 
quid respondeam habeo nihil hactenns sepe dixi Veninnt tandem, 
tandem veniunt: ut concladam his diebus prepositns vltimo a me 
reqaisiuit et valt ut suam sibi restituam. Negare non possnm, 
incidi indignationem tanti patris, Tibi id Johannes conqaeror tuam 
est mihi snccurrere recepimus nuper mannm Murrhonis qua non 
est contentDS sed suum librum quem ex manu Sd)astiani Murrhonis 
coniuncto textu carminum exscribi foecit desiderat. asserens se 
scire qui mox imprimat. Quia Johannes amicissime tantisper di- 
stulisti implicatus magno opere hugonis ^)y fac certo et vel proprio 
nuncio librum illum ad prepositum reduci facias, nuncins mercede 
sua non defraudabitur quamquam credidissem te et ob amorem sai- 
tem domine nostre et bonorum morum hos libellos impressisse. 
Vale et ne egre hec mea scripta feras. necessitas enim flagitat. 
Vix enim est ullus quem minus offendere quam hunc dominum pre- 
positum velim. Ex heydelb. iiij kal. April. M. CCCCG. 

Jacobus Sletzst. 



Der folgende, der Hamburger Hdschr. entnommene Brief de« 
Baseler Dominikanerpriors Wernber von Seiden^) gibt über die 
Beteiligung Wimpfelings und Brants an dem seit d. J. 1501 aufs 
neue entbrannten Streit zwischen Dominikanern und Franziskanern 
über das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Maria einige 
höchst erwünschte Andeutungen. Die Beteiligung des Baseler 
Dominikanerpriors an der Heidelberger Disputation von 1501'), 
sowie Wimpfelings Beziehungen zu demselben waren biß dabin un- 
bekannt. Daß dise Beziehungen, wie die Natur der Sache es 



1) Biblia cum PostiUa domini Hugonis Cardinalis, von 1198— 1502 
auf Anton Koburgers Kosten in 7 Foliöbänden von J$, Ämerbach ge- 
druckt, 

2) üd>er disen vgl, Bieggenbach, Chron. Peüicani p, 37. 

8) vgl. über dise lextere Hautz, Gesch. d. Univ. Eeiddberg 1351 ff. 



233 

mit sich bringen mnste, später in offne Feindseligkeit übergiengen, 
ergibt sich aus dem von uns unter No. VIII mitgeteilten Briefe 
Wimpfelings an Brant und der in der Hamburger Hdschr. dem 
Briefe No. VII vorgesezten üeberschrift: Sequens epistola F. Wern- 
heri: ponatur post soliloquium de Suytensibus: et ita vt eam se- 
quatur epistola Wympfelingi ad eum de expansione brachiorum 
que incipit Jobannes crisostomus premisso tamen argumento vt 
ibidem videtur: tanquam Wympflingus excitatus sit a Wernhero 
ad scribenduro '). 

No. VII 
Strassburg 11. Oct. 1502 

Frater Wernherus de Seiden Magistro Jacobo Wympfelingo licen- 
tiato Jesum cbristum^). 

Honorande domine licenciate voluissem yerbura habuisse cum 
vestra dominacione familiäre, Sed quia nescio locum babitacionis 
vestre et nuper cum casu obuiam habuissem vestram reueren- 
tiam non vacabat loqui desiderata. Volui bas post roe relinquere 
literas, In primis nouerit vestra dominacio me non excitasse litem 
heidelberge, sed dumtaxat modestissime (ut ostendunt propositio- 
nes mee) respondisse, loco et tempore congruis malignis asser- 
cionibus. F. Johannis spengler^) ordinis roinorum. qai concitauit 



1) Hierunter ist tool Wimpfelings Soliloquium Pro pace cTiristiana 
et pro Helvecijs ut resipiscant zu versten. Dort ist indes weder 
der hier abgedruckte Brief noch irgend eine darauf bezügliche Anspüung 
SU finden. (Schlettst. Bibl) 

2) Am Bande der Handschrift von Wimpfelings Hand die Be- 
merkung: Epistola super Marie concepcione, qua frater Wem. hortatur 
Wimpflingum vt doctori Seb. Brant persuadeat, ut errata sua de coneeptu 
domine nostre retroverterit (?). 

3) In dei' „Histori von denn fier ketzeren prediget ordens der ob- 
seruantz zu Bern inn Eydgenossen verbrannt etc.*^ o. 0. u. J. (1510?) 
(Münch. Staats- u. Hof bibl.) heißt es {Fol. A ^ ), „der bekannte wütende 
Maeulisf^ Wigand Wirt, der alte Gegner Trithems und Wimpfelings, 
Ivabe ausgehen laßen „ein schändtlich bücMin von der befleckten ent- 
pfengnüß Marie, darinn er nit aUeyn hoch berümpt gelert doctores in 
leben^ sonder auch die heiligest vätter eins teils schuldiget vnd strafft als 
hetten sie geirret . . . Vnd aber vnder anderen die er schentzlet waz ein 
barfüsser genannt Hans spengler, der sich mer beducht verachtet von 
Wygando, der erlangt souil daz einn dispuiation zu Heydelberg ward 
vffgericht von der entpfengknüß marie, die doch vß fürsichtigkeit des 
durcMüchtigen fürsten Pfaltzgraf Philips hinderstelt ward, Deßhälb 
Hans Spengler nit nachlassend, Wygandum gen Born citiert. Da die sach 
lang gehengen ist etc." Er wird auch in Wimpfelings Phüippica {Arg. 
1498) unter derjenigen Studierenden ericänt, welche bei der Auffümng 
einiger Wimpfelin(f scher Dialoge vor den pfalzgräflichen Herrschaften 
auf dem Heidelberger Schloß im October 1498 beteiligt waren. (Joannes 
Spengler de Lutrea Imperiali [Kaiserslautern]). 



234 

totnm mundam, contra nos assqae (!) omni causa et racione in 
materia conceptionis nt nostis^ Snnt qui dicnnt ipsnm concitatnm 
per magistrum Baltasar monoculam de bnrsa snenomm et ma- 
gist ram Johannem hoff er burse noue regentes, qui iam da dum 
apud summuni iudicem comparuerunt, et indicati sunt, si ipsi eum 
induxerunt parcat eis deus et Nunc super est Carmen SäxMStiani 
Brant^) adnersarij nostri pessimi, qui ut alter Aman totnm genns 
verorum iudeorum euertere nititur, simnl cui indulgeat eciam dens 
qui ignorans hec facit. Gompacior sibi ex toto corde, quia noni 
ipsum ex mnltis annis Timm honestum, estiniat se obsequium pre- 
Stare deo et matri sne intemerate. Et mittens falcem in messem 
alterius (cum non sit tbeologns) ponit maculam in gioriam snam 
que sibi adherebit (ut timeo) in boc secnlo et in fntnro, qnia non 
cognoscit se male agere cum pessime operetur, vnde macnlista erit 
(nisi resipuerit) in sempiternum. Si enim maculam infamacionig 
quam ingerit multis bonis viris non deleuerit per veram peniten- 
ciam in fiituro non delebitur quod in inferno nulla est redempcio 
ut optime nostis. Hec idcirco scripserim ex mera caritate, ut vestra 
dominacioy quam veneratur plurimum, ipsnm inducat nt doleat de 
commissis, agat penitenciam de ininrijs et detractionibus publicis 
bonestissimifi viris illatis, caueat de futuris. Accederem ego per- 
sonaliter ipsum Sebastianum compaciens perdicioni hominis,' si non 
forem sibi suspectus, quia de ordine sum illo, quem impugnare non 
veretur, imponens crimen pessimum, heresis seil, contra decretalem 
Sixti quarti, qui ipsum et suos complices excommunicat terribi- 
liter, et seit uestra prudencia, quod nemo excommnnicatnr nisi pro 
m^ortali crimine^ Qua propter supplico uestra dominado ipsnm in- 
formet in spiritu lenitatis, et auertat a tanto malo si salos sua 
(ut non dubito uobis cordi sit. Mitto eciam cum presentibus vestre 
dominacioni Carmen cide wernheri Temarens^). hominis modestissimi, 
quod ex mera caritate composuit in correctionem Sb. ut saltem 
Texatio claret intellectum homini illi, publica enim peccata non nisi 
publica pena corrigenda snnt, ut optime nouit uestra reverencia 
mihi omni honore semper ueneranda, quam dominus in atroque 
homine feliciter conseruet tempore longo. Datum Argentine Apud 
sanctam margaretam 5 idas Octobris anno dni 1502. 



1) Brants Varia carmina, toorin er sich die heftigsten Angriffe 
gegen die Maculisten erlaubte, waren schon 1498 in Basel bei Bergmann 
von Olpe erschinen. {Colm, StadtbihL) 

2) Adam Wernher v. Themar a. d. Werra, Prof. der BechU- 
toißenschaft z, Heidelberg, hatte 1493 zu Wimpfelings De triplici ean- 
dore Mariae einige Verse beigesteuert, war später aber auf die Seite der 
Maculisten getreten, vgl. über in KHartfelder, Wernher v, 1%. 



235 

No. VIII 
Freiborg 24. April 1505 

( Jacobus Wiropfeling SebaBtiano Brant) ^). 

Heri ex Basilea fuit ad me missas nunciaa afferens auiBameiita 
nt me redpiara ad locnm tatum qnoniam Suitenses insidientnr san- 
guini roeo propter qnaedam scripta raea ante annum missa ad illum 
fratrem ordinis S. jDominici^) qui facit contra te imprimi maltas 
illas taas infamationes. Materia nostra ortum habuit de brachiorum 
eapansione^) instar crucis quod Ghrisostomas Yult in publico fieri 
non debere & alij aliud an t. Id scripsi ilH fratri Respondet Kepli- 
caai cum quibnsdam forte amarioribus uerbis. illa ^mnia per illum 
fratrem inter ciues dispersa sunt, nescio quid mihi faciendum sit. 
Tu bene vale. Mittam quoque ad te omnia inter nos ultro citroque 
scripta. Ex Friburgo. Grastino Georgij 1505. 

Si forte cucullatus ille et impudens bistrio propter ludum 
theatralem ritbmis (quos utinam audiuissem) in suos exorcismos 
representaturus contra te quicquam moliri aut inuehere tentauerit^), 
mitto ad te Uniuersitatis Friburg. contra ipsum, ut ei quoque in 
Yultnm coram senatoribus de eo patefacere possis ut Yel sie te quie- 
tum sinat. 



1) Copie im Thomas- Archiv zu Siraßhurg. 

2) Daß diß Wernher von Seiden ist, ergibt sich aus No, VH. 
Sollte der Basler Dominikaner- Prior nicht mit dem von Wimpfding so 
gefürchteten Franciscus Schatz er de JRotweü identisch sein? 

8) Vgl. 0. S. 233. In der kurz vorher erschinenen Schrift De integritate 
hheüus {Arg. Jo, Knoblauch III non. Hart. 150S) hatte Wimpfding sich 
hieritber folgendermassen seinem SchUder Jacob Sturm^ dem spätem be- 
rümten Straßburger Politiker, gegenüber unter scharfen Ausfällen gegen 
die Schweizer ausgdaßen (c. XXI): Potes nonnunquam inter orandum 
cum omnino solus es in äbstrusissimis penetraUbus coram quinque Christi 
vulneribus pro crucis modum expandere brachia, sed id te palam faeere 
nolo, ne contra dicta sancti Chrysostomi & ceterorum sapientum, contra 
morem sancte Romane ecclesie neoium facto super hoc ab aliquo prdatorum 
statuta phantasticam singülaritatem assumere videaris. Curantem a qui- 
busdam barbaris A capitosis : Aenea sylvio teste nuUi legi neque principi 
se subijcientibus : he cerimonie in propatulo fiant: causam esse puto quod 
hoc tempestate nihü est tam absurdum quod adutatio & öbsequium non 
audeat iustificare etc. (Strassb. Univ.-Bibl.) — Ich kann die Vermutung 
nicht abweisen, daß vomemlich dises von Ausfallen gegen die Schweizer 
strozende c. 21 es war, welches die heftige Replik des ^Franziscus 
Schatzer von Rotweil** hervorrief. Auch WimpfeUng vermutete ja, daß 
ein Baseler Mönch hinter dem Pseudonym stecke. Daß diser leztere, 
wie seine Confratres in Freiburg, Straßbura usw. Wimpfding den Welt- 
priester nicht als Feind der Schweizer, sondern als Verächter des päpst- 
lichen Stules und des geheiligten Mönchlebens verschrie (vgl. Wimpfelings 
Verteidigungsschrift Contra quendam qw, se Franciscum Schatzer ap- 
peUat etc. s. l. 1506), beweist nur, daß er mit echt mönchischer Pfiffigkeit 
seinen Vorteil warzunemen wüste. 

4) Hierüber vgl Schmidt I 217. 



236 

No. IX 1) 
Snpplicatam ad Re. Ro. pro Ceuobio in eylo SIetstat. 

Serenissime clementisaimeque Regnm in ciaitate R. M. Schleistat 
Genobio monialium deuote et pudice cristo semiencium coniancta 
est domus publicarum meretricam (cum venia scribo) Adeo ut cla- 
mores. cantilenas. leuitates que in spurcissima domo fieri solent, casus* 
sime et ionocentissime pnelle non aadire non possint, in varia tempta- 
cionum pericula: horoines enim sont, angeli non sunt ^). Snpplico ego 
humillime nomine et loco ear andern monialium, ut pro bonore dei et sue 
matris, pro vitandis teoerrimarum puellarnm temptacionibus pro Uude 
et ornamento cgiitatis V. Regia Celsitndo consulibus efficaciter mandare 
dignetur, ut a domo dej et virginum : domum turpitndinis et mere- 
tricum longius separent et amoueant, pro quo pudicissime virgines 
dominum deum sedulo sunt petiture vt regiam vestram celsitudtnem 
pro incremento Cristiane religionis dirigat, defendat, consemet. 

F. V. R. M. 

Humilimus orator 
J. W. SIetstat. 
No. X 8) 

Reverendissimi doroini Argentin. episcopi Cancellario J. W. Contra 
iudeos UBurarios^) In ecclesiam Sulcensem introtrusos. 

Credo tibi constare ab officialibus^) domini mei Argentinens. 
ante decem fere annos in villam SiUe ecclesie mee^) infideles cristiane 



1) Brief Wimpfelings an König Maximilian atis der Hamburg. 
Hdschr. Dort noch ein 2. Brief Ws. an den König über seinen ^reit 
mit den AugtMtinern, den ich gelegentlich in anderm Zusammenhang ver- 
öffentlichen werde. — Ueber die hier berürten Vorgänge ist nach der 
Versicherung des Schlettstadter Archivars nichts (!) in dem Städtischen 
Archive zu finden, 

2) Beliebter Ausdruck Wimpfelings; findet sich auch in der Vor- 
rede zu seinem Cathalogus Argentinensium Episcoporum (Bl, 2), 

3) Hamburg. Handschr. Der Brief ist wie der vorige one Datum, 
was besonders darum zu bedauern ist^ weil aus demselben klar hervor- 
getj daß Wimpfeling — was bißher unbekannt — zeitweilig Pfarrer in 
Sulz (bei Molsheim j wo früher sein Oheim eine Pfründe hatte) gewesen ist. 

4) Daß Wimpfeling auf die Juden nicht gut zu sprechen toar, ist 
bekannt. Vgl, seine Agatharchia (Arg, Mart. Schott 1498) fol. biij: De 
usurarijs eeiam Judeis foeneratoribus non admittendis. Princeps publieos 
vsurarios nequaquam in terris suis habitare patiatur : sed neque Hertas 
foenus exercentes sustineat: ne Judei melioris condidonis vuCsantur esse 
quam Christiani Damna fidei & damna rerum moueant Principem: vt 
ülos sangui sugos non foueat etc, etc, (Schlettst, Bibl) 

6) Doctor Jacobus Man? 

6) Die Oeff, Bibliotliek zu Basel besizt einen Hss.Band Carmina 
amatoria Jacobi Wimpfelingii mit der üebcrschrift von anderer Hand: 
Maiister Jacobus Wimpfeling rector ecclesie in SuUz prope Molsheim 
argent, episcopatus. Schmidt I 6 a, 13 nimmt an der Bezeichnung reetm 



237 

fidej hostes et beaiissime marie virginis Irrisores esse positos, in 
qua certe villa nunquam antea fuisse tales memoria est, obsecro te, 
per caritatem in te meam, per singalarem diligenciam quam in 
nepotem iunm Nicolaum^) in grammatice radimentis exhibui, ut super 
hoc cogites deliberes efficias, ut a villa (in qua prius nunquam 
habitauernnt) usurarij manifesti, nostre religionis inimicj, et simpli- 
cium rnraliumque subuersores et assidui forti refugium, a nostro 
optimo cliristianissimoque principe ecclcsie argentinen. episcopo 
(cuius inclita maria patrona est) tandem repellantur, ad honorem 
dej & sue raatris damuaque multa corporum, animarum fideique 
vitanda. Vale. J W 

SCHLETTSTADT GUSTAV KNOD 



EIN BEIEF VON M. EINGMANN AN 

WIMPHELING 

Im Cod. Palatinns 607 der Vaticanischen Bibliothek stet fol- 
gender Brief von Ringmann an Wimpheling, welcher warscheinlich 
aus dem Drucke der Passio Christi, den Knoblouch 1506 heraus- 
gab, abgeschriben ist. Ringmann besorgte den lateinischen Text ; 
dazu erschin eine Uebersezung von Geiler von Eeisersberg. Der 
Titel des ersteren lautet: Passionis Christi vnum ex quattuor 
evangelistis textum (s. Goedeke Grundriß I S. 398). Leider konnte 
ich kein fjcemplar des Druckes erreichen, um Gewißheit darüber 
zu erhalten. 

Ringmannus Philesius Vogesigena 
Jacobo Vimpelinio Precep. S. D. 

Commonefecisti me, precep tor humanissime, vt post Christi 
passionis textum (quod vnum ex* quatuor latinum me emendatore, 
theutonicum autem tralatore^) Jo. Knoblouchus cum exquisitissi- 
mis figuris nunc imprimit) subiungerem lepidissima carmina F. Pe- 
trarche ad Mariam Magdalenam efifusa: que Eeisersbergius con- 
cionator Argentinensorum inextinguibilis in specu Marsiliana, vbi 
magne illius Christi amatricis quiescit corpus, anno abhinc 23 
excripsit: cuius etiam viri diligentia ex Gersonis monotessero, at- 
que ipsis potissimum euangelistis sunt ista congesta. Censuimus 



ecdesie Anstoß und meint Wimpfeling Jcönne wol seinem Oheim eeit- 
weüig als Vikar gedient haben. SoUte die üeberschrift nicf^ das Richtige 
gesoffen haben? 

1) Nicolaus Wurmser^ später Dekan v, S. Uwmas t. Straßburg? 

2) Hier feit wol Keisersbergio. 



238 

id vel ob hoc oongraentins fieii posse, qaod eitudem sanctiss: 
mulieris crebra fiat mentio in euangelistamm contextibus. Qaare 
legant bec qui eam, qae mnltam dilexit, diliguot ytqae per ipsias 
patrociniam eis peccata dimittantur clament. 

Dnlcis amica dei, lacrimiB inflectere nostris 
Atqae bumiles attende preces, nostreque aalnti 
Gonsule (namqae potes) nee enim tibi längere frnstra 
Permissum geraituqne pedea perfundere sacros. 
Et nitidis siccare comis, ferre oscnla plantis, 
Inque caput doraini preciatos spargere odores: 
Nee tibi congressas primos a morte resnrgens 
Et voces audire soas, et membra videre 
Immortale decus Inmenqne babitata per eaum 
Nee quiequam dedit etherei rex XPH^'^O^ olimpi. 
Viderat ille cruci herentem nee dira pauentem 
lodaice tormenta manus tnrbeque furentis 
lurgia et insaltuB eqaantes . . . Unguis 
Sed mestam intrepidamque simul digitisque cruentos 
Tractantem clauos, impleutem vulnera fletn, 
Pectora trudentem violentis Candida pngnis, 
y eilen tem flauos manibns sine more capillos: 
Viderat bec inquam : dum pectora fida suomm 
Di£Pngerent pellente metn, memor ergo reuisit 
Te primam ante alios, tibi se prius obtnlit yni: 
Te quoque digressus terris at [ad] astra reaersns 
Bis tria lastra cibi nunqnam mortalis egentem 
Rupe sub hac aluit, tam longo in tempore solis 
Diuinis contentam epulis et rore salabi. 
Hec domuB antra tibi stillantibns humida saxis, 
Horrifico tenebrosa situ : tecta aarea regum 
Deliciasque omnes et ditia vicerat arna: 
Hie inclusa libens longis vestita capillis 
Veste carena alia ter denos passa Decembres 
Diceris: hie non fraeta gelu, nee victa paaore, 
Nanqne famem et frigns, durum quoque saxa cabile 
Dulcia fecit amor spesqne alto pectore fixa. 
Hie hominum non visa oculis^ stipata catemis 
Angelicis, septemque die subueeta per horas 
Celestes audire choros alterna canentes 
Garmina corporeo de carcere digna fuisti. 

ELBERFELD W CRECELIÜS 



239 



WEISTUM DES KELNHOFES OBER- 
GAILINGEN Xni JARHUNDERT 



Haec sunt, qu» de iure persolai debent curise cellari» in 
Superiori Gailingen^). H»c iura tnliter sant regenda. 

Nullas vorstarius institai debet nisi a villanis, non tarnen 
alia persona, quam pertinens ad curiam, ita si talis potest inueniri. 
Item dominuB dictae coriee circa festum Waldpurgis vorstario citare 
debet nillanos ad iodiciom, in quo debet omnibus inhibere iniusta 
pascua et iniustas vias. Item dominus curisB pro omnibus causis 
contentiosis iadicabit et qnemlibet citabit de feudo ad indicium 
vorstarius. Item quodlibet aratrum domino cnri» debet arare tria 
iogera, unnm in Martio, secundum in Junio, tertium in autumno. 
Item quodlibet feudum dabit nnum collectorem foeni et in Augusto 
ODum messorero. Item si qnis in villa ael in campo uel in silna 
pirum uel malnm truncauerit, quinque solidis punietur. It«m si 
qais in silua dicta Stafilii ligna fagina uel quercina succiderit, 
prsßter ea, quae sibi communi consilio licentiata fuerint, de pon- 
dere tribus (sie) pro carrata quinque solidis punietur. Item nullus 
licentiata sibi ligna uendere debet uel educere extra uillam. Item 
si ligna alienis nemoribus fuerint adducta, ductor uero, si boues 
a ingo Boluerit, educere extra uillam non debet. Item dominus 
cariffi ligna ad nsum suum succidere debet uel etiam alteri amico 
sao potest aliqua libere impertiri. Item nullus ex communitate 
uillsB facere debet noualia, nisi persona pertinens ad curiam, uel 
cai dominus curi» licentiauerit. Item cuiuscumque ager in tanta 
quantitate ligna produxerit, quae unico percussu uirgarii truncari 
non poterunt, deinceps ager ille in communitatem pertinebit. Item 
cellarius citatis uillanis tempore messis, deliberatione communi uil- 
lanorum frumenta ponet sub interdicto, ne aliquis interim metet, 
nisi qnantum sibi licentiatum fuerit, licet cellarius potest rusticos 
die sola metendo prseuenire. Item nullus debet habere res uenales 
in uilla, nisi de domini curiee uolnntate. Item quicumque litis 
tacitam compositionem fecerit, punietur. Item quicumque stabit 
alteri in poena trium solidorum, residens in uilla, illi debet satis- 



1) Ohergailingen gehört zur GefneindeGailingen(bad.BÄKon8tans)» 
Der Kelhhof gehört dem Kloster Beichenau, dcis denselben 12S2 an den 
Freiherm Kanrad von Krenkingen vertauschte, 8. Fürstenberg. Urkunden' 
buch V 190 No. 222. 



240 

facere intra spacium Septem diemm, iiel si non est unos residen- 
tium ia uilla et in poena aliqaa steterit statim pignore uel fide- 
iussore satisfaciet. Item citatis uillanis cellarius consilio ipsorum 
debet iostituere pastores pecorum teupecudum. Item Dallas debet 
aliande applicare pascais aillse pecora ael pecudes, nisi cam uo- 
lantate domini carise. Item curia dicta Vfhouen ^) nihil iuris habet 
cum pascais et nemoribus uill». Item circa festam Martini do- 
minus curi» habet citare uillanos omnes et accusare eos de ab- 
asione pascuoram et aiarum non iastaram, ad quam accasationem 
quilibet tenetar se expurgare sacramento ael stare in poena triam 
solidornra emendatus. Item omnis pcena emendanda est moneta 
Gonstantiensis (!). Item cellarius quemcunque citauerit, si citatos 
contamaciter defuerit, pro qaalibet citatione neglecta, tribus solidia 
punietor, et vorstarius post tertiam citationem de domo citati 
pignas exiget, si autem pignus sibi dari /recusabitur, nancius cel- 
larii oi pignas habebit nee inde contra dominum aiolentiam ali- 
quam perpotrabit. Item quicunque aliquid horam institatorum 
transgressas fuerit, tribus solidis punietur; pro uiolentia quinque 
Bolidis quilibet punietnr, notanda tamen est poena supradicta. 

Frauenfeld f Transsutnptorium (Copidlbuch) des Klosters KatharineH- 
tal wn 1620, fol, 134, 



Bisem Weistume get in dem Katharinaiäler Copial' 
buche eine Abschrift eines Notariatsinstrumentes von 1561 über 
dasselbe voran. Basselbe besagt^ daß das Original undatiert, aber 
mit dem Sigel eines Grafen Hartmann von Kiburg^ das die Um- 
schrift habe: comitis Hartmanni de Ghiburch^ versehen sei. Folg- 
lich stammt das Weistum atis der Zeit des Grafen Hartmann d,j. 
(t 1J263) oder Hartmanns d. ä. von Kiburg (t 1264). 

LUDWIG BAUMANN 



1) Diser Name ist nicht erhalten. 



241 



DIE FIGUR DER HOCHZEIT ZU KANA IN 
DEN LUZERNER OSTERSPILEN 

£8 wird in verschidenen Lazerner Spilrödeln ausdrücklich er- 
wänt, das zaschanende Volk hätte besonders an der „Figar^ oder 
dem „Actus" von der Hochzeit zu £ana seine Freude gehabt, 
wärend es über andere Partien des Spiles nicht minder unverholen 
sein Misfallen zu erkennen gab. Indes kommt dise Figur in den 
altem Auffuningen, 1545 und 1560, noch nicht vor, 1571 und 
1583 ward einläßlich darüber verhandelt, aber erst 1597, und 
dann wider 1616 ward sie wirklich gespilt. Aus dem Jare 1597 
ist das Concept des Textes in zwei Redactionen (I und II) aus 
deni Jare 1616 die Reinschrift noch vorhanden (III). 

I 

JDb Argument, Die Historj von dem Hocheyt zu CanaGa- 
lUea. Joannis 2. Ciiristus würdt vff die hochzyt geladen sampt 
sinen jungren. Sin M&ter war ouch da, Brüttigam Joannes der 
Apostel, die Brut Anachita. Maria zu Jesu, sy band kein wyn! 
Er antwort was gat es mich oder dich an was hab jch mit dir, 
Min stund jst noch nit [hie]^) komen, Maria zu den dienern, 
was er üch sagt, das thuiid, Jesus zun dienern: füllend die 6 
krüg, Sy thunds. Jesus sagt zun dienern, schöpfet nun vnd 
bringends dem spys meister, Alls derselbig den wyn versucht, 
der wasser gwäsen war vnds nit wüßt, die diner aber wußtends, 
rüfft der spyßmeister den Brüttgam vnd sagt Jedermann gibt 
zum ersten den gutten wyn vnd wann sy wol getruncken haben 
(oder gnfig) Alls dann den geringern wyn, du aber best den guten 
wyn behauten biß hie bar, diß jst das erst Zeichen so Jesus thet 
zu Cana vnd o£Penbart sin berrlicheit vnd sine jünger gloubtend 
An jnne. 

Personen zu diser Historj, Saluator Christus. Maria sin 
matter. Zebedeus deß brüttigams Vatter. Der Brüttigam Joannes 
Zebedeus Apostolus. Anachita die Brut. Die Jünger Christi. 
Petrus. Thomas. Philippns. Andreas. Bartholomeus. Jacobus 
minor. Symon. Jacobus maior. Thadeus. Judas Iscarioth. Seruus, 
Mathusalem, diener. Spysmeister Architriclinus. Joseph von Ari- 
mathia. Lazarus. Nicodemus. [Maria magdalena] Elysabeth. 
Rachel. Veronica. Anna Prophetin. Martha. 



1) was in [ ], ist in den Msc. durchgestrichen, 

Birlinger, Alemanoia xni 3 16 



242 

Ordnung zum Tisch sUeen. Brüttigam. Bmt. Salaator. 
Maria [Zebedeus Magdalena]. Martha. Zebedeus. [Petras] Joseph 
von Arimathla. Petras. Lazarus. Andreas. Nicodemos. Jacobns 
maior. Jacobus minor. Thomas. Bartholomeos. Symon. Thad- 
daeas. Philippus. Judas Iscarioth. Architriclinus dienet ztisch. 
vnd die 2 diener tragend yff. 



Appendix eu dem Spruch Gregorü^) 

Ir werdent wytter sehen meer, » 

wie Christus durch sin gwallt vnd eer, 

Am hochzytt zu Oana Galileae schafft, 

▼ß Wasser wyn, göttlicher kr äfft, 

Synen wunderzeichen [damitt] anfang gab, 

damitt sin gloub nit name ab, 

Syn jünger, alls sy diß gsehen band, 

Im glouben namends grossen bstand. 

Die Eym 

Saluator, nach dem er die Apostel berüfft hatt bis an Ma- 
theum, vnd zu letzt von Philippo kompt er den platz heruff, so 
begegnet jme Zebedeus sampt sinem Son Johanne dem brilttigam 
vnd sagt Zebedeus zu Saluator 

Herr, von hertzen und aller dem&tt sitt, 
jst das mins sons vnd min die höchste pitt, 
Das d^eerest mich vnd die fründschafft min, 
vnd wollest zur hochzyt by vns sin, 
die wir begand vff hüttigen tag, 
So jchs an dir erlangen mag. 
Min son vnd Ich verdieneods wol, 
vnd gmeine fründtschafft alls sy sol, 
Die Jünger diu nimm ouch mitt dir, 

[Saluator antwort] 
Dann solches wünschend wir mitt bgir, 

Saluator antworte 
Min lieber fründ von hertzen gern, 
Thue Ich dich solcher pitt gewern, 
Gang nun hin bis [sorgen] aller sorgen on, 
Du wirdst vns vast bald by dir han. 



1) Einzelnen Figuren oder mereren zusammen get ein Argumentum 
voraus, todches von KirehenUrern gesprochen wird. 



243 

[Zebed] Salaator gat von Im ein wenig by syts; Zebedeus 
gat mitt Joanne nach gethaner renerentz den nächsten zehns da 
findt er die Brut, oach jre verwandten, Mariam, Magdalenam, 
Martham, Lazarnm, Joseph von Ariroathia ynd Nicodemnm. Sy 
stand vff stellend sich jn ordnnng, die brat ze vorderst die an- 
dern ein andern nach der spysmeister jst oach by jnen: Er sagt 

Zebedens zur brat vnd den fründen 
Fröwend üch mitt mir zu diser stand, 
Dann Jesus vnser fründ ouch zu vns kumpt, 
vnser hochzyt hie zu lieb vnd Eer, 
Nach dem vnß thet belangen seer. 
[Flux dran Ir Lieben diener min,] 

Zum spysmeister 
Spysmeister lieber fründe min, 
Heiß rüsten nun die diener din, 
Damit der Imbiß fertig werd, 
wie wirs von dir band langest bgert. 

Spyßmeister antwort : 
So Ir nun all vor banden sind, 
Manglets an mir nit lieben fründ, 
Ir diener flux nun tragend [vfiP] bar, 
Alle ding stellend flyssig dar. 
Hiemit so gat die hochzyt an, 
Sehend das nüt werde [?] vnderlan. 

Er vnd die diener beid rüstend den Tisch vnd tragend yS 
so sagt jm Rüsten. 

Mathusalem antwort 
Herr wir gand vnd sind nit trag, 
Allein hab du deß kellers pfläg, 
die diener stellend die 6 krüg zu wäg 

Maria tritt fürber sichtt jnen zu, süüfiPzet [?] vnd gat z& 
Jesu, [sagt] er kompt [vnden] Oben den platz herab mit den 
Jüngern gegen Has vnd Tisch der Hochzyt, vnd sagt zu jme 
Maria. 

Maria zu Jesu 
Sun Ich weiß das dhie sollt sin ein gast, 
Sy band kein wyn das krenkt mich vast. 

Saluator antwort: 
Was hab Ich mit dir zu diser frist, 
Mfitter du weist nit was es Ist, 
Min stund jst noch nit kommen; spat 
der sach sol wol geschehen rat. 

Maria kert sich von jm sagt den dienern: 
Ir diener, Er sagt das er wol weißt, 
Thnnd flyssig was er üch [sagt] bütt vnd heißt, 



244 

Semas antwori : 
wir stand vnd wartend albereit^ 
yff diue wort wie da hast gseit. 

In dem so kompt Jesns zahar, Zebedeus, Johannes der 
brüttigam ouch Anachita gand jme entgegen, empfahend Inne. 

Zebedeus, zum Salnator 
Bis Willkomm Lieber herre min, 
Kein gast möcht mir nit lieber sin, 

Johannes, 
Ach Herr wie Ist din gAtt so groß, 
das dzo vns kompst das g^bt vns trost. 
Ob wir schon sind so schlecht ynd klein, 
vnsers glych verschmachst da gar enkein, 

Anachita brat, 
Von grund mins hertzens dank Ich dir. 
Mir Ist bewegt all min begir, 
Herr dich zloben In ewigkeit 
das da vns armen bist so gneigt, 

Salaator zun dienern 
Ir diener nemend acht vfiP mine wort, 
Füllend Jetz die krAg vnd stytzen dort 
Mitt Wasser vnd stellends bald hie har, 
damit gotts gwallt werd offenbar. 

die diener füllends schnell mit wasser In dem so setzt sich 
Jederman zetisch In siner Ordnung, Brüttigam, Brat, Salaator, 
Maria^ [Magdalena] Martha, Elysabeth, Rachel, Veronica, Anna 
prophetin, Petras, Andreas, Jacobus maior, Jacobus minor, Thomas, 
Bartholomeas, Symon, Thadaeus, Philippas, Judas Iscarioth[. . . .], 
Lazarus, Nicodemus, Joseph von Arimathia. So sy gesessen vnd 
anfahend Essen, Positif, nit Lang, alls dann sagt Salaator za den 
dienern [der spysmeister vnd beid] die wartend yff vnd dienend 
[Saluator zu den dienern] der spysmeister aber jst bysyts by der 
kuchj, 

Salaator zu den dienern 
Nun schöpfend har Ir lieben knaben, 
deß trancks der krügen wend wir haben 
[Bringends] dem spysmeister briugends schnell dahin, 
das ers versuch wie es mög sin, 

die diener schenckend aß den krügen hoch empor jn gleser, 
so jst es Rotter wyn, Sy erschreckend vnd erstunend, sehend ein- 
andren an, zeigend den wyn mit grossem verwundern, bringends 
schnell dem spysmeister zu vers&chen dar zwüschen sol man mit 
Bchallmyen hoffieren vnd sagt 



245 

Mathasalem zum spysmeister 
Herr, versieh den wyn das ist min pitt, 
Besser hast [joch] gwüss jne truncken nitt, 

der spysmeister verwundert sich nachdem er jnn versucht 
hatt, gat schnell für den Tisch, winckt dem brüttigam hurher, und 
sagt zu jme, die diener schenckend ym über Tisch 

Spysmeister zu dem Brilttigam : 
Ich weiß nit wie Ichs hie verstau, 
wo hast so gfitten wyn genon, 
Nan kan Ich änderst wüssen nitt, 
dann das man dkrüg voll wasser gschätt, 
die gwonheit wirdt sonst gehalten eben, 
das man den gesten zuerst thut geben 
den besten win, vnd zu dem end, 
So dgest sich Jetz satt truncken hend, 
den gringsten wyn, nun find Ich bald, 
die sach hie hatt ein andre gstallt, 
den gutten wyn hast du gespart, 
Bis Jetz hiehar zur Letsten fart, 

Brüttigam Johannes, 
wie dem beschehen weiß ich nitt, 
Allein gotts gwallt der würckt hiemitt, 
das sich Ich wol drumb solt mitt mir 
Inn loben vnd prysen mitt begir, 

Sy knüwend beid nider gegem Tisch 

vnd dem Saluator vnd sagt wytter Johannes: 

[Herr] waarer Gott Herr Jesu Christ, 

wir lobend dich zu diser frist, 

deß grossen wunders an der statt, 

[das] So vns din gnad bewisen hatt, 

vß wasser schaffst vns g&tten wyn, 

deß sond wir [dine Junger syn] dir billich danckbar syn. 

[Vatter, M&tter vnd min gmahel schon, 

wil Ich von diner wegen verlon,] 

vnd [alles] dir von hertzen dienen gern, 

der wellt mag Ich nun wol embern 

Sy stand vfiP 

Saluator, In gm ein, 
was gschehen jst, üch nitt befiUt, 
die gfltte mins vatters jst so millt, 
damitt der son werd offenbar, 
dem sagent Lob zu aller fart 

Petrus ouch die übrigen Junger, [onch] vnd alle die so zfi 
Tisch gesessen stand vff by dem Tisch vnd sagt Petrus, zum Sal- 
uator 



246 

Ach Herr wir arme menschen kranck, 
Sagend dir vil eeren Lob vnd danck, 
der gnaden vnd grossen wanders hie, 
Derglychen wir noch sachend nie, 
Nun gloubend wir vast wol an dich, 
▼nd bharrend des oach vestenklich, 

Hiemit stand sy vfif vnd gand alle binw^ Jedes an 
sin ort. 



U 

[Salnator gly] Glych zn vor alls Lncifer kompt den Salna- 
torem zfi versnchen, gat M. Salome zft Maria jrer schwoster 

Maria du Liebste schwoster min, 

Von mir solt du gegrüsset sin, 

Ich kan dir Jetz verhallten nitt, 

Ein sach daramb Ich dich man vnd pitt, 

Das d kommest jetznnd mitt mir heim, 

Ein hochzyt zrüsten alls Ich mein. 

Mim Son Johanni dinem fründ, 

diner hillfiP wir wol bedürfftig sind, 

wir band jnn vermächlet [das] jst nit an, 

deß orts solt dn vns nit verlan. 

Maria antwort, vnd gat damit 
Schwoster [min Ich bin] dins Ladens dank Ich dir, 
[Zu dienen üch allen kab jch bgir,] 
üch allen zdienen stat min begir, 
wie wol du weist Ich mich nitt belad, 
der wellt gesche£ft vnd Irer hab, 
So kan Ich doch von fründtscbafiPt wegen, 
Dir zA Lieb ein solches nit versegen. 

Sy gand, rüstend zu, die 2 diener Seruos vnd Mathnsalem 
hell£fend, rüstend, den Tisch stellend die 6 Krug neben ein andern 
[zum] für den Tisch, darzwüschen würdt der Salnator vom Tüffel 
versucht vnd so erst die versichung bschehen alls dann so kompt 
Zebedeus mit Johanne Ladt den Saluatorem vnd sine Jünger, das 
jst Petrus, Andraeas, Philippas, Nathanael oder Nicodemus, 

Zebedeus zum Saluator 
Herr von Hertzen vnd aller demStt sitt, 
Ist [das] mins sons vnd min die höchste pitt, 
Das d' eerest mich vnd die fründtschafft min, 
vnd wollest zur hochzyt by vns sin. 



247 

die wir begand yff hüttigen tag, 
So Ichs an dir erlangen mag, 
Min 8on ynd Ich verdienende wol 
vnd gmeine fründschafft alle ny Bol, 
Die Jünger din nimm onch mit dir, 
dann solche mitt bgirden wünschend wir. 

Saluator antwort 
Min Lieber fründ von hertzen gern, 
Thun Ich dich solcher pitt gewären, 
Din Hochzyt zu eeren bin Ich bereit, 
vnd gan mitt dir wie du hast gseit. 

Sy gand mit einandren jn Zebedej hus dz Gesind, alls Maria 
vnd Ir beide schwöstern Salome, Jacobi, die Brut Anachita [kom- 
men] stellent sich zu weg den H. zu empfahen, vnd so sy komen 
sagt zu jnen 

Zebedeus zum [volck] sinem volck 
Fröwend üch mit mir zu diser stund, 
Dann Jesus vnser fründ hie zu vns kumpt, 
vnser Hochzyt zn Lieb vnd Eer, 
Nach dem vns thet belangen seer. 

Sy empfahend Inn alle mit reuerentz In dem so kompt der 
Priester ouch dahar dz mag sin Zacharias, Zebedeus gat Ime ent- 
gegen, empfacbt jnne vnd sagt : Zebedeus zu Zacharia vnd setzt 
jnne Damitt zu Tisch an das oberst Ort. 

Sind Willkomm Lieber Herre min. 
Nun kommend Jetz zu vns haryn, 
Ir sind vns gar ein lieber gast, 
Sitzend hiehar Ich bitt üch vast! 

Er sitzt, daruff setzt Zebedeus die andern als (?) den Brüt- 
tigam, die brut, Saluator vnd nach Ime sine Junger, so sy ge- 
sessen, sagt Zebedeus zun beiden dienern, Nota schallmyen 

Ir diener flux nun tragend bar, 
Alle ding stellend flyssig dar, 
was vns dann gott beraten hatt. 
In vnser Armfitt frü vnd spat. 

Mathusalem antwort 
Herr wir gand vnd sind nit trag. 

Zu Seruo jm gan' 
Osell deß ynschenckens du nun pfläg, 
So nimm Ich [hie] der kuchj war hieby, 
damitt an spys kein mangel sy. 

Mathusalem gat zur Kuchj tragt vff, Maria vnd die beid 
schwöstern sind empsig, Maria büt Mathusalem die spys dar, 



248 

Seruus acbenckt jn, setzt ztrinoken y£P, der wylen sy esaent boI 
poBitif oder mnsica gan, Maria kompt mitt hin für den Tisch gan 
sehen ob es alles grecht geordnet sye, vnd so die ersten trinck- 
gschir vßgetrancken, wollend die diener wider ynscheoken- so sind 
die gschirr Lär, Sy gand in dkachj sagend zn Maria, tragend die 
Laren gschirr jn henden 

Serails zu Maria 
Fraw wie soll dann Jetz der Sachen bscheen, 
Hie Ist kein wyn ze trincken mee, 

Maria antwort 
Gand nun hin, ze dienen In verstand, 
ymb wyn so wil Ich lagen zhand. 

Die diener gand wider zam Tisch der gesten; einer bütt ein 
ein trinckgschir dar-ynzeschencken so schüttend die diener dköpff 
zeigend die Laren gschirr oder Gellten, düttend dz nüt da sye, 
so kompt Maria gegem tisch vnd jm gan sagt sy za jr selber 

Ach wie jst doch diser sach zethnn, 
Das wir hie wyn bekommend nun, 
Min schwöster Ist arm vermag es nit, 
Min lieben sun dararob Ich bitt, 
Alle ding vermag er mitt eim wort, 
Ich weiß er hört mich an disem ort. 

Saluator jsitzt an einem Egg Maria kompt za jme alls ob 
sy es jme rnnen wollt sagt, 

Min Liebster son da bist hie ouch ein gast, 
Sy band kein wyn das krenckt mich vast. 
Nun weistu vnser armatt wol, 
wo aber man hie wyn nemen sol, 
Damitt die Hochzyt eerlich enden [mög] thA, 
Das weiß Ich nitt drumb hab Ich mi^, 
Du aber kanst vns hellffen diser stund, 
So du es willt vß dinem mund, 

Saluator antwort jro, 
Wvb, was hab Ich mit dir diser frist, 
Matter du weist nit was es ist, 
Min stund ist noch nit kommen spat. 
Der sach sol wol geschehen rat. 

Maria gat von jm zu den dienern, sagt Maria zun 
dienern 

Ir diener gand zu minem son behend 



249 

den Bachen gebend flyssig end, 
was er uch heißt zn diser frist, 
Dann gar vil daran glegen Ist, 

[Mathusalem antwort, Mathnsalem antwort, Sy gaiid 

Wir gand vnd schaffend albereit, 

vff din w nach dinem wort wie du hast gseit] 

Sy körnend stand für den Saluator der sagt zu Inen 

Saluator zun dienern 
Ir diener Nun achtend miner wort, 
Füllend die krAg vnd stytzen dort, 
Mitt Wasser vnd stellends bald hiebar, 
Damitt Gots g wallt werd offenbar, 

Die diener tragend die krüg, welche zu vor mit rotem wyn 
gfüllt sin sollend, schnell zum brunnen, schüttend durch die Ror 
durch ein trachter dz wasser dardurch. Hoch oben Inhar damit 
man meine das wasser gang Ind kiüg, bringends dann schnell 
wider für den tisch; so sagt 

Saluator zun dienern 
Nun schöpfend bar Ir lieben knaben, 
Deß trancks der krügen wend wir haben, 
Schenckend vnd bringends dem priester dar. 
dem Christen hie In vnser schar, 
Das ers versuch vnd mercke bald 
wie es damit nun hab ein gestallt. 

Die diener schenckend vß den krügen In gleser hoch embor 
das maus wol sehen mag, so Ist es Hoter wyn, sy erschreckend, 
erstnnend, sehend einandren an, zeigend den wyn vff mitt grossem 
verwundem, vnd bringend Jeder ein glas voll dem priester, der 
versnchts beide, verwundert sich, rüfft dem brüttigam vnd sagt 

Zacharias zum brüttigam 
Ich weiß nit wie Ichs hie verstau, 
wo hast so gutten wyn genon, 
Nun kan Ich änderst wüssen nitt. 
Dann das man dkrüg voll wasser gschütt. 
Die gwonheit würdt sonst gh alten eben, 
Das man den gesten z*erst thut geben. 
Den besten wyn, vnd zu dem end, 
So Sy sich Jetz satt truncken hend, 
den ringern wyn, nun find Ich bald, 
Die sach hatt hie ein andre gstallt, 
Den gutten wyn hast du gespart 
Bis Jetz hiehar zur Letsten fart. 



260 

Brüttigam antwort, 
Änderst kaD Ichs nit finden gar, 
Dann das es Gott hatt gfügt hie har. 

Sy trinckend alle ynd yerwandrent sich, Die Diener bringent 
den wybern jnd küchen ouch ze versuchen, Maria nimpt versucht 
deß ersten gibts den schwöstern ouch, verwnndrent sich alle [Maria 
fr] Salome fragt 

Salome zu den dienern 

Ir lieben diener nun sagend hie, 

Wie jst es doch zu gangen ye. 

mit disem kostlichen gutten wyn, 

deß wir doch nit sind wartend gsin? 

Mathusalem antwort: 

So habend warhafft disen bscheid. 

Nach Jesu gheiß wir band bereitt, 

Die krüg mitt wasser gf&Ut vom brunn, 

Daruß kompt diser wyn zu stund, 

Das kan doch ye groß wunder syn! 

Ein heiliger prophet mag er wol sin. 

Petrus vnd die andren Jünger stand vff bim Tisch vnd sagt 
zum Saluator: 

Ach Herr wir arme menschen kranck 
Sagend dir vil eeren Lob vnd danck, 
der gnaden vnd grossen Wunders hie 
Der glychen wir noch sahend nie, 
Nun gloubend wir vast wol an dich, 
vnd bharrend des ouch vestencklich. 

Saluator stat vff, die andern ouch alle, gnadend dem Zebe- 
deo, ouch sinem volch. Saluator nimpt Johannem an ein ort vnd 
sagt zu jme 

Johannes min lieber bruder vnd fründ, 

Du bist ein junges schönes kind, 

was zychst (?) du hie din Junges Leben, 

der wellt vnd dem fleisch z' ergeben 

Ein anderes Ich dich Leeren [sol] wol 

Ewige fröwd davon dir volgen sol, 

Zu himmlischer Hochzyt für Ich dich, 

Daselbs In ewigkeit nütt gebricht. 

Zyttlich Hochzyt facht mit fröwden an, 

Mitt truren endete, sollt verstau, 

Drum volg mir nach, es grüwt dich nitt, 

vil troBts vnd gnaden [bekon] erlangst damitt. 
Johannes fallt vff dknüw sagt: 

Ach Herr wie Ist din gnad so groß, 

In mir find Ich vil fröwd vnd trosts. 

Du hast dich demüttigt hie so gar, 



251 

vff vDser Hochzytt kommen har, 

Ob wir schon sind so schlecht vnd klein, 

vnsers glych yerschmachstn gar Enkein, 

Hast ouch [yds gschafft] so gatten wyn vns gschafft, 

[durch wunder] vß wasser durch din göttlich kraffb 

Jetz bemffst mich erst zur säligkeit 

[Ach möcbt mir diß] Dir zYolgen bin Ich gar bereit. 

Er stat vff 

Min gmahel verlass Ich diser stund, 
Doch verman Ich sy yß minem mund, 
zu ewiger künschheit reinem Leben, 
gwüß würdt sy sich daryn ergeben, 
Ouch diner Leer gevolgig sin, 
AUs andre gute fründe din. 

Sy gand alle hinweg, Johannes gat ein wenig mit dem Sal- 
uator. bald gat er wider zum vatter, da er dann berü£ft würdt 



Äppendia eu dem Spruch Gregorij. 

Ir werdent wytter sehen meer 
wie Christus durch sin gwallt vnd eer, 
Am Hochzyt zu Cana Galilee schafft 
vß wasser wyn, göttlicher krafffc, 
Synen wunderzeichen anfang gab, 
Damit sin gloub nit näme ab. 
Sin Junger alls sy diß gsehen band, 
Im glouben namends grossen bstand, 
Die es sahend gloubtend bald, 
Die aber schon Im glouben allt, 
wardent darinn gestercket vast, 
diser gschicht substantz nun hast. 



m 

Anfang der Hocheyt gii Cana, 

Maria Salome kumpt zu Maria Christj Irer Schwöster 

Maria Salome zu Maria Christj 
Maria liebste Schwöster min 
von mir solt du gegrüesset sin 
Ich kann dir ietz verhalten nit 



252 

ein sach dmnib ich dich man vnd bit 
Das dkommest ietzund mit mir heim 
Ein Hochzytt zrüsten ring und klein 
Mim Sahn Johannj dinem frund 
dins bystandts dir bdürfftig sind 
wir band in vermächledt eines standte 
gewär vns vnseni verthmwens gantz 

Maria Christi 
antwort 
SchwÖster dins Ladens danckh ich dir 
üch allen zdienen hab ich bgir 
wie woll das wider min eigenschafft 
mach mich nit gern mit der weldt behafft 
Nach kan ich nnn von frfindtschafil wegen 
ein solche pit dir nit versagen 
Gott wöU es alls gesegnen woll 
dz fürnembst so man bgeren soll. 

Salome fäert Mariam mit Iro heim. Seruus vnnd MathAsa- 
lern ^) rtistendt den Tisch zft, LAcifer kompt dar zwüsehen denn 
SalAatorem za versachenn. 



Die Versuchung Christi 

ActAs 

LAcifer, zflm SalAator 
Mich dAnckt da syest godtes Sun 
wo Godt ist thut er Zeichen nun 
Bist da derselb wie man das seit 
so bwär hie din AUmechtigkeit 
vnnd mach vß disen Steinen brodt 
dann dich ietz zwinget hungers noth 
Dann viertzig tag du gfastet hast 
drumb ghört der Natur ouch wider rast. 

SalAator 
DArchs brodt der Mensch nit lebt allein 
sonder vß allen worten gmein 
wellche dann gand vß Gottes roAnd 
das solt du wüssen, mir ists kAnd 
Vngessen mag zwar niemandt gleben 
Godt thu dann sondere gnad jm geben, 



1) Dise e auf einigen u haben jedenfalls keine sprachliche Be- 
deutung, 



253 

Sy gand mit einaDderen oben in tempell, 

LAcifer 
Von dir ich vill gehöret hab 
bist Gottes SAn so fall hinab 
Laß lagen wend dich dengel tragen 
alls die geschrifften von dir sagen 
Das da nit rüerest hie die stein 
vnnd nit verseerest fuß nach^) bein 

waDckh den 4 Ertzenglen abher') 

Salnator 
Ich will dich hie ein anders Leeren 
solt nit versAchen Got din Herren 

Sy gand mitt ein anderen yff den Olberg. 

Lucifer 
Nun sich ietz an die wydte weldt 
manche Stadt vnnd schönes feldt 
All jr Herrschaft Zierd vnnd plan 
maß alls dir werden vnderthan 
Ob du mich hie anbedten wildt 
der gaben mich gantz nit befildt. 

SalAator 
Verflfichter Tüffel wych von mir 
ich bin zum Herren geben dir 
Es Stadt gschriben das weist da woU 
das man allein anbedten soll 
Den Höchsten Gott vnnd Herre fyn 
vnnd dem Gehorsam syn 
Das bist du allein dem herren dyn. 

Lucifer Lauffk wider ind höll mit geschrey, die Engel knüw- 
endt bedtent Salnatorem an, Heiß die Apostel! sich zwäg setzen 
za der berüeffAng^). 

Gabriel 
Herr Gott groß ist din macht vnd krafft 
durch dich sind alle ding erschafft 
Nüdt ist das dim gwaldt wider stand . 
vor dir es alls erzidtret zhandt. 

Michael 
All gschöpff din gwaldt bezügendt woll 
Himmel vnd Erd dich loben soll 
Vor ab wir Engel vnd s Menschlich gschlecht 
dann du bist gnedig milt vnnd recht, 



1) Die Handschrift hat oft nach atat noch. 

2) igt eine Notiz für den „Regenten^* des SpHes. 



254 

Raphael 
Groß iat Herr din Herrligkeit 
Darumb wir gschaffen vnd bereit 
Allzydt zu loben vnnd Eeren dicb 
vnnd dir zu dienen Ewigklich. 

Vriel 
Mechtig ist Herr din Mayestadt 
Din gödtlich Rych kein end nit hat 
Darnmb dir Allzydt ist bereit 
Prys, lob, vnnd £er in Ewigkeit ' 

Die engel stand vff, neigend, gand damit wider zebimmel, 
Salluator verbirgt sich biß vff sin Zydt. Dar zwüschen gaih ein 
Mnsic in der Gantory. 



Musica 

ActAa 

Yocatio Apostolonun 

So bald die MAsic vfT hört, vnnd die Tüffel wider in der 
Höll sind, kompt SalAator findt Petram vnd Andream alls vischer 
an jrer Arbeit. 

Salnator 
Pettre stand vff jetz mit mir gan ^) 
ich will dich Leeren ein anderen fang 
Andream auch den brnder din 
Ir sond nun Menschen Vischer syn 

PetrAs 
G Herr vß vnsers Hertzen bgir 
wend wir vast gern ietz volgen dir 
vnnd alles das dammb Verlan 
so wir im brach vnnd gwalt band ghan 
Din beiger wüU der werd erfült 
Drumb mach vß vns Herr was da wilt 

Andreas 
Nach dinem wort Herr ist mir gach 
dir volg ich aach gar willig nach 
Verlaß aach schiff vnd gschir bereit 
gantz willig wie min brfider gseidt. 

Hiemit volgendt sy nacher, lassendt allen Zug b'ggen. 



1) Schreibfeier 8t<U gang. 



255 

SalAater 
Jacobe ¥nnd Johann min fründ 
Yolgendt mir nach ich üchs verkünd 
Macbendt ¥ch kein bdoocken dryn 
ir Bond nan roine Jünger syn, 

Jacobus maior 
Herr ich sag dir Immer danckh 
dz da mich groben menBchen kranckh 
Inn eynfaldt gar vnnd Leyen stadt 
berüeffenn thfist zu diner gnad 

Johann Apostel 
Wie soll ich armes vischers Kind 
dir dancken gnAg das dmich din fründ 
Herr so gnedig brüeffst zu dir 
ich laß es idls, ¥olg dir mit bgir. 

Winckh dem Ab[r]yron, Sy volgendt aach, Philippas stadt 
am weg. 

SalAator 
Philippe aß Bethsaida 
Da sollt nan mir auch volgen nach 
Daramb von aller sorg dich keer 
vnnd merckh vff mine werckh vnd leer 

Philippus 
Herr in mir bin ich selbs entzündt 
min Hertz in mir mit bgirden brünt 
Zu gleben in diner Leer vnd wäg 
da bist der wäre Himmel stäg, 
Er ¥olgt auch 

Dar zwüschen singt die Synagog, Rabi etc. ^) 

JAden gsang 
Mathaeas sitzt am Zol Abyron gath darf&r falt Inn an, 

Mathaeas 
Gsellschafft gib dem keyser vnd mir 
on smmas den Zol dz sag ich dir 

Abyron 
was zols weitest du von mir han 
ich han kein gelt dramb laß mich gan 



1) Sih tfMusik und Gesang der Luzerner Osterapiele^^ im Oe- 
sehichtsfreund Band XL, verglichen mit der Anmerkung zum Benedictus 
in ffTechnik der Luzemer Heüigenspide^'^ II in Herriga Archiv 1886, 



256 

Matbaens 
Gsell gsell Zol würdet müessen gän 
oder ein pfand than ich dir nän. 

Abyroo 
GIAsts dich mich zpfendea so gryff mich an 
versee dich deß. Ee mast mit mir schlan, 

MathaeuB 
Ich hoüsch dir das du geben sodt 
wider setzt dich dann deß keysers podt 
So wuß es würdt dir nit nach glan 
ich will ooch nit mit dir drAmb schlan 
Du aber würdet deß nitt gemessen 
erfaren wie es dir sol erschiessen 
Das da mit mir hie bochet hast 
wann du morgens im Thürm Yffstast. 

Abyron 
was ist dann so schüchlich diser Zoll 
Ich han dich nach zu zalen woU 

Mathaeüs 
Zween pfennig gib so hast bezalt 
Ans Keysers diener Leg nit gwaldt 
weder mit wercken nach mit werten 
besonders alhie an solchen orten 
Dann war ich nit sonst ein güedtig man 
wie meinst dz es würde dir ergan? 

Abyron 
Sabin, ich hab mee in der Taschen 
an bschißnem ist sich nüt zn waschen 
ynnd wärest da so ein frommer man 
so nemmest dich woll eins bessern an 
Da rüembst dich selbst deß hab ich daren 
ich mein du habest böß nachparen. 

Mathaeüs 
Farhin sag dir sig woll bescheen 
ich hab nit vil dins glychen gseen 

Heiß die andren 5 Jünger zamen stan hiemit kompt Salnator 
zu jm. 

Salüator zu Mathaeo 
Mathaee Leüj, Ich dir sagen soll 
Du sitzest ann offner sünd am Zol 
Aber du sollt darvonn abstan 
vnnd jetzünd von hinen mit mir gan. 

Matbaens, knüwende 
Herre min ich danckh dir vast 
dz du mich armen Sünder hast 
hie nit verscbmächt vnd gnommen an 
drumb will ich all myn gfidt Verlan 



257 

vnnd dir in thr&wen volgen nach 

wyl da mich der Bund hast Ledig gmacht 

Ich wych von dir aach nimmer mee. 

Er volgt auch nacher. 

Saluator zticht alls gmach findt die anderen 5 Jünger by 
ein andren stan, brüe£ft sy auch: 

SalAator 
Jacob min fründ vnnd Barthlome 
Thoma Symon JAda Thadee 
SAmendt üch nit sind nAn bereit 
mir zvolgen in ghorsamkeit. 

Jacobus minor 
Gebiedter Herr mich frewedt vast, 
dz du dich min angnommen hast 
Mich zQ dir züchst vnnd meinst (?) so wo 11 
biliich ich dir nun volgen soll 

Bartholomeus 
Ach Herr was send wir dir nun thfin 
für dine grosse gnad vnd Sun 
Das du vonß arme sünder bald 
Zu dir berüeffst in solcher gstaldt. 

Thomas, 
Dir danckh ich Liebster Herre myn 
min pit da wollest by vnß syn 
Midt diner gnaden Hilff vnd sterckh, 

Symon, 
Herr ich setzen auch z& dir min [H] gewerckh 
vnnd will auch volgen willig dir 
Damit dio gnad kAnd werde mir 

JAdas Thadeus 
So blyb Ich auch da binden nit 
nim mich herr vff, Ich fründtlich pit 
Dir soll ich allzyt gfolgig sin 
Dem Herren vnd lieben meister min 

Sy [s] gand schnei sich zu verkleiden Inns Apostolat, alle 
Jünger an Iren ort, Dar zwüschen singt die Synagog Gagagantzer. 

JAden gsang, 

SalAator gath auch an sin Ort biß sy Fertig sind, so kompt 
er mit Innen vff den platz etc. 



BirliBger, Alemannia TTTT 8 17 



258 

ContinAatiOy der Hochzyt zu Cana 

Act As 

ZebedeAs zAm SalAator 
Vonn Hertzen vnnd aller dem&t sidt 
Herr ist, [vs] ynser beider höchste pit 
Da wollest mich vod die frAndt8cba£Et min 
ehren vnbd zur Hochzydt by vnß sin 
Die wir begand vff hfidtigen tag, 
80 ichs an dir erlangen mag 
Flyssig tli&ndts dann verdienen mir 
die Jünger din, nim auch mit dir. 

SalAator 
Min lieber fründ von Hertzen gären 
thnn ich dich solcher pidt gew&ren. 

Sy gand gegem huß, das völcklin auch Brödtigam, [Br] vnd 
die BrAd stellendt sich vßher, SalAatorem z& empfahen, [za em- 
pfahen] ZebedeAs gath vor dannen 

winckh Zachariae. 

ZebedeAs, 
Fröwendt üch mit mir diser stAnd 
Dann vnser fründ Jesus zu vnß kompt 
vnnser Hochzydt hie zu Lieb vnd Ehr 
nach dem vnns hat verlangt so seer. 

Sy empfahendt den Herren sampt den Jüngeren, Zacharias 
volget vff der stedt nacher. 

Zebedens 
Biß Willkomm Lieber Herre min 
Kein gast möcht vnnß nit Lieber sin 

Sponsns, 
Ach Herr wie ist din gAdt so groß 
dz dzu vnnß kompst mit dinem trost 
vnnd B&chst vnnß dine fründtling heim 
die wir sind vß der Armen gmein 
Das könnendt wir verdienen nit 
Das Essen ist fertig wann du wydt 

Sponsa 
Wir loben dich Herr in Ewigkeit 
das du vnnß armen gneigt 

Zebedeus setzt den Herren Ztisch, darnach die andern auch 
Yt infra, empfacht hiemit Zachariam 



259 

ZebedeAs z& Zacharia, 
So (?) willkom Lieber Herre myn 
NuD kommendt ietz zu vnß haryn, 
Ir sind vnnß gar ein werder gast 
sitzendt hie har ich bidt vch fast 

ZebedeuB setzt in auch, Salnator macht dz Benedicite, 

ZebedeAs 

zAo Dieneren 
Ir diener nonn flax trageodt har 
alle ding stellendt flyssig dar 
Was vDDß dann Gott berathen hat 
in vnser Armnt fröe vnd spadt. 

Mathusalem 
Das thnnd wir schnei vnd sind nit trag 
gsell deß ynschenckens da nAa pfläg 
Der Kuchj nim ich nan war hieby 
Damit an spyß kein mangel sy 

Mathnsalem tragt vff, senius schenckt yn zwüschen dem 
Essen gath ein Music in der Gantory, Andechtig, 
Naptiae factae sunt etc. 

Musica 

So die ersten gleser lär, wollend die Diener meer ynschen- 
cken, so ist kein wyn meer da, So kompt Seruus zu der Mutter 
Gottes an dem Ort da sy sitzt, 

Seruus Zu Maria, 
Ach frow wie soll den Sachen gscheen 
hie ist kein wyn zetrincken mee 

Maria 
Gand nun zedienen wider zhand 
der sach soll Rat loscheen Im verstand 

Sy statt vff, keert sich ein wenig vom Tisch, 

Maria 
sagt mit Ir selbs, 
Wie thfind wir nun der Sachen doch 
das wir mee wyns bekommend nach 
Min Bchwöster ist arm vermag es nit 
min lieben SAhn ich darAmb bitt 
All ding vermag er mit eim wort 
ich weiß er gwärt mich an dem Ort 

Maria zAm SalAator 
Min Liebster Sun hie bist ouch gast 
sy band kein wyn das krenckt mich vast 



260 

Nun weist du vnser arm&dt woll 

wo aber man wyn hie nemmen soll 

Das Hhochzydt Eerlich enden thüy 

das weiß ich nit drumb han ich müey 

Du aber kanst vnnß helffen diser stund 

so du es wilt durch [diser stnn] dinen mAnd 

SalAator 
Wyb was hab ich mit dir diser frist 
Mudter du weist nit was es ist 
Min stund ist noch nit kommen spadt. 
der sach soll woll geschehen n radt 
Maria zu den Dienern 
Ir diener gend nun flyssig acht 
was min Sühn heist dem komend nach 
Sitzt wider Ztisch, 

SalAator 
zu den Dieneren 
Ir Diener nun achtend miner Wort 
füllendt die kräeg vnd stytzen dort 
midt wasser vnd stellends bald hiehar 
Damidt Godts gwaldt werd offenbar 

Die Diener tragendt die krüeg zum Brunnen, füUendts mit 
wasser, vt ordinatum est, ye einer mit zweyen krüegen, stellendts 
ür den Tisch 

Saluator 
Nun scböpfPendt bar ir lieben knaben 
Deß Trancks da von die gest sich laben 
Schenckendts vnnd bringendts dem priester dar 
dem Obersten hie in vnser schar 
Das ers versuch vnd mercke bald 
wie es damit nun hab ein gstaldt 

Sy schenckendt yn, 

Zacharias, zn Sponso. 
Ich weiß nit wie ichs hie verstan 
wo hast so gudten wyn genon 
Nun kann ich anders wüssen nit 
dann das man dkrüeg voll wasser gschüdt 
Die gwonnheit wird sonnst ghalten woll 
Zu erst man den gesten geben soll 
Den besten wyn vnnd zAo dem end 
so sy sich ietz sadt trAncken hend 
Den ringen wyn, nun find ich bald 
die sach hadt hie ein andre gstaldt 
Den g&dten wyn hast du gespart 
biß vff das end der Letsten fart, 

versacht den wyn 



261 

SpODBDS, 

Änderst kan ich das nit verstan 
dann das es maß von Godt har koo 
Das ist für war ein wAnder groß 
Ir Herren nun versachendt inn bloß. 

Sy trinckendt, versachendts, verwAnderent sich, JAdas spaciert 
vmb den Tisch, Lagt za. 

Maria Salome 
Ir lieben Diener nAn sagendt hie 
wie ist es doch zu gangen ye, 
Midt disem kostlichen gadten wyn, 
Deß doch wir nit sind gwardtet gsyn, 

MathAsalem 
So habendt warhaffb disen bscheid 
nach Jesu gheiß wir haod bereit 
Die Krüeg mit wasser gfült vom brann 
Darnß kompt diser wyn von stAod 
Das kan doch ye groß wAnder syn 
ein prophedt ist er im sinne myn. 

Die Jünger standent uff, stand bim Tisch. 

PetrAs zAm SalAator 
Ach Herr wir arme menschen kranckh 
sagendt dir vill Eer lob vnnd danckh 
Der gnad vnnd grossen wAnders hie 
Derglychen wir nach sachent nie 
wir glaAbent aach fast styff an dich 
vnnd bharrendt das nun vestenklich. 

SalAator macht das Gratias, stadt vff vnd alle gest gand 
hin wäg, Seruns gath zu Magdalena, Mathusalem zu Symonem 
Phariseum. 

Saloator Im gan 
Zebedee min vil Lieber fründ 
ich sampt allen die by mir sind 
Danckendt dir fründtschafft vast 
daß dvnß so woU ergetzet hast 
Im frid sollt woll bewaret syn 
darzn all hußgoossen dyn. 

ZebedeAs 
Ach Herr ist gscheen das dir geliebt 
so fröwts mich, wo nit so bin ich btrüebt 
An dich min pidt Inn dem&t ist 
fflr gfidt zenemmen diser frist 

ZebedeAs gleidtet jnn, 
Sponsns, 
Allso ich auch Zwar sagen mag 



262 

dich Herr zu bidten yff disen tag 
DA lassest vnnß dir bevolen syn 
vnnß alle sampt den Eltren dyn 

ZebedeuB gath ietz wider heimb 

SalAator, 
Johannes gedenckh wider dran 
das ich dich kürtzlich gheissen han 
Namblich da sollest gschiff vnd gschir 
verlassen, vnnd nach volgen mir 
Nun solt ietz auch die gmahel din 
Verlan vnnd allzydt by mir sin. 

Johannes, 
Herr wie da wilt in diser gstaldt 
Dim Helgen wort Ich volgen bald 

Sponsa 
Ich hör Herr hie din meinang thrüw 
Die soll volg han ohn alle rüw, 
Ich gib min willen gern daryn 
Damit er möge by dir syn. 

Johannes, 
Liebste gmahel das fröwet mich 
der gödtlich frid wöU bewaren dich. 

Hiemit gnadedt er allen ab, vnnd zücht mit dem SalAator, 
Zacharias würdt nit mehr gsechen, SalAator kompt an platz, Judas 
Iscariotes begegnet ime, sagt 

Salvator 

[JAdas Iscariotes] 
Wolan so kam auch mit vnß dran 
[Herr soll ich dann auch mit dir gan] 
den gmeinen Seckel solt du han 
Doch lug das dich nit überwind 
der gydt, sonst würdst ein armes kind. 

JAdas Iscariotes 
Herr ein thrüwer Schaffner wil ich syn 
vnd dencken an die wamung dyn. 

LÜZERN R BRANDSTETTER 



263 



SCHLAFTRUNK IN FRANZÖSISCHEN 
QUELLEN DES XVI JARHÜNDERTS 

Unter den deutschen Wörtern, welche |im sechzehnten Jar- 
hundert durch unsere jenseits des Rheines kriegfürenden Lands- 
knechte und Reiter in der französischen Sprache in mer oder 
minder veränderter Form Aofname gefunden haben, und aufweiche 
FW Bart hold zuerst aufmerksam gemacht hat, befindet sich auch 
der gegen Ende des Mittelalters in Deutschland so beliebte „Schlaf- 
trunk^. Dises Wort wird in den Memoires de Yieilleville, welche 
▼on dessen Secretär Vincent Garloix verfaßt wurden, in den zwei 
verschidenen Schreibweisen schloffroncq und schlofftroumert in fol- 
genden zwei Stellen, welche wir anfüren wollen, erwänt. 

Die leztere Form findet sich gelegenth'ch der Erzalung von 
dem gastlichen Empfange, welchen man der Gesandtschaft, die von 
den deutschen protestantischen Fürsten an Heinrich II mit dem 
Gesuche um Hülfe gegen den Kaiser 1551 geschickt worden war, 
in Fontainebleau bereitete, wo sich damals der französische Hof 
aufhielt. Im zweiten Bande der genannten Memoiren, Seite 144, 
wird folgende, hierhergehörige interessante Einzelheit erwänt: „il 
n'y manqua rien dout ils se penssentplaindre; mais furent traictez 
ä leur mode, qui est de ... . ne sortir de table que ä nenf on 
diz heures du soir. Et durant ce temps, on n*oseroit leur parier 
d*affaires, par la crainte quMls ont qu'on les veuille surprendre 
parmi leurs buvettes, qu'ils appellent schlofftraumerV^ 

Die andere Form, schloffroncq, findet sich in dem nämlichen 
zweiten Bande, Seite 421, wo es in folgendem Zusammenhange er- 
wänt wird. Als der Marschall Yieilleville einen nächtlichen Ueber- 
fall des Dorfes Rougerieules (heutigen Tages Rozerieulles geschriben) 
in der Nähe von Metz, welches damals vom Kaiser belagert 
ward, beabsichtigte, hatte er durch ausgesandte Kundschafter in 
Erfarung gebracht „que les Allemands estoient desja en leur 
Schloffroncq**. Dises Wort ist in dem Register, welches dem fünf- 
ten Bande der Memoiren beigeftigt ist, fälschlich durch chambre 
k coucher des Allemands erklärt. Es ist der Schlaftrunk ge- 
meint, zu welchem man sich nach damaliger deutscher Sitte Abends 
zurückzog. 

Obige zwei im Französischen eingetretenen starken Verstüm- 
melungen erklären sich, wie mir Herr Professor Birlinger auf eine 
Anfrage gütigst mitteilte, am einfachsten daraus, daß offenbar 
die Franzosen das Wort schldftrunk von einem süd- oder mittel- 
deutschen Munde gehört haben. 

METZ TH.SÜPPLE 



264 



SITTENBILD 
AUS EINEM SCHWARZWALDDOEFE 

AUS DEM DECKENPFRONNER KIRCHENCENSÜRPROTOKOLL 

Sonntags den 10. octob. (16)80 ist die kircbencensnr tAT dem 
rathauß gehaltten worden, seind fürkommen Hanß Lutzen, ynd 
Balthaß Sattlers weiber, die im heuett auff dem weg von Gärt- 
tringen, vom Wißenthai die Awe genandt, heranff vnd anheimb 
gehend, mit scbmähwortten aneinander kommen, da jene diser 
fürgeworffen, sie hab ir bastart längst hie bevor gehabtt (ver- 
meintte dadurch ir erstes kind, daß sie im frühen beyscblalF ge- 
zenget etwa bald nach beschehener copnlation geboliren). Dise 
aber hätte jenem weih auffgeruckhetj sie hab ire kinder vor dissem 
ver zeltet j oder auß mutterleib vertriben dnrch verbottene gott«- 
vergessene künsten, sind beyde mitt gleicher straff angesehen, vnd 
jede vmb 5 Schilling in den armenkasten gestrafft worden. 

D. 10. julij 1681. Da insonderheit klag vorkommen wegen 
der jungen bursch, daß an sonn- und feyertägen abends, wann 
die bett-glocken geleutet werde, ein schreckliches gugelfuhr treiben 
sowol ledige mägdlen als gesellen, deßwegen inen solches mit ernst 
undersagt worden, darneben auch erinnerung geschehen bey dem 
sonntäglichen catechismi examine sich fleyßiger einzustellen. 

Domin. XXI post trinit. d. 23. octob. 1G81. Gemeine klag 
gehet über die iunge bursch, daß diselbe abends über die zeit, 
biß an die bettglock, auff der gassen lauffen. 

Domin. XXV trinit. 1681. Wan man zur kirchen gehet, 
sollen die männer unter den kirch-thüren gleich ire hüte al>ziehen, 
und nicht mer auffbehalten, biß sie in ire stuhle kommen; die 
weiber, töchter und mägdte ire bände zusammen legen. Bey straff 
des erstenmals 1 Schllgs. 

Niemand solle hinfüro mer auß der kirchen lanffen, ehe der 
segen ist gesprochen, und das gesang sein endtschafft bekommen. 
Sollen das erstemal gewarnet werden. 

Die vogelfanger und andere sollen, irer geschaffte wegen, die 
predigten nicht versäumen. Bey straff 5 schllg. 

Jedermann solle in der kirchen helffen mitsingen. 

Domin. 1. post epiphan. Ann h. dreykönig-nachts sind anff 
der gassen, lang über die zeit^ uuibgelauffen — (hier 1 2 Namen) und 
weil sie gar laut gewesen, sollen sie eintweder 24 stund ins narren- 
haußf oder ein ieder 5. schllg. zur straff erlegen. 

Dom. 4. post. epiphan. Ist wegen ergangenem forstl. Rescript, 
den kleidpracht, entheiligung der sonntäge, Überfluß in essen und 



265 

trinken, auch das gottslästerliche fluchen betreffend, kirchen oensur 
gehalten, und darbey gerichtlich bey straff 5 schllg. verbotten 
worden, daß die junge bursch künfftig keine gefärbte b&ndel roer 
tragen sollen. 

Flor und weiße schürtz sollen abgeschafft werden, niemand 
solle one rockkragen oder Überschlag in die kirch gehen, bei straff 
5 schllg. 

An sonn- und feyertäg solle niemand an andere orth, zu 
tantzen, zeren, oder spihlen, außlauffen, bey straff 5 schllg. 

Domin. quinquag. Das gamwindeii am sonntag soll ver- 
botten seyn bey straff 1 heller. 

Alle so unter den weibsbildern singen können, sollen in der 
kirchen, bey iedem gottesdienst, singen. 

Folgende personen sind, wegen fluchens und schwerens, als 
censores erwehlet worden, namblich: (folgen 6 namen, worunter 
der Schulmeister und der schütz). 

In festo trinit. Elisabetha Wolffin, Hannß Bernhard Quintz- 
lers magdt, klaget auff Gatharinam, Andrese Bocken haußfrau : 
1 jene habe gesagt: sie habe ire bdse band, im wäschhauß, von 
iro bekommen. 2 habe Gatharina Bockin, sie, alß sie morgens 
in die kirch gehen wollen, dreymahl urob gottes willen gebetten, 
sie solle iro wider helffen. 

Antwort. Gatharina Bockin verantwortet sich: die band 
habe ir im wäschhauß anfangen wehe thun, sie wisse aber nicht, 
warumb? könne auch niemand ichtwas zeihen. Daß sie die Eli- 
sabeth umb gottes willen 3 mal solle gebetten haben, gestehet sie 
gar nicht, sondern sagt: sie habe die magdt nur gefraget, ob sie 
iren mann nicht gesehen habe? 

Bescheid. Sollen bey nächstem rechtstag erscheinen. 

Domin. XI post trinit. Den würthen und censoribus ist an- 
befolen worden, daß sie auff die flncher gute achtung geben 
sollen. 

1683. Domin. quinquag. Die liechtgengerna sollen sich bey 
nacht bescheidenlich verhalten und still nach hauß gehen. 

Domin. jubilate. Wo anß einer hanßhaltung niemand zur 
kirchen korobt, solle solches haußgesind umb der versäumnuß willen 
gestrafft werden umb 5 schllg. 

Domin. XX post trinit. Jerg Aichelin ist wegen nächtlichem 
tumults auff der gaßen vrab 30 x. gestrafft worden. Solcher 
ist geweßen ein schreyer wie ein brntum, vnd ein gaasenwetzer 
mit dem degen, vnd solches über die zeit. 

Domin. oculi. cum bono deo. Ist kirchencensur allhier ge- 
halten worden, dabey vor- vnd angebracht, daß Elisabetha, Hanß 
Bernhardt Q. geweste ehebrecherische hur, der gemeinen fleckchen 
sag nach denuo begere vnd suche sich bey dem Q. Ziideppisch zuo 
machen, mache gelegenheit ime auff dem kirch weeg fürzukommen, 
sich ime zuo präsentiren nebenst dem kind : „sihe daß ist dein 



266 

vatter*^, sejre verdächtig der schw&ngerung von im auf eim 
neweß. 

Beeret. Ist für den fleckchen hinaaß gewißen worden, umb 
alle verdächtige argwon abzuschneiden vnd dem Srgernnß vorsu- 
biegen. 

Domin. III post trinit. (1684). Ist censar der kirch ge* 
halten, dabey fürgebracht worden 1. die weiber sitzen, indem sie 
niederknien vnd daß gebett verrichten selten. 2. die jange ge- 
sellen kommen zur gebarenden zeit nit zum gesang, derentwegen 
den chor mit tüchtigen zum gesang zn bestellen. 3. nachtwächter 
zeigen die nmblänffer deß nachts uf der gassen nit an, achten 
ireß pflichts nit, vermutlich zalen die vespertiliones inen wein, 
darzu zu schweigen. 4. mulieres menstrua patientes stellen sich 
för die kirchtür, vnd gehen nit wurcklich hinein, stehen gleichsam 
am pranger etc. 5. zeit der hochzeit- vnd leichenpredigten stehen 
die leuth für die kirchtür, wo der conductus exequialis r. nuptialis 
fürbey, lauffen sie iren häusern zn, versäumen die kirch vnd gehen 
nit in die kirch. 

Domin. XI trinit. Ist denen, die anßreutten zur weyde mit 
den pferden vndersagt worden, daß diselbe nit die kirch ver- 
säumen, sondern uff die ander glockh zur kirch wieder heimkom- 
men sollen. Der schütz sollß denen vor der kirchentdr ver- 
künden. 

Doniin. XXI trinit., Eädem dominica sind die vogler über 
verbott vor der sontags predigt hinauß gangen, gevögelt, die pre- 
digt versäumt (folgen 8 namen), sollen alle 8 5 schllg. straff geben, 
poena 1 fi. 37 z. 3 hl. 

Domin. II adventus. Würdt Hanß Jerg, Hanß Aiohelinß 
seel. son, angebracht^ wie daß er am heil, adventsfest zwischen der 
sonntagspredigt habe einen zettel gemacht. 

Ist fürgefordert vnd neben einem starckhen capitnl umb 11 
z poen erklärt worden. 

Andreß Vetter, vogler, würt von kirchenrugern angebracht, 
daß er den 3. adventß sonntag unter der predigt herein gegangen 
vnd seinen vogelputten ufern rocken getragen also die predigt ver- 
säumt, vnd den sonntag entheyligt. 

Ist geständig, sagt aber dabey, daß horm kuchenschreiberß 
[darüber: meistersj befel seye, sein hutien auch am sonntag nf 
seinen rucken nemme, vnd also der obrigkeit gehorsam leiste. 

Bescheidt. Daß dises vogelfangen eine entheilignng des sa- 
baths, eine versaumung göttlichen wortß, so mutwillig, zuwidw 
der neulich außgekundten hohfürstlichen Ordnung, so außtruckhen- 
lieh, vns hierinnen herr kuchemeisters particular befelh der publi- 
cirten policey Ordnung nits prsBJndiciren mag; so ists auch einem 
öffentlich, epicureismo gleich, 3 gantzer viertel jar erzwingen wollen, 
nie in die sonntagspredigt zu kommen, alß ist habender auß- 
truokhenliohen fürstl. resoripto gemäß diser mit 30 zr. angesehen 



267 

worden, weil erß (sie) schon (das) dritte mahl kommt. — Diser 
Andreß Vötter hatt seine armuthey Yorgesohtizet, bessemng ver- 
sprochen, vnd nimmer zntun verheißen, derenthalben 15 xr. zner- 
legen, angesehen worden, 

Die vogelträgf^r sind auch gleicher weise am sonntag hinanß- 
gegangen vnd haben die vögel gesaramlet, die predigten versäumet, 
sind also in gleicher straffe. 

Domin. ocnli. (1685). Den kirchhoff soll der Schulmeister, 
weil er in nießt, fürterhin sauber halten, vnd weil er dißmahl 
ganz wüst, solle 2 taglöner bestimmt werden, den selben zu säu- 
bern, fürterhin aber kein ganß, schwein, schaaf, oder ander vihe 
hinein lassen,' vnd darinnen frezen solle. Schulmeister die kirch- 
hoff turen fleißiger beschließen. 

Domin. jnbilate. Die gemeind lanffe vor dem seegen für die 
kirchtür hinauß, würt inen bey einer straff verbotten. 

Der commun fürgehalten uf dem rathanß. Die Icuthe drin- 
gen so ser aufeinander bey der beicht, daß es ein schand, vil wer- 
den in dem gedräng aufrecht dahergetragen. Itidem. Ist der 
commun deroselben nachlässigkeit vnder versanmung im kirch- 
gehen bedrohentlich angezeigt, vnd dabey ernstlich bedütten word- 
ten, man werde aufmerckher bestellen, vnd die außbliebene onfel- 
bar bestraffen. Itidem. 

Hatt mann bißhero wargenommen, daß etliche einbildische 
weiber eben darumb so spath in die kirch zu kommen sich auf- 
halten, damit die zuvordrist in die stül kommen, vnd den vorstand 
haben mögen, ist bedütten worden, dessen sich zu bemüssigen, 
man werde achtung auf dise geben, vnd nach befindender schuld- 
hafften verspäthung inen eine straffe sezen. 

(Hier eingeschaltet „copia ehebriefs oder eheligungßschein 
welcher Susanna Barbara Müllerin, von Tübingen, wegen Jacob 
Raumeyerß von Deckhenpfrondt, so sie zu Vlm geheuratet, mitge- 
teilt worden, d. d. Ulm, 20. mai 1685." Ferner:) 

Gopia eiusdem tenoris wegen desertoris Jacob Raumayerß. 
Dieweylen Jacob Raumeyer von Deckhenbronn, uß dem Würten- 
berger land, welcher mit andern allhier in Vngarn in Campagne 
gegangenen recrouten, für einen corporal mit commandirt worden, 
drunden aber trewloß vnd leichtfertig außgerissen vnd fortgangen, 
auch sein kürtzlich geehelichteß weih Susanna Barbara, schändtlich 
teserirt, vnd verlassen, welche deßwegen willenß obbemelt iren 
ehemann inn seiner heymat, oder wo sie in antreffen möchte zu 
suchen. Alß gelangt an alle vnd jede obrigkeitliche herrschafften 
vnd standßpersohnen mein dienstgebürendt ersuchen vnd bitten, 
obgedachter Susanna Barbara band zu biethen. Welcheß umb 
eine iede standßgebür nach in dergleichen vnd andere occasionen 
widernmb von mir solle beschuldet werden. Ulm d. 11. Iulyl685. 
Bey der heyl. röm. reichß freyen Statt Vlm kriegßrat 

(L S.) X. Schad mp. 



268 

Domin. VI trinit. Ist censar der kirchen gehalten worden, 
dabey angebracht, daß anverantwortliche schlaffen nnder der pre- 
digt da gleich bey an fang dero biß zum end derselben etliche per- 
söhnen nidersizen, anfangen schlaffen, vnd verharren biß zum end. 

Ist conventirt, daß sie sollen in der kirche, wenn sie schlaf- 
fen geweckhet werden, solte aber einer oder der andere gefarlicher 
weise daß offt gebrauchen, pro censura gestrafft werden. 

Doniin. oculi. Balthasar Sattler, Schütz, hielte diser zeit ein 
mensch seines weibß Schwester mit einem kind allhier anf, so sie 
von Oörlingen bringt, ist im hedütten worden, sie soll sich alleß 
argwohnß enthalten, widrigen falß sie außer dem fleckchen müsse. 

Domin. quasimodogenitj. Bey anhaltender censiir wurde an- 
gebracht, daß über daß schon hiebevor ergangene verbott wider 
uf ein neweß haben garn windet gehalten am fcyrtAg (folgen 6 
Namen.) Ist deuuo der gantzen gemeindt zu unterlassen, angezeigt 
worden. 

Domin. exaudi. Wurde bey der kirchencensur angebracht, 
welcher massen Balthasar Sattlerß Schüzen weib an berührter do- 
minica seye in iren kirchstul kommen, deß Salzhanßen weib mit 
ungestüm zuruckhgetriben, ganz neid- vnd beissig darein gesehen, 
deß Melchior Sattlerß weib hinauß getriben; welcheß in domo 
pacis, et pacificorum nit anständig, weniger ir als eim jungen weib 
verantwortlich, diser stul auch im geringsten weder iro erblich, 
noch dictato jure censorum eingegeben. 

Soll andcrmahlen wo der stul schon voll, einen andern stul 
suchen, oder sich der gewisen straff, so sie die weiber werde drin- 
gen, besorgen. 

Domin. YII trinit. Michel Hengel weher hat geschwohren, 
der donner soll in schlagen, teüfel holen, wo er dem pfarrer den 
hänfen zehendon abkauffe, brauche kein werckh zu kauffen, habe 
selber. 

Sagt : hetten in die leut gehelasaen, hett er nits gesagt. Ne- 
gat, se jurasse. Ist testibus zu überzeugen. (Wegen „fluchena und 
schwerens" wird ser vil verhandelt.) 

Domin. XII trinit. Item (wurde angebracht) daß die junge 
m&nner vnd ledige pursch in der salpeterhütte, alß auch wäsch- 
hauß heuffig sich einfinden, tupackh bey nacht trinckhen, fewer 
mit sich nemmen, worauß leichtlich ein schaden erwachsen könnte ; 
solcheß gebetten abzustellen. Ist inen öffentlich abzutun, verab- 
Bchidet worden. 

Domin. XVII trinit. Hanß Lindmeyerß weib hatt an einem 
donnerstag den 21. septembris ein &rgerlicheß leben vnd gesohrey 
gefürt alß in seinem hauß gesponnen, vnd ir stahr (?) verlohren 
worden, hatt tochter vnd mutter ein langes wesen darvon bey den 
nachtgängerin gehabt, der mann indessen abwerend einmal zn 
schweigen, in ein alten vogel, schisser etc. geheissen, worauf der 
mann vom bett ufgestanden, sie dammb gezüchtiget, zum hauß 



269 

heranß gelo£fen, ein grealicheß geschrey gemacht, ärgerliche wortt 
getriben, sie seye an dem alten vogel nie wol dran, alß wan er 
ir daß loch fegen, sit venia scripta, soll. Die tochter deßgleichen, 
er bringe ir mutier amb, man sol helfen weren, 

Ist daß weib zur poen in narrenstall erkannt worden 1 tag 
▼nd nacht. 

Domin. III adv. expedirt. Domin. XXIII trinitatis seyen 
mer nit alß 2 vogler in der sonntagspredigt gewesen, derowcgen 
nf dem vogelherd müssen gebliben seyn, (8 Namen). 

Ist inen sarobtlich ein scharff capitel gelesen worden vnd 
bestimmt hinführo deßen zue müssigen. 

Domin. 50 oder esto mihi. Ist censar der kirchen gehalten 
worden, dabey (feit: angebracht) Gatharina, Conrad Vetterß (fol- 
gen noch 4 weitere) t5chtern haben inen warsagen lassen, den war- 
sagerlon in schürzen getragen. 

Catharina etc. haben endlich uf bedrohen gestanden, haben 
einem weib 2 x. iede geben, worauf sie ir warsagen lassen, habe 
so weit nit gewust, daß eß so vnrecht seye. (Strafe an domin. 
jndica für jede 5 schllg.) 

Dom in. trinit. VI. Ist kirchencensur gehalten worden, dabey 
angebracht worden daß ein ynverschambte vnd zottige unzüchtige 
red unter dem kleinen vnd großen gesind im schwang gehe, np. 
foeetihutts so nit zu dulden. 

Ist uf dem Rathauß der gemeind zu verbieten befolen, vnd 
uf 5 schllg. die straff extendirt worden. Item steige man ehe- 
leflthen für die kammern, vnd horche vor denselbigen. Ist ach- 
tung zu geben verordnet worden, welches sie seyen. 

Dom in. 2. adv. Ist kirchencensur gehalten worden, dabey 
angebracht, daß in Müller Yrsulinß kinder hauß ein grosser tu- 
mult durch die in der nacht vnd karz daselbst gewesten ledige 
pursch vnd mägdlin verursacht worden, welcher die leüth vom 
8chla£f aufgeweckt, dz man vermeint es brenne, vnd der Wächter 
inen abweren müssen, eine dirn mit einem weissen über sich ge- 
deckten tuch habe gar nit pausirt. 

Weyl kein einiger wollen aussagen, wer diß mensch geweßen, 
so sind alle ins narrenheifile gesetzt worden (nachher abgeändert 
in: zu werden gedrohet). 

Item ist in alt Jacob Mayerß hauß ein nächtlicheß zu- 
sammenschlupfen dessen tochter Barbara, v. eines ledigen sons 
deß Schärerß geschehen, welcher durch hiesige ledige pursch auf- 
gebebt worden, vor inen 5 maß wein zalen müssen. 

Soll fürs Jarsgencht gebracht werden. 

Domin. 2 post epiph. Ist censur der kirche gehalten, vnd 
dabey vorgehende post(en) expedirt worden alß: Barbara, Jacob 
Majers tochter hab dise Verstellung getan, bekennts, ist ir leyd, 
wäre nit geschehen, wan sie nit darzu wäre veranleitet worden. 



270 

der anleiter ist — der Joseph, Conrad Vetterß sod. Diser ist 
bey dem andern acta der ansteller f^eweßen. 

Gatharina, Conrad Vetterß tochter, habe gleichfallß eine an- 
dere form gestellt in gestallt eines vermummten teufelß, den flor 
fSrß gesieht gehabt, ein alt wasch tach umb sich geschlagen, in 
einen kartz gekommen. 

Barbara ynd Catharina sind wegen diser mömmerey, so hl. 
adventzeit geschehen, beede nmb 30 x. gestrafft worden. Der Joseph 
aber, weyl er bey ersten actu nit geweßen, den andern aber ver- 
ursacht, umb 5 schllg. zur poen erklärt worden. 

Domin. VIII trinit Hanß Wolpold beklagt sich, daß Jo- 
hannes Sattler ußgebe, sein weih seelig Apollonia, lauffe in seinem 
hauß, komme im überß bette, vnd beunruhige in, schlupfe zur 
kuchentür anß vnd ein. (Verfügung nicht ersichtlich). 

Domin. invocavit 1689. Ist kirchencensnr nach der kri^s- 
unruh gehalten worden, vnd vorkommen etc. etc. 

Domin. judica 1690. Eß ist disen sommer hin ettlich mahl 
kirchencensnr gehalten, davon aber vnderschidlich durch die kriegs* 
tronblen zerrüttet worden, etc. 

Doroin. septuages. 1691. Kirchencensnr gehalten, wobey ab- 
gehandlet worden, daß die predigten so schlechtlich besucht, die 
bettstanden fast von gar niemand frequentirt werden, im betten 
knien vil leuthe nit nider, buckhen sich bloß nf die stüle. 

Ist Gommuniter beschloßen, 4 mann zu bestimmen, die of 
solche mutwillige verachter der predigten achtung geben, selbige 
hernach anzeigen sollen. 

Domin. II adv. Ist wider censur der kirch gehalten worden, 
Michel Sattler alß ein übel er haußhelter angegeben, der nit schaffe, 
daheim die bärenhaut trage, also liederlich sich faullenzend halte, 
dem vogelwerckh nachziehe, daß bett verkaufft habe. 

Ist capitulirt, im sein müssigang ernstlich verwisen worden; 
den bettverkauff leugnet er. 

Domin. jubilate. Bey der Visitation ist von tit. h. Speciali 
befolen worden, diejenige lichtkärze zu straffen, dahero Hanß 
Vetterß (und vier andere) weiber entweder 5 schllg. zue zeit, oder 
zu tag ynd nacht inß narrenheufiUn gestrafft werden. 

Sonntagß außreutten ist abermahl verbotten worden, vnd 
sollen biß 8 vren bey ernstlicher straff wider da seyn. 

Domin. I trinit. Ist censur gehalten worden, da dann für- 
gekommen, wie vil unnütze leüte hier, die nit in fleckchen ge- 
hören, vnd doch dem müssigang, diebstal sich ergeben, so billicb 
außzuschaffen, 

Ist denen innert 8 tagen den fleckhen zu räumen, gebotten 
worden. 

Domin. XVIII trinit. Censur der kirchen gehalten worden, 
worbey angezeigt worden, daß die liechtgänge merstenß one er- 
laubnuB fürgehen, die junge ledige pursch darein laufen, neben 



271 

den solldaten, daranß einige UDglfickh entstehen können. Die 
liechtkärze sind beschickt, • 

Daß branDtweiutrinkhen auch biß zn sauvöU überhand nem- 
men will, sowol bey mann alß roägdlin. 

Daß spileQ darbey solle im schwang gehen noch biß in die 
tieffe nacht. 

Soll aufif die (anleserliches wort) achtttng gegeben werden. 

1697 den 15. augnsti ist das 1 mahl kirchen censnr ge- 
halten worden unter damahligen neuen pfarrem M. Johanne Ja- 
cobo KöUrenttern, nnd dabey Torgeloffen: 

1. daß der kühhirt künfftig den haagen nicht mer vor den 
jungen kindern solle springen lassen. 

2. wann man zur beicht gehet, solle man nicht mer mit ge- 
walt und gsambten hauffen hineindringen, sondern derwacht nach 
sich verhalten. 

3. die m&nner sollen zu vor ire wüste wilde b&rt abscheren 
lassen, hernach zum tisch des berrn gehen. 

4. solle man am monatl. beittag nicht mer vor der kürch 
Überfeld faren oder raison. 

5. ledige barsch sollen nach der nachtglockh nach haus 
gehen. 

5. mädlen sollen zum gsang in die fordere kirchenstül stehen, 
und singen. 

7. alle ledige leüth bey der kinderler erscheinen. 

8. rossbuben, nach dem ausreüthen, vor der predig wider 
heimb kommen. 

Den 17. 8br. 1697. Die weiber versäumen die wochen- 
predigt. h. Schultheiß wills der gemeind vorhalten lassen. 

Die liechtk&rz sollen durch don schüzen verbotten werden. 

Den 18. 7br. 1698. Die sommerschul soll jetzo fleißiger 
gehalten werden. Die rossbuoben sollen vor der predigt am Sonn- 
tag wider einreithen, oder wan das vih uff die stupffel getriben 
würd, sollen 2 oder 3 dasselbe hüthen. 

Den 23. jul. (1698) Eirchenconvent gehalten. Andr. Bockh, 
und Jacob Broß haben an einem sonntag vor der predig in einer 
ruckftthr pfUhl einfüren lassen — seind dafür gefileet worden. 

And. Bockh soll gesagt haben, es seyen im schon über 5000 
pfale (darüber stet: schindlen) gestolen worden, er wolte machen, 
dz der dieb sich zutodt bluthen müsste. ist gestrafft worden 
p. 22 X. 

Den 12. november. Weilen Jonas Süsser sich nächtlich im 
württshaus bey der magd im bett unzimlich bezeugt, deswegen ge- 
strafft — p. 4 schllg. hats erlegt. 

Hans Jacob Aichelin hatt beim jaucJUert mM Melcher Pau- 
lusen son schimpfflich geschm&ht, deswegen gestrafft worden — 
p. 5 schllg. 

Den 2. aug. 1700. Kürchenconvent gehalten etc. Der maurer 



272 

Gunrad liatt ein solcli tabacgespeü unter der predigt — aoUs 
künfftig unterlassen. 

Den 14. 9br. 1700. Weilen tunrad Vetter und Anna Eise- 
lin vor dem kürchenconvent gezanckht, er gestrafft — p. 10 scbllg. 
bezalt. Sie p. 5 scbllg. dgl. 

Die weiber sollen künfftig bin bei dem b. abendmabl in 
kragen erscbeinen. 

Den 23. jan. 1701. Anna Mar. Kleinbeckbin, weile sie bey 
nacbt mit den karzmädlen anff der gass bernmb vagirt, und am 
Galwer Marckbt mit den Soldaten yoU getrunckben — ist derowegen 
2 tag und 2 nacbt ins häusle gesprochen worden. 

Diejenige, die näcbtlicbe kunckhelstuben anstellen, und ebne 
erlaubnus getan, sollen die bueben drauslassen, wo es nit gescbibt, 
solle künfftig umb 1 pfd. beller gestrafft werden. 

1701 den 10. apr. Georg Aicbelin, ein burger und scbneider 
alibier, nacbdem er vor 10 jaren vorber das andermabl sieb mit 
dem ebebrucb der krummen Eiselin überseben, auf das stüle ge- 
setzt und vom b. M. Gbristopb Zellern damabligem speciali, eine 
lasterpredigt über in abgelegt worden. 

Den 8. maij 1701. Jerg Lingmajer weilen er an seinem 
bocbzeittag abends sich voUgetrunckben, und geflucht — gestrafft 
etc. 30 X. Tauben solle verbotten sein hinaus zulassen zwischen 
der erbsen saatb. 

1701 den 4. Xbr. vorkommen: weilen in des jung Jerem. 
Langen baus die kleine bueben alle nacht kartten, ist es inen ver- 
botten und jeder zu 2 x. gestrafft worden. 

Den 19. febr. 1702. Agatba Bockbin weilen sie etl. mahl 
an feür und sonntäg uff Wildb[erg] gangen, garn hineingetragen, 
und den gottesdieust versaumbt, ist gestrafft — 2 scbllg. 

Den 3. 7br. 1702. Der gemeinde zu sagen, dz sie nit so 
bey nacbt, wie bisher gescheben, dz Obs verzehenden lasse. 

Hebamm fragt, wie sie sich zu verbalten wegen Agnes Vet- 
terin, indem sie bochsch wanger, und darbey franzosen haben soll? 

Den 11. nov. 1703. Gallis weib batt ein weib, so den 
leüthen waargesagt, im bauß gebäht, laügnets, soll weiter nachge- 
forscbt worden. 

Den 21. nov. 1706. Eürchen convent gebalten. Melcber 
Süssers weib Agatha, nach dem sie in der kindbett bey Marg. 
Vetterin ein gürttel entlent, drauff hin geschwollen, deswegen nach 
aussag der geschwey Anna Maria Vetterin, dise und Agatba 1 tag 
und nacbt ins haüslin gesprocben worden. 

Den 18. Apr. 1707: Zimmerbansle soll die bueben nit mer 
als wünter 9 vr, sommer 10 vr, in baus bleiben lassen, bey ein 
pfd. beller straff, bueben sollen über betretten 30 x. geben. 

Den 25. martii 1707. Zu der bettstund soll mit der grossen 
glockb ein zaicben gegeben werden, bernacb soll mit der ufieins 
grösten glockb und mit der kleinsten geleütbet werden. 



278 

Die alt schal theisin und alt scholmeisterin sollen in Iren 
stülen stehen bleiben dahin sie von dem oberambt locirt worden. 

Den 25. Not. 1708. Jacob Dongns (hier sten noch 3 namen) 
als halsstarrige Soldaten jeder 5 schllg. weilen sie nicht zum examine 
stehen. 

Den 13. jan. 1709. Klagt heyligenpfl[eger], die leüth brin- 
gen weder alte noch neue zinß. r. die Zeiten seyen so böß, die 
Soldaten nemen allen Torrath weg, wollen sehen, dz sie etwas ab- 
richten. 

Weilen sie wol wegen der heyligen zoiten, wegen der Sol- 
daten durchzüg, einquartirnngen etc., item wegen des Soldaten, der 
lange zeit wegen franz. krankheit im rathans gelegen, auch daß 
man eine lange zeit wegen des glasers nicht auf das rathhaus 
gehen könoen, so ist den 7. junij 1711 kürchen convent gehalten 
worden etc. 

Die schnhmacher sollen an sonntägen nicht mer arbeithen. 

Jonas Müller (und 7 andere) sollen ire zinß wegen der salve 
abstatten, versprechen etwas zu geben. 

Den 13. dez. 1711. Die nachtkärz sollen uffs neu verbotten 
seyn. Desgleichen der bueben abendgang uff befel iro dign. h. 
specialis, und dafern es nicht werde vermitten bleiben, wolle maus 
ans oberambt berichten. 

Den 5. febr. 1712. Michael Aichelin hatt ein verdächtiges 
mensch wegen der Soldaten, soUs wegschaffen. 

Nachdem die richter zusaropt gesessen, ist den 9. Maij 1712 
kürchen conVent gehalten worden und vorkommen, das des mez- 
gers mädle, Barbara, Doctor Jürgen mädle Gatharina, Bockh Jakobs 
Agatha, Bockhstephan Ghristina, und Margaretha Hoschin etl. 
mahl mit Soldaten an sonntag und fasoacht auch im würthshaus 
getanzt, vom richter 3 tag und nacht ins znchthäusle gesprochen 
worden, item die bueben sollen umb wechseln, ire ross an sonnt&gen 
zu hüthen. 

Den 16. apr. 1713. Hans Jerg Schneiders wittib, und ir 
sdnin lebten in der Uneinigkeit, die sönin sag: die schwiger bring 
sie umb ire kinder, und sie habe der vorigen iren kürchen mantel 
getragen und zerrissen, und andere worttwechselung etc. gestrafft 
die söhnin umb 1 pfd. heller in heyligen, weilen die sÖhnin aber 
darwider protestirt, so ist die sach auffgeschoben nnd uff Calw 
gelegt worden. 

Den 10. dec. 1713. Darbey den ganzen richter gehabt, 
wegen der häuffigen bettler, welcher geschlossen, allen armen die 
täglich vor unsern Fenstern seyen und in den nächsten dörffern wonen, 
das almosen zu versagen und durch den schützen vortschickhen. 

Den 11. martij 1714. Andr. Bährstecher hatt one erlaubnus 
Ton ledigen mädlen ein liechtgang gehalten, welche mädlen bey 
einem frühauff sich mit brantenwein voUgetrunckhen, er excusirt 
sich, er sey zu haus gewesen, ist one straff. 

Blrlinger, Alffmannl» zni 8 18 



274 

Gatharina Aichelia soll bey den Soldaten bis 2 vr im würtis- 
haus gewesen sein, ist erlassen, weil sie dazu erzwangen worden. 

Jerg Schneider batt am freitag äschen gefOrt off Calw, ex- 
cusirt, die ganze baarscbafft habe damahl s. v. düng äff die Aw 
gefürt. 

So seind die hiesige mädlen disen wüntter etl. mahl off der 
schleiffet gewesen, an der zal 23 seind jede p. 2 schllg. gestrafft 
worden. 

Den 22. apr. 1714. Jerg Vetters, Webers magd, anch Maria 
Sattlerin, weilen sie erst am sonntag judica nachmittag Ton Statt- 
g(art) mit wollen kommen, beede ein nacht im zachthafisle xa 
büsen. 

Aaf befel h. Specials ist wegen einer neaen hebam anter 
den weibern eine umbfrag gehalten worden, das los fiel nach den 
mehsten stimmen äff Agneß Michael Heinrichen weib. 

Den 21. jun. 1715. Weilen der Jacob Faisler, Hans Jerg 
Vetter, Michael Schneider in der kürch unter der predigt schlaffen, 
sollen sie kanffttg fleisig zu hören. 

Hanß Jac. Aichelin, Schumacher, weilen er kein fest ong^e- 
arbeit lässt, soll sich hinfur hüteu, sonst gestrafft werden. Mädlen 
Tor der bettglockh am nach haus gehen, 

Den 8. aug. 1717. ßalzenhansen magd, Doctors jergen mSdle 
und Blandina Paulusin, seind am im Teünach gewesen, Balsen- 
hansen magd und Blandina jede umb 3 schllg., die letztere umb 

5 schllg. 

Den 80. sept. 1717. Baeben gehen wider ins wäschhaas, 
der schüz«soll achtung geben und anzeigen. 

Den 15. nov. 1717. wegen der liechtkärz ists geschlossen, 
des in einem liechtkärz one der hausgesessin nit weiter als 5 bis 

6 persohnen sollen geduldet werden, bey einer straff 1 pfd. heller. 

Den 24. apr. 1718 seind bey dem kürch enoonvent etL 30 
haushaltungen erinnert worden, ire kleine kinder disen sommer 
hindurch alle tag, die noch nicht zum geschafft tüchtig, fleisig in 
die schul znschickhen, die andere aber in der woche wenigst zwey- 
mal, damit sie nicht Tergessen, was sie den wüntter hindarch 
gelernt haben. 

Den 20. sept. 1718. Hans Jac. Schneider, weilen er ein 
Terdächtiges Soldaten mensch am Ostermontag unter der kürch weg 
gefürt uff Stamm heim, gestrafft 5 schllg. 

Kristian H&ser soll seiner kranken frau besser wartteD, er 
excusirt sich, er thüe sein müglichst, gehe [so erweislich] an end 
und orthen, aber es helffe nichts, müs gott befeien. 

Den 3. sept. 1719. Hans Jacob Schneider klagt, Balzen- 
hansen magd hab im von seinem teil biren herab getan, deswegen 
in auchtert gestrafft.. 

Den 25. jan. 1722. Die schlaffer auff der bohrküoh sollen 
hinkünfitig gestrafft werden. Wächter sollen besser achtung geben 



275 

anff die naclitbneben, bey einer 8tra£f. Bierbrauer sollen baeben 
and mädlen am Q nicht ins haus lassen. 

Bueben sollen bey den mädlen am sonntag den abendgang 
meiden, lautb des färstl. befels. Vogelfänger sollen fleisiger am 
O in die morgenpredig kommen. 

Den 6. junij 1722. Hans Hengel Schneider und sein gschweyh 
Margaretha Hengelin, sind in hartten worttwechsel gerathen, des- 
wegen er, [damit sie in dem friden leben sollen] in heyligen ge- 
strafft worden umb 1 pfd. heller. 

Den 26. mart. 1723 hatt Gatharina, Andr. Bährstecher weib 
geklagt, daß Mich. Süsser im trunckh zn Gärttringen gesagt, des 
Bährstechers weib sey eine hex, ir man in gleichem, und wan sie 
nit war ins beckhen Balzen haus kommen, war sein kranckhes weib 
nit so bald gestorben. Item Hans Hengel und Bährstecher haben 
ein weib mit einander. Deswegen seind sie znsamen beruffen wor- 
den. Da der Mich. Süsser bezeugt, er wisse nichts drum, sie seyen 
redliche lefith, hatt also inen drauff durch handtren abgebetten, 
deswegen er drauff ins Zuchthaus gesprochen worden 3 tag und 
3 nacht. 

Den 5. noy. 1724. Die liechtgäng sollen zwar nicht gäntz- 
lieh abgestellt seyn, jedoch mit diesem anhang: daß diejenige 
welche in der woche durch etwas peccirn, oder Übels gestatten, 
gleich am sonntag vor dem kirchen convent erscheinen und gestrafft 
werden sollen. 

Den 25. febr. 1725. Dabey vorgekommen, daß die jenige, 
welche handwerker erlernt, sich weigern, in die kinderler zu stehen, 
da sie doch das 24te jar ires alters noch nicht erreichet: weß- 
wegen inen Ton dem consent richter anfferlegt worden, das kinder- 
examen gleich andern fleißig zn besuchen, widerigenfals ein jeder 
wegen jeder versanmnuß um 4 schllg. soll gestrafft werden. 

Den 10. maij 1725. Dabey abgehandlet worden, das weilen 
die jenige, die 24 jar und drüber alt, nimmer ad examen kom- 
men, sollen obligirt sein, sich im pfarrhaus zustellen, und sich 
examiniren lassen, welche davon zu befreyen seyn, solches ist durch 
h. Special bey der vititation befolen worden. 

Den 9. lObris 1725. Auch ist noch vorkommen, daß Re- 
becca Gackenheimerin flecken schmids frau sagt, ire Schwester 
Margretha Haiiß Jerg Vetters frau von Lucia Aichelin hab ir ge- 
sagt, Lucia soll irem son Balthas angewünscht haben: der satan 
solle im so lang er leb unter der brüst hocken. Da aber Mar- 
gretha Vetterin solches läugnet und sagt, sie könne dergleichen 
nicht von der Lucia sagen, Rebecca Gackenheimerin es aber eyd- 
lich behauptet, sie habe solches von irer Schwester gehört, als ist 
Margretha Vetterin um 1 pfd. heller nehmlich um 43 x. in heiligen 
g^estrafft worden. 

Den 24. martij 1726. Dabey vorkommen, daß etliche bueben 
von 16 — 17 jaren sich ob dem Charten spil verdappen laßen. 



276 

weß wegen sie ins zuchthaaß gesprochen werden mit angehängter 
erianernng, sich inskünfftige vor solchem gottloßem spilen zu hfieten, 
wiedrigen falls ein jeder übertretter um 1 pfd. heller solle gestrafft 
werden. 

Den 3. nov. 1726. Dabey vorkommen, daß Hß Jacob Don- 
gnsen Schuhmachers lerjnng genannt Teuffei, deß Ochsenwirts 
bueben in der kirch bey den haaren außm stul gezogen, weßwegen 
der tenffel zur warnung gestrafft worden vor und um — 3 schllg. 
hats gleich bezalt. 

Domin. X p. trinit. 1730 ist abermal kirchenconvent gehalten 
worden. Wobey geschlosßen worden, daß die rosßbnben entweder 
vor der kirch, längstens wann man das andere läutet, heimfaren, 
oder 2 oder 3 hüben die sämmtliche rosß hfiten, die übrige aber 
in die kirch gehen sollen. 

Actum im pfarrhauß fer. Andreas 1730. Hß Bernhard Dengler 
ein son des scbultheisßen von Sulz, Hß Jerg Burckard von Snlz, 
nnd Hß Jerg Baisinger auch von Sulz haben mit ärgerlichem 
singen an Hß Jac. Aichelens, des schnltheisßen sons, hochzeit ein 
öffentlich ärgernuß unter meiner gemeinde gegeben, werden deß- 
wegen von dem convent-richter gestrafft, jeder mit 15 z. Ist za- 
sammen 45 z. dd. staute pede. 

Nachdeme bey deß herrn visitatoris Specialis zu Callw, M. 
Mose Zahnen, den 6. apr. 1731 vorgenommener kirchen- Visitation, 
von mir pastore, M. Drommer, klagbar angebracht worden, daß 
die ledige kerl zu nächtlicher zeit in das gemeine wäschhanß zn 
denen weibtfbildern kommen, und allerley mutwillen darinnen ver- 
üben, so ist prsBseote domin. Decano p. unanimia von dem sammt- 
lichen richter beschlossen worden, denjenigen jungen kerl, der sich 
one not in dem wäschhauß betretten lasße, um 5 schllg. zu 
straffen, und zwar das erste mal; sollte er aber abermal darinnen 
angetroffen, so solle auch die straff verdoppelt werden, et sie 
porro etc. 

Den 17. febr. 1732. Wurde abermal kirchen-convent gehalten. 
Wofür Hß Jerg Vetter, Kleinen et uzor gestanden, welche ange- 
bracht worden, daß in irem hauß schon eine geraume zeit eine 
spihlcompagnie zusammen komme, so inen doch durch schultheissen 
verbotten worden, werden deßwegen bede zusammen gestrafft um 

8 schllg. wegen armut, sollte aber das hauß wider ein spihl- 

hauß werden, sollen sie härter gestrafft werden. 

Fer. sim. et judsB 1734. Auff der neuen empor-kirche gibt 
es vile Unordnung unter den jungen pourchen, da immer einer den 
andern vertreiben und in den vordersten stand sich eindringen 
will, dahero zu Verhütung solcher Unordnung von dem richter ge- 
sprochen worden, daß jederzeit die ältere in den vordersten, die 
jüngere in den andern und die jüngste in den hintersten stul sollen 
gestellet werden. 

Domin. miserio. domin. 1735. Hanß Frid. Klein, kühhirth, 



277 

hat an dem allgemeinen bnß-, bett- and fasttag denen fürstenberg. 
Soldaten seine kegel, nnd seinen dinstbuben zum anffsezen gegeben, 
wird deßwegen ein paar stund ins zuchthäußlen gelegt. 

Zugleich wurde der fürstl. befel und ober-amtl. außschreiben 
wegen der annullirung der personal-freyheiten producirt, darbey 
von dem consent- richter vor gutfa befunden worden, der hebammen 
mann, heyligpfieger und todtengräber frey vom schanzen zu lasßen, 
angesehen der herrschaffb dardurch nichts benommen wird, dar- 
gegen sie ire gebür an geld zu prsstiren haben. 

Domin. XXIII p. tr. 1735. Conrad Schneiders nxor bittet 
am einen kirchenstul, weil man sie aber nicht in die vorderste 
stellen konnte, so wollte sie aus trutz auch sonsten keinen. 

Hanß Saitler, wittwer, kommt in keine kirch, wird bedrohet, 
falls er kün£ftig nicht darinn erscheinen sollte, soll es ans ober- 
amt berichtet, nnd excommunicirt werden. 

Doroin. II p. trin. 1736. Matthiaß Gecklens jüngste tochter 
Waldburga, und Elisabetha, Hß Jacob Hopfifers, Zimmermanns 
tochter, haben an einem sonntag abend mit denen hier im quartier 
gelegenen crl. rothischl. Soldaten öffentlich getanzet, andere haben 
brieff mit inen gewechselt, vererungen bekommen etc. werden von 
dem richter deßwegen ins zuchthauß 2 stund gesprochen. Denen 
aber, so am sonntag getanzt, solle bey nächstem convent gleiche 
straffe widerfaren. 

Domin. II advent. (1736). Peter Panlj, biersieder, hat an 
AndresB nacht Soldaten, deßgleichen Bß Jerg Weissen, Michel 
Süsser, schüzen, biß nachts um 4 ur im hauß behalten, haben 
gespihlt, gesoffen etc. morgens um 4 ur in Michel Süssers ge- 
gangen, gejohlt nnd geschrien ärgerlich. 

Hß Jerg Süsser nnd Melchior Gackenheimer, haben inn- 
gleichem in deß biersieders hauß gespihlt, werden deßwegen von 
dem convent -richter dergestallten gestrafft, daß Peter Paulj, bier- 
sieder — 1 pfd. heller. Hß Jerg Weiß — 30 z. Hß Jerg Süsser 
— 30 X. Melchior Gackenheimer — 30 x. dem heyligen zu er- 
legen haben, Michel Süsser, schüz, weil er dem spihlen zugesehen, 
(folgen noch fünf weitere namen) dise 6 weil sie in deß biersieders 
hauß gespihlt, werden 3 stund ins plockhauß gelegt. 

Domin. IsBtare 1787. Gatharina Kleinbeckin fürt einen ver- 
dächtigen zu Wandel zu Peter. Pauly, w. biersieder, wird deßwegen 
ermahnt, entweder deß biersieders hauß raüssig zugehen oder den 
Panlj dahin anzuhalten, daß er sich erkläre, ob er sie Kleinbeckin 
heurathen wolle. 

Hanß Aichele, item Hß Jerg Gerlach, haben einen liechtkarz, 
inscio et insalutato pastore et sculteto gehalten; excusiren sich, 
baben nur ein paar weiber bey sich gehabt; wird inen beditten, 
künfftighin one vorwissen pfarrers und schultheissen keinen 
lichtkarz mer anzustellen, oder der gewissen straff gewärtig zu 
seyn. 



278 

Die publiciniDg fürstl. befel, so nicht eben zn gottes ere 
nnd liebe deß nächsten gereichen, item das verkaufifen im aofistreich 
an sonn- and feyertägen soll abgestellt werden. 

STUTTGART KARLDOLL 



HEBELSTÜDIEN 

1 Karfunkel V. 105: 

Heißi nit Vi/sli Bueli und han i d' Ohre nit bymer? 
152 ff.: VizU Buzli^ roth mer da; Der Bueli — hinterem 

Nnßbaam asw. 

Eb ist one allen Zweifel bei dem Worte an den eigent- 
lichen Azteken -Schnzgott Haitzilopotschli, oder, wie aach ge- 
schriben wird, Huitzilapochtli za denken. Dem sind Men- 
schenopfer gebracht worden. Seine Darstellang kolossal, mit gol- 
dener Maske, den Leib mit einer goldenen Schlange nmwnnden. 
Im 16. Jarhundert ward sein Name volkstümlich wie so vile andere 
nen entdeckten Dinge über dem Meere. Von disem V. berichtet 
1516 Petras Martyr De novo orbo decades III; 1552 Oomara 
Historia general de las Indias y conqnista di Mexico ; 1590 Acosta 
Historia natnrel y moral de las Indias. Alle dise Quellen sprechen 
davon Öfters. Die Uebertragang dises mexikanischen Höllengottes 
auf den Teufel maß schon ser frühe statgefunden haben. Im Ale- 
mannischen lag zur Anlenung der Name Buz, Buzle, BozU = 
Teufel schon bereit. Ich glaube aber, es sei nicht notwendig, 
darauf vil zu geben. — In der Zeitschrift für deutsche Philol. 
XVI S 100 fürte ich aus einem 1723 erschinenen Buche „Ochseo- 
philosophie** folgende Stelle an : wer die hl. Tauffe nach irer ersten 
Einsetzung betrachtet, der dencket an keinen Schmauss, Bcnü>ar' 
dirung des VieUbueli, noch Patengeld, man hat wol höhere Dinge 
hier zu bedencken als dergleichen Narrenwerk ^. Hier ist nicht an 
Teufel zu denken, wol aber haben wir eine Redensart vor uns, 
die an den Raub des Aztekengottes durch die Spanier erinnert. 
Weit wichtiger ist eine Stelle aus dem Evangelium Reformatum, 
Abermahl- neu lustiges Gespräch zwischen dem Teuffei und dreyen 
Ketzern ed. Job. Slünch OSB ehroaliger Prior ad S. Aegi- 
dium zu Münster in Westphalen (nachher Prälat in Brauweiler) 
1617 Münster, neu aufgelegt Göln 1751. Es ist S 462 ff. vom 
Tod und Höllenfart Lutheri die Rede. Lother in fürchterlicher 
höllischer Qual „daß man mit im wol tausend Eander sol zu Bette 
getrieben und schlaffen verjagefc haben.'' 

„Galvinist: wer Teuffei sol sich auch für solches Monstrum 
und grausames nngeheur nicht erschrecken. Wan er in diser Ge- 



279 

stalt des Abends einstens hinter die Widertanffer käme, wie sol 
die nennte Stund so bald gehört werden. Mit was großem ge- 
tummel wurden sie häufig, wie ein Heerd Schaaflf, alt und jung, 
nach ihrem Scbla£Pkämmerlein lauffen, noch ärger als wann der 
Vieli Pußli da wäre!" 

Im Schütz-Drescherschen Puppenspil Tom 12. Noy. 1807 
hat unter den 8 Geistern auch der Vieliputeli seinen Plaz ge- 
funden. Engel, das Yolksschauspil von Dr. Faust, Oldenburg 1874 
S 37. Eis war ein gewiß erwünschter Ausdruck, weil man den 
Namen Teufel gerne umgieng. — Merkwürdig ist noch, was Hein- 
siuB in seinem WB V, 1402b bringt: im gemeinen Leben scherz- 
haft, aber unpassend, sei V. ein Liebkosungswort kleiner Kinder. 
— Vgl. auch Hübners Zeitungs- und Conversationslezikon ed. 
Rüder IV 823 a. Gdtzingers Hebel S. 63. 

Ich mache noch darauf aufmerksam, daß Hebel för Teufel 
ji^n anderer^ sagt: das hörte auch ein anderer, Bibl. Geschichte. 
Das dank Euch ein anderer, Schatzkästlein: wie man in den Wald 
schreit usw. Es woll ihn einer holen, mit dem man nicht gern 
geht. 242 Behaghels Ausgabe. Gewönlich aber list man bei 
Schriftstellern des 17. 18. Jhds. der heilige Geist y so hinter St. 
Job gemalet ist. Münch (oben) 304. In dem Buche des Schlesiers: 
Oesterreich kann, wenn es will 1684 S. 193 stet: eine Freund- 
schaft, die es nur unsem Beutel zu fegen abgesehen, hole der, so 
hinder dem Job stehet. Die Beispile ließen sich leicht yermeren. 

2 Wiese V. 117: 

Und der Schie-Hut nimrosch in d^Hand am sidene Bendel. 

Mit der folgenden Zeile d'Sunne git eim wärmer usw. lent 
Hebel selbst schon an scheinen an; also Hut der gegen Sonnen- 
hize schüzen soll! 

In der Aarauer Ausgabe S 94: 

Die goldne Chrono drucke schwer 

's isch nit als wenns e Schiihuet war. 

Das Schi^ WümUe im Habermus gehört nicht hieher. In 
den Basler Briefen Hebels 195 : Der Schinhut bleibt natürlich weg. 

In Kloster Kirchberger Handschriften fand ich: und hat ein 
SchönhtUt uffgesezt 1556. In einer St. Blasier Handschrift (Keller 
hss. 1873 m S. 37) heißt es : 

Nadel in der Taschen 
Wasser in der Flaschen 
In dem Winter ayn Schinhuot: 
Bedeutet groß Armuot. 

In einer Villinger Kronik hs. 16 — 18 sec. : ist der Sohaff- 
herter außgefaren, hat ein SchinhtU aufgesetzt zur Gedeohtnus 



280 

allhie in Villingen (im Winter). — Schaabhfit Sehinhnt umbella. 
Rulandi Lex. 350a. Schynhtt Fischart Oarg. 249. 1690. 

Die richtige Erklärung dises alemannischen Eleidangsstückes, 
das heote noch Schihuot heißt, Strohhut mit breiter Krampe, 
findet man bei Gdtzinger und Seiler. Mhd. schine, Holzstreifen 
zum flechten. Ich mache hier gut, was ich Alem. X 87 gesün- 
digt habe. 

3 Des neuen Jahres Morgengruß F. 61: 

E RÜbeli-Rock er stoht mer wohl 
zum rothe Scharlach-Kamisol. 

Es ist Rüheli eine Art Baumwollenzeug, Halbsammt. In der 
Baar nennen sie den schwarzen Tnchstoff, aus dem die vilfUltigen 
Weiberröcke gemacht werden, so, Hippen genannt, Jippen ins 
Hauensteinischen. Die sog. gerippten Rübelishosen, die Zimmer- 
lente noch bißweilen tragen, reichten beinahe biß Riedlingen. Ein 
Brief Hebels von 1792 (Basler Briefe) besagt: Am Sonntag aber, 
wenn ich der Frau Pfarrerin Prisen bringe, komme ich in weißen 
baumwollenen Strümpfen, schwarzledernen Beinkleidern, einem 
rothen Kamisol, mit runden Knöpfen und einem Rübelisrock. — 
Dazu gehört das Adjectivum rüblig^ rublig^ rauh uneben. 

Pfarrer Güntiert in Weil V. 30: • 

Wenn so e Pfifli versaut isch 

Schabe chames — und wenns so rublig^ wie*s Heer 

Faktore usw. 

Seiler und Oötzinger erklären es richtig, jener erkennt auch 
die Zusammengehörigkeit mit Rübeli. In der liandschriftiichen 
Vita S. Elisabctae Bonae (Alem. X 87) v. 1624: wie jhr ganzer 
leyb rublig versehrt. Leider entgieng mir damals das Hebeische 
gleiche Wort, das ich nur zu gut kannte. Heute noch heißt im 
Breisgau rublig, blatternarbig, elsäß. bärblig, Blatterbaorbeln. 
Alem. X 203. 

Dise Rübeli, rublig weisen kurzes u auf, sten also nicht zu 
rüch, rau ; ein altes ruwa, ruwelihh, das urdeutsch villeicht 
mit hrufa, Rufe zusammengehört, müßen wir ansezen. Hieher ge* 
hört auch RObelisuppe eine rauh geribene Teigsuppe, Rubele Brot 
das lezte vom Laibe. Laible, du mußt Rubele heiße, RübeU du 
mußt geßa sein! Rübelisgsicht^ blatternarbiges Gesiebt (Ober- 
dischingen). Dise haben alle kurze ü, i, daher Seilers Zusammen* 
stellen mit Ribe, reiben, ganz irrtümlich. Biß zur fränkischen 
Grenze herab lebt Ribele, Rubele, was ja sonst Reibele lauten 
mfiste. 



281 

4 Zum Schatekästlein brachte die Alem. IX 272 Nachweise 
der ^heimlichen Enthauptung, Unglück der Stadt Leiden, die drei 
Wünsche**. Ich füge bei zu Kindesdank und Undank Behaghel 
27 fif. Schluß: Alem. IV 264 «wie du deine Eltern haltest wirst 
du wiederum gehalten.** Hebel verwäßert die uralte landläufige 
Warnungsgeschichte. V. d. Hagens Gesammtabenteuer II 387; 
Kolmarer Liedercodex S 397 ff. Wunderhorn edd. Birl. Grecelins 
II 477. 

Hohes Älter ^ Behaghel 145. Vergl. ausfürlich Alem. 17 265: 
„die drei Alten. ** Kürzer: Gebr. Grimm Deutsche Sagen, neue Aus- 
gabe I 411 ff. 

Nütdiche Lehren, Behaghel 217,2: Gott grüßt manchen usw. 
Vergl. Gott grüßt manchen, wann er ihm nur danken könnte, das 
ist : Gott beutet manchmal eim Menschen ein Gutthat an, wann 
er nuhn so geschickht wer, daß er darnach greiffen könnte. 

Andreas Oslanders Vocation und Ämpis-Predig 1605. Tüb. 1607. 
40. S. 12. 

Mittel gegen Zank und Schläge 223. Vgl. Verschwiegenheit 
ist eine schöne Tugend, sonderlich an dem weiblichen Geschlechte. 
Ein Weib das schweigen kann, ist eine Gabe Gottes, spricht 
Sirach. Jene Frau klagete einem guten Freunde, wie ihr Mann 
fast alle Tage toll und voll heim käme und einen gräulichen Ler- 
men anrichtete, daß sich fast niemand im Hause dürfte für ihm 
sehen lassen, und hath um einen guten Rath, wie sie sich doch 
▼erhalten solle? Der gute Freund dachte bey sich selbst: Villeicht 
giebest du ihm Ursache, w€*nn du ihn mit losen Worten übel an- 
fährest und den tollen Narren noch toller machest und sprach: 
Mein liebes Weib, da will ich dir ein W^asser geben und wenn 
dein Mann wieder voll heim kommt, so trincke es geschwinde, 
schlucke es aber nicht hinunter, sondern behalte es im Munde, 
biß der Mann zu Bette ist ; du wirst erfahren, was das Wässerlein 
für große Erafft hat. Das thät das Weib und weil sie des Wassers 
halber, das sie im Maule hielt, nicht schelten und schmähen konnte, 
so schwieg der Mann auch stille und gieng also in Frieden zu 
Bette. Ueber etliche Tage kam sie wieder zu dem obgedachten 
guten Freunde und wolte wissen, was doch das für ein Wasser 
wäre, sie wolte, es hätte kräftig gewirket und viel geholfen, auch 
wo es zu bekommen wäre? Der gute Freund lachte des von 
Hertzen und sprach : das Wasser ist leicht zu bekommen, du kannst 
es aus einem jeden Brunnen schöpfen ; was du aber dem Wasser 
zuschreibest, das hast du mit deinem Stillschweigen zu wege ge- 
bracht. 

Wie man im Wald schreyet, so schallets wieder heraus. 



282 

Wilt du nnn haben, daß das Echo solle schweigen, so mnst da 
erst fein den Anfang machen, und wer das thnt, der ist klng. 

Die Lachende Sehiäe von Georg Christoph Buchara, Hau {Oester- 
reich) 1726 8, 33 ff. 

I>asBranfUtoeingläslein{BehgLghei4tQb): Wein holt im Rom»- 
fhai nsw. Vgl. Bei Gmünd fängt anch das Herrliche Roms- 
ihal an, das von einem Flüßchen den Namen hat. UnbeschreibHch 
schön sind diese Gegenden. Zur rechten Hand steigen immer die 
schönsten Weinberge in die Höhe und linker Hand sind Wiesen, 
Felder und das Waßer darzwischen, das alles belebet und erfrischt. 
An eben dem Tage, da ich dies herrliche Land durchstreifte, war 
die Weinlese angegangen und auch der Fremde kann bei der Höf- 
lichkeit und allgemeinen Munterkeit der Einwohner an diesen 
Freuden Theil nehmen. Ich fand da unter andern auch eine rothe 
Gläfner Traube, die einige weisse und doch zeitige Beeren zwischen 
ihren übrigen rothen hatte. Vermuthlich ist bei dem angleichen 
Blühen, worüber man dieses Jahr geklaget hat, Blumenstaab von 
einer gemeinen weissen Gläfnertraube herüber geflogen. 

Sander Beiaen H 58. 

ABIRLINGER 



ALTSCHW JIBISCHE SPKACHPROBEN 

Der Wigendruck 2^, dem dise Proben entnommen sind, stammt 
aus Augsburg und gehört zu den frühesten Druckdenkmalen. Ein 
Exemplar mit Titel konnte ich nicht auftreiben. Die Kaiserliche 
Bibliothek in Straßbnrg ist im Besize eines defekten Ex. Yiles 
Nachfragen hatte keinen Erfolg. Ich hoffe aber in Folge der Ver- 
öffentlichung diser Proben meinen Wansch bald erfüllt zu sehen. 

Bl. B^: Wanna {wie die mittter gote ist kommen A 
elieabeth) kompt mir dz zä mir kommet di m&tter mines 
herren? mich kan nit genfig verwondern der demietikait diner 
z&konfft. Niem war, sobald du mich gegriesset haust, hab ich 
mich nit alain, euch dz kind in meinem lib erfröwet, vnd das 
es mit der stimm nit haut mAgen vssprechen, haut es mit beweg- 
lichait sins libs frölichen veriechen. Do mocht sich die innkfrow 
nit lenger vffenthalten die wonder vnd gauben, di si von got 
emphangen vnd bisher mit iunkfrölicher schäm vnd durch demieti* 
kait verschwigen het, was sie iecz zu rechter zit offnen vnd ver- 
kinden, vnd fing an mit grossen frÖdo das lobgesang der frolokong 



2^3 

Magnificat, das ri dem berren bei gemacht als dann gewon was 
vnder den Juden, so got grosse diDg mit in schaff ain lobgesang 
singen vnd vseprechen. Min sei macht groß den berren vnd min 
gaist baut sich gefrftwet in got minem hail. Wann er baut an- 
gesehen die demietikait siner diernenn, dammb mich s&lig sprechen 
werden alle geschlecbt. Wann er mir geton baut grosse ding der 
der da mechtig ist vnd bailig sin nam vnd sin barmherczikait von 
geschlecbt z& geschlecbt, die in dann syend Mrchten. Er haut 
erzaigt die macht in sinem arm, zerstrftt die hochfertigen vß dem 
gemiet sins berczen. Enzeozt von dem stSl die mechtigen ynd 
erbftcht die demietigen. Die bongrigen haut er erfilt mit gfiten 
▼nd die rieben gancz l&er vnd ytel verlaussen. Empbangen israhel 
sin kind, ingedenk siner barmherczikait. Als er haut geret zu 
vnsern v&ttern abrabam, vnd sinem sdmen von ewikait. — Also 
haben sich hAt gefrftwet die zwo mieteren vnd lob vnd er gesagt 
dem berren von ir baider empbeukneß, vnd das kind gebaissen mit 
namen iobannes von der "^berfliessende genad die er gehept baut. 
Ouch vmb des zits willen der genaden dz da anfieng mit im vnd 
von der "^bertreffenlicbe genad, die er als der erst geprediget baut 
applas der sind vnd verlibong der genaden. 



(Bl. B'^) Noch staut {Erscheinung der Weisen) die frow 
der gancze weit mit ierem kind jbesu vnd mit ioseph in der elende 
herberg vnder dem fdrschoph mit grosser demietikait vnnd gedult 
bis an den fierczigosten tag, als ob si wer ain wib des gemainen 
Volks vnd das kind jbesus ain luterer schlechter mensch vnd schul- 
dig werend ze erfüllend dz gesaczt. wie so gar mit grossem 
fliß vnd ernst, mit grossen frftden, eren, vnd z&uersicbt haut die 
mfitter gotz geregieret ir liebes kind vnd durch mütterliche wirdi- 
kait vnd gewalt lieplicb vmefangen, frAntlicb an si getrukt vnd 
geküsset. 

Hierumb so die mfttter gotz also vor der Krippe staut, stand 
du by ir vnd fröwe dich mit dem kind jbesu wann grosse tuget 
vß im gaut. Ja ain jetliche gl6bige sei sol billich von dem tag 
der geburt bis z& der liechtmeß z& dem minsten in dem tag ainest 
kommen zu der kripp vnd da baimsuchen mariam die mfitter 
jbesu mit andecbtigem gebett si vnd ir kind anbetten. Darnach 
mit grossen begirden betrachten ir armot, ir pin vnd ir demieti- 
kait, ir frÖd, ir gedult, vnd ir gietikait. Wann durch sMiche "be- 
girlicbe andecbtige betrachtong vnd demietige baimsucbong wirt 
dz kripplin vnser hercz gefotert vnd erfilt mit dem h6 der gftt- 
liche wißhait. 



Bl. C 6a (Vom ewelfjärigen Jesus,) Darumb si also ka- 
mend gon ain tagrais von jberusalem on ir kind vnd da es nacht 



2C!4 

ward vnd si an die herberg kamend ynd maria Joseph on ir kind 
9acb, erschrak si Ton grund irs herczen vnd gieng vß mit weinen- 
den ongen yon aim hus zq dem andern socheD ir liebes kind vond 
Joseph mit grossen sinffczen volgt ir nach. Do si nun das kind 
nit fundend: o was grossen laids ynd vnr&w si da betend die 
gancze nacht, wiewol die frowen kamend tristen mariam, so macht 
si doch nit getrftst werden. Also beschloß si sich in ain k&mmer- 
lin vnd fieng an ze bettend ynd ze wainend, ze bittend ynd ze 
dagend die gancze nacht ieren allerliebsten son jhesum. Morgens 
frie gieng si yß in das wite veld mit grossen sinffzen hin ynd 
her sächen ynnd fand in nit. Da ward ir hercz erst gar yer^ 
wont, das si nidersaß yor grossem laid on allen trost vnd gancz 
kain hoffnong das si in sdlt vinden. Also nam si Joseph by der 
band vnnd fort si widerumb gen jhemsalem mit hertten tritten 
vnd grossem laid in den tempel — da ward die matter jhesn er- 
kikt vnd sagen lob vod dank dem herren mit grosser frftd ; vnnd 
so bald der son jhesos ersach sin matter, stund er vff vnd gieng 
ier engegen, den d&tt si vraefauhen vnd siessenklichen kyssen vnd 
sach im in sin antlitt, dz da schftn was vnd sprach: son was haust 
vns geton usw. 



Bl. E*^. (Von der Samariierin.) Von dem haideschen fröw- 
lin. Darnach gieng der herr darch das land Samariam vnn kam 
zu der statt sichim. da ward er krafftloß vnd mied von fil gon 
vngessen die hertten weg, darvmb er vor der statt nidersaß zu 
ainem bronuen vnnd sant die iunger in die statt umb notturfl der 
spis ze hoffend. Niem war, da kam gegangen ain haidesch frftw- 
lin vß der statt za dem bronnen in willen wasser ze schöpfend, 
zu dem selben frdwlin sprach der herr : gib mir ze trinkend ! ward 
si in anschowen vnd erkennen an sinen claidern dz er ain jud was 
vnd sprechen: es ist nit zimrolich den luden ze trinkend mit den 
samaritanen. vnd mit fil andern Worten, so sie mit enander bettend, 
ward si von jhesn verston wie sie funff eemann bette vnd ainen 
der ir eemann nit enweer. da sprach si: ih sich vnd kenn das 
du ein prophet bist vnd verließ ieren krug lonffend in die statt, 
da selbs si vsschryen was von kristo dem herren grosse ding. Si 
warff von ir b5se begirlichait, dz si ilend wer ze uerkindend die 
warhait. Also süllend tfin, die da wftllend ewangelizieren, das si 
vor von inen werffe den kr&g der irdeschen begirden usw. 



61. I^. und also syend die richtong (Eeichtümer) vnd er 
diser weit glich dem fülen holcz, daz da ze nachcz scb5n vnd 
gliozned ist, vnnd im tag so sieht man das es Ml ist. also rich- 
tong vnd er in diser weit schinet daur in der nacht, das ist in 



285 

disem gegenwirtigen zit vand im tag des leisten vrtails, so alle 
ding werdend gesehen, wie si dann syend in inen selbs. so wer- 
dend die hie erlAcht vnd mechtig gewesen sind gancz fül vnd 
vnn&cz ersobinen, wann es vnmAglich ist als dann Sant Bernhart 
spricht, dz man gang von wolnest in die wolnest vnd hie ynd d6rt 
erhöht ynd erlücht sy. Sprichst du dann: abraham ysaac vnd 
iero fil syend rieh gewest vnd darzn gerecht vnd tugendrich: 
warumb mAgend wir uit ouch also sin? verantwurt Augustinus 
vnd spricht: die altv&ter syend geweßt ains starken volkomnen 
lebeS| darumb si habend die ricbtong künden brachen zu tngend 
vnd zu guten werken so sya wir ains blöden vnvolkomnen lebes 
dz vns ricbtong vnd wolnest vrsach gebend z& den Binden usw. 



B. E^ {Bei GeUgenheit des Zachäus,) Hierumb so syend 
dry Staffel an der laiter eines gaistlichen lebes, des dann nit alain 
zugehört denen die da inwonen syend die cldster, sonder ouch 
ainem i etlichen cristglAbigen menschen. Die erst Staffel ist ain 
widersagong vnd verzihong des aignen willes durch die gelipt der 
korsammikait cristglftbigen Kirche. Wann als der will gotes ain 
bronn vnd vrsprong ist alles g&tes, also ist aigner will ain vrhab 
vnd anfang alles ^bels, wann aigner will ist ain Thermit vnd ain 
vnkorsammikait, so er entspringt vß wolnest, erhdhong sin selbs 
vnd vß fÄrwiczikait, die alle vrsuch gebend dem verdftrplichen 
schaden des raensches, wan got alaio sinen aignen willen haben 
vnd brüchen sol, wann er alain wis, volkommen vnd g&t ist, kainen 
obersten haben dem er billich sAlte korsamm sin. Hiernmb so der 
mensch etwas will durch sinen aignen willen, so ist er iecz be- 
rouben gott den küoig siner aigne krön vnd fryhait, die im alain 
zimmet vnd von recht zagehftret. Dz vergifft krüt gesät vnd ge* 
phlanzt ward durch Lucifer in dem hymel, vfferzogen durch adam 
im paradis vnd täglichs geschniten vff der erd von vns menschen, 
dz da nach disem gefiert wirt in die schür der ewige verdamneß, 
die dem aignen willen alain berait ist. Der ander Staffel ist ain 
widersagong und verzihong der aigeoschaft vnd besiczong vß wen- 
diger irdescher gieter durch die gelipneß williger armut. wann 
die besiczong der ricbtong mit ir begird vnd sorgfeltikait syend 
das gemiet also betrieben vnd erfillen, das die mittel zfi der s&li- 
kait weder gesucht werdend noch gefunden — wann ricbtong be- 
roubet den menschen der erkantneß gottes, sin selbs vnd sins neben 
menschen usw. Der dritt Staffel ist ain verhaissong ewiger küschait 
durch die gelipneß der behebung vnordenlicher hinfliessender wol- 
nest, die gewonlich intragen syend die ^sseren f&nf sinnen usw. 



(Bl. T'.) Du minnengliche sei, sich iecz an den wonnsammen 
schänen mayen^ dz holcz des leben mit sinen edlen esten vnd ab- 



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risender zarter pl&st, die loBtige volkomne frncht ewige spis mit 
80 fil Biessem geschmak vnd starker kraft fiir alle gifft vod bresten 
der sei, des fAchtikait gesprengt hant sine est, das ist sine zer- 
spannenn arm vnd die griene blAter siner gebenediter hend vnd 
oncb die zwen est zesamen geflochten siner hailige bain, dadurch 
ynsere liebe vnnd ambfanhong des gemiecz gefestiget vnd gephlan- 
czet ist. ia alle vnsere werk frachtbar vnd verdienlich worden sind 
vnd die begirden zesammen geflochten vnd gebunden also das vnsere 
wunn vnd fr6den sollend sin in got dem herren vnserem hail, des 
lib gancz ist geschmolczen von der liebe vnd zerflossen dz wir 
gefüchtiget wurde mit genad vnd tagenden gephlanczet in dz para- 
dis, wann alle vnsere werk alain verdienlich sind vnnd frncht 
bringen durch diß gesafift. Der scharph nordwind der gaißlong 
haut disen mayen fil bitterlich durch w&et, die bl6ter vnd sine 
bl&st 80 pinlichen durch&chtet, das si gerisen syend bis vff die 
erden, dardurch der aker vnsers herczen so volkommenlich gebuwen 
Wirt, dz er tragen sol die frucht zfi gehftrend dem tisch des ewigen 
vatters. Obnen vff dem dolden diß mayes ist der lieplich schön 
rosokrancz wonnenglich zeschowend, aber gar schmerczlich vnd 
grAlich ze empfauhend wann er das mark des edlen gespons durch- 
drungen haut mit sinen scharpben dornen, dz im verdunkelt ward 
sin geeicht, dardurch wir alle blindeun sye gesehen worden, das 
wir ieczond widerumb sehe vnd bekenne vnser hail gott den herren. 
Diser may haut laussen risen vnd fliessen sine blast blftter vnd 
ouch die füchtikait mit so grossen Aussen vnd b&chen eines rosen- 
farben pl&tz, dz er gancz drucken ersycht vnd dürr worden ist usw. 



(Bl. T®.) Der halmoboum haut siben est vnd ietlicher ast 
ainen vogel, der da singet sin gesang vnd ainen blumen mit siner 
färb vnd schöne. Des selben bonnis wurczel ist ain fester gelob, 
dauon wachset vorcht der bellen vnd zu versieht der ewige s&li- 
kait; ia alle g&te wirkong, wann wer den rechten gelouben haut, 
der hat ouch got selber, vß welcher wurczel wachset dann der 
balmo bäum? des stammen ist die willig armut, das der mensch 
nit mer sy begeren, dann sin noturfft vnd so er die nit haben 
mag, dz er gedultig sy vnd vertrag umb goczs willen, wann er 
ouch vmb vnsert willen grosse armut gelitten haut, das ist die 
frucht des balmen, die da wol schmeket vor der angesicht des 
herren vnd belonet wirt mit ewiger richtom, wann er selhs spricht : 
S&lig sind die armen, ich will si selber trösten 1 wol s&lig, wann 
ir ist das rieh der hymel vnd si habend ouch hie im zit alles das 
si syend begeren usw. Der erst ast des balmoboums ist sich selbe 
erkennen, von wanna wir sye vnd warzu wir schier kommen, ge- 
denk mensch dz du aescho syest vnd widerumb z& aescho werdest 
Der vogel vff disem ast ist ain phau, des natur ist, das er sieh 



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ze mittemacht mit sinem geschray selber weket ynä schowet, ob 
er noch den spiegel hab yff sinem honpt; so er den findet, so 
80 schlanffb er widernmb one sorgen. Also der s&lig mensch ze 
mitternacht erwachend sol anschowen sin begird vnd brinnende 
liebe z& got ob si nit erloschen sy. so er dann findeit den spiegel 
die brinnende begird vff der künigin houpt siner sei, so mag er 
wol siessenglichen schlanffen mit den engen vnd wachen zu got in 
sinem berczen. Ynd als man des phawes allzit wart vnd phlegt 
ymb sines gefiders willen, also moß der mensch bieten vnd war- 
niemen tag vnd nacht, das ist in geldk vnd vngelAk siner tngend 
vnd der liebe z& got aller maist das si wachs vnd zuniem in 
allen sinen werken vnd dnrch kainerlay wolnest diser weit gemin- 
dert noch zerstört werd, wann si ist die zierd der sei vnd der 
verdienst vnd die belonong. Der blam v£F disem ast ist der viel 
ciain vnd hymelvar, das (BL I '^) ist, das sich der mensch allzit 
verwerff vnd ciain mache vor den lAtten, so wirt er groß ge- 
scheczet vnd gemacht vor got dem herren. wann so er in diser 
weit gancz erloschen ist, wirt er lachten vor got vnd vffgon als 
der morgensteren, so er alle sin begird vffstrecket zfi dem hymel 
vnd alle sine werk bekert in den namen vnd in die er des damit 
wir geeret werde in dem hymel dz ist in vnsern herren jhesum 
kristum, durch den wir dann alle geert vnd gekrönt werde in dem 
tron der ewigen frfteden. Der ander ast ist dz du erbärmd solt 
hon <ber ainen ietlichen menschen vnd im alle sine werk in das 
best bekeren vnd dz mit dinen gedenken mit werten vnd mit wer- 
ken vnd ainem ietlichen t&n als du weitest das man dir d&t. vnd 
wa er ^bel t&t miltsammlichen straufifen vnd got für in bitten dz 
er sich ^ber in w611 erbarmen vnd dz alles durch die liebe gocz 
vnd seuftmietikait dins gemietes gedenkend an die wort Cristi, so 
er spricht: lernend von mir, wann ich bin ains senfFten milten 
berczenn, darumb lauß dir lieber sin, dz du gestraufft werdest vmb 
ze vil miltikait dann umb ze vil hertte vnd strengikait, wann senft- 
mietikait berait das gemiet z& göttlicher erkantneß in dem das 
si hinderet den zoren, der da ain widersprechen ist der warhait, 
ein zertrennong der ainikait vnd ain zerstörong des fryds darinn 
man got tut schowen usw. der vogel vff disem ast ist ain wid- 
hopf, des natur ist, das er flöget <ber die gröber der tottenn vnd 
nach siner art in ettlicher wie beclaget. Also der s&lig mensch 
sol allzit clagen den i&merlichen tod, den die sei entphauch durch 
die houptsind vnd den milten got anrieffen vnd bitten das er si 
tod widerumb erkyke mit warer röw, clarer bicht vnd volkommen- 
liehen genug tun. die blum vff disem ast ist die wasserblnm, die 
fll schön ist vnd zehand zerfallet, das ist die zierd vnd vnnstAte 
bald zergenkliche fröd diser weit, das solt du mensch gedenken 
vnd din hercz vnd alle din begird zu got dem vnzergenglichen 
schacz bekeren : wann der bot lebt, ist morn tod, der bot gesund 
ist, der ist morn siech, der bot rieh ist, der ist morn verdorbenn 



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vnd mit laid zergond hie alle ding vnd nichs z& rechter ewiger 
fr6d dienet hie im zit dann liden armat vnd triebs&likait. Hiemmb 
der mer wunn vnd frftde hant vff diser erd, der wirt mer angst 
vnd not haben in der belle usw. Der dritt ast ist kdstigong des 
libs, das der allzit in arbait sy nach ordnong vnd zigehör eines 
stantz: vnd das mit der beschaidenhait weder ze luczel noch ze 
fil in der selbe mauß, das er der veroonfft allzit gehorsamm sy, 
das ist, das im alle sine weg der sinlichait mit volkoroner betrach- 
tong der vernonfft fiir kommen werde yiid ge&bt, das er sich weder 
zu der gerechte band noch zu der gelinke ze fil naigen sy, sonder 
straks hin wirkend vnd tragend das ioch gotes siner gebott mit 
volkommner dienstberkait vnd liebe sich selbs vffophere got ain 
lebendigs opher usw. Ber vogel v£F disem ast ist ain albs, der 
da wiß ist vnd von natur so er momencz sterben will, so singet 
et hAt ain sieß gesang. Also der s&lig mensch maß rain vnd 
schdn sin, allzit gedenken, das er t&glichs ain tagrais gaut zu 
sinem tod, darumb er got ye frftlicher vnd ye frAlicher dienen 
sol mit betto, fasto, singen vnd lesen usw. l)ie blom vff disem 
ast ist ain gilgen, die allzit grien ist vnd vffwachsen gen hymel; 
daby verstand die küschait die du hon solt in willen, gedenken, 
Worten vnd in werken, das du dann wie die gilgen allzit grien 
an dem stamm vnd bldtern syend, ouch allzit gronen syest an dem 
glouben. — Der lierd ast ist siesso andaucht (T^) so der mensch 
siessenglichen wainet nach got, also das er sin liden vnd sterben 
von grund sins herczen clagen ist vnd bekennen dz er im so grosse 
liebe, genad vnd barmherczikait bewisen vnd verlihen hast usw. 
der vogel vff disem ast ist der vogel iame mit des menschen ant- 
lit, der hant aine sftliche natur so er z& dem ersten vß sinem 
nest flAgt, das er den ersteu menschen der im kompt tfttet. vnd 
dann fliegend ^ber ain wasser vnd darin sehend sin antlit das er 
getdt haut sin gelich wirt er nimmermer frölich; bedAtet vns den 
menschen der sich selber tfttet die bildong gottes in siner sei 
durch die sind vnd wir ouch alle get6tt habend vnseren bruder 
jhesum cristum mit vnseren sinden, das wir sftUe clagen bis an 
vnser end, so warlichen, das wir hie in kainen dingen die zu der 
weit hArend frAlich sin mAchte, dz wir vns mit im hie in mitliden 
sye crAczigen usw. Die bl&m vff disem ast ist ain ros die da 
schAn vnd minnenglichen anzeschowend ist, bedAtend dz du zfi got 
ain brinnende liebe hon solt in widerlegong siner vnmessenliche 
lieb z& dir, die in gecriiczigot haut, also dz du er wAltest sterben 
dann got dinen schApher erzirnen wie er dann willenglich vmb 
dinet willen gestorben ist usw. Der fAnft ast ist gotz begeren 
mit allen krefften diner sei, das du wol mügest sprechen mit der 
warhait : ir tAchteren von jherusalem verkündend usw. der vogel 
vff disem ast ist ain nachtegaU, die da gern by nacht singet vnd 
insonderhait wann sich die nacht verwandelt usw. 

{Schluß folgt.) ABIRLINOER 



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